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Full text of "Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch"

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VICTORIA UNIVERSITY LIBRARY 


SHELF NUMBER 


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SOURCE: 


The gift of Dr. H. E. Ford 
Professor Emeritus of French Literature 
1940 





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Dr. Joh. Chrift. Rug. Heyſes 


allgemeines 


verdeuffchendes und erklärendes 


Fremdwörterbuch 


mit Bezeichnung 





der Ausſprache und Betonung der Wörter 
nebit 


genauer Angabe ihrer Abſtammung und Bildung. 


Unter Berüdfichtigung 


der amtlichen Erlaſſe über Verdeutſchung der Fremdwörter 
und der neuen einheiflicken Rechtſchreibung 


neu bearbeitet, vielfach berichtigf und vermehrt 


von 


Profefjor Dr. Otto Ipon, 


weil. Stadtfchulrat in Dresden. 





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Einundzwanzigfte Original-Ansgabe mit Nadträgen 
beforgt durch 


Dr. Willy Scheel, 


Direktor des Althoff-Realgymnafiums zu Nowawes. 





Hannover. 
Hhahnſche Buchhandlung. 
1922. 







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Vorwort zur einundzwanzigſten Buflane. 


Die vorliegende neue Auflage ift im Texte ein Abdrud der früheren; wo Anderungen und 
Berbefferungen notwendig wurden, find fie in den Anhang mit neuem Alphabet Hinten eingefügt 
worden. Dort erjehe man auch redaktionelle Bemerkungen zum Terte. 

Beſondere Beachtung ift diesmal den Bemerkungen über die Ausfprache geſchenkt worden; 
die Schwierigkeit des Satzes und die Koften der Herftellung verboten naturgemäß größere Ande- 
rungen im Texte auch) hier; e3 fei daher nachgetragen, daß ein durchftrichenes je} Die weiche Aus— 
fpradhe in dem Fremdwort Coupage, pr. Kupaſch, Courage, pr. Kuraf bedeuten foll. 

Mit Beendigung des Krieges fcheint auch das Andrängen der Kriegsfremdmwörter gebrochen 
zu fein, über das ich in dem Vorwort zur vorigen Auflage zu Hagen und zu berichten hatte. 

Das deutjche Volk beginnt fich auf fich felbft zu bejinnen, und e3 begegnen daher ver» 
hältnismäßig wenig neue Fremdworte, die der Erwähnung wert wären. Sie find im Anhang 
zuſammengeſtellt. 

Bei der Erklärung auch älterer Fremdwörter (Belzebub u. a.) bin ich durch das freundliche 
Intereſſe meines Freundes Karl Lehmann-Haupt (Univerſitätsprofeſſors in Innsbruck) unter- 
ſtützt worden. 

Ich bin nach wie vor der Meinung, daß in einem Fremdwörterbuch, das ſeinen Zweck dem 
Publikum gegenüber erfüllen ſoll, eine Erklärung der Fremdwörter nicht fehlen darf; denn nur 
dadurch kann der wiſſenſchaftliche Boden bereitet werden, auf dem ein deutſcher, nach Sinn und 
Bedeutung vollgültiger Erſatz gefunden werden kann. 


Nowawes, im März 1922, 


Dr. Willy Scheel. 


Borivort zur neunzehnten Rırsgabe. 


Bei der Bearbeitung der neunzehnten Ausgabe des vorliegenden Werfes bin ich beftrebt 
gewejen, möglichit alle Fremdwörter aufzunehmen, die in den legten Jahren in unſere Sprache 
eingedrungen find und größere Verwendung und Verbreitung gefunden haben. Nur vorüber- 
gehende Erjcheinungen hielt ich mich dagegen für verpflichtet mwegzulajjen. Beſonders find dies- 
mal die fremden Fachausdrücke aus der Sprache der Technik, der Luftichiffahrt, des Sports, der 
Zirkus und Artiſtenſprache jowie die zahlreichen Fremdausdrüde der Induſtrie, des Handels 
- und des gejellichaftlichen Verkehrs berüchichtigt worden. Während früher vie franzöſiſche Sprache 
die meijten Fremdwörter auf dieſen Gebieten lieferte, tritt Dieje gegenmärtig ganz weſentlich 
hinter der englifchen zurüc, aus der diesmal viele Hundert, die jich in den legten Jahren bei ung 
eingebürgert haben, neu aufgenommen werden mußten. Auch die Buchftabenmwörter, die ſich 
aus den Anfangsbuchjtaben verjchiedener zu einer wejentlichen Bezeichnung vereinigten Wörter 
zujammenjeßen (3. B. la, die internationale Luftſchiffahrt-Ausſtellung), fowie die Kurz— 
wörter, die durch Verkürzung eines Wortes entjtehen (3. B. 300, d. 1. Zoologischer Garten), 
jind diesmal mit behandelt worden. Da beide Arten von Wörtern, wie Hermann Dunger nad) 
gemiejen hat, nad) engliichem Vorbild gebildet worden find, jo mußte ihnen hier Aufnahme ge- 
mährt werden. Auch ijt in dem Buche die neue einheitliche deutſche Nechtichreibung durchgeführt 
worden. Beiträge find mir von nah und fern in ſo großer Anzahl zugegangen, daß es unmöglich 
ift, hier Die Namen aller Einjender aufzuzählen. Allen freundlichen Spendern jolcher Beiträge, durch 
die meine Arbeit weſentlich unterjtüßt worden ift, wenn auch viele Einjendungen nicht berüd- 
ſichtigt werden konnten, fei für ihren Anteil und ihre bereitwillige Unterjtügung mein herzlichiter 
Dank gejagt. ch bitte darum, mir auch fernerhin Beiträge neu gejammelter, oft zufällig auf- 
gefundener Wörter freundlichjt zugehen zu laffen, da nur jo, durch freiwillige Mitarbeit weiter 
Kreije, die erwünjchte Bolljtändigfeit nach und nach erzielt werden Tann. 

Insbeſondere danke ich aufs wärmſte Herrn Theodor Heyſe in Peteröburg, der mir auch 
für diefe Ausgabe wertvolle Ergänzungen in der zuvorkommendſten Weile zur Verfügung geftellt 
hat, jowie Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Vaihinger an der Univerjität Halle, der mir 
nicht nur Briefe voll freundlicher Anerkennung des in meiner Bearbeitung Gebotenen gejchrieben, 
jondern auch eine große Zahl jehr wertvoller Beiträge gejandt hat. 

Möge jich jo das Werk immer mehr der erwünschten Vollfommenheit nähern. Die be- 
nuste Literatur it ©. V verzeichnet. 


Dresden, den 1. Juli 1910. Dr. Otto Ayon. 


Aus den Borbericht zur neunten und elften Ausgabe. 


Ob und inwiefern dieſes Fremdwörterbuch in feiner gegenwärtigen Geſtalt zur Erreichung 
des hohen Zweckes der Sprachreinigung förderlich fein kann, ob und welche Vorzüge e3 vor jeinen 
zahlreichen Mitbewerbern hat, deren Mehrzahl freilich nur unkritifche Stoppelmwerfe find, Die ihre 
ſchnell aufgelejenen und planlos aufgefpeicherten Vorräte großenteil3 den früheren Ausgaben 
diejes Werkes verdanken —: darüber mögen fachkundige und gewiſſenhafte Beurteiler entſcheiden, 
die, durch marftfchreierifche Anpreifungen und große Zahlen nicht geblendet, den wahren Reich— 
tum eines Werkes diefer Art nicht in der Größe einer blindlings aufgehäuften Wörtermaffe juchen. 

Zahlreiche jchäßbare Beiträge zur Bereicherung und Berichtigung des Buches verdanfe 
ich bejonder3 dem Herrn Dr. juris Mejer in Clausthal, ſowie dem Herrn General-Atzt Dr. Stüve 
in Magdeburg, und dem Herrn Pültz in Augsburg, ſowie in etymologifcher Beziehung dem Herrn 
Profefjor Buſchmann und dem Heren Dr. Mahn in Berlin, welchen Herren ich hiermit meinen 
wärmſten Dank ausipreche. 


Berlin, im Junius 1844 und im Dftober 1853. 


Dr. K. 8. 8. Sbenle, 


Profejjor an der Univerjität zu Berlin. 


Verzeichnis 
der wichktigſten bei ver Bearbeitung benußten Werke. 
I. Beilfchriften. 


Kluges Zeitjchrift fiir deutſche Wortforichung, 1901 ff. 

Lyons Zeitichrift für den deutfchen Unterricht, 1837 ff. 

Paul & Braune, Beiträge zur Gefhichte der deutſchen Sprache und Literatur, 1874 ff. 

Brugmann & Streitberg, Snöogermanifche Forſchungen nekit Anzeiger, 1892 ff. 

a, eitjchrift fiir deutfches Altertum, 1841 ff. 
achers Zeitjchrift für deutjche Philologie, 1868 ff. 

Journal of germanie Philologie, 1897 ff. 

Bee des Allgemeinen Deutſchen Sprachvereins und Wiſſenſchaftliche Beihefte dazu, 1885 ff. 
ahresbericht über die Erfcheinungen auf dem Gebiete der Germaniſchen Philologie, 1883 ff. Leipzig 

zulegt 1919. Abſchnitt: Wortforfhung und Fremdwörter. 


I Wörterbücher. 


Jakob und Wilhelm Grimm, Deutfches Wörterbuch, Leipzig 1854 ff. 

F. Kluge, Etymologifches Wörterbuch der deutjchen Sprache. 7. Auflage, Straßburg 1910. 

Fr. & 8. Weigand, Deutjches Wörterbuch, 5. Auflage (neu bearbeitet von Karl von Bahder, 
Herman Hirt und Karl Kant, herausgegeben von Herman Hirt), Gießen 1908 ff. 

— Paul, Deutſches Wörterbuch, 2. Auflage, Halle a. S. 1908. 

oritz Heyne, Deutſches Wörterbuch, Leipzig 1890 ff. 

Otto Ladendorf, Hiltorifhes Schlagwörterbüch, Straßburg 1906 ff. 

Fr. 8. K. Weigand, Wörterbuch der deutfchen Synonymen, Mainz 1852 

Hermann Dunger, Wörterbuch von Verdeutihungen entbehrlicher Fremdwörter, Leipzig 1882. 

Hermann Dunger, Deutſche Speifefarte, 4. Aufl., 1900. 

8 tto Sarrazin, Verdeutſchungswörterbuch, 5. Aufl., 1918. : 

Berdeutihungswörterbüder des Allgemeinen Deutihen Sprachvereins, 1883 ff. 

Hubertfanfen, Rechtſchreibung der Haturwiffentfchoftl u. techn. Fremdwörter, Berlin-Schöneberg 1907. 

F. W. Eigen, Fremdwörter der Handelsſprache, verdeutfhht und erläutert, Leipzig 1894. 

Sames Murray, A new english dictionary, Oxford 1888 ff. 

Muret-Sander3, Enzyflopädijches englifch-deutiches und deutſch-engliſches Wörterbuch. 

gittre, Dictionnaire de la langue francaise, Paris 1863 ff; und: Supplement, 1877. 

Sahs-Pillatte, Enzyflopädiiches franzöſiſch-deutſches und deutſch-ſränzöſiſches Wörterbuch. Große 
Ausgabe, fowie Hand» und Schulausgabe. 

G. Rigutini und Oskar Bulle, Neues italienifch-deutiches und deutich-italienifches Wörterbuch, 

. Xeipzig 1896 — 1900. 

8 Michaelis, Praktiſches Wörterbuch der italieniſchen und deutſchen Sprache, Leipzig 1903. 

. Blattner, Ruffifh-deutfches und deutfch-ruffifches Wörterbuch, Berlin-Schöneberg. 

Konrad Duden, DOrthographiiches Wörterbuch der deutichen Sprade, 9. Aufl., Leipzig und Wien 1915. 

Rihard M. Meyer, Vierhundert Schlagworte, Leipzig 1900. 

Georg Bühmann, Geflügelte Worte, 25. Aufl., bearbeitet von B. Krieger, Berlin 1912. 

9. Dunger und E. Lößnitzer, Deutſche Speifelarte, 6. Aufl. (Verdeutfhungsbücher des Allgemeinen 
deutichen Sprachvereins 1.) 

G Bender, Der Handel, 5. Aufl. (Verdeutihungsbiücher des Allgemeinen deutſchen Sprachvereing 2.) 

Dr. Ed. Lohmeyer, Unjere Umgangsſprache, 3. Aufl. (Berdeutichungsbücher des Allgem.d.Sprachvereins 3.) 

F. Khull, Deutiches Namenbiüchlein, 6. Aufl. (Verdeutſchungsbücher d. Allgem. deutjchen Sprachvereins 4.) 

K. Bruns, Die Amtsſprache, 13. Aufl. (VBerdeutfhungsbiicher des Allgemeinen deutſchen Sprachvereins 5.) 

€. Treptow, Das Berg und Hüttenwejen, 3. Aufl. (Verdeutfhungsbücher des Allgemeinen 
deutjchen Sprachvereins 6.) 

K. Scheffler, Die Schule, 4. Aufl. (Berdeutfhungsbücher des Allgemeinen deutfchen Sprachvereins 7.) 

O. Kunow, Die Heilkunde, 8 Aufl. Verdeutſchungsbücher des Allgemeinen deutſchen Sprachvereins 8.) 

Dr. Seeliger, Zonkunft, Bühnenweſen und Tanz, 3. Aufl. (Berdeutfchuungsbücher des Allgemeinen 
deutjchen Sprachvereins 9.) 

v. Fichard, Sport und Spiel. Verdeutſchungsbücher des Allgemeinen deutſchen Sprachvereins 10.) 

Dr.£.Reumann, Das Verſicherungsweſen. (Berdeutichungsbiiher des Allgem deutſchen Sprachvereins 11.) 

Dr. Friedrich Dufel, Verdeutſchungen. Wörterbuch fürs tägliche Leben. Braunfchweig 1917. 

Eduard Engel, Entwelfchung. Verdeutſchungswörterbuch, Leipzig 1918. 


III. Schriften. 


Euden, Geſchichte der philofophiihen Terminologie, Leipzig 1879 
all Hildebrand, Vom deutichen Sprachunterricht, 12. Aufl, Leipzig 1910. 
Dtto 3ehaghel, Die deutihe Sprache, 5. Aufl. 1911. 
ee Bövası 7 en N a — 1). 
£ tman Hirt, mologie der neuhochdeutſchen rache (Handbu e3 deutjchen Unterrichts, 
IV. Band, 2. Teil), Min en 1909, en a... Br " ⸗ 
Hermann Dunger, Engländerei in der deutſchen Sprache, 2. Aufl., Berlin 1909. 


Erklärung der gebrauchten Abkürpungen. 


a bedeutet: 
U. T. „ 
abgek. — 
abgel. 
ägypt. 
altd. J 
altfr. = 
althochd. — 
altind. 
altnord. 
altröm. = 
altfädl. „ 
amerif. RN 
Anat. 
angelj. ER, 
arab. r 
aram. “ 
Archäol. 
Arzk. Ri 
armor. 5 
b. „ 
B.G. 


Ar. 

altes Teſtament. 
abgekürzt. 

abgeleitet. 

ägyptiſch. 

altdeutſch. 
altfranzöſiſch. 
althochdeutſch. 
altindiſch, ſ. ſanſkr. 
altnordiſch. 

altrömiſch. 

altſächſiſch. 
amerikaniſch. 
Anatomie. 
angelſächſiſch. 

arabiſch. 

aramäiſch. 

Archäologie. 

Arznei⸗ oder Heilkunde. 
armoriſch oder niederbre- 
toniſch. 

beſſer. 

Bürgerliches Geſetzbuch. 


barbel. od. ram lat. bedeutet: barbarifches La— 


bask. bedeutet: 
Bauk. 
bed. 
Befeſtgsk. 
beſ. 
böhm. 
Bot. 
braſ. J 
Buchdr. 
Buchh. 
chald. — 


chin. od.chineſ., 


tein, d. i. übelgebildetes od. 
mit Deutſch od. einer an— 
dern Sprache zufammenge- 
ſetztes Latein. 

baskiſch. 

Baukunſt. 

bedeutet. 

Befeſtigungskunſt. 
beſonders, in beſonderer 
Bedeutung; auch beſonders 
häufig. 
böhmiſch. 
Botanik 
kunde. 
braſilianiſch. 

bei Buchdruckern. 
im Buchhandel. 
chaldäiſch. 
chineſiſch. 


oder Pflanzen— 


——— — ——— ———— ———— —— — — 


cm 
dan. 
Denkt. 
dtſch. 


dtſch.⸗fr. 


dtſch.⸗J. 


d. i. 
ehem. 
eig. 


EN. 
engl. 
entg. 


entſt. 
entw. 
f. 


I, 1:00, 


bedeutet: 


Tab., Fabell. „ 


fabelh. 
Fechtk. 
fig. 
Forſtw. 


„ 


Zentimeter. 

däniſch. 

Denklehre oder Logik. 
deutſch. 

aus Deutſch u. Franzöſiſch 
zuſammengeſetzt. 

aus Deutſch und Latein zu— 
ſammengeſetzt. 

das iſt. 

ehemals. 

eigentlich od. in eigentlicher 
Bedeutung. 

Eigenname. 

engliich. 

entgegen oder in entgegen- 
gefegter Bedeutung, im Ge- 
genſatz von uſw. 
entſtanden. 

entweder. 

für, anſtatt. 

femininum oder ein weib— 
liches Hauptwort mit dem 
Artikel die. 

femininum, richtiger neu- 
trum. 

Fabellehre od. Mythologie. 
fabelhaft. 

Fechtkunſt. 

figürlich, uneigentlich. 
Forſtweſen. 


fr., frz. oder franz. bedeutet: franzöſiſch. 


fr. gr. 


bedeutet: 


„ 


aus Franzöſiſch und Grie- 
chiſch zuſammengeſetzt. 
aus Franzöſiſch und Latein 
zuſammengeſetzt. 

Gramm. 

Genitiv. 

gäliſch oder hochſchottiſch. 
Gärtnerei. 

geboren. 

Gegenſatz. 

gemein od. in d. alltäglichen, 
gewöhnlichenSpracheüblich. 


Erklärung der gebrauchten Abkürzungen. vo 


gefpr. bedeutet: geſprochen. 
geft. 3 —— a er ind 
geiv. 2 gewöhnlich. — a — 
ieichſ.  gleichfam. De Min 
got. { gotifch. — ah (Mathematit). 
gr. zriechiſch. — mexikaniſch. 
ne FR BEN ie 0 ER H . oder mittelh. bedeutet: mittelhochdeutfch). 
tein zufammengejegt. N  DaHse DittleieD Salt, 
Größenl. bedeutet: Größenlehre (Mathematik) d. i. Latein des Mittelalters 
ha J Hektar. (zum Teil Wörter deutſcher 
Holssw. Sandlungswiſſenſchaft. Aa BR STORERAIDIGT 
Hauptm. »  Sauptiort(Subftantivum). | mm — ndung und Biegung). 
hebr. * hebräiſch. Mod edeutet: Millimeter. 
Heilt. „ Heil- oder Arzneikunde im Miünz. — — 
weiteſten Sinnedes Wortes | n. 2 — 5 
genommen, mit Einſchluß m neutrum, ein ſächliches 
der Anatomie, Phyſoie Hauptwort mit dem Artikel 
gie ufw. Warn ge 
hind. hindoſtaniſch. eig n ei richtiger mascu- 
hl „ Heftoliter. er na 
holt. — holländiſch. — nach anderen. 
ind. — indiſch. Na Ahr etc; " nämlich. 
insbeſ. — insbefondere. Um Naturbeſchreibung oder ſo⸗ 
ir. — irifch oder trländiich. genannte Naturgefchichte. 
isländ. * isländiſch. — —— Naturkunde. 
it. od. ital. * italieniſch. le " Naturlehre oder Phyſik. 
Jäg. — Sügerjprache. * — Nebenwort (Adverbium). 
Jahrh. „ Iahrhundert. a Ne: 
japan. : japaniſch. Pr Z neuhochdeutſch. 
javan. jabaniſch auf der Inſel —— ——— 
Java. Lateiniſchen in neuerer Zeit 
jüd. * üüdiſch. gebildet, alſo der altrömi— 
Kartenſp. J Kartenſpiel. — ſchen Sprache fremd. 
kaufm. kaufmänniſch. — niederdeutſch 
telt eluſch. a ——— 
Kfſp. Kaufmannsſprache. 1 u | R ke ir 
kg „ Kilogramm. m „ nordiſch. 
Kochk. Kochkunſt. — oberdeutſch. 
Krk. Krgsk. oder Krſpr. bedeutet: Kriegskunſt 5 p t " I 
2 oder Kriegskunftiprache. oftind 4 9 
Küch. bedeutet: Küchenſ prache. 9 oſtindiſch. 
Ener tt „bei Kupferſtechern. — RE 
1 „ Kiter. Tag „ Poartizipium, Mittelwort. 
I. oder lat. 2 lateinifch. nr " perſiſch. 
lL.⸗dtſch. „ aus Latein und Deutſch zu— “Al f run 
ſammengeſetzt. P raoſp M lb ; 
l.⸗gr. aus Latein und Griechiſch Philoſ un Ki ———— 
zuſammengeſetzt. " Philoſophie. 
landſch. landſchaftlich (provinziell) pluralis, die Mehrheit oder 
lit. nr litauiſch. Mehrzahl. 
m. Mark. Be m polnisch. 
m (hinter Babfen) * Meter. * * portugieſiſch. 
m. bedeutet: masculinum oderein männ⸗ Br Ir . n im Poſtdienſt. 
liches Hauptwort mit dem | prov. ei en 
di Artikel der. gem 3 H Ai are 
u. ; —— Quadratzentimeter. 
1 PQ0 „ Quadratmeter. 


VII 


Recent. 


Redek. 
Reitk. 
röm. 
roman. 
Rſpr. 
russ. 

j. 

j.d. 

f. u. 
j.v. m. 
ſächſ. 


ſanskr. 
Sc. 


ſch 


Scheidek. 


ſcherzh. 


bedeutet: 


[24 


Erflärung der gebrauchten Abkürzungen. 


richtiger, od. der urfprüng- 
lihen Abſtammung ge— 
mäßer. 

Rechenkunſt. 

Redekunſt. 

Reitkunſt. 

römiſch. 

romaniſch. 

Rechtsſprache. 

ruſſiſch. 

ſiehe. 

ſiehe dieſes Wort. 

ſiehe unten. 

ſo viel wie. 

ſächſiſch. 

im Sanskrit oder der alt— 
indiſchen Schriftſprache. 
scilicet, d. i. nämlich, zu 
ergänzen uſw. 

weiche Ausſprache des g z. B. 
in Courage (ſpr. kuräſch). 
Scheidekunſt (Chemie). 
ſcherzhaft. 


Schiffſpr. oder Seeſpr. bedeutet: Schiffer- oder 


ſchott. 
ſchwed. 
ſerb. 
sing. 


ſtand. 
ſlav. 
ſpan. 


bedeutet: 


„ 


„ 


fpätl. oder jpätlat. 


Ipr. 


bedeutet: 


Seeſprache. 
ſchottiſch. 
ſchwediſch. 

ſerbiſch. 
singularis, Einheit od. Ein— 
zahl. 
ſkandinaviſch. 

ſlaviſch. 
ſpaniſch. 

bedeutet: ſpätlateiniſch, d. i. 
erſt in den letzten Jahr— 
hunderten des röm. Reichs 
und beſonders bei Kirchen— 
ſchriftſtellern vorkommend. 
ſprich oder lies. 


Sprachk. oder Sprachl. bedeutet: Sprachkunde, 


Sprichw. oder Sprw. 


ſprichw. 
Sternk. 
ſyr. 
Tanztk. 
tatar. 
Zont. 
türf. 


Die amtliche Schrei 


bedeutet: 


Spradjlehre. 

bedeutet: Sprichwort. 
ſprichwörtlich. 
Sternkunde. 

ſyriſch. 

Tanzkunſt 

tatariſch. 

Tonkunſt. 

türkiſch. 





bedeutet: und. - 

u. dgl. „ und dergleichen. 

u. f * und ſo fort. 

— f. m. > und ſo meiter. 

uberh. 7 überhaupt. 

uneig. F uneigentlih, in uneigent- 

fiher Bedeutung. 

ungar. es ungariſch. 

unt. n. unridtig. 

ind. ı- + unter. 

urjpr. * urſprünglich. 

v. * von. 

verächtl. u verächtlich, in veraächtlicher 
Bedeutung. 

Vergr. Vergrößerungswort. 

verk. F verkürzt. 

verkl. — verkleinert od. verkleinernd 

Verkl. Verkleinerungswort (De— 
minutiv). 

vern. — verneinend. 


verſch. oder verſchied. bedeutet: verſchieden, ver— 
ſchiedenen uſw. 
Verskunſt. 

verwandt. 

vergleiche, verglichen. 
bedeutet: vergleiche dieſes 
(nämlich Wort). 


Versk. bedeutet: 
verw. 
vgl. od. vergl. „ 
vgl. d. oder vergl. d. 


viell. a vielleicht. 

it. ” veraltet. 

vollit. ” vollitändig. 

wahrſch. F wahrſcheinlich. 

walliſ. walliſiſch. 

Wappenk. — Wappenkunde. 

wend. wendiſch. 

wörtl. 3 wörtlich, dem Wortſinne 
nach. 

Wz. * Wurzel. 

aD. „ zum Beifpiel. 

3 Us. —— zum Unterſchiede von uſw. 

Zeichenk. Zeichenkunſt. 

Zeitw. — Zeitwort. 

zgez. od zſgz zuſammengezogen. 

Zirk. — Zirkus⸗ u. Artiſtenſprache. 

Zuſammenſ. Zuſammenſetzungen. 


Ein’ bedeutet, daß die Silbe den Ton hat. 

Ein — über einen Bofalbedeutetdie Länge derSilbe. 

Ein — bedeutet die Kürze der Silbe. | 

Ein — bedeutet Gleichheit, insbeſondere etymolo- 
giſche Einerleiheit. 


—ñ—i— 


Bemerkung über die Schreibung der Fremdwörter. 
Allgemein gültige Regeln über die Schreibung der Fremdwörter laſſen ſich nicht aufitellen. 


bung iſt im folgenden überall durchgeführt. 
gebürgert erſchien, fo ift überall die deut oe 
lade, Sekretär. 


it, jo wurde die fremde Schreibung beibehalten. 
für ce mit dem F-Laut £ gefchrieben worden. 


Ihe Schreibung durchgeführt worden, 
Bar das Fremdwort als ein : a 


Wenn ein Fremdwort hinreichend ein- 
3 B. Blufe, Schoko— 


ſolches anzufehen, das noch nicht genügend eingedeutfcht 
Bür c mit dem z-Laut ift, wo es irgend anging, 5, 


A. 


Abkürzungen: A— Anlus (röm. Vorname), auch 
— Augustus röm. Münzen); A— arzent, 
auf Kurözetteln, ſ. argentum; A. auf der Stell 
Scheibeder TZafchenuhren=avanc6, j. unter avans 
eieren; v. (im frz. Zollivejen) = arquit!e, d.h. 
Eingangdzoll bezahlt (Gegenjag: E.= en entre- 
pöt, d. h. unter Zollverſchluß, unverzollt, noch nicht 
verzollt); a. od. q, Wechſeln = akzeptiert; 
a (als Flächenmaß) = Ar; a. = alto (Muf.), d. i. 
Altitimme; A. — Altess« (fr3.), Hoheit; A. od. 2., 
auch ao. — anno, im Sahre; A, a. Ü.= anno 
ante Christum; A. a.u.c.= anno ab urbe 
eondita;5 a. c. = anni currentis od. anno 
eurrente; A. Chr. = anno Christi; A.D. = 
anno Domini; a. = anni futuri; A.M.= 
anno ınundiz a. pr, = anni prarsentis, lau— 
jenden Sahres; a. praec., a. praet. = anni 
praecedentis od. praeteritiz; A. p. R. c. = 
anne post Romam conditam; a. r. = anno 
regni; a. 0. & = anno urbis vonditae, ſ. uns 
ter annus; a. 2.—= ad acta, j. Akten; auf Res 

epten=ana; A. B. = artium haccalaureus. 
‘ d.; a. b. = aurẽa bulla, f. Bulle; Scheide. 
— arenssum balneum, ſ. Arena; Abl, = 
Ublativus; A. C. = Augustana confessios ſ. d.; 
acc. = accepiz; Acc. = Aftufatv; a. c. E. n. 
{auch bloß: ec. g. n., cgn.)—=nd cetera genera- 
la nego, die gewöhnliche Formel bei Gericht hin— 
ter den perjöünlichen Fragen an die Zeugen, durch 
die in der Hauptjache Berwandtichaft oder Schwä- 
gerihaft mit dem Angeklagten oder den Parteien 
verneint wird, auch deuti: n. dv. n. v., d. i. nicht 
verwandt, nicht verjchwägert; a. Ch. n. = ante 
Christum natum, ſ. ante; a.d.=a dato, 
von heute; : dd. = addatur, f. addieren; Adj. 
— Adjektivum, auch Adjunft u. Adjutant; Adv. 
od. adv. = Adverb; A. E. — Archiepiscopusz 
A.E.1.0.U., d.i. Austriae Est Imperium Ur- 
bis Universi od. Alles Erdreich Fit Ofterreich Un— 
tertan, der Wahlipruch mehrerer Kaiſer aus dem 
Haufe der Habsburger, od. Allein Evangelium Sit 
Ohn Verluſt, Wahliprud des Herzogs Sohann 
Friedrich II. von Sachſen; a. i. = ad interim, 
einjtweilig, interimijtiich (f. d.); al. = alias, font, 
Bar auch; Ar, = Aftufativ; Al. = alinea. neue 
Zeile, Abjag (im Drud); A. M. od. Ak. M. = 
artium magzister; AA. LL. M. = artium l]i- 
beralıum magzister, j. unt.ars; A. M.= ınte 
meridiem, Vormittag; a. m., in engl. u. ital 
Kursbüchern (d. i ante meridiem), vormittags 
(entgegen p. m., d. i. post meridiem, nachmit— 
tıgs); a..m c.= a mundo condito, [. mun- 
dus; ag. auf Rezep’en — aqua: A. R. — Aca- 
demiae Rector; A. SS. = acta sanctorum, 
j. Ytten;A. U.8. (unter Krotofollen’c )>=actum 
ut supra, geichehen wie oben f. actum; ax. auf 
Rezepten = axungia (| d); demifche Zeichn 


A und O, od. & und ® (Alpha und Omega), der 
erite und fette Buchſtabe der grieh. Buchitabene 
folge; daher Anfang und Ende, der Erſte und Letzte, 
alles in allem, das Wichtigjte und Liebſte. 

A als Münzzeichen bed. die erite Stadt eines Staares, 
wo die Miinzen geprägt werden, 3. B. in Frank— 
reich: Paris; in Oiterreih: Wien; in Breußen und 
im Deutichen Neid: Berlin. 

a⸗, gr., das ſogen. Alpha privativum (j. Alpha), 
hat vor grieh. Wörtern verneinende Kraft, wie 
das deutiche un-; ſ. 3. B. Akratie, Apathie2c. Vor 
einem Vokal jteht dafür an=, 3. B. anonym, ans 

a, lat. Vorw., h ab. ſorganiſch. 

a, it., auf, bei, in, zu, gegen, mit, über, bis in, bis 
u, 3. B. a prima vista fpielen, d. 1. vom Blatte 
— eigentl. auf den erſten Blick. 

ä, fr. (v. I. ad) zu, für, um, je, je zu, das Stück zu, 
3. B. das Kilogr. à 1 Mark. 

Hat, n., od. Hate, f. (holl.), ein holländiſches Filcher- 
fahrzeug, auch Frachtſchiff auf dem Niederrhein, 

„fach gebaut und vorn und. hinten abgejtumpft. 

Hitus(gr. Aiakös), altgriedh. König von Aging, nach 
nn Tode, einer der drei Totenrichter in der 

nterwelt; Aukide (Macide), ein Nachkomme des» 
felben; Peleus (als Sohn), Achilles (als Entel). 

Ham, f. hol. (unjer dich. Ohm od. Ahm, mlat. ama, 
Gefäß, Weinmaß, gr. ame, Wafjereimer), die Ahm, 
Ohm, Tonne, ein altes holländ. Maß von 1551; 
in Brüffel (auch Aime) 1501; in Antwerpen 1421. 


Märib u.Aräp, pl. arab., herummandernde Araber, 


Beduinen, j. d. 


Aaron (Aaron), hebr. Name: der Erfeuchtete (Lu- 


cinius), der ältefte Bruder des Moſes und eriter 
Hoherpriefter; Aaron, YAaronsbart, Aaronsſtab, 
Aaronswurzel, f. dv. w. Aron 2c., ſ. d. 

Yat, m. Aalſtein, ein rofafarbener japaniſcher Edel» 
itein. — 2) = At, ſ. >. 

Ab, m. aram. u. jyr., der elfte Monat des jüdi— 
ichen bürgerlichen und der fünfte des geiftlichen 
Sahres (einem Teile unjeres Suli und Auguſt ente 
ſprechend). 

ab, vortu.q abs, vor andern Konſonanten (außer 
h) gew. a, lat. Vorw. von; in Zufammenjeß. dem 
deutjchen ab⸗, weg-, ent= 2c. entjprechend; j. abs 
dizieren, abduzieren, abjurieren, avozieren, abe 
ftinieren 2c.; ab hine, 1. Nipr., von diejer Zeit an; 
ab hoc et ab hac et ab illa. von diejem u. von 
diefer u. von jener, d. i. ohne Ordnung bunt durch» 
einander (wird gejprochen u. verhandelt). Andere 
Berbindungen ntit ab od. a f. unt. dem mit diejer 

_ Silbe unmittelbar verbundenen Worte. 

Aba, m. arab., ein grobes Wollenzeug und daraus 
gefertigtes ärmellojes Oberfleid der Drientalen. 
Abab, m. türk., freier Türke, der als Matrvje od. 

Bootsknecht dient. 

Abäka, m. die Faſern des Pifang, indischer Hanf, 

Wanilahanf. 


find: Ag = Argentum, Silber. Al= Aluminium; | Ybufäde, port. u. brafilian., Abakata- vd. Aba— 


As = Arsenicum, Arjenif; Au= Aurum, Gold. 
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


fatebaum — Pers&a gratissima, j. d. 
1 


2 Abaches 


Abaches, pl.lichtblaue, weißgeſtreifte Baumwollen⸗ 
tücher aus der Levante. 

Abaddön, m. hebr. eig. der Untergang (von Abäd, 
zugrunde geben), ein Beiberber. Beritörer, Engel 
aus dem Abgrunde, Benennung des jüdijchen 
Todesengels OffenE, Joh. 9, 11), in Klopſtocks 
Meffias: Abbadona, der gefallene Engel, der 
den Abfall von Gott bereut 

—— pl. ſpan. (Sing. abadẽjo), Heilk. ſpaniſche 
Fliegen. 

Abaͤdſchi, m. der Monat Auguſt bei den Türken, 
nach dem ſyriſchen Kalender. 

abaiſſieren (pr. abäß—), fi. (abaisser), nicderlaj- 
fen, jenen, erniedrigen; abgiſſiert, Wappen. mit 
den Spigen gejenft oder geichlofien (Adlerflügel); 
Abaiife, f. (ſpr. abäß'; abaisser la päte, den Teig 
dünn vollen) der Bodenteig, die Unterrinde an Pa- 
jteten 2c.; Abaiſſement, n. (ipr. abäßmdngh) die 
Erniedrigung. | 

Abaktion, f. I. (abactio, vgl. abigieren) die Weg- 
treibung; abactio partus od. ſoetus, f. I. die Ab- 


treibung der LTeibesfrucht; ab&ctor, m. Viehdieb. 


Aaitus, m. [., bei den Römern ein Prunktiſch; dann 
Spieldrett; insbeſ. ein mit Sand bejtreuter Tiſch 
ur mathematiſche Zeichnungen u. Berechnungen, 
ein Rechenbrett, Rechentiſch; auch Kredenztiich 
neben dem Altar; Bauf. die obere vieredige Platte, 
womit der Knauf (das Kapitäl) einer Säule be⸗ 
deckt iſt, die Deckplatte; abacus logisticus, die 
Tafel zur Multiplikation 60teiliger Brüde; a. 
Pythagoricus, m. die Rechentafel od. der Rechen— 
tiich des Pythagoras, das Einmaleins in Geitalt 
eines Vierecks; Abaziſſus, m. die dünne Platte, 
welche den Ubergang zwiſchen dem Abakus u. dem 
Kapitäl bildet; Ahaziſt, m. ml. ein Rechenmeiſter. 

abälardiiieren, entmannen, wie dem berühmten 
Abälard (jpr. Abelär) im 12. Zahrh. auf Anſtif⸗ 
ten des Oheims feiner Geliebten Heloiſe geſchah. 

abalienieren, I. (ab-alienäre; vgl. alienus ıc.) ent» 
fremden, abgeneigt, abtvendig oder abipenitig mas 
hen; veräußern, auch entwenden; Abalienation, 
f. die Entfremdung, Veräußerung, Entwendung. 

Abandon, m. = (ihr. abangdoͤng; von dem altfrz. 
à bandon, d. i. in Gewalt, nach Belieben, zu ban- 
don, Willkür) Abtretung, Verzicht, Rſpr. bei See- 
verſicherungen das Abtretungsrecht, d. 1. das Recht 
des Verſicherten, dem Verſicherer Schiff und Gut 

egen Zahlung der Verſicherungsſumme zu über— 
allen; Zeſſionsakte, ſ. d, auch Hingebung, Nach— 
läſſigkeit; abandonnieren (fi. abandonner), im 
Seew.: von dem oben genannten Rechte Gebrauch 
machen; verlafjen, aufgeben (4. B. ein Schiff wegen 
Unbrauchbarkeit), preisgeben, Berzicht leiſten; im 
ge I abandonnierte Po— 
ten, Krk. aufgegebene, verlorene, d. t. jehr gefäßr- 
dete Poſten; Abandonrevers (f. Revers), die be- 
alaubigte Urkunde, die der Verlicherer, wenn der 
Berliherte abandonniert hat, zu feiner Legitima— 
tion von dem Berficherten erhält; Ahandonne— 
ment (pr. abangdonn'mäng) u. Abandonnie⸗ 
rung, f., auch engl. Abandonment (ipr. äbänn⸗— 
Dönment) = Abandon. 

Hbancd, m. hebr. = Abnet, ſ. d. 

YAbannation, f. ml. (ab-annatio, dv. ab u. annus) 
Rſpr. der Jahresbann, einjährige Landesverwei— 
ſung, ſ. auch Ablegation. 

Hbaptiiton, n. gr. (v. baptizein, eintauchen) Heilk. 
ein (nicht ing Gehirn dringender) Schädelbohrer. 

sharzieren, nl. (ab-arcöre) Ripr. aus dem Beſitz 
treiben. 


' Abbe, 


Abbaſſi 


a bas, fr. (ſpr. a bäh), nieder! herunter! 
Abas, n. perf., ein perf. Perlengewicht, nicht viel 
weniger als ein Karat = 0,1458 g (f. d.). 
abassam&nto od. r. abbassamento, n. it. (v. ab- 
bassare, erniedrigen) die Erniedrigung. das Sin⸗ 
ten, Gallen; a. di prezzo, die Erniedrigung, Her- 
abſetzung des Preiſes; a. di mano, das Sinfen- 
laſſen, Senken der Hand beim Taftichlagen, das 
dl der einen Sand unter die andere beim 
Klavierſpiel; a. di voce, das Sinken der Stimme 
beim Vortrag; abbässo — fr. à bas, f. bas. 

Abatellement, n. fr. (ſpr. abatell'mdig), das Han⸗ 
delsverbot des frz. Konfuls in der Levante gegen 
franz. Kaufleute, die ihre Berpflichtungen nicht 
erfüllten. - 

Abatis od. Abattis, m. fr. (pr. abatih; von abat- 
tre, niederichlagen, fällen) Bauf. Schutt; Foritw. 
Gehau, zum Holzfäleı angewieſener Bezirk, auch 
das gefällte oder vom Winde niedergerijjene Holz; 
Krk. ein Verhad, Verhau; Jäg. eine Menge erleg- 
ten Wildes; bei Schlüchtern Abfall, Haut, Talg ıc;; 
Abattage, n. (pr. —iEi) Holzfällen, Hauerlogn; 
der Nietitempel; Abattant, m. (pr. —täng) ein 
Tall- od. Querladen vor den Fenftern oder Türen 
der Kaufmannsgewölbe; Klapptiſch; Ahattement, 
n. (jpr. abatt’mäng) die Niedergeſchlagenheit, Er- 
mattung; Abatteur, m. (fpr. —öhr), Niederhauer, 
Holzfäller; Prater; abattiert,abattü(ipr.-—tüb). 
ermattet, entfräftet, kraftlos, hinfällig, müde, mut- 
los, niedergeſchlagen; Abattoir, m.(jpr. abatodhr), 
das Schlachthaus; Abat⸗chaubee, f. (ſpr. abaſcho⸗ 
weh), eine geringe franz. Wollſorte; Abat-jour, 
n. (ſpr. abaſchüͤhr, von frz. abat, m. das Nieder- 
werfen), ein Schrägfenſter, durch welches das Licht 
von oben hereinfällt, Oberlichtfenſter; eine Art 
Saloufie, durd die man das Licht in beliebiger 
Richtung einfallen läßt; ein Reflektor an einem 
Beleuchtungsapparat, um den Lichtitrahlen die 
Richtung nad unten zu geben; Abat⸗ſons, n. 
(ipr. ababöng), od. Abat-⸗vent, n. od. m. (jpr. aba- 
weing), ein Windſchirm, Wetterdach, Dedmatte über 
Bäume, das Schirmbrett in den Schalllöchern der 
Glockentürme zur Abhaltung des Wetter und zum 
Abwärtstreiben des Glockenklangs; Abat-voix, 
2. od. m. (ſpr. abamoa), Schalldeckel, Kanzeldach, 
duch das der Schall von der Stimme des Predi- 
gers nad) dem Schiffe der Kirche zu getrieben wird. 

Abäton, n.gr.(Abätos, on, unzugänglich), das Aller- 
heiligite, der mit SOLDATEN umgebene. Chor in 
den griechiſch-katholiſchen Kirchen. — 

a hattuta, it. Tonk. nach dem Schlagen des Taktes, 
tm Zeitmaße, vgl. battieren. 

Abatvent, in 

Waziſſus, Abaziſt, |. Abakus. 

a. lee s iyr. u. mlat. Vater, Abt (ſ. d.); 
AUpbate (it.) od. Abbé (fr.), m. urſpr. ein Abt, 
jet: ein fatholifcher Geiftlicher ohne Amt, Welt- 

eiſtlicher, der in Frankreich und Ztalien, ohne eine 

bei zu haben, fich wie ein Abt Fleidet und trägt; 
Ahb6 commendataire (jpr. fommangdatär), m., 
weltlicher Titularabt in Frankreich, der vom König 
ernannt wurde und Bejoldung aus einem Kloſter 
erhielt, ohne ein Amt zu verwalten; abbatiileren, 
zum Abt mahen. 

Abbadöne, ſ. Abaddon. 

abbalancieren, — (ſ. balancieren). 

abbassamento, ſ. abas s—. 

MEN: m. eine perjiihe Silbermünge, nach Dem 
Raliten Abbas benannt — 4 Schahi=!), Kran 


Abbaſſiden 


— 10 Mamudi = 18 bis 20 Pf.; eine ruſſiſche 
Münze in Georgien = 20 Kopeken = 52 Pr. 
Abbaffiden, pl. ein von Abbas, dem Oheim Mo- 
— abſtammendes Herrſchergeſchlecht in 
agdad und Ägypten, v. 749- 1258; ein Herrſcher⸗ 
geſchlecht in Perſien, von 1600 -1736. | 
ahhasso, ſ. bas. 1 
Ahbäte, |. unt. Abba. | 
Ahhe, 1. unt. Abba. 
abboccamento, it. = Abouchement. | 
abbrediteren, ſpätlat. (abbreviäre, von brevis, e | 
kurz) abkürzen, verfürzen; Abbreviätor, m. pl. 
abbreviatores oder Abbreviatören, Abfürzer, 
Schriftkürzer; päpftliche Kanzleiichreiber, Ausfer— 
tiger päpftlicher Breven (j. Breve); Abbreblation, 
Abbreviatũr, f. die Abkürzung, Schrift oder 
Schreibkürzung. 
abbruftsiteren, it. anbrennen, röſten (z. B. Brot- 
ſchnitte), die Enden der Pfähle brennen. 
Abbñng, m. arab. (abuna, unſer Vater), der oberſte 
Geiſtliche der abeſſiniſchen Kirche. | 
abchungieren, dtich.fr. (vgl. changieren) Reitk. mit 
| 


dem Rechtsgalopp gegen den Linksgalopp wechſeln. 

Abd, arvab. in zutammengejegten Eigennamen: 
Knecht, Sklave; 3. B. Abd-allah, Knecht Gottes; 
Abd-el-Häder, Knecht des mächtigen (Gottes); 
Abd⸗el⸗Medſchĩd, Knecht des glorreichen (Gottes); 
Abd-ur-Nahman, Knecht des Barmherzigen, gew 
Abderrahman (ſpr. Abderrachmän). 

Abdal, m. arab. (eig. pl. von badil, ein Stellver— 
treter) mohammedaniſche Wandermönde u. Lehr—⸗ 
verbreiter in Perſien u. Oftindien, Derwifche, 7. d. ! 

Hbderiten, pl. gr. die wegen ihrer Alberuhelt be⸗ 
rüchtigten Einwohner der alten Stadt Abdẽra in | 
Thracien; uneig. einfältige und törichte Leute, 
Schildbürger, Krähwinkleer (Wieland: Gefchichte | 
der Abderiten); Abderitlsmus, m. Albernheit; | 
abderitiich, albern, lächerlich; abderiſieren, od. 
sb3crelogtiieren, närriſches, Lächerliches Beug 
reden, fajeln. | 

Abdéſt, n. u. ın. perl. (von Ab, Waffer, und dest, 
Hand) das Handivalier; be. das Hand- u. Geficht- | 
waichen der Mohammedaner vor dem Gebet. | 

abdizieren, I. (abdicäre) abdanten, verzichten, (ei: | 
Anit) niederlegen; Abdikatiön, f. Abdantung, | 
Verzicht. 

abdömen, nm. l. der Unterleib, Bauch; abdomi⸗ 
näl, ni. den Unterleib betreffend, Unterleib; 
A.⸗Thphus, Unterleibstypgus; A.-Venen, 
Bauchblutadern; Abdominalen oder Ahdomi- 
aales, pl. Bauchfloſſer, Weichfloſſer, wozu Karp 

fen, Schmerlen, Lachſe, Heringe, Hechte u. fliegende 


— —— rn 


Fiſche gehören; Abdominoſkopie, f. L.-gr. Unter- 
ſuchung des Unterleibes. 
Abdon, m. hebr. der Knecht, vol. Abd. 
abdoſſieren, Dtich.-fr. = dofjieren, f. d. 
abdoucieren (pr. abdußieren), fr. (von adoucir, ge- 
jhmeidig madıen, ein Metall polieren, fchleifen, 
von doux, ſüß, mild, fanft), anlafjen (Metall). 
Abdulſcheͤms, m. (arab. schems, die Sonne, vgl. 
Abd u. ul), der Sonnendiener, Sounnenanbeter. 
Abduſt, (ar.) = Abdeſt, f. d. 
abduzieren, I. (abduczre), ab- vd. — ab⸗ 
od. zum: Abduktion, f. die Ab- od. Weg- 
führung; Heilt. das Hinwegziehen eines Gliedes; 
der Gelenkbruch; Denfl. der Sagübergang, der 
Übergang von einem Sage zum andern; Hbdüt- 
for, m., pl. Ybduktören, der Abzichnugtel. 
Übreedarins, m.(deutich m. lat. Endung) ein Abece⸗ 
Schütz, Anfänger; pl. Abecedarii, Spottname der 


abhorrieren 3 
Wiedertäufer, weil fie anfangs alle Wiffenichaften, 
jelbjt Lefen und Schreiben, verwarfen; abecedie⸗ 
ren, das Abe herjagen. 

Abednẽgo, m. hebr. (Abednegö) Name: Knecht des 
Lichts od. Verehrer des Nego od. Nebo, d. 1. des 
Planeten Merkur; einer der drei Sünglinge 
im feurigen Ofen (nad dem biblilchen Berichte 
Daniels). 


Abel, m. Gebr. Name: der Hauch, der Vergängliche. 


Abẽle, F. niederd., od. Abelbaum, m. (hol. abeel- 
boom, deuſch Albe, Aber, Albel, v. lat. albus, 
weiß) die Weiß- od. Silberpappel. 


Abelio, Abelltio, T. v. w. Belen. 


Abellagium, n. ml. (fr. abeillage, von abeille, 
Biene) das Bicnenredit, Beidelrecht, od. Recht eines 
en an den Bienenfchwärmen feinerlehng- 
räger. 

Abelmoſchod. Abelmoſchus, m.(arab. abu-el-misk, 
eig. Bazer des Moſchus), Biſamkörner von einer 
Pflanze in der Xevante, sum PBarfümieren dienend. 


: Aiben, m. arab. = Ebn, Ibn vi. d.). 


Abentener, n. entjianden aus Aventüre, ſ. d. 
Abenzerraͤgen, pl.ar. ein von dem tapferen Aben— 
ahv abjtammendes und nad) Aben-Zerragh 
bb. . Sohn des Lichts), nad) andern nah Juſſuff 
ben» Zerragh benanntes, von Dichtern viel- 
befungenes Fürftengefchlecht der Mauren, das im 
14. Jahrhundert in Granada herriite. 

ber, m. kelt.— engl. Aber (fpr. äbber), bie Mün- 
dung eines Fluſſes, der Hafen, In englijchen Städte- 
namen, 3. B. Aberdeen (fpr. —dihn, d.i. Mündung 
des Dee, Deen-münde, Deenhafen), 

Aberdeen (pr. äbberdihn) und Aberdeenfiſch, m. 
eine Art Kabeljau und Dorf aus Aberdeen in 
Schottland. 

aberrieren, l.(ab-errãre) abirren, abweichen; Mer⸗ 
ratiõn, f. die Abirrung, Abweichung (3. B. des 
Lichts) auch: Verſchwommenheit (der Lichtitr.); 
Sternk. derjenige Unterſchied des ſcheinbaren vom 
wirklichen Standort eines Sternes, den die zur 

Fortbewegung feines Lichts erforderliche Zeit ver- 
ürſacht; Nipr. aberratio eriminis, Berirrung 
de3 Verbrechens von einem Gegenſtande, den es 
treffen wollte, zu dem, den es wirklich trifft (2. ©. 
wenn der von Odipus begangene Mord fid) nad- 
her als Batermord ausweilt); chromatiſche Aber⸗ 
ration, Farbenabweichung, auch: Verſchwommen— 
heit der Farben; aftigmatiihe Abexration, 
Seitenſtrahlenabweichung; ſphäriſche Aberra— 
tion, Abweichung der Randſtrahlen. 
berraute, umgedeutſcht aus Abrotänum, ſ. d. 

ab esperto, j. unter Esperto. 

abefiiniiher oder abyſſiniſcher (von frz. abyssi- 
nique, abefjiniich) Brunnen, Röhrenbrunnen. 

ab eterne, it. von Emwigteit ber. 

ab hinc, fe. ab. ” 

ab höc et ab häc, [. ab. 

abgregieren, | (algregare von er&x, grägis in, Die 
Herde) von einer Herde od. Geſellſchaft abfondern, 
ausmerzen; Abgregation, f. die Abjonderung. 

abhovrieren, l. (abhorrere) zurückſchrecken, verab- 
ſcheuen, verwerfen; auch ablehnen, verſchmähen; 
abweichen, nicht pafien ; ahhovrent (1. abhörrens), 
abweichend, abſchreckend; Abhorrenten, od. engl. 
Abhoͤrrers (pr. äbb—), pl. eig. die Berabicheier, 
die Negierungspartei in England unter Karl IL, 
Gegen).: die Addreſſers od. Betitioners; abs 
7 vrefzteren, l.(abhorrescäre),— abhorrieren, 
: jbHorreizenz, k. nl. die Verahicheuung, der Ab— 

chen. 

r° 


4 abhortieren- 


abhortieren, nl. abmahnen, abraten; Abhortas 
tion, f. die Abmahnung. 

Abib, m. hebr. der Ahrenmonat, bald. Nifan, der 
erite Monat des jüdischen firchlichen Jahres (Ende 
März und Anfang April). 

Abicle, f. od. Abielbaum, m. = Abelbaum. 

Abıes, f. 1. die Tanne: Abietin, n. der Harzitoff 
aus dem Terpentin; Abietinẽen, pl. die Familie 
der Zapfenbäume. 

abigieren, I. (abig&re) wegtreiben, Vieh jtehlen. 

abimieren, fr. (abimer, v. abime, Abgrund, von 

r. Abyssos, ſ. d.) in den Abgrund jtürzen, ver— 
* vernichten; niederſchlagen, entmutigen. 

ab initie, j. unter Initium. 

ah instantia, ſ. unter Inſtant. 

ab intestato, ſ. unter inteftabel. 

Abinzen, ein tatariicher Volksſtamm im ruſſiſch⸗ 
ſibiriſchen Gouvernement Tomsk. 

ah irato, ſ. unter Be cr 

Abiogenejis, f. gr. die Urzeugung, |. Geneſis. 

Abiolonie, f. ar. die Lehre von den leblojen Natur 
törpern, |. dazu Biologie. — 

Abirritation, k nl. (vgl. itritieren) die Reizvermin⸗ 
derung, Schwäche aus Mangel des Lebeusreizes. 

Hsiturient, m. (abituriens, v. nl. abiturire, als 
Begehrungswort von abire, abgehen, gebildet, d. i. 
abgehen wollen, im Begriffe fein, die Schule zu ver- 
lajlen), ein zur Reifeprüfung Zugelaſſener, ein mit 
dem Reifezeugnis Abgehender; Abiturienten 
Examen, n. AÜbgangsprüfung, Reifeprüfung. 

abjizieren, I. (abjic&re) wegiverfen, verwerfen, ver⸗ 
achten. 

abjudizieren, l. (abyudicäre) gerichtlich abſprechen, 
abertennen; Abjudikation, f. die Aberkennung. 

abjungieren, I. (abjungere) abſondern; Abjunk⸗ 
tion, f. Abjonderung: 

abjurieren, l. (abjuräre) abſchwören, mit einem 
Eide leugnen, eidlih entjagen; Abjuration, f. 
die Abſchwörung, feierliche Entſagung. 

abjuftieren, — abgleichen. 

abkantieren (ſ. kantieren), abgießen. 

ablapiteln, diſch⸗l. (vgl. Kapitel) ausſchelten, einen 
derben Verweis geben. 

abklören, dtich.=fr. (eig. abcouleuren, vgl. Couleur), 
entfärben, aus einem Zeuge die Farbe heraus— 
ziehen, um es anders zu färben. 

abkommandieren, diſch⸗lat. abordnen, entjenden, 
ſ. ftommandieren. 

abkomslimentieren, dtſchfr. (vgl. Kompliment zc.) 
jemand mit Komplimenten abjpeijen; etwas ab— 
ichmeicheln. 

abfonterfeien, dtich.fr. (vgl. Konterfei) abmalen, 

abfopieren, j. fopieren. (abbilden. 

abluftieren, I. (ablactäre; vgl. laftieren), von der 
Muttermilch entwöhnen; abjäugen, eine Art des 
Pfropfens, wobei ein Zweig eines edlen Baumes, 
ohne daß er abgejchnitten wird, in den nahen 
Stamm eines jungen Wildlings eingefügt wird, 
veredeln, pfropjen; Ablaktation, f. die Entwöh— 
mung. 

Abläta, pl. I. (v. ablätus, a, um, weggenommen, 
von auferre, wegtragen 2c.) das Weggenommene, 
Entrijjene, Geſtohlene; Ablatiön, f. die Weg- 
nahme, bei. eines Rörperteils, Abnahme, Ab- 
bebung; Abſchmelzen (der Gleticher); Ablati— 
v(us), ſ. Kajus; Ublätor, m. der Wegnehmer, 
ein Werkzeug, womit den Schafen die Schwänze 
abgehauen werden, Schwanzhauer. 

ablegieren, l. (ablegäre; vgl. legieren 1.) verfenden, 
wegſchicken; auf ein Jahr verbannen; Ablegät, 


abonnieren 


m. (ablegätus) ein Abgefandter zweiten Ranges, 
bef. des aples für bejondere Fälle (verich. v. De— 
legat); in Ungarn Vertreter eines Magneten auf 
dem Reichstage; auch ein VBerbannter; Ablega— 
tion, f. Ripr. die einjährige Verbannung, der 
Jahresbann, = Abannation. 

Uzblepfie, f. gr. (ablepsia, vom vern. a- u. blepein, 
jehen) Blindheit, Blödjinn; auch VBerblendung, 
Gedanfenlojigkeit. 

Ablette, f. fr. (fpr. äblett; von lat. albulus), ein 
deiner Weißfiſch, bei ung auch die Blicke genannt. 

ablozieren, I. (ab-locare; vgl. focieren), vermieten, 
verpadten, abpachten; Ablokation, f. die Ver— 
mietung, Verpachtung. 

abluieren, I. (ab-luere) abwajchen, wegſpülen; abe 
Juentia, n. pl. Heilk wegſpülende, d. i. reinigende 

- Mittel zur Nuflöfung u. Abführung innerer Schär— 
fen; Ablution, f. die Abwaſchung, Reinigung, 
das Händewaſchen des Priejters in der röm. Kirche 
nad der Kommunion; auch die eu des 
Meßkelches und der dazu gebrauchte Wein; Ab— 
klatſchung, d. i. des Körpers mit naſſen Tüchern 
mit nachfolgendem leiſen Abtrocknen (verſchieden 
von der Abreibung); Abmeſſung. 

Abınah, m. per). der Monat Auguſt nach dem ſyri⸗ 
ichen Kalender. 

abnegieren, I. (abnegäre) verneinen, abſchlagen; 
Ubnegation, £. die Verleugnung, Verneinung. 

Ubnet, ın. hebr. der Leibgürktel der jüdiſchen Prie- 
iter; der ®ürtel, welcher das Sterbekleid zuſammen— 
hält, welches die Juden am langen Tage und am 
Neujahrstage anlegen = Abaned. 

Ybaöbe, I. m., (nom. pr.) ver Schwarzwald (mong 
Abnoba bei Tacitus) am Urfprunge der Donau; 
Diana Abnoha (in Scheffels Gaudeamus,, die 
Diana des Schwarzwaldes 

abnottieren, dtſch.⸗iat. ıl. Dox) auswärts über— 
nachten. 

abnoͤrm, I. (abnôrmis, e; vgl. Norm) regelmwidrig, 
unregelmäßig, abweichend; naturividrig, unge- 
wöhnlich; Heil. fehlerhaft, franthaft; Abnormi— 
tät, f. nl. (abnormitas) die Abweichung von der 
Kegel, Mißbildung, Ylaturwidrigfeit; Sonder» 
barfeit. | 

abnuieren, I. (abnuere) abwinken, kopfſchüttelnd 
verneinen od. veriveigern. 

Abobora domata, f. eine Kürbisart in Brafilten. 

aboleſzieren, I. (ab-olescere, vgl. abolieren) ver- 
geben, verwelfen, abnehmen, abjterben. 

abolieren, l. (abolere) abſchaffen, aufheben, tilgen; 
Yoolition, f. L. (abolitio) od. Aboliſſement, n. 
fr. (pr. —mang), Abſchaffung; Begnadigung, Straf- 
erlag; Niederjchlagung der Strafe; Abolitionis— 
mus, m. (aus dem Englijchen in unjere Sprache 
übergegangen), Bewegung zur Bejeitigung eines 
beitehenden Ubeljtandes, z.B. in Nordamerika Ab— 
ihaffung des Sklavenhandels, Abjchaffung der 
öffentlichen Häufer und der Proftitution; Aboli— 
tions-Brich, Begnadigungsbrief; Abolitioni— 
jten, pl. politiihe Bartei in Nordamerita, die für 
die Abſchaffung der Negerjilaverei wirft; Ver— 
ein, der die Abſchaffung der Projtitution und der 
öffentlichen Häuſer anitrebt. 

Abollagium, j. Abellagium. 

Aboma — Boa. br R 

Abomãſus, m. u. Abomãſum, n. nl. (v. l. omä- 
sum, Jtinderfaldaunen),dverXabmagen, Fettmagen, 
der vierte Magen eines wiederfäuenden Tieres. 

abominieren, l. abominäri, von omen, vgl. d.) eig... 
als böje Borbedeutung abzuwenden juchen, verab- 


abondieren 


ſcheuen, verfluchen; abominäbel, abſcheulich, vers 
abjcheuungswert; Abominãärium, n. das Bann— 
ritualbuch, welches die verichiedenen Bannformeln 
enthält; Abominatiön, f. die Berabjchenung, 
Verwünſchung; der Abſcheu, Grenel. 

abondieren, (pr. abongd ), fr. (abonder, vom l. 
abundäare) Überfluß haben; auch überflüſſig vor— 
handen fein; Abondance, f. (pr. abongdangß) 
der Überfluß, Überichwang, die lberfülle; en abon- 
dance, (pr. annabongdangß) im Überfiuß (vol. 
abundieren); abondant, dj. (pr. abondang), 
überflüſſig, reichlich. 

abonnieren, fr. (abonner; nl. abonnare), beſtellen 
u. gew. vorausbezahlen; (dauernd) beziehen, zeich- 
nen; Dauerkarten kaufen; mieten; Alonnént, m. 
ein Borbeiteller, Borbezahler, Beſteller; Poſtd. Be— 
zieber; Abonnement, n.(pr.abonn’mang)dieüber- 
nommene Verpflichtung zur Teilnahme an einem 
Unternehmen, Einschreibung, Einzeichnung; feite 
Abnahme; Bostd. Bezug, Bejtellung, Boransbezah- 
fung; Bezugspreis; Baufchzahlung(Steuerw. ; ab. 
suspendn (pr. Biispanadü) aufgehobenes Abon— 
nement; Abonnementsbillet, Dauerkarte, Beit- 
farte, Dugendfarte; Abonnements-Exträzug, 
vorbeitellter Sonderzug; Abonnementsperiode, 
F. Poſtd. Bezugszeitraum, Bezugsdauer; Abonne— 
mentspreis, Bezugspreis, — Geſamt⸗ 
preis; Abonnementsquittung, Bezugsſchein, Be— 
zugsausweis; Abonnementstarif, Frachtſätze 
für Borbeitelluugen; Abonnementstermin, m. 
Poſtd. Bezugszeit. 

abordieren, fr. (aborder; vgl. Bord) anlanden; 
anyeden, angehen; entern: abordable, Adj. (ipr. 
- abl)zugänglich; Abordage, f. r. n. (jpr.— deihſch) 
das Anſtoßen, Entern von Schiffen. 

Aboriginer, Aborigines, pl. L. die Ureinwohner 
eines Yandes, die von Anfang an (ab origine) da 
gewohnt haben, im Gegenſatz von Kolonisten; 
Stammvolf, Urvolf; bef. eins der ältejten Völker 
Staliens; aboriginäl, nl. urſprünglich. 

Abo inhawurzel, f. die Königswirrzel, dv. einer 
brajil. turbisgattung, Erbrechen und Abjührung 
bewirfend. 

Übornement, n. fr. (pr. — mäng) Abmarkung, 
Srenziegung; abornleren, abgrenzen. 

Abdrtus, m. (pl. Abortus) l. die Schlgeburt, zu 
frühzeitige Niederfunft, Frühgeburt; Abortizi— 
dium, n. nl. die Tötung der Frucht im Mutter— 
leibe; Abtreibung des Leibesfrucht; abortieren, 
l. (abortäre) fehlgebären, zu früh niederfommen; 
v. Pflanzen: feine Früchte anfegen; abortid, une 
zeitig, unreif; eineFrühgeburt bewirfend; im über— 
tragenen Sinne: abgekürzt, Schnell beendigt, aud): 
imfteim erſtickt; Abortiv-Rerfuhren, abgefürztes 
Verfahren, Abtinzung; Abortivtur, eine Kur, 
durch die eine noch nichtvöllig ausgebrochene Arank- 
heit durch Brechmittel, Spritzen, Brennen uſw. im 
Keime eritickt wird; Abortivheilmethode, f. eine 
Methode, wodurch die Krankheit gleich im Entjtehen 
erjtict wird; Abortivum, n. (pl. Abortiva), 
ein bie Leibesfrucht abtreibendes Mittel, Abtreib- 

mittel. 

abonieren (ſpr. abufchieren), fr. (aboucher; v. 
bouche, Mund) fich beiprechen, unterreden; ineins 
anderfügen, einmünden; AUbonchement, n. (pr. 
abuſch'mäng) it. abboccamento, mündliche Be- 
Iprehung, Sneinanderfügung, Einmündung (zweier 
Rühren ineinander). 

Abonconuhen, n. fr. (pr. abutufchu), ein grobes 
wollenes Tuch im füdlichen Frankreich. 


Abroma 5 


ab ovo, Lat., f. unter ovum. | 

Abozzo, m. ital. Mal. eriter Entwurf = Ebaude 
(j. d.); abozzieren, = ebaudieren. 

abpurieren, dtich.=frz. (vgl. parieren 1.) ablenfen, 
abwenden, abwehren. 

abpafiieren, dtich.-fr. (vgl. fr. passer au feu, etwas 
dem Feuer ausjegen), gelb röſten (Küchenfpr.). 

abpatrouillieren, diſchefr. (ſpr. — trulljieren; vgl. 

atrouille 2c.) eine Gegend durch abgeſchickte Sol- 
daten unterfuchen lajjen. ’ 
abprozefiieren, dtich.-1.(vgl. progefiieren unter pro» 
An einem etwas gerichtlich abjtreiten, im 
echtöjtreit abgewinnen. 

ab radieren, dtich.el. abjchaben, abfragen. 

Abraham, m. hebr. (Abraham) Name: Vater der 
Menge; in Abrahbams Schoß figen, ſprichw. 

ſelig fein, in voller Ruhe und Sicherheit fein; da- 
her in der Krſpr. Abr. Schoß: eine außer Schuß— 
weite liegende Anhöhe; Ab ahamiten oder böh— 
mifche Deiſten (Neligions-Seite in Böhmen zu 
Ende des 18. Sahrhundert3), die den unmittelbarer 
Glauben Abrayams bejigen wollten; eine Sekte 
in Syrien im 9. Jahrhundert. 

Abrakadabra, n. ein Zauberwort ohne Sinn, auf 
einen Zettel in Geftalt eines Dreiecks geichrieben, 
als vermeintliches Mittel gegen das Fieber; ſinn— 
loſes Gewäld). 

Uhraiion, f. nl. (abrasio von abradere) Heilk. die 
Abſchabung, Abjchieferung. 

à bras ouvertsy ſ. unter bras. 

Abraͤxas, m. (wahrſch. nach der Zahlbedeutung der 
griech. Buchitaben die Zahl 365 ausdrückend, wo— 
mit die gnoſtiſche Sekte der Balilivianer die Ge— 
jamtheit ver Weltgeifter bezeichnete), geheimnis— 
volle zauberkräftige Wörter oder Zeichen, bej. auf 
geichnittenen Steinen (Abrarasjteine od. »gem- 
men), die als Amulette dienen. 

Ab awiza, f. ſerb. Tragftange für zwei Krüge od. 
Eimer. 

ab egieren (pr. — ſchieren), fr. abreger, vom I. 
abbreviäre, vgl.abbreviieren) abfitrzen, zuſammen— 
ziehen, kurz fallen; Mb eg, m. (ipr. abreſcheh) 
ein Auszug, kurzer Inbegriff; Uhrdges, aud l. 
Abjtraften, pl. die Kuppeln in der Orgel, höl— 

erne Stäbe, welche beim Anſchlag der Tajten dag 
entil der Pfeife öffnen. 

2b -eno, m. ſp. Südweſtwind. 

Ubrenuntiation od. nl. abrenuntiatio, f. (val. 
renuntiieren), Losfagung des Täuflings oder feiner 
Paten von Satan u. feinen Werten; Ab renumnss, 
n. I. (d. i. ic) entjage), die Entjagungsformel. 

Abrenvoir, m.fr. (jpr.abröwvar), Schwemme, Bieh- 
—12 

Abreévriateur, m. fr. (ſpr. äbrewiatöhr), Beriafjer 
eines Auszuges. 

abrı, ın. fr. (jpr. äbri; von lat. apricus, ſonnig) 
eig. Schußdach, Obdach (vor dem Regen); Schuß, 
Sicherheit; a Pabri (jpr. labrih), geſchützt, gelichert. 

abripievren, I. (ab-ripere) gewaltſam wegreißen, 
rauben. 

Yb-ivent, m. u. n. fr. (fpr. äbritvdng), Wetterdach, 
Schilderhaus. 

Ab oͤahs vd. Abrohani, pl. eine Art oſtindiſcher 
Neſſeltücher (Muſſeline). 

abogieren, labrogare, ein Geſetz abſchaffen; Kfſpr. 
einen erteilten Auftrag zurücknehmen; Abroga— 
tion, f. die Abſchaffung, Aufpebung. 

Ab oma, n. od. Abrome, f. gr. (vom vern. a- u. 
broma, Nahrung, alſo nicht nährend) die Kakao— 
malve, ein ſchönblühender oftindischer Straud). 


Abron 


Abrõon, m. gr., pl.— en (gr. Abrönu. Habrön, EN., 
ein Weihling in Argos, v. gr. habrös, üppig, 
weiblich) Weichling, Wollüſtling. 
Abrotanum od. Abrotönum, n. gr. Stabwurz, 
Eberreis, ſ. Artemisia abrotanum; vgl. Aber— 
raute, Eberraute; Abrotönois, —noide, f. 
nlat. ein oſtind. Korallengewächs. 
abrumpieren, I. (abrumpere) abbrechen, abreißen; 
abrupt (abrüptus,a,um) abgebrochen, abgerifjen; 
unzujammenhängend; ex abrüpto, plöß ich, un⸗ 
verjehens; Abruͤpta, pl. ſchnelle Einfälle, aus 
dem Stegreif vorgebrachte wigige Einfälle; Ab— 
ruption f. die kurz abgebrochene Weiſe; plögliches 
Berjtummen (der Mufif). 
a:brütieren : fr. (abrutir, von brut, roh, brute, 
Vieh, — I. brutus) zum Bieh machen od. werden, 
vertieren, verdummen; abrätiert, verdummt; 
Abrütiſſement, n. (pr. abrütiſſ' mang) Berdums 
mung; Bertierung. e 
Abſalom, Abſalon, m. Hebr. (abſchälöm) Name: 
Bater des Friedens. 
Abfeite, f. (umgedeutſcht aus ml. absida, von gr. 
apsis, d. i. Fügung, Gewölbe, vgl. Apjis), über- 
wölbter Seitenraum des Schiffes der Kirche; Gei- 
tenffügel am Hauptgebäude; norddeutiche Bezeich— 
nung eines abſeits unter dem Dache befindlichen 
Raumes, der bejonders zur Aufbewahrung alten 
Hausrates und Gerümpels dient. 
äbsens od. abſent, l. abwejend, ein Abweſender, 
pl. abseutes, Abwejende; inter absentes, unter 
Abweſenden; absens carens, ver nicht da iſt, bes 
fommt nidt3; Abſentatign, f. die Abwefenheit; 
Abtenten, pl. Abwejende; Abſenten-Liſte, ein 
Verzeichnis der Abweſenden od. Fehlenden; Ber» 
ſäumnisliſte; absentia od. Aßſénz, ir. absence 
(pr. abkangk), f. die Abweſenheit, an. 
absence d’esprit, fr. (fpr. —prih), Geiftesab- 
wejenheit; Abſenz⸗Gelder, Ripr. im Kirchenrecht 
die Gelder, weiche der Biſchof dafür bezahlt be— 
tommt, daß er einen Geiltlichen von der Bflicht der 
Refidenz (des Aufenthalt am Orte feiner Bfrlinde) 
dispenjiert; Abſenz⸗Liſte = Abſenten-Liſte;: fich 
abſentieren. nl. (absentäre) ſich entfernen; Ab⸗ 
ſentismus, m. nl. (au eng! absentism, d. : 
das Leben ım Auslande, fern von feinem Befig, 
in unfere Sprache übergegangen) dad Abmwejend- 
fein von einem Orte, wohin man eigentlid) gehört, 
def. der Aufenthalt der irischen Gutsbeſitzer auger- 
Halb Irlands, die dann dort felbft Abſenters (pr. 
äbßenters) Heiken. 
abiilieren, I. davonſpringen. 
Abſis, Abſiden (fr. absides), j. Apſis. 
Abfjluth, n. gr. (absinthion, I. absinthYum) Wer- 
mut, j. Artemisia absinthium; auch Wermut-Geif 
od. -Branntmwein, fr. extrait d’absinthe; Ab⸗ 
finthin, n. Wermutbitter, der Bitterftoff des Wer— 
muts; Abſinthit oder Mpiinthites, m. gr. (ab- 


Ûů—— —— —— — 


ö— — — — — ENTE EEE EEE — — 


— 


abſtinieren 


ſolutes Gewicht, das durch gewöhnliches Ab- 
wiegen beſtimmte, ohne Rückſicht auf den Raum— 
inhalt des Körpers; Höhe über 
dem Meeresſpiegel, Seehöhe; abjolutes Ge— 
Bus Geſamtfall eines Fluſſes während feines 

aufes, der Höhenunterſchied zwifchen zwei Punk— 
ten eines Fluſſes; De le unerläßlich, unum—⸗ 
günglich; unbeſchränkt, unabhängig; ausſchließlich, 
durchaus, ganz und gar, grunds (3.B. grundfalſch); 


abſoluter Alkohol, wäſſerfreier Bene ah: 


foluter Effett, Rohleiſtung; berechnetes Leittungs» 
vermögen; berechnete Sefamt-Fähigkeit; abſolu— 
ter Heizeffekt, berechnetes Heizvermögen (der Ge— 
wichiseinheit); abſolute Feuchtigkeit, Feuchtig- 
keitsgehalt, Dunſtſpannung; abſolutes Gefälle; 
abſolute Geradführung, reine Geradführung, 
Gelenk-Geradführung; abſoluter Nullpuntt, 
Rechnungsnullpunkt der Gaſe; abſolute Zahl, 
reine Zahl; dns Abſolute, Philoſ. der letzte Grund 
aller Erſcheinungen, im Gegenſatz zu den veränder— 
lichen, ſich geamicte bedingenden Erjcheinungen 
aa das Ewige, Wahre; Abſolutheit, f. L.-dtich. 

nbedingtheit, Vollkommenheit; Abjeintiön, f- 
l. (absolutio) die Losſprechung, Freiſprechung von 
einer Anklage oder Schuld, Straferlafjung; Sün- 
denvergebung; auch die Erteilung der Weihe nadı 
der Beichte bei den Katholifen; Klagabweiſung; 
Abſolntismus, m. nl. die unbeichräntte Herr- 
ſchergewalt, Willkürherrſchaft und die Anhänglich— 
keit an dieſe; Abſslutiſt, m. Anhänger einer ſol— 
chen Staatsform; abſolutiftiſch, ſelbſtherrlich; 
dem Abſolutismus entſprechend oder anhängend; 
abſolutoͤriſch, losſprechend, freiſprechend; abso- 
lutoria sententia f. od. alhsolutoriumy, n. ein 
Losſprechungs-Urteil, Entbindungsiprudy, Frei» 
oder Losſpruch; Erlaſſungsſchein; Reifeprüfung, 
Reifezeugnis; Abſolutorial⸗-Prüfung, Entlal- 
fungsprüfung. 


abföngsnt, nl. (ab u. sönus, Schall, Klang) miß⸗ 


fiingend; vernunftwidrig, abgeſchmackt. 


| sbforbieren, I. (absorbere) einfaugen, auffaugen, 


ö— — — ——— —— — 


in ſich ziehen, einatmen, verſchlucken, verſchlingen, 
verzehren; in ſich aufnehmen, einſchließen; Ab— 
ſorber, Aufſauger; absorbentia, plod. abſorble⸗ 
rende Mittel, Einſaugemittel, die die Feuchtig— 
keiten andrer Körper in ie ziehen; abforbierende 
Gefäße im Körper, Iymphatifche od. Lymphgefäße; 
Abſorption, £ die Auffaugung, Berzehrung der 
Säfte, Verſchluckung, Einfaugung u der Gaſe 
u. Dämpfe durch ftarre und flufjige Körper; auch 
Verbrauch, Aufbrauch, Aufhebung einer beitimm- 
ten Kraftwirkung, 3. B. des Lichtes, der Wärme; 
Abſorptionsturm, Gasfaugturm; Abjorptios 
meter, n. ein von Bunſen erfünd. Inſtrument zur 
Beitimmung der Einfaugungs-Fähigkeit von Flüſ⸗ 
figfeiten gegen Gaſe; Sättigungsmeifer; abſorp— 
tiv, einfaugend, verſchluckend. 


Abſtemius, ın. I. (v. abs u. temum für temetum, 
eın beraujchende3 Getränk, Met) ein Enthaltiamer, 
Wein: od. Genußverächter überhaupt. 

Abſtention, ſ. unter abjtinieren. 

abftergieren, I. (abstergere) abwilchen, abtrodnen, 
reinigen; abstergentia, pl. äußerlich reinigende 
Mittel, Wundreinigungsmittel; Abſterſion, f. ul. 
das Neinigen, Auswaſchen einer Wunde; abjter= 
N, abführend, veinigend; Abſterſorium, n. = 

3urififatorium, j.d. 

abitinieren, I.(abstinöre) fih enthalten; abſtinent 
(l. abstinens), enthaftfam, mäßig; beſonders auch: 
alkoholhaltige &oträrke meidend; Apftinenten, DI. 


sinthites) der Wermutwein. 

absit, I. (von absum, abesse, entfernt fein), das 
jei ferne! Gott behüte! ansit „men, I. möge 
feine Borbedeutung dabei fein! Unberufen! 

abjolüment, fr. (pr. abjoliimdng) ſchlechterdings, 
durchaus. 

abſolvieren, l. (absolvere) löſen, frei- od. losſpre⸗ 

en, entbinden, erlaſſen; vollenden, beendigen, 

abfertigen; abſolbiert, auch ſoviel wie: geprüft; 
abſolũt (absolũtus, a, um), eig. vollendet, voll— 
jtändig, in ſich abgeſchloſſen; an und für ſich (4. 8. 
unmöglich); unbeziiglich (im Gegenjaß von bezüg— 
ih od. relativ, auch von ſpezifiſch z.B. ab- 


abftoppen 


die Enthaltfamen, eine chriſtliche Sekte des 3. Jahr» 
hunderts, die fich des Eheſtandes u. Fleiſchgenuſſes 
. enthielt; die an bene die den Alkoholgenuß 
Meidenden und Befämpfenden; Abſtinenz, f. (L. 
‚ abstinentia), die Enthaltung, Enthaltjamfeit, Ent- 
behrung; völlige Enthaltung von Alfoholgenuß; 
Satholiich: die Enthaltung von Fleiſchſpeiſen, dah.: 
Abſtinenz⸗æ Tage, Faſttage, an denen ſich die Katho- 
liten der Sleijchipeifen enthalten; Abſtinenz-Be⸗ 
wegung, die den Alkoholgenuß befämpfende Tätig- 
feit der Enthaltfamfeitsvereine; Abjtention, f.nl. 
(abstentio) Nipr. Verzicht auf eine Sroichaft. 
abftoppen, deutichengl. (von engl. stop, jperren, 
halten, anhalten, Einhalt tun), das Pferd anhal- 
ten (beim Pferderennen), auch Swiffl.). 
abftrahieren, I. (abs-trahere) ın Gedanken abziehen, 
‚ abjondern; von etwas abjehen, etwas aufgeben; 
abſtraͤkt, abgezogen (in Gedanien), an und für ſich 
od. als reiner Begriff gedacht; rein begrifflich; ab⸗ 
ftrafte Zahl, unbenannte Zahl; abſtratte Wiſ⸗ 
ſenſchaften, ſ. v. w. reine Wiſſenſchaften, im Gegen— 
jag zu den angewandten; in absträ«to, im all— 
gemeinen od. abgezogen, an fid) betrachtet; Atz— 
ſitraättum, n. pl. Abitrafte, das Abgezogene, ein 
bloßer&edante od. Begriff; Begriffsname; abstrac- 
tum pro conereto, I. der allgemeine Begriff an- 
att eines wirklichen Gegenstandes; Apfträften, 
. Übreges; Abſtraktion, f. 1. Begriffsbildung, 
egriffsicheidung, 2. die Geiltesabmejenheit, Zer- 
treuung; Abftraftions-Bermögen, die Fähig— 
feit, abgezogene Begriffe zu bilden; Abſtraktiv, 
a. nl. ein Geiſt⸗ od. Saft-Auszug. 
abitrudieren, I. (abs-trudere) eig. wegſtoßen, da— 
ber verjteden, verbergen; abſtrũs (abs-trüsus, a, 
um), dunfel, ſchwerverſtändlich, verworren. 
akjumieren, I. (ab-sumere, vgl. Sumtion) aufs 
reiben, verzehren, verbrauchen; Abſumption, f. 
die Aufreibung, Berzehrung. 
abſurd, I. (absürdus, a, um, von ab u. surdus, 
dumpftönend, mißtönend) ungereimt, abgeſchmackt, 
widerjinnig od. unfinnig, lächerlich; einen ad abe 


surdum führen, ihn der Bernunftwidrigkeit, der 


Ungereimtheit überführen; Abſurdität, f.(absur- 
‚ ditas) Ungereimtheit, Unfinn. 
abſzedieren, I. (abs-cedere) weg-, abgehen; Heilk. 
in Eiter übergehen, ſchwären; Abſzeßß, m. (I. abs- 
cessus, d. i. eig. Abgang) Abjonderung; Geſchwür, 
Eiterbeule, Eitergejchwulft. 
abizindieren, I. (ab-scindöre) abreißen, abfchnei- 
den, trennen; Abſziß, m. Abſchnitt, Abgang v. 
Schneiden; Abſziſſenlinie, Größenl. eine zur Be— 
a der Lage eines Punktes od. der Eigen 
haften einer krummen Linie od. Fläche angenom- 
mene gerade Linie; Abſziſſe, f. der Teil der Abf- 
zilfenfinie, der zwifchen ihrem Anfangspunfte und 
dem einer Ordinate (f. d.) liegt; Grundabjtand, 
Abitand; „Weite” eines Punktes (gegenüber der 
Ordinate, d.i. „Höhe” eines Bunttes); Abſziſſen⸗ 
Achte, Weiten- od. Grumdadhie; Abfzifjion, f. das 
Abjchneiden, die Losfchneidung, Trennung; Nedek. 
, Unterbrechung. 
bt, m. u Abte, (1. abbas, vom fyr. und chald. 
ba ater) ein höherer Geiftlicher, Vorgejegter 
ner Abtei, d. i. eines flöfterlichen Stiftes; die 
Abtifiin, (1. Abbatissa) Vorſteherin eines Klo— 
ſters od. geijtl. Stiftes. Vgl. Abba. 
— (Baunerjpr.), von einem Diebſtahle ab- 
ſtehen. 


Abu, m. arab. in zuſammengeſ. Eigennamen: Vater; 
3. B. Abu⸗Abdallah, d. i. Vater des Abdallah; 


accopi 7 


Abubekr, d. i. Vater der Jungfrau; vgl. Abd u. 
Abelmoſch. 

Abutelb od. Abulkesb, eine ſyriſche Silbermünze 
im Werte von 1Y/, türk. Piaſter. 

Abul, arab. in Eigennamen, aus abu u. dem Ar- 
titel al, 3. 8. Abulfẽda, d. i. Vater der ng 
od. Sühne, ein berühmter Geichichtjchreiber un 
Geograph. 

Abulie, f. gr. (von dem verneinenden a- u. bü- 
lesthai, woilen) die Willenlofigteit, al3 Krankheit 
des Beiltes. 

Abũnga, Abun od. Abbung, m.ar.(d.i.unfer Vater, 
von Abba) der höchſte Briejter in Abeſſinien. 

abundieren, I. («bundäre) überfließen, N 
aber: abundaͤnt (l.abündans), überflüſſig, reich- 

ich, überſchwänglich; Abhundaänz, f. die Überfülle; 
als Göttin des Uberfluſſes, UAbundantia, auf röm. 
Münzen mit dem Füllhorn dargeſtellt; im Mittels 

- alterauch DominaAbundiafaltir.DameHabonde). 

Abñũſus, m. I. (vgl. Ufus) der Mißbrauch; abusus 
non tol!it usum, Mißbrauch hebtden [rechten] Ges 
brauch nicht auf; abutieren, I. (abuti) mißbrau- 
chen; Abus, m. fr. (ſpr. abüh), Mißbrauch; abu⸗ 
feur, ın. fr. (pr. äbitföhr), der Verführer, Betrüger; 
abüſieren, (abuser) mißbrauchen; täuſchen, 
hintergehen, betrügen, gem. anführen, äffen; abu— 
fin od. abusive, per abüsum, [., par abus, fr. 
(pr. par abüh), mißbräuchlich, durch Mißbrauch; 
Uhnfion, f. (l. abusio) der Wortmißbrauch, ſ. v. w. 
Statachreiis. 

Abutilon, n. gr. (von dem vernein. a, büs, Stier 
u.tilos, Durchfall, alfo ein Mittel gegen den Durch» 
fall des Rindviehs) die Samtpappel vd. derBaftard- 
Eibiſch = Sida. 

abviſieren, dtich.=L., durch Viſieren (ſ. d.) abmefjen. 

abvotieren, dtid).=1. (vgl. votieren) abſtimmen; durch 

Stimmenmehrheit verwerfen. 

Abyla od. Abyle, f. gr., diejenige Säule des Her- 
kules (ſ. unter Herkules), die — Sage an der 
afrikaniſchen Küſte ſtand. alpe. 

abyſſiniſcher Brunnen, f. abeſſiniſcher Br. 

Abuifus, m. gr. (abyssos) ein Abgrund, Schlund, 
grundloje Tiefe; Vielfraß, Nimmerſatt. 

Abzucht, f.(nichtvon Sala ondern umgedentjcht 
aus lat. aquaeductus, Waflerleitung) Waflergra- 
ben, Abzugsgraben, Kioäfe, ſd. — Undaude. 

Academy, f. engl. (jpr. äfädemt), Hochſchule, Aka— 
demie; A, of arts (ſpr. —at3), Kunſthochſchule, 
auch jährliche Kunftausftellung; A. of music (jpr. 
— mjujik), Muſikhochſchule. 

Acajon, ſ. Anakärdie und Mahagoni. 

a capella, (Muſ.) ohne Begleitung, ſ. Kapelle. 

accarezz6vole u. accarezzevolmente, ital. Tonk. 
jchmeichelnd, koſend. 

Accenſus, m. l. Gerichtsdiener bei den alten Rö— 
mern; pl. Accenſi; im Kriegsw. waren die Ac— 
censi (d.i.ad legionum censum adscripti) Er- 
jagleute, Erjaßtruppen. 

accepi, I. (vd. accipere) ich habe empfangen; Me= 
cepiffe, n. (eig. „eripfangen zu haben”) der Emp— 
fangichein; Atzeut, n. Annahme eines Wechjets, 
die durch einen schriftlichen Vermerk auf dem Wechſel 
erfolgt, in welchem der, auf den der Wechjel gezogen 
ift, erklärt, daß er die auf ihn gezogene Summe 
zur Berfallzeit auszahlen wolle; der Annahmever— 
merk; der angenommene Wechjel jeldit; Atzepta, 

l. Einnahmen; Afzeptilation, f. (d. i. accepti 
atio), Eintragung einer Schuld im Rehmungsbud) 
al3 einer bezahlten, ehe fie wirklich bezahlt iſt, alfo 
eig. ein Suteinlaffen; daher in der Theol. (nad) 


8 acciaccatura 


den Skotiſten): die freie Gnadenhufd Gottes im An— 
nehmen der durch Ehriitus dargebotenen Sibnung 
menjchlicher Sünde; Alzeption, f. (l. acceptio) 
die Annahme, Aufnabme; angenonmene Bedeu— 
tung eines Worts; afzeptieren (l. acceptäre, fr. 
accepter), annehmen, anerkennen, genehmigen; 
einen Wechſel afz., fich zur Zahlung desjelben 
durch eine jchriftl. Annahmeerklärung verbindlich 
machen; afzeptäbel, annehmbar; Akzeptänt, m. 
der Empfänger (bei jedem Vertraa, unter Pas 
eifzenten, fteirer Bromittent(f.d.),derandere 
Akzeptant); der Genchmiger eines auf ihn aus— 
geitellten Wechjel3; der Bezogene; Afzentation, 
f. (acceptatio cambii)die Annahme eines Wechjels 
— Atzept, T.d.; Atzeptations-Buch, Kfſpr. ein 
Buch, in welchem alle akzeptierten Wechſel verzeich— 
netwerden; Afzeptations-Zeit, die geſetzlicheFriſt, 
in welcher ein Wechſel vorgezeigt und angenommen 
werden muß; Akzeptations-Kredit, m. das Ver— 
trauen, das jemand dadurch entgegengebracht wird, 
das feine Wechjel ohne vorherige Deckung von einem 
andern angenommen werden; Akzept-Geſchäfte, 

1.Annahmevon Wechſeln gegen Vergütungals bes 
Tonderer@eicyftsgmeig; Akzeptibilitit, f.die An— 
nehmbarkeit, Atzeptuarium,nn das Schiffchen zum 
Weihrauch. 

Acciaccatüra, f. it. (v. acciaccare, quetſchen, ſpr. 
attſchak—) Tonk. Zuſammenklang od. Verſchmel— 
zung eines vorgeſchlagenen Tons mit dem folgen— 
den Hauptton; auch Hinzufügung eines Intervalls 
zu Akkorden, zur Verſtärkung der Harmonie. 

Hecidente, m.it. pr. attih—), pl. Mceidentt, etwas 
Burälliges, bei. Unfall, Unglück; »ceidenti mu- 
si.ali, it. (pr. attich—), Nebenton u. zufällige Bor- 
zeichnungen in einem Muſikſtück 

accident, n. engl. (ipr. äkßödent), Zufall, zufälliges 
Ereignis; Unfall, befonders Unfall beim Wettkampf. 

accipilres, accipifrinae, m. pl. f. \acciplter, der 
Habicht, d. i. eigentl. der Flügelſchneue, entipre- 
end einer indiſchen Zuſammenſetzung, in der die 
Begriffe ſchnell und Flügel enthalten find: gr 
ökypteros, v ar. okys, fchnell u. pterön, Feder, 
Flügel) eine Ordnung der Raubvögel, bei. das 
Falkengeſchlecht. 

accohrlienza, f. it. (pr. akkoljenza) guter od. ſchlech— 
ter Empfang; Kfſpr. die Annahme eines Wechſels. 

acechla m. [. ein Anwohner, Anſiedler, Beiſaſſe; 
Arrolät, n. nl. das Beiſaſſenrecht. 

Achäer, pl. (gr. Achaioi, (. Acha>i) ein altgriech. 
Volesſtamm, urſprüngl. in Theflalien, dann iiber 
einen groben Teil des Peloponnes verbreitet, bei 
Homer Geſamtname der Griechen überh. 

achalaundieren (pr. aſchalangd —) fr. (achalander; 
vgl. Chatand) Kunden anloden od. herbeizichen, in 
Kundſchaft bringen. 

Aduldar, ägypt. Seifenwurzel, beim Wafchen der 
Schafe vor der Schur angewandt. 

AUdhuriitie, f. gr. (acharistia) der Undank, die Un— 
dancbartkeit. 

Ach rze, fr., ſ. Charge. 

achurnieren (pr. ald—), fr. (acharner vd. l. caro, 
fr. chair, Fleisch, eig. ein Tier auf das Fleiſch hegen 
u. gierig machen) erbittern, erhitzen; acharniert, 
erbirtert, erpiht 2c.; Uharnement, nm. (ipr. 
aiharn'mang)die hitzige Begierde nach etwas, Gier, 
Erbitterung, Die, Wut; Kampfwut, Rampf- oder 

Aharya, ſ. Atſcharya. (Mordgier. 

Yichät, m. (vom gr. achätös) ein aus mehreren Ab— 
änderungen des Duarzes (Chalcedon, Karnevt ıc. 
zuſammengeſetztes Mineral, zu Schmuckſachen ge— 


Achroi 


braucht und nach der verſchiedenen Zeichnung 
„Bande, Moose Trimmer-Achat” ꝛc. ges 
nannt; achatiſieren, die Zarbenzeichnung des 
Achats geben, achatartig darſtellen. 

Achätes, m. gr. Name des Freundes und Kampf— 
genojjen des Aneas; daher überhaupt ein treuer 
Gefährte, Kampfgehilfe (fidus Achates). 

Achein, n. Abfall des Hanfes oder Flachſes beim 
Spinnen. 

ahemän, gr., Naturl. den chemifch wirkenden Teil 
der Lichtſtrahlen ſchwer od. gar nicht durchlaſſend; 
Achemanſie, f. die Eigenichaft eines Körpers, den 
chemiſch wirkenden Lichtitrahlen ſchwer oder gar 
nicht den Durchgang zu geitatten. 

acheminieren (pr. aſch ), fr. (acheminer, von 
chemin, Weg, |. d.) den Weg bahnen, einleiten, m 
Gang bringen; Acheminement, n. (pr. —mang) 
die Anbahnung, Einleitung. 

Uchernar, ſ. Akarnar. 

Achẽron, m. gr. (von achos, Leid, und rheo, rhö, 
fließe) Fabel der Trauerſtrom, ein Fluß in der 
Unterwelt, auch dieſe ſelbſt. 

Acheroyita, pl.ſar acheiropnfeta, v. dem vernein 
a-, cheir, die Hand, u. poiẽtos, gemacht) nicht vor: 
Menſchenhänden gemachte Bilder des Heilandez 
od. der heiligen Jungfrau, al$ deren Urheber mar 
Engel od. ſelige Geiſter anjah. 

ä cheval, j. unter cheval. 

Achia vd. Atſchla, f. auch Atſchiar, Aticher, 
(perj. ätschär, eig. gemiſcht) die jungen, mit Kotkos— 
nußeſſig u. Gewürzen eingemachten Sprofien de& 
Bambusrohrs u. anderer grünen Früchte im ſüd— 
fichen Aſien, China uſw al. Mixed pickles. 

Achilles vd Achill, m. (gr. Achilleüs) der Haupt 
held der Griechen vor Troja; ein Trugſchluß, der 
beweiſen foll, daß unter gewifjen Bedingungen der 
ſchnellfüßige Achtll die langſame Schildfröte nie 
einhofen fann: auch ein prächtiger ſurinamiſcher 
Schmetterling; Ayillea, f. od. Achilleukraut, die 
Schafgarbe (achilleı millefolium; vgl. Miller 
folium); Achiles-Ferſe, f. uneig. der vermund- 
barſte Teil eines Menichen, weil Achilfes bis auf 
die Ferſe unverwundbar war; Achilles-Sehne, die 
ſtärkſte Fußſehne, Stredjehne, von der Wade zur 
Ferſe herabgehend. Bi: \ 

Achlys, f. gr. (achlys, Nebel) die Finiternis; Heilk, 
nebelartiger Hornbantfled, ein anfangendes Ges 
al des Oberhäutcheng, welches die Hornhaut 

edeckt. 

Achne. k. gr. (eig. Schaum, leichte Flocke ꝛc., vgl. 
Y ne) in der Heilk. bei. für Scharpie, Linnenfaſern. 

Acholie, f. gr. (von chölos, Galle, und dem ver- 
neinenden a-) Gallenmangel, nicht-gallfüchtige Ge— 
— — — 

Acholdẽ, k. gr. eine der Harpyien (ſ. d.). 

ri m. meiſtens im pl. Achores, gr Kopfgrind, 
Mitchichorf (wahrſch. urſpr. achnör uud verwandt 
mit — — — —— 

dĩ, pl. ar. (ächrooi, von dem verneinenden 

— — Farbe) farbloſe, bleiche Menschen, Bleich⸗ 
füchtige: Achröa, f. gr. Bleichſucht, Achromaſi 
f. u. Achromatismus, ın. (von chröma, u. Farbe 
Farbenanfhebung, Vernichtung der Zarben durch 
Einwirkung der entgegengefegten Farben des pri 
matijchen F arbenvildes; Farbenreinheit; ach ru⸗ 
mitiſch, faͤrbenrein, ſchimmerfrei; achromatiſche 
Gläſer (3. B. in einem Fernrohr), die den Gegen— 
ftand ohne bunte Ränder und falſche Farben dar⸗ 
ſtellen; Yhromatopite, f. das Unvermögen, Jar 
ben zu unterſcheiden, völlige Farbenblindheit. 


achroniſch 


achroͤniſch, gr. (ä-chronos, vgl. Chronik) zeitlos, 
unzeitig; von Geſtirnen: der Sonne beim Auf u. 
Untergange gegenüberjtchend. 

aricülae, H pl. (l. acicüla) fleine Nadel, Verkl. v. 
acus, f. d.) die Stacheln und Dornen einiger Tiere 
und Pflanzen. 1 An 

acier, m. (ſpr. aßjeh) fr. (v. ml. aciare, aclarııım 
v. I. acies ferri, Schärfe des Eifens, härteres Eijen) 
Stahl; acier brut (fpr. —brüt), roher Stahl; a. 
eorroge (pr. —ſcheh) Gerbftahl; a. ferreux (pr. 
—röh), Stahl mit Eijenadem; a. fondu (ipr. 
—fongrüh), gegofiener Stahl, Gußſtahl; a. poule 
pr. —puhl), Zementftahl:a.raffing,veinerStahl; 
a.refile. Stahldraht; Acierage, k. (ſpr.aßjerahſch) 
galvaniſche Verſtählung geitochener Kupferplatten; 
Aeierie, £. (ſpr. abjerih) Stahlbereitung; Stahl— 
hütte. 

acies, f. l. die Spitze, Schärfe, Schneide; auch 
Schlachtordnung. 

acinacium, n. l. (von acina, Weinbeere), Lauer, ein 
Getränk aus Weinbeerhülſen u. Waſſer; acinüs 
(l. acinosus) od. aciniform, weinbeerförmig, z. B. 
Drüſen. 

Heincie, ſ. Akineſie. 

LAicipenſer, m. L. ein Fiſchgeſchlecht, wozu der Stör, 
der Sterlet, der Haufen uſw. gehört. 

A cond'tion. fr. (fpr. kongdißjong) auf Bedingung; 
eine Ware unter der Bedingung der Rückgabe an- 
nehmen, wenn jienichtverfauftwird,j.Kondition. 

Acoenonoetus, m. gr. (v. dem verneinenden a, von 
koinös gemeinfam, und nüs, nöos. Sinn, Geilt), 
ein Menſch ohne Gemeinfinn, ohne gefunden 
Menichenverftand. 

a conto, it., ſ. Konto, 

Acöpum, |. Akopon. 

a costi, it., |. unter Coſta. 

ä conp perdu, fr., |. unter Coup. 

& couvert, itr., |. Ruvert. 

aecanfes'ns conjugälis, m. nl. Rſpr. ehelicher 
Acquäſt, gemeinſchaftlicher Gutserwerb der Ehe- 
natten ? 

acquittieren (pr. aditt—), fr. (acquitter; v. quitte 
— quitt, f. d.) einen oder ſich —, von einer Sache 
losmachen, bei. fchuldfrei machen, den Empfang be- 
Ächeinigen; etwas abtragen, entrichten; im Billard: 
ſich ausſetzen; Acquit, n. (ſpr. adıh) Zahlung vd. 
Tilgung einer Schuld; Quittung, Empfangsichein; 
im Billard: der Ausjag; pour acquit, Kfipr. für 
pen Empfang, den Empfang bejcheinigt; erhalten; 
bezahlt; acquit à caution, (pr. kohßjoͤng) Ver— 
bürgſchein 

Acre, m. engl. (ſpr. ehk'r; = Acker; verwandt mit 
I. ager) Feldmaß in England und Nordamerika, 
ein Morgen Landes — 40,5 a. 

aerı», pl. (.(v. Adj. acer, ſpitz, Scharf) Scharfe Mittel; 
Acrifoſinm, n. eig. Spigbfatt, Stechbfatt, oder 
Aquifolium, n. d. i. eig. Waflerblatt (unr. auch 
Agrifolium), die Stehpalme, Hilfe (ilex aqui- 
folium),ein Strauch mit federartigen, ringsum mit 
Stechenden Dornen bejegten Blättern; Aerimunie, 
f. (1. acrimonta) Schärfe, Säure, bej. der Säfte; 
Acreté, f. fr. die Schärfe, das Herbe; die Bitter: 
keit, Anzüglichkeit. 

Hero—, — ro; 

aclum, l. (actus, a, um, Part. v. agdre, handeln, 
dun) getan, geichehen, verhandelt, bei gerichtlichen 
Verhandlungen gebräuchlich, mit Beifiigung der 
Zeit, in welcher eine gerichtliche Handhıma vors 
genonmen üt; »actum in sen fu, in consilo, 
geichehen im Rate; actum ut supra,(jo)geichehen, 


Adanjonia 9 


wie oben (gemeldet worden iſt), bei wiederholter 
Angabe des Schreibtages. 

actus, m., ſ. Aktus. 

aculcus, m.l.(vgl. acus) der Stachel; aculetfoͤrm, 
ſtachelförmig. 

Acumbire, m. ein altes ſpan. Weinmaß = 2,02 L 

A eunabülis, von der Wiege an. 

acus, f. I. die Nadel; acus magnetica, Magnete 
nadel; a pro"atoria Probier oder Prüfnadel; 
Arnpiktarn, ent. die Nadelſtickerei; Aklupuuttur, 
f.nl.ſacupunctũra, von acu pungere, mit der Nadel 
ſtechen, punctura, der Stich) der Nadelſtich, das 
Nadelſtechen, ein von den Chineſen und Japaneſen 
entlehntes Heilverfahren bei gewiſſen Krankheiten; 
akupunktieren, mit dem Nadelſtich behandeln, 

Henti, |. Aguti. [heilen. 

Aecyẽſis, ſ. Akyeſis. 

ad, fat. Vorw. zu, an, nad), gegen; in Zuſammen—⸗ 
jeß. verwandelt e8 das d gew. in den nachfolgenden 
Ronfonanten, lautet alſo vor, d,,,w,p,v,\,t: 
ac, af, ag, al, an, ap, ar, al, at, und entipricht dem 
deutschen: Hinzu—, an—, er—; vgl. 3. B. akkom— 
modieren, adhärieren, adjizieren, adınonteren, afs 
figieren, alludieren 2c.; mit ad eingeleitete Nedende 
arten, wie: ad absurdum, ad acta, ad arma, ad 
hoc, ad latus, ad rem ze. |. unter dein jedesmaligen 
Folgewort. 

adagio, it. (ſpr. adaͤdſcho; gew. fälſchl. adäſchjo ge— 
ſprochen; die Franz. ſprechen: ädadjſchio) Tonk. eig. 
mit Bequemlichkeit, daher mäßig, langſam, ſanft; 
als Subſt. Yd..gio, n. ein langſam u. ſanft zu ſpie— 
lendes Tonſtück: Adagietto, n. ein kurzes Adagio, 
ein wenigerlangſam zuſpielendes Tonſtück; ad gie 
assäl u.a. di molto, ſehr langſam; adagissimo 
(pr. —dichiſſ ) äußerſt langſam, aufs langſamſte. 

Adaginm, n. pl. Adagia, I. ein Sprichwort; Ad— 
agiaring, m. nl. ein Sprichwortjäger, Sprich— 
wörtler; Adagiologie, f. L.-gr. Sprichwörter. 
ſammlung, auch Lehre. 

Ad.ftion, f. I. (adactio, v. adigere) eig. das Hin— 
zubringen; die Anhaltung, Nötigung, der Zwang; 
adäctus, genötigt, gezwungen. 

aduftyliich, ar. (ogl. Daktylus) fingers od. zehenlos. 

Hdam, m. hebr. Name: der Mensch, Se einiger 
der Note (von der roten Ackererde) d. i. der Erde 
mann, der Erdgeborene (von Adämäh, die Erde); 
der alte Adam, d. i. der ſündhafte, ungebeſſerte 
Mensch, enta. der neue Adam, d. i. der durd 
Chriſtus entjindigte; adämiſche Erde, der Rück— 
jtand von verweiten Leichen, der Schlamm vor 
verfauften Stoffen im Waſſer; Mdamiärer oder 
Adam'ten, pl.Nadtläufer, Spottname ziveier ſehr 
verſchiedener Schwärmerſekten, im 2. u. 13. Jahr— 
hundert, deren ältere das Nacktgehen als Prüfung 
der Enthaltſamkeit empfahl, die ſpätere dagegen 
(nach ihrem Stifter Pikard auch Pikarden ge— 
nannt)Gemeinſchaft der Weiber predigte; Adams- 
apfel, der Paradiesapfel (Frucht der Citrus me- 
dica); der vorstehende Knorpel an der menschlichen 
Luftröhre;s Adanmsfeinenfaum — Pilang; 
Adamsholz, n., oder Adausknöchen, pl. hartes 
fojitles Holz aus Mtrachan, auc Sintflutholz ges 
nannt; Wdamsrudel = Yırcca. 

Adimas vd. Adamänt, m. gr. (eig. unbezwinglich) 
das härtejte Eifen, der Stahl, Diamant; adamane 
ten, Diamanten, ungerbrechlich, ſehr Feit. 

Adämonie, v. Ademonie, ſ. d. 

Adanſönia, f. (mach den franzöſ. Naturforſcher 
Adanſon benannt) eine Pflanzengattung, wozu 
der Affenbrotbaum (Adansonia digitata) ger 


30 Adapangia 


hört, der dickſte aller afrifan. Bäume, 8 bis IOm 
dief und meiſt 4m hoch. 

Hdavpannia, f. eine Art oſtindiſcher Seide. 

adadtieren, I.(ad-aptäre) anpafjen, anfügen, anbe- 
quemen; umbauen, neu einrichten; adaptäbel, nl. 
paplich, anwendbar; Ydaptabifität, £. die An— 
wendbarkeit, Pahlichkeit; Adaption, f. die An⸗ 
paflung, Anwendung. 

a>äquieren, !.(ad-aequäre)gleihmaden,abgleidhen, 
ebnen; adäqnät, angemefjen, volltommen entjpres 
hend, dedend; Adäquation, f. die Ausgleihung, 
Sleichjtellung, Anpaſſung. F 

Adär, m. hebr. der ſechſte Monat des bürgerlichen 
od. der zwölfte des kirchlichen Jahres der Juden, 
entſprechend dem Ende des Februar und Anfange 
des März. 

adärieren, l. (ad-aeräre, v. ad u. aes, Gen. aeris, 
Erz, Kupfer, Geld) in Geld anſchlagen od. verwan— 
deln, verfilbern; Adäration, f. Anſchlagung in od. 
zu Gelde, bei. der Lehndienſte. 

Adaͤrme, m. ipan.(v.arab.ad-dirhem, die Drachme) 
kleines Gold- u. Silbergewicht — 1,38. 

Adatais, f. fr. (ſpr. ädätäh) = Addafties, ſ. d. 

a dato, vom Tage (der Niederſchrift), ſ. Datum. 

Addan, m. arab. ein Flächenmaß der Araber. 

Addas, pl. ägyptiiche Bezeichnung für die Linſen. 


AHddatics, pl. (fr. adatais, adatis) baumwollene, 


mujjelinartige Zeuge aus Bengalen. 
eddezimieren, ml. Rſpr. bezehnten, den Zehnten 
nehmen. 

Addi, m. der vierte Monat des indifchen Sahres, 
ungefähr unjer Juli. 

addie, it. = adien. 

addieren, !. (addere; von ad u. dare, geben) hinzu- 
fügen, hinzurechnen, zufammenzäblen; anhäufen; 
add. addäatur, |. es werde binzugetan, od. man 
jeße hinzu! desgl. adde, ſetze zu! (auf Rezepten); 
add6nda, pl. Zuſätze, Na träge, Beilagen, An- 
Hänge; Addend, m. die Zahl, welche Hinzuzuzählen 
it; Addibilität, f. Vermehrbarkeit; Addita⸗ 
ment, n. I. (additamentum, pl. additamenta) ein 
Zujag, Anhang; eine Sugabe, Zulage (zur Bejol- 
dung); Yadttion, f. (l. additio) die Hinzufügung, 
Zuſammenzählung, das Zufammenzählen, Ber: 
mehrung; additionäl, ni, od. additione (fr. 
»ddäitionnell), nachträglich, zufäßlich, — ein Ad⸗ 
ditional-Geſetz; ein neues oder Ergänzungs— 
Geſetz; Additionell-Centime, f. (pr. ßangtihm') 
Zuſatz-Centime, die außerordentliche Erhöhung 
einer Steuer durch eine beſtimmte Anzahl nachge- 
forderter Prozente; additin, hinzuzählbar, was 
Hinzuzufügen ft; gehäuft,aufzurehnend; Größen. 
von Größen, die mit dem Additions-Reichen (+) 
verjehen find, entg. fubtraftiv; addita aetäte, 
l. im vorgerüdten Alter. 

sddizieren, I. (ad-dicere) gerichtlich zuerfennen, zu⸗ 
prechen, zueignen; Addiktion, addictio, f. Nipr. 

ie Anerkennung, Zuſprechung. 

addorſiert, I. mit dem Rücken —— aneinander 
gelehnt. 

addoſſieren, ſ. adoſſ. 

Kddubitation, f. fpätfat. (addubitatio, v. I. addu- 
bitäre) die Unzweifelung, Bezweifelung, da3 Be- 
denfen. 

addulzieren, nl. verfügen. 

sdduplieren, nl. verdoppeln. 

adduzieren, I. (ad-duc£re) herbeiführen, zuführen; 
anziehen; Adduktion, f. nl. Heilk das Anziehen 
eine3 Bliedes; Addufturen(musculi addnetores), 
änziehmusteln. 


Adeſpoton 


ade, im Mittelalter aus dem Altfranz. ins Deutſche 
eingedrungener Abſchiedsgruß — dem ſpäteren 
adieu, ſ. d. 

Adéeob, n. arab. (adeb, Regel, Geſetz) ein ägyptiſches 
Gewicht = Yg kg. 

Adebar, m. (von holländ. ooijevaar) der Storch (in 
der niederd. Sprache), d.i. eigentl. der Glückbringer 
od. Kinderbringer. ©, 

Adelantaͤdo, m. jpaı. (eig. ein Befürderter) ehem. 
Statthalter einer Provinz; jegt Ehrentitel einiger 
Ipan. Familien. 

Adelbonden, pl. (ſchwed. u. dän. bonde, Landbauer, 
altnord. bondi, ein Freiſaſſe) Erbfreiſaſſen, große 
freie Bauern in Holitein, vgl. Odelbonden. 

Adeling vder Edeling, m. (angelf. aedheling, alt 
yochd. adalinc) ein Adeliger, aus der höhern Klaſſe 
der Freien, im friefiichen, engliſchen und ſächſiſchen 
Recht des Mittelalters. | 

Adelopoͤden, pl. er. (v. Adelos, verftect, verborgen, 
und püs, &. podös, Fuß) ſcheinbar fußloje Tiere, 
Berborgenfüßler. 

Adelphie, £. gr. (von adelphös, Bruder) eig. Ver- 
brüderung; Bot. dad Verwachſen der Staubfäden 
miteinander; Adelphisnns, m. der Bruderbund, 
die Berbrüderung; Adelphiſten, pl. Berbrüderte, 
Ordensbrüder in Stalien. 

Ademonie, f. gr. (v.ademön, unluftig) die Unluſt, 
der Überdruß, die Niedergejchlagenpeit. 

à demi, ſ. demi. 

Adention od. ademtio, f. |. (von adimere, an ſich 
nehmen) Ripr. die Wegnahme, Entziehung; adem« 
tio bonörum, die Güterentzicehung; a. eivitätis, 
die Bürgerrecht3-Entziehung, Berweilung aus der 
Stadt; a. legatörum, die VBermädtnis - Ent» 
ziehung; a. libertätis, die Beraubung der Freie 

eit; ademtum legätum, ſ. unter legieren 1. 

Aden, m. ar., Drüſe; Mdenalgie, f. gr. (v. aden, 
Drüfe, n.älgos, Schmerz) Heil. der Drüfenichmerz, 
ſchmerzhafte Drüſengeſchwulſt; Adenemphraxis, 
f. Mdenitis, k. Drüſenentzün— 
dung; Adenogenẽſis, f. die Drüſenbildung; Mdes 
negranphie u. Adenologie, f. Drüjenbeichreibung 
oder Dririenlehre; Üdenviden, pl. drüjenähnliche 
Körper; Adenöm, n. Drüjengejchmulit: Adeno— 
ſtlexoöſis, f. Drüſenverhärtung; Adenotomie, f. 
die Drüſenzergliederung od. Drüſenzerſchneidung; 
Adenotrauma, n. Drüſenwunde; adenoſus, nl. 
adenös, die Drüſen betreffend. 

Adenos, m. (v. Adene od. Adana, einer Stadt in 
Kleinalien) die Seebaummolle, die feinſte Wolle 
aus der Levante. 

Adent, m. fr. (fpr. Addng; von fat. dens, Zahn) 
Verzahnung, Berzapfung. 

Adeodaͤt, (v. I. a Deo datus), männl. Name: von 
Gott — ee er gr. The ul rt. 
Wdephanie, f. gr. (v. Aden, zur Öenuge, u. phagein, 
un — — übermäßige Eßluſt, Heißhunger, Ge— 

fräßigkeit, Freßſucht. — 

Adeps, m. I. Schmer, Fett; a. cẽti, Walfiſchtran; 
a. sullis, Schweinefett. 

Adépt, ın. I. (adeptus, eig. wer etwas erreicht hat) 
ein angeblich in geheime Künfte Eingeweihter, ein 
Wundermann, Goldmader, der ſich rühmt, den 
Stein der Veilen gefunden zu haben; Adeption, 
f. (1. adeptio) die Erlangung, Erwerbung., 

Aderpoſaunne oder Aderpuſſade, f. volkstümliche 
Umdeutihung für: Arkebuſade, d. i. Wund⸗ 
waſſer (ſ. d.). 

Ades, m. gr. — r. Hades, ſ.d. 

Adeſpöton, n. gr., pl. Adeſpöta (von dem ver» 


à dessein 


neinenden a u. despötes, Herr), herrenlofes Gut; 
Rert von unbefanntem Urheber; adeſpotiſch, gr. 
nicht dejpotifch, bejchräntt (an Madıt). 


a dessein, fr. (ſpr. deffäng), abſichtlich, | 
‚im | 


‚ad6sse, it. (auS dem I. ad ipsum entft.) ſoglei 
Augenblick. 
adhalieren, F. (adhaläre) anhauchen. 


Adhäri, m. in Nubien ein Führer, den ſich der Rei- 


ſende aus den Bewohnern des Landes wählt, durch 


das feine Reiſe ihn führen ſoll, und der fiir alle | 
ReifebedürfnifjeSorge trägt, auch die Verteidigung | 


gegen Feinde und Räuber übernimmt. 
- sdhäriceren, l. (adhaerere)anhangen, anhaften, an» 
Heben; Neibung erzeugen, zur Erzeugung der Rei⸗ 


bung dienen;adhärterendes bessicht, Reibungs⸗ 


gewicht; Adharent (1. adhaerens) ein Anhänger; 
Adhärenz, f. ni. die Anhänglichkeit, der Anhang; 


Adhäſion, f. das Anhangen, anhasten, Anziehen; | 
Naturl. die Anhaftungsiraft, die Anziehung fi | 
berührender Körper gleichen od. verfgiedenen Age | 
gregatzuftandes; Klebrigkeit; Anat. krankhafte Ver⸗ 
wachſung von Körperteilen: (Schienen-Reibung; 
Rſpr. ein Rechtsmittel, welches der Berufung der | 


einen Partei von der andern entgenengeitellt und 
gleihlam angehängt wird; Adhäſſonsklage (ge- 
ſchiedener Eheleute), gegen Wiederverehelichung 


eines Teil3 oder Antrag auf Wiedervereinigung; | 


Aöhntionshakn, Reibungsbahn Raturd.); Adh.⸗ 


- Spefnzient, Reibungszahl, Neibungswert; Netz | 


bungsoerhältnis; Adh.-Gewicht, Neibungsges 


wicht; Adh.⸗Platten, Mietallplatten, die en dies | 


nen, die Adhäſion feiterörpernachzumeifen ;fiefind 
aus demjelben Metalle, von glei großer Fläche 


and genau aneinander abgeichliffen, an jeder iſt 


ein Hafen angebracht, damit man die obere an 


einen Wagebalfen hängen und an der unteren | 
i efeſtigen kann; Adh.-Rad, Triebrad; | 
adhã ſiv, anhaftend, klebend; Adhaſivp⸗-Pflaſter, 


Bewichte 
Klebepflaſter, Heftpflaſter. 


adheritieren, lefr. (vgl. heritieren) zum Erben ein⸗ | 


jegen; Adheritaͤnz, f. die Erbeinjegung. 


sdhibieren, I. (adhiböre, v. ad u. habäre, haben) | 


ändige; Adhibendum, n. die Akten, Beiaften; 


CR anwenden; zuziehen, 3. B. Sachver⸗ 
dhibende, pl. anzumendende Hilfsmittel; An— 


lagen, Adhibitioͤn, £.dieAnwendung, Benußung; | 


Anziehung. 
ad hoc, d.i. für dieſes, lediglich für den vorliegen— 
den Fall. 
adhorticeren, I. (adhortäri) ermahnen; Adhorta⸗ 


adhortatoria (epistö 
ichreiben (einer Behörde). 
adhue sub judice lis est, I. Spriv. der Streit ift 
noch nicht entfchieden. 


a di, it. Kiipr. an demjelben Tage, näml. einen | 


Wechſel zu bezahlen, auf Gicht, vgl. a vista. 
adiabatiſch, gr. (vgl. Diäbafis) ohne Zu- und Ab» 
führung von Wärme, wärmeerhaltend. 
adiagnoſtiſch, gr. (vgl. Diagnofis 2c.) Heilk. nicht 
oder ſchwer untericheinbar. 
Adidntum, n. l.gr. (gr. adianton) das Frauen— 
ar, Goldhaar, eine Pflanzengattung; Adianti— 
cen, eine Farnkrautgattung; Adiantit, Schiefer 
mit Farnkrautabdrücken. 
adiaphãn, gr. (von dem vern. a- u. diaphanes, 
durchſichtig) undurchfichtig. 
Mdiapkön, n. gr. (von dem vern. a- u. diäphönos, 
miktönend) ein unveritimmbares Tonwerkzeug, 


Adipal (voın I. adeps, Gen. a 





Aditi 


dem Pianoforte und der Orgel ähnlich, 1820 
von Schufter in Wien erfunden; Stimmgabel- 
Klavier. 
Adiaͤphöra, pl. gr. (von dem vern. o- u. diaphö- 
ro8, verjchieden; alfo eig. ununterjchieden; I. in- 
differentia) gleidygültige Dinge, fittliye Mittel- 
dinge, weder gut, noch böfe; im Firchl. Sinne: Ge- 
bräuche, die man ohne Gefahr übertreten darf; 
adiaphär, Adj. gleichgültig, imdifferent (f. d.); 
Adinphurte, f. Sleichgültigfeit, vgl. Indiffe— 
rentismus; Adiaphorift, m. ein Gleichgül— 
tiger (Indifferentiſth, Freigläubiger, Freigeiſt; 
daher adiaphoriſtiſch, 3. B. der adiapho— 
riſtiſche Streit, der ſeit 1549 in der proteſtanti— 
chen Kirche Sachſens 20 Jahre lang geführte Streit, 
ob Kultus und Zeremonien ——— Dinge 
(Adiaphora) wären; unweſentlich. 

Adiapneuſtĩe, f. gr. (ſ. Diapnoe und Pneuma) der 
Mangel an Hantausdünitung; vgl. Anidroſis. 
Adiarhle, f. ar. (von dem vern. a- u. Diarrhöe, 
— Heilk. die Verhinderung des Stuhlganges, 

erſtopfung. 
Adiaſtaſſe, f. gr. (vom vern. a- u. Diaſtäſis) un— 
mittelbare gäbe des göttlichen Wirken. 
adiathermãn vd. 3gez. athermän (aus dem ver. 
3 u. diatherman, ſ. d.), Naturl. undurchdringlich 
für Wärmeſtrahlen. 
adiathẽtiſch, ohne Krankheitsanlage. 
Adiautrepfſe, f. gr. Gleichmut, Feſtigkeit. 
Adicula, £. 1. (Verkl. von aedes, Haus, Tempeh) ein 
Häuschen, Kleiner Tempel, Brivatfapelle,eine Wand— 
biende od. Niſche, um Bildfäulen Hineinzujeßeit. 


11 


| adien?! fr. (ſpr. adjöh; entit. aus à Dieu sc. seyez, 


ſ. d.) Gott befohlen! lebe wohl! als Sachw. Adieu, 
n. der Abjchied, das Scheiben, 3. B. Adieufagen, 
Lebewohl jagen. 

adtfigieren, |. (aedificäre) erbauen, ein Gebäude 
aufführen; uneig. einen erbauen, aufrichten, be» 
ruhigen; Adififation, f. Erbauung. 

adinieren, I. (adigöre) nötigen, zwingen. 

Adtlis, od. verk. Adil, m. I. (aedilis; v. aedes, 
Haus, Tempel) ein Stadtbeamter ım alten Rom, 
dem die Aufficht über Bauten, Tempel 2c., Marft- 
und Straßenpolizei, Bollsbeluftigungen ꝛc. über- 
tragen war; neben zwei plebejiſchen wurden, ins» 
bej. für die öffentlichen Spiele (ludi Romani), zmei 
patrizifche (aediles curules) gewählt; Adilen 
heißen auch jest noch in manchen Städten: Bau» 

„neputierte des Rats. 3 

Adilität, f. !. (aedilitas) das Adilenamt. 


tion, f. die Ermaßnung; Aöhortatorium,n. od. | Adimain (pr. —mäng), Schaf aus Senegal. 
2) 


‚£.nl. ein Ermahnungs- | 


adimieren, Il. (adimöre) entziehen, wegnehmen. 

adimpflieren, | (ad-implere) —— vollenden. 

ipis, Fett), fettig; 
Adipide, pl. nl. fettige Produkte tieriſcher Stoffe; 
adipiert,geihmiert; adipos, fett, ihmierig: Adi⸗ 
poccra (v. cera, Wachs) oder fr. Adipocire (ipr- 
— Bihr’), Fettwachs, Leichenfett. 

Aoipfon,n. gr pl. Adipſa, Mittel gegen den Durſt; 
MHoipfie, f. gr. Durjtlofigieit, ein böfes Zeichen 
bei bigigen Krankheiten. 

adiräto, it. Tonk. zornig, mit erregtem Vortrag. 


adire, ((Präf. adeo) heran⸗, hinzugehen, antreten 


2c.; aditus, m. der Zugang, Zutritt, Eingang. 

a dirittura, it. ! dirigieren. 

Aditi, f. ind. Fab. (ſanskr. aditi, von Adi, der erite, 
Anfang) die Mutter der Götter; Aditjas, pl. 
(ſanskr. Aditja, die Sonne) die Söhne der vu 
zwölf Genien, Berfonifitationen der Sonne na 

hrem Stande in zwölf Monaten. 


12 Adituus 


Aditüus, m. I. (v.aedes, Tempel) der Tempelhüter, 
der Kirchner, Küſter. 

adjuzentod.adjuzierend, [.(adjäcens v ad-jacere, 
anliegen) anliegend, angrenzend, benachbart; Ad— 


jayent, m. ein Nachbar, Amvohner, Anlieger; | 


rerbeiiger, Uferbewohner. 


adjizieren, | (adjieöre) beifügen, hinzutun; nad) | 
bevingen; Adjeftion, f. (I. adjeetio) Nipr. die | 
Vermehrung, Zırlage zu dem gebotenen Gelde; WD= | 
jeftivum od. Adjektiv, n. ein Beiwort, Eigen- | 
Ichaftswort: adjective, adjektiviſch, beitvörtlich; | 
adjektive Farben, Beiz- od. Entwidelungsfarben, 


mitrelbare Farben. 

Adjoint, m. fr. (pr. adkhoäng) = Adjunkt, der 
Amtsgebilfe, bei. der Maires. 

adjournieren, rt. ajonrnieren, ſ. d. 


Adjourning, n. engl. (pr. ädkhörning) die Ver- | 


tagung des — Parlaments. 
adjudizieren, |. 


kennung bei. des Eigentums, Zuſchlag: Adjudi⸗ 
kations-Sentenz, Adjudikations-Beſcheid vd. 
Adjudikatoria, f. das Zuſchtagsurteil; Asjudi— 
kutions-Termin, m. der Zeitpunkt des gerichtlichen 


Zuſprechens; Zuſchlagstermin; adjudikatib, nlat. | 


zuerienmend. 


Adjument, n. I (adjumentum, f. adjuvieren) das | 


Hilfsmittel, der Beiſtand 


adjungieren, I. (adjungére) beigeben, beifügen, 
beſ. zum Gehiffen u. künftigen Nachfolger geben, | 


zuordnen, Adjünktum, n. das Angefügte, die An— 


lage, Beilage; Adjünktus od. Adjünkt, m. der | 


Gehilfe, Amtsgehilfe, Helfer, nameütlich im Lehr— 
oder Pfarramte; Adjunktür, f. nl. das Hilfsamt, 
Helferamt, die Nachfolge; Mijunftion, f. I. (ad- 
Junetio) die Beifüigung, Zujegung, Hinzufügung, 
Bereinigung. 


ten; adjurgium, n. Zanf, Hader. 


adjurieren, [. (adjuräre) beſchwören, d. i. 1) etwas | 


eidlich verjichern; 2) jemand initändig bitten; ad— 
jurabef, nl. eideswert, Adjuration, f. die Be— 
ſchwörung: Adjurätor, ım. der Eidjchwörer; ad— 


juratoriich, eidlich. 


adjuſtieren, ul. (adjustäre, ſ. juftieren), od. ajüt= | 


fiieren (pr. aſchüſt—), fr. (ajuster) in Nichtigkeit 
bringen, berichtigen (3. B. eine Rechnung); (einen 


Streit) ausgleihen, beilegen, ſchlichten; Münzen 


u. Sewichte) abgleichen, übereinſtimmend machen, 
eichen; Schußfertigmachen der Artilleriegeſchoſſe; 
ſich adjuſtieren, ſich zurechtmachen, ordentlich 


anziehen, anſchicken; adjuſtiertes Geld, fin Nols | 


len u. ähnt.) gepadtes Geld; adjuſtierte Ketten, 
Paß- oder Treibfetten, gedornte, gepaßte Ketten; 
Adjuſtierung, f. die Jurichtung. Ausrüſtung, der 
gehörige Anzug; Dienſtkleidung; Adjnſtieramut, 
n. das Eichamt; Adjuſtierbank, f. Muüͤnzw. Ab— 
gleihungsbant, eine Vorrichtung zum Ebnen der 
Münzſchienen; Adjuſtierſchraube, f. die Stell- 
jhraube an mathem. Werizeugen und Majchinen; 
Arjuitiermwmage, f. Minzm. eine Abgleichungs— 
wage; Adjũſtauge oder Ajüſtage, rn. (jpr. 
araititäry ) Die Gewichteichung, Münzechtigung, 
Münzgleichung; auchein Röhrenaufiag bei Spring» 
brummen; Ajüjtement, n. (pr. aſchüſt'mäng) die 
Zurichtung, das Anpafien, der Anzug, Buß; Kiipr. 
die Berichtigung, Ausgleihung des Aſſekuranz— 
Schadens; Ajüjtenr, m. (fpr. aſchüſtöhr) ein Ars 


(adjudieäre) gerichtlich zuerken— 

nen, zuiprechen; Adjudikatär, m. Erjteher feines | 
Grundſtücks) beim Zwangsverkauf; der Meijt- | 
bietende; Adjudikation, f. die richterfiche Auterz | 


adl&cri od. allécti. pl. 1. (v. ad-legere, a a 





adminijtrieren 


beiter, der mit der Feile den Minzen das rechte 
Gewicht gibt, Juſtierer. 


adjunieren, I. (adjuväre) beiftehen, unterſtützen; 


Adjuuänt, m. (I. adjuvans) ein Helfer, Gehilfe, 
beſ. Mufit-Sehilfe, auch Hilfstehrer; Adjüvans, 
(medicamentum) n., pl. Adjuvantia, Untevitiit- 
RE. Nebenmittel von geringerer Wirk— 
amfeit; Adjuvation, f. ııl. der Beiſtand, die Bei— 
hilfe, Unterſtützung, Adjatum, pl Adjãta oder 
Wjäten, (von adjutus, Hilfe) Beiyitfe, Zuſchuß, 
Zulage; Adjator, m. I. ein Helfer, Gebilfe, Bei- 
helfer; adjutöriſch, beihilflih; Adjutorium, n- 
I. ein Hilfsmittel; Adjutänt, ın. (v. I abjü- 
tans (von adjutäre,), injtarlfer, Breg'viter, ein 
H 1fguffizier, der dem Befehlshaber der Trup— 
pen zur Beſorgung des Bureaudienſtes oder 
zur Hilfe im ausübenden Dienite zugeteilt tft; 
Generuls und Slügeladjutanten ſind höhere 
Adjutanten, Generale und Stabsoffiziere, die dem 
oberiten Kriegsherrn beigegeben find; Adjutan— 
tür, £. nl. das Meldeamt. Berwaltamt; Yojutäs 
tor, m. = Adjutor; Adiutatorium, n. ni. das 
Schulterbein. 


adf-ednfieren, nl. (auf den Glauben hin, ſ. Kres 


dulität) eine Beſchuldigung eidlich ableugnen. 


Adlatus, m. I. (vgl. latus) Sehilfe, Beiſtand; Of 


ziere ad latus, in Ojterreich als Beirat, in Ruß— 
fand al3 Sehilfen (Pomoschtschnik) den komman— 
dierenden Generalen beigegeben, zuweilen aud) als 
Stellvertreter. 

Hinzugemwählte, Adlektion od. Milcktion, f. die 
Wahl, Werbung, Aufnahme. 


Wlenation, f. (. das Gejandtichaftsrecht, die Bei- 


gejellung der Abgeordneten der Kreiſe zu denen 
de3 deutichen Kaiſers im Mittelalter. 


Adlenimente, pl. l. lindernde Heilmittel. 
Adlervitriol, m. Zinkvitriol von Goslar. 
Adlidieren, I., od. allidieren, anitogen: Adliſion. 
adjurgieren, nl. (1. jurgare, zanfen) hadern, fchel- | 


f. das Anſtoßen, Anjchlagen; j. auch tour. 


adımafileren, ni (fr.amasser) aufhäufen, zur Maſſe 


bringen; Ahmaſſierung, f. AUnhäufung. 


admaturieren, ml. zur Reife bringen, zeitigen. 
Admination, f. nl. (vgl. Mination) Rſpr. Bedre- 


bung feine iymbolische Injurie). 


Adminikülum, n. [. (v. ad u. manus, die Hand) 


ein Hilfsmittel, pl. Adminiküla; adminiku— 

fieren (f. alminieuläre), unterjtugen, beijtehen; 

Adminikulãätor, m. in der fathol. Kirche der 
eijtliche Beanıte, der für Witwen und Waijen zu 
orgen hat. 


adıninijtrieren, [. (administräre; vgl. Minifter) 


verwalten, verwefen, leiten; für Rechnung eine 
Dritten ein Gejchäft leiten; austeilen, darreichen, 
ausſpenden; Adminiſtration, f. die Berwaltung 
und Verwaltungsbehörde; Führung eines Hanu— 
delsgeichäftes; bei. die Verwaltung ver Maſſe eines 
abfungsunfähigen Kaufmanns; Austeilung oder 
en der Gnadenmittel; adsiniftrattu, ver- 
mwaltend, im Verwaltungswege, von den VBerwaßs 
tungsbehörden ausgehend; adminiitrative Vers 
ſchickung, in Rußland die Verbannung ohne vor— 
herige gerichtliche Unterſuchung; Ayminiftratide 
uſtiz, f. die Entſcheidung jtreitigev Berwaltunggs 
A ohne Mitwirkung der gewöhnlichen Gerichte, 
Verwaltungsrechtspflege; A.-kollegium, n. Ber 
waltungsbehörde; Adminiſträtor, m. em Ver⸗ 
walter, Amts-Verweſer, Pfleger, Statthalter (3. B. 
eines Biſchofs), Vollzieher des legten Willens; 
Adminiftratorium, m. Verwaltungsbefehl, der. 


admirabel 


ſchriftliche Auftrag zur Verwaltung fremden Eigen 
tums; adminiſtrativ-kontentiöſe Suchen (aus 
fr. contentieux administratif), Rechtsfragen aus 
dem öffentlichen und Privatredht, die im Berwals 
tungsitreitverfahren zu erledigen und den Vers 
waltungsbehörden zugewieſen find, 3. B. Gewerbe- 
ſachen u. a. 
admirabel, ſ. admirieren. ß 
Admiral, m. (arab., entjt. mit Auslafjung des 
legten Wortes aus amir al ba hr od. amir ul-ma, 
da. Fürſt, Befehlshaber aufdem Meere; fr.amiral) 
der Flottenführer, Befehlshaber einer Flotte, Sees 
—— Naturbeſchr.ein ſchöner Tagſchmetter— 
ing; ein mit Zucker, Gewürznelken und Eiern aus 
warmem Rotwein bereitetes Getränk; Admiral— 
ftab, Generalſtab der Marine; Admiralſchnecke, 
k. eine Gattung von Kegelſchnecken oder Tuten; 
Admiralität, f. die Flottenbehörde, Seebehörde, 
die Berfammlung der Flottenführer; Admirali— 
tãts⸗Gericht, n. das Seegericht, der einer Admi— 
ralität oder einem Marineminijterium beigeord- 
nete Gerichtshof; A.⸗-Kollegium, n. die oberite 
Behörde iu Seeangelegenheiten; Admiralitäts- 
Portugaleſer, eine Hamburger Schaumünze 
{10 Duk.); Admiralſchaft, f. erwählte Anführer: 
Schaft unter mehreren Kauffahrteiichiffen, denen 
es an Bedeckung durch Kriegsichiffe fehlt; Admi— 
ralitäts-Police, eine Urkunde über den Abſchluß 
iner Admiralſchaft, ein Zein= oder Reinbrief; 
Admiraltuch, n. ein rotes, kaſchmirartiges, wol⸗ 
lenes Zeug. 
admirieren, l.(admirari) bewundern; ſpöttiſch auch: 
ſeltſam finden; admtväßel, I. (admirabilis, e) be— 
wundernswiürdig, jtaunensivert; Admirateur, m. 
fr. (ſpr. —töhr) ein Bewunderer, Aubeter; Ad— 
miratiön, f [. (admiratio) die Bewunderung. 
Admirante, ſ. Umirante. 
admiſzieren, I. (admiscere) beimiſchen. 
Admifſarins, m. I (v. admittere, ſ. admittieren) 
ein Ahnen, Beichäler. 
admitticren, |. (admittere) zulaflen, Zutritt ver- 
ſtatten, aufnehmen, gelten Inten, adınittätur, er 
darf augelal en werden; das Admittätur, n. ein 
Ichriftliches eugnis, dab jemand für tüchtig be— 
funden worden tjt, einen Orden zu erlangen, ein 
- Zulafiungsichein; admittitur,es wird zugelaſſen; 
das Admittitur, n. eine Amtsformel, welche die 
Erlaubnis A irgend einer Handlung gibt; Ad— 
miſſion, f. l. admissio) die Zulaſſung, der Zutritt 
(in der xöm. Kaiſerzeit = Audienz); die Aufnahme; 
Einſtrömung; Admiſſionsdampf, friiher Dampf, 
Zudampf; Admiſſionsſpannung, Zylinderſpan— 
nung, Dampfſpannung; admiffihel, nl. zuläſſig, 
an⸗ od. aufnehmbar; Admiſſibilität, f. die Zuͤ— 
laſſungs- od. Aufnahmsfähigkeit, Zuläſſigkeit. 
Admixtiõon, f, 1. (vgl. admiſzieren) die Beimiſchung, 
Beimengung. 
admodiieren, ml. (admodiäre), 1) (von modus, 
Maß: admodumredigere)ermäßigen,verringern; 
2) (fr. amodier, vom lat. modıus, Scheffel, weil 
der Eigentiimer einen beftimmten Anteil von dem 
geernteten Getreide erhielt) ein Grundſtück in Pacht 
geben, verpadhten; Admodiation, f. die Pachtung 
u. Berpachtung der Ländereien; Ydmodiäter, m. 
[. od Admodiateur (pr. —töyr), fr. (geiw. amo- 
diateur) Pächter und Verpächter eines Gutes. 
admonieren, I. (admonere) erinnern, ermahnen, 
verweilen, warnen; Yomonition,f.((.adınonitYo) 
die Erinnerung (an unterlajjene Bflichten), Mah— 
zung, Weiſung, Warnung, der Verweis; admo— 


adoptieren — 


nitiv, admonitärisch, ermahnend, warnend; Ads 
monito ium, n. Erinnerungsichreiben. 

Admortikation, f. nl. Übergabe von Grundftücden 
von der weltlichen Gerichtsbarkeit an die tote Hand 
(Kirche). 

adınodieren, I.(admovere) herzuführen, beibringen; 
Admotion, f. die Beifiigung. 

Adnuranmration, f. 1. das Zumurmeln. 

adnatay f. 1. (eig. die Ungebo”ze) Heilf. (erg. mem- 
brana) die Bindehaut des Auges. 

ad n»uscam usque (lat.), bis zum Efel. 

adnex — aunex, ſ. unter anneftieren. 

„Dirotieren vd. annotieren, |. (annntäre) ſanmer⸗ 
ten, aufjchreiben, aufzeichnen; Adnotaͤnda, pl. 
Anzumertendes, Bemerfenswertes; Adnotäta 
pl. Angemerktes, Anmerkungen; Adnotation, f. 
(l.annotatio) die Anmerkung, Aufzeichnung, Bore 


merkung, Einzeihnung; Adnotätor, m. der Aufs 


zeichner. 
sönubifieren.!.(adnubiläre)ummölten,verdunteln. 
adnuieren, |. annuieren. 

Udo, f. gr. die Scham; Adöa, pl. gr. (aidoia — l. 
pudenda, v. aidös, Scham), Die Schamteile; Adöo⸗ 
blennorhue, f. weißer Fluß (ſ. Blennorhöeß Aasie 
tis, f. Entzimdung der Schamteile; Adöolatrie, 
f. heidniſche göttliche Verehrung der Schamteile; 
Adöotomie, f. Zergliederung der Schamteile. 

Adoleſzent, m. I. Jüngling, unreifer Burſche, 
Srünichnabel; Adoleſzenz, f. I. (adolescent a} 
da3 Siinglingsalter, die Jugend; adoleſzieren, 
heranwachſen. 

Adolfsd'or, m. dtſch.fr. ein goldener Adolf, ein 
ichwed.-pommerijches Goldjtud — 10,50 M. 

Honda, f. gr. (Adonaia) die mit Adönis Ver—⸗ 
mählte (Beiname der Venus). 

Adonãĩ, m. hebr. mein Herr (eig. pl. meine Herren), 
nur in der Anrede an Gott itatt des nie aus— 
geſprochenen (Jahwe) gebraudit. 

Adönis od. Ydan, m. gr. Fabell. ein ſchöner Jüng— 
(ing u. Liebling der Venus; daher die Adöonien, 
pl. das Adonisfeſt, das in Borderafien, Agypten, 
Griechenland und Rom gefeiert wurde, und bei 
dem man an dent eriten Tage das Verſchwinden 
des Adonis beklagte, am zweiten mit Jubel jeine 
Wiederkunft feierte; es wurde hauptjächlich von 
Frauen begangen; ſich adontjleren (Tr. ’adoniser), 
ſich hübſch machen, pußen, ſchniegeln; Adoniſa— 
tion, f. das Putzen, Schmücken; Adonis, auch 
ein deutſcher Schmetterling von blauer Farbe (pa- 
pilio adönis); Adonisblume (adönis autumnäa- 
lis), das Yeuerröschen; Adonisgärten, bei den 
alten Griechen Treibhäufer oder mit Erde gefüillte 
flache Gefäße, worin leichtaufgehende Gewächſe 
gezogen wurden; adöniſcher Vers (versus ado- 
nfus), ein aus einem Dafıylus und einem Spon— 
dẽus oder Trochäus beitehender Vers (6 ton 
adona) im Mdonisliede (_u_o) 3 B. glück— 
liche Jugend; Adoniſeur, m. fr. ſpr. —öhr) 
od. Maonifutenr, mm. (jpr. - tür) ein Stutzer, 
Bierbenget; Adoniſatüre, £. (pr. — tür) Stuger- 
kleidung, Ziertracht. 

Adoniſt, m. fr. ein Kräuterſammler. 

adoptieren, I. (adoptäre, v. ad u. optäre, wün— 
ſchen, wählen) an Kindes Statt annehmen; überh. 
anerkennen, billigen, ic) ans od. zuteignen; Ado— 
ptätor, m. einer, der jemand an Kindes Gtatt an— 
nimmt; Adoption. f. (l. adoptio, zgez. aus adop- 
tatio)die Annahme an Kindes Statt; Adoptions— 
fogen (ſpr. — oſchen), pl. Schweiterlogen, Neben» 
logen der Freimaurer; adoptin (I. adoptivus, a, 


14 adorieren 


um), zum finde angenommen; durch Adoptioit 
erlangt od. angeeignet; Adoptinftnd, angenonts 
menes Kind; Adoptivvater, = Adoptator ꝛc.; 
Adoptiäner, eine chriſtliche Sekte im 8. Jahr— 
hundert, welche behauptete, Chriſtus ſei nach ſeiner 
Menſchheit nur ein angenommener (Adoptiv) 
Sohn Gottes. 

adorieren, [. (adoräre) anbeten, göttlich verehren, 
vergöttern, hufdigen; adoräbel, anbetungswür— 
dig; Mdoranten, pl. Unbetende, eine Partei der 
Sozinianer (j. d.), welche Chriſtus göttliche 
Verehrung zueriaunten; Adorateur, m. fr. (pr. 
—töhr), ein Anbeter, Liebhaber; Adoration, f. 
({. adoratio) Anbetung, Berebkrung, demütige Hul— 
digung; 3. B. der Fußkuß in der Audienz des 
Bapites. 

adornieren, l. (ad-ornäre) ſchmücken, zieren; Ad⸗ 
ornement, n. fr. ſſpt. —mang) Verzierung. 

Ados, ın. fr. (ſpr. adöh; von dos, Rüden, und der 
Kräpofition A) ein abhängig gegen die Sonne ges 
richtete Gartenbeet, Lehnbeet; adoſſieren (fr. 
adosser), mit dem Rüden anlehnen; abvachen, 
böjchen, abichrägen; Adoſſement, n. (pr. — mang) 
der Abhang, die Abdachung, Böſchung, Lehne. 

adoucieren (pr. adußieren, fr. adoucir, v. doux, 
jüß), verjüben, ſänftigen, mildern, (Metall) ge- 
ichmeidig machen, anlaſſen, gejchneidig machen, 
ausglühen, Eifenguß zur Heritellung von ſchmied— 
barem Gußeiſen entkohlen; bei Mal. (Farben) 
veriviichen, verdünnen, vertreiben; vgl. auch tem⸗ 
perieren; Adouciffage, f. fr. (ſpr. Adußißäſch') 
Verſüßung, Milderung, Verſchmelzung der Farben. 

Adpertinentien, |. Appert—. 

ad pias causas (lat.), auch ad pios usus, zu from⸗ 
men, wohltätigen Ziveden, zum beiten der Kicchen, 
Schulen, Armen uf. 

adplumbicren, |. applombieren. 

ndpr.... 1. appr— 

Adanieicenz, Adquiſita. |. Aka—. 

Adraméelech, m. (bebr. Name eines aſſyriſchen 
Abgotteo) bed. herrlicher König. 

gdramieren, ml. (adramire; nicht vom l. ramus, 
Zweig, ſondern vom altd. rama, Rand, Grenze, 
Säule, Stüße; rämen, zielen, trachten, ſtreben; 
paher: berahmen, anberahmen od. gew. an— 
beraumen), Rſpr. f. feſtſetzen, beſtätigen, ge— 
loben; Adramition, f. Beſtimmung, Befeſtigung, 
Beſtätigung. 

Adraſftẽa, f. gr. die Unentfliehbare, Beiname ber 
Nemejis; ein bekanntes Wert Herders. 

ad referendum (lat.), zur Berichteritattung. 

Adreſſe, f. fr.(w.ä = l.ad u. dresser, it. drizzare, 
dirizzare; l.gleidhjj.ad-directio,v. mlat.directiare, 
v. directus, Bart. v. dirigere, richten (engl. ad- 
dress); bed. 1) die Wohnungsangabe, Namenss 
angabe; Wohnort, Aufenthalt; Wohnung, Name; 
Aufichrift eines Briefes; Zahlungsort eines Wech— 
jelg; feierlihes Schreiben eines Geringern an einen 
Höhern, einer Korporation an die Staatsbehörde, 
des Parlaments od. der Eonjtitutionellen Kammern 
an den Regenten; eine Zufchrift, Vorstellung (Not- 
Adreſſe), Bittichrift, Dankichrift, Glückwunſchſchrei— 
ben; 2) das Geſchick oder die Gejchiclichkeit, Ges 
wandtbeit; per od. r. par adresse, durch Nach— 
weifung od. Beſorgung, durch Bermittelung, bei; 
adresse an besoin, ſ. Bejoin; Mdreijfalender, 
Adreßbuch, Wohnungs-Anzeiger; Adrer-Bu= 
reau od Adreßk-ſtomptoir. un jest meiſt Kontor, 
eine Nachweiſungsauſtalt fürStelleſuchende od. Per— 
fonalfuchende; Sreliuugsnadweis; Adreßhaus, 


Adular 


Leihhaus; Adreßkarte, Geſchäftskarte, Namen- 
karte; adreſſieren(fr. adresser), an jemand richten, 
überſchreiben, mit Aufſchrift verſehen, — 
hinweiſen, empfehlen; Adreffaͤnt, in. der Ausſteller 
eines Schriftſtücks, der Briefſchreiber, Briefſteller; 
ein Anweiſender od. Empfehlender; Adreijät, m. 
(fr. mit l. Endung) derjenige, an welchen ein Brief 
2. gerichtet (adreffiert) iit, der Empfänger, Ab— 
zehmer; ein re ie oder Empfohlener; 
Kfipr. die auf einem Wechfel genannte gr 
an welche der Inhaber desselben fich werden fol, 
wenn der Bezogene den Wechſel nit annimmt. 
Adreßrecht, in manchen Berfaffungen das Recht 
des Parlaments, der Regierung gegenüber eine 
Anerkennung, Billigung oder Mißbilligung aus— 
uſprechen (nicht in der Berfafjung des Deutſchen 
Reiches, wo eine Adreſſe nur auf bejonderen Antrag, 
der wie jeder andere Antrag zu behandeln tft, vom 
Reichstag an den Kaiſer gerichtet werden kann); 
Adreßdeputation, im deutichen Reichstage die 
Abordnung, die eine Adreffe überreicht, danach 
euch in andern Körperichaften; Adreßpartei, 
potitifche ungariiche Partei des ungariſchen Reichs⸗ 
tages von 1861, die in einer Adreſſe an den König 
die eine Wiederherjtellung der Verfaſſung von 
1848 bezweckenden Wünfche des Volkes ausdrücken 
und im Anſchluß daran verhandeln wollte. 
adrett, j.adroit. 

Marks od.Hadridn,l. (Hadriänus) männl. Name: 
eig. Mann aus Hadria (im alten Unteritalien). 
Adrianmennig, volkstüml. Umdeutſchung für: 
Agrimonia, }. d.; Adrianopelrot, n. Türfiic- 

tot, eine Krappfarbe. 

a drittura, j. Dirigieren. 

adrogieren, [. (ad- od. ar-rogäre, vgl. arrogieren- 
Rſpr. an Kindes Statt annehmen, vgl.adop- 
tieren; Adrogation, f. (I. adrogatio) die Au 
nahme jemandes, der nicht mehr unter väterlicer. 
Gewalt Steht, an Kindes Statt. 

adroit, fr. (pr. adrod, l. gleichf. ad directus, vgl. 
Adreite), auch adrett, geichict, gewandt, behend, 
gelenfig; abgerichtet, Ychlau. 

A droite, fr. (fpr. adrödtt) zur Nechten, rechts. 

Adſ ... ſ. AN... od. U... 

adseitum nomen, n. angenommener Name. 

adifrihieren, I. (adscribere) zuſchreiben, zueignen; 
adscriptus glöbae, m. ein Grumdhöriger, Leib— 
eigner, Erbuntertäniger, der zu einem bejtimmten 
Stüd Erde (gleba, d. i. Scholle) gehört und den Dit 
feines Aufenthaltes nicht verlafien darf; Adſkrip⸗ 
tion, l.adseriptio, f. die Zuſchreibung; Adſtrip⸗ 
tor, Mitunterjchreiber; adffriptin, beigejchrieben, 
überzählig. | 

Adſtaͤut, m. I. (Adstans v. adstäre, zur Geites, beir 
jtchen) ein Gehilfe, Beiltand, z. B. Hilfslehrer. 

adftipulieren, l.(adstipulari) beiſtimmen, beipflich⸗ 
ten, beitreten; Adſtipulation,f. die Beiſtimmung; 
Adſtipulãtor, m. ein Beiſtimmer. 

aditringieren, I. (adstringöre) zuſammenziehen, 
—— Adſtringens, n., pl. Adſtrinugentla. zu⸗ 
ammenziehende Arzueimittel; adſtriugent od. 
adſtringierend, zuͤſammenziehend, ſchließend; 
Adfſtriktion, f. die Bufompisunegunn: 

Hauch, pl. Aduchen = Andaude, Abzudt,f.d. 

Holfe, f. (ipan. adufe, m.,arab.ad-duff, die Trom- 
mel) eine Schellentrommel, Handpaufe; bei den 
Hebr. Toph, v. Luther durch Pauke überjegt. 

Adulmãr, m. edler Feldſpat, auch Mondſtein (fälſch— 
lich nach dem Bergrücken Adula am St. Gott-— 
hard Benannt, wo er nicht vorkommt). 


adulieren 


adulieren, I. (aduläri) jchmeicheln, nach dem Munde 
reden; Hdufation f. ({. adulatio) Schmeidelei; 
Üdulätor od. fr. Hönfatenr (pr. ädiilatöhr), m. 
ein Schmeichler; Adulatrice, f. jet. ädülatrihß) 
Schmeichlerin; adulatöriſch (1. adulatorius, a, 
um), ſchmeichleriſch, ſchmeicheind. 
Adulter, m. I. ein Ehebrecher; Adultera, 
Ehebrecherin; adulterieren (l. adulterare), ehe— 
brechen; verfälichen; Adulteratidn, f. (1. adul- 
teratio) die Berfälihung, Fälſchung bei. v. Mün— 
‚zen; Ydulterätor, m. ein Fälſcher, Falſchmünzer, 
Ripper; Mödnlterinm, n. der Ehebruch; adulte- 
rium duplex, doppelter Ehebruch, a. simplex, 
einfacher Ehebruch (je nachdem beide ſchuldige Per— 
jonen verehelicht find, oder nur eine derjelben). 
Adultus, m. l. Erwachiener, Mündiger; ſ. Ado— 
leszent. 
adumbriereun, I. (ad-umbräre; v.umbra, Schatten) 
abjchatten, entwerfen, in Umriſſen darstellen; aud) 
befchönigen; Mdumbration, f. die Abſchattung; 
der Schatterriß, Abrik, Entwurf; adumbrätim, 
I. im Umriß, ungefähr, ſtizzenhaft. 
Adunation, f. nl. (unus) Vereinigung, Verfamm:- 
lung. 
adunzieren, l. hafenfürmig krümmen. 
Adũrens, n., pl. Adurentia, I. (v. aduräre, an- 
brennen) Heilk. brennende Aß- od. Beizmittel, z. 2: 
jpaniiche Sliegen; aduft, entzündet, verjengt; ad— 
uitibel, entzimdbar, verbrennlih; aduſtiv, ſen— 
gend, brennend ;Ydnftion, f.(l.adustio) das Bren- 
nen, Beizen; Anbrennen, Entzünden. 
advantage, m. engl. (ſpr. ädwäntedſch), Vorteil, 
Vorzug, Borfprung (im Spiel, Tennis). 
aduchieren, I. (advehöre) herbeifihafien, zuführen: 
Advektion, f. Zuführung; Advektor. m Zuführer. 
adrenantod Al’avenant, fr. ipr.-ndng) nad) Ver— 
hälinis, den Umſtänden gemäß; angenchm, hübſch 
Adveént, m., I. adventus (v. advenire, ankommen) 
die Ankunft Chriſti (im Fleiſche); im älteren Sprach- 
gebraud): „Ehrilti Zukunft‘; die Adventszeit, 
Borbereitungszeit auf die Geburt Chriſti, die leß- 
ten vier Boden vor Weihnachten; Hönentsfonn- 
fag, einer der vierSonntage vor Weihnachten; ad« 
ventus spiritus sancti, Die Ausgießung des heis 
tigen Geiſtes; adventiv, hinzugekommen, Neben-, 
B. Adventivange od. Adventivknofpe, Fin- 
elauge oder oſpe, Adpentipwurzeln, Neben— 
wurzeln, Stecklingswurzeln; adventoriſch, die 
Ankunft betreffend. 
Adventitium, ml. das Hinzugekommene, Beiweſen. 
Adverbium, n. [., verk. Adverb, pl. Adverbia od. 
Adverbien, ein Umſtandswort; adverbiäl od. 
adverbiẽliſch, als Adverb auch adverbialiter, 
umſtandswörtlich, als Umſtandswort; das Ad— 
verbiale, die Umſtandsbeſtimmung; Adverbiale 
loch, Umſtandsb. des Ortes; A. tempöris, Um— 
ſtandsb. der Zeit; A. modi, Umſtandsb. der Art 
u. Reife; A. eausae, Umſtandsb. des Grundes. 
adversus, a, um, I. (v. ad-vertöre, hinkehren od. 
wenden) zu⸗ oder entgegengefehrt, entgegengefegt, 
widrig; adversa fortuna, der Unfal, das Mip- 
eihid; ex adverso, von der Gegenfeite; adverso 
umine, mit widrigem Winde, 5. h. unter Wider- 
mwärtigfeiten; Adverſarius, m. l., Adverſaire, 
fr. (ſpr. adwerßahr) ein Widerſacher, Gegner; Ad—⸗ 
verſarien (1. adversaria), pl. Schriften od. Bücher, 
die gleihlam vor den Augen aufgefchlagen liegen, 
Merk- od. Sammelbücher zum vorläufigen Ein- 
tragen defien, was nachher geordnet od. verarbeitet 
werden fol; adrerſieren (1. adversäri), wider— 


f. eine 


aequus 15 


entgegenſetzend; adverſative Konjunktionen, 
entgegenſeßende Bindewörter, z. DB. aber, doch, 
dennoch; — — Gegenſatz, beſchrän— 
kender Satz; Adverſative, keine Entgegenſetzung; 
Adverſität, f. 1. (adversitas) die Widerwärtigkeit, 
das Mißgeſchick, der Unfall. 

Advertance, f. (pr. —taͤngß) die Aufmerkſamkeit. 

Advertiſed, engl. (fpr. äddverteif’d) Schaßfammer- 
ſcheine in England, die zur Rückzahlung eingezogen 
werden. 

Advis, altfr. |. Avis. 


ftreben, N jein; adverſatfiv, ni. Sprachl. 


Hdvitslität, Advitalitium, nl. (v. l. vitälis, e, 


das Leben betreffend od. erhaltend) der lebens- 
längliche Gebraudy od. Genuß einer Sache. 

Advogatebauu — Abakade od. Persöa gra- 
tissıma. 

Honufät, m. I. (advocätus, eig. der Herzugerufene, 
zu Hilfe Gerufene, von advocäre, herbeirufen) ein 
Nechtsbeiitand, Sachwalter, Verteidiger, — 
cher (ſchweiz. Fürſprech), Rechtsanwalt, Anwalt; 
im Mittelalter: Bogt, Schirmvogt: ad vocatus del, 
Gottes-Anwalt, und a.diahöli, Teufele-Anmalt, 
heißen bei Heiligſprechungen in der fathol. Kirche 
die Anwälte der Barteien fir u. gegen die Kand— 
nifation; a.ecclesiae, der Sachwalter einer Kirche 
oder geijtlihen Stiftung, Kirhen-Schugherr oder 
-Schirmvogt; a. Asci — Fisfal, 1. d.; Advoka— 
ter od. —tie, f. nl. Schutzvogtei, Schutzgerechtig⸗ 
feit; Advokatizier, ehemalige Ripr.: pfleghafte 
Leute, d. i. die unter der Schirmherrſchaft des Lan— 
desherrn ſtanden; advokatöriſch. einem Anwalt 
entſprechend, verteidigend; Udvokatũr, f. die Kechts⸗ 
anwaltſchaft; adpozieren, Rechtshändel führen, 
andere vor Gericht vertreten, zu Recht dienen; Ad— 
vokatenbaum, volksetym Biſldungaus Abakäde, 
ſ. d. = Pers6a gratissima. 

aduolvieren (I. advolvere), heranmälzen. 

Ady, m. malaberiiher Fuß = 0,88 m. 

Hoynamie f. gr. (adynamia, vom vernein. a- u. 
dynamis, f.v.) ie Kraftloſigkeit z. B. infolge Blut- 
verluftes od. Fiebers, Schwäche; adynämiſch. 
kraftlos, unvermögend. 

Adyton, n.gr., od. l. Adhtum (d. i. eig. unzugäng⸗ 
lich, nicht zu betreten), in d. griech. Kirche: das mit 
Vorhängen verdedte Allerheiligite, Innerſte im 
Tempel, das nur der Prieſter betreten darf; ein 
Geheimplatz. 

Adzitatien, f. ni. (von ad u. citare, ſ. zitieren) die 
Hinzuladung zu einem Rechtsſtreit; adeitätus 
od. Adzitãt, m. der Hinzugeladene; adzitieren, 
binzuladen. 

aëd, gr. (aẽdẽs), efelhaft, widerwärtig. 

Aedituns, Aegide ꝛc., |. Ad. Ag. ꝛc. 

Aëdon, f. ar. die —— eigentl. in d. griech. 
Mythol. die Gemahlin des Polytechnos, die aus 
Unvorſichtigkeit ihren Sohn Itylos tötete und in 
eine Nachtigall verwandelt wurde. 

Aeipathle, kgr.(aeipätheia, v.aei, immer, u. pathos, 
ſ. d. beſtändiges Leiden, anhaltendes Kränkeln. 

Aequator, m. lat., ſ. unter Aquation. 

aequus, a, um, [. eben, gerade, gleich; billig; 
aequa lance, wit gleicher Wage, unparteiiſch; 
aequo animo, gleichmütig, mit Seelenruhe; ae=- 
qnum et bonum, recht und billig; ex aequ» et 
kono od. pro aequo et bono, nadı Billiakeit, der 
ne gemäß; Aequinoktium, |. m. u. unter 

qu.; aequivöca, pl.!.mehrdeutige Wörter, Zwei⸗ 
deutigfeiten, vgl. equivoque; generatio aequl- 
vooR, f. Urzeugung (Zeugung ohne Samen oder 


16 Hera 


Fruchtkeim, eine Annahme, die jet als irrig aufs 
gegeben iſt). € 
Hera, Aerarinm, |. Ar, 


aör, m. [. u. gr. die Luft; Akrät, n. ni. das tohlens | 


faure Wafjer; Aëration, f. die a. 


aeriförm, nl. luftartig, luftförmig; aëriſch, luf- | 
tig; aeriiieren, in Luft verwandeln; Aerobät, | 


m. gr. ein Luftwandler, Luftſpringer, Seittänger; 
Srübler und Schwindler (nach des Ariſtophanes 


Bezeichnung der Sophiſten); Akroboͤmbe, f. ein | 
Bombentuftball, ein Quftball mit daran befeitigter | 


Bombe; Mervduftor, m. Quftzuführer (ein bei 
der Beburtshilfe verwendetes St 

Dynamik, £. die Lehre von den Kräften der Luft; 
Aerograshie, f. die Luftbeſchreibung; Akrokli⸗ 
nujföp, m. eine Borrichtung für Sturmjignate, 


die zugleich die Beichaffenheit der Atmofphäre ans | 
turmzeichen; Merofeptuns | 
Auftverdiinner, die | 


gibt, Sturmivarner, 
ter u. Aerotanyiter, m. der 
Luftpumpe; Aẽërolithen, pl. Zuftiteine, aus der 
Luft berabgefallene Steine, f.v.w.Meteor-Stei- 


ne; Aërologĩe, f. die Quftlehre, die Wifienichaft | 
von den Eigenschaften der Luft (ihrer Miſchung, 


Bewegung und ihrem Gleichgewicht); Akroman- 


tie, f. die Quftdeutung, verädhtl. Luftwahrſagerei; 


Aeromehpanit, = Bneumatit; Meramel, n. 
=Manna; Heromedter, n. der Luftdichtigkeits— 


mefjer; Akrometrie, f. die Luftmeßkunſt, Luft⸗ 
meſſung; Yeronant, m. (pl. —en) ein Zuftichiffer; | 
Lufiſchiffkunft, Luftſchiffahrts— 


Heronantit, f. die 
lehre; AYeronhoßie, f. Luftſcheu, Schen vor der 


freien, zumal falten Luft; Akrophön, m. ein von | 
Edifon erfundenes Inſtrument, daS dem Tone | 
der menichtichen Sıimme die Fähigkeit qeben | 
fol, 6 bis 9 Kilometer weit zu jihallen; Yern- | 
orgel; Aërophör, m. Atemftarker, Quftbrunger, | 
eine Vorrichtüung, die e8 ermöglicht, auch in 
ſolcher Luft zn atmen, die fonft Vergiftung | 
oder Eritikung herbe führt, oder unter Waffer | 
auch eine Bentilationsvorridtung, | 
die mit Zeritäubung von Wafl-r verbinden it; | 
aerophoͤriſch, luftenthaltend; Mirsphhten, pl. | 
im der Xujt verbreitete Tieine Pflanzenkörper, 
Heronfan, Ziuazeua; | 


au armen; 


von Paſteur entdedt; 
Flieger, Drachenflieger, Gleitflieger, entweder 
Eindrder oder Zweideder; auch: Fallſchirm; 
Aeröjis, f. Luftentwickelung 


Windgeſchwulſt; Aëroſit, n. Silbererz, aus 
Siebenbürgen; Acroſtopie, f. Luftprüfung; 


Acroſtaͤt, m. od. akroſtatiſche Maſchine, Luft- | 
ballon, Luftichiff (vgl. Montgolfiere u. Char- | 


liere); aëroſtatiſche Verſuche, Verſuche in der 


Luftſchwebetunſt; akroſtatiſche Lampen, Lam | 
pen, bei denen der Leuchtſtoff durch Luftdruck, wel⸗ 


cher vermittelſt einer Vorrichtung geregelt werden 


kann, zum Brenner getrieben wird; aëroſtatiſche 
| affamieren, fr. aushungern; affamiert, fr. (affame) 


Briffe, ein Apparat, vermitteljt dejjen durch Luft— 
verdiinnung Stoffe extrahiert werden, Quftprejie; 


Kerojtation, f. das Schweben in der Luft, Luft-⸗ 
teile; Mersftationift, m. Luftſchiffer; Akroſtier, 
m. fr. (jpr. --itjeh) Luftſchiffer, eine 1794 in Frank⸗ 


reich gebildete militärische Auftichifferabteilung, 
Bediener eine Luftichiffes, um die Stellung der 
Zeinde zu erfunden; Aërotherapie, f. ein Deil- 
verfahren, bei dem bejtimmte Luft eingeatmet 
werden muß; Atmungskur; Aërotönon, n. gr. ein 
Windbogen, Windgeſchoß, deſſen Pfeile durch die 
Gewalt der Luft abgeſchoſſen werden. 

aere, ſ. unter ae8, N 

aerugo, f. I. Kupferroft, Grünfpan; aerugo no- 


trument); Meros | 


im förper, | 





Affelt 


bilis, der edle Roft (Batina), welchen die Bronze 
durch Oxydierung der Oberfläche erſt nach längerer 


| Re annimmt: aruginieren, nl. Grünſpan an— 
e 


Ben; Kupfer oder Bronze mit ſcheinbar alter 
Grünfpanlage (Patina) überziehen. 

aes, ©. aeris, n. I. Erz, Geld; antike, aus Kupfer 
und Binn hergeftellte Bronze; aes alienum (fremt- 
des Geld), Schulden; aere perennius, l. dauertt- 
der al3 Erz (Hor.. od. Ill 30). 

aeschlus, f. I. die Roßfaftanie; Aſtulin, n. ein in 
der Rinde der Roßkaſtanie aufgefundener eigen» 
tümlicher Stoff, Schillferitoff. 

aestuarium,.n. L. 1. jeichter Meerbufen, meerbufen- 
artige ee großer Ströme (Gegenſatz zu 
Delta); 2. Heilf. ein Schwißfajten. 

aetas, f. I. das Alter, Menjchenalter; aetas logi- 
tima, das gejegliche Alter für einen beſtimmken 

wed; a. puhertatis, das Alter der Mannbar- 
eit, die Miindigfeit; a. pupilläiris. das Mündel— 
alter, die Dlinderjährigkeit; a. virTlixs, das mänıt- 
liche Alter; auf Grabinſchriften: aetatis suae, (it 
dem u. dem Sahre) feines Alters. 

aetérnus, a, um, [. ewig; ab aeterno, von Ewig— 
feit ber; in aeternum, auf ewig, in Eiig’eit; 
äternieren (aeternäre), veremwigen; Atermität, 
f. (aeternitas) Ewigfeit; Üternat, n. ewige Dauer; 
eiferner Heeresbeitand. 

aether, ſ. Ather. 

aethiops, ſ. At h—. 

Aethüsa, f. gr. (v. aithõö, brennen, eig. die Glän— 
zende) ein giftiges Pflanzengeſchlecht, Gleiße, 3. B. 
die Hunds-Peterſilie. | 

Aitites od. Metit, m. gr. (v. aötös, m. Adler) der 
Adleritein, die Eifenniere; Meta, n. gr. (adtoma)} 
Bauf, der Giebel. 

affäbel, I. (affabilis, v. affäri, anveden) umgänglich, 
freundlich, leutſelig; affähile, it. Tonf. freundlich, 
angenehm; Affabilität, f. l. (affabilitas) die Um- 
gänglichkeit, Zeutjeligfeit, Herablaſſung. 

Affasılatian, f. nt. (vgl. Fabel) die 
Nutzanwendung einer Tadel. 

affadieren, fr. (affadir, vgl. Fade) abgeſchmackt od. 
albern machen, anwidern. 78 $ 

affniblieren (ipr. ai wie ä), fr. (affaiblir, v. faible, 
ſchwach) ſchwächen, entkräften; affaibliert, ge 
ſchwächt; Affaibliſſement, n. (pr. —mäng) die 
Schwächung, Abnahme an Kräften. 

Affaire, f. fr. (pr. ai wie ä; entit. aus à faire, zu 
tun) die Angelegenheit, das Geſchäft, der Handel, 
die Streitſache; die Begebenheit, der Vorfall; das 
Treffen, Gefecht; affaire d’am»ur (pr. damühr), 
ein Liebeshandel, eine Liebesgeſchichte, Liebelei; 
a. de coeur (fpr. d'köhr), eine Herzensangelegen- 

eit; a. d’ho"nenr (fpr. donnöhr), Ehrenjade, 
— affairiert(fr.afaire)fetn, bejchäftigt 
jein, den Geichäftigen jpielen. 


oral oder 


ausgehungert, heißhungrig. 

Affanaͤto, it. (Tonk.) wehmütig. 
Affanien, pl. I. (affaniae) Poſſen, unnütze Dinge, 
— Geſchwätz. | u 
affatomieren od. affatimieren, ml. (affatimire, 
wahrſch. deutſchen Urſprungs) mittel® Hand» 
anlegens in Beſitz nehmen, ehem. Ripr. eine 
iyinbofifche Umarmung bei der Eigentumsüber— 
tragung oder Erbeinfegung; Affatomie, f. dieſe 

Erwerbgart od. «Form. — F 
Aifekt, m. l. (affectus von afficere, ſ. affizieren) 

eine Gemütsbemwegung, Aufregung od. Erregtheit; 

Aufmwallung; Seidenfdaft; mit Affekt, ſowohl mit 


affeltieren 


Wärme, Feuer, ald mit Rührung, Innigkeit; afs 
fektuös (jpätlat. affectuosus, fr. affectueux), voll 
Neigung, liebevoll; Affektuoſität, f. nl. liebevolle 
Neigung, Leidenſchaftlichteit; Affektion, f. (1. af- 
fectio) od. Aifizierung, überh. Erregung u. Ver— 
änderung des Körper- od. Beijteszujtandes; Heilf. 
jeder Eindrud auf den Körper, bet eine franfhafte 
Reizung; gew. Gemütsſtimmung, insbeſ. Neigung, 
Anhänglichkeit, Gewogenheit, Gunjt, Wohlwollen; 
etwas ın Affektion nehmen, e8 lieb aewinnen, 
an ihm hängen; Affektions⸗ reis od.⸗Wert, m. 
(l. pretium affectionis) der Preis od. Wert, den 
man aus befonderer Borliebe einer Sache beilegt; 
Riebhaberwert; affeftioniert, nl. (fr. affectionne) 
wohlmollend, wohlgeneigt, gewogen, zugetan; 
affeftivn, das Gemüt betreffend. 
affektieren, I. (affectäre, wonach trachten, haſchen, 
r. affecter) etwas erkünſteln, vorgeben, zur Schau 
tragen; ſich zieren, jtellen; affektiert, geziert, ge— 
ihraubt, zum. zimperlid; A ffektation, f. od. ein 
affektiertes Weſen, ein erzwungenes, gefuchtes, 
erkünſteltes, Be Betragen, die Biererei. 
affektuös 2c., j. Affekt. ! 
ettu6so od. con affetto, it. (vgl. affektuös) Tonk. 
rührend, herzbewegend, leidenschaftlid, mit Wärme, 
affettuosissimo ı. affettuosissamente, jehr ge- 
fühlvoll. 
Afféterie, f. fr. (ſpr. —t'rih) Ziererei. 
affibulieren, nl. (affibulãre, v. I. fibüla, Schnalle) 
anheften, anſchnallen; Affibulation, f. das An— 
ſchnallen. 
affichieren (pr. —ſchieren) fr.afficher, vgl. fichieren) 
anheften, ankleben, aushängen od. anſchlagen (eine 
Bekanntmachung); uneig. etwas zur Schau ſtellen, 
damit prahlen; Stiche, £. (ſpr.affiſch') ein Unfchlag, 
Anſchlagzettel, Plakat; eine Kundmachung; Af— 
ficheur, m. (ſpr. —ſchöhr) ein Der 
Affidät, m. mi. (affıdätus, v. afidäre, verfichern, 
fich zu etwas verpflichten, v. l. fides, Treue) ein Be- 
‚ lehnter, Lehnsmann; Affidation, f. gegenjeitige 
Berpflihtung, Vertrag; Affidavit, n. ml., aud) 
eng . (pr. äffivehmit; dh. Perfektum v. mittellat. 
affidare) eine eidliche Ausſage od. Verſicherung, 
beſ. über eine Schiffsladung; Beſcheinigung an 
Eides Statt. 
affigieren, I. (affigere) anheften, anſchlagen, aus— 
hängen; affigendum, anzuſchlagen; af zum, n., 
pl. Affen, etwas Angeheftetes, eine Anfügung, 
ein Anhängjel; Spradl. ein Buchftaben- od. Sil- 
benanhang, eine Wortverlängerung; auch = Af- 
jiche, Anhefteblatt; Ripr. etwas Angebautes, Niet- 
u. Nagelfeites; affixio et refixio, f. die Anhef⸗ 
tung und Abnahme. 
aifiliieren, mi. affiliäre, von filius, Sohn) an 
indes Statt annehmen, al3 Mitglied eines Ordens 
(Klofters)anfehen u. feiner Rechte teilhaftigmachen, 
aufnehmen; affiltierte Loge (bei Freimaurern), 
eine Zoge, die ſich einer größeren anſchließt; affi= 
kiierte Geſellſchaften, verſchwiſterte Vereine, 
welche unter gemeinjchaftl. Zeitung ſtehen; Affili— 
ation, f. die Annahme an Kindes Statt; Aufnahme 
ineinenOrden; Aifiliations=-Briefod. Urkunde, 
Urkunde über die Annahme an Kindes Statt. 
affingieren, I. (affingere; vgl. fingieren) andichten, 
fälſchlich zufchreiben od. beilegen. 
affinieren, fr. (affiner, v. fin, fein) verfeinern, rei- 
nigen, läutern, beſ. das Silber; vorſchleudern (inder 
Buderjiederei), drahtziehen; Affinage, f. r. n. (jpr. 
— naͤhſchꝰ) Reinigung od. Läuterung, bef. der edle⸗ 
zen Erze, des Zuders 2c.; Affinerie, f. dasſ. ſJ. auch 
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Au. 


à fonds perdu 17 


Raffinerie, der Läuterungsort, Treibherd; Roll— 
draht, beſ. Eiſendraht in Rollen; Affinieranſtalt, 
f. Scheideanſtalt; Affinier-Waſſer, Ätzwaſſer. 
affinis, m. I. Schwager, Verwandter durch Heirat; 
affiniert, Seeliger, durch Schwägerjchaft ver» 
wandt; Affinität, f. (I. affinitas) die Verſchwäge— 
rung od. Schwägerfchaft, zufällige Berwandtichaft 
(entg. Kognation); Wahlverwandtichaft, Ahnlich— 
feit; Scheidef. die ee nr che= 


mifche Anziehung, Wahlverwandtichaft; Parallel» 
Richtung. 

Affiquet, n. fr. (fpr. —feh) Stricknadelbehälter, 
Strickhöschen. 


affirmieren, l. (afürmäre; vgl. N bejahen, be» 
fräftigen, behaupten; affirmändo, zugebend, zuge— 
geben; Affirmation, f. (affırmatio) dieBejahung, 

ehauptung; affirmatin, ni. bejahend, beziehungs- 
weile; Affirmative, f. die bejahende Meinung. 
affixio, Affixum, |. affigieren. 

affizieren, I. (afticere) Eindruck machen, treffen, er- 
regen, bewegen; angreifen, ergreifen, rühren, be- 
trüben; affiziert, angegriffen, gereizt, erregt, be- 
teoffen; affizierbar, 1.-dtjh. reizbar, empfindlich; 
Aifizterung, j. Affektion. ö 

aifligieren, I. (afiligere) niederjchlagen, betrüben, 
befiimmern, kränken; Affliktion, f. die Betrübnis, 
Niedergeſchlagenheit, Trübjal, Not; der Gram, 
Kummer, das Herzeleid; afiligeant, fr. (pr. affli— 
iehdng) betrübend; afflitto, it. betrübt, kummer— 
voll; con affliziöne, it. Tonk. mit Wehmut. 

affluieren, I. (afflusre) zufliegen, zujtrömen; Af— 
fluent, m. Zufluß, Nebenfluß, Zubringer; Affluenz, 
f. (I. affuentia) der Zufluß, berttuß; Affluͤr, 
m. u. Affluxion. f. das Zuſtrömen, Anſtrömen. 

Affodil, ſ. Aſphodelos. 

Afformation f. nl. (v. 1. ad u. formare, bilden) 
Andildung, in der hebr. Spradhl. die Bildung der 
Berfonenformen de3 Zeitworts duch Anhängung 
der abgefürzten Fürwörter: Afformatibe. 

Afirdtement, n. (jpr. —mäng) fr. (v. fret = Fracht) 
die Schiffsfracht, Schiffsmiete, das Mietgeld; Affre— 
ter, m. fr. (fpr. —töhr) Schiffsbefrachter. 

affretländo, affretöse, it. (v. fretta, Eile (Tonf. 
eilend vorzutragen, bejchlennigt. 

affreux, fr. (pr. affröh) od. affrös (vom altfr. afre, 
neufr. affre, Schreden, n. dies vielleicht vom alt= 
hochd. eivar, eibar, ſcharf, herbe) abjcheulich, häß— 
lich, ſchrecklich. 

affriandieren (pr. affriangd—), fr. affriander, von 
friand) näfchig maden, verwöhnen. 

affriolieven, fr. (affrioler) Herbeiziehen, anloden, 
füdern, reizen. 

Affront, m. fr. (fpr. affröng; von front, Stirn) der 
Trotz; Schimpf, Verhöhnung, Beleidigung; Af— 
Irensente. f. die Unverjchämtheit; freche Be— 
himpfung; affroentieren (fr. affronter), jemand 
die Stirne bieten, trogen, ihn befchimpfen. 

affrös, ſ. affreur. 

affünde! 1. (von affundere, hinzugießen) auf Ro- 
zepten: gieß darauf! Affuſion, £. nl. der Aufguß, 


Zuguß. 
Affüt, m. (ſpr. affiih) fr. (affüt, dv. l. fustis, Knüttel, 


tod) der Schaft eines Schießgewehrs; das Geſtell 
einer Kanone — Lafette; affütieren (fr. affüter) 
auf die Lafette jegen, zum Schuß richten (ein Ge— 
ſchütz) aufprogen; affütiert jein, in Bereitichaft 
od. verjehen fein, bei der Hand haben; Affütage, 
f. r. n. (fpr. —taͤhſch) Krgſpr. Stellbehör des Ger 
Ihüßes, die Aufproßung. 
à fonds perdn, j. Fond. 


18 a forfait 


à forfait, j. forfait. 

Afpi, f.(ein fogenanntes Buchſtabenwort, vgl. Agfa), 
d. 1. Metiengejellichaft für Hhotographifche Indu— 
jtrie (Dresden). 

Africus (ventus), m. I. der Südweſtwind. 

after-dinner, engl. (fpr. aftör-dinnör) nad) Tiſch, 
die Erholungszeit unmittelbar nad) der Haupt» 
mablzeit. 

Aga vd. Agha, m. türk. (aghä, eig. Haupt, Ober- 

ſter) bei den Türken ein Herr, Auffeher, Befehls— 
haber; 3. B. Janitſcharen-Aga, ein Janit- 
Icharen-Hauptmann od. Führer; Siglar aa, 
ein Mädchen-Auffeher; Aga-Babi-Sendet 
(d. i. des Tors der Glückſeligkeit), Oberaufjeher 
der Odalisfen. 

agacieren (pr. agallieren), fr. (agacer, v. althochd. 
hazjan, hegen) buhlerijch anlocken, reizen, heraus— 
fordern; agagant, fr. (jpr. agaßang) herausfor- 
dernd, lockend; Agacerie, f. Öpe —jferth) buhle- 

„tiche Lockungen, verlichte Neckerei, Anreiz. 

Agagropilä, pl. ar.=l. (vom gr. aigagros, Gemſe, 
und I. pila, Ball) Gemfenfugeln, Steinkugeln in 
Gemſen- u. Ziegenmagen = Bezoar. 

Agalaktie od. Agalazie, f. gr. (vom vernein. a- u. 
gala, Milch) Heilf. die Milchlofigkeit, dev Milch- 

_ mangel in Mutterbrijten. 

Agalik, n. türk. AuffichtSbezirk, innerhalb deifen 
ein Aga fein Amt ausübt. 

Agallochum, n., auch Agallocheholz genannt, eine 
Art des Adlerholzes, wegen feines angenehmen 
Geruches im Morgenlande ein bedeutender Luxus— 
artikel, bei uns zu Fächern u. ähnl. verarbeitet. 

Agalına, n. gr. Bild, Schmud, befonders im Tem- 
pel; Agalmatolith, m. gr. derBildftein, chineſiſche 
Speditein = PBagodit. 

Agameémnon, gr. männl. Name: der fehr Beharr- 
liche, Standhafte, Name des Königs von Myfene, 
der die Griechen vor Troja führte. 

Agami, |. Trompete, 

Agamie, f. gr. (v. vernein. a- u. gamein, heiraten) 
Shelofigfeit; Bot. — Kryptogamie; agamifch, 
ehelos; auch = Fryptogamijd; Agamiſt, m. 
ein Ehelojer, Hageſtolz. 

Aganippe, f. gr. eine Quelle auf dem Mufenberge 
Delifon, die durch den Hufichlag des Pegaſus ent- 
Itand; Aganippiden, pl. Beiname der Mufen. 

Agapaͤnthus, n. ge. m. gr. (von agäpe, Liebe, u. 
anthos, n. Blume) die Schmudlilie, eine Pflanzen- 
gattung; insbeſ. eine Art derjelben mit ſchönen 
großen Blütendolden (agapanthus umbellätus). 

Agaͤpen, pl. gr. (agäpai v. agäpe, f. Liebe, Liebes- 
bezeigung) Liebesimahle od. religiöfe Mahlzeiten in 
der erjten hriftl. Kirche zur Bezeigung der alfge- 
meinen Bruderliebe, Agapdtus, m. u. gapete, f. 
gr. Namen: der, die Geliebte; Agapeten, pl. aud) 
eine Sekte frommer Jungfrauen im 4. $ahrhundert. 

Agar-Agar, n. aud) Zeylon- od. Jaffnamoos ge- 
nannt, eine Algenart, die zu ung aus Oſtindien in 
getrocknetem Zuftande gebracht u. al3 Nahrungs- 
mittel uſw. verwendet wird. 

Agaricus, m. ıl. (v. gr. agarikön) der Blätterpilz, 
eine Gattung Schwämme, wozu eßbare u. giftige 
Pilze gehören, 3.8. der eßbare Staiferling, Barafol- 
Ihwamm, Champignon und der giftige Fliegen— 
ſchwamm (ag. muscarfus); Agaricia, f. Blätter- 
foralle, 

Agaſch,. |. Agatſch. 

Agaſtraires, pl. gr.-fr. (ſpr. —ſtrährs) Infuſions— 
tierchen. 

Agaͤthe, gr. (von agathös, gut) weibl. Name, bed. 


agglomerieren 


die Gute, Gütige; Agathon, gr. männl. Name: der 
Gute; Agathodämen, m. der gute Geiſt (Genius), 
dem die Griechen bei der Mahlzeit eine Weinſpende 
darbrachten; Agaͤthökles, m. Name: der in gu— 
tem Rufe Stehende; Agathologie, f. ein Teil der 
Ethik, der von den Gütern handelt, Lehre vom 
böchiten Gute, 

Agathoͤſsma, f. Duftraute, eine zu den Rutazeen, 
d. i. Rautengewächſen, gehörige en 
pflanze, die im Kalthaufe gezogen wird. 

Agati-Baſchi, m. per. der Oberhofmeifter. 

ae od. Agaſch, n. türk. eine türkische Meile; 
vgl. Berri. | 


à gauche, linf3, f. gauche. | 

Agävus, m. gr. (v. agauös, edel, ruhmvoll) männl. 
Name: der Edle, Berühmte; Agäve, f. weibl. 
Name: die Edle, Berühmte; auch die Pracht-Aloe, 
eine der Aloe ähnl. Pflanze in Amerika; Agabe— 
fofer, der Kuba- od. Aloehanf, der von der Yanf- 
aloe (Fourcroya od. Agave cubensis) in Kuba, 
Brafilien, Mexiko gewonnen ivird. 

Apamwät,n. türk. Würde, eines Aga — Agalik, f.d. 

age, fr. (ſpr. äſch, gem. ajche), eine franz. Endung, 
die in der Bolfsfprache häufig auch deutichen Wör- 
tern angehängt wird, 3.8. Stellage (Geftel), Leckage 
(Led an einem Schiffe), Tafelage (Tauwerk an 
Schiffen), Kleidage (Kleidung) ufw. Ä 

Agénde, £. (v. l. pl. agenda, eig. die vorzunehmen- 
den Handlungen, von agere, handeln) das Altar- 
oder Kirhen-Dandbuch, die er: : das 
Formelbuch in der proteftant. Kirche; Kfipr. = 
Agenda, Merkbuch, Taſchenbuch; Preisliſte; 
Agens od. asens, n. I. die wirkende Kraft oder 
Urſache; Treibmittel; Mgentien, pl. (L. agentia) 
wirkende Mittel, bef. in der Scheide; Agent, m. 
nl. ein Gejchäftsführer, Gejchäftsträger; Bermitt- 
ler; Vertreter; Makler; agent de chanze, fr. 
(pr. aſching d'ſchangſch') ein Wechjelmäfler; arent 
provocateur, m. fr. (jpr. aſchaͤng prowokatöhr), 
bezahfter Unruheftifter, Wühler, Aufwiegler, Lock— 
jpitel; Agentũr, f. od. Agentichaft, das Ant, 
Geſchäft, auch die Geſchäftswöhnung eines Agenten; 
Agenturen-Konto (vgl. Konto), Buch vd. Be- 
trag für Beftreitung der Agenturen. 

Ageneſĩe, f. gr. (vom vernein. a- u. genesis, Zeu— 
ung) weiblide Unfruchtbarkeit; unvollitändige 
mbryonalbildungen von förperlichen Organen. 

Agenouilloir, m. N (ſpr. Aſchenujocihr) Kniepolſter. 

Agent, ſ. unter Agende. 

ager, m. l. Acker, Feld; a. decimänus od. decu- 
manus, Behntader; a. parochiälis, Pfarrader. 

Ageratum, n. l. Zeberbalfam, eine Sierpflanze des 
Feldes und des Kalthaufes. 

Ageraſie, f. gr. (v. dem vernein. a- u. gerän, altern) 
das Nichtaltern, die Altersfriſche. 

Agfa, f. (ein jogenanntes Buchitabenwort, wie man 
diefe Wörter nad) Dungerd Vorgang nennen fann; 
ſolche Wörter find aus den Anfangsbuchjtaben der 
Zitel- oder Firmenwörter zufammengezogen), d. i. 
Aktien-Geſellſchaft fiir Anilinfarben (Berlin). 

aggerieven, I. (aggeräre, dv. agger, Haufen, Damm 
2c.) an= od. aufhäufen; Aggeration, f. die Anhäu- 
fung, das Angehäufte; aggerätim, haufenweife. 

Anneition, f. I. (aggestio, v. aggerere) herbeitra- 
gen), die Anhäufung. k 

aggiustatamönte, it. (pr. adſchuſt ¶) Tonf. pünkt⸗ 
lich, jehr genau, ordentlich. 

agalomerieren, I. (agglomeräre; vgl. Glomus) 
ballen, zufammenballen; auch — Agglo⸗ 
meration, f. nl. die Aufwickelung, das Zuſam— 


agglutinieren 


wmenballen; äußerliche Anhäufung; Agglomerät, 
n. das Zujammengeballte. 

agalutinieren, l. (agglutinäre; vgl. Gluten) an— 
leimen, äußerlich verbinden; Agglutinantia, pl. 
anleimende, Schnell verbindende Heilmittel, Klebe— 
mittel; Agalutinatien, f. nl. die Verklebung 
derWundlefzen durch Blut und &ymphe; Anfügung 
von außen her; Zufammenballung, auch: Fällung; 
Sprach. loſe Anfügung der Bildungselemente an 
Die Wurzel des Wortes (entg. Flexion); daher 
agglutinierende Sprachen, ſolche, in denen die 
Bildung durch Aggl. vor ſich geht, 3. B. die kau— 
kaſiſchen. | 

aggrandieren od. anrandieren(ipr.agrangdieren), 
fr. (agrandir, von grand, gro) vergrößern, erwei— 
tern; fic) bereichern; Aggranudiſſement, n. (pr. 
Agrangdiſſ'mäng) die Vergrößerung. 

angratiieren, ml. (aggratiäre, vd. gratia) begna- 
digen; das jus aggratiändi, das Begnadigungs- 
recht; Aggratiation, f. die Begnadigung; aggra- 
tiatio publica, Begnadigung von feiten des Herr— 
ſchers bei erfreulichen Yandesbegebenpeiten. 

apgradieren, |. (aggraväre; vgl. gravieren) be- 
ſchweren, verjchlimmern, vergrößern; Aggrava— 
tion, f. die Erſchwerung od. Erhöhung, Steigerung 
(der Schuld wie der Strafe). 

aggredieren, l. (aggr&di) angreifen, anfallen; Ag— 
greſſion, f. (1. aggressio) der Angriff; aggreſſib, 
nl. angriffsweije, feindjelig; Aggréſſor, m. I. der 
Angreifer od. angreifende Zeil. 

aggregieren, |. (aggregäre, v. grex, Herde, Schar) 
in einen Verein aufnehmen, zugejellen; verjam- 
meln, zu einer Mafje vereinigen; aggregiert, zu > 
gejellt, beigegeben, zugemwiefen; bisw. auch über— 

ählig; aggregierte Offiziere, nicht etatsmäßige 
., die auf Anwartſchaft den wirklichen Offizieren 
beigefellt find, ohne noch dem Regimente einver- 
leibt zu fein; Aggregãt, n. nl. die Anhäufung, 
Erideinung; Recent. die Summe; Bgk. Bereini- 
gung verjchiedener Mineralien zu einem Ganzen; 
Aggregatform, Aggregatzustand, Erſcheinungs— 
uſtand, Naturl. die Art der Verbindung u. Ver— 
— der Teile, nach welcher die Körper in 
ſtarr(feſt) flüſſig u. luftförmig unterſchieden 
werden; Aggregation, f. die Anhäufung. 
aggreieren, It: (agréer) zulaſſen, bejtätigen—=agre- 
ren .d. 

Aggreſſion, Aggreſſor, |. aggredieren. 

aggruppieren, it. ſammeln, anhäufen. 

Agha, |. Aga., 

Aghirlit, n. türf. (v. aghir, ſchwer, Eoftbar) Hof- 
gejichenfe, die ein Paſcha macht, wenn er eine tür- 
fiihe Prinzeſſin heiratet. 

agiatamento, it.({pr. adjegat—) gemächlich, bequem. 

"igibe, f. gr. (aigis) der Schild des Jupiter u. der 

„Minerva; Schuß, Schirm. 

Agidius, männl. Name: der Schübende. 

agil, I. (agtlis, e, von agere, bewegen 2c.) beiveg- 
lich, behend, flinf, getwandt, gelenkig; Agilität, f. 
(agilitas) Gewandtheit, Behendigfeit, Gelenkigkeit; 
con agilitä, it. (jpr. adſchilitaͤſ Tonf. mit Leich— 

„tigfeit, Hurtig. 

Agilops, m. gr. (aigilops, d. i. eig. Ziegenauge) 
Bit ein Augenwinkelgeſchwür; Bot. Wald oder 
Bindhafer, eine Grasart. 

Ügineten, pl. Kunſtſpr. altgriechiſche Marmorbil— 
der (aus der Zeit der Perſerkriege), von der Inſel 
Ägina ſtammend, jetzt in Münden (Glyptothek) 
Giebeljfulpturen des Athene (Aphaia-) iempels; 
äginetiſche Kunſt, die Kunſt diefer Zeit. 


agnoſzieren 19 


Agio, n. it. (ſpr. gi wie dſch, im Ital. gew. aggio, 
entw. von aggiungere, hinzufügen, fr. ajouter, 
daher ehem. auch agiot gejchr., alto Zulage; oder 
aus agio, fr. aise, Bequemlichkeit, Annehmlichkeit, 
in abgeleiteter Bedeutung: Vorteil) das Aufgeld, 
der Aufichlag, der Mehrbetrag des Kursmwertes 
über den Nominalwert einer Münzſorte, eines 
Wechſels oder Wertpapieres; sopra agio, über— 
gewöhnliches Aufgeld; Disagio, Abichlag; Agio— 
Konto, n. Rechnung über Gewinn od. Verluſt aus 
dem Umſatz von Wechjeln und Münzforten; agio— 
tieren (pr. aſchiot—, fr. agioter), Agiotage trei- 
ben; Agiotage, f. r. n. (jpr. tahi’) das Börſen— 
jpiel mit Aufgeld, überh. der auf Steigen u. Fallen 
der Wertpapiere, Aktien 2c. berechneteDandel (engl. 
stock-jobbery); Agioteur, m.(fpr.—töhr) der ge- 
werbsmäßige Börjenjpieler (engl. stock-jobber). 

Aniojfop, n. qr. (von skopein, ſpähen, ſchauen) 
älterer Apparat zur Erzeugung von Nebelbildern 

„jeher wirfungsvoller Urt. 

Agir od. Ager, m. altnordd. Tabell. der Gott des 
Meeres. 

agieren, I. (agere) Handeln, wirken, ſich gebärden; 
jpielen, darjtellen als Schaufpieler; gegen jemand 
agieren, auch: ihn gerichtlich) belangen, vgl. 
Attion. 

agitieren, l. (agitäre) tätig betreiben, fördern; auf- 
regen, bei. in politiſchem Sinne: aufwiegeln, wüh— 
fen, hegen; agitiert, bewegt; agitäbel, beweg— 
lich; fraglid; Agitäkel, n. nl. (agitaculum) ein 
Stäbchen oder eine Keule zum Umrühren bei che- 
mijchen oder Arzenei-Bereitungen; Agitation, f. 
(l.agitatio) fubj. die Bewegung, Wallung; Unruhe; 
obj. die Aufreizung, Anftachelung, Wühlerei; das 
Schüren, Heben; Agitätor, m. der Betreiber, 
Börderer, Borfämpfer einer Sache; auch der Auf- 
wiegler, Anjtacheler, Heer, Wühler; agitatarifch, 
aufreizend; agitäta res, £. I. eine oft bejprochene 
od. behandelte Sache; abgetane Sache; agitato, it. 
(jpr. adjehitdto) od. com agitazione (jpr. adſchit —) 
Tonk. unruhig, bewegt. 

Agläja, f. gr. Fabell. (eig. Glanz, Schmud) eine der 
Grazien; Sternf. ein Ajteroid, 1857 von Luther 
entdedt. 

Agloſſie u. Agloſſoſtomie, f. Mangel der Zunge, 
Zungenloſigkeit. 

Aglution, Aglutition, f. grel. Unvermögen zu 
ſchlucken. 


agmen,.n. |. Heerzug. 

Agnät, m. !. (agnätus) ein Verwandter männlicher: 
jeit3, Schtwertmagen im ſächſ. Recht (vgl. Kognat); 
Annation, f. (l. agnatio) ſolche Berwandtfchaft; 
agnätiſch, von männlicher Seite verwandt. 

Agnelins, pl. fr. (pr. anjeläng; vom I. agnus, 
Lamm, Yämmerfelle, 

Agnes, weibl. Name (fr. Agnes, v. gr. hagnös, &) 
die Keuſche, Reine. 

Agni, m. ind. Fab. (ſanskr. agni, Feuer) der Gott 
des Feuers. 

Agnition, j. agnofzieren. 

Yinanoeten, pl. gr. (v. a-gnoein, nicht erkennen) Un- 
wiſſende, Beiname einer chrijtl. Sekte im 4. Jahr— 


— welche die Allwiſſenheit Chriſti leugnete; 


lanoſſe, f. Unkunde, Unwiſſenheit. 
Agnõmen, nml. ein Beiname, Zuname; Agnomina— 
tion, f.l.(agnominatio)f. Ann —. (. a. Kognonien.) 
aguoſzieren, J. (agnoscere) anerkennen, für richtig 
erkennen, 3. B. eine Urkunde, Unterſchrift 2c.; 
Agnitidn, f. l. (agnitio) die Anerkennung; Agui— 
toria, f. Anerkenntnisurteil. 
2* 


20 agnus Dei 


agnus Dei, gew. n. r. m. I. Lamm Gottes, eine 
enennung Jeſu (Joh. 1,29); ein geweihtes Stück 
Wachs, wie eineSchaumiünze, auf deſſen einer Seite 
das Bild des Lammes mit der Siegedfahne und auf 
der andern ein Heiliger ausgedrückt ift, Andachts— 
bildchen; ein lat. &ebet bei der kathol. Meſſe mit 
dem Anfange der Worte im Joh. 1,36; agnus pa- 
schälis, das Oſterlamm. 

Anögif, f. gr. Lehre von der Tonfolge (Tont.). 

Agolethron, n., r. Ügolethros, gr. (aigölethros, 
m.) Ziegentod, ein den Ziegen tödlicheg Kraut (aza- 
lea pontica, oder ranunculus flammula). 

Agometer, n. gr., auch Rheoſtaͤt, m. Naturl. eine 
Vorrichtung, um durch Einjchaltung von Draht- 
itüden den Leitungswiderſtand in Scließungs- 
bogen einer galvaniichen Kette zu verändern n. zu 
mejjen. 

Agön, pl. Agönen, m. gr. Preiswettkampf bei den 
griech. Spielen; Anonifk, m. gr. (agonistes, von 
agon, Wettfampf) ein Kämpfer in den griech. Spie- 
len; Agoniſtaͤrch, m. ein Kampf-Auffeher oder 
Vorſteher; Agonlſtit, f. die Kampfkunde, Kampf- 
kunſt; agoniſtiſch, kämpfend, ringend; Agonothet, 
m. (agonothetes) der Kampfordner, Kampfrichter; 
Saonographie, f. die Kampfbefchreibung. 

— . gr. die gedachte Linie, welche die Orte ver- 

indet, die feine Deklination (ſ. d.) der Magnet» 
nadel haben, an denen alfo die Magnetnadel genau 
nad) Norden, zeigt, vgl. iſogoniſche Linien. 

Hnonie, f. 3 (agonia, Kampf u. Not) der Tode3- 
fampf, die Todesangſt; Seelenangit; agoniſieren 
od. in agöne (I.) fein, in den legten Zügen liegen, 
mit dem Tode ringen; ächzen; Ugonizzanten, 
pl. it. (Agonizzanti) Brüder vom guten Tode, ein 
neuerer, urjpr. ſpaniſcher Mönd3orden. 5 
gophonie, f. gr. (v. aix, ©. aigös, Biege, u. phöne, 
Stimme) Heilf. die Ziegenftimme, der krankhafte 
Mederton; Ag-ophthaͤlmos, m. d.i. Ziegenauge, 
eine Abart des Chalcedong, ſ. d; Agopodium, n. 
gr. Geißfuß, ein Kraut. 

Agdraͤ, f. gr. (v. ageirein, verfammeln) der Ber- 
jammlungsort des Volks; dann der Markt; Ago— 
randım,m.(agoranömos) ein Marftmeilter, Marft- 
aufſeher. 

Agraͤffe, f. fr. (v. althd. chräpfo, mhochd. kräpfe, 
Krapfen f. Haken, Klammer, Türangel) Bauk. eine 
Klammer, ein Greifhaken; ein Zierat an dem 
Schluſſe eines Bogens, Fenſterrahmens ꝛc.; weibl. 
Putz: eine Spange, Hakenſpange, z. B. am Hals— 
tuche; eine Hutſchleife, Hutſpange der Offiziere; 
auch ein wundärztliches Inſtrument zum Zuſam— 
menhalten der Ränder einer Wunde nach Ope— 

Agrammatiſt, m. gr. Ungelehrter. [rationen. 

agrandieren, j. aggrandieren. 

Sigrapbie, f. gr. (v. ägraphos, ungeſchrieben) die 

njähigfeit zufchreiben (bei gemwifjen Erkrankungen 
de3 Gehirn?). \ 
agräriſch, l. (agrarius, a, um, dv. ager, Uder) Ader 
u. bei. AUderverteilung betreffend; landwirtichaft- 
ich; — de Geſetze (I. agrariae leges), im 
alten Kom Adergefege, welche eine gleiche Ver- 
teilung alle Ländereien und einzelne Yusteilung 
gewifier Grundſtücke betrafen; jebt: Geſetze, die 
eine Berbefjerung der landwirtſchaftlichen Lage 
herbeiführen lafjen; Agrarier, pl. eine neuerlich 
in Deutſchland entitandene politifche Partei, die 
den Schug der Landwirtihaft gegenüber dem 
Kapital und Handel vertritt; Landwirtler; Agra— 
rium,n.das Hufengeld ; Ygrar:Pfandbrieie, pl. 
ländlihe Pfandbriefe. | 


Agromanie 


Agrapiädos, pl. eine ſpaniſche polit. Wartet im 
19. Jahrh., die gegen die Bourbonen auftrat. 

agr6ahle, fr. angenehm. 

agreieren, fr. (agreer, dv. gre, Willen, Belieben, — 
I. gratum) genehmigen, bejtätigen, zulaffen; eine 
Schuldverfchreibung als richtig anertennen; An- 
wartſchaft geben; agredbel (fr. agr&able), ange- 
nehm, anmutig; Agrement, n. (fpr. agremang) 
Genehmigung ;Annehmlichkeit; Vergnügen, Zierde, 
Putz; bei. pl. Agrements, fleine Zieraten, Schön- 
heitSmittelchen; Tonk. Vorſchläge, Triller ꝛc.; 
Agréage, f.r.n. (fpr. — cihſch') das Mäkelgeld, der 
Mäklerlohn = Courtage. 

Ugrergographie, f. gr. (agrös, Acker, ergon, Ar» 

„beit) Bejchreibung der Adergerätichaften. 

ägrefsieren, I. (aegrescöre) frank werden, kränkeln, 


verfüimmern. 
agreit, I. (agrestis, e, v. ager, Ader) ländlich, bäue— 
riſch, grob. 


Ugreft, m. it. (agr&sto, dv. agro, fauer, l. acer, acris). 

auerjaft, Traubenmus, ein aus unreifen Weine 

trauben gepreßter Saft, der zu Ejiig, Limonade 
u. a. verwandt wird. 

Agricöla, m. I. Adermann, Landbauer, agris 
oͤliſch, den Aderbau betreffend; Agritultür, f. 
(1. agricultüra)ber Acerbau Sandwirtihuft: Agri⸗ 
kultur⸗Chemie, f. der Inbegriff derjenigen Leh— 
ren der Chemie (j.d.), welche den Ackerbau angehen; 
Agrikultur⸗Syſtem, |. phyſiokratiſches Sy- 
ſtem; Agrikulturiften, pl. in England diejenige 
Partei, welche daS Gedeihen de3 Landbaus vor 
dem Kunſtfleiß und Handel begünftigt; Agrikul— 
turftaaten, Staaten, in denen ——— Acker⸗ 
bau getrieben wird und die Induſtrie hinter der 
Landwirtſchaftzurückſteht, ſo daß Getreide, Vieh u. a. 
ausgeführt werden können. 

Agri decumätes, I. pl. (v. lat. decem, zehn) die 
Zehntlande, ein Teil de3 alten Deutichland, der 
zwiichen Donau und Rhein, im Vorlande des Ober- 
rheins, gelegen und von den Römern im 1. Sahrh. 
n. Chr. befegt und durch Kaifer Domitian durch, 
einen Bfahlgraben (limes) bis über den Nedar hin— 
aus von Germanien abgefjperrt wurde. 

Agriholz, n. echtes Schwarzes Ebenholz, aus Oft» 
indien kommend (Öattung Dattelpflaume). 

Agrimenjören, pl. 1. (agrimensores) Feldmeſſer 
die Schriftiteller der Römer iiber Landesteilung 
u. Adergrenzen. 

Agriminift, m. fr. (agriministe, vgl. Agreement 
unt. agreieren) Kleinputzmacher, Bojamentier. 
Agrimonia, f. I. Odermennig, eine Pflanzengat- 

tung aus der Familie der Rofazeen, vgl. Adrian— 

„mennig. 

Agrimonie, f. l. Summer, Mißmut. 

Agrionla, pl. (v. Agriõnios, Beiname des Bacchus) 
ein altgriech. Bacchusfeſt, wobei Rätſel aufge— 
geben wurden; daher Agrionien, pl. eine Rätjel> 
ſammlung. 

Agriophaͤg, m. ar. ägrios, a, on, wild) ein Wild— 
ejler vd. Ihttbfeelfer, der vom Fleifche wilder Tiere 
lebt; Agriothymie, f. wilde Gemütsart, auch 
Wahnſinn mit Mordgier. 

Agr Pa, m. und Agrippina, f. lat. Name, eig. 
Berkehrtgeborene, ein Kind, das bei der Geburt mit 
den Füßen zuerst kommt; (die Befannteften diejes- 
Namens: M. Bipfanius — des Auguſtus 
Gehilfe u. Schwiegerſohn, Erbauerdes Pantheonꝛec.; 
Agrippina, ſeine Tochter; agrippiniſche Geburt, 
eine Fußgeburt. 

Agromanie, f. ar. (v. agrös, Feld) die Feld» oder 


Agropilen 


Aderbaujucht, leidenichaftliche Liebe zum Ackerbau; 
Aarondm, m. ein Bodenfundiger, wiſſenſchaftlich 
gebildeter Landwirt; Agronomie, f. die Aderbau- 
funde, Bodenfunde. 

Agropilen, pl. fr. ft. Agagropilä,].d. 

> vaphie, f. gr. (v. ägröstis, Feldgras) die 
> erbejchreibung; Agroftologie, f. die Gräſer— 
chre. 

ägrotieren, I. (aegrotäre) krank fein, Fränfeln; in 
Scyulanftalten: wegen Krankheit den Unterricht 
verjäumen; Agrotänt, m. (l.aegrötans) ein ran: 
fer, Rränfelnder. 

Agrũmen, m. ımlat. (agrümen, pl. agrumina, ital. 
agrümi, v. [.acer, it. agro, fr. aigre, jauer) jäuer- 
lich ſcharfſchmeckende Früchte, die verſchiedenen Ars 
ten Orangenfrüchte: Zitronen, Apfeljinen ꝛc. bildl.: 
Name einer Sammlung italienischer Volkslieder 
(als Südfrüdite). 

Agrypnie, f. gt (agrypnia) Heilk. die Schlaflofig- 
teit, Wachſucht; Agrypnoföma, n. (vgl. Köma) 
Wachen mit großer Schlafluſt, Wachſchlafſucht; 
Agryjypnotica, pl. Heilmittel gegen Schlajjudt; 
aud) Ichlafraubende Wachmittel. 

Agſtein oder Agtftein, m. (mhd. agestein, aget- 
stein, d. gr. achätes, chat) Bernſtein. 

Aguadöres, pl. die Waſſerträger u. Waſſerhändler 
in Madrid, 

aguerrieren (pr. agher—), fr. (aguerrir, v. guerre, 
Krieg) zum Kriege gewöhnen; agnerriert, durch 
Krieg abgehärtet, Erieggeübt. 

Aguti od Acuti,n. (amerk.-jpan. aguti) od. Dasy- 
pröcta, das Steißtier, eine Gattung Huffralliger 
Kagetiere in Südamerila. 

Hgynie, f. gr. (von dem vern. a- u. gynE, Weib) die 
Unbeweibtheit; agyniſch, unbeweibt; Aghnus, 

„m. ein Unbeweibier. 

Aghptolog, m. gr. ein Forſcher oder Kenner der 
ägyptiichen Altertümex, Sprache 2c.; äghptolo⸗ 
giſch, die Kunde von Agypten betreffend. 

‚Anyrt, m. (gr. agyrtes, eig. Verſammler) ein Marft- 
chreier,Landjtreicher, Gaufler, Bettelpriejter; auch 
ame der herumziehenden Liederlichen Kybele- 
priejter (Metragyrten, allen). 

—————— m. hebr. Name, bed. Fürſt; im A. Teſt. 

önig Xerxes; auch Name des ewigen Juden c(hebr. 
Ahaschverösch). 

——— m. hebr., Name des Eugen Ratgebers 
des Königs David; überhaupt: ein kluger, rats— 
fundiger Menſch. 

Ahm, n. u. m., auch f. (v. ml. ama, Gefäß, Wein- 
maß, gr. amd, Wafjereimer)= Ohm, f. d., ſowie 
A . ' d.; ein Flüſſigkeitsmaß in Dänemark 
— 7— 

Ahming od. Ahm, k. der Tiefgangsmeſſer, ein am 
Schiffe angebrachtes Maß, welches anzeigt, wie tief 
dasſelbe im Waſſer geht. 

Ahriman, ſ. Ormuzd. 

Ahuramazda = Ormuzd, ſ. d. 

Ai, m. (ſpr. A—i) das Faultier in Südamerika. 

Hide, m. fr. (ipr. ähd'; von aider, aus dem niat. ad 
jutare, ſpan. ayudar, helfen) Gehilfe, Beijtand; im 
Whiſt: der Mitfpieler, Partner; Aide de Camp 
(ipr. Lang), Feldgehilfe = Adjutant; aide-toi 
et le ciel t’aidera, fr. Sprichw. Hilf dir jelbjt und 

der Himmel wird dir helfen; auch Name einer po- 
üitiſchen Geſellſchaft für gefegmäßigen Widerjtand 

genen die franzöfilche Regierung vom J. 1824—32; 

iDe-Memoire, n. (jpr. — memodhr) eine Erin- 
nerungsichrift, Zufcrift, um etwas in Erinnerung 
zu bringen. 


Ajo Blanca 21 


Aigelſtein, m. (d. i. Adlerftein, v. fr. aigle, lat. 
aqulla, Adler) ein Grabmal aus der Zeit der Rö— 
mer, das mit einem Adler gejchmücdt iſt. 

“ee doux, fr. (fpr. äg'rdũh), it. agrodolce, fauer- 
ü 


Aigrefin, m. fr. (fpr. äg’ıfäng) ein Schlaufopf, 
Gauner. 
Aigroͤtte, f. (ſpr. ägrett’) fr. (Verkl. v. alth. heigir, 
mhd. heiger, der ——— fr. héron, Reiher, mit 
abgeſchnittener Aſpiration) der weiße Reiher, ein 
Sumpfyvogel des ſüdlichen Europa(ard&a aegretta), 
von deſſen Federn man a madt; daher 
aud) ein Reiherbujch; desgl. eine Zitternadel von 
Glasfedern, Diamanten zc., ein Diamantjtrauß od. 

Diamantbüjchel zur Kopfzierde. u 

aigrieren (pr. ägt—), fr. (aigrir, von aigre — l. 
acer, jauer, herbe) erbittern, verjäuern: aigriert, 
erbittert, verdrießlih; Migveur, f. (pr. ägröhr) 
die Schärfe, Säure; Bitterfeit; der Verdruß, die 
Beritimmung; pl. Aigreurs, aufjteigende Säure, 
da3 Aufitogen; Kupferſtech. Harte Stellen, Härten, 
zu tiefe Stiche. 

ignade, £. fr. (fpr. ägcihd'; v. altfr. aigue, I. aqua, 
Waſſer) der Wafjerplag, Ort, wo die Schiffe friſches 
Waljer einnehmen. | x 

Aiguiere, £. fr. (pr. ägiär), Gießkanne, Wafjer- 
karaffe. 

Aiguille, £. fr. (ſpr. ägüilj'; vom lat. acucüla, fir 
acicüla, Verkl. von acus) die Nadel, Nähnadel; 
Turmſpitze, Bergipite; der Uhrzeiger; Aiguil— 
lette, £. (pr. ägitiljett’) Neſtel, Schnürband. 

Ailerons, pl. fr(pr. äl’röng) eig. Flügelſpitzen (v. 
aile, Flügel); Krk. Eleine Außenwerke der Feſtungen. 

Hilettes, pl. fr. (ſpr. älett) die Führungsleiften an 
den für gezogene VBorderlader bejtimmten Ge- 

Ailing, ſ. Helling. ſſchoſſen. 

aimable od. aimabel, fr. (ſpr. ämcib'l; v. I. ama- 
bilis) liebenswürdig; ein Aimable, m. ein Stutzer. 

Aimak, die Horde (bei mongolifgen und anderen 
Bölterjtämmen). 

Aime, f. |. Aam. 

Yir, n. fr. (fpr. ähr) eig. die Luft, der Wind 1. 
aer); daher unetg. 1. die Art und Weije des Be- 
nehmen, das Kuberliche Anjehen, die Miene, Ge- 
ftalt, Gebärde, Haltung; fi) ein Wir, d. i. ein 
vornehmes oder wichtiges Anſehen geben; Reitk. 
die naturgemäße Haltung des Pferdes bei den 
een ; 2. die Sangweife, ein Lied, Geſang 
—= Yrie, 

Wie, £. fr. (fpr. ähſ'; it. agio) Bequemlichkeit, Ge- 
mäcdhlichkeit, Behagen, Wohlitand; A son aise 
fein (nit, wie man gewöhnl. jagt, in jeinem 
esse fein), fein bequemes Auskommen haben; ſich 
wohl befinden; darum auch: behaglich, aufgeräumt, 
bei guter Zaune fein; Aiſance, f. (pr. — 
Wohlhabenheit, gutes Austommen, äußerliches 
Behagen überhaupt; dann beſ. Behaglichkeit im 
körperlichen Anſtand u. Betragen, Ungezwungen— 
heit, Leichtigkeit des Benehmens; lieu d’aisance, 
m. (fpr. liöh—) u. Aiſement, n. (ſpr. ähſ'mcingh) 
— Commodite, Abtritt. 

Aiffaugue, f. fr. (pr. äßdg’) ein Fiſcherkahn an den 
Suiten des Mittelmeers. 

Aitiolonie, f. ſ. Atiologie. 
ja, Mio, 1. Ana. i 

Aj-dunil, m. eine Gegend im Süden der Krim, in 
der viel Wein wächit, Daher ein dorther fommender 
Schaummein. 

Aſo blanca, m. fpan. eine mit Knoblaud, Man- 
deln und Ol gemifchte Falte Wafjerfuppe. 


= 


22 A jour 


à jour, ſ.j our; ajonriert pr. afgur—; fr.ajoure) 
durchlöchert, durchbrochen; übertragen Ajvur— 
Stickerei, Hohlnaht, Hohlnahtarbeit, Hohljaum; 
Ajour-Stoffe, Flor, Gaze. 

ajournieren (ſpr. aſchurn Fr. ajourner, v. jour, 
Tag) vertagen, verſchieben; Ajournement, m(ſpr. 
aſchurn'mang) die Vertagung, der Aufſchub. 

ajoutieren (ſr. aſchu—; F ajouter; dv. [. adjuxta) 
hinzufegen, den Wert erhöhen, vergrößern; Ajou— 
tage (ipr. aſchutäſch), f. Zufaß zum Schmelzen, 
Anſatz; Ajoutoir (pr. aſchutoähr), m. u. n. Ver— 
bindungsröhre zwiſchen zwei Apparaten. 

a Jöve prineipium, ſ. Jupiter. 

ajüftieren u. Ajüſtement, ſ. adjuftieren. 

Atadentie, f. (gr. akademia, [. academia, it. acca- 
demia, fr. academie, eig. ein angeblich nach einem 
Heros Akadẽmos benannterLuithain u.Ubungs- 
pla& bei Athen, wo Plato lehrte; daher auch: die 
platoniiche Philoſophie jelbit und deren jpätere 
Abarten; jet: 1. eine Hochſchule, bei. Kunſtſchule; 
2. eine Gejellichaft gelehrter Männer, ein Öelehr- 
tenverein; Akademiſt, Aeademiens, pl. Acade⸗ 
mici od. Akademiker, m. der zu einer Akademie 
gehört, ein Mitglied derfelben; auf einer Hochſchule 
ausgebildet; akadẽmiſch, zu einer Hochſchule, einen 

Gelehrten» od. Kiinftlerverein gehörig; auf einer 
Hochſchule ausgebildet, ſchulmäßig; afademifche 
Abhandlung, wiſſenſchaftliche A, akademiſcher 
Bürger, Student; academiae rector, m. [. Rek— 
tor der Univerfität, Akademieſtück, eine Vorlage 
für Maler, Bildhauer ꝛc. nad) dem menschlichen 
Körper in Zebensgröße; auch die nad) ſolchen Vor— 
lagen hergejtellten Urbeitender Maler, Bildhauerzc. 

Hkäjaholz,n.votesHolz vom glanzblättiigenMonbin 
aus Wejtindien, leicht wie Kork. 

Yfnirie, f. gr. (akairia, v. &-kairos, unzeitig) Un- 
zeit, ungelegene Zeit, Störung; Akairologie, f. 
unzeitiges, ungehöriges Geſchwätz. 

Akakie, f. gr. Unfchuld, Harmlofigkeit (von a-kakös, 
nicht böſe). 

Akalephe, f., pl. Akalẽphen, gr. Duallen, See- 
nejjeln, Medufen, gallertartige Seetiere, welche zu 
den Strahltieren gerechnet werden. 

Akälis, pl. die Unsterblichen, ein geiftlicher Orden 
bei den Sikhs in Ditindien, dem die oberite Lei— 
— weltlichen u. geiſtlichen Angelegenheiten 
zuſteht. 

Akampſfie, f. Br: (akampsia) Unbiegjamkeit; Heilf. 
eine frampfhafte Gliederiteifheit, Gliederſtarre; 
akaͤmptiſch (ar. a-kamptos, ungedeugt), das Licht 
nicht zuriichverfend. 

Alãnaholz, n. votes oſtindiſches Holz. 

Akaͤntſes vd. Akaͤnzis, pl., türkiſche Freitillige 
(leihte Truppen). 

Akanthobölus, m. gr. (v. akantha, Dorn, Stadel) 
die Splitter- oder Grätenzange der Wundärzte, 
zum Derausziehen Ipibiger Gegenftände; Afan= 
thologie, f. Stahelgedihtfammlung. 

Akaͤnthus, f. gr. (akanthos) Bärenflau, eine wild— 
wachjende Bflanze des Südens, deren großgeformte 

adige Blätter einer Bärentage ähneln; in der 

auf, find Akanthen Nahahmungen diejer Blät- 
ter, ein Zierat von Laubwerk an den forinthifchen 
und römischen Säulen. 

Alardie, f. gr. (von dem ver. a- u. kardia, Herz) 
Herzlofigkeit, Feigheit; Alardiäcus, m. gr. eine 
Mipgeburt, der dag Herz oder überhaupt wichtige 
Körperteile fehlen, herzlos. 

Akarlaſis, f. gr. eine Krankheit der Birnbäume, 

Alariden, Akarina, pl. (nl. acarides, acaridiae, 


akklamieren 


gr. äkari, v. akarös, klein, winzig) das Milben— 
geſchlecht. 

Akaroĩdharz, gelbes Harz von Botanybai, aus dem 
Stocfe der Xanthorrhoea arbor&a, auch unter dens 
Namen Gelbgunmi (engl. Yellow-gum, fpr. jello- 
gommt) in den Handel fommend. 

Akaͤrnar, m. (verderbt aus arab. achir-el-nahr, 
d. i. daS Ende des Fluſſes) ein Stern erſter Größe 
im Eridanus, am füdlichen Himmel. 

Akarpie, k. gr. (v. karpös, Frucht) Unfruchtbarkeit. 

akatalektiſch, gr. (akatälektos, on, val. Katalekti- 
kos) unverkürzt, en von Berjen in bezug 
auf die Beichaffenheit des legten Fußes. 

Akatalepſie, f. gr. (vgl. Ratalepfie) die Unmöglich— 
feit eine Sache zu twifjen, die Unbegreiflichkeit; auch 
Mangel an Auffaifungsvermögen, Hirnzerrüitung; 
Akataleptiker, Zweifler; afataleptifch, nicht er= 

kennbar, zweifelhaft; unbegreiflid). 

Akataͤpoſis, f. gr. das Unvermögen zu trinken oder 
zu Schlucken. 

afataftatiich, gr. (a-katästatos) unftet, unbejtändig; 
def. Heilk. unordentlich, unregelmäßig (Fieber). 

Akathaärſie, f. gr. (val. Katharfis), die Unreinheit; 
Unveinigfeit im Bhut. i 

akathiſtiſch, gr. (von dent verneint. a- u. kathizein, 
niederjigen) nicht jiBend (fondern im Stehen oder 
Gehen zu fingen); Akathiſtos, m. ein Lobgeſang 
zu Ehren der Jungfrau Maria, welcher in der grie— 
chiſchen Kirche jährlic) am Sonnabend vor Judica 
die Nacht Hindurd) ftehend gelungen wird. 

Akatholikus, m., pl. Akatholiken, gr. (vgl. katho— 
fisch) Nichtkatholifche, Nichtgemeingläubige; aka— 
thoͤliſch, nichtkatholiſch, nicht gemeingläubig. 

akauſtiſch, gr. (von dem vern. a- u. zausis, Brand, 
kaustös, brennbar) unverbrennlich. 

Akazie, f. (gr. akakia von ake, Spite), Schoten- 
dorn, eine ausland. Vflanzengattung; insbeſ. der 
quummitragende Schotendorn (acacia gummi- 
fera), welcher daS befannte arabiſche Gummi 
liefert; gem. auch die bei uns häufig wachjende Ro— 
binia (rohinia pseudacacia), ein 20 bis 25 m 
hoher Baum; bei den Freimaurern Sinnbild der 
Unſchuld (weil diefe griech. gleichfalls akakia heißt, 
von akäakos, fchuldlos, harmlos). 

Afedie, f.gr. (akedeia) Sorglofigkeit, Unbefiinmert- 
heit, Stumpfheit, geiltige Trägbeit. B 

Akelei, £. (verderbt aus dem nl. aquilegia) eine ſchön 
blühende Pflanze; Adlersblume, Olodenblume, 
Pantöffelchen, auch Aglei. | 

Akephälen, akephaliſch, ſ. Acephali. 

Akika, pldreieckige Eiſenplättchen, die in Afrika 
beim Palmölhandel als Tauſchmittel dienen. 

Afinefie, £. gr. (a-kinẽsia, von kinein, bewegen) 
Unbemweglichteit, Steifheit mehrerer od. eines ein» 
zelnen Öliedes, Nervenlähmung. N g 

Akiurgie, f. (übelgebildet von dem gr. ake, Spiße, 
Schärfe, und ergein, erdein, tun, verrichten) die 
Lehre von den wundärztlichen (blutigen) Berrich- 
tungen = hirurgifche Operationglehre. 

altablieren, fr. (accabler) überhäufen, bejchweren, 
belasten, niederdrücen; Akkablement, n. (pr. 
—bi’mäng), Überhäufung; Niedergejchlagenheit, 
Kummer. * 

akkaparieren, fr. (accaparer) wucherxiſch aufkaufen, 
kippern; Akkapareur, m.(fpr. —röhr) ein wuchern⸗ 
der Aufkäufer, beſ. Kornwucherer; Alkaparement, 
n. (pr. akkapar'mäng), wucheriſcher Aufkauf won 
Getreide 2c.). 4 

afffamieren, I. (acclamäre) beiſtimmend zurufen, 
zujauchzen, Beifall rufen; Afffamation, £. der 


alllampieren 


beiftimmende Zuruf, Treuden- oder Beifallsruf, 
laute Glückwunſch (zuerit in Rom für den Impera— 
tor (Feldherrn);paraccelamation, fr. (fpr. -Bjöng) 
od. per Afkinmatton, 1. durch Zuruf, einflimmig, 
3. B. wählen, einen Borjchlag annehmen. 

afflampieren (von frz. clampe, f., eiſerne Klammer, 
eiferne3 Band, von dem deutjchen Klamp, m., die 
Klampe, der Frofh am Maſtbaume, frz. clamp, 
m.), verflammern (beſonders: Maſten). 

afklimatifieren, nl.gr. (von Klima) an einen 
fremden Himmelsjtrich gewöhnen, eingewöhnen, 
heimifch machen oder werden; Alklimation oder 
Hrflimatation, fr. (v. acclimater) gew. Afffi- 
matiſation, Akklimatiſierung, f. l. die Einge- 
wöhnung, Gewöhnung ans Klima, Einbürgerung, 
Einleben. 

afflinieren, I. (acclinäre) anlehnen, hinneigen. 


afffin, I. (acclivis, e) abhängig, ſanft aufiteigend; | 


Atklivität, £. I. (acclivitas) die Erhebung, das 
Auffteigen des Bodens, die Schräge. 
akkludieren, nl. (accludere, von ad u. claudere, 
ſchließen) anſchließen, anbiegen, beilegen, beifligen; 
Akklũſum, n. der Anschluß, die Beilage. 
Artolät, n. nl. das Beijafjenrect. 
affolieren, fr. (accoler, von col, cou= |. collum, 
als) umhaljfen, umarmen; zufammenfafjen, um- 
fählen; an- u. einflammern; Kfſpr. mehrere Po— 
ten in einem Handlungsbuche zufanımenziehen; 
Attolade, f. die Umhalſung, Umarmung; die Auf— 
nahme in einen Ritterorden durch Umarmung des 
Königs, der Ritterfchlag; die Klammer zur Ver— 
bindung einzelner Sätze od. (Tonf.) mehrerer No— 
tenzeilen, welche zugleich gejpielt werden jollen; 
Akkolage, £. r. on. (fpr. affoldhich) das Anbinden, 
Anpfählen, 3. B. der Neben. 


affonmmodieren, I. (accommodäre: fr. accommo-. 


der) bequemen, anbequemen, anpajjen, einrichten; 
ſich alk — ſich anbequemen; ſich vergleichen, 3. ®. 
über die Bezahlung einer Schuld; ſich — dyg 

‚Zen; Akkommodierung, f. die Anbequemung; 
akkommodãbel, nl. (accommodable) anwendbar, 
füglich, dienlich, zweckmäßig; beilegbar; Akkom— 
modabilität, f. nl. die Paßlichkeit, Anwendbar— 
keit, Zweckmäßigkeit; Beilegbarkeit; Akkommo— 
dage, k. r. m. fr. (fpr. —dähſch) die Zubereitung, 
Zurichtung von Speiſen, Haaren ꝛc. akkommo⸗ 
daͤnt, fr. (ſpr. —äng) fügſam, gefällig, umgänglich; 
Akfommodatiön, f. I. (accommodatio) die An— 
ballung, Einrihtung; Handelsſpr. Auftrag auf 

org, d. i. zur Zahlung auf Kredit (durch Akkom— 

modat?!on3-Bills);Anbequemung; Akkommo— 
Dationsfädigleit, Naturl. die Fähigkeit des Au— 
ges, die Sehkraft verjchiedenen Entfernungen an- 
zupaffen, die Anpafjungsfähigkeit; Akkommode— 
ment, n. fr. (jpr. —mäing) die bequeme Einrichtung 
eines Haufes, immer32c.; Bewirtung, Bedienung; 
das Abkommen, der gütliche (außergerichtliche) Ber- 
gleich, Übereinkunft. 

akkompagnieren (jpr. affongpanjieren), fr. accom- 
pagner; vgl. Kompagne 2c.) begleiten, beſ. Tonk. 
einen Einzelgejang od. ein Einzelipiel (Solo) mit 
einem Inſtrument begleiten, mitjpielen; Akkom— 
vpagniſt, m. der Begleiter; Affommpagnement, n. 
(jpr. —mıdıg), od. accompagnam6ento, it. (jpr. 
gn wie nj) die Begleitung; accompagnäto, it. 
(ſpr. gn wie nj) begleitet. 

akkomplieren (jpr. affongpl—), fr. accomplir, v. 

ad-complere) erfüllen, vollenden, vollziehen; 

Atkompliſſement, n. (pr. —mäng) die Erfüllung, 
Bollziehung. 


Akkoutümance 23 


Akkoͤrd, m. fr. (vom it. der accördo, das aus dem 
ml. accordium od. accordum herübergenommen 
ift, auf l. ad und cor, cordis, Herz, zurücgehend, 
nach anderen auf chorda, gr. chorde, die ©aite) 
Tonf. der Einklang, Zujammentlang mehrerer 
Töne in der Mufif; überh. die Übereinftimmung, 
Einmütigfeit, Eintracht; insbeſ. ein Vertrag, eine 

bereinfunft über Arbeitsleiftungen und Zahlung, 
Rohnvertrag; ein Vergleich zwiſchen Schuldner u. 
Gläubiger, Zwangsvergleich; Krk. gutwillige Er— 
gekung einer Feitung an den Belagerer; dah. (eine 
Icbeit) in Afford geben (ftatt in Tagelohn), in 
einen bejtimmten Stüdlohn geben; d’accord (jpr. 
dacköhr) fein, übereinjtimmen, einig od.einverftan- 
den fein, gutheißen, einwilligen,; d’accord aud): 
zugeltanden, eingeräumt; par accord, durd) Ver— 
gleich; affordieren, übereinjtimmen, pafjen; ſich 
vergleichen od. veritändigen, übereinkommen, bei. 
mit dem Gläubiger (im Falle einer Zahlung3- 
unfähigfeit) einen Ziwangsvergleich eingehen; in 
Lohnvertrag übernehmen; verdingen, Stüdlohn 
geben; im Stiege wegen der Übergabe einer 
Stadt unterhandeln und einig werden; bemil- 
tigen, zugeftehen; afforsiert, bedungen; Akkor— 
dierung, Bedingung, Einräumung, Berwilligung, 
Stüdvewding; afferdäbel (fr. accordable), zuläj- 
fig, vereinbar; accordamento, n. it. das Zuſam— 
menjtimmen der Instrumente u. Stimmen; accor- 
dändo, it. zufammenjtimmend; Akkordeur, fr. 
(pr. —döhr), it. accordatore, ein Inſtrumenten— 
ftimmer; Akkordion, n. die Ziehharmonifa oder 
Handharmonifa, ein 1829 von Damian in Wien 
erfundenes Tonwerkzeug; Akkordoir, m. fr. (ſpr. 
—dodhr) ein Stimmhammer, eine Stimmgabel; 
Akkordzither, eine Zither, bei der Die wichtigjten 
begleitenden Afforde in befonderen Saitengruppeit 
zuſammengeſtellt find, jo daß fie leicht zu greifen 
ind und kürz durch Ziffern bezeichnet werden. 
affurporieren, jpätl. einverleiben; Akkorpora— 
tion, f. jpätl. die Einverleibung. 

akkoſtieren, fr. auf jemand zugehen, ſich an jemand 
machen; affojtäbßel, fr. umgänglid); Akkoſtola— 
tur, f. 1. faljcher Bruch in einen Tuche. 

Akkotement, n. (fpr. adot'mang) fr. (v. cöte, die 

- Ceite, f. d.) der Seitenweg, Fußpfad längs der 
Landitragen; Akkotoir, n. (pr. —toähr) die Sei— 
tenlehne, Armlehne, 3. B. eines Chorſtuhls. 

affotonieren (it. accotonare), auffvagen (Tuch). 

akkouchieren (pr. adujchieren) oder alkuſchieren, 
fr. (accoucher, von coucher, niederlegen, ing Bett 
legen, j. eouche) Geburtshilfe leisten, entbinden; 
Akkouchenr, m. (pr. —ſchöhr) Geburtshelfer; 
Akkoucheuſe, £. (pr. adufchöhl) Hebamme; Ak— 
fouchement, n. (pr. —mang) die Niederkunft, 
Entbindung; auch Entbindungsfunft; Akkouche— 
ment der Xinje, Herausbeförderung des Lin- 
ſenſtars; Akkouchierhaus, ein Entbindungs- od. 
Gebärhaus; Akkouchierſtuhl, Gebär-, Entbin- 
dungsſtuhl. 

Akkondoir, m. fr. (ſpr. ackudocihr, von coude, T, 
cubitus, der Ellbogen) die Armlehne, Fenſterkiſſen. 

aftouplieren (pr. adu—), fr. (accoupler, v. couple, 
Baar) paareı, zufammenbinden, verbinden; Ak— 
foupfement, n. (fpr. Ackuppl'mäng) Zufammen- 
fügung, Paarung. 

affoutrieren (pr. —futı—), fr. accoutrer) heraus» 
pugen; Akkoutrement, n. (pr. —kutr'mäng), 
Aufputz, Anputz. 4 

Affontümance, f. fr. (pr. adutiimdngp’, vgl. Cou— 
tume) Angewohnheit, iible Gewohnheit. 


24 alfreditieren 


affreditieren, fr. (acer&diter; vgl, Kredit) beglau- 
bigen, bevollmädhtigen ; affreditiert fein, beglau- 
bigt, bevollmächtigt fein, in Anjehen jtehen. wohl 
angejchrieben fein; Affreditierung, k. Beglau- 
bigung; Affreditip, n. Beglaubigungsichreiben; 
ein offenes Schreiben, in dem der Empfänger des 
Schreibens gebeten wird, dem Überbringer, d. i. 
dem Affreditierten, bis zu einer gemiffen Höhe 
Geld auf Rechnung des Abjenders zu gewähren = 

‚ Kreditiv, Kreditbrief; Zirfularaffreditin, n. ein 
Kreditbrief, der auf mehrere ne od. Häufer 
an verichiedenen Orten ausgeitellt ift. 

aftveizieren, I. (accrescere) zumachen, zunehmen, 
ih vermehren; Akkreſzeͤnz, f. nl. od. Alkroiſſe⸗ 
ment (jpr. Ackroaſſ'meing), fr. die Zunahme, der Zu— 
wacs; das Zuwachsrecht; Anwuchs; Affretion, 
f. I. (accretio) Zunahme, das Wachstum; Alkres 
tionsfatalog, m. Zuwachskatalog, in dem die neu— 
engejchafften Bücher einer Bibliothef verzeichnet 
ſind; affretiv, nl. wachjend, zunehmend; Alkre⸗— 
went, n. l. ein Zuwachs. 

Affrimination, £ nl. (f. Erimen) die Beſchuldi— 
gung, Anklage. 

effrodieren Öir. ackroſchieren) oder affrofchteren 
ft. (accrocher, von crocher, ſ. frochieren) eig. an- 

haken, anhängen; ein Hindernis verurfachen; (die 
Sade affrodiert ſich, wie im Deutichen: fie hat 
noch einen Hafen; es hapert;) Affruche, f. (fpr. 
ackroͤſch) Hindernis, Aufenthalt; Akkrocheuſe, k. 
Trockenmaſchine (z. B. in Papierfabrikenſ. 

akkroupieren (ſpr. adru—) oder akkrupieren, fr. 
(s’accroupir, von 1. ad-curvare) ſich —, nieder- 
boden, von Pferden: fich auf die Hinterfüße Iepen; 
Afkroupiffeient, n. (pr. —piſſ'mäng) das Nie- 
derkauern. 

Akkubation od. Alkubition, f. I. (ſ. akkumbieren) 
das Liegen bei Tijche (nach Urt der Alten). 

akkueillieren (ipr. adöjieren), fr.accueillir, etg. auf- 
od. anjammeln, vom [. ad-colligere) empfangen, 
aufnehmen; Aklueil, m. (jpr. adölj) der Empfang, 
die Aufnahme. 

affulieren (ipr. akkü — fr. acculer v. cul, der Hin- 
tere), in die Enge, in einen Winfel treiben; Reitk.: 
fich zu fehr aufs Kreuz des Pferdes fegen. 

offumbieren, Il. (accumbere) in halb liegender 
Stellung zu Tijche lipen (nad) Art der alten Rö— 
mer); Uffumbenz, f. nl. das Sitzen in liegender 
oder lehnender Stellung. 

akkumulieren, l. (accumuläre; vgl. kumulieren) an- 
häufen, häufen, ſammeln; Akkumulatiön, f. die 
Anhäufung; Redek. Worthäufung, Wortſchwall; 
Akkumulätor, m. der Kraftſammler, eine von W. 
Armjtrong erfundene hydrauliſche Vorrichtung zur 
Yuflammlung medhanijcher Arbeit, 3.8. zum * 
ben von Laſten; auch bei —— Breiten: 
Drud-, Liht-, Strom», Wärme-Sammler; fefun- 
däre eleftriiche Batterie, Ladungsjäule, Sammler 
(Elektrotegnit); Akkumulatorenbetrieb, Betrieb 
durch eine fefundare elektrische Batterie, z.B. in 
Straßenbahnwagen. 

offurät, |. (accurätus, a, um, d. accuräre, bejor- 
gen, mit Sorgfalt behandeln; vgl. cura) genau, 
forgfältig, richtig, fehlerfrei, pünktlich, ordentlich, 
bejtimmt; Yffurateije, f. (vom it. accuratezza,) 
die Genauigfeit, Nichtigkeit, Pünktlichkeit, Ord- 
nung3liebe, Sorgfalt. 

akkuſieren, l. (accusäre) anflagen, verklagen, be> 
langen, bejhuldigen; afftujäbel (accusabilis, e), 
antlagbar; Akkuſatiön, f. die Anklage, Verfla- 
gung, Beihuldigung; accusatio contumaciae, 


Alotyledonen 


Rſpr. die Ungehorſams-Beſchuldigung; accusä- 
tor, m. der Ankläger, Kläger; aftulatörifihes 
Strafverfahren, auf Grund einer Anklage geführ— 
tes (entg. dem inquifitorifchen Prozeh); accu«- 
säfus, m. der Angeklagte; Akkuſativ, |. Kafus. 

afläjtiich, gr. (vom vernein. a- u. kläein, brechen) 
nicht brechend, Strahlen durchlaffend. 

Ale, f. gr. (akme) eig. die Spige, Schneide; daher 
der Öipfel, Höhepuntt, die Reife, Blüte; der höchite 
Grad einer Krankheit; akmaſtiſch, auf den höchiten 
Grad gekommen. 

Afındile, £. ul. (acmella, vgl. Akme) Spigling, eine 
amerifan. ie deren Blätter einen 
beißenden Geſchmack haben. 

Alne, k. gr. (äkne), die Finne, Hautblüte im Geficht. 

Akoeméter, n. gr. (von ako&, Gehör) der Gehör- 
mejjer, ein Werkzeug zur Beitimmung der Hör— 
ſchärfe. | 

Alognofie, f. gr. Kenntnis der (be. wındärztlichen) 

Aloimeten, |. Akömet. (Heilmittel, 

Akolaͤſt, m. gr. (akölastos, eig. unbefchränft, zucht- 
los) ein Schlenimer; Alolaſie, f. die Unmäpigfeit; 
üble Miſchung der Säfte des menschlichen Körpers, 
als Krankheitszuftand. 

Akologĩe, f. gr. (vr. Akeologie, von äkos, n., Gen, 
ak&os, Heilmittel) Heilf. die Heilmittellehre, Wund- 
ntittellehre, Lehre von den aͤußern Heilmitteln. 

Akolũthus od. Akolũth, m.av.(akölüthos, folgend, 
begleitend) ein Unterdiener oder Gehilfe des Brie: 
fters bei deſſen Feiergebräuchen der röm. Kirche 
befonders am Altar, ein Meßgehilfe, Mesner; ſ. 
auch Djtiarius; ein Nachtreter, Nachfolger. 

Akoma, m. Baun in Weltindien; Alomashoßz, L. 
das buchsbaumartige Holz diefes Bauntes, hartes, 
gelbes Sciffbauholz. 

Adnet, m., pl. Akömẽten, gr. (akoimötos, vor 
dem vern. a- ıı. koimän, einſchläfern) Schlaflofe, 
ein griech. Mönchsorden im 5. Jahrh. welcher in 
drei Chören abwechjelnd Tag und Naht Gottes- 
dient zu halten verpflichtet war; auch allgemeine 
Benennung der Mönche in der griech. Kirche. 

Alomie, f. gr. (von dent vernein. a- u. köme, Haar) 
Kahlköpfigkeit, Glaße. & 

Afonit, n. (v. gr. aköniton, von aköng, Felsſtück, 
weil es an fchroffen Felſen wählt) Eifenhut, Sturm— 
hut, Wolfswurz, Mönchskappe, eine Pflanzengat— 
tung, welche giffige Arten enthält, von denen meh- 
tere, bef. das von dem Arzte Störd in Aufnahme 
gebrachte aconitum Stoerckianum, in der Arznei 

ebraucht werden und die befanntejte, der echte 
Eifenhut (aconitum napellus), aud) alö Zier— 
pflanze in Gärten beliebt it; Mlonitin, a. der 
Siftftoff der Eifenhutarten; Alonit-Säure, eine 
in derjelben Pflanze vorfommende eigentümliche 
Säure, 

Alöpon, n. gr. (von dem vern. a- u. köpos, Schlag, 
Ermüdung) Stärfungsmittel, Gliederjalbe. 

Akor, m. l. Heilf. die Geſchmackſäure; aud) 

Aköri, m. blaue Koralle aus Afrika. (im Blut, 

Akörus, m. [.-gr. der Kalmus. 

Alosmie, f. gr. (akosmia, vgl. Kosmos) die Unord» 
nung, Unfauberfeit; Heilf. Gefihtsbläffe, krank— 

aftes Ausjehen; auch RE fomie; ſ. d.; 
kosmismus, m. Weltloſigkeit, Weltleugnung, 
entgegen dem Atheismus. 

Akothledonen, pl. gr. (von dem vern. a- u. koty- 
ledon, Grübchen, Hohlfnöpfhen) Pflanzen ohne 
Samenlappen u. Keimblatt, welche ſich durch ein- 
fache Keimbläschen (Sporen) fortpflanzen, da fie 
feine Blumen haben (= Kryptogamen). 


Alquetta 


Akquétta, f. it. (VGerkl. von acqua, Waſſer) gemäf- 
ferter Wein; auch ein Giftwaſſer, durch deſſen Vers 
breitung ehedem die Stadt Perufa in Kalabrien 
berüchtigt war. 

akquieſzieren, I. (acquiescere; vgl. quiefzieren) ſich 
mit etwas beruhigen, fich befcheiden, fid) gefallen 
laffen; Akquieſzenz, f. nl. die Beruhigung, Eins 
willigung. 

alquirieren, \. acquirere, von ad u. quaertre, 
fuchen) erwerben, anjchaffen, in Belik nehmen, 
kaufen; modus acquirendi, m. die Eriverbung3- 
art; Akquirent, m. (l. acquirens) der Erwerber; 
Afguis, ın. fr. (pr. adih) die Geſchicklichkeit oder 
durch Übung erivorbene Yertigfeit, ein erlernter 
Kunftgriff; Hfquifition, f. I. (acquisitio) die Er- 
werbung, Eroberung; der Erwerb, Errungenschaft; 
Kauf; Akquiſitions-Dokument, n. die Erwer- 
bungs-Urkunde, Akquiſitor, m. der Erwerber; 
Akquiſiteur, m. der Erwerber; (Geſchäfts-) Ver- 
treter; Alquiſitum, n., pl. Ufguifite, etwas Er- 
worbenes, erworbenes Eigentum. N 

Alraſie, f. gr. (a-krasia) eig. Nichtmiſchung, üble, 
franfhafte Miſchung der Säfte. 

Aeratie, f. gr. (a-kräteia) Unvermögen, ſich zu be— 
herrſchen, älſo: Bügellofigkeit; Schwäde. 

Akrelet, m. (ipan.sfrz. (pr. äkröläh), pl. Akrelets, 
fpanifche bittere Dattel. 

Alribie, f. gr. (akribeia) die Genauigkeit, Sorgfalt; 
Alribolsgie, f. Genauigkeit im Reden, Unters 
fuchen u. im Leben überhaupt; Akribométer, n. 
ein Öenaumefjer, Haarziriel, Werkzeug zum Meffen 
jehr Kleiner Gegenftände; Alribometrie, f. genaue 
Mefiung. 

Aridophägus, m., pl. Hlridophägen, gr. (von 
akris, Heufchrede) Heuſchreckeneſſer. 

Atripenniſch gr.i. mit fpigen Federn. 

iſie, f. (a-krisia; vgl. Kriſis) Unentſchieden⸗ 
heit; ürleilsloſigkeit; Heilt die Unbeftimmtheit des 
Krankheitszuſtandes; akritiſch, unentſchieden; ur⸗ 
teilslos; gew. unkritiſch (vgl. kritiſch). 

Afröüma, n. gr. von (akroästhai, zuhören) eig. 
etwas Gehörtes od. zu Hörendes, bei den Griechen 
(bef. während der Mahlzeit) eine Unterhaltung für 
das Ohr, ein Ohrenſchmaus; gew. Vortrag, Bor- 
leſung; auch ein Bernunftgrundfag (gleich). „etwas, 
das ſich Hören läßt“); afreamatiich, zum Anhören 
bejtimmt; vortragsmäßig; zum. einer mündlichen 
Erklärung bedürftig, d. h. ſchwer verſtändlich; 
afroamatiiche Lehrform, ein zujammenhängen- 
der Vortrag, wo der Lernende zuhört; Ulruäfis, 
f. gr. das Zuhören ; eine Borlefung; Afroaterinm, 

n. (= 1. Auditorium) der Hörfaal, Lehrfaal. 

Ylrobät, m., pl. Akrobaͤten, gr. (von äkros, a, on, 
zu öberit, und bainein, gehen) Geiltänzer; Kraft 
künſtler; Akrobläſten, pl. ge. = Monofotyledos 
nen, ſ. d.; Akrobyſtie, f. gr. Afropoithie; 
Akrocholie, f. gr. (von chölos, Galle) Aufiwallung 
des Gemüts, Sähzorn; Akrochördon, f. (von 
chordẽ, j.d.) eine frebsartige Warze mit dünnen 
Stiele an den Augenlidern; Wfrodynie, f. der 
Stiederichmerz; Alrographie, f. Hochätzverfahren 
(Bucddrud); afrofdrpiicd (von karpös, Frucht) mit 
anderSpige jtehender $ruchtverjehen ; Afrukulien, 
— die äußerſten Gliedmaßen; Akrokömnos, m. (v. 


ömE, Haar) ein Schopf⸗ oder Scheitel-Haariger; 


Yrolithen, pl. (v. lithos, Stein) hölzerne Bild- 
äulen, deren äußerte Teile, Kopf, Hände u. Füße, 
n Stein Be und angeſetztſind; Ufrömion,n. 

die Schulterhöhe, das Schulterblatt; afronyftifch 

(von nyx, Gen.nyktös, Nacht) zu Anfang der Nacht, 


Alte 


abendlich, dämmerig, ſpät; Akroͤpölis, f. (von pö- 
lis, Stadt) die Stadtbura, bei. von Athen; Akrs⸗ 
Koithie, f. (von pösthe, Borhaut) der äußerſte Teil 
der Borhaut, der bei der Beichneidung weggenom— 
men wird; Afroiophte, f. (vgl. Sophia) hohe Weis- 
heit; Akroſtichon (v. stichos, Zeile, Bers) ein Ge- 
dicht in Verſen, deren Anfangs-, bisweilen auch 
Endbuchftaben Namen od. überhaupt Wörter bil- 
den; Afroftolien, pl. gr. Verzierungen am Bor- 
derteile des Schiffes (bei den Alten); Afroterie, f. 
Berrönung, Öiebelfrönung, Firſtkrönung; Afros 
terien, pl. (gr. akröteria) Spigen, Endglieder der 
Gebäude, Tier- oder Pflanzenverzierungen auf 
Giebeln oder Firſten; auch Vorſprünge, hervor- 
tragende Fußgeſtelle zu Statuen; desgl. Schiffs— 
ſchnäbel (als Siegeszeichen = Münzen); Akro⸗ 

tismus, m. das Streben nad) dem Höchſten, ſo— 
wohl in der Erkenntnis (theoretiſcher Akr.) als 
im Handeln (praftiiher Akr.); aud) das Erfor- 
ſchen der legten Gründe der Dinge. „” 

Akrolein, n. nl. (acer, dar), ol&um, Of) ein durch 
trockene Dejtillation des Glyzerins und mander 
Fette ich bildendes, Augen und Naſe ftark reizen» 
des flügtiges DL. N ne 

Akſalãle od. Akſakäl, m. türk. eig. Greis, ein 
Alteſter, Vorſteher = arab. Scheich, ſ. d. 

Akt, m., pl. Ülte (verk. aus dem I. actus, m. Hand» 
lung; engl. act, fr. acte), überh. Handlung, Tat, 
Erzeugnis der Tätigkeit; eine feier. öffentl. Yand- 
lung; insbei. Gerichtshandlung, Verhandlung; 
bon etwas Alt nehmen, Ripr. eine Sade zu 
Protokoll nehmen, um fie demnächſt als Beweis 
zu gebrauchen ; in weiterem Sinne: [Io etwas genau 
merken, zur Nachricht dienen laſſen; Akt bei 
Schaufp. ein Aufzug; Mal. eine zum Nachbilden 
gewählte Stellung eines Modells; Zwiſchenakt, 
Baufe zwifchen zwei Aufzügen im Theater; &es 
waltaft, Sewalttat; ein Einalter, Zweialter 2c., 
Theaterftüd in einem Akte, in zwei Akten 2c.; act 
of honour, engl. (fpr. äkt ow oͤnnör) die er 
ſchaft eines Dritten für einen entfernten Freund, 
um die Zahlungsweigerung eines Wechlels zu ver- 
hüten (Interventionsakte, Notadrefje); wet of in- 

Einnity. Begnedigungsurfunde, die jährl. im 
engl. Parlamente durchgehende Bill, welche für 
nicht geleiftete erforderliche Eide Nachſicht erteilt; 
act of infirmity, engl. ſſpr. —inferm—) die Aus⸗ 
ſchließung Nrichtbrfchörticher vom Staatsdienſt in 
England; act of settlement (jpr. — Bett'Iment), 
das Thronfolge-Geſetz von 1701 (zugunften des 
Haufes Hannover). 

Aktäon, ın. gr. (Aktaion) Fabell. ein Säger, der 
von Diana, iveil er fie nadend im Bade gejehen, 
in einen Hirsch verwandelt u. von feinen eigenen 
Hunden zerriffen wurde; auch ein amerifanifcher 

olbenfäfer, der Stierfäfer (scarabaeus actaeon); 
altäoniſieren, Hörner aufjegen, zum Hahnrei 
maden. 

Ulte, f. nl. (aus den pl. acta gebildet, der fäljch- 
lid) als ein Singular nad) der erjten lat. Defl. 

Sach wurde, wie die Studie von dem pl. 

studia, die Prämie von dem pl. praemia, die 

Amphibie von dem pl. amphibia, die Bibel 

bon dent gr. pl. biblia u. a., vgl. fr. acte, m.) die 

Berhandlung, Berhandlungsichrift, Urkunde; die 

Verfügung, der Beichluß, 3. B. eine Parlaments= 

Lifte, engl. act of parliament (fpr. äkt ow pdr- 

liment), ein Befchluß des engl. Volksrats; acte 

de foi, fr. (jpr. aft’ de fod) der Glaubensbeſchluß, 
die öffentliche Strafvollziehung oder Losſprechung 


25 


26 Alten 


des Angeſchuldigten bei dem Inquiſitionsgerichte, 
das Autodafe; acte de vigueur, fr. (pr. akt’ de 
tigöhr) ein Kraftjtitd. 

Akten, lat. acta, pl. (vom Sing. actum, verhan- 
delt, etwas Verhandeltes, von agere, handelt 2c.) 
auch: Aktenſtücke, Verhandlungsſchriften, Urkun— 
den, Streitſchriften, Gerichtsſchriften, Geſchäfts— 
papiere; etwas ad acta fegen. es den Akten bei— 
fügen; uneig. die Sache oder eine Bittſchrift für 
abgetan anſehen, beſeitigen, ihr keine Folge geben; 
quod non est in actis, non est inmundo, was 
nicht in den Akten jteht, ift nicht in der Welt, d. h. 
it für den Richter nicht vorhanden; Akten-De— 
finnatian, f. Verzeichnis der in einem Aktenbunde 
berindlihen Schriften; aftenmäßig, urkundlich; 
acta Apostolörum, pl. I. die Apoſtelgeſchichte; 
acta diurna, amtliche Tagesberichte über die 
wichtigiten Hof» und GtaatSereigniffe unter den 
römischen Kaiſern; a. eruditörum, Gelehrten- 
Verhandlungen, jo hieß die erjte deutsche gelehrte 
Beitichrift, ſeit 1682; a. manualia vd. priväta, 
Handakten, Brivatpapiere; a. publiea, öffentliche 
Verhandlungen, die den Staat betreffen; a. sanc- 
törum, Heiligen-Geſchichten (Titel des von dem 
Seluiten Bolland 1629 u. feinen Nachfolgern, den 
Bollandijten, herausgegebenen Sammelwerks itber 
die hriftlichen Heiligen). 

After, m. fr. (fpr. aftöhr; vom [. actor) der Schau— 
jpieler, Dariteller einer Rolle, der Handelnde. 
Aktie, f. (ſpr. akzie), pl. Aktien (uripr. Holl. Form 
für das lat. actio; fr. u. engl. action), der Anteil, 
Anteilfchein oder Gefellfchaftsichein, die Beſcheini— 
gung, daß man zu einer gejellichaftlichen Unter- 
nehmung (3. B. zur Anlage einer Eifenbahn ze.) 
einen Geldteil beitragen und dafiir Anſpruch auf 
einen verhältnismäßtgen Gewinn hat; in England 
auch Stod, pl. Stod3s; Aktien-Kupon oder 
-Abſchnitt, ein Teil einer ganzen Aktie; Aftten- 
Kompanie, f. Gejellichaft von Aktien-Inhabern 
zu gemeinjchaftlihem Betrieb und Erwerb; Ak— 
tien-Promeile, Aktien-Schein, |. Snterims- 
Aktie; Aftionar(fr.actionnaire) oder Aktioniſt, 
(engl. actionist), m, ein Aktien- od. Stocks-Beſitzer, 
Anteilinhaber, aud) Aitienhändler; Stamm-Ak— 
tie, eine Aktie, die bei Übernahme des urſprüng— 
lichen Grundkapitals erworben wird und Borrechte 
beſitzt; Prioritäts-Aktie, eine mit feiten Zinſen 
und Auslofung verjichriebene Aktie; Nominatib⸗ 
Aktie, eine nur auf eine bejtimmte Perſon lau— 
tende YUktie; Aftie au porteur, eine auf den In— 
haber überhaupt lautende Aktie. Bol. a. Kur. 
Aktinien, pl. gr. (von aktis, Strahl; eig. Strahl- 
tier) Meer- oder See-⸗Anemonen, Seenefjeln, eine 
Gattung Bolypen od. Korallentiere, welche den ge- 
füllten Blüten der Atern ähneln; Aktine, f. die 
Stärfe der Sonnenitrahlen (ein von J. %. W. Her- 
ichel in die Phyſik eingeführter Begriff): „als Ein- 
—* gelten die Strahlen, die bei ſenkrechtem Ein— 
allen ausreichen würden, in einer Minute eine 
Eisihicht von der Dicke eines Millionſtels eines 
Meters zu Schmelzen”; Aktinismus, die hemifche, 
photographiiche Einwirkung der Sonnenjtrahlen, 
Einwirkung der hemifhen Strahlen de3 Lichts; 
aktiniſch, durch Ausjtrahlung von Licht hemifch, 
photographijd; wirkſam; Aktinobolismus, m. 
Naturl. Ausjtrahlung: Aftinveleftrizität, durch 
Einwirkung der Sonnenjtrahlen od. Gäslichtſtrah— 
fen auf Kriſtalle hervorgerufene Elektr.; Altino— 
gräph, m. der Strahlenſchreiber, Strahlenmeſſer, 
ein Werkzeug zur Vergleichung der chemiſchen Kraft 


Altar 


der Lichtitvahlen, eine Erfindung von Pouillet; 
Atinographie, £. Lichtſtrahlenbeſchreibung oder 
Lehre; Aktinometer, a. Naturl. Strahlenmeffer, 
Werkzeug zur Mefjung der erwärmenden Kraft der 
Sonnenftrahlen (erfunden von Herfchel), ferner zur 
Meflung der Wärmeausftrahlung gegen den Welt: 
raum (der Zenithaltenperatur; erfunden v. Pouil— 
Vet), endlich noch: zur Unterſuchung der elektriſchen 
Wirfung der chem. Strahlen des Lichts (eleftro- 
chemijches Aktinometer, erfunden von Al. Edmond 
DBecquerel); Yetindt, m. Strahlſtein; Aktinomy— 
löſe, eine durch einen Strahlenpilz herwvorgerufene 
Krankheit bei Pferden, Rindern und Schweineır, 
auch auf Menfcyen übertragbar, die in einer Ge- 
ſchwulſt dev Zunge und des Kiefers befteht. 

Aktion, f. lat. actio (von agere, handeln), die Hand— 
fung, Tätigkeit, Verrihtung, Wirkung (actio in 
distans, Wirkung in die gerne, Fernmwirkung); ein 
Gefecht; Sebärdenfprache, der förperliche Ausdruck 
eines Redners; Apr. (actio) jede Zivilklage (vor 
dem bürgerlichen Gericht; im Gegenſatz der pein— 
lichen, Friminellen Anklage, accusatio); aktionie— 
ven, nl. Hagen, Klage führen, eine Klage anjtellen, 
gerichtlich belangen, verklagen; Aktionätor, m. 

‚ein Kläger; Mäkler, Unterhänpfer. 

Aktionär, Altioniſt, ſ. unter Aktie, 

en f. nl. lebhafte Behandlung, Wieder- 
yolung. 

Aktiten, pl. gr. Küftenbewohner. 

aktiv, I. activus, a, um) geichäftig, tätig, wirkſam, 
wirtend, angejtellt, im Dienit ſtehend; ausübend 
(3. B. bein Wahlrecht); aftines Mitglied, ordent- 
liches Mitglied; Aktirum, n. eine ausitehende 
Schuldforderung; Spradl. die Tätigkeitsforn ; 
verbum actĩvum, ein Zeitwort in der Tätigkeits— 
foım; Hftien, pl. Suthaben; auch vorhandenes 
Bermögen, Beltand, Maſſe, Bermögenzftüde; Ak— 
tichandel, tätiger Handel, Ausfuhrhandel eigner 
Erzeugniffe, im Gegenſatz des Paſſivhandels 
od. des empfangenden, der einem Staate feine Be— 
dürfniſſe von andern Völkern zuführt; A.-Forde— 
rung, ausitehende Forderung; Aktiv-Legitima— 
tion, Klagerecht; Anſpruchsrecht; Metinfraft, 
Belaftung, Außendrud; W,-Maite, noch vorhan— 
dene3 Bermögen bei Konfurjen, Teilungsmafie; 
A.-Rezeßz, m. Forderungs-Nüditand, rüdjtändige 
Forderung od. Auslage; A.-Schulden = Mktiva; 
A.-⸗Stand, der wirkliche Beſtand, z. B. einer For— 
derung, eines Vermögens, Heeres; A.-Truppen, 
Feldtrüppen, im Gegenjaß der Beſatzungs- oder 
Rückhalt- (Neferve-) Truppen; A.⸗Vermögen, 
wirklich vorhandenes Bermögen, Dedung (der Habe 
int Gegenfaß der Schulden); aftivieren, nl. in 
Tätigkeit fegen; in Gang bringen, errichten; Mfti= 
vität, f. Tätigkeit, Betriebſamkeit, Wirkfamkeit, 
Geſchäftigkeit, Strebſamkeit. 

Aktor, in. I. überh. der etwas betreibt, verrichtet; 
Rſpr. der Kläger (Bollmachtgeber); auch der von 
einem Verwaltung3-Borftand bevollmächtigte An— 
walt; Aktorium, n. nl. die einem folchen Anwalt 
erteilte Vollmacht. 

Altrice, f. fr. (pr. aktrihß,, — fem. zu Akteur) 
Schaufpielerin; Aftrig, f. 1. (fem. zu Aktor) Klä— 
gerin. — 

Alitſcheh od. Altſche, auch Atſcheh, m. türk. (von 
adtscheh, weiß), eine türk. Scheid.münge, in der 
eigentl. Türfeigew.Bara (f.d.), in AgyptenFadda 
genannt, — "jo Piaſter — 0,16 Pf. 

Aktnar od. Aktnarinus, m. L. ein Gerichtsſchreiber, 
der das Protokoll führt und die Akten ſammelt. 


Altnation 


Altnatiön, f. nl. Heil. die Außerung der Wirk— 
famfeit eines Mittel3 auf lebende Körper. 

aftuch, fr. actuel; mlat. actuälis, e, vom lat. actu, 
in der Tat) wirklich; jeßig; gegenwärtig wirkſam 
(entg. virtuell und potentiell); aftuelles 
Sntereffe Haben, gegenwärtig von bejonderer 
Wichtigkeitſein; aktuelle Fnergie, lebendige Kraft; 
actualiter, nl. od. actuellement, fr. (pr.actüell’- 
mang) — in der Tat, jetzt, gegenwärtig; 
Aktualität, f. (nl. actualitas) Wirklichkeit, gegen— 
wärtige Wirkſamkeit; augenblicliche Sachlage. 

- Hftus, m. lat. actus, m. pl. actus (v. agere, han- 
deln), get. verfürzt Aft (f. d.), Handlung, Tat, 
Verhandlung, feierliche öffentl. Handlung, bef. auf 
Schulen eine öffentlidye Schuffeierlichkeit, Nede- 
feier; actu, wirklich, in der Tat; uno actu, in 
einer (ununterbrochenen) Handlung; actu corpo- 
rali od. personäli, perjünlich; actus fidEi, ſ. 
Auto-da-Fe. | 

akuieren, I. (acuEre) jhärfen, ſpitzen; reizen; ſcharf 
betonen; afıtierte Silbe, eine gejchärfte d. i. ſcharf 
betonte od. hochtonige Silbe, die einen Akutus (), 
ein jcharfes Tonzeichen Hat, vgl. Akzent; Akni— 
tät, f. ııl. die Schärfe, Def. des Tones, die Spibig- 
feit; fit (1. acütus, a, um), fcharf, ſpitzig, ſchnei— 
dend, jtechend, akute Krankheiten, heftige, raſch 
verlaufende, ſich Schnell entjcheidende, auch higige 
Krankheiten, higige Zieber, gefahrdrohende Kri; 
acutum ingenium, ein heller Kopf; akutangu— 
lär, nlat. jcharfedig, fpigivinfelig; Aktien, n. 
[. der Scharfiinn akuminiert, ſcharf zugelpißt. 

Alnmeter od. Aknometer, n. = Aloemeter, ſ. d. 

Akubictũra, f. nl. (von lat. acus, ſ. d.) die Nadel- 
ftiderei; Akupunktũr, £. nl. der Nadelftich, das 
Nadelitechen, ein von den Chinefen und Japaneſen 
entlehntes Heilverfahren bei gewiffen Krankheiten. 

Aruftik, f. gr. (von akuein, hören) die Lehre vom 
Schall, Tons und Gehörlehre; Schallfraft, Klang— 


wirkung; Akuſtikon, n. ein Hörrohr; afüftiich, 


zur Schallehre gehörend; von guter Klangwirkung, 
ihalleitend; afnitiiche Neittel(acustica), zur Ver— 
bejjerung oder Verſtärkung des ſchwachen Gehörs 
dienende Mittel; Akuſimeter, n. Gehörmeſſer. 

Afyanoblepjie, f. gr. (von dem vern. a-, kyänos, 
blau, u. blepein, jehen) Blaublindheit; ein Fehler 
de3 Sehvermögens, der die blaue Farbe rofenrot er- 
ſcheinen läßt; Ufyanoblept, m. wer fein Blau Steht. 

SIHENS, f. gr. (d. vern. a- u. kyesis, Schiwanger- 
ihaft)—= Sterilität, weibliche Unempfänglichkeit 
od. Unfruchtbarkeit. 

Afyrie, f. gr. (akyria, äkyros, ungültig, uneigent- 
lich) uneigentlicher&ebrauch eines Wortes; Akhro⸗ 
logie, £. uneigentliche Spredyart. 

afzedieren, [. (accedere) beitreten, beiftimmen, ein— 
willigen; accedo, ich jtimme zu; a. nemini, ich 
jtinme feinem bei, wähle feinen der Genannten 
(bei. bei Papſtwahlen); Akzedenz, f. Beitritt, Zu- 
jtimmung. 

alzelerieren, I. (acceleräre) bejchleunigen, fördern, 
accelerando, it. (fpr. attfchel—) Tonk. eilend, mit 
zunehmender Gef J——— (entgeg. ritardando); 
Alzeleratiön, f. I. die Deichleunigung; afzelera= 
ti0, nl. beijchleunigend; Afzeleraturen, pl. Treib- 
muskeln; eine Art Schnellwage, in England er- 
funden. 

alzendieren, I. (accendere) anziinden, entzünden; 
aufregen, reizen; alzendibel od. afzenfihel, nl. 
entziindbar, brennbar; Atzendibilität, f. nl. die 
Entzindbarfeit, Brennbarteit. 

Alzent, m. [. (accentus, von ad, zit, und cantus, 


Alzidenz 27 


Befang) der den Sprachlaut begleitende Ton, die 
Betonung, der Silben- od. Wortton u. Nachdruck, 
ein Tonzeichen auf einer Silbe; die Aussprache, der 
Redeton, fr. accent (pr. algang); Accentus acu- 
tus od. Atut: (Fr.accent aigu, |pr. äkßangtägüh); 
A. gravis od. Gravis: (fr. accent grave, jpr. 
fang gräw); A. circumflexus od. Zirkumflerxt 
“ (fr. a. eirconflexe, fpr. ßirkongflex — "); acven- 
tus eceles’asticus, m. der rezitativartige Vortrag 
von Bibelftellen vd. Gebeten am Altar, der Kirchen» 
gefangton; Akzentor, m. nl. der Vorſänger; af 
zentnieren, nl. fr. (accentuer) betonen, einer Silbe 
den Nachdrucd od. Ton geben, richtig ausſprechen; 
mit Tonzeichen — Aklzentuation od. Mi= 
zentniernug, k. die Betonung, Tonjeßung, Ton— 
bezeichnung. 

Akzeß, m. 1. (accEssus, von accedere, j. afzedieren) 
der Zutritt zu einem Amte, um ſich praftifch für 
diejes vorzubereiten; die Zulafjung eines Juriſten 
zur praktiſchen Übung bei einem Gerichte; die An— 
wartichaft, Wählbarkeit für hohe Kirchenämter; 
daS Borbereitungsgebet zur Meffe; auch Acces, 
fr. (fpr. akßäh), it. accesso (fpr. attſch —), bei. der 
Fieberanfall, Schauer. einer Krankheit; per ac- 
cessum od. accessit, durch Beitretung vder Bei- 
tritt; akzeſſibel, ııl. (fr. accessible) zugänglich); 
(von Berghöhen) eriteigbar, Akzeſſibilität, f. Zu- 
gänalichteit, Ceuffeligteit, Atzeſſion, f.l.(accessio) 
der Beitritt, der Zuwad)3; was zur Yauptjache od) 
hinzufommt; der Regierungsantritt; Akzeſſions— 
Betrag, im Staatsrecht: Beitrittsvertrag, durch 
welchen ein Staat dem Bunde od. Bertrage anderer 
Staaten beitritt, od. in einen andern Staat felbit 
eintritt; Akzeſſiſt, m. nl. ein Anwärter, wer An— 
wartjchaft auf eine Anftellung hat, auch wer Zur 
tritt Hat bei eitem Gericht; Akzeſſit, n. (das Per— 
feftum von accedere: „er iſt nahe gefommen’, 
näml. dem Ziel, wie man bei afademijchen Preis— 
verteilungen von dem ziveiten jagte, während es 
vom eriten hieß: vicit, „er hat es erreicht und wird 

efrönt”) der zweite Preis, Nach- vd. Nebenpreis; 
Afzefforium n. ein Zufap, Anfang, Bubehör; 
Beiwerk; akzeſſöriſch, hinzukommend, beiläufig, 
nebenſächlich; alzeſſoriſche Gemengteile, Neben- 
gemengteile, Beimengungen. 

Akzidens, n. [. (accidens, von accidere, a. 
lich ereignen 20.) etwas Zufälliges, eine Neben— 
beitimmung, zufällige, unmejentliche Eigenfchaft; 
ein zufälliges Ereignis; pl. Akzidenzien, Neben- 
einkünfte, Nebenbeziige, Sporteln. 

Akzidenz, k. lat. Nebenarbeit; Akzidenz-Arbeiten, 
Buchdrekleinere Druckſachen, Tabellen, Inſerate ꝛc.; 
im Gegenſatz zum Druck von Büchern; Alzidenz- 
druck, Anzeigen», Handelsdrud; Afzidenzichrift, 
Bierjchrift; per aceidensod. fr.par acrident(fpr. 
par akßidaing) von ungefähr, zufälligerweiſe; afzt= 
dentäl, nl. (accidentälis, e) od. akzidentel (fr. 
accidentel), auch afzidentich, zufällig, unweſent— 
lich; Atzidentalia od. Akzidentafien, pl. Zufällig- 
feiten, zufällige Nebenbeſtimmungen namentlich 
bei einem Nechtsgefchäft; Aizidentalien eines 
Lehns, außerweſentliche und unregelmäßige&igen- 
ſchaften desſelben, die durch Selbſtbeſtimmung der 
Lehnsperſonen verabredet ſind; Alzidentalpunkt, 
m, Zuſammenlaufpunkt, Verſchwindungspunkt; 
äceidit in puncto, quod nönsperätur in änno, 
e3 ereignet fic) (oft) im Augenblid, was man im 
Sahre nicht erhofft; unverhofft kommt oft; Alzi— 
denzhaus, n. landſchaftl. Ausdruck für Leihhaus, 
Berjaßamt. 


28 alzingieren 


alzingieren, |. (accingere) umgürten; bene ac- 
einctus, wohl gegürtet, voll ausgerüſtet; gut vor⸗ 
bereitet. 

alzipieren, I. (accip&re) annehmen, billigen. 

Atziſe, f. (fr. accise, ml. accisia, vom I. accidẽre, 
bejchneiden, an- einjchneiden, accisum, eingejchnit= 
ten, von den auf dem Kerbholz gemachten Einfchnit- 
ten ſchreibunkundiger Aufjeher, wie noch jegt im 
Oberharz die ar Rechnungen der Gru— 
benverwaltung Anjchnitte genannt werden; der 
Steuerbetrag wurde auf dem Kerbholz eingejchnit- 
ten, das Kerbholz wurde dann in zwei Hälften 
geipalten, die eine behielt der Steuereinnehmer, die 
andere befam der Steuerzahler, fo daß feiner den 
andern übervorteilen Fonnte. Die Grundabgabe 
bie daher Kerb, die noch hinzufonmende Abgabe 
vonNaturalien hieß Afzife, vgl.Ichweizer. Shniß 
—= Steuer): 1. urſprüngl. jede indirekte Steuer, 
den direften, vom Grundbefiß 2c. erhobenen Ab- 
gaben entgegengejegt, (ftädtiiche) Abgabe von ein— 
gehenden Waren u. Lebensmitteln, Zehr- u. Waren: 
teuer, Nebeniteuer, alt u. landſch. Ungeld (auch) 
Lizent in einigen Gegenden); Aufichlag; 2. der 
Ort derSteitererbebung, das Steueramt, Abgaben» 
jtelle, Maut, Zollhebeſtelle; Akziſaͤnt, m.e.Steuerer, 
Zehrjteuer-Pflichtiger; afzisber, fteuerbar, fieuer- 

flichtig; akzisfrei, Tteuerfrei; afzijieren, ver- 

teuern; Yzifor, m. der Steuereinnehmer. 

al, aud oft el u. ul geihrieben, arab. Artikel: der 
2c., 3. B. in Alkali, Alkohol, Alforan, Alkoven 2c. 

ala, f. I. der Flügel, eines Bogel3, Gebäudes, in 
Schlahtordnnung ftehenden Heeres (den beiden alten 
Römern die Hilfstruppen der Bundesgenofjen bil- 
deten: alärli, im Gegenfaß der legionarii oo. 
rom. Legionsſoldaten). 

A la—, fr. auf od. nach Art und Weile, 3.8. & la 
baisse, Ala chasse, älaguerre, à la mode etc.,f.d. 

alaaf, ſ. alaf. 


Alabamefrage, f. eine im amerikaniſchen Sezelfiong- 


kriege 1861 —65 entſtandene völkerrechtliche Streit— 
frage, die dadurch hervorgerufen wurde, daß Eng- 
land Kaper, d. h. von Brivatperfonen in den Dienit 
des Seekrieges gejtellte Schiffe zur Wegnahme feind- 
licher Schiffe, zuließ, unter diejen zugelaffenen Ka- 
pern befand ſich das Schiff Alabama (das Gen- 
ter SchiedSgericht 1872 verurteilte England des— 
wegen zu einer Strafe von 151; Mill. Dollars an 
die Vereinigten Staaten). 

Alabandismns, m. nl. Pfufcherei, Sudelet in der 
Kunjt (von der Stadt Alabanda in Karien, wo 
ein ſchlechter Kunſtgeſchmack herrſchte). 

Alabaͤrch, m. gr. alabärches, v. aläba, Ruß, Tinte) 
ein Bollichreiber, Zolleinnehmer, bei. die höchite 
Obrigkeit in Agypten. 

Alabaͤfter, mn. gr. (aläbastron, das Alabaftergefäß, 
neben dem älteren gr. aläbastros, ein von unſerm 
Alabaſter verſchiedener Stein, fajeriger Kalkſtein, 
und ein daraus gearbeitetes Salbenbüchschen, 1. 
alabastrum u. alabäster, nad) der oberägyptifchen 
Stadt Alabaftron; daher gr alabastrites, Ula- 
bajteritein, unjer Alabaſter) Edelgipsitein, ein fein- 
förniger, reiner Gips, der fo hart iſt, daß er fih 
polieren läßt; Alabafternlas, mattgeichliffeneg, 
halbdurchſichtiges Glas. 

Alabazam, m. amer., ein mit Kognaf u. gejtoßenem 
Eis vermifchter Likör. 

a la honne heure, j. unter bon. 

Alufrität, f. l. (alacritas) Zebhaftigkeit. 

Alaͤdſchas, pl. feine oſtindiſche mit Blumen durch— 
wirtte Zafte, 


Albanier 


aläf od. alaaf, glüdaufl Hoch! 2c., ein am Nieder» 
rhein üblicher Jubelruf und Glückwunſch beim Ge— 
jundheittrinfen zc., 3. B. alaf Köln 

ä la grecque, f. unter grec. 

Alujoth, m. der größte Stern im Sternbilde: der 
Fuhrmann. 

Alalie, f. gr. (v. dem veru. a- u. laleın, fprechen) die 

—— — 

am, arab. die Welt (in Zuſammenſetzungen, wie 
Schah-Alam). Su ſebung 

Mamannen, ſ. Alemannen. 

Aluméda, f. ſpan. (von älamo, m. Pappel) eig. 
Pappelgang, ein mit Bäumen henflanzie, Snazier- 
gang in den fpanifchen Städten. 

Aland od. Alant, m. auch Göſe, Gengling, PDid- 
kopf, Mundfiich, eine Karpfenart; die Alanoblete 
oder Strunje, eine kaum fingerlange Karpfenart; 
Alaͤnder, m. der große Stint, ein Fiſch aus dem 
dachsgeſchlechte im nördlichen Europa. 

Alaͤnt, m. (nıl. elna, I. inüla und helenfum) ein 
Pilanzengefchleht, wovon die Wurzel einer Art 
(inüla helenfum) al$ ein auflöjfendes u. reinigen- 
des Arzneimittel gebraudt wird; Mlantin, n. ein 
dem Stärfemehl ähnlicher Bejtandteil der Alant- 
u. Zichorienwurzel, der Georginenfnollen ꝛc. 

ä la queue, ft. (pr. —köh) in langer Reihe auf- 
geitellt, vgl. Queue. 

Mlärligamente, pl. nl.(l.ala, Flügel) Flügelbänder. 

Alarm, m. it., frz. (v. it. all’ärme, zu den Waffen!) 
der Lärm, unerwarteter Waffenruf, Auflauf; 
Beitürzung, Unruhe, Une Alurmapparat, 
Lärmer; Alarmkanone, d. Lärmkanone; Alarm⸗ 
pfeife, Lärmpfeife; Alurmplatz, Lärmplatz, Stell— 
od. Sammelplatz, Waffenplatz; Alarmſchuß, Lärn- 
ſchuß; Alarmſtunge, die Lärmſtange; ülarm— 
trommel, Lärmtrommel; die Loſung, das Zeichen; 
alarımieren (fr. alarmer), zu den Waffen rufen; 
beunruhigen, aufjgreden, in Bewegung oder Be- 
jtürzung ſetzen; Alurmiſt, m. ein Lärmmacher, 

alavt, ſ. alert. [Lärmbläfer, Unruhſtifter. 

Alaſch. |. Allaſch. En 

Alditör, m. gr. (v. dem vern. a u. latheın, vergef- 
no der nie vergeffende Rachegeiſt, der infolge eines 

revels ein Geſchlecht fort und fort verfolgt: auch 
überh. f. ftrafende Gottheit. 

ä la suite, fr. (jpr. —Biviht), im Gefolge, zugeteilt; 
Offiziere & la s. von Truppenteilen oder Arktichen 
einen ſtehen außerhalb des Etats. 

a In töte, fr. (jpr. —täht), an der Spiße., 

Alatiöon, f. n!.(v.L.alätus, gefliigelt) die Deine 

Ylaun, m. (aus dem lat. alümen) ein Doppeljalz 
von ſüßlichem Geſchmack, aus fchwefelfaurer Ton- 
erde u. ſchwefelſaurem Kali; Alaunbeize, Rotbeize 
in der Färberei mittel3 Löſung von Aluminium— 
falzen; Alaunerde, Tonerde; aud) |. v.w. Alaun- 
erz, ein Gemenge von Braunkohle, Ton und fein 
verteiltem Schwefelkies; Alaungerberei, Weiß— 

erberei; Alaunmolfen, Molken mit Alaun ver— 
It zur Stillung von Blutflüffen; Alaunſchiefer, 
hwärzl. Tonjchiefer mit gelbem Glanz; Aluun— 
tein, ein in Stalien u. Ungarn vorkommendes 
ineralvon ähnl. Zuſammenſ Kr wieder Alaun; 
fonzentrierter Alann, ſchwefelſaure Tonerde: 
alaunen (aus (. aluminare, fr. aluner, it. allu- 
märe), mit Alaun zubereiten. 

Albe. ſ. albus. * “ 

Albanier od. Albandier, Bewohner der türk. Pro⸗ 
vinz Albanien am Joniſchen u. Adriatifchen Meere; 
Albunitiko, mn. ein wilder Tanz der Albanier, mit 
gezwungenen, unnatürlichen Stellungen. 


Albanus 


Albanus, Albation ꝛc., j. albus. 


Albati, pl. lat. (von albus, ſ. d.) Weißgekleidet« | 


(Briefter wie —— — 

Albatros, m. engl., fpan., vermutlich arabiſchen 
Urſprungs, der Kriegsichiffsvogel, Sturmvogel, 
ein aroßer weißer Schwimmvogel der Südjee, der 


den Sturm verkündet; aud) der Name eines ehem. 


preuß. Rriegsjchiffes. 

albein (nicht Fremdwort, fondern oberſächſ. Dialekt), 
fraftlo3 werden, aus der Art Schlagen, von Bienen. 

Albedo, j. unter albus. 

Alber, k. pl. Albern (v. it. älbore, d. i. Baum, I. 
arbor, Baum), die Weißpappel, populus alba. 

Alberino, m. dichter Kalkſtein. 

Albernus, f. Burnu, Burnus, 

Albertina, f. lat. die preußiſche Univerfität Königs— 
berg, fo benannt nach) ihrem Stifter, dem Herzog 
Albrecht. 

Albertinum, m.lat. Köni * Sammlung der Gips⸗ 
abgiifie in Dresden, jo benannt nad) König Albert 
von Sadjen. | 

Ylbertotypie, f. Heritellung von Druckplatten auf 
— Wege, ſo benannt nach dem 

tfinder, dem Photographen Joſeph Albert in 
München, der 1886 dafeibii ſtarb. 

Albertustaler od. Albertiner, Kreuz, Kronen- 
od. Brabanter Taler, nach dem Erzherzog Al— 
bert, Statthalter der ſüdlichen Niederlande am 
Ende des 16. Jahrh., benannt, 9%, auf die feine 
Mark. falbus. 

albeizieren, Albifikation, Albin u. Albina, ſ. 

Albigenjer, pl. Gegner des Papſttums, nad) dem 
Gebiete und der Stadt Albi in Frankreich benannt, 
eine zu Anfang de3 13. Jahrh. gebildete und noch 
in Piemont beitehende Sefte. 

Alsinagium, r. Albanagium, jus albanagii, n. 
mi. (von albanus, ein Fremder, Eingewanderter, 

vom lat. alibi, anderswo), fr. droit d’aubaine, 
das Fremdlingsrecht, ehemals in Frankreich gel- 
tendes Necht des Heimfall3 der Berlaffenichaft 
eines Fremden an den Landesherrn, in deſſen 
Rande er gejtorben ift. 

Albino, m., pl. Albinos, jpan. (v. I. albus, weiß) 
Weißlinge, eine Art kränklicher, Lichtfcheuer Men- 
fen von unnatürlich weißer Haut, mit rötlichen 

Augen, auch) Kakerlaken, Blafard3 u. (von den Por— 

tugtejen) weiße Mohren genaunt; Albinismus, 
j. Leucismüs. 

Albion, n. Großbritannien, nad) der alten, jeßt 
dichteriihen Benennung (feltifh: Gebirgsiand; 
urjprüngl. nur der nördl. Teil der Inſeh). 

Albis, I. Elbe. 

albiſieren, j. albus. 

Albĩt, m. (v. I. albus, weiß) ein dem Feldfpat ver- 
wandtes, meijt weißes Mineral. 

Albofarbönlanıpe, f. 1. (vgl. Karbön), eine Rampe, 
die mit einer Vorrichtung verjehen ift, vermittelft 
welcher mit Petroleum verjegtes Leuchtgas ge- 
brannt werden kann. 

Albolĩth, n. ein ſ — haltbarer Anſtrich für Mauer— 
werk, Holz u. ähnl. der aus einem aus Kieſelerde 
u. Magneſia hergeſtellten Zement beſteht. 

Alboraͤt, m. arab. (von baraka, blitzen) der Blitz, 
hieß Mohammed3 geflügelter Graufchimmel, auf 
dem er jeine Himmelsreiſe machte. 

Alborno;, — Burnu. 

Albunda, f. I. Nymphe eines Quells bei Tibur. 

Alburnum, n. I. das zarte Holz der Bäume unter 
der Rinde, Splint. 

albus, a, um, J. weis; Albus, m. ml. (albus num- 


- Alchone 29 


mus, d. i. web Münze, Silbericheidemüngze) des 
Weißpfennig, jeit 1360 geprägt, jept aber ſchon 
lange nicht mehr im Umlauf. Am längiten war 
er üblich in Kurheſſen, wo er I Bf. galt, in Mainz 
galt er zwei Kreuzer; Albe, f. ein weißes Priejter- 
gewand, Chorhemd od. Meßgewand; Albe, kleiner 
Weißfiſch; Alba-Flora-Wein, m. ein meiher 
Wein, auf der Injel Minorfa wachjend; weißer 
Malvafier; Albẽdo, l. (eigentl. die Weiße) das 
Verhältnis, in dem die Stärke eines zurückgeworfe— 
nen zu dem einfallenden Sichtitrahle Hteht; Album, 
n. 1. eig. da3 Weiß; bei den Römern eine weiße 
Tafel zum Eintragen öffentlicher Verordnungen, 
Namenliften 2e.; jebt: ein unbefchriebenes Bud), 
bej. ein Stammbud, Denkbuch, auch Sammelbud, 
Sammlung von Handzeichnungen, Photographien 
u. dgl; in albis, eig. in weißen (Blättern), un» 
“eingebunden, roh (von Büchern); auch Benennung 
de3 zweiten Sonntags nach Oftern: Duajimodo- 
enitiod. Weißer Sonntag, wegen der weißen 
Itar» u. Prieſterkleidung bei der erſten Abend— 
mabhlöfeier der Kinder und der weißen Kleider der 
neu in den Chriltenbund Aufgenommenen; Al— 
bänus, Albäne, auch Albin u. Albina, männt. 
u. weibl. Name: Weiße, Reinliche; Albätt, Weih- 
gefleidete, d. i. Geijtliche oder Neugetaufte; Alba—⸗ 
tion od. Albifilation, f. nl. das Weißen, Weiß— 
machen, Bleichen, bei. des Kupfers, die vermeint- 
lihe Verwandlung des Kupfers in Silber; als 
beizierei, I. (albescäre) weiß werden ; alßifieren, 
barb.⸗l. mit einem Album od. Stammbuche herum 
ziehen; Albũgo, f. 1. ein weißer Fleck im Auge, 
das Augenwölkchen; altd. der Zinfe od. Zinken; 
Albimen, n. das Eimeiß; &lbumin, n. der Ei- 
weißſtoff; Albuminimeter, n. Eiweißmeſſer; Als 
buminat, n. eiweißhaltiger Stoff; Albumit= 
körper, Eiweißkörper, Eiweißſtoff; Albumin— 
papier, ein photographiſches Papier, zu deſſen 
Herſtellung das aus Eiern gewonnene in 50 Grad 
warmem Luftſtrome getrocknete Eiweiß verwendet 
wird; albuminös, eiweißhaltig; Albuminurie, 
f. 1.=gr. Heilk. krankhafte Abſonderung des Eimeif> 
ſtoffes im Harn, ſ. Brightſche Krankheit. 

Alcabaͤla od. Alcavala, f. ſpan. (vom arab. alqa- 
balah) Verbrauchsſteuer, bet die feit 1349 in Ka— 
ftilien eingeführte, welche 10 vom 100 betrug, von 
allem, was verfauft wurde. 

aleäiicher Vers, nach dem alten griedhifchen Dichter 

lcäus (griech. Alkäios) genannt, eine Bersart 
bon diejem Gang: 
ztu_ | oLw_ |u> Id. =,Lu_— | Luu,.Zuy 

Alchaͤtib, m. arab. (v. chataba, predigen) ein Pre» 
diger in den Moſcheen. 

Alchoücher, m. engl. (ſpr. ahltſchutſcher) ein wolle— 
nes Zeug, in England verfertigt. 

Alchemille, £. nl. (nl. alchemilla) die Pflanze 
Löwenfuß. 

Alchymie oder Alchemie, f. (zunächſt vom arab. 
al-kimiä und dies vom gr. chemeia, xnusia, mit 
Ausſprache des 7 = i, vgl. Chemie), die angeb- 
liche Kunſt, unedle Metalle in edle zu verwandeln, 
wozu man den jogen. Stein der Weifen auffinden 
mußte, Goldmaderfunft; Alchymiſt, m. ein Gold» 
macher, Goldkoch; alchhmiſch od. alchemiſch, was 
zu jener Kunſt gehört; überhaupt geheimnisvoll. 

Alcides, I. (gr. Alkeidẽs) ein Beiname des Herku—⸗ 
les, al3 Enfel des Alkeus. 

Alco, m. der ſüdamerikaniſche wilde Hund. j 

al corso, it. nad) dem geltenden laufenden Kurje. 

Aichöne, f. Sternf. der hellſte Stern der Plejadent- 


30 Alchoniten 


aruppe, in oder nahe welchem der Mittel» und 
Schwerpunft des gefamten Sternſyſtems liegen foll. 

Alcyoniten, pl. gr. (v. alkyönion, Korkſchwamm, 
eine Tierpflanze, ähnlich dem Nejte des Eisvogels, 
alkyön,r.halkyön) eine Art verſteinerterschwamm— 
forallen, die in der äußern Form Ahnlichkeit mit 
Früchten, 3. B. Feigen, Birnen ꝛc. haben. 

Mldda, f. jpan. (v. arab. al-daiah) Landgut, Land— 
haus, Weiler, Dorf. 

. Aldebarän, m. (avab.al-dabarän, der folgende, von 
dabara, folgen, weil er den Plejaden folgt) dag 
Ochfenauge, ein heller rötlicher Stern erjter Größe 
im rechten Auge des Stiers (vgl. Hyaden). 

Aldehyd, m. oder n. neulat. Scheidef. (aus den An- 
fangsjilben al— und dehyd der Worte alcoho) 
dehydrogenatus), eines Teil3 des Wafjerjtoffs be- 
raubter Alkohol. 

Alderman, m. engl. (pr. ahldrmänn; zufammenge]. 
aus angelſächſ. aldor, ealdor, d. i. Alter, Altefter, 
Senior, u. man, d.i. Mann) eig. alter Mann, ein 
Altejter, Gemeinderat, Stadtverordneter in den 
Städten Englands (vgl. Senator); aud) früher in 
Deutjchland ausdemEnglifchen herübergenommene 
Bezeichnung eines Ortsrichters, Alteſten, Rats- 
herrn: Aldermann (in deutſcher Ausſprache; Gen. 
des —es, pl. Aldermänner), z. B. in Goethes ge— 
treuem Eckart. 

Aldina od. Aldine, f. pl. Aldinen, alte, wert- 
volle Drucke aus der Buchdruckerei des Aldus 

Manutius in Venedig im 15. u. 16. Jahrh. 

Aldiõnen, pl. (ml. aldiönes u. aldYi) altd. Rſpr. 
longobard. Benennung für die hörigen Leute der 
freien deutſchen Gutsbeſitzer! 

Aldobrandiniſche Hochzeit, ein im Vatikan befind- 
liches römiſches Wandgemälde, dem ein griechiſches 
Vorbild zugrunde liegt und das bis zum Jahre 
1818, wo es in den Vatikan kam, u. a. Der 
italieniſchen Adelsfamilie Aldobrandini gehörte. 

Aldſchaͤme, f.arab. (al-dschämi’, v.dschamaa’, ver⸗ 
jammeln) ein großes mohammedanifches Bethaus. 

Ale, n. engl. (pr. ehl; angelfäch]. ealu, altnord. das 
DL, d. i. Bier) ein englifhes Bier aus Weizenmalz 
u. viel Hopfen, Kraftbier; Ale Flip,n. engl. Warnı- 
bier aus Ale. 

alẽa, f. l. ver Würfel; alea jacta est, Sprichw. 
der Würfel iſt geworfen, fig. es iſt gewagt; alea 
jacta esto, der Würfel ſei geworfen, Cäſars Aus— 
ruf am Rubikon (ſ. d.). 

Hleatifo,m.einjüher, gewürzhafter toskaniſcher Rot— 
wein von Muskatellertrauben, in re, u. Elba. 

Aleätor, mm. I. (v. alea, Würfel) ein Würfler, leicht- 
finniger Spieler; aleatoriſche Berträge, Wetten, 
die auf den zufälligen Erfolg einer Sache ge- 
richtet find; gewagte Verträge; Aleatorium, n. 
Spielhaus. (Furien. 

Alẽkto, f. gr. „die nie Ablaſſende“, eine der drei 

Alektryomachie, f. pr: (von alektryön, Hahn) der 
Hahnenfampf, der bei den alten Griechen als Frie- 
geriiches Vorbild fehr beliebt war; Alektryoman⸗ 
tie, f. gr. Prophezeiung aus dem Hahngejchrei. 

Alemannen, pl. (nicht etwa ein aus dem Reltifchen 
ftammende3 Fremdwort, ſondern ein qute3 deut- 
ſches Wort aus man, der Mann, und dem ver- 
jtärfenden al, ala, d. i. all, ganz, zufammengejeßt, 
aljo eigentl.: ganze, d. i. edle, ausgezeichnete 
Männer) altd. Benennung des Hauptvolf3 im 
ſüdl. Deutſchland, im Gegenjaß zu den herrſchenden 
Yranfen (daher der franz. Name Allemands für 
die Deutſchen überhaupt); alemannischer Dialekt, 
Die Schweizerischen u. oberſchwäbiſchen Munpdarten. 


Alerander 


Alembik, ni. alembienm, n. (fr.alambic; zunächſt 
v. arab. al-emdig, u. dies v. gr. Ambix, Becher, 
Deitillierhelm) ein Helm od. Blafenhut, ein Brenn- 
folben oder eine Retorte in der Scheivehunft, 

Alembröth od. Alembrothialz, n. ein zum Ver— 
golden dienende Salz, das aus einer Loͤſung von 
1 Teil Salmiaf und 2 Teilen Quedjilberfublimat 
durch Abdampfen gewonnen wird. 

Alemdar, m. arab. Titel der vierzig Männer, welche 
die heilige Fahne Mohammeds tragen müffen, noch 
heute am Hofe des Sultans in der Türkei üblich. 

Alentours, pl. fr. (pr. alangtühr; entft. aus & l’en- 
tour, rings umher) umliegende Gegenden, Um— 
gegend; umgebende Perſonen, Umgebung. 

Aleph, hebr. eriter Buchjtabe des hebr. Alphabets. 

Alepiue, £. fr. (ſpr. —pihn’, frz. alöpin, —e; von 
der Stadt Aleppo in Syrien benannt), Aleppo— 
zeug, ein gemijchtes, im Stück gefärbtes Köperge- 
twebe aus weicher Seide und Kammgarn, das in 
Amiens, Paris, Gera, Rochlitz u. a. O. heraeitellt 
wird; Aleppobenle, f. eine eiternde Krankheit der 
Geſichtshaut, die von ihrem häufigen Vorkommen 
in Aleppo und Kairo ihren Namen hat. 

alert, fr. (fpr. aleıt; v. it. all’ erta, auf der Hut) 
munter, lebhaft, flint, aufgeweckt. | 

Aleſan, m. fr. (befjer: alezan; fpr. Alfäng; vom 
arab. al-hasan, jchönes Pferd) ein Fuchs, Yalber, 
gelbrötliches Pferd. 

alefieren, fr. Krk. eine Kanone ausbohren oder 
deren Seele erweitern; Aleſoir, n. (jpr. —jodhr) 
Bohrlade, Bohrmerfzeug. 

Al estotado, ſpan. bemalte Sfulpturarbeit. 

à Pestompe, fr. Zeichnung, die mit dem Wifcher 
(estompe, f. fpr. eßtongp) behandelt worden ift, 
eitompierte, gewijchte — (estompe iſt 
das deutſche ſtumpf). 

Aletheia, f. gr. (aletheia, von alethes, wahr) die 
Wahrheit, auch perfünlich gedacht; Alethophilos. 
m. od. Philalẽthes, m. Wahrheitsfreund. 

Aleuromauntie, f. gr. (von äleuron, Weizenmehl) 
Wahrſagung aus dem Opfermehl; Alenvometer, 
m. der Mehlmefjer, ein Werkzeug, um die Taug- 
Yichfeit des Mehls zum Brotbaden zu prüfen. 

Aleuron, n. gr. (von äleuron, Weizenmehl, Mehl- 
forn) ein rundlicher, meijt einem Stärkekorn ähn— 
licher Eiweißkörper in den Bellen fettreiherSamen, 
Eimeißftoff; Aleuronat, eiweißreiches pflanzliche 
Nährmittel. : 

Alexaͤnder, gr. (Alöxandros, von alexein, vertei- 
digen, u. aner, Gen.andrös, Mann) männl. Name; 
der Männerverteidigende, Männern Helfende; 
Alegandra, f. Sternf. ein Aſteroid, von Gold- 
ſchmidt 1858 entdeckt; Mfexandrine, weibl. Name: 
Helferin; ein feidenähnlicher Stoff aus Leinen und 
Baumwolle; Megandriner od. alegandriniiche 
Verſe (jo benannt, weil fie nad) der Mitte des 
12. Jahrh. in den altfranzof. erzählenden Gedichten 
aus dem Sagenkreife von Alerander d. Sr. an- 
geivendet wurden) ſechsfüßige jambifche Reimverfe 
mit einem Abfchnitte in der Mitte, der klaſſiſche 
Vers der Franzofen, .®d. —8 

„Wer größ im Kleinen iſt, wird größer fein 
im Größen.” 
alexandriuiſch, in od. aus Alerandria (einer von 
Alexander d. Gr. 331 v. Chr. erbauten Seeſtadt 
in Unterägypten, welche in den nächiten Jahr— 
hunderten vor u. nad) Chr. Geburt ein Hauptſitz 
der griechischen Bildung undLiteratur war); daher: 
alerandrinifche Bibliothek; alerandrini> 
{he &rammatifer; alegandrinijche Philo— 


Alexianer 


ſophen MNeu-⸗Platoniker), auch ſchlechthin Ale— 
zandriner genannt; alexandriniſche Ver— 
ſion, |. Septuaginta; Alexandrinertum, n. 

- die Verirrung der Wiſſenſchaft zu bloßer Kleinig- 
feitsfrämerei und Gilbenjtecherei, zu toter, vom 
"eben vollſtändig abgefehrter Gelehrſamkeit, 3. B. 
das Alerandrinertum des 17. Jahrhunderts. 

Alexiaͤner, pl. ein zum Wohltun verbrüderter 
Laien-Orden, vom Papſt Sirtus IV. eingejeßt und 
nach deſſen Schußheiligen Alerius benannt. 

Alexie, f. die Unfähigkeit zu lefen (als Erſcheinung 
bei gewilfen Gehirnleiden). 

Alexiterium, n. nl. (v. gr. alexeterion, v. alexein, 
abivehren, helfen) Schutz- vd. Rettungsmittel, bei. 
Gegengift; alexiteriich, giftabtreibend,; Alexikä— 
fon u. Alexipharmäkon, n. gr. (pl. —Ea), Öegen- 
gift, Heilmittel gegen das Gift, Alexipharmacie, 
f. die Lehre von den Gegengiften; Alexipyreti— 
Ton, n.ein Fieber-Heilmittel, Fiebermittel; Alexis 
u. Alexius, männl. Name; ein Helfer, Beiltand; 
Alexiusd'or, m. eine Goldmünze, 5 Taler Gold 
(— 17 ME.) an Wert, geprägt unter dem Herzoge 
Alexius von Anbalt-Bernburg. 

Alfa, auch Halfa, Espartofaſer, Sparto, Hene= 
quen, die Hafer von dem in Marokko, Tunis und 
Algier in großer Menge wachjenden Espartograje 
(Stipa tenacissima), die zur SKorbflechterei, als 
Durchzugsſtroh der Birginiazigarren, und nament- 
lih zur Bapierfabrifation, befonders in England 
und Spanien, verwandt wird. 

Alfane, f. jpan. ein Schlachtroß. 

Alfanz, m. Alfanzerei, f. (nicht aus dem tal. ent- 
lehntes Fremdwort, fondern vom mittelhd. ale- 
vanz, m. der aus der Fremde gefommene, hers 

elaufene Schalt, Poſſen, Schalkheit, Betrug), 
Boffenreifierei, törichtes Geſchwätz. 

Alfenide oder Alfenid, n. (näach dem Erfinder Al— 
phen) eine Metallmiſchung aus 60 Teilen Kupfer, 
30 Teilen Zink und 10 Teilen Nickel; gewöhnl. 
verſilbertes Neuſilber — Chriſtofle-Metall, ſ. d. 

alga, f. [.,pl. algae. Algen, nach Linné alle krypto— 
gamiſchen Waſſerpflanzen; nach Endlicher: Feuch— 
tigfeit liebende Pflanzen, die meiſt untergetaucht 
im Waſſer leben und aus einzelnen oder anein— 
andergereihten Zellen gebildet ſind, wie die Fucus— 
arten, Konſerven ꝛc.; Algaciten, pl. verſteinerte 
Agen; Algologie, f. die Lehre von den Algen. 

Pigalie, f. fr. eine Sonde, auch Harnröhrenjpriße. 

Algarade, f. fr. (ſpr. —rcihd'; v. ſpan. algaräda, 
das Striegsgejchrei einer algara, d. i. plündernden 
Reiterichar) ein troßiger Anfall, eine grobe Belei- 
digung; Streid), Poſſen. 

Algarovbvilla oder Algarobilla, f. die zerquetichten 
Hüljen einer fiidamerifan. Aiazienart, welche ſtatt 
der Galläpfel zum Färben verwendet werden. 

Algebra od. Algeber, f. arab. (al-dschebr od. al- 
gebr, eig. Verbindung getrennter Teile, v. dscha- 
bara od. gabara, Setrenntes verbinden) die Lehre 
od. Kunſt, durch cine u von Gleichungen aus 
gegebenen Größen unbefannte zu finden, Glei— 
chungs⸗ od. Buchjtabenrehnung (weil man all- 
gemeine Größen mit Buchltaben bezeichnet); [ehe- 
mals hieß auch das Sternbild Orion mißbräuch— 
lich Algebra, nad) dem arab. El-dscheobar, der 
Riefe]; algebraiich, der Gleichungslehre gemäß; 
Algebraift, m. einer, der ſich mit der Wiſſenſchaft 
der Algebra beichäftigt. 

Algẽma, n. gr. ein Schmerz; — ſchmerzhaft, 
durd) Schmerz entjtanden; Algie, f. der Nerven- 
Ihmerz = Neuralgie, ſad 


Alioth 31 


Algen, Algologie, ſ. alga. 

Algẽnib oder Algöl, m. zwei Sterne im Perſeus 
(1. d); (Algenib auch ein Stern im Pegaſus). 
Algẽthi, m. (vollit. arab. räs-algethi, Kopf des 

Knieenden) der ſüdlichſte Stern im Herkules. 

Algierſches Metall, n. mit Kupfer und Antimon 
vermijchtes filberweißes Zinn. 

Algomeiza, m. arab. (eig. el-gomaisä), der heffite 
der zwei Sterne im Kleinen Hund. 

Alnophön, n. Senfjpiritus, Mittel gegen Zahn— 
ſchmerz, das aus Senföl und Spiritus befteht. 
Algorithmus, m. (daS gr. arithmös, Zahl, arabiſch 
umgebildet) im Mittelalter auch) Algorismus, Die 
vier Nechnungsarten; iiberhaupt ein arithmetifches 

Lehrbuch), Nechenbud). 

Algoſpasmus, m. gr. ſchmerzhafter Mugfelframpf. 

Algrapbie, f. Lichtflachdruck. 

Alguacil, m. jpan. (ſpr. —ßihl; v. arab. al-wasir, 
der etwas verwaltet) in Spanien ein Gericht3- 
diener, Häſcher, Scherge. 

Alhajoth, |. Kapella. 

Alhaͤmbra, f. arab. eig. das rote (Haus); der Balaft 
der mauriſchen Könige zu Granada. 

Alhenna, Henna (od. Hiung), f. arab. (al-hinnä, 
fpan. alcana) eine rotfärbende Wurzel, die im 
Orient von den Weibern zur Schminke gebraucht 
wird. 

Albiväde, n. arab. (al-hadät, ein Lineal, von 
hadaj, auf den rechten Weg führen) ein beiveg- 
liches Lineal an Winkelmeßwerkzeugen; Winkel— 
fcheit, Zeiger, Zeigerkreis. 

Ali, arab. männl Name: der Erhabene, Herricher; 
auch ein Ehrentitel, wie unjer „Hoheit“; Aline, 
weibl. Name: die Erhabene. [(Namen). 

alias, l. auf andere Weiſe, ſonſt auch (bei doppelten 

alıbi, Il. anderswo, in der Rechtsſpr.: der Angeklagte 
kann das Alibi (d. i. feine Anmwefenheit an einem 
andern Orte als dem des Verbrechens, fein Anders— 
too) beweijen. 

Alicaͤnte, m. ein ſpan. Wein aus der Umgebung der 
Stadt diejes Namens, — Tinto, f. d. 

alienus, a um, I. fremd; Alien-Bill, £. (ſpr. 
ehljen—), die Verordnung über die Ausländer in 
England, Fremdenverordnung; Alien-Office, n. 
(pr. —Hffi$) das Fremdenamt; alienieren, I. (alie- 
näre) veräußern, (ein Recht od. Eigentum) abtreten; 
auch entivenden, abwendig machen; alienäbel, nl. 
veräußerlih; Alienation, f. I. die Ber- od. Ent- 
äußerung; Berfauf, Taufch, auch bloß Verpfän— 
dung; Abweichung vom naturgemäßen Zuftande; 
Gemütsjtörung, ©eifteszerrüttung (l. alienatio 
mentis). 

alignieren (jpr. alinjieren), fr. (aligner, v. ligne 
= l. linea) nad) der Schnur abmefjen, richten, 
abſtecken, ausfluchten; anreihen; Alignement, n. 
(ſpr. —mäng) die Abmeſſung oder Richtung nach 
gerader Linie, die Nichtungslinie; insbeſ. die Richt— 
linie eines in Schlachtordnung aufgejtellten Heer- 
haufen3; auch = Trace, ſ. d. 

Alimente, pl. I. (alimenta, v. alere, nähren) Ver— 
pjlegungs- oder Unterhaltungsgelder, Unterhalts- 
beiträge; alimentieren, nl. ernähren, verpflegen, 
unterhalten, beföjtigen; Mlimentation, f. I. die 
Verpflegung; der Unterhalt, die Ernährung; ali= 
mentationsberechtigt, unterjtüßungsberechtigt; 
Alimentarius, m. I. Rſpr. ein Erbpflegling, durch 
Vermächtnis zu VBerpflegender. 

Alinda, n. (d. i. a linea, von vorn), der Anfang 
einer neuen Zeile, Abjaß. 

Alioth, m. u. Mizar, m. zivei Nachbarfterne in der 


52 Alipt 


Deichjel des Wagens (d. i. im Sternbild des großen 
Bären). 

Alĩpt, m. I. (alipta, v. gr. aleiptös, v. alefphein, 
falben) ein Salber; Alipterinm, n. (gr. aleipte- 
rion) das Salbgemad, Salbzimmer in ven Bädern 
der Alten; Afiptit, f. die ibrunft oder Salb> 
kunde; Aliptrum, n. Salbenbüchschen. 

Aliquaͤnte, f. (vom [. aliquäntum, irgend-mwie-biel) 
eine ungleichteilende Zahl, durc welche eine grö— 
Bere nicht zu gleichen Teilen zerlegt oder genau ge— 
mejjen werden kann, wie z. B. 5 u. 7 Aliquanten 
oder aliquante Teile von 12 find. 

Nlinuöte, f. (v.aliquoties, irgend-twie-vielmal) eine 
gleichteilende Zahl, ein (aliquoter) in dem Gan— 
zen ohne Reſt aufgehender Teil, wie 2, 3,4 u. 6 
Aliquoten von 12 find; Aliquot-Töne, Tonf. 
Beitöne, Obertöne, die zu einem angejchlagenen 
Hauptton von jelbjt mitflingen (weil fie im Akkord 
liegen und gleichjam in ihm aufgehn); aliqnot, 
gleichteilend, gleichteilig; aliquoter Teil, ein ge- 
wifjer Bruchteil. 

alttieren, fr. (von fr. lit, Bett) bettlägerig machen 
oder werden; das Bett hüten. 

Alitũr, f. I. alitüra, v. alöre, nädren) die Ernäh— 
rung; das Vermögen de3 Körpers, das Verlorene 
vermittelit de3 aus den Lebensmitteln bereiteten 
Nahrungsſaftes wieder zu erſetzen. 

Alius, m. J. ein anderer; Aliud, n. L. ein anderes, 
Sahänderung. 

Alizäri, n. (fpan. alizari, levantiſcher Krapp; von 
demſ. perj.-arab. Worte wie Azur) die Krapp- 
wurzel; Alizarin, n. der rote Farbeſtoff der 
Krappmwurzel; feit 1867 nach dem Verfahren von 
Graebe u. Liebermann auch aus dem bei der Des 
itillation des Steinfoglenteers gewonnenen An— 
thrazen (ſ. d.) dargeftellt; Alizarin-Blau wird 
al3 Erſatz für Indigo angewendet; Alizerine 
Tinte, eine 1856 durch Leonhardi in Dresden er- 
fundene dunkel blaugrüne und auf dem Papier 
tiefſchwarz werdende Tinte, zu deren Bejtandteilen 
auch holländ. Krapp gehört; Allzarine commer- 
eiale, n. fr. gemahlene Krappmwurzeln, die zum 
Färben benußt werden. 

Alk, ın. (isl. u. fchwed. alka), pl. Alken (Alcidae), 
ein nordiiher Waſſervogel aus dem Geſchlecht der 
PBapageitaucher, der Larventaucher. 

Alkaheſt, n. Scheidek. ein (von Theophrajtus Para⸗ 
celſus benannte3) vermeintliches allgemeines Auf- 

alkäiſch, |. alcäiſch. ſlöſungs-⸗ und Heilmittel. 

Yılkalt, n. arab. (fr. der alkali, fpan. der alcali, aus 
arab. al-gali od. al-qilju, d. i. die jalzhaltige Aſche, 
die man aus der Pflanze Salicörnia oder Glas— 
ſchmalz gewinnt, welche namentlich in Südjpanien 
wächſt; der Name geht zurüd aufarab. galaj, d. i. 
röjten, im Tiegel — lg Aſchenſalz, 
eine Klaſſe ſtarker Salzbaſen, die in Waſſer löslich 
find und laugenhaft ſchmecken, und die man in an- 
organijche (Kalt, Natron, Lithion und Am- 
moniaf) u. organische Alkalien unterjcheidet; leß- 
tere heißen auch Alkaloide; alkaͤliſch, laugen- 
falzig, laugenhaft; Alkaliméter, n. arab.-gr. ein 
Werkzeug zur Beitimmung der Menge des in der 
Pottaſche oder Soda befindlichen reinen oder an 
Kohlenjäure gebundenen Altalis; daher Alkali— 
metrie, f. die Lehre von diefer Prüfung der Pott- 
aiche od. Soda, u. alfalimetrif, dieje Prüfung 
betreffend; Alkali-Metalle, pl. Dietalle, die unter 
Entwidelung von Waſſerſtoff Wafjer aertehen: Ka⸗ 
lium, Natrium, Cäſium, Rubidium und Lithium; 
Alkaloiméter, n. Werkzeug zur Beſtimmung der 


Allah 


Menge der Alfaloide der Pflanzen; alkaleſzieren, 
arab.=!. flüchtiges Alkali entwickeln; Altaleſzenz 
f, Vorwalten eines Alkali; Entwicklung des flüch— 
tigen Alkali (Ammoniat3) bei fauler Gärung; al— 
kaliſieren, zu Laugenfalz brennen; Alkaliſation, 
f. die Laugenfalzbereitung. 

Alkalde, m. fpan. (aus arab. Al-ga’di, der Richter), 
der Schulze, Schultheiß, Nichter eines Dorfes in 
Spanien. | 

Alkantära-Orden, m. ein im 12. Zahrh. geitifteter 
und im 3.1835 wieder aufgehobener geijtlicher 
Ritterorden, nach der Stadt A. in Spanien be- 
nennt, wo er feinen Siß hatte. 

Altarräsa, f. ſpan. (aus arab. al-kurrös), pl. —8, 
ein Wafjerfrug aus poröfem Ton, Kühlkrug. 

Alkanna, f. die Wurzel der Färber-Ochfenzunge 
(Anchüsa tinctoria), zum Färben der Wolle, in 
den Apotheien auch der Fette u. Ole benugt; die 
ehte Alfannamurzel (auch Alhenng, ſ. d.) 
ſtammt dagegen von der in Oſtindien und Agypten 
wild wachſenden Lawsonia inermis; Alfannin, 
n. der rote Farbeſtoff der (falſchen) Alkannawurzel 
—= Anchuſin. 

Alkarſin, n. Sheidek. eine waſſerhelle übelriechende, 
jehr giftige Flüſſigkeit, durch trocknes Abziehen des 
eſſigſauren Kalis u. arfeniger Säure ꝛc. gewonnen. 

Alkatifa, f. (arab. al-gatifah, Samt, Teppich, ſpan. 
alcatita), ein feiner orientaliſcher Teppich, deſſen 
Grund aus Wolle od. Seide, während das Muſter 
aus Gold und Silberfaden beſteht. 

Ylfazäbe, f. arab. Burg, Stadtfeſtung. 

Alkãzar, m. arab. Balaft, Schloß. y 

Alterınes, m. ein (bef. in Stalien beliebter) füßer 
—— zu deſſen Beſtandteilen Rermes (ſ. d.) 
gehört. 

Alkohol, m. arab. (al-qohhlu, d. i. Augenſchminke, 
das feine Spießglas-Pulver, womit man die Augen 
färbt) überh. das Höchite, Feinite, bis zur größten 
Feinheit gebrachte Pulver, 3. B. der Chinarinde, 
de3 Eiſens; insbeſ. ver höchſt gereinigte oder ent» 
mwäfferte Weingeift, Kraftgeift, Genergeift; Alkoho⸗ 
fät, n. eine fejte chem. Verbindung des Alkohols 
mit einem Salze; alfogötifch, Alkohol enthaltend, 
mweingeiftig; alkoholiſieren, zur ſtürtſten Feinheit 
bringen (z. B. ein Pulver): zum größten Weingeiſt 
hinaufläutern; aufgraden, entwäſſern, hochgradig, 
läutern; vergeiſtigen; Alkoholiſation, f.die Wein⸗ 
geiſtentwäſſerung; Altoholisinug, m. ein krank⸗ 
hafter Zuftand, der durch fortgejegten übermäßigen 
Genuß des Altohol3, bei. des Branntiveins, ent- 
ſteht; Miloholometer, n. ein Weingeiftmefjer, eine 
Senfwage zur Gehaltsprüfung eines mit Wafjer 
verbundenen Alkohols; Alfohulometrie, f. die 
Lehre von der Brüfung des AlfoHolgehalts einer 
meingeiftigen Flüſſigkeit. 

Altorän, j. Koran. } 

Altoven, m. arab. (fr. alcöve, It. alcöva, ſpan. al- 
coba, d. i. Schlafgemach, v. arab. al-qubbeh, ein. 

emölbte3 Gemac, Belt, von qabba, mölben) ein 

ettverichlag, Kleines Schlafgemach, Bettwinkel, 
— Nebengemach ohne Fenſter, 
Niſche. 

U, engl. (ſpr. aͤhl) alles; AU right, engl. (ſpr. aͤhl 
reit), ganz wohl, ganz recht; alles „in Ordnung, 
einverſtanden! all’s well, engl. pr.ahls uell), alles 
iſt gut, alles iſt in Ordnung. 

alla. it.= fr. à la; z. B. alla breve, |. breve:c. 

Allabaͤtti, pl. feine baumwollene, meilt geſtickte 
Beuge aus Oftindien. 

Allah. m. arab. (zufammengez. au3 dem Artikel al. 


allaitieren 


u. ilah, der Anbetungswürdige, Gott, von alaha, 
anbeten) Gott, der wahre Gott; (Allah-aalim, 
Gott iſt allwiffend; Allah-akbar, Gott ift groß). 
allaitieren (pr. allät—), fr. (allaiter, v. lait, Milch) 
ſäugen, ſtillen; Allaitement, n. (pr. allät'mdng 
das Stillen, Säugen. | 

Allanlinie, f. Patetvampferlinie von Liverpool 
über Halifax nad) Bojton. 

Allantiaiis, f. (vom gr. alläs, Gen. alläntos, Wurft) 
Erfrantung dur Wurſtgift. 

Allantvis, f. (v. gr. allas, Gen. alläntos, Wurit; 
aljo eig. wurftähnlich) die Harnhaut der Leibes— 
fruccht bei Säugetieren, eine Fortſetzung derBlafen- 
ſchnur; —— —— zwiſchen der 
Allantois u. dem Amnium (}.d.) —— 
keit; Allantoin, n. Scheidek ein aus dieſerFlüſſig— 
keit durch Abdampfung gewonnener, der Harnſäure 
ähnlicher Stoff. 

Allantotoxiton, n. gr. (von allãs, Gen. alläntos, 
Wurſt, u. toxikön, Gift) das in verdorbenen Xeber- 
u. Blutwürften fi entwidelnde Wurftgift. 

allargieren, it. erweitern, breiter machen. 

Allaſch, m. (nad) dem Gute Allaſch in Livland; 
öjtl. von Riga, wo er hergeſtellt wird), ein in Allaſch 
gebrannter Schnaps, ein Doppelfiimmel. 

Allãta, pl. I. (von allatus, a, um, — von 
afferre, hinzubringen das Hinzugebrachte, z.B. eines 
Weibes in die Che; Allatür, f. barb.-I. im ungar. 
Recht: die Mitgift der Frau, od. der von andern 
zu den Haushaltungskoſten geleistete Zufchuß. 

Allatration, f. nl. (v. I. allaträre, anbellen) das 
Anbellen, Antläffen. 

Allechement, n. fr. (ſpr. alläſch'mäng; v. allecher, 
anloden, v. lJ. allectare) auch I. Allektation, f. die 
Anlockung, Lockung, Reizung: die jaubere (gelecdte) 
Sührung des Grabftichels bei Kupferſtechern. 

Allee, f. = (fr. all&e, Gang; v. aller, gehen, aus 
dem lat. ambuläre entjtanden) ein Gang, Luſtgang, 
bei. ein Baumgang, Baummeg; Alleebaum, m. 
Straßenbaum. 

Allegat, j. allegieren. 

Allege, f. fr. (ſpr. alläſch“, Alfegsio, m. (ſpr. al- 
lädſcho) it. (v. fr. alleger, it. alleggiare, ml. alle- 
viare, erleichtern, von levis, leicht) ein Hilfsboot, 
Leichter, deſſen man ſich beijeichten Landungsplätzen 
ae um ein größeres Schiff über Wafjer zu 

alten. 

Allegiance, f. engl. (pr. ällihdſchäns, v. fr. alle- 
geance, vd. l. alligare, anbinden, verbinden) Treue 
und Gehorfam, Untertanentreue; oath (fpr. oh’3) 
of allegiance, der Eid der Treue, Untertaneneid. 

allegieren, I. (allegäre) eig. wohin fenden; eine 
Scriftftelle anführen, fi darauf berufen; Alfegät, 
n. eine —— Stelle, Anführung, Berufung 
auf ein Geſetz; pl. Allegäta, angeführte Schrift- 
ſtellen, Nachweiſungen; Allegatſtrich, Poſtd. An- 
lageſtrich; Allegation, f. die Anführung od. An— 
zichung eines Schriftitellerg. 

Allcgorie, f. gr. (allegoria v. all-egorein, d. i. eig. 
etwas anders jagen oder ausdrüden) Sinnbild, 
Gleichnis, finnbildfiche Darftellung in Worten od. 
Zeichen, insbeſ. eine Bild- vd. Gleichnisrede; ein 
ſinnbildliches Gemälde; allegöriich, bildlich, finn- 
bildlich, uneigentlich, allegorijicren, ſinnbildlich 
darſtellen; ſich verblümt ausdrüden, Allegoriſt, 
is einer, der etwas finnbildlich darftellt, Gleichnig- 
redner. 

alfeare, fr. (pr. alähgr), munter, Yeb Haft, frifch. 

all&gro od. allegramente, it, (vom I. Ad —9 
munter) Tonf, munter, geſchwind, lebhaft; das 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


alliieren 33 


Allegro, als Sachwort, ein lebhaftes, geſchwind zu 
ſpielendes, munteres Stück; allegro assdi, a. di 
molto od. allegrissimo, ſehr od. möglichſt leb— 
haft; a.con brio, con fuoco, con spirito, jehr 
ebhaft, mit Feuer; a. con moto, beiwegt,gejchtwind; 
a. maestoso, mäßig, geſchwind, mit Würde; a. ma 
non troppo. nicht zu geſchwind; a.non tanto.nicht 
jehr geſchwind; a. moderäto, mäßig geſchwind; 
allegretto, etwas langjamer als allegro; alle- 
grettino, ein gemäßigtes allegretto; con alle- 
grezza, mit Munterfeit, Qujtigfeit. 

Allettion, j. Ablektion. } 

alielodidaftifch (vom gr. allelon, einander, u. 
gr.didaktikös, ẽ, 6n, zum Unterricht gehörig), auf 
den genenjeitigen Untertichtbegüglich, dazu gehörig. 

Alleluiarium, n. eine Sammlung der psalmi alle- 
luiatici, d. j. derjenigen 20 Pſalmen, die das Wort 
Halleluja (j. d.) zur — haben. 

Allemande, f. fr. (ſpr. all’'mangd'; v. allemand, e, 
deutſch; vgl. Alemannen) ein deutſcher od. ſchwäbi— 
Der anz; die ſchwäbiſche Tanzweije, ein Dreher, 
m Y,-Taft; ein altes Tonſtück in langjamen 
.⸗Takt der v. Händel u. Bad) fomponierten Suiten; 

' Querelle d’Allemand, f. fr. (pr. feräl)ein grund- 
Lofer, nuglojer Streit, Streit um de3 Kaijers Bart 
(man nimmt neuerdings an, daß nicht der Volfg- 
name Allemand, fondern der Name der kampfſüch— 
tigen Familie Alleman, die im12.-14. Se ee 
in der Dauphine lebte, der ſprichwörtlichen Redens— 
art querelle d’Allemand zugrunde liegt). 

allentändo und allentäto, it. Tonk. nachlaifend, 
zögend, langjanıer. 

Allentheſis, f. gr. das Vorhandenſein fremder Kör— 
per im menſchlichen Organismus und dadıırd) ver- 

uUrſachte Krankheit. 

allefieren, fr. j. alejieren. 

allez, ſ. unter allons. 

Alliage, j. alligieren; Alllanz, j. alliieren. 

allicieren, I. (allic&re) anloden, anreizen. 

allidieren, Alliſion, j. adlidieren. 

iensis dies, m. l. der Tag von Allia, fig. Uns» 

gfüdstag, wie jener der Schlacht an der Allia 
(387 dv. Ehr.), wo die Römer von den Galliern 
gänzlich befiegt wurden. | 

Alligätor, m. (entitellt aus dem jpan. el lagarto, 
die Eidechfe, I. lacerta) oder Kaiman, m. das 
amerifanijche Krokodil, die amerikanische Riejen- 
Eidechfe. 

alligieren, I. (alligäre, eig. anbinden), vermilchen, 
verjegen = legieren 2; Alligation, f. und fr. 
Alliage, f. r. n. (ſpr. alliahre’) die Vermiſchung 
der Metalle von ungleichem Werte zu einer Maſſe, 
Regierung ; auch die Beimijchung, der ah Alli⸗ 
gationsregel od.-rechnung, die Vermiſchungs— 
regel in der Rechenkunſt, wonach der Geſamtwert 
einer aus ungleichen Stoffen gemiſchten Maſſe be— 
ſtimmt wird, Miſchungsrechnung. 

Allignement, |. Alignement. 

alliieren, fr. (allier, vom lat. alligare) verbinden; 
ich —, ſich verbinden, verbünden, einen Bund 
ließen; Alliierte, pl. Bundesgenoſſen, Verbün— 
dete; Alliance, f. (jpr. alliingß) od. Allianz, ein 
Berein, Bündnis (zwiſchen Staaten, 3. B. belle 
alliance, der jchöne [oder, heilige) Bund zwiſchen 
Rußland, Preußen und Dfterreich im J. 1815); 
eine Eheverbindung; Alliance auch ein franzü- 
fifches Kartenfpiel zu vieren, dem deutjchen Solo 
ähnlich; Alliancemaſchine, eine magneteleftrijche 
Mat ine, bei der achtmal je drei Diagazine von 
Stahlmagneten ihre Pole gegen den rotierenden 

3 


34 all ingrosso 


Anker kehren, der in einem mit Eleftromagtteten 
verjehenen Zylinder beſteht; Alltanecmappen, n. 
ein Ehewappen, in welchem das Wappen der Frau 
neben dem des Mannes jteht; Offenſiv- und Des 
fenjiv- Allianz, Angriffs und Verteidigungs- 
bund, Schug- und Trutzbündnis; Tripel-, Qua— 
drapel-Allianz, Dreibund, VBierbund; Alliance 
israelite universelle, f. fr. (fpr. israelit üni— 
berjell), Weltverein zur Förderung des Judentums 
und jeiner Beitrebungen, 1860 in Baris gegründet. 

‘all ineresso, it. im großen (fr. en gros). 

Alliteration, E nl. (vom [. litt£ra, der Buchltabe) 
die Sleichheit der Anfangsbuchitaben, vermöge 
welcher Wörter mit gleihem Anfangslaut (mie 
Land und Leute, Mann und Maus) verbunden 
und in Berszeilen einander gegenübergeitellt 
werden, der Bucjtabenreim, Stabreim; allite= 
rieren, gleichklingend anlauten. 

Ailium, n. l. Lauch, Knoblauch, pl. Allien, Lauche, 
Knoblaucharten; Allnl, n. Lege. das mutmaßliche 
Nadifal des Knoblauchöls. 

allochrörſch, gr. Ihillernd, farbentvechjelnd; Allo— 
dHroisunms, m. Farbenwechſel. 

illofution, f nl. eig. die Anjegung; Anerfennung 
der Nichtigkeit, Senchmigung eines in eine be- 
reits Üübergebene Rechnung ſpäter eingeſchalteten 
Poſtens. 

Allokution, f. l. (allocutio, v. allöqui, anreden) die 
Anrede, Anſprache, insbeſ. die Rede des Papſtes 
an die verſammelten Kardinäle (allocutio ex ca- 
th’dra, Stubliprud, f. unter Katheder). 

Allodium od. Allöd, n. ml. (v. althochd. alöd, d. i. 
Ganzbeſitz, freier Beſitz, vgl. altſächſ. Od, Gut, Bes 
fig, althochd. Ötag, begütert, Dazu gehört der alt- 
german. Name Odoardo, Edward; aber das 
Wort ift erft aus dem mittellat. allodium, der la= 
tintfierten Yorm des genannten al-öd, ins Neu- 
hodjdeutihe aufgenommen worden) ein ganz eige- 
nes, nicht zum Lehn erhaltenes Gut, Eigenaut, 
Erbaut, Freigut; allodiäl, erbfrei, lehnzinsfrei; 
Alodiäl-Erbe, der Erbe der Eigengüter eines 
Verſtorbenen; Allodialgut = Allod; Allodiali— 
tät, f. Lehnzinsfreiheit, insbeſ. die Freiheit der 
deutichen Bundesitaaten von dem ehemaligen faifer- 
lichen und Reichslehnbande; allodifizieren, zum 
Freigute machen; Allodifikation oder Ailodie= 
rung, f. die Verwandlung der Lehngüter in freies 
Gigentum. 

Allodorie, f. gr.(allo-doxia) andere, od. trrige Mei— 
mung, Lehre; vgl. Heterodorie. 

YHilogandromelin, gr. (v. melos, Glied; eigentf. 
fälſchlich menjhengliedrig) eine Mißgeburt, die 
darin bejteht, daß ein Tier menjchenähnliche Glie— 
der bat. 

Allogräphum, n. gr. fremde Handſchrift. 

Alloi vd. Aloi, m. F (pr. allod, v. & loi, nach dem 
Geſetz) der Gehalt, Schrot u. Korn einer Minze. 

Allotalle, £. gr. franfhafte Neigung zum Falſch— 
jpredyen. 

allongieren od. r. alongieren (pr. alongieteren), 
fr. (alonger, von long, lang) in die Länge ziehen, 
verlängern, ausdehnen, anleinen; Allonge, £. (pr. 
alongſch) die Streditange, VBerlängerungsitange 
beim Winieren; die lange Leine, woran man die 
Pferde traben läht; ein Anſatz- oder Verlänge- 
rungsitüd, 3. B. an einem Tiſche; ein Anhängſel 
oder Anhangzzettel an einem Wechjel, defien Rück— 
feite mit Indoſſamenten angefüllt, ver aber noch 
nicht verfallen iſt (engl. rider, jpr. reider); Al— 
lengeperücke, eine Berüde, die aus lang herab- 


Allüre 


fallenden Loden beiteht, Staatsperiide aus der Zeit 
Ludwigs XIV, | 

allons! fr. (fpr. alldng; von aller, gehen) gehen wir! 
auft fort! vorwärts! munter! wohlan! allons 

. enfants de la patrie, laßt und geben, Kinder 

des VBaterlands! der Anfang des bekannten franz. 
Revofutionsliedes, der Marfeillaiie; allez! 
— alleh), geht! geh! vorwärts! allez-vons-en! 
(ſpr. wuͤſcing) fort! von hinnen! gem. packe dich! 

allonim, gr. unter anderem, fremdem Namen. 

Allopathie u. Allöopathie, f. gr. (von ällos, ein 
anderer, oder alloios, verjchiedenartig, u. pathos, 
Leiden, Krankheit) eig. Zeidensverjchiedenheit, das 

er auch: Übertragung einer Krankheit von einem 
Zeil auf einen andern; gew. aber = allopaͤthiſche 
(od. allöupathiiche' Heilmethode, wonach man 
Mittel anwendet, welche eine dem Übel entgegen» 

ejegte Wirkung hervorbringen, im Gegenjug der 
J——— (f. d.); jetzt überhaupt ganz all» 
gemeine. Bezeichnung der neuern mediziniſchen 
Wiſſenſchaft; Ullopith oder Alliopäth, ın. wer 
einen Kranfheitszujtand durch gegenjägliche Mittel 
heilt oder fich zu diefem Heilverfahren befennt. 

alloquieren, [. (allöqui anreden; Alloquium, n. 
die Anrede, vgl. Allofution. 

allotieren, fr. durch das Los zuteilen; Allotement, 
n. ıfpr. Allot’mang) das Los, der Anteil; Allot⸗ 
ment⸗Zyſtem, n.engl.ıfpr.—ment - )NuSniegung 
eines Stuck Landes, die Landarbeitern Itatt des 
Lohnes gewährt wird. 

Yllotria, pl. gr. (v. allötrios, a, on, fremd, frentb- 
artig) Nebendinge; Streiche, Unfug; Alfotris= 
Dontie, f. die Einjegung falfcher Zähne; Allotrie= 
logie, f. Einmiſchung fremdartiger Dinge ın die 
Rede; Allstriophanie, f. gr. die Eranthafte Be- 
gierde nach ungewöhnlichen Speilen. 

Allotropie, f. gr. (von ällos, anders, und tr&pein, 
wenden) Scheidef. die Eigenfchaft eines Stoffes, 
mit weſentlich verfchiedenen Eigenſchaften Kriſtall⸗ 
form, ſpez. Gewicht ꝛc.) aufzutreten, wie z. B. der 
Rost al3 Diamant und Graphit oder der 
Saueritoff als gewöhnlicher Sauerjtoff und als 
aftiver Sue oder Ozon; auch dieſe verſchie— 
denen Zuſtände ſelbſt Allotropieen od. allotro⸗ 
piſche Zuſtände; allotrop, mehrformig. 

allouieren (ipr. — u —, fr. (allouer = engl. allow, 
von mi. allocare) einräumen, zugeitehen, gelten 
laſſen, allonäbef (fr. allouable), güitig, zulällig; 
Allouance, £. fr. (pr. Aludngp’) Einräumung, 
Zulaſſung. 

Alloxaãn, u gr. ein durch Einwirkung ſtarker Gal- 
peterſäure auf Harnſäure erzeugter Körper; ein 
verwandter u. ähnlich erzeugter Stoff iſt das Allo— 
xantin; eine wäſſerige, mit Fett vermiſchte Loſung 
des Alloxans, dient,als Schminke. 7 

Allſpice, engl. (ipr. aͤhlßpeis, d. i. beites od. Sasha 
gewürz, Allerlei-Würze, Haupt-Spezerei; alle Ur» 
ten, species, von Gewürzen hießen früher especiae 
oder Spezereien) Nelienpfeffer, ein Gewürz = 
Piment, ].d. 

all’s well, engl. (jpr. aͤhls elf), alles iſt gut, alles 
ift in Ordnung, im englischen Kriegsdienit, bef. in 
der Marine, Die Antwort des Wachtpoſtens auf 
den Anruf des nachjehenden Offiziers. Vgl. all 

alfudieren, I. (alludere) auf etwas anfpielen; Ms 
luſion, f. die de aluioriih u. allufis, 
ni. aniptelend, andeutend. 

Allümette, k. (ſpr. —mett’; v. allumer, anzünder) 
Streich- oder Bündbötzhen; Schnellfeuer. 

Allüre, £. fr. (v. aller, gehen) der Gang, die Art zu 


Alluſion 


Alpagattes 35 


eben, das Fuß- oder Gehwerk, Fußgeſtell bei | Almoräham, n. arab. der erſte Monat des Jahres 


Pferden; auch die Fährte oder Spur von Tieren; 
uneig. auch beſ. der pl. Allüren (fr. allures), Gang 
und Haltung eines Menjchen, das Auftreten, Bes 
nehmen. 

Alluſion. alluſoriſch, j. alludieren. 

Allupion, f. l. (alluvio, von alln£re, anſpülen) die 
Auſchwemmung, Anſpülung; Alluvionsrecht, das 
Anſchwemmungsrecht, das Recht, das Land, welches 
ein Fluß an ein Ufer anſchwemmt, ſich zuzueignen; 
Alluv ium, n. das Angeſchwemmte, die oberſten 
und jüngſten Lagen der feſten Erdrinde, wie 
Torf, Dammerde, Süßwaſſerkalk 2c.; Uferanwuchs; 
Schwemmland; alluviäl, nl. angeſchwemmt, z. B. 
Alluvial-Boden. 

Allil, ſ. unter allium. 

Alua oder Almud, f. älteres türk. Gemäß für OL, 
Nein ꝛc. — 5,2048 1. 

Almads, pl. engl. (fpr. älmäcks) Modebälle der 
feinen Geſellſchaft in London (jo benannt, weil der 
erite Befiter des Haufes, in welchem fie gehalten 
wurden, Almad bieß), dann aud) an andern, bei. 
Badeorten. 

Almäade oder Alınadie, f. engl. u. fr. (vom arab. 
ma’dijat, ein Floß/ ein Kahn der Neger aus Baunt- 
rinde; ein Schnelljegler in Oftindien. 

Almagéſt, m. arab.-gr. (im Arab. al-madschisti = 

tr. megiste, die größte, näml. syntaxis, Sanım- 
fung, mit vorgefeßtem arab. Artikel al) arab. Name 
des griech ſoggrößten Werks überdie Stern- 
kunde, von Ptolemäus im 2. Jahrhundert. 

Almaͤgra, f. (vom arab. al-magrat, die rote Erde) 
ſpaniſches Braunrot, zum Färben, al3 Arznei ꝛc. 
gebraucht. 

alina mater, ſ. Mater; Alme, f. ein Trockenherd 
(in der Slartonfabrifation). 

Almanach, m. (es ift weder auf arab. al-minha, 
Geſchentk, noch hebr. manäh, zählen, zurückzuführen, 
fondern auf ein von Eufebius erwähntes gried).- 
ägyptiihes Wort almenichiakd, Kalender) ein 
Sahıbuch, Kalender; jegt bei. von jährlich erfchei- 
nenden Sammelwerken, z.B. Muſen-Almanach 
u.dgl. Das Wort Almanad) — ſich zuerſt bei 
dem um 14603u Wien lebenden Aſtronomen Georg 
v. Peuerbach, der einen Almanach pro annis plu- 
ribus herausgab. 

Almandin, m. (von Alabanda, einer Stadt in Ka— 
rien, wo er hauptf. gefunden wurde) edler Granat. 

Almänſor oder Almanzor, m. arab. Name: der 
Berteidiger, der Giegreiche, (von Gott) Beſchützte. 

Almaria, f. mi. (urjpr. almarium, entft. aus dem 
lat. armarium, Schranf, vom lat. arma — Waf— 
fen, Gerät; oberd. die Almer, Almerei) der Ur- 
tundenjaal, Urkundenſchrank in einer Kirche oder 
einem Klojter; Kaſten zu verfchiedenem Gebrauche. 

al marco (ital.), nad) dem reinen Gold- und Silber- 
gewicht. 

Ale, f., ſ. alma. 

Almẽ oder Almeh, f. (arab. alimeh, ent. von 
alim, unterrichtet) öffentliche Tänzerinnen und 
Eüngerinnen in Agypten, Indien und Perſien. 

WUlmei, n. weißes, kohlenſaure Salze enthaltende 
Bintoryd, das in der Färberei und Medizin Ver: 
wendung findet. 

Almeidan, m. pers. (vom arab. maidat, ein Tiſch) 
der Martt, ſ. Bajar. 

WUlnilla, f. ſpan. Wams, baumwollene Unterweſte, 
unter dem Kamiſol (Ehupa) getragen. 

Amohäden und Almoraviden, pl. zwei moham- 
medaniihe Seften und Dynajtien in Spanien. 


im arabiſchen Kalender. 

Almöoſen, u. (aus dem gr. eleémosynẽ, d. i. Mit- 
leid, Barmherzigkeit, verderbt) eine milde Gabe 
an Arme, Wohltat, Armengabe, Armenſteuer, 
Armengeld; Almoſenier, m. (fr. aumöuier, altfr. 
almosuier) ein Almoſen- oder Gabenverteiler, 
Armenpfleger; Titel der Beichtväter katholiſcher 
Fürſten; in Frankreich auch: katholiſcher Feld— 
prediger; Groß⸗Almoſenier, früher in Frank— 
reich le Beijtliche, eine von Franz 1. ein- - 

- geführte Würde. 

Almucium, n. ml., au: Armutia oder Amicia 
f. eine geijtliche Kopftracht im Veittelalter, die auc 
die Schultern mit bedeckte (aus dem Worte entitand 
unfer nhd. Wort: Mütze). 

Almuda vd. Almud, m. ſpan. (v. arab. al-mudd, 
v. madda, ausbreiten) ein älteres Getreidemaß — 
Ya Sanega (ſ. d.); Almude oder unr. Almonde, 
m. früher portug. Ol» und Weinmaß, in Liſſabon 
= 16,74, in Borto = 25,48 1. 

Almukaͤntharat, m. arab. (v. gantara, bogenartig 
frümmen,) der Höhenkreis, mit dem Horizonte 
parallel an der Himmelskugel gezogener Kreis. 

Al Mumẽnin, pl. arab. die Nachkommen Mohame 
meds. 

Aloe, f. gr. (alsẽ; von indiſch haloha, d. i. das wohl⸗ 
riechende Aloeholz) eine ausländiſche Pflanzen— 
gattung, beſ. in Afrika; auch der aus den ab— 

ejchrittenen Blättern mehrerer Arten ausfließende 

ittere, heilfame Saft; auch f. gave, j.d.; Alse- 
Extrakt, m. getrodneter und gereinigter Saft der 
Aloe, ein a ae Ylod-Hanf, m. ein gelb- 
lichsweiger Faſerſtoff, der aus verſchiedenen in 
Wejtindien, Oftindien und Südamerika heimifchen 
Arten der Agave gewonnen wird, beſonders von 
Agave americana; er wird namentlih zu Tau— 
werk, Teppichen u. a. verwendet; Alok-Holz, |. 
Ugallohum, Kordie; auch Paradieshölz; 
Aloe-Säure, f. eine Säure, die entfteht, wenn 
Aloe mit Salpeterjäure gekocht wird, als Farbituff 
verwendet zum Braunfärben; Yloin, n. ein eigene 
tümlicher Stoff in der Aloe, das Alvebitter. 

Alogie, f. gr. (alogia, von dem vern. a- u. lögos, 
Vernunft) Unvernunft, Unüberlegtheit, Wider- 
finnigfeit, Unfinn; Mlogotrophie, f. gr. Heilf. die 
ungleiche Ernährung der Körperteile; aloͤgiſch, 
unvernünftig,nicht logiſch; alogiſtiſch. unbeſonnen. 

Alt, |. Alloi; Alloin, ſ. Aloe; Ylonge, |. Al- 
longe; Alonſo = Alfons, d. i. Adalfuns, d. i. 
bereit an — (Adel) ausgezeichnet zu werden, 
altdeuticher Name. * 

Alopefic, f. gr. (alop&kia, von alopex, Fuchs) das 
Ausfallen der Haare. 

Aldje, f. fr., gekürzt; Alſe (fr. alose, aus I. alansa), 
Diutterhering, Maifiich, Sangfilch, eine dem Hering 
verwandte Fiſchart in der Nordjee,dem Mittelmeer 
und in nordamerif, Gewäjjern (Alausa vulgaris), 

Aloijſius od. Aloys, m. = Ludwig, f. d. (wovon 
e3 nur die ältere, bei den romanischen Völkern üb— 
lihe Form ift); Aloyſie, f.= Louife. 

Alpacca oder r. Alpaͤka, n. peruan, eine Art des 
Lamas mit trejflicher Wolle (man unterjcheidet 
dreierlei Yamaziegen oder Schaffamele: Lama, 
Alpafa und Bifuna oder Bifogna); aus diejer 
Wolle bereitetes Zeug; Alpäka, n. eine Art Neue 
ſilber, Chinajilber. 

Alpunuttes, pl. fr. (ſpr. —gätt) franzöſiſche Schuhe 
aus altem Tauwerk und Striden, bejonders in den 
Byrenäen in Gebraud. 

3* 


36 al pari 


al pari (tal.), zum Nennwert, vollwertig, im Nenn- 
wert jtehend (von Wertpapieren, im Gegenfaß zu: 
unter pari, d. 1. unter dem Nennwerte, und: 
über pari, d.t. über dem Nennwerte). 

Alpen, pl. (1. Alpes; urjpr. keltiſch; ir. u. gäl. alp, 
ailp, Anhöhe) hohe Gebirge, Hochgebirge, bei. in 
der Schweiz, Schweizergebirge; alpiniſch, den 
Alpen angehörig, ihnen entiprehend; Alporãma, 
n. gr. die Hochgebirgſchau, Sleticheranficht; Alpen= 
fäger, pl.ital. und frz. Truppen, die zur Bewachung 

- der Alpentäler beftimmt find (feit 1872). 

Alpha, n. der erſte griech. Buchitabe; uneig. der An⸗ 
fang; Alpha und Omega, Anfang und Ende, alles 
in allem (ſ. A und DO), Alpha pribatibum, n. 
da3 griech. Beraubungs-A, verneinende a- (1. d.); 
Alphabẽt, n. (I. alphabetum, von alpha u. beta, 
den eriten beiden griech. Buchſtaben) das ABLE, die 
Buchſtabenreihe, Suchftabenzaht, bei Buchdr. eine 
Zahl von 23 gedrudten Bogen; Alphabetarius, 
m.nl. ein Abe⸗Schuler; alphabetijm, nad over 
Buchſtabenfolge; Alphabetſchloß, n. ein Bud- 
‚tabenjchloß, künſtliches Vorlegeſchloß. 

Alphonfin,n.Heilf. ein dreiarmiger Kugelauszicher 
bei Schußwunden (von Alphons Ferri 1552 er- 
funden); Alphonfinifche Tafeln, pl. Sternen- 
Berzeichnifje von Alphons X., König von Raftilien. 

Alphus, ın. gr. (alphös) Heilk. ein Mehlfleck, weißer 

autfled. 

Alpiou, m. fr. (fpr. —iub; vom it. alpiü, eig. aufs 
höchſte) ein Kartenohr, oder daS Zeichen, das man 
in die Karte macht, wenn man nad) gewonnenem 
Satze das Spiel höher treibt; vgl. Baroli. 

Alporama, ſ. Alpen. 

Alguifüz, n. arab., od. Alguifong (fr. alquifoux, 
ſpr. aläfit, ſpan. alquifol für alcofol, alcohol; 
vgl. Alkohol), ein Schönheit3mittel der arabifchen 
Frauen zum Schwärzen der Wimpern und Augen 
brauen, welches bejonder3 aus Bleiglanz beiteht. 

Alranne, f., pl. —n (kein Fremdwort, jondern das 
althochd. alrüna, d. i. im geheimen wirfender, weis— 
jagender Geiſt, von got. rüna,d.i. Geheimniß), eine 
Pflanze mit einer rubenähnlihen Wurzel (Man- 
dragore, f.d.), aus der nad) altem Aberglauben 
jene Kleinen mweigjagenden Kobolde, die man aud) 
Gold-, Galgen- oder Erdmännden nannte, 
geichnitten wurden; der Fleine weisſagende Zauber— 
geist felbit. 

Alſe = Aloſe, f. d. 

Alt, Alto, m. it. (1. altus, hoch) die ziveite Stimme 
in der Mufif, höhere Mittelitimme (= Mezzo— 
Sopran); Altift, m. Altjänger; alta ottava, eine 
Dftave höher zu fpielen. 

Altan, m. pl. Altane (it. altana, vom l. altus, 
hoch) ein Austritt, Vorbau, Söller an einem Haufe. 

Yltar od. Altär, m. (I. altäre, n. Opfertifch), pl. 
Altäre, Kirchentiſch; Altaragium, n. ml. ein 
Altargut, etwas dem Altar Geweihtes; Altarift, 
m. Altardiener, Meßknabe; altäre portabile, n. 
[. ein Tragaltar; a. summum, n. der Hochaltar. 

Alta Qiöla, |. Viola 2. 

Altekläre, f. d.i. die hohe, helle, leuchtende Waffe; 
e3 war der Name des Schwertes Dlivers, eines der 
Helden aus der Umgebung Karls des Großen (ent- 
ftanden aus altfr. Halte [d. i. Haute] clere, und 
die wieder aus lat. alta clara). 

Altelik, eine türfifhe Silbermünze = 1,1 Mt. 

YAltdllus, m. nl. ein Gemeindepflegling. 

alter, a, um, I. der 2c. andere; alter ege, das 
andere N ein Stellvertreter; altera pars, der 
andere Zeil, die Gegenpartei, vgl. audiatur und 


altus. 


eouk altöra pars Petri, — secunda Petri, i. 

sefunda; alterum tantum, n. noch einmal ſo— 
viel, das Doppelte oder Zwiefache; die bis zur 
Größe des Kapitals angewachjenen Zinfen. 

alterabel, Alteration zc., . alterieren. 

alterieren, nl. (alteräre, fr. alterer, vom I. alter) 
verändern, gem. nachteilig verändern, verjchlim- 
mern; erjchreden, bejtürzt machen; aufbringen; ſich 
—, in eine Gemütsbewegung geraten, aus der 
Faſſung fommen, erjchreden, jich ärgern 2c.; Altes 
rantia, pl. = Ulterativa, f. u.; alteräto, it. 
Zont, verändert; alteräbel (fr. alterable), vetän⸗ 
derlich, wandelbar; Alteration, f. die Gemüts— 
bewegung, Erſchütterung, Aufregung, der Schred, 
Arger; Alterativa od. alterierende Heilmittel, 

l. umſtimmende, die Säfte allmählich verbejjernde 

Heilmittel, j. v. w. Allöotifa. 

Alterkation, f. I. (altercatio) die VBeruneinigung, 
der Zwiſt, Zwieſpalt. 

altörnus. a, um, [. einer um den andern, abwech— 
felnd; alterna ratio, f. verwecjjeltes Verhältnis; 
alternieren, I. (alternäre) wechſeln; abwechjeln; 
alternierendes Fieber, ein Wechſelfieber; alter= 
nierende Häuſer, Fürſtenhäuſer, welche in der 
Herrſchaft od. gewiſſen Vorrechten miteinander ab= 
wechjeln; Alternation, f. (l.alternatio) Abwechſe⸗ 
lung, Veränderung; in der Diplomatif: die Gitte, 
wonach Mächte, welche Verträge miteinander ab» 
fchließen, in den darüber ausgefertigten Urkunden 
zur je Sense ihrer Nanggleichheit in verfchiede- 
ner Ordnung genannt werden; aud) dad Alter— 
tat; altern tim, l., alternative ni. alterna- 
mente, alternativamente, alterno, it., oder 
alternatid, eins ums andere, abwechjelnd; Alter= 
ntativfener, ein Wechſelfeuer; Alternative, f. fr. 
das Entweder—Dder, Notwahl zwilchen zwei Ent- 
en Doppelwahl; Aiternätar, m. I. Wechjel- 
trommaſchine, eine Magnet od. Dynamomajdine,. 
die Wechjeljtröme, d. i. Ströme von ſich ftet3 än— 
dernder Richtung erzeugt. 

alterüter, I. (uter, welcher von beiden; vgl. alter) 
einer von beiden. 

Alteffe, £. fr. (it. altezza, von alto — 1. altus, hoch). 
Hoheit, Durchlaucht; mit imperiale (jpr. Bar: 
vidl'), Kaiferliche Hoheit, royale (jpr. roajdl'), Kö— 
nigliche Hoheit, s6r&nissime (pr. —ihm‘), Durch— 
laut, verbunden, als Anrede an Prinzen aus- 
faiferl., königl. u. fürftl. Häufern. 

Althee, f., Allhaea, [. (althee, fr.; gr. althafa, von. 
älthein, heilen) dag Eibifchkraut, die Heil» oder 
Wintermalve, eine Pflanze, deren Wurzel einen: 
füßlichen Schleim enthält, welcher, mit arabiſchem 
Gummi, Zuder und Eiweiß gemifcht, die weiße 
Regliſſe gibt. 

althioniſch, arab.-gr. aus Altohol und Schwefel 
bejtehend. 

Altimeter ꝛc., |. altus. 

Altin,m.(tatar. altyn, Gold) eine ehemalige ruſſiſche 
Silbermiünze von 3 Kopefen = 11’ Pr. 

Altiſt, Alto, ſ. unter Alt. 

Altfatholizismus, m. eine Abzweigung von der’ 
katholiſchen Kirche, die dadurd entitand, daß im 
März 1871 der Stiftspropſt Döllinger in einem 
Briefe an den Erzbifchofgegen das am 18. Juli 1870- 
verfiindigte Dogma von der Unfehlbarfeit des- 
Papſtes Widerjpruch erhob. h 

altus, a, um, I. hoch; tief; a'tior, altius, Komp. 
ie tiefer; altiora, pl. höhere Sachen, Rennts 
niſſe, Wiſſenſchaften; ad altiora ſchreiten, zu höhe⸗ 
ren Dingen od. Höher, weiter fchreiten; Aftimeter.. 


Altrnismus 


n. l.gr. (von gr. metron, das Map) der Höhen 
meſſer, da3 Werkzeug zum Höhenmeſſen; Altime— 
trie, f.die Höhenmeflung, Höhenmeßkunft ;uftimed= 
triich, höhenmeſſend; altiſönant, hochtönend; al» 
titado meridiäna, f. l. die — altius 
non tollendi, die auf einem Grundſtücke ruhende 
Berpflihtung, nicht über eine bejtimmte Höhe hin— 
aus zu bauen. $ 

Altruismus, m. I. Menſchenliebe, Uneigennüßig- 
SR ' altruiſtiſch, von Menfchenliebe eingegeben, 
ſelbſtlos. 

Aludél, m. od. f., pl. Aludels od. Aludeln, fr. u. 
ſpan. (wahrſcheinl arab. Urjprungs) ein Sublimier- 
topf, Läuterungsgefäß (vgl. fublimieren), da aus 
furzen fegelfürmigen Tonröhren bejteht, welche in- 
einandergefchoben werden; Aludelſchnur, f. eine 
Reihe folcher ineinandergefchobener Tonröhren. 

Almmen, n. I. der Alaun (f.d.); alümen crudum, 
gemeiner Alaun: a. plumösum, Zederalaun, 
Haarfalz, Eijenalaun; a. ustum, gebrannter 
Alaun; Alumia, £. ni. Alaun- od. Tonerde; Alu—⸗ 
minäte, pl. Tonerde-Berbindungen, worin dieſe 
Erde fich als Säure verhält; Aluminit, m. die bei 
Hallevorfommende ſchwefelſaure Tonerde; alumis 
nũs, l. (aluminösus, a, um) alaunhaltig; Alu— 
min, Aluminium od. Alumin, n. nl. Tons 
metall, das Metall der Alaun- od. Tonerde; Alu 
miniumbronze, f. eine Miſchung aus Aluminium 
und Kupfer, von goldgelber Farbe; Aluminium— 
Oxyd, n. Tonerde. 

Aluͤmnus, m. l. (von alere, ernähren) ein Zögling, 
Koitihüler;bej. Chorfchüler; pl. alumni od. Alum⸗ 
nen; Arumna, f. eine Bflegetochter, Koſtſchülerin; 
Alumnãt od. Ylummenm, n. nl. eine Nähr- od. 
Pflegſchule, Lehranftalt, deren Schüler aud) be- 
Zöjtigt werden; Alumnatikum, n. eine Abgabe od. 
Beilteuer der Pfarrer und Pfründner für das Se- 
minar des Kirchiprengels. 

Aluınit, m. = Alannftein, |. unter Alaun. 

QAlvearium, n. l. (von alveus, Höhlung; Mulde, 
Becken) 1. der Bienenſtock; 2. die Ohrenhöhle, Ohren— 
ſchmalzhöhle; Albéolen, pl. (l. alvedli, v. sing. al- 
veölus, Verkl. v. alveus) Fächer, Abteilungen bei 
manchen Schaltieren; Zahnhöhlen, Zahnzellen im 
Kiefer; aud) Bienenzelle, Wachszelle; aldeofär, nl. 
die Bahnzelle betreffend; Alpeslarnerven, Kie— 
fernerven. 

alvus, f. [. der Unterleib; per alvum, Heilf. durch 
den Stuhlgang; alvi Auxus, der Bauchfluß; al» 
vus laxa, offener Leib; a. obstrücta, veritopfter 


eib. 

WUlyfe, Alyiis, £,, Alysına, n., Alysmns, ir 3 
(von alyein, irr im Geifte fein) Heilt. Unruhe, Bes 
ängitigung; alhktiſch, ängitlich, beklommen. 

Alyfjum, n. gr. (älysson) Steinfraut, ein Heilmittel 
gegen die Tollheit, bef. Hundsmut. 

Alyta, pl. gr. (von dem vern. a- u. lyein, löjen) uns. 
auflösliche Aufgaben, unerflärliche Dinge. 

alzam6nto di mäno, m. it. (v. alzare, erheben, I. 
gleich). altiare, v. altus, hoch) Ton. das Erheben 
der Hand beim Tattichlagen, der Aufichlag. 

amäbıle, amabilmente, amor&vole, amıor6so, 
it. Tonk. liebevoll, zärtlid); Amabilität, f. I.(ama- 
bilitas) Liebenswuͤrdigkeit. 

Amadéus, nl. männl. Name: Liebegott, Gottlieb; 
Amadelften, pl. eine befondere Brüderfchaft der 
Sranzistaner im 14. Jahrh. 

Amädis, m. der Held eines großen altfranz. Sagen- 
freijes: Amadis de Gaule, Amadis von Gallien; 
ein Romanheld, ritterficher Liebhaber; ein feitan- 


Amarant 37 
liegender Hemdärmel (fr. manche en Amadis); 
eine Art Handfraufen. 

amtaigrieren, fr. (pr. anta—) abmagern; Amai⸗ 
griitement, n. (pr. —griff'mang), Abmagerung. 

Amalgäma od. Amalgam, n. arab. (dur Bud) 
jtabenverjegung aus dem gr. mälagma, d.i. Erwei⸗ 
Hung, mit vor — den arabiſchen Artikel al 
bergendem a), eine Queckſilberverbindung, d.i. Mi— 
[dung eines Metall3 (bei. Gold oder Silber) mit 

ueckſilber; uneig. überh. ein Gemenge; eleftri- 
ſches Amalgam, eine Quediilberverbindung, mit 
der die Neibzeuge der Elektrifiermafchine bedeckt 
werden (gute eleftrijche Amalgame find z. B. Mufiv- 
gold u. gepulverterBraunitein);ammalgamteren,n!. 
verquiden, Metalle mit Quedfilber innigverbinden, 
verichmelzen; Amalgamierwerk, n. eine Anitalt, 


- in welcher die Vietalle aus den Erzen durd) Amal— 


gamieren gewonnen werden; Amalgamation, f. 
das Berbinden der Metalle mit Queckfilber, die 
Berquidung. 

Amalia od. Amalie, weibl. Name (aus it. Amä- 
lia, daS aber auf altırord. das aml-, u. althd. amal-, 
2 —— zurückgeht) die Strebſame, Ge— 

äftige. 

Amalthẽa, f. gr. (Amältheia) Fabell. eine Nymphe, 
welche den Jupiter mit der Milch einer Ziege er- 
nährte; auch dieje Ziege felbit. Dem Horne, wel— 
che3 die Ziege verlor, gab Jupiter die Kraft, alles, 
was man wünſchte an Speife und Tranf, zu ver- 
leihen; daher dva8 Horn der Amalthea, ſ. v. w. 
Horn des Überfluſſes, Füllhorn. 

Aman, m. arab. bed. Sicherheit, Schuß; Aman 
dag od. fordern, fich Dem Sieger auf Gnade er- 
geben. 

a manco (it.) od. Amanco, n. (v. [. mancus, ſ. d.) 
Kfipr. das Fehlende, der Abgang, das Soll; der 
Abzug an einer Summe; auch der Vorſchuß, die 
— 

Amuaͤnda, f.[.(von amäre, lieben) weibl. Name: die 
Liebenswürdige; Amaͤndus, männl. Name: der 
Liebenswürdige. 

Amandé, m. g (ſpr. —mangdeh) Mandelmilch— 
trank; amandes cassées, pl. (jpr. amangd kaſſeh) 

eſchälte Mandeln; a. en coques, pl. (ſpr. —ang 
ohk) Mandeln in Schalen; Amandine, f. Seife 
aus Mandelfeifencreme: 

Amandus, ſ. unter Amanda. 

Amuaͤniſche Weide, ein weichhaariger, braunzivei- 
giger Weidenſtrauch im Ofterreichiichen. 

Amanitin, n. nl. Giftjtoff der Pilze. 

Amunt, m. fr. (fpr. amang; v. I. Amans, liebend), 
der Xiebhaber, Geliebte; — (ſpr. amangt'), 
f. die Geliebte, Liebite; amiäntes, améntes, I. (pl. 
v. amans, amens), Verliebte find Narren, — vers 
liebt, verdreht. 

Amanuenjis, m. 1. (von manus, Hand) Gehilfe, bef. 
Schreibgehilfe, Schreiber, Hilfsarbeiter. 

Ymära, pl. |. (v. amärus, a, um, bitter) bittere Heil» 
mittel, Bittermittel, Bitterfeiten; amarejsieren 
(l. amaresc£re), bitter werden; amar6zza, it. 
Bitterfeit; Betrübnis; con amar6zza, Tonf. mit 
Betrübnis; Amarin, n. nl. der Bitterito f; ama= 
rulent, l. bitter; Amarulenz, k. nl. die Bitterkeit. 

Amaraͤnt, m. gr. (amärantos, unverwelklich, von 
dem vern. a- u. marafnein, welfen) eine Pflanzen» 
gattung, be. in Südamerifa, deren Blüten ges 
trocnet ihre Farbe behalten; das Tauſendſchön, 
der Gartenfuchsjchwanz; Amaranthofz, dunkel⸗ 
rotes, hartes, wejtindiiches Holz; Amardnte, 
weibl. Name: die Unverwelkliche. 


38 Amarelle 


Amareile, £. (aus dem it. amarello, ınl. amarellum, 
d. i. etwa „meinfäuerlich”, dv. I. amarus, bitter) 
die Weinkirſche, eine Art großer weinſäuerlicher 
Kirſchen; der Herbitenzian, ein bitteres, kraut— 
artiges Gewächs, Erſatz des Hopfens in Schweden. 

amareisieren, amar6zza, |. Amara. 

amarinieren, fr. (amariner) an die See gewöhnen. 

Kmarnichlunge, f. eine 9 bis 1Om lange, von den 
Antis in Peru göttlich verehrte Schlange. 

Amuarullis, f. gr. Name von Hirtinnen in Schäfer: 
gedichten; die Narzifjenlilie, ein Zwiebelgewähs 
aus Südamerika und Südafrika. 

Amafcjis, f. gr. (v. vern. a- und masäomai, kauen) 
das Nichtfauen, Unvermögen zu Fauen. 

Amofins, m. der Liebhaber; Amaſia, f. die Ge- 
siebte. 

amafiieren, fr. (amasser, von masse) aufhäufen; 
Amaſſette, f. der Spatel, das Farbenmeſſer ber 
Maler; Amaſſement, n, (ſpr. Amafi’mäng), An- 
od. Aufhäufung. 

Amateur, m. fr. (fpr. amatöhr; I. amätor, it. ama- 
tore) dertichhaber, Kunſtfreund; überh.wer etwas 
nicht als Geſchäft od. Erwerbsmittel, fondern zum 
Bergnügen. treibt, = Dilettant; Amatenr- 
Fhotograyh, m. Photograph aus Liebhaberei, 
Gelegenheits-Photograph (im Gegeniag zum Bes 
ruf3> Rhotographen); Amateur-Photographie, 
f. das Photographieren aus Riebhaberei, Gelegen- 
heit3-Thotographie; Erzeugniſſe der Gelegenheits- 
Photographie; Amatenr-Nadfahrer, m. Sport- 
fahrer, Herrenfahrer; Amatrice, f. (ipr. ama— 
trihß) die Liebhaberin, Kunjtfreundin; Amätus, 
m. l. (von amäre, lieben) der Gelicbte;. Aınäta 
oder Amäte, f. die Geliebte, Umatorium, n. |. 
(von amatorjus, a,um, verliebt, liebevoll) ein Lie— 
besmittel, Liebestrank = Philtrum. 

YAmatbie, f. gr. (amathia) Unwifjenheit. 

Amuthuſia, f. gr. u. 1. ein Name der Venus von 
der Stadt Amathus (Amathunt) auf der Inſel 
Zypern. 

Amaurẽſis, f. gr. (von amaurün, verdunkeln, 
»maurös, dunkel) die Berdunfelung ; Stodblindheit, 

- der ſchwarze Star. 

Amauſen, pl., farbige Glasflüſſe, künſtliche Edel- 
jteine aus Glas. 

Anazöne, f. gr. (Amazön, abgel. v. vern. a- und 
mazös, weibliche Bruft) pl. Amazõnen, ein fabel- 
haftes Volk Eriegerifcher Weiber in Afien, welchen, 
der Sage nad), in der Kindheit die vechte Bruft 
abgebrannt ward, um jie zum Bogenjpannen ge- 
Ichieter zu machen; überh. eine Heldin, ein friege- 
riſches ee In Bar ein Heldenweib, Mann- 
mweib; Amazẽnenflußz, der größte füdamerifan. 
Flug, Maränhon, an. dejjen Ufern der portu- 
gieſiſche Shiffshauptmann rellana im 5. 1539 
friegfüihrende Weiber angetroffen haben will; 
Amazönenkleid, auch: Amazune, ein weibliches 
Reitkleid. 

amıbabus (manſbus), l. (von ambo, ambae, beide) 
mit beiden Händen, 3. B. eine Gelegenheit, ein An— 
erbieten ergreifen. 

Ambachtslehn, n. altd. d. i. Amtslehn (1. feudum 
ambactae od. officii; von got. da3 andbahti, alt- 
hochd. ambaht, Dienst, woraus mittelhochd. ambet, 
neuhochd. Amt entitand), ein Zehn mit der Ver— 
pflichtung, ein Amt, bei. Hofamt, zu verwalten; 
Ambacti, pl. (nah Cäſar) freiwillige Dienit- 
mannen eines Mächtigen. 

amhäges, pl. I. Umſchweife, Ummege, Weitläufig- 
feiten; per ambäges, durch Umſchweife, auf Um— 


Amboinaholz 


weaen; ambagids (1. ambagiösus), weitſchweifig; 
Ambagiojitat, £. Weitichweifigkeit, ing 


Ambaͤr, m. oder die Ambaͤrre, pl. Ambärren, 


ruſſ. (v. perj. embär) Niederlage von Kaufmanns» 


- gütern, Magazin. 


Ambarvalien, pl. l. (ambarvalia, v. amb-, um, u. 


arvum, Ackerfeld) feſtliche Feldumgehung, Feld— 
weihe, Feldopfer, welche bei den alten Römern der 
Göttin Ceres im Frühling dargebracht wurden. 


Aubafſaͤde, f. (ſpr. angbaſſihd'; fr., urjpr. aber 


vom got. andbahti, Dienſt, althochd. ambaht, 
mittelhochd. ambet, jeßt 58%3- Amt, woraus im 
Mittell. ambascia, it. ambasciata gebildet wurde) 
Geſandtſchaft; Ambaſſadeur (pr. angbafjadöhr), 
ein Gejandter, Botlchafter, der Vertreter oder Ge— 
Ihäftsführer eines Fürften und Staates an einem 
fremden Hofe. 


Ambe, f. it. (ambe, beide, vom I. ambo, ambae) ein 


tehender Nummern von fünf Nummern in der 


— das Treffen zweier nebeneinander⸗ 
Zahlenlotterie (Lotto). 


Aber, |. Ambra. 
Ambidegter, ın. (pätlat. Nachahmung des gr. am- 


phidexios) auf beiden Seiten recht oder rechts: ein 
Menſch, der die linfe Hand gleich der rechten oder 
beide Hände gleichtnäßig gebrauchen kann; auch 
wer in allen Sätteln gerecht iſt, auf beiden Achjeln 
— ein Achſelträger; Ambidexterität, k. gleicher 
Gebrauch der Linken und Rechten; Achjelträgerei. 


Ambient, |. ambieren. 
ambigieren, I. (ambigere) unentſchloſſen fein, 


Ihwanten, Ambigñum, n. (vom I. ambigüus, 
a, um) etwas Zweideutiges, Doppellinniges; Im 
ambigüo, [. ungewiß, im Zweifel; ambign, fr. 
(fpr. angbigü) zweideutig; Ambigũ, n. ein Ge⸗ 
mild), Gemenge von einander entgegengejegtenr 
Sachen, bei. eine Mahlzeit, wo Kaltes u. Warmes 
nebſt Obit und Backwerk zugleich aufgelegt wird; 
Ambigü-Spiel, ein vermiſchtes Kartenipiel, das 
aus veriihiedenen Spielen zuſammengeſetzt ift; 
Ambignität, f. I. (ambiguitas) Ungemwißheit, 
Zweideutigkeit, Doppelſinn. 


Hinbilogie, £. L.-gr. (vom I. ambo, beide, und gr. 


logös, Rede) der zweideutige Ausdrud, die Zwei— 
deutigfeit. 


ambieren, I. (ambire, eig. herumgehen, von einem 


zum andern gehen) ſich um ein Amt bewerben, 
nach etwas ftreben oder traten; Ambient, m. 
(l. ambiens) ein Amtsbewerber; ambıtus, m. das 
Herumgeben; die Bewerbung, bei. unrechtmäßige, 
mit Beitechung u. dgl. verbunden; ein überdeckker 
Umgang bei einer Kirche, Kreuzgang; der Umlauf, 
Umfang; Ambition, f. (l. ambitio), uripr. die 
Amtsbewerbung; dad Streben nad) Gunſt und 
Beförderung; das Ehraefühl, der Ehrtrieb, Ehr— 
geiz, die Ehrfurcht; amBitiss(l.ambitiösus.a.um), 
ehrliebend, ehrgeizig, ehrſüchtig; ambitiosum de- 
erötum.n. Ripr.ein parteiiicher, nicht unbefangener 
Beſcheid; ambitionieren, nl. (fr. ambitionner) 
den Ehrgeiz haben, etwas zu tun, zu fein oder zu 
fcheinen; aus Ehrſucht wonach Itreben, ſich bewerben. 


YUınble, ın. fr. (pr. angbl’; vom I. ambuläre) Reitf. 


der Beltergang, Paß, Paßgang eines Pferdes, wenn 
eö die beiden Schenkel einer Seite zugleich aufhebt; 
amblieren (fr.ambler), Paß gehen; Ambleur, m. 
(pr. angblöhr) ein Unterbeveiter. 


Anmblõma, n. u. Amblöoſis, f. gr. Heilk. die Fehl⸗ 


eburt, FZrühgeburt = Abortus; Amblotika, pl. 
ruichtabtreibende Mittel. 


Amboinaholz, n. ein hartes, rötliches oder gold⸗ 


Amboifienne 


elbes Holz; einer Palme auf der Molufteninfel 
Imboina, zu feinen Tijchlerarbeiten verwendet. _ 
Amboiiienne, f. fr. pr. angbvafiänn’) ein in der 
- Stadt Amboife in Frankreich verfertigtes dichtes 
Seidenzeug. | | 
Ambon, m. gr. (ämbön. v. ambainein, anabainein, 
Raaniteigen). pl. imbönen, erhöhte Bühne, Pult, 
anzel in alten Kirchen; auch Sängerpult in Kir— 
Chen; daher Amıbonofldjt, m., pl. — en, d. 1. Pult⸗ 
zerbrecher; Feinde der Kirchenmuſik. 
ambonticren (pr. angbu—), fr. (amboutir oder 
emboutir) au&bauchen, mit dem Hammer treiben 
(Metall); unterlegen, 3.8. Baummolle oder Seide 
beim Steppen. 
Eimbra vd. Amber, m. arab. (anbar, gejpr. ambar, 
aus jansfr. das ambara) eine graue harzige Ma- 
terie, die auf dem Meere fchwimmend angetroffen 


wird und ihres lieblichen Geruchs wegen zu einem |]- 


ebenso koſtbaren als feltenen Räucherwerk dient, 
woahrſcheinlich der Gallenitein des Pottwals; flüf= 
fper Amber, ſ. Storar; gelber Amber = 
ernitein; meißer Amber, Wallrat, ſ. unter 
Cachalot; Umbredde, f. fr. die unechte Berne 
ſteinkoralle, gelbrote Glasperle; Ambrette, f. fr. 
(Berfl. v. Ambra) = Abelmoſch; ambricren, 
mit Ambra väuchern. 
Ambroſia, f. gr. (v. ambrösios, unſterblich) Speife 
der Uniterblichkeit, Götterfoft, Himmelsbrot; aud) 
das Salböl der Unsterblichen, defien Duft ſelbſt 


Tote wenigſtens vor Berwefung ſchützt; ambrö— 


üß, ſüßduftend; Ambrofins, männl. Name: der 

niterbliche, Göttliche; Umbrolianiiche Biblio— 
thef, eine Bibliothek in Mailand, die 1609 von: |- 

dem Kardinal Borromeo errichtet und zu Ehren: 

des heil. Ambrofius jo genannt wurde; Ambro— 

- Hianischer Gefang, eine vom heil. Ambrofius eins 

geführte Art des firchlihen Gejanges; Ambros 


fi örtlich, den Göttern zufommend; himmliſch— 


ſianiſcher Lobgeſang, |. TeDeum;Ambrojinen, 
pl. die bejte Art der aus Stalien in ven Handel 
fommenden Mandeln. 


Anbrotppen, pl. Photographien auf Glas, die 


durch Yad und eine zweite feine Glasplatte ge— 
ſchützt find. 
Ambubäjen, pl. jyr. (I. ambubäjae) fyrifche Luſt⸗ 
- dirmen und Sängerinnen im alten Rom. 
ambulieren, I. (ambuläre) hin- und hergeben, Iuft- 
wandeln; Ambuläcrum, n. Ererzierplag im rom. 
Kriegsweſen: Baut. der Chorumgang; Ambulanz, 
£. 1., od. Ambulance, f. fr. (pr. angbüldngß’) dag 


Seldlazarert, der Krankenwagen, umbherfahrender 


Wagen; ambulant, I. (ambülaus) wandernd, ums 


berziehend, jahrend, fliegend, 3.8. ambulante: 
weft, die durch die Eifenbabnzüige befürderte Poſt, 
R ambulante Zelegraphen 
oder Eiſenbahnen: Feld-Telegraphen od.-Eijen= 


ahrpoit,: Bahnpoſt; 


bahnen; Ambulänt, m. Kfipr. ein unbeeidigter, 


unbefugter Waren: oder Wechjelmäfler; Ambuz= 


lation, f. (I. ambulatio) der Spaziergang; Am— 


bufätov, m. ein Wandler; jpött. Pflaftertreter; 


ambulatörifch (1. ambulatorius, a, um), al? 


Adverb auch ambulatorie, umherwandelnd, her 
umziehend: ab u. zu aehend, 3. B. ambulatorifche 


od ambulante Klinik, ſ. Klinik, 
Amburbalien, pl. ſpätlat. feierliche Stadtum— 
nanae. 
amburicren, I. (amburere) ringsum anbrennen. 
Ambustade, engl. (ipr. ämbostäd’), it. imboscata, 


d. i. im Buſche; Krjpr. ein Hinterhalt, verjtedter 


ojten. 


Amethyſt 39 


Ambuſta, pl. l. Heilk Brandwunden; Ambuſtion, 
f. (l. ambustio) die Verbrennung. 


Amedſchi Efendi), ın. türk. der reine oder Ka⸗ 


binett3-Sefretär des Reis-Efendi ( 

Umelie, fr. = Amalia. 3 

ameltovieren, fr. ameliorer, v. I. melior, beffer) 

verbeſſern, in befiern Stand bringen, bei. v. Land— 
gütern; Amelioration, f. die Verbejjerung. 

Amelmehl, n. (fein Fremdwort; nicht von gr. amy- 
lon, feinſtes Weizenmehl, jondern von althochd. 
das amar, mittelhochd. amer, Sommerdintel. eine 
Weizenart) Kraftmehl, das Mehl des Amelkorns, 
d. 1. des Dinkels. 

Amelus, m. (v. gr. melos, Glied) eine Mißgeburt 
ohne Gliedmaßen. 

Amen, hebt. (amen) es geſchehe! werde wahr! wahre 
haftig, gewißlich, der gewöhnliche Schluß der Ges 
bete; daher: Amen jagen ſ. v. w. eine Sache zum 
Abſchluß bringen. ; 

Amende, f. (fpr. amdngd’) fr. (von amender = |. 
emendare, verbejjern, von Fehlern reinigen) eine 
Geldbuße, Geldftrafe, wegen falicher Anklage ꝛc. 
vom Richter auferlegt; amende honorable (ſpr. 
—ponorabl’) Abbitte und Ehrenerklärung; amen— 
dãbel, el verbeſſerlich Amendemunt, n. 
(ipr. amangd’mang; engl. amendmeut) die Beſſe— 
rung oder befjernde Abänderung eined Geſetzvor— 
ſchlags, Abänderungsvoridlag; Zufagantrag; 
ainendieren, verbefjern, einen Abänderungsvor- 
ſchlag einbringen, Zuſatzantrag Stellen. 

Amcnie, Amorrhia od. Amenorräee, f. gr. (vom 
vernein. a- und men, Monat; vgl. Menorrhda) 

Heilk. das Ausbleiben der monatlicgen Reinigung; 
Amenomanie, f. geijtige Störung beim Aus- 
bleiben der monatlichen Reinigung. hi BR 8 

Amentaciae, pl. Zapfenblüten oder Kästchen tra- 
gende Bäume, wie Bappeln, Haſelnußſtauden u. a. 

Amenthes, Name der Unterwelt bei den alten 
erptem: 

amentia, f. !. (v. a-mens, unſinnig, ſinnlos) Sinne 
loſigkeit, Blödſinn, Wahnſinn; amentin activa, 
Wahnſinn, Aberwitz; a. occulta, verborgener 
Srrfinn; a. partiälis. teilweifer, örtlicher Wahn— 
linn; a. passiva, Blödfinn; a. senilis, die Geiſtes— 
ſchwäche de3 Greijenalters, das Kindiſchwerden; 
a. simplex, einfache allgemeine Geiſtesſchwäche. 

Am6ricain, m. fr. (jpr. —fäng; eig. amerifaniic, 
Amerifaner) Bezeihnung eines offenen, vierräd- 
rigen Wagens, fr. americaine, f. 

American. engl. (fpr.ämeröfän), amerilanifch, 3.8. 
American Bar (jpr.—bar, von engl. bar, Stange, 
eigentl. Schenktiſch Hinter einer Stange), amerifa= 
niſcher Schenktiſch, namentlid) zum Ausſchank von 
Schnäpfen, amerifaniiches Büfett; American 
drinks, pl. aus verschiedenen Schnäpfen gemifchte 
Getränke, auch mit Wein, Aucder und Zitronen 
gemijcht; American Lunch - Rooms, pl. (ipr. 
— önfchertend), amerikaniſche Frühſtücksraͤume, wo 
(wie in. Amerika) ſtehend oder figend gefrühſtückt 
wird; American Shoe Stores, pl. (pr. —ſchũh— 
ftörs), amerik. Schuhläden; American Steam 
Laundry (jpr. —itimsländre), amerif. Dampf— 
Waſchanſtalt (von engl. steam, Dampf, und laun- 
dry, Wäſche, Waſchhaus). 

Amerikanismen, pl. Eigenheiten des amerika— 
nischen Engliſch. 

amethodiſch, gr. (vgl. Methode 2c.) lehrkunſtwidrig, 
ohne Ordnung und ohne Grundfäge; Amethodiſt, 
m. ein Pfuſcher, Duadfalber. 

Amethyit, m. ar. (am6thystos, vom vern. a- und 


.Ejendi). 


40 Ametrie 


methyein, trunken jein) eine meijt violette Spielart 
des edlen Quarzes, als Schmuditein verarbeitet 
und früher für einen Talisınan gegen die Truns 


kenheit gehalten; Amethüſta, pl. der Trunfenheit | 


vorbeugende Mittel. 

Ametrie, f. gr. (ametria, vom vern. a- und metron, 
Maf)die Ungleihmäßigkeit, Abweichung vom Eben» 
maß; ametriich, ungleihmäßig. 

Ametropie, f. gr. gemeinfamer Same für Kurz⸗ und 
Weitſichtigkeit des Auges, eine Erkrankung des 
Auges, bei der die Lichtſtrahlen die Netzhaut nicht 
gerade treffen. 

Ameublement, n. fr. (ſpr. amöbl'mäng; vgl. 
Meuble) das Haus- oder Zimmergerät. 

amentieren, fr. (pr. —möt—) anfoppeln, einen 
Auflauf verurfachen; Amentement, n. (fpr. 
Amöt'maäng) die Koppelung der Sagdhunde, die 
Koppel; ſ. auch Meute. 

Ami, m. fr. (vom I. amicus) Freund, Liebhaber; 
ami de cour, Hoffreund, falfcher Freund; mon 
ami, mein Freund; par ami, durch einen Freund; 
Amitid, £. (pr. —tjeh) Freundfchaft; bonne ami- 
tie (jpr. boun a—), gute Freundichaft, Brüder- 
haft; par. amitie, aus Freundſchaft. 

Aniant, m. gr. (amiantos, d. i. eig. unbefledt, rein) 
feinfajeriger, biegfamer Afbeit, ſ. d. 

amicabel, amical, |. Amicus. 

Amicia, £. ml. die Kapuze der Mönde; amicieren, 
I. (amicire) beileiden; Amictorium, n. Brujtbe- 
— Halstuch; Amtetus, m. Kleidung; Ge— 
wand, bei. das Achſel- od. Kopfgewand des meſſe— 
leſenden Prieſters. 

Amẽeus, m. I. Freund, ehem. Kfſpr. für Geſchäfts— 
freund; Amica, £. l. u. it. Freundin, Liebite; amt= 
fäl u. amifäßclh (I. amicälis, amicabilis), freund» 
Ihaftlich; amicabilis compositio, f. Ripr. güt- 
liher Vergleich; amicabili mode, amicabiliter, 
auf gütlihe Art; Amikabilität, £. nl. Zreundlich- 
keit, Bohlwollen; Amiciſten oder Amicitiäner, 
pl. nl. Mitglieder des fogenannten Amiciiten- oder 
Freundſchaftsordens, einer Studentenverbindung, 
gejtiftet auf den Grund des früheren Mojellaner- 

rdens in Sena 1771; Amteitin, k. l. Die Freund- 
Ichaft, auch die Göttin der Freundſchaft; amieitiae 
causa, aus Freundichaft. 

Ynid, n., f. unt. Ammoniak; Amidin, n. die in- 
nere Hauptmafje der Stärkmehlkörnchen; Amidon 
od. Amidam, n. weise Stärke, Zwiſchenſtufe ztvi- 
ihen Stärte und Dextrin, |. Amylon; amide= 
nieren, pudern, ftärken; Amidobenzöl, n. = 
Anilin, |. d. (vgl. Benzöl). 
milia (it. Emilia) nennen heutige Italiener die 
frühere Romagna, von Rimini bis Ferrara, nad) 
der dieſe Landichaft durchziehenden, von Amilius 


Lepidus 187 v. Ehr. gebauten ämilifhen Strafe 


(via Aemilia)., 

amimẽtiſch, gr. (von gr. mimesis, die Nachahmung), 
unnahahmlic. = 

Amimie, £. gr. Unfähigkeit die Gebärden zu beherr- 
ſchen bei Gehirnfranfen. 

Amiraͤnte, m. ſpan. eig. = Admiral; Oberbefehls⸗ 
haber der Land- und Seemadht; Amiranten, pl. 
Abmiralitätsinjeln (im Ind. Ozean). 

Amitid, ſ. Ami. 

amittieren, I. (amittöre) verlieren; amifiibel, ver⸗ 
lierbar; Amiſſion, k. (l. amissio) das Verlieren, 
der Verluſt. 

Amuias, m.eine inFrankreich gebaute neue Weizenart. 

ammazzıeren, it. (ammazzäre, v. mazza, Streitkol- 
ben,eımorden, meuhelmorden; .aud) Wazzolata. 


Amnion 


Ammei, m. (l. ammi, ammium) ein Doldengewäds 
mit wohlriechendem Samen: Mohrenkümmel. 

Ammeraͤl, m. (wahrſcheinl. niederd. für Admiral, 
en emmeral) ein großer Waffereimer aus 

egeltucch auf Schiffen. 

Ammochoſie od. Ammochöſis, f. gr. (von ämmos, 
Sand) Heilf. die Einjcharrung eines Kranten in 
warmen Sand, bei. in den von der Sonne er- 
mwärmten Meerfand: ein Sandbad. R 

Ammolin, n. (von Ammoniak und oleum, DI) die 
Baſe des Dippelichen DIS. 

Ammon, m. hebr. Name (dämön): der Zuverläffige, 
Getreue; auch Beiname des libyfchen, mit einem 
Widderfopfe dargeftellten Supiter; dah.: Am— 
monshörner od. Ammoniten, pl. Steinhörner, 
gleih Widderhörnern gewundene VBerfteinerung 
einer urweltlichen Weichtiergattung aus der Ord- 
nung der Kephalopoden. 

Ammoöniak, n. (gr. ammoniakön, [. sal ammönia- 
cus; daher: Salmiatf, f. d.) flüchtiges Laugenſalz, 
ein aus Stidjtoff und Wafferitoff beitehendes ſtark 
riechendes Ga3; feine Auflöjung in Waſſer wird 
Ammoniak-Flüſſigkeit oder Salmiafgeift 

enannt; Ammoniakalaun, mit ſchwefelſaurem 

mmoniunvermijchtes Alaun ; Ummoniakbaſen, 
pl. (vgl. Bafis) chemiſche Verbindungen, deren 
Grundlage Ammoniak it; Anmontal-Gummt, 
n. ein orientaliiches Gummiharz, von einer in Per⸗ 
ſien einheimifchen Doldenpflanze; Ammoniak: 
pflanze, f. die perfiiche Doldenpflanze, die das A.⸗ 
Gummi liefert, Dor&ma ammoniäcum; Ammo— 
niakſalze, pl. Salze, die duch Verbindung der 
Ammonta-Flüfitgfeit mit Säuren entſtehen; Um— 
moniakſoda, k. kohlenſaures Ammoniak (als Riech- 
ſalz, auch in der Färberei benutzt; Ammonial⸗ 
waſſer, n. das mit Ammoniak verſetzte Gaswaſſer, 
das bei der Leuchtgasfabrikation gewonnen wird; 
ammoniakäliſch, lüchtiges Laugenſalzenthaltend; 
Ammonium, n., Amid, n. und Imĩd, n. drei 
andere Verbindungen von Stickſtoff und Waſſer—⸗ 
ftoff, die fi) vom Ammoniak und untereinander 
durch das Verhältnis derMifchungsgemwichte unter- 
fcheiden, bis jet aber noch nicht ifoltert dargeſtellt 
find; Ammoniämie, f. gr. Blutvergiftung durch 
Ammoniak; Ammonium bromitum od. Ammo— 
niumdromid,n. eine Berbindung von Ammonium 
und Brommafjeritoff, die beim Photographieren 
wichtige Dienfte leiitet; Ammoniumchlo rid, n.— 
Salmiat; Ammoniumfluorid, n. eine VBerbin- 
dung von Fluorwafferitoff und Ammonium, die 
um Glasäßen verwendet wird; Ammonium 
Todın, n. eine Verbindung von Jodwaſſerſtoffſäure 
und Ammonium, die beim Photographieren ge- 
braucht wird. 

Ammoniten, Ammonshörner. |. Ammon. 

Ammunition, |. Munition, munieren. 

Amneſie, f. gr. (vom vern. a- u. mnesıs, Crinne- 
rung) Heilf.der Berluft des Gedächtniſſes, Gedächt— 
nisſchwäche; Amneſtie, f. (gr. amnesteia, von 
Amnestos, uneingedenk) das Nichtgedenfen, alſo 
Bergeben und Vergeſſen der Schuld, Straffreiheit, 
Straferlaß, als politifche Mahregel zuerit bei den 
Griechen, zur Verſöhnung der Parteileidenichaften 
oder zur etlichen Sicherung neuer Zuitände, die 
aus Staatsummälzungen ne he find; 
Amnẽſtik, k. die Fähigkeit oder Kunſt zu vergeffen; 
ammejtieren, unbeitraft laffen, begnadigen; am» 
neftiert, begnadigt, für ſtraflos erklärt. 

Amniedtift, m. I. Flußanwohner. 

Amnion oder Amnium, n. gr. (v. amnös, Lamm) 


Amöbe 


Heilk. das Lamm- od. Schafhäutchen um die Frucht 
im Mutterleibe, die Fruchtwaſſerhaut; Amnion⸗ 
waſſer, n. das Fruchtwaſſer; Aınnitis, f. Ent- 
zündung diefes Häutchen?., | 

Amöpe, f. gr. (v. gr. amoibe, Wechfel) das Wechjel- 
tierchen, eine Gattung der denkbar einfachiten orga— 
niſchen Wefen in Geftalt eines ftrufturlofen Schleim- 
Hümpchens von wehfelnder Form; da nämlich 
die niederjten Organismen eine merkwürdige Mi- 
ſchung von tierifchen und pflanzlichen Eigenichaften 
zeigen, jo daß man nicht mit Sicherheit enticheiden 
fann, ob fie dem Pflanzen» oder Tierreiche m 
zählen find, fo Hat man ein eigenes Reich der 

Urweſen (Protista) angenommen, das eine Art 
von vermittelnden Zwiſchenglied zwiſchen dem 
Pflanzen» und Tierreiche bildet. Yu diefen Ur- 
wejen gehören: die Moneren (ſ. d.), die Amöben, 
die Geißelſchwärmer (Flagellaten), die Stüdelalgen 
(Diatomeen), die Schleimpilze Myzromımzeten), die 
Wurzelfüßer (NHizopoden) u. a. 

amöbaifch, gr. (amoibäros, on) abwechielnd, 3. B. 
im Gejang; earmen amoebaeum, n. I. Wechſel— 
aelang. —— 

Amodiation, Amodiateur, |. Admodiation. 

amollieren, fr. (amollir) erweichen, verweichlichen. 

Amöõmum, l. od. Amẽm (gr. amömon) in Alter— 
tum eine indiſche Gewürzpflanze und ein daraus 
bereiteter koſtbarer Balſam; Näturk. eine Gattung 
von Gewürzpflanzen, wozu die Kardamomen, der 
Ingwer 2c. gehören. 

amön, l. (amoenus, a, um) angenehm, anmutig; 
Amcne, weibl. Name: Angenehme, Holde; Ams= 
nität, f. (l.amoenitas) die Annehmlichkeit, Anmut. 

ämoniihe Künfte (v. Amonien = Thefjalien), Zau— 
bertünite. 

amontäf, it. diesjeit der Berge. 

Amor, m. l. die Liebe; aud) ſ. dv. w. gr. Eros, der 
Gott der Xiebe, der Freude und des Scherzes, Lie— 
be3gott; amor vineit ommia. Liebe überwindet 
alles; con amöre, it. mit Xiebe, Luft; Amordt- 
ten od. Ameriten, pl. nl. Liebesgötterchen; aud) 
Liebezfchleifen in den Haaren; Amour, fr. (pr. 
amühr), pl. Aınours, Liebe; Liebjchaft, Liebes— 
Handel; Amour machen, den Hof machen; amour 
proı.re (jpr. —propr), eig. Eigenliebe; Chrgefühl, 
vgl. point d’honneur; Amoroͤſo, m. it. ein Xieb- 
haber, Liebesheld; amoroso oder amorevöle, 
Tonk. ſ. amabile. 

Amorce. £. fr(ſpr. amoͤrß) die Lockſpeiſe, der Köder; 
Krſpr. die Anfeuerung, das Zündkraut, das Mund— 
od. Setzloch an Minen; Bauk. die Verzahnung, die 
vor⸗ und zurücktretenden letzten Steine an der lot— 
rechten Grenze einer Mauer; Amoͤrces, pl. Knall 
pillen, Zündſtreifen, Papierblättchen zu Kinder— 
Knallpiſtolen; Amorceur, m. (ſpr. —Böhr) der 
Anſauger beim ſelbſttätigen Heber; amorcieren 
(fr. amorcer), födern, reizen; anfeuern, aufſchütten. 

Anoretten, Amorinen, Amorofo, |. Amor. 

Amoͤrpha, pl. gr. (v. vern. a- u. morphö, Geſtalt) 
geitaltloje,unregelmäßige Bildungen Amorphie, 
f. Mißgeſtaltung, Formloſigkeit; amerph oder 
amoͤrphiſch. formlos, geitaltlos; unkriitallinifch; 

lalig; Amorphismus, m. Geſtaltloſigkeit, bei. 
tarrer Körper, entg. der Friftallifierung. 
amortieren, fr. (armortir, eig. ertöten, von mort, 
tot) od. amortijieren, barb.sL. tilgen, löſchen, ab» 
tragen, für nichtig oder ungültig erflären; an die 
tote Hand verkaufen; eine Schuld durch Abzahlung 
eines Prozentes mit Hinzufüigung der dadurch nad) 
u. nad) — 2 — Zinſen in immer beſchleunigterer 


Ampere 41 


Weiſe tilgen; Amortiſation, f. L. (aus dem Eng— 
liſchen zu uns gekommen) od. fr. Amortiſſement, 
n. (ſpr. —mäng) die Tilgung einer Rente ꝛc. beſ. 
allmähliche Schuldentilgung ;dielngültigerflärung 
von Wertpapieren, indem der Staat fie aus dem 
Verkehr zurüdfauft; aud die UÜberlafjung eines 
Grundſtücks an die tote Hand, d. h. an eine geijt- 
liche Stiftung, Gemeinde 2c., wo dasſelbe unver— 
äußerlich bleibt; das Kaufrecht einer Gemeinde; 
Amortiffement auch: der Tilgungsſchein; Bauk. 
der oberite Schmuck die Krönung, die Schlußver- 
zierung au einem Bauwerk; Amortifntions- 
Edikt, n. Tilgungserlaß, Nichtigkeitsbefehl; A.— 
Fonds, m. Schuldentilgungs-Örundvermögen; 
A.⸗Termin, m. die Tilgungsfrift, die Friſt, in 
welcher eine verlorene Schuld-Urfunde für ungültig 
erflärt wird; Amortiſſements- od. Amortiſa— 


tions-Kaffe, £. eine zur Schuldentilgung angelvgte 


Kaſſe, Schuldentilgungskaſſe; amortiſſãbel, amor⸗ 
tiſierbar, tilgungsfähig, abtragbar. 

Amour, fr. f. Amor; Amourette, k. (pr. amu—) 
Heine Liebſchaft, kleiner Liebeshandel; Amouret⸗ 
tes, pl. die beiten Fleiſchſtückchen, Rückenmark, 
Nierenihnitthen; Amourettenholz, n. ein feites 
gelbrötliches Holz aus Weftindien, zu feinen Tijchler- 
arbeiten verwendet. 

amobieren, !. (amovere) entfernen, wegfchaffen, be» 
feifigen; amoviert, entfernt, befeitigt; amopvibel, 
nl. (fr. amovible) abſetzbar; Amovibtlität, f. die 
Abfegbarkeit; amötae res, pl. I. entwendete Sa— 
chen, bef. die Verwandte ohne Nechtötitel fich zu» 
eignen; Amotion, f. I. (amotio) die Entfernung, 
Abjegung, Amtsentſetzung; Entwendung (von 
Sadın). 

Ampel, f. (von I. ampülla, vgl. Aınpulle) die Meß— 
flaſche, Salbölflaſche; beſ. auch Lampe, Hänge- 
lampe; hängendes Gefäß für Pflanzen. 

Ampelin,n. gr. (von ämpelos, f. Weinftod) ein aus 
bituminöſem Schiefer dargeftelltes, dem Weinöl in 
feiner Zufammenfegung ähnliches OL; Ampelur— 
nie, f. Weinbaufunde, Weinbergbearbeitung. 

Ampere, n. fr. (fpr. Angpär) die praftiihe Maß— 
einheit für die Stärke des eleftriichen Stromes 
(nach dem franzöſiſchen Phyſiker Ampere genannt, 
der 1775— 18.6 lebte und durd) feine Forſchungen 
die Elektrodynamik und die mathematische Theorie 
der eleftromagnetifchen Erſcheinungen begründete; 
früher fagte man da3 Weber); Amperes Geſetze, 
von Ampere entdeckte Geſetze über die eleftris 
Ihen Ströme; Ampèeres Ablenfungsregel oder 
Schwimmerregel, das Geſetz, daß der magnetifche 
oder eleftriiche Nordpol nad) der linfen Hand aus— 
weicht, wenn man fi) im pofitiven galvanifchen 
Strome ſchwimmend denkt, den Kopf nach vorn 
und dag Geficht gegen die Magnetnadel gerichtet; 
man: fann fich die Segel auch fo denken, daß von 
einem eleftrijchen oder magnetiihen Nordpol aus 
betrachtet die Ampereſchen elektriſchen Ströme eine 
Bewegung haben, die der Bewegung de3 Beigerd 
einer Uhr entgegengefept läuft; Ampereſiunde, 
eine Eleftrizitätsmenge von 3600 Coulomb, und 
ein Coulomb ijt diejenige Elektrizitätsmenge, die 
in einer Sefunde durch den Wideritand von 1 Ohm 
mit der Stärke von 1 Ampere flieht (das Ohm iſt 
die praftifche Einheit des Widerftandes); Ampere— 
meter, n. oder Amperemeſſer, m. ein Galvano— 
meter, deffen neigen unmittelbar auf einer Gfala 
die Zahl der Ampere angeben, die durch die Drabt- 
mwindungen des Galvanometers fließen; Mnperes 
Bolt = Volt-Ampere (f. d.) = 1 Watt, d.i. bie 


2 amphi 


Arbeitseinheit * Pferdekraft; Amperre-Win⸗ 
dung, eme Spiralwindung, durch die ein Strom 
von 1 Ampere fließt. 

amphi, gr. Vorw. um, herum, umher, in Zuſam⸗ 
menſetzungen auc von beiden od. allen Seiten, auf 
beiderlei Weiſe, zweifach. 

Amehlbium, n. gr. (amphibion, dv. amphi, ſ. d., u. 
bios, Yeben) od. Amphibie, £., pl. Amphibien, 
eig. Tiere, die im Waſſer und auf dem Lande leben 
fünnen,doppellebige Tiere; be. kaltblütige Lungen— 
tiere, Kuorpeltiere, „Lurche“ (Ofen); Amphibio⸗ 
lith, n., pl. Auphibiolithen, Anıphibienjteine, 
VBerjteinerungen von Amphibien oder einzelnen 
Zeilen Betten, Amphibioloͤg, m. Amphibien- 
fundiger; Amphibiologie, f. Amphibienkunde; 
amuhibiich, Doppellcbig. 

Amphibleſtrorde, f. gr. (von amphiblästron, ein 
Slicherneg) die Negheut im Auge; Umphibles 
ftroditis, f. die Entzündung derjelben. 
YAınphivol, m. gr. (von amphibölos, zmweideutig, 
zweifelhaft) die Hornblende, eine zur Ordnung der 
Silitate gehörende Steinart; Amphibolie, f. (gr- 
amphibolia) die Zweideutigkeit, der Doppelfinn; 
ambhiboͤliſch, zweideutig, doppelfinnig. 


amplus 


Ampbiproftäl, n. gr. (ogl. Proſtylon) Doppel-Säus- 
leneingang, ein Tempel mit vier Säulen an der 
Border- und Hinterfeite. 

— pl. ar. amphi-skioi, v. skiä, Schatten) 
Erdbeſchr. Zweilchattige, Bewohner der_ heiken 
Bone, welche ihren Schatten in der einen Jahres- 
zeit nach Norden, in der andern nach Süden werfen. 

Amppiimile, f. gr. (von smile, Meſſer) ein zweis 
ſchneidiges Meffer, bef.zuum anatomiichen®ebrauche. 

Ynzhitheäter, n. gr. (amphi-theätron) ein Rund» 
ſchauplatz; halbrunde Schaubühne; ein Bis 
aufiteigender oder fich allmählich erhebender Halb» 
freis; amphithcaträliich, im Halbrund ftufen- 
weile aufiteigend, jhaubühnenartig. 

amphitoͤmiſch, gr. zweiſchneidig. 

Amphitrite, f. gr. (eig. die Ringsumrauſchende) 
Babell. die Göttin des Meeres, Gemahlin des 
Neptun; Naturf. eine Art von Wiirmern in der 
See: der Fächerwurm, Sandköcher; aud) ein Afte- 
toid, 1854 von Marth entdeckt. 

amphitroͤpiſch, ar. jich nad) beiden Seiten wendend. 


Amphitrgon, m. gr. Zabell. der Gemahl der Alk 


mene, mit welcher Zeus den Herkules zeugte, das 
her ein Hahnrei; auch (nad) der Hauptperjon eines 
dem Plautus nacgebildeten Moliereſchen Luſt— 


Aumbphibraächys. gr. (v. amphi, j. d., und brachys, 
furz, oder Amphibräch, m., pl. Amphibraͤchen, 
der Nachſchläger, ein vreifilbiger Bersfuß, deſſen 
— und letzte Silbe kurz, die mittelſte aber lang 

1:40 

Amphibranchia, pl. gr. (vgl. Brandus) die Mans 
dein Tonſillen) und die hintere Mundhöhle. | 

Amphidẽum, n. gr. Heil. der Gebärmuttermund. 

Amphid-Zalze, Scheidek. Verbindungen einer Bafe 
mit einer Säure, die denjelben eleftronegativen Be- 
ftandteil Haben (welcher alfo Doppelt vorfommt); 
bei den häufigjten Amphid-Ealzen, den Sauerftoff- 
falzen, it dies der Saueritoff. 

YAnphidiplöpie, f. gr. das Doppeltjehen mit beiden 
Augen (vol. Diplopie). 

Amphigurie, £. (fr. amphigouri, v. gr. amphi, ſ. d., 
u. gyros, Kreis, alfo: was gleichſ. im Kreije her- 
umgeht) veriworrenes Gerede, Kauderwelſch; Am— 
shinnrljt, m. der Wirrwarrſchwätzer; amphigũ⸗ 
riich, veriworren. 

amshifärpiich, gr. (amphikarpos, von karpös, 
Frudt; auch die Dandmwurzel), über und unter der 
Erde fruchtbringend, Bonner tier Amphi⸗ 
karpium, n. Heilf. ein Umſchlag oder Pflaſter auf 
die Handwurzel. 

&imphiftyönen, pl. gr. (Amphiktfönes) eig. Um— 


ſpiels) ein gutwilliger Gaſtgeber. 

Amphöra, f. I. (vom gr. amphoreus), pl. Amts 

hören, ein Henkelkrug, großer Weinfrug mit zwei 

Senfeln und engem Halfe; ein großes Weinmaß 
bei den alten Römern; ein [are venetian. 
Flüſſigkeitsmaß, ungefähr 60,11 haltend; der Waf- 
fermann, ein Sternbild. 

amıphoter, gr. (amphöteros, beide, beidfeitig), 
Scheidek. = indifferent, weder baſiſch, noch fauer, 
oder beides; amphotẽre Körper, ſolche, melde 
Süure und Baje zugleich find; amıphotire Re— 
aktion, die Eigenschaft folder Körper, ſowohl ſauer 
als auch alkaliſch zu reagieren (Chemie); ampho— 
tere Bildungen, in der Geognofie ſolche Sejteine, 
die jowohl unter der Einwirfung des Waſſers, als 
auch des Feuers entjtanden, aljo neptunijch und 
plutoniſch zugleich find. 

Amphoterodiplöpte, f. gr. (vgl. Diplopie) das 
Doppeltjehen, auf jedem Auge bejonders. 

amplektieren, I. (amplecti) umfaffen, umarmen; 
ampleftiv, umfafend; Anplegns, m. das Um⸗— 
fafjen, die Umarmung; Naturk. die Berfteinerung 
einer vielfammerigen Schnede. 

amplus, a, um, [. weit, geräumig; anfehnlid), 
ruhmvoll; am pliissimus (Superl.), Bohanttehniid, 
hochedel; amplitudo, f. die Weite, der Umfang; 


mwohner, näml. des delphiſchen Apollotempels: zwölf 
riechiiche Völkerſtämme, die fih zum Dienſt jenes 
Deitigrums und zu einerfittlihen Oberleitung ihrer 


Staatsangelegenheiten in einen Bund (Amphif- | 


tyonie, f.) vereinigt hatten; im engern Ginne die 
den Bundesrat oder das Bundesgericht bildenden 
Abgeordneten jener Staaten, welche zweimal jähr- 
fi in Delphi und Thermopylä zujammenfamen. 
Ambilugie,f.gr. (amphilogia), Widerſpruch, Streit; 
amphiloͤgiſch, ſtreitig, zweifelhaft. 
Amphimäcer, m. gr. (amphimakros, von makrös, 
lang) der Gegenſchlag, ein dreifilbiger Versfuß, 
dejien erjte und legte Silbe lang, die mitteljte aber 
Kurz sit; auch Kretifug: — 

Ampbion, m. gr. Babell. einer der älteften griech. 
Zonfünijtler, der als König zu Theben durch den 
Bauber feiner Leier wilde Tiere u. Steine bewegte. 
Amphipneuma, n2. gr. (vgl. Prreuma) Heilk. das 
Schmwerarmen. 


insbeſ. (amplitudo arcus) fr. Amplitude, f. (pr. 
angpfitüid), die Bogenmeite, der Bogen des Hori- 
zont3 zwischen dem Auf- und Niedergange der 
Sonne; die äußerste Entfernung eines fchwingenden 
Körper? von der Öleichgewichtölage, Schwingungs- 
weite; Schwingungsausfchlag; der größte Wert 
der elekriſchen Stromſtärke innerhalb einer balben 
Periode; größter Luftdruck-Unterſchied; ampli- 
tudo oceidüa, f. der Abendbogen, Untergangs» 
bogen, Abendweite; a. ortiva. der De 
bogen, Morgenweite, Ampliution, f. I. (von 
ampliäre, erweitern) die Erweiterung; gerichtlicher 
Auffhub einer noch nicht fpruchfähigen Sache, 
Räuterung, das Zwiſchen- oder Beiurteil; auch die 
Abfchrift einer Quittung 2c., welche zu größerer 
Sicherheit doppelt ausaejtellt wird, aber doch nur 
einfach gilt; Ampliativſus), m. nl. der fehr hohe 
Grad einer Eigenichaft, zum Unterschied vom Su— 
perlativ, dem höchiten Grade, amplifizieren (l. 


Ampoulette 


amplificäre), erweitern, vergrößern, weiter aus— 
führen; Amplifikation, f. die Erweiterung eines 
Sabes, die ausführlichere rednerifche Darlegung. 

Ampoulette, f. fr. (ſpr. angpulett’, vgl. Ampulle) 
die hölzerne Zindröhre einer Bombe, der hölzerne 
Zündlochnagel, die Brandröhre; die Sanduhr. 

Ampulle, f. I. (ampulla) überh. eine Flafche, ein 
buuchiges Gefäß, bei. Salben- oder Schminkgefäß; 
insbej. das Gefäß mit dem geweihten Chrisma in 
der fatholifchen Kirche; in der Anatomie: flafchen- 
artige Erweiterung der Bogengänge des Laby— 
rinths im Ohre des Menſchen; pl. Ampuͤllen, 
auch Blaſen; hochtrabende Worte, Prahlereien; 
ampullieren, prahlen; ampullös, hochtrabend. 

amputieren, |. (amputäre) ein Glied abſchneiden, 
abnehmen, ablöjen; Ampnutation, f. das Ab- 
nehmen eines jchadhaften Gliedes. 

Aumrita, in der ino'fchen Götterlehre der Tran, der 
den Göttern Unfterbdlichfeit gibt. g 

Amſchaſpands, pl. pers. die fieben höchſten Licht- 
geilter der peri. Neiigion. 

Amſchir, m. tür. der fechite Monat des türfifchen 
Kalenders. 

amtieren (von dem deutſchen Amt), ein Ant ver⸗ 
jehen, verwalten; Amtscharakter, Amtseigen— 
ihaft, dienjtlihe Stellung; Autsexpeditioun, 

Geſchäftsſtelle. 

Amulation, ſ. ämulieren. 

Amuléett, n. (I. amuletum, v. arab. hamala, tra— 
gen) ein Anhängſel, — das, am Körper ge— 
tragen, als Bann- od. Schutzmittel gegen Zauberei 
und Krankheiten dienen ſoll. 

ämnlieren, I. (aemuläri) wetteifern, nacheifern; 
Amulution, f. (I. aemulatio) der Wetteifer, die 
Naceiferung. ’ 

Amürka, f. I. Oliventrefter, Baumölhefen. 

&imnfie, f. gr. (amusia, v. dem vern. a- u. Müsa, 
vgl. Diufe) Ungunſt der Mufe, Mangel an Kunits 
ſinn oder Schönheitsgefühl; amuſiſch, mujenlog, 

undichteriſch. 

amũſieren, fr. (v. altfr. muser, müßig fein, ſäumen, 
gaffen; verw. mit dem deutſchen Muße, althochd. 
muozön, frei von Arbeit ſein) unterhalten, ver— 
gnügen, ergögen, beluftigen; amüjdbel (fr. amu- 
sable, unterhaltbar; amüfdnt, beluitigend, unter> 
haltend, Furzweilig, vergnüglid, Amüſement, n. 
ſſpr. —mang) der Zeitvertreib, die Unterhaltung, 
Belnftigung, Kurzweil; Amüſette, f. Spielwerk; 
Krſpr. ein Doppelhaken, ein leichtes Feldgeſchütz. 

amtissis, f. l. das Richtſcheit, die Richtſchnur; ad 
amussim, nad) der Richtſchnur od. Regel, jchnur- 
gerade, genau, ordentlich. 

Ampyadulin, n. gr. (von amygdäle, Mandel) der 
Mandeibitterftof der eigentümliche Etoff der bit- 
tern Mandeln, welcher mit Emulſin (f. d.) in wäſ⸗ 
feriger Qöjung zufammengebradt, Blaufäure, Bit» 
termandelöl und Zucker Defert; YAınyadälus, m. 
Mandelbaum. 

ampftiich, gr. ſtark angreifend, aufregend. 


— gr., od. Amhjlum, I. n. (auch Amidam 
u. 


midon, nad) dem fr. amidon, ml.amidonum, 
amidum) Stärfemehl; Amylacda, pl. jtärtemehl- 
altige Heilmittel; Amylen, n. eine aus dem Fu— 
elöl des Kartoffelbranntiweing dargeftellte geiftige 
füjfigfeit von einjchläfernder Wirkung wie Chlo— 
roform, 1841 von Balard entdedt; Amnlacetãt⸗ 
lampe (fr.ac&tate d’amyle, Effigfäure-Anyläther, 
f. acejcent), eine mit der ger 
peiſte Lampe, die von v. Hefner⸗Alteneck erfunden 
worden iſt und bei der ſich ein Dochtgarn in einem 


Anadoſis 43 


neuſilbernen Röhrchen von 8 mm Weite und 23mm 
freiftehender Länge befindet; die mitttlere Leucht— 
fraft it bei einer Flammenhöhe von 44 mın einer 
engliihen Normalkerze gleich. 

— pl. gr. (v. amynein, ſchützen) Heilk. 
Schutzmittel; amhyntiſch, ſchützend. 

Amyxie, f. gr. (v. mykos, Schleim) Heilk. Mangel 
an Schleim. 

an-, gr. in Zuſammenſetzungen vor einem Bofal, 
1) ſ. v. w. daS verneinende a- (ſ. d.): un»; 2) für 
ana (. d.). 

and, gr. Vorw. an, auf; in Zuſammenſetz., wo es 
vor einem Vokal bloß an- lautet: auf, hinauf, 
aufwärts; be. aber Wiederholung oder Umgeſtal— 
tung, Aufgebung, Rückkehr oder Zurücknahme be- 
eichnend, wie: wieder-, zurikk-, un; ana auf 
Rezepten, gleid) viel, von einem ſo viel wie vom 
andern. 

—äne, pl. (v. I. Suffir -anus, a, um), al® Endung 
mit einem Eigennamen verbunden, it der Titel 
von Sammlungen von Anekdoten, Ausfprüchen 
und Nachrichten, die in bezug auf jenen vorges 
egten Eigennamen ftehen, 3. 8 Scaligerana, 

oltairiana, Müllneriana, Pariſiana. 

YAnabaptiit, m. (vgl. Baptift) ein Wiedertäufer, f. 
Mennonit; anabaptiitifch, wiedertäuferiſch; 
Binubaptismus, m. die Lehre der Wiedertäufer, 
iedertäuferei. 

Anabäſis, f. gr. (von ana-bainein, hinaufgehen} 
das Aufiteigen (aus einer niedern Gegend in eine 
höbere oder vom Meere ind Binnenland; insbef. 
Kenophons Erzählung von dem Feldzug des jünge— 
ten Cyrus gegen feinen Bruder); beilt. Berftärtung 
von Krankheiten; Anabdten, pl. gr. Kämpfer in 
den griech. Waffenipielen, die auf Streitwagen 
ftanden; anubätiſches Ficher, ein täglich wieder: 
fehrendes, anhaltendes Fieber; Anabäton, n. der 
erhöhte Ort dor dem Altar in den griechilchen 
Kirchen. 

Unabuffes, pl. eine Art Tücher oder Deden, die in 
den Niederlanden und in Frankreich hergeſtellt 
werden. 

au f. gr. (vgl. Bexis) das Aufhuften, Aus» 
yuſten. 

Anabiöſe, f. gr. (v. gr. bios, Leben) das Wieder- 
aufleben eingetrocneter oder gefrorener Tiere. 

Anabroceiis, f. gr. die Auffaugung des Eiters. 

Anabröſis, f. gr. das Zerfreſſen, die Auflöſung 
tieriicher Zeile durch ſcharfe Flüſſigkeiten. 

Anacephaläöſis, f. r. Anaf. = Rekapitula— 
tion, ſ. d. 

Anachorẽt, m. gr. (v. ana-chörern, zurückweichen) 
ein Einfiedler (Klausner, Waldbruder ꝛc.); auga— 
chorẽtiſch, einſiedleriſch. 

Anuchrempfis, f. gr. das Aufräuſpern und Aus— 
ſpeien des Schleims. 

Anachronismus, m. gr. (von anachronizein, in 
eine andere Zeit verfegen, von chrönos, Zeit) ein 
Beitrehnungsfebler, Zeitverftoß, eine Zeitverwech— 
felung; anachroniſtiſch, zeitwidrig. 

Anacoͤnda, j. Anakonda. 

Anadem, a. gr.ſanadẽma, v. anadeın, auf-, umbin— 
den) eine Hauptbinde der Königinnen, ſ. Diadem. 

Anadiplöſis, f. gr. (v. ana-diplün, wieder verdop⸗ 
peln; vgl. Diplofis) Redek. die Wortwiederholung, 
eine ebehiair, die den folgenden Satz fo anfängt, 
wie der vorhergehende ſich endigt; Heilf. die Ver— 
doppelung der Anfälle bei Fieberkrantheiten. 

Anadöſis, f. gr. eig. das Heraufgeben, Hervortrei⸗ 


44 Anadyomene 


ben; Heil. die Verteilung, bef. der Säfte durch die 
Gefähe, Verdauung. 

Anadyomene, f. gr. (von ana-dyomai, auftauchen) 
Fabell die Auftauchende, aus dem Meer Empor— 
jteigende, ein Beiname der Venus. 

Anagallis, f. gr. der Gauchheil, ein Feldblümchen. 

Anaglöphen oder Anaglypten, pl. gr. (anä- 
glypha und anäglypta; vgl. Glyph, 'Glyptit, 

Glyptothek x.) Bildwerfe von halberhabe- 

“ner Arbeit; Anagluptik, f. die Kunſt getriebe- 
ner Arbeiten in ganz oder halberhabener 
Bildnerei. 

Anagnösma, n., pl. Unagnösmätea, gr. (von 
ana-gignöskein, twiedererfennen; lejen, vorlefen) 
Borlefejtüde; Anagnöftes, m. ein Vorleſer bei 
Griechen und Römern; Anagnöjtifer, tragiiche 
Dichter, die ihre Stüde nur zum Vorlejen berech— 
net haben. | 

Anagöge, f. gr. (von an-ägein, hinauf», zurüd- 
führen) die Erhebung; da3 Zurüdführen auf ein 
Allgemeineres oder Geiſtiges, insb. die finnbild- 
liche Bibeldeutung; Heil. Blutbrechen, Bluthuſten; 
Anagögie,.f. die Geifteserhebung zu Gott, zu 
abjtratter Spekulation, Begeijterung; anagögiſch, 
geilterhebend; geheimfintig. 

Anagraͤmm, n. gr. (anägramma, v. anagräphein, 
umjchreiben) ein Worttaufh duch Buchjtaben- 
verjeßung, ein Wechjeliwort, Wortipiel, 3. B. Gras 
und Sarg, Revolution frangaise, franzöſiſche Re— 
volution, und Un Corse la finira, ein Korje wird 
fie endigen, und La France veut son roi, Yranf- 
reich will feinen König; Anagrdph, m. ein Ver- 
fehrtichreiber, ein Werkzeug, das für den Abdrud 
verfehrt jchreibt; Anagräphe, f. Arzneiverichrei- 
bung = Rezept. 

Amägros od. Auẽgras, m. Getreidemaß in Spa> 
nien und Südamerifa, ungefähr unjerer Metze 
entiprechend. 

Anakahniteholz, n. (lignum Anacahuitae) das 
Stammholz eines mexikaniſchen Baumes, das 
gegen Lungenſchwindſucht helfen follte. 

Analfampterien, pl. gr. (von ana-kämptein, zus 
rüdlenfen) Herbergen für Arme, Berfolgte ıC. 
neben den Kirchen; Anafämptit, f. = Kato- 
ptrif; auch die Lehre vom Widerhall; anakaͤm— 
pıiich, zurückgebogen, zurücprallend, zurückſtrah— 
lend (von Licht- und Schallitrahlen). 

Anakara, gr. (ob v. karä, Kopf, alfo „eo binauft“ 
von ihrer aufregenden Wirkung?) die Keſſelpauke. 

Anakardienbaum (nl. anacardium, v. gr. and, an, 
nad Urt ꝛc. u. kardia, Herz, wegen der herzfür- 
migen Frucht) oder Acajon, ın. (jpr. akaſchuh) der 
Nieren- oder Elefantenlausbaunt in Amerika und 
Ditindien. Die in den Apotheken gebrauchten 
Früchte dieſes Baumes eigen: Acajou-Nüffe 
oder indiiche Elefantenläufe; Acajougummi, gelb- 
liches Gummiharz. 

Anakathaͤrſis, f. gr. (vgl. Katharſis) Heilk. Aus— 
leerung nach oben, Aushuſten, Ausbrechen; Anga— 
kathaͤrtika = analathaͤrtiſche Mittel, auslee— 
rende Mittel, Brechmittel. 

Anakephaläöſis, f. gr. = Rekapitulation. 

Anattäfis oder Anaklaäſe, f. gr. (v. anaklän, zu— 
rüdbrecen oder -biegen) Strahlenbredung; Ber- 
biegung eines Gliedes nad außen; Anaflditif, 
f. Dioptrif; anafläftiihe Linien, durch die 
Strahlenbredungbewirktejcheinbarefrümmungen 
oder Brehungen der Körper, 3. B. eined Stabes 
im Waſſer. ” 

Anakleterien, pl. gr. (anakleteria, v. anakaleın, 


analog 


aufrufen, ernennen), Ernennungäfeter, insb. Thron⸗ 
beſteigungs- od. Krönungsfeitlichkeiten. 

Anaͤkliſis, f. gr. (von klinein, Ichnen) Heilf. das 
Anlehnen mit dem Nücden, die Lage des Kranken. 

Anakoinsõſis, f. gr. (von anakoinün, mtitteilen) 
Redek. die gemeinjchaftliche Überlegung, Beratung, 
Berabredung. 

Anakollẽma, n. gr. (von ana-kollän, anleimen) 
Heilf. Klebmittel auf Wunden. 
Anatolüthon, verk. Anafolüth, n., od. Anakolu⸗ 
thie, f. gr. (von dem vern. an- u. akoluthein, fol⸗ 
en) Redek. wörtl. eine Unfolge, d. i. Folgewidrig- 
eit in der Sabfügung, ein Herausfallen aus der- 
jelben; anakolũthiſch, folgewidrig, unzufammen- 

hängend. 

Anakoͤnda, f. cingal. die Abgottsſchlange, Königs— 
ichlange, Riefenjchlange. 

anafreantifch, nach der Weiſe des griech. Dichters 
AUnafreon, leicht, zart, anınutig. 

Anafrujis, f. gr. (v. ana-krüein, auffchlagen, an- 
ſtimmen) in der Metrif der Aufichlag, die Vorichlag- 
filbe, |. dv. w. Auftakt im Rhythmus der Mufik. 

Analdie, f. gr. (v. äldein, aldainein, gedeihen oder 
wachjen machen) Heil. das Unterbleiben des Wachs- 
tums, Bildungshemmung. 

Analékten, pl. gr. (anälekta, v.analegein, auflefen, 
jammeln) od. lat. Unufefta, eine Sammlung aus- 

ewählter Stellen aus grich. und fat. Schriftitel- 
ern, eine Ausleſe, Leſefrüchte; vermijchte Aufjäße. 

Unaldınına, n. gr. (analEmma, von analambänein, 
aufnehmen, aufrichten 2c.) eig. etwas Aufgerichte- 
te3: 1. eine Darftellung der Himmelsfugel auf der 
Fläche des Meridions 1. orthographiſche Pro— 
jektion, insbeſ. auch der Tierkreis auf Sonnen- 
uhren; 2. eine Art Aſtrolabium (f. d.) zur Beftim- 
mung der Zeit des Auf- u. Untergangs der Sonne; 
analemm tisch, den Tierfreis betreffend; Ana— 
lẽpfis, f. gr. Heilt. die Erholung, Wiederheritellun 
der Kräfte, Genefung; analẽptiſch, wiederheritel- 
lend, erquicend, herzſtärkend; Analeptika, pl. 
Stärkungs- oder Erfriichungsmittel, reizende, be— 
lebende Mittel. 

Analgeſie od. Analgie, f. gr. (analgesia, von dem 
vern. an- u. älgos, Schmerz) die Schmerzlofigfeit, 
Unempfindlichkeit gegen ſchmerzhafte Eindrüde. 

analdg od. analoͤgiſch, gr. (anälögos, on, v. lögos, 
Bernunft, Verhältnis 2c.) eig. der Bernunft gemäß, 
regelmäßig; gleihförmig, in gewiljen Beziehungen 
übereinjtimmend, entſprechend, A. dem⸗ 
jelben Geſetz folgend; auf Ahnlichkeit, Gleichartig— 
keit beruhend; Analögon, n. etwas Ahnliches, die 
Ähnlichkeitsregel; Seitenſtück; analögon ratioö- 
nis, l. das Vernunftähnliche, etwas der Bernunft 
Ungemefjenes; Analogie, f.(gr.analogia)die Ahn⸗ 
lichfeit od. Übereinjtinnmung in gewillen Beziehun- 

en; Öleichartigfeit, Gleichförmigkeit, Gleichmäßig— 
eit; Vergleihung einer Erjcheinung mit einer 
andern befannten, gewöhnlich in die ſinnliche An— 
ihauung fallenden, 3. B. der eleftriiche Strom, 
defien Benennung auf einer Vergleihung mit dem 
Waſſerſtrome beruht; Ebenmaß (Keibniz); oft auch 
nnlichkeitsregel; analogia flädi, l. die Glaubens» 
ähntichkeit, Ubereinjtimmung eines Saßes mit den 
Grundfäßen,der heil. Schrift; a. juris, die Rechts— 
ähnlichkeit, Ubereinſtimmung mit ven Grundſätzen 
de3 Rechts; analogniileren, verähnlichen, vergleis 
hen; Analogismnus, m. der Ahnlichkeits-Schluß, 
. B. eine Folgerung aus übereinitimmenden Er- 
eh auf ein gemeinſames und gleiches Ge⸗ 


Analogium 


jeß, das ihnen 77* liegt; Analogiſt, m. 
Kſſpr. unr. für Aneflogift, ſ. d. h 
Analoginm, n. ml. (gr. analögion, von analegein, 
leſen, vorlefen) tragbares Lejepult, Chorpult, in 

der griechiichen Kirche. 

Analphabẽt(os), m. gr. ein des Leſens u. Schrei- 
bens Unkundiger; Schriftunfundiger. , « 

Analyjis od. Analyie, f. gr. (v. analyein, auflöſen) 
die Auflöfung, chemifche Zerlegung eines Körpers 
in feine legten Bejtandteile oder Grundſtoffe; Zer— 
gliederung, Augeinanderjeßung, Entwicelung eines 
Begriffs; die Rückſchreitung von Zufammengefeß- 
tern zum Einfacher, von den Wirkungen zu den 
Urſachen, um das gefuchte Unbekannte zu finden; 
mathematiiche Analyiis, im weitejten Sinne: 
die allgemeine Darjtellung und Entwidelung der 
Größen durch Rechnung; Differential: u. Integral⸗ 
rechnung; AnaldjisTiophanten, f.die Auflöſung 
unbeſtimmter Gleichungen, nach dem Griechen 
Diophantus, dem — derſelben; analysis 
finitorum, lat. Auflöſung des Endlichen; a. infi- 
nitorum, Auflöſung des Unendlichen; analyfie= 
ren (fr. analyser), auflöſen, zerlegen, zergliedern, 
erläutern, entwideln; Analuüſt od. Unalytiter, 
m. ein auflöfender, zerlegender Chemiker, Bhilo- 
ſoph 2c.; be. ein Kenner u. Ausüber der mathe- 
matiſchen Analyjis: analytifch (gr. analytikös, ẽ, 
on), auflöfend, zerlegend, zergliedernd, im Gegen]. 
von fynthetifch, z. 3. unalytiihe Methode, 
diejenige Xehrart, bei welcher man von dem Be— 
dingten zu den Bedingungen übergeht; Analytik, 
f. Theorie der Analyre; die elementare Logik, die 
ſich mit Begriff, Urteil und Schluß beichäftigt, die 
Auflöſungs- oder Zergliederungslehre der Ver- 
ftandesmwirfungen, Zergliederungswifjenichaft; anf 
analytiichem Mege, durch Rechnung; durd) Auf 
löfung; durch Zerglieverung. — Qualitative 
Analyſe (Chemie), das Auftchen der in einen 
Körper enthaltenen Beltandteile; quantitative 
Analyfe (Chemie), Beitimmung eines Körpers 
nad jeinem Gewichte; Analyſeur, m. fr. (jpr. 
—öhr), od. Analyſator, m. !. ein auf der Rückſeite 
geihmwärzter Epiegel am Polariffop (j. d.); elek- 
triſcher Analyfator, m., das Zerlegungsgitter, 
ein Drahtgitter, das harfenartig zwiſchen einem 
achtedigen Bolgraßmen ausgeipannt ift undeleftro- 
magnetische Wellen, wenn e3 zu dieſen fenkrecht 
fteht, durchläßt, nn dieje zuriickwirft, wenn es 
um 90° aus jeiner Stellung gedreht wird. 

Anamartefie, f. gr. Sündloſigkeit; anamartetiich, 
ſündlos. 

Anämie (od. Anhämie), f. gr. (an-aimia, von dem 
vern. an- u. haıma, Blut) Heilf. der Blutmangel, 
die Blutlofigfeit, Blutarmut; Bleichſucht; Anä— 
matofe, f. mangelnde od. zu ſchwache Blutberei- 
tung; Anämsturgie, f. die Lehre von den unblu— 
tigen Operationen; Anämydrie, f. Mangel des 
Blutwaſſers od. Serums (3. B. bei der Cholera). 

Anamnieje, f. gr. (anämnösis, v. ana-mimnöskein, 
wiedererinnern) die Rückerinnerung, namentlid): 
die Rückerinnerung an eine frühere Eriftenz der 
Seele; Heilf. beſ. die Berücfichtigung früherer Zu— 
fände eines Kranken; Anammeftik, f. Erinne- 
rungs⸗ od. Gedächtniskunſt; BURDLLCHUN, zum 
Erinnern gehörig; anamneftiideMittel,Heilf. 
sebächtnisitärtende Mittel; anamneſtiſche Zei- 
hen, rücdeutende Zeichen. 

Unamorphöfe, f. gr. (ana-mörphösis, vgl. Mor- 
phojis) die Umbildung, Geftaltverwandlung; Zerr- 
bild; Naturl. Verwandlung einer verzerrt gezeich- 


Anapiyris 45 
neten Figur in die regelmäßige Gejtalt mittels 
Spiegelzurüdwerfung 20; Anamorphöſen, pl. 
Zerrbilder, deren Verzerrung entweder in einem 
bejtimmten Standpuntte (optifche A.), od. mittels 
eines eigentümlichen Spiegel3 (fatoptri In: A.), 
oder — — Glaſes (dioptriſche U.) auf- 
gehoben wird; anamoͤrphiſch und anamorphö— 
tiſch, verbildet, verfehrt, verzerrt. 

Ananas, f. malayijch (nänas od. anänas) König» 
apfel, Erdbeerdiflel, eine ſüdamerikaniſche Pflanze 
(Bromelia Ananas oder Ananassa sativa) und 
ihre Frucht; Ananasfafer oder Ananashanf, 
wird aus den Blättern der Ananaspflanze ab— 
gejondert und zu feinen Seilen und Geweben vere 
wendet. 

Anandrie, f. gr. (v. dem vern. an- u. aner, Gen. 
andrös, Manı) die Unmännlichkeit, Feigheit: 

- andndriich, mannlos; Bot. ohne Staubfäden. 

Ananeniis, f. gr. (ananeösis) Verjüngung. 

—— gr. (an-anthẽs, von dem vern. an- und 
änthos, Blüte) blütenlos, nicht blühend. 

Anapäjt, m. gr. (anäpaistos, eig. zurückgeſchlagen, 
bon ana-paiein, zurücdichlagen) der Aufipringer, 
ein Versfuß von zwei kurzen Silben und einer lan⸗ 
gen: wos, der umgefehrte Daktylus. 

Anapetie, f. gr. (v. anapetös, ausgedehnt) Heilf. die 
Gefäßausdehnung, Gefükausmweitung. 

Anapher, f Anaphora. ja 

UAnaphie, f. gr. (v. dem vern. an- u. haphẽ, Gefühl) 
Gefühllofigfeit, verminderte Empfindlichkeit der 
Haut, Störung des Taſtſinns. 

Anaphlasmus, m. gr. = Onanie. 

Anaphonẽſis, f. gr. (von ana-phönenn, auf», aus» 
rufen) der Ausruf; Heilk. das Schreien, die Schrei» 
fur, die Übung u. Stärkung der Lungen u. Sprach— 
werkzeuge durch lautes Reden u. Singen. \ 

Anaphöra od. Andpher, f. gr. (v. anaph£rein, 
heraüfholen; zurückführen Redek. die Wiederholung, 
vermöge welcher an einzelne Säße hinterein- 
ander mit einerlei Worten anfangen; Heilk. das 
Auswerfen durd) Huften oder Erbrechen; dag An— 
— Nachwachſen an Gliedern; Sternk. das Auf— 
teigen der Himmelszeichen. 

Angphrodiſ ‚f. gr. (v. dem vern. an- u. Aphro⸗ 
dite, ſ. d.) Mangel des Geſchlechtstriebes oder ver 
Geſchlechtsluſt; Anaphrodit, m. ein Zeugungs— 
unfähiger; anaphroditiſch, zeugungsunfähig. 

Anapläſis, f. gr. (von ana-plässein, umbilden), 
Heilk. die Umbildung, Wiedereinrichtung zerbroches 
ner Knochen; plaftiiche Chirurgie; Anaplaͤſtit, £. 
die Kunft der Kinocheneinrihtung; anapläftiihe 
Mittel, dazu dienende Mittel. 

Anaplersiis, f. gr. (v. ana-plörün, anfüllen) das 
Ausfüllen, Ergänzen, Erjegen abgegangener Teile 
des Körpers, z. B. das Nachwachſen des Fleiſches 2c.; 
anapleratiich, den Nachwuchs befördernd; er— 
gänzend; Anaplerotika, pl. ausfüllende oder 
fleiſchbildende Mittel. 

Anapleuſis, f. gr. (v. ana-plein, aufſchwimmen; 
uneig. aus den Fugen gehen) Heilk. das Loſewerden 
von krankhaften Knochen, Zähnen. 

Anapneuſis oder Anapnöẽ, f. gr. (v. ana-pnein, 
aufatmen) Heilk. das Aufatmen; Anapnıdifa od. 
anapndische Mittel, Mittel, welche das Atmen 
befördern. 

Anaprojchät, m. gr. (vgl. Proſelyt) ein Wieder- 
befehrter, Wiedergemonnener. 

Anapſuͤxis, f. gr. (v. ana-psychein, anhauden, er» 
friihen) Heilf. die Abkühlung, Erfrifchung des Kör- 
per; das Löſen des Berbande2. 


46 Anaptyſis 


Anapthſis, f. gr. (v. ana-ptfein, ausſpucken) das 
Ausipucen, Ausipeien, Aufhuiten. 

Anardie, f. gr. (an-archia, von dem vern. an- u. 
arche, Herrſchaft) Herrenlojigfeit, Geſetzloſigkeit, 
— Zuſtand; anaͤrchiſch, geſetzlos, ver— 
aſſungslos, herrſcherlos; Anarchlſt, m. cin 
Geieslofer. Zügelloſer; Mitglied der Umſturz— 
partei, Anhänger der von Bakunin beyrimde- 
ten Zehre eines vollfommenen Kommunismus; 

anarchiſtiſcher Kongreg, Verſammlung der 
Anarchiſten. 

Anäreſis, f. gr. (anairösis, von an-airein, aufheben) 
die Wegräumung; Redek. Bejeitigung oder Wider- 
legung dejjen, mas der Gegner mit Gründen dar— 
getan. 

Anarmonie, f. gr. (v. dem vernein. an- u. harmo- 
Dia ; vgl. Harmonie) Tone. =Disharmonie,f.d. 

Anarrhda f. gr. (anärrhoia, von anarrhein, auf-, 
Ben da3 Aufjteigen der Säfte, bei. des 
Blutes, nad) den oberen Feilen. 

Andrthros, ın. gr. (v. dem vern. an- und ärtlıron, 
Glied, ein Glieder- od. Gelenflojer, ein Menſch, der 
jo fett ift, daß man die Gelenfe nicht mehr erkennt; 
anärthriſch, gelenflos. 

Anufärfa, n. (d. gr. and und sarx, Fleiſch) Heilf. 

Hautmaſſerſucht. 

Anaſteue, f. gr. (anaskeué, eig. das Wegſchaffen) 
Redet. die Widerlegung, Abfertigung; Heilk. Ver— 
treibung eines Krankheitsſtoffes. 

Anafpudie, f. (vom gr. ana-spän, nad) oben ziehen) 
Heil. Offnung der Harnröhre am obern Teile des 
Gliedes; Anaſpäſis, gr., u. Anaipasınie, f. das 
Auf- od. Zujammenziehen; Heilf. die Zufammen- 
ziehung des Magens, der Magenframpf. 

anajtältifch, gr. (von ana-stellein, zurücziehen) 

uritetreibend, hemmend, blutitillend, trodnend; 
Hnaftaltifa, pl. blutjtillende Mittel. 

Anaſtäſis, f. gr. (v. anistemi, aufitchen) das Auf- 
itehen, die Auferftehung; Heilk. das Aufitehen vom 
Schlafe, vom Tode ꝛc., die Öenefung, vgl. Rekon— 
valeizenz; Berpflanzung, Übertragung; anafta= 
tiih, Ungeſundes ableitend, verjüngend, erneu— 
ernd; übertragend, 3. B. annftatiicher Druck, ein 
von Faraday erfundenes Verfahren, Kupferitiche zc. 
nachzubilden; Anaftafins, m., Anaſtaſia, f. 

rich. Name, der, die Auferjtandene; Anaftutife, 
. die Jeriho-Roje, ſ. d.; anaſtaſianiſches Geſetz, 
ein Gejeg des oſtrömiſchen Kaiſers Anaſtaſius, durch 
das beſtimmt wurde, daß eine Forderung, welche 
jemand gekauft hat, nicht höher verfauft werden 
darf, als zu dem von dem eriten Käufer gezahlten 
Kaufpreife, 

Anäjthejie, f. gr. (v. dem vern. an- u. afsthösis, f. 
Ajthejis) die Unempfindlichkeit; anäſtheſieren, un- 
empfindlich machen, durch Einatmen von Schwefels 
ätber oder von Chloroform; Anäſtheſation oder 
Anäftgefierung k. das Unempfindlichmachen, die 
Sefiihlsberaubung; Anafthematitum, n., pl. 
Anajthematifa, auch Anajihetifa od. anäſthe— 
tiſche Mittel, Mittel zur Erzeugung der Unem- 
pfindlichkeit gegen Schmerz, wie Schwefefäther, 
Chloroform, Stidjtofforydul; anäſthetiſch, un- 
empfindlih madend, abjtumpfenpd, Kamen, 

Anaftinmat, m. gr. (von stigma, n. d. t. Stich, 
Punkt, von dem griech. Zeitwort stizein, ftechen) 
in der Rhotographie: eine vollicharfe oder rund» 

De 'inje; anaftigmatiich, voll- oder rund» 
charf, ohne Fehler in der Bildung der Linie; Heil. 
harfjihtig, volliharfiihtig, ohne Störung der 

Sehichärfe (vgl. Aſtigmatismus). 


Anatozismus 


Anaſtöchidſis, f gr. (v. stoicheion, Grundbeftand- 
teil, die Auflöſung feiter Körper in ihre $runditoffe. 

Anaftomoiis, f. gr. (von ana-stömün, eine Mün— 
dung bilden, von stöma, Mund) Heil. Adergeflecht, 
Nervengeflecht, Verflechtung von Blutgefäh- oder 
Nervenäjten verichiedenen Urſprungs; aud) die wi— 
dernatürlihe Offnung der äußeriten Teile der Blut— 
gefäße; — od. anoſtomotiſche Mit⸗ 
tel, zur Offnung verſtopfter Mündungen dienende 
Heilmittel; anaſtomiſieren, mit den 
zuſammenſtoßen; fich vereinigen, 

Anuftröphe, f. gr. (v. ana-strephein, umwenden) 
Umichrung der Wörter, Wortverfegung, z.B. Zwei⸗ 
fels ohne, fir: ohne Zweifel; Heilk. Umkehrung der 
Gebärmutter od. der Harnblaje. 

Anatäs, m. gr. (v. gr. anätasis, Ausdehnung, weil 
feine Pyramidenkriſtalle jehr in die Länge geitredt 
erſchienen), ein feltene3 und merkwürdiges blau— 
ſchwarzes oder hyazinthrotes, metalliih diamant- 
glänzendes Mineral, ein Titanoryd. 

UAnatäfis, f. gr. (v. ana-teinein, ausdehnen) Aus- 
dehnung, Ausſtreckung, = Ertenjion; Anätas, 
m. |. Oftaedrit. 

Ynateden, pl. (vom I. anas, Gen. anätis, Ente: 
entenartige Vögel. 
Anathẽma u. Anatyema od. Anathem, n. gr. (v. 
ana-tithenai, aufitellen, ausitellen) eig. das Auf- 
oder Ausgeitellte, bei. a in Tempeln; 
fpäter bibl. und bei den Kirchenvätern: ein der 
Schande und dem Fluche öffentlich Ausgeſtellter; 
der Bannfluch, Kirchenbann; anathöma 6ste, er 
fei verflucht! anathematiiieren, verfluchen, ver- 
wünfchen; von der Kirchen-Gemeinſchaft ausſchlie— 

Ben, mit dem Bannfluche belegen. 

Anathrepiis, k. gr. (v. ana-trephein, aufnähren, 
durch Nahrung Stärken) Heil. die Wiederernährung, 
iederheritellung. 

Anathymiäſis od. Anathyintdfe, £. gr. (von ana- 
thymiän, aufdampfen) das Ausduniten, Räuchern, 
Aufdampfen, Aufftoßen;anatbäjntid, aufſtoßend, 
aufdampfend, aufwallend. 

Anätia, f. gr. (an-aitia, dv. dem vern. an- u. aitia, 
Schuld) die Unſchuld als Göttin. 

Anatole, gr. (v. anatöle, Aufgang, bei. der Sonne), 

em. fr. Anatole (fpr. Anatol), Sounenaufgang, 

ften (männliherName); Anatolie, weibt. Name: 
die Morgenjonnige, Morgenländilche; anatolii, 
öſtlich, morgenländiſch. 

Anatoͤm, Anatomiker oder Anatomiſt, ın. gr. 
(anatoınikös, von ana-temnein, zerſchneiden) ein 

ergliederer; Anatomie, f. die Zergliederung, 

ergliederungsfunit; aud) ein Bergliederungshaus 
oder -Saal; toyographiiche, chirurgiſche oder 
angetwundte Unutomie, Beicyreibung ver ein- 
zelnen Zeile des Körpers und ihrer Anordnung; 
bathologiſche Anatomie, Beihreibung derfrani- 
haften Veränderungen der Organe des Körpers; 
vergleihende Anatomie vergleicht den Bau des 
menjchlichen Körpers mit dem Bau des Tierfür- 
pers; anatumieren, zergliedern; anatdmiich, 
zergliedend, die Anatomie betreffend, auatomi— 
[dee Theater, der Saal, in welchem anatomiſche 

nterſuchungen vorgenommen werden. 

Anatoplsmen, pl. gr. (von,töpos, Det) Verwech— 
jelungen der Räume oder Orter. 

Anatozismus, m. gr. (von ana-tokizein, wieder 
verzinjen, d. h. Zins vom Zins nehmen) die Ver— 

in ung der Zinfen, die entiveder beſonders verzinft 
I. separätus , od. zum Kapital gejchlagen werden 
(A. conjunctus); auatozlſtiſch, zinsverzinfend. 


ündungen 


Anatrefis 


Anatrijis oder Anatröje, f. ar. (von ana-trän, 
durchbohren) Heilt. die Durhbohrung (vgl. Tre- 
panation). 

Anatripiis, f. gr. (v. ana-trihein, aufreiben) Heilt. 
die Reibung, Gliederreibung; das Juden, Kragen 
der Haut; Anatripiolonie, f. gr. Lehre von der 
Heilmitteleinreibung; Anatriptitka, oder ana= 
triptiihe Mittel, Einveibemittel, zum Einveiben 
taugliche Mittel; Anatriptik, f. Heilart durch 
Einreibungen. 

Anatröpe, f. gr. (von ana-trepein, umkehren) die 
Umiepr, Ummälzung; Redek. Widerlegung durch 
einfache Verneinung; Heilk. Umkehren des Ma— 
gens, ſtarkes Erbrechen. 

Andtta, £. od. Anoͤtto, n. = Orlean, j.d. , 

Anandie, f. gr. (an-audia, d. dem vern. an-u.aude, 
Stinme)Stimmlofigfeit, hoher Grad von Heiferkeit. 

Anbraſſen Scifferausdrud), die Segelflächen durch 
Anziehen der Braſſen (ſ. d.) der Windrichtung 
entſprechend ſtellen. 

anceps, [. doppelt, zweideutig; sylläba anceps, 
in der Berslehre 1. eine dem Zeitmaße nad) ſchwan— 
kende, mittelzeitige Silbe, die als lang und als 
kurz gebraucht werden kann; 2. eine gieichgültige 
Stelle, wo der Vers ſowohl eine lange, als kurze 
Silbe erlaubt. 

Anche, f. fr. (ſpr. angſch) die Mundfpige an derOboe, 
Schalmel ze. 

Auch’ io sone pittöre, it. (pr. ankioßo —) d. i. 
„Auch ich bin Maler“, angeblich ein Ausruf Cor— 
regios vor dem Bilde der heiligen Cäcilia von 
Raffael, mitgeteilt von Julius Meyer in feinem 
Werte Correggio, Leipzig 1871, ©. 23. 

Anchöne, f. gr. (anchöng, von änchein, einengen, 
zujchnüren) Heilk. Halsverfchnürung oder Hals» 
derengung. 

Anchor-Linie, f. eine Paketdampferlinie zwiſchen 
London und Neuyork (Boſton-Glasgow). 

Anchovibirne, f. einzu den Myrtengewächſen ge— 
höriger Baum aus Jamaika, der birnförmige eß— 
bare Früchte trägt und bei uns in Treibhäuſern 
als Zierſtrauch gezogen wird (Grias caulillöra), u. 
defien Frucht. 

Anchovis, engl. (fpr. äntſchöpis) ſ. Anſchovis. 


Unhiüie, f. gr. Ochienzunge, eine Zierpflanze; Anz 


chuſin, n. nl. Anchuſa- oder Alfanna-Not, der 
rote — der Anchüsa tinctoria, = Alkan— 
nin,].d. 

AUnchylöiis, f., vr. Ankyloſis, f. d. 

ancien, jr. (ſpr. angBräng; ml. antianus, vom l. 
ante, vor; daher altengl. antient) alt, ehemalig; 
ancien regime, j. unter regieren; Anciennete 
oder Anciennetät, Anciennität, f. das Dienit- 
alter, der Altersrang, die Altersfolge; Anciens, 
pl. (it. anziani) die Alteften der Gemeinde, Kirchen- 
vorsteher (vgl. Alderman). 

Uncile, n. L. ein heiliges (vom Himmel gefallenes) 
Schild bei den alten Nömern, Unterpfand der 
—— Roms, von den ſaliſchen Vrieſtern be— 
wahrt. 

Uncon, ın. l.-gr. Bauk. der Kragſtein, Eckſtein. 

ancorat it. (fr. encore) noch einmal, abermals, von 
neuem! wiederholt! = da capo! 

Uncyloceras, f. gr. (d. t. Krüummhorn) eine Art 
veriteinerter Mufcheln, 

Uncylogloife, |. Ankylogloſſe. 

Andabät, m. [.(andabäta), pl. Andabdten, Blind- 
echter, eine Art Gladiatoren, die mit verbundenen 
Augen fämpften. 


Andromeda 47 


Andaluftt, m. ein zuerft in Andalufien gefundenes, 
hauptſächlich aus kieſelſaurer Tonerde beitehendes 
Mineral. 

anduménto, m. it. (v. andäre, — eig. Gang; 
Tonk. ein Teil einer Fuge; andänte, Tonk. eig. 
gehend, ſchrittmäßig; Andante, n. ein Tonitüd 
von mäßiger Bewegung; sndantanıdnto, units» 
terbrochen, in einem it; andantıno, mäßig 
gehend, etwas langjam. 

Andurint, pl. it. länglihrunde Nudeln von der 
Größe einer Erbfe. 

Andauche, f. (aus l. aquaeductus) Abzugsgraben; 
= Wbzucht, |. d. 

Andaulctten, Andouillen u. Andonilldtten (pr. 
angduj —), pl. fr. andouilles, andouillettes) 
Klöße oder Würſte aus gehadtem Fleiiche, Kalb» 
fleiſchtlößchen oder -würitchen, Weißwürſtchen. 

Andes od. Anden, pl. (v. peruan. anti, der Oſten) 
das Hauptgebirge in Siüdamerifa, = Cordil- 
lera3; Andeſit, m. eine Felsart aus der Gruppe 
der Feldfpatgefteine, häufig auf den Anden. 

andiamo! it. (v. andäre, gehen) gehen wir! 

Andounitle od. Andouillette, f. fr. f. Andaulette. 

Andranatbie, f. gr. männliche Tüchtigkeit. 

Andrapssiiis, f., und Daun a, m. gr. 
Berjegung in den Sklavenjtand, Menichenraub. 

Andrras, m. (v. gr. andreios, männlich) Name: der 
Veännliche, Mannhafte, Starke, Andreuskreuz, 
m, ein Kreuz mit jchräggeitellten Balten, weil ver 
Apostel Andreas an einem ſolchen gefreuzigt fein 
joll; Undreasmüngen, pl. (U.-Dufaten, «Taler, 
Gulden, -Groſchen,⸗Pfennige) Minzen mit dem 
Bilde des Heil. Andreas, ber von Braunfchweig- 
Liineburg am Harz geprägt; Andrcasorden, m. 
ein rufjischer Orden, 16498 von Beter dem Großen 
geftiftet, defien Zeichen der heil. Andreas, an ein 
blau emailliertes Kreuz geheftet, üt. 

Andrienne, f. fr. (pr. angdr—; eig. das Mäd— 
hen von Andros, ein Luſtſpiel des Terentius, 
durch deſſen Aufführung in Baris im J. 1704 der» 
gleichen Kleider Mode wurden) ein langes Frauen- 
Heid, Schleppkleid. 

Androcephaloid od. Androichhaloid, m. gr. (von 
aner, Gen. andrös, Mann) ein mannfopf- oder 
menjchenglievähnliher Stein; Androgenie, f. 
Menihenihöpfung, bei. Mannfchöpfung, Dervor- 
bringung des erjten Mannes; Androghn, m. (vgl. 
Gynander) ein Mannweib, Zwitter, weibiicher 
Mann; Androgynie, f. Zwitterbildung; andro— 
göniih, zwitterhaft; Androide, f. eine kinniliche, 

ewegliche Menjichengeitalt, ſ. Automat (wie der 
berühmte mechaniſche Schachpieler von Kempelen, 
die Klavierfpielerin von Maillardet 2c.); androiz 
diſch, mannähnlich, menſchenähnlich; Andro— 
lepſie, f. (eig. Menſchenraub, die Geiſelnehmung 
im alten Athen, d. i. das Recht der Haftnahme 
fremder Staatsbitrger als Pfänder der noch er- 
warteten Beitrafung eines in jenem Staat an einem 
Uthener verübten Mordes; Androlith, m. ein 
verſteinertes Menjchengerippe; Andromächus, 
Andromäche (gr. Andromächos, Andromäche), 
männl. ur. weibl. Name: mit Männern Kämpfende; 
Andrumanie, f. die Manntollheit, Mutterwut, 
— Nymphomanie. 

Andromẽda, f. ge Fabell. Tochter des Königs 
Cepheus und der Kaffiopea, u. des Perfeus 
Gemahlin, welcher fie rettete, da fie an einen Fels 
fen gefeffelt einem Seceungeheuer preisgegebeu 
werden follte; ein nördliches Gejtirn, ausgezeichnet 
durch drei helle, faft in einer Linie und gleichem 


48 Androphag 


Abftand liegende Sterne zweiter Größe; eine nord- 
amerif. Bierpflanze. { 

Androphaͤg, m. gr. (von aner, andrös, Mann, 
Menjd), u. phageın, eſſen) Menfchenfrefjer, = An > 
thropophag, androphäß, männerſcheu; Ans 
drophobie, f. Männeriheu; Androtomie, f. 
Menfchenzergliederung. ; 

ancantieren (pr. aneangt—), fr. (aneantir, von 
neant, nichts, u. dieſes v. [. nec ens) zunichte ma— 
hen, vernichten; Andantiffement,n. Öpr.—mäng) 
die Vernichtung. — 

Anee, auch Asnee, f. fr. (v. äne, Eſel) eig. Eſels— 
laſt: ein altes Lyoner Weinmaß von 81,556 1, als 
Getreidemaß — 205,664 1; Anerie, f. eine Eſelei. 

Ancndrtit, f. ar. (von an-egeirein, aufweden) die 
Kunjt, Scheintote zu erweden, die Wiederbelebungs⸗ 
kunſt. 

Aneilẽma u. Aneilẽſis, auch Anilẽma, f. ar. (v. 
an-eileın, aufwickeln) eig. das Aufwickeln; a 
das Berhalten der Winde in den Därmen; Leib- 
ſchmerz, Bauchgrimmen. 

Anẽis od. Üneide, f.1. Vergils Heldengedicht von 
dem Trojaner Anẽas, dem Sohne des Anchiſes 
u. der Venus, der als Ahnherr des Romulus galt. 

Anefdöte, pl. (von dem vern. an- und ektödon, 
ausgegeben) noch nicht oder jeßt zum erſten Male 
herausgegebene alte Schriften, = lat. Snedita; 
Anekdöte, f. (fr. anecdote) eig. eine noch unbe= 
fannte, neue, gew. überh. eine fleine oder furze 
Geſchichte; wißige Erzählung, Wi. 

Ancklogiit, m. gr. (an-eklögistos) ein Rechnungs⸗ 
Befreiter, der feine Rechnung abzulegen braudt. 

aneldftrifch, gr. nicht elektriſch, unelektrifch. 

Aneleftrotönus, m. gr. (von Eleftrotönus, f. d.) 
die verminderte&rregbarfeit eines von einen: elet- 
triſchen Strome durchfloſſenen Nerv, die ji) am 
politiven Bole einftellt (dagegen wird der an den 
negativen Bol grenzende Nervenpol reizbarer, mas 
als Kateleftrotonug [f. d.] bezeichnet wird); 
aneleftrotonijch, in der Erregbarfeit vermindert. 

Anemobaromeier, n. gr. (von an&mos, Wind) ein 
Windſtärkemeſſer, erfunden von Wilfe 1782: Ane= 
mobdt, m. LZuftipringer, Seiltänzer; Anemo= 
hörd, n. ein Windfaitenspiel, auf dem man Mu- 
fifitüce vortragen kann, was bei der Aolsharfe 
(. d.) nicht möglich iſt; es wurde 1790 von N J. 
Schnell und Tſchenki erfunden, 1841 von Iſo⸗ 
ard verbefjert; Anemograph, auch Anemome⸗ 
trograph, m. der Windbeichreiber, ein Werkzeug, 
welches die Richtung des Windes auf einem Blatte 
Papier verzeichnet; Windaufzeichner, Wettermeffer; 
Anemographie, f. die Windbeichreibung; Ane— 
mologie, f. die Windlehre, Windkunde; Aneme- 
meter, n. ein Wind- od. Zugmeſſer, um die Rich— 
tung und Stärke des Windes od. des Luftzuges in 
Bergwerfen, Schornfteinen 2c. zu bejtimmen, in 
Bergmw.: Wettermefjer; Anemometrie, f.dieWind- 
u ke Anemöne, f. (gr. ane- 
möne) Windröshen, Windblume, eine Pilanzen- 
gattung aus der gamilie der Ranunfulazeen ; Ane- 
monin od. Anemonium, n. ein eigentümlicher, 
in mehreren Arten der Anemone und Bulfatilla 
enthaltener, fampferähnlicher Pflanzenſtoff; Ane— 
mopathie, f. die Luftkur, eine Deifmethobe durch 
Einatmung gereinigter Luft, um dem Kranken eine 
größere Menge Sauerftoff zuzuführen ;anemoppif, 
windliebend (von Pflanzen, die durch den Wind be- 
ftäubt, befruchtet werden); AUnemojtöp, n. ein 
Windzeiger, ein Werkzeug zur Beobachtung des 
Windes, das einfachſte: die Wind- od. Wetterfahne, 


Angelus 


Vettermejier; Anemothefe, f. Windfaften, Wind- 
lade der Orgeln. 

aneneraiich, gr. (von dem vern. an- u, energifch, 
ſ.d.) unwirkſam, unkräftig; Anenergie, f. Unwirt— 
ſamkeit, Kraftloſigkeit. 

Anenlephalie, f. gr. Gehirnloſigkeit; Anenkepha⸗ 
los, m. Mißgeburt mit fehlerhaftem Kopf. 

Anchie, f. gr. (von dem vern. an- u, Epos, Wort) 
Spradlofigfeit, Stummheit. 

Anepigräphe, pl. gr. (vgl. Epigraph 2c.) unbetitelte 
Schriften; anepigraphiich, aufs od. infchriftlog, 
titellos. 

Anepitäymie, f. ar. erloſchenes Begehrungsver- 
mögen. | 

Aneponijm, gr. (v. dem vern. an- u. Epönymos, zu⸗ 
benannt) ein Bei⸗ od. Zunamenlofer. 

Anerethifie, f. gr. tgl, rethiſie) Heilk. 1. (als vom 

orwort and, ſ. d.) Wiederaufreizung, Aufregung; 
2. (vom vernein. an-) auch mangelnde Reizbaͤrkeit; 
Reizloſigkeit. 

Anerie, J unter Anée. 

Anervid, n. od. Ancroid-Baromdter, n. gr. (von 
nerös, na, und dem vern. a-, aljo trockenes Baro- 
meter, d.h. ohne das flüſſige DQuedjilber), ein von 
Bourdon in Baris erfundenesdofenfürmiges Werf- 

eug zur Meſſung des Luftdrucks durch deifen wech» 

hen Einfluß auf eine verdünnte Luft Dr 
tende Metallbüchjfe, Metall», Feder: oder Dojen- 
Barometer, Wetteruhr. 

Anervie, f. nl. (v. dem vernein. a- u. nervus, vgl 
Nerv) die Sehnenlähmung; anéerviſch, ſehnenlos, 
ſehnenſchlaff. 

Anerythropfie, f. gr. die Unfähigkeit, die rote Farbe 
zu unterfcheiden, Rotblindheit. | 

Aneſie, f. gr. (von an-iemi, nacdhjlafjen, abjpannen) 
das Nachlaſſen; Zurückweichen ver Krankheit; And 
tifa, pl. gr. Heilk. ſchmerzſtillende Mittel; andtifch, 
Ichmerzlindernd; Anẽtus, m. da3 intermittierende 
oder Wechjelfieber. 

Aneurie, f. gr. (von gr. äneuros, d. h. ohne Sehnen, 
ohne Spanntraft, ſchlaff, und dies von dem gried). 
vernein. a- und neüron, Sehne, Ylechfe, Nerven), 
die Nervenſchwäche. ER 

Aneurhöne, n. gr. aneürysma, v. aneirynein, er⸗ 
weitern) die Schlagadergeſchwulſt, Erweiterungeiner 
Pulsader, auch des Herzens. *— 

Anföra, f. it. ein früheres venetianiſches Flüſſig⸗ 
keitsmaß, ſ. Amphora. 

anfraktuds, nl. (v. I. anfräctus, Krümmung) ge— 
krümmt, gewunden; FH Anfraktuofi= 
tät, f. gewundene Befchaffenheit; insbeſ. Heilf. Er- 
höhung auf einer Knochenfläche. 2. IM 

Angdrien, pl. I. (angariae, von sing. angaria, eig- 
Botendienft, der Dienst des angarlus, gr. ängaros, 
d. i. reitender Eilbote, ein urjpr. per). Wort) Fron— 
dienfte, Dienftfuhren der Untertanen; aud) Qua— 
temder-Fejttage in der röm. Kirche; Angarie, f. 
DienftfuhrverpflihtungderSchiffe; Angariation, 
f. Verwendung von Privatſchiffen gegen ven Willen 
des Eigentümers im Dienite der Regierung, 3. B. 

u Kriegszwecken; angarieren, befronen, zum 
ienſt verpflichten. 

Angelot, m. fr. (pr. angſch'loh) ein in der Nor- 
mandie bereiteter feiner Käſe; ein EngelStaler 
eine in Frankreich im 13., in England im 15. Jahrh 
gebräuchliche Goldmünze. 

Angẽlus, m. I. (von gr. ängelos, Bote, Gejandter) 
Engel; in der röm. Kirche ein Gebet, welches mit 
den Worten Angelus Domini nuntiavit Mariae 
(der Engel de3 Herrn brachte Maria die Botichaft) 


. Angieltafie 


anfängt, der Engelsgruß an die Jungfrau Maria; 
aud) ein Zeichen mit der Ölode zur Erinnerung an 
diejeö Gebet; angelus tuteläris (it.angelo custo- 

de), der Schubengel; Angela, Angelika u. An= 
geline, f. weibl. Name: Himmliſche; Angelika 
auch eine Pflanze: Engelwurz; ein engl.Tautenähn- 
fiche8 Tonwerkzeug: die Engeljtinme, ein Regijter 
der Orgel; Angelikawurzel, Die getrocknete Wur- 
zelder Archangelica officinalis, der echten Engel- 
mwurz, die zur Herjtellung von Likören und von 
Angelifadl verwendet wird; Angelikaſäure, eine 
in der — enthaltene Säure; Angeli— 
zin, n. ein in der Angelikawurzel enthaltener kri— 
Itallifierbarer Stoff; Angelina auc ein Ajteroid, 
1861 von Tempel entdedt; Angelolatrie, f. gr. die 
Berehrung od. Anbetung der Engel; Angelologie, 
f. Lehre von den Engeln u. Geiſtern; Angelopha= 
nie, f. die Engelerſcheinung. 

Ungieftafie, f. gr. (von Angos, angeion, n. Gefäß, 
u. Ektaſis, |. d.) Heilk. Gefäßausdehnung; Angitis, 
Angiitis od. Ungioitis, f. Entzimdung der Ge- 
fäße; Augiokarpe(v. gr. karpös, Frucht), verhüllt- 
früchtig, —3 mit einer Fruchtdecke und Pflan— 
zen (namentl. Flechten) mit ſolchen Früchten; An— 
giographie u. iingiologie, f. Gefäßlehre, Gefäß— 
— ung; Angioneuroſe, f. Erkrankung ver 
Gefähnerven; Angiopatkie, f. Gefäßleiden, Be- 
nennung aller Krankheiten des Gefäßſyſtems; An— 
giofpermin, pl. Pflanzen mit Kapfelfrüchten oder 

edectem Samen; angtieteniich, mit Spannung 
der Gefäße verbunden; Angiotomie, f. die Ge- 
füßzerlegung. 
angina, f l. (von angere, beengen, zuſammenziehen) 
die Bräune, Halsentzündung; angina pectöris 
(von I. pectus, öris, n. dieBruft), Herzbeflemmung, 
Bruftflemme, anfall3weife auftretende heftige 
Schmerzen in der Herzgegend, mit Todesangit ver- 
bunden (nervös oder infolge Erfranfung des Herz- 
—_. ar 

anglais, angJaise, fr. (fpr. angläh, anglähj’) eng- 
liſch, engländiſch; als Hauptw. 5 Eng⸗ 
länderin; à Panglaise, auf engliſch, nach engliſcher 
Weiſe, Sitte; Anglaiſe, f. ein engliſcher Konter— 
tanz; Angleterre, f. fe. (ipr. angl’tähr) eig. Eng— 
land; eine Artſeidener, taffetähnlicher Stoffe; angli⸗ 
jieren, den Pferden nad) einem unnatürlichen engl. 

erfahren den Schweif abhauen u. den aufgejchlig- 
ten Stumpf gewöhnen, ſich in die Höhe zu richten, 
ſtutzen; anglijiertes Pferd, ein Stußſchwanz; 
Anglizismus, m. nl. eine englifche Spracheigen- 

eit, injofern man dieſe fehlerhafterweife in andere 

prachen einmilcht; anglikäniſche oder Epi— 
ffopalfirche, die herrſchende reformierte od. hohe 
Kirche in England (von 2 Erzbiſchöfen u. 24 Bi— 
Ihöfen verwaltet); Angloamerifaner, m. ein 
Amerifaner englifcher Abkunft; Angloindiſches 
Reich, Britiih-Dftindien; Annlomanie, f. l.-gr. 


übertriebene Borliebe fiir alles N ce; An⸗ 


glomän, m. wer eine jolche Vorliebe hat; Anglo— 
phil, m. L⸗gr. ein Freund der Engländer; Un- 
alophobie, f. L.-gr. Scheu oder Furcht vor den 
Engländern; Anglophöb, m. ein die Engländer 
Fürchtender, Verabjcheitender, 

angle, fr. (jpr. angl’) m. der Winfel (I. angülus); 
angle diminus opt. nüeh), Krk, der Füllungs- 
winfel; a. direeteur (jpr. —töhr), der Richtungs⸗ 
winfel; a. rentrant (jpr. rangträng), ein innerer 
et —— (ſpr. Bajdng), ein 
auperer Feſtungswinkel; a.flanque (pr. Hangfeh), 
der Stirnwinfel. a 

Heyſes, Fremdwörterbuch. 21. Auft. 


Anil 49 
Angolaholz, n. eine Art Rotholz von der Küſte 
Angdla in Afrika, zur Färberei benußt. — 
Angsrahaar und angoriſche Ziege, |. Kämel— 

iege. Sa 

—— angosciosamente, it. (ſpr. sci- wie 
fh) Tonk. fummervoll. 

Angoſtura, j. An guſt —. ur 

Angrifisfront, f. fr. (pr. — frong), Die Hauptan— 
grifisjeiteeines Befeſtigungswerkes, einer Stellung. 

Augſter, m. it. (aus it. anguistära, mittell. angü— 
strum, von it. angüsto, lat. angustus, enge) eine 
ar Trinkflaſche mit engem: Halje, aud) ein jolcher 

rug. | 

Angſter, m. (aus ml. angustus nummus, d. i. enge, 
tleine Minze, eine Hohlmünze aus Blech), früher 
die kleinſte Münze in der Schweiz = !/, Suu, ſ. d. 

Anguilotten, pl. it. (anguilotti, v. anguilla, Aal) 
eingejalzene und marinierte Aale in Stalien. 

angülus, m. I. der Winkel; angulär od. angular 
(l. anguläris, e). winfelig, edig; Angularfyiten, 
n. Krk. das Befeftigungsiyftem durch Zangeniwerfe 
(Zenaillen, ſ. d); Angularität u. Anguloſi⸗ 
tät, f. Winkligkeit, Eckigkeit. 

Angurie, f. (it. angüria, d. gr. angürion) od. Ar⸗ 
bie, f. (ruſſ. arbüs, urſpr. Karbus, wahrjcheinl. v. 
per). kherbousch, Melone), die Wafjermelone, die 
kühlende, fühlich-faftige Frucht von Cucümis ci- 
trüllus L., einer in den afiatifchen Steppen ver- 
breiteten, aud) nach Weitindien und Südeuropa 
verpflangten Kürbispflanze. 

Anguſtation, angustia zc,, . angustus. 

Anguſtũra- od. Angoftnrarinde, f.(von Ango- 
ftura, der Hauptitadt der Provinz Caracas in 
Siidamerifa) eine bittere, in Wechjelfiebern heil- 
jame Rinde; jest zur Herftellung eines Likörs ver- 
wendet. 

angüstus, 2, um, |. eng, gedrang; per angüsta 
ad augüsta,durc Gedränge zum Gepränge; Au— 

uſta, f. ein Orgelregiſter; Anguſtation, f. ni. 
Heilk. die widernatürliche Verengung der Gefäße 
des menſchl. Körpers; angustia, f. gew. pl. an- 
gustiae; l. Enge, Bedrängnis, Not; in angustiis, 
in Dürftigfeit; angustia praecordiorum, Eng- 
brüftigfeit; a. termini od. angustus terminus, 
Rſpr. eine kurze Friſt; angustiae verbörum, die 
Wortklauberei, wo man den Worten eine zu enge 
Bedeutung gibt; Anguſtität, f. Die Bedrängnis. 

Anhämie, Anhämatofe, |. Anämie. ne 

Andelation, f.1. (anhelatio) kurzes, beſchwerliches 
Aternholen, Keugen 

Anhima, m. brajil. der Hornträger, Wehrvogel, 
auch Ru chy genannt, ein Sumpfvogel in Süd— 
amerika. 


| nn m. brafil. der Schlangenhalsvogel, von 


per Größe einer Ente, in Brajilien 2c. 
Anhhdrie, f. gr. (v. vernein. an-ıı. hydör, Wajfer) 
Waſſerloſigkeit; Anuhhdride, pl. Scheidef. waſſer— 
freie organiſche Säuren; anhdriſch, waſſerfrei, 
beſ. von Salzen u. Oxyden; Anhydrit, m. waſſer⸗ 
freier jchwefeljaurer Kalk, Würfelſpat. | 
Ani, m. brafil. der Madenfreſſer, ein Frähenartiger 
Bogel in Weltindien und Afrika. 
Anidröſis, f. gr. (v. vern. an- u. hidrös, Schweiß) 
die Schweißloſigkeit, Mangel od. Abweſenheit des 
„Schiveißes. Br 
Anigma, n. gr. (ainigma) ein Rätfel; änigmätiſch, 
Eee anigmatifieren, vätjelhaft jprechen. 
Anil, m. (arab. an-nil, fpan. anil, Indigo, vom ind. 
nila, perf. nil, blau) die Indigo lange in Oft- und 
Weitindien; Anilin, n. Scheidet. eine urfpr. aus 
4 


50 anil 


dem Indigo, jetzt aus Steinkohlenteer darſtellbare 
organiſche Balıs, aud Kriitallin, Kyandl, Benzi⸗ 
dam genannt und zur Darjtellung verjchiedener 
Ihöner Farben, der Anilinfarben verwendet, dah. 
Anilin-Rot (Fuchſin), A.-Violett 2e., auch A.= 
Tinte; Anilismus, m. Anilinvergiftung, die ſich 
bei Arbeitern zeigt, welche das Anilin Herjtellen. 
anil, I. (anilis, e, von anus, altes Weib) altweiber- 
mäßig, altmütterlich; Anilität, f. (l. anilitas) das 
Altweibertum, der Altwweiberglaube. 

Anilleros, pl. ſpan. (jpr. anilje—; v. anillo, Ring) 
die gemäßigten Anhänger der Cortesverfafjung 
(vgl. Cortes). 

anima, f. [. die Seele; anima mundi, die Welt- 
jeele, der Weltgeijt; a. rhei, Rhabarbergeiſt; ani- 
märum dies, Allerjeelentag; con Anima, it. 
Tonf. mit feelenvollem Ausdrud; Animismus, 
m. die Seelentätigfeitölehre, ein philojophiiches u. 
phyſiologiſches Syitem, welches die denfende Seele 
als Prinzip jeder Tätigkeit des Körpers Hinftellt; 
Animiſt, m. dev Anhänger diefer Lehre. 

animadvertieren, [. (animadvertöre) aufmerfen; 
anmerken, bemerfen; verweifen, ahnden; Animad⸗ 
verjion, f. (I. animadversio) die Anmerkung, Be- 
merkung; ein vichterlicher Verweis, eine Ahndung. 

animal, n., pl. animalia, I. ein bejeeltes, leben— 
diges Wejen, ein Tier; anımal di-pütax, n. ein 
Streitjüchtiger (Streithpammel); a. serihax, ein 
Chhreibfeliger; Animalien, pl. tieriiche Körper; 
Bleifchipeiien; vgl. Vegetabilien; Animaffüln, pl. 
nl. jehr Kleine Tierchen, bef. vermeintliche Samen- 
tierchen (animalcüla spermatica); Animalkuliſt, 
m. ein Anhänger de3 Animalfulismus, m. d. i. 
der Lehre, daß die tieriiche Leibesfrucht aus Sa— 
mentierchen entitehe; animãliſch, tieriſch; anima⸗ 
liſieren, den Nährſtoff der Nahrungsmittel in den 
Berdauungswerkzeugen in Stoffe des lebendigen 
Körpers umwandeln; feifen, leimen; Baummolle 
durch gemwilje Stoffe jo behandeln, daß fie wie Wolle 
gefärbt werden fann; tierähnlich machen; Ani— 
malifation, f. die Tätigkeit des Animalifierens; 
Animalifations=-Prozch, m. die Verwandlung 
leblojer Stoffe im Körper; die Ernährungsmeife 
desjelben; Animalismus, m. die tierische Natur, 
Lebenstätigfeit eines Tieres; Antmalität, f. das 
tieriſche Wejen. 

Animation, animato, ſ. animieren. 

Anime (amerif. und jpan.), Anime-Gummi, n. 
Slußharz, ein gefbliches, durchicheinendes, an- 
genehm riehendes Harz von dem Animebaum 
in Südamerika. 

Animäöllen, pl. nl. (animellae) bei Stalienern (ani- 
melle) Kalbsgekröſe; Heilf. Ohrdrüfen; Luft- oder 


Windflappen, = Ventile; animelliert, damit 
verjehen. 4 

Animin, n. Scheidef. eine im Dippelichen DI ge- 
fundene Baſe. 


animieren, I. (animäre) beleben, beſeelen; anreizen, 
anregen, anfeuern, ermuntern, ermutigen; ani— 
miert, belebt, angeregt, angeheitert; Animation, 
f. die Belebung, Bejeelung; der Zeitpunkt, von dem 
an die Zeibesfrucht als belebt gilt; amimäto, it. 
Zont. lebhaft. 

animõs, [. (animösus, a, um) leidenschaftlich, er- 
bittert, aufgebracht, gereizt; animöse, it. Tonf,, 
mutig, lebhaft; Animofität, f. I. (animositas) 
Leidenſchaftlichkeit, Gereiztheit. 

animus, m. [, Geift, Mut, Gemüt, Gefinnung; Bor- 
ſatz od. Abſicht; ad animum, zu Gemüte (nehnten, 
ziehen 2c.); ox animo, von Herzen, mit Abficht od. 





Anlhloblepharon 


Vorſatz; und animo, eines Sinnes, einmütig; 
a. injuriändi, die Abſicht zu ſchmähen od. zu be- 
leidigen; a. noc6ndi, die Abſicht zu fchaden; — 
animo, mit dem Vorſabe in der Abſicht; Animo, 
n. Lebhaftigkeit, Kaufluſt, Nachfrage. 

Anioͤn, n. gr. (eig. das, was aufwärts geht, von 
an-ienai, binaufgehen) der bei eleftrochemifcher 
gerlegung am pojitiven Pole der galvanijchen 

ette auftretende Stoff. 

Aniridie, f. gr. (v. iris, Regenbogen) Heilk. Mangel 
der Negenbogenhaut im Auge. 

Unis, m. (l. pimpinella anisum) eine befannte Do!- 
denpflanze und ihr gewürzhafter Same; Aniſette, 
f. fr. (fpr. —ſett) auch: Aniſett, m. Aniswajjer, 
mit Anis abgezogener Branntwein. } 

Anischurie, f.gr. unmilltürlicher Abgang des Uring. 

anitometriich, ungleichmäßig; Anitometropie, f- 
gr. Ungleichheit der beiden Augen in der Fähigkeit, 
das Licht zu brechen; aniſotropiſch, nicht nad) je- 
der Richtung gleichartig, 3. B. ein elektriſcher Rei- 
ter, der nicht nad) jeder Hichtung gleichartig iſt. 

Aniſtoreſie, f. gr. Geſchichtsunkunde. 

Anjouwein, m. fr. (ſpr. angſchu—; von der ep. 
oder dem Departem. Anjou in Frankreich), Wein 
aus dem Nordweiten Frankreichs. 

Anke, f. (füddeuticher Ausdrud, vielleicht verwandt 
mit gr. änke, Ellenbogen, u. mittellat.anca, Düfte), 
eigentl. da8 Gefrimmte, Gebogene, der Naden; 
das emporgefämmte Nadenhaar der Frauen; auch 
in der Metalltechnif eine Platte mit runden Ein- 
buchtungen, in denen Bleche zu Knöpfen u. ähnl. 
hergeftellt werden (nicht zu verwechjeln mit Anke, 
m.,d. i. Butter, mittelhochd. anke, althochd. ancho, 
verwandt mit lat. unguo, falben, und nicht mit 
Anke, m., Name einer Fifchart: der Lachsforelle 
u. ähnl.). r 

Anfer, m. (v. I. ancöra, gr. Ankyra, gefrümmt, 
das Gekrümmte) Eifen mit Widerhafen zum Feſt— 
— des Schiffes; (von mittellat. anchéria, kleine 
Tonne, neuniederl. dag anker = 44 Fl. Wein) ein 
Weinmaß, in Preußen 34,35 I, in Sachjen 34,24 |, 
in Rußland 36,9 1, in England 47,7 1; Ankerboje, 
f. Schifferausdr., da3 auf dem Waſſer ſchwimmende 
Zeichen für den hinabgelafjenen Anker; Anker— 
talje, f. Flaſchenzug, mittels deſſen der Unter auf- 
gewunden wird; Ankerſchlipper, m. ein Kranu, 
um das Auswerfen des Anters zu erleichtern. 

Anferit, m. ein Mineral, in welchem Kohlenjäure 
mit Kalkerde, Eifenorydul u. Talferde verbunden ift. 

Ankiſtron, n. gr. Hafen, ein hirurgifches Werf- 
zeug zum Hervorziehen von Körpern. 

Ankonden, pl. gr. (von ankön, Ellenbogen) die 
Streckmuskeln des Vorderarms; Anfandgra, n. 
Gicht im Ellenbogengelentf. 

Anfonen, pl. gr. Tragſteine der Kranzgeſimſe. 

Anfrage, f., r. n. fr. (pr. angfrdie'; von ancre, 
Anter) Schiffipr. der Anfergrund; Anere (oder 
Anker) in Uhrwerfen: eine anferfürmige Art der 
Hemmung (Echappement), welche mit zwei Armen 
(Baletten) die Zähne des Gangrades berührt; er- 
funden von Graham. f 

Ankteriaͤsmus, m. gr. (v. ankter, das Schnürende, 
die Spange, fibula) = Infibulation. 

Ankyloblepharon, n. gr. (v. ankylos, &, on, ge- 
krümmt) Heilf. Die Verwachſung der Augenlider; 

Andkylogloöſſe, f. gr. Heilf. fehlerhafte Krummuung 
und Steifheit der — Antylomele, f. eine ge⸗ 
krümmte Sonde; Aukhlométer, m. ein Krüm— 
mungsmeſſer; Autylõſis od. Ankylõſe, f. Steifig- 
keit, auch Verwachſung der Gelenke. 


Anna 


Anna, hebt. weibl, Name (channah, Gnade, An- | 


mut): Gottes Huld, Holdfelige, Tiebliche. 
Anne, m. ojtind. Rehnungsmünze = Yıs Silber: 
Rupie = 12 Pies od. Vice (fpr. peis) — 12,03 Pf. 
Annabäflen, pl. (fr. annabasse), Deden mit Blu- 


men und weißen Streifen, zu Rouen und in Hol⸗ 


land verfertigt. 

Unnälen, pl. |. (annäles, sc. libri; v. annus, ſ. d.) 
Ber; Annalijt, m. nl. der Berfaljer eines 
Jahrbuchs, Zeitgejchichtichreiber. 

Annalin, n. Perlweis (engl. Pearlhardening) 
urjpr. der feinjte, zur Gewichtövermehrung des 
—— gebrauchte Gips, zuerſt auf der Annamühle 

ei Oſterode verfertigt (daher der Name); gebt all- 
gemein: Tünftlich gefällter ſchwefelſaurer Kalk. 

Annãten, pl. ml. (annätae, v. annus, ſ. d.) Sahr- 
gelder, die Abgabe, die (ſeit Papſt Johann XXL. 
im $. 1318) ein neuangejtellter ©eijtlicher von den 
Eintünften des erjten Jahres feiner Pfründe an 
die päpjiliche Schatzkammer zu — hat; auch 
jährliche Meſſen in der katholiſchen Kirche. 

aunektieren, |. (annectere)anfniipfen, einverleiben; 
ſcherzweiſe: ſtehlen; annedx, anhängig, verbunden, 
beigefügt, zugehörig; Annexion, f. (l. annexio) 
oder Annexation, die Anhängung, Anknüpfung, 
Hinzufügung, 3. B. eines Landes zu einem andern 
Staate; Annexioniſt, m. ein Freund od. Vertei— 
diger der Zandesvergrößerung; Anneenm, n. (pl. 
Annexa) od. Annex, Zubehör, Anhang; Annex⸗— 
bauten, Anbauten. 

Anneliden, pl. nl. (v. l. anellus, Verkl. v. anülus, 
Ning) Ringel» oder Ringwürmer, eine Öattung 
gegliederter rotblütiger Tiere. 

annibilieren, I. (annihiläre, v.nihil, nichts) zunichte 
machen, vernichten, aufheben, für nichtig ertlären; 
Annihilation, f. nl. die Vernichtung, Nichtigfeitö- 
erklärung; Annihiläter, m. Gefäß-Handſpritze. 

Anniverfarium, n. od. pl. Auniverſarien, I. (v. 
anniversarjus, a, um) jährlid) wiederiehrend, v. 
annus, f. d., u. vertere, fehren) jährliche Gedächt- 
nistage, Sahrtage, Jahrfeſte, jährliche Feier der 
Geburt3-, Namens», Friedens⸗, Krönungs-, Stif- 
tungs⸗ od. Todestage 2c.; bei. das Feſt der Kirch- 
mweihe bei Katholifen; anniverjäriich, jährlich. , 

Annomination, f. [. (annominatio oder agnomi- 
natio) Ntedek. die Wortgleichheit, der Gleichklang, 
die Zufammenftellung ziveier gleich oder ähnlic) 
lfautenden Wörter von verfjchiedener Bedeutung — 
Paronomaſie. 

Annona, f. J. eig. Jahresertrag; bei den alten Rö— 
mern der von Staats wegen aufbewahrte Getreide— 
vorrat; annonaglum, n. ml. Getreidezins; anno⸗ 
näriſch, I. (annonarius, a, um) die Gewinnung u. 
den Vertrieb des Getreides betreffend, z.B. anno— 
nariſche Geſetze. 

annoncieren (ſpr. annongßieren) fr. (annoncer, v. 
fat. annunciare) ankündigen; Aunonce, k. (ſpr. 
annongß) die Ankündigung, Anzeige; Annoncen⸗ 
Burcası, n. (fpr. —biiröh) Anzeigen⸗Geſchäft, zur 
Annahme von Zeitungsanzeigen. 

Annöne, ſ. Anone. 

Annotation u. annotieren, |. adnotieren. 

Annnäle, aunnell, j. annus. 

annnieren, [. (annuere) zuwinken, beivilligen. 

Annnitäten, ſ. annus. 

annufieren, nl. (annulläre) vernichten, aufheben, 
umjtoßen, widerrufen, für ungültig erklären; aus- 

treihen; Annullation od. Aunnllierung, f. die 
ernichtung, Umjtoßung. 

.Annülus od. anülus, m. [. der Ring; a. magicus, 


Anochilon 51 


Zauberring; a. palatii, der königliche Siegelring; 
2. piscatorius, der Zifherring des Bapites, päpſtl. 
Siegelring, auf welchem ‘Betrug in einem Fijcher- 
fahn abgebildet ijt. 

annımmerieren, I. (annumeräre, vgl. Numerus) da- 

uzählen od. »rechnen; Annnmeration, f. die 
uzählung. 

Annunziation, f.l. (annunciatio, von annunciäre, 
anfündigen, vgl. Nuncius 2c.) die Ankündigung, 
Berfüindigung, bei. der Maria; annunciatio RB. 
M. V. (beatae Mariae virginis), die Verkündi— 
gung der heiligen Jungfrau Maria; Annunziũ⸗ 
ten, pl. Nonnen vom Orden der Verkündigung 
Marienz; Auınunziatenorden, m.,der italienische 
Orden der Verkündigung Mariens. 

annus, m. (pl. anni) |. daS Sahr; annus hissex- 
tilis, intercalaris, embolimaeus od. emboli- 
mus, ein Schaltjahr; a. elimactericus, Stufen- 
jahr; a. eivilis, das bürgerliche Sahr, mit dem 
1. San. beginnend u. dem 31. Dez. fchließend; a. 
commünis, das Gemeinjahr, im Gegenfaß zum 
Schaltjahr; a. enrrens, da3 laufende Jahr; a. 
ecclesiast!cus, ein Kirchenjahr; a. Junaris, das 
Mondjahr; a. normälis od. normativus, Regel- 
jahr, Richtjahr; a. saxonicus, die ſächſ. Jahres» 
frift, od. ſächſ. Rechtsfriſt, Jahr 6 Wochen 3 Tage; 
a. soläris, das Sonnenjahr od. gemeine julianifche 
Sahr; —anni, des Sahres; hujus anni, diejes 
Sahres; anni eurröntis od. anno eurrente, des 
laufenden Sahres oder in diefem Sahre; anni 
ejüsdem, desjelben Jahres; a. futuri, künftigen 
Sahres; a. praesentis, des gegenwärtigen Jah— 
red; a. praecedentis od. praeferiti, des vorigen 
Sahres; —anno, in Jahre; hoc anno, in dieſem 
Sahre; anno ab urbe condita, im Sahre nad) 
Erbauung Roms (753 v. Chr. Geb.); a. ante 
Christum, im Sabre vor Chrifti Geburt; a. 
Christi, im Sahre Chriſti od. nach Chriſti Ge— 
burt; a. domini, im Sabre de3 Herrn, d.1. Chrifti; 
a. mundi, im Sabre der Welt; a. orbis conditi, 
im Sabre der Schöpfung; a. orbis red&mti, im 
Sahre der Welterlöjung; a. post Remam crndi- 
tam. im Jahre nad) Roms Erbauung; a. regni, 
im Sahre der Regierung; a. salvatoris nostri, 
im Sahre unferes Heilandes; a. urbis conditae, 
im Jahre nad) Erbauung der Stadt (Rom); an- 
nüus, a, um, jährig, jährlih; Annuitäten, pl. 
nl.(engl.annuities)Sahresrenten, Zeitrenten, jähr- 
liche Einkünfte, die gegen ein dargeliehenes Kapi- 
tal eine feitgejeßte Zeitlang bezahlt werden; ins— 
be. in England eine Gattung Staat3papiere, 
welche nem Darleiher gemifje jührtiche Renten ge- 
währen, entweder als Zeitrenten auf eine be- 
ftimmte Zeit, ohne Rückzahlung de3 Kapitals, od. 
als perpetuierliheNenten big zur beliebigen 
Erftattung des Kapitals (vgl.auh Tontine); An— 
nünm, n. ein Sährliches, beſ. jährlicher Beitrag 
od. Gehalt, Sahrged; annnäl (l. annuälis) u. 
annnell (fr. annuel), jährlic) (was fic) jedes Jahr 
ereignet) und jährig (was ein Jahr dauert, z. B. 
Bot. eine Pflanze, die in einen ee, 
Annuäle, n. die ein Jahr lang zu leſende Geelen- 
meſſe; Annuãrium, n. nl. das Sahrbuch, der 

Anöa, f. gr. die Verſtandesſchwäche. [Ralender. 

anoblieren, fr. (anoblir, v. noble, f. d.) adeln, in 
den Adeljtand erheben, veredeln; Anobliffement, 
n. fr. (fpr. —mdng) die Erhebung in den Adelftand, 
Adelung; auch Veredelung. * 

Anodilon, n. gr. (v. And, oben, u. cheilon, Lippe) 
Heilt. Oberlippe, bei. große Oberlippe, Großmaul. 

4* 


52 


Anode 


Anoͤde, f. gr. (anodos, Aufgang; v. gried). ana, auf- 
wärts, und hodös, der Weg) der pofitive Pol der 
zu hemifchen — verwende⸗ 
ten galvaniſchen Kette (Gegenſ. Kathode ſ. d.); die 
Elektrode (d. i. leitende metalliſche Platte, Draht, 
Kugel), durch die der Strom in den Elektrolyten (Vol⸗ 
tameter, galvaniſches Bad, Zerſetzungszelle) und 
die Vakuumröhren eintritt; anodiſche Rüdtvirs 
fung, eine Rückwirkung, die eintritt, wenn Die 
Anode auf einen lebenden Körperteil aufgelegt 
wird; pofitive Elektrode, Stromzuführer, Zinkpol. 

Anodie, f. gr. die unzufammenhängende, ungereimte 
Sprechweiſe. 

Anodmie, f. gr. = Anosmie, Geruchloſigkeit. 

Anodoͤnten, pl. gr. zahnloſe Säugetiere. 

Anodunie, f. gr. (v. vern. an- u. odyne, Schmerz) 
die Schmerzlofigfeit, Abwesenheit der Geburts- 
wehen; Anodijnum, n. ein Linderungsmittel, eine 
ſchmerzſtillende, meiit fchlafbringende Arznei; li- 
quor anodynus (minerälis Hofmanni), ge- 
wöhnl. Hofmannifche Tropfen genannt; anodyne 
necklace, n. engl. (ſpr. ännodein necklehß) d. i. 
ichmerzitillendes Halsband, Zahnperlen aus einen 
elfenbein> od. Enochenähnlichen Stoffe, welche, an 
einer Schnur um den Hals getragen, den Kinder 
das Bahnen erleichtern follen; uneig. der Strid 
(des Henkers). 

Anogẽne Metamorphoſe, f. gr. (Bgk.) durd) Waj- 
jer oder Luft hervorgerirfene Veränderungen an 
Mineralien. : 

anomal od. anomäliſch, gr. anömälos, on, eig. 
uneben, v. vern. an- u. homalös, eben) unrege 
mäßig, von der Regel abweichend, regelwidrig; 
Anomälon, n. (pl. Anomäla), Sprachl. ein un- 
regelmäßiges Berbum od. Zeitwort; AUnontalogie, 
f. die Lehre von den Unvegelmäßigfeiten u. ver- 
derbten Redensarten einer Sprache; Anomalie, 
f. (gr.anomalia) eine Unregelmaͤßigkeit, Ausnahme; 
Sternk. die Unvegelmäßigkeit im Laufe eines Bla- 
neten, der Unterjchied feiner Sonnenferne von der 
Sonnennähe; anomaltitiiches Jahr, die Zeit 
eines fcheinbaren Umlaufs der Sonne, d. i. des 
Kreislaufs der Erde; anomaliftiider Monat, 
die Umlaufszeit des Mondes, von der Erdnähe an 
gerechnet. 

Anomie, f. gr. (a-nomia, vol. Nomos 2.) Geſetz— 
loſigkeit, Ungeſetzlichkeit, Zügellofigfeit; anomiſch, 
geſezlos; Anomiten, pl. Verſteinerungen von ge— 
wiſſen regellos gebildeten Schaltieren. 

Anomöomerie, f. gr. (vom vern. an- u. Homöo— 
merie) das Bejtehen aus ungleichartigen Teilen. 

Anomphälos, m. gr. (v. dem vern. an- u. omphä- 
lös, Nabel) ein Rabellofer, ohne Nabel geborener, 
wie Adam und Eva. 

Ausne od. Annoͤne, f. (aus der Sprache v. Haiti: 
anona) der Slajchenapfel, die Frucht des Flafchen- 
baums. 

anonyın, anonijmiſch, gr. (anonymos, on, vom 
bern. an- u. Önyma, 6noma, Name) namenlos, 
ungenannt, unbefannt; Anonymus, m. ein Un- 
genannter; Anonymität, f. ul. die Namenlofig- 
feit, Namenverſchweigung; auonhme Geſellſchaft, 
Aktiengeſellſchaft. 

— — gr. (von And, aufwärts, u. phöné, 
Laut) aufwärt3- od. emportönend. 

Anophthalmie, f. gr. (v. vern. an- u. ophthalınös, 
Auge) Mangel der Angen, Augenlofigfeit. 

Anoplotherium, n. gr. (v. änoplos, waffenlos, u. 
therion, Tier), wehrloſes, nicht mit Spißzähnen 


z 


Antagonismus 


verſehenes Tier, eine vorweltliche, nur verſteinert 
gefundene Tierart (f. Pachydermen). 

Anonfie, f. gr. 1. (vom dern. an- u. Opſis) Blind⸗ 
heit; 2. (v. and, aufwärts) das Schielen nad) oben. 

Anorchie, f.gr. (vom vern. an- u. örchis) Der Onden- 
mangel; Anoͤrchos, auch Anorchödes, m. ein 
Hodenlojer, Verſchnittener. | 

Anvrerie, f. gr. (vom vern. an- u. Orexie), Appe- 
titlojigfeit, Efel. 

anorgaͤniſch, gr. (an-Örgänos, on, vom vern. an- 
u. orgänon, f. Organ) unbelebt, leblos, ohne Le—⸗ 
benswerkzeuge; auc) die lebloſe Natur betreffend, 
3. B. gnorganiſche Verbindungen, ſolche, die 
ohne Mitwirkung der Lebenskraft gebildet find; 
anorganische Chemie, der Teil der Stofffunde, 
der ſich mit diefen Verbindungen beichäftigt; An— 
organismus, m. die unbelebte od. Teblofe Natur; 
Anorganonenie, f. — der lebloſen 
Natur; Anorganognoſie, k. Unterſcheidungslehre 
der lebloſen Weſen, j.v. w. Oryftognofie; An— 
organographie, f. Geſteinkunde; Anorganolo⸗ 
gie, f. Lehre von den lebloſen Körpern, beſonders 
den Mineralien. 

anormäl, gt.-lat. (vgl. Norın, normal) unregel— 
mäßig, regelwidrig. 

Anorthit, m. eine Art Feldfpat. 

Anorthoffög,n. gr. (vom vern. an-, orthös, gerade, 
u. skopein, ichauen) eine erfundene 
Borrihtung für optifche Täuſchungen, beftehend 
in zwei parallelen Scheiben, deren eine mit Ein- 
ichnitten verjehen ift, während auf der andern, 
ducchicheinenden, ſich eine verzerrte Zeichnung be- 
findet, welche regelmäßig erjcheint, wenn man mäh- 
vend des Umdrehens beider Scheiben durch die Off- 
nungen der erjteren fieht. | 

Anoſie, f. gr. (vom vern. a- u. nösos, Krankheit) 
Kranfheitslofigkeit, Sreifein von Krankheit. 

Anosmie od. Anosphraiie, f. gr. (von dem ver. 
an- u. osm®, osphrasia, Geruch) der Geruchsman⸗ 
gel, die Geruchlofigfeit; AUnosmin,,n. ein Mittel 
zur Bejeitigung unangenehmer Gerüche. | 

anquirieren, I. (anquirere) um Strafe nachſuchen; 
Anquiſition, f. der Strafantrag. v 

Ania, £. I. (fr. anse) Henkel, Handhabe; bildl. An» 
lag und Einleitung zum Handeln. _ 

Aniaren od. Anſarier, pl. arab. (ansär, pl.) die 
Helfer, Schüger, Chrenname der Bewohner von 
Medina, bei denen Dohammed eine Zuflucht fand; 
desgl. eine Völkerſchaft u. Sekte am Libanon, ähn— 
ich den Drufen, f. dv. w. Nojairen. 

Anſchobis, f. od. Anſchove, f. engl. (fpan. anchova, 
anchoa, iberiſchen Urjprungs; engl. anchovy, pl. 
anchovies, fr. anchois) eine Art Heiner Fiſche, die 
bef. im Mittelländ. Meere, aber auch an den engl. 
u. norweg. Küften gefangen u. mit Gewürzen 1. 
Salz eingemacht werden. 1 1 

ant—, gr. Vorwort in Zufammenfegungen file 

ie 
nte, ſ. Tapir. — 

Antacida, pl. gril. (vgl. Acidum) Heilk. Mittel 
gegen Säure, beſ. des Magens. 

Antakrophthöra, pl. gr. (von anti, ſ. d. aer, Luft, 
u. phtheirein, verderben) Luftreinigung®-, Luft— 
verbefjerungsmittel. 5" r 

Antagonismus, m. gr. (von ant-agönizesthai, 
gegenkämpfen) dev Widerjtreit, Gegenſatz, die Geg— 
nerschaft; Antagoniſt, m. ein Gegner, Wider- 
facher; auch der Gegenmuskel; antagontitiih, 

feindlich, gegneriih; antagoniſieren, entgegen 


wirken.‘ - 


Antal 


Antal, m. (ungar. antalag u. Atalag), Weinmaß = 
Ya oberungar. Faß = 74,438 1. Er 
Antalgifa, pl. gr. (von älgos, Schmerz) Heilk. 
.,‚ Schmerzitillmittel; antaͤlgiſch, jchmerzitillend. 
antalkaͤliſch, ar.arab. den Alkalien (f. d.) entgegen- 
wirkend; antalfaliiche Subftanzen, Säuren. 
Antallaͤgma, n. gr. Taufch; der Gegenftand. des 


- Taufches. } 
Antanagöge, f. gr. (vgl. Anagoge) das Zurück— 
jchieben der Beſchuldigung auf ihren Urheber durch 


geſchickte Wendung. 
Autanakläſis, f. gr. (vgl. Anaklaſis) Redek. die 
Wiederholung desjelben Wortes in einer andern 
Bedeutung, 3. B. diefer Menſch ift Fein Menſch. 
Antaphredifigeum od. Antapbroditifum, n. 
gr. (vgl. Aphrodite) Heilf. ein Gegenreizmittel; 
Mittel gegen den zu Starken Geſchlechtstrieb; and) 
Mittel gegen ‚die Luftfeuche: antaphroditiſch, 
ſ. v. w. antivenerifd. J 
Antapodöſis, f. gr. (vgl. Apodoſis) Hinzufügung 
der Anwendung zum Gleichnis; Heilk. Rückkehr, 
a — N } 
antapoplettiich, gr. (vgl. Apoplexie) gegen den 
Schlagfluß dienend; Antapopfektifn, pl. Mittel 
gegen den Schlagfluß. | 
Antäres, gr. (dem Kriegsgott Ares, nämlid an 
Farbe, vergleichbar) ein rotfunfelnder Stern eriter 
Größe im Skorpion. 3 
Antarktik, m. engl., das antarktiiche Meer, Süd— 
polarmeer, füdliches Eismeer (Gegenf.: Arktik, 
das nördliche Eigmeer). 
antarktiſch, gr., d. i. eigentl.: dem Norden entgegen- 


jtehend, daher: ſüdlich gelegen, (f. Pol), am Süd- 


pol liegend. 


antarthritiich, gr. (vgl. Arthritig) gegen die Gicht 
dienend, gichtheilend; Antarthritife, pl. Gicht⸗ 


Heilmittel, 


antafthmaͤtiſch, gr. (vgl. Aſthma) gegen die Eng⸗ 


brü — dienend. 
antatr 
zehrung dienend; 
atrophiſche Mittel. 


YAntäus, ın. gr. Fab. ein Rieſe, der durch Berüh⸗ 
- zung der Erde, jeiner Mutter, ſtets neue Kräfte ' 


gewann, endlich aber vom Herkules, in die Luft 
erhoben, erwürgt wurde. 
ante, I. Vorwort: vor; 3. B. ante diem, vor dem 


Zage; ante meridiem, vor Mittag, vormittags; 


ante Christum (natum), ſ. unter Chriftus; 
in Spree vor=, hervor-, voran-, vorher-. 
Ante, f. Saumpfeiler, Kantenpfeiler, ein pfeiler- 
artiger Borjprung bei antifen Tempeln; Anten, 
pl. I. (antae) Türpfeiler. 
Antedltum, n., pl. Anteaͤkta, I. (von anteagere; 
vgl. agieren) Korher- od. Zuvorgejchehenes. 
antedatieren, nl. (vgl. Datum) etwas unter einem 
früheren, als dem wirklichen, Datum ausftellen. 
Antedilnpiäner, pl. nl. (v. I. diluvium, Über— 
jhwemmung) die vor der Sintflut lebenden Men— 
‚hen! antediluviãniſch, vorſintflutlich. 
Antefixum, n. I. (vgl. fix) ein oben an Gebäuden 
angeheftetes Bildiverf, ein Stirnfiegel. 
Anteflexton, f. I. Knidung nad) vorn. 
Antehomerica, pl. I. vorhomeriſche Gedichte. 
antejuſtianẽiſches Recht, Inbegriff der römi— 
ſchen Rechtsbeſtimmungen vor dem Kaiſer Ju— 
ſtinian, ſ. d. 
Antekürſor, m. I. der Vorläufer (insbeſ. der Täufer 
Johannes, griech. Prodrom os). 
Anteloginm, n. I.-ar. die Vorrede, 


phiſch, gr. (vgl. Atrophie) gegen die Aus⸗ 
ntatröphe, pl. od. ant⸗ 


Anthal 53 


Anteludium, n. [. das Vorſpiel. Bat, 
ante lineam, vor der Spalte, vor der Linie. 
antemeridiän, [. (antemeridiänus, a, um) vor- 
mittägig. 1 JH 
Antemetika, j. Antiemetika. 
antemmmdäan, nl. (v. mundus, Welt) vorweltlich. 
Antenät, m. ml. (v. l. ante, vor, u. nätus, geboren) - 
der Erjtgeborene; häufiger: der Vorfahrt, Ahn; 
Antenagium, n. das Erſtgeburtsrecht . 
Antendrixis, T. gr. (vgl. Endeixis) Heilk. Gegen— 
anzeige. | 
Antenne, f. I. (antéͤnna) die Segelſtange, die Rah; 
pl. Antennen, die Fühlhörner der Inſekten; ası= 
tenniförm, Fuͤhlhörnern ähnlich, fühlhornförmig. 
antenuptiäl, I. vorhochzeitlich. % 
Auteokkupation, £. IL. (vgl. offupieren) Never. 
Wiverlegung ſelbſtgemachter Einwürfe. 
Antependinm, n. ml. Aliarvorhang. 
Untepenultime, f. 1. (vgl. Penultima) die drittlegte 
Silbe eines Wortes. 
Autephialtika, pl. gr. vg! Ephialtes) Heilf. Mittel 
gegen das Alp- oder Magendrüden. HR 
Antepileptika, ſ. Antiepileptifa. 
Antepirrhine, n. gr. Gegen-Nachwort od. Gegen- 
Anhang, in der griech. Komödie: eine dem Epir- 
rhema einer Barabafe (j. d. ebenmäßig entipre- 
chende Versgruppe. (Auch bei Goethe.) 
antehonieren, |. (ante-pon£re) voranftellen, vor- 
ziehen; Antepoſition, f. nl. Boranftellung. 
Antereiiis, f. gr. (von Ereisis, das Stemmen) das 
Entgegenitellen zur Stüße, Gegenjtemmen; Ante— 
ridion, n. Zleiner Gtrebepfeiler, Mauerſtütze; 


- Anteriden, pl. Strebepfeiler. 


Anteriores, pl. 1. die Borderen; Vorfahren; An— 
teriora, pl. frühere Ereignifje, Vorleben, Ver— 
gangenheit, Aitenvorgänge; Anteriorität, f. nl. 
Krinrität Segenjag: Poſteriores j.d. 
Anteros, m. gr. (vgl. Eros) der Gott der Gegen— 
liebe; auch: der Gott, der verſchmähte Liebe rächt; 
Anterötifa, pl. od. anterötifhe Mittel, Mittel 
gegen die Liebe od. den Gejchlechtstrieb. | 


— 
— 


Antesignäni, pl. die beiten Truppen der römiſchen 


Legionen, die vor den Fahnen fümpften. 

Unteftature, £. fr. (ſpr. angt'ſtatühr') Krk. in der 
Eile gemachte, leichte Verſchanzung mit Schanz- 
förben, Paliſſaden zc. 

antejtieren, 1. (antestäri, gez. aus ante-testari, 
vgl. teftieren) vorher, d.h. eye man eine Klage vor 
Geriht bringt, jemand zum Zeugen aufrufen; 
Anteſtation, f. die Zeugenaufrufung; Antefta= 
tns, m. l. einer, der in einem Tellument mit 
einem Legat bedacht ift. 

antevenieren, I. zuvorkommen. 

Anteverſion, £. 1. Heilf. die Vorwärtsbewegung der 
Gebärmutter. 

Antevolüte, £. nl. (v. gr. ant für anti, u. Evolute, 
ſ. d.) Größenl. die Gegenabwidelungslinie. 

antezedieren, I. (antecedEre) vorangehen; Ante— 
zẽdens, ın. oder n. der oder das Vorhergehende, 
auch der Vorderſatz; pl. Antezedentien (l. ante- 
cedentia), Vorangegangenes, frühere Ereignifje 
oder Verhältniſſe; Borleben; Antezefſor, m. der 
Vorgänger (zuerit als Wegweiſer, auch Meifter, 
jpäter Amtsvorfahr);inantecessum, zum voraus, 
auf Abichlag. 

antezellieren, I. (antecellere) hervorragen;fich aus— 
zeichnen, übertreffen. ; 

Antesönium, n. jpätlat. ein Voreſſen vor der 
Hauptmahlzeit. 

Anthal, ſ. Antal. 


BA anthettifch 


anthektiſch, anthämorragiſch, j. antih—. 

Aunthelion, pl. Anthelia vd. Anthelien, gr. (vgl. 
Helios) Gegenjonne, Nebenfonne; Sonnenſchirm. 

Anthelminthika, pl. gr. (vgl. beiminthifch) Wurm⸗ 
mittel, Mittel gegen die Eingeweidewürnmer; an— 
thelminthifch, wurmabtreibend. 

Antheme, n. gr. urſpr. der Blumenreigen (von 
änthos, Blume) ein altgrieh. Bolfstanz; jet, 
bei. in England, ein Kirchlicher echfelgefan, = 
Antiphone; Anthemis, f. gr. Bot. Bflanzen- 
gattung der Kompofiten mit Ffamillenähnlicher 
Blume, Hundsfamille, die Färberfamille 
ufw.; Anthemion, n. (eig. = änthos, Blume) 
die Schnede an den ionifchen Säulen, Schneden- 
linie, Schneckenwindung. 

Anthẽre, Antheſis, Antheiterien, Antbolithen, 
Anthologie ze. 1. Antho3. 

Antholfa, pl. gr. (von helkein, ziehen) Gegen- 
gemwichte. 

Anthomologẽſis, Authomologĩe, f. gr. (von ant-, 
anti, u.homologein, übereinfommen) gegenjeitiger 
Bertrag. 

Anthöra, f. (aus anti-thöra entit.; vgl. Thora) 
das Giftbeil, eine Art des Eijen- od. Sturmhutes 
(aconitum anthora; vgl. Afonit) in den Pyre— 
näen, dejfen Wurzel als Gegengift gebraucht wird. 

Anthorismos, ın. gr. (v. anti, u. horizein, trennen, 
bejtimmen) Rede. die Gegenbeitimmung, entgegen- 
geitellte Erklärung. 

Anthos, n. gr. Blume, Blüte; Redeſchmuck; Aus- 
ſchlag, bef. im Geficht; Anthobolie, f. das Be— 
jtreuen mit Blumen; Anthocyan, n. gr. (kyäneos, 
blau) Scheidef. Blumenblau, der blaue Farbeſtoff 
der Blumen; Anthodium, n. gr. die Blütendede; 
der Blütenjtand der Kompofiten; Anthofopte- 

grdph if, f. (köptein, zerjchneiden, u. Graphik, ſ. d.) 

die Blumenjchneidefunft, die Kunft, durch einige 
Schnitte mit dem Federmefjer in Bapier Blumen 
als Durchſcheinbilder darzujtellen, zum Zierat für 
die Zimmerfenfter, zu Lichtichirmen 2c.; Antho= 
lithen od. Anthotypoliigen, pl. gr. Blütenfteine, 
Blütenabdrücde, VBerjteinerungen od. Abdrücke von 
Blüten; Anthologie, f. gr. eine Blumenlefe, Aus— 
wahl kleiner Gedichte, Öedichtfammlung (grie- 
chiſche Anth. insbe. eine im 10. Sahrh. gemachte 
Sammlung altgriehifcher Epigramme in 15 Bü— 
chern); Anthologium,n.dasMekbuchindergried. 
Kirche; Antholyfe, f. gr. in der Botanik: die Ver- 
grünung; Anthomjia, f. die Blumenfliege; An— 
thophyllit, m. ein der Hornblende verwandtes Si- 
likat; Anthosmias, m. gr. Blumenduft, mohltie- 
hender Wein; Anthoſiderit, f. gr. (von sideros, 
Eijen) ein in Brajilien vorkommendes Mineral, aus 
bliumenjtraußartig gruppierten Saferbündeln befte- 
hend, odergelb bis gelbbraun; Authoxanthin, n. 
gi. (xanthös,.gelb) Scheidef. Blumengelb, der gelbe 
Farbſtoff der Blumen; Anthẽre, f. (v. gr. anthe- 
rös, a, 6n, blühen), pl. Untheren, Staubbeutel, 
die männl. Geſchlechtsteile der Blumen, welche den 
Blumenſtaub enthalten und auf denStaubfäden 
(stamina) fißen, vgl. Biftill; Antheridien, pl. 
(abgel. von Anthere, die nur bei ven Phanero- 
gamen ſich findet) die männlichen Befruchtungs- 
organe der Kryptogamen; Anthejis, f. die Blüte, 
die Blütezeit; Anthefteriön, m. der attifche Blüte- 
monat, von Mitte Februar bis Mitte März; An 
thejterien, pl. (gr. Anthesteria) das Blumenfeit, 
eine in diejen Monat fallende dreitägige Bacchus— 
feier. 

Anthradinon, n. gr. ein mit Salpeterfäure ver- 


Anthroparestie 


mifchtes flüjjiges Steinfohlenteer-Erzeugnis, das 
aus Anthrazen (f.d.) gewonnen und zur Herftellung 
verjchiedener Farben benutzt wird. 


Antrag, m. gr. Kohle; ein freffendes, brandiges 


Geſchwür, Karbuntel (f. d.), Brand- od. Veftbeule; 
Aintprasen n. (früher Paranaphthalin), eine in 
den legten Produkten der Deitillation des Stein- 
fohlenteer3 enthaltene Verbindung von Kohlen- 
ſtoff und Wafjerftoff, zur Darftellung von Alizarin 
und anderen Sarbftoffen benutzt; Anthravit, m. 
Kohlenblende, Glanzkohle; Anthrakofält, n. ein 
aus Atzkali und GSteinfohlen bereitete Heilmittel 
gegen Flechten; Anthratolith od. Anthrufonit, 
m. ein durch Kohle gefärbter Kälkſtein; Anthrako—⸗ 
meter, n. ein Kohlenſtoffmeſſer; Antyrakoiis, f. 
gr. Verkohlung; Heilf. Kohlenitaubablagerung in 
der Lunge; das Brandigwerden, die Bildung eines 
Karbuniels; Anthrafotherien, pl. Kohlentiere, 
eine Gattung vorweltlicder Tiere, die fi) verftei- 
— in Steinkohlenlagern (auch im Meerkalk ꝛc.) 
inden. 


Anthrazöthiontänre, f. Schwefelblaufäure,Schive- 


felchanwaſſerſtoffſäure. 


Anthroparesfic, £. gr. (v. anthröpos, Menſch, und 


areskein, gefallen) die Menfchengefälligfeit (ein 
biblifcher Begriff, im Gegenſatz der Gottesfurdt, 
Theojebie); Authropiatrif, f.dieMenjchenheil- 
kunde (im Gegenjaß der Tierheilfunde); anthro— 
piniſch od. anthrapiich, den Menſchen betreffend; 
Anthropismus, m. das menschliche Wejen, Men— 
jhentun; Anthropoböros, m. ein Menjchenfrej- 
jer; anthropogentriiche Weltanſchauung, f.die- 
jenige Weltanjchauung, welche den Menjchen als 
Mittelpunft der Welt und als letztes Biel ihrer 
Entwidelung anfieht; Antgropschemie, f. die 
Menichen-Stoffiunde; Authropodämen, ın. ei 
vergötterter Menſch, Gottmenſch; auch ein böſer 
Geiſt in menjchlicher Geſtalt; authropodidaktos 
oder anthropodidaktiſch, von Menſchen gelehrt 
(im Gegenſaß von dem, mas von Gott offenbart 
it); Anthropogenie, f. Lehre von der Entwide- 
lung des Menjchen und der Menjchenarten; An= 
thropogeographie, f. die Erdkunde, fofern fie 
mit der Gefchichte der Menschheit verknüpft ift; 
Anthropoglafie, f. die Menſchenſtimme (vox 
humana) auf der Orgel; Authropognoſie, f. 
die Menſchenkunde, Menjchenfenntnis; Authro— 
Honnöft, m. der Menjchentenner; Anthropogo⸗ 
nie, f. Lehre von der Ent — des Menſchen; 
Anthropographie, f. die Beſchreibung des Men- 
ihen; Anthropohiſtorie, f. die Gejchichte der 
Entwicelung des Menſchengeſchlechts; Authro— 
Holatrie, f. die Menjchenanbetung; Authropo⸗ 
lepfie, f. das Anſehen der Perjon, die Barteilic)- 
feit; Anthropolithen, pl. vermeintliche Verſtei— 
nerungen von menjchlichen Körpern und Teilen 
derfelben; Anthropolugie, f. Menſchenkunde, Böl- 
ferfunde; phyſiſche vd. Tomatiiche Anthropo= 
logie, f. die Lehre von der fürperlichen Natur des 
Menjchen; pfychiſche A., die Lehre von der gei- 
ſtigen Natur des Menſchen; ſoziale und poli— 
tiſche A., die Lehre von dem geſellſchaftlichen 
Leben des Menſchen; Anthropoläg, m. ein Men⸗ 
ichentundiger; anthropolsgiich, menjchenkund- 
lid, völkerkundlich; Anthropologismus, m. die 


Lehre, welche ausjchlieglich auf die menjchliche Ver— 


[1 


nunft gegründet, außer diefer fein höheres Denken 
u. Wollen kennt; Anthropomantie, f.Wahrjagung 
aus menjchlichen Eingemweiden; Anthropometrie, 
f. die Menfchenmeifung, Menſchenmeßkunde; Lehre 


Anthydropifa 


von der Berhältnismäßigfeit der menschlichen Glie— 
der; Authropomoͤrphen, pl. Menfchen od. menfch- 
lihen Gliedern ähnliche Steine; menjchenähnliche 
Affen (ohne Badentajchen u. ohne Schwanz); Un— 
thropomorphismus, m. oder Authropomor⸗ 
phöſe, f. die Vermenſchlichung, Veriinnlichung 
Gottes in Menjchengeitalt; anthropumornho: 
fieren, vermenſchlichen, d.i. Gott in unjerer Bor: 
Bang zum Menſchen machen, ihm menschliche 
igenſchaften, Schwachheiten 2c. beilegen; anthro⸗ 
yondrnbtie, vermenjchlicht od. (Gott) vermenjch- 
ichend, menſchenähnlich; authropomorphiſtiſch, 
den Anthropomorphismus betreffend od. darin be- 

Ber Anthropomorppit, m. ein VBermenjch- 

icher, der Gott eine menjchliche Gejtalt beilegt; 

Anthropomorphologie, f. Lehre von der menjd)- 
lichen Geitalt; Anthroponomie, f. Qehre von den 
Geſetzen des gefamten menschlichen Lebens; die ge— 
feßgebende Vernunft des Menſchen (in Kants 
Tugendlehre); Anthropopathie, f. menjchliche 
Leidenschaft oder Empfindung; Vermenſchlichung, 
Borjtellung Gottes mit menschlichen Gefühlen — 
Anthropopathisinus, m.; anthropopaͤthiſch, 
mit Menfchenempfindungen vorgeiteilt; Anthro— 

ophag, m. ein Menjchenfrejier = Kannibale; 
nthropophagie, f. die Menjchenfreflerei; Ans 
thropophobie, f. die Menſchenſcheu, Menjchen- 
fürcht; Anthrovophönik, f. Lehre von den menſch— 
lichen Stimmlauten; Anthrobontaftif, f. Men- 
ſchenbildnerei; Anthropojfopte, f. = Phylio- 
nomit; Anthropofomatologte, f. Lehre von 
enjchenförper; — f. die Wiſſen⸗ 
ichaft der Kenntnis des Menſchen nad) philofophi- 
Be Prinzipien; Anthropotheismus, m. Men— 
chenvergdtterung, Bergöttlichung des Menſchlichen; 
Anthropothẽt, f. (ein Menſchenſaal) eine Ruh— 
meshalle; Antgropothcologie, f. die Erkenntnis 
Gottes (jeiner Weisheit 2c.) aus der jittlichen u. 
geijtigen Begabung der Menichennatur; Anthro= 
hotherapie, f. Menſchenheilkunde; Authropo⸗ 
theric, f. Menſchenjagd, Menjchenfang; Anthro⸗ 
Botpotte, f. Menjchenopferung; Anthropotomie, 
f. Menjchenzergliederungsfunde. 

Anthydropike, |. Antihydr—. 

Anthypalläge, f. gr. (vgl. Hypallage) die gegen- 
jet un: Bertaufhung der Fälle 

aſus). 

Anthyperidrotiken, n. gr. (v. anti, gegen, hyper, 
über, ſehr, u. hydros, Schweiß) Mittel er. 
fen Fußſchweiß. | 

Anthyphärẽeſis, f. gr. eine gegenjeitige Entwen— 
dung, ein gegenjeitiges Entziehen. 

Antbypnotifa, pl. gr. (vgl. Hypnotifum) Heilf, 
Mittel gegen die Schlafjucht, fchlafvertreibende 
Mittel; anthypnatiich, jhlafvertreibend. 

Anthypochondriaka, j. Untihy—. 

Anthypophöra, f. gr. (vgl. Hypophora) die Anfüh— 
zung einer Öegenbeweigitelle; die Anführung der 
Einwürfe, um fie zu widerlegen. 

Anthyiſterila, pl. gr. oder anthyſteriſche Mittel, 
Mittel gegen Mutterbejchwerden. 

anti, gr. Vorwort, in Zuſammenſ. vor einem Vokal 
od. h auch ant=, bedeutet: wider, gegen; in lat. ır. 
franz. Wörtern auch — ante, vor. 

Antiabolitionijt, m. (1. Abolitionift) em Geg- 
ner der Abjchaffung, näml. des Sflavenhandels, 
der Proftitution uſw. 

Antiädes, pl. gr. (v. sing. antiäs) Mandeln oder 
Drüjen am Halje; Antiadoͤnkus, m. Mandelnge- 
ſchwulſt; Antiaditis, f. die Mandelentziindung. 


Antidiegeſis 55 


Antiadiaphorift, m. gr. (vgl. Adiaphorift) ein Eife- 
ver gegen jittliche Gleichgültigkeit. ee. 
Antiennegionift, m. Gegner der Annerion (f.d.); 
antiannexioniſtiſch, der Annerion feindlich. 

Antiarin, n. gr. Scheidek. Pfeilgift, der wirkſame 
Dejtandteil des als Upas antiar befannten ftarfen 
Pflanzengifts, f. Upas. 

Antiariftofrät, m. gr. ein Gegner der Adel3herr- 
Ichaft (vgl. Ariftofratie). 

Antiarthritiſch, gr.(vgl. arthritiſch) gegen die Gicht 
ienend, | 

antiaftheniſch, gr. (vgl. afthenifch) die Lebenskraft 
erregend. 

antiaſthmatiſch, ſ. antaſthmatiſch. 

Antibacchtus, ſ. Palimbäcchius. 

Antiballomeng, pl. ar. (von anti-bällein, eig. ent- 
gegenwerfen; vergleichen) Arzneimittel von ähn— 
tiber Wirkung. 

Antibarbärns, m. gr. (vgl. Barbar ꝛc.) ein Gegner 
oder Feind der Roheit und Unwifjenheit; ein Feind 
ſprachlicher Verſtöße; auch als Buchtitel. 

ULBONS, f. gr. das Entgegengehen, der Wider- 

and, 


autiborẽiſch, I. (antiboräus, vgl.anti und Boreas) 
nach Norden gekehrt, nordwärts; Antiborẽum, 
n. eine nach Mitternacht gefehrte Sonnenuhr. 

Antibuͤlla, £. gr.-l. (vgl. Bulle) Gegenbulle, Bulle 
eines Segenpapites. 

Anticamere, it. = Antihanbre. i 

Auticancröſe Mittel, Anticanersia, ſ. Anti- 
kankroſa. 

Anticardium, ſ. Antikardium. 

anticarisie Mittel, |. Antikariöſe Mittel, 

Antihambre, f. fr. (pr. angtijchängb’r) das VBor- 
zimmer eines großen Herrn, das Borgemad); 
antichambrieren, lich in den Vorzimmern her- 
umitreiben, d. i. den Großen forgfältig die Auf- 
wartung machen. 

Auntichlor, n. gr. Öegenchlor, chemijches Mittel, um 
das Chlor aus den damit gebleichten Stoffen wie— 
der zu entfernen. 

Anticholerife, pl. gr. od. anticholeriſche Mittel, 
Mittel gegen die Cholera. 4 

antichöraͤdiſche Mittel, gr. (von choiräs, Drüſe, 
Kropf) Mittel gegen ven Kropf. 

Antichrẽſis od. Antichreſe, f. gr. (vgl. Chreſis) ein 
Pfandvertrag, durch den der Gläubiger das Pfand— 
objeft zur Nutznießung erhält; Pfandnutzung; anti- 
chretice oder antichretiich, pfandweiſe mit dem 
Rechte der Benugung. 

Antichriſt, m. gr. ein Gegenchriſt, Widerchriſt; auch) 
der Teufel; Antichriſtianismus, m. Gegen- 
chriſtentum. —M 

Antichronismus, m. gr. (von chrönos, Zeit) Die 
BZeitrechnungsfehler. 

Antichthoͤnen, pl. gr. (von chthön, Erde) Gegen— 
bewohner, Erdbewohner unter gleichen Breite- 
graden auf gegenjeitigen Erdhälften. 

Antidaktylos, m. gr. = Anapält. 

Antidampnift, m. gr. (vgl. Dämon) ein Teufels- 
leugner. 

antidatieren, ſ. antedatieren. 

Antideileftionstwalze, f. federnde Walze (bei der 
Bapierfabriiation verwendet). ! | 

antidemokrdtifch, gr. dev Volksherrſchaft feindlich. 

Antidiareiis, f. gr. (vgl. Diärefis) die Gegen-, 
ee h 

Antidiegeiis, f. gr. (vgl. Diegefis) Gegenerzählung, 
Daritellung der Erzählung des Gegners auf eine 
andere Art. 


56 Antidilomarianiten 

Antidilomarianiten, pl. gr. Gegner der Auſchau— 
ung von der Reinheit der Jungfrau Maria und 
des Dogmas von der unbefledten Empfängniß. 

Untidifos, m. gr. (von dike, Necht, Nechtshandel) 
ein Widerjacher, Gegner vor Gericht; Antidikaſie, 
f, Rechtsſtreit. | | 

Antidinika od. antidiniſche Mittel, gr. (v..dinos, 
Wirbel, Schwindel) Mittel gegen den Schwindel. 

Antidoron, n., pl. Antidora, gr. (v. döron, Ge— 
chen?) Gegengejchenk; Vergeltung; in der griech. 
Kirche die Verteilung des übrig gebliebenen gejeg- 

neten Brotes nach dem Abendmahl unter das an— 
weſende Volk. 

Antidot, LUuntidötum, m, pl. Antidöta, gr. (anti- 
döton, dagegen gegeben) ein Gegenmittel, bei. 
Gegengift; Antidotarium, n. ein von Gegen- 
mitteln handelndes Buch, uneig. ein Arzneimittel 
buch überhaupt = Pharmakopöe. 

antidramatiich, gr. (vgl. Dramatifch) den Regeln 
des Dramas zuwider.  .. 

antidynditiich, fürſtenfeindlich. 

Antidysenterifa, pl. gr. (vgl. Dysenterie) Mittel 
gegen den Durchfall. 

Antiemetika, pl. gr. (vgl. Emeſis 2c.) Mittel gegen 
das Cxbregen; antiemetifch, das Erbrechen {til- 
lend; Antiepileptifa, pl. gr. (vgl. Epilepfie 2c.) 
‚Mittel gegen die Fallſucht; autiepileptiſch, gegen 
die Falljucht dienlich. [hum feindlich. 

antievangeliich, gr. (val. evangelijd)) dem Evange— 

antifanätifch, gr.-l. (vgl. fanatijch) der Glaubens» 
ſchwärmerei feindiich. 

Untifebrilia, pl. ar.-l. (vgl. febris) Mittel gegen 
das Fieber; antifebriliich, fiebervertreibend; 
Antifebrin, n. ein fiebervertreibendes Mittel = 
Antipyrin, f.d. 

Antifriftionsmetall, n. eine Metallmiſchung, bef. 
aus Kupfer, Antimon und Zinn, die zur Herftel- 
lung von Bapfenlagern (wegen ihrer geringen Rei— 
bung) verivendet wird; Yapfenlagermetall; Anti 
friftionsrad, Leitrad, Leitrolle; Antifriftions- 
roller, Doppelroller, Rollbüchſen (bei der Baum 
wollſpinnerei verwendet). 

antigalliih, gr.el. (vgl. Gallien ꝛc.) franzofen- 
feindlid. % 

YAntigorium, n. das Schmelzglas zum Wderziehen 
von Tongeſchirr ꝛc. 

Autigraͤph, m. gr. (antigrapheüs) ein Gegenjchrei- 
ber; Antigräphum, n. (gr. antigraphon) eine 
Abſchrift, Abbildung, Abdrüuck. 

antihãämorrhãg iſch, gr. gegen den Blutfluß wirkend. 

antibämorrhofdaliich, gr. (vgl. Hämorrhoidalifch) 
die goldene Ader vertreibend. 

Antihektika, pl. oder antihektiiche Meittel, gr. 
vgl. Hektik) Mittel gegen die Schwindjucht; Anti: 
helminthika, pl. |. Anthelminthifa; Anti— 
hydropifa, pl. gr..oD. antihydropiiche Mittel 
(vgl. Hydropiih), Mittel gegen die Wafjerjucht; 
Antihypnotife, —— ypnotifa; Antihhpo⸗ 
chondriäta, pl. Mittel gegen die Bauchnerven- 
ihwäde oder Milzſucht (Hypodhondrie, f. d.); 
Antihypohondriäfus, mn. ein Vertreiber der 
Mißlaune, Luſtigmacher. 

Antihyjterika, autihyſteriſch, .Anthyſt — 

Antiinfruftätor, mgr.A. ein Apparat zur Ver— 
hütung des Kejjeliteins in den Dampffefieln. 

Antiinofulift, m. (vgl. Inokuliſt) Impfgegner. 

antik (v. [. antiquus, fr, antique), im Geiſt od. Ge- 
ihmad des Altertums oder der Alten, altertüm- 
lich, alt; Antike, f., pl. Antifen, Werke des Alter- 
tums, olte Kunstwerke, Altertümer; antifiiteren, 


Autilope 


j. antiquijieren; Antikbronze, k. Bronze mit 
künſtlich bergeftellter, Scheinbar alter Grünjpan- 
lage = Batina,f.d,. > WEN 
antilacheftiich, gi. (vgl. Kachexie 2c.) zur Verbeſſe— 
rung ſchlechter Säfte dienlich. ur 
Antifaglien, pl. (ſpr. —källjen), it. (sing. anti- 
cäglia, Verkl. von antica, Antike) Kleine Alter- 
tümer, Heinere Kunſtdenkmäler, 3.8. Münzen, 
Waffen, Schmud, Hausgerät 2c. aus der Vorzeit, 
auch alter Blunder, altes Gerümpel. + 
Antikankröſa, pl., antifanfröfe Mittel, gr.-fat. 
(vgl. kankrös), Mittel gegen den Krebs. sis 
Antifardion oder Antikardium, n..gr. (von kar- 
dia, Herz) die Herzgrube; die Grube zwijchen den 
Schlüfjeibeinen am untern Teile des Halſes. 
Antikariöſe Mittel, gr.-lat. (vgl. Karies), Mittel 
gegen den Knochenfraß. F 
Antikatarrhalia, pl. gr. (vgl. Katarrh) Heilk. Mit— 
tel gegen den Huften und Schnupfen; antikatar— 
rhaãliſch, gegen Schnupfen dienlich. 
Antikategorie, f.gr. (vgl. Kategorie) Die Gegenklage. 
antikathoͤliſch, gr. dem fathol. Glauben feindlid). 
Autikauſotika, pl. gr. (v. käusos, Brand, Breni- 
fieber) Mittel gegen das Brennfieber. Ein, 
Autikauſtika, pl. gr. (vgl. Kaufis 2c.) Mittel gegen 
äßende Schädlichkeiten; antikauſtiſch, gegen das 
Atzen oder Beizen dienend. 
Antike, Antifen, |. antik. — 
Antiklimax, f. gr. (vgl. Klimax) der Übergang vom 
ftärteren zum ſchwächeren Ausdrud. 
Antikolika, pl. gr. (vgl. Kolik unter Kolon) Mittel 
gegen das — 
antilonſtitutionéll, gr.nl. (vgl. Konſtitution ꝛc.) 
verfaſſungswidrig; Antilonftitutioniſt, m. ein 
Verfaſſungsgegner. 
antifontagids, gu.-l. (vgl. Kontagion) gegen Au— 
ſteckung dienlich; Antikontagioniſt, m.ein Gegner 
der a Antitontagivie, pl. Schus- 
mittel gegen Anſteckung. Mi 
antikonvulſtviſch, ge.nl.(vgl. Konvulſion 2c.) wider 
die Verzuckungen dienlich. Ten 
Antikornlawleague, f. engl. (ipr. äntikohrnlahlihg 
der zu Mancheſter, be. durch Cobden, 1838 gegrün- 
dete Verein gegen die beitehenden era orn⸗ 
geſetze, um freie Getreideeinfuhr zu bewirken. 
Auntikritit, £. gr. (vgl. Kritik) Widerlegung einer 
Kritik, Tadelsaͤbwehr; Autikritiker, m. Verfaſſer 
einer Antikritik; antikritiſch, widerlegend ꝛc.; 
Heilk. der erwarteten Kriſe widerſprechend (Erſchei— 
nungen); die Kriſe ſtörend (Einwirkungen). 
Antilegomenon, n., pl. Antilegomeng, gr. (von 
anti-legein, widerjprechen) beitrittene Schriften Des 
Kanons, deren Berfafler ungewiß find, z. B. Die 
Offenbarung Sohannis, entg. Homologumena; 
Yintilogie, f. der Widerjprud). 
Untilepiis, f. gr. Widerlegung. Eimomf. 
antilethaͤrgiſche Mittel, gu. (vgl. Lethargie) Mittel 
wider die Schlaffucht. 
Antiliberalismus, m. gel. (vgl. liberal 2.) 
Gegnerjchaft gegen den Freifinn. 
Untilogie, j.unter Untilegomena; antilogiſcher 
Pol, der Bol der in gemwijjen Kriftallen durch Er— 
higen oder Abkühlen erzeugten Elektrizität, der bei 
unehmender Temperatur negativ, bei abnehmen- 
* poſitiv elektriſch iſt (4. B. beim Turmalin). 
antildmiſch, gr. (von loimös, Peſt) peitheilend. 
Antilöpe, €. gr. (von anthölops, d. i. Blumenauge, 
wegen det dönen Augen dieſer Tiere) die Hirſch— 
ziege, eine Gattung hirſchähnlicher Horntiere in 
Aften und Afrika, wozu die Gazelle gehört... 


Antiloguift 


Antiloquiſt, m. grel. (v. loqui, reden) der Gegner; 
Antiloquium, n. ml. der Widerſpruch. 
Antilyifum, n., pl. Antilijfſa, gr. won Lyſſa, ſ. d.) 
- Mittel gegen die Hundswirt oder Wafferjchen: 
Antimacdijar, m. (vgl. Macdijardl) eine gehäfelte 
Decke über Sofaliljen und Kopflehnen gepoliterter 
Möbel, zum Schuß gegen Fleden von Haaröl. 
Antimachianel, m. eine Widerlegung der von 


Mackhiavelli (vgl. Mackhiavellismus) in feinem 


Buche vom Fürften aufgestellten Grundjäbe, welche 

unter andern Heß, Jakob, König Friedrich II. 2c. 

verjucht haben. 

antimelanchoͤliſch, gr. (vgl. melancholiſch) Trüb- 
jinn verjcheuchend, aufheiternd. 

antimephitiſch, gi. (vgl. Meppitis) Luftreinigend. 

Antimerie, f. gr. (v. meros, Teil, Nedeteil) Redek. 
Vertauſchung eines Redeteiles gegen einen andern. 

Antimetaböle oder Antimetalepiis, f. gr. (vgl. 
Metabole u. Metalepfis) Redek. Wiederholung der- 
jelben Worte in veränderter Stellung. 

Antimetatheiis, f.gr. (vgl. Metathejis) eine Wieder- 
holungdesjelben WortesinentgegengejebtemSinne, 
z. ß, um zu leben; lebe nicht, um zu eſſen. 

autiminifteriell, fr. (vgl. Miniſter) regierungs— 
feindlich 2c.; Antiminifteriales oder ⸗miniſte⸗ 
riale, pl. nl. Gegner des Miniſteriums oder der 
gegenwärtigen Regierung. 

aũtimonaͤrchiſch, gr. (vgl. Monarch) der Allein- 

herrſchaft abgeneigt und mit ihr ftreitend. 

Antiman od. Antimonium, n. ml. (antimonium, 
verderbt aus dem arab. al-ithmidun) Spiehglanz- 
Metall (ein felten rein gefundenes Metall, f. re- 
gulus); antimoniãl, Antimon betreffend od. ent- 
haltend; Antimoniäfe od. Antimonialien, pl. 
‚gr. Heilk. Spießglanzinittel; Antimonbfende, f. 
das Rotſpießglanzerz (Verbindung von Schwefel: 
antimon mit Antimonoryd); Autimonblüte, f. 
das neeißipiebglangers (Antimonoryd); Antimon⸗ 
butter, f. Antimonchlorid (f. Chlorid), eine butier- 
artige ägende Maſſe, die z.B. zum Beizen u. a. 
verwendet wird; Antimonkoͤrmes (kermes anti- 
monii) oder Mineralfermes (k. minerale), aud) 
rotbraunes Schwefelantimon u. Karthäuſer⸗ 
pulber genannt, ein als Arzneimittel gebrauchtes, 
aus Schtwefel-Antimon und Fohlenjaurem Alkali 
bereitetes Pulver, ein Gemenge von Schwefelanti- 
monhydrat mit Antimonorydkali; Antimonſul⸗ 

Hhid, n. od. Antimonglanz, m. Sraufpiehglanz- 

erz, Schwefelantimon; Autimonnickelglanz, ın. 
ein im Harz und an andern Orten ‚gefundenes 
Mineral, das gewöhnlich Nickelantimonkies ge- 
nanni wird, auch Ullmannit; Antimonperſul⸗ 

Hd od. A.-fnperfulphid, n. Goldſchwefel Ber- 
indung von Antimon mit einer größeren Menge 

Schwefel; ausimensiungber, n. drei Teile Schwe⸗ 
felantimon und ein Zeil Antimon-Oryd. 

autimorãliſch, gr.=l. (vgl. Moral 2c.) der Sittlich- 
feit widerjprechend od. diefelbe aufhebend; Anti— 
moralismns, m. die Lehre, welche den Unterſchied 
zwiſchen Gut und Böſe aufhebt; Antimsraliſt, m. 
ein Anhänger dieſer Lehre, Sittlichkeilsgegner. 

Yntinarfotife, pl. gr. (vgl. Narkotifa) Heilmittel 
gegen narfotijche Vergiftung. 

antinationäl (vgl. national), unvolfstiimlich, dem 
Weſen und Wohl eines Volkes widerfprechend. 

antinephritiicg, gr. (vgl. nephritifch) gegen Nieren- 
krankheit dienlich; Antinephritika, pl. Nieren- 
Heilmitiel. 

Antinomie, f. gr. (antinomia, von nömos, Geſetz) 
Widerftreit zweier Geſetze, od. Geſetzwidrigkeit; bei 


Antiphlogiitit 57 


Kant: der Widerjpruch, der jich bei Anwendung 
der Gefeße der reinen Vernunft auf die Sinnen- 
‚welt hervortut; Antinomismus, ıa. — der 
aufcheinende Widerſtreit zwiſchen dem altteſtament⸗ 
lichen — und der Lehre des Chriſtentums; daher 
eine alte Sekte: Antinomiſten od Antinomiãner, 
Geſetzesgegner, erneuert 1560 in der lutheriſchen 
Kirche durch Agricola, der dem Evangelium 
— das Geſetz verwarf (antinomiſtiſcher 

treit); auch ſpäterhin eine Schwärmerſekte im 
nördlichen Amerika: (zur Zeit der brit. Koloniſation 
des Landes). 

Antiorangiiten, pl. (vgl. Drangijten) Gegner des 
oraniſchen Fürſtenhauſes in den Niederlanden. 

Antiorgaitife, pl. gr. (vgl. Orgasmus) Mittel gegen 
das Aufwallen des Blutes. 

Antipädobantijt, m. ein Gegner der Kindertaufe 
(Wiedertäufer). 

Antipäpe, m. (vgl. Papa 2.) ein Gegenpapft; 
Antipapisınng, die Feindſchaft und der Kampj 
gegen das Bapjttum; antipapäl oder antipa— 
piftiſch, papitfeindlid). 

antiparaliäl, gr. (vgl. parallel) parallel durchſchnei— 
dend; Autiparallelogramm, n. gleichjchenfliges 

rapez. 

Antiparalytike, pl. gr. antiparaluͤtiſche Mittel, 
Mittel gegen die Lähmung (Baralyjis). 
Antiparafitifa, pl. gr. (vgl. Barafit) Mittel gegen 
die auf lebenden Wefen befindlichen Schmaroger- 

Tiere oder «Bilanzen. 

Antißaͤſcha, n. gr.-hebr. (vgl. Paſſa) der Sonntag 
nad) Oſtern in der griechiſchen Kirche (= Quaſi— 
modogeniti). 

Antipathie, f. gr. (antipätheia, v. päthos, Leiden, 
Zuftand) Widerwille, Abneigung; antipaäaͤthiſch, 
twiderjtrebend, zuwider, widermwärtig. 

Untipatrist, m. gr. (vgl. Batriot) ein Baterlands- 
feind; antipatrintifeg, vaterlandsfeindlic. 

Antipelargte, f. gr. (antipelargia, von pelargös, 
Storch, als Sinnbild der Yamilienliebe) die Er- 
widerung der Elternliebe, Wohltaten-Bergeltung. 

Antipendinm, |. Antependium. , 

Antiperingöge, f. gr. (von periagöge, Umdrehung) 
* zweifache, entgegengeſetzte Bewegung der Fix— 

erite. 

antiperiftäftifch, gr. (vgl. periftaltiich) der natür- 
lihen Eingeweide-Bewegung entgegengejeßt. 

Antineriftäiis, f. gr. (von peristasis, eig. das Um- 
jtehende) die Gegenwirkung zweier Naturfräfte, 
Drud und Gegendrud. 

Antipernium, n. gr.el. (vgl. Pernionen) Heilt. 
Froſtſalbe, Mittel gegen Froftbeulen. 

antipeſtilentiaͤliſch, gr.-L. die Peſt heilend. 

Antipharmälum, n., pl. Antipharmäla, gr. (vgl. 
Pharmakon) gifttwiderjtehende Arznei. 

Antippäfis oder Antiphafie, f. gr. Widerſpruch, 
Gegenrede. — 

Antiphéerna, pl. gr. (v. pherne, die Mitgift) Rſpr. 
Gegengejchente des Bräutigams an die Braut, des 
Ehemanns an jeine Oattin. FREIEN: 

Antiphlebotomift, m. gr. (ſ. Phleb.) ein Gegner 

Pr en vol: Phlogiſ rn 
ntiphlogtitit, f. gr. (vgl. Bhlogifton 2c.) vd. anti⸗ 

hlogiſtiſches Syſtem, die Beftreitung der Stahl- 
* rennſtofflehre, das von dem franzöſiſchen 
Scheidekünſtler Lavoijier1789 aufgeſtellke, gegen 
das Phlogiſton od. brennbare Weſen gerichtete 
Lehrgebäude der Chemie; Autiphlogiftifer, m. 
Gegner der Brennitofflehre; Heilk. Arzte, Die gegen 
alle Rrankheiten Antiphlogtitifa (1. d.) anwenden; 


58 Antiphon 


Antiphloniftita vd. antinbiogiftiiepe Meittel, 

Heilf. entzimdungftilende Mittel. 

Antiphön, n. gr. (von gr. phöne, Laut, Stimme) 
Seräuihdämpfer, Schalldämpfer; Autiphöna od. 
Antipbonien, pl.gr.Öegengejang, Wechjelgelang. 
antwortender Gefang vom Altar und Chor; Anti= 
phonäle oder Antiphonarium, n. in der kathol. 
Kirche das Wecjjelgefangbuch, Gegengefangbud) ; 
Antiphonie, f. der logiſche — Gegen- 
jang, Wechſelſang. 

Antiphöra, f. gr. (von anti-pherein, entgegen- 
bringen) Beast, 

Antiphotismus, m. gr. (v. phös, ©. phötös, Licht) 
das Gegenſtrahlen des Lichtes. 

Antiphräfis od. Antiphrafe, f. gr. (vgl. Phraſe) 
Bezeichnung durch das Gegenteil, 3.8. „das wäre 
jehr gejcheit”‘, wenn man meint „unklug“. 

Antiphraͤxis, f.gr.(v.anti-phrässein,dagegen ver- 
jperren) dag Berfperren durd) einen gegenüber- 
jtehenden Gegenstand. 

antiphthiiiieh, ar. (vgl. Phthifis) Heilk. gegen die 
Schwindſucht; Antiphthiſika, pl. Mittel gegen 
die Schwindſucht. 

UAntipivät, m. gr.=!. (vgl. Pirat) ein Seeräuber- 
feind; antipirätiſch, jeeräuberfeindlih, gegen 
Seeräuberei gerichtet (antipiratijche Inſtitu— 
tion, ein von Sir Sidney Smith 1814 gegen die 
Seeräuber der afrifan. Raubitaaten gegründeter 
Verein). 

antiplaͤftiſch, ar. (vgl. plaſtiſch) Heilk. die Bildung 
der Körperformen hemmend. 

antiplatonisch (vgl. platoniich), gegen Platon ge- 
richtet; antiplatonijche Xiebe, finnliche, wol- 
füftige Liebe. 

antipfenvitifch, gr. (vgl. Pleuritis) gegen das 
Seitenftechen dienlich; Antipfenvitifa, pl. Mittel 
gegen das GSeitenjtechen. 

antipneumoͤniſch, r. antipneumonitiſch, gr. (vgl. 
Pneumonitis) gegen Yungenentzündung dienend. 

Antipodagrifa, pl. gr. (vgl. Podagra) Heilf. Mittel 

egen die Fußgicht; antipodaͤgriſch, gegen Die 
Fukgicht dienlich. 

Antipoͤde, m. (pl. -i) gr. (antipüs, von püs, ©. 
podös, Fuß) Gegenfühler, auf der und entgegen- 
gejegten Erdhälfte lebende Menjchen; uneig. ein 
Gegner, Widerjacher; Autipodenſchaft,. — 
ſchaft; Antipodenſpiele, n., pl. Circ. Fußſpiele 
fahrender Künſtler, bei denen die Füße in die Luft 
geſtreckt und mit dieſen Kugeln, Bälle, Tiſche, 

tühle und andere Gegenſtände balanciert oder 
umhergewirbelt werden; antipoͤdiſch, entgegen— 
geſetzt, entgegenſtehend. 

Antiportikus, f. gew. m., gr.A. (vgl. Portikus) eine 
mit Säulen verjehene offene Türhalle bei Kirchen. 

Antiprotäfis, f. gr. (vgl. Brotafis) Redek. Ankün— 
digung einer folgenden Widerlegung, meijt durch 
eine Frage ausgedrückt. 

Antiputrida od. Autiputredindſa, pl. gr.l. (von 
putridus, faul) fäulnishindernde oder =heilende 
Mitel (1. auch) Olla potrida). 

Antiphr, n. gr. (von pyr, Feuer) Feuerlöſchhülſe 
(erfunden 1836). 

Antipyretifa, pl. gr. (vgl. Pyretika) Mittel gegen 
das Fieber; Antipyrin, n. ein farblojeg, in Waj- 
fer leicht lösliches Mittel gegen das Fieber — 
Antifebrin, j.d. 

Antipyrotifum, n., pl. Antipyrotifa, gr. (vgl. 
Pyrofis) Mittel wider den Brand, Brandmittel. 
antiquus, a, um; [. alt, altertiimlich (vgl. antik); 

antıquis moribus, nach alten Sitten und Ge— 


antijeptifch 


bräuchen; Antigua, f. Altſchrift, Lateinſchrift, 
Buchdruderf. die geradeſtehenden latein. FAR 
buchftaben, im Gegenf. ſowohl zur Kurfiv-, als 
zur gotifchen oder deutjchen Schrift; Nipr. alte 
Nechtsjäge derWeftgoten unter Reccared J. Anti— 
auatine oder Antiquär, m. ein Altertümler, 

Itertumäfenner; auch Altertumskrämer; Altbuch— 
händler, Büchertrödler; im Mittelalter, beſ. in 
Klöſtern, auch ein Abſchreiber alter Schriftwerfe; 
Antiquariat, n. Handel mit alten Büchern, 
Altbuchhandel; Antiquarium, n.derAltertiimer- 
jaal, = a 1. d.; modernes Anti- 
auariat, ein jolches, daS neuere Bücher in grö— 
Beren Partien erwirbt und unter dem Yadenpreije 
verfauft; antignärifch, altertimlich; antiqua— 
riſches Lager, Lager von alten Büchern; anti— 
quieren (l. antiquäre), veralten; für veraltet er— 
klären; den Schnitt eines Buches verzieren; ab- 
ſchaffen, 3.8. Geſetze; anutiquiſieren (antikifie- 
ren), barb.=!l. altertiimeln, den Geſchmack der Alten 
nahahmen, antiken Vorbildern nachbilden, entg. 
modernifieren; veralten, aufheben, für veraltet 
erklären; Antiquität, £. I. (antiquitas) das Alter- 
tum, altertümliches Stüd; pl. Antiquitäten, 
Altertiimer, Altertumsſtücke, Gebräuche des Alter- 
tum3. 

Antirationalismus, m. grinl. (vgl. Rationalis- 
mus) Bekämpfung der nüchternen, verſtandes— 
mäßigen Richtung in Ölaubensjachen; Antiratio- 
nallft, m. ein Vertreter des Antirationalismus. 

Antiveförmer, m., pl. —s, engl. (vgl. Reformer) 
Gegner jeder Umänderung od. Neuerung, ſowohl 
im Staat, als in der Kirche; Gegner der antijemi- 
tiſchen Reformpartei. 

Antirenters, pl. engl. eine politifche Partei, welche 
da3 von der Niederl.-Weftind. Kompagnie im 
Staate New-York eingeführte Lehnsweſen befämpft 
und zu beſeitigen ſtrebt. IHR 

Antirepublifaner, m. gr.nl. (vgl. Republik) ein 
Gegner des Freiftaats; antirepublikäniſch, dem 
Sreiftaat und deſſen Einrichtungen abgeneigt, 
feindlich. k 

Antirevelationismmg, m.gr..nl.(vgl. vevelierenze.) 
das Leugnen der Offenbarung. 

Antirebolution, f. ge.ni. (vgl. Revolution) die 
Gegenummälzung, Gegenempörung; antivebolt= 
tionär, einer Staatsummälzung widerjtrebend 
oder abgeneigt; auf Gegenumwälzung abzielend; 
a eine Gegenumwälzung 
machen. 

antirheumaͤtiſche Mittel, ge. (vgl. Rheuma) Mit- 
tel gegen Rheumatismus. I 

Antiroyalismus, m. (ſpr. y, wie u gr.fr. (bsl. 
Royalismus) die Königsfeindſchaft; Antivoyaliit, 
m. ein en — = — — 
royaliſftiſch, feindlich gegen das Königtum geſinnt. 

—— (v. skia, Schatten) Erdbeſchr. Ge— 

enſchaitige, Gegenſchattler, Erdbewohner an ver— 
bier Seite des Aquators, deren Schatten 
nach entgegengejeßten Himmelsgegenden fällt. 
antifeirrhes, gr. Heilf. ErebSheilend. 

Antifemit, m. (vgl. Semiten), Sudenfeind, Gegner 
des Judentums u. der von ihm ausgehenden Wir- 
kungen; antiſemitiſch, judenfeindlich; antiſemi⸗ 
tiihe Partei, f. diejenige politifche Partei, die 
fic) Die Befämpfung des Judentums Ne Biele jeßt. 

antifeptifch, gr. (vgl. Sepfis ꝛc.) fäulniswidrig, 
fäulmishindernd, gärunghemmend; Antifepfi= 
fum, n., pl. Antifeptife, vor Fäulnis fi ernde 
Mittel (4. B. Rarboljäure u. a.). 


Antijlabiojo 


Antilfabtöie, pl. gr.=l. (vgl. Scabies) Heilf. Mittel 
gegen die Krätze. N 

Antifleptizisuuns, m. gr. (vgl. Skepſis 2c.) Be— 
fämpfung der Zweifellehre u. Biveifetfucit 

antifforbutiich, ar..nl. (vgl. Skorbut) gegen den 
Skorbut, ſ. d. l R 

Antiftripturaricr, pl. gr.-l. (v. scriptüra, Schrift) 
Feinde der Heiligen Schrift; Antiſtripturismus, 
m. die Ableugnung der heiligen Schrift. 

Antifkrofnlöje, pl. gr. (vgl. Skrofel) Heilk. Mittel 
gegen Si a ee f SH 

antiioziäl, gr.-l. (vgl. jozial) geſellſchaftswidrig; 
der gejellichaftlichen Ordnung zumider; auch Geg- 
ner der chriftlich-fozialen Partei. 

Antiipäfis, f. gr. (vgl. Spafis 2c.) eig. die Gegen— 
ziehung; Heilf. die Ableitung einer Feuchtigkeit nad) 
einem andern Teile Hin; auch die Gegenreizung; 
antiipditijch, ableitend, bei. durch blajenziehende 
Mittel; Autiſpaſtika; Autiſpasmodila, pl. gr. 
frampfitillende Mittel; Antiſpaͤſtus od. Anti— 
fpdft, m. gr. (antispastos, eig. entgegengezogen, 
widerftrebend) ein vierfilbiger Bersfuß, defien erſte 
u. legte Silbe kurz, die mittleren lang find: uLu. 

Antifpeftrologie, f. gr.=l. (vgl. Spektrum) die 
wiljenjchaftliche Bekämpfung des Glaubens an Ge- 
ipeniter. —6 

Antiſpiritualismus, m. gr.-nl. (vgl. Spiritualis- 
mus) Ableugnung des Geiltigen, = Materia> 
lismus. (Pflanzenaſche. 

Antiſpodium, n.gr.(antispödion, v.spodös, Aſche) 

Antifternum, n. gr. (vgl. Sternum) Heilk. das 
Gegenteil des Bruſtblattes, der Oberriiden. 

Antiftes, m. I. ein Kicchenvoriteher; in der reform. 
Kirhe: Oberpfarrer; Antiſtita, f. eine Vor- 
fteherin, bei. Stiftsoberin, Abtijfin. 

Antiſtius Labẽo, m. Name eines römifchen Ju— 
rijten, der in ver Kaijerzeit lebte und gegenüber 
dem ftrengen Recht Entjcheidung nad) den Grund- 
fäßen der Billigfeit forderte, daher: einer, der in 
diejem Geilte wirft. 

Antiftrephon, n. eine unrichtige Schlußart, aus 
deren Bemeisgründen fich auch Das Gegenteil her- 
leiten läßt. 

Autiſftroͤphe, f. gr. (antiströphs; vgl. Strophe) die 
Gegenmwendung de3 Chors mit Tanz bei den Alten, 
der Gegengejang, ein Teil des Chorgefanges im 
Drama der Griechen. 

Untifypbilitife, pl. gr. (vgl. Syphilis) Heilf. Mittel 
gegen die Lujtjeuche; antiſhphilitiſch, gegen Die 
Luſtſeuche dienlich. 

Antithẽeſis oder Antithefe, f. gr. (vgl. Theſis) 
Redet. ein Gegenjaß, in der Logik: die gegenfeitige 
Aufgebung zweier Urteile; AntitHetif, f. die Ent- 
gegenftelung; Unterjuchung über den anfcheinen- 
den Widerſpruch der Vernunft mit fih; antithe- 
tiſch, gegenfäglich, in Gegenſätzen; Antitpeton, 
n. der Gegenjaß. [feitsleugner. 

Antitrinitarier, gr..nl. (vgl. Trinität) Dreieinig- 

antitröpifch, verkehrt liegend, v. der Leibesfrucht. 

Antitypie, f. gr. (val. Typus) Gegenſchlag, An- 
prall; Härte und Mißklang von zwei aufeinander 
folgenden Worten; Antitypus, ın. r. Antitypon, 
n. ein Gegenbild, auch Abdruck, Abſchrift; anti: 
tijpiſch, gegenbildlich. 

Antiunionift, m. gr.-!. (vgl. Union) Gegner der 
Bereinigung (befonders der Vereinigung der evan- 
geliichen Ronfejjionen). 

antiveneriſch, gr.-i. (vgl. Venus 2c.) gegen die Luft- 
jeuche dienlid). 

antizipieren, I. (anticipäre) voraus- oder vorweg- 


Anris 59 
nehmen, vorgreifen, vorausgenießen; antizipier- 
ter Beweis, Nipr. ein folder, der vor der eigent- 
lichen Beweiszeit ſchon angewandt oder eingeleitet 
ilt; auticipändo, im voraus, vorſchußweiſe; vor- 
weg; ae f. die Vorausnahme, der 
Vorgenuß, Borihuß; eine gegen den Rechtsgang 
zu früh unternommene Handlung; Autizipa— 
tionsſcheine, Anlehenſcheine, eine Art von Pa— 
piergeld, StaatSpapiere wegen Mangels an barem 
Gelde, 1813 in Oſterreich geſchaffen. 

antizivifch, grl. (von civis, ſ. d.) unbürgerlich. 

Autizyklon, m. gr. der Gegenwirbel, das Hoch— 
druckgebiet. 

Antizymotifum, n. gr. (v. zyme, Gärſtoff, Sauer- 
teig) Mittel gegen Gärung, gärunghemmendes 
Mittel; vgl. Antifeptifum. 

Autizyra, eine Küftenftadt in Phokis, wo man die 
Nieswurz (Hellebörus) ald Heilmittel des Wahn— 
ſinns am beiten bereitete; daher bei Horaz sat. 113, 
166) „jemand muß nad) Antizyra“, d. h. er fit toll. 

Autlia, f. gr (antlia, eig. das Ausichöpfen des See- 
waſſers aus dem unteren Schiffsraum) ein Schöpf- 
werkzeug, eine Bumpe; antlıa pnenmatica, f. 
pneuma, ſ. d.) die Luftpumpe. 

Antöci, pl. gr. (änt-oikoi, von Hikos, Wohnung) 
Erdf. Gegenmwohner, die unter einerlei Mittag3- 
linie u. in gleicher Entfernung vom Aquator, aber 
auf entgegengejeßten Halbfugeln der Erde wohnen. 

Antodontalgifa, pl. gr. (vgl. Ddontalgie) Heilk. 
Mittel gegen Zahnjchmerz. 

Antonius od. Anton, lat. männl. Borname (Ür- 
jprung u. Bedeutung dunkel); Antonie u. Antoi⸗ 
nette, Fr. (pr. angtoa—) weibl. Name; Antonius⸗ 
Feuer, die Rofe, der Rotlauf, nach dem heil. An— 
tonius jo genannt, dejjen Gebeine gegen eine int 
11. Sahrh. herrfchende bösartige Noje Wunder 

etan haben jollen, was 1095 zur Stiftung des 
Antonins-Ordens Anlaß gab, deſſen Glieder 
Antonier, Antonierherren hießen (1803 einge- 
gangen); Antonius-Kreuz, ein Kreuz in Gejtalt 
eines lateinifchen T, woran der heilige Antonius 
im 4. Jahrh. gekreuzigt fein ſoll; Antenianer, pl. 
eine zügellofe Sekte, die von Anton Unternährer 
in Zuzern, der 1824 ftarb, gegründet wurde und 
Weibergemeinjchaft lehrte. 

Antonosmafie, f. gr. (ant-onomasia, v.onomäzein, 

nennen, onoma, Name) Umschreibung, indent 
.B. ein Eigenname für einen Gattungsnamen ge- 
er wird, Demojthenes od. Cicero Statt großer 
Redner. e 

Antophthalmika, pl. vd. BIETER TRnINSSE Mit- 
tel, gr. (v.ophthalmös, Auge) Mittel gegen Augen- 
franfheiten, Augen-Heilmittel. 

Antorgaitiiche Mittel, pl. gr. (vgl. Orgasmus) 
Mittel gegen Wallungen, Kongejtionen. 

Untruftionen, pl. bei ven Merovingern die in des 
Königs Dienſt getretenen Adligen, welche ihm Hof— 
dienst (trustis) und Treue gelobt hatten. 

Anübis, n. ägypt. (eig. Anepy) eine altägyptifche 
Gottheit mit einem Schafalfopfe, Sohn de3 Oſiris 
und der Nephthys, als Grenzwächter und Schüßer 
Agyptens angejehen. 

Anurie, f. gr. (d. vern. an- u. üron, Harn) Heilf. 
das Aufhören der Harnabjonderung. 

Anus, m. l. der After, Ausgang des Maftdarıns; 
per anum, Heilf. durch den Aiter. 

Angietät, f. I. (anxiötas, dv. anxius, a, um, ängjt- 
li) die Angſt, Beängftigung. 

Anzis, f. gr. Heilf. die Verengung, Einklemmung 
eines Organs. 


60 Auydria 


Auydria od. Anhdrie, f. gr. (v. vern. an- u. hydör, 
Wajjer) der Waljermangel, die Ditrre. 

Hochlefie, f. gr. = Indolenz, f. d. 

Nöde, ın. (altgr. aoidös) der begeifterte Sänger u. 
Dichter im heroiſchen Beitalter. 

Aoiſch. gr. (c. éoiſch, v. Eos, ſ. d.), von Oſten her 
—— aus dem Orient (nach Griechenland) ge— 

bracht. 

Aolekthhma, n. gr. (v. aiölos, bunt u. ekthyma, 

Ausſchlag) die Pocken, Blattern. 

Aolier, pl. einer der, Hauptſtämme der Griechen, 
der Sage nad) von Aolus, Sohn des Hellen, ab- 
ftammend, in Thefjalien u. dem weitlichen Grie- 
henland; äoliſcher Dialekt, m. die altertümlichſte 
der drei griechiſchen Hauptinundarten. 

Hölus, m. I. (gr. Aiölus) Fabell. der Windgott od. 
Beherrfcher der Winde, König der äoliſchen Inſeln 
zwilchen Italien und Sizilien; Aolusball, ın. 
— Yolipile, f. d.; Aolusharfe vd. Holsharfe, 
die Windharfe; Aoline, f. ein von Ejchenbad) 
erfundenes Tafteninitrument mit orgelartigen 
Klange; aud) eine achtfüßige Rohrſtimme bei der 
Orgel; Aolipile, f. (l. acolipila, v. pila, Ball, die 
Windkugel, Dampfkugel, die durch ausftrömenden 
Dampf in eine kreiſende Bewegung verjeßt wird; 
aud: eine Dampfgebläfe- oder Nötrohrlampe, bei 
der ausftrömenderSpiritusdanipf eine heiße Stich- 
Hamme gibt; äoͤliſch, windig, ſtürmiſch; äoliſche 
Tonart, neunter u. zehnter Kirchenton von a zu a; 
Aolodion od. Aolodikon, n. die Windharmonita, 
ein von Reich erfundenes orgelähnliches Taſten— 
instrument (mitStahlfedern Statt — auch 
mit verſchiedenen Inſtrumenten verſehen als Er— 
ſatz eines ganzen Orcheſters (f. d.), und dann Or— 
cheſter-Aolodikon genannt; Aolsklavier, das 
vorige mit Holz-, ſtatt mit Metallſtäben. 

Aon, m. gr. (aion) lange Zeitdauer, unermeßlich 
lange Zeit; Emigfeit; auch ein böjfes(Demiurgo?) 
und ein gutes fchaffendes Wejen (Chriftus) nad 
der Lehre der Önoftifer; Honen, pl. unermepliche 
Zeiträume, Emwigfeiten; bibl. aud) daS Reich der 
Geifter und Bernunftwejen; Monien, pl. od. äö⸗ 
niſche Feſte, Sahrhundertfeite, Subelfefte. 

Aonifch, gr. böotiſch, von Honien, d. i. alter Name 
für Böotien, der von Yon, einem Sohne des Po— 
jeidon und zugleich alteıı böotifchen Könige herge- 
nommen it; aoniſcher Berg, Helikon; aonitdhe 
Grotte, Wohnſitz der Mufen auf dem Heliton; 
aoniihe Duelle = Aganippe, 5. d.; Aaniden, 
die Muſen. 

Aoraſie, f. gr. (v. vern. a- u. horän, fehen) die Un— 
fihtbarfeit, Blindheit. 

Aoriftos vd. Aoriſi, m. gr. (v. vern. a- u. horizein, 
begrenzen) in der grieh. Sprachlehre: unbegrenzte 
Zeit, insbe]. die Aeitröcin der unbegrenzten Ver— 
gangenheit, das erzählende Tempus; Aoriſtie, £. 
(gr. aoristia) Unbejtimmtheit, Unentjchievenheit; 
zweifelnder Geiſtes- oder Gemütszuſtand (bej. der 
Skeptiker); aoriſtiſch, unbegrenzt, unbeftimmt; 
insbeſ. die Bedeutung der unbeitimmt vergangenen 
Zeit habend. 

Aorta, I. od. Mörte, gr. f. die große Puls- oder 
Schlagader, Hauptſchlagader; Aorteurisma, n. 
franfhafte Erweiterung derjelben; Aortitis, f. 
Entzündung derjelbey. 

aosmiſch, gr. (v. osme, Geruch) geruchlos. 

a outrance, . unt. outrieren. 

— gr. Vorwort in Zufammenf., ſ. apo. 
pädeufte, f. od. Apädeutismus, mn. gr. (v. vern. 
%- u. paidelein, uxterrichten) die Unterrichtslofig- 


Tr — — — — — — — — — — —— — 


Apathie 


keit, Unwiſſenheit aus Mangel an Belehrung; 
apädeütiſch, ungelehrt, unwiſſend. — 

apage, gr.u. |. fort! hinweg! hebe dich weg! a. Sa- 
tänas, weiche von mir, Satan! Chrifti Worte zu 
dem ihn verjuchenden Teufel. 20% F 

Apdgına, n. gr. (von ap ägein, wegführen) Heilt. 

serihiebung von Knochen; Apagöge, f. gr. Zu- 
rüdführung auf eine Ungereimtheit, Folgerung 
aus den Falichjein des Öegenjages; apagogticher 
Beweis, indivefter od. mittelbarer Beweis; apa⸗ 
gogiicher Schluß, eine Schlußfolge aus der Falſch— 
heit des Segenteils. BI SER TER — 
abpaiſieren (ſpr. apä--), fr. (apaiser, v. paix, Frie— 
den) beſänftigen, beſchwichtigen, ſtillen. 

Apalläge, f. gr. (ap-allags) Heilk. die Befreiung 
von förperlicden Ubeln durch Genejung od. Tod; 
aud) Erleichterung; gelinde Ausleerung. 

Andlto vd. Appdlto, m. it. (ml. apaltus, appaltus, 
in Agypten appaltun, wahrjcheinl. v. arab. balata, 
fchneiden, teilen) die Verpachtung landesherrlicher 
Einfünfte od. Gefälle; Apaltatsren (sing. Apal- 
tatsre, ml. appaltor) Bächter herrſchaftlicher Ge— 
fälle, bef. Unternehmungspächter bei der päpitl. 


- Regierung. 


Üpanage, f. r. n. fr. (fpr. apandj), mi. apana- 
gium, (v. l. panis, Brot, mıl. panagium, Lebens⸗ 
unterhalt) eig. das Leibgedinge, jede Abfindung der 
nicht regierenden jüngeren fürſtlichen Kinder mit 
Gütern u. Einkünften, zu ihrem ftandesmäßigen 
Unterhalte; in engerer Bed. Abfindung durd) Geld, 
Jahrgeld, Gehalt nichtregierender Fürften (verſch. 
Baragium); apanagieren (fpr. —ſchieren; fr. 
apanager), abfinden, mit einem Sahrgeld befrie- 
digen; abihichten; abanantert, abteilig, insbeſ. 
dur) Geld abgefunden (apanagierte Linie, 
verſch. paragierte,f.d.). . 

AHpantejis, f. gr. (von ap-antän, begegnen) die Be- 
gegnung; die Entgegnung, Antivort. ö 
Apan wropie. f. gr. (ap-anthropia, v. änthröpos, 
Menjch) die Unmenschlichkeit, Grauſamkeit; auch 

Menſchenſcheu. el 

Aparagement, m. fr. (pr. aparaſch'mäng, vgl. Pa— 
ragium) die ebenbiürtige Beirat; aragieren, 
(pr. — tieren), gleichmachen, ausgleichen; eben- 
bürtig verheiraten. 

arithmẽſis, f.gr.(v.ap-arithmein, abzählen) die 
uf- od. Herzählung der Einwürfe. 

Aparktias, m. gr. (v. Arktos) der Nordwind. 

apaͤrt, fr. (v. [. a parte, von der Seite) beifeite, zur 
Seite, jeitab, für fich; abgefondert, beſonders, ſon— 
derlich; Mpartement, n. (pr. —mäng; fr. appar- 
tement) ein bejonderes Wohnzimmer; eine aus 
mehreren Zimmern beftehende Wohnabteilungeines 
Hauſes; mißbräuchl. (u. nicht im Franzöſiſchen) 
auch das heimliche Gemach, der Abtritt; ferner: 
der Aufwartungs- od. Spieltag am Hofe; aparfe= 
mentfähig, bei einem Fürſten auch im engeren 
Sinne zugelaffen. | 

A part, nn (pr. A par; v. fr. part, Teil, bejonders, 
einzeln, allein; z. B. ein Diner A part, n. ein 
Mittagamahl befonbers, nicht an der Gaſttafel. 

Apartbröfis, . = Diarthrofiß. lt 

Abaſtie, 1. gr. (apastia, von &-pastos, ungeipeiit) 
Nüchternheit, Falten. 

Apatane, ein Getreidemaß in Manila = 0,088 1. 


Apatẽ, f. ge. Täuſchung; apatetiich, f. Ei (apatän, 


etrügen) betrüglich, verfänglich, falſch, z. B. ein 
folder Schluß. ’ y 
Apathie, f. Br (apätheia, vom vern. a- u. päthos) 


die Stumpfheit, Unempfindlichkeit gegen gewiſſe 


Apatit 


Eindrücke; auch (bet den alten Stoifern) Leiden- 
ſchaftloſigkeit, Oleichgültigfeit, Gleichmut; apä— 
thiſch, fühllos; Apathift, m. ein Fühlloſer. 

Hpatit, m. Trügling (vom gr. apatän, trügen, jo 
genannt, weil diejeSteinart die Mineralogen lange 
irre geführt), phosphorſaurer Kalk. 

Apaturien, pl. gr. (apatürja) ein dreitägiges Zeit 
im alten Athen, zur feierlichen Aufnahnte der Kin- 
der in die Bhratrien (f. d.) oder zur Sicherung ihres 
Bürgerrechts. 

Abe, Apen, m. eine Brotart des Hindus. 

echẽma, n. gr. (v. ap-echein, wiedertönen; vgl. 

ho) der Widerhall, Heilk. die Gegenipalte an 
einem verlegten Knochen (Rontrafiffur); aud) 
die Wirfung eines Falles, wenn der durch ihn ver: 
urjachte Schmerz auf der entgegengejegten Seite 
gefühlt wird. 

Apeirofalie, f. gr. (von äpeiros, unerfahren, und 
balös, ſchön) Geſchmackloſigkeit; Redek. das gezwun— 
gene Streben nach Zierlichkeit u. Schmud der Rede. 

Apelain⸗-Säure (v. gr. apö, von, u, elaion, DON), 

cheidef. eine durch Zeriegung der Olſäure durd) 
Salpeterjäure gebildete organische Säure. 

Apelles post tabülam, I. Sprichw. der Horcher an 
der Wand, eig. Apelles (ein griech. Maler) Hinter 
dem Gemälde (um Urteile zu behorchen). 

Abemphäſis, f. gr. (v. ap-emphainein, unwahr— 
jcheinlich machen) Schwierigkeit, Widerfinnigfeit. 

Apehiie, f. gr. (v. vern. a- u. pepsis, ſ. d.) die man— 

elhafte Verdauung; abeptiſch, unverdaulich; an 
nverdaulichkeit leidend,; Apepta, pl. unverdau— 
liche Speijen. 
eranfulög, m. gr. (v. äAperantos, unbegrenzt, u. 
egein, prechen) ein unmäßiger Schwäßer. 

Apertu, n., eig. m. fr. (jpr. aperhü; v. apercevoir, 
wahrnehmen) eig. das Wahrgenommene; eine Be— 
merfung; Einfall, Eingebung; flüchtiger Entwurf; 
ein Überblid, Überjchlag, eine kurze, überſichtliche 
Darjtellung; geijtvolle Auffaffung. 

aperiens, n. pl. aperientia, I. (v. aperire, öffnen) 
Heilk. Abführmittel; aperient od. aperitid, nl. 
abführend; apert, |. (apertus, a, um) offen, offen— 
bar, unverholen; eröffnet, erledigt (von Leben); 
ap6erto termino, l. nach eröffnetem Gerichtstage; 
Apertür, f. (l. apertüra) die Offnung (3. B. des 
Zwercfelles zum Durchtritt der Speiſeröhre u. a.); 
die Offnung der Blendungen in optiichen Appa- 
raten, ferner: der nicht von der Faſſung bededte 
Zeil von Linfengläfern, die an ihrem Rande ein- 

efaßt find; Eröffnung, bef. die Lehensöffnung, Er- 
edigung des Lehns (apertũra feudi). 
aperiodiich, ſchwingungsfrei, feſt einſchwingend; fo 
eißen Galvanometer, deren Nadel nach einer jeden 
lenkung aus ihrer Lage in der neuen Gleich— 
gewichtslage nicht mehr ſchwingt, ſondern ſofort 
ſtillſteht. 

Aperzeption, ſ. Apperzeption. 

apetaͤliſch, gr. (apetäles, on, von: vern. a- u. pé— 
talon, Blatt) blätterlos; kronblattlos, ohne Blu— 
menblätter; Apetälen, pl. Bot., Pflanzen, deren 
Blüte feine Blätter bildet. 

ä peu prös, fr. (jpr. a po präh) beinahe, fait. 

Apex, m. (pl. apices) I. eig. Spite, Gipfel; der 

egelfürmige Hut des altrömifchen Prieſters (Fla- 
men); Meht. die Spihe eines Kegels; Stern. der 
—* des Himmels, nach dem in dem betreffenden 
Zeitpunkte die Erde ſich hin bewegt; Sprachl. das 
ängen= od. TZonzeichen über einem Vokal; apices 
juris, Ripr. Spikfindigfeiten der Recht3gelehrten. 

Apfeläther, m., auch Apfelefjenz genannt, Bal— 


— —— — re — — — — — — — — — — — — — — — —- 


aphthae 61 
drianſäure, die zur Herſtellung von Fruchtzucker— 
plätzchen verwendet wird. $ 

Apfel en surtout, pl. fr. (fpr.,äng Biirtüh; v. sur- 
tout, Überrod), Küchenſpr.: Apfel in Blätterteig, 
Apfel im Schlafrod. 

areinne, f. d. 1. Sina⸗ od. Chinaapfel, weil dieje 

ruht von den Portugiefen um 1548 aus China 
nad) Portugal gebracht wurde, weshalb fie auch 
bei den Stalienern-Portogallo heißt) ift die deutſche 
Benennung der ſüßen Pomeranze oder Orange, 
Aurantia sinensis. 

Apbante, f. gr. (vom vern. a- u. phag?in, efjen) das 
Invermögen zu ejjen, zur fchluden. (Auges). 

abhatiſch, linſenlos; Aphalie, Linſenloſigkeit (des 

Aphäröẽeſis, f. gr. (aphaıresis, v. aphaircın, abneh— 
men) Sprachl. die ——— Kürzung eines 
Wortes von vorn; Heilk. die Wegnahme eines 
überflüſſigen oder verdorbenen Teils des menſch— 
lichen Körpers. 

Aphaſie, f. ar. (aphasia dv. vern. a- u. phemi, id) 
Ipreche) die Sprachloſigkeit, das Berftummten, bei. 
vor Schreden; auch Franfhafte Verminderung des 
Sprachvermögens durch Vergeſſen einzelner Wörter 
od. ganzer Wortklaffen. , 

Apheleia, f. gr. (v. apheles, eben, einfach) Redek. 
das Schlichte, Natürlichkeit der Rede. 

er en n. gt. (v. apö, u. helios) die Sonnen— 
erne, weiteite Entfernung eines Blaneten von der 
Sonne, entg. Berihelium. 

Apbelzie, f. gr. (v. aphelkein, abziehen) Heilf. die 

(baezogenheit der Denffraft, Zerjtreutheit. 

Anyeiis, f. gr. (v. aphiemi, ich entlafie) Heilf. das 

tachlafien von Krankheiten, auch Erichlaffung. 

Aphis, f. gr. die Blattlaus. 

aphlogiſtiſch, gr. (at Phlogifton 2e.) ohne Flamme 
brennend; abhlogiſtiſche Lampe, das Glühlämp— 


chen. 

Aphoͤnie, f. & (vom vern. a- u. phöne, Laut, 
Stimme) die Stimmloſigkeit; Stimmverluſt; aphö— 
niſch, ſtimmlos. 

Aphorie, f. gr. (vom vern. a- u. phérein, tragen) 
Heilk. die Unfruchtbarkeit. 

Aphorismen, pl. gr. (sing. aphorismös, m., von 
aphorizein, abgrenzen) kurze, unverbundene Lehr- 
ſaͤtze aus einer Wiffenfchaft (3. B. Aphorismen des 
Hippofrates); Lehrſprüche, Gedankenſpäne; apho— 
riftiſch, kurz; abgeriſſen, abgebrochen. 

Huhrit, m. gr. (von aphrös, Schaum), Schaumkalk, 
poröjer Kaltſtein. 

aphrodiſch, gi. (von aphrös, Schaum), ſchaumartig; 
Aphrometer, Schaumdrudmeijer, Gärungsmeffer. 

Aphrodite, f. gr. (eig. die aus dem Schaum des 
Meeres Hervorgegangene,daher auch Aphrogeneia, 
die Schaumgeborene) Fabell. die Göttin der Schön— 
Heit und Liebe, bei den Römern Venus; Schönheit, 
Reiz, Anmut; auch ein Wurmgeſchlecht; Seeraupe, 
Goldwurm; aphroditiſch, die Liebe (Venus) be— 
treffend; abhroditograͤphiſch, Gegenſtände der 
Liebe ſchildernd; auch den Planeten Venus be— 
ſchreibend; Babe Den ae: Aphro⸗ 
diſiäta, pl. Reizmittel zur Wolluſt, Luſtreize; 
Abhrodiſie, f. Aphrodiſiäsmus, m. u. aphro- 
disia phrenitis, f. Heilk. verliebter Wahnſinn, 
Liebeswut; aphrodisius morbus, aphrodiſiſche 
Krankheit, Luſtſeuche. 

Aphroſijne, f. gr. aphrosyne, v. äphrön, unver» 
nünftig) Unvernunft; Heilk. die Sinnlofigfeit, der 
Wa nlnm, das Jrrereden in Fiebern. 

aphthae, Ashthen, pl. gr. (Aphthai,v. sing. äphtha) 
Heil. Schmämmcen im Munde, die Mımdfänle; 


62 aphthonianiſch 


Aphthenſeuche, f., eine anſteckende Krankheit 
des Viehes; Maul⸗ od. Klauenſeuche; aphthos, 
ni es chwämmchen ähnlih; an Schwämmchen 
eidend. 

aphthonianiſch wird die Chrie (j. d.) nad) dem 
griech. Rhetor Aphthonius (um 300 n. Chr.) ges 
nannt. lauter. 

Aphthong, m. gr. (vgl. Diphthong), ſtummer Mit- 

aphuͤlliſch, gr. (Aphyllos, on, v. vern. a- u. phylion, 
Blatt) blattlos, ohne Kelchblatt; Aphyllaͤnthe, f. 
die Blattloje, Nelfenlilie, eine blätterivje Blume. 

Apiarinm, ſ. apis. 

apices juris, j. Apex. 

Apicius, m. Eigenname einigerSchlemmerzufton, 
die ihr ganzes Vermögen verpraßten, bei. Mur- 
eus Gabius Abpicius, der zur Zeit des Kaiſers 
Tiberius lebte und jich vergiftete, weil er mit 
einer Million Mark, die er etwa noch bejaß, fürch— 
tete verhungern zu müſſen; ferner: der Titel des 
Hauptwerk über die altrömijche Kochkunst (Cae- 
lius Apieius) aus fpäterer Zeit; daher itberh. ein 
Feinſchmecker, Schlemmer. 

Upiin, n. Scheide. ein aus der Beterfilie (apium 
petroselinum) dargejtellter Stoff. 

Apilaginmi, n. ml. (v. pila, der Pfeiler) das Buden- 
vecht, weil die Buden (tabernae) ſich an Pfeiler an- 
lehnten und nad) dieſen gezählt wurden. 

Apirie, f. gr. (apeiria) 1. (vom vern. a- u. peira, 
Erfahrung) Unerfahrenheit; 2. von peiras oder 
peras, Grenze) Unbegrenztheit, Unbejtimmtheit; 
apfiriich, unerfahren. 

äpis, f. l. die Biene; apiarlum, n. der Bienenjtand, 
da3 Bienenhaus; apıumy n. (eig. Bienenfraut) der 
Eppich, eine bei Griechen (wo fie selinon hieß) und 
Römern fehr beliebte, zu Kränzen zc. benutzte Dol- 
denpflanze von verjchiedenen Arten, zu denen aud) 

_der Sellerie gehört. 

Apis,.m. der heilige Stier, eine Gottheit der al- 
ten Agypter, das lebendige Bild des AUderbaues 
und desOſiris, der den Aderbau eingeführt hatte; 
Apis-Periode, f. dasalte ägyptiſche Jahrzeitmaß. 

Apiftie, f. gr. (apistia, v. A-pistos, nicht gläubig) 
Unglauben, Ungläubigfeit, Mißtrauen. 

aslanetiich, gr. (vom vern. a- u. planästhaj, irren, 
vgl. Planet) Sternf. unwandelbar, nicht abmwei- 
hend; auch aplanätiih, 3. B. Linje (die alle 
Strahlen in einen Puntt vereinigt), aplanatiiches 
Fernrohr, mit farblofen Gläfern u. a. 

aplanieren, j. applanieren. 

Apteftie, f. ar. aplöstia, dv. vern. a- u. pimplänai, 
füllen) die Ungenügjamfeit, Unerjättlichkeit. 

Aplomb, n. fr. (fpr. aplöng; vgl. & plomb, unter 
plomb) der ſenkrechte Stand, die gerade Haltung; 
uneig. die Sicherheit der Haltung, de Benehmens; 
Nachdruck, Betonung. 

aps, gr. Vorwort, in Zufammenf. vor einem Bofal 
oder h. blog ap— lautend, bedeutet: von, ab-,weg-, 
ent-, auch wieder-, zurücd-. 

Apobdt,m.gr. (apobätes, v.apo-bainein, abjteigen) 
der Herabjpringer, Kunftreiter, ein griech. Wett: 
fümpfer, der vom Pferde oder Wagen im Laufe 
herab- und auf andere hinauffprang. [binden. 

Apobrochismus, m.gr. Deilf. das Abbinden, Unter- 

Apoͤche, f. gr. (apoche, v. ap-Echein, abhalten, ab- 
—* ) Nblanb, Entfernung; Duittung, Empfang 
Hein; Apochometrie, un. Apofometrie, f. gr. 
die Abftandsmejjung. 

Ayohrempiis, f. gr. (v. apo-chr&mptesthai, aus⸗ 
huſten, augsjpuden) der Auswurf von Schleim ꝛc. 
bei. aus der Lunge. 


Apokleroſis 


Abocynẽen, pl. gr. Pflanzenfamilie der Drehblüt— 


ler, mit den Gattungen: Immergrün, Hundskohl 
(Apocynum), Oleander u. a. 

Apodeibna, pl. gr. (v. deipnon, Mahlzeit) Gefänge 
nad) der Abendmahlzeit in der griech. Kirche. 

Apodeixis, ſ. apodittiſch. 

Abodire, f. gr. (A-püs, ohne Fuß) Heilk. angeborene 
Fußloſigkeit; apoͤdiſch, fußlos, ohne Füße; apo= 
diſche Fifche od. Apodes, Fiſche ohne Bauchflofien, 
Rahlbäuche. 

apodiktiſch od. abodeiltiſch, gr. (apodeiktikös, von 
apo-deiknynai, aufzeigen, eriweijen) unwiderleg— 
lich, gewiß, unbedingt, unbejtreitbar; apodiktiſcher 
Smperatin— fategorifcher 3.; Apodeixis vd. 
Apodixis, f. (gr. apödeixis) Daritellung, Schau- 
jtellung, insbe). eine Brobe- od. Prunkrede; Be— 
weisführung, unmwiderlegbarer Beweis. 

Apodöſis, f. gr. (von apo-didönai, zurückgeben) eig. 
en Spradl. der Nachſatz, entg. Brv- 

aſis. 

Apogalaktismus, m. gr. (von gäla, G. gälaktos, 
Milch) Heilk. Entwöhnung von der Mutterbruft. 

Apogäum, n. gr. (apögaion, vgl. Gäag) die Erdferne 
der Planeten, entg. Berigäum; beides Ausdrücke 
der älteren Aſtronomie, welche noch, ftatt der 
Sonne, die Erde zum Mittelpunkt des Syſtems 
machte (vgl. Aphelium); jegt nur in Beziehung 
auf den Mond gebraucht. y [tig, bartlos. 

apogõoniſch, gr. (a-pügon, von pogön, Bart) unbär- 

ogrãphon (gr.), Apogräphum (l.),n., pl. Apo⸗ 
gräphä (von apo-graphein, abichreiben) Abjchrif- 
ten einer Urſchrift. 

Apojovium, n. gr.=l. (vgl. Jupiter) Sternk. die 
Supiterferne der vier Monde dieſes Planeten. 
Apofalypiis od. Apolalijpſe, f. gr. (von_apoka- 
Iyptein, enthüllen) eig. Enthüllung; die Offenba- 
rung Johannis; apofalyptifch, nach Art diefer 
Offenbarung; geheimnisvoll, dunkel, rätjelhaft; 
apofalyptiiche Reiter, die allegorifchen Geſtalten 
der Belt, des Krieges, der Hungersnot und des 
Todes in der Dffenb. Joh.; apokalyptiſche Zahl., 
f., die myſtiſche Zahl z266 = 666 in der Offenb 
Soh. 13, 18; Apotalyptik, f., überijpannte und 
— Auslegung der meſſianiſchen Weis- 
agungen in der jpäteren jüpdijchen Xiteratur; 
Apokalyptiker, m. ein Offenbarungsforjcher oder 

-Hläubiger; relig. Schwärnter. J 

Apotapnismus, m. gr. (v. Kapnös, Rauch) Heilf. 
die Räucherung als Schutzmittel gegen anſteckende 
Krankheiten (= Suffumigation). 

Apokartereiis, f. gr. (v. apo-kartereın, fi) abhun- 

ern) die freiwillige Speisenthaltung, der vorjäß- 
iche Hungertod. 4 

Apotataſtaſis, f. gr. (vgl. Kataſtaſis) das Zurüd- 
verjegen in einen früheren Zuftand, die Wiederkehr 
an den vorigen Ort; die Lehre von der Wiederfehr 
aller Dinge und der endlichen en aud) 
d. Böſen; insbeſ. Sternf. die Rückkehr eines Ge— 
ftirns zu demjelben Punkt feiner Kreisbahn, der 
Sternumlauf big zu feiner Vollendung (unr. Apo— 
fatajteris): Heilk. Wiederheritellung, Heilung. 

Apokathaͤrſis, f. gr. (vgl. Katharfig) die Reinigung 
des Darmfanals. j 

ApoferHris, f. gr. (von apo-köryssein, ausrufen, 
durch öffentlichen Ausruf ausschließen) Ausſtoßung 

aus der kirchlichen Gemeinſchaft. | 

Apoklaͤsma, n. gr. (von apo-klan, abbrechen) Heilf. 
ein Knochenbruch. —J 

Apotlerois, f. gr. (apoklerösis; vgl. Klerus) die 
Auslofung, Erwählung (der Obrigkeit) durchs Roß. 


Apofope 


Apuföpe, f. gr. (vd. apo-köptein, abbauen) der Ab- 
fall eines Lautes am Ende eines Wortes; auch das 
Abschneiden eines Gliedes; apofopieren, ein Wort 
am Ende verfürzen; überh. abfürzen. N 

Apotriſis od. Apofrife, f. ar. 1. (v. apo-krinein, 
abjondern) Heilf. die Bertreibung od. Abjonderung 


überflüffiger Feuchtigkeit aus dem Körper; 2. (von: 


apokrinesthai, antworten) Antwort, Bejcheid; 
Apofriiiarins, m. (eig. wer Nede und Antwort 
— ſoll), ſeit dem 4. Jahrh. Benennung biſchöf⸗ 
icher Abgeſandten, beſ. der römiſchen am Kaiſer— 
hofe zu Konſtantinopel; apokritiſch, Heilk. abjon- 
dernd, zur Abſonderung geeignet. 

Apotruſtika, pl. gr. (von apo-krüein, zurüditoßen) 
aus- od. zurüctreibende Mittel. 

Apofrüöphe, pl.gr. (von apökryphos, on, verborgen, 
untergejchoben), apokroniicde Schriften od. Bü— 
cher, unechte, d. h. von ver fatholiichen Kirche nicht 
zu den eig. göttlichen Urfunden gerechnete, od. von 
der Birchenbibel ausgefchloffene Schriften, im Ge— 
genfaß der kan oniſchen Bücher; auc die Schrif- 
ten unbefannter Verfaffer; apokryphiſch, unecht, 
verdächtig, untergejchoben. [bären. 

Apofy:iis, f. gr. (vgl. Kyefis) die Geburt, dag Ge- 

Apolepiſis, f. od. Apolẽpismus, m. gr. (v. apo- 
lepein, abjchälen) Abſchüppung der Haut. 

Apotcpiis, f.gr.(v.apo-lambänein, aufhalten, hem— 
men) Heilf. Unterbrechung, Hemmung, Lähmung, 
das Ausbleiben, 3. B. des Atems, der Sprache, 
des Pulſes. [mit Zaden. 

Apolinöſis, f. gr. Heilf. Die Ab⸗ od. Unterbindung 

Apolis, m. gr. (a- u. pölis, Stadt, Staat) ein der 

ürger- u. StaatSrechte Beraubter. 

Apolithõſe, f. gr. (v. lithos, Stein) die Berfteine- 
rung, Verwandlung in Stein. 

Hpollinariiten, pl. eine chriſtliche Sekte im 4. Jahrh. 
an dem Biſchof Apollinaris von Laodicea ge- 
itiftet. 

Apollo, m. I. (Gen. Apollinis) oder Apoͤllon, gr., 
abgef. Apoͤll, Tabell. ver Leuchtende, Gott des 
Lichts od. der Eonne, der Wahrjage-, Dicht- und 
Tonkunſt, Arzneifunde, Beredſamkeit 2c., Sohn des 
Zeus und der Leto, urjpr. der Bogenfchüge, der 
mit feinen Pfeilen rächt und ftraft, vgl. Apollyon; 
der Name eines jchönen Tagichmetterlings: der 
Hauslauchichmetterling, tote Augenſpiegel, Alpen— 
vogel; apoͤlliſch od. apolliniſch (I. Apollinéus), 
Apollo betreffend, ihm angehörend; wie Apollo ꝛc.; 
Abpollonikon, n. ein in England 1823 erfundenes 
orgelähnliches Tonwerkzeug; Apollonion, n. ein 
Fortepiano mit einem Reifantvert von Röller aus 
Darmitadt erfunden. 

Apollyõn, m. ar. (von ap-ollynai, verderben, zu- 

runde richten) der Berderber, Todesengel, hebr. 
Abaddon (Offenb. Soh. 9, 11). 

Abpolog, m. gr. (apölögos, Erzählung) eine erdich— 
tete Erzählung zur Veranſchaulichung einer mora- 
lichen Wahrheit, eine Xehrfabel. 

Apologẽma, n. gr. (von apologeisthai, ſich heraus— 
reden, verteidigen) ein Verteidigungspunft; Apo— 
logie, f. die Verteidigung eines Angeklagten (3. B. 
Apologie des Sokrates), od. einer Lehre, Anh: 
Schutzrede, Schutzſchrift; Avologẽt u. Apologiſt, 
ın. ein Verteidiger, Schutzredner, Verfechter, Ver— 
treter, beſ. des Chriſtentͤms; Apologẽtit, f. die 
Berteidigungslehreder Wahrheitdes Chriſtentums; 
apologẽtiſch, verteidigend, verteidigungsweife: 
apologetijhe Schriften, Schuß- oder Vertei- 
digungsſchriften für das Chriſtentum; apologi— 
fieren, verteidigen, eine Schutzrede halten. 


Aborrheta 63 

Apolijſis, f. gr. (von apo-Iyein, ablöjen) die Ent- 

laſſung der Gemeinde in der griech. Kirche. 

bolytroiis, f. gr., 2osfaufung, Erlöfung durch 

Seju Tod. ; 

Apomekometrie, f. gr. (vgl. Mefometer 2c.) die 
ernmefjjung, Kunjt der Meflung weitentfernter 

Gegenſtände. 

Apomorphin, n. (vgl. Morphin, Morphium), ein 
aus Morphium hergeftellteS Brechmittel. 

Aponie, f. gr. (a-ponia, vom vern. a- und pönos, 
Mihe) die Schmerzlofigkeit, dad Wohlbefinden. 

Aponogẽt, m. nl. (aponogeton, wahrſch. verderbt 
aus dem gr. potamogeiton, dem Fluſſe nahe) eine 
— Waſſerpflanzen: Schwimmer, Wafjer- 
iejche. 

Apophäſis, f. ar. (v. apo-phänai, abfagen, gerade 
herausjagen) Berneinung; auch (v. apo-phaınein, 
darlegen) ein Verzeichnis 3. B. des Vermögens 
(Suventar). 

Apophorẽta, pl. gr. (apophöreta, v. apophorein, 
wegtragen) Geichenfe an Eßwaren, die man den 
Gäſten nach der Mahlzeit mitgab; bei den alten 
Römern überh. Gejchenfe an Feſttagen. 

Apophtheͤgma, n., pl. Apophthegmäta, gr. (von 
apo-phthengesthai, feine Meinung ausſprechen) 
ein furzer finnreicher Ausſpruch, Sinnſpruch, Kern- 
ſpruch, Sprichwort; apophthegmätiſch, ſpruch— 
mäßig, kurz und ſinnreich. 

Apophthöra, f. gr. (v. apo-phtheirein, verderben) 
— Wbortu3; ſ.d. 

Apophijge, f. gr. (v. apo-pheügein, entfliehen) Bauk. 
Ablauf, Säulenablauf. 

Apophyiilit, m. gr. (v. apo-phyllizein, abblätterit) 
— Ichthyophthalm, ſ. d. 
Apophijis od. Apophuſe, f. gr. (v. apo-phyein, 
auswachjen) Heilk. der Auswuchs, Knochenfortſatz, 
bei. das Gelent-Ende der Röhrenknochen, welches 
mit dem Knochen durch Anochenmafje vereinigt iſt, 
vgl. Epiphyſe; Pflanzenk.: eine knopf- big fchei- 
benförmige Anfchwellung unter der Fruchtkapſel 
bei einigen Laubmooſen, der jogenannte Anjaß 
oder Kropf; Bauf. das Schlanferwerden des Säu— 
lenſchaftes; Apophyſen, pl. Gebirgskunde: zweig— 
oder wurzelförmige Ausbreitungen eines Geſteins 
(z. B. Granit) in einem andern (auch: Ramifi— 

— 
poplexĩe, f. gr. apoplexia, v.apoplẽssein, nieder⸗ 
en, betäuben) der Schlagfluß, Schlag; Apo— 
pleftifer, m. ein zum Schlagfluß Öeneigter; apo= 
plẽttiſch ſchlagflüßartig; zum Schlagfluß geneigt; 
apopfektiiher Habitns, m. eine zum Schlagfluß 
geneigte Körpergeitalt; apoplektifche_ Mittel, 
Mittel wider den Schlag od. die Schlagflüfie. 

Apopiychie, f. gr. (vgl. Sfyche) Entjeelung; Deilt. 
tiefe Ohnmacht. 

Aporẽma, j. unter Aporie. 

Aporetin, n. gr. (apö, von, und rhetine, Harz) 

cheidek. ein aus der Rhabarberwurzel gezogener 
Stoff, der zurücbleibt, wenn das Phäoretin (f. d.) 
im Weingeift gelöft wird. 

Aporie, f. gr. (aporia, v. &-poros, weglos, hilj- 
und ratlos; vgl. Boren) Berlegenheit, Ratloligteit, 
Unſchlüſſigkeit, Zweifel; Aporẽma od. Aporisma, 
n. eine ſchwere Aufgabe; die Zulaſſung zweier ent— 
gegenſtehender Urteile in einer Streitfrage; abore⸗ 
maͤtiſch, rätſelhaft; Appretifer, m. ein Zweifler 

Mr: = — — A 
(porrheta, pl. gr. unterjagte, verbotene Waren (d. 
)- für die Ausfuhr unterfagt); aporrhetiſch, ver: 

oten. 


64 Apoſepedin 


Abpoſepedin, n. gr. (v. sepedön, Fäulnis) Scheidek. 
der Käjefäulnisitoff, das Käſeoxyd. 

Apoſie, f. gr. (v. vern. a- u. pösis, Trank) Durjt- 
mangel, Durſtloſigkeit. 

Apoſiopẽſis, f. gr. (v. apo-siöpän, verſtummen) 
Redek. die Verſchweigung, das Abbrechen in der 
Rede, z. B. Ih will euch —! 

Aboſpaͤsma, n. gr. (von späd, ziehen) ein abgerifje- 
nes Stüd; Aboſpaͤsmus, m. Deilf. die Zerreißung 
weicher Teile. 

oſphragisma, n. gr. (v. sphragis, Siegel) ein 
Siegelabdrud. 

Hpvftäjis od. Aboſtaſie, f. ar. (apo-stasia) der Ab⸗ 
fall, die Abtrünnigkeit, bej. der Glaubensabfall; 
auch — Abſzeß u. Metaſtaſe; apoſtaſieren, ar. 
(apo-statein) abfallen, abtrünnig werden; Ayo- 
jtat, m. (gr. apostätes) ein Abtrünniger, Glau— 
bensverleugner; l. apostäta, 3.8. Julianus Apo- 
stäta; apoftatiich, abtrünnig, abgefallen. 

Apoͤſtei, m. gr. (apöstölos, v. apo-stellein, abfen- 
den) ein Sendbote, die Singer Jeſu und Verfin- 
diger des Evangeliums; Apoſtolãt, n. nl. das 
Apoftelamt, der göttliche Lehrberuf; auoſtöͤliſch, 
von den Apofteln herfonmend, ihrer Lehre gemäß; ; 
apoſtoliſche Väter (Patres Äpostolici), die un— 
mittelbaren Schüler der Apoftel (und ihre Schrif- 
ten, wie Barnabas, Hermas, Bolyfarp, Clemens 
Romanus, Sgnatius);apoftoliiher Studl(se- 
des apostolica) nennt fich der päpſtliche Sig in 
Rom, ald von Petrus gegründet; apoftolijche 
Kammer,die mit derVermwaltung der päpftl. Ein— 
fünfte beauftragte Behörde; apoftolifhe Maje- 
tät, Titel der Könige von Ungarn und feit 1753 
der öfterreichiichen Kaiſer; die Apoſtoliſchen (in 
Spanien), Anhänger unumſchränkter firchlicher 
Herrſchaft und weltlicher Alleinherrſchaft; Uuoſto⸗ 
lizismuus, m. das Syſtem der unbeſchränkten kirch— 
lichen Herrſchaft; Apoftolizitüt, k. Übereinſtini— 
mung (der wahrenchriſtlichen Kirche) mit der reinen 
Lehre der Apoflel; Apoſtolikum, n. der Inbegriff 
der apoftoliihen Schriften im Neuen Tejtament, 
der Apoſtelgeſchichte, der apoftolifchen Briefe und 
der Offenbarung Johannis, im Gegenfaße zu dem 
Evangelifum;auchälteites Glaubensbekenntnis. 

Ysoitinm,n.gr.(ap6-stema,eig.Abjiand: Auswuchs) 
eine Abſonderung oder ein Austritt der Feuchtig— 
keiten, ein Geſchwür, Eitergeſchwür; Apoſtema⸗ 
tiõn, kenl. das Schwären; apoſtematös, geſchwür— 
artig, eiternd; Aboſtẽmkraut, ſ. Stabiofe. 

Apoſtill, m. u. Apoftille, f. mi. (apo-stillus oder 
apostölus, j. Apoſtel) 1. ein Abichiens- od. Entlaß⸗ 
brief; 2. (durch Verwechſelung mit Boftille[f. d.} 
u. ebenjo abzuleiten) die Nachſchrift eines Briefe 
od, einer Urkunde; ein der eingegebenen Bittjchrift 
beigefüigter landesherrlicher Beicheid; Randbemer— 
fung, Anmerkung; aboſtillieren, dergl. machen; 
Apoſtillũtor, m. ein Randbemerfer, Gloſſen— 
macher. 

Aboſtolat, aboſtoliſch, ſ. Apoitel. 

Aboſtröph, m.gr. (apöströphos, f.v.apoströphein, 
abwenden) das Auslaſſungszeichen, Kürzungszei— 
chen, der Oberſtrich, ein Häkchen () an der Stelle 
eine ausgelaſſenen Vokals; Apoſtroͤphe, f. (gr. 
apoströphe, eig. Abwendung; die Wendung von 
der Sache weg an die Perſon) die Anrede; bei. eine 


lebhafte, feierliche od. harte Anrede, ein Verweis; |. 


spoftrophieren, 1. mit einem Häfchen od. Kür— 
zungszeichen verjehen; 2. lebhaft od. hart anreden, 
anfahren, Borwürfe machen; Redek. einen Ahwe— 
fenden als gegenmwärtig anreden. 


sppassionato 


Apoſhnagögos, m. gr. ein aus der kirchlichen Ge— 
meinſchaft Ausgejtopener. 

Kpoteldsina,n. gr. (von apo-telein, vollenden) Boll- 
endung, Erfolg, Wirkung; insb. Einfluß der Ge- 
firne; abotelesmätiſch, zur Vollendung, zur 
Wirkung gehörig; zur Wahrjagung aus den Ge— 
ſtirnen gehörig; apotelesmatiſche Kunſt, Stern⸗ 
deuterei, = Aſtroͤlogie. 

Apothauaſia, k gr. (vgl. Thanatos) das völlige Ab- 
jterben, der unzweifelhafte Tod. 


Aunothẽte, f. gr. (von apo-tithenai, niederlegen; 


eigentl. Niederlage), ein Arzneiladen; Arznei- 
Behältnis, z.B. Reife-Apothefe; Apotheler, m. 
Arznei» Bereiter; Apothekerſchwamm, Bade— 
ſchwamm. | 

Apothẽm od. Apothẽma, n. gr. (von apo-tithenai) 
ablegen) Größenl. eine aus dem Mittelpunkt eines 
regelmäßigen Vielecks auf eine Seite desfelben ſenk— 
recht gezogene Linie; Scheidef. der Abſatz von 

Pflanzenauszügen. - 

Abpotheöſis oder Apotheöſe, f. gr. (v. apo-theün, 
vergüttern, v. theös, Gott) die — Ber: 
jegung eines Menjchen unter die Götter; Verklä— 
rung; abotheofieren, vergöttern, unter die Göt— 
ter verjegen; eleftriihe Apotheöje, |. Beati— 
fifation. | 

Apotherabie, f. gr. (vgl. Therapie) Heilk. Aus— 
eilung, vollfommene Heilung, — ACH 

Apotoͤm, n., oder Apdtome, f. gr. (apo-tömnein, 
abjchneiden) eig. ein Abfchnitt, Größen-Unterſchied; 
Zonf. der Unterfchied zwiſchen dem ganzen und 
nächſten halben Ton. 

Hbotropder, m. gr. (v.apo-trepein, abwenden) Wb- 
wender, Nothelfer; Apptropäon, n. (gr. apotrö- 
paion) ein Schußmittel, = Amulett. 

— j. apaifieren. | 

Inhalte, Appaltatoͤre, ſ. Apalto. 

Apparũt, m. |. (apparätus) Borratvon Werkzeugen, 

Sl 2c. zu irgend einem Gebrauch, Gerät, 

vrüftung, Vorrichtung; Bierapparat, Bierhebe— 
wert; Bohrapparat, Bohrer, Bohrzeug; Sortier⸗ 
Abbarat, Sichter, Siebwert; Apparatorium, n., 
Werk- oder Gerätejchrant; Leichenkammer. 

Appareil, m. fr. (pr. apparej, v. pareil, gleich, mi. 
pariculus, Verfl. vom lat. par, glei, ein Baar, 
daher fr. appareiller, zurüften, eig. paarweiſe zu— 
ſammenfügen) Zurüftung, Pracht, Staat; Befeſti— 
——— die Anfahrt, Auffahrt an den Wällen für 

anonen und Wagen; Bauk. die Auffahrt zu den 
erhöhten Eingange eines Palaſtes, = Rampe; 
auch Appareille, £.; Appareilleuſe, f. (pr. ap- 
pareljöhf’) eine Kupplerin. ar 
upparent, I. (appärens, von apparöre, erjcheinen) 
ſcheinbar, anjcheinend (z.B. eine Entfernung, Größe, 
im Gegenſatz der wirklichen); häufiger: augenjchein- 
lich, offenbar; Yppardnz, T. (I. apparentia) od. fr. 
Apparence, f. (pr. appardgp’) der Schein, An— 
ſchein, das Anfehen; die Wahrjcheinlichkeit; Kfſpr. 
das äußere Anfehen einer Ware; Apparitidn, !. 
(apparitio, fat. nur: Aufwartung, Dienft) nl. das 
Sichtbariverden (eines Sterns), die Erſcheinung; 
ein Geſpenſt, Geſicht; Apparitor, m, I. Aufwär— 
ter, Stadt- oder Ratsdiener. 

apparentiert, fi. (von apparente, und dies von 
parent, Bermwandter, I. parens) verwandt, ver- 
ſchwägert, befreundet. 

apparejiieren, fr. ermüden, träge machen. 
ppartement, j. Apartement. 

appassionäto, it. (vgl. Paſſion) Tonf. leidenſchaft— 
ich, gefühlvoll. * 


appauprieren 


appauvrieren (ſpr. —powr—) fr. (appauvrir, von 
pauvre, arm) arm machen. 

appellieren, J. (appelläre, anreden, anjprechen) ein 
höheres Gericht anrufen, ſich von niederen Gerid)- 
ten an höhere wenden, — einlegen; ſich auf 
jemand berufen; ſcherzh.f. ſich er 
(nad) der vollitändigen Nedensart, „nad Speier 
appellieren‘‘, mit Anfpielung auf jpeien); Krk. 
durch die Trommel zufammenrufen; (von Hunden) 
anſchlagen; Appéll, m. fr. (appel) im Kriege der 
Sammel- od. Stellvuf durd) Trompetenblafen od. 
Trommeln, Mahnruf, Aufruf; Fechtk. ein kurzer 
und ftarfer Tritt mit dem vorgejegten Fuße; Ge- 
horfam bei Hunden, 3. B. der Hund hat feinen 
Appell, d.i. er folgt nicht auf den Auf des Herrn; 
appellãbel, nl. zur Berufung auf ein höheres Ge— 
richt geeignet; Appellaͤnt, m. ein Berufungsfläger; 
der Gegner desſelben heißt Appellät, m. Berufungs— 
beffagter; Appellation, f. I. (appellatio) Be— 
rufung auf ein höheres Gericht; appellatio ad- 
missibilis, eine zuläffige Berufung; a. inadmis- 
sibilis, eine unzuläjfige Berufung; a. deserta, 
eine verjäumte B.; a. frivöla, eine freventliche 
und nichtige B.; a. temerarla, eine ungegriündete 
und unbejonnene Berufung; Appellations-De— 
duktion, f. die Rechtsausführung des Berufungs- 
Hägers auf ein höheres Gericht; Appelfations- 
Gericht, Obergericht, Oberlandesgericht, ein Be- 
rufungsgericht, an welches man ſich von den Unter- 
gerichten mit feiner Klage wenden kann; Appel- 
lations⸗-Inſtanz, f. Berufungsgericht od. -vichter; 
Appellatious-⸗Libell, n. oder r. m. die Nechtfer- 
tigungsichrift des Berufungsflägers; YHppellati- 
vum (nomen),n. lat. Sprach. ein Gattungsname; 
appellatistiich), als Gattungsname, die Gattung 
bezeichnend. 

Appendir, f. u. m. I. (v. append£re u. appendere, 
anhängen) ein Anhang, Anhängfel, Zuſaß zu einem 
Buche, Beigabe; Nebenhaus; Nebengebäude; med. 
Blinddarm; Appendicüla, f. ein kleiner An- 


bang, Zufäschen; Apuendizien, pl. nlat. (ap- 
Pertinentien, ſ. d; appendi⸗ 


pendiciae) = 
zieren, anhängen, beifügen, nachtragen. 
Appertinens, n., pl. Appertinenzien, 1. (von 
appertinere, wozu gehören) Zubehör; cum ap- 
pertinentiis, mit dem Zubehör; Appertinenz, 
f., pl. Appertinenzen, nlat. Zubehör. 
apperzipieren, nl. (von ad und percip£re, j. per- 
jipieren) wahrnehmen; Apperzeption, f. die Auf- 
faſſung, Wahrnehmung mit Bemwußtfein. 
Appetenz, [. (appetentia, von appet£re, nad) etwas 
lireben) die Begierde, der Trieb; Yppetit, m. (1. 
appetitus) Verlangen, Eßluſt; Appetitsbemm- 
den, n: Leckerſchnikte, Leckerbrötchen, Hamburger 
Stulle; appetitlih, auch appetifjänt, fr. (pr. 
— fang) ne, veizend; leder, ſchmackhaft; 
Appetition, f. I. (appetitio) das Begehren; dev 
Trieb; appetitib, nl. lüftern, begehrlich. 
applanieren, fr. (aplanir; vgl. plan) eben od. flach 
machen, ebnen, ſchlichten; ausgleichen; ins Reine 
oder in Ordnung bringen; applanatifch, abwei- 
chungsfrei, rein, ſcharf (von Linſen). 
applaudieren, I. (applaudere, von ad und plaudere, 
klatſchen) Beifall klatſchen oder fpenden, mit Beifall 
aufnehmen; Applaudiifement, n. fr. (pr. aplo- 
——— od. Applaus, m. nl. (applausus) Bei- 
fall, Beifallsruf, Beifallflatichen. 
Appliqué, n. fr. (fpr. Applikeh, von appliquer, 
Bere ein dem Neuſilber ähnliches Metall- 
gemiſch. 


Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


rechen, übergeben 


Apprenti 69 


applizieren, I. (applicäre) anwenden, bei. ein Mit- 
tel; einem etwa3 —, beibringen (z. B. ein Klistier), 
verabfolgen; ſich -—, ſich auf etwas legen, einer 
Sache befleißigen; applicetur, Heilf. es werde an— 
een applifäbel u. applifatin, nl. anwend— 

ar, leicht anzubringen, tauglich; Applikant, m. 
Bewerber, Anwärter; Applikäten, pl. |. Ordi- 
naten; Applikation, f. I. (applicatio) od. Yppli= 
zierung, Ausführungsart, Anwendung, Nutzan— 
wendung; aud) die Anwendung äußerer Heilmittel, 
der Verband; der Fleiß, Eifer, Betriebſamkeit; 
Applikationsarbeit, f. Verzierungen aus ande- 
rem Stoffe, die auf ein Gewebe aufgenäht find; 
Applifationsfarben, pl. farbige Drudmufter, die 
bei der Zeugdruderei verwendet und durch Walzen 
auf die Gewebe gebracht werden; Appfifations- 
ſchule, k. eine höhere Kriegsichule bei ven Fran— 
zoſen, in der namentlid) die Mitglieder des Gene- 
valitabes vorgebildet werden; Applikatür, f. nl. 
Zonf. der Fingerſatz. 

applombieren, Tr, u. appfumbieren, I. (applum- 
bare; vgl. Blomb u. Blumbum) anlöten; Ap— 
Hlombift, m. ein Bleilöter; Applumbation, f. 
nl. die Bleilötung. | 

appoggiato, it. (jpr. appoddſchäto; v. appoggiare, 
anlehnen, fr. appuyer, vgl. Appui) Tonf. getragen, 

. gebunden; appoggiatüra, f. eine Borjchlagsnote; 
Schleifung der Töne. 

Appoint, m. fr. (pr. appoäng; v. à point, d. 1. auf 
dem Punkt) die Ausgleichungs- od. Scheidemüngze, 
um eine Summe Geldes od. eine Rechnung voll zu 
machen; der Nach- oder Zujchuß, er Zeil 
(Rückſtand) einer Wechjellendung; Wechjel; auch 
Papiergeld, ein Geldſchein von beitinnmter Summe; 
Poſtd. Stück, Stückwert; appoint (fr.) oder a. 
punto (it.) traffieren, |. trajfieren; par (per) 
appoint, zur Ausgleichung; appointieren (fr. 
appointer), bejolden; die Parteien bejcheiden; jich 
vergleichen; ausgleichen; auch eine Rechnung mit 
den Handel3büchern vergleihen; Appointement, 
n. (fpr. appoängt’mang, ital. appuntamento, eig. 

etwas durch Vertrag daſteette das Gehalt, die 
Beſoldung; der gerichtl. Beſcheid; Appointeur, 
Fr —töhr), ein Gericht3beifiger; ein Friedens» 
ſtifter. 

apponieren, l. (apponere) beilegen, Hinzufügen; 
apponatur, es werde hinzugefügt, z. B. ein Alten- 
jtüd; apponäntur acta, man lege die Verhand- 
lungsſchriften bei; Appoſition, £.(l. appositio) die 
Hinzufügung; insbej. Sprachl. erflärender Zuſatz; 
abpofitip, nl. als Appojition jtehend, zuſätzlich. 

apportieren, fr. (apporter, lat. apportäre) herzit- 
tragen, bringen, bei. von Hunden; apporte! (pr. 
appört) bring’ ber; Apportage, n. (pr. —tähſch') 
der Trägerlohn. 

Appoſition, j. apponicren. Pal She Ä 

Apprekation, £. nl. (v. lat. apprecäri, anflehen) die 
dringende Bitte; apprekatsriſch, erflehend, dring— 
lich bittend. 

apprehendieren, I. (apprehend£re) ergreifen, auf- 
fafjen, inne werden; fürchten; Apprehenſion, £. 
(I. apprehensio) die Ergreifung, Befißergreifung; 
Auffaffung, das Auffaflen; das Begriffsvermügen; 
auch die Beſorgnis; Abneigung; Widerwille; ap— 
prehenſibel, ergreifbar, wahrnehmbar; appre= 
henfib, nl. beſorgt, furchtſam; Widerwillen hegend; 
reizbar. 

Apprenti, m. fr. (ſpr. aprangti; v. ml. apprenti- 
cius, altfr. apprentis, v. [. apprehend£re, fr. ap- 

5 


66 Apprefiion 


r 


prendre, fernen, lehren) der Lehrling; Abbren⸗ 
tiffage, k. r. u. (pr. —ßähſch) die Lehrzeit, Lehre. 

Appreſſion, f. nf. (v. l. apprim£re, andriicen) die 
Andrüdung; Appreſſionspumbpe, die Drudpunpe. 

Appret, m. fr. (jpr. aprä; v. pret, bereit, I. prae- 
stus, praeste) Borbereitung, Zurichtung; bef. das 
Verdickungs- oder Zurichtungsmittel, dev Stärfe- 
Heifter zum Appretieren der Zeuge; ein bei Buß- 
macherarbeiten verwendeter Futterftoff; abhre= 
tieren, fr. (appröter) zubereiten, bereiten, zurich— 
ten, bei. Tüchern, Zeugen zc. eine jchöne, glänzende 
Oberfläche geben, glätten; Appreteur, m. (ſprich 
—töhr) Zurichter, Zubereiter, bej. Tuchbereiter; 
Hppretür, f. (fr. mit lat. Endung) die Zurichtung, 
z. B. des Tuches, um ihm Glätte und Glanz zu 
geben, das äußere ſchöne Anſehen, Glätte, Glanz; 
Tonk. das richtige Verhältnis in der Bauart eines 
Tonwerkzeuges; Abpreturmaſſe oder Appret⸗ 
maſſe, Schlichtemaſſe, Schlichtemittel, die Stärke 
oder Schlichte; Aupretmaſchine, Stärkmaſchine; 
Appreturberfahren (öfterreich.), n. in Deutſchl.: 
Beredelungsverfehr, d. i. Rohſtoffe oder- Halbfa- 
brifate werden auf einige Zeit an einen im Aus— 
lande gelegenen Ort gejendet, um Dort veredelt. 
d. i. vervollfommnet zu werden. 

abbretiieren, Ahpretiationze,,j.appreziieren. 


adbreziieren, fr. (appreeier) od. appretiieren, I. 


(appretiäre, von pretium, ſ. d.) jchäßen, den Wert 
beitimmen; wert halten, würdigen; appreziäbel, 
fr. ſchätzbar, durch Schäßung beitimmbar; Appres 
ziateur, m. (ſprich apprebjatöhr); ein Schäßer; 
Appresiation, £. fr. (ſpr. —Bjaßjong) oder Ap⸗ 
sretiatisn, nl. Schätzung, Wertbeitimmung. 
approbieren, I. (approbäre) nach vorheriger Prü— 
fung billigen, genehmigen, gutheißen; apprabiert, 
(amtlich) zugelafjen oder geprüft; Approbation, f. 
l, (approbatio) die Billigung, Genehmigung, Be— 
willigung, amtliche Bulajjung; approbätur, es 
wird gebilligt, Formel der biihöflichen Genehmi- 
gung für Drudichriften; cum approbatiöne, mit 
enehmigung; ahprobatid und approbacödriſch, 
nl. ———— 
Approche.ſ. Approſche. 
apsrofondieren (ſpr. —fongdieren), fr. (approfon- 
dir, von profond, tief, I. profundus) ergründen, 
gründlih unterfuden, Approfondifſement, n. 
(fpr. —mäng) gründliche Erforſchung. 
abpropriieren, [. (appropriäre, von proprius) fi) 
zueignen, anmaßen; Yppropriation, f. die Zu- 
eignung, Aneignung; Anmaßung; chemische Ver— 
einigung, Berjeßung; Ripr. Appropriation des 
Lehns (appropriatio feudi), Erwerbung des 
Obereigentums jeiten3 des Bajallen. 
Appropinquatiõn, £. (l. v. propinquus, nahe) das 
erannahen, bej.eine3 Zeitpunftes od. Ereignifjes; 
appropinquieren, berannahen. 
Approſche od. Approche, f. fr. (pl. —m), ein Lauf- 
raben, Annäherungsgraben der Belagerer vor 
gen; approſchieren (fr. approcher, von 
proche, nahe, und dies von lat. proprius, näher), 
fi) nähern; auch Zaufgräben maden. 
approviſionieren, fr. (approvisionner, vgl. Pro- 
pifion) mit Lebensmitteln verjehen, mit Borrat 
verjorgen; auch approdiantieren, gem. verpro- 


viantieren (j. Broviant); Approviantierung, 


Approviſionierung, f. Berjorgung mit Xebensg- 
mitteln; Apuroviſionierungsvertehr, m. Nah- 
rungsmittelzufuhr, Marktwarenverkehr. 
approrimieren, |. (approximäre, vgl. proximus) 
fih annähern; approximändo, annäherungs- 


Apyrinitärke 


weile: approrimat(us), gehäuft (Pflanzenkunde); 
Uphrorimation, f. nlat. die Annäherung; afs 
progimatid, annähernd, ungefähr; Approgimas 
tive. f. der Annäherungspunft. 

Appul, m. fr. (jpr. appüih; von altfr. pui — l. po- 

ium, etwas Erhöhtes oder Vorſpringendes, vgl. 
appoggiato) der Stützpunkt (einer militärischen 
Stellung), Anhalt; die Stütze, Lehne; Appui— 
Main od. appui de main, ke (ſpr. —mäng), die 

Handſtütze, der Malerſtock; appuyieren (fr. ap- 
puyer, ml.appodiare), jtügen, lehnen, uneig. unter- 

— begünſtigen; ſich auf etwas lehnen, ſtützen; 

auf etwas dringen, de auc den Nachdruck, 
Ton auf etwas legen, 3. B. auf ein Wort im Lefen, 
ein Wort betonen. 

vuls, m. I. (appülsus) der Anſtoß; Sternf. das 
Zujammentreten zweier Punkte. 
Appunto, n. it. Kfſpr. = Appoint, Wedel von 
ejtimmtem Betrag; auch Abſchlußwechſel zur Aus- 
gleichungderichuldigen Summe; Uppuntamento, 
n.it.(ogl.Appointement) eine Übereinkunft, Ab- 
rede; auch ein Stelldichein. [der Nachfpieler. 

apr&s, fr. (jpr. apräh) hernad), nachdem; Apreͤs, m. 

Aprikation, f. |. (v. apricus, der Sonne ausgejekt, 
onnig) = Snfolation. 

Hpriköfe, f. (fr. abricot; jpan. albaricoque; ital. 
albercocco, bacocco, von arab. al-birgüg; und 
dies von lat. praecox, friihreif, praecoqua) die 
Frucht des armenifchen Pflaumenbaums (pranus 
Armeniäca). 

April, m. (l. Aprilis, von aperire, öffnen; entw. 
als Eröffnung des Frühlings, od. als der Monat, 
in welchem fich die Erde neuer Fruchtbarkeit öffnet) 
der vierte Monat, Ditermonat. 

a prima vista, f. unter primus, a priöri oder 
anrioriftiich, ſ. unter prior; à proportiony |. 
RD propos, ſ. proponieren. 

Apſfis, f. gr. (eig. hapsis, d. i. Verbindung, Silgung; 
a, Wölbung) od. Apfide, Bauk. die halb- 
runde überwölbte Altarniſche, Chornifche; Halb- 
freisnifche; Nifchenausbau; pl. Apfiden, Sternf. 
die beiden Kehr- od. Wendepunfte in ver Bahn der 
Planeten, wovon der eine der Sonne am entfern- 
teften, der andere am nächſten it; Apſiden-Linie, 
die größte Achſe der Planetenbahn, od. die gerade 
Linie, deren Endpunkte die Apfiden ſind; Aafi- 
Diöle, f. nl. (apsidiöla, fr. apsidiole, Verklei— 
nerungsform dv. apside) eine Kleine Chorfapelle. 


Apiychie, f. gr. (v. vern. a- u. psych&) Die Geiftes- 


abivejenheit, Ohnmacht. P 
Aptẽra, pl. gr. (v. vern. a- u. pteron, Zlügel) un- 
gefliigelte Kerbtiere, wieSpinnen, Flöhe; Abtero⸗ 
logie, f. Beichreibung derjelben. 
aptieren, I. (aptära) zucechtmachen, einer Sadıe an⸗ 
paſſen; Aptierung, f. die Anpaſſung; (bei Städte- 
entwällerungen): Herrichtung von Rieſelfeldern; 
Aptitüde, f. fr. An ner Anlage, Geſchick. 
Aptõta, pl. gr. (vgl. Profis) undeklinierbare Haupt- 
a punto, j. Bunttum. [mörter. 
Üpurement, n. fr. (pr. apürmdng, von pur, rein, 
(. purus) der Rechnungsabſchluß. e 
apyrẽniſch, gr. (v. vern. a- u. pyren, der Kern des 
Steinobjtes) fernlos, ohne Stein; Aphrenomele, 
f. (vgl. Mele) Heilf. eine Senfnadel (Sonde) ohne 
Knöpfen. | u 
anyretiich, gr. (vgl. Pyretifa) fieberlos, fieberfrei; 
Apyrexie. f. Heilk. die Fieberlofigkeit. | 
Anprinftärke, f. feuerjichere Stärke, zu der Sal- 
mitaf, jchwefelfaures Ammonium u. a. Beftandteile 
hinzugefügt find. 


apyriic 


abhhriſch, ar. (v. vern. a- u. pyr, Teuer) feuerfeſt, 
nicht brennbar. | 

aqua, f. I. Wafjer; aqua mihi haeret, eig. daS 
Ta er ftodt mir, ich bin in Berlegenheit; aqua 
et igne interdictus, ein Berbannter, ein Geäch— 


teter, dem Wafjer und Feuer verjagt wird; Aqua⸗ 


fört, f. (vom I. aqua fortis), ſtarkes Waſſer, d. i. 
Scheidewaſſer (aqua solvens), die im Handel vor- 
fommende verdünnte (wäſſerige) und meift unreine 
Salpeterjäure,ausSalpeteru.verdiünnterSchwejel- 
jäure bereitet; aqua Binelli, blutſtillendes Waſſer, 
nad) dem Erfinder Binelli genannt; a. destillata, 
duch Deftillation (f. d.) verfeinertes Wafjer, über- 
edampftes Wafjer; a. gregoriäna, Gregorijches 
afjer, Reinigungswajler, das mit Ajche, Salz u. 
Wein vermischt üft, nach Papſt Gregor IX. benannt; 
a. Goulardi, Goulardiches Bleiwaſſer; a. regis, 
Königswafjer, Goldſcheidewaſſer, eine Miſchung v. 
Salpeterfäure und —— zur Auflöſung des 
Goldes, des Königs der Metalle; Aqua Toffäng, 
f. Toffaniſches Waſſer, ein Schleichgift-Waſſer; nad) 
einer ſizilianiſchen Giftmiſcherin Toffang (um 
1700) benannt; aqua vitae, Branntwein; Aquaͤ⸗ 
Duft, m. (l.aquaeductus, fr. aquedue, it. acque- 
dotto) eine Wafjerleitung; bei. jene großartigen 
Bogengänge, denen Rom noch jetzt feinen Wafjer- 
reihtum verdankt (einzeln: AquaClaudia, A. Mar- 
cia, A. Virgo od. it. vergine 2c.); eine Wajjer- 
brüde; Ranalbrüde; Aquagium od. Aquatikum, 
n. Rſpr. das Abwäjlerungsrecht, die Befugnis, 
Waſſer von Grundftüden abzuleiten. , | 
ee I. (aequälis, ‚e) gleich, ebenfo; Aquãles, pl. 
Iterögenojjen; Aqualia, pl. gleihe Größen, 
Gleichheiten; Aqualität, f. (l. aequalitas) die 
Gleichheit. 

Aquamanile, n. ml. (v. I. aqua, Wafjer, u. manus, 
Hand) ein Wafjergefäh zum Händemwafchen, bei. 
um kirchlichen Gebraud, meift in der Geſtalt von 

ieren. 

Aquamarin, m. (v. I. aqua marina, das Meer- 
waſſer) ein meergrüner, durchſichtiger Halbedelſtein, 
Spielart des Beryll; aquamarin, meergrun. 
quanimität, f. l. (aequanimitas, von aequus u. 
animus) der Gleichmut. 

Aquarẽéli, n. (it. acquerello, fr. aquarelle, v. |. 
aqua) Malerk. Wafjerfarbe; auch ein Waſſerfarben— 
bild, Gemälde in Bafjerfarben ; Aquarellmalerei, 
f. BWafjerfarbenmaleri, bei der mit durchſichtigen 
Farben über trodenen Wafjerfarben gemalt wird; 
aquarclieren, in Wafjerfarben malen; Yqua= 
relliſt, m. ein Wafferfarbenmaler. 

Aquärier, pl. eine alte religiöfe Sefte, welche die 
größte Enthaltjamfeit übte und jogar bein Abend- 
mahl ſtatt des Weines Wafjer tranf. 

Aquärium, n. I. (v. aquarius, a, um, zum Waſſer 
gehörig, v. aqua) die Tränfe; der Aufbewahrungs- 
ort der Wafjer in einer Apotheke; Wafjerwelt, 
Wafjertierbehälter, ein gläferner, mit Waſſer, Kies— 
fand 2c. gefüllter Behälter, in welchem zur Unter- 
haltung und Belehrung Wafjerpflanzen u. Wafjer- 
tiere gehalten werden; Aquarius, ın. der Wajjer- 
mann, eines der 12 Himmelgzeichen; Aquatilien, 
pl. (I. aquatilia) Wafjergeihöpfe; aquätii (I. 
aquätus, a, um), wäſſerig, jumpfig; aquätiſche 
Pflanzen, Woſſer⸗ od. Sumpfpflanzen. 

Kquatinte, f. it. (aqua tinta, d. i. eig. gefärbte 

ajjer) die Wafjerfarbenart in der Kupferjtecher- 
funft, erfunden von dem Engländer G©ilplin; 
Kupferſtich, der ähnlich wie eine getufchte Zeich— 
nung ericheint. 


äquiparieren 67 
Aquation, f. I. (aequatio, v. aequäre, gleihmachen, 
.aequus) die Gleihung; Aquations-Tafel, eine 
Zafel, welche den Durdigang der Sonne durch den 
Düttagskreis anzeigt; Agnationsellpr, eine Uhr 
zur Bejtimmung der wahren u. mittleren Sonnen- 
zeit; Aquätor, m. I. der Öleicher, Erbalsiiien, die 
von beiden Bolen gleich weit entfernte Mittellinie 
der Erdfugel, a gemeinhin die Linie genannt; 
Aquator-Höhe, der Winkel, den der Äquator mit 
dem Horizont macht; Aquatorcäl, n. ein von 
Ramsden erfundenes aftronomijches Fernrohr zur 
Beltimmung der Deklination und Rektaſzenſion 
(j.d.) eines Geſtirns; äquatoreãl od. aquatoriäl, 
zum Aquatorgehörig, ihn betreffend; Aquatoriäl- 
Projektion, i. Brojektion; Aquatoriäl-Set⸗ 
tur, m. eine Linie, welche den Erdgleicher durch— 
ichneidet. [f. unter aqua. 
aquatiih, |. unter Aquarium; Aqua Toffang, 

Nquator, |. unter Aquation. 

Yguavit, m. r. £. (l. aqua vitae) Lebenswaſſer, 
Branntweingeift, Gewürzbranntwein, ein abge— 
zugener und verjühter Branntwein; |. u. aqua. 

äquidiſtänt (1. aequi-distans) gleichabſtehend, 
— Aquidiſtaͤnte, f. Größenl. eine 

inie, die in allen Buniten gleichen Abitand von - 
einer andern hat, — Barall 

Aquifolium, ſ. Acrifolium. 

aquila, f. I. der Adler; auch als Sternbild (arab. 
el-okab, defjen drei Hauptiterne el-nesr heißen); 
Bauk. Verzierung in Adlergeftalt am Giebel eines 
Haujes; desgl. ein Adlerpult, Leſe- od. Chorpult 
in der Form eines Adlers mit ausgebreiteten Flü— 
gein; aquila alba, eig. weißer Adler, der ältere 
(alhemiftifche)RamevomQuedjilberdlorür 

‚od. Kalomel (f. d.) der Stein der Weifen. 

Aquilatẽrum, n. I. (v. aequus u, latus, f. d.) eine 
gleichjeitige Figur, bef. ein jolches Dreied; äqui⸗ 

‚lateräl, gleichjeitig. 

Agquilibrinm, n. I. (v. aequus u. libra, Wage, Ge— 
wicht) dag Gleichgewicht; äquilibrieren, ins 
Gleichgewicht bringen, ausgleichen; Aquilibriſt, 
nl. ein Schwebefünftler, der das Gleichgewicht zu 
erhalten verſteht, Seiltänzer und andere Luft— 
jpringer; Aquilibriſtik, f. Zirk., eine Gleichge- 
wichtsfunft auf bejchränfter Grundlage; äquili— 
briſtiſch, gleichgewichtsfünftlerifch, feiltängerartig; 
Aquilibrlsmüs, m. Gleichgewichtslehre, im fitt- 
lichen an die Lehre, nach welcher der Menſch 
in jeinen Handlungen nur bei völligem Gleichge- 
Din her Beitimmungsgründe wahre Freiheit b . 

en fol. 

aquiliſches Geſetz, ein altrömijches Geſetz über 
wiſſentliche Schadenzufügung (von Prätor Aqui- 
lius c. 289 v. Chr.); Sn Rſpr. aquilifche 
Culpa od. Fahrlälfigkeit, d. i. eine folche, für 
welche jeder Zurechnungsfähige auch ohne bejon- 
dere Verpflichtung einjtehen muß. 

Aquilo, m. 1. der Nordwind od. genauer Nordoſt— 
wind; aquilonal od. aquilõoniſch (I. aquilonius) 

„nördlich. 

Aquinoktium, n.!. (v. aequus u. nox) die Tag- u. 
) achtgleiche, od. Tagnadıtgleiche, die Zeit, mo Tag 
und Nacht einander gleich find; Frühlings- und 
DR Manlnoliuum; äquinoftiäl, zur Beit der 

ag- und Nachtgleiche; Aquinoftial-Stürme, 
Stürme zur Beit der Tag- u. Nachtgleiche (21. März 

‚u. 23, Sept.); Aquinottiallinie, f.= Aquator. 

üquiparieren, |. (aequiparäre, v. aequipar, voll- 
fommen gleich) gleihmachen; Aqniparatiön, f- 
die Gleichmachung, Vergleihung. 

5* 


ele. 


nn 


6 aquipollent 

äquipollent, I. (aeqnipöllens, v. aequus u.pollere, 
vermögen) gleichgeltend, gleichbedeutend; gleid)- 

„mertig; Aquipolléenz, f. nl. die Gleichgeltung. 

Hauipondinm, n. I. (v. aequus und pondus, Ge— 
wicht) das Gleichgewicht, Gegengewicht. 

aquipotential, dasjelbe Votential befitend, 3. B. 
eleftrojtatijcheäquipotentialeOberfläce, 
eine Oberfläche, deren Punkte dasſelbe elektriſche 
Potentialbaben; magnetijcheäquipotentiale 
Oberfläche, eine Oberfläche, deren Punkte das- 
jelbe magnetische Potential befigen. 

äquieren, l. (aequare) gleichmachen, gleich fein. 

Aquität, f. I. (aequitas, dv. aequus) die Billigfeit, 
Nechtsvernünftigfeit. 

äquivalieren, nl. (aequi-valere) gleich gelten, glei- 
hen Wert haben; Aquibalent, n. ein gleicher 
Wert, ein Wert-Erfag, eine Entihädigung, Ver- 
gütung; im mechanifhen Sinne: Gleichivirker, 
Sleichwert; Aquivalente, pl. Scheide. Gewichts— 
verhältniffe, in denen fich die verjchiedenen Stoffe 
chemiſch verbinden u.in ihren Verbindungen gegen- 
jeitig erjegen fönnen; Miſchungsgewicht; elektro—⸗ 
chemiſches Aquivalent, eine Buhl, die in Gramm 
das Gewicht eines während der Elektrolyſe durch 
ein Coulombeſd. i. diejenige Elektrizitätsmenge, die 
in 1 Sefunde durch den Widerſtand von 1 Ohm 
mit der Stärke von 1 Ampere fließt] ausgejchie- 
denen Grundftoffes angibt; 3. B. jcheidet 1 Cou— 
lomb in der Sekunde 0,0000104 & Wafferitoff aus; 
0,0000104 g iſt fomit das eleftrochemijche Aquiva- 
[ent des Waſſerſtoffes; Aquivalenz, f. ©leichheit 
des Wertes, Gleichwert; Mauinnien= Barität, 
f. Gleichheit des Wertes der Münzen u. Wechjel- 
preije zwijchen zwei Handelsplägen; äquibalent, 
gleichwertig, gleichwirkend; mechaniſches Wärme 
Aquivalent, Arbeitsäquivalent oder Arbeitswert 
ver Wärmeeinheit, d. i. Arbeit, die derjenigen 
Wärmemenge gleichtvertig 2 die erfordert wird, 
um 1kg Wafjer (Groß- od. Kilogrammefalorie) od. 
1 Gramm Waſſer (Klein- od. Grammkalorie) um 
1° &. zu erwärmen (1 Rilogrammefalorie — 
1000 Grammkalorien = 425 Kilogrammmeter); 
taloriſches Arbeitsäquivaleͤnt, d. i. Wärme- 
wert der Arbeitseinheit (Arbeitseinheit ift der Be- 
trag der Arbeit, welche die Kraft einer Dyne ſd. i. 
einer Krafteinheit im abjoluten Syftem] in einer 
Sefunde auf dem Wege von 1 Zentimeter ver- 
richtet). 

üquiddf, [. (aequivöcus, a, um; v. aequus u. vox, 
}. d.; fr. &quivoque) doppelfinnig, zweideutig; bei. 
was eine unanjtändige Deutung zuläßt, ſchlüpfrig; 
Aquivofation, f. nl. Zmeideutigfeit, 

aquds, I. (aquösus, v. aqua) waſſerreich, wöſſerig; 

quojität, f. (aquositas) die Wäſſerigkeit. 

Ar, n. (v. l. area, Flächenraum), die Grundlage des 
neuen deutſchen Adermaßes, ein Quadratmaß von 
10 Meter Seite, mithin = 100 qm (Quadratmeter) 
oder — 7,0499 ehemal. preuß. Duadratruten. — 
Vielfache des Ar find: Defar (v. gr. deka, zehn) 
— 10 Ar = 1000 qm; Hektar (v. gr. hekatön) 
— 100 Ar = 100000 qm; Kilar (v. gr. chilioi, 
taufend) = 1000 Ar ⸗ 100000 qm; Myriar (v. gr. 
myrioi, zehntaufend) = 10000 Ar — 1000000 qm. 
— Unterabteilungen des Ar: Deziar (v. l. decem, 
zehn —= "ho Ar=10 qm; Bönt! 
hundert) = "Io Ar —=1qm;Milliar(v.l. mille, 
taufend) — "000 Ar = Yo qm. Geſetzlich ein- 
geführt find in Deutſchland nur Heftar, Ar, 
Zentiar. 

ara, f. [. der Altar; pro aris et foecis, für Altar 


ar (v. I. centum, | 


Aräometer 


und Herd, d. i. für ſein Eigentum, fürs Vaterland 


(kämpfen). 
Ara oder Are, k. ſpätl. (aera, Zeit) die Zeitrech— 


nung, Zeitrechnungsart von einem beſtimmten 
Zeitpunkte ab. (Braun. 


arab brown, engl. (fpr. äräb braun), arabifches 
Aräber, m. Bewohner der großen aftat. Halbinſel 


Arabien (d. i. dürres Land, vom hebr. äreb, 
Wüſte); arabiſch, den Arabern eigen; die ara- 


biſche Sprache, eine der femitifchen (ſ. d.); ara- 


bifhe Zahlen = arabijche Ziffern, f. unt.; 
Arabeélle, weibl. Name, eig. die Araberin; Ara= 
besfe, f., gem. pl. Arabesken (it. arabesco, m., 
fr. arabesque) arabijche Figuren, Verzierungen 
von Laubwerk, Blumen 2c., ven Arabern nachge- 
bildet, denen ihre Religion die Abbildung dv. Men- 
chen u. Tieren unterfagt; überhaupt Rantenzeich- 
nung, Ranken-, Qaubverzierung; Mrabict, pl. eine 
Sefte in Arabien, die die Seele für ſterblich hielt; 
Arabizität, f. nl. Wefen und Kenntnis der ara- 
biihen Sprache; Arabismus, m. eine arabiſche 
Spracheigentümlichkeit,eineEigenheitderarabijchen 
Sprade; arabificren, arabiſch machen; Arabiſt, 
m. ein Kenner der arabifchen Sprache; bei. die au 
die arabiſchen Arzte fich anlehnenden berühmten 
mediziniſchen Schrififtellev des fpäteren Mittel- 
alters; Arabin, n. Scheidek. der im Waſſer lös— 
lie Teil verichiedener Gummiarten, bei. des 
Gummiarabikum; arabotedesco, arabiſchdeutſch, 
in Mal. u. Bildh. eine Miſchung des mauriſchen, 
römischen und gotischen Stils; arabiſche Ziffern, 
unjere Zahlzeihen 1—9 ufw., die von den Ara- 
bern zu uns gefommen und feit dem 11. Sahr- 
hundert an Stelle der lateinifchen bei uns einge- 
führt jind, die Araber haben jie aber von den In— 
diern erhalten, man müßte aljo genauer jagen: 
indifche od. arabiſch-indiſche Ziffern. 


Arachniden od. Araneiden, pl. gr. (v. arächne, 


Spinne, J. aran&a) jpinnenartige Tiere, dag Spin- 
nengeſchlecht; Arachnoditis, f. od. Arachnitis, 
Entzündung der Spinnenwebehaut des Gehirns; 
Arachnoide, k. Heilk. das fog. Spinnengewebe, die 
dritte Hirnhaut; Arachnolithen u. Arachniten, 
Spinnenſteine, Seeſternſteine, Steine mit Ab— 
drücken von Seeſternen; Arachnologie u. Ara— 
neologie, f. die Spinnenkunde; auch die Kunſt, 
aus Beobachtung der Spinnen die Witterung vor- 
auszufehen; Arachnoloͤg u. Araneolög, m. ein 
Spinnenfundiger. 


Aräf, arab. (aräf, pl. v. urf, Hoher Ort) in der mo— 


hammed. Religion ein Mittelort zwijchen Paradies 
und Hölle, eine Art Fegefeuer. 


Aralie, f. (kanadiſch u. nl. aralia) eine Gattung 


amerif. Doldengewächfe, auch Beer-Angelifa; 
bei. eine nordamerif. Art (aralia spinösa) mit 
ungefähr 3m hohem ftachligem Stamme u. einer 
heilfamen Wurzel. 


Araneiden, ſ. Arachniven; Araneogräph, m. der 


Spinnenbejchreiber; Araneographie, f. die Spin- 
nenbejchreibung. 


Aranzdda, £. fpan. ein älteres jpan. Flächenmaj;, 


namentlich fir Weinberge, = 55 bi! 20a. 


Aranzini, it. (v. arancia, Pomeranze; arancino, 


chinefische Pomeranze) Kleine getvodnete und über— 
zucerte Bomeranzen. 


Aräomäter, n. ar. (v. araiös, A, Ön, dünn) od. hy⸗ 


droſtatiſche Wage, früher Hydrometer, n. vo. 
Grapimeter, n.Senfwage, ein mit Gewichten (Ge— 
wicht3-Aräometer) oder Sfala (Sfalen-Nräometer) 
verjehenes Werkzeug, das man in Flüſſigkeiten ſenkt, 


arare 


um das jpezififche Gewicht dieſer, oder auch feſter 
Körper zu ermitteln; nad) befonderen Zwecken aud) 
Bierwage, Soljpindel, Alfoholometer 
(ſ. d), Sacharometer (}. d.) uſw. genannt; 
Hräometrie, f. die Bejtimmung der Dichtigkeit u. 
des ſpezifiſchen Gewichts der Flüffigfeiten; Aräo— 
ftölon, n. Bauf. ein Gebäude mit einzeln od. weit 
Ittehenden Säulen; Aräotika, pl. austrodnende, 
mager machende Speijen und Arzneimittel. 
arare bove et asino, |. (eig. mit Ochs und Ejel 
pflügen), d. h. etivas verkehrt angreifen, ungefchickt 
„anfangen. 

Ararium, n. |. (v. aes, Gen. aeris, Erz, Geld) das 
Schaghaus des alten Rom (im Tempeldes Saturn); 
der Staatsſchatz (unterfch. vom Fiskus od. Brivat- 
vermögen der Kaifer), daher iiberh. das Staats— 
vermögen, die Staats-, Landes- od. Stadt-Kaſſe; 
öffentliche Kaffe; aerarıum ecelesiasticum, der 
Gotteskaſten; ae. militäre, Kriegskaſſe; ae.prin- 
eipis, landesherrliche Kaffe oder Schaßfammer; 
ae. publicum, öffentliche od. Staatskaſſe; Arär- 
Schatz, Kammierſchatz; ärariäl, nl. äräriſch, die 
Landes-Kaſſe betreffend; (ärariale Ausgaben: 
Staat3-Nusgaben. 

Araroba, f. ein aus Brafilien fommendes Pulver, 
das als Mittel gegen Hautflechten dient; es wird 
aus dem Älteren poröjen Holze, doch auch aus der 
dunfelbraunen Rinde eines in Brafilien wachſen— 
den Baumes: Angelica amargoso hergejtellt und 
enthält viel Chryſophanſäure; e3 heißt aud) Ba- 
hDiapulver od. Goapulver. 

Aras od. Ara, m. eine Gattung prächtiger ameri- 
fanijcher Bapageien mit langem Schwanz; insbeſ. 
der rote Ara od. indianische Nabe; vgl. Mafan. 

Aratñũra, f. I. mittelalterlicher Frondienſt, insbeſ. 
auf dem Ader. 

Arazzi, pl. it. (sing. arazzo) gewirkte Teppiche aus 
der Stadt Arras in den Niederlanden; insbeſ. 
die nach Raffaelichen Zeichnungen ausgeführten 
Bilderteppiche im Vatikan. 

Arba, f. türf. (araba, Wagen) ein orientalijches 
zweiräderiges Fuhrwerk, bei. für Frauen. 
vbalete, £. fr. (eig. Armbruft, v. I. arcubalista, 

eine mit einem Bogen verfehene Wurfmafcine) 
Bauf. eine Dachſtuhlſäule im Oberteil eines fran- 

öſiſchen Daches. 

rbeiterfolonien, pl. Anſtalten, in denen Bettler 
und Bagabunden gegen eine bejtimmte Arbeits- 
leiftung Wohnung, Koſt und auch Lohn erhalten; 
181 wurde die eve derartige Kolonie vom Pfarrer 
v. Bodelſchwingh in Wilhelmsdorf bei Bielefeld ins 
Leben gerufen. [dienten des Sultans. 

Arbigäfii, pl. türk. die Auffeher über die Hofbe- 

Arbiter, ın. J. ein obrigfeitlicher, gefeßlicher Schieds— 
richter zwijchen jtreitenden Parteien; Arbiträtor, 
m, ein von den Parteien ſelbſt gewählter Scyiedg- 
mann; arbiträr (l. arbitrarius, a, um), willfür- 
lich, eigenmächtig; nad) Billigfeit; annähernd, un- 
gefähr; Arbitrinm, n. der Schiedsſpruch; die 
Meinung, das Ermefjen, Gutbefinden; die Willkür; 
freie Wahl, Eigenmacdt; arbitrium divinum, 
der göttliche Ratſchluß; a. liberum, die Willens» 
freiheit, freie Wahl; arbitrio, ital. Tonf. das 
Belieben, Gutdünfen beim Sclußfall (Kadenz); 
arbitrieren, I. (arbiträri) nach Gutdünfen ver- 
fahren od enticheiden; Handelsſpr. durch Benußung 
der Wechſelkurſe ven möglichiten Gewinn ermitteln; 
Arbitration, f. (l. arbitratio) dag Gutdünken; 
die Schägung, ungefähre Berehnung; Arbitrage, 
f. v..n. fr. (fpr. —trdhieg?) die ungefähre Schäguna, 


Archer 69 
der Schiedsſpruch, Ausſpruch eines von den Pl 
teien erwählten Schiedsrichters; Haudl. die Ver— 
gleichung der verfchiedenen Geld- u. Wechſelkurſe, 
um den vorteilhafteiten Drt fiir ein Gejchäft zu 
finden, Vorteilsrechnung. [der Juden. 

Arbith, n. (v. hebr. Äreb, Abend) das Nachtgebet 


I Arbolade, f. fr. ein Birnenmoſtkuchen. 


arbor, f. [. der Baum; a. Diänae (aud) a. philo- 
sophica),derDianenbaum,Silberbaum(j. Diana); 
a. genealogica, der Stammbaum; a. vitae, Xe- 
bensbaum; Anat. der Marfförper inı Heinen Ge- 
hin; arborefzieren (l. arboresc£re), zum Baum 
werden; arboreſzent (l. arborescens), baumartig 
wachjend; aba U, f.nl.banmartiger Wuchs; 
Arboretum, n. Baumfcule, Baumjammlung, 
Baumgarten; Arborifultür, f. nl. die Baum— 
zucht; arboriförm, baumfürmig; arborieren, 
nl. (fr. arborer) gleich]. bäumen, it. inalberare, 
Krſpr. aufpflanzen, aufrichten, aufiteden, z. B. 
Sahnen, Lärmitangen; Arborifation, f. natür- 
lihe Zaub- u. Baumzeichnung auf Steinen, vgl. 
Dendrit; arberifiert, baumartig od. baumähn- 
lich gezeichnet; Arboriſt, m. fr. ein Baumgärtner. 

Arbuſe, f. fr. (ſpr. —bühſ'; v. I, arbütum) Sand- 
beere, Meerkiriche, Erdbeerbaun: und feine Frucht. 

Arbñſe, £. j. Angurie. 

Arbũtus, m. (im Lat. f.) der Erdbeerbaunt. 

Arc, m. fr. (v. I. arcus) der Bogen; Are boutant. 
m. (jpr. — Bauk. der Strebebogen, Strebe— 
pfeiler, Gewölbepfeiler; archontieren (fr. arc- 
bouter), kiiben: Arkaͤde, k. fr. Bauf. ein Schwib- 
bogen, eine Bogenwölbung; Tanzf. die Bogenitel- 
fung; pl. Arkaͤden, Bogengänge, Schattenhallen; 
Arkadenmanern, pl. Mauern mit überwölbten 
Pfeilern und mit Schießfcharten. [arco). 

arcäto, it. Tonf. mit dem Bogen geitrichen (vgl. 

Arcean, m., pl. Arceaux, fr. (pr. arßoͤh; v. arc 
— |. arcus) Bogenfrümmung; verfchlungene Züge 
in Form von Kleeblättern al3 Zierat an Bildhauer- 
iverfen. 

Arcetiches Metall, eine Metallmijchung aus Wis- 
mut (0 %.), Blei (50 T.) und Zinn (30 T.), auch 
Roſeſches Metall genannt. 

Archaismns, m. gr. (von archaios, a, on, alt) 
ein veralteter Ausdrud od. Sprachgebraud); ar= 
chaiſtiſch, altertiimlich, veraltet, altväteriſch; Ar— 
chaographĩe, f. Altertümerbeſchreibung; ardde= 
graͤphiſch, Altertümer beſchreibend; Archäolön, 
m. ein Altertumskenner, Altertumsforſcher, bei. 
Kenner der alten Kunst; Urchäofogie, f. die Alter- 
tum3funde in engerer Beziehung auf die Denkmale, 
vorzugsweife die Kunſtwerke des Altertums; Ge- 
ichichte der alten Kunſt; archaiſch vd. archäo— 
loͤgiſch, Altertumskunde betreffend, altertums— 
kundlich. 

Archäͤus od. Archẽus, m.(v. gr. archaios, archẽſos, 
uranfänglid), v arche, Anfang) nad) Paracelſus: 
der geiitige Urgrumd alles Lebens, der Weltgeift, 
die Allkraft der Natur. 

Arche, £.(v. l. arca) ein Kaſten, Kaſtenſchiff (bei. die 
Arche des Noah). 

Archegẽt, m. gr. (ſ. arhi—) Oberführer, Herr, 
Name des jpartanifchen Königs in dem Geſetze 
Lykurgs. 

Archegonien, pl. gr. (v. arche, Anfang u. gönos, 
— der Naͤchkomme) die weiblichen Organe der 

sarne. 

Archer, m., pl. Archers, fr. (ſpr. aricheh; von arc, 
—5 — Bogenſchützen, Schügen; auch leichte Rei— 
ter, anfangs mit Bogen bewaffnet. 


70 Arches-ceourt 


Arches-court —= Court of Arches, m. engl. (von 
arches, jpr. drtiches, pl. v.arch, Bogen, u. court, 
ſ. d.) das geiftliche Obergericht, Oberkonfiftorium, 
das ältejte und borhebutite in England, unter dem 
Erzbiihof von Kanterbury. 

Archereau-⸗Regulator, m. (nad) dem franzöfifchen 
Erfinder Archereau [ipr. arjcheröh] benannt), jelbit- 
tätiger Regulator einer eleftriihen Bogenlampe 
(die obere Kohle diefer Bogenlampe iſt feſtſtehend, 
die untere ſteckt auf einem Eifenftab, der in einer 
Drahtrolle hängt und durch ein an einer Schnur 
über ein Rädchen laufendes Gewicht gegen den 
oberen Kohlenftift gedrückt wird). 

Archeſporium, n. gr. (v. arche, Anfang, u. sporä, 
die Saat, dag Ausgefäte, die Spore), eine Binnen- 
zelle, die dem [porenerzeugenden Gewebe der Farne 
den Urfprung gibt. 

Archetypum od. Archetüp, n. (v. gr. arch&-typos, 
on, zuerit u. als Muſter geprägt; dal. Typus) das 
Urbild, Vorbild, Mufter; die Urjchrift, = Ori— 
ginal; der erfte Drud; pl. Archetuͤpen, Abdrücke 
der erjten Auflage. 

archi —, gr. (von ärchein, anfangen, herrichen) der 
deutſchen Vorſilbe erz- —— Yrchiäter, 
m. gr. (v. iätrös, Arzt) der erjte Arzt, Oberarzt, 
Zeibarzt; Archibouffon, m. fr. (fpr. arichibuffong; 
vgl. Bouffon) ein Erzpoffenreißer, Erznarr; Ars 
chikamerarius, m. nl. der Erzlämmerer; Archi- 
fanzellarins, m. nl. od. Archicancelier. fr. (ipr. 
arſchiſchangßeljeh) Erzkanzler; Archifapelänus, 
m. Erzfaplan (beim änsifchen Könige; Archi⸗ 
ddpifer, m. (vgl. Dapifer) der Erztruchſeß; Archi⸗ 
diaͤkönus, m. gr. (vgl. Diakonus) der erjte Amts⸗ 
helfer, Oberbelfer; in England: Stellvertreter der 
Biſchöfe; Archidiözeſe, f. (vgl. Diözefe) der geift- 
liche Sprengel eines Erzbiſchofs; Archtdux, m. 
nl. (it. arciduca, vgl. dux) Erzherzog; Ari: 
episföpus, m. gr. (it.arcivescövo, vgl. Epistopus) 
Erzbiſchof: ardtepisfopäf, erzbiihöflih; Archi- 
ghmnaſium, n. eine obere Gelehrtenjchule, Haupt- 
ſchule; Archihierarch, m. (vgl. Hierarch) der Erz- 
priefter, Hochprieſter; Archihierarchie, f. Soc 
prieiterwürde, Hochprieſtertum; Archiſpermen = 
Gymnofpermia, f.d. 

Arch-⸗Jerẽj, m. (v. archi- u. Jerei, |. d.) ruf. Erz 
bijchof der griech.-orthodoren Kirche (= gr. Ardhi- 
hierdrd). 

archiloͤchiſch, gr. beigend, heftig, ſchmähend (von 
Heden und Schriften), nad) dem alten griechiſchen 
Dichter Arhilöchos aus Paros, Erfinder der 
jambijchen Poefie. 

Archimägus, m. (v. archi- u. Magus, f. d.) Erz- 
zauberer, altperfiicher Geheimfünitler; Archima— 

ie, f. Erzzauberei, Goldmaderei = Alchemie; 

rchimandrit, m. neugr. (v. gr. mandra, Pferd), 
Hürde; Klofter, alfo) Kloftervorjteher, Abt; in der 
griech. Kirche die zweite Würde nad) dem Patri— 
arhen; Arhimimus, m. der Schaujpieler, der 
bei altrömijchen Zeihenbegängnifjen den Berftor- 
benen in jeinem Mienenjpielzc.nahzuahmen hatte; 
Arhimonafterium, n. (vgl. Monafterium) dag 
Haupiklojter; Archiofficia, pl. nl. (vgl, Offizium) 
Erzämter; Arhiöfondm, ın. gr. (val.Dfonom)der 
Berwalter des Kirchenvermögens; Archipäpa, m. 
der erite Kirchenvorfteher in der griech. Kirche. 

Ardipelägus, m. gr. gem. verk. Archindl (eig. 
Hauptmeer, v. pelagos, Meer) ein Inſelmeer, bei. 
das griechiſche er 

Arhiprespfiter, m. gr. (f. Presbyter) ein Ober- 


arctus 


kirchenvorſteher, Erzpriefter, Oberpriefter; Ari 
bresbyteriãt, n. Oberfirhenvorfteheramt. 


Archifterium, n. gr. biſchöflicher Sit. 
Architétt, m. gr. (architektön, v. tekton, Holzar- 


beiter, Zimmermann, l.architectus, fr.architecte} 
ein Baumeifter, Baufünftler; Architektoͤnik, f. die 
Baufunft; aud) die Kunft, ein wiſſenſchaftliches Ge- 
bäude (Syſtem) a nie Syitemlehre; archi⸗ 
teftönifch, den Kegeln der Baukunſt gemäß, 
baukünſtleriſch; ardhiteftonifche Kenntniffe, 
Kenntniffe in der Baukunst; auch das Lehrgebäude 
od. die Lehrform (das Suiten) betreffend od. darin 

egründet; Architektonograͤph, m. ein Baumerk- 

eichreiber; Architektur, f. I. (architectüra) die 
Baukunſt; Bauart, die Anordnung u. Einrichtung 
eines Gebäudes; Architefturformen, pl. Bau- 
formen; Architekturmalerei, f. die Baumalerei, 
welche die Werke der Baufunft als Hauptgegen- 
ſtand auf dem Gemälde zeigt; architectura ci- 
vılis, die bürgerfiche Baufunft; a. hydraulica, 
die Waſſerbaukunſt; a.militäris, Kriegsbaukunſt; 
a. navalis, Schiffsbaufunft. a8 


i Arditrdb od. Architraͤb, m. gr.-[. (von arch- u. 


trabs, Balfen, it. u. fr. architrave) der auf einer 

Säufenftellung ruhende Hauptbalfen, Bindebalfer 

(gioifchen Knauf und Fries), Steinbalfen, Säulen- 
alfen. . 


Archityp, r. Archetyp, ſ. d. 
Hrchiv, n. l.(archivum, dv. gr. archeion, d. i. Obrig- 


keitshaus, Rathaus) die Urkunden ammlung, der 
Urfundenjaal, das Urkundenhaus; Archivarius, 
Arhivär od. Archiviſt, m. nl. ein Urkundenbes 
wahrer od. «Aufjeher; archiuiich od. archivaliſch, 
urkundlich; archinaliſche Urkunde, Grundur— 
kunde; Archivalien, pl. die Urkunden, Urkunden- 
beſtände; Archivrecht, n. die Beweiskraft der ar» 
hivaliichen Urkunden, jofern dieſe die Beweiskraft 
aller anderen Urkunden übertrifft. 


Archivolte, f. fr. (pr. arihiwält’; it. archivolto) 


auf, Bogenleilte, Simd um einen Bogen (als 
ſcheinbarer Träger gotijcher Schwibbögen).. 


Archozẽle, f. gr. (von archös, der Alfter) Heilk. ein 


warmbrud; Archometron, n. der Maſtdarm⸗ 
meſſer od.-weiter; Archoutöma, n. od. Archo⸗ 
— f. Maſtdarmvorfall; Archorrhagie, f. 
fterblutfluß; Ardorrbäe, f. Ausfluß aus dem 
After, bei. Schleimfluß. | 


Archologĩe, f. gr. (v. arche, Anfang) Anfangs- od. 


Grundlehre, = Fundamental-BHilofopbie. 


Archon u. Archont, m., pl. Archoͤnten, gr. (von 


ärchein, en )Herriher, Anführer, Boriteher; 
im alten Athen die erite obrigteitliche Würde nach 
Abſchaffung der Königswürde. 


Arciere, |. arco. 
arco, m. it. (= |. arcus) der Bogen; Tonk. Bogen, 


Bogenftrich, al3 Zeichen für die Violinfpieler, mit 
dem Bogen zu ftreichen; davon coll’arco, mit dem 
Bogen, entg. pizzieato; Arciere, m. it. (fpr. 
artichiere; fr. archer) ein Bogen= od.-Hakenſchütz, 
Reibwächter; die ea. (gem. verderbt 
in Hartſchier, Hatidier, f. d.), die alte Zaijer- 
liche Leibwache zu Wien; Arcitenens, ın. I. der 
Bogenhalter, da3 Sternbild des Schügen. 


Arcot (jpr. arkoh) od. Arcou (ſpr. arkuh) m. fr. 


der Ofenbruch beim Metallſchmelzen, die Kräße, 
die Schlade. 


arctus (od. artus), a, um, [. eng, gedrängt, fnapp; 


Iharf begrenzt oder bejtimmt; Komp. arctior 
arctius, enger, Peer 2c.; arctior eitatio, f. !. 
Rſpr. geichärfte Borladung; arctius jus, das 


Arcula 


Argo — 


Näherrecht; aretius mandätnum, n. ein geſchärf- Arenga, f. nl. Zuckerpalme. 


ter Befehl; Arttation, f. nl. (v. J. arctare, ver- 
engen) Heilf. eine Verengung der Eingemweide und 
dadurd bewirkte Berjtopfung, auch das Bujam- 
menprefien eines Körperteil3 durch einen Verband. 
Arcüla avis, f. ein Vogel (bei den römijchen Augu⸗ 


rien), der Unglücd verfündigte, Unglüdsvogel, ein 


jchlimmes Anzeichen. 

arcus, m. l. der Bogen, die Krümmung, Wölbung; 
arcus diärnus,Sternf.derTagbogen; a.noctär- 
nus, der Nachtbogen; a. triumphalis, Triumph- 
bogen; a. visiönis, Opt. der Schebogen; arcua- 
tim (v. arcuäre, friimmen) bogenförmig; Arkua⸗ 
tion, f. die bogenfürmige Krümmung, Bogen» 
frümmung, 3. 3 der Knochen; arcülus, m. ein 
tleiner Bogen; arcülus senilis, der Greijenbogen, 
— gr. Öerontotoron, ſ. d. 

Ardaͤfſe od. Ardeſſe, f. fr. grobe Ausſchußſeide von 
— Ardafiine, f. Sertieide, feine perſiſche 

eide. 

Ardeb, m. ein ägyptiſches Getreidemaß (in Kairo 
= 179 1, in Werandrien = 271 ]). y 

Ardelio, m. L., pl. Ardeliönen, geichäftige Müßig⸗ 

änger, die gleichſam mit brennendem Kopfe (ar- 
entes) umherrennen und doch eigentlich nichts 
tun (vol. Polypragmoſyne). 

Ardelle, m. (fr. eau d’Ardelle) Nelkenwaſſer, ein 
mit Gewürznelfen und Musfatblumen bereiteter 
feiner Branntwein. 

ardent, I. (ärdens, v. ardere, glühen) brennend, 
WR feurig, heftig; ardor, m. l. od. ardenr, 
. fr. (fpr. ardöhr) od. Ardenz, f. nl. Glut, Hiße, 
Eifer; ardor stomächi od. ventricäali, I. Heil. 
Sodbrennen. 

ardito, it. (— fr. hardi) Tonf. kühn, beherzt. 

ardüus, a, um, I. hoch, jteil; uneig. ſchwierig, miß⸗ 
li; ardua — eine ernſte, ſchwierige Frage; 
Arduität, f. die Steilheit, Schwierigkeit. 

are you ready? engl. (beim Tennisſpiel, ſpr. är jü 
redi) Sind Sie fertig? oder furz: fertig? (ready?) 

Aröa, f. I. die Fläche, Ebne, insb. ein freier Platz vor 
einem Haufe, auch Hof, Tenne, Lichthof; Zirkus- 

lat; Urcäl, n. nl. (areäle) der Flächenraum, 
lächeninhalt, 3. B. eine Gebäudes. 

Arch, m. eine oftindishe Rechnungsmünze — 
Y, Krore = 25 Lad — 2; Millionen Rupien = 
4811322 M. 

Arcdas, pl. eine Art leichter oftindischer Zeuge, aus 
den glänzenden Fäden gemifjer feidenartiger Pflan— 

zen gemwebt. 

arefazieren, I. ausdörren; Arefält, n. ein aus- 
Bier od. ausgetrockneter Körper; Arefaktion, 
. die Ausdörrung. 

Areka. en. (areek, jpan. u. port. areca), 
od. Areka⸗Palme, f. auh Binang, ein Baum 
in Aſien, aus deſſen nußähnlichen Früchten das 
fogenannte Ratehu (f. d.) gewonnen wird. 

Arelät, n. od. Arelatiiches Reich (von der Stadt 
Arelate od. Arelas, jest Arles, im füdlichen 

ranfreich), das Burgundiiche Reid) im 9. u. 10. 


ahrh. 

Arena, f. l. der Sand, Sandplan; Kampfplatz im 
Amphitheater der alten Römer; die Fläche der 
Kampf- oder Rennbahn im Zirkus, Schaubühne; 
Arenarius, m. (gr. psammites) des Archimedes, 

ählung der Sandkörner (ſ. Humboldt3 Kosmos 
d.3,©. 41); Arenstion, f. nl. = arenösum 
balndum, Scheidek. ein Sandbad; arenieren, fr. 
(aröner) fich jenten, von Gebäuden. 
Arendätor u. Arende, j. Arrendator. 


Areöla, f. I. (Verl. von area) der Heine Hof, d. i. 
rote Kreis um die Puſteln der Schußblattern; der 
Warzenring auf der Bruft; der Hof um den Mond. 

Ureometer, n. r. Aräometer, ſ. d. 

Yrcopägus od. Arcopdg, m. gr. (Areiöpägos, 
Areios, dem Ares geweiht, und pägos, Hügel) der 
ältejte und berühmtejte Gerichtshof in Athen (bef. 
über Blutjchuld), der auf einem dem Ares (Mars) 
gemeihten Hügel gehalten wurde; eine Verſamm— 
lung unparteiifcher, ehrwürdiger Richter; Areo— 
vagit, m. ein Richter dieſes Gericht3hofe2. 

Ares, m. gr. (Ares) Fabell. = lat. Marz, ſ. d.; 
Areotektoͤnik, f. gr. die Lehre vom Angriff und 
der Verteidigung feſter Plätze. 

Arctalög, m. gr. (aretälögos, v. ar&te, Tugend), 
pl. Aretalögen, Tugendſchwätzer, angebliche Phi— 

Ieiopben im alten Rom, die zu ſchmarotzenden 
ultigmachern herabgeſunken waren; Aretine, 
weibl. Name: Tugendhafte, Tugendreiche; Areto⸗ 
logie, f. die Tugendlehre, ein Abjchnitt der Ethik. 

aretinifche Silben, j. unter ut, re. 

Argäli, n. perj.(argali) das Muffeltier, wilde Stein- 
ichaf, fr. Mouflon, m. (fpr. muflöng), in Sibi- 
rien und im nordwejtl. Amerika. 

Argandſche Lampen, von Argand in London 
1783 erfundene Lampen mit hohlem, walzenför- 
migem Docht und einer die Slamme umgebenden 
Slasröhre; daher Argandſche Brenner, ſolche 
mit runder Flamme für Gasbeleudytung. 

Argeier, gr. = lat. Argiver, f. d. 

argentum, n.|[., argent (pr. arſchaing), fr. Silber, 
Silbergeld; argentum foliätum, I. Blattfilber: 
a. fulminans, Sinallfilber; a. musivum, Maler- 
filber; a. vivum, lebendiges Silber, DQuedjilber; 
argent blanc, fr. (jpr. arſching blang) Silber» 
münze: a. comptant (jpr. — kongtaͤng), bares 
Geld;a.conrant (jpr. —furdng), gangbare Münze; 
a. en coquille (jpr. angkokij), Mal. Muſchelſil— 
ber; a. en feuille (jpr. —föf'). Blattiilber; a. en 
lames (jpr. —lahm’), Silberlahn; a. en lingots 
(pr. —längsdb), Silber in Barren; a. hach& (ſpr. 
haſcheh), Silber; verfilbertes Metall, auch Ge— 
räte von verfilbertem Metall; a. plaqué (jpr. 
—plafeh), Blech, Beleg oder Überzugjilber; a. 
vitreux (jpr. —witröh), Glanzſilber, Glanzerz; 
Argentäl oder Ürgentän, n. nl. Neuſilber, eine 
Metallmiihung aus Kupfer, Zink und Nidel, = 
Pakfong (j. d.); Argentarins, m. I. ein Geld» 
wechjler bei ven Römern; Argenterie, f. fr. (pr. 
arſchangtr'ih) Silbergeichirr, Silbergerät; argen«- 
teus, lat. ſilbern z. B. Codex argenteus, d. i. 
die füberne Handſchrift, nämlich die Handichrift 
der gotischen Ei ie des Biſchofs Wul- 
fila, die gegenwärtig ſich in Upſula befindet: ars 
gentin, ſilberfarben, hellklingend wie Silber; 
Argentin, n. ein zerteiltes Zinn, das zur Her- 
jtellung von Silberdrud auf Geweben verwendet 
wird; Porzellan, dad mit Silber (od. aud) Gold 
od. Kupfer) überzogen it; argentieren (fr. ar- 
genter),verjilbern ; Urgentometer, Sitberprüfer; 
Argentüre, k. (jpr. arſchangtühr'), die Verfilbe- 
tung; Argiroide — Argyroide, f. d. 

Argivber, pl. (1. Argivi) die Bewohner der griech. 
Provinz Argos od. Argoli3; bei den Iatein. Dich- 
tern für Griechen überhaupt. 

Arno, f. gr. Tab. das ältejte, unter Athenes Lei— 
tung erbaute Schiff; aud) al3 Sternbild am jüd- 
lichen Himmel: das Schiff; Argonauten, pl. 
d. i. Argoſchiffer, für die jenes Schiff beſtimmt war, 


12 Argologie 
Jaſons Reijegefährten nach Kolchis zur Eroberung 
des goldenen Vlieſes; Argonant, m. aud) eine 
Gattung Meerjchneden: der Bapiernautilus; Ar— 
gonautika, pl.die Gefchichte des Argonautenzugs, 
von Apollonius dv. Rhodus und Valerius Flaccus 
als epifches Gedicyt bearbeitet; Argoſie od. Ar⸗ 
goſh. f. engl. (vgl. ml. argis, ein Laſtſchiff, gleich— 
falls von dem Schiffe Argo jo genannt) die Ka— 
racke; ein großes Sandeleihiff. 

Argologie, f. gr. (v. argös — aeıgös, untätig, 
müßig) unnüges, müßiges Geſchwäßz. 

Argot, £. fr. (pr. argdh; v. dem häufig gebrauchten 
ergo [j. d.] der lateinifcy, alfo für Laien unver: 
ſtändlich Nedenden; daher ergoter, mit Worten 
jtreiten und argoter, Notweljch reden) das Rot— 
welich, die Gauner- od. Diebesipradye; argotie= 
ren, rotwelſchen, die Gaunerſprache reden; Argo— 
tismus, m. barb.l. ein Ausdruck od. die Eigen- 
tümlichkeit der Gaunerſprache. 

Argouſin, ın. fr. (ſpr. arguſäng; wahrſch. verderbt 
aus dem ſpan. Alguacil, ſ. d., oder auch fran- 
zöſiert aus Argus, ſ. d.) ein Aufjeher über Ga- 
leeren-Sträflinge. 

argnieren, |. (arguere) anzeigen, dartun, über- 
führen, beweilen; Argument, n. (l. argumentum) 
ein Beweismittel, der Grund, Beweisgrund; der 
Stoff oder Inhalt einer Schrift, Dichtung 2c.; 
Stern. ein Bogen, im Berhältnis zu welchem ein 
andrer berechnet od. gefucht wird; argumentum 
ab invidia, ein böslicher od. boshafter Schein- 
grund; a. achilleum, ein Trugſchluß; a. e con- 
trario, ein aus der Erwägung des Gegenteils fich 
ergebender Grund; a. ad hominem, ein Beweis, 
der von den ausgeſprochenen Grundfäßen, der 
Handlungsweiſe 2c. des Gegners ſelbſt hergenom- 
men it, alfo ein fchlagender Beweis, eine perſön— 
lihellberführung; a. ad veritätem, ein von all- 
gemein gültigen, wiljenschaftlich beariindeten Sägen 
anusgehender Beweis; a. e consensu gentium, 
ein ſich auf die Ubereinſtimmung aller Bölfer und 
Beiten berufender Beweis; a. externum, ein von 
einem außerhalb der Streitfrage liegenden Gegen— 
ſtand bergeleiteter Grund; a. internum, ein in 
der Streitſache jelbit liegender Beweisgrund; a. 
palmarlum und a. primarium, ein enticheiden- 
der Beweis, ein Hauptbeweis; argumentieren (. 
argumentäri), einen Beweis führen, jchließen, fol- 
gern; Argumentation, f. die Folgerung, Schluf- 
folgerung, Beweisführung; auch Schluß- und Be- 
weisart; Argumentätor od. Argumentift, m. 
der Beweisführer; argumentes(l.argumentösus, 
a, um), reich an Stoff vd. an Beweisgründen. 

Argus, m. gr. (Argos) Fabell. der hundertäugige 
Bewacher der von der Hera in eine Kuh verwan- 
delten Gelichten des Zeus: Ko; nneig. ein wach- 
jamer eiferfüchtiger Hüter; Argus-Augen, im- 
mer offene Augen, denen nicht leicht etwas entgeht. 

Argutien (ipr. —zien), pl. I. (argutiae) Spigfindig- 
feiten; argutiss, nl. jpisfindig; argutieren (ar- 
gutäri), jpißfindig reden, ſchwaͤtzen. 

Argyride, gr. (v. argyros, Silber) die Silberjtufe, 
ſilberhaltiger Schwefelfies; arghridiſch, filber- 
haltig; Argyria oder Argyriaiis, f. filberähn- 
liche Färbung der Haut, die durc längeren Ge- 
brauh von Höllenftein hervorgerufen wurde; 
Arghraſpiden, pl. Silberfchildträger, die vor- 
nehmſte Abteilung der an Tendien und 
der Leibwache Aleranders d. Gr.; Argyritis, f. 
Silbererz, Silberglätte (eig. Bleiglätte),; Arghro— 


Ariſtarchus 


f. Scheinſilber, Kunſtſilber, eine dem Silber ähn— 
ide Metallmifchung; arghrokömiſch, filberhau- 
tig; Arghrokratie, f. die Geldherrſchaͤft; Argh— 
romanie, f. Geldwut, Geldfucht; argyroneta, t. 
gr. (Silberjpinnerin) die Waſſerſpinne, nach ihren: 
ſilberglänzenden Geſpinſt; Argyrophan,n.Schein- 
ſilber, eine ſilberähnliche Metallmiſchung; Argh— 
ropun oder Arghropöle. f. vermeintliche Silber- 
macherei. 
Arhythmie, f. ge. = Arrhythmus, f.d. 
ria, f. it. 1. 1. aër) Quft; Aria cattiva, bös— 
artige, Fieber erzeugende Luft in Italien, Def. in 
In Maremmen u. Pontiniſchen Simpfen; 2. |. 
tie. 
Ariddne, £, in der griech. Fabel Tochter des Minus 
von Kreta, half dem Thejeus aus den Jrrgängen 
des Labyrinth, wo er den Minotaurus erlegte, 
vermitteljt eines Fadens den Rückweg finden; da- 
ber Ariadne-Faden, ein Leitfaden durchs Ge- 
— Sternk. ein Aſteroid, 1857 von Pogſon ent- 
ect. 
Arianismus, m. die Lehre des Arius — 
und ſeiner Anhänger, welche die Gottheit Chriſti in 
Abrvede jtellten ; Ariãner, pl. Anhänger dieſerLehre. 
arid oder aride, !. (aridus, a, um) dürr, troden; 
Aridität, f. (I. ariditas) Dürre, Trodenheit, Ma- 
gerfeit, auch uneig. von der Rede; Aridür, f. nl. 
Heilk. die Vertrocknung, Abzehrung, der Schwund. 
Axie, f. (aus dent it. arla, fr. air, Quft, Wind; dann 
Weife, Melodie) ein Lied, Geſang; Einfang, entg. 
Duett 2c.; auch die Geſangweiſe zu einem Liede; 
Arictte, £. fr. (ital. arietta) eine Eleine Arie, ein 
einfaches Liedchen; arioso, it liedmäßig, jangbar; 
Artoͤſo, n. als Hauptw. ein arienmäßiger Geſang, 
welcher in das Nezitativ eingejchoben wird. 


Ariel, m. urſpr. hebr. Eigenname (ariel, Löwe Got- 


dämas, m. Katzenſilber, Slimmer; Arghyroide, | 


tes, d. i. heldenmütiger GStreiter fiir Gott), nad 
der Dämonologie der Sabbala ein Wafjergeiit; 
Beiname von Serufalem; nad) der Yabell. des 
Mittelalters ein Luftgeiſt, Schußgeift der Unſchuld 
(jo 3.8. bei Shafefpeare). 

Aries, m. I. der Widder, auch als Sternbild des 
Tierkreifes; ein Sturmbod, Mauerbrecher, Be- 
lagerungsmajchine im Altertum. 

Ariette, ſ. Arie. 

Arihman, ſ. unter Ormuzd. 

Arimannen, die Freien bei den Langobarden; im 
Gegenjat der Unfreien, aber auch der Obrigkeit; 
Arimannie, f. ihre Gejamtheit in einen Gau, 
auch ihre Abgabe, Heerbanniteuer. 

Yrimdspen, pl. (l. Arimaspi, gr. Arimaspoi) ein 
fabelhaftes, wahrſch. ffythiiches Volk im äußerten 
Nordoiten der alten Welt, al3 einäugige friegeriiche 
Menichen gefchildert, die mit Greifen (Grypes) um 
den Befiß des Goldes kämpfen. 

Ariolation, ſ. Hariolation. [971,6 mm. 

Ariſch, m. perj. (arisch) eine perſiſche Elle = 

ariiche Sprachen (von ſanskr. ärja, ein Mann des 
iranischen und indiihen Stammes, be. ein An- 
gehöriger des in Indien herrſchenden Stamntes, 
welcher die drei obersten Kaften bildete, davon Aria, 
eine Landſchaft des alten Perſiens) perfiiche oder 
iranische Sprachen, die Sprachen indogermanijchen 
Stammes in Berfien und Indien; in umfaflen- 
derem Sinnedie Sprachen indogermanifchen Stant- 

mes überhaupt (ſ. Indien). 

Ariſta, k. lat. die Granne. N: 

Ariſtaärchus od. Mriftärch, m. gr. ein berühmter 
aligriech. Grammatiker, der ein ſcharfer Beurteiler 
der Gedichte Homers und Pindars war; daher 


Ariitofratie 


übh. ein ſtreuger Kunftrichter; ariſtaärchiſch, mit 
der Miene eines jolchen Kunſtrichters. 
Ariitofratie, f. gr. (aristokräteia u. aristokratia, 
eig. Herrichaft der Beiten, von Aristos, der beite, 
und kratein, herrfchen) Adelsherrfchaft; Adel, Ge— 
burt3adel, Geiftesadel; entg. Demokratie; Ari— 


ftofrät, m. Anhänger einer ſolchen Staatsverfaj- 


jung, ein Adliger; ariftofrdtifch, adlig; edel, vor- 
nehm; Mriftofratismus, m. Anhänglichleit an 
die Adelsherrichaft; Grundfäge und Handlungs- 
weile der Adelsherrichaft; Ariſtodemokratie, f. 
Adels- und Voltsherrichaft. 

Ariſtolochia, f. gr. (v. Aristos, der befte, u. locheia, 
das Gebären, d. i. geburtfördernd) das Geburts— 
fraut, ſ. Ofterluzei; Ariſtolochin, n. das Ari— 
itolochiabitter, ein in der Wurzel der A.serpen- 
taria gefundener Stoff; Ariſtolochica, pl. (sc. 
NRemedia, ſ. d.) Heil. das Gebären und bef. die 
Kindbettreinigung befördernde Mittel. 

Ariftotelifer, n. ein Anhänger des athenifchen 

hilofophen Ariftoteles; Ariſtotelismus, m. die 
ehre oder Philoſophie desjelben. 

Arithmẽtik, f. gr. (von arithmös, m. die Zahl) die 
Zahlenlehre (zerfällt in Buchſtabenrechnung und 

gemeine Ktechenkunft); politiſche Arithmetik, An— 
wendung der Arithmetik für gejellichaftliche oder 
ftaatliche Einrichtung N B. das Verſicherungsweſen 
u. a.), Harmonische Arithmetik, die Verwendung 
der Arithmetik in der Aluſtik; Arithmetiker, m. 
ein Nechenmeifter, Nechenfünftler; arithmeötiſch, 
zum Rechnen gehörig, durch Zahlen dargeftellt 
oder bewirkt; arithmetiſches Mittel, die halbe 
Summe zweier Zahlen, Mittelwert; arithmetiſche 
Proportion, j. Broportion; Arithmogriph, 
ra. gr. (von griphos, d. i. Netz, Rätfel), ein Zahlen- 
rätſel; Arithmologre, f. die Lehre von geheimen 
wunderbaren Eigenjchaften der Zahlen; Arithmo— 
mantie, f. das Wahrjagen aus Zahlen; arith- 
momdntiich, aus Zahlen wahrjagend; Arithmo⸗— 
meter, m. gr. Rechenmajchine (von Thomas in 
Kolmar erfunden). 

Arkadier, pl. gr. eig. Eingeborene von Arkadien, 
einem don Sitten bewohnten Gebirgslande in 
Morea; ein Dichterverein im heutigen Nom; ar= 
kaͤdiſch, aus Arkadien, Schäferlich, ländlich, un— 

ſchuldig, vgl. idyllisch. 

Artän, m. tatar. ein Seil aus Pferdehaaren (ähn- 
ih dem Laſſo), das zum Einfangen der milden 
Pferde dient. 

Arkanfon, n. fr. = Kolophonium. 

Arkänum, n., pl. Arkãna, I. (v. arcänus, geheim) 
ein Geheimnis; Geheimmittel; Arkaniſt, m. ni. 
ein Geheimnisfundiger, Geheimnisträmer. 

Arkatur, f. I. (v. arcus, der Bogen) Bogenftellung. 

Arkebuſe, f. fr. (pr. ark'büſ'; altfr. harquebuse, 
ſpan. arcabuz, ital. archibugio, holl. haakbus, 
deutſch: Hakenbüchſe) die Hakenbüchſe; arkebuſie— 
ren (fr. arquebuser), ſtandrechtlich erſchießen; 
Arkebujade, f. (pr. arf’biijad’) der Büchſenſchuß; 
die Erſchießung; Schußwunde; Arfebufade-Maf- 
fer, Schußwundenwaſſer; Arkebuſier (pr. — je), 
ein Scharfſchütz; auch der Büchjenmacher. 

Arkelet, Arkolei, f. (von lat. arcus, der Bogen) 
Kriegsmaterial, befonders Geſchütz, in der älteren 
———— — Wrtillerie. 

Arköfe, f. Sanditein, der mit Feldfpat durchjegt ift. 

Arktik, £. engl. das Nördliche Eismeer. 

aͤrktiſch, ar. (v. Arktos, Bär) in Beziehung auf die 
beiden Sternbilder de3 großen und Kleinen Bären 
(Ursa major und minor) am nördlichen Bot, alfo: 


Armatolen 13 


nördlich, nordiſch; Arktür, m. I. Arkturus (ar. 
Arktüros, von üros, Wächter, Hüter, aljo eig. der 
Bärenhüter) ein ſchöner, rotleuchtender Stern erfter 
Größe (arab. Aramech) unweit des Bären im 
Sternbild des Bodtes (d. h. Ochfentreibers, info- 
fern das Siebengeſtirn des Bären auch unter dem 
Bilde eines Rindergeſpanns aufgefaßt wurde [vgl. 
septentrio], welchem der Treiber zur Seite ging). 

Arktur, f. lat. Heilf. das Einwachſen der Nägel in 
das Fleiſch. 

Arknation, f. [., j. arcus. | 

Arlecchino, m. it. (pr. ch = ff); Arlequin, fr. 
(pr. arlefäng) ein Ruftigmacher, Poſſenreißer, 
Hanswurft, gew. Harlefin; Arlequine, f. (pr. 
— ihn’) Hanswurſttanz; Arlequinade, ſ. Har— 
lekinade. R — 

Arlesgüter (wahrſch.verdorben fiir Urlaßgüter oder 
Urlosgüter), freie Güter, Los- oder Laßgüter. 

Arlet, m. engl. oſtindiſcher Kümmel. 

arma, pl. I. Waffen, Geräte; ſeit dem Mittelalter 
für Wappen, Gefchlechtswappen, fr. armes (pr. 
arm’); armes parlantes, fr. (pr. —parlängt’) 
redende Wappen, die den Namen ihrer Führer 
bildlich andeuten (z.B. ein Rad für Wagneru. dgl.); 
ad arma, |. od. aux armes, fr. (ſpr. ohſcirm) zu 
ven Waffen! zum Werke, zur Sade! in armis, 
unter den Waffen, bewaffnet; inter arma silent 
leges, unter den Waffen ſchweigen die Geſetze, d. h. 
im Kriege gilt fein Recht — als das des Stärfe- 
ren; inter arma silent musae, d.h. im Kriege 
fiegt Kunſt und Wiſſenſchaft darnieder; Armaͤda, 
f. ſpan. (v. armädo, bewaffnet) od. Armade, eine 
Ausrüftung, Kriegsflotte, a die von 
Philipp I. in Spanien gegen ae Eng- 
land 1583 ausgerüſtete große Flotte; Armadill, 
m. (fpan. armadillo) da3 Gürteltier, Schildferfel, 
auch Tatu in Südamerika; Armadilla, Ipan., 02. 
fr. Armadille, f. (ſpr. —dilja, —dij’) eine kleine 
Flotte, ein Geſchwader; auch ein kleines bewaff— 
netes Schiff, beſ. Zollſchiff; Armaliſten vd. Ar: 
mäles, pl. (vom ungar. armälis, der Adelsbrief) 
Adlige in Ungarn ohne Grundbefiß, die nur von 
Waffendienfte lebten; Arınamentarinm,n.i. das 
Waffenhaus, Zeughaus; Armarium, n. 1. (it. ar- 
mario) ein Schranf für allerlei Gerät, be. Biicher- 
Ihranf; Armariölum, mein Schränfchen,Bücher- 
ſchränkchen; Hojtien-Behältni3 in der rom. Kirche; 
Armarius, m. ml. Waffenfchmied; Bücherauf- 
jeher; Bewahrer der Kirhenbücher und Vorfänger 
in Klöftern; Armateur, m. fr. (ſpr. armatöhr) ein 
bewaffnetes Handelsſchiff; ein Needer od. Schiffs— 
eigner, der fein Schiff zu einer weiten Reife aus— 
rüftet; aud) der Inhaber eines — ——— ein 
Seefreibeuter, Seeräuber; Armierung, f. Bewaff— 
nung, Ausrüſtung, Panzerbeſchlag (der Panzer— 
ſchiffe) Panzerung; Zubehör (zu einem bewaffneten 
Schiffe) = Armatur, ſ. d. 

Armagnak, m. fr. (pr. armanjad) ein dem Kognak 
ähnlicher Franzbranntwein aus der Landjchaft 
Armagnac in der Gascogne; Armagnaks oder 
Armagnaken, pl. (pr. Armanjäken) Kriegsbanden 
des Herzogs von Armagnac, von Karl VII. gegen 
Schweiz und Elfaß gejchiet, 1444 bei St. Jakob 
a. d. Birs von den Schweizern gefchlagen, fcherzh. 
die Armengeden genannt. 

Armatolen, pl. neugr. (armatölös, von armatönd, 
ich bewaffne) Wehrmänner, Klephten (f. d.), die mit 
der Pforte in Unterhandlungen traten; Arma— 
tolien, pl. die den Armatolen von der Pforte an— 
gewiejenen Bezirke. 


14 Armatur 


Armetür, f. I. (armatüra) das Kriegsgerät, Rüſt—⸗ 
eug, die Waffenrüjtung, Bewaffnung; Seejpr. die 
Ausrüjtung und Bemannung eines Schiffes; Pan— 
zerung eines Schiffes; Waffen- und Bauf. Wehr- 
gerät, Kriegszierat, Waffenfchmud; Naturl. Ar— 
matıır des Mannets, die Kraftveritärkung des— 
jelben durch Eijenvorlagen, Bewaffnung; Armes 
turfammer, die Rüjt-, Wehr- od. Waffentammer; 
Armaturichifi, ein zum Kreuzen auslaufendes 
bewaffnetes Schiff; Armaturftüd, ein Rüftftüc, 
Wehrſtück, Waffe; Keſſel-Armatur, Kefielaus- 
rüſtung. 

Armee, fr. (v. armer, bewaffnen) ein Heer, Kriegs— 
heer; Zandheer, Landmacht; armée volante, fr. 
(pr. —woldngt’) Kıf. ein fliegender Heertrupp; 
Armee fommando, n. fr..it. der oberfte Heer- 
befehl, die Kriegsführerfchaft; (eine vollftändige 
Armee teilt fihin mehrere ArmeesKorps ſſpr. im 
Sing. —fohr), d. i. Heerkörper, Heermaſſen, weiter 
in Diviſionen, Heerteile, die wiederum in Bri- 
gaden, Heericharen, deren Unterabteilungen Re— 
gimenter, Bataillone, Kompagnien find); 
Armenent,n.fr. (ſpr. arm'meing) die Bewaffnung, 
Ausrüſtung, Kriegsrüſtung, —— eines 
Schiffes; die Mannſchaft ſelbſt; auch ein Kriegs— 
geſchwader. 

Armenier, m. Einwohner von Armenien, Gebirg3- 
land in Aſien; auch die größte Art aus Oſt-Europa, 
bei. aus der Moldau kommender Schlachtochſen 
(Armenianer); armenifcher Stein (lapis Arme- 
nius), eine Steinart, bejtehend aus Kalk oder 
Duarz, gemengt mit Kupfer-Laſur, in Armenien 
und in Tirol, gereinigt als Bergblau iuden Handel 
fommend. 

Armide, f. die Bewaffnete, Name einer fehönen und 
mächtigen Zauberin in Tafjos befreitem Jeruſalem; 
uneig. ein verführerifches Weib überhaupt. 

Armifer od. Armiger, I. — im Mittel⸗ 
alter der Knappe oder Page eines Ritters. 

Armile, f. I. (armilla) ein Armband, Armſchmuck; 
Armillär-Sphäre, f. eine Ringkugel zur Dar- 
jtellung verjchiedener Erd- oder Himmelskreiſe. 

Armiluftrium, n. lat. ein Waffenfeſt der alten Rö— 
mer, das in Opfer und feierlichem Umzug beftand 
und alljährlich abgehalten wurde. 

Armilnftrum, n. !. ein Platz auf dem aventinifchen 
Hügel in Rom, auf dem jährlid) das Armilu— 
ftrium (f. d.) abgehalten wurde. 

Armin, m. u. Arminia, f. altd. Name (v. I. Ar- 
minius, dem berühmten Cherusferfüriten, welcher 
den Varus befiegte; vgl. althochd. Irmino, m. und 
Irmina, f.) der — hat nichts gemein mit dem 
neuhochd. Hermann, der althochd. Harimann, d.i. 
Heermann hieß u. 1. Chariomannus; Arminen, 
pl. ein Zweig der 1817 in Jena gegründeten Burschen» 
ſchaft, der nihtmitden®ermanen,einem anderen 


Zweige dieſer Studentenverbindung, unmittelbar 


politiiche, fondern rein ideale Zwecke verfolgte. 

Arminiäner, pl. Anhänger der Glaubenslehren des 
Jak. Arminius, der zu Anfang des 17. Zahrh. zu 
Amſterdam und Leyden lebte und lehrte, = Re— 
monjtranten. 

armipotent, I. waffenmächtig, Friegeriih; Armi— 
votenz, f. die Waffengewalt, Kriegsmächtigkeit. 

armieren, |. (armäre) bewaffnen, ausrüjsten; beſ. 
eine Feſtung mit Geihüß, Kriegsbedarf, Bejagung 
und Lebensmitteln verfehen; einen Magnet ar- 
mieren, ihn durch eine eijerne Einfaffung ver⸗ 
ſtärken; Bauk. einen Balken armieren, ihn 
mit Mitteln zur Verſtärkung feiner Tragkraft 


Arpanetta 


verjehen; Tonk. ein Vorzeichen vor ein Tonftile 
jeßen; Armierung, f. —— Armie⸗ 
rungs Anker, od Klammer, eiſerne Stangen zur 
Befeitigung der Mauern. 

Armiftitinm, n. nl. oder Armiſtice, n. fr. (fpr. 
— ſtihß') der Waffenftillftand. 

Armist, m. ruf). der lange tuchene Oberfittel des 
ruf. Bauern, einem Schlafrod ähnlich. 

Urmogdn, m. fr. Seeipr. gutes Wetter, günftige 
Zeit zur Fahrt eines Schiffes. ‚Ttaffet. 

Armoifin, m.fr. (pr. armoaſäng) der dünne Futter- 

Armorazie, f. Bot. Meerrettich). | 
rmorial, n. fr. (nl. armoräle, v. arma) ein Wap- 
penbud; Armoriſt, m. ein Wappentenner. 

Armoͤrika, das Land derMeeranmohner, Zelt. Name 
de3 weitl. Frankreichs, bef. der Bretagne; arme= 
riſch, altgaltifch. 

Arwitrong-Kanone, eine von W. Armſtrong in 
London erfundene Kanone mit gezogenem Rohr 
und Hinterladung. ) 

Armſtrongs-Miſchung, f. ein Exploſionsſtoff, der 
aus einer Miſchung von Phosphor und dhlorjaurem 
Rali beiteht. 

Armüre, f. fr., pl. Armüren (von armure,d.i. 
Rüſtung, Beichlag, davon die Armüre, d. i. eine 
Vorrichtung am Webftuhl, die zur Herftellung der 
betreffenden Armüreitoffe dient, nach diefer Bor- 
richtung heißt dann der Stoff jelbft Yrmüre), Ge— 
jamtname einer unter den verjchiedenften Einzel» 
benennungen vorfommenden Klaffe von Geweben, 
die, ohne eigentlic) gemuftert zu BR doch Kleine 
Grundzeichnungen aufweijen und jo den Übergang 
bon den glatten zu den gemufterten Stoffen bilden. 

Arnant, m. eine Sommermweizenart aus Odeſſa. 

Arnaudons Grin, ein in der Zeugdruderei ver- 
mendetes giftfreies Grün. 

Arnauten, pl. der türfifche Name fir Albanier 
oder Albanejen, ſ.d. 

Arnika, f. nl. (v. gr. arnös, Lamm; eig. Schafkraut, 
währſch. weil nur Schafe und Ziegen es ohne Ge- 
fahr freffen) eine Pflanzengattung; insbeſ. die Art 
arnica montäna, Fallwurz, Fallkraut, Wohlver- 
leih, eine heilfame, zumal von Homdopathen viel 


- gebrauchte Pflanze. 


Arneldften, pl. Anhänger des Arnold von Brescia, 
eines Kirchenlehrer im 12. Jahrh. 

Hreiden, pl. I. (aroideae) Pflanzen mit Ahren- od. 
Kolbenblüten, wie Aron, Kalmus ꝛc. f 

Aröme, n. gr. (äroma, Würze) der, Duft, Würz- 
duft, Wohlgeruch, den ätheriiche Die verbreiten, 
Gewürzſtoff der Pflanzen; Aromalith. m. ein 
Würzſtein, wohlviechender Stein; Aromatife, pl. 
Würzmittel, Wirzen; gremdtifch, würzhaft, wür— 
zig, wohlriechend, duftend; aromatiſieren, wür⸗ 
en, wohlriechend machen; Aromatiſation, f. die 

ürzung von Arzneien oder Speifen. 

Aron, n. gr. od. Arum, n. L. ein Pflanzengeſchlecht, 
.B. gemeinesAron (arum maculätum), Aron- 
* Braffenfind, Zehrwurz. 

Arondẽelle, f. fr. (Verkl. von altfr. aronde = I. hi- 
rundo, Schwalbe) ein leicht befegeltes Fahrzeug 
mittlerer Größe, 3. B. eine Brigantine. 

Arpälif, n. türk. (v. arpa, Gerfte, eig. en 
ein Gericht3bezirk, defjen Einfommen den Paſchas 
al3 Zulage zuffieht 


Arpandtta, f. it. (von arpa, Harfe) die Spibharfe; 


ardeggieren (ipr. arpedichieren, it. arpeggiare) 
eig. auf der Harfe fpielen; Tonk. die Töne eines 
ffords zwar gebrodyen (vereinzelt), aber raſch 
nacheinander anichlagen, gem. brechen, reißen; 


Arpent 


ſpöttiſch: klimpern; Arbteggiatür, f. (ſpr. Ar⸗ 
pedſchatur) eine Reihenfolge von ſolchen gebroche— 
nen Atkorden; arpeggio, m. (jpr. arpedjcho) die 
Tonbrechung nad) Art des Harfenjpield; arpeg- 

 glato, it. (ſpr. —pedichdto) gebrochen, gerifjen. 

Arpeni, m. fr. (fpr. —pdng; I. arpennis, ml. ar- 


pentium, aripendium :c, ein keltiſches Wort) älte- 


ve franz. Feſldmaß (arpent de Paris = 34,2 a; a. 
d’ordonnance, zugl.normänniicher Ader=51,07a; 
a. commun — 42,21 a); Arpentage, f. r. n. (pr. 
arpangtäich’)das Feldmefien; Arpentenr, m. (pr. 
arpanatöhr) der Feldmeſſer. 

Arbpicordo (it. v. arpa, Harfe) od. Arpichoͤrd, n. 
—= GSpinett; auch ein harfenähnlich Elingender 
Flügelzug. 

Arquebüfe, ſ. Arkebuſe uſp. — 

Arragonit, m. (v. Arragonien in Spanien) ein 
dem Kalkſtein verwandtes Mineral, durch einen 
Heinen Gehalt an fohlenfaurer Strontianerde von 
ihm verſchieden. 

Arrat, m. arab. (araq, Schweiß, Saft, abgezogenes 
gebr. Waller, dv. arab. araqa, ſchwitzen), Reis— 
branniwen, em ſtarker Branntiven aus Reis, 
Zuder oder dem Saft der Kokosnüſſe. 

Arrakaͤtſcha, f. (ſpan. arracacha, amerik. Name der 
Maniok-Wurzel) eine zur Nahrung dienende Wur- 
zel aus Südamerika (arracacha esculenta). 

arrangieren (pr. arrangf$—), fr. (arranger; vgl. 
Rang) ordnen, anordnen, einrichten, veranitalten; 
ſich abfinden, vergleichen, auseinanderjegen, 3. B. 
mit feinen Gläubigern; Tonk. ein Muſikſtück für 
ein anderes Inſtrument od. in eine andere Tonart 
umfegen: Arrangentent, n. (jpr. arrangſch'maͤng) 
die Anordnung, Einrichtung, auch Vorfehrung, 
Beranftaltung; dann Abfindung, Ausgleichung od. 
Vergleich zwiſchen ftreitenden Parteien, gütliche 
Übereinktun ı und Auseinanderjegung; Tonk. Be- 
arbeitung; Arrangenr, m. (pr. arrangſchör) der 
Anordner, Einrichter. 

Arraroba, |. Araroba. 

Arras. Aras. 

Arrätel, m., pl. Arraͤteis (vom arab. arratl, das 

fund) auch Libre genannt, das frühere ii 
ſiſche Pfund (= 459 g), von welchem 32 eine Yr- 
roba (}.d.), und 128 einen Duintal od. Zentner aug- 
maden. 

Arratras, Rollermühle. 

arrendieren, ml. (arrendäre; fpan. arrendar, fr. 
arrenter; vom ml. rendere, fi. rendre = I. red- 
dere, woher, rendita, Rente) ein Gut in Pacht 
nehmen und geben, pachten; Arrendierer, m. ein 
Verpachter, Verleiher; Arrendäter od. Arenda= 
tor, m. ein Pächter; arrendatio od. Arrende, f. 
(ml. arrenda) die Güterpacht, der Bachtvertrag; in 
Rußland ein Pachtkrongut, ein Krongut, welches 
verdienten Berjonen für eine mäßige Pacht iiber- 
laſſen wird. 

Arreragen (pr. —raͤhſchen), pl. fr. arrerages, von 
arriere) rüdjtändige Zahlung, Rüditand; arre— 
ragieren (pr. —ſchieren; fr.arrerager) anwachſen. 

— m. ml, (arrestum, n., v. I. ad u, restäre, 
bleiben; altfr. arrest) die Haft, das Gefängnis, der 
Beichlag, Beichlagnahme; dinglicher Arreſt, auf 
Geld od. bewegliche Güter eines Schuldners geleg- 
ter gerichtliher Beichlag; Berfonal-Arreft, per- 
Jönliche Haft; Haus-Arreit, Haushaft; Stu— 
ben-Arreſt, Stubenhaft; Arreſt-Geld, Haft- 
geld, Schließgeld; arrest of judgement, mn. engl. 
(pr. ärreſt Hm dſchödſchment) Hinderung einer 
Strafvollitrefung auf richterlichen Befehl auf An- 


arriere 75 


trag der Berflagien wegen verjchiedener bei einem 
Prozeſſe begangener Sormfehler; arreftieren, ml. 
(arrestäre) od. arretieren, fr. (arröter) verhaften, 
feftnehmen, mit Bejchlag belegen; auch ein Pferd 
im Laufe N anhalten; hemmen, feithalten, 
bremen; Arreftänt (richtiger wäre Arreftät),m. 
ein Berhafteter; Rſpr. der den Beſchlag gerichtlich 
Nachſuchende; Urreftät, m. Rſpr. der, gegen mwel- 
hen Beſchlag nacgejuht wird; Arreitanten: 
Mache, die Haft- od. Stockwache; Urreftation, f. 
die Verhaftung; arrestatorinm (mandatum), n. 
ein Verhaftbefehl; auch: öffentliche Aufrufung der 
Gläubiger (bei einem Konkurs); Gantverfügung; 
Arrẽt, m. fr. (ſpr. arräh) das lebte Erkenntnis, 
der Rechtsfpruch oder Bejcheid eines hohen Berichts; 
auch Berhaftöbefehl; arr&ts d’amour, pl. (pr. 
—damühr), Ausspriihe der Minnehöfe im Mittel- 
alter; Arrẽté, m. ein Beſchluß, eine Entſcheidung 
unterer Verwaltungsbehörden; Arretür, f. die 
Berhaftung; das Anhalten des Pferdes im jtärk- 
ften Lauf; das Zeithalten, Hemmen, Bremfen; eine 
Hemm- oder Bremsvorrichtung, zum Feſtſtellen 
(3. B. der Magnetnadel). 

Arrha, k. I. (gr. arrhabön, urſpr. hebr. od. phüniz. 
érabon.Unterpfand, vonärab, bürgen, verpfänden), 
auch Arrhäbo, das Handgeld, Draufgeld, der 
Kauf- od. Bfandichilling, Mietspfennig, die Drauf- 
gabe, zur Sicherheit eines gefchloffenen Vertrages 
(vgl. Kaparra); auch Mahlichag, ein zum Zeichen 
der Verlobung gemachtes Brautgejchenf; arrha 
nuptiälis od. sponsalitia, Mitgitt, Morgengabe; 
a. poenitentialis, Reugeld, Reuſtrafe; pro ar- 
rha, Ripr. als Einlage od. Vorſchuß. 

Arrhenathẽrum, n. gr. (von gr. ärrhen, männ- 
lid, und ather, Granne, weil die männlichen Blü- 
ten eine lange Granne haben, die den weiblichen 
fehlt), Glatthafer, Wieſenhafer, franzöſiſches Ray— 
gras, ein vorzügliches Futtergras. | 

Arrhepſie, f. gr. (v. vern. 3- u.rhepein, ſich neigen, 
ausſchlagen, von der Wage) das Nichtſchwanken, 
äußeres od. inneres Öleichgewicht, ruhiger Zuftand. 

Arrhöa, k. ar. (vom vern. a- u. rhein, fließen) HeilE. 
Mangel an Ausfluß. 

Arrhoſtẽma, n. od. Arrboftte, f. gr. (von arrö- 
sthein, fraft!o3 fein) Heilf. die Schwäche, Veritan- 
desſchwäche, der Blödſinn. 

Arrhijthmus, m. gr. (von dem vern. a- u. rhyth- 
mös) Heilf. Unregelmäßigfeit, bef. des Pulſes, un- 

leiher Bulsihlag; Arrkytkniie, f. Mangel des 
benmaßes, ungeregelte Bewegung. 

Arria, f. lat., Name einer Römerin, die fih im 
Sahre 42 n. Chr. mit heldenhaftem Mute durch 
einen Dolchſtoß tötete, al ihr Gemahl Pätus vom 
Kaiſer Claudius verfolgt wurde, gegen den er fid; 
verſchworen haben jollte; überh.: eine tugendhafte, 

- treu ergebene, heldenmütige Gattin (im Gegenſatz 
zu einer Mejjalina), ſprichwörtlich geworden zu— 

lei) unter dem Einfluffe eines Dramas von A. 
ilbrandt: Arria und Meſſalina. 

arridieren, I. anlachen, anlächeln. 

arriere, fr. (ſpr. arriähr’; v. l.ad u. retro, zurück 
in Zujammenf. hinter», zurüd-; en arriere (pr. 
an arriähr”), zurüd, rüdwärts; Arriere-Ben, m. 
(jpr. —bang; faljch umgedeutet aus altfr. arbar, 
heriban, althochd. hariban, hochd. Heerbann) Heer- 
bann, Landfturm, das allgemeine Aufgebot zur Be- 
waffnung, al3 Gegenfaß von Ban (f. d.); A.-Fief 
(jpr. —fjeff), Afterlehen; Y.-&arant, m. (pr. 
—gardng) der Nüdbürge, Bürge des Bürgen; A.⸗ 
Garde, f. der Nachtrab, die Nachhut eines Heeres, 


76 Arriero 


A.-Inbeſtitur, k. Afterbelehnung; A.-Main. f. 
(ſpr. —mäng), der Hinterteil des Pferdes; A.-Ne— 
den, m. (ſpr. —n'wöh) der Großneffe, Enkel des 
Bruders oder der Schweſter; M.=-Venfee, f. (ſpr. 
—pangheh)ein Hintergedanfe, geheimer Vorbehalt; 
A.-⸗Poſition, f. eine Rück- od. Notliellung; A.— 
Bolten, die Hinterhut, Nachhut; A.-Saiſon, f. 
(pr. —Bäfsng) die fpäte Jahreszeit, das Spätjahr, 
A.-Vaſall, m. ein After-Rehnsmann. 

Arridvo, m., pl. Arrieros, ſpan. (auch harriero, 
v. arre, fort! marſch! Zuruf, um Laft- und Zug- 
tiere anzutreiben; baskiſch-iberiſchen Urſprungs) 
Maultiertreiber, Lafttiertreiber in Spanien und 
Siüdamerifa. 

arrimieren, fi. (arrimer, von althd. rim, Reihe) 
ſchichten; Arrimage, f. v.n. (pr. —mdjeh') gleich- 
förmiges Ordnen der Schiffsladung, Schichtung 
der Stückgüter; Paderlohn; Arrimenr, ın. (pr. 
— möhr) der Schichter, Bader. 

Arripaginm, n. nl. (v. ad u. ripa, Ufer, vgl. arri- 
vieren) der Hafenzoll. 

arripieren, |. (arripere) ergreifen, fich zunutze 
machen, mit dem Nebenbegriff des Unrechtlichen. 

errifieren, fr. (arriser, v. althochd. ar-risan, fallen) 
herab- od. niederlaffen, bei. Segel: ftreichen. 

arripieren, fr. (arriver, urſpr. anlanden, ans Ufer 
kommen, I. ad-ripare) anfommen, anlangen; be- 
gegnen, ich zutragen, ereignen; Arrivage, f. (ipr. 
—wähſch'), die Landung, Ankunft. 

Arroͤba, f. (v. avab. ar-ruba, eig. ein Viertel) in 
Span. u. Bort. früher ein Gewicht von Y/, Duintal 
od. Zentner; die Wein-Arroba, in Chile=34,051; 
die SI-Arroba = 1251. | 

arrogieren, I. (arrogäre) ſich anmaßen; auch: einen 
nicht unter väterlicher Gewalt Stehenden an Kin— 
desitatt annehmen; arrogant (Il. arrögans), an- 
maßend, dünfelhaft, übermütig; Arrogänz, £. (I. 
arrogantia) die Anmaßung, der Dinkel, Hochmut, 
Arrogation, |. Adrogation. 

arrondieren (pr. —rongd—), fr.(arrondir, v. rond 
— [.rotundus, rund) runden (ründen), abrumnden, 
(Grundjtice) zufammenlegen; die Arrondierung 
od. das Arrondiffement (jpr. arrongdiſſ'maͤng), 
die Abrundung, Zufammenlegung; leßteres aud) 
ein Landkreis, Bezirk, eine Unterabteilung der 
franz. Departements, deren jeder ein Unterpräfeft 
vorgejeßt ift; in Paris u. mehreren großen Städten: 
Stadtbezirk, Stadtviertel. 

Arrofion, f. (nl. arrosio, v. l. arrödere, benagen) 
die Benagung, der Knochenfraß. 

arrofieren, fr. (arroser, eig. betauen, vom I. ros, 
fr. rosee, Tau) anfeuchten, begießen; abjchläglid) 
bezahlen, bej. Staatsſchuldſcheine mit Aufzahlung 
oder Geldzulage vertaufchen; Arroſage, f. rt. n. 
(pr — jahr’) Anfeuchtung, auch der Bewäſſerungs— 
graben; Arroſement, n. (pr. mang) od. Arroſie⸗ 
rung, f. das Beiprengen, Begiegen; Abſchlagzah— 
fung, An- od. Aufzahlung, insbeſ. die Zuzahlung 
auf (öfterreich.) StaatSpapiere, um ſich die fünftige 
Zinszahlung zu fihern; Yrrefeir,n.(jpr.—jodhr) 
Gießkanne. 

arroutieren, fr. (route, ſpr. —ru 
Weg machen; fortſchicken. 

Arrow⸗root, engl. (ſpr. ärroruht) d. i. Pfeilwurzel, 
ein feines, nahrhaftes u. Leicht verdauliches Mehl 
aus der Wurzel einer füdamerifan. Pflanze (ma- 
ranta arundinaca ı. indica), al3 Kahrungs= u. 
Heilmittel gebraudt, Bezeichnung für verſchiedene 
Arten von Stärkemehl, die weitindifche Arrow-root 


) fi) auf den 


heißt auch Marantaftärfe, die oftindische wird auch 


Artemifia 


Tikur- od. Tifmehl genannt; Arrowrootnocken, 
pl. Rüchenfpr.: Pfeilwurznocken. 

Ars, m. (arab. ’ars, Darlegung) in der Türkei Be- 
ftimmung der Vorrechte eines Beamten, die in 
deſſen Anjtellungspiplom dargelegt find; auch 
Bittſchrift. 

ars, f. (G. artis) I. Kunſt; auch Handwerk; Wiſſen— 
ſchaft (Theorie); ars clerieälis, ml. die geiſtliche 
Kunſt, d. i. Schreibekunſt; a. combinatoria, |. 
Kombinationslehre; ars longa, vita brevis 
est, I. die Kunſt iſt lang, das Leben kurz; ars 
mnemönlca, Gedächtniskunſt; artes, pl. Künſte, 
Wiſſenſchaften; artes liberäles, die jogen. freien 
Fünfte; artium liberalium magister, Meifter 
der freien Künſte; artium magister, der Künſte 
Meilter; Artefäkt, n. (I. arte factum) ein Kunft- 
erzeugnis, Kunſtarbeit (Gegenfaß: Naturerzeug- 
ni); Arteperitus, eigentl.artis peritus, m. ein 
Kunjtverftändiger; articll, die Kunſt betreffend. 

Arſa, von den Kalmüden aus faurer Milch bereite- 
ter milchweißer Branntmwein, vgl. Kumiß. 

Arſchin, f. eig. m., pl. wie sing., ruff. (titrk.-tatar. 
Urjprumgs) die ruſſiſche Elle, eingeteilt in 16 Wer— 

HoX(.d.)u.=0,7112m;3 Arſchin —¶ 1Shäſhen 
(ſ. d.) und 1500 eine Werft (f. d.). 

Arfenäl, n. (fr. arsenal, ınl. arsena, it. arsenale, 
jpan. arsenal, bei Dante arzana, Waffenhaus, ver- 
derbt aus dem arab. därsinah, Haus der Betrieb- 
ſamkeit, daher audit. darsena, einSchiffszeug- 
haus, meiit im innern Teil eines Geehafens) 
überh. ein Zeughaus, Rüſthaus, eine Waffenhalle. 

Arſenik m. od. Arfen, n. (gr. arsenikön, d. i. eig. 
männlich, wegen feiner Stärfe, wenn nicht eher 
vom arab. sernik, Operment) Fliegenftein, Flie- 
genkobalt, Scherbenfobalt, ein höchſt giftiger metal- 
liſcher Grundſtoff. In Verbindung mit Sauerftoff 
gibt er die arjenige Säure (weißer Arfenif, 
weißes Arjenglas, Giftmehl) u. die Arjenfäure; 
mit Schwefel verbunden eine goldgelbe Yarbe: 
DOperment oder Auripigment (|. auripigmen- 
tum),goldenesRaufchgelb(derffameRaufchgelb ent- 
itand aus dem ital. Namen Rosso gelo, womit die 
Staliener den Realgar bezeichneten, daraus wurde 
Roßgel, Naufchgeel, Rauſchgelb), und eine jchön 
rote: Realgar od. rotes Rauſchgelb, auh Rubin - 
ſchwefel vver Sandarach genannt; Arfeniate, 
pl., Arjenfäurejalze; Arfenite od. Arſenigſüure⸗ 
ſalze, Verbindung arfeniger Säure mit Bajen (ſ. 
2.); Arſenikkies, ein aus Schwefel- und Arſen— 
Eiſen beitehendes Erz; arfenifälifch, Arſenik ent- 
haltend; Arfenifalien, pl. Bräparate aus Arfen; 
Arſeẽnrubin, m. zinitlich Hergeitellter Realgar, der 
als Farbe oder Feuermwerfsmittel verwendet wird. 

Arſis, f. gr. (v. airein, heben) Dicht- und Tonk. die 
Hebung, der jchwere Taktteil; Gegenj.: Theſis, 
Senkung, der leichte Taktteil. | 

Artäbad od. Artäbe, m. ein perfiihes u. ägypti- 
ſches Getreidemaß. 

Artal, n. (auch Ratel od. Rotal), ſ. unter Ratel. 

Artefäkt, artes etc., ſ. ars. 

Artel, n. od. r. f. ruſſ. (ſpr. artell), eine freiwillige 
Arbeitergenofjenfchaft zur Ausführung von Dien- 
jten, Arbeiten oder Gewerben, mit Gejamt-Haft- 
pflicht, 3.8. Börfen-Artel, deffen Mitglieder als 
Handlanger vder Kontordiener an Handlungs— 

- häufer verdungen werden; Artelfehtichik, m. der 
Mitgenoffe eines Artel3, bef. ein niederer Hand- 
lungsdiener in Rußland. 

Artemis, f. ar. Fabell. = J. Diana. 

Artemiſta, f. gr. ein weibl. Name, ſ. Maufo- 


Arterie 


feum; Bot. der Beifuß, eine zu den Kompofiten 
gehörige Pflanzengattung mit zahlreichen Arten, 
von denen mehrere als Heilmittel Verwendung 
finden; fo Artemisia absinthYum, der®ermut,von 
jprihmwörtlicher Bitterkeit; A. abrotänum, Stab— 


wurz, Eberreig, ſtark aromatiſch; A. contra, deren 


Blütentnojpen den jogenannten Wurmſamen (se- 
men cinae) geben; A. dracuncülus, Dragun, Dra- 
gen, Ejtragon, Kaiſerſalat, als Küchengewürz; A. 
vulgäris, gemeiner Beifuß. 

Arterie, f. gr. (arteria) die Pulsader, Schlagader; 
Arterialität u. Arteriofität, f. nl. Reichtum au 
Bulsadern; Borwalten des Schlagaderſyſtems und 
jeines Einflufjes in einem Körper; arteriell und 
arteriss, die Schlagadern betreffend; arterichies 
Blut, hellcotes Blut; Arteriektäſis, f. vd. Ar— 
terieurusma, n. gr. Heilk. Schlagader-Gejchwulft; 
Arteriograpbie, f. die Bejchreibung der Schlag- 
adern; arteriölae, pl. nl. die kleinſten Schlag. 
adern; Arteriologie, f. gr. Schlagader-Lehre; 
Arteriopalmus, m. ſtarkes Klopfen der Schlag- 
adern; Arteriorrhegis,f.Schlagader-Zerreißung; 
Arterioſtleröſe, f. gr. (ſ. Skleroſis) Verkalkung 
der Arterienwände; Arteriotomẽe, f. die Schlag- 
aderöffnung; Arteritis od. Arteriitis, f. die 
Entzündung der Schlagadern. 

artejiihe Brummen (fr. puits Artesiens, nach dev 
Srafihaft Artois in Franfreich), gebohrte oder 
durch Bohren erlangte Brunnen. 

Yrthralgie, f. gr. (v. ärthron, Glied, Gelenk) Heilk. 
Schmerz in den Gelenten, Gliederreißen; Ar— 
thremböfa f. od. Artärembölus, m. ein Ölied- 
einrichter, Werkzeug zum Einrichten verrenkter 
Glieder; Arthrembolẽſis, £. die Einvenfung, Ein- 
rihtung; Arthritis, f. die Gicht, dag Glieder- 
veigen, Gliederweh, Zipperlein; arthritiſch, gich- 
tiſch; auch wider die Gicht; Arthrocarciuöma, 
n. der Gelenkkrebs; Arthrocele, f. die Gelenfge- 
ſchwulſt; Arthrodynie, f. Selentjchmerz; Arthro⸗ 
fafie od. Artbrocace, f. der Winddorn, eine von: 
Knochenfraß herrührende Gelenkkrankheit; Ar— 
tbrofafologte, f. Heilk. Berrenfung3lehre, Beleh- 
rung über Berrenfungen durch innere Urjachen; 
Artbrönens, m. harte Gelenkgeſchwulſt, Steifig- 
feit; Arthropathie, f. Gelenkleiden; Arthrophlo⸗ 
göſis, f. Selententzündung; Arthrophyma, n. 
weiche Gelenkgeſchwulſt; Arthrophysſis, f.dasGe- 
ſchwür der Knochengelente, Gelenf-Eiterung; Ar— 
throͤpöda, Gliederfüßler; Arthröſis, f. die Kno— 
chenfügung — Artikulation), deren Arten Diar— 
throjis und Synarthroſis; Arthroſpoͤngus, 
m. Gelenkſchwamm, Gliedſchwamm; Arthrozöa, 
pl. gr. (v. zöon, Tier), Gliedertiere, gemeinjchaft- 
liche Bezeihnung fir: Inſekten, Spinnentiere, 
Krebje und Würmer. 

Arthur, aud Artus, männl. Name be. des alt- 
englifchen Königs (im 6. Jahrh.), Stifters der viel- 
bejungenen Tafelrunde (table ronde) u. Gemahls 
der Ginevra. 

articulus, artifulieren, j. Artikel. 

Artifeg, ın. I. (v. ars, f. d., u. facdre, machen) der 
Künftler, Werkmeiſter; Artifizium, n. ein Kunſt— 
ſtück, Kunſtgriff; artifiziell (fr. artificiel, [. arti- 
ficialis, e) dur Kunſt zubereitet, funftmäßig;arti- 
fizid8 (I. artificiösus, a, um, fr. artificieux) kunſt⸗ 
reich, Funftvoll, fünftlich; fein, ſchlau. 

Artifel, m. I. artichlus, pl. artieuli (Verkl. v. I. 
artus, Gelenh) das Glied, Stk, der Abſchnitt, Sab, 
Teil, z. B. einer Rede, Schrift, Ent (daher 
Hauptartifel, Leitartikehꝛe.; Handf. eine be- 


m 


artium 17 


ſtimmte Warengattung; Sprachl. das Geſchlechts— 
wort; in der Glaubensl. die drei Artikel, die drei 
Hauptglaubensſätze; Artifelbriefe, Seeipr. alle 
Verordnungen, welche die Kriegszuct, Polizei und 
ven ganzen Seedienſt auf Kriegsflotten betreffen; 
im Handwerf3recht: die Statuten und Privilegien 
einer Zunft; artikulieren (l.articuläre), gliedern; 
Wörter und Silben deutlich, gegliedert ausſprechen, 
jilbenmäßig unterfcheiden; auch etwas Punkt fir 
Punkt vortragen; artifuliert, gegliedert; Artikn— 
fament, n. J. das Gelenk; artitulär (l. artieu- 
läris, e, u. articularius, a, um), zum Gelenk ge- 
hörig od. dasſelbe betreffend; articulatim, jab- 
weiſe, ſtück- od. punftweife; Artifulation, f. die 
Gliederung, bejtimmter: Knochenfügung, = Ar— 
throfis; insbeſ. Gelenkfügung (DiartHrofi); 
im Leſen: gegliederte oder deutliche Aussprache; 
Mal. der richtige Ausdrud aller Teile eines Ge— 
mäldes; Articuläta, I. — Arthrozöa, ſ. d.; Ar— 
tifulsbrief, m. im Mittelalter eine Ernenmung 
zum oberjten Heerführer mit der Befugnis, be— 
ſtimmte Truppen auszuheben und einzurichten. 

Artillerie, £. fr. (v. mi. artellaria, artillaria, f. 
Maſchine, Kriegsmafchine, auf provenz. artilha, 
Feſtungswerk, — zuletzt auf lat. ars, 
die Kunst, im Mittellatein. auch: das Geſchütz, 
die Kriegsmafdine; fr. artiller, ein Schiff mit 
Geſchütz verjehen, einen Pla befejtigen; ehemals 
Artollerie dv. atolleria) urjpr. alles Kriegsge— 
rät; jeßt inSbef. das grobe oder ſchwere Geſchütz 
und alles dazu Gehörige; überh. „das Geſchütz“ 
oder Zeug; die Stückmannſchaft; die Geſchütz— 
kunſt; artillerie de ligne (jpr. —lihnj’), das 
leichte Geſchütz, Feldartillerie; a. de position (jpr. 
—pofißjöng), Schweres Geſchütz zu Belagerungen ꝛc. 
Feftungsartillerie, Fußartillerie; a. volante (ſpr. 
—mwolangt), veitende, eig. fliegende Artillerie (don 
jchnelfiter Bewegung, zuerjt von den Franzoſen ge- 
braucht); Artillerie Kapitän, m. Zeughaupt— 
mann, Geſchütz- od. Stücdhauptmann; Artilleric- 
Komitee, n. in Ofterreich Bezeichnung der Ar— 

tillerie⸗Prüfungskommiſſion, einer Behörde zur 
Begutachtung von Fragen aus dem Gebiete des 
Artilleriewejens ; Artillerie-Korps, n.(ipr.— hr) 
eine Beusfhar;Nrtillerie-Depot,n. (pr. —depoh) 
der Aufbewahrungsort des groben Geſchützes; Ber 
waltungsbehörde für alleVorräte an Waffen; Ar— 
tilferie-&tat, m. (fpr. —etäh) der Zeugbejtand; 
Artillerie Bart, m. der Geſchützplatz aud) das 
aufbewahrte Geſchütz felbit; Artillerie-Pfund, n. 
ein ruffiiches Gewicht — 491,5 gr; Artillerie Re= 
monte, f. (fpr. —remöngt’) Zeug- und Stüdbe- 
jpannung; Artillerie-Train, m. (fpr. —träng) 
der Sefcht zug, Stüdzug; Artilleriſt, m. (fr. 
artilleur) Soldat der Artillerie; artilleriſtiſch, 
da3 ſchwere Geſchütz vd. die Geſchützkunſt betreffend, 
dazu gehörig. 

Artiluͤeco, m. eine Kleine Silbermünze in Raguſa, 
alter und neuer Art = 381/; od. 15 Pf. 

Artifan, m. fr. (fpr. artifäng; I. gleich]. artitianus, 
v. altlat. artıtus, gefchickt in Künjten, v. ars, Kunſt) 
ein Handwerker; Artift, m. (fr. artiste) ein Künſt— 
fer; artiste veterinaire, fr. (pr. —nähr') Tier- 
arzt; artiftifch, künſtleriſch. 

Artiſchoͤcke, f. (it. articiocco, fr. artichaut, vom 
arab. ardi schauki, d. i. Erddorn, Erddijtel) ein 
in Gärten gezogenes Diftelgewächs mit fehr flei- 
ſchigen, ſchuppenförmig gewächſenen Köpfen, deren 
Fruchtboden u. Kelchblatter gekocht verſpeiſt werden. 

artium liberalium magister, ſ. ars. 


18 Artolarpen 


Artofdrpen, pl. gt. (v. Artos, Brot, u. karpös, 
Frucht) Brotfruchtbäume, brotbaumartige Ge- 
wächje; Artolatrie, f. der Dienft ums Brot; auch 
die Anbetung des Brotes (der Hoitie); Artola— 
trijt, m. ein Brotanbeter; Artolithen, pl. Brot- 
iteine, Steine, die wie Brot ausjehen; Artopho— 
rim, n. Brotträger, die Büchfe zurAufbewahrung 
des geweihten Abendmahlbrotes für Kranke, in der 
griech. Kirche, vgl. Pyxis; Artotyriten, pl. (von 
tyrös, Käſe) Shriften im 2. Jahrh., welche Käfe 
zum Abendmahlbrot genojjen. 

artuätim, I. glieder- od. ſtückweiſe; artuteren, glied- 
weiſe ablöjen, zerjtüdeln. 

sruginieren, |. aerugo. 

Arum, |. Aron. 

Airundinazeen, pl. l. (arundinaceae, vd. arundo, 
Rohr) Rohr» u. Schilfgewächſe; arundinds (I. 
arundinösus, a, um), ſchilfig, jehilfreich, mit Rohr 
bewachſen. | 

Arvälen, pl. (fratres arväles, v.arvum, Flur) Flur- 
brüder, eine PVriefterfchaft im alten Rom, deren 
Dienft fich auf die Fruchtbarkeit der Felder bezog; 
Arvikultür, £. I. Der Getreideban. 

Arve, f. die Zirbelnußtanne, Zirbeffiefer. 

arx, f. I. eine Bergfefte, überh. Burg (. B. in 
Kom auf dem Fapitolinifhen Hügel). 

arytänvideiſch, gt. (arytainoeides, von arytaına, 
Schöpfgefäß) gießfannenförmig (in der Zergliede- 
rungsfunft: arytänoideijche Knorpel). 

Hirziten od. Arfaziten, pl. nl. (vom I. arca, vgl. 
Arche) verjteinerte Archen- od. Kahnmuſcheln mit 
gezähntem Schloß. 

@&is, n., pl. die Affe (im Lat. m., Gen. assis, ver- 
wandt mit gr. heis, einer, u. urjpr. eine Ein- 

eit od. ein Ganzes bezeichnend), 1. ein altröm. 
Fund, bej. aber eine termine: welche in 
12 unciae geteilt ward (daher Ex asse, aus dem 
Ganzen, von einer Erbjchaftsmafje, die ungeteilt 
einem Einzigen zufällt); der Wert diefer Kupfer- 
münze war zu verjchiedenen Zeiten verjchieden, 
urfpr. hatte fie einen Wert von 47 Pf. fanf aber 
bis zu einem Werte von 1%, Pf. herab; in neuerem 
Gebrauch 2. (auch AB geichr.) das (jet durch das 
fog. metrijche Gewicht verdrängte) Apotheferpfund; 
deögl. das Eleinfte ehemalige Goldgewicht, wovon 
15 einen ran, 64 einen Dufaten auömadıten; 
3. die Ein auf den franzöf. Spielkarten, entjpr. 
dem deutſchen Daus. 

Aſab m. türk. (nach einem gewiſſen Aſab von 
Murad II.benannt) unregelmaͤßige türk. Soldaten, 
die gegen Abgabenfreiheit zu Felde ziehen; auch 
Maunnſchaft der Flotte und des Arſenals (ſeit dem 
18. Jahrhundert). 

Als fötida, f. nl. ſtinkender Aſant, Teufelgdred, 
Stinkharz, der harzige, heilkräftige Saft aus ver 
Wurzel einer Scirmpflanze in Berjien (fommt in 
Körnern zu und); eine dulcis, ſüßer oder wohl» 
riechender Ajant = Benzoe. 

Hiaphie, f. gr. (v. a-saph&s, undeutlich) die Undeut- 
lichteit, ſchwache, dumpfe Stimme od. Sprade. 
Ufarin, n. ein aus der Hajelwurz (asärum euro- 

paeum) dargejtellter eigentümlidher Stoff. 

Hiarfie, f. gr. (von dem vern. a- u. sarx, sarkös, 

leiich) die Magerfeit. 

Yibeft, m. gr. (von &-sbestos, unauslöſchlich, un- 
bergänglid), eine vem Ampbhibol(].d.) verwandte 
—5 Steinart, deren biegſame Abänderungen 
ich zu unverbrennlichen Geweben (Ajbeit-Lein- 
wand) verarbeiten lafien, Steinflach3. 


Asleſis 


Asbolin, n. (v. gr. asböls, äsbolos, Ruf) ein gelbe L, 
ölartiger, in Waſſer löslicher Beftandteil des Rußes. 

Aſchani, ſ. Aſſlani. 

Aſchura, arab. der 10. Tag und die 10. Nacht des 
1. Monats (Moharrem) im mohammedan. Ka— 
lender; ein zehntägiges Feſt zur Erinnerung ar 
„mohammedaniiche Märtyrer. 

Hichyndnthus, n. (v. gr. aischynein, entftellen, u. 
anthos, Blüte, in Beziehung auf die jonderbare 
Form der Blumentrone) eine Zierpflanze aus Oſt⸗ 
indien. 

Aſcii od. Affit, pl. (gr. &-skioi, v. skiä, Schatten) 
Erdbeſchr. Schattenlofe, unter der Linie wohnende 
Leute, die feinen Schatten werfen, wenn die Sonne 
über ihnen fteht. 

Afchte, f. gr. (asebeia) Gottlofigfeit. 

Aßega-Buch, n. (vom altfrief. Afega, d.i. ein von 
der Bolfsgemeinde bejtellter Richter) ein altfrie- 
fiiches Rechtsbuch der Rüftringer, eines der frie- 
fiichen Landrechte aus dem 13. Jahrhundert. 

Aſeität, f. ml. aseitas, die Selbjtändigteit, in der 
ſcholaſi. Bhilofophie die Eigenjchaft Gottes, daß 
er den Grund feines Seins in fid) ſelbſt hat, alſo 
von oder durd) fich ſelbſt ijt (a se est). 

aſelẽniſch, gr. (von dem vern. a- u. selene, Mond) 
mondlos, z.B. aſeleniſche Nacht. 

Hielgte, £. gr. Ausſchweifung, Wolluſt. 
aſeraiſch, ge. (dsEmos, on, von dem vernein. a- U. 
söma, Beichen) zeichenlo8, ohne Merkmal. h 
Aien, pl., sing. As, Aſe (altnord. äs, pl. äsir) 
nord. Fabell. das Göttergeſchlecht (13 Götter 
und 18 Göttinnen), daS von Odin abjtammt; 

Asgard, ihre Wohnftatt. 

Afeptin, n. gr. ein Mittel, um Milch und andere 

—— gegen Sauerwerden und Fäulnis 

zu ſchützen, beſtehend aus Alaun, in dem Borſäure 
enthalten iſt. 

aſẽptiſch, gr. (vom vernein. a- u. söpein, faulen) 
nicht faulend, unverweslich, fäulnisfrei. 

Aßeptöl, n. eine fäulnishindernde Säurelöſung. 

aſexuãl od. aſexualiſch, griel. (von vern. a- und 
I. sexus, Geſchlecht) geſchlechtlos. 

Afigt, m. ein Eingeborner Aſiens; Aftäner, m. 
(1. Asiänus), ein Bewohner der röm. Provinz Afie 
(welche einen großen Teil Kleinafiens: Myſien, 
Karien und Phrygien umfaßte); Redek. ein ſchwül— 
ſtiger, hochtrabender Redner, nach der dem Orient 
von jeher eigentümlichen Ausdrucksweiſe (Aſia— 
nismus). 

aſigmaͤtiſch, Sprachk. fein Sigma (ſ. d. annehmend. 

asinus, m. I. der Eſel; asinus ad Iyram, ſſich zu 
etwas eignen Nr ei u zum Zautenjchlagen; 
aſinäriſch u. afinini . asinarius, asininus, 
a, um), dem Ejel eigen, ejelhaft; Afinitüt oder 
Afinerie, f. Eſelei. h 

ajiee, f. gr. (asitia, von dem bern. a- und SItos, 
peije) das Faſten; Mangel an Nahrung; Mangel 
an Epluft. 

Asfar od. Askur, m. altnord. (askr, eig. Eiche) 
Fabell. der erjtgejchaffene Menſch. 2 

Aituriden. pl.gr. (sing.askaris) Majtdarmmurmer, 
Spuls oder Springwürmer. _ e 

Astejis od. Aſteſe, f. gr. (v.askein, üben) Übung; 
Zugendübung, Bußübüng, mönchiſche Lebensweiſe; 
Aſtet oder Aſzet, m., pl. —en (gr. asketes) ein 
Bıirer; Aſtetit, f. die Lehre von der Asteſe; 
Aifetiter, m. cin Berfajjer von Andachttsſchriften 
ajtatijch oder afzetiich, büßend, entſagend, auch 
bejhautich (afterifcheg Leben); erbaulic, (4. ©. 
aftetiide Schriften, Erbauungsicriften); 


aöklepiadifher Vers 


vw 
1 


Aſzeten. 

asklepiaͤdiſcher Vers, eine nach) einem griechiſchen 
Dichter Asklepiädes benannte Berdart,aus zwei 
&horiamben (fleiner askl. Vers), od. aus drei 
Choriamben (großer askl. Vers) beitehend, 


— mn. die Denk- und Lebensweiſe der 


denen ein Trochäus od. Spondeus vorangeht und 


‚ein Samıbus folgt. Der Kleine asklepiadiſche Vers 
bat aljo diefe Geſtalt: -—=|-vu-|-vu-|u>; 
asflepiddifche Strophe, eine Verbindung diejes 
Berjes mit andern Versarten, insbeſ. fo, daß auf 
zwei asklepiadiſche ein pherekratiſcher (f. d.) und 
ein glykoniſcher (ſ. d.) Vers folgt. 

Uskichias, f. gr. eine Pflanze: Schwalbenwurz. 

Astlepie, f. (nl. a-sclepfas) Schwalbenmwurz, ein 
sahlreiches Pflanzengeſchlecht, mozu die ſyriſche 
— — Astlepion, n. das aus 
dem Milchfafte ver legteren dargeitellte Frijtalli- 
fierbare Harz. A 

Astlepios, gr., Asklepidde, |. Astulap. 

Astölie, f. gr. ein ländliches Spiel in Attifa zu 

„Ehren des Bacchus. 

Astulãp, m. I. (Aesculäpius) od. gr. Asklẽpios, 
Fabell. der Gott der Heilkunſt, Sohn des Apollo; 
uneig. ein Arzt; Asklepiaͤde, m. Sohn, Nachkomme 

„oder Prieſter des Askulap. 

Askulin, n., ſ. aesculus, | 

Asmõdi, m. Hald. (eig. aschmodai, d.i. Zerſtörer), 
Asmodäus, (bei Goethe) ein böſer Geilt, Dämon 
de3 Satans, welcher nad) dem Budje Tobias die 
fieben Ehemänner der Sara tötete; daher ſcherzh. 
ein Störer der —— Eintracht. 

aſodiſch, gr. (asödes, von asẽ, Überfättigung, Ekel) 
voll Eifel, Heilf, mit Efel und Angjt verbunden; 
aſodiſches Fieber oder Aſödes (sc. febris), 
Ekel- oder Brechficher. 

Aſomäton, n. gr. (von dem vern. a- u. soma, Leib) 
ein unförperliches Wefen, Geiſt; aſomätiſch, un- 
körperlich. 

A son aise, fr. (ſpr. aſonähs) nach feinem Behagen, 

ſeiner Bequemlichkeit, ungezwungen, wohlhabend; 
à son goüt, fr. (jpr. afongguh) nad) feinem Ge- 
ſchmack oder Gefallen. 

atop, m. (l. Aesöpus, gr. Aisöpus) ein witziger, an- 
geblich — Sklave aus Phrygien im 6 Jahrh. 
v. Ehr., al? Urbeber der Tierfabel geltend, die nad) 
ihm us: Fabel heißt; äſopiſch, wigig, bei- 
Bend, ſchalkhaft; häßlich. 

Aſophie, f. gr. (a-sophia) Unweisheit, Torheit; 

aſophiſch, unmeife, töricht. 

Hot, m. gr. (äsötos, eig. unrettbar, von dem vern. 
a- U. sözein, retten) ein Schlemmer, Braffer, Wüjt- 
ling; Aſotie, f. Schwelgerei, Völlerei, ausſchwei— 
fende3 wüſtes Leben; aſötiſch, ſchwelgeriſch, wüſt, 
liederlich. 

Alpaläth,m.gr.(aspälathos, Roſenholz) eine Pflan⸗ 

engattung, wozu der amerikaniſche Ebenbaum ge— 

Bart deſſen Holz zu eingelegten Kunſtſachen ver- 

. arbeitet wird, Alocholz, |. d. 

Alparagin, n. gr. (von asparägos, Spargel) der 

pargelitoff, ein 1805 von Bauquelin u. Nobiquet 
in den Sprofien des Spargel3 entdedter eigentüm- 
licher Stoff; Aſparagolith, m. Spargeltein, mu⸗ 

ſcheliger Apatit, ſ. d. 

Aſpaſia, f. gr. die Willfommene, Liebewerte, Name 
einer jhönen und geiftvollen Athenerin, Freundin 
des Perikles. 

——— m. l. (aspéctus, pl. -us, von aspicere, an— 

licken) der Aublick; das Aus- oder Anſehen; pl. 
Ainckten, Anſichten, Ausſichten, Vorzeichen, 


aſpirieren 79 


——— Sternk. Sternzeichen, Stellung der Ge— 

tirne. 

asper, aspera, aspérum, l. rauh, ſcharf 2c.; nee 
aspera terrent, auch Widerwärtigkeiten ſchrecken 
nicht (Wahlſpruch der alten Welfen); per aspẽra 
ad astra, Sprichw. durch Rauhes oder Wider- 
mwärtigfeiten (fteigt man) zu den Gejtirnen (empor); 
— pl. nl. rauhblättrige Pflanzen; 
Aſperität, £. (l. asperitas) Raubeit, Härte; Aſpe— 
rügo, f. das Klebekraut, eine Pflanze mit jtache- 
ligen Blättern. 

Asper, m. (v. neugr. Aspros, weiß) ein türk. Weiß— 
pfennig, die kleinſte türk. Scheidemünge = Para 
(j.d.) = "oo Biafter (1. D.). 14 

Asperge, f. fr. (jpr. ä⸗ßpärſch, I. aspärägus), Spar- 
gel; asperges en branches, Shangeniberge; 
— d’asperge, Spargelköpfe, Spargelgemüſe 
(Kochk.). 

aſpergieren, [. (aspergere od.adspergere) benetzen, 

eiprengen; ll: (aspergillum), n. nl. der 
Sprengmwedel zum Weihmaljer, Weihmwedel in der 
fathol. Kirche; Aspergillus, m. I. der Kolben— 
{himmel (der Kopf des Pilzes iſt mit ftrahlen- 
formigen Sporenreihen beſeßt und gleicht einer 
jprübenden Gießkanne, aspersorium), eine Pilz- 
attung, die auch Krankheiten in den Lungen der 

ögel und Menschen, fowie im menſchlichen Ohre 
hervorruft; Aſherſion, f. I. (aspersio) die Be- 
ſprengung mit Weihwaſſer; Afperjorium, n. das 

Eon Aſperität, ].asper. [eihbeden. 

Hipermatismus, ın. gr. (vom vernein. a- u.sper- 
ma, Same) Heilf. Samenmangel, Samenlofigfeit; 
afpermätiih, aſpermiſch, ſamenlos. 

aſpernieren, |. (aspernäri) verachten, verſchmähen, 
verwerfen. 

Aſperſion, Aſperſorium, |. aſpergieren. 

Asperula (odorata, L.), f. der Waldmeiſter, ein 
Waldblümchen von feinem Duft, das zur Berei— 
tung des ſog. Maitranks benutzt wird. 

Aſphaͤlt, m. gr. (asphaltos) hartes Erdpech (vgl. 

zitumen); — n. die Hauptmaſſe des 
Aiphalts, durch Behandeln mit Alkohol, dann mit 
Ather und Abdampfen der äther. Löſung aus ihm 
— aſphaltieren, mit einer Miſchung von 
ſphalt und Kalk bedecken (Dächer, Fußboden zc.). 

Aſphoͤdelos, m. gr. (eig. wohl „die ſtille Pflanze“, 
entg. sphodrös, sphedanös, heftig, ſtürmiſch) eine 
lilienähnliche Pflanze (insbeſ. asphodelus luteus, 

elber Aſphodil), deren Wurzelfnollen ein dürftiges 

ahrungsmittel find und von den alten Griechen, 
wie zu einiger Speife, den Toten aufs Grab ge- 
pflanzt wurden. In Homerd Unterwelt wandeln 
auf einer Aſphodeloswieſe Geilter der Helden 
und Träume, 

aſphuͤktiſch, gr.(ä-sphyktos,v.vern. a-u.sphyzein; 
vgl. ſphygmiſch) pulslos, ohnmächtig, jcheintot; 
Minhhzte, f. der Pulsſtillſtand, der höchſte Grad 
der Ohnmacht, Scheintod; aſphyxieren, ohnmäch— 
tig oder ſcheintot ſein oder werden. 

Aſpit, m. fr. (aspic, d. i. Spike, als Würzkraut) 
Kochk. eine Gallertſpeiſe, kalte Fleiſch- oder Fiſch— 
Ipeife mit einem gallertartigen Überzug, Fleild)- 
ul, Fiſchſulz, Sülze; Aspie de volaille, Seflü- 

el in Sulz (Sülze, Gallert); A. d’&crevisses, 
Krebſe in Sulz; A. de homard, Hummer in Sulz. 

Afpidinm, |. Bolypodium. 

afpirieren, I. (aspiräre od. adspiräre) eg. anhau⸗ 
chen, daher Sprachl. etwas mit einem Hauchlaut 
beim Singen: hörbar Atem holen (ein 

ehler); uneig. wonach ftreben, trachten; ſich be- 


80 Aspis 


aſſervieren 


werben; Mipiräte, f. (sc. littera), pl. Aipirati, | — m. ſpan. (asegurador), = Aſſekurant 
(DR 


Sprachl. Hauchlaut, ein Konfonant, und zwar ein 
Berfchlußlaut (Explosiva, Muta) mit nachfolgen- 
dem ſcharfen Hauch verbunden, wie die griechijchen 
pb, tb, kh (x); Aſpiration, f. (I. aspiratio) ge— 
bauchte Aussprache; das Saugen, Anfaugen, Aus— 
Jaugen; dag Streben, Trachten; auch dieSehnfucht, 
Erhebung der Seele zu Gott; Liſpirationsluft, 
verbrauchte Luft, abgefogene Luft, Abluft; Aſpi— 
rationsſchlot oder -ſchornſtein, Lockſchornſtein, 
Abluftſchornſtein; Aſpirations-Ventilation, 
Lüftung durch einen Abirator (1.d.), Seuglüftung; 
Aipivations-Bentilator — Aipirator, ſ. d.; 
Aipivant, m. (l.aspirans) ein Amtsbewerber, Be- 
werber; Anwärter; Miptrdute, f. die Bewerberin; 
in Klöftern die Brobenonne, die ihre Einfleidung 
erwartet; Aſpirätor, m. [., auch: Aſpirateur. 
fr. ( pr. —töhr) ein Gefäß, in welchem durch Ab- 
fluß von WaſſerLuftleere erzeugtunddadurd frifche 
Luft nachgefogen wird, Luftſauger, Sauglüfter. 

Aspis, f. Br. ein langer Schild. 

Aspis, f. die ägyptiſche Brillenfchlange. 

Asport, m. fr. (pr. —poͤhr) der Raub, die Weg- 
führung; asportieren, wegführen, rauben. 

Hiprino, m. ein guter italienischer Wein aus der 

An, ſ. As. [Gegend von Kapua. 

Alagai, auch Gars in langer Wurſſpie 

agäi, auch Hafjagay, m. ein langer Wurfipich 
der Savaner, a und Kaffern. 

assaj, it. (— fr. assez, dv. [. ad-satis) Tonf. genug, 
hinlänglich, jehr. } ‚6 

Aflainifation od. Affüniſution, f. fr. (v. assainir, 
gefünder machen, ausbeflern), od. Aifainiffenent, 
fr. (fpr. afjäniffendug) Berbefjerung de3 üffent- 
lichen Gefundheitszuftandes, bei. Zuftverbefjerung 
in großen Städten durch Reinigung des Bodens 
der Straßen, durch geruchloje Abfuhr des Düngers 
und ähnt., daher auch: Reinhaltung, Reinigung. 
i. auch alfanieren. Hill. 

Affaifonnement,n. fr. (pr. aſſäſonn'mäng) die Zu- 
rihtung, Würze, Brühe an einer Speije; aſſai— 
jonnieren (pr. ajjä—), würzen. 

Afaki, v. Khaſſeki. 

Aſfſamar, n. J. (von assäre, braten) Roſtbutter, ein 
Stoff, der zum Braten desFleiſches verwendet wird 
und dem gebratenen FleifcheWohlgeichmad verleiht. 

aijanieren (vom I. sanus, gefund), auch afjänieren 
(fr., I. Affainifation), etwas nach den Regeln 
und Borichriften der Geſundheitslehre einrichten; 
(die Luft, Zuſtände, Verhältniffe) verbefjern, (den 
Boden) reinigen und ähnl.; Aſſanierung — Wi- 
jainijation, f.d. 

Aftaffin, m. fr. (pr. —Bäng) oder Aſſaſſine (ital. 
assassino), pl. Afjaffinen, Meuchelmörder; urfpr. 
Name einerim 11.%ahrh. getifteten, durch Greuel- 
taten berüchtigten arabijchen Sefte (arab. Haschi- 
schin, v.haschisch, einer Hanfart, aus welcher ein 
geijtiges Getränk bereitet wurde, womit fie fich be- 
raufchten), vgl. Simaeliten; Aſſaſſinium, mi. 
auh Affaſſinät, n. der Meuchelmord; afjafit- 
wieren, meuchelmörderifch anfallen, morden; Aſ— 
ſaſſinätor, m. Rſpr. der, welcher einen Meuchel- 
mörder dingt. 

Aifetiön, f. nl.(v. l. assäre, braten) das Kochen von 
Speijen und Heilmitteln in ihrem eigenen Safte. 

Affant, m. fr. (jpr. ajjöh; altfr. assault, it. assalto, 
v lat. ad-saltus, d.i. Anſprung) der Anfall, über⸗ 
fall, Sturm; der Angriff im Zweifampf; auch eine 
Art Fehtübung. 

assa voce, |. vox. 


affekurieren, nıl. (assecuräre, vd. [. ad- u. secürus, 
Jicher) zujichern, verbürgen, (vor Gefahr) verfichern; 
Alteluranz u. Aſſekuration, f. die Verſicherung 
gegen einen Schaden, Berficherungsgejelichaft; 
Affekuraͤnz-Brief, |. Police; A.-Kompagnie, 
Berfiherungsgejellichaft;A.=-Faktıny,f.Berehnnung 
der Vergütung und der Koſten eines verficherten 
Gegenſtandes; A.-Gebühr, Berfiherungsgebühr; 
Affeknranz-Makler, m., Vermittler von Ver— 
ſicherungen; A.⸗Konto, n. Aufzeichnung der über- 
nommenen Berjicherungsgefchätte in den Büchern 
des Verficherers; A.-Police, f. VBerfiherungsur- 
kunde, -jchein; A.-Prämie, f. die feitgejeßte Ver— 

gütung für den verficherten Gegenſtand, Verſiche— 
rungsgebühr, Aſſekurationseid, Huldigungseid 
der Güterbeſitzer an den Landesherrn; Aſſekura— 
tur, —denr od. r. Afſüreur, m. fr. (ſpr. —öhr) 
u. Aſſekuraͤnt, m. der Berficherer, welcher die 
Öefahr eines andern (de3 Aſſekurierten) über- 
nimmt; Afſekurãt, m. u. n. der od. das Sicher- 
gejtellte, Verſicherte; aſſekurierter Wechſel, ein 
bedingter Wechſel, der zur Sicherung der Zahlung 
eines gezogenen Wechſels dem Inhaber oder In— 
dofjantern gegeben wird. 

Affekution, j. affequieren. } 

Afßfel, f. (v. I. asellus, Ejelein) Krebstier, bej. der 
Stelerwurm, die Rellerafjel. 

Affemblee, £. fr. (ſpr. aſſangbleh; von assembler, 
mi. assimuläre, verjammeln) die Berfammlung, 
insbe]. eine zahlreiche, vornehme Gejellichaft, ein 
glänzender Gejellichaftzfreis; assemblee dan- 
sante (jpr. dangjängt’), Tanzgejellihaft; a. na- 
tionale (jpr. naßionahl), National-Berfammlung 
(bef. in Frankreich); a. constituante (jpr. fong- 
jtitüangt’) die fonftitwierende, d. 5. die Berfafjung 
feftftellende Berfammlungingrantreih(1789—91); 
a. legislative(jpr. lehiegislatitv’), die geſetzgebende 
Berfammlung in Franfrei 1791-92); aſſem⸗ 
blieren (Ipr. allang—), verfammeln; Afjemblenr, 
m. Bereiniger, Zufammenleger der Drudbogen; 
Afſembleuſe, f. Vereinigungsmaſchine (in der 
Spinnerei). 

aſſentieren, l. (assentiri) beiſtimmen, beipflichten, 
aͤuch, obwohl ſehr verkehrt (beſ. in Oſterreich): je— 
mand in Pflicht nehmen, ihn zum Kriegsdienſt 
für tüchtig erklären, daher Aſſentierung, f. die 
Aushebung zum Soldaten ; Aſſenſion, f. (l. assen- 
Io), auch Aſſens, m. (assensus) der Beifall, die 
Bei- od. Zustimmung; Aſſent-Liſte, die Annahme— 
Lifte, Muſterrolle; A.-Schein, Annahme oder 
Tüchtigfeit3-Schein; Aſſentation, f. I. (v. assen- 
tari, beitändig beipflichten; ſchmeichleriſcher Beifall. 

aſſequieren, I. (assequi) erlangen, erreichen, auch: 
begreifen; Aſſekution, f. nl. die Erlangung. 

aſſerieren, l. (asserere, eig. etwas an jid) nehmen) 
ehaupten; Affertum, n. das Behauptete, der be- 
Hauptete Sat; Aſſertion, f. (l. assertio) die Be- 
hauptung; Ripr. insbef. die gerichtliche Behauptung 
oder Vertretung der Freiheit; aſſertöriſch, nl. 
(assertorfus, a, um) behauptend, verjihernd ; affer= 
toriſcher Eid, Eid nad) der Ausſage, Dekräfti- 
gungseid (im Gegenfa zum promiſſoriſchen 
Eide, d. i. dem Eide vor der Ausſage); asserto- 
rium, f. juramentum. 

affermentieren (pr. aflermangt—, fr. assermen- 
ter, von serment, l. sacramentum, Schwur) ver- 
eiden, durc Eid in Amt und Pflicht nehmen. 

aſſervieren, [.(asserväre) aufbewahren, verwahren; 


Aſſeſſor 


Affervãtum oder Aſſervãt, n. das Aufbewahrte; 
Aliervation, f. nl. die Berwahrung. 

Afichor, m. I. (v. assidere, beifigen) Beiſitzer eines 
Gerichts, einer Berwaltungsbehörde, der die 
juriftiiche Prüfung bejtanden hat (im Gegen). zum 

Referendär, der die zweite juriſtiſche Prüfung 
nod) nicht abgelegt hat); pl. Afjefforen, Ailchhes 
rat, n. vd. Aſſeſſũr, f. nl. das Amt eines Bei— 
ſitzers. 

— l. asseveräre, v. sevẽrus, ernſt) be— 
teuern; Aſſeveration, k. die ernſte Verſicherung. 

ajiibilieren, I. (assibiläre, anzijchen; vgl. Sibilus) 
Sprachl. mit einem Riichlaute begleiten (3. B. 3 iſt 
ein aflibiliertes t); Aſſibilation, f. nl. Verbin- 
dung mit einem Ziſchlaute od. Verwandlung In 
einen jolden, 

afiidieren, I. (assidöre) beifißen. 

Alliduität, f. 1. (assıduitas) ausdauernder Fleiß, 

eharrlichfeit; assidue, beitändig; aſſidnös, 
emiig. 

“N to, m. jpan. eig. Sitz, Feſtſetzung, Vertrag, 
Pacht; Sklavenlieferungs-Bertrag, der ſpaniſche 
Pachtvertrag wegen des Sklavenhandels nach Ame— 
rika; Aſſiento⸗Vertrag, insbet der Vertrag von 
1713 zwijchen England und Spanien, welcher ven 
Engländern erlaubte, in das ſpaniſche Amerika 
afrifan. Neger einzuführen; aud) der Sklavenhan— 
del jelbit; Aſſiento-Schiffe, Schiffe, die auf Grund 
dieſes Vertrages afritan. Steger in die ſpaniſch— 
amerifan. Befigungen einführten ; Aſſiento-Kom⸗ 
Bagnie, f. Sklavenhandelsgeſellſchaft; Aſſientiſt, 
m. Mitglied einer jolchen. 

Aſſiette, f. (v. it. assettare, einrichten, zurecht mas 
then, niederjegen, got. satjan, fegen) die Lage od. 
Stellung, Haltung, Feſtigkeit beim Reiten; uneig. 
die een „Faſſung; daher: in feiner 
Aifiette bleiben, in jeiner *2 Stimmung 
bleiben; Teller, Schüjjel(chen): assiette volante, 
fr. (jpr. aſſiett' woldngt’) Nebengericht, Ziwvifchen- 
ſchüſſelchen. 

aſſignieren, I. (assignäre, vgl. Signum) Kfſpr. ans 
weiſen, eine ſchriftliche Anweiſung auf Bezahlung 
geben; Aiandut od. Affignätor, m. der Ans 
weijende, Ausjteller einer Anweilung, Aſſignatär, 
m. nl. der Angewiejene, Anmweilungsinhaber, der 
die Zahlung empfangen fol; Milignät, m. der- 
jenige, auf den die Anweiſung ausgeftellt it; 
Ailignät, n. (pl.—en) die Anweifung einer jähr- 
lichen Einnahme auf unbeweglicdhe Güter; franzöſ. 
Staatsanmweilung, ein Papiergeld, dem diejenigen 
Süter, welche fiir das Eigentum des Staats er- 
Härt waren, zum Unterpfande dienten; Aſſigna— 
tion, f. I. (assignatio) od. Aſſignatũr, f. Die An- 
weilung; insbeſ. eine Zahlungsanweifung; im 
deutſchen Recht der Gütergemeinjchaft unter Ehes 
leuten: daS Bekenntnis des überlebenden Gatten, 
Schuldner der Kindner in betreff ihres Erbteils zu 
jein; Aliignativns-Bant, f. die Staatsdruderei 

er Kreditbilletts Staatspapiere) zuSt. Petersburg. 
ag nötofen, f. pl. ruſſ. (v. assignäzia, Anweiſung, 
nn eufein, Anweijungen der Bergvermaltungen 
on Empfange von Halb-Imperialen aus der 
ünze. 

aſſimilieren, I. (assimiläre, x. assimuläre; v. si- 
milis, e, ähnlich) verähnlichen, od. anpafjen, an- 
gleichen (3. B. in der Wortbildung: einen Yaut dem 
andern); einverleiben, aneignen, in Nahrungsftoff 
verwandeln; Afjimilation, f. die Verähnlichung, 
Unpafjung, Angleichung; Einverleibung, allmähe 
liche Verwandlung der Nahrungsmittel in die Na- 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


aſſoziieren 81 


tur des Körpers, der fie genoſſen hat; Aſſimila— 
tions=Prozeh, m. der Verwandlungsvorgang 
(der Nahrungsmittel im Körper). 

Afflſen, pl. fr. (les assisses, v. assis, jißend) eig. die 

—— ein franz. Schwurgerichtshof zur Un— 

terſuchung und Entſcheidung in peinlichen Sachen; 
daher überh: Schwurgericht; auch der Aſſiſen— 
hof; Aſſiſen von Serujalem zur Zeit dev Kreuz— 
age: eine Sammlung derSakungen jenes Königs— 
reichs. 

aſſiſtieren, I. (assistere) beiſtehen, Im Dienſt unter— 
ſtützen, außhelfen; Aſſiſtent, m. (Il. assistens) ein 
Gehilfe in einem Amt, Hilfgarbeiter, Hilfsbeam- 
ter; Aſſiſteͤnz, nl. od. Afjistänee, f. fr. (pr aſſi— 
itängi’) Beistand, Hilfe, Unterftügung; Anweſen— 
heit, Beijein; paſſive Miflitens feijtet in der 
fathol. Kirche der Prieſter 3. B. beim Abjchluß einer 
gemijchten Ehe, wo der Priefter nur die Erklärung 
ver Brautleute anhört und die Einfegnung verjagt; 
Aſſiſtenz-Arzt, Hilfsarzt; Aſſiſtenz-Prediger, 
Hilfsprediger. 

Afflaͤni od. verderbt Aſchaͤni, m. türk. (vollſt. gu- 


. rusch arslani, d. i. Löwenpiaſter, von gurusch, 


Piaſter, u. arslan, Löwe) Löwentaler, eine in 
Holland fir die Türkei geichlagene Minze, 80 
bis 120 Asper (. d.) an Wert. l 

affolieren, fr. (assoler, von sole, Aderabteilung, 
Schlag, v. I. solum, Grund und Boden) Felder in 
Schläge einteilen; Aſſolement, m. (ſpr. — ng) Ein» 
teilung der Felder in Schläge. 

affonieren, I. (assonäre, v. sonus, Schall, Klang) 
anklingen, ähnlich lauten; Aſſonaͤnz, f. nl. Dichtk. 
der Anklang, vokaliſche Gleichtlang, ein Yalbreim, 
worin nur die Vofale, aber nicht die Konſonanten 
übereinstimmen, 3. B. famen u. gaben; Tonk. 
Stleichheit der Tonfiguren in einem muſikaliſchen 
Gedanken. 

affortieren, fr. (assortir, v. sorte) ein Ganzes nad) 
den Arten zwecmäßig teilen und ordnen ort, 
ten); ji) od. jein Lager —, mit Waren verſchie— 
dener Sorten verfehen ; das Lager vervolljtändigen, 
ausstatten; ein wohlaffortierteg Waren- 
lager, das mit allem zu einer Art Handel Ge— 
hörigen volfftändig verjehen iſt; Affortiment, n. 
(pr. afjortimäng) ein vollftändiger u. gevrdneter 

arenvorrat, Warenlager zum Einzelverfauf (auch 
Sortiment), 3. B. von Büchern, im Gegenfaß 
des Verlagslagers; Auswahl; Aſſortiſſage, f.r. 
n. (ſpr. Bahieh') die Waren-Ausjonderung; die Ge- 
bühren dafür. 

Aſſoupieren (fpr. ou = u), fr. (assoupir, v. I. ad 
u. sopire) einſchläfern, betäuben; jtillen, lindern; 
Aſſounpiffement, n. (pr. — mang) Einjchläferung, 
Beräubung, Linderung; Schlummer, Schläfrigfeit, 
Sorgloſigkeit. 

aſſouplieren (ſpr. ou = u), E (assouplir von 
souple) biegſam, gejchmeidig, lenfjam machen. 

aflonrdieren (pr. ou = u), fr. (assourdir, von 
sourd == I.surdus, taub) betäuben, dämpfen; Mal. 
einen mildern Charafter geben. 

alloztieren, I. (associäre, v. socYus) fich vereinigen, 
verbinden, vergejellichaften zu gemeinjchaftl. Han— 
delsgeſchäften; verknüpfen; Aſſoziation, f. ni. die 
Verbindung, Berbrüderung; die Bergejellichaftung, 
insbeſ. der bis jeßt abhängig -oder einzeln dage— 
ftandenen Arbeitskräfte zu Erwerbsgenofienicafs 
ten; auch Handelsgejellichaft; Affozlationsredt, 
das Necht (befond. politiſche) Vereine zu bilden; 
Ideen-LAffoziation (nl. associatio ideärum), Die 
unmilltiirliche Aufeinanderfolge der Borjtellungen, 


82 Aſſuefaktion 


Gedankenverknüpfung; Afſocié, m. fr. (ſpr. aſ⸗ 
ſoßjeh) ein Teilhaber, Geſchäftsteilhaber; associe 
en commandite, fr. (jpr. —ang fommangdiht‘) 
der ſtille Teilhaber, der Geld zu einem Geſchäft 
hergibt, ohne jonft tätigen Anteil daran zu nehmen. 
Aiiuefaktion, f. I. die Gewöhnung; afjuefzieren, 
gewöhnen, gewohnt werden. 
ajlıımieren, |. (assum£re, dv. sum£re, nehmen) an- 
nehmen, gelten lafjen; ergreifen, auffaſſen, 3. B. 
einen Gedanken; den Hauptichluß des Gegners vor 
der Widerlegung wiederholen; assümpsit, er hat 
übernommen; Nipr. ein freiwilliges Verſprechen, 
wodurch fich jemand zu einer Zahlung, Leitung 2c. 
für einen andern verpflichtet; Aſſumtion, f. (I. 
assumtio, t. assumptio) die Annahme, Aufnahme; 
der Unterfaß eines Vernunftfchluffes; die Auf- 
nahme einer Seele in den Himmel, der Sterbetag 
eines Heiligen;insbej.assumtiobeätae (Mariae) 
virginis, |. od. Aijlinte, f. it. Himmelfahrt der 
Maria; assumtio Christi od. salvatöris, die 
Himmelfahrt Chriſti od. des Erlöſers. 
affürieren, fr. (assurer, v. sür) verſichern; insbeſ. 


== ren tieren; Aifüranee, £. (pr. aſſürcingß) 


— Aſſekuranz; auch Zuverfichtlichieit, Selbit- 
bewußtſein: Sicherſtellung, Bürgſchaft; Aifürenr, 
ſ. Aſſekurateur. 

Affynenholz, ſehr hartes türk. Eichenholz. 

—— m. (vom gr. astäkos, der Krebs) ein 
rtebsitein, veriteinerter Krebs. 

YHitaröth, f. (aus dem bibl. Aichtöreth 2. Kön. 
23, 13 entft.) urfpr. eine Gottheit der Sidonier, 
mit den Hörnern des Mondes dargeitellt, von den 
Hebräern zum Dämon od. Teufel erniedrigt; nad) 
gr. Beneunung: Aſtärte, k. als phönizifche Göttin 
der Liebe, zugleich den Venus-Planeten be— 
zeichnend. | 

Aſtaſie, f. gr. (a-stasia, v. &-statos, unſtet) Unſte⸗ 
tigfeit; Heil. Unruhe, Umherwerfen eines Schwer- 
franfen; ajtätifch, richtungslos, in jeder Lage int 
Sleihgewiht beiindlic; aftatiiche Nadel, Zu- 
ſammenſtellung von zwei Magnetnadeln, gewöhn⸗ 
lich in der Weiſe, daß der Nordpol der oberen über 
dem Südpol der unteren liegt, zu dem Zwecke, daß 
der Erdmagnetismus keine Wirkung üben kann 
und die Nadeln daher jede Stellung einnehmen. 

Hitiismus, m. gr. (asteismös, asteios, jtädtifch, 
wißig, v. ästy, Stadt; vgl. das Il. urbanus, urba- 
nitas) jtädtilche3 Benehmen, feiner Ton; die wigige 
Rede; Redek. der Kunſtgriff, dag man fich —F 
etwas verſchweigen zu wollen, was man dennoch 
ſagt; Neckerei. 

Aſter, f. (v. gr. aster, m. Stern) die Sternblume; 
aſteͤriſch, jternähnlich, von den Sternen her (z.B. 
- Einflüfie); Afterias, m. derSeeitern; Nftertazit, 
Hiterit od. Aiterolith, m. ein Sternftein, veritei- 

nerter Geeftern; Aiterisfus, m. (gr. asteriskös) 
ein Sternden (*), ein Schriftzeichen, urſpr. von 
den Kritifern zur Auszeichnung vorzügl. fchöner 
Stellen‘ gebraucht, jegt bei. zur Hinweiſung auf 
eine Anmerkung unter dem Terte; Aterlsina,n., 
pl. Aiterismen, Sternbilder; Aſterismus, m. I. 
Naturl. diejenige Lichterfcheinung, bei welcher von 
einem leuchtenden Punkte Lichtitrahlen hervors 
ſchießen, 3. B. die Eigenſchaft gewiſſer Arten des 
Glimmers, infolge von Interferenz des Lichts, 
beim Durchſehen jternfürmige Strahlen au zeigen; 
Afteroiden, pl. Sternchen, bei. die Kleinpla— 
neten, d. i. die Kleinen, Dem freien Auge unjicht- 
baren Planeten zwiſchen Mars und Zupiter, deren 
man bis jeßt gegen 150 fennt, 4. B. Ceres, Ballas, 


Altragalos 


ung, Aſträa, Veſta uſw.; Aſtrométer, n. ein 
ternmeſſer. 
Aſthema, n. gr. (v. aistänesthai, empfinden) das 
. Empfundene, Empfindungsvermögen, der Sinn; 
Aitheits, f. gr. die Empfindung, das Gefühl; die 
finnliche Wahrnehmung; Aftheterien, pl. Sinnes- 
mwerfzeuge; Aitheterium,n. ver Empfindungsreiz; 
Aithetik, £. die Wiſſenſchaft vom Schönen und der 
Kunjt, Kunſtſinn, Geſchmack; Aſthetiker, ein Kunft- 
philofoph, Runftkenner, Gefchmadsrichter; äſthẽ— 
tiſch, zur Lehre vom Schönen gehörig; geihmad- 
voll, ſchön; äſthetiſches Gefühl, Schönheits— 
ſinn, Kunſtſinn, Geſchmack; äſthetiſſeren, über 
Geſchmack, Kunſt uſw. ſprechen od. ſchreiben, ver— 
edeln; Uſthetiſierung, Veredelung; Aſthet, m. 
einer, der Leben und Welt einſeitig nur unter 
äſthetiſchen Geſichtspunkten betrachtet. 


Aſthenie, £. gr. (acbthéneia) Heilk. die Kraftloſigkeit, 


Schwäche (im Gegenjab der Sthenie); aſtheniſch, 
traftlos, ſchwach; von Schwäche herrührend; ein 
aſtheniſches Fieber, ein Nervenfieber; afthe- 
niiteren, Ihwäden; Mithenologie, f. die Lehre 
von der Lebensſchwäche; Hityenomalrobidtit, !. 
(vgl. Makrobiotik) die Anweiſung od. Kunft, ein 
ſchwaches Leben zu erhalten; Aſthenopie, f. die 
Schwachſichtigkeit, die leichte Ermüdung des Auges; 
Aithenepyretos, m. dieberihwähe. 


Aſthma, n. gr. die Engbrüftigfeit, Kurzatmigkeit, 


der Bruſtkrampf; aſthmaͤtiſch, engbrüitig, kurz⸗ 
atmig; Aſthmatiker, m. ein Engbrüſtiger. 


r ſ | 
“liamationus, m. Störung der Schfähigfett de3 


uges duch Fehler in der Bildung der Linſe oder 
der Hornhaut; aſtigmatiſch, ſeitenſtrahlig unkiar, 
verſchwommen. 


Aſtik, m. frz. (astie) Glättbein; Putzſchmiere. 
äftimieren, |. (asestımäre) ichägen, — 


achten; äſtimäbel (lat. aestimabllis, e), ſchätzbar, 
achtungswert; Äſtimation, f. (lat. aestimatio) 
die Schätzung; Würdigung, Achtung; Aftimäter, 
m. ein Schäßer, Wertbeitimmer; äſtimatsriſch 
(lat. aestimatorius, a, um) die Schäßung betrej- 
fend; äftimatöriiher Eid, lat. juramentum 
aestimatorIum, der Schätzungs-Eid, wodurch 
eine Behauptung beſchworen wird, Die Den 
gen Wert einer Sade beſtimmt; aestima- 
oria actio, f. eine Schäßungs- od. Wertbeitim- 
mungs-Rlage; aestimatorius conträ tus, m. 
der Trödelvertrag; Ajtiminm, n.nl. =Witima- 
tion; auch das Steuerbud, Ader- od. Flurbuch, 
fofern die Ader nah Abſchätzung ihrer Ergiebig- 
feit beiteuert twerdeit. 


— pl. (mi. aestivalia, v. l. aestivälis, e, 


ommerlich) Sommerjchuhe, Sommerftiefel (ſpäter 
verjtümmelt:stivalia, woherdasdeutiche Stiefel); 
Aitivation, f. nl. Naturk. die Knoſpenzeit, die 
Lage der Blumenblätter vor dem Aufblühen. 


Atome, n. gr. eine Mißgeburt ohne Mund; aſtoͤ— 


milch, mundlos. 


Hiträa, f. gr. (Astraia) Fabell. die Göttin der Ge— 


rechtigfeit, Tochter des Jupiter und der Themis, 
die im goldnen Beitalter unter den Menſchen lebte, 
im ehernen in den Himmel zurüdging; aud Name 
eines Kleinen Planeten od. Aſteroiden, 1845 von 
Hende entdedt. 


Aftrachan, m. ein Plüſch mit glänzender, gefräu- 


elter Oberfläche. 


Altragälos od. Aftragäl, m. gr. der Würfel, Knö— 


chel; Heilf. dad Würfelbein in der Ferſe, der Fer— 
fen» od. Sprungfnodhen; Bauk. der Reif, Stab, 
Rundſtab, Anlauf, der oben eine Säule umgibt 


aſtraliſch 


und das Kapitäl vom Schafte ſcheidet; auch eine 
hülſentragende ou: Stragel,Traganth; Aſtra⸗ 
galismus, m. dag Würfelipiel: Aftragalomanz 
‚tie, f. die Würfelwahrfagung mit Würfeln, worauf 
Buchſtaben ftehen, aus denen man, nach jedesma> 
ligem Würfeln, eine Antwort auf die vorgelegte 
Frage zufammenjeßt. 
aftraliih, Aitral-tampe, ſ. Aitrum. 
Altrupaa, f. gr. (eig. die Bligende) die Prachtmalve. 
Aftratie, f. gr. (v. strateia, Feldzug) Breiheit vom 
Kriegsdienſte. 
aſtringieren, Aſtringens ꝛc. ſ. adſtringieren. 
Aſtrobolismus, m. gr. (astrobolismös, v. astron, 
n. Gejtirn, u. bällein, werfen) eig. das Getroffen- 
jein von einem Geftirn, dem Hundsitern oder der 
Sonne; daher Sonnenftih; Tod oder Scheintod 
durd) Die: Schlagfluß (val. Sideration); Abs 
fterben, Brand; Aſtrodiktikum, n. gr. (astro- 
deiktikön) ein Sternweijer, Sternzeiger, ein Werk— 
zeug, um jeden auf der Himmelskuügel angezeigten 
Stern auch leiht am Himmel finden zu können; 
Aſtrognoſie, f. die Sternkenntnis bloß in Ans 
‘chung ihrer Lage, Verteilung in Sternbilder und 
Benennung; Aſtrognöft, m. der Sternkenner, 
Sternfundige; Aſtrographie, f. die Sternbefchrei- 
dung; Aftroiten od. Aftrolithen, pl. Sterniteine, 
künfedige Wirbel vom Stengel einer Berfteinterung; 
Aſftrolabium, n. ein Winkelmeſſer; ein aftro- 
nomiſches Werkzeug zum Ausmefjen der Sonnen— 
und Sternienhöhe, auf welchen die Kreiſe der Him- 
melskugel in ebener Fläche dargeſtellt find; Aſtro⸗ 
Intrie, f. die Sternverehrung, der Sterndienit; 
Ajtrolög, m. ein Sterndeuter; Aſtrologie, f. 
Sterndeutefunft; Sterndeuterei; aſtroloögiſch, 
sterndeutend; Aftromantie, f. Sternwahrfegung 
—= Aitrologie; Aftrometeorulogte, f. die Wet- 
teriternfunde, die Wilfenichaft, aus dem Stande 
der Sterne die Witterung vorher zu beſtimmen; 
. Hitrometer, m. ein Sternmefjer: Aftrendm, m. 
(gr. astronömos, d. n&mein, verteilen) ein Stern- 
fundiger, Sternforſcher; Aſtronomie, f.dieStern- 
Zunde; Himmelskunde; aftronoͤmiſch, ſternkund— 
Ih; aſtronomiſches Jahr, deſſen Dauer nicht 
bloß nach Tagen, ſondern nach Stunden und Mi— 
nuten berechnet wird; aftronomiſche Jahrbücher, 
aſtronomiſche Kalender, die gewöhnlich auf mehrere 
Jahre im voraus für Aſtronomen zuſammengeſtellt 
werden; aſtronomiſcher Monet, die Umlauüfszeit 
des Mondes in genauer aſtronomiſcher Berech— 
nung; die Zeit, innerhalb welcher die Sonne in 
einem Heichen des Tierkreiſes steht; aſftronomiſcher 
Drt, die Stellung eines Sternes an der Himmels- 
iugel; aſtronomiſche Uhr zeigt den Lauf der 
Geitirne; Aſtrophotographie, f. die Beobachtung 
- Der Himmelstörper mittels photographifcher Auf⸗ 
 aahme; Aitrophotometrie, f. die Kunft, die Hel- 
!igfeit der Himmelstörper zu meffen, und die Lehre 
‚ bon diejer Kunſt; Aſtrophyſit, die Lehre von den 
phyſikaliſchen Erſcheinungen auf den Himmels: 
törpern; Aſtrophijt, m. der baumartige Seeitern; 
Aitropodium, n. eine Berfteinerung mit u 
Beer Beihnung; Mitroffön,n. ein Sternfern- 
rohr; Aftrofkopie, f. die Sternſchau; Beobachtun 
der Sterne durch das Fernrohr; Aftroſophie, { 
de Sternweisheit,— Aftronomie; Nitrojtatik, 
f, die Lehre vom Stande und der Bewegung der 
Sterne; Aftrotheologie, f. die Betrachtinig Gottes 
in derSternenordnung. 
aftrnteren, |. (astru&re oder adstrufre) anbauen; 
hinzufügen, zufchreiben. 


Te 


Alyndejie 83 


Aſtrum, n. L.== gr. ästron) ein Geitirn, Sternbild; 
pl. astra, die Geſtirne, Sterne; sic itur ad astra 
(Birgil), fo gelangt man zu den Sternen, d. 1. zu 
Ehren; aſträl oder afträfifch (I. asträlis, e) die 
Geſtirne betreffend, geſtirnförmig; Aſträl-Geiſter, 
Sterngeiſter, ver Sternenwelt angehörende geiſtige 
Weſen, nach dem Volksglauben des Mittelalters; 
Aſtrãl⸗Lampe, Stern⸗ od. Glanzlampe, vervoll⸗ 
kommnete Argandſche (ſ. d.) Lampe; Aftral⸗ 
Leib, m. ein von den irdiſchen, körperlichen Eigen— 
Ichaften freier Leib, verklärter Leib, den die Geiſter 
bei ihren Erfcheinungen annehmen; Aſtral-Licht, 
Sternliht; der Giernenfchein (bejonderd Der 
Milchſtraße). 

Aſtuarium, ſ. aest—; äſtuieren, I. (aestuäre) 
brauſen, wallen; meerartige Erweiterung eines 
Fluſſes bei feiner Mündung) Gegenſatz von einem 
Delta); Aftuation, f. das Wallen (des Meeres); 
die Unruhe (des Gemüts); äſtuös (aestuösus), 
leidenschaftlich bewegt. 

aftntids, nl. (fr. astucieux, v. I. astutYa, Schlau- 
heit) argliftia, verſchlagen, jchlau. 

Afthgraͤßh. m. gr. (v. asty, Stadt, Hauptftadt) ein 
Stadtbeſchreiber, insbeſ. von Rom; Njtygranhie, 
f. Stabtbejchreibung; Aſtynoͤm, m. ein Stadtver- 
mwalter, beſ. Gebäude-Aufjeher; Aitynomie, f. 
Stadtverwaltung, Gebäudeaufſicht. 

Hitälon, n. (gr. v. vern. a- u. stylos, Säule) ein 
fäulenlofes Gebäude. 

Yiftyfie, f. gr. (v. vern. a- u. stysis, Aufrichtung) 

eilf. männliches Unvermögen. 

Aswamedha, n. Pferdeopfer der alten Indier. 

Aswathe, f. ein heiliger heul, mit dem die 
indiichen Götzentempel umpflanzt werden; nad) 
der Sage ſoll Buddha unter deffen Schatten gelehrt 
haben (Ficus religiösa). | 

inf, n. ar. (&sjlon, eig. unberaubt, unverletzt, v. 
dern. &- u. sylän, berauben, plündern) die IR 
Sreiftatt, ein unverlegliher Ort, wo Berfolgte 
Sicherheit finden; Berforgungsanttalt, Heim, Un- 
terfonmen, Pflegeanftalt; das Aſhl-Recht, im 
Staatstecht: das Recht, eine Freijtätte zu erteilen, 
Schutzrecht. 

aſhllogiſtiſch, ohne Schlußfolge; ſ. ſyllogiſieren. 

Aſymmetrie, f. gr. (vgl. Symmetrie) das Mißver⸗ 
hältnis, die Ungleichförmigkeit; afymmetriich, 

„unebenmäßig, nicht |piegelaleid). 

Aiymndt, ım. gr. (aisymnetes) ein Schiedsrichter. 

— — f. gr. (vgl. Sympathie) mangelndes 

litgefühl, Teilnahmlofigteit. 

Alyınphonie, f. gr. (vgl. Symphonie) der Miklaut; 
aiymphöntich, übelflingend. 

Alyınptöte, f. gr. (v. a-symptötos, nicht zufammen- 
fallend; vgl. Symptom) Näherungslinie, Meßk. 
eine gerade Linie, der fid) eine krumme Linie be 
ftändig nähert, mit der fie aber nie zufanımenjtüßt, 
(Bild unendlichen Strebens, das jein Biel nie er- 
veiht. Leibniz nannte den Menſchen „eine 
Aſymptote der Gottheit“); aſhuptõotiſch, nicht zu⸗ 
ſammenfallend. 

afnchroͤn, gr. (v. dem vern. a-, syn, d. i. mit, und 
chrönos, die gel) nicht gleichzeitig; z. B. ein 
aſynchroner Motor, d. i. ein folder, der un- 
abhängig von den Umdrehungen des elektriſchen 
Stromerzeugers läuft; dag Außer: Tritt- Fallen, 
d. i. das Aufhören des ſynchronen od. gleichzeitigen 
Ganges zweier Bechfelftrommajchinen. 

Aiyndejte, f. od. Aſyndẽton, n. gr. (vgl. Syndeſis 
Redet. die Unverbundenheit, Weglafjung der Bin- 


dewörter, 3. B. id) kam, ic) fah, ich ftegte; entg. 
6* 


81 Aſhneſie 


Polyſyndeton; aſhndetiſch, verbindungslos, 
ohne verknüpfende Bindewörter. 

Aſyneſie, f. gr. (vgl. Synefis) Unverſtand, Mangel 
an Einjicht, Einſichtsloſigkeit. 

Aſhnodie, f. gr. (vom vernein. a- und synödos, 
— Beiſchlaf) Unvermögen zum Beis 
ſchlaf. 

Aſyjſt ata. pl. ar. (v.a-systätos, on, nicht zuſammen⸗ 
ſtehend; vgl. Syftafis) unvereinbare Dinge; Aſh— 
ftafie, k. Unvereinbarteit. 

alzendieren, I. (ascend£re, od. r. adscend£re, von 
scandöre, fteigen) aufiteigen, aufrüden; Aſzen— 
dent, m., pl. Aſzendenten, I. Ripr. (ascendentes) 
Verwandte in aufjteigender Linie, Ahnen, als 
Eltern, Großeltern 2c., entgegen Defzendenten; 
Afzendenz, f. nl. die aufjteigende Verwandten⸗ 
line; Aſcenſeur, m. fr. (fpr. akangföhr), auch 
Aſcenſoir, n. (jpr. aBangfodgr), Aizenfor, m. 1. 
der Aufzug, Fahrſtuhl, eineHebevorrichtung, Hebe— 
maſchine zur Erſparung des Treppenſteigens in 
Gaſthöfen ꝛc., vgl. Elevator, Hoiſt; Aſzenſion, 
f. J. (ascensio) das Aufſteigen, das Aufrucken; die 
Himmelfahrt Chriſti und das Feſt derſelben, der 
Himmelfahrtstag; Sternk. der Aufgang eines 
Punktes des Aquators mit einem Sterne zugleich; 
das — des Turmſeils, daher Aſzenſioniſt, 
ın. der Seiltänzer auf dem Turmſeil; Aſzenſionäl⸗ 
ee f. der Unterfchied zwischen der rechten 
und ſchiefen Auffteigung an irgend einem Punkte 

Alzeie, Aizet, ſ. Aſket. [de3 Himmels, 

Aſzidien, pl. gr. Seeſcheiden, Blattſchläuche. 

aßzitiſch, gr. (von askös, Schlauch, aufgetriebener 
Unterleib; Aſtites od. Afzites, die Baͤuchwaſſer⸗ 
jucht), waſſerſüchtig. 

At, m. tür. Pferd. 

Atacamit, m. Salzfupfererz, in der Sandwüſte 

„Atacama, zwiſchen Beru und Chili. 

Atacismus, Etazismus. 

Atagan, = Satagan. 

atattiich, |. Ataxie. 

Atilie, weibl. Name (v. gr. atalös, Tindlich, zart) 

Ataman, = Hetman. 

Atarazie, f. gr. (ſ. Taraxis) Leidenſchaftloſigkeit, 
unerjhütterlicher Sleichmut, das höchſte Lebensziel 
der alten Skeptiker; vgl. Athaumaſie. 

Atablsmus, m. nl. (v. l. atävus, Urältervater, Va— 
ter des Urgroßvaters, dann Vorfahr überh.) 
Rüdartunglauf die Eigenſchaften der Vorfahren 
oder de3 Stammes); atabiſtiſch, auf ſolcher Rück⸗ 
artung beruhend, rückartend. 

Ataxie, f. gr. (vgl. Taris) Heilk. Unregelmäßigkeit, 
Zittern der Beine bei Rückenmarkskranken; auch 

nridtigkeit in Beitimmung der Wechjeffrift; 
ataͤttiſch, unregelmäßig, z.B. ataktiſches Fieber. 

Ate, f. gr. (ätE, überh. Schaden, Unheil) Fabell. die 
Göttin der VBerblendung, Unheilsitifterin, eine 
Tochter Jupiters, die, von ihm im Zorn aus dem 
Olymp geichleudert, feitdem auf der Erde umber- 
irrt und die Menjchen verleitet, gegen ihren wahren 
Borteil zu Handeln. 

Atechnie, f. gr. (atechnia, vom vern. a- u. techn®, 
die Kunſt) die Unerfahrenheit in einer Kunſt, Un» 
funde oder Ungejchidlidjkeit, 3. B. eines Arztes; 
stehniid, unkünſtleriſch, pfujcherhaft. 

Atetnie, f. gr. (ateknia, von a- u. teknon, Kind) 
die Kinderlojigkeit. 

Atelettafie, f. gr. (v. atel&s, unvollfommen und 
ekteinein, ausdehnen) unvollfommene Ausdeh— 
nung, be. der Zungen bei Neugeborenen. 

Htelie, f. gr. (ateleia, v. a- u. telos, Biel u. Boll) 


[die Jugendliche, Zarte. 


Athene 


1. Zivedlofigfeit; 2. Steuerfreiheit; neugried),, die 
Briefmarke, ' 

Atelier, n. fr. (fpr. ateljeh; altfr. artelier, mi. 
artiliaria, v.ars, ©. artis, die Kunft) die Werkitatt; 
insbefondere die Künftler-Werkitätte, Runjtanitalt, 
Anftalt. 

Atelkuzu, die Länder am Dnjefte, welde bie 895 
die Magyaren bejaßen. 

Atelläna, f. l, pl. Atellänen (Atellänae sc, fa- 
bulae) eine Art altitaliicher Volksluſtſpiele mit 

ſtehenden Charaftermadfen (uripr. in der oskiſchen 
Stadı Atellae in Kampanien heimisch). 

Atelotardie, f. gr. (v. ateles, unvollenvdet) Heilk. 
die unvollfommene Ausbildung des Herzens; Ate— 
lomyelie, f. die unvollitändige Ausbildung des 
Rückenmarks. 

Atemandület, m. arab. (d. i. Stütze des Reichs) der 
erſte perſiſche Miniſter ( S Vezier in der Türkei) 

Ateramnie, f. gr. (v. vern. a- u. téxamnos, feit, 
dicht) Heilk. die Unverdaulichkeit. 

ater dies, Unglüdstag, |. dies. 

atermopieren (ſpr. —monjieren), fr. atermoyer, 
v. terme = l. terminus) die Zahlungsfriſt ver— 
längern, vgl. prolongieren; Atermoye, m. 
Srilfenuibfcheln; Atermoiement, n. (pr. moa'⸗ 
mäng) die Verlängerung der Zah .ungzfrift. 

äternieren, Aternität, Aternat, |. aeternus. 

Ythäir, ın. arab. ein Stern eriter Größe im Stern- 

„bild des Adlers. 

Athäl, n., oder Ketälalfohol, m. Scheidel. ein aus 
Walrat gewonnener fejter Körper. | 
Athamantin, n. nl. Scheidel. ein in den Wurzeln 
und halvreifen Samen der Bergpeterjilie, Atha- 

manta oreoselinum, entdedter Stoff. 

Athambie, k. ge. die Unerichrodenheit, Zurhtlofig- 
keit; athaͤmbiſch, unerſchrocken. 

Athanaſie, f. gr. (athanasia, (v. Athänatos, un⸗ 
fterblich, vgl. Thanatos) Unfterblichkeit; Athana— 
fing, m. u. Athanaſia, f. grieh. Namen: der, 
die Unfterbliche; athanufifches Kredo vd. Sym⸗ 
bof, eine angebl. vom h. Atyanajins, dem PBatri- 
archen Alerandrias, im 4. Zahrhundert verfaßte 
riftliche Slaubensformel (doch ift Athanafius 
nicht der Verf., eg entitand erit um 500); AUthana= 
ftäner, Anhänger des h. Athanafius; Athana— 
tismus, m. Veremwigung, Vergötterung; Uniterb- 
lichteitöglaube; Athanatologie, f. Uniterblid 

keitslehre. Be 

Athaͤnor (auch Ataͤnor), Scheidel. ein vormals 
gebraͤuchlicher Windofen, Kohlenturm, auch „fauler 
Heinz” genannt. 

Athar, ind. ätherifches Roſenöl. 

Athaumaſie, f. gr. (authamasia, d. vernein. a⸗ u. 
thaumäzein, wundern) das Unverwundertbleiben 
(1. nil admirari), d. i. Gleichgültigkeit gegen die 
Welt, nämlich: „weil wir ſie doch nie begreifen“ 
(Grundſatz der Steptiker). 

Atheiſt, m. gr. (athéos, v. vern. a- u. theös, Gott): 
ein Gottesleugner; Atheismus, m. Sottesleug- 
u, # ãtheiftiſch, goitesleugnend, gottesleug- 
neriſch. 

Athelajte, f. oder Atheldsmus, m. gr. (vgl. The— 
lajis) Heil, dad Unvermögen zu jäugen. l 
Athene, f. gr. Fab. die Schupgöttin Athens, = Mi- 
nerva bei den Römern, |. Ballas; Aihenaum,. 
n. eine nach der Stadt Athen als dem Sig aller 
Bildung benannte höhere Leyranitalt, die der Kai— 
fer Hadrian in Rom gründete; daher eine gelehrte 
Schule oder Gejelligyaft; in neuerer Zeit auch al 

Titel von literarischen Beitichriften. 


Atheoreſie 


Atheoreſie, f. gr. (vgl. Theorem u. theoretiſch) die 

Unkenntnis; atheorẽtiſch, unkundig. 

Ather, m. l. (ar. aithẽr) die obere Luft, (nach griech. 
Vorſtellung Feuerluft, worin die Sterne ſchweben 

und die Götter wohnen, alfo) Himmelsraum und 
Lichtitoff zugleich, Himmelsluft, Himmel; Scheidek. 


eine feine, flüchtige und entzündliche Flüffigkeit, | 


die durch Einwirkung von Säuren oder Salzbild⸗ 
nern auf Alkohol entiteht, z. B. aether acetiens, 
Eſſigäther; aeth. muriaticus, Salzäther; aeth. 
nitrieus, Salpeteräther; aeth. sulphuricus, 
Schwefeläther; Atherin, n. Weinölfampfer, ein 
Kohlenmwaflerftoff, nach der Vorftellung einiger 
Chemiter das Radikal des Athers; ätheriſch, 
ätherartig; hiumliſch rein, vergeiſtigt, zart, geiſtig; 
ãtheriſches Ol, flüchtiges Ol; aͤtherifieren Heilt. 
Dämpfe von reinem Schwefeläther mit einer Bei— 
miſchung von atmoſph. Luft einſaugen laſſen, um 
die Gefühlsnerven eine Zeitlang zu lähmen und 

egen Schmerz unempfindlich zu machen; Ätheri⸗ 
0 f. dieſes Einſaugenlaſſen pon Schwefel⸗ 
äther; Athnl, nm. ar. Scheidek. die Ätherbafe, das 
aus Kohlçuſtoff und Waſſerſtoff beſtehende Radi— 
kal des Athers, das, mit Sauerſtoff verbunden, 
das Athyloxyd oder den Ather bildet. 

otherman, ſ. adiatherman. 

Atherõma, n. gr. (v. athere, Weizengraupe, Milch- 
brei davon) Heilk. eine Breigeſchwulſt, Balg- 
geihwulit; atheromätiſch, breigeſchwulſtartig; 

Atherömsteoie, L. gr. Verfettung der Arterien— 
wände, 

Aibefie, f. gr. (vgl. Theis) die Unbeftändigteit, 
Bundbrüchigkeit, Treulofigfeit. 

Athesmie, f. gr. (athesmia, vom vern. a- u. thes- 
mös. Sa&ung) Geſetzoſigkeit, Zügelloſigkeit. 

Athetẽſe, f. gr. (athetesis, v. athetein, abfchaffen) 

„Die Berwerfung, Nichtigfeit3-Erflärung. 

Athiops, m. gr. (Aithinps, eig. ein verbrannt oder 
broun Ausſehender, aitkein. verbrennen, und öps, 
Geſicht), pl. Athidyen, Mobren, Neger, insbe]. 
Eingeborne von Äthiopien in Afrika; auch als 
arzneikundl. Ausdrud: Mohr, 3. B. aethiops 
antimoniälis, Spießglanzmohr ır. a. 

Athlẽt, m. gr. (athletes, von ätkles, Kampf) ein 
Wetttämpfer bei den öffentlichen Spielen der Alten, 
Ringtämpfer, der ftarfe Mann, Hüne; Athlẽtik, 
f. die Ringkunft, Kampfübungen; athlẽtiſch, ner- 
dig, riejenitart, — kräftig; athletiſche Spiele, 
Kampfipiele; Üthlotedten, pl. Kampfrichter und 
Preisverteiler. 

At home, engl. (ſpr. äthöhm) zur Hauſe, daheim, in 
der Heimat; Feine Monodramen, die das häus— 
liche Leben mit jatirischen Streiflichtern beleuchten 
{zuerft von Foote). 


Athor, f. eine ägyptijche Göttin (mit Kuhhaupt und | 


Kuhhörnern). 

Athriofföp, n. gr. (v. aithria, heitrer Himmel, freie 
Luft) ein Werkzeug, um die Reinheit des Himmels 
von Wolfen zu bejtimmen, ein parabol. Hohifpie- 
gel. in deſſen Brennpunkte ſich die geſchwaärzie Ku— 
gel eines empfindlichen Thermometers befindet. 

Aihijl.ſ. Ather. 

Arhyınie, f. gr. (athymia, vom vern. a- u. thymos, 
Mut) die Mutloſigkeit; Schwermut. 

Atimĩe, f. gr. (atimia, v. time, Ehre) Ehrloſigkeit, 
als Strafe bei den Athenern, die in Entziehung 
aller bürgerlichen Rechte beftand; atimieren, ent- 
ehren, beihimpfen, verachten. 

Ätiologie, f. gr. (aitiologia, von aitia, Urfache) die 
Lehre von Urfache u. Wirkung oder von Grund u. 


Atom 85 
Folge; auch die logiſche Begründung ſelbſt (z. B. 
in der Chrie); Heilk die Lehre von den Krantteite. 
urfachen; ätioloͤgiſch, urfachlich, begründend. 

Atlantik, f. engl. das Atlantische Meer. 

Atlas, m. gr. (Ben. des Atlaffes) Fabell. ein den 
Himmel tragender Titan (ſ. d.); ein hoher Berg 
in Afrika am Atlantiſchen Meere; eine Sammlung 
von Landkarten, Kartenfammlung (pl. Atlan- 
ten, dod; auch Atlafje; gleich). Träger des Welt- 
gebäudes); Heilt. der erite Halswirbelknochen, der 
oberite Rüdenwirbel (weil er den Kopf trägt); 
Atlanten, pl. Bauf. Träger, Gebältträger, Säulen 
in Menjchengeitalt, welche einem Geſimſe zur Un— 
terftügung dienen; atldntifch(l.atlanticus, a,um) 
riefenhaft, groß u. ſtark; zum Gebirge Atlas und 
in weiterer Bdtg. zu Kett-Afrita gehörig, weſt— 
afrifaniich, daher: das Atlantiſche Meer od. der 
tl. Ozean; dad atl. Kabel, der Durch diefes 
Meer zur Verbindung von Europa und Amerika 
gelegte Telegraphenftrang; Atlantis, ein fabel- 
haftes Inſelland im Atlantifchen Ozean. 

Atlas, m. arab., Gen. des Atlafjeg, pl. die Atlaſſe 
(atlas, abgerieben, kahl; glatteS feidenes Tuch) 
ein zuerftin Oftindien bereitetes glänzende3 Seiden- 

eua, Ölanzitoff; Atlasblech, — moire metal- 
ique; Atlaserz, ein jmaragdgrüneg, wie Seide 
glänzendes ern, faferiger Maladit; Atfas- 
Holz, ein foftbares, atlasähnliches Holz aus Weft- 
indien und Südamerika; Atlasſtein oder Atſas— 
that, m. jeidenglänzender arageniicher Kalfjpat 
(Sajeraragon), der namentlich in Cumberland ge- 
funden und zu Schmudjachen verwendet wird. 

Atmidtätite oder Atmidiätritk, f. gr. (von atmis, 
Dampf, u. iatrös, Arzt, iatreia, Heilung) Heilung 
durch Dämpfe, Dampjbäder; Inhalationskur; At— 
mologie, £. gr. (v. atmös [verwandt mitatmen], 
Dunſt, Dunftlehre, Lehre von der Berdunftung des 
Waſſers im Dunſtkreiſe; Atmometer od. Atmido⸗ 
meter, n. auch Admidoſtoͤp, n. gr. Verdunſtungs⸗ 
mejier, die Ausdünſtung des Waflers zu mejjen; 
Atmoſphäre, f. (vgl. Sphäre) Dunſtkreis, bei. 
Luftkreis um die Erde; bildl. die nächjfte Umgebung 
eines Menſchen; auch für Atmoſphärendruck als 
Einheit des Maßes für den Druc tropfbarer oder 
Yuftförmiger Flüffigfeiten (1 Atmojphärendrud — 
dem Gewicht einer 76 cm hohen Quedfilbers, oder 
1,08 m hohen Rafjerjäule, = 1,093 kg Drud auf 
1 qem Fläche); Atmoſphärilien, pl. im Luftkreiſe 
enthaltene Stoffe; die Luftkörper; atmoſphäriſch, 
dem Dunſtkreiſe angehörig oder in demſelben be- 
findlih; atmojphärifche Luft, gewöhnliche 2.; 
atmojphäriiche Eifenbahn, eine Eifenbahn, 
auf welcher der Luftdruck als bewegende Kraft jtatt 
des Dampfes angewendet wird, Saugluftbahn; 
u Geſftänge, Quftiäulengeftänge; 
atmoiphäriiher Druck, Luftdruck; Atmoſphä⸗— 
rograbhie, f. die una der Atmojphäre; 
Atinofſphärologie, f. die Tehre von den atıno- 
iphäriichen Erſcheinungen. 

Atocte od. Utofie, f. gr. (v. vern. a- u. tökos, Ge- 
burt) Unvermögen zum Gebären, Unfruchtbarkeit; 
Utocia, pl. er machende Mittel. 

Atoͤll, n. oder Atoͤlle, f.malayijc (fra. attol, attolle, 

attolon), eine ringförmige, ein Binnenwafjer une 
fchließende Koralleninfel. 

ton, n., pl. Atoͤme, gr. (atömos, on, unteilbar, v. 
vern. a- u. tome, Schnitt, vgl. Tomus) etwas Uns» 
teilbareg, kleinſtes Teilchen, Ur-Teilchen (Sonnen 
täubchen), au3 deren Bewegung und Verbindung 

pitur die Entftehung der Welt zu erklären ſuchte; 


86 Atonie 


Atomgewicht, Scheidef. Miſchungsgewicht, die 
kleinſte (relative) Gewihtsmenge, in der fich ein 
Grundſtoff mit andern verbindet; Atompolum, n. 
das Verhältnis des Miſchungsgewichts zur Dichte; 
Atomismus, m. oder Atomiſtik, f. das atomi⸗ 
ſtiſche Syſtem, die Urftofflehre, nach welcher alle 
Körper aus Atomen zufammengejeßt find, auch 
Korpusfular-PBHilofophie genannt; Ato— 
mift od. Atomiftifer, m. ein Anhänger jener An- 
ficht; atomiſtiſch, die Urftofflehre behrefienb; un» 
eig. überh. zeriplitternd in Einzelheiten ohne leben» 
digen Zufammenhang auflöfend oder aufgelöft; 
Atomigfeit, Wertigkeit; atomiſch, unteilbar. 
Stonie, f. ar. (vgl. Ton) Tonlofigkeit; Abipannung, 
Erſchlaffung, Mattigkeit oder Schwäche des Kür» 
pers; atoͤniſch, tonlos, abgejpannt, matt; Atö-= 
non, n. ein tonlojes oder unbetontes Wort, pl. 
Atöna; Atonififation,f.gr.el.dieEinjchläferung. 
atoͤpiſch, gr. (&-topos, on, d. töpos, Ort) nicht am 
rechten Ort, unpaflend, ungehörig, — 1. inept: 
Atopie, f. (ar. atopia) Ungehörigteit, Albernheit. 
tour, m. fr. (pr. atühr) der Buß od. Schmuck vor⸗ 
nehmer Damen; v En dames d’atour; atonrnieren 
(fr. atourner), ſchmücken; Atournement, n. fr. 
(pr. Aturn’mäng) das Putzen, der Bus. 
a 


out, ein Atout, atoutieren, |. tout; à tout 


hazard, j. Hazard; ä tout prix, j. prix. 
Atrabilität, f.nl. (v. I. atra bilis, ſchwarze Galle) 
Heilf. die Schwarzgalligkeit, Gallſucht; atrabilär 
u.atrabilös (fr.atrabilaire, atrabilieux) ſchwarz⸗ 
gallig, gallfüchtig. 
Atrachẽſos, m. gr. (v. trächelos, Naden) Heilk. ein 
Halsloſer, Kurzhals. 


Atracia ars, f. Zauberkunſt, ſchwarze Kunſt (neh 


der theſſaliſchen Stadt Atrax, die durch ihre 
Zauberkünſtler bekannt war). 


atram6ntum, n. I. (von ater, ſchwarz) Schwärze, 


ihwarze Farbe, bei. Tinte; a. indieum, ſchwarze 


Tuſche; atramentäs, nl. tintenfhiwarz, Atra⸗ 


mentftein, der Tintenitein, der Eiſenvitriol ent— 
hält und aus dem der meijte Vitriol gejotten wird. 

Atrekie, f. gr. (atr&keia) die Gewißheit, Wahrheit; 
atrefiich, gewiß, ficher, wahr. 

Atremie, f. gr. (atremia) die Furchtloſigkeit, Ruhe; 
atremifch, ruhig; Atremograͤph, m. eine von 
2, Maas in Berlin erfundene Borrihtung zur 

erhütung des Schreibkrampfs. | 

Htrefie, f. gr. (von vern. a- u. trän, durchbohren; 
vgl. Trema) Heilf. Berihliegung eines Kanals des 
Körpers, bei. das Berwachjenfein des Afters oder 
der Scheide; atretiſch, undurhbohrt, mit ver- 
wachſenem After oder Geichlechtäteile. 

Atrichie,f. gr. (v. vern. a- u.trix, ©. trichös, Haar) 
die Haarlofigfeit; atrichiſch, haarlos. 

Mtriden, pl. Atreug’ Söhne. Agamemnon und Me- 
nelaus. 

Atrium, n. l. pl. atria od. Atrien, der Vorſaal, 
Borhof eines römischen Wohnhauſes; auch die Vor⸗ 
halle eines Tempels; Heilf. der Vorhof oder die 
Borfammern des Herzens (atria cordis); atrium 
mortis, n. der Borjaal des Todes, die Borboten 
des Todes. 

Atrocität, f.[. (atrocitas, v. atrox, ſcheußlich, wild) 
die Graufamfeit, Gräßlichfeit. 

Atröpa, f. gr. (von ätröpos, unabwendbar, wegen 
ihrer töplicen Birfung) die Tollfirfche (die giftigite 
Art: Belladonna); Atropin, n. Scheidef. das 
in derfelben entdedte Alfaloid; Atröpos, f. (vom 
vern. a- u. tr&pein, wenden) Fabell. die Unerbitt- 
liche, eine der drei Barzen, ſ. d. 


attentieren 


Atrophie, f. gr. (v. ven. a- u. trophe, Nahrung, 
trephein, ernähren) Abmagerung, Abzehrung; 
Heil. die Dörrfucht (bei älteren Zeuten = Marad- 
mus); atroͤphiſch, abmagernd, an der Dörrſucht 

eidend.. . | F 

Atſchärja, m. ſanskr. (atscharja, nad) engl. Schrei⸗ 

bung: ascharya) ein geiſtlicher Lehrer der jungen 
Brahminen in Indien. ER 

Atjchch, f. Akticheh; Atichie, 1. Abi. 

attacca, it. Hänge an! (von attaccare, fr. attacher) 
Tonk. j. dv. iv. unmittelbar anzufchliegen! wenn 
zwiſchen dem Schluß einer Abteilung und der fol- 

. genden Feine Baufe eintreten joll. — 

attachieren (ſpr. —ſchi —), fr. (attacher) anhängen, 
anheften, beigeben; ſich —, ſich anſchließen, bin- 
geben, ſich an etwas gewöhnen, etwas lieb gewin— 
nen; Speiſek. anbraten; von Pferden: gegen die 
Sporen drüden, wenn fie mit denfelben berührt 
werden; attachiert fein, anhänglich, ergeben, zu⸗ 
getan fein; beigegeben fein; attachant (pr. atta⸗ 
Ichäng oder gew. —ſchänt), anziehend, lodend, zu⸗ 
tulich, zutätig, anſchmiegend, anhänglich; Attaché, 
m; (jpr. attaſcheh) ein Amtsgehilfe, Angeſrellter, 
beſ. bei einer Geſandtſchaft; Attahdement,n.tjpr. 
attdich'mang) Anhänglichfeit, Ergebenheit, Zu— 
neigung. 

attadieren, fr. (attaquer) angreifen, anfallen; dein 
Pferde die Sporen geben; attackiert, angegriffen, 
kränklich; Attacke (ſpr. attaz), f. ein feindlicher 
Angriff, Reiterangriff; Anfall, z. B. einer Krank⸗ 
heit; attaque carriere, Sturmangriff (vgl. 
‚Sarriere-Ittade);a. dans les formes(Ipr. —vang 
!ä form’), regelmäßiger Angriff von Feſtungen; a. 
‚en d&bandade(pr. —ang debangddd’), Schwärm⸗ 
Angriff, in zerjtreuter Ordnung; a. en 6chelon 
pr. —an ehicj’löng) jtaffelfürmiger Angriff der 
Keiterei (f. &chelon); a. en muraille (ipr. —mii- 
ralj’), Angriff in geſchloſſener Reihe. 

attaliſche Schätze, große, unermeßliche Schätze, wie 
ſie Attälus, ein König von Pergämus, 183v. Chr. 
den Römern erblich himterließ. 


Acteinte, f. fr.(ipr.atiängt’; v. atteindre, erreichen, 


l. attingẽro) ein leichter Krankheitsanfall, eine An- 
wandlung. 81 * 
Attelage, f. r. u. fe. (ſpr. att ahſch v. atteler, an» 

jpannen) die Beipannung, das Pferdegeſchirr; Krk. 
a3 Geihüg-Zubehör; Attelter, 1. Atelier. 
Attelet (Hätelet) m. fr. (ſpr. ateleh), Kochk.: Zier⸗ 
ipießchen, Silberſpießchen; Hätelettes, pl. fr. (pr. 
atelätt), Roſtſchnittchen. 
attemperieren, (l. attemperäre, anpaſſen; altfr. 
attemprer, neufr. temp£rer, it. attemperare, mä— 
Bigen)mäßigen, mildern, lindern; Httemperäter, 
m. bei den een eine Vorridtung zur Er— 
higung der Meiſche mit Dampß. 
attemporieren, nl. (v. tempus, die Zeit) ſich in Die 
Beit jchiden, nad) ven Umjtänden ridten. 
attendieren, I. (attend&re) acht geben, aufmerfen; 
(It. attendre, pr. attdngd’r, warten); en atten- 
ant (fpr. an attangdäng), eig. im Erwarten: einſt⸗ 
weilen, unterbefjen; attent, I. (attEndus, a, um) 
od. attentif fr. (pr. attang—) achtſam, aufmerk— 
Jens; Attention, f. (I. attentio) die Achtſamkeit, 
ufmerkſamkeit; Attention! ir. (pr. Yttangsjong) 
Achtung gegeben! aufgemerft! 59 
attendrieren (ſpr. attangdrieren), fr. {attendrir, v. 
tendre, zart) rühren, bewegen; attendriſgut 
(ſpr. —fang), rührend; Attendriſſement, n. (pr. 
—mäng) die Rührung. BG 
attentieren, I. (attentäre) verfuchen, wagen, ſich 


attenuieren 


unterfangen, mit einem Berbrechen umgehn; in 


andere Rechte eingreifen: Attentät, n. (l. atten- 
. tätum) ein Eingriff in fremde Rechte; ein Frevel, 


- Amtsfrevel (in Überfchreitung rechtlicher Befug— 
nilje), eine Gewalttat; Mordverſuch; ein verfuchter 
Angriff auf eines andern Leben, Ehre oder Eigen- 
tum; ein Mord» od. Raubanfall; davon die Miß— 
bildung: Attentäter, m. (von nl. attentator, jo» 
wie den Wörtern Miffetäter, Ubeltäter fälſchlich 
nachgebildet) der einen ſolchen Angriff verſucht; 
attentäta crimina, pl. versuchte (aber nicht volls 
endete) Freveltaten. 

attenuiceren, I. attenuäre, dv. tenüis, e, dünn) ver⸗ 
dünnen, ſchwächen, abmagern; Attennantia, pl. 
1. Heilf. Berdiinnungsmittel; Attenuation, f. die 
Verdünnung, Schwächung, Abmagerung. 

Attereau (Hätereau) n. fr. (fpr. aterdh), Kocht. 
Kruſtelſpießchen; Roſtſchnittchen. 

Atterrage, f. r. n. fr. iſpr. —dhi’; v. atterir, 
fanden, v. terre, Erde, Land) der Landungsplatz; 
da3 Landen; Atterrifiement, n. (fpr. —mäng), 
f. Anwachs des Ufer durch Anſchwemmung; an- 
geſchwemmtes Land. 

atteftieren, I. (attestäri; vgl. tejtieren) bezeugen, 
beglaubigen, ein Zeugnis ausſtellen; Attéeſt und 
Atteſtät, n. nl. ein fchriftliches Zeugnis, ein 
Schein, eine Beſcheinigung; Atteftetion, f. I. (at- 
testatio) Beglaubigung. | 

Attila, f. nl. (v. atticus, a, um, attijc), zu Athen 
gehörend) oder Attique, f. fr. (jpr. attit’) Bauf, 
ein Dachgeichoß nach attiſcher Bauart, der zierliche 
Aufſatz von Pfeilern auf einem Geſchoß, Dach— 
brüfjtung, Simsbrüjtung; der auf Säulen ruhende 
obere Querbau eines Tores; Attizismus, m. (gr. 

‚ attikismös) attifcher Sprach- oder Nedegebraud) 
(die gebildetite altgrieh. Mundart); der feine Ge— 
Ihmad im Denfen und Neden, der den Athenern 
eigen war; aͤttiſch, der athenifchen Bildung ge- 
mäß: fein, wißig; attiſches Salz, ſinnreiche, 
wigige Reden. 

Attile, m. (nad) Attila, dem Hunnenkönig benannt) 
ein furzer, mit Schnüren bejegter Huſarenrock. 
Attine, f. eine polnifche Silbermünze, etwa 20 Bf. 

wert. 


e 

Attinentien, pl.l.(v. attinſre, zugehören, betreffen) 
— Pertinentien. 

Attique, ſ. Attika. 

Attiraii, m. fr. (fpr. —rdj’) das Gerät, die Zu— 
rüftung, Krk. das zur Artillerie gehörige Gerät, 
Wagen, Geſchirr ꝛc. 

Attis, |. Atys. 

Attitüde, f. fr. (aus aptitude, v. [.aptus, pajjend, 


ellung, Haltung und Lage des Körpers. 


atto, m. it. (opt. actus) der Akt, Aufzug bei Schaus | 


ipielen; a. di cadenza, der Schluß eines Mufit-, 
bei. Geſangſtückes mit Kadenz. 


Attornch, m. engl. (fpr. ättörni; v. altfr. attorne, | 


v. attorner, ein Gejhäft an jem. übertragen) eig. 


überh. ein Stellvertreter, Bevollmächtigter, Ge— | 
Ihäftsträger; bef. ein Rechtsanwalt, und zwar ein | 
folcher, der unmittelbar mit dem Klienten verkehrt | 


und Schriften für ihn bei Gericht einveicht, entg. 
Barrifter (der vor Gericht plädiert); Attorney- 


neral, m. (fpr. —dichenneräl) der Sronanwalt, | 


Devollmädtigter des Königs für alle der Krone 
fallenden Geſchäfte. | 
touchement, n. fr. Nr attujch’mäng) die Be- 

rührung, Betaftung, be}. dieheilfräftige, =Mani- 

sulation. | 





Aubeldrud 87 


attrahieven, |. (attrahere)anziehen; Attrahentig, 
pl.anziehende Mittel, Zugmittel; Zugpflajter, z. B. 

ſpaniſche Fliegen; Attraktion, f. (l. attractio) die 
Anziehung, das Anziehen; Anziehungskraft; aud) 
die Perſon oder Sache, die Anziehungskraft beiipt 
(3. B. in der Zirkusſprache great attraction, engl., 
d. 1. große Anziehung, |pr. gret ätträdich'n); aud) 
1. Attraftions-firaft, die Aupkraft, welche durch 
die ganze Natur Herrichend fich als Kohäfion, Gra- 
vitation, magnetische, eleftrifche Anziehungskraft, 
chemiſche Wahlverwandtichaftze. offenbart; attraf- 
tibel, barb.-I. anziehbar; Attraktibilität, f. An— 
ziehbarfeit; attraftiv, nl. anziehend; attraltö- 
riſch (ſpätl. attractorius, a, um), anziehend; at- 
traftorifchhe Kräfte, Anziehträfte; Attrait, m. 
fr. (fpr. atträh) Reiz, Lockung. 

attrappieren, fr. (attraper, v. ml. trappa, Falle) in 
einer Falle oder Schlinge fangen, ertappen, er— 
wilchen ;anführen,neden: Attrappe, f.(fpr.attrdp) 
die Falle, Schlinge, der Fallſtrick; auch ein zur Täu— 
ſchung eingerichtetes, auf Neckerei berechnetes Spiel⸗ 
werk, Neckſpiel; Nachbild, Vexiergebilde. 


1 attribuieren, I. (attribuere;vgl.tribuieren)zujchreis 


ben, beilegen; Attribät, n. (l. attribütum) da$ 
Beigelegte, die Eigenschaft; das Merkmal, Sinn- 
bild, wie z. B. bei a der heidniſchen Göt- 
ter Supiter den Blib, Apoll die Leier, Merkur den 
Heroldjtab erhält; Attribution, f. (1. attributio, 
die Beilegung, Verleihung von Srechten;: die Be- 
vollmädtigung zu richterl. Entfcheidungen; Attri= 
butivum od. Attributib, n. (pl. Attributiva 
nl. Beifügung; attributin oder attributiviſch, 
beifiigend. 

Attrition, f. I. (attritio, von att£rere, anreiben) 
die Reibung, das Aufreiben od. Wundwerden der 
Haut; aud) eine äußerliche Reue, nur aus Furcht 
vor der Strafe (entg. Kontrition); Attritus, m. 
I. Heil. = Intertrigo, ſ. d.; attrit, abgerieben, 
abgenugt; attritieren, zerreiben. 

attronpieren (jpr. ou = u), fr. (attrouper, don 
troupe, Trupp) truppweiſe verfammeln; ſich —, ſich 
zufammentotten; Attronpement, n.(jpr.—trup’- 
mäng) der Auflauf. 

Attın, f Chike. 

Artys, |. Atys. | % 

Ytydhie, f. gr. (atychia: vgl. Tyche) Unglück. 

atijpiſch, ar. (j. Typus) Heilk. eig. unvorbildlich; 
unordentlic), unregelmäßig; atypiſche Krank— 
heiten, regellofe oder ordnungsloſe Krankheiten, 
en dergl. Fieber; Atypie, f. Regellofigteit im 
Berlauf von Krankheiten. ° 


Atuͤs, Attys oder Attis, av. Fabell. ein fehöner 
eſchickt; it.attitudine, Gejhidlichfeit,Stellung)die | 9 l Seh 


Süngling und Liebling der Göttin Cybele, der ſich 
in ade Begeifterung für den Dienſt dieſer Göt— 
tin ſelbſt entmannt haben joll. 


au, fr. (fpr. oh), der männliche Artikel im Dativ, pl. 


‚aux (fpr. oh), mit dem, mitden2c.; z. B. au bon 
accneil, zum guten Empfang; au besoin (jpr. obe- 
joäng), im Notfall (Bemerkung auf Wechjeln); aux 
confitures, mit Einlegefrüchten; au four, Kochk. 
(eig. im Ofen) gebraten, gebaden, au fait, au 
fond uf. unter dem folgenden Worte. 


Aubade, f. fr. (pr. obdd’; v. aube, Morgendämme- 


rung, it. alba, v. I. albus, a, um, wei) Morgen— 
lied der Troubadoure; ein Morgen oder Früh— 
jtändchen, entg. Serenade. 


Aubaine, £. fr. (jpr. obähn’; v. aubain, ml. albanus 


— alienus, fremd) = Albinagium, ſ. d. 
Aubelödrud, m., ein Verfahren, um Drudplatten 
fir Stein- und Buchdruck nach Kupferftichen herzu⸗ 


88 Auberge 


ſtellen, nach dem Erfinder Aubel in Köln benannt 
(alſo kein Fremdwort; hier nuraufgenommen, weil 
es von den meiſten zunächſt für ein Fremdwort 
gehalten wird). 

Auberge, £. fr. (ipr. oberſch; altfr. hauberge, her- 
berge, heberge, Soldatenzelt, Heer- od. Feldlager, 
it. albergo, m., v. althochd. heriberga, f., Heer⸗ 
Berge, Herberge)das®aithaug, Wirtshaus, der Gaſt⸗ 
hof, die Herberge; Aubergiſte, m. (ſpr. oberſchiſt') 
der Wirt. 

Anbergine, fr. (ſpr. obärſchin) chineſiſche und japa- 
neſiſche glaſierte Tonwaren von bläulichroter Farbe. 

Aubry, m. iſpr. öbri) fr. männlicher Name, deutſch: 
Alberich. 

Auceps, m. lat. dev Vogelſteller. 

Auctarium, n. I. (von augere, f. augieren) die Zu- 

abe,auctifizieren, vermehren, zulegen; Auktion, 

. I. (auctio, eig. Vermehrung) die Berjteigerung, 
landſch. Sant, VBergantung, — der Auf- 
ſtreich; auctiönis lege, durch öffentliche Verfteige- 
rung; Auktions-Katalog, m. Verzeichnis zu ver- 
tteigernder Gegenſtände; auftionieren (l. auctio- 
närl) od.Bderanftionieren, veriteigern, verganten; 
Auttionätor, m. nl. der Berjteigerer. 

Auctor od. Autor, m. (l. auctor, eig. der Beförde- 
ter de3 Gedeihens od. Wachstums einer Sadıe, v. 
augere) der Urheber (Anitifter, auch Gewährs— 
mann); Urheber einer Schrift, Verfaffer, Schrift- 
iteller; Schöpfer (eines Werkes); aucter delicti, 
rixae, Urheber de3 Verbrechens, Unfugs; Autors 
Ichaft, f. L-dtic., Urheberschaft; autoriſieren, 
(autoriser), berechtigen, ermächtigen, bevollmäch- 
tigen; autoriſiert, bevollmächtigt ;Autorifation, 
f. die Ermächtigung, Vollmadt; Autorität, f. 
(l. auctoritas; fr. autorite) da3 Anjchen, die Be- 
fugnig, Würde, gefegmäßige Macht; das Zeugnis 
(aus Schriften); die Behörde; Gewährsmann, an— 
erfannter, maßgebender Fachmann; die konſti— 
tuierten Autoritäten, die angeordneten Gewal- 
ten; die errichteten Staatsämter, od. die eingejegten 
Staatsbeamten, verfafjungsmäßigen Machthaber; 
aucforitate curatoris od. a. tutoris, l. mit Ge⸗ 
nehmigung oder Einwilligung des Vormundes; 
auftoritativ, auch anftöritär, auf Anſehen ge- 
gründet, berechtigt; maßgebend, anerfannt. 

Aucübe, f. japan. (aukuba, nl. aucüba japonica) 
ein Zierſtrauch aus Sapan mit goldfarbiger Rinde, 
— großen Blättern und kleinen braunen 
Blüten. 

audax, l. (v. audẽre, wagen) kühn, herzhaft; au- 
dace, it. (ſpr. audätſche) Tonk. kühn; audicem 
(od. audäres, fortuna (od. Dens) juvat, l. Sprw. 
dem (od. den) Kühnen Hilft das Glück (oder Gott); 
friſch gewagt ift Halb gewonnen; Audazität, £. ni. 
Kühnheit. 

Audiäner od. Audäãner, pl. eine ſyriſche Mönchs— 
Partei im 4. Zahıh., weiche Anthropomorphiten 
(1. d.) waren, von einem ſyr. Geijtlihen Audäus 
geſtiftet. 

audiatur et altéra pars, I. (audiätur, es werde 
er v. audire, hören) man höre auchden andern 

eil, die Gegenpartei; Andienz, f. (l. audientia, 
das Hören); Gehör (—geben), Zutritt(—haben); 
Empfang, Unterredung; die Gerichtsfigung, Ver— 
Handlung des Berichts; Andienztermin, m., 
Hauptverhandlungstermin; AYudienein, f. ſpan. 
(pr. — Bia) Obergericht im ehemaligen ipan. Ame— 
rika; auch Gerichtshöfe in einigen Städten Spa- 
nien3, den alten Barlamenten in Frankreich ähn— 
ih; Andiencier, m. fr.(ipr. odiangßieh) ehem. ein 


Auguſtus 


Gerichtsdiener bei den höheren Behörden in Frank— 
rei; audientia epixcopälis, f. L. die biſchöfliche 
Serichtsbarkeit; Auditor, m. [., pl. Auditöres 
od. Anditeur, m. fr. (jpr. oditöhr), ein Zuhörer; 
Beiliger in verichiedenen Gerichten; bef. ein Rechts- 
gelehrter beim Soldatenftande, ein Feldrichter, der 
im Heere die Stelle des ordentlichen Richters ver- 
tritt; Kriegsgerichtsrat; auditöre di rota oder 
ruöta, it. Beiliger des päpitl. Berufungsgerichts zur 

Rom; Anditorät, n.nl. Seldrichteramt; Audito⸗ 
riät, n. päpitliche Sefandtichaft3-Schreiberei; Au⸗ 
ditorinm, n. I. der Hörfaal, Lehrſaal; Zuhörer- 
ſchaft, Hörerfreis; audıtus. m.l. das Hören; audi- 
tus diffichlis, Schwer- od. Harthörigkeit; de audi- 
tu, vom Hörenjagen; Audiometer, m. Gehörmeſ— 
fer, = Sonometer; Audiphön, n., ein Hörwerk— 
zeug fürTaubſtumme(zumHören mittel3derZähne, 
von Richard G. Rhodes zu Chicago 1879 erfunden). 

aufpullen, deutich-engl. (von engl. pull [jpr. pull] 
ziehen, zerren, to pull up, ein Pſerd anhalten), 
beim Rennen ein Pferd zurüdhalten, um jpäter 
jeine höchſte Kraft zu entfalten. | 

Yugias, m. gr. (Augeras) Fabell. ein König von 
Eũs, der eine Herde von 3000 Rindern beſaß, deren 
in 30 Jahren nicht gereinigten Stall Herfules in 
einem Tage ausmiftete; daher Augias-Stall, 
eine durch Vernadjläjfigung groß gewordene Un- 
ordnung, die zu einer muͤhſeligen u. unangenehmen 
Arbeit nötigt. 

augieren od. angmentieren, |. (augere, augmen- 
tare)verntehren, vergrößern; Uugment,n.!.(aug- 
méntum) der Zuwachs, Zuſatz, die Bermehrung; 
der Vorlaut od. die Vorſilbe zur Bildung der Zeit— 
fornten der Vergangenheit bei Abwandlung der 
Beitwörter in der gried. u. altind. Sprade; aug« 
mentum salarii,Öchaltserhöhung, Zulage; Aug 
mentation, f. nl. die Vermehrung, Verſtärkung; 
Zonf, die Einführung eines bereit3 benußten me- 
lodiſchen Gedankens in Noten von doppeltem Zeit- 
wert (in Fugen); Angmentativum, n. Spradl. 
Bergrößerungswort, entg. Deminutivum. 

Augit, m. (v. gr. augs, Glanz) auch Pyrogen, m. 
eine zur Ordnung der Silifate gehörende Steinart. 

Augment ꝛc., |. augieren. 

Augur, m. l. pl. Auguren (entit. aus avi-gur, von 
avis, Bogel, und dein kelt. gür = vir, Mann; vgl. 
Aufper), Bogelfchauer, Bogeldeuter, Wahrfageraus 
dem Fluge und Gejchrei der Vögel, überh. Zeichen. 
deuter, Weisfager, im alten Nom ein befonderer, 
hochgeachteter Briefterverein; Angurium, n., pl. 
Angurien (lat. auguria), die Bögelichau, Weis- 
fagung; das Anzeichen, Vorzeichen; auguriss, nl. 
vorbedeutend; angurieren (lat. auguräri), weis- 
jagen, mutmaßen. — f. Anhang. „ 

Anguͤſtus, m. l. der Erhabne, Ehrwürdige, Ehren- 
name von Cäfars Nachfolger Dftavian, und ſpäter— 
hin Titel der römifchen Kaifer überhaupt, mit dem 
fih dann auc die deutſchen Kaifer ——— 
„semper Augustus‘’, was man in witzigem 
Halbirrtum (ſ. augieren) verdeutfchte: „allzeit 
Mehrer des Reichs (Goethe: „ans Erhalten denkt 
er zwar; mehr noch wie er mehre“). Davon Auguft 
(mit Betonung der erſten Silbe), häufiger Vorname; 
Aunguͤſt(mit — obwoͤhl die Schwei⸗ 
zer Augſt fagen), der nach dent erſten Kaijer ge- 
nannte Erntemonat, Auguſtd'or, m. lat.-ir. ein 
Gold-Auguft, ſächſiſches Zunftalerjtüd; Auguftin 
(1. Augustinus), männl. Name, f. v. m. Auguſt; 
Augüfte und Auguſtine, weibl. Namen: die Er- 
habene, Herrliche; Anguftiner, Mönd nad) der 


Augustana confessio 


Regel des heil. Auguſtin; auguſtiſches oder an 
uſtẽiſches Beitalter, Blütenalter der Wiſſen— 
haft und Kunſt (wie zur Zeit des röm. Kaiſers 
uguftus); der Dumme Auguſt, eine vom Clown 

Tom Belling im Zirtus Renz in Berlin 1860 er» 


fundene komiſche Dümmlingsrolle, gew. Aujuſt 


genannt. 

Augustäna confessio, f. lat., abgef. A. C., das 
Augsburgiſche Glaubensbekenntnis der Evanges 

liſchen, vom Sahre 1530. 

Anl, m. ofttürk., ein Nomadenlager; ein Dorf oder 
Meiler im Raufafus. 

Aula, £. (. der Vorhof; die Halle, ein grober Ver- 
nn bei. auf Universitäten; Schulfaal, 

eitiaal; Aulicus, m. ein Hofmann, Höfling; 
Aulismus, m. höfiſches Weſen, Kriecherei. 

Aulãum, n., pl. Aulãa, J. (gr. aulaia, f.) ein ge 
ſtickter od. gewirkter Teppich, Vorhang, insbeſ. der 
Bühnenvorhang. 

Aulẽt, m. gr. (aulötes, v. aulein, die Flöte blafen, 
v. aulös, m. Flöte) ein Flötenjpieler: Aulẽtik, f. 
(gr. auletik&) die Zlötenjpielfunit; Anfetriden, 
pl. (gr. sing. auletris) Slötenfpielerinnen; Aulo⸗ 
Die, f. Sefangbegleitung zur Flöte; Aulddik, f. 
die Lehre davon; Aulodion, n. ein von den Ge— 
brüdern Raufmann zu Dresden erfundenes Ton— 
werfzeug, welches Pianoforte-, Flöten u. Tlageos 
lett-Töne vereinigt; Aulozönum, n. an der Orgel 
die Krüde am Munditüd des Schnarrwerks. 

Aumonier, m. fr. (pr. N EL a. 

Anne, £. fr. (pr. ch’; dv. I. ulna, Ellenbogen, Elle) 
die altfranzöfiiche oder Barifer Elle = 527 Barifer 
Linien = 1,1835 m. 

- auray f. I. Zuft, ſanfter Lufthauch, Wind; Duft; 
aura epileptica, Heilk. Heine Krämpfe; a. po- 
u: Volksgunſt; a, vitälis, Lebenshauch, 

ebensfraft. 

Aurade, k. fr. (fpr. oragd’) dev Bomerangenblüten- 
Kampfer; Aurantia, f. nl.die Bomeranze; Au⸗ 
rantin, n. Kaiſergelb, ein Färbeftoff. 

aurariic, l. (v. aurum, Gold, f. d.), auf das Gold 
bezüglich. 

Auratur, |. aurum; Aurea, |. aureus. 

Aurelius (Aurel) u. Anrelia, I. männl. u. weibl. 
Name (wahrid). von aurum, Gold). 

aurens, a, um, [. (v. aurum) golden; Aureus, m. 
eine altröm. Goldmünze, auch) Solidus genannt, 
1. d.; Aurda, f. weibl. Name: die Goldene, Gold— 
tochter; auria bulla, f. Bulle; a.mediocritas, 
f. die goldene Mittelftvage (Mittelmäßigfeit); Au— 
reoͤle, f. l.aureöla (Berkleinerungsform v.aurea, 
sc. lux), ein goldener Schein, Lichtglanz, insbei. 
die Strahlenkrone, der Heiligenjchein, f. Glorie, 
Nimbus; Unräte, f. fr. (fpr. ordt’), Gofdbirne, 
eine fleine jaftvolle Butterbirne; Aurin, n. ein 
durh Erhigen von Phenol mit Oxalſäure und 
a Schwefelfäure dargeitellter gelber 

arbeftoff. 

aurichla, f. lat. (Berl. von auris, Ohr) Ohrchen, 
Ohrläppchen; daher Aurikel, f. (primüla auricäla) 
urſpr. eine Alpen⸗, jetzt Gartenblume: die Berg— 
ſchlüſſelblume; aurikulãr (1. auricularfus, a, um), 
das Ohr oder die Ohren betreffend; Aurikular— 
Konichiion,f.Ohrenbeichte; anriförm,ohrförnig; 
Auriftalpium, n.I.der Ohrlöffel, eig. Ohrichaber; 
Auviftöp, n. l.-gr. Werkzeug zur Unterfuchung de3 
Ohres; Auriſt, m. barb.-lat. ein Ohrenarzt. 

YAuriga, m. |. der Fuhrmann, bei. alg Sternbild, 

Aurivinment, n., |. Arfenif. 

Auröre, k. 1. die Morgenröte; Fabel. die Morgen» 


Auſtrien 89 
öttin, gr. Eos genannt; auch ein Tagſchmetter—⸗ 
ing; der Kreßweißling; auröra bore:li , f. das 

Nordlicht; auröra Musis »mIca, die Morgenröte 
iſt den Mufen hold, Morgenjtunde hat Gold tm 
Munde. 

Auroswein, m. ein roter Bordeaurwein. 

Aurüla, f. 1. Orundmauer einer Säulenreihe. 

aurum, n. l. Gold; aurum fulminans, n. Knall⸗ 
I Donnergold; a. musivum od. mosalcum, 

ufivgold, d. i. Schwefelzinn, von Malern zur 
Goldfarbe gebraudt; a. pot»bile, Trinfgold, auf- 
gelöftes, als Heilmittel trinfbare3 Gold; auri sa- 
era fames (Bergil), der verwünichte Hunger nad 
Gold, die abjchenliche Goldgier; Anratur, f. (lat. 
auratüra, bon auräre, vergolden, die Vergoldung; 
aurös, goldbaltig; Auro loquente, nil pollet 

„aevis oratio, I. Wo das Gold fpricht, it jedes 

ort vergebens. 

ansfuftieren, I. (auscultäre) zuhören; behorchen; 
Ansfultänt (auscültans) und Anstultätor, m. 
ein Zuhörer; ein bei Gerichtsſtellen angejegter 
Anfänger, Sibungshörer; Auskultation, f. (lat. 
auscultatio) dad Zuhören, Horchen; Heilf. Be- 
borchen der Geräuſche im Sunern des Leibes, bei. 
der Brut, entiweder mit dem bloßen Ohre, oder 
mittelbar mit dem Hörrohr (Stethojtop). 

ansparieren, diſch.fr. (vgl. parieren 1.) einen Dieb 
oder Stich abwenden, zurüdichlagen. 

Auſper, m. lat. (aus avi-spex zuſammengez., von 
avis, Vogel, und specere, ſchauen; vgl. Augur), 
pl. Auſpices, Bogelihauer, Weisfaner aus dent 
Bogelflug, bei den alten Römern; Auſpicium, n., 
pi. Auſpicia oder Anfpizien, Vogelſchau; das 
Wahrzeihen, die Borbedeutung; auch (weil das 
Recht, durch Beobachtung der Vögel den göttlichen 
Willen zu erforihen, nur dem Oberanführer zu— 
ftand) die oberste Leitung und Aufficht, oder die 
Begimftigung, der Schuß eines Höheren; sub au- 
spielis, unter dem Schuß; während des Amtes; 
aufpieiss, nl. glückverkündend; anfpizieren (I. 
auspicäri) den Bögelflug ee en 

auspunktieren, dtich.=lat. (vgl. Punktum 2c.) durch 
Punkte erforichen, ergrübeln. 

ansrangieren (br. rangiegieren), dtfch.-fr. (ſ. Rang) 
ausjondern, ausmuſtern, ausmerzen. 

Anfter, m. I. der Südwind, Mittagswind; anftral 
od. anftraliich (1. austrälis, e), Hidlich; Auſtra⸗ 
lien, n. nl. das Südland, Südindien, der 5. Erd- 
teil, aud) Ozeanien und Bolynejien genannt; 
Auſtralaſien, [.d. w. indiiher Archipel; Auftral⸗ 
ozean, m. die Südſee; Auſtralſchein, Südſchein, 
Südlicht; Auſtromantie, f. l.-ar. pie Wahrſagerei 
aus den Winden. 

auftere, fr. (ſpr. oſtähr', vom lat. austerus) rauh, 
ftreng, unfreundlich; Anfterität, f. I. (austeritas) 
die Strenge, Unfreumdlichteit. 

Anftränal-Gerict, n. (urſprüngl. deutſch, mit Lat. 
Endung, von Austrag, Beendigung od. Schlich— 
tung einer Rechtsſache, ſchiedsrichterliche Eutſchei— 
dung derſelben, Schlußurteil, pl. Austräge, ml. 
austrẽgae, davon das barbariſch-deutſche, aber üb- 
liche Beiwort auſträgäl) das ſelbſtgewählte Ge— 
richt zur Schlichtung und Entſcheidung der Strei— 
tigfeiten deutjcher Fürften; Auſträgãl-Inſtanz, 
f. die Anrufung jelbjtgewählter Gerichte vd. ſchieds— 
richterlicher Behörden. 

auſtral 2c., ſ. Auiter. J 

Auſtrien, n., Austria, f. nl. Oſterreich; Auſtria⸗ 
eism. ın. eine öſterreichiſche Spracheigenheit, Au⸗ 
ftriomanie oder Auftromanie, f. lat.gr. Oſter⸗ 


90 aut— aut 


Automobil 


reicherei, leidenihaftliches Eingenommenfein für | Murtodteie od.b. Autodikie, f. gr. (von autös, jelbft, 


alles Öfterreihiiche; Auftriophobte od. Auftro⸗ 
Hhubie, f. (daS Gegenſtück des vorigen) Scheu vor 
und Abjcheu gegen Viterreich (ein beliebter Aus— 
drud in England); Auſtroſlawismus, m. öjter- 
reihiiherSiawismus,dasStawentum in Öfterreich, 
ſowie das Bejtreben, Ojterreich jlawifch zu machen. 

aut—aut,!.entweder—ovder; autCaesarautuihil, 
entweder Kaiſer oder nichts, entiweder alles oder 
nicht3; aut vincere aut mori, entweder fiegen 
oder fterben. 

Yutan, m. fr. (fpr. otäng; I. altänus, weil er vom 
Deere her, ab alto, weht) der Südwind im ſüdlichen 
Frankreich, welcher über das Mittelländiiche Meer 
herkommt. 

Autarchte, f. gr. (v. autös, &, ön, ſelbſt, u. ärchein, 
herrſchen) die Selbitherrfchaft; Autaͤrch, m. der 
Selbitherrider; Autarfie, f. (gr. autärkeia, von 
arkein, genügen) das Selbitgenügen, die Selbſtän— 
digkeit; Autemeſie, f (vgl. Emefie) Heilk das frei- 
willige Erbrechen, 3.8. zu Anfang des Nervenfie- 
ber3 und bei dem Magenfatarrh; Authadie, f.(gr. 
authädeia, v. hadein, gefallen) die Seibitgefällig- 
feit, Selbjtzufriedenheit, Anmaßung; authemeé⸗ 


riſch (von hẽméra, Tag) Heilf. jeibtägig, an dent- | 
felben Tage od) vorgehend; Authemẽron, n. ein | 


am Tage des Gebrauchs ſchon wirfendes Mittel. 
Siuthentie, f. gr. (authentia) die Machtvollkommen⸗ 
heit; auh = Authentizität, f. nl. die Gültigkeit, 
Echtheit, Glaubwürdigkeit, z. 8. einer Urkunde, Ure 
kundlichkeit; authentifch (gr. authentikös, &, 60), 
gültig; echt, glaubwürdig, beglaubigt, reytsgültig; 
urfundlid; Authentifen fauthentica, pl.de3 fol- 
genden) jpätere Zufäße in einem ältern Geſetzbuch, 
wie die Kaifer Friedrichs I. im juftinianeifchen Ko— 
der; Authentifum, n. Ripr. die Urihrift; aus 
thentifizieren, beglaubigen, bejtätigen, bejchei- 
nigen. 
auto, ın. jpan. u. port. (= |. actus) eine öffentliche 
Handlung, Borjtelung, = Alt; Auto⸗-de⸗fe, ſpan. 
oder gew. Auto=da=fd, port., m. gew. n., wörtlich 
Aft des Glauben? (I. actus fidEi), religiofer Ait: 
feterliches Keger- od. Glaubensgericht, Hinrichtung 
der von der Inquiſition verurteilten Kleber, Ketzer⸗ 
verbrennung in Spanien; auto sacramentäl, m., 
l. autos sacramentales, fpan. geijtliche Schau> 
Tiefe zur Berherrlichung des Fronleichnamfejtes; 
autos al nacimiento (pr. c wie ein jcharfes s; 
v. ſpan. nacimiento, Geburt), geiſtliche Schaufpiele 
zur Feier der Geburt Chriſti am Weihnachtsfefte. 
Auto n. od. Aut n. (Rurziort für Auto⸗Mobil),— 
Automobil (j.d.); auteln, mit dem Automobil 
fabren; Autler, der Automobilfahrer. 
Autobiographie, f. gr. (von autös, felbit, u. Bio- 
raphie) die jelbjtverfaßte Lebensbeſchreibung; 
utobisgraph, m., der Verfafjer einer folchen; 
autobiographiich, Darauf beziiglih; Autochir, 
m.(gr.autöcheir, von cheir, Hand, aljo: eigenhän- 
dig) ein Selbjtmörder; Autechirie, f. die Selbit- 
entleibung, der Selbſtmord; Autochthoͤnen, pl. 
(sing. autöchthön, von chthön, Erde) Eingeborene 
oder Urbewohner eines Landes — Aborigines; 
autochthoͤn oder autochthoniſch, ureingeboren, 
landeswuchjig, bodenwüchſig, im Lande felbjt ge- 
wachſen; Autochthonie, f. oder Autochthonen⸗ 
tum,n.Urbevölferung,Ureinwohnerichaft,Stammi- 
volk; Bodenwüchfigkeit, Urwüchſigkeit; Autoflän, 
m. gral. ein fich ſelbſt fchliegender Topf, Papini— 
iher Topf. 
Auto⸗da⸗fé, f. auto. 


und dike) die Befugnis ſich felbjt zu richten, eigene 
Gerichtsbarkeit; Autodidaͤttos od. Autodidaͤtt. 
m. (vgl. Didaktik) einer, der jein eigener Lehrer it; 
Autodidarie, f.Selbitunterricht; FJ— 
ſelbſterlernt, durch Selbſtunterricht; autodynds 
miſch (vgl. Dynamis), felbitkräftig, ſelbſtwirkend; 
Autognofie,f.(vgl.Onofis)Selbitprüfung, Selbſt⸗ 
fenntnis; Autograͤph, m. (v. gräphein, jchreiben) 
‚ein Selbjtjchreiber; eine Kopiermajchine; Auto— 
araph u. Autogräshum, n.,pl. Autographen 
u. Autogrãpha, ein eigenhändiges Schreiben, Ur» 
Ba aud) Urdrude, die eriten, von dem Berfafjer 
elbjt herausgegebenen (Driginal-) Drude aus frü—⸗ 
heren Zeiten der Buchdruckerkunſt, entg. den Nach— 
druden (3. B. Qutherihe Autographa); Autogra= 
shie, f. die Kunst, Handſchriffen durch Steindruck 
(Umdrud) zu vervielfältigen; Umdrud; antogrds 
Phiſch, mit eigener Hand gejchrieben, eigenhändig; 
im Wege des Umdrucks Hergeliellt; autographiiche 
Zinte, Imdrudtinte; antographieren, Durch Um⸗ 
drud heritellen, vervielfältigen; Yntsgraphomas 
nie, f. Ur⸗ oder Handfchriftenjucht, die Jagd nach 
Eigenhandjgriften,bef. berühmter Männer; Autos 
tenhalie, f.(v.kephals, Kopf, aljo: Eigenköpfigkeit) 
Befig eines jelbjtändigen Oberhauptes; Gelbjtän- 
digkeit; im Kirchenrecht: die Selbſtändigkeit eines 
Biſchofs, der einem Patriarchen 2c., auch nicht dem 
Papſte untergeordnet ift; antofeppäl, mit einem 
jelbftändigen Oberhaupte, ſelbſtändig; Autofratie, 
f. (von kratein, herrfchen) die Selbſtherrſchaft (mo, 
wie im Morgenlande, gejeggebende und Bollzugs- 
Gewalt allein in den Händen de3 Herrſchers liegt); 
auch nad) Kant: Seibjrbegersigung od. Herrichaft 
der Bernunft über die Sinnlichleit; Autoträt, 
m. ein Selbſtherrſcher, unumſchränkter Gebieter; 
antofrätifch, ſelbſt- oder alleinherrichend, un- 
umfchränft; Autokratismus, m. Selbſtherrlich— 
feit, die Denf- und Handlungsweiſe des Selbſt— 
herrſchers; Autokritit, f. (vgl. Kritik) Gelbjtbe- 
urteilung, Beurteilung eigener Schriften ꝛc.; 
Antolithotömos, m. ein Selbſt-Steinſchneider, 
d.i. ein Werkzeug, welches wie von felbit ven Stein 
in der Harnblafe zerichneiden foll; Autologie, f. 
(vgl. 16608) Nedef. eigentliche Rede, entg. der bild- 
lien; auch ſ. v. w. Autonomie, |. d.; Auto⸗ 
madjie, f. (0. mächesthai, ftreiten) Widerſpruch 
mit jich Selbit. 
Antodreh, m.engl.,Automobilfahrer-Anzug, Autos 
koſtüm, Autokleid. 2 
Auto-Garage, f. gr.-fiz. (pr. —garãſch), Auto⸗ 
mobilfchuppen, Raum zur Einjtellung von Auto- 
mobilen. Br 
Auto-⸗Konkurrenz, f.gr.-lat., Wettfahren der Auto— 
mobilfahrer, Automobil-Wettbewerb. 
Automaͤt, m. u. n. gr. (autömätos, on, aus eigener 
Bewegung handelnd, freimillig) ein Selbitgetriebe, 
bef. unter derForm eines Menjchen (j. Androide, 
od. Tieres (dad älteſte Beispiel jcheint die fliegende 
hölzerne Taube des Archytag von Tarent, 4UOS. 
v. Chr.); Warenautomat, Selbitverläufer; alt= 
tomatifch, jelbitbeweglich, automatiſche Bewe⸗ 
gung, unmillfiirliche im menjdlicyen Körper, wie 
der Blutumlauf; Automatie, f. u. Automatis⸗ 
mus, m. Seibjtbewegung; Lehre von der Selbjt- 
beweglichkeit. 
Automedon, m. gr. Wagenlenker des Achilles, da- 
ber ſprichwörtlich: ein geſchickter Wagenlenfer. 
Automobil, n. gried.-lat., ein felbitfahrender 
Wagen (durch Benzinmotor oder Eleitrizität ge» 


Automedon 


. trieben), Selbitfahrer, Kraftfahrzeug, Kraftwagen; 
Hutomobilismus, Automobilfport, m. das 
Selbitfahrerwejen, Kraftfaprerweien, Automobi⸗ 
liſt. m. der Automobilfahrer, Selbitfahrer. 

Automolith, m. gr. Sintjpinell, Gahnit, ein zint- 

| Bde Spinell. 

auton 
autös, jelbjt, u. nömos, Geſetz) nad) eigenen Ge— 
ſetzen lebend, jelbjtändig,unabhängig; Autonomie, 
f. Er Rlwerbabung; Gelbjtändigfeit, Selbitbes 
ftimmung; Bhilof. die fittliche od. Willensfreigeit 
des Menſchen; Autonyktobatie, f. (vgl. Nykto- 
batie) f.v. wm. Autojomnambulismus; Auto— 
pathie, f. (gr. autopätheia, vgl. Pathos) eigene 
Empfindung, Selbiterfahrung; Yutophitte, t. (v. 
philein, lieben) Selbitlicbe, Eigendüntel; Autos 
Hhonie, f. (von phönos, Mord) Selbitmord; Aus 
tophyjiotheranie, f. Heilf. die Seibjtheilung durch 
die Naturkraft; Antoniftie, f. (v. pistis, Glauben) 
die Glaubwürdigkeit, welche die Heil. Schrift in ſich 

ſelbſt hat; Antoplaftie u. Autoplaͤſtik, f. (gl. 
Plasma) Selbjtbildung, die Wiederherjtellung eines 
verlorenen Körperteil3 mittel3 eines andern von 
derjelben Berjon entnommenen Teil $ B. einer 
Naſe aus derStirnhaut); Autopragie, f. (v. präs- 
sein, handeln) das Handeln aus eigenem Antriebe, 
freie Selbjtbeitimmung; autoproſöpiſch (v. prö- 
söpon, Geficht, Berfon), in eigner Berjon, perſön— 
lich; Autopjie, f. (gr. aut-opsia, f. vgl. Opſis) der 
Augenſchein; Heil. Leihenöffnung u. «Zergliede- 
rung, Leichenſchau; Autoͤpt, m. (gr. autöptes) ein 
Augenzeuge; autöptiich, mit eigenen Augen, auf 
3insenkhein beruhend; durch Zeichenöffnung. 

Autor, autorifieren ze., |. Auftor. 

Auntoſchediäſsma, n., pl. Autoſchediasmäta, ar. 
(von auto-schediäzein, unvorbereitet etwas tum) 
‚Stegreifsverjuche od. -Arbeiten; Autoſchediaͤſt, 
m. ein Stegreif-Schriftiteller, «Dichter, Künſtler, 
—Improviſator; autofchedtdftiieh, aus dem 
Stegreif gemadt, =improvijiert; Autoſlopie, 
— Yutopjie. 

autos &phä, gr. er (d. h. Pythagoras) hat [e3] ge- 
tagt; eine Formel, womit die Bythagoräer jeden 
StreitübereineverjhiedeneMeintingunterdrücdten. 

Antefomnambulisuns, m. gr.nl. (v. autös, 
jeibjt, u. Somnambulismus) von jelbit entſtan— 
denes magnetiihes Schlafwachen; Antotelie, f. 

r. (autoteleia, dv. auto-telös, d. i. eig. in ſich 
ſelbſt vollendet) Selbſtändigkeit, Unabhängig- 
feit, Unbedingtheit (vgl. abjolut); Autotheis— 
mus, m. (vgl. Theismus) Gelbjtvergütterung; 
Autotherapie ‚ f. die Gelbjtheilung durch die 
Natur; Autotuͤp, m. gr. (vgl. Typus) ein Selbit- 
oder Urabodrud, Driginaldrud; Autotypie, f. 
Lichthochätzung, Zinkhochätzung, Hodhägung auf 
Zinkplatten, auch Chemigraphie od. Chemi- 
typie genannt, ſ. d. (unter Hochätzkunſt verfteht 
man die Herjtellung von Drudplatten aus Metall 
in der Weife, dab der Grund geäßt und jo das zu 
dradende Bild erhaben wird, Reliefplatten). 

Antofuggeition, f. griech.-lat. (vgl. Suggeftion 
unter juggerieren) Selbfteinflüfterung, Selbitbe- 
einflufjung, Selbjteingebung. 

autummäl, l. (autumnälis, e, von autumnus oder 
suctumnus, Herbft) herbitlich. 

Auvent, n. fr. (fpr. oiwäng; eig. gegen den Wind, 
nämlid) ſchützend, I. ad ventum, a vento) ein Wet- 
terdach, Schuͤtzdach, bei. vor Kaufläden. 

Aurtfis, f. gr. (v. auxänein, vermehren) rednerifche 

- Vergrößerung, Steigerung od. Übertreibung; Heilf. 


m od. autonoͤmiſch, gr. (autönomos, on, v. 


avant 91 


Zunahme einer Krankheit; Auxométer, n. der 
Vergrößerungsmefier, ein Wertzeug zur Beitim- 
mung der Bergrößerungfraft der — 


auxiliãr oder auxiliäriſch, I. (auxiliäris, e, von 


auxilium, Hilfe), zur Aushilfe dienend, helfend; 

Augiliärbücder, pl., Auxiliarkontos, l.-it.fauf- 

männijche Nebenbücher zu ven Hauptbiichern; Au= 
iliärtruppen, Hilfstruppen; Auxiliärwort, 
ilfszeitwort (verbum auxiliare). 


Auzometer, ſ. Auxeſis. | 
Aval, m. fr. (pr. amdl; v.aval=1.ad vallem, zu 


Tal, abwärts; weil man jeine Unterjchrift, durch 
welche man ſich verbürgte, unten auf den Wechjel 
ſchrieb) Kfſpr. die Wechjelbürgichaft, Bürgſchaft für 
die Zahlung eines Wechſels, verbürgende Witunter- 
ſchrift; avalteren (fr. avaler), 1. verjchluden; 2. v. 
Schiffen: ftromabwärts führen od. gehen; 3. Kfjpr. 
einen Wechjelbrief mit unterjchreiben und dafür 
bürgen; Abaliſt, m. Wechfelbürge. 


Avalüre, k. fr. (jpr. awalühr'; von aval, unten, weil 


derjelbe unten am Hufe des Pferdes ijt; vgl. Aval) 
der Hufwulſt der Pferde. 


avancieren (pr. awangß —), fr. (avancer, p. avant) 


borrücden; weiter fommen, aufrüden, befördert 
werden; von der Uhr: zu gefchwind oder zu früh 
gehen; Geld vorjtreden, vorſchießen; Ypanciers 
baum, ein Hebebaum, das abgefeuerte Geſchütz 
vom Rücklauf vorzubringen; Abvance, f. (pr. 
amwangß’)der Borjprung, Vorteil, Gewinn; das Vor⸗ 
wärtsgehen, Steigen; der erjte Schritt, das Ent- 
egeniommen; der Vorſchuß, z. DB. in Avance 
i ein, etwas bei einem andern zugute haben, in 
Vorſchuß fein; par avance, zum voraus; vor— 
ſchußweiſe; Avancen maden, zuvorkommend 
jein, die erjten Schritie tun; avanc6, vorgeriüct, 
vorwärts, abgef. A. auf der Stelljcheibe der ihren; 
Avancement, n. (pr. awangß'mäng) das Auf— 
rüden zu höheren Stellen, Weiterfommen, die Be— 
förderung. | 


Apdnder, m. damajtartig gewebter Zwili aus 


den Wiederlanden, z. B. von Courtray. 


Apanie, f. fr. (it.avania; neugr.abania, Erpreffung, 


Mißhandlung, Verleumdung, v. arab.-türk. ha- 
wän, Beratung) eine mutwillige Beleidigung; 
bef. die willkürliche Geld-Erprejiung, 3. B. von 
türkischen Bollbeamten; Kfſpr. die Gewinnverringe— 
rung bei einem Geſchäft; Seefpr. der hinterliftige 


Überfall eines Schiffes. 


avant, fr. (jpr. amang; aus dem. ab-ante entſtan⸗ 


den, aljo eig. von vorn) vor, eher ald; avant 
la lettre, a. toute l., j. lettre; en avant (jpr. 
an amäng), nad) vorn,vorwärt3; — Apantage, f., 
r.n. (jpr. awangtaähſch) der Vorteil, Nugen, Bor- 
zug; in Avantage fein, den Vorzug Haben; 
Apantagenr, m. fr. (pr. —ſchör), Krſpr. eig. Be- 
vorzugter, Begünftigter, der im Heere auf Beför- 
derung um Offizierbient,Offigiersafpirant; avan⸗ 
tagenx (ſpr. awantaſchös), vorteilhaft, erſprieß— 
lic, einträglich; Apantchemincouvert, m. (pr. 
awangihemäng kuwähr) Krk. der bedeckte äußere 
Weg am Fuße des Glacis; Apantlorps, n. (pr. 
awaͤngkohr) das Vorheer, die Borichar; Bauf. der 
Borbau, dad Vorgebäude; Apanteour, f. (ſpr. 
amdngkuhr) Vorhof; Avantcoureur, m. (ipr. 
amwangfuröhr) der Vorläufer, Borbote; Apants 
{oDe, m. der Borgraben, äußerte Feſtungsgraben; 

dantgarde, f. (jpr. amangg—) die Vortruppen 
od. die erite Linie eines Kriegsheers, der Vortrab, 
die Vorhut; Anant-Main, f. (jpr. —mäng) die 
Borhand; Anant-Patronille, f. (pr. amang- 


92 Abanturin 


patruͤj') die Vor⸗- oder Spürwache; Abvant⸗ 
propos, m. (ſpr. awangpropoh) die Vorrede zu 
einem Buche; Abvantſzene, f. (ſpr. awangßähn') 
die Vorderbühne, der Vordergrund einer Bühne; 
Avantſeuil, m. (ſpr. awangſöj'; von seuil, die 
Schwelle) der Treppenaustrikt, bei. an einer Frei— 
treppe. 

Avanturin, ſ. Aventurin. 

avauzo, m. it. Kfipr. der Überſchuß, Gewinn, Vor— 
ſchuß, = fr. Avance. 

Avburie, k. fr. (it. avaria) auch Habarie, Haverei, 
f, (holl. havery, von haven, Hafen, fr. hävre, alſo 
eig. Hafengeld) der Schiffgunfall, insbeſ. der 
Seeſchaden an einem Schiffe u. deffen Ladung auf 
der Reife, ſowie die Verpflichtung derjenigen, deren 
Waren bei einem Sturm gerettet worden find, Die 
Einbuße der übrigen zu vergüten (vgl. Average); 
avarierte Güter, Waren, die durch Seefchaden ge— 
litten haben, ſeebeſchädigte Güter. 

Avatära, f. ſanskr. eig. Herabkunft, bei den In— 
dern die Verwandlung der Gottheit in körperliche 
Geſtalt. 

ave od. have, l. jet gegrüßt! lebe wohl! — Abe 
Marin, n. wörtl. gegrüßt ſeiſt du, Maria! der 
Engelsgruß an die San Maria bei der Bers 
kündung, Luk. 1, 28; ein Ape- Maria, kathol. 
Gebet au die Jungfrau Maria; (it.) der Tages» 
ſchluß, den ein zu diefem Gebet aufferderndes 
Ölodengeläut anzeigt (Goethe: „Das Geläute der 
Nacht“). 

avec, fr. (jpr. awéck; vd. altfr, Neben. avoc, entit. 
aus altfr. ab— I. apud, u. oc — l. hoc, alfo urfpr. 
bei dem, mit dem) mit; avec la lettre, ſ. unt. 
lettre; a. permission, f. unt. permittieren. 

Avellaͤnen od. Avellinen, pl. it. ((. nuces Arvella- 
nae, von Avella vd. Abella, einer Stadt in Same 
panien) große Hafelnüffe. 

avellieren, I. ab⸗ od. losreißen. 

avenant, fr. (ſpr. aw'ncing; von avenir = |. ad- 
venire, ankommen, zukommen, paſſen; auch fich zu— 
tragen, ereignen) ſchicklich, anſtändig; gefällig, an— 
mutig, angenehm; non avenu (jpr. nong aw'nü), 
nicht gejchehen, ungejchehen; Abenüe, f. ein zu 
einem Haufe führender Baumgang, von Bäumen 
umgebener Borplag; dann: Baumjtraße, Straße 
(in diefer Bedeutung ift es bejonders in engliſcher 
Ausſprache üblih: äww'nju, z. B.1.,2., 3. Avenue 
uſw. in Neuyork); Zufahrt, Anfahrt. 

Aventüre, I. fr. (pr. awantühr’, ml. adventura, 
advenire, fr. avenir, fid) ereignen) ein Abentener 
(mittelhd. äventiure, f. — jpr. ämentüre —, 

ugleich die begeifternde Mufe der mittelhochdeuts- 

* Heldendichter) eine außergewöhnliche u. un— 
vermutete Begebenheit, ein ſeltſamer Vorfall; ein 
gewagtes Handelsunternehmen (vgl. gros-aven- 
ture); & Paventure, fr. aufs Geratewohl; Aben⸗ 
türſchiff, ein bewaffnetes Schleichhändlerſchiff; 
aventüreng (pr. awangtiiröh), abenteuerlich, ver⸗ 
wegen; Aventürier, m. (jpr. awangtiirjeh) ein 
Abenteurer,Glücdsritter ; Schleihhändlerzc.; auen= 
turieven (fr. aventurer), abenteuern. 

Aventurin, n. od. Abenturinglas, n. (fr. aventu- 
rine; wegen der zufälligen Entſtehung fo genannt, 
indem beim Glasichmelzen duch Aufall gefeiltes 
Meiling in den Glasfluß gefallen war; vgl. Aven— 
tiire) ein rötliher Glasflug mit eingeitreuten 
Kupferjtaube, der wie Goloflitterhen durchſchim— 
mert; natürliches Aventurin, Goldglasitein, 
Goldflimmerglas, eine Art Duarz mit dicht einge— 
mengten Glimmerblätthen; Abenturin-Feld— 


Avis 


fpat, m. Sonnenſtein, ein Feldſpat, mit zarten 
goldglänzenden Glimmerblättchen durchmengt; 
Aventuringrund, m. ein das Aventurin nad- 
ahmender, mit Wetalljpänen vermifchter Lad. 

Avenue, |. avenant. 

Average, engl. (fpr. äwwerädſch) Kfipr. der Scha— 
den, ven ein mit Kaufmannsgütern befrachtetes 
Schiff unterwegs erleidet, u. der verhältnismählge 
Beitrag. der Beteiligten zum Schadenerjag (vgl. 
-Avarie), 

anerieren, fr. (av&rer, vom [. verus, a, um, wahr) 
bewahrheiten, beweifen. 

Avernus, m. I. (sc. lacus) der Nverner-See, ein See 
in der Nähe von Rumä in Unter-Stalien, dejjen 
ee Ausdünſtung die darüber Hinfliegenden 

ögel tötete, daher man fid) in feiner Nähe Den 
Eingang in die Unterwelt dachte; dicht. auch: Die 
Unterwelt ſelbſt; abernafiich ({. avernälis, e), 
unterweltlich, hölliſch, qualvoll. 

Averrhoẽe, f. (dem arabiſchen Arzte Averrhoẽs zu 
Ehren von Linne ſo genannt) ein Baum in Aſien 
mit längl.⸗runden, ſäuerlich u. angenehm ſchmecken— 
den Früchten, die Bilimbi heißen. 

pers, m. (aus dem it. avverso = 1. adversus, zu— 
gefehrt, pars adversa, die zugemwendete Seite, dgl. 
adversus) die Vorderfeite, Haupt» oder Bifdfeite 

_ einer Münze, im Gegen]. von Revers. i 

Aperiion, f. I. (aversio, v. avertere, abwenden) die 
Abneigung, ver Widerwille, Efel, Abſcheu vor einer 
Sade; aberſäbel, abſcheulich, efelhaft; Aver— 
ſions⸗Handel (1. emtio per aversiönem, d. t. cig. 
mit Abwendung, ohne genaue Bejichtigung), ein 
Kauf in Bausch und Bogen, Kauf im ganzen und 
gleichſam unbeſehen; Aberſionãl⸗ od. Auerfäl- 
Quantum, n. ode-Summe, , auch Aboͤrſum, n. 
nl. die Abfindungsſumme für jemand, der auf 
etwas verzichtet; Bauſchſumme, Durchſchnittsver— 
gütung; Abverſionierung, f. Poſtd. Feſtſtellung 
einer Bauſchvergütung. 

avertieren, fr. (avertir, v. I. advertere, hinwenden, 
die Aufmerkſamkeit auf etwas richten) Nachricht 
geben, benachrichtigen; Winfe geben, warnen; 
Avertierung, I. oder Üpertiffement, n. (pr. 
awertiſſ'mang) eine Nachricht, Anzeige, Meldung, 
Ankündigung, Warnung; Abertierungs⸗Appa— 
rat, m. Bu zum Benachrichtigen, Ankün— 
digen (3. B. im Eiſenbahnweſen), Heichengeber 

Warnungszeihen; Avertiffements=Poiten, m. 

ein nn der zwilchen Der Fe wache u. 
der Poſtenkette aufgeſtellt iſt. 

Aviatiker, m. lat. (lat. axiaticus, barbariiche Bil- 
dung von lat. avis, der Vogel, eigentl.: Vogelflug- 
nahahmer, der nach Art eines Vogels fliegende 
Menich), der Flieger, ein Zuftfegler, der mittels 
einer Flugmaſchine, eines Aeroplanz (f. d.), auf- 
fteigt, nicht mittels eines Ballons. 

Aptarinm, n. l. (v. avis, Vogel) Vogelhaus; Avi⸗ 
zeptolonie, f. fr... Lehre vom Zange der Vogel. 

avid, I. (avidus, a, um) begierig, gierig; Avidität. 
41; N — a — — 

Abinnon, m. fr. (nad) der Stad ignon be- 
Be Zuttertaffet, = Bindeltaffet, ſ. Dun; 

avilieren, fr. (avilir, von vil = 1. vilis, niedrig, 
ſchlecht) erniedrigen, herabwürdigen; Aviline⸗ 
ment, n. (ſpr. —maıg) die Herabwürdigung. 

Avis, m. fr. (fpr. awih) u. AYoife, m. it. (avviso, v. 
I. ad u. visus, gefehen; daher: Anſicht, Weiſung) 
Anzeige, Nachricht, Meldung. bei. Kipr. eine Un- 
zeige über abgegangene Waren und Gelder an ben 
Empfänger; aris an lectenr (ſpr. awiſo lektöhr), 


a vista 


eig. Nachricht an den Leſer, Borrede, wohl zumerfen! 
Abis⸗ od. Apifobvief, briefliche EHE Avis⸗ 
jacht, ⸗-boot, ⸗ſchiff, das Poſtſchiff, Eilſchiff zur 
ſchnellen Mitteilung wichtiger Nachrichten; Avis 
biquet, Krſpr. die Meldewache; abiſieren, mi. 
ſavisãre, it. avvisare, fr. aviser) melden, anzeigen, 


benachrichtigen; veritändigen; Abviſierung oder 


Aviſation, f. Benachrichtigung: avisatlo de per- 
jurio virändo, auch einfady: Avisation (fr.),Ripr. 
die Warnung vorMeineid, rihterliche Ermahnung 

a vista, ſ. unt. Viſta. [vor einem Eide. 

avitaillieven (pr. arvitaj—), fr. (avitailler, entft. 
aus avictuailler von victuaille, Lebensmittel, I. 
victualia, vgl. vietus) mit Lebensmitteln verſor— 
gen, =verproviantieren; Abitaillierung, f. 
od.Apitailfement,n.(ipr. —mdng)die Berforgung 
mit Zebensmitteln, Zufuhr, bei. an Schladhtvieh. 

Apitizität, f. barbar.-I. (v. I. avitus, a, um, groß- 
väterlih) das alte Recht des unveränderlichen 
Samtilienbefiges in Ungarn, wonach die Gitter nur 
in Form einer Verpachtung verfauft werden fonn- 
ten, ſeit 1853 2 rd 

ayıtum bonum, |. bonum, 

Anocniferie, f. fr. (v. avocat, ber Advotat) Nechts- 
verdreherei, Zungendrefcheret. 

avoir, fr. (pr. awodhr; v. l. habere, it. avere) ha- 
ben ;da8 Buthaben(in franzöſ. Handlungsbüchern); 
avoir-du-po's, n. engl. (or. äwerdjupeüs; vom 
fr. avoir du poids [altfr. pois], dag ſfeſtgeſetzte] 
Gewicht haben) das Schwere Handelsgewicht in Eng— 
land, der Zentner (Hundredweight od. Centweight, 
abgef. cwt.) zu 112fund (Pound, .d.)=50,80241kg, 
in Nordamerika an einigen Orten, z. B. New-York, 
ſowie in den Staaten Maſſachuſetts, Conneeticut, 
Texas, nur zu 100 Pfund = 465, 8003 kg. 

Avoiſinement, n. fr. (ſpr. Awoaſin'maͤng) die Nach- 
barſchaft; avoiſinieren, angrenzen. 

Avortement, n. fr. (ipr. Amwort'mang) Fehlgeburt 
ſſ. abortus); daS Fehlſchlagen; auortieren, fehl- 
gebären; fehlichlagen. 

Aboué, m. fr. (pr. aueh; v. I. advocätus, wie das 
deutiche Voigt) ein Schußherr, Schirmvogt über 
Kirhengüter f. Patron; ein Sachwalter; ein 
Stellvertreter (im Kriegsdienit). 

avonieren (ſer. awu —), fr. (avouer, prov. avoar, 
1. gleich]. advotare, v. ad u. votum, Gelübde) bes 
sennen; avouiert, anerkannt, eingeftanden. 

a vous, fr. (jpr.amwuh) Shnen, an Ihnen (beim Spie- 
ien); Ihr Wohlſein! (beim Trinten); es gilt Ihnen, 
Achtung! (beim Fechten). 

Anoyer, m. fr. (jpr. atvonjeh; I. gleich]. advocata- 
rius, v. advocäre, herbeirufen; vgl. Advokat) der 
Stadtſchultheiß (in der Schweiz). 

adozieren, I. (avocäre; vgl. vocieren) abrufen, eine 
fordern; avoc6ntur acta, die Akten find zu for» 
dern; Apofation, f.(l.avocatio) die Abforderung, 
3. B. der Aten, die der Unterricyter an den Ober- 
richter jenden joll; Abocatorium, n., pl. Avoca⸗ 
toria od. —torien, nl. Abrufungsbefehl, wodurch 
Untertanen aufgefordert werden, fremder Herren 
Dienite zu verlafjen. 

Avbvulſion, f. I. (avulsio, von avellöre, ab- od. los— 
reißen) die Abz od. Losreißung. 

Atvchl, m. eine Olpflanze, welche die Mitte zwiſchen 
Raps und Rübſen hält, feit 1840 aus Belgien in 
Deutichland eingeführt, jehr verbreitet. 

Atret=Bafär, m. türk. (v. perſ.-türk. awret, awrat, 
rau, u. dies v. arab. awrat, rima, pudendum; 
vgl. Bafar) der Frauenmarkt in Konftantinopel. 

Arenfe, f. ar. (vom vern. a- u. x6nos, fremd, der 


Azephali 93 
Fremde, Gaſt) die Ungaſtlichkeit (lat. Inhoſpi— 
talität); axeniſch, ungaſtlich, ungajtfveund- 
ſchaftlich 


axial, l. (v. axis, Achſe) in der Richtung der Achſe, 
— der Achſe, um die Achſe; Artälturbine, f 
ein Wafjermotor, bei dem da3 Waſſer in der Rich— 
tung der Achfe eintritt, jeitenschächtige Turbine; 
Azial-Berjhichung, längsachlige Verſchiebung. 

axilla, f. I. die Achſelhöhle; arillär, was ſich auf 
die Achjel bezieht, achjelwinteljtändig, 3. B. Axil— 
lardrüſen (axilläres), Drüfen in der Achſelhöhle. 

Arinit, m. (v. gr. axine, Art, Beil) der Thumer— 
Hein, Glasſchörl, ein zu den Silifaten gehörendes 
Mineral, deſſen Kriftalle an Schärfe einem Beil 
ähneln; Arinomantie, f. gr. Wahrfagung aus 
Beilen oder Arten. | 

Axiõom, n. gr. (axiöma, dv. axiün, für recht halten, 
aneriennen)ein unbeftreitbarer Saß, derfeines Be- 
weiſes bedarf, unbezweifelter Grundſatz; griomd= 
tiſch, anschaulich gewiß, durch fich ſelbſt erwieſen. 

Ariometer, n. [.-gr. (von axis, Achſe) ein Steuer- 
ruder-Meſſer, der die Richtung des Ruders an— 
zeiat; Kurszeiger. 

Ariopiftie, 1. gr. die Glaubwürdigkeit. 

Axolotl vd. Azolotl, n. merifaniich, eine Art Eid 
echſe oder Molch in den mexikaniſchen Seen (Am- 
blystoma mexicanum). 

Axoͤneu. pl. gr. (axönes) hölzerne Gefeßtafeln od. 
Sejegiäulen in Altgriechenland mit den Soloni— 
ſchen Geſetzen. 

Axonometrie, f. die Achſenmeſſung in geometri— 
ſchen Körpern, Maßbild; agonsmeiriich, hierauf 
bezüglich, maßbildlich. 

axungıay f. I. (von axis, Achfe, u. ungere, falben,, 
ſchmieren) eig. Achſen- oder Wagenfchmiere; Arzt. 
übern. f. Fett, Schmalz, Schweinefhmalz. 

Aya, f. jpan., Aja, it. (bask.⸗iberiſchen Urſprungs) 
Hofmeijterin, Führerin; Aja heißt im Märchen die 
Mutter der Haimonsfinder; nac) diejer, die ihre 
heimatlofen Söhne bewirtete, wurde Goethes gaſt— 
liche Mutter von den Stollberg fo genannt; 
Ayo, Ajo, m. Hofmeilter, Führer. 

Ayenia, f. nl. (nad) dem Herzog von Ayen, Beför⸗ 
derer der Botanik, genannt) eine Pflanzengattung, 
aus Weftindien, wegen ihres ſonderbaren Blüten 
baues bei uns in Treibhäujern gezogen. 

Hipnie, f. ar. (von dem vern. a- u. hypnos, f. d.); 

laflofigkeit; ahpniſch, ſchlaflos. 

Ayuıntamicnto,m.|pan.(jpr. ajunt von ayuntaͤr, 
verſammeln) Stadtrat. 

Aywein, m. ein franzöſiſcher Wein, der an den Ufern 
der Marne wächjt und zur Champagnerfabritation 
verwandt wird. 

Azäle, f. eine fehr jhöne Art Krapp im Morgen- 
lande zum Färben des türk. Garn. 

Azalda, Azalie, £. nl. (v. gr. azalcos, a, on, dürr, 
weil diefer Strauch) einen trocdenen Boden liebt) 
ge enſtrauch, eine Gattung meilt außereuropäiſcher 

eidegewächje, wovon bei ieheite Arten als Zier- 
gewächje in Gärten gezogen werden, 

Azarolbanın, m. Weigdorn, Crataegus; Azaroͤle 
od. Azerole, f. Azaroͤlbirne (fr. azarole, jpaır. 
acerola, d. arab. az-zurür, die Mijpel; auch La— 
perole), die Hagebuttenbirne, Mijpelbirne, eine 

er Heinjten Birnarten im füdl. Europa; Aza— 
rolihofz, n. Holz vom Weigdorn, hart und feit. 

Azbuka, Havisches Alphabet des Eyrillus; Azbu— 
fownifs,altruffiihe Wörterbücher, die nach dietent 
Alphabet geordnet find. 

Azeppält, Atephaãli oder Afephäten, pl. gr. (ake- 


94 azerb 


phaloi von kephale, Kopf, und dem derneinenden 
a-) alfo eig. Kopfloje; Mißgeburten mit nur teile 
weijer (rudimentärer) Gehirnbildung; Naturf, 
fopflofe Weichtiere od. Mufcheln (Mollüsca ace- 
phala); wärmer, die fein Oberhaupt dulden 
tollen; azephaͤliſch, kopflos; herrenlog; von Bü— 
ern: ohne Anfang, vorn verſtümmelt. 

azerb, I. (acerbus, a, um) bitter, berb; Azerbität, 
f. (l. acerbitas) Bitterfeit, Härte, Unfreundlichteit; 
azerbieren (l. acerbäre), erbittern, entrüften; 
Arerbation, f. nl. die Verbitterung, Erbitterung, 

- Berichlimmerung. 

Azeriden od. Aferiden, pl. gr. (von dem vernei⸗ 
nenden a- u. kKErös, Wachs) Heilk. wachsloſe Pfla- 
iter od. Salben. 

azerieren (v. lat. acer, fcharf), verftählen. 

Azerra, k. L. ein Weihrauch-Käſtchen od. -Schiffchen; 
al3 Büchertitel: acerra historica, eine Samm- 
lung auseriejener Gedichten; a. philologica, 
eine Sammlung philologiſcher Abhandlungen; a. 
thnraria, Rirchengefäß, um die Weihrauchkörner 
aufzubewahren. 

azerbieren, |. (acörväre, v. acervus, Haufen) an- 
häufen; acervätim, gehäuft; Haufenweije; Azer— 
dation, f. die Häufung, Anhäufung. 

azeizeut, l. (acEscens, von acescEre, ſauer werden) 
jäuerlich; Azeſzentia, pl. leicht in Säure über- 
gehende Nahrungs und Heilmittel; Azeſzenz, f. 
nl. Anlage zum Sauerwerden, Anfäuerung; ace- 
tum, n. l Eſſig; Azetabnlum, n.Ejiiggefäh, Eſſig⸗ 
flaſche; Anat. die Hüftpfanne; Azetal, n. l. der 
— Azetũüte, pl. nl. Scheide. eſſig⸗ 
faure Salze; azẽtiſch, eſſighaltig, eſſigſauer; Aze— 
tometer, n. l.-gr. ein Eſſigſäuremeſſer; Eſſigwage; 
Azetometrie, f. die elligmeflung; Azetön,n. ge⸗ 
wiſſe flüjfige Produkte der trodenen Deitillation 
organiich-jaurer Salze, Eſſiggeiſt; Acetosella, f. 
j. unt. Oxalis.. 

Azeterin, n. ein 1800 vom Apotheker Tſchaikowsky 
in St. Petersburg erfundenes Mittel gegen Hüh— 
neraugen und Warzen. 

Yzetäl, n. I.-gr. das Radikal der Eſſigſäure; Mze= 
tyliäure, f. die Eſſigſäure. 

Azetylen, n.1.-gr., ein farblojes ©as von unange- 
nchmem Gerud), aber von hoher Leuchtkraft, das 
aus Kohlenwaſſerſtoff beiteht und neuerding3 auf 
jehr bequeme Weiſe dadurch erzeugt wird, daß man 
Ralziumkfarbid, eine Verbindung von Kalzium und 
Kohle, mit Waſſer übergießt; e3 ift erplofiv; Aze— 
tylenlampe, mit Azetylen gejpeijte Lampe, nanıent- 
lich an Fahrrädern angebracht (der Name Azetylen 
erklärt ſich daraus, daß es mit oxydierenden Körpern 
Eſſigſäure und Oxalſäure gibt). 

Azcjhie od. Alẽſis, f. gr. (v. akeisthai, heilen) Hei- 
lung; Mztama od. Aldsma, n. ein Heilmittel. 
Azid, n. I. od Azidum (von acidus, a, um, fauer) 
eine Säure; auida, pl., Säuren; azidieren, nl. 
ſäuern, in eine Säure verwandeln; Yzidation, 


'B 
f. Verſäurung, 3. B. der Speifen im Magen: Mii- 
Dität, f. die Säure, Sauerheit; das ——— 


Azidulã, pl. I. (acidulae sc. aquae, dv. acidülus, 
a, um, jäuerlih) Sauerbrunnen, Säuerlinge, jäuer- 
liche Heilwaffer: azidülteren, ni. jäuerlich machen, 
verfäuern; Azidifikation, f. die Säuvebildung: 
Azidimeter, m. der Säuremeffer; Azidimetrie, 
f. Säuremeffung, Beftimmung des wahren Säure- 
gehalts einer wäflerigen Säure, | 

Azidten, pl. Roftpilze. 

Azimech, |. Spica. 

Azimut, n.u. m. arab. (v. as-sumüt, die Wege, 
pl. von as-samt, der Weg; vgl. Zenith) Sternf. der 
Sceitelwintel, der Winkel am Zenith, welchen der 
Scheitelfvei3 des Sternd mit dem Mittagskreife 
eines Ortes macht; der Richtungswinkel, die Ri 
tung (bein Feldmeſſen); azimutäl, nl. fcheitel- 
wintlig; Azimutkreis, Höhenkreis. 

Azobenzoid, n. und Azobenzonl, n. Scheidek. zwei 
organijche Verbindungen, durch Einwirkung von 
Ammoniak auf rohes Bittermandelöl gebildet. 

Azoodynamie, f. gr. (vgl. Zoodynamie 2c.) Heilt. 
die Kraftabnahıne; Azoogente, f. Erzeugung des 
Lebloſen und die Lehre darüber. 

Azoͤres, pl. lodere, dide und langhanrige glänzende 

iber (d. i. wollene, ſtarke, Biberfellen ähnliche 
Zeuge) aus Böhmen. 

Yzöt, n. (aus d. Griech., von vern. a- u. zäo, zö, 
leben ; alfo: worin man nicht leben fann) der Etid- 
Kal die Stidluft, der Hauptbeitandteil (zu vier 

ünfteln) der atmoſphäriſchen Luft, auch in der 
Salyeterfäure, in Ammoniak ıc. enthalten; a30= 
tiſch, ſtickſtoffhaltig; Azotométer, m. gr. Stid- 
jtoffmeffer, ein Apparat zur Ermittelung des Am- 
monial-Gehalt3 in der Adererde; Azoturie, f. 
Stiditoff-Harnruhr, bei der ſich viel Stidftoff im 

: DYarn befindet. [benselirir. 
| Azõth, n. arab.-Ipan., bei den Alchymiſten: ein Le— 

Aztẽken, pl. ein amerifanifcher Volksſtamm, welcher 
das zu Cortez' Zeit blühende mexikaniſche Reid; 

| gegründet hatte und beherrjchte. 
' Hzumbre, n. ein ſpaniſches Maß für Flüſſigkeiten 
| = 2,018 liter. 
Azur, m. (fr.azur, it.azzurxo, v. perj.lädschuward, 
| ver Lafurftein, Blauftein; vgl. Laſur) das Him- 
melsblau, die Himmelsbläue; azurn, himmelblau, 
hochblau; Azurin, n. ein blauer Farbſtoff; Azu⸗ 
rit,.n. ein Mineral, gwöhnlid Rupferlafür ge- 
nannt, von lafurblauer oder hinmelblauer, auch 
dunfelblauer Yarbe. ; | 
azuniſch, ar. (v. zygön, Zoch) jochlos, ungepaart; 
Azygie, f. Ungepaartbeit.  _ £ 
Azymon od. Azhmum, n. gr. (v. vern. a- u. zym®, 
auerteig) ungejäuerte® Brot; Uxymiten, pl. 
Chriſten, die beim Abendmahl ungeſäuertes 
Brot gebrauden. So wurden die Katholiten von 
den griech. Chriften genannt, die nur geſäuertes 
Brot genießen. 


* 


B. 


Abkürzungen: B. od. b. = heatus od. beata, der 


od. die jelige 2c.; B. A. = Bachelor of arts, | 


engl. Baffalaureusder freien Künſte; aufrömifchen 
Münzen und Inſchriften = bonis auspiciis oder 
bonis avibus, d. i. mit guter Vorbedeutung, 
unter guten Borzeichen; B.C.—=basso continuo; 


B. D. = Bachelor of Divinity, engl. Bakla⸗ 
laureu3 der Gotteögelehrtheit; B. E ene est; 
auf Rezepten bene misceatur, wohl zu miſchen; 
B. L. = benevole lector, f.benevolus; b. m. = 
beatae memoriae,f.beatus;b.q.=bene quies- 
| eat, erruhe in Frieden; br, m. = brevi manuz 


. = 


3 


. Bt.=Baronet;B.tr.=bene tritum, d.h. wohl⸗ 
gerieben (auf Rezepten); Bed. = Banco; Btto. 

- =$Brutto; B. S. 6. D. G., d. i. brevetö sans 
garantie du Gouvernement, d. h. patentiert 
ohne Garantie der Regierung (die Abkürzung findet 
ſich auf franz. patentierten Waren); hem. Zeichen 
find: B= Bor: Ba = Baryım; Be = Beryl⸗ 


lium; Bi=Bismuthum, Bismut; Br= Brom. 


B. auf Münzen, bed. für Frankreich die Miünzftätte 
Rouen; für Ofterreih: Kremnitz; fir Preußen 
früher: Breslau, fpäter (und im Deutſchen Reich): 
Hannover; B. auf Kurszetteln bedeutet: „Brief“ 
oder „angeboten, d. h. zu dent laufenden Kurſe 
bequem zu befommen (Öegenfaß: &., d. i. Geld, 
dv. h. gelucht, begehrt): 

B cancellatum, lat., Mufitfpr.: eigentiich Das ge— 

itterte b, d. 5. Kreuz (A), das die Note, vor der es 

teht, um einen halben Ton erhöht; Brotundum, 
Mufifipr.eig.das runde b (»), auch b&mol genannt, 
erniedrigt Die Note, vor der e8 fteht, um einen hal—⸗ 
ben Ton. 

Baake, ſ. Bade. 

Baal, ın. hebr.(ba’al, der Herr, der Mächtige; babyl. 

. Bel) ein heidnijcher Gott der Phönizier und Kana— 
niter, auch der Hebräer zur Zeit des Manaffe, 
wahrid. der Sonnengott, nad) anderen der Jupi— 

- terplanet; jiid. der Mann, Ehemann; Baals— 
Pfaffe od. Banlit, m. eig. ein Baalspriefter; uns 

. eig. ein geiftlicher Faulbauch und Heuchler; Baal 
Sebub, |. Bec!zebub. 

Banltis, f. die Göttin der Fruchtbarkeit u. Geburt 
bei ven Kananitern. 

Baaniten, pl. eine manichäiſche Sekte im 9. Jahrh. 

Boat, n.ein a u. ſiameſ. &ewiit= 15 bis 16kg. 

Bäab, arab. Tor, Meerenge; 3. B. Babel Man: 
deb, d. i. Tränentor, jo heißt die Meerenge zwi— 
ſchen Arabien und Afrika; auch: Vater (z. B. das 
Feuer als Vater aller Dinge). 

Babe, m. perj.-türk. (bAb&) der Vater: Babe Khan, 
der Vater des Königs; bei. als Ehrentitel ange- 

. jehener ©eiftlicher, 3. B. Baba Naſibi. 

Baba, f. jlav. die eiferne oder goldene B., eine Ge- 
ftalt des flaviihen Volksglaubens, die beſonders 
im Gewitter ericheint u. dieſes verurſacht, entipre- 
chend unferer Frau Hulda (Holle). 

Bab al Zofat, arab. (ſpr. al Sotäf), auch Bab es 
Sotül, Meevenge von Gibraitar (eigent!. Tor 
der Straße). 

Babaslgummt,n. eine geringmwertige Sorte Gummi 
arabicım. 

Babaz, m. gr. Schwätßer, Schreier. 

Babel, m.hebr. (bäbel, nad) der Bibel: Verwirrung, 
eig. Wohnung des Baal) die alte Stadt Babylon 

am Cuphrat in Aſien, ſeit derbabyloniſchen, Ge— 
fangenſchaft der Juden ein Bild des Über— 
mutes, der Gottloſigkeit und der Sittenverderbnis; 
daher überh. eine große Stadt als Sitz von Aus— 
ſchweifungen und Verbrechen; aud) Wirrwarr, Ber: 
wirrung (mit Hinficht auf die babylonifche 
Sprachverwirrung nad biblifcher Erzählung); 
Ausſchuß, fehlerhafte Ware; Babelmanen, pl. in 
Holland Unruheſtifter; Basylonier, im alten Rom 
auch Sternfundige und Sterndeuter; babylänifche 

elle, Wappenk. Hermelinfelle; babylontiiche 
ztunden, jolche, die von Sonnenaufgang an ge- 
zählt werden (irrtüml. — für 2 unſerer Stunden 
genommen; |. Idelers Chronologie Bd.1. ©. 85). 

Babette, £. fr. = Barbara. 

Babiche, £. fr. (ipr. babiſch'; wahrſch. fiir barbiche, 
vb. barbe, Bart) Schoßhündchen (Klein, zottig). 


Bardus 95 


babillteren (ipr. U = i), fr. babiller) plappern, 
ſchwatzen, plaudern; Babillage, f., r. n. (pr. ba- 
bijcihſch) das Geſchwätz; Babillard, m. (pr. ba- 
bijdhr) ein Schwätzer; Wabillärde, f. eine 
Schwätzerin. 

Babinen, pl. ruſſiſche braune Katzenfelle. 

babiniſche Republik, ein im 16. Jahrh. zu Babine 
in Polen gebildeter Berein von heitern Gefellen, 
der ſich die Verſpottung menſchlicher Eitelfeiten 
zur Aufgabe ntachte. 

Babioͤle, f. fr. pl. Babiolen (it. babbolla) Spiel- 
zeug, Tändelkram, Kinderpofjen. 

Babiriija, m. malayiſch (v. babi, Schwein und 
rusa, Hirſch), dev Schweinshirſch, Hirſcheber, auf 
den moluff. Inſeln. 

Babka, m. (ungar. babka; eig. dad Böhnchen, Verkl. 
v. bab, Bohne) ein kupferner Pfennig oder Heller 
in Ungarn. 

Baͤbti, pl. ruf. (v. babka, Knöchel, Fußknöchel) ein 
Spiel des gemeinen Mannes, ein Sönochenfpiel. 
Baͤblah, m. (perſ. babül, eine Art Mimoſe), die 
Rinde der indischen Akazie (acacia indica od. mi- 
mosa cineraria) od. unreife Früchte diefer Akazie 
(Bambolahſchoten od. indiiher Gallus genannt), 


. welche reich an Gerbjäure u. Gummi find und in 


der Öerberei, Färberei, Malerei ſowie als Heilmittel 
gebraudjt werden. 

Baborak, m. eine böhmiſche Mazurfa mit Galopp 
die ein belichter Nationaltenz der Böh- 
ment ift. 

Baboͤſchen oder Babnfchen, pl. fr. (babouches, v. 
erj. papüsch, aus pa, Fuß, u. pusch, Decke) eine 
rt türk. Schuhe, Hausschuhe. 

HBab-Eefte, f. oder Bäbis, pl. eine von Mullah 
Sadif aus Schiras 1859 geitiftete, dem Islam ab- 
trünnige religiöfe Sekte (wahrich. vom perſ. bäb, 
Bater und Feuer, das von den Magiern als der 
Bater aller Dinge verehrt wurde,. 

Bäbu, m. ein indifher Titel: Herr, eig. Fürft. - 

Baby, n. engl. (ſpr. behbi), Heines Kino, das noch 
auf dem Arme getragen wird; Kleinchen, Herzling; 
Baby forming, Engelmacerei, d. h. uneheliche 
Kinder werden zu folchen Leuten in Ziehe gegeben, 
die durch volftändige Vernachläſſigung bald der 
Biehfinder Tod herbeiführen. 

babyloniich 2e., 1. Babel. N 

Bac, m. fr. (v. keltiſcharmor. bak, bag, eine Barfe, 
holl. bak, ein Beden, ein plattesSciff) eine Fähre; 
ein Teerkahn; Wäflerungsbeden, Bottich. 

bacca, f., pl. baccae, l.eine Beere; Bacciferä, pl. 
beereniragende Gewächſe; haccifoͤrm, nl. beeren- 
fürmig, beerenattig. \ 

Bachäris, f. nl. (v. gr. bäkkaris, bäkcharis) eine 
Zierblume mit weißen Dolden- Blumen aus Bern. 

Bachettöne, f. it. (pr. ech wie dd) Frömmler. 

Bachns, m. J. (gr. Bäkchos) Fabell. der Gott des 
Weins, Sohn des Jupiter und der Semele, gr. 
auch Jakchos und Dionyſos genannt; auch der 
Wein ſelbſt; ein ſtarker Weintrinker; Bachanäl, 
n.pl.Bacchanalien, (l. Bacchanalia), dem Bacchus 
geweihte Seite; Trinkgelage, Zechgelage; baccha— 
nãliſch, zechluſtig; bacchanaliſieren, barb.in 
lärmenden Trinkfeſten ausſchweifen, hZechgelage 
halten; Bacchaͤnt, m., Bacchantin, f. (vom L. 
bacchäns, Bartizip von bacchari, das Bacchusfeſt 
begehen, ſchwärmen) Bacchuspriejter und ſchwär— 
mer; pl. Bacchanten, das wilde und ausgelaſſene 
Gefolge des Bacchus bei der Feier ſeines Feltes; 
trunfene Schwärmer; im 14.—15. Sahrh. herum— 
ziehende Studenten (eigentl. Baganten, von lat. 


96 Bareiferä 


vagäri, umherſchweifen), fahrende Schüler, insbe. 
die älteren rohen Studenten auf den deutſchen Uni- 
verfitäten (entg. Pennal, ſ. d.); bacchäntiſch, 
trunfen, rajend; Baͤcchius, m. gr. (bacche&ios) der 
Stürmer, ein dreifilb. Versfuß mit einer kurzen 
und zwei langen Silben, v-— 3. B. Beritörung; 
Bacchien, pl. Heilf. Weinpoden, Gefihtspufteln. 

Baceiferä, bacciform, |. bacca. 

Bachelier, m. fr. (jpr. bafcheljeh) u. Bachelor, m. 
enal. (ipr. bätich'ler) = Baffalaureus. 

Badhmatten, pl. (bacmats) podoliſche Pferde mit 
langer Mähne und Sehr harten Hufen. 

Bachot, m. fr. (ſpr. bafchd; Verkl. v. bac, ſ. d.) die 
tleine Fähre, der Naden; Bachoteur, m. (pr. 
bajchotöhr) der Fährmann, Kahnführer. 

Bachſchiſch oder Bakhſchiſch, n.perj.(bakhschisch, 
Geichent, v. bakhsch, Glüd, pr. kh wie dh) ein 
Geſchenk, bei. an dienende Berjonen, Trinkgeld im 
Orient. 

Bachur od. Bacher, Hebr., gen. jüd. Vocher, m. 
(dw. hebr. bächür, Süngling, eig. der Gereifte, von 
bächar, zeitigen) ein des Talmudftudiums beflij> 
jener jüdischer Student; überh. ein jüdiſcher Ge— 
jchfenner und «Lehrer. 

barillum, n. L. (Verkl. v. bacälum), pl. Bazillen, 
1. Stäbchen, 3. B. die Nepperichen Rechen ftäbchen; 
auch 2. Räucherferzchen; 3. Meerfenchel; Bazilins, 
m. Spaltpilz; Stabtierchen, pl. Bazillen. auch: 
Bacillaria, f. pl. Bazillarien, nl. Stabtierchen, 
eine Art Aufgußtierchen. 

Bad, m. (niederd. bad, hinterwärts) der das Ver- 
ded überragende vordere Schiffsrand; Backbord, 
m. (engl. backboard) die linfe Seite des Schiffes, 
wenn man in demielben das Gefiht nad vorn rich— 
tet; im Gegenſ. von Steuerbord; Backsgaſten, 
vd. Backsgäſte, die Teilnegfmerandem gemeinfchafts 
lichen Offiziersmittagstiſch, die nicht Seeleute Sind, 
re Ärzte, Schiffsbeamte u. a.; Backsmaten, 
Matrojen, die an einem Tiſche zufammen ſpeiſen; 
Backsrolle, f.Liite der an einem Tiſchezuſammen⸗ 
jpeijenden Matrojen auf Kriegsſchiffen; Backſtage 
oder Pardunen, Schiffstaue, welche nach hinten 
die Stegen halten; Backpißß, m. ein Verſchlag 
am Schiffe, der dazu Dient, aufgeiworfenes See- 
wafjer abzuleiten. 

back, engl. (jpr. bäd), Umſtandswort: zurüd, rück⸗ 


wärts; als Hauptwort: der Rüden, pl. backs, | 


die Hinterfpieler (beim Fußball). 

Badwardation, f. engl. (pr. bäckwärdehſchen; v. 
backward, ridmwärts) beim Stant3papierhandel 
— die der Verkäufer noch tragen muß — 
Deport, ſ. d. 

Backwoods, pl. engl. (ſpr. bückwudds; von back, 
hinterwärts, und wood, Wald) Hinterwälpfer, d. i. 
die Urmwälder u. unbebauten Ländereien im Weſten 
der Vereinigten Staaten von Nordamerika; Back— 
woodsmen, pl.Dinterwäldfer, die Dortivohnenden 
und ſich anbauenden Weißen; vgl. Squatter. 

Baclage, f. fr. (ipr. — lahſch) die Anlegungsgebühr 
der Schiffe; Baclenv, m. (pr. — löhr) der Hafeıt= 
ſchließer. 

bactérium. n. nl., pl. Bakterien (v. ar.bakterion, 
Berl. v. bakteria, baktron, = I. baculum), eig. 
Stäbchen, Stöckchen, eine ſchnurförmige Art von 
Aufqußtierchen. 

bacülus, m. l. (gew. bacülum, n.) Stod, Stab; a 
baculo ad angülum ſchließen; eig. von dem Stod 
oder der Seite (eines Dreied3) auf den Winkel 
ſchließen; aljo: einen ungereimten, folgewidrigen 
Schluß machen; bactlus astronomicus, m. Ja— 





baggern 


kobsſtab, vgl.Orion; b. pastorälis, der Biichofs- 
ftab, Krummitab; Bakulation, f. nl. Stocdprüge- 
lung; Bakulometrie, f. l.-gr. die Stodmefjung, 
oder die Kunjt, mit Stäben, Meßruten ze. Aus 
meljungen zu machen. 

Badäm, m. per). (badam, Mandel) bittere Mandel— 
ferne, welche in Hinterindien als Scheidemünge 
gelten, etwa %/; Pig. an Wert. 

Budand, m. fr. (pr. badsh) ein Tölpel, Maulaffe; 
badandieren(fr.badauder, angaffen, gem. Mauf- 

‚offen jeil halten; Badaudage, f. r..n. (pr. 
— dodahrch) oder Badanderie, f. (pr. badod'rih) 
Albernheit, Fafelei. 

Badiaͤga, f. (ruſſ. bodjäga) eine Gattung Sauge- 
ſchwamm In den Süßwaſſern Rußland. 

Badian, m. per). (bädjän, Fenchel, Anis)derStern- 
anis, gewürzhafter Same aus Ojtindien. 

Badigcon, m. fr. (fpr. badikköng) der Putzmörtel 
aus Gips, Steinmörtel, Bildhauerlitt; badigeon— 
tieren (pr. badiſchonn —), mit Gipsmörtel ber» 
ftreichen oder abpuben. 

badinieren, fr. (badiner) jherzen, ſchäkern, ſpaßen; 
jemand zum beiten haben, neden; en badinant, 
(ipr. ang badindng), Scherzend, ſcherzweiſe; Badin, 
m. (ipr. badäng) ein Spaßmacher, Spaßvogel: 
Badine, f. eine Schäferin; aud) ein leichtes Spa— 
zierjtöckhen, Tändelſtöckchen; eine Reltgerte, Ba⸗ 
Dinage, f., r. n. (pr. badinahiey’) Scherz, Spaß, 
Poſſe; Badinerie, f. Scherz, Spielwerf, Spielerei, 
Narrenspoſſen. 

Badiſter, m. (vom gr. badizein, ſchreiten, wandern; 
der Wanderfäfer. 

Bados, m. fr. (fpr. baddh) eine Battung roter Bor- 

Bafel, m. Ausſchußware. [deaurwein. 

Baͤffetas oder Baftas, m. (vgl. per). baft, gewebt) 
eine Art ojtindijcher, gewöhnt. weißer Kattune. 

Baffomet, m. |. Baphomet. Be. 

Bafreur, m. fr. (pr. — öhr) Freſſer, Vielfraß. 

Bag, m. engl. (ſpr. bäg) ein leverner-Beutel, Fell⸗ 
eiſen; Bagage, f. r. n. fr. ſſpr. bagähſch'; it. ba- 

aglia, ml. baggagium, v. altfr. bague, ein Paket, 
Binden) das Grpäd, Reifezeug; Feld» od. Kriegd- 
nepäd eines Heeres; im gem. Leben: Gejindel, 
Dad; Baganetvagen, Badwagen. 

Bandrre, 1. fr. (wahrſch. vom aitd. bägan, jireiten, 
hadern, bäga, Streit) lärmender Zank, Schlägerei; 
auch das Wagengedränge. 

Banaife, f. fr. (Ipr. Bägab), der ausgepreßte Sten- 
gel des Zuderrogrs, dann überhaupt: Rüditan 
beim Breifen in der Zuderfabrifation, auch Trau- 
ben= und Dliventrefter (die Bagafle wird gewöhn- 
iih als Brennmaterial benußt). 

Bagatélle, f. fr. (it. bagatella, Verkl. von bagata, 
—WW eine Kleinigkeit, „ein Bettel“ Leſſing)⸗ 
Spielerei; and) ein kleines leichtes Tonſtück; Ba⸗ 
antel-Prozeh, m. geringfügige Rechtsſache. 
Rechtsſtreit, deſſen Gegenſtand nicht über 150 „4, 
oder in anderen Ländern nicht über 90 M be- 
trägt; bagatelliieren, eine Sache geringfügig od. 
als Kleinigkeit behandeln. | 

Bagatino oder Bagattine, m. it. (von bagata, 
Kleinigkeit; dgl. Dagatelle) eine venezianijche 
Scheidemünge = lila Pf. | f 

Bandalin, m. ein buntgejtreiftes und gemuſtertes 
Baummollenzeug, ähnlid) ven Bagdad-Schawls 

baggern, holl. und niederd. den Schlamm aus Der 
Tiefe Schaffen, vom Schlamm ge Banner, 
m. Hafenarbeiter, welcher dies verrichtet, Bagger 
ſchuit, f. holl. (fpr. —Icheut), aud) Baggert, m. 
ein holl. Rot- oder Schlamm-Fahızeug, worin 





Bagging 


der aus den Kanälen gezogene Schlamm wegge— 
führt wird. 
Bagging, engl. (pr. bägg—). Packleinewand. 
Bagno, n. it. (fpr. Banjo; vom IL. balneum) ein 
Dad, Badehaus; das Sklavengefängnis in Kon 
ftantinopel, von Spaniern in dem Gebäude eines 
ehemaligen Bades eingerichtet; überh. Verwah— 


rung3ort der Sklaven u. bei. der zu den Galeeren | 


verurteilten Verbrecher in Stalien und Frankreich 
(fr. bagne, m.). 

Bagnolette, £. fr. (pr. banjolett), ein Halbichleier, 
Stauenjchleier, der das Geſicht nur halb bedeckt. 

Bagpipe, f. engl. (fpr. bägpeip; v. bag, Sad und 
pipe, Pfeife) die Sadpfeife, der Dudeljad. 

Baguette, f. fr. (ſpr. baghett’) eine Gerte (pl. ba- 
guettes, Spießruten); der Schlägel zur Trommel 
und Paufe; der Ladeftod; die Wiinjchelrute; auch 
eine Zen elige Tulpe, Schalt» od. Trugtulpe. 

Baͤhamaholz, Alerheiligenholz, eine Art Brafilien- 
holz von den Bahama-fnfeln. 

Baher, m. ein Gewicht auf den Sunda-Snfeln, 
(leiner u. großer B.) ungef. 185 bis 277 kg. 

Babin, f. jpan. u. port. die Bat (f. d.), Bucht; aud) 
eine Provinz und Stadt in Brafilien, und ein von 
da kommender feiner Tabaf; Bahiapulver = 
Araroba, ſ. d. 

Bai, f. (fr. baie, it. baja, ſpan. u. port. baya, baia, 
bahia; iberifchen Urſprungs: bask. baya, Hafen; 
bayona, guter Hafen, daher: Bayonne) Meerbufen, 
Bucht; Baiſalz, n. ala, aus dem Meerwaſſer. 

Baidak, pl. Baidali, ruſſ. (baidäk) Schiffe mit un- 
gewöhnlich großen Steuerrudern auf dem Dniepr, 
Dnieſtr und Bug. 

Baidaren (ruſſ. baidara), fleine Boote der Tſchuk— 
tſchen in Sibirien, aus Fijchbein od. leichtem Holz 
und mit Häuten überzogen. 

Baignenr, ın. fr. (ipr. bänjöhr) ein Badediener, 
Bademeijter (in Seebädern); Baigneufe, f. fr. 
(pr. bänjöhſ'; eig. Baderin, von baigner, baden) 
ein Badehäubchen, eine Art Frauenhauben; Bade- 
frau (in Seebädern); Baignoir, m. fr. (fpr. bän- 
jodhr) Bad, Badeort; Baigneir-Pogen, pl. (fpr. 
—loſchen) in Wannenform gebaute Barkettlogen 
in Theatern, vorn ſchmal und hinten breit; Baig⸗ 
noire, f. (ſpr. odhr’) die Badewanne. 

Bailli oder Baillif, m. fr. (fpr. bajt; vom mi. 
bajülus; bajuläre, tragen, verwalten) Amtmann, 
Landvogt, Kandrichter, Schultheiß; in England ift 
Bailif oder Bailiff (Ipr. behliff) auch eine Art 
Gericht3diener; Bailliage, f., r.n. (pr. bajchſch'), 
das Amt, der Amtsbezirk; au = Ballei, ſ. d. 

Bain-marie, n. fr. (pr. bäng-marih) lat. balneum 
Mariae, . d. Kochk. Wajjerbad, Kochbad, Heif- 
wafjerbad (um Die Speijen warm zu —— 
werden die Töpfe in eine Pfanne mit heißem 
Waſſer geſtellt). 

Bairaͤk, fürk. Fahne, Standarte. 

Bairanı, ſ. Beiram. 

Baiſer, m., pl. Baiſers, fr. (ſpr. bäſeh; vom lat. 
basium) eig. Kuß; hohles, mit Schaum gefülltes 
Zudergebäd (welches aber franz. nicht baiser, jon- 
dern meringue heißt); Baiſemain, n. fr. (ſprich: 
bäf’mäng) der Handfuß, an als Huldigung eines 
Bajallen, od. als Hoffeierlichkeit; die höfliche Emp- 
fehlung; Baiſement, n. (ipr. bäj’mdng, ital. ba- 
ciamento) der Fußkuß (bloß vom Küſſen der Füße 
des Papſtes gebräuchlich); Größenl. das Zufam- 
mentreffen zweier krummen Linien von innen; 
baifottieren (fr. baisotter), oft küſſen; Baiſer— 
Torte, f. Schaumtorte. 


Henjes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


balaena 97 


Baiſſe, f. fr. (fpr. bäß’; von baisser, niederlaffen; 
finien) das Sinfen, Fallen, bef. der Breife, der 
Staat3papiere 2c.; à la baisse fpefulieren, auf 
das Fallen der Staat3papiere Handelspläne ma- 
chen; Baifiter, m. (jpr. bäßjeh) ein Geldhändler, 
der auf das Fallen der Staatspapiere wartet und 
rechnet; ein Preisdrüder; haiſſieren (fr. baisser), 
— tiefer richten (ein Geſchütz); ſinken, 

allen. 

Bajadẽre, f. fr..portug. (vd. dem portug. Worte baila- 
deira, Tänzerin) indiſche Tänzerin und Sängerin, 
zugleich öffentlihe Quftdirne, von den Indiern 
Devadajjis od. Devallialen (Dienerinnen od. 
Sklavinnen der Götter) genannt, von denen bei 
jedem Tempel 8 bis 12 angeftellt find; Kleine Um— 
Ichlagetücher. 

Beldaso, m. (ent. vom it. baja, Spaß, bajaccia, 
ſchlechter Spaß, Poſſen, od. aus dem it. pagliaccio, 

fr. pagliasse, Streu, Strohſack, wegen feiner mei- 

ten, jadähnlichen Bekleidung) ein — 
Hanswurſt im negpolitaniſchen Volksluſtſpiel, bei 
Taſchenſpielern, Seiltänzern ꝛc. 

Bajoire, f. fr. (pr. baſchoaͤr; verderbt aus Baifotre, 

v. baiser, Eullem) eine Kußmünze, eine Münze mit 
wei hintereinanderjtehenden Köpfen, die einander 
rn bededen (bef. Bermählungsmedaillen). 

Baidffo, m., pl. Baischhi, ital. eine Kleine päpftt. 
Kupfermünze, = 4 bis 5 Pfennige. 

Baiondtt, n. fr. (baionnette, bayonnette, f.) der 
Gewehrſpieß, die den Flinten utgejente eijerne 
Stoßklinge (Flintengranne), angeblih zu Ba- 
yonne 1640 erfunden; bajonettieren, Slinten 
mit einem Spieße verjehen; auch mit dem Bajo- 
nett fechten. 

Bake, aud) Boje oder Buje, f. niederd. und Hol. 
ein Schiffs- oder Schifferzeichen, AR ein auf 
dem Waller ſchwimmendes Stück Holz oder eine 
Tonne, um die Schiffer vor gefährlichen Stellen 
gu warnen; auch Leucht- oder Feuerturm am 

Meeresitrande. 

Balel, m. (vom lat. bacülus) ein Stod, bei. zum 
Schlagen, der Schulftod, Schulprügel. 

Balctt, n. fr. (baquet, m Handzuber, Kübel, 
Verkl. von bac, Trog), ein Kübel, Kaften; ein 
Pflanz- oder Samenkaſten; die magnetifche Wanne 
des Magnetiſeurs; der Atzkaſten des Kupferftechers. 

Bafhichiie, |, Bahihiih. 

Baklalaureus, m. mil. (daneben in alten Urkunden 
auch bacularius, bacillarius, alfo entw. von bacca 
laur&a, Zorbeere, abgeleitet, ein Belorbeerter; 
oder von baculus, Verkl. bacillum, Stäbchen als 
Ehrenzeichen) ein Gelehrter, welcher die unterſte 
der afademijchen Würden erlangt hat (in aufftei- 
gender Folge: Bakkalaureus, Tizentiat, Magifter, 
Doktor); Bakltalaureät, n. die Würde des Bak— 
talaureus; baffalanreiren, diefe Würde fuchen 
und erhalten. 

Bakkaͤna, f. it. (von Bacco, Bacchus) eine gemeine 
Weinihänfe, eine Kneipe. 

Ballarat, m. u.n. fr. (fpr.bäfärd) ein franzöfifches 
Kartenſpiel (Hafard). } 

Bakterien, pl., |. bacterium; Bakteriologie, f. 
gr. die Bakterienkunde. 

Bal, m. fr., f. Ball. 

Buladin, m. fr. (fpr. —deng) ein Ballett-Tänzer; 
Poſſenreißer; Baladine, f. die Ballett-Tänzerin; 
Baladinane, f. (ſpr. — Ay) ſchlechter Scherz, er- 
bärmliche Poſſe. 

balaena,f. l. der Walfifch; balaenopt£ra, pl. Be 
eine Gattung Walfiſche mit nur einer Rüdenfloffe. 

7 


98 Balafre 


Balafré, m. fr. (von balafre, Schmarre, Narbe) wer 
mit einer Schmarre gezeichnet ift. 

Balagan, m., pl. Balagaͤnh, ruſſ. (vom perfiichen 
Bälächänd, Oberzimmer, v. bala, hoch, u. chaneh, 
Haus, Zimmer) die Bretterbude, Barade, bef. ruſſ. 
Schaubuden zur Voltsbeluftigung. 

Balats, fr. (pr. baläh), auch Ballas, Ballasrubin, 
m.(fr. rubis balais) ein blaß- od. rofenroter Rubin 
(von dem ojtindischen Orte Balafia, wo er zuerjt 
gefunden worden). 

Balalaika, £. ruſſ. (tatariſchen Urſprungs) eine zwei— 
ſaitige Zither, beſ. von den Zigeunern geſpielt. 

Balam, m. ein Herbergsort, eine Halle für Reiſende 
im Morgenlande. 

Balance, f. (pr. baldangß’) fr. (it. bilancia, vom I. 
bilanx,zmwei Wagſchalen habend) das Gleichgewicht, 
die Schwebe; ein Tanzichritt, wobei der Körper auf 
dem einen Fuße ruht; Schiffipr. die Angabe der 
Schiffer über die von ihnen geladenen Güter; Kfipr. 
= Bilance, f.d.; Balancd, n. (pr. — langßeh) 
Zanzf. ein Schwebeſchritt; Balancement, n. (pr. 
—langb’mang) das Schweben, Schwanfen; Tonf. 
das Beben; Balancier, m. (ſpr. —langßjeh) der 
Wagebalfen, Schwebebalten, Pumpenſchwengel an 
der Dampfmaſchine, Schwinghebel; Gegengewicht; 
die Unruhe in Tafchenuhren; balancieren (fpi. 
—langpieren, fr. balancer), das Gleichgewicht hal- 
ten, aufmwiegen; auch ſchwanken, unjchlüffig fein; 
Mal. die Gegenjtände ebenmäßig ordnen, verteilen; 
Kfipr. fih ausgleichen (von Boten und Summen 
einer Rechnung), eine Rechnung abjchliegen, ver- 
gewöhnl bilancieren; 

alancierkunſt, Schwebekunſt; Balancierma⸗ 
ſchine, f. Schwinghebelmaſchine; eine Vorrichtung 
zum Ausſchöpfen des Waſſers aus der Tiefe; 

alancieritange, Schwebeltange, Springitange 
der Seiltänzer zc.; Balanciertes Ventil, entlafte- 
tes Bentil; Balaneierung, Gewichtsausgleihung; 
Ausgleich. 2 (Holland. 

Balander, ein flaches Schiff mit einem Maſt in 

Balantin, m. (v. gr. baläntion, Beutel) ein Kleines, 
aus Silberdraht geflochtenes, mit gewölbtem Deckel 
verjehene3 Strickkörbchen. 

Baldıe, f., pl.Baldnen, gr. (balänos, Eichel) Meer- 
oder See-Eicheln, Seetulpen, Seegloden, Enten- 
muſcheln, eine Art Schaltiere; Balantsmus, m. 
Stuhl- od. Mutterzäpfchen; Balanit, m. eine ver- 
fteinerte See-Eichel; Balanitis, f. Heilf. Eichel- 
entzündung; Balänoblennorrhäe, f. Eihelfluf; 
balanoidiich, eihelfürmig; Balanophäg,m., pl. 
—phägen, Eichelefler. 

Balafor, m. ein oitind. Baummollenzeug. 

Baläta, ein erit jeit etwa 40 Sahren in Eitropa be⸗ 
kannter Stoff, der aus Guyana kommt und durch 
Eintrodnen aus dem Safte einer Pflanze gewonnen 
wird; der Stoff iſt dem Guttapercha und Kautſchuk 
ähnlich und wird beſonders in England zu Treib- 
riemen, Schuhjohlen, Abſätzen, Sfolatoren für elef- 
triſche Apparate uſw. verwendet. 

Balätro, m. lat., pl. Balatrönen, Schmaroger, 
Pofjenreißer, Luſtigmacher. 

balbutieren, I.(balbutire) ſtammeln, ftottern, fallen, 
verworren reden; Balbuties, f. neul. Heilf. das 
Stammeln, Stottern; Balbus, m. I. der Stanı- 
melnde (als Beiname gebräuchlich). 

Baldadin, ın. (it. baldacchino, ml. baldachinus, 
baldechinus, von der Stadt Baldad), d. i. Bag- 
dad, in Aſien; daher urfpr. ein dort verfertigtes 

olddurchmwirftes Zeug) ein ee Thron- 
he Prachthimmel; Schutzdach, Schirmdach. 


Ballei 


Balder, m. nord. Fabell. Odins und Friggas Sohn, 
Gott des Lichts, der ſchönſte, mildefte und weiſeſte 
der Götter, der nordiſche Apollo. . 

Baldötwer, m. jüd. (vom hebr. baal, Herr, und 
dabar, Wort) eig. Herr des Wortes, ein arglifti- 
ger, betrügerifcher Menfch, der zu überreden fucht, 
Gauner; einer, der eine Diebsgelegenheit aus— 
kundſchaftet; baldowern, austundfchaften (Gau- 
nerſprache). 

Baͤldrian, m. (aus dem ni, valeriäna) das Katzen— 

kraut, ein Bflanzengefchleht von mehreren Arten; 
die Baldrianwurzel, ein Ecampfitillendes Mittel. 

Baleinen, pl. (pr. balähnen) fr. (baleine, — lat. 
balaena, Walfiſch) Fiſchbein. 

Valéſter, m. (ml. balestrum, balestra und balista- 
rius arcus, it. balestra, Armbruſt, vom I. ballista, 
eine Wurf- oder Schleudermafchine; vgl. Ballifte) 
eine Armbruſt, Kugelarmbruft; Baleſtarius, m. 
ein Armbruftihüße; vgl. Balliftarius. 

Baline, f. fr. (von balle, Ballen) wollenes Packtuch. 

Balfon, m. (jpr. balköng; fr. u. jpan. balcon; viel. 
eher vom perj. Bälächäne, Oberzimmer oder hohes 
Hau3, als vom altd. balcho, Balfen, oder it. palco, 
Holzwerk, Gerüſt) der Austritt vor einem Fenſter 
in der Höhe, Söller (Altan), auch das Hinterteil 
eines großen Schiffs. 

Ball, m. (fr. bal, it. ballo, vom ml. balläre, tanzen, 
vom griech. bällein, werfen, od. pällein, fpringen, 
ballizein, herumfpringen, tanzen) ein Tanz, Tanz⸗ 
feſt; bal champötre, m. fr. (fpr. —ſchangpähtr), 
Zanzim Freien; bal en masque, fr. (fpr. —ang 
mas?) od. bal masqu6 (fpr. —maskeh), ein Mas⸗ 
fentanz; bal par6, ein Prachtball, feiner Ball (v. 
fr. parer, auspußen, ſchmücken); Balldde, f. fr. 
(prov. ballada, it. balläta, engl. ballad) urjpr. ein 
Tanzlied, worin eine —— ſich gleichſam als 
gegenwärtig darſtellte, indem ſie geſprächsweiſe ab— 
a ward (jo in der ältejten engl. und ſchot— 
tiihen Ballade); ſpäter überh. ein volkstümliches 
Geſchichtslied, meiſt jagenhaften, abenteuerlichen, 
bef.vüftern Inhalts; feit Bürger: überh. ein volfs- 
mäßiges Iyrijch-epifches Gedicht; Balladinen, pl. 
afiatifche Zempeldienerinnen, eine Art Hiero- 
dulen (f. d.), welche ich ven Tempelbejuchern für 
Lohn preisgeben (vgl. Bajaderen und Baladine); 
Ballerino, m. ital. Tanzmeifter, Runfttänzer; 
Ballerina, f. Runfttänzerin; Ballett, n. (ital. 
balletto) ein Bühnen- over Schautanz, der durch 
ftumme Gebärden menſchliche Empfindungen und 
Leidenſchaften künſtlexiſch darzuftellen fucht, Tanz— 
ſpiel; Balleteuſe, £. (¶ſpr. —töhſ) eine Bühnen- od. 
Schautänzerin; Ballettänzer, ein Bühnen- oder 
Schautänzer; Ballfettmeifter, Schautanzführer. 

Ballade, |. unter Ball. 

Ball-boy, m. engl. (von engl. ball, Ball, Kugel, u. 
engl. boy, Knabe, Zunge, Burfche), der Balljunge, 
der beim Tennisfpiel die Bälle auflieft und den 
Spielern wieder zuträgt. 

Ballas, Ballasrubin, |. Balais. 

Baͤllaſt, m. (zunächſt aus dem Englifchen entlehnt; 
wahrſch. Eeltifchen Urſprungs von bal, iriſch beal, 
Sand, und lasd, lad, Laſt, Ladung) die Schiffs- 
Beſchwerung, Unterladung eines Schiffs, Laſtſand; 
auch Bettungsjand, Kies (beim Eijenbahnbau); 
Sandfäde, die Luftfchiffer zur Beichwerung des 
Ballons mitführen; auch Ausschuß, bei. fchlechtes 
Geld; ballaſten oder verballaſten, Ballalt in den 
Schiffsraum laden. — 

Ballet, f. (aus ml. ballia, ballivia, und dies von 


Balleſter 


bajülus, Träger, Amtsträger, vgl. Bailli) ein 
Nittergebiet, Ordensbezirk, vgl. Ronmende. 

Balleiter, ſ. Balefter; Ballett, |. Ball. 

balihorniiieren, auch verballhorniſieren, ber— 
ballhornen, durch vermeintliche Verbeſſerungen 
verichlechtern, wie Johann Ballhorn, ein Buch— 
drucker zu Lübeck im 16. Jahrh. der eine Fibel da— 
durch zu verbeſſern glaubte, daß er den bis dahin 
geſpornten Hahn in einen ungeſpornten verwan— 
delte u. ihm ein paar Eier zur Seite legte; Ballhor⸗ 
niſierung, f. Scheinbeſſerung, Schlimmbeſſerung. 

Ballismus, m. gr. (ballismös, v. ballizein, tanzen, 
hüpfen) eig. das Tanzen; Heilk. krampfhaftes Um— 
herwerfen oder Tanzen, Veitstanz. 

Balliſte, f. lat. (ballista, vom gr. bällein, werfen; 
vol. Balejter) ein Schleuder- oder Wurfgeſchütz, 
eine Belagerungsmafcdine bei den alten Römern, 
mit welcher große Steine 2c. heftig fortgejchleudert 
wurden; Balliitarins, m. ein Schleuderſchütze; 
Balliftik, f. gr. die Wurfgeſchüßkunſt, auch die 
Kunſtdes Bombenwerfens, Wurfkuͤnde; balliſtiſch, 
dieſelbe betreffend oder dazu — balliſtiſche 
Kurve, f. Wurflinie; Flugbahn; balliſtiſches 
Pendel, eine Vorrichtung, welche gemeinſchaftlich 
mit der Pendelflinte zur Beſtimmung der Güte des 
Schießpulvers und der Anfangsgeſchwindigkeit der 
Geſchoſſe dient; balliſtiſches Problem, die 
Aufgabe, die Bahn geworfener Körper im wider— 
ſtehenden Mittel (Luft) zu beſtimmen. 

Ballo, n. it. ein Ball (f. d.); ein Tonſtück zum Tanz. 

Ballon, m. fr. (fpr. —löng; Vergr. v. balle, Ball, 
Kugel) ein Hohler runder Körper, bei. ein hohler 
—— ; ein zum lg beftimmter Zuftball, 
& erojtat; ein größeres kugelförmiges Gefäß zur 

erfendung von Säuren, zur Bereitung von Soda- 
waſſer 2c.; auch Rundlaterne, Rundlampe; ballon 
d’essai (fpr. —dejjeh), ein Verfuhsball, Heiner 
Luftballon zur Erforfhung der Windrichtung; fig.: 
ein die Meinung oder Stinnmung de3 Publikums 
ausforichender Beitungsartifel; ballon captif, m. 
fr. (pr. faptif, von captiver, gefangennehmen, feit- 
nehmen, feſſeln) ein Feſſelballon, ein „gebundener“ 
Luftball, d. i. ein ſolcher, der an einem auf- und 
abzuwindenden Drahtſeil befeſtigtiſt, mittels deſſen 
man nur zu einer gewiſſen Höhe aufſteigen und 
ai Ausgangspunkt zurückkehren kann (1878 vom 
tanz. Sngenieur Henry Giffard [} 1882] erfunden); 
Ballon-Detahement,n.ir.Zuftichiffer-Abteilung 
(im deutjchen Deere). 

Ballot, mm. fr. (fpr. balldh; Vergr. v. balle, Ballen) 
ein Warenballen, großer Bad, Ballen; bej. Stüd- 
maß für Tafelglas. 

Ballotdde, f. gr. (von balloter, fugeln) ein gewiſſer 
Luftiprung eines zwiſchen zwei Pfählen angebun- 
denen Pferdes. 

Ballöte od. Schwarzballote, f. (fr. ballote, I. bal- 
löte, gr.ballöte; nl. ballöta, L.) ſchwarzer Andorn, 
eine gemeine Pflanze. 

Ballötte, f. fr. eig. kleine Kugel (von balle, Kugel, 
Ball); insbeſ.— Ballotierfugel, die Wahl- over 
Stimmfugel; ballotieren (fr. balloter),durch Ein- 
werfung einer weißen oder ſchwarzen Kugel in ein 
Gefäß jeine Zuftimmung oder Verweigerung geben, 
durd Kugeln abftimmen; Ballotage, f.v.n. (jpr. 
-tqhſch) oder Ballottement, n. (pr. —mäng), 
das Wählen mit Kugeln, die Kugelung, Kugelwahl. 

balndum, n. [. ein Bad, pl. balnda; balnzum 
arenae, ein Sandbad; b. cindris, ein Ajchenbad; 
b. laconicum, ein Schwißbad; b. Mariae, ein 
Waſſerbad; b. vaporis, ein Dunjtbad, Dampfbad; 


Bambino 99 


Balneographie, f. L.-gr. Bäderbeſchreibung; bal— 
neograͤphiſch, bäderbeſchreibend; Balneologie, 
f. L.-gr. die Lehre von den Bädern; Balneotechnit, 
f. [.=gr. die Badbereitung3kunft, Anweifung, künſt— 
lihe Bäder zu bereiten und anzumenden; auch) die 
Kunft, Bäder zu bauen und einzurichten; Balneo— 

therapie, f. L.>gr. ärztlihe Behandlung durch 
Bäder. 

Oalnot, m. fr. (fpr. —noͤh) eine Art Burgunder- 

e 


in. 

Balomba, f. Kochk. Schaumgefrorenes (von Ei), 
Eisbombe. 

Baloͤrde, it., oder fr. Balourd, m. (ſpr. —luͤhr) 
ſchwerfälliger Menſch, Tölpel, Tropf, eine ſtehende 
Rolle oder Maske der ital. Bühne; Balourdiſe, 
f. fr. die Tölpelei; ein Tölpelſtreich. | 

Balſam, ın. (l. balsämum, gr. bälsamon, arab. ba- 
lasan) ein harziger wohlriechender Pflanzenfaft, 
bef. aus den Balfambäumen, deren es mehrere 
Gattungen gibt; Heilöl, Heilmittel, auch f. Troft, 
Linderung; balsamuım anodynum, jchmerz 
ftillender Balfam; b. eordiäle, herzitärfender 
Balſam; b.hystericum, Mutterbalſam; b. magi- 
eum, Zauberbalſam; b. ophthalmieum, Augen- 
baljam; b. verum, echter oder Mekka-Balſam; 
balfamieren, wohlriechend falben, bef. einen toten 
Körper mit Balfamftoffen füllen und dadurd vor 
Verweſung ſchützen; halſamiſch, duftend, auch 
linde, wohltuend, 3.8. Luft; Baͤlſamica, pl. Bal- 
jammittel; Balfamine, f. (ul. balsamina) da3 
Springfraut, eine Pflanzengattung (fo benannt, 
weil eine Art derfelben ehemals zu einem Wund- 
baljam gebraucht wurde), bef. die Gartenbal- 
ſ nn ne (balsamina hortensis), eine beliebte Zier- 
Pflanze. 

Balfe, f. (fpan. u. port. balsa) eine Art großer Flöße 
der Süd-Amerikaner; auch Feine Fahrzeuge von 
Seehundsfellen oder von Binſen an den weltlichen 
Küſten von Südamerika. 

Baltddicht, pl. türk. eig. die Holzfpalter, neben den 
Boſtandſchi (ſ. d.) eine Abteilung im bewaffneten 
Gefolge des Großſultans. 

Balthäfar, m. hebr. männl. Borname: Borfteher 
des Kriegsweſens, Kriegsrat. 

Baltifches Meer (nl. mare balticum, von dem I. 
balteus, altnord. belti, ſchwed. bält, dän. bälte, 
belte, Gürtel, Meergürtel, 3.8. der große u. Heine 
Belt), die Dftfee. 

Balufter, m. fr. (von balustre, Geländerdode, und 
dieſes vom griech. baladstion, it. balaustra, Blüte 
des Granatbaums, wegen der ähnlichen Form der 
Geländerdoden) Geländerdode, Brüſtungsſäulchen, 
Dode, Säulen; Balnftrdde, f. fr. die Bruftle ne, 
die Brüftung, das Geländer; Balnftrieren, mit 
Geländer verjehen. 

Bamag, f. deutſch (Buchitabenwort), die Berlin- 
Anhalter-Mafhinenbau-Mftien-Gejellichaft. 

Bambalio, m. lat. Name (v. gr. bambälein, ſtam— 
meln), ein unverjtändlich Sprechender, Stammeln- 
der; ein Tölpel. 

Bambino, m. it., Bamboccio, m. it. (ſpr. —boͤtſcho) 
od. Bambodhe, f. fr. (jpr. bangboͤſch'; v. it. bambo, 
bambino, £leines Kind, Säugling) eine Puppe, 
Draht: od. Gliederpuppe; insbef. Bambino, ein 
al3 wundertätig geltendes Wachsbild, Chriſtus als 
Wickelkind darftellend, in der Kirche Ara Coeli auf 
dem Rapitol in Rom; Bambocciaden (fpr. —bot- 
ichäden; fr. Bambochaden, fpr. bangboſchäden) pl. 
d. i. Puppenfpiele, kindiſches od. naͤrriſches Zeug, 
nennen die Staliener die niedrig-fuftigen Dar» 

7* 


100 Bamboo 


itellungen niederländiicher Maler von Dorfichenten, 
Jahrmärkten, Bauerntänzen ꝛc. 

Bauiboo, engl. (ſpr. bämbuh) gelbe, unglaſierte 
Tonwaren aus Indien. 

VBambu, n. ein Hoͤhlmaß (für Getreide und Flüſſig— 
feiten) in Qinterindien. 

Bambus, m. (malayijch bambü, mambü, dad. engl. 
bamboo) das Bambusrohr, ein oft 20m Hohes 
und 60 bis 70 cm dides Rohrgewächs in Dit- und 
Weitindien; davon Bamboche, f. fr. (fpr. bang- 
boͤſch) ein Schößling diefes Baumes als Spazier- 
ſtöckchen. 

Bambũſe, m. pl. —n, Schiffſpr. ſchlechte Matroſen 
a Schiffszimmerleute, die nur als Handlanger 

ienen. 

Bamf, m. (Buchſtabenwort), Malzkaffee aus der 
Breslauer⸗Aktien-⸗Malz-⸗Fabrik. 

Bamma, n. gr. (von bäptein, eintauchen) Heilk. 
Tunfe, Brühe, Tünche. 

Ban, j. bannum. 

Ben, m. flat. (ferb. ban, poln. u. rufj. pan) Herr: 
eine alte Reichswürde in Ungarn, dent deutichen 
Markgrafen entiprechend, mit lat. Endung: Ba— 
nus; Banät, m. (nl. banätus) gew. n. ein unter 
einem Ban ſtehender Länderbezirk; jeßt insbeſ. das 
TemeswarerBanat, ein Landftrich in Ungarn 
jenfeit der Theiß; banal, unter einem Ban ftehend: 
Banal-Regierung in Dalmatien. 

Ban, mm. fr. (Üpr. bang; von deutfh: Bann und 
mittel. bannum, Im eerbann, Aufgebot; davon: 
bandl, fr. der Zwanggerechtigkeit unterworfen, 
dem Bannherrn eigentumlich; fertig, abgemacht, 
herkömmlich, abgeſchmackt; hanale Phrafen, ver- 


brauchte, nichtsſagende, gewöhnliche Redensarten; | 


desgl. banale Mufik, 2c.; Banalität, £. (fr. ba- 
nalite) Zwangsgerechtigkeit; etwas Gewöhnliches, 
Nichtsſagendes. 

banagium, ſ. bannum. 

Banaͤne, f. (fr. banane, ſpan. banana) die Baradies- 
feige, Adamzfeige, die wohljchmedende Frucht des 
Bananenpifangs in Dit- und Weitindien, 7. 
Piſang. 

Banat, ſ. Ban. 

Banauſie, f. gr. (banausia, gemeines Handwerk, 
v. banausos, eig. am Ofen arbeitend) handwerks— 
mäßiges Betreiben einer Kunft oder Wiſſenſchaft; 
geijtloje Tagewerkerei (ohne Liebe oder höhern 
Zwed); auc die damit verbundene niedrige und 
eigennüßige Gelinnung; banauſiſch, handwerks— 
mäßig, eigennüßig; unedel, von gemeiner Denkart. 

Banc & broches, f. frz. (fpr. —brofch), Spulen- 
oder Spindelbanf (Spinnerei). 

Bandiert, it. (pr. bankieri) f. Lazaroni. 

Bancroft-Verträge (pr. bänn—), die von dem 

"KordamerifanerGeorgeBancroft(1800— 18374), 
der 1867— 1874 Geſandter in Berlin war, mit dem 
Korddeutihen Bunde und den ſüddeutſchen Staaten 
im Auftrage der Vereinigten Staaten abgejchlojje- 
nen Verträge, welche die Auswanderung betreffen. 

Banda, f. it. (ſ. Bande) eine (bei. Eriegerifche) Mu— 
ikſchar; f. port., eine portugiefische Goldmünze de3 
15. Sahrd, = M. 2,65. 

Bandage, f., r. n. fr. (pr. bangdähſch', gew. ban- 
dahſche; v. bande= Band) der Verband, das Ber- 
bandzeug; der Radreifen; bandagieren (pr. 
—jieren), einen Berband anlegen; mit Radreifen 


verjehen; Baudagift, m. (pr. —ſchiſt) ein Bruch- 


bandmader. s 
Bandannadrud, m. eine aus Dftindien herüber- 
gefommene Art der Zeugdruderei, auf dunflem, 





Bank 


namentlich rotem Grunde helle Muſter, gewöhnl. 
durch ein Ausbleicheverfahren, zu erzeugen. 

Vandaska, f. ſlav. ein mit Saiten überſpannter 
Krug, der in Böhmen ala Muſikinſtrument dient, 
auch Buful genannt. 

Bandcan, m. fr. (pr. bangdöh) der Kranz, die glatte 
Einfaff Er einer Tür od. eines Fenſters; Bande 
lette, £. ( Fr eine Eleine Binde; Ader⸗ 
laßbinde; Heftpflaiterftreifchen; Bauf. kleineLeiſte; 
Bandelier, n. fiz.-/pan. (auf das deutfche Band 
zuriidgehend) das Schultergehänge, das Wehr- 


/ a der Patronentafchenriemen der Reiterei; 


ahnengurt, Schulterband; Bandelätten, pl. 
Ohrgehänge. | 

Banderie, f. (vom ml. banderium, Fahne; vgl. 
Banner) ein Fähnlein, bei. die berittenen Sient- 
mannen, mit welchen ehem. ungarische Brälaten u. 
Magnaten zu Felde zogen und bei Reichstagen er- 
Ichienen; Banderilla, f. ſpan. (fpr. rilja; Verkl. 
v.bandera, Fahne) ein Fähnchen, bef. der miteinem 
Fähnchen verzierte Wurfjpieß, welcher bei Stier- 
gefechten nach den Stieren geworfen wird; Ban⸗ 
Deriliero, m. (pr. U wie Lj) der mit diefem Wurf- 
jpieß verjehene Stierfämpfer; Banderole, f. fr. 
(it.banderuola), der Schiffswimpel, das Maitfähn- 
hen; Lanzenfähnchen; der Trompetenquait, die 
Trompetenſchnur; die Wetterfahne; daher auch ein 
wetterwendiſcher Menſch; Kfipr. ein Täfelchen mit 
der Preisbeitimmung einer Ware; Streifband, 
Kreuzband bei oftfenbun en; mit Zoll⸗ oder 
Steuerfteınpel verjehener Bapiertreifen an Zi- 
garren- oder Bigarettenfiften, daher: die Ban— 
deroleſteuer; banderolterte Zigarren oder Hi- 
garetten, d. i. verzollte oder veriteuerte; Van: 
Biere, k. fr. (fpr. bangdiähr'), Fahne, Flagge. 

Bandit, m. it. (bandito, v. bandire, des Landes ver- 
weijen, bando = ml. bannum, ſ. d.) ein Berbann- 
ter, Landesverwiejener; bei. Straßenräuber; Meu- 
chelmörder. 

Bandoͤla, k. it. (ſpan. elbandolon; bandola, ban- 
durria, pandurria, f. Mandoline) ein lautenähn- 
liches Tonwerkzeug mit 4 bi3 10 Drahjaiten, bei. 
in Mexiko und Nordamerika, eine Bandore oder 
Mandore. 

Bandolin, n. eineHaarjalbe aus Summi-Traganth, 
um das Haar glatt und glänzend zu machen. 

Bandenien, n. vieredige — — von grö⸗ 
ßerer Stimmenzahl (130 Töne) als das gewöhnl. 
Akkordion, nach dem erſten Erbauer —5—— 
tenmacher Band in Krefeld) benannt. 

Bandouliere, ſ. Bandelier unter Bandeau. 

Bandura, f. ruſſ. ein in der Ukraine beliebtes Ton— 
werkzeug, das mit 8—24 Saiten beſpannt iſt, in 
Form der Gitarre. 

Bangen, |. Kanarienbaum. 

Bangelow, die Wohnung der Offiziere in dent bri- 
tiihen Oſtindien. 

Bangue, f. fr. (fpr.bang’; ſpan. bangue, bange, v. 
fangfr. bhangga, Hanf) der oftind, Hanf, deſſen 
Blätter u. Same eine narkotiſche Kraft haben. 

Banian, m., pl. Baniänen, die zur Handel3-Rafte 
gehörenden Indier, welche an die Seelenwanderung 
glauben u. deshalb fein Fleiſch eſſen; Unterhänd- 
fer und Dolmetfcher aus diejer Kaſte; insbeſ. die 
Großhändler in den Handelsplägen des weitlichen 
Indiens; Bantans, pl. oſtindiſche oder finefilche 
Schlafröde von gewatteter Seide. 

Banjos, pl. obrigfeitliche Perſonen in Japan. 

Bank, j. Banko; Banferdtt, m. (vom it. banca 
rotta, gebrochene Bank, weil, wie man glaubt, in 


Banla-Ziun 


Stalien dem unredlichen Wechſler der Zahltifch zer- 
ichlagen wurde) der Bankbruch, das Zahlungs— 
unvermögen; Zuſammenbruch; einen Bankerott 
machen oder banlerottieren, die Zahlungen ein- 
ftellen; bankerott, zahlungsunfähig; zugrunde 
erichtet; Bankerottierer, Bankerottier oder 


anqueroutier (pr. ——— m, ein Bank⸗ 


brüchiger, oft San che etrüger. 

Banfa-Zinn, fait chemisch reines Zinn von der 
Sunda-Snfel Banka. 

Bankert, m. Baftard, uneheliches Kind. 

Bantett, n. fr. (banquet, it. banchetto; v. fr. banc, 
banque, it. banco, u. dies vom deutihen Ban, 
langer erhöhter Sit, bef. beim Effen) Feſtmahl, 
Ehrenmahl; banfettieren (fr. banqueter), ein 
Feſtmahl halten. 

Banfette, f. fr. (von frz. la banquette, lange Bank 
ohne Lehne, Wallbanf, erhöhter Tritt, erhöhter Fuß— 
teig) Krgk. ein erhabener Tritt od. Auftritt aneiner 

Kalter. eine Erderhöhung an der inneren Seite 
des Walles, Wallabfab, Stufe in einer Böſchung, 
bei Fejtungen gewöhnlich mit einer niedrinen le- 
bendigen Schutzhecke bepflanzt (Berme); ein etwas 
erhöhter Fußweg neben einem Fahrwege (Fuß— 
gänger-Bantette). 

Bankier, m. fr. (fpr. bangfjeh; it. banchiere, ſpan. 
banquero; v. banque=Banf, ſ. Banko), ein Wechſ⸗ 
— Bankherr; Bankhalter in Glücks— 
pielen. 

Bankiſt, m. (Zirk.) alte Bezeichnung für Kunſtreiter 
und Geiltänzer, die noch zu Anfang des 19. Zahr- 
hunderts üblich war. 

Banfo, m. it. (fr. banque, f.) urfpr. deutſch: die 
Bank (d. i. eig. der Zaͤhltiſch des Wechſlers) eine 
faufmännifche Anstalt zur Förderung des Geld- 
umſatzes, jomohl Sch Anleihen gegen Wert- 
papiere, Ausleihen auf Zinſen, al3 durch Über- 

nahme von — an entfernten Orten, Um- 

tauſch von Geldforten ꝛc., vgl. Giro; (die älteſte 

Bank wurde in Venedig 1157 gegründet, neuere 

meiſt durch Atiengejellihaften); Banko (4. B. eine 

Mark Banko) auch der Münzfuß, wonach das Geld 

bei der Bank berechnet wird, gewöhnlich höher als 

der des Kurants oder baren umlaufenden Geldes; 

Bank halten, Geld und Wechjelgejchäfte im gro- 

Ben treiben; auch eine Spielbank zu Glüdsfpielen 

leiten; Banko intacceieren, it. (v. intaccäre, eig. 

einjchneiden, ferben) mehrin Banko auf fich ſchrei⸗— 
ben lafjen, als man zu fordern hat; Bank-Aktien, 

B. (vgl. Aktie) Bemeisicheine über den Anteil am 
ermögeneinerBanf; Banfaftisnär (pr. —nähr) 

od. Bunfaftioniit, m. der Inhaber eines ſolchen 

Beweisſcheins; Banf-Agent, m. ein Wechſel⸗ 

mäfler; Bank-Agio, n. (fpr. ddio) das Bank- 

aufgeld, Abzugsgeld; Bank-Aſſignation, f. I. od. 

Bank-Aſſegno, n. it. (pr. afjenjoh), Anweiſung 

auf eine Bank, oder von der Bank auf jemand zur 

Auszahlung einer gemilfen Summe; ruſſiſches 

Bapiergeld; Bankobuch od. Bantofonte, n. das 

Bud, welches ein Kaufmann zur Abrechnung mit 

einer Bank führt; Bankfolio, n. das jedem Teil- 

nehmer an der Bank eröffnete Konto, worauf ihm 
ab- und zugefchrieben wird; Bankogeld od. Banf- 
geld, ſchweres, vollwichtiges Geld, wie e3 in den 

anfen angenommen wird; Vayk-Indoſſo, Zah- 
fung durch Anweiſung auf eine Überweilungsbanf 

(1. Giro); Banko-Noten oder Banf-Noten, von 

einer Bank gefertigte Zettel oder ſchriftl. Anwei— 

Ben die jtatt baren Geldes dienen u. von Hand 

zu Hand gehen können (Bapiergeld); Bantualüte, 


baptijieren 101 


it. (vgl. Baluta) Bankgeld als bloß erdichtete (fin- 
gierte) Rechnungsmünze. 

Bankportugalöſer, ın. eine goldene Denkmünze im 
Werte von 10 Dukaten, zur Erinnerung an die 
Gründung der Sa Bank geprägt. 

Bank⸗Poſt-Bills, pl. Wechiel der Bank von Eng- 
land, die bei den engl. Poſtämtern gekauft werden 
fünnen, im Werte von 100 ME., immer eine Woche 
nad Sicht zahlbar. 

Banfreftriktion, £. die vom Parlament bejchlofjene 
Einjtellung der Banfnoteneinlöfung bei der eng- 
liſchen Bank 1797—1819.,, 

Bankulöl, n. genießbares Ol, das von einem zu den 
Wolfsmilchgewächſen gehörenden Baume auf den 
Moluffen uſw. (Aleurites triloba) herkommt. 

Banliene, £. fr. (pr. bangljöh’) die Bannmeile, das 
Weichbild (ſüddeutſch: derBurgfrieden) einer Stadt, 
bei. von Paris. 

Banner od. Bannfer, n. (v. fr. bannidre, ml. ban- 
derium, vom altd. Band, Fahne, got. bandwa, 
bandwö, Zeichen) die Haupt⸗ od. Heerfahne, Reichs⸗ 
fahne, aud) Banier; die Fahne eines Bannerherrn 
od. altdeutichen Ritters, der zehn gut bewaffnete 
Soldaten in den Krieg ftellen konnte; eine Schar; 
Banneramt, n. ein wichtiges Amt in der Schweiz, 
das Landesbanner zu führen; Bannertrusspen, 
pl. die Faiferl. Soldaten in China, welche die jpg. 
Peking⸗Armee bilden. i 

Bannette, £. fr. (ſpr. banneit’; Verfl. von banne, 
großer Korb) ein geflochtener Warenforb. 

bannum, n. ml. (urjpr. deutſch v.bannan, bannen, 
d. i. öffentlich verfündigen, entbieten, vorladen; vgl. 
Abandon) der Bann, d. i. das Gebot, Aufgebot 
(Heerbann); die Einſchließung inbeitimmte Gren— 
zen, Strafzwang, Gerichtsbarkeit (Blutbann); 
entitellt in dem Worte Wildbahn, Statt Wild- 
bann, Verbot gegen unberechtigte Jäger; insbe]. 
die Firchliche Ausſchließung von der gottesdienftl. 
Geſellſchaft, die Acht od. Achtserklärung; Ban, m. 
fr. (fpr. bang) f. o.; der Bannſtrahl, Kirchenbann; 
Bannarium, n. ml. Zwangsrecht; Banntilert, 
gebannt, im Banne, geächtet; Banntflemeant, n. 
fr. (fpr. Bannifj’mang) Verbannung, Achtung. 

Bantegan, m. der langnafige Affe auf den jun- 
daiſchen Snjeln; auch Kahau. 

Banteng, m. Rind auf Java (Bos banteng). 

Bantingfur, f. eine Entfettungskur, die darin be» 
jteht, daß fettbildende Speilen gemieden werden, u. 
vie nach ihrem Urheber, W. Banting (1863), be- 
nannt iſt. 

Ban, m., pl. Bent, Die Heinfte rumänische Scheide- 
münze — Noo Leu (f. d.) = 1 Centime. 

Banus, ſ. Ban. 

Baobab, m. äthiop. der Affenbrotbaum, ein unge- 
heuer dicker Baum mit erfriihenden Früchten in 
Afrika; auh Adanſonie. 

Baphomẽt, m.(wahrſch.aus Mohammedverderbt) 
das Bild od. unbekannte Haupt, welches die Temp— 
ler angebetet haben ſollen. 

baptiſieren (fr. baptiser; v. gr. baptfzein, unter- 
tauchen) taufen; Baptisme, n. gr. die Taufe; als 
Saframent der Kirche; Bantlsınng, m.(b.per im- 
mersionem, durch Eintauchen ins Waſſer, od. per 
aspersionem, durd) Beiprigung mit Waſſer, wie 
bei und); Baptiſt, m. (I. baptista, qr. baptistes) 
männl: Name, Täufer, Taufender; Baptiſten, DI. 
Taufgeſinnte, chriftl. Sekten, welche die Kindertaufe 
verwerfen und nur Erwachfene taufen; Bapstite= 
rium, n. l. (v. gr. baptisterion, eig. Badeplaß) Die 
Badewanne; die Tauffapelfe, feit dem 4. Jahrh. be— 


102 Baquet 
ſondere, nur zur Vollziehung der Taufe beſtimmte 
Rundgebäude neben der Kathedrale; baptieren, 
färben, eintauchen, baden (in der Sprade der 
Technik). 

Vaquet, n. fr., |. Bakétt. 

Bar, f. engl. (fpr. bahr, von engl. bar, Stange) 
eigentl. ein Bier-, Wein» oder Branntweinjchanf 
hinter einer Stange, Schanktiſch, Büfett, auch: 
American Bar, pl. A. Bars; Barmaids, engl. 
(pr. —mehd8), aud: Bardamen, Barmädchen, 
f. die weibliche Bedienung eines ſolchen Schanf- 
tiihes; Barkeeper, m. (pr. —kihpr) oder Bar- 
tender, m. engl., Inhaber einer Bar, Schanfwirt, 
Schankkellner. 

Barabiſten, pl. eine Geſellſchaft von Verſchwörern 
in Neapel, welche 1823 die Regierung beſeitigen 
wollten. 

Baraͤcke, £. (fr. baraque, it. baracca, fpan. barraca, 
v. roman. barra, Stange, Barre, j.d.) eine Yeld- od. 
Lagerhütte, Hütte, Bude; baradieren, in Lager- 
hütten wohnen; Barackier, m. fr. (fpr. —jeh) 
Feldfrämer, Marketender. 

Baraͤngen od. b. Baranfen, pl. (pol. baranki, pl. 
v. baranek, Lamm, Verkl. von baran, Schafbod, 
ruſſ. baran) Furzgelodte, graue und ſchwarze Läm— 
merfelle v. neugeborenen Lämmern, aus Polen 2c. 

Saraquille, f. fr. (ſpr. barakij’), ein Backwerk, mit 
Rebhühnern, Hähnen u. dgl. gefüllt, ein Rebhuhn— 
pajtetchen. 

Sarat, m. türf. (— Berat) ein Freibrief, den der 
Sultan dem Batriarchen od. den Bischöfen zur Aus— 
übung ihres Amtes gibt, auch durch Bermittelung 
der fremden Gejandten zum Schuß von hriftlichen 
Kaufleuten; Barataire, m. türk.-fr. (pr. —tähr) 
Inhaber eines jolchen Freibriefs. 

Baräthron, n. gr. ein Abgrund, Felfenfchlund, eine 
Höhle voll tödlicher Luft. 

Baratto, m. it. od. Bardtt (fr. barat, nıl. baratum, 
barata, Handel od. Tauſch, bej.betrügerifcher; Zeitw. 
it. barattare, altfr. bareter, v. gr. prättein, han— 
deln, Handelsgeſchäfte machen, Kniffe anwenden), 
der Warentauſch, Warenumfaß; Baratt-Handel, 
Zaufhhandel; Baratt-Rechnung, Tauſchrech⸗ 
nung; barattieren (it. barattäre), Warentauſch 
treiben (vgl. trodieren); Baratterie, f. fr. (mi. 
barataria, Betrug; it. baratteria, aud) Taujchhan- 
del) die Warenfälichung, insbeſ. der Unterſchleif od. 
Betrug derSciffer mit ven Kaufmannswaren; das 
abſichtliche Strandenlafjfen alter fchledhter Schiffe, 
denen man mit allen Mitteln ein gutes Ausfehen 
gegeben und die man infolgedeſſen Hoch verlichert 
hat; Barattenr, ın. fr. (fpr. —töhr) od. Barra= 
töre, m. it. ein Betrüger, Warenfälfcher. 

barba, f. [. der Bart; in barbam, in den Bart od. 
ins Geſicht (etwas jagen 2c.); Barbaroͤſſa (von: it. 
rosso, a, ml. rossus, a, um, rot), Rotbart, Bei- 
name, bej. Kaifer Friedrichs I.; Barbe, f. der 
Bartfiſch; ein Flußfiſch aus dem Gejchlecht der 
Karpfen; auch ein Kleines Schiff ohne Maſt (in 
Bremen: Barjte), ferner: eine Badenfraufe, ein 
Spigenjtreif an Frauenhauben; auch der hintere 
Schirm od. Anſatz an Frauenhüten; Barbette, f. 
fr. (ſpr. barbett’) Krgf. die Stückbank, Gefhüsbanf, 
Pritſche, Oberfläche der Bruftwehr ohne Schieß— 
iharten; aud) der Barthund, zuttige, langhaarige 
Waſſerhund; Barbier, m. (it. barbiere, fr. bar- 


bier) ein Bartjcherer, Bader; Barbieren, den Bart 


icheren, rafieren; den Fiſch barbieren, Koch. ab- 
ſchuppen, häuten. 
Barbakaͤne, f. (fr. u. it. barbacane, prov. fpan. u. 


Barde 


nl. barbacana, engl. barbican) eine äußere Stabt- 
oder Feſtungsmauer mit Schießſcharten, ein Tor- 
—— ein Wachturm; auch eine Abzugsöffnung 
zum Ablaufen des Waſſers. 

arbar, m. gr. (bärbäros, l. barbärus) urſpr. bei* 
den Griechen jeder Nichtqrieche: ein Ausländer, 
Fremder; jet ein roher Menſch, Unmenſch, Wüte- 
rich; Barbaren,pl.cohe Völker, Wilde; Barbära, 
f. verkl. Bärbchen (auch Babette), weibl. Vor- 
name, eig. Fremde; Barbarei, f.Roheit, Unmenſch— 


@ 


- lichkeit; auch ft. Berberet, das Land ver Berbern 


in Nord-Afrike; daher Barbardsten, pl. (fr. Bar- 
baresques) Einwohner der Berberei od. der See- 
räuberjtaaten: Maroffo, Algier, Tunis, Tripolis; 
Barbarismus, m. l. (gr. barbarismös) ein Feh- 
ler gegen die Neinheit der Sprache, eine fremde 
Wendung; barbärifch (gr. barbarikös, &, ön), ur- 
ſprünglich ausländiſch, fremd; unmenſchlich, grau— 
ſam; ſprachwidrig, undeutſch; barbariſches Or⸗ 
nament, gotiſche, keltiſche u. ähnl. Ornamentform; 
barbariſieren, roh u. unmenſchlich machen; die 
Sprache verderben; Barbaroleris, f. gr. eine 
Miſchſprache; Barbarikarii, pl. Künſtler des Mit- 
telalters,die fich ausländischen Geſchmacke ergaben. 

Barbaroſſa, Barbe, Barbette,Barbier, |.barba. 

Barbiten, n. gr. ein leierähnliches Saiteninftru- 
ment der Alten, auch Bolychordon. 

Barbon, m. fr. (fpr. —böıtg) Sraubart, Murrkopf, 
Altkluger; Barbonnage, f., r. n. (fpr. —nahſch) 
mürriſches Wefen alter Leute. 

barboniffieren, (ſpr. —buj—), fr. (barbouiller, 
urſpr. einen Bart machen, das Geſicht befudeln, alfo 
von barbe, f. barba; vgl. daS it. barbugliare, un- 
verjtändlih, gleichfam in den Bart reden) fudeln, 
Ihmieren, jchlecht fchreiben; auch ſchwatzen, plap- 
pern; Barhouillage, f., r. n. (ipr. barbujähſch) 
Sudelei im Schreiben und Malen; auch Geſchwäßz; 
Barbonillenr, m. (fpr. barbujöhr) ein Schmierer, 
Sudler, Farbenkleckſer; auch Schwätzer. 

Barchent, m. (ml. barracänus, eine Art Kamelott, 
arab. Urjprung3; vgl. Berfan) ein auf der einen 
— Baumwollenzeug, deſſen Kette Lei⸗ 
nen iſt. 

Barches, m. hebr. Segensbrot zum Sabbat; harte, 
EHRE, ungejäuerte Ofterfuchen, die als Brot 

ienen. 

Bardetta, f. it. (fpr. —ketta; Verkl. von barca, 
Barke) Seeipr. eig. Kleine Barfe, ein Boot bei den 
Öaleeren; Barkoͤne, m., gew. Barkaͤne, eig. eine 
größere Barke, ein kleines Fracht- od. Laſtſchiff. 

Bardafen, pl. arab. (barrädat, ein das Waſſer küh— 
lendes Gefäß, v. bard, kalt, kühl) irdene Krüge ohne 
Slafur, in denen da3 aufbewahrte Waſſer durch 
Ausſchwitzen ſich abkühlt, in Agypten und Nubien; 
vgl. Alkarraza. 

Barddle, f. (mi. bardala) die Lerche (bei den Gal— 
liern, wahrich. als Sängerin gedacht; vgl. gäl.-kelt. 
bardail, poctifch, v.Barde), bei. bei Klopſtock; auch 
eine Volksliederſammlung. 

Barde, m. pl. Barden — See engl. 
bard, Sänger, Dichter, z.B. the Bard of Avon = 
Shafejpeare, von Felt. bard,bardd, ent. v. wallij.- 
felt. bar, Wut, Begeifterung, od. d. irijch-armor.- 
felt. bar, ausgezeichnet, glänzend, gelehrt) Sänger 
und Dichter der alten Gallier, und nach einem 
im 18. Jahrhundert Herrjchenden Irrtum auch 
der alten Deutjchen; daher Bardtet, m. (nl. bar- 
ditus, m., vgl. I. baritus, das Schlachtgejchrei, 
der a der alten Germanen) ein Bar- 
denfied, Schlachtgefang oder Kriegslied der Bar- 


Barde 


den; 8 Klopſtocks Zeit: ein Gedicht im Geiſte der 
alten Bardengeſänge, namentlich bezeichnete Klop— 
ftod mit diefem Namen feine vaterländiichen Dra- 


men. 

Barde, f. fr. (fpr. bärd) Kochk. Spedjcheibe; bar— 
dieren, in Sped hüllen, mit Sped belegen. 

Bardefaniiten, pl. eine gnoftifche chriftl. Sekte der 
a Zahrhunderte, von dem SyrerBardejfänes 
geitiftet. 

Bardiet, |. Dardee — 

Bardiglio, m. it. (pr. —iljoh) ſehr harter weißer 
Marmor im Florentinischen. 

Bardot, m. fr. (fpr. —doh, v. arab.albarda, it. ſpan. 
port. barda, fr. barde, Ejelfattel, Badjattel) eia. 
ein Lajttier, ein junges Maultier; der Badejel. 
Siündenbod, das Stichblatt. 

Bare-back, n. engl. (pr. behr-bed, von bare, bar, 
bloß, nadt, und back, der Rücken, zugleich ange- 
fehnt an to back, ein Pferd bejteigen) Zirk., das 
Reiten ohne Sattel. 

Barege, m. u. f. (bardge, jpr. barähſch') urjpr. ein 
Wollenzeug, nach dem Orte Bareges in den Py— 
venäen benannt; jet alle ähnlich gewebten Stoffe 
aus Seide, Wolle, Baummolle. 

Barẽme, |. Barröme. 

Bereszeg, m. (ſpr. —rejcheg) ein in Polen beliebtes 
Getränt aus in Wafjer gegorenem Gerjtenmehl, 
mit Fleifchbrühe und jäuerlichen Gartengewächfen 
zufammengefocht. 

. Bardtt, n. (fr. barrette, f. it. beretta, ſpan. birreta, 
mi. barrötum, birretum, v. I. birrus, Oberfleid, 
Mantel) — u. noch bei den Italienern Mütze 
überhaupt; bei uns insbeſ. die ſchirmloſe, runde 
od. eckige Mütze der Geiſtlichen und Doktoren (eine 
altertümliche Ehren-u. Amtskappe); Barettkram, 
Handel mit Mützen u. Wollwaren. 

Barge, f. engl. (ſpr. bärdſch; vgl. Barke) die Barke, 
das Boot, bej. die 8- bis 12rudrige Schaluppe 
eines Kriegsichiffes; Barge, f. fr. (pr. barſch') in 
Frankreich ein plattes und langes Flußſchiff mit 
Segel und Ruder. 

Baribal, m. eine Art Heiner Bären inNordanerifa, 
Japan ıc. 

Barsello, m. it. (ſpr. —dſchello) der Anführer der 
Häſcher (Shirren) in Stalien; aud) das Stadt— 
gefängnis in Florenz. 

Baril, n. fr. (v. roman. barra, Stange) oder Ba— 
rilon, jpan. ein Fäßchen od. Tönnchen; Barile, 
m. it. ein altes tosfan. Maß für Wein (B. da vino) 
— 45,584 1, u. für OL (B. da olio) = 33,429 1. 

Barilia od. Barille, f. (jpr. —rilje) ſ. Soda. 

Bdrin, m. ruſſ. der Herr; qnädiger Herr! (al3 An— 
rede der Dienjtleute); Barynja, f. (vom veralt. 
Bojarynja, d. i. Frau eines Bojaren, Freifrau). die 
Frau; gnädige Frau; Baryſchnja, f. das Fräu— 
lein; gnädiges Fräulein! 

bariolieren, fr. (barioler, von nl. variölus, a, um, 
bunt) bunt bemalen, anjtreichen; Bariplane, f., 
r. n. (pr. — lähſch') Buntmalerei. 

Barique, ſ. Barrique. 

Bariton, m. it. od. Baryton, m. gr. (von barys, 
ichwer, tief, und tönos, Ton) der tiefe Tenor oder 
höhere Ba, Halbbaß; eine Art Baßgeige, die aud) 
unter dem Griffbrette Saiten hat; Baritoniſt, m. 
der Hochbaßſänger (deſſen Stimme vom großen a 
bis zum eingejtrichenen fis reicht); Baritonklari⸗ 
nette, f. eine Klarinette mit einer jtumpfiwintligen 
Berlängerung zur Vertiefung des Tons=Baj- 
jetthorn. 

Barium, 1. Baryım. 


nn ———— —— —— —— —— — — — — — — — — — — — — — — — — — — —— — — — — — 


Baron 103 


Barke, f. (fr. barque, nıl. it. ſpan. barca) ein Boot, 
Nahen, Kahn, Feines Schiff oder Fahrzeug zum. 
Überfegen und Fortichaffen von Berjonen und 
Sachen; ein großes dreimaſtiges Schiff zum Han- 
del, aud) Barkichiff; Barkäfte, f. (ipan. barcaza) 
das größte Boot bei einem Schiffe, bei. zum Wafjer- 
holen gebraucht; Barferdle, it. barcherolla, f. 
Eh ohne Maft; Barfette, £., |. Bar- 

t 2 


etta. 

Barfane, j. Barkone unter Bardetta. 

Barfarofle, f. fr. (it. barcaruola v. barca, Barke; 
vgl. barcaruolo, der Boot3mann) ein Schiffer: 
liedchen der venetian. Gondoliere; auch j. v. w. 
Barferole, f. Barke. 

Barkhane, f. per). (fpr. kh wie unfer ch) ein Reife- 
zelt; Badjattel für Laſttiere. 

Barterole, f., j. unter Barke. 

Barlow, m. engl. Eigenname (pr. bärloh), ein 1776 
in Norwich geborner Phyſiker, gejt. 1862; Barlows 
Rad, der erſte eleftriiche Motor, von Barlow er- 
funden: ein vom Strome durdjfloffenes Rädchen, 
das in Queckſilber taucht, rotiert zwifchen den Polen 
eines Stahlmagneten. 

Barnäbas, m. hebr., bed.: Sohn des Troftes, Name 
de3 Stifter3 der Chriftengemeinde in Antiochia u. 
angeblich eriten Biihofs von Mailand; Barna— 
Biten, pl. ein geiftlicher Orden, in Mailand 1532 
entitanden. 

Baroccio, it. (pr. baroͤtſcho) = Barutſche. 

barod (fr. baroque, jchiefrund [von Perlen], port. 
barroco, eine rohe, ungleiche Berle), daher überh. 
verſchoben, ſchiefrund, von der reinen und echten 
Form abjchweifend, in der Kunft: ſeltſam, ge- 
Ihmadlos; Barockrahmen, Bilderrahmen mit 
geichnisten Arabesten; Barockperlen, rohe, un- 
ebene Berlen; Barockſtil (bei. Bauf.), die Aus— 
artung oder Verwilderung des Nenaifjance-Stils 
(1. d.), zumeist im 17. Sahrhundert. 

Baronrdph, m. gr. (von bäros, n. Schwere, und 
gräphein,jchreiben) ein Luftdruckzeichner, d.i. jelbit- 
eichnender Luftdruckmeſſer, ein Barometer, das ſich 
Is regiſtriert; Barographenkurve, k. Luftdruck⸗ 

inie. 

Baromalrometer, n. gr. (v. baros, n. Schwere, ır. 
makrös, lang) ein Schwere- u. Längemeſſer, Meß— 
wage, eine von Stein erfundene Kinderivage, Die 
augleich deren Länge beitimmt; Barometer, n. gr. 

uftdruckmeſſer, Wetterglag, von Torricelli erfun- 
den und nach feiner verjchied. Einrichtung in Ge- 
fäß>-, Rugel-, Heber-u.Aneroidbargmeter 
unterjchieden; Barometerprobe, j.Elaftizitäts- 
geiger; Barumetrie, f. die Meſſung des Luft— 

rucks; auch be. die Kunft, mit den Barometern 
umzugehen; barometriſch, dieſelbe betreffend; 
Barometrograph, m. = Barograph, |. d.; 
Normal-Barometeritand, mittlerer Baronteter- 
itand, mittlerer Zuftdrud; reduzierter Baro— 
meterftand, aufO° umgerechneter Barometerjtand 
od. Luftdruck; barometriſches Maximum, höch- 
ſter Luftdruck; höchſter Stand des Barometers; 
barometriſches Minimum, niedrigſter Luftdruck; 
tiefſter Stand des Barometers; barometriſcher 
Gradient, m. das Luftdruckgefälle. 

Baron, m. (fr. baron, it. baröne, aus dem ml. u. 
althd. baro, Mann, Bafall, fpan. varon, Man) 
urjpr. ein Befiber reihsunmittelbarer Güter, ein 
Sreiherr, Bannerherr; Baronefje (it. baronessa), 
fr. Baroͤnne, od. mit deutjcher Endung Baronin, 
f. Sreifrau, Sreifräulein, Freiin; Baronie, f- (fr- 
baronnie) Freiherrſchaft, das Land eines Barons; 


104 Baron Ä | Barhzeutrum 


Baronet, m. engl. (ſpr. bärronett) ein engl. Evel- | Berrifade, Barriere, barrieren, ſ. Barre. 

mann, Erbritter, der zwiichen dem Baron und Barrique, f. fr. (ſpr. barrihk') Kfipr. ein Stüdfah, 

Ritter (Knight) das Mittel hält (eine 1604 von großes Faß, Orhoft. 

Jakob I. eingejegte Rangſtufe mit dem Titel Sir); | Barris, m. (aus der Sprache von Guinea) der afri- 

baroniiteren, in den Freiherinitand erheben. kaniſche Waldmenfch, auch Shimpanfe,Bongo, 
Baroͤne, m. it. 1.= Baron; 2. (mit einem ſchmut— Jocko, ein ungefhwänzter Affe im Innern von 

zigen Beimort: baron fottuto) ein Schelm, Sauner | Angola, Kongo ꝛc. 

und Landſtreicher (weil in Jtalien fich viele Fremde | Barrijter, m. engl. (fpr.bärrifter, v.bar, = Barre. 

betrügerifche Reijende fir Barone ausgaben). Gerichtsſchranke) ein angehender Rechtsanwalt in 
baroque, j. barod. England von der. höheren Klaffe, der vor Gericht 
Barojlöp, n. gr. ehem. —= Barometer, f.d.; jebt | "verhandelt, entg. Attorney. 

eine bejondere Art Wetterglas, ein Zylinderglas, | Barrois, m. fr. (fpr. —od) ein Franzwein von der 

worin ein mit Branntmwein übergofjenes Gemenge ehemal. Grafſchaft Bar, jebt Teil der Departe- 

von Rampfer, Salmiaf und Galpeter durch feiten ments Meurthe, Maas, Mojel. 

Bodenja oder flodige Bejchaffenheit heiteres oder Bars, pl. engl. (von bar, n. Stab, Stange, Schrante) 

trübes Wetter anzeigt; auch = Dafymeter,Luft- | diesSchienen; Puddelbars, pl. (v. engl. to puddle, 

prüfer, Gastwage. 1 jpe pödl, puddeln, im Slammofen umrühren, 
Barra, m. (= Bara) eine Fleine türkiſche Münze, friſchen), Rohſchienen. 

0,15 Pfennig an Wert. arte, m. fr. ein weiß c Bordeaugr-Wein von dem 
Barrage, £., r.n. fr. (fpr. barrähſch'; von barrer, | Flecken Barjac an der Garonne. _ 

iverren; vgl. Barre) Kfipr. die Verwahrung der | Barfe, f. zinnerne Teebüchje, morin der Tee aus 

Fäſſer durch Bodenftreben oder Querhölzer; die China kommt; auch = Barbe, fleined Schiff ohne 











Weg- und Briidenfteuer. | Maiten. 
Barragones, n. engl. (pr. bärrägong), dichtes, ge- | Bartas, m. Kopfſchmuck ungarifcher Mädchen. 
töpertes, ſchmalſtreifiges Baummollenzeug. ' Barte, ſ. Hellebarte. 





Barrafan, m. (arab. barrakän, langes ſchwarzes Barthélemy, St. Barth., f. fr. (gemeint ift: jour- 
Gewand; vgl. Berfan) ein weites Kleid der Araber | nee od. massacre de la Saint B.), die Barifer Blut- 
in Fez. | hodyzeit, die Bartholomäusnaht(am 24. Aug. 1572). 

Barrdnde, f unter Barre. Bartholomäus, m. gem. abgef. Bärthel, hebräiſch 

Varraͤnka, k. ſpan. Schlucht, Abgrund. | männl. Name: ein — Sohn; Sankt Bar⸗ 

Barras, m. das Schellharz aus den Fichten; Der tholemaus, der Bartholomäustag (24. Auguſt); 
weiße Weihrauch; auch Packleinwand. Bartholomäusnacht = Barthélemy, ſ. d. 

Barraͤtta, n. ſchwarzes, wohlriechendes Holz aus Baruch, ma. hebr. männl. Name ‘barüch, Bart. Paſſ. 
Guyana. | von baräch, fegnen): der Gefegnete(— Benedift). 

Barratterie, ſ. Baratterie. | Barutin, m. (fr. barutine, bärrutine, £.) eine Art 

Barre, k. fr. (mittelhochd. barre, d. i. Riegel, Schrante, levantinifcher Seide. 
von frz. barre, fpan. u. ital. bärra, engl. bar) eine | VBaruütſche oder Birutſche, £. (it. baroccio, vom L. 
Stange, Gold- oder Gilberitange, auch Barren- | biröta,umd diesvon birötus, zweiräderig) ein zwei— 
filber; Querftange, ein Duerbaum, Schlagbaum, räderiges Fuhrwerk, eine Halbfutiche, 
in3bef. der Baum, den Hafen zu jchließen; die | Barhum, n. nl. die 1808 von Dapy zuerit darge 
Lehne, Lehnſtange; die Schranken, Gericgtsfchran- ſtellte (vom Sauerstoff getrennte) metalliiche Grund⸗ 
fen; der Steg am Klavier; eine Sandbant oder | Lage der Baryterde oder Schwererde (vom griech. 
Anſchwemmung vor der Mündung eines Stromes | barys, ſchwer) aud) terra ponderösa, einer al- 
oder dem Eingang eines Hafens; Karrieren (fr. taliihen Erde, die in Verbindung mit Schmwefel- 
barrer, it. barrare), verfperren, verriegeln; Bar- |; ſäure im Baryt oder Scyhweripat, mit Kohlenſäure 
rement, n. fr. (fpr. Barr'mäng) die Verjperrung; | im Witherit vorkommt. 8 
Barranda, f. fpan die Schranke bei Glienierch, Baryzentrum, n. gr--l. (v. gr. barys, ſchwer, u gr. 
ten; Barreau, n. fr. (fpr.barröh) die Gitterjtange, | kentron, eig. Spige, Stachel, dam: Der Mittel- 
Schranie; Ort bei den Gerihtsverhandlungen, | punkt) der Schwerpunkt; baryzentriſcher Kalkül, 
wo die Rechtsanwälte figen; der Gerichtshof; der m. Anwendung der Gejege des Schwerpunftes auf 
Rechtsanwaltsſtand; Barrifäde, f. fr- (it. barri- geometrijche Aufgaben (zuerit von Möbius 1827), 
cäta, Schlagbaum) eine Berrammelung, Straßen- auf den Schwerpunft bezüglih; Baryẽtit. E die 
oder Gaſſenſchanze; (ber-)harrifadteren (fr. bar- Lehre von der Schwere; Baryelote, F.gr. Heilf. Die 
ricader), verrammeln, verſchanzen; Barrifadte- Scwerhörigfeit; Barhalaffie, f. Schwerzüngig- 
rung, f. die Berrammelung; Barriere, £. fr. (pr. keit; auch = Barylalie, k. eine ſchwere oder er— 
bariähr’) Wegeſchranke, Schlagbaum; Wegegeld- ſchwerte Sprache; Barymetrie, £.r. Barametrie. 
hebeſtelle, Abſtand beim Zweikampf; Zirk., aud): ſ.d.; Baryodynde, f. ein ſchwerer, tiefer Schmerz, 
die Aufitellung der Stallmeifter in zwei Gliedern; | Barhphönte, f. Tonk. eine tiefe Stimme, Baß— 
Barriere-Beamter, Wegegelderheber; B.-Plätze ſtimme; auch) eine ſchwere, harte Sprache, als Kranf- 
00.-Städte, Örenzfeitungen in den Niederlanden; | heitszuſtand; Varyphönus oder Baryphöon. m. 
B.-Zrattat, ein Grenzwehr-Bertrag, bei. der vom ein Tiefbaßſänger; Baryiomatie, £. die Schwer- 
15. Nov. 1715 zwifchen Holland und Öfterreih. |  fälligfeit des Körpers, Starfbeleibtheit; Diekleibig- 

Barrel, n. engl. (jpr.bärr’t) Faß, Tonne, engl. Flüf- | keit; Baryt,m. Schwerfpat, |. Baryum; Baryfs 
ſigkeitsmaß von 36 Gallonen — 163 6 1, Fäßchen. | farben, aus Baryi gerwonnene Yarben; Baryt- 

Barren, mn. Nebenform zu Barre,f.d.), ein Turn- Kulßer, ein Sprengftoff; ein Schießpulver, das mit 
gerät; Gold», Silberjtange. ' Hilfe von falpeterfaurem Baryt (ftatt des Kali— 

Barreme, m. frz. Eigenname (fpr. —ähın), Name |  falpeters) bereitet wird; Sargiinci, \. Berma- 
eines Profeſſors der Mathematik; eine nach diefem nentmweiß; Barythymie, f. Schwermut, Mip- 
Gelehrten benannte al ein Rechenbuch; mut; Baryton, ın., |. Bariton; barytonteren, 
eine Breisberechnungstafel 4.B. für Eifenbahnen). gr. (barytonein) Spradl. eine Silbe, insbeſ. die 


} 














Barzellette 


Endſilbe eines Wortes, unbetont lafjen (entg. oxy⸗ 
tonieren); Varytönon, n. ein Wort, deſſen lebte 
Silbe unbetont iſt. 

Barzelldtte, k. (it. barzelletta) ein heiteres, witziges 
Bolfzlied in Stalien, in freier Bersart. 

bas, fr. (ſpr. bah; = it. basso, v. nıl. bassus, gew. 


tief; wahrſcheinlich aber ſchon altrömijch, da es hier 
häufig als Eigenname vorfommt; vgl. Baß) nie- 
drig; nieder, unten; leife, fachte; A bas (ital. ab- 
basso) hinunter! nieder! fort! (ein Verwerfungs⸗ 
ruf = pereat); en bas (jpr. ang—), unten; bas 
empire, n. (pr. bafangpihr; mi. bassum impe- 
rium) da3 Spätere ojtrömijche eich. 

baſal (zu Basis, ſ. d.) auf die Unterlage, Grund» 
lage bezüglich, zu ihr gehörend. 

Barält, m. (l. bäsaltes) eine meift in eckiger Säulen- 
form erſcheinende ſchwarze und fehr harte Felsart, 
aus Augit, Feldfpat und Magneteijenjtein innig 
gemengt, Säulenftein; auch ſchwarzes Steingut; 
Bafaltit, m. bafaltägnliches Geftein aus Schlejien 
und der Vfalz. 

Bajament, |. Baſis. 

Balane, f. gi. gefärbtes oder zubereitetes Schaf-, 
auc Kalbleder (zu Buchbinderarbeiten); basane 
alude (ipr. baſciũ' alüd’), alaungares; b. chippse 
(pr. Schippeh), auf dänische Art zubereitetes; b. tan- 
nee (fpr.tanneh),lohgares Leder; baſanieren, auf 
ſolche Urt zubereiten. 

Bajenit, m. (v. gr. bäsanos) der Brobierftein; eine 
gr Schwarze ägyptifche Steinart, aus der die 

gypter Bildfänfen verfertigten, auch f. Bafalt. 

Bajär, m. perj. (bäsär) im NMorgenlande der Marit 
oder eine geräumige Straße, worin die Kaufleute 
ihre Gemwölbe haben (in Perſien auch Maidan; 
Meidan oder Almeidan genannt); daher bei 
ung: eine Raufhalle; Ausftellung, Verkaufsfeſt. 

Balarufa, f. (port. bazaruco, engl. budgerook), 
frühere oftindiiche, be. in &oa gebräuchliche Rech— 
nungsmüngze, gleichbedeutend mit dem oftind. Reis 
— $/,, guten portug. Reis = 1), Pfennig. 

Bas bleu, m. fr. (jpr. bablöh; von bas, Strumpf, 
und bleu, blau), Blauftrumpf, gelehrte Dame. 

Bas-Breton, n. fr. (ipr. babretsng) der in der Bre- 
tagne gejprochene keltiſche Dialeft. 

Bash oder (mit einem vortretenden Worte verbun- 
den) Baſchi, m. türf. (eig. Kopf), der Erfte, Oberſte, 
ein Oberhaupt (gewöhnt. mit anderen Amtstiteln 

ufammengelest); Beiht-Bofnfs, pl. türf. eig. 
irrköpfe, Tollföpfe (bosuk, verdorben), unregel— 
mäßige türfiiche Truppen, die durch Werbung zu— 
fammengebracht werden oder ſich freiwillig Stellen, 
eine Art Landiturm; Baſch-Kadun od. r. Baſch⸗ 
Chatun, f. türk. Oberfrau, jede der 4 rechtmäßigen 
Semahlinnen des Sultans. 
Baſchkiren, pl. (von tatar. baschkurt, ein Bienen- 
züchter) ein unter rufjiiher Herrichaft ftehender 
tatarischer Völkerſtamm. 

Baſchlik, m. turkostatar. eine Kopfbedeckung, die 
ugleih Schultern und Naden bevdedt; eine Art 
| net (urſpr. Volkstracht der Kaufafier, 
dann Uniformſtück beim ruſſiſchen Militär). 

Baſchmalik, n. türkiſch (eigentl. baschmaklik, von 
bäschmak, Sandale) PBantoffelgelder aus Geld- 
bußen für die Waldvergehen, ein Teil des Ein- 
fommen der Sultaninnen. 

Vaſchtans, pl. (verderbt aus dem perſiſch. böstän, 
bustän, ein Garten) Melonengärten im füdlichen 
Rußland, der Krim zc., in denen die beliebten Ar— 


* v. dem gr. bässön, dor. Kompar. v. bathys, 


Baſis 105 


buſen (f.d.) gezogen werden; Baſchtanik, m. der 


Eigentümer eines folchen Gartens. 
Baäſchtaärden, pl. (tür. bäschtarda, bäschtharda) 

in der Türkei Galeeren de3 Kapudan Paſcha oder 

des Sultans, von 26—36 Ruderbänfen. 
Basenle, f. fr., ſ. Baskule. 


afe, ſ. Baſis. 
Base-ball, m. engl. pr. behß---bahl), Malball, ein 
nordamerikaniſches Ballſpiel, bei dem vier Male 


aufgejtellt find, bei denen der Schläger ftehen blei- 
ben kann und um die er laufen muß (von englifch 
base, Grundlage, Bafis, Schranke, Mat). 

—— k. Glotzaugenkrankheit, die 
in nervöſer Erregung des Herzens, Kropf, Hervor- 
quellen der Augen bejteht und meiſt tödlich ver- 
läuft, fie wurde 1840 von einem Arzte in Merje- 
burg, namens Bafedow, feitgeftellt. 

Bojelle, f. od. Baſellkraut, n. malabar. Klettern» 
der Nachtichatten, ein PVflanzengefchlecht in Oſt— 
indien; Ivo e3 zum Färben und ald Gemüſe ge- 
braucht wird, bei uns al3 Zierpflange gezogen. 

Baillife, f. J. (gr: basilike, von basilikös, &, 6n, 
königlich) eig. Königshalle (stoa basilike), hieß zu⸗ 
nächſt im alten Athen die öffentliche Gerichtshalle, 
wo der archon basileus Gericht hielt; in Rom eine 
Art von Börjenhalle, einzum Handelsverkehr, aber 
auch zur Rechtspflege bejtimmtes Gebäude bon 
länglich vierediger Form mit doppelten Säulen- 
gängen; jeit Konſtantin d. Gr. im 4. Jahrh. über 
ven Gräbern der Heiligen errichtete kirchliche Ge— 
bäude von ähnlicher Sorm (Bafilifen-Form); 
uneig. |päter überh. für Stifts- oder Hauptkirche, 
Domtire = Kathedrale; Heilf. (scil. vena) die 
Hauptblutader auf dem Handrüden; Baftlite vd. 
Baiilifen, pl. das Geſetzbuch des Kaifers Baſilius 
des Großen für das griechiſche Kaifertum, im Sahre 
887 herausgegeben; Bafififäl, in Form einer 
Baſilika; Baſilikum, n. Königssraut, ein wohl— 
riechendes Gewürzkraut; Baſiſtenminze, fo viel 
wie Zitronenminze; Bafilienthymian, m. Berg- 
thymian; Baſilist, m. (gr. basıliskos) der fabel- 
hafte, angebfich durch feinen Blick tötende Königs— 
Drache; Naturk. die Königseidechſe, eine unſchädliche 
Eidechje im füdl. Amerika und Alten; aud ein altes 
Feldgeſchütz; Baſilius u. Baſilides, griedifcher 
männl. Name: der Königliche; Baſfilidiäner, pl. 
eine gnoſtiſche chriſtl. Sekte, Schüler des Baſili— 
des von Alexandria im 2. Jahrh. 

Baſiment, |. Baſis. 

Bafin, m. fr. (ſpr. bafüng; zgz. aus bombasin) ein 
feiner, bej. im Orient gebrauchter Bardhent. 

Balls od. Bafe, f. gr. (bäsis, eig. Schritt; dann 
der betretene Boden ꝛc., von bainein, ſchreiten) der 
Grund, die Grundlage; Grundlinie einer geome- 
triichen Figur, Grundfläche eines Körpers, Grund— 
fefte eine3 Gebäudes, Fuß einer Säule, Fuß- od. 
Untergeftell einer Statue; in der Scheidel. der als 
Grundlage betrachtete Mifchungsteil einer chemi- 
ihen Berbindung, rumdbeitandteil (ſalzfähige 
Bafen: Stoffe, die fich mit den Säuren zu Salzen 
verbinden); Größenl. die Grundzahl eines Rat) - 
rithmen⸗Syſtems; Versl. ein Einichritt, ein einlei- 
tender Versfuß; Baſameént, n. (it. basamento), 
Baſiment, barb.-L., od. fr. Baſement (ipr. baſ'⸗ 
maäng), im allg. = Bafis, Unterbau, Grundmauer; 
in bezug auf Gebäude = Fundament, Grund- 
lage), auf Säulen (Säulenftuhl), auf Statuen (= 
Poſtament, Fußgeftel); Bnfettät, Baſizität, 
Balität, f. Scheidef. da3 Borhandenfein einer 
hemiihen Grundlage: Baſeologie, f. gr. Lehre 


106 Basken 


von den Grundlagen der Körper, überh. Grund— 
lehre; baſieren, den Grund legen, gründen, feſti— 
gen, ſtützen, ſohlen; auch ſich gründen, ſtützen 2c.; 
Baſierung, f. die Feſtigung, Stützung; baſiſche 
Salze, Scheidek. Salze mit vorherrſchender Baſis, 
d. 5. mit mehr Baſis, als in der neutralen Ver— 
bindung; Bajite od. baſiſche Gefteine, kieſelarme 
Geſteine. 

Baͤsken (od. Vasken), pl. ein von den alten Ibe— 
vern, den Urbewohnern Spaniens, abjtammıendes 
Bolt in den weitlichen Byrenäen; baskiſch, dieſem 
Bolfe eigen od. angehörig (baskiſche Sprache, 
bastifche Provinzen:ac.); Basquina, f. (pan. 
basquiäa, jpr. basfinja, v. basco, vasco, baskiſch, 
weil er aus dem Baskenlande jtammt; fr. basquine) 
ein weiter Oberrod der ſpaniſchen Frauen. 

Baskule, £. fr. (pr. —ül, von bascule, Schaufel, 
Brüdenmwage), auch Basquill od. Baskille, f. der 
— der Knecht am Webſtuhl, Spannknecht; 
Schwingenpreſſe am Wirkſtuhl); eine Schaukel; 
Fiſchkaſten; Triebriegel, Doppelriegel; Doppel- 
riegel⸗Verſchluß beſ. an Fenſtern; Brückenwage; 
Laufſtütze (für dag Gewehr); Baskule-Syſtem, n. 
das Schaukelſyſtem, das Schtwanien in den Grund- 
jägen der Staatregierung. 

Bastille, £.]. Basfule. 

Baſoche od. Bazoche, f. fr. (ſpr. baſoſch'; wahrſch. 
v.l. basilica, Gerichtshalle, ſtatt des ſpäteren basi- 
lique; vgl.manche, v. manica) das ehemalige Par— 
lamentsſchreibergericht zu Paris, deſſen Mitglieder 
(freres de la bazoche) auch das Recht hatten, geijt- 
liche Schaufpiele aufzuführen. 

Basanill, f. |. Baskuͤle. 

Basrelief, n. frz., flaherhabene Arbeit, |. Relief. 

Bar, m. it. basso (d. i. überh. niedrig, v. ml. bas- 
sus — fr. bas) die tieffte Männerjtimme, Grund- 
ſtimme; desgl. eine Baßgeige; Baßlade, f. eine 
Windlade in der Orgel für die Baßſtimme; Bas 
ichlüfjel od. Baßzeichen, der F-Schlüfjel, der 
anzeigt, auf welder Notenlinie das Eleine f jtehen 
j of ;bassa ottava, Tonf. Stellen, die eine Oftave 
tiefer zu jpielen find; basso continuo, it. od. bas- 
sus generälis, nl. ſ. &eneralba$; basse- 
eontre, fr. (jpr. bajj’-fongtr’) |. Contrebaß od. 
Violon; basse double, fr. die Doppelte, größte 
Baösgeige; basso rili6vo, it. ſ. v. w. Basrelief; 
b. ripieno, it..Ripienbaß;b. violoncello(fpr. 
wiolontichello), ſ. Bioloncell; Bajjett, m. it., 
Heiner dreifaitiger Kontrabad; Baßtlarinette, f., 
unt. Bafjetthern,n.— Bariton-Rlarinette; 
Bafféttflöte, die Bakflöte, eine Flöte, die um 
5 Zöne tiefer ift, al3 eine Altflöte; Baſſetaille, £. 
fr. ( pr. bafitdl’) u. Baſſetto, m. — Bariton, der 
tiefe Tenor; Baſſiſt, m. ein Baßſänger od. Baß— 
ſpieler; Baſſon, m. u. n. fr. (ipr. Böng) die Bap- 
pfeife, = Fagott; Baffonblafer, ein Baßbläſer, 

Bafin, |. Paſcha. [Bagottift. 

Bafener, m. od. Baſſaner-Gans, Schottengans, 
weißer Seerabe, eine Art Pelikan, bef. auf der 
ſchottiſchen Inſel Ba. 

Bafſeliſſe, f. fr. eig. basse-lisse (von bas, basse, 
tief, u. lisse, [. licium, Aufzug, Kette des Gewebes, 
Faden) tieffettiger Wandteppich, ein tiefjchäftiges 
Semwebe von Geide od. Wolle, mit eingewirkten 
Figuren, entg. Hautelifje. 

Baſſeſſe, f. fr.(v.bas) Niedrigfeit, Niederträchtigfeit. 

Batjetailfe, ſ. Baß; bei den Franzofen aud) — 
Basrelief). 

Naletthen, n. fr. (basset, von bas, niedrig) das 

leine englifhe Dajenhündchen. 


Baſtide 


Vaffétte, f. fr. (it. bassetta) das ein 
Slidsfpiel mit Karten. ——— 

Bajjettilöte, horn, |. Baß. 

Baſſin, n. fr. (pr. baffäng; it. bacino, ml. bacci- 
num, bacinus, v. bacca, Waffergefäß) ein Beden, 
Brunnenbeden, beſ. in Gärten u. meijt mit einem 
Ser non verjehen; Sammelteich, Weiher; 
Hafenbeden, Hafen; Faß, Schale (4.8. Goldfiic;- 
baſſin); Talhbecken, Talmulde (z. Bd. Kohlenbaſſin); 
Klärbaſſin Klärbottich, Klärteich; Baſſinſchleufe, 

Keſſelſchleuſe. 

baſſinieren, wärmen, bähen. 

Baſſiſt, hasso, Baſſon, ſ. Baß. 

basso rilievo, it. ⸗Basrtetiaf. 

Bafforin, n. Pflanzenfchleim, ein farb-, geruch- u. 
geſchmackloſer Beitandteil verfchiedener Gummi- 
arten; Bafforagummi, Gummi von mehreren 
Alazienarten, dag Bafforin enthält. 

Baffoͤtti, pl. it. (von bassotto, did und kurz, Verkl. 
v. basso, vgl. Baß) eine Art Maccaroni od. Nu- 
dein in Stalien. - 

bassus generalis, |. Baß. 

Bafte, it. (von bastare, genug fein) es iſt genug; ge- 
nug bievon! 

Baite, f. it. (eig. Steppnaht) oder Bafte, fr. (pr. 
bajt; — jpan. basto, m.) in verfchiedenen Karten- 
jpielen der dritthöchfte Trumpf, z. B. im L'hombre: 
Trefle-U3 (Klee-Daus, Kreuz-Daus), im Solo: 
Pique-Dame (der grüne Ober). 

Baſtäga, f. ſpätlat. (gr. bastage, v. bastäzein, tra- 
gen, bästagma, Laſt) das Fortſchaffen des Reiſe— 
gepäds der fpäteren römifchen Kaifer; Baſta— 
it pl. die Auffeher über das Gepäd und die 

alttiere. i 

Baftaͤggo, m. in der Türkei ein Gefundheits- oder 
Peſtprüfungsplatz. 

baſtaͤnt (it. bastänte), ausreichend, hinlänglich; 
tauglich, einer Sache gewachlen. 

Baftard, m. (neufr. bätard, ſpan. u. it. bastardo, 
mi. bastardus, v. altfr. u. prov. bast, neufr. bät, 
Saumfattel, u. der urſpr. deutſchen Endung art, 
ard; altfr. fils de bast, Sohn des Saumfattel3, 
uneheliher Sohn, weil dergleichen Kinder aud) 
wohl von Maultiertreibern auf Saumfätteln ge- 
zeugt wurden, j. Cervantes Don Quixote Kap. 16 
u. vgl. das deutſche Banfert u. Bänkling) ein un- 
eheliches, unechtes Kind; von Pflanzen u. Tieren: 
Miichgeichlecht, Abart, auch ein feines, dichtes 
Baummollenzeug; Baftard-Falfe, die Wafjer- 
weihe; B.-⸗Fenſter, ein Fenſter das gleiche oder 
geringere Höhe als Breite hat, Halbgefchoßfeniter; 
B.-⸗Wechſel, Kfſpr. ein bloßer Darlehnichein; 
B.-Wolle, die Ichlechtefte Wolle an den Schaffellen; 
Baitirde, f. Schiffipr. die große türkifche Admi— 
tal3-Galeere(auhBaitard-Galeere);das größte 
Segel einer Galeere; haſtardieren, Bot. ſich als 

Bajte, S. unter Balta. [Ubart fortpflanzen. 

Baftei, f. it. Bollwerk. 

Bafterne, £. fr. (vom Kun basterna, verſchloſſene 
Sänfte) ein bededter Rüftwagen. 

Baftide, f. fr. (ml. bastita, v. bastire, bätir, bauen) 
ein einzelnes hölzernes Blodhaus; Landhaus, Luft- 
Haus in der Provence; Baftilfe, k. (fpr. —ije; ml. 
u. it. bastfa, Baſtei) ein ak mit Tiirmen ver- 
ſehenes Schloß, bef. ein Zwinghof; eine Zelte für 
Staatsgefangene in Paris, unter Karl V. im 
14. Jahrh. erbaut und unter Ludwig XVI. 1789 
eritört; Baftidn, £. die Baflei, daS Bollwerk einer 
—— baſtionieren, mit einem ſolchen Boll- 
werk veriehen. 


baitonieren 


baftonieren (it. bastonare, v. bastöne, mıl. basto 
= fr. bäton, Stod), prügeln; Baftondde, f. fr. 
Stockſchläge; Fußfohlenfchläge bei den Türken. 

Batagenze, |. Beteigeuze. 

Bataille, f. fr. (fpr. batdje; von battre, jchlagen, 

u. dieſes v. dem altlat. volksmäßigen batuere, bat- 


tuöre, schlagen, fechten; it. battaglia, jpan. batalla). 


eine Schlacht, ein Treffen; Bataille-Marſch, 
Schlachtmarſch, Sturmmarſch; B.-Pferd, Schlacht⸗ 
roß; ordre de bataille, j.ordre;bataillieren (fr. 
batailler),fich herumf lagen, fümpfen; Bataillon, 
n. (fpr. batajöng, gem. batalliön) ein Drittel od. 
Biertel (anderswo auch dieHälfte) eines Fuß-Regi⸗ 
ment3 (800—1000 Dann in 4—6 Kompagnien ge- 
teilt); Bataillonkarree, ein Schlachtgevierte, eine 
vieredige Schlahtordnung; Bataillons-Audi⸗ 
teur, m. der einem Bataillon beigegebene Auditeur 
(1. d.); B.=Chef od. -Kommandenr, m. der einen 
Bat. vorgelegte Offizier; B.-Chirurg, ın. Batail- 
lonsarzt; B.⸗Fourier, m.derBataillonsichreiber. 

Batalores, pl. ml. Gaukler, Taſchenſpieler = Ba⸗ 
teleur, ]. d. 

Batarde, f. fr. (v. bätärd — Baſtard, ſ. d.) eig. ein 
Halbwagen, ein bededter leichter Wiener Wagen; 
Krgk. eine Bastardfanone, ein Achtpfünder, altes 
— ein Schlachtſchwert, das mit einer Hand 

eführt wurde; auch eine ältere franzöſ. Schreib— 
Ihrift, das Mittel zwiſchen Antiqua und Kurſiv; 
Batardenu, m. (ſpr. batarddh) Krgk. der Bär, das 
Wehr, eine Art Danım; Batardiere, f. Baunı- 
jchule, die aus veredelten Bäumchen beiteht; Ba— 
tardife, f. uneheliche Geburt. 

Batäte, £., pl. Bataͤten (aus der Sprache von 
Hapyti), den Kartoffeln ähnliche Wurzelfnollen von 
der Batatentwinde, Knollenwinde, einer Pflanze 
in Wejt- u. Djtindien, Afrifa und Südeuropa. _ 

Batavin, f. I. daS Land der Batäver (Batavi), 
eines germanijchen, zu dem Stamme der Katten 

ehörenden Volks, die Niederlande, Holland; auch 

ame der Hauptjtadt von Sava; ein auf Java ge- 
fertigteshalbfeidenes Zeug; bataͤviſch, holländiſch, 
niederländiich. 

Batch of peers, m. engl. (jpr. bätſch ow pihrs, 
von batch, die auf einmal gebadene Menge Brot, 
ein Schub Brote, dann Schub überhaupt, Menge), 
der Pairsſchub, ſ. Bair. 

Batean, n. fr. (ſpr. batsh) ein kleineres Flußſchiff, 
großer Nachen, Kahn; auch der Kutfchkaften. 

Batelenr, m. fr. (jpr. —löhr; von bäton, Stab, 
Bauberitab) ein Tajchenfpieler, Marftichreier; Ba— 
telage, f., r. n. (jpr. —lahfeg') Gaufelei. 

Batengel, m. (aus lat. betonicula), eine Pflanze, 
fleine Betonie. 

Bath-Köl, Hebr. eig. Tochter der Stimme, die 
Stimme der Offenbarung (vom Himmel). 

Bathmetall, n. eine weiße Mifchung aus Kupfer 
und Zinf, die zu Leuchtern und anderen Gegen- 
ftänden verarbeitet wird. 

Bath-Orden, m. d. i. Bad-Orden (vgl. engl. bath 
— Bad; jo benannt, weil die Ritter vor ihrer 
Aufnahme ein Bad nehmen mußten, als Sinnbild 
der geijtigen Reinigung), ein engl. Nitterorden, 

eitiftet von Heinrich IV. befonders zur Belohnung 
Fir ausgezeichnete Kriegsdienſte. 

Baͤthos, n. gr. das Tiefe, Erhabene; in neuerer 
Zeit (jeit Swift) das Niedrige, Gemeine, die Nie- 
drigfeit in der Schreibart u. Rede; Bathomedter, 
n. gr. ein Tiefemefjer, be. zur Mefjung der Mee— 
restiefen; Bathometrie od. Bathhmetrie, f. Tie- 
fenmeſſung; Bathijbins, m. (vom gr. bathys, tief, 


Battement 107 


u. bios, das Leben), Meerestiefenſchleim, ein von 
dem Naturforſcher Huxley gebildetes Wort, um 
den organiſchen Urſchleim zu bezeichnen, der in der 
Tiefe des Meeres gefunden wird und weder zu den 
Tieren noch zu den Pflanzen gehört, ſondern ein 
neutrales Zwiſchenreich von Urweſen oder Proti— 
ſten darſtellt, ein einzelliges organiſches Weſen 
auf dem Meeresgrunde; Basbuuhon.n. ZTieftöner, 
ein 1829 in Berlin erfundenes Blasinjtrument. 

Bathrium od. Bathrum, n. ar (bäthron, Schwelle, 
Srundlage) Heilf. wundärztliches Lager, Kranken— 
bank; eine Borrichtung zum Wiedereinrichten ver— 
renfter lieder. 

Batiment, n. (fpr. —mdng) fr. (v. bätir, bauen) ein 
Gebäude, Bau; ein Schiff, Fahrzeug. 

Batift, m. (fr. batiste, altfr. toile baptiste, entw. 
von dem angeblichen Erfinder Bätiste (d. i. Bap- 
tiste) Chambray, einem Leinweber in Flandern 
im 15. Sahrhundert und daher auch Camertuch 
[toile de Chambray] genannt, oder = Tauflein- 
wand, weil ein jehr feines Leinen angewandt wurde, 
um Rindern, die foeben die Taufe erhalten Hatten, 
den Kopf abzutrodnen) die feinste und dichtefte 
Leinwand: Batift-Menffelin, m. ein batijtartiges 
Gewebe aus Baumwolle; batiſten, aus Batiſt. 

Bätjuſchka, m. ruff. (Verkl. v. batjka, der Vater in 
der Sprache des gemeinen Mannes), Väterchen, 
(ehrerbietig) lieber Vater, auch der Prieſter; (als 
Anrede) mein lieber Herr! 

Batman, m. türf., od. (nach per). Ausſpr.) Bät- 
män, m., per). Man, n. Män), engl. Maund 
(mahnd, nad) Webiter auch: mahnd), ein Gewicht 
im Morgenlande, bej. in der Türkei und in Per— 
jien, von jehr verfchiedener Schwere bis zu 13,77kg; 
da3 gebräudjlichite ift daS Fleine Man oder das 
bon Teherän — 2,9376 kg. 

Batoͤcken oder Batoͤggen, pl. (v. xuſſ. botög oder 
batög, Stod, pl. batogi) Prügelſtäbe; Stockſchläge 
im ruffifchen Deere. i 

Baton, m. fr. (ſpr. —töng; altfr. baston, mi. basto) 
derStod, Stab, insbe. der franzöſiſchen Marjchälfe 
sum Zeichen de3 Heerbefehl3; Ton. der Taktitab; 

a3 Nuhezeichen; baten sinistre (jpr. ßiniſtr'), 

Wappen. der ein Wappen quer durchichneidende 
Strid, welcher die uneheliche Geburt des erjten 
Empfänger andeutet; Batonnier, m. (jpr. ba- 
tonnjeh) der Stabhalter, Stabträger einer Zunft 
oder Brüderſchaft; insbe). der auf ein Sahr ge- 
wählte VBorjteher ver franzöfischen Advokaten; ba— 
tonnieren (fr. bätonner), mit dem Stod fechten, 
duschprügeln, vol. baftonnieren. 

Batoude, f. (verderbt aus Battute, ſ. d.), Zirk., 
ein Saltomortale über ‘Pferde. 

Batrachii oder Batrachier, pl. gr. (v. bäträchos, 
Broich) die frojchartigen Tiere; Batrachit, m der 
Trojch- oder Prötenftein; Batrachium, n. oder 
VBaträchus, m. gr. Froſchgeſchwulſt unter der 
Bunge; Batrachomhomachie, f.gr.(v.bätrachos, 
mys, die Maus, u. machesthai, fechten) der Froſch— 
und Mäufekrieg, „Froſchmäusler“ — 
ein zu den Homeriſchen Dichtungen gezähltes ſcherz— 
haftes griechiſches Heldengedicht. 

Battarismus, m. gr. (battarismös, v. battarizein, 
jtottern) das Stottern. : 

Battement, n. fr. (ſpr. batt’nıang; v battre, jchla- 
gen) das Schlagen, Klopfen; Krgk. das Anjchlagen 
einer Kugel im Innern des zu weiten Geſchützrohrs, 
wodurch der Schuß unficher wird; Tanzf. das Zufanı- 
menjchlagen der in der Luft gejchwungenen Füße, 
das Fußklatfchen, auch Battierung; Fechtk. = 


108 Dattieren 

Battute; Tonf. der Doppelidhlag: der Schwin- 

gungsihlag des Pendel an der Uhr; auch die 

Sclagleifte einer Flügeltür; Batterie, f. (eig. 
Schlägerei, dann jchlagende Kriegsichar) der Ge- 
ſchützſtand, Geſchützwall; eine Geſchützabteilung; 
Geſchützaufſtellung; gew. von 6—8 Kanonen; der 
Bfanndedel am alten Gewehrſchloß; die Stüd- 
pforten auf den Schiffen; Tonf. der Trommel- 
ichlag, Bitterfchlag, Brechung des Akkords; Naturl. 
eine Berbindung von Leidener Flafchen, f.d. (elef- 
trifche B.), oder von Ketten zur Erzeugung der 
Berührungs-Efektrizität (galvaniiche B.); Vri— 
märbßatterie, eine Batterie aus galvaniſchen Ele- 
menten, die ihren Strom felbjt erzeugen; Sekun— 
därbatterie, ein Apparat, der Elektrizität an- 
fammelt, um fie zur gewünschten Zeit abzugeben, 
Afumulator oder Stromjanmler, nit Strom— 
erzeuger; Xinienbatterie, eine Batterie, die 
ihren Strom in telegraphifche Linien entjendet 
und dadurch an einem entfernten Orte arbeitet; 
Lokalbatterie, einefolche, dieandem Aufftellungs- 
orte arbeitet; Gasbatterie, eine Batterie, deren 
Elektroden in Gas tauchen; Shermoßatterte, 
eine Berbindung von Thermoelementen (d. i. fol- 
chen, die duch Wärme Elekt und durd) Elef- 
trizität Wärme erzeugen) 3. B. von Kupfer-Reu- 
ſilber; Batterteumichalter, ein Kurbel- oder 
Stöpfelumgscalter, der zum Ein», Um- und Aus- 
ſchalten des Stromes dient; VBatterichrüfer, 
m. ein Galvanojfop (f. d.) mit zwei Windungen zur 
Prüfung von Elementen u: Batterien; Batterie⸗ 
mähler, m. eine Vorrichtung, die es ermöglicht, 
raſch mehr oder weniger Elemente einzuschalten: 
Battoir, m. (fpr. —todr) ein Schlägel beim Ball- 
ſpiel; Battüre, f. (pr. battühr’) die Unterlage der 
Bergoldung; auch Untiefe, Sandbant. 

Battieren, Fechtk. (v. it. bättere — fr. battre, I. 
batuere, jchlagen) dem Gegner das Rapier oder 
den Degen aus der Hand Schlagen; Battenr, m. 
fr. (pr. —Öhr) ein Schläger, Raufer, Sclag- 
maſchine; in der Baumwollſpinnerei; eineWickel⸗ od. 
Flockmaſchine; Battüta od. Battüte, f. it. Tonk. 
der Taktſchlag; Fechtk. der Schlag gegen die Klinge 
des Gegners; Reitk. der Satz, bei welchem die 
Pferde nur flüchtig den Boden berühren; ein Sal— 
tomortale (d. i. Springen mit Überjchlagen des 
Körpers) über Pferde. 

Battstr, |. Battement. 

Battologte, f. gr. (angeblich von einem ftotternden 
König Battos) eig. = Battarismud, .d.; 
gew. Geſchwätz, Geplanper; battologiſieren, un- 
nützes Zeug reden. 

Battute, |. battieren. 

Batwinja, f. (v. ruf). botwinje, n. u. botwinja, f. 
u. Dies v. hotwä, das Blatt einer roten Rübeſ eine 
ruffiihe Falte Suppe aus gefochten Rotenrüben— 
Blättern, Salzgurfen u. Kwas (ſ. d.). 

Bätylien, pl. (gr. baitylia, l. betüli; phöniz. Ur- 
iprungs, wahrid. v. hebr. beth-el, d. i. Gotte3- 
haus, Benennung des Steines, auf welchem Jakob 
ihlafend den Engelötraum hatte, vgl.1. Mof. 28, 
19); im fpäteren Altertum: vom Himmel gefallene 
Steine (Meteorjteine), die als göttliche und 
orafelgebende verehrt wurden. 

Baucis, f. or. Tab. (j. Philemon), oft allg. für 
ein altes, freundliches, regjames Miitterchen. 

Baude, f. (böhm. bauda, poln. buda, verw. mit 
Bude) eine Hirten- oder Holzhauerhütte, auf den 
Gebirgen von Schlefien, Sadıen u. Böhmen. 


Baudrier, m. fr. (fpr. bodrieh; v. altd. balderich, | 


Baume, m. fr. (fpr. 


Beanus 


angelj. belt, I. baltsus, ein Gürtel, Degengürtel) 
ein Wehrgehent, ——— 
oh) = Balſam. 

Bauniheidtismus, m. dtſchl. (nach dem Erfinder, 
dem im vorigen Jahrhundert lebenden Meſſer— 
Ihmied und Naturheilfundigen Baunjcheidt be- 
nannt), ein Naturheilverfahren, das in der Zeit 
bon 1850—1880 fehr verbreitet mar und bei dem 
mittels eines Schneppers (Baunfcheidt3 Schlüſſel) 
die Spitzen einer Anzahl in Krotonöl getauchter 
Nadeln in die Haut et wurden, worauf eine 
heftige örtliche, angeblich Krankheitsſtoffe ausjchei- 
dende Entzündung erfolgte. Das Verfahren it 
heute vergeffen. 

Bautaſteine, pl.altnord. Erinnerung3- od. Gedächt- 
nisſteine, die in Standinavien zum Andenken an 
gefallene Helden ꝛc. gejegt wurden. 

Bab, !. Barius, m. Kame zweier ſchlechter Dichter 
und anmaßlicher Kunſtrichter zur Zeit des Horaz; 
daher überh. fire geſchmackloſer Dichter und tadel- 
ſüchtiger Runjtrichter. 

Bepard, m. fr. (ſpr. bawdhr, v. bave, ml. bava, 
Geifer) ein Schwäßer; Bapardteren (fr. bavarder, 
ſchwatzen; Bavardage, k., r. n. (ſpr. bawardahſch), 
auch Bararderie od. Vabadiſe, f. Geſchwätz 

Bavaria, f. der nl. Name für Bayern, daher auch 
die £olofjale eherne Bildfäntle vor der Ruhmeshalle 
in Münden, als perſönl. Darftellung Bayerns: 
Bavarẽſe, m. bei Stalienern ein alter bayerischer 
Zaler, der 5 Bajocchi weniger als ein Scudo galt, 
—=4 bis 4, M.; Babgroiſe, f. fr. (fpr. baͤwa⸗ 
rochſ'; von Bavareis, Bayer, bayriih) warmer 
Tee mit Sirup, ein bayerifches Getränf. 

Bunelle, f. it. (bavella, Berfl. v. bava, Auswurf) 
Ausſchußſeide, Abfallſeide. 

Bavbette, f. fr. Speichellatz, Geifertuch; Firſtblech. 

Baveuſe, £. fr. (ſpr. bawöhſ'; v. fr. have, Geifer, 
Speichel, Schleim; omelette baveuse bezeichnet 
einen teigigen Eierfucden) Hirnröftichnitte. 

Bavian, |. — 

VBavoͤche u. Bavochüre, F. fr. (ſpr. —wojd—; von 
bave, Geifer 2c.) ein unfauberer Abdrud eines 
Kupferſtichs, Mißdruck; bavochiert, unrein oder 

— on Teöp; ne i 
annfet, m. fr. (pr. wolehh; entit. aus bas um 
voilet, Verfl. v. "le Schleier) ein Halbichleier. 

Bazac, m. eine von Jeruſalem kommende feingejpon- 
nene Baumtmolle. 

Bazar Bazarııco, Bazoche, |. Dal... 

Bazarııe, m. fr. (ſpr. bajdın’) ein feiner durgunder- 
Kein — 

Bäzzicen, ẽ. it. (v. bazza, gutes Glüd) eine Art Kar— 

Baelfium, n. gr. (bdellion, v. bd£o, bdello, ftinfen, 
efeln) oder Bdelliumgummi, ein Schleim- oder 
Gummiharz, bittern Gefhmads u. widrigen Ge— 
ruchs, das von einem der Dlive ähnlichen arab. 
Baume kommt. 

Boellsmeter, m. gr. (von bdella, Blutegel) ein glä- 
jernes — das die Blutegel erſetzt, 
erfunden von Scarlandieère; Bdellotomie, f. das 
Anſchneiden des vollgefogenen u fnapp vor 
dem Schwanzende an der Bauchſeite behufs — 
loſer Entleerung u. ſicherer Erhaltung des Tieres. 

Beanus, m., pl. Beänt, ml. (v. fr. bec-jaune, be- 
jaune, Gelbjchnabel, Neſtling, od. v. beant, Bart. 

v. beer, bayer, das Maul Ei neiten) gaffen) ehem. 
einneuangefommener Student, Fuchs; überh.: fah— 
render Schüler; auch ein ungefchicdter, dummdreiſter 
Menih; Beanismus, m. dummdreiſtes Beneh- 
men. 


Bsar-grease 


Beär-grease, engl. (jpr. bärgrihs, v. bear, Bär, 
u. grease, Fett), Bärenfett; Bearskins, pl. (pr. 
bär—; v. skin, Fell), Bärenfelle, dicke Wollenzeuge. 

Beatillen, pl. (pr. U wie Ij), fr. beatilles, vom I. 
beatus) Zederbiffen in Paſteten, Torten, wie 3. B. 
Trüffeln, aud) Heine Pafteten, zu Kraftbrühen ge- 
geben; auch Kleine Nonnen-Arbeiten. 5 

beätus, a, um, |. (eig. Partizip v. beäre, eh 

lüdlich, felig; Beätus, m. der Glückliche, Selige; 
eäta od. Beäte, f. weibl. Borname, Glückliche, 
Selige; auch Betichweiter; beäta virgo, die heilige 
Jungfrau (Maria); beätae memoriae, jeligen 
Andenkens; beäti possidentes, glücklich find die 
Beligenden, Beaticum, n. n!.leßteOlung =Bia>- 
tifum, j.d.; Beätrig, nl., od. Beatrice, it. (pr. 
—trihtjche) weibl. Name: die Beglüdende; Beatifi= 
ieren (l.beatificäre),jeligipredhen; Beatififation, 
dieSeligſprechung, das Aufnehmen durch den Papſt 
in die Zahl der Seligen, auf welche ſpäterhin Die 
KRanonijation vder Deiligfprehiung zu folgen 
pflegt; Naturl. ein elektrisches Experiment: die Dil- 
dung eines leuchtenden Heiligenjcheing; Beatis⸗ 
mus,m.nl.dieScheinheiligkeit, beatitudo possos- 
sionis, Begünftigung durch den Beſitz; b. vestra, 
l. Ew. Heiligkeit (Anredetitel des Papites); Ben: 
tulus, m. ß ein Freudetrunkener, bej. einer, der 
fich in finnlichen Bergnügungen felig fühlt. 
beau, fr. (jpr. bob; vor einem Vokal: bel; fem. 
belle; vom I. bellus, a, um, it. bello, bella) ſchön; 
als Hauptwort ein Stußer, jchöner Herr; beau 
monde (jpr. mongd’), f., r. m. die vornehme Ge— 
jellichaft; beau reste (jpr. bohrehit), m., 2 pl. 
beaux restes, ſchöne Überbleibjel, z. B. von 
einem Mittagömahle; auch Spuren ehemaliger 
Schönheit; beau sexe (pr. —Ber’), m. das ſchöne 
Geſchlecht; Beautg, f. (jpr.bohteh) Schönheit; per- 
jönl. eine fhöne Frau; Beaut6 du diable (ſpr. 
—dü didb’I), teuflifche Schönheit, die namentlich 
in verführerifchen Mienen und Gebärden bejteht. 

Beaumontgewehr, n. ein nad) dem Erfinder 
Beaumont (pr. bohmoͤng) benanntes Gewehr. 

Beabers, pl. engl. (fpr. bihwers; von beaver, Biber, 
jo genannt wegen der Ahnlichkeit mit Biberfellen) 
englijche, baummollene, wie Tuch gewebte Zeuge, 
bet zu Winterbeinkleidern; Beaberteen, m. (ipr. 
—tin) rauber wollener Barchent. 

Bee, m. fr. (uripr. keltiſch; 1.-galliich beceus, Schna- 
bel) Schnauze, Röhre, insbeſ. Gaslichtröhre, pl. 
Becs; Belafje, f. (v. bec, wegen ihres langen 
Schnabels) dieSchnepfe, Waldichnepfe; Bekaſſine, 
f. die Wafjer-, Heer- oder Moorſchnepfe; merde 
de becasse, Kock. Schnepfendred; Beccafige, 
f, (it. beccafico, fr. bec-figue) der gemeine Feigen» 
frefjer, ein wohlſchmeckender Bogel vom Geichlechte 
der Motacillen im ſüdl. Europa. 

Bechamel, £. fr. (ipr. beiha—) Kock. eine Ziwiebel- 
brübe, nad) ihrem Erfinder, dem Marquis de B&- 
chamel, HaushofmeijterLudwigsXTV., benannt, 
weiße Rahmjauce. 

Böchika, pl. gr. (von bex, Gen. bechös, Huften) 
Mittel gegen den Huften, Sternfuchen. 

Bel,.n. }. Bed. 

Beczta, f. pol. (pr. betſchka), früheres polnijches 
Flüſſigkeitsmaß, Tonne, geteilt in 25 Garnigen 
(Garcy) zu 4 Kwart (Duart) zu 4 Kwarterek 
(Quartichen), = 1001. 

Bedag, m. deutich (Buchitabenwort), eine Auto- 
mobildrojchfe (in Berlin, benannt nad) den An— 
fangsbuchſtaben der Wörter: Berliner Elektrifche 
Droſchken⸗Aktien-Geſellſchaft). 


Begneule 109 


Bededt, n. türk.-arab. (arab. bida’at, Neuerung, 
Bedrückung) der Hafenzoll in Konstantinopel, 

Bedeguar, m. perj.arab. (bäd-Award oder bäd- 
äwardah, eine Art Weißdorn od. Diftel) der durch 
den Stich der Roſengallweſpe entftandene Hagebutt- 
od. Roſenſchwamm, Schlafapfel, der, unter das 
Kopfkiſſen gelegt, für ſchlafbewirkend galt. 

Bedemund, m. altd. (t. Bedemunt, dv. niederd. 
Bede, Bitte, Abbitte, und Munte, d.i. Münze, 
alfo Bittmünze) Rſpr. Hemdfchilling, d. i. Burke 
deſſen, der eine Leibeigene en ſchwängert, 
an deren Herrn; auch Erlaubnisgebühr für die 
Verheiratung der Leibeigenen. 

Bedlamit, m(ſpr. bedläm —) engl. (bedlamite) ein 
Tollhäusler, Raſender, von dem großen Irrenhauſe 
Bedlam in London (entſt.aus Bethlehem, weil 
das 1545 in London errichtete Hofpital fiir Mond- 
jüchtige S. Mary Bethlem hieß). 

Beduinen, pl. (arab. bedäwi, in der Wüſte um- 
beritreifend, v. bedw, offenes Feld, u. dies v. badä, 
umberjchweifen) herumſchweifende Araber; Be— 
duine, f. Mod. ein der arabifchen Tracht ühnelnder 
Damenmantel. 

Be-dur od. B-dur, it. Tonk. die harte Tonart mit 
dem Grundton b; entg. B&-moll. 

Beeiftent, n., pl. Beefitcats, engl. (pr. bihfitehts) 
engl. Rindfleiſchſchnitten, Rindsftüd; Beeffteal 
à la ta(r)tare, rohes Hackfleiſch; Beeftea, m. 
engl. Fleiſchtee, Fleiſchaufguß; Beef-marrow, 
Rindsmark. 

Beélzebub, m. urſpr. ein Gott der Phönizier und 
Syrer (vgl. Belial), von den Hebräern zum Dä- 
mon oder —— erniedrigt und nach ihrer Auf- 
fafjung (vom hebr. baal, Herr, u. 8’büb, liege) 
eig. Sliegenfürft, Oberteufel; auch der Name eines 
geihwänzten Affen, |. Savaju. 

Beetlefalander, m. fr. (vgl. Kalander), Stoßglätt- 
majchine. 

Befaͤng, f. it. (verderbt aus dem gried). epiphänia) 
im Bolisaberglauben eine ſchwarze, gejpenftige 
Frau, welche, zum Schornftein herabfahrend, die 
unartigen Kinder fchredt, den artigen Gefchenfe 
bringt, daher eine bekleidete Gliederpuppe, die am 
Epiphaniastage (6. Januar) ans Fenſter geſetzt, 
oder in ital. Städten zur Faſtnachtszeit in Volks⸗ 
aufziigen herumgetragen wird. 

Beffroi, ın. fr. (fpr. —frod; entſt. aus belfroi und 
diejes aus deutſch. Bellfried) der Bergfried, der 
größte und ſtärkſte Turm auf den Ritterburgen 
eg, ſ. Bei. [de3 Mittelalters. 

Begaſſe, f. Bezeichnung des zwiſchen Walzen aus- 
gepreßten Zuckerrohres. 

Beghaͤrden od. Beggharden, pl. eine Art Bettel- 
mönche ohne Gelübde, angeblich geftiftet 1228 zu 
Antwerpen nad) der Regel der heil. Begga (wahr- 
icheinlid) aber jo genannt vom ml. u. roman. baga, 
Sad, Bettelfad; vgl. engl. beggar, Bettler); Be— 
BIIKEN, Beguinen oder Begutten, pl. eine Art 

onnen, jeit dem 11. u. bej. im 13. Jahrhundert 
jehr verbreitet, der älteſte weibliche Verein zu 
frommen Zwecken, Krankenpflege 2c.; uneig. Bet- 
ſchweſtern, Scheinheilige. 

Bẽegma, n. gr. (v. bössein, Huften) Heilf. Qungen- 
auswurf, Auswurf nad) dem Huften. 

Begonia, f. eine nach dem Yranzofen Begon be» 
nannte Pflanzengattung, Schiefblatt. 

Benueule, f. fr. (fpr. begöhl’; von bee, offenftehend, 
u. gueule, Maul, Rachen) ein alberne3, ſich zieren- 
des Frauenzimmer, eine Zierpuppe, Schein prüde; 
Benuenlerie, f. alberne Ziererei. 


110 Beguinen 


Beguinen, ſ. Begharden. 

Begum, £. eine indiſche Fürſtin. 

Behar — Bahar, ſ. d. 

Bchä-ud-Daulet, m. arab. ſ. unter Daulet. 

Behaviour, n. engl. (ſpr. bihewjöhr), daS Be— 
nehmen. 

Behemoͤth, m. hebr. (eig. pl. von b’hemäh, Tier) 
bibl. Name des größten Nandtieres, wahrſcheinl. 
des Nilpferdeg; ein Riejentier. 

Behennuf, f. (v. perj.-arab. behmen, eine Art 
Wurzel, jpan. u. port. behen) die Salbnuß, eine 
ölreihe hafelnußgroße Frucht des Behennup- 
baums in Aſien, welche viel Gerbitoff enthält. 

behold, engl. (pr. behöld), anbliden, ſchauen, fehen; 
fiehe da! 

Bet, m.türf.(DBeg, türkiſch ausgefprochen: bei, dann: 
Bei), Statthalter, Herr, Titel gewiſſer türk. Be— 
amten, Titel des Herrſchers von Tunis; Begler- 
hög, m. (ſpr. beilerbei) eig. ein Herr der Herren, 
ein Yandpfleger (Paſcha von drei Roßſchweifen), 
Oberftatthalter einer Provinz; Beglik oder Beilik, 
n. Würde und Gebiet eines Beis; Beg- oder Bei⸗ 
Zadeh, m. der Fürftenfohn. 

beige, fr. (jpr. bähfeg) naturfarben; Beige, ein na- 
turfarbener Kleiderſtoff, Serjche, d. i. verjchiedene 
Arten mwollener, auch Halbjeidener und feidener, 
auch gemifchter Gewebe, mit geföpertem Grund 
und fchräg gefreuzten Linien auf der Oberfläche. 

Beignet, m. fr. (fpr. bänje) Pfannengebadene?, 
Rrapfen. 

Beilbrief od. Bielbrief, m. (urſpr. Brief oder Ur- 
Funde, wodurch der Zimmermann beauftragt wird, 
fein Beil, niederd. Biel, an das Schiff zu ſetzen, 
d.i. e3 zu bauen) ſchriftl. Schiffbau-Vertrag; Zeug- 
nis des Schiffszimmermanns oder der Obrigfeit 
über den vorichriftsmäßigen Bau eines Schiffes; 
Schuldihein ber Gelder, die zu einem Schiffbau 
aufgenommen find. | 

Beindorfiiher Apparat, m. (nad) dem Erfinder 
benannt) eine Borrihtung zur Gewinnung deitil- 
fierten Wafjer2. 

Beiram oder Bairam, n. perj.-türk. Name zweier 
religiöjer Feite; das große B., dreitägig am Ende 
der Faſtenzeit, und das viertägige kleine od Kur— 
baan-®B., Seit der Opfer, 70 Tage nad) jenem 
gefeiert. F 

befompfimentieren, Dtich.-fr. (vgl. Kompliment ze.) 
begrüßen, bewillfommnen. 

Bel = Baal, ſ.d. 

bel, belle, fr. j. beau; Bel-Ami, m. ein Herzeng- 
freund, Bertrauter; Bel-Amour, m.(jpr.— amühr) 
ein Liebhaber; Bel-Eſprit, m. (ſpr. belfejpri) ein 
Schöngeift; Bel-Etage, irrig f. im Deutichen, fr. 
ım. (jpr. belletahiege) Bauf. das vornehmfte Stod- 
werk, eine Treppe hoch, erſter Stod (im Fran- 
zöſiſchen au pfemier, während frz. bel-Etage den 

weiten Stock bezeichnet); Belle-Alliance, f. ſ. 
(liance; belles lettres, pl. (ſpr. bell’ lett'r) 
die ſchönen Wiſſenſchaften. 

Belãd, arab. yo Zandesteil. 

Belander, |. Bilander. 

Belchite, f. eine Gattung fpanifcher Wolle, von der 
Stadt Beldite (pr. beltichite) benannt. 

Beledin, m. eine geringmwertige Baummollenforte 
aus der Levante. 

ae m. eine Art oftindifches Seidenzeug, taft- 
ähnlich. 

Belemnit, m. (pl. —en), gr. (von belemnon, Ge- 
ichoß! der Donnerfeil, Fingerftein, Luchs-, Storch, 


Bellifofus 


Pfeil», Zapfenitein, Alpſchoß, Teufelskegel, Heren- 
finger zc., ein kegelförmiger verſteinerter Teil vor— 
weltlicher Tintenfiſche. 

Selen, m. (l.-felt. Belenus, wahrſch. von belen, 
melen, blond) ein Gott der Kelten, verwandt mit 
dem rom. Apollo; vgl. Abelio. 

Bel-Eiprit, Bel-Etage, j. bel. 

Belial, m. urjpr. ein Gott der Phönizier und 
Syrier, bei den Hebräern ein Teufel: der Höllen- 
fürft, ee Auffaffung (von b’li, nicht, 
und ja’al, Nutzen) eig. Nichtsnutziger, Böſewicht. 

Bell, f. engl., Glocke, Klingel, Schelle. 

Bella, j. bello; Belladönne, f. it. (bella donna) 
eig. jhöne Frau; eine Giftpflanze mit gloden- 
fürmigen Blumen von ſchmutzig-roter Farbe und 
mit glänzend jchwarzen, den Kirſchen ähnlichen 
Beeren: olfs⸗, Teufels- oder Tollfiriche, Wald- 
nachtichatten (ihren Namen trägt fie daher, meil 
der Saft auch zur Schminke gebraucht wird); Bella⸗ 
donna⸗Extrakt, m. ein aus dem friſchen Safte der 
Blätter des Krautes bereiteterSaft; Befladonnin, 
n. eine organifche Bafe, die aus der Wurzel und 
den Blättern der Belladonna gewonnen und z. B. 
als Schönheitsmittel zur Vergrößerung der Pupille 
verwendet wird. _ 

Bellände, f. (it. belanda, belandra, fr. belanthe, 
belandre, vgl. Bilander) eine Art nordifcher, platter 
Segelfchiffe. 

Bellaͤtrix, f. 1. (Rriegerin) ein Stern (y) im Orion 
(j. d.), mißdeutende Überfeßung des arab. el-nä- 
dschid, der Überfteigende, d. i. Hervorragende. 

Belle-Alliance, f. 12, (pr. belalliangb), eigentl. 
das Schöne Bündnis, Name einer Meierei auf dem 
Schladhtfelde von Waterloo, daher jegt Name von 
Straßen und Pläßen. 

Belleröphon vd. Bellerophontes, m. gr. Fabel. 
Sohn des Glaukus, mußte wegen Ermordung 
jeine3 Bruders aus feiner Vateritadt Korinth 
Hak und fand in Argos beidem König Proitos 

ufnahme, welcher ihn jedod) Jpäter an den König 
Sobates mit einem Briefe Shicte, worin er diejen 
um Bellerophons Ermordung bat;daherBellero- 
phonsbrief ſ. v. w. Uriasbrief. Den ihm von 
Sobates aufgetragenen Kampf mit der Chimära 
beitand er glücklich mit Hilfe des Begafus, büßte 
aber zule&t den Übermut, der ihn auf diefem Flü- 
geltoß bi3 an die Götterwohnungen trug, durd) 
jähen Sturz (Gleichnig des Hochmuts, dem der Fall 


folgt). 

belles-lettres, j. unter bel; Belletrift, m. (gebil- 
det aus belles-lettres) ein Unterhaltungsichrift- 
— Schöngeiſt; Belletriſtik, f. Unterhaltungs— 
chriften; ſchönwiſſenſchaftliche Schriften; verächtl. 
Belletrifteret, k. Schriftſtellerei, die bloß dem 
niedrigſten Unterhaltungsbedürfnis dient; belle— 
triftiſch, ſchönwiſſenſchaftlich, höngeiftig, 

Belleville-Keſſel, m. (nad) dem Erfinder Belleville 
Ir, bellwill] genannt), Siede- oder Wafjerröhren- 
ejlel. 

Belleviüe, £. fr. (pr. bel’wüh) = Belvedere. 

Bellbammel, m. ndd. (Zufammenjegung des Wor- 
tes Hammel mit niederländ. bel, d. i. Glocke, Glöd- 
chen, engl. bell, Glode; daher au) der Name des 
Leithammels in der franz. Tierfabel: Belin) Leit- 
hammel, bef. in Bremen u. Hamburg Bezeichnung 
für „Rädelsführer, Anftifter” (Mehrz.: die Bell- 
hammel3 oder: die Bellhämmel). 

Belliföfus, m.1.(v. bellum, Krieg) der Kriegerifche, 
Streitbare, Beinamevon Fürften; Belligeränten, 
pl. fr. (v. belligerant, friegführend), die Krieg— 


Bellis 


führenden; bellikös, fr. (eig. belliqueux) kriege— 
riſch, ſtreitbar. 
Bellis, f. das Gänſeblümchen. 
bellissimo, ſ. bello. 
Bell-Lankafterihe Methode, ſ. Lankaſterſche 
ehrmethode. 
'beilo, bella, it. (vom I. bellus, a, um) fchön, zier- 


fih; Bello, m. ein Stußer; in Deutichland häufig 


als Hundename; Vella oder fr. Belle, f. weibl. 
Name: die Schöne, Holde; bellissima, it. jehr 
ihön; bello modo, I. auf gute, ſchickliche Weile. 

bellum, n. I. (entjt. aus duellum) der Krieg; b. 
omnium contra omnes, Krieg aller gegen alle 
(nach Hobbes' Lehre der natürliche.oder Urzu— 
itand des Menſchengeſchlechts); Bellöne, f. röm. 

Tabeil. die Kriegsgöttin, Schweiter des Mars. 

Belmontin, n. reines Baraffın (f. d.), das aber nicht 
(wie fonft gewöhnlich das Paraffin) aus Braun- 
tohlenteer, jondern aus Betroleum gewonnen wird; 
Belmontinfkerzen, Kerzen, die mit jolchem Paraf- 
fin bereitet find. [erzeugt wird. 

Belmontylöl, n.ein Schmieröl, das aus Baummolle 

Belomantie, f. gr. (v. belos, n. Geſchoß) Pfeil- od. 
Geſchoßwahrſagerei. 

Belopaſchzen, pl. ruſſ. (Bjolopaschzi) in früherer 
Zeit: rufjiihe Bauern, die von Abgaben befreit 
waren, namentl. im Gouvernement Kiew. 

Belt, m. ffand. (v. dän. bälte, altnord. belti, der 
Gürtel; vgl. Baltifhes Meer) eine Meerenge, z. B. 
dergroße und der Fleine Belt. 

Belũga, m. ruff. (bjelüga, von bjelyi, weiß) der 
Weißfiſch, ruf. Name des Haufens, eines fehr 
großen Fiiches vom Störgefäledht: der Beluga 
oder Belugenftein, Haujenftein, eine fteinharte 
Maſſe, bisweilen in den Nieren großer Haufen, 
von der Größe eines Hiühner-Eies; Beluga— 
Kaviar, m. feinite Sorte des Kaviars, ſ. d. 

Belvedere, n. it. ein Ausſichtshaus, Schauturm; 
ſchöne Ausficht; fr. Belleviüe, f. 

Bẽema, n. gr. (von bainein, fehreiten) eig. Tritt; 
Rednerbühne, Richterjtuhl 2c., in der griech. Kirche 
der für Die Geiftlichkeit beftimmte umgitterte Altar- 
raum(Hierateion) ; insbeſ. der Biſchofsſitz in dieſem 
Raume. 

Bematinkerzen, pl. Kerzen, die aus einer Miſchung 
von Baraffın und Stearin hergeftelft find. 

B6-moll oder B=moll, it. Tonk. die weiche Tonart 
aus dem Grundton b. 

Ben, 1. hebr. Sohn; daher in Zufanımenfeß. mie 
Bendavid, Davidsjohn; Benjamin, Sohn der 
rechten Hand, Lieblings- oder Glücksſohn; 2. vom 
felt. peu, Haupt, Gipfel) jchott. und irifch: Berg- 
bite, daher in Bergnamen, wie Ben-Avon, 

“ ee — — 

Benarde, f. fr. (ſpr. benard’) franzöſiſches Schloß, 
welches auf beiden Seiten Klickt : 

Benares, m. ojtind. Silberftoff, nad) der gleich- 
namigen Stadt benannt. 

Bendaf, m. (perj. bandäk) in Perfien eine hohe, 
müßenartige Kappe der Derwiſche. 

bene, [. wohl, gut, gütlic}: bene accinctus, ſ. 
accingieren; bene est, es ijt gut; ad bene 
esse, zum Wohljein od. behaglichen Leben, bene— 
dizieren (l. benedicere, d. i. eig. Gutes reden) 
mweihen, jegnen; daher benedeien, preijen, jelig- 

teijen, jegnen; das Benedicite (eig- benedickte! 
precht den Segen!) das Tijchgebet vor der Mahl- 
eit in Klöftern; der Segenfpruch, Segen; bene- 
cAmus domino, preijen wir den Herrn, eine 
Formel, womit der katholiſche Gottesdienft in der 


benignus 111 


Faſtenzeit u. an einigen anderen Tagen geſchloſſen 
wird; Benediktus od. abgek. Benepift, m. männl. 
Name: der Geſegnete; Benedikta od. Benedifte 
und Benediftine, f. weibl. Name: die Gejegnete; 
Benediktiner, pl. Mönche vom Orden des heil. 
Benedictus (im $. 515 in Monte Caſino ge- 
gründet, ein Orden von großem Verdienst um die 
Wiſſenſchaft, im Mittelalter durch Abfchriften, im 
17. u. 18. Jahrh. durch gelehrte Forſchungen und 
Ausgaben der Kirchenväter); ein in einem Bene- 
diftinerflofter Frankreichs bereiteter berühmter 
Likör; Benediktinerin, f. eine Benediktsnonne; 
Benediftenfraut, die Märzwurzel, Garaffel, 
Nelkenwurz, eine Pflanze mit einer gewürzhaften, 
heilſamen Wurzel; auch ſ. v. w. Kardobenedik— 
ten, ſd.; Benediktspfennig, eine geweihte Münze, 
als Schuß gegen Bauberei; Benediktion, f. (1. 
benedictio) der Segen, Segenswunjch; benedic- 
tio apostolica, der allgemeine Segen des Pap— 
ſtes, Durch das Zeichen des Kreuzes, dreimal im 
Sahre erteilt; Benediktionäle oder Benediktio- 
narium, n. nl. ein Dank- und Weihgebetbud). 

Benefaftion, f. [.(benefactio, v.benefacere, wohl- 
tun) das Rohltun; VBenefdftor, m. jpätlat. der 
Wohltäter; Benefizenz, £. (1. beneficentia, dv. be- 
neficus, wohltätig) die Wohltätigkeit; Bene— 
fizium (v. beneficus) oder Meet, n., pl. bene- 
ficia od. Benefizien, die Wohltat, següimftigung; 
Pfründe, Lehen; der Gewinn, Nuben, Vorteil; 
auch ſ. v. w. Benefiz-Borftellung, ſ. u.; insbe). 
die Rechtswohltat, däs Vorrecht; benefiecium sine 
cura, eine Pfründe ohne Seelſorge; beneflcia 
non obtruduntur, Wohltaten werden nicht auf- 
gedrängt (alter Rechtsſatz); henefiztäl, nl. zu einer 
Pfründe gehörend oder diejelbe betreffend; Bene— 
fiziant, m.neulat., dev Wohltäter; Benefiziarins 
und Benefiziät, m. nl. der ein Benefizium emp- 
— 3. B. die Einnahme von einer Benefiz— 

oritellung, ſ. u.; ein Pfründner; VBenefiziät, 
pl. Benefiziäten, bei. Gelehrtenſchüler, welche 
öffentliche Unterftügung (Stipendien) empfangen; 
benefizieren, eine Wohltat erweilen; Venefiz- 
Borjtellung, bei Schaufp. eine Gunftvorftellung 
zum Borteil eines einzelnen Schaufpielers; Bene: 
merenz, f nl. Wohlverdientheit, Berdienftlich- 
feit; bene meritus, ſ. meritum, bene pla- 
cĩtum, n. ſ. placitum; a bene placito, it. 
Tonf. nach Belieben, beliebig, = a capricecio; 
bene qui latüit, bene vixit, |. latent; bene 
valete, ſ. vale. 

benebventieren, nl. (v.bene, wohl, und venire, font- 
men) bewillfommnen, wohl empfangen. 

benevölus, a, um, l. wohlwollend, gewogen; bene- 
völe lector, geneigter Zejer! benebolent (I.bene- 
volens), wohlwollend, geneigt; Benevolenz, f. (1. 
nn das Wohlwollen, die Gewogenheit, 

unit. 

Bengal, m. engl. (pr. bengäl), halbjeidener ge- 
mufterter Stoff, buntgejtreifter Muffelin; Bengal 
stripe, m. (jpr. —Btraip, von engl. stripe, Streif, 
Streifen, Strich), buntgejtreifter Muffelin, auch im 
pl. B. stripes. 

Bengdien, n. eine Landſchaft im nördl. Vorder- 
indien; daher bengaliiche Bohnen, — Ignatius- 
Bohnen, j.d.; bengalifches Feuer, indiſches Weiß— 
feuer oder buntes Feuer, Buntfeuer. 

benignus, a, um, I. gütig, freigebig; Benignus, 
m. männl. Fame: der Guͤtige; Benignität, f. die 
Güte, Milde; Heilf. Benignität einer Krank— 
heit, d. i. Gutartigfeit. 


112 Benjamin 


Benjamin, m. männl. Name, ſ. Ben. 

Bennuß, ſ. Behennuß. 

benſchen oder bentſchen, jüd. (aus dem I. bene- 
dicere, verderbt) ſegnen, den Segen und insbe]. 
das Gebet nach dem Eſſen fprechen. 

Benbenũto, m. it. der Willfommen; auch al3 Name: 
der Willfommene. | 

Benzoe, f. nl. (fr. benjoin, it. belzuino, deutfch 
auch Benzoin, wahrſch. perf. Uriprung3; vgl. perf. 
banäst, Terpentinharz) ein brödliges, balfamijches 
Gummiharz von dem Benzvebaum (Storar) auf 
Sava, Sumatra 2c.; Benzoeſäure, früher auch 
Benzoeblumen, eine aus der Benzoe dargeitellte 
heilſame Säure; Benzoe-Tinktür, f. Yutlöfung 
der Benzoe in Weingeift, als innerliches und äußer⸗ 
liches Heilmittel gebraudjt; Benzonl, n. (v. Benzoe 
und hyle, Stoff), daS mutmaßliche Radifal der 
Benzoejäure; Benzonlwaſſerſtoff, m. ein Stoff, 
der in dem Dle aus bittern Mandeln enthalten 
it; Benzin oder Benzöl, n. eine durch Erhitzen 
von Benzoejäure mit Kalk erzeugte, jebt in großer 
Menge aus Steintohlenteer gewonnene, aus Koh- 
lenjtoff und Waſſerſtoff bejtehende, ſtark riechende, 
leicht entzündliche Flüſſigkeit, häufig als Fleckwaſſer 
benugt; Benzinmotor, m. ein durch Benzin ge- 
heiztes Triebwerk; Benzolinar, n. ein Yledwaj- 
jet; Benzylblau, n. ein Teerfarbftoff, der in der 
Färberei verivendet wird. 

beordern, dtſchfr. (vgl.Order) befehligen, anweiſen, 
beauftragen. 

Be-Quadrat, n.Tont. das vieredigeB, das Wieder- 
herſtellungszeichen, welches eine erhöhte oder er- 
niedrigte Note auf die De Stufe zurüditeltt. 

bequartieren, diich.fr. (vgl. Quartier 2c.)mitTrup- 
pen belegen. 

Beraͤcha, n. hebr. ein Lob- u. Danfgebet der Juden. 

Berat, m. türk. ein ee der türk. Pa⸗ 
ſchas und Statthalter; vgl. Barat. 

Berber-Baſchi, m. türk. (v. per. berber, Barbier, 
und türk. basch, Kopf, Oberhaupt) der Oberbarbier 
des Sultans. 

Berberei, f. das Land der Berbern (d. i. arab. 
Landbewohner, entgegen ven Mauren al3Städte- 
bemohnern), eines von den Arabern abjtammenden 
Volkes in Nordafrika, der nödlichite Teil von 
Afrika, vgl. Barbarei. 

Berberis, f., Berberisſtrauch, m. od. Berberiße, 
f. (nl. berberis, v. arab. berbäris) der Sauerdorn, 
Eſſigdorn; dah. Berberidden, pl. eine Pilanzen- 
familie von beeren= od. nußtragenden Sträuchern; 
Berberine, f. eine gelbe Farbe aus der Wurzel 
der Berberige. 

Berea, f. it. eine Feine Schiffsfanone in Geftalt 
einer Schlange. 

Bercan, ſ. Berfan. 

Berceau, m. fr. (jpr. beröh; v. bercer, prov. bur- 
sar und bressar, wiegen) eig. eine Wiege; ein Ge— 
wölbbogen, Bogengang; Yaubengang. 

Berechnthie, f. ein Beiname der Eybele, f. d. 

Berenice, f. gr. (Berenik&, mazedon. ft. Pherenikz) 
weibl. Name: die Giegbringerin; Name der Ge- 
mahlin des ägypt. Königs Ptolemäus Euergetes 
im 3. Jahrh. v. Chr., deren ſchönes Haupthaar im 
Zempel der Aphrodite al3 Weihgejchenf nieder- 
gelegt und ſpäter unter die Sterne verſetzt wurde; 
dab. da8 Haar der Berenice, ein Sternbild am 
nördl. Himmel. 

Bergamaͤsken, pl. Einwohner der Stadt u. Land- 
ihaft Bergamo in Stalien; Bergamdsta, f. it. 
oder Bergamaske, f. fr. (fpr. mdsf) ein ital. 


Berfaglieri 


Bauerntanz; Bergamedes, pl. Bergamiſche Wand» 
teppiche. 

Bergamötte, f. it. (fr. bergamot, it. bergamotto, 
m. u. pera bergamotta, f. v. türk. beg-armudi, d.i. 
Fürſtenbirne, v. beg, bei, Fürft [f. Beg], u. armud, 
Birne) 1. die Füritenbirne, eine edle Art Birnen, 
melche aus der Türkei nad) Stalien verpflanzt und 
von da zu und gefommen jein fol; 2. die Berga— 
mottsZitrone, die birnförmige Frucht des VBer- 
gamottbaums, eine der Zitrone ſich nähernde Ab— 
art der Bomeranze, aus deren friichen Schalen Die 

berühmte Bergamötteſſenz oder das Berga- 
möttölin Italien und Frankreich gewonnen wird; 
3. im Altertum Name eines wohlriechenden harten 
Holzes, aus dem namentlich feine Hausgeräte her- 
geitellt wurden. 

Bergerac, m. fr. (fpr. berſcheräk) ein angenehmer 
franzöfiicher Wein, von dem gleichnamigen Bezirt 
an der Dordogne. 

Bergere, f. fr. (jpr. berfhähre) eig. eine Schäferin 
(v. berger, Schäfer, ml. bergarius, entjt. aus ber- 
bicarius, v. berbix, fr. brebis, Schaf =. vervex); 
ein gepoliterter Ruheſitz, bequeiner —— auch 
ein einfacher — Bergerette, f. fr. (pr. 
berſch'rett') eig. junge Schäferin; Schäfertranf, ein 
Getränt aus Wein und Honig; Bergerie, f. die 
Schäferei; auch Schäfer-Lied und «Tanz 

Bergregal, |. regal. Et 

Beriberi,n. eine ſchwere Blutkrankheit im nördlichen 
Afrika, mit Hautgeſchwüren und Lähmungen ver- 
2 (kommt auch in Auſtralien und Oſtindien 
vor). 

Berkan, ın. (it. barracano, fr. bouracan, ſpan. bar- 
ragan, mittell. barracänus, arab. Urſprungs; vgl. 
Barchent und Barrakan) ein aus Ziegenhaar und 
Wolle gewirktes Zeug. N 

Berkowetz oder Berkowitz, n. ruſſ. (berkowez) ein 
ruſſiſches Schiffspfund — 10 Pud = 400 ruſſiſche 
Pfund —= 163,805 kg. i 

Berlide, j. brelic. 

Berline, £. fr. ein im 17. Jahrh. in Berlin erfun- 
dener bedeckter Reiſewagen, welcher zurüdgeichlagen 
werden fann, Berliner Wagen; nad) ital. Gebrauch 
(berlina) auch 1. der Pranger, 2.der Mokierſtuhl 
in dem befannten Seielichaftsfpiel; Berlingot 
od. Brelinnot, m. fr. (ſpr. —längsh) ein Berliner 
Wagen ohne Korderfiß, halbe Berline. 

Berlingözza, f. it. (vgl. berlingare, viel plaudern; 
ſtark eſſen, ſchmauſen) Bauerntanz; Berlingoͤzzo, 
m. it. eine Art Eierkuchen. 

Berlodfe, f. (fr. breloque), da3 Uhrgehänge, An— 
hängjel; vgl. Brelogque. 

Berme, f. fr. (vom deutijhen Bram, Brame, 
Bräme, engl. brim, Rand) ein Wall-Abſatz, Wall- 
gang außen am Fuß des Walles. 

Berne, £. fr. 1. eine ausgejpannte Flagge, durch 
welche die Schiffsmannſchaft vom Lande an Bord 
zurüdgerufen wird; 2, ein Prelltuch, um jemand in 
die Luft zu ſchnellen — ein alt-franzöſiſches Spiel. 

bernesf, it. (bernesco) in der Weiſe des ital. Dich— 
ter3 Berni (der den verliebten Roland des Bo- 
jardo überarbeitete): launig, jcherzhaft. 

Bernhardiner, Bernhardinerinnen, = Bilter- 
zienjer (f.d.), nad) dem heiligen Bernhard von 
Clairvaux (im 12. Jahrh.) benannt. 

Bernoiie, f. fr. ¶ pr. —nodhi’) Berner Fang, 

Berri, m. ein früheres türk Wegemaß — / Agatſch 
oder Farſang = 1667 m. } 

Berjaglieri, pl. it. (pr. —alljeri; v. bersaglio, Biel, 
Scheibe) die Scharfſchützen im italienischen Heere. 


Berjerler 


Berferfer, m. altuord. Fabell. (vom altnord. ber-, 
Bär, u. serkr, Kleid, Hemd, Banzerhemd; alfo eig. 
Bärenkleid) ein gefürdhteter Kriegsheld, der uns 
geharnifcht, nur im Bärenkleid, in den Kampf ging, 


und defien zwölf Söhne, ſämtlich durd) rajende | 


Wut im Kampf ausgezeichnet; überh. Krieger, die 
durch Rauſch oder voritbergehende Rajerei in Wut: 
gefegt kämpften; dab. Berferfergang, ein ſolcher 
Kampf; Berjerferwut, wilde Kampfwut, Zorn— 
wut; Berjerferhaft, zornwütig. | 
Bertinifhe Knochen, die Hörner des Keilbeing, 
nach dem franz. Arzte Bertin benamtt.- 
Bertram, m. (au3 birtron, und diejes aus dem gr. 
yröthron, von pyr, Feuer, wegen ihrer hitzigen 
Beichnffenkeit; nicht zu verwechſeln mit dem rein 
deutſchen Namen Bertram, d. i. beraht-hraban, 
Slanzrabe, Brachtrabe) die Bertramfamille, Geifer- 
wurz, das Mutterfraut (Chrysanth&mum parthe- 
nlum); die Wurzel (Bertramsmwurzel, radix 
pyröthri) von ſcharfem Geſchmack und der Kamille 
ähnlicher Heilwirfung. | 
Beryil, m. gr. (beryllos, von präfritiid): veldriga, 
ſanskr.: vaidürya) = nl. Aquamarin, der Meer⸗ 
waſſerſtein, Meergrünftein, ein durchlichtiger, gelb- 
lichgrüner oder meergrüner Edeljtein aus der Gat- 
tung Smaragd; Beryllium, n. oder Glyeium, n. 
ein von Wöhler 1828 zuerit dargeſtelltes eigentiim- 
liches Metall, das mit Saueritoff verbunden die 
von Bauguelin 1797 im Beryll entdedte Beryll⸗ 
erde (Glycinerde od. Süßerde)bildet; Berylliſtit, 


f. die Kunſt, in einem Zauberfpiegel (aus Beryit) | 


die Zufunft vorherzujehen. 

Beſaͤn-Maſt, m: niederd. und holl. Hintermaft (ge- 
‚hört zu engl. mizzen, fr. mizaine, it.mezzana, da3 
eigentl. Mittelmajt bedeutet und vom I. medius 
herfommt); a seael (doll. bezaan), das Se- 
gel an diejem, Hinterjegel. — 

Beſchli, pl. türk (von baschly), hauptſächlich, und 
dieg von basch, Haupt) eine Art Freiwilliger zu 
Pferde, Leibwache des Großvezierd. 

Beichlif oder Beslik, m. türk, überh. das neuere 


| 
| 


türkiſche Gold und Silbergeld (jeit 1829), insbeſ. 
eine Silbermünge (Fünfer, —— ——— 
z Mk. | 


genannt) zu 5 Biajtern = 0,8983 Mk. 


Beſchores, |. B’ihores. | 


Besdin, n. (hebr. eig. beth-din, Gerichtshaus, ein | 


jüdiiher Gerichtshof, Judenrat. .. 


Beſeda, f. eine böhmiſche Quadrille, Nationaltanz | 


der jeineren böhmijchen Geſellſchaftskreiſe; Geſang⸗ 
verein. 


Beſemſchon, m. (Beſenſchaum) Wbzug für das, was | 
beim Ausleeren der Kijten oder Faͤſſer in diejen | 
hängen bleibt (befonder3 bei Rohzuder). l 

Beicitan,, m. (peri. basistän, 393. aus bassäsistän, | 
v. arab. bassas, ein Händler od. Kaufmann) in der | 


Türkei: der öffentliche Markt (Bafar); die Plätze 
der Kaufmannsbuden in Konjtantinopel. | 


Befogne, f. fr. (fpr. b’jönj’; it. bisogna) Geſchäft, 

Bejorgung; Befoin, n. (ſpr. b’joäng; it. bisogno) | 
edürfnis, der Bedarf, die Not; au besoin | 
(pr. o b’joäng), nötigenfalls; Kfipr. adresse au | 


das B 


besoin, Not- oder Hilfö-Adrefje, d. i. Anweiſung 
eines Wechſels an einen Dritten, falls der Bezogene 
die Annahme desfelben verweigern follte. Bi 
Befiemer-MetHode, f. ein vom Schweden Beffe- 
mer in London erjundenes Berfahren, zur Ent- 
fohlung und Reinigung des Roheiſens dürch Ein-' 


blajen von heißer Luft; daher VBeifemer-Metall, | 


Beilemer- Stahl 2c.;. Befjemer=Birne, f. das 
Heyſeb Fremdwörterbud. 21. Aufl. 





1 Betulin, n. nl. (vom 


Beurtſchiffe 


Gefäß, in welchem die — erfolgt; Beſſe⸗ 
mer⸗Prozeßz, m. das Beſſemer-Röſtverfahren. 
Beſteder, m. niederl. der Schiffsbaumeiſter od.-herr. 
: Beitie, f. I. (bestia) ein wildes Tier (in der Rſpr. 
bejtimmter Gegenjaß zu den Haustieren); ein Un- 
‚tier; auch: ein nmenkö; bejtiälifch (1. bestiälis, 
e), unmenſchlich, viehiſch; Beftialitieren, barb.-l. 
zum Vieh machen, vertieren; Bejtinlität, f. nl. 
rohes, viehiiches Betragen; bestiarii, pl. Tier- 
fümpfer im alten Rom; Bete, f. fr. (fpr. bäht'; 
urjpr. beste =. bestia) od. Veeft, n. engl. (ſpr. 
bihjt) ein Vieh, Rindvieh; unvernünftiger Menſch, 
Dummkopf; höte noire (pr. —nodhr), eig. ein 
jchwarzes Tier, d. i. ein Menſch, den alle Welt 
daßt, ein Abſcheu; die Bete, Kartenſp. die Spiel- 
5— der Strafſatz, der Einfaß oder da3 Geld des 
erlierenden; die Bete ziehen, den Saß od. das 
Spiel gewinnen; die Bete machen oder jeßen, 
jein Spiel verlieren oder labet werden; Betife, 
f. die Dummheit, Albernheit. 

Beteigenze (Batagenze), richtiger VBedelgenze 
(arab. bed feig. -ibt)-el-dschauzä, Schulter des 
Orion; vgl. Elgeuze), ein Stern erfter Größe im 
Orion (j. d.). | > 

Betel, m. oder Betelpfefier (piper betle L., male- 

bar. beetla-codi), ein Rankengewächs in Oftindien, 

nit rotjaftigen, bittern und wohlriehenden Blät- 
tern, die man, mit Areka gemijcht, zum. Kauen ir 

Büchſen und Beuteln bei fi) führt; vgl. Areka. 

: Betha, Bethe, Abkürzung von Elifabeth. 
Betiſe, ſ. Beitie. | 

Beton, m. fr. (fpr. —töng; frz. beton, mittellat. 

. betunium, v. l. bitümen, Erdharz, prov. betum, 

— betun) Gußmörtel, eine aus hydrauliſchem 
Mörtel u. Ziegelſtücken od. Kieſelſteinen beſtehende 
Maſſe, die anfänglich weich, darauf ſelbſt unter 
dem Waſſer erhärtet und Bauwerken zur feſten 
Unterlage dient; daher Gründung auf Beton; 
Heilk. die erſte dicke und trübe Milch nach der Ge— 
burt; Gifeubeton, m. Eijengußmörtel. 

Betonie, f.(l. betoniea; urjpr. feltifch: bentonica, 
aus feit. ben, Kopf, und ton, gut, d.i. Mittel für 
den Ropf, nämlich in der Form eines Schnupfen> 

mittels) eine — mit großen dunkelroten oder 
fleiſchfarbenen ꝛc. Blumen. 

Betti, f. weiblicher Perſonenname, ah bon 
Elijabeth und Babette, auch Bettine; in englilcher 
Form: Betty. ’ 

| Bettiponde, j. Spon 


113 


Dei 

I. betüla, Birke) der Birfen- 
fampfer, ein aus der Birkenrinde ausgejchiedener 
eigentüntlicher Pflanzenſtoff. 

Beunde, f. (mhd. biunde, althd. biunt, freie, einge- 
hegtes Grundſtück, verwandt mit mitielniederd. bi- 

wende, d. i. eingezäunter Plaß, eig.: was ſich her- 

ummindet, Zaun) ein Brivatgrundjtüd. 


| Benrre, m. ft. (fpr. böhr; I. butyrum) Butter; h. 


à la maitre d’hötel, Beterjilienbutter; b. & la 
ravigote, Rräuterbutter; b. d’anchois, Sardel- 
fenbutter; b.de Montpellier, Kräuterbutter (mit 
DD; Beurrd, m. fr. (pr. böreh; von beurre, m. 
Butter) die Butter oder Schmalgbirne; Beurrd- 
blanc, m., gew. f. (fpr. börehblang) die. weiße But- 
terbirne; Beurregris (pr. börehgrih), die graue 
Butterbirne. : 

Beurtſchiffe (pr. bört—; vom holl..beurt, Reihe, 
Ordnung), holländische kaufmänniſche Poſtſchiffe, 
Rangichiffe, die der Reihe nach zu gemiflen Zeiten 
ab⸗ und zufahren und das Vorrecht haben, Güter 
‚und Berjonen nach gewiſſen Städten und Gegenden 

8 


114 Beutel 


zubringen; Beurtmann vd. Beurtſchiffer Nang- | 


Ihiffer, Eigentümer eines ſolchen Schiffes. 

Beutel, m. dtich. (als Überfegung des türk. Wortes 
Kize, Kiſeh, Kefer) eine türkifche Summe von 
500 Biaftern oder Guruſch = 89,885 Mark. Der 
Beutel Gold (bei Geſchenken des Sultans) ent- 
hält 30000 Piaſter = 5390,7 Marf. 

Bevñe, k. fr. (pr. bewüh'; entftanden aus bes-vue, 
von dem romanischen, urfpr. keltiſchen bes-, bis-, 
ichief=, fehl, und vue) ein Berjeben, Fehler aus 
Unachtſamkeit, Mißgriff. 


Bewindhebber, m. holl. (von bewind, Verwaltung, 


Auficht)derBorfteher einer Hol. Schiffsausrüftung 

oder Handelsgejellichaft. 
Biris, f. av. (von bössein, duften) dev Huften. 
Bch, |. Bei 


Bezette, £. (pr. z wie ſ, gewöhnl. pl. ee m.ı 


(bezettes) vote Schminke, ſpaniſcher Flor, mit 
Eochenille ſtark gefärbte zarte Leinwand, Schminf- 
läppchen zum Rotſchminken und von den Buder- 
bädern zum Färben ihrer Waren gebraudt. 

Besiers, m. fr. (fpr. beijeh) eine Art weißer Bor- 
deaur- Weine von dem gleichnamigen Bezirk im 
Departement Herault. 

Bezöar, m. (fr. bezoard, arab. bäzahar, bädizahr, 
vom perf. bädzahr, pädzahr) eig. Gegengift, der 


Bezoarſtein, Ziegenftein, ein fteinähnlicher Körper, | 


der jich in den Magen verjchiedener Tiere, 3.8. der 
Bezovar-Antilope, auch Paſan — 
findet und ehem. als ſchweißtreibendes Heilmittel 
gebraucht wurde; Bezoardica, pl. nl. Gegengifte. 

bi«, I. in Zuſammenſ., |. bis. 

Binifement, n. fr. (pr. biäf’mdng) f. (von biaiser, 
ſchräg od. schief gehen; biais, Schien die Kriimmung, 
das Abmweichen von gerader Linie; Ausweg, Um- 


ſchweif, Winkelzüge; biaiſieren, von der geraden | 


Linie abweichen. 
Biamböoͤnies, pl. oſtind. Gewebe aus Baumbaſt. 
bianco, it. = fr. blane. ? 
Biandrie, f. L.-qr. (v. lat. bi- für bis, u. gr. aner, 
Gen. andrös, Mann) die Zweimännerei, da3 un- 
geſetzliche „gleichzeitige Verheiratetſein einer Frau 
mit zwei Männern. | 
biapikuliert, nl. (v. bi- für bis, u. apiculus, Verkl. 
von apex, Gipfel) ziweigipfelig, zweiſpitzig. 


Blarchie, f. L-gr. (v. [. bi- für bis, f. d., u. gr. arche, | 


Herrſchaft) die Doppelberrichaft, das gleichzeitige 
Regieren zweier Herricer. 

Bidrde, f. eine von Biard erfundene Webmaſchine. 

biartifultert (1. Artikel), Doppelgelenfig. 

Bidije, £. fr. vohe levantijche Seide. 

Bibale, bibamus, Bibar, |. bibere. 

Bibel, f. gr. (biblos, f., biblion, n., Buch, pl. biblia, 
woraus im Deutjchen die Bibel als Sing. ent- 
ſtanden tit) die heilige Schrift, eig. die heil. Schrif- 
ten, l. biblia sacra; biblia pauperum, Armen— 
bibel (dte auf 50—60 Tafeln Darjtellungen aus 
der Bibel mit Erflärungen enthält); Biblizität, 
f. die Bibelmäßigfeit, Schriftmäßigfeit in Predig— 
ten; Bibliognoſie, f. die Bücherkunde; Biblio— 
gnöft, m. ein Biiherfenner; Bibliograͤph, m. gr. 
ein Bücherkundiger; Bibliographie, f. Bücher- 
funde, innere und äußere Kenntnis und Beſchrei— 
bung von Büchern, alten Handichriften 2c.; biblio— 
graͤphiſch. bücherkundlich; Bibliolatrie, f. die 
Bibelanbetung, Bibelvergötterung; Bibliolithen, 

pl. gr. Blätterabdrüde auf Stein; auch die durch 

vulkaniſche Ausbrüche verfohlten Handichriften ; 

Bibliologie, f. gr. 1. die Lehre vom Bücherweſen, 





Bicho 


Bibel; auch wohl Abhandlung über Bibelausgaben; 
Bibliomaͤne, m. gr. ein eifriger Bücherſammler, 
Büchernarr; Bibliomanie, f. die Bücherſucht, beſ. 
die Jagd nach ſeltenen oder durch zufällige Umſtände 
merkwürdigen Büchern; Bibliomantie, k. gr. das 
Weisſagen aus aufgeſchlagenen Bibelſtellen; Bi⸗ 
blivphit. m. gr. ein Bücherfreund; Bibliophilie, 
f. die Bücherliebhaberei; Bibliopöte, f. die Kunſt 
Bücher zu fchreiben, Sihriftftellerei, auch Buch⸗ 
‚macherei; Bibliopdla, m. ein Buchhändler; bi— 
bliopdliſch. buchhändleriſch; Bibliorhapt. m. 
(vont gr. rhäptein, zuſammenfügen, nähen, fliden) 
Sammelmappe; Bibliotaͤph, m. gr. ein Bücher- 
vergiaber, Bücherbeſitzer, welcher diefelben nicht 
gern mitteilt; Bibliothẽt, f. gr. (bibliothek6, von 
thaks, Behältnis, [.bibliothöca) Bücherei, Bücher- 
mama Bibliothekär, m. der Verwalter oder 
oriteher einer Bibliothek, Buchwart; Biblio— 
thelographie, f. die Wiſſenſchaft von dem Büche- 
reiweſen; freie Öffentliche Bibliothek, nad) eng- 
liſchem und amerifanischem Vorbild eingerichtete 
Volksbibliothek, die nicht nıre fiir Arbeiter, fondern 
auch für Schriftiteller, Künstler, Gelehrte, Beamte 
uſw. bejtimmt ift und demnad Literatur für alle 
Kreife einer Nation darbietet (engf. free public 
library); bibliotiſch, ſchriftmäßig; Bibliſt, m. 
ml.(biblista) ein Bibelerklärer, Bibelkenner; einer, 
der ſich bloß an die Bibel hält, ohne Rückſicht auf 
Tradition; Bibliſtik, f. die Bibelkunde. 
biböre, l. trinken; bibere ad numẽrum, beim Ge- 
ſundheittrinken eine beſtimmte Anzahl Becher leeren; 
bibẽro ad nomen, nach dem Namen trinken, oder 
b. Graeco möre, nach griechiſcher Sitte trinfen, 
mern man auf jemands Wohl fo viel Becher trinkt, 
als fein Name Buchſtaben enthält, oder man ihm 
noch Lebensjahre wünfcht; bibe, trink! bibamus, 
laßt und trinken! getrunfen!; Bibäle, n. nl. ein 
Trinkgelag;pl.Bibalien, Trinfgelage;aud Trin!- 
gelder, = Sporteln; Bibax od. verkl. Bihnch- 
fus, m. l. ein Zecher, Zehbruder; Bibacität, £. 
nl. die Trunkſucht; Biberon, m. fr. (ſpr. —töng) 
ein Trinker, Zecher; auch eine Saugflajche. 

Bibernelfe, f. (hol. bevernel) Name einer Pflanze, 
— Bimpinelle, ſ.d. 

Bibi, m. ein Frauenhut mit Fleinem Schirme; auch 
ein Männerhut mit ſchmaler Krempe. 

Bible-communists, m. pl. engl. amerifan. An— 
bänger der Oneida-Commune, ſ. d. 

Bibliognojie 2c., — Bibliſtik, |. Bibel. | 

Biblolithen, pl. gr. (von biblos, Baumrinde, Baſt) 
Baumrinden-Berfteinerungen. 

Bicamerismus, m. nl. (von bi-, f. bis, u. camera, 
Kammer) das Zweikammer-Syſtem in der Staats- 
regierung. N 

Bicephalium, n. I.-gr. (von bi-u. dent gr. kephäle, 
Kopf) Heilt. eig. ein Doppeltopf, eine große Kopf- 
Geihwulit; Bieephäfiich, doppeltöpfig; Wireps, 
m. l. (von bi- u. caput, Stopf) zwei⸗ oder doppel⸗ 
föpfig, mit zwei Gefichtern, Beiname de3 Janus; 
Heilf. der zweiköpfige Muskel am Oberarm. 

Bieötre, n. N (ſpr. bißät'r) ein Spital und Irren— 
Haus bei Paris urfpr. ein vom Biſchof Johann von 
Wincefter erbautes Schloß, und daher der Name, 

Biche, k. fr. (fpr. bihſch') eig. Hirſchkuh, Hindin; ein 
Freudenmädcden. h 

Bichet, m. ( or bifcheh) ein altes franzöſiſches Korn⸗ 
maß, Scheffel. 

bichlorätum cupri, I. Scheidef. doppeltes Chlor- 


| kupfer. 
2. Lehre von der Überlieferung und Bedeutung der | Bicho, m. ſpan. (ſpr. bitſcho) und port. ein Daut- 


Bichon 


wurm; bicho del culo, eine dadurch ‚erzeugte 
Krankheit in Peru, Brafilien :c., beitehend in 

‘ brandiger Berderbnig des Afterd. : 

Bichon, m. fr. (ſpr. biſchoͤng; abge. fiir babichon, 

- Heiner Hund. und dies von babiche, Heine Hündin) 
ein Schoßhündchen; bichonniert, lodenhaarig. 

Bihromat, n. doppeltchromſaures Salz. 

Sicinium, n. [. (von bi- u. can£re, fingen) pl. Bi⸗ 
cinien, Tonf, ein zweiltimmiges Singjtüd, = 
Duett; auch ein Tonftüd für zwei Trompeten od. 
Hörner; bieölor (vgl. color), Bot. zweifarbig; bi⸗ 
tonfad, ni. (vgl. konkav) auf beiden Seiten Bohl- 
rund; bilonver, auf beiden Seiten runderhaben. 

Bicoque, £. fr. (jpr. — ESP; ital. bicocca, ſpan. und 
lebe) eine fchlechte Kleine Feſtung, elendes 
Städtchen, Neft. | ’ 

Bicorniger, m. zwei Hörner tragend, der Zwei— 
hörnige, Beiname des Bacchus (von Iat. cornu, 
Horn), |. Bilornen. 

bieqnetieren, |. bifettieven. = 

Bichele, m. fr.engl. (ſpr. bißickl' oder bat-Bidl; v. 
Y. bis, zweimal, u. cyclus, Kreis, Rad) ein Zwei— 
rad; Bicyelift, m. der Zweiradfahrer, Radfahrer. 

Bidactijlus, m. lat.-gr. (vgl. Daktylus) ein zwei⸗ 
sehiger Bogel; Bidens, ın. I. (bidens, ziveizähnig) 
ein ziweizadiger Haken; auch eine Pflanze: der 

Bidell, (Bed ell. Zweizahn. 

Bidcry, n. engl. (fpr. beidri), eine Metallmifchung 
aus Kupfer, Zink, Blei und Zinn, die gu ſchwarzen 
mit ®old- und Silberzeichnung ausgelegten Guß⸗ 
waren verarbeitet wird. 

Bidet, ın., gew. n. fr. (fpr. —deéh; it. bidetto) ein 
Klepper, Heines Pferd; eine Kleine et od. 
Blechwanne (bei Wafchungen der Frauen ange— 
wandt), Frauenbeden, Badefchemel; ein Sitzbad; 
Schraubited, Feilkolben. 

Bidũum, n. I. (von bi- und dies, Tag) eine zivei- 

. tägige Friſt; intra bidüum, binnen zwei Tagen. 

Bi-ce, d. i. die Abfürzung B. A., m. engl. ein Ba- 
chelor of Arts (fpr. bätjieh’U’r), = Bakkalaureus 
(f. d.), in England der unterfte afademifche Grad, 
der nach mindestens dreijähriger Studienzeit durch 
eine Prüfung erreicht wird. 

Biclopaichst, pl. rufi., j. Belopaſchzen. 

bien, fr. (biäng; = I. bene) twohl, gut; als Hauptw. 
das Wohl, Gut; bien publie,n. (pr. —pilblit) das 
öffentliche Wohl; Bienfaiſance, f. fr. (pr. —fä- 
fangh’) die Wohltätigkeit; Bienfaiteur, m. (pr. 
—jätöhr) der Wohltäter; Bienſeance, f. ft. (fpr. 
— biängßecingß') Wohlanſtändigkeit; Bienfeant 
(fpr. —Bedng), wohlanftändig, Ihidlih; Bien— 
beillance, f. fr. pr. —wejdng’) Wohlgewogen- 
heit; bienbeillant (pr. — twejang), wohlgewogen; 
bienvenu (jpr. biängw'nüh), willfommen. 

Biennial, n. engl. pr. baienneöll), zweijährig; 
Bferderennen, bei dem die abgeichlofjenen Bedin- 
gungen zwei Jahre gelten. 

Bienninm, n. I. (von bi- u. annus, Sahr) ein Zeit- 
zaum von zwei Jahren; Biennäl, zweijährig; 
Biennalien, pl. zweijährige Pflanzen. 

bien pubiie, Bienfdance, bienvenu, j. bien. 

Bieiter, ſ. Biiter. 

Bifang, m. (vom althochd. bifangan, befangen, ein— 
ſchließend umgeben) ein jchmales, gleichſam einge- 
grenzte3 Aderbeet zwiſchen zivei Burchen; ein ein- 
gefriedigtes Feld; auch ein beftimmtes Feldmaß. 

biferiich, I. (bifer, v. bi- u. ferre, tragen) zweimal 
Im Jahre Frucht rragend od. blühend; bifidriſch, 
nl. (von flos, Gen. floris, Blüte) zweiblütig; Bi— 
doftum, n. ııl. (v. folium, Blatt) dag Zweiblatt: 


Bilarbonat 115 
bifoͤliſch, zweiblätterig; hifoörm, I. (biförmis, e) 
doppelgeftalti ‚ zweigeitaltig; Biformitat, f. nl. 
‚die Doppelgeftalt. 

Bifilär, I. (v. bis, zweimal, und filum, der Faden) 
zweifädig, an zwei Fäden hängend; Bifilär-Ma— 
anetometer,m.ein horizontal an zwei Fäden auf- 
gehängter Magnetitab, der als Magnetfraftmeffer 
dient und mit Hilfe deffen die Veränderungen in 
der Stärke de3 Erdmagnetismug erfannt werden, 
— netkraftmeſſer; Bifilarwickelung, 
Zweifadenwickelung, bei der der elektriſche Strom 
Die Windungen in entgegengeſetzter Richtung durch- 
läuft und nach außen hin feine eleftromagnetifchen 
Virfungen ausübt. 

Bifrons, m. l.(von frons, Stirn) der Doppelftirnige 
Deiname des Janus. 
Bifröſt, altnord. (v. bifa, bebei, zittern, und röst, 
Strede, Meile) Fabell. die Negenbogenbrücde, 

twelche den Himmel mit der Erde verbindet. 

Bifurkation, f. nl. (v. I. bifurcus, zweizadig, von 
bi- und furca, Gabel) die gabelfürmige Spaltung 
in zwei Aſte oder Baden, Gabelung. 

Biga, f. 1. (zgez. aus bijuga, dv. jugum, Soc, Ge- 
ſpann) ein Zweigeſpann. 

Binado getrocknete Puppen von Seidenraupen (als 
Sogelfutter verwendet). 

Bigamie, f. L-gr. (von bi- u. dem gr. gamos, Ehe) 
die Doppelehe; bigaͤmiſch, Doppeltvermählt; Bi— 
gamijt, m. der Main zweier Frauen (mie der Graf 
von Sleihen); Bigamiftin, f. eine Frau, die zwei 
Männer zugleich hat. 

Bigarade,f.fr.(fpr.bigardd) die bittere Pomeranze. 

bigarrieren, fi. (bigarrer, v. nl. bivariäre, v. bi- 
varjus, zwiefach verichieden; oder von dem roma- 
nischen, uͤrſpr. keltiſchen bes, bis, jchief, und carre, 
Biered, aljo mit unregelmäßigen Vierecken) bunt- 
ſcheckig machen, malen oder auszieren; bigarre, 
buntichedig, fprentelig; Bigarrüre, f. das Bunt- 
icheefige; Bermifchung edler und unedler Ausdrücke 
im Sprechen und Schreiben; Bigarreau, m. (ſpr. 
bigarröh) oder Bigarelle, f. die ſpaniſche Kirſche 
oder bunte Herzkiriche.- | * 

bigeneͤriſch, I. (bigener, v. bi- u. genus, Geſchlecht) 
zweigeſchlechtig, zwitterhaft. 

Biglietto, ın. it. (pr. biljetto; vgl. Billett) ein Brief— 
chen, auch Schein, bei. Papiergeldichein, 3. B. bi- 
glietto di einque (fiorini), ein Fünfguldenſchein. 

Bigmouth, n. engl. (jpr. bigmaußh, von big, groß, 
did, und mouth, Mund, Maul) Großntaul. 

Bignonia, f. eine nach dem Abbe Bignon benannte 
Pflanzengattung, bei. B. catalpa, ver japanijche 
Trompetenbaum. 

Bigoͤnzio, Bigonzo, m. it. (v. bigoncia, Kübel) ein 
älteres italienijches Weinmaß = 50 1. 

bigoͤtt (erit im Nhd. aus fr. bigot entlehnt und in 
der Schreibung an das deutiche Gott angelehnt) 
ſcheinheilig, frömmelnd; ein bigotter Menſch od. 


- Bigot, ein Frömmler; eine Bigote od. Bigotte, 


Betichweiter; Bigotterie, kFrömmelei; bigottie— 
ren, barb.A. frömmeln; Bigottismus, m. (fr. 
bigotisme) der Hang zur Frömmelei. 

Bijon, m. u. n., pl. Bijoux, fr. (pr. biſchüh; dv. 1. 
bi-, bis, und joyau, f. Sumel) das Kleinod; mon 
hijou (er. mong—), mein Kleinod: daher Mon- 
bijou, Name von Ruftichlöffern; Bijonterie, f. 
Schmuckware, Befchmeide, Koſtbarkeiten; nament- 
lich Heinere Schmuckſachen, auch: Schmudwaren; 
Schmucdwarenhandel;B.-Urbeit, Shmud-Arbeit; 
Bijontier, m.(fpr. bijyutjeh) der Schmudhänöler. 

Bikarbongat, n. doppeltfohlenjaures Salz; bicar- 

8* 


116 bilettieren 


bönas enlicus od. potassae, I. Scheidel. doppelt⸗ 
fohlenfaures Kali; b. natricus od. sodae, dop⸗ 
peltfoblenfaures Natron. 
bifettieren, fr., Gold oder Silber auf der Schnell« 
twage (frz. biquet, m.) abwägen; faliche Münzen 
Bilonjugiert, Doppeltgepaart. 
Bitornen, pl. lat. (von fat. bi-cornis, zweihörnig, 
von cornu, Horn) zweihörnige Tiere; bikorniſch. 
doppelhörnig. F 
Bilance (ipr. bilaͤngß) od. Bildnz, f. (it. bilancio, 


m.,v.fr.bilan,m.,it.bilancia, Wage, Gleichgewicht, |: 
Billett, n. fr. (fpr. biljett; Verkl. v. norm.fr. bille 


u. dies dv. 1. bi-lanx, vgl. Balance)Kfipr. die Ver⸗ 
gleihung der Einnahme u. Ausgabe beim Schluß 
einer Rechnung, die von Zeit zu Zeit vorgenom- 
mene Schlußrechnung oder Ausgleichung von Ge— 
winn und Verluft, der Überjchlag, Rechnungsab- 
ihluß; Vermögensausweis; auch: die Saldie- 
runlg, der Saldo; bilanzieren, jih ausgleichen, 
fich heben; abfchlicgen; Unterbilanz, Tehlbetrag. 

Bildänder oder Bylander, m. (vgl. 
Binnenländer, ein fleines zweimajtiges Yahrzeug 
zum WVarentransport auf Flüſſen u.Binnenmeeren. 

Bilateräl, nl. (v. bi- u. latus, Gen. latöris, Seite) 
zweifeitig, nach zwei entgegenjtehenden Seiten zu 
gerichtet; Bilaterälsfontraft, n. ein gegenfeitig 
verpflichtender Vertrag. 

Bilboquet, m. vd. n., fr. (fpr. bilbokeh; von bille, 
ſ. d. u. altfr. boquet, bochet, Heiner Mund, Heine 
Höhlung, um den Ball wie in einem Becher auf- 
gufangen) ein Sn eünger, ein Spielwerfzeug; ein 

echerjpiel; ein Gaufelmänncdhen oder Steh-auf; 
ein Holz; zum Goldauftragen beim Vergolden. 

Bildam, m. hebr. Name: ein Volksbeſieger; Ver- 
winjcher, ein von den Moabitern zur Verfluchung 
Iſraels berufener Prophet; über ihn und feine 
redende Ejelin vgl. 4. Mof. 22 u. 23. 

Bilge, m. engl. (Ipr. bildieh, von bilge, Bauch eines 
Faſſes, flacher Boden in der Mitte des Schiffes) Kiel- 

Bilimbi, ſ. Averrhoe. [raum eines Schiffes. 

Bilinguifch, lat. (bilinguis, von lingua, Zunge, 
Spradje) ziweilprachig, zwei Sprachen redend; auch 
99 

bilis, f. l. die Galle; atra bills, ſchwarze Galle (vgl. 
Atrabilität u. Melancholie); biliär oder biliär, 
nl. die Galle betreffend; Bilids (I. biliösus, a, um, 
fr. bilieux), gallſüchtig; Bilin, n. Sceidel. der 
Hauptbejtandteil der Galle; vilifnivin. n. ıl. 
(fulvus, rotgelb) das Gallengelb, der rotgelbe Sarbe- 
ſtoff der Galle; Biliverdin, n. l.-fr. (verd, grün) 
das Gallengrün, der grüne Farbſtoff der Galle. 

Bin, f. engl. (normal-fr. bille, mi.billa, Nebenform 
zu bulla, d. i. Urfundenfiegel, befiegelte8 Blatt, 
nicht v. libellus) Gefegantrag, Gejegentwurf, der 
erjt nach dreimaliger Borlefung und Billigung in 
beiden Häuſern ald Barlament3afte dem König 
vorgelegt wird; in weiterer Bedeutung überhaupt 
Heine Schrift, Schreiben (Billett), Schein, 
Wechſel 2c.; bill of complaint (fpr. fomplehnt) 
oder indietment, die Klageichrift; b. of credit, 
Bürgebrief, offener Wechſel; b. of exchange ({pr. 
ekstſchehndſch) Wechjelbrief; b. of exchequer, ſ. 
Erdheguerbill; b. of lading (ipr. lehding), 
Frachtbrief, Ladeihein; b. of mortality (jpr. 
— mortelliti), ein Totenſchein; eine Sterbelifte; b. 
of privilege (jpr. priwwiledſch), ein Berhafts- 
befehl gegen Anwälte und Gericht3perjonen; b. 
of rights (pr. —reits), die Nechtsverbriefung, 
engl. Zreiheitsurfunde vom Jahre 1688. 

Bill, m. (engl. Eigenname: Abkürzung von William, 
eigentl. = Bil), Willy, Wilhelm. 


lausſchießen. 


ellande) holl. 


bimembriſch 


Bille, £. fr. (ſpr. bij’; it. biglia) eine kleine Kugel 
von Stein, Marmor ꝛc.; bef. die elfenbeinerne 
Spielkugel od. der Spielball zum Billard; Billard, 
n. (ſpr. bijähr, gew. billjard) die Balltafel,. das 
Balltafelipiel (erfunden in Sranfreihim17.Jadrh.); 
billardieren (fr. billarder), beim Billardſpiel den 
Ball bei einem Stoße mit dem Qucue zweimal be- 
rühren, auch beide Bälle fprengen; von Pferden: 
bein: Gehen die Borderfühe auswärts werfen. 

— — n. frz. (pr. bijedůh), ein ſüßes Brief- 
chen, ein Xiebegbriefchen. 


= engl. bill) ein Briefchen; ein Schein, Zettel; 
Eintrittskarte; Fahrſchein, Fahrkarte; Einquartier- 
od. Verpflegeichein, Hauszettel; in der Handl. ein 
Schein, Shuldichein, Handichein über eine Schuld, 
aud) ein os; billet A ordre (ſpr. —ord’r), ein 
eigener, d. i. an den Ausſteller ſelbſt zahlbarer 
Wechſel; b. au porteur (ſpr. — portöhr), ein an 
den Inhaber Hd. Borzeiger zahlbarer Schein; b. 
d’amour, fr. (pr. beieh damuͤhr) vder b. deux 
(pr. —duͤh) ein Liebesbriefchen; billet de corre- 
spondance (ſpr. körreſpongdaingß), Brieftarte; b. 
de faveur (ſpr. — fawöhr), ein Empfehlungsbrief; 
Kfipr. Schuldfchein über empfangene Waren oder 
Geld; billettieren, (fr. billeter), Waren mit Preis- 
zetteln verichen; mit Herberg-Betteln verjehen, die 
Quartierzettel für die Soldaten Schreiben u. ihnen 
ihr Quartieranmeilen; Billettier- Aust, Herberge: 
over Berpflegungs-Amt; Billettenr, m. fr. (ſpr. 
billjetöhr) der Zettelichreiber fürdie Truppen; auch 
der Berfäufer der Einlaßfarten bei öffenti. Schaue 
ſpielen 2c.; Kartenausgeber; Billetteuſe, f. Schal- 
terbeamtin, Rartenausgeberin; Paſfſagierbillett. 
Fahrkarte; Retonrbillett, Rüdfahrkarte, Rück— 
farte: Billettur, f.Rartenausgabe, Kartenjchalter. 

Billtarde, f. = 1000 Milliarden. 

Billten, f. (fr. le billion, v. !. bi-, bis, zweimal, nach 
der Analogie von Million gebildet) tauſendmal 
‚taufend (od. eine Million) Millionen; bei den Fran⸗ 
zojen nur tauſend Millionen = Milliarde. 

Billon, ın. fr. (fpr. bijöug; altſpan. billon, neu⸗ 
jpan. vellon, it. biglione, wahrſch. v. fr. bille, Kugel, 
Klo, d. 1. Geld von geringerem Metall, bejond. 
Kupfer, in Klumpen oder diden Stüden) Kupfer— 
geld, od. nur mit wenig Silber vermifchtes Kupfer- 
geld; bei. auch jchlechtes, nicht vollhaltiges Silber- 
geld, Kippergeld; Billon-Gold, Silber, Gold 
od. Silber, welches mehr als die Hälfte Zufaß hat; 
billonnieren (fr. billonner), mit fchlechtem oder 
entwertetem Gelde Geichäfte machen; Billonnage, 
f., r. n. (fpr. —ndhieh’) der verbotene Handel mit 
schlechtem Gelde, die Kipperei u. Wipperei; Bils 
lonnenr, m. (fpr. —nöhr) der dieſen Handel 
treibt. 

Billot, n. fr. (ſpr. bijöh; v. bille, Kugel, Kloß) ein 
runder Klotz, Hadelloß; die Stange der Koppel» 
pferde; der Klöppel am Halje beigiger Hunde. 

bimauiſch, ni. (bimänus, von bi- u. manus, Hand) 
„weihändig. z Mer 

Bim-Baſchi oder Binbaſchi, m. türk. (eig. bing- 
baschi, von bing, taufend, und bäsch, Haupt) ein 
Anführer von Taufend, Oberſt (im Heere); nad 
Moltke (Gef. Schriften Bd. VII, ©. 121 Anmerf.) 
„Herr über Taufend”, Major. ; 

Bimbeloterie, f. (jpr.bängb—; v. bimbelot, Epiel- 

eug, ein Kinderwort, v. bambin, Fleines Kind) die 
Elder: der Spielwarenhandel. 
bimembriich, I. (bim&mbris, e, v.bi- u. membrum: 
Glied) zweigliedrig, dDoppelgliedrig. 


Bimetallismns 


Bimetallismus, m. il. (von bi- ı. metallum) die 
Doppelwährung. * 
Bimenſis, m. oder Bimefter, n. I. (bimestre, sc. 
tempus) ein Zeitraum von zwei Monaten. 
binär, I. (binärius, a, um, von bini, je zwei; fr. 
binaire) zweiteilig, in zwei veifallend; binariſche 
Rechenkunſt, = Dyadik; binieren, nl. zweimal 
an einem Tage Mefle leſen; Binocüũlum, n. nl. 
(vgl. ocölus), fr. Binocle, n., eig. m. (jpr. binokl) 
7 z. B. Lorgnette für beide Augen; 
auch =BinsenlärsTeleftöp, n. L.-gr. ein Doppel- 
ferntohr. 
binominäf, I: (v. bi- u.nomen, Nanıe) zweinamig. 
Binomium od. Binöm, n. lagr. (v. bi- u.nömos, 
f. Nomos 2.) eine zweigliedrige Zahlengröße (3.8. 
+ b); ein ziveigliedriger Ausdrud; binoͤmiſch 
od. Binomiäl, ziweigliedrig; auf ein Binom be- 
züglich; binomifher Lehrſatz, die Entwicklung 
der allgemeinen (nten) Potenz eine Binoms in 
einer Reihe; die Koeffizienten in diefer Reihe heißen 
Binomial-Koeffizienten. 
Binubus, m. l. ein doppelt Verheirateter. 
Biodarithmẽtik, f. % (von bios, Leben, u. Arith- 
metif, j. d.) die Berechnung der Lebensdauer; 
Biodesmus, m.gr.(v.desmös, Band) Heilk. Lebens⸗ 
band; Biodhnaͤmil, f. (vgl. Dynamik) die Lehre 
von der allgemeinen Lebenstätigfeit; hiogenetiſch, 
die Lebensentwidlung betreffend; Biogrdph, m- 
ein Lebensbeſchreiber; auch: eine päotogranbliche 
Darjtellung fi) bewegender Perſonen und Gegen: 
ttände = finematograph (f. d.); Biographie, 
f. die Lebensbeichreibung, Lebensgeſchichte, der 
Lebenslauf; biograäphiſch, lebensbeſchreibend; 
lebensgeſchichtlich; Biogräphik, f. die Kunſt, 
Lebensbeſchreibungen zu verfertigen; Biologie, k. 
die Lebenskunde, Lehre von den Lebenserſchelnun— 
"gen; Elektro-Biologie, Wiſſenſchaft von den elefs 
triihen Lebensbedingungen der lebenden Tiere 
und Pflanzen; bioloͤgiſch, die Lebenslehre betref- 
fend, lebensfundlich; Biolychnion, n. (v. lychnos, 
- Reuchte) das Lebenslihtchen, eine aus menschlichen 
—— abergläubiſchen Zwecken bereitete Flüſſig— 
teit; Biomagndtismus, m. = tieriſcher Mag⸗ 
netismug, |. d.; biomagnẽtiſch, denjelben be- 
treffend; Biomantie, f. Yebensweisfagung, Bor. 
— — der Lebensdauer; Biometrie, f. 
erehnung der wahricheinlichen Lebensdauer (bei 
‚Zebensveritcherungen), Sterblichkeitsrechnung; 
Bionomie, f. die Wiſſenſchaft von den Gejegen 
des Lebens; Biophänomenologie, f. gr. die Lehre 
von den Lebenseriheinungen; Biophön, n. Appa- 
rat zur Vorführung menſchlicher Stimmen und 
ſprechender u. jingender Bhotographien; Bioffop, 
n. Apparat zur Vorführung von Photographien 
in lebendiger Bewegung; Biofkopie, f. die Un- 
terſuchung über die Lebensfähigkeit eines Ge- 
Ihöpfes; efeftriihe Bioffopie, Nachweis des 
Todeseintrittes mittels eines elektrischen Stromes; 
Biojophie, f. Lebensweisheit; Bioſtätit, f. die 
Zehre von der Gefundheit und wahrſcheinlichen 
Lebensdauer des Menjchen unter beftimmten Ber: 
hältniſſen; Biotomie, f. die Lehre von den Lebens» 
abſchnitten; auch die Zergliederung lebendiger Tier- 
förper. ag - [30,81 a. 
Biolfe, f. it: ein früheres Feldmaß in Parma — 
Biondetta, f. it. = Blondine, j. unter blond. 
bipartieren, I. (bi-partire) halbieren; 'Biparti- 
- tion, f. nl. die Weyer 
Biped, m. (f. bi-pes, Gen. bipedis), pl. Bipeden, 


.-.-. ’ 


zweifüßige Tiere Zweifüßler; bipediſch, zweifühig; 


— —— — — — — — — — — — — — —— — —— — — ——— — — — — — — —— — — — — —— —— — — —— —— —— —— — — —— 


Bismarpfund 117 


bipedäl (I. bipedälis, e) zwei Fuß lang od. breit, 
zweifußig. ar | 

bipolär, zweipolig. | | 

Biquadrät, n. Größenl. die vierte Potenz einer’ 


Zahl oder Größe; biquadratiſche Gleichung, 
Gleichung vierten Bes 16 6 s 


biquetieren, fr. ſ. bifettieren. 


Birago, m. Kripr. eine Art leichter Feldbrücken, 
nach den Erfinder, dem öſterreichiſchen Brigadier 
K. dv. Birago, benannt. — 

Bireme, f., pl. Birẽmen, I. (birẽmis, von bi- u. 
remus, Ruder, ein zweirudriges Schiff; Schiff mit 
zwei Nuderbänfen, Doppelruderer. F 

Biribi, n. fr. (it. biribisso, verw. mit birillo, Kegel; 
vgl. bask. biribilla, rund) ein in Italien übliches 
Glücksſpiel mit 64 Kugeln, die aus einem Sad ge 
griffen werden. | 

Birotine, f. fr. (ſpr. birotin’; fpan. birotina, wahr- 
jceinl. jo genannt, weil fie von Bairut, einem be- 
deutenden Handelsplage an der ſyriſchen Küfte, 
kommt) eine Art Zevantiicher Seide. — 

Birrus, m. fpätl. (vom altatl. birrus, burrus, gr. 
pyrrhos, feuerfarben, rot, v. gr. pyr, Feuer) ein 
rotes Oberfleid, Regenmantel; im Mittelalter über— 
haupt für Oberfleid, Gewand. 

Birutiche, ſ. Barutide. 

bis, [. (aus duis entit. von duo) Tonk. zweimal, 
Doppelt, noch einmal; bis dat, qui cito dat, |. 
„voppelt gibt, mer gleich gibt”. In — 
ſetzungen ſteht für bis bloß bi-; daher: biceps, bi- 
color, bidens ıc. 

Bifam, m. (althd. bisamo, bisam, bisem, mittelt. 
bisamum,v.hebr.besem, Wohlgerudy, Balfamduft) 
ein ftarf und angenehm riechender dicker Saft, bei 
manchen Tieren, bei. dem Moſchustier od. Bi- 
a ch, in einem Beutel in der Gegend des 

fters enthalten, zum Wohlgerud) und zur Stär- 

fung der Nerven gebraucht und gewöhnlich Mo- 
ſchus genannt; Bifamrage, |. Desman, Bis 
ſamſchwein, ſ. Befari. _ 

Biſchof, m. (aus dem gr. episcöpos) eig. ein Auf- 
jeher; erſter Vorſteher einer chrütlichen Gemeinde 
(Diözefe), die eine Anzahl von Bfarreien begreift; 
auch ein aus rotem Weine, en u. zerſchnittenen 
bitteren Pomeranzen oder Pomeranzenſchale be— 
reitetes Getränk. 

Biſe, f. fr. (ml. bisa) der Nordoſtwind. 

Bilcan, m. fr. (pr. —j6h; v. fr. biais, fchräg, ſchief, 
ſ. Biaifement) eine Schrägfläche, ſchiefe Kante od. 
Bahn, abgeichliffener Rand ;Lefze einerOrgelpfeife. 

Bifeftion, f. nl. (vgl. sectio unter jezieren) Zwei⸗ 
teilung; Biſegment, n. die Hälfte einer geteilten 
Linie; bifegmentäbel, zweiteilbar; Viſegmenta⸗ 
tion, f. die Teilung in zwei gleiche Teile. 

biſextil, I. (bisextilis) einen Schalttag enthaltend; 
annus bisextilis, ein Schaltjahr (von 366 Tagen). 
Der Name entjtand aus bi-sextus, weil der 6. Tag 
vor den Kalenden des März (d. t. der 24. Februar), 
Tag der Vertreibung der Tarquinier, nad) Cäjars 
Verordnung im Schaltjahre doppelt gezählt wurde. 

bifeguell, neul., zweigejchledhtig. 

Bisfotin, n. fr. (jpr. bisfotäng; it. biscottino, 
v. biscotto, fr. biscuit) kleines rundes.Zuderbrot; 
Buderplägchen; Biskuit, n. (ſpr. biskwit; it. bis- 
eotto, v. lat. bis, ziveimal, u. coctus, it. cotto, fr. 
euit, gefodyt, gebaden) Zwiebad, Schiffszwieback; 
Feinzwieback; engliiher Zwiebad; auch Nogrpor- 
zellan, unüberglajtes Borzellan. 

Biskröma, £. it. Tonk. eine 32jtel Taftnote. 

Bismarpfund, n. ein dän. Gewidt — 12 Pfund. 


118 Bismut 

Bismut, ſ. Wismut. set 

bis6gno, m. it. (fpr. —jönjo; == fr. besoin) Not, 
Bedürfnis; albisogno, im Notfall (aufWechfeln). 

Bifon, m. (gr. bisön, ein nad) den Biſoniern, einem 
Bölkerftamme Thraciens benannter Ochſe, der alt- 
deutih Wiſant oder Wijent heißt), europäilcher 
Auerochs (Bison europaeus); amerikanischer Büffel 
(B. americanus), 

Bifque, k. fr. pr. bisk') 1. eine Kraftſuppe von 
Krebjen, Geflügel ꝛc. Iges aus dem I. biscocta, 
zweimal gekocht); daS Vorgeben im Spiel. 

Bifter, n. u. m., fr. bistre, f. (vgl. das niederd. 
biejter, dunkel; ml. bisus, a, um, ſchwarzbraun, 
fr. u. prov. bis, ſchwarz) Rußſchwarz, Rußbraun, 
zum Tufchen und Kupferſtechen; Biftrieren, mit 

Rukbraun malen. 

Biſti, m. (perj. pisti, von bist, zwanzig) Heine per> 
ſiſche Silbermuünze von 00 Kran, nach der jeßi- 
gen Prägung (ſ. 1857) nur 0,83 Pig. wert. 

Siitequck, m. fr. (pr. bijtofeh) der Stoßfolben beim 

illard. 

Biftonri, m. u. n. (fr. bistouri, it. bistori, bisto- 
rino) ein Rigmefler der Wundärzte mit einzujchla> 
gender Klinge und beweglichem Heft, Einſchlag— 
meſſer, Bei, Sfalpell, f.d. 

Bisülca, pl. I. (bisulcus, in zwei Teile _gefpalten, 
von bis, zweimal, u. sulcus, Furche), Zweihufer, 
Wiederfäuer. 

bisulphurätum eupri, [.Scheidel.doppeltes Schwe— 
felfupfer; b. ferri, doppeltes Schwefeleifen. 

hr biſch, I. (bi-sylläbus, a, um, v. bi- u. syllaba, 

ilbe) zweiſilbig. 

Bit, nn. eine Heine Münze in Nordamerika — 5Pence. 

Bithelsmus, m. L.-gr. (vgl. Theismus) die Zwei— 
gütterei. 

Bitumen, n. 1. Erdpech, Erdharz, Bergteer (füffig: 
Naphtha; hart: Aſphalt; klebrig: Betro- 
leum); bituminieren, nl. mit Erdharz beſtrei— 
hen; bituminũos (I. bituminõsus, a, um), erdpech⸗ 
artig, teerhaltig. 

bivalent, Scheidek. zweiwertig. 

Bivaͤlven, pl. nl. (bivalvi 


J 


ia, vgl. valva) zweiſchalige 

_ oder zweiflappige Schaltiere, Mufcheln. 

Bivium, n. 1. (von bi- ıı. via, Weg) ein Doppeltveg, 
Scheideweg. | | 

Biwak. m. s (von dem niederd. Biwake) die Bet- 
wacht, eine außerordentliche Nachtwache ohne Zelte 
und unterm Gewehr, Freilager, Teldnadtlager; 


— — 


bitvafieven (fr. bivouaquer), im Freien lagern, | 


die Nacht unter freiem Himmel zubringen. 
bizarr, fr. (ſpr. bijdrr; iberifchen Urjprungs: bask. 
bizarra, der Bart; daher der fpan. Eigenname Pi- 
zarro, der Bärtige; dann jpan. bizärro, tapfer, 
herzhaft; prächtig, herrlich; den feineren Südfran— 


i 
a 


zojen jchienen die bärtigen tapfern Spanier wuns |} 


derlih u. fragenhaft) ſeltſam, wunderlich, frapen- 
haft; eigenfinnig, arillenhaft, launenhaft, närriich; 
Bizdrre, f. auch) Bizard (fpr. bijahr), m. ein Son- 
derling, eine außer der Grundfarbe nod) mit zwei 
verjchiedenen Farben breit gejtreifte Nelke oder 
Zulpe; Bizarrerie, f. Seltiamfeit, Sonderbar- 
feit, Wunderlichkeit; Bizarria, f. it. Tonf. das 
ſchnelle Überjpringen von einer Tonart in die 
andere. 

Bla, engl. (v. engf. black [fpr. bläd], ſchwarz), die 
Schwärze, ſchwarz; Blafband, m. engl.(jpr. bläd- 
bänd), Kohleneijenitein; Blackberry, f. engl. (ſpr. 
bläckberre) Brombeere; Blackberry Brandv, m. 
engl. (jpr, — brände), Brombeerihnaps; Blad- 
drop, ın. engl. (jpr. bläckdropp) Schwarzer Tropfen, 


blane' 


eine in England viel gebrauchte Arznei, deren 
Hauptbeſtandteil Opium iſt; Blackfeet (ſpr. bläck- 
fiht), Schwarzfüße, ein Indianeritamm; Black— 
friar, m. (ſpr. bläckfreier) eig. ſchwarzer Möuch, 
= Dominikanex; Blackheath ſſpr. bläckhiht), 
ein hochgelegener Villenvorort bei London; Biack⸗ 
lead, n. (fpr. bläcklehd) eine in England, währſch. 
aus feingemahlenen Graphit dargeftellte Tufche 
zum Schattieren von Bleiftiftzeichnungen; Black— 
mail (ſpr. bläckmehl), Räuberfold; Blackwood. 

n. (jpr. bläckwuͤdd) ſchwarzes Ebenholz aus Mada- 
gaskar; Black and tan Terrier, engl. Bezeich- 
nung einer Yunderafie: Schwarz: und gelbbrauner 
Erdhund, Dachshund, |. Terrier; black ball, m. 
engl. (pr. — bat), ſchwarze Kugel, Die bei der Ku— 
gelwahl gegen jemand abgegeben wird. 

Blafard, mn. fr. (ſpr. blafähr; v. deutſchen bleich- 
farb) ein Bleiher, = Kakerlak oder Albino; 
Blaffert oder Blappert, m. (mi. bläffardus, — 
Albus,f.d.) früher cine Scheidemünge von 3Stü— 
bern oder 4 Albus in den Rheingegenden. 

Blague, f. ft. (ipr. blagh) eig. Beutel, Blaſe; Auf- 
ſchneiderei; Blagueur, m. (ipr. —göhr) ein Auf- 
Ihneider, Brahler; blaguieren (pr. —gt—), 
prablen. 

blamieren, fr. (bDlämer, früher blasmer, aus blas- 
phemare, fr. blasphömer, zgez. it. biasimare, alt= 
Ipan. u. prov. blasmar), beſchimpfen, bloßitellen, 
lächerlich machen; Blame, m. gem. £. (fpr. blahm’) 
Tadel, Blöße, Bloßitellung; blamable, tadelhaft, 
tadelnswürdig; Blamage, k. (unfranzöſiſch und in 
Deutſchland gebildet) Schande, Schimpf. 

blanc (f. blanche), fr., oder blank (dtſch., von der 
Wurzel bhleg, die in Bliß, bleden, Blidu..a. 
enthalten ift) ſpan. blanco, it. bianco), weiß, hell, 

- rein, unbeichrieben; Blanka od. Bianka, it, od. 
Blande, fr. (pr. blangjch’) weiblicher Name; die 
Weile; Blankos, pl. ſpan. eig. Weihe, Keine; 
Anhänger unbeſchränkter Alleinherrichaft in Spa— 
nien (entg. Negro); Blanc-bec, ı. fr. (pr. 
blang=-bed) ein Weiß- od. Gelbichnabel, Nafeweis; 
hlanc-fixe (pr. —fir), ein weißes, als Farbitoff 
benubtes Pulver, aus gefüllten, ſchwefelſaurem 
Baryt beitehend; blanc de volaille, Seflügelbruft 
Kochk.); blane de perle voer d’Espagne (Ipr. 
—despänj), Perlenweiß od. ſpaniſches Weiß, Wis— 
mutweiß, weiße Schminke; Blanc⸗-Manger, n. 
(ſpr. blang mangſcheh) weiße Gallerte oder Weiß— 
gallerte von Zucker, Mandeln u. Hirſchhorn; blank 
verses, engl. (fpr. blänf werßes), reimloie Verfe, 
fünffüßige Samben, auch Blankvers genannt; 
carte blanche, fr. (jpr. kart' blangieh’) eine blanke 
Karte, Rarte in der Hand ohne Bild; uneig. = 
Blankett) volle Macht, in einer Sache zu ver— 
fahren; eine Champagnerjorte: weiße Karte; em 
blane, IE (ſpr. ang blang), in Blanfo oder in 
bianco (it.) laſſen, weiß, unbejchrieben oder un- 
ausgefüllt laſſen, 3. B. im Schreiben bei Wechjeln 
und Bollmachten eine Zeile Teer oder vffen laſſen, 
damit man in der Folge einen Namen 2c. hinein— 
jeßen fünne; bianco ftehen, die Wechſelannahme 
vom Schuldner verweigert jehen; Blanko-Kredit, 
Kfipr. offener Kredit, bloß auf perjünlichem Zus 
trauen beruhend, ohne daß mangevdedtiit; Blanko⸗ 
Wechſel, ein offener, leerer Wechjel; blanchieren 
({pr. blangſch —, fr. blanchir), weißen, weiß ma- 
hen; Koch. Fleiſch auf Kohlen oder in fiedenden: 
Wafler aufmwallen laſſen (um es nachher zu ſpicken), 
abbrühen; Gärtn. Blätter von Salat, Sellerie 
u. dal. in Sand fteden, damit fie bleicher werden; 


hlandus 


Blancherie, f. (pr. blangſch'rih) die Bleiche; 
Blanchiffeuſe, £. (pr. blangichifiögf’)die Bleicherin, 
Wäſcherin; Blanchet, n. (pr. blangjcheh) bei den 
‚ Apothefern ein Seihlappen von weigem Tud), Fil- 
tertuch; auch = Blankſcheit (ſ. d.); Blankett, n. ein 
Bollmadtsblatt, ein unbejchriebenes, bloß mit 


‚einer Namensunterfchrift verfehenes Bapter, Poſtd. 


Bordrucheft, Bordrudblatt; Blankett-Billett, n. 
unausgefüllter Schein od. Fahrichein; Blanquette 
od. Blantfett, f. fr. (fpr. blankett') 1. ein Aſchen— 

jalz, aus verbrannten Pflanzen der franzöſ. Küſte 

gewonnen; 2. ein geringer Weißwein aus Yangue- 
doe; 3. weißes Frifafjee (f. d.) aus Kalb- u. Lamm— 

Jeiſch; 4. eine weiße, wollene Bettdede. 
blandus, a, um, l. ſchmeichelnd, ſchmeichleriſch, ge 

fällig 2c.; Blandus, m., Blanda, f. männl. und 
. weibl. Name: der und. die Schmeichelnde; Blan⸗— 

dine, f. die Schmeichlerin; Blandiloquenz, f. (I. 

blandiloquentia, v. loqui, reden) die Schmeichelei; 

Blanditien, pl. (l. blanditiae) Schmeicheleien. 
Blantiheir, n. (au3 fr. planchette umgewandelt) 

orſettſtange, Fiſchbein im Mieder. 
Blappert, ſ. Blafard. 
blafiert, fr. (blase, von blaser, abjtumpfen) durch 

Ausihweifungen abgejtumpft, bej. überjättigt, 

überdrüffig; überh. ftumpf, teilnahmlos, unemp— 
fänglich; verliebt; Blaſiertheit, f. Dticd.-fr. das 

bgeſtumpftſein, die Unempfänglichkeit. 
Blafius, m. (fr. Blaise), männl. Name: ein Sorg- 
loſer; aber wohl richtiger (al3 verjeßt u. zgez. aus 

Baſilius) Königlicher. 

Blafon, m. fr. (fpr. blaföng; angeblich von dem 
deutichen blafen, weil der Herold das Erjcheinen 
jedes Ritters im Turnier blajend anfiindigen und 
fein Wappenſchild deuten und auslegen mußte, was 
man „das Wappen ausblajen’” nannte; od. vom 
alten Bläjfe, Stirnfled, Zeichen) die Wappenkunit, 

Heroldskunit, = Heraldif; dad Wappen oder 

Wappenſchild; blaſonnieren (fr_blasonner), im 
älteren Deutih: plaßnieren, Wappen in allen 
er Beitanpdteilen prüfen und in den gehörigen 

Runjtausdrüden erklären; wappenkünſtlich aus— 

malen; Blaſonniſt oder Blajonnenr, ın. (jpr. 

—nöhr) ein Wappenfenner, Wappenkundiger. 
Blasphemieren, or. (blasphemein, v.bläpsis, Schä- 

digung, und phemi, id) jage; l. blasphemäre) be- 

ichimpfen, in übeln Ruf bringen; bej. Gottesläſte— 
rungen ausftoßen, läſtern, ſchmähen; Blasphem 

(gr. bläsph&mos, on) oder nl. blasphematsriſch, 
gottesläſterlich, läſterlich; Blasphemic, fjnlgt. 

lasphemia) Sottesläjterung, Läſterrede; Blas— 
phemift, m. ein Gottesläiterer, Läfterer. 

Blaftem, n. gr. (blastema) der Keimftoff, Trieb zum 
Baden; Blaftochitis, gr. Keimbläschen. 

Bleide, j. Blide. 

Blennemefis, f. gr. (von blenna, Schleim, u. eme- 
‚sis, ſ. d.) Heilf. das Schleimerbredgen; Blenno⸗ 
pijra, f. Schleimfieber; Blennorrhagie od. Blen⸗ 
norrhöe, f. der Schleimfluß, Scleimabgang; 

Blenndiis, f. Schleimfrankheit. - 
Blenometer, n. gr. Federkraftmeffer. 
Blephariden, ar. (pl. v. blepharis) die Augenwim— 

pern; Blepharitis, f. (v. bleEphäron, n. Yırgen- 

Lid) Heilf. Augenlider-Entzündung. 
bleſſieren, fr. (blesser, deutschen Urſprungs, mittel- 

hochd. u. oberd. bleßen, ge f. flicken) verwun— 

den, verlegen; Bleſſierte, pl. Verwundete; Bleſ⸗ 
fr, f. (fr. blessure) Wunde, Verwundung, Ver— 


A 
Bleftrismus, m. gr. (v. blestrizein, hin und her 


Biue-book 119 


werfen) Heil. dag Umberwerfen, die Unruhe 
Schwerkranker. 

Bletonismus, m. gr. eig. das Getroffenwerden von 
einer plöglichen Einwirtung (v.ballo, verjegt bläo, 
treffen): die Quellenfühlung oder die Gabe, aus 
einem bejtimmten Eindrud auf das Gefühl unter: 
irdiſche Quellen zu entdeden; vgl. Rhabdoman- 
tie; Bletonift, m. Duellenfühler, -Auflucher. 

bleumonrant, fr. (ſpr. blömurdng; von bleu, blau, 
und mourir, jterben) gem. verderbt: bliimerant, 
eig. jterbenpblau, matt- oder blaßblau; Bien 
Thénard, n. fr. (jpr. blöhtendhr), Thenards-Blau, 
Kobaltblau, eine von dem franzöſiſchen Chemifer 
Thenard dargeitellte, aus Kobaldoryd, Tonerde 
und Kali beftehende Malerfarbe. u 

Blide, Biyde od. Bleide, f. altd. (mittelhochd. blide, 
ſchwed. ıı. ml. blida, wahrſch. verw. mit gr. bällein, 
werfen, bolis, Gen. bolidos, Wurfwaffe, Balliite, 
ſ. d.) eine Wurfmaſchine im Mittelalter bei Be— 
fagerungen. | 

Blindage, f., r. n. fr. (pr. blengdähſch'; v. blinder, 
v. deutjch: blind, blenden) auch Blendage, dtid)- 
nit frz. Endung, Verdedung, Blendung, Dachung 
aus Flechtwerk, zur Einfafjung der Faſchinen und 
zum Schuß der Schanzgräber; Blindieren oder 
biendieren, blenden, verdachen, deden. 

Blini, pl. (uff. blin, gl. bliny, vermw. mit gr. pela- 
nos, Opferkuchen, u. dem diſch. Plinſen) eine Art 
Pfannfuchen in Rußland, aus feinjten Weizenmehl 
in Butter gebaden und mit Kaviar bejtrichen (bei. 
in der Butterwoche und Ofterivoche bereitet), ruj- 
ſiſche Plinſen. | | 

bloc, m. fr. (vom altd. bloc, bloch, Klotz, Bohle, 
Bloc) ein Blod, Kloßz; Haufen von Waren; en 
bloe (jpr. ang blof), in Baufch und Bogen, im 
ganzen; Blockage, f., r. n. (pr. — dich’) oder 
Blocaille, £. (jpr. — alj’) Bruchiteine, Yülliteine; 
-Blod- oder Füllſatz, Füllſchrift (in der Druderei); 
blockieren (fr. bloquer, urſpr. mit Blöden oder 
Klötzen verjperren), die Zugänge einer Stadt mit 
Truppen bejegen, fie einichliehen; Signale, Weichen 
verriegeln; jperren, fichern; im Billard einen Ball 
durch einen ftarfen Stoß in ein Eckloch jpielen; 
Blockierung, Blodade, f. (fr.blocus, it. bloccata) 
Einſchließung einer Fejtung; Sperre, Verriegelung 
einer Weiche, Blocjicherung; Blockſatz (in der 
Druderei), Bockierungsapparat, m. Sperrvor- 

blockieren, j. bloc. lrichtung. 

blond, fr. (mi. blundus, blondus; fr. blond, it. 
biondo) hellfarbig, gelblih; Blondin, m. (pr. 
blondäng) ein Süngling mit blondem Haar; aud. 
ein Stußer, Kuͤrmaͤcher; Bfondine, f. ein Mäd- 
chen oder eine Frau mit blondem Haar; Blonde, 
f., pl. Blonden, Seidenspigen, geflöppelte Spigen 
aus roher Seide, nad) dem gelblichen Schein jo 
genannt. DER; 

Bloom, m. engl. (fpr. bluhm) Schweißeifenblod. 

Bloomer:Koftüim, n. (ipr. blum—) die von ber 
Amerikanerin Bloomer vorgejchlagene, der männ— 
lichen ähnliche weibliche Trächt. 


| bloomingcondition,engl.(ipr. bluhming köndiſch'n) 


blühender Zuftand, guter Yuftand, in dem ein 
Pferd beim Rennen ans Biel fommt. 

Blower, m. engl. (fpr. bläuer, von engf. to blow, 
blajen, blower, ein Bläjer), der Bläjer, dag Ge— 
bläſe, Kapjelgebläje. ’ | 

Biue book, n. engl. (ſpr. bluhbud), das Blaubud), 
ein Buch, das den diplomatischen Berfehr mit einent 
anderen Staate oder in einer Staatsangelegenheit 
enthält. - 


120 BluesStoding 


Blne-Stofing, m. engl.(ipr. blühitoding) ein Blau⸗ 
ſtrumpf, eine gelehrte und fchriftitellernde Fran. : 


Der Ausdrud jtammt von einem Mr. Benj. Stils 
lingfleet, welcher die hervorragendite Perſon eines 


um 1750 in Rondon bejtehenden Klubs von ge. 
fehrten Schöngeijtern war. und immer blaue 


Strümpfe trug; diefer Klub verfammtelte fich bei 
Frau Montague, und da ihm viele Damen anges 
hörten, fo wurden diefe ſpöttiſch Blue-Stockings 
genannt. er: 
Blüctte, f. fr. (vgl. Blüfe) eig. ein Feuerfünkchen; 


uneig. ein Geiſtes- oder Wißfunfen, eine mwißige 
Kleinigkeit, bef. ein kleines Bühnenftüd, eine Poſſe, 


vgl. Farce. 

Bluff, m. engl. (ſpr. blöff, von engl. to bluff, durch 
prahleriiche Mittel abjchreden) Abſchreckung, Irre— 
— dreiſtes Auftreten, Verblüffung; 
prahleriſche Anpreiſung, Überraſchung; bluffen, 

durch Verblüffung von der richtigen Spur ablen- 
ten, duch dreiſte Spiegelfechterei abichreefen; mit 
vrahleriiher Reklame verblüffen. 

blümerant, |. bleumourant. 

blumieren (dtfh. mit fremder Endung), mit Blumen 
bemalen oder bedruden (3. B. Kattun); Blumiſt, 
ın. ein Blumenliebhaber und -pfleger, Bluntens 
gärtner; Blumiſtit, £. die Blumenkunde u. «pflege. 

Blunder, m. engl. (jpr. blönder; von blend, ver- 
miſchen) ein Fehler Schnißer, Bod. 

Bluſe, k. fr. (prov. blezo, bleso; im franz. ehem. 
blaude, bliaud ; vgl. das fchott. plad, plaid) Fuhr⸗ 
mannshemd, Uberhemd, Kittel; auch ein faltiges, 
bequemes Damenkleid; Bluſenmann, m. in Del- 
gien jeit der Revolution von 1831 ſ. v. w. Nevo- 

utionär; aud oft für Broletarier. 

Blüje, f. niederd. (dän. blus, Fadel) eine Seeleuchte, 
ein Zeuchtfeuer an der Oſtſee. 

Bön, f. (constrictor; v. |. bos, bovis, O3, wegen 
der Größe fo genannt) die Abgottsſchlange, Königs— 

- oder Rieſenſchlange, auh Aboma, die größte 
Schlange in Afrika und Dftindien; aud ein 
ihlangenförmiger Halspelz, eine Art PBalatine, 
1. d.; bei den Tunguſen der Name Gottes. 

Board, m. u. .n. engl. (fpr.bohrd; eig. Brett, Tiſch, 
Bord, f.d.;dann bildlich: Koſt, Beföftigung, Kojt- 
geld, ferner: Amtstiſch, Beratungstiſch) die Gerichts⸗ 

- tafel; ein Gericht, Amt, Behörde; Boardinghonie, 
n. (fpr. bohrdingbäus) ein Koſthaus, Speijehaus, 
eine Garfüche; board of trade (ſpr. trehd), das 
Handelsanit, auch: die Aufſichtsbehörde. 

Boa Upas, tr. Bohon Upas oder Upasbaum, m. 
malayiſch pühn-üpas, von pühn, Baum, u. üpas, 
Gift) der fabelhafte große Giftbaum, deilen bloße 
een. © Ei in der Gerne töten joll. 

— engl, Abkürzung des Namens Robert, auch: 

obby. 

Bobaf, ın. (kleinruſſ. baibak, ruſſ. surök) das ruſ⸗ 
ſiſche Murmeltier. { 

Böhbinnet oder Bobbinet, n. engl. (von bobbin 
— fr. bobine, Spule, Spigenflöppel, u. net, Neb) 
Spigengrund, ein Gewebe von zelenähnlichen ſechs⸗ 
edigen Mafchen, engliiger Tüll, Baummolltüll, 
Spulen- oder Doppeltiil, Tüll, ſ. d. 

Boberele, f. (mlat. boborella, böhm. boborelka, 

. fr. eoquerelle) die Judenkirſche. 

Bobine, £. fr. die Spule, aud der birnförmtge Kör— 
per, den das Garn beim Aufwideln auf die Spin- 
"deln der Mulemaſchine bildet; Spindel, Seilforb, 
Seilicheibe, Ziehrole. 

Bohsleigh, Bobjleigh (nicht: Bob3leigh), m. engl. 
(ipr.Böbhleh, von engl. sleigh, Schlitten, u. to bob, 


mit Bobſleighs. 





| Bog 


ruckweiſe hin und her, auf und ab bewegen) ame- 


‚ tifanischer Doppelichlitten, aus zwei Schlitten zu- 


ſammengeſetzt, von denen ſich der vordere zum 
Zweck des Lenkens drehen läht; Bobſleighbahn, 
Schlittenbahn mit ftarfem Gefäll zum Befobten 


Bobo, m. der Hanswurſt und Poſſenreißer bei 
ſpaniſchen — —— it ö * 
Bocage, f., v.n. (ſpr. bokähſch' entſt. aus boscage, 
nl. boscagium, von boscus, it. bosco = Buſch 
ein Gebüſch, Luftwäldchen; während der franzöſ 
evolution ein Teil der aufrührerifchen Wendee; 
-Bocagers, pl. (ſpr. bokaſcheh) Heidefhafe. 
ocal, ſ. Pokal. —— — 
Vocaſſin, m. (it. bocassino, fr. boucassin) batım- 
wollene gedruckte Tiicher aus Armenien u. Perſien. 
Bocaha, ein in Kuba gebräuchliches Honigmaß = 


Bucca, at (— > —— I —— —— 

Mund, Eingang, die Offnung, Mündung, pl.Bocche; 
Boccaͤle, m. it. überh. Krug, Becher, Pokal; ein 
früheres Weinmaß, an verſchiedenen Orten bald 
mehr, bald weniger al3 LI. x 

Boccia, f. it. (pr. botiha; Knoſpe, Blafe, Kugel), 
Spielfugel, hölzerne Kugel zum Spielen, u. Rugel- 
jpiel, ein beliebtes ital. Spiel mit ſolchen Kugeln, 
deren eine ald Ziel ausgeworfen wird, dem man 
die übrigen um die Wette möglichit nahe zu bringen 

Bodher, |. Badur. | ucht. 

Bodden, m. ein Strandſee, Meereinſchnitt, Meer- 
arm in der Oſtſee. J 

Bodẽga, f. ſpan. Weinkeller oder Schenke; The 
Continental Bodega Company, f. engl. Gejell- 
en zum Verkauf fpanifcher und portugiefilcher 

eine, u 5 

Bodmeret, f. (niederd. bodmerie, engl. bottomry, 
von Boden, ehem. Bodent, niederd. für Kiel, 
unteriter Boden des Schiffes) Geldleihung auf ein 
Schiff, ein Vertrag zwiſchen dem Schiffer und einem 
Unternehmer (Bodmerift), welcher Geld auf das 
Schiff vorſchießt und fehr hohe Zinſen erhält, wenn 
e3 glücklich geht, widrigenfalls feine ganze Anfor- 
derung verliert; Bodmereibrief, Schiffspfand- 
brief, Schiffswechſel. 

Boedromidn,m.gr.einSommermonatder Athener. 

Boegiprit, holl., oder Buͤgſpriet, deutich, n. (von 

- Bug, gebogene3 Schiffs-Vorderteil, und Spriet, 
niederd. Spreet, Stange) der ſchräge Vormaſt des 

Schiffes, Schnabelmaft, Ausleger. u: 

Boers, pl. holl. (fpr. buhrs) Buren, Bauern; fo 
beißen in. Südafrifa die Grundbefiger Hollän- 
dischen Urſprungs. a [funde, 

Bocthetit,f.gr.(boöthein,helfen)Hilfswiljenichaften- 

boeuf, m. fr. (ſpr. böf; vom I. bos, Gen. bovis) der 
Ochs, Boeuf A la mode, m. (Ipr. böf 2c.) gedämpfe 
tes od. ges hmortes Rindfleiſch; Boeuf bonilli(na- 

- turel), gekochtes Nindfleiih; Boeuf braises, ge 
dämpftes Rindfleiih; Boeuf sal6, Böfefrindfleiti. 

Rofä, pl. altd. Ripr. fahrende Habe (Mobilien). 

Boffeéſen, pl.eine gebadene Zwiſchenſpeiſe aus Sem⸗ 
melkrume mit Eigelb, Barmefanfäje, Champignons 

ꝛc. (wahrſch. vom ital. boffice, baufchig, was bef. 
von Brotihnitten in der Suppe gebraucht wird; 
nad andern richtiger zu jchreiben: Paveſen, d. i. 
eig. runde Schilde, — von der Form des Gebäds). 
Bol. Bavejen. 

Bog, m. flav. Name des höchſten Gottes; in Zuſam⸗ 
menfegungen, wie Czernobog, ſchwarzer, böfer 
Gott (in Mufäus’ Volksmärchen: Zornebod) 2e. be⸗ 
deutet es einzelne Gottheiten, | 


VBog 


Bog, n., PL Bons, engl. Sumpfland, Moor, bei. 
tn Srland; Bogbutter, ein weißlicher, meerſchaum⸗ 
ähnlicher fchmierigerStoff,derfichindenBogs findet. 

Bondohan, oder r. Bogdyhan, m. Bezeichnung 
für den Raifer von China. 

Bogdo Lanın, |. Rutuchta. 

Bonhuz, türk., Meerenge. 


q | 
Bogheaͤdkohle, f. engl. (ipr. bogahedd—) eine Stohle, 


aus der Baraffın, Keuchtöl u. ähnl. gewonnen wird. 

Boͤgislaw oder mit lat. — Bogeslaus oder 
Bogislaus m. flav. männl. Name (v. bog. Gott, 

u. slawa, Ruhm) bed. Gottlob, Ehregott; Bogo— 
milen, pl. eine Ketzerſekte des 12. und 13. Jahrh. 
in Thracien, fo genannt von ihrem unaufhörlichen 
Gebet Bog milui, d. i. bulgariſch-ſlaviſch: „Gott 
erbarme dich“. 

Bogus, m. irifch, iriſches Nationalgetränk aus Waſ— 
“fer, Schnaps, Zucker und Zutaten, vgl. Negus. 

Boheue, f. fr. (pr.bohäm’) eig. Böhmen; Zigeuner⸗ 
bande, Bummlergeiellihaft; Bohemien, m. (ipr. 
— miäng) Böhme; Bummler. 

Bohemia, f. l Böhmen. 

Boi od. Boy, m. (niederd. Baje, fr. boie, baiette) 
wollenes Futtertuch. 

Boilade, ſ. Bojar. 

Boiler, m. engl. (von to boil, kochen, wallen, ſieden, 
‚boiler, Dampfkeſſel) Dampſkeſſel, Siederohrfefiel, 
auch 6; Bouilleur (pr. bujöhr). 

Boina, f. die bastiihe Mütze (Barett), das Feld- 
zeichen der Earliftiihen Truppen in Spanien. 

Bois durei, n. fr. (jpr. boa dürßi), eine holzähnliche 
Maſſe, die Fünftlich aus Sägefpänen und Eiweiß 
hergeſtellt wird. 
boiſieren (ipr. boa—), fr. (boiser, von bois, Holz) 
täfeln, mit Holzwerk befleiden; Boiſerie, f. oder 
Boifage, f.,r.n. (ipr.— ſcihſch') das Täfelmerk oder 
Getäfel, Holzbefleidung der Wände; Boiſeries, 
pl. hölzerne Werkzeuge und Gerätichaften. 

Boiſſeau, m. fr. (fpr. boaſſoh; altfr. boisteau, von 
boiste, boite, f. d) der Scheffel, ein altes franzöſ. 

Getreidemaß — 13,0083 1. 

Boite, f. fr. (ipr. bodt; ehem. boiste, boueste, vgl. 
Bouſſole; d. gr. pyxis, Büchſe, v. pyxos, l. buxus, 
Buchsbaum) Schachtel, Büchſe; Briefkaften. 

Boitout, m. fr. (pr. boatüh; entft. aus bois-tout, 
trinfe alle, von boire, trinfen) ein Trinkaus, näml. 
ein Becher ohne Fuß, weichen man nicht wegfegen 

fann, ohne die darin befindliche Flüſſigkeit zu ver: 
ſchütten; aüch Wandelglas. 

Bojãr. m., pl. Bojare oder Bojaren, ſlav. oder 
Boilaͤde, m. walachiih (v. ruli. bojarin, altflav. 
- boljärin und boljär, vornehmer Herr, von bölii, 
roß, erhaben) ein adeliger Gutöbefiger, Freiherr, 

n jlaviichen Ländern. 

Boje, Boije 0d. Bufe, £. niederd. u. holl. ein Anfer- 
‚zeiger, eine Tonne am Anfer, welche oben ſchwim— 
" mend die Lage des Ankers anzeigt; auch = Bake; 
Bojer, m. ein Kleines holländ. Fahrzeug mit ftar- 
Tem Maſt, be. zum Legen der Bojen. 

Bot, 1. Bolus; Bote, ſ.Bowle. 

Bolas. m. ſpan. eine mit Kugeln belaſtete Wurf— 
Ichlinge ſüdamerikaniſcher Wilden. 

Bolero, m. ſpan. (auch bolera) ein mit Geſang u. 
Kaſtagnetten begleiteter fpanifcher Volkstanz (im 
3/-Taft). 

Bolẽtus, m. lat. (griech. bolites) ein eßbarer Pilz; 
Naturt. insbef. die Gattung der Hutpilze; Boletit, 

m. verfteinerter Et. 

Bolide, f. (gr. bolis, Gen. bolidos, Wurf, Wurf- 

geihoß) Feuerkugel, Meteorfteit. 


Bombe - 121 

Bolandiften, pl. eine Jeſuiten-Geſellſchaft in Ant- 
werpen (nach Joh. Bolland im 17. Sahrb: fo ger 
nannt), welche die Acta Sanctorum herausgegeben. 

Bolletrichofz, n. ein ſehr feites fleifchfarbeneg Hol; 
aus Surinam. - 


I Bolletta, f. ital. (auch bulletta; vorn bollo, Siegel, 


bolläre, fiegeln, ftempeln; vgl. Bulle) ein Zettel, 
Schein, bei. Zollichein, Mautjchein; pl. Bolletten 
(Oſterreich). BEE 


‚ Bologucier Flaſchen, Springtolben, Leine, ziem- 


lich die, birnfürmige gläjferne Kolben, welche jo- 
leich |pringen, wenn man fie von innen rigt (von 
made: 1716 erfunden und von dem Bolognejer 
Balbi beichrieben); Bologneſer Hündchen frz. 
bolonais), kleine zottige und langohrige Hunde, 
Löwenhündchen, nad der Stadt Bologna. in 
Italien benannt; Bologneſer Spat oder bands 
niſcher Stein (Bondnia, lat. Name von Bo- 
fogna), der Leuchtſtein oder Lichtſauger, ftrahliger 
Schweripat (Baryt) aus Stalien 2c., der im Fin- 
ſtern leuchtet, wenn er vorher geglüht wird; bolo⸗ 
gneſiſche Schule, die Malerichule der Carracci, 
gegen Ende de3 16. Jahrh. welche die Vorziige der 
verichiedenen älteren Meiſter zu vereinigen ſuchte. 
Bolus, m. lat. (bolus, Biſſen, qr. bölos, Erdfcholle, 
Klo) oder Bol, n. lemniſche Erde, Fett-Ton, eine 
fettige, weiche, meiſt rötliche Tonart, die, al3 Farbe— 
ſtoff, Kitt, zu blutitillenden Umfchlägen2c.gebraudt, 
an aud) in der Form von Klümpchen od. Biſ— 
en al3 Heilmittel diente und, weil fie meift mit 
dem Siegel des Fundortes bezeichnet wat, Siegel- 
erde (terra sigillata) genannt ward. an 
Bolometer, n. griech. Beitrahlungsmeifer; Wärme- 
ſpurmeſſer. — 
Bolzas, pl. oſtindiſche baumwollene Zwilliche. 
Bomba, m. ein Aufſeher der Stlaven auf den weſt— 
indiihen Inſeln. J 
Bombaccisten, pl. it. (ſpr. bombadſchciten; it.bom- 
baceciate) niedrig fomilche Bentäde. 
Bombarde, bombardiceren ꝛc., |. Bombe. 
Boͤmbaſin, m. fr. (ſpr. —jäng; v. l. bombyeinüs, 
Kir v. gr. bömbyx, f. d.; vgl. Bafın), Baum— 
eide; eig. ein geföperted Seidenzeug; dann eine 
Art Baumwollenzeug zu Unterfutterr. 
Boömbait, m. (entlehnt von dem engl. bumbast, 
bombast, d. i. eig. mit Baumwolle ausgejtopftes 
u. durchnähtes Zeug, Auswattierung, v. gr. böm- 
byx, mi. bombax; n. a. von dem Beinamen des 
Theophraftus Paraceljus, der fih Bombaftus 
nannte) Wortſchwall, Wort» oder. Redefchwurft, 
hochtrabende Schreibart; bombuͤſtiſch, ſchwülſtig, 
bombax, f. nl. die Wollblunte. [hodhtrabend. 
Bombe, f. (fr. bombe, it. bomba, v. qr. bömbos, 
dumpf brummender Ton) eine mit Brennftoffen 
gefüllte eiſerne Wurffugel, Sprengkugel; auch eine 
roße runde gläſerne Flajche; bombenfeft, wurf- 
eit; Bumbens Feuer, Wurffeuer; Bomben 
Kanone, f. eine Kanone von fehr großem Kaliber, 
um dergleihen Hohl- oder Vollfugeln in flachen 
Bogen zu werfen; Bombuͤrde, f. fr. (ml. bom- 
bärda) ein Steingefhüß, die Donnerbüchie, eine 
ehemalige Kriegsmaſchine, große Steine damit in 
die Ferne zu fchnellen; in den Orgeln der Baß— 
brummer, das tiefite Schnarrwerf; auch die Maul— 
trommel; der Pommer, ein veraltetes Blasinſtru— 
ment; bombardieren (ml.bombardäre, fr. bom- 
barder), mit Bomben befchießen ; uneig. jemand hef- 
tig beitürmen; Bombardler-Galioͤte, f. Mörſer⸗ 
[et ein fehr ftarfes Schiff zum Tragen der Mör— 
er, woraus man Bomben wirft; Bombardier» 


122 Bombetten 


fäfer, der Wurfkäfer, cine Heine Art Laufkäfer, 
der feinen Feinden öfters einen blauen unanges 
nehmen Dunst mit einem auffallend ftarken Laut 
aus dem After entgegenfchießt; Bombardierer, 
od. Bombardier, ın. (fr. bombardier) ein Bom— 
benierfer, Seuerwerfer; al3 Rangſtufe iiber dem 
Kanonier; Oberfeuerwerker; Bombardement, n. 

. pr. —mdng) die Beihiehung mit Bomben; 

ombarden, m. (jprich: —doͤng) Tonf. eine Art 
Bappojaune zu Friegeriiher Muſik; bombieren 
(fr. bomber, wölben, jchweifen), wölben, nament— 
lih Blech in hohle gewölbte Geftalt ausjchweifen; 
bombiertes Blech, Wellblech; Bombage, k. Bol- 
ſter (bei geugdrud). 

Bombetten, pl. Lederſäckchen iiber den Ventildeckeln 
in Windladen. 

Vombo, m. in Nordamerika ein Würzbranntwein, 
aus Kum, Muskat und Zuder. 

Bombonnes, fr. pl. (fpr. bongkönn’) Gefäße aus 
Steingut oder Steinmafle, in denen Säuredämpfe 
verdichtet werden. 

Bombus, m. gr. (hömbos, vgl. Bombe) Heilk. das 
Ohrenbraufen, Ohrentönen. 

Bönbyr, m. gr. u. lat. die Seidenraupe; auch für 
Seide, jeidenartiger Stoff, Baumwolle; bombycin 
(l. bombycinus, a, um), feiden, feidenartig, 3. B. 
Codex bombycinus, eine alte Handjchrift auf Seis 
den= oder Baummollenpapier: Bombykometer, n. 
Sarntafel (in der Baumwollſpinnerei). 

bon (ipr. bong), f. bonne (jpr. bonn’), fr. (vom lat. 
bonus ꝛc.) gut; bon genre (fpr. — ſchangr'), gute 
Art, feines Benehmen; bon gre, mal gré (v.gr£, 
Billen, Belieben, — I. gratum) gutwillig oder ges 
zwungen, gern od. ungern; ben jour(ipr. —ſchuhr), 
guten Tag! guten Morgen! bonseir(ipr.—Bodhr), 
guten Abend! gute Nacht! bon voyage (jprid): 
—woajaſch'), gute oder glüdliche Reife! — benne 
heure (jpr. bonn’öhr’), gute Stunde; à Ta bonne 
heure, zur guten Stunde, wohlan! Glück zul — 
Bon al3 Sachw., m. Kfjpr. eine jchriftl. Genehmi— 
gung oder Anweifung auf etwas, die jentand mit 
jeiner Unterfchrift und wiederholter Angabe der 
Summe, 3. B. bon pour Livr. 1000, erteilt: ein 
Gutſchein; Anweiſung; pl.Bons; Bon de tr6sor, 
Scaganweifung übertragbarer Art; bons A vue 
(pr. bong3 a wit), fogleich oder auf Sicht zahlbare 
Scheine. 

bona fide [. (vgl. fides), gutgläubig. 

bona mente, [. (j. mens) in guter Abſicht. 

Bonnpartift, m. ein Anhänger Bonaparte; Bo— 
napartismus, m.die Sefinnung folder Anhänger. 

Bonäjus, m. l. u. gr. (bönasos) eine Ochjenart mit 
langer Rückenmähne, Auerochs. 

Bonaventũra, m. it. (buona-ventüra, gutes Glück) 
männl. Name (bef. eines frommen und unter die 
Heiligen aufgenommenen Kirchenfchriftitellers im 
13. Sahrh.): der vom Glück Begünftigte. 

Bonavoglia od. Buonavoglia, m. it. (pr. — wölja) 
ein Freiwilliger; bej. frenvilliger Galeerenknecht, 
Lohnruderer. 

Bonbon, m. fr. (ſpr. bongboͤng; eig. gutgut, ſehr 
gut) Zuckerplätzchen (beſ. von Gerſtenzucker), Naſch— 
werk, rheiniſch: Gutſel; Bonbonniere, f. (ſpr. 
is Naſchkäſtchen; auch eine rauen» 

aube. 

Bon-Chretien, m. fr. (fpr. bonfretjäng; d. i. guter 


Chriſt; angeblich dur) VBerderbung oder Umdeu⸗ 


tung entitanden aus dem lat. pira od. bona cru- 
stumina von der ſabiniſchen Stadt Crustumium, 
unter welhem Namen diefe Birne zur Zeit Karla 


Bonnet 


VIE aus Italien nach Frankreich kam) die Chriſt⸗ 
birne, auch Malvafier- und große Zucker-Birne, 
eine ſehr gewürzreiche, Artur: 402 | 

Bund, m. engl. hr. bond) der Verbürgungsſchein, 
die Schuldverſchreibung, der Zollverfchluß; fr. (fpr. 
bong) Aufſprun ‚ des Pferdes, Pralliprung; bonus 
dieren (fr. bondir), einen folchen Sprung maden. 

Bonde, aud) Hausbonde, m. niederd. und jEand, 
(dän. und ſchwed. bonde, altnord. böndi, zgez. aus 
büandi, wohnend, von büan, gut. bauan, wohnen} 

in Schleswig und Holftein ein Bauer, der fein Gut 
eigen befißt, Freifajje. | 

Bong, n. das Lampenfeſt der Japaner. 

bon zenre; bon gré, mal gre6, f. bon. 

Bongrace, m. fr. (pr. bongrähß) ein Sonnen- 
hütchen, Kopfſchirm 

Bonheur, n. fi. (pr. bonnöhr; altfr. boneür, aus 
dem |. bonum augurium entjt.; dann durch die 
neufr. Form bonheur auf heure, Stunde gedeutet) 
Glück, Wohlfahrt; ein glückliches Ereignis, Glücks— 
zufall; entg. Malheur _ 

Bonhomme, m. fr. (pr. bonndmm; von homme, 
Menich) ein gutherziger Menſch; eine ehrliche Haut; 
Bonhommie, f. (pr. bonnomih) natürliche Gute 
berzigfeit, Gutmütigfeit, Biederkeit. | 

Bonifazins, m. nl. (von bonum, gut, u. fatöri, 
beiennen, doc fchon längſt angelehnt an facdre, 
tun) eig. der Wohltäter; ein Beiname Winfrieds, 
des ſogenannten ApoftelsderDeutichenim8.SJadıh;; 
Bonifazinspfennige, Stielglieder eines verftei- 
nerten Bflanzentiers, j. Enfrinit; Bonifazius— 
verein, eine 1849 gegründete Abteilung des Pius— 
vereins, die den Zweck hat, die unter Broteitanten 
zerjtreuten Katholiken gottesdienftlich zu verſorgen; 
bonifizieren, nl. (fr. bonifier) vergüten, entichä- 
digen; Bonififation, f. die Vergütung, Entichä- 
digung; Steuer-, Ausfuhr- oder Frachtvergütung. 

honis zedieren, j. bonus. 

Bonite (ir. bonite, f., ſpan. bonito,arab. bainit) od; 
Bondtüfch, m. eine Art Mafrele, ein jehr ſchmack⸗ 
bafter Raubfiſch. 

Bonität, f. l. (bonitas, von bonus, gut) die Güte, 
der Wert; Sicherheit einer orderung (im Gegen- 
jag gegen deren Berität); bonitieren, nl. Ihät- 

en, abjchäßen, auch ein Gut veranjchlagen, defien 
rtrag ausmitteln ;Bonitierung, k. die Shäbung, 
Wertbeftimmung, Veranlagung; Bonitenr, m. 
fr. (fpr. —töhr) ein Abjchäßer. | 
bon jour, j. bon; Bonjour, m. aud eine Art 
Überrod. - 

Bonmot, n. fr. (fpr. bongmoͤh) eig. ein Wißmort, 
Scherziwort, ein witziger Einfall od. Ausdruck; 
bonmotitieren, wißeln. 

Bonne, f. fr. (fem. von bon) eig. die Gute; eine 
Aufjeherin, Wärterin, Erzieherin Heiner Kinder; 
verih. von Goudernante. | 

bonne amiti6, j. Amitie; bonne bouche, |. 
bouche; bonue fortune, j. Fortuna; bonne 
grace, ſ. Örace; bonne humenur, |. Humeur. 

Bonnet, n. fr. (pr. bonneh; prov. boneta, urfpr. 
Name eine Zeuges u. wahrſch. orient. Urſprungs; 
oftind. banät, mwollenes Tuch) die Mütze, Haube, 
Kappe; Seejpr. ein Beifegel, ein Streif Segeltud, 
womit man den unteren Zeil der Segel verlängert, 
damit fie mehr Wind fafjen; Krk. Vorlage bei Ber- 
fhanzungen, Erhöhung der Feſtungsbruſtwehr 
und zwar in. nad) außen vorjpringenden Winkeln; 
bonnets-rouges, pl. (jpr. bonneh ruhſch') Rot- 
mützen, Spottname der franz. Jakobiner; bon— 
netieren (fr. bonneter), behauben; tiefe Verbeu— 


bono modo 


. genigen machen; Bonnetaͤde, f. tiefe Verbeugung 
mit Abnehmen des Hutes; VBonnetier, m. (pr. 
—tjeh) ein Mützen⸗ und Haubenmacher od. «strü- 


‚mer, Strumpfwirker; Bonneterie, f.dieStrumpfs |. 


wirkerei; Strumpfwirkerware; auch die Strumpf> 
bono modo, ſ. Modus. [wirferzunft. 
Bononiſcher Stein, j. Bolognefer Spat. 


Bonjens, m. fr. bon-sens (jpr. bongpäng), geſun— | 


der Menfchenveritand, Mutterwig, vgl. sensus 
communis; bon soir, ſ. bon; Bonſoir, m. od. n. 
(pr. bongkodhr) auch ein Lichtauslöfcher, Bled)- 
od. Borzellan-Hütchen zum Auslöſchen der Kerze; 
Bonton, m. fir. bon«ton (ſpr. bongtöng), guter 
Ton, feine Zebensart. 

bonus, a, um, !. gut; Bonus, m. männl. Name: 
ein Guter; engl. (pr. boͤhnös) beim Staat3papiers 
handel der Gewinn, Überjchuß, die Prämie, Divi- 
dende; bonus eventus, m. I. d.i. guter Ausgang, 

eine ländliche Gottheit der Nömer, nämlich der 

Gott des Gedeihens der Feldfrüchte, dann über— 
haupt des guten Erfolgs; bonum et aequum, 
recht und billig; bonis avibus, wörtl. mit guten 

- oder glüdverheißenden Vögeln (ſ. Aufpicium), 
d. 1. unter guten Borbedeutungen; — bonum,n., 
pl. bona, al3 Sachw. das Gute, Gut, Wohl; ewi 
bono? zu welchem Nuten oder Zwecke? wozu? 

» pro bono publico, für das allgemeine Bejte, zum 
allgemeinen Wohl; — bona, pl. Güter, Habe, 

: Bermögen, Berlafjenfchaft; bonis zedieren, ſein 
ganzes Vermögen od. feine Habe den Gläubigern 

. aberlaffen od. abtreten; fich feiner Habe begeben; 

In bonis, im Vermögen (haben); bona adventi- 

- 118, binzugefommene Güter, nicht aus väterlichen 

- Bermögen, jondern anderswoherſtammende Güter, 
gew. müiterliher Nachlaß. 

Bonbvivant, m. fr. ((pr. böngwiwang; von bon, gut, 
und vivre, leben) ein Lebemann, luſtiger Bruder, 

bon voyage, |. bon. [Senußmenjd. 

Banze, m. (pl. —n) japan. (verderbt aus busso, 

eig. ein Zrommer) Prieſter der Religion des Fo od. 
Buddha in Japan und China; uneig. ein aber- 
gläubiicher Bfaffe. 

Book, n. engl. (ſpr. bud) Buch, Verzeichnis, Lifte; 
Bookmaker, m. (ſpr. buctmehfer) der bei einem 
Pferderennen die gewöhnliche Form der Wetten 
veranstaltet oder eingeht: Buchmacher, Wetten- 
vermittler bei Nennen; Book-making, n. engl. 
Apr. bucdmehfing) die Buchmacherei, d. i. die ge⸗ 
wöhnliche Art der Wette bei Pferderennen, im 
Gegenſatz zum Totaliſator, ſ. d. 

Boot3, pl. engl. (ſpr. bucks) eine Art durchſichtiger, 
‚reiner Baummollengeiwebe. 

boot, m. engl. (ſpr. buht), Stiefel. 

Booies (ipr. bo-o—), m. gr. (von büs, Rind) eig. 

- Rinderhirt;Sternf. Nameeines anſehnlichen Stern- 
bildes des nördlichen Himmels zwiſchen der nördl. 
Krone und den Hauptiternen des großen Bären. 

- Bal. Arktur. 

Böster od. Böntifer,m.ar.(Boiötös,od.Boiötikös) 

- eig. Bewohner der altgriech. Landſchaft Böotien, 
welche für träge und dumm galten; daher: ein 
Träger, Dummer, Blumper; bödtiſch, eig. aus 
Böotien; ftumpfjinnig, dumm. . 

Bootscrew, f. deutich-engl. (ſpr. —kruh, von deutſch: 

‘Boot, und engl. crew, Befaßung, Mannichaft) 
Bootsmannfchaft, Bootsbemannung. © 

Bor, aud Boron, Borocium, n. (von Boraz 
ebildet) ein nichtmetalliicher Grundſtoff, 1808 von 

Gas-Luſſae und Thenard und ziemlich gleichzeitig 
von Davy entdeckt; Borſüure od. Voraxſäure, 


Boreas 123 


die Verbindung des Bor mit Sauerfioff; Bordte, 
pl. borfaure Salze, 3. B. Boraͤx, m. (mi. borax, 
perj. bürah, vom arab. büraq, over baurac, Sal- 

eter, d. baraga, glänzen) im rohen Zuftande auch 

infal, die natirlic) vorkommende Verbindung 
der Borjäure mit Natron, ein durchfichtiges ſüß— 
liches Salz; Boraxweinſtein, eine Miidhung von 
Borax und Weinftein, Arzneimittel (Tartärus bo- 
raxätus); Borazit, m. auch Sedativjpat, Wür⸗ 
felitein, natürliche borfaure Zalferde). 

Bora od. Borra, f. it. (wahrſch. zunächſt von dem 
jlav. bürja [ſpr. büra], Sturm; Yerwandt mit den: 
lat. bor&as) heftiger Nordoitwind (im Adriatifchen 
Meere, bei. an der Kiste von Trieit). - 

Borbetomägus, Worms (alter lateinifcher Name 
diejer Stadt). 

Borboriäner od. Berboriten, pl. (d. i. eig. Dred- 
männer, vd. gr. börböros, Schlamm, Schmuß) 
Schimpfname verfchiedener gnoftifchen Sekten der 
eriten Sahrhunderte, im 16. Jahrh. auf die men—⸗ 
nonit. Sekte der Waterländer in Holland über- 
tragen. ® 

Borborygmus, m. gr. (v. borboryzein, im Bauch 
fnurren) Heilk. Blähen, Kollern. 

Bord, m. u. n. (aus dem Niederdeutfchen ſtam— 
mend; mittelhochd., althochd. bort, Rand, Schiffs- 
rand, Brett, got. baürd, Brett) der Rand, Sal. 
vand, das Schiff ſelbſt; bord à bord, fr. (pr. 

- bohrdaböhr) bis zum Rande gefüllt; Berding vd- 
Börding, m., pl. Bordinge, Lichterjchiffe, Kleinere 
platte Hahrzeuge in der Dftjee, welche die größeren 
Schiffe lichten, d. h. von ihrer Fracht erleichtern, 
Damit dieſe jeichte Stellen befahren fünnen ; Borte, 
f. (althochd. borto, Saum, Bejat, daraus it. bordo, 
fr. bord, Rand, Einfaffung) der Saum, die Ein- 
faſſung; bordieren (fr. border), jäumen, einfaflen, 
verbrämen, 3. B. ein Kleid; grundieren (in der 
Malerei), grundmalen; Bordage, f.,r.n. fr. (pr. 
—dhieh’) die Schiffsbefleidung, der äußere Überzug 
des Schiffs mit Brettern; Bordüre vder Bor— 
dierung, f. der Saum, Bejag, die Einfaflung,; 
Berbrämung; Bordure d’aspie, — de gel6e, 
f. Sallertrand (Kochk.). 

Borda oder Berdat, m. arab. ein in Ägypten be» 
veiteter grauer Wollenftoff; Mohammeds Mantel. 

Bordrang- Weine (pr. — doh ) alle über Bor» 
deaux in Frankreich verfendeten franzöfischen Weine; 
al3 Medoc, Graves 2c.; Bordelais.h.( jpr.bord’lä) 
aus Bordeaur, die Gegend von Bordeaur; Bardes 
laiſe, £. fr. (fpr. bordlähf’), ein Weinmaß in Bor- 
deaux — 2281; bordeauxrot, dunkelrot, weinrot. 

Bordch, n. (fr. u. prov. bordel, it. bordéllo, mi. 
bordellum, ein Häuschen, Berfl. v. altfr. borde, 
prov. borda, Bretterhütte, dv. mittelhochd. bort, 

ot. baurd, Brett, angelj. bord, Brett, Bretter- 
Baus, Hütte) Huren» oder Lujthaus, verrufenes 
öffentliches Haus. 

Vordereau, m. fr. (fpr. —ı6h) ein Sortenzettel der 
Minzen, Berzeihnis; Rechnungsbuch, Aufftellung; 
Auszug aus einer Rechnung; Begleitichreiben. 

Bording, bordieren, Bordüre, |. Bord. 

bordoyieren, fr.(bordoyer, von border, bordieren) 
eine durchlichtige Emailfarbe, bleic) und undurch— 
fichfig oder aber macden. | 

Bore, f. ind. eine Flutwelle (namentlich an Der 
Gangesmiündung). — 

Borkas, m. I. (vom gr. boréas) der Nordwind; 

BWoreñaden, pl. gr. Fab. die Söhne des Boreas: 
Kalais und Zetes; boreäliſch (I. borealis, e), 
nördlich. 


124 Borech 


Vorech, ſ. Soda. 
Borgiah, m. arab. (fpr. boͤrdſchah/ = Mameluk, 
eig. ein Bordichit, d. i. ein Herrſcher aus der von 
dem Zirkaſſier Barkok gegründeten zweiten Ma— 
melufen-Dynaftie, von 1381—1516. 
Berais, Borgisihhrift, |. Bourgeois und Let- 
ern. 


Borioofes, pl. Glasperlen lals Scheidemünze in 
verſchiedenen afrikaniſchen Ländern), 120 Bor⸗ 
jookes — 1Dahab uſw., ſ. d. 

bornieren, fr. (borner, v. borne, Grenzſtein, altfr. 
bodne, bonne, ml. bodi na, bönna) begrenzen, bes 
Ihränfen; borniert (fr. borne), begrenzt, be— 
ſchränkt; dumm, vernagelt; Borniertheit, f. Be- 
Ichränftheit, Dummheit.’ 

Buron, [- Bor... 

Böruugb, m. engl. (ſpr. börroh; —= Burg, fr. bourg) 

. ein Hleden, Markifleden in England. 

Borrägo, f. mil. (v. borra, fr. bourre) eine Pflan- 
—— mit zottigen oder haarigen Blättern; 
daher: Vörretſch, m. (borrago ofticinalis; fr- 
bourrache) Gurfenffaut, ein Küchengewächs. 

Borrce oder Porree, f. die Qauchzwiebel (Allium 
porrum), ein Küchengewächs. 

Borroniusperein, ein Berein, mit Zweigvereinen, 
der, 1844 zu Koblenz gegründet, den 

ute Bücher zu verbreiten ; die barmherzigen Schwe- 
tern des heiligen Borromẽus. 

Boricht oder r. Borſchtſch, m. ruff. Hirfebrei mit 
allerlei Kräutern, das Lieblingsgericht der Klein- 

ruſſen im füdl. Rußland. 

Börſe, f. (fr. bourse, it. borsa, althochd. burissa, 

- Zajche, holl. beurs, vom ml. bursa, gr. byrsa, abs 

- gezogenes Yell) ein Beutel, Geldbeutel; ein Kauf- 


bau, öffentl. Gebäude, worin die Kaufleute ihrer | A 
Boſtrijchus, m. gr. (v. böstryx, Haarlode) der Bor: 
kenkäfer; Boſtrychiden oder Boſtrychinen, pl. 


Beſchäfte wegen zuſammenkommen; Geldmarkt; 

Börſen-Artikel. Handelsnachrichten, beſ. iiber 
den Geldmarkt, den Stand der Bapiere ıc.; Bör⸗ 
fianter, m. verächtliche Bezeihnung für Geſchäfts— 
leute, die Börienipiel betreiben. 


Borufia, f. nl. Preußen; Borufiomanie, f. 1.gr. | 


Preußenſucht. 

Borta, f. ſlav. eine Kopfbedeckung, die in der Lauſitz 
wendiſche Bräute tragen. 

Borte, j. Borde. 


Voſa, ſ. Boza.. | 
Pal: m. (vgl. Beichli) ein türk. Freiwilliger zu 
I 112: 


Bostett, n. fr. (it. boschötto, Verkl. v. bosco u. | 


dieſes von dem althochd. busc, Bufch; vgl. Bo— 


cage) ein Luftwäldchen; Blumen- od. Baumgruppe, | 


Gebüſch. 


Bosniaͤken, pl. ein ſlaviſcher Volksſtamm in Bos⸗ 


nien; zur Zeit des ſiebenjähr. Krieges beim preuß. 


Heere eine Abteilung mit Lanzen bewaffneter leich⸗ 


ter Reiter. 

Bospörus, m. gr. d. i. eig. Rinderfurt oder⸗Sund 
von büs, Rind, u. pöros, Durchgang, Furt; jo ge⸗ 
nannt vom Durchſchwimmen eines Rindes oder, 
nach altgriech. Sage, der von der Juno in eine Kuh 
verwandelten Jo); der thraziſche Sund, die Meer- 
enge bei Konſtantinopel. 

Boh, m. = fauri, 

Buile, f. fr. (vgl. d. prov. bossa, it. bozza, Beule; 
deutihen Urſprungs, verw. mit Butte, Buß; 
mittelhochd.bözen, oberd.boßen, ftoßen, vgl. Am⸗ 
bo&) der Budel, Höder, die Beule; erhabene Arbeit 
in Gips 2c.; Boſſage, f., r. n. (pr. —Bähie') er- 
habenes oder hervprragendes Mauerwerk; auch ein, 
bäuriſches Bauwerk, welhem man den Anſchein 


weck bat, | 7. 
Boſtockſcher Katarrh, m. ein Katarıh, der nad) 





Botarga 


von Nachläſſigkeit und Roheit und zugleich von un⸗ 
gewödhnlicher Feſtigkeit gibt (it. Ruitico); boſſe⸗ 
lieren (fr. bosseler),ausbauchen, getriebene Arbeit 
maden; boffeftert, bauchig, mit Buckeln verjehen, 
getrieben; boſſeln od. boſſieren, eig. durch Stoßen 
oder Hauen 2c, bearbeiten; gew. in weicher Malie 
(Wachs vder Gips) formen (unr. pouffieren); Wof- 
fierer, m. ein Former, bei. Wachsbildner; voſ⸗ 
fiergriffel, Heine Stäbchen, deren ſich der Boflie- 
ter zum Foxmen bedient; Bofjiereifen, Spigeijen; 
boſſierte Quadern, Budel- oder Bofjeniteine, 
geſpitzte Werkſtücke. 
Boss puzzle, n. engl. (fpr. pöffl; von engl. bass, 
Knopf, und puzzle, Rätfel), Geduldipiel, bei dem 
- 15 bezifferte Steine durch eine beſtimmte Aut des 
Verſchiebens in die richtige Ordnung gebracht wer- 
den müfjen. = 
Boftällen, pl. ſchwed. (d.i. Wohnftätten) Güter, 
welche vem Militär und den Beamten zur Wohnung 
angewieſen find. 
Boſtaͤndſchi, m. türk. (vom perſ. bostän, Garten) 
eig. Gartenwärter, die Serail-Wace des türk. Sul- 
tans, zugleich deffen Ruderknechte und Scharfrich- 
ter; Boſtandſchi⸗Baſchi, m. der Vorfteher der- 
felben, Oberaufleher über die Gärten, den Kanal 
und die Quftichlöffer. k ' 
Einatmung des Geruches von friſchem Heu ein- 
tritt, gewöhnlich Heufieber genannt (namentl. in 
England). 2; — 


Bofton n. fr. oder Boſtonſpiel (anfangs whist 


bostonien, nad) derStadtBofton inNordamerifa 

- benannt), ein dem Whift ähnliches Kartenfpiel, von 
4 Perſonen gejpielt; aber auch mit weniger Karten 
von 3 Berfonen (Tri-Bofton). | 


- Borfenfäfer, holzfreſſende Kelfee. 

Bota, ſpan. Botta, it. f. (vgl. botte) ein lederner 
Weinſchlauch; im füdl. Stalien früher das Wein- 

maß des Großhandels, auch Both genannt, = 12 
Barili von 43,625 1 Inhalt; Bote H auch ein fpa- 
niſches Weinmaß, — 400 1. 


Botall iſcher Gang, der Gang von der rechten Herz⸗ 


kammer zur Aorta, der beim neugeborenen Kinde 
das Blut zum größten Teile von jener nach dieſer 


führt. % 
Botaͤnik, f. gr.(v.botäne, Kraut)die Pflanzenfunde; 


Botaniker od. Botanicus, m. ein Pflanzenkun⸗ 
diger, Pflanzenforicher; — zur Pflanzen⸗ 
lehre gehörig; botaniſieren, Pflanzen ſuchen 
ſammeln; Botanographie, f. gr. die Pflanzen⸗ 
beſchreibung;: Butanograph, m. Pflanzenbeſchrei⸗ 
ber; botanograͤphiſch, pflanzenbeſchreibend; Boys 
tanolithen, pl. verſteinerte Gewächſe, beſ. von 
Landpflanzen; Botanolog, m.ein Pflanzenfenner; 
Botanologie, f. = Botanik; Botanomantie, 
f. Bahrjagung aus Pflanzen; Botanunhäg, m. ein 
Pflanzeneſſer; botanophägiih. Pilanzen eſſend, 
ſich von Pflanzen nährend; Botanoppilus, m. ein 
Pflanzenliebhaber; Botanybay, f. engl. (ſpr. böt- 
tänibeh) die Kräuterbai an ver Oftküfte von Neu- 
holland, reih an Gewächſen. 
Botanybayholz, a. Affenfleiſchholz, hartes braunes 
Holz aus Auftralien, nad) der Botanybay, einer 
Bucht des Stillen Ozeans bei Sydney, benannt. 
Botaͤrga, f. ipan. (botarga, zgez. aus bota large, 
langer Schlauch, it. hottarga, fr. boutargue) eine 
aus dem gejalzenen Roggen der Meeräjche und des 
Sanders bereitete Speile, dem Kaviar ähnulich. 


Bothrium 


Bothrium, n. gr. (bothrion, Verkl. von böthros, 

Grube) Heilf. ein vertieftes Hornhautgeſchwür. 

Botrijum, n. (v. ar. bötrys, Traube) Heilk. ein 
Traubenauge; botryitiich, in der Bauk. trauben- 
förmig; Botryiten, pl. veriteinerten Weintrauben 
ähnlihe Naturjpiele; Botryodendron, n. der 
Traubenbaum; Botryogen, n. roter Vitriol, ein 


als traubiger Überzug auf Eifenvitriol, Gips ꝛc. 


vorfommendes Mineral; Botryolith, m.derTrau- 
benftein, ein meijt traubig BARERERR, dem Datolith 

Ar Be — * 
otſchka, f. ruſſ., ruſſiſches Maß, eine Tonne = 

Botta, ſ. Bota. (492 J. 

botte, f. pl. bottes, fr. (ſpr. bott'; prov. u. ſpan. 
bota, Stiefel, ſpan. auch Schlauch ſſ. Bota), it. botte, 
Faß, dtſch. Butte, Bütte, gr. bytis, byting, py- 
tine, Flaſche) Stiefel; auch etwas Stiefelähnliches; 
daher ein Bund, Gebund; botte-bas de soie, fr. 
(ipr. bott’ bah de od) ein Seidenftrumpfitiefel für 
Damen; Battier, m. (ſpr. bottjeb) ein Schufter; 
Bottines (ipr. —tihn’) od. Bottinen, pl. Halb- 
ftiefel, Damenhalbitiefel; hottelieren (fr.botteler), 
in Biindel binden. 

Bottdan, f. it. (prov. ‚botiga, fr. boutique, von I. 
apotheca, gr. apotheke, Niederlage, Vorratskam-⸗ 
mer) ein Kramladen, ein Kaffeehaus; bei. aber der 
Diener oder Aufwärter darin. 

Bottelier, m. (mil. botellarius, von botella, ſ. Bou⸗ 
teile, Bouteillier) ein Küchenmeijter, Berwahrer 
des Speiſevorrats auf Schiffen, Bottelleret oder 
Bottlerei, f. die Speijefammer. | 

Bottier, Bottinen, ſ. botte. 

Botulärius, m. l. (v. botülus, Wurjt) ein Wurft- 
madıer; ei daher neugebilvdet: Botu⸗ 
lismus, m. Wurftvergiftung. 

Botiwinje, i. Batwinja. 

Boucanier, m. fr. (ſpr. bufanjeh; urjpr. Benennung 
der erjten franzöf. Kolonijten auf St. Domingo, v. 
boucan, weſtind. f. geflochtene Hürde, Roft, worauf 
Fleiſch u. Fiiche gebraten werden, und der Ort, 100 
derjelbe fteht, die Rauchhütte der Wilden) ein Büf- 
feljäger,amerifanifher Raubjäger; auch Seeräuber 
= Flibuftier, f.d.; Boncaniere, f. (pr. bulan- 
jähr’) eine Büffeljäger-Flinte oder »Waffe. 

Boncafine,f fr.(gew.boucassin, m. pr. bufaffäng; 
vgl. Bocaſſin) eine Art franzöj. Steifleinivand; auch 
eine Art groben Drillichs. 

Boncaut, ın. fr. (ſpr. buko) ein Faß von bedeuten 
Ber Größe, in dent trodene Waren verpadt werdeit, 
ein Zuderfaß; ein wejtindijches Flüſſigkeitsmaß — 
ungefähr 4001. 

bouche, f. fr. (ipr. buſch'; v. l. bucca, d. i. eig. 
Bade, it. bocca) der Mund; bonche elose! (fpr. 
— Hohl’) reinen Mund gehalten! verjchiwiegen! 
bouche de dames, f. eig. Frauenmund, ein klei— 
ner runder mit Rahm gefünter Kucden; bonche, 
que veux-tu? fr. (jpr. —E’ wöh-tii) wörtl. Mund, 
was willft du? fcherzh. f. allerlei Speife; bonne 
bouche (jpr. bonn’ bufch’) der Wohlgefchmad, die 
Leckerei; auch ein an re eihmad; pour 
la bonne bouche (ſpr. pur—), fürs Zedermäuls 
hen, etwas Wohljchmecdendes. 

Bonchee, f. fr. (ſpr. bufche) eig. ein Mundvoll, ein 
Bilien, bezeichnet eine Keine Raftete (Kocht.). 

Boucherie, f. fr. (ſpr. buſch'rih; von boucher, 
Schlächter), dad Schlachthaus, die Schladtbant; 
umeig. ein Gemegel, Blutbad. 

boucheriſieren (pr. bujcherifieren), die Telegraphen- 
iangen mit Kupfervitriol tränfen (nach dem Er- 
ander Boucherie benannt). 


bouillant 125 


Bouchet, m. ir. (ſpr. buſcheh'; vgl. bouche) ein Ge- 
mwürztranf aus Waſſer, Zuder und Zimmet. 

bouchieren (jpr. buſch —), fr. (boucher, von bouche, 
der Mund) zuftopfen, verftopfen; bouche-trou, 
fr. (ſpr. uf’ tru, von boucher:un trou, ein Zoch 

ustopfen) ein Lückenbüßer, eine Nebenperfon oder 
tebenrolle in Schaufpielen; Bouchon, m. (pr: 
bujchöng) ein Stöpfel, Pfropf, Spund. 

Boucle, £. fi. (fpr. bufl; vom I. buccülla, fleine 
Bade,ml.=Budel,rundlice Erhöhung)Schnalle, 
Beichlag, Spange; Haarlode; houclieren, in 
Locken legen, fräufeln. | | 

Boucre, ſ Bougre. 

Bouderie, Boudeur ꝛc. |. boudieren. 

Bondin, mm. fr. (pr. — v. I. botülus, Darm, 
Wurst; vgl. Pudding) Blutwurft, niederd. Pud⸗ 
denwurft; aud) ein Handfelleifen; Bondinade, f. 
(fpr. dindhd’) Keine Blutwurft. | 

boudieren ([pr. bud—), fr.(böuder) jchmollen; Bons 
derie, f. das Schmollen; Bondenr, m. (jpr. bu- 
dögr) ein Schmoller; Boudeuſe, f: (pr. budöhſ') 
eine Schmollende, ein Murrköpfchen; Boudoir, u. 
(pr. budodhr)eig. Schmollwintel; Empfangzinmer 
der Damen für nähere Bekannte, Schmudzimmer. 

Boudot, m. fr. (ſpr. buddh) ein Burgunder Wein. 

Boudry, m. ein Wein aus Kant. Neufchatel. 

bouffant (pr. buffäng), aufgepufit, bauſchig, bei. 
von feidenen Stoffen; daher die Bouffante N 
buffängt’), ein Bauſchkleid; Bonffette, k. die Quaſte, 
Troddel. 

Bouffon, m. fr. (pr. bufföng), it. Buffoͤne, auch 
Buffo (v. fr. bouffer, blajen, dieBaden aufblafen, 
wie e3 die Luſligmacher aut Beluftigung der Zu- 
ſchauer tun, 7 it. buffa, Poſſe, Schwank), ein 
Luſtigmacher, Poſſenreißer, die luſtige Perſon im 
Schauſp., vgl. Buffo; ein Schalksnarr, Hans— 
wurſt; bouffonnieren (fr. bouffonner), Poſſen rei- 
Ben; Bouffonnerie, f. die Poſſenreißerei, ehem. 
Narrenteiding; buffo caricäto, m. it. daS über- 
triebene Bofjenhafte des ital. Singſpiels; Dpera 
buffa, . Oper. 

Bougie, £. fr. (ſpr. buſchih; ſpan. u. it. bugia, prov. 
bogia, von der Stadt Bugia od. Budjcdhia, arab. 
Badkhäjat, in Afrika, woher diefe Lichte zuerft nach 
Europa gebradjt wurden) ein Wachslicht, dann: 
Licht, Kerze überhaupt; Heilf. ein wundärztlichez 
Werkzeug von Pflajtermajje od. Wachs, Gummi ze. 
zur Unterſuchung u. Erweiterung von Berengungen 
der Harnröhre, aud) des Maſtdarms u. der Speife- 
röhre, Weitungs» oder Dehnjonde. 

Bougre, m. fr. (fpr. bug’r; eig. altfr. für Bulgar; 
einer bulgarijchen Ketzer-Sekte gab man verjchie- 
dene Sünden jchuld) ein Knabenſchänder, ſchänd— 
fiher Kerl, Schuft, ein niedr. Schimpfwort, von 
manden mit Unredt als eine Verdrehung des lat. 
puer, Snabe, — en, und unſchuldigerweiſe im 
Scherz ſelbſt als Liebfofungswort für Heine Kna— 
ben gebraudt! 

Bbonillant, fr. (pr. bujdng; von bouillir, ſieden, 
kochen, dv. I. bullire, wallen, jprudeln) eig. ſiedend; 
uneig. aufbraufend, bißig; ein bouillanter 
Kopf,ein Hitzkopf; Bonitlants, pl. (pr. bujdng) 
heiße Fleiſchpaſtetchen; Bouilleur, m. (jpr. bu» 
jöhr, Sieder, Siederöhre, deruntere TeilbeiDampf- 
doppelfefjeln, = Boiler, f. d.; Bouilli, n. (Ipr- 
buji) gefochtes Fleiſch; Bonittie, f. (ſpr. bujih) 
Mus; Mildbrei; Bonillon, m. u.gem. f. (pr. bu» 
jong) Fleiſchbrühe; Bandroje, or an Frauen» 
zimmerkleidern; ein baufchender Zierat an Mö— 


126 Bouille 


bein; auch zufanımengerollter Gold» oder Silber— 
draht, Gold» oder Silberraupe (Kräufelfcehnur). 

Bonilfe, f. fr. (fpr. buj’; vgl. Bulfe) der Zollſtem— 

. gel auf Wolliwaren; auch eine Art Gewebe; Bonile 
lieren (fr. bouiller), mit diefem Zollftempel bes 
zeichnen. 

Bonillon, engl. (ſpr. billjen), Silber oder Gold in 
dicken Stangen, eine englifche u. amerifanifche Be- 
zeichnung. 

Bonillotte, F. fr. (pr. bujstt’, eig. = bouilloire, 
Kochkeſſel) ein Glücksſpiel mit Karten; auch eine 
Spielfneipe. 

Boule, £. fr. (ſpr. buhl; v. l. bulla, etwas Rundes, 
Buckel) Kugel, Ball; daher Boule, m. od. Boule⸗ 
Spiel, ein Geſellſchaftsſpiel auf dem Billard oder 
mit Segeln; à la boule fpielen, ein Neihenfolgen- 
jpiel auf dem Billard; Boulette, f. Fleine Kugel, 
pl. Bouletten, Fleiſchklößchen. | 

Boule, eingelegte Arbeit A la Boule, Arbeiten 
von Holz, Ei — —*— nn 

enannt nach dem franzöfiichen Holzichniger A. CH. 
Bir, (16421739). 9 u ’ 

Boufepfitherie, f. gr. eine Kur, bei der Kubftall- 
duft eingeatmet wird. 

Boulevard, m. fr. (pr. buͤl'wahr; altfr. boulevert, 
aus dem deutichen Bollwerk entjtanden)ein Boll- 
werk, Wallgang, Wallitraße, Hauptitraße, Baum- 
jtraße, Ringſtraße. 

Bouleverſement, n. fr. (ſpr. bul'werß'mcing; von 
bouleverser, d. i. eig. wie eine Kugel umdrehen, 
bon boule, Kugel, u. verser, umwerfen) der Um— 
fturz, die Umwälzung. 

Bouliac, m. (ſpr. bulidk) eine Art roter Bordeaur- 
wein. 

Boulin, m. fr. (fpr. buläng) ein Brütneſt. 

Bouline, £. fr. (v. engl. bowline, von bow, Bogen, 
u. line, Leine), die Boleine, das Lenkſeil am Segel, 
Segeltau; boulinieren (fr. bouliner), mit Seiten 
wind ſegeln; uneig. ftehlen. 

Bonlingris, |. Bowlinggreen. 

Bouquet, n. fr. ſ. Bufett. 

Bonguin, m. fr. (fpr. bufäng) ein alter Bor (als 
Schimpfwort). 

Bonguinenr, m. fr. (fpr.bufinöhr; v. bouquin, ein 
altes, jchlechtes Buch, von dem deutſchen Buch, zu— 
nächſt jedoch von altholländ. boekin, Biichlein) ein 
Freund und Sammler alter Bücher, Bücherwurm; 
auh = Bonquintit (fr. bouquiniste) ein Biicher- 
trödler; Bonguinerie, f. Büchertrödel. 

Bourbon, m. (jpr. burböng), pl. Bourbons, Mit- 
glieder des Haujes Bourbon, früher in Franfreid), 
Neapel ıc., jegt nur noch in Spanien herrichend; 
Bourbontiten, pl. Anhänger diefes Haufes. 

Bonrdalone, f. ı. Bourdalou, m. fr. (pr. bour- 


dalüh; uripr. eine Art fchlichten Zeuges, welches 


die Frauen eine Zeitlang trugen, nachdem der 
Pater Bourdaloue [1632—1704] ſcharf gegen 
die Sleiderpracht gepredigt hatte) eine Hutjchnur, 
ein Hutband mit einer Schnalle; auch eine bunt- 
gemwirkte franzöfifche Leinwand. 

Bourdine, £. (ipr. bur—) fr. (bourdin, ın.) eine 
dunkelrote Pfirſiche. 

Bourdon, m. fr. (fpr. burdöng; eig. die Hummel) 
Zonf. der Brummbaß, dte Schnarrpfeife gemiffer 
Inſtrumente; bej. das 16- oder 32füßige Orgel- 
regiſter. 

Bourgeois, m. fr. (fpr. burſchoci; v. bourg, u. dieſes 
vom althochd. burg, — der Bürger; auch eine 
deutſche Schriftart, die Borgisſchrift, ſ. Let— 
tern; Bourgeoiſie, f. (ſpr. burſchoaſih) die Bür— 


Bouton 


jerichaft, der (vermögendere) Bürgerſtand, als 

olksklaſſe, Klaſſe der ne namentlih von 
den Sozialdemofraten im Gegenfat zu den Arbei- 
tern fo genannt. 

Bonrnonit, n. Antimonbleterz. | 

Bourräden, pl.(fpr. bur—) fr. (sing. bourrade,von 
bourrer, jtoßen, beſ. den Pfropf [la bourre] auf die 
Ladung, dann auch Stöße mit der Flinte rc. geben, 
f. Bourre) SE Affe, beigende Vorwürfe; 
Bonrrage, f. fr. (jpr. Burrahſch') Krk. die Ver- 
dänmung einer geladenen Mine; Bourrasque, 
f. (fpr. burrdst’; it. burrasca; vgl. Bora) ein Wind- 
ſtoß; der Ausbruch übler Laune. 

Bourre, f. fr. (jpr.bühr’; ital. borra, wahrſch. vor 
einem altl. burra, Flocke, Zotte, welches dem pl. 
burrae, Bofjen, zugrunde liegt) Abfall von der 
Wolle, Scherwolle; Fiill- od. Stopfhaar; Bourre 
de Soie (ſpr. —d'hoch, Flock- od. Wirrfeide Flo— 
rettſeide); auch ein leichtes florähnliches Seiden- 
zeug (1815in Lyon erfunden); Bourrette, f. Flock⸗ 
oder Abfalljeide. 

Bourree, f. fr. (fpr. burreh) ein lebhafter franzö— 
ſiſcher Tanz u.die dazu gehörige Mufik im Z4-Takt. 

Bourrigue, f. fr. (fpr. burihf‘; fpan. borrico, lat. 
—— ein Eſel; ein kleines ſchlechtes Pferd, ein 
Klepper. 

Bourſe, k. fi. (ſpr.burß') Börſe, Geldbeutel; Bour— 
fier, m. (ſpr. burßjeh) der Säckelmeiſter, Schatz— 
meiſter, in Klöſtern; auch ein Schüler od. Student, 
der ein Unterjtügungsgeld oder einen Freitiſch ge- 
nießt, = Stipendiat; zumeilen aud) einer, der 
viel Gefchäfte mit der Börſe macht, Börfianer; 
Bouriiere, f. (ſpr. burßjähr') die Sädelmeifterin, 
in Klöjtern. | 

Bourieau,n. fr. (fpr. burßoh) Bauf. ein Dachſims. 

Bonifale, f. fr., j. Bufjole. 

Boutade, f. fr. (ſprich: but —; vom altfr. bouter, 
jtoßenzc.,it.buttare; deutfchen Urjprungs:altnord. 
bauta, althochd. bözan, jtogen 2c.; vgl. Boffe) ein 
fchneller, wunderlicher Einfall, eine jähe Laune 
(gem. Rap3); auch ein rafcher Schautanz aus dem 
Stegreif; Tonk. = Capriccio); par boutades 
(engl. by fits), nach Yaune, ſtoßweiſe. 

Bouteille, £. fr. (ſpr. buteje; it. bottiglis, ml. bu- 
ticüla, veriv. mit dem gr. bütis, Flafche, und dem 
deutichen Butte, volksmäßig Buddel; vgl.botte) 
die Flasche; Bonteillage, f-, x. n. (fpr. —ahieh) in 
England dieAbgabe für eingeführten Wein; Bou- 
teillier oder Bontillier, ın. (for. — jeh) Kron- 
ſchenk, Oberfchent an Höfen; Bouteillenglas, 
Flaſchenglas, gewöhnliches grünes Glas. 

Bouterolle, £. fr. (ſpr. but’röll’; von bouter, legen, 
ſetzen) das Ohrband an der Degenfcheide, Degen— 
band; die Bajonetthülfe oder -Dille; der Aufzied-, 
Tief- oder Knopfhammer, Geſenkhammer, Stange; 
ein Werkzeug zum Töten des Schlachtviehes 
Schlachtmaske; Schuß- oder Schießmaske. | 

Bontejelle, m. fr. (for. buthell; v. bouter, feßen, u. 
selle, Sattel) Krk. da3 Signal zum Satteln durch 
die Neitertronpete. 

Boutique, f. fr. (ſpr. butihke; vgl. Bottega), f. Bu- 
tife; boutique ambulante (jpr. — 
eine Wandelbude; Boutiquier, m. (jpr. butigkjeh) 
ein Krämer. 

Bouton, m. fr. (fpr.butöng; prov. u. ſpan. boton, 
it.bottöne, vom fr. bout, Ende, Spiße) der Knopf; 
die Knoſpe; die Hißblatter auf der Haut, Finne; 
Krfpr. die Traube am Bodenftiid einer Kanone; 
pl. Bontons, knopfähnliche —— Bou⸗ 
fonnier, m. (jpr. butonnjeh) ein Knopfmacher; 


Bouts⸗rimes 


: Bontonniere, f. das Knopfloch; Heilk. operative 

» Eröffnung derdarnröhre beim Manne am Damm, 
um Entleerung des Urins bei Berengerungen der 
Harnröhre zu ermöglichen; boutonnieren (franz. 
boutonner), Aufnöpten; boutonniert, zugelnöpft, 
uneig. verſchloͤſſen, unzugänglich; gefnöpfelt, Knopf- 
muſier (boutonne). 


Bontserimes, pl. fr. (pr. buh-rimeh; von bout, | 


Ende, u, rimer, veimen) vorgejchriebene Endreime, 
auch das danach verfertigte Gedicht jelbft, ein Reim— 
ſilben-Gedicht. 
Boupiere, f. fr. (ſpr. bumwjähr’; v. bouvier, Ochſen⸗ 
hirt, ml. bovarius, vom I. bos, bövis, Rind) eine 
Viehmagd; uneig. ein plumpes Frauenzimmer. 
boven, boll. eig. oben (= engl. above); hoch! lebe 
! 


hoch 
Bowie-Knife, a. engl. (ſpr. boöh⸗i-neif) ein Bowie— 

Meſſer, ein von dem amerikan. Oberſten James 

Bowie erfundenes Jagdmeſſer mit hippenförmiger 


Spitze. 

Bowie, f. engl. (ſpr. bole, vom engl. bowl, Napf, 
Beden, Schüffel, eigentl. der in einer Schüffel be- 

. reitete Weintrand), Bole, Weintrant; Mifchgefäk. 

Bowlinggreen,n. engl. ({pr. böhlinggrihn; v. bowl, 
fegeln, u. green, grün) auch Bonlingrin, ft. ( ſpr. 
buͤlänggräng) ein grüner Platz zum Kugelſpiel; 
beſ. ein dicht bewachſener und fleißig geſchorener 

Raſenplatz in einem Luſtgarten, Spielplatz. 

Bor od. Bore, f. engl. (vom engl. box, n. Büchſe, 
Doſe, Koffer, Gehäufe, Loge) Büchſe, Dofe; Ver— 
ichlag, Schußgitter. 

boren, engl. (box, dtich. fih baren, niederd. baksen, 
v.bäks, Schläge) balgen, fauftlämpfen; Boxer, in. 
ein Fauſtkämpfer in England. 


Boxing day, m. erigl. (fpr. deh) Geſchenktag in Eng⸗ 


land, d. i. der Tag nach Weihnachten, an dem Die 

Dienerſchaft u. a. Geſchenke erbalten. 

Buy, m. engl. Junge, Burfche, Diener, 3. B. Lift: 
boy, Burfche, der ven Lift, d. 1. Fahrſtuhl, bedient; 

Meſſenger-Boh, engl. (Ipr. meiföndfhör—), Eil- 
bote, Ausläufer, voteradler; oldboy(ipr. ob °—), 
alter Burſche. 

Boy, |. Boi. | 

Boykott, m. eugl. Auflehuung der Iren gegen eng- 
liihe Grundbeſitzer oder Bertvalter durch den ge- 
meinfamen Beichluß, nicht unter einem jolchen zu 
arbeiten, nichts von ihm zu kaufen ufw., dann über- 
haupt ein ähnlicher Beihlug auch von anderen 
Volksklaſſen in anderen Ländern gefaht, Verrufs- 
erflärung, fyftematische Verſagung unentbehrlicher 
oder wichtiger Leiftungen überhaupt, Acht, Sperre. 
(Boycott ift eigentlich der Name eines englifchen 

Kapitäns, der 1879 die Güter eines großen Grund⸗ 
herren, des Lord Eyre, in einer irischen Grafichaft 
verwaltete und dabet bei feinen Untergebenen, die 
von etlichen Bolt3verführern aufgeheßt worden 
waren, feinen Pacht zu zahlen, auf ſolchen Wider- 
itand ſtieß, daß ſich bald ein dauerndes feindjeliges 
Verhältnis zwijchen ihm und den Sven heraus— 
bildete. Niemand durfte mehr bei ihm arbeiten, 
niemand mit ihm in Gejchäftsverbindung treten 
uſw. Er war gleichfam von den empörten Iren in 
Acht und Bann getan. Diefes Verfahren dehnten 
die Iren dann auch auf andere engliiche Grund- 
bejiger oder Verwalter aus, und der Name Boy: 
cott ward für ein ſolches Berfahren üblich; von 
Irland drang dann der Name und das Verfahren 
auc nach Deutichland, wo es namentlich von den 
Sozialdemokraten gegen Wirte geübt wird, die 
ihnen ihren Saal zu Verſammlungszwecken ver- 


Brachybiotik 127 


weigern uſw.; boylkottieren, den Boykott über 
jemand verhängen, jemand in Verruf erklären. 

Bohe, f. holl. ein Schiffswinkel, Lager der Boots- 
leute; auch ein Werkzeug beim Aufwinden des 
Kabels; Boher oder Bujer, m., |. Bojer; Boh— 
falz, n. Seeſalz. 

Boza, Buza, f. perj.-tüirt. (perſ. bösä, bösah) ein 
bierähnliches beraufchendes Getränk der Türken, 
aus Serite und Hirje bereitet. 

Bossa, f. it. altes ital. Flüſſigkeitsmaß = 1—2 1 

Brabancons, pl. fr. pr. —bangköngs) d. i. Bra- 
banter, dienftlofe Soldaten, dieim 12. Jahrh. Frank— 
reih plündernd durchzogen; Brabancoıme, f. 
(pr. —bangßoͤnn') ein belgiſches Bolislied, die 
Marſeillaiſe der belgischen Nevolution; Brabante 
(ipr. brabängt’) u. Brabantiffe, f. (ipr. brabang- 
tif‘) eine Art niederländiſcher Leinwand. 


| Brabant, auf Schiffäwerften der Aufbervahrungs- 


ort für Geräte. | 
Brabcum,n.gr.(brabeion) der Kampfpreis, Ehren - 
preis; Brabelt, m. (gr. brabeutes) der Kampf- 
vichter, Preiserteiler. A 
Braca, portug., Brass, jpan. L., Braccio, m. (ſpr. 
bratiho) it. (v. [.brachium, Arm; pl. brachia; vgl. 
dasfr.Brajje) früher ein Längenmaßim füdlichen 
Europa, Elle; Bracelet, n. (pr. braſſ'leh) pl. Bra⸗ 
eeldtten od. Brasfeletten, fr. (bracelet, v. I. bra- 
chiäle) Armbänder. D. 
Bracadabra od. Bracatabra = Abracadabra, 
Braccio, m. it. ein ital. Yängenmaß — 65 cm. 
Bracherium, n. ni. Heilf. das Bruchband. 
Brachiſtochrone, j. unter Brachybiotik. 
brachium, n. {. (gr. brachiön) der Arm, pl. bra- 
chia; brachium seculäre, der weltliche Arm, die 
weltliche Macht od. Gewalt; b. ecolesiasticum, 
per geijtliche Arm, die geiftliche Obrigfeit od. Macht; 
bramiäl ([. brachiälis, e), wa3 auf den Arm Be- 
zug hat; Brachiométer, m. gr. Heilf. ein Arm- 
meſſer; Brahiänens, m. Armgeſchwulſt; Bra= 
chiopoͤden, pl. l.gr. (püs, Gen. podös, der Fuß) 
Armfüßler, eine Klaffe der Weichtiere. 
Brachmanen, . Brahma. 
Brachybiõtik, E. gr. (v. brachys, kurz) das Beſtreben, 
das Leben zu verkürzen, entg. Makrobiotik; bra— 
chybidtiſch, kurze Zeit lebend, von kurzer Lebens— 
dauer; brachchroͤniſch, kurze Zeit dauernd; hra— 
chydattiliſch, — Brachydiagonale, f. 
kurze Querachſe; Brachhdoma, n. Kurzdach, ein 
Dach mit kurzer Achſe; Brachygräph, m. ein Ge— 
ſchwind- od. Kurzſchreiber; Braͤchygraphie, f. die 
abkürzende Schreibekunſt, Kurzſchreibekunſt, — 
Stenographie; brachhlatalektiſch (vgl. Kata— 
lektikos) unvollſtändig (ein Vers, dem ein Fuß am 
Ende fehlt); hrachhllaͤdiſch, kurzzweigig; Brachy⸗ 
logie, f. die Kürze im Reden, Bundigkeit; brachh⸗ 
loͤgiſch, gedrängt, kurz, bündig; Brachylögus, m. 
einer, der ſich der Kürze im Neden befleißigt; bras 
chhmetropiſch, kurzſichtig; brachypetaͤliſch, mit 
kurzen Blumenblättern; Brachypneuma, n. gt. 
furzer Atem; brachypneumatiſch, ———— 
Brachypnöe od. Brachhpnöa, f. die Engbrüſtig— 
keit; braͤchypoͤdiſch, kurzfüßig; Dradiuptära, pl. 
raflügler (wie die —— ögel), auch 
kurstlügefige Kerbtiere; brachyptéeriſch, Furzflü- 
gelig; Brachyfeit, pl. gr. Kurzſchattige, Bewohner 
der heißen er twelche die Sonnenstrahlen mehr 
fenfrecht erhalten und daher einen furzen Schatten 
werfen; Bradhyiyläbus, m. gr. ein aus Furzen 
Silben beitehender Versfuß; Brachyſtochroöne, f. 
(von brächistos, der Fürzefte, Supert.von brachys, 


128 ‚Braciere 


und chrönos, Zeit) Größenl. die Linie des kürze- 


jten Falls, ein Beiname der Eykloide | 

Bracicre, m. und Braciẽra, f. it. (pr. ci wie iſch) 
ein Koblenbeden, vgl. Brajero. 

braconnierent, fr. (braconner, von braque, altfr. 
bracon, der Brade, Spürhund) Wilddieberei 
treiben; Braconnage, f., r. n. (ſprich: —nahſch) 
Wilddieberei;s Braconnier, m. (pr, —njeh) ein 
Wilddieb. Sklaven. 

Bräcos, pl. brafil. (portug. braco, eig. Spitrhund) 


Bracteät (l.bracteätus,sc.nummus), m., pl. Brae= |. 


teäten (v. I. bractea, Blech), Blechmünzen, Blech⸗ 
pfennige, Hohlmünzen (bef. aus dem 12. u. 13. Jahr⸗ 
hundert) von Gold- oder Silberblech, die auf der 


auf der andern vertieft zeigt. 


Bradyeloie, f. gr. (v.bradys, langſam, jhwerfälig) ' 


das Schwerhören; Bradymasciis, f. Heilk. das 
bejchwerliche Kauen; VBradypepfie, f. die lang- 


ſame, ſchlechte Verdauung; Bradäpäs, m. das. 


Faultier; Bradyfurie, f. = Strangurie, 


Braga, n. {rufj. bräga, tatar. Urfprungs) ein bier- | 
artiges Getränk aus Hafermehl und Hopfen in | 


Sibirien, der Waladei ꝛc. 


Braga, Brage od.r. Bragt, m. nord. Fabell. der | 
Gott der Dichtkunſt u. Beredjanıkeit, Schußgott der 1 42:70. TE Van 
| Branfos, m. port. (eig. die weißen —; v. branco 


Didter, Sohn Odins und Gemahl der Iduna; 


daher Bragur, f. (altnord. bragr) Dichtkunſt. 


Braggard, ın. engl. (pr. bräggerd) ein Prahlhans, | er TE ae ee 
branlieren (jpr. brang--),. fr. (branler = brandil- 


Aufſchneider; Braggardismus, ın. die Brahlerei. 


Brahma, m. (jangfr. brahman, Som. brahmä, bei | 
den Hindus in Oftindien das höchſte Welen, der | 
Beltihöpfer,deifen Halbvergötterte Priefter, Brah: | 
mänen, Brachmanen od. Brakminen, die vor- | 
nehmite Kafte der Sudier ausmachen; Brahmaiss | 


mus, m. die Religion der Indier. 
Brai, ſ. Bray. 


Braidismus, m. — Hypnotismus (f.d.), dv. dem 
Engländer James Braid, der von 1795— 1860 


lebte, entdeckt. 


Braillard, m. fr. (fpr. brajähr; von brailler, und | 
dieſes wahrich. von braire, aut fchreien, bei. vom ; 


Ejel) ein Schreier, Schreihal3. 


Braife, f. fr. (ipr. brähf), eigentl. Kohlenglut, 


glühende Kohlen, daher: fette Dämpfbrühe (Kochk.); 
braiiieren (vom fr. braiser, auf glühenden — 
baden, ſchmoren) dämpfen, dünſten, daher: braisé, 
gedämpft, gedünſtet (Kochk.). 

Brake, f. niederd. (von brafen, breken, d. i. brechen) 
ein Deich-Durchbruch und die dadurch entſtandene 
große — 

Bramabpreife, k. eine nach dem Erfinder (dem 
Engländer Bramah) benannte hydrauliſche (d. i. 
duch Waſſerdruck wirkende) Preſſe; Bramah: 

jhlof, n. ein nad) demjelben Erfinder benanntes, 

bei. bei feuerfeſten Geldſchränken verwendetes 
Kunſtſchloß, bei welchem mehrere Schieber (ge— 
wöhnl. 6 bis 7) von ungleicher Höhe gleichweit 
zurückgeſchoben werden müſſen, bevor der Riegel 
bewegt werden kann; Sicherheitsſchloß. Vgl. auch 
Chubbſchloß. 

Bramaͤrbas, m. (ogl- jpan. und prov. bramar, fr. 
bramer, jhreien) Name eines Großſprechers, zuerfi 
in einem jatir. Gedichte des Philander vonder 


bramarbafieren, prahlen. 
Braminen, 1. Brahminen unter Brahma. 


Brancard, m. fr. (pr. branfdhr; v.branche, Zweig, 


inde f 
(Burkhard Mende) 1710 gebraudit, dann von Gott= | 
iched auf die Titelrolle des Holbergjchen Luſtſpiels 
Jakob von Zyboe übertragen; dah. f. Brahlhanz; | 


brat : 
ſad. jel. Art.) eine Gabeldeichlel; ein Tragſeſſel, 
‚ eine Tragbahre, Sänfte, Vrancard-Wagen, ein 


Laſtwagen ohne Leitern. ER 

Brande, f. fr. (pr. brangich'; it.:branca, Klaue 
deutſch: Pranke)] und Zweig) eig. der Zweig eines 

° Baumes; uneig. der AR eines Geſchlechts: Ne- 
benlinie; einer Wiſſenſchaft: Fach; Gefchäftszweig, 

"Beruf, Sondergebtet. 41: u, ': ‚mem 

Branchus, m. gr. (bränchos) Heilf.eig. Kehle; Hei⸗ 
jerfeit, Mandelbräune; Brandhotomie, f. Luft 
röhrenſchnitt; Branchien, pl.(gr.sing. bränchion, 
pl. bränchia) Filchfiemen, gleichſam Quftklappen 
zum Atemholen. u ol 


er | Brandebourg, m. fr. (pr. brangd bühr) eigentlich 
einen Seite ein erhabenes Gepräge haben, das ſich 


Brandenburg; eine Art mit Schnur eingefaßter 
Knopflöcher, Bordenknopflöcher; auch ein Beſatz 
auf Damenkleidern oder Mänteln. 
Brandon, m. fr. (fpr. brangdöng) die Strohfackel, 
der Feuerbrand, Strohwiſch, Strohpfahl; bran⸗ 
donnieren, mit Strohwiſchen bezeichnen. 
Brandy, m. engl. (fpr.. brändi, zgez. aus altengl. 
brandwine) Branntweienn. ©. 
Braͤnka, f. (verw. mit ruſſ. branj, Krieg, bränik, 
Krieger, polniſch branka, die Kriegsgefangene) die 
nächtliche Rekrutenaushebung in Rußland und 


Polen. 
= ſpan. blanco, weiß, 


ſ. blanc) der Kiffabonijche 
Ruderzuder in Riften. : nn nn 


ler, Berl. v. brandir, ſchwingen) ſchaukeln, ſchüt— 
teln; Branle, £. (pr. brang!’) ein zu Ludwigs XIV. 
Zeit üblicher polonäjenartiger Tanz. - 
bras, ın. fr. (fpr. brah; von I. brachium) der Arm; 
hras dessus, bras dessous (jpr. brah deifü, brab 
deſſu, Arm in Arm, vertraulich; à bras ouverts 
(ſpr. a-bra-ſuwähr), mit offenen Armen, mit Freude 
und Herzlichkett 
Brajero, m. ſpan. {v. brasa, it. bracia, fi. braise, 
gliigende Kohle) eine Kohlenpfanne, Wärmpfanne, 
def. in Südamerifa gebraucht. 
Brafilidi, m. ein edler Topas aus Brafilien; 
Brajilienhoßz, |. Sernambut; Braiildtthofz, 
unechtes Brafilienholz; Braſilin od. Braiilein, 
der rote Farbftoff des Yernambufholges. : 
Braije, f. fr. (prov. brassa, vom I. brachia, die 
ausgeſtreckten Arme; vgl. Brasa): Klafter, Faden; 
Braifen, pl. die an den Segeln: befeftigten Geile, 
mit denen fie ein» und aufgezogen :oder gerichtet 
werden. —J red 4b 
Brätie, f. aus dem it. 
—brattfho), die Armgeige, Altgeige. ; 
Bratipill, niederd., eine Schiffswinde, ‚bei der Die 
‚Ketten wagerecht gehen, liegende Ankerwinde. 
brap (it. bravo, fr. brave, prov. brau) gut; tüchtig; 
techtichaffen, bieder; mutig, tapfer; geichidt, tue, 
lih; bravo al3 Beifallsruf für Kunitleiftungen: 
ſchön, meifterlich! für mehrere: braviz für eine 
weibliche Perſon: bravaz im Superl.: bravis- 
simo, ausgezeichnet, herrlih! Bravour, f. (fr. 
bravoure, ſpr. —mwühr, it. bravura) Bravheit; bei 
Kriegern: Mut, Unerfchrodenheit, Tapferkeit; bei 
Künſtlern: Geſchicklichkeit, Kunitfertigkeit, Sicherheit 
(in Beherrſchung der. äußern Kunftmittel); Bra⸗ 
vour⸗Arie, f.fr.it,. Br.⸗zRolle, Br.-Stüd:c., ein 
Gejang, eine Rolle, ein Stüd ıc., die dem Künſtler 
Gelegenheit geben zu ———— Meiſter⸗ 
ſtück; Bravo, m. (in Italien) ein Haudegen; bei. 
auch ein gedungener Meuchelmörder: (als Meiſter 
jeine3 Handwerks, der feines Stoßes gewiß ift); 


viola da braceio (ipr. 


T 


Braba 


1. Bravi; Bravaccio, it. (ſpr. brawattſcho) oder 

ravdzzo, m. ein Raufer, Schläger; Braͤvache, 
m. fr. (jpr. — wäſch') ein Großprahler, Groß» 
jprecher, Auffchneider; bravachieren, prablen, 
aufichneiden; Braverie, f. Prahlerei; Prunf, 
Kleideritaat: braßieren, fr. (braver) trogen, höh— 
nen; Bravade, £. (ſpr. — wdhd’) ein prahleriſches 
Drohen. 

Brida, n. ein beraufchendes Getränt der Kam- 
tichadalen. £ 

Bray oder Brat, ın. fr. (pr. bräh; altfr. brai, 
Schlamm, Teer, it. brago, Schlamm) mit Fiſchtran 
gemiſchtes flüſſiges Harz zum Stalfatern der Schiffe; 
brayieren (ipr. bräjieren), teeren. 

Brasa, |. Braga. 

Brent, m. engl. (fpr. brehk; eig. der Abrichtewagen, 
d. i. eine Art zum Abrichten der Pferde dienender 
vierräderiger Gngen mit einem Bod) ein offener 
pierräderiger, 3—6ligiger Jagdiwagen mit zwei 
Längsbänfen und hohem Bod, engl. Halbwagen, 
Krümper. 

Breakfaſt, n. (ſpr. bredfäßt), Frühſtück. 

Breccie, f. (ſpr. brettiche, it. breccia, fr. brèche, v. 
deutichen brechen) Trümmergeftein, aus Bruch— 
ftüden und Gejchieben zufammengejeßte Geſtein— 
maſſen; auch wohl beſ. für Nagelfſuhe. 

Breche, |. Breſche. 

Bredouifle, £. fr. (ſpr. br'düj', von dredouiller, 
jtottern) Verwirrung, Beſtürzung, Verlegenheit; 
die doppelte Bartie im Toccateglijpiel, und der 
nn, vomit man fie bemerkt; ſ. aud) 

urch; Bredonilleur, m. fr. (ipr. Br’dujöhr), der 
Stotterer; bredouillieren, ſtottern. 

Brégma, n. gr. (v. bréchein, befeuchten, weil dieſer 
Knochen bei Kindern feucht und weich iſt und ſich 
am ſpäteſten verhärtet) der mittlere Teil des Schä— 
dels, der Scheitel. 

Brelan, n. fr. (ſpr. br'läng; altfr. brelenc, ein 
Brett zum Würfelſpiel, vom deutſch. bretlin, bret- 
lein oder bretling) ein Glücksſpiel mit Karten, — 
Treſchak. 

brelie breloc oder brelique breloque, fr. (ſpr. 
brölid, brölod) die (finnlofe) Bannformel, welche 
in der Zauberfomödie die Geijter zum Erfcheinen 
und Verſchwinden nötigt, alfo: her und hin! fomm 
und geh! daher beides verbunden: in verwirrter 
Halt, Hals über Kopf; Breloque, f., pl. Bre- 
foques oder Breloquen (ipr. bröldd) Uhrgehänge, 
UÜbrgehängjel, Kleinigfeiten oder Spielereien an 
Uhrketten. 

Brenta, k. 1. (vgl. deutſch die Brente, ein hölzernes 
Gefäß für Milch, Weintrauben, geſalzenes Fleiſch) 
ein ehemaliges Weinmaß in Italien u. der Schweiz, 
in legterer von 37,51 Inhalt. 2. Berg in Tirol. 

Brephotrophium, n. gr. (brephotropheion, von 
brephos, neugebornes Kind, u.trephein, ernähren) 
eig. ein Findelhaus; Brephotroph, m. der Vor⸗ 
ſteher eines folchen. 

Breſche, f. (fr. breche, it. breccia, urfpr. deutich, 
von brechen; vgl. Brake) ein Duͤrchbruch, Wall- 
bruch, eine in Mauer und Wal einer Feſtung durd) 
das ſchwere Gefhüg gemachte Lüde, um Sturm zu 
laufen, eine Sturmlüde. 

Breihith, hebr. (d. i. im Anfange) das erſte Buch 
Moſis, das mit diefem Worte anfängt. 

Bresciänftahl, m. eine Art Rohitahl, von Bre- 
jfeia (fpr. breicha) in Oberitalien. 

Bretagne, f. fr. (ipr. —tänje) eine Landſchaft (ehem. 
Herzogtum) des nördlichen Frankreichs, jeit Dem 
4. Jahrh. durch flüchtige Briten von England aus 

Heyſes, Fremdwörterbuch. 21. Auff. 


Brign 129 


bevöffert und Britannia minor (Rlein-Britan- 
nien) genannt; daher: Bretanne, f. ein alter 
franzöf. Tanz zu zweien; Bretugnes, pl. eine vor- 
trefflihe Gattung franzöj. Leinwand; die Einwoh- 
ner der Bretagne heißen Bretons (fpr. Br’tong; 
f. Bretonne); daher Bretönne, f. der Weiber- 
regenmantel, eig. ein Anzug der Weiber aus der 
Bretagne. 

Bretdilen, pl. fr. (bretelles, Verkl. v. altfr. u. prov. 
bret, Bogeljchlinge, ſpan. brete, Beinfefjel, und 
dies vom althochd. bréttan, jchlingen, flechten) 
Tragbänder, Hojenträger. 

hrevis, breve, I. furz; brevis, f. Tonk. eine Note, 
welche zwei ganze Takte gilt (vgl. semibrevis = 
1 Taft; minima —=1/,; semiminima =!/,; fusa 
—Y, ; semifusa —= 1/,,; subsemifusa od. biscroma 
—= 1/,s); in brevi, in furzem, in kurzer Zeit, näch⸗ 
ſtens; alla breve, it. Toni. in geſchwindem Zeit- 
maß, eig. jede Note noch einmal fo gejchwind; 
brevi mann, |. eig. furzer Hand; kurzweg, ohne 
weiteres; breviter, kürzlich, in Kürze; Brevität, 
f, [. (brevitas) die Kürze; brevitätis causa, der 
Kürze halber; Breve, n. it. (auch brieve; daher 
da3 deutjche Brief) ein kurzes Schreiben, insbeſ. 
ein minder fürmliches päpft!. Schreiben an Staa- 
ten, Fürſten 2c., bloß mit dem Fiſcherring befiegelt; 
Brevet, n. fr. (ſpr. breweh) ein offener Gnaden- 
oder Beitallung3brief (Patent, Diplom); engl. 
DOffizieröpatent; brevet d’invention (pr. —däng- 
wangßjoͤng), Erfindungspatent, ſ. Batent; bre= 
detieren (ft. breveter).einen Gnadenbrief erteilen; 
brevet&, patentiert; Brepiarium, n. I. 1. das 
Rechtsbuch der Römer im weſtgotiſchen Reich (bre- 
viarium Alaricianum); 2. abgef. Brevier, da3 
Gebet- od. Kirchenbuch der katholischen Geiftlichen 
für den täglichen Gottesdienit, Betformelbud); 
überh. Auszug, furze Überficht; Brevier (engl, 
ſpr. briwihr), auch eine Art Lettern, f. d.; Brept= 
loquenz, f. (1. breviloquentia) Kürze im Ausdruck; 
Breviotypiẽ, f. Notendrud. 

Briangoner (jpr. briangg—) Kreide, die jpanijche 
Kreide, eine weichere Urt des Talk-, Speck⸗ oder 
Geifenfteind von Briancon in Frankreich. 

Briardos, m. gr. oder I. Bridrens, Tab. ein erd- 
geborener hundertarmiger Rieſe, der den olympis- 
ſchen Göttern im Kampfe gegen die Titanen bei- 
ftand. (form. 

Brie:bat, m. fr. (fpr. Brickbah) Käfe in Ziegelftein- 

brie A brac, fr. (jpr. —brad) eigentl.: altes Haus- 
gerät, allerlei Kleine zierlihe Kunftgegenftände, 
Nippfachen, namentlid) altertimlicher It. | 

Briga, £. ml. ı. it. (fr. brigue; vgl. briguieren 
Streit, Kampf, Handel; Partei, Anhang, Rotte; 
Brig, Bring oder Brigantine, f. engl. (fr. bri- 
gantin, it. brigantino, urjpr. ein Raubſchiff, vgl. 
Brigant) ein Rennſchiff, ein leichtes zweimaſtiges 
Kriegsichiff mit Rudern und Segeln, welches bis 
an 100 Bemwaffnete trägt; Brigdds, £. fr. (it. bri- 
gäta, Trupp, Streithaufen) Heerjchar, eine größere 
Heeredabteilung von zwei od. mehr Regimentern, 
die von einem Brigadier, m.(jpr. — djeh) od. Bri⸗ 
gade=sbeneral (gew. Generalmajor) befehligt 
wird (vgl. Armee); Brigadier, aud ein Wacht— 
meijter bei der franzöjiihen Neiterei; Brigade— 
Auditeur, m. (vgl. Auditeur), Feldrichter bei einer 
Brigade; Brigant m. (it. brigänte), ein Räuber, 
Straßenräuber; brigandieren (fr. brigander), 
Straßenraub treiben; Brigandage, f., r.n. (pr. 
— dahjeh) od. Brigantangie, n. it. (pr. —adſcho) 
die Straßenräuberei. r 

9 


130 Brigantier 


Brigantier, pl. ein Bolt (im Altertume), das an 
der Ojtjeite des Lacus Brigantinus (de3 Bodenſees) 
wohnte. 

Bring, f. |. u. Briga. 

Brighella, m. it. (von briga, f. d.) eine Charakter- 


masfe der ital. Volksbühne, einen anmakenden und 
verichlagenen Bürger voritellend. 
Bright'ſche Krankheit (nad dem engliihen Arzte 
Bright, jpr. breit, benannt), akute Wafjerfucht 
mit — eiweißſtoffhaltigen Urins. 
Brigitte, altd. (Brigida, wahrſcheinlich verw. mit 
Berta) weibl. Name: die Strahlende; Brigitten- 
Orden oder r. Birgitten=Örden, ein Nonnen— 
orden, geftiftet von der jchiwed. Heiligen Birgitta 
1348; auch Orden von St. Salvador. 
briguieren (ſpr. —gieren), fr. (briguer, it. brigare, 
— eifrig erſtreben; vgl. das it. briccone, 
Bettler) etwas durch andrer Gunſt erſchleichen; 
Brigue, k. ſ. Bri Brigueur, m.(ſpr. — göhr) 
ein Bewerber, Erbſchleicher, Ränkemacher. 
Brikett, m. (ſpr. —kett), pl. Briketts (von fr. 
brique, f., Ziegel- oder Baditein), eig. Ziegel, 
Baditeine, überh. Ziegelförmiges, be. Preßkohlen— 
jteine, aus Steinfohlengrus oder erdiger Braun 
tohle geformt; brifettieren (ſpr. brifet—), fr. 
mit Ziegeln ausjegen oder ziegelartig anftreichen; 
preſſen; Brifetage, f., r. n. (|pr. brifetdic‘) ges 
malte Bacijteinarbeit, ziegelähnliher Anftrich. 
Brifofe, £. fr. (ſpr. bricsl’; vom ml. bricola, ein 
altes Wurfgefhüg, womit man Steine gegen die 
Mauern 2c. jchleuderte) beim Billard der Ruͤckprall 
der Kugel von der Bande; einen Ball par bri«- 
cole machen, d. i. ihn durch einen Abjprung von 
der Seite treffen; daher par bricole, uneig. nicht 
eradezu, durch Ummege, von der Seite, brifo= 
teren (fr. bricoler), zurücprallen machen, durch 
Abjprung von der Seite treffen; uneig. nicht red» 
lich verfahren, Auzflüchte, Umjchweife od. Winfel- 
züge machen; Britkolſchußz, Prellſchuß. 
brillieren (ipr. brilji—), fr. (briller,it.brillare, jpan. 
brillar; viell. vom IL. beryllus, ein glänzender Edel- 
ftein, |. Beryll) glänzen, fehimmern, blinfen, prun- 
fen; brillänt (pr. fr. briljäng, gem. briljänt), 
länzend, hervorleuchtend; ausgezeichnet, herrlich; 
rillante, it. Tonk. fehr feurig, lebendig; Bril⸗ 
Idnt, m. fr. ein in Form eines oben ftarf, unten 
ſchwach abgeftumpften Doppelkegels gejchliffener 
und an den Seiten in kleine Dreiede oder Rauten 
(Facetten) geteilter Edelftein, bej. Diamant; Glanz- 
Edelſtein; mon brillant (fpr. mong brijdng), mein 
Edeljtein (Name von Luſtſchlöſſern); Briffant: 
feuer, n. eine Art Feuerwerk, welches ftrahlende, 
blumige u. fiernartige Funken wirft; Briffanten= 
täfer, ein pracdhtvoller Rüfjelfäfer in Brajilien, 
au) Sumelenfäfer; Briffantier, m. fr. (ipr. 
brijangtjeh) ein Diamantſchneider; Brifantine, 
f. fr. 1. eine Bomade, welcher Bernftein beigemengt 
ift, um dem Barthaar mehr Glanz zu geben; 2. ein 
dicht gewebter gemujfterter Baummollenftoff; bril⸗ 
lantieren (fr. brillanter), Diamanten zu Brillan- 
ten jchleifen; mit Glanzſteinen befegen; Brillen 
tiert, mit Ölanziteinen bejeßt; uneig. mit glän- 
enden Gedanken und Ausdrüden ausgeſchmückt; 
rillantblech, n. verzinntes Eifenbleh; Bril— 
fantgarn, n. ein wollenes Garn von lebhafter 
Farbe; Briffantgelb, lebhaftes, feuriges Gelb 
aus Schwefel-Kadmium hergeftellt, das ala gelbe 
Malerfarbe verwendet wird; Brilfantglas, ge- 
ihliffenes Bleihohlglas ; Brillanz, £.Slanz, Pracht. 
Brimade, f. fr. (von brimer, einen neuen Schiller 


« 


broad-side 


ſchikanieren, prellen) unter franzöfifchen Studenten 
eine Art Fuchstaufe, auch Maßregelung miß- 
liebiger Kameraden, indem man fie an Händen 
und Füßen ergreift, in Schwung bringt und durch⸗ 
Ichüttelt. 

Brimborions, pl. fr. (pr. brängborisng; altfr. auch 
breborion, entweder entitellt aus I. breviarium, 
od. d. landfch. fr. brimber, betteln) Sleinigfeiten, 
Lumpereien, latinifiert Brimborium,n. Spielerei, 

3. B. bei Goethe im Fauft. 

Brinkolo, m., pl. Brinfolt, it. Rechenpfennige, 
Spielmarfen. 

Brie, m. it. Yeuer, Tebhaftigfeit; brioso od. con 
brio, Tonk. lebhaft, feurig. Ä 

Brioche, £. fr. (fpr. Sich’; vom deutſch. brechen, 
d. i. den Teig Eneten) dünner Butterfuchen, 

Brioloͤtten, pl. tropfenförmige Brillanten, =Beı - 
deloquen. 

Brion, m. (pr. brisng) ein guter franz. Wein. 

brifant, fr. (ſpr. brifäng, dv. briser, zerichlagen, zer- 
brechen) eig. zerichlagend, zermalmend, wird von 
Grplofionstioffen gejagt, jofern dieje die Eigen- 
Ihaft haben, ſich plößlich zu zexſetzen; Briſanz, 
f. Schlag oder Sprengkraft; Brifage, f. (ipr. 
—ahſch) dad Brechen; Brifenv, m. (jpr. —öhr), 
die Vorwalze, der Vorreißer (in der Spinnerei); 
Brifur, £. ein kleines Gelenk (z.B. an Ohrringen). 

Briscambille, f. fr. (pr. —fanabii') = Brüs⸗ 
quembilfe, |. unter brüsk; Brischla, f. it. 
ein italienische® Kartenfpiel, dem ſüddeutſchen 
Zwicken ähnlid. 

Brife, k. fr. (aus engl. breeze, leiſer Wind, vgl. it. 
brezza, jpan. briza) ein zu gewiſſen Zeiten wehen- 
der gelinder Seewind. 

Briſolette, n. gebratenes Fleiſchklößchen. 

Brifüre, f. (fpr. —ſühr') fr. (v. briser, brechen) eig. 
Bruch, Sprung; beiBollwerfen mitzuriidgezogener 
Flanke die Verlängerung der Streichlinie, der 
Bruch am Mittelmall; Wappenk. Beizeihen im 
Wappen jüngerer Linien. 

Britanninmetall, |. Brite. 

Brite, m. (l. Brito, Britannus, ent. nad) dem 
walliſ. Stammhelden Bryt, Brydein benannt, od. 
vom wallif. brith, bunt, weil die alten Briten 
ihre nadten Körper zu bemalen pflegten, wes— 
wegen die Kaledonier, ein Teil der Nordbriten, bei 
den Römern Picti, d. i. Bemalte, hießen) ein 
Einwohner Englands; daher Britännien, n. (I. 
Britannia) England; Groß-Britannien, Eng- 
land und Schottland; Britanniametall, n. eine 
in England erfundene Metallmijchung von Zinn, 
Antimon und wenig Kupfer, von weißer, filber- 
ähnlicher Farbe zu ZTafelgeräten verwandt ftatt 
Silbergeſchirrs. 

Britiniäner, pl. eine beſondere Verbrüderung von 
Auguſtinermönchen, nach ihrem erſten Wohnplatze 
Britini in der Mark Ancona. 

British Museum, n. engl. ein wiſſenſchaftliches u. 
Kunft-Zuftitut inLondon mit reihen Sammlungen 
für Wiſſenſchaft und Kunſt. 

British Store m. engl. (jpr. ßtohr), engliicher Kauf- 
laden für gemifchte Artikel, beſonders für Herren- 
ausftattung; Lager, Magazin. 

Brizo, f. ge. (wahrſcheinl. von brizein, einſchlafen) 
Fabell. eine auf Delos verehrte Göttin, welche 
durch Träume Orakel gab; dah. Brizomant, m. 
Traumdeuter; Brizomantie, f. Traumpdeuterei, 

broad side, f. engl. (fpr. brahd-Baid, von broad, 

die Breite, und side, die Seite), Breitfeite eines 


Brockperle 


Schiffes, Entladung ſämtlicher Kanonen einer 
Breitſeite (vgl. Moltkes geſammelte Schriften, 
Band II, ©. 281, 3. 4). 

Brockperle, f. (fr. baroque, ſ. barod) eine fchiefe, 
ungleiche Perle. 

Brodeguin, m. fr. (ſpr. brod’fäng) ein Halbftiefel, 
Gamaſchenſtiefel, die Stiefelette. 

brodleren, fr. (broder, ſticken, ausnähen) einfafjen, 
verbrämen; ftiden, ausnähen mit Gold, Silber, 
Seide 2c.; uneig. aufpugen, ausfchmücden mit er- 
dichteten Aufäßen; Broderie, f. od. Brodie⸗ 
rung, dieBerbrämung; Stiderei; Ausichmüdung; 
Gartent. Einfafjung von Beeten durch Buchsbaum. 

Broglio, m. it. (jpr. bröfjo; vgl. brouillieren) Die 
— die Empörung; auch ein leichter it. 

ein. 
Brohf, n. (ſchwed. brok, holl. broek, fr. brägue) 
Sciffipr. ein ftarkes Tau. 
brofantieren (pr. —angt—), fr. (brocanter) mit 
allerlei Sachen handeln, trödeln; bei. Kunſthandel 
treiben, mit Runstjachen trödeln; Brokanteur, m. 
(pr. —fangtöhr) ein Kunſthändler, Bilderhändfer. 

Brofardenr,m. fr. (pr —döhr) ein Spötter, Stich- 
ler; brofardieren, jpötteln, ſticheln. 

Brofarditum, n. ml. (wahrſch. nach der von dem 
Biichof von Worms Burfard, bei Stalienern und 
Sranzofen Brocard ſſt. 1025], Hinterlafjfenen 
Sammlung von Rircchengefegen: Brocardica, re- 
gulae Burchardicae) eine jprihmwörtliche Recht3- 
regel, ein Rechtsſprüchlein des Mittelalters, wel— 
ches nicht in den Quellen Steht, fondern oft falſch 
bon den Zehrern verfertigt und für echt auögegeben 
üt; 3. B. den Bürgen muß man würgen. 

Sroffolt, pl. it. (sing. bröccolo, eig. Sprößchen, v. 
brocco, Sproß, Keim) italienischer Sprofjenfohl 
oder Sommerfohl, ein dunfelblauer Blumenkohl 
(bei. in Rom). 


Brofdt, m. (it. broccato, fr. brocart, vom it. broc- 


care, fr. brocher, ſtechen, fticlen, vgl. Broche) 
jchwerer, gold» oder jilberdurchwirfter Seidenitoff: 
Anjtrih, der mit zu Pulver gejtoßenem Kupfer 
und Zinn und Glimmerplättchen hergeftellt wird; 
Brofatell oder Brofardell, m. ein ähnl. Halb- 
jeidenzeug von Seide und Baummolle mit großen 
erhabenen Blumen; auc) eine Art gelben, rötlichen 
oder violetten italienishen Marmors; Brotdt- 
papier, Metallpapier, Buntpapier mit aufge 
drudten Goldfiguren. 

Brofer, m. engl. Makler. 

Brom, nl. bromium, n. (vom gr. brömos, Ge- 
ſtank) Naturl. ein eigentümlicher, nichtmetallifcher 
und zu den Salzbildnern gerechneter Grundftoff, 
1826 von Balard entdeckt, findet fich im Seewaſ⸗ 
jer 2c.; er bildet die Bromjänre, da3 Brom— 
Kalium, Brom-Natrium?c.; Bromit,n. Brom- 
jilber, ein aus Brom u. Silber bejtehendes oliven- 
farbiges Mineral. 

Bromatographie, f. gr. (von bröma, Speije) Bes 
Ihreibung der Nahrungsmittel; Bromatologie, f. 
die Nahrungsmittel-Lehre; bromatoloͤgiſch, die- 
jelbe betreffend; Bromatomedter, n. der Speifen- 
meler, ein Werkzeug zum Abmeſſen der täglichen 

ahrung. 

Bromelig oder Bromelie, f. (nach) dein ſchwed. 
Arzt und Botaniker Bromel, ft. 1705, benannt) 
eine ausländijche Pflanzengattung, wozu die Ana— 
nas gehört. 

Bromios, m. * (von broͤmos, Geräuſch) der Lär— 
mende, Rauſchende Beiname de⸗ Bacchus, wegen 
ſeiner lärmenden Begleitung. 


Brougham 131 


Bromium, j. Brom. 

brouchieren (ſpr. brongichieren), fr. (broncher, it. 
broncare, v. bronco, Klotz, Stamm, altfr. bronche, 
Strauch) ſtraucheln, ſtolpern. | 

Broͤnchus, m. gt. (brönchos) die Kehle, Luftröhre, 
Brondien, pl. gr. (brönchia) die Luftröhrenäfte; 


bronchiñl, nl. die Luftröhre betreffend; 3. B. 


Brondial-Ratarrh, f. Ratarrh; Bronchikk— 
tafie, f. gr. eine Erweiterung der Tuftröhrenäite, 
die bei chroniſchem Katarrh eintreten fann; Bron— 
chĩtis, f. gr. Heilf. Entzündung der Quftröhren-, 
äjte, Bruftbräune; Bronchecẽle, k. der Luftröhren— 
bruch, Kropf; Bronchophonie, f. pfeifende Stimme 
bei Heijerkeit; Bronchopneumõnie, f. Qungen- 
—* Bronchotomãe, f. der Luftröhren— 
nitt. 


Brontẽum, n. gr. (von bronte, f. Donner) die 
Donnermaſchine auf Schaubühnen; Brontia, pl. 
ER eraunia), Donnerjteine, vermeintliche Don» 
nerfeile; Brontologie, f. die Donner- oder Ge- 
witterlehre; Brontophobile, f. die Gewitterſcheu; 
Brontotheologie, f. Erienntnis Gottes aus der 
vernünftigen Betrachtung der Gewitter. 

Bronze, f. (pr. brongje) fr. (it. bronzo, ml. bron- 
zium, und dieſes entitand aus fpätlat. aes Brun- 
disium; Bronzefpiegel aus Brundifium waren im 
Altertum jehr beliebt) ein Metallgemifch oder Erz 
aus vorwaltendem Kupfer und Zinn beftehend; 
Bronzen, pl. aus diefer Metallmischung gegojjene 
oder gefertigte Gegenſtände; Bronzieren dr. bron- 
zer), eine Erzfarbe geben; jchwarz färben (3. ©. 
Leder); Bronziit,n. (it.bronzista, jpan.broncista) 
ein Erzarbeiter; Bronzehaut-Krankheit, eine 
Krankheit der Nebennieren, die mit großer Blut- 
armut und Bräunung der Haut verbunden ift, auch 
Addiſonſche Krankheit (ſpr. äddiſ'n) genannt; 
Bronzezeit, ein vorgeſchichtliches Zeitalter, in 
dem Hrn und Geräte vorwiegend aus Bronze 
hergeſtellt wurden, fie lag zwiſchen der Steinzeit 
und der Eijenzeit; Bronzierſalz, ſtarkes Chlor- 
antimon, das zum Bronzieren verwendet wird. 

Broofit, m. (jpr. bru—) friftallifierte Titanſäure 
von haarbrauner Farbe. 

Broom, |. Brougham. 

Broquart, m. fr. (ipr. brodahr), ein Spießer, ein- 
jähriger Hirſch; Gelbfchnabel. 

Brorjfof (Broderskäl), n. ſchwed. die Brüderſchaft, 
Duzfreundſchaft. 

Broſche, f. fr. (prov. und fpan. broca, it. brocco, 
Spitze, ſpitziger Pflod) überh. Spieß; große Nadel, 
Spindel 2c.; insbeſ. eine Vorſteck- od. Bujennadel 
derDamen; broſchieren, fr. (brocher) heften und 
nur in Papier binden (ein Buch); auch Zeug mit 
erhabener Arbeit durchwirken (vgl. Brofat); auf- 
weben, überjchießen (Mufter oder Figur); Bro— 
ſchierte Gewebe, überichofiene Stoffe, Schuß— 
muſtergewebe; Brojhierihuß, Figurſchuß (We- 
berei); Broſchüre, f. ein Heft, Flugſchrift, Druck— 
Ihrift, Aufjag, Abhandlung: Brofhürtft, m. (fr. 
brochurier) ein $lugjchriftenjchreiber. 

brofjieren, fr. (brosser) bürften; Brofferie, f. fr. 
Bürftenbinderware; Vrofjüre, f. Färbung des 
Leders mit der Bürfte. 

Brouette, £. fr. (ſpr. brudtt’; landſch. birouette; v. 
I. biröta, näml. rheda, v. bi-, bis, u. rota, Rad) 
ein zweirädriger Schiebfarren. * 

Brongham, m. engl. (ſpr. Bruhm) ein zweiſitziger 
Wagen, verdeckter Einſpänner, nach dem Namen 
des berühmten engliſchen Staatsmannes eig. 
Brau'm oder Bruämm, gem. aber Bruhm ausge— 

9* 


132 brouillieren 


ſprochen u. darum 
Broom. 

bronillieren (ſpr. brujieren), fr. (brouiller; it. 
brogliare, mwühlen, aufwiegeln) durcheinander- 
werfen, vermwirren (daher brouillierte Finan— 
zen, mißliche Vermögensumſtände); aud) verun- 
einigen, entzweien, 3. B. mit jemand brouifliert 
jein, mit ihm uneins, entzweit fein; Brouilla— 
mini, m. u. n. Verwirrung; Örouillement, n. 
(jpr. brulj’mäng) u. Brouillerie, f. Mißverſtänd— 
nis, Zwiſt; Bronillon, n. (jpr. brujöng) aud) 
BSrouillard (ipr. brujdhr), die Kladde, der erite 
Ihriftlicge Entwurf, erſte Vorarbeit; flüchtige Zeich— 
nung, Handriß, Handplan; bei Kaufl. das Kladde- 
buch (Strazza), worin allerlei Handlungsjachen 
vorläufig nur flüchtig bemerkt werden. 

Brotwniäner, m. (jpr. braun—) ein Anhänger der 
Reiz od. Ervegungslehre des engl. Arztes Brown 
(it. 1788); Brownianismus, m. die Reize oder 
Erregung3lehre jenes Arztes. 

Bromnie, m. engl. (fpr. brauini, wahrfch. v. brown, 
braun, wegen der ihm zugefchriebenen Farbe) 
Braunden, ein nedifher Hausgeiſt oder Kobold, 

_ bei. in Schottland und auf den Hebriden. 

Bromniften, pl. (fpr. braun—) eine Sekte der 
Buritaner (f. d.) in England, 1580 von Robert 
Bromne geitiftet. 

brohieren (pr. broaj—), fr. (broyer, altfr. brayer, 
prov. bregar; altnord. braka, zerbrechen) zermal⸗ 
men, reiben (Farben); Broyon, m. (jpr. broajsng) 
der Rührkolben zum Yarbenreiben. 

bruieren, fr. (bruir, durchdämpfen) Zeuge von 
Dämpfen durchziehen laſſen. 

Bruit, m. fr. (pr. brüth; von bruire, braufen, rau- 
chen; mi. brugire) das Geräuſch, Gerede, Gerücht; 
Aufſehen, tant de bruit peur une omelette, 
ſprichw. jo viel Lärm um einen Eierfuchen, d. i. 
viel Lärm um nidtS. 

Srümeire, m. fr. (jpr. brümähr, vom I. bruma, 
Winter) der zweite oder Nebelmonat im ehemal. 
neufranzöſ. Kalender, vom 22. Dftober big 20. Ro» 
vember (am 18. Briimaire = 9. November 1799 
jtürzte Bonaparte die franz. Republik); brumäl, 
l. (brumälis) winterlih; brumös, nebelig. 

Brumataleim, Raupenleim (aus Teer, Schmalz, 
Leinöl und Terpentin, an Obftbäume geitrichen). 

Brume, £. fr. (jpr. brüm) dicker Nebel auf der See. 

Brummer, m. (d.i. Bromberger) eine in Brom- 
berg geichlagene polniihe Silbermünze = 5 Pf; 
auch eine fupferne Scheidemünze von gleichem Wert. 

Bruncie, £. |. BPrünelle; auch eine Zleine, frie- 
chende Zierjtaude mit großen blauen Blumen (nl. 
brunellia, nad dem ital. Botanifer Gabr. Bru- 
nelli benannt). 

brünett, fr. (it. brunetto, von bruno, fr. brun, 
althochd. brün, braun) bräunlich, bei. braunhaarig, 
dunfelhaarig; VBründtt, m., Bründtte, f. eine 
Berjon, deren Gefichtsfarbe und Haare braun, 
dunkelfarbig find, ein Brauner, eine Braune, Dun- 
felhaarige; Brünettröshen, — Adönisrös— 
ben; Brünieren (fr. brunir), bräunen, braun 
beizen, bejonderd die Oberfläche des Eiſens bei 
Gemwehrläufen; glätten. 

Brunonia, f.nl.das ala Weib perjonifizierteBraun- 
ſchweig, welches das Biergefpann (Duadriga) 
auf dem Reſidenzſchloſſe in Braunſchweig lenkt. 
Sruih-Dynanıo, f. eine Reihen- oder Hauptſchluß⸗ 


zumeilen fälfchlich gejchrieben: 


maſchine für Bogenbeleudhtung mit konſtanter 


Stromſtärke (1878 von Brujh erfunden). 


brüsf, ir.. (it, brusco, herbe, jcharf) barſch, rauh⸗ 


| 
| 
| 





Buccoblätter 


ſchroff, kurz angebunden; bruscamente, it. Ton!. 

haſtig, troßig; brüskieren (fr. brusquer), jemand 

ſchroff oder barſch begegnen; etwas überſtürzen, 
übers Knie brechen; davon Brüskerie, f. rauhe 

Behandlung; Brüsquembille, £. (pr. (—Tangbij’) 

eine Art Kartenipiel. 

Brufſen, pl. ruff. (sing. brus) vierfantige, foge- 

nannte engliſche Balfen aus Riga. 

brutal zc., bruteizieren, |. brutus. 

Brutto od. brutto, it. (eig. häßlich, ungeftaltet; vom 

“lat. brutus, jchwerfällig, plump) bei Kaufl. das 

Gewicht einer Ware mit ihrer Packhülle, Roh- od. 

Gejamtgewicht; Brutto-Ertrag (entg. Netto>), 

Ertrag ohne Abzug der Koſten, Rohertrag; Brutte- 

ermögen, das ganze Vermögen mit Einſchluß 

der Schulden. | 

brutus, a, um, L. (urfpr. ſchwer, ſchwerfällig) un- 

vernünftig, dumm, fühllos; bruta fortuna, |. 

Fortuna; Brutus,m.männl. Rame ;der Dumme; 

Brutum, n. ein Bieh, dummer Menid; bru— 

tal, nl. (fr. brutal, it. brutale) ungejchliffen, grob; 

Brutäl-Impfung, Tier- oder Viehpoden-mp- 

fung; srutaltjieren (fr. brutaliser), fid) grob od. 

ungelchliffen benehmen; jemand roh behandeln; 

Brutalität, f. grobes Betragen, die Roheit, Fle- 

gelei; bruteſzieren, l. (brutescere) zum Tier 

herabjinien; brutifizieren, nl. vertieren. 

Bruszin, n. ein giftiges Alfaloid, das fih in den 

Krähenaugen (Samen von Strychnosnuxvomica), 

den Sgnatiusbohnen und der falfhen Auguita- 

rinde findet; (für die Mutterpflanze der leßteren 
hielt man früher die Brucka ferrugina, zu einer 
nah dem engl. Reiſenden Bruce benannten 

Pflanzengatiung gehörend, — daher der Name); 

ruzit, m. ein aus Talkerde und Waſſer beitehen- 
des Wineral. 

Brya Ebenus, grünes Ebenholz, ein Baum der 

Antillen, der ein gutes Tiſchlerholz liefert, auch 

diejes Holz felbit. 

rijgma, n. od. Bryamaos, m. gr. (von brychein, 

fnirichen) Heilk. das Zähneknirſchen, Zähneflappern. 

Bryologie, f. gr. (von bryon, Moos) die Lehre von 

den Laubmoofen; Bryelög, m. ein Kenner der- 

jelben; Bryozden, pl. Moostierchen (zu den Mol- 
luskoiden gehörig). 

Bryanie, f. I. (gr. bryonia, von bryein, üppig 

mwachjen) die Zaunrübe, Gichtrübe, Stidwurz. 

B'ſchores od. Beſchores, jüd. argliftiicher Gewinn. 

Bu oder Itſibu (d. h. 1 Bu), n. eine vor 1871 üb- 
liche japaniiche viereckige Silbermünze von 1,42 bis 

1,60 Ei wert; auch ein japan. Längenmaß (]. 
Schaku). 

Buanſa, m. der wilde Hund von Neapel, angeblicher 

Stammvater unſeres Haushundes. 

Buaſchra, eine Goldmünze in Tunis = 10 Piaſter. 

Bubel, m. (gr. bübälos) der Büffel. 

Bubönen, pl. Br. (sing. bubön, m.) Heilf. Scham- 
od. Leiſtenbeulen, venerifche od. Veit-Beulen; Bu⸗ 

bonocẽle, £. ein Leiſtenbruch. 

Buccinätor, m. I. (von buccina, Trontpete) eig. 

Trompeter; Heilf. der Trompeter-Musfel in den 

Baden; Bueciniten, pl. nl. Trompeien-Schneden, 

eine Art verjteinerter Schneden. 

Bucco, m. I. (v. bucca, Bade, alſo eig. einer mit 
aufgeblafenen Baden) ein Tölpel, Schwäger; Na— 
— der Bartvogel, das Großmaul. 

Buccoblätter, pl. Blätter des Buccoſtrauches (Ba- 

rösma), eines zur Familie der Diosmeen gehöri— 

gen Zierſtrauches (Kap der guten Hoffnung), die 
als Tee verwendet werden (Hnttentottentee). 


Buceros 


Buckros, m. gr. (bükerös, ochſenhörnig, dv. büs, 
Ochs, und keras, Horn) der Hornvogel; Buzen— 
tanr, m. gr. (vgl. Zentaur) Fabel. ein Ungeheuer, 
halb Menſch und Halb Stier od. Ejel; auch das 
prächtige Schiff, in welchem ſich ehemals der Doge 
von Venedig mit dem Adriatischen Meere vermählte, 
wobei er einen goldenen Ring ins Meer warf (it. 
bucentöro); Buzephãlus, m. gr. eig. Bulephã⸗ 
{08 (v. kephalö, Kopf), Ochienfopf, Alexanders des 
Großen Leibroß; jedes LXeibpferd. 

Buchnuk, arab. n. der Schminfmantel der orienta- 
lichen Frauen. 

Buckſtin, n. engl. eig. Bocksfell (v. buck = Bock, u. 
skin, Fell), ſtarkes gefüpertes Wollenzeug zu Bein— 

bucõliſch. ſ. buf—. ſkleidern und Joppen. 

Bucranien, ſ. Bukr—. 

Buddha, m. (ſanskr. buddha, weiſe, v. budh, ver- 
jtehen) ein indifcher Gott, die neunte Berförperung 
des Wiſchnu (f. d.), ald Heiliger Weijer; Bud— 
dhaismus od. b. Buddhismus, m. Verehrung 
desjelben, u. die von ihm geitiftete Glaubenslehre, 
im Reiche der Birmanen und ganz Hinterindien, 
in China, Siam, Tibet und Japan verbreitet; 
Buddhiften, pl. Anhänger diefer Religion. 

Budget, n. engl. (jpr. bödichet, od. fr. büdſcheh; vom 
altfr. bougette, lederner Beutel, Reiſeſack, Verkl. 
von bouge, boge, lederner Sad, it. bolgia, l. 
bulga) urjpr. die Mappe des engliſchen Yinanz- 
minifters, worin dieStaat3rechnungen aufbewahrt 
wurden; daher der Staatshaushalt oder ftädtiiche 
Haushalt, Sahreshaushalt, Voranſchlag der jähr- 
lichen Einnahmen und Ausgaben, Jahresrechnung; 
Budgetjadr, Rechnungsjahr. 

Buͤdta, f. ruf. Wächterhäuschen, Schilderhaug, 
Heine Bude (— Boutique); Buͤdotſchnik, m. 
Wächter, Stadtwächter, Bolizeifoldat. 

Budleja, f. ein Strauchgewächs mit eirunden Blät- 
tern und orangefarbenen Blüten, nad) einem 
Engländer Budley 1733 benannt. 

Budmaiches, pl. oftind. Spigbuben. 

Budſchu, m. (eig. Rial Budſchu, Boudjou) eine Sil- 
bermünze in Algier, = 24 Mufonen zu 2 Rarub 
zu 14 Aſpern, = 1,50 M. 

Buen Carlo, m. ein ſpaniſcher ſüßer Wein. 

Buen Retiro, n. jpan. (eigentl. gute, ſchöne Zu- 
flucht) Name eines Luſtſchloſſes bei Madrid; dann 
überhaupt ein Ort, wo man fern vom Geräufche 
der Welt angenehm ausruhen fann. 

Büfett,.n. fr. (buffet; it. buffetto, ſpan. bufete, ml. 
bufetum, urjpr. Prunktiſch = J. abacus, v. altfr. 
buffer=bouffer, aufblajen, buffoi, Brunf, Pracht) 
ein Schenktiſch (Kredenztiich); eine Anrichte; Tiſch 
mitSpeifen bei Gefellichaften; Gefchirrichranf, Sil- 
berichrant; auch das Schenfzimmer, Anrichtezim- 
mer; Büfettier, m. Bier- oder Speifenausgeber; 
Bülettiere, f. Ausgeberin von Speifen u. Geträn- 
ten; büfettieren (fr. buffeter), Weinfäfjer an- 
zapfen; viel trinfen. 

Bufa, f. it. (vgl. Bouffon) Poſſe, Schwant. 

Buͤffalo, n.1.engl.(it und ſpan büfalo, ni.bosbubä- 
lus ;vgl.Bubal)derBüffel, Büffeloch3. 2. Stadtname. 
uffer, m. engl. (ſpr. böffer; v. to buff, ftoßen, 
puffen) das Stoßfifjen, der Buffer an Eifenbahn- 
wagen. (Buff-⸗Armel, Baujchärmel. 

Suffieren, fr. (buffer u.buffir), aufblajen, baufchen; 

Buffo, Buffone, m. it. der komiſche Sänger der ita- 
fieniichen Oper; vgl. Bouffon. 

Bufontt, m., pl. Bufoniten (v. l. bufo, Kröte), Krö- 
teniteine, Schlangenaugen, verfteinerte Teile, bef. 
Zähne von Fiſchen, Saumenzähne. 


Bulgar 133 


Bügalet, m. fr. (ſpr. bügaleh) ein zweimaſtiges be- 
decktes Lichterſchiff. 

Buglehorn, n. engl. (ſpr. bjüg'lhorn; wörtl. Büffel- 
horn, Ochſenhorn) ein Jagdhorn; Waldhorn. 

bugſieren oder boegſieren, holl. (v. boeg, Bug, 
Schiffsvorderteil) ein Schiff ins Schlepptau neh- 
men, ſchleppen; daher Bugſierboot, Bugſier⸗ 
dampfer, ſolche Boote oder Dampfer, die Dies Ge— 
jchäft betreiben (vgl. Remorqueur). 

Bugipriet, |. Boegipriet; Bugſtage, f. Taue 
der Ketten, mit denen das Bugjpriet befejtigt wird. 

Bühnenregulator, m. Apparat, um die Helligfeit 
der Glühlampen in Theatern zu regulieren. 

buhnrdieren, altd. (vom mittelhochd. hurten, fto- 
Bend losrennen, ſtoßen, mittelfranz. hourter), 
Schar gegen Schar reiten, wobei leichte Speere od. 
Stäbe am Schild ded Gegners gebrochen werden; 
Buhurt, m. das Hauptwort, von dem buhur- 
dieren abgeleitet ijt, ein Reiterfchaufpiel zu Roß, 

ein ie Ba von Scharen, das gewöhnlich 
zur Begrüßung eines hohen Gastes ausgeführt 
wurde (verjchieden von Tjoft und Turnier). 

Butätrif, f. gr. (v. büs, Rind, u. iätrös, Arzt 2c.) 
Rindvieh- Heilkunde. 

Buis, f., pl. Buifen (fpr. beufen) Hol. (eig. eine 
Röhre, Rinne Heringsſchiffe, HeineFahrzeuge zum 
Heringsfang. 

Bujdn, m. ruſſ. (fpr. bujdnn) Stapelplag, Zager- 
baus, f. dv. w. Ambar, ſ. d. 

Buje, Bujer, ſ. unter Boje. 

Bulamfin, eine Goldmünze in Tunis = 50 Piafter. 

Bukardit, m. gr. (von bus, Och8, u. kardia, Herz) 
ein verjteinerte3 ale eine verjteinerte Mu- 
ſchel von runder Herzgeftalt. 

Bukett, n. fr. (von bousquet, für bosquet, Gebüſch, 
Bujchen) ein Blumenftrauß; die Blume des Weines; 
Kunſtſpr. auf Gemälden die glüdliche u. harmo— 
niiche Zufammenftellung der Farben; bouquet de 
bois ({pr. —bod), ein Zuftwäldchen, eine Baum- 
gruppe; Buketterie, f. (ipr. bufeterih) die Kunft 
des Straußbindens; Bufettier, m. (jpr. bufetjeh) 
ein Straußbinder; Butettiere, f. (fpr. 
eine Straußbinderin; Bufett-Barfum, n. Dil 
duft, VBollduft. . 

bufolifch, gr. (von bukdlos, Rinderhirt u. überh. 
Hirt) Hirtenmäßig; bukoliſche Gedichte, Hirten- 
gedichte, Schäfergedichte, = Idyllen, f. d. (4.2. 

irgil3); bukoliſcher Dichter oder Bufolifer, 
m. ein Berfafjer ſolcher Gedichte; Bukoliaͤsmos, 
m. der Hirtengejang. 

Bufraniten, pl. gr. (vd. bukränion, Rindsſchädel) 
Bauf. Aasköpfe, dem nacdten Schädel eines Opfer- 
tieres nachgebildete Zieraten, bei. im doriſchen Fries. 

Bulaͤfo, n. ein muſikal. Inſtrument der Neger an 
der Küſte von Guinen. 

Bulaͤrchos, |. Bule. 

Bulbärparalyie, f. Sprach- u. Zungenlähmung, 
die auf Erfrantung des verlängerten Marks beruht. 

— oder Bülbül, m. perj. die perſiſche Nach— 
tigall. 

Bulbus, m. lJ. eine Knolle, Zwiebel; der Minen; 
bulbiform, nl. ziwiebelförmig; bulbös (I. bulbö- 
sus, a, um), zwiebelförmig. 

Bñlẽ, f. gr. Rat, Ratsverfammlung, = lat. Senat; 
Bularhds, m. der Voriteher des großen Rats 
im alten Athen; Bulenterion od. Buleutiton, 
n. das Rathaus. 

Bulien, n. (au3 engl. bow-line, d. i. Bugleine), ein 
Schiffstau. gt. 

Bulgdr, m., pl. Bulgaͤren, die Einwohner der 


154 Bulimos 
Bulgarei, uripr. ein tatarifcher, fpäter ein fla- 
viiher Volksſtamm; im Mittelalter (1. Bulgari) 
allgemeine Benennung für Keger (vol. Bougre). 

Bulimos, m. od. Bulimie, auch Bulimiäſis, 
f. gr. (bulimia, von büs, Ochs, und limös, Hunger) 
der Wolfshunger, Heißhunger, Freßgier. 

Buͤlta, f., pl. Buͤlli, ruf). die Semmel, das Franz- 
brot; Buͤlotſchnik, m. der Bäder. 

Bull, m. engl. eig. Stier, niederd. Bulle; eine Un- 
gereimtheit, Albernheit, ſpaßhafte Erzählung oder 
— einem ſpaßhaften, ſich oft wider⸗ 
ſprechenden Sachwalter zu Heinrichs VII. Zeiten, 
namens Obadiah Bull, hergeleitet); daher einen 
Bull maden, quafjeln, eine lächerliche Verfehrt- 
* begehen, wie man fie insb. den Irländern nach— 
agt (irifhe Bulls), bei uns: einen Schwaben- 
jtreich maden; John But, |. Johannes. 

Bulldogge, m. oder Bull-Dog, m. engl. ein Bul- 
lenbeißer, großer englijcher Hund. 

Bulle, f. (v. I. bulla, Budel, Knopf, Wafferblafe 2c.) 
ein jedes erhabene Siegel von Wachs oder Metall 
an öffentl. Urkunden 2c.; die Siegelkapſel; eine mit 
einem jolchen Siegel verfehene Urkunde, be. päpft- 
lihe Verordnung, Vorschrift, die der Papſt im 
Auftrage des Kardinalkollegiums gibt und mit 
dem großen Kirchenfiegel (nicht bloß mit dem Sie- 
gel des Fiſcherrings wie beim Breve) verfieht zc. 
(it. bolla); die goldene Bulle (aur&a bulla), ein 
befanntes von Kaiſer Karl IV. im Sahr 1356 er- 
laſſenes Reichsgeſetz; Bullarium, n. nl. eine 
Sammlung päpſtlicher Bullen oder Verordnungen; 
bullieren (ml. bulläre), mit einem Siegel verjehen 
und dadurch befräftigen, befiegeln; Dr. bullätus, 
wer jeine Doktorwürde nur von einem Pfalzgrafen 
erhalten hat; dah. bisweilen = Duadjalber; Bul⸗ 
fijt, m. der päpitliche Bullenfchreiber; Bülletin, 
n. ft. (jpr. bülletäng) eig. eine Kleine Bulle, ein 
Bettel (it.bullettino), gem. ein Stunden- od. Tages⸗ 
bericht (3. B. ein ärztlicher über den Zuftand eines 
Kranken, Krantenbericht), auch) ein Kriegsbericht, 
eine Bekanntmachung. 

Bullsfindd, m. engl. (ſpr. —fintſch) ein mit einer 
Hede verjehener Erdiwall, der beim Wettreiten mit 
Hindernijjen zu durchbrechen ift. 

Bullion, n. engl. (fpr. bulljönn; vgl. Bouillon u. 
Billon) Gold» oder Silberflumpen, »barren, unge- 
münztes Metall; fremdes, ungangbares Geld; 
Bullion-Ausihur, ein Parlamentsausſchuß i. 
3. 1810, der forderte, daß die Banknoten auf jeden 
Hal einlöslich feien. 

bullieren, Bultift, ſ. Bulle. 

Bulfit, m. (v. l. bulla, Blafe) verfteinerte Blafen- 
od. Feigenjchnede; Bullition, f. nl. (v. I. bullire, 
Blajen werfen, wallen) das Aufmwallen; bullös, 
mit Blajen bededt, blajig. 

Bullivantneß, n. (nad) dem Erfinder Bullivant 
benannt), Torpedo⸗Schutznetz. 

Bülow (jpr. büloh) od. Birol, m. (wahrjcheintich 
Schallwörter, welche den helllautenden Ruf de3 
Vogels nahahmen) die Golddroſſel, Goldamſel, der 
Kirſch- oder Pfingſtvogel. 

Buluf, türk. (genauer: böluk) Kompagnie, Truppen- 
teil; Buluk-Baſchi, m. türk. (von Baſch, ſ. d.) 

ein Oberſter des Fußvolks, Hauptmann. 

Bumajſhli, kleines Papiergeld in Rußland. 


Bumerang, m.ein gekrümmtes Wurfholz in Auſtra⸗ 


lien, das an ſeinen Ausgangspunkt zurückfliegt. 
Bumhart, = Bombarde, }.d. 
Bumper, m. engl. (ſpr. bömper; verderbt aus bum- 


bard, bombard) ein Humpen, großes Trinkgefäß. 


Büreau 


Bun, ſ. Schaku. 

Buncombe oder Buncome, Bunkum, m. engl. 
(pr. böntüm), z. B. eine Rede für B. halten, einen 
Beſchluß für B. faffen und ähnl., d. h. etwas ganz 
Unnüges tun (im amerif. Kongreß ift diefeRedens- 
art üblich), leeres Geſchwätz. 

Bunde, f. ungar. Schafspelz (au) Bunta, ſ. d.). 

Bunde od. Bonda, Sprache in den füdmeft-afrifa- 
niſchen Küftenjtrichen, daher: Bundavölker. 

Bunder, m. ein Hektar in Holland. 

Bundesindigenät, n. das Reichsbürgerrecht, das 
jeden Angehörigen eines Bundesftaates auch in 
jedem andern deutjchen Bundesftaate als Snländer 
erklärt (Art. 3 der rei DBUE TO, 

Bungalow, n. engl. (ſpr. bönggalo, von bengal. 
bänglä) in Oftindien eine Hütte von Bambusrohr 
oder Brettern und Matten, mit einem vorftehen- 
den Strohdache, als Wohnung für Europäer, bei. 
für die englifchen Truppen. 

Bunfer, m. engl. (fpr. bönfer, eigentl. der Behälter), 
Ktohlenbehälter, der Kohlenraum auf Dampfſchiffen. 

Bunſen-Element, n. Vorrichtung zur Erzeugung 
von Elektrizität: Kohle in Salpeterjäure, Zink in 
verdünnter Schwefeljäure, beide durd) einen Ton— 
zylinder getrennt (1840 von Bunjen erfunden). 

Bunte vder Bunde, f. in Ungarn ein Mantel aus 
Biegenhaar oder langhaariger Wolle, vom Land» 
volke getragen. 

Bunting, n. engl. (jpr. bönting; wahrſch. vom 
deutjch. bunt)das Flaggentuch, ein engl. wollenes 
Gewebe, zu Flaggen gebraudt. 

Bunzen, m. od. Punzen (v. it. punzone, der Stem- 
pel, I. punctionem) fleiner Stahlftempel,der dazu 
dient, Figuren in Metall zu ſchlagen, Grabitichel; 
Bunzier, m. ein Rünftler, der getriebene Metall- 
arbeit heritellt. i 

Buphthaͤlmos, m. gr. (von büs, DS, und oph- 
thalmös, Auge) Heilf. Ochjenauge, ein ſehr großes 
Auge; Buphthalmie, f. Ochfenäugigfeit. 

Bupreſtide, ın. gr. der Stink- oder Prachtkäfer. 

Bur, m. niederl., pl. die Buren (niederl. boer, d. i. 
Bauer), in Südafrika der Bewohner holländifcher 
Herkunft. 

Bürail, m. fr. (pr. bürdj; vgl. Büreau) ein glat- 
tes od. geköpertes Halbjeidenzeug mit Baummolle, 
Wolle od. Ziegenhaaren; Bürat od. Borat, mm. fr. 
(ſpr. raͤh) ein halb von Florettjeide, Halb von Wolle 
gewebtes Zeug; Bürntine, f. eine Art Bapeline 
von feiner Seide und Wolle. i 

Buran, m. Schneefturm in den Steppen Sibirien 
und Rußlands. 

Burattini, pl. it. Marionetten od. Schaupitppen. 
Burbas, Burbe, Burber, m. die kleinſte Rechnungs— 
münze in Agypten, Tunis ꝛc. = Ys per, ſ. d. 
Bure, k. fr. (jpr. bür) grobes Zeug aus Scherwolle 

(lat. burrus). e 

Büreau, n. fr., pl. Bürcans (jpr. büröh; v. bure, 
burat, it. burato, grobes Tuch; vgl. Bourre; aljo 
eig. eine mit Tuch überzogene Tafel) ein Schreib- 
tiſch, Schreibpult; fodann die Amtsſtube, Schreib- 
od. Geſchäftsſtube, das Dienſt- oder Gejchäftszim- 
mer; in weiterem Sinne: die Behörde: Büreau— 
Ausgaben, Amtskoſten; B.⸗-Materialien, Anıts- 
bedürfnifie; bureau d’adresse, das Adreß-Haus, 
die Nachweifungs- od. Anzeigeitube; b. de com- 
merce, fr. (pr. — d’fommerß’) eine Berjammlung 
ſachkundiger Kaufleute in Handelsangelegenheiten; 
b. des comptes (fpr. — dä fongt), die Rechnungs⸗ 
fammer, das Rechnungsamt; b. d’esprit (ipr. 
—despri) eine Verfammlung von Schöngetftern; 


Burette 


b. d’intelligence (ipr. —dängtelliigdngß’), dtſch.⸗ 
fr. (in Frankreich ſelbſt bureau despetitesaffiches) 
das Anzeige» od. Nachweije- Amt; Burcanfrat, m. 
ein im Dienste ftrenger, fteifer und herrijcher Be— 
amter, Aktenmenſch; Bureanfratic, f. u. Bu— 
reanfratismns, m. fr..gr. Amtszwang, Behörden» 
od. Stellenherrichaft, die Vereinigung der Macht 
in den Händen der Oberbeamten (Miniſter 2c.), 


ohne Einwirken der einzelnen Mitglieder auf die 


Entſcheidung (entg. Kollegial-Berfafiung), daher: 
Billfärheruihaft, Amtswillfür, Beamtenüber- 
bebung; burcaufratiich, amtsgemäß, beamten- 
mäßig; beamtenhaft (bej. im tadelnden Sinne: 
freng u. ſteif, herriſch, willkürlich); Bnreanmanie, 
. Amt3jchreibewut, die Sucht, alle Berwaltungs- 
zweige nach dem Sanzleiwejen einzurichten; Bü— 
reanutenſien, pl. Dienjtgeräte, Gerätjchaften des 
Amtszimmers. 
Burette, £. jr. (ſpr. bürett’) Scheide. eine mit Aus— 
ußrohr verjehene, in gleiche Raumteile geteilte 
Slasröhre zum Abmeſſen bejtimmterRaummengen 
einer Stiiffigkeit, Tropfenmejjer, Meßglas. 

Burghers, pl. engl. ſ. Seceders. 

Burgunderharz, n. gelbes Fichtenharz in gerei- 
nigtem Zuftande; Burgundertaler=Albertu3- 
taler, .d.; Burgunder Weine, in der ehem. 
Provinz Burgund, bei. in dem Departement Löte 
d'Or in Frankreich wachſende Weine. 

Burial, m. eine Silbermiüngze in Tunis — 0,50 ME. 

Burin, m. fr. (pr. büräng; it. burino und bolino, 
ipan. buril; wahrjch. vom althochd. böron, bohren) 
der Grabftichel des Kupferitehers; hurinieren 
(fr. buriner), mit dem Grabftichel arbeiten, Wap- 

en jtechen. 

Burta, f. ruff. (v. perſ. barak, ein kamelhaarenes 
kurzes Gewand) ein bei allen faufaf. Bölfern ge- 
bräuchlicher kurzer, zottiger Filzmantel, mit der 
rauhen Seite nad) augen getragen. 

Burlaf, m. ein ruſſiſcher Schiffsarbeiter (Wolga). 

hurlest (it. burlesco, fr. burlesque; vom it. burla, 
u. die vom mi. burra, Zote, Poſſe, Berk. gleich]. 
bürrula; Zeitw. it. burlare, ſpaßen) Idergbaft, 
drollig; das Burlesfe beiteht in der Lächerlichen 
Darftellung des Großen und Richtigen; Burléske, 
f, ein fuftiges Tanzjtüd, eine Schnurre; Burietta, 
f. it, ein kleines Luſtſpiel. 

hurnetificren, Holz unzerftörbar machen, indem 
man es mit einer Löſung aus Chlorzink träntt. 

Burnu od. Burnus, m. (fr. fr. bournous, fpan. al- 
bornoz, v. arab. al-burnus) ein arabijcher Mantel 
von weißem Wollenzeuge mit einer Kappe, der- 

leihen die Mauren in Nordafrika tragen (vgl. 
dait): auch in Europa eingeführt. 

Burrastfa, f. it. (S fr. bourrasque, ſ. d.) Sturm- 
wetter. 

Burfa, f. ml. (v. gr. byrsa, Tel, Leder, alfo: le— 
dernerBeutel; althochd. bursa, burissa; fr. bourse) 
der Beutel, Geldbeutel; auch eine Zufammenfunft 
auf hal Koſten (daher Börſe, ſ. d.); 
Heilk. der Balg; bursae muscösae,pl.nl. Schleim⸗ 

ſäcke; Burſaria, f. der Beutelwurm; Burſarius, 

m. wer auf gemeinſchaftliche Koſten mit andern 

zehrt; insbeſ. ehemal. Studenten, welche als Sti— 

pendiaten in einer gemeinſchaftlichen Behauſung 

(bursa) wohnten und beköſtigt wurden (daher das 

deutjche Burſche); der Verwalter des Klofterver- 


mögen3, 

Burichifos (deutich mit lat. Endung), burjchenmäßig, 
burihenhaft; Burichikofität, f. burichenmäßiges 
Benehmen od. Weien. 


Buttjel 135 


Bus, m. eg (jpr. böß, Abkürzung aus lat. omni- 
bus), der Omnibus, ſ. d. 

Büfard od. Buffard, m. (fr. busard, vom I. buteo, 
ml. buteärdus) der Mäufefalfe, Weihe. 

Büse, n. fr. (verw. mit büche, ein Scheit Holz, u. 
bois, Holz, indem die Blankſcheite zuerjt Holzitäbe 
waren, A auch) planchette, wörtl. kleines Brett, 
woher unjer Blanfjcheit; vgl. Boskett u. Bocage) 
das Blanficheit in Schnürbrüften; büskiert (fr. 
busque) mit einem Blantjcheit verjehen. 

Büfe, ſ. Buis. 

Buihel, m. engl. (ſpr. buͤſchel; mi. buscellus, alt- 
engl. boussel, v.altfr. boissel, neufr.boisseau,f.d.) 
in England ein Hohlmaß für trodene Dinge, Schef- 
felmaß — 36,343], vgl. Quarter. 

Business, n. engl. (jpr. biſnöß), das Gejchäft, Ge- 
werbe, die Arbeit. | 

Buifa od. Bufa, f. ein gegorenes berauſchendes Ge- 
tränf der Araber und Tataren, aus Roggenmehl 
od. geröfteter Hirſe bereitet. | 

Buſſard, j. Büjard. 

Buffole, f. fr. (fr. boussole; it. büssola, vom ml. 
buxula, Berfl. v. buxis, Statt [. pyxis, Büchſe, vgl. 
Boije) Magnetbüchje, ein Gehäufe mit einer um 
eine ihrer Achſen freibewegliyen Magnetnadel; 
Deklinations-Bufſole, Bufiole, die auf einem 

eteilten Kreife die Abweichung de3 magnetischen 

eridians vom geographiichen Meridian desſelben 
Ortes angibt; dient zur Bejtimmung der sr 
melsgegenden; Inklinations-Buſſole, eine Buj- 
fole, die den Winfel angibt, welchen die magne— 
tiiche Achfe mit der Horizontalebene bildet; Va— 
ristions=-Buffole, eine jolche, die alle täglichen 
und jährlichen Änderungen der Deklination eines 
Ortes angibt; Tangenten-Buſſole, ein Meß— 
werkzeug für alle Konſtanten des elektriſchen Stro— 
mes nach dem Tangentengeſetz. 

Büſte, f. (fr. le buste, it. busto, m., d. i. Bruſt; 
Rumpf, von dem deutihen Brust) ein Bruftbild, 
ein plaftifches Bildnis, welches den Kopf mit einem 
Teile der Bruft darftellt; hüſtieren, Bruſtſtücke 
maden, im Brujibilde darſtellen. 

Buſtrophẽdon, n. gr. (bustrophedön, Adverb. von 
büs, Rind, u. strephein, wenden) eig. hin und her 
gewendet wie adernde Rinder: die Furchenſchrift, 
abwechjelnd nach links und reits laufende Schrift 
der alten Griechen in der früheften Zeit. 

Büftum, n. J. (von burere = uröre, brennen) eig. 

die Brandftätte, der Ort, wo man im alten Nom 
die Toten verbrannte und ihre Ajche beijegte: Die 
Srabftätte, das Grabmal. 

bat, m. fr. (fpr. bi; urfpr.—bout, ml. butum, Ende, 
Spiße; j. Bouton) das Ziel, der Zielpunkt, Zweck; 
de but en blanc (jpr. d'bütang bläng), eig. ſchnur⸗ 
gerade nach) dem Ziele fchießen); uneig. gerade her» 
aus, geradezu, ohne Überlegung. 

Butife, f. frz. (boutique, von tt. bottega und lat. 
apotheca, u. dies griech. Urſprungs |. Apotheke), 
die Bude, Kramladen Kneipe; WButifer, m. 
Krämer. 

Butifularins, m. ml. (von buticüla, Flafche, 
für Bouteille) der Erzfchen? bei den deutſchen 
Kaiſern. 

Butler, m. engl. (ſpr. böttler), der Kellermeiſter in 
vornehmen englifchen Häufern; Bntlerage, f.engl. 
(pr. böttleredjch) die Weinfteuer. 

Butts, pl. engl, (ſpr. bötts; vgl. boot, fr. botte, 
Stiefel) Sohlleder in ganzen Häuten. 

Buttfel, |. = Boutefelle. 


136 Buthlchloral 


Buthlchlorãl, n. ein Schlafmittel, zur Beruhigung 
der Nerven dienend. 

butfrum, n. Jl. Butter; butyrum animonii, 
Spießglanzbutter; b. cerae, Wachsbutter, b. sul- 
phüris, Schwefelbutter. 

Büpette, f. fr. (ſpr. büwétt'; v. boire = I. bibere, 
trinfen) ein Trinfjtübchen, aeg wo man 
Erfrifhungen genießt; auch ein Feiner Schmaus, 
ein Kränzchen. 

Burus, m. I. der Buchsbaum, in Alien ein hoch— 
ftämmiger Baum von fehr feſtem Holze, bei ung 
nur ein Bufch (buxus humilis), der zur Einfaffung 
von Gartenbeeten dient; Buxinecen, pl. nl. buch3- 
baumartige Pflanzen, 

Buhfe, 1. Duis. 

Byibrief, ſ. Beilbrief. 
yjiy, m. der indiiche Schneumon (f. d.), welcher die 
giftigften Schlangen vertilgt und daher als Haus— 
tier gehalten wird. 

Byria, f. Stadtfeitung von Karthago. 

Byfius, m. gr. (byssos, f., hebr. büss) 1. ein fehr 
feiner koftbarer Stoff bei den Alten, bef. in Agyp- 
ten, nach der gewöhnlichen Annahme von der 
feinjten Baumwolle, nad a. aus einem feiden- 
artigen Flachje, od. aus Mufcheljeide von ver- 


Caisse 


jchiedenen Spinnmufcheln, bei. der Steckmuſchel 
(pinna); 2. in der früheren Bot.: fadenartige Algen 
u. Schimmel; Soffelith, m. ein dem Asbeſt und 
Stahlftein verwandtes, jeidenartig ſchimmerndes 
Mineral. 

Bythometrie, f. gr. (v. bythös, Tiefe, beſ. Meeres- 
tiefe) Tiefenmeſſung durch das Senkblei od. durch 
Berechnung. 

bijzantiniſch, Byzanz (d. i. Konftantinopel) und 
das griechifche od. oſtroͤmiſche Kaiſertum betreffend; 
augendienerijch, liebedieneriſch (namentlich Fürften 
gegenüber), vergötternd, beweihräudernd; Byzan⸗ 
tiner, griech. Schriftiteller zur Heit des genannten 
Kaiſertums, von Konftantin d. Gr. 325 big zur 
Eroberung Konjtantinopels durch die Tiirfen 1453; 
auch Goldmünzen der griehiichen Kaijer, etwa 
12 Mi. an Wert; Byzantinismus, m. byzanti- 
niihe Kunſt; eine Regierung wie im byzantinifchen 
od.ojtrömijchen Reiche, too der unumſchränkte Herr- 
icher zugleich Haupt des Staates und der Kirche 
war und auf die wichtigften StaatSangelegenheiten 
Geiſtlichen u. Höflingen Einfluß —— daher: 
Fürſtendienerei, Liebedienerei der Untertanen gegen 
den Fürſten, Augendienerei, kriechendes, knechti— 
ſches Weſen. 


C.) 


Abkürzungen: C. vor altröm. Namen — Cajus; 
als Zahlzeichen = centum, hundert (CC zweihun- 
dert etc.); €. — cum, mit; auch — currentis 
(anni od. mensis), f.d. unter Currency; C. in der 
Phyſik — Celfius; ea. = circa; Cap. = Rapitel; 
chbm — Kubikmeter; auf Rezepten: €. Cs d. i. 
eoncide, confünde, od. concidätur contundä- 
tur, I. zerichneide, zerquetiche; cem = Kubikzenti⸗ 
meter; cf. od. conf. = confer od. conferatur, 
man vergleiche; C. M. od. Cand. Min. = Candi- 
datus ministerii, d. i. de3 Predigtamts Kandidat, 
auch: C. Rev. Min. = Candidatus reverendi mi- 
nisterii, d. i. Kandidat des ehrwürdigen PBredigt- 
amts, Predigtamtsfandidat, der die zweite Prü— 
fung beitanden bat; cm = Zentimeter; emm — 
Rubifmillimeter; Cu. —= Cnejus (altröm. Name); 
Co., Comp.,Cp.,Cpie. od. Cie. —=Rompagnie; 
Cod. — codex, Urfchrift, Handichrift; Codd. — 
codices, pl.; Cod. Ms. — codex manuscriptus; 
Cos. u. Coss. — Consul u. Consules; cos. = 
Rofinus; cosec. —= ARofefante; cotg. — Kotan— 
gente; Crt. od. Ct.— Courant; Cto. = Conto 
(). d.); Cto. Ct. = Contocorrent (f. d.); e/l. 
conto loro (f. d.); e/m. = conto mio; 6m. 
conto nostro; €/8. = conto suo (j.d.); eurr. 
currentis (sc. anni), des laufenden Jahres; 
€. t. = cum tempöre, d.h. mit afademijchem 
Biertel, Beginn der afademijchen Vorlejung eine 
Bierteljtunde nad) dem Stundenfchlage, dann auch 
auf andere Berfammlungen ftudierter Kreife über- 
tragen (Gegenjaß: 8. t. = sine tempöre, ohne 
dieſes Viertel, pünktlich); chemiſche Zeihen: C = 
Carbonicum, Kohlenſtoff; Ca = Calcium ; Cd = 
Cadmium; Ce — Cerium, Ger; Cl = Chlorum, 
Chlor; Co — Cobaltum, Kobalt; Cr = Chro- 
mium, Chrom; Cu = Cuprum, Kupfer. 


C als Münzzeihen, und zwar auf preußifchen M. 
früher: Kleve, ſpäter (u. im deutjchen Reich): Franf- 
furt a. M., auf öfterreichiichen: Prag, auf hanno- 
verichen: Klausthal zc. 

Cä, cä, fr. (fpr. Ba, Bü; eine Interjektion) wohlan 
denn! friſch, munter! 

9 ira, ſ. unter ira. 
ab, n. engl. (jpr. käbb) die englijche Drojchte, entw. 
vierrädrig oder zweirädrig; das zweirädrige Cab, 
eine Art Kabriolett (f.d.), wird meiſt Hanſom— 
Cab od. furzweg Hanjom genannt. 

Gabaret, |. Kabarett. ! 

Säctlian u. Cäcilius, m. I. männl. Name, eig. 
Blinder, Kurzjichtiger; Cäcilie, f. weibl. Name, 
beſ. einer römiſchen Heiligen des 3. Jahrh., der 
man die Erfindung der Orgel zujchreibt; daher 
Gäeilien-Berein, ein Verein für Kirchenmuſik. 

Cacio cavallo, m. it. (ſpr. katſcho) der Stuten- 
milchkäſe. — 

caesarda majestas, I. (vgl. Cäſar) kaiſerliche Ma— 
jeftät; Caesaröo-papia, f. Zäjarcopapismus 
m. od. Zälareopapät, n., r. m. nl. der Eingri 
des Regenten in die Rechte und Pflichten der Geift- 
lichkeit. Das Gegenteil ift die Papocaesarla, d. i. 
der Eingriff der Geiftlichkeit in die Rechte u. Pflich— 
ten der rare Zäſarismus, m. Gewaltherr- 
ſchaft auf fcheinbar verfaſſungsmäßiger Grund- 
lage: Cäfardiva oder Zälareina, f. vufl., Raiferin; 
Cãſarewna oder Zäſarewna, f. ruſſ. Gemahlin 
des Thronfolgers in Rußland; Cäſaréewitſch oder 
Zäſarewitſch, m. ruſſ., der Ihronfolger. 

Caesium, n. Scheidef. ein 1860 entdecktes eigentüm— 
liches Leichtmetall. 

caestus, ſ. Geftu2. ; 

caisse, f. fr. (pr. käß'; = it. cassa, prov. caissa, 
v. I. capsa, Behältnis) der Kaften; auch die Trom- 


*) Affe bier unter © nicht fiehenden mit K anlautenden C-Wörter (namentlih mit c vor a, o, u, I, r) fuße 


man unter K, ſowie die mit c vor e, i, & ufw. unter 2. 


Gates 


mel, bej. aber die Kaffe (f. d.): enisse d’escompte 
(pr. —deskongt’), eine Auswechſelungs- od. Bor» 
ihuß-Rafje fürStaatspapiere; ce. forte (pr. fort’), 
die Geldkiſte; Caiſſier, m. (ſpr. käßjeh) der Kaſſen— 
verwalter, = Kaſſier; Caiſſon, m. (ſpr. käßoͤng) 
ein Kaſtenwagen, deug⸗ oder Rüſtwagen; eiſerner 
Verſenkkaſten zur Aufnahme komprimierter Luft 
beim Brückenbau und andern Gründungsarbeiten 
in Slußbetten; pl. Caiſſons, Bauf. kaſtenförmige 
Abteilungen od. Fächer, 3.8. an der Dede; caisson 
d’ambulance (jpr. —dangbüldngß’), ein Wagen 
des fliegenden Lazaretts;c,apondre(jpr —pud'r), 
ein Bulverwagen. 

Cafes, pl. engl. |. Kafes. _ 

Cake walk, m. engl. (ſpr. fef waͤhk), der Kuchentanz, 
ein amerikaniſcher Negertanz. 

GSalecons, pl. fr. (ſpr. —Böng; it. calzoni, Hojen, 
v. calza, Strumpf, v. l. calceus, Halbitiefel u. dies 
v. calx, Ferje) Unterhofen. 

eälieren, I. (caelare) in Metall ftechen, in erhabener 
Arbeit darftellen; Cälätor, m. I. ein Metallitecher, 
Bildgraber; ein Bunzner (v.it. punzone, Stempel), 
Künitler in getriebener Arbeit; Cälatur, f. I. die 
Formſchneidekunſt, halberhabene Arbeit, bei. in 
Metall. 

Cäment, ſ. Zement. 3 

eamöra, f. |. (v. gr. kamära) Gewölbe; gewölbtes 
Gemad), Zimmer, Kammer; camera obseura, f. 
eine Finiterfammer, ein von Borta im 16. Sahrh. 
erfundener Spiegelfaften, durch defjen, mit einem 
linſenförmigen Glafe verfehene vordere Offnung die 
vorliegenden Gegenftände auf einer matten Glas— 
tafel im Fleinen abgebildet werden u. leicht nach— 
gezeichnet werden fünnen; c. clara, f. helle Kanı- 
mer, ein ähnliches von Reinthaler erfundenes Ge- 
rät zum Nachzeichnen ſelbſt unbeleuchteter Gegen- 
jtände; c. Iucıda, f. Lichtkammer, Erfindung Wol- 
lafton® 1809 zur Erleichterung des Zeichnen ver- 
mittelſt eines Prisma, welches die darzuftellenden 
Formen auf das Papier zurücdwirft; — ſpäterhin 
bedeutet camera oder Kammer in3bef. ein fürjt- 
liches Gemach od. Wohnzimmer; daher: Kammer- 

err, Kammerjunfer, vornehme Diener eines 

Fürſten in ven Zimmern feines Schloſſes; Kam— 
merdiener, it. &ameriere, m. Kammerjungfer, 
Kammerfran zc., it. Cameriera, f. geringere 
Berjonen zur äußern Bedienung fürſtl. u. andrer 
vornehmen Herrichaften; Fammermuſil, füreinen 
fleinen Raum und gebildete Hörer beitimmte Mu— 
ſik mit wenig Snftrumenten, Kammermuſikus, 
m. für den fürftlichen Hof angejtellter Tonkünſtler; 
Kammerton, m. der in Orcheſtern übliche Stimm- 
ton (um 1 Ton tiefer als der Chorton); it. alla 
cämera, im Kammerton, ald Kammermufif; — 
ferner ift camera od. Kammer in beftimmterem 
Sinne: da3 Zimmer, wo fich die zur Verwaltung 
der landesfürſtl. Einkünfte beftellten Räte ıc. ver— 
jammeln, auch die Berjonen jelbit: Rammerräte 
und Kammer-Aſſeſſoren; camera imperiä- 
lis, das kaiſerliche Rammergericht; Kameralia od. 
Kameral:Riffenichaften, vievonderßermwaltung 
der landesfürjtl. Einkünfte 2c. handeln, im weitern 
Sinne überh. Staatswifjeniha'ten; Kameralift, 
m. der dieje Wifjenjchaften verjieht, ein ftamımers 
Beamter, Staatswirtichaftstundiner; Kamera— 
liſtit, f. Staatswirtichaftslehre; Aameraliftifer, 
m. ein Staat3wirtichaftslehrer; Kamerarius od. 
Kämmerer, m. der Vorgejegte einer fürjtl. Kam— 
mer, od. über die Verwaltung der Einkünfte einer 
Stadt u. ſ. f.; Kamerariät, n. nl. die Schatfam- 


Cäſur 137 


merbehörde; Camerlere segreto, it. Geheim— 
kämmerer, KammerherrdesPapſtes; Kamerlengo, 
m. it. (Kämmerling) = Camerarius,; insbe]. 
ein Kardinal, welcher den päpitlihen Schag ver- 
waltet. 

Camp meetings, pl. engl. (ſpr. kämp mihtings) 
Gottesdienit im Freien mit Predigt. 


Candy-store, m. engl. (jpr. kändi⸗ßtor), Kaufladen 


für Zuckerwerk, Zudergebäd, KRandiszuder uſw. 
(von engl. candy, Kandiszuder, Zudergebäd) 
engliiche Konditorei. 

Canter, m. engl. (jpr.fänt’v), kurzer, leichter Galopp. 

Cape, n. engl. (pr. fehp; deutjch: Kappe, mittellat. 
cappa), Dantelfragen, Umhang ohne Armel, Kra— 
genmantel. 

Captain, m. engl. (fpr. käpt'n), Kapitän, Führer 
(beim Fußballſpiel). 

cäput, n. (Gen. capitis, pl. capita) l. der Kopf, da 
Haupt; audy Hauptabſchnitt = Kapitel; capita 
jugäta, pl. verbundene Köpfe, zwei Köpfe auf 
Münzen, entw. c. adversa, miteinander zuge- 
fehrten, od. ec. aversa, mit abgemwendeten Geſich— 
tern; a capite [usque) ad calcem, von Kopf zu 
Fuß; ex capite, aus dem Gedächtniſſe; Rſpr. aus 
dem Grunde, wegen; quot capita, tot seusus, 
viel Köpfe, viel Sinne; capitis deminutioy f. [. 
bürgerlicher Tod; caput mortüum, n. in der 
Sceidef. Totenkopf, die nicht nutzbaren Rüdftände 
u. Abfälle bei chemijchen Arbeiten; in engerem 
Sinne: Englifch-Rot, Eijenrot; daher kapuͤt, gem. 
für vernichtet, zerbrochen, entziwei; entträftet, ver- 
loren (vgl. das fr. il est capot, d. i. er verliert alle 
Stiche im Rartenjpiel). 

carica, f., pl. caricae, I. (sc. ficus, Feige) urfpr. 
kariſche Feigen (aus der Landſchaft Karia in Rlein- 
alien); überh. getrocdnete, diirre Feigen; Caricol- 
den, pl. ie Se nenitleine, feigenförmige Verſtei— 
nerungen. 

carpinus, m. eine Pflanzengattung, zu welcher die 
Hainbuche (c. betulus) gehört. 

Carronade, f. engl. (ſpr. karronehd), die Karronade, 
eine Art Schiffshaubige (hergeftellt in dem Dorfe 
Carron). 

Caſa, f. l. eine Hütte; ein Häuschen, bef. Landhaus; 
im Mittelalter ein Klofter; it. u. fpan. das Haus; 
casa sancta. f.it. das heilige Haus der Maria zu 
Roretto; Cafdle, n. it. Gehöft, Weiler, Dörfchen. 

Cãſar, I. (Caesar) männl. Name einer Familie des 
Juliſchen Geſchlechtes; in3bef. der große röm. Feld- 
herr und Diktator Cajus Julius Gäfar (geb. 100, 
ermordet 44 v. Chr.); jeitvem Titel der röm. Allein 
berricher, pl. &äfaren, wovon das deutſche Raifer; 
in der jpäteren Kaijerzeit Roms die Kronprinzen 
oder vorbeitimmten (deitinierten) Thronfolger; 
Caesar non supra grammaticos, d.i. der Kaifer 
(geht) nicht über die Grammatifer, de3 Kaiſers Be- 
fehle fünnen grammatiiche Regeln nicht umftoßen, 
od. uneig. der Kaiſer kann das Recht nicht zum 
Unrecht machen; da3 Sprichwort fommt daher, daß 
der Kaifer Sigismund einft das Wort schisma als 
weiblich gebrauchte, und dann, um den Fehler zu 
verdeden, wiewohl vergeblich, befahl, das Wort 
fünftig jtet3 To zu gebrauchen; cäſäriſch, kaiſer— 
lich; Güfarewisie, Cäfareiona,Caesaroopapla, 

. caes—. 

Cas fortuit, n. fr. (ſpr. kah fortüih) ein unvorher- 
gejehener Zufall; vgl. Kaſus. 

Cast, engl. (ſpr. faßt) gegoſſen; Cast steel, m.(jpr. 
—itihl), der Sußitaßt. 

&äfür, f. I. (caesüra, v. caedere, hauen, ſchneiden) 


138 Catgut 


Versk. ein VBerdeinfchnitt, der durch das Enden 
eines Wortes innerhalb eines Versfußes gebildet 


wird. 

Catgut, engl. = j. Katgut. 

Cauens, m. engl. (fpr. Fatöh), Wahlverſammlung, 
Borverfammlung von Wählern zur Vorbereitung 
einer Wahl. | 

eausa, f. I. Urfache, Urfprung, Grund, Beranlaf- 
jung; auch Sache, Verhandlung, Rechtshandel; in 
causa,Nipr. in verfiechtsjache; cum omni causa, 
mit allem Anhang od. Zuwad)3; de gravi causa, 


aus wichtigem Grunde, wegen einer wichtigen Ur- | 


jache; — ce. eivllis, eine bürgerliche Sache; €. cri- 
minälis, eine peinliche Sache, ein Strafrechtsfall; 
e. cognita, eine unterfuchte Sache; auch: nad) 
unterjuchter Sache; €. efficiens, die wirkende Ur- 
ſache; eausa finälis, Endurjache; pia causa, ein 
frommer, wohltätiger Zweck, eine milde Stiftung; 
ad pias causas oder ad pios üsus, zu frommen 
Stiftungen oder zu milden Zwecken, 3. B. Kirchen 
und Schulen etwas geben od. vermachen; €. pro- 
xima, die nächjte Urſache; e. sine qua non, die 
Grundurſache; e. sufficiens, ein hinveichender 
Grund; — causae, pl. Urſachen; Rechtsſachen, 
Händel. 

cause eelehre, cauſieren, j. kauſal. 

Ganferie, Cauſeur, Cauſeuſe, ſ. Kauferie, Kau— 
ſeur, Kauſeuſe. 

Céanoth (amerikaniſcher), m. gr. (keänöthos, eine 
Diitelart) die Sedelblume, der Neujerſey-Teeſtrauch 
in Nordamerifa. 

Cecropia, f. I. Ameifen- oder Trompetenbaum, ein 
weitindiiher Baum mit großen Blättern, eine 
Sierde unferer Gewächshäuſer. 

cede etc., j. zedieren. 

Cedille, £. fr. (ſpr. Bedij’; aus dem jpan. cedilla, 
d. i. eig. Feines C, ins Franzöſ. gefommen), ein 
feines Häfchen unter dem franzö). c (eg), welches 
anzeigt, daß man daS c vora, 0, u wie ein B, nicht 
wie ein k ausſprechen ſoll. 

cedo majori, j. zedieren. 

cedöla, f it. (ſpr. tiche—; vgl. Cedula) ein Schuld- 
jchein (Streditzettel) der römischen Banf. 

cedo nulli, ſ. zedieren. 

Gedria, f. I. Cedernharz; c. terrestris, Vergteer; 
Gedrinm, n. 1. das aus Cedernholz bereitete Teer- 
wajjer; veralteter Name für Holzejjig; Zedrirẽt, 
n. nl. (v. rete, Neb) ein aus dem Brandöl des 
Cedriums dargejtellter Stoff, dejjen Kriſtalle ſich 
neßartig lagern; Zedrobalſam, m. Terpentin, 
das aus der Arve oder Zirbelfiefer (Pinus Cembra) 
gewonnen wird. 

Cedula, f. jpan. (= 1. schedüla, f. scheda) Zettel; 
Schein; ein königlicher Gnadenbrief, Beftallung, 
überh. Urkunde; insbeſ. ehem. ein jpanifcher Ver— 
günftigungsbrief, nad) den ſpaniſchen Beſitzungen 
in Amerifa handeln zu dürfen; Cedule, f. h (Ipr. 
ßedül) Prandbrief, Lagerſchein, der zur Verpfän- 
dung verwendet wird. 

Geintüre, £. fr. (ipr. Bängtühr; v. ceindre, [. cin- 
gere, gürten) der Gürtel; Einfaffung; Bauf. das 

lättchen, der Ring oberhalb und„unterhalb des 

Säulenjhaftes, Saum- od. Randftreifen; auch die 
Lendengegend. 

Cekaco (Buchſtabenwort aus den Anfangsbuchſtaben 


der Wörter: Carl Kuhn und Co.) ein Wiener 


Federgeſchäft. 

Celadon, ſ. Seladon. 

Celaͤſter (Eletternder), m. gr. (kelastros; l. celastrus 
scandens) der Baummörder, ein Strauch in Nord— 


Gercle 


amerifa mit jehr biegfamen und fangen Stengeln, 
welche jedes benachbarte Gewächs jo umminden, 
daß e3 endlich abfterben muß. 

Gelation, ſ. zelieren. 

celebre, fr. (pr. Belähb’r; von I. cel&ber) berühmt, 
feierlich}; eelebrieren, I. (celebräre) feiern, feitlich 
begehen; eelebräbet, I. feierlich; rühmlich; Cele— 
bramt, m. l. cig. ein Feiernder; Mejjelefer; Gele: 
bration u. Gelebrierung, £. die Feier; Celebri⸗ 
tät, f.(l. celebritas) die Feierlichkeit; Beriiymtbeit. 

Gelemin, ſpan. (jpr. Bele—) ein Feldmaß in Spa- 
— Ar) und ein Getreidemaß auf Cuba 

Cella, verkl. Cellüla, f. I. Kämmerchen, Zelle; in 
Tempeln die Niſche, worin das Götterbild 
ſtand. 

Cello, n. it. (ſpr. tiH—) abgek. für Violoncello, 
ſ.g.; Celliſt, = Violoncelliſt. 

Celoſia, £. eine Pflanzengattung; eelosia eristäta, 
der Hahnenkamm. 

KSelotomie, 1. Kelotomie. 

Cenangie, Cendriten, |. &—{. 

Sendal, n.(jpr. Sendal), auch Zindel genannt, ein 
feines indiſches Linnen. 

cendre, fr. (ſpr. Bangdreh; von cendre — l. cinis, 
®.cineris, Aſche) afchgrau, afchfarbig; Cendrillon 
(ſpr. Bangdrijöng), it. Cenerentöla, Aſchenbrödel 
(landjch. Aichenputtel), nach) dem befannten Volks— 
märden: ein vernacdhläfligtes, zu niederem Dienft 
mißbrauchtes Mädchen. 

Sendrinftein, ein aus Zement und Ajche Hergeftell- 
ter fünjtlicher Stein. 

Genobit, cenobitifch, Cenobium, r. Cönobitze., 
ſ. d.; Cenoſis, |. Kenofis. 

Genogendjis, f. gr. eine Entwickelung, die nicht den 
Lebensgeſetzen eined Organismus entipricht. 

Senotaphinm, n. I. (gr. kenotäphion, von kenös, 
leer, u. taphos, Grab) ein leeres Grab, Chrendent- 
mal eine3 anderswo Begrabenen, Ehrengrab, auch 
tumulus honorarius genannt. 

Cenſal, ſ. S.; Cenferie, |. Courtage. 

Gent, m. engl.; (jpr. Bent), pl. Cents, eine ameri- 
kaniſche Nidelfupfer- oder Bronzemünge, der hun— 
dertite Teileines Dollar, —4 Pfennige;— Bent, |.d. 

cent jours, pl. frz. (pr. Bang fuhr), die Hundert 
Tage vom 20. März bis 28. Juni 1815, während 
deren Napoleon nad) jeiner Rückkehr von Elba in 
Frankreich regierte. 

Centavo, m. (Sidamerifa) = Yıoo Peſo (ſ. d.) = 
4 Piennige. ä 

Gentejima, m. it. (fpr. tihent—), pl. Centeſimi, 
eine Kupfermünge in Ztalien SihogLira = *)s Bf. 

Gentime, fr. m. (jpr. Bangtihm), |. Franc. 

Gentijtere, fr., |. unter Stere. 

&ento, m I. Flickwerk, bei. ein Stoppelgedicht, wel» 
ches aus andern Gedichten zufammengejegt ift. 

centum, l. Hundert (j. Zent 1). 

centre, n. engl. (jpr. Bent’r) die Mitte, ver Mittel- 
punkt, das Zentrum; Gentreboard, n. (prih: 
—hährd), das Mittelichwert eines Bootes, eines 
Schiffes, centre-forwards, pl.( J— 
Mittelſtürmer (von engl. forward, vorn befindlich, 
borwärt3) beim Fußballjpiel. 

Gentweight, ſ. Gent. _ | 4 

Gerain, n. nl. der unverfeifbare Teil des Cerins, 

Seramograshie, |. Ker—  _ SD: 

Gercle, m. fr. (fpr. Berf’l; v. I. circülus) ein Kreis, 
Sejellichaftsfreis, bei. bei Hofe; Cercle halten, 
die Nächften und Höchſten um ſich verjammeln; 
einen Umgang zu den einzelnen Gruppen einer 


Gercopen 


Geſellſchaft machen ; — aud) Vorderkreis in Schau- 
fpielhäufern (= Barkett); die Auslage beim Fech— 
ten;eercleinternational(jpr.—engternaßjonal), 
das Sefellichaftshaug für alleBölkerbei der Pariſer 
Beltausftellung. 

Gercöpen, |. Kerföpen. 

Gerdafen, j. Tiherdaten. 

cercal, Cerealien, j. Ceres. 


Eererium od. Gerer, weniger r. Cerium od. Ger, 


n. nlat. (nach dem kurz zuvor entdeckten Planeten 
Ceres benannt) ein in Schweden 1803 entdecktes 
einfaches Metall; Cerertt, Cerinftein od. Cerit, 
m. ein nelfenbraunes oder rörliches metalliicheg 
Mineral, welches Cererium enthält. 

Céres, f. I. Fabell. die Göttin des Ackerbaues und 
der Feldfrüchte, Tochter des Saturn und der Rhea, 
bei den Griechen: Demeter; auch Name eines im 
Sahre 1801 entvedten Keinen Planeten zwijchen 
Mars u. Zupiter; cereäl, cereãliſch (I. cereälis), 
die Ceres, den Getreidebau oder dag Getreide be- 
treffend; Cerealien, pl. (1. Cerealia) das Ceresfeit, 
bei den alten Römern alljährlich vom 9.—18. April 
gejeiert; auch Feldfrüchte, Getreide. 

cerevisia, f. I. (ein urjpr. Feltifch-galliiches Wort) 
das Bier. r 

Gerinftein, Cerium, ſ. Lererium. 

Serife, f. fr. (pr. $ riſ'; von I. ceräsus) die Kirſche; 
n. eine rotbraune Anilinfarbe, Eirichrot. 

Cernulatio, £. nlat. bejchwerlicher Huften; cernu⸗ 
Tieren, den Kopf zur Erde beugen. 

Cerro, mn. jpan. (fpr. Berro) Bergaipfel, Paß. 

Gertämen, Certation, |. zertieren. 

Gertepartie, f. fr. (jpr. Bert’partih; entitanden aus 
charte-partie, ml. charta-partita od. divisa, d. i. 
geteilte Blatt, weil e3 zerrijien wird und jeder 
der Kontrahierenden ein Stüd davon behält) ein 
Schiffsfrachtbrief, Ladungsvertrag, ſchriftlicher 
Vertrag der Schiffsbefrachter oder Reeder mit 
ihrem Schiffer. 

Cerũmen, n. nl. (von cera, Wachs) Ohrenſchmalz; 
ceruminds, Ohrenſchmalz enthaltend; ohren- 
ſchmalzartig. 

eerüssa, f. 1. Bleiweiß; cerussa Jovis, Zinnaſche; 
ec. nativa oder Ceruſſit, m. natürliches kohlen— 
faures Bleioryd, Bleijpat. 

cessat, Ceſſation, ſ. cejjieren. 

e’est A dire, fr. (jpr.Bät a dihr) das heißt, bedeutet, 
will jagen; e’est Egal (ſprich: ßät egadl), das ijt 
einerlei; e’est Ja guerre (ſprich: Bü la gähr’), jo 
it’ 3 nun einmal im Kriege; c'est tout comme 
chez nous, fr. (jpr. ßä tuh komm' ſcheh nuh) e3 
ift ganz wie bei ung. [3 eitus. 

Gejtus, m. lat. (von caed£re, hauen, iötagen), ſ. 

Cetacẽa, pl. nl. (v. lat. cetus, gr. ketos, Walfiſch) 
Balfiicharten; Cetackum, m. Valrat,f.Zetazeen. 

ceterus, a, um, {. der 2c. übrige, andere; ceteri, 
ae, pl. die übrigen (Berjonen); cetera, pl. die 
übrigen (Sachen), da3 übrige; et cefera, eig. und 
das übrige; und jo weiter, und jo fort; cetäris 
paribus, lat. alles übrige gleichgejest, oder unter 
übrigens gleichen Umjtänden; ceterum cens£o, 
„übrigens bin ich der Meinung‘ — jo ſchloß, mit 
dem Zuſatz: Carthaginem esse delendam, „Sar- 
thago muß vertilgt werden“, der ältere Kato jede 
Senatöverhandlung; daher bedeutet ceterum cen- 
seo jprihmwörtlich einen erjten und legten Grund» 
jaß, auf den man unerbittlich zurüdtommt. 

Getrarin, n. der Bitterjtoff des isländischen Mooſes 
(cetraria islandica). 


Getylaltohol, n., |. Hthat. 


Chalance 139 


Chabaſit, m. Würfelzeolith, ein dem Zeolith ver— 
wandtes, in wenig geſchobenen Rhomboedern kri— 
ſtalliſierendes Mineral. 

Chablis, m. fr. (pr. ſchäbli; nad) der fr. Stadt Ch.), 
Wein von Ehablis, weißer Burgunderwein; Cha« 
blis-Cobbler, m. engl. (fpr. kobl'r; von engliſch 
cobbler, d. i. eigentl. Scyuhflicer, dann Getränt 
für folche, ein Gemisch aus Wein od. Branntwein, 
Zuder, Zitrone und Eis) ein Mijchgetränf aus 
Chablis, Eis, Zuder und Zitrone. 

Chablon, Chabraque, ſ. SH —. 

Chabotte, f. fr. (ſpr. ſchaboll') die vertiefte guß— 
eiſerne Unterlagsplatte für ven Amboß der Ham— 
merwerke, in dem Chabottenſtock liegend; Am— 
boßſtock. 

Chabrũs, öſterreichiſcher Ausdruck, der aus der 
Sprache der jüdiſchen Börſenmänner ſtammt und 
eine Geldgenoſſenſchaft bezeichnet, die große Grund— 
ſtücke erwirbt, um ſich dadurd) politiſche Bedeutung 
zu verſchaffen. 

Chaconne, £. fr. ſpr. ſchaksnn') oder it. Ciaccona, 
ſpan. Chacona (ſpr. tſchaköna), eine Art Tanz und 
die Muſik dazu. 

Chacra, £., pl.Chacras, ſpan. ſpr. tiha—) Bauern⸗ 
hütten, Landhäuſer in Südamerika. 

chacun à son gout, fr. (ſpr.ſchaköng a Bong auh) 
jeder nach jeinem Geſchmack oder Gefallen; cha- 
eun pour soi, Dieu pour tous (jpr. — pur od, 
diöh pur tuh), jeder für fich, und Gott für alle. 

Chafeiten, pl. Anhänger der Lehre des Imam 
Chafei (eine der vier orthodoxen Sekten des Islam). 

Chagrin 1. oder Chagrain, m. fr. (ſpr. ſchagräng; 
it. zigrino, vom türk. sagri, Pferderücken, da das 
Leder vom Rüden der Tiere genommen wird) ein 
fürniges Leder, aus der Haut der Pferde, Ejel, 
Maulejel, Seehunde ꝛc. bereitet, Reibleder, nar- 
biges Leder; Fiichhaut, bef. Haifiſchhaut; auch eine 
ähnliche Art Zeug: Chagrintaft; chagrainieren 
(ipr. Ichagränieren), Leder körnen oder narben. 

Chagrin 2. m. fr. (fpr. Ichagräng) Berdruß, Kum- 
mer, Sram, Harm; Hagrinieren (Ipr. ſchagri— 
nieren; fr. chagriner), fränfen, betrüben; ddagri= 
naͤnt, kränkend, betriibend. 

Chagualgummi, m.hellfarbiges Gummi, aus Pflan—⸗ 
zen Südamerikas bereitet. 

Chahut, m. fr. (ſpr. ſchahüh) = Kankan(ſ. d.) 

Chain, engl. (pri: tſchähn) Kette, ein Feldmaß 
= 20,17, m. 

Chaine, £. fr. (ſpr. ſchähn'; vom I. catena) die Kette, 
bej.in der Tanzkunſt der Kettentanz oder Hand um 
Hand; eine fortlaufende Reihe ausgeitellter Boten, 
angejtellter Arbeiter u. dgl., Abjperrfette. 

Chair, m. engl. (ſpr. tſchähr; auch fr., ſprich dann: 
ſchähr) das Schienenftühlchen (Eiſenbahnweſen). 

Chairleder, n. (fpr. ſchähr—, von franz. chair, f. 

leiih, Haut, in der Gerberei die Fleijchjeite der 
Häute, rauhe Seite der Häute) dänijches Leder, 
auch Suede (d. i. ſchwediſch) genannt, befonders 
u Handjchuhen, jog. däniſchen oder ſchwediſchen 
Handjchuhen verwendet; Chairfärberei, f. das 
Däniſchfärben des Leders. 

Chaiſe, f. fr. (ſpr. ſchähſ'; nach Pariſer Ausſprache 
für chaire, Lehrſtuhl, vom lat.-gr. cathedra) ein 
Stuhl, Siß; eine Halbkutſche, ein nach, halb⸗ 
verdeckter Wagen; chaise à porteurs (ſpr. — por— 
töhr), ſ. v. w. Portechaiſe; chaise longue ſpr. 
— long’), ein Halbſofa mit nur einer Lehne; Lang⸗ 
politer, Ziegejofa; chaise perc6e (jpr. —perbeh), 
der Nachtſtuhl. k 

Chalance, f. fr. (pr. ſchalingß) das Fährgeld. 


140 Chaland 


Sholsnä, m. fr. (fpr. fchaläng; mI. chelandium, 
oll. kalant, klant; eigentl. eine Art Fahrzeug zur 
Hortihaffung der Waren, womit man dann den 
die Ware abholenden Käufer verglich) der Kunde, 
Abnehmer einer Ware; Chalandife, f. (ſprich: 
ſchalangdihſ') die Kundichaft, reichlicher Waren- 
abgang; chalandieren, ſich Kundjchaft erwerben. 
Chalãſis, f. gr. (von chalän, nachlajien) Heilf. Die 
Srichlaffung der weichen Teile des Körpers; Cha— 
Iaitifa, pl. erichlaffende, erweichende Mittel; da= 
laͤftiſch, erweichend. 
Chalãza, f. od. Chalazium, n. gr. eigentl. Hagel, 
Schloßen; Heilf. ein Geritenforn, d. i. kleine Ge— 
ſchwulſt am Augenlide; Chalazöſis, f. die Bil- 
dung eines Gerſtenkorns. 
Chalcedön, m. gr. (von der Landſchaft Chalce- 
donien in Kleinaſien, mo der Stein ehemald am 
bäufigiten gefunden wurde) der Nedel- oder Milch— 
itein, ein Halbedeljtein aus dem Kieſelgeſchlecht, 
meift milchweiß oder neblig und halbdurchſichtig; 
Chalcedoͤnix, m. (vol. Onyx), ein Milchſtein mit 
abwechjelnden braunen, weigen u. grauen Streifen. 
Chaldãer, pl. die Prieſtergeſchlechter des babyloni- 
ihen Volksgottes Bel, befonders als Sterndeuter, 
WBahriager ꝛc. im Altertum befannt; chaldäiſche 
Sprade, eine dem Hebräifchen verwandte, jeit der 
babyloniſchen Gefangenjchaft von den Suden ge- 
ſprochene Sprade. 
Ehaldron, n. engl. (jprich: tſchäͤhdrön; vom altfr. 
chauldron, jegtchaudron, it.calderone, jpan.cal- 
deron, Keſſel, v. [. caldarius, zur Wärme gehörig, 
v. calidus, warm; alfo eig. ein Keſſel voll) früher 
ein Kohlenmaß von ungef. 12 bis 13 hl; jet ein 
Maß für trodeneDinge uberdaupt=11 hl 63,1571. 
Chãle, m. fr. (ſpr. jchäl, fr. chäle, von engl. shawl) 
= Schal, Umfdlagetud) (j. d.). 
Chalet, n. fr. (ipr. jhaleh) Sennhütte, Schweizer- 
Chalif, 1. Kalif. [hau 
Chaltos, m. griech. Erz, Metall, befonders Kupfer; 
Chaltanthit, n. = Kupfervitriol; Chalkelefan⸗ 
tin, n. eine Maſſe, die aus Elfenbein und Erz bes 
iteht; Chalkograͤph, m. eig. wer auf Metall zeic)- 
net,ein tupferitecher; Chaffographie,f.dieKupfer- 
ttecherkunſt; auch ein Kupferitich: chalkograͤphiſch, 
die Kupferjtecherei betreffend; Chalfolith, m. der 
Uranglimmer, Uranipat, j. Uranium; &hallo= 
pyrit Kupferkies; Chalkotypie, f. Kupferdrud, 
ie von Heims in Berlin gemachte Erfindung, 
eine auf einer Rupferplatte ausgeführte Zeichnung 
durch einen chemiſchen Borgang in einen erhabenen 
Kupferſtock zu verwandeln, von dem durch die Buch- 
drudprejje eine beliebige Anzahl von Abdruden 
gemacht wird, Hochätzverfahren auf Kupfer. 
Chalon, m. fr. (pr. ſchaloͤng) ein feines geföpertes 
wollenes Zeug. 
Ehaloupe, |. Shaluppe. 
Chalwar, n. ein Gewicht für Petroleum in den 
Saufajusländern — 800 bis 1000 Pfd. 
Chaly, n. fr. (pr. fhalih) ein feiner Wollftoff zu 
Kleidern und Tüchern, auch mit eingewebter Seide 
zu Weiten; urjprünglich ein zu Angola aus Ziegen- 
haaren verfertigtes Zeug. 
Ghalybographie, f. gr. (vom gr. und lat. chalybs, 
Stahl) Stahlitecherei, Stahlſtichkunſt; Chalybſö— 
ttans, n. nl. (von chalybs u. sonare, jcyallen) ein 
von Diez erfundenes Tonwerkzeug aus Stahl und 
Glasſtäben. 
Chamade, f. fr. (ſpr. jhamdde; port. chamada, it. 
chiamata, dv. port. chamar, it. chiamare, [. cla- 
mare, rufen, aljo eigentlich der Ruf der Uhergabe) 


champ 


das Ergebungszeichen, ein durch eine Trommel ze. 
gegebenes Zeichen, daß ſich eine belagerte Stadt 
ergeben will; daher Chamade fchlagen, den 
Rückzug antreten; jest häufiger gebraucht vom 
Lärm eines Marktſchreiers. 

Chamäldon, n. gr. (chamai-l&ön, wörtl. Erdlöme) 
die Schiller-Eidechje, der Farbenwechſler, eine Art 
Eidechje in Dftindien, deren hellgrüne Haut ſich 
zumeilen verfärbt, und von der man glaubt, fie 
nehme die Farbe der umgebenden Gegenitände an; 
bildlich ein unbejtändiger, veränderlicher Menich, 
der nad) den Umftänden die Gefinnung wechſelt 
(bei den Stalienern versipelle); Scheidef. mine 
raliihes Chamäleon, eine (farbewechjelnde) Ber- 
indung von Manganjäure mit Kali od. Natron; 
chamãleoͤntiſch, ſehr veränderlich, wandelbar. 
hamdre oder Chamarre, f. fr. (pr. ſcha—; vgl. 
Simarre) ein verbrämter polniiher Rod; cha—⸗ 
marrieren (ſprich: ſcham —; fr. chamarrer), ver- 
brämen, 3. B. Kleider; Chamarrüre, f. die Ver- 
brämung. 

Chambellan, m. fr. (ſpr. ſchangbelläng; ml. cam- 
bellanus, camberlanus, v.I.camera, fr. chambre) 
oder Chamberlain, engl. (ſpr. tihehmberlin) ein 
Kammerherr. 
Chambertin, m. fr. (ſpr. ſchangbertäng) ein fran- 
zöſiſcher Rotwein, nach einem Dorfe in Ober— 
burgund benannt. 

Chambranle, m. fr. (ſprich: ſchangbrangl') Geſims, 
namentlich an Türen. 

Chambre, £. fr. (ſpr. ſchangb'r; vom lat. camEra) 
ammer, Zimmer; auch Kammer der Volksver— 
treter; ehambre ardente (jpr.—ardängt’), bren- 
nende3 Zimmer, ehemals in Zrankreich ein ſchwarz 
ausgefchlagenes Zimmer, in welchem man vor- 
nehme Verbrecher, bei. Ketzer und Bergifter, bei 
Rerzenlicht verhörte; in ein Trauergemad zur 
Reichenfeier fürftliher Berfonen; chambre du 
commerce, fr. die Handel3fammer; chambre 
garnie (jpr.—garnih), ein zum Vermieten einge- 
richtetes Zimmer; möbliertes Zimmer; Chambre= 
arnift, m. der Bewohner eines jolchen Zimmers, 
Simmerherr; chambre introuvable (ſpr. —äng- 
trumäb’I), unfindbare Kammer, Spottname der 
im Sahre 1815 nad) der zweiten Neitauration in 
Sranfreih zufammengetretenen Deputiertenfam- 
mer; Chambriere, f. fr. (pr. Ihangbriähr') eig. 
da3 Kammermädchen; die Abricht-Peitſche der 
Bereiter und Stallmeilter; chambrieren (ſprich: 
ihangbr—; fr. chambrer), beijammen wohnen. 
Chamis, ſ. Harar. — 
Chamit, m. (vom lat. chama, gr. chemß, die Gien— 
mujchel mit zwei Elaffenden Schalen, vom — 
chaõ, ich bin offen) eine verſteinerte Muſchel, in 
ihrem natürlichen Zuſtande Gienmuſchel, Rieſen— 
muſchel 2c. genannt. — 
chamois, fr. iſpr. jhdmoa; le chamois, die Gemſe; 
ital. camoscio, ſpan. gamuza; don mhd. gamz, 
Gemſe) gemsfarben, hellgelb. : 
Chamotte, f. fr. (pr. ſchamoͤtt') (von chame, Gien- 
mujcel, wegen der Mufchelform der dazu ver- 
mendeten Borzellanfapieln), eine aus den irdenen 
Rapfeln, in denen Porzellan gebrannt worden ift, 
bereitete pulverifierte Waffe, die mit fenerfejtem 
Ton als Bindemittel zu den jehr feiterfejten 
Chamottiteinen geformt und gebrannt wird; 
Ehamottentörtel, m. feuerfeiter Mörtel. 
ehamp, ın. fr. (pr. ichang; vom lat. campus) das 
Feld; Champ de Bataille, m. fr. (pr. ihang d 
batdt’) ver Kampfplatz, das Schlachtfeld, Wa en» 





Champagner-Wein 


haptalifieren 141 


feld, die Walftatt; champ de fedsration (fpr. | Chauoine, m. fr. (jpr. ſchanoän) = Kanonifus; 


—federaßjöng), das Bundesfeld; ch. de Mars, 
das Marsfeld in Baris; Champs Elyfees, pl. 
fr. die elyfäifchen Gefilde, eine herrliche Park— 
anlage in Paris. 

Champanner - Wein, von der Provinz Cham- 


pagne (jprich: jchangpänje) in Frankreich, Seit | 


(durch Flaſchengärung erzeugt), Schaummein (mit 
fünjtliher Kohlenfäure); Chämpagner-Bier, ein 
ichäumende3 Getränt aus Waſſer, Meliszuder, 
Zitronenöl u. dgl. Et 

Champignon, m. fr. (ſprich; Ihangpinjong; bon 
champ, das Feld; it. campignuolo) ein eßbarer 
Pilz, Edelpilz, nt Erdſchwamm. 

Champion, m. fr. (ſpr. Ihangpjöng; ml. campio, 
vom lat. campus, Feld), gew. engl. Champion, 
m. (fpr. tihämpiön) ein Kämpfer, Verfechter einer 
Sade, be. Beihüter eines Wehrlofen; Meiiter- 
tinger, Preiskämpfer, Preisruderer 2c.; auch: der 
Ged; Championship, f. engl. (fpr. tſchämpiön— 
ſchip), die Meifterfchaft (im Ningen, Kämpfen, 
Rudern und anderem Sport). 

Champs Elyides, ſ. unter champ. 

Chamtin (Hamſin), m. (v. arab. chamsin, fünfzig, 
weil er bei. während der 50 Tage von Ende April 
bis zu Anfang der Nilüberihwenmung im Juni 
weht) in Ägypten der aus der Wüfte fommende 
Slühwind, = Samum, ſ.d. 

Shan, ſ. Khan. 

Chance, f. fr. (pr. ſchangß'; eig. der Fall, vom lat. 
cad£re, fallen, mit Beziehung auf das Fallen der 
Würfel) eine Art Würfelfpiel; die Würfelaugen 
dabei; Glücksfall, Möglichkeit, möglicher Ausgang; 
im pl. bejond. günftige Ausficht; umgedeutjcht in: 
Schanze, daher: etwas in die Schanze ſchla— 
gen, d. i. aufs Spiel feßen. 

ancelier, m. fr. (pr. ſchangß'lieh; v. fat. cancel- 
arius), der Kanzler; Chanceliere, f. ſpr. —iär) 
Frau des Kanzlers. 
Chancellor, m. engl. (fpr.tihänßelör) der Kanzler; 
;h.of the exchequer (jpr.—oiom dit ekßtſchecker), 
Schatzkanzler, Bremierminifter; Lord high Can- 
cellor (jpr. Lahrd hei —), der Großſiegelbewahrer. 

Chancre, m. fr. (fpr. ſchank'r; v. I. cancer) Krebs, 
ein krebsartiges, um ſich freſſendes veneriſches Ge- 
ſchwür; chancros (fr. chancreux), damit behaftet; 
veneriſch, ſ. d. 

Chandale, m. oftind.- engl. (ſpr. tſch —), gleid;- 
bedeutend mit Paria, |. d. 

Chang, Hin. (pr. tichang), ein chineſiſches Längen— 
maß (Rute) = 3,18 m. 

Change, engl. (fpr. tſchehndſch), ändern, wechſeln; 
change over! (jpr.—shmw’r; von engl. over, über, 
hinüber, herüber), Wechfelt die Seiten! Seiten 
wechleln! (beim Tennisipiel). 

changieren (ipr. ichangfeieren), fr. (Changer, ital. 
cambiare, cangiare; dv. |. cambire; vgl. Cambio) 
verändern, wechſeln, taufchen; jchillern; Change, 
m. (ſpr.ſchangſch) Tauſch, Wechiel, Veränderung; 
Wechſelbank; Jir der Fährtenwechſel; Change 
Konto, n. fr.-ital. die Rechnung, auf welcher die 
Buchhändler die mit andern Buchhändlern ver- 
taufchten Werke aufzeichnen; changeant, fr. (pr. 
ſchangſchäng) veränderlich, ſchillernd; Changeant, 
m, der Schillertaft, ein ſchillerndes Seidengewebe; 
auch der Schillervogel, ein ſchöner Schmetterling; 
Changement, n. ſchangſch'mang) die Önde- 
rung, Abwechſelung; Changement de Decoration 
(jpr.deforaßiöng), ein ander Bild! Changierung, 
f. der Hin» und Hergang (bei Spinnmafchinen). 


Chanoineſſe (pr. ſchanoaneſſ'), |. Kanoniſſe. 

Chanſon, k. fr. ¶ pr. ſchangßong; v. lat. cantio) ein 
Geſang, Lied, bei. weltliches Lied, Volkslied; Chan- 
son à boire (ſpr. bödhr), ein Trinklied; Ch, de 
table (jpr.täbl), Tafellied; Chanfonnette, £. (it. 
canzonetta) ein Liedchen; fäljcylich auch: eine Sän— 
gerin leichtfertiger Lievchen; Chanfonnier, m. 
(ſprich; Ihangkonnjeh) ein Liederdichter, Sänger; 
Chanfonniere, f. (ſprich: Ihangkonnjähr) eine 
Lieverfängerin; Chant, m. (fpr. ſchang) Geſang; 
Chantage, f. (ſpr. ſchangtahſch') Lärmfiihfang; 
berrügerijche Borjpiegelung, Schwindeiei, um etwas 
zu erprejjen oderauszufundjchaften; auch Drohung, 
Einfhüchterung zum Zwecke der Erprejjung; chan- 
tant (jpr.ihangtdng), fingend, fingbar, melodiſch; 
Shantercife, £. (pr. Shangt—) = Cantine, die 
Gingjaite, feinſte Geigenfaite, Duinte. 

Chaos, n. gr. eigentl. der unermeßliche Raum (val. 
Chasma), gewöhnlich die wirre geitaltlofe Malte, 
die, nach griech. Xehre, der Schöpfung zugrunde 
lag: da3 Urgemijch; Gemirr, Wuſt; chaötiſch, 
wüſt, ungeordnet,verwirrt; Chaomantie, f. WBahr- 
ſagung aus Luft und Wettererjcheinungen. 

Chapeau, m. fr. (pr. jhapsh, pl. Chapeaux, Ipr. 
ſchapoͤhs; ml. capellus, vom fr. chape, ſpan capa, 
ital. cappa, ein Mantel mit einer Kappe, die mar 
über den Kopf z0g) der Hut; nad) dem Mode- 
gebrauch des vorigen Jahrhunderts eine Manns- 
perſon, ein Herr, be. al3 Begleiter und Beichüger 
einer Dame (wofür man jest franzöſiſch cavalier 
jagt); Tonf. der Bindeftrih; Chapeaubas (ipric;: 
—ba), ein Klapphut, platt zujammengelegter Hut 
(aud) chapeau-claque), den man unter dem Arme 
trägt; aud Hut ab!; Hapenubas gehen, mit dem 
Armbhütchen gehen; mit abgezogenem Hute gehen; 
Chapeau⸗VBonnet, m. (pr. —bonneh)ein Hauben- 
oder Mügenhut; Chapeau-rouge (ſpr. — ruhſch), 
der Kardinalshut; Chapelet, m. fr. (pr. ſchap'leh; 
vom altfr. chapel, altd. schapel, Kranz al3 Kopf- 
Ihmud) der Rojenfranz, die Gebetichnur, dad Ba- 
ternojter; Chapelgorris, pl. Ipan.(fpr. tihap—) 
d. i. eigentl. Nothiüte, Rotmützen (v. bask. chapela, 
Hut, u.gorria, rot), leihtbewaffnete unregelmäßige 
basfiihe Truppen, Anhänger der Chrijtinos im 
ſpan. Stiege jeit 1833; Chapellerie, f. fr. Hut- 
laden, Hutmachergewerbe; Chaperon, m. fr. (ipr. 
ihap’röng) die Helmdede, Kappe (Kopfbedeckung 
bei ven Franzoſen im Mittelalter); uneigentl. An- 
ſtandsdame, eine ehrbare ältlihe Perſon zur Be- 
aufjichtigung junger Damen; Kaperonnieren, 
Damen geleiten und beſchützen (vgl. Chapeau). 

chapelle ardente, £. fr. (jpr. ſchapäll' ardangt’) eig. 
brennende Kapelle; das erleuchtete Trauergerüft, 
= castrum doloris. 

Chaseton, m., pl. Chapetünes, ſpan. (ſpr. ticha- 
petönes) neu angekommene europäische Anfiedler 
im ehemals fpanifchen Amerifa (zum Unterjchied 
von Kreolen, die in Amerifa ſelbſt geboren find). 

Chapitean, m. fr. (ſpr. — fr. m. Knauf, Ka— 
pitäl. Aufjaß, v. lat.capitellum), Leinwandzelt der 
fahrenden Künftler. 

Chapitre, n. fr. (ſpr. ſchapit'r; dom fat. capitülum) 
das Kapitel, der Gegenjtand eines Geſprächs; cha— 
pitrieren (fr. chapitrer), einen —, ihm das Ka— 
pitel lejen, einen derben Verweis geben. 

&happe, f. fr. (ipr. ſchapp), Schappfeide, d. i. ge- 
iponnene Abfalljeide. 

chaptaliſieren, (pr. Shap—), jauern Moſt durd) 
BZujag von gemahlenem Marmor und Zuder ent- 


142 Char | Charlatan 


Ehardans, pl. fr. (ſpr. ſchardoͤng; eig. Diiteln; v. 1. 
carduus; vgl. Cardone) eiferne Spiten auf Gat- 
Char, 1. altd. chara, ſ. Karfreitag. tern, Mauern u. dal. 
Char, 2. m. fr. (fpr. jchahr; v. I. carrus) Wagen; | Charge, f. fr. (fpr. Warſch' eig. Ladung od. Fracht 
früher ein Weinmaß in der franz. Schweiz von | eines Wagens; ſ. Cargo) J. die Laſt, Biürde; daher 
ungef. 6001; char ä banc, m. fr. (pr. ſchahr | & charge jein, zur Laft fallen, beſchwerlich fein; 
bang) ein offener Bankwagen mit Siten an der | umeig. Ehrenftelle, Amt; ale Militärs, die einen 
Seite; auf den franzöfiihen und belgijchen Eifen- höheren — als der Gemeine, Dienſt⸗ 


ſäuern (Verfahren des franz. Chemikers Chaptal, 
+ 1832). 





bahnen ein Wagen zweiter Klaffe. grad; 2. der Angriff der Truppen im Kriege; aud) 
Charade, £. fr. (pr. ſch—) ein Silbenrätfel. . daS Heichen zum Angriff; 3. Übertreibung in 
CHaradrins, m. gr. der Negenpfeifer. fünftleriichen Daritellungen (Rarifatur); Char 
Charddic, ſ. Rh; Charagẽn, 1. Carr —. gen⸗Pferd, Krſpr. Dienſtpferd, bei. zum Gebrauch 


Charatter, m., pl. Charattẽre, gr. (charakter; 
urjpr. das Eingegrabene, Eingeprägte, von cha- 
rässein, eingraben, einprägen) 1. das ©epräge, 
Zeichen, Schriftzeichen; jedes bejtimmte Zeichen für 
einen Gegenjtand oder Begriff, 3. B. die aſtrono— 
miſchen Zeichen für die Sterne und Sternbilder, 
die Zahlzeichen oder Ziffern, die Buchſtaben, Ge— 
heimſchrift ujw.; 2. dag Merkmal, Kennzeichen, 
überh. die Eigenart; insbeſ. der fittliche Charakter 
eines Menjchen, d. i. die herrichenden Neigungen 
und Gefinnungen, die auf Grundjägen beruhende, 
beharrliche Denk- und Handlungsweife desfelben; 
unbejtimmter auch Gemüts- u. Sinnesart überh.: 
3. Titel und Würde, Amtsname u. Stand; nad) 
engl. Gebrauch bei. der qute Name oder fittliche 
Ruf; character indelebilis, l. in der kathol. 
Kirche: eine unvertilgbare Eigentiimlichfeit, die 
jemand durch Empfang eines Saframents, 3. B. 
der Prieſterwürde, erlangt; Kläangcharakter, 
Klangfarbe; Charaftermaste, f.einen bejtimmten 
Stand, Berjönlichkeit, eigentümliche Sinnesart ıc. 
daritellende Maske; Chärakterrolle, eine Rolle, 
welche einen bejtimmten Charakter zeichnen und 
volljtändig entwideln fol; ein Charakterſtück 
ein Schaufpiel, in welchem e3 vornehmlich auf 
Darftellung und Entwidelung der Charaktere ab— 
gejehen iſt, verjch. Sntriguenftüd; charakteri— 
tieren (fr. caracteriser), bezeichnen, die unterjchei- 
denden Merkmale einer Sache hervorheben u. ge- 
nau bejtimmen (kennzeichnen); auch betiteln; ſich 
Harakteriiieren, ſich darſtellen, fich erweiſen; 
Charakterismus, m. Bezeichnung durch ein Merf- 
mal; rednerijche Schilderung; Charakteriſtik, f. 
die Bezeichnung, Schilderung der Eigenheiten einer 
Sache; Größenl. die Kennziffer, d. i. die ganze 
Zahl eines Logarithmen, entgegengeſetzt der Man⸗ 
tiſſe, ſ. d.; eine kennzeichnende Kurve, z. B. die 
Charakteriſtik einer Dynamomaſchine; äußere 
Charakteriſtiklin d. Elektrizitätslehre), eine Kurve, 
welche die elettromotoriſche Kraft einer elektriſchen 
Maſchine bei konſtanter Tourenzahl als Funktion 
der Stromſtärke darftellt; dynamifche Chnraf- 
teriftif, die für den ftromführenden Anfer gel- 
tende Kurve; ſtatiſche Charakteriftik, die für den 
jtromlofen Anter geitende Kurve: darakteriftifch, 
eigentümlich, bezeichnend: Charakteriftifer, m. 
ein Charafterjchilderer, Mal. wer vorzugsmeife 
auf Daritellung des Eigentümlichen ausgeht; Cha⸗ 
raftervofal, m. Kennlaut. , 
Charavari, pl. (fpr.iharamari)Uberhofen od. Über- 
ziehhojen, mweite u. lange Beinkleider der Ungarn 
bej. zum Reiten. 


Charbon, m. fr. (pr. fharböng) vom I. carbo) die | 


Kohle; charbon de terre, Steinkohle. 
Eharenterie, f. fr. (pr. |harfüterih) Handel mit 

Schweinefleifhwaren, Sped- und Wurfthandel, 
&harentier, m. fr. (pr. ſcharkütjeh), Fleiſch- oder 
Wurſthändler. 


ver Offiziere; chargieren pr. ſcharſch —; fr. char- 
ger), beladen, beläſtigen, auftragen, z. B. eine Ar— 
beit, aufhalſen; beſchicken; überladen, übertreiben 
(z. B. ein Gemälde —; eine chaxgierte Rolle, 
die darauf berechnet iſt, durch Übertreibung bei 
der Darſtellung & wirken); auch laden und feuern 
od. Ichieken (ein Schießgemwehr); angreifen, bei. von 
der fteiterei; Charge d'Affaires, m. (pr. ſcharſcheh 
daffähr') ein Gejchäftsträger; an fremden Höfen: 
der Einſtandsmann eines wirklichen Gelandten; 
Chargier-Griffe, Krk. Ladegriffe; Chargier⸗ 
Schritt, der Sturmſchritt (mit angelegtem Ge— 
wehre); Chargierte, pldie Vorſteher einer Studen— 
tenverbindung; diejenigen, welche bei ſtudentiſchen 
Aufzügen in Wichs gehen; Vorſteher eines Ver— 
eines u.ähnl.; chargierter Brief, Wert- od. Geld⸗ 
brief; charg6e, fr. eingeſchrieben (als Wertbrief). 
&hariage, £., r.n. (pr. Fhnridhie; v. charier, auf 
einem Wagen fahren, dv. char, I. carrus, Wagen) 
die ———— der Frachtlohn. 
charieren, frz. (ſpr. ſchar ), fein bearbeiten; cha⸗ 
rierte Quadern, gefeinte Werkſtücke. 
Chaͤris, k. gr. Unmut, Lieblichkeit, Huld; Fabell. 
pl. Chariten (gr. Chärites) od. Charitinnen, dic 
Huldgöttinnen, Grazien, ].d.; Charientisung, 
m. die milde Bezeichnung von etwas Ublem; aud: 
der Scherz; Charisma, n., pl. Charismäte, 
Gnadengabe, »geihent; &harifterium, n. (gr. 
charisterion, ®efälligfeit) eine milde Gabe oder 
Steuer, welche Bijchöfe in dringender Not von den 
Kirchen 2c. erheben; ChHartitie, f.j. Cudariitie; 
Chariftikon oder Chariſticum, n. ein Gegen- 
geichenf, eine Wiedervergeltung. 
haritas, f. j. Caritas; Charitd, f. fr. (pr. ſcha— 
riteh) Mitleid, Menjchenliebe, Barmherzigkeit, bei. 
Krankenpflege; dah. auch ein öffentliches Kiranfen- ' 
haus, 3.8. in Berlin; soeurs de la charite, m. 
barmherzige Schweſtern, Kranfenpflegerinnen; 
charitable (pr. ſcharitaͤbl'), mild, wohltätig; Cha= 
ritativ, n. nl. od. Charitatinfubjidie, f. nl. ein 
freiwilliger Beitrag in Notfällen, eine Notſteuer. 
Chariten, Charitinnen, |. Charis. — 
Charivari, n. fr. (fpr. ſchariwäri; altfr. caribari, 
chalivari,calivaly,prov.caravil,ml.charivarium, 
charavallium; vgl. Krawall) eine Katzenmuſik; 
ein Hohn- od. Spottjtändchen; Wirrwarr, buntes 
Durcheinander; Titeleines franzöſ.ſatiriſchen Blat- 
te3; im Kartenspiel: alle vier Damen in einer Hand; 
Gehänge mancherlei Art an Uhrketten. 
Charlatan, m. fr. (fpr. jcharlatäng; jpan. charla- 
tan, it. ciarlatano, von charlar, ciarlare,ichwagen), 
auch Scharlatan geſchrieben, f. d., ein Schwäger, 
bef. Marktichreier, Quackſalber, ver ohne gründliche 
Kenntniffe in der Heilkunſt fich durch Ruhmrederei 
in Anjehn zu bringen fucht; dab. überh. ein Wind- 
beutel, Aufichneider; Charlatanerie, Scharlata⸗ 
nterie, f. od. Charlatanisınus, m. Maritichreie- 
rei, Prahlerei. 


S 


Charles 


Charles, m. fr. (pr. ſcharl) männl. Name, = Karl; 
harlesd'or, ſ. Karolin; Charlotte, f. weibl. 
Name, — Karoline; auch eine Mehlſpeiſe von 
Apfeln und geröfteten Brot- od. Semmeljchnitten, 
genauer: charlotte de pommes. 

Charley, n. engl. Eigenname (fpr. tſchährli), Karl- 
hen (auch mweibl.: Lottchen). 

Charliere, f. fr. (ſpr. ſcharljähr') ein mit Waſſer— 
itoffgas gefüllter Zuftball, nach dem Phyſiker 
Charles benannt (vgl. Aëroſtat). 

Charme, m. fr. (ſpr. pe: vd. I. carmen, Lied, 

auberformel) der Reiz, Zauber, die Anmut; char— 
mieren (fr. charmer, bezaubern, entzücden), im 
Deutjchen nur: liebeln, [hön tun; charmaͤnt (pr. 
jhar—); reizend, allerliebjt, anmutsvoll (über). 
nur ein warmer Ausdrud des Wohlgefallens an et- 
was); Charmänte, k. die Geliebte; Charmänter, 
m. ein Geliebter. : 

Charmille, f. fr. (ſpr. ſcharmij; v. charme, Hage— 
buche, Landjch. charne, vom I. carpinus) eine Hage- 
buchenhece. 

Charmotte, ſ. Chamotte. 

Charniere, f. u. n. fr. (ſpr, ſcharnjähr', gew. aber 
Scharnier gejprocdhen u. jegt jo gejchrieben, vom 
{. cardo, Gen. cardinis, Tiirangel) das Gelenf- 
band, 3. B. an einer Doje. 

Chaͤron, m. gr. Fabell. der Fährmann der Unter- 
welt, der die abgejchiedenen Seelen über die Höllen- 
flüſſe führte; in Goethes Gedicht Charon Steht 
diejer Name für Charos, d.i. den Todesgott in 
der neugriechiſchen Poeſie. 

Charpie, f. fr. (ſpr. ſcharpih; eig. Gezupftes, mi. 
carpia, urſpr. weibl. Bart. v. altfr. charpir, !. 
carpere, pflüden, zupfen) Wundfäden, gezupfte 
Leinwand. 

Charque. ſpan. (ſpr. dſcharke) Fleiſch, das an der 
Luft getrocknet worden iſt. 

Charriage, m., gew. f. fr. (ſpr ſcharriahſch) die Ver— 
ſendung durch Frachtwagen, Fuhrlohn. 

charta, lat. f. (gr. chärtes, m. Papier, Blatt; 
Handſchrift; im Mittelalter jede Urkunde, bef. 
Verfaſſungsurkunde, welche al3 Gnaden- od. Yrei- 
heitsbrief vom Herrſcher an das Volk erging (fr. 
charte [ipr. jchart’], oder chartre [jpr. ſchart'r), 
engl. Charter, n. [jpr.tichärter]); Magna charta, 
f. (engl. the great charter) die große Freiheits- 
urkunde (von Heinric) I. im Jahre 1224 erlaſſen), 

- welche die Grundgejege der engliihen Verfaſſung 
enthält; charte constitutionelle, f. fr. (pr. 
chart’ fongjtitühionell’) die Urkunde der franzöſi— 
ſchen Staatöverfafjung von 1814 u. 1830; per 
chartam, [. nach einem fchriftlichen Vermächtnis, 
etwas bejiten; Charte-Fartie, fr. (ſpr. ſchart' 
partih) j. Certepartie; Chartiaticum, n. nl. 
Papiergeld; auch Stempelpapier; dartieren, 
Snartierung, j. fartieren; Chartiſten, pl. in 
England die Volks- oder Arbeiterpartei feit 1817, 
welche durch eine neue volfstümliche Charte die 
englijche Berfafjung und Gefeßgebung von Grund 
aus zu ändern verlangt; Chartismus, m. die 
Grundfäge und Beitrebungen jener Bartei; Char— 
tit-Gemmen, pl. Öemmenabdrüde duch Brejjung 
auf weißes Papier; Ghartomantie, f. ar. das 
Kartenjchlagen, die Wahrjagerei aus den Spiel- 
farten; Chartophylax, m. gr. Urkundenbewahrer, 
der Archivar des Patriarchen in Konjtantinopel; 
Chartularien, pl. (mf. chartularia, von char- 
tüla, Verkl. von charta) Abſchriftenſammlungen 
von Urkunden; Urfundenverzeichnifie. 

Shartepartie, j. Charte. 


Chateau 143 


Charteque, |. Scharteke. . 

Charter, n. engl.,j. charta; chartern (ipr. tſchär— 
teın; v. engl. charter, ein Borrecht erteilen 2c.), 
ein Schiff vermieten oder zur ausjchlieglichen Be- 
frachtung überlafjen, ein Schiff verfrachten. 

Chartreux, m. fr. (ſpr. jhartröh) od. Chartrenie, 

. fr. (fpr. ſchartröhs) eig. Karthäuſerlin,, ein fran— 
zöſiſcher Likör, von den Mönchen des Karthäuſer— 
kloſters zu Nancy bereitet; Chartreuſen, pl. Kocht. 
geſtürzte Gemüſe oder Früchte in Gallert. 

Charybdis, ſ. Seylla. 

Chaſen, m. gem. Schammes (hebr. chasan, chas- 
san), der VBorbeter in der Synagoge. 

Shatidder od. Chaſſidim, pl. hebr. die Frommen, 
eine in ſlaviſchen Ländern jehr verbreitete jüdische 
Sefte, welche fich nicht an die rabbinifchen Geſetze 
bindet; Chaſidismus, mm. in weiterem Sinne: das 
Hinausgehen über urfprüngliche Glaubensformen 
und Gebräude. 

Chasma, n. ar. (v. chainain, gähnen, klaffen) eine 
Kluft, ein Schlund; Heilf. daS Auffperren des 
Mundes; Chasmus, m. u. Chasmodie, f. das 
Bähnen, die Gähnſucht; chasmödiſch, gähnend, 
zum Gähnen geneigt. 

Chaſſe, £. fr. (pr. ſchaſſſ; prov. cassa, fpan. caza, 
tt. caccia) die Jagd; Tont. ein fleines Sagdftüd; 
äla chasse, jagdartig, Sagdipiel, ein Billardjpiel, 
mit 15 Spielbällen; en pleine chasse (jpr. ang- 
plähn—), in vollem Lauf, mit verhängtem Bügel; 
Shaile-Partie, f. (pr. jhafipartih) ein Teilungs⸗ 
vertrag wegen der Beute unter Seeräubern; 
Hatten (pr. ſchaſſen; v. fr. chasser, it. cacciare, 
v. gleich]. [. captiare = captare, greifen, jagen), 
gem. f. fortjagen, wegjagen; beim Fechten: tiber 
die Menſur hinaustreiben; chaſſieren, Tanz. eine 
Reihe hinab» und hinauftanzen; Chase, ın. (fpr. 
ichaljeh) ein Tanzjchritt, wobei der eine Schritt jeit- 
wärts Hingleitet u. der andere nachgezogen wird; 
Chaſſe⸗Croiſe (ſpr. — frod—), Chajie, bei dem 
ji) die Baare Freuzen; das Kreuzen; Chaſſeur, 
m. fr. (jpr. ſchaſſöhr), ein Jäger, Jagdliebyaber; 
chasseur ä cheval (jpr. — ſch'walh, reitender. 
Jäger; chasseur d’Afrique (jpr. — dafrid), afri- 
kaniſcher Jäger, leichter Reiter im franz. Deere. 

Shafjeki, I. Khajjeki. 

Chafjemarce, m. fr. (pr. ſchaſſmareh, v. chasser, 
jagen, u.maree, Seefiſch) ein Fuhrmann, der frijche 
Seefiiche u. Auftern geſchwind nad) der Stadt ver- 
fährt; ein leichter Wagen, der dergleichen ſchnell 
nad) den Städten im Innern jchafft; ein Seefiſch— 
kaſten; auch ein Feines bedecktes Frachtſchiff mit 
zwei Majten. 

chaſſen, Chaffeur, chaſſieren, ſ. Chafie. 

Ehaffepot. n. fr. (ſpr. ſchaßpoͤhſ ein nach dem Er- 
inder, dem Franzoſen Chajjepot, benannte, früher 
in der franzöfiichen Armee eingeführtes Hinter- 
ladungögewehr. 

Chaſſidim, j. Chafidäer. 

Chaſſin, m. fr. (ſpr. ſchaſſäng) der Windkaſten in 
Orgeln. 

Chaſſis, m. fr. (pr. ſchaſſih; I. gleich]. capsicius, 
v. capsa, Behältnis, fr. chässe) ein Nahmen, eine 
Einfafjung; der Fenſterſchirm eines Kupferſtechers; 
der Formrahmen oder Farbenbehälter des Zeug— 
druckers, Farbpolſter. 

Chata, f. ruſſ. ein Bauernhaus in Kleinrußland. 

Chateauü, m. od. n. (fpr. ſchatöh, altfr. chastel, v. 
(. castellum, ſ. Kajtell) Schloß, Burg; chateaux 
en Espagne, pl. ſpaniſche Schlöfier, d. i. Luft- 
ichlöffer; Chatenn=Rafitte, -la Nofe, Ta Tour, 


144 Chatib 


-Margaug, m. (ſpr. jchattd Lafitt, la rohſ', latuhr, 
margd) feine Gattungen Bordeaur-Wein, nad) 
gleichnam. Schlöffern benannt; Chateau-Pre— 
maux (pr. —premd), eine Gattung Burgunder- 
Bein; Chatelain, m. (pr. ihat’läng) der Burg- 
vogt, Kajtellan; Chatelaine, f. (jpr. ſchat'lähn') 
eig. = Raitellanin; Wiod. eine von den Damen 
um den Leib getragene Kette mit Tafche, Riech— 
fläſchchen od. ähn!., Leibkette; Uhrgehänge; Cha— 
telet, m. fr. (ſpr. ſchat'leh; eig. ein kleines Schloß) 
ein ehemaliger Gerichtshof in Paris; auch ein dor- 
tiges Gefängnis. 

Chätib, m. arab. ein mohammedanifcher Briefter. 

&hatofis, f. gr. (v. chaite, langes Haar, Mähne) 
die Borſtenkrankheit der Haare. 

Chatouille, ſ. Schatulle. 

chatouilleux, fr. (ſpr. ſchatujös; von chatouiller, 
kitzeln, l. gleich]. catulliare, v. catulire, Kitzel emp⸗ 
finden) kitzlich, häklich, bedenklich. 

Chat-Scherif, ſ. Khattiſcherif. 

Chaudeau, m. fr. (ſpr. ſchodoh; altfr. chaudel, nıl. 
gleichſ. calidellum, Verkl. v. calidum, warm) Eier- 
punſch; Sauce aus Wein u. Eiern zu Mehlſpeiſen; 
Chaudepifie, f. jr. (pr. ſchod'piß) Heikharnen, 
Tripper. 

Chauffeur, m. fr. (ſpr. ſchofföhr, von chauffer, hei— 
zen), eigentl. Heizer, jetzt gewöhnlich: Führer, Len— 
fer eines Automobils, Kraftwagenführer; Chauf— 
feuſe, k. (—öhſ'), Kraftwagenführerin. 

&hauffeurs, pl. fr. (ſpr. ſchoföhrs; v. chauffer, hei- 
zen, heiß machen) Räuberbanden in Frankreich zur 
Zeit der Revolution, die die Überfallenen durch 
Brennen an den Zußlohlen zur Nennung des 
Orts zu vermögen fuchten, mo he ihr Geld hatten; 
Chanfferette, £. fr. (ipr. Ihöf—) oder Chanffe= 
vieds, m. (ſpr. fchof-pjeh) der Zußmwärmer, die 
Wärmflaſche. 

Chaufroix (Chaud⸗froid), fr. (ſpr. ſchofröch Koch. 
Fleiſch (Geflügel, Wild u. ähnl.) mit Guß (wird 
kalt gereicht). 

Chaumiere, f. (ſpr.ſchomjühr'; v. chaume, m. Dach⸗ 
ſtroh, Halm, v. l. calamus) eine Strohhütte; länd- 
liche Hütte in einem Park ꝛc. 

Chaufjee, £. fr. (ſpr. ſchohßeh; prov. caussada, ſpan. 
calzada, mil. via calciata, eig. mit Kalk II. calx, 
Sen. caleis] gemauerte Straße) Runftitraße, Land⸗ 
jtraße; Chanffeegeld, Wegegeld. 

chaufſieren (ipr. ſchoß —; fr. chausser, v. chausse, 
it. calza, Fuß⸗ u. Beinbekleidung, v. I. calc&us, und 
dies dv. calx, Ferſe) 1. mit Schuhen u. Strümpfen 
befleiden, beſchuhen; 2. einen Weg in eine Kunſt— 
itraße verwandeln, ihn mit Kies oder Steinfchutt 
mwölben und an der Seite mit Gräben verjehen; 
chauſſiert (pr.ſchoſſirt), 1.mitSchuhen u.Strümp- 
fen be£leidet, beſchuht, B B. „er iſt ſchlecht Hauj- 
ſiert“, d. i. es ſteht ſchlecht um ſeinen Fuß-Anzug; 
2. kunſtmäßig erhöht, geebnet, gebahnt und mit 
Steinen belegt; — pl. (ipr. ſchohßoͤng) 
leichte Tanzſchuhe von jehr weichem Leder; Fecht- 
ſchuhe; auch Filzihuhe; eine Art Kleiner Apfel- 
torten; Chauffüre, f. die Fußbekleidung, das 
Schuhmerf. 

Chauve-ſouris, f. fr. (ipr. ſchow'ßurih; d. i. eig. 
able Maus) eine Fledermaus; ein Masfenanzug, 
grauer od. ſchwarzer Domino mir Kapuze. 

Ehoupin, m. fr. E.N. (fpr. ſchowäng) Glaätzkopf (I. 
jalvinus, v. calvus, fahl) Name eines alten prah- 
leriihen Soldaten aus dem eriten Kaiferreic in 
Scribes „le soldat laboureur“; vgl, Bramar- 
bas, Thrafo; daher Eifenfrefier, Maulheld; 


Chemie 


Chauvinismus, m. fr.-l. (pr. Ihowi—) krank⸗ 
hafte politiiche Richtung in Frankreich, welche den 
Kriegsruhm des erſten Kaiſerreichs um jeden Preis 
wiederheritellen möchte; überh. übertriebener Pa— 
triotismus; Chauviniſten, pl. Anhänger dieſer 
Richtung; chauviniſtiſch, ihr angehörig; chau⸗ 
viniſieren, zum Kriege Drängen. 

Chavpaßz, arab. Schumann, bewaffneter Reife 
begleiter. 

C FREIE, f. fr. (ſpr. ſchebeck' ein Heines Fahrzeug, 

acht 


Chef, n. engl. (ſpr. tſcheck; engl. cheque, amerik. 
check) Bankanweiſung, Zahlungsanweiſung (gem. 
jetzt Scheck geſchrieben u. geſprochen); gewürfeltes 
Gewebe; ſ. Scheck. 

Cheder, f. hebr. (eig. Stube) eine Kleinkinderſchule. 

Chedive, ſ. Khedive. 

Cheer, engl. (ſpr. tihihr), pl. Cheers, Beifallsruf, 
Hochruf, Hoch! Hurra!; cheeren (jpr. tichihren), 
Beifall ſpenden, Hoc) rufen. 

Chef, ın. fr. (fpr. jcheff; vom I. caput, Kopf) ehem. 
Kopf, Haupt; ein VBorgelegter, Vorſtand, Führer, 
Befehlshaber, Gejchäftsherr, Prinzipal; en chef 
(pr. ang ſcheff), als Oberiter od. Anführer; Ge— 
neral en Chef, ein Oberbefehlshaber; Chef 
D’ocudre, n. (jpr. ſche döw'r) ein Meifterwerf, 
Hauptwerk; Chef d’Escadre, m. der Anführer 
einer Abteilung Kriegsſchiffe; Chef-Präſident, 
eriter od. oberiter Borjteher, Ober-Bräjident; Chef⸗ 
Redakteur, |. vedigieren; Chefde cuisine (jpr. 
— küiſihn), Küchenmeiſter, Oberkoch. 

Cheilalgie, f. gr. (von cheilos, n. die Lippe) Heil. 
der Lippenihmerz; Cheilinus, m. der Lippfiſch; 
Eheilitis, f. Lippenentzüundung; Cheilopldftif, 
f. die Zippenbildung durd) Operation. 

Cheiraͤnthus, n. gr. (v. cheir, f. die Hand, u. An- 
thos, n. Blume; eig. Handblume) Levkoje, Lad, 
eine Garten- u. Topfblume; Cheiriäter, m. (von 
jätrös, Arzt) = Chirurg, Wundarzt; Cheirogra= 
phum, Cheironomie, Cheirotherium, i.Chir—; 
C ei Chiromantie; Cheirotonie, f. 
Abitimmung durch Aufheben der Hände. 

Chelae, pl. I. (chelae cancrorum) Krebsſcheren. 

&helerptärin, n. (v. gr. chelidönion, u. erythrös, 
rot) eine in der Wurzel u. den unreifen Früchten 
de3 Schöllfraut3 (chelidonium majus, L.) entdedte 
organische Pflanzenbaie. ; 

Ehelidoninm, n. gr. (chelidönion, von chelidon, 
f. Schwalbe) Schwalbenfraut, Schölleraut; Cheli⸗ 
Donin, n. Schöllkrautſtoff, ein im Schöllfrautwajjer 
enthaltenes Alfaloid;, Chelidonius, m. Schwal- 
benmwind, ein lauer Wind bei Srühlingsanfang. 

cheliféeriſch, gr.-1. (von chele, daS Gejpaltene, die 
Schere, und ferre, tragen) mit Scheren verjehen; 
chelifoͤrm, ar.=!. al De 

Ehelingue, f. (fr. chelingue, chalingue) ein indiiches 
Boot an der Küfte von Koromandel. 

Ehelys, f. gi. 1. die Schildkröte; 5. ihre gewölbte 
Dede u. die (nad) der griechifchen Sage vom Mer- 
fur daraus gefertigte) Xeier; 3. der Bruſtkaſten; 
Checlöne, f. u. Chelydros, m. die Meerſchildkröte; 
Ghelontarien, pl. Maſtteiche fürMeerfchildfröten; 
&heloniten, pl. Schildfrötenverjteinerungen; aud) 
wohl Schildfrötenfteine, angeblich Steine aus dem 
Magen der Scildfröte; chelonitiſch, Ihildfröten- 
ortig; Chelonophägen, pl. Schildkröteneſſer in 
Athiopien. 

Chemie od. r. Chimie, f. (gr. chemeia, chymeia 
von chymös, Flüſſigkeit, Saft, v. chyo, chéõö, i 
gieße, Lafje fließen, weil das erſte Geſchäft der Che- 


ehemin 


mie darin beitand, Säfte aus den Pflanzen zu 
ziehen u. diefe al3 Heilmittel zu mifchen) Die Lehre 
pon den Grundftoffen (Elementen) der Naturkör— 
er, ihren Verbindungen und ihrem gegenſeitigen 
erhalten, die Scheidekunit; Chemifer, Chemi— 
tus, Chemijt, m. ein Scheide» und Mifchfünitler, 


der zujammengefegre Körper in ihre Grunditoffe 


erlegt und aus letteren neue Verbindungen zus 
— chẽmiſch, ſich auf die Chemie bezie- 
hend; Chemikalien, chemiſche Stoffe und Erzeug- 
niſſe; ChHemismus, m. der Inbegriff der chemiichen 
Naturverbältnifje u. -Erjicheinungen; die Fähigkeit 
3. B. des Lichtes), chemiſche Vorgänge einzuleiten; 
die philoſophiſche Anſchauung, weiche die Natur 
aus einem hemifchen Borgange zu erklären jucht; 
Chemiatrie, f. Ausübung der Heilkunſt nad) che— 
miſchen Grundfäßen, verih. Jatrochemie, .d.; 
Ghemiäter, m. ein Arzt, der nad) ſolchen Grund— 


lägen zu heilen fucht; demiatrilch, der Heilfunft | 


nach chemiſchen Grundſätzen entiprechend, dazu ge— 
hörig; Chemiglyphie, f. Herſtellung von Kliſchees 
— d.) für den Drud durch Atzen; Chemitypie, 
. Aftempeldrud, die Berwandlung radierter und 
eägter Metallplatten durch hemiiche Mittel in er» 
abene Druditempel,nad) der Erfindung des Dänen 
Bill; CHemigraphie, f. Zeichnung durch gas— 
artige Niederjchläge, durch Rauch ꝛc. auf Bapier, 
Stein oder andern Stoff (Erfindung von Penz— 
tofer); Hochätzung auf Zintplatten, um dadurd) 
Bilder für ven Buchdrud herzuftellen (= Zinko— 
raphie); demigraphieren, auf chemiſchem Wege 
Sehnıngen, Bilder, Arabesfen 2c. hervorbringen 
(3. B. hemigraphierte Buntpapiere); chemiſcher 
ffeft, m. Verbindung der Atome und Bildung 
neuer Moleküle: chemiſcher Prozeh, m. Vorgang 
bei der Verbindung und Trennung der Heilen 
Elemente. 

ehemin, m. fr. (ſch'mäng; prov. camin, it. cam- 
mino) der Weg, die Straße, der Gang; Chemin 
eoubert, m. (jpr. — kuwähr) Krk. ein beveckter 
Gang, Borwall; cheminieren (ipr. ſch'min—; fr. 
cheminer), wandern, fortichreiten; Krſpr. krumme 
Züge oder Märſche machen, im Bidzad geben; 
Cheminement, n. (pr. ((h’min’mang) der Weg 
im Bidzad, der Gang der einer belagerten Feftung 
jih nähernden Laufgräben. 

Chemiſe, £. fr. (ſpr. ſch'mihſ'; ml. camisia) da3 
Hemd; ein weiblicher Schlafrod; Krk. die Rafenbe- 
Hleidung einer Bruitwehr; Chemiferie, f. Hemden⸗ 
macerei; Hemdenverfauf; Herrenwäſchegeſchäft; 
Chemifdtte, f.Borhemdchen; Chemiſette-Nadel, 
Bujennadel; Chemiienpapier, n. Demdenpapier 
(zur Papierwäſche verwendet, bejonders ſtark). 

Chemismus, Chemijt 2c., |. Chemie. 

Chemoõſis, f. gr. Heilk. heftige Augenentzündung. 

emjin, pl. arab. (von chems, fünf) die fünf täg- 
ichen Gebete der Mohammedaner. 

Chenal, m. fr. (pr. ſch'nal, v. I. canälis, Kanal, 
— channel) enges Fahrwaſſer zwiſchen Klippen 
und Sandbänfen ıc. 

Chenille, f. fr. (ipr. ſch'nij'; eig. die Raupe, vom 

. canicüla, Hündchen, wegen der Ähnlichkeit man- 
cher Raupenköpfe mit Hundeföpfen) Räupchen, d. i. 
Samtſchnürchen, Borte od. Schnürchen von Seide 
mit Härchen — zu Franſen, Tüchern uſw. ver- 
wendet; Raupenſchnur. 

Chenopodium, n. gr. (v. chẽn, Ganz, u. pũs, Gen. 
podös, Fuß) Bot. Gänfefuß, eine Pflanzengattung, 
meift Unkraut. 

eher, chere, fr. (jpr. ſchähr, ſchähr'; von I. carus) 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


Chevron 145 


lieb, teuer; mon eher (fpr. mong—), mein Lieber; 
ma chere, meine Liebe; cher ami, teurer $reund. 

cherche, fr. (ipr. ſcherſch'; v. chercher, juchen) juch! 
A an Hühnerhunde; Cherchez la femme, 
r. (fpr. fchericheh la famm), fuchet die Frau (al3 
die veritedte Urheberin eines Verbrechens). 

Cherem, bebr. Bannfluch. 

Cherſonẽſus, abget Cherſonẽs, L. gr. (v. cherros, 
eitiand, und nẽsos, Inſel) Halbinfel; 3.8. Ch. 
Taurica, die Taurifche Halbinfel, Krim. 

Cheoͤrub, m., pl. Cherubim, hebr. (urſpr. ein ge- 
flügeltes Wundertier mit menschlichen Antliß, viell. 
veriw. mit gr. gryps, Greif) Feuer- od. Flammen— 
boten, Name höherer Geifter od. Engel in der heil. 
Schrift, Schwertengel. 

Gherüsfer, pl. altd ein germanifcher Volksſtamm 
nördlic) vom Harz. 

Cherry-Brandy, m. engl. (fpr. tfcherrisbrändt; von 
engl. cherry, Kirſche, und brandy, Branntwein, 

gekürzt aus: brand[y]-wine), Kirſchbranntwein, 
| Kirichwafier. | 

Cheſhire-Rute, £. engl. (ſpr. tſcheſchir —), ein engl. 
Feld- und Längenmaß = 7,315 m. 

Cheiterfäfe, m. engl. (pr. ch wie tſch) ein vortreff⸗ 
licher Käje, von der damit handelnden englifchen 
Stadt Cheſter. 

Chetib, n. hebr. (ipr. ch’tib) die Tert-Resart in der 
hebräiichen Bibel; eig. das Gefchriebene (v. katäb, 
ſchreiben). 

chetif (ipr. ſchetiff), fr. (chetif, it. cattivo, ſchlecht, 
vom l. captivus, gefangen, und daher unglücklich, 
elend) nichtSnußig, armielig. 

cheval, m. ft. (fpr. ſch'wal; v. l. caballus; vgl. Ca- 
val) Pferd; A cheval, zu Pferde; Krſpr. zu beiden 
Seiten eines Gegenjtandes, z.B. à cheval eines 
Fluſſes, d. 1. an beiden Ufern desſelben; Cheva— 
ferie, £. (fpr. ſch'wal'rih) die Ritterſchaft, das Rit— 
tertum; henalerest (fr. chevaleresque), ritterlic; 
Chevalet, m. (ipr. ſch'wajeh; vgl. Cavalletto) 
Holterbanf; Strafefel für Soldaten; Bod, Geftell, 
Staffelei; derSteg anSaiten-Inftrumenten ; &he= 
dalier, m. (jpr. ſch'wajeh) ein Ritter; der Sprin- 
ger im Schachſpiel; Chevalier d'ſßonneur (ipr. 
—donöhr), ein Ehrenritter, Ehrenbenleiter eines 
Fürſten od. einer Zürftin; Chevalier d’Induftric, 
(pr. —dängduftrih), ein Glüdsritter, (feingefieide- 
ter) Betrüger; Chevaller d’or, ein franzöf. Louis— 
d’or mit einem Malteſerkreuze; Chevangligers, 
pl. (ſpr. ſch'wohleſcheh) leichte Reiter. 

Chevelüre, f. fr. (ſpr. ſchew'lühr'; it. capellatura, 
v. I. capillus, fr. cheveu, Haupthaar) das Haupt- 
haar, der Haarwuchs; cheveux postiches, pl. 

| (pr. ſchwöh poſtiſch) falfche Haare. 

| Chevet, n. (ſpr. jch’weh; ml. capftum, vom I. caput, 





Kopf) das Kopfkiſſen; die Unterlage eines Ge- 
ſchützes, der Richtkeil. 

chebillieren (ſpr. ſchewijieren; v. fr. chevilloir, der 
Garnſtock), das Garn glänzend machen. 

Cheviot, m. engl. (ſpr. tſchiwiöt; eigentl. die Che- 
viotberge zwiſchen Schottland und England, dann: 
das Cheviot-Bergſchaf, Wolle dieſes Schafes) ein 
Wollſtoff zu Damenkleidern. 

Chevrefeuille, n. fr. (ſpr. ſchäw'rföj) = Capri— 
folium. 3% 

Chevreau, m. fr., pl. Chevreaux (pr. ſchöwro) die 
junge Ziege, daher: Hiegenleder, Kidleder, überh.: 

| Jung- od. Yeinleder, auch feines Kalbleder. 

Ghevrette, f. fr. (jpr. ſchewrett') Die Rehziege, Nide. 

Chevron, ın., pl. Chevrons, fr. (pr. Ih’ wröng; 
prov. cabrion, cabiron, eig. Bod, worauf etwas 

10 


146 Chebrotin 


ruht, v. I. caper, Ziegenbock) Dachſparren; Spar- 
ren im Wappen; ſparrenförmiges Rang-od. Dienft- 
alter-Zeichen auf den Armeln franzöſiſcher Solda— 
ten; auch levantiniſche Ziegenhaare u. Zeug davon; 
Chebroné, m. fr. ein älterer, mit dem Chevron ge— 
zierter Soldat. 

Chevrotin, n. fr. (pr. ſchewrotäng) Leder v. jungen 
Rehböden; chebrotieren (chevröter), eig. boden: 
1. ungeduldig werden, hin- und herjpringen; 2. im 
Singen: die Stimme ſtoßweiſe gebrauchen, medern; 
Chebrotement, n. fr. ein medernder Triller. 

Chiamäta, f. it. (pr. kchamcita, v. chiamare, I. cla- 
mare, rufen) der Ruf: 1.derHerausrufim Theater; 
2. ein Schrift- oder Drudzeichen, welches auf eine 
andere Stelle verweilt; 3. Fechtk. eine verftellte 
Blöße, als Lockung. 

Chianti, it. eine berühne Weingegend in Toskana; 
Wein aus diefer Gegend. 

Chiaroſcura, m. f. Elairobſeur. 

Chidsma,n. gr. das Zeichen eines griech. x (genannt 
chi) od. latein. X; CHiasmus, m. 1. daS Dezeich- 
nen mit einem z oder Kreuze, um die Unechtheit 
einer Stelle anzudeuten, oder mit X, um auf ihre 
Schönheit aufmerffam zu machen; 2. Sprachl. die 
freuzmeife Stellung von vier Saßgliedern, jo daß 
das erite u.vierte, das zweite u. dritte einander ent- 
iprechen; 3. Heilf. die Faſerdurchkreuzung, bef. der 
Nerven. 

Chiaſtolith, m. gr. (vd. chiäzein, mit einem x be- 
zeichnen; etwas kreuzweiſe legen, nach der Ahnlich— 
feit der Kriftallquerjchnitte mit einem x) Hohlipat, 
eine zu den Silifaten gehörende Steinart. 

Chibouque, türk. ſ. Tſchihuke. 

Chic, m. fr. (pr. ſchick) Geſchick, Geſchmack, Anſtand, 
auch dtih.: der Schick; chick, ſchick, geſchickt, ſchick, 
fein, gefällig. 

Chica, f. fr. (pr. ſchika) od. ſpan. Chicha (ſpr. 
tihitiha; aus der Sprache von Hapyıi) ein ſüd— 
amerifanifcher gegorener Tranf aus Mais od. an- 
dern Früchten; auch ein roter Farbejtoff aus der 
Bignonia chica, womit die amerifan. Indianer 
ihre Haut färben; auch Chicarot od. Carajurn 
genannt. 

Ghicane, f. fr. (pr. ſchikine; angeblich v. l. ciccus, 
ipan. chico; flein,gering, fr. chiche, fara, it. cica, 
Kleinigkeit; alio Kleinigfeitsfrämerei), Schifane, 
Rechtsverdrehung, Epigfindigfeit, Kniffe u. Ränke; 
eine in böslicher Abſicht erregte Schwierigkeit, 
Schabernack; auch ein Ballſchlägel = Rakete (aus 
dem perſ. tschugän), deſſen die Perſer und Araber 
ſich beim Ballſpiel, beſ. zu Pferde, bedienten; Luft— 
klappen, Luftflügel (bei Lüftungsanlagen); ſchika⸗ 
nieren (fr. chicaner), Ränke machen, quälen, Hin— 
dernijie in den Weg legen; jemand hudeln; Schifa= 
serie, f. die Ränkemacherei; Chicanenr, Schifa= 
nor, m.(jpr.ichifanöhr)ein Ränkeſchmied, Quälgeiſt. 

Chief, m. engl. (jpr. tichihf), der Höchſte, Oberfte, 
Oberhaupt, Anführer, Chef. 

Chiffon, m. fr. (ſpr. fhiffong) eig. Lappen; ein 
weiches, dem Zerknittern nicht ausgejeßtes Wollen- 
zeug, Weichkattun; chiffonnieren (pr. Ihiff—; fr. 
chiffonner), zaujen oder zerzaujen, in Unordnung 
bringen (4.8. den Kopipug); zerfnittern; CHiffon= 
nier,m. (pr. ſchiffonjeh) ein Lumpenſammler; aud) 
Kehrichtdurchſucher; Chiffonniere, f. (pr. Ihiffon- 
jähr‘) Lumpenjammierin; auch eine Lade zu weib- 
lihem Buß, Leinenſchrank, Waſchtiſch. 

Ghiffre, f. fr. (pr. ſchiff'r = Biffer, ſ. d.,v. arab. 
cafar, eifr, Null) die Ziffer, das Zahlzeichen; der 
Schriftzug, Namenzzug; die Bezeichnung; die 


China 


Geheimſchrift; Chiffre Schrift, Geheimfchrift; en 
chiffres (jpr. ang ſchiff'r), in Zeichenfchrift; Sir 
tieren (fr. chiffrer), in Geheimichrift Schreiben, od. 
geheim bezeichnen, z.B. eine Ware; Chiffreur, m. 
(ipr. ſchiffröhr) ein Geheimjchriftler. A 

Chignon, m. fr. (pr. fchinjsng; = chainon du col, 
Ring, Wirbelbein desHalfes, d.i.Genid, v.chaine, 
I. catEna, Kette) der Naden; das hinaufgefchlagene 
Kadenhaar, der Nadenzopf. 

Chite oder Tſchite, fr. Chique, f. (wahrſch. vom 
fatalon. chic, } pan. chico, fiein) der Sandfloh, ein 
ſehr läſtiges Kleines Infekt im mittleren Amerika, 
welches feine Eier den Menfchen unter die Nägel 
der Fußzehen legt, wodurch heftige Entziindungen 
ee fünnen; es heit auch Nigua, Ton und 

tun. 

Chilat, m. od. n. arab. ein Ehrenfleid, womit der 
Sultan hohe Beamtenad) Leiftung wichtiger Dienfte 
oder nach Eingehung guter Botichaften bejchenft. 

Chiler⸗Baſchi, m. tür. der Oberſchenk des Sultans. 

Cpiltäde, f. gr. (chiliäs, Gen. chiliädos, v. chilfoi, 
taujend) eine Sammlung, Reihe od. Zahl v. Tau— 
jend, ein Taufend, Jahrtäuſend; Chiliärch, m. ein 
Oberit od. Befehlshaber über 100U Mann bei den 
Griechen; Chiliäſsmus, m. die Lehre der Gnoftifer 
von einem bevorjtehenden taufendjährigen Reiche 
Ehrifti auf Erden, oder die Erwartung desſelben 
in fihtbarer Geftalt und Herrichaft, taujend Jahre 
vor der Welt Ende; nah Kant: der&laube an das 
Fortichreiten der Menjchen zum entfernten Ziele 
fittliher Vollkommenheit; Chiliaͤſt, m. ein An- 
hänger od. Verfechter derLehre vom taujendjährigen 
Reiche; Chiliogön, n. gr. ein Taujended. 

Ehilifalpeter, m. Natvonfalpeter, falpeterjaures 
Natron aus Ehili. 

Chiluf, m. hebr. (v. chälaph, wechſeln, vertaufchen) 
ver Wechjelbrief bei ven Juden. 

&himära, f. gr. (chimaira, eig. Ziege) ein fabel- 
haftes, furchtbares Ungeheuer, vorn Löwe, hinten 
Drade, in der Mitte Ziege; uneig. ift Chimäre 
(ft. chimere, ſpr. ſchimähre) ein Hirngejpinit, eine 
ungereimte Erdichtung, ein Wahnbild; chimä— 
riſch, eingebildet, erträumt; ungereimt. 

China, 1. (eig. Tſchina auszuſprechen, die indiiche 
Umformung des Namens der alten DynajtieTs’in) 
großesLand und Kaijerreich in Ajien, von den Chi- 
nefen felbjt da3 „himmlische Reich oder Reich der 
Mitte” genannt; Chindfe, m., Chineſin, f. Ein- 
— des Landes; chineſiſch, aus China ſtam— 
mend. 

China, 2.,f. od. Chinarinde (v. Quina, ſpr. Kina, 
einem Wort aus derQuichuafprache, = Rinde), die 
Tsieberrinde oder peruvianiihe Rinde von dent 
Chinabaum in Südamerika, eines der mwichtig- 
jten Arzneimittel gegen das kalte Fieber; die Chi— 
namwurzel fommt nicht von jenem Baume, fon- 
dern von einem ganz andern Gewächs, China- 
Smilar in Berfien, China 2c.; Chinin, n. der 
aus der Chinarinde, bei. der fog. Königsrinde, 

ezogene Hauptbeftandteil, ein eigentümliches 
Ikaloid, vgl. Cinchonin; Chinidin, n. ein 
barziger Beitandteil, der fich in der Chinarinde 
findet; Chiningrün, n. eine in der Yärberei ver- 
wendete, auf hemijchem Wege aus ſchwefelſaurem 
Chinin hergeftellte jmaragdgrüne Farbe; Chi⸗ 


noidin, n.einNebenerzeugnis, das bei der&hinin- 


bereitung mit gewonnen wird, geruchlos und bitter, 
auch gegen Fieber verwendet. 

China, 3.,n. (engf., ſpr. tiheinä) Porzellan (in Eng⸗ 
fand nach dem Lande feiner Erfindung benannt). 


Chinaklay 


Chinaklay, m. engl. |. Klay; Chinaware, f. eugl. 
(jpr. ticheinäwehr, gew. aber: „Chinaware“ ge- 
jprochen) Porzellanmware; Borzellanerde. 

Chinaͤmpas, pl.ipan. (pr. ch wie tjch) ſchwimmende 
Gärten in Merifo. 

Chinafilber, n. galvanifch verfilbertes Argentan 
od. Neufilber. 

Chincha, f. ſpan. (pr. tichinticha) das ſüdamerika— 
nische Stinktier, Fuchskaninchen; Chinche, f. ſpan. 
(ipr. tſchintſche; I. cimex) die Wanze; Chinchilla, 
f. (fpr. tichintichtlja; Verkl. v. chincha) ein ratten- 
od. maulmurfähnliches Tier in Südamerifa, und 
defien weiches, weißgraues Belziverk. 

Chiné, j. binieren. 

Chinin, ſ. China 2. 

chinieren (ipr. jchin—), fr. (chiner) ringeln, flam— 
mig arbeiten, mit Ringelgarn weben 2c.; chinierte 
Zeuge, d. i. geflammte, mit flammigen Muſtern 
gewebte; Chiné, n. fr. (ſpr. ſchineh) ein ſolches 
Gewebe, in Faden- od. Garndrud; Chine⸗⸗Garn, 
n. Ringelgarn. 

Chino, m. an (ſpr. tichino) eig. der Chineje; Ab- 
fömmling von einem Neger und einer Indianerin 
in Amerifa = Zambo. 

Chinois, pl. fr. (ipr. Ichindd) aus Genua zu uns 
kommende bittere Bomeranzen, die überzuckert find. 

Chivcöcen, f. nl. (v. gr. chiön, Schnee, und kökkos, 
Beere, wegen der glänzend weißen Farbe der Beeren 
diejes Strauch) die Schneebeere aus Neufeeland, 
bei uns in Treibhäufern gezogen. 

Chionaͤnthus, n. gr. (v. chiön, Schnee, u.änthos, 
Blume) der Schneeflodenbaum, ein Zierſtrauch. 

Chiost, |. Kiosk. 

Chioſtro, n. it. (fpr. Hojtro) — l. claustrum, Kloſter, 
insbe. Kreuzgang, 

Chipolin, m. fr. (fpr. jhipofäng; von it. cipollino, 
einer zwiebelfürmigen Marmorart, v. cipolla, 
u gefirnikter Wafjerfarbenanftrich, wodurch 
Holzarbeiten und Zimmergetäfel ein Pporzellan- 
artiae3 Anſehen erhalten. 

Chiquito, m. Span. (ſpr. tichiftto; eig. ehr klein, 
v. chico, Hein) eine Königin-Zigarre, eine Art fehr 
dünner Zigarren für Damen. 

Chiragön, m. ar. (v. cheir. die Hand) der Hand- 
führer, eine VBorrihtung für Blinde zur Hand- 
leitung beim Schreiben; Chiränra, n., eig. f. 
Heilk. die Handaicht; Chirapfie, f. Berühren mit 
den Händen; Chirartrocäce, !. Entzündung u. 
Beinfraß am Handgelente. 

Chiramoͤnien, £. pl., jlav., ſ. v. w. Ceremonien, f.d. 

Chirimoya, f. jpan. (ſpr. tihirimsdja: von peruan. 
chiri, falt, 1. muhu, Samenforn) eig. falter Kern, 
der Honigapfel, eine köſtliche amerifanijche Frucht 

_ _(annöna squamoösa). 

Chiriſis, f. u. Chirismus, m. gr. (von cheirizein, 
handhaben, u. dies v. cheir, die Hand) Heilf. die 
Behandlung mit der Hand; bef. = magnetifche 
Manipulation. 

Shiriten, pl. gr. (von cheir, die Hand) den menich- 
lichen Händen ähnliche Bild» od. Tropfiteine; Chi— 
rogrammatomantie, f. die Handichriftdeutungs- 
funit, die Lehre od. Kunft, Charakter u. Eigenſchaf— 
ten der Menſchen ausderen Handichriftzuerfennen; 
Ghirogräphum, n. gr. die Handjchrift; auch: der 
Schuldſchein; chirographäriſch, handichriftlich, 
was auf einer Handſchrift beruht; chirographaria 
actio, f. I. Ripr. eine Klage auf Handſchrift; ch. 
cautio, f. eine Schuldverjchreibung, ein Schuld- 
ſchein, eine Handichriftliche Verſpre und; ch. pe- 
«unia, f. auf Handſchrift verliehenes Geld, ein nicht 


Ehlor 147 


durch Prandrecht gelichertes Darfehn; chirogra- 
pharius creditor od.chirographariſcher Glãu⸗ 
biger, Ripr. ein Buchgläubiger, deſſen Recht fich 
höchſtens auf eine bloße Handſchrift gründet, entg. 
dem hypothecarius; chirogr. debitor,einSchuld- 
ner auf Handidrift; Ghirologie, f. gr. die Finger- 
Iprache (die für Taubjtumme und Liebesleute wich- 
tige Kunft, fich durch Fingerzeichen verftändlich zu 
machen); Chiroloͤg, m. ein Fingerſprecher; Chi— 
romant, ın. gr. ein Handwahrjager: Chiroman- 
tie, f. die Handwahrjagerei oder Weistagung aus 
den Händen und deren Linien; Chirometer, ın. 
Handmefjer, Werkzeug, die Hände der angehenden 
Geburtshelfer zu meſſen und zu verjchmälern. 

Chironium, n. gr. Heilf. ein bösartiges, ſchwer 
heilbares Gejchwür, angebl. weil nur ein Chiron 
(in Der griech. Fabell. Name eines durch feine ärzt- 
lihe Kunst ausgezeichneten Zentauren) es heilen 
kann; Chironia, f. eine Pflanzengattung, nad) 
Ehiron benannt, meift Zierpflangen. 

Chironomie, f. gr. (v. cheir, die Hand) die Hand- 
bewegungslehre, Anleitung zur redneriſchen Hand- 
bewegung, ein Teil der Gebärdenfunft (Mimif); 
Chiroplajt, m. derHandbildner, ante eine 
von Logier 1814 erfundene Vorrichtung zur 
regelrechten Haltung der Finger beim Klavier- 
jpielen; CHiropfajtif, £. Handbildnerei, die Kunft, 
aus weichen Maſſen (Wachs, Ton 20.) Bildwerfe 

u formen; Chirapteren, pl.Naturk.Hanpdflügler, 
sledermäufe; Chirorrheuma, n. vheumatifche 
Handgeſchwulſt; Chirothẽte, f. ein Handverband, 
wundärztlicher Handichuh, welcher die ganze Hand 
einhüllt; Chirotherium, n. das Handtier, ein ur- 
weltliches, vem Känguruh ähnliches Tier; Chiro— 
thefie, f. Heilung durch Handauflegen; Chirũr—⸗ 

us oder verk. Chirürg, m. (gr. cheirürgos, eig. 
SD nrleiteh von cheir, Hand, und Ergein, ar- 
beiten) ein Wundarzt; Chirnrgät, n. nl. das 
Bundarzt-Amt; Chirurgie, f. (eig. Handarbeit) 
die mit den Händen ausgeübte Heilkunſt, Wund- 
heilkunde; chirũrgiſch, wundärztlich. 

Chiſe, m. ſ. Kijeh. 

Chitõn, m. gruUnterkleid, Leibrock ſowohl der 
Männer, als der Frauen; überh. Kleid, Hülle; 
daher: Chitin, n. (nach Odier) Inſektengewebe, 
+ eigentümlicher Stoff in den Ylügeldeden der 
Räfer. 

Chits, ſ. Zits. 

Chiũſa, f. it. (ſpr. Ei) Tonk. der Schlußſatz eines 

onſtücks, = Coda. 

Chlanıys, f. gr. weites Oberkleid, Mantel der Män- 
ner, bef. Reitfleid. 

Shlidsma, n. gr. (von chliainein, wärmen) Heilf. 
ein warmer, erweichender Umjchlag. 

Shlodsma, n. gr. (v. chloäzein, ſproſſen) Heilf. ein 
Leberfleck, bej. bei Schwangern. 

Chloͤk, f. griehiiher Name: die Grünende, Blü— 
hende, ein Beiname der Ceres; aud) der gewöhn— 
lihe Name der Schäferinnen in Hirtengedichten 
und Romanen. 

Chlor, n. od. Chlorine, f. (von gr. chlörös, grün— 
gelb) ein nichtmetalliiher Grundftoff von gelblich- 

riner Farbe und erſtickendem Geruch, der fich mit 
afierstoff zu Chlorwaſſerſtoff od. Salzſäure, 
mit Metallen zu Salzen verbindet, z. B. mit Ka— 
lium, Natrium, Ammonium, Kalzium, Magne- 
fium ꝛe. zu Ehlorfalium, Chlornatrium 
od. Kochfalz, Chlorammonium od. Salmiaf, 
Chlorfalzium, Chlormagnefium ıc.; Chlo⸗ 
vate, pl. chlorſaure Salze; Ehlortalf, m. Bleid)- 

10* 


148 Choanen 


falt, Bleichpulver, eine zum Räuchern u. Bleichen 
dienende Verbindung von unterchlorigfaurem Kalt 
und Chlorcaleium, durch Einleiten von Chlor in 
Kalkhydrat bereitet; Chloride, pl. Chlorverbin- 
dungen überhaupt, bej. Chlormetalle, im engeren 
Sinne: die den Oxyden entiprechenden (entg. 
Chlorür); Chlorinde, weibl. Name (gem. nad) 
ital. Schreibart: Clorinde, wie die Heldin in 
Taſſos befreitem Serujalem) bed. die Blühende, 
Grünende; Chlöris, f. gr. Göttin der Blumen, 
Gemahlin des Zephyrus, entiprechend der Flora 
der Römer; auch Name von Schäferinnen; Chlo— 
rit, m. ein dem Glimmer und Talf verwandtes 
lauchgrünes Mineral; Chlornatrium, n. gr.e!. 
Kochſalz; Chlorofoͤrm, n. gr.-l., auch Formyl⸗ 
chlorid, n. eine aus Chlor und Formyl (dem 
Radikal der Ameiſenſäure) bejtehende ülartige 
Flüffigkeit von ätherähniihem Geruch, als Be- 
täubungsmittel bei hirurg. Operationen ftatt de3 
Schwefeläthers zuerit von dem ſchottiſchen Arzte 
Simpion 1847 angewendet (von Weitfcherlic) 
Chlorãtherid genannt); chloroformieren, durch 
Chloroform einſchläfern; Chloroformnartoſe, f. 
die Betäubung durch Chloroform; Chlorometer, 
m. Ehlormefjer, Bleichmefjer, Vorrichtung zur Er— 
fennung de3 Gehalt an wirkſamem (bleichendem) 
Chlor im Chlorwaſſer, Chlorfalf und anderen blei— 
enden Chlorverbindungen; Chlorophaͤn, m. 
grüner Flußſpat; Chlerophäll, n. Blattgrün, 
Grünftoff, der färbende Stoff in den grünen Pilan- 
enteilen; Chlorajis od. Chloröfe, f. die Bleid)- 
* bleiche Geſichtsfarbe von zurückgebliebener 
monatlicher Reinigung, das ſogenannte weiße Fie⸗ 
ber; Chlorür, n. fr. chlorure (ſpr. —ühr’), ein 
dem Oxydul entjprechendes Chlormetall (entg. 
Chlorid). 

Ehoanen, pl. gr. (chöänoi, sing. chöanos) Heiff. die 
hintern od. innern Naſenlöcher; Choanorrhagie, 
f. das Nafenbluten. 

(hof, m. fr. (fpr. ſchock; von dtſch. Schock, ſchwin— 

ende Bewegung, Stoß), Stoß, Schlag, Anprall, 
— der Anfall, beſ. Reiter-Angriff; 
ampf, Wideritreit; Nervenſchok, m. Stoß auf 
die Nerven; chokieren (fr. choquer; vom deutichen 
Ihoden, mit furzem Schwunge werfen, ftoßen) 
auffallen, befremden, Anjto geben, mißfallen, 
— chokant, befremdend, anſtößig, auf— 
fällig. 

&holras oder Chöras, f. gr. (v. choiros, Schwein, 
vgl. Skrofel) Drüſenkrankheit. 

Choiſi, fr. (ſpr. ſchoaſi) eine Art Halbporzellan, nach 
dem gleichnamigen Orte Choiſy (l. Causiacum) 
benannt. 

choiſieren (ſpr. ſchoaſieren), fr. choisir, prov. cau- 
zir, verwandt mit got. kiusan, althd. chiosan, 
= en, wählen, prüfen) wählen, auswählen, aus⸗ 
ſuchen. 

ehoke hore, n. engl. (von to choke, erſticken, u. to 
bore, bohren)die Würgebohrung des Gemwehrlaufes. 

Gholagöga, pl. gr. (von chol&, Galle) Heilk. gall- 
abführende Mittel; cholagögiſch, gallabführend; 
Gholämie, f. Eintritt von Gallenbejtandteilen in 
das Blut, Gelbjudht. 

Gholdsma, n. od. Cholõſis, f. gr. (v. chölos, lahm) 
die Verrenkung, Lähmung. 

— . gr. (von chöle, Galle) die Gallen— 

lajenentzüundung; Choledöchus, m. Heilf. der 
Gallengang; Cholein, n. Scheivdef. der Gallenſtoff; 
Eholelith, m. der Gallenftein; Cholelithiäſis, 
f. die Gallenfteinfrantheit; Chofelogie, f. die Lehre 


I 


Chor 


von der Galle; Cholepära, f. das Gallenfieber; 
Cholera, f. oder cholöra morbus, cholöra 
orientälis (gr. cholera, Gallenfucht) Heilt. die 
aſiatiſche Brechruhr, jene furchtbare Seuche, welche 
1817 in Indien ausbrach und, nachdem fie ganz 
Alien durchwandert, 1831 zuerjt in Europa auf- 
trat; Cholerine, f. eine mildere Art der Cholera, 
die in der Regel nur als Durdfall auftritt; Cho— 
levicus od. Choleriter, m. ein Zorn- oder Gall- 
füchtiger, Jähzorniger; aud) wer an der Cholera 
leidet; holdriich, heißblütig, hitzig, jähzornig, auf- 
braujend; choleriſches Temperament, 1. Er 
perament; Gholejterin, v. Choleftcarin, n- 
Scheidek. das Gallenfett, Galleniteinfett, ein eigen- 
tümlicher Fettſtoff in der Galle, im Gehirn, Blut zc. 
Cholidmbus, m. gr. (von chölos, lahm, und Jam- 
bus, ſ. d.) Versk. ein Hinfjambus, Hinkvers, jam- 
bifher Trimeter, der im legten Fuß ftatt eines 
Jambus einen Trochäus oder Spondeus hat und 
durch diefen Umſchlag des Taftes überrafchend 
wirkt; auh Skazon und Hipponakteiſcher 
(1.d.) Vers genannt. 
Cholo, m., pl. Cholos, ſpan. (fpr. tſchoͤlos) Ab— 
kömmlinge von Zamben oder Zambos; auch 
unter den Europäern aufgewachſene, ſpaniſch ſpre— 
chende Indianer. 
Cholologie, f.= Cholelogie (von chöle, Galle); 
holorchagie, f. der Gallenfluß, die Gallen-Er- 
sung; Cholorrhda, f. ein anhaltender Gallen- 
erguß. 
Cpoloma, n. oder Choldiis, f. gr. f. oben Cho— 
osma. 
Chomer. n, hebr. ein hebräiſches Hohlmaß = 
‚Zi. 

Chondrin, n. gr. (v. chöndros, m. Korn, Graupe, 
Knorpel) Scheidef. der Anorpelleim; Chondro= 
cẽle, f. ein Knorpelbruch; Chondrographie, f. 
die Knorpelbeichreibung; Chondrologie, f. die 
Knorpellehre, Lehre von den Knorpeln des menſch— 
lihen Körpers. 
Shopine, f. fr. (ſpr. ſchopihn'; mi. cupina, von I. 
cupa) ein früheres Weinmaß, ein Schoppen, Nöße! 
— 1/, Binte = 0,466 1. 

or, m. gr. (chörös) urfpr. ein Reihentanz oder 
Reigen mit Gejang, od. auch) der Kreis der Tänzer 
und Sänger felbit, insbe. im griech. Dranıa eine 
ltehende Gruppe von Berjonen, welche (gleichſam 
Dariteller des Volks, den Helden gegenüber) die 
Handlung nur al3 Zeugen begleiten und deren 
Ruhepunkte mit Geſang und Tanz ausfüllen; bei 
uns ein mehrjtimmiger Gefang; desgl. derihn aus- 
führende Verein von Bühnenſängern, Schülern ze.; 
das Chor (n.), 1. ein abgejonderter erhöhter Ort 
in Kirchen für die Sänger, die Emporfirche; 2. das 
hohe Chor, in kathol. Kirchen die durch Stufen 
erhöhte Abteilung mit dem Hauptaltar (eng: dem 
Schiff der Kirche), wo in Stifts- und Domkirchen 
die vergitterten Chorftühle für die Geiftlichkeit 
angebracht find; Chorbiſchöfe (mihveritandene 
Überfegung von chorepiscopi, ſ. d.); Chordiref- 
tor, m. der Borfteher und Reiter des Singechors 
auf Schaubühnen 2c.; Chorherr, m. = Kano— 
nifu3, ſ. Ranon; Chorofficium, n. gr.el. die 
Chorpflicht, das pflichtgemäße Abfingenber prieiter- 
lichen Tageszeiten in den Stiftsfirchen; Chorrod, 
‚m. od. Chorhemd, n. ein Priefterrod; Chorton. 
m. die Stimmung der alten Orgeln, höher als der 
KRammerton, |. camera; Choräg, ın. (gr. chors- 
ös oder choregös) der Chorvoriteher im, alteır 
then, der bei Feſten die Koſten zur Ausrüſtung 


Choras 


von Chören oder zur Aufführung des Schaufpiels 
bejtritt; auch der Neigenführer, VBortänzer im 
Chore, = Koryphäus: Cheräf, m. nl., pl. Cho= 
räle, Rirhengelang; Choraliſt, m. ein Chor- 
fänger, Vorfteher des Kiıchengejang3; choraliter, 
horalmäßig; Choraule, m. gr. (choraulös), pl. 
Choraulen, Flötenbläfer zum Chor; auch Chor- 
fänger, jingende Knaben in ehemaligen Stifts— 
ärchen; Choregie, f. (gr. choregia) das Amt des 
Choragen: die Ausrüſtung und Aufführung eines 
Chores auf eigene Koiten; Choregeion od. Cho= 
regeium, n. gr. der Naum im Theater, wo die 
Chöre eingeübt werden; Choriſt und Choriſtin, 
m. u. f. Chorjängerfin); Chorea, f. I. (gr. choreia) 
der Tanz, Reigen; chorea St. Viti, der Beitö- 
tanz, eine Art Nerventrämpfe, auch chorea St. 
Johannis oder St. Valentini; Choretide, f. eine 
Teilnehmerin de3 an Chors (im Drama); 
Choreographie, f. gr. Tanzbeichreibung oder Ab- 
Bildung der Tänze durch Figuren; Choreomanie, 
f. Tanzwut, krankhafte Tanzſucht, aud) Taran- 
tismus; Chorenutif, f. die Tanzkunit; Chorẽus, 
m. —= Trodäus, |. d.; Choridmbus, m. ein 
vierfilbiger, aus einem Choreus und Jambus 
— raeleprer Versfuß, worin die erite und 
este Silbe lang, die beiden mittleren Furz find, 
-0v-,3.B. Zubelgefang; Chorowoͤd', ın., pl. 
Chorowoͤdy, rufi. (ſpr. kharawoͤdd, von chor, der 
Chor, u. woditj, führen. anführen), ein ruſſ. Bolfs- 
tanz mit Gejang, von einem Vorſänger geleitet. 

Choras, m. eine Art Pavian in Ceylon u. Afrika, 
auch Mormon oder Masken-Affe genannt, weil 
jein Geficht wie mit einer Xarve verftellt ift. 

Chöras, |. Choiras. 

Chordaͤpſus, m. gr. (chördapsos, von chordß, 

arm, und bäptein, fafjen, feit halten) Heil. das 
Kotbrechen. 

Chorde, gr. (chorde) oder Corde, fr., corda, it. f. 
die Darmfaite, Saite; ein aufgelpanntes Seil, 
Wippfeil, ein Strafmittel der frühern italienijchen 
Polizei; Größen!. Sehne (eines Bogens), eine ge- 
rade Linie zwiihen zwei Punkten des Kreisum— 
jenes; Chordometer, m. einen Sehnenmelier, 

erfzeug zur Meſſung von Winfeln durd) Be- 

flimmung ihrer Sehnen bei bejtimmtem Halb- 
mejjer; Chordomelodion, n.ein von Raufmanı 
in Dresden erfundenes Saiten-Inſtrument. 

ehorea. Choreographie, ſ. Chor. 

ehörepiscopi, pl. (v. gr. chöra, Land, od. chöros, 
Flecken, Dorf, alfo: Landbiſchöfe) hießen die geift- 
lihen Vorfteher der Landgemeinden, vom 4. bis 
9. Jahrhundert. 

Choreutit, Chorzus, Choriſt ze., ſ. Chor. 

&horion, n. gr. (chörion = |. corium) Fell; Heilk. 
die Eihaut, die Hülle oder der Überzug der Leibes— 
frucht; choriõdiſch (ar. chorioides od.choriödes) 
lederartig, bäutig; Chorioidda oder Chorioide, 
f. die Gefäßhaut des Auges, Aderhaut; Choriot⸗ 
— f. die Entzündung der Gefäßhaut des 

uges. 

Ehorizönten, pl. gr. (chorizontes, von chorizein, 
trennen) griech. Kritifer de8 Homer, welche Alias 
u. Odyſſee, al3 verjchiedenen Verfafjern angehörig, 
trennten und nur die Ilias für ein Werk des 
Homer erklärten. 

&horobätes, m. gr. (v. chöra. Zandftrich, Gegend, 

oden) Grundwage, Blei od. Waflerwage; Chores 
graph, m. Landichaftsbeichreiber (Gegenf. Topo— 
graph, ].d.); Chorographie, f. die Beſchreibung 
von Landichaften, Bezirken u. Gegenden; Choro⸗ 


Chriſt 149 


lithen, pl. Landichaftsfteine, Steine mit dendri- 
tijchen Zeichnungen, welche ganze Gegenden dar- 
itellen; Chorométer, m. ein Feldmefler; Choro- 
metrie, f. Feldmeßkunſt; chorometriſch, dieſe be- 
treffend. 

Choromanie, f. = Choreomanie, ſ. Chor. 

Chorowoͤd', }. unter Chor. 

Choſchãb,. n. türf. (vom perj. chösch-äb, gutes Wai- 
jer) ein Getränk für Kranke, aus NRofinen und 
anderen Früchten bereitet. 

Choſe, f. fr. (fpr. fchöfe, frz. chose, f., jpr. ſchöſ', 
Ding, Sade, lat. causa), Sache, Ding; Choien, 
pl. (ipr. jchöfen, fr. choses) Sachen; gem. Choſen 
elle machen; Choſenmacher, ein Spaß⸗ 
macher. 

Choſchen, hebr. das Amtsſchild des Hohenprieſters 
bei den Juden. 

Ehen, m. fr. (fpr. ſchuh) der Kohl; chou-croute, 

.(ipr. — ruht; aus chou und dem deutfch. Kraut 
zujammengef.) Sauerfraut; chour-fleur, m. (jpr. 
— flöhr) Blumenkohl. 

Chou, n. f. Schu. 

Chonan, m. fr. (pr. Shudng) od. Chonan-Körner, 
jevantiiche Karminkörner, grünlicde Samenkörner 
von der Pflanze trigonella foenum graecum, zur 
Bereitung des Karmins gebraucht. 

Chouans, pl. (ſpr. Ihudngs) in der franzöſ. Re— 
volution eine aufrühriſche Partei von Anhängern 
des Königtums, im weſtlichen Frankreich (nach 
ihrem erſten Anführer, einem Schmied, namens 

Chouan, benannt); daher überhaupt: Aufrührer. 

Chou⸗King, ſ. Syu-King., — 

Chowder, n. engl. (ſpr. tſchaͤuder) eine in Neueng- 
ſand übliche Fiſchſuppe. 

Ehrematologie, f. gr. (v. chremata, Geld, pl. von 
chrema, Sadıe) od. Chrematiitif, die Geldwiſſen⸗ 
ſchaft, Gelderwerbatunde; Chrematonomie, f.die 
—— Chrematopöie, f. der Geld— 
erwerb. 

Chrẽſis, f. gr. das Nutzungsrecht. 

Chresmologiĩe, f. gr. (chresmös, Öötterfpruch) Weis⸗ 
jagung; Khresmolög, m. Wahrfager. 

Chreitomathie, f. gr. (v. chrestös, &, Ön, braud)- 
bar, und mathein, lernen, alfo eig. die Erlernung 
des Wiſſenswürdigſten) eine Auswahl einzelner 
Stellen aus verfchtedenen Schriftitellern, meift zur 
Erlernung einer Sprade. 

Ehrie, f. gr. (chreia, eig. Gebrauch, Gegenſtand der 

eſchäftigung) Redek. redneriſche Ausführung einer 
Sentenz oder eines Sprichwortes. 

Chriſam, r. Chrisme, n. gr. (v. chriein, ſalben) 
das Weihöl, Salböl (Olivenöl mitBalfam gemiſcht), 
welches in der rum. Kirche bei der Taufe, Firme— 
lung ze. gebraucht wird; Chriſis oder nl. Chris⸗ 
mation, f. die Salbung od. Olung: Ehrismäle, 
n. ein weißes Tuch, welches ehem. den Getaufteit, 
Gefirmelten 2c. nad) der Salbung um die Stimm 
gebunden ward, eine Chrifambinde; aud) ein iiber 
das Haupt des Getauften ausgebreitetes weißes 
Gewand, Chrifambemd, Wefterhemd; Chris- 
marium oder Chrismatarium, n. das Salböl- 
gefäß. 

Chriſt, m., Chriſtin, f. Bekenner der chriſtlichen 
Religion, von Chriſtus (ar. Christös), d. i. der 
Geſalbte (val. Meſſias); ante Christum od. ante 
Christum nätum, I. vor Ehrüti Geburt; Chriſt- 
twurz, f. die Nieswurz; Christe, n. (Bofatıv von 
Christus), der zweite Teil einer Fatholifchen Meſſe; 
Chriftian, m. I. männlicher Name: der Chriſt— 
liche, Ehrüt; Ehriftiane, Chriftine, verkürzt: 


150 Christian science 


Chriftel, weiblicher Name: die Chriftliche, Chriftin ; 
Christianissimus, m. [. der Allerchriftlichite, eine 
väpftl. Benennung der Könige von Frankreich; 
Chriftiand'or, m. ein däniſches Fünftalerſtück 
in Gold; Chriſtianimus, m. der Chriſtenglaube, 
das Chriſtentum; chriſtianiſieren, zum Chriſten 
machen; Chriſtianiſatiön, f. die Bekehrung zum 
Chriſtentume; Chriſtifikation, f. Ausbildung der 
Menichen zur vollendeten Chriltlichkeit; Chriſto— 
fratie, f. chriſtliche Kirchenherrſchaft, vgl. Hier— 
archie; Chriſtolatrie, f. hriftlicher Gottesdienit; 
Chriftusverehrung mit Hintanfegung der Ber- 
ehrung Gottes; Chriftologie, f. gr. die Chriſtus— 
lehre; Chriftophanie, f. die Erſcheinung Chriſti; 
Chriftujonhie, f. hrüitliche Weisheit; chriſtozen⸗ 
triſch, Chriſtus zum Mittelpunfte habend. 

Christian seience, f. engl. (pr. krißtjön ßäiönß; 
eigentlich: chriitliche Wiſſenſchaft), der Eddyismus 
und das Geſundbeten (begründet von Mary Eddy). 

Chriſtĩnos, pl. ſpan. Anhänger der Regentin Ehri- 

ſtine im jpan. Bürgerkrieg 1333 —1810. 

Chriſtkatholiten, Deutichkatholifen, freilinnige Re— 

- Tigionsgemeinden von Czerski und Ronge 1844 ge- 
gründet. 

Chriſtlich⸗ſozial, Bezeihnung einer Partei (ge- 
gründet 1878 vom Hofprediger Stöder), welche 
die joziale Frage im chriftlichen Sinne zu löſen 
jucht, alfo im Gegenſatz zur Sozialdemofratie, die 
vaterlandg= und religionslos ift, zugleich gegen 
die Übermacht des Judentums (antifemitisch). 

Chriftmas. engl. (pr. krißmäß) Weihnachten. 

Cprijtofle-Metall, n. eine nach dem Fabrifanten 

hrijtofle (ſpr. Chriftoffel) in Paris benannte 
Art des Argentan (}. d.), nämlich verfilbertes Neu- 
jilber, vgl. Alfenid. 

Gpriftonh, m. männl. Name, verfürzt aus Chri— 
ſtophörus, Chriftusträger, wie man, der Sage 
nach, zuerit einen riefenhaften Fährmann in Pa- 
läjtina nannte, der Chriſtus, welcher ihm in Kinds— 
geitalt erichien, auf feinen Schultern durch dein 
Fluß trug; ChHriftophsfrant, n. eine ähren— 
förmige Waldpflanze; Chriſtophẽt, m. ein Likör 
aus Pontak, Weingeiit, Zimt, Nelken ꝛc. 

Chrõm oder Chromium, n. (vom griech. chroma, 
Farbe), ein von Bauquelin 1797 entdecdtes weiß— 
graues, jprödes Metall, dejien Verbindungen fait 
alle ausgezeichnet gefärbt find; daher Ehrom- 
grün—=Chromoryd, zur Borzellan- u. Email— 
Malerei benugt, Chromgelb — neutrale 
hromjaures Bleioryd, Chromrot = ba- 
ſiſches dromjaures Bleioryd; Chröma, nm. 
gr. die Farbenmiſchung; Arzneik. die Hautfarbe; 
Chromageneſie, f. bei Goethe, ſ. v. w. Chroo— 
genejie(j.d.); Chromaméter, m. Tonk. ein Werk⸗ 
zeug zum Stimmen des Pianoforte (ſ. Kroma); 
Chromaͤte, pl. chromſaure Salze; Chromaͤtik, 
f. die Farbenlehre, Lehre von der Entſtehung und 
den Verhältniſſen der Farben, ein Teil der Optik; 
Mal. die Kunſt der Farbenmiſchung, Licht und 
Schatten, vgl. Kolo rit; chromätiſch, farbig, entg. 
achromatiſch; Tonk. (nach ital. Sprachgebrauch, 
vgl. Kroma), in halben Tönen auf- und abſtei— 
gend; chromatiſche Abweichung, f. Farbenab— 
weichung der Lichtitrahlen; chromatiſche An= 
paſſung, f. Shusfärbung; Chrommtismus, m. 
die Färbung bei. von Körperteilen; Chromato— 
fogie, f. die Sarbenlehre, = Chromatif; Chro— 
matophören, pl. Zellen in der Haut des Chamä— 
feon3 und anderer Tiere (einiger Fiſche 2c.), die 
den Farbenwechſel mit veranlajjen; Chromato— 


Chronik 


pfendoblepſie, k das Falſchſeben der Farben, als 


Geſichtsfehler mancher Menſchen; Chromatoffop 
oder Chromoſtop, n. Farbenbild-Guder, oder 
-Öudglas; Farbenprüfer; Chromatotdhnit od. 
Chromurgie, f. Anwendung der Chemie auf die 
Farbenbereitung und Färberei; Chromatroͤp od. 
Chromotrop,n.der Farbenwandler / das Wandel- 
bild, eine zur Unterhaltung beſtimmte Vorrichtung, 
um auf einer weißen Wand prächtige Farbenwand⸗ 
(ungen hervorzubringen; &hromatypie, Chromo⸗ 
typie od Chromotyhographie, f. Buntorud Far- 
bendrud; Chromium-Erz, j. Chrom; Chrom— 
Bronze, f. ein zum Glasfärben u. a. verwandtes 
Chromoryd; Chromogẽn, n. Scheidek. ein farb- 
Iofer Stoff, aus welchem ſich duch Gärung oder 
anderweitige Zerſetzung ein Farbſtoff bereiten läßt; 
Chromofitgugranhie, f. farbiger Steindrud, 
chromolithographieren, in farbigem Steindrud 
daritellen; Chromophotographie,f. Farbige Pho- 
tographie ().d.); Chromophototypie, f. Farben⸗ 
lichtdruck Chromopſie, auch chrupsia, CHrupfie 
(nicht Crupſie), f. das Farbenſehen, wenn einem 
Kranken die Gegenſtände anders gefärbterſcheinen; 
Chromoſphäre, f. Sonnenhille, die den Sonnen 
fern umgebende glühende Wajlerjtoffgashülle; 
Chromoxylographie, f. farbiger Holzichnittdrud. 


Ehronif, f. gr. (eig. chronikä, pl. sc. biblia; von 


chrönos, Zeit) dag Zeitbud), die Zeitgejchichte, bei. 
die im Mittelalter verfaßten, auf einzelne Länder, 
Städte 2c. bezüglichen Gejchichtöbücher; chrenique 
scandaleuse, fr. (ſpr. kronik ffangdalöhl’) oder: 
ſtandalöſe Chronik, f. die Schand- oder Lälter- 
geſchichte (Klatichgejchichte) einer Stadt, eines Ho- 
fes 2c.; Chronifer, Chronift, m. oder fr. Chro⸗ 
niqueur, m. (jpr. froniiöhr), der Verfaſſer einer 
Chronik, Geſchichtsſchreiber; alter Berichteritatter; 
Aronifaliich, einer Chronik entiprechend od. ent⸗ 
ſtammend; chröniſch, gr. (chronikös,&, ön) lang⸗ 
wierig,3..Bd.hroniiche Krankheiten (im Gegen— 
tab der akuten), fchleichende, andauernde od. von 
Zeit zu Zeit wiederkehrende Krankheiten; Chro— 
nodeif,n. gr. ein Werkzeug, um aſtronomiſch ge- 
nau den Mittag (denwahren Mittag)zubeitimmen; 
Chronograͤmm od. Chrouoſtichon, n. eine Zahl- 
Buchſtaben-Inſchrift, ein Sahrzahlverd, worin 
einzelne Buchitaben eine gewiſſe Jahrzahl be- 
zeichnen (ein Doppelvers diejer Art heikt: Chro⸗ 
nodiſtichon); Chronograph, m. ar. Geſchichts— 
jhreiber; Sekunden-Chronograph, Sekunden-. 
Springzeiger; Zeitangeber, Vorrichtung zur Mej- 
ſung der Flugzeit von Geſchoſſen; Chronograuhie, 
f. die Zeitbeſchreibung; elektriſche Chronogra⸗ 
hie, genaue Aufzeichnung des Beginns und der 
eendigung einer Erſcheinung, eines Vorgangs ꝛc. 
mittels Elektrizität; Chronolög, m. ein Zeitkun— 
diger, Zeitforfcher; Chronologie, f. die Zeitkunde, 
Zeitrehnung; chronoloͤgiſch. dev Zeitfolge nach 
od. gemäß; chronologiſche Geſchichte, Erzählung 
der Begebenheiten in ſtrenger Zeitfolge; chrono— 
logiſche Tabellen, Zeittafeln; Chronometer oo. 
Chronofköp, n. ein Werkzeug zur genauen Be- 
itimmung der Zeit, Sefundenuhr, Feinzeitmeijer; 
insbef. die von Harrifon erfundene Seeuhr, Tonf. 
ein Taktmefjer, vgl.Metronom;hronometriich, 
eitmefiend: Chronophotographie,f.Bewegungs- 
ichtbild, Lebe-Bildaufnahme; chronophotogra⸗ 
phiſch, lebebildlich, bewegungsbildlich; Krane 
phutographiicher Apparat, Bewegungsbild- 
Aufnehmer; Chronophön, n. gr. eine eleftrijche 
Wederuhr (eine Tafchenuhr mit drehbarem Glas. 


Chroogeneſie 


in dem ſich ein kleines Loch befindet, durch das ein 
feiner Platindraht geführt iſt, der auf beſtimmte 
Zeit den Stundenzeiger berührt und dadurch ein 
elektriſches Läutewerk in Tätigkeit jeßt); Chrono— 
phõor, m. ar. eine Weckeruhr mit Pendel. 

| nusmecite, f. gr. (v. chrös. chroös, Farbe) die 
⁊ 


arbenentſtehung; Chroognoſie od. Chronlogie, 


k. die Lehre von den Farben der Steinarten. 
Chrupfie,ſ. Chromopſie unter Chrom. 
Chryſalide, f. gr. (chrysallis. Gen. idos, v.chrysös, 

Gold) die Goldpuppe oder Puppe überh. (ein In— 

ſekt in dem verhüllten Zwiſchenzuſtande zwiſchen 

Raupe und Schmetterling); Chryſanthemum, n. 

die Goldblume, gelbe Wucherblume; chryſelephaͤn⸗ 

tiſch od. chryſelephantin, goldelfenbeinern, aus 

Gold und Elfenbein gebildet; Chryjen, n. gr. ein 

goldfarbenes Pulver, das legte Produkt der De- 

ſtillation des Steinfohlenteer3; Chryfoberäff, m. 

ein aus Tonerde u. Beryllerde beitehender grüner 

Edeljtein; Chryſoeöma, f. das Goldhaar, eine 

Sierpflanze; Chryfograph, m. ein Goldfchreiber, 

Goldmaler; Chryſographie, f. Die Goldjchreibe- 

funft, Kunſt mit Gold zu jchreiben od. Buchitaben 

zu vergolden; Chryſokölla, f. od. Chryfoföll, n. 

eig. Goldleim, grünes Kiefelfupfer; Kupfergrün; 

Chryjolith, m. eigentl. Sofdftein, ein aus Kiejel- 

jäure und Talferde beftehender grüner Edelftein; 

CHryiokratie, f. die Goldherrſchaft = Bluto- 

Fratie; Chryjomanie, f. Goldgier; Chryſomẽle, 

f. der Goldfäfer, Blatttäfer; dah Chryfomelinen, 

pl. Blattfäfer, eine zahlreiche Käfer-Tamilie; chry⸗ 

ſoemorphiſch, goldähnl., goldartig; Chryſophau⸗ 
fäure, nach ihrer goldgelben Farbe jo genannt, 

— Rhabarberin; CHryiopöie, f. die vermeint- 

liche Goldmacherkunſt; Chryſopräs, m. ein durch 

Nickeloxyd apfelgrün gefärbter Chalzedon; Chrh= 

forrhammin, n. ein jchöner hellgelber Farbitoff, 

aus unveifen Kreuzbeeren (den rüchten der Rham- 
nus cathartiea) gewonnen; Chryforin, n. eine 
goldähnliche Metallmifchung aus Küpfer und Zinf; 
v.Raucenberger in München erfunden; Chry⸗ 

Be pleuium. n. Bot. das Milzkraut, eine Sari- 

tage; Chryſoſtümus, m. männl. Name, eigentl. 

Goldmund, der Beredte (inSbej. Beiname eines der 

riech. Kirchenväter, Johannes, Biſchofs von Kon- 

Itantinopel im 4. Sahrh.); Chryſöt, n. ein gold- 

ähnliches Metallgemifch; Chryſotil, m. ein faſe— 

riger Gerpentin, ſ. d. ſſäure, f.d. 
Chryſaminſäure, f. ein Aloefarbitoff = Aloe— 
chthoniſch, gr. (von chthön, Erde) irdiſch, der Erde 

angehörig; feit, unbeweglich (in der Kinematif); 

chthoniſche Götter, Sabell. Götter der Unter- 
welt; auch Landesgötter od. Heroen; Chthonia, 

f. die Unterirdiſche Beiname der Demeter; Ehtho— 

uns; .m. der Unterirdifche, Beiname verfchiedener 

ötter. 

Chubbſchloß, n. (ſpr. tihöhb—) ein von dem Eng- 
länder Chübb erfundenes funftvolles Schloß mit 
mehreren, meift 5—7 Buhaltungen, welche auf un- 
gleiche Höhen gehoben werden; Chubbſchlüſſel, 
m. der dazu defärense Schlüſſel. 

Chulo, m. Dr (ſpr. tfe”—) der Stierheßer zu Fuß 
bei Stiergefechten. 

Ehupa, f. jpan. (fpr. tfchupa; v. arab. dschubbat, 
ein baumwollenes Unterkleid, von dschabba, au3- 
ſchneiden) ein Kamiſol mit Armeln, ſ. Süpe. 

Chuppa, m. der Traghimmel, unter welchem bei 
den Juden die Trauung vollzogen wird. 

Church, n. engl. (pr. iſchörtſch) Kirche. 

Churros, pl. jpan. (fpr. ch wie tfch; von churra, 


eilia 151 
er Volle) Schafe mit grober, gew. ſchwarzer 

olle, entg. Merinos. 

Chylus, m. gr. (chylös) der Milchfaft, Berdauungs- 
jaft, d.i. der aus dem Genoſſenen durd) die zweite 
Verdauung bereitete weige Saft, welcher dann ins 
Blut übergeht; Chilifikation, f. griech.-Lat., beifer 
Chylopoiciis vder Chyldſis, f. gr. die Milchjaft- 
bereitung im Magen; Chyloklenpſis, f. der lang- 
fame Berluft des Milchjaftes; Chylologiĩe, f. die 
Lehre von dem Milch- od. Berdauungsfaite; chh⸗ 
lophoriſch, milhjaftführend,; CHylophtpariis, f. 
die Verderbnis des Milchjaftes; chilopotiſch, 
milchjaftbereitend oder »gewährend; Khylorrhog, 
f. Heil. krankhafte Milchjaft- Ergießung, Mitch- 
ruhr; Chylothörax, m. Erguß des Milchjaftes in 
die Bruſthöhle; Chülurie, f. Milchjaft-Harnen. 

Chymie, j. Chemie, ; 

Chymms, m. gried). (chjmös) der durd) Zutritt der 
Galle veränderte Speifebrei, der zur Ernährung 
dient; Chymififation, f. gr... oder Chymöſis. 

. griech. die Verwandlung der Nahrungsmittel in 
Chymus, erfte Verdauung; Chymoͤrrhöe, f. gr. 
Ausflug des Speifebreied aus den Wunden der 

Ciaccona, ſ. Chaconne. (Dünndärme. 

eicer, m. l. Bot. die Kicher. 

Cicẽro, £. l. eine Buchdruderfhrift, die Mitte Hal- 
tend zwischen Korpus und Mittel, jo genannt, weil 
jie zuerit bei der Ausgabe von Ciceros Briefen, 
Rom 1467, angewandt wurde. 

&icerone, m. ital. (ſpr. tfchitfcheröne) ein Fremden— 
führer, befonders in italienifchen Städten, wegen 
ihrer Nebefertigfeit halb ſpöttiſch nach dem be— 
rühmteiten röm. Redner (M. T. Cicero) genannt. 

Giceronianiicher Stil, Stil des römischen Redners 
M. Tullius Cicero. 

Cicisbeo, m. ital. (jpr. tſchitſchisbeo) ein Frauen— 
begleiter, dienſtfertiger Geſellſchafter, täglicher Be— 
gleiter einer verheirateten Dame, nach früherer 
italieniſcher Sitte Hausfreund und begünſtigter 
Liebhaber; Cicisbent, n. das Geſchäft desſelben. 

eiconia, f. I. der Stord). 

Cicũta, f. I. der Schierling, Waſſerſchierling, eine 
befannte Giftpflanze; Cicutin, n. nl. ein aus dem 
Schierling dargeftellter giftiger Stoff. 

Cid, m. jpan. (v. arab. säid, sajjid, vgl. Sidi), Herr, 
Fürſt; Beiname des Spanischen Kriegshelden im 
11. Jahrh. Don Rodrigo (od. Ruy) Diaz Graf v. 
Bivar; Gedicht von Herder. 

Cider, m. (fr. cidre, it. cıdro, angebl. vom I. si- 
cera, gr.sikera, da3 aus dem Orient jtammıt, hebr. 
schekär, Scherbet, ein beraufchendes Getränt)Obft> 
wein, bej. Apfelwein; Cidereſſig, m. Obitefiig. 

cisdevant, fr. (ſpr. Bidewang) vor diefem, ehemals, 
weiland; al3 Hauptwort im Scherz: Cidevants, 
pl. die Ehemaligen, die ehemaligen adeligen und 
fürſtlichen Perſonen in Frankreich. 

Cidli, £. weibl. Name (viell. arab. Urſprungs; vgl. 
Eid): die Herrin, Fürſtin. 

Cif, d. i. e. 1. £., eine Bezeichnung auf Warenfen- 
dungen, Abkürzung der englijchen Wörter: cost, 
insurance, freight, d. h. Koften, Berficherungs- 
prämie und Fradıt, d. h. die Ware wird verjiche- 
rungs-⸗ u. frachtfrei geliefert. 

eilia od. Cilien, pl. (sing. cilium) die Augenlider; 
Augenwimpern; Cilien-Pinzette (f. d.), £. Left. 
eine Feine wundärztlide Zange zum Ausreißen 
franfer Wimpern; eiltär, nl. die Augenwimpern 
od. Augenlider betreffend; Ciliar-Nerven, Ars 
terien ꝛc., Nerven, Adern, welche zur Regenbogen— 
haut gehen; Ciliar-Kranz, Faltenfranz der Ader- 


152 Cilicinm 


haut nach der Regenbogenhaut; Ciliar-Rand, 
äußerer Rand der Regenbogenhaut. 

Gilicium, n. l. (gr. kilikion, eigentl. ein Gewand 
aus Ziegenhaaren, von der Landſchaft Eilicia in 
Vorderaſien) ein härenes Bußkleid, welches die 
Einfiedfer zur Kreuzigung ihres Fleiiches auf 
bloßem Leibe tragen; auch ein Stachelgürtel zu 
gleichen Zweck. 

Cimelſien, pl. nl. (cimelia, v. gr. Keimelia, j.d.) 
Kleinodien, Koſtbarkeiten (3.3. in einer Bibliothek: 
die wertvolliten alten Drucke u. Handichriften); der 
Kirchenſchatz; Cimeliaͤrch, m. der Kirchen-Schatz⸗ 
meiſter. 

Ciment u. eimentieren, ſ. Zement; eimentie⸗ 
ren (ölterr.), eichen. 

Cimeter, m. engl. (fr. cimeterre, aus dem perl. 
schimschir) ein perſiſcher Krummſäbel. 

Cimex, m. I. die Wanze; Cimicidium, n. barb.-!. 
Wanzentod. 

Cimier, m. fr. (fpr. Bimieh) der Ziemer, Rüden; 
eimier de cerf, Hirichziemer; e. de chevrenil, 
Rehziemer. 

Cimmerier, pl. I. (Cimmerii) od. Kimmerier, gt. 
(Kimmerioi) ein am nördl.Ende von Szythien der 
Sage nad in ewiger Finsternis wohnendes fabel- 
haftes Bolt; kimmeriſche Finsternis, undurd- 
dringliche Finiternis. 

&imofit, m. ein graulichweißer, weicher, zäher Stein 
vom Tongeſchlecht, häufig auf der griechischen 
Inſel Cimolus, jest Kimoli oder Argentiera; ei= 
möliihe Erde, Walkerde, Wafcherde. 

Cinãdus od. Cinäd, m. gr. (kinaidos) ein Knaben⸗ 
ihänder, auch Schandbube; Weichling; Cinädie, 
f. Knabenſchänderei; einadoldgifch (ar. kinaido- 
lögos), in Worten unzüchtig. 

Cinchoͤna, f. eine ſüdamerikan. Pflanzengattung, 
deren Arten die echte Chinarinde ie (fo be- 
nannt nach der Gemahlin des Grafen Cinchon, 
Vizekönigs von Peru im 17. Sahrh., welche durch 
den Gebrauch der Rinde vom Wechjelfieber befreit 
wurde): Cinchonin, n. ein eigentümliches Alkaloid 
in der braunen China (unterfchieden von Ehinin). 

Einder, m., pl. Cinders, engl. (fpr. Binders; vom 
fr. cendre, Aſche = 1. cinis) Löſchkohlen, gelöjchte 
Steinfohlen, eine Art Koks, Aſchkohle. 

Ginefaktion, j. cinis. 

Cinellen, pl. (pr. tſchinellen; it. cin&lle) Becken, von 
Mejiing oder anderem Metall verfertigte Inſtru— 
mente zur türkiſchen Feldmuſik. 

Gineraria, Eineration ꝛc., |. cinis. 

Cingaleſen, j. Bingalefen. 

&ingüfum, n. I. (von cingere, gürten) ein Gürtel; 
Brautgürtel; PBriejtergürtel um das Meßgewand; 
auch die Schnur fir Mönchskutten; eingülum 
pudieitiae, Keufchheit3gürtel; ce. veneris, Lie- 
besgürtel. 

einis, m. I. (Gen. cinẽris, Aſche; Cineraria, f. (v. 
l. cinerar{us, a, um, zur Aſche gehörig) die Aſchen— 
pflanze, von verſchiedenen als Ziergewächſe benutz— 
ten Arten; Cinerarium, n., pl. Zinerarien, ein 
Alchenfrug, Gefäß zur Aufbewahrung der Afche 
eines ne Urne; Zineration u. Zine— 
faftion, f. nl. die Verwandlung in Aſche; zinere—⸗ 
jzteren (fpätl. cinerescere), zu Aſche werden. 

cinnay f. [. Bot. eine Gattung von Gräjern. 

einnabäris, f. l. (gr. kinnäbari, n.) Binnober. 
eing. fr. (jpr. Bängf; it. cinque, v. l. quinque) fünf; 
eing minutes (Ipr. Bäng minüt’), d. i. eig. 5 Mi- 


nuten; in Würfel gejchnittenes3, mit Pfeffer, Sar- | 


delfen, Zwiebeln 2c. gewürztes und auf ftartem 


Girjus 


Feuer in 5 bis 7 Minuten gekochtes Fleiſch; eing 
premiers (fpr. ßäng premjeh), im. (’Hombre die 
5 eriten Stiche des Spielers; Cingnecentiften, 
pl. it. (fpr. e wie tſch) die italienischen Schriftiteller, 
Maler ꝛc. des 16. Sahrh., weiches ital. ſchlechthin 
cinquecento (fünfhundert) beißt; Cinguille, f- 
fr. (jpr. ßängkij) Fünffpiel, eine Art iHombre— 
ſpiel unter 5 Berfonen, auch Quintille (fpr. fäng- 
ty); Cinquina, f. (pr. tſchingkwina) = Quin- 
terne, im Lotto u. Tombolajpiel: Cinque Ports, 
pl. engl. (ipr. Binfpohrt®) oder Ging Ports, fr. 
(kängpöhr), die Fünfhäfen, d. h. die fünf engliichen, 
Frankreich gegenüber gelegenen Häfen: Dover, 
Haftings, Hythe, Romney und Sandwich. 

Ciociaren, in Rom Bezeichnung der niedern Vollks— 
— die aus dem Modellſitzen einen Erwerb 
macht. 

Cion od. Ciõonis, f. gr. (kiön, d. i. eig. Säule, Pfei- 
fer) das geichmollene Zäpfchen im Schlunde; Ciö⸗ 
nis od. Bionitis, f. die Zäpfchenbrämme; Cion— 
optõſis, f. ver Zäpfchenvorfall; Ciotõmus, m. ein 
wundärztliches Werkzeug zum Wegjchneiden bes 
vergrößerten Zäpfchen. 

Cipolſin, m. it. cipollino (fpr. tih—; eig. Kleine 
Zwiebel, von cipolla, Zwiebel), ein ital. Marmor 
mit grünlichen Adern. 

&ippus, m. L. eine furze Säule, 3. B. Grenzfänle, 
be}. ein alteömifcher Leichenitein. 

Eirage, f., r. n. fr, (pr. Birdhi’; von cire = 1. 
cera, Wachs) das Überziehen mit Wach, ein Ge- 
mälde mit einer wachsähnlichen gelben Yarbe, 
entg. Griſaille. 

| circa, eirciter, I. ungefähr, gegen, etwa. 

; Sircaa, f. nl. Bot. (vgl. Circe) daS Hexenkraut. 

Circaſſienne, £. fr. (pr. ßirkaſſſenn'ʒ wahrſch. von 
Circaſſien, dem Lande der Ticherfefjen am Kau— 
kaſus, jo genannt, aber in England zuerjt verfer- 
tigt) ein feines Wollenzeug, Halbtud). 

&ircätor, m., pl. Eircatores, ml. = Vifttator; 
insbeſ. reifende Klofteraufjeher, aud) Circinats— 
ren (von circare, circinare, umbergehen; vgl. 
Circinus). 

Circe, f. I. (ar. Kirle) Fabell. eine berühmte Zau— 
berin, die Menſchen in Tiere verwandelte (ſ Ho— 
mer3 Odyſſee); eine gefährliche Buhlerin; auch ein 

— ar entdedt. 
ircenses, zirzenſiſch, j. Zirkus. 

&ireinus, nn r (gr. Kirkinos) der Kreis, Zirkel 
(als Werkzeug); Heil. die Gürtelrofe; eireinäl u. 
al3 Adverb. eireinätim, nl. ſchnecken- od. loden- 
förmig gebogen. 

Girenition, f.[.(eircuitio) das Herumgehen; Redek. 
Umſchweif im Reden; Circuitus, m. der Umkreis; 
Cireniter oder Circitor, m. ein Herumzieher, 

aufierer 2c.; umberreijender Aufſeher, beſonders 
Kirchen-Inſpektor. 

Circuits courts, pl. engl. (ſpr.ßörkjits kohrts), eng⸗ 
liſche Bezirksgerichte (auch in Nordamerika und 
Irland). 

eircülus, m. lat. (eigentl. Verkl. von circus), der 
Kreis, die Rreiglinie; eireulus in demonstrande 
oder probando, ein Kreis im Beweiſe (wenn man 
das, was bewiejen werden ſoll, al3 Beweisgrund 
braudt), ein Zirkelfchluß, auch eireulus vitiosus, 
d. i. fehlerhafter Zirkel, genannt. 

eircum, I. Vorw. ringsum; circum eirca, unge— 

fähr, beiläufig; eircumcellio, m. l. (von cela, 
Belle) eig. eine Art ſchwärmeriſcher Mönche, die an« 

derer Bellen durchzogen; überh. ein Lanpditreicher. 

Cirſus, m. gr. (kirsös) Heilk. Biutader-Ermweiterung; 


eis 


Eirfocele, £. ein Krampfaderbruch; Cirfomphäz 
ſus, m Adergeichwulit am Nabel; Etriopgthuls 
urte, f. Augen-Entzündung mit Blutader-Erwei— 
terung; Cirfotomie, f. Abſchneidung od. Abbin« 
dung eines Aderfopfes. 

eis, |. diesfeit (entg. dem trans, jenfeit). 


ci⸗ Tonk. der um eine halbe Stufe erhöhte Ton 


es C. 

Gifafien. pl. (fr. cisailles, fpr. Hifdj’) Minz-Ab- 
fälle; ein. teren (fr.ciseler, von ciseau ſſpr. —$6h], 
Meißel, it. cesello, v. l. caedere, fchneiden, ciso- 
rium, Schneidewerfzeug) mit dem Grabjtichel oder 
Meißel zierlich bearbeiten oder ausmeikeln, pun— 
zen, itechen; auch Metallgüffe fünftleriich überarbei- 
ten, damit die Formnäte und andere Unebenheiten 
entfernt werden; eifeltert, eingegraben, ausge— 
meißelt; ciſelierte Arbeit, getriebene Arbeit; 
Gifelenr, m. fr. (pr. Bi’Löhr) od. Cifelierer, m. 
Metallichneider, Metallitecher. 

Cifiojän oder Eifiän, m. l. (aus circumcisio, dem 
1. Januar als Bejchneidungsfeit, u. Januarius ge- 
bildet) ältere Denkverfe zur Einprägung der Hei- 
ligennamen des Kalenders. 

Cie u. Citta, f. gr. (kissa, kitta) krankhafte Eß— 
lüſt ſchwangerer Frauen. 

Ciffus, m. (gr. kissos, Efeu) Bot. die Klimme, 
eine Bflanzengattung, zu der man aud) die wilde 
Weinrebe rechnet; Ciffiten, pl. verfteinerte Efeu- 
blätter; Ciffoide, f. Srößen!. die Efeublatt- 
Linie, eine von Diokles erfundene krumme Linie 
vom 3. Grade. 

Cité, f. fr. (fpr. Biteh; vom I. civitas) die Stadt, 
insbeſ. die Altitadt; Bürgerichaft. 

eiterior, I. diesfeitig, entg. ulterior. 

eito! IL. (auf Briefen u. amtl. Schriftftüden) eilig, 
eilt, geſchwind (oft mit dem Zuſatz: si placet, f. d.); 
eitissime, fehr eilig, fchleunigft. 

&itoyen, m. fr. (ipr. Eitonjäng; von cite, f. d.), fem. 
Citoyenne, Bürger, Staatsbürger, Freibürger 
des franzöſ. Staats (zur Zeit der franzöſ. Revo— 
Iution der einzig erlaubte Titel und die allgemeine 
Anrede anftatt Monteur). 

Eitra, f. le (ſpr. Bi—) ein Hohlmaß in Spanien 
= 0,951. 

eitra consequentiam, l. ohne Folge, ohne An— 
wendung auf nachfolgende Fälle gleicher Art (fr. 
sans congequence). 

Eitronille,  f. fr. (fpr. Bitrdj’; v. nl. citreölus, 
Verkl. v. citr&um, Zitrone, wegen der zitronen- 
gelben Farbe, daher it.citriuolo,cetriuolo, Gurke) 
der Kürbis; die Waſſer⸗Melone, aud) Angurie. 

Citta, gt: ſ. Eiffa. 

eittä, f. it. (fpr. tihittd; v. I. civitas; vgl. Cite) 
Stadt; Cittadinen, pl. (it. sing. cittadina) Bür⸗ 
gerinnen, nen od. ⸗Töchter. 

Aula Ä —* Bi fr. — a die 

ttadt von London; Cith-Hall (pr. —hähl), das 
Stadthaus dafelbit. i ſp 

Einddd, f. ſpan. (ſpr. c wie ß, eig. etwas geliſpelt; 
v. l. cixitas) Stadt, beſ. erſten Nanges, die ihre 
eigene Gerichtsbarkeit hat, entg. Billa. 

Civet (von Hafen, Wild ufo.), m. fr. (fpr. ßiweh; 
[. caepätum), Hafentlein, Wildpfeffer, Wildragout. 

Givetta, f. it. (ipr. tihim—) das Häuschen; dann, 
wegen der auffälligen, fcheinbar Ai bitgefälligen 
Kopfbewegungen dieſes närrifchen Vogels, der den 
„sügern als Lodvogel dient, eine Kotette, f. d.; 
Kivetterie, f. = Kofetterie. 

eivis, m, (pl. cives) [. der Bürger; elvis academi- 
ens, ein Hochſchul-⸗Bürger, Student. 


Coeur 155 

clam, I. heimlich; elam, vi_ aut precario, Ripr. 
heimlich, mit Gewalt, od. bittweiſe. | 

Clan od. t. Clann, m. (fpr. klänn) ſchott. u. irländ. 
eig. Rinder, Abkömmlinge, Nachkommenſchaft; 
Stamm, Geſchlecht, be. ehemal. freiwilliger Lehns— 
verband zwifchen einem Gutsbefiger (Naird) und 
feinen Untertanen in Hochſchottland; Clansman, 
m. der Stammogenofie, der zu einem Clan gehört; 
Clanſhip, f. (pr. klännſchipp) die Verbindung der 
Stämme od. Gefchlechter unter einem Anführer. 

clavus, m. I. der Nagel; Heil. clavus hystericus, 
auf einem Punkt haftender Kopfichmerz; el. ocüli, 
der Nageltnopf im Auge, ein Vorfall der NRegen- 
bogenhaut durch ein Geſchwür der Hornhaut; cl. 
pedis, Hihnerauge; ferner hieß elavus im alten 
Rom ein Purpurjtreif auf der Tunika der Sena- 
toren und Ritter. 

Clearing-Houſe, n. engl. (fpr. klihring hauß; von 
engl. clear, £lar, far macden), die Abrechnung? 
itelle in einer Bank, Abrechnungshaus. 

Clematis (vitalba), f. (v. gr. klöma, Schößling) 
Waldrebe, ein Rankengewächs. 

&lerf, m. engl. (fpr. klahrk; eigentl. ein Kleriker, 
Geiltlicher), ein Sekretär, Buchhalter, Kommis, 
Schreiber. 

Cloſet, Eloth, Clown, Club uſw. f. unter 8. 

Clou, m. fr. (Ipr. kluh; lat. clavus) der Nagel; bildl.: 
das Hauptzugmittel (z.B. einer Ausſtellung, eines 
Bafars, einer Saifon ufw.). 

Coach, f. engl. (ſpr. kohtſch, Rutiche, Wagen. 

Co»lmine, f. engl. (for. föhlmain), Kohlenbergwert. 

Cobbler, m. engl. (fpr. föbl’r; eigentl.: Schuhflit- 
fer; dann:(ein Getränt für Schuhflider) ein Ge— 
tränf aus Wein oder Branntwein, Eis, Zuder n. 
Bitrone. 

Cocktail, m. engl. (fpr. koͤcktehl; eigentl. ein Hahnent- 
ſchwanz, ein Rennpferd, das nicht Vollblut ift) ein 
Getränf aus Branntwein, Zuder, Eis u. Zitrone. 

Cocu, m. fr. (fpr. fofüh; altfr. fir coucou, Kudud, 
v. I. cuculus) jest ausſchließlich ein Hahnrei (meil 
das Männchen de3 Kuckucks dadurch gleich]. betro- 

en wird, daß dag Weibchen feine Eier in anderer 

ögel Neiter legt und fie von diefen ausbrüten 
läßt); Cocuage, f., r. n. (fpr. koküaſch') die Hahn⸗ 
reiſchaft; cocuieren (fpr. u = ü), zum Hahnrei 
machen. 

Cöcum od. Cãcum, n. I. (von coecus oder caecus, 
a, um, blind) Heilk. der Blinddarm; cäfal, nl. da⸗ 
zu gehörig; Cöcität, f. (l. (coecitas) die Blindheit. 

Coda, ſ. Koda. 

Code, m. (fpr. kohd) fr. (= 1. codex, ſ. d.) ein Ge— 
fegbuch; code eivil (fpr. —Biwil), das bürgerliche 
Geſetzbuch; c. eriminel, das Strafgeſetzbuch; e. 
Napoléaun, das Napoleoniſche Geſetzbuch. 

Coeducation, f. engl. (ſpr. koedjukehſchn) = Koe⸗ 
dufation, lat. ſ. dasſ. 

coena oder cena, f. l. das Abendmahl, die Haupt- 
mahlzeit der alten Römer; coena demini, das 
Abendmahl des Herrn; das heil. Abendmahl; post 
coenam stabis, sen passus mille meäbis, |. 
Sprichw. nad) der Mahlzeit fol du ftehn, oder 
(höchiten3) taufend Schritte gehn; coenaculum od. 
Zönäbkel, n. der Speifefaal, bef. in Ktöitern, f. v. 
w. Jtefeftorium; auch das letzte Abendmahl 
Chriſti und die Darftellung desfelben in dem be- 
rühmten Gemälde des Leonardo da Binci (it. il 
cenacölo). 

Coecur, m. fr. (fpr. föhr; v. I. cor, das Herz, das 
rote Herzzeichen auf den franzöfifchen Spielfarten, 
.Rarte;&oeur=: As, n. Herzdaus; de bon coeur 


154 eoin 


(ſpr. d'bong Föhr). von Herzen gern; contre coenr, 

wider Willen, ungern; gegen den Strich; Coeur de 

ion (fpr. döliöng), Röwenherz(Beiname Richardsl. 
von England) 

eoin, m. fr. (fpr. foäıtg; prov. cong, cunh, it. conio, 
v. cunẽus, Keil; daher Stempel) der Münzſtem⸗ 
pel, das Münzgepräge. 

eol-, lat. Roriilbe, j. con; col, it. für con il, mit 
dem, 3. B. Tonf. col sordino, mit dem Dämpfer; 
weibl. colla, mit der, 3. B. colla destra vd. sini- 
stra ut. a. ſuche unter dem Folgewort. 

Cold-⸗Cream, n. engl. (pr. fohld krihm), d. i. eig. 
Falter Rahm; eine kühlende weiße Salbe. 

Göltäca, f. (coeliäca passio, dv. gr. koilia, Bauch» 
höhle, Magen) die Milchruhr, Durdfall; Cöltal- 
gie, f. Bauchſchmerz; Cäftitis, f. Unterleib3- 
entzündung. 

&ölibet, j. Zölebs. 

Cöõlicoͤlen, pl. (l. coelicölae, von coelum, Himmel, 
u. colere, bewohnen) Himmelsbewohner. 

Cöliſon, n. (v. coelum, Himmel, u. sonus, Schall) 
eig. Himmelsklang, ein 1804 von Maslowsky er- 
jundenes Tonwertzeug. 

eolla ...sit.vgl. col. _ 

colle, fr. (v. coller, leimen; vgl. Kolla) eig. geleimt; 
im Billardipiel: dicht am Rande; Cofle-Bal, ein 
Randball; Col: =-Stoß, ein Randſtoß. 

Collie, m. ſchott. (abgekürzt aus collie-dog), ein 
ihottiiher Schäferhund. 

com», lat. Borjilbe, j..con. 

eoma, f. I. daS Haupthaar; coma caesarea (eig. 
Kailerhaar), der Weichjelzopf. 

Eomb, m. engl., ſ. Komb. 

come prima oder c. sopra, it. Tonf. wie vorher, 
wie oben; come sta, it. wie es daſteht, ohne will» 
fürliche Verzierung. 

&omes, m.. pl. Comites, I. Gefährte, Begleiter; 
Zont. die ähnliche Wiederholung de3 Hauptjages 
der Fuge in einer andern Stimme; in3bef. das 
Gefolge der jpätern römischen Kaifer; daher Titel 
verichiedener Hof- u. Staat3beamten; im Mittel- 
alter ſ. v. w. Graf (daher das fr. comte, it. conte, 
ipan. conde); Comes palatinus, ein Pfalzgraf; 
Comecia, r. Cometia od. Comitia, f. nl. eine 
Grafſchaft. 

Cömeterium, ſ. Kömeterium. 

— — comme ca, fr. (komm ßi, komm Ba), ſo, 
o, la, la. 

commedia dell’ arte, it. |. Komödie. 

eomme il faut, fr. (ſpr. fomm ill föh) wie e3 jein 
joll, wie jich’3 gebührt, mujterhaft. 

Common, common place, common prayer, 
common sense 2c., j. unter Kommoners. 

eompiacevole, it. (pr. —tſchewole; vgl. piacere ıc.) 
Zonf. gefällig, anmutig. 

Compos6, fr. (pr. fongpoie) zuſammengeſetzt. 

con⸗ vor den Lippenbuchſtaben b, p ıı. m: com-, 
vor 1: eol-, vor r: cor«-, vor einem Vofal oder h 
bloß co⸗, lat. Borfilbe in vielen Zujammenfeß., iſt 
da3 Vorwort cum: mit, zufammen, hat oft auch 
verjtärfende Kraft oder drückt Bollitändigfeit, Voll— 
fommenheit 2c. aus. 

eon, it. (— !. cum) mit; con affetto, con amöre, 
con Anima u. ähnl. Ausdrücke, ſ. unter afetto, 
amore, anima ıc. 

Con«ern, m. engl. = flonzern, ſ. d. 

eoncha, f., pl. conchae, {. (= gr. könch®) zwei—⸗ 
ſchalige Mufcheln; Muſchelſchale; auch ein mujchel- 
fürmige3 Gefäß; eonchae praeparätae, pl. Heilf. 
zubereitete und zu Pulver zerriebene Aufterjchalen; 


roquelicot 


conchifoͤrm, nl. muſchelförmig; Conchiten, Con⸗ 
choĩde, Conchylien zr., |. Konch —. 

Coucierge, m. fr. (pr. konghierſch'; ml. concergius, 
von cergia, cerchia, circa, Beaufiichtigung durch 
Umhergehen, auch die Wache od. Ronde jelbit, von 
ceircare, umhergehen, um zu ducchfuchen, wovon it. 
cercare, fr.chercher,juchen), verHausvogt, Burg- 
vogt; Öefangenwärter, Rerfermeilter; Coneierge= 
vie, f. (fpr. kongßierſcherih; ml. concergeria) eine 
Burgvogtei, Ant u. Wohnung des Burgvogt3, Be- 

ſchließers; aud) ein Stockhaus; insbeſ. das efäng- 
nis des alten franzöſiſchen Hofes in Paris. 

coneio; f.l.(von concire, conciere, zufammenrufen; 
vgl. Fonzifium) eine Volksverſammlung; öffent- 
liche Rede; Predigt; fonzienäf (1. concionälis, e) 
F einer Verſammlung gehörig und dieſe betref— 
end; Konzionätor, m. (v. concionäri, vor einer 
Berjammlung reden) ein Volksredner; Prediger. 

conclamätum est, I. (v. conclamäre, laut rufen; 
alfo eig. „es ift ausgerufen, Weh geſchrieen“, mit 
Hinficht auf die altröm. Sitte, einen Verjtorbenen 
mehrere Tage hindurch bis zu feiner Beerdigung 
laut beim Namen zu rufen und zu bemeinen) e3 iſt 
aus, alles verloren; conelamatns, m. der Be- 
weinte, Sterbende od. Geftorbene; Konklamation, 
f. (1. conclamat\o) Zufammentuf; der gemeinjame 
laute Ruf; conelamatio mortuorum, f. die oben 
angeführte Sitte der Römer: die Beflagung der 
Toten, jowie die dreimalige Anrufung der Leiche, 
ehe fie verbrannt wurde. 

consobrini, pl. l. (sing. consobrInus) Geſchwiſter⸗ 
finder, von zwei Schwejtern geboren. 

consnetüdo, f. I. die Gewohnheit; pl. consuetu- 
dines, Gewohnheiten, Gewohnheitsrechte; consue- 
tudo imperii, f. das Reichſsherkommen. 

cont. (auf Rezepten), d. h. contusa, Zerſtoßenes. 

e6ntäno, it. Tonk. fie zählen, d. h. paujieren (fteht 
in der Partitur bei folchen Stimmen, welche erit 
jpäter eintreten). 

contante, it., ſ. Konto. | 

Conte, ın. it. Graf; Conteſſa, it. f. Gräfin. 

&onte, m. fr. (ſpr. füngt) eine erdichtete Geſchichte, 
Erzählung, Märchen, Schnurre, Schwanf; conte 
de vieille, Altweibergejchichte, Ammenmärden; 
contes des f&es, Feenmärchen. l 

Contenance, £. fr. (pr. fongt'naängß’; [. continen- 
tia, v. continere) die Fafjung, Haltung, Mäßigung. 

&onto, n. ſ. Konto. 

eontra, [. gegen, wider, entgegen. 

contraire, j. fonträr. 

conträlto, m. it. oder haute-contre, fr. (jpr. hoht' 
kongt'r), f. u. m. Tonk. der tiefere Alt; auch der 
Altiſt, Altſänger; vgl. Alt. 

Converter, m. engl. j. unter fonbertieren. 

cop6rto, it. Tonf. gededt (von gedämpften Baufen). 

Copet, m. (ſpr. kopeh) ein ehemaliges Fruchtmaß 
in Neufchatel und dem Waadtlande, von 15,2341; 
jetzt — 0,64 1. 

copy-holders, pl. engl. (ipr. töppi-höhlders) Zins⸗ 
päcdhter, Erbpächter in England; copy-rizht, n. 
(pr. föppi-reit) das Verlagsrecht; copy-right bill 
od. law (jpr. —lah), n. das Gefeß über dag Ber- 
laggeigentunt. 

coq & Päne, m. fr. (pr. kok a fahr’) eig. Hahn zum 
Ejel, widerfinnige Verbindung ungleicher Dinge, 
ungereimte Rede; coq du village (jpr. —dü wil- 
dh’), eig. der Dorfhahn; Hahn im Korbe. 

coqney l. koche, auf Rezepten; — coq. 

coquelicot, fr. (pr. kot'likoh; eig. Nachahmung des 
Hahnengeſchreis, wie unſer Kikeriki; daher 1. landſch. 


Coquelüche 


der Hahn; 2. nach der roten Farbe des Hahnen— 
kamms auch: wilder Mohn, Klatſchroſe) klatſch— 
roſenfarbig. 

Coquelũche, f. fr. (ſpr. kok'lüſch; mi. coqueluca, 
verw. mit I. cucullus, Kappe am Kleide) 1. die 
Mönchskappe; 2. uneig. ein Liebling der Frauen, 
Hahn im Korbe; 3. Heilk der Keuchhuſten. 


eoquerelles, pl. fr. (jpr. fof’rell; v. coque, Nuß- | 


ſchale, Eierichale, und dies vom I. concha, Mufchel) 
Wappenk. Hafelnüfje in ihrer Schale. 

Coquillas, pl. dieStein- oder Balmnüffe der Biafja- 

bapalme (Attal&a funifera). 

Coquille, £. fr. (kokij', Verkl. von coque, Schale, 
Gehäuje; vgl. coquerelles)Schälchen, Gehäuſe; die 
Bündpfanne an Mörjern und Kanonen; ferner die 
gußeijerne Form, deren man fich bei Heritellung 
von Hartguß (d. i. Gußeifen mit.einer jehr harten, 
mehrere mm jtarfen Rinde) bedient, die Gußſchale, 
Gußform; daher: Coquillenguß — Hartguß; 
Coquilles od. Coquillen, pl. (pr. kokijen) Schal- 
tiere, Mufcheln, bei. Auftern, ſ. Konchylien; 
(Ragout) en coquilles, (Zieifchipeifen) in Mu⸗ 
ſcheln; Coquillage, £., vr. n. (ipr. —jähſch') Mu- 
ſchelwerk al$ Verzierung an Wänden 2c.; Coquil⸗ 
lon, n. (jpr. Eofijöng) mujchelfürmiges Silberförn- 
chen, Mujchelfilber. 

Coquin, m. fr. (ſpr. fofäng; wahrſch. vom ml. co- 

_ quinus, ein Küchenjunge, al3 niedrigjter im Ge- 
jinde) ein Schelm, Schurke; Coquine, f. (ſpr. ko— 
fihn’) eine liederliche Dirne; Coquinerie, f. (pr. 
kokihn'rih) Schelmerei, Schurfenitreich. 

cor, n. (Gen. cordis) I. daS Herz; cordis hasis, f. 
Heilf. der Herzgrund; €. conus, m. die Herzipiße; 
c. ventriculi, pl. die Herzfammern, Herzhöhlen. 

cor-, lat. Be: vor Wörtern, die mit r anfangen, 
= con, f. d. 

&or, m. fr. (l. cornu) das Jagdhorn, Waldhorn, 
Hifthorn (vgl. corno). 

Coräces, pl. I. (sing. corax, Nabe) raben= oder 
Berge Bögel; Koraciten, pl. = Belem- 
niten. 

coram;, [. vor jemandes Augen od. in Gegenwart; 
jemand coram nehmen, in der Studentenjpr. auch) 
foramieren, ihn vornehmen, zur Rede ftellen, ihm 
eine Erklärung abfordern, ob er eine Beleidigung 
beabfichtigt habe; coram notario et testibus, I. 
vor Notar und Zeugen; coram popülo, vor dem 
Volke, öffentlich; coram senätu, vor dem Rat. 

eoranzen, |. foranzen. 

Gorba, f. it. (eig. Korb, l. corbis) früher ein Ge- 
treidvemaß von 78,645 1, und Weinmaß von den- 
jelben Inhalt in Bologna; Corbeille, f. fr. (fpr. 
—bej’) ein Körbchen; Hochzeitsgejchenf des Bräu- 
tigams an die Braut, in Schmud, Kleidern ꝛc. be- 
ſtehend; Kripr. ein kleiner Schanzkorb; Corbillard, 
m. (jpr. —bijdhr) ein großer Reiſewagen, hinten 
mit einem Korbe, ein Kammerwagen; aud) ein Lei— 
henwagen; Corbillon, m. (fpr. Forbijöng) das 
Körbchenſpiel, ein franz. Geſellſchaftsſpiel, two jeder 
einen andern Reim auf Corbillon machen muß; 
Coͤrbula. f. ein älteres fardinisches Getreideman 

Gorcar, j. Cudbeard. [= etwa 251. 

corcülum, n. I. (Berfl.v.cor) Herzchen: der innerfte 
Kern, der den Keim der Pflanze bildet. 

corda, f.it.die Saite, f. CHorde; Tonf.una corda ß 
eine Saite, wenn auf dem Pianoforte durch das 
Verſchiebungspedal nur eine Saite von den Häm— 
mern berührt wird; tutte corde, alle Saiten ohne 
das Berfchiebungspedal; a due corde, auf zwei 


Saiten. 


- eorona 155 


corn&a, f. [. (von cornu, Horu) Heilf, die Hornhaut 
de3 Auges; Corneitis, f. r. Keratitis,f. d. 
Corned beef, n. engl. (jpr. koͤhrnd-bihf; von engl. 
corned, eingejalzen, gepöfelt) gepüfeltes Rind— 
fleifch, amerikanische Fleiſchkonſerven, Büchfenfleifch. 
Corner, m. engl. (jpr. koͤhrn'r; eigentl.: Ecke, Winkel, 
Spiße), Spefulanten-Ring, der durch Auffauf die 
PBreife einer Ware in die Höhe treibt, Auffäufer- 
gruppe, 3. B. Kaffeecorner, Petroleumeorner, 
upfercorner. 
Corner-kick, m. engl. Eckſtoß (beim Fußballipiel). 
Corniche, f. Fr. (pr. fornijch’; it. cornice, vom I. 
corönis, gr. korönis, ein gewundener Federzug od. 
Scnörfel am Schluffe eines Buches od. Abſchnittes) 
dee Kranz oder das Karnies, der oberite Teil am 
Geſimſe der Säulen oder an einem Gebälfe, der 
Geſims- oder Simskranz, das Hauptgefims. 
Cornichoͤns, pl. fr. (ſpr. kornifchöngs) eig. Hörnchen ; 
— kleine Pfeffergurken und Kapern. 
corniculum, ſ. cornu. 
corno, m. it. (= |. cornu) das Horn; corno di 
caccia, n. (ſpr. —fätticha), fr. cor de chasse, das 
Waldhorn, Sagdhorn; cornetto, m., und cornet, 
m, fr. (fpr. forneh), ein Kleines Horn, die Zinfe, 
Poithorn; cornet A piston, kleines Ventilhorn; 
Cornét, n. Hornreif zum Feithalten der Haare; 
Kornettijt, m. der Zinfenbläjer; cornettino, m. 
ein Kleines Krummhorn. 
cornn, n. das Horn, pl. cornüa; cornu aleis, 
Elenshorn; eornu cervi,n.Hirihhorn; e.raspa- 
tum, gerajpeltes Horn; 6. tornätum, gedrechſel⸗ 
te3 Horn; e. ustum, gebrannte3 Horn; c. prae- 
parätum, präpariertes Horn; cornu copiae, n. 
ein Füllhorn, Fruchthorn, Zeichen des liberfluffes: 
nad) Ovid: das Horn des zum Stiere verwandel- 
ten Flußgottes Achelöus, das Herkules ihm int 
Kampfe entriß und die Nymphen mit Blumen ı. 
Früchten füllten; cornieülum, n. ein kleines Hort, 
Hörnchen; Cornuliten, pl. nl. Hörneriteine, eine 
Bflanzentier-Beriteinerung; Cornũt, m. I. (cor- 
nütus) und Cornuto, m. it. ein Hornträger, Hahn- 
rei; ehem. bei Buchdrudern ein Halbgejell, ein zwar 
von feinem Herrn losgeſprochener Lehrling, der 
aber von den Gefellen nicht eher unter ihre Zahl 
aufgenommen wurde, bis er pojtuliert,d.h.einen 
Lohn für die ihm erteilte Anleitung an fie bezahlt 
Hatte; [bei dieſem Gebrauche (Poſtulät) wurde 
dem Poſtulierenden ein gehörnter Hut aufgejegt u. 
vom Kopfe geichlagen; daher jener Name]; Cor— 
nütns, m. (syllogismus c.) ein Hörnerſchluß, Dop- 
pel- od. Wechjelihluß, = Dilemma, f. d.; Cor⸗ 
nũta, f.Scheidef. Kolbenflafhe(Netorte) mit einen: 
geraden kurzen u. einem langen gefrümmten Halje. 
coröna, f. I. (= gr. kerön®) der Kranz, die Krone 
(3.B. corona civica, die Bürgerfrone, ein Eichen- 
franz, den ein Römer für die Lebensrettung eines 
Mitbürger zur Belohnung erhielt); uneig. 1. ein 
weiblicher Taufnahme; 2. die Strahlenfrone, welche 
bei volljtändigen Sonnenfinfternifjen erjcheint und 
al3 erleuchtete Sonnenatmofphäre gedacht wird; 
3. der umgebende Zuſchauer- oder Zuhörer-Kreis; 
4. die Umzingelung eines belagerten Ortes; corona 
eleriealis, = Tonfur, S.d.; daher f. priefterliche 
Würde; corona Veneris, Heilf. Venuskrone, Ve— 
nusblüten, eine Art jyphilitifcher Ausschlag auf der 
Stirn; Coronarien, pl. (coronariae) Bot. Kron- 
blumen, eine ausgedehnte Pilanzengattung, zu der 
die Lilien gehören; Coronation, f. nl. (vom I. co- 
ronäre, befränzen, frönen) die Krönung; Bekrän- 
zung, insbeſ. Auffeßung des Brautkranzes bei Ein - 


156 eorpus 


ſegnung einer Ehe in der griech. Kirche; Coroner, 
m. engl. (fpr. förroner; ml. coronarius, vont l. co- 
röna) eig. Kronbeamter; der Leichenbeſchauer, eine 
Gerichtsperſon in England, welche mit Zuziehung 
von Gefchwornen plögliche Todesfälle unterfucht; 
Coroners Inqueſt (pr. —ingfweit), des Leichen- 
befchauers Beſichtigung, die Totenfhau; Coroners 
Jury (pr. — dſchuͤhriſ, das Totenſchau-Schwur— 
gericht (12 Geſchworene); Coronilla, f. ſpan. (pr. 
—nilja) eig. Heine Krone, auch Escudillo de Oro 
genannt, kleines fpanifches Goldſtück mit einer 
Krone im Gepräge, = 4,139 M.; Corönig, f. nıl. 
j.v. w. Corniche, ſ. d. 

eorpus, n. |. (Gen. corpöris, pl. corpöra) der Leib 
od. Körper; eıne Gefamtheit, ein Ganzes; eine Ge- 
jellichaft, ein Kollegium; Buchdr. eine Schriftgat- 
tung, von dem corpus juris (ſ. u.) jo genannt, wel- 
ches zuerjt damit gedrudt worden ift; ad corpus, 
überhaupt, in Baufc u. Bogen, f. dv. w. per aver- 
sionem (}. Averjion); in corpäre, insgeſamt, alle 
zufammen; experimentum in corpore vili, f. 
untervilis;corpus catholiesrum, die ſämtlichen 
Fatholiihenfteihsitände; corpus constitutionum 
imperialium, die Sammlung der Eaiferl. Reichs— 
abjchiede; corpus deliecti (eig. Körper des Ber- 
gehens, d. t. der Gegenitand, an od. mit welchem 
dasjelbe begangen tworden), Beweisitüid; äußerer 
Zatbeitand eines Vergehens; c. domini, der Zeib 
des Herrn (Jeſu Ehrifti); Fronleichnam (vom altd. 
Fron = Herr), die nach kathol. Lehre den Leib 
Chriſti in ſich faſſende Abendmahlshoſtie; auch das 
zur Verehrung derſelben angeordnete Fronleich— 
namsfeſt (feit dem Jahre 1264, infolge des Wun— 
ders von Bolfena, wo beim Meßopfer der geweih— 
ten Hoſtie Blut entfloß); ec. evangelichrum, die 
Berfammlung der Bevollmächtigten der proteitan- 
tiſchen Reichsſtände; e. Juris, der Rechtskörper, 
od. das Bud), worin alle römischen Rechte enthal- 
ten find: die von dem Kaiſer Zuitinian im 6. Jahr—⸗ 
Hundert veranitaltete römische Rechtsſammlung 
Inſtitutionen, Pandekten, Codex Zuitinians und 
Novellen), welche jedoch erſt im 16. Jahrhundert 
jenen Namen erhielt; c. juris canonici, der In— 
begriff des Kirchenrecht3, die Sammlung des geift- 
lichen od. päpitlidien Rechts; e. juris eivilis, der 
Inbegriff des bürgerlihen Rechts; corpus qua- 
drätum, [. eig. ein viereciger Körper, ein vier- 
ihrötiger Menih; forpuldnt (lat. corpuläntus), 
wohlbeleibt; Korpuléenz, f. (lat. corpulentia) die 
Dide,Beleibtheit,Wohlbeleibtheit;&orpuscäfum, 
2., pl. Corpuscũla, Körperchen: Leichte, unficht- 
bare Körper, die, wie einige glauben, fchon jeßt die 
Seele umgeben u. den Urftoff zu dem feinern äthe- 
rischen Körper nach dem Tode enthalten;auchf.v. m. 
Atome (corpuscüla primitiva); Gorbusenlär= 
Philoſophie, f. die Urkörperlehre weiche in der 
Naturwiſſenſchaft von der Annahme folder Elein- 
ſten Urförperchen (Atome) ausgeht, = Atomiſtik; 
C.⸗Philoſoph od. Sorpusenfarier, m. ein An- 
hängerdiefer£ehre, =Atomijtiter;&,-Theorie, 
f.,} Emanationölehre. 

eorrea, correal, }. unter correus. 

Corrötöri, pl. it. ein Fünf⸗-Richter-Kollegium in 
Benedig, das nah dem Tode eines Dogen über 
dejien Leben genaue Unterſuchung anzustellen und 
über diejes feinen Richterſpruch abzugeben hatte, 
die Totenrichter. 

eorr£öus, m. |. (von con- und reus, ſ. d.) Ripr. ein 
Mitihuldiger; c. debendi, ein Mitihuldner; c. 
eredendi, ein Mitgläubiger; corr&a,f. eine Mit- 





coulant 


ſchuldige; corröi,pl. Mitichuldige, Mithelfer; cor⸗ 
reäl, nl. mitichuldig: Mitichuld betreffend; Cor⸗ 
reäl-Öbligation,f. einheitlicher Mitanfpruch(auc 
einheitlihe Mitſchuld) mehrerer, Gejamtichuld; 
Correãlſchuldner. Geſamtſchuldner; Correäl: 
gläubiger, Geſamtgläubiger u. ähnl. 

cortex, m. {. die Rinde, Baumrinde; auch Frucht— 
und Wurzelichale; pl. corticesz; cortex chinae, 
China- od. Fieberrinde; corticäl, nl. (corticälis) 
an der Rinde befindlich; die Ninde ausmachend, 

. äußerlich; Heilf. rindenartig (von der äußeren grau- 
rötlihen Schicht des Gehirnes : Cortical-Subftanz); 
corticds (l. corticösus), voll Rinde. 

cost, it. jo; cosi fan tutti, fo machens alle (näm- 
lid) alle rauen; Titel einer Mozarticyen Oper). 

cospetto di bacco! it. (eig. Angeficht des Bacchus!) 
Berwünjcht! ei der Teufel! 

costa, it. al3 Hauptwort, f. Rippe; Seefüfte; als 
Berbum: es koſtet (v.costare); als Adverb: costä 
(vom l. eccum [d. i. ecce eum] istac) Kfjpr. hier; 
costi od. a costi (v. I. eccum istic) dort, an dem 
Drte, wohin der Brief gerichtet ift; daher coſtige 
Maren, dortige Waren. 

coftäl, nl. zu den Rippen (costae) gehörig; Coſtal⸗ 
gie, f. L.sgr. Heilt. Rippenjchmerz. 

&öte, £. fr. (pr. koht; altfr. coste, vom lat. costa, 
Rippe, Seite) Rippe, Abhang, Hügel; Cote rötie, 
f. (fpr. —rotih) eine Hügelreihe an der Ahone, u. 
(m.) ein dort wachſender franzöſ. Rotwein: Cote⸗ 
Meine, franzöſ. Weine, die an falfigen Hügeln im 
ſüdöſtlichen Frankreich wachſen, bei. int Departe- 
ment Cöte dD’or(Goldhügel, wegen des ergiebigen 
Bodens); Cöte-Satind, fr. ſchweres doppelt ge- 
köpertes Seidenzeug. 

eöte, m. fr. (altfr. costet, it. costato, ml. costatum, 
vom I. costa, Rippe, Seite) die Seite; cöt6 droit 
(fpr. —drod), die rechte Seite, und cöt6 gauche 
(pr. —gohſch'), die Linke Seite in der franz. und 
andern Deputiertenfammern, leßtere von der Op- 
pofitionspartei bejegt. 

Cottage, Kottageiyitem, 1. Kottage. h 

Götus, m. I. (coetus, zge3. aus coitus, von Co-ire, 
zuſammenkommen) eine Berfammlung, ein Berein, 
bei. Hörerverein von Schitlern, Kirchenbejuchern, 
Schülerkreis 2c.; Menge, ein Haufen Voltg. 

couche! fr. (pr. ufch; von coucher, niederlegen, v. 
1. collocare, prov. colcar) zu Hunden gejagt: lieg 
ſtill! ſchweig! eouchen (kuſchen), gem. f. ftillliegen, 
zu Kreuze kriechen. 

Coucou, m. fr. (ſpr. ku-kuͤ, d. i. Kudud), Schwarz- 
wälder Uhr, Kuckucksuhr; ein veralteter kleiner 
Torwagen in Paris, überh.: ſchlichter öffentlicher 


agen. 

Coudẽée, £. fr. (pr. kudeh'; v. coüde = I. cubitus, 
der Ellenbogen) die Länge vom Ellenbogen bis au 
die Fingerfpigen; daher ein ehem. franzöſ. Längen- 
maß von ?/s Ellen. 

Gonfage, f., r. n. fr. (fpr. Zuldhf&’; v. couler, flic- 
gen, von I. coläre, v. tr., durchjeihen) Kfſpr. das 
Ausrinnen, der Abgang oder Berluft, den flüflige 
Waren durch Auslaufen erleiden, vgl. Ledage; 

conlant (ipr. fulang, Bon fuldnt) fließend, 3. B. 
eine coulante Schreibart; nachgiebig, willfährig, 
leicht zu behandeln; aud) (in Gejchäften) aufmerk⸗ 
jam, zuvorfommend; al3 Adverb. coulamment 
(pr. fulamang), leicht, geläufig, bei. vom Sprechen 
einer fremden Sprade; Coulant, m. ein verſchieb⸗ 
barer oder beweglicher Schmuck (Edelſteine 2c.) an 
Frauenhalsbändern; der Zugring od. Schieber au 
Regenſchirmen; Coulanz, f. weltmännifhe Nadh- 


Couleur 


iebigkeit und Freigebigkeit bei ſtreitigen Ben 
Gonie, m. (fpr. fuleb) Tonk. die Schleifung; Tanzf. 
der Schleifſchritt; Coulée, f. (fpr. kuleh') die lie— 
gende oder gejchobene Schrift (= Kurſiv). 
Couleur, f. fr. (ſpr. ulöhr; v. I. color) die Farbe; 
bei. die Trumpffarbe im Kartenspiel; uneig. der 


Borwand, Sceingrund; auch Studentenverbin- | 


dung, weil eine ſolche Farben ala Abzeichen trägt; 
en couleur (ipr. ang—), in der (beiten) Tarbe 
Amen): Couleur de Preference (ſpr. —prefe 
rängß’) oder favorite. f. Kartenjp. die Vorzugs⸗ 
farbe; Couleur de Püce (ipr. —pühß'), Floh— 
farbe, j. Kermes; couleuriert = foloriert. 

&oulevrine, f. fr. (ipr. fulewrine, urſpr. couleu- 
vrine, von couleuvre, Schlange, l. colüber) Krf. 
die Feldichlange, eine Art langer Kanonen. 

&oulis (ipr. fulih), 1.n. fr. (von couler, fließen, 
durchfeihen; prov. coladitz, en l. gleich]. co- 
laticius) eine durchgefeihete Kraftbrühe von Hüh— 
nern, Kalbfleiſch, Krebſen 2c.; Musſuppe; aud) 
dünner Gipsmörtel; 2. m. chinefishe Laſtträger, 
ſ. auch Kulis. 

Couloir, m. fr. (ſpr. kulöcir) Verbindungsgang 
zwiſchen zwei Zimmern (= Korridor), ein Wans 
delgang, — N: d.); Durdhichlag, Seihtuch. 

&onlomb, n. fr. (jpr. Fulong) die Einheit der Elef- 
trizitätsmenge; die Eleftrizitätgmenge, die inner- 
halb einer Sekunde mit der Stärfe von einem 
Ampere dur den Wideritand von 1 Ohm fließt; 
Coulombzähler, m. oder dad Coulombmeter, 
ein Apparat pur Zählung der Elektrizitätsmenge. 

&ount, m.engl. (pr. faunt), Bezeichnung eines nicht- 
engliihen Grafen in England (Earl ift der eng— 
liſche Graf); County, n. engl. (fpr. faunti; = = 
comt£) eig. Grafichaft, dann ein Kreis, Yandes- 
bezirk (= angelſächſiſch shire, deren England 40, 
Wales 12, Schottland 30 enthält). 

Country-dance, m. engl. (jpr. koͤntri⸗dãnß, von 
country, Gegend, Landſchaft, Land), alter Reihen— 
tanz, ländlicher Tanz, Kontre. 

&oup, m. fr. (jpr. kuh; prov. colp, it. colpo, von I. 
colaphus, gr. kölaphos, v. koläptein, auf etwas 
Ihlagen) ein Hieb, Schlag, Stoß, Streid; auch 
Burt, Fang, Griff, Schuß, Zug, 3. B. beim Spiel; 
einen Coup maden, ein Unternehmen glüdlich 
ausführen; coup d’assurance, j. Semonce; 
coup d’&clat (jpr. —vefldh), ein Haupt⸗ oder 
Meiiterjtreich; c. dessai (jpr.—defjäh), ein Probe— 
ſtück; e. d’6tat (pr. —vetdh), ein Staatsſtreich, 
der durch augenblicdliche Gewalt eine weſentliche 
Anderung der Staat3verhältniffe herbeiführt; c. 
de force (ipr. —forßꝰ) ein Gewaltitiid, eine Rraft- 
probe; c. de fortune (jpr.—fortühn’),ein Glücks⸗ 
fall; c. de gräce (pr. — grahß’), ein Gnadenftoß; 
€. de hazard (pr. —hafahr), Wageftüd, Glücks— 
griff; c. de main (fpr. —mäng) ein Handitreich, 
eine Überrumpelung; c. de theätre, f. Theater- 
Coup; c. manque (fpr. —manfeh) oder faux 
coup(jpr.foh füh), ein Fehlſchlag, Fehlſchuß, Fehl⸗ 
mul, Gehlgug 2c.; €. d’oeil (pr. —döj), ein rajcher 
Überblid, Abriß, Leitfaden; A coup perdu (jpr. 
—perdüh), aufs Geratewohl. 

coupable, fr. (pr. kupab'l; v. l. culpabflis, ſ. culpa 
ujw.) ſchuldig, ftrafbar. 

Gonpage, Coupe, j. coupieren; compellieren, 

& —— 

upe⸗Gorge, m. fr. (ſpr. kup'gorſch'), ein Gurgel⸗ 
abſchneider, Kehlabſchneider, Raubmörder. 

Couperoſe, f. fr(ſpr. fup’röj’; it.copparosa,niederd. 
koper-roose, von [. cupri rosa, gr. chälkanthos, 


courant 157 


d. i. Kupferblume, holl. — Kupferrot, engl. 
copperas) Kupfervitriol, Kupferwaſſer; Heilk. der 
Kupferausſchlag. 

coupieren (ſpr. ou =u), fr. (couper, it. colpire, v. 
coup, colpo, colaphus, j. Coup) fchneiden, hauen, 
abhauen; abichneiden, 3. B. den Weg, abfondern; 
berichneiden, abitumpfen, z. B. ein Pferd, jtumpf- 
Ihmwänzen; Fahrkarten durch Abreigen od. Durd)- 
lochen entwerten; Kartenfp. abheben, auch ftechen 
(coupez, heben Sie ab!); Tonf.die Noten abftoßen; 
Fechtk. über die Klinge de3 Gegners wegſtoßen; 
den Wein —, verſchneiden, d. i. verfchiedene Sorten 
miteinander milden; Coupage, f., r. n. (jpr. fu- 
pdhich’) die Verfchneidung des Weines; coupe od. 
coupiert, durchſchnitten, z. B. ein coupiertes 
Terrain, ein zerfchnittener Boden, d. i. eine durch 
Gräben, Heden ꝛc. durchſchnittene Gegend; ver- 
Ihnitten, gelegt (von Pferden gebräuchlich), auch 
Au) t; im Kartenfpiel: abgehoben, auch ge- 
ftohen; Tonk. abgejtoßen; durchlocht, entwertet; 
Coupe, m. 1. Tanzf. der Biegefchritt, ein Tanz- 
tritt, bei dem der Fuß gebogen wird; 2.n., auch ſ. v. 
w. coupierter Wagen, ein kurzer, halb offener 
Wagen ohne Borderfiß, eine Halbkutjche; 3. Poſtd. 
der Borderraum oder Berjonenraum eine? Cours» 
wagens, in Deutjchland wohl aud) das Kabrio— 
lett genannt; 4. jede Eifenbahnmwagen-Abteilung. 

&oupe, £. fr. (ipr. fup), das Schneiden, der Schnitt, 
Bufchnitt; coupe des cheveux (fpr. — dä ſchwöh), 
das Haarfchneiden; coupe-gorge, f. (fpr. fup- 
görſch), Diebesherberge, Mürdergrube; cnupeur, 
m, fr. (fpr. tupöhr), der Abjchneider, ON Der 

Goupfet, n. fr. (fpr.fupfeh; v. coupler, J. copuläre, 
koppeln, verbinden) ein Gefäß (Strophe) eines 
Liedes, meift mit einem Refrain oder Rundvers 
Ichließend; befonder3 ein Spottliedchen auf foziale 
oder politifche Gegenstände, meift al3 Einlage in 
Poſſenꝛc.; coupletieren (fr. coupleter), in Berfen 
verfpotten. 

&oupote, f, j. Kuppel. 

Coupon, m. fr., pl. Coupons (fpr. Fupöng; von 
couper, ſchneiden), ein Abjchnitt, Zinsfchein bei 
Staatsfchuldbriefen, wie Leiten untereinander ge» 
druckte Scheine, wovon bei jeder —— einer 
abgeſchnitten und der auszahlenden Kaſſe zum Be— 
lege gegeben wird; auch ein Zeug-Reſt, kleiner 
Rückſtand von Ellenwaren; Couponſteuer, f. be- 
ondere Beſteuerung der Staatsgläubiger durch 
Abzüge an den Zinſen; Coupüre, f. ein Abſchnitt, 
Durchſchnitt. 

Cour, f. fr. (ſpr. fuhr; ehem. court, it. und ſpan. 
corte, von |. cohors, zgez. cors, Hofraum, woher 
ml. cortis, fürftliher. Hof) der Hof; Gericht3hof; die 
Aufwartung am Hofe oder bei einem VBornehmen; 
höfiihe Ehrerbietung; einer Perſon, bef. einer 
Dame die Cour machen, ihr den Hof macen, 
ih um ihre Gunst bewerben; fo auch: einen Be= 
couren, ihm aufwarten 2c.; cour d’amour (fpr. 
— — mühr), ein Minnehof, Minnegeridyt im Mit- 
telalter; ce. par6e, Prachthof, feierliche Hof-Auf- 
wartung; e. pl&niere(jpr. — plenjähr”), allgemeine 
moin RER SUnG; courfähig, gejellihaftsfähig, 

offähig. 

Gourage, f., r.n. fr. (pr. kurchſch'; prov. coratge, 
it. coraggio, von l. cor, Herz, fr. coeur), Beherzt- 
heit, ver Mut; couragenx (pr. kuraſchöh, gem. 
— ſchöhs) oder couragiert, mutig. _ 

courant, fr. (jpr. furdnt; von courir, [. curr£re, 
laufen) oder furant, laufend, umlaufend, gang- 
bar, gültig; adverbialifh: couramment (Ipr. 


158 Courbe 


kurammäng), geläufig, fertig; Kuräant, n. von 
Münzen, umlaufende, gangbare Münze, Verkehrs— 
münze, beſ. grobes Silbergeld im Gegeniage von 
Scheidemünze; Kurant-Bank, f. eine öffentliche 
Ban, die ihre Zahlungen in Courant-Geld macht, 
Kurant-Schulden, Keine Schulden ohne Sicher- 
heit und Unterpfand; au courant (fpr.o furang), 
im laufenden (Breife); au eourant fein, mit der 
Zeit und ihren neueiten Erfcheinungen fortichrei- 
ten, auf dem Laufenden fein; Courante, f. (ſpr. 
furangt') ein veralteter franzöf. Bühnentanz; aud) 
ein Tonftüc im %g od. %, Takt; Couranten, pl. 
umlaufende (zivfulierende) Zeitungen oder Zeit- 
ihriften; Courantin, n. (fpr. furangteng) das 
Schnurfeuer, zum Anzünden der Feuerwerke; 

Preiskurant, m. Preisliſte. 

Courbe, f. fr. (ſpr. kurb'; v. courbe; frumm = |. 
curvus) Bauf. ein Krummfparren, Krummholz; 
Srößenl.—= Kurve; auch eine Kniegeſchwulſt der 
Pferde, Spat; courbieren (fr. courber), krüm— 
men, biegen; fich beugen; Courbüre, £. (ſpr. kur— 
bühr’) die Krünmung, der Bug; Gonrbatüre, f. 
die Steifigfeit der Pferde); Courbétte, f. (ipr. 
furb—) ein Bogenfprung eines Pferdes, jehr kur— 
zer Öalopp; aud) ein Büdling, Kraßfuß; courbet⸗ 
tieren, fi. (courbetter), Krummſprünge maden. 

Couronne, £. fr. (fpr. kuüronn'; = I. coröna) die 
Krone; Couronne dor, Goldfrone, eine alte 
franz. Goldmünze mit einer Krone und einem 
Kreuze im Gepräge, etwa — 10 ME.; Couronne⸗ 
ment, n. (fpr. furönn’mäng) die Krönung; das 
Kranzgefims; Krſpr. die Krönung des bededten 
Weges, das Kronwerk, die Bruitwehr; couron— 
nieren, mit einem Kronwerk deden. 

&ourt, m. engl. (jpr. Eohrt; vgl. Cour) Hof, bei. 
Gerichtshof; auch eine Gejelihaft engl. Kaufleute 
in Hamburg; court-journal, in Zondon die offi= 
zielle Hofzeitung; court martial (ſpr. — märſchäl), 
Kriegögeriht; court of arches, j. v. w. arches- 
court,].d.; c. of chancery (jpr. —oiv tihehngeri), 
Ranzleigericht; c. vf common pleas(jpr.—plih3), 
der ZivilgerichtShof fiir Brivatftreitigfeiten; c. of 
equity, ein Billigkeitsgericht, Handelsgericht in 
England, welches nicht nad) firengem Recht, fon- 
dern nad) Billigkeit enticheidet; e. of exchequer 
(pr. —erticheder), dad Schabfammergericht; c. of 
king’s od. queen’s bench (ſpr. — kwihns benfch); 
da3 Oberhofgericht; court of recörd (jpr. — ri⸗ 
fahrd) der Gerichtshof mit fchriftliher Verhand— 
lung, das Gericht in Streitigfeiten über 40 Schil- 
linge; court of non record oder ce. not of re- 
cord, der Gericht3hof mit nicht fchriftlicher Ver— 
handlung in Saden unter 40 Schillinge. 

&ourtage, j. Courtier. 

&onrtaud, m. fr. (fpr. Furtöh; von court, Furz) ein 
Stugpferd (mit gejtußten Ohren und Schwanze). 
court bouillon, m. fr. (pr. für buiong) Wein- 

brühe zu Fiſchen. 

Gourte=pointe, f. frz. (pr. furt-poängt; it. culeita 
puncta], Steppdede. 

Gourtier, m. fr. (fpr. —tjeh; ehem. auch courretier, 
bon courir, alt courre, laufen, weil fein Gejchäft 
im Umherlaufen beiteht) ein Mäkler, Unterhändler; 
eourtier interpröte (jpr. — ängterpräht’), in 
Sranfreih ein beeidigter Handel3-Dolmeticher; 
Gourtage, f., r. n. (fpr. furtdich’), auch Cenſe— 
rie, f. (jpr. Bangperih) das Geſchäft eines Mäk— 
lerd; aud Mäklergebühr; Courtage-Konto, n. 

Rechnungsbuch der beeidigten Mätler. 

Gourtine, f.fr.(fpr. furt—; it. cortina) oder Kur 


Crachat 


tine, der Vorhang, beſ. des Theaters (im Lat. 
bed. cortina vielmehr den Rundraum desſelben 
oder Kreis der Zuſchauer); Krſpr. der Mittelwall, 
— en —— verbindet. 
court Jours, pl. fr. (ſpr. fuhr ſchuhr) eig. kurze 
Zage, Kfipr. kurze Friſt, von Wechieln. k : 
Couſin, m. fr. (fpr. fufäng; prov. cosin, kurwelſch 
cusrin, ml. cosinus, 3903. aus consobrinus, ınl. 
cossofrenus, Gejchwijterfind, Vetter, v. sobrinus, 
was aus sororinus, d. soror, Schweiter, entitan- 


den iſt) der Better; Confine, £. die Baſe. 


Couſinet, m. (ipr. Fufineb) oder Couſinoͤtte, f., r. 
wohl Couſſinet. Couſſinotte, fr. (von coussin, 
Kiſſen, it. cuscino, J. gleich}. culeitinum, v. culcita, 
Kiffen, Polſter) Seidenapfel, Roſenapfel, roter 
Boliterapfel 2c., eine Art Apfel von ſehr weichem 
Fleiſch und feiner Haut. 

Couteau, n. fr. (ſpr. kutoͤh; ehem. coutel, prov. 
coltel, it. coltello, v I. cultellus, Verkl. v. culter), 
— er, non — de chasse, 
n. (ſpr. — Ichafl’) ein Hirſchfänger; Coutelas, m. 
(ipr. kut'lcih) Stutzſäbel. 

Couteline, f. fr. (ſpr. fut—) eine Art weißes oder 
blaues Baummollenzeug aus Oftindien. 

cohte que cnüte, fr. (fpr. Fuht kö kuht) es Eofte, 
was e3 wolle. 

Coutil, m. fr. (fpr. kutih; v. l. eulcita, Kiffen, Ma- 
trage) der Bettzwillich. 

Coutüme, f. fr. (ipr. kutühm'; ehem. coustume, vgl. 
Coſtüme) Gewohnheit; Herfommen, Gewohnheits⸗ 
En in Franfreich Provinzial-Geſetze, alte Land— 
rechte. 

Couvert, n. fr. (pr. kuwähr; gew. Fumert; don 
couvrir, bededen, [. cooperire, it. coprire) oder 
Kuwert, ein Umjchlag, Briefumſchlag; ein Ge- 
deck der Speiletafel für eine Perſon; à couvert, 
1. für die Mahlzeit einer Perſon (nämf. wird fo 
und jo viel bezahlt); 2. geborgen, in Sicherheit; 
par couvert, abge. p. €, durch Einjchlag oder 
Beiſchluß, auf Briefen; couvertieren, einichlagen, 
einjchließen; &onvertüre, f., (ipr. —tühr’) die 
Dede, Hille, der Umjchlag, Überzug; Bettdede; 
Goupreface, £. (pr. kuw'rſaß) die Bollwerkslehre 

Canada, m. die portugiefiiche Elle, |. Cobid, Co— 

ido 


Cobenant, m. engl. (ſpr. köwwinänt; entſt. aus 
altfr. convenant, dv. I. convenire, zuſammenkom⸗ 
men) überh. ein Bertrag, Bündnis; in3bef. das 
Glaubensbündnis der jchottiihen Proteftanten, 
zum Schuß der neuen Lehre 1586 geſchloſſen; Coͤ— 
benanter, m. ein Berbindeter, fchottifcher Glau- 
bensbiindner, Bresbyterianer. 

Sovent, |. Konvent; Covid, |. Cobid. 

Goventgarden, m.engl.(jpr.fowiunt—), der Markt- 
plag in London; Coventgarden-Theater, das 
Theater dajelbit. 

Gopvidllo, m. it. ein Prahler, Eijenfrefjer, Bramar- 
ba3 auf dem ital. Volkstheater. 

Cowcatcher, m. engl. (ipr. fau-Fäticher) der Bahn- 
räumer (ein Teil der Lokomotive). 

Gotwry, Komries, = Kauri; Coyon, |. Coion. 

Cox⸗comb, m. engl. (fpr. kockskom) der Narr, Feig- 
ling, Geck, Stugßer. 

Goyan, n. ein Fruchtmaß und Handelsgewicht in 
Hinter-$ndien. 

Goyhänfer,. pl. (pr. Feu—) Lagerhäufer an den _ 
großen Flüſſen Amerikas, wahricheinlich verderbt 
für engl. quay-houses, key-houses, ſ. Quai. 

Gradat, m. fr. (ſpr. kraſchäh; von cracher, aus— 
fpeien) eig. ausgeworfener Speichel oder Schleim; 


Grad 


verächtlich u. wohl aus der Revolutionszeit: ein Or⸗ 
densftern oder mehrere auf der Bruſt —— 
Ordenszeichen; Crachement, n. fr. (ſpr Fraſch'⸗ 
mäng), das Ausſpeien; Hervordringen v. Pulver— 
gaſen bei Hinterladern: Crachoir, m. (ſpr. kraſcho— 
aͤhr) ein Spud- oder Speinapf; erachotieren (fr. 
‚erachoter), oft ausjpucden. 

—— m. ein däniſches Schiff mit drei Maſten ohne 

örbe. 

Crack, m. engl. (ſpr. kräck; eigentl. krach! klatſch! 
knacks!, dann: der Krach, der Knall, der Prahler) 
das beite Pferd im Rennſtall (pl. Cracks). 

Gracovienne, f. fr. (v. Cracovie, Krakau) oder 
Krafowienne, polnischer Nationaltanz; Cra— 
cobiers, pl. fr. (fpr. frafomwieh) fleine, mit einem 
Ragout gefüllte und in Butter gebadene Eier- 


en. 

Crag, m. engl. (fpr. kräg) Sandmergel u. ähnl. Be- 
itandteile, geologifche Tertiärfchicht in England. 

eraintif, fr. (ſpr. frängtif; von craindre, fürchten) 
furchtſam, ſchüchtern, blöde. 

cramoiſi, fr. (pr. kramoaſi) = karmeſin, oder 
karmoiſin, ſ. Kermes. 

erapüla, f.[. (gr. kraipäle) der Rauſch u. das Kopf⸗ 
weh danad), gem. Katenjammer; Srapüle, f. fr. 
Liederlichkeit, Völlerei, Pöbel; erapulieren, ſich 
berauſchen; erapulos (fr. crapuleux), berauſcht, 
trunken. 

Craquelẽ, f. fr. (von craqueler, dem Porzellan eine 

geriſſene Glafur geben; eig. Porzellan = Aus— 
hu), riſſige und halbdurchſichtige Glaſur, Glas— 
verzierung. 

Craqueur, m. fr. (ſpr. kraköhr); von craquer, Fra- 
chen, uneig. prahlen) ein Prahler; Craquerie, f. 
(jpr. krak'rih) Brahlerei, Lüge. 

eras,l. morgen; eraftinieren, aufmorgen verlegen, 

vertagen, verjchieben. 

Crataegus, I. der Weißdorn. 

Crahon, m. fr. (ſpr. frejöng; von craie, =. creta, 
Kreide) ein Bleiftift, Sarbenftift; auch eine damit 
gemachte Zeichnung, der erjte Entwurf; erayon= 
nieren, mit Bleiftift, Rötel 2c. zeichnen. entwerfen. 

Craͤzia, Eräzie, £. it. Silbermünze in Florenz von 
ungefähr 5 RE Wert. 

Grea, f. auch Creas, ſpan. Lederleinwald oder 
Doppelleinwand (urjpr. fpan. Stoff). 

Creance, f. fr. (jpr. kreängß; ml. credentia, it. cre- 
denza, vd. [. cred£re, glauben; vgl. Kredit) Ver— 
trauen, geheimer Auftrag; Bürgichaft;Schuilforde- 
rung; Creaneier, m. (ſpr. —ßjeh) ein Gläubiger, 
j. dv. w. Kreditor. 

Gredhe, f. fr. (ſpr. Eräfch’ ; eig. Krippe, it. greppia, 
althochd. krippa, altjäch]. kribbia) Spiße eines 
Brüdenpfeilers, Eisbod in Flüffen; auch (von dev 
Krippe des Jeſuskindes hergenommen) ein Findel⸗ 

8 


aus. 

Creets, pl. engl. (fpr. krihks; mi. crica, holl. kreek, 
angel. crecca) feine Buchten und Hafenpläße an 
den englifchen Küſten (vgl. Crique und Krieh); 
Greefs u. Crees, pl. (jpr. krihks, krihs) ein paar 
Indianerſtämme in Nordamerifa, nach den vielen 
Gewäſſern ihres Landſtrichs fo benannt. 

Gremallieren, pl. (fpr. —maj—; fr. cremaillere, 
eig. ein Kefjelhafen, verw. mit holl. kram, deutſch 
Kramme, Krampe) Krk. Sägezähne, dreiedige 
Ausſchnitte an der inneren Böldung der Bruſt⸗ 
wehr einer Feldſchanze; Cremaillerie, f. (pr. 
—maljerih), Banken» oder Kerbwert, Kerbfchange; 
eremaillieren, ferben, zänfen. 

Creme, f. fr. (jpr. Frähm’; it. u. fpan. crema, aus 


Crimson Rambler 159 


demt |. cremor) der Milchrahm, die Sahne (L. cre- 
mor lactis); aud) ein Schaumgericht od. angenehm 
ſchmeckendes Mus aus Eiern, Milch, Zuder, Man- 
dein 2c.; uneig. das Beite von einer- Sache, insbeſ. 
die feinste, vornehmſte Geſellſchaft (la cr&me de 
la societe); ereme fouettee, f. (fpr. — fuätteh’) 
zu Schaum gefchlagener Rahm, uneig. fchöne 
Worte, leerer Wortichaum; Creme à la Chan- 
tilly. Schlagfahne; Cr&med’orge Gerftenfchleim ; 
Creme Plombieres,Sprudelrahm ; CremePlom- 
bieres glacde, Eierfchaumgefrorenes; Cremo— 
meter, n. ein von Chevalier erfundenes Werf- 
zeug zur Unterfichung der Milch; eremeng, rahnı- 
artig. [von Gremdsna in Stalien. 

Cremonéſer Geigen, eine vorzügliche Art Geigen 

cremor m. l. Didjaft, Rahm; er-mor tartari 
oder &remortartäri, m. Weinfteinrahm, ge- 
reinigter Weinftein (tartarus depuratus, vgl. Tar- 
tarus). 

Creneau m., pl. Creneaux, fr. (fpr. —no) ͤh; altfr. 
crenel, vom |. crena, nk hnikt, Sterbe) die Zinne, 
Schießſcharte; erenelieren, (fr. creneler), ferben, 
auszaden, mit Zinnen oder Schießfcharten ver- 
jeben; rändern, 3.8. Münzen. 

Crepinette, f. fr. (pr. —nett), Kochk. in Nee ge- 
wicelte Hirnwurſt, Netzwürſtchen. 

er+scendo. it. (ſpr. kreſchendo: vom I. crescere, 
wachſen) Tonf. ttärfer werdend, zunehmend; eres= 
cent(l.erescens), wachjend, zunehmend; Creſcent, 
m. engl. (ſpr. kreſſent) der Halbmond, eine halb- 
mondjörmige Häuferreihe; Crescenz, f. I. (cres- 
centia) das Wachen, Wachstum; Erirag, Ernte; 
in3bef. der Weinertrag; Crescentia, abgef. Cres⸗ 
cenz, f. weibl. Name; die Wachjende; Crescentin⸗ 
garn, eine Öattung der Floretjeide, auh Bamwella 
genannt. 

ereta, f. l. (v. der Inſel Kreta; eig. Fretifche Erde) 
die Kreide; ereta alba, weiße Kreide; er. ni- 
gra, ſchwarze Kreide. 

Grete, £. (vom I. crista) Kamm (eines Hahne3), Grat, 
Rücken (eines Berges), Bergfamm; Schopf oder 
Federbuſch; Helmſpitze; Krk. der Kamm oder die 
Krone der Bruftiwehr. 

Cretonne, f. fr. jtarfes weißes Hanfleinen; jtarfer 
Kattun. 

Crevaſſe, f. fr. Riß, Kluft, beſ. Eisſpalte in den 
Gletſchern. 

Erevescoeur, n. fr. (ſpr. kräw'köhr; von crever, 
zerſprengen, brechen, und coeur, Herz) Herzeleid, 
Kummer, empfindlicher Berdruß; auch eine Hühner⸗ 


raſſe. 

Grevde, f. fr. eine Art Schnürleibchen. 

&revette,f. (pr. kroͤwätt), Krabbe, Eleiner Seekrebs. 

&rew,f.engl (pr. kruh) Befagung,Bemannung eines 
Bootes oder Schiffes; Sahresflafje der Seekadetten. 

eriant, fr. (Üpr. friang; v. erier, fchreien) fchreiend, 
himmelfchreiend (z.B. Ungeredtigkeiten). 

Griarde, £. fr. Raufch- oder Steifleinwand. 

Gribbage, n. engl. (jpr. kribbedſch) ein englifches 
Kartenſpiel. 

Cribonnettes, pl. fr. (ſpr. kribonnett') ein Fleiſch— 
gericht von rohem Kalbfleiſch mit Gewürz, Zi— 
tronenſchale ꝛe. in Mehl umgewendet und in But— 
ter gebraten. 

cribrum, n. [. (verw. mit cernẽre, ſcheiden, ſondern) 
das Sieben, Durch- oder Ausſieben; cribroͤs, nl. 
durchlöchert, ſiebartig. 

Cricket, n. engl. das engliſche Schlag-Ballſpiel. 

Crimson Rambler, f. engl. (fpr. frimfn rämbl’r; 
von engl. crimson, Karmoiſin, farmelin, hochrot, 


160 crinis 


und rambler, Umherſchweifer, Umherkletterer, von 
to ramble, umherjtreifen, ſich unregelmäßig bin- 
winden, aljo eigentl.: farmefinroter Umherſchwei— 
fer), hochrote Kletterrofe, japanische Klettervofe. 
erinis, m. [. das Haar; crin, n. fr. (fpr. krähng) 
Rferdehaar, langes Tierhaar; erin d’Afriqre 
(pr. — dafrid), Haarzeug aus Afrika; erinds, 
nl. haarig, behaart; Crin veg6tal, n. fr. (ipr. 
weigerall), Bflanzenfajern (z. B von Balmen, die 
als Erjag für Roghaare verwendet werden); Cri⸗— 
noideen, pl. Haariterne, Meerpalmen, Seelilien, 
Berjteinerungen größtenteils ausgeitorbener Tier- 
arten, meijt von pflanzenartiger Geftalt; Crino— 
fine, £. fr. ein Gewebe aus Roßhaar; ein daraus 
verfertigter und durch ein Drahtaeftell od. Reifen 
ausgefpreizter Frauenunterrod, erfunden von Frid 
in Baris, Haarreifrod; auch das Drahtgeitell ſelbſt, 

_ Reifengeftell. 

Crique, f. fr. (pr. Fri’; vgl. Creeh) ein Kleiner na- 
türliher Seehafen, Landungsplatz; Krk. Gräben, 
die man aufwirft, um dem Feinde das Aufwerfen 
von Lufgräben zu erjchiveren. 

Crizot, n. fr. (pr. friföh), eine Art Tombaf, woraus 

_ man jonjt ul verfertigte. 

Crnagora, ferb. (fpr. Zrna—) montenegrinifche 
Schreibung für Czernagora, |. d. 

Groccia, £. it. (fpr. kroͤttſcha) oder Erocka, f. L. v. 
crocus, Saffran) die rote Kardinalskleidung. 

—— f. fr. (ſpr. kröſch ¶) die Üchtelnote=Croma2., 


erochieren (pr. kroſch —), fr. (crocher, v. croc, Ha- 
ten, engl. crook, ml. croca, crocea, Biſchofsſtab, 
Hirtenjtab) krümmen, Häkeln; Crochet, m. (ſpr. 
kroſcheh) ein Häkchen, kleiner Haken; 1. Heilk. der 
Steinhaken, Steinzieher zum Steinſchnift; 2. der 
Dietrich; 3. auch das Tragereff; 4. (pl. Crochets) 
Stirn- oder Seitenlocken der Frauenzimmer, Her— 
zenshäkchen; 5. Krk. Haken, welche über die Winkel 
der Befeſtigungswerke hinausgreifen, zur Deckung 
gegen Feuer von der Seite; 6. Buchdruck. Klam— 
mern; cerochetieren (fr. crocheter), mit einem 
Hafen oder Dietrich aufmadhen; Crocheteur, m. 
(ipr. kroſch'töhr) ein Laſtträger. 

Srociäta, f. it. (jpr. ci wie tfch) der Kreuzzug; Gelb, 
das man ftatt der Teilnahme an einem Kreuzzuge 
zahlte; Zahlung für den Erlaß kirchlicher Feittage, 
dei. in Spanien; Groeciati, pl. Kreuzfahrer. 

Erocione, m. it. (jpr. frorihöne; Vergr. von croce 
=|. crux, Kreuz) ältere mailändijche Silbermünze 
— 5,422 Mt. 

Croiſieren (pr. troaf—), fr. (croiser, von croix = 
l. crux, Kreuz) freuzen, hin» und herziehen; Krk. 
ein Sreuzfeuer machen; Groifäre, f. Kreuzfahrt, 
bej. auf dem Meere; Kaperfahrt; Yechtk. Kreuz> 
ſtoß; Bir n. (eig. — geköpert; Name ver- 
ihiedener Seiden- u. Wollenzeuge, be. zum Unter- 
futter; auch ein eigentüimlicher, gefreuzter Tanz- 
ſchritt; eroifiert, übers Kreuz gearbeitet, geföpert; 
Groifce, f. Fenfterkreuz. 

Groifjant, m. fr. (fpr.froafjäng) eig. wachjend, 1. der 
zunehmende Mond; 2. der türkische Halbmond. 
Groig, f. fr. (pr. fröd) da3 Kreuz, bef. croix d’hon- 

neur, Kreuz der Ehrenlegion. 

Groma, n.it. (da3 gr. Chroma, Farbe) Tonk. 1. die 
Erhöhung oder Erniedrigung einer Note um einen 
halben Ton (angebl. darum fo genannt, weil man 
die Halbtöne mit anderer Tinte bezeichnete; wahr- 
icheinlicher, weil man fie nur als Färbungen der 
Haupttöne anjah; vgl. Hromatifd); 2. auch eine 
Achtelnote 


Croupe 


erusta 


Cromlech, m., r. f. kelt.-wallif. (v. crom, jchief, ı. 


lech, ein flacher Stein, ir. cromleac) ein keltiſcher 
Steinaltar, druidiſches Grabdenkmal — Dolmen 
(pl. Cromlechs. 


Crootes-Hittorf⸗Röhre, f. (nach den Erfindern 


benannt) eine Glasröhre mit fehrverdiinntem Luft- 
raum in der die pofitiven Strahlen der Geißler- 
ſchen Röhren verſchwinden, durch die dagegen die 
negativen oder Kathodenſtrahlen in einem Findel 


. dringen, fo daß durch diefe Kathodenftrahlen auf 


der Glaswand ein meergrünes Licht entjteht, von 
dem die Röntgenjtrahlen ausgehen. 


Groups, pl. engl. (v. crop, eig. Ernte) Kfipr. große 


Tabaksfäſſer in Nordamerika; Crop-⸗Noten, pl. 
eig. Ernte-Scheine, amtliche Scheine über die Menge 
und Blüte des abgejendeten Tabaks. 


Croſſe, £. fr. (prov. erossa, it. croceia, d. gleich]. I. 


crucius, 3, um, v. crux, das Kreuz) 1. ein Hirten⸗ 
jtab, Biichofsftab; 2. die Kolbe am Flintenſchaft; 
3. der Schwanz der Lafette (crosse d’affüt). 


Cross-readinzs, pl. engl. (ſpr. —ridings) das Quer- 


lefen, daS Hinüberlefen aus einer Drudipalte in 
die andere, wodurch zuweilen ein lächerlicher Sinn, 
witziger Gegenftand ꝛc. entiteht. 


Group, m. engl. (jpr. gruhp; vom deutſchen Kropf, 


niederd. kropp, der häutige Sad am Halje fürner- 

frefjender Vögel, und eine ihm ähnliche Geſchwulſt 

der Halsdrüſen) die häutige Bräune, Quftröhren- 

ra eine der gefährlichſten Rinderfrant- 
eiten. 

f. fr. (fpr. kruhp'; prov. cropa, deutſch⸗kel⸗ 
tiichen Urjprungs; vgl. das deutſche Kropf, wallii. 
cropa, croppa, Kropf, und nord. kryppa, Budel, 
Biegung) die Kruppe, d. i. das Kreuz oder der 

interrüden eine® Pferdes; Eroupdde, f. ein 
Zuftiprung eines Schulpferdes, bei dem es den. 
Dinterrüden u. die Hinterfüße einzieht; Croupier, 
m. (ſpr. krupjeh) eig. ein Hinterjiger; der Epiel- 
helfer oder Gehilfe des Bankhalters bei Glücks— 
jpielen, der die Karten miſcht, die Gelder einzieht, 
auszahlt 2c.; auch ein heimlicher Beiftand, unge» 
nannter Teilhaber an einem Gejchäft. 


Grouftäde, k. fr.(ipr. Enıstad) Kruſtenpaſtete, Krufte; 


Croustade de pain, Brotkruſte; Croustade de 
riz, Reisfrufte u. a. 


Grouten, m. fr. (ſpr. krutong; von crofte = 1. 


crusta, Kruſte) ein Brotrindden, Brotkruſtchen; 
pl. Croutons, in Butter hart gebadene Semmel- 
jcheiben. 


Crown, engl. (fpr. traum) eine Krone, Silbermünze 


von 5 Schilling = 1!; Taler; Crown⸗-glafß (ipr. 
kraunglaß), Kronglas, das feinite Fenſterglas in 
England, welches in achromatiſchen Fernrohren 
für die dem Auge zunächitftehende Linſe gebraud)t 
wird, weil feine Strahlenbredjung die des Flint- 
glaſes (f. d.) in der Objektlinſe wieder aufhebt. 


eroyäbel, fr. (ipr. Eroajäbel; croyable, von croire, 


glauben) glaublich. 


Crozophõora, ſ. Kroton. 
erusca, f. it. die Kleie; daher Academia della 


crusca (Ac. furfuratorum), 1852 in Florenz ge- 
gründet: eig. Kleien-Afademie, ein Gelehrten-Ver- 
ein zur Reinigung der italieniihen Sprache, gleich— 
fam wie des Mehles von der Kleie; Cruſcanten, 
pl. unbedingte Anhänger diefer Akademie, Sprad)- 
reiniger. 


— f. 1. Rinde, Kruſte; erusta lactöa, f. Heilk. 


der Milchſchorf; Cruſtacka oder Eruftacden, pl. 
(l. erustac&a) Kruftentiere; Krebſe; Cruſtaceo⸗ 
(ogie, £. I.-gr. Rruftentierlehre); Cruſtaciten, pl. 


erüuxX 


Berfteinerungen von Kruftentieren, Krebjen; kru— 
ftieren (I. crustäre), mit einer Rinde, aud) mit 
erhabenem Bildwerf überziehen; Kruftarius, m. 
wer erhabene Bildwerfe arbeitet, ein Metallbild- 
ner, Punzner; Kruitation, f. nl. die Befruftung; 
fruftös (crustösus), rindig, berindet; ſtruſto—⸗ 
dermen, pl. l.gr. harthäutige Fifche, 3. B. der 
Ranzerfifch 

erux, f. 1. das Kreuz, erux gestatoria, das Trage- 
freuz, welches einem Patriarchen 2c. als Chren- 
zeichen vorangetragen wird; erux,uneig. für Mar- 
ter, Qual, Ungemad) (3. 8. diefe Stelle ift eine 
erux interprötum oder criticörum, d. i. ein Kreuz 
der Augleger oder Kritiker); Crucis, näml. dies, 
der Tag des Kreuzes oder der Kreuzeserhöhung: 
verla& 
oder legten Jahresviertels. 

Giardäfen, pl. (pr. tihar—), ehemals hölzerne 

achthäufer im Süden von OÖſterreich-Ungärn. 

Cſardas, m. (pr. tſchahrdaſch) ein ungarijcher 

olkstanz. 

Cſitos. m. ungar. (fpr. tſchikoſch, v. ungar. csiko, 
das Füllen) ein Roßhirt in Ungarn. 

Cuandu, ſ. Coendu. 

&ubaholz, n. Gelbholz, von dem Färbermaulbeer⸗ 
baum auf der Inſel Kuba. 

&udbeard, m. engl. (jpr. ködberd; verderbt aus dem 
Hamen des Erfinderd Dr. Cuthbert Gordon) 
aud) Berjio und roter Indigo, eine aus ver- 
fchiedenen Flechten oder Mooſen bereitete dunfels 
tote Farbe, bei. zur Färbung der Wolle u. Seide. 
In Schottland Heißt fie auch Eorcar (vom Eelt.- 
gäl. corcur, Scharlach). 

eui hono? f. unter bonus, 

Eniffe, £. fr. (pr. kniſſ') Schenkel; Kochk. Keule, 

Schlegel. EN: 

Euifje-Madame, f. fr. (ipr. Eitiff’—;_ eig. Ober- 
ſchenkel; fr. cuisse, tt. coscia, Schentel, v. I. coxa, 
Hüfte) die Schentelbirne. 

Cuivre, n. fr. (jpr. Hfitwr; vom l. cuprum) da3 Kup⸗ 
fer; euivre poli (pr. — polih; eigentl. c. jaune 
poli; cuivre A aune — Meſſing) poliertes Meifing, 
Altmeſſing, Meſſingbronze. 

cul, m. fr. (fpr. küh; vom l. culus) der Hintere, 
Steiß; cul de Paris, m. (fpr. füh’ d' parih) oder 
e. nostiche, m. (fpr. —poitifch) ein Pariſer Mode- 
fie, Hinterpolfter der Frauenzimnmer; ec. de sac 
(pr. — Bad), ein Sad, eine Gaſſe ohne Ausgang, 
Sackgaſſe; enl de lampe, m. Hängezierat, Schluß- 
zierat, Vignette (f. d.), ſ. z.B. M. Claudius, Werke 
1819, I, 74; Euldfje, f. (pr. fül—) das Boden- 
jtüc eines Geſchützes; die Schwanzichraube eines 
Gewehrs; der untere Teil eines Brillanten; eul— 
bütieren (ipr. külb—; fr. culbuter, von cul, und 
altfr. -buter, botter, jtoßen, umwerfen), einen 
Purzelbaum machen, ji) überſchlagen; geftürzt 
werden, jtürzen; über den Haufen werfen (dem 
Feind); Eulbüte, f. (pr. külbüt') der Umfturz, 
Burzelbaum; Culotte j. Sansculotten. 

&uldees, pl. engl. (jpr. kölldihs) od. Culdéer (aus 
dem l. cultöres Dei, Verehrer Gottes entit.), fchot- 
tiſche und irische Beijtliche, Einfiedler u. Mönche, 
die betend und lehrend im Rande umherzogen bis 
gegen da3 15. Jahıh.; die Heiligen der keltiſchen 

ice; die Ehriften in Srland und Schottland, 
auch in Wales. 

eulöus, m. I. (eig. federner Schlauch) Heilf. ein 
Sautfad, häutiger Abersug, die Scheide. 

culex, m., pl. eulices, I. Stechmücken, Schnafen; 
Culiciden, pl. müdenartige Tiere. 

Heyſes Fremdwörterbuch. 2. Aufl. 


eptember, Anfang des vierten Quatembers 


Guree 161 


culmus, m. l. der Halm, Stengel der Gräſer; Cul— 
miten, pl. nl. Berjteinerungen von Bflanzen- 
ſtengeln. 

enlpa, f. I. eine Schuld, Verſchuldung; in culpa, 
in Schuld, ftrafbar; extra culpam, außer Schuͤld; 
mea culpa, meine Schuld! als Ausruf; aqui— 
liche Culpa, ſ. aquiliſch; oulpa lata, eine 
breite, d.i. grobe u. ſchwere Schuld; c. levis, leichte 
Schuld; e. levissima, fehr leichte, geringe Ver- 
ſchuldung; obligatoriſche Culpa, f. obligato- 
riſch; culpam präftieren, Schadenerſatz leiſten; 
eulvpõs, nl. verſchuldet; culpieren (l. culpäre), 
beſchuldigen, anſchuldigen; eulpãbel(l. eulpabi- 
lis, e) ſ. dv. w. in culpa; Culpabilitũt, f. Straf⸗ 
barkeit. 

cum; l. mit; Ausdrücke wie cum appertinentiis, 
cum approbatiöne ꝛc. ſ. unter dem Folgewort. 

cuminum, n. !. (gr. kyminon, orientaliihen Ur» 
ſprungs; arab.kammün, hebr. kammön) der Küm— 
mel, Sartenfiimmel; cumini semen, n. der Küm— 
meljame, ein Heilmittel; Guminöl, n. Scheidel. 
Römiſchkümmelöl, der Hauptbejtandteil im äthe- 
riihen DI des römischen Kümmels; Cumöl, n. 
eine im Steinfohlenteeröl enthaltene Flüſſigkeit. 

Cunette, f. fr. (fpr. fünett; v. I. cunae, die Wiege) 
Krk. ein Abzugsgraben in der Mitte eines trocknen 
Seltungsgraben?. 

cuneus, m. L. der Keil; auch die keilförmige Schladht- 
ordnung; eundus cundum trudit, |. Sprichw. 
ein Keil treibt den andern; enneäl oder cunei⸗ 
form, nl. keilförmig. 

Cunicũlus, m. I. Das Kaninchen; dann: gleich). 
ein Kaninchenbau) ein unterirdiſcher Gang, Stollen. 

Cup, n. engl. (jpr. köpp; eigentl. Gefäß, Schale, 
Becher, Obertafje), Weintranf, Bole. 

eupram, n. l. Kupfer; cupri flores, .pl. Kupfer 
blumen; euprum ustum, gebranntes Kupfer. 

eüra, f. I. die Sorge, Fürjorge, Bemühung, Ver⸗ 
waltung, Pflege, ſ. Kur. 

&uracap, ſ. Curafjao. 

&urare, n’ Pieilgift, j. dv. w. Urari. 

&urafiao od. Curacao, m. ein feiner Bomeranzen- 
Branntwein, nach der weitind. Inſel dieſes Na— 
men3 benannt; Curaſſaoſpinne, |. Drange- 
fpinne. 

&urafio, j. Hodo. B 

cureulio, m. !. der Rüfjelfüfer (urfpr. Holzwurm; 
an einer Komödie des Blautus: ein Schma- 
rotzer). 

Curbſender, m. engl. (von engl. curb, ſprich köhrb, 
Baum, Zügel, lat. curvus, frumm) ein Apparat, 
mittels deſſen in ein unterſeeiſches Kabel nadeitn- 
ander ſowohl ein pofitiver wie ein negativer 
Strom, beide mit entgegengejegten Zeichen, ge- 
fendet werden können. 

Curcũma, f. nl. (v. arab. kurkum, karkum, hebr. 
karköm) eine Gattung ausländiicher Gewürzpflan- 
zen; insbeſ Curcũme oder Kurkumei, f. Gelb⸗ 
wurz, gelber Ingwer, indiſcher Safran, die Wur— 
el der curcüma longa; Curenmin, n. der Daraus 

ereitete harzige Yarbeitoff. 

&urde, m. ein großes Tuch, eine Art Schal. 

&ure, m. fr (fpr. füreh; it. curato, v. I. curatus, 
ſ. Curat unter cura) ein Pfarrer; aud) ein Pelz 
mantel, Belzrod. 

&uree, f. fr. (fpr. küreh; prov. u. altfpan. corada, it. 
corata, da3 Herz u. die umgebenden Teile, Lunge 
u. Reber, das Eingemeide, Geichlinge, vom l. cor, 
Herz) Zägerfpr. das Aufbrechen des erlegten Wil- 
des am Schluffe der Barforcejagd; das Jügerredht, 

| 11 


162 Eurette 


d. i. was den Jagdhunden von dem erlegten Wilde 
vorgeworfen wird. 

Surette, f. fr. (fpr. kür —; v. curer, ausräumen, 
reinigen; v. [. curäre, pflegen, rein halten) der 
Blajenräumer, ein wundärztliches Werkzeug. 

Currency, f. engl. (pr. körrenßi; v. I. curröre, lau⸗ 
fen) dag umlaufende Geld, bei. Vapiergeld. 

Eurry, n. engl (jpr. förri; hindoit. khura, d. i. eig. 
Ben) ein ojtindifches Gewürzpulver, aus den 

lättern verichiedener Pflanzen bereitet; mit Curry⸗ 
pulver gewürztes Fleiſch mit Reis; curried (fpr. 
förrid), damit gewürzt. — 

Curtain-lecture, f. engl. (fpr. koöhrt'n⸗lẽcktſchör; 
von curtain, Borhang, Öardine) Gardinenpredigt. 

&utis, f. I. die Haut, bef. die eigentliche od. Leder— 
haut (unter der Epidermis od. Oberhaut); Bot. 
die Rinde einjähriger Pflanzen; eutis anserina, 
die Gänſehaut; c. callösa, Schwielenhaut, Haut- 
verhärtung; ©. densa, Verhärtung des Bellge- 
webes; Cuticũla, £. Häutchen, Bot. der hautartige 
Überzug verſchiedener Pflanzenteile; Eutitis, £. 
nl. die a 

Cuvée, £. frz. (ſpr. küweh; dv. cuver, mehrere Sorten 
Wein mifchen, von frz. cuve, Kufe, Faß, lat. cupa), 
u mehrerer erde Mein. 

Euvette, f. fr. (jpr. fümett’; von cuve, [. cupa, Rufe, 
prov. cuba) 1. eine fleine Rufe od. ein Gefäß für 
Spülmwajjer, auch für Regenwaſſer vom Dadıe; 
2. ein Unterfaß unter einem Blumentopfe; 3. auch 
Eunette, ſ. d.: 4. in Tafchenuhren die innere 
Dede des Uhrwerks, die mit zwei Öffnungen zum 
Stellen und Aufziehen verjehen ift. 

Chaniſierung des Holzes (nicht von Cyan, Blaus 
Don jondern nad dem Namen de3 Erfinders, des 
Engländers Kyan, alſor. KyaniſierungDurch— 
dringung des Holzes mit einer Auflöſung von 
Duediitberoryd od. auch Eifenvitriol, um e3 beim 
Bergraben vor Fäulnis zu ſchützen, ein Verfahren, 
das man bei der Legung von Holzichwellen für 
Eiſenbahnen anwendet. 

nn m. l. (gr. kyathos) ein Becher; Heil, 

— Bot. eine Pilzgattung; Cyathẽa, k. 
Bot. der Becherfarn; Chatheiten, pl. Verſteine— 
rungen von Farnkräutern in Steinkohlenflözen; 
chathifoͤrm. nl. becherförmig. 

Cybele od. Cybẽbe, f. gr. (Kybele oder Kybebe) 
Sabell. die Allfönigin, Allnährerin, die perſonifi— 


D R 


Göttin, Tpäter mit der griechischen Rhea (f. d.) in 
eins verjchmolzen, daher auch „die Mutter der 
Götter” genannt; auch ein Witeroid, 1861 von 
Tempel entdedt. 

&ycus, f. nl. (nach gr. kykas bei Theophrait, wel⸗ 
ches acc. pl. köikas tft, von köix, [. coix, eine 
äthiopifche Palmenart, viel. Sagopalme) dieSago- 
palme, der oſtindiſche Brotbaum. 

Eyclämen, n. nl. (l. cycläminos, vom gr. kyklä- 
minos, kyklamis, u. die3 v. kyklos, Kreis) Alpen- 
veilchen, Erdfcheibe, Saubrot, eine Alpenpflanze 
mit plattrunder Wurzel; Cyclamin oder Arta— 
nitin, n. Scheide, ein in den Wurzeln dieſer 

&yder, f. Cider. [Pflanze entdedter Stoff. 

Eydonta, f. gr. (kydönia) u. I. der Quittenbaum; 
auh = Cydonium, n. die Quitte (don der Stadt 
Cydon od. Eydonia auf Kreta). 

Czaar od. Czar (fpr. zahr) und Ezaarin, ſ. Zar, 
Barin; Gzardwitih u. Czarewna, |. Hat—- 
Eaitliten, pl. (pr. tihai—; vom rufj. tschäika, 
oln. czaik, ein bewaffnetes Boot; vgl. Kaik und 

ſchaikiſten) Soldaten des zu den öſterreichiſchen 
Grenzern gehörigen Pontonier-Bataillons. 

&zafan, m. flav. (ſpr. tſch—) 1. eine Stockpfeife; 
2. ein Streitbpammer der Heiduden. 

Czako, m. ungar. (csäkö, ſpr. tſchako) Krfpr. eine 
lederne Feldkappe, Soldatenhut. 
Czapta, f. poln. (ſpr. tichdpka) die viereckige Ulanen⸗ 

muͤtze volniſche Nationalmütze. 

Czar, ſZar. 

Czardate, f. illyr. (pr. tihar—; vgl. Tſchertaken) 
einWacdthausaufder öfterreihiihenMilitärgrenze. 

S;ardas, fälihlid für Cjardas, ſ. d. 

Ezas, m. poln. (jpr. tſchaß, die Zeit), Name einer 
polnifchen Zeitung in Krafau. 

Czeber, m. ſſpr. tiheber; ungar. cseber, esöbör, 
deutfh Zober, Zuber) älteres ungarifches Flüf- 
figfeitämaß, von 84,589 l 

Czechen, pl.(ipr.tichechen) ein ſlaviſcher Volksſtamm, 
der im 6. Jahrhundert nad) Böhmen kam, die Böh— 
men; cschtihe Sprade, die böhmiſche Sprache. 

Gzernanora, f. jlav. (v. czernüj, ſchwarz, u. gorä, 
Berg; ſpr. Tichernagsra), da3 Land der ſchwarzen 
Berge; die flav. Benennung für Montenegro, .d- 

Ezernagörzen, m. pl. (ſlav. Czeruagörzy), die Be- 
wohner der Czernagora, — Mlontenegriner. 

Czernebog, 1. Bog. 


ars Natur, das Symbol und die Göttin der | &zetivert, m. |. Tihetwert. 


ruchtbaren Erde, eine urfprünglih phrygifche | 


Czigaͤnh. m. ung. (fpr. 3i—), der Zigeuner, 


D. 


Abkürzungen: d. = denarius, Pfennig (gew. 9), 
bejonders Abkürzung für Benny in England; d. 
— da od. detur, l. gib, od. e8 werde gegeben, auf 
Rezepten; fir dosis, 5. B. d. t. d. = da tales 
doses, gib jolche Doien: d. d. Abfürz. v. de dato, 
j.d.; d. d. d. od. D. D. D., die abgefürzte Zu— 
eignungsiormel: dat,dicat,dedicat, gibt, weihet, 
widmet; D. als römijches Zahlzeihen = 500; ald 
römiſcher Borname = Decimusz zumeilen auch 

ür Deus, Divus, Decurio, Dominus, Dux,Die, 

igesta; D. C. — da capo; D.C. (Studenten 
fprade), Delegierten-Konvent, eine von den Bur— 
ſchenſchaften geihaffene Nachbildung des Senio— 
ten-Ronvents(S.C.,f.d.); au Abkürzung zur 
Bezeihnung des „District of Columbia“ inNord«- 


Amerika, fowie des Syſtems: De Candolle; D. O, 
M. = Deo optimo maximo, dem höchſten beiten 
Gott [gemeiht]; D. od. Dr. — Doftor, D. D. = 
Doktoren, 3.8. D. J. U. = doctor juris utrius- 
que, Doktor beider Rechte; D.M. od. Dr. med. = 
Dottor der Medizin; D. Ph. od. Dr. phil. = Dok⸗ 
tor der Bhilofophie 2c.; Dr. ing. = Doktor der 
Ingenieurwiſſenſchaften; D.,D.th.od. Dr.theok, 
— Doctor theologiae, und D. D. engliihe Ab— 
furzung von Doctor of Divinity, d. i. Doktor der 
Theologie; Dr. in der engliſchen Raufmannsſprache 
und Buchführung = Debitor, Schuldner; d. 2. 
— dieti anni, d. h. de3 betreffenden Jahres; dat, 
— datum, gegeben, ausgefertigt; dd., ddt., Ab» 
fürzung von dedi od. dedit, I. gegeben, bezahlt; 


D 


del. — deleatur, man tilge od. jtreiche; del. od. 
delin. = delineavit, er hat's gezeichnet; d. m. 
— dextra manu, Tonf. mit der rechten Hand; 
d. 8.,Abfürzung von da, signa, gib und bezeichne, 
auf Rezepten; D.S. == dal segno, j. segno; do. 
—=ditto;D. aldchem. Zeichen: Didymium,Didym. 
D als Münzzeichen bed. für Frankreich die Münz- 
ftätte Lyon ; für Preußen: Aurich, ſ. 1816: Düffel- 
dorf; für Öfterreich: Gräß; im Deutſchen Neid): 
ünden. 
da, erite Silbe bei der Graunſchen Solmifation, f. 
Damenijation. 
Daalder, m. ige holländiſche Silbermüngze v. 
80 Stüber — 2,608 Mk., früher 4!/, bis 41,, ME. 
— fr. (fpr. dabshr) anfangs; ſogleich, augen- 
licklich. 


da capo, it. (v. capo, Kopf, Spitze, Anfang) Tonk. 
von vorn, vom Anfange (nänıl. jol das Ganze bi3 
zu diefem Zeichen wiederholtiwerden); ein Dacapo, 
n. eine Wiederholung. 

d’accord, fr. od. d’accördo, it. j. Akford. 

Dacinque, m. it. (pr. datſchinkwe) ein Fünfer, Fünf» 
joldiftüd, piemonteſiſche Silbermünze. 

Wacquit, ft. (pr. dadih), r. pour acquit, . d. unter 
acquittieren. 

Dacrydium, n. g:. Bot. die Gummitanne, ein zy⸗ 
prefienähnlicher Eibenbaum, Südfeeinfeln. 

dactyli, pl. gr. (eig. Singer, vgl. Daktyl) Bot. die 
Datteln; däctylis, f. das Knopf- od. Sinaulgras; 
Daktyliten, pl. veriteinerte Datteln, d. H. walzen- 
förmige Stadeln von Echiniten. 

Dactylus ꝛc., |. Daktylus. 

Dädalus, m. gr. (Daidälos), ein berühmter alt⸗ 
griehiiher Bildhauer der fagenhaften Vorzeit, wel⸗ 
er durch Trennung der Füße und Ablöſung der 
Gliedmaßen vom Körper jeinen Geſtalten zuerit 
freiere Stellung und den Anfchein der Bewegung 
gab, auch das Zabyrinth auf der Inſel Kreta er- 

aute und, wie die Sage geht, für fi und feinen 
Sohn Starus Flügel aus Federn und Wachs bil» 
dete; im Altertum der Inbegriff aller Kunftfertigs 
feit; dädaͤliſch (gr. daidäleog), kunſtreich; auch 
bunt; daher Dädalka, f. Bot. ein Baumſchwamm 
von veränderlicher Farbe; Dädalẽkum, n. eine aus 
2 rotierenden Zylindern beitehende Vorrichtung, 
um durch die Dauer des Kichteindrud3 mehrere in 
verichiedenen — gezeichnete Gegenſtände 
bewegt erſcheinen zu laſſen. 

Dadapbaum, m. indiſcherKorallenbaum, eine ſchnell⸗ 
wachſende, blätterreiche, oſtindiſche Zierpflanze 
(Erithrina indica), ſtachlicher Strauch mit ſchar⸗ 
lachroten Blüten (gr. erythrös, rot). Wegen der 
roten Farbe der Blüten heißt er Korallenbaum u. 
Erythrina. 

Dadñũchos, gr. m. u. f. Fackelträger, Beiname der 
Artemis; Badyl, n. (gleich. von das, Tadel, und 
hyle,Stoff) Scheidek. der Tannenftoff, ein Beftand- 
teil des Terpentinöls. 

Dag od. Dagg, n. holl. ein Furzes Tau, womit die 
Seeleute gezüchtigt werden; Daggen laufen, 
ähnlich wie Spießruten laufen. 

Dägesch forte, n. Hebr. Berftärfung od. Verbop- 
pelung eines Konfonanten. 

Dagett od. Dagutt = Degutt, ſ. d. 

Tand, = EC Berg, ch et wie 
zemirdagh, Czatyrdagh; daher Dagheſtan, das 
kaukaſiſche — nis 

Dagon, m. hebr. (dägon, von däg, Fifch) ein Götze 
der Philiſter, Halb Fiſch, halb Menſch. 

Daguerreotyp, n. fr.-gr. (fpr. —gerr-—), die von 


Dahab, eine Münze im Werte von 120 


Dakthlus 163 


dem Franzoſen Daguerre 1838 erfundene Vor— 
richtung, das durch Einwirkung des Lichts hervor— 
gebrachte Bild auf einer chemiſch zugerichteten Me- 
tallplatte bleibend zu machen; aud) ein auf folche 
Reife ie Lichtbild, Phototyp; Daguer⸗ 
reotypie, f. Lihtbildnerei, Darſtellung von Licht- 
bildern auf Jodſilber mitteld Quedfilber; daguer⸗ 
reotypieren, Lichtbilder fertigen. | 
ü Glaskoral⸗ 
len, die in Mafjaua (am Roten Meer) gebräuchlich 
it. (Glasperlen bilden die Scheidemünge in ver- 
ſchiedenen Ländern Afrifas), |. Borjookes. 
Dahabieh oder Dahbieh, auch Dahabiye, f. arab. 
eine ſchmale, leichte, zweijegelige Barte auf dem Nil. 
Dahlia, f. eine Pflanzengattung (nach dem ſchwedi— 
fchen Botanifer Da 3 {[71789] genannt), —=®&eor- 
gine, ſ. d.; violette Anilinfarbe, auch Primula 
oder Hoffmanns Biolett genannt; Bahlin, n. 
das Stärkemehl in den Wurzeln der Dahlia. 


ı Daily Mail, £. engl. (fpr. dehli meel), die tägliche 


— — 


Poſt, Tagespoſt (Titel einer engliſchen —— 

Daily⸗NRews, engl.(ſpr. dehli njuhs), täglich Neues 
(der Titel einer Londoner Zeitung). 

Daimio's, pl. die Adelskaſte, Die Großgrundbeſitzer, 
Fürſten in Japan. 


Dain, ſ. Taing. u 
Daͤina, k., pl. Dainds, litauiſches Volkslied, entg. 
dem Kirchenliede. 


Dainties, pl. engl. (ſpr. dehntis) Leckerbiſſen. 
Daire, f. (arab. däireh, Kreis, v. dära, herumgehen) 
türk. eine Handtrommel, = Tambourin. 
Dairo, m. (von japan. dairi, daili, innerhalb, der 
innerhalb des Palaſtes Wohnende) japanijcher 
DOberpriefter oder Papſt, bis 1868 Titel des geift- 
lichen japanischen Gebieters (Mifädo, ſ. d.). 
Balryadenalgie, f. gr. (vd. däkryon, Träne) BHeilt. 
das Leiden der Tränendrüfe; Bakryadenitis, f. 
die Tränendrüjen-Entzündung; Dakryoblennor⸗ 
rhöe, f. ee Dakryohümor⸗ 
rhyis, f. Tränenblutfluß, Blutweinen; Dakryo⸗ 
küſtis, f. der Tränenſack; —— f. 
Tränenſackſchmerz; Bafryokyititis, f. Tränenſack⸗ 
ränenſtein; Dakryo⸗ 
lithiäſis, f. Tränenſteinbildung, die Entſtehüng 
ſteiniger Auswüchſe in den Tränenwerkzeugen; 
Dakrijops, w. eig. Tränenauge, Geſchwülſt der 
Tränenwege; Dakrhopyörrhöe, f. Tränen-Eiter- 
Dakryorrhyſis oder Dakryorrhöe, f. der 
ränenfluß, zu ſtarke Abjonderung der Tränen; 
Satrhoftägen, n. das Tränenträufeln; Dakryo⸗ 
füring, £.die Tränenfiſtel; auch eineSprige, welche 
bei Tränenfilteln angewendet wird. 
Daktylioglͤphik u. Daltyliograͤphik, f. (von gr. 
daktylios, Singerring) die Ringiteinichneidefunit; 
Daktylioglph, auch Daktyliograͤph, mm. der 
Steinſchneider; Gemmenſchneider; Daktyliogra⸗ 
she, f. die Ringbeſchreibung; Daktyliomantie, 
f. die Ringmwahrfagerei, Wahrjagung durch Zauber- 
ringe; Daltyliothẽt, f. eine Sammlung (bei. grie- 
chiſcher) gejchnittener Steine (Gemmen) oder von 
Abdrücken derjelben; Juwelenkäſtchen. 
Daktylus, m., pl. Daktuͤlen, gr. (däktylos, eig. der 
Finger) ein altgried. Längenmaß =1 Zoll, jeßt 
it der Daktyl der Name für das Zentimeter bei 
den Neugriehen; Versk. ein dreifilbiger Versfuß, 
deſſen erite Silbe wi die andern beiden kurz find 
1; 3.8. Könige, heiligen); daher: dafthliflh, 
aus folhen Versfüßen bejtehend; Daktälen, pl. 
(Dactyli Idaei) in der griech. Yabell. Däumlinge, 
uralte Berggeifter und Erzbereiter (unfern Kobol- 
11* 


164 Dalai Kama 


den ähnlich), im Dienst der Rhea Kybele auf Kreta 
und in Bhrygien (Goethes Fauft, IL); Dakthlion, 
n. der Finger: oder Handleiter beim Unterricht auf 
dem Pianoforte, ein von Herz erfundenes Werk- 
zeug; Daftyliten, f. dactyli; Daftylitis, f. Heilf. 
Fingergeſchwür, Nietnagel; Daktylon, n. ein gqrie- 
chiſches Längenmaß, etwa ein Zoll; Daktylologie 
f. die Fingerſprache od. Kunst, feine Gedanten dur 
die Finger auszudrüden; Baltylomantie, f. die 
Daktylonoinie, f. die Finger⸗ 
Rechenkunſt, die Kunſt, an den Fingern zu rechnen; 
Daktyloſymphöſis, f. das Zuſammenwachſen der 
dinger oder Zehen; Daktylothẽke, f. ein Finger- 
verband, zum®eradehalten eines verlegten Fingers. 

Dalai Lama, m. Oberprieiter de3 Buddhismus, das 
er verehrte Oberhaupt der geiftlichen u. welt⸗ 

ihen Macht in Tibet; val. Kutuchta. 

Dalekaͤrle oder Dalekarlier, pl. ſchwed. eig. Tal- 
ferle, Bergleute; Bewohner der Landfchait Dale- 
farlien im nördl. Schweden. 

Daler, m. (= Taler) eine vormalige ſchwediſche 
Münze im Werte von 4 ME, feit 1777 nur noch 
im Werte von 0,77 Mk.; jowohl in Silber al? in 
Kupfer. 

Balt, Belt, m. ein türfiicher Reifewagen; (nach Leſ⸗ 
fing im Arab.:) der Kittel eines Derwiſch. 

Dallastynie, f.ein Asverfahren, um erhabene Buche 
drudplatten berzujtellen. 

Dalles oder Dallus, m. hebr. (von hebr. Dal, der 
Arme) die Armut. 

Dalmatica, £. ml. prob. u. it. prieſterliches Ober— 
fleid, Meßgewand, ein urjpr. in Dalmatien ge 
bräuchliches, dann als Amtstracht für die Diafonen 
der rum. Kirche allgemein eingeführtes, bis an die 
Kniee reichende weißes Oberkleid (auch von den 
deutſchen Saifern bei der Krönung getragen). 

dal segno, ſ. d und segno. 

Saltonismus, m. —= Chromopfie, Farbenblind- 
heit, Unfähigfeit, die Farben richtig zu unterfchet- 


den, ein Naturfehler mancher Augen, wie bei dem 


engliihen Phyſiker Daltoı, der überhaupt nur 
drei Farben ſah. 

Dam, n. ein in Anam gebräuchlices Maß für ürt- 
fiche Entfernungen, ungefähr 900 m. 

Damajanag, ein aus den Schalen der Roßkaſtanie 
gewonnener Extrakt, der als Erſatz für Galläpfel 
dient. 

damaszieren (fr. damasauiner), Eiſen oder Stahl, 
bef. auf Degenklingen, flammig äßen, desgl. mit 
eingelegtem Gold od. Silber verzieren, nad) einem 
in Damaskus, der Hauptitadt Syrieng, erfundenen 
Berfahren; davon Damaszener, ın. (l. Damascö- 
nus) ein derartiger Degen, Striemer, Ylammert; 
damasziert, geitriemt 2c., auch von Zeugen: ge- 
blümt, mit eingewirkten Blumen und Laube (vol. 
Damaft); Wappenf. mit verfchlungenem Laub—⸗ 
werf verziert; berühmt ift ferner die Roſe von 
Damaskus und die Damaszener Pilauıne, eine 
rrühreife, violette Pflaumenart, bef. in Frankreich; 
Damadjft, m. (it.damasco, damasto, fr. damas) ein 
geblümter Seiden-, Wollen», od. Linnenftoff; Da— 
masgquette, f. fr. (pr. damasfett’; it. damaschetto) 
ein reicher damaftartiger Stoff mit Blumengemin- 
den auf Atlasgrund; Damaſſin, m. fr. (pr. —Bäng) 
Dalb-Damaft, ein damajtähnlicher Stoff; damajf- 
fieren (fr. damasser), damaftartig weben, fein 
muſtern, bunt durchwinden. 

Dame, f. fr. (urſpr. die Frau eines Adeligen oder 
Ritters; it. dama, donna, vom [. domina, Herrin) 
eine Frau von Stande, Edelfrau, Herrin; eine Fi- 


Damon 


gur im Kartenjpiel; aud) die Königin im Schach 
ver wirkſamſte Stein im ganzen Spiel; im Dam— 
brett od. Brettipiel: ein doppelter od. Hauptitein;. 
dames d’atounr, pl. (fpr. —tuhr) Kammerfrauen 
in Frankreich, die der Königin u. den Prinzeſſinnen 
den Schmuck anlegen (v. fr.atour, Shmud, Staat); 
d. de compagnie (fpr. —fongpanjih), Geſell— 
ſchaftsdamen, Geſellſchafterinnen; d. de cour pr. 
d'kuhr), Hofdamen; d. d’honaeur (fpr. —nöhr), 
Ehrendamen; d. de la halle, f. Halle; d. du 
palais (fpr. —läh), Schloß-.od. Hofdamen; d. de 

ortrait (pr. —träb), in Rußland diejenige Hof- 

ame, der geftattet ijt, das Bild der Raiferin zu 
tragen; dames du sacr6 coeur (jpr. —föhr), die 
Frauen vom heiligen Herzen Zefu, ein 1799 geftif- 
teter franzöſiſcher Nonnenorden, der ſich vorzugs— 
weile mit dem Unterricht junger Mädchen aus 
höheren Ständen beichäftigt; damenengagement, 
n. Damenmwahl (beim Tanze,). 


Damesjeanne, f. fr. (ſpr. Damfehdnn) eine große 


Flaſche od. ein Kolben zur Aufbewahrung od. Be- 
förderung von Wein, auch ein umflochtener Glas— 
ballon; befonders eine große umflochtene Flache, 
um an die Schiffsmannjchaft das Getränk zu ver- 
teilen: Matrojenflafhe, Korbflafche. 


Damenifation, f. Tonf. die Art der Solmiſation 


(1. d.), wo man ftatt der gewöhnlichen Notennamen 
(vgl. ut, re) die von Graun gewählten wohlklin- 
genderenSilben da,me,ni,po,tu,la, be jingt. 


Ddammar-darz,n.(resina dammar; v.malayifchen 


dämar, Harz) Katzenaugenharz, ein harziges Er- 
zeugnis verichiedener Arten der dammara und xy- 
lopia; Dammarz-Firnis, m. ein, daraus bereite- 
ter Firnis, zum Überziehen von Ofgemälden. 


damn, engl. (ſpr. dämm) für God damn od. God 


damn ne (fpr. dänımi), Gott verdanme mid), ein: 
Fluch des gemeinen Mannes in England. | 


damnäbel, (ipätl. damnabilis, e, v. damnäre, ver- 


dammten)verdammungsmwürdig; abſcheulich; Dam— 
nation, l.damnatio, f. die Verurteilung; d. me- 
moriae, Rſpr. Vertilgung od. Beſchimpfung des 
Andenkens durch öffentliche ſchimpfliche Vertilgung 
des Namens, Bildes, Wappens: damnatsriſch 
({. damnatorius, a, um), verurteilend; damuätur,. 
es wird verworfen; die Formel des Bücherzenjors, 
wodurch einem Bud) oder einerStelle desjelben der 
Drud verboten wird; damnätus, m. ein Berur- 
teilter; d. repetundärum, ein wegen unterjchla- 
gener Gelder oder wegen amtlichen Betrugs Ver- 
urteilter; d. voti, ein zur Haltung eines Gelübdes- 
Verurteilter. 


damnum, n. [. it. damno, der Schaden, Verluft, die 


Einbuße; damnifizieren, nl. Schaden ftiften, be— 
ihädigen; Damnififänt, m. der Schädiger; Dam— 
nififat, m. der Geſchädigte; Bammifilation, f. 
die Schädigung. 


Damoiſeau, m. fr. (fpr. damoafs, von dame, ſ. d.) 


früher ein Edelfnappe, Junker, jetzt Stußer. _ 


Damöfles, m. ein Schmeichler, der dem Tyrannen 


Dionys fein Glück beneidete. Um ihm von ſolchem 
Glück eine Vorjtellung zu geben, ließ ihn Dionys 
an üppiger Tafel wie einen König bedienen, indes 
über feinem Kopfe ein Schwert an einem Pferde- 
haarhing. DaherDamoklesſchwert: einemitten 
im Genuß beitändig drohende Gefahr. 


Samon u. Phintias, das berühmte pythago— 


reiche Freundespaar in Syrafus, deſſen uner- 
fhütterlihe Treue in der Gefahr dem Ty— 
rannen Dionhs „ein menſchliches Rühren‘ u. die 
Bitte abgewann, ihn „als Dritten in ihrem Bunde” 








Damon 


aufzunehmen; (in Schillers Bürgſchaft find nad) 
Hygin die Namen geändert); Damon auch üblicher 
Schäfername in Hirtengedidhten. 

Dämon, m., pl. Dãmonen (gr.daimdn, daimönes), 
ab. ein geiftiges Mittelwejen zwijchen Gott und 
Menfchen, im heidn. Altertum gut (Agatho-D.) od. 
böſe (Kako-D.) unter Ehriften bei. ein Plage- od. 
Quälgeift; Teufel; dämoͤniſch, geifterhaft, geiit- 
gewaltig, von einer dunfeln Macht erregt; beſeſſen; 
rafend; Dämoniäkus, m. ein von einem böſen 
Geiſte Bejejjener, wie dem früheren Aberglauben 
jeder Wahnfinnige oder von Nervenzufällen Ge— 
plagte erihien; Dämonismus, m. der Ölaube an 
Dämonen; Dämonärch, m. ein Geifterfürit; Dä— 
monolatrie, f. die Geijterverehrung, Verehrung 
de3 Teufels, Teufelsdienit; Damonplogie, f. die 
GSeifterlehre; Däamonomagie, f. Zauberei mit Hilfe 
der Geifter; Däimenomanie, f. vermeintliche Be- 
seffenheit (vom Teufel) und davon herrührender 
Wahnſinn; auch Geipenfterglaube; DBamonomean- 
tie, f. Wahrlagung vermitteld eines inwohnenden 
Dämons; Dämonomelancholie, f. Irrſinn eines 
Menschen, der fic) in der Gewalt böſer Geifter 
glaubt. 

Dampfoynamo, m. gr. (engl. steam dynamo; fr. 
dynamoävapeur)einegroße, unmittelbarvoneiner 
Dampfmaſchine angetriebene Dynamomaſchine, ſ. 
unter Dynamis. 

Dampfelektriſiermaſchine, f. (erfunden von Arnı- 
jtrong 1840), eine Elektriſiermaſchine in Form einer 
Rofomotive, bei der durch die Reibung des aus— 
ftrömenden Dampfes an eingejebten Holzſtücken 
hochgeſpannte Elektrizität entitcht. 

Dan, m. hebr. (dan) männ!. Name: Nichter. 

Danäer, pl. (l. Danäi), dichterifcher Name der Grie- 
en, nad) dem aus Agypten eingewanderten Da— 
näos, dem Gründer von Argos; Dangergeſchenk, 
ein gefährliches Geichen? aus Feindeshand, wie 
da3 mit Kriegern gefüllte hölzerne Pferd, welches 
die Griechen im Lager zurüdließen u. die Trojaner 
in ihre Stadt zogen (Birgil: Tim&o Danaos et 
dona ferentes, d.h. der Feind iſt zu fürchten, auch 
wenn er ſchenkt); — Danaĩden, pl. (ar. Danaides) 
ab. die 50 Töchter de3 Dangos. Sie mordeten 
(mit Ausnahme der Hypermneſtra) auf Befehlihres 
Vaters ihre Männer in der Brautnacdht u. mußten 
zur Strafe dafür in der Unterwelt in ein durch- 
löchertes Gefäß beftändig Waller ſchöpfen; daher 
das Faß der Danaiden füllen, eine vergeb- 
liche Arbeit tun; Danatde, f. Schraubenwafjerrad. 

Danaro, j. Denaro. 

Dandin, m. fr. (fpr. dandäng) urfpr. Spottname 
eines unmifjenden Richter bei Rabelais; bei 
Moliere ein reicher Bauer, der eine Adlige hei— 
ratet und, dadurd in endlofe Unannehmlichkeiten 
geratend, häufig ausruft: Tu Pas voulu, George 
Dandin, du haft’3 gewollt, George Dandin, eine 
für ſelbſtverſchuldete Leiden ſprichwörtlich gewor— 
dene Redensart; daher auch: ein Pinſel, Tropf, 
einfältiger Menſch. 

dandinieren, (fr. dandiner), die Beine im Sitzen 
hin u. her jchaufeln, nach der Weife dan din, bum 
baum; auch: gehend fchlenfern und fchlendern. 

Dandy, m. engl. (fpr. dänndi) ein Ged, Stußer, 
Modenart; Dandüsmus, m. Stußerhaftigfeit; 
Dandyloom, m. engl. (jpr. —luhm) in der Wes 
berei ein Handjtuhl für glatte Stoffe; Dandy— 
roller, = Egoutteur, f.d.; Dandymwalze, Walze 
zum Eindrüden des Walferzeichens in der Bapier- 
fabrifation. 


Dardanelleı 165 


Danebrogs= vd. Dannebrogs-Orden, m. ein Rit- 
terorden in Dänemark, nad) einer für heilig ge- 
haltenen Fahne Dannebrog (d. i. Dünenfahne, 
vom altdän. brög, Tuch, Fahne) genannt, u. 1219 
von Waldemar IL. geftiftet; Danewert od. Dane— 
pirfe, n. ein alter, von den Dänen auf der jütiſchen 
Halbinjel zum Schub gegen die Deutjchen errich— 
ter Grenzwall. 

dangerös (ſpr. g— fh), fr. (dangereux) gefährlid). 

Daniel, m. hebr. (vgl. Dan) männl. Name: der 
Richter Gottes, der von Gott erwählte Richter. 

Danilo-Orden, ein montenegrinifder Orden (von 
Danilo I. von Montenegro 1853 gegründet). 

Danime od. Danima, eine perſiſch-türkiſche Rech— 
nungsmünze, nahezu 1 Pfg. wert, deren 1000 * 
1 Toman find. 

Daͤniſchmend, m. perf. (gelehrt, v. dänisch, Wiſſen⸗ 
Ichaft) in der Türkei ein Studierender, Untergetft- 
licher oder Diener in — 

Daniſierung, f. das Beſtreben, ein Land vd. Volk 
(z. B. Schleswig-Holftein) däniſch zu machen; da= 
niſieren, däniſch mächen. 

danno, m. it. ( J.damnum) Kfſp. Schaden, Verluſt. 

danse, f. fr. (ſpr. dangß') der Tanz; danse des 
morts (ſpr. — däh mohr) od. danse macabre(f. 
Macaber), Zotentanz; dansant (fpr. — Bang), 
tanzend. 

Dantes, unr. jtatt Tantes, ſ. unter tantum. 

Daphne, f. gr. der Lorbeer; Fab. die Tochter des 
Flußgottes Peneus, von Qupiter in einen Lorbeer 
verwandelt, al3 Apollo fie verfolgte; auch der Sei- 
delbait, ein wohlriechendes Ziergewädhs; Dauhne⸗ 
phãgos, die Xorbeerejlende, Beiname der Pythia; 
Daphnephoͤre, m. Zorbeerträger an den Daphne⸗— 
phorien, Apollofeſten in Theben, wo ein Knabe 
einen lorbeerumwundenenOlivenzweig trug; Daph⸗ 
nin, n. ein in der Rinde des Seidelbaſts (daphne 
mezereum) enthaltenes Alfaloid; Daͤphnis, m. gr. 
Tabell. ein fehöner Hirt auf Giztlien, Sohn des 
Merkur, von den Dichtern als Meiſter de3 Hirten- 
liedes gepriefen; Bapkniten, pl. verfteinerte Lor⸗ 
beerblätter; Bauhnnomantie, f. Wahrjagerei mir- 
tels eines ins Feuer geworfenen Lorbeerzweiges. 

Daͤpifer, m. nl. (v. I. daps, Gen. dapis, Mahl, u. 
ferre, tragen) der Speifenträger, Truchſeß; Dapts 
ferät, n., x. m: das Truchſeßamt. 

Dapol, n. (Buchſtabenwort) Deutſch⸗amerikaniſches 

dappieren, ſ. tapieren. [Petroleum. 

Darbiſten od. Darbychriften, pl. eine nad ihrem 
Stifter J. N. Darby benannte, 1840 in der franz. 
Schweiz entſtandene chiliaſtiſche Sekte, welche die 
Weisfaqungen des A. u. N. Tejtaments buchſtäb— 
ich auffaßt; Darbismus, m. der Inbegriff ihrer 
Rehren und Meinungen; Darbiftifch, dieſe Kehren 
betreffend, ihnen anhängen. 

Dardanariät, n. nl. Rſpr. der eigennüsige Bors n. 
Ankauf von allgemeinen Berbrauchsgegenftänden, 
um deren Breite hinaufzutreiben, insbeſ. Korn- 
wucher; (der Name joll von einem phönizifchen 
een herfommen, der durch magische 

unjt das Getreide in feine Scheunen ſammelte 
und erst bei der höchiten Teuerung verkaufte); Dar— 
Danarius, m. Kornwucherer. 

Sardaneiien, pl. zwei Schlöffer zu beiden Seiten 
des Hellespont (j.d.) nach der alten von Dar- 
dänos gegründeten Stadt Dardania in Alien 
benannt; daher auch jene Meerenge felbit; Dar— 
danellen-Geſchirr, Geihirr aus Halbporzelları 
aus der Türkei, namentlich aus der türk. Handels— 
ftadt Kutähia in Kleinafien. 


166 dare 


däre, [. geben; f. v. w. debet od. Soll in der Buch— 
haltung; detur, e3 werde gegeben; detur copia 
protocolli), Rſpr. es werde Abſchrift der Verhand⸗ 
lung beigegeben. 

Dareiken od. Darifen, pl. gr. (sing. Dareikös, m., 
von dem altperjishen Königsnamen Dareios od. 
Darius) altperfiihe Goldmünzen, etwas über 
12 Mark wert. 

Darham, m. türf. Münze, ſ. Derhem. 

Dari, f. = Durra, ſ. d. 8 

Daribba, ein Getreidemap in Agypten, etwa 1821. 

Darling, n. engl. (fpr. Darling), Liebling; jehr lieb, 
teuer, wert; auch Name einer Brieftafchen-Kamera. 

— f. fr. (ſpr. däriol) Sahnentörtchen, Becher- 
paſtete. 

Darminvagination, f. dtſch.⸗l. Einſchiebung eines 
Darmſtückes in ein anderes, Darmeinſchiebung, 
eine gefährliche ae 

Darne, f. fr. (ſpr. därn), Fiſchſchnitte. 

Darling, f. it. der innere Teil eines Seehafeng, vgl. 
Arjenal. 

Darſis, f. gr. (v. derein, abhäuien, finden) Heiff. 
dag Abhäuten, Wundwerden; Dartos, m. die in- 
nere Haut des Hodenjades. 

dartrös, fr. (dartreux, von dartre, Hautflechte) mit 
Flechten behaftet. 

Darwinismus, ın. nl. die Lehre des enal. Natur— 
forihers Charles Darwin von der Entwidlung u. 
Umformung der Tier» u. Pflanzenarten durd) na- 
türlihe Züchtung, Entwicklungslehre, Züchtungs- 
od. Zuchtwahllehre, auch Selektions⸗Theorie; 
Darwiniſt, m. ein Anhänger diefer Lehre. 

Dasjespik, der als Surspget für Bibergeil verwen⸗ 
dete, ſchwarzbraune, an ver Luft getrodnete did 
flüſſige Urin des Klippendachfes; der Stoff wird 
auch Hyrac&um capense genannt, ein guano- 
ähnlicher Stoff. | 

Dafondm, ın. gr. (v. gr. dasys, dichtbewachſen, u. 
dasos, Didicht, dichtes Gehüſch), der Forſtmann, 
Föriter (Seitenbildung zu Ofonom). 

Daſhma, n. oder Daſhtes, f. gr. (von dasys, Dicht, 
rauh) Heilk. die Rauhigkeit, Struppigfeitder Haare; 
insbeſ. die Augenliderraudigleit; Daſhméter, n. 
gr. ein Dichtigfeitsmeiler der Luft, ein Wage- 
balfen mit zwei in gewöhnl. Luft gleich ſchweren, 
aber ungleich großen Kugeln, von denen die größere 
beim Dünnerwerden, die fleinere beim Dichter- 
werden der Luft finft (von O. v. Gueride erfunden 
u. von ihm Manometer genannt); Daſhypus, m. 
gr. (wörtlich Rauhfuß) das Gürteltier; Daſtzürus, 
m. (mörtlih Rauhſchwanz) das Beuteltier, 

Data, Dataria, datio 2c., |. datum. 

Satitca, f. Bot. Streichkraut, eine gelbblühende 
Bierpflanze; Datiſcin u. DBatifcetin, n. Scheide. 
ein aus den Knollen derjelben gewonnener gelber 
Farbſtoff. 

Datismus, m. gr. (Dätismös) ein Ausdruck nad 
Art des bei Marathon befehligenden perfifchen Sa- 
trapen Datis, welcher das Griechiſche fehlerhaft 
Trac, überh. ein Spradjfehler, den ein Ausländer 
madt. 

Datpolith, m. gr. Ve v. dat&ömai, teilen, 
zeritüdeln, wegen der fürnigen Abjonderung diefer 
Steinart) ein aus Kiefeljäure, Borfäure und Kalk— 
erde beftehendes Mineral. 

Datiche, f., pl. Datſchen (ruſſ. dätscha, urfpr. eine 
vom Fürſten verliehene Schenkung, von datj, ge» 
ben) Yandhäufer, Sommerwohnungen in der Um— 

ebung einer Stadt in Rußland. 

datum (pl. data), I. (v. däre) eig. gegeben, welches 


ö— — — — — — — — — — — ———— — — 


Dabids 


Wort ehedem in geriſchtl. Verhandlungen vor An- 

— des Tages geſetzt wurde, daher: das Datum, 

Zeit⸗ u. Ortsangabe, Tag, Monatstag; Datums⸗ 

Uhr, ledtſch., eine Uhr, welche die Monatstage an⸗ 

zeigt, datum ut retro, auf Wechfeln; dieſelbe 

Beits und Ortsangabe, wie die auf der andern Seite 

jiehende; datum ut supra, Zeit und Ort wie oben 

bemerft; dato, it. Kfſpr. heute; a dato, auh nad 
dato und bloß dato, von heute an, von Tage der 

Unterfchrift od. Ausfertigung an, bef. bei Beſtim— 

mung der Verfallzeit von Wechfeln; dah. Dates 

Wechſel, ſolche, deren Verfallzeit vom Tage der 

Ausſtellung an gerechnet wird; de dato, vom 

Schreibtage oder bom Tage der Ausfertigung au; 

datieren (fr. dater), ausſtellen, einen Brief unter⸗ 

zeichnen, Zeit und Ort darin angeben; vom...- 
datieren, herſtammen, ſich herjchreiben; Datie— 
rung, f. Ort⸗ und Zeitangabe; — Data, pl. 1. das 

Gegebene; in der Größenl.: das als zugeittanden u. 

gewiß Angenommene; gefhichtl.: Angaben, vorlie- 

dende Tatjachen; Erhebungszahlen, Zahlennad)- 
weiſe (in der Statiftik); data et accepta, Ausgabe 
und Einnahme; Dataria, f. it. die päpitl. Pfrün- 
denfammer, von welcher die Erteilung kirchlicher 

Präbenden, aud) der Dispenfation von Ehehinder- 

nifjen 2c. abhängt; (ihr Name fommt von der Un— 

terjchrift ihrer Erlaffe: Datum apud S. Petrum); 

Datarius, ın. der Borfteher diefer Behörde; datie 

de mann, f. 1. Ripr. die Entlaffung aus der nedit- 

ichaft oder Herren-Gewalt; datio in solutum, Ab⸗ 
tretung ftatt Zahlung oder an Zahlungs Statt; 
datio curatöris od. tutoris, die Beſtellung eines 

Bormunds; Dativus, m. im Mittelalter: der 

Oberricter in Ron u. dem ganzen Exarchat; Das 

tiv, m. (dativus casus), }. Rajus; per dativum, 

durch den Gebefall, d. h. durch Beitechung oder 

Gejchente, 3. B. zu einem Amte gelangen. 

Datũra, f. (v. perj.arab. tätürah) der Stehapfel, 
daturs strammonium, eine Öiftpflanze; Daturin 

| a aus dem Stehapfelfamen dargejielltes Al- 
aloid. 

Daucus, m. I. (gr. daukos) die Mohrrübe, Möhre; 
d. oder succus dauei inspissätus, Heilf. ein⸗ 
gedidter Mohrrübenfaft. 

Daulet, n. arab. (fpr.vanlett), das Reid); Häufig in 

ufammenfegungen als oriental. Ehrentitel, 3. ©. 
| chäsud=Denlet, m. (pr. beha-ud-danlett), Koft- 
barfeit des Reiches, ein Ehrentitel des jegigen Be- 
| herifchers von Kaſchgar; Nizäm-ud-Daulet, m. 
| (fpr. nifähm—) Ordnung od. Ordner des Reiches. 
Daumont, fr. (ſpr. domoͤng) ein Eigennane; davon: 
; äla Daumont, (fr. attelage, d. i. Gejpann, à Ia 
| Daumont), Biergejpann mit Stangenteiter. 
Dauphin, ın. fr. (pr. bophäng) eig. f. v. w. Delphin 
(1. d.); jett 1349, wo da3 Gebiet der Dauphine au 
das Haus Valois Fam, bis zum Jahre 1830 Titel 
des Kronprinzen von Frankreich; Dauphlne, f. 
die Gemahlin desfelben; auch ein buntes Wollen- 
und Seidenzeug. 

Dans,n.(ausdem altfr.dous, jegtdeux, zwei, entit.} 
in der deutichen Spielfarte ein mit zwei Augen be» 
zeichnete3 Blatt, dem Werte nad) gleich dem As in 
der franzöſiſchen Karte. 

David, m. hebr. (Dävid) nad; dem Wortbegriff: der 
Geliebte, männl. Name, insbeſ. des Königs von 
Iſrael, Sohnes Iſais ꝛc. (Davidiſche Pjalmen, 
Davids Harfe ꝛc.). 

| Danids od. Davits, pl. engl. (ſpr. dehwits) eiferne 
| Kräne od. Winden zur Hebung des Ankers, fowie 


Dabier 


ſolche drehbare Kräne zur Aufhängung der Boote 
an den Schiffsſeiten. 

Davier, m. fr. (ſprich: a die Fügezwinge der 
Tiichler; auchdie Fügebanf; ferner die Zahnitange, 
f. v. m. Belifan. 

Davits, |. Davids. J 

Davorien, pl.(jerb.dawörije)iliyrifche Kriegslieder. 

Davus, m. I. ein gemöhnlicher Sklavenname in den 
zöm. Ruftfpielen; Davus sum, non Oedipus, |. 
Spriw. bei Terenz: ich bin Davus, nicht Ödipus (f. 
d.), d. i. fein Meijter im Erraten. 

Dayyihe Sicherheitslampe (ſpr. Dehwi—) eine 
von dem engl. Chemifer H. Davy erfundenelampe 
für Bergleute, bei welcher die Zlamme von einem 
engmafchigen Drahtneg umgeben ift, um die Ent» 
zundung des Grubengafes zu verhüten; Davyum, 
n. ein ebenfalls nach H. Daoͤy benanntes, 1877 von 
Serge Kern in der Blatinagruppe entdedtes eigens» 


tümliches Metall; Dapyſcher Flammenbogen, 


f. unter Elektrizität (Schluß). 

Day, |. Dev. 

Days of humiliation, pl. engl. (fpr. deh3 of jumil» 
jebih’n) Tage der Demütigung, die beiden Buß» 
tage in England, der 30. ——— (Enthauptung 
Karls I. 1649) u. 2.Sept. (Rondoner Brand, 1666). 

de, I. u. fr. von, aus, als Vorwort in Zufammen- 
fegungen bejond. dem deutjchen ab» oder ent- ents 
ſprechend; de grace und ähnliche Verbindungen 
j. unter dem Folgeworte. 

dead heat, n. engl. (ſpr. ded Hit), totes Nennen, 
d. h. unentjchiedenes Rennen, bei dem beide Pferde 
gleichzeitig am Ziel anfommen. 

Dealbation, f. n!. (vom lat. de-albäre) da3 Weiß⸗ 
machen der Metalle. 

Deartikulation, f. nl. (vgl. artikulieren) die Aus» 
renfung; auch }. v. w. Diarthroiis. 

Deauration, f. nl. (vom I. de-aurare, vergolden) 
die Bergoldung. — 

Debäcle, f. frʒ. (pr: —bäfl), der Eisbruch, der 
Bufammenbrud) (Titel eined Romans von Zola). 

Bebaclieren, fr. (debäcler, v. bäcler, jperren, eig. 
mit einem Stabe od. einer Querſtange; ml. bacu- 
läre, v.I.baculus, Stab) einen Hafen räumen, d.h. 
die ausgeladenen Schiffe aus dem Hafen bringenze.; 
Debaclage, f., r. n. (jpr. — klähſch') Schiffipr. die 
— Wegſchaffen der ausgeladenen 

aren, Schiffe ꝛe.; Debacleur, m. (pr. —klöhr) 

ein Hafenräumer. 

deballieren, fr. (déballer) Waren auspacken; De— 


ballage, f., r. n. Kfſpr. (ſpr. —lähſch) die Aus⸗ 


packung. 


Debandieren (ſpr. —bangd—), fr. (d6bander; vgl. 


Bande) ſich zeritreuen, die Reihen auflöfen; Bes 
bandade, f. od. Debandement, n. (ipr.debangd’- 


mäng) Kripr. das ordnungslofe Fechten der Sol⸗ 


daten: auch ein zeritreuter Rückzu 


debanquieren, dDebantieren, fr. (debanguer) im 


Haiardipiel: entbanten, die Bant Iprengen. 
debarbariiicren, barb.-!. der Roheit entreißen, 
Debardieren, fr. (d&barder; von barder, auf eine 

Zragbahre [bard) laden) etwas aus dem Schiffe 

ausladen, ans Land bringen; Debardage, f.,r.n. 

pr. —dahjch’) die Entladung einesSchiffs, bef.von 

ee: Debardenr, m. (fpr.—döhr) ein Aus⸗ 

lader, Schiffsauslader; auch eine gebräudliche 
üppige Damenmaste, 

Debarcadere, m. fr. (ſprich: debarfadär; aus dem 

Spanischen) Zandungsplag, Halteftelle der Boote. 
Bebarguieren (ipr. —fieren), fr. (debarquer; vgl. 

Barke) oder debarkieren, ausſchiffen, ans Land 


deblodieren 167 


jegen, ausfegen; landen; Debarquement, n. (pr. 
debarf’mäng) die Landung, das Ausiteigen aus 
den Schiffe; aud) die Ausladung der Waren. 

Debarrafiieren,fr.(debarrasser;v.barre,Schranfe; 
val. embarraffieren) wegräumen, fid) losmachen; 
Debarraſſement, n. (fpr. —mäng) die Wegräu- 
mung von Hindernifjen, ae Ä 

Debätte, f., pl. Debatten (v. fr. le debat, dieStrei- 
tigfeit; pl. debats) Wort- oder Redekampf, Wort- 
gefecht, Verhandlung, Beiprehung; Debater, m. 
engl.(fpr.debehter) Meifter ver Debatte; debattie— 
ren (fr. debattre), ftreiten, verhandeln. 1% 

Debauche, f. fr. (pr. deboͤhſch) Ausfchweifung, UÜp— 
piyfeit; Debauché, m. (fpr. debofcheh) ein Wollüfi- 
ling; debauchieren (pr. debofch — ; fr.debaucher, 
urjpr. aus der Werfftätte locken, vom altfr. bauche, 
Werkſtätte und Lagerſtätte des wilden Schweins) 
ausſchweifen; einen debauchieren, ihn zu Aus— 
Er verleiten; dehauchant (ſpr. debo- 
hdng, gew.—fchänt), ausjchweifend, ſchwelgeriſch; 
verführend; Debaucheur, m. (pr. deboſchöhr) ein 
Berführer, Kuppler. 

Debellieren, I. (debelläre; v. bellum, Krieg) aus— 
fümpfen; völlig befiegen; Debellation, f. nl. die 
Übermwältigung; Debellütor, m. I. der Über 
winder. 

Debent, m. (1. debens, v. deböre, follen, ſchuldig 
jein) ein Schuldner; Behentür, f.(engl.debenture; 
fr. debentur, ehem. eine Quittung; urfpr. das !. 
debentur, als 3. Berjon pl. von deberi) Koſten, 
Rollvorfhuß,denmanzurüderhält;Empfangichein; 
Dẽbet, n. (vom I. debet, er ift ſchuldig) Kfipr. das 
Soll, die Schuld, welche jemand für empfangene 
Waren zu bezahlen hat, oder deren Zahlung der 
Berfäufer erwartet; vgl. Kredit; Hr. N. debet, 
d. h. foll oder iſt ai; — debita portio, £. 
der Pflihtteil; debitnm, n. !. die Schuld; pl. de— 
bita, Schulden; — Débito, m. it. die Schuld, das 
Schuldige; Bebitmaile, = Kontursmaife,l. d.; 
Debitiweien, das Schuldenweſen; — Debitor, m. 
l. pl. Debitüres, Ripr. Schuldner, Schuldiger, im 
Gegenjag von Kreditor; Debitrig, f.die Schuld- 
nerin. 

Debil, I. (debilis,e) ſchwach; Bebilität, f.(l.debili- 
tas) vie Schwäche, Kraftlofigfeit; debilitas anlıni, 
Geiſtesſchwäche; debili tieren (I. debilitäre),jchmä- 
chen, entträften; Debilitation, f. die Schwächung, 
Entkräftung. 

Debit, m. fr. (Tor. debih; urſpr. wohl = Debet, v. 
debitum, alſo eig. Schuld od. ausſtehende Zah— 
lung für verfaufte Waren), der Abſatz, Abaang, 
Verkauf, Verichleiß od. Bertrich v. Waren; Debit⸗ 
Komifjionen, pl. Aufträge zum Vertrieb von 
Waren; Debits-Poſtanſtalt, Abſatz-Poſtanſtalt; 
Debitieren(fr. debiter), abſetzen, verkaufen; uneig. 
verbreiten, ausſprengen, z. B. eine Nachricht; auch 
etwas als Schuld anrechnen, belaſten; Debitaͤnt, 
m. Kleinhändler, Einzelverkäufer. 

Debitor, debitum 2c,, ſ. unter Debent. 

Deblai, m. fr. (ſprich: debläh) die Ausgrabung bei 
Erdarbeiten, die Wegräumung des Schuttes; de— 
blayieren (ſpr. debläjieren; fr. déblayer, zgez. aus 
débalayer, v. balayer, ausfegen) ausgegrabene Erde 
wegſchaffen, abräumen; bet die Qaufgräben nach 
der Belagerung wieder einreigen. 

deblockieren, fr. (debloquer, vgl. blocdieren) Krfpr. 
entjegen, die Einfchliegung oder Sperrung eines 
Ortes aufheben, freigeben; bei Buchdr. die Fliegen» 
köpfe herausnehmen, d.h. den in Ermangelung des 
rechten einstweilen verkehrt eingeſetzten Buchſtaben 


168 Debonnaire 
wieder herausnehmen und gegen den rechten aus— 
tauschen; Debloquement, n. (prich: deblof'mäng) 
die Aufhebung einer Blockade (f. d.). 

Debonnaire, m. fr. (fpr. —nähr; entft. aus de bon 
air, prov. de bon aire, vgl. Air) der Sanftmütige, 
Geduldige, Nachgiebige. 

Deböra, f. bebr. (Deböräh, v. dabär, faffen, paden) 
weibl. Name, eig. die Biene od. Welpe. 

Ddebordieren, fr. (d&border, val. Bord) austreten, 
von einem Fluß, fich über die Ufer ergießen; auch: 
den Saunt abtrennen, abfanten; uneig. ausfchwei- 
fen, 3.8. ein debordierter, d.t. ausichweifender 
Menſch; Krſpr. überflügeln; Debordement, n. 
(fpr. — mäng) das Austreten, die Ergießung eines 
Fluffes (auch uneig. der Galle), einer Überſchwem— 
mung, Flut od. Überflut; Ausfchweifung, Zügel- 
lofigfeit. 

debattieren, fr. (debotter, von botte, Stiefel) Die 
Stiefel ausziehen. 

debouchieren (pr. —bufh —), fr. (deboucher, von 
boucher, zujtopfen,bouche, Mund, Offnung), etwas 
Beritopftes öffnen, 3. B. eine Flajche entforfen; 
Kripr. aus einem engen Paß hervorbrechen; Ges 
legenheit zu gutem Abjaße finden; Behandhe (ipr. 
debujcheh) oder Debouchement (pr. —ih’mdng), 
n. der Ausgang aus einem Engpaß, die Mündung 
der Schlucht; Kfipr. der Abjaß, Vertrieb von Was 
ren; Weg oder Mittel zum Abſatz derfelben. 

debourſieren (ipr. —burk—), fr. (debourser, von 
bourse, Börfe, Beutel) auslegen, vorſchießen; De— 
bours, m. ((pr.—bubhr), Debourfé, n. u. Debour⸗ 
fement,n.(jpr. — burß'mäng) die Auszahlung, aus⸗ 
gelegte Geld, der Vorſchuß. 

Debris, pl. fr. pr. debrih; von briser, brechen) die 
Trümmer, Überbleibfel von Truppen, die übrige 
Mannicaft. 2 

debrouillieren (ſpr. debrujieren), fr. (debrouiller; 
vgl. brouillieren) etwas entwirren; Debrouille— 
ment, n. (ſpr. debruj'mang) die Entmwirrung. 

debüchieren (pr. —büfch—-), fr. (debucher) Jäger⸗ 
Be; aus dem Busch hervorbredhen; Krſpr. feinen 
tand oder daS Lager verlaffen. 

Debüsquieren (ipr. —büsfieren), fr. (d&busquer) 
Kripr. verjagen, aus einer vorteilhaften Lage oder 
Stellung verdrängen; Debüsquement, n. (jprid): 
— büskmäng) die Vertreibung. 

Schuiköp, n. ein nach dem Erfinder Debus benann- 
tes Staleidoffop (f. d.) mit polierten Silberplatten 
ſtatt der Spiegel. 

Debüt,.m. fr. (fpr. debüh; eig. der erſte Wurf oder 
Stoß im Spiele, von but, Ziel) der Antritt, Be— 
ginn, erjtes Auftreten, 3. B. eines Schaufpielers 
auf dem Theater, die Antrittsrolle; Antrittsrede; 
Debütieren (fr. debuter), zum eriten Male auf- 
treten; feine Antrittsrolle fpielen, die erite Amts— 
handlung verrichten; Debütdnt, m., Debütaͤn⸗ 
tin, f. wer zum erjtenmal öffentlich auftritt, bef. 
auf dem Theater. 

Decalogus, |. Dekalog ıc. 

Decundria, |. Defandria. 

devem, [. zehn; Dezem, m. der Zehnte, näml. Teil 
von etwas, al3 Abgabe an Geiſtliche; Dezember 
m. l. der Chriitmonat, eig. der zehnte Moñat nad) 
dem ältejten römischen Kalender, vom März an 
geaählt: vgl. September; Bezembriiten, pl. 
Dezembermänner, Anhänger Louis Napoleons u. 
Unterjtüger des ſogen. Staatsſtreichs am 2. De- 
zember 1851; Decempẽda, f. Meßrute, Meßſtange 
von 10 Fuß oder etwas über 3 m; Decempedä= 
tor, m. der Feldmefjer; Dezempir, m. ein Zehn- 


Dedjirage 


herr, Mitglied einer aus zehn Männern beitehen- 
den Behörde; am befannteiten find aus der römi— 
chen Geichichte die Decemviri legibus scribundis 
oder gefeßgebenden Zehner, welche dag Zmölftafel- 
geieh verfaßten; dezemviräl, zehnherrlich; 3. B. 
ezemviräl-Kollegium: Degempirät,n. (im 

Zat.m.) die Zehnherrichaft; Dezendium, n. nl. ein 
Tagzehnt, eine zehntägige Friſt; Dezennium, n. 
J. ein Jahrzehnt, ein Zeitraum von 1O Jahren; 
Desennäl (Il. decennälis, e) aehmjährig. 

dechagrinieren (pr. ch = Ih), fr. (dechagriner, 
val. Chagrin) von Kummer befreien. 

dechalandieren (ipr. deihalangdieren), fr. (d&cha- 
lander; vgl. Chaland) jemand um feine Kunden 
bringen; auch einen Käufer durch unhöfliches We- 
jen u. dgl. verſcheuchen. 

Dechanei, |. Dekanei; Dechant, ım., aus dem l. 
Dekanus entit., f. d. 

Decharge, £. fr. (pr. deſchärſch'; vgl. Charge) 1. das 
Ab⸗ od. Ausladen von Schiffen; 2. die Entlaftung, 
Entbindung von einer Schuld oder Verbindlichkeit 
und die darüber auögeitellte Urkunde, Bejcheini- 
gung einer Geſchäftsvollendung (einem Dedharge 
erteilen); 3. Kripr. das Abjchießen od. Abfeuern 
eines Gejchiiges, die Salve; 4. Bauf. Strebeband, 
Strebebogen; daher: Behargenmauer, eine 
Mauer mit folchen Strebepfeilern an der Innern 
und äußern Böſchung eines Feitungsgrabeng, um 
den Drud der Erdmaffen abzuhalten; Beharges 
kaſematten, pl. die unter den Strebepfeilern der 
Dechargenmauer gelegenen Räume, die entiveder 
zur Verteidigung dienen, oder als Borratsräume, 
zumeilen auch ala Wohnungen verwendet werden; 
5. auch eine Polterkammer; dechargieren (fr. dE- 
charger), abladeı; entladen, entbinden, losſpre— 
chen; tilgen, auslöfchen, 3. B. eine Schuld, einen 
Poſten; abfeuern, losfchießen, losbrennen. 

Deharmieren (pr: deiharm—), fr. (d&charmer; 
vgl. Charme 2c.) entzaubern. 

decharnieren (pr. a: fr. decharner, von 
chair, l. caro, Gen. carnis, Fleiſch) das Fleiſch 
ablöſen. 

dechauſſieren (ipr.deichofi—), fr. (déchausser: vgl. 
haujiteren) eig. die Fußbefleivung ablegen; einen 
Zahn —, ihn vor dem Herausnehmen vom Zahn— 
— entblößen; Dechauſſoir, m. (ſpr. deſchoſ⸗ 
ocihr) der Zahnfleiſchablöſer, ein Werkzeug der 
Zahnärzte. 

Decher, m., Dechent od. Dechend, n. (Entitellungen 
des I. decem, ein Zehent) Kfipr. eine Anzahl von 
10 Stück Fellen; bei den ruffiihen Rauchwaren: 
40 Stüd. ? 

Dechet, ın. fr. (ſpr. deſcheh; v. dechoir, abfallen, ab- 
nehmen, von choir, altfrz. cheoir, fallen; vgl. 
Chance) Kfipr. die Gewichtsabnahme, der Abgang 
oder Verluſt, den eine Ware erleidet durch Ab- 
fonderung der dabei befindlichen Unreinigfeiten, 
des Staubes, Sandes uſw., ſowie duch Eintrod- 
nen, Ausrinnen ufw., vgl. defalieren. 

dechiffrieren (ipr. deih—), fr. (dechiffrer; vgl. 
Chiffre.c.) entziffern, enträtjeln, den Sinn einer 
willfiirlih erfundenen Geheimichrift ermittelt; 
Dechiffrierung, f. od. fr. Dechiffrement, n. (fpr. 
—mäng) die Entzifferung; Dechiffrier-⸗Kunſt, die 
Entzifferungstunft; dechiffrable (ipr. — Trab N), 
entzifferbar; Dechiffreur, m. (jpr. dedhiffröhr) ein 
Entzifferer; ſich dechiffrieren, ich nennen, ſich zu 
erfennen geben. ; 

Dechirage, f.,r.n. fr. (ſpr. deſchircihſch'; v. dechirer, 
zerreigen) daS Trümmerwerf, alte Blanten 2c. von 


dechriſtianiſieren 


unbrauchbar gewordenen und deshalb zerſchlage— 
nen Schiffen. 

dechriſtianiſieren, barb.IJ. entchriſtlichen. 

Deciar oder fr. Deciare (ſpr. deßiahr), ſ. unter Ar 
und Are. 

Deeiſtere, ſ. Stere. 

Decompte, m. fr. (ſpr. deköngt': vgl. Compte) der 
Rechnungsabzug; die Gegenrechnung; decomp— 
tieren (fr. decompter), abrechnen, abziehen. 

Dedag, f.(Buchftabenwort), Düffeldorfer-&lektrifche- 
Droſchken-Aktien-Geſellſchaft. 

dedaignieren, Dedain, ſ. dedignieren. 

dedeforieren, I. (dedecoräre, vgl. Decorum) ent- 
ehren, jhänden; Bedeforation, f. (jpätl. dedeco- 
ratio) die Entehrung, Schändung. 

dedignieren, I. (dedignäri; vgl. Dignitüt) oder de— 
Daignieren(ipr. dedänjieren), fr. (dedaigner) ftolz 
verachten; unter feiner Würde achten, verihmähen; 
Dedignation, f. I. (dedignatio) oder Dedain, m. 
fr. (fpr.dedäng) ſtolze Berachtung, Geringſchätzung; 
dedaigneux (pr. dedänjöhs), verächtlic), gering- 
ſchätzig. 

dedit, { (von dare), abgekürzt ddt., er hat gegeben 
oder bezahlt; dedieren oder Deditieren, fein de- 
dit hinzuſetzen, Kfſpr. etwas als bezahlt an— 
merken, eine Schuld tilgen, austun. 

Dedition, “ (deditio, v. dedäre, übergeben) die 
Ergebung, Übergabe. 

dedizieren, I. (dedicäre, von dicäre, verfünden, 
weihen) zueignen. widmen, 3. B. jemand ein Bud) 
— tiften; Dedikation, f.(dedicatio) die Zu- 
eignung, Widmung; Schenfung, Stiftung; dedi«- 
eäto, it. zugeeignet; Bedifätor, m. jpätl. der Zus 
eigner, Widmer; dedikatsriſch, nl. zueignend, 
widmend. 

dedommagieren ſpr. —maſchi —) fr.(déedommager, 
v. dommage, Schaden, altfr. damage, v. I. dam- 
num) entfhädigen, ſchadlos halten; Dedommage⸗ 
ment, n. (ſpr. — ſch'mang) die Entſchädigung. 

dedoublieren (fpr. ou = u), fr. (dedoubler; vgl. 
double) Kripr. ein Regiment um die Hälfte ver- 
mindern; bei dem Marjch in halbe Züge abbrechen; 
Dedoublement, n. fr. (pr. —mang) die durch Tei- 
fung entjtehende Berdoppelung von Pflanzenor- 


anen. 

Ddeduzieren, I. (deducere, herabführen, abziehen, 
ableiten) herleiten, ermweijen, dartun, den Rechtsbe— 
weis führen aus andern ſchon erwiejenen Säßen 
oder Rechten; auch darlegen, erflären; dedüctis 
deducendis, nad) Abzug des Abzuziehenden, nad) 
erforderliciem Abzuge; auch nach Erweis des zu 
Erweifenden; dedüctis impensis, nad) Abzug der 
Roiten; Deduftion, f. (I. deductio) der Abzug von 
einer Summe; Denil. die Ableitung des Belondern 
aus dem Ben Beweisführung; Ripr. Ub- 
leitung der Rechtsanſprüche aus den Grundfäßen 
des Rechts, Rechtserweis, Darlegung u. Erörterung; 
deductio ad absürdum, Beweis aus der Falſch— 
heit de3 Gegenteild; per deductiönem einen 
Bemeis jüheen, vom Allgemeinen auf das Be- 
jondere jchliegen,entg.perinductionem;.unt. 
induzieren; Deduftid, folgernd, herleitend, vom 
Allgemeinen ausgehend. 

Deer-ſtins, pl. pelzartige Wollenzeuge, die aus 
Lumpen bergeftellt werden, Rotiwildfelle. 

defäzteren, I. (defaecäre) enthefen, von Hefen (fae- 
ces, pl. v. faex) reinigen, läutern; Defäfstion, f. 
die Enthefung, Läuterung, dem. Reinigung; bei. 
Läuterung de3 Zuderfaftes durch Kalt; aud) Aus— 
feerung der erjten Wege, in der Heilk; Defäkations⸗ 


defendieren 169 


fall, ein in den Gasanjtalten gewonnener, mit 
Schwefelwaſſerſtoff durchzogener Kalt, Dünger. 

Defaite, £. fr. (ſpr. defäht’, von defaire, it. disfare, 
etwas Gemachtes zunichte machen, vom I. dis- und 
facEre) die Niederlage. 

Defalzieren, nl. (v. falx, Gen. faleis, Sichel) eig. ab- 
mähen. mit der Sichel wegnehmen; Rſpr. vorweg— 
nehmen, abziehen, 3. B. einen Anteil von einer 
Erbichaft; Defallation, f. Ripr. das Abziehen, 
Vorwegnehmen. 

defamieren, r. diffamieren, I. (diffamäre; vgl. 
Fama) in üblen Ruf bringen, entehren. 

defanieren, nl. (v. fanum, Beil er Ort) entheiligen, 
bei. von Gebäuden gesedulih 

Defatigieren, I. (defatigäre; vgl. fatigieren) ab» 
matten, müde machen; Defatigatien, f. die Er- 
müdung, Ermattung. 

Sefaut, m. fr. (fpr. defsh: it. diffalta, v. l. dis- und 
fallitäre, aus fallere, entgehen, fehlen) ein Mangel, 
Tehler, Gebrechen; ungehorſames Ausbleiben, 
Nichtericheinen vor Gericht. 

Defabveur, f. fr. (fpr. defamöhr; it. disfavore) die 
Ungunft, Abgeneigtheit, Ungnade; Kfipr. ein un- 
günitiger, zu geringer Preis; defavoräbel (fr. dE- 
favorable), ungünitig, abgeneigt. 

defecteren, Deickation, |. defäzieren zc. 

Deiekt, m. I. def6ctus (von deficere, fehlen; vgl. 
deficit), ein Mangel, Fehler, Abgang, z. B. an 

. einer Kaffe, an einem Buche 2c., eine Lücke; daher: 
Sefektbogen, Ergänzungsbogen, Überihußbogen, 
Sefekthuch, n. Beitellungsbud), Bedarfs- od. Fehl⸗ 
buch; Defektzettel, Poſtd. Tehlzettel; in defeetu 
peccieren, im Sehlenlafjen fündigen, in der Sade 
zu wenig tun; ob deföctum, in Ermangelung zc.; 
Defekt (als Beimort), mangelhaft, — 
beſchädigt; defektieren, nl. Rechnungsfehler auf- 
ſuchen und rügen, etwas bemängeln; Poſtd. fehl— 
melden, um die Nachſendung erſuchen; ergänzen, 
wiederbeſtellen; veruntreuen; Defektierung oder 
Defektmeldung, Fehlmeldung, Meldung des dei 
len3 eines Gegenitandes; Defeftion (defectio), 
f. 1. der Abfall, die Abtrünnigteit; aud) Abnahme, 
Schwinden der Kräfte; Defektin (I. defectivus, a, 
um), mangelhaft, unvolljtändig,unvollzählig; ver- 
ba defectiva, pl. mangelhafte Zeitwörter, a 
bum; Defektinfirchen, bei fatholiihen Schrift- 
itellern: abgefallene Kirchen, alle nichtfatholifche 


Kirchen; Defektivität oder Defektuoſität, f. nl. 


die Mangelhaftigfeit, Unvollitändigfeit; Defeftür, 
f. in Apotheken: die Bejforgung des Yaboratoriums 
(entg. Rezeptur, ſ. d.); Prüfung, Ergänzung; 
Defekturberichtigung, f. Fehlerberichtiaung. 
defendieren, I.(defend£re)verteidigen; Dejendend, 
m. (defendendus) u. Befendendin, f. der oder die 
zu verteidigende Beklagte, der Schüßling; Defen— 
dent, m. (1. defendens) = Defenfor, ſ. u.; De— 
fenders, pl. engl., vereinigte Jrländer, Be— 
nennung der im Sahre 1791 in Jrland in einen 
Berein zufammengetretenen deinofratiichen Gejell- 
haften: Defenſion, f. I. defensio, Verteidigung, 
Gegenwehr, Verteidigungsſchrift; Defenſions— 
Anſtalten, Verteidigungs- od. Wehranſtalten; De— 
fenſionskrieg, Verteidigungsfrieg; Defenſions⸗ 
Winkel, Kr. der Beſtreichungs- od. Strichwintel; 
defeniionäl, nl. = defenfiv, f. u.; def-nsio- 
nales, pl. Verteidigungsfchriften; Defenfionäf- 
Zeuge, ein Entlaftungs- od. Schubzeuge; Defen⸗ 
iöner, pl. im dreißigjährigen Kriege die vom 
ande, bef. zur Verteidigung der Städte aufgeitell- 
ten Mannichaften, Landwehren; defeuſib und al3 


170 deferieren 


Adverb defensive, verteidigungsmeife; defenſive 
Stellung, diejenige, in der man den Angriff des 
Feindes erwartet; defensiveWerke, Schugwerte, 
die bei Uferbauten den Einiturz verhindern; De— 
fenſip-⸗Allianz, f. ein Schugbündnis; Defenſiv⸗ 
und Offenjiv-Altanz, Schuß» und Trugbiündnis 

(zu Wehr und Angriff); Defenfin-Krieg, ein Ver⸗ 

teidigung3- oder Wehrfrieg; Defenſib-Mittel, 

Heilf. (defensivum) ein äußeres Schußmittel gegen 

ſchädliche Einflüffe; Beienfin:Zafien, Verteidi⸗ 
ungswaffen; Deſenſive, f. (fr. la défensive) die 
erteidigung, der Verteidigungszuftand, entg. der 

Offenjive; Defenfor, m. I. ein Verteidiger, Be- 

ſchützer, Vertreter, Sachführer; defensor fidei, 

Beſchützer des Glaubens, eine Benennung der Kö— 

nige von Großbritannien feit Heinrich VIIL, der 

wegen einer wider Luther herausgegebenen Schrift 

Dielen Titel vom Papſt Leo X. 1522 erhielt; de= 
fenförtfch, verteidigungsmeife. 

Beferieren (fr. d&ferer, vom |. d&ferre), angeben, 
dinterbringen, (einen Schuldigen bei einer Behörde 
ujw.) anzeigen; einem etwas übertragen, zuer» 
fennen, bemwilligen, 3. B. eine Gunft, Ehre ujmw.; 
zujchieben, 3. B. einen Eid; Deferent, m. (1. de- 
ferens) der Abforderer eines Eides, der einem 
andern einen Eid anträgt oder zufchiebt; auch ein 
Angeber; auf Münzen: das Zeichen des Prägorts 
oder des Münzmeiſters; Deferenz, f. nl., oder 
Deierence, f. fr. (jpr. —rängb’) Gewährung; die 
Willfährigkeit, Fügſamkeit, auch Unterwürfigfeit, 
Ehrerbietung. Berichteritattung. 

Befervefzteren, I. (defervescöre; val. ferveſcieren) 
abbraujen, verfühlen; Deferveſzenz, f. nl. das 
allmähliche Erkalten. 

Defi, m. fr. (ſpr. defih) die Ausforderung zum Zwei⸗ 
fampf, ein Fehdebrief; Defiteren (fr. defier, it. dis- 
fidäre, sfidäre, v. I. dis- und fides, (ſ. d.), aljo eig. 
Vertrauen und Treue aufjagen), jemand miß— 
trauen; ihn herausfordern; überh. Trotz bieten, 
trogen; defiant (ſpr. defidng), mißtrauiſch; De— 
fiance, k. (ſpr. defiängß) Mißtrauen. 

defibrieren, fr. (von I. fibra, fr. fibre, Faſer) zer- 
fafern, entfafern; Befibreur, m. fr. (jpr. —öhr), 
der Holzjchleifganga, der Zerfaferer oder Schleifer 
(Maschine in der Holzichleiferei). 

deficit, I. (v. deficere, fehlen) es fehlt, tft nicht da; 
ein Defizit, n. der Feblbetrag, Minderbetrag in 
einer Rechnung; Sättigungsdefizit, Sättigungs- 
abitand; Defizient, m. ein Zehlender, Abtrünnis 
ger; ein Schuldner; ein Entfräfteter, u Oſter⸗ 
reich: ein durch Alter od. Krankheit zur Verſehung 
ſeines Amtes unfähiger Geiſtlicher; deflci6ndo, 
it. Tonk. verlöſchend; Defizienz, f. nl. die Er- 
mangelung; der Ausfall. 

Defigurieren, nl. (vol. Sigur 2c.) verunftalten, ent» 
jtellen; Defiguratien, f. die Berunjtaltung. 

Beflteren, j. unter Defi. 

Befilieren, fr. (defiler; von file, Reihe, I. fila, pl. v. 

lum, Faden) einzeln vorbeiziehen, durch eine Weg— 
enge gehen; eine Schanze defilieren, erhöhen, 
fihern, deden, d. h. fie fo erhöhen, daß der Yeind 
fie nicht bejtreichen oder nicht herüberfehen kann; 
Defild, n. fr. Wegenge, Enggaß, jeder enge Weg, 
auf dem ſich Truppen nur in fchmaler Reihe oder 
vereinzelt fortbewegen fünnen, 3. B. Hohlwege, 
Dammmege, Brüden, Tore 2c.; Defilement, n. 
fjpr. —mäng) die Gicheritellung eines Feſtungs— 
werks vor dem Beſtreichen des Geſchützes; hori— 
zontales Defilement, ein ſolches, daß die Schanze 


nicht beſtrichen oder der Länge nach beſtiegen wer⸗ 


defluteren, I. (deflugre) a 


deforin, I. (deförmis; vgl. Form) ungeftalt, häßli 


deform 


den kann; ein vertifales Defilement, ein ſolches, 
daß der Feind nicht hineinfehen oder ſchießen fan, 
jo daß der innere Raum geſchützt ift (horizontal 
defilierte und vertikal defilierte Schanze); das Vor— 
beiziehen in fchmalen Reihen; Gänſemarſch; Bes 
filier-Cour, f. eine neuerdings üblich gewordene 
Form der Aufwartung Cour) bei dem Fürften 2c., 
— ſchnellem Vorübergehen der Courmacher 
eſteht. 


definieren, I. (definire, abgrenzen, v. finis, Grenze): 


den Inhalt eines Begriffes Scharf begrenzen, genau 
beitimmen, einen Begriff erklären, indem man feine 
weſentlichen Merkmale angibt; Naturl. von Mikro— 
jfopen: die Bilder fcharf begrenzt zeigen; Defints 
tum, n. Beſtimmtes, ein genau beitimmter Begriff; 
definite, ausdrüdlich, deutlich; Definition, f. L. 
definitio, die Beſtimmung; Begriffsbeitimmung, 
Erilärung; definitio genetica, Urſprungs- oder 
Entitehung3-Erflärung; d. nominälis, Nameıt- 
Erflärung; d. reälis, Sacderflärung; d. verbäs 
lis, Worterflärung; definitin (I. definitivus), als 
Adverb. auch definitive, entjcheidend, entſchieden, 
beitimmt, ausdrücklich, auch abjchliegend, end» 
— Definitiv-Frieden, der völlige Frieden, 

riedensabſchluß; Definitin-Traftät, m. ein ab» 
jchließender Vertrag, Schlußvertrag; DBefinitibe 
Nrteil, definitiva santentia, das Endurteil, ver 
Endbeſcheid; Definttivum, n. eine endgültige Er- 
Härung od. Bertragsbeitimmung; endgültige Eins 
rihtung, entgegen Krovif orium; Definitor, m. 
eig. der Beltimmer; ein oberer Ordensgeiitlicher, 
Mitvoriteher eines Kloſters; der Nächſte nach dem 
Dom-Dedhanten in Didzefen der römifchen Kirche; 
Definitorium, n.nl. ein Verein gewählter Mönche 
eines Ordens, welche dem Vorſteher desſelben im 
der Leitung der Ordend-Angelegenheiten beiltehen; 
Definitorialprüfung, die legte Prüfung, Staats⸗ 
prüfung der Theologen. 


deflagrieren, I.(deflagräre; vol. flagrieren) ab⸗ od. 


ausbrennen, duch Feuer reinigen; Deflagration, 
f. Scheidef. Läuterung od. Reinigung durd) Feuer; 
Deflagrätor,m. nl. der Abbrenner, Reinbrenner, 
= galvaniicher Apparat zum Schmelzen der Me— 
talie. 


Deilcktieren,1.(deflectöre;vgl.fleftieren)abmeichen, 


Be (.deflexio) Ablenkung, Ab⸗ 
weichung; Defſexion des Lichtes, die Beugung 
od. Ablenkung der Lichtſtrahlen von ihrem geraden 
Wege; Deflektor, m. ein Schornſteinaufſatz, eine 
Winde oder Rauchkappe; eine befondere Luftzufüh—⸗ 
rung bei Petroleumlampen, Zuftfauger; Deflef- 
tion, f. Durchbiegung; Deflektionsmeſſer, m. der 
Durchbiegungsmeſſer. 


deflorieren, nl. (deflöräre, eig. der Blüte beauben, 


von flos) eine Jungfrau entehren, entjungfern; 
Deflorãta, f eine Entehrte 2c.; Defloration, f. 
das Abitreifender Blüte; uneig. Entehrung, Schwäs 
bung, Schändung einer Jungfrau, Entjungferung; 
Deflorätor, m. ein Su 

fließen, abfallen, ſchwin⸗ 
den; defluvium capiliörum, n. J. daS Ausfallen 
der Kopfhaare; Defluxion, f. (jpätl. defluxTo) der 
Abflug; Heill. f. v. wm. Katarrh; defluxo ter- 
mino edictäli, I. Rſpr. nad) abgelaufener Vor— 
ladungsfriſt. 


Defoliation, f. nl. (von folium, Blatt) der Laubfall, 


die Entblätterung der Bäume und Sträucher. 
Seiormität, f. (deformitas) die Mißgeftalt, rk 
licykeit; deformieren (deformäre), entitellen, vers 


Defrai 


unftalten; Deformation, f. Migbildung, Mißge⸗ 
staltung; Deformes, pl.fr. große jchlappe Filzhüte. 

Defrat, ſ. dDefrayieren. 

Deiraudieren, I. (defraudäre; von fraus, j. d.) 
betrügen, unterfchlagen, bef. Steuern, Zölle uſw. 
binterziehen; Defraudantod.defraudätor,m. ein 
Betrüger, Zoll- od. Steuerhinterzieher, Schmuggler; 
Sefraudation, f. Betrug, Unterfchleif, Hinter: 
ziehung; Schleichhandel. 4 

defrahieren (jpr.defrejieren), fr.(defrayer, v. frais, 
ſ. d.) freihalten, koſt- und zehrungsfrei halten; 
Beirat, m. (fpr. defreh) das Zreihalten. 

defrichieren (jpr. defriichieren), fr. (defricher, von 
friche, f. das Brachfeld, und dies vom ml. fracti- 
tium, — mit dem Pflug zerſchnittenes 
Sand. v. fractum, frangere, brechen) ein ödes Feld 
umbrechen, aufreißen, urbar machen, bearbeiten; 
Defrichement, n. (fpr. defriſch'mang) die Urbar- 
machung. 

defrugieren, l. (defrugäre; v. fruges, Feldfrüchte) 
eig. des Getreides berauben, ein Feld abnutzen, 
ausnutzen. 

Defrut, nm.l. (efrütum) — Moſt, Moſtſaft. 

Defter, perſ. (= gr. diphthera, Fell, Pergament, 
Bud) Urkunde, Regiiter, bef. iiber die Staatshaus— 
deltung; Defterdaͤr, m. Buchhalter, türkiſcher 
Sroßihagmeifter, Finanzminiſter; Defterchanch, 
n. (perj. chäneh, khänah, das Haus) die Kanzlei, 
das Archiv. 

defunctorie, I. (v. defüngi, ſich eines Geſchäfts ent- 
ledigen, vollenden) obenhin, nachläſſig; Defünc— 
tus, m. eig. wer vollendet hat: ein Verſtorbener; 
Defüͤucta, f. die Berjtorbene; Defunttion, f. das 
Ableben, der Tod. 

Defurfuration, £. l. Abſchuppung der Haut. 

degagieren (jpr. —iSi—), fr. (degager, entg. en- 
gager, von gage, ſ. d.) befreien, heraushelfen, [03- 
maden; einen Soldaten entlafjen; ficy von einer 
Pflicht entbinden; aud im Gegenteil: fein Wort 
einlöjen, indem man das VBerjprechen erfüllt; in 
einer Wohnung einen geheimen Ausgang anbrin» 

en; Fechtk. unter der Klinge des Gegners weg— 
toßen; Degage (ſpr. degaſcheh) od. degagiert, frei, 
ungezwungen, gewandt; Degagement, n. (ſpr. 
ch mang)die Ungebundenheit, Leichtigkeit, gwang⸗ 
loſigkeit; das — von einer Verbindlichkeit; 
ein geheimer Ausgang. 

degarnieren, fr. (dégarnir, vgl. garnieren) entblö— 
Ben, die Beſetzung von etwas wegnehmen, abtren— 
nen; Krſpr. eine Zeitung —, von Mannſchaft u. 
Kriegsvorräten entblößen. 

Braet, Ichwarzer Degen, Birkenteer, = Degutt, 


begöner, I. entartet; degenerieren (degeneräre), 
entarten, jchlechter werden; Degeneration, f. nl. 
Die — 

deglubieren, |. (degluböre) aushülſen, abſchälen; 
ſchinden. 

Beglutieren, nl. (von glutĩre) verſchlucken, verſchlin⸗ 
gen; Deglutition, f. das Schlingen. 

Begommieren, fr.(v. fr. degommer) ausfochen, ent- 
ichälen, von Klebitoff befreien; Seide von Gummi 
oder Leim befreien, entbaſten. 

u en (pr. —gorſchieren), fr. (degorger; vgl. 

orge) ausihlämmen, ausräumen, Quft machen; 

Kock. auswäflern, entichleimen (daß die Fiſche 
den Schlamm- od. Seegeſchmack verlieren); bei der 
EChampagnerfabrifation die Entfernung des Hefen- 
niederſch ages am Korke, abſpritzen; degorgiert, 
mit tief ausgeſchnittenen Kleidern. 


Dehors 171 


Degout, m. fr. (ſpr. degüh; — it. disgusto, f. d.) 
Abneigung, Efel, Widerwille; degoutieren, fr. 
(degöuter; ſ. disguftieren), Efel oder Wider- 
willen einflüßen, anmwidern; degoutant (fpr. de» 
gutäng; gew. degutdnt), widerlich, efelhaft; des 
goute, ekel, überfättigt. 

Degouttieren, fr. (degoutter, von goutte, fpr.gutt’, 
Tropfen), abtropfen (in der Seidenfabrifation). 

de grace, ſ. Grace. 

degradieren, ml. (degradäre, fr. degrader; v. I. 
gradus, Grad) herabfegen, jemand feiner Würde 
entjeßen;erniedrigen, herabwiürrdigen ;degradiert, 
berabgejegt; EL ononng von 
einer höheren Amtsftufe zu einer niederen, als 
Strafe (beſ. im Heere u. bei der kathol. Geijtlich- 
feit), Entjfeßung, in weiterem Sinne: Herabwür- 
digung, Erniedrigung. 

Degraiftieren (jpr. ai = ü), fr. (degraisser) oder 
Begrafiicren (Wolle), vom Fett reinigen, entfetten; 
Koch. auch abſchäumen. 

Deégras, n. 0d. m. fr. (ſpr. degrä) Gerberfett (aus 
den Häuten ausgeprektes DI); Xederfett, aus Trau 
bereitete Lederſchmiere. 

degravieren, |. (degraväre, von gravis, f. d.) bes 
ſchwerlich, Läftig fallen, beläftigen, drücken. 

Degré, m. fr. (v. I. de u. gradus, Schritt, Stufe; 
vgl. Gradus) der Grad, das Grundmaß aller fran— 
öſiſchen Längenmaße, der Hundertite Teil vom 

de3 Erdmeridiand — Po Grad der 
ältern Abteilung des Duadranten in 90 Grade = 
100 000 Metre3; vgl. Metre. 

Degreßz, m. I. Abgang, Abjchweifung, Yortgang; 
Degreſſion = Di en ſ. unt. digredieren. 

degrofiieren, fr. (degrossir und degrosser; vgl. 
gros)ausdem Groben herausarbeiten; dünnziehen, 
ftreden (Silber, Stahl ıc.). 

deguiſieren (pr. —gi—), Fr. (deguiser, prov. des- 
guisar, die Geſtalt benehmen, entitellen, v. fr.guise, 
it. guisa, Art u. Weiſe, v. dtſch. Weiſe) verkleiden, 
bemänteln; Degniſement, n. (ſpr. —giſ'mäng) 
Verkleidung, Verſtellung. 

degulieren, I. (deguläre, von güla, Gurgel) durch 
die Gurgel jagen, verprafien; auch erdrofjeln; Des 
aulätor, ın. I. der Schlemmer. 

denummieren = degommieren, f. d. 

Degus, m. eine Art Eichhörnchen in Südamerika, 
bei. Chili. 

Beguftieren, I. (degustäre; vgl. Guſtus) foften; 
verjuchen; obenhin berühren; SBegujtation, f. 
(ipätl. degustatio) das Koſten. 

Degütt, m. (landjch.-dtich. Daggut, Daggert, mohl 
v. I. deguttare, abtröpfeln, durch gern latinifie» 
rende Chemiker gebildet) der Birfenteer, aus Bir» 
fenrinde durch Deitillation bereitet und zum Ein» 
ölen der ruffiihen Juchten gebraudt. 

Dehibieren (gleichl. dehibere, ein im Lat. fehlendes 
und neben prohibere, inhibereentbehrliches Wort, 
obwohl tadellos gebildet und neuerdings öfter ge- 
braucht für) ab- od. einhalten, verbieten. 

dehiscieren, I. (dehiscere, v. hiscere, hiäre, ſich 
auftun) ſich fpalten, aufipringen; dehiscent (L. 
dehiscens), klaffend, aufipringend (von Samen» 
bülfen); Deshiscenz, f. nl. das Aufipringen. 

Schle, f. (fein Fremdwort, fondern vom ſüddtſch. 
deheln, mälten, Dehel, Dechel, Dehme, 
Viehmaſt, Schweinemaft durch Eicheln) ein in die 
Waldmaſt eingeführtes Schwein, Zuchtſchwein. 

Dehors, pl. fr. (jpr. dehöhr, gem. dehöhrs; von de- 
hors, draußen, auswendig, v. I. deforis; vgl. hors) 
die Außenfeite, das Äußere, der äußere Schein od. 


172 dehortieren 


Anftand; die nächite Umgebung von einem Stand» 
punkte aus; Krk. die Außenmwerfe einer Feltung. 
dehortieren, [.(dehortäri)abraten; Behortation, 

f. die Abmahnung: Behortäter, m. nl. der Ab— 
mahner; dDehortatöriich ſpätl. dehortatorXus, 2, 
um), abmahnend; Dehortaterium, n. ein Ab- 

mahnungsjchreiben. 

Dei, 1. Dey. 

deifizteren, nl. (vd. Deus, Gott, u. fac&re, machen; 
deificus, vergötternd), vergöttern, göttliche Ehre 

. ermweilen, über alles erheben; Deifikation, f. die 
Bergötterung. 

Dei gratia, ſ. unter Deus. 

deiftiich, gr. (deiktikös) hinweiſend, auf Beifpiele 
gegrundet. 

Deindjis, f. gr. (v. deinös, furchtbar, gewaltig 2c.) 
Redek. Überkreibung; Deinotherium, n. das Rie- 
jentier, ein ungeheures urmeltliches Säugetier, in 
foſſilen Reiten — 

deintegrieren, |. (deintregräre, dv. de, vorn, u. in- 
teger, unverjehrt, ganz) vom Ganzen wegnehmen, 
vermindern, jchmälern. 

Deipnoſonhiſten, pl. gr. (v. deipnon, Mahlzeit, ır. 
Sophiit, j.d.) Tiſchredner, die beim Eſſen gelehrte 
Geſpräche führen; auch Nanıe eines reichhaltigen 
Sammelmerfsdes grieh. Grammatikers Athenäus. 

Seira, f. arab. (däirah, eig. ein Kreis, von dära, 
berumgehen) das Kriegsgefolge = Smala, f. d. 

Deifidämonie, f. gr. (deisidaimonia, v. deidein, 
fürchten, u. daimön, ſ. Dämon) Götterfurdit; Aber» 
glaube, Gemifjensangft, heilige Scheu. 

Deismus, m. nl. (v. Deus, Gott) der Gottglaube, 
Glaube an einen Gott über und außer der Welt, 
entg. Pantheismus; Deiſt, m. (nl. deista, fr. 
deiste) ein Gottbefenner diejer Art (vgl. Theift); 
Deiftiich, jenem Glauben gemäß; Dettät, k. (ſpätl. 
deitas) die Gottheit. 

Dejektion, Dejektns, 1. Dejizieren. 3 

Dejerieren oder dejurieren. l.(dejeräre, dejuräre) 
ſchwören, beteuern; Dejeration, f. (döjeratio, de- 
juratio) die Beteuerung. . 

Dejeuner oder unr. Dejeung, n. fr. (fpr. deſchöneh; 
fr. dejeüner, frübjitucfen; I. gleichſ. disjejunäre, 
entnüchtern, v. jejünus, nüchtern) ein Frühſtück: 
auch das Frühitudsgerät von Porzellan; dejeiiner 
ä la fourchette (jpr. —furicett’), ein Gabelfrüh— 
ftüd, faltes Bormittaggmahl; d. dinateire (pr. 
—todhr), ein Mittagsfrühftüd, das Mittagsmahl 
erjegend; d. dansant (pr. dangkdng), ein Früh— 
ſtück mit Tanz; dejeunteren, frühſtücken. 

dejizieren, I. (dejicere, v. jacere, werfen) herab— 
werfen, aus dem Beliß treiben, verjtoßen, abfüh— 
ten, entfernen; Dejeftus, m. ein Ausgetriebener, 
Verſtoßner; Dejektion, f. [. dejectio, Ripr. die 
Ausſtoßung, Verſtoßung; Heilf. die Stuhlentlee- 
rung; der Auswurf; Ausſcheidung; d. animi, 
Niedergeichlagenheit; Dejeftorifch, nl. abführend; 
Dejeftorium, n. ein Abführungsmiittel. 

dejourieren, aud) Dijourieren oder dujourieren, 
fr. (ſpr. düſchurieren, von du jour, des Tages), 
Dienſt haben, Dienit tun (bef. von Offizieren und 
Arzten); Dejourierend, dienjthabend, dienjttuend. 

Detabriften, m. pl. ruſſ. (v. dekäbr, Dezember), 
Dezembermänner, in Rußland die adeligen Ver— 
ſchwörer von 1825, deren Aufitand im Dezember 
ausbrad, vgl. Dezembriften. 

Dekachoͤrd, n. gr (v. deka, zehn) ein harfenähnliches 
zehnſaitiges Tonwerkzeug, jett veraltet; Dekäde, 
gr. Detas, f. ſ. Dekade; Dekäaͤdit, f. oder deta⸗ 
diſches Zahlenſhſtem, n. die Zehner-Rechnung, 


einer 


Delan 


ein Zahlenſyſtem, deſſen Grumdzahl die Zahl LO 

it; Deladenwiderftände, pl. in der Eleftrotech- 

nit Wideritandgfäiten mit zehn gleichen Roller, 
durch die fich mittels Verſetzen eines Stöpſels 

1—10 Rollen in den Stromkreis einſchalten laſſen; 

Delagön,n. einZehned; Delagonälzahlen, Zehr- 

edzahlen, Zahlen, die fich als Zehnecke darftellen 

laſſen, 3. B. die der Reihe 1, 10, 27, 52, 85 20.; De⸗ 

fagramın, n. ein Gewicht von 10 Gramm, (f. d.); 

Dekaliter, n. ein Gemäß von 10 Titer (ſ. d.); De— 

falögus od. Dekaloͤg, m. die zehn Gebote Gottes, 

eigentl. die zehn Worte; Delameron, n. (it. eig. 
decameröne, v. gr. deka, zehn u. hemera, Tag) 
zehn Tage, eine Behntagsneihichte, Titel einer be- 
fannten Novellen-Sammlung de3 ital. Dichter 

Boccaceio (fpr. —kättſcho); Dekameter, n. Yän- 

genmaß von 10 Meter (j. d.); Defandria, pl. zehn⸗ 

männige Pflanzen mit zehn freien Staubfäden in 
witterblume, in Linnes Syitem die — 

Klaſſe; dekaniſche Sprachen, ſ. dravidifche 
Spr.; Dekaoftäl, Defapentäl, Dekatetril, n. 
Sceidef. — Naphthalin und deifen Umbildungen; 
Dekapöde, m. ein Maß von 10 Fuß; Detapolis 
f, ein Dijtritt oder eine Ortfchaft von 10 Städten, 
Dekar, n. Adermaß von 10 Ar (f. d.); Dekaſti⸗ 
don, n. eine Strophe von zehn Verſen; Defe- 
ftölon, n. ein Zehnjäulenwerf. 

Dekade, f. (fr. decade, aus dem gr. dekäs) ein 
Zehend, eine Zehnzahl, z.B. von Sahren, von 
Büchern (wie in Livius’ römischer Geſchichte), von 
Zagen, wie im fogenannten Decadrier, dem Ka— 
lender der ehemaligen franz. Republif, wo eine 
Woche 10 Tage (vom Primidi, Duodi ze. Dis 
zum Decadi) zählte. 

Dekadence, f. fr. (jpr. dekadäingß'; vgl. Cadence) 
Berfall, Abnahme, Berjchlechterung. { 

detaiſſieren, (pr. — käſſ), fr. (decaisser; v.caisse, 
ſ. d.) auspaden, außleeren. 

Dekalkomanie, f. l.gr. das Verfertigen von Ab— 
ziehbildern in Lack- Porzellan- und Glasfarben, 
vgl. dekalquieren. ! 

Defalieren (von it. calare, finfen, abnehmen) Kfipr. 
am Gewicht abnehmen, durch Eintrodnen, Aus— 
rinnen ꝛc.; Dekaͤlo, n. die Gewichtsabnahme einer 
Ware, vgl. Dechet. 

dekalquieren, (ipr. —kalkieren) fr. (decalquer; vgl. 
Calque) umdruden, Rupfers od. Steindrud auf Hol; 
u. dgl. übertragen; eine Zeichnung durchpaufen. 

Dekameter, ſ. unter Meter. 

Defampieren, fr. (decamper, v. camp, da3 Lager) 
das Lager abbrechen; aufbrechen; uneig. abziehen, 
die Flucht ergreifen; Dekampement, n. (fpr. 
—mäng) der Abbruch des Lagers, Aufbrud. 

Dekän, m. I. (decänus, fr. doyen, eig. der Anführer 
von zehn, decem) im römischen Lager der Aufjeher 
eines Zelte od. contubernium, das zehn Soldaten 
abte; jest der Oberfte einer Fakultät auf Hoch— 
chulen; Fakultätsvorſtand; in einem Stift der 
Dechcint, Obergeiftliche, der nächite nach dem Bi- 
ſchof oder Propſt; in Württemberg der Obergeift- 
liche auch in der proteftantifchen Kirche; in Jtakien 
auch der ältefte Bediente des Haufes (bei Fürften, 
Kardinälen 2c.); Defanäl, nl. den Dekan betrej- 
fend. zu deſſen Amt oder Würde gehörig; De— 
fanät, n., r. m. mi. die Defand- oder Dechants- 
würde; Dekanei oder Dechanei, f. die Wohnung 
und das Gebiet oder der Kirchenfprengel degjel- 
ben; defantiteren, die Stelle eines Dekans ver- 
treten; Dekantifin, f. die Vorſteherin eine Non- 
nenkloſters. 


delantieren 


?efantieren, I. decantäre) eig. abfingen, ausrufen; 
Scheide. (fr. däcanter) langjam abgießen. ab» 
Hären; Dekautier-Gefäße, Abgußgefäke, De— 
fantation, f. fr. (däcantation) das Abfingen 
Ausrufen; allmähliche Abgiegung des Klaren vom 
Bodenſatz. 

detapieren, das Abbeizen oder Abglühen der Me— 
talle an ihrer Oberfläche vor dem Galvaniſieren. 

dekapitieren, nl. (v. l. caput, Kopf; fr. decapiter, 
enthaupten; Defapitation, f. die Enthauptung. 

defarbonifieren, nl. (v I. carbo, Kohle) entfohlen, 
vom Kohlenitoffe befreien; Defarbontjation, f. 
die Entkohlung. L 

defarburicren, f. (fr. decarburer, ſpr. büreh, den 
Koblenftoff entfernen) entkohlen. 

Dekare, m. fr. = Dekar, ſ. unter Ar. 

defartieren, Boltd. entfarten, abjtempeln; Defar- 
tierung, f. Entfartung. 

Delaftere, m. fr. 10 Stereg, ſ. Stere. 

Defatieren, fi. (decatir; vgl. Fatieren) den Tiichern 
die Dampffrumpe geben, ihnen durch warme 
Wafjerdämpfe den Vrekglanz (fr. le cati) nehmen; 
Dekatiſſage, f., r. n. (fpr. —ßähſch') die Dampf- 
frumpe 1822 zu Paris erfunden. 

deflamieren, I. (declamäre, laut reden) ausdruds- 
voll vortragen; im redneriſchen Tone von unwich— 
tigen Dingen reden, hohlen Wortichwall machen; 
auch) jchreien, eifern; declamändo, it. Tonf. aus» 
drucksvoll; Deflamation, f. I. (declamatio) 1. die 
Kunft des mündlichen Vortrags, das ausdrud- 
volle Reden; eine Redeübung in Schulen; 2. ta= 
delnd: die Übertreibung des Ausdruds umd red⸗ 
nerifhen Tones; Beflamätor, m. ein Redekünſtler, 
Bortragsmeifter; Detlamatsrik, f. nl. die An- 
weifung zum fchönen Vortrag od. Schönredekunit; 
deflamatörifch, redneriſch; mortreih; Dekla— 
matorium, n. ein Kunſt-Verlag, eine Rede-Ubung, 
Kunjtvorlejung. 

deflarieren, I. (declaräre, von clarus, Kar, hell) 

erklären, feinen Entſchluß Fundtun, ſich äußern; 
Waren od. Güter zur Berfteuerung angeben; Be= 
Haration, f. I. declaratio, die Erflärung, Aus- 
legung, 3. B. eines Gejete3 durch die — be⸗ 
rechtigten Perſonen oder Körperſchaften; Belannt- 
machungen, z. B. eines Verlöbniſſes; Kfſpr. Er- 
klärung der Zahlungsunfähigkeit; Waren» oder 
Büter-Angabe, Namhaftmadhung des Inhalts bei 
Zöllen, Poſten 2c.; Wertangabe; declaratio ho- 
nöris, I. oder déclaration d’honneur, fr. (pr. 
deflarakjöng donnöhr) f. die Ehrenerflärung; de- 
claratio sententiae, I. Erklärung des Urteils; 
d6claration d’amour, fr. (fpr. — damühr) Lie- 
be3erflärung; declaration of rights. engl. (fpr. 
deklärehſch'n ow reiht3) Darlegung der Rechte, die 
Erklärung des englifhen Parlaments im Jahre 
1689 über die Grundſätze der englifchen Verfaſſung; 
deflaratib, (jpätl. declarativus, a, um) u. defla= 
ratörifch, nl.erflärend, erläuternd; declaratorıa 
sententia, f. l. daS Erläuterungsurteil. 

deflaffieren, nl. aus einer Klaſſe ftreichen, entfernen, 
verw. degradieren. 

deflinieren, I. (declinäre; vgl. Klima) abweichen; 
ablehnen; abändern, beugen, 3.8. ein Wort; de= 
Hinäbel, nl. od. deflinierbar, biegbar, biegungs- 
fähig; Deflinabilität, f. die Biegungs- oder Ab- 
wan lungsfähigkeit: Deklination, f. l.(declinatio) 
Naturl. die Abweichung, bef. der Magnetnadel von 
der Mittagslinie (feemännijch: Mißweiſung), auch 
der Geſtirne von dem Gleicher (Aquator); Heilk. 
eine Verrenfung; auch die Abrrahme einer Krank— 


Dekorum 173 


heit; Sprachl. die Wortbiegung, Fallbiegung; De— 
klinãtor, m. oder Deklinatorium, n. nl. ein Ab⸗ 
weichungszeiger, ein Kompaß, der die Abweichung 
derMagnetnadelzeigt; deflinatärifch, abweichend, 
ablehnend; Beklinograph, m. ein phyſikaliſches 
Werkzeug, das die Unterfchiede in der Deklination 
der Magnetnadelaufzeichnet; Deffinante Buhnen, 
Treibbubnen, Offenſivbuhnen. 

defliv, [. (declivis, e, v. clivus, Anhöhe) abwärts 
geneigt, abhängig, abſchüſſig; Deklivität, f. 1. (de- 
clivitas) die Abdachung. 

Detöft, n.I.(decöctum, von decoqu£re, abfochen, 
aucd verzehren, vertun) ein abgefochter Trank, 
Kräutertrant, Abjud; Dekoft-Anfufum, n. Abfud- 
Aufguß, wenn mit einem noch jiedendheiken Abfud 
eine andere Arznei übergoffen wird; Dekoktion, 
f. (l. decoctio) das Abkochen; Dekoͤktor, m. eig. 
Verkocher, Rſpr. Verſchwender; deeöctor bono- 
rum, m. Verſchwender ſeines Vermögens; d. 
dolösus, Verſchwender des eigenen und des er- 
borgten Vermögens. 

defolletiert od. decolletee, fr. (ſpr. defoltiert, de- 
folteh) in ausgefchnittenem Kleide, ausgefchnittent. 

defollieren, l. (decolläre; von collum, der Hals) 
enthaupten; Scheidef. den Hals eines Kolben? mit 
einen brennenden Schwefelfaden oder glühenden 
Drahte abfprengen; Dekollation, f. die Ent- 
hauptung. 

defolsricren, I. (decoloräre, von color, Farbe) ent- 
färben, fich verfärben, verblafjen, verſchießen; de— 
foloriert, entfärbt, verſchoſſen; Dekoloration, f. 
die Entfärbung, Verbleichung. 

Defombinieren, nl. (vgl. fombinieren) trennen. 

defomponieren, nl. (vgl. Fomponieren) augein- 
ander nehmen, zerlegen, zerjfegen, auflöjen; de— 
tomponibel, zerlegbar, zerjeglih; Defompojition, 
f. die Zerjegung, Auftsfung eines Körpers in feine 
eriten Grundteile; das Auseinandernehmen von 
Muftern; Dekompoſitum, n. ein in feine Beſtand⸗ 
teile zerjegter Körper; auch (die Vorſilbe de im 
Sinne der Verſtärkung) Heilf. ein mehrfady zu» 
jammengejeßtes Heilmittel; Sprachl. einderartiges 
Wort, z.B. Ober-Forft-Meüiter. 

defonzertieren, (pr. defongkertieren), fr. (decon- 
certer) eig. die Spielenden irre machen, aus dem 
Tone bringen (vgl. Konzert); aus der Faſſung 
bringen oder geraten; Dekonzert, m. (jpr. defong- 
Bähr) das Mißverſtändnis. 

Dekonfitüre, f. fr. (v. deconfire, gänzlich ſchlagen, 
it. sconfiggere, v. ml. dis-conficere) die Nieder- 
lage; völlige Zahlungsunfähigfeit. 

Dekontenance, f. (ſpr. dekongt'näͤngß'; vgl. Kon— 
tenance) die Beftürzung, Verblüffung; dekonte— 
nancieren (fpr. defongt’nangßieren; fr. deconte- 
nancer), aus der Faſſüng bringen, verblüffen. 

Defonvenäbel, fr. (ſpr. dekongw —), ungelegen, un» 
paſſend. 

dekonzeptieren, barb.=l. (vgl. Konzept) verwirrt 
maden, aus dem Zujammenhange bringen. 

Dekoration, Deforieren, j. Dekorum. 

Setort, ſ. Defourt. 

detortizieren, I. (decorticäre, von cortex, Rinde) 


der Rinde berauben, abichälen; Sefortifation, f. 


(l. decorticatio) das Abichälen von Bäumen, Schä- 
len; Abhülfen; Detortifations= od. Dekortions= 
maschine, f. Brechmaſchine. 
Deförum, n. (v. I. decörus, anftändig, ge iemend, 
v. decus, Anitand, decere, jichziemen)der Anitand, 
die Wohlanftändigkeit; Dekorieren (I. decoräre), 
verzieren, aufputzen, ſchmücken; einen Orden ver- 


174 dekoupieren Delaiſſement 


leihen; dekoriert werden, einen Orden erhalten; | decern£re; vgl. dezernieren), pl. Dekrete (1. de- 

Dekorateur, m. fr.(ipr. —töhr) od. Dekorations⸗ creta), ein Beſchluß, eine obrigkeitliche Verordnung, 

muler, ein Zimmerverzierer, Stubenmaler, bei. Berfügung (verſch. von dem richterlichen Erfennt- 

Bühnenmaler; Dekoration, f. ml. oder Deforie: | nid [Sentenz) od. dem Rechtſpruch, welcher als 

rung, die Auszierung, Zimmer- u. Bühnen-Vers rechtskräftig gilt, während jenes nad) Umständen 

zierung, «Malerei oder «Bekleidung; das Ehren fih ändern fann); überh. ein höherer Befehl, Er- 
eichen, der Orden; dDeforatid, verzierend, zur Aus» laß; decrötum Dei, göttlicher Ratſchluß; de» 
ie dienend; in der Bauf. Gegenſatz zu cretäles (litterae) oder Defretälen, pl. päpſt⸗ 
fonjtruftiv; Mal. was nur auf äußere Farben— fiche Entjcheidungen oder Bejcheide und die ver- 
wirkung binarbeitet, ohne tieferes Eingehen in | ſchiedenen Sammlungen derjelben; vorzugsweiſe 

Form und Bedeutung; Dekor, m. fr. farbige Ver— die von Gregor IX. angeordnete, welche als fano- 

. ‚zierung, Ausfhmüdung (pl. Defors). niſches Geſetzbuch den zweiten Teil des Rirchen- 
Oefoupieren (pr. —fup—). fr. (decouper; vgl. fou» | rechts (corp. juris canonici) bildet; defretieren, 
pieren) zerfchneiden, zerlegen (z. B. Zleifch); zer- | mi. (decretäre) beſchließen; feftjegen, beitimmen, 
ſtückeln; ausſchneiden (Bilder aus Papier); Dekan verfügen; dekretiert, beichloffen, verfügt; Dekre= 
pierſäge, eine Sägemafchine zum Ausfägen und tierfunst, die Kunſt, über einen verhandelten 
Scmeifer des Holzes, zum Ausichneiden von Zaf- | Gegenitand eine Entiheidung abzufafien; Dekre⸗ 
fen, Bögen, Einlegearbeiten u. ähnl. Laubſäge. tiften, pl. Kirchenrechtslehrer, Lehrer und Schrift- 

Dclouragieren (pr. —furai$—), fr. (decourager; | fteller de3 fanonifchen Rechts im Gegenfag zu den 
vgl. Courage) mutlos, ſcheu od. verzagt machen, | Legiften, den Lehrern und Schriftftellern des 
abichreden,einfhüchtern; Defourageant(ipr. deku- römifchen Rechts; defretörtfch, enticheidend; de- 
taidng),entmutigend; Defouragiert, fleinmütig, tretorijcher od. enticheidender Tag (dies decre- 
verzagt; Dekouragement, n. (ſpr. dekuraſch'mang) torius) war im Weſtfäl. Frieden der 1. San. 1624 
die Berzugtheit, Kleinmütigfeit. für die an dieſem Tage ſchon in Kraft gewefenen 

ckouronnieren (Üpr. out = u), fr. (decouronner) Säfufarifationen. 
der Krone berauben. defrottieren, fr. (decrotter) von Kot (crotte) rei» 

Dekourt, fr. ({pr. ou = u) oder Dekort, m. Kfipr. nigen, ſäubern, abpugen, abbürften; Dekrotteur, 
(v. fr. court, it. corto, l. curtus, verkürzt, furz) der m. (ſpr. —töhr) ein Schuh⸗- od. Stiefelpuger; De⸗ 
Abzuganeinerftehnung; dekourtieren, abziehen, krottoir, n. (ipr. —todhr) eine Schuhbürfte, ein 
abdingen, kürzen; bei. wegen jchlechter Hei affen- Kratzeiſen vor der Tür zum Abftreihen der Schud- 
heit der Ware oder wegen Gewichtmangelö einen und Stiefelfohlen. 

Abzug in Rechnung bringen. Befruitteren, nl. (von crusta, Rinde) abſchälen. 

Detouvert, Dekonverte, 1. defoudrieren. Defubitus, |. dekumbieren. 

dckouvertieren, vom Franzöſ. dad Couvert, den | defumatifche Acker (decumates agri), Altert. die 
Briefumichlag eröffnen und abnehmen. durch römishe Pflanzer angebauten Rändereien 

dekouvrieren (pr. —kuwr —) fr. decouvrir; vgl. Deutjchlandg, deren Inhaber einen Zehnten (de- 
Eouvert) entdeden, eröffnen, offenbaren, zu erfen- cüma) entrichten mußten. 
nen geben; d&couvert, ungededt; à decouvert | defumbieren, I. (decumb£re) ſich niederlegen; de— 
(ipr. —defumähr), unbededt, unbefhüst; an der kumbent, liegend (Bot. v. Stengeln); Sekubitns, 
Börfe: verfaufen, ohne zu befigen; Credit & de- m. nl. in der Heilk. be. da3 Aufliegen, Wundliegen 
couvert, Kredit ohne Dedung, den ein Bankier | der Kranken; aud) die Ablagerung der Säfte an 
einem Kedhfelaugfteller gewährt; Dekouvert, n. irgend einer Gtelle. 
das Defizit, der Ausfall; an der Börje: das Fehlen | Defüplum, n. nl. (von decem) das Zehnfadhe; de— 
eines Papiers, dejien man eben zur Dedung bes kuplieren, verzehnfachen. \ 
darf, Stüdmangel; Dekouverte, f. (pr. dekuwert') Dekurie, f. I. (decuria) eine Zahl oder Abteilung 
die Entdeckung, Erfindung. von Zehn, ein Zehent; Dekurio, m. ein Aufſeher 

Befreditieren, fr. (decrediter) jemand im Kredit, über 10 Mann, Rottmeiiter. { 
Butrauen, Anjehen bei andern herabjegen, fein An—⸗ Dekürfſus, m. I. (von decurröre. ablaufen) der Ver- 
jehen jchmälern, ihn um den guten Ruf bringen; lauf, 3. B. einer Krankheit; Dekurſion, f. l. (de- 
eine Anficht, auch eine Ware wird dDefrediert, cursio) das Herablaufen, Abmwärtslaufen; defur= 
d. h. gilt weniger al? ſonſt (fchärfer: diskredi— fin, nl. abwärtslaufend. 
tieren). defurtieren, l. f. defourtieren. 

Detrement, n. I. (decrementum, von decrescäre, | defufiieren, I. (decussäre, v. decussis, die Zahl 10 
abnehmen; vgl. defreizieren) die Abnahme, Ver—⸗ u. das röm. Bahlzeichen X, eig. 10 As, von dẽcem, 
minderung, der Verfall. zehn, u.as,assis) kreuzweiſe durchſchneiden, freuzen; 

Befrepitieren, nl. (von crepitäre, fniftern, praffeln, decussätim, in Form einer römiihen Zehn (X), 
Verſtärkungszeitwort von crepäre; vgl. frepieren) | überzwerd, freuzweife; Dekuffation, f. (1. decus- 
verprafieln,verfniftern; Defrepitatton,f.Scheidef. | satio)dieLiniendurckhjchneidung od. Durchfreuzung. 
das Abfniftern, Berpuffen einiger Salze im Feuer, | Dekufforium, n. neulat. (von decussum, decutere, 
indem das eingejchlofjene Wafjer unter Zerjpren» | niederitogen)Heilf. ein Werkzeug zumNiederdrüden 
gung der Kriſtalle entweicht. der Hirnhaut beim Schädelbohren. fi 

Detrepitũde, f. fr. (vgl. frepieren) die Abgelebtheit, | delabriert, fr. (delabre) verdorben, zerrüttet, ver⸗ 
das hohe Alter; Defrepitus, m. L. (fr. decrepit, | fallen; Belabrement, n. (fpr. delab’rmäng) Die 
ipr. —pih) ein Altersſchwacher. BZerrüttung, der Verfall. 

detreſzieren, [.(decrescere; vgl.crescendo) abneh- | Belai, m. fr. (jpr. —läh; v. I. dilätus, aufgeſchoben; 
men, vorfommen; Defrefzent (I. decrescens), ab- | vgl. Dilation) der Aufihub, Verzug. 3 
nehmend, ſchwindend; decrescendo, it. (ipr. des | Delatflement, n. fr. (fpr. deläfj'mäng; von delaisser, 
freichendo) Tont.abnehmend; Dekreizenz,f.i. (de- überlajjen, v. l. laxäre, fchlaff machen, nachlaſſen, 
crescentia) die Abnahme. laxus, jchlaff) die Überlafjung, Abtretung; much 

Dekrẽt, n. I. (deerätum, beſchloſſen, Beihluß; von | Hilfloſigkeit, Berlafjenheit. 


— —— 





Delatrimation 


Delatrimation, f. I. Arzt. das Tränen der Augen, 
das Triefauge. 

SDelaktation, f. nl. (de und lac, lactis, die Milch) 
das Entwöhnen von der Muttermilch. 
delapidieren, I. (delapidäre) von Steinen befreien. 
delaſſieren, fr. (dElasser, von lasser, ermüden; v. 
l. lassus, müde) ausruhen, ſich erholen; Delaſſe— 
ment, n. (jpr. delafj'mdng) Erholung. 3 

Selation, f. I. delatio (von deferre, ſ. deferieren) 
Anzeige bei der Obrigfeit, NE auch 

bertragung, Zumeifung, 3. B. delatio heredi- 
tätis, der durch jemandes Tod oder letztwillige 

m verurfachte Anfall der Erbſchaft an eine 

Perſon, Erbanfall; die vechtliche Antragung der 
Erbihaft an den zunächſt Berechtigten; d. Jura- 
mönti, die Zuſchiebung eines Eides; Delätor, 
m. Angeber, geheimer Ankläger; delatsriſch, an— 
geberifch, verräterifch; auc) verleumderiih; Dela⸗ 
tür, f. [. (ipätl. delatüra) das Angeben, Anſchwär⸗ 
zen; Delätus oder verk. Delät, m. ein Verklagter. 

del credere, j. unter Kredo. 

dele, l. (v. delöre, tigen) tilge! ftreic) aus! deleä- 
tur (abgef.del.), man tilge(Buchftaben u. Wörter); 
Deleterium, n. (gr. delaterion, von del&omai, 
ichädige,vertilge) Heilk. ein das Leben vernichtender, 
vergiftender Stoff; delẽtẽriſch, zeritörend, vernich- 
tend: Deletion, f. (1. deletio) Vernichtung. 

Deldetus, m. oder Delektion, f. I. (von deligere 
wählen) die Auswahl; Delecti, pl. I. die Leib— 
kohorte der altrömifchen Kaifer. 

Belegieren, I. (delegäre) abordnen, abjenden; über- 
tragen, überweif en, 3. B. ein Recht, eine Schuld ꝛc.; 
Delegäut, m. (delegans) der Auftraggeber; auch 
der anweiſende Schuldner, der feinen Gläubiger 
eine Schuldforderung bei einem Dritten abtritt; 
Selegatär (delegatärius), m. nlat. der auf eine 
Scduldforderung bei einem Dritten vermwiefene 
Gläubiger; Delegät (delegätus) od. Delegierter, 
m. ein Abgeordneter; auch der angewieſene Schuld- 
ner; im ehemal. Kirchenftaat der päpitliche Statt» 
Halter einer Provinz — Legat; aud Titel de3 
Befehlshabers einer der 5 Militärdivifionen, in 
die Frankreich 1800 geteilt war; delegatus judex 
delenierter Richter, 1. judex; delegädos del 
fomento, Abgeoronete des Minifteriums des In—⸗ 
nern, in Spanien die Zivilftatthalter für die ge- 
famte Bolizeiverwaltung und unter den Generals 
Fapitänen jtehend; Delegation (lat. delegatio), 
1. die Abordnung, Abſendung; 2. Ripr.dieSchuld- 
Überweifung, Abtretung einer Schuldforderung od. 
Zahlungs-Anweiſung eine Schuldners auf einen 
andern Schuldner mit Einwilligung de3 leßtern; 
3. eine päpjtliche Provinz = Legation. 

dcleftieren, I. (delectäre) ergögen, vergnügen; des 
leftabel (lat. delectabilis), ergöglich, angenehm; 
Delektation, f.(delectatio)die Ergögung, Labung. 

dclenieren, I. (delenire, v. lenis, e, janft) befänk 
tigen, liebfofen; Delenimént, n. lat. (delenimen- 
tum), plur. Defenimente, Bejänftigungsmittel; 
Schmeichelmworte, Liebkoſungen. 

deleftieren, fr. (delester, von lest, Ballaft) den 
Ballaſt ausladen; Deleſtage, f.,r. n. (pr. —ſtaͤhſch) 
das Ausladen des Ballaſtes aus einem Schiffe; 
die Gebühr für die Erlaubnis dazu. 

Deleterium. Deletion ꝛc., |. dele. 

Delfter Fayence, f. Halbporzellan aus der hollän— 
diſchen Stadt Delft aus dem 16. bis 18. Sahr- 

— —5v* 

‚elt, m.,pl Deliler, türk. (eig.toll, tollkühn, tapfer, 
Held) die Leibſchar eines türk. Oberbefehlshnbers, 


E 


deligueizieren 175 


urſpr. ein einzelner Tollkühner der türkiſchen leichten 
Reiterei. [Delos. 

Delia, f. Beiname der Diana (ſ. d.), von der Inſel 

Delibäl, m. türk. (von deli, toll, u. bäl, Honig) ein 
giftiger od. betäubender Honig, welchen die Bienen 
bon der Daphne pontica, dem Bontifchen Seidel- 
baft, am Schwarzen Meere fammeln. 

Delibation, f. I. delibatio (von delibäre, libäre, 
etwas weniges von einer Sache wegnehmen) die 
Berminderung; delibatio hereditatis, die Erb- 
Ichafts-Berringerung. | 

Deliberieren, I. (deliberäre) beraten, ratjchlagen, 
überlegen; ad deliberänudum nehmen, etivas in 

berlegung nehnten, vertagen; deliberato, Tonk. 
= risoluto, entſchloſſen; Deliberation, f. (l. de- 
liberatio) die Beratfchlagung, Überlegung, das Be- 
denken; Deliberatib (I. deliberativus), beratend, 
überlegen. 

Delibrieren, l. (delibräre, v. de ır. liber, Baft unter 
der Rinde des Baums) vom Baſte befreien, ab- 
ſchälen, abrinden. 

Deligieren, I. (deligäre; vgl. ligieren) verbinden; 
Seligation, f. nlat. Heilt. das Verbinden einer 
Bunde; Beligatür, f. der Verband; das Ab- und 
Unterbinden. 

Delifät, (. (delicätus) zärtlich, zart, weichlich; fein, 
niedlich; zartfühlend, rückſichtsvoll, aud) empfind- 
lich und efel; behutfam zu behandeln, heiflig, miß- 
lic) (eine delifate Materie oder Sade); wohl- 
ſchmeckend, leder; delicäto, delicame&nte, it. Tonk. 
mit Zartheit vorzutragen; Delikatülus, m. ein 
Ledermaul, Weihling; Delikateſſe, f. fr. als fitt- 
liche Eigenſchaft: Zartheit, Zartgefühl, zarte Rück— 
fiht u. Schonung; in Künften: verfeinerter Sinn, 
Seingefhmad, auch Zierlichkeit; als genießbarer 
Gegenitand: ein Leckerbiſſen, eine Lederei, bei. pl. 
Delikateſſen, Feinkoſt; Delice, f. fr. (pr. delihß; 
von lat. delicia, deliciae) etwas Köſtliches, Lieb- 
Yiches, die Luft, Wonne; deltztds (ſpätl. deliciö- 
sus, fr. delicieux), köſtlich, wohlſchmeckend; — 
voll, wonnig; deliciae generis humäni, Wonne 
(Liebling) des Menfchengefchlechts, war der Ehren- 
name des römijchen Kaiſers Titus. h 

Deliktum, n., pl. Delikta, I. (von delinqu£re, feh- 
len, etwa3 verjehen) ein Vergehen gegen Gejege, 
eine Übeltat, ein Berbreden. 

Selila (auch Delila geipr.), £. hebr. (deliläh) weibl. 
Eigenname: Simſons verräteriiche Geliebte; nad) 
dem Wortſinn: die Zarte, Schmachtende. 

Selimation, £. nl. (v. delimäre, abfeilen, lima, die 
Feile) das Abfeilen. 

delimitieren, nl. (vgl. Limite ꝛc.) abgrenzen, bie 
Grenzen berichtigen; Belimitation, f. die Grenz> 
berichtigung. 

delineiren, L (delineäre; v. lin&a, Linie) zeichnen, 
entwerfen; delineävit (abgef.del.),erhat’3 gezeich- 
net(auf Zeichnungen u. Kupferſtichen); Definednt, 
m. ein Zeichner; Delineation, f. Zeihnung, Ent» 
wurf, Grundrip. 

Deliniment, r. Deleniment, ſ.d. 

Delinguent, m. I. (delfnquens, Partizip von delin- 
qu£re, j. Deliftum) ein a ee Verbrecher, 
Miſſetäter; Delinquentin, Verbrecherin ꝛc. 

Deliquefzieren, I. (deliquescere, von liquesc£re, 
flüljig werden, von liquere, flüſſig fein; vgl.liquet) 
—— zergehen; Deliqueizent (deliquescens), 

erfließend, zerſchmelzend; Deliqueſzenz, f. nl. die 
erfließbarfeit, 3.8. von Salzen; Deliquium, n. 
ein chemiſches Zerlafien; per deliquium oo. abgef. 
p. d., Heilt. durch Zerlaß, an der Luft zerflojjen; 


176 Delirant 


auch der Mangel (von delinquere); deliquium 
anımi, Ohnmadıt. 

Delirant, Deliration, j. Delirieren. 

delie en, lat. (delöre, val. dele) ausföjchen, weg— 
wiſchen, tilgen, was gejchrieben war. 

delirieren, lat. (deliräre, wahrjch. vom gr. lerein, 
fajeln) irre reden, wahnwitzig, verwirrt jein, raſen; 
Delirdnt.m.(l.delirans) ein Srreredender, Wahn- 
finniger; Deliration, f.(deliratio) od. Delirium, 
n. der Wahnwitz od. Wahnſinn, Irrſein; das Irre— 
reden, die Geiſtesverwirrung; delirium trémens, 
Heilk. der Säufer-Wahnſinn. 

Deliſches Problem, n. die geometriſche Aufgabe, 
aus der Seite eines Würfels die Seite eine3 ans 
dern Würfels zu finden, defjen Inhalt doppelt fo 
groß ijt alS der Inhalt des erſten. Sie twurde zu— 
erit in Delos geftellt während einer die Inſel ver- 
heerenden Bett, welche nach dem Ausſpruch des 
Drafel3 aufhören follte, wenn man den witrfelfür- 
migen Altar des Apollo verdoppele. 

Deliteizenz, f. nl. (v. I. delitescere, und dies von 
latescöre, fich verbergen, v. latere, verborgen fein) 
Heilf. plötzliches Zurüdtreten od. Verſchwinden von 
Krankheitsitoffen. | h 

deliprieren (ſpr. —wri—), fr. (delivrer, [. gleich]. 
de-liberäre, von liberäre, liber, frei) befreien, er- 
löjen; ausliefern, abliefern; Delivraiſon, f. (pr. 
— wräjöng) die Aushändigung, Auslieferung; De= 
livrance, k. (fpr. deliwraͤngß) die Befreiung, Er- 

Zelt, ſ. Dalk. [löjung; Auslieferung. 

delogieren (jbr. deloſchieren), fr. (deloger; vgl. lo⸗ 
gieren) ausziehen, abziehen, aufbrechen; verdräne 
gen, vertreiben aus einer Wohnung, den Feind von 
jeinem Roiten 2c.; Selogement,n. (pr. — ch mäng) 
oder Delogierung, f. das Abziehen, der Aufbruch, 
} B. eines Lagers u. der Truppen; die Austrei— 

ung aus der Wohnung. 

deloyal, fr. (it. disleale; vgl. loyal) unehrlich, un- 
redlich, treulos; Delohalität, f. (fr. deloyaute) 
Unredlichkeit, Untreue. 

Delphin, m. I. (delphinus; gr. delphin) pl. Del⸗ 
bine, dem Walfiſch ähnlidye Seetiere von ver- 
hiedener Art, denen man Anhänglichkeit an den 
Menſchen und Liebe zur Muſik zufchreibt; das 
Meerichwein od. der Braunfisch; der Tiimmler od. 
der eigentl. Delphin der Alten, bei. im Mittel- 
ländiichen Meere; Sternf. ein Sternbild am nördl. 
Himmel; Krſpr. Handhaben an Kanonen; Delphi- 
aus, l. auh = Dauphin, ]. d. 

Delphinium, n. nl. der Ritterjporn (Pflanze); Del⸗ 
shinin, n. ein in deſſen Samenkörnern befind- 
liches eigentiimliches Alkaloid. 

delphiſch, |. pythiſch. 

Delphys, f. gr. Heilk. die Gebärmutter. 

Delta, n. das grieh. D(A); die von den Arınen des 
Nils in Unterägypten gebildete dreiedige Inſel; 
daher allgemein eine derartige durch Flußarme ge- 
bildete Inſel; deltoidiſch (gr. deltoeidäs) od. del⸗ 
taförmig, dreiedig, nad) der Geitalt de3 Delta; 
Deltödes oder Deltoineus, m. Heilf. der Delta- 
musfel, deltaförmige Oberaum-Musfel; Deltotd, 
n. ein drachenförmiges Biered (mit gleichen Gegen- 
jeiten u. ſenkrecht fich fchneidenden Diagonalen). 

Deltametall, eine Metallmiſchung von Kupfer, Zinn 
und Eijen. 

Delübrum, n. I. ein Göttertempel. 

deludieren, I. (deludöre, von ludöre, fpielen) ver- 
potten, äffen, täufchen; Deluſion, f. (delusio) die 

äuſchung, Hintergehung; Deinfto oder deluſö⸗ 
riſch, nl. täuſchend, trügeriſch. 


demembrieren 


Delüge, n. fr. (ſpr. delühſch; v. l diluvium) die über— 
ſchwemmung, Sintflut; après nous le deluge, 
Sprw. nach ung die Sintflut, mag nad) ung ge— 
ſchehen, was mill. 

Deluſion, deluſiv ꝛe., ſ. deludieren. 
emagög, m., pl. —en, gr. (v. dẽmos, Volk, und 
ägein, führen) eigentl.ein Volksleiter, Koltsführer, 
gew. in üblem Sinne: VBolt3verführer, Wiühler; 
Demagogie, f. die Volksleitung; gew. Volfsver- 
führung; Demagdgiich, volfleitend; volkverfüh- 


rend, wühleriſch; demagogiſche Umtriebe nannte 


man in den Jahren nach 1819 vermeinte geheime 
Verſchwörungen der deutſchen Jugend zum Ümſturz 
der beſtehenden Staatsverhältnilie; Demagogiss 
mus, m. Geſinnung und Handlungsweile eines 
Demagogen. 

demanchieren (pr. —manſch —) fr.(d&mancher, v. 
le manche, der Stiel, das Heft; der Geigenhals; 
mi. manicum, J. manubrium, Handhabe) 1. den 
Stil oder das Heft abmachen; 2. Tonf. die linke 
Hand an der Geige aus ihrer natürlichen Lage ver- 
rücken; Demandement, n. (jpr. demangſch'maͤng) 
Tonk. das Übergreifen der linfen Hand. 

demandieren, !. (demandäre; vgl. Mandamus) 
— auftragen; Demandation, f. der Auf⸗ 
rag. 

demantelieren, fr. (démantéler, v.manteau, Man- 
tel, it. mantello, I. mantälum) enthüllen, öffnen, 
ſprengen, jchleifen, die Ringmauern einer Stadt 
niederreißen. | 

Demarkation, j. demarkieren. | 

Demaͤrch, m. gr. (dömarchos, von d&mos, Bolt, u. 
ärchein, herrichen) Vorſteher eines Demos (f. d.) 
oder einer Gemeinde im alten Athen, Gemeinde- 
Ummann (jchweiz.); Demarchie, f. deſſen Amt und 
Würde, Ammannſchaft. 

Demarden, pl. (ipr. Demärichen) fr. (demarches; 
vgl. Marſch 2c.) Schritte, Mafregein; Demarchen 
machen, Schritte tun, Maßregeln nehmen, ver- 
fahren in einer Sadıe. 

Demarlieren, (zunächſt von dent fr. dömarquer, die— 
ſes aber urjpr. vd. dem deutihen Markt, Marke), 
bezeichnen, begrenzen, Örenzlinien ziehen; Demar⸗ 
kation, f. die Begrenzung; Schiffipr. die Bejtim- 
mung, Erkennung od. Berechnung der Gegend, wo 
ſich ein auf offener See jegelndes Schiff befindet; 
Demarlations-Kordon, m. Grenz od. Scheide- 
fette; Demarkationslinie, f. die Scheide- oder 
Grenzlinie, bef. zur Feſtſetzung vorher ftreitiger 
Grenzen; Heilk.: beim Brand die Abſchneidungs— 
finie, wo derfelbe ftehen bleibt; Demarkations⸗ 
truppen, Örenztruppen. 

Demasfieren, fr. (demasquer, vgl. Maske) Die 
Maste abnehmen; entlarven, aufdeden, enthül- 
Yen; Krk. Truppen bloßftellen, um fie ind Gefecht 
zu bringen. r 

Demegorie, f. gr. (v. dömos, Volk, u. agoreuein, 
auf dem Markt oder öffentlich reden), eine Volks— 
od. Staatsrede. 

Demile, m. u. n. fr. (von meler, mijchen; vgl. me- 
fieren) ein Handgemenge, ein Kleiner Streit, Zwiſt; 
Händel, Ziwietraht, Berwidelung; demẽlieren 
(fr. demeler), entwirren; ſich dem. ſich glücklich 
loswickeln; mit jemand etwas zudemelieren 
haben, Händel od. Streit mit ihm haben; Deme- 
foir, n. fr. (jpr. —oar) Hajpel, Richtkamm; die 
Stapelzugmalchine, eine aus einer Krempel u. einer 
Kammwalze bejtehende Vorrichtung zur Verarbei- 
tung der Kammwolle. 

demembrieren, ml. (demembräre, von membrum, 


Denen 


Glied) zergliedern, zerſtückeln, zerteilen; Demem— 
Srement, n. fr. (pr. demangbr’ndng) die Zerſtücke— 
fung, Vereinzelung. 

Demen, |. Demos. Bar 

Ddemenagieren (ſpr. —ſchieren), fr. (d&menager; 
vgl. Dienage) ausziehen, ausräumen; Demenage- 
ment, n. (pr. — ſch'mang) der Umzug. 

demenieren, fr. (se demener; vgl. Menee) ſich —; 
ſich heftig bewegen, lebhaft gebärden.. 

demens, m. [. (von mens, ſ. d.) ein Wahnfinniger; 
dementia, f. Wahnfinn, Tollheit; d. paralytica, 
f. Heilf. &ehirnerweichung. 

dementieren (jpr. demangt—), fr. (dementir, von 
mentir, lügen) in Abrede ftellen; der Unwahrheit 
zeiben ;widerjprechen; Bementt,n. (fpr. demangtih) 
Widerruf, Berichtigung; jemand ein Dementi 
geben, ihn der Unmwahrheit zeihen, ſich ein De— 
menti geben, ſich in Widerjpruch verwideln. 

demepbitifieren, nl. (vgl. mephitifieren) von ſchäd⸗ 
lichen Ausdünſtungen reinigen; Demephitiſation, 
f. nl. Reinigung von Stickluft. 

demerieren, I. (demereri) ſich Verdienſte erwerben; 
Demerent, m. (demöerens) ein Verdienſtvoller. 

Demerite, n. fr. (jpr. —riht; vgl. Merite) die Ver- 
ihuldung; Demeriten-Haus, n. in der Fathol. 
Kirche eine Korreftiond- od. Strafanjtalt für ver- 
brecherijche Geiſtliche; demeritieren (fr. demeri- 
ter), etwas verjchulden. 

Demerjion, f. jpätl. (demersio, von demergere, 
verjenfen) die Verſenkung ins Waller, das Unter- 
tauchen. 

Demẽter, f. griech. Fabell. die Göttin des Acker— 
baues, bei den Römern Ceres, ſ.d. 

Ddemenblieren (jpr. —möbl.), fr. (demeubler; vgl. 

euble) ausräumen; Demenblement, n. (ſpr. 

demöbl'mdng) das Ausräumen des Hausgerätes. 

demenrieren (jpr. eu = d), fr. (demeurer) bleiben, 
ſich verjäumen. 

demi, fr. (jpr. d'mi; v. [. dimidius, d. i. dis- und 
medius) halb; à demi, zur Hälfte; Demibaition, 
f.Kıf. eineHalbbajtei, ein halbes Bollwerk; Demi- 
cotons, pl. (ſpr. —-töngS) Starke halbbaumwollene 

euge; demi-deuil, m. (pr. —döj), Halbtrauer; 

emidrap, n. (jpr. — drah) Halbtuch; Demi«- 
glace, n. (pr. —glah), Halbgefrornes (urſprüngl. 
eine halbe Portion Eid); Demijeu (ſpr. —ſchöh), 
Tonk. halblautes Spiel; Demiliüine, f. ein Halb- 
mond, eine Mondſchanze, j. v. m. Navelin; De— 
mimonDde, f., r. m. (pr. —mongd’) die Halbmwelt, 
d. i. die nur dem äußern Scheine nad) vornehme 
Gejellichaft der Buhlerinnen, Spieler und anderer 
Abenteurer in Paris (nad) dem Titel eines Dra- 
mas von dem j. Alerander Dumas); Demimon- 
Daine, f. (jpr. —dähn), eine Halbweltdame, die 
äußerlich jehr elegant auftritt; Demiparallele, 
f. ein Halblaufgraben; Bemirelief, n. (vgl. Re— 
lief) Halberhabene Arbeit; Demifappe, f. (vgl. 
Sappe) eine Halbjenfe; ein halber Laufgraben; 
Demiteinte, f. (ſpr. demitängt') Halbjchatten, 
Mittelfarbe; Demitonr, m. hr. —tuhr) eine 
Halbwendung, halbe Leibumdrehung, bei rechts 
od. links um! Demivolte, f. (vgl. Bolte) halber 
Kreislauf od. Kreigritt. 

Demijohn, engl. (ſpr. demmidſchonn), Korbflafche, 
umflochtene Slasttafihe — dame«-jeanne, j. d. 

Deminution, Deminutin, j. Dimin—. 

demiß, I. (demissus, von demittöre, herablaffen) 
Heinlaut, J en; Demiſſion, 
f. (demissio) Demut, Nie Ben auch 
— Dimiſſion, ſ. d. Demiſſionär, m. (fr. de- 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


demonetiſieren 177 


missionaire) ein Empfänger abgetretener Güter; 
demiſſionieren, fr. (von fr. demission, vom lat. 
dimittere, vgl. Dimiffion), fein Amt niederlegen, 
feine Entlaffung einreichen; entlaffen. 

Demite, f. geföpertes Seidenzeug, das beſ. auf der 
Inſel Scio gefertigt wird. 

Demiteinte, Demitonr, |. unter demi. 

Demilrg, m. (demiürgös, von d&mos, Volk, und 
der Wz. Eergein, wirken, tun, wovon ergon, Werk) 
eig. 1. wer dem Volke nützliche Gefchäfte betreibt, 
ein Handwerker, Werkmeiſter, Künftler; 2. in eini⸗ 
gen griechifchen Staaten auch Volksvorſteher, obrig- 
feitliche Perſon; 3. nach der Lehre der Gnoſtiker 
der Werkmeiſter der Welt, Weltichöpfer, nicht Gott, 
jondern einer der Aonen, der aus der uranfäng- 
lichen, neben Gott bejtehenden Materie, vem Grund 
alles Böſen, die Welt und eine der zwei Seelen 
des Menſchen, feine finnliche, erſchaffen haben ſoll. 

demobiliſieren, barb.l. (vgl. mobil 2c.) abrüſten, 
ein Heer auf den Friedensfuß ſetzen; Demobili— 
ſierung oder Demobiliſation, f. Kıf. die Ab- 
rüftung der Soldaten. 

Demogerönten, pl. gr. Bolksälteite, Senatoren im 
heutigen Griechenland. 

Demoifelle, f. fr. (pr. D’moajell’; ehem. damoiselle, 
Berfl. v. dame, wie it. donzella von donna, ml. 
dominicella od. domicella von domina, Fräulein 
von Frau) Fräulein, Jungfrau, Sungfer; aud) ein 
Inſekt: Wafferjungfer; die Handranıme der Pfla- 
jterer; Orgelb. die Tonjpäne od. Klangbretichen 
— Abſtrakten od. Abrege3, ſ. d. (mahrjchein- 
lich wegen ihres glatten, ſchlanken Anjehen?). 

Demokratie, f. gr. (von dẽmos, Volf, u. krateın, 
herrichen)dieBolfsherrichaft, eineStaatsverfafiung, 
in welcher das Bolf, d. i. die Gejamtheit der Bir- 
ger, die höchite, ſowohl geleßgebenbe als ausübende 
Gewalt hat, entw. unmittelbar (abjolute Dem.), 
od. durch gewählte Stellvertreter (repräjenta- 
tive Dem.); Bolfspartei, die dem Volkswillen 
und der Volfsvertretung im Staatsweſen entjchei- 
denden Anteil an der Verwaltung gejichert willen 
will; ihr Gegenjaß: Ariftofratie; Demofrdt, 
m. ein Bürger u. Anhänger einer ſolchen Berfaj- 
fung; ein Volksfreund, Sreibürger, Freiheitsfreund ; 
demokraͤtiſch, volfsherrlich, freibürgerlich, frei- 
ſtaatlich; demokratiſieren, freibürgerliche Gefin- 
nung fördern und verbreiten: einen Staat in eine 
Demofratie umwandeln; Bemofratismus, m.der 
Freibürgerfinn; Anhänglichteit an Volksherrſchaft; 
Demolonie, f. die Sitten- und Volkskunde, die 
Lehre von den inneren Triebfedern des politischen 
Lebens der Gejelljchaft. 

Demofrit(us) und Herallit(ns), zwei berühmte 
griechische Philofophen, deren entgegengefegte Le— 
bensanficht ſprichwörtlich geworden ift; der erite 
lachte, der andre weinte über die Torheiten der 
Menfchen. Daher demokritiſch, zum. — ſatiriſch, 


pottifch. 

— (fr.démolir, v.[.demoliri, wegſchaffen), 
niederreißen, abtragen, abbrechen, ſchleifen (beſond. 
Feſtungswerke) demoliert, zerſtört, geſchleift; De— 
molition od. Demolierung, f. das Niederreißen, 
die Schleifung; Demolitionsiyftem,.n. ein Befeiti- 
gungsſyſtem, nach welchem die vom Feinde einge- 
nommenen Werke durch) Minen fogleich zeritört 
werden können. 3 

demonetifieren, fr. (d&mondtiser, vom I. moneta, 
Minze) eine Münze einziehen und dadurd) aus 
dem Umlaufe bringen; Demonetifation, f. Ein- 
ziehung, Entwertung einer Minze. 

12 


178 demonjtrieren 


demonstrieren, I. (demonsträre) zeigen, beweifen, 
erklären, dartun; quod erat demonsträndum, 
abgef. @. E. D., was zu beweifen war; ad ocü- 
lum od. ad ocülos demonſtrieren, vor Augen 
itellen, zur anfchaulichen Erkenntnis oder Über- 

eugung bringen, einleuchtend, ſonnenklar beweis 
* demonſträbel (ſpätl. demonstrabilis), er— 
weislich, beweisbar; Demonſtrabilität, £. nl. die 
Beweisbarkeit; Demonſtraͤnt, m.(l. demonstrans) 
der Darleger, Kundgeber einer Abſicht oder Ge— 
finnung; Demonftration, f. [. demonstratio, 
eine Beweisführung. überzeugende Darlegung; 
Heilk. anatomifcher Unterricht mit Borzeigung von 
— Rſpr. Anzeige einer geſchehenen Sache; 
rſpr. ein Scheinangriff; überh. die öffentliche 
Kundgebung einer Abſicht od. Geſinnung (bef. einer 
politiijhen); demonstratio dirdcta, die unmit- 
telbare, d. indir6cta, die mittelbare Beweisfüh- 
rung; demonftratin (l. demonstrativus, a, um), 
hinweiiend,anzeigend; beweijend,veranjchaulichend; 
eine Kundgebung bezwedend; Demonitrativum, 
n., pl. Demonſtrativa, hinweiſende Fürwörter, 
. diejer, jener ꝛc; Demonſträtor, m. der 
ariteller, Beweisführer. 

demontieren ( pr: demongt—), fr. (demonter, vgl. 
montieren) Krk. abjegen vom Pferde unberitten 
macen;unbrauchbar machen, außer Berteidigungge- 
ſtand jeßen, 3. B. eine Feſtung oder eine Batterie 
durch Schüffe zeritören; eine Kanone zum Schwei- 
gen bringen, ihr die Lafette zerichießen od. fie auf 

- andere Weiſe bejchädigen; eine Maſchine auseinan- 
dernehmen, ein Gerüſt abbrechen; Bemontier: 
Batterie, f. eine Batterie, durch deren Schüſſe 
Geſchütze zerjtört werden uſw. 

demoraliiicren, fr. (demoraliser; vgl. Moral 2c.) 
entjittlichen, verderben, bej. jemand um das Ge— 
fühl des Selbſtwerts bringen; nah Napoleons 
Sprachgebrauch: ein Heer entmutigen; demorali= 
fiert, fittlich verfommen; Demoralifation, f. die 
Sittenverderbni3. 

Demos, m. gr. das Volk; im demokratiſchen Athen; 
ein Gemeindebezirk, Unterabteilung der Phyle 
ſſ. d.); pl. Demenz; demoͤtiſch, gr. (demotikös) 
dem Volk angehörend, voligmäßig; volksfreund— 
ih; demoͤtiſche Schrift der alten Agypter, d. i. 
Volksſchrift, die gemeine ägyptiiche Buchſtaben— 
Ichrift, im Gegenfaß der hieratiſchen; (f. d.). 

Demoſthẽenes, m. ein berühmter altqriech. Redner 
in Athen; daher: eine demoſtheniſche Beredſam⸗ 
feit, eine außerordentliche, mächtige Beredfamteit 
nach jenem Vorbilde. 

domptis dem6ndis, [.(von dem£re, hinwegnehmen) 
nad) Wegnahme des Wegzunehmenden. 

demulcieren, l. (demulcere) jtreicheln, liebkoſen, 
bejänftigen; demulcentia, pl. Heilk. beruhigende, 
lindernde Heilmittel. 

Demy, engl. (jpr. demet, dv. fr. demi) eine Papier- 
forte von kleinem Format. 

Den, f. engl. (fpr. den), pl. Dens, Höhle, Grube, 
Berbrecherhößle. 

Denarius oder Denär, m. |. (von denarfus, d. i. 

hn enthaltend) eine ver ——— Drachme ent- 
prechende altrömiſche Silbermünze, welche urſpr. 
10, ſpäter 16 Aſſe od. 4 Sefterzien enthielt, etwa 
80 Pf., im Mittelalter von verjchiedenem Werte; 
aud) eine er Kupfermünze, etwa 1, Pf; 
denarius Petri, der Petersgroſchen, eine ehem. 
Abgabe an den PBapit; tertius denarius, der 
dritte Pfennig; im deutichen Rechte: das niedere 
Gericht, weil dem Verwalter desfelben , der Ge- 


denobilitieren 


richtseinkünfte zufloß; Denaͤro od. Dandro, m. 
it. 1. eine Kupfermünge von verjchiedenem Werte; 
2. der Anteil eines Kaufmanns an einem ns 
oder deſſen Ladung; 3. ein Seide- und Gold- 
Gewicht, etwa ein Gran. 

Denationafifieren, barb.⸗l. (vgl. Nation 2c.) der 
Boltgeigenheit (Nationalität) berauben. 

denaturaliiieren, barb.-!. (vgl. naturalifieren) des 
Staatsbürger- od. Heimatsrechts berauben; Des 
naturalifatton, f. die Heimatsentziehung. 

Denaturieren (fr. denaturer), jeine Natur ändern; 
entarten, aus der Art jchlagen; ungenießbar, für 
den Genuß (aber nicht für die gemein Benut- 
ai machen (3. B. Stein- u. Kod)- 
jalz für Speifezwede durch Zuſatz von Hirichhorn- 
öl, Betroleum 2c., wenn e3 fteuerfrei für gemwerb- 
liche Zwecke a werden foll; desgl. Spiritus 
Denaturieren, ihn ungenießbar machen ujw.). 

denatus, nl. (v. l. 
ftorben. 

Dendradhät, m. gr. (von dendron, Baum) Baum- 
Achat, auch Mochhaſtein, eine Spielart des ge- 
meinen Chalcedons mit dendritijchen oder 
baumförmigen Zeichnungen; Bendrit, m., pl. 
Dendriten, Baumiteine, d. i. Kalk- und Mergel- 
jtüde, auf deren Oberfläche ſich zweigartige Zeich— 
nungen von Braunitein, Brauneijenitein 2c. gebil- 
det haben; Dendritiich od. Dendroidisch, baum- 
förmig; Dendrographie, f. Baumbeichreibung; 
dendrograͤphiſch, baumbejchreibend; Dendrps 
lityen = Dendriten; Pilanzenverfteinerungen; 
Dendroldg, m. ein Baumfenner, Baumfundiger; 
Dendrologie, f. die Baumkunde, Lehre von der 
Pflanzung und Zucht der Bäume; dendroloͤgiſch, 
baumkundlich; dendrometer, n. ein Baummejier, 
ein Werkzeug, den Kubifinhalt der Bäume zu be- 
ſtimmen; Bendrometrie, f. Baummeßkunit; Den⸗ 
dröphis, f.diedaumnatter; Dentrophilen, (den- 
drophilae, baumliebende) Eidechſen, die auf Bäu⸗ 
men leben. 

Deneb, m. arab. (eig. Schwanz, nämlich des Schwa— 
nes) der äußerſte und hellſte Stern im Sternbilde 
ben Schwanes, der mit 5 andern ein großes Kreuz 

ildet. 

denegieren, !.(denegäre; vgl.negieren) verweigern, 
abihlagen; Denegation, f. die Verweigerung; 

. auch Leugnung vor Gericht; denegatio audien- 
tiae, Rſpr. Verweigerung des Gehörs auf ein 
vorgebrachtes Geſuch; denegatio debiti conju- 
gälis, Rſpr. Verweigerung ver Ehepflicht. 

Deneihla, Denga, |. Denuihfa. | 

Denier, m. fr. (fpr. denjeh: v. I. denarius, f. d.) eine 
ehemal.£leinefupferne Scheidemünge, bef.in Frank— 
reich, etiva Y, Pf.; Denierwage, f. eine Wage zur 
Beitimmung de3 Feinheitögrades der Geide. 

Denigrieren, I. (denigrare; v. niger, fchwarz) an- 
J verleumden; Denigrant (I. denigrans, 
r. denigrant), verleumderifch; Benigration, f. 1. 
(denigratio) u. Denigrement, n. fr. (pr. —mdng) 
die Verleumdung. i 

Denizen oder Denifon, m. engl. (pr. deniſſen) ein 
eingebürgerter Fremder; aud ein freier Bürger 
(v.d. I. donatio, altfr. donazon, abgeleitet, weil er 
„ex donatione regis‘ das Bürgerrecht erlangt 
nat, norm.-fr. deinzsein); Denizieren (engl. to 

enizen), das Bürgerrecht erteilen; frei machen; 

Denization, £. (ſpr deniſehſch'n) in England Ein- 
bürgerung, Bürgerredt, Freimachung. 

dDenobilitieren, nl. (vgl. nobilitieren) entadeln, Des 
Adels berauben od. verluitig erklären, 


de und nätus, geboren) ge- 


denominieren 


denominieren, I. (denominäre; vgl. Nomen) er- 
nennen und benennen; Denomination, f. die 
Ermennung, Benennung; Anzeige, Ankündigung; 
denominatio testium, die Benennung der Zeu— 
gen; Denominatinum, n. ıl. ein Wort, das von 
einem Nennwort unmittelbar abgeleitet it; De— 


ntominätor, m. Recent. der Nenner eines Bru⸗ 


ches; denominator ratiönis, der Anzeiger eines 
Berhältniffes, = Duotient. 

denoncieren, fr.({pr. —nongß —)=denungzieren; 
Denoncd, m. = Denunziät. 

denotieren, l. (denotäre) bezeichnen, angeben; De 
notation, f. die Bezeihnung, Angabe. 

denouieren (pr. vu =u), = (d&nouer, von nouer, 
l. nodäre, knüpfen) den Knoten löjen, entwirren, 
auflöjen, aufflären; Denouement, n. fr. (ipr. 
denu’mäng) die Entwidelung, Löjung des Kno— 
tens. Entjcheidung, der Ausgang. 

Denrede, f., pl. Denrees, fr. (pr. dangreh; prov. 
denairada, ml. denariata, eig. der Betrag eine 
Denars, fo viel Ware, ald man für einen De- 
nar erhält) Lebensmittel, jede Ehware; Denr6es 
coloniales, Kolonialwaren. 

denſieren, I. (densäre, v. densus, dicht) dicht ma— 
hen, verdichten, 3. B. Dünfte, Waflgrdampf; Den 
fität, f. (densitas) die Dichtigkeit; Denſimeter, 
n. der Dichtemeſſer für Flüſſigkeiten. 

Bent, m., r. £. fr. (fpr. dang; v. I. dens, m., Zahn) 
in der franz. Schweiz und in Savoyeı ein Fegel- 
fürmiger Berggipfel, in der deutjchen Schweiz ein 
Dorn, 3. B. der Dent dü Midi in Savoyen; dents 
postiches, pl. (fpr. dang poſtiſch) falfche oder ein- 

ejegte Zähne; eure-dent, m. fr. (jpr. kür-dcing) 
ae: Dentägra, n. l.egr. Heilf., beſſer: 
r.Odontagra, Zahngicht; Dentäl-Buchftaben, 
Zahnbuchſtaben; Dentaliten, pl. verjieinerte 
Meerzähne; Dentalium, der Meerzahn, zur Fa- 
milie der Röhrenjchneden gegörend; Dentaria, f. 
nl. (vom I. dentarfus, zum Zahn gehörig), das 
Zahnkfraut, die Zahnwurz; Dentdrpag, m. (od. r. 
mit. th ftatt t, v. griech. harpäzein, reigen, paden) 
L-gr. ein Zabnzieher, Werkzeug zum Ausziehen 
der Zähne; Dentatiönen, pl. nl. Auszadungen, 
zadenförmige Mustelanfäge; denticüli, pl. I. 
De —— Verzierungen am Säu- 
engebälf; Dentifricium,_n. I. od. Dentifrice 
(pr. dangtifrig), n. fr. ein Zahnmittel, Zahnpuls 
ver zum Abreiben; Dentiröftres, pl. fr. Zahn 
ichnäbler, eine Gattung Vögel; Dentiſtalpium, 
a. ein Zahnfchaber, Werkzeug zum Zahnpugen; 
Dentift, m. nl. ein Zahnarzt, Bahnkiünftler: Den⸗ 
tition, f. I. (dentitio) das Zahnen der Kinder; 
Dcntür, f. nl. (fr. denture, dag. it. dentatura) 
das Gebiß, der Zahnbeitand; auch die Beichaffen- 
heit der Zähne; Ddentelieren (jpr. dangt—), fr. 
(denteler) auszaden; Dentelle, f., pl. Dentelles 
nr dangtell’), Spigen, Kanten; Bentelüre, f. 
(ipr. dangt’tühr) ausgezadte Arbeit. 

Dent, m. engl. (fpr. dent), der Zahn; dental, engl. 
(ipr. dentöl), die Zähne, betreffend, Zahn-, 3. — 
dental parlors (jpr. paͤrlörs) Sprechzimmer für 
Zahnkranke. 

denudieren, [. (denudäre; vgl. nudus) entblößen; 
Denudation, f. nl. die Entblößung, z. B. der 
Knochen vom Fleifch. 

denunziieren, gew. denunzieren, I. (denunciäre; 
vgl. Nuncius) vor Gericht angeben, anzeigen; einen 
Fehler rügen; Denunzidnt od. denunziätor, m. 
ein Angeber, Antläger; Denunziät, m. der ne 
gegebene, Beklagte; Denunziation, f. denuncia- 


Depenie 179 


tio) die Angabe eines Verbrechens bei der Are 
teit; Anzeige, Rüge, Angeberei; denunciatio H- 
tis, die Unfündigung eines Rechtsſtreites an einen 
Dritten nebit Aufforderung zur gerichtlichen Ver— 
tretung; denunciatio matrimonil, das Auf- 
gebot. 

Denüſchka od. r. Deneſchka. Verkl. von Denga, m. 
(rufj. denjga, Geld, von I. denarius) eine rujjijche 
fupferne Scheidemünze, — , Kopeke = 1,62 Pf. 

Deodand, n. engl. (pr. diodänd; v. |. Deo dandum, 
etwas Gott zu Gebendes) ein verwirktes Gut, was 
als Beranlafjung zum Tode eines Menfchen dem 
Staate verfallen müßte, aber dem Beichädigten zu— 
erkannt wird; Deodaͤt (v. l. a Deo datus, von Gott 
gegeben), m. männl. Name — Theodor. 

Deo dicatus und Deo gratias, f. Deus. | 

Deonerieren, I. (de-oneräre; vgl. Onus) entlasten, 
entladen, entledigen. 

Deontologie, f. gr. (v. d&on, was jein muß, Pflicht, 
von dei, man joll) Pflichtenlehren, (von dem eng- 
liſchen Philoſophen Bentham gebraucht). 

Deoptieren, I. (deoptäre) wählen, feine Stinme ab- 


geben. 

Depaquetieren (jpr. —Ütieren), fr. depaqueter) 
auspaden. 

Deparalyiieren, I.-gr. (vgl. Baralyjis) die Lähmung 
aufheben. 


departieren, fr. (departir, v. [. partiri, teilen) ab- 
teilen, verteilen, augeinanderjegen, ſcheiden; des 
Bartement, n. fr. (jpr. —mang) die Austeilung 

gewiſſer Geſchäfte unter verjchiedene Perſonen in 
einem Kollegium; die Abteilung, der Gejchäfts- 
freis, Wirkungsfreis, das Fach (Verwaltungsfach), 
die Behörde; Erdbeſchr. ein Kreis, Bezirk; Bauf. 
Gemad f. v. w. Appartement; Departements 
Ehef, m. der Bezirksvorſtand; Departements 
Nat, der Bezirkörat; Departemental, ein Depar- 
tement betzeitend; Departition, f. nl. die Ver- 
teilung. 

Depafcieren. I. (depascere) abweiden, abfreſſen. 

depaſſieren, fr. (depasser; vgl. paflieren), vorüber- 
ziehen, zuvorfommen, überholen. 

depauperieren, nl. (v. [. pauper, arm) verarmen, 
arm maden; Sepauperation, f. die Berarmung. 

depetulieren, I. (depeculäri; vgl. Pekulat) eine 
öffentliche Kaffe beitehlen; DBepefulation, f. der 
Kaſſendiebſtahl. 

denellieren, I. (gdepellöre) vertreiben, verſtoßen. 

dependieren, [. (dependäre) von jemand abhängen 
oder ihm unterworfen fein; dependeut (depen- 
dens), abhängig, untergeben, unjelbjtändig; Bes 
hendenz, f. die Abhängigkeit, Unterwürfigfeit; in 
der Ripr. iind Dependentien od. Dependenzen, 
pie: fr. Schendancen (jpr. Depangdangpen), 
.d. w. Bertinentien. 

denennieren, nl. (it. dipennäre; von [. penna, die 
Feder) Kfipr. Rechnungen im Handbuche mittels 
Durchftreihens austun; einen Auftrag zurid- 
nehmen. 

Depenſe, f. fr. (fpr. depdngß; v. I. dispendöre, ab- 
wägen, austeilen, wovon dispendium, der Auf- 
wand) die Ausgabe, der Aufwand, zum. Verſchwen— 
dung; auch (nad) dem it. dispensa) eine Speife- 
oder Borratsiammer; depenfieren (fr. depenser), 
ausgeben, verwenden, aufmenden; vertun, durch— 
bringen, verfchwenden, vergeuden; Depenfenr, m. 
(fpr. —BöHr) der Verſchwender, ift im Franz. nicht 
einmal gebräuchlich, wo man dafür Depentier 
(fpr. —Bieh) fagt, was jedoch häufiger (= ital. dis- 

12* 


180 deperdieren 
pensiere) den Verwalter der Vorratskammer, 
Schaffner, Speiſemeiſter bedeutet. 

Deperdieren, I. (deperd£re) verlieren; verderben, 
zugrunde richten; Deperdition, f. der Verluſt, 
Abgang; die Berderbung; Deperditen, pl. (de- 
perdita, von deperditum) die Einbußen, in Un- 
garn der Unterfchied zwifchen dem Marktpreije und 
dem geringeren, zu twelchem Bürger und Bauern 
dem Faiferlichen Militär die Zebensmittel liefern 
müjjen. 

debeſchieren, fr. (depächer, it. dispacciare, von 
gleichj. I. dispactiare, aus dis- u. pactum, v. pan- 
gere, befejtigen) eilig abjenden oder abfertigen, 
ſchnell befördern; ſich Depefchieren, ſich jputen, 
eilen; Depeſche, f. (it. dispaccio), 1. eine amtliche 
Zuſchrift, meift durch Eilboten (Kuriere) über- 
bradt, ein Eilbrief, eine Sendfchaft in Staat3- 
angelegenheiten; 2. überh. eine aufs jchleunigite 
beförderte Nachricht, z.B. ein Telegramm, Draht- 
meldung; Depeſchen⸗Auweiſung eine telegraph. 
Poſtanweiſung (Bojitd.). 

Depeuplieren (ſpr. depöplieren), fr. (depeupler, von 
peuple, Bolf) entvölfern, verheeren. 

dephlegwmieren, l.-gr. (vgl. Phlegma) Scheidek. ent- 
wäfjern, eine Flüfjigfeit duch Abdampfen oder 
Deitillieren von dem außermwejentlihen Waſſer— 
gehalte befreien; Bephlegmation oder Dephleg⸗ 
mierung, f£. die Entwäfjerung geiftiger Flüſſig— 
feiten, j. Reftififation. 


dephlogiftifch, L-gr. (vgl. Phlogiſton 2c.) unent- | 


zundlih, unbrennbar; dephlogiſtiſieren, des 
Brennitoff3 berauben, unbrennbar maden; des 
shlogiftifierte Luft, Lebensluft, veine Luft, 
Saueritoff. | 

depilieren, l. (depiläre, v. pilus, Haar) enthaaren, 
der Haare berauben; bildl. jemand um das Gei- 
nige bringen; Depilation, f. nl. die Enthaarung, 
Kahlheit; Denilatin, nl. enthaarend, der Haare 
beraubend; Depilatorium, n. Heilf. ein Ent- 
haarungsmittel, 

Depingieren, I. (depingere) abmalen. 

Depit, m. fr. (pr. depih; altfr. despit, it. dispetto, 
vom I. despectus, eig. Verachtung) der Troß; der 
Verdruß, Unwille, Widerwille, Arger; en dépit, 
(ipr. ang —), zum Troße, zum Bofjen; par depit, 
aus Berdruß; Depitds (fr. depiteux), ärgerlic), 
verdrießlich. 

deblacieren (ſpr. —Bieren), fr. (deplacer; vgl. Place 
uf.) verſetzen, verſtellen, von feinem Platze weg— 
nehmen, abſetzen, jemand ſeines Amtes entſetzen; 
deplaziert ſein, am unrechten Orte ſtehen, falſch 
—— jein; aud) zur Unzeit geſchehen, übel ange- 

racht jein; Deplacement, n. (pr. deplaß’mang) 
die Abjegung, Berrüdung; verkehrte Stellung; 
Tauchraum oder Tauchgewicht eines Schiffes. 
deplaiſant, fr. (jpr. —pläjäng; vgl. plaijant) un- 
angenehm, widerlich; Depfaifance, f. (ipr. deplä- 
iängß’) das Mipfallen, der Widerwillen; Depläü— 
ſier, n. Migvergnügen, Unfuft. 

Deplanteren, l. (deplanäre; vgl. plan) abflachen, 
ebnen. 

Deplantieren, l. (deplantäre; vgl. plantieren) ver- 
pflanzen, verjegen; Deplantation, f. nl. Die Ber- 
pflanzung, Berjegung eines Baumes. 

Depletion, f. nl. (depletio, v. [. deplere, ausleeren, 
von de und der Wz. plere, füllen) die Entfüllung, 
Ausleerung. 

deplorieren, [.(deploräre; vgl. plorabel) bemweinen, 
beflagen; deploräbel, nl. (fr. deplorable); befla- 


| 





depopularifieren 


gens- oder bejammernswert; Deploration, !. I 
(deploratio) das Bemweinen, Beklagen. 
deplohieren (ſpr. —plonjieren), fr. (d&ployer; vgl. 
ployieren) entfalten, entwickeln, ausbreiten; Krſpr. 
aus der Marjhordnung in die Kampfordnung 
übergehen; überh. aufmarjhieren; Beployier= 
Schritt, der Geſchwindſchritt beim Entfalten eines: 
gejchlofjenen Heerhaufens; Deploiement, n. (pr. 
deploamtdng) der Aufmarſch. 
depolariſieren, barb.-I. der Bolarität (j. d.) berau- 
ben; Depplarifation, f. die Entziehung der Po— 
arität. \ [nehmen. 
depolieren, fr. (depolir; vgl. polieren), den Glanz 
deponieren, I. (deponere) ablegen, niederlegen, hin- 
terlegen, in Verwahrung geben; auch ausjagen; 
ehem. auf deutfchen Univerfitäten: einen jungen 
Studenten unter allerlei poffenhaften Gebräuchen 
vom Bennalismus (f. d.) freifprechen und in den 
älteren Studentenjtand aufnehmen, womit er 
gleichfam die Hörner ablegen follte, die er als 
pecus campi oder Rindvieh trug (denn für mehr 
galt der Beanus oder Fuchs nit); Depönens 
(näml. verbum), n. f. Sprachl. ein Wort, welches 
die Form eines paſſiven und die Bedeutung eines 
aktiven Zeitwortes hat, aljo gleichlam jeine ur- 
jprüngliche Bedeutung ablegt; Deponent, m. 
(depönens) Ripr. 1. ein Niederleger, Hinterleger, 
Berwahrgeber, der etwas zur Verwahrung über- 
gibt, |. dv. w. Depofitor; 2, ein Zeuge: Deponie— 
rung, f. = Depofition; Depoſitum, n., pl. 
Depoſita, ein anvertrautes Gut, etwas zur Auf- 
bewahrung Niedergelegtes, eine Hinterlage; auch 
Ablagerung, Anſchwemmung; ad depositum ge= 
ben, nehmen, in Verwahrung geben od. nehmen, 
verwahrlic, niederlegen oder aufheben; in depo- 
sito, in Verwahrung; Depoſiten-Bank, eine 
Niederlagsbanf, eine Anftalt, wo Kapitalien gegen 
mäßige Binfen angenommen werden, um fie auf 
höhere Zinfen wieder auszugeben; D.-Kaſſe, die 
Niederlegungs- od. Verwahrungskaſſe; D.=melen, 
das Verwahrungsweſen; Depoſito- oder Depo— 
ſiten-Gelder, in gerichtliche Verwahrung nieder- 
gelegte Gelder; die zur Gejchäftsermweiterung von 
einer Handlung gegen Zinfen aufgenommenen 
Gelder; Depoſito⸗-Wechſel, ein folcher, der fürdas 
in die Handlung genommene Geld ausgeitellt it; 
Depoſition, f. I. depositio, die Niederlegung von 
Gegenitänden zum Aufbewahren, Hinterlegung, 
Sicherheit, Pfand; bejonders Aufbewahrung von 
Vertpapieren oder Wertfachen beim Bankier; auch 
die Ausſage; auf deutjchen Univerfitäten ehent. die 
feierliche Aufnahme eines jungen Studenten in 
den älteren Studentenverein (ſ. oben deponieren); 
Depojitarins, l. vd. Depoſitär (fr. depositaire), 
m. der Verwahrer, dem etwas aufzuheben gegeben 
od. anvertraut wird; Depoſitor, l. Depoſiteur, 
fr. (fpr. —töhr) m. = Deponent, ſ. 0.; Depoſi⸗ 
torium, n. nl. der Verwahrgelaß, die Anftalt ud 
der Ort der gerichtlichen Aufbewahrung, = Ar» 
hiv; Depöt, n. fr. (pr. depsh) die Niederlage, 
Ragerftätte, ein Lager für Waren; Verwahrung; 
er r. Ergänzung3mannjchaft; Ergänzungsvorrat; 
Yufbeivn rungsort für Geſchütz, Kriegserforder- 
nifle 2c.; Straenbahndepöt, Straßenbahnhof; 
Depötichein, m. Berwahrichein, Hinterlegungs- 
ichein; Depöt de la guerre (jpr. —gähr). Krieg3- 
archiv; en depöt geben, in Verwahrung geben 
oder niederlegen. ! 
Depopulariiieren, barb.-!. (vgl. populär) dem Bolt 
entfremden, jem. der Bolfsgunft berauben. 


depopulieren 


depopulieren, I. (depopuläri) ſ. v. w. depeuplie- 
ren; Depopulation, f. (depopulatio) die Ent- 
völferung. 

Deport, m. fr. (ſpr. Depshr, auch deutſch: Deport) 
Leihgeld; (im Staatspapierhandel): die Börjen- 
papiere find beim Kauf auf jpätere Zeit entweder 
teurer oder billiger, al3 wenn fie dem Verkäufer 
jofort abgenommen werden. Die Differenz zivi- 
ſchen dem augenbliclichen und dem jpäteren nie» 
deren Kurs Heißt Deport, die zwijchen dem 
augenblidlichen und dem fpäteren Höheren Kurs 
heißt Report, (ſ. d.). 

Deportieren, I. (deportäre, eig. wegtragen) fort- 
ichaffen; verbannen, ausführen, ind Elend ver- 
weijen, nach einer Straffolonie fchaffen; ein De— 

- Portierter, m.(deportätus) ein Berwiejener, Ber- 
bannter; Deportation, f. (deportatio) die Ver— 
bannung, Zandesverweifung, Fortihaffung, 3. B. 
eines Ruſſen nad) Sibirien, eines Tranzofen nad) 
en 

Depoͤrtus, m. !. der Abtrag jus deportuum, da3 
Recht des Biſchofs, aus den von ihm verliehenen 
Pfründen die Hälfte der Früchte des erjten Jahres 
zu beziehen. 

Depofitär, Depofition, Depoſitum 2c., ſ. unter 
deponieren. 

Dehofjedieren, fr. (deposseder, von posseder =|!. 
possidere, beſitzen) Rſpr. jemand aus dem Beſitz 
einer Sache jeßen, vertreiben; dah. Depoſſedierte, 


pl. von Thron und Land vertriebene Füriten; Des | 
voſſeſſion, f. Bejigentziehung, Vertreibung aus | 


dem Beſitze. 
Depojtieren, fr. (vgl. Boften) Kıfpr. verdrängen. 
Depot, j. unter Deponieren. 
Bepotenzieren, nl. (vgl. Botenz) entfräften. 


deponillieren (ipr. Depujieren), fr. (depouiller, | Ab i 
. Me ı Depücellieren, fr. (pr. —Bell—; vgl. Pücelle) ent- 
plündern; Deponille, f. (fpr. depuj) der Raub, | 


altfr. despoiller, vom I. de-spoliäre) berauben, 


die Beute; auch der Nachlaß. 
deprädieren, I. (depraedäri; vgl. Brädator) be— 
rauben, verheeren, verwülten; Deprädation, f. 


(ipätl. depraedatio) die Beraubung, Blünderung; | 


Deprädätor, m. der Berauber, Blünderer. 

depravieren, l. (depraväre, von pravus, frumm, 
verfehrt, böje) verderben, verjchlechtern, im Lat. 
nur: jchlehter machen, nad neuem Gebraud) 
auch: jchlechter werden; Depravation, f. de- 
pravatio) die Berderbnis der Sitten, Verſchlechte⸗ 
rung. 

deprehendieren, I. (deprehendere; vgl. Prehen— 


ſion) ertappen, ergreifen; Deprehenſion, f. (de- | 
vgreifung (bef. | 


prehensio) da3 Ertappen, die 


eines Übeltäters auf der Tat felbit). 


Deprefjion, f. I. (depressio, von deprimere; vgl. | 
deprimieren) daS Niederdrüden, die Genfung; | 
1. Heilf. eine Star-Operation, wobei man den | 
Nerv hinabdrüdt; 2. der Eindrud, die Vertiefung; | 
3. förperliche oder geijtige us Erichlaf= | 


fung, Schwäche; 4. das Sinfen, bei. de3 jcheinbaren 
Horizont3 unter den wahren (für den auf einem 
Shit im Meere befindlichen Beobachter); 5. eine 
Landſtrecke, die tiefer liegt als der Meeresfpiegel; 
6. das Herabdrüden des Duedfilbers in engen, in 
Duedfilber getaugren Röhren unter den Stand 
des Die Röhrer. umgebenden Queckſilbers (— de- 
primierende Kapillarität, ſ. deprimieren); 7. in der 
Witterungsfunde: der niedrige Stand des Baro- 
meters bei geringem Luftdrud; daher: Depref- 
jionsgebiet, das Gebiet des niedrigften Luft- 
drudes; Depreſſionsſchußß — Sentihuß; De— 


deracinieren 181 


preſſions⸗Winlel, Größenl. der Senkwinkel; des 
preſſieren, nl. Krſpr. ein Geſchütz tiefer richten; 
etwas (3.8. ein Buch) aus der Preſſe nehmen (fr. 
depresser); Depreſſorium, n. nl. ein Werkzeug 
zum Niederdrücden der Hirnhaut. 

Depretiieren, I. (depretiäre von pretium; fr. de- 
precier) entwürdigen, herabjegen, unterſchätzen; 
Depretintion, f. nl. die Herabjegung, Unter- 
ſchätzung, Geringſchätzung; depretiatib, gering- 
ſchätzig, verächtlich, herabwürdigend. 

deprezieren, I. (deprecäri, von precäri, bitten) ab- 
bitten; verbitten, ablehnen; Deprekation, f. (de- 
precatio) 1. die Abbitte; 2. Ablehnung; 3. eine 
feierliche Berwünfcdhung (unter Anrufung des gött- 
lichen Gericht3), der Fluch; 4. auch Fürbitte; De— 
prefatür, f. ml. (deprecatüra) das Recht, von den 
an Klöfter und Kirchen geſchenkten Grundftücen 
noch zeitlebens die Einkünfte zu genießen; eine bis 
in3 dritte Glied dauernde Erbpadit. 

Depreziieren, Depreziation, j. Depretiieren. 

Depri, m. fr. (fpr. deprih; von deprier, abjagen, 
außer Landes gehende Waren abgeben; vgl. depre— 
zieren) bei einem Steueramte: eine jchriftliche An— 
zeige von ftenerbaren Waren, die man außer Lan— 
des verkauft oder durchgehen läßt. 

Deprimieren, I. (deprimere, von premere, drüden) 
herabdrüden, niederdrüden ; herabftimmen, nieder- 
ichlagen; Heilf. beim granen Star den Nerv nie- 
derdrüden, abjpannen, Schwächen; Deprimierter 
Puls, gedrüdter, d. i. ſchwacher Puls, der auf 
Keraftlofigkeit deutet; Dveprimierende Kapilla— 
rität,Naturl.derniedrigere Stand desQueckſilbers 
in engen Röhren, als in umgebenden weiteren Ge— 


äßen. 
Deprivation, f. nl. (vgl. privieren) die Beraubung, 
Abſetzung, insbe. eines Geistlichen. 


jungfern; Depücellement, n. (pr. depüßell’mang) 
die Entjungferung. 
depurgieren, I. (depurgäre; vgl. purgieren) reini- 
gen, jäubern; Sepurgation, f. nl. Reinigung, 
bführung; Depurgatin (1. depurgativus) oder 
depurgatsriſch, nl. abführend. I 
Depurieren, nl. (fr. depurer; vgl. pur) reinigen, 
läutern; Depurantia, pl. Heilk. Reinigungs- 
mittel, beſ. bfutreinigende Heilmittel; Depura⸗ 
tion, £. die Reinigung; depuratin (fr. depuratif) 
oder depuratösriſch, veinigend, bej. blutreinigend. 
Deputieren, — (deputäre, anweijen, zu etwas 
beitinnmen) abordnen; Deputierter (deputätus), 
m. ein Abgeordneter von Gemeinden an Fürjten 
oder Behörden; — ein aus Volkswahlen 
hervorgegangener Vertreter und Wortführer des 
Volks, Mitglied der Ständeverſammlung od. De— 
putierten-Kammer, des Abgeordneten-Hauſes 
uſw.; Deputät, n. (deputätum) ein beſtimmtes, 
befoldungsmäßiges Einkommen, ein Ausgeſetztes, 
was jemand außer dem jährlichen Gehalte an ge- 
wilfen Dingen, 3.8. Holz, Frucht 2c. als einen 
Teil feiner Bejoldung befommt; Deputatiſt, m. 
nl. derjenige, welcher ein jolches erhält; Deputa— 
tion, f. die Abordnung, Abjendung einiger Ber: 
* aus einer größeren Genoſſenſchaft oder Ber- 
ammlung mit einem gewifjen Auftrage; auch die 
Abgeordneten jelbit; ein gewählter Ausſchuß von 
Abgeordneten zur Vorberatung eines Gegenſtan— 
des; eine Abteilung einer aus Es erfonen 
beitehenden Behörde, z.B. eines Kreisgerichts. 
deracinieren, fr. (pr. veraßi—; fr. deraciner) ent— 
wurzeln, ausrotten. 


182 Deradenitis 


DVeradenitis, f. gr. (von deraden, aus dere, Hals, 
und aden, Drüje) Heilk. Halsdrüjenentzündung. 

Deraifon, f. fr. (pr. deräföng; vgl. Raijon) Un- 
vernunft; dDeraiionnabel, (ipr. —rä—; fr. derai- 
sonnable; vgl. raijonnabel) unvernünftig, ver- 
nunftwidrig; unbillig; deraiſonnieren, (fr. de- 
raisonner), — reden; Deraiſonnement, 
n. (ſpr. —mäng) unvernünftiges Geſchwätz. 

derangieren, (jpr. derangſch), (deranger; vgl. 
rangieren) in Unordnung bringen, verwirren, 
derangiert fein, in Unordnung, be. in bedenf- 
lihen Bermögensumftänden oder verfchuldet jein; 
Derangement, n. (jpr. derangfeg'mäng) die Un- 
ordnung, Zerrüttung. 

Derby=- Nennen, pl. engl.dtſch. (ſpr. Darrbi—) 
Wettrennen in England, die am Mittwoh nad) 
dem Trinitatisfeite gehalten werden, gew. in dent 
berühmten Wettrennorte Epſom; ſüdw. von Lon— 
don; ihren Namen haben ſie von ihrem Begrün- 
der, dem Grafen Derby, der fie 1780 ins Leben 
tief; Derby-crack, m. engl. (jpr. —fräd), ein erit- 
klaſſiges Rennpferd beim Derby (f.C rad); Derby- 
Tag, der Tag der Derby-Rennen. 

derelinguieren,!.(derelinquere;vgl.Relifta) etwas 
verlafjen, den Beſitz einer Sache und das dingliche 
Recht an dieje aufgeben; Derelieta, ——— 
herrenloſe Sachen; Dereliktion, f. (derelictio), 
das Verlaſſen. 

Derhem, Darhem, Dirhem, m. (arab. dirhem, 
perj. diram, von gr. drachmẽ, ſ. Drachme) eine 
ältere kleine perſ. üund türk. Münze, 4 Aspern (ſ. d.) 
an Wert, und ein früheres perſiſches Medizinal⸗ 
Gewicht, ungefähr 7 g. 

deridieren, |. (deridere, von ridEre, lachen) aug- 
lachen, verjpotten; Deriſion, f. (derisio) die Ber- 
jpottung; derifäriich, ſpöttiſch. 

Derimher, m. ein großer Tempel der Barfen. 

derivieren, I. (deriväre; von rivus, Bad)) ableiten, 
herleiten; Derivantia, pl. oder Derivierende 
Mittel, Heilf. die Säfte ableitende Mittel; dert- 
vätum, Derivativum, n. ein abgeleitetes Wort; 
pl. Deriväta, Deriväte, Scheidek Abkömmlinge, 
aus andern her re Stoffe; Derivation, £. 
(derivatio) die Ableitung, 3. B. eines Wortes; 
Derivations⸗Rechnung, Herleitungsrechnung, 
ein Teil der mathematiſchen Analyje, welcher die 
Funktionen mehrerer Größen in leicht überfehbare 
Reihen entwideln lehrt; derivatib, nl. ableitend; 
durch Ableitung entitanden. 

dermaͤtiſch, gr. (von derma,n. die Haut) die Haut 
betreffend, — Dermatiatrie, f. od. Dermia⸗ 
trie, f. ärztliche Behandlung der Hautkrankheiten; 
Dermatin,n. ein opalartiges Mineral, als haut- 
ähnlicher Überzug aufSerpentin u. Kalkfpat; Der⸗ 
matitis, f. Heilf. die Hautentzüundung; Derma⸗ 
toid, n. lederartige Mafje, die für den Buchein- 
band verwendet wird, abwafchbarer LZeinenein- 
band; Dermatogranhie, f. die Hautbeſchreibung; 
Dermatologie oder Dermologie, f. die Haut- 
lehrte, Hautfunde; Dermatopathie, f. eine Haut- 
frankheit; Dermatopathologie, f. die Lehre von 
den Hautkrankheiten; Dermatoplaſtik, f. der- 
jenige Zeil der chirurgiſchen Plaſtik, der die fünft- 
fihe Erneuerung und Heritellung von Hautteilen 
behandelt; Dermatojen, pl. Hautkrankheiten; 
Dermatotijlus oder Dermotälus, m. die Haut- 
ihmwiele; Dermopleftif, f. die Kunjt, Tiere durch 
Ausftopfen ihrer Haut nachzubilden; Dermo— 

töra, pl. die Hautflojjen; Dermotomie, f. die 
Dautzergliederung, Hautzerlegung; Dermotozden, 


desarmieren 


pl. auf der Haut lebende Schmarogertiere, Haut» 
paraliten. 

derobieren, fr.(derober,it. dirubare,rubare, verw. 
mit rauben, vgl. Robe) ftehlen, entwenden; fick 
derob. ſich wegitehlen. 

derogieren, lat. (derogäre) beeinträchtigen, ſchmä—⸗ 
lern; auch — aufheben, z. B. ein Geſetz ꝛe.; 
Derogation, f. (derogatio) Schmälerung, der Ab- 
bruch, Nachteil, den man z. B. einem Kontrafte zu- 
fügt; aud) die Aufhebung einer Verordnung; de= 

_rogatio, nl. beeinträchtigend; aufhebend. 

Deroͤncus, m. gr. (v. dere, Hals, und Oncus, ſ. d.) 
Heilk. Halsgeſchwulſt, Kropf; Derofpdsmus, m. 
Halsframpf. 

Deroute, f. fr. (ſpr. derüt'; vgl. Route) eig. der Ab- 
weg; Verfall und re ;die Zerjtreuung, Ver⸗ 
wirrung u. unordentliche Flucht eines gejchlagenen 
Heeres; deroutieren (fr. derouter), vom rechten 

En abbringen, irre leiten; aus der Faſſung oder 
in Verwirrung bringen, jemands Abficht vereitelt; 
geriprengen, a: Derontierung, f. Ablen- 
ung, Berfchleppung; Zerſtreuung. 

Derpiah, m. (v. hindoft. der, Tür, und piäh, geliebt, 
teuer) beiden Mohammedanern in Hindoftan: Hof, 
Pforte, Grabjtätte der Heiligen. 

derriere, fr. hinten, hintennad), hinter. 

Derigäwe, f. ruſſ. (pr. ſh wie ſch; eig. Macht, Herr- 
ſchaft), Name einer faijerl. ruſſ. Yacht. 

Derwijch, m. perj. (derwösch, arın) ein armer mo- 
en Mönd, deffen Hauptpflichten in 

ebet und Bußübungen beitehen (arab. Valir). 

des-, franzöfiiche Vorſilbe (lat. dis-), entſpricht im 
allgemeinen dem deutjchen ent— und drüdt, wie 
Dietes, Aufhebung oder Verneinung des Stamm- 
begriffes aus. eh 

desabüfieren, fr. (desabuser; vgl. abüfieren) je- 
mand eines Beljeren belehren, zurechtweilen; Des- 
abüjnge, £., r. n. (jpr. —büjahig') u. Besabüfe- 
ment, n. (fpr. —bül’mdng) die Zurechtweijung. 

desaccordieren, fr. (desaccorder; vgl. Afkord) nicht 
übereinjtimmen, mißjtimmen. F 

desachalandieren (jpr. —afhalangd—), fr. (des- 
achalander, vgl. Chaland) die Kundſchaft abmwen- 
dig machen; Desachalandage, f.,r.n.(Ipr. —aſcha⸗ 
langdaͤhſch) Verluſt der Kundſchaft. 

Desaffektion, f. fr. Die Abneigung. I ha 

desagreieren, fr. (desagreer; vgl.angreieren)miß- 
fallen; auch migbilligen, verwerfen; Desagredhel 
(fr. desagreable), unangenehm, mißfällig; Des— 
agrement, n. (ſpr. —mäng) eine Unannehmlich— 
keit, etwas Mißfälliges. 

desappointieren ſpr. —poängt—),fr.(desappoin- 
ter) jemand des Vorteils berauben, der auf etwas 
Feſtgeſetztem od. Zugeſichertem (vgl. Appointement) 
beruhte; beſ. einem Beſoldeten ſein Gehalt ent- 
ziehen, einen Soldaten aus der Dienſtliſte ſtreichen: 
dann eine ſichere Erwartung oder Hoffnung täu— 
ſchen, vereiteln; in Verlegenheit ſetzen; Desappoin⸗ 
tement, n. (ſpr. —poängt'mäng) die Abdankung 
eines Bepieniteten ; Bereitelung, unerwartetes 
Miplingen (engl. disappointment, it. disappunto). 

desapprobieren, fr.-l. (dEs- und approbäre) mih- 
billigen; Desapprobation, f. Mikbilligung. 

DeSappropriteren, 5 —, fr. (se desapproprier; 
vgl. appropriieren) jid) jeines Eigentums be eben; 
Zesappropriation, f. Entäußerung vom Eigen- 
tum; Berzidt. i j 

desappronbieren (pr. — pruivieren; jr. desap- 
prouver), ſ. I 

Desarmieren, fr. (desarmer; vgl. armieren) ent- 


desafjortieren 


waffnen; auch: die Waffen niederlegen, abrüften; 
desarmiert, entwafinet, wehrlos; Desarımie= 
rung, f. ne: Abrüftung. 

desafjortieren, fr. (dEsassortir; vgl. afjortieren) 
Zujammengehöriges voneinander trennen, Unord— 
nung maden. 

Desaftre, fr., oder Desdfter, n. (ſpan. desastro, it. 
disastro, v.l. dis- und astrum, gr. ästron, Stern) 
der Unftern, ein unglüdlicher Zufall, Mißgeſchick; 
desaſtros (fr. desastreux), unglücdlich, unheilvoll. 

Dejätir, pl. peri. (eig. der arabijch gebildete Plu— 
al de3 perj. dustür, Mufter) Vorichriften, eine 
angeblich uralte Sammlung von 16 heiligen Schrif- 
ten der 15 altperf. Propheten. | 

Desapantage, f.,r.n. fr. (pr. deſawangtähſch'; 9 
Avantage) Schaden, Verluſt, bei. Spieiverluſt; 
desavantageux (pr. —taſchöhs), nachteilig, miß— 
lich; desavantagieren (fr. desavantager),benad)- 
teiligen, beeinträchtigen. 

desavouieren (ſpr. deſawuieren), fr. (désavouer; 
vgl. avouieren) verleugnen, nicht anerkennen, 
etwa3 in Abrebe ſtellen, einen Bezug auf Die 
Perſon oder Handlung eines andern von ſich ab- 
fehnen; Desaven, n. (pr. deſawöh) die Verleug- 
nung, Ubleugnung. 

Descamijddos, pl. jpan. (v. camisa, Hemd) Ohne— 
hemden, Hemdlofe, eine überjpannte demagogiſche 
Bartei in Spanien. 

descemetiſche Haut, ein innerer Überzug der Horn- 
haut des Auges, den Descemet entdedte, 

desemballteren (pr. — angball—), fr.(d&semballer; 
vgl.emballieren)auspaden, z.B. Raufmannsmwaren; 
Desemballage, f., r. n. (jpr. —angballahiey’) die 
Auspadung. 

desembarquieren (pr. deſangbarkieren), fr. (des- 
embarquer; vgl.embarquieren) wieder augjchiffen. 

desendhantieren (ſpr. defangihangt—), fr. des- 
enchanter; vgl. enchantieren) entzaubern, von 
heftiger Leidenſchaft heilen. 

desennupieren (ipr. defangnüjieren), fr. (desen- 
nuyer; vᷣgl. ennuyieren) ſich oder andern die Lange⸗ 
weile vertreiben, die Zeit verkürzen. 

desenrolieren (ipr. dejangrol—), fr. (desenröler; 
vgl. enrolieren) aus der Rolle jtreichen (von So!- 
Dee — I), fr. (de 

des teren (ipr. —Hi—), fr. (desequiper; vgl. 
mic. Sc abtafeln, von Schiffen. ; 

beferieren, |. (deser£re) verlajjen; deſerierte Gü⸗ 
ter, verlafjene, herrenloje Güter; deſert (1. deser- 
tus), unbewohnt, öde, wüſt; Befertion, f. 1. de- 
sertio, das Verlaſſen des Heeres oder der Fahne, 
Butt; Rſpr. die Verfäumung einer Hand- 
ung beim Prozeß, 3. B. desertio appellatiönis, 
die Berfäumung der Berufungsfrift auf ein höhe- 
res Gericht; Defertions = Klage, -Prozeß, die 
Fluchtrüge, eine von dem unjcyuldigen Teile gegen 
den Berlafjenden angejtellte Klage, um dadurd) die 
Scheidung zu bewirken ; Defertieren, fr. (döserter, 
mi. desertäre) davonlaufen, flüchten, ausreißen, 
fahnenflüchtig werden; Deſerteur, m. fr. (ſprich: 
—töhr) ein Augreißer, Sahnenflüchtiger, zuweilen 
Überläufer; des6rtor malitiosus, ın. I. ein bös- 
fiher Berlafjer, beionders feiner Ehefrau. 

deſervieren, I. (deservire; vgl. jervieren) Dienite 
verjehen, dienen; abwarten, pflegen; auch für deſ— 
ſervieren ſ. d.; deſerviert, für geleifteten Dienft 
bezahlt; Defernitum od. Deſervit, n., pl. —en, 
nl. die Unmwaltsgebühren; vgl. Honorarium; 
Deſervitenjahr, n., I. annus deservitus, da3 
Snadenjahr, während deſſen Die verdienten, aber 


Desintegrator 183 


noch nicht empfangenen Früchte des legten Jahres 
noch den Erben des in leßterem verftorbenen Geiſt— 
lichen zufomnıen, jegt meift nur Y, Sahr. 

deseſperieren, |. dejperieren; Desespoir, m. fr. 
(ipr. dejegpodr; von des- und espoir, Hoffnung: 
l. speräre, hoffen) die Verzweiflung. 

deshabillieren (pr. U = Ij). fr. (deshabiller) ent- 
tleiden; Deshabilld, n. (pr. dejabijeh) das Nacht— 
Heid, — —— auch, beſ. bei Frauen, das Haus— 
kleid; en déshabillé (ſpr. ang—), in häuslicher 
Kleidung. 

desheretieren, fi. (déshériter; vgl. heritieren) ent⸗ 
erben; Desheritance, f. (pr. dehsehritcingß) die 
Enterbuna. 

Deshonnenr, n. fr. (ſpr. defonnöhr; vgl. Honneur) 
die Schande; Beshonndt (fr. deshonnete), ehrlos, 
ſchändlich; deshonoräbel, entehrend, ſchimpflich; 
deshonorieren (fr. deshonorer), entehren, be— 
ſchimpfen. 

Deſiccation, f. nl. (v. lat. desiccãre, austrocknen; 
siccus, trocken) das Austrocknen. 

Deſiderium, n., pl. Deſideria oder Deſiderien, !. 
der Wunſch, das Verlangen, Begehren; die Forde— 
rung; desiderium pium, n., pl. pia desideria, 
fromme, gutgemeinte Wünſche (die gewöhnlich nicht 
erfüllt werden); Sejiderius, m. männl. Name 
(3. ®. des legten Longobardentönigs, den Karl der 
Große bejiegte), der Erwünjchte, Erjehnte; deſi— 
derieren (lat. desideräre), verlangen, vermifjen; 
deiideräbel (desiderabilis), wünſchenswert; De= 
fiderätum od. Deſiderät, n. etwas Gewünſchtes, 
aljo Fehlendes, Erfordernis, Mangel, Lücke; pl. 
Deſideräta, vermißte u.begehrte Sachen, z. B. für 
Sammlungen; Deſideration, k.(I. desideratio)das 
Vermiſſen, Berlangen; deſiderativ (ſpätlat. desi- 
derativus,a,um),ein Begehren ausdrückend; verba 
desiderativa, }. unter Berbum. 

Defidids, lat. (desidiösus, von desidia, da3 lange 

igen) müßig, träge, lältig. 

Defignieren, I.(designäre; vgl.fignieren u.Signun) 
bezeichnen, bejtimmen, kenntlich machen; aud) je 
mand wozu ernennen; designätus, m. ein zu 
einem Amte Ernannter, der noch nicht eingeführt 
oder in Tätigkeit getreten iſt; 3.8.consul designa- 
tus, der nädjtfünftige Konjul; Defignätsr, m. 1. 
oder Deſignateur, m. fr. (ſprich: dejinjatöhr) ein 
Platzanweiſer, Ordner; Deſignation, f. I. (desi- 
gnatio) die Bezeichnung, Bejtimmung, Nachwei- 
jung; die vorläufige Ernennung; Defignations- 
Urteil, das Ordnungs-Urteil über Bezahlung der 
Släubiger bei einem Konkurs; defignativ, nlat. 
bezeichnend. 

Defignolles-Pulver (pr. — ſinjoll), ein Pulver, das 
aus jalpetertauerm und pifrinjauerm Kali gemifcht 
ift und namentlich für die Torpedos in Frankreich 
verwendet wurde. 

Deſinenz, f. nl. (fr. dösinence; v. I. desinere, auf- 
hören) Ende, Ausgang, bei. Wortendung. 

Desinfizieren, fr.l. (vonder fr. Borfilbe des- u. l.in- 
ficöre, j.infizieren)von Anſteckungsſtoff befreien; 
entfeuchen; Desinfektion, f. die Reinigung der Luft, 
des Körpers, der Kleider 2c. von fauligen Ausdüns- 
ftungen od. Anitedungsitoffen, Entjeuchung, Keim- 
tötung; Desinfeltor, m. I. Entfeucher, Keimtöter, 
Dämpfkübell(z. Entſeuchen) auch vamitBeauftragter. 

Desintegrator, m. frl. (dEs- u. integräre, ganz 
machen) Schleudermühle, Schlagitiftmühle, eine 
von Thomas Carr zu Montpellier erfundene 
Vorrichtung zum Berkleinern verfchiedenartiger 


134 desintereſſiert 
nichtfaſeriger Stoffe, zum Auslaſſen von Honig 
Gonigſchleuder) u. a. 

Desinterejiiert, fr. (desinteresse) uneigennüßig, 
ſelbſtlos; auch unbefangen, unparteiifch. 

Desinvitieren, fr. eine Einladung Wieder auf- 
yeben. 

Deſinvoltuͤra, |. Dii—. 

Deiipieren, |. (desipere, Gegenteil d. sapere, ver- 
itändig fein) albern fein; desipäre in loco bei 
Horaz: zur gehörigen Zeit und am rechten Orte 
töricht, d. i. ausgelaſſen, fröhlich fein; Deſipienz, 
f. (l. desipientia) Wibernbeit. 

deſiraͤbel, fr. (desirable) wünſchenswert, |. v. mw. 
deſiderabel. 

deſiſtieren, l. (desistere; vgl. ſiſtieren) abſtehen, 
von etwas ablaſſen, etwas aufgeben. 

deſtribieren, I. (describére) beſchreiben; Seffrip- 
tion, f.(descriptio) die Beſchreibung, Schilderung; 
deffriptin, nl. beichreibend. 

Desinalgie, f. gr. (von desma od. desmös, Band, 
déõ, ich binde) Heilf. Schmerz in den Gelenkbän— 
dern; Desmitis, f. Entzündung der Bänder; Des⸗ 
mogranphie, f. Bänder- und Flechjenbefchreibung; 
Desmologie, f. (öfter: Syndesiuologie, f.) die 
Bänderlehre, Lehre von den Bändern, Flechien, 
Sehnen 2c.; Desmopathie, f. Krankheit der Bän- 
der; Desmopathologie, f. die Lehre von den 
Bänderfranfheiten; Desmotomie, f. Bänderzer- 
legung; Besmurgie, f. Heilung durch Binden, 
Entwidelung. | 

Desman, m. (fr. desman, ſchwed. desmans-rätta, v. 
desman, Bilam, aus dem Lappländifchen) Wy— 
chuchol in Rußland, Ondatra in Nordamerika 
(huroniſch), die Biſamſpitzmaus, Bifamrage; auch 
Biberratze, eine Gattung großer Spitzmäuſe mit 
biſamähnlichen Drüſen in einem Beutel beim After. 

Ddesobeiren, fr. (desob£ir, v. obéir, l. obedire, ge— 
horchen) nicht gehorchen; Desobeiſſance, f. (br. 
—fjängß’) der Ungehorjam; desobeiffant (Ipr. 
— Bang), ungehorjam, widerjpenftig. 

Desobligieren (ipr. gſch), fr. (desobliger; vgl. 
obligieren) unfreundlich begegnen oder behandeln; 
Desobligeance, f. (pr. ſchängß) Ungefälligfeit, 
Unartigteit; desobligeant (ſpr. — hang, ge- 
wöhnl. — ſchänt) unfreundlich, ungefällig; Des= 
obligeante, f. (pr. —ſchaͤngt) eig. eine Undöf- 
(iche, Ungefällige; ein einfißiger Wagen. 

Desobſtruktiva, fr.-!. pl. Arzt. Mittel gegen Ver— 
ſtopfung (Objtruftion). 

desodoriſieren, fr.-!. (vom fr. odeur, Geruch) ge- 
ruchlos machen; Desodoriſierung od. Desodo⸗ 
riſation, f. die Geruchlosmachung. 

Desoeuvrement, n. fr. (ſpr. deſöw'rmeing; von 
oeuvre, Werk) Geſchäftloſigkeit; desoeubriert 
(pr. —ömr—), müßig, geſchäftlos. 

desoffupiert (fr. desoccupẽe; vgl. offupieren), un- 
beihäftigt, geſchäftlos; Desoffupation, f. fr. die 
Seichäftlojigfeit. 

dejolteren, I. (desoläre, eig. einfan machen, ver- 
öden, von solus, allein) verwüften, zeritören; auch 
troftlo8 machen; Defoliert, verwüſtet, zerftört; 
troſtlos; deſolant, fr. (ſpr. — lang, gew. —Idnt) 
trojtraubend, betrübend; deſolät, I. (desolätus) 
verlafjen; verwültet; traurig, troſtlos; Deſoläãt⸗ 
Kloſter, ein verlafienes, eingegangenes Kloſter; 
Deiolätion, f. jpätl. (desolatio) die Berwüftung; 
auch Bekümmernis, Troftlofigkeit. 

Desordre, m. fr. (ſpr. —oͤrd'r; vgl. Order) die Un- 
ordnung, Verwirrung, Zerrüttung; Ausſchweifung, 
Sittenlofigfeit; Uneinigfeit. 


Deſſäterik 


desorganifieren, fr. (déésorganiser; vgl. Organ ze.) 
auflöjen, zerrütten, in Unordnung bringen; in 
Rückſicht des Magnetifierens: der Sinne berauben; 
Desorganiiation, f. Störung oder Aufhebung 
des lebendigen Zujammenhangs der Teile, 5. ©. 
im menjchlichen Körper; Zerrüttung; Aufhebung, 
Auflöfung, 3. ®. aller Staatsfräfte; Umbildung, _ 
gänzlihe Umftimmung der Sinneswerkzeuge 2c. 
eines Menjchen vermittel3 des fogenannten Ma- 
gnetiſierens. 

desorientieren, fr. (désorienter; vgl. orientieren) 
in Abficht der Himmelsgegend u. uneig. überh. irre, 
verwirrt machen; Desprientiert, ungewiß oder 
vermirrt gemacht, irre geworden, jo daß man nicht 
weiß, mo man zu Haufe ift. 

desoſſieren, fr. (jr. dejdjjieren; dv. desosser) aus— 
beinen, ausgräten, die Knochen entfernen (Kochk.). 

dessrhdieren, fr.gr. (vgl. Oxyd) von Saueritoff 
befreien = reduzieren; Desoxydation, f. die 
Befreiung von Sauerjtoff, Sauerjtoffentziehung. 

Deipekt, m. oder Deſpektion, f. I. (despectus, de- 
spectio, von despicere, herabfehen, verachten) die 
Berachtung, der Schimpf; Defpeftteren (despec- 
täre), gering ſchätzen; deſpektierlich, verächtlich, 
geringſchätzig, ſchimpflich. 

Deſperado, en m. ein Berzweifelter, Räuber, 
Kevolutionär. $ 
deiperieren, I. (de-speräre, von speräre, hoffen) 
od. Desehperieren, fr. (des-esperer; vgl. Des— 
espoir) verzweifeln, verzagen, alle Hoffnung auf- 
geben; Neiperät, [. (desperätus) verzweifelt, Hoff- 
nung3los; aufgebracht; Deiperation, f. (l. de- 
speratio) die Kopflofigfeit, Verzweiflung; Deſpe⸗ 
rations⸗Kur, eine — auf Leben u. Tod; 
in der gem. Sprechart: Pferdekur; Deſperations⸗ 
Coup od. =Tpur, m. L.-fr. ein tollkühner od. ver⸗ 
zweifelter Streich; Deſperatiſt, m. nl. ein Ver— 

zmweifelnder, Hoffnungslojer. 

Despoblãdo, ſpan. Einöde; eine Hochebene in Peru. 

Deipoftieren, I. (despoliare; vgl. Spolium) berau- 
ben, plündern; Deſpoliation, f. die Beraubung; 
Deipoliätor, m. der Berauber, Plünderer. 

Defpondieren, [. (despond£re; vgl. ſpondieren) ver- 
iprechen, verloben; Befponfäte, f. (v. desponsäre, 
verloben) die Verlobte; DEiRENIEINS: m. der 
Bräutigam; Deſponſation, f. (desponsatio) die 
förmliche Verlobung. 

Deſpoͤt (nach griech. Silbenteilung beſſer als Def- 
hot), m. (gr. despötes, Gebieter, Herr, verw. mit 
altjlav. gospodin, Herr) eig. der Herr eines Skla— 
ven; ein unumfchräntter Herrſcher, Gemwaltherr- 
iher, Zwingherr; auch Titel der griechijchen Bi- 
jchöfe in der Türkei; Deſpotie, f. Gewaltherrſchaft, 
Neid) eines Gewaltherrſchers; deſpoͤtiſch, willkür- 
ih und eigenmächtig; jelbitgewaltig; Deſpotis⸗ 
mus, m. die unumſchränkte Gewalt, Zwangs- od. 
Gewaltherrichaft,Eigenmadt;defpotifieren,eigen- 
mächtig herrjchen, den Zwingherrn oder Gewalt— 
herrn 5 jem. gewalttätig behandeln, verge- 
mwaltigen; Des poina, f. gr. Herrin oder Göttin, 
Beiname der Vrojerpina bei den Arkadiern, auch 
der Venus und Geres. 

Deipumieren, I. (despumäre, v. spuma, Schaum) 
abjchäumen; Deſpumation, f. die Abſchäumung, 
das Abſchäumen. 

deſquamiereu,l.esquamare.v.squama, Schuppe 
abſchuppen, abſchilfern; Deſquamation, f. das 
Abſchilfern oder Abſchuppen der Haut nach Haut— 
krankheiten, Abblättern der Knochen. 

Defſſäterik, m. ruſſ. (v. désjatj, zehn) ein ruſſiſches 


Dejiein 


Gewicht von 10 Pfund = 4,095 kg; Deſſätine, f. 
ruſſ. desjatina, ein Zehntel) ein Feldmaß von 
2400 TSjajhen oder fait genau 109'/; a. 

Deſſein, n. fr. (pr. dejläng; it. disegno, vom !. 
designäre, bezeichnen, bejtimmen) die Abficht, das 
ee der Blan, Entwurf; à dessein, abjicht- 
i 


deſſerbieren, fr. (desservir, eig. abdienen) 1. den 
Dienst vollitändig beforgen, 3. B. den Kirchendienit, 
insbeſ. als Stellvertreter; daher Deſſervant, m. 
(pr. —wängh) ein Pfarrei-Berweier; 2.(al3 Gegen- 
teil von fervieren, auftragen) dieSpeifen abtragen; 
dah. Seifert, n. (pr. beifähn) der Nachtiſch; Deſ⸗ 
ſert-Teller, Nachtiſchteller, Obſtteller; Deifert- 
weine, Nachtiſchweine, feine ſüße od. ausgeſucht 
ſtarke Weine zum Nachtiſch. 

deſſinieren, fr. (dessiner; it. disegnare; v. l. de- 
signare, bezeichnen) zeichnen, entwerfen; Deſſin, 
m., getv. n. (jpr. dejfäng; it. disegno; der Abſtam— 
mung nach = Defjein, ſ. d.) der Riß, Entwurf, 
die Zeichnung; das Mufter; Tonk. die Anlage 
einer Kompofition; Deſſinateur, m. (pr. —töhr) 
ein Zeichner, Mufterzeichner; dessine, gezeichnet; 
Deſſinmaſchine (ſpr. ae eine Majchine 
zum Weben gemufterter Stoffe; Deſſinierungs⸗ 
marine, eine in dev Weberei gebrauchte Ma— 
ichine, um das Muſter eines Gewebes, das man 
fertigen will, in Bappe auszulochen, auch Karten- 
(ohvorjtehmajcine genannt. __ N 

Sefiäterif, Deiijätine, j. Deſſäterik, Deſſä— 
tine. 

dessus, jr. (jpr. degüh; v. [. de ı1.susum, sursum, 
oben) darauf, darüber, oberhalb; Deſſüs, n. der 
obere Teil, Oberteil; die Aufjchrift, Uberjchrift; 
Touk — Disfant; Dejjns=desporte, Verzierung 
oder Sims über einer Tür. 

»ejtillieren, I. (destilläre, von stilläre, tröpfelir, 
stilla, der Tropfen) abtröpfeln; abziehen, brennen, 
abdampfen, eine Flüſſigkeit durch Erhitzung in ge- 
ſchloſſenen Gefäßen inDampf verwandeln u. dieſen 
durch Abkühlung wieder flüſſig machen; dieſer Vor- 
gang heikt: Deftillation, f. [.(destillatio) das Ab— 
tröpfeln, Abziehen, Brennen; ein Branntwein- 
Ausſchank, Schnapsſchenke; elektriſche Deſtilla⸗ 
tion, Unterſtützung der Wärmewirkung bei Ber- 
dampfungen durch die Elektrizität (eine Flüſſigkeit 
verdampft raſcher, wenn ſie elektriſiert wird); 
trockene Deſtillation, das Erhitzen organiſcher 
Körper (z. B. Holz, Knochen 2c.) in verſchloſſenen 
Gefäßen, um flüſſige u. gasförmige Produkte aus 
ihnen zu gewinnen, Entgaſung, Vergaſung, Ver— 
kokung; Peftillations = Apparat, m. das Ab— 
gerät, die Brenngefäße; Deftillät, n. das 
flüſſige Erzeugnis der Dejtillation, Niederjchlag; 
Deitillierer oder Deſtillateur, m. fr. (pr. —töhr) 
ein Abzieher, Verfeinerer, Wafjerbrenner; Brannt— 
weinbrenner, Branntweinausfchenfer; Aqua de- 
stilläta, chemiſch reines Waffer, von Salzen u. a. 
Beitandteilen befreit; deſtilliert, abgezogen 2c. 

Deftinieren, I. (destinäre, vgl. ahd. mhd.stän, sten, 
ar. histänai, I. stäre, Wurzel sta, fansfr. sthä, 
ſtehen) bejtimmen, widmen; Deftination, f.(desti- 
natio) die Beſtimmung, der Endzwed; Deſtin, n. 
Tr. (pr. deitäng) od. Beftinde, f. das Schicjal, Ber- 
bängnis; Deftinatär, fr. (nl. destinatarius) Han- 
delör. derjenige, an welchen dev Schiffer zufolge des 
Konnofjements dieWare abzuliefern hat, auch Kon- 
Ngnatar genannt. 

dejtitnieren, I. (destituere, Hinftellen, allein hin- 
itellen, verlafjen; vgl. ftatuieren) abſetzen, eines 


Detail 185 


Amtes —— deſtituãbel, nl. abſetzbar; De— 
itution, f. I. (destitutio, das Verlaſſen) die 
mt3-Entjegung, Entlafjung. 

destra, j. unter dexter. 

Deitrnieren, .(de-struere,dag®egenteilvom Bauen, 
vgl. Struftur) niederreißen, zerftören, ftürzen; 
Deftruftibel( destructibilis), zeritörbar; Deftruf- 
tibilitãt, f. nl. Heritörbarkeit; Deftruftin, zev- 
ftörend, auf Umsturz gerichtet, 3. B. dejtruftive 
Tendenzen; Deſtruktion, f.!. (destructio)die Zer- 
jtörung, der Umsturz; Deſtrüktor, m. jpätl. ein 
Berftörer. 

Deindieren, I. (desudäre; vgl. Sudamina) abſchwit— 
zen; Deſudation, f. das Ausſchwitzen. 

deſueſzieren, I. (desuesc&re, von de u. suescöre, 
suere, gewöhnen, gewohnt jein) entwöhnen, abge- 
wöhnen, außer Gebrauch fonımen. 

deſultoriſch, I. (desultorius, von desultäre, herab- 
jpringen) abjpringend, ſprungweiſe, nicht bei der 
Suche bleibenp, ech 

deſumieren, I. (desumere; vgl. Sumtion) abneh- 
men, hernehmen, entichnen; Deſumtion, f. nl. 
Entlehnung. 

Sesunion, £. fr. (ſpr. defünjöng) die Zivietracht, 
Trennung; Desumieren, ſ. Disunieren. 

Deizendieren, I. (de-scendere, v. scandere, fteigen) 
hinabjteigen, fich herablaſſen; auch abſtammen; 
descendendo, it. (jpr. dejchen—) Tonf.=decre- 
scendo; Defzendent, m. I. (descöndens), ein Ab- 
fümmling, Sprößling, Nachkomme; pl. Deſzen— 
Denten, die Nachlommen, Kinder und Kindes- 
finder; entg. Afzendenten; Deſzendenz, f. nl. 
die Abſtammung od. Herkunft, Abkunft; Nachkonı- 
menjchaft; Deſzendenz-Theorie, f. die Abſtam— 
mungslehre, = Transmutations-Theorie, 
ſ. d.; Deſzenſion, f. I. (descensio, auch descensus, 
m.) Sternf. die Abjteigung, derjenige Bogen des 
Aquators, mit welchem ein Zeichen des Tierfreijes 
gleichzeitig unter den Horizont geht; Deſzenſionãl⸗ 
Differenz, f. Unterſchied der geraden und ſchiefen 
Abiteigung eines Sterns; Deſzente, f. fr. (jpr. 
deßcingt') das Herabjteigen; die Ladung eines 
Schiffes; der feindliche Einfall in ein Land; auch 
ein verdedter Gang bei einer Feſtung, der in den 
Graben oder zu den Minen führt; ein Abhang; 
eine Abgabe von Schiffen, auch von Weinen, Salz 
uſw. in Franfreid). 

deſziſzieren, I. (desciscere) abfallen, entarten, aus- 
arten. 

detachieren od. Detafchieren, fr. (detacher; entg. 
attacher) abjondern u. abjchicken, abjenden, lockern; 
detachiert, abgejchickt, abgeordnet; auch abgeſon— 
dert, losgemacht, einzeln, Loje, freiliegend, vorge- 
ichoben, z. B. von Feſtungswerken (detajchiertes 
Fort), von Figuren, die ſich vom Grunde eines 
Gemäldes abheben 2c.; Detachement, n. (jpr. de- 
taſch'maͤng) eine Abteilung, ein von dem Hauptheer 
abgejchidter Trupp Soldaten; Betachenr, m. fr. 
(ſpr. detaſchöhr), Aufloderungsmafcine,Aufloderer 
(in Mühlen u. Spinnereien); Detachierapparat, 
m. Bootbefreier. 

Detail, n. fr. (jpr. detaj’), pl. Details (v. detailler, 
eig. zerjchneiden; vereinzelt; vgl. taillieren), das 
Einzelne, die Einzelheiten einer in Rede ftehenden 
Sache, die bejondern od. genauern Umftände einer 
Begebenheit; Kfipr. Kleinhandel; Detailhandel, 
Kleinhandel, Kleinverfauf; em detail od. im Des 
tail (ſpr. ang—; entg. en gros), im Fleinen, ein- 
zeln, ſtückweiſe, maßweiſe, ellenweife 2c.; umftänd- 
lich, ausführlich; detaillieren, zevgliedern, um— 


186 detafchieren 


ſtändlich oder ausführlich darſtellen; vereinzeln; 
detailliert, umftändlih, nach allen Umständen; 
vereinzelt, ſtückweiſe; Tetaillierung, f. umſtänd— 
liche Auseinanderſetzung; Detailleur, m. (fpr. de⸗ 
taljöhr), auch Detailliſt, m. ein Detail-Händler, 
ein Stüchändler, Kleinhändler, Krämer; Detail 
Kisiett ein ins — ausgeführter Entwurf, 
lan; Entwurf der Einzelheiten. 

detaſchieren, ſ. detachieren. 

Detaxation, f. nl.=Taration, die Abſchätzung. 

detegieren, I. (detegere; vgl. tegieren) aufdeden, 
enthüllen; Detektion, f. (jpätl. detectio) die Ent- 
dedung; Detektive, m.engl.(ipr.diteftiw; von engl. 
to detect, aufdeden, entdeden, entlarven, ermit- 
ten) oder in deutjcher Aussprache: Deteltiv, m. 
Geheimpolizift zum Aufipüren von Verbreden; 
Detektor, m. der Entdeder, Angeber, eine Vor⸗ 
rihtung an Chubbs Kunftichlöffern, welche unbe- 
rechtigte Offnungsverfuche bemerkbar macht und 
vereitelt; der Wellenentwidler; Detektivapparat, 
m. oder =famere, f. Feiner photographiicher 
Apparat, um jemand aufzunehmen, Geheimauf- 
nehmer. 

detenieren, fr. (dEtenir) od. detinieren, I. (deti- 
nere, v.tenere, halten) abhalten, zurückhalten, vor- 
enthalten, inHaft halten; Setention, f.(detentio) 
diegurüdhaltung, Borenthaltung Aufbewahrung; 
Ripr. das Innehaben, 3. B. des Mieters od. Päd)- 
ters, verſch vom Eigentum; die Gefangenhaltung, 
der Gewahrjam; Detentions-Haus, Gefängnis; 
Detentionsiofal,n.Haftraum, efangenzimmer; 
Detentor, m. der Borenthalter; wer eine Sache 
inne hat, der Inhaber, Scheinbefiter. 

deternieren, I. (detergere, v. tergöre, wiſchen) ab- 
wiſchen, reinigen; Detergentia, pl. Heilf. Reini- 
gungSmittel, bei. Wundenreiniaungsmittel; De— 
terfion, f. nl. die Reinigung; Deterſib, n. (auch 
detersorium) das Reinigungsmittel. 

deterior, deterius, I. jchlechter, geringer; dete- 
rioris conditiönis, in ſchlimmerem oder jchlech- 
terem Zujtande; deteriorieren (Ipätl. u. it. de- 
terioräre, fr. deteriorer), verjchlechtern, fchlechter 
machen; auch ſich verjchlechtern, Schlechter werden, 
ſich abnußen, in Verfall geraten; Beteripration, 
f. nl. die Verſchlechterung, der Verfall einer Sache. 

determinieren,!. (determinäre; vonterminus) ab- 
grenzen; bejtimmen, enticheiden, feſtſetzen; deter— 
miniert, beitimmt, entichieden, entichlofien ; deter= 
minäbel, nl. beitimmbar; Determinabilität, f. 
die Beitimmbarfeit; Determinanten, pl. Größen. 
gemwilje bei der Auflöfung linearer algebraijcher 
Sleihungen auftretende Größenverbindungen der 
Koeffizienten derjelben; Betermination, f. I. (de- 
terminatio) die Beſtimmung, Feitiegung ; Entfchei- 
dung, der Entichluß; determinäto, it. Tonf. ent- 
ſchloſſen; Determinativ, nl. beitimmend; prono- 
mina determinativa, f. Bronomen; Deter— 
minismus, ın. die Beitimmungs- oder Notwen- 
digfeitleyre, nach welcher man glaubt, daß alle 
Beränderungen in der Welt, auch die Handlungen 
freier Wejen, vorherbeitimmt und unvermeidlich 
jeien; Determinift, m. ein Anhänger der Bejtim- 
mungölehre. 

deterrieren, l.(deterrere ;vgl.terrieren) abſchrecken; 
Deterrition, f. nl. Abſchreckung vom Böſen mit- 
tels der Strafe. 

Deterfion, Deterfip, j. Detergieren. 

deteftieren, I. (detestäri) verwünſchen, verfluchen, 
nerabjcheuen; Deteftäbel, I. (detestabllis), fluch— 


— — — — — — — — — — — — —— —— — — —— — — — —— — — — — — — — —— — — —— —— — — —— an nn 


detrudieren 


würdig, abſcheulich; Deteſtation, f.(detestatio) Die 
Verwünſchung, der Abſcheu. 

dethroniſieren, logr. entihronen, vom Throne ſto— 
Ben; Dethroniſation, f. die Entthronung, Ver- 
ſtoßung od. Abfegung vom Throne. 

Detinieren, ſ. Detenieren. 

detonieren, 1. nl. (fr. detoner, von Ton) Tont. 
den Ton zu hoch od. zu tief nehmen, falſch fingen, 
auch Distonieren; 2. I. (detonäre, von tonare, 
donnern; fr. detonner) eig. ab» oder ausdonnern, 
donnernd verhallen; abfallen; Scheidef. verpuffen; 
Detonierung oder Detonation, f. 1. Ton. das 
Falſchſingen; Fallen aus dem Ton; 2. Scheidel. 
die Verpuffung, der Knall; Detonäter, ın. der 
Entzünder. FR 

Detonfiön, f. nl. (v. l. de-tondẽre, abjcheren; vgl. 
Tonſur) das Scheren de3 Kopfes (bei Mönchen). 

detorquieren, I. (detorquere; vgl. torquieren) ab- 
lenfen, abwälzen, 3.8. die Schuld auf einen an- 
dern; auch verdrehen (eine Schriftitelle) Detorſion, 
f. nl. Abwälzung; Verdrehung. 

Detour, m. gem. f. nl. (fpr. detühr; vgl. Tour) der 
Ummeg; die Krümmung; aud) der Ausweg, die 
Ausflucht; detournieren, (fr. detourner), ablen- 
fen, abwenden, abjchmweifen. 5 } 

detrahieren, I. (detrahöre, v. de- u. trahere, zie- 
hen) abziehen, entziehen; verleumden;, deträctis 
detrah6endis, nad) Abzug der Abzuziehenden; de- 
träctis expensis, nach Abzug der Koften; Des 
trdftor, l. od. Dektrakteur, fr. (pr. töhr), m. ein 
Berleumder; Detraktion, f. (I. detractio) der Ab— 
38; Entziehung, 3. B. des Blutes durch Aderlaß; 

egnahme; Verkleinerung, Berleumdung; jusde- 
tractiönis, n. da3 Abzug3- od. Abfahrtsrecht. 
detransponieren u. detransportieren, Buchdr. 
verjeßte oder verjchloffene Schriftfeiten wieder in 
Ordnung bringen; Detrauspoſition oder De⸗ 
transportation, f. die Berichtigung verjchoffener 
Schriftfeiten. 

detreftieren, \. (detrectäre, v. de- u. tractäre, ge 
waltſam ziehen; vgl.traftieren)herunterziehen, ver- 
Hleinern, ſchmälern; Betreftation, f.(detrectatio) 
die Beeinträchtigung ꝛc. 

Detrempe, f. fr. (jpr. detrdngp’; von tremper, 
wäſſern, f. temprer, vom I. temperäre, mäßigen, 
und mifchen) die Wafferfarbe, Waffermalerei; vgl. 


Gouade. : 
SDetrefie, f. fr. (altfr. destresse, I. districtio, v. di- 
stringuere, auseinander ziehen oder ſpannen, fol- 
tern, alfo: ängjtliche Spannung) Herzensangit, 
Setrt, |. Regelde Tri. Not, Bedrängnis. 
Setriment, n. I. (detrimöntum, von deterere, ab- 
reiben) der Nachteil, Schaden, Verluft; detrimen= 
t38 (1. detrimentösus), ſchädlich, — De⸗ 
trition, f. (detritio) das Abreiben; Dei k. eine 
wundgeriebene Stelle; Detritus, m. ein zerrie— 
benes Geſtein, Trümmergeſtein. 
Detroit, m. fr. (pr. detrod; altfr. destroit, vom I. 
distrietus, eingefpannt, von zwei Seiten gefefjelt) 
Meerenge, Engpaß, Straße. k 
detrompieren (pr. Detrongp—), fr. (detromper, v. 
tromper, betrügen) den Srrtum benehmen, eines 
Befjern belehren; detrompiert, den Srrtum ent- 
riffen; Detrompement, m. (jpr. detrongp mäng) 
die Benehmung des Irrtums, Enttäujchung. 
detronieren, fr. (detröner) =dethronifieren. 
Detrudieren, I. (detrudöre; vgl. Truſion) hinab-, 
hinunterftoßen; verdrängen; Detruſorium, n. nl. 
ein wundärztliches Werkzeug zum Niederſtoßen von 
Körpern, die im Schlunde Heften geblieben find. 


Detrunlation 


Detrunkation, f. 1. (detruncatio, von detruncäre, 
abbauen, truncus, Baumſtamm) das Abhauen, 
Stugen, Bejchneiden (von Pflanzen). 

detto, it. (v. I. dietum) oder gew. altit. ditto, u. 
unr. dito, das Bejagte, Borgenannte, da8 Näm— 


liche, 3.8. 6kg Kaffee, 9 kg detto, vom Gleichen; 


a detto. Kfipr. desjelben Tages. 
detumelzieren, I. (detumescere; vgl. Tumor) aufe 

hören zu jchwellen, nachlaſſen; Detumeſzenz, f. 

nl. die Abnahme, Auflöfung einer Geſchwülſt. 
detur. ſ. unter dare. 

deuce, n. engl. (fpr. djüß; — fr. deux, lat. duo, 

wei) das Daus, die Zwei (beim Karten u. Wür- 
Seifpiet); beim Tennisipiel: Einftand, d. i. Die 
Gleichheit der Punkte, wenn beide Parteien gleich 
jtehen, 3. B. beide „vierzig (forty) haben. 

Denil, fr. m. (pr- döj; vom lat. dolor, Schmerz), 
die Trauer, Betrübnis; die Trauerkleidung, die 
Trauerzeit. 

Deulalion, m. gr. ein fabelh. König von Thefjalien, 
der nebjt feiner Gemahlin Pyrrha aus der großen, 
das ganze übrige Menjchengejchlecht vertilgenden 
Wafjerflut(Deufalionijche Flut) gerettet wurde 
u. durch Rüdlings3werfen der Steine einem neuen 
menfchlichen Gejchlecht das Dajein — 

Deus, m. I. (gr. theös, ſanskr. dewa, d&was, eig. der 
Zeuchtende, v. der Wurzel diw, glänzen, leuchten) 
Gott; pl. Dii, Götter; quod Deus bene vertat 
(od. vortat)! abge. Q. D. B. V. Gott wolle es 
zum Beſten kehren od. wohl gelingen lafjen! quod 
vult Deus, was Gott will, näml. mag gefchehen! 
Deus ex machina, ein Gott au3 der Maſchine, 
d. i. durch Maſchinenwirkung auf dem Theater er- 
ſcheinend — bezeichnet einunerwartetes, plöß- 
fihes Eintreten einer Perjon, die eine ver- 
widelte Sache zum —— Ausgang bringt; 
Deus meliora od. Dii meliora (sc. det od. dent), 
Gott befire eg! Deus omen av6rtat, Gott wende 
die Vorbedeutung ab! der Himmel verhiütel Dei 
gratia, von Gottes Gnaden (die feit Karl dem 
Großen üblihe Formel in fürftlichen Urkunden ꝛc.); 
omnia ad Dei gloriam. abgef. O. A. D. G., 
alles zur Ehre Gottes; Deo annuente od. fa- 
vente, mit Gottes Segen u. Hilfe; Deo dieätus, 
m. ein Gottgemweihter, daher ein Mönch; Deo di- 
cäta, f. eine Gottgeweihte, Nonne; Deo gratias, 
Gott jei gedantt; soli Deo gloria! Gott allein die 
Ehre! omnia cum Deo! alle3 mit Gott! — Dii 
majörum gentium oder magni, auch Dii con- 
sentes. pl. Obergötter (die ven Nat Jupiters bil- 
den); Vornehmere; Dii minörnum gentium od. 
minores. Untergötter (unter die Götter verjeßte 
Herven, Halbgötter); Niedere; Diis manibus sa- 
erum, den verflärten Seelen geweiht; dem An- 
denken der Berewigten Heilig (vgl. Manen); si 
Diis pläcet, wenn e3 den Göttern gefällt, fo Gott 
will (häufig ironiſch: wenn die Götter ſolche Toll- 
beit zulajien). 

Deut, m.niederd (holl. duyt, engl. doit) eine ältere 
niederd. und holländ. kupferne Scheidemünge, in 
Holland = !/,Stüver. od. etwas mehr als 1Pfg., 
in Kleve und Geldern ungef. %/, Pfg. 

Deuteragonift, m. gr. (von deütöros, der zweite, 
u. agonistes, der Kämpfer) der (von Aſchylos ein- 
geführte) zweite Schaufpieler auf der griechischen 

ühne, welcher die Rollen zweiten Ranges fpielte; 
Deuterogamie, f. gr. die zweite Ehe od. Heirat, 
Wiederverehelihung; deuterokanoͤniſche Bücher 
der Bibel, kanoniſche (ſ. d.) Biicher des zweiten 
Grades, die erft Später inden Kanon aufgenommen 


debiieren 187 


worden find; Dentoronomie,f.zweiteßefehgebung 
in bezug auf eine frühere; Deuteronomion, gr. 
od. Deuteronomium, I. n. das fünfte Buch Moſis, 
eig. das zweite Geſetz; Deuteropathie, f.gr. Nach⸗ 
frankheit; Folgekrankheit; deuteropaͤthiſch, als 
Folge einer Krankheit eintretend; Deuteröſis, f. 
gr. die Wiederholung; Deuteröſen der Juden, 
= Überlieferungen u danach beftimmte Gebräuche ; 

rklärungen u. Ergänzungen des gejchriebenen Ge— 
jege3; Denteroffopie, f. gr., engl. second sight 
(ſ. d.), eig. das zweite Geficht, die Gabe zu jeher, 
was nicht da ijt, eine Wirkung geftörter od. über- 
ſpannter Nerventätigkeit, die äls Geifterfeherei er- 
ſcheint; Denterofföß, ım. der Seher, Geifterfeher 
dieſer Art (bei. in Hoh-Schottland); Deuteroxd 
(nicht Dentorhd), n. ein Oxyd des zweiten Grades; 
Denteräle, f. Scheidek. der Nachftoff, der durch 
en Entwidelung aus dem Borjtoff (Protein) 
entiteht. 

deux, fr. (fpr. döh; v. I. duo) zwei; deux à deux 
(ipr. döhſa döh), beim Billard, zwei zu zwei, je zwei 
und zwei. 

devaliſieren, fr. (devaliser, von valise, it. valigia, 
ml. vallegia, Yelleifen, dunklen Urſprungs, von 
Diez aus vidulitia und diefes vom I. vidülus ab- 
geleitet; daS deutiche Wort Felleiſen ift einellm- 
deutjchung des romanifchen) den Manteljad oder 
das Telleifen abnehmen; plündern. 

Devaluieren (unt. devalvieren), fr. (j. unter va- 
lieren) Münzen im Wert herunterſetzen; Deva— 
luation (gew. Devalvation), f. die Derabjegung 

‚ einer Münze auf einen geringern Wert; Um— 
Mmäbung; auch die gänzliche Einziehung einer 

ünze 


Debancieren (ſpr. dewangßieren), fr. (devancer, v. 
devant, vor) überholen, überflügeln; Devantiere, 
f. (fpr. d’wangtjähr) Reitrod fire Frauen. 

Depaporation, f. nl. (von vapor, Dunſt) eig. Ab— 
dünitung: die Verwandlung der Dünfte in Waſſer. 

Devaftieren, I. (devastäre, von vastus, öde) ver- 
heeren, verwüjten; Devaſtation, f. nl. die Berhee- 
rung, Berwültung, Zeritörung. 

developpieren, fr. (developper; entg. envelopper, 
j. Enveloppe) entfalten, enthüllen; Debeloppäbel, 
entfaltbar, 3. 8. von frummen Flächen in der Grö— 
Benl.; Depeloppement, f. (ſpr. —mäng) die Ent- 
widelung, N) 3.8. eines Truppenkörpers, 
einer Armee; Bauf. die Daritellung eines Gebäu- 
de3 im Grundrijje nach allen jeinen Teilen. 

Devergenz, f. I. die Herabneigung; derergieren 
(l. deverg£re) fi} herabneigen; Debergondage, f. 
ir. (fpr. —daͤhſch) Schamlofigkeit, Verwilderung, 
Riederlichkeit der Gejellichaft. 

Deberfieren, fr. (döverser; von I. deversus, abge- 
wendet, Bart. von devertere, abwenden) von der 
Richtung abweichen, chief ftehen. 

Deverſorium, n. I. (v. deverti, fic) wohin wenden, 
einfehren) Herberge, Wirtöhaus. 

Debeitieren, I. (devestire, v. vestire, kleiden, vestis, 
das Kleid) entkleiden, der priejterlihen Einkleidung 
oder biichöflichen Belehnung berauben (entg. in- 
veitieren); Devejftitür, f. die Sehns-Deranbung. 

Deneg, I. (devexus, von deveh£re, herabfiihren) ab- 
wärts geneigt, eilig: Beverität, f. (.(devexi- 
tas) die Abjchüffigkeit, ver Abhang. 

devtieren, jpätl. (deviäre, v. via, Weg) vom rechten 
Wege abkommen, abweichen; Beviation, f. nl. die 
Abweichung eines Körpers von jeiner Bahn oder 
Richtung; Abweichung der Magnetnadel an Bord; 
Berjegelung eines Schiffes; Stern. die jcheinbare, 


158 devil 


duch das Schwanfen der Erdachſe (vgl. Nutation) 
entitehende Bewegung der Firiterne; Deviateur, 
m. fr. (fpr. —töhr), der Abtriebanfer beim Luft— 
ſchiff; Depiäbel, ablentbar; Depiatin, ablenfend, 
abweichend. 

devil, m. engl. (fpr. dewl) Teufel; daufburſche. 

debirginieren, [. (devirginäre, von virgo, Sung- 
frau) entjungfern, ſchwächen; Devirgination, L. 
die Entjungferung, Schwächung. 1 

Debiie, f. fr. (fpr. d wie w; mi. u. fpan. devisa, it. 
divisa, Abzeichen, Unterjcheidungszeichen, vom |. 
dividere, teilen, unterjcheiden) ein Wahlipruch, 
Denkſpruch, bei. jofern er mit einem GSinnbilde 
(Emblem) verbunden ift; eingebadene oder über- 
zuderte Zettelchen mit Denkſprüchen; Kfipr. Wech— 
jelbriefe auf einen auswärtigen Wechjelplab, De- 
viſengeſchäft. 

debitrifizieren, I. (v. de, von, ent⸗, vitrum, Glas, 
u. facere, machen) entglafen, Glas durch ſtarke Er- 
digung in einen undurchſichtigen, porzellanartigen 
Körper (Reaumurjhes Borzellan) verwän— 
deln; Devitrififation, f. Entglafung. 

devoilieren, (ipr. —woal—), fr. (devoiler, v. voile, 
(. velum, Schleier) entjchleiern, enthüllen. 

Devoir, n. fr. (fpr. —woähr; v. I. debere, follen 
ihuldig fein) die Pflicht, Schuldigfeit. 

devolbieren, I. (devolvere; vgl. volvieren) eig. ab- 
wälzen, auf einen andern fallen oder bringen, be). 
vererben; Debolution, f. nl. die Abwälzung, Ripr. 
der Heimfall, die Vererbung eines heimgefallenen 
Rechtes oder Gutes; das Debolutions⸗Necht (jus 
devolutiönis), dag Übertragung3- od. Vererbungs⸗ 
vecht, nach welchem bei dem Tode eines Ehegatten 
alles Vermögen auf die Kinder fällt, und der an- 
dere Ehegatte nur den Nießbrauc davon behält; 
Devolutin-Mittel, ein Rechtsmittel, wodurch eine 
Stlagejahe von dem Unterrichter an den Ober— 
richter gebracht wird. 

Dedomieren, |. (devomere; vgl. vomieren) weg— 
ipeien, wieder ausbrechen. 

devoniſche Formation, Öeogn. (nach der englischen 
Srafjchaft Devonſhire benannt, wo dieje Ge- 
ſteingruppe vorherricht) die obere Abteilung des 
Übergangs- oder Graumadengebirges, oberhalb 
der ſiluriſchen Formation. 

deborieren, I. (devoräre) verjchlingen; Debora⸗ 
tion, f. (fpätl. devoratio) das Verſchlucken. 

Deböt, l. (devötus, geweiht, ergeben, von devovere, 
geloben, weihen) Gott geweiht oder ergeben, an- 
dächtig, Fromm; ehrerbietig, ehrfurcht3voll, de- 
mütig; verächtl. andächtelnd, frömmelnd; unter- 
würfig, friehend; Debotion, f. l. (Aevotio) urſpr. 
bei den alten Römern die freiwillige Hingabe des 
Lebens zum Sühnopfer für die unterirdiſchen Göt— 
ter; jetzt: Andacht, Frömmigkeit; Ehrfurcht, Ehr- 
erbietung, völlige Ergebenheit; Kriecherei; fr. auch 
Devonement, n. (jpr. dewu’mdng); devotio do- 
mestica, Hausandacht, häuslicher Gottesdienft. 

Dẽw, m. (perj. dew) pl. die Dews, böfe Geifter, die 
im Dienjte des Ahriman ftehen, d. i. des Gottes 
der Finsternis u. Urquells alles Böfen in der Zend- 
religion, der Lehre Zorvafters; vgl. Div; Dewa, 
mn. ſanskr. (vgl. Deus) Gott; inäbel, Name der drei 
großen indiichen Götter: Brahma, Wiſchnu und 
Schiwa; Dewaddii, f. (ſanskr. däsi, Dienerin, 


Sklavin) eine Tempeldienerin; auch Buhlerin; 


Dewandgari,n. Öötterfchrift, dieeigentlihe Sans— 
fritichrift; Dewärſchis, pl. (jansfr. rischi, mit 
Bofalfteigerung arschi, weiſe, heilig) die vergötter- 


Dezigramm 


(von ſanskr. dewata, Gottheit) ind. Religion: alle 
guten Wejen der Geifterwelt im u: 


Dexiograuhie, f.gr.(von dexiös, rechts) das Schrei- 


ben von der Linken zur Rechten; dexiograͤphiſch, 
von der Linken zur Rechten — Dexio⸗ 
fardie, f. gr. eine Mißbildung im Bau des menſch— 
lichen Körpers, bei der das Herz auf der rechten, 
itatt auf der linken Seite liegt. 


dexter, a, um, l. vecht, vechtjeitig od. -Händig; auch 


geſchickt, gewandt; destra, f. it. die rechte Hand; 


colla destra, Tonf. nit der rechten Hand; Der- 


terität, f. I. (dexteritas) die Geſchicklichkeit, Fer- 
tigkeit, Gewandtheit; dexträl, zur Rechten, rechts; 
Dertrin,n. Scheidek. das Stärkegummi, ein (auch 
im Bier vorhandener) Klebftoff, jo genannt, weil 
jeine Löſung den polarifierten Lichtſtrahl ſtark nach 
rechts ablenkt; Dexträl, zur Rechten, rechts; Dex— 
trafe, f. Traubenzuder, Stärkezuder (= Glykoſe). 


dezedieren, lat. (decedöre) abgehen; Dezeſſion, f. 


lat, das Abgehen, Weggehen; Dezefſor, m. der 
Abgehende, der Amt3vorgänger. , 


Dezempir, Dezempirat, Dezember, Dezennium 


uſw. j. unter decem. 


dezent, I. (decens, von decöre, ſich ziemen) ſchicklich, 


anjtändig; ehrbar, fittfam; auch zurückhaltend (in 
künſtleriſchem Sinne); Dezenz, f. (1. decentia) die 
Wohlanſtändigkeit. 


Dezentraliſation, f. nl. (Gegenteil von Zentrali- 


jation, j. d.) die Lockerung eines politifhen Kör— 
pers, durch welche den Gliedern eine größere Selb- 
ſtändigkeit verliehen wird, ſchwacher Staatsver— 
band; Überweiſung der Geſchäfte auf die Unter- 
behörden. 


Dezeption, Dezeptor, |. Dezipieren. 
Dezernieren, |. (decernere; dgl. zernieren) gericht- 


lich bejchliegen, zuerfennen, entjcheiden, vgl. De- 
fret; Dezernent, m. ([. decernens) Ripr. der 
Urteilßverfafler; Bearbeiter (einer Sache), Bericht- 
eustatter (für einen Verwaltungs- oder Gejchäfts- 
freis); Vorſtand eines Amtes oder Geſchäftskreiſes; 
Dezernät, n. nl. (mit freier Anhängung der zur 
Bezeichnung von Stand und Amt gebräuchlichen 
Endung ätus, wie Dezemvirät, Kanonifät, Reät) 
das Amt und der Amtsbezirk des Dezernenten, 
Geſchäftskreis. 


dezerpieren, I. (decerpere; vgl. karpieren) abpflük— 


ten, hinwegnehmen; Dezerption, f. der Abbruch, 
die Verminderung. 


dezertieren, [. (decertäre; vgl. — einen 


entſcheidenden Kampf kämpfen; Bezertation, f. 
(l. decertatio) entjcheidender Streit. 


Dezeſſion, Dezeſſor, |. unter Dezedieren. 
EN f. Ki; a I. decid£re, abfallen, v. cadere, 


fallen) der Verfall, das Verfallen in Schwäche dc, 
Herunterfommmen in den Vermögensumſtänden; 
die Abnahme, 3. B. einer hitzigen Krankheit. 


begkdieven, [. (decidere, eig. abjchneiden, von cae- 
© 


re, hauen, fchneiden; fr. decider) enticheiden, 
ſchlichten, einen Beicheid (alt: Rechtsabſchied) ge- 
ben; decidöndi ratiönes, pl. I. richterliche Ent- 
iheidungsgründe; Dezidlerend, enticheidend; de— 
zidiert, entichieden, beſtimmt, aud) entichlofjen; 
Dezifion, f. (1. decisio) die richterliche Entſchei⸗ 
dung, bei. in zweifelhaften Fällen; Dezifum, n. 
ein Rechtsfbruch, Urteil; deziſib, nl. entſcheidend, 
abiprehend; Beziiiv-Stimme, ſ. v. w. votum 
deeisivum, f. votum; deziſivement, fr. (pr. de— 
Bifim’mdng) entjcheidend; Deziſor, m. nl. der 
Schiedsrichter. (Liter. 


ten Weifen oder Heiligen in Indien; Dewatas, pl. | Dezigramm, ſ. unt. Gramm; Deziltter, ſ. unter 


dezimal 


Dezimäl, ml. (vom I. decem, zehn; decimus, der 
aehnie) zehnteilig, was aus Behnteilen wish 
3.2. Dezimälbruch, ein Zehntelbruch, deſſen Nen— 
ner eine Potenz von 10 it; Dezimälrehnung, 
Rechnung durch Zehntelbriiche oder Zehner⸗Rech— 
nung; Dezimäliyitem, die gewöhnliche zehnteilige 


Zahlen-Ordnung; Zehnteilung; Deaimal-Wiah, | 


Einteilung der Maße in 10 Einheiten; Dezimä 
Sup, ein Meßfuß, der in 10 Zolle geteilt üt; Des 
zimalzoll, u. ſ. 5-; Dezimältwage, eine Brücden- 
wage, bei welcher das Zehnfache der Gewichtsſtücke 
das Gewicht der gewogenen Laft angibt; Dezime, 
f,. Tonf. der zehnte Ton vom Grundton an ge- 
rechnet; Verst. eine zehnteilige Strophe ſpaniſchen 
Ursprungs; Bezime, m. fr. (jpr. degihm’) eine 
franzöfiiche Minze, wovon 10 auf 1 Franc gehn; 
Dezimeter, ſ. unter Meter; dezimieren, I. (deci- 
märe, fr. decimer, it. decimare) den Zehnten ein— 
fordern; den zehnten Mann auglojen, bei. zur 
Todegitrafe, wenn alle in gleicher Schuld find (ein 
altrömifches Verfahren bei Empörung einer Le- 
gion 2c.); uneig. „eine Bevölferung wird dezimiert“ 
durch verheerende Seuchen 2c., d. h. dahingerafft, 
jtarf vermindert; Dezimabel, nl. zehntpflichtig, 
dem Zehnten unterworfen; Dezimation, f. |. das 
Zehntrecht, die Einſammlung des Zehnten; auch die 
Loſung um den zehnten Mann, Aushebung des— 
jelben; Dezimãtur, m. nl. ein Zehntherr, Zehnt— 
jammler; Bezimole, it. Tonk. eine Notenfigur, 
welche einer Gruppe von 10 Tönen da3 Zeitmaf; 
von 8 ihres Zeichens gibt. 

Dezintrieren (ipr. dekäng—), fr. (decintrer, bon 
cintre, m. Bogen, Gewölbe, I. cinetura, Gürtung) 
Bauf. da3 Geruͤſt, auf dem ein Gewölbe aufgeführt 
iſt, wegnehmen. 

Dezipieren, I. (decipere, v. capere, nehmen, faſſen) 
Piniergeben, beirügen ; „mundus vult decipi, ergo 
decipiatur“, die Welt will betrogen fein, aljo 
werde fie betrogen; Dezeption, f. (deceptio) der 
Betrug; Dezeptor, m. ein Betrüger; Dezeptrix, 
f. Betrügerin; Dezeptid, dezeptöriſch, ni. betrüg- 
(ich, trügeriſch. we 

Deziſion, Dezifor 2c., |. EL FEB 

Deh oder Det, m. (vd. arab. däi, rufen, zuſammen— 
rufen; daher eig. ein Aufrufer der mosleminiſchen 
Gläubigen zum heiligen Kriege) früherer Name der 
Beherricher von Algier, die jich fpäterhin Paſchah 
nannten (in Tunis und Tripolis Bey oder Beg). 

dia— griech. Borwort in vielen Zuſammenſetz. 19 
deutet: dur), hindurch, auseinander. 

Diabdbul-Holz, n. (von Hind. dija, Lampe, und 
babul, eine Art Afazie) ein oftind. braunrötlicheg, 
jehr hartes und jchweres Holz, von der Acacia 
arabica. 

Diabäſis, Diabäſe, f. ar. (von diabainein, hin— 
durch⸗, Hinübergehen) der Durchgang, Übergang; 
Diabäs, m. Naturk. (wohl als Übergangsgeftein) 
eine zu den Grünſteinen gehörige Felsart, aus 
Dligoflag oder Labrador und Pyroxen gemengt; 
Diabetes vd. Diabet, m. gr. ein Heber, Doppel- 
heber, ein Berierbecher; Heil. die Harnruhr, der 
Harnfluß; die Zuderharnruhr, die Zuderkrankheit; 
(genauer: diabetes insipidus, die Harnruhr ohne 
— diabetes mellitus, die honigartige 

arnruhr, Zuderfrankheit; Diabetiker, m. Zuder- 
kranker; diabẽtiſch, harnflüflig. 

Diable, m. fr. (pr. didb’L; vom I. diabölus, gr. 
Diabölo, eig. der Zerwerfer, Zwietrachtſtifter, 

bei. durch Verleumden, nad) der gewöhnlichiten 

i Bedeutung dv. diabällein) Teufel; Biablerte, f. 


Dinanofis 189 


Teufelei, auch Hexerei als Teufelskunft; ein Teu— 
felsjtreich, Teufelsfpiel, im Mittelalter ein Schau- 
jpiel, worin Teufel auftraten; Diablefſe, f. eine 
ZTeufelin, ein Teufelsweib,; diaboͤliſch (aus den 
Griech.), teufliſch; diaboliſieren, teufeln, toben; 
Dinbolismus, m. nl. Teufelswert; Diabololo—⸗ 

ie, f. die Lehre vom Teufel; Diaböle, k. gr. die 
Berleumdung; Redek. Beichuldigung des Gegners, 
mit Angabe der bevorftehenden Strafe. 

Diabotänum, n. ıı. (v. gr. [Emplastron] dia bo- 
tanon, [(Pflafter] aus Kräutern; vgl. Botanik) Heilf. 
ein Kräuterpflaiter. 

Diabrofis, f. gr. (v. diabibröskein, durchfreffen) 
Heilf. das Zerfreſſen oder Zerbeizen durch fcharfe 
Säfte; diabrötiſch, zerfrejiend. 

Diachaläſis, f. gr. (v. diachalän, nachlaflen) Heilk. 
das Auseinandergehen, Aufflaffen, bei. der Schä— 
delnähte. 

diachemãn, gr. Natur. den chemijch wirkenden Licht- 
jtrahlenden Durchgang geſtattend; Diachemanſie, 
f. die Eigenjchaft eines Körpers, die chemiſch wir- 
fenden Lichtftrahlen hindurch zu laſſen. 

Diachorẽſis, f. gr. (von diachorein, durchgehen) 
Heilf. der Stuhlgang, die Ausleerung; diachorẽ⸗ 
tiſch, den uplgang befürdernd; diachoretiſche 
Organe, Ausleerungsmwerkzeuge. 

Diahhlän,n. gr. (v. dia chylon, d. i. mit Pflanzen- 
jäften bereitet) ein erweichendes Pflaster, Bleiglätte- 
pflafter mit Baumöl. 

Diacinẽma, Diacodium, Diaconns zc.,). Diat—. 

Diachdonium, n. nl. (von gr. dia kydönion, d. i. 
aus Quitten; vgl. Cydonia) Quittenſaft und daraus 
bereitete magenſtärkende Arznei. 

diadelphiſch, gr. (von dis, in Zuſammenſetz. auch 
di, zweimal, doppelt, und adelphös, Bruder) zwei— 
brüdrig; Diadelphia, pl. zweibrüdrige Bilanzen 
mit Switterblumen, deren Staubfäden in zwei 
Bündel zufammengetwachjen find; im Linneijchen 
Syitem die 17. Klaſſe. 

Diadẽm, n. (gr. diadema, von diadeın, umbinden) 
1. Stirnband, Stirnreif, Abzeichen der Berjerfönige 
und griechiſchen Kaifer; Krone; 2, ein weiblicher 
Kopfihmud; 3. dicht. auch für Krone, Herrichaft, 
Regierung; Diadem-Spinne, die Kreuzipinne. 

Dinderis u. Diadoͤchẽ, f. gr. (von diadechesthai, 
einer den andern aufnehmen, aufeinanderfolgen) 
die Nachfolge; Heil. derllbergang od. die Ummand- 
(ung einer Krankheit in die andere; Diadoͤchen, 
pl. (sing. diadochos)Nachfolger, Thron-, Erbfol- 
ger, bei. die Nachfolger Aleranders d. Gr. in dei 
verschiedenen Teilen jeines Reiches. 

Diadöſis, f. gr. (diadidönai, fich verteilen) Heil. 1, 
Berteilung der Nahrungsitoffe durch den Körper; 
2. da3 Nachlaffen oder Aufhören einer Krankheit. 

Diadumẽnos, mn. gr. (vgl. Diadem) der ſich Bekräu— 
zende, mit der Siegerbinde, eine berühmte Statue 
des Polyklet. 

diagluͤphiſch, gr. (von diaglyphein, durch-, einſchnei— 
den) vertieft geſchnitten, geſtochen; Diaglijpten, 
pl. in eine Fläche eingeſchnittene oder vertieft ge— 
arbeitete Figuren, entg. Anaglypten. 

Diagnöſis od. Diagnöſe, f. gr. (v. diagignöskein, 
genau unterjcheiden u. erkennen; vgl. Gnoſis) Heilk. 
die Unterfcheidung od. Erfenntnis einer Krankheit 
nad ihren Merkmalen, Krankheitbejtimmung; 
diagnofieren, gew. Diagnoftizieren, die Meri- 
male od. Kennzeichen angeben; Diagnöftif, f. die 
Unterfcheidungsiehre oder Kunſt der Beurteilung 
ähnlicher Krankheiten; Bingnoftifer, m. einer, 
der Krankheiten nach ihren Merkmalen bejtimmt 


190 Diagometer 


u. unterjcheidet; diagnoſtiſch, die Unterfcheidung 
begründend, (diagnoſtiſche Zeichen: wejentliche 
Zeichen einer Krankheit). 

Dtagometer, n. gr. (von di-ägein, durchführen, lei- 
ten) ein von Rouſſeau erfundenes Werkzeug, mit» 
tel3 dejjen man die Reitungsfähigfeit der Körper 
für die Elektrizität findet, Leitungsmeſſer. 
tagonäl, l. (diagonalis; vom gr. diagönYos, von 
gonia, Winkel) jchräg, Shrägüber; die Diagonäl— 
linie od. Diagonäle, die Schräglinie, aus einem 
Binfel eines Vier- oder Vielecks zu einem gegen- 
überjtehenden Winkel gezogen; Diagonäle bezeich- 
net auch oft einen Shränftab, ein N 
Kreuzftreben; Diagonals, pl. fein geftreifte Wols- 
lenftoffe, welche dicht getöpert find und eine ſchräge 
Bindung haben; Dingonälmarfch oder ⸗ſchritt, 
derSchrägzug, Querſchnitt; Diagonal-Maichine, 
f. eine Majchine, die das Gejeg vom Parallelo- 
gramm der Kräfte (f.d.) anfhaulich madt; Dia⸗ 
genalräder, ſchräglaufende Räder, wie in Spinn- 
müblen; Diagonalverband, Kreuzverband. 

Diagramıma oder Diagramm, n. gr. (von diagrä- 
phein, mit Linien umziehen, abzeichnen) eine Figur 
od. geometr. Zeichnung, überh. ein Entwurf, Ab- 
riß; eine gew. mehrfach gekrümmte Linie, welche, 
durch bejondere Inftrumente während des Ganges 
von Maſchinen ꝛc. auf einen Bapierftreifen gezeich- 
net, die durch Schwankungen des Dampfdruds, 
Bewegung gewiſſer Mafchinenteile 2c. entjtandenen 
Unregetmäßigfeiten ur Anschauung bringt; Durch⸗ 
ſchnitt, Querschnitt, Plan, Schaulinie, Arbeit3- od. 
Kraftbild; Tonf. der fünfzeilige Notenplan; aud) 
die Bartitür, f. d.; bei den Gnoitifern zwei in- 
einander verſchränkte Dreiede, mit einem myjtischen 
Namen Gottes verjehen und als Amulet dienend; 
thermos=eleftrifches Diagramm, Daritellung der 
mwärme=eleftriihen Kräfte zwiſchen verſchiedenen 
Metallen für verſchiedene Temperaturen; Dia⸗ 
graͤph, m. der Borzeichner, Entwerfer, ein Werk⸗ 
zeug zur mechaniſchen Zeichnung der Perſpektive 
a der Natur; Biagräphit, f. die Kunft des 
Entwerfens od. VorzeichnenS. 

Stafaniis, f. gr. (v. diakafein, durchbrennen) das 
Duchbrennen; diakauſftiſche LinielDinkauftite), 
f. in der Optik die Brennlinie bei Brechung des 
Lichts, d. i. die Aufeinanderfolge der Durchſchnitts— 
punfte, welche entitehen, wenn von einem leuchten- 
den Punkte Lichtitraglen auf eine durchſichtige 
frumme Linie fallen, und von dieſer gebrochen ſich 
je zwei in irgend einem Punkte jchneiden. Wenn 
die frumme Linie die Strahlen nicht bricht, fondern 
zurücdwirft, jo entjteht durch die Durchſchnitts— 
punfte der zurüdgemorfenen Strahlen die Kata- 
fauitife. 

Diakinẽma, n. gr. (von diakinein, durch und durch 
bewegen) Heilf. dad Auseinanderweichen der 
Knochen. 

Diakläſis, f. gr. (von diakläein, durchbrechen) das 
Zerbreden; die Brehung des Lichtes, Strahlen- 
bredhung; davon Diakläs, m. Min. — Diallag; 
J———— durch Brechung entſtanden, dazu ge- 

örig. 

Diaklerõſis, f. gr. (v. diaklẽroein, verloſen, klöros, 
das Los) die Serlofun ; Wahl durchs Los. 

Diatlyñs, f. gr. (von diaklyzein, ausfpülen) das 
Ausipülen, Epülwajjer; Diaklüsma, n. Heilk. ein 
Mundwaſſer. 

Diakodion oder Diacodium, n. I. (von gr. dia 
ködiön, aus Mohntöpfen, v.ködia, Mohnkopf) ein 


Dialur-Säure 


rup von Mohnköpfen. 

Diatönus od. Diakon, m., pl. Diakonen (vom gr. 
diäködnos,Diener),uripr.(Apoft.-Gejch.) Verwalter 
deu, ®emeindegüter; jpäter: Kirchendiener u. Gehil- 
fen beim Gottesdienit;zulegt:Hilfsgeiftlicher; Dias 
fonät, n.,ı.m.ipätl. Amt, Würde u. Wohnung des 
Hilfsgeiftlichen; die fechite der fieben Weihen fatho- 
liiher®rieiter; Diakonie, f. Wirkfamkfeiteines Dia- 
fonus; auch überh. Hilfe, Unteritügung; Dialoni⸗ 

"fon, gr., Diaconicum, ni.n. ein furzes Gebet, das 
der Diakonus der griechiſchen Kirche abſingt; diako⸗ 
nieren, das Geſchäft eines Diakonus verrichten; 
insbeſ. das Amt am Altare verrichten; Diako— 
niffe od. Diakoniſſin, f. 1. eine Kirchendienerin, 
in der ältejten chriſtl. Kirche bejahrte weibliche 
Perſonen, welche die Armen- und Krankenpflege 
bejorgten und die Aufficht über die weiblichen Ge- 
meindemitglieder hatten; 2. jegt in der evange- 
liſchen Kirche: Rrantenpflegerinnen, welche in be— 
jondern Diafonijjen-Anjtalten gebildet wer— 
den; 3. in Klöſtern: die den Altar bedienenden 
Schweftern. 

Diaföpe, f. gr. (von dia-köptein, zerhauen) Heil. 
Zerjchneidung, Zerhauung; fchiefe Hiebwunde des 
Hirnfchädels; der Längenbruch eines Knochens. 

Diakriſis od. Dinkrife, f. gr. (von diakrinein, tren- 
nen, unterscheiden) Heil. die Beurteilung u. Unter- 
ſcheidnng bei. von Kranfheitszuftänden; diakri⸗ 
tiſch, die Unterſcheidung begründend, z. B. dia— 
kritiſche Zeichen, Unterſcheidungszeichen für die 
richtige Ausſprache der Buchſtaben und Wörter, 
beſonders im Hebräiſchen. 

Diakũſtik, f. gr. (v. di-aküein, durchhören; vgl. 
Akustik) die Lehre von der Fortpflanzung des 

— (von dia-leipei trennt od. ent 
ialeipiis, f. gr. (von aia-leipein, getrenit od. ent⸗ 
a) die Unterbrechung, der Zwiſchenraum, 
f. v. w. Intermiſſion. Ri 

Dialekt, m. gr. (diälektos, f. eig. Geſpräch, Unter- 
redung, von dialegesthai, fich unterreden) Die 
Mundart; Dialektik, £.gr. (dialektike, sc. techne, 
Runft) eig. Geſprächkunſt, insbeſ. Kunft des wilfen- 
ichaftlichen Streites, Disputierkunft, oft mit dem 
Nebenbegriff der Spisfindigteit; in ſtrengerem 
Sinn: Lehre von der Bewegung de3 Denkens (mie 
Rogik: Lehre von denDentformen); Dinleftiker, 
m. ein Denkkünſtler; gelehrter Klopffechter; dia⸗ 
lektiſch, der Denklehre gemäß, zum. jpigfindig; 
auch mundartlich; Dialektoloͤg, m. ein Mund- 
artenforfcher und Renner: Dialektologie, f. die 
Mundartenkfunde. : 

Dialdmma, n. (follte heißen Dialimma, gr. diä- 

leimma, v. dialeipein, einen Zwiſchenraum oder 
eine Zmwifchenzeit lafjen; vgl. Dialeipfis) Unter- 
brehung, Zwiſchenzeit; Heilk. krankheits⸗, bei. 
fieberfreier Zuſtand beim Wechſelfieber. 

Dialipfis, f.= Dialeipſis, |. d. 

Sialläg, m. (vom gr. dialläge, Veränderung, Wed)- 
jet) der Schillerjpat, eindem Augit verwmandtes 
Mineral. dehg PR 

Diallẽle, f. oder Diallẽlos, m. gr. (v. dia allelon, 
durcheinander) ein Kreisbeweis, Zirkel im Schluffe. 

Dinlög, m. — (diälogos; vgl. Dialekt) Unterredung, 


Bruftfaft aus a: Diakodion⸗Sirub, m. Si- 
n 


Geſpräch, Zwieſprache 2c. (im Drama entg. Mono- 
(og); die Geſprächsform; dialogieren, mehrere 
Perſonen redend einführen;- Dialögti, in Ge— 
ſprächsform; dialogiſieren, geſprächsweiſe dar- 
ſtellen; Dialogismüs, m. die Geſprächdichtung. 
Dialũr⸗Säure, Scheidek. eine durch Einwirkung 


Dialyiis 


von Schwefelwafleritoff auf Alloxantin gebildete 
Säure 


Dialijſis od. Dialyfe, f. gr. (v. dia-Iyein, auflöfen) 
Heilf. die Auflöjfung; das Schwinden od. die Er- 
ſchöpfung der Kräfte; Naturl. die Trennung fchlei- 
miger Stoffe von kriftallinifchen durch Osmoſe (ſ. 
d.), Durdjfaugung, Flüſſigkeitsaustauſch; Spradl. 
und Redek. f. vd. w. Diärefis und Ajyndeton; 
dialuͤtiſch, auflöfend, alle dialytiſches 
Fernrohr, ein die Farben aufhebendes Fernrohr, 
eine Art achromatiſches (f. d.) Fernrohr. 

Diamagnetismus, m. gr. die der Anziehungskraft 
entgegengejeßte, alfo abjtogende Wirkung des Ma- 

et3 (nad) Faraday): diamagnetiſche Körper, 
be die vom Magnet abgeitoßen werden, mie 

ismut, quermagnetiiche K. Diamagnetometer, 
n., Werkzeug zur Mejjung und Unterfuchung der 
diamagnetifchen Vorgänge. 

Diamant, auh Demant, m. (fr. diamant, vom l. 
adämas, G. adamantis, gr. adämas, adamantos, 
da3 härtefte Eifen, Stahl, jpäter Diamant, eig. 
unbezwinglich, unermweichlich, ſehr hart) der här— 
tejte, dichtefte, glänzendite und koſtbarſte Edelſtein, 
der nur duch ſein eignes Pulver iDemantbord) 

eichliffen werden kann; (zum Bearbeiten andrer 

deliteine wird vorzugsweiſe der ſchwarze, un— 
durdhlichtige D. gebraucht); auch die eleinste Gat⸗ 
tung von Buchdruderjchriften; Diamantine, k.ein 
eföpertes Wollenzeug mit Figuren; Diamant—⸗ 
arbe, eine Miſchung von Leinölfirnis und Gra- 
phit, die verwendet wird, um Eifen (3. B. Gelän— 
der, Brüftungen u. ähnl.) anzuftreihen; Siamant- 
fitt, ein vorzüglicher Klitt, der aus Maſtix, dem 
Darze de3 ſüdeüropäiſchen Maftirbaumes (Pista- 
cia lentiscus), Haufenblaje und Spiritus gemijcht 
ist; Diamantſpat, |. Korundum. 

Diamaſtigöſis, f. gr. (von mästix, G. mastigos, 
Geißel) die Geißelung, bei den alten Spartanern 
ein pädagogische Hilfsmittel, zur Übung in der 
Standhaftigfeit. 

Diamöter, m. gr. (diametros, durchmeffend) der 
Durchmeijer, Durchſchnitt eines Kreiſes durch den 
Mittelpunkt; Diameträle, f. die Durchſchnitts— 
linie; diamétriſch, Diameträl, nl. zum Durd)- 
meſſer gehörig, gerade durch; geradezu, gerade, 
völlig, z. B. diametral entgegengeſetzt, ganz u. 
gar entgegengeſetzt. 

Diamorphöſis, f. gr. (von morphe, Geſtalt) die Ge— 
jtaltung, Durchbildung zu einer beftimmten Form. 

Diamörum, n. I. (vom gr. dia mörön, aus Maul- 
beeren, möron, Maulbeere) Maulbeer-Didjaft. 

Diäna, f. I. Zabell., gr. Artemis, die Göttin der 
Jagd, auch des Mondes (Selene, Luna); zu- 
glei Beihügerin der AJungfräulichfeit und der 

eburt; auch Phöbe, Cynthia, Delia, Lu— 
cina genannt; Diana, Sternf. ein Aſteroid, 1863 
v. Rutder entdedt; Naturk. ein niedlicher Affe von 
Geſchlecht der Meerfagen in Afrika; auch (wie 
Luna) das Silber, da3 mit dem Zeichen des Mon- 
des (€) bemerkt wird; daher Dianenbaum, der 
Silberbaum, ein gewähsförmiger Niederjchlag des 
Silber aus feiner Auflöfung in GSalpeterjäure, 
durch Duedjilber bewirkt; Diana, Diane, f. (fr. 
diane, jpan. diana, v. einigen v. dia, der Tag, ab» 
geleitet, befjer wohl von Diana, der Jagdgöttin, 
indem am frühſten Morgen das Zeichen zur Jagd 
— wird) in der Seeſpr. die Tagwache von 
i8 8 Uhr Morgens; daher Dianaſchußßz, der 

Morgen ni vom Admiralſchiff; Dianaichlagen, 

die Wedtrommel, der Wachruf, Trommeln und 


Diaphönicum 191 


Pfeifen, um die Schiffsmannfchaft zur Morgen- 
wache zu rufen, = Reveille. 

Sianafjologie, f. gr. (von dia-nässein, ausftopfen) 
die Lehre vom Ausftopfen der Tierförper. 

Diandria, pl. gr. (von di-, zweimal, und aner, ©. 
andrös, Mann) zweimännige Pflanzen mit zwei 
Staubfäden in einer Zmwitterblume, wie die Olive, 
der Nachtichatten, die 2. Klafje im Linneifchen 
— diaͤndriſch, zweimännig, doppeltſtaub— 
a 


g. 
Diane, Dianenbaum, |. Diana. 
Dianeftismus, m. gr. das Frühſtück. 

Diansa, f. gr. (diänoia) die Denfkraft, das Dent- 
vermögen, der Verftand; Dianöogonie, f. die 
Lehre vom Urſprung unfrer Erkenntniſſe; Dianöo⸗ 
logie, die Denklehre (Schopenhauer). 2 

Didnthus, m. nl. (v. gr. dianthes, zwei Blüten 
habend, reichlich od. ſtark blühend) die Nelte. 

Diantre, fr. (pr. dicingtr', euphemiftiiche Abände— 
rung von Diable; wie bei den Stalienern diä- 
mine, was zwijchen diävolo und dömine fpielt) 
Teufel! als Fluch 

Dianũcum, n. gri⸗l. (vom gr. diä, aus, u. |. nux, 
nueis, Nuß) Nuß-Dickſaff; Diapaͤlma, n. eig. 
Palmſaft; gew.eine Miſchung aus Olivenöl, Wachs, 
ſchwefelſaukem Zink und Blei, die als zuſammen— 
ziehendes Pflaſter dient. 

Diapdsma,n.gr.(von diapässein, dazwiſchenſtreuen, 
beitreuen) wohlriechendes Streupulver, Kräuter- 
pulver. 

Diapäſon, n. gr. (eig. Durch alle, nämlich alle acht 
Saiten od. Töne, von päs, all) Tonf. bei den Grie- 
chen: die Oftave; jeßt auch der Umfang einer Sing— 
ftimme od. eines Inſtruments; bei den Zranzojen 
die Stimmgabel; Disdiapäſon, n. ein Intervall 
von zwei Oftaven. 2 

Diapedeſis, f. ar. (v.diapedän, durchſpringen Heilt. 
der Blutſchweiß, das Durchſickern des Blutes durd) 
die Häute der Adern, eine aus Schwäche der Ge- 
fäßhäute entitehende Blutung. } 

Diapente, f. gr. (v. pente, fünf) Tonk. durch fünf 
Töne gehend, die Quinte. 39 

Didper, f. (ſpan. diapréa, fr. diaprée, v. diapre, 
— bunt, nach Art des Jaſpis, der it. u. 
ſpan. diaspro heißt) eine ſehr wohlſchmeckende herz- 
förmige ſpaniſche Pflaume; Diaper, m. engl. (ſpr. 
detäper) geblümte Leinwand, Tiſchdrell. 

diaphaͤn, gr. (diaphanẽs, v. diaphainein, durchfchei- 
nen laſſen) durchſcheinend, durchſichtig; Diaphan— 
bilder, durchſcheinende Glasbilder; Diaphan— 
Geſchirr, gläſernes, mit Blattgold belegtes oder 
bemaltes und darüber verglaſtes Geſchirr; Dia— 
phanität, f. Durchſichtigkeit; Diaphanometer, 
n. Naturl. ein Durchſichtigkeitsmeſſer, eine Vor— 
richtung zur Beſtimmung des Grades der Durch— 
ſichtigkeit der Luft; Diaphanorãma, n. ein Durd;- 
ſcheingemälde; Diaphanradierung, f. photogra- 
phiſche Nachbildung von Kupferſtichen 2c. auf einem 
eigentümlihen Diaphanpapier, Durchſcheinpa— 
pier; Diaphanofföp, m. ein Werkzeug zur Durd)- 
leuchtung der Blajenwand, Durchleuchter. 

Diaphonijis u. Diaphonie, f. gr. (v. diaphontin, 
auseinandertönen) urjpr. bei den Griechen — Dij- 
fonanz, Mißklang, auch uneig. Uneinigfeit; in der 
neuern Tonf. öfters verwecjelt mit Diphonie, 
RN Sat; Diaphönik, f. |. v. w. Dia- 

uftif; Diaphon oder diaphöniſch, verſchieden 
Elingend, diljonierend. f 

Diaphönicum, n. nl. (vom gr. dia, aus, u. phofnix, 

Dattel) Dattel-Difmus. 


192 Diaphora 


Diaphöra, f. ar. (von dia-pherein, auseinander- 
tragen, einen Unterſchied machen) der Unterjchied, 
die Berfchiedenheit; Uneinigkeit, Streit; Nedek. die 
Wiederholung desjelben Wortes von verjchiedener 
Bedeutung in einem Sabe; in der Diaphora 
leben, Dd. i. fern von dem Mutterlande, befon- 
ders von der Mutterkirche; Diaphorẽſis, f. (von 
diaphorein, verbreiten, zerteilen) das Durchfidern, 
Durchſchwitzen; Heilf. die Zerteilung, Schweißtrei- 
bung; Diaphoretifum, n., pl. Diaphoretika, 
Ausdünſtung befördernde Mittel; diaphorẽtiſch, 
zerteilend, jchweißtreibend. 

Diaphragma, n. gr. überh. Zwijchen- od. Scheide- 
wand (vd. phrässein, verzäunen, fperren), insbeſ. 
das Zwerchfell, al3 Scheidewand zwiſchen Lunge, 
Leber und den übrigen Eingemweiden; die Scheide- 
wand in einer Samenkfapjel; die Blendung in 
großen Fernröhren (Blehringe zur Ausſchließung 
des jtörenden Liht8); Diaphragmalgie, f. der 
Zwerchfellſchmerz. 

Diaphthöra, f. gr. (von dia-phtheirein, verderben) 
Heilf. die Berderbni3, 3. B. der Speifen im Ma- 
gen; die Fäulnis; Diaphthoroſtopium, n. Bor- 
richtung zur UÜnterfuchung der Yuftverderbni3. 

Diaphän u. Diaphüſis, f., Diaphäme, n. gr. 
* I bien durch» oder len 
der Zwiſchenwuchs, Knoſpentrieb, Treibauge; 
3.8. der Knoten im Schilfhalme; die Zwiſchen— 
lage in Erdſchichten; das Mittelſtück längerer 
Knochen. 

Diapläſis, f. gr. eig. Ausbildung (von plässein, 
bilden), Heilf. die Einrichtung eines verrenften od. 
gebrochenen Gliedes; —— n. Heilk. ein 
Breiumjchlag (vgl. Kataplasma); Salbung oder 
Bähung des ganzen Körpers. 

Diapnöd, f. gr. (v. dia-pnein, durchwehen, aus- 
dünſten; vgl. Pneuma) Heilf. gelinde Auspünftung, 
leihter Schweiß; Diapnoika, pl. Ausdünftung 
fördernde, auch gelinde jchweißtreibende Mittel. 

Diaporziis, f. gr. (v. diaporein, bg: Aporie) Un- 
entichlojjenheit, Zweifel, be. als Nedefigur. 

Dinpoiitivn, n. gr.-lat., Glasphotographie, Glas- 
oder Feniterbild. 

Diaptofe, f. gr. (diaptösis, v. diapiptein, durchfal— 
fen; vgl. Btofis) Heilf, ein Zwiſchenfall. 

Diaphẽma, n. oder Diaphẽſis, f. gr. (von pyeın, 
re od. außeitern; che) Seit, eine Ver⸗ 
eiterung, bei. der Lungen, Bruſtgeſchwür; diaphẽ⸗ 
sich a eiterfördernd; Diaphẽtika, eiterförderide 
Mittel. 

Dtardie, f. gr. (von di-, doppelt, und ärchein, herr- 
ihen) die Zweiherrſchaft, Regierung zweier Per— 
jonen; Birch, m. ein Zweiherricher. 

Diäreſis, f. gr. (diairösis, von di-airein, auseinan- 
dernehmen, teilen) Sprachl. die Trennung od. Auf- 
löſung eines Doppellauts in zwei Selbftlaute, 3. B. 
ae in ae; Heilf. die Trennung, Zerreißung, bei. 
von Blutgefäßen; puncta diaeres£os, pl. Tren- 
nungspunfte, welche, über den leßten von zwei 
aufeinander folgenden Vokalen geſetzt, anzeigen, 
daß jeder Bil: 34 ausgeſprochen werden fol. 3.8. 
aëroſtatiſch. 

Diarium, n. I. (v. dies, Tag) eig. das Tägliche (bei 
den alten Römern die Tageskoſt, inäber für das 
Hausgeſinde; jebt:) ein Tagebuch; die Kladde; 
diaria , f. (sc. febris) Heilf. ein tägliches Fieber. 

Diarrhödon, n. gr. (von dia rhödon, aus Roſen) 
Rojenfüchlein, Rojenpulver ꝛc. 

Diarrhöe, diarrhoea, f. gr. (diärrhoia, von di- 


Diaſtylon 


arrhem, durchfließen) Durchfall, das Abweichen 
(wie im franz. devoiement), 

Diarthröſis oder Diarthröfe, f. gr. die Glicder- 
fügung (von di-arthrün, vollftändig oder gehörig 
gliedern, von ärthron, Glied); Verbindung der 
Slieder zur Bewegungsfähigkeit; aud) die Gelent- 
fuge; diarthrötiſch, eine Gelenffuge bildend od. 
dazu gehörig. 

Diaſchis, Diaſchiſis, f. oder Diaſchisma, n. ar. 
. (pr. diasch —; von dia-schizein, jpalten, zeripal- 
ten) Heilf. Spaltung, Trennung. 

Diaſenna, n. gr.-arab. (v. gr. did, aus, u. arab. 
senna; vgl. Senne) Heilf. ein Abführungsmittel 
von Sennesblättern. N | 

Diaſkene, f. gr. (diaskeus; diaskeuäzein, anord- 
nen, zurichten) Anordnung, Umarbeitung; Dia— 
ffendit, m., pl. —en, kritiſche Überarbeiter eines 

- Schriftwerfeg, bei. der Homerijchen Gedichte. 

Diaflonte, f. gr. Durchleuchtung. 

Diaſöſtik, f. gr. (von diasözein, Durchhelfen, retten) 
Heil. die Kunst der Lebenshaltung, Gejundheits- 
pflege; Diaſoſtika, pl. Erhaltungsmittel; dia— 
Toftifch, vettend, vorbauend, ſ. präjervativ. 

Diaſpaͤsma, n. gr. (von dia-späein, auseinander- 
ziehen) die Trennung, Baufe zwiſchen 2Verſen eines 
Geſanges. 

Diaſpöra, oder verk. Diäſper, f. gr. (v. diaspeirein, 
zerjtreuen) das Ausſtreuen, die Zerftreuung; ver- 
Ichiedene Heimat, insbe. im N. T. die außerhalb 
Judäa zerjtreuten Juden und Sudenchriften; in der 
Brüdergemeinde: zerjtreut wohnende Mitglieder; 
Diaſpör, m. ein aus Tonerde und Wafjer be- 
jtehendes Mineral (nad) feinem Zerfallen vor dem 
Lötrohr benannt). 

Diaftaltiich, gr. (von diastöllein, augeinandertun; 
vgl. Diajtole) auseinandergehend,jich trennend; ſich 
ausdehnend od. erweiternd. 

Diaſtags f. gr. (von di-istänai, auseinanderſtehen; 
vgl. Stajis) überh. das Auseinanderftehen, die 
Trennung, Spaltung; in3bej. das widernatürliche 
Auseinanderweichen der Knochen oder Knorpel; 
Yusartungder Pflanzen; Diaftaäfe, (nach franzöſ. 
Benennung) od. Diaftäs, m. Malzbildner, ein in 
gefeimter Gerſte entdeckter Stoff, der die Spaltung 
od. Ummandlung des Stärfemehls in Dertrin u. 
Zucker bewirkt; diaſtaͤtiſch, ſtärkeumbildend; Din- 
ſtẽma, m. der Zwiſchenraum, Abſtand; Tonk. —In— 
tervall; diaſtemätiſch, Tonk. lang anhaltend, 
mit Zwiſchenräumen; Diaftimeter, n. (faljch ge- 
bildet), Diaſtimometer, ein Entfernungsmefler, 
Fernmaß (ein mit gejpannten Fäden durchzogenes 
Fernrohr, erfunden von Nomershaufen). 

Diaftöle, f. gr. (v. dia-stellein, augeinanderziehen, 
teilen) 1. die Ausdehnung, Verlängerung einer 
Sade, bei. einer Silbe, die an ſich furz ift; 2, die 
Erweiterung der Herzkammern, welche im Leben 
beim Pulsſchlag mit der Zufammenziehung (Sy⸗ 
itole) abwechjelt: 3. ein Trennungszeichen in der 
griech. Sprachl.; Diaſtolit f. Tonk. die Lehre von 
ven Einfchnitten und Verbindungen der Tongänge 
oder muſikaliſchen Perioden. . 

Diaſtremma, n. u. Diaftröphe, f. gr. (diastre- 

hein, verdrehen) die Verdrehung, Verſtauchung, 

errenfung, in3bef. Heilf. die Verziehung der 
gelähmten Gefichtsmusfeln nach der gefunden 
Seite hin. 

Dinftälon od. Diaftäl, n. gr. (v. diä, auseinander, 

u. stylos, Säule) Bauf. eine weitfäulige Halle, bei 

den Alten insbe. eine folche Säufenttellung, wo 


Diafyrm 


die Säulen dreimal fo weit, als jede did war, von» 
einander ftanden. 

Diafyrm, m. gr. (diasyrmös, von diasfrein, durd)- 
iehen) da8 Berhöhnen, der Spott; insbeſ. eine 
88 r, die in der übermäßigen Verkleinerung 
eines Gegenſtandes — entg. Hyperbel. 
Dtät, f. (vom gr. diaita, 

Wohnort, l.diaeta) dielebensordnung inBeziehung 
auf Speife und Trank, Schlaf und Wachen 2c., Ge⸗ 
fundheit3pflege; insbeſ. die vom Arzte dem Kranken 
vorgeichriebene Nahrung, Krankenkoft; gejundheit3- 
mäßige Kost, Ernährung; Diät halten, einfach 
u. mäßig leben; auch die —— der verjam- 
melten — od. Reichstags-⸗Abgeordneten, z. B. 
ehem. die Diät zu Regensburg od. der Reichstag; 
Diäten, pl., r. Dieten, Tagegelder, |. d. unter 
dies; Stäteten, pl. Schiedrichter im alten Athen, 
welche von den ftreitenden Parteien felbjt gewählt 
wurden; Diätẽtik, f. (gr. diaitetike, sc. techne, 
Kunft) die Gejundheitslehre; Diätetifer, m. Ge⸗ 
fundheitslehrer, Freund einer geordneten, mäßigen 
Rebensweile; diätẽtiſch, — ig, 
mäßig; diätetiihe Regeln, Geſundheitsregeln; 
ein diätetiſches Mittel, Geſundheitsmittel. 

Diateffäron, n. gr. (eig. [der Einklang] durch vier, 
nämlid; Töne; von tessäres, vier) Tonf. die reine 
Duarte, ſ. d.; Bezeichnung für Überjegungen der 
vier Evangelien, jog. Evangelienharmonien, 
fo fpriht man bejonder3 von dem Diateſſaron 
de3 Syrer3 Tatian, der im 2. Jahrh. lebte und 
auf deſſen Werk die lateinische Evangelienharmonie 
beruht, die um830 ein fuldiſcher Mönch ins Deutſche 
überſetzte. 

Diathẽtke, f. gr. (v. diatithẽnai, anordnen) der Bund, 
das (alte u. neue) Teſtament; Diaͤtheſis od. Dia⸗ 
theſe, f.=1. Dispoſition; überh. Anordnung, 
Einrichtung, Verfaſſung, Beſchaffenheit, insbeſ. 
Heilk. Krankheitsanlage; Dinthefes, pl. die joge- 
nannten Grundfranfheiten oder Anlagen zu den 
Krankheiten. 

Biatherman, gr. (von diä, durch, u. thermainein, 
märmen) Raturl. Wärmeitrahlen durchlaſſend; 
Diathermanität vd. Diat hermaſie. f.Die Eigen⸗ 
ſchaft der Körper, Wärmeſtrahlen iiberhaupt hin— 
durch zu laſſen; Diathermanſie, f. die Eigenſchaft, 
nur gewiſſe Arten Wärmeftrahlen durchzulaſſen, 
— Thermodrofe, f.d. 

diatoͤm, gr. (diatömos, zerichnitten) Bgk. nach einer 
Richtung Hin leicht teilbar; einzellig; Diatomeden, 
od. Diatomazeéen, pl. Bot. Schnittalgen, auf der 
Grenze des Tier- u. Pflanzenreichs ftehend, |. unt. 


Amöbe. 

diatͤniſch, gr. (diätönos, ſowohl durchtönend als 
verjchieden tönend) Tonf. nach der Tonleiter einfach 
fortichreitend (in ganzen Tönen); tonleiterartig: 
die diatoniſche Sala, die zum Tonſyſtem ange- 
nommene Tonleiter oder Stufenfolge von fünf 
ganzen und zwei großen halben Tönen innerhalb 
einer Dftave; Haupttonleiter. 

Diatrẽſis, f. gr. (von diatiträn, durchbohren) Heilf. 
Durhbohrung. 

Diatribe, f. or. (diatribe, v. dia-tribein, eig. zer- 
reiben; die get binbringen, ſich mit etwas beichäf- 
tigen) die Bermweilung, jchulmäßige Abhandlung, 
insbe]. kritiſche Streitirift; Schmähſchrift; Dia— 
trimma, n. Heilf. das Aufreiben, beſ. der Haut 
beim Sehen und Reiten, Wolf. 

Diatypöſis, f. gr. (v. dia-typün, ausbilden, geital- 
ten; vgl. Typus) die Verbildlihung, bildliche Bor- 
ftellung oder Andeutung. 

Heyſes Fremdmwörterbud. 21. Zul. 


eben, Lebensweiſe, auch 


dietus 193 


Diaͤvolo, m. it. (fpr. — wo — der Teufel, beliebtes 
Fluchwort der Italiener; Diavolétti 0d. Diavo⸗ 
lini, pl. it. Verkl. Teufelhen, Gewürzblätichen, 
welde zur Wollujt reizen; überzuckerte Aniskörner. 

Diaz, m. jpan. Batronymitum: Sohn des Diego. 

Diazditer, m. gr. der zwölfte Brujtwirbel. 

dibbeln, engl. (dibble, eintauchen; Löcher machen, 
mit dem —— pflanzen) das Säen mit der 
Dibbelmaschine, welche Locher in den Boden macht 
und Samenförner hineinfallen läßt; Lochſäema— 
ihine; Häufchenſäemaſchine; Dibbelſtock, m. der 
Pflanzitod 


zſtock. 

dibbern, jüd. (v. hebr. dabar) ſprechen, ſchwatzen. 

Dibrächys, m. gr. (von di-, zweimal, u. brachys, 
furz) |. dv. w. Pyrrhichius, f.d. 

Dibs, m. arab. Traubenfirup. 

Dicacität, f. I. (dicacitas, v. dicax, jpöttiich redend) 
beißender Wit, Stichelei. 

di eur hie? [. fage, warum bijt du hier? Denk an 
deine Bejtimmung! 

Dicentarins, m.mi.(v. dicöre, reden) ein Schwätzer; 
Dieentien, pl. Geſchwätz. 

dicephältich, gr. (v. di-, zweimal, u. kephale, Kopf) 
ameitöpfig; Dicephalium, n. einezweitöpfige MiE- 
geburt. 

Dieerium, n. gr. (v. keras, Horn, dikeros, zweihdr- 
nig) ein zweiarmiger Leuchter in der griechischen 
Kirche, der die doppelte Natur Chrifti andeuten 
fol; Dieeratentalt, eine Schicht des oberen Sura- 
falfes, in der ſich Doppelhörner, d. h. verjteinerte 
Mujcheln in der Geftalt von Doppelhörnern finden. 

Dichogamie, f. gr. (von dicha, zwiefach, u. gamos, 
Bermählung, Ehe) eig. die Doppelehe, die Art der 
Begattung im Pflanzenleben, wobei die Gejchlechts- 
organe ſich nacheinander entwideln. 

Dichophyie, f. gr. (von dicha, zwiefach geteilt, u. 
phyein, werden) eig. daß Doppeltwerden, daher 
Heilk. die Haarfpaltung. 

Dichordium, n. gr. (v. di-, zweimal, u. chorde, ſ. d.) 
ein zweijaitiges Inſtrument 

Dichorkus, m. gr. = Ditrochäus, ſ. d. (vgl. 
Choren3). 

Dichotomie, f. gr. (v. dicha, zwiefach, u. t@mnein, 
jchneiden) die Zweiteilung (vgl. Dualismus) 
Halbficht des Mondes, wenn nur eine Hälfte feiner 
erleuchteten Scheibe zu ſehen ift; in der Piychol. die 
nn des menjchlihen Weſens in Leib und 
Seele (im Gegen. zur Trihotomie, f. d.); di— 
chotoͤmiſch, zweiteilig, gabelartig geteilt; halb- 
fihtbar. 

Dichroismus, m. gr. (v. di-chröos, zweifarbig) 
Zweifarbigkeit, zweifacherFarbenwechſel: Bichrott, 
m. —— Quarz, Luchsſaphir, Waſſerſaphir, 
ein Mineral, das beim Hindurchſehen in verſchie— 
dener Richtung verichiedene Farben zeigt, = Pe— 
liom; dihromdtifh, zweifarbig; dichroſtkoͤ— 
piihe Rupe, f. von Haidinger erfundenes Ber- 
größerungsglas, um die Erfcheinungen des Dis» 
chroismus jihtbarer zu machen. 

dicis causa oder dieis gratia, I. der Form 
wegen, um geredet zu haben, zum Scheine. 

Dicker, m. engl. eine Sammelzahl(wieunjer: Dugend, 
Mandel), = je 10 Stüd oder Baar, z. B. 1 Dider 
Schuhe, d.i. zehn Baar Schuhe. 

Dielinien, |. DiN—. 

— Dikterien, dieti, Diktion ꝛc., ſ. unter 

ictus. 

dietus, m. I. (dictus, Partizip von dicere, jagen) 
der Genannte, Borgenannte; dieta sponsa, f. die 
erflärte Braut; dieti anni,bejagten Jahres; dieto 

13 


194 Didacus 


did, am genannten Tage; dietum factum, geſagt, 
etan; wie gejagt, fo geichehen; Btetum, n., pl. 
ieta, ein Sprudy, Ausſpruch, eine Schriftitelle; 

dictuan biblicum, ein Bibeliprud; d. classi- 

eum, ein Hauptſpruch, eine Hauptitelle; d. de 
omni et nullo, der Schluß vom Allgemeinen auf 
das Bejondere: d. probans, eine Beleg- od. Bes 
weisjtelle; pl. dieta probantia; dieta septem 
sapi6entum, die Spriiche der fieben Weiſen; Bif- 
terium, n. ein Stichelwort, Spottrede; pl. Dikte⸗ 

rien, witzige Einfälle, Scherzreden; Diktiön, f. 

(l. dietio) die Sprade od. Schreibart eines Schrift- 

fteller3; Ausdrudsweile, der Ausdrud; Diktio— 

när, n. fr. (nl. dictionarium), engl. dietionary 

(ipr. diftfchennärri), ein Wörterbuch; dietionnaire 

— fr. (ſpr. — poſch') ein Tafchen-Wörter- 
uch. 


Didäcus, m. ml. (it. Didaco) = Diego. 

Didattif, f. gr. (didaktikös, 8, on, zum Unterricht 
gehörig, belehrend, v. didäskein, lehren) die Un— 
terrichtskunſt, d. i. Lehre von der Einrichtung und 
Führung des Unterrichts als Mittel der geiftigen 
Entwidlung; Pidaftifer, m. ein Unterrichtsfun- 
diger; Didaktifch, lehrend, Lehrhaft; ein didakti⸗ 
ſches Gedicht, ein Lehrgedicht; Didaftiiche Voeſie, 
Lehrdichtung; Diddftrum od. Tiddftron, n. das 

Lehrgeld; Didaskalia, f. (gr. didaskalia) Beleh- 
rung, Unterweifung (aud Name einer Zeitſchrift); 
pl. Didaskalien, Darlegungen, Erörterungen; bei 

den Griechen Aufführungen von Schaufpielen und 
die darüber geführten Berzeichnifje; didaskäliſch, 
lehrend, belehrend; bemweijend, unwiderleglich, }. v. 
w. apodiftijd. 

Videfadder, n. gr. der Doppelzehnflächner; Dide- 
faddriich, Doppeltzehnflächig. 

Didélphys, f. gr. (vgl. Delphys) Heilf. doppelte 
Gebärmutter; Naturf. das Beuteltier. 

Didodekadder, n. gr. der Doppelzwölfflächner; di— 
dodetacdriſch, doppeltzwölfflächig. 

Didrächme, f. gr. eine Doppeldrachme, ſ. Drachme. 

diduzieren, I. (di-ducere) auseinanderziehen, zer- 
teilen, Diduktion, f. (l. diductio) das Ausdehnen; 
Trennung der Teile. 

Bidämifch, ar. (didymos) doppelt, gepaart; Didy⸗ 
mos od. Didymms, m. der Zwilling, Zmillings- 
bruder; pl. Didymi, auch die Hoden; Didjmium 
od. Didijm, n. ZwillingSmetall, ein von Wiojander 
im Cerit entdedtes Metall, von Cer und Lanthan 
faum zu trennen. 

didynaͤmiſch, ar. (val. dynamiſch) doppel- oder 
zweimäctig; Didynamia, pl. zweimächtige Pflan- 
gen mit vierStaubfäden ineiner Zwitterblume, von 

enen zwei länger find, in Linnés Syitem die 
14. Klaſſe. 

Diegẽſis, f. gr. (v. di-egeisthai, erzählen) die Erzäh- 
lung, zufammenhängende Erklärung; diegẽötiſch, 
erzählend, entwidelnd. 

Diego, m. ſpaniſcher Name, aus Sant Yago, beili- 

ger Fatob entitanden. 

Sieleftrizität, f. gr.-L. der Zuſtand eines Nicht- 
leiters, wenn ſich auf beiden Seiten de3jelben ent- 
gegengeiepte eleftriiche Zadııngen befinden, und die 

amit verbundenen Veränderungen; Dielektri— 
cum, n. nichtleitende Zwiſchenſchicht, jeder Nicht— 
leiter der Eleftrizität, jedes tjolierende Mittel, jo- 
fern diejer od. dieſes unter eleftriicher Einwirfun 
von beiden Seiten fteht; dielektriſche Körper, pl. 
trennende Nichtleiter; Dieleftrifch, trennend und 
nichtleitend; Bieleftrin, n. eine Miſchung aus 
Schwefel u. Baraifin; Dieleftrizitätstonftante, 


dies 


f. od. ſpeziſiſch-induktive Kapazität, k. Ladungs 
wert eines Nichtleiters (wenn zwei Metallplatten 
in einer Entfernung von einem Zentimeter einander 
gegenüberſtehen u. man dieſe mit den Polen einer 
elektriſchen Batterie verbindet, ſo ſtrömt eine ge— 
wiſſe Elektrizitätsmenge in ſie ein; das zwiſchen 
beiden vorhandene Dieleftricum iſt die trennende 
nichtleitende Luftſchicht; man fann ftatt der Quft- 
ſchicht auch einen flüffigen oder feiten Nichtleiter 
zwilchen die Metallplatten bringen, u. bei Anwen⸗ 


. dung von Luft als Dielektricum wird von den 


Platten eine geringere Eleftrizitätsmenge aufge- 
nommen al$ bei einem flüffigen od. feıten Dielef- 
trifum; die Dielektrizitätsfonitante oder jpezifiich- 
induftive Rapazität tft nun die Zahl, mit der die 
Aufnahmefähigfeit der durch eine Quftfchicht ge- 
trennten Metallplatten multipliziert werden muß, 
um die Aufnahmefähigfeit derjelben Platten zu be- 
rechnen, wenn dieje durch ein anderes Dielektricum 
als durch Luft getrennt find). 

dies, m. u. £. (pl. dies) [. der Tag: Ripr. Gerichts- 
tag oder Termin; dies diem docet, ein Tag be- 
lehrt den andern; diesinterpellat pro homine, 
der Tag oder die Zeit tut ftatt de3 Menſchen Ein- 
ſpruch, wenn ein Recht, nach Ablauf eines bejtimm- 
ten Termins von jelbit entiteht oder aufhört; die- 
hodierno, heutige3 Tags; de hodierno die, 
vom od. am heutigen Tage; sub hodierno die, 
unter dem heutigen Tage od. Datum; a die (in- 
sinuationis, recepti) von dem Tage (der Einhän- 
digung, des Empfanges) an; ad diem dietum, 
Ripr. zu dem beitimmten od. anberaumten Tage; 
ante diem, vor dem Tage, vor der Jeit; ad dies, 
vitae, auf Lebenszeit; dies absolutiönis, der 
— (als Tag der Losſprechung von Kirchen— 
ſtrafen); d. ater, eig. ein ſchwarzer Tag, d. i. ein 
Unglüdstag; d. eaniculäres, pl. die Hundstage; 
d. einerum [sacrörum], Aſchermittwoch; d. 
competentium, Gründonnerstag, als Brüfungs- 
tag der Katechumenen (competentes); d. con- 
secräti, pl. Gott gemweihte Tage, bei. die Weih- 
nadıtsfeiertage; d. eritieus, Heilf. ein entſcheiden⸗ 
der, wichtiger Tag, bei. in Kranfheiten, z. B. der 
7., 9., 11., 15.,21. Tag: d. depositiönis, der Be- 
gräbnis- und Sterbetag eines Märtyrers; d. fa- 
stus, eig. ein Tag, wo gejprochen werden durfte; 
daher ein Gerichtstag; d. faustus, ein glüdlicher 
Tag; d. feriäti, pl. Feiertage; d. Indulgentiae, 
der grüne Donnerdtag (als Tag der Wiederauf- 
nahme der Büßenden in die Kirchengemeinſchaft); 
d. intercaläris, ein Scalttag; dies irae, dies 
illa, d i. Tag des Zorns, jener Tag, Anfangs- 
worte einer das Weltgericht ſchildernden hrifilichen 
Hymne, welche einen Hauptteil des Requiem (]. d.) 
ausmacht; d. natälis, der Geburtstag; auch To- 
destag der Heiligen, als Geburtstag zu einem hö— 
heren Leben; d. naturälis, der natürliche Tag, 
vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne; d. 
nefästus, ein Tag, an dem fein Gericht gehalten 
werden durfte; auch Unglüdstag; d. religiösus, 
ein Trauertag, ein trauriger Gedädtnistag, ein 
Tag von böfer VBorbedeutung; d. salutäris, der 
Tag des Heilz, f. v. w. Karfreitag, 1.d.; d. 
sancti, pl. heilige Tage, die ganze Faſtenzeit; d. 
saxonicus, fähliihe Frilt von 45 Tagen; d. sta- 
tionarii, pl. die feitgefegten Faſttage. Mittwoch 
und Freitag; d. suprema, der Süngite Tag; D. 
solis, Sonntag; D. Iunae, Montag; D. Martis, 
Dienstag; D. Mercurii, Mittwoch; D. Jovis (des 
Supiter), Donnerstag; D. Veneris, Freuag; D. 


Dieiis 


Saturni, Sonnabend; d. viridium, der grüne 
Donnerstag; Diäten, pl. ml. (dieta, Tagelohn), 
Tagegelver(Goveth ©), Rahrgelder,Entihädigungs- 
gelder, die ein Beamter, Abgeordneter 2c. jtatt 
eigentlicher fejter Befoldung oder als Kojtenerja 
für außerordentliche Verrihtungen empfängt; auch 
Berfammlung von Abgeordneten 2c.; Diätarius, 
m. mlat. oder Biätift, ein Diener oder Beamter, 
weldyer nur Tagegelver empfängt; in der Fathol. 
Kirche: ein den Morgendienſt verrichtender Geiſt— 
licher; diätariſch, mit Tagegeldern befoldet, gegen 
Tagegeld, tageweiſe. f 

Diefis, f. gr. (von di-i6nai, durchlaſſen, zerlaffen), 
fr. diöse (jpr. drähf”), Tonk. der Unterichied zwi⸗ 
chen dem großen und Heinen Halbton, ein Viertel» 
ton; überh.jede geringe Tonveränderung; auch das 
2 („), das eine Note um einen halben Ton 
erhöht. 

Diespiter, m. lat. Name des Jupiter als Schöp- 
fers de3 Tages, wie er der Beherricher des Him- 
mel? ijt, von dent alle Himmelserſcheinungen aus⸗ 
gehen. [meije. 

diet, f. — (ſpr. datet), Nahrung, Koſt, Lebens⸗ 

Dierteris, f. gr. (dieteris; v. di-u.etos, Jahr) eine 

eit von zwei Jahren; diẽtẽriſch, zweijährig. 

Dieu, m. fr. (fpr.djöh; vom lat. Deus) Gott; mon 
Dieu! (fpr. mong —) mein Gott! par Dien, bei 
Gott; Dien et mon droit (ſpr. djö e mong drod), 
Gott und mein Recht (der Wahlſpruch der eng— 
lichen Krone). 

Diffdlco, ın. it. (fr. diffalcäre, fr. defalquer, einen 
Abzug maden, v. althochd. falgan, berauben, ab» 
ziehen) Kfipr. der Abzug vom Hauptbetrage. 

diffamteren, [. (diffamäre, von dis- und fama) in 
üblen Ruf bringen, ſchmähen; diffamiert, berüch- 
tigt, verfchrieen; Diffamät, m. (1. diffamätus) ein 
Berleumdeter, Beihimpfter; Diffamation, f. nl. 
Berbreitung einer üblen Nachrede, Verleumdung, 
auch Bezichtigung; diffamatio civilis, wenn je- 
mand fi eines Anſpruchs gegen einen andern 
rühmt; Siffamätor, I. od. Siffamateur, fr. (pr. 
—töhr) m. Verleumder; —— ehren⸗ 
rührig; diffamatoriſche Schriften, Schmäh— 
ſchriften; Diffamie, f. die Beſchimpfung. 

differieren (von I. differre, eig. augeinandertragen, 
fr. differer) verfchieden fein, abweichen; Differend, 
m.u.n. fr. (ſpr. differdng) eine Streitigfeit; ftrei- 
tige Sache; Bifferent, m. Münzf. = Deferent; 
Different, I. (differens) verjchieden, ungleich; Dif- 
erenz, f. (I. differentia, fr. difference) der Unter- 
Ichied, der Fehlbetrag; Größenl. der Teil, um wel⸗ 
«hen eine Größe größer over Kleiner iſt, al3 die 
andere; beziehungsmeife: Überihuß und Mangel; 
auch Zwiſt, Uneinigfeit; Differenz-⸗Geſchäft, Beit- 
aeihäft, Börjengejchäft, ein Handelsgeichäft mit 
Staat3papieren, wobei diefelben nicht wirklich ge- 
tiefert werden, ſondern nur der Betrag ihres Stei- 
gm oder Fallens empfangen oder vergütet wird; 
Zahlung, die Auszahlung des gefallenen Wer» 
te8 der StaatSpapiere oder Aktien; 9, = Peihe, 
Größenl. eine Zahlenreihe, deren Glieder folge- 
weiſe den Unterjchieden der aufeinanderfolgenden 
‚Glieder einer gegebenen Reihe gleich find; D.⸗Ton, 
1. Kombinationston; Differentiäl, n. neulat. 
Größen. der unendlich Feine Teil oder Zuwachs 
einer endlichen, veränderlihen Größe; Differen= 
tiãl⸗Rechnung, die höhere Rechnungsart / welche 
aus der Bergleihung endlicher Größen das Ver⸗ 
hältnis ihrer unendlich Eleinen Teile finden Iehrt; 
Dfferentiieren, diejen unendlich Heinen Teileiner 


diffidieren 195 


endlichen veränderlichen Größe finden oder bereih- 
nen; Differential= Bremie, f. doppeltwirkende 
Bremſe; DifferentialsFlafhenzug, Zwielelrad- 
Flaſchenzug, eine auf vem Prinzip der Differenz» 
oder Gegenwinde beruhende einfache Hebevorridy- 
tung mit endlofer Kette (1860 von dem Engländer 
Ranſome erfunden, aber ſchon früher den Chinefen 
befannt); Differential-Galdanometer,n. Meß⸗ 
werfzeug mit zwei in entgegengejegter Richtung 
J ein Gegenſtrom-Wider⸗ 
tandsmeſſer; Differential-Geſchwindigteit, f. 
das Voreilen oder Zurückbleiben; D.⸗Getriebe. 
Umlauf- oder Wandel-Getriebe, Vorrichtung bei 
der Spinnerei, welche die Spule um fo langſamer 
gehen läßt, je höher fich der Faden auf fie-widelt; 
Differentialhaſpel, eine aus zivei verſchieden 
großen Teilen beitehende Trommel zun Aufwin- 
den, bei der ſich die Kette od. das Seil, welche die 
Laſt heben, von dem einen Zeil ab- und zugleich 
auf dem andern Teile aufwinden; Bifferentinls 
Kolben, m. Umfegungs- od. Zwiefelfolben; Dif⸗ 
ſerential-Kuppelung, £. Berichub-Kuppelung, 
Bandelfuppelung; Btfferential-Pampe, eine mit 
Teilungdes Stromes verbundene elektriſche Lampe; 
Differential-Mianometer, n. Fein-Manometer, 
Fein-Druckmeſſer, Fein-Zugmefler; Differential⸗ 
quotient, m. Ableitung; Differentialſchraube, 
eine Doppelſchraube mit zwei Schraubengängen 
von verſchiedener Weite, durch die (z. B. bei der 
Kopierpreſſe) ein gewaltiger Drud erzielt wird; 
Differential Strom, m. die Elektrizitätgmenge 
eine? Wechjelitromes, die während eines Zeitele- 
mente3 durch) den Leiter fließt; D.⸗Tarif, m. da3 
Syitem in der Berechnung der Eifenbahnfradit- 
fäße, nad) welchem bei Mafjen-Transporten (von 
Getreide, Holz, Kohle ꝛc.) mit zunehmender Ent- 
fernung Die —— verhältnismäßig immer 
Heiner werden, Ausnahme-Frachtſatz; D.⸗Ther⸗ 
mometer, n. Fein⸗Thermometer, eine doppelt ge— 
krümmte Glasröhre, die in zwei mit Luft gefüllten 
Kugeln endigt und in welcher gefärbte Schmwefel- 
jfäure bei geringem Wärmeunterjchied der beiden 
Glaskugeln nad) der einen oder andern Seite ge- 
trieben wird; Differential=Vorgelege, n. nad)» 
gebende Yahnfuppelung bei Gelbitfahrern; Biffes 
rential⸗Winde, f. Zwieſelwinde, Verbundmwalzen- 
winde; D.- Zölle, Unterfheidungszölle, Kampf- 
ölle (um eine Ermäßigung der Zölle des Aus— 
Tandes herbeizuführen), Ausnahme oder Begün- 
ſtigungszoll; D.-Zollſyftem, n. diejenige Zollein- 
richtung, nach welcher die Zoll» Anjäge der Ein- 
und Ausfuhr⸗Artikel für die einzelnen Yänder, aus 
welchen man fie bezieht od. zu denen man fie führt, 
verfchieden geregelt werden; Differentismus, m. 
ſ. v. w. Determinismuß. 

Diffeſſion, ſ. unter diffitieren. 

difficil oder diffizil (I. diffichlis, v.dis-, f. d., und 
facilis, leicht; fr. difücile, fpr. —$il), ſchwer, ſchwie⸗ 
tig, Schwierigkeiten machend oder jchwer au be» 
handeln, 3.8. ein difficiler Menſch; auch itreng, 
peinlich, eigenfinnig; difficile est satiram non 
scribere, es ift ſchwer, feine Satire zu Ichreiben 
(ein Wort des röm. Satirikers Suvenäl); Diffikul⸗ 
tät, f. (1. difficültas) die ee das Hin- 
dernis; Diffilultätenmacher, ein Schwierigfeit3- 
mader; diffifultös (it. difficoltoso, fr. difficul- 
tueux), voll von Schwierigfeiten. 

diffidieren, I. (diffidere) mißtrauen; Diffidenz. f. 
das Miktrauen; Diffidation, f. mi. (it. disfida od. 
sfida) die Ankündigung der Sehde. 

13* 


196 diffindieren 


Biffindteren, I. (diffindöre) zerjpalten; Rſpr. eine 
Berhandlung unterbrechen und auf den folgenden 
Tag verichieben; Diffiſſion, f. (lat. diffissio) die 
Be — Rſpr. das Aufichieben. 

dtijitieren, I. (diffiteri; v. dis-, u. fateri, geftehen) 
ableugnen; Diffeſſion, f. nl. die Ableugnung, ge 
richtliche Erklärung der Ungültigfeit oder Unecht— 
beit einer Urkunde 2c.; Diffeſſions-Eid (diffessio 
juräta od. juramöntum diffessorium; vgl. Ju— 
rament) die eidliche Ableugnung einer Tatiache, 
bei. einer Handichrift oder auch der bloßen Unter- 
jchrift, d. i. der Echtheit der Schriftzüge. 

diffluieren, I. (diffluere) zerfließen, fich auflöfen; 
diffluent(l. difflüens), zerfliegend, aufgeldit; Dif⸗ 
fluenz, f. nl. die Auflötung. 

Hfförm,nl.(fr. difforme).ungeftalt, häßlich; diffor⸗ 
mieren, verunſtalten, entſtellen; Difformität, f. 
die Mißgeſtalt. 

Diffraktion. f. nl. (vgl. Fraktion) die Strahlen- 
beugung, Ablenfung des Lichtes von feinem ges 
raden Wege, wenn es einem dunklen Körper nahe 
fommt (Beobachtung Grimaldis). 

diffundteren, I. (diffund£re; von dis-, u. fund£re, 
gießen) ergiegen, ausbreiten; vergeuden, 3.8. Geld 
und Gut; diffũs (diffüsus, a, um), tweitichweifig; 
diffuſes Licht, zerſtreutes Licht; Diffufion, f. (dif- 
fusio) die Ergießung, Ausbreitung, Serteilung; 
Weitichweifigfeit im Reden und Schreiben; die 
gegenjeitige ——— und Miſchung verſchie⸗ 
dener Gare und Flüſſigkeiten; Auslaugung des 
Rübenſaftes (Zuckerfabrikation); Diffuſions⸗Ver⸗ 
fahren, eine 1865 von Robert bei der Zuderfabrt- 
fation eingeführte, auf der Osmoſe (ſ. d) beruhende 
Art der Saftgewinnung aus jehr dünnen Riüben- 
ihnigeln; Diffuſonsrückftände, ausgelaugte 
Rübenſchnitzel, Trodenjchnigel (BZuderfabrif.); 
Diffufiometer, m. r.n. logr. eine Vorrichtung, 
beitehend aus dünnen Kautjchufhäutchen, um mit» 
tel3 derjelben die Durchdringungsgeſchwindigkeit 
ver Gasarten zu mefjen, erfunden von Dr. Mitchell 
in Neuyork; Diffuſor, m. lat. oder Diffufer, m. 
engl. (to diffuse, ausgießen, verbreiten), Zerjtreuer, 
Ausbreiter; Ausfluß-VBerbreiterung bei Turbinen; 
Diffufenr, m. fr. (jpr. —füjöhr, von diffuse [fpr. 
—fuhj’), weitläufig), Auslauger (des Riibenfaftes). 

Digamite, f. gr. (v. gamos, Ehe) die zweite Verehe- 
ihung. 

Digammın, n. gr. (d. i. Doppelgamma, nad) feiner 
Zorm: F') ein Buchftabe im älteften griechischen 
Alphabet, der wie w lautete. 

digaͤſtriſch, gr. (v.gaster, Bauch) Heilf. zweibauchig 
(von Muskeln). 

Digenit, m. Min. eine Urt Rupfererz. 

digerieren, lat. (di-ger£re) zerteilen, auflöfen; auch 
verdauen; einen feiten Stoff in einer erwärmten 
Flüſſigkeit aufmeichen und auflöfen; Digerentia, 
pl. Heilf. zerteilende Mittel; Digefta od. Bineiten, 
pl. eine in einzelne Abteilungen zerfallende Schrif- 
tenfammlung; die von Juſtinian veranftaltete und 
nad) Büchern, Titeln und Paragraphen abgeteilte 

rögere Sammlung von Brudjtüden aus den 
Schriften älterer röm. Rechtögelehrten, auch Pan— 
deften genannt, ſ. Corpus juris; Digeftibel 
(ſpätl. digestibilis), verdaulich; Digeftion, f. (lat. 
digestio) die Auflöjung, Verteilung der Nahrung 
im Körper, Verdauung; Heilf. auch Beförderung 
der Eiterung; Scheidek. Behandlung eines feiten 
Körpers mit einer Flüffigfeit bei gelinder Wärme 
(in einem Digerier-Dfen); Digeftiv, n. nl. ein 
Berdauungsmittel; auch Eiterung beförderndes 


Dillinien 


Mittel; Digeftipfalbe, eine mit Terpentin ver- 
mijchte Salbe, die al3 Wundenbrandialbe dient; 
Digeftivfalg, |. sal digestivus; Bigeftor, m. ein 
Papiniher Topf, Dampfkochtopf zur Bereitung, 
von Knochen⸗-Gallerten 2c.; Digeftorinm, n. nl. 
in hemilchen Fabriken, Zaboratorien 2c. ein durch 
er Waſſer oder gem. dur) Dampf erwärmter 
ohapparat; Sandbadofen, Dampftüche. 

Diggen, engl.nad Gold graben; Dinger, m. engl. 

der Gräber, bei. Goldgräber in Australien zc. 


Digitäl, I. (digitälis, von digitus, Finger, Zehe) die 


inger und Behen betreffend; Digitälis f. nlat. 
die Singerhutblume; digitälis purpuröa, roter 
Singerhut; Digitalin, n. das in der Fingerhut- 
pflanze enthaltene Alkaloid; Digitäta, pl. befin- 
I Tiere, d. i. Säugetiere mit freien Fußzehen 
nad Blumenb ad); Digitinm, n. nlat. Heilt. 
ein Yingergefhwür: der Wurm. 

Diglotte, f. gr. (vgl. Gloſſe) ein in zwei Sprachen 
geichriebenes Buch, bei. eine in zwei Sprachen ver⸗ 
faßte Bibel (auch) Biglotte genannt). 

Diglyph, m. griech. (vgl. Glyph) Bauf. ein Doppel» 
ſchlitz, Zierat des dorifchen Frieſes. 

Dignand, m. latein. Größenl. die Grundzahl einer 


otenz. 
— f. [. (dignitas, von dignus, würdig) die 
ürde, Hoheit; da3 Ehrenamt; ſ. auch otenz; 
Dianttär od. Dignitarins, m. nl. ein Würden- 
räger. | 
digredteren, I. (digr&di, v. dis- u. grädi, fchreiten, 
ehen) außeinanderz, Eben abjchweifen; bei. 
in der Rede; Digreſſiou, f. I. (digressio) eine Ab⸗ 
ſchweifung; ein Abitecher. 

Dighnie, f. gr. (v. gyne, Weib) Zweiweiberei; Di⸗ 
ghnia. pl.zweimweibige Pflanzen mit zwei Piſtillen; 
dighniſch, zweiweibig. 

Dihexaẽëder, n. griech, ein Doppelſechsflächner; di⸗ 

exaẽdriſch, doppelſechsflächig. 

Dii, Diis ꝛe., |. unter Deus. 

Dijaͤmbus, m. gr. (vgl. Jambus) Versk. ein Dop- 
peljambu3, ein vierjilbiger Berdfuß (v-v-). 

dijndizteren,!.(dijudicäre),beurteilend enticheiden; 

tindifation, f. (.dijudicatio) od. Dijuditatũr. 
f. lat. die Aburtetlung; Bijndiläter, m. nl. der 
Ürteiliprecher. 

Difa=Brot, n., auch Gabunſchokolade genannt, 
aus dem ftärfemehlreichen Samen des Obabaumes 
(Mangiferagabonensis)bereitertesRahrungsmitter 
afrifanifcher Völker; es ſchmeckt nach Kakao, daher 
der zweite Name. i 

Sitte, f. gr. (dike) Recht, Ver Fabell. die 
Göttin der Gerechtigkeit, |. unter Themis; Dikü—⸗ 
archie oder Difäokratie, f. die Herrſchaft des 
Rechts, der Rechtsſtaat (entg. Deipotie); Dikäo— 
logie, f. gr. (v. dikaios, gerecht) die Rechtslehre; 
Dikäopolitif, f. gerechte StaatSlehre und Staats⸗ 
Elugheit; Dikaſterium, n. gr. (dikasterion, v. di- 
käzein, Recht jprechen), pl. Difasterien, ein hohes 
Gericht, Gerichtshof; Dilafterialgebaude, Ge- 
richtsgebäude; Dikaſterialtafel. k. in Ungarn eine 
Gerichtsitelle, an die von dem Komitate appelliert 
wird; Dikaſterial, n. ein beſtimmtes Bapier- 
format; Dikatopter, m. gr. ein Werkzeug zum 
Nachzeichnen von Körpern im verkleinerten oder 
vergrößerten Mapitabe. 

Dikerion, ſ. Dicerium. 

Ditlinien oder dikliniſche Pflanzen, pl. gr. (von 
kline, Bett) Bot. zweibettige, geichlechtiondernde, 
wo Staubgefäße und Pijtille nicht in einer Blüte 
beifammen, fondern an verjchiedene Blüten ver- 


dilkolliſch 


teilt find; Diklis, f. eig, Doppeltür (von klinein, 
anlehnen); daher eine Gefähflappe, Valvel (ſ. d.). 
ditottiſch, gr. (dikokkos) doppelförnig. 

Bitslen, n. gr. (vgl. Kolon) oder Bifolifches Ge⸗ 
Dicht, ein Gedicht, das aus ziveierlei > 
beiteht. 

Bilotyledsnen, pl. gr. (v.kotyledon, hohles Knöpf⸗ 
chen) Gewächje mit zweilappigem Samen; difoty= 
ledöntich, zweiſamenlappig. 

»ikrötifch, gr. (v. krotein, ſchlagen, Hopfen) Doppel» 
Ichlägig, vom Pulſe. 

Diftieren, I. (dictäre, eig: twiederholt jagen, Wieder- 
bolungszeitwort von dicere, jagen) in die Feder 
jagen, zum Nachfchreiben vorjagen; vorjchreiben; 
zuertennen, auferlegen, 3. B. jemand eine Strafe 
diktieren; dietändo, durch Vorſprechen, in die Fe⸗ 
der jagend; Biftät oder Tiftätum, pl. Diktäte, 
etwas —* Nachſchreiben Vorgeſagtes, nachgeſchrie— 
bene Aufgabe; Diktation, f. (jpätl. dictatio) das 
Borfagen in die Feder, gem. das Diktieren; Dif- 
tätor, m. ein unumſchrankter Machthaber, im alt- 
römiſchen Staate in dringenden Umjtänden er- 
nennt; diktatsriſch, gebieteriſch, befehlshaberiſch; 
Diktatũr. f. (I. dictatüra) die Macht und Würde 
des Diktatord, unumſchränkte Gewalt; Nipr. bei 
der deutichen Bundesverfammlung; die amtliche 
Mitteilung der geichriebenen oder gedrudten Ein- 
gaben, Berhandlungen, Protofolle u. Regiftrate. 

Siktyitis, f. gr. (v. diktyon, Neb) Heil. Entzüns 
dung der Netzhaut des Auges. 

Diktuͤnna vd. Britomartis, f. eine kretiſche Natur- 
göttin der Fiſcher und Säger, jpäter = Artemiß. 

dilapidieren, I. (di-lapidäre, von lapis, Stein; eig. 
wie Steine auseinanderwerfen od. zeritreuen) ver» 
ſchwenden, vergeuden; Dilapidation, f. (dilapi- 
datio) die Verſchwendung; Dilapidäteor, m. nl. 
ein Berfhivender. 

Silapiion, f. I. (dilapsio) der Zerfall, die Ver- 
mwitterung. { 

Dilatabel, Dilatation ze., |. dilatieren. 

Dilation, f. I. dilatio (v. differre, trennen, auf- 
ſchieben) die Verſchiebung, der Auffchub, die Ge- 
richtsfriſt, Sriftverlängerung; Dilätor, m. ein 
Aufſchieber, Berzögerer; Dilatorium, n. ein Zrift- 
befehl, Erkenntnis auf Friſt, Aufihubsverordnung; 
dilatõriſch (I. dilatorius) verzögernd hinausfchie- 
bend; eine dilatoriſche Exzeption, eine ver- 

ögernde Ausflucht, die einige Vorpunkte vor der 
ed u bejeitigen jucht, im Gegenfaß der 
eteititen: j. Erzeption. 

dilatieren, [. (dilatäre, v. latus, breit) auöbreiten, 
ausdehnen, erweitern; Dilatäbel, nl. ausdehnbar, 
dehnbar; Dilatabilität, f. die Dehnbarfeit, Er- 
weiterungsfähigfeit; Dilatation, f. die Ausdeh- 
nung, Erweiterung, Ausbreitung; Heil. Herzer- 
mweiterung; Dilatationsporrihtung, Ausgleiche- 
Vorrihtung; Dilatätor, m. od. Dilatatorium, n. 
Heilf. ver Aufjperrer, ein Werkzeug zum Erweitern, 
5. B. des Mundes; dilatatorijch, erweiternd; Di⸗ 
Tatometer, n. Ausbreitungsmeſſer, eine mit&rad- 
einteilung verjehene Ölasröhre, um das Miſchungs⸗ 
verhältnis zweier Flüſſigkeiten zu ermitteln. 

Dilazerieren, I. (di-laceräre; vgl. lazerieren) zer» 
reigen, zerfleiihen, zeriplittern; Dilazeration, f. 
die Zerreißung, Zerfleifchung. 

Dilektion, f. (fpätl. dilectio, v. diligere, lieben) die 
Liebe, Zuneigung; aud) Liebden (als Titel). 

Dilemma, n. gr. (von di-, doppelt, und lambänein, 
nehmen, fajjen) ein Doppel» od. Wechſelſchluß von 
zwei Sägen, deren jeder den Gegner widerlegt 


ersarten 


Dimeter 197 


6: B. Soh. 18, 23); die Klemme, unangenehme 
ahl, Zwangslage;: Dilemmdtifch, einen Wechſel⸗ 
ſchluß enthaltend, verfänglid. 
dilettieren, it. (dilettäre, lieben, ergögen, vom I. 
delectäre) ergößen, vergnügen, beluftigen; fich zum 
Vergnügen mit einer Kunſt beichäftigen; Dilets 
tänt, m. (it. dilettänte, eig. Part. Bräf. v. dilet- 
tare) ein Kunſtliebhaber, Liebhaber irgend einer 
Kunft, der fie nur zum Vergnügen od. Zeitvertreib 
übt, entg. dem Künftler wie dem Kenner; Dilet⸗ 
tänte od. Dilettäntin, f. eine Kunitliebhaberin; 
DilettantenzKunzert, =Theater 2c., Liebhaber- 
tonzert 2c.; Dilettantlsmus, m. od. Dilettans 
teret, f. Runitliebhaberei; auch Pfuſcherei. 
Diligenz, f. I. diligentia, Sorgfalt, Aufmerkſam⸗ 
feit; Emfigfeit, Fleiß; Rſpr. die jorgfältige Ver— 
meidung von Yahrläjligfeit in Dingen, zu denen 
man verpflichtet ift; diligentia, quam quis in 
suis (sc.adhibet), jo viel Aufmerkſamkeit, als man 
bei feinem eigenen Bermögenanmwendet; Diligenz⸗ 
Eid, eidliche Berficherung ver angewandten ſchuldi⸗ 
enSorgfalt; Diligenz- Schein, ein glaubwürdiges 
eugnis darüber; Diligence, f. fr. (pr. — Snap) 
eig. die Emfigfeit, Befliljenheit; bef. eine Beförde- 
rungsanftalt für Reifende, die jog. Eil- od. Schnell» 
poit, ſüdd. Stellwagen; con diligenza, it. (ſpr. 
—dſchenza) Tonf. mit Fleiß, mit Sorgfalt. 
Dilogie, f. gr. (dilogfa; nl Logos) die Zweideutig⸗ 
keit, der Doppelſinn; diloͤgiſch, doppelſinnig, zwei⸗ 


deutig. 

dilucida intervalla, j. Intervall; Dilnzidieren, 
[. (dilueidäre; vgl. lux, Gen. lucis)ins Licht fegen, 
aufklären; Diluzidation, £. nl. Ripr. die Erläu- 
terung, Erörterung. 

Diludium, n. I. (von ludus, Spiel) Zwiſchenſpiel; 
Zwiſchenzeit Ben dem Schaufpiel. 

Dilnieren, I. (diluere, v.luere, wajchen) verdünnen, 
z. B. Wein mit Wafjer; auflöjen, wegwaſchen, ver- 
tilgen, widerlegen, 3. B. einen Argwohn; Dilnen= 
tin, pl. Heilf. Berdünnungsmittel; dilusndo, it. 
Tonf.verlöichend, verhallend, mit allmählicher b- 
nahme des Tons bis zum Berjhwinden; Dilution, 
f. nl. Verdünnung. 

Diluvium, n.!. (vgl diluieren) eig. ein — 
der Erde, daher: die Uberſchwemmung, insbeſ. die 
Sintflut; das aufgeſchwemmte Land; diluviãniſch 
oder Dilmpiäl (l. diluvialis), fintflutlich; aufge» 
ſchwemmt; antedilnpianifch, vorſintflutlich; Dis 
Inviäl-Boden, der Boden des aufgeſchwemmten 
Landes; Diluviäl-Bildungen, infolge der legten 
großen Erdummälzung durch Uberſchwemmung 
entitandene Mineralgebilde. 

Dime, m. engl. (jpr. deim; = fr. dime, v. I. decima 
sc. pars, der zehnte Teil) eine nordamerifan. Rech- 
nungamünze = !ıo Dollar od. 40%, Pf. 

Simenfion, £.I.(dimensiö, v. dimetiri, ausmeſſen) 
die Abmeſſung; Ausdehnung eines Körpers, nad) 
der man ihn mefjen kann, nad) Länge, Breite und 
Dide(diedreidimenfionen);dimenjionieren, 
abmefien, ven Querjchnitt bemejjen, 3. B. gut di— 
menfionierte Mauern, Mauern, deren Stärke 

ut .bemefjen iſt; Bimenfionterung, das Abmej- 
—— Stärken-, Querſchnittsbemeſſung; Dimen— 
fionshofz,n. Bauholz; Dimentiens, m. der Durch— 
meſſer = Diameter. 

Dimeter, m. I. (v. gr. di⸗ mẽtros; vgl. Metrum) gr. 
ein Doppelmefjer, ein Vers, der aus ge Füßen 
oder aus zwei Verstaften befteht, 3. B. ein vier- 
füßiger jambifcher Berg, auch Duaternariug, I. 
Bierfüßler. 


198 dimidium 

&imidium, n. od. dimidia pars, f. l. (v. dis-, di-, 
u. medius; vgl. Medium) die Hälfte; dimidia in- 
vestitüra, f. die halbe Belehnung; ultra dimi- 
dium, über die Hälfte (3. B. beeinträchtigt od. ver- 
kürzt fein); dimidiieren (I. dimidiäre), halbieren; 
Dimidintion, f.(pätl.dimidiatio)dieYalbierung. 

Dimifation, f. |. (dimicatio, v. dimicäre,fämpfen) 
der Kampf, Streit (au Wortitreit, Bank); das 
Fechten, Handgemenge. 

Siminuieren, !. (diminugre vd. r. deminuere, von 
minu£re, mindern, d. minus, f. d.) verringern, ver- 
mindern, verfleinern; diminusndo, it. Tonf. all» 
mählich abnehmend in derStärfe der Töne; Dimi⸗ 
nution, £.I.(r. deminutio) die Berminderung, Ab⸗ 
nahme; der Abzug, von einer Summe; diminutio 
eapitis oder capitis deminutio, Ripr. bürger- 
liher Tod; Diminntin oder DE ver⸗ 
mindernd, verkleinernd; Diminutivum, r. Demi⸗ 
nutivum, n. ein Verkleinerungswort, z. B. Blüm⸗ 
hen, Häuschen ꝛc.; Diminũtor, m. der Bermin- 
derer, j. v. w. Subtrahend. 

Bimittieren, l.(di-mittEre)entlafjfen,verabfchieden, 
abdanken, abjegen, ben Abjchied geben; Dimiſſion, 
f. (dimissio) od. (fr.) Demiſſion, Amtsenthebung, 
die Entlafjung, Abdantung, der Abſchied eines 
Beamten; Durchſtrahlung Puch Wärme, Licht); 
Dimiſſionür, m. nl. ein Güter-Empfänger (in- 
jofern er die Waren niederlegt); jemand, der jein 
Amt niederlegt, feinen Abjchied nimmt, abdanfi; 
Dimifjortäle, n. od. Dimifforiäles (näml. lit- 
terae),pl., aud) Dimifforium, n.,pl.Dimifjorien, 
ein Entlaffungsichreiben, der Abſchied; Erlaubnis 
ichein, 3. B. für ein Brautpaar, ſich in einem an- 
dern Kirchjprengel trauen zu laſſen. 

Dimity, m. engl. (jpr. dimmiti; von dem gr. dimi- 
tos, von doppeltem Faden, zweidrähtig) ein engl. 
geföpertes Baumivollenzeug. 2 

dimoͤrph, gr. (di-morphos; v.morphe, Geſtalt) zwei⸗ 
geitaltig; Dimorphie, f. od. Dimorphismus, ın. 
die Zweigeſtaltigkeit, die Eigenjchaft mancher Kör- 
per, bei gleicher Bejchaffenheit der Mifhung in 
weſentlich verjchiedenen Kriitallformen ericheinen 
zu können; vgl. Allotropie. 

‚Bimopieren, I. (di-movere) fortichaffen, entfernen; 
Dimotion, f. nl. die Bee Entfernung. 

Dina, f. hebr. weibl. Name: die Losgeſprochene, 
Unſchuldige. 

Dinanderie, f. fr. (von der belgiſchen Stadt Di— 


nant an der Maas benannt) Meſſinggeſchirr, 


Meſſingware. 

Dinär, m. (perſ. dinär, vom l. denarius) eine per- 
jiihe Goldmünze, etwa 1 Dufaten an Wert. : 

Dinasfteine, pl. weiße Duarzziegel, feuerfeit. 

Dindaruoͤlo, m. it. eine Sparbüchſe (von dem Kin- 
derwort dindo, Geld). 

Dindymöne, f. Beiname der Cybele, die auf dem 
Gebirge Dindymus in Myfien einen Tempel hatte. 

Diner, n. fr. (ſpr. Dineh), engl. dinner, die Haupt- 
mahlzeit, bei den Franzojen gegen Abend, in 
Deutiäland: das Mittagejjen, ber ein großes, vor⸗ 
nehmes Mittagsmahl; Diner Apart (fpr.— 4 pdhr), 
Einzeldiner, Einzelmahl (im Gegenja zur table 
d’höte); Diner de gargons (fpr. garköng), Herren- 
efien; dinteren (fr. diner, altfr. disner, it. disi- 
nare, desinare, 3ge3. aus I. disjejunare; vgl. De- 
jeneur), zu Mittag "heiten, das Mittagsmahl ein- 
nehmen. 

Dinéro, m. (vom I. denarius) eine veraltete, Eleine 
ſpaniſche Rechnungsmünze, = !/ıs Sueldo od, un- 
gefähr 1 Pf. 


Diprama 


Dining-car, m. engl. (fpr. daining-tahr, von engl. 
dine, fpr. dain, eſſen, jpeifen, und car, Wagen) 
Speifewagen; Dining-room, m. (pr. — ruhm), 
Speifefaal. | ER. 

Dinge, m. eine verwilderte Hundeart in Auftralier 
(Canis dingo). 

Dining-Room, m. engl. ſ. unter Dining-car. 

Dinner, n.engi.(fpr.dinner), das Mittageljen, Mahl, 
Hauptmahlzeit; dinner-jacket (jpr. diegädet), das 
Sradjadett, ſchwarzes Gefellichaftzjadett, |. Smo= 
fing (der Engländer jagt ſtattSmoking oder Smo— 
fing-jadett: dinner-jacket),. 

Dinos, m. gr.(dinos, eig. Wirbel) Heilt. ver Schwin- 
del; Dinika, pl. Mittel gegen den Schwindel, r. 
Antidinifa, Dinozeraten. pl.d.i.Schredhörner, 
jo heißen große verjteinerte Säugetiere, die bei. in 
Nordamerika in den Erdichichten gefunden werden; 


Dinoſaurier, große verfteinerte Eidechjentiere; 


Dinotherinm, n. gr. ein vorweltliches Riejentier. 
dDinumerieren, l. (di-numeräre) abzählen, auf- 
gäblen; Sinumeration, f. ([. di-numeratio) die 
Aufzählung, Überzählung. 
Dinur, hebr. der von Gottes Thron ausgehende 
Feueritrom. 
Dio, it. (= I. Deus) Gott: per Dio! bei Gott! 
Diodön, m. gr. Doppelzahn = I. bidens, ein Ge— 
ſchöpf mit zwei Zahnreihen; auch der Sgelfiich. 
un ım.gr. (Dio-genäs, v. Zeiis, ©. Diös, u. 
d. Wz. genein, gebären) männl. Name: von Zeus 
Abſtammender; beſ. Name eines berühmten griedhi- 
ſchen Weltverächters od. zyniſchen Philoſophen, der 
ſtatt des Hauſes eine Tonne bewohnte; daher: ein 
Weltverächter; Diogenes-Krebs, eine oſtindiſche 
Art Schneckenkrebſe mit nacktem Schwanze, welche 
leere Schneckenhäuſer bewohnen. 


Dioktaëder, n. gr. Doppeltachtflächner; diottaẽ⸗ 


driſch, Doppeltachtflächig. | 
Stonäa, £. ge (Diönaia) ein Beiname der Benus, 
von ihrer Mutter diäne, aud) die a a5 
falle oder der Fliegenfänger, eine äußerft reizbare 
Pflanze in Nordamerika, mit eirunden Blättern, 
welche bei der Berührung, 3.8. von einer Fliege, 
augenblicklich zufammenichlagen und da3 Inſekt 
wie in einer Falle fangen. » 
Dionnfijche Ara, die von Dionyjius dem Klei- 
nen (D. exiguus), einem Gelehrten des 6. Jahr- 
hundert3 eingeführte Zeitrehnung nah Chrütt 
- Geburt, welche lettere er auf 754 nad) Roms Er- 
bauung jeßte. 
Dionhfos, m. ſ. Bachus; Dionhſien, pl. (gr- 
Dionysia, näml. hierä, pl. Feſte, v. hierös, Heilig) 
Bacchusfeſte, Trinfgelage. 1 — 
Dioͤpter, f. gr. (dioptra, von diä, durch u. Öptein, 
jehen) MeBf. die Sehfpalte, etwas dadurch zujehen, 
bei. an Meßwerkzeugen, Werkzeug zum Bifieren, 
Durchzieler, Zielfpalte; daher Diopterlineäl oder 
Diopterntineäl, Zielipalteniceit, „ver Abſeher“ 
(A. v. Humboldt), ein mejfingenes Lineal, auf wel⸗ 
chem zwei mit Sehrigen verjehene dünne Metall» 
platten ſenkrecht befeitigt find; Dioptrie, f. das 
Bielabfehen, das Einfihten; die Brechungseinheit 
(= Bredjkraft einer Zinfe mit 1m Brennweite); 
Dioͤptrik, f. (von Kep ae fo genannt) Die 
Strahlenbrehungsfehre, Lehre von der Bredun 
der Lichtitrahlen durch Waffer, Gläſer 2c., auch 
Anakläſtik; diöptriſch, dazu gehörig 2c.; dio p⸗ 
he Farben, durd Lichtbrechung entitehende 
arben. 
Sloräma,n.gr. (von di-orän, durchſehen) ein Durch⸗ 
fcheinbild, rundes Durchſcheingemälde, melches 


Diordit 


durch einen: abgegrenzten großen Raum bet fid) 
ändernder Tages-Beleuchtung gejehen wird. _ 

Diorchit, m., pl. —en, gr. (vgl. Orchis) hodenför- 
mige Verſteinerungen mit zwei Tejtifeln. 

Diorismus, m. gr. (diorismös, von diorizein, ab— 
ae span 

eitimmung; Dioriftifch, erflärend. 

Diorit, m. aus dem Griech. (von diorizein, durch 
Grenzen beftimmen, unterjcheiden, f. vd. m. Dia- 
bas) Grünjtein, eine aus Hornblende und Feld- 
jpat gemengte Felsart. 

Diorrexin, n. ein aus Pifrinfäure, Holzkohle, Säge- 
jpänen, Galpeter u. Schwefel gemengtes Spreng- 
pulver (f. auch Heraflin). 

Diorthöſis, f. gr. (von di-orthün, gerade machen, 
bon orthös, gerade) die Anordnung, Berbefjerung; 
Heilk. die Zurechtfegung verrenfter oder frummer 
Glieder; Diorthöta, m. eine Stredmajchine; dior= 
thötifch, berichtigend zum Einrenken od. Einrich- 
ten gehörig. 

Siosfüren, pl. (d. i. Söhne des Zeus, v. gr. Zeus, 
&en.Diös, u.küros, köros, Knabe, Sohn) die Zwil- 
fingsbrüder Kaftor u. Pollux. 

Diosma, f. ar. (vd. diosmös, durchdringender Geruch) 
die Buffupflanze, welcheden Hottentottentee liefert; 
Stosmoje, f. gr. das Durchdringen poröferScheide- 
wände und die dadurch bewirkte Ausgleichung der 
Unterfhiede von Flüſſigkeiten verjchiedener Zu- 
fammenfegung oder Dichte, Durdjaugung. 

Didspyros, m. Bot. der Dattelpflaumenbaum, 
Pflanzengattung aus der Yamilie der Ebenazeen. 

Dioſtöſis, f. gr. (v. osteon, Knochen) Heilf. die 
Knochenausweichung, Knochenverichiebung. 

Diözeſe, f. gr. (dioikesis, eig. Haushaltung, von 
01kos, Haus; dann: Berwaltung und Verwaltungs- 
freis; nad) Konſtantins Einteilung de3 römischen 
Reichs in 14 Diözefen: Statthalterſchaft; jest 
übertragen auf. die Kirchenverwaltung) bei Katho- 
fifen: ein biſchöfliches Gebiet, Sprengel; bei Pro- 
teitanten: die unter einem Superintendenten ſte— 
genden Pfarreien; auch in engerem Sinn: Ges 
meinde und Pfarre; Didzefan, m. nl. ein zu 
einem Sprengel 2c. Gehöriger, Eingepfarrter; aud) 
en oder Biichof des Sprengeld; Didzefän- 

echt, amtliches Recht eines Biſchofs; Diözeſan— 
ammlung, f. Verſammlung der Kirchenvor- 
ſtände unter einer Superintendentur. 

ash, gr. (v. di-, doppelt, u. 0ikos, Haus) zivei- 
häulig; Diözia, pl. al Pflanzen, welche 
männlihe und weibliche Blumen auf befonderen 
Stämmen tragen, wie Bappeln, Weiden 2c., im 
Linneſchen Syitem die 22. Klaffe. 

Bipetdliich, gr. (von di-, doppelt, u, petälon, Blatt) 
zweiblättrig, mit zwei Blumenblättern. 

Dippuninm, n. gr. (von di-, doppelt, und phone, 

timme) Tonſtück für zwei Stimmen. 

Diphthera, f. gr. (diphthera) zubereitete Tierhaut, 

ergament; Büicherüberzug ; Buch, Urkunde; Diph— 
therie, f. oder Tiphtheritis, f. Heilf. Entzün- 
dung einer Haut, insbeſ. der Schleimhaut der Luft- 
röhre und des Kehliopfs, brandige Bräune, Na- 
chenbräune. 

Diphthoͤngus oder Diphthoͤng, m. gr. (von di-, 
doppelt, und phthöngus, Laut) ein Doppellaut, 
d. i. — verſchiedene zu einer Silbe verbundene 
Selbſtlaute, z. B. au, ei 2c.; Diphthongierung, 
f. a men eines einfachen Lautes in einen 
Doppellaut, 3.8.1 inei, ü inau (wipin Weib, 
lip ın Leib, hüs in Haus) ufm. 





Dipfacus 199 


Diphyiten, pl. (v. gr. diphyös, doppelartig, zivie- 
geitaltig) Berfteinerungen von Scaltieren. 

diphijſliſch, gr. (von di-, Doppelt, u.phylion, Blatt) 
zweiblättrig. 

Diplaiidsmus, m. gr. (von dipläsios, zwiefach) die 
Berdoppelung; DBiplafion, n. Doppeljlügel, Dop⸗ 
pel-Bianoforte, mit zwei Klaviaturen, die einander 
— ſtehen und deren jede ihre eigenen Sai— 
ten hat. 

Diplẽ, f. gr. Doppelhaten, ein Fritifches Zeichen zur 
Andeutung faljcher Lesarten, auch bedenflicher 
Dichterjtellen (bej. im Drama, um den Schaufpieler 
vor Mikgriffen in der Daritellung zu warnen). 

Dipleidoſtöp. n. gr. (v. diplöos, zwiefach, eidos, 
Bild, u. skopein, jchauen) der Doppelbildjeher, ein 
aſtronomiſches — durch die man von der 
Sonne „wei Bilder erhält, und das zur Zeitbeſtim— 
mung dient, 0... 

Diplöẽ, f. gr. (eig. Verdoppelung, Falte) die Zwi⸗ 
jchenlage, zellige Lage zwijchen zwei dünnen Kno— 
chenplatten, bej. ver Schädelknochen, das Schädel— 
beinmarf; auch die innere Zellmafje der Blätter 
und der Fruchthülle. 

Siplöm, n. gr. (diploma, eig. eine zufammgefal- 
tete Schrift, von diplün, verdoppeln, falten) eine 
Urkunde, bej. eine jolche, worin Würden, Freihei— 
ten Rechte 2c. erteilt werden, eine Ernennung3s, 
Beitallungs-, Freiheit3- oder Gnadenurfunde; ein 
Ehrenzeugnis, Prüfungszeugnis; diplomiert, 
durd) ein Ehrenzeugnis ausgezeichnet; jtaatlic) ge» 
prüft, beftallt; Siplomät, m. ein Staatsmann; 
ein vorjichtiger Menſch; Diplomatie, f. (bisw. fr. 
— maßih ausgejprochen) die förmliche Bermittlung 
des Verkehrs der Staaten untereinander, das Ge- 
fandtihaftswejen, das Geſchäft (die Kunjt) der 
öffentlichen und geheimen Berhandlungen der Höfe: 
(jo genannt, weil früher mehr als jest die Kennt» 
ni3 der Urkunden dazu erforderlich war); auch der 
gefamte Stand der StaatSmänner; Diplomata> 
rium, n. nl. eine Urkundenfammlung; Diplomaͤ⸗ 
tif, f. (fr. diplomatique) die Urfundenlehre oder 
die Kunſt, alte Urkunden richtig zu lejen, ihre Echt» 
heit, ihr Zeitalter zu erfennen 2c.; auch bisweilen 
— Diplomatie; diplomatifer, m. Urfunden- 
kenner; diplomaͤtiſch, urkundlich, aus Urkunden 
erwiejen oder erweislich; auch Staat3unterhand- 
[ungen betreffend, zu den Geſchäften eines Ge— 
fandten gehörig; ſtaatsmänniſch, gefandtichaftlich; 
Hug, vorfichtig, höflich, glatt 2c.; das Diplome= 
tiſche Korps, j. Rorp3diplomatique; diplo— 
moetijieren, mit fremden Höfen unterhandeln; 
uneig. in glatten Formen feine Meinung und Ab- 
ficht verbergen u. dgl. 

Diplöpie, f. gr. (v. diplöos, doppelt, u. öps, ©. 
öpös, das Auge) Heilf. daS Doppeltjehen. 

Diplöfis, f. gr. (von diplün, verdoppeln) die Ver— 
doppelung von Krankheiten; Diploſomie, f. gr., 
de Doppelmipbildung (z. B. die ſiameſiſchen Zivil« 
inge). 

Sipnofophift, ſ. Deipn — 

Dipodie, f. gr. (von di-, doppelt, und püs, G. po- 
dös, Fuß) Verst. ein Doppelfuß, Verbindung von 

wei Füßen als Grundmaß oder Takt eines Ver— 
* auch Syzygie; dipoͤdiſch, doppelfüßig, in 
oder nach Doppelfüßen. 

Dipfäcus, m. gr. (dipsäkos, von dipsa, Durft) Heilf. 
Duritfranfheit; auch die Kardendiſtel, Weberdiitel; 
Sipfas, f. die Durftnatter, eine giftige Natter, 
deren Hir heftigen Durft verurfacht; dipfẽtiſch, 
u. dipſodiſch, durftend, trinkluftig; durjterregend: 


200 Dipiam 


———— f. die Trunkſucht; der Säuferwahn— 
inn 


Diptam, m. (ml. diptämus, verderbt aus dem gr. 
diktamnos) Eſchenwurz, ein Gewächs von verjchtes 
dener Art; bei. ein ſchmerz- und blutſtillendes 
Heilfraut. 

Diptera, pl. gr. (von di-, doppelt, und ‚pterön, 
Flügel) Doppelfalter, Doppelflügler, Inſekten mit 
zwei unbedecdten Flügeln, & B. liegen, Bremjen 
20; Dipterix, f. Bot. die Tonfabohne; Diptero= 
logie, £. die Lehre von den Doppelfaltern; Diptẽ⸗ 
ros, m. Bauf. ein mit doppelter Säulenreihe um— 
gebener Tempel (auch Dipteron= und Dipteral⸗ 
tempel genannt); dipteruijgiſch, zweiflüglig. 

Diptöten, n. gr. (vgl. Polis) Spradl. ein Wort, 
das nur zwei Biegefälle (Kafus) hat. 

Diptijchou, n., pl. Diptäche, gr. (von diptychos, 
doppelt gefaltet) die re doppelte Schreib- 
tafel der Alten; chriftl. Altert. kirchliche Verzeich— 
nifje der Getauften, Gejtorbenen 2c.; zweiteiliges 
Gemälde auf einer Doppeltafel. 

diphrẽniſch, gr. (von pyren, Kern) doppelfernig, 
mit doppeltem Kerne. 

Dipyrrhichius, m. Versk. ein doppelter Pyrrhi— 
hius (j. d.), Versfuß von vier Kürzen, ſ. v. w. 
PBroceleusmaticu®. 

Siradiation, f. nl. (von di-radiäre; vgl. Radius) 
das Auseinanderitrahlen. 

Zirca, f. Bot. Lederholz. 

direkt z2c., ſ. unter dDirigieren. 

Direftariät, n. jpätl. (von directarius, der ſich 
Stehlens halber in ein Zimmer jchleicht) der Dieb- 
ſtahl vermittels Einfchleichens und Einbrechens in 
eine fremde Wohnung. 

Diren, pl. I, (dirae, eig. die Schredlichen) dichteri- 
Icher Name der FZurien (ſ. d.) 

Sireption, f. I. (direptio, v. diripere, plündern) 
die Plünderung, Beraubung. 

Dirhem, ſ. Derhem. *— 

dirigieren, I. dirigẽre, von di-, dis-, und regere, 
f. regieren) rihten, lenken, leiten; Dirigens, n. 
Heilf. ein Leitmittel, d. i. ein Mittel, welches die 
Wirfung nad) dem Sit der Krankheit leiten joll; 
Dirigent, m. f.v. w. Direktor, j.u.; direkt, (I. 
directus) oder als Adverb auch dir6ete, in gera- 
der Richtung, geradezu, gerade Weges, ohne Ber- 
mittelung, unmittelbar; ohne Umjchweife; per 
direetum, auf geradem Wege; oratio directa, 
j.obliquus; direfte Abgaben, unmittelbare 
Abgaben, 3. B. Klafjenfteuer, Einfommeniteuer ꝛc., 
indirefte Abgaben, mittelbare —— die 
auf Lebensmittel und andere Lebensbedürfniſſe 

eſchlagen ſind; direkter Handel, Beziehung der 
aren aus der erſten Hand; direkter Wagen, 
durchgehender Wagen; Direfte Karben, Selbit- 
farben, unmittelbare Farben; direfte Feuerung, 
Roſtfeuerung, Kohlenfeuerung; Direfter Verkehr, 
Durhgangsverfehr; Direktion, f. (l. directio) 
die Rihtung, Zeitung; Aufficht, Oberaufficht, Ver- 
waltung; Leitungs⸗, Aufſichts- od. Berwaltungs- 
behörde; Direktionslinie, die Richtungglinie, 
3.B. eines Schujjes: D.-Winfel, der Richtungs- 
oder Richtwinfel; Dtreftive, f. nl. Berhaltungs- 
maßregel; Anleitung, Richtlinie; Direftin-Norm, 
f. Richt⸗Vorſchrift; Directoire,n. frz. (fpr.—odphr), 
das Direktorium, eine franzöfifche Gehönde wäh⸗ 
rend der großen Revolution; das ganze Zeitalter, in 
dem dieſe Behörde in Frankreich Be 1795 bi3 
1799; die damals auffommende Mode in Kleidung 
und Geräten, die jegt wieder da ift; Dirdftor, 


Disfignration 


pl. Direftören, nl. Directenr, fr. (ſpr. —töhr) 
od. Dirigent, I. (dirigens) m. ein Voriteher, Lei- 
ter, Führer; Dirigent, im Schiffahrtsrecht: der 
Beiteder, d. i. Geihäftsführer einer Reeder-Geſell— 
Ihaft; Directrice, f. fr. (pr. direftrihß') die Vor- 
iteherin, Leiterin; Bireftorät, n. nl. dag Vor- 
jteheramt, auch die en Borfteherd; Di⸗ 
reftorium, n. die Zeitung, Anordnung; aud) das 
‚Oberauffichtsamt, die Oberbehörde, der Vorſtand; 
directorium divini offlcii, der Kirchentalender 
in der fathol. Kirche; Direftoriäl, mag vom Di- 
rektor od. Direktorium herkommt, 3.B. Direkto— 
rial-Beſchlüſſe 2c; Direktrix, f., Richtlinie; 
diritta, f. it. die Tonleiter; alla diritta, it. 
Zonf. nad) der Tonleiter, ſtufenweiſe von einem 
Ton zum andern; a dirittüra oder a drittüra, 
Kfipr. gerades Weges, unmittelbar, die nächſte 
Straße; ohne Umladung, 3. B. etwas verjenden. 

dirimieren, I. (dirim£re, von dis-, und im£re, f. 
em£re, eig. auseinandernehmen) trennen, brechen; 
entjcheidend endigen;Dirimentien,pl.(dirimentia) 
Ripr. Eheicheidungsgründe, Ehehinderniffe; Di— 
remtion, f. (l. diremtio) Scheidung und Entjchei- 
dung, Trennung, Aufhebung. 

diritta, dirittura, j. unter dirigieren. f 

Dirk, m. engl. (fpr. dörk; aus dem ir.-gäl. duirc 
oder durc) der Dolch der Hochſchotten; Schiffipr. 
ein Tau zum Aufziehen einer Gaffel. x 

diruieren, l. (diruere, vd. dis- und ru£re, ftürzen) 
zertrümmern, zerjtören; Dirution, f. (dirutio) 
die Dune 

dirumpieren, l.(dirump£re) durchbrechen; Dirup⸗ 
tion, f. der Durchbruch. 

Dis, m. I. (eig. der Reiche) ſ. v. w. Pluto. 

dis, Tonf. der zwiſchen d und e liegende halbe Ton, 
das durch ein Kreuz erhöhte d. 

dis- oder di-, gr. in vielen Zufammenfegungen: 
zweimal, doppelt. 

dis- oder di⸗ (vor einem f: dif),I. Vorſilbe, entfpre- 
chend dem deutſchen zer-, ent», drüdt ein Ausein- 
andergehen, eine Trennung und ein Gegenteil aus. 

Sisaffeftien, f. nl. (vgl. Affektion) die Mißgunſt, 
Abneigung, der Widermwillen. Bar 

DiSaflordieren, it. (disaccordare) nicht überein- 
jtimmen, mißjtimmen. 

disapprobieren, (it. disapprovare, vgl. approbie- 
ren) re nicht gut heißen; Disapproba⸗ 
tion, f. die Mißbilligung. 

Disboͤrſo, n. it. (eig. das Herausnehmen des Gel- 
des aus der Börfe, f.d.) Kfipr. der Vorſchuß, die 
Auslage. 2 

SiScalceäten, pl. I. (v. calc&us, Schuh; it. scalsi) 
Unbeſchuhte, Barfüßer, ein Mönchsorden. 

discölor, I. bunt, ungleich gefärbt; Discolorieren, 
entfärben, verjchiegen ; Discoloration, f. die Ber- 
färbung, daS Berjchießen. | 

Sisdiafläiis,f.gr.(vgl.Diaklafi3)diedoppelteStrah- 
lenbrechung; disdiaklaͤſtiſch, Doppelte Strahlen- 
bredung zeigend. 

Disdiapafon, |. Diapafon. 

Difert, I. (disertus, v. dis-serere, außeinanderjegen) 
deutlich, Elar; beredt, gejprädig. 

Difette, f. fr.(v. I.desecta, Abgekhnittenheit; v. de- 
secäre, abjchneiden) Mangel, bej. der Nahrungs» 
mittel; daher auch: Hungersnot. 

Diſeur, m. frz. (pr. diſöhr) Erzähler, Sprecher (in 
einem Kabarett); Diſeuſe, f. (pr. diſöhſ') Erzäh- 
lerin, Sprederin. 

Disfiguration, f. nl. (vgl. Figur) Entftellung, Ber- 
unjtaltung, Mibgeitalt. 


Disgiri 


Disgiri, tt. pl. (pr. disdſchiri) Abfälle von Seiden- 
äd 


fäden. 

Disgrace, f. fr. (ſpr. disgrähß; vgl. Grace) Ungnade, 
Ungunſt (im Engl, fpr. disgrehß, eine Schmach); 
disgraziieren (fr. disgracier), jemand feine Gunit 
entziehen; in Ungnade fallen; disgraziiert, in 
Ungnade entlafjen, in Ungnade gefallen; disgra⸗ 
ziög (fr. disgracieux), daS Gegenteil von graciöß: 
unangenehm, widrig, widerwärtig. 

disgregieren, (jpätl. disgregäre; v. grex, Herde), 
von der Herde abjondern, eine Schar zerteilen, zer- 
jtreuen; Bisgregation, f. nl. die Zeritreuung, be]. 
der Lichtjtrahlen. 

Disgüfto, m. it. (vgl. Guftus), Ekel, Widerwillen 
gegen etwas; Mikbehagen, VBerftimmung; dis— 
guitieren (it. disgustäre), anwidern, anefeln, ver- 
leiden; verdrießen od. verdriehlich machen, dag Ge⸗ 
fühl beleidigen. 

Bisharmonie, f. !.-gr. (vgl. Harmonie) der Mißton, 
Mipklang, die Mißſtimmung; Mißhelligteit, Un- 
einigfeit, Zwietradht, Zwielpalt; disharmoͤniſch, 
mißklingend, den Einklang ftörend; disharmo— 
nieren, ſchlecht zuſammenſtimmen, mißjtimmen, 
uneinig jein. 

disinvolto, it. Tont.ungeziwungen; Disinvoltura, 
f. it. (v. [. involv£ere, einmwideln, einhüllen), die Un— 
verhülltheit, Sreimiüttigfeit, Unummundenheit, auch 
Unverihämtheit, Schamlofigfeit. 

disjett, I. (disjectus, von disjicere) auseinander- 
geworfen, zerſtreut. 

disjungieren, !. (disjung£re, [osbinden; entg. fon- 
jungieren) auseinanderbringen, trennen, fondern, 
entzweien; Bisjunktion, f. (disjunctio) die Son» 
derung, Trennung; Disjunktin, jondernd, tren- 
nend, ſich ausſchließend z. B. disjunktive Kon— 
jugationen, ſich gegenfeitig ausſchließendeBinde— 
wörter; disjunktives Urteil, ein ſolches, in wel⸗ 
chem entgegengeſetzte Begriffe durch entweder — 
oder verbundenſind; Disjunktor, m. ein Apparat, 
der die Trennung des Schließungs- u. Offnungs⸗ 
ſtromes einer Snduftionsrolle ermöglicht; er dient 
iur Unterfuchung der phyſiologiſchen u. hemifchen 

irkungen diefer Ströme. 

diskalieren, fr. discaler; vgl. calieren) abnehmen, 
leihter werden; Diskalierung, f. die Abnahme, 
bei. am Gewicht, vgl. Dekaln. 

Diskaͤnt, m. (mi. discäntus, von dis-, u. cantus, 
Gejang, urjpr. die faliche oder erzwungene hohe 
Stimme, Fiitel od. Falfett, altfr. deschant) die 

öchjte oder Oberjtimme (von Kindern u. Frauen), 

ohjtimme = Sopran; PBisfantift, m. ein 

opranjänger; Diskant- od. Sopran=-Schlüffel, 
diejenige Bezeichnung der Tonſtufen, wonad c 
ar die erite Linie fallt. 

disklamieren, nl. (von dis-, und clamäre, fchreien, 
laut rufen) verleugnen, nicht anerfennen; Bisffa= 
motion, f. Verleugnung; Nipr. betrügliche Ab- 
leugnung der Lehnsverbindung. 

disfontabel, Distontant, |. Disfontieren. 

Diskontinuität, f. nl. (vgl. Kontinuität) Zu- 
jammenhanglofigieit; diskontinuierlich, unzu- 
jammenhängend; unterbrochen. 

distontieren (v. it. conto, Rechnung) überh. abzie- 
hen, abrechnen; beſ. Wechielbriefe vor der Ablaufs- 
zeit mit Abzug gewiſſer Prozente gegen bare Be- 
zahlung an fich bringen oder * einem andern 
verkaufen; diskontäble Wechſel, ſolche, die auf ſo 
angeſehene Handelshäuſer ausgeſtellt ſind, daß man 
an ihrer richtigen Einlöſung nicht zweifelt; Dis— 
kontaͤnt od. Diskoͤntnehmer, der Barzahler eines 


Diskrimen 201 


Wechſels vor der Verfallzeit desſelben; Diskoͤnto. 
m. it. (fr. decompte, escompte, v. ſpätl. dis com- 
pütus) die Abrechnung, der Abzug der Zinfen 
bei Bezahlung noch nicht fälliger Wechſel; die Ver— 
gutung. 

Disfonvenieren, I. (dis-convenire) nicht überein» 
timmen, nicht paflen; unjtatthaft fein; auch andrer 

Reinung jein; Diskonvenienz (ipätl. disconve- 
nientia) od. Distonveniance, £.fr. (pr. Tuangß) 
die Nichtübereinitimmung, Unſtatthaftigkeit, 
Mikverhältnis. 

Diskordia, f. l. (v. discors, uneinig; v. dis-, u. cor, 
Herz) Uneinigkeit, Zwietracht; Yabell. die Göttin 
der Zwietracht, vgl. Eris; distordieren (I. dis- 
cordäre), Tonf. d.h. vom rechten Ton abweichen, 
nicht ftimmen, u. darum auch: mit andern Tönen 
nicht zufammengehen, uneins fein; disforddnt, 
(discordans), nicht ftimmend, verſtimmt und un- 
eins; distordant gelagert, ungleichartiggelagert; 
Diskordanz od. Distordance, f.fr. (pr. —dangß) 
der Mibklang, Uneinigfeit. _ i 

Disfourieren, Disfours, |. diskurxieren. 

Diskredit, m. nl. u. fr. Mangei an Kredit (j.d.); 
der üble Ruf; Disfreditieren (fr. discrediter), des 
Zutrauens od. der Achtung berauben, in ſchlimmen 
Ruf bringen; Disfreditiert, verrufen, verjchrien, 
übel beleumundet; Bisfreditierung, f. die Ent- 
ziehung des Vertrauens, Schädigung des Anjehens. 

disfrepieren, I. (discrepäre, eig. verjchieden tünen) 
verichieden fein, nicht übereinjtimmen, abweichen; 
Disfrepdnt(discr&pans), abweichend, zumiderlau- 
fend; Diskrepänz, f. (discrepantia) die Berjchie- 
denheit, das Mißverhältnis. 

diskret, l.(discrẽtus, v.discernẽre, trennen, unter⸗ 
ſcheiden) 1. in ſich unterſchieden od. getrennt, 3. B. 
Disfrete Größen, gelonderte, nichtitetige Größen, 
En; die aus abgejonderten und nur dem 

egriff nach zufammengehörigen Teilen beitehen, 
entg. Eontinuierlihe Größen; diskrete Jlüf- 
figfeiten, ſ. v. w. elajtiiche od. expanſible Fluliig- 
teiten, deren Teichen von einander getrennt find; 
2. befonnen unterjcheidend, vorfichtig u. bejcheiden, 
umſichtig und rüdjiht3voll, bedachtſam, Flug, ver- 
ſchwiegen; diser6to, con disereziöne, it. Tonk. 
vorjichtig, mit Rüdjicht auf die Hauptitimme und 
nach dem Sinne des Tonſetzers; Diskretion, f. 
fpätl. u. fr. Vorſicht und Bejcheidenheit im Reden 
u. Handeln, Rüdjihtnahme, Schonung; Bedadt- 
famfeit, Huge Zurüdhaltung; Verſchwiegenheit; 
auch das Belieben, die Willkür od. Großmut (des 
Siegers); 3.B. fih auf Disfretion, auf Gnade 
und Ungnade ergeben; & discretion, fr. (ipr. 
— diöfregjöng) nad) Belieben; auf Gnade und Un- 
gnade; Diskretions-Jahre, Jahre der Veritan- 
desreife od. Mündigkeit; für Kichenredt:d.-Alter 
da3 Alter, in welchem — das Recht hat, fich 
zu enticheiden, welcher Konfeſſion er beitreten will; 
D.⸗Tage, Kfipr. = Reipeft-Tage; distkretio— 
när, dem (richterlichen) Gutdünken uberlajjen, dem 
Ermefjen anheimgeitellt; disfretionäre Ge— 
malt, die freiverfügende Macht des Gerichts, bei. 
des Vorfibers, um bei Prozeßverhandlungen nad 
eignem Ermeſſen die zweckmäßig ericheinenden 

ittel zu wählen; diskretionéll, rüdiichtsvol; 

Diskretorium, n. in Klöftern ein den Obern bei- 
ftehender Amtsverein. 1 

Diskrimen, n. I. (3gez. aus discernimen, von dis- 


' cernere; vgl. diszernieren) etwas Trennendes, ein 


ee der Unterſchied, eine Verſchieden⸗ 
eit; der Entfcheidungspunft, die höchſte Gefahr 


202 distruztieren 


(vgl. Krifis); Disfriminieren, I. (discriminäre), 
trennen, jondern; Distrimination, f. nl. die Son⸗ 
derung, Unterſcheidung. 

distruziieren, I. (discruciäre, martern, kreuzigen; 
von crux, das Kreuz) zermartern, heftig quälen. 

distulpieren, nl. (v. culpa, Schuld) eniſchuldigen, 
rechtfertigen; Bisfulpation, f.die Entſchuldigung, 
Rechtfertigung. 

disturriereu, (l. dis-curr£re, eig. auseinander lau- 
fen, bins und herlaufen) oder Pisfonrieren (fr. 
discourir), ji unterhalten, unterreden; Diskuͤrs 
(l. discursus) oder fr. Discours (jpr. disfuhr) m. 
eine Unterredung, ein Geſpräch, Rede, Borlefung, 
der Vortrag; dischrsus praeliminäris, ein Vor⸗ 
wort; diskurſib oder als Adverb auch discursive, 
nl. geſprächsweiſe, beiläufig; diskurſive Erfennt= 
nis, das mittelbare Erkennen in Begriffen, entg. 
der intuitiven, d. i. anſchaulichen, unmittelbaren 
Erkenntnis. 

Diskus, l. (Diskos, gr.), ın. die Wurſſcheibe, eine 
runde ſteinerne od. metallene Scheibe zum Werfen, 
bei den Kampfjpielen der Alten; auch Sonnen- u. 
Mondicheibe; überh. Teller, tellerförmiger Teil, 
Platte; Schüffel, bei. der Kelchteller bei der fathol. 
Meſſe, j.v. w. Batene; Bot. das innere Rund 
zujammengefegter Blüten, wie der Sonnenblume; 
Disziten, pl. Scheibenmufcheln, glatte verfteinerte 
Muſchelſchalen; Diskobolie, f. da3 Scheibenwer- 
fen; Diskobölos, m. ein Scheibenwerfer; inSbef. 
zwei griehiiche Statuen im Batifan, deren eine 
vielleicht dem Myron nachgebildet ist; DistoTdtfch, 
icheiben- oder tellerförmig; Diskolithen, pl. Lin⸗ 
* Pfennig⸗ oder Fruchtſteine, eine linſenförmige 
verſteinerte Schneckenart; balliges Diskusrad, n. 
Reibrolle, Reibrad. 

distutieren, l.(iscutẽre, eig.auseinanderſchlagen, 

erteilen) unterſuchen, erörtern; diskutäbel, der 
N kajudlins fähig oder De ; erörterungs=- 
jebig, ftreitig; discutientia, p „Heitt zerteilende 
ittel; Distuſſion, £.(dicussio) die Unterſuchung, 
Beſprechung, Erörterung durch Austauſch der ver- 
ih Anfihten; diskuſſiv, nl. erörternd; zer- 
teilenDd. 

dislozieren, nl. (vol. lozieren) verfegen, verlegen; 
perrenfen, verſtauchen; Dislokation, f. die Ber- 
fegung, Verlegung, das Wegziehen; von Truppen; 
Verteilung; Berrenfung od. Ausfeßung eines Ölie- 
des; Bergw. Schichtenitörung, Verwerfung. 

Dismembrieren, nl. (v. membrum, Glied) zerglie- 
dern, zeritüdeln, vereinzeln; Bismenibration, f. 
die Bergliederung, Zerjtüdelung zuſammengehöri— 
ger Güter oder Örunditüde; auch die Trennung 
einer Gemeinde von ihrem bisherigen Pfarrei» 
verbande; Dismenbrätor, m. = Dedintegra- 


tor, ſ. d. 

Dispache, f. fr. (ſpr. dispaſch), ſpan. Despadjo, 
it. Dispaccio, m. (ſpr. —pattſcho; vom it. dispac- 
ciare, losmachen, ab» u. ausfertigen; vgl. depechie⸗ 
ren) eig. Ausfertigung, Seejchadenberedynung oder 
Ausgleichung eines erlittenen Seeſchadens zwiſchen 
den dabei beteiligten Perſonen, dem Befradter u. 
Berficherer; vgl. Avarie; Dispacheur, m. fr. 
(pr. —ihöhr) ein Ausgleicher oder Schied3richter, 
Strandrichter, der zu dieſem Geſchäft erwählt wird; 
Schadenabſchätzer; dispachieren, die Havarieoder 
den Seeſchaden berechnen oder deden. 

Bispandieren, j. (dis-pand£re) ausjpannen, aus— 
breiten. 

Disparagium n., ml. (vgl. — — die Miß⸗ 
heirat fürſtlicher Perſonen, vgl. Mesalliance. 


disponieren 


disparät, I. (von disparäre, auseinanderſchaffen, 
trennen) ungleichartig, getrennt; grundverſchieden, 
— z. B. disparate Begriffe, Urteile, Auf- 
gaben ꝛc. 


Disparität, £. nl. (v. I. dis-par, ungleich) die Un— 


gleichartigfeit, Berjchiedenheit. 

Dispathie, f. L.-gr. (vgl. Pathos) die Verſchieden— 
heit oder Ungleichheit der Öefinnungen und Entp- 

. findungen. v8, 

DiSpendids, I. (dispendiösus, v. dispendium, Auf» 
wand) foft!pielig. 

DiSpensieren, I. (dis-pensäre, fr. dispenser; vgl. 
Penjum) austeilen; in Apothefen Arzneien bereiten 
und auögeben; Exlaß od. Freiheit erteilen; befreien, 
entbinden, erlafjen, entheben; einer Sur über- 
heben ꝛc.; dispenſäbel, nl. erläßlid; dispensa 
und dispensiere, it. i. unter Depenje; dispen- 
sary, n. (pr. —enßäri) in England: eine Anjtalt, 
in welcher Armen unentgeltlich Arznei erteilt wird; 
Dispeniation, f. (l. dispensatio) auch ee 
m. (fr. dispense, f.) die Austeilung; der Erlaß, 
d. i. Aufhebung eines Verbot in einem bejon- 
deren Falle, oder Befreiung einer Perſon von der 
Beobachtung einer jonit allgemeinen Segel, Ent- 
a Entbindung; Btspenfattonsgelder, Er- 
aßgelder, die fiir eine jolche Befreiung zu erlegen- 
den Öelder; Dispenfätor, m. I. der Spender, Ber- 
walter, Schaffner, bejonders in Klöſtern; Bispen= 
fetorium, an. .nl. ein Arzneibuch, Apotheferbud), 
eine für die Apotheker von dem Gejundheitsrat 
(collegio medico) gegebene Vorſchrift zur Berei- 
tung der Arzneimittel; Dispensatory, engl. (pr. 
dispenjät'ri) Bezeihnung der Poliklinik ri d.) in 
England. 

Difpergieren, I. (di-spergöre; v. spargere, freuen) 
zeritreuen; Diſperſion, f. nl. Zerjtreuung, bei. Opt. 
die Lichtzerſtreüung. | 

diſpermaͤtiſch, gr. (von sperma, Samen) Doppel» 
amig. 

dispertiieren, I. (dispertire, v. partire, teilen) ver- 
teilen, austeilen. | 

dispeſzieren, l. (dis-pescöre) trennen; jtreitige 
Summen (bef. von Seeſchäden, vgl. dispachieren 
unter Dispache) verteilen; ſchwierige Rechnungen 
ausgleichen. 

displantieren, nl. (vgl. plantieren) verpflanzen, 

verſetzen; Displantation, f. die Verpflanzung, 
Berjegung. | 

dDisplizieren, I. (displicere; von placere, gefallen) 
mißfallen; Displizenz, f. (displicentia) die Miß⸗ 
fälligfeit; displicentiae pactum, n. Ripr. ein 
Reufauf-Vertrag. 

Diſpondẽus, m. gr.(vgl. Spondeus) der Doppelſpon⸗ 
deus, ein Versfuß von vier langen Silben (-- - -). 

disponieren, [. (disponere, v.ponere, ftellen, ſetzen) 
eig. auseinanderitellen od. -ſetzen; anordnen, ein- 
richten, entwerfen, z. B. einen Aufſatz oder Vor⸗ 
trag; verfügen, 3.8. über Geld, Vermögen 20.; aud) 
jemand wozu bereden oder ftimmen; gut oder 
ſchlecht Disponiert fein, gut oder ſchlecht auf- 

gelegt fein; Bispondnda_ od. Dispondnden, pl. 
ur en Geflelltes, Verfügbares, insbeſ. bei 
uhhändlern: die von einem Buchhändler zum 

Berkauf iibernommenen, aber nicht abgejeßten und 

daher wieder der Verfiigung des Berieger3 anheint- 
ejtellten Bücher; Dispondnt, m. (dispönens) ein 
erwalter, bef. Gejhäftsführer, Bevollmächtigter; 

disponibel, nl. (fr. disponible) verfüigbar, zu Ge- 
bote jtehend; abkömmlich; Disponibilität, f.Ber- 
fügbarteit; beim Militär: der Zujtand zwilchen 


dispoffeffieren 


aktivem Dienft und Abfchied, mit Erteilung eines 
WBartegelde3; Dispofition, f. l. (dispositio) An- 
ordnung, Verfügung, Beitimmung; zur Dispo— 
fition ftehen, zur Verfügung ftehen; zur Dis— 
pojition ftellen, im Beamten- u. Kriegsweſen: 
zu fünftiger Verfügung ftellen, d. h. einjtweilen 
unbejchäftigt laſſen, auf Wartegeld ftellen; der 
Plan, 3.8. zu einem Gefecht, die Schladhtitellung; 

Entwurf einer Abhandlung, Predigt 2e.; Eintei— 
hung, Gliederung (eines Auffages); auch Veran— 
ftaltung, Beftimmung, Verfügung im Sinn eines 
Gebots; Di3pofitionen treffen, Anftalten u. 

Maßregeln treffen; Se ung zu etwas, fürper- 

lich: Anlage, Empfäng käteit zu einer Krank⸗ 
beit 2c.; gemütlich u. geiftig: Stimunung zu etwas, 
‚Geneigtheit, Aufgelegtheit; Fähigkeit zum Ler- 
nen 2c.); DiSpofitionsfähig, verfügungsfähig, 
rechts⸗ oder geichäftsfähig, fähig, feine Angelegen- 
heiten jelbftändig zu beforgen (vgl. majorenn); dis⸗ 
boſitiv, nl. Verfügungen oder Einrichtungen be- 
treffend; Dispoſitionsfonds, m. Berfügungsgel- 
der; Dispoſitionsgut, eine Warenjendung, die 
nicht angenommen wird; Dispoſitionsplan, Ber- 
teilungsplan; Bispofitionsichein, ein Schein über 
Barenlieferung; Dispoſitionsurlauber, bei der 
früheren dreijährigen Dienjtzeit für das dritte 
Dienftjahr beurlaubte Mannichaften, die aber zur 
Dispojition ihres Truppenteile3 blieben; dispo⸗ 
at verordnend, enticheidend; Dispoſitive, f. 

nticheid, Urteilsformel. 

Bispofjeflieren, (it. dispossessare), aus dem Beſitz 
treiben; Dispoffeſſion, £. ſpätl. Befitentziehung. 

Bispoftieren, barb.-I. (vgl. pojtieren) in einzelne 
Boten oder Haufen teilen, abteilen. 

Sisproportien, f. nl. (vol: PBroportion) die Un— 
verhältnismäßigfeit, dag Mißverhältnis; dispro⸗ 
Hortional od. Disproportioniert, unverhältnis- 
mäßig, ungleich; Disproportionalität, f. die Un⸗ 
verhältnismäßigteit. 

Bispungieren, |. (dispungere) Ripr. (eine Rech— 
nung) ge durchgehen, auzgleichen; Bispunf- 
tion, f. (dispunctio) genaues Durchgehen, Aus- 
gleichung einer Rechnung. 

disputieren, I. (disputäre) in Wechſelrede ſtreiten, 
verhandeln, beſ.wiſſenſchaftlich ſtreiten; eine öffent- 
fihe Streitübung oder einen Schulfampf halten; 
Dispũt, m. (fr. dispute, f.) od. Disput, ın. lat. ein 
Wortwechſel, Wortitreit; Disputa, f. it. ein be- 
rühmtes Wandgemälde Rafaels unter den Stan- 

n des Vatikans (nad) dem Gegenftande: dispüta 
el sacramento, Abendmahlzftreit); disputãbel, 
I. (disputabflis) ftreitig, erörterungsfähig od. -be= 
dürftig; Disputation, f.(disputatio) ein gelehrter 
Streit, beſonders ein öffentlicher und feierlicher, 
ugrunde gelegt wird; wiſſenſchaftliche Streit- 
Oft: Erörterung, Verhandlung; Disputätor 
oder Disputänt, m. (dispütans) ein Streiter, 
Wortkämpfer; Disputatorium, n., pl. Dispu= 
tatoria, nl. eine Streitübung, Anleitung zu ge 
fehrten Streitgejprächen; disputax, jtreitfüchtig. 

Bisqnalifizieren, brbar.-!. (vgl. qualifizieren) un- 
fähig oder untauglich machen; in der Sportfpracde: 
vom Bettrennen od. Wettbewerb augjchließen, weil 
ein Bferd oder ein zum Wettbewerb angemeldetes 
Werk die vom Wettausichreiben geforderten Eigen- 
haften nicht hat; Disqualififation, f.die Untaug- 
lichfeit, mangelnde Befähigung; Ausschliegung. 

Bisquirieren, I. (disquiröre, von quaer£re, fuchen) 

enau unterjuchen, ergründen; Disquifition, f. 
disquisitio) die Unterfuchung, Brüfung. 


diſſimulieren 203 
disrekommandieren, I.-fr. (vgl. rekommandieren) 
übel oder ſchlecht empfehlen; Disrelkommanda— 
tion, f. die Mißempfehlung. [bildung. 
Disrefoͤrm, f. L.-fr. (vgl. reformieren) die Mikun- 
disrenommieren, [.-fr. (vgl. renommieren) in übeln 
Auf bringen; Disrenommiert, berüchtigt; Dis— 
renommede oder Disreputation, f. (val. Reputa- 
tion) die üble Nachrede, der böje Ruf; Hisreputier= 
lich, beihimpfend, dem guten Rufe jhadend. 
disruptive Entladung, f. lat.-d. (v. lat. disrum- 
ere, durchbrechen, Bart. Perf. disruptus, durc)- 
rochen), die Durhbruchsentladung der Elektrizi- 
tät, eine eleftrifche Entladung von furzer Dauer 
(im Gegenjag zum eleftrifhen Strom, bei dem 
ſich die Elektrizitäts mengen gleihmäßig u. dauernd 
auf vorgejchriebener Bahn —* 
diffezieren, |. (dissecäre; vgl. jezieren) zerichneiden, 
zergliedern; Diffelation, und r. Diſſektion, f. nl. 
die Zerlegung eines Körpers; die Leichenöffnung; 

Diffektor, m. der Zergliederer. 

Difieminieren, I. (disseminäre; von semen, }. d.) 
ausjäen, ausjtreuen, (ein Gerücht) ausſprengen, 
bei. falſcheLehren im Volke verbreiten; Diffeming= 
tion, f. Ausjtreuung, 3. B. des Samens der le— 
bendigen Wejen in die Luft; Verbreitung eines 
Gerüchts ꝛc. 

difſentieren, l. (dissentire, v. sentire, empfinden; 
entg. consentire) anderer Meinung ſein; Difſen⸗ 
tion, f. (dissensio), Diſſenſus oder Difjens, ın. 
Meinungsverjchiedenheit, -zwieipalt; Biffenti= 
ment, n. fr. (ſpr. diljangtimäng) die gegenteilige 
Gejinnung od. Meinung; Biffenter, ın., pl. Diſ⸗ 
ep engl. Andersdentende, diejenigen Prote- 
tanten in England, welche fich nicht zu der herr— 
ſchenden bifhöflichen Kirche befennen, auch Not» 
tonformiiten, Bresbyterianer, Indepen- 
denten. J 

diſſerieren oder Differtieren, I. (disserere u. dis- 
sertäre) in wijjenjchaftlicher Weiſe iiber etiwa3 ver- 
handeln oder abhandeln; Differtation, f. (disser- 
tatio) eine willenichaftlie Abhandlung, vgl. Dis- 
putation; Differtäter, I. m. der Berfaljer einer 


gelehrten Abhandlung; jr. Differtatenr (pr. 


—töhr), in dieſer Form gem. ſpöttiſch: ein Klug— 


ſchwätzer. 
diſſidieren, !. (Jissidẽre, eig. voneinander getrennt 
fißen; von sedẽre, Kben) daher, weil oft, wie in 
Ständefammern, die Wahl eines Platzes ein Glau- 
bensbekenninis ift: fich zu verjchiedenem Glauben 
befennen, anderer od. ungleicher Überzeugung jein; 
Diſſidenten (dissidentes), pl. Andersventende,ab- 
weichende Glaubensgenofjen, z. B. Nichtkatholiken 
in Polen; die keiner anerkannten Landeskirche Ange— 
hörenden; Diſſidenz, f. (dissidentia) die Spaltung, 
Trennung in religiojen Anſichten, Diſſidium, n. 
die Uneinigfeit, Trennung der Meinungen. 
diſſimilãr, barb.-L. (vgl.similis 2c.; fr.dissimilaire) 
unähnlich, ungleihartig (difjimiläre Teile); Diſſi— 
milarität, f. die Unähnlichkeit, Ungleichartigfeit; 
Diſſimilation, f. nl. (v. dissimilis, unähnlich, die 
Unähnlichmachung) die Verwandlung eines zweier 
ara Konjonanten in einen anderen, namentlid) 
er Aipirata in die entiprechende Tenuis, z. B. Bac⸗ 
chus Statt Bach⸗chus, Sap-pho ftatt Saph-pho ꝛc.; 
vgl. Aifimilation. 
Diffimulieren, I. (dissimuläre; vgl. fimulieren) 
etwas verhehlen, verheimlichen, fich verftellen; Dif= 
multert, veritellt; Diſſimulation, f. (dissimu- 
tio) die Berhehlung, Veritellung; Diffimuläter, 
m. der Verheimlicher, Verhehler. 


204 dilfipieren 


»iflipteren, I. (dissipäre u. dissupäre, von alt. si- 
päre, supäre, it. sciupare, wegwerfen) zerjtreuen, 
verjchwenden, verjchleudern; diſſipäbel, zeritreu- 
dar; Diſſipation, f. (dissipatio) die Bergeudung; 
— der Gedanken, Unaufmerkſamkeit; das 
Verfliegen, z. B. des Nebels, Rauches; Diſſipätor, 
m. ſpätl. ein Verſchwender. 

diſſoziieren, I. (dissociäre; vgl. Sozius) trennen, 
eine Verbindung aufheben; diſſoziäbel (I. disso- 
ciabilis, e), unvereinbar; Biffozgtabilität, f. nl. 
Ungejelligteit, Unvereinbarteit; Biffeziation, f. I. 
(dissociatio) Auflöfung einer Gefellihaft; das Zer⸗ 
fallen einerchemijchen Verbindung; eleftrolytiiche 
Diffoziation, die Spaltung der Moleküle in eine 
fachere Beitandteile, die Jonen (von gr. ion, wars 
dernd) genannt werden, durch elektriiche Löſung u. 
Wärmeeinwirkung auf die Löfung. 

diffolvieren, I. (dissolvöre, von solvere, löſen) auf- 
löfen, ſchmelzen, zerlafen; Diſſolventia, pl. Heilk. 
Auflöfungs-, Erweichungs- od. Zerteilungsmittel; 
dissölving views, pl. engl. (jpr. —wjuhs) Nebel- 
bilder, fi) auflöfende und wieder erjegende An— 
fichten, wo ein Bild unvermerft in ein anderes 
übergeht; diſſolũbel (1. dissolubilis), auflöslich, 
ſchmelzbar; Siffolubilität, f. nl. die Auflösbar- 
feit, Schmelzbarfeit; difſolũt (1. dissolütus) aufs 

elöjt; halt- und züigellos; Diffolution, f. (disso- 
utio) die Auftöhune ‚eines Körpers; auch einer 
Geſellſchaft, eines Staates; — Zügelloſigkeit; 
Diffolutions⸗Kontralt, der Auflöſungs-Ver—⸗ 
trag einer Geſellſchaftshandlung; diſſolutib, nl. 
auflöfend. 

Siffonieren, I. (dissonäre, von sonäre, tönen) miß- 
tönen, nicht übereinstimmen ; diffonierende Töne, 
Mißtöne; Diffondnz, f. (jpätl. (dissonantia) ein 
Mißklang, Streit der Töne, der Zufammenklang 
von Tönen, deren Verbindung, ohne gerade widrig 
zu fein, doch eine beruhigende Auflöfung durd) eine 
neue Tonverbindung verlangt; uneig. Mißhellig- 
feit, Uneinigfeit; elektriſche Diffonanz, elektriſcher 
Mißklang, der darin beiteht, daß die Perioden 
zweier Wechlelftröme verſchieden find (Gegenjag: 
elektriſche Konjonanz, d. i. UÜUbereinſtimmung der 
Wechielitröme). 

diffuadieren, I. (dissuadere, v. suadöre, raten, zu⸗ 
reden) widerraten; Difſuaſion, f. (dissuasio) das 
Biderraten; diffuatarifch, nl. widerratend. 

Difjhlläbum, n. I. (vom gr. di- oder dissylläbon; 
vgl. Silbe) ein zweililbiges Wort; pl. Diffyllaͤben, 
dissylläba. 

Diftance, f. fr. (ſpr. — oder Diſtaͤnz, f. (I. 
distantia, von distäre, abſtehen) die Entfernung, 
der Abſtand; Diftance Halten, beim Marfch die 
gehörige Entfernung halten; Diftanzınefler, Werk⸗ 
zeug zur Beitimmung der Entfernung eines Gegen- 
ſtandes; Diftanzritt, ein langer Ritt, bei dem das 
Pferd nicht gewechjelt wird; Diſtanzwechſel (Ge- 
genfaß zu: Me lagwedjel), ein Wechjel auf andere 
Büpe ei dem alfo der Ausftellung3ort und der 
Zahlungsort verſchieden find; distanziert, Sport3- 
ausdrud zur Bezeihnung eines Pferdes, das noch 
nicht einmal den Diftanzpfoften (der 200 Meter vor 
dem Ziele fteht) erreicht hat, während der Sieger 
ſchon durchs Biel geht; Diftance-Transmifjion, 
f, Ferntriebwerk. 

Distendieren, [.(dis-tendöre, von tendöre, dehnen) 
Heil, gemalt! am ausdehnen, ausſpannen; Disten= 
fion od. Distentiön, f. (Il. distentio) die Ausdeh- 
nung, Spannung; der Umfang. [den, eingrenzen. 

disterminieren, l.(dis-terminäre)abfondern, ſchei⸗ 


Diftrikt 


Diftichie, f. gr. (v. stichos, Reihe; Berg) Heil. eine 
Doppelreihe, bef. der Augenwimpern; Diftihid= 
ſis, f. die Bildung einer jolchen Doppelreihe, als 
Krankheit; Re Sl zweizeilig; Diſtichon, n. 
gr., pl. Diſticha od. Diftichen, eine Zweizeile, ein 
Doppelvers; bei. das elegiihe Diſtichon, ein 
Herameter mit einem Pentameter. 

diftillieren, ſ. deitillieren. 

diftinguieren, I. (di-stinguere, eig. durch Punkte 
jondern, vom Stamme stingu£re, stigäre, ftechen) 
abjondern, unterfcheiden; mit ausgezeichneter Ach⸗ 
tung begegnen, auszeichnen; ih diftinguieren, 
ſich auszeichnen od. hervortun; Diftingutert, vor- 
nehnt, angejehen; distingu6endum est inter — 
et inter, man muß unterjcheiden od. einen Unter- 
Ihied machen zwifchen diefem und jenem; diftinkt 
(di-stinctus), abgeteilt, unterſchieden; deutlich, ver- 
nehmlich, verjtändlich; diſtinktin, nl. unterjchei- 
dend, auszeichnend; Dtitinftion, f. I. (distinctio) 
Unterſcheidung von Begriffen; —— 
Ehre und Antehen, Bornehmheit, Rang, Stand; 
eineBerfonvonDiftinktion, d.i. von Stande 
oder Anjehen. 

Distolie, f. gr. (v. dis-, u. tiktein, gebären) Heilk. 
Doppel- oder Zwillings-Geburt. 

Diſtöma, n. gr. (von stöma, Mund) Doppelmund, 
eine Gattung Plattwürmer mit zwei Mundöffnun- 
— Diſtomatsſis, f. Heilk. Leberfäule; auch: 

eberegelkrankheit, die durch den —— (Distö- 
mum hepaticum), einen Wurm in der Xeber, her- 
borgerufen wird. 

Distonieren, it. (distonäre; vgl. Ton) aus dem, 
rechten Tone weichen, zu hoch oder zu tief fingen 
od. fpielen. 

Distorquieren, !.(distorquäre;val.torguieren) ver- 
drehen, verfehren, verrenfen; Distorſion, f. (I. 
distortio) die Verftauchung eines Gliedes, Ver— 
drehung, 3. B. der Augen. 

Distrahieren, I. (distrahere, von trah£re, ziehen) 
eig. auseinanderziehen; zeritreuen, verwirren, die 
Aufmerkſamkeit von einer Sache abziehen; Dis— 
traftion, f. (distractio) eig. die Berteilung; die 
gerittenung, Unachtſamkeit; Ripr. Veräußerung, 

erfaufung; distractio animi, Geilteszeritren- 
ung; distractio pignöris, die Pfandveräuße- 
rung; Distraͤktor, m. der Verkäufer; Distrait, 
fr. (hr. diſträh) zeritreut, verwirrt, unachtſam. 

Distretti militäri, pl. it. die militärifchen Aus- 
BERGE DELETE 
in Stalien. 

distribnieren, [.(dis-tribuöre; vgl.tribuieren) ver- 
teilen, austeilen: Distribuent,m.I.(distribüens) 
oder Distributenr, fr. (jpr. —bütöhr) der Aus- 
teiler; Distributrice, f. (ſpr. distribütrihß') Die 
Austetlerin; Distribution, f. l. (distributio) die 
Austeilung, auch Einteilung, Anordnung; Redek. 
die Auflöſung des Begriffs in mehrere ähnliche 
Begriffe; distributin, nl. verteilend; Distribu⸗ 
tionsbezirt, Boitd. Veitellbezirk; Distributin- 

—— ein Verteilungsbeſcheid od. Urteil über 

die Verteilung einer fonfursmaffe; adverbia dis- 
tributiva, einteilende Umſtandswörter, 3.8. teils, 
teil3; bald, bald ꝛc. a 

Diſtrichiäſis, f. gr. (vgl. Trichiaſis) ſ. v. w. Difti- 
chiaſis, ſ. d. 

Diftrikt, m. (ml. districtus, die oberherrliche Ge— 
walt u. deren Gebiet, Gerichtögebiet, v. l. distrin- 
göre, ftraff anziehen, verw. mit ftrenge; aljo eig. 
der Landſtrich, in welchem jemand vor Gericht ger 
zogen oder angehalten werden kann, vor den 


Diitringas 


Behörden zu erfcheinen): ein Bezirk, Gebiet, Gau: 
Diftrifts-fontrollenr, m. ({pr. —Iöhr) ein Be- 
zirks⸗Aufſeher; Diſtrikts⸗Gericht, Bezirkägericht. 
—— n. I. (eig. zwinge, nötige!) Rſpr. ein 
—— auch eine Vollmacht zum Aus⸗ 
pfänden. 
Diſtröphon, n. gr. ein aus zwei Strophen (f. d. 
beſtehendes Gedicht. ; 2) 
disturbieren, I. (dis-turbäre; vgl. turbieren) be⸗ 
unrubigen, jtören, verhindern; Disſsturbation, f. 
(disturbatio) die Störung, Verwirrung, Hinter- 
treibung. 3 
Disunieren(it.disunire, fr. dösunir), veruneinigen, 
entzweien, trennen; disuniert, getrennt, ao 
dert, 3. B. dis unierte Griechen, die Griechen, 
welde die Oberherrichaft des Papſtes nicht an- 
erfannt haben; Disunion, |. Desunion; Dis- 
untonijten, eine Partei in Nordamerika, die eine 
mung der nordamerifantichen Union haben 


disveſtieren, nl. (v. I. vestire, Heiden) entkleiden; 
entjegen, bef. Getjtlidye. 

Diszedieren, I. (discedere) augeinandergehen, ſich 
trennen, abweichen; Diszeſſion, f. (discessio) das 
Weggehen, der Abzug; Diszeig, m. (discessus) der 
Abzug, Abichied. ; 

Biszeptieren, l. disceptäre) jtreiten, erörtern; dis⸗ 
zeptabel, jtreitig, fraglich; Diszeptation, f. (dis- 
ceptatio) ein Streit über eine in Unterfuchhung 
ftehende Frage, eine Erörterung; Diszeptätor, 
m. ein Schiedsrichter. 

diszernieren, I. (discernere; vgl. zernieren) ab» 
lonbern,unterfepeiben,ertennen; Disgernibel(ipätt. 

iscernibilis), erfennbar, fihtbar, mertlich; Dis⸗ 
zernibilität, f. nl. die Unterjcheidbarkeit; Dis— 
zernement, n. fr. (pr. —mäng) die Unterjchei- 
dung, der Scharfſinn. 

Diszeh, Dis eſſion, |. unt. Diszedieren. 

Diszidium, n. |. (v. di-scind£re, zerreißen, zertet- 
fen) die Trennung, insbeſ. Eheſcheidung. 

Diszipel. m. I. (discipülus, v. discere, lernen) ein 
Schüler, Lehrling; Disziplin, f. [. disciplina, 
die Zucht, Schulzudt, Kriegs⸗ oder Mannszucht, 
Kirhenzudt; bei Mönchen: die Geißelung, ja die 
Geißel ſelbſt (diseiplina flagelli nah St. Benedikt); 
urjpr., wie e8 im Worte liegt, und noch in gelehr- 
tem Sprachgebrauch: Lehre, Lehrzweig ach, 
Unterritögegenjtand, Wifjenichaft; dise plina 
arcana, Geheimlehre; Disziplinieren, nl. von 
Soldaten: zur Kriegszucht gewöhnen, in Zucht u. 
Ordnung er Disziplinierte Truppen, 
geübte, wohlgezogene od. zuchtgewohnte Soldaten; 

nes, zuchtlos; Disziplinäbel, abricy- 

tungsfähig, gelehrig; disziplinãriſch od. diszi⸗ 
linefl, die Auch! betreffend, dienjtlich, im Dienft- 
trafiwege; Disziplinärgewalt, die Befugnis, 
Untergebene mit Strenge zu ihrer Pflicht anzu— 
halten u. zu beitrafen, Dienftitrafgewalt; Diszi— 
plinarordnung, Dienititraf-Ordnung, Ehren- 
gerihtsordnung;d.-VBerfahren, die Unterfuchung 
gegen Beamte durch) die vorgejegten Behörden und 
elegung derjelben mit bejonderen D.-Strafen, 
Dienititrafverjahren; D.-Vorſchrift, die Dienit- 
ſtraf⸗Vorſchrift; Disziplinarvergehen, ein Ver- 
ehen gegen die Dienjtordnung, Vergehen im 
Dienjte ujw.; discite Justitiam moniti (bei Vir- 
gil), lernt Gerechtigkeit, ermahnt (d. i. gewarnt, 

Disziten, j. unter Diskus. [beizeiten). 

Ditetraider, n. gr. (vgl. Tetraöder) Doppelvier- 
flächner; ditetraedriſch, doppelvierflächig. 


Divan 205 


Bitetryl, n. gr. (v. dis-, doppelt, tötra, vier, u. hyle, 
Stoff, Bafe) Scheidef. der von Faraday entdedte 
flüfjige Kohlenwaſſerſtoff. 

Ditheismus, m. gr. (von theös, Gott) Ziveigätter- 
Glaube, Zweigötterei; Ditheift, m. wer an zwei 
Götter glaubt. 

Dithyrambus oder Dithyraͤmb, m. gr. (pl. —en), 
Beiname des Bacchus; ein begeilterter, ſtürmiſcher 
Lobgeſang auf Bacchus, jpäterhin auch auf andere 
Gottheiten und Helden; ein Begeiſterungslied; 
auch Dithyrambe, f.; dithyraͤmbiſch, begeiitert, 
Ihwärmertjch, wild, rafend. 

Dition, f. I. (ditio u. dicio, von die£re, fagen, eig. 
das, wo jemand zu Sprechen, zu gebieten hat, das 
Recht zu |prechen und zu gebieten) die Botmäßig- 
feit, das Machtgebiet (Hausrecht zc.). 

dito, f. detto. 

Ditamie, f. gr. (vgl. Tomus) die Zweiteilung, Ber- 
teilung in i. 

Ditönus, m. gr. (ditönos; vgl. Ton) Tonk. ein aus 

wei ganzen Tönen beſtehendes Intervall, die große 
ertie. 

Ditrigläph, m. gr. Bauf. der Raum ziwifchen zivei 
Dreichligen (Triglyphen) an —— Säulen. 

Ditrochäus, m. ein doppelter Trochäus (ſ. d.), ein 
vierſilbiger Versfuß: , z. B. Ewigkeiten. 

ditta, it. (vgl. detto) Kfſpr. die Unterſchrift der 
Briefe, Wechjelbriefe eines Kaufmanns bei feiner 
Senphunn: der Name, unter weldyem eine Hand- 

ung geführt wird; |. vd. w. Firma. 

Dittanakläſis, f. gr. (v. dittös, doppelt, und ana- 
klasis, das Zurüdbiegen de3 Lichtes und Schalleg ; 
vgl. Anaklaſis) oder Dittalleloflänge, f. gr. (von 
dittös, doppelt, allelon, gegenfeitiq, und klange, 
Klang, Ton) Doppelanjchläger, ein klavierähnliches 
Saiteninjtrument, von Miller in Wien 1830 er- 
funden. 

ditto, |. detto. 

Dittopſie, f. gr. (v. dittös, doppelt) = Diplopie; 
Dittope, m. der Doppeltjeher. 

Diurẽſis, f. gr. (v. diurein, durch- oder ausharnen) 
Heilf. die Harnabjonderung; Dinreticum, n., pl. 
— ea, ein harntreibendes Mittel; diurẽtiſch, hartı- 
treibend. | 

Diurnäl oder Dinrnale, n. nl. (diurnäle, von di- 
ürnus, täglich) das Gebetbuch der Fathol. Geift- 
lihen für die Tagezzeiten, ein Auszug aus dent 
Brevier und zwar der auf die Tageszeiten im 
Gegenjab zu den Nachtzeiten (Nofturnen) ent— 
fallende Teil des Breviers; Dinrnalift od. Di— 
nrnijt, m. ein Taglohnichreiber, gewinnt in der 
neueren Form Sournalift eine höhere Beden- 
tung; Diurniſten-Gehalt, Tagbejoldung. 

Dinturnität, f. I. (diuturnitas, von diutürnus, 
lange dauernd, und dies von diu, lange) die Lang— 
wierigkeit. 

Sin oder Diw, m., auch f., perſ. (dew) Fabell. ein 
(meijt böfer) Geift, Dämon, der verborgene Schäße 
hütet; eine Fee. 

diva, divae zec., |. unter divus. 

divagieren, |. (di-vagäri; vgl. vagieren) ab- oder 
el: Sivagation, f. nl. die Abſchwei— 

ung; das Herumjchweifen. , 

Divan od. Diwan, ın. perj. (diwän, arab. daiwän, 
was ein arab. Gelehrter erklärt — déêwan, per]. 
En v. dew: die Teufel! f. Div); der türfijche 

taatsrat, diegeheime Ratsverfammlung des türk. 
Kaiſers; das Bollamt; Steuerverzeihnis; auch ein 
morgenländiicher Volfterfiß (Sofa), be. ein zu- 
gleich al3 Bett benugbarer (Schlaf-Diwan); ferner 


206: Dibarikation 


eine Sammlung von Schriften od. Aufſätzen, beſ. 
von Gedichten, wie: Goethes weſt⸗öſtlicher Diwan; 
Divani, n. türkiſche Kanzleiſchrift. 
Divarikation, f. nl. (v. divaricäre, auseinander- 
jperren, ausjpreizen) zweigähnliche Veräjtelung 
einer Ader; divarıcatio maxillarum, die Waul- 


fperre. 

— I. (divellere) auseinanderreißen, zer⸗ 
reißen. 

divergieren, nl. (fr. diverger, it. divergere, vom 
I. di = dis, auseinander, u.verg£re, ſich neigen od. 
richten) auseinandergehen, abweichen, fich immer 
mehr voneinander entfernen; anderer Meinung 
fein; divergent (divergens) oder divergierend, 
auseinanderlaufend, 3. B. Größenl. divergie- 
rende Linien (vgl. fonvergieren ꝛc.); abivei- 
hend; Divergenz, f. (fr. divergence, it. diver- 
genza) daS Auseinanderlaufen zweier Linien. 

Diverfionze,,j.unterdivertieren;Vinerforium, 
n. = Deverjorium. 

Divertieren, I. (di-vertere) trennen, abwenden, ent- 
fernen; daher fr. (divertir, eig. abziehen, ablenfen) 
jemanden oder ſich ſelbſt beluftigen, ergößen, ver- 
gnügen; Diners (l. diversus, fr. divers), verichie- 
den, mancherlei, 3. B.diverje Waren; Diverſi⸗ 
fifation, f. nl. die Veränderung, Berichiedenheit; 
diverſifoͤrm, ungleihförmig: Biverfität, f. (I. 
diversitas) die VBerichiedenheit; Diverſion, f. nl. 
die Abfehrung, veränderte Richtung; Krk. ein uns 
ertvarteter Angriff von der Ceite od. im Rüden, 
Duerangriff; ein Querftrich, eine Vereitelung ge- 
wiſſer Abfichten; Heilf. die Zerteilung der Feuchtig⸗ 
feiten; auch Zerjtreuung, Ablenkung von ſchweren 
Gedanken u. Sorgen; Divertimento, n. it. Tonk. 
ein leichtes, gefälliges Tonſtück, Unterhaltungsſtück; 
Bivertiffant, fr. (ipr. —Bäng) beluftigend ergöß- 
lich; Divertiffement, n. fr. (pr. diwertiſſ mäng) 
die Yujtbarfeit, der Zeitvertreib; ein Bühnentanz, 
feines Ballet; aud) |. v. m. Divertimento. 

dividieren, I. (dividöre) teilen, zerteilen, einteilen; 
Reden. eine Zahl durd) eine andere teilen; divi« 
dätur, es werde geteilt, man teile; divide et im- 
pera! teile u. herriche! divide in partes aequä- 
les, abgef. div. in part. aeg. auf Rezepten, ver- 
teile e8 in gieiche Teile; Dividendus (näml. nu- 
merus), abgef. Dividend, m. die zu teilende Zahl; 
die Dividende, Kfipr. der Geminnanteil, welcher 
jedem Teilhaber einer Handlungsgefellichaft nad) 
Verhältnis feiner Aktien oder Einlage in beitimtn- 
ten Zeiten von dem zu teilenden Geminnezufommt; 
Dividũum, n. Zeilbares; Dividualität, f. nl. 
Zeilbarteit; Divis, n. das Teilungsgzeichen bei 
einem Worte; Dintjlbel, teilbar; Sivinbikität, f. 
die Teilbarkeit; Diviſion, f. I. (divisio) die Tei- 
lung, Einteilung; bej. Rechenf. die Zahlenteilung, 
eine der vier Spezied oder einfachen Rechnungs⸗ 
arten; in der deutjchen Armee: ein größerer Heeres- 
teil, der fid) aus allen Waffen BL RN, (ge- 
wöhnl. 13 Bataillone Infanterie, 4 Schwadronen 
Reiterei, 4 Batterien Artillerie, eine entſprechende 
Zahl Pioniere, 1-2 Kompagnien, im ganzen etwa 
17 000 Mann); in ausländischen Armeen eine Ab - 
teilung (gem. die Hälfte) eines Bataillong, einer 
Schmwadron od. einer Batterie; Dintjions-Audiz 
teur, m. Divifions-Feldrihter, ein der Diviſion 
beigegebener Rechtögelehrter; D.-Chef, D.⸗Gene⸗ 
ral od. Divpiſionär, m. (fr. divisionnaire) der Be- 
fehl3haber einer Divifion, ein General-Leutnant, 
welchem der Brigadegeneral(Generalmajor) unter- 
geordnet tft; Diviſions⸗Schule, Schule für junge 


Dobra 


Leute, die fich zu Fähnrichen und Offizieren bilder: 
wollen; divisio par&ntum inter liberos, Ripr. 
eine formfreie Art leßtwilliger Verfügung der 
Eltern unter ihren Rindern; Dipifor (mämt. nu-. 
merus), m. der Teiler, die Zahl, durch welche eine 
andere geteilt wird: Diviſorium, n. nl. ein 
Zeilungswerfzeug, die Teiljcheibe der Uhrmacher; 
Zeilungsgabel od. Klammer der Schriftfeger in 
39 ereien; Diviſeur, m. fr. (ſpr. —ſöhr) 
die Teilſcheibe; Dipis, Teilungszeichen, Teiler; 
Diviſur, f. Abſchnitt. | 

Dividivi, pl. die Schoten des amerik. Schlehendorn, 
eines Baumes (Poinciãna coriaria) in Weſtindien, 
welche zum Schwazfärben und Gerben des Leders 
gebraucht werden. FR —— 

divin, [. (divinus, v. divus, ſ. d.) göttlich, himmliſch; 
diviniſieren, bacb.sl. (fr. diviniser) vergöttern, 
göttlic) verehren; Divinität, f. (I. divinitas) Gott- 
heit, Göttlichfeit; Divina commedia, f. it. gött- 
lie Komödie, eine berühmte Dichtung des italie— 
nischen Dichters Dante. ; 

divinieren, I. (divinäre,d.t. eig. durdy) göttliche Ein- 
gebung wahrnehmen) erraten, ahnen, weisjagen; 
Divination(divinatio), die Ahnung, das Borher- 
jehen; Divinationsgabe, das Ahnungsvermögen, 
die Gabe der Wahrſagung, Sehergabe; Divinätor, 
m. ſpätlat. der Wahrſager; Bininatärufch, weis- 
fagend, vermutend. Bi 

Sipino oder Divdne, m. eine Rechnungsmünze in 
Abyilinien, = d. ägypt. Bara ff. d.). 

diviſibel, Diviſion, Diviſor, |. Dividieren. 

Divortium, n. [. (v. divertere; vgl. divertieren), 
fr. divorce (jpr. diwörß), die Trennung, Eheſchei— 
dung; divortieren, nl. jich trennen, ſcheiden; di⸗ 
vortiert, getrennt, geichieden; Divorgons, fr.(jpr. 
diwörßoͤng; v. divorcer, ſich fcheiden lajjen) d. i. wir 
wollen unſere Eheſcheiden laſſen! (Titel eines franz. 
Theaterſtücks von Sardon). | 
divotamente, it.(v.divöto = L.devotus, ſ.devot) 
Tonf. andächtig, mit Feierlichkeit. 

divulgieren, I. (divulgäre; von vulgus, Volt) fund 
machen, im Volke ausfprengen; Divulgation, f. 
die Kundmachung, Ausbreitung. | 

Divulſion, f. ipätl. (divulsio, von divell&re, zer- 
reißen; vgl. divellieren) die Zerreißung; divulſib, 
nl. zerreißend, losreißend. 

divus, a,um, I. (mit erhaltenem äoliſchen Digamma 
j.d.]=gr. dios, göttlid); von Dios, dem Öen. v. 

eüs) göttlich; Divus, m. (in der römiſchen Kaifer- 

eit Ehrentitel der nad) ihrem Tode vergötterten 

aifer) der Göttliche, Selige; Dive, f. die Göttliche, 
bei italienifchen Dichtern auch: die Geliebte; jetzt 
beſonders: berühmte Sängerin; divae memoriae, 
göttlichen od. feligen Andenkens. 

Diwan, |. Divan. 

dixi, l. (v. dic&re, jagen) ich habs gejagt; ich habe 
(meine Rede) geendet, bin fertig; dixi et animam 
salvävi, ic) hab es gejagt und meine Seele ge- 
rettet (mein Gewiſſen beruhigt). 

do, I. id) gebe (dare, geben); do ut des, Ripr. id} 
gebe, damit du gebeit; do ut facias, ic) gebe, da- 
mit du tueft. i 

Doalium oder Doarium, n. mi. (fr. douaire) Ripr. 
das Wittum, Leibgedinge, =Dotaltum, Dota- 
litium od. Dotarium. | 

Dobby, m. engl. die Schaftmafchine (In der Weberel). 

Soblero, ın. jpan.(v.doble, doppelt) eine ehemali 
kleine Rechnungsmünze in Majorca, etwa 21/, Be. 
Dobloͤn, ſ. Dublone. — 

Dobra, f. portugieſiſche Goldmünze, früher 15000, 


Dodranzen 


jetzt 16000 Reis od. 73,37 ME.; Dobrao, m. (Ipr. 
obraong) portugief. Goldmünze, früher 240U0, 

j. 1847 — 30000 Reis oder 137,57 ME. 
Sobränzen,pl.reitendeBolizeifoldaten inRumänien. 
Tohmins,m.gr. (v.döchmios, in dieQuere gehend) 


oder dochmiſcher Versfuß, Versk. der Querfuß, 


ein fünfiilbiger Versfuß, aus einem Jambus und 
Kretifus zufammengejeßt (u4L4u-), 3. B. „Geduld, 
armes Herz!’ (in der griechiſchen Tragödie beſ. für 
die leidenschaftlichen Partieen benutzt). 

Docimaſie, ſ. Dokimafie. 

Dock, m. (pl. Docks) oder Docke, f. (engl. dock, dän. 
docke, ſchwed. docka) das Schiffsbett, der innerſte 
Teil des Hafens, entw. wet docks (naffe), ein ab— 
gejondertes, mit Schleufen verjehenes Waflerbeden, 
um fortwährend den höchſten Wafjerftand für bes 
ladene Schiffe zuerhalten;od.drydocks(trodene) 
Sciffswerft zur Erbauung und Ausbefjerung der 
Schiffe; diefe Trockendocks find ausgemauerte 
Baſſins, die fo tief find, daß fie bequem ein Schiff 
aufnehmen können; felbit das größte Fahrzeug 
wird vom Waffer ohne Mühe in dieſe Dods hin- 
eingetragen. Sit das Schiff darin, jo wird das 
Waller aus dem Dock herausgepumpt, das Schiff 
wird geftügt und ſinkt auf vorher untergelegte 
Stapelflöge nieder; dann erfolgt die Ausbeſſerung, 
and nach Vollendung derjelben wird das Waſſer 
wieder eingelafjen, und das Schiff ſchwimmt wieder 
in das Meer hinaus; ſchwimmende Docks werden 
dort eingerichtet, wo man feite nicht anlegen kann; 
dieje Ihwimmenden Dod3 werden durd) Einlafjen 
von Waſſer geſenkt, wenn e3 gilt, ein Schiff aufzu— 
nehmen. SH das Schiff in das Dod gebradit, jo 
wird das Waſſer wieder ausgepumpt, und das Dock 
jteigt mit dem Schiff an die Oberfläche (vgl. das 
‚eijerne ſchwimmende Dod im Hafen von Stwine- 
miünde); hydrauliſche Dos find ſolche, bei denen 
das Schiff auf eine Blattfornı gebracht wird, die 
hydrauliſch (f. d.) gehoben wird; Doͤckyard, n. 
engl. das Seemagazin bei einem Hafen oder an 
einer Schiffswerft; docken, engl. (to dock) ein 
Schiff in das Dod bringen. 

Docket, n. engl. (eigentl. ein Auszug, von dock, ab⸗ 
fürzen) der Warenbrief; das Warenverzeichnig, die 


iſte. 

Doddne, m., ſ. Dosd’ane; Dodarium, ſ. dota- 
rium unter dos. 

Dodekaͤdit, f. gr. (v. dödeka, zwölf) oder dodeta⸗ 
diſches Syſtem, die Zwölferrechnung (von Leib- 
nis); Dodefadaftälon,n., j.Duodenum; Dode⸗ 
fadeltos, f. (von deltos, Tafel, Schreibtafel) dag 
Zwölf» Tafel-Gefeß der alten Römer; Dodekaë⸗— 
dron oder Dondefadder, n. ar. (von hödra, Siß, 
Grundfläche) Meßk. ein Zwölfflächner; Pentago— 
nãl⸗Dodekaẽder, ein von 12 regelmäßigen Zunf- 
edeneingejchlofjener Körper ;Nhomboidäl-dode- 
faöder, Rauten-Zmwölfflächner, ein von 12 Bier- 
een eingeichlofjener Körper; Triangulär= oder 
Pyramidäl-Dodeladder, Dreied3-Zwölfflächner, 
doppelt jechsjeitige Pyramide, ein von 12 Drei- 
eden begrenzter Körper; Dodefatdrälzahlen, die- 
jenigen Polygonalzahlen (f. d.), deren dritte Dif- 
Terengen gleich 27 find, nämlich: 1, 20, 84, 220, 
455, 816 uit.; Dodefafidifch, gr.-lat. zmölfteilig; 
Dodekagon, n. gr. ein Zwölfeck; Dodelagunäl- 
jeblen. diejenigen Polygonalzahlen, deren zweite 

ifferenzen gleich 10 find, als: 1,12, 33, 64, 105, 
156 uim.; Bodefagynie, f. Zwölfweiberei; dode⸗ 
laghniſch, zwöliweibig; Bot. an den meiblichen 
Blüten mit zwölf Griffeln verfehen; Dodetan— 


Dplimafie 207 
drin, pl. zwölfmännige Bflanzen mit 11 bis 19 
reien Staubfäden in einer Zmwitterblume, in 
inne3 Syſtem die 11. Klaſſe; Dodefändriich, 
Bo Ting ; Dodefapetdlifch, zwölf Blumen- 
lätter habend; Dodekapoͤlis, f. gr. der Zmwölf- 
ftädtebund; Dodekarchie, f. die Zwölfherrſchaft; 
Todefärden, pl. Zwölfherrſcher; Dodekatemoͤ— 
rion, n. dag Zwölftel; Aftrologie: eins der zwölf 
himmlischen Häufer, der 12. Teil des Tierfreifes; 
Dodefathion, n. gr. die Zwölfgötterblume, eine 
aus Nordamerika ſtammende Bierpflanze. 

Dodo, |. Dronte. | 

Doͤdola, f., pl. Doͤdole oder Dodoͤlen, in Serbien 
Mädchen, die im Sommer, den bloßen Leib mit 
Laub und Blumen gefhmidt, tanzend und fingend 
bon Haus zu Haus ziehen. 

dodonã iſch dodonaios, a, on): das dodonãiſche 
Drakel, das älteſte (angeblich pelasgiiche) grie— 
chiſche Orafel in einem uralten Tempel des Zeus 
zu Dodöna in Epirus. 

Dogäna, f. it., ſ. v. w. Douane. 

Dogcart, m. eiigl. (ſpr. dögkahrt), leichter, gewöhn— 
lich zweiräderiger Jagdwagen. 

Doge, m. it. (ſpr. g wie ſch; v. dem lat. dux, ducis, 
Anführer) der Herzog, Titel des ehem. Oberhaupts 
der Republiken Venedig u. Genua; Dogat, m. das 
Amt oder die Würde eines Dogen; Dageffe, f. die 
Gemahlin desjelben. 

Dogge, f. (vom engl. dog, Hund, Holländ. dog, dän. 
dogga, fr. dogue) ein großer englijcher Hund. 

Dogger oder Doggerboot, n. (v. altholl. dogger, 
der Kabliau) Holländiiches Fifherfahrzeug. 

Doͤgma, n. gr., pl. Dogmäta, Dogmen, eig. Olau- 
bengiag, Meinung (vd. dokein, meinen, glauben), 
Lehrmeinung, Lehrſatz, Satung; ein theologi- 

ches Dogma, ein Slaubens-Kehrias, Ölaubens- 
ab; Soamdtik f. das Lehrgebäude einer philof. 
od. religiojen Schule; bei. die wiſſenſchaftliche Dar- 
ftellung der chriſtlichen Gottes- od. Glaubenslehre, 
mit Ausſchließung der Lehre von den Pflichten od. 
der Moral; Dogmatiker, m. Lehrer der &laubens- 
lehre; uripr. überhaupt Anhänger einer ftreng wiſ— 
jenichaftlichen, von Brinzipien ausgehenden Lehr— 
form, entg. den Empirifern (2. 8. in der alt- 
griech. Heilkunde); dogmätiſch, lehrmäßig, die 
Glaubenslehre betreffend; Dogmatifieren, Lehr⸗ 
meinungen aufitellen, Glaubenslehren vortragen; 
auch in entjcheidenden Tone ſprechen; Dogmati⸗ 
zismus od. Dogmatismus, m. überh. das ſtreng 
wiſſenſchaftliche Lehrverfahren; insbeſ. eine etwas 
als wahr und gewiß feſtſetzende Lehrart in der 
Philofophie, dem Kritizismus und Sfeptizismus 
oder der Zweifellehre entgegengefeßt; Dogmatiſt, 
m. ein Anhänger des Dogmatismus; überh. ein 
Abſprecher, nie Dogmatolatrie, £. blinde 
Anhänglichkeit an eine beitimmte theolog. od. phi- 
Iofoph. Lehrform; Bogmatologie, f. die Lehre 
bon Lehr» od. Glaubensjägen; Dogmatopöie, f. 
da3 Erfinden oder Bilden von Lehrjägen. 

Donjlin, n. engl. (aus dog, Hund, und skin, Haut, 

ell), Hunde eder; Dogſtins, pl. Handſchuh aus 
Jundeleder. hi 

dotẽtiſch, gr. (von dokein, fcheinen; meinen) auf 
Schein, Bahn beruhend; Dokẽten, pl. riftl. Sek⸗ 
ten der eriten Sahrhunderte, welche dem menjch- 

emwordenen Chriſtus nur einen Scheinförper zu- 
——— 

Dotimaſie, f. grieh. (von dokimäzein, prüfen) die 
Unterjuhung, Prüfung; im alten Athen bei. Prü— 
fung der Bewerber um ein Staatsamt hinſichtlich 


203 Doktor 


ihrer bürgerlichen Befähigung; in der Scheidel,, 

auch Dokimaſiologie od. Dofimajtit, f. die Prüf⸗ 

kunſt, gew. Probierkunſt, Trodenprobierkunft, ſ. d.; 

docimasia pulmonum, Heilk. die Lungenprobe; 

Tofimajtiton,n. eine Prüfungsarbeit; Doftind- 
isch, prüfend, durch Probieren; dokimaſtiſche 
ampe, Brobierlampe. 

Softor, Doktrin ꝛc., |. unter dozieren. 
ofument, n. I. (documentum, pl. docum£nta, v. 
doc£re, lehren, eig. was zur Belehrung dient) Die 
Urkunde, Beweisichrift; doeum&ntum privätum, 
eine nicht obrigfeitlihe Urkunde; d. publicum, 
eine öffentliche, obrigfeitliche Urkunde; document 
humain, n. frz. (jpr. dofümang ümähng), ein 
Dokument zur Kennzeihnung der Menjchennatur 
und deren bejonderer Eigenart (ein von Zola 
ftammender Ausdrud); dokumentär oder Dofu= 
mentäriich, nl. urkundlich; Dofumentieren, nl. 
beurfunden, beweilen; offenbaren. 

Dolãbra, f. I. (von doläre, behauen) eig. Hade, Art; 
Heilk. eine bei Verrenkungen gebräuchliche Hobel- 
Ipanbinde. 

dolce, it. (ſpr. doͤltſche; = I. duleis, e), doleemönte 
and doleiato pr —tichäto), auch con dolcezza 
fipr. —tſchezza) Tonk. ſüß, lieblich, ſanft; deleis- 
simo, ſehr ſanft; das dolce far niénte, das ſüße 
Nichtstun; Dolciän, n. (it. dolciano) ein Blas— 
inſtrument von Holz, aus dem verbeſſert das 
Fagott entſtanden iſt; auch eine Orgelſtimme. 

Doleancen, pl. (ſpr. ängßen) fr. (dol&ances, v. lat. 
dolere, Schmerz empfinden) Klagelieder, Weh- 
Hagen, Bejchwerden; dolentem6nte, dolorosa- 
mente, auch con dolöre od. con dudlo, it. Tonk. 
traurig, wehmütig. ’ 

SDolerit, m. (vom griech. dolerös, betrügerifch; vgl. 
Apatit) der Flözgrünftein, eine aus %eldipat, 
Augit und Magneteifen gemengte Gebirgsart. 

Dolichos. m. ar. (d. i. lang) Bot. jede lange Schoten- 
frucht, wie Vitsbohnen 2c.; Dolichokephalie, f. die 
Langköpfigkeit; Dolichozephalen, pl. Langköpfe. 

Doline, k. ein Erdtrichter (im Karſtgebirge). 

Doliölum, m. l. (Verkl. von dolium, Faß) Fäßchen, 
eine Art der Tunikaten, ſ.d. 

Doll, f. engl., pl. Dolls, Puppe. 

Sollar, m. enal. (jprich: doͤll'r; von dem deutjchen 
Taler) ein Taler in Nordamerifa — 4,4089 ME. 

dollieren od. dolieren (fr. doler, hobeln, zuhauen, 
dünn jchaben, falzen), in der Handjchuhmacherei: 
Leder zurichten, d. h. dünn fchaben od. mittel? eines 
Eiſens jo bearbeiten, daß es an allen Stellen gleiche 
Stärke zeigt. 

Dollondiihes Fernrohr, auch ſchlechthin ein Dol⸗ 
lond, m. ein achromatiſches (farblojes) Fernrohr, 
das entweder von dem Engländer Sohn Dollond 
(geit. 1761), Erfinder der aus Crown- und Flint- 
glas zujammengejegten achromatiſchen Fernrohre, 
od. von deſſen Sohne, od. nad) der von ihnen er- 
fundenen Einrihtung durd) andere gemacht ift. 

Dolman, m. au3 dem Ungar. (dolmäany, türf. dö- 
lämän, böhm. doloman, fr. doliman) das Wams, 
Hujarenjade. 

Doͤlmen, f. (von armor. dol, für töl, Tiſch, Tafel, 
u. men, Stein) keltiſcher Steinaltar oder Tifchjtein 
in der Bretagne, aus aufgerichteten Steinen und 
darauf gelegter Blatte bejtehend, deren Errichtung 
man den Druiden zujchreibt, = Cromlech. 

Dolmetschen (zunäcit jlaviihen Urſprungs, ſ. u.), 
aus einer fremden Sprache in eine befannte, bei. 
mündlich überjegen; Dölmetſcher od. Dolmetich, 
m. (rufj. tolmatsch, poln. tlumacz, tatariſch tul- 


dominieren 


masch, vom arab. tardschama, überſetzen) ein 
Überfeger, Ausleger, ein überjegender Bejpräche- 
vermittler. 

Dolomit, m. Bitterfalf, Braunkalk, eine ang Koh— 
lenjäure, Kalk- und Talkerde beitehende Kalkart, 
nah dem franzöfiichen Geognoiten Dolomieu 
(gejt. 1801) benannt; Alpengruppe in Südtirol, 

dölor, m. lat. (von dolere, Schmerz empfinden) 
Schmerz; dolöres, pl. Schmerzen, Beben; dolo- 

: rösa, j.mater dolorosa; dolorosamente od. 
con dolore, ſ. unter Doleancen. 

dolus, m. I. der — die Liſt; beſ. die Böswillig— 
keit, Argliſt; dolõs (I. dolösus, a, um), als Adverb 
auch dolöse, hinterliſtig, abſichtlich ſchadend; ein 
doloſes Vergehen, ein betrügliches ꝛc. 

Dom, portug., |. v. w. Don, ſ. d. 

Dom, m. (ml. doma, fr. döme, Kuppel, it. duomo, 
Hauptkirche, v. I. domus, Haus, ſchlechthin f. do- 
mus dei od. domini, Haus Gottes od. des Herrn) 
j. d. w. Domlirche, Hauptkicche eines Erzbiſchofs, 
Biſchofs oder Kapitels; Hauptlicche einer Stadt; 
insbeſ. Kirche mit einem Kuppeldache, und in wei⸗ 
terer Bedeutung jedes Fuppelförmige Dah und 
große Gebäude mit folchem Dache; Domlapitel, n. 
die Stiftöverfammlung, die Verſammlung der an 
einem Hochjtift befindlichen Dombherren; D.⸗De— 
&dnt, m. der Obergeiitliche eines Domftiftes, vgL. 
Dechant; d..Scholditer, m. (vgl. Scholaiter) ka⸗ 
tholiiher Domitiftslehrer u. Aufſeher junger Geiſt— 
lihen; B.=- Schulen, Selehrtenihulen an Dom> 
itiften; B.:Bifär, m. (vgl. Vikar) ein StiftSherren- 
vertreter, Stiftsdienſtverweſer. 

Dome, n. mi. (doma, Kuppel) Dachform. 

Domäne, f. (pl.—n), fr. (le domaine, vom ml. do- 
manium, altl. dominium, Herridhaft, v. dominus, 
Herr) das landesherrliche Gut, Kron⸗ oder Kam— 
mergut; pl. Krongüter, Grundſtücke, welche zum 
Unterhalte des Landesfürſten, feines Hofſtaates 
u. überhaupt zu ſeinen beſonderen Ausgaben be— 
ſtimmt find; Staatsgüter; Wirkungskreis, Arbeits- 
feld, Sad; Domänen-Amt, Wirtſchaftsamt auf 
berrichaftlichen od. Staatögütern; B.=Infpeftor, 
ein Aufjeher über diefe; domanial, Kron- oder 
Kammergüter betreffend; domanialiſieren, zum 
Krongut Schlagen. 

Dombad, r. Tombatf, . d. 

Domkapitel, Domdechant, j. unter Dont. 
Domen, pl. (engl. doom, ſ. d.) altfrieſiſche Rechts» 
jagungen. —* 

Domesdaubook, j. Doomsdaybook. 

domesticus, a, um, l. (v. domus, Haus) häuslich, 
zum Hauſe oder zur Familie gehörig; einheimiſch, 
inländiſch; Domeſtik, m., fr. domestique (ſpr. 
domeſtick), pl. Domeſtilen, Hausbediente, Dienſt— 
boten, Geſinde; auch Hausgenoſſen; Bomeftique, 
auch eine Art geköpertes Baumwollenzeug; ai 
meitifenftube, die Geſindeſtube; domeſtizieren, 
nl. häuslich od. zum Haustiere machen; Domeſti⸗ 
fation, f. Zähmung; Domeftizität, f. die Haus- 
genojjenihaft; Domeſtics, engl. derber Futter- 
fattun; Starker Baummollenitoff. 

Tomiceha, f. ml. (it. donzella, Verkl. v. domina, 
Herrin, Dame; vgl. Demoifelle) ein Stift3fräulein; 
Domicellär, m., auch Domicéllus, m. (v. domi- 
nus, Herr) ein junger Dom- oder Stiftsherr, der 
nod nicht Si u. Stimme im Kapitel hat; Domi— 
cellus, Domicella, ehemals aud Titel von Prin⸗ 
zen u. Prinzeſſinnen. 

Domina, Domine ꝛc., ſ. unter dominus. 

dominieren, Domino ꝛc, ſ. unter dominus. 


Dominifaner 


Dominifäner, m. ein Mönch vom Orden des Do- 
minifus de Guzmann, gejtiftet 1215 zu Toulouſe, 
auch (Fratres) Praedicatores oder Prediger- 
Mönche genannt. 

Dominoterie, f. fr. Handel mit bunten Bapier; 


Dominotier, m. (pr. —tieh) ein Buntpapierhänd⸗ 


ler; auch Bilderhändler ꝛc. 
dominus, m.[. (von domus, Haus) eig. Haugeigen- 
tümer, Hausherr; überh. der Herr, Eigentums» 
herr, Gebieter; d. vobiseum, der Herr jei mit 
euch, Gruß des Prieſters an das Volk beim Be- 
ginne des Ultardienjtes, worauf Chor u. Gemeinde 
antworten: et cum spiritu tuo, und mit deinem 
Seite, aus Aut 4,22; Domine Vokativ dv. do- 
minus), Herr, die Benennung des Pfarrers in den 
Niederlanden; Domina, f. Herrin, Gebieterin, 
Stiftsvorjteherin, Abtiffin; Domino, m.it. 1. eig. 
Herr, insb. ein Geiftlicher; 2. die Winterfleidung 
eines Geiftlichen, welche Kopf und Gejicht bededt; 
daher 3. ein jeidener Mantel als Mastenanzug, 
Rarvenmantel; 4. ein gewiſſes Zahlenjpiel, wobei 
28 Täfelchen, mit verjchiedenen Zahlenpaaren (von 
1 biS 12) bezeichnet, unter die Spieler verteilt u. 
jo aneinandergefügtmwerden, daßüberallzweigleiche 
Zahlen zufammentommen; wer die feinigen zuerjt 
anbringt, wird Domino od Herr des Spiels; — 
Bominica, f. I. (nänıl. dies, v. dominicus, a, um, 
dem Herrn gehörig) der Tag des Herrn, der Sonn- 
tag (it. domenica); auch (sc. domus) eine (bijchöf- 
fiche) Herrenwohnung; dominica in albis (sto- 
lis), der weiße Sonntag, der erjte Sonntag nad) 
Oftern, ſ. v. wm. Duafimodogeniti; dominiea 
mediäna, der Sonntag Sudifa (f. d.)in der Mitte 
der Faften; dom. olivarum od. palmärum, der 
Palmjonntag; Bominifäle, n. das weiße Abend- 
mahlötuch, welches in fathol. Kirchen den Kom— 
munifanten untergehalten wird; dominicäles 
leetiönes oder Dominikalien, — Perikopen 
(ſ. d.); Dominifäl (mi. dominicälis), Grundherren 
und Geiſtliche betreffend; Dominikälſteuer, die 
Steuer, welche die Grundherren und Geitlichen 
von ihren Einfünften zahlen müſſen, z. B. in 
Bayern; insbeſ. die auf grundherrliche Renten ge— 
legte geringere Steuer im Verhältnis zu der höhe- 
ren Beiteuerung anderer Grundeigentümer; davon 
neugebildet: Dominikaliſt, m. ein folcher Steuer- 
zahler; Dominikãt, n. nl. ein Herrenhoi; Domi⸗ 
nitum, n. das Kirchenvermögen, der Schaß der 
Kirche; ehem. auch die Kirche; die Abendmahls— 
feier oder Mefje; — dominieren, I. (dominäri) 
herrſchen, den Herrn fpielen; auch vorjtehen, über— 
ragen; dominaͤnt (dominans), herrichend, über- 
legen, die Oberhand habend; Dominaͤnte, f. Tonf. 
der herrihende Ton, d. i. der fünfte (die Quinte in 
jeder Tonart; Dominanten-Akkord, m. ein Drei- 
oder Bierklang, der jeinen Sig auf der Duinte hat; 
DBomination, f. (dominatio) die Herrichaft, Ober- 
macht; Dominätor, m. dev Herricher; Dominä- 
trig, f. die Herricherin; — Dominium, n. das 
Herrihaftsrecht; das Eigentum, eine freie Beſitzung. 
omitiäna quaestio, f. [. eine domitianische Frage, 
d. 1. eine lächerliche, einfältige Frage, jo genannt 
nach dem römischen NRechtsgelehrten Domitius 
Labeo, der dem Zubentius Celfus die lächerliche 
Frage vorlegte, ob der für einen Zeugen zu halten 
jei, welcher, zur Niederjchrift eines Teftamentes 
gerufen, dasjelbe nach der Niederichrift auch mit 
unterzeichne. 
Domizil, n. I. (v. domus, Haus) die Heimat, blei- 
bende Wohnung, Behaufung, der Wohnſitz; Kfipr. 
Heyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl. 


= 


Don Quixote 209: 


der Ort, auf welchen ein Wechjel zur Bezahlung 
angewieſen iſt; Domizilteren, nl. wohnen, ange 
ſeſſen ſein; auch anjäjjig machen; einen zahlbaren 
Wechſel von einem Orte, der fein Wechjelplag ift, 
auf einen folchen anmweifen; domiziliert, wohn 
daft, anfäljig; domizilierter Wechfel od. Do— 
mizil-Tratte (fr. effet & domicile, engl. domi- 
eiliated bill) ein Wechfel, der in einem andern 
als dem Orte der Ausſtellung zu bezahlen ift; 
Domiziliant, m. der, auf den ein folcher Wechjel 
gezogen over traffiert wird; Bomizilät, m. der 
angewieſene Bezahler eines domizilierten Wed els. 
Doͤmpelers, pl. holl. (v. dompelen, untertauchen) 
Untertaucher(baptizantes per immersionem), eine 


Sekte der Wiedertäufer. 


Dompteur, m. fr. (ſpr. dongtör, von dompter, be- 
zwingen, zähmen) der Tierbändiger. 

Dom-Scholaſter, Dom-Schule, Dom-Vikar, |. 
unter Dom. 

Don, m. ſpan. od. Dom, portug. (aus dem l. do- 
minus) Herr, eine Ehrenbenennung der Männer 
von Stande in Spanien und Portugal, fowie der 
Fürſten, Fürftenjühne und der Geiftlichen in Rom 
u. Neapel, die aber immer nur dem Vor⸗- od. Tanf- 
namen, nicht dem Familiennamen vorgejegt wird, 
3. B. Don Carlo, Don Pietro 2c.; Donna, f. it. 
(v. I. domina) eig. Herrin, Gebieterin, überh. Stau: 
vor einem Namen, 3. B. Donna Tereja, Bezeich- 
nung einer Edelfrau (ſpan. Doün, jpr. dönja). 

dona, Donans, j. donum. 

Donaciten, |. Donar. Mir 

Donddar, m. eine Art Maulbeerbaum. 

Donarinm, n., pl. Donaria od. Donarien, I. (v. 
donum, j. d.) Weihgeichente. at 

Donät, m. eine latein. Spracdhlehre für Schulen, 
nad) dem Aelius Donätus, einem berühmten 
rom. Sprachlehrer des vierten Sahrhundert3, ge 
nannt; bi in 15. Jahrh. Benennung jeder lat 
Elementargrammatit; Donãt-Schnitzer, ein gro- 
berSprachfehler widerdie erjten Regeln der Sprad)- 
lehre; Donatiſten, pl. eine jehr eifrige u. unduld- 
jame Chriftenjette im 4. Sahrhundert, von einem 
Bifhof Donatus zu Karthago geftiftet und bei. 
vom heil. Auguſtinus bekämpft 

Donatär, Bonation, Donatie, ſ. donum.. 

Doͤnax, m. gr. (eig. Nohr, Pfeil) eine Dreieckmu— 
ſchel; Bonaziten, pl. veriteinerte Dreieckmuſcheln. 

Sonde, m. = Albino. 

Ton gratuit, Donieren, |. donum. 

Donjon, m. fr. (fpr. dongſchöng; davon abgeleitet 
da3 engl.dungeon, Kerker; vom ml.dongio,dunjo) 
der ſtärkſte Turm in einer Burg oder Feftung, der 
Bergfried. 

Don Juan, m. jpan. (pr. Don Juan, gew. fälſch— 
lic) fr. geipr. Dong Schudng; vgl. Juan), allge- 
mein bezeichnender Name für einen vermegenen 
Brauenverführer, wie e3 nad) altipanifcher Sage 
D. Juan Tenorio war, ein Wititling don Se— 
villa, der zulegt indie Hölle fuhr. Opervon Mozart. 

Donkey, m. engl. (ſpr. dön'ki, von engl. donkey, 
der Ejel) Heine Hilfs-Dampfmaſchine. 

Donna, ſ. unter Don. 

Don Quixote (od. Quijote), m. fpan. (fpr. fichöte), 
fr. Don Quichotte (ipr. dong Fiichätt), der Eigen- 
name de3 irrenden Nitter3 von La Manda in 
dem berühmten jatirifschen Roman des jpanijchen 
Dichters Cervantes; dann überh. ein abenteuer- 
(iher Schwärmer; Donquixotiaͤden oder Don 
quichoterien, pl. abentenerliche, närrifche Unter» 
nehmungen; Donquichotismus, m. Abenteureret. 

14 


210 Dontprämie 


SDontprämte, k. (ipr. dong—) Börjenjpr.: das am 
Berfalltage gezahlte Neugeld bei Zeitprämienges 
Ihäften (wenn man nicht liefern oder nicht abneh— 
men faın). 

donum, n., pl. dona, I. (von do, ich gebe, däre, 
geben) ein Gejchenf, eine Gabe; donum conti- 
nentiae, die Babe der Enthaltjantfeit od. Keuſch— 
beit; donum docéndi, Lehrgabe; donum gratui- 
tum, n.(., Bon gratuit, n. fr. (ſpr. dong gratüih) 
ein Gunftgeichent, freiwillige Abgabe der Stände 
oder der Beiftlichkeit an —— bei außer⸗ 
ordentlichen Veranlaflungen ;denteren (l. donäre), 
ſchenken, beichenfen; Dönans, m. der Schenfende, 
Geber; — Sonaten, pl. 1. (vom I. donäta, n.) Ge- 
ſchenke an Klöſter; 2. (vom l. donäti, m.) Berjonen, 
die ſich ohne Gelübde einem Klofter mit ihrem Ver— 
mögen hingeben, ald Donätus, m. Laienbruder, 
od. Donãta, k. Laienichweiter; Donatär oder do- 
natarıus, m. nl. der Geſchenknehmer, Empfänger, 
Beichenite; Donation, f. [. donatio, Schenfung, 
bei. eine gerichtliche; donatio ad pias causas, 
eine Schenfung zu milden Stiftungen; Bonatin, 
n. (I. donativum) oder Donativ-Gelder, — do- 
num gratuitum, f. ob.; Bonäter, m. der Geber, 
der etwas jchenkt, vermacht od. (3. B. in Kirchen) 
jtiftet; Sonätrig, f. (it. donatrice) die Geberin, 
Stifterin. 

Doom, n. engl. (for. duhm; verw. mit ahd. mhd. 
tuom, Stand, Würde, erhalten in der nhd. Nach— 
ſilbe-tum) der Spruch, Rechtsſpruch, das Urteil; 
Dooms-dah, n. (fpr. dühms-deh) der Gerichtstag; 
Dooms=day=boof, n. (jpr.—bud) das große unter 
Wilheim den Eroberer fiir ganz England entwor- 
fene Zehn» od. Grundbud. 

Donpelengle, m. dtich.engl. (fpr. —ihgl) Doppel- 
adler: ein nordamerifaniiches Goldſtück aus Fali- 
forniſchem Golde = 20 Dollar2. 

Doppelkommutator, m. (cotierender), einKom- 
mutator, d. i. Werkzeug, um die Richtung des 
Stromes umzufehren, dag zivei — den 
einen für das Galvanometer, den andern für die 
Batterie gleichzeitig oder um einen beſtimmten fur- 
zen Zeitraum periodiſch wechjelnd gegeneinander 
bewirkt, Doppelſtromwender, Doppelpolmwedjler. 

Doppia, f. it. (d. i. eig. Doppelte) Biftole, veraltete 
ital. Goldmünze von verjchiedenem Wert zwiichen 
13,50 —17 M.; auch ein ehemaliges ital. Flächen- 
maß; Doppietta, f. eine frühere jardinifche Gold- 
miünze — ", Carlino oder 7,90 bis 7,99 M. wert; 
döppio, Ton. doppelt; doppio uso, Kfſpr. dop- 
pelte Berfallzeit; Doppiöne, m. it. ein großer 
Kofon, in den fich zwei Seidenraupen eingejpons- 
nen haben. 

Dora, weibl. Name, Abkürzung von Dorothea 
oder Theodora. 

Dorade, Borage, |. dorieren. 

Dorado, j. Eldorado. 

®oreloterie, f. (vgl. das altfr. dorelot, Liebling, 
wahrſch. vom angelj. deörling, engl. darling, Lieb— 
fing, v. dear, teuer) Bandwaren und Franjen von 
Zwirn und Seide. 

dorieren, fr. dorer, v. I. de-auräre, von aurum, fr. 
or, Gold) vergolden; einen Hutfilz mit feinen Haa- 
ven überziehen; Bordde, f. der Goldfarpfen, ein 
pradtvoller Fiſch im Atlantiihen Meere; Dorage, 
f., e. n. (fpr. —rdhieh’) od. Dorterung, f. die Ber- 

oldung; beim Hutmacder dag Überziehen eines 
Filges mit feinen Haaren; Doräre, f. die Bergol- 
dung, 

Doris, f. gr. weibl. Name Reichbegabte; Tabell. 


dos 


eine Meergöttin, Mutter der Nereiden od. Doriden, 
häufig als Name von Schäferinnen (verkl. Dorilis) 
in ital. und franz. Liedern; Sternf, ein Afteroid, 
1857 von Goldjchmidt entdedt; Doriden, pl. auch 
Fadenſchnecken, eine Art Molusten im Meere. 
Dorismus, m. die kräftige, harte u. rauhe Mund- 
art (dorijcher Dialekt) und Bolfgeigenheit der 
Dorier, eines altgriechiichen Volksſtammes; entg. 
Atticismus und Jonismus; doriſch, den Do- 


riern eigen; dorifhe Säulenordnung, die nad 


demjelben Volksſtamme benannte ältefte und ein- 
fachite Säulenordnung, mit ſchlichtem Kapitäl und 
im Fries mit wechjelnden Triglyphen(Dreifchligen) 
und Metopen (Fahmwerien). 

Doͤrkas, f. gr. die Gazelle (antilöpe dorcas). 

torlottieren, fr. (dorloter) verhäticheln. 

dormaut, fr. ([pr. —mdng; von dormir, l. dormire, 
ſchlafen) ſchlafend, ruhend; Dormant, m. ein Schau- 
gericht, eine Prunkſchüſſel, Schauaufſatz bei Gaſt— 
mahlen; Dorment. n. mi. der Korridorgang längs 
der Zellen in einem Kloſter; auch) wohl der ge- 
famte Zellenraum; Dormeuſe, k. (pr. dormöhj') 
eine Schlaf= od. Nachthaube; ein Schlafwagen, ein 
zum Schlafen bequemer Reifewagen; Dormitis, 
n. nl. ein Einfchläferungsmittel; Bormitorium, 
n. I. das Schlafzimmer, der Schlafjaal, bei. in 
Klöſtern; der Totenader. 

Sprobanten oder Dorobänzen, pl. jlav. eine Ari 
Milizen oder Landwehr in Rumänien. 

Dorothea, f. gr. weibl. Name: Gejchent Gottes 
(vgl. Theodor). 

Sorietteen, n. engl. (ſpr. —tihn) eine Art Wollen- 
zeug mit feidenem Einjchlage. EDEN 
dorsum, n. I. der Rüden; Bergrüden; die Rüdfeite; 
in dorso oder in tergo (f. tergum), auf der Rüd- 
feite (3. B. eines Wechſels 2c.); Dorfäl, ul., t. dor⸗ 
fuall Far. dorsuälis), fi aufden Rüden beziehend; 

. B. Dorjäl-Disziplin, Rückengeißelung, D.— 
irbel, Rüdenwirbel; Borjäle, n. ml. ein mit 
Tüchern umhängter Bias in manchen Kirchen ohne 
Chorftühle, wo die Geiſtlichen ihre Tageszeiten be- 
teten; pl. Dorſalia, Dorjalten, Altarbehänge. 
Sorüre, |. unter Dorieren. Ci 
Doryphöros, m. gr. Speerträger (pl. Doryphören). 
dos, f. (Gen. dötis; von do, ich — däre, geben) 
[. Rſpr. nad) röm. Recht: die Mitgift; nad) deut- 
fchen Recht: das von dem Manne der Frau gege- 
bene Wittum; — dotäl (l. dotälis, e) das Heirats- 
ut betreffend, dazu gehörig; dotalia pacta, pl. 
Cheitiftung, Mitgiftsverträge oder das Heiratsgut 
betreffende Verträge; dotäles oder Totälen, pl. 
der Kirche oder dem Pfarrer Zinspflichtige; Dotãl⸗ 
Bauer, Pfarı - Bauer, den geiltlihen Pfründen 
pflihtig; ®.= Gerichtsbarkeit, zur Dotierung 
einer Pfarre gehörende Gerichtsbarkeit, die der In⸗ 
haber verwalten läßt; D.-zGüter, Pfründengüter; 
D.-⸗Syſtem, n. dasjenige ehelihe Güterrecht, in 
welchen die römische dos mit ihren Folgen vor- 
herricht, im Gegenjag der vielgeitaltigen deutichen 
Gütergemeinſchaft; Dotalium, Dotalitium oder 
Sotarium, u. ml. das BEIDE: Wittum; die 
Gegengabe, Gegenmitgift, Verjchreibung für die 
Ehefrau des Mannes; dotieren, [. (dotäre) aus- 
itatten, ausjteuern; auch mit gewiſſen Einfünften 
verfehen, z.B. eine Kirche, Schule 2c.: dotiert, aus- 
eftattet; Dotation, f. ml. od. Dotierung, f. die 
— uaftatsıng; auch Schenkung von Ländereien an 
verdiente Staatddiener, Feldherrnec., Chrenipende. 
dos, m. fr. (jpt. doh; v. l. dorsum, ml. dossum) der 
Rücken; dos A dos (pr. dofa 065), Tanzk. Rücken 


Doſchfeſt 


an Rücken, oder mit dem Rücken gegeneinander— 
gekehrt; auch feindlich geſinnt; Dos d'ane, m. (Ipr. 
dohdcihn) Dodane, auch Bauf. ein Eſelsrücken, Ge— 
wölbebogen in Geſtalt eines Eſelsrückens, oben ſpitz 
zulaufend, Gewölberücken; Dosd'anierung,k. Ge⸗ 
wölbeabdeckung. 

Doſchfeſt, n. (zgez. aus türk. dögusch, Geburt) dag 
Geburtsfeft des Propheten bei den Mohammeda- 


nern. 

Doſe, f. (ſchwed. dosa, dän. daase, ſüdd. tose, tase; 
val. Taſſe, vom arab. tassah, Napf, Becken) eine 
— z. B. Buder-, Schnupftabaksdoſe; Doſen⸗ 
einheit, k. (von Siemens-Halske) Widerſtands— 
einheit (1 Ohm) aus Neuſilberdraht von 0,9 mm 
Durchmeſſer zweifädig gewidelt und in eine Holz- 
doje eingelegt; Doſenſtücke, feine artige Gemälde, 
und D.:Gelihtchen, allgemeine, hübſche Frauen- 
bilder, wie fie auf Tabaksdoſen zu fehen find; 
Dofentelephon,n. (j. Zelephon), ein von Gower 
erfundenes Telephon in Geitalt einer Dofe. 

Doſis, f. gr. (dösis, v. didönai, geben), auch Doſe, 
f. die Gabe, bejonders eine Gabe Arznei, das Arz- 
neimaß, d. i. fo viel auf einmal genommen u. ge- 
geben wird; Doſiologte, f. die Lehre von den Heil- 
mittelgaben. x 

Doſſier, n. fr. (frz. m., fpr. dofljeh, eig. Rüdlehne, 
dann der Aktendeckel, der ee, um ein Alten 
bindel; von lat. dorsarium) der Aftenftoß, alle zu 
einer Angelegenheit gehörigen Urkunden, Beilage 
zu den Alten. 

Doſſiere, f. fr. (pri: —jähr’) ein Deichjelriemen, 
Tragriemen am Pferdegejchirr zum Tragen der 
Gabeldeichſel. 

doſſieren (von fr. dos, Rüden, dossier, Lehne), ab- 
ichrägen, böſchen, abdachen, z. B. einen Damm; 
Doſſierung.k.die Böſchungeines Walles, Ufers:c.; 
Doſſierbrett, ein Böſchungsmaß, eine Scharwage. 

dotal, Dotation, dotieren, ſ. unter dos. 

Dothien oder Dothion, m. gr. (die Ableitung des 
Wortes war ſchon dem Galen unbekannt) ein Blut⸗ 
ſchwär, ein kleines Blutgeſchwür. 

DBottöre, m. it. = Doktor; davon Dottorello (ſpöt⸗ 
tiiche Berfleinerung), ein Doktorchen, kleiner oder 
ihlechter Doktor; den Dottorello maden, 
gelehrt tun. 

Douairiere, f. fr. (pr. duärjähr'; von douaire, ml. 
dotarium, Wittum; vgl. Doarium) eine dotierte, 
von fihern Einfünften lebende Standeswitiwe, 
Wittums-Befigerin. 

Sondne, f.fr.(ipr.dudhn; it.dogäna,jpan.a-duana) 

der gel; da3 Zollamt, Lagerhaus, der Packhof, 

die Wage, Warenniederlage; die Gelamtheit der 

Zollwächter und Zollbeamten; Douanen-Linie, 

die nolgrenge; Donanier, m. (jpr. —njeh) ein 

Zollbeamter. 

double, fr. (fpr. dub'l; vom lat. duplus, zwiefach) 
doppelt (wird eine Partie Whift geipielt, mern die 
Gegner nur vier Stiche haben); doublieren (fr. 
doubler), verdoppeln, mit Unterfutter verjehen, 
füttern davon:Double-Stoff,geug zum Unter» 
futter, auch zu Schlafröden 2c.); im Billard: eine 
Kugel durh Rüdprall von dem einen Rande an 
den andern bringen; in dver&chiffahrt: umjegeln, 
H B. ein Vorgebirge; eindonblieren, in die Ge— 
echtslinie einichieben; doeublinss, pt. engl. (pr. 
döbblings) Fäg. die Kreuz- und Querwege des ver- 
folgten Haſen; Doublierſchritt, Doppelſchritt, 
Eilſchritt; Doublierung, f. die Verdoppelung; 
Doublage, f. r.n. (jpr. dubldhich) das DVerdop- 
peln, die Doppelung; Schiffſpr. die Schieferhaut 


Doyen 211 


od. die ziveite bretterne Bordung od. Verkleidung 
eines Schiffes; bei Buchdr. das Flätichen od. fehler- 
Ale Doppeltiegen eined Wortes od. einer ganzen 

eile; da8 Zujammendrehen, Zwirnen der Seide; 
Double, n. im Billard: ein Ruͤckprallſtoß; Gold- 
waren, die aus einem Doppelitoff beftehen, indem 
nur die äußere Hülle Gold, der innere Kern da- 
gegen ein geringeres Metall ift, nicht mafjive Gold— 
waren; Doublet, ın. (ſpr. dubleh) ein Paſch beim 
Wiürfeln; Boublette, £.1. ein Doppelftüd, das in 
einer Sammlung zweimal vorhanden ift; 2, ein 
falfcher Edelftein, Doppelftein von Kriftall, zwischen 
deſſen beiden Hälften eine Folie liegt; 3. eine Band- 
blume, Bandnelfe, deren Grundfarbe mit anderö- 
farbigen langen Streifen durchzogen it ;4.ein Orgel- 
regilter, um eine Oftave höher als das Brinzipal; 
Sagdipr. eine Doublette madhen, mit einem 
doppelläufigen Gewehr zwei Tiere unmittelbar 
nadeinander erlegen; Doublon, ſ. Dublone; 
Doublure, f. das Unterfutter, der Aufichlag an 
Soldatenkleidern; Tapetenleinwand; Doubleur, 
m., Doubleuſe, f. frz. (ſpr. —öhr, —öhl’) Zwirn- 
maſchine, Zwirner; Doubliermaſchine, £. (in der 
Spinnerei): Bandvereinigungsmaichine, Widel- 
maichine, Doppler. | 

doucement, Douceur, ſ. unter doux. 

Sonde, f. fr. (ſpr. duſch'; it. doccia, von docciare, 
fließen, begießen, gleich). I. ducitäre, von ductum, 
ducere, leiten [daS Wajjer]) Dusche od. Duſchbad, 
ein Gießbad, Sturzbad, eine Braufe; Spülung; 
Ausflußröhre eines Wafjerbehältnifjes; eleftrifche 
Duſche, Heilk. Spigenausftrömung der Eleftrizirät 
gegen einen leidendenTeil;dondhieren(fr.doucher), 
duſchieren, mit einem Gießbad negen, bejprigen. 

Soncine, £. fr. (ipr. dußihn’) die Rinnleifte, HoHl- 
teble; der Karnieshobel. 

doucieren, fr. (ſpr. dußieren) Glas fein fchleifen. 

donillet, fr. (pr. dujeh) Verkl. von doux, weichlich, 
verwöhnt; Douillette, f. (pr. dujett') ein kurzer 
weicher Mantel für Damen; ein wattiertes Kleid; 
douillettieren, einhüllen. 

douteux, fr. (jpr. Dutöh; von douter, = I. dubitäre, 
zweifeln)aweifelhaft; von Berjonen: nicht verläffig. 

doux, fr. (pr, dub; dv. I. duleis) füß, lieblich; fanft, 
gelind, gütig; facht und leiſe; als Adverb. douce⸗ 
ment (fpr. duß'mang), gelinde, fanft; ganz jachte, 
— Touceur, f. (ſpr. dußöhr), Süßigkeit, 

indigkeit, Sanftmut; n. ein Geſchenk, Trinkgeld; 
pl. Douceurs, Süßigleiten, Schmeicheleien. 

Douze⸗et⸗le⸗ va, ſ. Paroli. 

Sowager, k. engl. (ſpr. dowädſcher)⸗Douairiere, 
Ehrenname verwitweter Edelfrauen. 

Dowlas, ın. engl. (ſpr. daulaß), grobe Leinwand. 

Sowiongas,n. (nach dem Erfinder Domfon benannt) 
Kraftgas, Halb-Wajjergas. 

down, engl. (ſpr. däun), nieder, ab (Befehl für: feß 
dich, lege dich! z.B. zum Hunde gejagt). 

Sogale, n. mlat. in der Kirche das Gitter zwischen 
hohem Chor und Hauptichiff. 

Dorologie, f. gr. (von döxa, Meinung, Ruhm) die 
Xobpreijung Gottes, die Schlußformel aller älte- 
ya griechiſchen) Predigten, ſowie des evangelijchen 

aterunſers; auch der engliiche Lobgejang: „Glo- 
ria in excelsis Deo“ etc., oder „Ehre ſei Gott in 
der Höhe”; doxolõgiſch, lobpreilend; Dogomanie, 
f. Ruhmſucht; Tozofepbie, f. Weisheitsdüntel. 

Dohen, m. fr. (jpr. voajäng, v. I. decänus) der Al⸗ 
teite; Dechant, Defan einer Yakultät; Doyen des 
Diplomatifhen Korps, der am länglien an einen 
Hofe beglaubigte Gejandte; Dienftältefter. 

14* 


212 Dozent Drap 
die Proteftanten unter Ludwig XIV. erfuhren, oder 
Zwangseintreibung der Steuern durch Dragoner; 
überhaupt a jede durch Militär- 
gewalt ausgeführte Regierungsmaßregel; Dra— 
gönne, f. die Degenquaite. 

Dragun, |. Dragon. 

draillieren (ſpr. Drajieren; ein franzöſiſch gebilde- 


Dozent, j. unter dDozieren. 
dozieren, I. (docöre) lehren, unterrichten; doe6ndo 
isclmus, durch Lehren lernt man; Dozent, m. 
(döcens) ein Zehrender, bei. ein Hochichullehrer; 
dozil (lat.docilis), gelehrig, lehrjam, auch lenkſam; 
Dozilität, f.(docilitas) Gelehrigkeit; Folglamteit; 
Doktor, m.eig.ein Gelehrter; der Titel der Höchiten 


akademiſchen Lehrwürde in der Theologie, Rechtsge— 
lehrſamkeit, Philoſophie 2c.; beſond. für Doktor der 


Medizin, ein mit diefer Würde verjehener Arzt;im | 


gemeinen Reben fchlechtweg für Arzt; Doctor bul- 
latus, ſ. unter Bulle; Doktor-Diplom, n. Ur- 
Funde über die erteilte Doftorwürde; Doktorät, n. 
x{. die Doktorwürde; doktorieren, zum Doktor 
machen; auch Doftor werden; desgleichen die Heil- 
funde ausüben; Doktoraͤnd oder Doktorandus, 
m.einer, der im Begriff it, Doktor zu werden; Dok⸗ 
trin, f.[. (doctrina) die Gelehrſamkeit; Lehre, Wij- 
jenjchaft; eine die Wirklichkeit überfehende oder nicht 
beachtende Lehrbehauptung; in kirchlichem Sinne 
(fr. la doctrine, it. la dottrina) der Unterricht in 
der hriftlichen Religon—= KR atehismuz; doktri⸗ 
nal oder doftrinell, aud) Doftrinär, nl. gelehrt; 
ohne Berücdjichtigung der fonfreten Erfahrung; 
(Doftrinär oft mit dem Nebenbegriff des re 
tiichen); Doktrinär, m. (ſpr. —nähr; fr. doctri- 
naire), pl. Beftrinäre, Anhänger eines beftimm- 
ten Zehrbegriffs; insbe). eine politifche Partei im 
neueren Frankreich, welche den Staat nach wiljen- 
Ichaftlihen Theorien einrichten und Monarchie und 
Demofratie vermitteln wollte, wie Royer-Collard, 
Guizot 2c.; Doktrinarismus, m.lat., die Neigung, 
nur nad) abitraften Theorien zu entjcheiden. 


tes Wort von dem deutſchen drall, gedreht, ftraff), 
Fäden feit zufammendrehen, zwirnen, drillen. 


Drain, n., pl. Srains, engl. (fpr. drehn, drehns) 


Nöhrenentiväfferung, unterivdiiche Tonröhren zur 
Zrodenlegung und a feuchter od. 
jumpfiger Acker, niederd. Siel; Heilf. Ableitungs- 
röhrchen; drainieren (engl. to drain), durch Roh- 
ren entwäflern, niederd. fielen; Drainierung od. 
Drainage, f.engl. (pr. drehnedſch, doch meiſt fran- 
zöſiſch aüsgeſprochen) Boden -Entwäfjerung durch 
unterirdiiche Abzugsröhren, niederd. die Siel-An- 
lage, der Sielbau; Draineur, m. (fpr. —öhr), der 
Nöhrenleger. 


Draifine, f. der Lauf- oder Stuhlwagen, eine Ma- 


ſchine zum Gelbitfahren mit zwei hintereinander 
befindlichen Rädern, nach dem Erfinder $orjtmeifter 
K.v.Draifein Württemberg (1817) benannt; jeßt 
aud) ein Durch Menjchen bewegter Kleiner, leichter, 
vierrädriger Wagen auf Eifenbahnen, bei. zur Be- 
fichtigung der Geleife benutzt, Bahnmeifterwagen, 
j. auch Velocipede. 


Drakokephälon, n. gr. (dräkon, der Drache) der 


Dracenfopf, die türkiſche Meeliffe, eine wohl— 
viechende Pflanze; das Drachenblut, ein blutrotes, 
beim Anzünden wohlriechendes Harz zum Ladieren 
und Malen, von verjchiedenen Gemwächfen, be. von 


dem Drahenbaum ımd aus den Früchten des 
Rotangs, des fogen. jpanifchen Rohrs. 
Drafon, m. ein athenijcher Gefeßgeber im 7. Jahrh. 


Dracäna, f. Bot. der Dradenbaum. 
Draͤchme, f. griech. (drachme, urjpr. ein Griff, eine 
Priſe, d.i. jo viel man mit 5 Fingern fallen fann, 


v.drässesthai, greifen, fafjen) ein ehemaliges Apo- 
thefergewicht = ein Biertellot oder Quentchen, in 
Deutichland zu 60 Gran, anderswo zu 72 gerechnet; 
eine Münze ver alten Griechen und Juden, uns 
gefähr 32 Pf.; auch eine neugriech. Silbermüngze 
— 100 Lepta = 0,80 ME. 

Dracveephälum, ſ. Drakokephalon; Draconi— 
ten, ij. Draf—; Draconarius, m. l. (von draco, 
Drade, Schlange, auch als Feldzeihen auf Fah— 
nen) der Fahnenträger; Dracuncülus, m. das 
Shlangentraut, |. Dragon; Heilt. der Faden- 
wurm (gordius oder vena medinensis), aud) die 
jogen. Mitefjer, |. Comedones. [Wechiel. 

Draft, m. engliich (von draugh, ziehen) — Tratte, 

Dragee, f. fr. (fpr. draſcheh; ital. traggea, von gr. 
tragema, Naſchwerk, von trugein, tröogein, fnup- 
pern, ejjen) Zuckerkörner, Zuderjchrot.überzucferte 
Gewürzkörner, 3. B. Anis, Kümmel, Mandeln zc.; 
auch kleinſte Schrotförner; Drageoir, n. (ipr. dra⸗ 
iehodr) eine Zuckerwerkbüchſe; Dragiſt, m. (ſprich: 
—jehift) der Verfertiger von Zuckerwerk. 

Dragoman, Drogman (ft. ebenjo und trucheman, 
arab. tardschumän, von tardschama, chald. tar- 
gem, erklären, überjegen, targüm, Erklärung; vgl. 
dDolmetichen), ein Dolmeticher bei den Türken. 

Dragsn, m. oder Dragın = Wermut, Tragsn- 
Beifuß (fr. targon, lat. dracuncülus, d. i. fleiner 
Drache, Dradeniraut), Raiferjalat.' 

Dragsner (it. dragöne, fr. dragon, von dem Dra- 


chenkopf am Griff ihres Piſtols), leichte Reiter, die - 


im Notfall auch zu Fuße fechten, urjpr. bei den 
Franzoſen Fußſoldaten, die fich des Pferdes bloß 
‚um schnellen Fortkommen bedienten; Bragondde, 
f. fr. eine Zwangsbekehrung durch Dranoner, wie 


| 


j 


v. Chriſto, defjen Geſetze wegen der übertriebenen 
Strenge ich nicht behaupten fonnten; daher dra— 
köniſch, überjtreng, allzu ſcharf. 


Drafoniten, pl. (von gr. dräkon, Drache) Drachen- 


ſteine, BVerjteinerungen mit fternfürmigen Zeich-⸗ 
nungen. 


Drama, n., pl. Drämen, gr. (von drän, tun, han— 


dein) eig. die Handlung ; dichterifche Darftellung 
einer Handlung al3 gegenwärtig in ihrer Entwicke- 
fung und ihrem Berlauf; ein Schaufpiel, Bühnen- 
ſtück; dramätiſch, vol Handlung, lebendig, in 
Wechſelrede verlaufend; die Dramaͤtik oder Dra= 
matiſche Kunit, Schaujpieliunit; Dramatiker, 
m. ein Schauſpieldichter; dramatiſieren, einen 
gejchichtlichen Stoff zum Schaufpiel verarbeiten, 
für dte Bühne einrichten; Bramatürg, m. (von 
ergein, machen, eig. und urjpr. Verfertiger eines 
Bühnenftüds) ein Schaufpielfenner u. -Beurteiler; 
Dramaturgie, f. auch Dramatürgif, die Schau- 
jpiellehre, Theorie des Dramas; auch Bühnen- 
funde; dramatürgiich, lebtere betreffend, 3. B. 
ſolche Schriften; Dramatomanie, f. die Schau- 
ſpielſucht; Dramatopöie, f. Aofafjung und Auf- 
führung von Schaujpielen; Dramolet, n. fr. (fpr. 
—Ieh) ein Kleines Bühnenfpiel. 


Drami, neugrich. = Dradme, ].d.; Dramm, n. 


(vgl. Derhem) ein türf. Gewicht, = 3,2 g. 


Drap,n. fr. (ſpr. drah; dv. ml. drappus, it. drappo) 


Tuch, gewebter Stoff; drap d’Abbeville (jprid): 
—dabb’wihl), leichtes franzöſ. Wollentuch aus der 
Stadt Abbeville; d. d’argent, ın. (fpr. drah dar- 
ſchäng) Silberftoff, Silbertuch; d. de dames (fpr. 
drah d’ dam’), Frauentuch, leichtes, feines Halb— 
tuch, gewöhnlich ſchwarz gefärbt; d. de sole (fpr. 


draitiich 


— v’po4),Seidenftoff; d. d’or, m. Goldſtoff, Gold— 
gewebe; aud) eine Art Apfel; d. „plume fiprid;: 
— plühm), Sederntuch, mit gereinigten Federfafern 
benähter Stoff; Drapeau, m. (jpr. drapsh) eine 
Sahne; Drapieren (fr. draper), Malerk. Figuren 
befleiden, Gewänder darjtellen; auch einen Feſt— 
jaal 2c. mit Stoffgehängen verzieren; Braperie 
od. Drapierung, f. die Gewandung oder die Be- 
Heidung der Figuren, Eiinjtleriiche Anordnung der 
Gemänder, Faltenmwurf 2e.; auch: Anordnung der 
Vorhänge; Drapier, m. (fpr. drapjeh) ein Tuch- 
macher, Tuchhändler. 

Dräftiich, gr. (drastikös, v. drän, handeln) jtark od. 
fräftig wirkend; uneig. derb, handgreiflich; Dra— 
ſtitka, pl. Heilk. heftig abführende Arzneimittel. 

Drabidiſche Surachen od dekaniſcheSprachen, 
pl. Sprachen, welche von den vorſanskritiſchen Ur— 
völfern im jüdlichen Oftindien (Defan, ſanskr. drä- 
vida) gejprochen werden, wozu das Tamulifche, 
das Telugu, das KRanarejiiche, das Malayalam zc. 
gehören. 

Draw-back, n. engl. (jpr. drah-bäd; von draw, 
ziehen, u. back, zuriid) der Rückzoll, die Ausfuhr- 
verglitung; der Nachlaß bei barer Zahlung (= 
Rabatt). 

Drawing-room, n. engl. (jpr. drahing ruhm) 1. 
das Gejellichaftszimmer, das Empfangszimmer; 
2. große Geſellſchaft bei Hofe, Hoffeſt., 

Dreadnought, m. engl. (ſpr. drednat, engl. die 
Dreadnought, weil die Engländer alle Kamen 
der Kriegsſchiffe als Wörter weiblichen Gefchlecht3 
behandeln, von dread, ſehr fürdhten, furchtbar, und 
nought, naught, nichts, alſo eigentl. Fürchtenichts) 
der Fürchtenichts, der Wagehal3, Name eines 
engliihen Riefenpanzerihiffs; dann: Gattung3- 
name für die Riefenpanzerichiffe der Kriegsflotte. 

Dredge, n., gew. f. engl. (fpr. dredfch) Menge- oder 
Miſchkorn; das Schleppneg, Kratzgarn; dredgen, 
mit dem Kratzgarn arbeiten. 

Drehſtrommotor, m. deutich-lat. (j. Motor) ein 
eleftriiches Triebiverf, bei den die Ströme fo an- 
geordnet jind, daß ein Drehfeld, d. h. ein magne- 
tiiches, umlaufendeg, durch zwei oder drei periodiſch 
wechielnde Ströme erzeugtes Feld, entiteht; Dre— 
hungsmoment, n. deutjch-lat. (von lat. momen- 
tum, d.i. movimentum, Bewegung, Bewegungs- 
fraft) das Produkt, das man gewinmt, wenn man 
die Stärfe einer Kraft mit dem Abitand ihrer Wir- 
fungsrichtung von der Drehachſe multipliziert. 

Dreileiterſyſtem, n. Berbindung dreier elektrischer 
Leiter, eines Mittelleiters und zweier Außenleiter, 
zum Zwecke der Berteilung der eleftrijchen Energie. 

Drepänon, n. gr. eine Sichel, ein Frummes Mefter. 

Dress, m. engl. der Gejellihaftsanzug; in full 
dress, in Gala, in vollem Staat. 

Dreſſing-room, n. engl. (fpr. —ruhm; von dress, 
ankleiden, pugen, vom fr. dresser, zurecht machen) 
das Ankleidezimmer, Bußzimmer. 

drefiieren, fr. (dresser, it. dirizzäre, drizzäre, 
ea: l. directiäre, von directum, dirigöre, wo⸗ 

in richten) abrichten (einen Hund); zureiten (ein 
Pferd); ſchulen, einüben; auch zurichten, zuftugen, 
3. D. die Haare: dreſſiert, abgerichtet, geichult; 
drefiierbod, m. ein in der Mitte mit Stroh um- 
widelter Stab, an welchen die Hunde das Appor- 
tieren lernen; Dreſſiermaſchine, f. Hutprefie; 
Drefiierung oder barb.-I. Sreijur, f. die Abrich- 
tung, bej. von Pferden und Hunden; Dreſſoir 

(pr. drekodhr), gem. Dreſſör, m. der Anrichtetiich, 

Schenktiſch. 


Droſometer 213 


drillen, engl. (von drill, Rinne, Furche) in Reihen 
ſäen; Drill-Kultur, f. diefe Art zu ſäen und den 
Boden zu bearbeiten, Reihenfaat; Drillmaſchine, 
eine Majchine zudiefem Zwecke, Reihenſäemaſchine; 

nicht zu dverwechleln mit dem deutſchen Worte 
Brill, m. d. i. Drehling (ein Heine Triebrad); 
Holzbohrer; Bearbeitung, ftrenge Schulung (z.B. 
militäriiher Drill); Driflieren, drehen, zwirnen 
(in der Spinnerei). | 

Drimpphagie, f. gr. (von drimfs, durchdringend, 
icharf) Heilf. das Eſſen ſcharfer Dinge. 

drink, m. engl., pl. drinks, Trant, Getränfe, be- 
jonders amerifaniiche Mijchgetränte. 

drittura, ſ. dirittura unter dDirigieren. 

Drogman, |. Dragoman. 

Droge, k. frz.,niederl. (eigentlich: Trockenes), Arznei- 
und Farbware. 

Drogerie, f. fr. (jpr. drog'rih) auch Brogeret, 
f, (it. droga, engl. drug; dv. angelf. dryge, niederd. 
dröge, d.i. trocden, aljo eig. trockne Kräuter oder 
Waren) rohe Arznei» und Farbitoffe, Apotheker— 
waren 2c.; Drogiſt, m. (fr. droguiste) ein Arz- 
neimaren- und Gewürzhändler, der Eigentiimer 
einer Drogerie-Handlung. 

Droguet, m. fr. (ſpr. Drogeh), der Drogett, ein 
Halb wollenes, Halb jeidenes, baumwollenes oder 
leinenes Zeug. 

droit, droite, fr. (jpr. drod, drodt’; it. dritto, von 
(. directus), gerade; recht, rechts; & droite, zur 
Rechten; droit, n. da3 Recht; aud) Steuergebühr; 
d. @’aubaine, n. (pr. — dohbähn’) ſ. Albina— 
gium; d. d’6pave (jpr. — depahim’), das Strand- 
recht; überh. das Heimfallrecht, Hecht des Landes— 
heren, herrenloſe Sachen ſich anzueignen; d. d’6- 
tape, da3 Stapelrecht; d. de sanvement, |. 
Sauvement; d. de seigneurage (pr. Benjd- 
rähſch'), Herrentecht; droitsreunis, pl.(pr.veiinih) 
vereinigte Abgaben; Droitüre, f. (pr. droatühr') 
die Geradheit, Redlichkeit. 

Drole, m. fr. (ſpr. droht’; urfprüngl. deutſch, vgl. 
drollig; hol. droll, eine furze, unterjegte Perſon, 
ichwed. troll, Spufgeift, Kobold) ein Schalt, Spaß— 
vogel; Drolerie, f. die Drolligkeit; ein Schwant, 
(ujtiger Streich). 

Sromedar, m. (jpätl. dromedarius, vom gr. dro- 
mäs, laufend) daS gemeine Kamel mit einem 
Höcer, Trampeltier (vgl.Ramel); aud) ein ſchnell— 
jegelndes Schiff. 

Drommete, f. (für trommete, vom fr. trompette, 
Trompete) alt u. dicht. für Trompete. 

Dronte od. Dudu, Dodo, m. der Tölpel, ein ſchwer— 
leibiger Vogel von der Größe eines Schwans auf 
Isle de France u. Bourbon, auch Walghvogel. 

Drop, m. engl. (fpr. dröp) Hebevorrichtung für 
hike, Hängemaſchine, Schwingkran, Fallbühne; 
Drops, pl.engl.(eig. Tropfen) Fruchtzuckertropfen, 
gegoſſene Zuckerklümpchen; Erdtiefung auf Renn— 
bahnen. 

Dröpax, m. gr. ein Pechpflaſter, eine Pechhaube; 
Sropacismus, m. Heilt. das Haarausziehen mit- 
tels eines Harzpflaſters. HR 

Droſchke, k. (vu). Droͤſchki, Verkl. von drogi, eine 
Art Fuhrwerk, eig. pl. von droga, der Schwang- 
baum) ein leichtes, unbedecktes rufjifches Fuhrwerk 
mit niedrigen Rädern; in Deutjchland überh. ein 
leichter, meift einfpänniger Mietwagen, wie fie auf 
F Straßen größerer Städte zum Gebrauch bereit 

ehen. 

Drofondter, n. gr. (von drösos, Tau) od. Droſo⸗ 
jföp, n. gr. Taumefier, eine Wage, womit die 


214 Drojera 


Menge des fallenden Taues zu mefjen fit; Droſo—⸗ 
metrie, f. Taumeſſung. 

Drofere, f. gr. (die tauige, von drösos, Tau) Bot. 
ein Waldbliimchen (auch ros solis, Sonnentau, 
genannt) mit runden Blättern, an deren Härchen 
der Tau hängen bleibt; e3 gilt für heilfräftig und 
diente im Mittelalter zur Bereitung eines wunder» 
tätigen Goldwaſſers (vgl. Rof belin). 

drouſſieren, fr. (pr. druffieren, v. fr. drousse, f. 
Wolltamm), auch droſſieren (fr. drosser), Wolle 
mit Ol einjchmieren (in der — Drouf⸗ 
ſierapparat, m. Zuführer, Aufleger (an Woll- 
krempeln). 

Drud, m. (mittelniederl. drüt, Geſpenſt, altnord. 
thrüdr, Name einer Schlachtjungfrau, der nach der 
Einführung des Chrijtentums in die Bedeutung 
gere überging) ein Hexenmeiſter, böjer Geilt, 

obold; Drude, f. eine Here, Zauberin; Druden⸗ 
fur, ſ. Pentagramm. 

Druide, m. pl. Druiden (l.ielt. druides, angelſ. 
dry, arınor. druz) Prieſter der heiligen Eiche bei 
den alten Kelten in Gallien, Britannien 2c., alt 
keltiſcher Prieſter. 

Druihine, f. ſlav. (ſpr. Druſchina, v. drug, Freund, 
drühshnüj, Bernau einig, zuſammen; aljo 
eig. Freundichaft), pl. Druſchinen, Freiwilliges 
Korps, Kriegsihar od. Landwehr, bei. neuerdings 
die Volkswehr in Bulgarien, eingeteilt in 50 Dru- 
ſchinen, jede D. aus 4 Bataillonen beftehend. 

Druſen, pl. eine friegerifche Völkerfchaft in Syrien, 
welche eine arabijche Mundart redet und deren 
Religion, von Hamja, Sohn Alis, gegründet, ein 
Gemiſch von Heidentum, Muhammedanismus und 
Ehrijtentum ift. 

dry, engl. (pr. drai) teoden; dry docks, j. unter 
Dod; Dry-Madeira, m. aus getrodneten Trau- 
ben bereiteter M.; extra dry, bejonders troden, 
Seft mit herbem Geſchmack. 

Drydde, f. gr. (Dryas, von drys, Eiche, Baum) 
eine Baum- oder Waldnymphe, ſ. Nymphe u. 
vgl. Hamadryade; Dryiten, pl. verjteinertes 
Eichenholz. 

Dryasduſt, f. engl. (dry as dust, (ſpr. Drai-ä3-döft, 
troden wie&taub)dieDürre, Pulvertrockenheit(z. B. 
des Erdbodens). [bern die Zeit vor Mohammed. 

Dichabelijah,n.arab.eig. Unwiſſenheit; beiden Ara- 

Dichamie, f. arab. eig. Berjammlungshaus (von 

schamäa, verjammeln), ein größeres türkiſches 
Bethaus, eine Bafilifa, wo die Khotbah gebetet 
wird. Die Eleineren Bethäufer heigen Mofcheen (ſ. d.). 
Dichangel, ſ. Dſchungel. 
Dihebedihi-Aga, m. türk. (v. dschebehdschi, der 
affenſchmied, v.dschebeh, Rüftung) der Befehls» 
haber der 7000 Waffenjchmiede. 

Dſchema, f. ein arabiiches Dorf. 

Dichemãdi, m. arab. (dschumäda’, d.i. Froſtmonat, 
v. dschamada, gefrieren) Name de3 5. u. 6. Mo- 
nat3 im mohammedan. Kalender, die durch den 
Beilag el-awwel (der erite) und eleadyer (der 
zweite) unterjchieden werden. 

Dihemihid, m. in der perjiichen Heldenſage der Be— 
gründer perjiiher Kultur; oft jein Becher erwähnt. 

Dichertd, unrichtig Dihirid, m. arab. (eig. ein 

almbaumzweig) eine Art Wurfſpieß von elafti- 


ſchem Palmbaumholz zum Sicherid-Spiel oder 


-Werfen, einem türkischen Kampfipiel zu Pferde. 
Dſchimken, pl. poln. Schiffer, die Bemannung der 
Wittinen, ſ. d. 
Dichin od. Djin, m. arab. (fr. Gine; vgl. das lat. 
genius) ein Dämon, Duölgeifi bei den Arabern. 


duce et auspice 


Dſchiu Dichttſu, n. japan., die japanijchen Griffe 
eim Ringkampfe, jowie zur Verteidigung oder 
zum Angriff im Falle der Notwehr. 

Dichonke, Dihunte, f. eine Art etwas plumper 
chineſiſcher Kauffahrtei⸗ und Kriegsſchiffe mit zwei 
Maften und zwei Segeln von Binfenmatten. 

Dihungel, aud) Dſchongel oder Dichangel, n. 
(engl. geſchr. Jungle; v.ojtind. dschangal, öde, wüſt) 
eine durch Wald u. Sumpf unterbrodyene. mit Bam- 
busrohr u. Gras bewachjene Ebene in Border-n- 
dien, Wald» u. Schilfdidicht, Sumpfwald. 

Dichute, j. Jute. — 

Dſiggetai, Dſchiggetai, m. mongol. das Langohr, 
der Halbeſel, ein flüchtiges und ſcheues Tier aus 
dem Pferdegeſchlecht im ſüdlichen Sibirien 2c. 

Du I=kade, arab. (dsü, begabt mit etwa) der 11.. 
u. Din Ishedjche, m. der 12. Monat im moham- 
med. Kalender; jenes eig. „der Monat des Sitzens 
(qa’deh oder qa’dat), weil man in ihm von Der 
Reife abließ und zu Haufe blieb; diefes „der Mo— 
nat der Wallfahrt” (nidsch-dscheh) nad) Mekka. 

Duãlis od. Dual, m.!. (v. duo, zivei) in der gried). 
Sprade, im Sotifhen uſw. die Zweizahl, eine 
eigentümliche Bildungsform für zwei vereinteDinge 
(neben Singular u. Blural); Dualismus, m. ni. 
die Zweiheilslehre od. Zweiteilung, jedes auf zwei 
Prinzipien ruhende Lehrgebäude, wie die Religion 
Borvajters, welche in der Weltordnung den fort- 
währenden Streit zweier Urweſen, eines guten 
(Ormusz) u. eines böjen (Ahriman) erkennt; desgl. 
die Annahme eines doppelten (geiftigen und körper— 
lichen) Prinzips in der Menjhennatur; auch die— 
jenige Anficht, wonach einige Ausermwählte jelig, 
alle übrigen verdammt würden; im politiidyen 
Sinne: die Spaltung einer Nation in zwei ein- 
ander entgegenwirkende Kräfte, wie früherhin, zum 
Unheil Deutjchlands,der Gegenjag der beidenjogen. 
Grogmächte, Preußen und Ojfterreich, od. die Spal- 
tung eines Staates in jelbjtändige Teile, wie Die der 
deutſchen u. außerdeutſchen Kronländer öſterreichs; 
Dualiſt, m. ein Anhänger u. Verteidiger des Dua- 
smus; dualiſtiſch, auf Zweiteilung gegründet. 

Duar, m., pl. Duars, arab. (düwärat, von duwär, 
cund) in Nord Afrika die Zeltkreife der arab. Hor- 
den, in deren Nähe ſich die Herden befinden. 

Duͤbbeltje od. Dubletje, n. holl. ein Doppelchen, 
ehemalige holländiiye Silbermünze = 2 Stüber 
vd. 32 Pf.; jegt noch gebräudlich für das Stüd 
von 10 Cents — !, Öulden. 

Dubiaupumpe, f. (nach dem Erfinder Dubiau, 
(ipr. DübjoH, genannt) Dampf-Rohrpumpe. 

dubium, n. {. der Zweifel; pl. dubia, Zweifel; in 
dubio, im Zweifel oder zweifelhaften Falle; Due 
biõs (l. dubiösus), zweifelhaft; dubitieren (du- 
bitäre), zweifeln; quod dubitas, ne feceris, 
worüber du zweifelhaft bift, daS tue nicht! Dubi⸗ 
tation, f. (dubitatio) die Bezweifelung. 

Bublette, ſ. Doublette. 

Sublone, f.(jpan. doblon, it. doblone, jr.doublon, 
jämtl. masc.) ein Doppelftüd, eine ehemalige jpa- 
niſche Goldmünze, nahezu 21 ME. an Bert. 

Dür, fr. (fpr. düd), Duͤca, it. m. (v. [.dux, Anführer) 
der Herzog; Düche, m. fr. (pr. düſcheh) das Her- 
zogtum; Dücheſſe, f. (pr. däſcheſſe) Derzogin. 

Düc d'Alben od. Dücdaͤlben, pl. fr. Schiffspfähle 
oder Pfahlgruppen, die, um die Schiife daran zu 
befeftigen, an verjchiedenen Stellen des Hafen? ein- 
gerammt find, nad ihrem Erfinder, dem Herzog 
von Alba (fr. duc d’Albe), genannt. 

duce et auspice, j. unter dux. 


Düche 


Duche, Dücheffe, |. Düe. 
Duchoboͤrzu od. Duchoborzen, pl. (v. sing. Ducho⸗ 
börez) ruſſ. (v. duch, Geiſt, u. borötjsja, tämpfen) 
eig. Streiter des Geiſtes: eine griech. chrijtl. Seite 
in Rußland, welche die Dreieinigfeit verwirft, feine 


Kirchen und Priefter hat, und den Eid, jowie den 


Kriegsdienst für unerlaubt hält. 

Ducroire, n. fr. (jpr. dittrödhr) |. dv. w. Delere— 
dere (f.d. unter credo). ö 

Dudatım, pl. hebr. ein mwohlriechendes Gewächs, 
welches die Fruchtbarkeit der Frauen befürdern 
joll; Mandragore, Alraun. 

Dudn, ſ. Dronte. 

due, it. (1. duo) zwei; due volte, Tonk. zwei⸗ 
mal; a due od. a due voci (pr. wötichi), für zwei 
Stimmen, zweijtimmig; a due corde, |. corda. 

ZDuegna, f. (it. duegna, fr. duegne, beide aus dem 
Spanijchen entlehnt) j. duena. 

Quell, n. he duel, v. I. duellum, ältere Form von 
bellum, Krieg, uripr. Entzweiung, von duo, zwei) 
ein Zweikampf; fich duellieren, mi. (duelläre), 
einen Zweifampf mit jemand haben, ſich jchlagen; 
Suellänt, m. ein Ziveifämpfer. 

Dueüa, f. jpan. (jpr. duenja, das lat. domina; vgl. 
Donna) Herrin; eine Hofmeifterin, bejahrte Mäd- 
chenaufſeherin; insbef. auf den Stlavenmärkten im 
Drient eine Brüferin der Jungfrauſchaſt; Dueno, 
m. (jpr. —enjo; = 1. dominus) Herr, Beliger. 

Duerne, f. nıl. (von duo, zwei) eine Doppellage, 
doppelte Bogenlage, Lage von zwei ineinanderge- 
ftedten Bogen; Tuett, n., it. dnstto, duo, m. ein 
Zweigejang; auch Zweijpiel (Ton:.). 

due volte, ue. 

Düffel, 1. Coating. RR 

Dugong od. Dugung, m.(malayijch düyöng, japan. 
duyung) die Seetuh, ein zu den Zetazeen gehöriges 
Säugetier im Indiſchen Ozean, das wahrſcheinlich 
u der Fabel von den Sirenen und Meerfräulein 

eranlajjung gab. 

Dukaͤten, m. gr. = lat. (von gr. Dükas, dem Namen 
Beier Zäſaren, dann aber in ml. ducätus, 
it. ducäto auf ital. duca volfSetymologijch bezogen, 
weil ein Herzog [duca) von Ferrara im 6. Jahrh. ſie 
zuerſt jchlagen ließ, odern. a. König Roger II. von 
Sizilien [11OI—1154] ala Herzog von Apulien im 
Sabre 1140 mit dem Bilde Ehrifti u. der Umjchrift: 
Sit tibi, Christe, datus, quem tu regis, iste Du- 
catus) in verjch. Rändern früher eine Goldmünze 
von ungefähr 9 ME.; Dnedto, pl. Ducati, auch 
ehemal. Silber- u. Rebnungsmünze von verſchied. 
Bert in Stalien und Spanien; Dücaton, m. ft. 
(jpr. dükatöng) ehem. franz. Silbermüngze, ein Halb- 
dufaten, Neu oder Laubtaler — 4,87 ME. 

Bunte, m. engl. (jpr. djuhf; vgl. Düe) der Herzog. 

duttil, I. (ductilis, v. duc£re, führen, ziehen) zähe, 
dehnbar, jtredbar, geſchmeidig, hHämmerbar, 3. B. 
Metalle; Duktilität, f. nl. die Zähigkeit; Dehn- 
barkeit; Dıftus, m. I. eig. Führung; der Gang, 
Weg; ein Zug, Schreib. oder Schriftzug; ductus 
aquösi, pl. Waſſerröhrchen; d. pancreatieus, 
m. der Gefrösgang, Drüfengang; Button, f. 
(f. ductio) die Führung; Bufter, .m. (bei einer 
Majchine)derZubringer, Zuführer; Duktorwalze, 
f. die Zubringemalze. 

Dülbend, ſ. Turban. 

Bulcamärs, f. nl. (v. I. duleis, füß, u. amärus, bit- 
ter) das Bitterfüß, die Alpranfe, Fletternder Nacht- 
hatten, als Heilmittel gebraucht; Bırlzian, m. 
nl. (it. duleiäno) ein veraltetes Blas⸗Inſtrument 
von Holz, Durch defien Vervollfommnung unfer 


Duplum 215 


Fagott entſtanden iſt; auch ein Regiſter in alten 
Orgelwerken; Dulcie u. Dulcibelle, f. weiblicher 
Name: Süße, Schöne; dulzifizieren, ni. verſüßen; 
Dulzifitatton, f. die Verfügung; Dulzinee, f. 
die Süße, Holde, in fpöttifchem Sinne; zunädjt 
Don Quixotes Ermwählte, D. von Toboſo, ein plum- 
pe3 Landmädchen. 

Dulie, f. gr. (duleia, Dienjtbarkeit) die Verehrung, 
Anbetung der Deiligen. 

Dult, m. (fein Fremdwort; im Oberd. für Jahrmarkt, 
Meile, Feit, got. dulths) Zeit, Kirchweihe (deutjchen 
Urfprungs), Jahrmarkt. 

Dum, m. arab. (daum, immerwährend) Balmbaum 
in Oberägypten, der die Dumfrüchte liefert. 

Dumdumgeichof, n. (nach der Stadt Dumdum iv 
Indien, den Heritelungsorte) erplodierende, furd; 
bar verheerende Gejchojje. 

Duma, f. ruſſ. (von dümatj, denken) die Ratsver- 
jammilung, dad Rathaus; die Ständeverjamm- 
lung; Duma eine3 Orden, j.v. mw. Ordens- 
Kapitel. 

Dumontſches Filter, bei der Niübenzuderfabri- 
farion gebraucht, mit grobförniger Kohle jtatt der 
gepulverten. 

Sundima, n. türk. (dönänma, Zubereitung, Luſt⸗ 
barkeit) ein türk. Volksfeſt, das 7 Tage n. 7 Nächte 
öffentlich durc) Luſtbarkeiten gefeiert wird nad) 
einem großen Giege, der Geburt eines Prinzen, 
dem eriten Einzuge eines Sultans in die Stadt ır. 

Dunce, m. engl. Ohr. dönß; deutſchen Urſprungs) 
ein Duns, aufgeblaſener (gleihjam gedunjener) 
Dummtopf (wahr). urjpr. ein Spottname, den 
die Schüler de3 Thomas von Aquino denen des 
Sohannes Dun3Scotus [gejt. 1308] gaben); Dun— 
ciade, f. ein komiſches Heldengedicht von Pope, 
eine Satire auf die hlehten Dichter feiner Zeit. 

Dünen, pl. (fr. dune, engl. down, kelt. Urjprungs; 
ir.-gäl. dün, Hügel, Haufen) Sandhügel am Mee- 
resufer. 

duo, I. zwei; Bun, n. ein Muſikſtück fiir zwei; vgl. 
Duett; Duodecime, f. (v. I. duodecim, zwölf) 
Tont. der zwölfte Ton vom Grundton an gerechnet; 
Duodẽéz, n. (l. in duodecimo) die Zwölftelfornt, 
Bwölftelgröße, nad) welcher ein Bogenin 12 Blätter 
geteilt ift; etwas, das bejonders klein ift; 3 B. 
Duodeceinal-Maſz, das Zwölfmaß od. Zwölftel⸗ 
maß; nn D.⸗Shy⸗ 
ftem, n. zwölfteilige Zahlen- und Sta orDning: 
Dnudecimäle, f. Tonf. Figur von 12 Noten, 
welchenur fürs von gewöhnlicher Bedeutung gelten; 
Duomwalze, f. Zwillingswalze; Duo-Walzwerk, 
n. Zwilling3iwalzwerf. 

Duodẽnum, nl. (von duodeni, je zwölf) oder Du— 
detadattylon, n. gr. der Zwölffingerdarm; dus— 
denäl, den Zwölffingerdarm betreffend, dazu ge⸗ 
hörig; Dnodenitis, f. die Entzündung des 8 
fingerdarms. 

Duodez, ſ. unter duo; Duodi, ſ. Dekade. 

Duodräma, ſ. Melodrama. 

Düpe, f., gew. m. fr. (ſpr. düp'; vom landſch. fr. 
duppe, ein einfältiger, leicht zu fangender Bogel) 
der Betrogene, Genarrte, ein Gimpel, der, meiſt 
durch Gutmütigkeit, ä kurz fommt; auch ein Kar- 
tenjpiel; Düpieren (duper), anführen, überlijten, 
prellen; Düperie, f. Überlijtung, Prellerei. 

Duplum, n. lat. das Doppelte, Zwiefache; dupli 
poena, die Strafe des Doppelten; etwas in du- 

lo ausfertigen, e3 doppelt, in zwiefacher Ab— 
chrift ausfertigen; duplieren (dupläre), verdop- 
peln; Duplit, f. ni. die zweite Verantwortungs- 


wölf⸗ 


216 : Dur 


jchrift oder Antwort des Beklagten auf die Replik 

- oder zweite Verhandlung des Klägers, Rückent— 

- gegnung; duplizieren, I. (duplicäre, von duplex, 
zweifältig) verdoppeln; Ripr. zur zweiten Verant- 
wortungsſchriſt Schreiten oder eine Gegenantwort 

übergeben; ad duplicändum, zur Beantwortung 
der Replik des Klägers, oder zur Schlußverhand- 

„lung des Beklagten vor dem Urteile; Duplicätum 
od. Duplikäãt, n. eine doppelte Abjchrift von einer 

Akte, Doppeljchrift, Abichrift; Duplikatſalz, ſ. 
sal polychrestus untersal; Duplitation od. 
nl. Duplikatũr, £. die Verdoppelung; Duplifa- 

tion des Wiürfels, Grögenl. = Deliſches 
Problem (].d.); Dupfikätor, m. I. der Verdopp— 
ler einer Kraft; z. B. der Elektrizität, Elektrizitäts— 
veritärker; Duplizität, f. (duplicitas) die Doppel- 
heit; umeig. die Doppelzüngigkeit, AUchlelträgeret. 

Dur, durabel, durante, dureszieren, Durtität 

- 26., |. unter durus. : 

Duraf, m. ruſſ. (fpr. durcick; v. dürenj, einfältig) der 
Narr, Spaßmacher, auch als Schimpftwort, |. v. m. 

Dummkopf. 

Durbar oder Darbar, n.(perſ. darbär, Wohnung, 
fürſtlicher Hof), die Morgenaufwartung bei einem 

indiſchen Fürſten; der Staatsrat. 

Duro, = Peſo duro, ſ. unter Peſo. 

Durra, f. arab. (duraw) die Moorhirſe, eine Art 

Hirſe, woraus Brot gebacken wird, in Arabien und 

Nordafrika. 

durus, a, um, l. hart; dura mater. ſ. unter Ma- 
ter; in durius oder in pejus erfennen, Rſpr. 
einem Angeklagten in dem folgenden Erkenntnis 
größere Nachteile auflegen als in demvorhergeheit- 
den; Dur, n. Tonf. die harte Tonart, deren Ton- 
leiter duch die große Terz fortichreitet,; Durität 
(1. duritas) Büretd, fr. f. die Härte, Strenge; auch 
Srobheit; duränte, I.(v.duräre, eig. härten; dann 
ausdauern, dauern) während; 3.8. durante lite, 
während des Rechtshandels; d. matrimonio, 

. während der Ehe; duräbel (T. durabilis), dauer- 
haft, nachhaltig; Durabilität, f. die Dauerhaftig- 
feit; Duration, f.nl. Heilf. die Verhärtung; du— 

reszieren, (l. durescere), ſich verhärten. 

Zuſack, m., aucd Buffer (ſlav. tusak), ein ehem. 
übliches Furzes, breites, krummes Schwert mit 
einer Offnung ftatt des Griffes. 

Duft, m. (fein Fremdwort; niederl. engl., angelf., 
altfrief. u. altnord.) Staub, Kehricht (von Goethe 
wieder ins Hochdeutiche aufgenommen). 

Zuümbir, m., pl. Duumvbiri, I. (v. duo, zivei u. 
vir, Mann) Zweiherren, zwei Männer, welche ein 
obrigfeitlihes Amt gemeinjchaftlih verwalten; 
Duumvirät, n., r. m. (duumvirätus) die Zwei— 
herrenwürde. 

Dübet, m. fr. (ſpr düwéh; viell. verw. mit Duft) 
der Flaum; die Milchhaare; das Wollichte, die 
Wolle an Pflanzen und Früchten. 

dux, m. (Gen. ducis) der Anführer; Herzog; Tonk. 
der Führer, das Thema oder der Hauptjaß einer 
Fuge; duce et auspice, unter Zeitung und Bei- 
itand (vgl. Auſpex). 

dwars, (niederd.) quer, querab, (bei der Seefahrt). 

Dyaͤrch, m. gr. (von dyo, zwei) eın Zweiherr oder 
eig. Halbherr; Dyardhie, f. die Zweiherrichaft, Re— 
gierung zweier Gewalthaber, j.Duumvirat; dy= 
aͤrchiſch, zweiherrig; Dyas, f. die Zweiheit, Amei- 
zahl, das Baar; Dyadif, f. od. dyadiſches Zah⸗ 
lenfyitem, die von Yeibniz angegebene einfachite 
Berteilung der Zahlen in Klaſſen, bei welcher man 
nur zwei Ziffern (1 u. O) braucht. 


Dhophyſiten 


Dyn, n. gr. oder Dyne, f. gr. (dynämis, Kraft) die 
geringite Krafteinheit (durch die ein Gewicht von 
einem Gramm in einer Sekunde einen Zentimeter 
weit bewegt wird). 

Dynameter, n. (aus dem Griech. unvichtig gebildet, 
b. Dynamometer, |. d.) Vergrößerungsmeijer, 
ein Werkzeug zur Meffung der Bergrößerungstraft 
der Fernröhre, Fernrohrlupe, 

Dynämis, f. gr. (v. dynamai, ich kann) Kraft, wir- 

kendes Vermögen; Dynämik, f. die Kraftlchre, 
Lehre vonder Bewegung, Willenjchaftder bewegen- 
den Kräfte, ein Teil der höheren Mechanik, Aëkrv— 
dynamit, f. Luftbewegungskunde; Gendynamif, 
f. Kunde vonder Bewegung der Feſtkörper; Hydrp- 
Dyramif, f. Waflerbewegungsfunde; Elektrody— 
namif, f. der Teil der elektriſchen Wiſſenſchaft, der 
die Wirkung der elektrifchen Ströme aufeinander, 
auf fich felbjt und auf Magnete behandelt; dynaͤ⸗ 
mich, vermögend, viel wirkend, jelbftkräftig, frei- 
tätig, durch innere Lebendige Kraft wirfend, entg. 
mechanifch; auch die Straftiehre betreffend, dyna⸗ 
miſches Syſtem od. Dhnamiſtik, diejenige Lehre, 
nach welcher die Materie al3 urjprim (ich bemwe- 
gende Kraft betrachtet wird und Die Naturerſchei— 
nungen zunächſt aus Kräften abgeleitet werden; 
Dyuamiker, m. Unhänger dieferXehre, entg. Ato— 
mijtifer; Dynamit, n. Sprengfiejelgur, Spreng- 
gur, ein durch Vermiſchung von Nitroglygerin (ſ. 
dv.) mit einem anderen elaftifchen, poröjen, aber 
nicht exploſiblen Körper(gewöhnlich Kiejeigur) her— 
geſtellter Sprengſtoff; nimmt man ſtatt der Kieſel— 
gur gepulverte, ſchwach gebrannte Holzkohle, ſo 
heißt die Miſchung Zelluloſe-Dynamit; Dyna⸗ 
mogrãph, m. Kraftzeiger, eine ſelbſttätige Schreib— 
vorrichtung, die zwiſchen der Lokomotive und dem 
erſten Wagen eingeſchaltet wird, um die Wider— 
itand3fraft der Dampfzüge zu meſſen; Dynamo⸗ 
logie, f. die Lehre von den einzelnen Naturträften; 
Dynamometer, n. der Kraftmeſſer, eine Vorrich— 
tung, um mittels der Elaftizität einer Stahlfeder 
Drud- und Zugkräfte, be. der Musfeln, zu meſſen; 
Arbeitsmeſſer, ein Werkeug, um die Umfangskraft 
eines mechanischen Effeftes (Sefundenarbeit) an 
einem, Radius der Riemenfcheibe einer Dynamo— 
maschine zu meſſen (mechaniſches Dynamo- 
meter); Sternt. der Vergrößerungsmeſſer; vgl. 
das Ag Dynameter; Elektro-Dynamo⸗ 
meter, ein Werkzeug, um den eleftriihen Strom 
mittel3 der Wirkung zweier Ströme anfeinander zu 
mefjen (von Siemens, ein andered von Hardtmanıt- 
Braun); auch ein Werkzeug, un eleftriiche Span— 
nungen, Effekte ꝛe. zu meſſen; Dunamometrie, f. 
die Kraftmeſſung; dynamomẽtriſch, kraftmeſſend; 
Dynamomotor, m. gr.-lat., ein elektriſches Trieb- 
werk, das durch den Strom einer Dynamomaſchine 
angetrieben wird; Dynamoſtahl, m. Stahl, aus 
dem die Feldmagnete der Dynamomafchinen herge- 
stellt werden; Dynamoelektriſche Maſchiue, kurz 
Dynamomaſchine f. oder Dynamo, f. genannt, 
Licht od. Stromerzeuger, Majchine zur Erzeugung 
des elektrischen Stromes, Lichtes(Induktionsſtröme) 
u. ähnl. 

Dynaͤſt, m. gt. (dynästes, v. dynamai, id) kann; vgl. 
Machthaber, Herrſcher; im Mittel- 
alter: ein Herrjchaft3- od. Rittergutsbeſitzer; Dyne- 
jtie, £. (gr. dynasteia) die Herrichaft; bei. der Herr⸗ 
ſcherſtamm, Die Reihenfolge derHerricher aus einer- 
lei Gejchlecht; Dynditiich, einer Herrſchaft oder 
Herricherfamilie angehörig od. anhängend. 

Dhophyfiten, pl. ar. (von dyo, zivei, und physis, 


dys⸗ 


Natur) eine Chriſtenſekte, welche zwei Naturen in 
Chriftus annahm; entg. Monophyfiten. 

diys⸗, gr. Vorjilbe, bezeichnet im Gegen] $ von en — 
wie das deutſche miß — einen iiblen Yuftand der 
Störung od. Erſchwerung in vielen, bei. der Heilf. 


kunde Vv Ausdrücken; Dysämĩe od. Dys⸗ 


ämĩe, (von haima, Blut) kranthafte Beſchaffen— 
eit des Blutes, Blutentmiſchung; Dysäſtheſis, f. 


1 Stumpfiinn; Byschromato- 
. Harbenblindheit; Dyschymie, f. jchlechte 
Beichaffenheit des Speijebreies und überh. der Kör— 


hie, 
perjäfte; Dysenterie, f.(von Enteron, Darm, Ein- 


geweide) die Ruhr, rote Ruhr, der Rotlauf; dys— 


enterii®, ruhrartig, ruhrkrank. 
Dyſis, L. gr. (von dyein, untergehen) daS Unter— 
tauchen, Untergehen. 


ı® 


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| 


Eberreis 217 
ustraſie, f. Heilk. ſchlechte Miihung der Säfte, 
Schwer- od. Didblütigfeit; entg. Eufrafie; düs— 
kraͤtiſch, fchlechtiaftig, ſchwer- oder dickblütig; 
Dysopie, oder Dysopſie, f. Schwachſichtigkeit; 
Dyspepfie, f. ſchlechte Verdauung, Unverdaulich— 
keit, Magenſchwäche; dyspẽptiſch, ſchwerverdauend, 
ſchwerverdaulich; Dispeptiker, m. ein Schwer- 
verdauender; Magenjchwacer; Dystrophie, f. 
ichlechte, mangelhafte Ernährung; Bystycjie, f. 
Mißgeſchick, Unfall, Unglüd; Dysurie, f. (v.urein, 
harnen) der Harnzwang; auch die krankhafte Be- 
Ichaffenheit de3 Harn. 


Dziennik, m. 2* (v. dzien, Tag), das Tageblatt, 


= Sournal, Sf. D. 


G. 


Abkürzungen: E in der Naturk. — Elektrizität; 
als chen. Zeichen = Erbium; auf dem 
jendungen und Rechnungen = Entrepöt, d.h. noch 
nicht verzollt (Gegenſatz: A, d. h. acquitte, = Ein- 
gangszoll bezahlt); e. €. = exempli causa, e.g. 


— exempli gratia, j. Crempel; e. c. auf = 


ex commissione, j.d.; E. E. auf englischen Rech- 
nungen — errors excepted (vorbehaltlich vor⸗ 


fommender Srrtümer); & 0. — ex offleio, von 


Amtswegen; e. P-=en personne, in Perſon, auf 
Vilitenfarten; Ed. = editio 
edidit, hat herausgegeben; edd. — ediderunt, 
haben herausgegeben; ej. od. ejusd — ejusdem, 
j. d.; eod. = eodem, ſ. d.; El. = Elector; Ep. 
— epistola od.episcopus; Eq. od. eq. = eques; 
Esq. = Esquire, j. d.; ete. — et cetera, und 
jo weiter; ets. pP. = et sie porro, und jo ferner; 
eXC. — EXeipe, ſ. unter erzipieren, 0d. = ex- 
eudit; excel. — exelusivez; ex S. D. = ex se- 
natus decreto, nad Beſchluß des Rats; Extr. 
— Extrakt; au; — Extraordinarius, ſ. d. 

E. auf Münzen bed. für Preußen den Prägort Kö— 
nigsberg; im Deutjchen Reich: Dresden; f. Ofter- 
veih: Karlsburg; fiir Frankreich: Tours. 


e, lat. Vorwort, j.ex; e continenti, e contrario 


u. andere Berbind. derart ſ. u. dem Folgeworte. 


&agle, m. engl. (ſpr. ihg'l; von fr. aigle, I. aquila) 
eig. Adler, eine nordanterifanifche Goldmünze von 


10 Dollars, nad) Jebiger Ausmünzung 41,98 ME, 
nad) der ältejten Ausmiünz. ungef. 441/; ME. wert. 

Earl, mi. engl. (fpr. örrl; angelj. eorl, isländ. und 
ſchwed. jarl) Graf (die dritte Adelsſtufe, zwiſchen 
Marquis und Biscount; vgl. Duke). 

East, m. engl. (jpr. ihft) Often, 

oau, f., gew. n. fr. (fpr. ob; von I. aqua) Waſſer; 
eau admirable, wunderbares Waffer, ein Gift der 
Giftmiſcherin Marquife von Brinvilliers; e. Athé- 
nienne, athenijches Wafjer, ein Reinigungsmittel 
für die Kopfhaut; e. cosmétique (pr. —tiP), 


Schmint- oder Berichönerungswafier; e. d’ange 


(ipr. —dängſch), Engelwafjer; e. d’arquebusade 
(ipr. —darf'bijad’), Schußwaſſer; e. d’Atirona, 
eine feine 6 e.debeaut6 
(Ipr. —bohteh), Schönheitswafier; e. de bouquet 
(ipr. —bufeh), Blumenſtraußwaſſer; e. de canelle 
(pr. —kanell'), Zimmetwaffer; e. de Carmes, f. v. 
w. Rarmeliterwafjer; e. de cerises (jps. 


Kompakt = 
engl. East, fr. Est, d.i. Often; auf franzöſ. Waren- 


Ausgabe; ed. — 


--$rihf), Kirſchwaſſer; e. de Cologne (jpr. —!o- 
loͤnj), kölniſches Wafler, das berühmteite, von J. 
M. Yarina verfertigte geiftige Riechwaſſer; e. de 
€. double (fpr. —duhbl'), Doppeltes k. W., aus 
andern kölniſchen Fabriken, wird in kurzen diden 
Slafchen verjendet; e. de fleurs d’orange (ſpr. 
—dorangfeg’), Drangeblüten-Wafler;e.deJavelle, 
Javellſches Waſſer, Bleichwafler, Fleckwaſſer, 
eine nach dem Franzoſen Javelle benannte, zum 
Bleichen dienende Flüffigfeit, deren Hauptbeitand- 
teil unterchlorigjaures Kali ijt; e. de Labar- 
rague (jpr. —rag), unterdjlorigjaures Kali oder 
Natron = e, de Javelle; e. de lavande (ipr. 
—lawdngd’), Lavendelwaſſer; e. de Luce (Ipr. 
—lühß'), Laugenſalzwaſſer, ein jtarfes Riechwaſſer, 
nad) feinem Erfinder, einem Apothefer, jo genannt; 
e. de mille fleurs (ſpr. — mill'flöhr), Tauſend— 
Blumen-Wafjer; e. de muscat (jpr. —misfd), 
Musfatwaffer; e. de noyaux (jpr. —ıtoajdh), ge- 
branntes Wafjer aus Nußfernen; e. de Perse (ſpr. 
a perjisches Waller; e. de senteur (ſpr. 
—pangtöhr), Wohlgeruchwafier; e. de vie (jpr. 
—wi') ſ. aqua vitae; e. d’or, Goldwaſſer; E. 
forte (pr. — fort’), Scheidemwafjer; geäßte Kupfer- 
platte, Radierung; e. regale, j. aqua regis. 


Ebauche, £. fr. (fpr. eböhjch; vom altfr. bauche, 


Wandtünchwerk) der erſte Entwurf, die erjte An- 
lage eines &emäldes, einer Zeichnung od. gelehrten 
Arbeit (it. abbozzo); Rohwerk (einer Uhr); ebau— 
ehieren (fr. &baucher), leicht od. obenhin entwer- 
ten, etwas aus dem Groben bearbeiten. 


Ebedméelech, m. hebr. männ!. Name, eig. Knecht 


oder Diener des Königs. 


(penholz (1. ebenus, gr. &bönos, von hebr. eben, 


Stein), eig. Steinholz, Pfundholz, Schwarzholz, 
das Schwarze, ſehr fejte und ſchwere Kernholz des 
Diospyros ebenum, eines oftindifchen und afrifa- 
niſchen Baumes; ebenieren, nl. mit Ebenholz aus- 
legen; überh. auslegen u. — beizen; Ebeniſt, 
m. (fr. ébéniste) der in Ebenholz arbeitet od. ein- 
gelegte Arbeit macht; überh. ein Kunſttiſchler, Kunſt— 
ſchreiner; &henifterte, f. Kunſttiſchlerei. 


Ebenezer,.n. hebr. (v. eben hoaser, Stein der Hilfe, 


nad 1. Sam. 7,12) Denk» und Danfmal für eine 
erfahrene Hilfe. 


— Eberrute, umged. aus Abrotänum, 


berraute. 


Eberreis Ebenreis, Eherig — Eberraute. 


218 Ebioniten 


Ebioniten, pl. (von dem hebr. ebjonim, d. i. die 
Armen, urjpr. jüdische Benennung der Chriiten 
überhaupt) eine im 2. Sahrh. in Paläjtina ent- 
ftandene chriftliche Sekte, die zugleich das moſaiſche 
— beobachtete und an der Gottheit Chriſti zwei⸗ 

elte. 

Eblanin, n. od. Ehlanit, ın. ein gelber, kriſtalliſier— 
barer, im rohen Holzgeift enthaltener Farbeſtoff 
= Pyroranthin. 

eblouieren (ipr. ebiuieren), fr. (Eblouir; v. althochd. 
blödi, blöde) blenden, verblüffen; eblouiert, ge- 
blendet, bejtürzt; ebloniffant (ſpr. — hang), blen— 
dend, verblendend. 

&bn, m. arab. (ebn, ibn; vgl. Aben) der Sohn (vor 
einem andern Namen, & B. Ebn Ali; zwijchen zwei 
Namen jchreibt man Ben, 3. B. Mohammed Ben 
Muitafa). 

Ebonit, n. (abgeleitet vom engl. ebony, Ebenholz) 
1. eine Art fünftliches Ebenholz; 2. Vulkanit, Ver- 
bindung von Kohlen» und Waſſerſtoff, die durch 
Kneten und Erhigen mit Schwefel „vulfanifiert” 
und dann „horniliert” (f. Hornifieren) wird, hor⸗ 
nifierter Kautſchuk, Hartgummi, Gummihorn; 
dieje jchivarze und glänzende Maſſe wird 3. B. zu 
Setihmud ni d.) verwendet. 

ebrandieren, fr. (ipr. ebrangfchieren; vgl. Bran- 
che) ausjäen, ausäften; Ebrandhement, n. (ipr. 
ebrangih'mäng) die Auzäftung. 

ebranlieren (jpr. —brang—), fr. (ebranler, von 
branler, wanien, ſchütteln; vgl. branlieren) er- 
ſchüttern; Ghranlement, n. (ſpr. ebrangl'mdng) 
die Erjhütterung, der Stoß. 

Eprietät, f.1. (ebriötas, von ebrius, betrunken) die 
Trunkenheit, der Rauſch; Ebrioſität, f. (1. ebrio- 
sitas) die Trunkſucht. i 

Ebrillade, f. fr. (jpr. ebrillidd’; vom it. briglia, 
althochd. britil, altfr. bridel, Zaum, Zügel) Reitt. 
ein Rud mit dem Zügel, wenn das Pferd fid) nicht 
wenden will. 

ebullieren, l. (ebullire, v. bulla, Wafferbiaje) auf- 
wallen, Blaſen treiben; Ebullition, k. nl.das Auf- 
wallen, Auffochen, Aufſieden einer Flüſſigkeit durch 
Iße auch der Ausſchlag kleiner Hitzblattern am 

eibe; Ebullioſtop, n. l.gr. Siedepunktmeſſer, ein 
von Broſſard⸗Vidal angegebenes Inſtrument zur 
Beſtimmung des Alkoholgehaltes weingeiſtiger 
Flüſſigkeiten durch Beobachtung ihres Kochpunkts. 
ebur, un.l. (v. altägypt. ebur, Elefant, lanzfr. ibha) 
das Elfenbein; ebur fossile, verjteinerte Mam- 
mutszähne; ebur ustum, gebranntes Elfenbein. 

Ecaille-Arbeit oder bloß Ecaille, f. (ſpr. edj’; v. 
fr. Ecaille, it. scaglia, Schuppe, u. dieje3 von dem 
althochd. scala, Schale) ſchuppenähnliche Malerei 
auf Porzellan u. Tapeten; auch Schildkrötenſchale 
zum Auslegen von Schmuckwaren ıc. 

Ecarlate, £. fr. (ſpr. efarläht’; von perf. sakarlät, 
jansir. surakta, tief gefärbt, hochrot) Scharladh, 
Scharlachrot, Scharlachfarbe. 

ecartieren, fr. (Ecarter, urſpr. escarter = it. scar- 
täre, v. carta, flarte) eig. im Kartenjp. einige Kar— 
ten ablegen od. wegwerfen, um andere Dagegen zu 
nehmen oder zu faufen; überh. ausjchießen, aus— 
merzen; entfernen, abjondern, auf die Geite fchaf- 
fen, zeritreuen; cart, m. (jpr. efdhr) die abgelegte 
und dagegen gefaufte Karte: Börfenfpr. der Unter- 
ſchied zwiſchen dem Zage3- u. dem Lieferungskurs; 

Ecarté, n. ein Kartenſpiel, von 2 Perſonen mit 
32 Karten gefpielt; Gcartement, n. fr. (ipr. 
—mang), der Verzug, dad Ausmerzen (in der 
Flachsſpinnerei). 


echappieren 


Ecebolia, f. Ekbolia. 

occo homo, l. „ſieh, welch ein Menſch!“ nach Lu— 
thers Uberſetzung (Joh. 19, 5), eig. aber: „da iſt 
der Mann“; als Hauptwort: ein Eccehoͤmo, n. 
Malerk. ein Bild des leidenden Jeſus mit der Dor- 
nenirone in dem Zuftande, worin Pilatus ihn mit 
jenen Worten den Juden vorftellt. 

Eecentrieität, |. Erzentrizität; Gehymone, 

Ecchymoſis, |. Efhym—. 

ecclesia, £. I. (eig. Volksverſammlung, vom gr. 

ekklösia) die Kirche; o. cathedrälis, biſchöfliche 
Kirche; o. Mialis, Tochterfirche; e. mater, Mut⸗ 
terfiche; e metropolitäna, Yauptliche, erz- 
biſchöfliche Kirche; o. militans, vie ftreitende 
Kirche; e. pressa, unterdrückte Kirche, oder Die 
Kirche im Drud; e. regnans, die herrichende 
Kirche; e. triumphans, triumphierende Kirche; e. 
vAgans, eine umherjchweifende od. Gaſtgemeinde, 
die nicht eingepfarrt iſt; e. viduäta, die verwaiſte, 
erledigte Kirche; Eceleſiärch, m. gr. ein Kirchen— 
vorjteher, Kirchenherr, der Aufjeher über die Kir- 
hen und die Ordnung des Gottesdienstes in der 
geied). Kirche; Eccleſtarchie, f. Kirchengewalt, 
irchliche Herrichaft; Kirchenauffiht; Eccleſtäſt, 
m. (gr. ekklesiästes) od. Eccleſiaſticus, m. l. ein 
Geiſtlicher oder Kirchendiener; &eclejidjtes aud) 
Salomos Buch, der Prediger genannt (ſ. Kohe— 
leth); &ecleiiaitiens aud das Buch Jeſus Ci- 
rach in der Bulgata; eccleſtaſtiſch, kirchlich, geiit- 
fi; ecelesiastiea, pl. Kirchenſachen; &ecleild- 
ſtit, k. die Kirchenlehre; ecelesiastical titles act, 
T engl. (pr. eckliſiäſtikäl teit’Is äkt) Geſetz über die 
Be Titel, 1851 gegen Einführung der katho— 
iſchen Bifchöfe in England erlaſſen. 

Eecliſis, ſ. Ekkliſis; Geerifis, |. Ekkriſis ꝛc. 

ecco! it. (= |. ecce) ſiehe! ſieh dal 

Echafaud, n. fr. (ſpr. eihafsh), ſ. Schaf ot; Echa⸗ 
faudage, f., r. n. (ſpr. —dahſch) das Aufſchlagen 
eines Gerüſtes; Krgsk. ein Gerüſt, Pfahlgerüſt. 

echalaſſieren, (ſpr. eihal—), fr. (Echalasser, von 
echalas, Pfahl, Rebpfahl, gr. chäraks) mit Pfäh— 
len verjehen, anpfählen (Weinftöde). | 

Echaloͤtte, f. fr. (ipr. eih—) ſ. dv. w. Schalotte 
(j. d.), die Lauichzwiebel; ein Schnarrzüngelchen bei 
Orgelpfeifen. Wii k 

erhampieren, fr. (echampir, échamper, jpr. 
eihangp—; v. champ, das Feld) Mal. durch Licht 
und Schatten vom Grunde hervorheben. 

echangieren (ipr. —— fr. (echanger; 
vgl. hangieren) auswechſelu; Echange, m. (ipr. 
eſchaͤngſch) Taufch, Auswechjlung. 

echankrieren (ipr. eſchangke), fr. (echancrer, v. 
l. cancer, Krebs, ml. Zange, Krümmung) aus» 
ichmeifen, aushöhlen, bogenfürmig ausſchneiden; 
Chancrüre, f. runder Ausſchnitt, Aushöhlung, 
Ausjchmweifung. 

Fchanſon, m. fr. (fpr. eihangköng; aus dem deut- 
—— entit., althochd. scencho) der Mund⸗ 
ſchenk. 

Echantillon, n. fr. (pr. eſchangtijoͤng; Dim. zu dem 
veralteten echantil, Maßſtab, v.altfr. chant, diſch. 
Kante, Rand) die Probe, dad Muiter. 

ehappieren, fr. (&chapper; ſpr. —jhapp--; it. 
scappäre, scampare) davonlaufen, entrinnen; 
Gchappäde f. ein Fehlſchnitt, Fehlſtich bei Kupfer- 
ftecyern, wenn der Grabſtichel ausgleitet; überh. 
eine Flüchtigkeit, Übereilung; Gchappatoire, f. 
(ipr. —todhr) die Ausflucht, ein Vorwand; Echab⸗ 
pement, n. (fpr. —mdng) das Entweichen, Aus» 
reißen; hei Uhrwerken die Hemmung, das Stoß- 


Echarpe 


werk, d.i. derjenige Teil, welcher die Schwingungen 
des Regulator3 (Pendel oder Unruhe) zäylt und 
fomit die Zeit abteilt. 

Echarpe, f. fr. (ſpr. eſchäͤrp', Schärpe, urjpr. die 
dem Pilger um den Hals hängende Taſche, v. alt» 
hochd. scharpe, Taſche, Querſack) die Schärpe, Feld» 
oder Reibbinde, der Gurt; ein Querhieb; Mod. ein 
ſchmaler Schal von Flor oder ähnlichem Stoffe; 
Krgsk. en Echarpe beſchießzen, d. i. in ——— 
Richtung; echarpieren (fi. écharper), ſchräg be- 
ſchießen, quer hauen, ſeitwärts angreifen. 

Echaudg, m. fr. (jpr. eſchodeh; von chaud, warnt) 
ein Windbeutel, eine Art Badwerk. 

echauffieren (ipr. eihof—), fr. (Echauffer, prov. 
escalfar, vom l.calefacere) erhigen; zornig od. uns 
geduldig machen; echauffiert, erhigt; echauffant, 
en Echauffement, n. (ſpr. eihofmäng) die 

rhigung. 

Echéance, f. jr. (ipr. eiheangh’; mi. excadentia; 
vgl. Chance) die Berfallgeit eines Wechjels. 

6chec, m. fr. (ſpr. eſchek) Schady (f. d.); auch Stoß, 
Schlappe, Nachteil, Verluſt; &chees, pl. da3 
Schach, Schachſpiel, die dazu gehörigen Steine; en 
echee Halten (ſpr. an ejcheh), Krſpr. den Feind 
immer in der Klemme oder in Zucht halten, jo 
daß er zu feinem eignen Plane fommen fanı; 
&chiquier, m. (pr. ejchidjeh) das Schachbrett; 
Kripr. die Khachbrettförntige Truppenitellung, wo 
die hinteren Abteilungen auf die Zwilchenräume 
der vorderen treffen; en Echiquier (fr. an—), 
eig, ing Kreuz, 4. B. vorjchreiten, ab- 
ziehen. 

echelle, £. fr. (ſprich: eſchell'; altfv. eschele, prov. 
escala, vom lat. scala) die Leiter, Tonleiter; aud) 
der Mapitab, wonach eine Aeiimung gefertigt ift, 
verjiingter Maßfiab; echelles, pl. die Haupt- 
Handelspläge und Stapelpläge im Morgenlande 
(echelles du Levant); en Echelon (pr. an eſche 
löng), Kripr. leitermäßig, ſtaffelweiſe od. in kleinen 
aufeinanderfolgenden Abteilungen marjchieren od. 
vorrüden ; Echelon, m. fr. (Echelon), Staffel; eche⸗ 
lonnieren (fr. &chelonner), Truppen ftaffelweije 
aufitellen. 

Echemythĩe, f. ar. (v. Echein, halten, und mythos, 
die Rede) die Kunſt zu Schweigen, Schweigfamteit. 

Echebeau (pr. eſchwo) oder Echet (ipr. eſcheh), m. 
jr. der Strähn, die Dode, franzöſiſches Garnmaß 
— 1000 m; Edevette, f. fr. (pr. ejchwett), das 
Gebinde — 10V m. 

Echidna, €. gr. Fabell. ein väuberifches Ungeheuer, 
halb Jungfrau, halb Schlange, Mutter des Cer- 
beru3, der Scylla, Chimära 2c. 

Echinus, m. gr. (echinos) der Igel; der Seeigel; 
auch der Wuljt od. Viertelſtab, Pfühl, Koliter; ein 
Ben an ionifchen Säulen zwiſchen Schaft und 

bakus (j. d); Echinanthiten, pl. verjteinerte 
Rojenigel; Echinit, m. ein verjteinerter Seeigel; 
Ehinocdccus, m. Blaſenwurm, Hülfenwurm, 
eine Vorſtufe des Bandwurms; Echinodermen 
od. Echinodermiten, p(echinodermãta)Stachel⸗ 
— das ganze Geſchlecht der Seeigel und See— 
terne; Echinviden, pl. Seeigel, mit Stacheln be— 
jeßte und mit einer falfigen Schate umgebene, meift 
apfelförmige Seetiere; Echinophthalmie, f. Heilk. 

ugen-Rauheit oder -Entzündung; Echinops, f. 
Bot. die Kugeldiftel; Echinoſphäriten, pl. fugei- 
fürmige Geeigelfteine. 

Schiquier, ın., j. unter Echec. 


Echium, n. gr. (Echion, von Echis, Natter, Otter) 


Natterkopf, eine Pflanzengattung. 


Ecumeur 219 


en, n. gr. (&chO, f. überh. Schall) griech. Fab. eine 

Nymphe, die der Gram unerwiderter Xicbe zu dem 
jhönen Narzifjus bis zu einem Hauch verzehite, 
dem nur noch eine erwidernde Stimme blieb; der 
Widerhall, Nahhal; Echometer, n. ein Scali- 
mefjer, ein Wertzeug zur Meſſung der Dauer des 
Schalles; Ehometrie, f. die Schallmeſſung; ehö= 
niſch, r chödifch (griech. echödes), widerhallend; 
Echoſtöneẽ, k. Heilk. ſ.v.w. Auskultation; Echo— 
ſtopium, n., j. v. w. Stethoffop. 

eclaircieren (ipr. eklärß —; fr. Eclaireir, von clair, 
far), far machen, aufklären, erhellen; erläutern, 
aufhellen; Eclairciſſement, n. (jprich: eflärkifj'- 
mäng) die Auftlärung Erläuterung; beſ. pl. Eclair⸗ 
eiffements, Aufſchlůſſe; eclairieren (pr. etlär— ; 
fr. eclairer, lat. exclaräre), erleuchten, erhellen; 
Eclaireurs, pl. (jpr. efläröhr,Kripr. VBortruppen, 
Plänkler, bej. leichte Reiter, die das Terran Har 
machen; das Rekognoszierungsſchiff; Eclair, m. 
Kochk. ein Blitzkuchen; Eclairage, f. (ſpr. — ſch), 
Beleuchtung. 

eclampsia, ſ. Eklampſie. 

Geletiiter, Eclipſe, Ecloge, ſ. EEl— 

école, £. fr. (jpr. ekol'; v. lat. schola) Schule; 6colo 
de droit (pr. —drod), Rechtsſchule; 6. d. méd6- 
eine (jpr. —Bihn’), arzneiwiſſenſchaftliche Schule; 
6. militaire (ſprich: —tähr), eine Kriegsſchule; 
6. mutuelle (fpr. —mütüell), Schule des wedjjel- 
jeitigen Unterricht3, Lankaſter-Schule, 1. d.; 
€. polytechnique (jpr. —ni?’), allgemeine Kunit- 
und höhere Gewerbeſchule zu Paris, vgl. poly- 
techniſch; 6. vetsrinaire (jpr. — weterinähr'), 
eine Tierarzneiſchule. A 

ecorchieren (prich: ekorſch —), fr. (corcher, ſpan. 
escorchar, it. scorticäre, ml. excorticäre, v. |. cor- 
tex, die Rinde) ausjchälen, abhäuten, ſchinden; un- 
eig. überteuern, prellen ; aud) gewaltſam behandeln, 
radebrechen 3. B. eine Sprade. 

ecornieren, fr. (Ecorner; von corne, Horn) die Hör— 
ner abjtoßen; jchmälern, verringern. 

Ecoſſaiſe, ſ. Ekoſſaiſe. 

Ecoute, £. fr. (jpr. efüht’; von écouter, hören, lat. 
auscultäre, it. ascoltäre) Krſpr. ein Horchwinkel, 
Horch- od. Yauergang; 6eoutez (pr. efuteh), hört! 
hören Sie! &contille, f. (pr. efuttj) die Luke in 
dem Verdeck eines Schiffs. 

ecphronia, j. Efphronie. 

ecrafieren, fr. (6craser, ſchwed. krasa, zerdrüden) 
zerquetichen, zermalmen, vernichten; Gerafg, u. 
ein weiter Tanzichritt; Glanzleder. 

ecretieren, fr. (ecröter, v. crete, ſ. d.) Kripr. ent- 
fammen, den obersten Teil abſchießen. 

&critoire, f., gew. n. fr. (ſpr. —todhr; von Ecrire, 
l. scribEre, jchreiben) ein Schreibzeug; &eritüres, 
pl. Schriften; Ecrivailleur, m. (jpr. —wajöhr; 

‚von Ecrivailler, ſchmieren, ein Bieljchreiber. 

Ecrivain, m. fr. (jprich: —wäng), der Schreiber, 
Scriftjteller. 

6eru, fr. (jpr. — früh) roh (von einem Zeug, Stoff, 
z. B. Seide, Garn, Wollitopf 2c.) ungebleicht ( Garn, 
Seide 2c.), naturfarben; Rohſeide, Baſtſeide. 

Eeſtaſis, ſ. Ekſt.; Ecthyma, ſ. Ekth. 

Ecu, m. fr. (fpr. eküh; eig. ein Schildtaler, vom lat. 
gcutum; Schild; it. scudo), eine big 1795 geprägte 
franz.Silbermünge, einTaler, durchſchn. = 4°, ME 

&cumenv, m. fr. (ipr. efümöhr; von écumer, ab- 
ſchäumen; althodyd. schm, Schaum, lat. spuma) 
eigenti. ein Abjchäumer; ein Schmaroger; ein See- 
räuber (&eumeur de mer), $reibeuter; ein Schrif!- 
plinderer. 


220 Ecuſſon 


Eeuſſon, m. fr. (ſpr. edüſſong; vgl. Ecu) das Wap— 
penſchild; Ecuher, m. (pr. eküijeh; it. scudiero) 
urſprüngl Schildträger, Schildfnappe; dann Stall- 
meifter u.vornehmer Begleiter zu Pferde ; Ecuher⸗ 
Stiefeln, über das Knie hinaufgehende Reiter- 
ſtiefein; Ecuhere, f. fr. (ſpr. efüijär), die Kunft- 
reiterin, Scyulreiterin. 

Edag, m. 1. (von edere, effen) ein Freſſer; Edaei⸗ 
tät, f. (l. edacitas) die Gefräßigfeit. 

Edda, f. isländ. (d. i. Poetik, ſprachlich verwandt 
mit nord. ödr, d. i. Dichtkunſt) ift der Titel eines 
Handbuchs für junge nordiſche Dichter (Sfalden), 
das Snorri Sturlefon vorwiegend in Broja 
im Beginn de3 13. Jahrhunderts verfaßte und mit 
zahlreichen Beijpielen aus der altnordiichen Götter- 
und Heldenjage ausstattete (die proſaiſche Edda 
oder Snorras Edda); der Name dieferprofaiichen 
Edda wurde von dem Biſchof Brynjslf Sveinsſon 
auf ein von ihm im Jahre 1643 gefundenes älteres 
poetiihes Werf, in dem man die Duelle Snorris 
erfannte, übertragen (poetifhe Edda), und man 
verjteht nun unter Edda und Eddaliedern die 
alten norwegiſch-isländiſchen Götter- und Helden- 
lieder überhaupt. [oder Edmund. 

Eddy, engl. (Eigennante), Abfiirzung von Eduard 

Eddhismus, m. engl., daS Gejundbeten, religiöſes 
Syitem einer von Mary Eddy in Amerika be- 
gründeten Sefte (= Christian science, ſ. d.). 

ede, bibe, lude, l. ih, trink, fpiele! 

Eden, n. hebr. das Paradies, Luſtgefild, eigentl. die 
Wonne, Luft. 

edentäta, [. pl. (v. dens, Zahn) Zahnlofe, Säuge- 
tieıe ohne Vorderzähne, wie Saultiere, Schuppen— 
tiere ꝛc. 

Edgar, m. angelſ. männl. Name (angelf. eäd, Be- 
— und gär, Ger, Wurfſpieß; vgl. Edmund) 
Wurfipieß oder Beſchützer des Befigtums. 

Edhemiten, pl. (fo genannt nad ihrem Stifter 
Ibrahim Edhem) mohammedaniſche Prediger- 
mönche, teils in Klöftern, teils in Wüſten lebend. 

Edikt, n. lat. edietum (von edicere, herausſagen, 
befannt machen) bei den alten Römern: der öffent- 
fihe Anjchlag des Prätors wegen feiner Amtsfüh— 
rung in nächſtenJahre: „das prätoriſche Edikt“, 
eine der berühmteſten Quellen der Ausbildung des 
römiſchen Rechts; überh. ein Befehl, Erlaß, eine 
Verordnung; Ediktäle, n. od. Ediktäl-Zitation, 
f., pl. Edittalien, auch edietäles (litterae), eine 
obrigteitliche od. gerichtliche öffentliche Vorladung; 
öffentliche Aufgebot; per edietäles, Rſpr. durch 
öffentliche Borladung oder Einberufung; edieta- 
liter zitieren, gerichtlich oder öffentlich vorladen; 
Ediktalladung, öffentliche gerichtliche Borladung 

ſolcher Perjonen, deren Aufenthalt unbekannt ift, 
auch Ediktalzitation. 

edieren, I. (edere herausgeben; ausliefern; Edi⸗ 
tion, f. (editio) die Herausgabe; Ausgabe eines 
Budes; Ripr. gerichtliche Vorlegung und Mittei- 
lung; e. princeps, die erſte Ausgabe, der ältefte 
Abdrud eines alten Scriftitellers feit Erfindung 
der Buchdruckerkunſt; auch Hauptausgabe, beite 
Ausgabe; Editor, m der Herausgeber; edltorietl, 
vom Herausgeber herrührend oder ihn betreffend. 

Edifons Coulombzähler, m. (v. Edifon erfunden, 
vgl. Coulomb) ein Zınfvoltameter, bei dem fich 
Binfpfatten in Zinfvitriollöfung befinden und bei 
dem die Gleftrizitätsmenge aus dem Gewichts— 
oerluſt der Anode (f. d.) berechnet wird. 


Effelt 


Edmund, m. angelſ. (von eäd, altſächſ. od, Reich— 
tum, Vermögen, u. mund, Schuß, Schirm) männl. 
Name: Beichirmer od. Befchüger des Vermögens; 
Eduard, Edward, m. — (von weard, 
Wächter) männl. Name: VBermögenswart oder 
Wächter, altd. Odoardo. 

edoifieren, fr. (Edosser) plätten, ebnen. 

Edulation, f. (educatio) Erziehung; Edutations⸗ 
rat, Erziehungsrat; Edukätor, m. Erzieher. 

Edükt, m. l. edüctum, von educere, herausführen 
od. ziehen) der Auszug, das Ausgezogene; Scheide. 
ein aus einem Körper ausgejchiedener (al3 Be— 
Itandteil ſchon vorhandener, nicht erjt durch den 
Borgang erzeugter) Stoff, entg. Broduft; Liefer— 
gut, Liefererz; Eduktion, f. Auslaugung. 

Ednfien, pl: !. (edulia, von edöre, eſſen) Eßwaren. 

edulforieren, mi. (v. I. duleis, ſüß) Scheidef. ver- 
jüßen; ausfühen, Saft ausziehen; Edulkoration, 
f. die Verſüßung; Saftausziehung; Edulkorator 
oder Edulkator, m. der Saftauszieher, Ausjüher. 

Efendi, m. türk. (entjt. aus dem gr. authentes, un- 
umſchränkter Here, Gebieter, neugriech. ausgeipr. 
awfentis) Herr, Titel eines türk. Staatsdieners u. 
Gelehrten, bei. Rechtsgelehrten od. Auslegers der 
Geſetze; Reis-Efendi, m. (v. dein arab. reyis, reis, 
Kopf, Oberhaupt, der Erſte) der türk Reichskanzler 
und Minifter der auswärtigen Angelegenheiten. 

eifacieren (jpr. — Bi —), fr. (effacer) eig. das Geficht 
oder Ausfehen (face, Tat. facies) entjtellen: aus- 
löſchen, verwiſchen, vertilgen. 

effariert, fr. (effare, v. l ferus, wild) beſtürzt, ver— 
ſtört, verblüfft, außer ſich. 

Eſſfekt, ın. I. (efféctus, v. efficere, bewirken) pl. die 
Effelte, die Wirkung, der Erfolg; in der Natur— 
fehre: die in einer Sekunde geleijtete od. verbrauchte 
Urbeit, Sckundenarbeit, Zeitarbeit, Arbeitsftärke, 
nd in eff6etu od. fr. en effet (pr.annefäh), 
in der Tat, wirklich; chemiſcher Effekt, Wirkung 
der chemiſchen Verwandiſchaft, die einen Verluſt 
der Eigenschaften bedingt, an denen die zu einer 
Verbindung gelangenden Stoffe zu erkennen find; 
auch eine Atomverbindung, die neue Moleküle zur 
Folge hat; Heizeffeft, Lichteffelt zc., Heigkroft, 
Leuchtfrait, Lichtwirkung; Nutzeffekt, wirklicher 
Gewinn; Nominaleffelt, Soll-Leiltung; der an— 
genommene Gewinn, die berechnete Leiltung; To— 
taleffekt, Geſamtwirkung, Oejamtleiftung, Knall⸗ 
efreft, Überrafhung, Schlager; theoretiſcher Ef⸗ 
feft, rechnungsmäßige Leiltung; elettrptonischer 
Effelt (vgl. Eleftrotönus) erhöhte oder ver- 
änderte Neizbarkeit eines Nerven unter dem Ein- 
fluß des eleftrifchen Stromes; Effektkurven, pl. 
Leiſtungskurven, d. i. folche, die gleichen Werten 
des eleftriichen Effekts entiprechen; thermo⸗-elek⸗ 
triſcher Effekt, Hervorrufung einer elektromoto— 
riſchen Kraft durch ungleiche Erwärmung der Löt— 
ſtelle zweier verſchiedener Metalle; Effektzwiru, 
m. Zierzwirn; die Effekten, pl. (fr. effets) Güter, 
Vermögen, Habe, Gepäck, Reiſegepäck; Kfipr.Wechfel; 
auch ſ. dv. w. Staatseffekten, Staatspapiere Wert— 
papiere; Effekten-Konto, n. die Rechnung eines 
Staat3papierartifels im Hauptbuche; E.-Kurs, 
j. Kurs; G.-Handel, Handel mit Staat3papıeren; 
effeftin (1. effectivus), ala Adverb auch effective 

oder effectivement, fr. (fpr. effeftim’mang  wirf- 
lich, in der Tat; Effektivſtand oder Effektiv— 
beitand, de3 Heeres, die wirklich zum Kriegsdienſt 
eingezogenen und unter der Fa Eine teßenBen Mann- 


ihaften; der Iſtbeſtand; Effeltivnutzen, reiner 


Edĩtha, f. weiblicher Eigenname; auch ein Stoffzu | 
Mußen; effeftive Ware, die ſofort vom Berfäufer 


WKintermänteln. 


effeminieren 


zuliefern ift; effektnieren (fr. effectuer), verivirk- 
lichen, zustande bringen; ausführen, liefern; Ef— 
eltnierung, f. Ausführung eines Auftrags oder 
Borhaben®. 

effeminieren, lat. (effeminäre, von femina, Weib) 
verweichlihen; &ffemination, f. die Verweich— 
lihung; weibijches Wejen. 

Effendi, richtiger Efendi, ſ. d. 

effervefzieren, I. (effervescäre, v. fervere, wallen, 
braufen) aufwallen, aufbraufen; efferveizent, (1. 
effervöscens), aufbraufend; &fferbeizentig, pl. 
aufbraufende Stoffe, Braufemittel; Efferveſzenz, 
f. nl. das Aufwallen. { 

Effeftufation, f. ml. (von [. festüca, Halm) im 
deutichen Recht: eine finnbildliche Übergabe eines 
unbeweglichen Grundſtücks durch Darreichungeines 
abgefchnittenen Reiſes oder Spane2. — 

effizieren, I. (efic&re)bewvirken zeffizient(efficiens), 
wirtſam; efficiens causa, j. causa; &ffizienz, 
f.(efficientia) die Wirkſamkeit; Effikazität, f. (efi- 
cacitas) die Wirkſamkeit, der Nachdrüuck. 

effizies, f. I. (v. efüngere, herausbilden) das Bild- 
nis, 3.8. einen in effigie, d. i. im Bilde verbren- 
nen, aufhängen 2c. 

effilieren, fr. (efüler, v. fil, [. filum, Faden) Fäden 
auszupfen; Effilé, n. eine Franje, Zwirnfranſe; 
ein Trauertuc, mit Sranjen bejest; Effilüre, f. 
die Ausfafung, das Ausgefafte am Zeuge. 

Efflation, f. nl. (v. effläre, heransblafen) das 
Aufitogen aus dem Magen. 

eiflenrieren (pr. —flöc—), fr. (eflleurer, dv. fleur, 
die Blume, uneig. was obenauf ist, wie Kahm auf 
dem Weine, Rahm auf der Milch) leicht auf der 
Oberfläche berühren oder jtreifen, obenhin be- 
handeln. 

effloreſzieren, I. (efllorescöre, dv. Horescere, zu 
blühen anfangen, aufblüben, Horere, blühen) auf- 
blühen, ausschlagen (auf der Haut); bejchlagen, 
auswittern, ausblühen (v. Salzkriftallen); Efflo⸗ 
reizenz, f. nl. Bot. das Aufblühen, Blütezeit; 
Kedef. die Redeblumen; Heilf, der Hautausſchlag; 
Scheidef. der Anflug, Beichlag, das Hervortreten 
von Salzkriftallen auf der Oberfläche fejter Kör— 
per, 3.8. an Wänden, die zur Bildung jalpeter- 
jaurer Salze geeignet find; in galvanijchen Ele- 
menten das Ausſcheiden von Ariftallen, die ſich 
am Glas infolge der VBerdunftung des Waflers 
anjegen, das jogenannte Kriechen der Salze. 

effluieren, I. (effluere) ausſtrömen; verflichen, ver- 
ſchwinden; Effluvpium, n. lat. (von lat. efiluere, 
herausfliegen) das jtille Schwach Teuchtende oder 
auch unjichtbare Ausitrömen hochgefpannter Elef- 
trizität aus Spitzen (Glimmlicht im St. Elmsfeuer, 
Büſchellicht) pl. Effluvien, Ausftrömungen, Aus- 
dünftungen; Abwäſſer; Abflußjtoffe; &fffnpie- 
BernBt«, f. Erzeugung photographiicher Bilder in 

er Dunkelheit durch Glimmlicht; Effluxion, f. 
nl. das Ausfliegent. 

effodieren, I. (effodere) ausgraben; Effoſſion, f. 
(effossio) die Ausgrabung. 

Effort, m. fr: (jpr. efföhr; von s’efforcer, ſich an- 
ſtrengen; val. Force) die Anſtrengung, das Beitre- 
ben; pl. Efforts, (ſpr. efföhrs), Anjtrengungen; 
jih einen Effort oder Effort3 geben, fid) 
anjtrengen, alles aufbieten. 

Effrattion oder Effraftür, f. jpätl. (effractüra, v. 
effringere, aufbrechen; frangöre, brechen) die Auf- 
bredung; Heilf. gewaltfame Schädelverlegung; 
Eifräftor, m. ein Verbrecher; der einen Diebſtahl 
durch Einbruch begangen hat, ein Einbrecher. 


Eglomije-Malerei 221 


effrahieren, (jpr. —freji—), fr. (effrayer, prov. es- 
freidar, I. gleich}. exfrigidäre) durchfchauern, von 
frigidus, kalt) erjchreden, in Angit jegen; effrah— 
ant (ſpr. effrejäng), jchrecklich, entſetzlich. 

Effrenation, f. I. (effrenatio; v. effrenäre, entzii- 
geln; frenum, Zügel (die Zügellofigteit; effreniert, 
zügello3, ausgelafien. 

effronté, fr. oder effrontiert (ipr. effrong—; von 
front, Stirn) unverſchämt, ſchamlos; Effronterie, 

f. Unverfchämtheit, Frechheit. 

effrohable (ſpr. effroajdb’I; vgl. effrayieren) und als 
Adverb effrohablement (ſpr. —mäng), fr. ſchau— 
derhaft, abſcheulich. 

Effulguration, f. nl. (v. fulguräre, bligen, fulgur, 
Blitz) das Aufleuchten, Aufbligen; die Aufhellung, 
Erleuchtung. 

effundieren, I. (effundere) ausſtrömen, ausgießen; 
Effuſion, f.(effusio) Erguß, Ausgiegung, dag Aus- 
itrömen, z. B. des Lichts; das Ausbrechen einer 
Leidenschaft 2c.: Effniingeftein, n. Ergußgeitein; 
Effuſor, m. Ausflüßtrichter, Ausflußleitrad. 

Efod, j. Ephod. 

egal, fr. (v. I. aequälis), gleich, gleichförmig, eben, 
magerecht; gleichviel, gleichgültig, einerlei; ega— 
lieren oder egalifieren (fr. Egaler u. Egaliser), 
gleich machen, ausgleichen; Egalierung, Enali- 
flerung oder Eggliſation, f. die Ausgleichung, 
Gleichmachung; Egalifater, m. lat. der Aus- 
gleicher, ein Transformator, der in den elektriſchen 
ouptfirom eingefchaltet it und die Spannung der 
anderen Tranformatoren fontrolliert und aus- 
gleicht; Egaliſierbank, f. Feindrehbank; Egali— 
jeur,m.(jpr.—jöhr) ein Gleichmacher; Egalitat, £. 
Gleichheit, Gleichmäßigkeit, fr. &galite, Sleichheit, 
da3 befannte Schlagwort politiicher Schwärmer 
in der franz. Revolution (vgl. Kommunismus). 

Egard, m. = (ſpr. egaädr; v. garder — warten, 
acht Haben, hüten, beobachten, althochd. warten) 
Anſehen, Achtung, Rückſicht; en 6gard (fpr. an—), 
in Rückſicht, in Betradıt. 

egarieren, fr. (Egarer, außer acht laſſen, v. garer, 
prov. garar, acht haben) irre fiihren, irre machen, 
ih enarieren, jich verirren; egariert, verwirrt, 
zeritreut; Egarement, n.(jpr. egar'mang) die Ver— 
wirrung, der Irrtum; die Zerſtreuung, Geiſtes— 
abweſenheit, Verriidtheit. * 

egahieren (ſpr. egejieren) fr. (Egayer, v. gai, fröh— 
lich; vgl. gajo) ergötzen, erheitern. 

Egéria, f. Name einer altitaliſchen Quellnymphe 
oder Kamene, nach deren Eingebungen Numa, der 
zweite König von Rom, feine Gejege erließ; daher 
uneig. die vertrauliche Ratgeberin eines Fürften; 
— ein Aiteroid, 1850 durch de Gasparis ent- 

edit. 

egerieren, !. (egerere; vgl. gerieren) ausführen, ab- 
führen; &geft, m. (I. egestus) Ausflug, Abgeführ— 
tes; &geftion, f. (l. egestio) die Nusleerung, Ab— 
führung durch) den Stuhlgang. 

egerminieren, |. (egerminäre; vgl. germinieren) 
aufteimen, aufjprofjen, ausjchlagen. 

Egeſt, Egeſtion, j. unter egerieren. 

Egide, ſ. Agide. ä— 

eglandieren, nl. (v. glans, Eichel, Verkl. glandüla, 
Drüſe) eine Drüſe ausſchneiden. 

Eglantine, £. fr. (entit. aus aiglantine, v. aiguille, 
= el acuculentus, jtachelicht) die wilde Heden- 
toje. 

Egliſe, f. fr. (v. gr. ecclesia, f. d.) die Kirche. _ 

Eplomife-Maleret, f. (pr. — mihs —) chineſiſche 
Glasmalerei. 


222 ogo 


eg0, 1. id; eguzẽntriſch, nl. das Ich (den Menſchen) 
zum Mittelpuntt der Welt macend; Egoismus | 
oder Egoism, m. nl. (fr. Egoisme) die Ich- oder 
Selbſtſücht, übertriebene Eigenliebe, Eigenſucht, 
Selbjtigteit (Goethe) oder GSelbitelei; egotjieren, 
jelbftjüichteln, zu viel an ſich denfen, von lich res | 
den zc., Egoiſt, m. (fr. Egoiste) ein Selbitling, | 
Sebitler (Boethe), Selbitfüchtiger; Cgetitin, f. | 
eine Selbjtfüchtige; egotitifch, elbſtiſch, ſeibſt- od. | 
eigenfüchtig; Egviſte :et, £. die Selbitfüchtelei, das | 
jelbitjüchtige Weſen: &goität, £. die Schheit, Selbit- | 
heit; Egotheismus, m. l..gr. Selbitvergötterung, | 
wie in dem philojophiichen Syſtem Fichtes. 
egorgieren (jpr. —chieren), fr. (egorger, v. gorge, | 


Eklektiker 


ejurieren, I. (ejuräre) ſich einer Sache eidlich be— 


geben; abſchwören. 


ejüsdem, (mensis od. anni), I. (Gen. von idem, der— 


jelbe) de nämlichen Monats oder Jahres. 


ef od. eg, griech. Vorwort: aus, heraus (daher die 


folgenden Zuſammenſetzungen). 


Ekbleͤnhäron, n. gr. ein künſtliches Auge. 
©fhöle, £. gr. (ekbole, v. ek-bällein, auswerfen)eig. 


Auswurf; Heilk. Ausrenkung, vollftändige Ver— 
— —— Ekbolia od. Ekbolika, pl. 
— Vbortiva. 


Elbrdsma, n. gr. (von ek-bräzein, herausfieden) 


Heilf. ein plößlicher, wilder Ausſchlag, bejonders 
am Munde. 


Kehle, v. l. gurges, Strudel) die Kehle abjchneiden, | Elchylöma, n. gr. (v. chylös, der Saft) ausgepreß— 


erwürgen, erdrofjeln, fchlachten. | 
Egoutteur, m. fr. (fpr. eguttör; v. fr. egout, m. | 
Abfluß [ipr. ẽeguh)], Egoutter, abtropfen lajien, | 
Sieb- od. Bordrudwalze in der Papierfabritation | 
auch: Stoffänger. | 
Fgrenier-Maſchine, f. (v. jr. Egrener, ausförnen) | 
der Ausförner, Entlörner (Baummollfpinnerei). | 
Egrei, m. I. (egr&ssus, v. egrödi, herausgehen) der | 
Ausgang, Austritt, Fortgang; Egreß nehmen, 
fortgehen. 
Eguillette, £. fr. (ſpr. egüijett'; eine Abänderung | 
von aiguilette) die Achſelſchnur auf Dienſtkleidern. 
Eghetertes, m. ungar. (jpr.edjetehrteih) Name einer 
ungar. Zeitung (= Eintracht od. Einmütigfeit). 
Eghptienne, f. fr. (ipr. eſchiphienn'; v. Egyptien, 
Egyptienne, ägyptiſch) Blodichrift, eine lateinifche 
Drudichrift mit gleich ftarfen Haar- und Grund» 
jtrihen; eine Art feidener Stoff mit Atlazftreifen. 
eh bien! fr. (pr. —bjäng) wohlan! gut! 
Eibiſch, m. (v. I. hibiscus) die wilde Bappel. 
Eidogrdph, m. gr. (von Eidos, Bild, u. gräphein, | 
Ichreiben, zeichnen) der Bilderzeichner, eine von | 
Prof. Wallace in Edinburg 1821 erfundene Ko— 
pier⸗Maſchine. 
Fidölon, n. gr. ſ. v. w. Idöl. | 
&igir, m. ffand. Fab. der Gott des Meeres. 
Eileithhta, |. Slithnia. — 
Einheriar oder Einhérier, pl. altnord. (eig. die | 


Ausgezeichneten, Göttlichen) Fabell. die im Kampfe 
gefallerien Helden, weiche Odin in Walhalla be- 
wirtet. 
Eir, f. die altdeutiche Göttin der Heilfunft. 
@irene, j. Irene. | 
Eirometer, m. gr. (von Eiros, die Wolle) der Woll- 
mejjer, ein Werkzeug. | 
Gifagöge, f. gr. f. v. w. Sfagoge. | 
Gisanthime, n. gr. (von anthöin, bfühen, u. eis, 
hinein) = Enanthema. | 
ejafufieren, I. (ejaculäri) ausfprigen; &jafula= 
tion, £. nl. das Ausjprigen, die Auswerfung; aud) | 
ein kurzes Stoßgebet. | 
Ejalet, n. arab. (ejälet, ijAlat, Herrichaft, von awl, | 
regieren) türkiſche Statthalterichaft, aus mehreren | 
! 
} 





Sandſchaks beitehend u. von einem Beglerbeg 
von 2 oder 3 Roßſchweifen verwaltet. 

ejizteren, [. (ejicöre, v. jacöre, werfen) eig. hinaus- 
werfen; aus dem Beſitze ftoßen, hinausftoßen; ab⸗ 
jaugen, ausjaugen; &jeftion, f.(ejectio)das Aus⸗ 
werten, Answeiſen aus dem Befig; &ijektor, m. !. 
od.Gjektenr, fr.(ipr.eigeftöhr)Dampfitrahlfauger; 
— — Patronen-Ejektor, Patronen⸗Aus⸗ 
zieher. 

Ejoo⸗Faſern, Faſern derehtenZucderpalme(Arenga | 
saccharifera), die zu Tauen u. Segeln verarbeitet | 
werden, auh Gomutifafern od. Kitul genannt. | 


ter Bilanzenfaft, . dv. w. Ertraft. 


Elchymöma, n. gr. (von chymös, Saft, Flüſſigkeit 


Heilf. eine Blukgeſchwulſt, ein Blutmal; Ekchy— 
möſis od. Efhymdfe, f. Blutergießung ing Zell- 
gewebe, Ölutunterlaufung; elchymoſiert, mit Blut 
unterlaufen. 


Elchyſis, f. gr.(v.chyö,ch6d, ich gieße) Ausgießung, 


Ergiegung von Säften. 


Etdaͤrſis, f. gr. (v. darsis, das Abhäuten, v. derein, 


abhäuten) Heilf. das Wundwerden. 


Efdemiomanie, f. gr. (v. ekdemia, f. das Auswan- 


dern, Reiſen, u. manfa, |. Manie) die Auswande— 
rungsluſt, Reifeluit. 


Ekkathaͤrſis f. gr. (vgl. Katharſis) die Ausreini- 


gung, Abführung; Ekkathartika, pl. Abführ- 
mittel; durch die Haut wiriende Reinigungsmittel. 


r. (v. klisis, Biegung; klinein, biegen) 
Heilf. der Knochenaustritt, die Verrenkung; aud 
das a. der Enden eines Knochen⸗ 
bruches. 


Ekkleſia gr ſ. Ecelefia. 
Ettliſis, f. a 


Efköpe, f. gr. (ekkope, das Aushauen) Verlegung 


eines Knochens, bei. der Hirnjchale. 


Ekkopröſis f. gr. (v. köpros, Kot) die Kotauslee— 


rung; Effoproticum, n. ein Abführmittel; ello⸗ 
prõtiſch, abführend. 


Eftvriüis, f. gr. (vgl. Krifis) die Ausscheidung des 


Krankheitsſtoffes durch Schweiß, Harn zc.; Effrt= 
fiofogie, f. Die Lehre von Ausmwürfen des menjd- 
lihen Körpers; ekkritiſch, Ausſcheidung bewir- 
fend, oder dieje betreffend. 


| Ekkytlẽma, n. gr. (vd. ekkyklein, herausrollen) der 


Aufzug, die Rol- od. Drehmaſchine, eine Vorrich— 
tung auf der alten griehifchen Bühne, modurd) die 
Szene verändert wurde u. dag innere einer Woh- 
nung plößlid) hervortrat. 


Eklaͤmpſis od. Eflampite, f. gr. (von eklämpein, 


herporleuchten; plöglich Hervorbrechen und fich in 
jeinem vollen Glanze od. in feiner ganzen Kraft 
und Stärke zeigen) Beitt, über den ganzen Körper 
verbreitete Verzudungen, befonderg Keiner Kinder, 
Rinderfrämpfe. 


&flat, m. fr. (ſpr. efldh) eig. Splitter, Span; der 


Ausbrud; Knall, Lärm, Geräuſch; das Aufjehen, 
eine Auffehen erregende Handlung; Glanz, Schein; 
effatieren (fr. Eclater, eig. ſpalten, zeripringen; 
prov. esclatar, vom althodjd. sleitzen, sleizen, 
Ichleißen, fpalten), laut oder ruchbar werden, an 
ven Tag fommen, ausbrechen; ellatdnt, glänzend, 
ausgezeichnet, offenbar, laut oder öffentlich, Auf» 
jehen erregend; Gflatänte, f. fr. eine Rafete mit 
Slanzfeuer, Brillantrafete. 


“flögma, n. gr. (ekleigma, v. ekleigein, auslecken) 
ſ. v. w. Elektuarium, Katwerge. 
Eklektiker, m. gr. (v. eklegein, ausleſen, auswäh— 


Eklepiſis 


len) ein Auswähler, der ſich zu keiner einzelnen 

Philoſophenſchule ausſchließlich bekennt, ſondern 

von jeder das annimmt, was ihm am meiſten zu— 

jagt; Funitäeil. die Schüler der Carracci od. An— 

hänger der ir a Malerichule (f. d.) 

im Öegenfaß der Naturaliiten; Eklektizismus, 

m. das Streben, aus mehreren das beſte zu er= 
wählen, bef. unter philojophifchen Anfichten;; eflef= 

tiſch, ausmwählend, prüfend. 

Eklepiſis, gr. (von ek-lepizein, abſchälen; lepis, 
Schuppe, Schale) Heilf. die Schälung. 

(flimeter, n. gr. der Neigungsmeſſer. 

Eklipſe, f. gr. (Ek-leipsis, das Ausbleiben, Ver— 
ſchwinden, von ek-leipein, au3-, ablafien) die Ber- 
finfterung eines Blaneten durch die Zwiſchenkunft 
eines andern, Finsternis, Verdunfelung; Heilk. 
Ohnmacht; Eklipferion, n. ein Werkzeug zur Ver— 
jinnlihung der&richeinung von Sonnen- u.Mond- 
finfternifien; eflipfieren (fr. Eclipser), verfinftern, 
verdunfeln; verjchwinden, ſich wegichleichen, aus 
dem Staube machen; Ekliptik, f. die Sonnenbahn, 
Kreis am Firiternhimmel, den die Sonne jährlid) 
zu durchlaufen fcheint (jo genannt, weil in der 
Nähe diefes Kreiſes die Sonnen- u. Mondfiniter- 
niſſe fih begeben); Schiefe der Ekliptik, der 
Winkel von 231/, Grad, unter welchem die Sonnen- 
bahn an zwei Buntten, den Aquinoftien (im Widder 
u. der Wage), den verlängerten Erdäquator durch- 
ichneidet; Eklipsmaſchine, f. eine Riemen-Wür⸗ 
gelmajchine (in der Spinnerei). 

&flöge, f. gr. (ekloge, v. eklögein, auswählen) eig. 
ein ausgewähltes Stüd, bei. Gedicht; mißbräud)- 
ih f. Hirtengedicht, Hirtenlied, ländliches Gedicht, 
Idylle (weil Vergils Idyllen unter diefem Titel 
erichienen). 

efioppiert, fr. (Eclopp£, v.altfr.clop, gr. chölöpüs, 
lahmfüßig) hinkend, lendenlahm, mide,abgemattet, 
entkräftet. 

Etlyſis, f. gr. (von ek-Iyein, aus⸗, auflöfen) Heilk. 
eig. Muffhung, Schwäche, Ohnmacht. 

Ekonomiſer, m. engl. der Vorwärmer, in dem das 
Waſſer, mit welchem ein Dampftefjel geſpeiſt wird, 
erwärmt wird, ehe es in den Keſſel eintritt; Sparer. 

Gtofinife, £. frz. (jpr. —äfe, von frz. Ecosse. Schott- 
land)der Schottiich, ein Tanz; Ekoſſaiſen-Walzer, 
m. ein Geſchwindwalzer im 2/4. Taft. 

Elphonẽſis od. Efphonife, f. gr. (v. phone, Laut, 
Ton, Stimme) Redek. ein Ausruf. 

efphräftiich, gr. (v. ek-phrässein, verjtopfte Gänge 

öffnen, v. phrässein, verſchließen) Heilf. eröffnend, 
Beritopfungen auflöiend; Ekphraktika, eröffnende, 
auflöiende Mittel; Ekphraͤxis, f. die Ausleerung; 
Verdünnung ftodender Säfte im Rörper. 

Ekphronie, f. gr. (v. &kphrön, ſinnlos) Sinnlofig- 
feit, Verſtandloſigkeit, Wahnſinn. 

Elphima, n. od. Ekphijſis, £. gr. (vgl. Phyma) der 
Auswuchs, Höcder. 

Elpiẽſis, f. gr. (v.ek-piezein, ausdrüden) das Aus⸗ 
prejjen von Pflanzenjäften; Zerdrüdung des Schä- 
dels; Ekpiesma, n. Ausgeprehtes, ausgeprekter 
Pflanzenjaft; Schädelbrud). 

Efptegie, f. gr. (von ek-plössein, herausjchlagen, 
durch einen plöglichen Schred außer ſich jegen) die 
Betäubung, das Eritarren vor Schred. 

Elpnenjis oder Elpnöe, f. gr. (vgl. Pneuma) das 
Ausatmen, ſ. v. w. Eripiration. 

Elptöma, n. gr. (v. ek-piptein, herausfallen) Heilf. 
eig. ein Ausfall, eine Verrenkung. | 


Elphẽma, n. gr. (v. ek-pyein, auseitern) Heilf. ein | 


elaborieren 223 
vereiterter Teil, Geſchwür; Gfpyeits, f. Auseite⸗ 
rung, völliges Vereitern. 

Eluhröõſis od. Ekpyröoſe, £. gr. (v. ek-pyrün, aus— 
an Verbrennung, Untergang der Welt duch 

euer. 

Ekſarköma od. verf. Efarfüm, n. gr. (von sarx, 
Gen. sarkös, Fleiſch) Fleiih-Wucherung, ausge- 
wachſenes wildes Fleifch. 

Etſtäſis od. Efitäfe, f. gr. (eig. das Wegrücden 
von der Stelle; vgl. Staſis) die —— Ver⸗ 
der höchſte Grad der Begeiſterung bis zur 

ewußtloſigkeit; das Entzücken, der höchſte Grad 
der Freude; bei ven Neu⸗-Platonikern: Anſchauung 
des Abjoluten; efftaftieren od. efitafieren, ent- 
zücken; etſtaͤtiſe entglidend; auch entzückt, — 
merifch; em extase (l. in extasi) fein, fr. (ſpr. 
an ert—) entzüct fein, außer ſich fein; Cfftatiter, 
m. begeijterter Prediger, Weisjager. 

Ektäſis, f. gr. (v. ek-tefnein, ausdehnen) Ausdeh— 
nung, Verlängerung, 3. B. von Silben. 

Ektheſis, f. gr. (v. ek-tithenai, herausfegen, erflä- 
ven) Auslegung, Erklärung; Ekthetotrophẽum, 
n. gt. (v. ekthetos, ausgeſetzt, u. tropheion, Pfleg- 
anttalt) ein Findelhaus. 

Ekthlimma, n. gr. (von thlibein, drücken, preffen) 
Hautbejhädigung durch Drud oder Reibung; Et— 
thlipſis od. Ekthlipſe, f. eig. Heraus⸗ od. Weg- 
— Sprachl. Ausſtoßung eines od. mehrerer 
Buchſtaben, vgl. Eliſion. 

Sfthäme, n. gr. (vgl. Thyma) Heilk. jeder Haut— 
ausichlag, der in Puſteln hervortritt; Eityymajis, 
f, Blutwallung. 

Ektomias oder Ektömos, m. gr. (von ek-temnein, 
ausjchneiden, verjchneiden) |. v. w. Kaftrat. 

Ektopie, f. gr. (von töpos, Ort) eig. Entortung; 
Heilf. Lerrenkung, krankhafte Veränderung der 
Rage eines Teils, ſ. v. w. Ektopismus, m. u. Et⸗ 
toviſis, f. 

Ektrimma, n. gr. (v. ek-tribein, aus-, aufreiben) 
Heilk. das Wundreiben; eine wundgeriebene Haut- 
ſtelle. 

Ektrõöma, n., Ektröſis, f. od. Eitrösmus, m. gr. 
(eig. das Ausgeſtoßene, v. titröskein, durchſtoßen, 
durchbohren) eine Fehl⸗ od. Srühgeburt, = Abor- 
tus; &ftrotife, pl. = Abortiva; ektrötiſch, 
Fehlgeburt betreffend. 

Eftropium, n. gr. (v. ek-tr&pein, abwenden) Heil. 
die Auswärtswendung, dad Umſchlagen, be}. der 
Augenlider. ſSchwielen, Hühneraugen ꝛc. 

Ektylotita, pl. gr. (vgl. Tyloma) Heilk. Mittel gegen 

Etthjuon, n. gr. (vgl. Typus), pl. Eftüpa vd. Et⸗ 
tunen, Abdrücke von geichnittenen Steinen; aud) 
erhabene Kunſtarbeit in Holz, Stein, Marmor ıc.; 
Ektypographĩe, f. erhabene Metal-Agung, Hoc)- 
ägung (erfunden von Dembour 1804); auch |. dv. mw. 
Kelief-Drud, Hohdrud für Blinde, durch den 
Taſtſinn fesbarer Schriftdrud. 

Elzem, Etzema vd. Ekzesma, n. gr. (vgl. Bema) 
eig: durch Hige Herausgetriebenes; Heilf. Hib- 
bläschen, Hautausfchlag, naſſe Flechte, Salzflup. 

el, arab. Artikel, ſ. al. 

elabieren, l. (eläbi) entfchlüpfen, entwifchen; ver- 
gehen, verfließen; eläpso termine, nad) verflofje- 
ner Frift od. nad) Berlauf der Frift. 

elaborieren, !.(elaboräre) ausarbeiten, verfertigen; 
&laborät, n. (elaborätum) da3 Ausgearbeitete, 
die Arbeit; &faboration, f. (elaboratio) die Aus- 
arbeitung; Elaborationsbuch der Apothefer: 
—— Verzeichnis ſelbſtbereiteter Heil— 
mittel. 


— 
— 


224 Glaidin 


Elgidin, n. ein bei der Einwirkung ſalpetriger 
Säure auf das Elain fetter, nicht trocnender 


Öle entftehender es Stoff; Elaidin: | 


fänre, f. eine bei Zerſetzung des Elaidins durch 
höhere Temperatur fich bildende eigentümliche or— 
ganische Säure; Elain, Etätn, vder Olein, n., 
auch Efaine, f. (v. gr. elaion, Sl) der Olftoff, ein 
eigentiimlicher, in den tierischen Ol- und Talgarten, 
jowie in dem nicht trocknenden Pflanzen-Dien und 
Fetten enthaltener Stoff. 

Elan, m. fr. (fpr. eläng) Sprung, Sag, Anlauf; der 
begeilterte Anjturm. s 
elangueſzieren od. elanguteren, I. (elanguesc£re, 
v. languescere, matt werden, languere, matt fein) 

ermatten, mide werden. HIFI 

ne Wachs (v. gr. &laion, Of), mit einer 
reinen Olfarbe gemifchtes Wachs, im Altertum zu 
Gemälden angewendet (vgl. puniiches Wachs u. 
Enfauitif); &läographie, f. Olmalerei; elüo— 
graͤphiſch, mit ÖL gemalt; Eläolith, m. der Öl— 
jtein, ſ. Nephelin; Eläometer, m. oder n. eine 
VBorrihtung, um das Spezifische Gewicht fetter Ole 
zu meſſen; Cläofachärum, n. Olzucker, Zuder, 
zu welchem ein ätherijches ÖL geſetzt wird. 

Elapheboͤlion, m. gr. ein Frühlingsmonat der al- 
ten Athener, in weichem das Feſt der Artemis (die 
Elaphebolia, d. i. Hirfchjagd) fiel. 

eläpso terınino, ſ. unter elabieren. 

elargieren (pr. — Si), fr. (Elargir, von large, 
breit, I. largus) erweitern, ausdehnen. 

elaftifch (nl. elasticus, fr. Elastique, vom gr. elän, 
elaüunein, treiben), prall-, feder- od. jpannfräftig, 
federnd, dehnbar; elaſtiſches Harz, Federharz, 
ſ.Gummi; elaſtiſcher Sandſtein, Gelenkquarz, 
ein durch beigemengten Glimmer elaſtiſche Bieg— 
ſamkeit beſitzender Quarz in Brafilien; elaftifche 
Linie, Biegungslinie; Glaftizität, f. (fr. elasti- 
cite) die Feder⸗, Spann-, Brall-, Schwing- oder 
Springfraft, die Eigenfchaft der Körper, ihre durch 
eine Krafteinwirfung verjchobenen Teile in Die 
frühere Lage zurücdzutreiben, Dehnbarfeit, Span- 
nung, Widerſtand; eleftriihe Claitizität, die 
Spannkraft, welche die vericyobenen Elektrizitätg- 
teilchen in die frühere Lage zurückbringt; Elaſtizi⸗ 
tatstoeffizient, m. Dehnbarkeitszahl, Widerjtande- 
zahl, die Zahlangabe, um welchen Längenbruchteil 
ein Körper durd) die Gewicht3einheit ausgedehnt 
wird; E.⸗Grenze, Federungsgrenze, die Kraftein- 
wirkung, über welche hinaus eine dauernde Form— 
änderung eintritt; E.-«Meſſer vd. Efaterometer, 
n. ein Dampfmefjer, Spanntraftmefierder Dämpfe; 
Glaftizitätsmodül, m. Dehnbarfeits- od. Wider- 
ſtandsmaß, Verhältnis der Spannung zu der die- 
jer entjprechenden Zängeneinheit, das Gewicht, 
durch das die — — eines Körpers verdop— 
pelt wird; E.-Zeiger, Merkuriälzeiger oder 
Barometerprobe, ein an der Luftpumpe ange— 
brachtes Barometer, welches zeigen ſoll, wie groß 
die abſolute Elaſtizität der unter der ausgeleerten 
Glocke noch befindlichen Luft ſei; Elaſtiks, pl.dehn- 
bare Gewebe aus Gummi od. Streichhwolle (Streich- 
garn), d.i. Wolle, die erit in eine Art Watte ver- 
wandelt u. aus der dann die Fäden gejponnen wer— 
den, welche zur Herftellung tuchartiger Stoffe ver- 
wendet werden (Gegenj. Kammivolle, die, durch 


Rämmen von der kurzen Wolle gereinigt, zuß&amm= 


garn verfponnen und zu feineren Wollitoffen ver- 
arbeitet wird), Feder- oder Gummizug; &laftin, 
n. Grunditoff, der in den tierischen elaftiichen Fa— 
fern enthalten ift. 





Elegie 


Eläãté, f. gr. Bot. die Tannenpalme, 


| Etäter, m. gr. (elater, eig. der Treiber, von elän, 
treiben) die Springfeder, Triebfeder, ein Spanner; 
der Springfäfer; Glaterium, n. Heilf. Saft der 
— des Eſelskürbis, ein heftig wirkendes 
Abführmittel; Elaterin, n. der bittere Stoff im 
Elaterium; Elaterométer. |. Elaſtizitätsmeſ— 
ſer; Elaterit, m. elaſtiſches Bergpech. 

Elatidn, £. l. (ſpr. t wie z; elatlo, v. efferre, elä- 

. tum, emportragen) Erhebung, Hochmut, Aufblä- 
‚hung, Stolz. 

Krk n gr. (von eläte, Tanne) verjteinertes Tan- 
nenholz. 

Elanlglas, n. Scheidek. ölbildendes Gag, Leuchtgas. 

Eldorado, n. ſpan. (eig. el Dorado, d. i. das Ver- 
goldete, von dem ſpan. Artikel el und dorado, ver- 

oldet; el pais derado, das goldene Land, Gold- 

and; da aljo fchon der beftimmte Artikel el — das 
vorhanden ijt, darf man genauer nicht einen zwei— 
ten jegen und jagen ein oderdas el dorado,jondern 
nur ein od. das Dorado) ein fabelhaftes Goldland, 
mit goldenen Bergen zc. in Südamerika. 

Eleãſar, m. hebr. (verderbt aus Elieserj.d.) männt. 
Name; Gott Hilft, Gotthilf. 

Gleäten, pl. eleatiihe Philofophte oder Schule, 
eine altgriechische Philojophenjekte, welche das Sein 
für Eins und unabänderlich, Bielheit u. Berände- 
rung für Schein hielt, nach der Stadt Elẽa in Un- 
teritalien genannt, wo ihr Stifter, Kenophänes 
aus Kolophon, lebte, und Barmenides u. Zeno 
geboren waren. 4 

Electricität zc., j. Elektrizität. 

Eleemoſynarius, m. gi. = Almojenier, ſ. Al— 
mojen; bei geijtl. Stiftern auch der Verwalter des 
Vermögens, — Burſarius. 

Elefant, m. (gr. u. l. eléphas, [. auch elephäntus) 
das größte Landtier; &fefantenorden, m. ein 
hoher däniſcher Orden (mit dem Bilde eines weißen 
Elefanten, der einen roten Turm trägt, und der 
Beifchrift: Magnanimi pretium, Lohn des Hoch— 
jinnd); &lefanten-Bapier, ſ. Dlifant; Ele 
fantiäſis, f. gr. Heilk. der knollige Ausjag, die 
Knollſucht, der höchſte Grad des Ausſatzes, eine 
Krankheit, wobei Beine und Füße mit einer der 
Elefantenhaut ähnlichen Dede überzogen werden; 
Flefantomächen, pl. Elefantenbefämpfer; Ele— 
fantophägen, pl. Elefanteneſſer. 

elegant, I. (elögans, eig. wähleriſch, gleich]. Neben- 
form v.eligens) von Menjchen: fein und gefchmad- 
voll, gewählt, vornehm; von Dingen: gemählt und 
auserlejen, zierlich; die elegante Welt, die ge- 
bildete, feine Gefellichaft; &fegant, m. fr. (pr. 
—gäng) ein Stußer, Modeherrchen; elegänte, 
elegantemente, con elegänza, it. Tonf. mit 
Bierlichkeit; &feganz, f. (1. elegantia) gewählte 
u. geihmadvolle Form des äußern Erjcheinens, 
Gemwähltheit, Vornehmheit, Zierlichkeit. 

Elegĩe, £. gr. (elegeia, f. und elögos, m.) im gried). 
Altert. überhaupt ein [yrifch-epifches Gedicht, das 
in Dijtichen verfaßt war; Dem entiprechend nann- 
ten auch Schiller und Goethe ihre beſchaulichen u. 
betrachtenden Dichtungen in Diftiyen: Elegien 
(Spaziergang, römifche Elegien); im engern Sinne 
verjteht man unter Elegie: ein Trauer- od. Klage- 
gedicht, Klagelied; eléegiſch, klagend, ſchwermütig, 
wehmütig, traurig, ſanft rührend; beſchaulich, emp⸗ 
findſam; das elegiſche Vers maß, aus Diftichen 
beſtehend, d. i. aus Hexameter und Pentameter, die 
miteinander abwechſeln; elegiſches Gedicht, je⸗ 
des in dieſem Versmaß abgefaßte Gedicht. 


eleiſon 


eleiſon! gr. (eig. eleéson, Imperativ v. ele&in, Er- 
barmen haben) erbarme dich! 
Glettion, f. l. (electio, von eligẽre, auswählen) die 
Wahl, Erwählung; electio canonica, die fano- 
nische, d. i. kirchengefetzliche Wahl; elektid, nl. durch 
Wahl geſchehend, mit Auswahl; Eléttor, ın. I. od. 
Electeur, fr. (fpr. elektöhr) ein Wähler, Wahlherr; 
auch Kürfürft; Electrice, f. fr. (ſpr. —trihß) eine 
Wählerin, Kurfürſtin; Elektoräl-Wolle, nl.-Dtidh., 
aud) kurz Elekta oder Elektora genannt, Edel⸗ 
wolle, eig. kurfürſtliche (kurſächſiſche) Schafwolle 
aus den landesherrlichen Schäfereien, feine, hoch— 
veredelte Wolle; Elektorät, n., r. m. ni. die Kur— 
fürſtenwürde; das Kurfürſtentum; Electus, m., 
pl. @leeti, ein Auserwählter; eleftiv, auswählend. 
"feftrizität, f. nl. (vom gr. Elektron, f. u.) eig. 
Aethertraft, Blißkraft, eine in verjchiedenen er 
sen auf verſchiedene Weiſe (durch Reibung 3. ©. 
beim Bernftein, durch Berührung, Erwärmung 2c.) 
Hervorgerufene Kraft, deren Wirkung ſich in An- 
ziehung und Abſtoßung, Durchzuckung, Lichtipen- 
den, Funkenſprühen und unter manderlei andern 
Formen zeigt; die Urfache der eleitrijchen Erſchei— 
nungen och den Hergichen Verſuchen (1888 u. 
1859) in Ätherſchwingungen zu juchen, die eine 
größere Weite als die Schwingungen des Lichtes 
Haben, vielleicht ift ver Ather jelbjt Elektrizität; po— 
fitive u. negative oder Plus⸗ u. Minus⸗Elet⸗ 
trizität, od. fürzger + Eu. — Ey, find entgegen- 
gejegte Eleftrizitäten od. anziehende und zu— 
rückſtoßende Elektrizität; Luft-Elektrizitüt oder 
atmoſphäriſche Cleftrizität, Die Elettrizität der 
gemeinen Luft; medizinische Elektrizität, Die 
Anwendung der Elektrizität zur Heilung einiger 
Krankheiten de3 menſchlichen Körpers; tierifche 
&leltrizität, 1. Galvanismus; dynamiſche 
Steftrizität, Stromelektrizität, in Bewegung be- 
findliche, ſtrömende Elektrizität (im Gegenſatz zur 
jtatiſchen Elektrizität, d. i. ver Spannungselef- 
trizität, der hHauptjächlich durch Reibung erzeugten, 
auf einem ijolierten Xeiter angefammelten Eleftri- 
zität); eleftrojtatiiche Elektrizität, Reibungs- 
oder Franklinſche Elektrizität; galvaniſche Elek— 
trizität, Die durch chemiſchen Prozeß in den Bolta- 
ſchen Elementen hervorgerufene Stromelektrizität; 


Photo⸗-Elektrizität, die durch Lichtwirkung er⸗ 


eugte E.; Pyro-Elektrizität, die in einigen Kri— 
| Hallen (3. 8. Zurmalin, Borazit, Quarz, Rohr- 
zucker u.a.) durd) Erhigen oder Abkühlen erzeugte 
Elektrizität (v. gr. pyr, Teuer); Piezo-Elektrizi⸗ 
tät, Die durch Druck hervorgerufene Elektrizität (v. 
jr. piezo, ic) drüde); ftrahlende Elektrizität, die 
A in Bellen im freien Raume ausbreitet; Ther= 
moeleftrizität, durch Wärme erzeugte Elektrizität; 
eleftrijch (fr. Electrique), Elektrizität habend und 
äußernd, berniteinfräftig, blißfräftig; eleftrijche 
Körper, deren Reibung an andern einen merf- 
lien Grad von Elektrizität erzeugt; jie heißen auch 
idiveleftrifch, an fich eleftrifch, oder Nichtleiter, 
3.8. Glas, Harz, Bernftein, Schwefel 2c., weil fie 
die erregte Elektrizität auf ihrer Oberfläche behal- 
ten; uneleftrijhe Körper find Leiter, 3.8. alle 
Metalle, Wafjer, feuchtes Holz 2c.; eleftrifieren 
(fr. electriser), Elektrizität erregen od. mitteilen; 
uneig. durhbligen, erſchüttern von Freude, Hoff- 
nung 2c.; freudig überrafchen, beleben, befeuern, 
begeijtern; Gleftrifiermaichine, f. eine Vorrich— 
tung zum Erregen u. Anjammeln der Reibungs- 
eleftrizität — Reibung von Glas an amalga— 
miertem Leder; Glektrizitätszähler, Apparat, 

Heyjes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


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Elektrizität 225 


der die elektriſche Energie mißt, die von den Abon— 
nenten, denen zum Gebrauche in ihren Fabriken, 
Wohnungen ꝛc. von einer elektriſchen Zentralſtelle 
aus Elektrizität zugeteilt iſt, gebraucht wird, und 
die dafür zu zahlenden Abgaben beſtimmt; Elektro— 
maſchine oder Influenz-Elektriſiermaſchine, 
eine verbeſſerte Elettriſiermaſchine, mit der ſich 
größere Wirkungen erzielen laſſen, als mit der ge— 
wöhnlichen; Elektrochemismus, m. die Anſicht 
von — daß die chemiſche Verwandtſchaft 
aus der durch die Berührung der Stoffe rege ge— 
wordenen Elektrizität hervorgehe; Elektrochemte, 
f. die Lehre von dem Einflufje des elektriſchen 
Stroms auf hemijche Verbindungen; Elettroche⸗ 
mitypie, f. Zinkätzung mit Hilfe von Galvanis— 
mus und Kupfervitriolauflöfung; Gleftrofultfir, 
f. die fünftliche Anwendung der & eftrizität auf ven 
Aderbau; Elektroͤde, f. Stromzuleiter, Bol (in der 
galvanijchen Kette bei Hemifchen Zerfegungen), j. 
Anode und Kathode; Cleftrodyndmil, f. die 
Lehre von den Gejegen der Elektrizität im Zuftande 
der Bewegung oder von den Wirkungen der elef- 
triſchen Ströme aufeinander; elektrodynamiſch, 
ſtromerzeugend; elektrodynamiſche Maſchine, 
Strommaſchine, ſ.dynamdelektriſche Maſchi— 
nen; Elektrodynamométer, m. gr. ein Werkzeug— 
um die eleftrijhen Ströme jolder Majchinen zu 
meſſen; Elektrogen, n. der Blit- oder Bitteritoff, 
die Urjache, weiche die elektriſchen Wirkungen her- 
vorbringt; Eleftrofhje, f. die Zerſetzung demijcher 
Berbindungen in ihre Beſtandteile vermittelit des 
eleftrifchen Strom3; Elektrolijt, m. Leitflüſſigkeit, 
eine der Zerſetzung durch den galvanijchen Strom 
unterworjene Flüſſigkeit; Cleftromagnetismus, 
m. der in neuerer Zeit entdedte Jufammenhang der 
eleftriihen und magnetiihen Erjcheinungen und 
die Xehre von der gegenfeitigen Einwirkung der 
Elektrizität und des Magnetismus aufeinander; 
eleltromagnetiſcher Telegraph, m. ein durch 
eleftrijche u. magnetiſche Kraft bewegter Drahtzug, 
der das Aufzeichnen von Buchſtaben in der Ferne 
vermittelt; elektromagnetiſche Wellen, die Ather⸗ 
wellen, die nach der Hertz-Maxwellſchen Theorie 
eine elektriſche Entladung nach allen Richtungen 
hin ausſendet; Eleltromagnetophõon, n. elektri— 


ſches Nebelhorn, ein eiſernes Häutchen, das einen 


lauten Ton gibt, wenn es durch den elektriſchen 
Strom in Schwingungen verſetzt wird; Elektro— 
metedre, pl. (vgl. Meteor) elektriſche Lufterſchei— 
nungen; &feftrometer, Elektroſtkoͤp, n. Cleitri- 
zitätsmeſſer, Eleitrizitätözeiger, eine Vorrichtung, 
die Stärke der Eleitrizität eines Körpers zu bejtim= 
men oder anzuzeigen; Luft-Elektrometer oder 
atmoſphäriſches Elektrometer, eine Vorrichtung 
um die Bejchaffenheit und Stärke der gemeinen 
Luft⸗Elektrizität zu beobachten, wozu auch diejogen. 
eleftrifhen Draden und Eleitrizitätszei- 
ger gehören; Elektromotör, m. gr.i. elektriſche 
Kraftmajchine, eleftrijches Triebwerk; elektromo— 
toriiche Kraft, eleitriiche Spannung, die Straft, 
die eine Eleftrizitätsmenge in Bewegung jeßt; 
Elektron, n. bei den alten Griechen von ſchwan— 
fender Bedeutung: bald Bernitein, bald eine Mi— 
ſchung von Gold und Silber; zum. überh. glänzen» 
des edles Gejtein; auch Name eines neuen Leicht» 
metall3, einer Magnefiumlegierung von ſilber— 
weißer Farbe (leichter al3 Aluminium); Elektro⸗ 
nen, pl. die fleinjten Teilchen des negativ elettri— 
jhen Stromes, die mit dem poſitiv eleftriichen 
Kern einer Zelle beweglich verbunden find; Elek— 
15 


225 Elektuarium 


trophoͤr, m. Elektrizitätsträger, eine durch Volta 
17:5 bekannt gemachte Vorrichtung, um durch 
Peitſchen eines Harztuchens mit Pelz Elektrizität 
zu erregen und auf lange Zeit zu erhalten; Elek— 
tropfat (fpr. plät) oder Elektroplated, n. engl. 
(ipr. pieied) auf galvaniſchem Wege verjilbertes Neu— 
filber, galvaniſch verfilbert od. galvanijch plattiert 
(von engl. plated, beplattet, mit Gilber- od. Gold» 
plättchen belegt); Efeftrophyiiologte, die Wiſſen— 
ichaft von den eleftriihen Erſcheinungen in den les 
benden Tieren und Pflanzen; &feftropunftür, f. 
gr.=l. eine Art der Akupunktur (j.d.), indem die ein- 
geftochenen Nadeln mit einer kleinen Boltaifchen 


Säule in Verbindung gebracht werden; Elektro— 


ftatif, f. die Lehre von den Geſetzen der Elektri— 
zität im Zuftande der Ruhe; Elektrotherapie, f. 
(vgl. Therapie) die Kranienbehandlung vermittelit 
der Elektrizität; &feftrotänns, m. gr. (D. i. elef- 
trifhe Spannung; v. gr. tönos, d. teinein, ſpan— 
nen) die Beränderung des Zuſtandes eines Nerv, 
die dadurch herbeigeführt wird, dag man den elet- 
triihen Strom durch den Nerv gehen läßt; vgl. 
Aneleftrotonus und Kateleftronus; &fef- 
trotechnif, die technische Verwendung der Elektri— 
zität, 3. B. in der eleftriichen Beleuchtung, Tele- 
grapbie, Telephonie 2c.; Elektrotechniker, der lich 
diefem Berufszweige gewidmet hat; eleftrothe 
pieren, Lettern, Stereotypplatten, Holzſchnitte ꝛc. 
auf galvanoplaſtiſchem Wege abformen; Elektro— 
thpie, f. derartige Abformung; &feftronegeto= 
meter, n. ein Pflanzen-Eleklrizitätsmeſſer, ein 
Werkzeug zum Ermweifen des Einflufjes der Eleftri- 
zität auf das Pflanzenwachstum; efeftrifches In= 
fandeszenzlicht, elektrifches Glühticht, das einen 
Reiter eñtſtrömt, der auf eleftriihem Wege glübend 
gemacht iſt (im Gegenfat zum Bogenlidht, das 
dadurch entjteht, daß durch zwei fich mit ihren 
Spitzen gegenüberftehende Stäbchen von harter 
Gasfohle, welche die Bolenden einer ftarken elek— 
triſchen Batterie bilden, der eleftrifche Strom hin- 
durchgeht, Davyſcher FZlammenbogen). 
Elektuarium, n. ml. (engl. Eklegma)-Latwerge. 
Glement, n., pl. Elemente, I. (cleméntum, pl. ele- 
menta) 1. die ®rundlaute der Sprache, Buchstaben, 
das Abece; 2. die Anfangsgründe einer Wifjen- 
jchaft od. Kunft; 3. Urftoffe, Grundftoffe, Grund- 
beitandteile der Körper; (die alte Naturlehre nahın, 
einer unmittelbaren, aber bedeutfamen Anſchauung 
folgend, vier Elemente od. Weltftoffe an: Feuer, 
Luft, Erde u. Waffer; die heutige Scheidefunft kennt 
bis jeßt 63 einfache od. unzerlegbare Grundftoffe); 
aud; uneig. das Element für: Lebensſtoff, Lebens- 
bedingung, 3. B. „das Spiel, der Wein iſt fein Ele- 
inent”, d. 1. ev kann ohne fie nicht leben; „er ift in 
jeinem Elemente‘, d. h. in einem feiner Natur u. 
Neigung gemäßen Lebenskreiſe; elementär, ele- 
mentärtich (1. elementarius), zu den Elementen 
gehörig, uranfänglid); anfangsmäßig oder nad 
ven Anfangsgründen; Glementär-Hnalyfe, f; 
hemifche Zerlegung eines Körpers in Grunditoffe, 
bef. eines —— K. in Sauerſtoff, Waſſerſtoff, 
Stickſtoff u. Kohlenſtoff; E.-Bücher, Grund- oder 
Anfangsbücher; &,-&reignis, ein durch die Na- 
turkräfte bervorgerufenes Ereignis, 3.8. Wolfen- 
bruch; E.⸗-Feuer, das Urfeuer, der Wärmeftoff; 
E.-Funktionen, pl. Grundtätigfeiten (der Seele); 
E.⸗Geiſter, die Geifter oder Dämonifchen Wefen, 
welche nach dem Bolföglauben des Mittelalters in 
den vier Elementen bereichen: Gnomen in der 
Erde, Undinen im Waller, Sylphen in der Luft, 


Ei 


Sal amander im Fener; E.-Kenntniſſe, Grund— 
kenntniſſe; E.-Kräfte, Naturkräfte; E.-Lehrer, 
Lehrer der E.-Schule, Anfangsſchule, Bottsichute, 
auch inSbefondere: Lehrer in der unterjten Klajie 
der Volksſchule; elementieren, barb.-l. ein Wort 
in ſeine Laute zerlegen und daraus zuſammenfügen 
(nach) der Rautiermethode). 

Elemi, Efemiharz vd. Gummi elemi, n. cin blaß— 
gelbes Harz von dem Elemi-Strauch in Oſtin— 
dien, Süd-Amerika 2c., wegen feiner zerteilenden 
und heilenden Kraft zu Wundfalben, auch von 
Malern zu Firnifien gebraudt. 

Eleͤnchus, m.gr. (&lenchos)eine Widerlegung, Rüge; 
auch Inhaltsanzeige, Negifter; im Kirchenrecht: 
elenchus nominalis, die den Prediger verbotene 
namentliche Rüge gegen anmejende od. überhaupt 
befannte und lebende Berjonen; GElenktik, f. die 
Uberführungs- oder Widerlegungskunſt, kirchliche 
Streitlehre. 

eleodoriſches Bachs, j. eläodoriſches. 

&leonöre, f. (prov. Elionor, Helionor, entw. v. gr. 
eleos, Erbarmen, oder wahrſch. entftellt aus gr. 
Heliödora) weib!. Name: die Erbarmende. 

Eleuſinien oder elenfiniiche Myſterien, pl. ar. 
(Eleusinia) der in Eleuſis in Attika gefeierte Ge— 
heimdienft der Demeter; vgl. Myiterien. 

&fentberiologie, f. gr. (von eleutheria, Freiheit, 
eleuth£ros, frei) die Lehre von der Freiheit des 
menſchlichen Willens; Efentheriomanie, f. Srei- 
heitstaumel, Freiheitswut; &fentberionomite, f. 
Gefeßgebung des freien Willens, ſittliche Gejeß- 
gebung. 

elevieren, I. (elevare) erheben, erhöhen; den Bro- 
tejt elevieren, Kfipr. einen zuriidgewiejenen 
(proteftierten) Wechjel durch die nächjte Poſt zuriid- 
laufen laſſen (vgl. levieren); &fepation, f. die Er- 
hebung, Erhöhung; Sternk. Höhe eines Sterns 
über dem Horizont, bef. Polhöhe, Entfernung des 
Pols vom Horizont eines Ortes; Firchl.: die Er- 
hebung der Hoftie in der kathol. Kirche; Kripr. 
Elevation eines Geſchützes, audh Elevas- 
tionswinkel, der Winfel, den die Seelenachſe 
eines Geſchützrohrs mit dem Horizont bildet; all- 
gemein: die Erhabenheit, Größe, der Rang; Bauf. 
der Aufriß, Standriß eines Gebäudes 2c.; im 
Bühnenweſen: der Schwung, die Leichtigkeit; Ele— 
vationsſchuß, Bogenſchuß, bei dem die Seelen— 
achje erhoben ift; &feväter, m. nl. Hebemusfel; 
auch ein Fahrituhl zum bequemen Verkehr zwi— 
ſchen den einzelnen Stocdwerfen großer Hotels, (vgl. 

Aſzenſeur und Hoiſt) Hebevorrichtung, Hebe— 

— Aufzug; Eimerkettenwerk, d. i. eine mit 
Eimern befegte Kette oder auch ein ſolcher Riemen 
ohne Ende, aud) das Gebäude, in dem ein jolches 
Werk aufgeftellt ift, namentlich in Häfen, um Ge— 
treide zu heben, daher auch die etreidejpeicher fo 
genannt werden; in Mühlen, um Mehl zu heben 
ufv., Förderſchraube; Elevatorium, n. nl. Heilk. 
ein Hebmittel, Hebeeifen, eine Hebebinde; bei. ein 
wundärztliches Werkzeug, um eingedrüdte Stellen 
de3 Schädels wieder zu heben; Elebe, m. u. f. fr. 
(fpr. eläwe; v. Elever, aufziehen, erziehen) ein Zög— 
ling, Plegling, Lehrling (4. B. ein Bau-, Berg-, 
Bolk-Eleve 2c.), Schüler, 3. B. eines Künitlers; 
elevated, engl. (pr. ellivehted) erhoben, erhöht; 
elevated railroad, f. engl. (fpr. relröd) eine Hoch⸗ 
bahn, die auf einem Viadukt geht, Viaduktbahn. 

Elf, m. u. Effe, f. gew. pl. Elfen (engl. u. ſchwed. 
elf, altnord. älfr, dän. elv = Alp, geſpenſtiſches 
Wefen, das das Alpdrücken verurfachen follte) nor". 


Elgeuze 


eludieren 227 


Fabell. Heine herumſchweifende Naturgeifter, die | Ellipſis oder Ellipſe, f. gr. (T. ellipsis, vom gr. &l- 


entiveder als gute und Schöne Weien, als Licht- 
geifter, im Himmel, oder als böje und häßliche, 
als Nachtgeilter, unter der Erde wohnen. 

Elgeuze, m. (Algeufe), eig. el-dschauzä, arab. 
Kame jowohl für die beiden Zwillingsiterne (Ka- 
jtor und Pollux), al3 auch für Orion (vgl. Betei- 
geuze), bei leßterem wohl urfpr. zunächſt für die 
3 Miͤtelſterne des Gürtels, infofern dieſeals3 goldne 
Nüſſe betrachtet wurden; denn dschauz bed. Nuß. 
©. Drion u. Jakobsſtab. 

Eigin Marbles, pl. engl. (jpr. eldſchin marb'ls) die 
Elginer Marmorwerfe; die berühmte, jebt dent 
Britiichen Muſeum einverleibte Sammlung alt- 
griechifcher Bildwerfe, insbeſ. vom Fries des athe- 
nischen Parthenon, die der Graf Thomas Bruce 
von Elgin in Griechenland zufammenbrachte. 

Clias, m. hebr. (Elij&h) mänı. Name, eig. Jeho— 
vah ift mein Gott: Gottverehrer; Eliasfeuer, 
j. dv. w. Elmsfeuer. 

elidieren, I. (elidere, v. laedere, ftoßen) ausftoßen, 
wegwerfen, auslafjen, 3.8. einen Buchjtaben des 
Woͤhlklanges wegen: Eliſion, f.(l.elisio), das Aus- 
ſtoßen eines Buchftaben, insbeſ. eines Vokals vor 
einem andern Vokal zur Vermeidung des Hiatus 
(j. d.), z. B. hab’ ich ft. habe ich; elijiv nl. aus⸗ 
ſtoßend, wegwerfend; Efifip-Artifel, Rſpr. Sätze 
des Gegenbeweiſes, durch welche gerade das Gegen— 
teil von dem dargetan wird, was der andere Teil 
beweiſen will. 

Fliéſer, m. hebr. (vgl. Eleaſar) männt. Name, eig. 
Gottes Hilfe. 

eligieren, I. (eligere, von legöre, lefen) auswählen, 
eligibef, ni. oder eligible, fr.(eliſchib'l) wählbar, 
wahlfähig; &figibilität, f. (fr. eligibilite) die 
Wählbarkfeit, Wahlfähigfeit. 

eliminieren, !. (eliminäre, eig. aus dem Harfe 
itoßen, von limen, die Schwelle) veriveifen, ver- 
bannen; tilgen, entfernen; ausitreihen; Elimi— 
nation, f. nl. die Berweifung, Verbannung; Til- 
gung, Entfernung; inSbef. in der Algebra: das 
Wegſchaffen einer in mehreren verfchiedenen Glei— 
Hungen vorkommenden Größe; Heilf. Abſtoßung 
abgeitorbener Zeile; Ausſtreichung aus Berzeich- 
niffen, bef. der Bejoldeten oder VBerbannten. 

eltquieren, I. (eliquäre) flüffig machen, ſchmelzen; 
fäutern; &figuation, f. (eliquatio) das Schmel- 
zen; die Läuterung. 

Elifabeth u. abgek. Eliſe, f. hebr.(elisch&ba’, deren 
Eid Gott ift, die bei Gott ſchwört) weibl. Name: 
die Gottverchrende, Gottgeweihte. 

Elifion, eliñv, f. elidieren. 

@lite, f. fr. (von elire=1. eligere, auswählen) die 
Auswahl, das Auserlejenite, die Beften; Eliten, 
pl. insbe. ausgeſuchte Soldaten, eine Kernſchar. 

@ligation, f. nl. (von I. elixare, ausfieden, elixus, 
ausgejotten, von lix, die Lauge, Ajche) das Sieden 
oder Ausfochen bei langjamem Feuer; die Ermei- 
Hung duch Kochen; Elixivation, f. nl. die Aus- 
faugung. \ 

@lirir, n. arab. (el-iksir, = Duinteffenz, feinfter 
euraaug eines Stoffes; auch der Stein der Weifen, 
vgl. Alch ymie) ehemals ein aus vielen einfachen 
Heilmitten zuſammengeſetzter Kochtrank, Heil- 
trant; jeßt eine Arznei in etwas verdickter Form, 
welche tropfenweife gegeben wird. 

elizieren, I. (elicäre, v. lacere, locken) hervorfoden, 
erregen, veranlajjen. 

Eljen (ipr. Ehljenn), ungar. Zuruf: es lebe hoch! 


&ling, |. Helling. (Heil! 


| 


leipsis, v. elleipein, auslafjen, ermangeln)Sprad)l. 
die Weglafjung od. Auslaſſung eines Wortes, mel- 
ches zur grammatijchen Bollftändigfeit des Sabes 
hinzugedacht werden muß; Größenl. ein ovaler 
Kreis, eine Kegelfchnittlinie, durch einen unter 
ihiefem Winfel durch die Achje gelegten, beide 
Seitenlinien des Kegels treffenden Schnitt erzeugt; 
Ellipſimber, m. Größen. eine Krummlinie 
(Kurve) von doppelter Krümmung, in welcher ſich 
wenn ein jenfrechter Zylinder mit Freisförmiger 
Grundfläche durch eine a geht, ohne daß die 
Achſe des Zylinders den Mittelpunkt der Kugel 
trifft, diefe beiden Flächen ſchneiden; Ellipſo— 
araph, m. ein Werkzeug zur Bejchreibug einer 
Ellipfe, Ellipjenzirkel; Eilipſoid, n. ein Körper, 
der durch Umdrehung einer Ellipje um ihre Achje 
erzeugt wird; eliptifeh, auslaſſungsweiſe, eirund, 
länglichrund; elliptiiche Hypotheſe, f. Sternf. 
die Annahme von der Bewegung der Planeten in 
Ellipſen; Elliptizität, f. Größenl. die Quadrat— 
wurzel aus der Differenz der Quadrate der Halb— 
achſen einer Ellipſe oder eines Ellipſoids; Sternk. 
das Verhältnis dieſer Differenz zur halben großen 
eh der Elfipfe; Erdf. die fogen. Abplattung der 
ide 


@iy, f. engl. = Elijabeth. 

Ellhchnium, n. gr. (ellychnion, v.lychnos, Lampe) 
ein Docht in Lampen. 

Elmire, j. Elwire. 

&t, Elmsfener (entit. aus Helenen-Feuer; val. 
Kaſtor und Pollux) ein elektriſcher Lichtfchein, den 
man zıtweilen bei einem am Himmel jtehenden Ge» 
twitter an den Spigen hoher Gegenstände, z.B. an 
Maitbaumen ꝛc. bemerft. 

Eloãh, m., pl. Elohĩm, d. i. der Starke, Gott, Herr, 
der hebräifche Name Gottes, f. Sehovah. 

elogium, n. [. (v. gr. logos, Rede) eig. die Ausjage, 
der Ausspruch; die Auffchrift, z. B. auf Grabdenf- 
mälern; im fpäteren römifchen Kriminal-Prozeß 
der Anzeigebericht eines Unterbedienten jtatt des 
Anklage-Libells; gew. ſ. v. mw. das fr. Eloge, n. 
gew. f. (jpr. elöhieh’, frz. Eloge, m.) die Lobrede, 
der Lobſpruch, das Lob; pl. Klagen (ſpr. g =), 
Robeserhebungen, 3. B. jemand Elogen maden; 
Clogidft, m. nl. ein Lobredner; Lobhudler. 

Glohim, j. Sloah. ; 

Elokution, f. [. (elocutio, von eloqui, ausſprechen, 
in Worten ausdrücken) der redneriſche Augdrud, 
die Ausführung der Gedanken: 

elongieren, nl. (v. longus, lang) verlängern, aus— 
dehnen; Elongation, f. die Verlängerung, Aus» 
dehnung; Sternf. die Ausweichung, der Abjtands- 
winkel, der anfcheinend möglichit weite Abſtand 
eines Planeten von der Sonne; Naturl. die größte 
Entfernung eines ſchwingenden Pendels von der 
Gleichgewichtslage. 

eloquent, I. (elöquens, von elöqui; vgl. Elokution) 
beredt; &fognenz, f.(eloquentia)dieBeredfamfeit. 

elozieren, I. (elocäre) vermieten, verpachten; aus» 
ftatten; Elokation, f. nl. die Vermietung, Ver- 
pachtung; Ausftattung einer Tochter. 

Eipifiiter od. elpiftiihe Philofophen, pl. gr. (v. 
elpis, Hoffnung) griechijche Philojophen, welche das 
goffen fire die eigentlich treibende und erhaltende 

raft des Lebens erklärten. 

eludieren, I. (elud£re, v. ludere, jpielen) eig. weg⸗ 
fpielen, d. i. jpielend abtwenden oder ausweichen, 
vereiteln und fruchtlo8 machen od. entgehen; aud) 
hintergehen, täuschen; Eluſion, f. nl. die Aus— 

15* 


228 elufubrieren 


mweihung, Vereitelung; die Ausfiucht, der Winkel— 
zug; eluſiv, ausweichend, vereitelnd, verdrehend; 
eluſöriſch, täufchend, betrüglich, vergeblich. 

elufubrieren, I. (elucubräre; vgl. [ufubrieren) bei 
Licht od. in der Nachtausarbeiten; Elukubration, 
f. eine gelehrte Nachtarbeit. 

Slul, m. hebr. (v. Aläl, einfammeln) eig. Ernte, da- 
her Zeit der Ernte, der ſechſte Monat des jüdiſchen 
Sahres, etwa unferm September entjpredhend. 

Elnfion, eluſib 2c., |. eludieren. 

Elution (unrichtig auch Elnition), f. I. oder Elu⸗ 
triation, f. nl. (v. elutriäre = eluere, abwaſchen; 
gr. lutrön, das Wajchen) Scheide. die Auswaſchung, 
Abſchwemmung erdiger Teile, das Schlänmen; 
Elntionsperfahren, n. lodtſch. Die von Seyferth 
in Braunjchweig eingeführte Judergeiwinnungdurd 
Auslaugen der mit poröjem Kalk verjesten Me— 
lafje mittel Alkohols. [renfung. 

Sluration, £. nl. (v. I. luxäre, verrenfen) die Ber- 

eluzidteren, nl. (v. lucidus, hell, lichtvoll, von lux, 
Gen. lueis, Licht) beleuchten, erklären, erläutern; 
Eluzidation, f. die Erläuterung. 

Eltwine, |. Alwine. —— 

Elwire und Elmire, f. (ſan. Elvira, viell. vom 
arab. al-miräh, die Fürſtin) weibl. Name: die Er- 
Habene. ER 

Elhſium, n. gr. (ölysion) oder die elhſäiſchen, r. 

Hilichen Felder, nach der Beichreibung der älte- 
ten Dichter der Wohnort der Seligen, das Luft- 
gefilde; uneig. ein entzückender Aufenthalt, eine 
teizende Gegend, ein Wonneland; auch Benennung 
öffentlicher, bejonders ländlicher VBergrügungg- 
otte; fr. Elys6e (Bourbon), Name eines Balajtes 
in Paris, den Louis Napoleon als Präſident der 
Republik bewohnte; daher: elyſäiſches Kabi- 
nett, die damalige franzöfifche Regierung (1849 
bis 51); Champs Elyfdes, ſ. unter Champ; ely⸗ 
ſiſch, wonnig, reizend. 

Slötron, n. gr. (Hülle, Scheide) Heilf. Mutterjcheide; 

igtritis, f. die Mutterjcheidenentzundung; Ely⸗ 
trocele, f. der Scheidenbrud; Elhtroͤnkus, m. 
Scheidengeſchwulſt; Elhtrophyma, n. Scheiden- 
gewächs oder -geihwulit; Elhtroptöſis, f. ein 
Mutterjheiden-Borfall; Eigtrerrkagte, f. Schei- 
den-Blutung. 

Slzepire oder Elzeviriäna, pl. von der berühmten 
holländischen Buchdruder- und Bucdhhändlerfamilie 
Elzevir in.den $ahren 1592 big 1680 zu Leyden 
und Amſterdam gedrudte Bücher, bef. geſchätzte 
Ausgaben lateinischer Klaſſiker. 

2m—, gr. und fr. Vorwort in Zufammenjegungen 
(wie emballieren, Emblem :c.), ſ. en. 

emacerieren, f. (emaceräre; vgl. macerieren) aus⸗ 
mergeln, abmagern, aushungern; Emaceration, 
f. Abmagerung, Ubzehrung. 

mail, m. oder n. fr. (ſpr. emdj’; altfr. esmail, it. 
smalto, von dem deutſchen rt ihmel- 
zen jtammend) Schmelz; Schmelzglas, Glasfluß, 
Schmelzmwerf, ein meijt durch Metalloxyde gefärb- 
tes Bleiglas, womit man Metalle überzieht; auch 
eine Weißſchminke für eitle Frauen; emailfieren, 
(fr. &mailler), mit Schmelz überziehen, in Schmelz 
arbeiten; Emailleur m. (pr. emaljöhr) ein 
Schmelzarbeiter, Schmelzkünitler; Emaillüre, f. 
(ipr. emaljühr) Schmelzarbeit; Emailmalerei, 
die Malerei mittel$ Schmelzglajes, Schmelz- 
malerei; Emsil ä jour (jpr. äſchuhr), Yenfter- 
ſchmelz; Email eioisonn& (fpr. töafonneh; vom 
fr. cloisonner, einen Verſchlag machen, durd) eine 
Scheidewand trennen) Zellenjchmelz, die Email- 


Embargo 


malerei, bei der der Schmelz zwiſchen feſtgelöteten 
Drähten auf Metall aufgetragen wird; Email 
champlev& (ſpr. ſchangleweh; v. fr. champlever, 
hervorheben) Füllungsſchmelz; Grubenfchmelz, die 
Emailmalerei, bei der der Schmelz in %er- 
tiefungen gefüllt twird, jo daß aber das Feld einer 
Metallplatte fid) vom Rande gegen die Mitte 
erhebt; Email ombrant (fpr. — ongbräng; om- 
brant heißt Scharten bildend, von ombrer, fchat- 
tieren, und dieſes von ombre, Schatten) Geſchirr, 
in das Mufter eingedrüdt find, die mit durch— 
jheinender Schmelzglasmaſſe aefüllt find; Fili— 
granemail, Schnurſchmelz; Opalemail, Por- 
zellanſchmelz; transluzides Email od. Trans 
email, Slasjchmelz. BR 


Emanation, j. unter emanieren. _ 
emanzinieren,|.(emancipäre ;vgl.mancipium)frei- 


od.losgeben, ausderkeibeigenfchaft, der väterlichen 
od. vormundfchaftlihen Gewalt 2c. entlafjen, frei- 
ſprechen; gleichitellen; derbürgerlichen od. kirchlichen 
Beſchränkungen entheben, fi) emanzipieren, ſich 
von Beſchränkungen der Freiheit losſagen oder 
losmachen; fich zu viel herausnehmen, ſich unter- 
fangen; Emanzipation, f. (emancipatio) die Ent- 
lafjung oder Zosgebung der Sklaven aus der Leib- 
eigenjchaft und der Kinder aus der väterlichen od. 
vormundichaftlihen Gewalt; die Freilafjung; Er- 
teilung gleicher Rechte, Oleichitellung; emaneipa- 
tio saxonica, ſächſiſche od. deutiche Emanzipation, 
d. t. Greilaffung der Kinder aus der väterlichen 
Gewalt vermöge eigenen Haushaltes; Emanzipa— 
tiontit, m. ein Gegner der Negerjilaverei; Emans 
zipätor, m. Befreier, Erlöfer. 


eitanieren, |. (emanäre, v. manäre, fließen) aus 


fliegen, ausgehen; herrühren; ergehen lafjen: 
FEmangation, f. (emanatio) ver Ausflug, das Aus— 
ſtrömen, 3. D. fehr feiner, von Körpern abgejon- 
derter Teile, al3 Gerüche 2c.: Rſpr. das Ergehen- 
laffen, die Bekanntmachung, z.B. einer Berord- 
nung; das Emanations- oder Emiſſions-Sh— 
ſtem, auch Emanatismus, m. die Lehre von dem 
Ausfluffe aller Dinge aus einem höchſten Urweſen 
nad dem indiſchen, per). und ägypt. Religions- 
ſyſtem; Emanationslehre, chriſtl. Dogm. die 
Lehre, nach welcher Sohn u. heil. Geiſt Ausflüſſe 
vom Vater ſind; Naturl. die a 
lehre Newtons, nad welcher die Lichtſtrahlen 
ausfliegende Teilchen aus leuchtenden Körpern ſein 
follen (auf Rorpusfulär- Theorie). 


Emuaͤnſor, m. jpätl. (v. e-manere, außerhalb blei- 


ben) Rſpr. der über die Urlaubszeit Ausbleibende. 


Emdnuel, m. hebt. (vgl. Smmanuel) männlicher 


ame: Gott mit und. 


emargitniert, (l. von emarginäre; vgl. margo) aus- 


gerandet (von den Siromenblättern der Schirm- 
pflanzen). 


emballieren (ſpr. angb—), fr. (emballer, v. balle, 


Ballen) verpaden, einpaden; die Emballierung, 
die Packung; Emballage, f.,ı.n.(jpr.angballähie') 
das Einpaden, die Berpadung; Packhülle, Bad- 
zeug; auch Packlohn; Emballenr, m. (Ipr. ang- 
ballöhr) der Bader. 


Embsnme,n.gr.(von embäptein, eintauchen) Heilf. 


Brühe zum Eintauchen; auch Eingetauchtes. 


Embaͤrgo, n. ſpan. (v. embargar, hindern, verjper- 


ren, abgeleitet v, ml. barra, fr. barre, Stange, 
Riegel) die Schiffshaft, der Beichlag auf die in 
einem Hafen befindlichen Schiffe („ein Schiff mit 
Embargo belegen“); die Hafenfperrung oder das 
Schließen de3 Hafen?. — 


embarillieren 


embariliieren (ſpr. anabarij—), fr. (efabariller; 
vgl. Baril) verpaden; Embarillage, £., r. n. (ſpr. 
—dhieh’) das Berpaden des Pulvers und der Ku— 
geln in Fälfer. 

embarguieren (ipr. angbarkieren), fr. (embarquer; 
vgl.Barfe) einfchiffen, zu Schiffe bringen; ſich emb., 
jih in Handelsunternehmungen verwideln; Ems 
barguement, n. (pr. angbark'mäng) die Einjchif> 
fung, Einladung der Waren. 

&mbarras, n. fr. (jpr. angbarrdh; von barre, 
Stange, Schranke; vgl. Embargo) die Verwirrung, 
Berlegenheit; Wirrwarr; embarras d’abon- 
dance (jpr. — dabongddngß’) oder de richesse 
(pr. — riſcheſſ'), Verlegenheit oder Not aus Über- 
fülle; embarraſſieren, (fr.embarrasser), verwir⸗ 
ren, hindern; entg. debarrajfieren; embar— 
rafjänt, verwirrend; hinderlich und läjtig. 

Embärren, pl. (türf. embär, neugr. ampäri, Spei- 
her, Magazin, vom arab. anbär, pl. von nibr, 
Barenlager) in Beteräburg gewiſſe Borratshäufer, 
bej. für Hanf. 

Smöbaterien, pl. gr. (embateria, vom sing. emba- 
terion, von embainein, einherjchreiten) Marich- 
lieder, er der alten Spartaner in ana— 
päſtiſchem Maße. 

embauchieren (ipr.angbohichieren), fr.(embaucher; 
vgl. vebauchieren) einen Gejellen mit Lift in Arbeit 
nehmen; jemand liftig anwerben; Embaucheur, 
m. (jpr. —ſchöhr) ein Hinterliftiger®erber, Seelen» 
verfäufer. 1 

embeguinieren (pr. angbegin—), fr. (embeguiner, 
v. beguin, Rinderhaube, urjpr. Kopftuch od. Haube 
einer Nonne; vgl. Begine) den Kopf ummwideln; 
jemand etwas in den Kopf ſetzen. 

embellieren (jpr. angb—), fr. (embellir, v. beau, 
belle, ſchön) verfchönern, ſchmücken; Embelifjes 
ment, n. (pr. angbelilj’mang) Ausſchmückung, 
das Auszieren. 

Smbergans, f. (engl.embergoose, auf den Faröern 
imbrim) eig. Aſchengans (von ihrer Farbe fo ge— 
nannt), wilde Gänſe auf den jchattiichen Inſeln. 

Smblem, n. gr. (emblema, dv. embällein, hinein- 
werfen, legen, gew. fr. embl&me, jpr. angblähm), 
eig. eingelegte Arbeit, Zierat; dann: Kennzeichen, 
Wahrzeichen, Sinnbild; emblemaͤtiſch, Tinnbild- 
ich; eublematiſieren, auch emblemiſieren, Durch) 
Sinnbiider daritellen. 

emboitieren(ipr. angboat—),fr.(emboiter,v.boite, 
Schachtel) einſchachteln, einfügen; Emboitement, 
n. (fpr. angboat’mang) die Einſchachtelung, Ein- 
fügung; Redef. Einichachtelung der Süße. 

Embolie, f. griech. (eigentl. das Hineinmwerfen, von 
embällein, hineinjchleudern) das Eindringen feſter 
Körperchen in die Blutwege (bei Operationen). 

Embolismus, m. gr. = Snterfalation. 
mbölus, m. gr. (embölos, von embällein; vgl. 
Emblem) der Keil, Pflock, Zapfen, der Stempel, 
Kolben in Sprigen und Quftpumpen; Geitengang 
in den alten griechiſchen Kirchen; emboͤliſch oder 
embolifoͤrm, zapfenartig, zapfenförmig. 

Embonpeint, n. fr. (fpr. angbongpoäng; entft. aus 
en bon point, d. i. in gutem Punkte od. Zuftande) 
die Wohlbeleibtheit, Körperfülle. 

Embothrium, n. gr. Bot. der Prachtitraud). 

Embouchement, n. fr. (ipr. angbuſch'meing) oder 
Embondhüre, f. (ſpr. angbufchüihr; von bouche, 
Mund) die Mündung, der Aus- od. Einfluß eines 
Stromes; die Offnung eines Hohlwegs; die Min- 
dung eines Gefchüges; das Mundſtück eines Wald- 
horns, einer Flöte 2c.; auch der Anſatz des Bläferz, 





emergieren 229 
d. h. ſeine Art und Kunſt, das Inſtrument zu em- 
bouchieren, in ſeinem Munde zu behandeln und 
ertönen zu laſſen. 

embourſieren (ſpr. angburß —), fr. (embourser, v. 
bourse, Börſe) einbeuteln, einfaden. 

embranchieren (ſpr. angbrangih—), fr. (embran- 
cher; vgl. Branche) verzweigen; mehrere Straßen 
oder Wege vereinigen; Bauf. Balfen und Sparten 
miteinander verbinden; Embrandhement,n. (pr. 
angbrangich'mäng) die Verzweigung, Durchflech- 
tung, Berichränfung; der Nebenmweg, die Neben— 
jtraße; die Zweigbahn einer Eifenbahn; Bauk. die 
Verbindung der Balken u. Sparten. 

embraſieren (ſpr. angbraj—), (embraser, von 
braise, Kohlenglut; vgl. Brajero) anzünden, in 
Brand fegen; Embrafüre, f. die Schießjcharte, die 
Senftervertiefung, der Fenſterbogen. 

embrafiteren (ipr. angbrafi—), fr. (embrasser, v. 
bras, Arm) umarmen; umfangen; im Franz. be‘. 
f. küſſen (anftändiger als baiser); Krk. zwischen 
En Feuer bringen; Embraſſaͤde, f.(jpr. angbraſ⸗ 

450’) od. Embrafjement, u. (jpr. angbrafj'mäng) 
die Umarmung. 

Embrafüre, j. unter embrafieren. 

Embregna, n., Embröde, f. gr. od. Embrola⸗ 
tion, f. nl. (v. gr. embrechein, anfeuchten, be— 
negen) Heilf. daS Tropfbad, die feuchte Bähung; 
die Einreibung einer Arznei. 

embrocdieren (jpr. angbrojh—), fr. (embrocher; 
vgl. Broche) anjpiegen, aufjpießen, den Degen durch 
den Leib rennen. 

embronillieren (jpr. angbruj—), fr. (embrouiller; 
vgl. brouillieren) verwirren, in Unordnung brin— 
gen; embrouilliert, verworren, verwidelt; Em⸗ 
bronillement, n.(jpr.angbruj'mäng) Verwirrung. 

embrünteren (jpr. angbr—), fr. (embrunir, vor 
brun, braun) Dal. bräunen, mit dunkler Farbe 
überziehen; nachdunkeln. 

&mbrüo, m. gr. (embryon, n., v. brfein, quellen, 
feimen) ein Tier- oder Menſchenkeim, Keimgebilde, 
Leibesfrucht ꝛc. I. Fötus; Embryogenie, i. 
Entftehung der Leibesfrucht; Cmbryographie 
od. Embrhologie, f. Bejhreibung od. Lehre vor: 
der Leibesfrucht; Cmbryoltonie, f. das Töten 
der Leibesfrucht; Einbryothlaͤſis, f. (vgl. Thlaſis) 
die Zerdrückung od. Zermalmung der Leibesfrucht 
bei jehweren Geburten; Embryothläft, m. ein 
Werkzeug zum Berdrüden des Kopfes der toten 
Reibesfrudht; Embryotomie, f. die Zerjtüdelung 
der Leibesfrucht im Mutterleibe; Embryulfie, f. 
Geburtshilfe. & — 

embũsquieren, ſich (be angbilsfi—), fr. (s’embus- 
quer: vgl. Bosquet) ich in einen Hinterhalt legen; 
Embüscade, f. (ſpr. —ad’) der Hinterhalt. 

emendieren, I. (emendäre, von mendum, Fehler) 
verbefjern, berichtigen; emendända, pl. was in 
einer Schrift zu verbeſſern ift, Verbefjerungen; 
Emendation, f. (emendatio) die Verbefjerung, 
Berichtigung; Cmendätor, m. der Berichtiger, 
Berbejjerer; Emende, f. ml. (em&nda) die Ver— 
gütung, der Schadenerjaß, eine Geldbuße, wegen 
einer begangenen widerrechtlihen Handlung ge- 
zahlt zur Vermeidung größeren Nachteils. 

Emeraldin, n. (vgl. fr. Emeraudin, jmaragdartig, 
v. emeraude, Smaragd) eine grüne, fmaragdfar- 
bene Anilinfarbe, die aus einerMijchung von jalz- 
faurem Anilin mit hlorfaurem Kali beiteht. 

Emeraude, £. fr. (fpr. em’cöhd; aus dem griechi- 
jchen smäragdos) der Smaragd. ] 

emergieren, [. (emergöre) auftauchen, berühmt 


250 emerieren 


werden, ji hervortun; Emergens, n. etwas Auf- 
tauchendes, ich Ereignendes; emergens novum, 
a. Rſpr. ein ſich hervortuender neuer Umftand; 
Emergenz, £. ıl. das Auftauchen, Emporfteigen, 
Berühmtwerden; Emerfion, f. das Emporkoms 
men; Sternf. der Austritt eines Planeten aus dem 
Schatten eines andern, das Sichtbartverden eines 
Sternes; Emerjfiong- Winkel, der®infel,unter 
welchen: ein jchräg gegen das Waſſer ꝛc. geworfener 
Körper von — zurückprallt. 

emerieren, l. (emerẽri) ausdienen; ſich verdient 
machen; Emeritus, m. ein Ausgedienter, in Ruhe— 
ſtand Befindlicher; Emeriten-Anſtalt, in der ka— 
tholiſchen Kirche Anſtalten, von welchen durch Alter 
und Krankheit amtsunfähig gewordene Geiſtliche 
einen Gnadengehalt empfangen; E.-Häuſer, 
Häuſer, in denen ſolche Geiſtliche perſönliche Auf- 
nahme und Verpflegung finden; jemand emeri— 
tieren (nl.) oder pro emerito erflären, ihn in 
Ruheſtand verſetzen, emeritiert, ausgedient, in 
Ruheſtand verſeßt. 

Emerſion, ſ. unter emergieren. 

emerveilliert (ſpr. —ivejiert), fr. ((merveillé; vgl. 
Merveille) verwundert, in Verwunderung geſetzt. 

Emery, Schmirgel. 

Emejis, f. gr. (v. emein, ausbrechen) Heilk. das 
Erbrechen; Emejie, f. Neigung zum Erbreden; 
Emeésma, n. Ausgebrochenes; Emetatropfie, f. 
Abzehrung durch häufiges Erbrechen; Emetieum, 
n., pl. Emetica, ein Brechmittel; Emetin, n. ein 
eigentümlicher Pflanzenftoff in der Brechwurz 
(Spefafuanha),demdieje ihre Brechenerregende 
Eigenjchaft verdankt; emétiſch, Erbrechen beivir- 
fend, zum Brechen; Emetofatguriis, f. das Aus- 
leeren nad) oben und unten; emetokathaͤrtiſch, 
zugleich abfiihrend und Erbredeit erregend: Eme— 
tologie, f. die Zehre von den Brechmitteln; Ente: 
tomanie, f. zu große Vorliebe eines Arztes für 
Brechmittel; Emetophobie, f. zu große Scheu vor 
Brechmitteln. 

Een, m. der neuholländiſche Kaſuar. 

Emeute, £. fr. (jpr. emöht’; v. gleich]. [. emovita, 
v. emovere, herausbeiwegen, motus, Betvegung) 
Aufruhr, Auflauf; Meute, Meuterei. 

&mgalo, n.das äthiopijche Schwein, Warzenſchwein. 

emigriereit, [.(emigräre, fr. &migrer) auswandern; 
Enigrant, ın. (l. emigrans) ein Auswanderer; 
Baterlandsflüchtiger; insbe). die während der franz. 
Revolution nach Deutjchland ausgewanderten An- 
hänger des Königtums; Emigre, fr, pl. Emi⸗ 
gr63 oder ein Einigrierter, m. ein Ausgewan- 
derter; Emigration, £. die Auswanderung; emi- 
gratio coäcta, f. gebotene, erzivungene Auswan- 
derung;e, voluntaria. freitvillige Auswanderung. 

Enilation, f. I. (emicatio, v.emicäre) das Hervor- 
jpringen. Yervorragen ; Funkenwerfen, Berjprühen, 
Berpuffen. 

Gil, m. u. Emilie, f. (fr. Emile u. Emilie, v. l. 
Aemilius, a, verw. mit gr. haimylos, jchmeichelnd) 
Name: der, die Schmeichelnde, Gefällige, Artige; 
Emilia, al3 italienische Landichaft, ſ. Amilia. 

Sniliän, n. Tonwaren, die dem Steingut ähnlich 
jind und aus dem Dorfe Elgersburg in Sacdjen- 
Gotha fommen,dah.auh&lgersburgerStein- 
gut genanıt. 

Ginine, £. (v. gr. hemina, die Hälfte einer Mebe, 
von heıisys, halb) ein ehemaliges Getreidemaß in 
Piemont u. der franz. Schweiz = !/, Sacco = 231. 

eminieren, |. (eminere) hervorragen; eminent 
(eminens), hervorragend, vorziiglich, ausgezeichnet; 


emmeublieren 


Eminenz, f. ((. eminentia) Hervorragung, Er— 
höhung, 3. B. eines Knochens; Vorzüglichkeit, Er- 
habenheit, jeit dem 7. Jahrhundert ein Titel der 
Biſchöfe, jeit dem 17. Jahrhundert der Kardinäle; 
auch Titel der geijtlichen Kurfürſten. 

Emir, m. arab. (emir, amir, der Befehlshaber, von 
amara,befehlen)einarabiicher Fürſt, Kriegsbefehls— 
haber u. Statthalter in einer eroberten Provinz; 
Emir-Achor, m. Oberſtallmeiſter; E.-Alem, mn. 
‚ver Reichsfahnenträger; E.-Vazar, m. der Auf— 
jeher über die Märkte; E.zal-Mümenin, m. Derr- 
ſcher der Gläubigen, ein Titel der Kalifen, wel— 
chen zuerſt der Kalif Omar annahm; &,=nl- 
Muslemin, m. Beherricher der Gläubigen, ein 
Titel dyr Almoravdiden, vgl. Almohaden; &,=al- 
Omarä vder -al-Umarũ, m. (d. i. Befehlshaber) 
der Befehlsharer, ein Titel des eriten Miniſters 
bei den Kalifen und indischen Moguls; Titel ein- 
zelner Statthalter von Provinzen in der Türkei; 
&.:Hadjcht, m. der Anführer der Bilger auf der 
Wallfahrt nad) Mekka. 

emittieren, I. (emittere) ausſchicken, ausfenden, 
ausgehen lafjen; Wertpapiere in Umlauf ſetzen; 
emissa manu, Rſpr. mit Dargereichter Hand, mit 
Handſchlag; Emittent, m. (fl. emittens) der 
Ausſender; Cmiifarius oder Emiſſär, fr. m. 
ein Geheimdbote, Abgeſandter; Emiſſär (eig. n., 
L emissarium, obwohl jebt fälſchlich auch in 
dieſem Sinne Emiſſarius, der Emiſſär. gefagt 
wird), Waflerbauf, eine Schleufe, ein Abzug, metjt 
unterirdifcher anal zur Entlajfung einer einge 
ihloffenen Waſſermaſſe, wie aus der Römerzeit der 
E. des Sees von Albano, des Fucinus ıc.; Emis- 
saria Santorini, pl. l. Adern, die aus der Schä- 
delhöhle des Kopfes durch die Knochen fich nach der 
Aupenjeite des Schädel3 Hinziehen; Emiſſion, f. 
(l. emissio) die Ausfendung, der Ausflug; die Aus— 
gabe neuer Staatspapiere, Aktien u. ähnl.; Aug» 
jtrahfung (der Wärme); Emiſſionsdampf, Ab— 
dampf; Emiſſionskurs, der Preis, zu dem ſolche 
Wertpapiere zuerit ausgegeben werden, Emij- 
jions-Bermögen, n. Naturl. Ausjtrömungs- 
vermögen, das Vermögen eines Körpers, eine ge» 
wiſſe Menge Wärme auszuftrahlen; Emiſſions- 
Iyftem, = Emanatiounsjyitem. 

enmagafinieren (pr. amma--), |r. (emmagasiner) 
in ein Magazin bringen, aufbewahren; Cumg= 
gafinage, f., vr. n. (fpr. —ncihſch) die Aufbewah— 
rung im Badhaufe; das Lagergeld. —— 

Emmanchement. n. fr. (ſpr. ammangſch'mäng, eig. 
Einärmelung, von manche, J. manica, Armel, it. 
manico, Stiel) Mal. die Anpafjung der Teile. 

GEmmenien, pl.gr. (emmönia, v.emmenios, monat- 
(ih) monatlich gefeierte Feſte; Heil die monat- 
liche Reinigung der Frauen; Enneniagäga, gew., 
aber weniger vihtig Emmenagdga, pl. biuttrei» 
bende, die monatlihefteinigung befürdernde Mittel; 
Emmenialogie, f. die Lehre von der monatlichen 
Reinigung. 

emmetropiſch, fr.-gr. (fpr. ammetropiſch, von fr- 
emmötrer, jpr. ammetreh, beim Bauen jo an— 
ordnen, daß ımanleicht nach Meternabmefjen Tann) 
richtig ſehend, rechtfichtig, ein Auge, das richtig 
abſchätzen kann (gegenüber: brachy metropiſch, 

kurzſichtig, und hypermetropiſch, überſichtig), 
vgl. Myops. 

emmenblieren, fr. ſſpr. ammö—), r. ameu— 
blieren ivgl. Meuble), mit Hausrat verſehen, ein⸗ 
richten; Enmeublement, n. (pr. ammöblemäng) 


Emmotum 


das Zimmergerät, der Hausrat; r. Ameuble- 
ment. 

Emmötum, n. gr. (ümmöton; v. mötön, Zupflein— 
wand, Scharpie) eine auf Zupfleinwand geftrichene 
Wunpdjalbe. 

emollieren, [.(emollire; vgl. mollis) erweichen, mil- 


dern; emolliens, n. eſwas Erweichendes; pl. 


emollientia, ertweichende Mittel. } 

Emolumeént, n., pl. Emolumedute, I. (emolumen- 
tum, pl. emolumenta, v. emoliri, heransbringen) 
der Vorteil, Gewinn oder Nutzen; Amtsertrag; 
Amtseinfünfte und Vorteile; auch Nebenbezug, 
Nebenvorteile. 

Emotion, ſ. unter emovieren. 

Emoucheite, f. fr. (ſpr. emuſchett'; von &moucher, 
die Fliegen abwehren, v. mouche, Fliege) ein Flie— 

enneß über Bferde; Emouchoir, m. (fpr. emu— 
Khodhr) Fliegenwedel. 

emobieren, |. (emovere) herausbewegen, auf die 
Seite jchaffen, befeitigen; erſchüttern, aufregen; 
Emotion, f. ııl. heftige Gemütsbewegung, Auf— 
vegung, Rührung; auc Volksaufſtand, Gärung. 

empaillieren (ſpriangpajieren) fr. (empailler, von 
paille, Stoh) mit Stroh umwickeln od. ausjtopfen; 
in Stroh einpaden. ' 

Empatitit, f. gt. (empaistike, sc. töchng, Kunſt, 
v. empaiein, hineinſchlagen) die Kunſt, getriebene 
Arbeit zu machen. 

empalieren (ipr. angp—), fr. (empaler, von pal, 
RPfahl) pfählen, einen Pfahl einſtecken; ſpießen. 

enpaquetieren (ſpr. anpafe—), jr. (empaqueter 
vgl. Baiet) einpaden, zufammenpaden. 

Empdsma, n. gr. (v. empässein, einftreuen) Heilk. 
Streupulver. 

Empdite, f. oder Empatenent, n. fr. (jpr. ang- 
pat'niäng) das dicke Auftragen der Farben; Ver- 
miſchung der Bunkte und Striche; ſ. v. w. Impa— 
ſtierung (ſ. d. u. vgl. Paſte). 

entpẽchieren (ſpr. angpäſch —), fr. (empécher, it. 
impacciare, gleichjan [. impactäre, v.impingere, 
einem einen Schlag verjegen, etwas Läſtiges oder 
Hinderliches antun; entg. depechieren) verhindern, 
abhalten; Empẽchement, n. (ſpr. angpäſch'mäng) 
Hindernis, Verhinderung. 

Empetrum, n. gr. (von pétra, Fels) Bot. Rauſch— 
beere, Steinbred). 

Emppäfis od. Emphäſe, f. gr. (v. emphainein, an- 
zeigen, auſchaulich machen) eig. anschauliche Dar- 
Heilung; Redek. der Nachdruck im Reden, die Kraft, 
gewichtige Bedeutung eines Ausdrucks; emphaͤ— 
tiſch, nächdrücklich. 

emphrältiſch, gr. (v.emphrässein, verſtopfen)Heilk. 
veritopjend; Emphratticum, m. ein Verſtopfungs 
mittel; Emphraͤxis, f. die Verſtopfung der Ge— 
fäße, Eingeweide. 

Emphyſema oder verk. Emphyfen, n. gr. (vgl. 
Bhyla) Wind- od. Luftgeſchwuͤlſt, Zerkfüftung der 

ungenzellen u. Anjanımlung von Zuft unter der 
Haut(Engbrüftigkeit); das Aufdunfen einer Wunde; 
emphyſemätiſch vd. emphyſematös, nl. aufge 
blajen, jtolz; engbrüjtig, vamıpfig; emphysema- 
ticae variölae, pl. I. die Windpoden. 

Emphytenjis vd. Emphyteuſe, f. gr. (v. emphy- 
telein, einpflanzen) Rſpr. eine Art der Erbpadıt, 
vermöge deren jemand das Nugeigentum eines 
fremden Grundſtücks Hat und das echt, dasfelbe 
% veräugern und zu vererben, gegen eine jährliche 
Abgabe an den Eigentümer; aud) die Einfegung 
in den Nießbrauch eines Grundftüceg; ein enphy⸗ 
teutiſcher Kontralt, ein ſolcher Erbpachtvertrag; 


emportieren 231 


Empäyteüta vd. Emphytent, m. dev Erbpachter, 
Erbzinsmann. 

Empirance, £. fr. (ſpr. angpirängß'; von empirer, 
verſchlimmern; pire, l. pejor, ſchlimmer) die Ab— 
nahme od. Verſchlechterüng der Waren, Verringe— 
rung der Münzen; der Schiffsfchaden. 

Empirie, f. gr. (empeiria) die Erfahrung, Beleh— 
rung durch beobachtete Tatfachen, das Erfahrungs» 
wiſſen; Empiricus od. Empirifer, m. einer, der 
ih auf Erfahrungswiffen ſtützt; Erfahrungskünſt— 
fer, bej. ein Erfahrungsarzt, d. h. eier, der bei 
dem Äußerlich Wahrgenommenenftehen bleibt, ohne 
die Erfcheinungen auf ihre Urſachen zurückzufüh— 
ven; empiriich, erfahrungsmäßig, von der Erfah— 
rung abhängig; empiriiche Biydhologie, die 
Erfahrungsſeelenkunde; ein empiriſcher Sag, 
ein Erfahrungsfaß; Empirismus, m. eine bloß 
der Erfahrung huldigende Dentart und Behand- 
lungsweiſe; Empirift, m. Philoſ. einer, der alles 
Erkennen nur aus der jinnlichen Erfahrung (a po- 
steriori) herleitet. 

em plaͤſtiſch, gr. (v.emplässein,hineinbilden,-jchmie- 
ven; vgl. Plasma) Heilt.verjtopfend, zufchmierend; 
Emplaſticum, n., pl. Emplajtica, ein Schmicr- 
mittel; Berjtopfungsmiüttel; Emplaͤſtrum, n. 1. 
(von gr. emplastron, r. &mplaston) ein Pflaſter, 
Wundpflafter; emplaftrieren_(l. emplasträre), 
äugeln, ſ. v. w. ofulieren; Gmplaftration, L. 
(emplastratio) daS Augeln, Bfropien. 

emplazieren (pr angplaß—), fr. (emplacer; vol. 
plazieren) aufitellen, Hinjtellen; Empfacement, n. 
(pr. angplaß’mäng) die Aufitelung; Lage; der 
Platz, Stand, z. B. Geſchützſtand, Bauplag, die 
Bauſtelle. 

Emplette, f. fr. (ſpr. angplette; altfr. emploite, 
— employieren) der Einkauf, Kauf einer Ware; 

mpletten machen, einkaufen. 

Empleurum, n. gr. (d. h. mit vollen Seiten) Bot. 
eine zu den Diosmeen gehörende Pilanzengattung; 
von einer Art derjelben fonımen die heilkräftigen 
Bitceoblätter. 

emplohieren (pr. auploajieren), fr. (employer, v. 
l. implicäre, aljo eig. in etwas hineinwickeln oder 
-[egen) anwenden, zu etwas verwenden, anlegen, 
aud) an= oder unterbringen, 3.8. jein Geld, an— 
jtellen, verjorgen ein Emplohé, m.(ſpr. — 
oder Emplohierter, ein Angeſtellter, Beamter; 
Emploi, m. (jpr. angploch eig. der Gebrauch, die 
Anwendung; daher die Anlegung einer Summe; 
die Anſtellung, das Geſchäft, Amt; die Rolle im 
Schaujpiel. 

emplümieren (pr. angpl—), fr. (emplumer, von 
plume, Feder) befielen, mit Federn verjehen (ein 
Klavier). 

Empneumatsiis, f. gr. (vgl. Pneuma ze.) = Em— 
phyjema; auch Einblafung der Luft. 

empochieren (pr. angpofchieren), fr. (empocher, v. 
poche, Taſche) in die Tajche jteden. 

Empois, m. fr. (fpr. augpoci; von poisser, pichen, 
teeren; [. pix, picis, Pech, Teer) Kleijter, Stärt- 


pappe. ” 

Empolotratie, f. ge: (von empole, Kaufmannsgut; 
Handelsgewinn) Beherrihung des Handels, bei. in 
bezug auf den Wareneinkauf. 

Emporiun, n. I. (v. gr. empörion) Handelsplak, 
Stapelplaß; auch der Hochaltar, die Emporfirde. 

emportieren (Üpr. angport—), fr. (emporter) Kripr. 
ein« od. wegnehmen; erobern; ſich euportieren, 
fi) ereifern, aufbraufen, ſich erzürnen; empor 


232 Entpreinte 
tiert, aufgebracht, entrüftet; Emportement, n. 
(pr. angport'mang) das Aufbraujen, die Ent- 
rüſtung, das Ungejtüm; Emportierung. f. Er- 
oberung. ’ 

Empreinte, f. fr. (pr. angprängt'; v. empreindre, 
(. imprimere, ein-, aufdruden) das Gepräge, der 
Abdrud, N 

Emprösmonanie, f. gr.(v.emprethein, anzünden) 
die Feuerluſt, der frevelhafte Hang zum Brand- 
ftiften, als Eranfhafter Naturtrieb. 

eimprefiicren, fich (pr. augpr—), fr. (S’empresser; 
pgl.prejjieren) jich beeifern, beftreben; empreſſiert, 
einſig, eifrig; Gmpreſſeient, n. (ſpr. angpreſſ⸗ 
mäng) der Eifer, Dienſteifer; Aufmerkſamkeit, Ge— 
ſchäftigkeit. 

empriſonnieren, (pr. angpr—), fr. (emprisonner; 

vgl. Priſon) gefangen nehmen, verhaften; Em⸗ 

— —— n. (jpr. angpriſonn'mang) die Ver⸗ 
aftung. 

Emprojthotonie, f. od. Emproſthotönus, m. gr. 
(v. emprosthen, vorn, u. teinein, fpannen) Heilt. 
das Gefriimmtjein des Körpers nach vorn beim 
Starrframpf. 

Emprunt, m. fr. (fpr. angpröng; don emprunter, 
leihen, entlehnen; it. improntäre, v. I. in promptu, 
ivie imprestare v. praesto, zur Hand) die Anleihe; 
Empruni force (ipr. — forßeh, eine erzwungene 
Anleihe; empruntieren (jpr. anapröngt—), eine 
Anleihe nıachen. 

Empiyhsiis, f. gr. (vgl. Pſychoſis) eig. Bejeelung, 
vermeintliche Seelenwanderung. 

Empiygis, f. gr. (val. Pſykter 2c.) die Abkühlung, 
ung 

em(p)t1o, £. I. (v. emere, faufen) Rſpr. der Kauf 
oder Ankauf; emtor (empter), m. der Käufer; 
emtrix (emptrix), f. die Käuferin. 

Empũſa, Empäfe oder Lamia, f. gr. Fabell. die 
Nachtfrau, ein von der Hefate a Schreck⸗ 
geſpenſt mit einem Eſelsfuß u. Augen, die es be— 
liebig herausnahm und wieder einſetzte; Empusa 
muscae, eine mikroſkopiſche Pilzart, die fir die 
liegen tödlich ift und im Herbite ein rafcheg Ster— 
ben unter den Fliegen veranlaßt. 

Empyeme, n. gr.(v.pyon, Eiter) Heilf. eine innere 
Eiterung, bef. ein Bruſtgeſchwür, Zungenvereite- 
rung; Empyejis, f. die Bildung eines Eiterge- 
ſchwürs; empyesis ocüliy I. das Eiterauge; emt= 
pyẽ tiſch od. emphiſch, an innerer Eiterung, bei. 
an Lungengejhwüren leidend; Empyocele, f. gr. 
ein Eiterbrucd, eine Bereiterung in den Hoden; 
Embphomphälos, m. eineEitergeſchwulſt amNabel. 

Empyranm, n. (v. gr. &mpyros, in Feuer ſtehend, 
brennend, von pJr, Feuer) der Yenerhimmel, Sitz 
oder Wohnung der Seligen; empyretifch, himm- 
liſch; Empyremma, n. der brandige Geruch oder 
Geſchmack; empyreumdtiih, brandig riechend, 
brenzliht; Empyrie, f. Wahrfagung aus dem 
DOpferfeuer (empyron); Empyröſis, f. der Brand, 
die Verbrennung. 

emtio, emtor, |. emptio. 

Emu, m. ſ. Emeu, 

Emulation, j. Umulation. 

Gmulfion, f. nl. (emulsio, von emulgere, aus- od. 
abmelfen) Bflanzenmilh, Samenmicch, mildhartige 
Berbindung öliger u. ſchleimiger Stoffe mit Wafjer, 

.B.Mandelmilc, als Kühltrank; Emnlſin, n. od. 

yıaptäs, n. eine in den ſüßen undbitteren Man- 

bein enthaltene eiweiartige Subjtanz, welche Gä- 
rung zu erregen vermag; vgl. Amygdalin. 

Emunttorin, pl. nl. (v. jpätl. emunctorium, Licht- 


encagieren 


puße, bon emungere, ausjchneuzen) He ilk. Aus- 
jonderungs- od. Abführungsgefähe, R einigung2- 
organe, 3.8. Nafenlöcher. 

emundieren, l.(emundäre, vgl. Mundum reinigen; 
Emundantia, pl. Heilf. äußere, zur Reinigung 
von Wunden und Geſchwüren dienende Mittel; 
Emundation, f. die Reinigung. 

emunitas, f. ml. (v. l. munus, Dienft, Pflicht) Be- 
freiung, Erlaß, Vorzugsrecht, beſ. der Geiftlichen, 
— Jmmunität; emunitas regia, ein fönig- 

licher Freibrief. 

Emys, f. gr. (Emys, Gen. -yos) eine Flußſchildkröte; 
davon Ennofaucten. m. = rofodil. 

ent— oder (vor Lippenbuchſtaben) em—., gr. jo wie 
en, em— (pr. ang) fr. Vorwort in vielen Zu— 
jammenfegungen, bedeutet im allgemeinen in, 
darin, od. ein—, hinein; en arriere, en atten- 
dant, en avant u. andere Verbindungen der Urt 
j. unter dem Folgemorte. 

Enatstinder oder Enaksſöhne (die Kinder Enat, 
nad) 4. Moſ. 13,23. 34 u. a.), ein Rieſengeſchlecht, 
welches in Baläftina vor deſſen Eroberung durch 
die Juden twohnte, daher bisweilen Bezeichnung 
für Riejen überhaupt. 

Enalfäge, £. gr. (v. en-allässein, umtauſchen, ver- 
wechjeln) die Vertauſchung, Verwechſelung eines 
Wortes mit einemandern; insbeſ. die Vertauſchung 
von Redeteilen einer Gattung in Hinſicht ihrer 
Abftammung od. Form, 3.8. des abitraften Sub- 
ftantivg mit dem fonkreten, des Eigennamen&mit 
dem Gattungsnamen 2c. 

Cnämon, n. gr. ((naimon, von haima, Blut) Heilt. 
ein Mittel gegen Blutungen. 

Enamorado, m. fpan. der Verliebte, Liebhaber. 

Enanthema oder verk. Enanthem, n. gr. (von an- 
thein, blühen) innerer Hautausichlag, bei. der 
Schleimhaut des Darmkanals. 

Enantiodromie und Enantiotropie, f. gr. (von 
enantios, gegenüber, entgegen) das ftetige Gegen- 
einanderwirien der Dinge, wodurd einiges ent- 
fteht, während anderes vergeht; Enantiologie, f. 
Gegenrede, Widerſpruch; Gnantiopathte, f. — 
Allopathie, f. d.; Enantiophanie, f. jhein- 
barer Widerſpruch; Enantidſis, f. der Gegenſatz, 
Widerjtreit, in welchem, nad) Pythagoras, Das 
Grundgeſetz alles Lebens liegt. 

Enäorẽma, n. gr. (enaiorema, das darin Schwe— 
bende, von aiöreın, ſchwebend bewegen) Heilf. ein 
Urinwölichen, im Harn ſchwebende Wolke. 

Enargĩe, f. gr. (enärgeia) die Augenjcheinlichkeit, 
Deutlichkeit, Klarheit, = Evidenz; endreii 
(gr. enarges) deutlid), augenfällig. 

ettarrieren, [.(enarräre) erzählen, erflären; Enar⸗ 
ration, f. (enarratio) die Erzählung, Auslegung. 

Enerthron, n. gr. (von ärthron, Glied, Gelenk) ein 
fremder Körper in einem Gelenk; Cnarthröfis, 
f. Heilf. die Einfügung oder Einlafjung eines 
Knochenkopfes in jeine Höhle oder Pfanne; das 
Nußgelenk, die tiefe bewegliche Knochenfügung. 

en bloc, frz. (fpr. ang —) im ganzen, in Bauch 
und Bogen. N i 

Encablure, f. fr. (pr. angfablühr’) die Kabellänge, 
Seemaß von 200 m. 

encadrieren (ipr. angladrieren), fr. (encadrer, vgl. 
Cadre) einfafjen, einrahmen ein Gemälde; auch ein- 
reihen; in Reihe u. Glied ftellen; Encadrement, 
n. (fpr. Ongfadr'mäng) die Einfajjung, Einrah— 
mung. 

J— (ſpr. angkaſchieren), fr. (encager, von 
cage, Käfig) einjperren. 


encanaillieren 


encanaillieren, |. Ranaille. 

Be Encathisma, Encauma, Encauftit 
uſw.J. RT 

Enceinte, £. fr. (pr. angbängt’; von enceindre, um- 
gürten, einfchließen, I. incingere) Krk. der Umfang, 
Wall, die Außenwerke einer Zeitung; Jäg. die Ein- 
freifung des Wildes, auch der eingefreifte Plaß, die 
Umitellung. 

Encepbälos, m. oder Encephälum, n, (gr. enke- 
phalos, d.h. was im Kopfe ıft; kephale, Kopf) das 
Kopfmark, Gehirn; Encephalalgte, f. das Ge- 
birnleiden, Hirnweh; Encephalitis, f. die Hirn- 
entzindung; Encephalologie, f. die Gehirn- oder 
Hirniehre; Encephaloſtopie, f. Unterſuchung des 
Gehirns; auch j.v. w. Kranioffopie; Ence— 
Hhalotomie, f. Gehirnſchnitt; Zergliederung des 
Gehirns. 

enchainieren, (pr. angihä—), fr. (enchainer, vgl. 
Ehaine) verketten, miteinander verfnüpfen; En— 
chainement, n. (pr. angihän’'mdng) die Berfet- 
tung, der Zuſammenhang; die Reihe. 

enshantieren (pr. angidant—), fr. enchanter; v. 
I. incantäre) bezaubern, entzüden; enchantiert, 
bezaubert, entzüct; Enchantement, n. (jpr. ang- 
Ihangt'mäng) Zauber, Bezauberung; Enchan— 
teur, m. (pr. angichangtügr) ein Zauberer, Be- 
zauberer. 

Cndardzis, f. gr. (von en-charässein, einfraßen, 
rigen; vgl. Charakter) Heilf. Hantaufrigung, 
Schröpfung (Starififation). 

enchargieren (jpr. angjcharkg—), fr. (encharger) 
auftragen, empfehlen. 

enchaſſieren (ſpr. angichafj—), fr. (enchässer, von 
chässis) faſſen, einfajjen; Enchafſüre, f. die Faf- 
jung von Perlen und Edelfteinen. 

Encheirẽſis, f. gr. (von encheirein, Hand anlegen, 
von cheir, die Hand) Behandlung, Handhabung, 
Handgriff, bef. beim Operieren Encheiridion od. 
Enchiridion, n. ein Handbuch, ein kurzes Lehr⸗ 
buch einer Wiſſenſchaft. 

Endelyden, pl. gr. (v. Enchelys, der Kal) Walzen- 
tieren; Euchelotden, pl. aalfürmige Tiere; en= 
Kelyeidiich, ealfürmig. 

encherieren (jpr. angicher—), fr. (ench£rir, v. cher, 
teuer) überbieten, verteuern; Enchere, f. (pr. ang- 
ihähr’) Das höhere Gebot. 

Encholirium, n. gr. (von Enchos, Spieß, Schwert, 
und leirion, Lilie) Bot. die Steinlilie. 

Eunhondrame,n. gr. (vgl. Chondroma) ein inneres 
Knorpelgebilde. 

enchoriſche Schrift der Agypter (v. gr. enchorios, 
inländiſch, einheimiſch)/ = demotiſche. 

Euchriſis, f. gr. (vgl. Chrisma) die Einſalbung, 
Einreibung; Ende sma, n. Salbe. 

Enhymans, n. od. Enchhmöõſis, f. gr. (vgl. Chy- 
mos und Chemie) Heilf. die Ergießung der Säfte 
in Körperteile; Enchnta, pl. Einſpritzmittel. 

Encierro, m. jpan. der Einzug der Stiere beim 
Stiergefecht. 

Enclitica, I. Enti—. 

Encloture, f. (pr. anglotühr’) fr. (enclöture, von 
enclore, l.includ£re, einſchließen) die Umzäunung, 
Einfaſſung. 

Encöltalgie, f. gr. (von enkoilia, die Eingeweide) 
Heilk. Bauch- oder Eingeweide-Schmerz; Enchlit= 
tis, f. Darmentzindung. 

Encolpium, j. Enkolpion. 

Encombrement, n. fr. (jpr. angfongb’rmäng; von 
encombrer, it. ingombräre, durch Schutt ver- 
ſperren, v. l cumülus, Haufen, port.combro, Erd- 


endermatiſch 233 


haufen; vgl. das altd.kumbern, hemmen, Rum- 
mer, landſch. für Schutt) die Verſperrung durch 
Schutt, Hemmung, Sperrung der Waren im 
Schiffe, Überfüllung des Schiffsraumes durch leich- 
tere Srachtgegenftände. 

Encomtium, j. Enfomion. 

en confiance = en confidence, ſ. d. unter fon- 
fidieren. 

encore, fr. (jpr. angföhr’) it. ancora (vom I. ad 
hanc horam, bis diefe Stunde) abermals, noch 
einmal. 

en costume, ſ. unter Koftiim. 

encouragieren (pr. angkuraſch —), fr. (encourager; 
vgl. Courage) Mut einjprechen, ermuntern, antrei= 
ben; encourageant (pr. —ſchäng), aufmun— 
ternd, ermutigend; Encouragement, n. (pr. ang⸗ 
kurahſch'mang) die Aufmunterung. 

Eneratiten, Encrinit, |. Enti—. 

Encrier, m. fr. (jpr. angkrieh) das Tintenfaß; der 
Sarbefaften, Farbeftein der Buchdruder. 

Enchaͤnthus, m. Bot. die Prachtglocke, aus der Fa— 
milie der Erifarien oder Heidegewächſe. 

encykliſch od. enzykliſch, gr. (enkyklios, on; vgl. Zy⸗ 
klus) im Kreis umlaufend; Enchelium, n.od. Ens 
chelica, f. (scil. epistola) ein eneykliſcher Brief, 
Umlaufſchreiben, Rundſchreiben, insbeſ. ein Erlaß 
des Papſtes an die Erzbiſchöfe u. Biſchöfe; Enzh— 
tlopädie, f. (gr. enkyklopaideia, r. enkyklios 
paideia; paideia, Erziehung, Unterricht) urfpr. der 
Kreis vorbereitender und allgemeiner Lehrgegen— 
ſtände, ohne Rüdjicht auf einen bejtimmtenLebens- 
beruf; gem. Kreis der wifjenfchaftlichen Renntnifje 
überhaupt; auch Abriß der Gelehrfamteit, Wifjen- 
ſchaftskunde;, alphabetiſche Enzyklopädie on. 
enzyklopädiſches Wörterbuch, ein allgemei- 
ned Sachwörterbuch; enzyklopädiſch, überficht- 
lid), allgemein wifjenfhaftli; ein enzyflopä- 
diſches Lehrbuch, ein Lehrbüch der Wiſſenſchafts— 
kunde; Enzyklopädiſten, pl. die Herausgeber und 
Mitarbeiter der großen von Diderotu.d’Alem- 
bert im vorigen Sahrhundert herausgegebenen 
franzöfiichen Enchflopädie, in deren philofophi- 
Ihen Artikeln man eine vorzüglihe Anregung zu 
der Revolution von 1739 findet; Enzyklopädis⸗ 
mus, m. enchklopädiiche Lehrform; befonders die 
philoſophiſchen Grundſätze u. zum Teil irreligiöfen 
Meinungen der franzöfifchen Encyflopädiften; Enz 
zyklopoſie, k. das Rundtrinken, Herumtrinfen. 

nddieh (Enddzeh, Hendäze, Eudeieh, Pil En⸗ 

däſeh), m. die früher übliche Kleine Elle in der 

Türkei u. Griechenland, — 0,653 m od. 0,6483 m; in 

Rumänien noc) jet gebraucht für baumwollene, 

leinene und Hanfgewebe, und = 0,641 m (vgl. Hä- 


lebi). 

Endecha, f., pl. Endechas (ipr. endetſchas; vom I. 
indicta, gleich). dagegen Gefagtes) ſpan. Klage— 
lieder, Leichengefänge, aus vierzeiligen Strophen 
beftehend. 

Endeixis, f. gr. (von en-deiknynai, anzeigen, be- 
weifen) nzeige; auch Anklage. 

Endelagon, Endelaipllabum, j. Hend—. 

Endemie, f. gr. (v. endemos, einheimiſch, v. demos, 
Bolt) Heilf. eine herrjchende Landeskrankheit, ein— 
heimiſche, örtliche, von der Luft u. Lebensart her— 
rührende Krankheit, verfch. von Epidemie, (ſ. d.); 
endẽmiſch (von Krankheiten), einem Wolfe oder 
Lande eigen; einheimifch, örtlid). 

endermätifch oder endermiſch, gr. (von derma, 
Haut) Heilf. in der Haut liegend; auf die Haut, 
be. die Unterhaut, angewendet, z. B. enderma>- 


S 


234 Enderun 


tiihe Mittel = Endermatica, pl.; Enderma⸗ 
tisıuns, m. die Anwendung von Heilmitieln auf 
die von der Oberhaut entblößte Unterhaut. 

Enderün, n. perf. das Frauenhaus der Perfer, die 
Weiberwohnung; vgl. Harem. 

en detail, fr. (fpr. ang detaj), im einzelnen. 

endettieren (pr. angdettieren), fr. (endetter, von 
dette, I. debita, Schulden); fig —, in Schulden 
bringen, verjchulden; endettiert, verfchuldet. 

Endiadys, j. Hendiadys. 

Endiometer, n. gr. (von endios, mittäglich) ein 
Mittagsliniennteifer. 

Endivie, £., pl. Endivien (it. u. ſpan. endivia, r. 
endive, vont f. intübus; vgl. arab. hindeb) fraujer 
Lattich, eine Salatpflanze, eine Gattung des Weg— 
warts oder der Zichurie. 

endogeniſch, gr. (v. Endon, drinnen, inwendig) in- 
wendig wachſend; Endokardium, n. Heil. Die 
innere Fläche des Herzens; Endokarditis, f. Ent- 
zündung derſelben; Endokarpium, n. Bot. die 
innere Fruchthülle; endolaryngeale Methode, 
Behandlung des Kehlkopfes vom Munde aus; 
Endontetritis, f. innere Entziindung der Gebär- 
mutter; Endpperifarditis, f. Entzündung der 
innern und äußern Fläche des Herzens; Eudo— 
pleura, f. die innere Samenhaut der Pflanzen. 

endommtagieren (pr. angdommafgieren), fr. (en- 
dommager, von dommage, Schaden; vgl. dedont- 
magieren) in Schaden bringen, bejchädigen. 

Endorrhizon, n. gr. (von Endon, inwendig, und 
rhiza, Wurzel) ein aus dem Sleime die Wurzel trei- 
bendes Gewächs oder Samenkorn. 

Endöſis, f. gr. (von en-didönai, nachgeben, nad)- 
Laffen) Heilf. das Nachlaſſen einer Krankheit. 

Ewdosmöfe, f. gr. (verfehltes Wortgebilde aus 
endon, drinnen, u. der falſchen Form osmösis ſtatt 
osmesis, da3 Riechen im Sinne de3 Einzichens 
einer Ausdünſtung) die Einhauchung, das Ein- 
faugen, Hineinwandern, und Exosmoſe, f. gr. das 
Aushauchen, Herauswandern zweier Flüffigkeiten 
von verichtedener Mit oder ungleicher Dichtigteit 
durch eine ſie trennende poröſe Scheidewand (Haut, 
gebrannter Ton); Endesmomöter, m. ein Werk- 
zeug, um dieſe Einjaugung zu meſſen und zu 
unterjuchen. 

endojiteren (jpr. angdojlieren), fr (endosser) oder 
indofſieren, it. (indossäre, von dosso, fr. dos, 
Rüden, l. dorsum) einen Wechjel durch Aufjchrift 
auf den Rüden desjelben an einen andern über- 
tragen od. abtreten; Endoſſant (ſpr. — Bang) od. 
Endoſſeur (fpr. — Böhr), auch Indoſſaͤnt, m. der 
diejeg tut, der Idertragende, Umfchreibende; In— 
Dofjät, m. den der Wechfel übertragen worden ift; 
Endofjewment, n. fr. (pr. angdoi’mäng), aud) 
Indofſement oder Andsfe, n. it. das Rück⸗ 
Wechſelſchreiben, die Übertragung eines Wechſels 
an einen andern. 

endothermiſch, gr. von Wärme abhängig, durch 
Wärme wirkend. 

Endſpurt, m. deutſch-engl. (ſpr. —ßpöhrt, engl. 
spurt oder spirt, plötzliche Anſtrengung, Ruck), 
beim Pferderennen: ein plötzliches Vorſtoßen, eine 
unerwartete ſtarke Anſtrengung am Ende des 
Rennens. 

Fndyhmion, m. gr. Fabell. ein ſchöner Schläfer, den 
die Mondgöttin liebte. 

Enechẽuit, n. gr. ſenẽchẽma, v. enẽchein, darin tö— 
nen)Heilf. das Ohrenklingen, Ohrenbrauſen; Enue— 
chẽſis, f. die Entſtehung desſelben. 

Fnema, u. gr. (von eniemi, id) laſſe oder werfe 


engagieren 


— Heilk. das Einſpritzen, od. das Eingeſpritzte, 

iſtier. 

Energie, f. gr. (en-érgeia) Wirkſamkeit, Tatkraft, 
Kraft, Kraftfülle, Nachdruck, Wirkungsvermögen, 
Spannung, Spannkraft, Arbeitsfähigkeit des Kör— 
pers, einer Kraftanlage; Kraft-Energie, Arbeits- 
vermögen; Licht-Energie, Lichtitärfe, Würmes 
Energie, Heizvermögen; aktnelle Energie, le 
bendige Kraft; finetifhe Energie, lebendige 
Kraft der fortjchreitenden Bewegung, der Drehung 
und Wirbelbeivegung, der Schwingungen, der 
Vellenbewegung; ſtatiſche Energie, Schwer— 
energie, Oberflächenſpannung, Gejtaltsenergie, 
Öasipannung; boten tielle Energie, Spanutraft; 
Gnergetif, f. der Zweig der Wiechanif, der die 
Übertragung und Umwandlung der Energiebehan- 
delt; Energiemeſſer, Elektrizitätszähler, Watt- 
mejjer; Energiefaktor, m. Verhalten der jchein- 
baren, von einer Wechſelſtrommaſchine verbrauch— 
ten Energie zur wirklichen Energie: energifch (ar- 
energös, v. ergon, Werf, Tat) wirkſam, tatkräftig, 
fraftvoll, nachdrücklich, durchgreifend; energiſie— 
ren, tatkräftig machen; nachdrücklich wirken, 
Energumẽnus od. Energumen, m., pl. Ener⸗ 
gumenen, gr. (energum£&nos, von energein; eig. 
ein Bearbeiteter, näml. von einem böfen Geifte) 
ein Befefjener, Shwärmer, Wahnfinniger; ener= 
gumeniſch, ſchwärmeriſch, raſend. 

enerbieren, I. (enerväre; vol. Nerv) entnerven, 
— Enervation, f. Entnervung, Entfräf- 
ung ꝛc. 

enfant, n. fr. (ſſpr. angfäng) Kind; enufant gäté, 
verwöhntes Kind; enfants perdus, pl. fr. (ſpr. 
angfang perdüh) eig. verlorene Kinder; Krſpr. 
ehem. leichte Vortruppen, die zuerſt angreifen, 
Sturm laufen ꝛc., gefährdete Vorpoſten; enfant 
terrible (ſpr. — terribel), ein Schreckenskind, un— 
eig. ein Mitglied einer Genoſſenſchaft, das die 
übrigen gefährdet und in Angſt hält. 

enfilteren (ſpr. angf—), fr. (enfiler; v. fil, Faden, 
l. filum) einfädeln, anreihen, z. B. Perlen; uneig. 
ein Geſpräch anknüpfen, jemand in ein Unter— 
nehmen, eine Gefahr verwickeln; Krk. der Länge 
nach beſtreichen, beſchießen mitKanonen; Enfilade, 
f. (ſpr. angfildd’) eine Folgereihe, z. B. Zimmer- 
reihe; auch = Enfilement, u. (ſpr. angfil'mäing) 
die Beſtreichung mit Geſchütz, das Beſchießen von 
der Seite, beſ. bei Verſchanzungen. 

enfin, fr. (ſpr. angfäng) endlich, am Ende; kurz, mit 
einem Worte. 

enflammieren (pr. angflammieren, fr. enflammer) 
entzünden, anzünden, entflanmeıt. 

enfoncieren (fpr. angfongkieren), fr. (enfoncer; v. 
fond, Grund, Tiefe) einjenfen, einjchlagen, ein» 
brechen, durchbrechen; verſinken, einjinfen; En— 
foncement, n. (jpr. angfongß'mang) die Vertie— 
jung, der Hintergrund eines Gemäldes. _ 

enforcteren (pr. augforgieren), fr. (enforeir; vgl. 
Force) verjtärken, jtärfer machen. 

enfümieren (pr. angf—), fr. enfumer, v. [. fumus, 

auch, fr. fumee) räuchern, einräuchern, durch— 
räuchern, bei. vom Tabaf. 
engagieren (pr. angak$—), jr. (eugager, eig. ver- 
pfänden, von gage, Pfand) verpflichten, in Dienit 
nehmen, anwerben; überreden oder bereden, be- 
‚wegen; (fich) verbindlich od. anheifchig machen (z.B. 
für einen Tanz), auf etwas einlajjen, zu etwas ver- 
Dingen; in ein Gefecht einlafjien; engagiert, ver- 
pflichtet, verjprochen, verſagt; Krſpr. in einen Kampf 
verwicdelt; engageant (fpr. angaſchäng), einneh— 


Engareb 


enleidieren 235 


mend, anziehend; einladend; Engagement, n. | enitieren, lat. (enitere) hervorglänzen, berühmt 


(pr. angahiey'mdng) 1. die Verbindlichmachung zu 
etwas, Verpflichtung, z. B. für einen Tanz, eine 
Zahlung 2c.; Verbindlichkeit; 2. VBerpfändung; 
3. Anwerbung, Dienftannehmung; der Dienit, das 
Ant; 4. auch ein Handgemenge, Gefecht.  _ _ 

Engäreb, n. arab. eine Art Nuhebett od. Sofa im 
Orient, bejtehend aus einem Nahmen von feitem 
Holz mit einem darüber geipannten elaſtiſchen Net 
aus Streifen von Ochſenhaut, auf weldem eu 
Teppich ausgebreitet iſt. 3 

Engaitrilög, vd. Engaftrimäth, m. gr. (v. gaster, 
Baud)) ein Bauchrediter, = Ventriloquiſt; En— 
grins m. (pl. Engaftrimdnteis oder 

ngaitrimanten), Bauchwahrſager; Engaſtri— 
mantie, f. Bauchwahrſagerei, Weisſagung mit 
Hilfe der Bauchredekunſt. 

Enghil, m. türk. im Koran das Neue Teſtament, 
wie Taurat Geſetz das alte. 

englijieren, ſ. anglijierei. f 

English, engl. (pr. inglügg), engliſch; engliſche 
Sprade; Englishman, m. (jpr. —männ), Eng- 
länder. h 

englontieren (pr. anglut—), fr. (engloutir; vgl. 
Glouton) verfchluden, verfchlingen; durchbringen. 

Engobe, f. fr. (jpr. anggöb) in der Töpferei: An— 
gubfarbe, Farberde; engobieren (v. jr. engober), 
angiegen, mit Farberde angiegen; Engubane od. 
Engobierung, da3 Angiegen mit Faärberde, der 
Farberde-Überzug. 

Engondden, pl. gr. (v. göny, Knie) auf den Sinien 
ruhende ägyptiſche Figuren. 
engourdieren (ſpr. angurdieren), fr. (engourdir, 
v. gourd, ſtarr, jteif, [. gurdus, dumm, tölpelhaft) 
erjtarren, jtarr oder fühllos machen, erjchlaffen, 
betäuben, einſchläfern; Engonrdiffement, n. 
(pr. —näng) da3 Erſtarren, Einichlafen dev 

Glieder, die Betäubung. ? 

Engraiſſerie, £. fr. ({pr. augräll—; v. engraisser, 
mäjten, von graisse, Fett) eine Anjtalt zum Yett- 
machen, Maſtanſtalt; Engraiifeur,m.(ipr. —Böhr) 
ein Mäſter (von Federvieh 2c.). 

Eugrölüre, f. fr. (pr. angrälühr; v. grele, Hagel) 
eine Randverzierung oder Einfajjung mit rund» 
lichen Zäckchen, ein Spigenrand. 

Engroift, j.v. w. Groſſiſt. 

Engymeter, n. gr. (v. engys, nahe) ein Nähemeſſer, 
Werkzeug zur rg geringer Entfernungen; 
Engyifop, n. ein Vergrößerungsglas. 

enhardieren (jpr. anghardieren), fr. (enhardir; v. 
hardi, fühn) erinutigen, beherzt machen. 

enharmoniſch, gr. Tonk. eig. in der Harmonie lic- 

end und durch fie bedingt; jchicklich, pafjend; gleid)- 
lingend; nlınay Töne find jolche, die 
eine Doppelrolle jpielen, je nachdent jie der einen 
oder andern Tonveihe angehören, wodurch mit 
ihrer Stimmung oder Färbung zugleich ihr Naıne 
fi ändert, wie cis od. des, gis od. as; end. Ton— 
arten, ſolche, denen derfelbe Ton unter verſchie— 
denem Namen angehört, wie Dis-Moll oder Es— 
Moll; bei den Griechen hieß die ihnen eigen» 
tümlihe Tonleiter enharmonifch, in welcher die 
zwei eriten Intervalle Kleiner al3 halbe Tune 
waren; Enharmonik, f. Sleichklang. 

Enberion, n. (vgl. Einherier) altdeutfche Götter- 
Ichre: die Berfammlung der Helden im Himmel. 

Enhidris, f. gr. (von hydör, Waffer) die Waffer- 
ſchlange; Enbydrit, m. eine Aıt Chalcedon (f. d.), 
welcher bisweilen Waſſertropfen in jich einfchließt. 

Enigma, r. Anigma, f.d. 


werden. 

enivrieren (ſpr.aniw —) fr. (enivrer, v. ivre, trun— 
ten) beraufchen, betäuben, verblenden; enibriert, 
berauſcht, betört, verblendet. 

Enjambement, n. fr. (ſpr. angfgangb’mang; von 
enjamber, iberfchreiten; jambe, Bein, ſpan. u. it. 
gamba) das Hinüberfchreiten, das Übergreifen des 
Sinnes eines Berjes in den folgenden Vers hinein. 

Enjen, m. fr. (fpr. angſchöh; von jeu, Spiel), der 
Spieleinfab. # 

Enkaͤnthis, f. gr. (v. kanthös, Augenwinkel) Heil. 
Tränendrüſen Geſchwulſt. 

enkartieren, Poſtd. eintragen, einkarten; Enkar— 
tierung, f. Eintraging, Einfartung; Enkartie— 
rungsitelle, Abfertigungsitelle. 

Enkathisma, n. ar. (0. en-kathizein, hineinfegen) 
ein Sitzbad, Halbbad; Sisdampfbad. 

Enkauma, n. griech. (von kauma, Brand, kaiein, 
brennen) Heilk eig. Eingebrannteg, ein tiefes Horn- 
haut = Gefhwür; Enfaniis, f. das Einbrennen; 
enkanuſtiſch, eingebrannt; Enfanstif, k. oder eit= 
fenftiihe Malerei, eingebrannte Malerei, meiit 
mit Wachsfarben (Wachsmalerei), wobeidas Binde- 
mittel in die unterliegende Fläche eingebrannt 
wurde. Die Alten kannten drei Arten dieſes Ver— 
fahreng, das im Mittelalter verloren ging. Vgl. 
puniſches Wachs. | 

Enklave, £., pl. Entlaven, fr. (pr. angfldwen; vd. 
enclaver, ſ. u. Bezirk, Gerichtsiprengel; inSbef. v. 
fremdem Öebiet eingeſchloſſenes Land, in fremdent 
Gebiete liegende Bejigungen, auch Enflapären; 
enflapieren (fr. enclaver, v. nıl. inclaväre, ein- 
ſchließen; lat. clävis, Schlüffel) einschließen, mit 
fremdem Gebiet umgeben. 

Enkliſis, f. gr. (eig. die Anlehnung, Zurüdbiegung; 
von en-klinein, anlehten) im Griech. das Zurück— 
werfen des Atzents eines Wortes auf das vorher- 
gehende Wort; Entlitife, f. oder enklitiſch heißt 
ein Wort, das feinen Mizent auf das vorhergehende 
Wort zurücdwirft. 

Enfolpion, n. gr. (v. kölpos, Buſen) eig, etwas im 
oder am Bufen Befindliches; daher: ein am Halſe 
getragenes Büchschen mit Reliquien; auch das 
Bruſtkreuz der Bifchöfe. | { 

Entomion, gr. od. Enfominm, n. (v. kömos, feſt⸗ 
liche Feier) die Lobrede; Enfomtdit, m. ein Lob— 
redner; Enkomiaͤſtik, £. die Lobrednerei; Enfe= 
midftifon, n. das Lobgedicht; enkomiaͤftiſch, lob⸗ 
redneriſch. ⸗ 

Entöpe, f. gr. (enkopé, von en-köptein, einhauen, 
einfchneiden) ein Einjchnitt, Spalt; Heilk. eine 
Schnitt- od. Hiebwunde, insbeſ. in der Hirnfchale. 

GEntratie, f. gr. (enkräteia, von kratein, jtark jein, 
beherrſchen)die Enthaltſamkeit, Selbſtbeherrſchung; 
Entratit,m., pl. Enfratiten, Enthaltſame; Ma— 
Bige, Name einer guoftischen Sekte, weiche jich der 
Ehe, des Fleifchgenuffes und des Weines enthielt; 
vgl. Tatianiſten. 

Enfrinit, m., pl. Enfriniten, gr. (v.krinon, Lilie) 
Lilienſteine, eine zur Familie der Crinoidéen (T. d.) 
gehörige Berfteinerung. Die einzelnen Glieder des 
Stiels derjelben heißen Trochiten und Entro- 
hiten, Räderſteine, Bonifaziuspfennige, Hünen— 
tränen, Spangenjteine ꝛc. 

enlatidieren (fpr. anglädieren), fr. (enlaidir; laid, 
bäßlic), it. laido, vom deutichen leid, was urſpr. 
bedeutet: verhaßt, widerwärtig) häßlich machen, 
entitellen. 


236 Enlevage 


Entlepage, f.,v.n. (fpr. anglewahſch') fr. (v. enlever, 
wegnehmen) das or a Zerſtören. 

en miniature, fr. (ſprich: ang —tühr), in kleinem 
Maßitabe. 

Ennaetöris, f. gr. (v. enn6a, neun, u. 6tos, Jahr) 
ein Jahrneunt, Zeitraum von 9 od. eig. 8 Jahren, 
bei den alten Griechen ein Zyklus für gewiſſe Feſte, 
die im neunten Sahre wiederkehrten; Ennäte, 
pl. im Altertum: Opfer am 9. Tage nach dem Be- 
gräbnifje; in der griechiſchen Kirdye: Gebete für 
einen Berjtorbenen am 9. Tage nad) dem Tode; 
Enneadetgẽtẽris, der 19jährige Zyklus der Mond⸗ 
perioden; Enneagön, n. ein Neuneck; enneakon⸗ 
taẽedriſch, neunzigeckig; Enneandria, pl. neun- 
männige Pflanzen, deren Zwitterblumen neun freie 
Staubfäden Haben, im Linneiſchen Syſtem die 
9.Rlafje; ennenpetalifch, neunblätterig, mit neun 
Blumenblättern. 

ennoblieven, fr. (ennoblir) = anoblieren. 

Ennoſigãos u. Ennoſichthön, m. gr. (von Enno- 
sis, enosis, Bewegung und gaia oder chthön, die 
Erde) der Erderjchütterer, homeriſcher Beiname des 
Meergottes. 

Snuni, ın. fr. (fpr. annüih; fpan. enojo, it. noja, 
eutſt, aus dem Y. in odio, in Haß) die Langeweile, 
der Überdruß, die Bejchiwerlichteit; ennuhieren 
(jpr. angniijieren; fr. ennuyer), langweilen; läſtig 
werden; ennuhaͤnt oder ennuyeng (pr. —idN), 
fangmweitig, verdrießlich, überlältig. 

Fnoch = Henoch, ſed. 

enodieren, lat. (enodäre; von nodus, Knoten) ent⸗ 
wideln, auflöfen; Enodation, f. (enodatio) die 
Entwickelung, Auflöjung. 

Snomotie, f. gr. (enömotia, von en-Omotos, wer 
geſchworen bat) überh. eine Schar geſchworener 
Krieger; in3bef. bei den alten Spartanern ein 
Rrienshaufe von 25 bis 36 Mann; Enomo— 
tardh(08), m. der Anführer einer jolchen Schar. 


Spiegelwahrfagerei, Wahrfagung durd) Spiegel- 
guderei. 

enorns, l. (enörmis, von e, aus, u. norma, Pegel, 
Richtmaß) un= oder übermäßig, ungehener, uner- 
hört; ensrmis laesio, f. laesio unter lädieren; 
Enormität, f. (l. enormitas) das Übermaß, die 
außerordentliche oder ungeheure Grüße. 

Ensrmön, n. gr. (von en-ormän, ein-, antreiben) 
eig. das Antreibende: die innere Xebenstätigfeit. 

Enssimofe = Endosmofe, ſ.d 

Enoftojis, f. griech. (vgl. Ditofis) 
Knochenauswuchs. 

En-pãte-Farben, pl. fr.⸗d. (ſpr. ang⸗paht; von fr. 
päte, f., Brot⸗, Kuchenteig, I. pasta) Teigfarben, 
Buntpapierfarben. 

Enquẽte, f. fr. (fpr. angfäht’; altfr. enqueste, lat. 
gleichj.inquaesita firrinquisitio) gerichtliche Unter- 
ſuchung in bürgerlihen Sachen; überh. eine amt- 
liche Ermittelung, Prüfung, Nachforſchung; En- 
quetenr, m. (ſprich: angfätöhr) der Unterfucher, 
Unterſuchungsrichter. 

enragieren (ſpr. angraf$—), fr. (enrager; vgl. 
Rage) rajend oder toll machen, in Wut bringen; 
enragiert (ſpr. angrafiert), leidenschaftlich ein— 
genommen, wütend; Enrage, m. (ſpr. angrascheh) 
ein Raſender; leidenschaftlicher Anhänger einer 
Partei. 

enregiftrieren (ſpr. angrei®—), fr. (enregistrer; 
vgl. Regijter) einichreiben, ins Regiſter eintragen; 


Heilf. ein innerer 


Enregiftrement, n. (jpr. angreiifte'mang) die 


Einzeihnung, das Eintragen. 


Enoptromantie, f. gr. (v. Enoptron, Spiegel) die ! 


Enteledhie 


enrhümiert (jpr. angriimiert), fr. (enrhums) mit 
dem Schnupfen (rhume, griech. rheuma) behaftet, 
verſchnupft ſchnupfig. 

enrhuͤthmiſch. gr. (enrhythmos, on) im Rhythmus 
abgefaßt, ebenmäßig geregelt. 

enrichieren (fpr. angriih—), fr. enrichir, v. riche, 
reich) bereichern; verzieren. 

enrolieren oder enrollteren (ſpr. angc—), fr. (en- 
röler) in die Rolle (fr. röle) oder Lifte jchreiben, 
zum Ariegsdienfte einfchreiben, anmwerben; En— 
rolfierte, pl. Eingefchriebene, Angeworbene; En— 
rolement, n. (fpr. angrohl’mdng) und Enrolie= 
zung, k. die Einjchreibung zum Kriegsdienit, An- 
werbung; Enroleur. m. (jpricdh: angrolöhr) der 
Werber. | 

enronillieren, fr. (pr. angrujieren, v. enrouiller) 
roſtig machen. 

enroulieren, fr. (pr. angrulieren, v. frz. enrouler, 
ineinander wickeln), einrollen; Enrouleur, mm. der 
Eintoller. 

enrouieren (pr. angru—), fr. (enrouer, I. gleich]. 
Inraucäre, von raucus, heijer) heifer machen; en— 
rouiert (fr. enroue), heijer. 

eNSs,n. lat. (von sum, esse, fein) ein Ding, Weien; 
ens ratiönis, ein Gedankenweſen, bloß in der Vor- 
jtellung vorhandenes Ding; Entität, f. barb.-1. 
die Wejenheit, das Sein od. Dafein eines Dinges. 

Enseigne, £. fr. (fpr. anggännj; vom lat. insignia) 
eek — Wirtshausſchild; Feldzeichen; m. der 

ähnrich. 

Enseignémont, m. fr. (fpr. angßännj'mäng) der 
Unterricht, die Lehre; E. primaire, Elementar- 
unterricht, Volksſchulunterricht; PB. secondaire, 
Gymnaſial- und Realfchufunterricht, das Höhere 
Unterrichtsweſen. 

Enſemble, n. fr. (ſpr. anghcingb'l; von J. insimul, 
zuſammen) ein Ganzes, etwas Vereinigtes, auch 
das Geſamte, die Geſamtheit; die Einſtimmung, 
der Einklang; auch ſ.v. m. Enſemble-Spiel, das 
mehrerer Schaufpieler, entg. 

olojpiel; &.-Stüde, Tonk. die mehr al3 vier- 
ftimmigen Gefangitüde der Opern. 

Enſifer, m. I. (v. ensis, Schwert, u. ferre, tragen) 
der Schwertträger, ehem. Titel des Kurfürſten von 
Sachſen ald Erzmarſchalls; enſifoͤrm, nlat. Bot. 
Ichwertförmig. 

Enſilage, m. fr. (fpr. angßilahſch) das Einbringen 
des Kornes in unterirdische Getreidegruben, in 
Silos (von frz. silo, m. Korngrube); Örünfutter- 
dauerung. 

Enſoͤph, m. gr. (Ensophos, von sophös, weiſe) das 
göttliche Wejen in der Fabbaliftifchen Philojophie. 

Entablement, n. fr. br; angtabl’mdng; v. table, 
Tafel, Brett) das Geſims, Gebälf. 

entamieren (ſpr. angtamieren), fr. (entamer, prov. 
entarenar, |. attaminäre) eig. anjchneiden, dann: 
anfangen, eröffnen, 3. B. eine Unterhandlung. 

Entafis, f. gr. (von en-teinein, anjpannen) eig. An⸗ 
jpannung; Bauf. Bauchung der Säulen. 

entaſſieren (ſpr. angtaſſieren), fr.entasser, von tas, 
Haufen; vgl. tafien) aufhäufen; entafflert, auf— 
gehäuft, jehr gedrängt. \ 

entdämoniſieren, dtſchgr. einen Dämon od. böſen 
Geiſt austreiben. i ’ 

GEntelechie, f. gr. (entel&cheia, v. en telei Echein, 
in Vollendung haben od. jein) die ununterbrochene 
Tätigkeit oder Wirkſamkeit, bei. de3 Geiftes; auch 
Wirklichkeit; bei Ariftoteles: die höhere, jich ſelbſt 
bejtimmende Energie od. die frete Tätigkeit, die 

| den Zwed in fich ſelbſt hat. 


Entente 


Entente, f. (jpr. angtängt’) fr. (von entendre, ver- 
nehmen, veritehen, lat. intend£re) der Sinn, Ver— 
ftand (eines Worted); das Verjtändnis, Einver- 
a entente cordiale, herzliches Einver- 
tändnis, gutes Vernehmen (bef. in der Politik). 

Enteradenogranhie, f. ar.” (von Enteron, Darm, 
Eingeweide) Darmdrüjenbeichreibung; Entera— 
denolegie, f. Darmdrüfenlehre; Enteralgie, f. 
Darmſchmerz, Darmgicht; enterifch (gr. enterl- 
kös), die Eingeweide betreffend oder davon her- 
rührend; &nteritis, f. die Darm - Entzündung; 
Enterologie, f. die Rehre von den Eingeweiden; 
Enteroftop, n. Darmfpiegel, Darmleuchter; En= 
terotomie, f. der Darmſchnitt, Aufſchnitt eine 
Darms; Enteruzdon od. Entozöon, n., pl. En⸗ 
terozoa, f. Eingeweidetiere, Eingeweidewürmer. 

&nterlogper, m. holl. — Zwiſchenläufer, d. i. 
Schleichhändler od. Schleichhandelsſchiffe, die ver— 
botenen Seehandel treiben. 

entetieren, ſich (ſpr. angtä—), fr. (s’enteter, von 
tete, Kopf) ji etwas in den Kopf jegen, eigen- 
jinnig auf etwas beitehen; entetiert, eigenfinnig, 
itarriöpfig: Entetement, n. (pr. anglät'mäng) 
der Eigenfinn, Starrfinn. dh 

Entheemanie, f. gr. (v. Entheos; vgl. Enthufias- 
mus) Glaubenswahnfinn. ; 

Enthläfis, f. gr. (von en-thlan, eindrücen) Heilk. 
Eindrüdung, bei. auf dem Schädel, Quetſchung, 
Berlegung od. Brud) der Hirnſchale. 

Enthroniftifum, n. gr. (von enthronizein, auf den 
Thron od. Sig erheben, einfegen) ein Antrittögeld 
dei Übernahme einer Bfründe. 

Suthufidsinss, m. gr. (v. Enthüs, zufammengez. 
aus Eenth&os,gottvoll, gottbegeijtert, v. theös, Gott) 
die Begeiiterung, Entzüdung; Hochgefühl, Schwär⸗ 
merei; bei. das lebhafte Eingenommenjein für et- 
was; enthuſtasmieren, begeiltern, entzücken, ent- 
flammen, in Teuer jegen; Enthuſiaſt, m. ein Be- 
geijterter, Entzüdter, leidenſchaftlicher Bewunderer 
oder Berehrer; auch ein Sprudelgeilt, Schwär- 
mer; enthufiaſtiſch, begeiſtert, entflammt, ſchwär—⸗ 


meriſch. 

Snthymema, verk. Cnthymen, n. gr. (v. enthy- 
meisthai, zu Herzen nehmen, zu Gemüte ziehen; 
thymös, Gemüt) eig. daS zu Beherzigende, die 
Betrachtung; Redek. ein unvolljtändiger, d. h. nur 
zweigliedriger od. abgekürzter Vernunftſchluß, der 
nur einen der beiden Vorderſätze enthält. 

Sntität, ſ. unter ens. 

Entoilage, f.,r.n. fr. (ſpr. antoalcihſch'; von toile, 
l. tela, Gewebe, Leinwand) feines Spibengemwebe, 
geflöppeltes Kantenwerk. 

Entömon, n., pl. Entöma, gr. (v. Entomos, ein- 
geſchnitten, en-t@mnein, einjchneiden) Kerbtiere, 

inſchnitttiere — Inſekten; Entomogräph, m. 
gr. ein Inſektenbeſchreiber; Entomographie, f. 
die Snjeitenbejchreibung; entomograͤphiſch, in- 
jeftenbejchreibend; Entomolith, m. ein veriteiner- 
tes Injelt; Entomolög, m. ein Inſektenkenner: 
Entomologie, f. die Lehre von den Inſekten; en= 
tomologiſch, inſektenkundlich; entomophil, In⸗ 
ſetten liebend (von Pflanzen, die durch Inſeklen 
beſtäubt, befruchtet werden). 

Entonie, f. gr. (v. en-teinein, anſpannen) Heilk. 
Spannung, Anfpannung; entöniie, geipannt, 
überjpannt. 

Entonnoir, n. fr. (fpr. angtonnodhr; von enton- 
ner, in eine Tonne füllen) der Trichter; die trich- 
terförmige Grube einer gefprungenen Mine; Ab- 
zug der Flüſſe, eine Schleufe, bei. in der Schweiz. 


— — — — — — — — — — —— — — — 


Entree 237 


Entophhton, n. gr. (v. entös, drinnen, u. phytön, 
Gewächs) eine Schmarogerpflanze. 

entöpifch, gr. (entöpios, d. en, in, an, u. töpos, 
Ort) am Örte befindlich, einheimifch. 

entöptiich, gr. (v. entös, innerhalb; vgl. optiich) 

um Hineinjehen dienend, dadurd) entitanden, im 

uginnern; 3.B. entoptifhe Erfheinungen, 
die beim Hineinjehen (in einen Spiegel ꝛc.) das 
Auge jelbjt von in feinem Innern vorhandenen 
Gegenitänden wahrnimmt; entoptiſcheFarben, 
die gewöhnlichen Farbenerfcheinungen, z. U. von 
den dioptriſchen. 

entortillieren (ſpr. angtortijieren), fr. (entortiller, 
vom I.tortus, gedreht) umwickeln, umſtricken; ver- 
wideln, vermwirren. 

Entoftöfis, f. gr. (v. entös, drinnen, u. Oſtoſis, 
1. d. Knochengeſchwulſt nad) innen. 

entötiſche Geräuſche, pl. Geräufche im Ohr, die 
2. anders wahrnimmt, als der Beſitzer des 

res. 

Entours, pl. fr. (ſpr. angtuͤhr; vgl. Tour) die Um— 
gegend; entourieren (fr. entourer), umgeben, ein⸗ 
ſchließen, einfaſſen; Entourage, f., r. n. (ſpr. ang— 
turchſch') Die Umgebung, Umhüllung, Einfaſſung, 
Beſatz, beſ. bei Frauen-Putz. 

Entoutcas, m. fr. (ent tout cas, ſpr. angtuhfdh, 
d. i. für alle Fälle) ein mittelgroßer Schirm, der 
als Negen- und Sonnenihirm dienen kann, All— 
wetterſchirm; auch ein Menſch, der zu allen zu 
gebrauden iſt. 

Entoxismus oder r. Entoxicismus, m. gr. (vgl. 
ZToricum), Vergiftung. 

Entozuon, j. Enterozoon. 

Entr’ecte, m. fr. (ſpr. angtr’aft) Zwiſchen-Akt, das 
Zwiſchenſpiel der Muſik zwiſchen den Abteilungen 
eines Schauſpiels. 

Entrain, m. fr. (fpr.angträng), das Eingenommmen- 
jein, N la von etwas, Die Hingebung an 
eine Sache. f 

entrainieren(pr.angtränieren; fr. entrainer) hin- 
oder fortreigen, nad) fic) ziehen. 

entrant, fr. (pr. angträng, v. entrer, vgl. entric» 
ten) einnehmend, einschmeichelnd. 

Entrata, |. Sntrade. 

entre, fr. (jpr. angt’r; = I. inter) zwijchen, unter, 
in der Mitte; entre nous (jpr. —nuh), unter uns, 
im Vertrauen. 5 

Entrebandes u. Entrebattes, pl. fr. (ipr. aug— 
t’rbangd’ u. angt’vbatt‘) die Sahlleiiten, Sahlbän— 
der am Tuch. 

Entrechat, m. fr. (ſpr. angt'rſchah; vont it. intrec- 
ciato, näml. salto, verjlochtener oder mit ver- 
ihlungenen Füßen gemachter Sprung) ein künſt— 
liherZanziprung, Kreuzſprung, gleich]. Zanztriller. 

entre chien et loup, fr. (jpr. angt’r ſchiäng eh luh) 
ſ. v. w. [. inter canem et lupum, f. d. 

Entreeolonne, £. fr.(ipr. angt'rkol —; vgl. Kolonne) 
Bauf. die Säulenweite, der Säulenabjtand oder 
Raum ziwifchen zwei Säulen, f. v. w. Entre— 
pilajtre. 

Entrecöte, m. od. n. Mittelrippenftüd, Zwiſchen— 
tippe (vom Rind). 

Entredeug, m. fr. (fpr. angt'rdöh; eig. zwiſchen 
Zweien) dad Mittelftüd, Mittelding; die Scheide- 
oder Zwiſchenwand, der Zwilchenraum; aud) ein 
Schirm für zwei Berfonen. 

Entree, f. fr. (jpr. angtreh; vgl. entrieren) der Ein- 
tritt, Eingang, Einla$ ;1.die Einfahrteines Hauſes; 
2. das Eintrittzimmer, der Vorjaal; 3. der Zu⸗ 
tritt bei großen Herren; 4. die Vorſpeiſe, der erſte 


u 
238 


Entrefilet 

Bang, das Borgericht bei einem Gaftmahle; 5. das 
Eintritt3geld; der Eingangszoll; 6. Tonf. dag Ein- 
fallen .einer Stimme; die Einleitung, das Eröff- 


nungsſtück bei Opern ꝛc.; 7. die Art und Weife, fich 
einzuführen, bei. bei Schauspielern ; 8. im Lhombre— 


ſpiel die Frage; das Entree-Billet, die Einlah- | Entripfelogi 


farte; Entreewalze, f. Speifewalze, Einziehwalze 
(in Fabrifen). 

Entrefilet, n., eig. m., fr. (fpr. angtrfiled; vd. filet, 
dünner Baden, Net, Garn) eine in eine Rede ver- 
flochtene leiſe Andeutung, zwiſchen den Zeilen zu 
leſende Mitteilung; auch: in den redaktionellen Teil 
einer Zeitung eingeſchobener kurzer Artikel, Zwi— 
ſchenſatz. [cher, Mittelzeuge. 

Entrefins, pl. fr. (ſpr. angt'rfäng) mittelfeine Tü— 

Entregent, n. fr. (ſpr. angt’rfegang) d. i. unter Leu— 
ten, Artigfeit u. Gewandtheit im Betragen, bef. 
gegen Damen. 

Entrelaes, pl. fr. (fpr. angt’rläh; vgl. lacs) Bauf. 
geflochtener oder verfchlungener Zierat, Kettenzug; 
verſchlungene Schriftzüge. 

Entremes, m. fpan. (v. it. Intermezzo) ein Zivi- 
ichenjpiel, ein Luftiges Nebenfpiel zwifchen zwei 
Aufzügen eines Schaufpiels; eine Poſſe. 

Entremets, n. fr. (fpr. augt'rmäh; v. mets, Gericht, 
it. messo, I. missum, gejeßt, aufgetragen) ein Zwi— 
ſchengericht, Neben- oder Beigericht, eine Zwiſchen— 
oder Beiſchüſſel. 

Entremettenr, m. fr. (ſpr. angt'rmettöhr; von 
s’entremettre, jich ins Mittel legen) der Unter- 
händler; Entremife, £. die Vermittelung. 

entre nous, |. entre. 

Entrebas, m. fr. (fpr. angt'rpäh; vgl. Pas) Reitk. 
der Mittelgang, Mittelpaß, Halbtrab. 

Entrepilaftre, n. fr. (ſpr. angt'rpilaftı’; vgl. Pi— 
lajter) die Säulenweite, Bfeilerweite. 

Entrepont, n. fr. (ſpr. angt'rpoöng, v. pont, Brücke, 
Verdech ein Zwiſchendeck auf Schiffen. 

Entrepot, n. fr. (pr. angt’rpsh; v. [.interpositum) 
eine Niederlage für durchgehende und andere Wa- 
ren, ein Lagerhaus, Stapelplab; aud) Stapelort; 
der Zollverſchluß; em entrepöt, unverzollt; 
Entrepofenr, m. (jpr. angt'rpoſöhr) der Aufſeher 
einer Niederlage. 

entreprenteren(ipr.angt'rpr—), fr. (entreprendre) 
etwas unternehnien, übernehmen; entreprenant 
(ipr. angt’rprendng) unternehmend,dreift, herzhaft; 
Entreprenenr, m. (fpr. angt’rprenöhr) ein Unter- 
nehmer, Beranftalter, ÜbernehmereinesGefchäfts; 
(Entreprife, f. die Unternehmung, das Unterneh- 
men, Vorhaben; General-Entreprife, Unter- 
nehmung im ganzen, Bergebung im ganzen, Ge- 
jamtverdingung. 

Entrefol, n. fr. (ipr. angt’r5öll; eig. der Zwifchen- 
boden, von 8ol, Boden, I. solum) das Halbgeſchoß, 
Zwiſchengeſchoß, Zwiſchenſtock zwiichen zwei grö- 
ßeren Stodwerfen, bej. zwijchen dem Erdgeſchoß 
und dem erſten Stockwerke. 

Gntretaille, f. fr. (jpr. angt’rtaj’; von taille, 
Schnitt) Kupferft. dev Zwiſchenſchnitt, feinere Zwi— 
Ihenftrih; Tanzk. ein Tanzichritt, wobei ein Fuß 
in die Stelle de3 andern geſetzt und diefer vor- 
wärts in die Höhe gehalten wird. 

entretenteren (jpr.angt'rtenieren), fr. (entretenir) 
unterhalten, erhalten, verforgen; mit Geſpräch 
unterhalten; Entretien, n. (pr. 
Unterhalt, die Erhaltung; die Unterhaltung, das 
Geſpräch; Entretenüe, f. (ſpr. —t'nüh') oder 
femme entretenue, eine unterhaltene (ausgehal- 
tene) Buhlerin. 


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| 


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angt’rjeng) der | 


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Enyo 


Eutrebüe, f. fr. (pr. angt’rwüh’; vgl. vne, das 
Sehen, die Anficht) die Ahtamienkunft, Unter- 
redung, Beſprechung. 

Entrichöma, n. gr. (vgl. Trichoma) Heilk. der Haar— 
rand der Augenlider. 

e, f. gl (v. Entripsis, Einreibung; 
vgl. Tripfis) Heilk die Einreibungskunde, Lehre 
von der Einreibung mancher Heilmittel. 

entrieren (ſpr. angte—), fr. (entrer; I. inträre) ein⸗ 


. gehen, eintreten, ein Amt antreten, ein Gefchäft 


anfangen, verfuchen, unternehnten. 

Entrodit, m., pl. Entroditen, gr. (v. trochös, 
Kreis, Rad) Räderfteine, ſ. Enfrinit. 

Entropinm, n. ar. (v. en-trepein, nad) innen oder 
en Heilk. die EinwärtswendungdesNugen- 
ides. 

enudieren, |. (enudäre, von nudus, nadt) entblö— 
Ben, enthülfen; Enudation, f. die Entblößung, 
Enthüllung. 

enukleieren, [.(enucleäre, v. nuelẽeus, der Kern)eig. 
auskernen; entwickeln, erklären, erläutern; Ente 
kleation, f. ul. eig. die Auskernung; Heilk. Ent— 
fernung eines Gliedes aus dem Gelenke, auch Aus— 
ſchälung einer Geſchwulſt; Entwickelung, Erläu— 
terung. ſnere Zahnfleiſch-Seite. 

Fnũla, pl. gr. (von ülon, Zahnfleiſch) Heilk. die in- 

enumerteren, [. (enumeräre; vgl. Numerus) auf- 
od. herzählen; überrechnen, berechnen; Enumera⸗ 
tion, f. (enumeratio) die Aufzählung. | 

enungieren, r. enunziieren, I. (enunciäre; vgl. 
Nunciius) ausfagen, ausfprecdhen, ausdrüden, er- 
klären, verkündigen; Enunziätum, n. ein Sap s 
Ausiprud, Rechtsſpruch; Enunziation, f.(enun- 
ciatio) die Ausſage, der Ausfpruch, aud) die Aus— 
ſprache; 2. die Erflärung, Verkündigung, Belannt- 
madung; enunziatib, ausfagend, eine Ausfage 
enthaltend oder dazu gehörend; erflärend, in der 
Rſpr. entg. dispoſitiv, f. d. | 

Enureiis, f. gr. (von en-urein; vgl. Urea) Heift. 
der Harnfluß, das Unvermögen, den Harn bei ſich 
zu balteıt. 

enutrieren, [. (enutrire) ernähren, aufziehen. 

Enveloppe, f. fr. (fpr. ang'wlopp; v. envelopper, 
j. u. der Umfchlag, die Hülle over Dede; ein Um- 
wurf od. Mantel einer Dame; Krk. ein niedriger 
Wall, ein ſchmales Außenwerk; enbeloppieren 
(fr.envelopper,it.inviluppare von viluppo, Widel, 
Wulft) einwiceln, einhüllen, einſchlagen; auch fich 
in ſchlimme Händel verftriden. 

Envers, m. fr. (fpr. angwähr; v. l. Inversus, um— 
gefehrt) die Kehrfeite, ünrechte Seite; à ’envers, 
verkehrt; Enverfins, pl. fr. (pr. angwerßäng) 
grobe wollene Serge (ſ. d.). 

envi, m. fr. (fpr. angwi; f. envie, Neid, Begierde, 
Luſt, v. I. invidia; nur in) à P’envi, um die Wette 
(eig. „zum Neide“ eines andern, altfr. noch à l’en- 
vie l!’un de l'autreé). , 

environ, fr. (jpr. angwiroͤng; prov. viron, Kreis; 
vgl. altfr. virer, drehen; 1. gleich]. in gyrum, in die 
Kunde, mit dem Sinn des it. ineirca) ungefähr, 
etwa; Environs, pl. (fpr. angwirongs) die Um— 
geoung, Umgegend einer Stadt; aud) die äußeren 
ezirke. 

Enboi m. fr. (fpr. angtvod; v. envoyer; voie, Weg) 
eine Sendun g, Berjendung; envohieren (jpr.ang- 
woaji—; fr. envoyer, ml. und it. inviäre, |pan. 
enviar, d. [. via, Weg) jemand wohin ſchicken; En⸗ 
vohẽ, m. (angmwoajeh) ein Gejandter; insbeſ. ein 
Gejandter zweiten Ranges, Gejchäftsträger. 

Enno, f. gr. Fabell. die Kriegsgöttin, Zwietracht— 


Enypoſtaſie 


ſtifterin, Schweſter des Mars; ſ. v.w. l. Bellona; 
Enyalios, m. der Kriegeriſche Beinamedes Mars. 

Enypsitaiie, f. gr. (v. en, darin, u. hypöstasis, das 
Wejen) das Borhandenfein der menschlichen Natur 
Chriſti in der göttlichen. 

Enyjtron, n. gr. (nystron, von anyein, vollenden) 
dervierte Magen wiederfäuender Tiere, Labmagen, 
in welchem die Verdauung vollendet wird. 

&nztan, m. (v. I. gentiäna, f., nach dem illyrifchen 
König Gentius benannt) Bitterwurz, eine Pflan- 
zengattung aus der Familie der Gentianeen, von 
deren Arten mehrere, bef.in der Wurzel (Enzian— 
wurzel) einen bittern Stoff (das Gentianin) 
enthalten und daher als magenſtärkende Heilmittel 
dienen. 

Enzoötie, f. gr. (v. zöon, das Tier) eine heimijche 
oder Landes-Viehſeuche; enzosdtiſch, eine jolche 
Biehfeuche betreffend od. dazu gehörig. 

Enzyklopädie, Enzyklika 2c., |. unter encykliſch. 

eo animo, j. unter animus. 

eödem (näml. die), I. (v. idem, f. d.) an demſelben 
od. den nämlichen Tage. 

eo ipso, I. eben dadurd, damit zugleich, von ſelbſt, 
jelbjtverftändlich. 

Eos, f. gr. ſ. v. w. Aurora, ſ. b. 

oo sensũ, ſ. unter sensus. | 

Eoſin, n. gr. (v. &ös, die Morgenvöte), ein aus Teer 
hergeftellter roter Farbitoff, der dazu dient, die 
Zuttergerjte zu färben, um diefe zum Zwecke der 
Steuerregulierung von der Braugerfte gleich äußer— 
lich zu unterſcheiden. 

eozũn, gr. (v. Eüs, die Morgenröte, u. kainös, neu) 
wird die ältere Tertiärformation genannt, weil 
jich in ihren Verſteinerungen, von denen fich nur 
jehr wenige aufjegt lebende Spezies beziehen laijen, 
gleichjam erſt die Morgenröte der neuen Schöpfung 
zeigt. Auf die eozäne folgt (mit zunehmender Zahl 
teuer Spezies) die oligozüne (v. oligos, wenig) od. 
untermittlere Tertiäriormation; darauf die mio— 
zäüne (v. meion, weniger, nämlich im Vergleich zur 
jolgenden) oder obermittlere Tertiärformation, u. 
endlich die pliozüne (v. pleion, mehr) oder euere 
Zertiärformation mit der größten Anzahl neuer 
Spezies unter ihren Verfteinerungen. Dieje Bei- 
wörter werden auch als Hauptwörter gebraucht, 
3.8. das Oligozän = oligozäne Formation. 

u gr. Borwort in Zufammenfegungen, ſ. epi. 
pagneul, m. fr. (ſpr. epanjöl; Geebenrurm v. Es- 
pagnol, I. gleich. Hispaniölus) der fpanifche Wach— 
telhumd. 

Epagöge, f. gr. (v. ep-ägein, hinzu-, herbeifüihren) 
die Anlodung, Anreizung, Verführung; Redek. |. 
v.w. Induktion; epagogiſch, anziehend, lockend, 
reizend, verführeriſch. 

Epafme, f. gr. (v. ep-, epi, u. Afme, f. d.) Heilf. die 
Zunahme; epakmäſtiſch (epakmastikös) zunch- 
mend, fteigend. 

Epakris, f. gr. (ven akron, Anhöhe, Gipfel) Bot. 
’ elsbufdh, ein Heideitrauch (Erizee). 

Epdften, pl. gr. (von, ep-aktös, hinzugebradht oder 
gelebt) Scalttage, Überfchußtage, von dem leßten 
Neumonde big zum 1. Januar od. der Unterfchied 
eined gemeinen Sonnenjahres und eines Mond— 
jahres, nämlich 11 Tage. 

—— f. gr. (vgl. Anadiploſis) Redek. die 
Berdoppelung, vermöge, welcher ein Sa mit dem- 
jelben orte Thficht, mit welchem er anfıng; Heilf. 
öftere Wiederkehr der Fieberanfälle; Übergang eis 
ner einfachen Krankheit in eine zuſammengeſetzte. 

Epanakliſis, f. gr. (v.ep-ana-klinein, an- u. zurid- 


Ependyma 239 


lehnen) Krk. rückwärtsgehende Schwenkung nad 
der Linken. 

Epanalẽpſis, f. gr. Redek. das Wiederaufnehmen: 
1. wenn ein ſchon geſagtes Wort nach einem län— 
geren Zwifchenjat wiederholt wird, oft mit ſtärke— 
rer Betonung; 2. wenn dasjelbe Wort, welches 
einen Saß oder Vers ſchloß, den folgenden wieder 
anfängt; 3. Kettenreint. 

Epanaphöra, f. gr. Redek. = Anaphora. 

Gpanaftema, n., pl. Epanaſtemäta, gr. (von epa- 
nistasthai, in die Höhe ftehen) Heilf. Wucherungen 
od. Fleiſchwärzchen auf der Bindehaut des Auges. 

Epanastrophe, = Anaitrophe. 

epandhieren (ſpr. epangid—), fr. (epancher, v. I. 
expandere, ausbreiten) ausgießen, fich ergießen, 
fi) ohne Rückhalt ausfprehen; Epanchement, n. 
(ſpr. epangſch'meing) der Erguß; Herzensergießung. 

Epansõdos, f. gr. (von epi u. Anddos, Rückweg) die 
Rückkehr zu dem Hauptaegenftande nad) einer Ab— 
[hweifung; Redek. die Wiederholung von Worten 
in umgekehrter Ordnung, 3.8. „Wer nicht kann, 
was er will, der wolle, was er kann“ (Leonardo 
da Binci). 

panortHafis oder Ebanorthöſe, f. gr. (von ep- 

anorthün, wieder aufrichten, -herſtellen) Wieder- 
heritellung, Wiedereinfegung in die friihere Lage, 
Verbeſſerung; Redek. die Selbiivenheffering im 
Reden, Verbeſſerung od. Berichtigung des Gefagten 
durch einen mehr jagenden oder richtiger beitim- 
menden Ausdrud; auch die Ermahnung zum Gu— 
ten; Cpanorthotifen, n. was zum Verbeſſern od. 
zur Verbefjerung gehörig und gejchidt ift, pl. ps 
anorthotife, Fefjerungsmittel; epanorthõtiſch, 
zum Guten ermahnend, erbaulich. 

epanouieren (pr. epanuieren), fr. (Epanouir, erwei— 
tert aus altfr. espanir=espandre, l. expandöre, 
ausbreiten) ſich eröffnen, entfalten, aufblühen; fich 
aufheitern; Cpaneniffement, n. (pr. epanuifj’- 
mäng) das Aufblühen, Aufbrechen; die Herzens- 
ergiegung; Tröhlichkeit. 

Epanthẽma, n. |. Eranthem. 

Chapharciis, f. gr. (vgl. Aphärefis) Heil. wieder— 
holte Wegnehmung od. Wegnahme, bei. vom Blute. 

Epaͤrch, m. gr. (Ep-archos, von arche, Herrſchaft) 
ein Statthalter, Borgejeßter; Cpardhie, f. (epar- 
chia) die Statthalterichaft, ver Sprengel eines Bi- 
ſchofs in der griechifchen Kirche. 

epargnieren (jpr. cparmnjieren), fr. (Epargner, it. 
sparagnare, sparmiare) vom deutjchen fparen) 
erfparen; Epargne, f. (pr. eparn’) die Erſparung; 
Sparfamkeit; das Erfparnis. 

Epuͤrma, n. gr. (von ep-airein, erheben) eine Er- 
höhung; Heilf. Geſchwulſt, Ausſchlag. 

Epaulelte, f. fr. (ſpr. epolett'; von épaule, Schulter, 
prov. espatla, v.l. spathula, Verkl. v. spatha, gr. 
späthe, das Schulterblatt) das Achſelband, die 
Achſeltroddel; epaulieren(ſpr.epo —; fr. épauler), 
Krk. die Flanken durch Gewäſſer, Moraſt u. dgl. 
gedeckt halten; Epaulement, n. (ſpr. epol'mäng) 
die Bruſtwehr von aufgeworfener Erde, Sand» 
jäden u. dergl. 

Epave, f. fr. (jpr. epcihw'; Epave, herrenlos, wird 
abgeleitet v. [. expavus f.expavidus, verjchüchtert, 
verjcheucht, it. spaventato) ein herrenloſes Gut 
Tier, ein herrenlofer Sklave u. dgl.; Seetrift; 
Strandgut (vgl. droit d’epave). 

Ep6e, f. fr. (ipr. epeh; v. I. spatha) Degen, Schwert. 
pen, |. Epos. th 5 

Ependyme, n.gr.(v.ep-endyein, darüber anziehen) 
die die Gehirnhöhlen überziehende feine Haut. 


240 Epenthefis 


enthöfis, f. gr. (von epi und Enthösis, Hinein- 
ſetzung) Spradl. die Einſchaltung eines Budjitaben 
od. einer Silbe in ein Wort (wie tin unfer-t-wegen, 
eigen-t-lich, öffen-t-Lich, g in ge-g-ejlen, ig in Klein- 
ig-feit, Raub-ig-keit 2c.); epenthetifch, eingejcho- 
ben, eingejchaltet. 

eperdũ, fr. (altfr. esperdu) bejtürzt, verdußt; eper= 
dümeut (jpr. —mang), heftig, vajend. 

&beron, m. fr. (ſpr. ep röng; it. sperone, vom deitt- 
then Sporn) der Sporn; Bauf. eine Widerlage 
der Strebepfeiler; ein Eisbredher, Eisbock; Wafler- 
bauf, eine Schugbuhne; Krk. ein Kleines vorjprin- 
gendes Aubenwerf. 

Epexegẽſis, oder Epexegeſe, f. gr. (vgl. Exegeſe) 
Sprachl. die Hinzugefügte Erflärung, ein erflären- 
der Zujaß; vgl. Appojition. 

esh—, gr. Borwort in Zuſammenſ., |. epi. 

SEphẽbe, m. gr. (éphebos, von hebe, Mannbarkeit, 
Jugend) ein mannbarer Süngling; Ephebie, f.das 
mannbare Sünglingsalter (in Sparta vom 18. big 
30. ZebenSalter gerechnet). 

Epheftifer, m. gr. (ephektikös; von ep-Echein, zu- 
rückhalten) Zurüdhalter des Urteils u. der Beijtim- 
mung, ein Beiname der Sfeptifer (vgl. Epode); 

eyphektiſch, zurüdhaltend. 

Ephelides, pl. gr. (sing. ephelis) Heill. Sommer- 
ſproſſen; auch Xeberfleden. 

eshemer oder ebhemeèriſch, gr. (von hömera, Tag, 
eph&m£ros, auf den Tag, einen Tag dauernd) was 
nur einen Tag währt, eintägig, vorübergehend; 
Ephemera oder Ephemere, f. Heilk. eintägiges 
Fieber; ephemöera uterina, das Mutterfieber, 
Milchfieber; Ephẽmẽron, n., pl. Ephemeren, die 
Zeitloje, eine Pflanze; die Eintagsjliege, ein Infekt, 
da3 in jeinem vollfommenen Zuftande nur wenige 
Stunden lebt; Ephemeriden, pl. Tagebücher 
Tageblätter; Zeitungen; aſtronomiſche Jahrbücher 
(worin die Veränderungen in der Stellung der 
Himmelsförper im voraus berechnet find, wie dies 
zuerit von oh. Regiomontanus für einen Zeitraum 
von 30 Jahren gejchah). 

@pheten, pl. gr. (ephetai, v. ephiénai, zuſchicken, 
übertragen) in Athen die (51) Kriminalrichter, die 
bevollmächtigt waren, über Mord und Totjchlag zu 
eriennen. 

&phialtes, m. gr. (eig. der Aufjpringer) dag Alp- 
drüden, ein beängjtigendes, faft erftidendes Gefühl 
von Drud im Schlafe. 

Ephidröſis, f. gr. (v. hidrün, ſchwitzen) Heilf. das 
— ee Schweißes. fdempf 
uhippium, n.gr.(ephippion, was auf dem Pferde 

— v. hippos, Pferd) die Pferdedecke, Schabracke; 
der Sattel; das Sattelbein. 

Ebhod, m. u.n. hebr. der Leibrock des iſraelitiſchen 

EhöDnS, m, x. £. gr. (&phödos, eig. Zumeg; 8 

us, ın., r. f. gr. (&phödos, eig. Zumeg, Zu- 
Arge v.hodös, Ben) ein gewinnender od. a. 
mender NRedeeingang. 

Ephöõrus, m. gr. (&phörus, dv. ephorän, beauffich- 
tigen) ein Aufjeher, Borgejester, Vorſteher, bej. 
Kirhenaufjeher; in Sparta die höchſte obrigfeit- 
liche Perjon, die die Gewalt der beiden Könige 
mäßigte und im Gleichgewicht erhielt; Ephorät, 
n.,t.m. nl.das Aufjeheramt, Borjteheramt; Epho— 
rie, f. der Auffichtsfreis, Amtsbezirk eines Kir- 
chenaufjeher®. 

Ephraim, bebr. (v. päräh, hervorbringen, frucht- 
bar jein) männl. Name: der Fruchtbare, Wachſende; 
Ephraimiten, pl. Benennung der geringhaltigen 

ünzen,. welche Friedrich II. im Hiebenjährigen 


Epidrome 


Kriege feit 1759 durch die Suden Ephraim, Shi 
u. Komp. in Leipzig ſchlagen ließ. % ae 

Ephydridden, pl. gr. (von hydör, Waifer) Wafler- 

nymphen, Göttinnen der Örunnenquellen. 

epi—, vor Vokalen ep—, vor dem h oder spiritus 
asper eph—, gr. Vorwort in vielen Zuſammen— 
jegungen, bedeutet im allgem. bei, zu, hinzu, da- 
neben, od. auf, an, über, darüber 2c. 

Epiäla, f. gr. (epialos,m.) Heilf. bösartiges Fieber; 
Fieberſchauer, Fieberfroft. 

Epiblẽma, n., pl. Epiblemäte, gr. (v. epibällein, 
hinzu⸗ od. darüberwerfen) Überwiürfe, Deden, Ge- 
wänder; Zuſätze, Beiwerke. 

Epicẽdion, n. (v. gr. epi-kedeios, d. i. zur Trauer 
[k&dos] gehörig) ein Trauergejang, Grabgejang, 
eine Grabrede. 

Epiceraitifa, pl.gr.(epi-kerastikä, eig. beimtifchend) 

eilt. verdiinnende, mildernde Mittel. 

Epicerie, f. fr. (jpr. —Berih) Gewürzware (f. v. w. 
Spezerei); eine Gewürzhandlung; Epicier, m. 
(ipr. epißjeh) ein Gewürzkrämer. 1 

Epicheirẽma oder Epicherẽm(a), n. gr. (von epi- 
cheirein, eig. Hand anlegen, unternehmen; in der 
Logik: ſchließen, beweifen) ein gehäufter Redeſchluß, 
eine Schlußfolge, in welcher jeder Redeſatz zugleich 
mit feinem Beweiſe verjehen ift; Epicheireils od. 
Epichirẽſis, f. Handanlegung; das Angreifen, 
Unternehmen. 

epichörifch, gr. (epichörios, dv. chöra, Ort, Land) 
einheimijc), landüblich; ſ. v. w. endemiſch. 

Epichröſis, f. gr. (vgl. Chroma) Hautfärbung, far- 
biger Hautausſchlag. 

Epicönum, n. gr. (epikoinon, gemeinjchaftlic)) 
Sprachl. ein Zwitterwort. Vgl. genus epicoenum. 

Epicranium, |. Epikranium. 

Ebieuräer, ſ. Epikureer. 

Epideixis, f. gr. (v. epi-deiknynai, aufzeigen) das 

haujtellen; Schauftüd, gegebener Beweis, Prunk⸗ 
rede; epideiktifch, aufzeigend, zur Schau ftellend, 
prunfend; epideiftifhe Reden; Prunk- oder 
Kunitreden. 

Epidemie, f. (v. gr. epidemios, durchs Volk oder 
im Nande verbreitet; von demos, Bolf) eine in 
einer Gegend herrſchende Krankheit, Seuche, Land— 
oder Stadtfeuche, VolfSfrantheit; in engerer Bed. 
eine von außen Herzugefommene, und eine zeit- 
lang herrſchend werdende, aber dem Lande nicht 
eigentümliche Krankheit, verfch. von Endemie; 
epidẽmiſch, in einem Lande herrſchend, jeuchen- 
artig; anitedend; Cpidemiologie, f. die Lehre 
von den Landſeuchen; epidemiologiſch, dieſe Lehre 
betreffend. 

Epidendron, n. gr. (v. dendron, Baum) eine auf 

üumen wachjende Schmarogerpflangze. 

Epidermis, f. gr. (v. derma, Haut) Die Ober⸗ oder 

lußenhaut; epidermiich, zur Oberhaut gehörig; 
Epidermoide, f. das Dberhautgemwebe. 

Epideſis od. Epidgfe, f. gr. (v. epideein, verbin- 
den) Heilf. die Gliederverbindung; Verbindung 
einer Wunde; Epiddsma, n. od. Epidesmus, m. 
Aufgebundenes, Anhängiel. 

Epididymis, f., pl. Epididymides, gr. (vgl. Di- 
dymi)Nebenhoden; Epididymĩtis, f. Entzündung 

epidittifch, j. epideittiih. [der Nebenhoden. 

Epidöſis, f. gr. (vgl. Dofis) eig. Zugabe; Heilf. 
Zunahme von Krankheiten; ungewöhnliche Ver— 
größerung eines Körperteild. 

Epidröme, f. gr. (von epi-dramein, zulaufen) An—⸗ 
drang der Säfte, beſonders des Blutes; |. v. m. 
Kongeſtion. 


Epigamie 


Epigamie, f. gr. (v. gamein, heiraten) Nachheirat, 
ar Heirat; gegenjeitiges Heirat3recht unter den 
ürgern zweier Staaten; aud) das Heiraten aus 
einem Stande in den andern. 
— n. gr. (epigästrion, v. gaster, Bauch) 


Heil. die Oberbauchgegend; epigaftriich, zur 


berleibgegend gehörig. ö 

Epigenima oder Epigennẽma, n. gr. (von epi- 
gignesthai, nachgeboren werden, dazukommen) et- 
was Hinzugefommenes, Nacerzeugtes, bei. eine 
zu einer früheren hinzutretende Krankheit; Ept- 
geneiis, f. die allmähliche Ausbildung dev organi- 
ſierten Körper. 

Epiglöttis, f. gr. (vgl. Glottis) der Kehldedel, 
Stimmrigendedel; Cpiglottitis, f. die Entzün- 
dung des Kehldeckels. 

Epigönen, pl. gr. (epigonoi, von epigonos, dazu⸗, 
oder nachgeboren; vgl. Epigeneima) Nachkommen, 
insbeſ. die nachgebliebenen Söhne der im erjien 
Kriege gegen Theben gefallenen griechiichen Heer- 
führer, wie Diomedes, Therjander, Altmäon ıc., 

- welche zehn Sahre fpäter den Tod ihrer Väter 
rächten u. Theben zerftörten; auch Kinder zweiter 
Ehe; überh. für die Nachwelt; bejond. die Nachge— 
borenen einer großen Zeitepoche, einer klaſſiſchen 
Kunftperiode, und dann ſ. v. w. Nachahmer, Nach— 
treter. 

Epigraͤmm, n. gr. (epigramma, von epigräphein, 
— ſchreiben) eine Auf⸗ od. Inſchrift; ein Sinn⸗ 

edicht, ein in ſinnvoller Kürze dichteriſch darge— 
tellter Gedanke, ein Spruch; beſ. Spott-, Wißz⸗, 
Stachelgediht; epigrammatiih, nad, Art eines 
Sinngedidt3, in ſchlagender Kürze; ein epigrame 
matiiher Dichter, Epigraumdtiter, Epi— 
grammatift, m. ein Berfafier von Sinn- od. Spott- 
gedichten; Epigrammatologte, f. eine Sammlung 
von Inſchriften; Sammlung von Sinngedichten, 
auch Epigrammentunde; Epigraph, n. (im Griech. 
epigraphe, f.) die Überſchrift, Aufichrift eines Ge- 
bäudes, Buches ꝛe., Inſchrift; ein Denkſpruch, ſ. 
Motto; Epigraͤphik, k. die Inſchriftenkunde; ept= 

raͤphiſch, dieſe betreffend; auch mit Schrift ver- 
ehen,3.8.die epigraphifcheSeite einer Münze, 
d. i. die Schriftjeite. 

Epikarpium, n. gr. (v. karpös, Borderhand) Heil. 
ein Pulspflafter; Verband um die Handmwurzel; 
Bot. die Oberhaut der Fruchthülle, die äußere 
Sruchthaut, entg. Endofarpium, f. d. 

Epilaunın, n. gr. (eig. das Angebrannte, von epi- 

alein, auf der Oberfläche anbrennen) Heilf. eine 
Brandblafe; ein Augenſterngeſchwür oder ein Ge- 
ſchwür auf der Hornhaut des Auges. 

Epiler, m. j. unter Epos. 

Epifranium, n. gr. (ſ. Kranion) die Schädelhaube, 
der Oberjchädel. 

Epikurẽer, une. Epifuräer, m. gr. eig. ein An— 

änger der Philojophie des Epifür, eines be- 
rühmten Weijen zu Athen im 4. Sahrh. vor Chr., 
welcher das in der Freiheit der Seele von Unruhe u. 
Schmerz beitehende geiltige Wohlſein fürdas höchite 
Gut erklärte, defjen Schüler aber feine Grundfäße 
mißhraudten umd fich mehr dem finnlichen Ver- 
gnügen überließen; ae für finnlider Ge— 
nußmenſch, Lebemann, Wolüftling, Schwelger, 
ebitüriih od. epifurciich, üppig, finnlich, wol 
Kiiig, ſchwelgeriſch; Epifurismus, m. die Lehre 
und Lebensart des Epıfur od. vielmehr feiner An- 
bänger; der Hang zur Sinnlichkeit und Wolluft. 
es n. = dr. epilatödhr), auch Depila- 
ire (j. depilieren), ein Enthaarungsmittel 


Heyſes Fremdmwöärterbuh. 21. Aufl. 


Epipaiton 241 
(Depilatorium, j. d.; v. fr. Epiler, enthaaren, 
— die grauen Haare auszupfen); Salon épi- 
atoire, m. fr. ein Frifeurladen, in welchem die 
grauen Haare ausgezupft werden; Epilation, f. 
das Enthaaren. 

Epilemme, n. gr. (vgl. Lemma) Redek. ein Selbit- 
einwand oder «Einwurf, welchen der Redner ſich 
felbit macht und beantwortet. 

&pilene, f. gr. (von lönös, Kelter) ein Winzerlied. 

Gpilepjie, f. gr. (epilepsia, eig. der Angriff, Anfall, 
v. epi-lambänein, anfafjen, ergreifen) die Fallſucht, 
das böje Weſen; epileptiich, falljüchtig; Epi— 
leptita, pl. Heilt. Heilmittel gegen die Fallſucht. 

Esilsbinm, n. gr. (von löbös, ein Läppchen) Bot. 
das Weidenröschen. | 

&pilögus od. verk. &pilög, m. gr. (epi-lögos; dal. 
Logos) das Schlußwort, die Nachrede, dad Nach— 
wort; bej. auf der Bühne eine Schlußrede an Die 
Zuſchauer, zu Ende eines Stüds; Epilogismus, 
m. das Weiterjchliegen, ver Schluß von beiannten 
Umständen auf noch unbefannte. | 

epilytiich, ar. (von epi-Iyein, auflöfen) auflöjend, 
erklärend. 

Epimedium, n. gr. Bot. die Sockenblume. 
Epimelöten, pl. gr. eig. Beforger; in Athen: mit 
der Führung eines Amtsgeſchäfts Beauftragte. 
Epimenides, m. gr. Fab. ein Götterliebling auf 
Kreta aus der Zeit der fieben Weiſen, der in einer 
Höhle 40 Jahre lang jchlief u. mit der Bropheten- 
gabe wieder aufwachte. Goethe hat die Sage zur 
Schilderung eines Zeitraums benugt, den zu über» 
ſchlafen das Weiſeſte, Glücklichſte ſcheinen mochte. 

Epimenien, pl. gr. (epimenia, von epi u. men, 
der Monat) monatliche Opferfeite; aud) = Men- 
ftruation. 

Epimẽtheus, m. gr. Fabell. (eig. der Nachbedachte, 
Hinterherdentende)des vorſorglichenßrometheus 
törichter Bruder, der ji), obwohl von jenent ge- 
warnt, mit der Bandora vermählte, wodurch alle 
Übel in die Welt famen. Vgl. Bandora. 

Epimetrum od. Epimẽtron, n. gr. (vgl. Metrum) 
ein Übermaß, eine Zugabe. 

— f. gr. (epimoné, v. epiménein, verblei- 

en)das Berweilen Redek. das Verweilen bei einem 
Gegenftande, um ihn weiter auszuführen. 

Epimythium, n. gr. (epi-mythion, v. Mythos, f.d.) 
ein Anhang zu einer Dichtung, Nutzanwendung 
od. Auslegung derjelben. 

Epinette, £. fr. ]. dv. w. Spinett, . d. 

epinüs od. epineur, fr. (pr. epinöhs; don Epine — 
I. spina, Dorn) dornig, ftachelig, häklig, bedent- 
lich, gefährlich; Epinoſität, barb.-!. die Mißlich— 
keit, Schwierigkeit. 

Epingles, pl. fr (fpr. epängl', v. éPingle, die Steck— 
nadel, Bujennadel) Nadelgelver; à quatre épin- 
gles, jehr gepugt, in Wichs; geziert (vom Stil). 

Epinicium, n. gr. (epi-nikion, von nike, Sieg), 
pl. Epinicia oder Epinifin, auch Epinizien, 
1. Siegesfejte; 2. Siegeslieder, wie Simonides und 
Pindar fie gene haben. 

Epinömis, f. gr. (v.nömos, Geſetz) ein Zufaß zum 
Geſetz; überh. eine Zugabe. 

Epinoſität, ſ. unter Epineur. 

Epinötinm, n. gr. (v. nötos, der Rücken) Heilk. das 
Swulterblatt. 
Epinyftides, pl. gr. (von nyx, Gen. nyktös, die 
acht) Heilk.  adtöfattern, in der Nacht ausbre- 

chende jchmerzhafte Blattern. 

Gpindjton, n. gr. (von epi-pässein, daraufftreiten) 
Heilk. Streupulver. 

16 


242 Epipedometrie 


Ebipedometrie, f. gr. (v. epip&don, Fläche) ſ. dv. w. 
Blanimetrie, j. d. 

epipetaliich, gr. (v. Petälon, ſ. d.) mit auffitenden 
Blunenblättern. 

Epiphania f. gr. (epiphäneia, v. epi-phainesthai, 
ericheinen) die Erjcheinung, insbeſ. die Erſcheinung 
eines Gottes und das Gedächtnigfeit desjelben; jeit 
dem 4. Sahrh. in der griech. Kirche: die Erjchei- 
nung, d. i. Geburt Ehrijti; ſpäter, mit Beziehung 
auf die Erjcheinung des Sternd: das Feſt der An- 
kunft dev drei Könige bei dem Chriltfinde, Drei» 
Königsfeit, auch das große oder hohe Neujahr ge- 
nannt (6. Januar); Epiphanias-Sonntage oder 
Sonntage post epiphanias, Sonntage nach dem 
Epiphandas-Feſte. 

Epiphonẽma, n. gr. (v. epi-phönein, zurufen) der 
Zuruf, Ausruf; Redek. ein nachdrücklicher Schluß- 
gedanfe. 

Epiphöra f. gr. (von epi-pherein, hinzu, nachtra⸗ 
gen) Redek. der Nach- od. Schlußſatz, die Endung 
mehrerer Säge mit denjelben Worten; Heilf. das 
Augentinnen, der Tränenflup. | 

Epiphhlloſperma, pl. gr. (v. epi, phyllon, Blatt, u. 
sperma, Same) Pflanzen, deren Blüten ſich auf 
befinden; Epiphijllum, n. das Flü— 
gelblatt. —— 

Epiphijſis oder Epiphijſe, f. gr. (von epi-phyein, 
daran= oder dazuwächſen) der Anwuchs, Knorpel⸗ 
wuchs od. -Anjas, ein Knnochenfortfag, welcher nur 
durch Knorpel mit dem Knochen verbunden it; 
durch Berfnöcherung dieſes Knorpels wird es eine 
Apophyſe; Epiphäten, pl. Shmaroger, die auf 
lebenden Wejen wohnen. 

EFpiplaͤsma, n. gr. (v. epi-plässein, daraufjchmie- 
ren) Heilf. ein Umschlag, Wund- od. Heilbrei. 

Epipleröſis, f. gr. (vgl. Pleröfis) krankhafte Voll- 
blütigfeit, übermäßige Anfüllung od. Überfülle der 
Pulsadern. 

Epiplẽxis, f. gr. (v. epi-plessein, eig. daraufichla- 
gen, züchtigen) Tadel, Vorwurf, Strafe; Epi— 
hierie, f. gr. (epiplexia = emplexia) die einleitige 
Lähmung durch einen Schlaafluß; epiplektiſch, 
den Schlagfluß betreffend; Epiplektiker, m. ein 
zum Schlagfluß Geneigter. 

Epiplöon, n. gr. das Darmneb. x 

Epipoiẽſis, f. gr. (v.epi-poiein, hinzutun) ein liber- 
fluß, eine Zutat. 

Epirrhime, n. gr. Zus od. Nachwort; in der alten 
gried. Komödie eine Berögruppe als Anhängfel 
einer Parabaſe (ſ. d.); in ver Grammatik auch: Unt- 
ſtandswort (Adverbl. 

Epirrhöe, f. gr. (v. epirrhein, hinzufließen) ein Zu- 
Kuh von Feuchtigkeiten. u 

epiich, ſ. unter Epos. ; 

ediscopal, Episcopat zc., j. Episkopus. 

&pifemaiie, f. gr. (von epi-semainein, bezeichnen) 
Heil. Borzeihen von Krankheiten; &pifemeidiis, 
f. furzer Entwurf, Inhaltsangabe eines Wertes. 

Epiſtopus, m. gr. (Epifföpog, d. i. eigentl. Auf- 
jeher, v. episkopein, nad) od. auf etwas jehen) 
ein Biihof, f. d.; episcöpus in partibus (in- 
fidelium), ein Biſchof, deſſen Gebiet in den Hän- 
den der Ungläubigen iſt (Zürfen od. Heiden; val. 
infibel); epiffopat, gr. biihöflih; Epiifopäls 
Syſtem, n. die Aniicht, wonach durd die Refor— 
mation Die bijchöffiche Macht auf die evangelifchen 
Landesherren übergegangen und dieje geijtliche 
DOberhäupter ihrer Landesfirche geworden fein 
follen; 3. U. von Territorial- u. Kollegtal- 


Epiiyllogismus 


Syftem; die Epiffopälen, die Bifhöflichen, Mit- 
nal, der Epiſtopäl-Kirche oder bifchöflichen 

iche in England; GEpiſtopaliſierung, f. die 
Einführung der Biſchofswürde ı. der biſchöflichen 
Gewalt; Epiſkopaliſt, m., pl. Eptffopaliften, 
diejenigen Katholiken, welche nicht im Papfte allein, 
jondern in den auf einem allgemeinen Konzilium 
verjammtelten Biſchöfen Die Steivertretung der 
Kirche erblicden (vgl. Kurialiften); Cpiffopät, 


n„,r.m. Bistum, bifchöflihe Würde, Amt eines 


Biſchofs; Cpiffopofratie, f. die Herrſchaft der 
Biſchöfe u. überh. der Geijtlichen in einem Staate. 

Epitode, f. gr. (ep-eis-ödion, n. d. i. eig. von außen 
hereinfommend) da3 Eingefchaftete, Einjchiebfel, 
die Einfchaltung eines nicht zum Hauptgegenitande 
— Stückes in einem Gedichte u. dgl., das 
Beiwerk, Zwifchen- od. Beiſtück; die Jwifchen- od. 
Nebenhandlung; ein gelegentliches Vorkommnis; 
epifodifch, eingejchaltet, eingeflochten, nebenher; 
einepijodifcher Gejang, ein Neben- oder Zwi- 
ichengefang ꝛc. 

Eptipadie, f. gr. (v. epi-späein, zuziehen, anziehen 
ujw.; vgl. Spado) Heilf. die Ausmündung der 
Harnröhre auf dem Rüden des männlichen Glie- 
des, eine angeborene Mikbildung; Epiſpadiäus, 
m. ein mit diefem Fehler Behafteter; Gpiipds- 
mus, m. das Vorziehen der bejchnittenen Borhaut, 
um die jüdische Abkunft zu verleugnen, wie es in 
der römiſchen Kaiferzeit von entarteten Sfraeliten 
hin und wieder geſchah; daher: Epiſpäſt, m. wört!. 
ein Überzogener; epifpaitifch (vgl. Spaſis) Heilk. 
ziehend, blaſen- oder eiterziehend, z. B. ein ſolches 
he Epiſpaſtikum, n. ein Zugmittel, Zug- 

aiter. 

GEpiftaͤlma, n. gr. (v. epi-stellein; vgl. Epiftel) ein 
luftrag, Befehl, Bejcheid. 

Epiſtaͤxis, f. gr. (v. stäzein, teöpfeln) wiederholtes 
Tröpfeln; heftiges Najenbluten. 4 

Epiſtel, £.(l.epistöla,v.gr.epistole, Sendung, Über- 
jandtes, von epistellein, zuſchicken, bejtellen) ein 
Sendfchreiben, Brief; bei. im Neuen Tejtament: 
Upojtelbrief; uneig. eine Strafpredigt; ein Ver— 
weis; poetiſche Gpiſtel, ein Briefgedicht, Send- 
jchreiben in Berfen; epistölae obscurörum vi- 
rörum, l. Briefe von unbefannten Männern od. 
Dunfelmännern, eine Sammlung von Briefen, 
welche die Scholaftifer und Mönche des 16. Jahr— 
bunderts mit ſchonungsloſem Spotte geißelt; ept= 
ſtoläriſch oder epiſtoͤliſch, brieflich; epiltola- 
riſche Form, die Briefform; Cpifteiarium, n. 
nl. ein Buch, worin die bibliſchen Epiſteln ver— 
zeichnet find; Epiſtolograͤph, m. Kr ein Brief- 
Ihreiber; &piftologranhie, f. die Brieffchreibe- 
funit; Epiſtolium, n. ein Briefchen. 

epiſtemöniſch, gr. (von episteme, Wiſſenſchaft) zur 
Wiſſenſchaft gehörend, wiſſenſchaftlich; Epiſte— 
monaͤrch, m. in der griech. Kirche ein Geiſtlicher, 
der für die Reinheit der Lehre und des Glaubens 
zu forgen hat. 

Epiftominm, n. gr. (epistömion, v. stöma, Mund) 
Heilk. ein Stöpfel; der Hahn, Zapfen, Spund; die 
Windklappe an der Orgel. s { 

Epiſtrophe, f. gr. (eig. epiströph8, v. epistrephein, 
umfehren) Heilf. die Ummendung, Rückkehr von 
Krankheiten; die Schlußmwiederholung; Epiſtro— 
—— m. Heilf. eig. dev Umdreher, zweite Hals— 
wirbel. 

Epiſtnijl, n. gr. (v. stylos, Säule) das Oberteil, der 

nauf oder Kranz einer Säule. \ 

Epiiyfionismus, m. gr. (vgl. Syllogismus) ein 


Epijzeninm 


Fe od. Folgeſchluß, ein Schluß als Folge eines 

andern. 

Fpiſzeninum, n. gr. (vgl. Szene), der obere Teil der 
Bühne 


Epitaphium, od. abgek. Epitaͤph, n., pl. Epitd= 
shienu.&pithaphe(epitäphion,v.täphos, Grab), 
die Grabſchrift, Dentjchrift; das Grab- od. Denk 
mal; Epitaphiſt, m. ein Grabjchriftenverfafler. 

Epitäſis, f. gr. (von epi-teinein, anfpannen) die 

notenjchürzung oder Spannung eines Scau- 
ipiels; Heilf. Verftärfung, Heftigkeit und Hitze 
einer Krankheit. 

Epithalamium, n., pl. —mia od. — mien, gr. (d. 
thälamos, Brautgemad), weil e3 gew. vor der Tür 
de3 hochzeitlichen Gemachs gefungen wurde) ein 
Hochzeitgedicht, Hochzeitlied (vgl. Hymenäus); 
aud) 2* ein Hochzeitgemälde, wie die ſog. „Al— 
dobrandiniſche Hochzeit” im, Vatikan. 

Epithelium, n. gr. (von thele, Mutterbruſt, Saug- 
twarze) das zarte Oberhäutchen der Schleimhäute, 

. BD. auf den Lippen, den Bruftwarzen 2c.; plur. 
Öpithefia, Epithefien, Hautteilchen; epitheltäl, 
darauf bezüglich. 

Epithẽema oder Epithem, n. gr. (eig. dad Darauf- 
gejegte od -gelegte, vgl. Thoma, Thefis) Heilf. ein 
Umschlag, Diagenpflaiter; Epitheſis oder Epi— 
theſe, f. gr. ein Zuſatz, Beiſatz zu einem Haupt- 
lage; Epitheton, n., pl. Epithẽta. ein Beiwort, 
Zuſas epithéton ornans, lat. ein ſchmückendes 

eiwort; epithetijieren, Beinamen geben. 

Epithymãe, f. gr. (epithymia, von thymös, Gemüt) 
die Begierde, das Gelüjt, heftiges Verlangen nad) 
Speifen in der Schwangerichaft. t 

Epitoginm, n. gr.-l. (v.1.Toga) ein Übermantel; 
Heil. eine Schulterbinde, , 

Spktöme, f. griech). (epitome, das Abſchneiden oder 
Beichneiden, von epi-t@mnein) ein kurzer Auszug 
oder Inbegriff; epitomieren, I. (epitomäre) furz 
—6 Epitomãtor, m. nlat. der Aus- 
zugmacher. 

Epitenien, pl. gr. (von epi-teinein, anſpannen) 
Saitenitifte,Saitennägel; Epitoniten, pl. Schraus 
benfteine, eine Berjteinerung. 

Epitradelion, n. gt. (v. gr. trächölos, der Naden) 
Naden- oder Schultertuch, ein Ornatſtück der griech. 
Geiſtlichen. 

Epitrit od. Epitritus, m. gi (eig. ein Ganzes u. 
ein Drittel darüber enthaltend) ein vierfilbiger 
Versfuß, durd) einen Spondeus nebit einem Jam—⸗ 
bus oder Trochäus gebildet, jo daß die beiden 
Silbenpaare, in die er zerfällt, in dem Taftverhält- 
nis von 3 zu& ftehen: v-—- (eriter), u (zweiter), 
--v- (dritter), -— -v (vierter Epitrit). 

Epitrochaͤsmus, m. gr. (v. epitrochäzein) eig. das 
oberflächlihe Berühren; Redek. die.Häufung vieler 
Gedanken in einer Periode. 

" &pitröpe, f. gr. (epitrope, v.epitr&pein, zuwenden, 
anvertrauen) eig. das Anvertrauen, Anheimgeben; 
Redek. einftweiliges Einräumen. 

Epizentrum, n. Oberflächen-Mittelpunft. 

Erizenris f. gr. (von epi-zeugnynai, hinzufügen) 
Hedef. die Wiederholung, Verdoppelung eines 
Wortes mit Nachdruck, 3. B. hüte, hüte did). 

Epizöon oder Epizöum, n., pl. Epizöa, gr. (von 
2000, Tier) Schmarogertiere auf der äugern Haut, 
entg. Entozoon, f.d.; Epizoonoſologie, f. (pr. 
— 300— ; vgl. Nojologie) die Viehſeüchenlehre; 
Epizontie, f. Heilf. die Viehſeuche; epizodtiſch, 


jeuchenartig. 


epouvautabel 243 


Sternk. ein Nebenkreis, deſſen Mittelpunkt in der 
Peripherie eines andern Kreiſes ſich bewegt; ebpizij⸗ 
kliſch, neben- oder beikreiſig; Eptzyfloide, eine 
krumme Linie, die von einem Puntte im Umfange 
eines Kreijes, der fi auf dem Umfang eines an- 
dern Kreiſes fortwälgt, befchrieben wird; Epizy⸗ 
kloidal⸗Flaſchenzug (Eades in Birmingham), ein 
Be Anwendung der Epizykloide arbeitender Fla— 
enzug. 

Epoche, £. ar. (epoche, der Anhalt, Haltpunkt, von 
ep-echein, anhalten) ein merfwürdiger Zeitpunkt, 
von welhem man eine Reihe Jahre zu zählen an- 
fängt; der Beitabjchnitt; daher: Epoche machen, 
einen neuen bedeutfamen Zeitpunkt herbeiführen, 
jich oder den Zeitpunft, worin man lebt, merk— 
wirdig machen, großed Auffehen erregen, denf- 
würdig fein; auch (mit Betonung der legten Silbe: 
Epoche) das Anfihhalten, Zurüchalten des ent- 
jweidenden Urteils (Grundjag der Gfeptifer); 
Evbochant, m. barb.-lat. einer, der Denkwürdiges 
vollbringt. 

Epõde, f., pl. Epõden, gr. (epödös; vgl.Dde) Dichtk. 
der amngelang, Abgeſang, der A Strophe und 
Antiftrophe folgende Schlußgefang in den altgried). 
Chorgejängen; auch eine Art lyriſcher Gedichte des 
Horaz, in denen meiſtens ein kürzerer Vers (ver- 
sus epödus) mit einem längeren abwechjelt; epö= 
diſch, nachlingend; mit einem Nachgeſang verjehen; 
Epõdus, m. griech. ein Beiprecher, Zauberer, der 
durch epödai, d. i. Zaubergefänge oder Formeln 
wirft ır. heilt; aus Mißverſtand auch: ein magne- 
tiiher Schläfer, da vielmehr dem Magnetifeur 
der Name gebührt. 

Eyramis, f. gr. (epomis, von Omos, Schulter) Heilf. 
Oberteil der Schultern, der Naden. 

Epomphalion, n. gr. (von omphalös, Nabel) Heilt. 
Nabeipjlajter; auch die Nabelgegend. 

Eponijmus, m. gr. (epönymos, zubenannt, einen 
Zunamen gebend, von Onyma, önoma, Name) der 
einer Sache den Namen Gebende, wie z.B. in 
Athen der Archon, nach dem das laufende Jahr 
benannt wurde; eponijmiſch, 1. zubenannt; 2. nad) 
einem feineren griechiichen Sprachgebrauch aud): 
von zutreffender Bedeutung, wenn der Sinn des 
Namens dem Charakter oder Schidjal feines Trä- 
gers entipricht. 

Evonde, Epopöe, |. unter Epos. 

Epopfie, f..gr. (vgl. Opſis) die eigene Anficht, An— 
ſchauung, Überjicht; Epöpt, m. gr. (epöptes), pl. 
Epöpten, Augenzeugen von Geheimnifjen, Ein- 

eweihte in den höchiten Grad der eleufinifchen 
yfterien, die alles mit anjehen durften; auch 
Schwärmer, Seher; Gpoͤptik, f. die Lehre von den 
Bliden auf andere Gegenjtände, ein Teil der Far— 
benlehre; epoͤptiſch, dahin gehörig. 

&pos, n., pl. &pen, gr. (eig. Wort, Rede, Erzäh- 
lung), auch Epopde (gr. epopoila, d. i. eig. Ver— 
fertigung des Epos) over fr. Epopde, f. ein Hel- 
dengedicht, Heldengejang, ein größeres, meiſt jagen- 
haftes erzählendes Gedicht; epiſch, dasſelbe betref- 
fend; epifches Gedicht, ein Heldengedicht, auch 
überh. erzählendes Gedicht; epiſche Poeſie, f. Hel- 
dendichtung, in weiterem Sinne überh. die erzäh- 
lende Dichtungsart, eine der drei Hauptgattungen 
der Poeſie, neben der Iyrijhen und drama— 
tifchen; epifcher Dichter oder Epifer, m. Hel- 
dendichter, erzählender Dichter; eplihe Bersart, 
die Versart des Heldengedicht3, z. B. der daftyliiche 
Herameter. 


Epizijtel oder Epizijklus, m. griech. (vgl. Zyklus) | epouvantaͤbel (pr. epumangt—), fr.(&pouvantable, 


16* 


244 epreurve 


bon Eepouvanter, erjchreden, altfr. espoventer, it. 
spaventare, l. gleichſ. expaventäre) entfeglich, er- 
ſchrecklich. 

épreuve, f. fr. (ſpr. epröhw'; altfr. esprove, vom 
fr. éprouver, lat. gleichſ. exprobãre; ſ. probieren) 
die Probe, der Verſuch; 6preuves d’artiste, pl. 
(fpr. epröhw’dartift) Künftlevprobedrude, die eriten 
und koſtbarſten Abdrüde von Kupferftichen, ohne 
Unterjchrift; epreuve d’auteur, der Drudabzug, 
Aushängebogen; Eproubette, f. (pr. eprumett) 
eine VBorrihtung zum Prüfen, bei. Pulverprobe, 
PBrobelöffel der Zinngießer, Probegläschen zum 
Auffangen und Unterjuchen von Gaſen zc. 

e profundis, f. unter profund. 

Epfomſalz, n. englifches Salz (v. Epſom), jchivefel- 
jaure Magnefia oder Birterlolg, 

Epũlis, f. gr. (v. ülon, Zahnfleisch) ſchwammichter 

Auswuchs am Zahnfleiſch. 

Epulönen, ſ. unter Epulum. 

Epulsſis, k. gr. (v. ul6, Narbe) Heilk. die Bernar- 
bung; Epulotifon od. Epulotifum, n. ein Ver- 
narbungsmittel, zufammenziehendes und trodnen- 
de3 Heilmittel. 

Epülum, n. l. ein Schmaus, Gaſtmahl; Epnlönen, 
pl. (l. epulönes, v. sing. epülo) Schmaufer, Praſ⸗ 
jer, Schwelger; insbeſ. ein Prieſterverein im alten 
— welcher den Gottheiten die Opfermahle be— 
orgte. 

epurieren, nl. (von purus, rein) reinigen, läutern, 
ausmerzen, ausmultern; Epurateur, m. fr. (pr. 
epitratöhr) der Reiniger, die Reinigungsmafchine 
bei der Baummollfpinnerei; Epuration, f. die 
Reinigung, Ausmerzung des Schlecdhten, Läute— 
rung; epuratib, reinigend, läuternd. 

Eques, m., pl. Equites, I. (v. equus, Pferd) Rei⸗ 
ter, Ritter; im römiſchen Freiftaat, feit der Zeit der 
Gracchen, eine zwijchen Senat und Volk ſtehende 
vermögende Mittelflafje; equsstris statüa, ſiehe 
unter Statue. N 

Equilibre, Equilibriſt ꝛc., fr. ſ. dv. w. Aquili- 
brium a ),fr.(&qui If ; 

equipieren (ſpr. efi—), fr. (Equiper, altfr. esquiper, 
Ei dem niederd. u. got. skip—=Sdiff, altnord. 
skipa, ausrüften) ausrüften, ausstatten; ſich mit 
Reijezubehör od. ſonſt mit allem Nötigen verjehen; 
bemannen, 3. B. ein Schiff; Equipage, f. (ſprich: 
efipdhich’) das Neijegerät oder -Gepäd, Die dazu 
nötigen Bedienten, Pferde, Wagen, Neijegerät- 
Ichaft; bei. Wagen und Pferde; auch (die Feld- 
Equipage) das Kriegsgerät oder -Gepäd, Zeld- 
gerät, Die — eines Offiziers; im See— 
weſen: das Schiffsvolk, die Schiffsbeſatzung oder 
-Bemannung, die geſamte Mannſchaft; Equipie⸗ 
rung oder Eguipement, n. (pr. efip'mdng) die 
Yusrüjtung; bei. Bemannung und Ausrüstung 
eines Schiffes; Equipeur, m. (pr. efipöhr) ein 
Gemwehrverfertiger, Zujammenjegerder von andern 
bereiteten Gemwehrteile; der Büchſenſchäfter, auch 
Eguipeur-monteur genannt. 

equisollent, fr., j. aquipollent. 

Equiſẽtum, n. l. (v. equus, Pferd, u. seta, ſtarkes 
* der Schachtelhalm, Schafthalm, eine Pflan- 
zengatiung 

auitation, f. l. (equitatio, von equus, Pferd) Die 
Reitkunſt, das Reiten. 

equivoque, fr. (ſpr. ekiwoͤck; vom [. aequivöcus, |. 
äquivot) zweideutig, doppelſinnig; bei. ſchlüpfrig; 
Equivoque, f. die Zweideutigkeit, ſchlüpfrige Rede 
oder ſchlüpfriges Bild, das Wortſpiel. 

Eradiation, f. nl. (vgl. Radiation unter Radius) 


Erg 


die Ausftrahlung, Strahlenwerfung, Ausitrömun 
ee i 

eradieren, f. (eradere; vgl. vadieren) austragen, ver- 
nichten, zerjtören, vertilgen. 

eradizteren, I. (eradicäre, von radix, Wurzel) mit 
der Wurzel ausreißen, ausrotten; Eradikation, 
f. die Ausrottung mit der Wurzel, Entwurzelung. 

Eränos, m. gr. (wahrſcheinl. von erän, lieben) eine 
Beitragsgefellichaft im alten Griechenland, ein 
Verein zu gemeinfchaftlihen vergnüglichen oder 

nützlichen Sweden; insbeſ. eine Mahlzeit, zu wel- 
cher jeder Saft feinen Beitrag an Eſſen oder Geld 
gab, Picknick. | 

Eraͤnthis, £. nl. (v. gr. Er, Frühling, und änthos, 
Blume, aljo Frühlingsblume) der Winter-Sturm- 
hut, eine ſehr zeitig im Frühjahr, oft fhon um 
Weihnachten blühende Blume, daher ala Zier- 
Pflanze gezogen. 
rasmus, m. männl. Name (v. gr. erän, lieben), 
der Liebenswürdige. 

Graitianer, pl. Anhänger des Sokratikers Eraſtus; 
Graitianisinus, m. deſſen und feiner Anhänger 

Eräto, f. eine ver Mufen, ſ. d. [Xehre. 

Erbium, n. das metalliihe Radikal der Erbin— 
erde, die 1843 von Mojander in der Pttererde 
aufgefunden wurde. 

Erebus, m. gr. (Erebos) Fabell. die Gottheit der 
Finſternis, Sohn des Chaos u. Bruder der Nacht; 
die Unterwelt, daS Totenreich, die Hölle; erebiſch, 
unterweltlich, dvuntel; Erebodiphoͤnten, pl. Er- 
forfcher der Finſternis. 

Erechtheus, m. ein uralter König von Attifa, wel⸗ 
cher den Dienst der Athene (Minerva) zuerit dort 
einführte. Nach) ihm benannt: das Grechthẽum, 
ein Tempel auf der Burg von Athen, der den hei- 
ligen Olbaum und die Salzquelle in fich ſchloß, die 
Geſchenke der Athene und des Poſeidon; Erech⸗— 
ben) pl. die Athener als Nachkommen des Ered)- 
theus. 

Grektion, erectis digitis, j. unter erigieren. 

&remit, m. (l. eremita, gr. er&mitäs, dv. &r&mos, ein⸗ 
jam) ein Einfiedler, Klausner, Waldbruder; aud) 
ein Einfiedler-Rrebs, der Bernhardskrebs, der in 
einer Schnedenschale einjiedleriich Lebt; Eremi— 
tage, £., r. n. fr. (fpr. —tahſch') Die Einfiedelei; 
Name eines Faijerlihen Winterpalaftes in Peters⸗ 
burg; auch ein edler franzöfifher Wein, ſ. Her— 
mitage; Eremitismus, m. da3 Einfiedlerleben; 
Eremodicium, n. (v. érẽmos, verlafjen, u. dike, 
Rechtshandel) Rſpr. das Verſäumen oder Liegen- 
laſſen einer Rechtsfache von ſeiten des Klägers. 

Sreption, |. unter eripieren. En 

Grethifie, f. u. Erethismus, m. gr. (v. erethizein, 
reizen) Keizum ‚ gereizter Zuftand, 4. B. Des Ge- 
hirns; krankhaft erhöhte Erregbarfeit; erethiſch, 
gereizt, aufgeregt. 

Ereuxis, f. gr. (von ereügesthai, ausſpeien) = l. 
Gruftation. 

Erg, n. gr. (Abkürzung von griech. éxgon, Werk, 
Tat) in der Phyſik eine Arbeit, die eine Kraftein- 
heit (Dyne) leistet, indem fie einen Körper um 
1 Zentimeter in ihrer Richtung fortbemwegt, Die 
abjolute Arbeitseinheit (= reihlich der hundert— 
millionfte Teil eines Meterfilogramm3, d. h. eine 
Leiftung, die ein Milligramm in einer Sekunde. 
1 Zentimeter hoch hebt); Kilo-Erg, das Taujend- 
fache eines Org: Mega-Erg, dad Millionfache 
eines Erg; 10 Mega-Erg, aljo das Zehnmillion— 
fache eines Erg in der Sekunde, nennt mar 
1 Soule (f. d.). 


erga 


erga, |. gegen; erga schedam, ſ. unter scheda. | 

Ergafterion oder Ergafterium, n. gr. (von ergä- 
zesthai, arbeiten) die Werfjtätte; auch f. Arbeitö- 
oder Zuchthaus; Klofter, als Werkſtätte geiftlicher 
Übungen und körperlicher Arbeiten; Ergäſtik, f. 
Ürbeits- oder Tätigfeitslehre; ergaftiih, zum 
Ürbeiten tauglich, gehörig; Ergaftülum, n. 1. das 
Arbeitshaus, Zuchthaus, Sklavengefängnis; nlat. 
der Arbeit3ort im pharmazeutiichen Ofen. 

ergo, I. folglich, daher, aljo; ergotieren, fr- (er- 
goter) immer mit alfo u. folglich um fich werfen, 
über jede Kleinigkeit ftreiten; Ergoterie, f. fr. od. 
Ergotismus, m. barb.-l. Streiterei, Rechthaberei; 
Ergoteur (ipr. —töhr) od. Ergotift,m.ein Recht— 
baber (Haberecht). 

Ergot, m. fr. (fpr. erg6) das Mutterkorn, bran- 
dige Korn; Ergotin, n. (fr. ergotine) der wirk— 
fame Beitandteil des Mutterforns, 1831 von Wig- 
gers entdedt. int. 

&richtho, f. Name einer thefjalifchen Zauberin, die 
vom Bompejus befragt wurde. 

Gridänus, m. l. (gr. Eridanös, der mythiſche und 
dichteriiche Name des Fluſſes Padus oder Bo in 
Stalien) ein großes Sternbild am füdlichen Him— 
mel von 69 Sternen, worunter der Acarnar (ſ. d.) 
als Stern eriter Größe. 

erigteren, I. (erigere) auf- oder emporrichten, er- 
heben, bauen, gründen, aufführen; erigibel,nlat. 
aufrichtbar, was fich emporrichten läßt; Erektion, 
f. 1. (erectio) das Emporrichten, Emporitehen; die 
Aufführung, Gründung, der Bau; er6etus, auf- 
gerichtet; er6ctis digitis, mit aufgehobenen Zin- 


gern. 

Erih, m. (tahitifch, eig. arii, d. i. König, Häuptling, 
Adeliger; auf den Sandwichs-Inſeln alii), der 
Adel auf den Geſellſchaftsinſeln. 

Crifa, £. |. (von gr. ereike, lat. erica) Heide, Heide- 
traut; pl. Erifen, auch Erizden oder Erilazeen, 
neulat. Heidefräuter, Heiden; &riziten, |. v. w. 
Dendriten. 

Grin, n. (iriih Erenn, Erend), der alte (feltifche) 
Name von Srland; daher Erigeng, m. ein aus 
Irland Gebürtiger (Zuname des oh. Scotus); 
Erinit, m. eine Art Kupfererz aus Srland. 

Erineum, n. !. eine durch Gallmilben verurſachte 
franfhafte pilzartige Haarbildung auf der Ober- 
Häce der Yaubblätter: die Filzkrankheit. 

Erinnys, f., pl. Erinnäen, gr. Tabell. Rache od. 
Blagegöttinnen, j. Surien. 

Erinus, gr. (erinös) der Leberbalſam, eine Zier- 
pflanze. 

Eriométer, m. gr. (von erion, Wolle; vgl. Eiro- 
meter) ein Wollmeſſer, Wollfeinheitsmefjer, ein 
von Joung erfundenes optiiches Werkzeug. 

eripieren, |. (eripere) entreißen; &reption, f. (I. 
ereptio) die Entreigung, der Raub. 

Gris, f. gr. überh. Streit, Zwift, Zank; Fabell. 
eine zum Kampf anregende Kriegsgöttin, jpäter 
überh. Göttin des Zanfs und Der — 
Schweſter des Mars; Eriſtik, f. die Zanf- oder 
Streitfunft; Ertitifer, pl. Streitfüchtige, Streiter, 
eine altgriehiiche Philofophen-Schule: die me- 
—— Schule; eriſtiſch, zänkiſch; auch ſtreitig, 
zu beſtreiten. 

Erithälis, f. gr. (v. eri, ſehr, u. thällein, blühen) 
der Xederfrapp, eine Pflanze, deren gelbes Holz zu 
feinen Tijchlerarbeiten benutt wird. 

Eritönig, m.(Überfegung des dänifchenellerkonge, 
ellekonge, aud) elverkonge, von Herder 1779 in 
feinen „Stimmen der Völker“ gebildet, er nahm 


Erbe 245 


das däniſche elle, d. i. Elfe, falichlich fiir ell, d. i. 
Erle) der Elfenfönig. 

erodieren, l. (erodere) abnagen, mwegbeizen, weg— 
freſſen; Erodentia, pl. ſ. v.w. Kauitifa; Ero— 
ſion, f. I. (erosio) Zernagung, Durchfreſſung; ero- 
sio dentium, Heil. der Zahnfraß. 

Erodium,n.nl.(vom gr. erödiös,Jteiher)derfeiher- 
Ichnabel, eine Pflanze, deren lange Fruchtgrannen 
zu Hygrometern benugt werden. 

erogieren, I. (erogäre) austeilen; Erogation, f. 
(erogatio) Rſpr. die Ausgabe, Auszahlung; Ver- 
teilung; Erogãtor, m. der Ausgeber, Bollzieher 
der legten Willens- Erklärungen. 

er6ico, eroicam6nte, it. Tonf, (ſ. v. w. heroiſch) 
heidenmäßig; Ersife, f. (näml.: Sinfonia eroica), 
die Heldenfinfonie, die Napoleon I. geweihte dritte 
Sinfonie Beethovens. 

Eros, m. gr.(&rös)dieXiebe,derXiebesgott,j. Amor; 
Gröten, pl. Liebesgötter; erütifch, die Liebe be- 
treffend, verliebt; erotiſche Gedichte, Liebes— 
gedichte, Qiebeslieder; Erötik, f. die Kunſt zu lie- 
ben; die Liebesdichtung; Erotiker, ein Liebes- 
dichter; &rstomanie, f. Tiebesmwut, Kiebesraf erei; 
Srotopägnie, £. verliebte Tändelei. 

&rofion, j. unter erodieren. 

Erotẽma, n. gr. (v. erotän, fragen) die Frage, der 
Sragelaß; Erotemätit, f. die Tragefunit; ero⸗ 
tematifch, fragemweife, 3.B. im Unterricht, wo einer 
fragt und der andere antwortet. 

Erotiker, erotiſch 2e., |. unter Eros. 

Grpetologte, r. Herpetologie, |. d. 

erräre humänum est, l. irren ijt menschlich; ers 
raͤnt, (I. errans),irrend, herumirrend; Errätum, 
n., pl. Erräte, Fehler, Irrtum, Berjehen, bei. 
Drudfehler; errätifch (l. erraticus), abirrend, 
umberjchweifend, verſchlagen; erratiſche Fels— 
blöcke, Findlingsſteine, Wanderblöcke, die ſich weit 
von ihrer urſprünglichen Heimat auf der Erdober— 
fläche vorfinden (von dem franzöſ. Mineralogen 
Brongniart fo genannt); erratiſche Krank— 
heiten, ſ. atypiſche; error, m. der Irrtum, 
Berftoß, Fehler, da3 Verjehen; error facti. ein 
tatfächlicher Srrtum; e. in caleülo od. e. calcüli, 
ein Rechnungzfehler; salvo erröre calcüli, j. 
unter salvus. 

Errhina, pl. gr. (v. en, in, u. rhin, Nafe, alfo eig. 
was man in die Naſe ſteckt) Heilf. Niefemittel. 

erubeizteren, I. (erubescäre) erröten, fich ſchämen; 
erubejzent(l.erub&scens), errötend; Erubeſzenz, 
f. (nt . erubescentia) die Schamröte, Shambhaf- 
tigfeit. 

erücay f. I. die Raupe; Eruzit, m., pl. Eruziten, 
nl. Raupenjteine, angeblid) veriteinerte Raupen. 

erudieren, [. (erudire, v. e u.rudis,roh,ungebildet; 
aljo gleich]. entrohen) ausbilden, unterrichten; 
erndit (I. eruditus, a, um), gebildet; Erudition, 
f. (eruditio) die gelehrte Bildung. 

eruieren, l. (eruere) herausbringen, ergrübeln, er⸗ 
forschen, ergründen. 4 

eruftieren, |. (eructäre) aufitoßen, rülpſen; Eruf- 
tation, f. (eructatio) das Aufftoßen des Magens. 

erumpieren, |. (erumpere) ausbrechen, durchbre- 
chen, herausfallen; Eruption, f. (eruptio) der 
Ausbruch, z.B. eines Vulkans; Heilf. der Aus- 
bruch, das Ausfliegen von Blut, Eiter od. Waſſer; 
der Ausſchlag, Hautausichlag; eruptin, durd) 
Emporhebung aus dem Erdinnern gebildet, z. B. 
eruptive®efteine=plutonifheBildungen. 


Erve, f. ((. ervum, n.) eine Pflanze: die Bergerbfe, 


rote Waldwide; auch Faſanenkraut. 


246 Eryeina 


Erheing, t. I. Beiname der Venus von dem Berge 
Eryx in Sieilien. 

Eryjipclas, n. gr. (von erythrös, rot, u.pella, Haut) 
Heilf. der Rotlauf, die Roje; eryjipelatös, nl. 
rotlaufartig, vom Rotlauf befallen. 

Erythrema u. Erythẽma, n. gr. (v. erythrös, rot) 
Heilk. die fieberloje Roſe, krankhafte Hautröte; 
Erythriäſis, f. die Rotſucht neugeborner Kinder; 
Erythrinſäure, f. Scheidef. Rotjäure, aus der 
Angolaflechte od. Kräuterorjeille gewonnen, liefert 
ein jchönes Biolett, den franzöſiſchen Burpur; Ery⸗ 
throphujll, n. das Blattrot; Erythrophytoſtoöp, 
n. gr. (phytön, Pflanze, skopein, ſchauen) Rot⸗ 
brille, ein von Lommel in Erlangen erfundener 
Apparat, durch welchen man die Blätter purpurrot 
erblidt; Erythröfis od. Srythrämie, £. zu reich- 
liche Blutbereitung in den Lungen. 

Eſaias, j. v. w. Sejaias. 

Ejan, m. hebr. männl. Name: der mit Haaren Be- 
decte, der Behaarte. 

&Eshonguet, |. EBbouguet. 

Eschära, f. gr. (ſpr. es⸗ch —), eig. die Brandftelle, 
der Feuerherd; Heilk. der Brandihorf; Escharo⸗ 
tifa, pl. Atzmittel, Brennmittel, Heilmittel, Die 
einen Schorf oder Krufte bilden; Eschariten, pl. 
löcherige Korallenverjteinerungen, aud) Rete— 
poriten. 

&schatologie, f. gr. (ſpr. edschat—; von eschäton, 
das Außerſte, Lebte) die Lehre von den legten 
Dingen: Tod, Uniterblichfeit, Gericht, Weltende, 
Seligfeit, Verdammnis. 

Escots, pl. feine Wollenzeuge. 

&seröc, m. fr. (wie das it. serocco, Schmaroter, 
einer, der auf anderer Koſten lebt, vom althochd. 
fir-scurgo, Schurfe, abzuleiten) der Gaudieb, 
Gauner, ein liitiger Betrüger; Escroquerie, f. 
(fpr. —ferih) Gaunerei, Brellerei; escroquieren 
(pr. -—fi—; fr. escroquer), betriigen, abliften, 
prellen. r 

Ejempio, n. it. (v. [. exemplum, Beifpiel) ein Bei- 
jpiel, Schauspiel mit bejtimmter, abſichtsvoller 
Beziehung auf das wirkliche Leben. 

&fito, m. it. (v. I. exitus) Ausfuhr; Eſitowaren, 
Ausfuhrwaren; Eſitozoll, Ausgangszoll. 

Eskablon, m. fr. (jpr. —blöng; v. I. scabellum, 
— Berfl.v. scamnum) das Fußgeſtell einer 
Büfte. 

&stadre, £. ir. (ſpr. esfad’r; it. squadra, ſpan. es- 
cuadra, eig. ein ins Biered gejtellter Haufen, I. 
gleich]. ex-quadra, v. quadra, Viered) das Ge— 
ſchwader, Schiffsgeſchwader; Eskadrille, f. (pr. 
—drij‘) ein kleines Geſchwader; Eskadron, f. 
(ſpr. —droöng; it.squadröne, ſpan. escuadron) ein 
Reitergeſchwader von etwa 120 Pferden, Schwa— 
dron (unter einem Rittmeiſter); Eskadron-Chef, 
m. ein Rittmeiſter; eskadronieren (fi. esca- 
dronner), eine Schwadron bilden. 

&staldde, f. fr. (v. I. scala, Leiter) Krk. die Erjtei- 
gung oder Erjtürmung mit Sturmleitern; eska— 
fadieren (fr. escalader), erflettern, mit Sturm- 
leitern erjteigen, erſtürmen. 

Eskalen maden (v. I. scala, fr. escale, Handels- 
plaß; escaler oder faire escale, auch faire des 
echelles, in einen Hafen, bejonders der Levante 
einlaufen, fajt nur in der Levante gebräuchlich) in 
nicht gerade vorgejchriebene Häfen einlaufen. 

&stalin, m. fr. (ſpr. —läng; da3 deutſche Schil- 
ling) eine veraltete brabantiſche Rechnungsmünze, 
etwa — 50 Pf. 

cöfampotieren, fr. (escamoter; von dem fpan. ca- 


Esnafti 


modar, verwechſeln, camodador, Taſchenſpieler; 
wahrſcheinl. liegt das l. commutäre zugrunde) 
Taſchenſpielerſtreiche machen; verſtohlen auf die 
Seite bringen, liſtig entwenden; Eskamotage, !, 
r. n. (pr. —tdjeh) Taſchenſpielerei, Saunerei; Es⸗ 
kamoͤte, ſ. die Taſchenſpielerkugel; Eskamoteur, 
m. (jpr. —töhr) ein Taſchenſpieler; liſtiger Dicb; 
falicher Spieler. 

esfampieren, jr. (escamper) Krfpr. entwifchen, da⸗ 

. vonlaufen, flüchten. 

Gstapdde, f. fr. (f. dv. w. &chappee, vgl. echap- 
pieren) Reitk. der falſche Sat vder Sprung eines 
Schulpferdes; uneig. ein unüberlegter, mutwilliger 
Streich. $ 

&sfarballe, f. fr. (ſpr. ä-Bfärbäl) ein Heiner Ele— 
Tantenzahn. 

Estärpe, f. fr. (ſpan. escarpa, it. scarpa; escarpe, 
teil, abihüffig, von Dem deutichen ſcharf) Krk. die 
innere Böſchung, unterjte Bruftwehr eines Gra- 
bens, auch Scarpe: eSfarpieren (fr. escarper, 
jchroff oder jteil maden, böſchen; &sfarpement, 
n. (pr. eskarp'meing) ſteile Abdachung od. Böſchung. 

Eskarpins, pl. fr(ſpr. eskarpängs; it. scarpa, 
Schuh, scarpino, kleiner Schub; v. altſächſ. scarp, 
ſcharf, nad) dem jcharf od. ſpitz zulaufenden Ab- 
ja genannt) leichte Schuhe, Tanzichuhe; en es- 
carpins (jpr. an esf—), leicht und zierlich be— 
ichubt; im Ballanzuge, bef. in Schuhen, jeidenen 
Strümpfen und furzen Beinkleidern. 

Efklavage, f.; r. n. fr. (pr. —wähſch'; vgl. Sklave) 
die Knechtihaft, Sklaverei; ein Halsband, eine 
Halsichnur. ; 

esfobardteren, fr. (escobarder) nad) Art des ſpa— 
niſchen Jejuiten Escobar (ft. 1669) doppelſinnig 
reden, fein lügen; &sfobarderie, f. eine liſtige 
Ausflucht, Sefuitenkunft, doppelſinnige Rede ꝛc. 

Eskompte, m. fr. (ſpr. esföngt) = Diskonto; 
esfomptieren (fr. excompter, nıl. escomputäre; 
val. Compte), = Disfontieren. 

Eskoͤrte, f. fr. (it. scorta, von scorgere, wahr- 
nehmen, führen, geleiten, I. gleicht excorrigere, 
zurechtweifen) die Bedeckung, Begleitung, das Ge- 
folge; esfortieren (fr. escorter), begleiten, ge— 
leiten, unter Bedeckung geleitet. 

Eskouade, f. fr. (pr. eskuähd'; ſpan. escuadra; vgl. 
Escadre) eine Korporalidaft. 

Eskuͤdo, in. jpan. (eig. Schild, Wappenſchild, dann 
Schildialer, v. I. scutum, vgl. das it. scudo, fr. 
écu) eine frühere ſpaniſche Rechnungsmünze — 
1/, Peſo (f. d.), durchſchnittlich 2220 ME. an Wert; 
von 1864 bis Ende 1870 = 10 Reales = 10 Cen⸗ 
timos, bei Goldſtücken — 2,1050 Mk., bei Silber- 
münzen = 2,1028 Mf. wert; Eseudillo de Oro, j. 
Coronilla; Escudo al sol, alte ſpan. Silber— 
münze = 6,72 ME.; Escudo de oro, portugieſiſche 
Goldmünze, aud) der Goldjeudo genannt =9 ME; 
Eseudo de plata, jpaniihe Münze = 4, ME; 
Eskudéro, m., pl. &sfuderos, eig. ein Schild- 
fnappe; ein Edelmann niederen Ranges, = Es— 
quire, engl. 

estulent, I. (esculentus, v. esca, Speije, und dies 
v. edere, efjen) eßbar, genießbar; Eskulenta, pl. 
Eßbares, Speilen. ; Er. ! 

&sturidl, r. Eskorial, n. jpan. (eig. eine wüſte 
Halde, ein verlafjenes Bergwerk, von escoria, |. 
scoria, Schlade) ein fFünigliches Luftichlog bei 
Madrid; Eskurial-Wolle, feine ſpaniſche Wolle. 

Gändfti, m. türk. (v. arab. esnäf, verichiedene Gor- 
ten, pl. von sanf, Teil, Art) ein Budenfrämer in 
der Türkei. 


Eſoche 


Eſöche oder r. Eſöchas, f. ar. (von eiséchein, ſich 
hineinerftreden) Heilt. eine Geſchwulſt, ein hämor— 
thoidaliicher Knoten innerhalb des Afters. 

efoterifch, gr. (v. &sO, innen esöt&ros, der innere) 
innerlid), geheim, bloß für Geweihte bejtimmt; 
wiſſenſchaftlich, gelehrt; entg. exote riſch; Eſo— 
terifer, m. ein mit den Geheimniſſen einer Ge— 


jelichaft od. dem Innern einer Wiſſenſchaft Ver— 


trauter, Eingeweihter. 

Eſpadilla, f. — (ſpr. —dilja; Verkl. v. espäda, 
it. spada, Degen, gr. späthẽ, breites Schwert, verw. 
mit dem deutjchen Spaten; vgl. Spadille) ein 
Heiner Degen; Ejpadon, m. jpan. und fr. (ſpr. 
—döng) ein großer Degen, Haudegen, zweijchnei> 
diges Shlachrihwert, 

espagnol, espagnole, fr. (jpr. espanjsl, —johl'; 
gleich. 1. Hispanidlus, Berfl.v. Hispanus)ſpaniſch; 
als Hauptw. Spanier, Spanierin; Eſpagnol, gen. 
Spaniöl, m. ſpaniſcher Schnupftabaf; pn: 
gnoͤle, f. ein fpanifcher Tanz; à Pespagnole, auf 
Ipanijch, nad) jpanifcher Weije, Sitte 2r.; en Espa- 
enol (ipr. an—), als Spanier, in ſpaniſcher Tracht; 
Cipagnoldde, f. Großſprecherei; Eſpagnoléette, 
f. gem. derSpaniolett, ein feine Wollenzeug; auch 
ein Drehriegel, eine eiferne Riegeljtange an Fen— 
ſtern ꝛc. 

Ejpalier, fr. (ſpr. espaljeh) gew. Spalter, n. fit. 
spalliera, d. i. eig. Schulterlehne, v. it. spalla, 
Schulter, I. spathüla, Schulterblatt der Tiere; vgl. 
Epaulette) das Geländer, Baum- oder Garten» 
geländer; auch Schranfengitter; Eſpalier-Baum, 
ein Spalierbaum, Zwergbaum; en espalier (jpr. 
an—), am Spalier vd. fücherfürmig. 

Esparagossa, f. jpaniihe Schafwolle. 

Ejparfette od. r. Eiparcette, £. fr. (pr. —Bett'; 
pan. esparceta, esparcilla, viell.v.esparcir, aus⸗ 
jtreuen) Süßklee, Wickenklee, auch türfifcher, ſpa— 
nifher und Schweizer-Klee. 

esparto, m. jpan. v. w. Spartogras (stipa 
tenacissima L.) = Wlfa, ]. d. 

Espece, f. fr. (jpr. espähß’; vom I. species) die 
Gattung, Art; die Miinz- vd. Geldſorte, Hingende 
ee en especes (jpr. an espähh), in barem 

elde. 

&fperanto, n. (von frz. esperer, hoffen; eigentl. die 
au erhoffende Sprache der Zukunft) eine künſtliche 

eltijprache (tie früher das Volapük), jedoch auf 
vorwiegend romanijcher Grundlage, von dem ruj- 
ſiſchen Arzte Dr. Zamenhof erfunden; Eſperan— 
tift, m. Anhänger diefer Spracde; Eſperanto— 
Inſtitut, n. eine Anftalt, an der das Ejperanto 
elehrt wird und die dadurch zugleich der Ver— 
reitung des Ejperanto dient; Eſperantiſten— 
Kongreii, m. Berfammlung der Ejperantiften, in 
der die Angelegenheiten des Ejperanto und der 
Ejperantiiten von Vertretern aller Nationen in 
diejer Weltjprache beraten und verhandelt werden. 
eöperieren, fr. (esperer, vom [. speräre) hoffen; 
Esperance, f. (pr. —rangß’; ml. sperantia) die 
Hoffnung. 

Espeérto, m. it. (= l. expértus) ein Kundiger, Er- 
fahrener; auch in die Geheimnijje einer politischen 
Genoſſenſchaft Eingeweihter; ab esperto, aus Er- 
fahrung. 

Espieale, m. fr. (altfr. Ulespiegle, v. dem niederd. 
Ulenspiegel, dem befannten Schalfsnarren des 
14. Jahrh. Eulenfpiegel) ein mutwilliger, ver- 
ſchmitzter Menſch; Espièglerie, f. Eulenſpiegel— 
ſtreich, Schelmerei. 

Esping, m. ſchwed. ein kleines ſchwediſches, einer 


Eßbouquet 247 


Sach ähnliches Fahrzeug aufder Ofifee, ein Schiffs— 

opt. 

Espingoͤle oder Espignole, f. fr. (vom deutjchen 
jpringen) ehemals eine Art Musketen mit fegel- 
fürmiger Erweiterung des Laufs nad) der Mün— 
dung zu; auch) ein zufammengefeßtes Kriegsgeſchütz 
mit drei Flintenläufen, aus deren jedem nach ein— 
maliger Ladung mehrere Kugeln nacheinander ge- 
ſchoſſen werden. 

Espion, m. fr. (fpr. espisug) ſ. v. w. Spion (j.d.); 
ein a ap außerhalb des Fenſters ange- 
bracht, um dieStraße zu beobachten; Espionnage, 
., r. n. (pr. —nähſch') Kundfchafterei. 

Esplandde, £. fr. (jpan. explanada, it. spianata, v. 
I. planus, eben) ein freier, ebener Platz, Borplas 
od. Borplan vor großen Gebäuden und Zeitungen; 
Wandelplan, Übungsplag, jenachden e3 die nähere 
Beitimmung mit fich bringt; aud) die Abdachung 
der Bruſtwehr an dem fogenannten bededten Wege, 
die Feldlehne, ſ. Barapet. 

Esponton, m. fr. ſ. v. w. Sponton, j.d. 

espressivo; it. (ſ. v. w. expreſſiv; f. erprimieren) 
Zonf. ausdrucksvoll, mit Ausdruck, auch con es- 
pressiöne, 

Eſprit, m. fr. (jpr.esprih; prob. esperrit, d. I. spi- 
ritus) Geijt, Verſtand; Witz, Scharfjinn; auch der 
Geiſt, Gehalt einer Schrift 2e.; der durch Abziehen 
(Deitillation) gewonnene feinite flüffige Beſtandteil 
eines Stoffes; LEIDEN. m. Schöngeüt; esprit 
borne, ein Flachkopf, jeichter, beſchränkter Geiſt; 
e. de canelle, Zimtgeijt, Zimtwajjer; e. de ce- 
rises (ipr. —ß'rihſꝰ), Ririchgeift, Kirſchwaſſer; e. 
de corps (fprich: kohr), Zunftgeift, Gemeingeiit, 
Standesgeiit; e. d’escalier (fpr. desfaljeh), Trep- 
penwiß, ein Wiß, der einem auf der Treppe erit 
einfällt, während man ihn im Zimmer hätte an— 
bringen follen; e. des lois (pr. — däh loch, Geiſt 
der Geſetze; e. de vie, Lebensgeiſt; e. de violette 
(pr. —wiolett’), Beilhengeift; e. fort (ſpr. —fohr), 
ein Sreigeift, Sreidenfer; e, publie (pr. —püblif), 
Gemeinſinn. 

Esquire, m. engl. (fpr. eſkweir od. abgek. ſtweir; alt- 
engl. esquier, entſtanden aus dem fr. écuyer, ſ. d.) 
ein Schildträger, Schildknappe; engl. Titel eines 
Adeligen geringeren Ranges, zunächſt nach dem 
Knight oder Ritter folgend; jetzt allgemeines Titel⸗ 
wort für jeden angeſehenen Bürgerlichen, unſerem 
„Wohlgeboren“ entſprechend. 

Esaniffe, f. fr. (ſprich: estiſſ') = Skizze; esquiſ⸗ 
jieren — jfizzieren, ſ. d. 

Eſſaͤer od. Efſener, pl. hebr. (gr. Essaioi u. Esse- 
noi, angeblich eig. Arzte, weil fie bei. Heilkunde tric- 
ben, chald. äsaya, v. der hebr. Wurzel asä, Heilen; 
n. a. d. hebr. chasidim, die Frommen, unter wel» 
chem Namen fie im Talmud vorkommen), eine 
Sefte unter den alten Juden, die weniger auf öf— 
fentlihen Gottesdienit und Opfer, als auf jtille 
Übungen der Andacht u. Strenge der Sitten hielt, 
auh Therapeuten genannt. 

Effah, m. engl., frz. (fpr. eſſeh; engl. essay; it. sag- 

i0, d. jpätl. exagium = examen), frz. Eſſai, der 
Berfudh, die Probe; auch eine Abhandlung ein Auf— 
jag; Effaheur, m. fr. ({pr. efjejöhr) oder Effayer, 
engl. (ſpr. ejjäer) ein Wardein, Münzprüfer; Eſ— 
ſahiſt, m. engl. wer Verſuche oder Abhandlungen 
ichreibt; auch ſ. dv. w. Bubliztit; effayiitiich, ab- 
handlungsartig, in der Darftellungsmweije joge- 
nannter Verjuche. 

Eßbouquet, n. fr. (fpr. esbukeh, gew. —lett; 3i95- 


248 esse 


aus dem fr. essence de bouquet) Blumengeift, 
ein feines Riechwaſſer von englischer Erfindung. 
esse, lat. fein; al3 Hauptw. das Sein, Wejen; ad 
esse, zum Dafein, zum Leben; in esse, in feinen 
Sein od. Zuftande, wie zuvor; in feinem esse 
ſein, richtiger & son aise fein, ſ. Aiſe; Effenz 
oder lat. essentia, f. (v. esse, fr. essence, it. es- 
senza) das Wejen, die Wefenheit, der Geilt; das 
Geijtige u. Wejentliche aus Friichten, Kräutern ꝛc., 
der Kraftauszug, 3. B. BPomeranzen-Effjenz, 
Bomeranzengeilt; Effenzen, pl. Kraftwaffer oder 
@rofttropfen: essentia amära, bittere Ejjenz; 
e. dulcis, jüße Ejienz; ejfential, nl. (essentiälis) 
od. effenticH, fr. (essentiel) weſentlich, durchaus 
notwendig; in essentiali, im weſentlichen, in der 
Hauptjache; Efſentialien (essentialia), pl. weſent⸗ 
lihe Dinge, Umftände, Hauptſachen; essentialia 
constitutiva, die ausmacenden Beftandteile; 
Effentialität, f. die Wefentlichkeit, Wejenheit. 

Eſſito. |. Ejito. | 

Eſſor, m. fr. (ſpr. äböhr; vom lat. ex aura) eigentl. 

er Slug eines Vogels; die raſche Enttvidelung, 
der Aufſchwung. 

Est, m. fr. der Often. 

Eſtaͤdo, m. ſpan. (= lat. status; eig eine Manns⸗ 
länge), auch Braza oder Tarja (Klafter, Faden) 
genannt, ein früheres Faftilijches Längenmap — 
2 Barras (ſ. d.) = etwa 1,68 big 1,70 m. 

Eitafette, ſ. Stafette. 

Gitafdde, f. fr. (jpan. estacada, it. steccata, vom 
deutſchen Staken, Steden, engl. stake) das 
Dfahlwerf, die Verpfählung, um einen Hafen, 
Fluß oder Eingang ins Wafjer zu fperreir. 

Ejtamento, m. ſpan. (ml. stamentum, von l. stäre, 
itehen) eigentl. der Stand; die Reichs- od. Stände- 
verfammlung, pl. Ejtamentos, die beiden Kam- 
mern der Bolfövertreter in Spanien. 

Ejtaminet, n. fr. (ſpr. —neh; eig. der Standort, 
Aufenthaltsort, Berfl. v. prov. stamen, Stand, von 
lat. stäre, ftehen) Rauchſtube, Schente. 

Eſtampe, f. fr. (fpr. eftängp’; it. stampa, fr. estam- 
per, ital. stampare, prägen, abvruden, von dem 
deutſchen ſtampfen, Stempel ꝛc.) ein Kupferftich, 
Kupferabdrud; der Stempel. 

Eitdneia, f. fpar. (von estar, fein, ſich aufhalten) 
überh. Wohnung, Aufenthalt; insbeſ. ein Meier- 
hof, Gehöft in Südamerika. 

Gitandarte, |. Standarte. 

Estatuüto reäl, m. jpan. königliches Grundgeſetz, 
von dem Minifterium Martinez de la Roſa 1834 
auf Betrieb der Regentin Chriftine verliehen, wo— 
duch eine beſchränkte Eonjtitutionelle Verfaſſung 
mit zwei Kammern eingefegt wurde. 

Efteras, pl. jpanifche Binjenmatten, aus Binfen- 
halmen geflochten. 

Eiterlin, m. fr. (ſpr. —läng; vgl. Sterling) ein altes 
franzöj. Gold- und Silbergewicht; Eſterling, ın. 
ein altes belgijches Gewicht. 

Est, est, est, I. der Name des Muskatellerweins 
von Montefiascone, jo benannt nad folgender 
Überlieferung: der Bifchof Sohann von Fugger 
befahl feinem Diener auf der Reife in Stalien vor 
ihm ber zu gehen und an jedes Wirtshaus, wo er 

uten Wein fände, anzufchreiben: Est! (ift da). 
In Montefiascone fand er den beiten und fchrieb 
an: Est, est, est! Als fein Herr dort angefommen 
war, trank er fih an demſelben tot, u. fein Diener 
jegte ihm die Grabſchrift: Est, est, est, propter 
nimium est hic Joannes de Fugger, dominus 
meus, mortuus est, d. i. „iſt da, iſt da, iſt da; 


Eſtrapade 


wegen des au vielen Sit da ijt en v. Fugger, 
mein Herr, hier Bart, welche Grabſchrift noch 
in der dortigen Kirche S. Flaviano zu ſehen iſt. 

Ethen pl. eine über 4, Million ſtärke finniſche 
Völkerſchaft in Eſthland und dem nördlichen Kiv- 
land, die eigentlichen Ureinwohner diefer Länder; 
wahrſcheinlich — Dftlandbewohner. 

k. hebr. (v. perſ. sitarch = gr. aster) weibl. 

tame: der Stern; bef. die Gemahlin des Königs 
Ahasveros oder Xerxes, die früher Hadafjah oder 
Myrte hieß. 

eſtimieren fr. (estimer), f.äftimieren; Eſtime, f. 
(ipr. eſtihm') Achtung, Wertihägung: Schiffipr. die 
Schätzung des Weges, den ein Schiff zurückgelegt 
at; eitimable (pr. —mab'l), ſchätzbar, achtüngs— 
würdig. | 

Eſtive, £. fr. (fpr. eſtihw'; türk. astif) das Gleich- 
gemwicht eines Schiffes, fo daß die eine Seite fo viel 
wiegt, wie Die andere; eftipteren (fr. estiver, ſpan. 
estivar, [. stipäre, ftopfen, zufammenprefjen), auf 
beiden Seiten gleich ſchwer laden; auch die Ladung 
zuſammenpreſſen. 

est modus in rebus, ſ. unter Modus. 

Eſto oder Kobbit, m. ein Längenmaß auf Sumatra 
— Y, engl. Yard = 0,457 ın. 

Eſtokaͤde, f. fr. (eigentl. ein Stoß mit dem Degen, 
Stod); eine zudringlihe Bitte um Darlehn, vor- 
nehme Bettelei; Prellerei. r 

Eftomae, m. fr. (fpr. ä-Btömd; v. I. stomächus) der 
Magen; Kock. Geflügelbruft. 

Eſtomihi, m. [. der Sonntag vor dem Faſten, der 

orfaitenfonntag, deſſen latein. Kirchenmeſſe mit 
ven Worten anfängt: esto mihi in Deum protec- 
törem, jet mein Schußgott 2c. Bj. 31, 3. 

Eſtompe, f. fr. (fpr.ejtöngp’) Mal. ein Wilder, ein 
zufammengerolltes Stückchen Bapier, um trodene 
Farben damit zu verreiben; à P’estompe, mit dem 
Wiſcher gemacht, gewifcht (v. Zeichnungen); eſtom⸗ 
pieren (estomper; wahrſch. v. deutichen ftumpf) 
zu einer Zeichnung die Farben jtark auftragen u. 
dann durch das Herreiben Derjelben Richt und 
Schatten hervorbringen, wilchen, die Farbe mit 
dem Wifcher verbreiten; dessein estomp6 (ſpr. 
deſſäng eſtongpeh) eine gewiſchte a 

Eitopille, £. ſpan. (fpr. —pilja; Berl. v. estopa, 
erg, grobe Leinwand, — |. stuppa) ein Schleier- 
tuch. 

eſtoquieren ſpr. eitofi—), fr. (estoquer; vgl. Eſto— 
fade) den Gemwehrlauf ftauchen, um ihm die paj- 
fende Länge zu geben. { 

Eſtraͤde, f. fr. (ehem. die Straße, Landitraße, wie 
it. strada, v. I. via strata, d. i. ausgebreiteter, ge⸗ 
bahnter Weg; Daher aud) das deutihe Straße) 
eine Erhöhung vder ein erhöhter Platz des Fuß— 
bodens in einem Zimmer, Auftritt vor einem 
Fenster, Throne 20.; aud) Vortritt, Vorjprung; 
der erhöhte Teil der Schleufenfammer oder des 
Raumes zwiichen zwei Schleuſentoren. 

Eſtragon, m. fr. (fpr. a) Raijerfalat, ein Kü— 
chengewürz,_ ſ. Artemisia dracunculus; daraus 
Gitragon=Öl, ein ätherifhes DL; Eſtragon-Ef⸗ 


fig ꝛe. 

Eitapdde, f. fr. (fpan. estrapada, ital. strappata, 
v. strappare, gewaltfam fortreißen, vom oberdeut- 
ſchen strapfen, ziehen, neuhochd. ſtraff, fell an- 
gezogen) das Wippen, der Wippgalgen; der Wipp- 
Iprung der Kunjtipringer; Neitf. das gleichzeitige 
Bäumen und Ausichlagen der Pferde; eſtrapa— 
dieren (fr. estrapader), wippen; jich baumten und 
hinten ausfchlagen, von Pferden. 


Eſtraſſe 


Eſtraffe, f. fr. (ſpr. —dji’; aus dem Stal., lat. ex- 
tractus), Ylod- oder Wirrjeide (zu Seidenpapier). 

Eftraͤtto, m. it. (= l. extractus) ein Auszug, ein- 
facher Lottogewinn. 

eſtropieren, R. (estropier; it. stroppiare od. stor- 
piare; Er v. lat. turpis, häßlich, gleich). ex- 
turpiare, h 
machen, verjtümmeln, lähmen; uneig. bei Malern 
und Bildhauer: entitellen, verhunzen;eftroptert, 
gelähmt; Ejtropie, m. (fpr. —pjeh) ein Krüppel, 

eritiimmelter. 

et ab hoste doceri, lat. Sprw. auch vom Feinde 
(fol man) fich belehren Yafjen. 

&tablage, f., r. n. fr. (ſpr. etablähſch'; v. Etable, I. 
stabülum, Stall) da Stallgeld, Standgeld von 
Krämern; der Raum zwijchen den Karrenbäunten. 

etablieren, fr. (Etablir, vom l. stabilire) feitjegen, 
gründen, ftiften, anlegen, errichten, aufrichten, 
3. B. ein Geichäft, eine Handlung, Fabrik u. dgl; 
ſich etablieren, lich feitiegen, ſich häuslich od. ge— 
ſchäftlich nieverlaffen und einrichten; &tabliffes 
ment,n. (pr. etabliſſ' meing) die Niederlafjung, An- 
jtedelung, der feite Siß; Anlage, Einrichtung; Er- 
richtung einer Handlung, Fabrifanlage, gemwerb- 
fihe Anstalt; auch eine größere elegante Gajtmwirt- 
ichaft, VBergnügungsort; 6tablissements du 
bouillon, pl. (jpr. — dit bujöng) Suppenanital- 
ten oder Boltsküchen in Paris. 

&tage, £., r.n. fr. (ſpr. etdhfe’; prov. estatge, ital. 
staggio, Wohnung, mi. stagium, v. stäre, ſtehen; 
alſo eig Stand, Standort) das Geſchoß, Stockwerk, 
der Stod eines Haufes (die verichiedenen Stod- 
werfe eines Haujes lafjen jich vielleicht am deut- 
lichſten fo unterſcheiden: Kellergeſchoß, Erdgeſchoß, 
6 genauer nur die oberen 
Stockwerke eines Haufes, mit Ausschluß des Erd— 
geichoffes; Etagenrad, Staffel-Zahnrad; Etagen 
— etagenmäßig, ſtockwerkmäßig, 
ſtufenweiſe, abgeſtuft; Etagere, k. (ſpr. —ſchähr') 
ein Abſatz- oder Stufengeſtell, Glasſchrank mit 
vielen Fächern, um Taſſen und anderes Gerät, 
auch kleine Figuren und Putzſachen (Nippes) Sur 
zuftellen; etagieren (pr. —ſchi—; fr. Etager), a 
itufen, (die Haare) jtufenartig, je höher je kürzer 

‚ verjchneiden. 

Etain, m. fr. (jpr. etäng; [. staunum), das Finn. 

etalieren, fr. (Etaler, v. Etal, Kram, Stand, Fleifch- 
banf; prov.estal, althochd. stal, Stelle, Stall) aus— 
itellen, ausframen; zur Schau ftellen, ſehen laſſen, 
aus Eitelkeit od. Prahlerei zeigen; &talage, fr. 
n. (ſpr. etalahſch') die Ausitellung oder Schauftel- 
fung, das Auslegen der Waren im Schaufeniter; 
das zur Schau tragen, der Aufpuß eines Frauen- 
zimmer; Etaleur, m. fr. (fpr. —ühr), die Stred- 
maschine (in der Spinnerei); Etalon 1., m. (ſpr. 
etalöng) das Eichmaß, Muſtergewicht 2c.; etalon= 
nieren (fr. etalonner), eihen, ein Maß od. Gewicht 
gejegmäßig beitimmen; Gtalonnage, f., r.n. (ſpr. 
—nähſch) das Eichen; die Eihgebühr; Etalon 2., 
m. fr. (it. stallone, v. stalla, Stall, gleich]. Stall- 
pferd) ein Zuchthengit, Beichäler. 

etamieren, fr. (Etamer, v. &tain, [. stannum, Zinn) 
verzinnen, mit Zinn belegen; &tamane, f, Gn, 
(fpr. —maͤhſch) das Verzinnen; &tamenr, m. (fpr. 
— möhr) der Berzinner. 

Etamine, f. fr., aud Etamin od. Eitamin, m. (it. 
stamigna, d. |. stamin&us, aus Faden beitehend, 
v. stamen, Faden, ba Seihtuch, ein dün- 
nes Wollentuch, Haarfieb; gepreßtes Wollenzeug. 

etanconnieren (ſpr. etangßonnieren), fr. (Etangon- 


äßlich machen, entſtellen) zum Krüppel 


Eternal 249 


ner, d. etance, Stüße, I. gleich]. stant\a, v. stäre, 
jtehen) ausjteifen, jtiigen. 

Ctdäng, m. fr. (urfpr. estang, von I. stagnum, 
jtehendes Wafler) ein Teich, Weiher; auch Benen- 
nung großer Binnenwafjler an den Küften von 
Frankreich, welche durch Küſtenflüſſe entjtanden, in 
das Meer münden. 

&tanin, m. arab. (eig. räs-el-tinnin) einer der zivei 
hellen Sterne im Kopf des Drachen, die am Nord- 
himmel in unſerm Benith ftehen. 

Ctappe, f. frz. (tape, Handelsplatz, Marichquar- 
tier, Tagemarjch, ehem. estape, estaple, von dem 
deutſchen Stapel) der Stapel, das Stapelhaus, 
die Warenniederlage; der Marfchvorrat für durch- 
marfchierende Truppen; die Raft, der Raſt- oder 
Berpflegungsort; Stufe, Entwidelungsitufe; droit 
d’6&tape, j. droit, Gtappen-Kommandant, m. 
ein Raft-Hauptmann; &.-Kommiflär, m. Raſt— 
Amtmann; &.:Kommifjartät, n. das Raftamt; 
E.-Konventionen, Verträge wegen Durchzugs 
von Truppen durch fremdes Gebiet; E.⸗Inſpeͤk⸗ 
tor, m. der Aufjeher über die Berpflegungsvor- 
räte; efappenmäßig, raftmäßig: etappenmä- 
Bige Berpflegung der Soldaten, d. i. vor— 
IhriftSmäßige tägliche Verpflegung der im Marſch 
begriffenen Soldaten ; &tappen=Örter, Verpflege- 
örter, Raftürter; E.-Straßze, die Heeres⸗ oder 
Kriegsſtraße; Etappier, m. (pr. etapjeh) der Ver- 
malter eines Verpflegortes. 

Etat, m. fr. (ſpr. etäh; ehem. estat, v. I. status) der 
Stand, Zuftand u. Beſtand; der Anfchlag, Über- 
Ihlag; der Staatshaushalt, Haushaltplan, der 
Vermögen3-Zuftand; im Franz. aud) der Staat 
jelbit; dab. &tatsrat, Etaͤtsminiſter, m. Staat3- 
rat, Staat3minifter; der Zivil-Etat, das bürger- 
lie Berwaltungsmweien, mit Ausſchluß des Kriegs» 
wejens; General-&tat, allgemeiner Ausgabe— 
Entwurf; der Hof-Etat, die Hofrehnung, Hof- 
unterhaltung; Vétat c’est moi (fpr. letdh Bäh 
mod), „ver Staat bin ich“, berühmtes, angeblid) 
von Ludwig XIV. vor dem Parlament von 1655 
gejprochene3 Königswort, das auf die Spiße ge- 
jtellte Bemußtjein abjoluter Herrfchergewalt aus- 
drüdend; en Etat (ſpr. an etdh), imstande, bereit; 
Etatsjahr, das Rechnungsjahr; etatsmäßig, 
ſatz⸗ oder anihlagmäbig; tatmajor, m. (pr. 
—maſchoͤhr) der Generalitab, Stab; Etats gene- 
raux; pl. fr. (fpr. fegeneröh) die Generalftaaten od. 
Generalſtände, dieausden Abgeordneten des Adels, 
der Geiftlichkeit u. des Bürgerftandes zuſammen— 
gejegten Landitände in Frankreich feit Anfang des 
14. Jahrh. bis 1614; etatifieren, die Bedarf3- 
und Ausgaben-Anjäße bejtimmen: einen Über- 

hlag machen od. aufitellen; &tatifierung, f. 
eititellung der Einnahme und Ausgabe. 

Gtazismus, m. ıl., gr. die von Erasmus einge- 
führte Aussprache des griechischen Buchſtaben 7 
(Eta) wie langes ẽ; entg. den Itazismus (ſ. d.). 

et cetera, ſ. unter ceterus. 

Eteignoir, m. fr. (pr. etänjodhr; v. &teindre, I 
exstinguere, auslöjchen) ein Lichtlöſcher, Löſchhüt— 
hen zur Auslöſchung von Lichtern. 

etendieren (ſpr. etangd—), fr. (Etendre) ſ. exten— 
dieren; Etendüe, f. (ſpr. etangdü’) die Ausdeh— 
nung, in Zeit u. Raum; Dauer und Umfang. 

Eteoſtichon, n. gr. (von éetos, Gen. éteos, das Jahr) 
j. v. w. Chronoſtichon. 

Eternäl, m. fr. (I. aeternalis, unvergänglich, wegen 
jeiner Haltbarkeit fo genannt; vgl. Everlafting) ein 


250 eternell Gubulie 


Kammwolle. zen) das Ausziehen des Fadens, die Streckbank 
eterneil, fr.(Eternel; v.ſpätl.aeternalis f.aeternus) oder Würgelſtrecke (in der Spinnerei). 

ewig, immerwährend; Gterndlle, f. die Dauer | &tmal, n. niederl, die Tagesleiftung eines Schiffes 

blume, Rainblume, eig. die Ewige; eternifieren | (von Mittag zu Mittag gerechnet). 

(fr. eterniser), verewigen; in die Länge ziehen. etonndnt, fr. (v. Etonner, altfr. estoner, gleich]. l. 
Eteſien, pl. gr. (etsiai, v. Etos, Jahr) jährlich | extonäre für attonäre, andonnern, betäuben) er- 
wehende kühlende Hundstagswinde. ſtaunlich, wunderbar. 

Ethil, f._ gr. (ethike, v. ẽthos, n. Sitte) die Sitten- | etouffieren (ſpr. etu—), fr. (éêtouffer, urſprüngl. 
lehre; Ethifer, m. ein Sittenlehrer; ẽthiſch, zur estouffer, v. jpan. tufo, gr. typhos, Dampf, Dunit) 
Sittenlehre gehörig, fittlih (moraliih); Ethifo= |  eritiden, unterdrüden, Dämpfen, auslöſchen; etouf⸗ 
theologie, f. auf die Sittenlehre gegründete Got- | ° fant, erſtickend, ſchwül; Etouffäde, f. fr. gedam ' 
tes Fleiſch; Ctouffement, n. (pr. etuff'mäng) Be⸗ 
Hemmung des Atems. | 

etoupieren (ſpr. etu—), fr. (Etouper, von Etoupe, l. 
stuppa, Werg) mit Werg ausftopfen, verjtopfen. 

etonvdieren Ohr. eturd—), fr. (Etourdir, it. stor- 
dire) betäuben, verblüffen; etourdi (pr. eturdih), 
unbejonnen, unüberlegt; ein Etourdi, ın. ein un—⸗ 
bejonnener Menſch; à P6tourdie, unbejonnener- 
weile, blindlings; Etourderie, £. (ſpr. etourderih) 

Unbejonnenheit, Dummoreijtigfeit; Ctonrdifjes 

ment, n. (pr. eturdiffindug) Betäubung, Beitir- 

zung. 

etrange, Sr. (pr. eträngſch'; it. strano, d. |. extra- 
neus, ausmwärtig) fremd, jeltfam; &tranger, m. 
(ipr etrangſcheh; it. straniero) ein Fremder, Aus— 
änder. 

Etrenne, £. fr. (v. I. strena) das Neujahrsgeſchenk; 
das Handgeld, das erite eingenommene Geld. 

&trönfus, m. gr. (v. &tron, Unterleib; vgl. Onkus) 
Heilf. eine Unterleibs-Geſchwulſt. 

Etüde, £. fr. (ſpr. etühd’; v. I. studium) Tonf. u. 
Mal.ein Übungsſtück, Lernftüd, einellbungSarbeit, 
vgl. Studien; Etüdiant, m. (jpr. —djäng) ein 
Befliffener, Studierender, Student. 

Etui, n. fr. (ſpr. etwih; fpan. estuche, it. stuceio, 


dünnes, gewalftes, geſtreiftes Wollenzeug aus | fr. Etirer, ftreden, &tirage, m. das Strecken, Wal- 
teslehre. 
ethmoĩdãliſch od ethmõdiſch, gr. (v.&thmös, Sieb, 
Durchſchlag) Heilk. jiebfürmig; Cthmeoidälfne- 
chen, m. oder Ethmoideum, n. der Siebfnochen, 
das Siebbein oder Riechbein, ein Schädelfnochen, 
dejjen obere Fläche mit vielen Kleinen Löchern ver- 
ſehen ift. | 
Ethnärch, m. gr. (von éthnos, n. das Volk) ein 
Volksbeherrſcher; Statthalter, Zandpfleger, Be- 
fehlöhaber einer Provinz; Ethnärchie, f. die 
Statthalterfchaft; Gihnunriph, m. ein Volks— 
beichreiber; Ethnographie, f. die Völkerkunde; 
ethnographiich, völtertundli; etbnugraphi- 
ſches Muſeum, n. eine Sammlung von Kunft- 
erzeugnilien, Werkzeugen, Geräten, Kleidern ꝛc. 
fremder Völker; Cthnologie, f. die Völkerkunde; 
ethnoloͤgiſch, völterkundlich; ethniſch, heidniſch 
(weil bei ven chriſtlichen Schriftſtellern des Mittel- 
alters alle Nicht-Chrijten u. Nicht-Juden vorzugs⸗ 
weile ethne, I. gentes, Völker, heißen), dann aber 
uneig. auch: volkseigentümlich, volkserziehend, 
volfserziehlich (3.8. „Die Südflaven find fein ho— 
mogenes Bolt. Die ethnifchen, religiöfen und 
ſprächlichen Unterſchiede machen fi auch in der 
Literatur geltend“, oder: „Hierin liegt nun auch 
die wichtige Fulturgeichichtliche oder ethnifche Funt- | astuccio, ml. estugium, von althodjd. stücha — 
tion der Bildung”); Ethniker, pl. Heiden; Ethni⸗ Staude, Zutteral für den Arm, Armel), pl. *8. 
zismus, m. das Heidentum, der Glaube an meh- _ cin Belted oder Futteral fir allerlei Kleinſgkeiten. 
tere einander gleiche oder auchuntergeordnetegätt- | Etuve, f. fr. (pr. erühiw; v. dem Diich.-ilav. Stube, 
liche Wejen. eig. Bade- od. Schwitzſtube) Küchenfpr. ein Wärm- 
Ethos, n. gr. (Ethos) Sitte; ſittliche Gemüts- oder Ichranf; Etuvee, f. fr. Gedämpftes, Gedünſtetes 
Sinnesart, vgl. Charakter (bez. bei den Öriechen (v. etuver, dämpfen, jhmoren. X 
die bleibende Eigenthümlichkeit eines Menfchen, im | Etijmon, n. gr. (eig. das Wahre, von etymos, &, on, 
Gegenjaß zu Pathos, dem augenblidlichen und wahr, echt, daher die wahre, urjprüngliche Bedeu- 
wechſelnden Seelenzuftande); Gthognojie, f. die | tung) Herleitung u. Grundbedeutung eines Wor> 
Sittenfunde; Ethographie u. Ethologie, f. die | tes; Etymoldg (aud) Etymologifer od. Etumo⸗ 
Sittenihilderung, Darjtellung der Sitten; ethe= | logiſt), m. ein Wortforjcher; Etymologie, f. die 
graͤphiſch u. etholoͤgiſch, ſittenſchildernd; Etho— Herleitung, Abſtammung der Wörter, Stamm- od. 
fratie, f. Sitten- od. Tugend-Herrichaft, eine Re— Wortforſchung, Wortbildungslehre; unr. auch für 
gierungsverfaſſung, in der die Moralität die allei— Sormenlehre; etymoloͤgiſch, zur Wortforſchung 
nige Geſetzgeberin und Herrfcherin iſt; Ethopöle, gehörig; Etymologikon oder Etymologifum, n. 


f. die Schilderung des Charafters. ein Wortforſchungswerk, Abitammungs- od. Her— 
etiam si omnes, 880 non, wenn [e3] auch alle [bil- leitung3-Wörterbud); etyinologiiieren (it. etimo- 
ligen], ic) [aber billige e3] nicht. logizzare), Wortforjchungen anjtellen, Wörter ab» 


Etikette, f. fr. (ſpr. etifette; landjchaftl. fr. esti- leiten. 
quete, ein zugeſpitztes Hölzchen, vom niederd. | em, gr. wohl, gut, recht, leicht, als Vorwort in vielen 
stikke, Stiel, Stijt, stikken, fteden, anheften) Bufammenjegungen; entg. dys. 
1. ein Aufſchriftzetiel, Preiszettel, Aufihrift an | Euämie od. Euhämie, f. gr. (v.haima, Blut) Heilk. 
oder auf Waren 2c.; der Gebrauchszettel an Arz- gute Beichaffenheit des Blutes. e 
neien; 2. gleichſ. als Anhängſel und Beimefen des | Euanalepiis, f. gr. (vgl. Analepfis) leichte oder 
Lebens: die Hoffitte, der Hofzwang, das Steife | ſchnelle Genefung; enamaleptifch, leicht geneiend. 
und Gezwungene der gelellfhaftlichen Formen, | enanthes oder euaͤnthiſch, gr. (vgl. Anthos) ſchön 
überh. Form, Umgangsfitte; die Förmlichkeiten blühen. —59 
in den Titeln bei Bittſchriften ꝛc.; etikettieren | nähen? f. gr. (vgl. Aſtheſis) gute Beichaffenheit 
(fr. etiqueter), mit Auffchriftzetteln 2c. verjehen. | des Gefühls, Wohlgejinntheit. 

etique, fr. (fpr. etif’; nach dem it. etico, anftatt | Gubtötif, f. gr. (v. biün, leben) gute Lebensweiſe; 
hectique, ſ. hektiſch) ſchwindſüchtig. | ſ. v. m. Diätetik (j. d.). - 

Etirage frottenr, mn. fr. (fpr. ehtirajeh frottöhr, v. | Eubnlie, f. gr. (von bule, Rat) eig. Fluges Beraten, 


Euchariſtie 


Huges Handeln; Einſicht, Klugheit; Eubũl, m. u. 
Eubuline, f. Name: der, die Wohlratende, 

Euchariſtie, f. gr. (v. chäris, Huld, Gunft, Dank) 
Danfjagung, Dankbarkeit; das Dant- und Lob— 
gebet, welches der Weihung des Brotes und Wei- 
nes beim Abendinahle vorherging ;das heil. Abend» 
mahl oder Nachtmahl; Eucariſtik, f. die Lehre 
von der Abendmahlsfeier oder Abendmahlshal- 
er euchariftiih, das heilige Abendmahl be- 
treffend. 

Euchéten, pl. gr. (euchetai, vom sing. euchötes) 
Beter, Betbrüder; befonders eine Schwärmerſekte 
im 4. Sahrh., die durch Gebet öffentlicher Offenba- 
rung teilhaftig zu werden glaubte, vgl. Mejja- 
lianer. 

Euchlorine, f. u. Euchlorin, n. aus dent Griech. 
(vgl. Chlor) ſ. v. w. das Chlor-Orydul. 

Euchologium, n. gr. (v. euchẽ, Gebet) ein Gebet- 
buch; auch j. dv. w. Agende. 

Euchröe, f. gr. (eü-chroia)Heilf. gute, geſunde Haut— 
farbe, Gejundausjehent. ! 

Euchhlie, f. gr. gute Beichaffenheit des Milchſaftes 
(Ebylus, ß —9 

Euchymiĩe, k. gr. (vgl. Chymus u. Chemie) Heilk. 
gute Saftmiſchung in Körpern. 

Eudämonie, f. gr. (von eu-daimön, d. i. eig. einen 
guten Dämon Habend) die Glückſeligkeit, das Wohl- 
behagen; Eudämonismus, m. u. Eudämono⸗ 
fogie, f. die Glückſeligkeitslehre, welche die eigene 
Glückſeligkeit des Menjchen zu jeinem Hauptzived 
u. zum höchſten Beweggrunde aller Pflichten macht; 
Eudämonijt od. Eudämonolög, m. ein Bekenner 
der Glückſeligkeitslehre; eudämoniſtiſch od. eu— 
dämonoloͤgiſch, jene Lehre betreffend, in ihr ge— 

ründet. 

Eudiobiötif, f. gr. die Kunjt, ein heiteres Leben zu 
führen, vgl. Eubiotif. 

Eudiometer, n. gr. (von eudia, gutes, heiteres 
Better) ein Luftgütemeſſer, ein Werkzeug zur Prü— 
fung des Saueritoffgehaltes der Luft, erfunden von 
Prieſtley 1772; das jegt üblichjte von Volta 
mit Anwendung von Waſſerſtoffgas; Endiome- 
trie, f. die Luftgütemefiung; endiometriich, die- 
jelbe betreffend; eudiometrijche Stoffe, Kör— 
per, durch deren Berwandtichaft mit dem Sauer— 
ttoff derjelbe von den übrigen Bejtandteilen der 
Luft abgejondert wird. 

Eudöra, f. u. Endorns, m. gr. Eigenname: der, 
die Schöngebende. 

Eudoxie, f. gr. (v. döxa, Meinung, Ruf) der gute 
Ruf; aud richtige Meinung, gutes, richtiges Ur- 


teil; Eudoxius, m. u. Eudoxie, f. männl. u. | 


weibl. Name: der u. die Wohlberühmte. 
Eudynamiĩe, f. gr. (v. dynämis, Kraft) Heilk. Wohl⸗ 
Bene; aud) ' hr w. Eutrafie. — 
uchie, f. gr. (v po3) Wohllaut im Sprechen, 
—— Be 
Euergetes oder Euerget, m. gr. (euergéteẽs) der 
Wohltätige, Beiname eines Königs Ptolemäus 
von Agypten; überh. ein Wohltäter, der fich durch 
Wohltaten um die Menjchen verdient madt; pl. 
Euergeten, Name eines den Freimaurern ähn- 
lihen Bundes in Schlefien von 1792 bi3 1795. 
Euexie, £. gr.(v.eu-Echein, fih wohl befinden) Heiff. 
gejundes, blühendes Ausſehen, Wohlbefinden. 
Eugen, m.u.Eugenia od. Eugenie, f.gr. (eugenios 
u. eugenes) männl. u. weibl. Name: der und die 
Wohlgeborene, Edle, Bornehme; Eugenia, f. 
Stern. ein Aiteroid, 1857 durch Goldſchmidt ent- 


Eupathie 251 


voyen benannte Pflanzengattung; die Nelkenmyrte 
auf den Antillen; daher &ugenin, n. Neltentamp- 
fer; Engensl, n. ein farbiojes, wohlriechendes Ol 
(im Nelkenöl ift diefer Stoff enthalten). 

&uglämis, f. ar. daS Manteltierchen. 

Gugubiniiche Tafeln, pl. fieben Tafeln aus Erz, 
die Inſchriften in umbrifcher Sprache enthalten (zu: 
Gubbio in Stalien 1444 gefunden). 

Euhemerismus, m. die Xehre des altgriehiichen 
Bhilojophen Euhemẽros, welcher die griechischen 
Gottheiten für vergötterte Menjchen erklärte; Eu— 
bemerift, m. Anhänger diefer Anficht; euheme— 
riſtiſch, derſelben gemäß. 

Eukuirie od. Eutärie, f. gr. (eukairfa, v. kairös, 
der rechte Zeitpunkt) gute, fchickliche Zeit oder Ge— 
legenheit zum Handeln. 

&ufläs, m. gr. ein ven Smaragd vertvandtes bläus 
lihgrünes Mineral. 

Gutolie, £. gr. Heiterkeit, Zufviedenheit; bei den 
Stoifern der Charakter ihres Weifen. 

Eufrafie, f. gr. (vgl. Krafis) Heilf. die gute Mi- 
ſchung der Säfte, entg. Dyskraſie; auch glückliche 
Gemütsſtimmung. 

Eukratie, f. gr. (v. kratein, herrſchen) gute Verwal— 
tung oder —— | 

Eulalie, £. gr. (v. lalein, veden) weibl. Name: die 
Wohlvedende; Enlalie, f. die Wohlredenheit; eu— 
laliſch, beredt. 

Eulat Vakufs, pl. türk. der türkiſchen Geiftlichkeit 
oder den Mofcheen verpfändete Güter und Leib- 
renten. 

Eulogie, f. gr. (vgl. Logos) Vernünftigkeit im Re— 
den u. Handeln; Wahrſcheinlichkeit; auch Lobprei— 
ſung; Segenswunſch, Weihe; in der griech. Kirche 
der Regen, ſ. v. w. Benediktion; auch das heil. 
Abendmahl; Eulogien, pl. geſegnete Brote, Weih— 
brote in der griech Kirche; euloͤgiſch, vernünftig 
zwedmäßig; wahrjcheinlich; Eulog ismus, m. das 
Handeln nad) Gründen der Wahrjcyeinlichfeit bei 
verjchiedenen Anfichten; Enlogiftie, £. beſonnenes 
Handeln. 

&umeniden, pl. (Eumenides) Fabell. eig.die wohl⸗ 
gejinnten, wohlwollenden Göttinnen, einejchonende 
Benennung der Erinnyen oder Furien, f. d.; 
Cumenie, f. (gr. eumeneia) Wohliwollen, Güte, 
Huld. 

eumetriich, gr. (vgl. Metrum) wohlgemefjen, von 
gutem Versmaße. 

Eumorphie, f. gr. (eumorphia, v. morphẽ, Form, 
— die Wohlgeſtalt; eumoͤrphiſch, ſchön— 
geſtaltet. 

Eumuſie, £. gr. (eumusia, vgl. Muſe) Schönheits- 
gefühl, Kunftfinn; eumuſiſch, kunſtſinnig. 

Eunage, pl. gr. die Steine, welche die Alten al3 An— 
ter gebrauchten. 

Eunomia, f. gr. (v.nömos, Gejeh) die Geſetzgöttin, 
eine der Horen, [. Themis; auch ein Ajteroid, 1851 
durch de Gasparis entdedt; Eunomie, f. Geſetz— 
lichkeit; eundmisch, geſetzlich, wohlgeordnet. 

Gunomiäner, m. Anhänger de3 Eunomius, die 
ſtrenge Sefte der Arianer. 

Eunũch, m. (gr. eun-üchos, eig. Betthüter, v. eung, 
Bett, u. &chein, halten) ein Verſchnittener, Hämm— 
ling, Entmannter, beſ. als Aufjeher der Frauen 
in den Harems, Frauenhüter; im Altertum aud) 
Kämmerling bei den aſiatiſchen Fürften; eunuchi— 
fieren, verjhneiden, entmannen. 

Euodie, f. gr. (von özein, riechen) der Wohlgerud; 
euõdiſch, wohlriechenn. 


det; Bot. eine nad) dem Prinzen Eugen von Sa- | Eupathie, f. ar. (vgl. Pathos) das Wohlbefinden, 


252 Enpatriden 


Wohlbehagen; große Empfänglichkeit für äußere 
Eindrüde, große Geneigtheit zum Erkranken; Ge- 
duld im Leiden. s ; 

&upatriden, pl. gr. (eupatridai, von eu u. pater, 
Vater) Geburtsadlige im alten Athen; eupatri⸗ 
diſch, adelig; Eupatridismus, m. Bevorzugung 
des Adels. 

Eupepſie, f. (vgl. Pepſis) Magenſtärke; auch Leicht- 
verdaulichkeit; eupeptifch, leicht verdaulich. 

Euphemie, f. gr. (von pheme, Rede, Ruf) weibl. 
Name: die im guten Rufe Stehende, Berühmte; 
Cupbemie, f. das Beichönigen durch mildernde 
Ausdrüde; Enphemismus, m. ein jchonender 
Ausdrud, verhüllende Umfchreibung, 3. B. ent- 
Schlafen für jterben; enphemiftifch, beichönigend, 
verhüllend. 

Euphonie, f. gr. (von phone, Stimme, Zaut) der 
Wohlklang, Wohllaut; Euphön, n. der Wohllau- 
ter, eine von Dr Chladni 1790 erfundene Stab» 
od. Stangenharmonifa; Euphonikon, n. ein von 
Beale u. Eo. in London erfundenes Pianoforte 
mit vollem Klang; Euphonion, n. ein aus einer 
Anzahl durch verfchiedene Füllung im richtigen 
Berhältnis abgejtimmter Gläfer bejtehendes, durch 
Streihen an den Rändern der Gläfer gefpieltes 
Tonwerfzeug; euphöniſch, wohlilingend, eupho- 
nifher Bucjtabe, ein des WohllautS wegen 
gejegter Buchſtabe. 

&upborbie, f. gr. (euphorbion, n., von phorbe, 
Weide, Futter) Wolfsmild, ein Bflanzengejchlecht, 
deſſen Arten alle einen ſcharfen, üßenden Milchſaft 
enthalten; FEuphorbium, n. ein in mehreren Eu- 
phorbienarten enthaltenes Harz. 

Euphorie, f. gr. (euphoria, v. pherein, tragen) eig. 
das leichte Ertragen; da3 Wohlbefinden; das WoHl- 
befommen der Arznei, Speife ze. 

Euphraͤdie, f. gr. (von phräzein, ſprechen) Wohl— 
redenheit, Beredſamkeit. 

Euphrafie, f. gr. (von euphrainein, erheitern, er- 
gögen; euphrön, frohfinnig) Frohlinn, be. beim 
Sajtmahle; Euphroſhyne, f. die Heiterkeit, Fröh— 
lichfeit; Freudengeberin, eine der drei Örazien; 
auch weibl. Name: die Frohlinnige; Sternf. ein 
Alteroid, 1854 von Yergujon entdedt. 

enphuiftiich, gr.-engl. — v. euphyẽs, ſchön⸗ 
gewachſen, davon engl. Euphues, d. i. der Name 
des Helden zweier Werke von John Lyly, der ge— 
ſpreizt und geziert auftritt, davon ftatt des griech. 
euphyiftiich, wie e3 heigen müßte, griech.-engl.: 
enphuiitiich und Euphuismus) Bildung und An- 
ttand betreffend; Eunhuismus, r. Enphhisnus, 
m. Schönrednerei, gefpreiztes, geziertes Sprechen. 

Eupiõon, n. gr. (eu ır. pion, fett) ein mohlriechendes 
flüſſiges Produkt der trodenen Deftillation orga- 
nifcher Stoffe. 

Euplajftice, pl. gr. nährende Mittel, welche den 
Körper voll und ſtark maden. 

@upnöe, f. gr. (eüpnoia, von pnein, atmen) Heilf. 
gutes oder leichtes Atmen. 

&Euporie, f. gr. (eu-poria, von eü-poros, leichten 
Ganges, leicht gehend) die Gewandtheit, Leichtig- 
feit; auch Wohlhabenheit. 

Eupraxie, f. gr. (eupraxia, v.euprässein, mohltun, 
jich wohlbefinden) Wohltun, Wohlverhalten, Wohl⸗ 
befinden. 

Gupyrion, n. gr. (v. pyr, Feuer) ein Zeichtzünder, 
hemijches Feuerzeug. 

Euraſier, pl. (Zuſammenſ. aus Europa u. Afien), 
Miſchlinge in Oftindien, von einem engl. Vater 
und einer indischen Mutter ſtammend. 


— — — — —— — — — — — 





Eutonia 


Eurhythmie, f. gr. (vgl. Rhythmus) das Be u 
chöne Verhältnis, bei in der Bewegung, 3. B. im 
Tanze, in der Mufik, Voefiezc., die Wohlbewegung; 
überh. da8 Ebenmaß, die Maßhſchonheit, ſchöne 
Übereinjtimmung aller Teile eines Ganzen; Heilk. 
der regelmäßige Blutumlauf oder Pulsſchlag. 

Eurös, gr., oder I. Eurus, m. der Südoſtwind; 
&urös, Heilk. der Schimmel, Moder, auch Knochen- 
fraß; Eurotlydon, m. (von Euro? u. gr.klydon, 
d. 1. Wogenjchlag, aljo eig. Südoſt- od. Oftiturm) 
dichteriſcher Name für den in Labrador vom Atlan— 
tiichen Ozean her braufenden Oftfturm (der Name 
tommt 3.8. beitongfellomw vor). 

&ufarfie, f. ar. (v.sarx, Gen.sarkös, Fleifch) Wohl- 
beleibtheit, Fleiſchigkeit. Se 

Euſebia od. Eufebie, f. gr. (eus&beia, v. eusebes, 
fromm) die Srömmigfeit, Oottfeligfeit, Religion; 
weibl. Name: die Fromme; Euſebius, m. männl. 
Name: der Fromme, Ehrwürdige; Gnfebiäner 
biegen die Arianer im 4. Jahrhundert, welche von 
Euſebius, Batriarhen von Konftantinopel, begün— 
jtigt wurden; Eujebiofogie, f. Anweijung zum 
gottesfücchtigen Leben. 

Eufenie, £. gr. (eusämeia, v. sema, Zeichen) Heilk. 

° gutes Vorzeichen, gute Vorbedeutung. 

Enfitte, f. gr. (v. sitos, Speife) Heilf. Epluft. 

Euſplanchnie. £. gr. (v. splänchnon, Eingeweide) 
Heilf. gute Beichaffenheit ver Eingeweide. _ 

Euſtachius, m.u. Euſtachia, £.gr.(v.stächys, Ahre) 
männl. u. weibl. Name: der u. die Ahrenreiche, 
Fruchtbare; Euſtachiſche Röhre (tuba Eusta- 
chiäna), die Verbindungsröhre zwiſchen der Trom— 
melhöhle des Ohrs und dem Schlunde, ſo benannt 
nach dem gelehrten italieniſchen Arzte u. Anatomen 
Euftadhi (7 zu Ron 1574). 

Euſtaſius, m. u. Euſtaſia, f.; Euftathins, m. u. 
Enitathia, f. gr. (v.eustathes, feititehend beitän- 
dig) männl. u. weibl. Name: der u. die Gefunde, 
Starke, Heitere, Ruhige. or | 

Euſtochius, m. u. Euſtochia, f. gr. (v. eüstöchos, 
gut treffend, fcharfiinnig) männl.und weibl. Name: 
der u. die Wisige, Scharflinnige. J 

Euſtorgius, m. u. Euſtorgia, f. gr. (v. stergein, 
lieben) männl. u. weibl. Name: der u. die Biel- 
geliebte. — 

euſthlos, ar. (v. stylos, Säule) ſchönſäulig; Euſty⸗ 
fon, n. Bauf. ein jhönfäuliges Bauwerk, dejjen 
Säulen um 2°/, Säulendiden voneinander ab- 
ſtehen. 

Euterpe, f. die Ergötzende, eine der Muſen; in der 
—— die — Sternk. ein Niteroid, 
1853 von 3 entdedt. 2 f * 

Euthalie, f. gr. (thällein, grünen, blühen) weibl. 
Jtame: die Holdblühende. —J 

Euthanaſte, f. gr. (vgl. Thanatos) ein leichter, 
fanfter Tod, das Entſchlummern, Hinüberſchlum— 
mern; Heilk. die Todeslinderiing. ; 

Euthefie, f. gr. (eu-thesia)Heilf. gute, ſtarke Leibes— 
befcyaffenheit. 

Euthymetzie, f. gr. (von euthys, gerade) Meflung 
geradliniger Ziguren. le \ 
Ethymie, f. gr. (von thymös, Seele, Gemüt) die 

Seelen oder Gemütsruhe, Heiterkeit. 

Entocie od. Eutofie, f. gr. (v. tokos, das Gebären 
leichtes Gebären. 

Eutolmie, f. gr. (von tölma, Mut) Entjchloffen- 

ci at (vgl. Ton) weibl. Name: die Wohl 
utonia, f. gr. (vgl. Ton) weibl. Name: die Wohl⸗ 
tönende, —— Redende; Eutonie, f. Heilk. 
Spannkraft. 


Entrapelie 


&Eutraselic, f. gr. (eutrapelia) Wohlgewandtheit, 
Anitand, Wiß. 

Eutrophie, f. gr. (v. tr&phein, nähren) die Wohl- 
genährtheit; gefunde, veichliche Nahrung. _ 

——— od. abgek. Eutroͤp, m. gr. (v. tröpos, 
eig. 
Gutherziger. | 

Eutychius od. ger Eutijch, m. u. Euthchie, f. 
gr. (von tych&, Geſchick, Glic) männl. u. weibl. 
Name: der u. die Glüdlihe: Eutychie, f. Glück— 
jeligfeit; Eutychiäner, ſ. Jafobiten. 

Enzelie, f. gr. (euzelia, von zelos, Eifer 2c.) gute 
od. glirckliche Nacheiferung, entg. Kakozelie. 

Euzoie, f. gr. (v. zen, leben) das gute Leben. 

Eva, f. hebr. (gr. Eua, Eva, hebr. Chawwäh, eig. 
Leben) weibl. Name; die Lebengebende, Mutter Der 
Lebendigen, das erjterichaffene Weib; aud) f. Weib 
überh., bef. ein neugieriges, ſinnlich begehrliches 
Weib; Eveline, f. Mütterchen. 

ebadieren, |. (evadere, entrinnen) entwiſchen, ent- 
innen; Evaſion, f. nl. das Entweichen; die Aus— 
flucht; evaſib, enafartich, ausfluchtsweiſe. 

ebagieren, |. (evagäri; vgl. vagieren) ausſchweifen, 
herumflaitern; Evanation, f. (evagatio) die Aus— 
ſchweifung, Abſchweifung, Zerſtreuung. 

ebatuieren. I. (evacuäre, vgl. Vakuum) ausleeren, 
abführen; Evakuantia, pl. Ausleerungsmittel; 
Evbakuation, f. die Ausleerung, Räumung, Aus- 
laugung, Abjaugung; Ebakugtions-Kontrakt, 
m. der Räumungsvertrag; evaluatib, ausleerend, 
abführend. ? H 

evaleizieren, I. (evalescere) größer od. ſtärker wer- 
den, zunehmen, überhand nehmen. R 

evalnieren, ml. (fr.&valuer; vgl.valuieren) ſchätzen, 
würdigen, berechnen; Evaluation, f. die Preis⸗ 
beftimmung, Währung von Münzen 2c. 

Evaͤn, gr. (euan) Zubelruf der Backhantinnen, auch 
Beiname des Bacchus, ſ.d. 

ebaneizieren, I. (evanescere) verſchwinden; Evan: 
neizenz, f. ııl. dag Schwinden, Dahinſchwinden. 

Evangelium, n. gr. (ſpätl. evangelium, v. gr. eu- 
angelion, von eu, j. d., u. ängelos, Bote, angelia, 
Nachricht) 1. die gute Frohe Nachricht od. Botichaft, 
daß in Jeſus der verheißene Erretter erichienen fei; 
2. daß Neue Teftament od. die Heilsverfündigung; 
3. pl. Evangelien, die Denkwitrdigfeiten aus dem 
Leben und der Lehre Jeſu; Evangelien-Parmo⸗ 
nie, f. vergleichende Aufammenitellung der vier 
Evangelien; Evangelift, m. (ſpätl. evangelista, 
gr. euangelistes) eig. Heilsverkündiger; ein Ver- 
fafjer der Denkwürdigkeiten Sefu, die vier Evan- 
geliften: Matthäus, Markus, Lukas u. Johannes; 
evangelisch, der Lehre Jeſu gemäß, chriſtlich; bef. 
das Evangelium als einzigen Glaubensgrund an- 
erfennend, 3.8. evangeliiche Chriften, Kirche 2c.; 
vgl. Proteſtant; enangeltiteren, eine gute Bot- 
daft verkünden; die evangelifche Lehre und Kirche 
verbreiten; daher: &pangeliiierung od. Evange⸗ 
liſatiõn, f. Ausbreitung der evangelifchen Kirche; 
Evangeliarium, Evangelicnm od. Evangeli— 
ftarium, n. in der alten Kirche: das Evangelien- 
buch, die Sammlung der ſonn⸗ und feittäglichen 
Evangelien; Epangelier, m. in der fathol. Kirche: 
derjenige, welcher dag Evangelium abfingt; Evan- 
gelical Friends, pl. engl. (ſpr. ewandſchellikäl 
frenndg) d. i. evangelifche Freunde oder chriftlicye 
Gejellichaft der Freunde, eine religiöfe Sekte in 
Nordamerika, die ſich ſelbſt mit diefer Bezeichnung 
benennt, von andern aber gewöhnlich die Sekte der 
Quäfer (f. d.) genannt wird. 


endung; Art und Weile 2c.) männl. Name: 


—— ——— —— —— — — — — — nn nn — 
— — — — ee — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —— 


ebertuieren 253 


Evans-Gambit, n. eine vom engl. Schiffsfapitän 
Evans 1829 eingeführte Eröffnung des Schad)- 
jpiel3, bei der durc) ein Bauernopfer der Angriff 
raſcher entfaltet wird, j. Gambit. 

edaporieren, I. (evaporäre; v. vapor, Dunft) au3- 
dünsten, ausdampfen, abdampfen, verdunſten; 
ebaporäbel, nl. verdunftbar, ausdünftbar; Eva— 

oration, f. l. (evaporatio) die Ausdampfung, 
" — Abdampfen flüchtiger Teile ver- 
mittelſt der Wärme; Evaporätor, m. nl. der Ad- 
dampfer, eine Einrichtung, wodurch die Verdün- 
ftung der Sole in den Salzpfannen befördert wird; 
Evaporatorium, n. der Verdunſtungsmeſſer. 

Evaſion, euaiid, evaſoriſch, j. unt. evadieren. 

Evektion, f. |. (evectie, von evehere, heraus» oder 
auffahren) das Emporfteigen, Aufwärtsfahren; 
Sternf. die größte der Ungleichheiten, welche der 
Lauf des Mondes in feiner Bahn um die Erde 
zeigt, begründet durch die Störungen, welche die 
Sonne auf ven Mond ausübt. 

evellieren, !. (evellẽre, v. vellöre, rupfen) ausreißen, 
herausreißen. 

ebenieren, l.(evenire, hervorkommen, ſich ereignen) 
ſich zutragen, ereignen; Evenement, n. fr. (ſpr. 
ewen’mäng; l. gleich]. evenimentum = eventum, 
v. evenire) Erfolg einer Sache oder Begebenheit; 
Begebenheit, Ereignis. 

evening m. engl. (jpr. iw'ning), Abend; evening- 
dress, m. Gejellfehaftsanzug, zweireihiger Gehrod 
mit Schößen. 

Ebentail, m. fr. (ſpr. ewangtdj’; von eEventer, 
fächeln, von vent, Wind) der Fächer, Wedel: en 
eventail(ipr.an—), fäherförmig; eventaillieren, 
Krſpr. fächerförmig aufmarfcieren; Eventaillen— 
Aufmarſch, m. fäherförmiger Aufmarſch. 

ebentilieren, [. (eventiläre; vgl. ventilieren) aus— 
Schwingen, auslüften; Epentilation, f. ul. die 
Auslüftung. 

Eventration, f. I. ein großer Nabelbrud), bei dein 
viele Eingeweide heraustreten. 

eventus, m. lJ. (v. evenire; vgl. Evenement) der 
Ausgang, Erfolg; Begebenheit; o. docebit, der 
Erfolg wird e3 lehren; e. stultörum magister, 
Sprw. der Erfolg ift ver Toren Lehrmeiter; in 
eventum, auf den fich ereignenden Fall; in om- 
nem ev6ntum, auf jeden Fall, jedenfalls; ebett= 
tuäl oder eventuell, nl., Adverb: eventualiter, 
vorfonmenden od. erforderlichenfalls, allenfalls, 
unter Umftänden, möglichenfall3; insbeſ. ſchlimm— 
ftenfall3; auch vorfichtsweife, bedingungömeije; 
eventualissime, im äußerften Falle; Fventual— 
Antrag, bedingter Antrag, Unterantrag; Epen- 
tual=Öelehnung, vorläufige Erteilung eines 
Lehns auf einen gewiffen Fall; E.⸗Maximie, f. od. 
E.⸗Prinzip, n. Ripr. der Grundjag, bei einen: 
Prozeſſe alle Angriffs- u. Verteidigungsmittel auf 
einmal, nicht nacheinander, vorzubringen; Even— 
tual⸗Projekt, n. Entwurf zur Auswahl, Neben- 
entwurf; Eventualität, f.der Eintritt eines mög— 
lichen Falles, Möglichkeit; Vorausſicht. 

Everlafting, m. engl. (fpr. ewwerlaßting; eig. im— 
merwährend; vgl. Eternal) ein fehr at tes 
geripptes Wollenzeug. 

ebertieren, I. (evertẽre) umkehren, umſtürzen, ver- 
nichten; &verjion, f. I. (eversio) die Umwerfung, 
der Umfturz; everjid, nl. umjtürzend. 

evertuieren, fich, fr. (s’Evertuer; von vertu — I. 
virtus, Mannheit, Kraft, Tapferkeit, Tugend) ſich 
anjtrengen, ermannen; fich durch Übung befähigen 
od. mehr Gefchicklichfeit erwerben. 


254 ebeſtigieren 


ebeſtigieren, I. (evestigäre; vgl. veſtigieren) aus— 
püren; Eveſtigation, £. nl. die Ausforſchung. 

cher, ſpãtl. (evexus, von evehẽre, herausfahren od. 
tragen) nach oben zu abgerundet, aufwärts ge— 
rundet, hochrund. 

ebident, LI. (evidens, v. videre, fehen) augenfchein- 
(ich, einleuchtend, fonnenklar; Evidenz, f.(eviden- 
tia) die offenbare, einleuchtende Gewißheit, der 
Augenfhein; die Epidenzhaltung von Liften, die 
fortgeſetzte VBervollitändigung derjelben. 

evigilieven, [.(evigiläre; vgl. vigilieren) auftwachen, 
erwachen; etwas erarbeiten, jorgfältigausarbeiten; 
Evigilation, f. (ſpätl. evigilatio) das Aufwachen. 

Eviktion, j. evincieren. 

ebincieren, I. (evincere,eig.ganzüberwinden)über- 
führen, überzeugen, dartun; Rſpr. Gewähr leiften, 
verbürgen; auch des Befites entſetzen, ausflagen; 
Evincent, m. (l. evincens) wer im Wege eines 
Rechtsſtreites einem andern eine Sache abftreitet; 
ebincibel, rl. erweislich, zu überführen; Epif- 
tion, f. (l. evictio) die Gewähr, Sicherſtellung, 
Bürgſchaft; die Ausklage; Eviktiönsklage, Ent- 
eignungsklage. 

ebirieren, |. (eviräre, von vir, Mann) entmannen; 
Evbiration. f. die Entmannung. 

ebiſzerieren, «fevisceräre, v.viscera, Eingeiveide) 
ausnehmen, ausweiden. 

ebitieren, [. (evitäre, v.vitäre, meiden) vermeiden; 
evitäbel (evitabilis), vermeidlih; Evitation, f. 
(evitatio) die Bermeidung. 

eviva! it. f. v. w. vivat! 

Evöe, I. (eig. evoe, fpr. evö, v. gr. eudi) Subelruf 
der Backhantinnen, vgl. Evan. 

ebolbieren, [. (evolvere; vgl. volvieren) auswickeln, 
entwicdeln, entfalten, fich ausbreiten; Evolvente, 
f. evolvierende oder abwidelnde Linie, Größent. die 
krumme Linie, welche von einem Punkte einer ſich 
um einen Kreis (od. eine andere Kurve) wälzenden 
geraden Linie bejchrieben wird; Ebolũte, £..(evo- 

üta, sc. linea) Größenl. die abgemwicelte od. Ab— 

twidelungs-Linie, frumme Linie, Die von den End- 
puntten der Krümmungshalbmeffer einer andern 
frummen Linie gebildet und jo befchaffen ist, daß 
ein darum gelegter Faden bei feiner Abwickelung 
die gegebene frumme Linie bejchreibt; Evolution, 
f. (evolutio) die Entwidelung, Entfaltung; Ruf. 
eine friegeriijhe Wendung od. Schwenfung, Heer- 
ſchwenkung; Tonf. dielmfehrung der Stimmen im 
doppelten Kontrapunft; Euofutions-&sfadre, f. 
eine Slotte, weiche durch öfter veränderte Stellun- 
gen dem Feinde beizufonmen ſucht; &.:Marich, 
m. ein Wendezug; &.-Theprie, f. Naturl. die Ent- 
widelungslehre, nad) welcher man annimmt, daß 
die Körper fich durch fich ſelbſt fortpflanzen, und 
fhon in dem erſten menschlichen oder tierischen 
Körper die Keime zu allen folgenden vorhanden 
waren. 

ebomieren, |. (evom£re; vgl. vomieren) ausfpeien, 
ausbreden; Evbomition, f. nl. das Berbreden. 

ebozieren, l. (evocäre, v. vocäre, rufen) aufrufen, 
herausrufen, vorladen; bejchwören; euofäbel, ni. 
vorladbar; Evokation, f. l. (evocatio)die Vorla— 
dung vor ein auswärtiges Gericht; evocatio in- 
ferorum od.mortuorum, die Totenbeſchwörung; 
e. militiae, das Aufgebot der Mannjchaft zum 


Kriege; Evokatorium, n.ein Vorladungsichreiben. 


evulgieren, |. (evulgäre, von vulgus, Volk) aus— 
ihwagen; Ebulgation, f. nl. die Ausſprengung. 

Evbulſion, f. l. (evulsio, v. evellöre; vgl. evellieren) 
die Herausreißung. 


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Examen 


eg, gr. Vorwort vor Vokalen ſ. v. tv. ef, ſ. d.; ex, lat. 
vor Konjonanten auch Bloß e, I. aus, von; als 
Vorwort in Zufammenfegungen dem deutjchen 
aus-, auf, er⸗, ent⸗ entjprechend; in neueren Zu- 

ſammenſ. aud) ſ. v. w. ehemals od. weiland, vor- 
od. ehemalig, z. B. Exminiſter, Exjeſuit, u. ſ. f.; 
geweſener Miniſter, Jeſuit ꝛc. 

ex abrupto, ex adverso u. andere Verbindungen 
mit ex j. unter dem jedesmaligen Folgewort. 


tgangerteren, |. (exaggeräre, von agger, Damm, 


Wall) eig. aufdämmen, aufhäufen; daher übertrei- 
ben, vergrößern, fr. exagerieren (exagerer; fpr. 
—}9—); Exaggerstion, f. (l. exaggeratio) Die 
Übertreibung emer&ache; exaggeratoriſch. fpätl. 
übertreiben». 

etagitieren, |. (exagitäre; vgl. agitieren) eig. her- 
austreiben; erichüttern, aufregen, reizen, neden; 
Exagitation, £. ni. Erſchütierung, Aufregung, 
Neckerei. 

Eraimatöjis od. Exämatsſis, f. gr. (von haima, 
Blut) Heilt. die Biutbereitung ; das Blutigwerden; 
Cxaimie, f. der Blutmangel, die Blutlofigkeit, 
Verblutung; Exaimön, m. ein Vollblütiger; exat= 
mos, blutleer, verblutet. ab 

Eratreiis od. Exäreſis, f. gr. (von exairein, her- 
a daS Herausnehmen 3. B. der Einge- 
weide. 

exaͤtt. I. (exäctus, von exigere, heraustreiben, zu- 
jtande bringen, endigen) genau, forgfältig, pünkt— 
lich); eratte Wiſſenſchaften, Wiſſenſchäften, die 
nach genau beſtimmten und ftreng bewiejenen Er- 
kenntniſſen ftreben, alſo beſ. diejenigen, bei denen 
die Mathematik Anwendung findet, wie Mechanik, 
Altronomie, Phyſik 2c.; Exnetitüde, f. fr. und 
Exactneß, f. engl. Genauigkeit, Pünktlichkeit, Re— 
gelmäßigkeit; Exaktion, f. |. (exactio) die Eintrei⸗ 
bung, 3.8. der Gefälle; Erprefjung, Erzwingung; 
Exaͤktor oder fr. Exalteur (ſpr. —töhr) m. ein 
Selderheber; der Inhaber u. Borzeiger eines Wech- 
ſels; Erpreſſer. ſſpitzen, reizen. 

egafuieren, l. (exacuere; vgl. acuieren) ſchärfen; 

Exdlıma, n. oder Exrälſis, f. gr. (von ex-allesthai, 
herausipringen) Heilf. das Ausipringen. 

ezaltieren, I. (exaltäre, fr. exalter, v. |. altus, hoch) 
erhöhen, jpannen, tiberreizen, erhigen, entzüden; 
exaltiert, aufgeregt, begeiitert; gejpannt, über— 
ipannt; im eraltierten Zuftande, in großer 
Geiſtesſpannung; Exalté, m., pl. Cgaltes, fr- 
Überſpannte, Schwindelköpfe; Exaltados, pl.ipan. 
eine entſchieden demokratiſche Partei in Spanien 
ſeit der Revolution von 1820, entg. den Mode— 
rados; Gxaltation,k.l. die Erhöhung, Erhebung; 
beſ. die Begeiſterung, der Geiſtesſchwung, UÜber— 
ſpannung, Verzücktheit. 

Exümatoſis, Exämie ꝛc., |. ExXaimatoſis ze. 

Exambloma, n. gr. Die Fehlgeburt; Examblöſis, 
f. das Fehlgebären. 

Erämen, n., pl. Examina, I. (au exagmen ent- 
tanden, von exagere f. exigere, heraustreiben, 
unterfuchen) die Prüfung, Unterfuchung, das Ver- 
hör; e. rigorösum, jtrenge Prüfung; examinie⸗ 
ren (l. examinäre), prüfen, unterfuchen, ausfor- 
chen, verhören: auf die Probe jtellen; Examinan⸗ 
dus od. Examinand, m. der zu Prüfende, Brüf- 
ling; Examination, f. die Prüfung, Unterſuchung; 
Examinations⸗-Kommiſſion, f. die Prüfungs— 
behörde, der Prüfungsausſchuß; Examinätor, m. 
der Prüfer, Unterſucher; auch der Torwart; Exa— 
minatorium, n. ein Prüfungsverein; eine Vor- 
prüfung od. prüfende Belehrung auf Hochjchulen. 


Exanaſtomoſis 


Exanaſtomõſis, f. gr. (vgl. Anaftomöfis) Heilk. Ein- 
jenfung eines Gefäßes in das andere. 

Exanagaſtröphẽ, f. gr. (von ströphein, wenden) die 

eneſung. 

hu ee f. nl. (von anus, After) Heilf. Maftdarm- 
Vorfall. 

eranimieren, I. (exanimäre, v. anima, Seele) ent- 
jeelen; entmutigen, ängftigen; Exanimation, f. 
(exanimatio) Entjeelung, Mutlofigteit; Heilf. eine 
tiefe Ohnmacht. 2 

Cranthim, n. gr. (exänthema, eig.das Aufgeblühte; 
vgl. Anthos) eine Puſtel, ein Haut-Ausſchlag; eine 
Entzündung; exauthemätiſch, ausgeichlagen, fin 
ig; exanthematiſches Fieber, ein entzündliches 
Fieber mit Ausſchlagz Eyanthematologie, f. die 
Lehre von den Ausschlägen; Exanthẽſis, £. Heilk. 
das Nusbrechen eines Hautausjchlages. 

Granthropte, f. gt. (v. änthropos, der Menfch) die 
Menichenichen; exantgropiich, menichenichen. 

Erantlation, f. nl. (v. exantläre, ausjchöpfen) das 
Auspumpen, Erfchöpfen. 

Grapothevie, f. gr. die Entgötterung. 

Eräquation, f. [. (exaequatio; vgl. aequus, gleich) 
die Gleihmahung, Ausgleihung. 

Graraͤgma, n. gr. (b. ex-arässein, herausichlagen) 
das Zerbrochene, Zerfplitterte; Heilf. der inochen- 


bruch. 

Exaration, f. I. (exaratio, eig. das Ausackern, von 
ex-aräre) fchriftlihe Ausarbeitung. 

Eraͤrch, m. gr. (exarchos, der Anfangende, Erite, 
Borziigtichtte) Vorſteher, ehemals Statthalter der 
byzantinischen Kaifer in Oberitalien; aud ein 
höherer Erzhifchof, vorgefegter Geiftliher in der 
griechischen Kirche; Exarchũt, n. ml. (exarchätus, 
m.) das Amt, die Wiirde und das Gebiet jenes 
Statthalter, die heutige Romagna, den Küjten- 
jtrih von Rimini bis Ancona, die Seegegend um 
Genua und ganz Unteritalien umfaſſend. 

Crardiäter, m. gr. (vgl. Archiater) ein Unter-Leib- 
arzt; aud) ein geweſener Leibarzt. 

Gräreis, |. Erairefis. 

Erdrua, n. gr. (von ex-airein, erheben) Hetlf. eine 
Gefanmoutft 

erarmieren, |. (exarmäre) entwaffnen. 

Graripreme od. Exarthröma, n. od. Exarthrö⸗ 
Ns, f. gr. (von ärthron, Glied, Gelent), auch Ex— 
artifulation, f. nl. (v. articülus, j.d.) Heilf. Aus⸗ 
veniung, Verrenkung; gew. die hirurgiiche Aus— 
löſung eines Gliedes aus dem Gelenke; exartifu- 
fieren, ein Glied am Gelenk abnehmen. 

eraiziteren, I. (ex-asciäre, v. ascia, die Art) aus» 
hauen, aus dem Gröbjten arbeiten. 

erafperieren, [. (ex-asperäre, vgl. asper) eig. rauh 
machen; erbittern, erzürnen; ein Übel verſchlim— 
mern; Exaſperation, f (exasperatio) die Er— 
bitterung; bögliche Vergrößerung. 

eräftuieren, I. (v. aestüare, wallen) aufwallen, fich 
heitig erzürnen. 

Ggatmoffopium, n. gr. (v. atınös, Dunft) ein Aus— 
dünjtungsmejjer. 

Exmm̃ di, |. der Name des Sonntags vor Pfingiten, 
von B}. 27,7: exaudi, Domine, vocem meam etc., 
d. i. erhöre, Herr, meine Stimme 2c., welcher an 
diefem Sonntage in der fatholifchen Kicche vor- 
gelejen wird. 


SEanBurieren, l. (exauguräre; entg. inauguvieren, 


d.) die Weihe oder Heiligkeit eines geweihten 
Gegenſtandes aufheben, ihn entweihen; &gaugu= 
ration, f. (1. exauguratio; entg. Snauguration) 
Entziehung der Heiligkeit. 


Erelution | 255 


erauftorieren, l. (von auctoräre, verbürgen, ver- 
bindlich machen) entjeßen, des öffentlichen Amtes 
und Anſehens berauben; Exauktoration, f. nl. 
die Entjegung, Abjegung. 

exazerbieren, |. (exacerbäre; vgl. acerb) erbittern, 
verihlimmern; Exazerbation, f. nl. die Erbitte- 
rung; Heilf. Berichlimmerung einer periodifchen 
Krankheit, entg. Remiffion. 

Exazervation, f. nl. (von acerväre, häufen; vgl. 
azervieren) die Aufhäufung. 

ex bene placito, j. unter Blacitum. 

Excalceãtus, m., pl. Gxealceäten, I. (von excal- 
ceäre, entſchuhen) Barfüßler, j. Discalceaten. 

ex cathedra etc., |. unter Katheder. 

ke &gcentrif, Excentrics, f. unter ex— 
zentrifc. 

Exchange, n. enal. (pr. ekstſchehndſch; vgl. Change) 
Austaujch, Wechjel; die Börfe in London; bill of 
exchange, Wechlelbrief. 

Exchequer, n. engl. (pr. efötfcheder, altfr. esche- 
quier, neufr. &chiquier, ein Schachbrett; ehemals 
eine Art Zähltifch zum Empfang der Abgaben, in 
der Normandie der oberjte Gerichtshof, entweder 
wegen des jchachbrettartig gewürfelten Tuches, 
womit der Zähltiſch überzogen ijt, oder wegen des 
nad) Art eines Schachbrette8 gewürfelten Fuß— 
bodens; vgl. échec und Schach) die Schagfanımer, 
Sinanzfanımer in England; Exchequerbill, f. 
Schatzkammerſchein. 

ex conc6ssis, l. (vgl. concedieren) laut des Zu— 
geitandenen. 

ex consönsu, !. (vgl. conjentieren) nad) Zuſtim— 
mung oder Übereinftimmung. 

exceüudit, I. (v. excud£re, eig herausfchlagen, aus— 
hauen) auf Kupferftichen: er hat’3 gejtochen. 

&e, Erb-&re, m. alt und niederd. der das erb- 

ide Recht hat, Holz zu fällen (wahrſch. weil ein 
folder zum Zeichen feines Recht3 eine Holzart 
trug oder im Haufe hängen hatte). 

ex&at, l. (v. ex-ire, hinaus⸗, tweggehen) er gehe 
hinaus, trete ab! — 

Exedentia, pl. !. (v. ex-edere, verzehren) Atzmittel. 

Exẽdra, f. gr. (val. Hedra) eine Sigung zum Be- 
ſprechen, das Verſammlungszimmer; ehemals der 
Biſchofsſitz in der Kirche; auch ein Seitengebäude 
in der Kirche. 

Exegẽſe, f. gr. (exegesis, eig. Ausfüihrung, v. exe- 
geisthai, ausführen, auslegen, erklären) die Er- 
Härung, Auslegung, hauptjächlich im theologischen 
Sinne, Bibelerflärung; exegeſieren, erklären, aus— 
legen; Exegẽt, m. (gr. exögetes) der Erflärer, 
Schriftertlärer; Exegẽtik, f. die Auslegungstunft; 
exegẽtiſch, erklärend, zum Erklären dienend, 

egelrieren oder r. exjefrieren, |. (exsecräri) ver- 
wünſchen, verfluchen; exefräbel (exsecräbilis), 
fluchwürdig, verwünfcht, abfcheulih; Exetration, 
f. (exsecratio) Verwünſchung, der Abjcheu, Fluch; 
exetratoriſch, verwünichend. 

Exetution, f. I. (executio, eig. exsecutio, vd. ex- 
sequi, ausführen, vollziehen; vgl. erequieren) die 
Ausführung, Vollziehung, Volitredung eines Ur- 
teil3, Zwangsvollſtreckung, Beitreibung Pfändung; 
exsecutio sententiae, die Urteilsvollziehung, 
insbeſondere die Bollitredung einer Leibes- oder 
Lebenzftrafe; Hinrichtung eines Verbrechers; ge- 
richtliche Zwangshilfe, Schuldeneintreibung oder 
Auspfändung eines Schuldners; ab executiöne 
etwas anfangen, d. i. das Nechtöverfahren von 
hinten, nämlich mit der Zwangsvolljtredung ( ohne 
vorhergegangenes rechtliches Gehör) beginnen; 


256 Erelkysmus 


exhortieren 


Kripr. militäriſche Beſetzung eines Landes, um | exerzieven, I.(exercöre, fr.exercer) üben, Übungen 


gen Forderungen zu erzwingen; Exelutions⸗ 
ericht, Krändungsberidht; &.:Kommande, n. 
ein Straftrupp, ein ausgefandter Trupp Soldaten 
zur Vollziehung eines Urteils; der Anführer des- 
jelben: &.-Rommandant; Exefutionsiucer. 
m. ein Öläubiger; exefutieren (Tr. ex&cuter),aus- 
fiihren, verrichten; vortragen (ein Muſikſtück); einen 
Befehl vollziehen, vollſtrecken; durch geriaiiile 
Zwangsmaßregeln beitreiben; einen Miffetäter 
hinrichten; exefntio, nl. vollziehend, ausübend, 
3. B. die erefutive Gewalt oder Macht, die Exe— 
futive; Cxefutiv-Prozei, m. ein kurzes Rechts⸗ 
verfahren, Prozeß behufs Bollitreckung eines ge⸗ 
gefällten Stechtstprudhes; Ggekutant, oder l. Exe⸗ 
fütor, m. der Ausrichter, Bollzieher, Gericht3- 
vollzieher, Bollitreder, Zwangsvollitreder; der 
Scarfricter, Henker; executor testamenti, ein 
Bollzieher des legten Willens; mandätum exe- 
eutoriäle oder bloß &gefutoriäle, n., aud) exe= 
eutoriäles (litterae) , pl. nl. Beitreibung3- od. 
Vollſtreckungsbefehle; exekutsriſch, vollſtreckend, 
im Wege der Zwangsvollſtreckung, der Beitreibung. 
a m. gr. (v. ex-elkyein, herausziehen) 
eilf. daS Herausziehen z. B. eines Knochenſtückes. 
Exéempel, n. I. (exemplum, pl. ex&mpla) da3 Bei- 
jpiel; Mufter, Vorbild, die Vorſchrift; Aufgabe; 
3.8. ein Rechen-Exempel; ein Erempelan 
etwa3 nehmen, jid) etwas zur Lehre od. War- 
nung dienen lafjen; ein Exempel ftatuieren, 
ein warnendes, abjchredendes Beifpiel oder ein 
Strafbeijpielgeben; ex6mpli causavd.e.gratia, 
fr. par exemple (ipr. —egjängp’l), zum Beiſpiel; 
ad exemplum;, zum Beijpiel, nad) dem Beiſpiel 
oder Mufter; exempla sunt odiosa, Spriv. Bei- 
ipiele find verhaßt oder gehäffig, d. h. man will, 
um niemand zu nahe zu treten, feine Beifpiele an- 
führen; egempflifizteren, nl. duch Beiſpiele er- 
weijen, erläutern oder dartun; Exemplififation, 
f. Erläuterung durch Beifpiele; exemplificatio 
documenti, eine beglaubigte Abjchrift einer Ur- 
finde; Exemplär, n. I. (exömplar, eig. Mujter, 
Borbild) ein einzelner Abdruck von Büchern oder 
Kupferitichen 2c., ein Abzug; ein Stück derjelben 
Art, ein einzelnes Stüd (3. B. Tier, Gewächs ıc.) 
einer Sammlung; exempläriſch (l. exempläris), 
als Adverb aud) exemplariter, mujtergültig; bei⸗ 
jpielgebend, abjchredend, warnend, z. B. eine egem- 
er: Strafe; &Exemplarität, f. nl. Die 
Muiterhaftigkeit. 
egempt oder exemt, Exemtion 2c., |. unter exi— 
mieren, 
erenterieren, I. (exenteräre, gr. exenterizein, von 
enteron,Eingemweide)die&ingeweideherausnehmen; 
Exenterierung, Exenteriſis, f. od. Exenteris⸗ 
mus, m. gr. das Ausweiden. 
ereqnieren, |. (exöqui oder r. 6xs&qui; vgl. Exe⸗ 
kution) ausziehen, vollziehen, vollftreden (einen 
Befehl); beitreiben oder eintreiben (Schulden); 
pfänden, auspfänden; exequätur! Rſpr. er (oder 
man) vollziehe! das Exequãtur, die Beftätigung 
oder Genehmigung ar ollziehung des Urteils; 
die landesfürjtliche Beftätigung häpfificher Bullen; 
auch die Anerkennung eines Handelskonſuls durch 
die Landesregierung; Exequent, Egequierer, m. 
j.v. mw. Erefutor; Exequien, r. Griequien, pl. 
(f. exsequiae, eig. die Bollziehung) die Bejtattung, 
die Leihen- oder Totenfeier; in der Fatholijchen 
Kirde: die für einen Verſtorbenen zu haltenden 
Seelenmeffen. 


i 


— — — — — — — —— — —— — — — ————— —— — — 


(bej. Kriegs- od. Waffenübungen) anſtellen; dril— 

len einpauken; Exerzier⸗Platz, einKriegsübungs- 

od. Waffenplatz; E.-Reglement, m. die Einübungs- 
ordnung, vorſchrift; Exercitälis, m. der Einzu- 
übende; Exercitium, n., pl. Exercitia oder 

Egerzitien, die Übung, Schul-, Sprach- oder 

Kriegsübung ; Ubungsaufjaß ; Reibesübung ;exer- 

eitium religiönis, die (freie) Neligionsübung; 

exereitia spiritualia, geiftliche Übungen, An- 
dachtsübungẽn; Exercice, n. fr. (pr. egſerßihß) 

Tont. ein Übungsitüd; &gerzitation, f. (1. exer- 

eitatlo) die Übung, gelehrte Unterfuhung; Exer— 

citov, m. I. der Übungsmeifter; exereitor navis, 
der Reeder, vgl. magister navis. 

Exergaiie, f. gr. (v. ex-ergäzesthai, außarbeiten) 
die Ausarbeitung, Ausführung. 

Grergus, m. fr. (pr. egferg’; von gr. ergon, Werk) 
Abjchnitt od. Raum einer Minze für die Jahres— 
zahl und den Wert derjelben, Unterjchrift. 

ex est, nl. es iſt aus od. vorbei. 

exeunt; f. exit. 

exfoliieren, I. (v. folium, Blatt) ſich abblättern, ab» 
ſchiefern, fchiefrig brechen oder jpalten; Exfolia⸗ 
tion, £. nl. Heilf. die Abblätterung, Abſchieferung 
der Knochen; exfoliativ, abblätternd, abſchiefernd; 
Exfeliatis, n. ein Abblätterungs- od. Abſchiefe— 
rungsmittel der Knochen; Exfoliativtrepan, m. 
ein Inſtrument, um die Dice brandig geivordener 
Knochen zu vermindern. 

exhalieren, I. (exhaläre, v. haläre, hauchen) aus- 
haucen, ausdünften; Exhalation, f. (exhalatio) 
die Ausdünftung, Ausdampfung; auch der Dunft. 

exhaurieren, |. (v. haurire, jhöpfen) erſchöpfen, 
ermüden; ausfaugen; Exhäuſtion, f. das Aus— 
fagen (namentlid) von Luft), Abjaugung; Era 
Jeufter, m. nl. die Saugemaſchine, jaugender 

entilator, Quft- od. Gasjauger; aud) Vorrichtung 
zum Auspumpen von AbtrittSgruben, Saugpumpe. 
exheredieren, |. (exheredäre) enterben; exhere- 
ätus, m. der Enterbte; &xheredation, f. die 
Enterbung. 

exhibieren, [. (exhibere, eig. heraus⸗ od. herhalten) 
herausgeben, augliefern, übergeben, einreichen, 
einhändigen, ausftellen, zeigen, vorzeigen, 3. B. 
einen Wechjel: ſich exhibieren, lid) zeigen, ſich 
auszeichnen; Exhibent, m. (exhibens) Kipr. der 
Eingeber od. Einreicher einer Schrift; Exhibitum, 
n, eine Eingabe, Vorlage, eingereichte Schrift, 
Schriftliche Vorftellung; Exhibition, f.(exhibitio) 
die Aufftellung, Darlegung, Borzeigung, Ein- 
zeichnung UnShänbigung;@zbibtsionäklene,wInge 
auf Aushändigung einer Sache; Exhibitionis⸗ 
mus, m. eine Geiſteskrankheit, beiderjichder stranfe 
in unvernünftiger Weile, z. B. durch Entblößung, 
mit dem Strafgejeg in Konflikt bringt; Exhibi—⸗ 
tionift, m. ein derartiger Kranter. 

erhilarieren, I. (von hiläris, fröhlich), anfheitern, 
ergögen; Exhilaration, f. (jpätl. exhilaratio) die 
Aufheiterung, Ergötzung. 

Exhonorierung, f. (barbarijche Bildung, verderbt 
aus engl.exoneration, ſpr. -rehſch'n, Entlaftung), 
Entlaftung, Freiſprechung. 

exhortieren, I.(exhortäri, vgl. hortieren) ermahnen, 
ermuntern, anregen, zureden; &chortation, 1. 
(exhortatio) die Ermahnung, Aufmunterung; egs 
hortativ, ermahnend, zur a 
Exhortatorium, n. ein Ermahnungs chreiben; 
&Erhörte, f., pl.—n, nl. kurze Erbauungs- oder 
Ermahnungsrede. 


erhumieren 


GErfubation 257 


erhumieren, nl. (von humäre, beerdigen) wieder | Exkarnation, f. nl. (von caro, carnis, Fleiſch) die 


ausgraben, aus der Bergejjenheit ziehen; Ex— 
humierung oder Exhumation, f. die Wiederaus- 
grabung (einer Leiche). 

exigieren, l. (exigere, von agere, treiben) eig. her- 
aus-, hervortreiben; fordern, verlangen, eintrei- 


ben, einfordern; Exigent, m. (exigens) ein Beis 


treiber, Einforderer; Exigens, f. nl. der Bedarf, 
das Erfordernis; der Kotfall, dringende Fall; 
Exigenz-Etat, m. — Budget; exigibel, was mit 
Recht gefordert 2c. werden kann; &rigibilität, f. 
die Eintreiblichkeit; exigeant, fr. (pr. —ſchäng, 
gewöhnt. —ſchänt) begehrlich, anfpruchsvolt. 

Exiguus, m. I. der Kleine; Exiguität, f. I. (exi- 
guitas) die Kleinheit, Geringfügigfeit. 

Exilität, f. I. (von exilitas) Dünne, Magerkeit; 
Kleinheit, Schwäche. 

Exilium oder abgef. Exil, n. I. Die Landesverwei- 
jung, Berbannung; auch der Berbannungsort; in 
engerer Bed. |. v. tv. die babylonifche Gefangen- 
Ichaft der Juden, daher nach-exiliſch, nach der 
Zeit der babylonifchen Sefangenjchaft; exilieren, 
nf. (fr. exiler) verbannen, des Landes veriveijen; 
Exilierte, pl. Verbannte. 

erimieren, |. (eximere) ausnehmen, befreien; ex— 
enmpt, od. gew. exemt, (l. exemptus) u. egimiert, 
befreit, frei, ausgenommen, dienſt- und jteuer- 
frei; bei. von dem gewöhnlichen Gerichtsitande 
befreit; Exemtion, f. (. exemptio) Erlafjung, 
Befreiung von einer allgemeinen Verbindlichkeit 
oder Beichwerde; Exemtions-Prätenſiönen, 





pl. Anſprüche auf Erlaſſung einer Berbind- | 


lichkeit. 
Frinanition, f. [. (exinanitio, von inänis, leer) 
Ausleerung; Heilf. Leerheit der Gefäße; über- 
mäßige und anhaltende Ausleerung; die Ernie- 
drigung der Gottheit oder göttlichen Eigenfchaften 
eis a E 4 el 
zischien, n. gr.(ſpr. —isch —; vgl. Ischion) Heilk. 
die vorſtehende Hüfte; Exischios, m. der eine vor— 
ſtehende Hüfte hat. 
cxiftent, Exiſtenz, |. exiſtieren. 
eriftimieren, I. (existimäre, von aestimäre) dafür— 
halten, achten, ſchätzen; Criftimation, f. (existi- 
‚matio) die Schägung, öffentliche Achtung, der gute 
Name, Ruf. 
eriftieren, I. (existere oder r. exsistöre, eig. ent- 
fichen, zum Borjchein fommen) fein, dafein, leben, 
vorhanden fein; bejtehen, j. v. w. jubfiftieren; 
— (l.existens),dajeiend, wirklichvorhanden; 
riſtenz, f.nl.(existentia, fr. existence)das Sein, 
Dafein, Borhandenfein, Bejtehen, Leben; die We- 
ſenheit, Wirklichkeit; der Bejtand, Unterhalt, Le— 
benzunterhalt; Exiſtenzminimum, n. lat. der 
Mindeitbedarf. 
exit, I. (v. ex-ire, hinaus⸗, weggehen) er geht weg, 
tritt ab; ex&unt, jie gehen weg, treten ab (Aus— 
drücke der englijchen Bühne); Exitus, m. der Aus— 
gang; das Ende, der Erfolg; Eritium, n. der 
Untergang, das Berderben; exitiäl oder exitiös, 
(. exitiälis u. exitiösus) verderblic. 
ertandeizieren, [. (ex-candescere, v. candesc£re, 
länzend weiß, glühend werden) erglühen, vor 
Born entbrennen; Exkandeſzenz, f.(excandescen- 
tia) das Erglühen, der Jähzorn. 
erfapitulieren, nl. (vgl. fapitulieren) ausgedient 
haben, aud) Entlafjung fuchen; &rfapttulänt, m. 
ein Ausgedienter, ein um Entlajjung Nachſuchen— 
der; Erfapitulatiön, f. die Ausdienung, Nach— 
fuhung um Entlafjung. 
Heyſes Fremdwörterbudg. 21. Aufl. 


| 


Entfleiſchung, Schindung; exkarniert, entfleischt, 
geihunden; exfarnifizieren, I. (excarniticäre) 
martern, foltern, jchinden. 

erfavieren, I. (excaväre, v. cavus, hohl) aushöhlen; 
Exkavation, f. Aushöhlung, Vertiefung, Aus- 
grabung; Exkabator, m. eine Erdgrabe- u. -hebe- 
majchine, ein Erdbagger, Trodenbagger. 

erflamieren, f. (exclamäre) ausrufen, eifern; &x= 
tlamation, f. (exclamatio) das Gejchrei; Eykla= 
mationszeichen, das Ausrufungszeichen (!). 

ertludieren, I. (v. claudere, ſchließen) ausjchließen, 
ausnehmen, abjondern; Exkluſion, f. (exclusio) 
die Ausihliegung, der Ausſchluß; exflufip, ex⸗ 
kluſöriſch od. exkluſiviſch, als Adverb aud) ex- 
elusive (abgef. exel.), nl. ausjchliegend, aus— 
Ichließlich, mit Ausschluß, ausgefchlofjen, entg. in- 
flujiv; eine exkluſive Gejellichaft, die alle 
Kicht-Ebenbürtigen ausfchließt; Exkluſibe, f. das 
Ausschließungsreht, das den Monarchen von 
Frankreich, von Spanien und von Vfterreich zu— 
itehende Recht, bei der Papſtwahl gegen die Bern on 
irgend eines Kardinals Einjpruch zutun; Erklu— 
finitat, £. die Ausjchlieglichkeit, Abgejchlofienheit. 

Exkoktion, £. I. (excoctio, v. excoquere, ausfochen) 
die Austochung. 

erfogitieren, I. (excogitäre; vgl. fogitieren) aus— 
denten, erjinnen; Exkogitation, f. (excogitatio) 
das Ausdenfen, Erfinnen. 

erfolieren, I. (excolere, v. colere, warten, pflegen) 
bearbeiten, anbauen, ausbilden; (von ex-coläre) 
ausfeihen, durchjeihen. er 

exkommunizieren, jpätl. (excommunicäre; dgl. 
kommun 2c.) von der Kirchengemeinjchaft aus— 
Schließen, in den Kirchenbann tun; Exkommuni⸗ 
fation, f. (excommunicatio) die Ausjchließung 
aus einer Geſellſchaft, Ausjtogung; die Aus— 
jhliegung aus der Kirche, Kirchenbann; excom- 
inunicatio major, der große Bann, in gänzlicher 
Ausſchließung aus der Gemeinſchaft der Kirche be> 
jtehend; e. minor, der Kleine Bann. 

erforiieren, nl. (von corium, Haut) aus- oder ab» 
häuten, ausbalgen; erpreſſen, ausjaugen; &y= 
foriation, f. die Enthäutung, Ausbalgung; das 
Abſchürfen und Aufrigen der Haut; die Erpreſ— 
fung, Ausfaugung; &xrforiator, m. der Abdeder, 
Scinder. bs, 

erfortizieren, nl. (v. cortex, corticis, Rinde) au3- 
tinden, aushülfen, ausſchälen; &xrfortifation, f. 
die Aushülſung, Ausſchälung. 

Exkrement, n. [.(excrementum, v. &cernere, aus- 
ſondern), pl. Exkremente, die Ausleerung, der 
Abgang, Kot, Stuhlgang, abgehende Unreinig- 
feiten des tierischen Körpers; Örtreta oder &r- 
fröte, pl. das Ausgejonderte, die aus dem Blute 
entfernten chemifchen Beftandteile unbrauchbarer 
Stoffe; Exkretion, f. nl. die Aus- oder Abjonde- 
rung; erfretieren, abjondern, ausjcheiden; ex= 
kretöriſch, ausjcheidend, abjondernd. | 

erfreizieren, I. (excrescöre; vgl. crescendo) her: 
aus“, hervorwachſen; Exkrefzenz, Eyfrefzentür, 
f. nl. der Auswuchs, Höcker, das Gewächs am Kör— 
per, Warze ꝛc. 

Erxkretion ꝛc., j. unter Exkrement. 

extruziieren, l. (excruciäre, von crux, ſ. d.) mar— 
tern, foltern, quälen; Exkruziation, f. (jpätl. 
excruciatio, das Martern) die Dual, Bein. 

Erfubation, f. 1. (v. excubäre, außerhalb des Hau- 
jes jchlafen, Wache halten) das Wachen, das Nacht» 
wachen. 

17 


258 erfulpieren 


exothermiſch 


extulbieren. nl. (v. culpa, Schuld) rechtfertigen, als | egoleizteren, I. (ex-olescẽre, eig. auswachſen) ver- 


ſchuldlos darjtellen, entſchuldigen; exkulpäbel, 
entſchuldbar, ſchuldlos, vgl. exkuſäbel; Extul—⸗ 
pation, f. die Entſchuldigung, Rechtfertigung; 
Freiſprechung, auch Schuldbefreiung. 

Exkurrenz, I. nl. (v.excurrere, herauslaufen, einen 
Ausfall tun; darüber hinausgehen) ein Über- 
ſchuß; Exkurſion, f. (l. excursio) oder Erfürfns, 
m. l. ein Abjtecher, Ausflug, eine Ausſchweifung, 
Ausfahrt, Luſtreiſe; Krſpr. Streifzug, Ausfall; 
Exkuͤrſus oder Erfürs, auch in Büchern: ein ge- 
lehrter Abjchweif, eine anhangsweiſe beigefügte 
ausführlichere Erörterung über einen einzelnen 
Gegenstand; exkurſib, abſchweifend. 

exluſieren, I. (excusäre; v. causa, Sache, Urſache, 
Schuld) entſchuldigen, verantworten; Nachſicht 
haben; erfufäbel (excusabilis), entſchuldbar; Ex⸗ 
fujation (l. excusatio) oder fr. Exeüſe, f. Ent- 
ſchuldigung, Ausflucht, Ausrede; Exkuſations⸗ 
vet, Ablehnungsrecht; exkuſatöriſch, nl. eut- 
ſchuldigend. 

extutieren, I. (excutẽre, eig. ausſchütteln, heraus— 
treiben) Rſpr. Schulden aus- oder einklagen; den 
Zuſtand eines Schuldners oder deſſen Zahlungs— 
fähigkeit gerichtlich unterſuchen; pro exeusso, für 
ausgeklagt z. B. zu achten; Exkuͤſſus, m. ein Aus⸗ 
gewieſener, wegen UÜberſchuldung Heimatloſer; Ex— 
kuſſion, k. nl. Rſpr. die Schulden-Ein- oder Aus— 
klagung, und Unterſuchung, ob der Schuldner noch 
irgend etwas im Vermögen hat. 

erler oder exlex, f. (von lex, ſ. d.) geſetzlos, der 
fein Geſetz achtet; auch außer dem Geſetze, rechtlos; 
vogelfrei. 

Exlibris, n. (fat. ex libris, d. i. aus den Büchern) 
ein Zeichen in Büchern zur Angabe des Eigen- 
tümers, gewöhnlich auf einen bejonderen Blatte 
zu Beginn des Buches mit dem Namen des Be- 
tiger mit graphiichen Zeichen und Verzierungen, 
Allegorien uſw. (früher gewöhnfid) beginnend: 
Ex libris das und das ufiw.). 

ermatrifulieren, nl. (vgl. Matrikel) aus dem Ber- 
zeichnis, be. der Bürger, Studenten 2c. ausftreichen. 

ex mera gratia, |. unter gratia. 

ermittieren, nl. (l. exmittere) hinausmwerfen, ver- 
treiben; exmiſſibel, zum Bertreiben oder Aus— 
ſtoßen geeignet; Exmiſſibilität, f. die Ausſtoß— 
barkeit; Exmiſſion, f. die obrigkeitliche Ausſetzung 
oder Vertreibung, — einem Beſitz⸗ 
ſtande, Herausſetzung aus der Wohnung, Zwangs— 
räumung; Exmiſſionsklage, Klage auf Räumung 
der Wohnung, Räumungsklage. 

ex nune, |. von nun an. 

Exöche oder r. Exöchas, f. ar. (v. ex-Echein, her- 
vorragen) Heilf. eine äußerlich hervortretende After: 
geſchwulſt, weiche Afterbeule. 

Erochite, f. gr. (von Exö, außen, augerhalb, und 

ystis, f. d.) Heilf. der Harublafenvorfall. 

Exödeſis, |. Exoideſis. 

Exrödus, m. gr. (exödos, f. v. ex und hodés, Weg) 
eig. ver Ausgang, Auszug; das zweite Buch Moſes, 
weil es befonders den Ausgang der Siraeliten 
aus Agypten bejchreibt; auch die mafjenhafte Aus— 
wanderung der Irländer; Exodium, n. gr. (ex- 
odion) der Ausgang, Schluß. 

exogen oder exogeniſch, gr. (v. Exö, außen, auber- 
halb) auswendig anwachjend, auswärts wachſend 
oder gewachjen, entg. endogenijd). 

Groidejis oder Exödẽſis, f. gr. (von exoidein, au- 
ſchwellen) Heilf. die Anſchwellung. 


alten; exolẽt (Il. exoletus), veraltet. 
Gromöter, n. gr. (vgl. Metra) Heilk. der Austritt 
der Gebärmutter. 
ömis, f. gr. (exömis, von ex und Omos, die 
chulter) der ärmellofe Ehiton (f. d.), der den rech- 
ten Arm und die rechte Bruft ganz frei Tieß zu 
ungehemmter Bewegung, die gewöhnliche Tradıt 
der Arbeiter. 

Eromologeiis, f. gr. (v. homologein, eingeftehen. 
befennen) das Befennen, die Beichte. - 

Gromphälus, m. gr. (v. omphalös, Nabel) Heitt. 
ein Kabelaustritt, Nabelgeſchwulſt. 

exonerieren, |. (exoneräre) entlajten, erleichtern, 
entledigen; Exoneration, f. die Entlaftung, Er- 
leichterung. j 

Exonköma, n. gr. (vgl. Oncus) eine Erhöhung, Er- 
habenheit; Heilf. harte Geſchwulſt; Exonktoſis, f. 
Aufgetriebenheit, Anjchwellung. 

Grophthalmie, f. gr. (von ophthalmös, Auge) Heilf. 
der Augenvorfall, daS Anjchivellen oder unnatiir- 
liche Heraustreten des Augapfels, gem. ein Ochjen- 
oder Elefantenauge. Sr 

zoptieren, I.(ex-optäre)jchr wünſchen; exobtãbel 

(l. exoptabilis), erwünſcht. 

erorabel, ſ. unter erorieren. 

erorbitieren, I. (exorbitäre) eig. aus dem Gleiſe 
(orbita) oder der Bahn weichen, das Map über- 
jhreiten, übertreten; übertreiben, gem. über die 
Schnur hauen; erorbitdänt (exorbitans), über- 
mäßig, außerordentlid, ungeheuer; &rorbitäns, 
f. nl. die Ubermäßigfeit, Übertriebenheit; Exorbi— 
tisınus, m. ein Augenvorfall. 

exordieren, |. (exordiri) anfangen; Exordium, 
n. der Eingang der Rede; die Einleitung. 

erorieren, |. (ex-oräre) erbitten, erflehen; exoräbel 
(1. exorabilis) erflehbar. —— 

erornieren, I. (ex-ornäre; vgl. ornieren) ausjchmüf- 
fen, verzieren; Exarnation, f. (exormatio) Ver⸗ 
‚zierung, Ausſchmuckung. i [zelig. 

exorrhizus, gr. (von rhiza, die Wurzel) nadtwur- 

erorziiieren, nl. (exorcizäre, vom gr. exorkizein) 
böje Geiſter beſchwören, austreiben; Exorzismus, 
m. die Teufelsbeſchwörung od. Beſchwörüngsfor— 
mel bei der Taufe, Exorziſt, m. der Teufelsbe- 
ſchwörer, Geijterbanner. 

Exosmöſe, ſ. unter Endosmofe. | 

Exoſtoſis od. &xoftüfe, f. gr. (v. osteon, Knochen) 
Heilk. der Knochenauswuchs, das Uberbein; exo- 
stösis fangösa, der Markſchwamm eines Kuo— 
chens; e. intraorbitälis, feite Knochengeſchwulſt; 
e. maligna, feuchter Knochenbrand; 6. steato- 
matödes, Knochenſpeckgeſchwulſt; e. vera, rich⸗ 
tige Knochengeſchwulſt; Bot. holzartiger Auswuchs 
au Pflanzen. J 

exotertich, gr. (v. exöteros, der äußere) äußerlich; 
uneingeweiht, für Uneingeweihte beſtimmt; öffent— 
lich, gemeinfaßlich, volksmäßig; entg. eſoteriſch; 
Exoteriker, ın. ein Uneingeweihter, welcher der 
höchſten Geheimlehren einer Gejellichaft unkundig 
iſt; Eguteromanie od. Exotikomanie, f. gr. die 
Auslaudsſucht, Vorliebe für das Ausländijche; 
Exotikoſymphijſis, k. gr. die Zuſammenwachſung 
mit einem fremden Körper; exdotiſch (gr. exötikös), 
ausländiſch, fremd, 3.8. exotiſche Gew ächſe on. 
Pflanzen; &xotifa, pl. ausländiiche Gegen- 
itände; Exotitudenie, Verachtung oder Gering- 
ſchätzung des Ausländiihen. 

egothermifch, von Wärme unabhängig (rein che⸗ 
miſche Wirkung), vgl. endothermijc. 





erpandieren 


expandieren, I. (expandere, ausbreiten) ausdehnen, 
ausbreiten, ausſpannen; expanfibel, tl. ausdehn- 
bar; Grpanfibilität, f. die Ausdehnbarkeit; Ex— 
h anfion, f. (ſvätlat. nn) die — 
usbreitung; expanſib, ausdehnend; Expanſiv⸗ 
Kraft, Aush 64 beſ. den FA eigen; 
Spannkraft; Expanſionsgeſchoſſe, Geſchoſſe, die 
ſich beim Losbrennen des Schuſſes in dem gezoge— 
nen Rohre ausdehnen und ſo durch die Rohrzüge 
in ihrem Laufe beſtimmt werden; Expanſions- 
maſchinen, Mafchinen, bei denen der Danıpf zum 
Teil durch Ausdehnung wirkt. 
een, nlat. (v. patria, Vaterland) aus dem 
Baterlande verweilen; ſich expatriieren, aus- 
wandern; @gpatriation oder Eepatriternng, f- 
die Auswanderung aus dem Baterlande oder die 
Berbanmung. 
exbedieren, |. (expedire, v. pes, Gen. pedis, Fuß; 
eig. den Fuß aus der Schlinge ziehen, losmachen, 
herauswinden) aus» od. abfertigen, abſenden, ver- 
jenden, ausrüſten; befördern; expediätur, es 
werde ausgefertigt; Grpedintur, n. der Ausfer— 
——— Expediens, n. das Mittel, Hilfs— 
oder Auskunftsmittel, die Ausſlucht, der Ausweg; 
Expedient oder Expeditionar, m. nl. (fr. expé- 
ditionnaire) der Albtertiger, Ausfertiger, Verfaſſer, 
3.8. einer Schrift, Abſchreiber; cxxedit. l. (expe- 
ditus) od. expeditip, nl. (fr. expeditif) geſchwind, 
hurtig, flinf, gewandt, behende; Expedition, f.lat. 
(expeditio) die Ausfertigung, Abfertigung, Befor- 
gung, Beförderung, Abjendung, Verjendung; ein 
Zug, eine Reife, Fahrt; trieeriiche Unternehmung, 
ein Feldzug; gerichtliche Ausfertigung od. Abſchrift 
einer gerichtlichen Verhandlung; Geichäftsstelle, z.B. 
Poſtexpedition, Poſtſtube od. Poſiſtelle; Zei— 
tungserpedition, Zeitungsſtube; Expedi— 
tionsfrift, Poſtd. Abfertigungsfriſt; E.-Gebühr, 
Abfertigungsgebühr; G.-Notizen, pl. Abferti— 
gungs-Überſichten; E.-Vorſchriften, Betriebs— 
vorſchriften; Expediteur, m. fr. ſpr. —töhr) der 
Ab- oder Ausfertiger, Güterverfender ꝛc.; gew. 
Spediteur, ].d.; Fehlexpedition, unrichtige Ab⸗ 
fertigung; Reexpedition, Neuausfertigung (3. B. 
der Frachtkarten) 
Expektant zc., |. Exſpektant. 
exbeltorieren, lat. (expectoräre, v.pectus, Bruſt) 
eigentl. aus der Bruſt entfernen; Heilk. auswerfen, 
anshuften; jih exbektorieren, ſich mitteilen, ſein 
Herz ausjhütten; Expeltöraus, n., pl. Erpet⸗ 
torantia, Heilk. Baur treinigungsmittel, den Aus— 
wurf des Schleims befördernde Mittel; Expekto— 
ration, f. nl. Heilk. der Auswurf; Herzensergie- 
Bung oder -Erleidhterung. 
rer lat. ib: ee — 5—— — 
verjagen, vertreiben; llentia, pl. Heilk. aus⸗ 
treibende Mittel. ge 
exbendieren, I. (expendere, eig. abtwägen) auszah— 
len, ausgeben, auslegen, bezahlen; expensae (sc. 
pecuniae) oder Expenſen, pl. often, Auslagen; 
bej. Gerichtskoſten; in expensas condemnieren, 
zu den Prozeßkoſten verurteilen; Expenſarium, 
n. lat. das Koftenverzeichnis; Erpenfilation, f. 
eig. expensi latio,d.i. Eintragung einer Aus— 
abe ind Rechnungsbuch; die Scheinausgabe; vgl. 
Afzeptilation; Erpeniion, f. (jpätl.expensio) 
die Auszahlung, Ausgabe; expenſib, koſtſpielig, 
teuer. 
perienz, f. I. (von experientia) die Erfahrung, 
Stfahrungsflugheit; Sprichw. experientia est 
optima rerum magistra, Erfahrung ift die beſte 


Exploit 259 


Lehrerin; Experimént, n. (experiméntum) der 
Verſuch, Erfahrungs: od. Kunftverfuch, die Probe, 
3.8. experimentum crucis, Probe bein Kreuz, 
ein Gotte3urteil; experimentum in corpore vili, 
j.unter vilis; ein phyſikaliſches Erperiment, 
ein Naturverjuch; egperimentäl, experimentell, 
nl. erfahrungsmäßig, auf Erfahrung gegründet; 
verfuchend, durch Verſuche bejtätigt, ausübend; 
Experimentälchemie, f. die Erfahrungsſcheide— 
kunſt; E.⸗Phyſit, die Naturlehre in od. mit Ver— 
ſuchen; experimentieren, verſuchen, Verſuche od. 
Proben anſtellen; expert, I. (expertus) erfahren, 
jachverjtändig; experto erede Ruperto, Latein. 
Sprichw. glaube dem durch Erfahrung belehrten 
Ruprecht, d. i. glaube einem erfahrenen Manne; 
Expert, m., pl. Experten, Erfahrene, Kunſt- od. 
Sadverjtändige; Expertiſe, f.fr.die Unterfuchung 
durch Sachverjtändige, das Gutachten; expertiiie= 
ven, durch Sachverſtändige unterjuchen lafjen. 
exrpiteren,!.(expiäre)verföhnen,büpen,entfündigen; 
espiäbel, ul. verföhnlic, fühnbar; Exrpiation. f. 
l. (expiatio) die Sühnung, Sühne, Berjöhnung, 
Schuld- oder Siindentilgung; expiatöriſch, ver- 
jühnend, jühnend genugtuend; dev erpiatorijche 
Tod, Verſöhnungstod. 
expilieren, I. (v. piläre, der Haare berauben, be» 
rauben, rupfen, pliindern, von pilus, Haar) aus» 
pliindern, beitehlen, berauben; &rptlation, f. (ex- 
pilatio) die Ausplünderung, Entwendung, befond. 
von Erbſchaftsſtücken; Expilätor, m. ein Erb» 
ſchaftsdieb; Straßenräuber. 
erpingieren, !. (ex-pingere) ausmalen, bemalen; 
bildlich ausſchmücken, malerijch Fildern. 
expirieren, |. exipirieren. — 
erhtizteren, l. (von piscäri, fiſchen, piscis, Fiſch) 
eig. ausfiſchen, ausſorſchen, ausfragen. 
explanieren, l. (explanäre) auslegen, erklären, er— 
läutern; Explanation, f.(explanatio) Erklärung; 
explangatib, nl. erklärend. 
expleieren, [.(explere) ausfüllen, ergänzen; &gples 
ment,n. (l.explemöntum) ein Ausfiillungsmittel; 
ein Zufaß (in der Rede); Expletion, f. (expletio) 
die Ausfüllung; expletiu (Nrätl. expletivus), er- 
gänzend; Expietivum, n. pl. &xpletisa, Sprachl. 
ein Füllwort, Flickwort. 
explizieren, I.fexplicäre) entfalten, entwickelu, aus— 
legen, ertlären; aud zu Ende bringen, vollenden; 
explieit, mlat. urjpr. Abkürzung für explicitum 
est volumen, explicitus est liber, d. i. eigentl. die 
Rolle ift völlig auseinandergerolft oder entfaltet, 
das Buch ift zu Ende (am Schluß von Büchern, 
Handichriften 2e.); explifäbel, |. erllärbar, erflär- 
lid); Cxplitation, . (l. explicatio) die Entwicke⸗ 
Inng, Erklärung, Auslegung; erplilatip, nl. er- 
Märend, erläuternd; explicite, deutlich, ausdrück— 
lich, mit deutlihen Worten, entg. implicite. 
explodieren, lat. (explodäre, eig. ausklatſchen) mit 
einem Knall zeripringen, zerplagen; erplodie- 
rende Baumwolle, Schießbaumwolle; Erplo— 
tion, f. (l. explosio, das Ausklatſchen, Auspochen) 
das Zerjpringen, der Ausbruch, Knall, Stoß, das 
Losknallen od. die plößliche Fnallende Ansdehnung, 
3. ®. eines Vulkaus, o). beim Bergb. durch jchla- 
gende Wetter; Erploſtonsgeſchoffe, Geichofle mit 
Sprengfüllung; exploftp, erplofionsfähig od. da- 
zu geneigt; Exploſivſtoffe, chemiſche Miſchungen, 
die leicht explodieren (3.B.Schießbaummolle,Schieh- 
pulver, Dynamit 2c.); &yplofins, pl. nl. Sprachl. 
Berichlußlaute, 3.8. die Mutä (j.d.). £ 
&rploit,.n. fr. (pr. exploci, v. I. explicitum, Aus“ 


I“ 


260 erplorieren 


geführtes, Erreichtes, Getwonnenes,von explicäre, 
entfalten) die Tat, Großtat, Heldentat; exploitie⸗ 
ren(fr.exploiter), ausrichten, verüben; ausbeuten, 
nutzen; erploitäbel(fr. exploitable),verpfändbar, 
nugbar; Exploitation, f. die Nutzbarmachung, 
Ausbeutung. 

explorieren, (.(exploräre) erforjchen, ausfundjchaf- 
ten; unterjuchen, prüfen; &rploration, f. (ex- 
ploratio) die Ausforihung, Unterfuhung, Prü— 
jung; Exploratorium, n. nl. 1. ſ. dv. w. Dofi- 
maſtikon; 2. eine Sonde (f. d.); Explorateur, 
m. fr. (fpr. —töhr) ein Kundfchafter, Ausipäher, 
auch Ausforſcher. 

Erplojion, j. unter explodieren. f 

expolieren, [. (expolire; vgl. polieren) ausglätten, 
alätten, ausſchmücken, verſchönern; Expolition, 
f. (l. expelitio) od. Expolitũr, £. nl. die Ausglät⸗ 
tung, Auszierung, Verſchönerung, 3.8. des Aus— 
druds Durch Ihmüdende Redensarten. 

exponieren, I. (exponere) ausfegen; auseinander- 
jegen, auslegen, erklären; jich einer Gefahr eypo— 
nieren, ausjeßen, bloßſtellen; &rponent, m. nl. 
iv. I. expönens) Rechenk. die Zahl, welche anzeigt, 
wie oft die Einheit mit einer gegebenen Wurzel 
multipliziert oder dividiert werden muß, um eine 
gewilje Potenz zu geben; expönens radieis, der 
öurzelerponent; Exponentiãl⸗Größe, eine Po— 
sen; mit veränderlichen Exrponenten; &,=-&let- 
Kung, eine Gleichung, in welcher Erponential- 
grögen vorfommen; G.-Rechnung, Rechnung mit 
Potenzen von veränderlihen Erponenten; expo— 
nibel, al. erklärbar, erklärlich; Expoſe, n. fr. eine 
Auseinanderjegung, Darlegung, 3. B. der Rechts— 
gründe, Streitpunkte, der Berhältniffe 2c.; Expo— 
fitien, f. (l.expositio),die Ausſtellung von Kunjt- 
achen 2c.; die Stellung oder Lage gegen Luft und 
Sonne, Belihtung; Auslegung, Auseinanderjet- 
zung, Darjtellung, Entiwicdelung eines Begriffs, 
Erklärung, Erörterung; im Schaujp. die Dar- 
legung des vor Beginn der Handlung Borgefal- 
lenen; expositio ————— die Ausſtellung 
des Allerheiligſten in der römiſchen Kirche; expo— 
tin, nl. auseinanderſetzend, erklärend; Expoſi— 
tionsmeſſer, der Belichtungsmeſſer. 

exportieren, lat. (ex-portäre) ausführen (Waren); 
erportähel, nlat. ausführbar; Exportateur, m. 
fr. (jpr. —töhr) ein Ausführer von Waren; Er— 
gortation, f. I. oder Expoͤrt, m. engl. die Aus— 
fuhr, Barenausfuhr; Expoͤrten, pl.ııl. Ausgangs- 
oder Ausfuhrmwaren; Export - Bontfifatien, f. 
nl. die Steuervergütung bei ausgeführten Waren, 
Ausfuhrvergütung; G.-Bier, Ausfuhrbier, eigens 
zur Ausfuhr gebraut; E.-Häuſer, Ausfuhrhäufer, 
Handlungshäufer, welche bejonders inländiſcheWa— 
ven ins Ausland jenden. 

Expofe, Erpofition, ſ. unter erponieren. 

ex post vd. ex post facto, lat. hintennad), hinter- 
her; nach geihehener Tat, wenn's zu ſpät iſt; ſ. v. w. 
post festum, ſ. d. 

expoſtulieren, l.(expostulãre) fordern; ſich beſchwe— 
ren, en, zur Rede jtellen; Expoſtulation, f. 
die Beichwerde, der Wortwechſel. 

erprimieren, [. (von exprimöre, ausdrücden) aus— 
prüden, bejchreiben, mit Farben oder Worten dar- 
itellen; erprei (1. expressus) ausdrücklich, genau, 
bejonders, abſichtlich, vorfäglid, mit Fleiß; Ex: 
———— — ein Eilbeſteller, Eilbote; G.— 

eftellung, Eilbeſtellung; E.-Bote, Eilbote; G.— 

Brief, Eilbrief; &,-Sendung, Eilſendung; E.— 
Zettel, Eilbriefzettel; expressis verbis, mit aus- 


erfircieren 


drücklichen od. deutiihen Worten; ein Gepreffer, 
m. ein bejonderer Bote, Lohnbote, Eilbote; per 
expressum, lat. oder par expr&s, fr. abgek. p. 
expr., durch einen eigenen Boten, durd) Eilboten ; 
pro expresse positis, für ausdrücdlich hingeſetzt 
zu halten; Expreſſion, f. (l. expressio) der Aus— 
drud, die Darjtellung; Mal. Farbengebung, Far— 
bentwahl; con expressiöne. it. Tonf. mit Aus— 
drud; expreſſiv, nl. ausdrücklich, nachdrüdlic. 
erproßriereit, lat. (exprobräre) einem etwas vor- 
werfen, ihn tadeln; Eyprobration, f. (exprobra- 
tio) der Vorwurf, Verweis, Tadel. Her Ih 
expromittieren, lat. (expromittere) einen andern 
durch Übernahme feiner Schuld von der VBerbind- 
lichkeit befreien; Expromiſſion, f. nl. die Uber» 
nahme einer fremden Schuld, jo daß die Verbind- 
lichkeit der Zahlung des eigentlichen Schuldners 
gänzlich aufhört; Erpromifjor, m. ein Überneh- 
mer einer fremden Schuld. 
erpropriieren, nl. (expropriäre) des Beſitzes oder 
Eigentums berauben, enteignen, bej. auf gericht- 
lihem Wege und zu üffentlihen Zwecken jemand 
gegen Entihädigung feines Eigentums an Grund— 
jtüdenentjegen; Expropriation, f.die Enteignung 
gegen Entihädigung, ar teignung; Expro⸗ 
priations-Geſetz, n. dag Enteignungsgejeß; &.= 
Recht, n. das Enteignungsrecht, welches beſtimm— 
ten Berjonen od. Gejellihaften vom Landesherrn 
verliehen wird. = 
erpugnieren, [. (von pugnäre, kämpfen) erobern, 
erfämpfen; erpugnäbel (lat. expugnabilis), er⸗ 
fümpfbar; Expugnation, f. (expugnatio) die Er» 
oberung, Erſtuͤrnung; Erpugnäter, m. ein Er» 
oberer, Überwinder. 

Erpulfton, £. I. (expulsio, v.expellere) gewaltjame 
Austreibung, Verſtoßung; expulſib, nl. austrei= 
bend, abführend; Expulſivbinde, Heilk. die aus- 
— Binde; Erpulfisn, plur. austreibende 

ittel. "ann: 

erpungieren, I. (von pung£re, ſtechen) ausſtreichen, 
auslöjchen, vernichten; Expunktion, f. (jpätl. ex- 
punctio) die Augftreihung, Tilgung, Vernichtung. 

erpurgieren, I. (expurgäre) reinigen, jäubern; be— 
richten, z. B. Schriftitellen; rechtfertigen, entſchul⸗ 
digen; Expurgatien, f. (expurgatio) Reinigung, 
Abführung; Nechtfertigung. — 

exquirieren, I. (exquirere, von quarere, juchen) 
ausforſchen, nachforichen, nachſuchen; auch aus- 
ſuchen; daher exgutfit(l.exquisitus) od. fr. exquis 
ſpr. exkih), ausgejucht, auserlejen; vorzüglid; Ex- 
quiſition, f. die Auswahl; Unterfuhung, Er- 
forſchung. 

Exrex,. m. nl. (ex u. rex, der König) der geweſene, 
ehemalige König. x 
Grrotulation, f. nl. (vgl. Rotulus 2c.) Ripr. die 
richterliche Handlung, durch melde zurückgekom— 
mene, zum Nechtsfpruch verſchickt geweſene Akten 

eröffnet werden. 

eriefrieren, Erſekration, ſ. exekrie ren x; &x= 
ſequien, ſ. Exequien. 

ex Senatus Deereto, I. nad) Beſchluß oder nach 
einem Bejchlufje des Senats. | 

erfezieren, [.(ex-secäre) ausjchneiden ;verjchneiden; 
Grieftion, f. (exsectio) das Auzjchneiden; Die 
Berjhneidung. 

erjiceieren, I. (ex-siceäre) austrodnen; &rfiecan= 
tin, pl. austrocdnende Mittel, Austrodnungsmittel; 
Griitfätion, f. nl. die Austrodnung, das Aus» 
trodnen; erjiffatip, austrodnend; Griiffätor, 
m. eine Vorrichtung, um ohne Anwendung vom 


i 


erifalpiereu 


Wärme Flüſſigkeit abzudanıpfen, zu trodnen, Aus- | 


trodner. - 

ezjlalpieren, nl. (vgl. jFalpieren) ausjchälen, aus— 

höhlen. 

Erſtreation, f. I. (exscreatio, von exscreäre) das 
Ausräujpern, Aushuften. x 

erjfribieren, I. (ex-scerib&re) ausjchreiben, ab- 
ſchreiben. 

exſolvieren, I. (ex-solvere) auflöſen; Exſolution 
(exsolutio) und Exſolvierung, f. die Auflöſung. 

ex speciali gratia, j. gratia; ex speciali man- 
dato, j. Mandat. 

erineftieren, I. (ex-spectäre, eig. in die Ferne hin- 
ausjehen) erivarten, warten, 3. B. auf ein Amt; 
Exſpektaͤnt, m. (exsp6ctans) ein Anwärter, War- 
tender, der Ausficht oder Anwartſchaft auf ein Amt 
hat, Bewerber; auch ein Geldfammler beim Stra- 
Senfingen der Chorſchüler; Exſpektaͤnz oder Ey— 
speltatibe, f. nl. die Anwariſchaft auf Beförde— 
rung oder Berforgung, Rſpr. bei. auf eine Lehns— 
erteiluug; exſpektativ, in Ausſicht ſtehend, ab- 
wartend; exſpeltivieren, Hoffnung machen, vers 
tröſten; Exſpeltivierung, f. die Vertröftung, das 
Hinhalten. 

eripirieren, |. (ex-spiräre) aushauchen den Atem, 
den Geiftaufgeben, verfcheiden; verfliegen,erlöjchen; 
ablaufen,verfallen; exſpiriert, entjeelt; erlofchen; 
abgelaufen; Exſpiration, f. (l. exspiratio) die 
Aushauchung, das Ausatmen, der Tod; Rſpr. das 
Ablaufen oder der Verlauf einer beſtimmten Zeit 
oder Friſt, VBerfallzeit. 

eripoliteren,l.(exspoliäre) ausplündern,berauben; 
Gripoliation, f. (exspoliatio) die Beraubung. 

eripuieren, I. (exspugre) ausjpeien; &yipnitien, 
t. I. (exspuitio) das Ausſpeien. 

Erxftaie, i. Ekitafe — — 

erjtimmlieren, l. ex-stimuläre) aufſtacheln, an— 
ſpornen, aufreizen. 

eritingnieren, lexstinguẽre)auslöſchen; vertilgen, 
vernichten, abſchaffen; Exſtinkteur, m. fr. (ſpr. 
extängtöhr) der Auslöſcher, Feuerlöſcher, eine 
Feuerlöſchvorrichtung, von Schäffer u. nt 
in Buckau verfertigt; Gasfprige; Exſtinktion, f. 
(exstinctio) die Auslöfhung, Erlöfhung, Tilgung; 
Ablöfhung Heißer Steine mit faltem Wafjer; 
Natur. die Aufhebung der Lichtſchwingungen, bei. 
infolge ihrer hemijchen Wirkſamkeit; erjtinftiv, 
nl. auslöichend, vernichtend, Exſtinktiv-Verjäh— 
rung, Ripr. Die eine Klage aufhebende oder ver- 
nichtende Verjährung. 

exstipitätus, I. Bot. jtrunflos. 

exstipulätus, I. Bot. ohne Afterblätter. 

erjtirpieren, I. (exstirpäre) ausrotten, vertilgen, 
entwurzeln, ausjchneiden, ausichälen; Grftirpa= 
tion, f. (exstirpatio) Ausrottung, VBertilgung; 
Wundarzneif. das Ausjchneiden, Ausjchälen, z. B. 
Exſtirpationsmeſſer, Heilf. ein Inſtrument, 
womit man ein fhadhaftes Auge 2c. weguimmt; 
6ritivpätor, m. ein Ausrotter, VBertilger; der 
Schaufelpflug, ein Ackerwerkzeug zum Reinigen u. 
Auflodern des Boden2. 

eritrnieren, I. (exstruöre) aufhäufen, auftürmen; 
aufführen, errichten; Exſtruktion, f. (exstructio) 
die Errichtung, Erbauung. 

erinecieren, jpätl.(exsuccare) ausjaugen, der Säfte 
berauben; Exſuktion, f. nl. (exsuctio) die Säfte— 
beraubung, die Ausſaugung. 

erfudieren, I. (exsudäre) ausſchwitzen, durch den 

hweiß austreiben; Exſudät, n. das Ausge— 

ſchwitzte, der ausgeſchwitzte flüffige und gerinnbaͤre 


erterritorial 261 
Stoff; Exſudation, f. nl. Ausſchwitzung in den 
Höhlen des Körpers. 

exſuperieren, [. (exsuperäre) hervorragen, über- 
Ir fen; Exſuperaͤuz, f. (1. exsuperantia) Vorzüg- 

ichkeit. 

exſuszitieren, I. (exsuscitäre) aufwecken, ermun— 
tern; anfachen; Exſuszitation, f. (exsuscitatio) 
die Ermimterung, Aufregung. 

Exta, pl. n. I. (exta) die Eingeweide. 

Extaſe, ſ. Ekſtaſis. 

ex tempöre, ſ. Tempus; extemporieren, nl. aus 
dem Stegreif etwas verrichten, z. B. reden, ſchrei— 
ben, jpielen, fingen ze., vgl.improvifieren; Ex— 
tempoväle, n. [., pl. Grtemporalia, eine aus 
dem Stegreif gefertigte Uberjeßung, Probearbeit, 
ein Stegreifaufjaß; extemporãn od. extemporär, 
ul.wa3 augenbliclid) aus dem Stegreife gejchieht. 

ertendteren, (.(ex-tendere) ausdehnen, ausſtrecken, 
ausbreiten, erweitern; ſich — ſich erſtrecken, ver— 
breiten, fortpflanzen, vergrößern; Eytenſum, n. 
Kfſpr. eine umſtändliche Nachweiſung ver Urſachen 
des Zahlungsunvermögens nebſt Angabe derSchul— 
den und des Guthabens; in extenso, ganz aus— 
führlich, vollftändig, feiner ganzen Ausdehnung 
nad; extenſibel, nl. ausdehnbar, dehnbar; Ex— 
tenfibilität, £. die Dehnbarteit, Ausdehnbarkeit; 
Eytenſion, f. l. (extensio) die Ausdehnung, Aus— 
ſtreckung, Ausbreitung, der Raum, Umfang: erten= 
ftp (jpätl.extensivus), als Adverb auchextensive, 
der Ausdehnung nach; umfaffend; entg. intenſiv; 
ertenfive Größe, Raumgröße; Extenſor, m. 
nl. Streckmuskel. 

Extent, m. engl. die mit Berfonalarreit verbundene 
Zwangsvollſtreckung in die Güter. 

ertennteren, |. (extenuäre) verdünnen; abzehrent, 
entkräften; verächtlich machen, verkleinern; beſchö— 
nigen, mildern; Extenuantia, pl. Verdünnungs— 
mittel; &rtennation, f. (extenuatio) die Verdün— 
nung; Entkräftung, Abzehrung; Herabwürdigung; 
Milderung, Beichönigung. 

Exterieur, n. fr. (jpr. exteriöhr; = |. exterior, ex- 
terius, lompar. von exter, außen befindlich) das 
Außere, Ausjehen, die Außenjeite; A Pextérieur, 
äußerlich, dem äußern Scheine nad; Exteriori— 
tät, k. nl. (fr. extöriorite) die Außenſeite, die Ober— 
fläche. 

erterminieren, |. (exterminäre) vertreiben, des 
Landes verweiſen; ausrotten, vertilgen, zerjtören; 
Grtermination, f. ııl. die Bertreibung; Ausrot— 
tung, Zerjtörung. 

ertern, I. (externus) äußerlich, außen, auswendig, 
ausmwärtig, fremd; auswärts, von außen; Exter— 
nät, der bloße Schulbeſuch von außerhalb der An— 
ftalt; Externe, pl. Auswärtige; insbeſ. franz. 
Hilfsärzte, welche nicht mit im Hofpital wohnen; 
auf Schulanftalten die außerhalb der Anstalt woh— 
nenden Höglinge, [.d.w.Ertraner; &rterniiten, 
pl. nl. Heilf. äußerlich Beſchädigte; auc Kranke, 
welche nicht in das Hojpital aufgenommen, aber 
doc) mit freier Arznei verjehen werden; Extern— 
verkehr, Fernverkehr (auf der Bahn). 

erterritoriäl, nl. (vgl. Territorium) außer dem Ge- 
biete eines Landes befindlic), ausländiſch; Eyter— 
ritorialität, f. das Berbanutjein aus dem Vater- 
lande; die Befugnis der Gejandten und ihres Ge— 
folges, in fremden Staaten nad) den Geſetzen ihres 
Landes zu leben, und deren Befreiung von allen 
perfönlichen Staatsauflagen und Steuern; ferner 
das Recht der Kriegsichiffe in Friedenszeiten, in 
fremdländifchen Gewällern unter der Gerichtsbar— 


262 ertinguieren 


feit ihres eigenen Landes zu verbleiben; auch die 
AUbgabenfreiheit des Papites in Stalien. 

extinguieren, Extinkteur, Ertinktion ꝛc., ſ. 
unter exſtinguieren. 

Extiſpizium, n. [. (von exta, pl. Eingeweide, und 
specere, spicere, ſchauen) die Eingeweideichau, Be- 
ihtigung der Eingeweide der Opfertiere behufs 
der Weisjagung durch priefterliche Berjonen: &r= 
tifpiees (sing. extispex) im alten Rom. 

extoflieren, I. (extollere) erheben, rühmen. 

extorguieren, I. (extorquere) erprefjen, erziwingen, 
abdringen; Grtorfion, f. ni. die Erprefiung, Ab— 
zwingung, Erlangung durch Gewalt; Extoͤrtor, 
m. der Erprejter. 

extra, [. (3ge3. aus extẽra sc. parte, auf der Außen⸗ 
jeite) auper, außerhalb; außerordentlich, ausge- 
zeichnet, bejonders; außerdem, nebenher; in Zu— 
jammenjegungen auch befonders, 3. B. extrafein, 
befonders fein, außerordentlich fein; Ertrablatt, 
ein Sonderblatt, außerordentliche Beilage einer 
Zeitung 2c.; ebenſo Extrageld, Extrafoiten, &x- 
traverdienit, Extravergütung, Neben- oder 
Zajchengeld, Sonder- oder Nebenkoften, Nebenver- 
dienst, Nebenvergütung; die Ertrapoſt, außer- 
ordentliche Bojt, im Gegenjage der gewöhnlichen 
Poſt; Ertrazug, außergewöhnlicher Zug auf der 
Eiienbahn, Sonderzug; ertra gehen, gem. für 
ausjchiweifen; extra culpam, e. lineam und an- 
dere Verbindungen der Art j. unter dem jedes- 
maligen Folgeworte. 

ertradieren, nl. (von ex u. tradere) herausgeben, 
aushändigen, ausliefern; Extradition, f. Aus— 
händigung, Auslieferung; extraditio actörum, 
die Herausgabe der Akten oder Gericht3verhand- 
lungen; &rtraditionsichein, Kfipr. Schein, wo— 
gegen eine Ware auszuliefer ijt. 

Extrados, m. fr. (extrados von dos, jpr. doh, der 
Rüden) die nach auswärts gebogene Oberfläche 
eines Gewölbes, der Oberbogen; ertradnfjiert, 
nach der Gewölbeforn: rein bearbeitet und nad) 
außen ſichtbar. ſunweſentlich. 

extraeffeutiell, L.-fv. (vgl. eſſential) außerweſentlich, 

extrahieren, l. (ex-trahere) ausziehen, einen Aus— 
zug maden; Rſpr. auswirken; eitatiönem, man- 
dätum ertrahieren eine Borladung, einen Be- 
fehl nadhjuchen, auswirken; Extrahent, m. (ex- 
trähens) Berfertiger eines Auszuges; Rſpr. wer 
etwas nachjucht, eig. wer die Veranlaſſung zu einer 
Ausfertigung gibt und fie daher bezahlen muß; 
Grtraft, 1. m., r.n. ([. exträctum, pl. exträcta; 
fr. extrait) daS Ausgezogene, der Auszug, ausge— 
zogene Saft- und Kraftitoffe aus Fleiſch, Pflan— 
zen, Urzneiförpern 2c., Kraftauszug; 2. m. (neulat. 
exträctus) ein — aus Schriften, Büchern ꝛc. 
Extraktbuch, Kfipr. das Auszugsbuch, das Aus- 
züge aus andern Yandlungsbücern enthält; ex= 
traltiv, nl. ausziehend; Extraktivſtoff, die durch 
Waſſer und Weingeiſt auflösliden und auszieh- 
barenBejtandteileorganijcher Körper; Extraktion, 
f. die Ausziehung, das Ausziehen (3. B. in ver 
Srößenl.: das Auszieden der Wurzeln aus Bah- 
fen); fr. auch f. Derfunft, Abkunft, bei. gute Her— 
funft, daher: ein Mann von Ertraftion, von 
guter Abkunft, von Bildung u. Erziehung, ein an- 
gejehener Mann; Ertrdftor, m. j.v. w. Benti- 
lator (f. d.); extrait d’absinthe, fr. (fpr. exträ 
‚d’abkängt’) Wermut⸗Auszug od.-Geijt, ein magen- 
ſtärkender Kräuterbranntwein. 

extrajudiziãl, nl. (vgl. Judicium) außergerichtlid), 
3. B. Berhandlung, Koſten. 








eruberieren 


Extrakt, j. unter ertrahieren. 

extraliberäl, nl. (vgl. liberal) ſehr freigebi 

— l. (vgl. mundan) —— 
virandus, m. l. (von extra, ſ. d.) ein Ausländer, 
Auswärtiger, Fremdling; exträn, ausländiſch, 
fremd; Exträner, m. ein Auswärtiger, Nict- 
intvohnender, bei. inLlehranftalten, j.v.w.Erterne. 

egtraordinär, |. (extraordinarius, vgl. ordinär) 
außerordentlich, ungewöhnlicd; &rtrasrdinaring, 
m. insbeſ. ein außerordentlicher Profeſſor an einer 
Hochſchule, pl. Extraordinarii; eutg. Ordi- 


narius. 

ertraparomhiät, ul. (vgl. Parochie) außerhalb des 
Kirchſpiels, nicht zum Kirchſprengel gehörig. 

Extrapoſt, |. extra. | 

ertraterritortäl, nl. = ertraterritorial. 

ertrapagieren, ni. (auS dem l. extra u. vagäri zu» 
ſammengeſetzt) abjchweifen, ausſchweifen; fafeln, 
albern jein; extravagaͤnt, ausſchweifend; üiber- 
trieben; närriſch, albern; Erfrapdaganten oder 
Extravagäntes, pl. die dem Corpus juris cano- 
nici beigegebenen Sammlungen von Dekretalen 
Johanns XXL. und fpäterer Päpite; ra⸗ 
vagaͤnz, f. die Ausſchweifung, Ubertreibung, Narr— 
heit, Abgeſchmacktheit. 

extravaſieren, ıl. ifr. s'extravaser, vom l. extra, 
und vas, Gefäß, pl. vasa) Heilk. aus den eigent- 
lihen Gefäßen austreten, auslaufen; Extrabaſũt, 
n. ausgetretenes Blut, Blutaustritt vder Ergup 
von andern Flüffigleiten in Körpern; Extravaſa— 
tion, f. die Austretung oder das Auötreten des 
Geblütes oder anderer Feuchtigkeiten; extravasa- 
tio aeris, |. v. w. Emphyjema; e. sanguinis, 
Blutaustritt. 

Grtraveriion, £. ul. (vgl. Berjion) eig. Auswärts⸗ 
wendung; Heilk. Ausſcheiduug von Säuren und 
Salzen. 

extrem, l. extremus, a, um, (Superl. vd. exterior; 
vgl. Exterieur) äuperit, legt, höchſt, außerorbent- 
lich; Extrẽm, n. (l. exträmum) dag Außerſte, der 
Endpuntt; das Hödjite, der Gipfel, höchſte Grad; 
Übertriebeneg; pl. Extreẽme, einander entgegen» 
gejeßte Dinge; auhÜbertreibungen; ad extrema, 
auf das Äußerjte;, ad exträömum, zulegt am 
Ende; in extremis, (sc. momentis), in den letzten 
Augenbliden des Lebens, in den legten Zügen, am 
Ende; Ertremität, [.(I.extremitas)das Außerfte, 
äußerte Ende, der Endpunft; die äußerſte Ber» 
legenheit, der legte Behelf, die legte Zuflucht; &y= 
trenitüten, pl. die äußeriten Körperteile; auch 
über). Hände und Füße. tl 

extrins&cus, l. v. extrim als ungebräuchlicher Ad⸗ 
verbialforni zu exter, außen befiudlich, und secus, 
anders, in Zufammenjeg. Seite) außerhalb, aus— 
wärts, äußerlid. ih 

extrizieren, l. (extricäre; vgl. Trica) herauswin⸗ 
den, mühjam herausbringen. 

extrörsum, ıl. Bot. nad) auswärts. F*— 

ertrudieren, [.(ex-trud£re) ausſtoßen, wegtreiben; 
Extruſion, £. nl. die Ausſtoßung. ; 

exiuberieren, I. (ex-tuberäre, v.tuber, Höder, Ge⸗ 
ſchwuͤlſt) aufichwellen, auflaufen; Extuberation, 
f. (extuberatio) od. &rtuberdng, f. nl. Geſchwulſt, 
Beule, Auswuchs, Höde. | 

extumetzieren, [.(ex-tumescere) aufichwellen; Er⸗ 
tumeſzenz, kẽnul. Die Geſchwulſt, die Auftreibung, 
beſ. eines Knochens. gl 

exuberieren, I. (ex-uberäre, v. uberäre, fruchtbar 
jein, uber, fruchtbar, reichlich) üppig wachſen, im 
Überfluß fein; eruberdnt, (exubörans), überflüſſig 


Erudenismugs 


unnötig; reichlich, üppig, überſchwänglich, jchwül- 
itig; ®rnberdnz, f. (exuberantia) der Uberfluß, 
Schtwulit, die Fülle, da3 Übermap. 
Erudenismus, m. gr. (v. ex-udenizein, für nichts 
halten, geringihäßen, von uden, nichts) die Ver— 


nichtung, Bejpöttelung, Widerlegung, mit gering-. 


ſchätziger Ubergehung oder ſpöttiſcher Beantmwor- 
tung der Gründe des Gegners. 
erulzerieren, l. (ex-ulceräre) Geſchwüre verur— 
achen, ſchwären; auch aufritzen; aufſtechen; Exul— 
zeration, f.(ex-ulceratio)die Entzündung u. Ver— 
eiterung, das Geſchwür. 
exulieren oder exſulieren, l. (exsuläre, von éxsul, 
ein Berbannter), in Verbannung, als Berbannter 
feben; verich. von erilieren; Exulänt, m. (ex- 
sülans) ein Vertriebener, Berbannter. 
exultieren, I. (exultäre oder eig. exsultare) vor 
Freude fpringen, frohloden; Exultation, f. (ex- 
sultatio) da3 Frohloden, Jubeln, Sauchzen; ex- 
ultet (e3 jauchze), eine vom h. Auguftin verfaßte 
Hnnne, welche am Tage vor dem Karfreitag in 
der Fatholifchen Kirche gefungen wird. 
erundieren, I. (ex-undäre, von unda, die Welle) 
überflichen, austreten; &rundation, f. (exunda- 
tio) das Austreten eines Fluſſes ꝛc. 
Exuſtion, f. I. (exustio) die Berbrennung. 
Erutorium, n. nl. (v. exuere, ab- oder ausziehen) 
eig. Ausziehungsmittel, Heilf. ein Kunftgeichtwiir 
mit Seidelbaft zur Ausziehung oder Ableitung 
ihädlicher Feuchtigkeiten; Erupien,pl.l.(exuviae) 
ausgezogene Kleider, dem Feinde abgenommene 
Rüftung, Waffen 2c.; die abgelegte od. abgejtreifte 
Haut od. Hülle, 3.8. der Schlangen 2c.; exuviae 
viperärum. Schlangenhäute, Echlangenbälge. 
erbeiifatöriich (v. lat. vesica, Beutel), Moſchus, der 
aus den Beutel des Moſchus- od. Bifamtieres ge- 
_ nommen stwirdu.indiefer Form in denHandelkommt. 
Erböto, n. I. (v. ex vöto, d. h. einem Gelübde ge- 
mäß) ein Bild, das man einem Gelübde gemäß 
jtiftet oder überhaupt jemand weiht, Weihgemälde. 
exzedieren, I. (excedere, von cedere, gehen; vor— 
ichreiten; dgl. zedieren) überjchreiten, überfteigen, 
ſich —— zuſchulden kommen laſſen; 
ausſchweifen; Exzedent, m. (excẽdens) ein Übel⸗ 
täter, Ruheſtörer, Frzvler; Exzeͤßß, m.(l.excessus) 
eine Ausſchreitung, Ubermaß; der Unfug, die Ge— 
walttätigkeit; ſphäriſcher Exzeß; Größenl. der 
Überſchuß der Winkel eines ſphäriſchen Dreiecks 
über zwei rechte Winkel; excéssus in modo, ein 
Fehler in der Ausübung oder Form einer Hand- 
lung; In excessu pefzieren, durch Überniaß fün- 


digen; exzefſib, ni. unmäßig, übertrieben, über⸗ 


mäßig, ausſchweifend. 

exzellieren, |. (e&cellẽre) vortrefflich fein, ſich aus— 
zeichnen; exzellent, (excéllens), vortrefflich, herr» 
ich; Exzellenz, f. (excellentia) Die Vortrefflichfeit, 
Herrlichteit, ein Ehrentitel der Minifter 2c.; par 
excellence, fr. (jpr. —-efjjellängß) vorzüglich, vor- 
zugsweiſe; ſchlechthin. 

Exzelſität, f. I. (excelsitas, v. excelsus, erhöht, er— 
haben) die Höhe, Erhabenheit. 

ezentriieh, nl. (von l. ex, aus, und centrum, der 
Mittelpunkt, fr. excentrique) vom Mittelpunfte 
abweichend, außerhalb des Mittelpunftes eines 
Kreiſes gelegen; verjchiedene Mittelpunkte Habend, 
wie die elliptiihen Kreije, die Planetenbahnen; 
verihoben, jchief, einfeitig angeordnet oder befeftiqt 
ujw.; von der Bahn abweichend, überjpannt, 3. B. 
exzentriſcher Kopf; erzentrifche Scheibe, 
deren Umdrehungspundt nicht im Mittelpunkte 


Ezechiel 263 


liegt; exzentriſcher Stoß, Ben Richtung nicht 
durch den Schwerpunft der Körper geht; er- 
entrifhe Geſchoſſe, Hohlgeſchoſſe, bei denen 
chwer⸗ und Mittelpunft nicht zufammenfallen; 
erzentriich agieren, Krjpr. Haffen, fludern; ex— 
zentrischer Angriff, ein Klaffangriff; exzentri⸗ 
ſches Feuer, ein Klaffeuer, Fluderfeuer; Exzen— 
trizität, f. das Abkreiſen, die Entfernung od. Ab— 
weichung vom Mittelpunkte; beſ. der Abſtand des 
Brennpunktes einer Ellipſe vom Mittelpunkte; die 
Überſpanntheit, Schwärmerei; Exzentrikring. m., 
Exzentritſtange, f. Teile der Dampfmaſchine; 
Grzentritum, n , auch Exzentritk od. Erzenter, 
Steuerungsscheibe an Dampfmaſchinen, Echeiben- 
furbel; Exzentriks, pl. Poſſenſpieler in Variete- 
Theatern, die mit übertreibenden Geſten und 
Körperbewegungendraftiiche Vorführungen geben. 
Grzeption, Erzeptor, |. unter erzipieren. 
erzerniieren, |. (d. cernere, jcheiden, jondern) aus» 
Jondern, ausſtoßen; v. Erfrement. 
erzerpieren, I. (excerp£re, von carpere, pflücken) 
ausziehen, Auszüge ne Exzerpt, n.,pl. Ex⸗ 
zerpte (I. excerptum, pl. —a), Auszüge aus Buͤ— 
chern; Exzerpten-Buch, ein Auszugsbud). 
Exzeß und exzeſſib, j. unter erzedieren. 
erzidieren, 1.,1.(excidere, v.excido) herausfallen ; 
xzidenz, f.nl. Heil. das Ausfallen eines Gliedes. 
erzidieren 2., [. (excidere, von excido) aushauen, 
ausschneiden; daher: Exziſion, f. (1. excisio) die 
Ausfchneidung, das Ausichälen, Ausrotien; Er— 
zifür, f. nl. dev Ausſchnitt. 
erzipieren, ![. (excipere,nehnen) ausnehmen, aus— 
ſchließen; Rſpr. einwenden, entgegenfeßen, verant- 
wortungsweiſe vorbringen; excipe! nimm aus! 
mache eine Ausnahme! excépto und excoptis, 
ausgenommen; exceptis exeipiendis, mit Aus» 
nahme des Auszunehmenden; ad exeipiöndum 
od. ad exeipiendum et respondendum, Ripr. 
ur Beanttvortung und Widerlegung der Klage; 
Frzeption, f., 1. exceptio, die Ausnahme; Ripr. 
die Ausflucht, Aus», Ein-, Wider: od. Gegenrede, 
die Einwendung, Verantwortung, Berantivor- 
tungsjchrift de2 Bellagten; absque omni ex- 
ceptiöne, ohne alle Ausnahme od. Einwendung; 
omni exceptiöne major, über jede Ausnahme 
od. Einrede, iiber allen Tadel erhaben; exzeptio— 
näbel, nl. itreitig, ziweideutig, Einwendungen 
unterworjen; exzeptionéell, ausnahmsweiſe; ex— 
zeptiv, eine Ausnahme enthaltend, ausſchließend, 
als Adverb auch exceptive, ausjchließend, be— 
dingt, ausnehmend; Exzéeptor, m. l. der Nach— 
ichreiber, Geſchwindſchreiber. 
Erziiion, Exrzifür, j. unter erzidieren 2. 
erzitieren, I. (excitäre, Verjtärfungszeitiwort von 
excire, herausrufen) erregen, aufmuntern, an— 
feuern; erzitäbel, nl. erregbar; &rzitabilität, 
f. Erregbarleit, Reizbarkeit; &xzitantin, pl., 1. 
Heilf. Erregungs- oder Neizmittel; Exzität, m. 
(excitätus) eig. der Aufgeregte, Aufgeforverte; 
Ripr. der in Konkurs Geratene, Gemeinfhuldner; 
Exzitation, f. (exeitatio) die Erregung, Ermun— 
terung, Antreibung; erzitatid, nl. erregend, an— 
treibend, ermunternd; Exzitatorium, n. ein 
obrigfeitlihes Mahnſchreiben. 
Eye-bares,pl.engl.Augenftäbe(beieifernen Brüden). 
Eyhrer, m. ein holländijches Heringsſchiff. 
Ezan, m. arab. der Ruf der Mufelmannen zum Ge— 
bet, vgl. Muezzin. 
Ezechiẽl, m. hebr. (jecheskel, gr. Iezekiel; vgl. He— 
Pet) männl. Name: der durch Gott Starte. 


{ 


264 F 


Facenda 


F. 


Abkürzungen: f. für fac, mache, od. fat, ſ. d, od. | 


j. Rlius, Sohn; Tonk. — forte, oder — fa, der 


vierte Ton vom Grundton c; auf der GStellicheibe 


engliicher Uhren = faster, gefchwinder; F. in ther- 
mometriichen Beobachtungen—Fahrenheit; F. bei 


den Römern ein Zahlzeihen — 40, F »der F— 


40 000; F. f. Fugitivus, Flüchtling, wurde auch 
entflohenen u. wieder aufgefundenen Sklaven auf 
die Stirn gebrannt; F. engl. = Fellow, Genoffe; 
-F. F. F. F. als Symbol der Turner, deutich: friſch, 
frommı, froh, frei; franz.; france, frais, fier fort; 
engl. frank, fresh, frisk, free; it.: franco, fresco, 
tiero, forte; fpan.: franco, fresco, firme, fuerte; 
port.: franco, fresco, fero, forte; ſchwed.: frisk, 
from, freidij, fri; F. G. 8. = Fellow (of the, 
Geological Society; P. H. S.—=F. (of the) 
Horticultural S.; F. L. S. — F. (of the) Lin- 
nean S., F. R. S. —P. (of the) Royal 8.5 F. 
R.S.E.—=F. (ofthe) RoyalS. (at) Edinburgh; 
F.R.S.L.&E.=F, (of the) Royal S. (at) 
London & Edingburgh; F. S. A. =F. (ofthe) 
S. (of) Antiquarians; F. W.S.—=F. (of the) 
Wernerian S., j. ſämtlich unter Fellow; F. — 
Futurum; F. F. oder Fr. Fr. = fratres, |. 
unter frater; f. oder fec. — fecit; f. vder fem. = 
femininum, weiblich; f. oder fol., auch fo. — fo- 
lium, folio; P, ro. — folio recto, f. vo. — folio 
verso, j. unter Folium; M. Abkirz. f. Pandek— 
ten, j.d.; auch für fecerunt, fie Haben es gemacht; 
u. für finissimo, ſehr fein, .d.; Tonf.—= fortissimo; 
Fase.= Faſzikel, |. d.; Fehr. = Februar, 1. d.; 
fl.—= Floren (}. d.), Gulden; Fl. vder Flav.—Fla- 
vius, altrön. Name; f. J. a. = fiat lege artis, 
f.s.2.=fiat secundum artem, F. M. = fiat 
mixtura, j. unter fiat; fob., engl., Abkürzung für 
free on board, d.h. frei an Bord (bei Warenfen- 
jendungen); f. m. = folio meo, fol. = folio, ſ. 


ein Fabler, verächtlich Fabelhans; Fabuli t, m. 
nl. ein Fabel- oder Marchendichter; fabulds, (1 
fabulösus), fabelhaft, märchenhäft, unwahrfchein— 
lich; Fabliau, n. fr. ſpr. —Ijöh; prov. fablel) pl. 
Fabliaur, franzöſiche märdenhafte Dichtungen 
im Mittelalter; Fabliers, pl.((ſpr. ljeh) die Dich- 
ter derſelben. 


Faber, m. I. (faber, der Schmied) männl. Name. 
fabrica, f. I. (Werkſtätte, Kunſt, Verfertigung, von 


faber, ein Arbeiter in Holz und andern harten 
Stoffen) von Kirchen und geiftlichen Stiftungen: 
der Bau, Unterhalt, die Baupflicht, Baujorge; auch 
die Untergalts-flafje einer Kirche 2c.; in fabriecam 
scholae, zu Schulzwecken, d. i. zu Erhaltung der 
Schulgebäude, zu Kehrergehalten 2c.; pro fabri- 
ca, zu den Unterhaltungstojten; Fabrik, k. (fr. 
fabrique) Werfjtatt oder Werfitätte, ein Gewerk, 
eine Unternehmung, Anftalt, in welcher eine grö- 
Bere Anzahl von Arbeitern einander in die Hände 
arbeiten und bei. auch Maſchinen angewendet wer- 
den, von weiterer Bedeutung als Manufaktur, 
ſ. d; Tuchfabrik, Tuchweberei; Maſchinen— 
fabrik, Maſchinenbauanſtalt; Glasfabrik, die 
Glashütte; Zuckerfabrik, die Zuckerſiederei; 
Fabrikengold, mit Kupfer verſetztes, oft jehr ge— 
ringhaltiges Gold zu Schmuckwaren ꝛc.; auch eine 
Art Blattgold zum Vergolden; Fabriköl, Baun- 
öl; Fabrifpflanzen, Pflanzen, die in Fabriken 
verarbeitet werden; fabrizieren, I. (fabricäri) ver- 
fertigen, fertigen, zubereiten, hervorbringen, erzcu- 
gen; Fabrikaͤnt, m. ein Inhaber, Bejiger einer 
Fabrik; auch der Verfertiger, Herſteller, Erzeuger 
jolher Gegenftände; Yabrifat, n. (fabricätum) 
die verfertigte Ware, das Kunjterzeugnis; Fabri— 
fation (I. fabricatio) od. Fabrikatür, £. nl. Ver⸗ 
fertigung, Herſtellung; Fabrikatiensmünzen, 
holländiſche Handelsmünzen von Gold od. Silber, 
für den Handel mit dent Auslande bejtimmt. 


unter Folium; Fr. — $rater, fr. — franco, frei; 
fr., fre., fres. — franc, francs; fz. = forzan- 
do; fad. = fudit, d. i. gegoffen; chemifche Zei— 
chen find F= Fluor; Fe = Ferrum, Eifen. 

F. als Münzzeichen u. zwar auf älteren preußischen 


Fabulant, u. |. S., |. unter Fabel. 

Facçade, f. unter Face, auch: Faſſade. 

Fackhino, m. it. (ſpr. fadino, v. I. fax, Gen. facis, 
Tadel, uripr. ein Bündel Holz, vgl. Fagott: od. für 





ündel, wie 


M.; Magdeburg; auf öfterreichiichen: Hall in Ti- 
rol; auf franzöſiſchen: Angers; im Deutjchen Reid): 
Stuttgart. 

faba, f. {. die Bohne; pl. fabaez fabae albae, in 
der Pharmazie die weißen Samen der gemeinen 
und Ziwergbohne; f. pichurim, Piyurimbohnen, 
Mittel gegen Durchfall und Ruhr; fabarli, pl. 
Bohnenefjer, ehem. jcherzhafte Benennung der 
Sänger, weil fie viel Bohnen zu efjen pflegten, um 
ihre Stimme rein zu erhalten. 

Fabel, f. I. (fabüla, von fäari, fprechen, jagen) eine 
erdichtete Erzählung; bef. die äſopiſche oder Tier- 
Gabel, eine Art finnbildlicher Lehrdichtungen, be- 
jtehend in der Erzählung einer erdichteten finn- 
lihen Handlung, welche Tieren u. anderen Dingen 
beigelegt wird, um dadurch fittliche Wahrheiten an- 
ſchaulich zu machen; eine Erdichtung, ein Märchen; 
Lüge; die Fabel eines Schaufpiels, d. i. der ge- 
ihichtliche Stoff desselben; Fabel-Epopöe, f. ein 
Zier-Heldengedicht, fcherzhaftes Heldengedicht, def- 
fen handelnde Berjonen Tiere find; Fabellehre, 
1. Mythologie; fabulieren, (L. fabuläri, ſchwat— 


faschino, v. I. fascis, fascina, Bund, Bünd 
ml. fachinatio f.fascinatio, vgl. Facquin) ein Laſt⸗ 
träger; Badträger. 


Face, £. fr. (fpr. fah's; it. faccia, v. [. facies) das 


Angeficht, die Vorderſeite, Außenſeite; die Ober- 
fläche, Zustand, Befchaffenheit, Lage, Gejtalt der 


Dinge; Kartenspiel: der Umſchlag, Auffchlag; 


Kripr. die Geſichtslinie eines Bollwerks; das Stirn- 
blatt; auch ſcharfe Ecke, Abſchrägung od. Leifte bei 
Holzarbeiten; Face machen, Kripr. die Stirn bie- 
ten, ftandhalten, fich gegenüber ftellen; en face 
(pr. ang—), von vorn, Vollanficht, Vorderauficht, 
„im Bollgeficht” (Goethe), entg. en profil; facen 
(pr. fähen) oder faſen, abjchrägen, abfanten; Fa— 
ade, f. (pr. faſſähde) vd. Faſſade, der Vorderteil, 
die Außen-, Borderfeite, Stivnjeite eines Gebäudes, 
Hauptanficht, Vorder-, Hinter», Seitenanſicht; Fa— 
cette, £. (ipr. faſſett') die Kante, Schleifleilte, ge- 


ſchliffene Rautenfläche oder Seitenfläche an Öläfern 


und Edeljteinen; facettieren (fr. facetter), viel- 
feitig, vielecig fchneiden oder jchleifen, mit Schleif> 
fanten verjehen. 


zen, erzählen) fabeln, erdichten: Fabulänt, m. nl. | Facenda, |. Fazenda. 


Facette 


Facette, ſ. unter Face; Fachine, ſ. Faſchine. 
fachieren, fr. (facher: jpr. fcihſch —; prov. fastigar, 
ſpan. fastidiar, v. l. fastidium, Widerwille) erzür⸗ 
neu; Facherie, k. (ſpr. fahſcherih) Verdruß, Arger— 
nis: facheux (ſpr. fahſchöhs), verdrießlich, ärger— 
lich, beſchwerlich. 
facinus, n.!. (von facere, tun) große, anßerordent— 
liche Tat, Schandtat 2c.; pl. facinöra, Rſpr. 
Schandtaten; facinorös (Il. facinorösus), verbre- 
cheriſch, ruchlos, Lajterhaft. 
facio nt des od. facio ut facias, I. Rſpr. ich tue, 
damit dir gebeit, oder ich tue, damit dir tuft, eine 
weniger bejtimmte u. verbindende Kontrakts-Form 
des rom. Rechts; Fazit, n. (l. facit, eig. es macht) 
die Summe, die gejuchte und gefundene Zahl, der 
Betrag; das Ergebnis. 
Facçon, f. fr. (pr. faßöng; 1. factio, it. fazione) od. 
Faſſon, die Arbeit, Faſſung einer künſtlich verfer- 
tigten Sache, Kunſtgeſtalt; auch Arbeitslohn, Ma- 
cerlohn; das Ausjehen, der Zufchnitt, die Gejtalt 
oder Form einer Arbeit 2c.; daher überh. das 
äußere Anfehen; Art und Weije, Benehmen, Be- 
tragen, Anftand; Sittenfeinheit, Xebensart; pl. 
Facons, Umstände, Umfchweife, Weitläufigfeiten; 
Sierereien; facon de parler (jpr. — parleh), 
Redensart, die nicht genau zu nehmen it, leere 
Worte; sans facon (pr. Bang faßsng), ohne Um- 
ſtände; einSansfacon, ein dummdreiſter Menſch, 
Grobian; Façoneiſen, Faſſoneiſen, Formeiſen; 
Façonnudeln, Faſſonnudeln, Formnudeln; 
façonnieren (fr. faconner), formen, bilden, ge— 
italten; die gehörige Berzierung geben; fagon- 
nierte Zeuge; gemodelte, geinuiterte, geblümte 
Zeuge; Faconnerie, f. das Modeln oder Blümen 
der Zeuge; Façonneur, m. (ſpr. faßonöhr) ein 
Bildner, Geſchmacks-Künſtler; Façonnier, m. 
(pr. — njeh) ein Umjtändemader. 
Fadda, ägypt. Silberminze — d. türk. Para oder 
Akticheh (j. d.) = "so Piaſter. 
iade, fr. (v. l. fatüus mit Ausfall des u) unſchmack— 
haft, geſchmacklos, abgeſchmackt, matt, Schal, läp- 
pilch, albern; Fadeur, f. (ſpr. —döhr) Geſchmack⸗ 
loſigkeit, abgeſchmacktes Weſen, Schalheit; Fadaiſe, 
f. (ſpr. —dähl’) die Fadheit, Albernheit, Abge— 
ſchmacktheit. 
ſaeces od. feces, pl. l. (vom sing. faex, fex) Hefen, 
Bodenſatz, Niederſchlag; auch der Darmkot, Aus— 
wurf; faecũla, f. Scheidek. Satzmehl, Kraftmehl 
(j. v. w. Amylon); fatal, nl. den Auswurf be— 
treffend, Kot enthaltend; fäkulent (faeculentus), 
hefig, trübe; Fäkulenz, f. (faeculentia), die Un— 
terhefe, der Bodenjaß, das Trübe, Schlammige, 
Unreine. 
Faͤgara, f. (von dem arab. faghirah, Name einer 
ürzpflanze) Leichtholz, ein ausländijches Pflan— 
zengejchlecht, defjen eine Art, die Flügelfagara 
in Südamerika wegen ihres eifenharten Holzes aud) 
Stahlbaum heikt. 
Fagin, n. nl. (v. l. fagus, f. die Buche) Scheidek. ein 
aus den Buchnüfjen gegogener bitterer Bflanzen- 
itoff; Fagophrum, n. l.-gr. der Buchweizen. 
Sagott,.n. fr. (it. fagötto; prov. fagot 1. Neis- 
bundel, Bellenholz; 2. ein hölzernes Blaſe-Inſtru— 
ment von vollem, tiefem Ton, auch) Baſſon, j.d.; 
Fagotaille, f. fr. (pr. —taj’) die Einfafjung eines 
Dammes mit Reisbündeln; Fagottino, n. it. ein 
dem Fagott ähnliches kleineres Tongerät von 
höherem Ton, aud) Tenor-Fagott; Fagottiſt, 
m, (it. fagottista) ein Fagottbläjer. 
faible, fr. (ipr. fäb'l; it. fievole, v. I. flebilis, kläg— 


Fakta 265 


lich) ſchwach; als Subſt. n. die Schwachheit, Schwäche 
gegen, oder Neigung fiir etwas; faiblieren, fr. 
(faiblir) ſchwach, ohnmächtig werden; abnehmen, 
nachlafjen; Faiblage, f. v. n. (jpr. fäblähſch) eig. 
Schwächung; Leichtprägung von Münzen; Fai— 
Hlefie, f. (br füi—) die Schwäche, Schwadhheit, 
Schwädlichfeit; Ohnmadt. 

Zoience, |. Fayence. ... | 

Faille, f. fr. (faille, ſpr. faj’) ein Schwerer Seiden- 
jtoff, den die Flamänderinnen als Schleier oder 
Schärpen um Kopf und Schultern tragen. 

faillieren, Faillite 2c., |. fallieren. _ 

Faindant, m. fr. (pr. fänedng; von faire, tun, u. 
neant, it. niente, nicht, von l. ne, nicht, u. ens, 
entis, Wejen, Ding) ein Nichtstuer, Müpiggänger; 
faindantieren (fr. fain&anter), faufenzen; Fai— 
neantise, £. (pr. fäneangtihſ') der Müßiggang. 

fair, engl. (jpr. fähr), fein, ſchön, nett, tadellos, 
anständig, ehrlich; dev Markt, die Mefie; fair play 
(ipr. pleb), ehrliches Spiel, 3. B. bei Wetten, Ha— 
zard, Wettrennen uſw.; es iſt etwas unfair oder 
nicht fair, d. h. nicht tadellos in der Art und 
Weije der Behandlung einer Sache, nicht den üb— 
lichen Formen entjprechend. 

fair average, f. engl. (jpr. —äweredſch, Durch— 
Schnitt, Mittelware), feine, gute Mittelware (bei 
Kafaojorten ujiv.). LICH 

Fairy, f., pl. Fairies, engl. (ipr. fähri, fähris; d. 
altfr. faerie, Zauberei, von faer, zaubert, v. fae, 
Tee, ſ. d.) die Fee. 

faiſable, fr. (ſpr. fäjabel; von faire, tun, machen) 
tunlic), ratſam; Faiſancen, pl. (pr. fäſängßen) 
Reiftungen, Obliegenheiten, be. eines Bachters 
außer dem Pachtgelde; Faiſeur, m. (ſpr. fäſöhr) 
eig. ein Macher, Anſtifter; auch politiſch: Unruh— 
jtifter; der Werfmeijter oder tätige Ausführer 
(Agent) von Plänen im Staatsleben, in diplo— 
matifchen Verhältniſſen ze. (z. B. die Faiſeurs 
eines Ministers, die feine Pläne ausführenze.);Uin- 
ternehmer von Altienvereinen; faiseur d’esprit 
(jpr. — desprih) ein Witzmacher, Wibling; Fai— 
ſeuſe, k. fr. (ſpr. fäſöhſ') eine kluge Leiterin ge— 
heimer Unternehmungen ze. 

Faiſanderie, f. fr. (ſpr. fälangderih) ſ. dv. w. Fa— 
ſanerie. 

Faiſſerie, £. fr. (ſpr. fäli—; v. faisse, l. u. it. fascia, 
Binde, Band) durchbrochene Flecht- oder Korb— 
mac)erarbeit. 

fait, m. od. n. (fpr. fäh) fr. (von faire, tun) = lat. 
Fäktum: Tat, Tatjache; fait accompli (fpr. fät 
adongpli), eine vollendete Tat od. Tatjache; Fait 
von etwas machen, Gebrauch oder Anwendung 
von etwas machen, ſich mit etwas bejchäftigen oder 
fleißigabgeben; etwas treiben; auch fich damit mich» 
tig machen, ein Anſehen geben; au fait (jpr. o fäh), 
eig. bei der Sache oder Tat, dem wirklichen Sach— 
verhalt; daher au fait (von etwas) fein, unter- 
richtet oder eingeweiht jein, eine Sache fennen oder 
veritehen, Beſcheid wiſſen; einen au fait (von et» 
was) Jetzen, ihn darüber aufklären. 

fäfät, ſ. wuter faeces. 

Fakir, m., pl. —s, arab. (fakir) eig. ein Armer: 
mohannmedanifche Bettelmönce(Derivische) ;in In— 
dien: büßende Einfiedler 2c. 

Fakſimile, n. I. (fac simile, d. i. mache ähnlich!) 
eine handfchriftlich oder durd) Kupferjtich, Stein- 
druck 20. genau nachgebildete Handjchrift, Hand- 
ſchrift⸗-Abdruck,Nachbildung; fafjimilieren,barb.- 
lat. eine Handjchrift 2c. nadybilden. 1 

Sata, |. Faktüm; Faktage, f., v. n. fr. (pr. 


266 Faltion 


—ahfch’)dieBeförderungsgebühren;dießerpadung; 
Faltage-Cinrichtung, Poitd. Paketbeitellung, 
Bafetbeitell-Einrihtung; $.: Fahrt, Paketbeſtell⸗ 
fahrt; F.-Wagen, Baletbeitellmagen; jaktice, fr. 
(ipr. faktihß; I. facticius, von facere, machen) nach— 
gemacht, erfünjtelt; zumeilen auch angedichtet. 
Faktion, f. I. (factio, das Machen, die Verbindung, 
v. facere, machen, e3 mit jemand halten) eine Bar- 
tei; der Anhang, eine aufrühreriiche Rotte, Meute; 
Faktionär oder Faktioniſt, m. nl. ein Bartei- 
gänger, Barteigenofie; Aufwiegler, Meuterer; Fak⸗ 
tionnatre, m. fr. ({pr. —nähr) Kripr. die Schild- 
wache; faftids (l. factiösus, fr. factieux), aufrüh- 
reriſch, aufwiegleriſch, meuteriſch; Faltioſität, f.die 
aufwiegleriſche Geſinnung; der Parteigeiſt. 
faltiſch, ſ. unter Faktum; faltitiv, nl. bewirtend, 
in a jegend; faftitive Verba vd. Falti- 
tive, pl. Sprachl. Bewirkungswörter, abgeleitete 
Beitwörter, welche eine Tätigkeit bezeichnen, durch 
welche das Objekt in die durd) daS Stamm⸗Zeit— 
wort bezeichnete Tätigkeit verfegt wird, z. B. trän- 
fen, jäugen 2c.; $dltor, m. L., pl. Faltören (eig. 
wer etwas tut, cin Macher) Rechent. Bervielfälti- 
gung od, Mehrer, Zahlen, mit denen multipliziert 


wird; auch überhaupt: wirkſame Beitandteile oder | 


Kräfte, durch deren Zuſammenwirken ein ®anzes 
als Vroduft entiteht; Erfordernis, Umjtand, Ge- 

ſichtspunkt, das Beſtimmende, Mitwirkende; ferner 
(gew. Faktör gejpr., pl. Faktöͤre) ein Aufjeher 
einer Handlung oder Werkanſtalt (bef. einer Buch— 
druckerei); Werfmeilter, Vorjteher, Gejhäftsführer; 
Faktorei, f. nl. (engl. factory) deſſen Amt u. Woh— 
nung; auch Waren-Niederlage; eine Handlungs- 
niederlajjung in anderen Weltteilen; Faltorei= 
handlung, eine Kommiſſions⸗ od. Auftragshand- 
lung; faftorieren, mit einer fremden Fattorei 
Geichäfte machen. 

Faktötum oder fac-totum, n. ni. eig. mad)’ alles, 
ein Menſch, der alles in allem iſt, ein Allmader 
oder Aülbejorger; die rechte Hand in häuslichen 
oder öffentlichen Geſchäften; bef. ein Geſchäftsan— 
geftellter, der alles bejorgt. 

Faktum, n., pl. Fakta, I. (v. facere, tum) die Tat, 
Tatſache, Handlung, das Ereignis; facto, durd) 
die Tat, tätlich; de facto, in der Tat, tatſächlich; 
aus eigner Gewalt, eigenmächtig, jogleich oder ſo⸗ 
fort, ohne weitere Umſtände, ohne Anfrage; de 
facto et absque jure, eigenmächtig und tvider- 
rchtlih; in facto, in der Tat, wirklich; species 
facti, j. Species; faltiſch, tätlich, tatjächlich, 
wirklich; auf Tatjachen gegründet, durch Tatjacher 
erwieſen, ausgemacht. 

Faltür, f.1. (factüra, das Machen, dieBerfertigung, 
it. fattüra) das Warenverzeichnis nebſt Berechnung 
der Preife, die Warenrehnung, eng 
das Faltüren= oder Faktũrbuch, das Berech— 
nungsbud; Fakturier, m. fr. (ipr. faktürjeh) der- 
jenige Handlungsgehilfe, der diejes Buch führt; 
faftnrieren, ul. ber verkaufte oder eingekaufte 
Baren umjtändlige Rechnung ablegen. 

fatulent 2c., . unter faeces. 

Fakultät, f. I. (facültas, zgez. aus facilitas, Leich— 
tigkeit im Tun) die natürliche Kraft, Gabe, Na— 
turgabe, Fähigkeit, Schulfach: Lehrbefähigung; 
Heilf. die Kraft, die den Berrichtungen im lebenden 
Körper vorſteht; Vollmacht, Befugnis; auf Hohen 
Schulen: eine Zunft, Gelehrten-Zunft od. -Bant, 
die ſämtlichen zu einer der vier Hauptwifjenfchaften 

ehörigen Profefjoren; Fakultäts-Aſſeffor, m. 
Beifiger einer Zafultät, bej. der juriſtiſchen; F. 


Falding, n. engl. ( 


Falkaune 


Erkenntnis, Rſpr. ein nicht von einem Gerichts 
hofe geiprodhenes, londern von einer Juriſten 
Fakultät eingeholtes Urteil; F.-Gelehrter, ein 
Zunftgelehrter, der eine Fakultäts-Wiſſenſchaft 
verfteht und lehrt; fakultatib, nl. (fr. facultatif) 
zu einem Amt, Geihäft ıc. Befugnis gebend, be- 
jähigend,ermächtigend; deveigenen Wahl od. Beftim- 
mung überlajjen, freigeitellt, wahlfrei, z. B. manche 
Lehrgegenſtände an gewiſſen Schulen; Fakulta— 


tivzug, Bedarfszug (auf der Bahn); fatuitative 


Zivilehe, die den Staatsbürgern freiſtellt, die 
kirchliche, oder die bürgerliche Trauung zu ſuchen, 
entg. der obligatoriſchen; Fakultiſt, m. ein Dir- 
glied einer Fakultät, Zunftgenosie, Innungsgelehr— 
ter; facultas docendi, das von eilter Beihungs- 
kommiſſion an einer Univerjität erteilte Zeugnis, 
welches dem Geprüften Die Fähigkeit zufpricht, 
an einer höhern Schule in einem wiffenfchaftlidhen 
Unterrichtsfache zu unterrichten (3. B. im Latei- 
nijchen, Griechischen, Franzöſiſchen, Deutschen uſw.; 
gew. abgefürzt: er hat die Fakultas im Sat, 
Griech., Franz, Deutich uſw. für mittlere, obere, 
für alle Klaſſen), die Lehrbefugnis. 


Fakundität, f. I. (facunditas) Beredſamkeit, Ned- 


nergabe; Fakündus, m. u. Fakünda, f. männl. 
u. weibl. Name: der, die Beredte. 


Falak od. r. Faläkah, türk. (von dem arab. falak, 


filäk, Spalte) ein geſpaltenes oder löcheriges Holz 
nit einem Strid, mit welchem die Füße desjenigen 
fejtgejchnürt werden, weicher die Baſtonnade eutp- 
fangen foll; auch = Baſtonnade. 


Yalärica, vd. —fa, ſ. Ehalarika. 
Falbei cd. Falbäla, k. ir. ein Faltenſaum, Zalten- 


beja an Frauenkleidern. 


faleidia quarta, £. l. Ripr. der vierte Teil einer 


Erbichaft, welchen der Erbe von den durch ihn ab- 
zugebenden Vermächtniſſen jeines Erblaſſers vor- 
weg behalten kann (nad) dem Geſetzvorſchlag Des 
rom. Volkstribunen Faleidius im J. 41v. Chr.); 
im Mittelalter bald für den Pflichtteil in der Erb— 
ſchaft, bald ſogar für jedes Viertel {ohne Bezug auf 
Erbſchaft) genommen. 


Falcifẽri, pl. l. (v. falx, faleis, Sichel, u. fero, ich 


trage) Sichelträger; faleiförm, ni. (fr. faleiforme) 
ſichelförmig, ausgebogen. 


Salcunets, pl. neapolitaniiche Staaispapiere (Zer- 


tififate), nad) dem Bankier Salconet in Reapel 
(geit. 1857) benannt. 


Faldage, n. engl. (fohldehdſch; m!. faldagium, von 


dem angelj. fald, fold, Hürde) das Triftredt, Hür- . 
denrecht, der Hürdenſchlag in England; Faldfee, 
n. (pr. —fih) Triftgeld. 

pr. fohlding) ein grobes Tud). 
aldiitorissin, n. nl. (it. faldistorio, alifr. fan- 
destueil, neufr. fauteuil, vom althochd. faldstuo], 
Faltſtuhl, Sejjelftühl, weil er zuſammengefaltet 
werden fonute) der Biſchofs-Seſſel in der römiſchen 
Kirche. 


Falerner, m. ([. Falernum, sc. vinum) ein bei den 


alten Römern berühmter Wein aus dem falerni- 
ihen Gebiete in Kampanien. 


Faltaͤde, f. fr. (vgl. jpan. falcado, ſichelförmig, ge— 


frummt) Reit. Bewegung od. Sprung eines Pfer— 
de3 mit ſtarker Biegung der Hinterfüge; falquie⸗ 
ren (fr. falquer) vder falfieren, cine Falkade 
machen; Falkaria, f. I. Bot. Sicheldolde. 


Faltaune, f. (mi. falcöna, v. l. falco, Falk, ehem. 


Benennung eines 37,5 kg ſchießenden groben Ge⸗ 
— eine Feldichlange, ein ehem. grobes Ge— 
chiiß, melch.3 2 bie 3 kg Eifen ſchoß; Fallonett, 


Fallenierer 


n. (altfr. und erigl. falconet, it. falconetto), auch 
Falfe genannt, eine Kleine Falkaune oder Feld— 
ſchlange, die 1 bis 1,5 kg ſchießt. 

Faltenierer od. Faltenier, m. (ml. falconarius, it. 
falconiere, fr. fauconnier; vd. l. falco, fr. faucon, 
der Falk), auch Faleonarins, ein Falkenjäger, 
Falkner; Falfonerie, f. die Faltenjagd, Falken— 
beize od. Sogeliagd mit einen abgerichteten Falken. 

Fallacia, £. J. (v. fallax, täufchend) der Betrug od. 
Trug; aud) ein Trugſchluß, Scheinbeweis; falla- 
eia optiea, f. Augentäufhung; fallaztds (falla- 
ciosus) betrügeriſch, trügeriſch. 

fallibel, ni. (vom I. falli, ſich täuſchen, irren) oder 

illible, fr. (pr. fajibl) dem Irrtum unterworfen, 
ehlbar, trüglich; Fallibilität, f. die Möglichkeit 
zu irren; Trüglichkeit; mi fallor, l. wer ich nicht 
irre. 

fallieren, it. (fallire) od. faillieren (ſpr. fajieren), 
fr. (faillir, eig. fehlen, ſchwach werden, v. l. fallöre, 
hintergehen, entgehen, daher roman. mangeln) od. 
fallit (it. fallito) ſein, zahlungsunfähig ſein, ſeine 
Zahlungen einſtellen; Falliment (it. fallimento) 
od. Falliffement, n. r. Faillite, f. fr. (pr. fajit’) 
die Zahlungsunfähtgkeit, Zahlungseinſtellung, |. 
v.w.Banferott; Zulit (it. fallito) od. Faillit, 
m. ein Zahlungsunfähiger. 

falguieren, j. unter Falkade. 

ſjum, n., pl. Falſa, I. (v. fallere, täuſchen, be- 
trügen) Betrug, Fälſchung; Falſi-Rechnung, An- 
nahme⸗-Rechnung, ſ. v. iv. regula falsi, ſ. d.; falso 
bordöne, it., od. fauxbourdon, fr. (pr. joh bur- 
doͤng) Tonk. falſche Stütze od. Begleitung, z. B. in 
Sexten-Akkorden, oder wo die verſchiedenen Stim- 
men gleiche Noten haben, und der Baß nur eine 
Oktave tiefer geht; Falſarius, mn. l. ein Betrüger, 
Fälſcher; Yallett, n. (it. falsetto) Tonf. die faljche 
Stimme, Kopfitimme oder Filtel; Falfettift, m. 
ein Siftelfänger; Falſiloquium, n. I. die Falſch— 
rednerei, Züge; Falſimonia, f.Betrügerei, Falſch— 
heit; faljieren (it. falsare) oder faljifizieren, nl. 
= Falſifikãt, n. nlat. etwas Gefälſchtes 
(bei. ag: Münze 2c.); Falſation oder Faljifi= 
fation, f. Fälſchung; Yaljififätor, m. ein Fäl- 
ſcher, Betrü er; Falfitat, f. (jpätlat. falsitas) die 
Salichheit, nwahrheit. 

Fama, f. 1. (gr. phẽmẽ, v. phömi, id) ſage) die Sage, 
das Gerücht, der Ruf; die Göttin der Gerüchte; 
aud) wohl Berfünderin; salva famıa, mit VBorbe- 
halt und ohne Nachteil des guten Rufs; famös 
(lat. famösus) oder famũs (jr. fameux), berühmt, 
berüchtigt, viel beiprochen; Famöſe, f., pl. —n, 
eine Art Nelken, die nur auf den obern Teile des 
Blumienblattes mit farbiger Zeichnung verjehen, 
unten aber immer weiß ilt; famösus libellus, 
m. lat. eine Schaud- oder Schmähſchrift; famösa 
actio, f. eine ehrenrührige Stlage; famösum car- 
men, n. ein Schmähgedicht; f. judiciumy n. ein 
entehrendes oder Entehrungsurteil; Famoſität, 
f. (jpätl. famositas) die Beriigmtheit; das Beriich- 
tigtjein, der üble Ruf, die Berrufenheit; Famian, 
m. und Famiane, f. Name: der, die Berühmte, 


nnte. 

Familie, f. [.(familia, urjpr. Dienerſchaft, von fa- 
mülus, Diener, .d.; fr. famille) die Hausgenofjei- 
ichaft; die Gejamtheit der unter einem Hausvater 
ftehenden Verwandten; die Berwandtidaft, Sipp- 
—* Geſchlecht, Haus, Stamm; die Herkuuft, Ab— 
funft; en famille, fr. (jpr. ang familj’) in der Fa— 
milie, im Familienkreiſe, mit den zum Hauſe ge- 
hörigen Berfonen (3. B. fpeifen); Familien-Fi— 


Fandango 267 


deifommiß, ſ. Fideikommiß; Samiltenpaft, 
m. ein Bertrag zwiſchen den Gliedern einer Fa— 
milie (vgl. Patt); Familiär, m. (l. familiäris), pl. 
Familiären, Hausfreunde, Vertraute; Hausdie- 
ner, bei. in den Wohnungen der Hohen Geiſtlich— 
feit in Spanien; auch Säfher, Diener des Glau— 
bensgerichts, auch einer Univerſität zc. in Spanien; 
familär (I. tamiliaris), al3 Adverb auch familia- 
riter vd. fr. familierement (pr. famillär'mang), 
vertraut, vertraulich; traulich, heimisch, auch zu— 
dringlich, aufdringlid; Familiarität, f. (I. fami- 
liaritas) die Vertraulichkeit, Traulichteit, der ver— 
traute Umgang, die genaue Befanntichaft; ſich fa= 
miliarifieren, fr. (se familiariser) ſich bekanut, 
vertraut od. gentein machen; Familiſten, pl n!. 
eine Religionspartei in England und Holland, die 
jich zu einer familia caritatis (Liebesfamilie) ver- 
einigte, um 1575 durd) Heinrich Niklas aus Mün— 
fter geftiftet; family compact, m. engl. (prid: 
fämmili esmpäcet) Berein altengltfcher Familien 
in Kanada. 

Famis, ın. fr. feidenes, mit Gold durchiwirktes Zeug. 

Famıt, m., pl. Famnar, jchived.ein Faden, Klafter, 
Lachter = 6 ſchwed. Fuß — 1,7814 m. 

famos 2c., j. unter Fama. 

Famülus, m. lat. ein Diener, Aufwärter, Gehilfe; 
insbeſ. der Gehilfe eines Gelehrten, eines Brofej- 
ſors auf Hochſchulen, ſ. v. w. Amanuenſis; auch 
der Gehilfe eines Arztes; Famula, f. eine Diene— 
rin, Aufwärterin; famulieren (1. famuläri), die— 
nen, den Diener od. Gehilfen machen, aufwarten; 
Famuldnt, m. (famülans) ein Dienender; Fa— 
mulatũr, f. nl. die Hilf oder Dienitleiftung, das 
Amt eines Famulus. 

Fandl,m. fr. (arab. fanär, ml. fanarium, it. fanäle, 
v. gr. phänös, Leuchte) eine Schiff3- od. Seeleuchte; 
ein Leuchtturm; ein Feuerzeichen; Krſpr. die Lärnı- 
ftange; Fanal-Wache, die Lirm-Wade; Fanär. 
m. da3 Sriechenviertel, Quartier der Griechen in 
Konjtantincpel (nad) dem dortigen Leuchtturm be— 
nannt; neugr. fanäri); Fanarioͤten, pl. vorıehme 
und meift reiche griechiſche Familien in Konjtanti- 
nopel, welche von den bei der Eroberung Konſtau— 
tinopels verjchonten edlen griechiichen Familien ab» 
ſtammen. 

Fanam, auch Fano, Fanon, Fanum, m. (portug. 
fandaö) eine goldene und ſilberne Münze don ver— 
ſchiedenem Wert in Oſtindien, vun etwa 0,24 ME. 
anar 2c., ſ. unter Fanal. 

Fanatiker, ın. (1. fanaticus, begeiſtert, von fanum, 
Heiligtum) Schwärmer in Religionsſachen, Glau— 
bensſchwärmer; fanätiſch, ſchwärmeriſch, glau— 
bensſchwärmeriſch; Fanatismus, mm. nl. (fr. fa- 
natisme) die Glaubensſchwärmerei, Glaubens- od. 
Meinungswut; fanatifieren, ſchwärmen; ſchwär— 
meriſch machen, zur Schwärmteret verführen. 

Fauchon, £. fr. (pr. fangjchöng) Verkleinerungswort 
von Franziska: Sränzchen als Mädchen-Nante; 
Mod.: n. eine leichte Kopfbedeckung für Frauen. 

Fancy, m engl. (fpr. fänßi; v. fr. fantaisie = Phan— 
tajie) Einbildunggtraft; Einbildung, Laune, Ein- 
fall 2c.; daher Fancy Artikel, Mode- oder Putz— 
waren 2c.; Sancy Drei, m. Phantafie- Anzug, 
nn Fancyfair (pr. —fähr), Mode- 
waren-Markt; Ausſtellung u. Verkauf weiblicher 
Arbeiten zu milden Zweden; Fauch-Rammgarn, 
n. Bhantafieftoff fürHerrenanzüge; Fancynet, u. 
(ipr. fänßinet) gemujterter Spigengrund. 

Fanddngo,m. ein jpanifcher Bollstanz, im Ya Takt 
mit Kajtagnetten getanzt. 


268 Fandarole 


Faſchine 


Fandaröle oder Farandsole, f. fr. (farandole, ſpr. Fardel, n. (ital. fardello, fr. fardeau) ein Gebinde, 


„farangdohl) provencalifcher Tanz im &g-Taft. 

Fandga, f., auch Hanega und Fanga, f. ein frühe- 
tes Getreidemaß in Spanien u Portugal, S ungef. 
55,4 1; ferner ein früheres fpan. Feldmaß, aud) 

Fauegada genannt, = 04,238 a. 

Fanfare, f. fr. (fpr. fangfahr’, gew. deutſch ausge— 
l prochen; wahrſch. ein Schallwort) ein Trompeten» 
ſtück, luſtiges Jagdſtück; der Trompetentuſch zum 
Einhauen der Reiterei; auch Lärm, eitles Gepränge; 
Fanfgron, m. (ſpr. fangfaröng)ein Prahler, Groͤß⸗ 
tuer; Fanfaronnäde od Fanfaronnerie,f.Prah- 
lerei, Windbeutelei 2c.; fanfaronnteren, prahlen, 
großtun. 

Fanfrelüche (pr. fangfr'lüſch), auch Fanferlü 
geſchrieben, f. fr. (altfr. fanfelue, . — 
vom griech. pomphölyx, Waſſerblaſe) Flitterkram, 
Schnurrpfeiferei; eine kleine böſe Fee in der franz. 

Märchenliteratur des Mittelalters. 

Fanga, f., ſ. Fanega. 

Fango, m. it., Schlamm, beſonders heißer vul— 
kaniſcher Schlamm; Fangobad, n. Schlammbad 
(gegen Rheumatismus,. 

Fanität, ſ. Fanum. 

Faunh, f. weibl. Name, engliſche Abkürzung von 

Fano, Fanon, ſ. Fanam. [Branzisfa. 

Fanon, m. fr. (pr. fansng; eig. Lappen, Binde, v. 
althochd. fano, got. fana, ein Stück Tuch) ein Teil 
der päpfilichen Kleidung; Heilk. die Strohfade, 

_Deinlade, eine Art Beinjchiene bei Beinbrüchen. 

Faut, m. (it. fante, Knabe, Burſche, Bube, verk.aus 
infante)ein junger, bej.läppifcher, windiger Menſch, 
Laffe; daher das Fäntchen. 

Fautaſie, f. it. (fantasia; fr. fantaisie, vgl. Phan— 
taſie) Tonk. ein freies Tonſpiel nach Luſt u. Laune; 
Tantafieren, aus dem Stegreif, nad) eigener Er- 
indung u. Empfindungpielen; Fantaſt, ſ.Phan— 
tait; Fantom, |. Phantom. 

Fantoccini, pl. (pr. cc = tid)) it. (von fantoccio, 
Buppe) ein tragbares Buppen-Theater, Buppen- 
jpiel; Fantoches, pl., f. fr. (pr. fangtöjch), Draht- 
puppen, die durch Fäden gezogen menjchliche Be- 
wegungen nahahmen. 

Fanum, n. I. (eig. ein durch Worte zum Heiligtum 
geweihter Ort, von färi, jprechen) ein der ottheit 
geweihter Raum, Tempel; j. au Fanam; Fa— 

_nität, f. die Einweihung. 

Faquin, ın. fr. (pr. fafäng; von it. facchino, Laft- 
träger, |. d.) ein hölzerner Mann, nach welchem 
man in Reitbahnen mit der Lanze ſtößt; ein nichts⸗ 
witrdiger Kerl; ein einfältiger Geck; Faquinerien, 
pl. (ipr. ——) Schurkenſtreiche; Faquinismus. 
m. die Schurferei. 

Fara, m. (aus den Sprachen des Orinoko; fr. faras, 
m. od. farasse, f.) das jüdamerif. Beuteltier. 

Faradayismus, Faradaismus oder Yaradis- 
mus, m. Die von dem engl. Chemifer und Phyſiker 
Faradah (jprich: färädeh) 1831 entdeckte Induk— 
tions-Elektrizität (j. d.); Faradiſation, f. die An- 
wendung derjelben zu ärztlichen Zwecken; faradi— 
the Ströme, Indüktionsſtröme. 

Farandole, j. Faudgröle. 

Farce, f. fr. ſſpr. farß'; vom lat. farcire, ſtopfen) 
1. das Füllſel, Hein gehadtes, mit Semmel, Ge— 

würz 2c. vermengtes Fleiſch zur Füllung; 2. eig. 

ein Meng⸗ oder Miſchftück; luſtiges vid eine 

Poſſe; lächerlicher Streich; Farceur, m. (ſprich: 

farßoöhr) ein Poſſenreißer; farcieren (pr. —Bi—), 

füllen, mit Füllſel ſtopfen; farciert, gefüllt, ge— 
ſtopft; Farcebraten, Wiegebraten. 


Bündel, Bad; auch ein veraltetes Tuchmaß. 
fardieren, fr. (karder, von fard, Schminke, v. alt— 

hochd. farwjan, färben) ſchminken, aufſtutzen; ver— 

hehlen, verſtellen. 

Farenteit, ſ. Gordius. 

Farewell, engliſch (ſpr. fährwell, Lebewohl, Fahr 
wohl! Abſchiedsgruß; Farewell-dinner, n. engl 
Abjchiedsefien. 

farfärae folia, pl. (nl. farfära) in dev Pharmazie 
die Blätter des Huflattichs. 

Farfarelle, f. (v. it. farfalla, Schmetterfing) Heiner 
Schmetterling (bei Goethe). 

Sargot, m. in Belgien: ein Frachtſtück von 1%, Ztr. 

Faribölen, pl. fr. (sing. faribole) Märchen, Streiche, 
Poſſen, Albernheiten. 

farina, lat. (von far, Getreide, grobes Mehl) das 
Mehl; farinds, lat. (farinösus) mehlig, mehlicht; 
Mal. weißlich, matt; Farin-Zucker, gelber Mehi- 
oder Sandzuder, Speijezuder; Yarinatem oder 
Farinometer, n. Mehlprüfer. | 

Farın, n. engl. (= ft. ferme) Pachtgut, Meierhof, 
Meierei; Farmer, m. ein Pächter, Meier; in 
Amerika ein kleiner Gutsbeſitzer. 

farnéeſiſch, it. aus der Galerie der Billa Farneſe zu 
Nom jtammend, 3.8. der farneſiſche Stier, der 
f. Herkules 2c.,beriihmte Werke der Bildhauerkunſt. 

far niente, ſ. dolce. 

Faro, |. Pharaoſpiel. 

farouche, fr. fipr. farüſch'; v. I. ferox) wild, ſcheu, 
ſchüchtern, rauh, ftreng. - 

Farrägo, f. 1. (v. far, j. farina) ein Gemengſel, Ge— 
mild, buntes Allerlei; farrnginds, nl. verivor- 
ren, gemiſcht. 

Farſäng, m. (vgl. Parajange), auch Agatjch ge- 
nannt, eine frühere türfifche Meile = 5001 m. 
Farthing, mn. engl. (gleich. fourthing, Bierteilung, 
der vierte Teil) die Hleinjte engl. Münze, 4, Penny 

(1. d.); uneig. etwas Unbedentendes, Wertlofes. 

Farthingale, m. engl. (ip. —gehl; aus dem fr. 
vertugale) Neifroef der Bauermweiber in England. 

Fartura, f. I. (von farcire, jtopfen), Ausfüllung, 
Fülfel (beim Mauerwerd), 

fas, n. |. (eig. der göttliche Ausſpruch, das göttliche 
Recht, von Fari, jagen, entg. jus, menjchliches Recht) 
Recht, Billigkeit, Befugnis; fas et nefas, Recht 
und Unrecht, Erlaubtes und Unerlaubtes; per fas 
“ nefas, mit Recht und Unrecht oder auf allerlei 

egen. 

Satan, m. (gr. phasiänös, I. phasiänus, von dein 
Fluffe Phafis in Aſien; fr. faisan) ein hühner- 
artiger Vogel, Gold- u. Silberfajan; Faſanerie, 
f. ein Fafanengehege; Faſanſchweif, m. Schweif 
eines geftußten (englifierten) Pferdes. 

"dfces, pl. L. (v. sing. fascis, iiberh. Bund, Bün— 
del) die Strafbiimdel, ein Bund Holzjtäbe mit her- 
vorragendem Beil, als Zeichen der peinlichen Ge⸗ 
richtsbarkeit von den Liktoren oder Gerichtsdie— 
nern den höhern Magiſtratsperſonen im alten Rom 
vorgetragen. 

Faſch = fascia, ſ. d. 

Faſchine, f. (it. fascina, fr. fascine, von l. fascis, 
Bindel) Reis- oder Strauchbündel, Welle, Holz- 
bund, Strauchholz, beim Waflerbau, beim Bau 

von Feldſchanzen 2c. —— auch bei Belage— 
rungen, um den Graben vor der Feſtung auszu— 
füllen, wenn die Belagerer Sturm laufen wollen; 
Faſchinen-Meſſer, ein Wellenmefier, eine Hippe; 
bejond. aber das Seitengewehr der Pioniere und 
Artilleriiten. 


Faſching 


Faſching, m. oberd. (von Fas im oberd. Fas nacht 
f. Faſt nacht) Faſtnacht, Karneval. 

fascia, f. I. Binde, Band, ſchmales Tuch, Windel; 
fascia invörsa, f. Heilf. umgefehrie Binde; f. 
Jata, eig. die breite Binde; Heilk. Schenfelbinde, 
eine jehnige Haut, welche die Musteln des Ober- 


ſchenkels umgibt; f. stelläta, das Sternband; 


pl. Faszien, wundärztliche Binden, Verbände; 
fasztieren (lat. fasciäre), mit Binden umwickeln; 
Fatziation, f. neulat. Heilk. die Einwicelung in 
Dinden. 

faseis, m. l. . o. Faſees; faseis major, m. ein 
Ballen; faseis minor, ein Ries Bapier. 

Faſel, m. u. f., fein Fremdwort (v. althochd. feselig, 
fruchtbar) Same, Fortpflanzung; Zuchtitier; Fa— 
felgeld, n. Bejchälgeld für einen Zuchtitier. 
afele, Fafeole od. Faſole, ſ. Phaſeole. 
aſhion, f. engl. (ſpr. fäſchen; von den fr. facon) 
Tracht, Mode, Zebensart; Rang, Stand; faſhio— 
nable (pr. fäſchöneb'l), nach dev Mode, fein, jtan- 
desmäßig; ein Faſhionable, ein Mann von Le— 
bensart, von Welt; Modenarr, Stuger; aud) Fa— 
ſhionift. 

Faſſade, |. Fagade; Faſſette, |. Facette; Faf⸗ 
ſion, ſ. unter fatieren; Faſſon, faſſonnieren, 
faſſonniert oder faſſionniert, |. Façon ꝛc. 

Faſtage, f. (ſpr. faſtähſch'; verderbt aus Fuſtage, 
mit fehlerhafter Herleitung aus dem deutſchen Faß) 
Kfſpr. Gefamtausdruck für Fäſſer, Kiſten und Wa- 
rengefäße jeder Art. 

Faſte, m. fr. (fpr. faſt'; von fat. fastus, Stolz) das 
Gepränge, die Pracht, der Brunf; faſtnös (fr. fa- 
stueux; lat. fastosus), prunfvoll, prunfliebend, 
pruntfüchtig, hoffärtig; fastöso, fastosamente, 
it. Tonk. prächtig, pruntvoll. 

Faſti oder Fasten, pl. I. (eig. das Verzeichnis der 
Serichtötage: dies fasti) Kalender, Feitfalender; 
Sahrbücer; fasti majöres vder Capitolini, auf 
dem Kapitol zu Rom aufgeftellte Marmortafeln, 
auf welchen die Nanıen der Konjuln und anderer 
obrigfeitlicher Perſonen, jowie die merkwürdigſten 
Beitereignifjeeingegraben wurden; fastiminöres, 
ein Feittalender der Bontifices. 

faftidiss, lat. (fastidiösus) langweilig, läftig; ver- 
Ihmähend; Faftidioſität, £. nl. die ſtolze Verach— 
tung od. Verihmähung; faſtidieren ([. fastidire), 
Efel empfinden und äußern, verädhtlich tum. 

Fajtiginm, n. lat. der Giebel; faftigiert (1. fasti- 
gatus) giebelförmig zugeſpitzt; Yaftigation, f. (fa- 
stigatio) giebelförmige Zuſpitzung. 

fastoso, faftuds, ſ. unter Saite. 

Faizifel, m. latein. (fascicülus, Verkl. von fascis, 
Bund, Bünde) ein Bündel, ein Bund, Heft; faſzi— 
£ulieren, in Bündel heften, binden. 

faizinieren, lat. (fascinäre), bezaubern, verblen- 
ven; Falzination, f. Bezauberung, Berblendung. 

Fat, ın. fr. (v. d. I. fatüus, unfhmadhaft, albern) 
ein Laffe, Ged, läppiicher Menſch; als Beiwort: 

eckenhaft, albern, läppiih; fatuieren, albern 
Fein: Fatuität, f. (lat. fatuitas) Albernheit, Ab- 
geſchmacktheit, Narrheit. 

Sata, pl. von Fatum, ſ.d. 

Sata, f. ml. u. it. = Bee, ].d.; Kata Morgina, 
f. ital. Traum>-Bauberbilder, „Seegejicht” (Jean 

‚ Paul), Luftipiegelung, Abipiegelung entfernter 
Gegenden und Gegenjtände in der Luft, eine Yuft- 
erſcheinung, die beſonders auf der Küſte der fizi- 
lijchen Meerenge in den von der Sonne empor- 
gezogenen Dünſten des Meeres bei heiterem, tvar- 
mem und ftillem Wetter entjteht, und die der Aber- 


‚anfilieren 269 
glaube fiir das Werk der Sata oder Fee Mor— 
gana hält. | 

fatal 2c., ſ. unter Fatum. | —J 

Fathom. n. engl. (jpr. fädhöm; angelſ. fädhem = 
Faden) = Faden als Längenmaß, Kläafter, Lach— 
ter = 2 Yards = 6 Foot = 1,828 m. 

fatigieven, I. (fatigäre) oder fatignieren, fr. (fa- 
tiguer) ermitden, abmatten, erichöpfen; Mal. (ein 
Gemälde) verkünſteln, zu mühſam oder ängſtlich 
bearbeiten; Kochk. (Salat) die Salatblätter ein 
wenig welk machen durch Umwenden in der zube— 
reiteten pikanten Salfe; fatigaͤnt, ermüdend, be— 
ſchwerlich, abſpannend; langweilig; Fatigation, 
f. fat. (katigatio) die Ermüdung, Ermattung, Ab— 
ſpannung; Fatigue, f. fr(ſpr.fatigh') od. Fatige. 
die Ermüduüng, Mattigkeit, Bejcywerlichteit, er— 
müdende Anſtrengung; beſond. pl. Fatiguen vd- 
Fatigen, Beſchwerden, Mühſalẽ ꝛc. 

Faͤtiha, el, arab. (fätihat, eigentl. der Anfang, von 
fataha, öffnen, eröffnen, anfangen) die erjte Sure 
um Koran, das Hauptgebet der Mohammedaner. 

Fatime, f. zufammengez. Fatme, arab. (fätimat, 
v.fatama,entiwöhnen) die Kindentwöhnende; Name 
von Mohammeds Tochter; daher Yatimiden, pl. 
eine Reihe von Kalifen in Agypten, die jich von ihr 
und ihrem Gemahl Ali herleiteten. 

fatieren, I. (fateri) befennen, angeben; $atierung 
u. Faſſion, f. mlat. das Bekenntnis, die Angabe, 
bei. Bermögens- oder Einnahmen-Angabe. 

fatifzieren, |. (fatiscere) zerlechzen, zerfallen, aus— 
einanderfallen, veriittern. 

fattüra, it. = Faktur. 

Fatuität, |. Sat. | 

Fatum, n. I. (eig. das von der Gottheit Gejagte, der 
Sötterfpruch, von färi, jagen, ſprechen) das Scic- 
jal, Verhängnis, Geſchick; plur. Fate, Schidjale, 
Schidungen, Erlebniſſe; sie eunt fata hominum, 
jo gehen die menjchlichen Schidfale; fatal (I. fa- 
talis), durchs Schickſal verhängt, verhängnisvoll, 
unheilbringend, unvermeidlich; traurig, unjelig; 

umider oder unausſtehlich; miglich, unangenehm; 
atäle,n., pl.Fatalta,Notfrift, Fallfriſt (in Öfter- 
reih); Fatalismus, m. nl. die Berhängnislehre 
oder die Lehre von unvermeidlichen Scidjale; 
insbeſ. Theol. die Lehre von der unbedingten Vor— 
herbeftimmung zur Seeligfeit oder Verdammnis, 
vgl. Brädeitination; Sataltft,m. ein Anhänger 
oder Freund diejer Lehre; fataliſtiſch, an ein Ver— 
hängni3 oder unvermeidliches Schickſal glaubend, 
3.8. Weltanfiht; Fatalität, f. (ſpätl. fatalitas) 
das Verhängnis, unvermeidliche Schickſal, Unglück, 
Mißgeſchick, Schikung; ein unglüdliher Zufall. 

Faublas, m. (ſpr. fohblas, nicht —blah) der Held 
eines zu Ende des vorigen Jahrhunderts berühm— 
ten leichtfertigen und ſchlüpfrigen franzöſiſchen Ro- 
man („les amours de Faublas‘) von Louvet, dent 
befannten Girondiiten. 

Faubourg, m. fr. (fpr. fohbuhr; altfr. forbourg, 
forsbourg, Augenjtadt, von I. foris, draußen und 
bourg, leden, nılat. burgus) Vorſtadt; bei. die 
Pariſer Borftadt St. Germain, auf dem linken 
Ufer der Seine (Faubourg St. Germain), und die 
nad ihr ſich nennende alte Ariftofratie, deren 
Hauptliß fie iſt. 

Fanconnier, m. fr. (fpr. fofonnjeh) ſ. v. w. Fal- 
fenier (j. d.), Salfner; Fauconnerie, f. ſ. v. ww. 
Valfonerie. 

fanfilteren (ſpr. foh —) fr. (faufiler, verloren Heften, 
v. faux, falich, u. filer, fädeln, eig. eine faljche od. 
verlorene Naht machen, obenhin zufammenheften) 


270 Faulde 
anreihen, Bekanntſchaften machen, Verbindungen 
eingehen. 

Fauide, m. fr. (ipr. fohld') eine Meilerſtätte. 

Faun, m., pl. —e u. —en, I. (Faunus, pl. Fauni) 
röm. Sabell. Feld- oder Waldgötter, mit Hörnern, 
Bocksfüßen und Schwanz, als niedrigsfinnliche, lü— 
ſterne Wefen vorgeftellt; daher aud) ein finnlicher, 
unzüchtiger Mann; ein nachitellender Lüſtling; vgl. 
Satyr; Fauna, f. lat. die in einem befonderen 
Zeile der Erde einheimiſche Tierwvelt, ſowie deren 
Befhreibung oder Verzeichnis; faunesk od. fau— 
nisch, grob ſinnlich, unzüchtig; Fauniſt, m. ein 
Tierfenner oder Tierfundiger. 

Faufjaire, m. fr. (ipr. fohähr'; —=1. falsarius) ein 
Schrift⸗, Urkundenfälicher. 

Fauffe-Alaͤrme, f. ft. (pr. fohß —; v. faux, fausse, 
falſch) Krk. ein blinder Lärm; F.-Attacke, f. (ipr. 
foh’attaf) ein Scheinangriff; F.-Graie, f. (ipr. 
— bräh') der Untertwall, Borgrund eines Schloſſes, 
F.⸗Clef. k. (ipr.— Elch) der Dietrich, Nachſchlüſſel; 
F.-⸗Couche, f. (ſpr. —hufch’) eine Fehlgeburt, zu 
frühe Niederkunft, ein Umschlag; F.-Fensetre, f. 
ein Blindfenfier; F.-Page, f. (pr. —pahſch' der 
Schmutztitel; F.⸗Porte, f. fr. (ſpr. —poͤrt') blinde 
Tür; Ausfalltor; F.-Quene, k. (ſpr. — öh') ein 
Fehlſtoß beim Billard. 

Fauſſet, m. fr. (pr. fohßeh = Falſett. 

Fauffeté. f. fr. (faussete, jpr. foſſ'teh) Falſchheit. 

fauſſieren (ipr. fohß —) fr. (fausser; von faux, ſ. d.) 
verbiegen, krümmen, z. B. eine Klinge; verdrehen, 
z. B. einen Schlüſſel; aus der Richtung oder der 
geraden Linie kommen. 

Fauft und Yauftin, m. lat. (oon faustus, glücklich) 
männl. Name: der Glückliche; Sanftine, f. weibl. 
Kame: die Glückliche. 

Faute, £. fr. (fpr. foht’; altfr. faulte, it. falta, v. I. 
faliere, fehlen, mangeln) Schler, Mangel, Ver- 
ichen; Yehltritt; faute de mieux (jpr. —ınjöh), 
in Ermangelung eines Beileren; Yant-Fradt,f. 
fradtſch, im Handelsrecht die Wahnfracht, Dt 
mangelnde Seefracht, die von dem Berjender nicht 
zeitig genug an Bord gekhaftt worden, und Die dem 
Schiffer * zu zahlende Vergütung. 

Fauteuil, m. fr. (fpr. fotöj; v. althochd. faldstuol, 


Sefielftuhl; vgl. Fabiftorium) ein Armſtuhl, Ch | 


renſtuhl; in Frankreich insbeſ. ein Sit oder eine 
Stelle in der Akademie. 

Faut-Fracht, !. unter Faute. 

Fautor, m. lat. (von favere, gönnen) ein Gönner, 
Begünftiger, Beſchützer, Beförderer; fautor de- 
lieti, der Begünftiger oder Beförderer eines Ver— 
brechens. 

Faut-Zius, m. Rſpr. am Rhein für Vogt-Zins, 
Abgabe von Grund und Boden, aus dem früheren 
Lehnsverhältniſſe ſtammend. 

fanx, fausse, fr. pr.foh, fohß'; von dem !. falsus) 
falſch, unecht; Faur-Argent (ſpr. fohſarſchäng), 
Katzenſilber; F-Bourdon, ſ. falso bordone; F.⸗ 
Brillant, ın. (ipr. —brijang) ein unechter oder 
Schein - Edelftein; überh. faliher Glanz, Flitter- 
glanz; $.=:&ol, m. (pr. -—Eoll), ein Hemdfragen 
zum Anfnöpfen; $.=-&oup, m. (jpr. — füh) ein 
SeHlftoh, Sehlfhlag; = Fen,n. (ipt.-—189) Blik- 
feuer, nächtliches Feuer von Schiffen; F.⸗Frais, 
pl. fipr. —fräh) Kleine Unkoſten, Nebenkoſten; F.⸗ 
Frere, m. (fpr.—fräh) falfcher Bruder, Verräter; 


F.-Fühant, m. (pr. —füljang) Schlupfiweg, Ne- |. 


benweg, Ausfludht, Ausrede; F.⸗Jour, m. (jpr. 
— chuhr) falſches Licht, unrichtige HR von 
Semälden; F.⸗Pas, m. (fpr. —pdh) ein Fehltritt, 


fazeffieren 


Verſehen; $..Semblant, m. (fpr. —Hangbläng) 
Täufchung, falſcher Schein; blauer Duntt; ge 
Titre, m. ſpr. —tit’r) Schmußtitel. 

favete lingüis, I. (von favere, getvogen fein) feid 
günstig mit den Zungen, Zuruf des römiſchen 
Prieſters bei dem Beginne deg Opfers an die um- 
gebende Menge (gr. euphemeäite), d. h. fördert das 
Opfer durch andächtige Stille und Vermeidung 
jedes ftörenden oder unheiligen Wortes. 

Favonius, m. !. (von fovere, wärmen) der Abend- 
‚wind, Weſtwind, ſ. v. w. Zephir. ag 

Favor, m. 1. (von favöre, günitig fein), Favenr, f. 
fr. (pr. fawöhr) Sunft, Gewogenheit, Begünſtigung, 
Schutz, Wohlwollen; in favörem, Rſpr. zugun- 
ſten, zum beiten; A la faveur, unter Begünſtigung, 
unter dem Schutze; em favenr (ſpr. ang—), zu- 
— zum beſten, beliebt, begehrt (von Waren, 

echjeln und Staatäpapieren); par favenr, aus 
Gunſt od. Gefälligkeit; Fabeurs od. Faveurchen. 
pl. eine Art ſchmalerSeidenbander; Faveur⸗Tage. 
Nachſichtstage, Wechſelfriſt, ſ. Reſpekt-Tage; 
favorãbel, I. (favorabilis) günftig, geneigt, vor- 
teilhaft; favoriſieren, fr.(favoriser) begünftigen; 
Favorit, m. (it. favorito, fr. favori) ein Günft- 
ling, Liebling, in Zufammenjeß. Zeib>, z. B. Fa- 
voritpferd, Leibpferd, beftes Nennpferd; Fa— 
— Leibgericht xc.; Favori, m.fr. auch 
f. Badenbart; Favorite oder Faporitin, f. (fr. 
favorite) die Günftlingin, Bequnftigte, Geliebte, 
bef. die erklärte Geliebte eines Fürften; Favorite⸗ 
Sultanin, f. diejenige Gemahlin des Sultans 
die ihm den erften Sohn geboren hat; Fabvorite, 
f. Benennung verjchiedener Luſtſchlöſſer; aud) eine 
Art Omnibus-Wagen; Faboritismus, ın. barb.- 
lat. die Schtwachheit, fi) von Günftlingen beherr- 
ſchen zu laſſen. 

favourite, m. engl. (ſpr. fehwörit) der Favorit, d. i. 
bei einem Rennen das Pferd, auf das die meiften 
Wetten abgejchioffen werden. 

Fabus, m. lat. die Honigfcheibe, Wachsſcheibe der 
Bienen; Heilf. ein Kopfgrind mit honigartiger 
Feuchtigkeit; Favoſiten, pl. ul. eine zellenförmige 
Korallen» Beriteinerung. 

fax et tuba, f. I. eig. die Yadel und die Trompete: 
der Anführer, Rüdelsführer. 

"are, £., pl. Faren (v. I. fascinäre, bezaubern, be» 
gaufeln) die Begaukelung, die Poſſe; (oder von fa- 
eies, Gejicht) Gefichtsverzerrung. 

Fay oder Fahe. f. fr. (ipr. fatj) ein ſchwerer fran⸗ 
zöſiſcher (urſpr. flandriſcher) Seidenſtoff; verderbt 
aus Faille, ſ. d. 

Fahyal, m. ein weißer Wein von der gleichnamigen 
azorischen Inſel; Fahalit, m. ein auf diefer Inſel 
vorfommendes, aus Kieſelſäure und Eiſenoxydul 
beitehendes Mineral. S 

Fahence, f. oder Faience, fr. (ſpr. fajängß'; ital. 
faenza, porcellana di Faenza) eine Art irdenen 
Geſchirrs, unechtes od. Halb-Borzellan, Steingut, 
Kachelwerk, nad) dem Erfindungsorte Saenn in 
Stalien, Saenzergut; nicht aber von dem Flecken 
Fayence bei Frejus im ſüdl Frankreich, wo es 
eine Bayencefabrif gibt; vgl. Majolika. 

Fazenda, f., pl. Fazendas, port. (pr. z3Sßz ſpan. 
hacienda) große Landgiter, Wirtihaftshöfe oder 
Pflanzungen in Brafilien; Fazenda real, f. deu 
Staatsſchatz, die Schatzlammer in Bortugal; Fa— 
zendeiro, ın. (jpr. —DEro) der Eigentümer eines 
großen Landgutes; Landwirt in Brajilien. 

inzefiieren, I. (facessere) zu ſchaffen machen, Un» 
ruhe, Verdruß machen. | 


Fazetien 


Fazetien, pl.(ſpr.facézien), I. (facetiae) kurzweilige, 
nd Reden, iwißige Einfälle, Scherze, Späße, 
Schwänfe; fazetiös, nlat. (fr. facetieux) wißig, 
ſcherzhaft, drollig. 

Fazies, f. 1. (von facere, machen, gleich). die Mache, 
d. 1. der Bau, die Form oder Geſtalt des Körpers) 


Geſtalt, Angeficht, Antlitz; in faciem, ins Geſicht, 


unter die Augen; facies Hippocratica, f. Heilt. 
ein Totengeficht, eine auffallende Gefichtsverände- 
rung eines Todkranken; —5— nlat. das Geſicht 
betreffend, dazu gehörig; Faziai-Linie (linea fa- 
cialis), f. die Geſichtslinie (nach Camper); F.— 
Nerv, m. der Geſichtsnerv; facles leprösa, Ge— 
ſichts-Ausſchlag. 
fazil (ſpr. faſihl oder Tat. fazil, fr. facile, I. facilis, 
v. facere, tun), leicht tunlich, leicht; gefällig. willig, 
leutjelig; Fazilitaäͤt, f. (1. facilitas) die Keichtig- 
feit, Getwandtheit; allzugroße Nachſicht, Gefällig- 
feit; Willfährigfeit, Freundlichkeit, Umgänglichkeit; 
fazilitieren, ni. (fr. faciliter) erleichtern, beför- 
dern; Hinderniſſe bejeitigen; Fazilitation, f. die 
Erleichterung, Beförderung. 
Fazilett od. Fazindtt,n. (vom it. fazzoletto, und 
dieſes wahrſch. vom deutſchen Heben; mittelhocdhd. 
vötze, daS vermutlich zu mhd. vazzen, fleiden, ge- 
bört; vgl. ital. pezzuola, Schnupftuch) in Oberd. 
aebr. für Schnupftuch, Handtuch, Tellertud); ein 
Beden bei dem Mehopfer. 
Fazit, n. lat., j. unter facio. 
Feauiẽ, f. fr. (pr. feoteh; altfr. fealte, prov. fealtat, 
fedeltat, vom lat. idelitas) die Lehnstreue. 
fehris; £. [. (f. ferbis, von fervere, fieden, wallend 
heiß fein)das Fieber; febrizitieren (I. febrieitäre), 
mit dem Fieber behaftet jein, es haben, fiebern; 
nt, m. (febrieitans) ein Fieberkranker; 
brifngium, n. nl. die Flucht, das Aufhören od. 
Entweichen des Fiebers; febrifüga, pl. Fieber 
heilende Mittel; febril oder febriliſch, nl. fieber- 
haft; Febronia, f. weibl. Name: die Fieberhafte. 
Febronianismus, m. nlat. ein Syſtem, welches 
eine felbjtändige biſchöfliche Nationalkirche in 
Deutfchland bezweckt (veranlagt von dem Weih- 
biſchof zu Trier, v. Hontheim, welcher unter dem 
Kamen Justus Fehronius fchrieb). 
Fehruär, m. I. (Februarius, von dem altitalifchen 
Gotte der Unterwelt Februus, dem diefer Monat, 
in welchen das jährliche Reinigungs» oder Sühn- 
feſt [februa, pl.j der alten Römer fiel, wahrſcheinl. 
geweiht war) der zweite Monat, ehemals Hormung; 
Februation, f. (februatio) die (religiöfe) Reim— 
gung, Sühnung. 
fecit, I. (Berfekt von fackre, machen) vd. abgef. fec. 
auf Kunftiverfen: er hat's gemadıt. 
Feddan, m. arab. (v. feddän, ein Joch Ochſen, ein 
Pflug) ein Feldmaß in Ägypten, Nubien ꝛc. — 
24 Kirat (Zeile), im gemeinen Leben — 59,290 a, 
bei der Steuererhebung nur 44,591 a. 
dee, f. (fr. fee, altfr. feia, fae, ital. fata, altd. Fei, 
Feie; v. ſpütl. fata, eine Parze, von fatua, Wahr- 
jagerin) nad) dem Bollsglanben bef. der feltifchen 
und romanischen Länder übermenſchliche weibliche 
Weſen, welche Wahrfagerinnen und Zauberinnen, 
doch mit beſchränkter Macht, teils ſchöngebildet u. 
gut, teils häßlich und böſe ſind; dah. Feenmär— 
chen, Feenſchloß, Feenland ꝛc.; Feerie (fr.) 
oder Feeret, f. Zauberei, Zauberkunſt einer Fee; 
BZauberjchaufpiel od. Zauberoper. 
fee, n. engl. (fpr. fih; = feudum, ſ. d.) Zehen, Zins, 
Gebühr. 
Fehe, Fehmamme, Fähe, ſ. Vehe. 


Fellow 271 


feten, (von ee) mit jeenartiger Wunderkraft be- 
ne ern, bei. zauberijch Fräftigen gegen jede Ber- 
ebung, 3. B. gefeite Waffen ꝛc. 

Feinam, m. eine ältere Kupfermünze in Britiſch— 
Indien (in Surate), im Werte von 7 Pf. 

Feinte, f. fr. (ipr. fängt’; von feindre) die Verſtel— 
lung, Lift, Sinte, Ausflucht; ein Trugſtoß in der 
Fechtkunſt. 

Fetal, |. Fäkal. 

jetulent u. Fekulenz, ſ. fäkulent ꝛe. unt. faeces. 

Fekulometer, n. Staͤrkemehlprüfer. Pie. 

fel, n. l. die Sale; fel tauri, Ochjengalle; Fellin⸗ 
fäure, f. nl.dtjch., die Gallenfäure; fellös (jpätl. 
fellösus) gallig, voll Galle. 

Felapton, n. gr. (phelapton) in der Logik der zweite 
Schlußmodus in der dritten Figur, bei welcher der 
Oberjab im allgemeinen verneint, der Unterſatz 
——— bejaht und der Schlußſatz im beſonderen 

ejaht. 

Felbel. m. (it. felpa, ſchwed. fälp, ungewiß, ob deut- 
Ihen Urjprumgs, von Fälber, Salweide, megen 
ihrer wollicyten Blätter, oder aus dem I. vellus, 

otte; vgl. engl. velvet, Samt) ein jfamtartiges 
eug, halb Seide od. Wolle, Halb Leinengarn. 
felice notte, it. (fpr. felihdſche —), gute (eig. glück— 
liche) Nacht; felieissima notte (jpr. felidſchiſſima 
—), beite Nadıt; Felicitas zc., j. unt. felix. 

Felin, Sellin vd. Ferlin, m. fr. (fpr. —läng) ein 
ehemal. Gold- und Silbergewicht in Bari und 
Brüffel = 0,417 8. 

Felippo, |. Silippo. 

felix, I. glücklich; Selig, m. und Felieia, f. Eigen- 
nanten: der, die Glückliche; felix meritis, eig. 
glücklich durch Berdienfte, eine akademiſche Gejell- 
Ichaft in Amsterdam; feliciter, glücklich, ala Ad— 
verb: auch Glüd zu! Felicitas, f. Die vergütterte 
Slüdjeligfeit bei den alten Römern; Felicitas 
Julia, f. der römijche Name für Lifjabon; felici— 
tieren, nl. (fr. feliciter) Glück wirnfchen, beglüd- 
wünſchen; beglüden; Felteitatien, *. die Glück— 
wünſchung, der Glückwunſch. 

Fell, m. eine ehemalige Rechnungsmünze auf den 
Faröer, etwas über 15Pfg. 

Fellah, m., pl. Fellahs, arab. (falläh, von falah, 
jpalten, furchen, pflügen) Landbauer, aderbautrei- 
bender Araber, befonders in Ägypten; Fellachin, 
f., pl. Fellachiunen, deren Frauen u. Töchter. 

Sellin, I. Felin. 

Minfänve, fellös, ſ. unter fel. 

Selloplaitif, j- Bhelloplaftif. _ 

Yellow, m. engl. (ipr. fellob; angelſ. felaw, v. feli- 
gean, folgen; isländ. felagi, dän. fälle) Gefährte, 
Genofie; Amtsgenoſſe; Mitglied, bei. Mitglied 
einer hohen Schuljtiftung (eines Kollege, f. d.) in 
England; Fellow of the Geological Society, 

. Mitglied der geologiichen Gejellichaft; F. ef the 
Hortieultural S., Mitglied der Gartenbaugefell- 
ſchaft; F. ofthe Linnean S., Mitglied derfinnei- 
ſchen Gejellichaft; F. of the Royal S., Mitglied 
der königlichen Geſellſchaft der Wiffenfchaften zu 
Rondon; F. of the Royal 8. at nen, 
Mitglied der Föniglichen Gefellichaft der Wiſſen— 
ichaften zu Edinburg; F. ofthe Royal S. at Lon- 
don andEdinburgh, Mitglied beider legtgenann- 
ten Gejellichaften; F. ofthe S. of Antiquarians, 
Mitglied der Gejellihaft der Altertumsforſcher; 
F. of the Wernerian 8., Mitglied der Werner— 
ihen Geſellſchaft; Fellowſhip, n. (felloſchipp) die 
Mitglievihaft einer gelehrten Stiftung; Old Fel- 
lows, pl., eine Freimaurerloge. 


272 Felonie 


Felonie, f. (fr felonie, ml. felonia, von felo, fello, 
ein Treulojer, Empörer, fr. felon, it. fellone, vom 
feltifch. feall, Betrug, Verrat) die Rehnsuntreue, 
Verlegung der Lehnspflichten eines Vafallen gegen 
feinen Lehnsherrn, oder umgekehrt; in England: 
jedes Todesverbrecen. 

nr eine Kupfermünge in der Berberei 


Feltriereiſen, Grundeiſen, Stecheijen. 

Felute, f. (it. felücä, fr. felouque; v. arab. felükah, 
v. fulk, Schiff, v. falaka, rund fein) ein Flugſchiff, 
kleines ſchnellſegelndes Ruderſchiff mit zwei Majten. 

Femiuell, n. unchter Safran, Safranftroh, die 
totgefärbten gelben Piſtille von einer Krofusart 
zur Berfälfhung des Safrans. 

feminin od. femininiſch, I. (femininus, v. femina, 
Weib) weiblich, zum weiblichen Gejchlecht gehörig; 
davon ein Femininum, n. ein weibliches Wort; 
herzhaft: eine Perſon weiblichen Geſchlechts; ge- 
neris feminini, weiblichen Geſchlechts; femint> 
teren, barb.=!. weiblich machen, verweiblichen ; Fe— 
minismus, m., die Borherrjchaft des Weibes, vie 
Verweiblihung der Geſellſchaft; feminiſtiſch, 
— weibiſch, das weibliche Geſchlecht be— 
treffend. 


femme de chambre, f. fr. (ſpr. famm' de ſchaͤngb'r) 


Kammerfrau, Kammerjungfer; f. de charge (jpr. 
— ſcharſch') Haushälterin, Beichliegerin. 

femoräl, nl. (v. femur, der Oberjchenfel) die Ober- 
ichenfel betreffend, zu den Hüften gehörig, an den 
Hüften befindlich. 

Jen, n. hin. j. Liang, Tſchi und Tan. 

Fencibles, pl. engl. (pr. fennßibl's; von Tence, ein- 
hegen) Küftenwehrmänner, 

Fendor, m. engl. (d. i. Abwehrer, von engl. to fend, 
beſchützen, abwehren, verkürzt aus to defend), ein 
Buffer, der beim Landen der Schiffe den Zufanı- 
menſtoß der Schiffe mit der Landungzftelle mildert 
und Beihädigungen verhütet. 

fenerieren, I. (feneräri, v. fenus, Zinjen) Geld auf 
Binjen ausleihen, wuchern; Yeneration, f. das 
Wuchern, der Wucher. 

Fenetrage, f., v. m. fr. (ſpr. —trahſch'; v. fenetre 
—= |. fenestra, Fenſter) das Fenſterwerk, die ſämt— 
lichen Fenſter eines Gebäudes. 

Fenier, m. engl., pl. Fenier, aud Feniäner (von 
fenee, Krieger) eine angeblich ſchon im 3. Jahr— 
Hundert blühende, das Land vor Eindringlingen 
ſchützende, jet auch in Amerifa verbreitete iriſche 
geheime Brüderjchaft, welche in neuejter Zeit den 
vet verfolgt, Irland von England loszureißen 
und eine irische Republif zu gründen; Fenierfeuer 
od. Fenianfeuer (ipr. fiynjen—) ein flüjfiger Zünd— 
ftoff, aus Phosphor und Schwefelfohlenftoff, der 
ſich felbjt entzündet, von Feniern zu Branditif- 
tungen angewandt; fenifch, die Fenier betreffend; 
Fenianismus, m. das politifche Syſtem der Fe— 
nier; fenianiſtiſch, dasielbe betreffend. 

Senn, n. isländ. (fen, vgl. Finnen) der Moraſt, das 
Marſchland; in Schleswig-Holftein Fleinere, von 
Gräben umzogene Abteilungen der Marjchbreiten. 

feoddl, Feodalitätze.,fr.i. jeudalze., ſ Feudum. 

Féodor, m, vufj. männl. Name, j.v. w. Theodor; 
Feodoſia, f.j. v.w. Theodojia; Feodoroͤwitſch, 
m. u. Feodorõowna, f. rufj. Eigenn.: Sohn, Toch- 
ter von Feodor. 

fer ä cheval, m. fr. (fpr. — jchwall) eig. Hufeifen, 
in der Krjpr. ein Außenwerk in runder Form. 

Ferazität, f. I. (feracitas, von ferax, fruchtbar) die 
Fruchtbarkeit, Ergiebigkeit. 


Fermier 


Ferandine, . Ferrandine. 
fer aut feri, ne feriaris feri, I. Sprw. trage vd. 
ſchlage, willſt du nicht geichlagen fein, fo fchlage. 
Ferculum, n. I. (von ferre, tragen) eine Trage, 
Bahre; ein aufgetragenes Gericht, eine Speile- 
ſchüſſelz pl. Fercüla, ehemals auch Opferpfennige 

für Geiftliche bei Trauungen. 

Ferdinand, m. männl. Name (aus ſpan. Fernando, 
gebildet, altſpan. Hernänd, v. althochd. Herinand, 
v. heri,.got. harjis, das Heèr, u.nanthjan, wagen) 

- der Heerfühne. 
sn f. arab. ein türk. Oberffeid. 

Fereẽtrum, n. gr. (pheretron, von phérein, tragen) 
eine Trage, Bahre, ein Sarg. 

Ferien, pl. I. (feriae) Feiertage, Ruhetage; feriae 
caniculäres, Hundstagsferien; feriäles libri, 
die Bücher in der alten chriftlichen Kirche, in wel— 
chen die Feite der Märtyrer eingezeichnet waren; 
fertäl, die Serien betreffend, 3. Bd. Ferialkurſus. 
ein Lehrgang während der Ferien; feriätum 
tempus, n. die Zeit, in welcher die Trauungen 
verboten find; Ferienkolonie, f. Sommerpflege, 
Ferienheim. 

Ferit-⸗Paſcha, m. türk. (von arab. ferik, Abteilung) 
j.d. iv. Divifions-General; Feriki-Bahrieh, ſ. v. 
w. Admiral. 

ferin, I. (ferinus) den wilden Tieren eigen; tieriſch; 
Ferität, f. I. (feritas) Wildheit, Grauſamkeit. 

Ferlin, ſ. Felin. — 

ferm (fr. ferme, vom l. firmus), feſt, unerſchütter— 
lich, mannhaft; ferma, auch fermäta oder. Fer— 
maͤte, k. it. Tonk. Halt- od. Ruheton, das Ruhen 
des Geſanges oder Spieles auf einem Tone; Ruhe— 
zeichen; Fermeté, f. fr. die Feſtigkeit, Standhaftig— 
feit, Kraft, Derbheit; com fermezza, it. Tonf. 
mit Zeitigfeit. 

Fermage, |. unter Jerme. 

Fermail, n. (jpr. —mdj) fr. (von fermer, ver- 
ſchließen, vom I. firmäre, befejtigen) Wappenk. die 
— Schnalle; fermailliert, mit Spangen 
verſehen. | 

— m. perſ. (fermän, Befehl) ein ſchriftlicher 
Befehl des türkiſchen Kaiſers, kaiſerl. Erlaubnis— 
ſchein (Batent); Paß; Beſtallung ze. 

Ferme, f. fr. (vom I. firma, weil ſie anfangs mit 
Mauern befeftigt waren) Die Meierei, der Pachthof, 
das Landgut; die Bachtung oder Pacht; Fermier 
m. (jpr. fermjeh) ein Pächter; fermier gen6ra 
(ipr.— mjeh jeheneral). ein Steuerpächter, Öeneral- 
pächter, ehem. in Frankreich; Fermage, n. (pr- 
fermähſch') das Pachtgeld, der Pachtzins. 

Ferment, n. I. (fermentum, v. fervere, aufbrauf ei, 
gären) Gärungsmittel, Gärungsitoff, Gärftoff, 
Gärteig, Sauerteig, ein ſtickſtoffhaltiger Körper, 
der durch feine Zerfegung auch andere organiſche 
Verbindungen veranlaßt, fi) zu zerſetzen; fer- 
mentum morbiy n. der Krankheitsſtoff; f. ven- 
trieüli, der Magenjaft; jermentieren, in Gärung 
bringen; gären; fermentäßel, nl. gärungsfähig: 

ermentation, f. das Gären; die Wallung, der 
Aufruhr; fermentativ, Gärung erzeugend od. be— 
fördernd; fermentiert, gegoren, 

ferme porte, m. (jpr. ferm’ port’) fr. (von fermer, 
ſchließen, und porte, Tür) der Türzumerfer, ein 
Eifenftab, der die offen gelaffene Tür zumirft, 
Selbitichlieger; fermez la porte (jpr. fermeh —), 

Schließen Sie die Tür, Aufſchrift an Türen, Die 
nicht offen ſtehen follen. 

Sermete, ſ. inter ferm. 
erutier, j. unter Ferme. 


Fermoir 


Fermoir, n. fr. (pr. —modr; v. fermer, ſchließen) 
Bücherhaken, Schließhaken, ftatt einer Schnalle, 


auc das ſchließbare Stüd eines Halsgejchmeides | 


oder einer Halskette. 

Sernambül, m. (von der Landfchaft und Stadt 
Sernambuto od. Bernambufo in Brafilien) Braun 
Holz aus Brafilien in Südamerita, welches geraj- 
pelt zum Yärben und zus roten Tinte gebraucht 
wird, auch Brafilienholz. 

feroce, it. (pr. feröhtiche; vom I. ferox) Tont. wild, 
ſtürmiſch; Ferozität, f. I. (ferocitas) die Wildheit, 
Sraujamfeit, Roheit. 

Seronia, f. röm. Fabell. eine altitalifche, urſpr. 
etrust. Gottheit von dunkler Bedeutung; angeb- 
lin die Göttin der Baumfrüdhte, der Baumſchulen 
und Rujtwälder; n. a. Göttin der Freigelajjenen: 
Sternk. ein Aſteroid, 1861 durch Peters entdeckt. 

Serraille, f. jr. (jpr. —ıdj’; von fer = I, ferrum, 
Eifen) altes Eiſen; ferraillieren (fr. ferrailler), 
eig. mit dem Degen flirten; heftig jtreiten; Fer— 
ratilleur, m. (jpr. ferrajöhr) ein Raufer, Schläger. 

Berrandine oder Ferandine, f. fr. aud) Ferran⸗ 
din, m. eine Art Halbjeidenzeug (nach den Erfin- 
der Ferrandin benannt). 

Serrement, n. fr. (jpr. ferremäng) das Eifenwerf, 
Brechzeug. leiſenhaltig. 

ferriferiich (v. I. ferrum, Eiſen, und ferre, tragen), 

Serronniere, f. fr. (pr. —njähr') Mod. ein metal- 
fenes Stirnband der Damen von Perlen, Edel- 
jteinen, Goldzc. (eig. Eijenhändlerin, fobenannt 
nad) der jchönen Frau eines Eijenhändlers „la 
belle ferronniere“, welche 1538 die Beliebte Königs 
Franz I. von Frankreich war). 

Serrothpie, f. [.sgr. (v. ferrum, Eifen, u. typtein, 
(lagen, druden) Bhotographie auf Eifen, Eijen- 
Sadbild. 


Ferrozyankalium, n. guch Kaliumeiſenzyanür, 
n. oder gelbes Zyaneiſenkalium, Scheidet. Blut⸗ 
faugenjalz od. eiſenblauſaures Kali, aus tierischen 
Abfällen, Bottajche und Eifen gewonnen; $errid- 
zyankalium, n. auch Kaliumeiſenzyanid, n. vd. 
rotes Zyaneiſenktalium, aus dem vorigen durch 
Chlorgas bereitet. | 

ferruginds, nl. (v. ferrügo, Eijenroft) eifenhaltig, 
eijenartig; rojtfarben; Ferrugindſa, pl. eilenhal- 
tige Heilmittel, welche eıne zuyammenziehende und 
blutbildende Wirkung — Ferruginoſität, f. 
die Eiſenhaltigkeit; Roſtfarbigteit. 

ferrum, n. J. das Eiſen; ferrumen, n. der Ritt; 
Serrififation, f. Verwandlung in Eifen, Gejtal- 
tung zu Eijen; ferruminieren, (l. ferruminäre), 
verfitten, zufammenjchweißen; Ferrumination, 
f. da3 Zujammenfchweißen de3 Eijens. 

fertil, I. (fertilis, v. ferre, tragen) fruchtbar, ergie- 
big; Yertilität, f. (fertilitas) die Fruchtbarkeit, 
Uppigteit, Ergiebigteit; fertifijieren, barb.zl. 
fruchtbar machen; ſchwängern. 

Ferto, n. l. (eig. Imperativ von ferre: ferto, fie 
nehme hin), der Bermögensteil, welchen ein katho— 
liſcher Geijtlicher in feinem legten Willen der Kirche 
vermachen muß. 

Ferüla, f.1.das Pfriemfraut, Steckenkraut; über). 
dünnes Gezweig, Rute; Heilf. eine Schiene. 

fervent, I. (von fervere, brauſen, glühen) eifrig, in- 
brunjtig; heiß, hitzig; ferveſzieren (1. fervescere), 
erhigen, entglühen, zornig werden; Fervor, m. |. 
oder Ferveur, f. jr. (fpr. —mwöhr) der Eifer, bef. 
Andamtseifer, die Inbrunſt; aud) Glut; fervid, I. 
(fervidus) heiß, fiedend; heftig; Fervidor, |. 
Thermidor. | 
Seyſes Fremdworterbuch. 21. Aufl. 


Feudum 273 


Fes. |. Bez | 

feſch (verkürzt aus engl. fashionable, f. da3f.), Frisch, 
flott; modern und elegant in der Kleidung und im 
Auftreten, 3. B. feſche Wienerin. 

festa re., Feftilog, |. unter festum. 

Feſtin, n. fr. (pr. feſtäng, v. festum) das Feſt 

— Feſtino, m. it. ein italieniſcher Mas— 
enball. 


| feitinieren, I. (festinäre) eilig fein, eilen; ettva8 be- 


eilen; festina lento! eilemit Weile! Feſtination, 
f. (1. festinatio) die Eile. | | 

Feſtino, ſ. Feſtin. J 

ſeſtiv, I. (festivus, von festum) feſtlich; festivo od. 
con festivitä, it. Tonk. feitlich, mit Feierlichteit; 
Feſtivität, f. I. (festivitas) Feitlichkeit. 

Feſton, m. fr. (fpr. fejtöng; it. festone, vom I. fe- 
stum, Zeit, aljo urjpr. ein Feſtſchmuck) ein Frucht— 
od. Blumengehänge, Yaub- oder Blumengewinde; 
Stickrand; Ausbogung; feftonnieren (fr. feston- 
ner),mit Blumenwerf auszieren; mit Fruchtgewin— 
ven umhängen; Feine, Blumengehängen ähnliche 
Bogen ſticken; umrändern, ausbogen; Feſtouſtich, 
m. Knopflochſtich, Einfaſſungsſtich; Feſtonnier— 
apparat, m. der Ausboger (bei ver Nähmaſchine). 

festum, n. I. da3 Seit, pl. festa; festa chori, 
Chov-Fefte, bloß kirchliche (nicht zugleich bürger» 
liche) Sefte in der römischen Kirche; post festum, 
nad) dem Feſte, d. i. hinterher od. zu ſpät; Feſti— 
(ög, m. I.-gr. ein Feſtverzeichnis, Verzeichnis der 
Heiligenfeite. " 

Feſzenninen, pl. od. feizennintige Gedichte, l. 
(Fescennini sc. versus, von einer alten Stadt Fe— 
jzennia in Etrurien) eine Art altrömijcher aus- 
gelaſſener Spottgedichte in Wechjelverjen. 

Fete, £. fr. (pr. fäht’) ein Zeit, Feiertag, Namens» 
tag, Gaſtmahl 2e., j. Feſtin; Fete-Dieu (fpr. 
—djöh), d.i.eig. Öottesfeft: das Fronleichnamsfeſt; 
fetieren (fr. feter), feiern, feierlic) begehen; jemand 
fetieren, ihn feiern, wohl empfangen, ihm Ehre 
eriveijen, ſchmeicheln. 

Fetfah, r. Fetwa, ſ. d. 

Fetialis od. Fetiãl, m., pl. Fetiãles od. Fetiälen, 
1, Bundesprieſter, Feldprieiter, Krieg3- u. Bundes» 
Herolde bei den alten Römern, ein Verein von 
20 Brieftern, welche über Krieg und Frieden Rat 
erteilten, Krieg antündigten u. Bündniſſe ſchloſſen. 

fetieren, |. unter Fète. BEARTS | 

Fetiſch, m. fr. (fetiche, dv. port. feitigo, Zauberei, 
v. I. tacticius, durd Kunst dervorgebradjt; iſt jeit 
dem 17. Jahrh. in die deutjche Sprache aufgenom— 
men) die niedrigjte Art von Götzen, indem ein be— 
liebiger Gegenjtand, ein Stein, Holzſtück ꝛc. als 
Gott angejehen und verehrt wird, bej. beiden Ne— 
gern in Öninea 2c.; aud) ein Zaubermittel; Feti— 
ſchismus oder Feticismus, m. der Feiiſchdienſt. 

Fetus, j. Fötus, 

Fetwa, m. arab. (v. fatä, belehren) ein Rechtsſpruch 
od. ſchriftlicher Beſcheid des türkiſchen Mufti über 
eine ſtreitige Sache; auch Bekräftigung eines Ur— 
teils vom Großvezier, ohne welche kein Verbrechen 
mit dent Tode beſtraft werden kann; Fetwa— 
Emini, m. (vom arab. emin, Aufjeher) der Gehilfe 
des Miufti. * 

Feudum, n. ml. (auch feodum; v. langob. fiu, alt» 
hochd. fehu, angelj. feoh, got. faihu, urſpr. Vieh, 
Befigtum, dann Geld, Zins, u. dem altd. öd, d. i. 
Gut, Eigentum; daher feh-öd, eig. Zinsgut, enig. 
dem alöd, j. Allod) ein Lehen, Lehngut; pl. Feuda, 
insbef. die Sammlung der langobardiſchen Lehn— 
rechte; Fendale, pl. Anhänger des Lehnsrechts u. 

18 


274 feu fichant 


des Mittelalters überhaupt, namentlich injofern 
dasjelbe die Vorrechte des Adels begründete und 
jicher ftellte; fendalia, pl. Lehnsſachen; Fendäl- 
recht, Lehnrecht; im allgemeinen aud) jedes Recht, 
dejjen Urſprung auf mittelalterliche Zuftände und 
Berhältnifje zurücgeführt werden fann; Fendäl- 
ſhftem, n. Lehnsverfaſſung; Feudaliſt od. Feudiſt, 
m. ein Lehrer od. Kenner des Lehnrechts; Feuda— 
lismus, m. das Lehnsweſen u. die Anhänglichkeit 
an dasſelbe; feudaliſtiſch, das Lehnsweſen be— 
treffend, oder in der Anhänglichkeit an dasſelbe be— 
gründet; mit Vorliebe am Mittelalter hängend; 
Feudalität, f. das Lehnsverhältnis, die Lehns— 
berrlichfeit und Lehnspflicht; Yendditer, n. ein 
unechtes Lehn, lehnartiges Rechtsverhältnis; feu- 
datarius, m. ein Lehnsmann, Vaſall. 

feu fichant, j. unter fichieren. 

Feuille, f. fr. (pr. för’; von L. folium, pl. folia) 
Blatt; Feuille de Route, £. (ſpr. föj' de rut’) Krk. 
ein Marſch- oder Bahnbrief, Marjihzettel, Paß; 
feuille-morte, braungelb, dunfelgelb, wie welkes 
Laub; Feuilläge, £., r. n. (ſpr. föjcihſch') Laub, 
Laubwerk, beſ. geſchnitztes od. gemaltes; Feuillai—⸗ 
fon, k. fr. (pr. föjäſong) die Belaubung; Feuil⸗ 
lant, m.(jpr. föjdng), pl. Feuillants, eig. Blätter- 
träger, ein franz. Mönchsorden unter der Regel 
des heil. Bernhard, dem der Barfüßer ähnlich; auch 
ein Berein gemäßigter Sreiheitsbürger in der fran- 
zöſ. Revolution, der ſich im Kloſter diefer Mönche 
verjammelte; daher Feuillantismus, m. barb.-l. 
die gemäßigte Gefinnung und Handlungsweife die- 
jer politiichen Bartei; Feuillantine, f. (ipr. fü- 
jangtihn’) eine Nonne von einem unter der Regel 
des heil. Bernhard jtehenden Orden (vgl. Feuil— 
Lant); auch f. v. tv. Fenilletage, n. (pr. föjetähieh’) 
Blättergebadenes, ein aus Blätterteig gemachtes 
Backwerk: fenilletieren, blättern, durchblättern, 
nachſchlagen; Feuilleton, m., geiv. n. (fpr. füje- 
töng) Feines Blatt, Beiblatt, Uinterhaltungsteil 
einer Zeitung; Feuilletoniſt, za. Unterhaltungs- 
Ihriftiteller; Feuilletonſtil, Unterhaltungsitil, 
Blauderton; feuilletoniſtiſch, im Plauderton, 
plaudernd, leicht; Fenillette, f. (fpr. füjett’) ein 
ehemaliges franzöſ. Weinfaß, Burgunderfaß, im 
Kleinhandel — 134,110 1, im Großhandel (noch jet 
gebräuchlich) = 136,974 1. 

Feu lorrain, n. fr.(föh forräug) = Senierfeuer, f.d. 
er, m., pl. Fexen, Kart; = Kretin, j. d 

Fez vd. Fes, m. od. n. türk. ein dunkelrotes wolle— 
nes Mischen mit blauer Duafte, feit 1826 als all- 
gemeine Kriegertradt in der Türkei eingeführt (von 
der Stadt Fez in Afrika, wo diefe Mützen urſpr. 
verfertigt wurden). 

Fiaker, m. u. n. fr. (fiacre, jpr. fidder) ein Miets- 
tutſcher; Lohnwagen, Drojchfe, meift zweiſpännige 
Lohnkutſchen, die auf den Straßen und öffentlichen 
Plätzen großer Städte halten (ſo genannt nach dem 
ſchott. Heiligen Fiacre [Fiacrius], weil der Fran— 
zoſe Sauvage, welcher 1650 in Paris das Privi— 
legium zur Einrichtung öffentl. Kutfchen erhielt, in 
einem Haufe wohnte, welches ein Schild mit dem 
heil. Fiacre hatte). 

Fidle, f. gr. Bauk. Pfeilerſpitztürmchen im gotijchen 
Stile, Spitzſäulchen. 

Fianchetto, m. it. (jpr. — von fianco, Seite) 
das Springerbauerſpiel, eine Art des Schachſpieles, 
wobei die Verteidigung von ſeitwärts ausgeht, 
entweder von der Geite der Königin (fianchetto 
di Donna) oder von der Königsſeite (fianchetto 
del Re). nur 


Fides 


Fiasto, m. it. (mi. flasco) eine Flaſche; ein ehem. 
tostan. Flüſſigkeitsmaß — 0 Barile, fir Wein 
— 2,279 l, für Ol = 2,059 l; Fiasko maden, 
Mißerfolg haben, durchfallen, von der Aufführung 
eines Schaufpiels u. dgl. 

flat, I. (von fieri, werden, gefchehen) es werde! es 
gejchehe! oder zugejtanden! bewilligt! gewährt! f. 
applicatio, man mache die Anwendung; f. Justi- 
tia et per&at mundus, Gerechtigkeit werde ge- 
übt und follte die Welt darüber zu Grunde gehen! 
f. mixtüra, es gejchehe die Mifchung, es werde 
gemifcht! das Fiat, n. die Einmilligung, Geneh- 
migung. | 

Fibel, f. (entiv. als Nebenform von Bibel, f.d., od. 
wahrjcheinticher vom l. fibula, Heftel, Klammer, 
womit man das Birch verjchloß, alſo eig. ein ver- 
ichließbares Buch) ein ABCbuch. 

Yiber, f. (aus dem I. fibra, fr. fibre) die Safer oder 
Safer, bei. Muskelfaſer; Fibrillen, pl. nl. ſehr 
Heine Faſern, Zaferhen; Fibröm, n. die Faſer— 
geſchwulſt; Fibrin, n. over Fibrine, f. Scheider. 
der Tierfaferftoff (von 2 Arten: Fleiſchfibrin und 
Blutfibrin); Fibroin, n. Scheidek. der Hauptjtoff 
der Seide, der ſogenannten Herbitfäden und über— 
haupt der Geſpinſte dev Inſekten; ſibrös od. fihri= 

.nös, fajerig vd. faſericht; Fribolith, m. [.-gr. der 
Sajeritein, Saferiefel, ein dünnſtenglig od. falerig 
abgefondertes, aus Kieſelſäure u. Tonerde beitehen- 
des Mineral. 

Fibnla, f. 1. Schnalle, Heftel, Spange, Klammer; 
Fibulation, f., |. Infibulation. 

Ficelle, f. fr. Öpr. fißell'; L. gleich]. Hlicella, v. filum, 
Faden) der Bindfaden; ficellieren (ipr. fielieren), 
nit Bindfaden zufammenbinden, umtideln, 3. B 
Feuerballen u. Brandfugeln ;verfchnüren Schaum- 
weinflajchen). _ — 

ſichieren (ſpr. fiſch ), fr. (ücher, prov. ficar, it. fic- 
care, !. gleich]. figicare, v.figere, Heften, befejtigen) 
Krk. bohren, einbohren, einrammen, einjchlagen; 
fen fichant (ipr. föh fiihang), bohrendes Feuer, 

Bohrfeuer; Fiche, F. (ſpr. fiſch)) Krk. ein Abjted- 

pfahl, ein Pſlock zum Lagerabjteden; eine Spiel- 

marke; der Stift oder Stecher im Brettjpiel, auch 

Fichet, mı. Ahr. füheh. 5 

ich, ın. fr. (pr. fiſchüh; von I. fixus, von figere, 

heftei, befeftigen, umhängen; vgl. auch fichu, als 

Beitvort: geringfügig, ſchlecht, erbärmlich) ein drei— 

ecfiges Frauen halstuch, aud) Spitzentuch; Schulter- 

fragen. 

Ami, f. I. Feigenbaum, Feige, und die ganze dazu 
gehörende Pflarzengattung; Heilk. eine Feigwarze; 
fleus indiea, f. der Bananenbaum; f. religiosa, 
f. der heilige Feigenbaum der Judier, Pagoden- 
baum; f. venerea, Heilk. die Luſtſeuchen-Feig— 
warze. 

Fidaͤigo, Fidalguia, j. Didalgo. _ 

a Fed a vide! l. Spriv. trau, ſchau, wem! 

Fides, £. l. die Treue, der Glaube; auch die Göttin 
der Treue, die als folhe in Rom mehrere Tempel 
hatte: Sternf. ein Afteroid, 1855 durch Luther ent- 
det; fides carbonaria, der Köhlerglaube; f. 
graeca u. f. punica, d.i.eig.griechijche u. puniſche 
(kartHagifche) Treue; Treulofigkeit, Wortbrüchigteit; 
sub de remissionis, im Vertrauen auf Rück— 
fendung; fides publica, die öffentliche Beglau- 
bigung oder &laubwiirdigteit; boma ide Handeln, 
ehrlich, auf Treue und Ölauben, ohne Argliſt, in 
guter Meinung und Abficyt Handeln; bonae fdei 
emtor, m. ein. Käufer auf Treu und Glauben, der 
den Berfänfer fir den rechtmäßigen Eigentümer 


EU 


fidemieren 


hält; bonae fidei possessio, — possessory |. | 


unter pojftdieren; mala fide, treulos, hinter- 

fiftig, tüdifch oder in böfer Abficht; in idem, zur 

Beglaubigung, der Beglaubigung halber, z. B. 

etwas attejtieren (daher viel. fidemieren, r. als 

vidimieren, j.d., f. beglaubigen, dv. der herfümme 
lichen Unterschrift „in idem copiae“, zur Beglau— 
bigung der Abjchrift); Adem Haben, Slauben od. 

Butrauen haben; auch glaubhaft oder gültig fein; 

— Fidkikommiß, n. J. (ideicommissum, urjpr. 

etwas der Treue Anvertrautes) ein Stammgut, 

welches nicht veräußert werden darf, unveräußer- 
liches Vermächtnis, Bamilien- oder Erbgut; f. fa- 
miliae od. Familien⸗Fideilommiß, ein Zami- 
lien-Bermäcdtnis, das für immer oder auf lange 

eit in der Familie bleiben joll; idöicommissa- 
rius, m. der Betraute, Erbe eines ſolchen Ver— 
mächtnifjes; Ndeicommittens, m. der Anordner 
oder Einfeger desjelben; fidejubieren (1. fideju- 
bere), bürgen, Bürgschaft Leiften, gutiagen; Ade- 
jussio, f. die Bürgichaft, Berfchreibung für einen 
andern; —5 (fidejussivum),. n. ein Ver— 
ichreiben, Gutfagen für andere; fidejüssor, m. ein 

Bürge, Büraichaftleifter; — fidel (l. fidslis), treu, 

treuherzig, getreu; gem. auch für heiter, luſtig, gut— 

elaunt; ideales, pl. Gläubige, Namen der Chri- 

ten überhaupt; Fideliſſimus, m. Alergetreueiter, 
Titel der Könige v. Portugal; Fidelität, f. (fide- 
Nitas) die Treue, Treuherzigfeit; gem. auch für hei— 
tere Laune; fidelitas feudälis, die Lehnstreue; 
Fido, m. it. Vertrauen, ſ. v. w. Kredit; Fido 
sehen oder fidieren (I. fidere), Kfip. anvertrauen, 
Zutrauen jchenten; Kredit geben; Fiducia, f. l. 
oder Fidüz, Vertrauen, Zuverficht, Dreiftigfeit; 
im Mittelalter ein gewöhnliches Brand; con fi« 
ducia, it. (ſpr. — duͤtſcha) Tonf. mit Zuverſicht; 
Fiduzfernrohr, Sicherheitsfernrohr an Theodo- 
liten; fidueialiter, jpätl. zuverfichtlich, mit oder 
aus Zuverficht; Fiduziarius, ın. I. der einſtwei— 
lige Vermächtnisnehmer, der das anvertrante Gut 
wieder herauszugeben hat, Bejiber eines Fidei⸗ 
fommifjes, auch fidnziarticher Erbe; Fidũzit, 
n. barb.=l., auch abget. Fidũz, n. Zuverficht, Ver— 
trauen; in der Studentenspr. Antwort auf den 
Trinkgruß „Schmollis“; Fiduzität, f. nl. das 
Bertranen. 
demieren, I. beglaubigen, ſ. unter fides. 

Fidibus, m. (nach Ebert 393. aus fid[elibus fratr]- 
ibus, d. ti. für vergniigte Brüder, was man al3 
Einladung zu einer geheimen Tabaksgeſellſchaft 
auf einen Papierſtreifen ſchrieb, der nachher zum 
Pfeifenanzünden gebraucht wurde; nach andern aus 
dem fr. filde bois, Holzſpänchen) der Pfeifen- vd. 
Tabaksziinder, Zündpapier. 

Fido, Fidnziarius 2c,, ſ. unter fides. 

Fief, m. fr. (jpr. fjeff; entjt. aus altfr. fieu, prov. 
feu; vgl. Feudum) ein Lehn, Lehngut; Fieffant, 
m. (fpr. fjeffäng) der eg Lehnsherr; Flief⸗ 
fataire, m. (ſpr. —tähr) der Lehnsmann; fief⸗— 
fieren, belehnen. 

field, n. engl. (pr. jihlo) dag Feld; die Gejamtheit 
der an einem Rennen teilnehmenden Pferde. 

äier, fr. (fpr. fjähr; v. I. ferus, wild) ftolz, mutig; 
troßig, übermütig; fleramente, flero, vder con 
flerezza, it. Tonk. heftig, wild; Fierte, f. fr. 
Stolz, Übermut. 

Fiéra, f. it. (prov. feira, fr. foire, v. I. feria, pl. 
feriae, ejtzeit, weil die Jahrmärkte an Firchlichen 
Seiertagen gehalten wurden, an welchen das die 
Stadt befuchende Landvolk vorzüglich feine Ein- 


Figur 275 


fäufe zu machen pflegte) Meſſe, Jahrmarkt; Jahr— 
markshalle (vgl. Goethe, It. Reiſe, Padua 27.Sept. 
1786, Schluß); Fieraͤnt, m. ein Jahrmarkt⸗ oder 
Meßbezieher, ein Kaufmann, der die Mefie bezieht, 
Mepträmer. 

Fierding, n. dän. ein Viertel; isländ. auch Füring, 
ein Gewicht von 10 dänischen Pfund; Fierding- 
far, m. (von fierding, Viertel, u. kar, Gefäß) ein 
Getreidemaß in Dänemark = !/; Scheffel (Stiäp- 
per) = 1, Tonne (Tönde) — 4,348 1; aud ein 
dan. Feldmaß — !/; Tonne Landes (Tönde Land) 
— 1,728 8. 

Fierte, ſ. unter fier. 

Figäaͤle, f. ein indianiiches einmaftiges Fahrzeug. 

Figaro, m. Nante des verichmigten Barbiers in 
Benumardhaig’ Luſtſpiel le barbier de Seville und 
den danach bearbeiteten Opern von Mozart u. ans 
deren; daher überh. ein gewandter Unterhändler 
u. Zwijchenträger in Liebesangelegenheiten; dav. 
a la figaro, im Billardipiel = & la pyramide; 
Name einer großen Barifer Zeitung. 

figieren, I. (igéreé, heiten, befeftigen; vgl. fixieren) 
einen jlüffigen Körper verdicen, feſtigen. 

Figment, |. unter fingieren. 

Figur, f. {. (igüra, v. üngere, bilden, gejtaften) die 
Seftalt; Zeihnung, das Bild; im Kartenjptel ein 
Bild, eine Bildfarte; Größent. der Umriß mit Li- 
nien, Grundriß, Querſchnitt, Blan; in der Malerei 
ſ. v. w. Menfchen, als —— gu toten u. ver⸗ 
nunftlofen Natur; Sprach- und Nedek. ein Rede- 
bild, eine Rede- Verzierung; Tonk. eine Reihe schnell 
hintereinander folgender,miteinander verbumdener, 
den Hauptton als Zierde umfchreibender Töne, 
Tonverzierung; daher figural, nl. mit Figuren 
verjehen; Fiauren habend; Figural⸗Muſik oder 
figurierte Muſik, Geſang rc. entg. der einfachen 
Choralmuſik, welche feine Figuren hat; elektriſche 
Ziguven, verjchiedenartige Figuren, die dürch 

taub oder Waflerdampf auf einer eleftrifierten 
Oberfläche hervorgebracht werden; ſigürlich, bild- 
lich, verbliimt, uneigentlich, in Geſtält eines Bil- 
des; Figurine, f. (fr. figurine) eine Nebenftgur, 
bei. bei Aandfeinften in der Ferne; ee 
Haurieven, [. (figuräre) bilden, abbilden, anjchau- 
ich oder durch ein Sinnbild vorjtellen; auch Figur 
machen, fi) qut od. ichlecht ausnehmen; hervor— 
ftechen, in die Augen fallen; tätig fein, wirken, vor- 
koninmen, enthalten fein, eine Rolle jpiefen; and) 
oft bloß einen Lückenbüßer abgeben, eine Xüde 
ausfüllen, z.B. „er figuriertblof‘; figuviert, 
geblümt, gemuftert, von Zeugen mit eingemebten 
Figuren; Tonk. verziert, verichönert, ſ. v. w. fi— 
gural; ſigurierte Zahlen, in derhöheren Recent. 
durd die Glieder aller arithmetiichen Reihen höhe— 
rer Ordnungen gebildete Zahlen, deren erjtes Glied 
die Einheit ift, 3. B. die Triangularzahlen, Poly— 
gonalzahlen xc.; Figurierbant, Drehbank; figu— 
räbel, nl. bildſam, geſtaltbar; Figurabilität, f. 
die Geſtaltbarkeit, Bildſamkeit; Figuränt, m., 
Figurantin, f. Schauſp. ꝛc. ein Nebenſpieler, 
Nebentänzer, Skatiſt(in), eine ſtumme Perſon; auch 
ein unbedeutender Geſchäftsmann; Figuration, 
f. I. (figuratio) die Geſtaltung, Bildung, Form; 
die Einbildung; die Mifchung von ſtimmenden ı. 
nicht ftimmenden Akkorden; die Belebung einer 
Nede oder eines Muſikſtücks durch Figuren; figu— 
vativ, nl. bildlich, vorbildlich; Figurismus, m- 
die Vorbildnerei, die Meinung, dab die Begeben- 
heiten des Alten Teft. Vorbilder auf das Neue Teit. 
jeien, ſ. ve w. Typologie; Fignrift oder Figu— 

18* 


216 fiktil 


rator, m. ein Bildner, Maler od. Darſteller ver— 
ſchiedener Geſtalten; Gipsgießer, Gruppenmaler; 
auch ein Tänzer, der figuriert oder zierliche Tänze 
macht; Figuroͤn, m. ſpan. der Held beim 
Theater. 
uttil, I. (fietilis, v. fingere, bilden, geſtalten) irden, 
tönern; Fiktile, n. L., pl. Fittilien (1. fietilia), 
irdene3 Geſchirr, Töpferwaren. 
Fittion, f. I. (fietio, von ingere, vgl. fingieren) die 
Erdichtung; Lüge; das Vorgeben; Ripr. Annahme 
des Nichtgejchehenen, als ſei eg gejchehen, behufs 
der rechtlichen Entjcheidung oder des Fortichrittes 
im Berfahren: fietio juris. 
Fil, m. fr. der Faden, auch: Draht; Filage, £. fr. 
(pr. filähſch; Filature, f. fr. (pr. filatühr) Die 
Spinnerei; fil d’Ecosse, fr. (fpr. fildekoöß; v. fil, 
Faden, u. Ecosse, Schottland) Gejpinft aus Leinen 
nit Baumwolle; fil de sofe, fr. (fpr. fildößod; von 
soie, Seide) Geſpinſt aus Keinen mit Seide, zur 
Handſchuhweberei benutzt; filde fer, m. fr. Eijen- 
DER Seiltanz auf dem Telegraphendraht, Draht- 


ſeil. 

Filadiere, f. fr. (ſpr. —djähr') ein plattes Fluß— 
fahrzeug (auf der Garonne). 

Ftlagrämm, n. barb.-l. (v. I. filum, Faden, und 
gr graämma, Schriftzeichen) das Zeichen im Papier, 
Waoſſerzeichen. 

Filament, n. nl. (filaméntum) die Faſer od. Zaſer, 
das Fäſerchen an Pflanzen u. Tieren; feine Seh— 
nen⸗ od. Nervenfaden; and) in Blumen der Staub— 
faden, der dem Staubbeutel (Anthere) zur Unter- 
ſtützung dient, derStaubbeutelträger, Fadengewebe, 
Filarguömon, m. nl.-gr. der Fapenjonnenzeiger, 
an welchen die durch eine Kleine Offnung in einer 
Metallplatte gehende Mittagsfläche durch einen 
Serabhängenden Faden bezeichnet wird; Filato— 
ziun, n., pl. $ilatorien (vgl. filieren), eine Zwirn- 
oder Seidenwinde, ein Fadenabwinder, Werkzeug 

um Abwinden und Zwirnen der Seide; aud) An— 

Halt zum Zwirnen der Seide; Filatrice, f. fr. 
pr. —trihß) eine Art Halbjeidenzeug, Filet, n. 
fr. (fpr. filed) ein feineres Netzgeſtrick, Netzwerk, 
Netzkanten; die Trenie; Kock. ein wie Nudel 
länglich gejchnittenes Backwerk; auch Lendenjtüd, 
Lendenbraien, 3.8. filet de boeuf, da3 Lenden- 
Rückenſtück des Ochjenbratens; f. de cerf (pr. 
—#Bähr), der Hirichziemer; auch Bruftfleifch vom 
Geflügel- od. Fiſchrücken; pl. Filetten, Solditriche 
u. Verzierungen aufBiücherbänden; auch) die Stem— 
pel dazu; Strich od. Yadenjtempel; filettieren, 
goloverzieven; Filetgipüre, f. fr. (ipr. gipür”, 
von fr. guiper, mit Seide überfpinnen, mit Öold- 
und Gilberfäden überftiden, aus dem deutjchen 
weifen entjtanden), Netz-Überſtickerei, Netzgrund— 
ftiderei, Netzhochſtickerei. 

Filanda, f. ital. Seidenspinnerei. 

Alla, f. |. die Tochter; filia legitima, die gefeh- 
od. rechtmäßige Tochter; f. naturälis, eine natiir- 
liche, d. i. uneheliche Tochter; Filiäl, n. nl. (hliäle, 
v. ml. filiälis, Eindlih, im Verhältnis des Sohnes 
od. der Tochter zu Bater und Mutter ftehend) od. 
Filiale, f. eine Tochter-Anftalt, untergeordnete 
vd. Nebenanſtalt, Nebenftelle, 3. B. Bank-Filiale, 
Zweiggeſchäft, Zweigniederlafjung; insbe]. |. v. w. 
die Filial-Kirche, eine Tochterfirche, Nebenfirche; 

‚Bürean, n.(jpr.biiröh) Boftd.eine Zweigitelle; 
5.:Handlung, ein Zweiggeſchäft eines Kauf- 
mann; F.⸗Magazin, ein Nebenjpeicher; Filia—⸗ 
Kit, m. Semeindemitglied einer Tochterfirche; auch 
der Geijtliche, welcher den Gottesdienſt in der Toch— 


Filtrum 


terkirche zu halten Hat; Filiäſter, m. ein Stief- 
fohn; Filiation, f. die Kundicaft, kindliche Ver- 
pflihtung; Ripr. rechtliche Abjtammung; der Ge- 
horſam der Sloftergeiftlichen gegen ihre Obern; 
Filiationsprobe, Nachweis der Reinheit der ade- 
ligen Abjtammung, Ahnenprobe. 

iliciten, pl. nl. f. Filiziten. 
iliere, £ fr. (pr. —Ljdhr’) ein Zieheifen bein 
Denk und Wachsſtockzieher; ein Regifterhobel für 

rgeln. 

fililorm, nl. (Aliformis, vd. I. ilum, Faden; fr. fili- 
forme) fadenfürmig. 

Filigraͤn, n. (fr. filigrane, vom l. filum, Faden, 
und granum, Korn) feine gitterartig durchbrochene 
Gold- u. Silberdraptarbeit, Drahtflechtarbeit; das 
Wafferzeiden im Bapier (ſ. Filagramm); Fili— 
granglas, Faden- oder Spisenglas; Filigran⸗ 
pabpier, feines Papier mit Netzmuſtern; filigras 
niſieren, Filigran-Arbeit machen. 

Filin, m. fr. (ſpr. — läng), ein Gewebe aus Kamm— 
wolle, Orleans-Sarſche genannt. 

Filippo oder Felippo, m. it. eine unter den jpan. 
Königen Bhilipp IL, IV. u. V. geprägte mailän- 
dilche, auch eine alte mantuanische Silbermünge == 
71/, Lire correnti oder 221, Lire von Mantua, an 
Wert 4,58 bis 4,75 Wi. 

älteren, fr. (fler, v. fil—1. filum, Faden) ſpinnen, 
Nepgeitrid arbeiten, zwirnein (bei Seide); Toni. 
einen Ton fo lange fingend aushalten, al3 e3 der 
Atem erlaubt; Kartenip. betrügen, eine Karte 
unterichlagen; auch die Karten langjam nad) und 
nach aufdeden; filtert, geſponnen, neßartig; ge- 
zwirnt, gedreht; Filüre, £. fr. Der gejponnene Fa— 
den, das Gejpinit. em 

fllius, m. I. der Sohn; F.legitimus, ein gejegmä- 
Biger, d. i. ehelicher, £. naturalis, natürlider, d. i. 
uneheliher Sohn. 

Filiziten, pl. nlat. 
nerte Sarnkräuter. — x 

füüle, £. fr. (pr. fij; = 1. filia) ein Mädden; Fille 
de Idie, £. fr. (jpr. fij’ de ſchoch eine Luftdirne, 
Öffentliche Dirne; Pille d'honneur (pr. —Don- 
nöhr), ein Ehren- vo». Hoffräulein; Fillage, f., r- 
n. (fpr. fijdhieg) der Sungfernitand. 

Fillingmaſchine, eine Vorrichtung, die bei der Her- 
itellung von Flockſeide dazu dient, die Seide in be» 
itimmte Längen zu zerjchneiden, Offner; Filing 
us, Wagengrundfarbe. . 

Allip, m. engl. (fpr. fillip), ein Nafenjtüber. 

lm, m. engl., pl. Films, dünnes, zartes Häut- 
chen, Membran, bejonvers der Rollfilm, als Er- 
iaß der Platte in photographijchen Apparaten zur 
Aufnahme der Bilder dienend. 

Ftloche, f. fr. (ſpr. filöſch'; v. fil, Faden) ein muffe- 
linartiges Gewebe; daher ſilochiert ſpr. filoichtert), 
gewebt; Filofelle, f. fr. eine Art Seide, Zlorett-, 
Flock⸗, Ab- over Wirrjeide. sa 

Filou, m. fr. (fpr. filüh; viel. mit felon veriw., ‚ie 
unter Felonie; ml. filo, fillo, Taugenicht3, Schlin- 
gel) ein Gauner; Spisbube; Filouterie, f. Gau— 
nerei; ein Gaunerſtreich; filoutieren (Tr. filouter), 
fiftig ftehfen oder betrügen; auch prellen.. 

Filtrum oder Filter, n. ml. (filtrum, feltrum; it. 
feltro, fi. feutre u. filtre; v. angel]. u. eıtgl, felt 
— Filz) der Filter, Seiher, das Geihegefäß, der 
Durchſchlag; verih. Philtrum, f.d.; filtrieren 
(fr. filtrer, it. filtrare, feltrare), durchſeihen; Fila 
tration oder Filtrierung. f. die Durchfeihung; 
Silträt, n. die vurchgefeipte Flüffigkeit; Filtrier⸗ 
bafiim, ein NReinigungsbeden; Filtrierſtein, dei 


(von Alix, Farnfraut), veriteis 


Be» 


ne a OOO—— 


u 


Filüre 


Seiherſtein, ein poröfer Sandſtein zum Filtrieren | 


des Waſſers. 
ilüre, ſ. unter filieren. 
imbria, f. I. (nur pl. fimbriae, verw. mit fibra) 
das Faſrige, die Franfe. 

Fimm, n.—= 100 Gebund, 3.8. Deditroh. 

Fimmel, m. Bob. (dunklen — ein 200 bis 
250 mm langer und 25 bis 50 mm breiter eiſerner 
Keil zumLositufen fchiefriger Wände, den der Berg- 
mann mittel des Fimmelfäuſtels ins Geſtein 
treibt; Fimmel, m. lat. (v. I. femella, d. i. Weib» 
chen, Verfleinerungswort zu lat. femina, Frau; 
die Benennung beruht auf einer Verwechſlung, in- 
dem man früher die männlichen Hanfftengel, weil 
fie Kleiner find, für die weiblichen, die femellae 
hielt), die männliche Hanfpflanze; fimmeln, die 
männlichen Hanfitengel, die eher reif werden, als 
die weiblichen, auszichen. 

fin, fr. (pr. fäüng) 1. als Haubtw. f. (1. finis) da? 
Ende; 2. als Beim., weibl. fine (fpr, fihn), fein, 
ichlau; A la fin, am Ende, zum Schluf. 

final, l. (inalis, von finis, Ende) am Ende befind- 
lich, endlich, ſchließlich, als Adverb aud) finaliter, 
auch den Zweck betreffend, daher: finale Konjunk⸗ 
tionen, Bindemwörter des Zweckes, 3. B. damit, um 
zu2c; Finãl od. Finãle, n. das Ende, der Schluß, 
das Xepte; Tont. finale, das Schlußftüd, der 
Schlußgelang; der lette Satz eine Tonſtücks; 
Finäl-Beichlüffe, Endbeſchlüſſe; F.-Kadenze, f. 
(ipr. —tadangp’) Tonf. der Schlußfall der legten 
Beriode eines Tonſtücks; die F.-Leiſte, in der Buch: 
druckerei die Schlußleiſte; Finalſtock, m., in der 
Buchdruderei: die Schlußverzierung (3. B. zum 
Schluß eines Kapitels); der $.-dnfammenhang, 

Zweckzuſammenhang, das Verhältnis des Mittels 

um — — Finalnote, die Schlußnote, gew. die 

onika, Se überhaupt: Tpnika (j. d.); finali= 
tieren, barb.l. endigen, abichließen; Finalität, 
f. das Zuletztſein, die Schlieplidjkeit; die Zweck— 
beitimmung, der Zwedbegriff. 

Sindnzen, pl. (ml. financia, fr. finance, tt. finanza) 
Barichaft, Einfünfte, v. ml. finäre, altfr. finer, 
Abgaben zahlen, it. finare, quittieren, abmachen, 
v. I. finis, Ende) die landesherrlichen od. Staat3- 
einfünfte, der Staatshaushalt, das Staatsvermö— 

en; auch der Vermögenszuſtand einer Privatper- 
on, Barfchaft, die Geldverhältniffe; sing. die 
Finanz, f. (od. Finauce, la finance, jpr. - nangß) 
audy die Gejamtheit der Finanzbeamten u. der 
Steuerpägter in Frankreich, der Stand der Finan- 

iers, die Banfwelt, die Geldmacht, die Geldgrö- 
een; la haute finance, f. fr. (ſpr. —hoht-findngß), 
die einfiußreichen Geldmänner, die Öeldarijtofra- 
tie, die hohe Banfwelt; finanziell, (fr. financiel), 
die Staatseinfünfte betreffend, das Geld, den Geld- 
punkt, das Vermögen, die Einkünfte, den Ertrag 
betreffend: Finanzier, m. fr. (ipr. finangßjeh) ein 
BeamterbeimStaatshaushalt,Stantswirt,Staats- 
rechner, der Geldmann, Börſenmann, Bankier; 
finanzieren, (fr. financer), aud finanzen, die 
Staatseintünfte vermehren, den Schagvergrößern; 
ic auf den Erwerb veritchen; die Geldmittel ver- 
haften; Ftnanz-Affeſſor, m. Beifiger bei der 
Verwaltung des Staatshaushaltes; Finanzjahr, 
Rechnungsjahr; F.-Miniſter, m. Staats- oder 
Reichs⸗Schatzmeiſter, Verwalter des Staatshaus- 
haltes; 9%: Minifterium, n. das Staats- oder 
Reichs⸗Schatzamt; F.⸗Prokurator, m. Anwalt des 
Staats in Geldprozeſſen; Finanzrat, vortragendes 
Mitglied einer Finanzbehörde, Titel; F.-Wiſſen— 


Firlin 277 
ichait, £. die Wiſſenſchaft von den Staatseinfünf- 
ten, Steuerwijlenichaft. 

Finaſſerie, £. fr. (v. finasser, Ränke machen, Kniffe, 
RAT niff, Pfiff, Kleinliche od. feine Ränke 
und Pfiffe. 

fine, 1. it. (=1. finis) Tonf. Ende; 2. fr. f. fin 2, 

Fineffe, £. fr. (v. fin, fein, liftig) die Feinheit, Zart« 
heit, Klugheit, Liſt, Schlauheit, der Kniff; Pfiff, 
Ränke; Finette, f. weibl. Name: die Feine, Liſtige; 
auch ein feiner Flanell, ſowie ein baumwollenes 
Gewebe (Sarſche) aus der Normandie. 

Fineſter, n. nl. Seide geringer Sorte. 

fingteren, I. (fingere) erdichten, ausſinnen, vor« 
geben; finglert, erdichtet, erjonnen, 3.8. fin» 
gierte Muͤnzen, folde, nad) denen zwar gered)- 
net wird, die aber nicht wirklich ausgeprägt vor» 
handen find; fingierte Rechnung, ſ. v. w. conte 
finto; fingibel (jpätlatein. fingibilis), eingebildet, 
icheinbar; ervdenfbar; Figment, n. etivag Erdi- 
tete3, eine Erdichtung, ſ. Fiktion. 

finis, m. lat. da3 Ende, der Beſchluß; der Endzwer 
oder Zweck; finis primarius, der Hauptendzweck; 
f. secundarius, ein Nebenzweck; ft. coronat opus, 
lat. Sprichw.: das Ende frönt das Werk oder die 
Arbeit; Ende gut, alles gut; finieren (fr. finir), 
endigen; finitum, beendigt, geſchloſſen; Finits 
m. it. Kfſpr. der Rechnungsabſchluß; Finiffage, 
n. fr. (pr. —Bahieh’) od. Finiſſierung, f. die Be— 
endigung, legte Handlegung an eine Arbeit, beſon⸗ 
ders an eine zufammengejeßte Uhr; Finifſeur, 
m. fr. (fpr. —öhr) der eine im Dejlin vorgelegte 
Arbeit ausführt, bei. Modelleur, Nachzeichner; der 
Mufterzeichner, der die Zeichnungen z. B. in der 
Stiderei, Weberei 2c. entwirft. 

finissimo, it. abgef. ff., ſehr oder höchſt fein. 

Finifh, n. engl. (Gnish, fpr. finniſch), Vollendung, 
Tertigftellung; der legte Teil des Pferderennens, 

Finochẽtto, m. it. f. dv. w. Brighella, f.d.. 

Finte, f. (it. finta, fr. feinte, v. J. fingere, erdichten, 
fäljchlich vorgeben) Beritellung, Liſt; insbe. Fech— 

terliſt, Trugſtoß beim Fechten. 

Fiocchi, pl. ital. (ſpr. fisci; lat. fioceus, die Flocke) 
Kopfquaiten fiir Kutichpferde. 

N16c0, it. Tonf. (vom I. flaccus, welt, jhlaff, matt, 
verivandt mit dem deutſchen flau) leife, ſchwach. 

Fiona, f. keltiſcher Name bei Oſſian, |. dv. iv. das 
reizende Mädchen. 

fier di Francia, n. it. (ſpr. —freindſcha) eig. Blume 
von Franireich, ein broſchierter Atlas. 

Fiorära, £. it. Blumenmädchen. 

Fiorine oder Florino, m. it. (vgl. Toren) eine 
alte ſizilianiſche Rechnungsmünze, ein Gulden; 
auch eine ehemalige toskaniſche Silbermünze — 
1,08 -1,12 Mark. 

Fiprithr, £. (it. fioritüra, v. fiorire, blühen) Tont. 
die Verzierung des Geſanges. 

Firebrand, m. engl. (fpr. ſei'rbränd) Feuerbrand, 
Beiname Lord Palmerſtons. 

Firenki, pl. türk. (firenk, frenk) d. i. Franken, bei 
den Türfen der gewöhnliche Name der Europäer; 
Firenkiftan, n. Frankenland. 

fire-proof, engl. (ſpr. fair pruff; von fire, Teuer u. 
proof, bewährt, erprobt, feit, ſicher) feuerſichec, 
feuerfeft gewölbt. 

Firf, m. dän. u. ſchwed. (Förken, Fyrk) eine Kupfer— 
münze, in Dänemark bis 1813 gültig, — "fa Skil- 
ling = 1,93 Pfennig. * 

Firkin (ſpr. Förkin), n. engl. Biermaß, früher für 
Ale (}.d.) = 8, für Bier (Beer) = 9 Bier-Gallon 
zu 4,52 1; jet = Y, Kilderlin — 40,892 1. 


278 Firlefanz 

rien, m. (mhochd. firlifanz, firlafanz, v. firle) 
yurtig, behende, jet noch erhalten in dem Verbum 
firlen, wirbeln, fich drehen, z. B. mundartl. ein 
Ferlchen, d. i. ein Knopf, ducch den ein Hölzchen 
gejteckt ift, das nun auf dem Tifche gedreht twird, 
und mhd. vanz, Schalt) Tand, Albernheit, Bofle. 

Firlot,n. engl. (ipr. förlot) altſchottiſches Getreide- 
maß = 521. 

fir, I. (firmus), feit, jtandhaft; ficher, geſchickt, ge— 
übt; Firma, f. it. Handelsname, Gejchäftsnante, 
die Fjihere]) Namensunterſchrift bet Kaufleuten, 
der Name, unter welchem ein Faufmännijches Ge- 
Ihäft gefüigrt wird; Firma geben, einem Hand- 
lungsangeſtellten Bollmacht erteilen, im Namen des 
Brinzipals zu Handeln und zu unterjchreiben; Ge— 
khäftshaugs, Fabrik, Unternehmen; firmieren (it. 
firmare), den Handlungsnamen unterzeichnen; 

eichnen; Firmamént, n. [. (firmamentum), die 

Kette oder Himmelsfeite,der Sternhimmel; firme- 
mentäl, nl. am Himmel, himmliſch, das Himmel3- 
gewölbe betreffend; Firmamentſtein, m.im Han- 
del ſ. v. w. Opal; Firmität, f. (latein. firmitas) 
die Feltigfeit, Stärke, Dauerhaftigfeit; Ausdauer, 
Standhaftigfeit; fArmiter (Ndverb. von firmus), 
feit, ftandhaift. 

Firman, v. Ferman, ſ.d. 

firmeln vder firmen (v. L. firmäre, befeitigen), be- 
jtätigen, einjfalben und einjfegnen; Firmelung vd. 
Firmung, f.dieTaufbeitätigung, Tauferneuerung 
oder Einjegnung, das 2. Saframent in der rönı.- 
fathol. und griech. Kirche, entfprechend der Kon: 
firmation in der protejtantiichen Kirche; Firm— 

ate, m. und f. eine das zu firmelnde Kind als 
Beiftand begleitende Berjon desjelben Gefchlechts. 

Firmtän, Firmiane; Firmiliän, Firmiliane; 
Firmin und Firmine, Eigennanten (v. l. firmus), 
der und die Starke, Kräftige. 

ſirmieren, Firmität, Armiter, ſ. unter firm. 

Firnis, m. (nıl. vernix, fr. vernis, engl. varnish, 
v. fr. vernir, ſchminken, lackieren, v. gleich]. l. vi- 
trinire, verglajen, von vitrum, Glas; vgl. aber 
auch jansfr. varna, Farbe) ein Lad, glänzender 
Anftrich oder Überzug, äußerer Glanz; firniffen, 
wit Firnis überziehen; Firnisſtein, m. eine Art 
Bernftein, auch Fernitz genannt. 

first-class, englilch (fpr. föhrſt-kläß), erſter Klaſſe, 
eriten Ranges; eritklaflig; Arst-rate (ſpr. —reht), 
erit£lajfig, eriten Ranges, beiter Qualität (beſon— 
ders von Artiſten ufiv. gebraudt). 

Fistus, m. lat. (fiscus, ein Korb, Geldkorb) bef. die 
Kaffe einer Behörde; in der röm. Kaiferzeit der 
Privatſchatz des Kaiſers, im Gegenjaß zu aera- 
rium, Staatövermögen; in nenerer Zeit: dag 
Staat3vermögen, der Staatsihag, Staatskaſſe; 
auch Straffafje; der Staat, das Neid); Fisfäl, n., 
pl. $t3fäle, lat. (fiscälis) der Anwalt der Landes⸗ 
od. Staat3einfünfte, der über die Gerechtfame Des 
Fiskus wacht, Staatsfafienanmwalt, Steuer- und 
Stempelfaffenanwalt; ein öffentlicher Ankläger, 
Staatsanwalt, der über die Beobachtung der Ge— 
ſetze wacht und Die Berlegung derjelben im Namen 
des Landesherru zur Klage bringt; auch ein Ein- 
ſammler, Eintreiber, der die Bezahlung für die 
Borlefungen der Profefjoren auf Univerfitäten 


betreibt; Yisfalät, n. das Staatsfaffenamt; das. 


Strafflägeramt; Fiskalinen, pl. Hofhörige der 
Landesherrſchaft; fiskäliſch(l. Kscalis), die Staats⸗ 
kaſſe (den Fiskus) oder auch den öffentlichen An— 
Eäger (Fiskal) angehend; ſtaatseigen; fiskaliſche 
Fonds, Staatsmittel, Staatsgelder; fiskaliſche 


fix 


Güter, ſolche, die geſetzwidrig eingeführt werden; 
a Interefſe, Verwaltungs-Interefie; 
isfaljahr, Rechnuügsjahr; Fiskal⸗Gerechtig⸗ 
keit, das Recht der Regierung, herrenloſe Güter, 
Geldſtraſen ꝛc. einzuziehen; fiskaliſieren, rügend 
unterſuchen, auch beitrafen; Fiskarius, m. ſpätl. 
der Schuldner einer Staatsfaffe; ein Pächter von 
fiſellieren, |. ficellieren. [Staatseinfünften. 


Fiſetholz, |. Fuſtikholz. 


ish, m. engl. (jpr. fiſch), der Stich; Fishoil, Fiſch— 
öl, Tran; Fishmarket, Fiſchmarkt; Fishmonger, 
Fiſchhändler. 

Fisk, m. dän. eig. Fiſch, eine Kupfermünze in Is— 
land, im Nennwert von 111/, Bf., im wirklichen 
Wert nur 6 Bf. | 

Fislot, n. ehemaliges ſchottiſches Biermaß — un» 
gefähr 52,4 1. 

Stiofen, ſ. Phaſeole; Fiſoléren, pl. ital. Heine 
Rennſchiffe over Kähne zu Venedig. 

fiffil, 1. (issilis, v. findöre, fpalten) fpaltbar; Bit- 
tilität, f. Spaltbarkeit; Fiſſipeden, pl. (1. fissi- 
pedes) Spaltflauer, Tiere mit gejpaltenen Klauen 
od. Hufen; Yılfür, f. (fissüra) ein Riß, Spalt, bei. 
Knochenſpalt. On 

Fiſtel, f. (v. l. fistula) eine Röhre, Rohrpfeife; Heilt. 
ein Röhr- od. Hohlgeſchwür; Eitergang; Tonk. eine 
erzivungene hohe Stimme, wie durch eine Rohr— 
pfeife, |. Falſett; ſiſtulieren, nl. durch die Fiſtel 
ſingen; fiftulds, lat. (fistulösus) röhrig, röhricht, 
filtelartig. 

Fit, engl. fertig (d.h. die Pferde jind zum Rennen 
fertig; Sport3ansdrud). 

Fitter, m. engl. Zubereiter, Gasrohrleger; Fit— 
tings, pl. engl. (von dem Adjekt. fitting, ſchicklich, 
pafjend, und dem davon abgeleiteten Subjtantiv 
fitting, die Zubereitung) Paß- oder Formſtücke; 
Ausrüſtung. Br 

Fitz, m. engl. {urfpr. normänniſch, von dent fr. üls, 
fatein. filius) der Sohn, bef. uirehelicher Sohn, in 
Bufammenfeßungen, wie Fitz-Clarence, Fitz- 
Roy, Fig- William ꝛc. — 

Fiveſhooter, m. engl. (ſpr. feivſchuter) ein Fünf» 
ſchöſſer, fünfläufiger Revolver. 

Five o’clock tea, m. engl. (jpr. faiiw-o’flod-tt), der 
Fünfuhrtee. * 

fix, 1. (vom I. fixus, von figere, heften, befeſtigen) 
feft, beftändig, feuerbeftändig, unbeweglich; gewiß, 
beſtimmt; daher: eine fixe Idee, eine das Gemüt 
und den Willen beherrichende bleibende 
Zwangsvorſtellung; fire Käufe, feite, nicht rück— 
gängig zu macheude Käufe; fiye Luft, Kohlenſäure 
vd. Tohlenfanres Gas, früher auch Zuftjäure, Kreide- 
fäure genannt; Fixſtern, ein Stand- vd. Stehitern, 
Sonnenſtern oder eine Sonne; fixa sedes, f. ein 
fefter Siß, bleibender Wohnort; fixa vineta, pl. 
Erd-, Niet- und Nagelfeſtes; Fixum, n. etwas 
Feſtes, insbeſ. fir fixum salarıum, die fejte Be— 
foldung,der jtehende Gehalt,das gewiſſe, bejtimmte 
Einkommen; fixe prix, fr. (fpr. fie’ prib), ſ. prix 
fixe; 2, fir, im gem. Leben Hurtig, gelenfig (in 
diefer Bedeutung ein deutfches Wort, althochdtſch. 
fizis, fizes, geiſtesgewandt, verſchlagen; dän. und 
ſchwed. fix); — fixieren, mlat. (von fir 1) feit- 
halten, befeitigen, fejtiegen, feititellen, bejtimmeit; 
jeftigen (Farben 2c.); Härten (Gewebe); feſten Ge— 
halt anweiſen; ſich häuslich niederlaſſen; heften, 
3. B. den Blid 2c. auf etwas; jemand ſixieren, ihn 
iteif oder unvertwandt anfehen; j. auch figieren; 
Fixage, f. (pr. - ahſch) Auslaugbad, Feitigungs- 
bad (beim Photographieren); das Befeftigen; Fi— 


ve 


virfar 


— od. Fixierung, f.die Feſtigung, Feſtſetzung, 


ejtimmung, Stetigung; Anweiſung eines feiten | 


Gehaltes; firatid, befejtigend, feftjegend, beſtim— 
mend; das Firativ, ein Befeitigungsmittel; Fi— 
xatoir, n., eig. m., fr. (ipr. firatoahr; v. fixe, feit, 


jteif) ein Steifungsmittel, Bartwachs, Stangen |. 


pomade; Fixbleiche, f. hemifche Bleiche; fixen, 
Börlenfprache, auf das Herabgehen der Kurſe wir- 
fen, um gewifje Wertpapiere, die man zu re 
bat, billig einfaufen zu können; Fixer, m. Bör— 
jenfpr., einer, der auf dag Herabgehen der Kurſe 
ſpekuliert; überhaupt einer, der Zeitgeſchäfte an 
der Börſe macht; Fixität, f. die Beſtimmtheit, 
das Feſtſtehen, Unveränderlichkeit, Feuerbeſtändig— 
feit; Fixierbad, Laugbad, Feſtigungsbad (Pho- 
togr.); Yirkamım, m. der Vorſteckkamm (in der 
Rammgarnipinnerei, Nacteur). 

Fixfar, m. (Deutfch der Volksſpr.) ablautende Wie- 
derholung des Wortes fir; 2. eine Täufchung, 
Saufelei, fcheinbare Zauberei der Tafchenfpieler. 

eren, Firität, Fixum, . unter fir. 

Fjeld, n., pl. Fields, dän. (= Feld, engl. field) 
Hochebenen, öde Bergflähen in Schweden und 
Norwegen. 

Ferdingar,n. Hohlmaß in Schweden — !/; Tunna 
(Tonne) = 18,32 ]. 

Fjord, m. dän. ein Meerbufent. 

Flabbe. k. eine ehemalige holländiſche Silbermünze 


Flabeéllum, n. I. (Verkl. von Habrum, das Blaſen, 
Wehen des Windes) ein Fächer, Wedel; flabellie— 
ven (jpätl. labelläre), fächeln, wedeln; Flabella⸗ 
tion, f. nl. das Lüften eines gebrochenen Gliedes. 

Haccejcieren, I. (fiaccescere) ſchlaff od. welk wer- 
den; Flacceſcenz, f. nl. Schlaffheit; flaccescentia 
pulmönum, Heilf. Schlaffheit oder Lähmung der 
Zungen; flaccide (1. flaccidus), ſchlaff, welk; Flac— 
eidität, f. nl. (fr. flaccidité) die Schlaffheit, Welk— 
heit; Flacens, m. 1. Name: das Schlappohr, 3. B. 


Horaz. 

Flacherie, f. fr. (ſpr. flaſchrih) eine Kranfgeit der 
Seidenraupe, die jogen. Schlaffucht. 

Flacon, n. fr. (pr. flaföng; v. ml. flasco, it. fiasco) 
ein Fläſchchen, bei. Riechfläſchchen. 

Flagellum oder abge. Flagell, n. I. (Verkl. v. fia- 
grum, Beitjche) die Geißel; flagellieren (I. fHagel- 
läre), geigeln; $lagellänt oder Flagellätor, m., 
pl. —en, nl. Geißler, Geißelmönd)e oder Geißel- 
brüder im 13. u. 14. Sahrh., die jich für verpflichtet 
hielten, fich zumeilen zur Strafe ihrer Sünden 
öffentlich zu geißeln; Slagellation,-f. die Geiße— 
fung; Slagellaten, d. i. Geißelſchwärmer, eine 
Gattung der Urwejen (Brotijten), j.unter Amöbe. 

Flageolett, n. fr. (ſpr. flaſcholet; prov. flaujol, lat. 
gleich). Hlautiolus, Verkl. vom ital. flauto, Flöte; 
vgl. flauto) die Bogelflöte, ein feines Pfeifchen, 
gem. Flaſchenett; Flageolettiſt, m. ein Bläſer 
auf dem Flageolet; Flageolett= od. Flötentöne, 
auf Saiteninjtrumenten durch leifes Berühren mit 
dem Finger hervorgebracht und um 2Oktaven über 
ihre Stelle erhöht. 

Hagitieren, lat. (Hagitäre) heftig fordern, dringend 
mahnen; Slanitation, (Hagitatio) die dringende 
Horderung, Mahnung; Flagitätor, m. der drän- 
gende Forderer, Mahner. 

flagitium, n., & — tia, lat. Rſpr. eine Schandtat; 
flagitiũs (I. Hagitiösus), ſchändlich, ee 

Flagornerie, f. jr. die Ohrenbläferei, Fuchsſchwän— 
erei; Flagorneur, m. (fpr. —nöhr) ein Fuchs— 
———— Ohrenbläſer. 


Flanke 279 


flagrieren, |. (fiagräre) brennen, glühen, entbrannt 
jein; flagrant (lat. lägrans), gleichjam brennend, 
heftig; deutlich ins Auge fallend, offenbar, friſch 
gejchehend; in flagränti (sc. delicto), fr. en fla- 
grant delit, eig. bei brennender Tat; daher auf 
friiher Tat, da das Verbrechen foeben begangen 
wurde; Slagranz, f. (I. flagrantia) Hitze, Feuer, 
Inbrunſt, Heftigfeit. 

Flaine, £. fr. (fpr. flähn’, v. lat. velämen) Zwillich, 
Bettzwillich. | 

Flambean, m. fr. (ipr. flangböh; v. flamber, flam- 
men, fladern) die Sadel, Wachsfadel, Kerze; auch 
ein hoher Leuchter. 

fambieren (fr. flamber), jengen, abjengen; Flam⸗ 
bage, f. (ipr. —ähſch), das Abflammen, Abjengen. 

Flamberg, m. (fr. flamberge, eig. die Seite ſchüt— 
zend, von flanc, Seite, und dem deutſchen bergen, 
deden) bei. Name de3 Schwertes von NRenaud de 
Montauban, dann überh. ehem. ein breites Ritter- 
jchwert, ein Raufdegen; dichterifch jebt fiir Schwert 
überhaupt. 

Flamboyantitil, m. fr. (fprich: flangboajdng, d. i. 
bligend, funfelnd, von fr. damboyer) $lammenftil, 
der ſpätgotiſche Baujtil (von den flanımenfürmigen 
Mujtern der jteineınen Yenfterverzierungen). 

Flämen, m. (pl. Slamines)l. ein altröm. Brieiter 
einer bejtimmten einzelnen Gottheit, z. B. Flamen 
Diälis, $riejter des Supiter; F. Neptunälis, 
PBriefter des Neptun ꝛc. 

Fläminger, Flamländer, Bewohner Flanderns; 
flämiſch, aus Flandern ſtammend u. dieſem Lande 
eigen; uneig. trotzig, mürriſch, grob. 

Flamingo oder fr. Flamant, m. (pr. — mäng; 
von I. ffamma, wegen jeiner roten Farbe) der 
Flammenreiher, auch Korförre, m. 

Flamme, Flame oder Flammedtte, m. ir. (eig. 
Flämmchen, v. flamme, die Flamme) ein Schröpf- 
jchnepper, Aderlaßfchnepper, der bejonder3 bei 
Pferden angewandt wird, auch das Laßeiſen ge- 
nannt. 

Flaͤmmeri oder Floͤmmri, m. (v. engl. Hummery, 
wallij. lymry) Koch. ver Mehlbrei, das Mehlmus, 
Reisgriesmus, überh. kalte Mehlipeije. 

Hammieren, [. (flammäre, entflanımen)Zijchlerfpr., 
eine Reijte, einen Rand mit flammenähnlichen Ker— 
ben verjehen, flammen; Ylammes oder flam— 
miertes Garn, geflammtes Garn. 

Flanchet, Flanconnade, j. unter Flanke. 

Flaneif, m. (fr. flanelle, it. flanella, ml. flancha; v. 
altfr. Haine, Bettüberzug, ein leichtes, leinwand— 
artig gewebtes Wollenzeug. 

flanieren, neufr. (Haner) müßig umbherjchlendern, 
behaglic) gaffend die Straßen durchziehen; Fla— 
neur, m. (fpr. —nöhr) wer geſchäftslos gaffend 
umberjchlendert: ein Herumfchlenderer, Pflaſter— 
treter, gem. Bummler. 

Flante, f. (fr. flanc, m., it. flanco, die Weiche, der 
weiche Teil unter den Rippen, wahrid. v. I. flac- 
cus, eich, mit eingefhobenem n) die Seite; Krk. 
die Seitenfläche, Streichlinie eines Feftungsiwerfes ; 
das äußerſte Ende des Heeresflügels, Flügel, Seite; 

anfieren (fr. flanquer), von der Seite her be- 
treichen oder deden, mit Seitenwerfen verjehen; 
einfafjen, jäumen; Herumflantieren, berum- 
jtreichen, umberftreifen; Flantierrohr, Strahl» 
rohr; Flankierſeil, Trievjeil, Zahnjeil; Flan— 
queur, m. (jpr. flanföhr) ein Plänkler, herum- 
jtreifender Reiter zur Beobachtung oder Beun- 
ruhigung des Feindes; Herumitreicher; Flauchet, 


230 Flaſchenett 


n. fr. (fpr. flangſcheh) ein Lendenſtück; Flancon— 
ndde, f. Fechtk. ein Seitenftoß, Seitenhteb. 

Flaſchenett, ſ. Slageolet. 

flat-race, n. engl. (ſpr. flät⸗ reß) Flachrennen, Ren⸗ 
nen ohne Hinderniſſe (im Gegenſatz zum hurdl- 
race und zur steeple-chase). 

flattieren, fr. (flatter, urſpr. ftreicheln, d. i. glatt 

- machen, v. angelſ. flat, flach, eben) ſchmeicheln, lieb- 
fofen, falfche Hoffnungen machen; flattierfeuern, 
vorheizen: Flatterie, f. die Schmeichelei, Lieb— 
fojung; Flatteur, m. (jpr. flattöhr) der Schmeich— 
fer; Flatteuſe, f. (pr. flattöhfe) die Schmeichlerin. 

Flatus, m., pl. Flatus, I. (v. flare, blajen) Blä- 
Hungen, Winde; daher auch Flatuſen, pl. Wind- 
beuteleien, Geflunfer; flatulent, nl. blähend, leer, 
nichtig; Flatulenz, f. die Blähſucht. 

Alauto, m. it. (von |. fiatus, das Blaſen) die Flöte; 
der Ylötenzug bei der Orgel; flaut : dolce (ipr. 
—Doltjche), f. Hüte douce; f. italico oder Flaut⸗ 
baß, ein Orgelregifter; f. piccolo, it. die fleinite 
Duerpfeife, Bidelflöte; f. trav6rso, od. fr. füte 
traversiere (jpr. trawerßjähr'), die Querflöte, 
deutiche Flöte, Nautändo, it. Tonf. flötend, flö- 
tenartig; Flautino, m. die Flageolettftimme der 
Geige; Flautoöne, m. große Flöte, Flötenbaß. 

flaveſzieren. l. (flavescere, von flavus, goldgelb) 
goldgelb oder gelblich werben; flaveſzent (faves- 
cens), ins Gelbe übergehend, gelblid). 

Flavbett, n.frz. (von fläve, [. flavus, gelb) ein dünnes 
glattes franz. Wollenzeug. 

Flabius, m. u. Flavia, f, auch Flaviãn u. Fla— 
viãne, Eigennamen (v.L. flavus, gelb, blond) der, 
die Blonde. 

fiebile, it. (I. Hebilis, von fiere, weinen) Tonf. kläg⸗ 
fich, weinerlich, flehend. 

Fleeche oder Fleſche, f. fr. (von niedert. flits, Wurf- 
ſpieß, das wir in dem deutichen Flitz bogen haben) 
eig. der Pfeil; Krk. die Pfeilſchanze, ein Kleines, 
pieilfürmiges Außenwerk. 

Fleech hoſierh, engl. (ſpr. flihßi höhſcherih), wollene 
Strümpfwaren, die inwendig flockig find. 

flektieren, I. (fectere) biegen oder beugen; beſ. 
Sprachl. ein Wort biegen, verändern, abwandeln; 
flectämus genüa, beugen wir die Knie; Nlectöre 
sinequ&oSuperös,Acheronta mov&ebo, „Wenn 
ich den Himmel (die oberen Götter) nicht erweichen 
fanıt, jo will ich die Hölle (den Acheron) in Aufruhr 
jegen‘’, fpriv.Vergil Aen. 7,312; Flexion od. Fle= 
rür, f. (1. flexio, flexüra) die Biegung, Beugung, 
Krümmung; $legur bezeichnet namentlid) in der 
Geologie die Krümmungen derGeſteinſchichten, Fle— 
xion bezeichnet befonders in der Sprachl. die Wort- 
biegung od. -Abwandlung; fleribel (1. flexibilis), 
biegſam, gejchmeidig, fentjant; Spradl. biegungs⸗ 
od. abwandlungsfähig; Flexibilität, f. die Bieg- 
ſamkeit, Fügſamkeit; Flexor, m. nl. ein Beug- 
muskel; Flexometer, Biegungsmeſſer. 

Flentes, pl. I. (von flöre, weinen) die Weinenden, 
die 1. der 4 Klaſſen von Bühern in der alten Kirche; 
davon abgel. die 1. Bußſtotion vor der Kirchentür, 
wo die Büßenden die VBorübergehenden um Für— 
bitte anfpraden. 

Nessibile, it. bieafam, geſchmeidig. 

fetrieren, fr. (fietrir, altfr. flaistrir, eig. welk 
machen, von flaistre, welk, farblos) brandmarfen; 
beichimpfen, entehren; fletriert, gebrandmarit, 
entehrt. 

Flett, m. alte däniſche Silbermünze — 2,50 ME. 

Fletſch, m. ein Miſchtrank (aus Wein, Waſſer und 
Bitrone). 


Florence 


Fleurett, n. fr. (fpr. flörett;-v. fleur, Blume, wegen 
de3 blumenähnlichen Knöpfchens am Ende) ein 
Fechtdegen; auch Flockſeide oder Florettſeide. 

Sleuvetten, pl. fr. (fleurettes, jpr. ſtör —, eig Blüm⸗ 
chen) Schmeicheleien, füße Worte; oft wiederholte 
Lieblingsgedanfen eines Komponiiten; Fleuriſt. 
ın. (pr. flörift), auch Floriſt, ein Blumenfreund, 
Blumenfenner, Blumengärtner, Blumenhändler; 
Blumenmaler; $lenvon,m.(fpr. flöröng)Blumen- 

- werk, Blumenſchmuck. 

fleuriert, geblumt. 

Fleute, f. niederd. (holl. fuit, fluitschip) ehem. eine 
Art in Hamburg und Holland gebräuglicher flacher 
dreimaſtiger Handelsfahrzeuge = Flüte. 
eribel, Flexion, Slexuv, |. unter fleftieren. 
leher, m. (vd. engl. flier, fpr. fleiör, eig. Flieher, 
dann Schwungrad) Vorrichtung anSpinnmaſchinen 
zum Aufwickeln des Fadens auf die Spulen, Flü— 
gelſpindel, Vorſpinnmaſchine; Flieger, Rennpferde 
von ſchneller Gangart. 

Flibuftier, m. ein Verein frz. u. engl. Seeräuber 
und Freibeuter, welche im 17. Sahrh. die Spanier 
in den weſtindiſchen Gewäſſern beunruhigten (fo 
genannt vom engl. flyboat, holl. vlieboot, niederd. 

lieboot, d. ti. Eilboot, weil fie bei ihren See— 
räubereien in ſolchen Booten fuhren; n. a. aus 
dem engl. freebooter, Yreibeuter); fie find aus den 
Büffeljägern auf St. Domingo, den Boucaniers 
(f. d.), hervorgegangen und benannten ſich jelbft 
mit dem Namen: freres de la cöte (d. i. Küſten⸗ 
brüder); jeßt Bezeichnung für politische Aurfrührer 
od. Abenteurer. — 

flier, m. engl. der Flieger (j. Fleyer),). 

Fliete, £. (landſch. auch Flete; mhochd. fiedeme, 

ml. flevotömum, gr. phlebotömon, v. gr. phleps, 
Gen. phlebös, Blutader, und t&mnein, ſchneiden 
ein Aderlaßeiſen, be. bei Tieren. 

Flint, m. engl. Feuerftein, Kieſel, oberd. Flins, 
m. (angelf. flint, ſchwed. flinta, dän. Kint, Stein, 
Feuerſtein, verw. mit gr. plinthos, Biegel); daher 
Flinte, f. ein Feuergewehr mit Schloß u. Zeuer- 
ſtein; Flintglas, eine früher nur in England ge- 
fertigte, aus Kieſelſäure, Kali und Bleioryd be— 
itehende ſehr helle und dichte Glasart, die zu Ver— 
größerungs- und Ferngläjern gebraucht wird und, 
in Berbindung mit Crownglas, ganz farben- 
loſe en En N. 
lip, m. (jpr. flip) ein engl. Getränk aus Bier, 

J— und Zucker, beſ. fir Matroſen; Eier- 
punſch, a — gut ein Überfäi 
lip⸗flap, au esflac, n. Zirk. ein Uberſchlagen 

> Keen wobei Hände und Füße abwechjeln® 
den Boden berühren. 

Flirt, m. engl. (pr. flöhrt), Liebelei, Kurmacherei; 
Hirten (fpr. flöhrten), liebeln, Eofettieren, den Hof 

— ga: J 

Flommri, ſ. Flammeri. 
lon-⸗Flon, n. fi. (ſpr. flong—) Geleier. 

Flor, Flora, Floreal ꝛc., ſ. unter fios. 

FIlorẽn. ml. (Horenus, vom L. flos, Blume), oder 
Florin, fr. (pr. floräng) m. ein Gulden, Blumen- 
over Tiliengulden (weil die erjten zu Florenz ges 
prägten Gulden mit einer Lilie, dem Wappen Der 
Stadt, bezeichnet waren). A 

Florence, m. fr. (fpr. flordugß') florentiner Taft, 
itarfer Futtertaft; Florentina, f. die berühmte 
Pandektenhandſchrift aus Amalfi, dann zu Nom; 
Florentine, £.(ipr.—rangtihn’) florentiner Atlas; 
Hoventiniiche Schule, die berühmten Dialer und 
Bildhauer der Stadt Ylorenz (l. Florentia) vom 


'flos 


83. Jahrh. an, da fich die erften Künſtler aus Grie- 
henland in Florenz niederließen; Florentiner 
Flaſche, eine Flaſche, in der ein getwundenes Rohr 
vom Boden emporſteigt, fie dient dazu, beim De- 
itillieren von Olen das Wafjer abzubeben; Flo— 
rentinerlaf, ein ledhaft roter Lad (Mealerfarbe), 
and) Karminlad genannt; Florentinerdl, Dliven- 
> eh Florentiner Schwertel, Veilchen— 
vurzel. 
Aös, m. (pl. flöres) l. Blüte, Blume; Flos afri— 
canus, m. die Samtblume, Totenblume; Flöres, 
pl. Blumen, Blüten; uneig. verichiedene Stoffe in 
fein zerteiltem, Ioderem Zustande (al3 Sublimate); 
Aores antimonii, Spießglanzblumen; f. sparsi, 
zerjtrente, zufanmengctragene Blumen, Blumen— 
(efe; in flore und in floribus, in Blüten oder in 
der Blüte, im Blütenftande, im Wohlleben; — 
Flor, m. 1. die Blüte, die Blütezeit, Blumen- 
menge; Wohlitand, guter Gejchäftserfolg; 2. ein 
leichtes diinngemwebtes Zeug von Seide, Neſſelgarn 
oder Wolle (jo genannt, weil eg urfpr. aus Flor- 
oder Florettfeide gemacht wurde, oder geblümt 
war); Flora, f. I. die Blumengöttin; auch Blumen— 
ur, ein Verzeichnis der in einem Lande oder in 
einer Gegend einheimifchen Pflanzen; Sternf, ein 
Aſteroid, 1847 durch Hind entdeckt; Sforenl, m. fr. 
im ehemtal. republifanischen Franfreic der Blüten— 
monat, vom 20. April bis zum 19. Mai; Flo— 
zealien, pl. I. das Blütenfeſt bei den alten Rö— 
mern; Florentin, miu Slorentine, f.nl. Namen: 
der und Die Blühende; Floreszenz, E. nl. die Blüte, 
Blütenart, Blütenverbindung; der Blütenſtand; 
Florétt, n. (mi. florẽtum) daS obere, grobe Ge— 
jpinjt des Seidenwurms; der Abfall v. guter Seide; 
auch Stichdegen, ſ. Fleuret; Florttſeide, f., 
auch Fleuret, m. fr. (pr. flöreh) Flockſeide, Watt— 
oder Werkſeide, Abfallfeide, Flarettſeidenband, 
Flockſeidenband; Sferettfeidengarn, Spinnjeide 
(zum Unterjchied von der filierteit Seide, der Haſpel— 
jeide); Florets, pl. glänzende, mit Zeichnungen 
verjehene engliſche Stoffe; Florettas, pl. fran- 
zöſiſche Leinwand; engliſche Droguetts, |. d.; Flo— 
rette, f. alte franzöſiſche Silbermünze, in der 
Größe eines Zweigroſchenſtücks; orten, m. und 


Floriãne, f. Heiligenname: der und die Blühende; 


Horid, I. (Horidus) blumig, blumenreich, bliihend; 
Floridität. f. ul. der Blümenreichtum; der blü- 
hende Zuſtand; Florideen, pl. Horn- oder NRot- 
fange, eine Algenfamilie, meift rot gefärbt; flo« 
rifer, I. bfütentragend; Floriſegium, n. eine 
Blumen- oder Blittenfefe, Sammlung fehöner 
Stellen oder Leſeſtücke; Florimanie, f. I.-gr. die 
Blumenſucht; florieren, I. (floröre) blühen; in 
Wohlftand fein, gedeihen, in Aufnahme fommen; 
Horiijant, fr. blühend; Floriſt, m. nl. ein Blu- 
menfreund, Blumengärtner, Blumenmaler; Flo— 
viftif, f. Blumenkunde; Floͤskel, f., r. m. (l. flo- 
scülus, Verkl. v. flos) Redet. Nedeblume, Vhrafe, 
überflüffige, nichtsfagende Redensart; floskeln od. 
Hostnlieren, nl. blümeln, in Blumen reden; 
floseularia, pl. ıl. Naturk. Blumenrädchen, Blu⸗ 
menfiſchchen; Hosfulgs, blümelnd. 

Brüste, m. dtjch. mit fremder Endung, ein Flöten- 
jpieler. 

Flotte. f. (hol. vloot, ſchwed. u. it. flotta, fr. flotte) 
ein Schifjsheer, eine Anzahl zufammengehöriger 
Schiffe, bei. Kriegsſchiffe; Flottille, f. fr. (pr. 
flottij) eine kleine Flotte, ein tleines Geſchwader; 
Hottieren (fr. flotter), ſchwimmen, ſchwanken, wo— 
gen, ſchweben; flottierende Bepölterung, Be— 


fluviãl, I. (Duvialis, v. fluvius, Fluß) den Fluß 


flubial 281 


völkerung, die hin und her wandert, ohne einen 
ſtändigen Aufenthalt zu haben; flottant, fr. (fpr. 
flottäng), ſchwebend, vielumlaufend;flottierende 

chuld (fr. dette flottante), ſchwebende Schuld; 
flotte, fHottliegen, freiliegen (nämlich beim Weber 
der Muſterfaden). 

flou, fr. (fpr. fluh; vom deutſch. flau, verw. mit lau, 
bolf. faauw) in der Malerei: tweich, fanft, matt. 

Flouche, j. Slufe. 

Bluate, |. unter $luor. 

fluid oder fluide, I. (fiuidus, von fluere, fließen; 
flüffig, fließend; uneig. ungezwungen; Fluidum, 
n. l. (pl. Slide), eine Flüſſigkeit, ein flüfjiger 
Körper; auc) der angenommene Strom unmwäg- 
barer Stoffe, 3. B. des Magnetismus; Fluide 
imp6rial, fr. (jpr. —ängpehriahl) Kaijerwafier, 
einDaarfärbemittel; fluid meat (jpr. fluh-id-miht), 
d. i. flüffiges Hleifch, eine Art Fleiſch-Pepton (ſ. d.), 
das aus magerem Fleifch hergeitellt wird und für 
jolche, die an Schwäche des Magens leiden, ein 
gutes Nahrungsmittel bildet; elektriſches Flut: 
du, eleftriiche Ylülfigfeit, Strömung; Fluidi— 
fifatien, f. nl. Flüſſigmachung: Flniditat, £. 
ni. die Flüſſigkeit; Leichtigkeit in Übergängen, 
Ungezwungenheit einer Steve; Aumen diceundi, 
n. I. der Redefluß; Ylınmindf, m. nl. verfälichter 
Saflor. 

füüktuieren, I. (luctuare, von fluctus, Strömung) 
ſchwanken, unſchlüſſig ſein, wallen, wogen; Flufk— 
tustion, f. (fluctuatio) das Wallen, Wogen, ein⸗ 
geſchloſſener Flüſſigkeiten und Säfte; Schwanken 
der Preiſe, in Entſchließungen, die Unbeſtändigkeit; 
flunftuds, wellenförmig, wogend. 

Flunder, Flünder, m. (ſchwed. Hundra, dän. ilyn- 
der, engl. tlounder) niederd. eine Art Butte oder 
Scholle, Halbfiſch in der Nord» u. Oſtſee. 

Flunfyg, m. engl. (fpr. flönti) der Bediente, Flun—⸗ 
fofratie, f. engl.-gr. Bedientenherrichaft; Flun—⸗ 
keyism, m. engl. die dem engliſchen Volkscharakter 
eigene leidenſchaftliche, aber nicht lange anhaltende 
Begeiſterung für einen Plan, Gedanken, einen 
Menſchen uſw. (die Bezeichnung ſtammt von Ri— 
chard Cobden). 

Fluor, n., auch Fluorine, f. J. (v. fluere, fließen) 
eig. das Fließen, ein nicptmetallifcher, zu den Salz- 
bildern gerechneter Grundftoff, der in Berbindung 
mit Wafjerjtoff die Fluorwaſſerſtoffſäure oder 
Flußſäure mit Kalzium das Fluorkälzium oder 
den Flußſpat bildet; Fluoͤreſzenz, f. eine farbige 
Berlegung des Lichtes in gewiſſen durchſichtigen 
Körpern, z. B. Flußſpat; das Selbitleuchten (3.8. 
des orklukfpates, der während der Beleuchtung 
jelbjtleuchtend wird); fluoreſzieren, dieje Eigen- 
ſchaft zeigen; Pluoride u. Flusrüre, pl. Fluor- 
verbindungen; bej. Fluormetalle, und zwar eriiere 
den Oxyden, lebtere den Oxydulen entſprechend; 
Slate, pl. flußſaure Salze. 

Fluſe, f. arab. od. Flouche, fr. (v. arab. fulüs, pi. 
v. fels, Fleine Münze) eıne kleine Rechnungsmünze 
in Bafjora u. Marokko, weniger als ein Pfennig. 

Flüte, k. fr. 1. (v. fließen, niederd. fleten; vgl. Fleute) 
ein dreimaftiges Fahrzeug, Laſtſchiff; 2. j. v. w. 
Flöte, 3. B. Nüte A bec, eine Schnabelpfeife, 
Stocpfeife; f. d'amour (jpr. —damuͤhr, die Lie— 
beöflöte; f. douce (jpr. — duß'), oder it. Haute 
dolce, eine Heine Flöte; flüte traversiere, |. 
flauto traverso. : 

er 


treffend, dazu gehörig, in Flüſſen oder im Waſſer 
wachiend, von Bflanzen; Fluxion, f. (1. fluxio) die 


282 Flnuz 


Strömung, das Fließen; höhere Größenl. ſ. v. m. 
Differential (Newton nannte Fluxionen, was 
Leibniz durch Differentiale bezeichnete); Auxio 
frigida. eig. kalterFluß, Schlagfluß; Fluxionär, 
m. nl. (fr. fluxionnaire) ein zu Flüſſen Geneigter; 
Fluxus. m. I. der Fluß, das Fließen; Flubio— 
5* m. Waſſerſtandsmeſſer; fluvpiomärin, 
Fluß- u. Meerwaſſer gemiſcht, Brackwaſſer; brackig; 


magnetiſcher Flur, m. Kraftſtrom, magnetiſcher 


Stromkreis, die Gefamtzahl aller Kraftlinien in 
einem magnetiſchen Felde. 


Fluz, m. eine marokkaniſche Scheidemünze —/. Pfg. 


(. Fluſe). 

Flyboat, n. engl. (ſpr. fleiboht) Eilboot, kleine Jacht. 

Flyer, m. engl. (fpr. Fleier) d. h. Flieger, ein außer- 
ordentlich rajches Nennpferd, — Fleyer, und 
flier, f.d. 

Fo, m. der göttlic) verehrte Stifter der Volksreli— 
gion in China und Japan; ind. Buddha. 

fob, engl. (Abkürzung aus free on board, d. i. frei 
an Bord) frei an Bord des Schiffes zu bringen 
(bei Warenjendungen). 

Focke, f.0d. das Fockſegel, niederd.(mitteld.vocken, 
wehen) das Borderjegel (das untere Segel am 
Vordermaſt großer Schiffe); Fockmaſt, Forken- 
majt, m. der Bormaft, Bordermaft. 

focoso, j. fuocoso. 

Fodder, engl. ein Gewicht für Blei in England, 
ungef. = 990 kg. 

föderaf, nl. (v. I. foedus, Bund, Bündnis) bundes- 
mäßig, den Bund betreffend; Föderal-Methode, 
od. Föderal-Theologie, £.bei den niederländischen 
Keformierten die Behandlung der Theologie nach 
den zwei Bündniffen (der Werke u. der Gnade), die 
Gott mit den Menſchen gemacht habe; Föderalis- 
mus, m. (fr. federalisme) ein Bündnisſyſtem, Sy- 
item der freien Berbündung zuſammengehöriger 
und verwandter Staaten oder Volksſtämme, entg. 
dem Bentralismus; die Verbündungsſucht; Fö— 
deraliit, m. ein Anhänger jenes Syitems, Zrei- 
biindler; füderalifieren (fr. federaliser), verbün- 
den, in einen Bund vereinigen; eine Bundesſtaats— 
verfaffungannehmen:föderteren(jpätl.foederäre), 
verbünden; Föderation, f. nl. die Berbündung, 
der Bund; Föderationsfeſt, ein Bundezfeft; fö— 
derativ, bundesmäßig, verbündet; Föderativ— 
ftaat, Bundesstaat; Föderativſhſtem, m. Bundes— 
verfaſſung, Staatenbund; Föderierte, pl. Ver— 
bündete, Bundesſtaatliche, verſchied Konförde— 
rierte, j.d. 

foenieülum, n. I. (aud) fenicülum; eig. Verkl. von 
foenum, Heu) der Fenchel, ein befanntes Dolden— 
gewächs. 

Fogaſch, m. ein beliebter Fiſch in Wien, im Platten— 
fee gefangen. 

#oglietto, m. it. (ſpr. foljetto, Verkl. von foglio 
Bapierblatt oder Bogen) Tonk. die erjte Biolin- 
ttimme, worin die Soli der anderen Stinmen ein- 
getragen jtehen; — f. (Berfl. von foglia, 
Baumblatt) eine Fogliette (Wein), ein Schoppen, 
ehem. nn in Rom und Bologna, von 
0,33 bi3 0,511 Inhalt. 

Fohi, m. ein chineſiſcher Heros, angeblich von 3468 
bi3 2952 v. Chr., der als Erfinder der Wifjen- 
— und Künſte und als der erſte Geſetzgeber 
gi t. 

Föhn, ın., Föhnwind, oberd. u. ſchweiz. (v. I. fa- 


vonius) ein heftiger, jhmwüler Südwind an den | 


nordöjtl. Abhängen der Schweizer Alpen. 
Foiblage u. Foibleffe, ſ. Taibl—. 


| Follia, — 


Follia 


Foie, m. fr. ( ſpr. fd) die Leber. 

En f. fr. (fpr. födhr; 1. feria), (Sahr-) Marit, 

eile. 

Foismus, m. ſ. vd. w. Buddhaismus 1. d.) in 

China. 

Folära, m. türksarab. (v. arab. fakara, denken) in 
Dberägypten ein Gelehrter, d. i. der den Koran 
!efen und Zauberſchrift jchreiben Fann. 

Fofos, m. ungar. (pr. —oſch) ein Beilhanmer. 

Fökul, m. ſchwed. ein Gletſcher in den ſkanding— 
viſchen Hochgebirgen. 

füfundieren, I. (foecundäre, od. fecundäre, v. fe- 
eündus, fruchtbar) befruchten, fruchtbar machen; 
Föfundation, f. die Befruchtung; Fölnndität, f. 
die Fruchtbarkeit. | 

Foknus, m. 1. (eig. der Herd) der Brennpunkt, Brenn— 
raum, bei Breungläfern u. Brennipiegelu; Sam— 
melpunft, Herd; fofäl, nl. (fr. focal) was fich auf 
den Brennpunkt bezieht, 3. B. Fokäl-Diſtanz, 
Fofal-Ränge, die Brennweite, der Abſtand des 
Brennpunktes vom Brennglafe; fofale Beleuch— 
tung, Scheinwerfer-Beleuchtnng; Folalſtrahl, 
Brennftrahl; Folameter, Brennweitenmefler; Fo— 
tusdifferenz, Brennweitenſchwankung. 

folätre, fr. (jpr. — lät’r,v. fol) mutwillig, leichtfinnig, 
ſchäkernd; Folatrerie, f. Mutwillen, Schäterei. 

Folgepole, pl, m. gleichnamige doppelte Pole, die 
man erhält, wein man zwei Hufeilenmagnete mit 
den gleichnamigen Bolen einander gegenüberſtellt. 

Foliant, Folie, ſ. unter Folium. 

— m. fr. (fpr. fohliſchong) ein Spielnärrchen, 

üfer. 

Folie, f. fr. (pr. folih; v. fol, fou, Narr, Tor; Eelt. 

Ursprungs) die Torheit, Narrheit, der Wahnwitz; 

Luſthaus; folie d’Espagne (ſpr. — despänj) eig. 

ſpaniſche Torheit, ein bald jchneller, bald lang— 

famer Tanz; Folie Bergere, f. frz. (ſpr. folih 
berſchähr, v. frz. bergöre, f. Schäferin, Liebhabe— 
rin, Schäferfiunde) Name eines Berguigungs- 
lokals in Paris feigentl. das Haus der jchönen 

Schäferinnen). b 

elium, n. I. ein Blatt, z.B. in Faufmännijchen 

Rechnungsbüchern, pl. Folie; folium Cartesii, 

Rechenk. eig. das Blatt des Carteſins, eine von 

diefem Bhilofophen erfundene krumme Linie; Fo— 

ftänt, m. ein Buch in Folio, d. i. in Ölattgröße, 
in halber Bogengröße od. Bogenform; ſcherzh. ein 

Narr in Folio, d. i. ein großer Narr; folio, auf 

dem und dem DBlatte eine Buches; folio meo, 
‚auf meinem Blatte, d. h. auf dem Blatte meiner 
Ausgabe; f. recto, auf der eriten oder vorderen 
Blattjeite; f. verso, auf der andern Blattjeite, 
Rehrfeite; Foliation, f. nl. die Blattentwidelung, 
das Auzjchlagen der Bäume im Frühling; folttes 
ren, 1. die Blätter eines Buches beziffern, verjd). 
paginieren; 2. Spiegelglas mit Folie, Stanniol 
(f. d.) belegen; foliös, I. (toliösus) blätterig, blatt- 
reich; Folie, £. ml (folia)das&lanzblatt,Unterblatt 
od. Unterblättchen, die Unterlage ee 
gefaßten Edelſteinen; Davon — einVergleichs⸗ 
gegenſtand von geringerem Werte, der dazu dient, 
einen andern mehr a 5 

Folkething, m. dän. Volkskammer, Sean 

Soltlore, ? engl. (zuerjt 1846 von William T. Toms 

ebraucht) die Volkskunde; Folkloriſt, m. der 
Boltsforicer. ar * 

Folli, m. (mi. follis, mittelgr. föllis u. fölla) eine 

alte türf. Münze, ungefähr 6 ME. 
an. Torheit (vgl. Folie); Tonk. 
mumtere3 fnanitches Muſikſtück mit Variationen. 


=? 


follis 


follis. m. I. der Beutel, die Taiche; im folle, it 
Bauſch und Bogen, eig. im Sade, d. i. unbejehen, 
ungezählt oder ungewogen, 3. B. etwas kaufen 
Follikel, m. (f. follicülus, Verkl. v. follis, Teiner 
Schlauch oder Windball) Anat. ein Behältnis oder 


Beutelchen, wie die Gallenbflafe, Balgfapfel, ein. 


Drüienbalg; der Samenbalg ꝛc.; Follienlaire, 
od. Follikulär, m. fr. (pr. — kulähr'; ein Wind- 
macher; Auffchneider) ein gallfüchtiger Zournalift, 
ſchlechter Schriftiteller; folltfunfär, auf die Drüjen- 
bläschen, Balgfapjeln uſw. bezüglid). 

Foment, n. I. (fomentum, v. fovere, wärmen) ein 
warmer Umfchlaa, Bähmittel, Linderungsmittel; 
fomönto, jpan. Erwärmung, Unterftüßung; mi- 
nisterio del fomento, das Ministerium des In— 
nern, vgl. delegados del fomento unter dele— 
gieren; fomentieren (fomentäre), bähen, durd) 
warnte Umjchläge ftärken; Fomentation, f. die 
Bähung; fomentativ, nl. bähend, Bähung be- 
wirkend. 

foncé, jr. (ſpr. fongßeh; v. fond, Grund) dunkel, 
3. B. dunkelrot, dunkelblau ꝛc. 

Fonciermaſchine, f. fr.-d. (ſpr. fongßier —) Grun— 
diermaſchine (bei der Buntpapierfabrifation). 

Fonctionnaire, m. (jpr. fongßjonnähr; v. fonction 
— Funttion, ſ. d.) ein Beamter, Amtsverwalter. 

Fond, m. fr. (ſpr. fong; v. I. fundus, Grund und 
Boden) der Grund, die Grundlage, z.B. au fond 
(ipr. od—), im Grunde: auch der Hintergrund einer 
Bühne; der Hinterfig in einer Kutjche; au fond 
du coeur (jpr. di Töhr) aus Herzensgrunde; fond 
d’or, fr. (ſpr. fongdöhr) Goldgrund, ein Brofat, 
i.d.; Fonds, ın. (br. fong} ein Geldvorrat, Be— 
ftand, eine zu Grunde liegende Geldfunme, Grund— 
vermögen, vgl. Fund; Fonds, pl. Geldmittel, 
Geldvorräte zu einem Unternehmen; in England 
die Staatseinnahmen zur — der Zinſen 
von Staatsanleihen und Tilgung des Kapitals; 
a fonds perdu (jpr. — perdüh) mit Verzicht auf 
das Kapital (bei Leibrenten); unverzinzlich und 
nicht rüdzahlbar; al$ verlorne Summe, verlorner 
Beitrag; auf Nimmerwiederſehen; Fondsbörſe, 
Bertpapierbörje; fondieren, j. fundieren unter 
Fundus; Reſervefonds, Rüclage; Garantie- 
fonds, Sicherheitsjumme, Haft- od. Bürgichafts- 
fumme. 

Fonda, k. ſpan. (v. I. funda, Geldbeutel, ml. Ver— 
ſammlungsort der Kaufleute, wo ” gemeinschaft: 
liher Geldſchatz niedergelegt war, Börfe) ein Gaſt— 
Hof erjten Ranges. 

Fundäco, m. it. (arab. fondak, fondok, u. dies aus 
deu gr. pandokeion, Gaſthaus) Kaufhaus, Wa- 
venhaus, gemeinjchaftlihe Warenniederlage frem- 
der Kaufleute. 

fondam£nto, m. it. (—[. fundamentum) Tont. der 
Grundbaß, die Grunditimme. 

Fondant, m. fr. (fpr. fongdang, v. fr. fondant, 
im Munde zergehend, jaftig, v. fondre, ſchmelzen, 
zergehen toflen). pl. Fondants, gefülltes Zuder- 

fond d’or, f. unter Fond. [werf; Glasflup. 

Fonderie, f. fr. (jpr. fongd—; v. I. fund£re, jcyinel» 
zen) eine Gießerei, Schmelzhütte; Fondeur, m. 
(jpr. fongdöhr) ein Gießer, Schmelzer. 

0108, j. unter Fond. 
ondue, f. fr. (pr. fongdüh; v. fondre, ſchmelzen, 
zergehen laſſen) Kochk. Rührei mit Käfe. 

Fonduf, m. tür, (v. perj.-arab. funduk, Haſeluuß) 
eine türf. Goldmünze, etwa — 10,5 ME. 

nerator, j.v.w Fenerator. 
ontäne, fr. (ſpr. fongtähne; v. l. aqua fontäna, 


Foreſtagium 283 
Quellwaſſer) der Brunnen, Springbrunnen; Fon- 
taine lumineuse (ſpr. lüminöhs), Licht- od. Wun— 
derbrunnen; Fontankelle, f. od. Fontanéeil, n. ni. 
(fontenella, it. fontanella, Quellſchen, Brünnchen, 
Verkl. von fontana) Heift. ein künſtliches Geſchwür 
zur Ableitung [chädlicher Säfte ‚der Schlagbrumnen, 
die nur durch tweiche Knorpel ausgefüllte Offnung 
der Hirnſchale bei neugebornen Kindern, wo ſich 
die Knochen noch nicht vereinigt haben. 

Foittange, f. fr. (pr. fongtängi') eine Bandjchleife 
auf dem Kopfputze der Frauenzinmer, eine Art 
Haubenfchleife (fo benannt nad) der Herzogin von 
Fontanges, welche un 1679 zuerjt diefen Kopf— 
putz am franzöfiichen Hofe trug). 

Fontinafien, pl. I. (Fontinalia, von fons, Gen. 
fontis, Duelle) da8 Duellen- od. Brunnenfeft, Seit 
zu Ehren der Duellnymphen im alten Nom, am 
13. Dftober gefeiert. 

Fontur, f. die Aufeinanderfolge der Wirknadeln, 
Nadelreihe (beim Wirkftuhl). 

fool eaps, pl. engl. (fpr. fuhl käps) eig. Narren- 
fappen, eine Art engl. Schreibpapiers. 

foolen oder fuhlen (von engl. to fool, jpr. fuhl, 
zum beiten haben) jemand anführen. 

feot, engl. (jpr. füt), pl. feet (fpr. fiht), der englijche 
Fuß — !; Yard = 12 Inches (Zoll) = 0,305 m. 

Football, m. engl. (pr. fut—), Fußball. 

Fop, n.engl.(vgl.das deutſche foppen, zum Narren 
haben) ein Narr, Geck, Zieraffe, Laffe, 

Sorämen, n. I. (foräre, bohren) eine Öffnung, ein 
Loch, pl. goraminn; foraminteren, durchlöchern; 
foraminss, (jpätl. foraminösus) durchlüchert; 
foraminulds, mit fichtbaren Boren verjehen. 

Force, k. fr. (ſpr. forß'; v. fort, I. fortis) die Stärke, 
Kraft, Gewalt, Macht; der Zwang; ein Gefängnis, 
in Baris; Force-Karte, eine Karte, die man nur 
durd) Trümpfe ſtechen kann; force majeur (pr. 
maſchöhr) vd. vis major, l. eig. größere od. Höhere 
Gewalt, im Handelsweſen ſ. dv. w. Hindernifie, 
welche man nicht überwinden kann; à toute force 
(ſpr. a tut’ —), mit aller Kraft, mit Gewalt, durch— 
aus; par force oder Harforce, mit Gewalt, ge— 
waltfam; daher Parforcejagd, eine große Heb- 
jagd, Sewaltjagd; forcieren (fr.forcer), zwingen, 
treiben, nötigen; erzwingen, überwältigen, über- 
treiben, mit Gewalt nehmen; erbrechen, ſprengen; 
erftirmen; ein forcierter Marſch, ein über- 
triebener Marſch, ein Eilmarfy, Doppelichritt; 
forcieren im Whiſt, jeinem Gegner eine Farbe an— 
jpielen, die er nicht hat, und ihn daher nötigen, mit 
Trumpf zu jtehen; Force par tout, |. Kasko. 

Foͤrceps, m. u. f. l. Heilk. die geburtshilfliche gange. 

Förde, f. niederd., dän.-noriweg. (altnord. Hördr, 
dän.norweg. Fjord), langgeitredter Meerbufen. 

Fordro, m. altd. Rfpr. der Vordermann int Ge» 
ihäft oder Handel, Gewährsmann. Tu 

Foreisn office, n. engl. (jprich: forren offiß) das 
Fremdenamt in London, Minifterium der aus— 
wärtigen Angelegenheiten. 

forensis, e, 1. I. (v. forum, f. d.) gerichtlich; daher 
medieina forensis, j. unter Medicus; 2. fo- 
rensis, m., pl. forenses, nıl. (v. I. foris, draußen, 
auswärts) Ripr. ein Auswärtiger, ein Fremder, 
bei. der im Inlande Grundſtücke befitt; ein Nicht— 
eingepfarrter; auch Kaufleute, die ſich in einem 
fremden Staate aufhalten. H E 

Foreftaginm, n. ml. (v. mi. foresta, fr.toret, Forit, 
v. I. foris, draußen, der offen außerhalb der Um- 
zäunung liegende Wald) die Forſtbenutzung, oder 
die dafiir bedungene Zahlıng. 


234 Foreftiere 


voreftitre, auch Foraftitre, m. ital. ein Fremder, 
lusländer. 

ſocfaĩt, n.fr. ſſpr. forfäh; nl. forefactum, v. foris 
facöre, gleich]. draußen, d. i. außerhalb des Rechts 
handeln) Übeltat, Frevel, Verbrechen; A forfait 
(pr. —fäh), Kauf od. Berfauf v. Waren in Bauſch 
und Bogen, im ganzen; gegen einen gewiſſen Lohn, 
nicht ftüchveife (bezahlt werden); Forfanterie, f. 
fr. (jpr. forfangt’rih; v. altital. forfante, jest fur- 
fante, Bartiz. v. forfare, mi. foris facöre, ſich ver- 
gehen) bed.im Franz. die Brahlerei, Aufichneiderei; 
im Stal. (Furfanterie) Schurferei. 

foris pesiti, pl. lat. die draußen Sißenden, in der 
alten Kirche die in den Bann getanen Leute. 

Forfe, f. = Furca. ſ.d. 

Forläne, k. it. ein luſtiger Bauerntanz in Venedig. 

$orlo, m. eine ägypi. Aupferminze= Yo Bf. 

Form,t.!.(terma)dte Geſtalt, äußerliche Bildung od. 
Einrichtung, Art und Weife; das Borbild, Muſter, 
der Leiften, |. Modell; pro forma, Iat., u. pour 
la forme, fr. (jpr. pur la form’)zum Schein, Wohl- 
itands halber; in optima forma, lat. in befter 
Form u. Ordnung, in aller Form; in forma con- 
sueta, in.gewohnter od. herkömmlicher Ferm; sub 
uträque forma, unter beiderlei Geſtalt, Brot und 
Wein im Abendmahl (f. Utraquiften); Formerz, 
Erz, welches über die Hälfte Silber enthält; for— 
mãbel, lat. (formabilis) bildungsfähig, bildſam; 
Formabilität, £. Bildſamkeit; formäl(l. formä- 
iis) 0d. formell (fr. formel), die Geſtalt od. äußer— 
liche Beichaffenheit einer Sache betreffend, entg. 
materiell; als Adv. formaliter, förmlich, der 
Form od. Geftaltung nad, im Gegentabe von ma- 
terialiter, fachlich, dem Inhalte od. der Sache rad); 
formell u. ala Adv. formellement, fr. (ſpr. for- 
mel’mang) förmlich, ausdrüdiih; Formäle, munl. 
die Form, Geftaltung, Beſtimmung, enig. dem 
Materiale, Sioff oder Inhalt eines Dinges ıc.; 
Formalien od. Formalitäten, pl. die Förmlich— 
Zeiten, das Formwerk, Übliche, die rechtliche Art ır. 
Weiſe; formalifieren, die äußerlichen Umftände 
genau beobadten; ſich formaliſieren (fr. se for- 
maliser), fein Befremden od. Mißfallen über etwas 
äußern, etwas übel aufnehmen; Sormallsmus, 
m. Formenweſen, Berücdjichtigung der äußerlichen 
Geſtalt und Befchaffenheit ohne Eindringen in den 
Inhalt und Geiſt, z.B. in einer Wiſſenſchaft; For⸗ 
malift, m. wer fi) ausfchlichlih an die Form, 
das Auferliche Hält ; auch ein Komplimentenmacdher; 
Formarius, m., Formaria, f. in ie der 
Mönch, die Nonne, welche ihres ftrengen Wandels 
megen den andern zum Muſter aufgejtellt und zu 
Auffehern über jie gefeßt werden; Formät, n. die 
Forms, Blatt- od. Buchgröße, die Größe od. Länge 
und Breite eine Buchs; Formatbuch, Buchdr. 
ein Bud), welches Die Zeichnungen u.Behandlungs- 
art aller vorfommenden Formate enthält; For— 
matſchlagen, Buchb. ein Buch zum letzten Male 
Ichlagen, wenn die Bogen gefalzt find; ſormieren 
(1. formäre, fr. former), formen, bilden, geftalten, 
entwerfen; Kfipr. buchen, in die Handlungsbücher 
gehörig eintragen; von Soldaten; fih in Reih' u. 
Glied ftellen, ſich ſammeln; Formierung oder 
Formation, f. (L. formatio) die Bildung, Geſtal— 
tung; Krk. — des Heeres, Heerbildung; 
Formation, in der Gebirgskunde: eine Reiheu— 
folge von Geſteinsmaſſen, die nad) ihrer Scichten- 
folge, ihren Berfteinerungen 2c. als die Glieder 
eines in demjelben Beitraume gebildeten Ganzen 
betrachtet werden; formatifteren, in eine be- 


fortis 


ſtimmte Form und Größe bringen, 3. B. Steine 
mit dein Hammer; Formatſtück, Handſtück (Stein- 
kunde); Formel, f. lat. formüla, die Redensart, 
Wendung, Vorſchrift; der Ausdrud; Größen. der 
allgemeine Augdrud, die durch Berechnung gefun- 
dene allgemeine Regel; formüla concordiae, |. 
Konfordien-$ormel; f. magisträlis oder 
extemporanea, da3 vom Arzte verfchriebene Re— 
zept; f. officinälis oder dispensatoriälis, das 
ſchon in der Apotheke zufammengefette Rezept; 
Formulãr, n. (nlat. formulare, fr. formulaire, it. 
formolario) das Formelbuch, die wörtliche Vor— 
jcehrift od. vorgefchriebene Weife, Bordrud, Mufter; 
Formelbücher des Mittelalters, Sammlungen 
von Formeln für geiftliche und weltliche Sefehäte: 
formulãriſch, vorſchriftsmäßig; formulieren, in 
eine Formel faſſen, abfaſſen. 
Formica, f. lat. die Ameiſe; Formikaſäure oder 
Formyiſäure, Scheidek. die Ameiſenſäure, eine in 
den Ameiſen vorkommendeorganiſche Säure; For— 
mul, n. das mutmaßliche Radikal derſelben; For— 
mylchlurid, n., ſ. Chloroform; Formitation, 
f.1.(formicatio)Deilk. ein Hautgefühl wie Ameiſen⸗ 
laufen, das Jucken auf der Haut; Formiziten, pl. 
n!. Berfteinerungen von Ameifen. 
formidäßel, I. (formidabilis, von formidare, fürd- 
ten) furchtbar, erſchrecklich, graufenerregend. 
forınieren, Bormierung, ſ. unter Form. 
Formoiität, f. lat. (formositas, v. forınösus, ſchön) 
Schönheit, Wohlgeitalt. 
formüla, Formular, forsnulieren, |. unt. ori. 
sormpf, j. unter Formica. 
Fornakalien, pl. I. (von fornax, der Nöftofen) bet 
den Römern ein Felt zu Ehren des Öetreideröftens. 
Fornikant, m. fpätl. Bart. von fornicäri, huren, 
v. fornix, Schwibbogen, Gewölbe, dann Wohnort 
der öffentlichen Dirnen) ein Hurer; Fornikaͤntin, 
f. eine Geſchwächte, Gefallene; Fornikarius, m. 
— Fornifant; Fornikaria, f. Buhldirne; For⸗ 
nikation, f. die Hurerei. 
forſch (aus niederd. fors, von frz. force, die Kraft, 
Gewalt, zu lat. fortis, tapfer) friſch und Fräftig, 
derb. [der Gerechtigkeit. 
Forfeti, nm. nord. Fabell. Balder3 Sohn, der Gott 
Yort, n. fr. (fpr. fohr; von fort = I. fortis, ſtark, 
ejt 2c.) einc Heine Feſtung, Schanze, Beifeite oder 
eifeitung, auch Forterdife, LE. 
forte, fortes 2e,, fortement, j. unter fortis. 
fortifistexen, I. (fortificäre) oder fortifiteren, fr- 
(fortifier) befeftigen, verſchanzen; ſtärken; fi) for= 
tifiteren, ftarf werden; Fortifitatton, f. das 
Feftungswerk, die Befeftigung; die Befeitigungs- 
kunſt; das Feftungsbauamt. 
Fortin 1., m. vor 1871 ein Getreidemaß in Kon— 
ftantinopel = 4 Kilo (Hohlmaß, Kübel) = un- 
geführ 144 1. 
Sortin 2.. n. fr. (fpr. fortäng; vgl. Hort) Krk. eine 
eilig aufgeworfene Feldſchanze. ; 
fortis, e,1.ftarl, tapfer; fortes fortünafadjuvat), 
lat. Spriv. den Mutigen hilft das Glück; friſch ge- 
wagt, it halb gewonnen; forte, ital. Tonk. ſtark; 
fortement, fr. (fpr. fort'mdng) ſlark, nachdrücklich; 
forte piano, it. exit ftarf, dann ſchwach; Forte⸗ 
piano od. Binnoforte, n. da3 Hammer-Stlavier; 
fortissimo, jehr ſtark, fo ftarf al3 möglich; fortt- 
ter, I. Adverb, ftarf,tapfer,mutig; fortiter in re, 
suaviter in modo, feit in der Sache, aber fanft 
in der Art und Weile; Fortitũdo, f. I. die Tapfer- 
feit (Inſchrift auf dem öfterreih. Maria-Thereiia- 
Orden für Offiziere). 


fortuito 


fortuito, I. (von fors, Zufall) zufällig, unvermutet, 
zufälligeriveife; casıs fortuitus, m. ein Zufall. 

Sortüng, f. lat. (von fors, Zufall, das Glück, die 
Slüdsgöttin (griech. Tyche); Sternt, ein Afteroid, 
1852 dur) Hind entdeckt; Fortüne, fr. (pr. for- 
tühn’) das Glück, der glückliche Fortgang; das Un— 
nefäht, Geſchick; hruta fortüna, l. blindes (eig. 
unvernünftiges, dummes) Glück; ad melisrem 
fortünam, zu bejjerem Schicjale, in befjere Um— 
ftände (kommen); in meliörem fortünam, bi3 
auf bejjere Umſtände, 3 B. geftunden bei Schul- 
den oder fälligen Abgaben; A la fortune, fr. auf 
gut Slüd; A la fortune du pot (fprich: —poh), 
wörtl. auf den Zufall des Kochtopfes, d. t. auf 
Hausmannskoft, wie fie gerade die Küche gibt; de 
fortune, gutes Glüd; bonne fortane, gutes 
Süd; Fortunätus, m. u. Fortunãte, f. Eigen- 
name: der und Die Glückliche, Begüterte. 

Forum, nm. [. der Marit- oder Verſammlungsplatz; 
der Gerichtshof, Richterftuhl, die Behörde; in foro, 
vor oder im Gericht. 

forwards,engl.(jpr. fohrivärdf), vorwärts; m. engl., 
pl. die Stürmer (beim Fußballſpieh). 

forzando, it. (von rinforzare, verſtärken) Tonf. ver- 
ftärfend; forzato, it. (rinforzato) veritärft. 

ſossa, f. I. (eig. Sraben, v.fodere, graben; fr. fosse) 
Heilt, eine gruben- oder rinnenartige Vertiefung; 
foſſil, lat. (fossilis) aus der Erde gegraben, berg- 
männiſch gewonnen; ausgegraben, bei. als urwelt- 
fihe Überbleibſel; verfteinert (foſſile Pflanzen, 
Knochen 20.); Foffil, n., pl. Foſſilien, Berggut, 
Orubengut, aus der Erde gegrabene unorganifche 
Körper, Mineralien; auch Berfteinerungen; 
Foſſiliſt, m.nl.—= Mineralog; Föſſor, m. lat. 
ein Gräber, Schanzaräber. 

Foſſorier, n. fr. (fpr.—orieh) bis 1851 ein Flächen- 
maß in Waadt = 4,5 2. 

get. m. ein fchwed. Fuß = 0,2969 m. | 
ding, ın. l. (foetus od. fetus, v. aftl. f&o, id) be- 
fruchte) die Leibesfrucht; fütal, nlat. zur Xeibes- 
frucht gehörig; Fötation, f. die Fruchtbildung; 
Föticide, f. fr. (jpr.fötißid, v. l. foetusu. caedere, 
töten, morden), Tötung od. Abtreibung der Xeibes- 

frucht, Sünde gegen die Mutterjchaft. 

ou, m. fr. (jpr. fuh; vgl. Folie) der Narr, Tor; 
auch der Läufer im Schachfpiel. 

Foncaultſtrom, m. elektrischer Wirbelfttom (ge- 
nanıt nad) Jean Bernard Leon Foucault, geboren 
1819 in Bari3, geftorben 1868 dafelbjt, einem her- 
vorragenden Phyſiker und Mechaniker). 

Foudre 1., f. fr. (fpr. fuhd'r; von I. fulgur) Blitz, 
Blisftrahl, Donnerfchlag; foudrohieren (pr. fır- 
droajieren; fr. foudroyer), Krjpr. niederdonnern, 
en euer fprühen od. fpeien; wettern, 

eftig eifern; auch für fluchen; gem. fudern oder 
futern; fondroyant (pr. fudroajdng), donnernd, 
eifernd. [große3 Weinmaß. 
oudre 2., m. fr. (v. deutfch Fuder) das Fuder, ein 

Fouets, pl. fr. (fpr. fouehs) englifche Reitgerten. 

Fougaͤde oder Fougdfie, f. fr. (von fougue, Hitze, 
Wut, it. foga, vom 1. focus, Feuerherd, ml. Feuer) 
Slattermine; fouguenx (fpr. fugöh), aufbraufend, 
feurig, hißig, wild, jähzornig. 

Fouilleur, m. fr. (fpr. fujöhr; v. fouiller, wühlen, 
aufgraben) Krfpr. ein Schanzgräber. 

Foulard, m. fr. (fpr. fuldhr; v. fouler, walten) ein 
indiſches gedrudtes, buntes Seidenzeug; bef. ein 
Heines ſeidenes Hal3- oder Taſchentuch; Foular— 
diermaſchine, Walk- oder Platſchmaſchine (in der 
Seidenfärberei); foulẽe, gewaltt; Foulon, m. Walke. 


Foher 285 


Foule, F. (ſpr. fuhl’; it. folla) die Menge Menſchen, 
das Sedränge; der große Haufen; en foule (ipr. 
ang fuhl'), in Menge, 

Fountain-Pen, f. engl. (v. fountain, fpr. faͤunt'n, 
Dnelle, Brunnen), Füllfederhalter, Füllfeder. 

Fourage oder Furage, f. fr. (pri: furähſch'; fr. 
fourrage, m., v. althochd. fuotar, Futter) Vieh⸗, 
beſ. Bferdefutter, Futtervorräte bei der Armee; 
Fourage-Magasin,n. ein Futterfpeicher; Fort 
rageur, m. (pr: furajgögr) ein Zutterholer; fou— 
rasieren, (fr. fourrager), Futter od. auch) Lebens— 
mittel auftreiben; Fouragierung, f. die Futter— 
Einholung. 

Fourbe, m. fr. (fpr. ou wie u; it. furbo; vom fir. 
fourbir, it. forbire, pugen, abwifchen, alfo eig. ein 
geriebener, mit allen Wafjern gewaſchener Menſch; 
vgl. Fripon) ein Betrüger, Schurke; Gonrberie, £. 
die Betriigerei, Schurferei. 

Fourdriniermaſchine, f. Langform-Papierma— 
ſchine, zur Herſtellung von Papier von langem 
Format (nach dem Erfinder Fourdrinier genannt). 

Fourgon, m. fr. (ſpr. furgöng; vom l. furca, Gabel, 
it. forcone) Ofengabel; ein Gabelwagen, Pack- od. 
Borratswagen; fourgonnieren (fi. fourgonner), 
eig. mit der Ofengabel ſchüren, umwühlen. 

Soirier oder Furier, m. fr. (fourrier, it. furiere, 
nıl. fodrarius, von fodrum, Futter; vgl. Fourage) 
eig. wer für den Unterhalt der Truppen 2c. forgt, 
der Feld- oder Kriegsfchreiber, der die Mufterrolle 
einer Kompagnie hält, das Duartier der gemeinen 
Soldaten bejorgt u. |. f.; Fourier-Schütze, ein 
Raſtmacher; Hoffourier, m. ein Hofdiener, der die 
Befehle des Hofmarſchalls ausrichtet. 

fourmillteren (ſpr. furmij—), fr. (fourmiller; vor 
fourmi, Ameife) fribbeln u. wimmeln (mie Amei— 
fen); Fourmillement, n. (fpr. furmij'mäng) ſ. vd. 
w. Sormilation. 

Fournaiſe, k. fr. (pr. furnähl’; vom I. fornax, Ofen) 
großer Schmelz-Dfen, eiferne Kochmaſchine. 

fournieren, jr. od. furnieren (fournir, it. fornire, 
prov. fornir, fromir, v. altd. frumjan, fördern, be= 
jorgen 20.) mit etwas verjorgen, verjehen, unter- 
ſtüßen; etwas hergeben, liefern, anfchaffen; bei 
Tiſchlern: mit feinem Holze auslegen oder belegen; 
fonrnierte Arbeit, ausgelegte Arbeit; das Four⸗ 
wier,n.dünngefchnittene, feine Holzblätter, Dünn- 
belag, Feindecke; Yourniffenv, aud Fourniteur. 
m. (jpr. —öhr) der —— Fournitüre, f. die 
Lieferung, der nötige Borrat; Wardergbengeld bei 
Tänzern; auch der Holzbelag. 

Fourpence, m. engl. (pr. fohrpenß) ein Geldſtück 
von 4 Pence, f.d. 

Fourrüre, f. fr. (v. fourrer, füttern, ſpan. forrar, 
it. foderare, v. it. fodero, Zutter zur a u. 
Unterfutter; vgl. Fourage) Pelzfutter, Pelzwerk, 
Velzrod, Pelzmantel; Grauwerkt oder Hermelin in 
der Wappenkunde; auch die innere Bekleidung eines 
Schiffes. 

Fonda, f. [. die Grube, z. B. Heilk. in einem Knochen. 

fovieren, lat. (fovere) eig. wärmen, bähen; hegen, 
warm halten, begünjtigen, pflegen. 

Foxterrier, m.'engl. (jpr. —terriör), Fuchsterrier, 
Fuchs⸗Erdhund oder rauh), |. Terrier. 

Fox'ſcher Keſſel, Wellrohrkeſſel (nach dem Erjinder 
Fox benannt). 

Foyer, m. fr. (ſpr. foajeh; prov. foguier, vom lat. 
focarius, den Herd betreffend, von focus, Herd) der 
— Brennpunkt, Mittelpunkt, Sig eines Übels; 

orraum, Borhalle; in Schaufpielhäufern u. dgl. 
die Wärmitube, VBerfammlungszimmer für die 


286 Fra 


Schaufpieler; befonders: Wandelgang, Wandel- 
halle, in der die Zufchauer wöhrend der Zwiſchen— 
akte hin und her wandeln können. 

Fra, ital. Abkürzung von frate, Bruder, Ordens— 
bruder, vor dem Namen der geringeren Mönche 
gebraucht, 3.B. Fra Bartoloméo; Fra Diavölo, 
Bruder Teufel, Name eines 1806 in Neapel ge- 
hängten Räubers; Oper von Auber. 

Fracas, m. fr. (pr. —tah; it. fracässo, von fra- 
cassäre, zerbrechen, zertrimmern) das Geräuſch, 
Setöfe, Gepolter, der Lärm, Zank. 

Frack, m. (fr. frac, und dies vom engl. frock, fr. 
froc, prov. Hoc, Mönchskutte; ml. froccus, floccus, 
v. l. Hoccus, Flocde, alfo urſpr. flociger Stoff und 
ein Kleid daraus) ein Fırrzer, leichter, vorm ausge— 
Ichnittener Leibrock. 

Frafilch, arab. Gewicht == 25 Pfund. 

iragrant, l. (frägrans, vd. fragräre, durften) ſüßduf— 
tend, wohltiehend; Fragranz, f. (1. fragrantia) 
der Duft, Wohlgeruc. 

Fraicheur, f. fr. (pr. ſräſchöhr; v. frais, fraiche, 
frisch) die Frische, angenehme Kühle; Kebhaftigfeit, 
Friſche oder Zrifchheit der Farbe. 

Fraile, |. Tray. 

Frais, pl. fr. (fpr. fräh; von nıl. fredum, fredus, 

fridus, Preis, Gelditrafe, Geldleiſtung, urjprüngl. 

wegen Friedensbruchs, vom althochd. fridu, der 

Friede) Unkoften, Ausgaben, Gebühren; A peu 

de frais (pr. a po —), mit geringen Koften, mit 

leichter Mühe. 

raife, £. fr. (for. fräſ'; altfr. frese, von friser, 

fraiser, fräufeln, verzieren) die Halskrauſe, der ge- 

faltete Halstragen der Damen; Krſpr. der Sturm- 
pfahl, das Pfahlwerk, Gefieder; Hohl£chle und ähn- 
liche Verzierung in Holz und Metall; Fraiſema⸗— 
ſchine, f. Vorrichtung zum Erzeugen verfchiedener 

Flächen, Hohlfehlen und anderer Verzierungen in 

Holz oder Metall; Fraijette, f. Heine Krauſe, klei— 

ner Halskragen; fraiſen, Flächen, Hohlkehlen, 

Berzierungen in Holz und Metall Geritellen. 

Fraftion, f. lat. (fractio, von frangere, brechen) 
Rechenk. ein Bruch, eine gebrochene Zahl; ein Teil, 
eine Abteilung; auch Durchſchnitt; Naturl.die Bre- 
chung der Lichtjtrahlen; auch bef. Unterabteilung 
einer politiihen Bartei; im Barlamentsivefen eine 
organifierte Anzahl von Geſinnungsgenoſſen; 
een Durchſchnittsberechnung; 

raktũr, f. (1. fractüra) Heilk. ein Bruch, Bein— 
bruch; auch deutſche, gebrochene, eckige Schrift, 
Kanzleiſchrift; fralturieren, nl. brechen, beſ. in 
mehrere Stücke zerbrechen (von Knochen); fragil, 
lat. (fragilis) zerbrechlich; vergänglich, hinfällig, 
ſchwach, gebrechlich; Fragilität, f. I. (fragilitas) 
die Zerbrechlichkeit; uneig. Gebrechlichfeit, Hin— 
fälligkeit; Fragment, n. (lat. fragmentum) ein 
Bruchſtück; fragmentäriſch, nl. abgebrochen, in 
Bruchſtücken, brüchſtückweiſe; Fragmentiſt, m. ein 
Bruchſtückſchreiber, Herausgeber von Bruchſtücken. 


Frälſe, f. ſchwed. die Steuerfreiheit; Frälſemann, 


m. Beſitzer eines ſteuerfreien, adligen Gutes; 
Frälſeränta, f. der Zins, welchen die Bauern 
ihrem Frälfemann geben; Frälſentlagor, pl. die 
Abgaben, welche die Edelleute an die Krone, 
Kirche 2c. zu entrichten haben. 

Framböſie, f. (v. fr. framboise, Himbeere, v. holl. 
braambezie, althochd. brämberi,Brombeere) Heiff. 
Beerihwamm, Erdbeerpoden, eine Ausſchlags— 
tranfheit, be. der Neger. 

Frameda, f. l (aus dem Altdeutjchen) ein kurzes wurf⸗ 
ipießartiges Stoßgemehr der alten Deutihen., im 











franfo 


Mittelalter f. Stocvegen, Dolch; Frame, f. Geſtell, 
Rahmen. 

France od. Frant, m. pl. Frances od. Franfen, 
die Grundlage des franzöſ Münziyitems, welches 
durch die jogen. lateinische Münztonvention v. J. 
1865 von allen füdenropäifchen Staaten (Portugal 
u. Türfei ausgenommen), ſowie von Belgien an- 
genommen wurde. Ein Franc (Sſpan. Befeta 
zu 100 Centimos, ital. Kira zu 100 Centejimi, 
griech. Drachme zu 100 Lepta, fchweiz. Sranfe 
od. Franc zu 100 Rappen od. Centimes, rumän. 
Leu [Löwe] zu 100 Bani od. Bara) = 100 Een- 
times (jpr. Bangtihm’) = 0,80 od. genauer 0,81 ME. 
— 5 Centimes = 1 Sou alter Münze, 10 Cent. 
od. 2 Sous zuweilen als Decime (jpr. deßihm') 
bezeichnet. — Franc Dargent (pr. —darkgang) 
eine altfranzöſ. Silbermünge, welche unter Hein- 
rich III. zuerſt geprägt wurde. 

francais, frangaise, fr. (ſpr. frangkäh, frangßähſ'; 
vol. Franzoſe) franzöſiſch; als Häuptw. — 
Franzöſin; à la francaise, nad) franzöſiſcher Art, 
Sitte, Tracht ꝛc.; Frangaite, f. ein munterer fran- 

öfifcher Tanz, im /g-Takt; auch Kontertanz, 
—— Reigen. 

Frane⸗Archers, pl. fr. (jpr.-—aricheh, vgl. Archer) 
1448 errichtete franz. Freifhübenfompagnien mit 
Bogen, Pfeil, Nüftung und Degen. 

Francatü,m.fr. ein großer, braunroter Blatt-Apfel. 
rancatur, j. unter Franko. BR; 
rancesching, m. ital. (ſpr. —tſcheskino) eine ehe- 
malige tosfan. Silbermünze zu 3%/, Lire 0d.5 Baoli 
od.2 Fiorini = 2,2% big 2,27ME.; Francescöne, 
m, eine ehemal. toskan. Silbermünze zu 624 Lire 
0d.10 Paoli od. 4 Fiorini — 4,50 bi8 4, ME. an ° 
Wert, welche zuerftunter Franz (it. Francesco) IL. 
geprägt wurde. ! 

jrandhement, fr. (fpr. frangſch' mäng; Adverb von 
franc = franf; vgl. franco) frei, freimiütig; Fran⸗ 
chiſe, f. (pr. frangſchihſ') die Freiheit, Freimütig— 
keit; Poſt-⸗Franchiſe, Befreiung vom Poſtgelde; 
aktive —, d. i. für Briefe, die der Berechtigte ab- 
ſchickt; paſſive —, für Briefe, die er empfängt. 

Franchipane oder Frangipdne, f. fr. (pr. frang- 
ſchi — frangfeht) eine ſchöne, dickſchalige, ſaftige 
Herbſtbirne. Rs 

Sranciade, f. fr. (ſpr. Frangbidd') ein — von 
4Schaltjahren in der franzöſiſchen Republik. 

Franein, fr. ſ. v. w. Belin,|.d. 

franciſieren, fr. (franeiser) franzöſiſch umbilden 
3. B. ein Wort) zum Franzoſen machen, franzöſeln; 
Franciſation, f. Franzöſelei. 

Francmacçon, m. fr. ſſpr. frangmaßoöng 


ein Freimaurer; Franemaconnerie, f. die Frei— 
maurerei. — 
Frauetireurs, pl. fr. (jpr. —tiröhr) Freiſchützen, 


zuchtlofe Freiſchärler im franz. Kriege 1870—71. 
Frange, f., pl. Frangen, fr. (pr. ——— mi. 
frangia; altfr.u. engl. fringe) der Fadenſaum, die 
Franfe; frangieren (fr. franger), mit Franſen 
Frangipane, |. Srandipane. [bejeßent. 
Frank, m. Münze), |. Sranc. 
frant, frankieren, |. franko. 
Frankliniſation, f. Erzeugung von ftatifcher (vu 
hender, nicht ftrömender) Elektrizität (nad) dem 
Naturforicher u. Staatsmann Benjamin Franklin, 
eb. 1706 in Bofton, gejt. 1790 in Bhiladelphia, 
enannt). 
franko, ital. (fr. franc, von dem dtjch.-lat. Francus, 
fränfifch, Franke) frei, poſtfrei, koſtenfrei; frant. 
frei heraus, freimütig; frantieren (it. francare), 


Frankolin 


(einen Brief, ein Paket ꝛc.) frei machen; Franka— 
tür, f. barb.-lat. das Freimachen der Briefe 2c.; 
Franko-Kontrolf-Jonrnal,n. Poſtd. das Franfo- 
duch $.:ontrol-Nachweifun Franko⸗Gegen⸗ 
nachweiſung; F.-Kouvert, n. geſtempelter Brief— 
umſchlag; 8 Sereft, m. Frankofehlbetrag; F.— 
Marke, die Freimarke, auf freigemachten Briefen; 
F.⸗Stempel, das Wertzeichen auf Briefumſchlägen. 

Frankolin, mifr.u. ſpan.francolin, it.francolino) 
das Berghaſelhuhn, eine Art Rebhuhn. 

Frankomane, f. l.-qr. = Öallomanie, f.d. 

Franziskus, m. u. Franziska, f. —— der, 
die Franke, Freie; Franz, m. Abkürzung von 
Franziskus; das verkl. Franzchen,n. auch für 
Franziska; Franzisfäner, m. ein Mönch von dem 
Orden des heil. Francisceus dv. Aſſiſi, im 13. Jahrh. 
auch Minoriten genannt. 

Frauzoͤſe, m., pl. Franzoſen (aus dem fr. Fran- 
goisentjtanden, ml. Franciensis,it. K’rancese, vom 
lat. Franeia, Franfenland, von Francus, Franke, 
j.d.) Beivohner Frankreichs; die Franzoſen (al3 
Krankheit des Menjchen), die Luſtſeuche, Syphilis; 
auch eine Viehkrankheit bei dem Nindvieh: Tuber- 
kuloſe 20; Franzoſenholz, ſ. Guajak; Franzo— 
ſenöl, Tieröl, Dippeis-Öl(das Dippelsöl iſt braum- 
ſchwarz und hat einen ſehr üblen Geruch, es wird 
bei der Herſtellung der Knochenkohle mit gewon— 


nen; aus dem Dippelsöl erſt wird das Tieröl ab-. 


gezogen, und Diefes ift ein ätherifches ON); fran— 
zöjleren, Franzöfiich umbilden; franzufeln, Sit- 
ten, Gebräuche u. Denkart der Franzoſen nachaffen. 

frappieren, fr. (frapper, eig. ſchlagen, treffen, prov. 
frapar; vgl.dasmiederländ. Happen, schlagen, engl. 
flap, und da3 isländ. hrappa, anfahren, jchelten) 
auffallen, jtußig machen, überraschen; Fühlen, eis— 
fühl machen (Champagner); Frappant, auffallend, 
überrajchend; treffend, fchlagend; frappd, bedruckt, 
gepreßt (Zeug); frappiert, verdußt; eiskühl. 

Srastatinerin, f. (it. Frascatäna, eig. Betvohnerin 
v. Frascäti, einer feinen Stadt ımmweit Noms, in 
welcher jtarfer Gartenbau getrieben wird, von 
frascäto, Yaube, frasca, belaubter Zweig benannt) 
ein ital. Laubenmädchen, eine Gärnerin. 

Frasko, m. (eig. Flaſche = ml. flasco, it. fiasco, fr. 
flacon, ſ. d.) ein veraltetes Flüßigkeitsmaß In Rio 
de Janeiro, etwas über 21. 

Frasqueras, pl. ipan. (jpr.qu wie k) Flafchenfutter, 

frater, ın. fat. Bruder, bei. Ordens- oder Kloſter— 
bruder, pl. fratres; f. minöres, ſ. v. w. Mino- 
titen, 1. d.; fraternell, fr. (fraternel) brüderlich; 
fraternifieren (fr. fraterniser), brüderlich oder 
traulich miteinander leben; fid) verbrüdern; Fra— 
ternifation od. Fraternifierung, f. die Berbrü- 
derung; Fraternität, I.(fraternitas) od. Frater⸗ 
nite, f. fr. die Brüderlichfeit, Brüderichaft, Ver- 
brüderung; Zunft; fraternitas, f. oder fratria- 

um,n. ml. das Erbteil nachgeborener Brüder; 

Fratricide, m. I. (fratricida) der Bruder- oder 
Schwejtermörder; Yratricidinm,n. der Bruder- 
od. Schweitermord; Fratricẽelli od. Fraticelli, pl. 
it. (pr. —tichelli) Schwärmer aus dem 14. Fahr: 
hundert, die aus dem Franzisfanerorden hervor- 
gingen, ſ. d. 

fraus, £. l. der Betrug, die Arglift; fraus optica, 
ſ. v. w. optiſcher — j.d.; pia fraus, ein 
frommer, twohlgemeinter Betrug; frandieren (1. 
fraudäre), betrügen, hintergehen; Schleichhandel 
treiben; Frandation, f. (fraudatio) Betrügerei; 
Sraudätor, m. der Betrüger; frandulent oder 
fraudulös (fraudulentus u. fraudulösus), be— 


freguent 287 


trügeriſch; Fraudulenz, f. (fraudulentia) Betrüg- 
lichfeit 


Fraxinus, f. l die Eiche; Fraxinin, m. nl. Scheide. 
ein in der Rinde der Eiche entdeckter friftallinischer, 
jehr bitterer Stoff. 

Fray (ipr. frai; von dem I. frater, prov. fraire) od. 
Sraile (ſpr. frdile), m. fpaıt. der Ordensbruder, 
Mönch; verſch. von Frey od. Freile, m. ein Or— 
densritter, Mitglied eines geiftlichen Ritterordens. 

Frazdda, f. jpan. (fpr.3 = ß) eig. eine wollene Bett- 
od. Bierdedede; ein Männer-Mantel der unteren 
Volksklaſſen in Mexiko. 

Fredaine, f. fr. (ipr. —dähn'; vgl. altfr. frados, 
fradous, prov fraidel, fraiditz, elend, ſchändlich, 
gottlos) ein Iuftiger oder toller Streid. 

Freddy, Fred, m. engl. Abkürzung des Namens 
Friedrich, Fritz. 

Fredon, m. fr. (ſpr. fr'dong) ein Triller; fredon— 
nieren (fr.fredonner; vgl. I. fritinnire, zwitſchern), 
trillern, trällern; Fredonnement, m. (ſpr. —mäng) 
das Trillern; das Summen der Bienen u. Fliegen; 
das Gemurmel, Getöſe eines Volkshaufens. 

Fredum,n. (vgl. Frais) im Mittelalter: der in der 
Abſtandsſumme (Kompofition) mit enthaltene Be- 
trag (!/,), welcher an den Fisfus des Königs zu 
zahlen war. 

Frecholder, m. engl. (fpr. frihhohlder, v. free, frei, 
und hold, halten) der Freijafje, lehnfreie, unab- 
bängige Landeigentümer; Freeſoilers, pl. (pr. 
frihheulers; von soil== lat. solum, Boden) Frei- 
bodenmänner, in den Vereinigten Staaten von 
Nordamerika die Bartet, welche unentgeltliche Ber- 
teifung der Staatsländereien an wirkliche Anbauer 
till, um den Ländereiwucher zu hindern. 

Freeman, m. engl. (fpr. frihmen) ein Freimann; 
ın. engl. (jpr. —meßn), Freimaurer; 
Sreethinfer, m. engl. (pr. —thingkör), Freiden— 
fer, Freigeift; Freetrade, m. engl. (ſpr. frihtrehd; 
von trade, Handel, Verkehr) Freihandel; Free— 
trader, m. Freihändler. 

Fregdtte, f. (fr. fregate, it. fregäta, ſpan. fragäta) 
ein leichtes, ſchnellſegelndes, dreintaftiges Kriegs— 
ſchiff, Vollſchiff, im Range nach dem Linienſchiffe; 
ein Seevogel mit jehr großen Schwingen und be» 
wundernswürdiger Leichtigkeit im Fliegen; Fre— 

atten, m. (fr. fregaton; pr. —töng) eine kleine 
Fregatte. 

Freia, f. (althochd. Frouwä) in der nord. Fabell. 
die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit; Stern. 
ein Afteroid, 1862 durch d'Arreſt entdedt; Freyr 
od. Freier, m. der Bruder jener Göttin, ein mil- 
der Bott, der iiber Regen und Sonnenſchein und 
die Fruchtbarkeit der Erde mwaltet. 

Sreile, |. dran. ’ 3 

irelatieren, fi. (frelater) verfälichen, bei. den Wein. 

Freneſie, f. fr. (Freneith; vgl. Phreneſie) Verrückt— 
heit, Tobſucht, Raferei; frenetifch (fr. frenetique), 
toll, vafend. 

frequent, 1.(frequens) häufig, z. B. Heilf. frequen- 
ter Puls, ein häufiger Puls; volkreich; lebhaft, 
ſtarkbeſucht; frequentieren(l. frequentäre),fleißig 
beſuchen; Frequentaͤnt, m. Kfipr. ein Kaufmann, 
der gewöhnlich Meſſen beſucht; Frequentaätion, f. 
({. frequentatio) der häufige Gebrauch, Verkehr, 
Umgang; Frequentativum, n. nl. Spradl. ein 
Wieverholungswort, ein Zeitivort, welches ein öf— 
tev wiederholtes Tun ausdrückt, z. B. klappern, 
jtreicheln 2c.; Frequenz, f. I. (frequentia) öftere 
Wiederkehr, Häufige Wiederholung; zahlreiche Ver— 
ſammlung, der zahfreiche Befuch, Zulauf; der Ver— 


288 fröre 


Sehr; Bejuchsziffer; in der Elektrizitätslehre: An— 
zahl der Berioden eines Wechjelftromes in der Se- 
sunde, Wechlelgefchwindigteit; Schwingungsfre= 
quenz, —— der Schwingungen (3. B. einer 
Stimmgabel) inderSefunde; Frequenzüberſicht, 
Verkehrs- od. Bejuchsüberficht; Frequenztabelie, 
Verkehrs- oder Befuchstabelle. 

röre, m. fr. (ſpr. frähr) der Bruder; frere d’ar- 
mies (jpr. — darm), Waffenbruder; f. terrible 
(ipr. — terrib'h, der Bruder in devreimaurerloge, 
der die Neuaufzunehmenden durch Schreefen prüfte; 
freres ignorantins, pl. (fpr. — injorangtäng, vd. 
ignorer, richt wifjen) Brüder der hriftlichen Liebe. 

resco, it. (gebildet aus dem deutich. Frifch), Toni. 
friſch, munter, lebhaft; Fresko, n. vd. Fresko— 
Malerei, f.Ralkmalerei, Wandmalerei auf frifchen 
Kalt, Naßkalkmalerei; al fresco malen, auf fri- 
ihen Kalk malen, in Naßkalk; Fresko-Aneldote, 
f. ein frifches oder neues Geſchichtchen. 

Freſons, pl. fr. ſ. Frifon unter frifieren. 

Fret, m. fr. (ſpr. freh od. freit; v. deutih. Fracht, 
engl. freight, entjt.) die Schiffsfradht; das Fracht⸗ 
geld; die Mietung eines Schiffes; fretieren (fr. 
ireter), ein Schiff vermieten, mieten, ausrüften; 
Freteur, m. (pr. fretöhr) der Reeder, Eigner eines 
Schiffes, Schiffsherr. 

iretillieren, fr. (fretiller, jpr. —tij—; v. gleichſ. 
J. frietilläre, ſich Hin und her reiben, von fricäre, 
zeiben) unruhig fein, zappeln; fretillant (ipr. 
—tijang), unruhig, untherlaufend. 

Kretta, f. it. (von frettare, fegen, fehren, vom !. 
fricäre, reiben) Eile, Eilfertigfeit: con fretta, 
Zonf. mit Eile, eilig. 

fretum, n. I. die Meerenge; fretum Sicũlum, die 
Meerenge von Sizilien; £. Gaditänum, die Meer- 
enge von Gibraltar. [Srein. 

Freh, ſ. Fray; Freyja, 1. Freia; Freyr, |. unter 

riabel, I. (friabilis, von friäre, zerreiben) leicht zu 
zerreiben; Friabilität, f. nl. (fr. friabilite) die 
Morichheit. 

SFrtand, m. fr. (pr. fridng; verw. mit fr. frire, 
in der Pfanne baden, braten, I. frigere, röjten) ein 
Zedermaul, Beinfchmeder, vgl. Gourmanpd; 
Briandife, f. (fpr. friangdihf?) die Feinſchmeckerei; 
Naſchwerk, Lederbiffen; Frikandeau, n. (jpr. 
—Ffangdsh) ein gejpidtes u. gedämpftes StückKalb— 
Jeiſch; überh. Keulenstüd (von Kalb- oder Wild); 

ifandellen, pl. (fr. fricandelles) gebadene 
leiſchklößchen, Dämpfſchnitte; fritkaſſieren (fr. 
iricasser), einſchneiden, zerſchnittenes Fleiſch in 
einer Pfanne zurichten; uneig. ſcherzh. für zufam- 
menhauen; Yrilafjee, n. (fr. la fricassee) Schnitt- 
fleiſch, Weißeingemachtes (von Kalb, Huhn uſw.) 

Fridericiäna, f. die Friedrichs-Hochſchule zu Halle; 
Friedrichsd'or, m. ein Gold-Friedridh, ein ehe- 
mal. preuß. Fünftalerjtüd in Gold mit dem Bild- 
niſſe des Königs, jo genannt, weil es zuerst 1713 
unter Friedrich I. geprägt wurde. 

Frieſen, pl. (friej. Frisan, Fresan, [. Frisii, mi. 
Frisones, Fresones) eine germanifche Bölferichaft 
an der Nordjee, deren Sprade zwilchen dem Angel- 
fächſiſchen und Altnordiſchen jteht. 

Frigg, f. nord. (althochd. Fria) Fabell. Die Gemah— 
lin de3 Götterfünigs Wodan oder Odin, u. Vor— 
fteherin od. Göttin der Ehen, der dasSchickſal aller 
Sterblihen befannt iſt; Frigga, f. Sternt. ein 
Alteroid, 1862 von Peters entdedt. : 

Srigsitöre, m. it. (jpr. fridfgi—; v. friggere = 
- rigere, röften) ein italien. Bfannenfüdler, Ol 

äder, 


fribol 


frigid,l. (frigidas, v. frigẽre, vor Kälte ſtarren) fro 
ſtig, herzlos; Frigidarium, n. das Abtuühizim— 
mer in den Bädern der Alten; frigidieren ſpatl. 
frigidäre), abkühlen; Srigidität, f. ul. die Sro- 
ftigteit,Herzlofigkeit; auch männliches Unvermögen. 

Frikandeau, ſ. unter Friand. 

Beau l..dtjch. (1. fricäre, reiben) Reibelaut 


3 SE, ) 

Friktion, f. 1. ( frictio, von fricäre, veiben) die Rei— 
bung; auch fig. al3 Hindernis der Bewegung; 
Friktions-Feuerzeug, Streihfeuerzeug;rifigs 
rinm, n. |. 2ibreiberaum, wo die Badenvden gerie» 
ben werden; Friktionsrad, n. das Neibrav; 
Friktionsteller, ın. ein Leitbrettchen (bei Spul— 
maſchinen); Friktionszünder, Schlagröhre. 

Frimaire, m. fr. (ſpr. frimähr'; dv. frimus, Reif, 
vom i$länd. hrim, dän. rim, engl. rime) der Reif- 
monat, der 3. Monat im ehemaligen neu.-frz. Ka» 
lender, vom 21. November bis 20. Dezember. 

fringieren, fr. (fringuer, eigentl. tanzen u. ſprin— 
gen) jtarf ausringen, beſ. bei Färbern. 

Fripier, m. fr. (jpr. —pjeh; v. friper, ml. fre- 
pare, abnugen, zerfnittern, verderben, iSländ. 
hripa, mit unruhiger Eile verfahren) ein Trödler; 
Sripiere, f. eine Trödlerin, Trödelfrau; Fripe— 
vie, f. Trödelei, Trödelware; Fripon, m. fr. (ſpr. 
fripong) ein Spigbube, Schait, Sauner; fripon—⸗ 
nieren (fr. friponner), betrügen, Schelmjtreid;e 
verüben; Friponneriĩe, f. Schurkerei, Büberei; 
der Schelmſtreich. 

Friſuge, f.,v.n. fr. (pr. —ſahſch') Lattenwerk, Git⸗ 
terwerk. 

Frisco, (Kurzwort) eine amerikaniſche Abkürzung 
für San Francisco. 

frijieren, fr. (friser, verwandt mit dem deutſchen 
Gries; vgl. Fraife) das Haar ordnen, kräuſeln; 
mit Band, Franfen 2c. frau oder faltig bejegen, 
knöteln, kräuſeln; Tanzk. einen Pas —, eitvas 
bogenförmig maden; Küch. Apfel, Rüben u. dgl. 
fünftlih ausfchneiden; Friſe, n- Tr. (fpr. friſeh) 
Kräujelgefpinit, das mit Gold od. Silber beipon- 
nene frauje Geſpinſt, auch von den Webern zum 
Einbrofchieren gebraudt; Friſiermühle, Kräujel- 
oder Kuötelmajchine; Friſeur, m. (pr. frijöhr) ein 
Haarkräuster, Haarkünitler; Friſeuſe, f. ſpr. Tri- 
ſöhſ') eine Haarkräuslerin; Friſur, f. (fr. frisure) 
die Haartrcht; auch Kräujelung, Kraufen⸗ oder 
Faltenbeſatz eines Frauenkleides; yrijolett-Band, 
Flockſeidenband; Friſon, m. fr. ſſpr. jrijäng) ge- 
fräujeltes Wollenzeug, Fries; Freſons, pl. fr. 
Heine Löckchen, die an die Friſur angeheftet werden. 

friſſonnieren, fr. (frissonner,v. frisson, Schauver, 
Froſt, I. gleichſ. frigitio, dv. frigere, vor Kälte 
ſtarren) ſchauern, ſchaudern; Friffonnement, n. 
(ſpr. friffonn’mang) ein leichter Schauer oder 
Schauder. 

Frith, m. engl. (ſpr. friddh) = fretum, ſ. d. 

Fritte, f. fr. (it. fritta, v. friggere; baden, ſieden, 
l. frigere, frictum, röften) die Glasmaſſe, der Glas— 
itoff, Glas- oder Schmelzjag; unvolllommen ge— 
Ihmolzene, halb verglaſte Körper; fritten, loje 
Maſſen oberflächlich zuſammenſchmelzen, finternn; 
Fritüre, f. fr. (von frire, in der Pfanne braten) 
in einer Pfanne gebräunte Butter, Schmelzbut- 
ter, Schmelz-⸗Ol oder -Fett; das Baden in heiker 
Butter; auch das Gebratene, Gebadene ıc., 3. B. 
ein Pfannkuchen, = it. Fritella, f. 

frivdl, I. frivölus) eitel, nichtig, gehaltlos, leer; 
£leinlich, wertlos, armfelig, leichtfinnig, leichtfertig, 


ſchlüpfrig; frevelhaft, vermeſſen; frivöla appel- 


Frock-eoat 


Jatio, Ripr. leichtfinnige, unbegriindete und des- 
halb vergebliche Berufung; f.exceptio, eine offen- 
bar unrichtige, nichtige Ausflucht; frivoliſieren, 
feichtfertig behandeln, ins Richtige ziehen; Frivo— 
lität, f. nl. (fr. frivolite) die Nichtigkeit, Gering- 
fügigfeit; die Leichtfertigfeit; die Frevelhaftigteit; 
das Schlüpfrige; Frivolitäten, pl. Kleinigkeiten, 
Spielereien, mit dem jogen. Schiffchen aus Garn- 
jäden geſchlungene Sternchen, geſtickte Arabesfen. 

Frock-coat, m. engl. (jpr. froͤckköt), ziweireihiger 
Sehrod mit Schögen. 

Frodine, f. altd. (v. fröt, fruot, Flug, got. frod, 
froths, von frathjan, denfen) weibl. Name: die 
Verſtändige, Kluge. 

Froideur, f. fr. (pr. froadöhr; von froid = 1. fri- 
gidus, kalt; vgl, frigid) Kälte, Kaltfinn. 

fromage, m. ft. (jpr. fromakb’; it. formäggio, v. 
I. forma, aljo eig. etwas in eine Form Gepreßtes) 
der Käſe, 3.8. fromage de Brie, Käſe aus der 
alten franzöf. Landſchaft Brie. 

Fronde, £. fr. (jpr. frongd’; eig. eine Schleuder, vom 
I. tunda, mit eingejchobenem r) eine franzöfiiche 
Segenpartei im 17. Sahrh., die fich während der 
Minderjährigkeit Ludwigs XIV. dem Hofe od. dem 
Minifterium de3 Kardinals Mazarin widerjegte 
(nad) Ranke, Franz. Geſch., Werfe X, 58, Annı. 2, 
jo genannt von der Schleuder Davids, weil 
man die Riefenmacht des Gegners aus der Ferne, 
nämlih auf Grund parlamentariicher Gerecht— 
fame, ftürzen wollte, jpäter ſpottweiſe fo genannt, 
weil man das Barlament mit jchleudernden Kin- 
dern verglichen hatte); frondieren (pr. frongd—; 
fr.fronder), eig. jchleudern ; öffentlich und freigegen 
die Regierung jprechen, tavdeln, wühlen; Fron— 
deur, m. (jpr. frongdöhr) ein Mißvergnügter, 
lauter Tadler der Regierung. 

frondeſzieren, I. (frondesc£öre, v. frons, frondis, 
Zaub) ausjchlagen, fich belauben; Frondeſzenz, 
f. nl. dag Ausſchlagen der Bäume; frondss, |. 
(frondösus) faubig, jtarfbelaubt; Frondoſität, f. 
nl. die Laubfülle. 

front, m., auch: die Front, fr. (jpr. frong; vom l. 
frons, frontis), geiv. Front gejprochen, die Stirn, 
Stirn- oder Borderfeite; front & front (pr. frong- 
tafrong), Stirn gegen Stirn, Mann gegen Mann; 
de front, von vorn; nebeneinander; en front(jpr. 
ang —), von vorn, im VBordergliede; Frontlogen, 
pl.(ipr. fronglohſchen) die der Bühne gegenüber lie- 
genden Logen; frontäl, nl. zu der Stirn vd. Stirn- 
jeite gehörig od. jich auf dieſelbe bezichend, bef.in Zu- 
jammenjegungen,3.B. $rontal-Arterie, f.Stirn- 
Sclagader; F.-Bein, das Stirnbein; F.-Marſch, 
m. Die Bewegung eines Heerhaufens in voller Linie; 
Frontäle, n. I. oder Frontäl, m. fr. ein Stirn- 
ſchmuck, 3. B. der Pferde; Heilf. eine Stirnbinde, 
Kräuterfifjen u. dgl.; auch ein Altartuch; pl. $ronz 
talien, Behänge der Hochaltäre; die Front oder 
Fronte, f. (it. fronte, Stirn) die Anſicht, Gefichts- 
od. Stirnfeite, Borderjeite eines Gebäudes; Krjpr. 
die Spiße des Heeres, das Born; ein Verſatzhinter— 
grund (im Bühnenweſen); Front oder Fronte 
gegen den Feind _ machen, ich gegen den Feind 
itellen, ihm die Spitze bieten, ihn von vorn an— 
greifen; Front machen (vor einem militärischen 
Borgejegten), in Achtung jtehend grüßen, Stand- 
gruß; Frontalangriff, Breitangriff; Frontes 
Linie, die Stirn- oder Bruftlinie; Frontiere, f. 
fr (jpr. frongtjähr’) die Grenze eines Landes; 
Srontiipiz od. fr. Frontifpice, n. (pr. frongti- 
ipiß’; ml. frontispicium, vom [. spicere, specere, 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


— — — — — — — — — — — — — — — ————— — — 


frustra 289 


ſehen, ſchauen) der Vordergiebel, die Giebel-, Vor— 
der- oder Antlitzſeite eines Gebäudes; auch das 
Titelblatt und Titelkupfer eines Buchs; Fronton, 
n. (jpr. Frongtöng) das Giebeldach, Die obere Gie— 
belwand eines Gebäudes; das Stirnfeld, Stirnjtüd, 
die Stirnwand; auch der Türgiebel, Fenjtergiebel. 


Srontignan, gem. Frontignac, m. fr. (pr. frön- 


tinjaf) ein franz. Wiusfatwein, v. Frontignan, 
einer Stadt im ehemaligen Languedoe. 


Front, engl. pl. Fronts, Vorhemdchen. 
frottieren fr. (frotter, l. frictare) reiben, abreiben; 


— Frotteur, m. (ſpr. — töhr) der Reiber; 
zohner, der den Fußboden bohnt, d. i. mit Wachs 
glänzend reibt; Frotteuſe, f. (ſpr. —töhſ') die 
Reiberin im Bade; Frottement, n. (jpr. frott’= 
mang) das Neiben: Frottoir, n. (jpr. —todhr) 
der Neibelappen, das Reibetuch; die Bohnbürite; 
Srottierapparat, m. eine Neib- oder Wiürgel- 
vorrichtung (in der Gpinnerei), Spulmajcine, 
Streckbank; Frottierkifſen, n. Abreibetifien. 


frou-frou. m. franz. (ein ſchallnachahmendes Wort, 


von dem Naujchen eines feidenen Stoffes, bejon- 
ders eines feidenen Unterrods; frz. auch: flou- 
flou), das Rauſchen, Knittern, Kniſtern eines jei- 
denen Kleides od. Unterroces beim Gehen, Tan— 
zen uſw.; Name fir einen jeidenen Unterrod; 
Name einer Dame, die jolhe Unterröde trägt (in 
franzöſiſchen Luſtſpielen). 


fructus, m. l. (v. früi, genießen) die Frucht, der 


Nutzen, pl. fructus; fructus consümpti, pl.ver- 
zehrte over verbrauchte Früchte; f. incerti, un— 
gewiſſe Früchte; f. industriäles, Fleißesfrüchte; 
f. in herbis, Früchte auf oder in den Halmen, 
noch nicht abgemähte Früchte; f. pendentes, nod) 
an den Bäumen hangende Früchte; f. percepti, 
eingeerntete, gewonnene Früchte, entg. f. perci- 
piendi, zu gewinnende Früchte, d. i. jolche, welche 
der rechte Eigentümer, wenn er zur Benußung der 
Sade gefommen mwäre, in noch höherem Maße 
gewonnen haben würde; f. primi anni, Früchte 
od. Einkünfte des erjten Jahres (von Pfründen); 
Sruftidor, m. fr. (ſpr. Früfti—) der Fruchtmonat, 
der 12. Monat im ehemal. neuen Kalender der 
franzöf. Republik, vom 18. Auguſt bis 16. Sept.; 
fruktifizieren, fpätl. (fructificare) Frucht tragen, 
befruchten, fruchtbar machen; Fruktifizierung, 
f. die Berwertung Ausnutzung, Fruchtbarmachung; 


Bahn, f. die Befruchtung, Fruchtbildung; 


ruktuarius, ın. Ripr. ein Nußnießer; fructua- 
riae, pl. Sruchtpflanzen; fruktuös (I. fructuösus), 
fruchtbar, ergiebig; Fruktnoſität, f. nl. die Frucht⸗ 
barkeit; Fruktuöſus, m. und Fruktudſa, f. 
Eigenname: der, die Fruchtreiche. 


frugäl, I. (frugälis, v. frux, Gen. frugis, Frucht, 


aljo urjpr. Frucht od. Nuten bringend) wirtichaft- 
lich, jparjam, mäßig, nüchtern, genügjam: Fru— 

alität, f. (frugalitas) die Genügſamkeit, einfache 
——— Sparſamkeit. 


fruges, pl. J. (v. sing. frux, Gen. frugis), Früchte, 


be. Feldfrüchte; fruges consum£re nati, pl. nur 
zum Berzehren od. Genießen geborne, üppige Mü— 
Biggänger; frugifer, l. (v. ferre) Früchte tragend. 


Fruit, m. fr. (jpr. früih; v. l. fructus) die Frucht; 


die Baumfrucht, das Obſt; Fruitier, m. (jpr. 
friiitjeh) der Objthändler; Fruitiere, f. (jpr. fritit- 
jähr) die Objthändlerin. 


frustra, lat. vergebens, umfonft; fruſtrieren (lat. 


frusträri), vereiteln,täuschen ; Fruſtration, f. (fru- 
stratio),die Bereitelung; fruſtratib, nl. vereitelnd, 
täufchend. 

19 


290 Fruſtrum 


Fruſtrum, nm. lat. ein Stück; ein Biſſen. 

Fu, .n. chineſ. Feldmaß, ſ. King. 

Fuchfie, f. eine Öattung von Zierpflanzen,mit herab- 
‚hängenden, meiftens dunkelroten Bliiten (nach dem 
Art und Botanifer Leonhard dv. Fuchs, gejtorben 
in Tübingen 1565, benanıt). 
uchſiu, n. vgl. Anilin. 

Fucus, m. l. (eig. ein votfärbendes Färbekraut, da- 
her auch Schminke, gr. phykos) der Tang, See- 
oder Meertang, Steinflechte, Färbemoos, ein zur 
Familie der Algen gehöriges Pflanzengeſchlecht; 
Fuziten, pl. nl. Seetang-Berfteinerungen; Fuko⸗ 
iogie, k. I.-gr. Die Zehre von den Seegewädjjen. 

Fudden (jpr. föddih), eine frühere oftind. Kupfer— 
münze im Werte von 2 Bf. 

Fnéros, pl. ſpan. (sing. fuero, prov. for, Gerid;ts- 
itand, Geſetz, vom I. forum, Marftplag, Gericht3- 
ftätte) Borrechte u. Freiheiten gewiller Provinzen, 
be. die alten Vorrechte der baskiſchen Provinzen 
(1876 durch ein Spanisches Gejeg aufgehoben). 

fugay f. l. (von fugere, fliehen) die Flucht; fugae 
susp6ctus, I. Ripr. der Flucht oder Entweichung 
verdächtig; fuga vacul, die Scheu vor den Leeren, 
welche man früher der Natur zufchrieb; Fugazi—⸗ 
tät, f. nlat. (von fugax, flüchtig) die Slüchtigfeit, 
Bergänglichkeit; fngitie, 1. (Lugitivus) flüchtig, ent- 
laufen; obenhin. 

Fuge oder it. Fungg, f. (fr. fugue) Toni. ein miehr- 
ſtimmiges Tonſtück, urſpr. für den Kirchengebrauch, 
worin ein Satz von den verſchiedenen, nachein— 
ander eintretenden Stimmen abwechſelnd wieder— 
holt wird (vom J. u. it. fuga, Flucht, weil die Stim— 
men einander zu jagen und zu fliehen fcheinen); 
Fugãto, it. Tonk. ein fugenartiger Saß in einem 
Zonjtüc; fugieren, fugenartig jeßen; fugiert, 
fugenmäßia. 

fuimus Tro&s, l. (v. fui, ic) bin geweſen, Perfekt v. 
esse, fein) Spriv. (nach Vergil) wir find Trojaner 
gemwejen,d.i. mit unſrer Herrlichkeit iſt's aus; fuit! 
er, fie, es iſt geweſen, dahin, vorbei. 

fulgent u. fulgid, 1. {v. fulgere, glänzen) glänzend; 
ſchimmernd, biendend; Fulgénz, f. nl. der Glanz, 
Schimmer; fulgurieren {l.fulguräre, von fulgur, 
Blitz) blisen; Fulguration, f. ((ulguratio) das 
Bligen, Wetterleuchten; Scheidek. der Silberblid; 
Sulsuratören, Blibdeuter (im alten Rom); Ful—⸗ 
gurit, m. nl. ein Blitzerzeugnis, eine Bligröhre. 

Fulianſer, Fulianten, = Seuillants, ſ.d. 

filiginss, I. (fuliginösus, von fuligo, Ruß) rußig, 
rupartig; Fuliginoſität, £. nl. das Rußigſein, Die 
Rußartigkeit. (Vollblut. 

full-blood, n. engl. (ſpr. fullblödd), Vollblutpferd, 

full dress, n. engl. der volle oder ganze Anzug, die 
vollſtändige Amtskleidung, Geſellſchaftsanzug, Ball— 
ſtaat, Galakleid. 

fulminieren, I. (fulminäre, v. fulmen, Blitz, Blitz— 
ſtrahl, f. fulgimen, v. fulgere, blitzen) blitzen, don— 
nern, wettern, ſchelten; Scheidek. knallen, krachen, 
verpuffen; Fulmikoton, fr. (ſpr. — fotöng) Schieß— 
baumwolle; fulminaͤnt (fulminans), bligend, don- 
nernd, wetternd, eifernd; gewaltig; Yulminäte, 
pl. nl. fnalljaure Salze; Fulminſäure, f. Knall— 
ſäure; Fulminatin, n. ein Sprengjtoff (mit Nitro» 
glyzerin getränkte Scherwolle); Fulmination, f. 
(£.fulminatio) das Blitzen und Knallen des Schlag- 
goldes oder Knallpulvers; daS Wettern, Toben; 
der Bannftrahl. 

fulvus, dunfelgelb, braungelb. 


Fumaria, f. nl. (fumaria officinälis; von fumus, 


Rauch) der gemeine Erdrauch, die Acker- od. Feld— 


= ö— — — — — — — — — — — — —— —— — — — — — — 


fungibel 


raute; eine ſehr heiſſame Sommerpflanze; daher: . 
Fumar-Säure, Erdraud-Säure; Fumarium, 
n. I. die Rauchkammer, auch ein Rauchfaß; Fu— 
maroͤlen, pl. it. aufjteigende wäflerige Dämpfe; 
Fümet, m. fr. (fpr. fümeh) ein angenehmer Ge- 
ruch von Weinen und Fleilchipeifen; Blume des 
Weines; bei. der Wildgerud, „Hautgoüt”; fumi— 
nieren, I. (fumigäre) räuchern; FSumtination, f. 
nl. Heilf. die Ducchdampfung, Durhräucherung. 

fumus, m. l. der Rauch, Dampf; fumäs (l. fumo- 
sus), vol Rauch, dunſtig; fümieren, fr. (fumer) 
rauchen; räuchern; düngen; fume (ſpr. fümeh), ge- 
bräunt, angeräuchert; Fümeur, m. (ſpr. fimöhr) 
ein Tabaksraucher; Fumigation, k. Räucherung; 
Fumiſt, ein Kunſtverſtändiger in der Anlegung 
von Rauchfängen und Feuereinrichtungen. 

Fungambuliſt, m. nl. (fr. funambule, J. funambü- 
ius, von funis, Seil, und ambuläre, herumgehen) 
ein Seiltänzer. 

Fund, Fundament 2c., |. unter Fundus. 

Fundos, ſpan. pl. Kupferblöde im Gewicht von un— 
gefähr 40—50 Pfund. 

Fundullo, m. ägyptiiche Goldmünze (Zechine, venet. 
Dufaten) = ungefähr 9,85 ME. 

Fundus, m. |. der Grund und Boden; die größte 
Weite einer Höhle, z.B. des Magens; ein Grund— 
ſtück, ein liegendes Gut und die daraus entiprin- 
genden Einfinfte; ſ. auch Fond; f. instructus, 
ein eingerichteter Land- oder Meierhof; aud) der 
Koftenanfhlag für Eiſenbahnbetrieb; Betriebs— 
od. Grundſtücksbeſtand, Einrichtung; Fund,n. engl. 
(ipr. fönd) in England Grund, eldanlage, Stamm— 
geld; funds (fpr. fonds) od. fr. Fonds (pr. fong), 
pl. eig. Gelder oder Staat3einnahmen zur Dedung 
der Staatsſchuld, Staatsjchuldfcheine; fundteren, 
l. (fundäre) gründen, begründen, ven Grund wozu 
legen, ftiften; Gelder fundieren, fie belegen; 
fundiertes Einkommen, Einkommen aus Vermö— 
gen; fundierte Schuld, gedeckte Schuld, eine auf 
bejtinimte Einkünfte angewieſene Staatsſchuld (1. v. 
w. Eonfolidierte Syuld); Fundament, n. (l. 
fundam£&ntum) der gelegte Grund, vie Grundlage, 
Grundfeite; die zun Karren der Buchdruderprefle 
gehörige Tafel, auf weicher die Form feit ruht, 
Karrenplatte, Grundplatte; pl. Fundamente, Die 
Grundlagen, Anfangsgründe, Grundbegriffe; fun— 
Damental, nl. zum Grunde gehörig oder dien— 
lich grundlegend, wejentlich, urſprünglich; aud) Die 
Unfangsgründe betreffend; Fundamental-Ar- 
tifel, Grund-Artikel, Grundlagungen, Hauptpunkte 
u. ſ. f.; F.-Baß, m. der Grundbaß; F.-Bedin⸗ 
gungen, Grund- od. Hauptbedingungen; F.-Be⸗ 
griffe, Grundbegriffe; F.-Geſetze, Grundgeſetze, 
Geſetze, welche die Grundlage der Staatsverfaſſung 
bilden; F.⸗Philoſophie, f. Orundwiflenichaft, Aır- 
fangs- over Grundlehre der Vhilojophie; Fun— 
damentjohle, f. Sohle des Grundmauerwerkes, 
Grundmauerfohle, Grundfläche; Fundation, f. l. 
(fundatio) Begründung, Stiftung, Vermächtnis, 
erste Anlage, Grundlegung; Fundatiſt, m. der in 
Genuß einer Freiftelle it; Yundater, m. der 
Gründer, Stifter. 

fünebre, fr. (Ipr. —b’r; v. [. funebris, v. funus, j. d.) 
zum Leichenbegängnis gehörig; traurig, düſter. 


| Sunecdhoregrappie, f. l.-gr. (v. [. funis, Geil, und 


Choregraphie, j.d.) die Beichreibung der Seiltanz— 
kunſt; funechoregraͤphiſch, die Seiltanzkunſt be— 
ſchreibend. 
funerieren, Funeralien, funeſt, ſ. unt. Funus. 
fungibel, ııl. durch Gebräuch aufzehrbar; vertret— 


Fungus 


dar; Fungibilien, vertretbare Sachen; fungie— 
ren, ſ unter Funktion. H7 

Fungus, m., pl. Fungi, l. der Erdſchwamm, Pilz; 
Heilt. Schwamm, ein Fleiſchgewächs; fungas (l. 
fungösus), ſchwammig; Fungoſität, L. nlat. der 
ſchwammige Auswuchs; Fungin,n.derSchwanms- 
ſtoff, ein eigentümlicher Pflanzenſtoff in Schwäm— 
men od. Bilzen; Fungĩt, m. eine Schwammkoralle, 
pilzförmige Berfteinerung. 

Sunfeninduftor, m. der Stromerreger, Stromgeber 
(bei der drahtlojen Telegraphie). 

Funtenmikrometer, n. Mikrometer (f.d.) zur Mef- 
jung der Funfenlänge an Maßflafchen, am Reſo— 
nator bei den Hertzſchen Verſuchen. 

Funktion, f. lat. (functio) die Verrichtung, Wirk- 
jamfeit, Obfiegenheit, bej. Amtsverrichtung, Ge— 
ichäft, Ant, Beruf; Größenl. eine von einer andern 
abhängige veränderliche Größe; funktionäl oder 
funktionell, auf die Funktion bezüglich, die Ver— 
richtung eines Organs betreffend; funftionteren, 
nlat., oder fungieren (1. fungi), Amtspflicht aus— 
üben, ſein Amt verrichten, beſchäftigt ſein, tätig 
ſein; Funktionär, m. Angeſtellter, Beamter. 

funny man, m. engl. (ſpr. fönnimän; von engl. 
funny, jpaßhaft komiſch; the funny gentleman, 
Hanswurft) ein Spaßmacher, Hanswurft. 

Funt, poln. ein Bund. 

Sunns,n. (pl.funera) I. das Leichenbegängnis, auch 
die Leiche; funerieren (funeräre), feierlich beer- 
digen, beftatten; Funerät, m. (funerätus) ein Be- 
erdigter; Suneration, £. (funeratio) die Beitat- 
tung; Funeralien, pl. nl. die Beerdigungs-An- 
jtalten und Koſten, daS Leichenbegängnis; auch 
Leichenreden oder eine gedrudte Sammlung von 
ſolchen; $uneralfaffe, f. Begräbnistafje; Fune— 
ralchor, m. Begräbnis-Singedor; funeft, I. (fu- 
nestus) u. fr. (funeste, jpr. fü —) tod⸗, verderben- 
oder unglüdbringend; unfelig. 

fnoc6so od. focoso, auch con fuöco, it. (v.fuoco, 
Feuer, vom I. focus, Feuerftätte, Herd, ml. Feuer) 
Tonk. mit Feuer, leidenſchaftlich. 

fuöra, it. (v. l. foras, hinaus, foris, draußen) außer⸗ 
halb, draußen; fuora di.banca, Kfſpr. außer der 
Banf, in laufendem Gelde. 

Surazität, f. I. (furacitas, von furax, diebijch, von 
furäri, jtehlen) die Neigung zum Stehlen, der 
eg 

Furca, f. I. die Gabel; Heu- od. Mijtgabel; Gabel- 
ürenr, ſ. furor. Seifen; auch: Galgen. 
urfanterie, ſ. unter Forfait. 
urfuration, f. nl. (v. furfur, Kleie) Heilk. Fleien- 
ähnlicher Kopfgrind, Schuppengrind. 

Furie, f. l. (furia, v. furere, raſen, wüten) die Wut, 
Raferei; Yabell. eine Plagegöttin, Nache- oder 
Strafgöttin, Unholdin, pl. Furien, Name der drei 
fürchterlihen Halbgöttinnen zur Züchtigung der 
Böfen in der Unterwelt, gried. Erinnyen und 
Eumentden genannt, nämlih: Tifiphöne, 
Megära und Alekto, mit ſcheußlichen Sefichtern 
u. Schlangenhaaren; a A äußerſt erzürntes, 
boshaftes, rachſüchtiges Weib; die Höllenfurie 
furia infernälis), der Tollwurm, Höllendrache; 
angeblich ein äußerſt —— Wurm in dem 
nördlichen Bothnien, Livland ꝛc, welcher ein bren- 
nendes bösartiges Hautgeſchwür erzeugt: furi— 
Bund od. furids (I. furiösus, fr. furieux) wiltend, 
raſend, auffahrend, heftig; Furiöso, it. Ton. hef- 
tig, raſend. 

Surlong, n. engl. (fpr. förlong; d. i. a furowlong, 


eine Furchenlänge, angel. furlang, v. fur, Furche, 


Fuſtikholz 291 


und long, lang) ein Feldmaß von der Länge eines 
Feldweges, Längenmaß — 40 engliſche Ruten = 
220 Yards = 201,1662 m. 

fnenieren = fournieren, ſed. 

Furnologie, £. [.-gr. (vont l. furnus, Ofen, u. griech. 
lögos, Rede) die Ofenbaulehre. 

furor, m. |. (v. furere, rafen, wüten) od. Füreur, 
f. fr. (fpr. firröhr) die Wut, Raferei, Begeifterung; 
heftige Begierde; furor amatorius, die Liebes- 
wut; f. poetieus, dichteriiche Begeisterung; 1. 
Teutonicus, die deutihe Wut, allen Wiperkund 
befiegende Begeilterung der Deutichen (von Bis— 
marck gebildet); f.uterinus, Mutterwut, Mann- 
toifheit; Furoͤre, m. gew.n. ital. lebhafter, rau— 
ichender Beifall; Furore machen, raufchenden 
Beifall erhalten, großes Aufichen machen. 

furtun, n. (pl. furta) [. (von fur, Dieb; vgl. Fura— 
zität) der Diebjtahl; fartim, Adverb. veritohlener- 
weife, heimlich; furtiv (l. furtivus), heimlich. 

Furuünkel, m. I. (furuncülus, eig. ein Kleiner Dieb), 
pl. Furunkeln, Heilf. eine härtliche, ſchmerzhafte, 
blaurote Entzündungsgeſchwulſt, Blut- od. Er 

fusa, £. it. Tonf. eine Achtelnote. ſſchwär. 

Fülee, f. fr. (eig. das um die Spindel Gewickelte, 
mi. fusata, vom [. fusus, Spindel, prov. fus, fr. 
fuseau) der Zünder einer Bombe; die Rakete, f.d. 

Fuſel, Fuſelöl, m. (viell. v. gr. physalis, Blaſe, weil 
häufig im Blaſenrückſtande von der Deftillation des 
Branntweins) ein bei der geiftigen Gärung (aus 
Moſt, Getreide, Kartoffeln) erzeugtes unangenehm 
riehendes und ſchmeckendes ätheriiches DL; aud f. 
Ichlechten Branntwein. 

Fall, m. fr. (pr. —ſi; = it. focile, fucile, urſpr. 
Teueritahl; v. fuoco, Feuer, vont I. focus, Feuer: 
ftätte) ein Feuergewehr; Füſilĩer, m. ein mit einer 
Flinte bewaffneter leichter Soldat zu Fuß; Füſil— 
lette, £. (ſpr. —ſij — eine Eleine Rakete; fuͤſilie— 
ren (fr. fusiller), evfchießen, totſchiehen, Füſiliade, 
f. (pr. —ſiljcid) daS Gemwehrfeuer; Hinrichtung 
durd) Erſchießen; Füſilladen, pl. Erſchießungen; 
Kleingewehrfeuer. 

Fuſion, f. I. (fusio, von fundere, gießen) das Gie— 
Ben, der Guß, bei. Erzguß; uneig. Berjchmelzung, 
Bermifchung, 3. B. von eigentlid) in ihren fie 
ten verjchiedenen Parteien, die eine gemeinſchaft— 
liche Tatausführen wollen; fuſioniſtiſch, auf Ber- 
ſchmelzung abzielend. 

Fuſtage, ſ. unter Fuſti. 

Fuſtanella, f. (fr. foustanelle, neugr. fustäni, altfr. 
fustaine, neufr. futaine, it. fustagno, Barchent, ſo 
genannt nach Fostat oder Fossat, d. i. Cairo, wo 
er verfertigt wurde) ein kurzes, glänzend weißes 
Unterfieid, ein Albaneſer-Hemd. 

Fuſte, f. (it. fusta, fr. fuste; vom l. fustis, Stüd 
Holz) ein kleines Laftichiff auf der Donau, ein 

Fuſtelholz, ſ. Fuſtikholz. ſRennſchiff. 

Fufti, n. it. (eig. pl. dv. fusto, Stiel, Stengel) Kfſpr. 
der Abgang, vd. alles dasjenige, was fur Beſchä— 
digung oder Verunreinigung der Waren gerechnet 
wird; Fuſti⸗-Rechnung, Abgangs- oder Schaden- 
berechnung; Fuſtage, f. (ipr. fuſtähſche) die Ein- 
fafjung oder das Gefäß, worin Waren verjendet 
werden, Berpadung, Keergut. 

Fuſtian, m. engl. (pr. föſtſchän; vgl. Fuſtanella) 
Barchent. 
Fuftie, f. das Kind eines Weißen u. einer Muſtie. 
inftigieren, ml. (fustigäre, v. fustis, Kittel) aus- 

peitjchen, prügeln; Fuſtigation, f. die Stäupung. 

Fuſtitholz (engl. fustic, jpan. fustete, fustoque,fr. 
fustet, ml. fustötum, der Gerber- oder Fürber⸗ 

19* 


292 Fütaille * gagno 


baum, vom I. fustis, Knüttel, Schaft), auch Fiſet- fatürus, a, um,l. zukünſtig; Futürum, nm. Sprachl. 
od. Viſethotz, Gelbholz, gelbes Brafilienholz, von | die Zukunft; Futurum exattum. die vollendete 
dem Yärber-Maulbeerbaum in Brafilien zc., zum Zufunft; vgl. Tempus; in futurum od. pro fu- 
Färben und zu eingelegten Arbeiten gebräuchlich; turo, für die Zufunft, ad fatüram memoriam, 
auch ungarifches Gelbholz, ein Färbeholz von dem zum fünftigen Andenfen; Fütür, m. fr. (fpr. fü- 
in Ungarn wild wachſenden Berrücenftrauche (rhus | tühr) der Zukünftige, Verlobte; Futnra, l. vder 
cotinus); Yuftin, n. der färbende Beftandteil des fr. Fütüre (fpr. fütühr’), f. die Zukünftige, Ver- 


Fuſtikholzes. KERN lobte; futuribile, barb.-I. was unter einer Be- 
Fütaille, f. fr. (ſpr. fütaj; altfr. fustaille, vom I. dingung, die nicht eintritt, gejchehen jein würde; 


futil. 1. (futilis, eig. leicht auszugießen, von fund£re, funft, das Werden. 
giegen), läppiſch, unbedeutend; Futilität, f. (l. | Fühard, m. fr. (fpr. füijdhr; von fuir — I. fugere, 
utilitas) Nichtigkeit, Seichtigfeit, Erbärmlichkeit. fliegen) Flüchtling, fliehender Soldat. 

Futteräl, n. neulat., deutich (v. Futter, mit lat. | Fyrt, Fyrke, m. bis 1813 eine däniſche Scheidemünge 
Endung, ml. fodrus, fodorus) die Scheide, Hülle, | vd. 6 Pfennigen od. 1, Skilling od. Yıyo Nigsdaler 
Kapiel, Befted, Verhältnis. dän. Cour — 0,02 M. 


fustis, Stod, Schaft) ein großes Faß, Überfaß. | Suturition, f. barb.-l. das Dafein in der Zu- 





©. 


Abfürzungen: &, lateinisches Zahlzeichen — 400; (früher in Deutjchland übliche) Abfahrtsgeld, die 
in der Rubrizierung = 7; & = 400 000; in der | Nachſteuer, die Abgabe von dem Bermögen eines 
Heraldik = Gold; auf Kurszetteln = Gelb, d.h. Auswandernden; g. hereditätis vod.hereditarla,. 
gefucht, begehrt (Gegenf. Br., d. i. Brief, d.h. an- die Abgabe von einer Erbſchaft. 
geboten); Zonf. der fünfte Ton in der diatonischen | Gabianöl, n. (fr. huile de Gabian) eine Art Stein- 
Zonleiter; auch Abkürzung von gauche, d. i. links; öl, welches von einem Feljen in der Nähe von Ga— 
g —= Gramm; Ga, offizielle Abkürz. des nord» | bian bei Beziers in Frankreich abtropft. 
amerifanijchen Staatennamen3 Georgia; &.C.B. | Gabier, m. fr. (fpr. gabjeh; v. gabie, Maſtkorb, it:. 
— Grand Cross (of the) Bath, f. unter grand; gabbia, eig. Käfig, vd. I. cavea, Höhlung, Käfig) 
gl. m. od. glor. mem. — gloriösae memoriae, der Wächter auf dem Maftforbe; Gabion, m. fr.. 
1.d.; @r.—=granum, ein Gran; gran — granüla, | (jpr.gabjsng) Kripr.einSchanzforb; Gabionnäde, 
Körner; gr. m. — grosso modo, j. unter gros; f. eine Korbſchanze. | 
gtt. oder gutt. — guttae, Tropfen; s. 8. d. g., | Gabriel, m. hebr. männl. Name: der Mann Gottes: 
frz. = sans garantie du gouvernement, d.h.ohne | Gabriele, f. Eigenn. göttliche Frau. 
ftaatliche Gewähr (häufig auf Waren, die aus gachieren (pr. gaſch —), fr. (gächer, von althochd. 
Frankreich fommen).- wascan, wajchen) eig. Mörtel od. Kalk einrühren ;, 

6. als Münzzeihen u. zwar auf älteren preußijchen fchlecht malen, jchmieren; fchleudern, unterm Wert 
M.: Stettin; auf öfterreihifchen: Nagybanya; auf verkaufen; Gacheur, m. (ſpr. —ſchöhr) ein Sudler; 
ſchweizeriſchen: Genf: auf franzöſiſchen: Poitiers; Verſchleuderer. 

im Deutſchen Reich: Karlsruhe. Gachupinos, pl. jpan. (pr. ch — ti) = Chape⸗ 

Gäa, f. gr. (gaia, ge) die Erde; uneig. auch Erd— tones,j.d. 

Eunde, Erdfchichtenfunde; Fabell. Göttin der Erde, | Gadde, m. (auf Helgoland Gadden, nl. gadus. 
des Uranıs Gemahlin, I. Tellus genannt; merlangus, engl. cod-fish) der Witling, Weißling, 
Gäiſtik, f. die Naturlehre der Erde. ein dem Schellfifch verwandter Seefiſch. 

Gabält, m. perſiſcher Tabak (fein und teuer). Gadolinit, ſ. Utterit. 

Gaban, m. (fr. gaban, it. gabbäno) ein Regen- Gäliſch, n. die Sprache der Hochſchotten, ein Zweig 
mantel von Filz in der Türkei; Gabaniza, f. der | der feltifchen Sprache. N 
fojtbare Pelz des türk. Sultans, im Sommer mit | Gagät, m. oder Gagatkohle, (gr. u. l. gagates, 
Bobelfellen, im Winter mit Schwarzen Fuchsfellen | von Gdgas, Fluß und Stadt in Lycien, wo er 
gefüttert, dergleichen niemand außer ihm tragen vorzüglich gefunden ward), ſchwarzer Bernitein,, 
darf. Pechkohle, eine Art Steinkohlen (wird zu Jett— 

Gabare oder Gabärre, f. fr. (vom mi. gabbarus, | ſchmuck verarbeitet). 
eine Art Seekrebs; vgl. Garavelle) ein feines, | Gage, f. fr. (jpr. gähſch'; it. gaggio, vom mi. ga- 
plattes Schiff, Wachtſchiff; ein Leichter zum Ein- dium, vadium = [,. vadimonium, Bürgſchaft, 


und Ausladen tiefgehender Schıtfe. Pfand; vom got. wadi, althochd. wetti, Pfand, 
Gabaral, n. das Glutenmehl, ein Rückftand beider | Handgeld, Lohn, Wette) das Unterpfand od. Pfand; 
Maisitärfefabrifation. bei. der Gehalt, Dienjtlogn, die Bejoldung; von 
Gabbätha, f. hebr. die Richtjtätte in Jeruſalem Soldaten: Löhnung, Sold; Gage-Karenz, f. der 
(30h. 1, 13). Soldabzug, Soldaugfall; gage Wamitie (pr. 
Gabbro, m. oder Enphotid, m. ein aus Labrador | —tjeh), ein Freundfchafts-Gejchent; g. d’amour- 
und Diallag gemengtes kriſtalliniſch-zörniges Ge- (jpr. —damühr), ein Liebes-Geſchenk; Liebespfand; 
ſtein. Gagierung, f. die Beſoldung; Gagiſt, m. ein. 


gabella, ml. und it., oder Gabelle, f. fr. (prov.u. |. VBejolveter, Söldling, der in eines andern Solde 
ipan. gabela, vom angel. gafol, gaful, engl.gavel, | iteht; Gageure, f. 1% (ſpr. gaſchöhr), die Wette. 
mi. gabalum, gabulum, gablum, vom angelf. | Gagliarde, j. Saillarde. 
gifan, got. giban, geben) Ripr. die Abgabe, Auf- | gagne, fr. (fpr. ganjeh; von gagner, gewinnen, 
lage, Steuer; in Frankreich die Salziteuer; aud altfr. gaaigner, prov. gazanhar, f. gadanhar, it. 
die Salgniederlage; gabeila emigratiönis, das guadagnare, v. althuchd. weidanön, jagen, erjagen;, 


Saillard 


weiden), geivonnen; Gagneur, m. (jpr. ganjöhr) 
der Gewinner. 

Gaillard, m. fr. (ſpr. gajdhr; prov. galhart, fpan. 
gallardo, it. gagliardo; vgl. Gala und angelf. ga- 
gol, geagle, üppig, mutwillig) 1. ein Iuftiger Ge- 
jell, Bruder Luſtig; 2. das Kajtell, die Schanze od. 
dererhabene Teileines Schiffes; 3. eine der Kleinsten 
Buchdruckerſchriften; Gaillarde, friod Gagliarde, 
it. £. (jpr. gajdrde) ein kurzweiliges, luſtiges Volks— 
lied im 16. Jahrh.; loſe Dirne; ein ehemaliger 
munterer italienischer Tanz; aucd) Nomanesfe 
genannt, weil er urjrünglich aus Rom ftanımt; 
Sailfardife, f. (ſpr. galjardihſ') Schäferei. 

gajo, it., und gaiment, fr. (fpr. gämcing; prov. u. 
fr. gai, vom althochd. gähi, jähe, raſch, Fräftig) 
Tonk. fröhlich, munter. 

Gain, m. fr. (jpr. gäng), der Gewinn. 

Gaitan, m. türk. Soldatenrod mit Schnüren. 

Gajula, arab. Damenfattel in Marokko. 

Gala, k ſpan.(„Kleiderpracht“, it. gala, Staatskleid, 
altfranz. gale, f. Freudenfeſt; unſichern Urſprungs, 
wahrſch. aus dem Arab., entw. dschala, von halj, 
halät, weibl. Schmud, od. khila, Ehrenkleid, Daher 
auch Galan, galant.e.) die Hoffeierlichkeit, das 
Hoffeſt; Brachtkleidung, Hoftracdht, das Staatskleid; 
en gala, fr. (jpr. ang—) vder in Gala, in feit- 
licher, prächtiger Tracht; Großgala od. Salatag, 
das Prachtfeſt; in Zufammenjegungen wie Gala— 
forjo, Öaladiner, Galaloge, Galaoperze. 
vgl. das Folgewort. 

Galaktakraätie, f. gr. (v. gala, ©. gälaktos, Milch, 
u. Afratie, ſ. d. Heil. dev Milchfluß, übermäßige 
Milchverluit; Galaktit, m. der Milchitein, Milch- 
Jaſpis; Galaftographie, f. Beihreibung der 
Wilchſäfte; Galaktologie, f. die Milchjaftlehre; 
Golaftometer, n. ein Milchmeſſer, Milchprüfer, 
ur Erforſchung des Grades der Verfälſchung der 

ilch; Galaktometrie, f. die Milchmeſſung; Ga— 
Iattopiometer, n. der Milchfettmeſſer; Galakto⸗— 
ſtop, n. der Milchſchauer, Milchmeſſer, wodurd) jo- 
gleich nach dem Melken der Rahmgehalt der Milch 
ie wird; Galaxie, f. die Milchitraße am 
immtel. 

Gaͤlam-Butter, f. (von dem afrifan. Reiche Ga- 
fam in Seneganbien) ein butterartiges ſchmack— 
haftes Pflanzenfett aus den Früchten eines afri— 
faniihen Baumes, auch Bambuf- oder Bam— 
barra-Butter. 

Galaͤn, m. jpan. (vgl. Sala), fr. galänt, ein Lieb- 
haber od. Buhle; galdnt, fr. (it. u. jpan. galante, 
vgl. Gala) gejchmadvoll gekleidet, gepußt, glatt u. 
ſchön; artig, gefällig, fein, ritterlich, bej. gegen das 
weibl. Gejchlecht; verliebt, Liederlih; galanter 
Stil, Tonf. — weltlicher, entg. dem geiftlichen od. 
tichlihen; galante Kranfgeit = ©alanterie- 
tranfheit; Galanthomme, m. fr. (ſpr. galang— 
tönm’), it. galantuomo, ein Ehrenmann, wadrer 
od. Biedermann (bei uns fäljchlich auch im Sinne 
eines galanten oder artigen Weltmanns, was fr. 
un homme galant, it. un uomo galante heißt); 
Re-galantuomo, König-Ehrenmann, Beiname 
des Königs Viktor Emanuel v. Stalien feit 1859; 
Galans, pl. (pr. —langs) od. Galanden, Band- 
jchleifen zum Puß; auch gewundene und über— 
zuderte Bomeranzen- und Zitronenjchalen; Ga— 
lanterie, f. 1. Bug od. Zieraten; daher Galan- 
teriedegen, ein zierliher, bloß zum Schmud 
getragener Degen; Salanterieware, Buß oder 
Schhmudware; Galanterichändler, Putzhänd— 
ler; 2. Artigfeit, feine Lebensart, Höflichkeit; auch 


Galeomachie 203 


ein Geſchenk aus Artigfeit; 3. Liebeshandel, Buh— 
lerei, Tiederlichkeit; daher Salanteriefünden, 
Galanteriefranfheit oder venerische Krank— 
beit; Galantin, m. (jpr. galangtäng) ein Süßling, 
lächerlicher Liebhaber; galantiſieren (fr. galan- 
tiser), den Süßling jpielen; Galantine, f. (ipr. 
—langtihn’) ein Zwiſchengericht von fettemHühner- 
fleiſch; auch mit Hühnerfleiſch gefüllter Kalbskopf; 
Galantismus, m. barbel. Scheinwiſſen. 

Galänder, m. (fr. calandre, ml. calandrus, von 
dem l.caliendrum, Haube)dieHaubenlerche, Heide- 
lerche, auc) der braune Kornwurm; der Spectfäfer. 

Salanga, f.= Galgant, j. d. 

Galans, galant, Salanterie2ec., ſ. unt. Galan. 

GSalatea, f. gr. Fabell. eine Nereide, welche dei 
Schäfer Acis liebte, den Kyklopen Bolyphen: 
aber verſchmähte; Sternf. ein Aſteroid, 1862 von 
Tempel entdeckt. 

Salatine, £.=Helatine, ſ.d. 

Galaxie, |. unter Galaftafratie. 

Galban od. Galbänum, n. (l.galbänum, gr. chal- 
bang, hebr. chelb’näh, viell. v. chaläb, —* ſein, 
oder von chelbön, Aleppo, und dies von chéleb, 
Vettigkeit, Fruchtbarkeit) Mutterharz, ein gegen 
Mutterbeſchwerden heilfames Gummi von dem 
Balbantraut, Mutterharzgalban, einem 
Doldengewächs in Afrika und Berjien, 2. Moſ.30, 34. 

Saldagummi, n. ein wohlriechendes ind. Harz. 

Galeänkon, m. gr. (von galee, Wiejel, Kate, und 
ankon, der Arm) Heilf. der Kaben od. Wieſelarm, 
eine Mikbildung des Arms; Galeanthropie, f. 
die Katenjucht, ver Wahn eines Menjchen, in eine 
Rabe verwandelt zu fein, 

Galenjie, j. unter Öaleere. 

Galcere, f. (vom fr. galère, ſpan. und it. galera; 
ehemals auch Galee; it. und altjpan. galea, prov. 
galea, gale, galeya,altfr. galie,ml.galea, galeida; 
vgl. arab. chalijah, Bienenkorb u. großes Schiff) 
ein Ruderſchiff mit niedrigem Borde u. 2 Majten; 
Galeeren-Sklave, ein Ruderſklave; G.-Sträf- 
ling, ein zum Rudern auf den Galeeren verur— 
teilter Verbrecher; Galeerenofen, Röhrenofen; 
Galeqaͤſſe, f. (fr. galeasse, galeace, it. galeazza) 
eine große Galeere, ein dreimaſtiges Ruderſchiff; 
Galeide, f. eine Kleine Galeere; Galéone oder 
Saltöne, f. ſpan. (galeon, m., it. galeone, fr. ga- 
lion, mi. galeo, galio) ein ſpaniſches Silberſchiff, 

roßes Kauffahrtei- und Kriegsichiff, bei. um das 

ilber 2c. aus Amerika zu holen; Galionäéellen, 
pl. Schiff oder Kahntierchen, eine Art Infuſions— 
tiere; Galeöt, Galidt, m. (jpan. galeote, fr. ga- 
liot, it. galeotto) ein Ruderer auf einer Galeere; 
Galcste oder Galidte, f. (jpan. galeota, it. ga- 
leotta, fr. galiote) ein J—— Fahrzeug, 
kleines od. Halbruderſchiff, ſ.auch Bombardier— 
Galiote. 

Galenica, k. in der Logik die 4. Schlußform; Gas 
lenica, n., pl.(d. h.remedia, Heilmittel) Galeniſche 
Arzneien, einfach (nicht auf chemiſchem Wege) be— 
reitete Heilmittel; Galeniſt, m. Heilk. Anhänger 
des Galenus, eines berühmten altgriech. Arztes; 
auch eine Partei der niederländ. Taufgelinnten, 
bieg nad) ihrem Lehrer Galenus Abrahams— 
ſohnde Haen: Öaleniften; Galenismus, m.die 
Grundfäße u. das Heilverfahren des altgriechijchen 
Arztes Galen. p’ 

Gaͤlenok, ruſſ. (vom engl. gallon gebildet) ein ruſſ. 
Weinmaß —!/; Wedro oder Eimer = 1,537 1. 

Galeomadie, f. gr. (von galée, Katze) der Katzen— 
trieg; Galeomhomachie, f. der Katzen— u. Mäuſe— 


294 Saleone 


frieg, ein der Batrachomyomachie (j. d.) nachgebil- 
detes griechijches Scherz-Heldengedicht des Theod. 
Vrodromus, 

Galeone, Galeote, j. unter Galeere. 

Galéra, f. ſpan. eig. eine Galeere (ſ. d.); auch eine 
Art mit Leinwand bedeckter, vorn offener Reife- 
wagen in Spanien. 

Galerie, f. (mi. galeria, it. galleria, fr. galerie, be— 
derkter Gang, ml. galeria, zierliches Gebäude, ein— 
geichlojjener Ort, Hof, uripr. Feſthalle, altfr. Freu— 
denfejt, von gale, Prunf, Pracht; vol. Gala) ein 
Wandelgang,Öeländergang; eine Säulenhalle; Bil- 
derjaal, Gemäldeſammlung; in Feitungen: lange, 
ſchmale Gänge zu den Außenwerken, Minengänge; 
in Bergwerfen: ein Stollen; Schiffipr. der Austritt 
od. Ausbau am Hinterteil des Schiffs; in Schau- 
fpielhäufern: die Bläße iiber den Logen; galerie 
nobls (jpr. nob'l), die Logen des erſten Ranges. 

Galerie, f. fr. (prov. galerna, ſpan. galerno, kelt. 
Urſprungs, dv. armor. gwalern, gwalarn, gwalorn; 
vol. ir. gal, ein Winditoß) ein kalter Nordweſtwind 
im nordweitlicden Frankreich. 

Saleropie, f. gr. (von galerös, heiter, und öptein, 
jehen) Heilk. das krankhafte Heiterſehen. 

&nfets, pPl.fr. (ſpr. galeh; vgl. galet, ein Strand— 
ſtein, Uferkieſel) Gläsperlen oder Korallen. 

Galétte, fr., od. Galettta, it. f. (prov.galeta, ſpan. 
galleta) eig. ein Fladen, Brotkuchen, Schrot-Zwie— 
back (ruſſ. Militärgebäck); ſchlechte Flockſeide, un— 
geſponnene Ausſchußſeide. 

Galgänt, m. (im ſpäteren Griech. u. Lat. galänga, 
v. arab. chälandschän, perj. chulandschän, chä- 
valindschän, vom arab. chalandsch, perj. chu- 
landsch, ein Baum, woraus Gefäße gemacht wer— 
den), eine oftind. Tflanze und deren gewitrzhafte, 
als Berdauungsmittei heilfame Wurzel; daraus 
Galgantöl, ein ätherifches DL, 

Salimsfree, f. fr. gehadtes Fleiſch mit Bfefferbrühe, 
eine Art Frikaſſee; verworrene Rede. } 
Salimathias, fr., oder Gallimatthias, m. (frz. 
der galimatias, ein Wort des gemeinen Lebens von 
dunklem Urſprunge, das ein verworrenes Gerede 
bezeichnet) Wortverfehrung, unverfländliches, ver- 

wirrtes Geſchwätz. 

Salion, Galion, n. (mit Galeone verivandt, j. d.) 
Schiffsſchnabel; Schiffsichnabelihmud. 

Saliondſchi-Aga, m. türk. der Matroſen-Aufſeher 
od. Befehlshaber. 

Balione, Galionellen, Galiote, ſ. Galeone ꝛc. 

unter Galeere. 

en m. fr. weißes Harz od. Pech der Strand- 
tiefer. 

Salitzenftein, m. weißer Vitriol oder Zinkvitriol, 
ichwefeljaureg Zinf. 

Salivasen, pl. oſtindiſche Laftichiffe. 

Saljon, j. Salion. 

Saljot, f., ſ. Saleote unter Galeere. 

Salla, ſ. Gala; Galfate, j. unter Gallusjäure. 

Bdllas, pl. (v. galla, Angreifer) ein weitverbreitetes 
Negervolk in Afrika. 

Ballego, ın. jpan. (ſpr. galjego) ein Galizier; da— 
her: der von Galizien her wehende Nordweſtwind, 
marmer Abendwind. 

Baͤllerte, f. 00. Gaͤllert, n. (nıhd. galreide, galrat, 
galred, bei Zuther: Galrede, f., ınl. galatina, it. 
gelatina, gielatina, v. I. gelätus, gefroren, geron- 
nen, it. gelato, gielato; vgl. Gelatine) zu einer 
ſchleimichten Maſſe eingedidter Saft von Pflanzen- 


oder tierischen Stoffen, geronnener, durchjichtiger 
Zaft; Gallertgewebe, gallertartige, aus Zellen, | 


Sallon 


Faſern uſw. zuſammengeſetzte Teile der Körperor- 
gane; &allertlärper, ein Beitandteil der Nah— 
rungsimittel, der ji namentlid in Früchten, be— 
ſonders im Safte des Obftes ‚auch der Rüben u.a. 
findet (= Pektinkörper); Gallertfrebs, eine 
unheilbare Krankheit, bei der ſich ſchleimige Krebs— 
zellen am Magen, Maſtdarm uf. bilden. 
Galliämbus, m. gr. (vgl. Jambus), pl. Galliam⸗ 
ben oder galliambiſche Verſe od. Rieder, welche 
die Galli, Prieſter der Cybele, bei ihren Opfern 
Jangen. 
Gallicinium, n. l. (v. gallus, der Hahn, u. canere, 
jingen) der Hahnenichrei, die Morgendämmterung. 
Gallien, n. (l. Gallia, f.) Frankreich; Gallier (lat. 
Gallus, pl. Galli; fr. Gaulois), eig. Name der älte- 
iten (feltiichen) Betvohner Frankreichs; dann überh. 
Stanzojen, Alt und Neufranken; gelifanii, 
franzöſiſch, nur von der katholiſchen Kirche Frank⸗ 
reichs gebräuchlich: die gallikaniſche Kirche; 
außerdem: galliſch; galliens morbus, m. die 
Franzoſenkränkheit, Qujtfeuche;gallienmfretum, 
n. (j.fretum), die Meerenge von Calais; gallieus 
sinus, m. der Meerbufen von Marjeille; Galli—⸗ 
zismus oder Gallizism, m. eine franzöfilche 
Spradeigenheit; Galliziſten, pl. Anhänger der 
franzöfifchen Literatur in Spanien im Gegenfage 
zu den Gongoriften; Galliksmanie oder Gal- 
lomanãe, £. I.-gr. die Franzoſenſucht od. Franzö— 
ſelei, übertriebene Liebe fir alles, was franzöſiſch 
iſt; Gallomaͤn, m. ein übertreibender Bewun— 
derer alles Franzöſiſchen; gallo-hatäbiſch, fran⸗ 
zöſiſch-niederländiſch; Gallophil, m. lat.-gr. ein 
Franzoſenfreund; als Beiwort: franzoſeufreund⸗ 
ih; Gallophõb, m. .-gr. ein Franzoſenfürchter, 
der die Macht Frankreich übertrieben fürchtet; 
Gallophobie, f. lat.-gr. übertriebene Furcht vor 
Frankreich. 
BGallimatthias, Galimatias. 
Gallina, f. I. die Henne, das Huhn. 
Gallinazeen, pl. |. (galiinaceae, von gallinaceus, 
bitgnevartig) bühnerartige Vögel. n 
Sallten, n. (vgl. Önleere) der Schiffsſchnabel, Vor— 
derteil des Schiffs— Galion, ſ. d. Gallione, f. 
— Balione od. Galeone, ſ. d.; daher Gallie= 
niften, pl. in Spanien Kaufleute, welche zur Be— 
treibung ihres Handels in Galeonen reifen. 
Gallionismus, w. Gleichgültigfeit gegen Religions» 
verichiedenheiten (mach dem römijchen Prokonſut 
Gallio, der den Apoſtel Paulus gegen die Juden 
in Schutz nahm, ſo genannt, weil man aus Apo— 
ſtelgeſch 18, 12 ff. irrig ſchließt, daß ihm Heiden— 
tum und Judentum gleichgültig geweſen fei) = 
Sndifferentismus; Gallioniſt, a. ein Reli— 
gionsgleichgültiger. | #4 
gallieren, beſchnuͤren (it der Weberei); mit einem 
Abjud aus Galläpfeln beizen; Gallierung, f. die 
Schnürung (beim Webſtuhl); das Beizen mit Gall» 
üpfeltinktur. 3 | 
galliſieren (nad) der Erfindung des Dr. Ludw. Gal⸗ 
in Trier), geringe Sorten von Moft oder Wein 
durch Hinzufegung von Zuder u. Waſſer verbeſſern 
und den Säuregehalt auf 5 bis 7 Prozent vermin- 
dern, mojtzudern. hr 
Gallitypie, f. ein von Galli in Mailand erfundenes 
Verfahren, für den Buchdruck auf mit Kreide und 
Kleiſter überzogene Holzplatten zu gravieren. 
Galloman, Gallomanie, |. unter Gallien. 
Gallen, m. engl. (jpr. gälldun; von altfr. galon, 
jalon, mi. galo, galona), od. gewöhnl.: die Gal— 
(one, ein engliſches Hoh'maß für teodene und 


Gallophil 


flüſſige Gegenſtände — 4,5486 | (vgl. Quart, Quarter 
und Tun). 

Gallophil, Gallophob ꝛc., ſ. unter Gallien. 

Gallowankeſſel, engl.(ipr. gälloue—) von Galloway 
in Mancheſter konſtruierte Dampfkeſſel, bei denen 
das Flammenrohr durch dasſelbe kreuzende koniſche 
Röhren (Gallowayröhren ) verſteift u. die vom 
Feuer berührte Fläche vergrößert iſt. 

Gallus-Säure, f. nl. (v. I. galla, Gallapfel) eine 
in den Öalläpfeln enthaltene Säure. 

Salläte, pl. gallusfaure Salze. 

Galmaces, pl. den Londres und Demilondres 
ähnliche Tücher. 

Galmei, m. (aus dem gr. kadmeia, kadınia, [.cad- 
mia, ml. calia, calania, calamina, fr. calamine, 
ipan, calamina) ein zur Meſſingbereitung benußtes 
Erz, aus tohlenfaurem oder fiejelfaurem Zinkoxyd 
und Waffer beitehend, im ersteren Falle auch Zint- 
ſpat, im leßteren Kieſelzinkerz genannt. 

Salon, m. (pr. —long), Galoͤne, f. (fr. galon, m., 
it. galone, v. gala, j. d.) eine Gold- oder Silber— 
borte, Trefje; ein farbiger Streifen an der äußeren 
Hoſennaht; galonieren (fr. galonner, it. galon- 
nare), mit Treſſen bejeßen, verbrämen. 

Galophp, m. (fr. galop, it. galoppo; urſpr. deutſch d. 
laufen; got. gahlaupan, niederdtſch. lopen) der 
Sprunglauf, Schnellauf, Schnelfritt; galoppieren 
(fr. galoper, ital. galoppare, prov. galaupar) im 
Sprunge laufen oder reiten, jprengen, jagen; 

alvppierendeShwindjucht, Lungenſchwind— 
ucht mit entzimdlichen Qungenleiden; Galop— 
pade, f. ein ſehr raſcher Tanz im ?/4-Takt, Rut⸗ 
ſcher; Galopin, m. (jpr. —päng) 1. ein Lauf—-, 
Küchen», Boltjunge; au = Ordonnanz Offizier 
bei einem General; 2. im pl. (Öalopins) die bei- 
den Außenpferde einer Troifa (f.d.); 5. ein altes 
franzöfiihes Ma — 1, Setier, ſ. d. 

Saloſche, f. fr. (it. galoscia, ſpan. galocha, mlat. 
galochia), urfpr. Holzſchuhe; gew. Überſchuhe. 

Balvanismus od. Galbanism, m. ſſpr. vä = w) 

die vom Profeſſor Galvani1791 zu Bologna ent— 
deckte (von ihm „tieriiche Elektrizität” genannte) 
Berührungs-Eleftrizität, die fich durch bloße Be- 
rührung ungleichartiger Subftanzen (3. B. Platten 
von Zink u. Kupfer, oder von Metallen mit Säuren) 
erzeugt; galvanisch, den Galvanismus betreffend 
od. Durch denjelben dargeftellt; galbaniſcher An— 
ftrich, bei Eifen zum Schuge gegen das Roſten 
angewendet, aus einem mit gepulvertem Zink an- 
den Leinölfirnis beftehend; galvaniſche 
atterie od. Voltaſche Säule, eine von Brofejjor 
Bolta zuerft eingerichtete Schichtenſäule, in welcher 
fich die verschiedenen Metalle und Flüſſigkeiten in 
zegelmäßiger Aufeinanderfolge wiederholen, 109- 
durd man einen ftarfen galvanifhen Strom 
erhält; galvanijches Licht, das fehr intenfive 
Licht, welches durch den Strom einer Fräftigen 
Voltaſchen Säule gegen zivei einander genäherte 
Kohlenſpitzen entſteht; galvaniſieren, Metallreiz— 
mittel anwenden, d.h. den elektriſchen Strom einer 
galvanifchen Batterie als Heilmittel benugen; auch 
mittels de3 glühenden Drahts ihn als Abmittel 
anwenden; od. auc zum Verzinten des vorher in 
eine Salmiaflöfung eingetauchten und wieder ge- 
trockneten Eiſens dur ein über den Schmelzpunft 
erhigtes Zinkbad; Galvano, m. ein Kupfergegen- 
Hand, deraufgalvanoplaitiihemWegehergeftelltift, 
namentlich ein ſolches Klifchee; Galvanschramie, 
f. galvanifche Färbung der Metalle; Galvang- 
Faradiſation, f. gleichzeitige Erregung eines 


— — — — — — — — — — — — — — — — —— — — — — — — — ———— nr —— — nn nn —— 


Gambade 295 
Muskels oder Nerven durch einen Gleich-⸗ und In— 
duktionsſtrom; Galbanoglyphie, f. eine von 
Ommeganck in Brüſſel erfundene, 1856 zuerſt an— 
gewendete Methode, um durch chem. Mittel mit 
a von Galvanismus auf einer. Metallplatte 
Zeichnungen oder Kupferftiche en relief hervorzu— 
bringen; Galvanographie, f. die von Franz 
v. Kobell in München erfundene Methode, eine auf 
eine Silberplatte aufgetragene Malerei in die 
Kupfervitriolauflöſung u. unter galvaniſche Strö— 
mung zu bringen, wodurd) ſich daS Kupfer auf die 
Silberplatteundüberder Malereiniederichlägt und 
allmählich eine Kupferplatte bildet, in der dieſe 
Malerei vertieft enthalten und zum Kupferabdrud 
geeignet iſt; galpvanograbphiſch, auf dieſem Wege 
entftanden (Bilder); galvanographiſieren, durch 
Salvanismus Bilder herſtellen; Galvanokauſtit, 
f. die Anwendung des galvanischen Stroms mittels 
de3 glühenden Drahts als Atzmittel für radierte 
Kupferplatten 2c.; galvanokauſtiſch, mittels des 
Stühdrahtes; Galßsanomagnetismus, m. ſ. v. w. 
Elektromagnetismus; Galpanometer,n.ein 
Werkzeug, die Stärke eines galvaniſchen Stroms 
zu meſſen, Strommeſſer; Galvanoſtkop, m. Appa— 
rat, um das Vorhandenſein eines galvaniſchen 
Stromes nachzuweiſen, deſſen Richtung, Stärke 
uſw. zu prüfen, Fehlerſtellen in Leitungen nach— 
zuweiſen, Stromanzeiger, Stromprüfer; Galbans— 
metallurgie, f. ein von Becquerel vorgeſchla— 
genes Verfahren, um auf galvaniſchem Wege Me— 
talle im großen auszubringen; Galbansplaſtik, f.- 
Erzbildnerei auf galvaniſchem Wege, nach dem von 
Safobiin Petersburg 1838erfundenen Verfahren 
durch Zerlegung von Kupfervitriol-Auflöfung mit- 
tel3 einer galvaniihen Strömung; Galvans— 
punktũr, k. Anwendung des Galvanismug in Ver- 
bindung mit der Akupunktur (G. d.); Galvans— 
ftegie, f. Die Anwendung des galvaniſchen Stroms 
zun Niederſchlag der Metalle auf einen Körper, 
auf welchem derſelbe bleibt, wie 3.8. bei Vergol- 
dungen; Galvansiherante, f. die Lehre von der 
Heilung durch galvanijche Ströme; Galvano— 
trobismus, m. das Neigen von Wafjerpflanzen 
nad) dem eleftrifchen Strome hin; — 
oder Galvanotypre, f. Galvanoplaſtik ohne Be— 
nutzung einer Zorn. 

Gen, m. ein perſ. Längenmaß — 3 Schritte. 

—— m. hebr. männl. Name: Gottes Ver— 
gelter. 

Gamander, m. (nıhochd. gämandre, fr. german- 
dree, it. calamandrea, fpan. cameärio, v. l. cha- 
maedrys, gr. chamaidrys, d. i. eig. Erdeiche) ein 
Pflanzengeſchlecht, zu welchem das Schlagkraut, 
das Katzenkraut ꝛc. gehören. 


Gamaſche, f. (fr. gamache, Beinbekleidung, prov. 


garamacha, aus jpan. guadamarci, d. i. Leder von 
Gadames, einer Stadt in Tripolis) Knöpf- oder 
Überſtrümpfe, Knöpfſtiefeln ohne Sohlen; Ga— 
maſchendienſt, m. Soldatendienſt in Friedens— 
zeiten, beſ. ſofern dabei mit kleinlicher Strenge auf 
Außerlichkeiten gehalten wird. 


Sambdde, f. fr. (it. gamba = fr. jambe, Bein, alt» 


jpan. camba) ein Luftſprung, Bodsjprung; ſchnel— 
ler Entichluß; eine Ausflucht; gambadieren (fr. 
gambader), Luftſprünge machen, Narrenspoſſen 
treiben; Gambe, f. it. (viöla di,gamba) die Knie— 
geige, mit den Knieen gehaltene Baßgeige; audy 
ein janft und lieblich ElingelnderOrgelzug; Gam— 
hette, F. ein dem Kiebig ähnlicher (langbeiniger) 
Vogel; Gambit, n. fr. (wahrjd. von it. dare il 


296 Gambrinus 


gambetto, d. t. einem ein Bein jtellen, hinterliftig 
verfahren) ein verfänglicher Zug im Schachſpiel 
mittel® eines vor dem Läufer ftehenden Bauern 
(®ambitbauern). 

Gambrinus, m. ein der Sagenzeit angehöriger nie- 
derländiicher König (eigentl.: Jan primus, d.i. Jo— 
hann L), dem die Erfindung des Bieres zugefchrie- 
ben wird. 

Gambuſino, m., pl. — 08, goldfuchende Abenteurer 
in Mexiko, 

game, n. engl. (ipr. gem), Spiel, eine Partie (beim 
Tennisipiel). 

Gamelisn, m. gr. (v. gamein, heiraten) der 7. Mo— 
nat des alten attischen Jahres vom 10. Januar bis 
6. Februar, in welchem die meisten Ehen gefchlofjen 
wurden. 

Gamin, m. fr. (fpr. gamäng) Laufbube, Küchen— 
junge, Straßenjunge. 

Gamma, n.gr. Name des Buchltabens & (T,y); Be- 
nennung des alten Guidoniſchen Tonſyſtems, weil 
e3 mit © anfing; daher Gamme, f. fr. Tonf. die 
Zonleiter, [.Stala; Gammadion, n.gr. ein Zeug 
mit Figuren, welche 4 &amma od. ein Kreuz dar- 
ſtellen; auch das Gewand griechiſcher Biſchöfe. 

Gammarolith, m. (gr. kämmaros, I. cammarus, 
gammarus, ml.gambarus, jpan.gambaro, it.gam- 
bero, Kreb8) der Krebsſtein; Gammarslogie, £. 
Krebsfunde, Lehre von den Krebſen und überh, 
Kruſtentieren. 

Gamme, ſ. Gamma. 

Gamologie, f. gr. (von gämos, Ehe) die Ehelehre; 
Samonomie, £. Ehegejeßlehre; Kenntnis der Hei- 
rats- oder Hochzeitsgebräuce. 

Ganaſche, f. (fr. ganache, it. ganascia; auf gr. 
gnäthos, Rinnbaden, zuriicgehend) oder Ga— 
nafje, f. der Unterfinnbaden eines Pferdes; auch 
ein Dummkopf; Ganachie, f.ı. Ganachismus, 
in. Dummheit. 

Bandecken, pl. Seitenmoränen der Gletſcher, Stein— 

— dämme an den Seiten der Gletſcher. 

Gandſur, n. das Religionsbuch der Buddhiſten 
(vgl. Buddha 2c.). 

Ganesnen, pl. |. (ganeönes dv. sing. ganeo) Schtvel- 
ger, Schlemmer, Brafjer. 

&üänerbe, m. fein Fremdwort, jondern mhochd. 
(althochd. ganerpo, d. i. Ge-an-erbe, Mitanerbe, 
an den mit andern die Erbjchaft fällt, zuſgeſ. aus 
g2-, ge- [d.i. mit], ana, an, und Erbe) der Mit- 
erbe einer Gemeinbefigung mit dem Rechte des 
Eintritts in die Verlaſſenſchaft ausſterbender 
Mitglieder, der erbliche Mitbefiter; im Mittel- 
alter Grundbeſitzer, die fid) zur gemeinjchaft- 
fihen Verteidigung ihrer Güter vereinigten; 
Gänerbſchaft, die Verbindung der Ganerben; 
Ganerbgericht, ein gemeinjchaftliches Gericht. 

ganfen, jüd.-dtid). (v. hebr. gänäabh) ftehlen; Gan— 
fer, Ganef, m. der Dieb; Ganfe, f. die Diebin. 

Ganglion,n.gr.,pl. Ganglien, Nervenknoten, Ner- 
venverbindung od. «Beriwebung; Saugaderdrüſen; 
auch ein UÜberbein, fnoxpelichter Auswuchs; das 
Ganglienfyitem, die Gefamtheit der Nerven, 
welche ihre Bereinigungspunkte in den Nervenge- 
flechten des Unterleibs Haben; Gangliitts, oder 
Ganglionitis, f. Nervenfnoten-Entzündung. 

Gangräne, f. gi. (gangraina) Heilf. der Brand, 
Gliedbrand; Gaͤngräneſzenz, f. nl. der Übergang 
in den Brand; gangräneizteren oder gangrä— 
tieren, brandig werden; gangranss, brandig. 

ganieren, |. gano. 


Sarant 


Sanifter, m. engl. (pr. g’nifte) ein in England vor- 
fommenves, aus faſt reiner Kieſelſäure beitehendes, 
höchſt feuerfeſtes Geftein aus der Steinfohlenfor- 
mation, das zur Auskleidung der Befjemerbirnen, 
Puddelüfen ꝛc. benutzt wird. | 
Ganivet, n. fr. (ſpr. —wéh; prov. canivet, Verkl. 
vom fr. canif, Federmeſſer, vom isl. knifr, angelſ. 
cnif, niederd. knif, neuhochd. Kneif, Kneip) das 
Schnittmefjerchen der Wundärzte. 
Ganj, ind. (fpr. gändſch), der Markt- oder Stapel- 
la wi 


platz. 

Ganjawas, pl. Heine türkiſche Fahrzeuge. 

gano, fr. (urſgr. wohl das ſpan. gano, ich gewinne, 
ganar, gewinnen; vgl. gagne) im lHombreſpiel; 
laßt mir den Stich [gehen]; ganieren, den Stid; 
gehen laſſen. 

Ganoiden, pl. eine Ordnung der Fiſche: Schmelz— 
oder Glanzſchupper. i 

| Ganse, f. fr. (jpr. gang), die Rundſchnur, Schlinge 

| einer Schnur. 

Sant, f. (fr. encant, encan, m. Verfieigerung, it. 
incanto; eine Ableitung von |. in quantum?, für 
wie viel? wie hoch?) od. VBergantung, f. Die ge- 
richtliche VBerfteigerung wegen UÜberſchuldung — 
Auktion; ganten, öffentlich verſteigern; Gant— 
haus, ein Verſteigerungshaus; Gautmann, m. 
der in Konkurs Berfallene, der Kontursichuloner; 
Gantmaſſe, ſ. v. w. Konkursmaſſe; Gaut— 
meiſter, der Verſteigerer; Gantpfleger, = cura- 
tor bonorum; Gantprozeß —Kontursprozeß; 
Gantregiſter, das Verzeichnis der zu verſteigern— 
den Sachen; Gantftreiter, |. Kontradiitor. 

Santang, m. ein indiſches Reismaß oder Reisge— 
gewicht von ſehr verjchied. Werte, z. B. in Mankaſ— 
ſar — 5,66 kg (bei den Eingebornen nur 27, diejer 
Größe), auf Java ein Gew. v. 12%, alten holländ. 
Troygfinden—6,152 kg; Santa, aufden Philip- 
piven ein Hohlmaß —=35—-4l. _ f 

Santelet, ın., pl. Gantelets, fr. (ſpr. gangt’led; v. 
gant, Handihuh, it. guanto, ml. wantus, ſchwed. 
u. dän. vante) Banzerhandichuhe, Blechhandſchuhe; 
Heilf. eine wundärztliche Handbinde; Ganterie, f- 
(ſpr. gangt’rih) Handſchuhwaren; Handſchuhladen; 
Handſchuhmacherhandwerk. 

Sanymedes od. Ganymed, m. gr. Fabell. ein ſehr 
ſchöner Jüngling, durch geus in Geſtalt eines Ad» 
lers entführt, und deſſen Liebling und Mundſchenk. 

Ganze, mm. eine ältere Scheidemuͤnze in Pegu, bon 
Zinn und Kupfer, = 17 Bf. Mt 

Ganzinvalide, m. ein durch Verlegung im Dienjte 
volliommen für den Militärdienft untauglich Ge— 
wordener, der von Staate eine Verforgung erhält. 

Ganzo, m. u. Ganze, f. it. der, die Buhle, Liebite. 

Garanceng, n. jr. (jpr. garangköh; von garance, 
Krapp, Zärberröte, ml.garantia, ſpan. granza) der 
aus den ſchon einmal zum Färben gebrauchten 
Krapp ausgezogene und von neuem verwendbare 
Färbeftoff; Garanein, n. Krappfohle, ein aus Der 
Krappwurzel gezogenes Präparat, welches Den 
Färbeſtoff in reinerer Form enthält. 

Garant, ın. fr. (jpr. gardng; urſpr. guarant, prod. 
guaran, guiren, it. guarento, ml. warens, bon 
althochd. werento, m., ver Gewährleiſtende, alt- 
frief. werand, warend, von althochd. weren, ge— 
währen, Gewähr leiften, verbürgen) der Bürge, 
Sewährsmann; auch Bindniswahrer; Garant 
tie, f. die Gewähr, Bürgichaft, Gutſagung; Er⸗ 
fatz; Garantie-Betrag, Poſtd. Gewährbetrag, 
Grjagbetrag; Haftgeld; Garantie-Fonds, m- 
Erſaßtitel, Bürgſchaäftsſumme; Garantieſchein, 





—— — — — —— — — — — — — — — —— — —— — — — — — — —— 


Garas 


Bürgſchaftsſchein, Sicherheitsſchein, G.-Weſen, 
Erſatzweſen; Garantiezeit, Haftzeit; garantie— 
ren (fr. garantir), bürgen, ſich verbürgen, gewähr— 
leiſten, für etwas haften. 

Garaͤs, Garraͤs, m. (ſpr. goörroſch, aus dem deut— 
ſchen Groſchen entft.), ungar. für Groſchen; in 
Dftindien ftarfes Baumtmollenzeug. | 

Sarbarda, f. = Gabaral, ſ. d. 

Garbelage, f., r. n. fr. (pr. —lähſch') in Frank— 
reich eine Abgabe von Waren, bej. von jolchen, die 
nad) der Levante gehen. 

gärbelieren (vgl. gerbulieren), Bergwerkſpr. die 
Eijenjteine Hein Schlagen und dadurd) zum Schmel- 
zen vorbeiten. > 

Garbo, ın. it. und fpan. (vom althochd. garawi, 
garwi, Schmuck, von garawen, gerbei, bereiten, 
ſchmücken) Artigkeit, Anftand; con garbo, it. Tonk. 
mit Anstand. 

Garce, f. fr. (ſpr. garß'; nıl. garcia, urjpr. Mäd- 
chen, Dienftmädchen) eine liederfiche Dirne, Metze; 
Garcçon, m. (jpr. garßöng; mi. garcio, Burjche) 
ein Junggeſell, Buriche, Tediger Mann; auch Kell- 
ner; gargon de boutique, der Kadendiener; en 
gargon (jpr. ang — leben, unverheiratet leben; 
Garconniere, k. (pr. garhonnjähr') ein junges 
liederlies Mädchen; garconmieren, Knaben— 

Garch, ſ. unter Garnez. ſſchänderei treiben. 

Sarde, k. fr. (it. und ſpan. guardia, vom althochd. 
warta, Warte, Wache) dieWache, Shußwace; insbe). 
Leibwache eines Negenten; in weiterer Bed. aud- 
geſuchte Mannichaft von allen Waffengattungen 
als eigene Heeres-Abteilung; garde A cheval(jpr. 
— ch’ wall), Reitervache;g.avaneee,(jpr.—atang- 
56h), die Vorwache, der Vorpoften; g. du corps 
(ipr. — dü fohr) die Leibwache, gew. zu Pferde; 
p. des sceaux de France, m. fr. (pr. gard deh— 
Hoh d'frangß) Großſiegelbewahrer von Franfreich; 
Sardian, j. Öuardian; Gardiſt, m. ein Leib- 
wächter, Wächter; gardieren (fr. garder, prov. 
guardar, von althochd. warten, acht haben) be- 
wachen, beſchützen; gardez (ſpr. —deh), bewahret! 
nehmet in act, 4. B. la reine, die Königin! im 
Schachſpiel; Gardebonnet, n. (Ipr. —bonneh) ein 
entenzug; Gardeboutique, f. (ſpr. —butif) 
ein Ladenhüter, verlegene Ware; Gardechaſſe, m. 
(ipr. —ſchäſſ') ein Hegereiter; Gardecöte, m. ein 
Küſtenwächter; Gardefen,n.(ipr.—föh) einFeuer— 
gitter, Kamingitter; Gardefou, m. (pr. —fuh), 
Geländer, Seitenlehne an Brücken, Gräben ꝛc; 
Gardemagaiin, m. (ipr. ſäng) ein Niederlags— 
perwalter; Gardemaläde, m. der Kranfenmwärter; 
Gardemande, m.(ipr. —mangich) ein Überärmel; 
Gardemanger, m. (jpr. — mangſcheéh) Speije- 
ſchrank, Speifefammer; Gardemeuble, n. (ip. 
möb’L) die Gerätfammer; Gardendppe, m. eig. 
ein Zijhtuchbewahrer: Strohteller auf Tiſch— 
tüchern; Schüſſelring; Garderoͤbe, f. die Kleider- 
kammer, der Kleiderſchrank; Kleidervorrat, ſämt— 
liche Kleider; an Höfen das Bedientenzimmer und 
die Dienerſchaft; das Ankleidezimmer auf Schau— 
bühnen; Kleidergblage, das Zimmer zum Ab— 
legen der Hüte, Überkleider 2c. bei Geſellſchaften 
u. dgl.; Garderobier, m. (fpr. —bjeh) Kleider- 
wart, Aufjeher über den Kleidervorrat bei Schau— 
bühnen 2c.; Sarderobiere, f. (pr. —bjähr) eine 
Kleideraufſeherin; Gardepüe,m. (pr. —wiih’) ein 
Lichtſchirm, Augenſchirm. 

garden-party, f. engl., pl. garden-parties (ſpr. 
garonparti), Sartengejellichaft, Gartenfeft. 

Gardine, f. (ml. u. it. cortina, fr. courtine, enal. 


garnieren 297 


curtain, v. l.cortina, Rundung)der Vorhang, Fen— 
ftervorhang, Bett-Umhang; Gardinen-Predigt, 
eine heimliche Strafrede der Ehefrau an ihren 
Manı; gardiniert, mit Borhängen verjehen. 

Gardiſt, ſ. unter Garde. 

gare! fr. (jpr. gahr’; von garer, prov. garar, acht 
haben, behüten, v.althochd. warön, in acht nehmen) 
vorgejehen! aufgejchaut! 

Sargalisınus, m. gr. (v. gargalizein, kitzeln) Heilk. 
das Kitzeln, be. naturwidriges. 

gargartiteren, gr. (gargarizein) gurgeln; Garga— 
risme, n. das Gurgelwafler; Gargarisuns, ın. 
od. Sargarifation, f. Heilk. das Gurgeln. 

Gargoͤte, k. fr. (von altfr. gargoter, fieden, kochen, 
braufen) die Garfüche, das Speijehaus; aud) ein 
Ihlechtes Wirtshaus; gargotieren (fr. gargoter), 
in der Garküche oder im Speijehaufe eſſen; Gar— 
antage, f., x. n. (ſpr. —tcahſch) die Sudellocherei; 
Sargotier, m. (jpr. —tjeb) ein Sudelkoch; Gar 
gotiere, f. (ſpr. —tjähr) eine Sudelköchin. 

®arannille, £. fr. (fpr. gargüj'; von gargouiller, 
plätſchern) der Wafjerjpeier bei Springbrunnen, die 
Schnauze einer Dachrinne; Gargenilfade, f. (pr. 
gargujcid') ein geſchnörkelter Tanzichritt; Gar— 
gouillette, f. fr. (ſpr. —jett) Waſſerkrug, Wafjer- 
flaſche mit langem, engem Halſe. 

Gargoufſe, k. fr. (pr. — guͤſſ') Krk. die Stückpatrone, 

der Stückeinſatz. 

Sargurans od. Gurgurans, pl.ſchwere oſtind. u. 
chinefiiche Seidenzeuge (vgl. Gingiras). 

Gari, m. Rechnungsmünze in Delhi = 4000 Ru— 


ten. Js D: 

Garlicke od. Garlix, enal. Görlitzer Leinwand. 

garment, f. enal. (fpr. garm’nt), Kleidung. 

Garmond od. Garamond, n. eine Gattung deut» 
ſcher Buchdruderfchriften (nad) dem Schriftgieker 
Claude daramond, geit. in Paris 1561). 

Garnächa, £. ſpan. pl. Garnachos (fpr. ch wie tſch) 
ein roter, ſüßer und Schwerer ſpaniſcher Wein. 

Sarnäle, Sce-Barnäle, auch Garnele od. Gar 
nat, Granãte, f. (bull. garneel, garnaat; val. fr. 
carneler, ferben, fiir creneler, v. l. crena, Ein— 
ſchnitt, Kerbe) der Sägekrebs, ein Fleiner, lang» 
Ihwänziger und fehr jhwadhafter Seekrebs. 

Gaͤrnet, n. engl. das Schiffstau zum Ein- u. Aus— 
winden der Fracht. 

Garnez (rufj.) od. Garnice (polt.), m., pl. Garcy 
oder Garnitzi, ein Getreidemak in Rußland = 
1/94 Tichetwert (f. d. = 3,281, in Polen früher 41. 

garııieren, fr. (garnir, it. guarnire, kurwelſch var- 
niar, eig. verwahren, von angelj. varnian, Sorge 
tragen, hüten, althochd. warnön, warnen, hüten, 
fihern 2c.) verwahren, ausrüjten, verjehen; ein- 
faſſen, bejegen, überziehen, zieren; Schiffipr. den 
Schiffsboden mit einer Unterlage verfehen; gar— 
niert, bejeßt; mit Hausgerät verjehen, eingerid)- 
tet, fr.garni(vgl.chambre garnie); Garnierung 
od. Garnitür, £. (fr. garniture) das Zubehör, die 
Einfaſſung, Auszierung, der Beſatz oder Aufſatz 
eines Frauenzimmers; der Bejchlag, das Bejchläge 
an einem Stoc; Degen 2c.; das Gefted od. Beſteck 
von Meflern u. Gabeln 2c.; der Saß von Tellern;; 
ein aus mehreren Stüden einer Warengattung be- 
jtehendes Ganzes, eine Lage, Folge, Reihe; ein 
gleichfürmig gearbeiteter, mit einerlei Steinen be- 
ſetzter Schmuck; auch eine Reihe eingefegter Zähne; 
Garnifair, m. fr. (ſpr. garnifähr) ein Soldat als 
Bwangsvollzieher, Gewalt- oder Zwangsbefehls— 
baber, Brefier, j. Erefutor; Garnijon, f. die 
Beſatzung, Beſatzungsmannſchaft; der Standort 


298 Garo 


von Truppen; Garniſons-Auditeur, m. der 
Platzrichter; garniſonieren, in Beſatzung liegen. 

Säro, n. unechtes Aloeholz. 

Garosmantie, f. gr. (wahrſch. verderbt aus Ga— 
ſtromantie, ſ. dd das Wahrſagen aus Flaſchen. 

Garrochon, m. ſpan. (ſpr. — rötſchön; Verkl. von 
garrocha, eine Art Wurfſpieß od. Lanze mit einen: 
Häkchen, dv. garra, Kralle, Klaue, prov. Bein, Knie— 
bug, vom Felt. gar, Bein, Schenkel, Schienbein) die 
feine Lanze bei Stiergefechten. { 

Sarrötte, jpan., oder Garrot, fr. m. (vgl. altir. 
garret, neufr. jarret, Kniebug, it. garretto, provd. 
garra, j. Garrochon) ein Knebel, Turzer Knüttel, 
Halseiſen, auch Schlinge, insbeſ. als Strafiverfzeug 
zum Erwürgen oder Erdroſſeln von Verbrechern; 
auch die Todesſtrafe durch Erwürgen; garrottie— 
ren, fr. (garrotter) knebeln; auf Straßenraub mit 
Knebelung ausgehen; Garrotteurs, pl. (pri: 
—töhr), engl. Garrotters, Knebler, Würger, eine 
dei. in London gefürchtete Art von Straßenräubern, 
die mit Knebelung ihrer Opfer beginnen. 

Sarrulität, f. I. (garrulitas, v. garrülus, ſchwatz— 
haft) Schwaßhaftigfeit, Gefchwäßigfeit. 

Sarter=-Örden, m. der engl. Hoſenband-Orden (v. 
dem engl: Worte garter, Kniegürtel, fr. Jarretiere, 
von jarret, Kniebug, Kniekehle). 

Sartine, f. ein Feld, das Gartenrecht Hat. 

Sarzette, f. fr. (fpr. garſette; jpan. garceta, Berk. 
v. garza, Reiher, v. bask. coarza) der kleine weiße 
Reiher, ].v. w. Aigrette. 

Sas, n. (ein von dem niederländiſchen Chemiker 
u. Selehrten van Helmont, geit. 1644, gebilde- 
te3 und zuerjt gebrauchtes Wort für den aus gä- 
renden Flüſſigkeiten auffteigenden Dunft) Quft, 
Luftart, lufiförmige Flüſſigkeit, beſ. die auch bei 
gewöhnlicher Temperatur luftförmig bleibenden 
Stoffe (entg. Dämpfe); atmoſhäriſches Gas, 
gemeine Luft; mephitiſches Gas, j. auch Me- 
phitis, dem Einatmen jchädliche, erſtickende, töd— 
Siche Luft, beim Bergmann: Schwaben oder böſe 
Wetter; phfogifttiches od. phlogiftiiiertes Gas, 
verdorbene, unreine Luft, Stickluft; dephlogiſti⸗ 
jüertes Gas, brennitoffleere oder reine Luft, Xe- 
bensiuft, Sauerftoffluft; gas acidi carboniei, 
tohlenfaures Gas, KRohlenjäure, als Heilmittel für 
ben Magen; g. azöticum, Stiditoffgas; g. hepa- 
tieum, Schwefelwafferitoffgas; g.hydrogenium, 
Waſſerſtoffgas; Gasäther, m. Leuchtſpiritus, der 
aus Alkohol u. Terpentinöl hergeitellt wird; Gas—⸗ 
bad, das Eintauchen eines leidenden Körperteiles 
in Kohlenſäure; Gasduſche, f. fr. Anwendung 
des Gasſtromes auf den menſchlichen Körper, in— 
dem der leidende Körperteil dem Drucke eines Koh— 
lenſäureſtromes ausgeſetzt wird; Gasflambeau, 
m.(ſpr. —flangboh) ein großer Leuchter fiir Leucht⸗ 
gasflammen; Gasgenerätor, m. barb.l. Gaser— 
zeuger, ein oben geſchloſſener Schachtofen, in wel— 
chem aus Steinkohle oder anderen Brennſtoffen 
Gas erzeugt wird; Gaſifikation, f. barb.A. Luft— 
bildung, Luftentwickelung; Gaskalk, ein Erzeug— 
nis, das bei der Herſtellung des Leuchtgaſes neben- 
bei mit gewonnen wird (zum Düngen verivendet); 
Gaskohie, eine metallisch glänzende Kohle, die in 
den Gasretorten ſich ausſcheidet (daher auch Re— 
tortengraphit genannt; zu galvaniichen Ele- 
menten verwendet); Gasmotor, eine Majchine, die 
durch Berbrennung einer Miſchung von Gas und 
Luft in Bewegung geſetzt wird, Bastraftmafchine; 
Gaskrug, ein Steingutgefäß, in dem kohlenſaures 
Waſſer bereitet wird; Gaſochemie, f. barb.-gr. die 





gaſtrenteriſch 


chemiſche Lehre von den Gaſen; Gaſolin, a. ein 
ſich leicht verflüchtigendes Brennöl, das aus Pe— 
troleum Hergeftellt wird; auch Gasäther; Gaſoli— 
traum, n. nl.gr. (fr. gazolitre) das Gasmaß, eine 
chemiſche Vorrichtung, um die Menge eines luft— 
ſörmigen Körpers in einent Gefäße zu bejtimmen; 
Safumeter, n. barb.-gr. (fr. gazometre) ein Luft⸗ 
mefjer zur Unterſuchung des Rauminhalt3der Luft— 
arten; gew. der Behälter zum Einfüllen, Aufbe- 
wahren und Ausſtrömenlaſſen von Gafen, bei. des 
brennbaren Öajes zu Sasbeleuchtungen; auch wohl 
da3 Gashaus jelber; Gaſophrion, n. ein Quft- 
oder Selbitzünder, = Tachypyrion; Gasregu— 
lätor,m. Borrihtung zur Bewirkung eines vegel- 
mäßigen Gasabfluftes; Gasreferheir,m. fr. (pr. 
—ferwoahr) der Behälter, in welchem das gerei- 
nigte Gas aufbewahrt wird; Gasuhr od. Zähler, 
die vom Mechanitus Grafton in London erfundene, 
äußerlich einer Uhr ähnliche, vor dem Ausſtrömer 
angebrachte Borrichtung, um den Verbraud) Des 
Gaſes zu meſſen; Gassnllane, Orte, wo große 
Mailen Gas aus der Erde ſtrömen; gazenx (Ipr. 
gaföh), gasartig, 3. B. limonade gazeuse, ſ. d. 

Gascon, m. fr. (pr. gasisng), Pl. Gascons (Ipan. 
Gascones, it. Guasconi) oder Gasconier, aud 
Gascogner, Einwohner der Provinz Gascogne 
(jpr. — Fön’) in Frankreich, welche für Brahler u. 
Aufſchneider geiten; daher überhaupt für Groß— 
ſprecher; gasconiſch, praͤhleriſch, auffchneiberifch ; 
Gasconnude, f. Prahlerei. 

Gaſfeél, n. und Gafele, f. arab., pl. Gaſelen (eig. 
ein Liebes- oder Schmeichelgesiht, von ghazila, 
verliedte Reden fiihren) eine arabiich-perliiche Iy- 
riſche Gedichtform, aus ziweizeiligen Strophen be- 
jtehend, die ſämtlich durch einen durch alle Stro— 
phen Hinducchgehenden Reim der zweiten Seile 
miteinander verbunden find. £ 

Gafififstion, Gaſometer ꝛc., |. unter Gas. 

Gastino, |. Kashino. — 

Gaffa, m. (auch Gaif, Goz) perſiſche Münze zu Yıo 
Schahi — 10 Mamudi = 1200 Gran 05 Ef. 
gassätim gehen (vom deutſchen Gaſſe mit latein. 
Endung jherzhaft gebildet), auf den Gaſſen umher— 

ſchlendern. 

Gaſtalde, Gaſtaldus, m. ml. fit. gastaldo od. ca- 
staldo, vgl. Guaſtaldia) im Mittelalter Verwalter 
föniglicher Krongitter, Haushofmeiſter. BEN 

Safteralgie der Gaitralgie, F. gr. (von gaster, 
Bauch, Magen, Gen. gastıös) Heilk. der Magen- 
ſchmerz; Gafterännz vd. Gaftränag, m. die Ver- 
dauımgstätigteitdes Wagens; Gaſteremphraͤris, 
f. Magen-Überfüllung; Gaſteropoden, ſ. Gajt- 
ropoven. — 

gaftieren, deutſch mit lateiniſcher Endung, beſſer 
gaſten, ein Gaſtmahl geben; Gaſtwirt ſein; auch 
als Gaſt oder Fremder tätig fein, beſonders Gaſt— 
rollen geben; Gaſtierung, k. die Gaſtung, Gaſt— 
haus⸗Bewirtung. 

Gaſtonãdas, m. ſpan. der im Handel vorkommende 
Rafionadenzuder, geſtoßener Lompenzucker. 

gaſtrentériſch, gr. (v. gaster, Gen. gaströs, Bauch, 
Magen, u. 6ntera, Eingemweide) Magen und Därme 
betreffend; Gajtrenteritis, f. Diagen- und Darnı- 
entzundung; gaftrepattich, Magen und Teber be- 
treffend; Guitrepatitis, T. Magen- und, Leber- 
entzundung; Gaitrilög, m. gr. (von gaster, Gen. 
gaströs, Bauch, Magen, und 16g0s, die Rede) ein 
Bauchredner; Gajtrilogte, f. die Bauchrednerei; 
Gojtrimdrg, m. ein Vielfraß, Schlemmer; Gaftri= 
margie, f. Öefräßigfeit, Schlemmerei; gäſtriſch. 


Sat 


was den Unterleib betrifft, zum Magen gehörig, 

‚B. eine gaſtriſche Krankheit, eineMagen- od. 
Uinterleibstrantheit, ein Magenübel; Gajftriti3, 
f. Magenentziinvung ; Gaſtrobröſis, f. Durch— 
freffung od. Durchlöcherung des Magens; Gaſtro— 
zele, f. der Magenbruch; Gaftroläter vd. Gait- 
romän, m. ein Bauchdiener; Gaftrolatrie, auch 
Saitromanie, f. der Bauchdienit, Schwelgerei; 
GSaitrolith, m. ein Magenſtein; Gaſtrologie, f. 
die Magenlehre; auch —Gaſtronomie; Gaſtro— 
malacie, f. die Magenerweichung; Gaſtroman⸗ 
tie, f. Bauchwahrſagung; bei den alten Griechen 
eine Art des Wahrjagens aus den Figuren weit- 
bauchiger, mit Waſſer angefüllter und von Richtern 
umjtellter Gläjer; Gaſtronom, m. der Kunſtkoch, 
ein Feinſchmecker; Gaſtronomẽe, f. die feinere 
Kochktunſt; Gutjchmecderei; Gaftrepatbie, f. Ma- 
genleiden; Gaftrapkil,m.einBauc freund, Schlent- 
mer; Gaitropsden, pl. Bauchfüßer; auf dem 
Bauche kriechende Schneden; Gajtrorrhanie, f. 
das Magenbluten, Blutbrechen aus dem Magen; 
Sajtrorrhaskie, £. die hirurgiiche Operation der 
Magennaht; Gaftrorrhäe, f. Magenfluß, twieder- 
holtes Schleimbrechen; Gaſtröſis, f. jede Magen- 
krankheit; Gaſtroſkopie, f. Unterfuchung des Un- 
terleibes; Gaſtroſophie, f. die Kunſt oder Xehre, 
die Freuden der Tafel mit Weisheit zu genießen; 
Gaſtroſtenöſis, f. Magenverenaung; Gaftre- 
tomie, f. die Bauchöffnung; Gaſtrozöon, n., pl. 
Saitruzda, griech. (von zöon, Zier) Bauchtier, 
Schleimtier. 

Sat, n. holländ. und niederd. (altnord. gata, engl. 
gate, got. gatvö, deutjch Gajje) eine kleine Off- 
nung, ein Loch, z. B. Schießgat; im Seewejen 
das Hinterteil einer Sache, 3. N eines Schiffes. 

Satemetier, m. fr. (ſpr. —tjeh; von gäter, ver- 
derben, prov. guastar, v.althochd. wastjan, mhochd. 
wasten, engl. waste, verwüſten, u. metier, f. d.) 
ein Handiwerfsverderber, Preisverderber; Stüm- 
per, Pfuſcher. 

Sotlinglanone, ein vom Amerifaner Gatling er- 
fundener Zündnadelrevolver in größeren Verhält- 
nifjen, auf einer Yeldlafette ruhend, mit 4, 6 oder 
10 Läufen, die ſich um eine gemeinjchaftliche Achſe 
drehen, und 215—230 g ſchwere Geſchoſſe werfend. 
Berwandt mit Mitrailleufe, S.d. 

aattieren (vom dtjch. gatten mit lat. Endung), ver- 
jhiedene Erzarten vor dem Schmelzen fo mifchen, 
daß ein günftiger Durchſchnittsgehalt und ein leich— 
tere3 Schmelzen bewirkt wird. 

gauche, ft. (jpr. gohſch') links; linkiſch, ungefchickt, 
verkehrt; A gauche, links, linker Hand; Gauche— 
vie, f. (ſpr. gohicherth) linkiſches, ungefchicttes Be- 
nehmen, Tölpelei. 

Gaucho, m. jpanijch (fpr. gd-uticho), pl. Gauchos 
(jpr. gä⸗utſchos; von gäucho, uneben, chief, f. 

auche) die Aderbau und Viehzucht betreibenden 
blömmlinge der Spanier in den Pampas von 
Südamerika, meiſt aus Meitizen beftehend. 
gaudieren (1. gaudäre), fich erfreuen; gaudeämus, 
laßt un luſtig fein, Unfangswort und daher Be- 
nennung eines alten Studentenliedes: das Gau— 
deämus; Gaudium, n. Vergn — Freude; 
Gaudentius, m. u. Gaudentia, f., auch Gau— 
denz, Eigenname: der, die Fröhliche. 

Gauern, tr. Gebern, ſ.d. 

gaufrieren (ſpr. goft—), fr. (gaufrer, von gaufre, 
Waffel) mit einem warmen Eifen od. Pappdeckel 
Figuren auf ein Zeug druden, Zeug mit Muftern 
beodruden; Gaufrier-Maſchine, f. Zeugdrud- 


Gazua 299 


a anfrage, £. (ipr. gofrahſch) der Zeug- 
ruck. 


Gaultheria, f. ein nordamerikaniſcher Strauch, 
auch kanadiſcher Tee genannt. 

Gauſfäpum, n. lat. (gr. gaüsapos) dickes, zottiges 
Wollenzeug, und ein daraus verfertigtes Winter— 
kleid römiſcher Frauen. 

Save 1., m. fr. (von altfr. iave= J. aqua, Waſſer) 
ein Bergftrom, laufendes Wafjer, Fluß in den 
Pyrenäengegenden. [Suchten. 

Gave, 2., m. die L., 2. und 3. Sorte der ruffischen 

Gapette, £. fr. (fpr. v wie m) übergofdeter Silber- 
draht zum Golddrahtziehen. 

Gavbial, m. eine Art Krokodil in Oftindien. 

Savotte, f. fr. (fpr.v wie w; frz. gavotte, prov. 
gavoto) ein Fleiner munterer Tanz und die Muſik 
dazu im "/y-Tait (urjpr. Tanz der Gavots, Berg- 
beivohner des Ländchens Gap im franz. Departen. 
der Oberalpen). 

Gah⸗Erde, k. zuweilen auch Gahſalpeter genanıt, 
Erde, die mit allerlei unreinen Stoffen (Urin ujw.) 
vermiſcht zur Salpetergewinnung dient; natürlicher 
Kehrſalpeter (in ſterreich), der durch Abkehren 
von alten Mauern gewonnen wird. 

Gayluſſit, m. ein nach dem franz. Chemiker Gay- 
Luſſac benanntes, bei Merida in Amerika vorfom- 
mendes Wineral, aus kohlenſaurem Natron, koh— 
lenſaurem Kalk u. Wafjer bejtehend; Gay-Luſſae⸗ 
Säure (ſprich: Gälüſſack—), eine Miſchung von 
Schwefelſäure mit einer andern Säure, die bei der 
Herſtellung von Schwefelſäure den Salpeter zu er— 
ſetzen beſtimmt iſt. 

Say-Zalpeter, künſtlicher Salpeter (nad) Gay-Luſ⸗ 
jae benannt). 

a3, fr., |. Gas. 3 

Gaz, n. ein oſtindiſches Maß, etwa eine Elle. 

Gazana, Gazavba, od. Caſava, f. eine oſtindiſche 
Silbermünze, etwa = 2 Mi. 

Gaze, £. fr. (fpr. gaſe; urjpr. von der Stadt Gaza 
in Syrien, woher e3 bezogen wurde) Flortuch, 
Scheierzeug, ein Netzgewebe von Seide oder Lei— 
nen; auc) eine Art Treſſen von Gold- oder Sil- 
bergefpinft und Seide; gazieren (fr. gazer), ver— 
ſchleiern, mit Flor 2c. überziehen. 

Gazelle, f. (fr. gazelle, jpan. gazela, it. gazzella, 
von arab. ghazäl, wilde Ziege) eine Hirſchziege, ein 
jehr ſchlankes, flinfes, dem Reh Ähnliches Tier. 

Gazen, pl. große Holzbottiche in Ungarn. 

Gazette, f. fr. (fpr. gaf—) die Zeitung, das Zei— 
tungsblatt (it. gazzetta, von einer ehem. venetin- 
nifchen Scheidemünze gazetta od. gazzetta, Verkl. 
v. [.-gr.- per]. oaza, Schab; Bermögen, Geldſumme, 
SPf. an Wert, al3 dem Preije der einzelnen Num— 
mer einer ehemaligen ital. Zeitung); gazette de 
France (fpr.— de frangh), große Pariſer Zeitung, 
Beitung von Frankreich; Gazetier, m.(jpr.gafetjeh) 
der Zeitungsjchreiber; auch Yeitungsträger. 

Gast, ſ. Shazi. 

Gazometer, Gazophrion, |. unter Gas. 

Gazon,m. fr. (ſpr. gaſong; vom deutſchen Wafen, 
alihochdtſch. waso, Raſen) der Rajen, Raſenplatz; 
aazonnieren (fr. gazonner), mit Raſen belegen. 

Gazophhlacium, n. gr. (v. urſpr. perl. gäza, f. der 
königliche Schaß, und phylässein, bewachen; vgl. 
Gazette) die Schaßfammer, — Ararium; im Mit- 
telalter der Berwahrungsort der Oblationen (f. d.) 
in den Kirchen. | 

Gazııa, f. arab. (port. gazua, gazia, arab. gaza od. 
rgazä; dgl. Razia) die Sklavenjagd in den afrifa- 
nischen Staaten, bef. von Ägypten aus. 


300 Ge 

Be, Je, n. ein mongolisches Längenmaß. 

Ges, Gle - ; 

Geber, m., pl. Gebern (peri. gabr, v. arab. kafr; 
käfir, ein Ungläubiger; vgl. Kafard und Giaur) 
Priefter der Feueranbeter, Magier; auch über- 
haupt Feueranbeter, Anhänger der altperj. Neli- 
gton des Zoroaſter, Parſi od. Barjen; bei den 
Mohammedanern im mweitern Sinne fir Unglän- 
bige, Srrgläubige. 

Gedal, m. türf. Krieg auf dem Wege Gottes, d. 1. 
gegen die Ungläubigen. 

Gedekli, pl. türk.des Sultans Ehrengarde zu Pferde. 
Gedidanla-Mnfataji, m. türk. der Kontrolleur der 
Abgaben, in mehreren Teilen des türf. Reiches. 
Gefion oder Gefjon, f. nord. Tabell. (eig. die Ge— 
berin, v. iSländ. gefa, geben) eine ftrenge jung- 
fräuliche Göttin, welcher Einfluß auf Urbarma- 
hung und Bebauung der Erde zugejchrieben wird, 
u. welche alle aufnimmt, die als Sungfrauenjterben. 

Gehenna, n. hebr. (g& hinnöm) urfpr. das dem 
Moloch (ſ. d.) zu Kinderopfern geweihte Tal Hin— 
nom bei Serufalem; dann in der hriftlichen Kir— 
chenſprache (gr. g&enna, I. gehenna) die Hölle, der 
Söllenpfuhl. 

Bein, n. ar. (vo ge, Erde)der ſchwarzbraune Haupt⸗ 
itoff der Adererde; Geiſtik od. Gätitif, f. die Erd- 
funde, Naturlehre der Erde, Bejchreibung der feiten 
Landmaſſen der Erdoberfläche. 

Geira, f. port., vor 1868 Feldmaß in Portugal, ein 
Morgen von 4840 Duadrat-VBara = 58,564 2. 

Geiſha, f. japan. (ſpr. Geſcha), japanijche Kokotten 
in den Teehäuſern, die mit den Seeleuten und 
Fremden überhaupt Heiraten auf Zeit eingehen. 

Geiſir oder Geiſer, m. (isländ., v. geyse, wüten) 
Sprudler, heißer Springquell in Island. 

elafinen, pl. gr. (gelasinoi; nl. gelasini dentes; 
von ar. gelän, laden) Lachzähne, die vorderen 
Schneidezähne, welche beim Lachen beſonders ficht- 
bar werden; Gelafins, m. u. Gelafin, f. Eigen- 
namen: der, die Heitere; Geläsmus, m. das La— 
chen, bei. £rampflacdhen; &elnjfopte, kErforſchung 
und Beobachtung des Lachens. 

Gelatine, £. jr. (pr. ſchelatihn'; v. geler, l. geläre, 
gefrieren; vgl. Gallerte) Didfaft, Gallerte, Ge— 
vonnenes; im engern Sinne: Knochenleim; gela= 
tiniſieren, ſich in Gallerte verwandeln, gerinnen; 
gelatinds (fr. gelatineux), gallertig, gallertartig; 
Selation, £. I. daS Gefrieren; Gelee, n. fr. (jpr. 
ſcheleh; prov. gelada, it. gelata) Gefrornes, Ge— 
ronnenes, die Öallerte, Sulze, ein Didjaft. 

gelid, I. (gelidus, v. gelu, Eisfälte) eisfalt, eilig; 
Gelidität, f. ni. die Eisfälte, jtrenge Kälte. 

Geloſkopie, |. unter Gelajinen. 

Gelſonimo, m. it. eig. der Stutzer; danach benannt 
ein Eharafterjpieler am ital. Theater. 

Gemara, j. unter Talmıd. 

Gemellen, pl. I. (gemelli) Zwillinge. 

Gemelliones, pl. l. die metallenen fBrüge zur Hand⸗ 
waſchung der Prieſter in der fath. Kirche. 

Semet, n. (v. holl. ıneten, mejjen) ein altes nieder- 


ländisches Flüſſigkeitsmaß; in Brüffel früher ein | 


Slähenmag = 300 Duadratruten. 

geminieren, |. (geminäre) verdoppeln; Gemina— 
tion, f. (geminatio) die Verdoppelung. 

Gemme, f. I. (eig. Knoſpe) Edeljtein, ein ſchöner 
weißer Stern in der nordiichen Krone (Diadem 
der Ariadne); Gemme, f. (., pl. Gemmien, der 
Edelſtein, bej. gejchnittene Stein mit tiefen od. er- 
habenen Figuren (vgl. Kamee und Sutaglio), 


general 


leer Semmation, f. nl. (v. gemmäre, 

Knojpen treiben) das Knoſpen-Ausſchlagen. 

nenant, |. unter Gene. 

Gendarm, m., pl. Gendarmes, fr. (fpr. ſchang— 
darın’) urjpr. Gens d'armes (v. gens, Leute, 
und armes, Waffen), gew. Gendarmen, eig. Waf- 
fenmänner; bewaffnete Shugmänner; Gendar- 
meric, f. die Polizeiwache. 

Gene, £. fr. (ſpr. ſchähne; aus dem hebr. firchenlatei- 
nijhen Gehenna, ſ. d, altfr. geene, Hölle, danı 
Dual 2c.) eig.die Bein, Marter, Folter; gewöhnt. der 
Zwang, Wohlanftandszwang; sans göne (jpr. 
Bang —), ohne Zwang od. Beichwer, ungeziwungen, 
geradezu; genieren (fr. gener), beſchweren, läjtig 
fallen, prejien, beengen, einfchränfen; auf jeidenen 
Waren dadurd) bunte Figuren hervorbringen, dat 
man die Kettenfäden teilweife färbt; ſich genteren, 
fich zwingen od. Zwang antun; gendnt, zwingend, 
einengend, läjtig, peinlich; einen genierten Blid 
haben, d. i. ein wenig jchielen. 

Genealogie, f. gr. (von geneä, Geburt, Gejchlecht, 
Nachkommenſchaft; gr. genealogia, Geſchlechtsher— 
leitung) die Geſchlechtskunde od. Wiſſenſchaft; Ab- 
ftammung, Geſchlechtsableitung; das Geſchlechts— 
regifter, der Stammbaun; Genealoͤg u. Genea— 
logiſt, m. ein Ahnen- od. Gejchlechtstundiger; ge= 
nealoͤgiſch, geſchlechtskundlich, geſchlechtsfolglich; 
geneglogiſches Verzeichnis, Geſchlechtsver— 
zeichnis. 

generaͤl od. gew. generell, |. (generälis, v. genus, 
Gattung, Gejchlecht) zur Gattung gehörig, die Gat— 
tung betreffend (entg. ſpezial), allgemein, allge 
mein gültig; hauptfächlich in Zuſammenſetzungen 
(nach) ml. generälis; fr. general): Ober- od. Yaupt- 
u. ſ. f.; Generalia oder Generalien, pl. all- 
gemeine Angelegenheiten, Allgemeines; en gene- 
ral, fr. (jpr. ang ſcheneräl) iiberhaupt, im all- 
gemeinen, im ganzen; ebenjo generalement (jpr. 
iheneral'mdng), od. (. generaliter und generä- 
tim; General, m. fr. iiberh. ein Oberhaupt, Be— 
fehlshaber, 3. B. ein Ordensvorſteher; bef. ein Be— 
fehlshaber des Kriegsheeres, ein Feldherr, z. B. 
General der Kavallerie, der Infanterie, 
d. i. Kommandeur eines Arıneeforps, während der 
GeneralsLentnant Kommandeur einer Divifion, 
und der General-Major Kommandeur einer Bri- 
gade ift; Generat-Artilleriefomitee, n. Haupt- 
ausfhuß der Artillerie, der die Ausrüſtung, Glie— 
derung und Zufammenfegung der Artillerie zu be— 
vaten hat; General en chef (pr. — ang jcheff), 
Dberfeldherr; — Generäl-Atzite, f die Yaupt- 
Warenjteuer; &.-Mdjutant, m. Oberfeldgehilfe; 
&.:Ugent, m. Hauptvermittler, Yauptbevollmäch- 
tigter eines Gejchäfts; &.-Andtter oder =Andi= 
tenv, m. Oberfeldrichter, Oberrichter; &.=- Arzt, 
der oberjte Arzt eines Armeekorps, dem das ge- 
jamte Heilmefen in dent betreffenden Armeekorps 
unterstellt ift (fteht im Range eines Oberitleutnants 
oder Oberften); G.-Baßz, m. Hauptbaß, Vortrag 
der leitenden Grundtöne ſamt dazu gehörigen Ak— 
forden in einem Tonſtück; durch Ziffern ausge- 
drückte Akkorde iiber der in Noten gejchriebenen 
Stimme des Grundbafies (bezifferte Bäſſe); überh. 
die Harmonielehre; &.-Bildnz, f_ Haupt⸗Rech— 
nungsabihluß; G.-Kapitän, — Feldmarſchall, 
oberſter Militärbefehlshaäber in einer Provinz, bei. 
in Spanien; G.-Kapitel, n. eine Verſammlung 
von fämtlichen Mitgliedern eines Stift$ oder Klo— 
iters; G.-Kontrolleur, m. (vgl. Kontrolleur) im 
ehemaligen Frankreich der Oberauffeher des Fi— 


general 


nanzweſens, der oberite Staatsminifter, an den 
alle Einkünfte abgeliefert werden mußten; &.= 
Kourt, n. engl. (pr. dſchenneräl-kohrt) in den mei— 
iten nordamerif. Staaten = Parlament; G.— 
Decharge; f. fr. (ipr. —deſchärſch') das Haupt— 
feuer; &.-&tat, ſ. unt. Etat; G.-Feldmarſchall, 
der Oberfeldmarichall; G.-Gouverneur, m. Erb— 
ftatthalter; G.-Hybothek, j.hypotheca generalis; 
&.-Inipeftion, f. die Oberauffiht; &.-Inten- 
dantur, f. Oberauficheramt; G.-Karte, t. Karte 
von einem Weltteil oder einem ganzen Rande; &.= 
Marſch, m. der Hauptmarich, zum Aufbruche 
eines Heeres vder zum Treffen, Sammeltuf; &,= 
Nenner, m. der bei Zuſammenzählung von Brü— 
chen mit verjchiedenen Nennern aufgeſuchte ge- 
meinschaftliche Nenner; G.-Oberſt od. G.-Feld⸗ 
oberjt, m. im 16. Jahrh. Der Oberbefeglspaber 
des Heeres; neuerdings twieder bei der Armee als 
Titel eingeführt; G.-Pächter, ehemals in Frank— 
reich die Mitglieder einer Gejellichaft, welche gewiſſe 
Gefälle, z. B. das Salz- und Tabafsmonopol, für 
eigene Rechnung erhob und dem Staate eine jühr- 
lie Summe dafür zahlte; G.-Pardntt, m. Die 
vom Staate ausgefprochene allgemeine Begnadi— 
gung; G.-Probe, die Hauptprobe; &.-Prapen- 
tton, f£. I. Ripr. die Abjchredungstheorie; G.— 
Projekt, n. der allgemeine Borentwurf; &.=Pro= 
furätor, m. ein Obergerichtsanwalt in Trank 
reich; überh. der erite Staatsanwalt bei einem 
Dbergeriht; auch: der Vorgeſetzte ſämtlicher 
Staatsanwälte in einem Lande; G.-Quartier— 
meiſter, m. der oberite od. Ober-Quartiermeüter, 
der dem Chef des großen Generaljtabes zur Seite 
jteht und namentlid) das Eiſenbahnweſen im Auge 
zu behalten und den Bahnıtransport der Truppen 
tür den Kriegsfall vorzubereiten hat; G.-Regel, 
f. die Hauptregel; G.-Rebüe, f. die allgemeine 
Heerihau od. Hauptmuſterung; &.-Staaten, pl. 
die Abgeordneten der beiden ſtändiſchen Kammern 
in den Niederlanden ;$,.-Stant2anmwalt, der Bor- 
geſetzte der Staatsanwälte eines Landes; G.-Stab, 
m. die mit der höchſten Leitung des Heeres betrau- 
ten Offiziere, die namentlich die Militärwifjenichaft 
zu fördern, die ausländischen Armeen zu beobad)- 
ten, Berbefjerungen im Heerwefen einzuführen und 
für den Kriegsfall alles vorzubereiten haben (eine 
Schöpfung Friedrichs des Großen, die durch Na- 
poleon I. und bei ung befonders duch Moltke 
weiter ausgebildet wurde); G.-Stabsarzt, der 
Oberleiter desgefamten Militärheiliwejensin Preu— 
Ben (jteht im Range eines Generalmajors); G.— 
Superintendent, m. ein Kicchen- od. Pfarr-Ober- 
aufſeher über die Geiftlichen eines Landes; G.— 
Superintendentür, f. deffen Amt u. Wohnung; 
G.⸗Umſchalter, m. ein Umschalter, durch den jede 
beliebige Elektrizitätsmaſchine in jeden beliebigen 
Stromkreis eingejhaltet werden kann; General: 
Berfammlumg, Hauptverfammlung; G.-Vita— 
rins, m. der Stellvertreter eines Biſchofs; &.- 
Vollmacht, f. die Bollmacht, welche nicht auf einen 
over mehrere bejondere Nechtsfälle hin gegeben 
wird, jondern jemanden befähigt, in allen vorkom— 
menden Fällen die Rechte eines anderen zu ver- 
treten, entg. Spezialvollmadht; — Generalät, 
n. nl. die Oberbefehlshaberjchaft, der Oberbefegl; 
Generäle, £. fr. allgemeine Landesordnnung; auch 
— Generalmarjd; generalifieren, nl. (h. (g6- 
n£raliser) verallgemeinen; Generalifation, f. 
Verallgemeinerung; Generaliffimus, m. (nl. 
Superl.v. generälis)der oberfte Befehlshaber einer 


Genebre 301 


Armee; Generaliſſime, f. Gärtn. eine Spielart: 
der Hyazinthe; Generaliiten, pl. Christen, die 
feiner der beſtehenden Neligionsparteien angehö— 
ren wollen; Generalität, f. (ſpätl. generalitas) 
1. die Allgemeinheit, Gattungseigenheit, entg. 
Spezialität; 2.der Feldherrnrat, die Gefamtheit 
der Generale. ſgenerell, ſ. general. 

Generation, Generator, ſ. unter generieren; 

Generififation, f. nl. (v. genus, f. d.) Biloung von 
Sattungsbegriffen; Zurücdführung der Arten auf 
Gattungen. 

generieren, [. (generäre, v. genus, ſ. d.) erzeugen, 
hervorbringen; Generation, f. (generatio) die 
geugung, Entitehung; die Abſtammung, das Ge— 
Iichlecht, Menſchengeſchlecht; das Menichenalter; 
Die jüngere Generation, der Nachwuchs; gene- 
ratio aequivöca, f. oder fr. generation sponta- 
nee, j. unter aequus; generatip, nl. zeugend, auf 
die Zeugung fich bezichend; Generäter, ın. I. dev 
Erzeuger, Stammmwater; derDampferzeuger; Gas— 
erzeuger, ein Ofen zur Erzeugung von Heizgajen; 
der Berdampfer (bei Kühlmafchinen); Dampf 
generator, dev Dampfkeſſel; Eisgenerator, dcr 
Gefrierer; Generatoranie, pl. Werfgaje, Heiz 
gale; Generatorſeuerung, Gasfeuerung; Gene— 
ratorımotor, m. eine Dynamomaſchine, die durch 
eleftriichen Strom angetrieben wird; dynamo— 
eleftrticher Generator, eine eleftrizitäterzeu- 
gende Machine; phromagnetiſcher Generator, 
Maſchine, die eleftriichen Strom durch die Wärme 
des Brennmaterials erzeugt; Generatrix, f. die 
Erzeugende, Stammutter, die Erzeugungslinie. 

generis communis ꝛrc., j. unt. Genus; genériſch, 
nl. zum Gejchlecht oder zur Gattung gehörig, ge- 
ſchlechtlich, Geſchlechts-, z. B. der generiſche Un— 
terſchied, Geſchlechts- oder Gattungsunterſchied. 

generõos (ſpr. g wie ſch), fr. (généreux, v. |. generö- 
sus, urſpr. don guter, edler Geburt, dv. genus, ſ. d.) 
edelmütig, edeliinnig; freigebig; Generoſität (I. 
generositas) oder fr. Generoſité, f. der Edelmut, 
die Großmut; Freigebigfeit; generöso, it. (pr. 
diegene—) Tonf. edel, in edlem Vortrage. 

Geneſis od. Genese, f. gr. (v. gignesthai, werde, 
entitehen) die Zeugung, Erzeugung, Entitehung; 
das erite Buch Mojes: die Schöpfungsgejchichte; 
Genejimantie, f. Geburtswahrjagerei, Weis- 
ſagung der Schieffale eines Menſchen aus befon- 
deren Umftänden bei feiner Geburt; gendtifch, ent= 
jtehungs- od. entiwidelungsmäßig, die Entſtehung 
oder den Urſprung und die Entwidelung eines 
Dinges betreffend, oder verfolgend und erklärend. 

Senethliäfon od. Genethliäcum, n. gr. (von ge- 
nethlios. zur Geburt gehörig, Geburtstag, von ge- 
nethle, Geburt) ein Geburtstagsgedicht, Wiegen- 
lied; Genethlioloͤg, m. ein Geburtsitunden-Wahr- 
jager; Genethliologĩe, f. Geburtsſtunden-Deute— 
rei oder -Wahrjagerei. 

Genetriz, j. unter Genitalia. 

Genette 1., £. fr. (fpr. ſchenette; port. geneta, gi- 
neta, ſpan. gineta, nl. genetta) oder Genettfatze, 
ein dem Hausmarder ähnliches Tier aus den Ge— 
jchlecht der Stinftiere in Nordafrika u. Südeuropa. 

Genette 2., f. fr. (fpr. ſchenette; jpan. gineta) ein 
Pferdegebiß nach türkischer Art mit einem Ringe 
jtatt der Kinnkette. s 

Geneure (pr. jgenähmw’r) od. Genievre (ſpr. ſcheu— 
jähw'r), m. fr. (it. ginepro, v. l. juniperus) Wach- 
older; Wacholder-Branntwein; Genenreöl, n. ein 
zuſammengeſetztes ätherifches DI zur Litörberei- 
tung; Genevrette, f. Wacholderwein. 


302 


genial ꝛc. 


genial 2c,, |. unter Genius. — 

Senitulation, 1. jpätl. (geniculatio) = Genu— 
jlerion, j.d.; genikuliert (1. geniculätus), knie— 
förmig gebogen; gelenkig, knotig. 

Genie, n. (ipr. ſchenih, aus dem fr. le genie, d. I. 
genius, Schußgeift, Geift; verſchmolzen mit inge- 
nium, angeborne Fähigkeit; vgl. Genius) das 
Eigentümliche oder die Natur einer Sache oder 
Berfon, der Geilt, z.B. einer Sprache, get. der 
Genius der Sprade, Sprachgeiſt; die natürl. 
Anlage oder Fähigkeit, Naturgabe, angeborene 
Geijtesfähigfeit,natürl.Berftand, Mutterwitz, Kopf, 
bei. Schaffenskraft, Schöpferkraft, nad) Goethe: 
„diejenige Kraft des Menſchen, welche durch Han— 
deln und Tun Geſetze und Regeln gibt”; ein er- 
finderijcher, ſchöpferiſcher Kopf oder Beift; genie— 
mäßig, — genial, f. unter Genius; genie= 
jüchtig, nad) dem Anfchein haſchend, ein Genie zu 
ſein; — daS Genie, auch die Ingenieur- oder 
Kriegsbaukunſtſvgl Ingenieur); Genie-Ktorps, 
1. Corps de Genie; G.-Offizier, m. ein Inge— 
nieur⸗Offiziet; G.-Truppen, Kriegsbauleute, 
Bauſoldaten. 

Genien, pl: ſ. unter Genius. 

Genievre, |. Genevre. 

Geniograbhfe, ſ. unter Genius. 

Genion,n. gr. (géneion) das Kinn; Geniogloſſus, 
m. der Kinnzungenmuskel; Geniohhoideus, ın. 
der Kinnzungenbeinmusfel; Geniepharyngens, 
m. der Kinnſchlundmuskel. 

Genip, f. ein Alpenkraut. 

genteren, f. Gene. 

Sentite, £. 1. (genista) getv. Ginſter, m. das Pfrie— 
nienfraut, ein Schotengewächs; genista tincto- 
rla, f. der Färberginſter. 

Genitalia oder Genitalien, pl. I. (von gen£re, 
gignere, genitum, zeugen) Die Jeugungsteile oder 
-Ölieder; Genitiung oder Genitik, auch Gene- 
tivus, m. j. unt. Kaſus; per genitivum, durd) 
den Zeugefall, d. i. durch Heirat oder Heirats— 
verbindung (etwas erlangen, in ein Ant kommen 
uſw.); Geniter, m. der Erzeuger, Vater, pl. &e= 
nitöres, die Eltern, Erzeuger; Genetrig, f. Die 
Erzeugerin, Urheberin, Mutter; Genttär, £. (ge- 
nitura) die Erzengung, Geburt; der befruchtende 
Same; auch die Geihidsverfündigung aus den 
Stand der Geſtirne zur Geburtszeit, — Nati- 
vität. 

Genius, m. l. (v.genere, gignere, zeugen) urſpr. die 
anerjchaffene Natur, der eingeborene Geiſt; inSbef. 
1. der Schußgeift, Schußengel; ein Genius in den 
Ihönen Sünten, ein geistiges Weſen in der Geſtalt 
eines geflügelten Kindes, ein Flügelkind, Flügel— 
geiſt, pl. die Genien, I. genii, Schußgeifter, Flü— 
gelgeiiter; 2. die geiftige Eigentümlichkeit, der Geift 
einer Sache, 3.8. Genius der Zeit (oder genius 
seculi), der Geilt des Zeitalter oder Zeitgeift; 
Geniusder Sprache (vgl. Genie); 3. ein ſchöpfe— 
riſcher Geiſt; genus loci, m. lat., ver Schußgeift 
eines Drtes, die Eigenart eines Ortes (wie der 
Schubgeift fie bewahrt hat); dann: Geift, der au 
einem Orte herricht, ver einen Ort beherrfchende 
Geiſt; gentäl (l. geniälis, die Zeugung betreffend, 
nıl. u. nl. jeinem eingeborenen Geiſte [genius] fol- 
gend; vgl. Genie) jtarfgeiftig, geijtvoll, ſchöpfe— 
riſch, ſchöpferiſchen — Genialität, f. die 
Schöpferfraft, Geijtesfraft im Erfinden 2c. (vgl. 
Genie); Seniographie, f. [.-gr. Geijterbejchrei- 
bung, Lehre von den Schußgeiftern. 

»ennab, n. arab. (pr. dſchennah; eig. ein bei. mit 


| 


— — — — — — — — — — — — — 


genuin 


Palmen und Bäumen bepflanzter Garten, von 
dschanna, bedeckt fein) das Baradies der Moham- 
medaner. 

Genoiſe, k. fr. (pr. ſchähnohſ'; von gönois, genue— 
ſiſch, von Genes [fpr. ſchähn'), franz. Wort für 
Genua) eine Paftete; als Rechnungsmünze — Ge- 
novine,j.d. 

genou, in. fr. (pr. ſch'nu; = 1. genu) das Knie; pl- 
genoux; A gemoux, auf den Knien, Inies oder 
jupfällig; auf die Kniee! Genonilfiere, f. (pr. 
ſch'nujähr) dag Knieftüd eines Harnifchs; Die 
Brüftung der Schießſcharten einer Batterie, Die 
Kniehöhe. 

Genobine oder nuova doppia, f. it. eine ehemal. 
Goldmünze in Genug, in den Jahren 1753—58 
zu 100 Lire = 71,13 Mk., von 1792—95 zu 96 Live 
= 63,856 Mk. wert. 

Genre, ſ. unter Genus; Gensd'armes, |. Gen— 

arm. 

gens, f. I. daS Geſchlecht, der Stamm, z. B. gens 
Cornelia, Julia 2c., ein denſelben Gentilnamen 
oder Geſchlechtsnamen jithrender, von gleichem 
Stammvater jich herleitender, in verſchiedene Fa— 
milien zerfallender Stamm. 

gens, fr. pl. (fpr. ſchang) Leute, Menjchen. 

Genſeeli, m. eine goldene Rechnungsmünze in 
Ugypten. 

Sentiäne, f. I. (gentiäna) der Enzian, f. d.; Gen- 
tianin, n. nl. das Enzianbitter. 

gentil, fr. (pr. ſchangtih, häufig aud) —tihl; von 
dem |. gentilis, einer Familie, gens, angehörend; 
aljo eigentlich: von [guter} Familie) artig, fein, 
hübſch; Gentileffe, £. (ſpr. ſchangtijeſſ) Artigfeit, 
Niedlichkeit; auch eine artige Kleinigkeit, Poſſe 2c;; 
Gentilhomme, m. (jpr. ſchangtijomm'), it. gen- 
ti’nomo(jpr. diegent—), ein Edelmann; Gentils, 
pi. fr. (fpr. ſchangtihls) beliebte Elfafjer Weine. 

gentiles, pl. I. 1. die Gentilen, bei den alten Rö— 
mern die Mitglieder einer gens; 2. jpäter: frem- 
den Bölkern (gentes) Angehörende; daher dei Hrift- 
lichen Schriftſtellern: Heiden (vgl. ethnifch): Gen 
tilismus, m. das Heidentun; ——— (l. 
gentilicius), was den Gentilen oder Geſchlechts— 
mitgliedern angehört, verwandtſchaftlich, z. B. 
gentiliziiher Name, gentiliziſcher Retrakt. 
m. das Borfaufsrechts, welches der Familie des 
Borbefigers, der Verwandtſchaft wegen, zuſteht; 
Gentilname, j. gens. 

Wentleman, m. engl, pl. Gentlemen (jpr. 
Digent’Imänn; v. gentle = fr. gentil) ein feiner 
Mann, ein Mann von Stande, von Erziehung u. 
Bildung; auch Ehrenmann: als Titel: Herr oder 
gnädiger Herr; gentlemanlike (jpr. —laif) oder 
in neuerer engliſcher Form: gentlemanly (jpr. 
fi, d.i. nad) Art eines Gentleman, einem EChren- 
manne oder Manne von Stande anjtehend, feiner 
würdig, ritterlich, vornehn; Gentleman-Coͤm⸗ 
moner, m. ein bemittelter Student, ein Student 
höherer Klafje auf den englifchen Univerfitäten. 

gentry; f. engl. (ſpr. dfgenntri), dev Stand der bür- 
gerlichen Gebildeten und Befigenden ohne den Adel 
(wiſſenſchaftliche Berufsarten, Gelehrte, Zuriften, 
Offiziere, Großgrundbejiger, Großkaufleute ufw.) 

Gentoos, j. Hindus. 

genmäl, I. (von genu, Knie) das Kinie betreffend; 
Genuflexion, £. ul. die Kniebeugnng; Eniefällige 
Verehrung. 

genmin, I. (genuinus, v. genere, gignere, gebären) 
angeboten, natürlich; echt, unverfälfcht: Genninie 
tät, £. ul. die Echtheit. h 


Genus 


Genus, n. [. (pl. genera, urſpr. Geburt, v. genere, 
giguere, gebären) das Gejchlecht, die Gattung, um— 
fajiender als Spezies (die Art); insbej. Spradil. 
das Spracigefchlecht, entiv. masculinum, männ- 
lich, oder femininum, weiblich, vder neutrum, 
geſchlechtslos, ſächlich; im Genitiv (ein Hauptwort): 
generis masculini, feminini, neutrius, d. i. 
männlichen, weiblichen, jächlichen Geſchlechts; ge- 
neris commünis, gemeinjchaftlichen, d. i. mäun— 
lichen und weiblichen GefchlechtS (3. B. eivis, I. der 
Bürger und die Bürgerin); generis omnis, jedes 
Geſchlechts od. jeder Gattung;genus epieoenum, 
gemeinjames Gejchlecht mittelS Vertretung beider 
natürlihen Geſchlechter durch eines der bei- 
den entiprechenden Sprachgejchlechter (z. B. der 
Zwilling, die Waije); in gemere, im allge 
meinen, überhaupt; Genre, m. und n. fr. (ſpr. 
ſchang'r) die Öattung, Art; Geure-Bild od.-Ge⸗ 
mälde, ein Gemälde, welches eine Szene, Hand— 
lung 2c. aus dem alltäglichen Leben darjtellt, z. U. 
von dem hiſtoriſchen Bilde, deſſen Gegenftand eine 
eichichtliche Begebenheit ift, Volksbild, Sittenbild; 
— * einer, der ſolche Bilder malt, Volks— 
oder Sittenmaler. 
Geobiologie, f. gr. (von géa, zſgez. ge, die Erde, 
und Biologie, }. d.) Die Lehre von dem Leben der 
Erde; Geobiniten, pl. (von blastös), Keint, bla- 
stänein, Wz. blast, feimen) Erdkeimer, Bilanzen, 
welche die Samenlappen beim Keimen unter der 
Erde laſſen; geozentriſch, was ſich auf den Mit— 
telpunkt der Erde bezicht; aus dem Mittelpunft der 
Erde betrachtet; Geachofie, f. (von chönnynai, 
aufſchütten) Heilf. ein Erdbad, Uberfhüttung mit 
Erde; geozkliſch, den Umlauf der Erde darſtellend; 
Geozytlik, f., Geozillen, n. oder geozyhkliſche 
Maſchine, der Erdkreiſer, ein Triebwerk, welches 
die Bewegung der Erde um die Sonne verſinnlicht; 
Seodäfte, f. (von daiein, teilen) die Feldmeßkunſt, 
Land- oder Zeldteilung; Gendät, m. ein Feld— 
meſſer; geodatiſch, Feldmeſſung betreffend, dazu 
gehörig; Geöde, m. Klapperſtein, Steinmandel, 
Eiſenniere; Geodynaͤmit, f. (vgl. Dynamik) die 
Erdkraftlehre, Lehre von den wirkenden Kräften 
der Erde; Geognoſie und Geognöſtik, f. (von 
gnõnai, fernen) die Erdſchichtenkunde, Gefteinkunde, 
Lehre von der Zuſammenſetzung und dem Bau der 
feſten Erdrinde; Geognöſt, m. ein Erdlagen- und 
Geſteinkenner; geognöftiſch, die Geſteinkunde be— 
treffend; Geogonie oder Geogente, f. die Erd- 
Entjtehungstehre, die Lehre von der Eutftehung 
und Entwicklung des Erdförpers; Geogoniſt, m. 
ein Erdentitegungsforiher; Geograäph, m. (von 
gräphein, fchreiben) ein Erdkundiger; Geogra— 
»hie, f. die Erbbeichreibung, Erd⸗ oder Länder: 
tunde; die mathematijche, phyſikaliſche oder 
phyſiſche, und politiijche Geographie, die 
Beſchreibung der Erde in Hinficht der auszumefjen- 
den oder meßbaren, der natürlichen, und der bür— 
gerlichen oder jtaatlihen Verhältniſſe ihrer Ober- 
fläche; geogräphiſch, erdkundlich, zur Erdkunde 
gehörig; die geographiſche Breite od. die Pol— 
höhe eines Ortes auf unferer Erde ift der Abjtand 
oder die Entfernung desjelben vom Äquator nad) 
Norden oder Süden, daher nördliche und ſüd— 
liche Breite; die geographiſche Länge eines 
Ortes heilt jeine Entfernung von einem gemiffen 
Meridian oder Mittagsfreije; Geohydrograͤph, 
m. ein Erd- und Wallerbeickreiber: Grohydro⸗ 
granbie, f. die Erd⸗ und Wafjerbejchreibung; 
Seologie, f. die Lehre vom Erdkörper, umfaffend 


— —— — — — — ——— nn — — — 


— —ñ — — —ñ—— — — Eee 


Gera 303 


die Geognoſie und Geogonie (ſ. beide oben), 
insbej.= Geogonie, aljo Entwicklungsgeſchichte 
der Erde; Genldg, m. ein Erdienner, insbeſ. Erd» 
bildungskenner; genlögifch, die Erdbildungstunde 
betreffend oder dazıı gehörig; Geamdnt, m. ein 
Erd» oder Sandwahrlager; Geomantie, f. die 
Erd- oder Sandmwahrfagerei, Punttierkunſt, ver— 
möge deren man verborgene Dinge durch gemachte 
Punkte im Sande ꝛc. zu erforſchen ſucht; gees 
maͤntiſch, zu dieſer Kunfi gehörig; Geomechanik, 
f. Die Ba fefter Körper; Geumeter, m. ein 
Feld- od. Landmeſſer; Geometrie, f. Erd-, Teld- 
od.Landmeßkunſt; Raumgrößenlehre; geometriſch. 
zur Mepkunfi oder Raumgrößenlehre gehörig; Ver— 
meſſungs-, Feldmeß⸗ (3. B. arbeiten, pläne); ein 
geometrijher Schritt, ein Längenmaß von 
fünf Schuh; geometriſche Länge; wirkliche 
Länge; Geoantontographite, f. die Kunji der Dar- 
ſtellung vielfarbig gedrnekter Nelieffarten in ges 
preßter Bapiermaffe, von Bauerfeller erfunden; 
Geömhs, m. (von mys, die Maus) die Erdmaus, 
Beutelmaus; Geonoͤm, m. ein Erdarten- od. Erd- 
baufundiger; Geonomãe, £. Erdarten- od. Erdbau- 
finde, Erddenegungstunit; geonomiſch, erdbau⸗ 
kundlich; Geobhaͤgen, pl. Erdeſſer; Geobphagĩe, 
f. das Erd- od. Toneſſen; Gerphyhſit, f. die Lehre 
von den phyſiſchen Ericheinungen im Innern der 
Erde, welche die Eigenwärme des Erdkörpers, jeine 
Dichtheit, den Erdmagnetismus und die tellurifgen 
Lufterfcheinungen umfaßt; Gepponie, f. Erdbe> 
arbeitung, Land- oder Feldbau; Geoponika, pl. 
Sammlung gried. Schriften über den Feldbau; 
Georũma, ein Überſichtsbild der Erde, eine nad 
allen Seiten Hin überfhaubar@®bildliche Darſtel— 
fung der Erdfugel (val. Banorama); Geprg, m. 
gr. (geörgös, dv. g&, Erde, u. Ergon, Werk, Arbeit) 
u. Gesrgine, f. Eigenname: Yandbauer, Acker— 
mann, Yandiwirt, Zandbejiter, -in; Georgd'or, 
m. ein Goldgeorg, hannoverſches Fünftalerſtück in 
Gold, ungef. 16°, ME. an Wert; desgl. George 
noble, m. engl. (pr. dſchordſch nob’l), eig. ein edler 
Georg, eine zur Zeit Heinrichs VIII. geprägte Gold— 
münze mit dein St. ©eorg, ungefähr 17,50 IRE, wert; 
Georgia Auguüfta, fl. die Hochſchule in Göt— 
tingen, nach ihrem Stifter, dem urfürften Georg 
Auguſt (oder König Georg 11.) benannt; Geor— 
nica oder Georgika, pl. ar. (Birgils) Tändliches 
Gedicht oder Biiyer vom Landbau; Geprgine, f. 
Strahlenblume, eine ſchöne ausländ.Gartenblume, 
urſpr. in Mexiko heimisch (im Anfange vorig. Jahr— 
hunderts von dem Botaniker Wildenow in Berlin 
zu Ehren des Katurforigerd Georgi in Peters— 
burg jo genannt, Dahlia, f.d.); Georgophilos 
oder Georgophil, m. ein Land» oder Aderbau- 
freund; Genjfop, m. ein Erdbeobachter; Geo— 
fopie, f. die Erdbeobachtung, bej. zum Zweck der 
Witterungskunde; Gevjtätif, f. die Erdgleichge- 
wichtslehre, Lehre vom Gieichgewicht der feiten 
Körper; Geotektoͤnik, f. gr. die Lehre von den 
Strufturverhältniffen der Gebirgsglieder; Geo— 
thermometer, n. ein Erdwärmeinejjer zur Be— 
ftimmung der Temperatur in großen Tiefen der 
Erde; Geotomie, f. Erdteilung. 


Gepard, m. (fr. guépard) ein Raubtier aus dem 


Kagengejchlecht, welches zum Sagen abgerichtet 
wird, in Dftindien 2c., auch der Jagdleopard. 


Gera, f. hebr. (geräh, d. i. eig. Bohne) das kleinſte 


Gewicht der Hebräer, etwa Yo g; auch eine hebr. 
Münze, die den 20Ojten Teil eines Seckels betrug, 
etwa 8 Pr. 


304 Gerada 

Gerãda oder Gerade, f. ml. (v. deutichen Gerät) 
Ripr. das Haus- und Kajtengerät, das der Frau 
ad) dem Tode des Mannes zufällt. 

Geraninm, n. gr. (von geränos, Kranich; Kran) 
Stordichnabel, ein Pflanzengejchleht; auch ein 
Kran, Hebezeug, bei. an Häfen; Geraniszeen, 
pl. Storchſchnabelgewächſe; Geraniten, pl. den 
Kranichsaugen ähnliche Verfteinerungen. 

Gerant, m. fr. (pr. ſcher—; vgl. gerieren) Kffpr. 
ein Geſchäftsführer, Geſchäftsvorſteher; inSbef. der 
verantiwortliche Herausgeber od. Borjteher ver Re— 
daktion einer Zeitung. 

Gerbe, f. fr. (von gerbe, fpr. ſcherb', die Garbe) die 
Feuergarbe bei Feuerwerken. 

Gerbog, ſ. Jerboa. 

gerbulieren, (ml. und it. garbellare, ſieben, ſpan. 
garbillar, v. garbillo, Sieb von Spartgras oder 
Weidenziveigen, vont I. eribellum, feines Sieb, 
Berfl.von eribrum, Sieb, vgl. gärbelieren) eig. 
zubereiten: aus einer trodenen Ware die verun- 
veinigenden fremdartigen Teile auslefen und ab- 
jondeın; Gerbufär, f. das Unreine und Schad- 
hafte von Waren; der Abzug an der Zahlung, 


wegen Berunreinigung od. Bermengung der Ware. | 


Gerda oder Gerdur, f. nord. (altnord. gerdhr) 
Fabell. ein Schönes Kiefenmädchen, wurde die Ge— 
mahlin Freirs und die Göttin der Schönheit. 

Gergo, n. it. (pr. dſchergo — Sargon1.) die Gauner- 
jprade in Stalien. 

Geridon, |. Gueridon. 

gerieren, I. (gerere) führen, leiten, verwalten, ver- 
sichten; ſich —, ich aufführen, benehmen, verhalten, 
für etivaS ausgeben. 

Germäne, m., pP&ermänen, die alten Deutſchen 
(nac) Benennung der alten Gallier und der Römer, 
{. Germänj, in feltiiher Sprache die Nachbarn 
lnämlich der Gallier) oder die Dftleute bedeutend, 
doch ſteht feine diejer Erklärungen feit; Haupt— 
ſtelle Tacitus, Germania ce. 2; Germänten, 
no. (fat. Germania, f.) das alte Deutichland, 
germäniſch, den Germanen eigen oder ange— 
hörig, deutſch; germanifhe Sprachen, 
Sprachen deutſchen Stammes: die gotiſche, ober— 
und niederdeutſche, holländiſche, angelſöchſiſche 
und die nordiſchen oder ſkandinaviſchen Sprachen; 
germaniſieren, deutſch machen, in deutſchen Be— 
ſitz umwandeln; Germanismus oder Germa⸗ 
nism, m., pl. —mi oder —men, eine deutſche 
Spradeigenheit, Eigentümfichkeit im Augdrud oder 
in derWortfügung der deutjchen Sprade; die Herr- 
ichaft deuticher Art und Sitte; Germanift, m. ein 
Kenner, Lehrer u. Erforjcher der deutſchen Sprache 
und Geichichte, auch des deutfchen Rechts; Ger— 
maniftif, f. die Kunde von den germanijchen 
Spraden und ihren Gejeßen, germanijche oder 
deutihe Philologie; Kermania, f. Deutfchland, 
namentlich in Gejtalt einer jchirmenden Frau ge- 
dacht und dargeitellt; Germänta, f. (fpr. jer- 
mdnia) jpan.die Gaunerjprache in Spanien; Ger— 
manobhoß, m. [.-gr. ein die Deutfchen Fürchten- 
der; Germanophodie, f. Furcht vor den Deutjchen; 
german silver, n. engl. (fpr. dſchörmen filmer) 
eig. deutjches Silber, Neufilber,— Argentan; 
german toys, pl. engl. (ſpr.dſchörmen —), Nürn— 
bergerSpielwaren;german clock,f. eine Schwarz- 
wälder Uhr. 

Germänt, pl. [. (germänus, leiblich, echt) vollbür- 
tige oder leibliche Geſchwiſter; Germanität, f. (I. 
germanitas) gejchtwijterliche Berwandtichaft, Bru- 
der» oder Schmweiterichaft. 


Geition 


Germany, n. engl. (ſpr. dfhörment), Deutfchland; 
made iu Germany (pr. mehd —), d.h. in Deutfc- 
land gemacht, hergeftellt. 

germinieren, I. (germinäre, von germen, Sproß, 
Keim) feimen, ſproſſen; Germination, f. (germi- 
natio) daS Keimen, Sprofien; die Keimzeitz ger— 
minatio, nlat. keimend; Germindl, m. fr. (jpr. 
fher—) der Keimmonat oder Sprojjenmond, der 
Tte Monat oder erjte Frühlinggmonat im neuen 
Kalender der erften frz. Nepublif, vom 21. März 
bis 19. April. 

Germuſets, pl. buntgemujfterte Halbfeidenzeuge in 
der Levante. 


| Gerstomie oder Gerfömif, f. gr. (von gras, das 


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| 
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! 








Sreijenalter, u. komein, pflegen, warten) Heilf. die 
Alterspflege, Kunſt das Alter zu pflegen; insbei. 
die Verjüngung abgelebter Greife durd) die un- 
mittelbare Nähe jugendlicher Perſonen; Gerönt, 
m. (gr. gerön, pl. gerontes)ein Alteſter; Ratsherr, 
Ratsmitglied, —=Scnator; Gerontokomium od. 
Gerokomium, n. ein Berpflegungshaus für Alte: 
Serontofratie, f. Regierung eines Nates der 
Alteſten; Gerontotoxou, n. ar. der Greijenbogen 
—=arculus senilis,j.d.; Gerufie, f. (gr. geru- 
sia) der Rat der Älteren = Senat); neugriechiicher 
Staatsrat; gereniſch, greiſenhaft (z. B. R. Gott- 
ſchall, Poetit 11,112: „der greife gereniſche Neſtor“). 

Gerra, f. jpan. iſpr. erra), auch Jarra (fr. Jarre, 
der Krug), vor 1856 ein Flüſſigkeitsmaß auf Mi- 
norfa von 12,063 1 Inhalt. 

Gerſch, m. arab., pl. Guruſch oder Grufch, dev 
türk. Riafter, in Wert = 0,17969 ME. 

Gerundium, n. [; (v. gerere; vgl. Geſtion) Sprachl. 
das Verrichtungswort, Zweckwort, eine Form des 
Zeitworts, welche anzeigt, daß etwas getan wer- 
den Toll; im Lat.: der Genitiv, Dativ, Akkuſativ u. 
Ablatir dee Infinitiv; Gerundivpum, n. oder 
gerundivus modus, m. das Verrichtungswort 
im paſſiven Sinne, |. v. w. Partizipium Yuturi 

Geruſie, j. unter Gerokomie. [Bajlivi. 

Gerjon, m. griech. Zabel. ein dreiföpfiger Nieje, 
der in Spanien herrjchte und jchöne Herden beſaß, 
von Herfules aber erichlagen wurde. 

Geſpoͤns, m. u. f. Dtich.=I. (v. I. sponsus, sponsa, 
der, die Verlobte) Braut und Bräutigam; aud) 
Gatte und Gattin. 

gesta Romanorum, pl. |. (von gerere, verrichten, 
tun, gestus, a, um, getan, verrichtet, u. Romani, 
Gen. Romanorum, die Römer) die Taten der Rö— 
mer, der Name einer Sammlung von Erzählungen 
aus der Zeit der römischen Kaifer, deren Entite- 
hung3zeit aber das 12. oder 13. Jahrhundert ift. 

Geitation, f. 1. (gestatio, von gestäre, an ſich tra— 

en 2c.) da3 Herumtragen oder Sichherumtragen- 
afien; die Tragung; die Zeit der Trächtigfeit, der 
Schwangerſchaft. 

Geſten, j. Geſtus unter Geſtion. 

gejtifulieren, I. (gesticuläri, v. gesticulus, Verkl. 
von gestus, ſ. d.) HYandbewegungen oder Gebärden 
machen; Geſtikulation, f. (gesticulatio) die Ge— 
bärdenſprache, Handbewegung, Gebärdung; Gefti= 
Inlätor, m. ein Gebärdenredner; auch Gautler; 
geſtikulatöriſch, dur), Gebärdenſprache ausge- 
drückt, Yo pantomimiſch. 

Geſtion, f. I. (gestio, von gerére, tragen, tun, ver- 
richten 2c.) die Berrihtung, Gejchäftsverwaltung; 
gestio pro herä@de, die jtilljhweigende Antretung 
einer Erbjchaft; Geiter, m. der Träger, Führer, 
Verwalter; gestor feudi, der Lehnsträger; g.ne- 
gotiorum, ein Gejchäftsträger, Gejchäftsführer; 


Settatore 


Geſtus, m., pl. Geſtus oder Geften, eig. die Art, 
twie man ſich trägt over hält; die körperliche Stel» 
(una, Bewegung oder Sebärde eines Redners, bei. 
die Handbemegung. 

Gettatore, m. it. (pr. df$—), ſ. mal oechio. 

Genmätif od. Geüftik, f. ar. (v. getesthai, koften) 
die Lehre von dem Schmedbaren; Geuſis, f. das 
Koſten, Schmeden ; (Benfiennanbarie, f. der 
jchmerzhafte Reiz durch ſchmeckbare Gegenftände; 
geuftiſch, den Geichmad betreffend. 

Genfen, pl. (ſpr. göfen) die im J. 1565 unter der 
Statthalterjchaft des blutdürſtigen Herzogs von 
Alba ſich gegen Spanien verbindenden nieder. 
Edelleute (vom fr. gueux, Bettler, wie man fie 
verächtlich genannt hatte). 

Geuftit, genitiich, ſ. Geumatik. 

Gewichtsvoltameter, n. ein Voltameter (j.d.), in 
dem die durch den elektrischen Strom auögefchiede- 
nen chemiſch zujammengejegten Körper nad) dem 
Gewicht bejtinnmt werden, jo daß aus diejer Ge— 
wichtsbejtimmung die Stromſtärken berechnet wer- 
den können. 

Shamar, m. arab. roter Wein im Morgenland. 

Ghͤzi, m. arab. (ghäzi,pr. gafi) ein Held, ein Krie— 
ger, bef. ein folcher, der die Ungläubigen befämpft; 
Ghazidſchah, m. der heilige Krieg od. Feldzug zur 
Bekämpfung der Ungläubigen. 

Sheriah vd. Gherri, m. ojtindijches Längenmaß, 
bei. in Bengalen, = !,,s Gos (f. d.) = 57,15 mm. 

&hettd,m. it. das Judenviertel od. die Judengaſſe 
in Rom und andern großen ital. und orientalischen 
Städten. 

Shilams, pl. hinefiiche Seidenzeuge. 

Ghiribizzi, pl. ital. (sing. ghiribizzo, überhaupt 
Grille, Einfall) wunderliche Einfälle, überraſchende 
Sprünge und Übergänge in der Mufif. 

Ghun, die bleiernen Notmünzen in der Türkei. 

Giallo, m. ital. (jpr. dſchällo; vom althochd. gelo, 
gelb) das Gelb; giallo antico, altgelb: ein gelb» 
liher Marmor, welcher nur an Denfmälern alter 
un gefunden wird; Giallorino, m., ſ. Nea⸗ 
pelgelb. 

Giangürgulo, m. it. (ſpr. dſchan —; d. i. eig. Hans 
Burgel) Charafterrolle des derben Bauern auf 
dem ital. Theater. 

Giardindria, f. it. (pr. dſchar—; v.giardino, Gar- 
ten) die Loge der Gärtnerinnen bei den Karbonari. 

&iarro, m. it. (pr. dſcharro; vgl. fr. jarre,der Krug) 
ein Olmaß in Sardinien = 16,81 1. 

Giaur oder Ghiaur, m. türk. (gew. Djaur ge- 
ſprochen; |. v. w. Geber, ſ. d.) ein Ungläubiger, 
Schimpfm. für alle Niht-Mohanımedaner. 

Gib,amerifanishes Kurzwort für: Gibraltar; aud) 
engliice Abkürzung des Namens Gilbert. 

Gibbon od. Golok, m. der Langarm, ein ſehr lang- 
armiger Affe in Oftindien. 

gibbõs (lat. gibbösus. von gibba, gibbus, Buckel), 
budelig, höderig; Gibbofität, f. nl. das Budelig- 
fein; der Höcder. 

Gibellinen, j. unter Welfen. 

Gibeldtte,f. fr. (ipr. Hib—) Schnittfleifch (Frikaſſee) 
von jungen Hühnern, eig. von Wildbret (gibier). 
Gibus, m. fr. (pr. jibüß; Rame eines Hutmachers) 

Klapphut (Zylinder). 

Gig, n. engl. (pr. ghigg; überh. etwas leicht Beiveg- 
liches, Spielendes; dah.: Kreifel, Boot, Geige ıc.; 
vgl. auch das fr. Gigue) ein einjpänniger, zwei— 
rädriger offener Gabelwagen; auch ein leichtes Boot 
von Eiſenblech zurKanalichiffahrt; Boot des Kom- 
mandanten bei Kriegsichiffen. 


Heyjes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


Gingerbeer 305 


Sig, f. frj.-engl. (ſpr. diehig), ein munterer franz. 
u. engliider Tanz = Gigue, j. d. | 

Sigdnt,m., pl. Gigdnten (gr. Gigäs, pl. Gigantes, 
d. i. Erdgeborne, gleichbedeutend mit gegenäs), 
griech. Fabell. drachenfüßige Riefen, von Gäa (od. 
der Erde) aus dem Blute des entmannten Uranus 

eboren, welche den Olymp ftürmten, aber von 
Pens u.den übrigen Göttern befiegt wurden (verich. 
von den Titanen, ſ. d.); überh. f. Riejen, Hünen, 
Reden; gigäntiſch vd. gigantdsf(it. gigantesco, 
fr. gigantesque), riefenmäßig, hünenſtark; Gigan— 
tographjie, f. Beichreibung od. Geſchichte der Rie⸗ 
jen; Gigantoniadhie, f. der Rieſen- oder Hünen⸗ 
kampf; Gigantologie, f.dieXehre von den Riefen; 
Gigantoſteologie, f. Lehre von den Rieſenknochen. 

Gigliato, m. ital. (Ipr. dſchiljäto; von giglio, Lilie) 
eig. Zecchino gigliato, eine florentinijche Rech— 
nungsmünze, ein Lılien-Dufaten = ya Mi 

&igot, m. fr. (pr. ſchigoh, von gigue, ſ. d., wegen 
der Ähnlichkeit mit einer Geige) Hammelkeule; auch 
die ſich oben feulenförmig erweiternden Ärmel an 
Srauentleidern, pl. Gigots. - 

Gigne, f. fr. (pr. figh'; prov. und It. giga, vom 
mhochd. giga, Geige) ein munterer franzöfiicher 
Tanz im %/e-Taft, Hopfer, und das ihn begleitende 
Tonſtück. 

Gilde, f. (niederd. gilde, engl. guild; urſpr. Dar- 
bringung, Opfer, Opferſchmaus, die beim Opfer- 
ſchmauſe verjammelie Genoſſenſchaft, verw. mit 
Geld, gelten) überh. eine geichlofjene Bejellichaft, 
ehem. bej. eine auf gemeinſchaftliche Koften jpel- 
jende; eine Genoſſenſchaft; Snnung, Zunft. 

&ilet,n. fr. (ſpr. ſchileh; angeblic) von einem Gant- 
ler, namens Gille, d. i. Agidius, dann: ein mit 
einem Wams befleideter Hanswurſt) der Bruſtlatz, 
das Brufttucy ohne Ärmel, ein Weitchen, die Weite, 
in Niederd. aud: ein Rümpfel; gilet h)drosta- 
tique (ſpr. — idroftatit), ein Schwimmleibchen. 

Gill, n. engl. (ſpr. dſchill) Biertelpinte, Quartierchen, 
engl. Hohlmaß für trockene und flüjfige Dinge = 
0,142 1 (vgl. Ouarter und Tun). 

Gill, m. engl. der Hechelitab, Nadelſtab; Gillboxes, 
pl. engl. die Hechelſtab⸗ oder Nadelſtabſtrecke. 

Gimelblättchen, n. (wohl nad) Gimel, dem drit- 
ten Buchitaben des hebr. Aiphabets, und zugleich 
die Zahl 3 bezeichnend), gem. fälihlih: Kümmel: 
blättchen, ein mit drei verdedten Karten von 
Bauernfängern betriebenes Spiel. 

— pl. große Stuben-Teppiche aus Klein- 
alien. 

Gin 1., m. engl. (fpr. dſchinn; Abkürz. vom fr. ge- 
nevre, ſ. d.) Wacholderbranntwein; überh. gemei- 
ner Branntwein, Schnaps. 

Gin 2., auch Kin, Yin od. Kätti, chineſ. Gewicht, 
ein Pfund von ungefähr 600 g. 

Gine, fr., ſ. Dſchin.. 

Bindten, pl. (jpan. ginete) leichte Reiter. 

Siugals, pl. engl. (jpr. dſchingöls), Heine tragbare 
Kanonen, die Wallmusteten der Hindus in Oft« 
indien, mit Luntenſchlöſſern verjehen. 

Gingang, m. javaniſch (ginggang, welches auch 
„weggehn; vergänglich, verbleichend‘ bedeutet) od. 
engl. Gingham (pr. ghinghämm, fr. guingan, jpr. 
ghängang), ein feines engl., urfpr. vjtind. Baum— 
wollen⸗Zeug; Ginghamets, pl. geitreifte und ge- 
blümte baummollene Bemwebe. i 

Gingerbeer, n. engliich (jpr. dſchindſcherbihr; von 
ginger, $ngwer, fr. gingembre, fpan. geugibre, I. 
zingiber, zingiberi, gr. zingiberis) Ihäumendes 
Ingwerbier, mit Ingwer gewürztes Bier. 


306 Gingibrachium 


Gingibrachinm, n. nl. (übel gebildet aus lat. gin- 
giva, Zahnfleisch) der Scharbod an den Armen; 
Singipedium, n. Scharbod an den Füßen. 

Gingizas, pl. oftindiiche Seidenzeuge. 

Bingke= oder Ginkobaum, m. it (Gingko tri- 
. 15ba oder Gineko chinensis, Salisburia adianti- 
. folia),zuden Koniferen, Taxineen, zählender Baum 

mit dreiedigen fcheinbaren Blättern, die durch Ver- 
wachſung der Nadeln gebildet werden. 

Ginglumus,m. gr. (ginglymos) Heilf. wechjelfeitige 

Fiügung, Eingelenfung, befond. der Knochen, Zus 

gengelenk, Wechſelgelenk; ginglymödiſch od. gin⸗ 
glmoĩidãliſch, wechſelſeitig einpafjend. 

Ginniften, n. (fpr. dſchinniſtan; vgl. Gine) perf. 
Fabell. die Wüſte der Geifter oder Dämonen. 

Sinnus, m. (fat. ginnus u. hinnus, gr. hinnos u. 
ginnos) Baſtard von Maultier und Stute. 

Ginſeng, m. (ſpr. ſchinſeng) die Kraftwurzel, eine 

. von den Chineſen faft dem Golde gleichgeſchätzte 
Wurzel von gewürzhaftem Geichmad und nerven- 
reizender Kraft. 

‚Ginfter (it. ginestra), |. Genifte. 
giocondamente,giocond6so,giocondevole, con 
giocondézza, it. (pr. dſcho⸗; vom I. jucundus) 
Tonk. angenehm, anmutig, lieblich; gioc6so, gio- 

cosamente, gi0j6so, giojosetto (fpr. Dieyo—; v. 

. L:Jjocösus) Tont. fcherzbaft, luſtig, tändelnd. 
Giorgino, m. it. (ſpr. dſchordſchino) eine alte ſilberne 
Rechnungsmünze in Genua und Modena. 
Giorsiata, f. it. (jpr. Dichorndta, v. giorno, der Tag) 

das Tagemerf, ein früheres ital. Flächenmaß von 
100 Tavolen = 58,010 a. 

Gievine Stälia, f. it. (pr. Didstmwine—) das junge 

Italien, eine geheinie, den Umfturz der beftehenden 
- Regierungen bezmwecende Gejellichaft. 

Gips, m. gr. (Cypsos, f., I. gypsum) wafjerhaltiger, 
ſchwefelſaurer Kalk; gipfen, gemablenen Ging zur 
Beförderung des Wachstums auf Pflanzen (bef. 

. Schmetterlingsblüten) ftreuen; den Wein durch 
Behandlung mit Gips klären; Gips-Linfen, 
Gipskriſtalle, Die Die ejtalt von Glaslinſen haben; 

Gips-Marmor, aus Gips hergeftellte architekto— 
niſche Ausichmüdung, gewöhnlich Stud oder Stuk⸗ 
faturarbeit genannt; Gipsverband, Binden, die 

. angefeuchtet und mit Gipspulver bejtreut, fchnell 
hart werden und bei Knochenbrüchen u. ähnl. an- 

.. gelegt werden. R 
Gipfy, m.engl.(ipr.diipft; d.h. Agypter) Zigeuner. 
Gipüre, f. frz. (von guiper, mit Seide überjpinnen, 

vgl. lat. vibrare) erhabene Gtiderei, Hochitiderei; 
das Überjtiden einer Zeichnung mit Gold» oder 

. Silberfäden; Filetgipüre, die Netzhochſtickerei; 
Gipüreipigen, Zellenpigen, mit gedrehter Seide 
überiponnene Spigen. 

Giraͤffe, f. (fr. girafe, it. girafa, von avab. zaräfa, 
zoräfeh, ägybt. Bor-aphe&, d. i. Langhals) der Ka- 
nıelparder in Afrika; auch eine Art Damen-Frifiur, 

.. wobei das Hinterhaar in groben Schleifen auf dem 
Scheitel aufgeſteckt wird; auch ein aufrechtftehendes 
Pianoforte, Klavierharfe. 
hirdnöde, f. fr. (pr. firangd’; vom I. gyrus, Kreis, 
gyräre, it. girare, im Kreiſe drehen) ein vielröh- 
tiger Springbrumnnen, aus welchem Wafjerftrahlen 
in die Höhe jpringen, die wegen der darin einge— 

ſchloſſenen Luft ein Heftiges Brauſen verurfadhen; 
auch ein großes Feuerrad, Sprührad aus Raketen, 
ein Feuerwerk, wo eine Menge Raketen auf einmal 
in verſchiedenen Rihtungen emporfteigen; Giran⸗ 
dole(ſpriſchirangdoͤhl'), it Giraͤndola(ſpr.dſchi —), 
f. ein ſtehender Armleuchter; Feuerrad, Feuergarbe 


SEE EEE EBENE EEE TEN EEE 


| Sitarre 


od. Feuerſonne bei Feuerwerken, bef. das berühmte 
Feuerwerk auf der Engelsburg in Rom, wobei 1000 
Raketen auf einmal auffteigen; Diamantſchmuck. 

Sirant, |. unter Giro. 

Giraſole, it. (ſpr. dſchiraßole; v. girare, fich drehen. 
u. sole, Sonne) Giraſol, fr. (ipr. ſchiraßol) m. der 
Sonnenftein,Mondftein, eine Abänderung des edlen 
Feldſpats. 

Eich, m. ein perfiiches Längenmaß — 1066 perj 
sllen. 


girl, n. engl. (fpr. göhrt), Mädchen. 
Sirlande, £. fr. (pr. ghirldnde; it. ghirlända, alt- 
jpan. guarlanda, prov. garlanda; vgl. althochd. 
wiara, wiera, Schmud [aus Gold], Kranz, mhochd. 
wieren, umflechten; davon vermutlich abgel. gleichi. 
wierelen, und nit dem Guffir anda, wie fr. girande 
v. girer) Blumengehänge, Blumengewinde, Ranke 
girlandieren (fr. guirlander), mit Blumengewin— 
den verzieren; Girlandine, f. engliſches Gewebe 
von verſchiedenen Farben. | 
Giro 1., m. it. (jpr. dſchiro; dv. [. gyrus, gr. gyros, 
Kreis, Umlauf) der Kreislauf, insbeſ. der Geldum— 
Yauf, das Umjchreiben od. der jchriftliche Übertrag 
eines Wechjel3 od. Banfguthabens von einem Be- 
fißer auf den andern; auch ein Berfammlungshans 
der Kaufleute zur Abſchließung von Geſchäften, 
etwa ſ.v. w. Börfe; Girobant, f. eine Anweiſe-od. 
Umfchreibebanf, mo Geldfummen durch bloßes Zu— 
u. Abſchreiben voneinemaufden andernübertragen 
werden; giro in bianca, auch Blanko-Giro, 
Übertragung des Wechſels durch einfache Unter- 
ſchrift, wenn auf dem Wechjel die Summe nit ge- 
nannt ift; Giro-Verbindlichkeit, dieVerbindlich- 
feit des Gitanten für den Betrag des Wechjels, auf 
dem fein Name ſteht; G.⸗Geld, &.-Baltıta, £. die 
beider Beſtimmung gewiſſer Wechſelpreiſe gebräuch⸗ 
liche ha girieren (ſpr. dſchirieren, 
it. girare), einen Wechſel od. eine Forderung auf 
einen andern ſchriftlich übertragen, umſchreiben, 
überweiſen; ein ſolcher Wechſel heißt ein girierter 
Wechſel; Giraut, m. (ſpr. dſchiränt) der Anwei— 
fer, Übertrager od. Umſchreiber eines für ihn aus— 
gejtellten Wechſels uſw. auf einen andern; Girat, 
m. {fpr. dſchirãt) derjenige, auf welchen ein Wechje! 
uſw. übertragen wird. — 
Giro 2., m. it. (fpr. dſchiro) ein ſtarker, ſüßer, rüt- 
licher Wein von der Inſel Sardinien. 
Giro, Ei GP, das in Birma in Gebrauch ift 
—=0auake J | 
Gironde, £. fr. (fpr. ſchiroͤngd) eine gemüßigte repu⸗ 
blitanifche Bartei in der franz. Revolution (fo ge- 
nannt, weil die Häupter derfelben aus dem Depar- 
tement der Gironde waren); Girondiſten, Pl. 
(fr. Girondius) Anhänger derjelben. 
Sirouette, f. jr. (fpr. fegiruett’; f. girotette, vgl. it. 
girotta, Sahne, von I. gyrare, it. girare, ſich drehen) 
die Wind- oder Wetterfahne; ımeig. ein wetter— 
wendiſcher, wankelmütiger Menſch; Gtironetterie, 
f. Unbeſtändigkeit. RE 
Giſela, f. (kein Fremdwort, wie gewöhnlich fälſchlich 
angenommen wird) altd. weibl. Name(von althochd. 
gisal, Geiſel) die Geiſel, Leibbürgin. 
Gitano, m. jpan. (ſpri hitdno: eig. ein Ügnpter, v. 
dem I. Aegyptiänus; daher auch engl. gipsy in 
gleicher Bedeutung) ein Zigeuner; auch f. liſtiger 
Menſch, Betrüger; Gitaͤnga, f. eine Zigeunerin; 
der Higennertanz. 
Gitarre, k. fr. (pr. ghitdrre; ſpan. und prob. gui- 
tarra, it. chitarra, frz. guitare, vom gr. kithara, 
nicht von dem aus dem Griechiſchen entlehnten 


Sitpith 


4, cithära, Zither, das zu ital. cetra, mittelhochd. 
‚zitöle wurde) die ſpan. Zither, Armlaute, ein mit 
6—10 Saiten bezogenes Tonwerkzcug; Gitarriſt, 
m. ein Öitarrenfpieler. 

—2 f. hebr. ein althebräiſches Tonwerkzeug, 


a. B, L 3. 
Giulio, m. it.(fpr. dſchuͤlio) der Julier, eine ehemal. 
römijche u. Horentiniiche Silbermünze=!/,, Scudo 


— 0,3 M. 

Ginnte, f. it. (pr. diehunta) Vereinigung; die neben 
dem Staatsrat beitehende Bereinigung der Rat3- 
herren. | 

Giuoco piano, n. it. (jpr. dfgutocdo—, eig. janftes | 
EEE Raipie bie jögen, „italientihe Änztie 

giusto, it. (pr. dſchuſto; von dem I. justus) ange- 
meſſen, paſſend. 

Slabelle, k. nl. (glabella, von glabellus, Verkl. von 
glaber, glatt, kahl) die Stirnglaße, der Zwiſchen— 
raum zwiſchen beiven Augenbrauen. 

Glace, f. fr. (pr. gleh; vom I. glacies, Eis) Ge- 
frorneg, Fünftlich bereitetes eßbares Eis; auch ein 
Zuckerguß auf Backwerk; Fleiſch- od. Zuderglanz; 
ein Spiegel; Glacerie, f. (fpr. glaß'rih) die Kunſt, 
Spiegelglas zu machen; die Spiegelgieherei; Gla⸗ 
einlperiode, f. die Eiszeit; Glaciere, f. (pr. 
glakjähr) eine Eisgrube; glacieren(ſpr. glaßteren; 
fr. glacer), gefrieren oder erjtarren maden, zu 
einem Dickſaft einkochen laſſen; überzudern; auch 
gewiſſe Sachen, wie Bänder, He 2c., glän- 
zend machen, glätten, ihnen einen jpiegelnden Glanz 
geben; glacterte od. GlaeeHaudſchuhe (aus frz. 
gants glaces), Glanzhandſchuhe; Gfaedleder, 
Slanzleder; Glacépapier, Slanzpapier ı. ſ. f.; 
Glacd, n. (fpr. glaßeh) Seide, mit Gold od. Silber 
befponnen; Glanzzwirn; Säbel-Glace, n., eine 
Art Duell, bei dem ohne Schutzvorrichtungen an 
den Armen und der Bruft gefochten wird. 

Glacialin, n. ein Mittel, um Mil, Fleiſch u. ähnt. 
friſch und ſchmackhaft zu erhalten (zu fonjervieren), 
das aus Borfäure, Borax, Glyzerin u. a. zuſam⸗ 
mengeſetzt iſt. —— 

Glacialift. m. fr. (v. glacier, ſpr. glaßjeh, der Glet— 
ſcher) ein Gletſcherkenner. 

Macies, f. J. Eis. 

Glacis, n. fr. (ſpr. glaßih; v. nıl. glatia, Ebene, eig. 
Ebenmachung, Slättung, vom deutschen glatt) die | 

Feldabdachung, Wehrlehne, Abdachung der äußern 
ruſtwehr einer Feftung; Zuderfabr. eine trichter- 

förmige Erweiterung des Keſſelrandes, auf welche 

der verichiittete Zuderzurüdläuft, die Keffelichräge; 
in der Malerei: die Auflichtung. 

Glacçon, m. fr. (pr. Bing; vgl. Siace) die Eis— 

ſcholle; Bierat in Geftalt von Eisſchollen und Eis— 

zapfen an Gebäuden ıc. 

Sladiäfor, m. !. (v. gladius, Schwert) ein Fechter, 

Schaukämpfer bei den öffentlichen Schaujptelen der 

alten Römer; gladiatöriſch, fechterartig, klopf— 

fechterifch. 

slagolitiiche Sbprache (v. jlav. glagöl, Wort, gla- 

gölati, ſprechen) die alte Heilige flaviiche Sprache; 

glagolitiiche Buchitaben, glagolitiſches Al⸗ 

»hnbet, ein eigentümliches altjlavisches Alphabet. 

&landel, f. (1. glandüla, pl. glandülae; eig. Verl. 

v. glans, Eichel) die Drüfe, Halsdrüſe, gem. Man— 

del am Halfe; glandulss (1. glandulösus), drüfig, 

drüfenhaft; Glanduloſität, f. nl. die Drüfigkeit; 
glandiiörm, eichelfürmig. 

alärds, ir. (glaireux, fpr. gläröh) fchleimig. 

4+las Crnogorza, m. niontenegrinifch (v. jlav. glass 

oder gölos, Stimme, u. Ornogörez [fpr. Ticherna- | 


Globetrotter 


görez), der Montenegriner), Nanıe der halbamt- 
ihen Zeitung Montenegros. 

glafieren od. glafuren (deutich, von Glas mit Lat. 
Endung), verglafen, überglajen, glänzend machen; 
GSlafür, f. die Berglafung, Überglafung, Glas- 
rinde, ein glagartiger Überzug irdener Gefäße: 
Mal. ein Überzug vor leichten, glänzenden Far—⸗ 
ben; der glatte und glänzende Überzug der Zähne; 
Slajürerz, n. Bleijchweif, Bleiglanz; Glafurs 
ofen, Slanzbrennofen. | 

slass-paper n. engl. (fpr. gläßpẽper), Glaspapier, 
Sandpapier zum Rolieren. 

Stauberit, n. (nad) dem Arzt u. Chemiker Glau- 
ber, ft. 1668, benannt) ein aus jchwefelfauren 
Natron u. Schwefel. Kalk beitehendes Mineral, auch 
Brongniartit; Glauberſalz, n. (von eben dem- 
felben gefunden, beichrieben u. empfohlen in feiner 
Schrift de natura salium 1658) ſchwefelſaures Na- 

Glaucẽdo, £. nl. = Ölaufoma. [tron. 

Glautüna vd. Glaulom, n. gr. (v. glaukös, grau- 
blau) der grüne Star, welcher feinen Sit im Glas— 
fürper der Augen pa blauer Dunſt, Betrug, 
Blendwer!, Gaufelei; glaukomatös, nl. oder 
— mit dem grünen Star behaftet; 

laufotis, f. gr. Heilk. die Entſtehung des grünen 
Stars. 

Glaukus, m.gr. (Glaukos; eig. der bläulich Glän— 
ende) Fabell. ein Meergott, dem man die Gabe 
er Brophezeiung beilegte. 

Glaymore, n. engl. (for. glehmohr) das breite ſchot⸗ 

tiſche Schwert. J 
gleba, f.!. eine Erdſcholle, ein Erdſtück, Stück Erde; 

ein Süd, Klumpen, eine Mafle; glebae ad- 
 seriptus,j.adscriptus unteradffribieren; gles 

bös (1. glebösus), voll Scholfen, ſchollig, Humpig. 

Sleihftron=- Motor, m. diſch.l. ein elektriſches 
Triebwerk, das durch Gleichitrom, d. i. jeine Rid;- 
tung beibehaltenden Strom, in Bewegung gejegt 
wird; Gleichſtromtransformator, m. Gleid- 
ſtromumwandler, durch den die Spannung und 
Stärke. eines Gleichſtroms umgeformt wird. 

Gleẽne, f. gr. der Augapfel, Augenjtern; Heilf. eine 
flache Knoͤchenvertiefung; Gfenitis, f.Linfen-Ent- 
zündung tm Auge; glenoidiſch, flach vertieft. 

Gletſcher, m. pl. ebenio (fr. glacier, von glace, 
l. glacies, Ei8) große Eisfelder, Eislager od. Eiß- 
majfen in den hohen Gebirgstälern der Alpen. 

Gleufomedter, gr. (von gleukos, Moſt, ungegorener 
ſüßer Wein) od. Glykomeéter (von glykys, füß), 
n. ein Süßigkeits⸗ oder Moſtmeſſer, die Moſtwage, 
Werkzeug zur Brüfung der Weine, be. rückſichtlich 
ihres Zudergehaltes, erfunden von Chevalier zu 
Kariz 804, 


a 


307 


Glebben, pl. (vom fr. glaive, Schwert, prov. glavi, 
v. I. gladYus) im deutschen Staatsrecht des Mittel- 
alters fiir Schwertführer, Streiter, welche ein Graf 
oder Herr zu jtellen verpflichtet war, aud) Lanzen 

enannt; Glevenbürger, pl. Edelleute, Die in den 
Heften des Fanftrecht3 Schuß in den Städten ſuch— 
ten und dieje zugleich verteidigten. 

Gliadin, n. (v. gr. glia, Leim) ein eigentümticher 
Beitandteil des Klebers. (Nagetiere. 

Glires, pl. I. (von glis, Rellmaus, Siebenfchläfer) 

Gliffabe, £. fr. (von glisser, glitfchen, gleiten) das 
aaa a ein Tanzſchritt; Fechtk. das Abgleiten 
der Degenklinge, eine ſtreichende Finte; gliffant, 
ſchlüpfrig; bedenklich, kitzlig; glissändo, glissi- 
cäto, it. Tonk. gleitend, fanft. , 

Globetrotter, m. engl. (fpr. glöbtrott'r), Weit- 
bummler, _ 


20* 


308 Slobus 


Gloͤbus, m., pl. Globi od. Globen, I. die Kugel, 
der Ball; bef. eine künſtliche Erdkugel (globus ter- 
restris) od. Himmelsfugel (globus coel6stis); glo« 
bus imperiälis, der Reich3apfel; globe de com- 
pression, m. fr. (jpr. glohb’ d'kongpreſſjong) Krk. 
der Drud- od. Mordichlag, eine Art ſtark geladener 
Minen, erfunden von Belidor 1725; globös. I. 
(globösus) u. gfobulds, nl. kugelförmig, fugelig, 
aus Kügelchen beitchend; Globoid, n. Plattball, 
tugelähnlicher Körper, in Kurven gedreht; Glo— 
boidſchnecke, n. in der Bauf.: Kugel- oder Hohl- 
ichnede, Hohlihraube; Globoſität, f. ((. globosi- 
tas) die Kugelgeitalt; Globoſiten, pl. nl. runde, 
gewundene Schnedenverjteinerungen; Globülus, 
m. 1. ein Kügelchen; globüli martiäles od. ferru- 
ginösi, pl. Heilf. Eijenfügelchen, aus Weinftein 
u. Eifen bereitet; g. sanguinis, Blutkügelchen; 
Slobunlär- Taktik, f. nl.-gr. die Feuer-Kriegs— 
funit; Globularia, f. nl. die Kugelblume; Glo⸗ 
buliten, pl. Käfer mit keulenförmigen Fühlhör— 
nern; Globulin, n. nl. nach Berzelius der Haupt- 
bejtandteil der Blutkügelchen. 

Glomus, n. I. (Gen. glomeris; verw. mit globus, 
ſ. d.) ein Knäuel; Heilf. ein Wundpfropf, Wund- 
ſtöpſel von Pflückſel; Glomeriden, pl. nl. Rnäuel- 
od. Kugeltiere. 

Glonoin, n. der amerifanishe Name für Nitro— 
alyzerin, ].d. 

Gloria, f. l, oder Gforie, der Ruhm, die Ehre, 
Herrlichkeit, Hoheit, der Glanz; der Heiligenfchein, 
Strahlenglanz um das Haupt eines Heiligen; ein 
Himmelsitüd oder Gemälde des offenen Himmels 
mitjeinen Beivohnern; bei Feuerwerken: einegroße 
itchende Sonne; das Gloria, Zobgefang der Engel 
bei der Geburt Jeſu, Luk. 2, 14: gloria in ex- 
eelsis Deo, Ehre fei Gott in der Höhe! der zweite 
Teil der Meſſe; g. matris, eig. Chre der Mutter, 
eine ſehr ſchöne Seemujchel; g. mundi, eig. Ruhm 
od. Ehre der Welt, u. g. rubrörum, Ruhm der 
Roten, zwei fchöne Tulpenatten; g. patri, fllio 
et spiritüi sancto in secüla seculorum, Ehre 
jei Gott dem Bater, dem Sohne und heil. Geift in 
Emigfeit; in majörem Dei gloriam, zu größe- 
rem Ruhme Gottes; sie transit gloria mundi, 
io vergeht die Herrlichkeit der Welt; glorifizieren 
(ipätl.glorificäre), vergerrlichen ;Sforififatton, f. 
(glorificatio) die Berberrlichung, Berflärung; glo⸗ 
riieren (I. gloriäri), ſich ſelbſt riihmen, prahlen; 
Glorioͤle, f. fr. (I. gloriöla) armſeliger Ruhm, 
eitler Schimmer; Heiligenfchein; glorids (l. glo- 
riösus, fr. glorieux), glorreich, ruhnı- od. preis⸗ 
würdig, rühmlich, ruhmvoll; herrlich; verflärt, 
glanzvoll; auch ruhmredig, großſprecheriſch; glo- 
riösae memorlae, rühmlichen oder ruhmvollen 
Andenkens; Gloriöſa, f. die Prochtlilie, eine 
Zierblume. 

loffaret, m. engl. ein wollener, halbſeidner Stoff 
aus Norwich (pr. nörritfch) in England. 

Gloſſe, f. (v. gr. glössa od. glötta, Zunge, Sprache) 
Sprachl. urjprünglich ein dunfles, der Erklärung 
bevürfendes Wort; gem. die Auslegung, Wort- 
erklärung, Anmerkung, riht. Gloffem, n.(gr. glös- 
sema); Randgloſſe, die Itandertlärung, Rand— 
bemerfung od. Anmerkung; auch: Spöttelei, 3.8. 
Gloſſen über jemand machen, jpöttiiche Be- 


merkungen machen; Gloſſe, in der Dichtf.derfiame 


einer poetiſchen Spielerei, die einen in einem ſo— 
genannten Thema gegebenen Gedanken in ebenfo- 
viel Strophen, gew. Decimen (f. d.), entiwidelt, 
als dag Thema Berje enthält, jo dag am Ende 


Glyph 
jeder Strophe ein Vers des Themas ſieht; Gloſſär 
oder Glofjarium, n., pl. Glofjärien, I. ein Er- 
Härungswörterbuch, Auslegungsbuch, bei. ver- 
alteter, unbefannter Wörter; glossarium etymo- 
logieum, ein Wörterbuch, das die Abjtammung, 
der Wörter zeigt; glofiieren, nl. erflären; tadelnde 
Bemerkungen machen, bejpötteln; Garne glänzend 
maden, fträhnglänzen; Gloſſätor, m. ein Yus- 
leger, Worterklärer, Nandbemerfer; in3bef. im 
- Mittelalter: Erklärer des corpus juris civilis zu 
Bologna; Gloffem, n. ein Wort, welches einer Er- 
le Gloſſe) bedarf, f. o.; Glofſograͤph, 
m. ein Gloſſenſchreiber; Gloſſographie, t. die Zun⸗ 
genbeſchreibung; auch dag Schreiben Randbemer— 
kungen; Gloffolalie, f. |. Glottolalie; Gloſſo— 
logie, f. die Zungenlehre; Lehre von den Sprachen, 
Sprachenkunde, |. Glottologie; Giofolög m. 
ein Sprachenfundiger; Gloſſomanie, f. die Sudt, 
fremde Sprachen zu reden, |. Glottomanie; 
Slofjomantie,f-Zungenwahrfagerei,Wahrfagung, 
aus der Bejchaffenbeit der Zunge; Gloffonomie, t- 
Spracdhgefeglehre (Grammatik); Gloſſopétren, pl- 
Zungenfteine, Schlangenzungen, verjteinerte $ als 
fiſch-Zähne; Gloffoffopie, f. die Unterfuhung der. 
Zunge; Glofſoſpäsmus, m. der Zungenkrampf; 
Stofiotomie, f. die Zungenzerlegung, Zungen« 
zergliederung. i 1 
lottis, £. gr. eig. Züngelchen; die Stimmriße, der 
Luftröhrenſpalt; Glottisödẽm, n. gr. (oidema, 
von oidän, jchwellen) heftige Anſchwellung der 
Schleimhaut des Kehlkopfes bei Starken er 
entzündungen; Glottolalie od. Gloſſ —, f. (vgl. 
Gloͤſſe) das Reden in fremden Sprachen; bibl. (im: 
der Apoftelgejch.) das Reden in Zungen oder das 
Zungenreden der Apoftel durd ein Wunder am 
Pfingſttage; Glottologie, f. die Sprachenkunde, 
Lehre von den Sprachen; Glottomanie, f. die 
Sucht, fremde Sprachen zu reden. - 
Glouton, m. fr. (pr. glutöng v. I. gluto, Gen. glu- 
tönis, ein Schlemmer; glutire, verjhlingen) ein 
Vielfraß; Gloutonnerie, f. Gefräßigkeit. 
Gloxinie, f. (Gloxinia) eine ſüdamerikaniſche Zier- 
wer I a gezogen. 
aluant, fr. (Ipr. gluang) klebrig. 

Giutoje, Giufoiide = Glykoſe, Siytofide, }. d- 
&lutäen, pl. gr. (v. glutös, das Gefäß) die Gefäh- 
muskeln. F — J 2 
Glüten, n. I. der Leim, Kleber, die klebrige Feuch— 

tigkeit von tierifchen Körpern; Glutin, n. Pflan- 
zenleim, Knochenleim; glutinss (1. glutinösus),, 
klebrig, leimicht; Glutinantia, pl. (v. glutinans, 
feimend, glutinäre, leimen) Heilf. Leim- od. Binde- 
mittel; Glutination, f. (glutinatio) die Zufam- 
menleimung, Zötung; glutinativ, leimend, bin 
dend, zufammenbheilend. 
Glycerie, Glycerin uſw. |. Glyzerin. 
gihtoniſche Werte, eine aligriechiſche lyriſche Bers 
art (angeblich nach ihrem Erfinder, einem übri⸗ 
gens unbekannten Dichter Glykon, benannt), be— 
ſtehend aus einem Trochäus od. Spondeus, einem 
Daktylus und einen Amphimacer oder Daktylus 
| tuu i ’ : j 
‚m. gt. (glyphis, f., v. glyphein, eingraben,. 
—— Bauk. ein Schlitz, eine Kerbe, Rinnen— 
ſtreif; Glyphänon, n. ein Grabſtichel, Meißel; 
Glujphit od. Gluͤptit, f. die Kunſt, in Metall od. 
Steine zu ſchneiden od. zu graben, Bildhauerkunſt, 
Steinſchneidekunſt; glyp Hi, geichnigt,gefehnitten. 
vd. gegraben; Glyphogene, f. od. Glyphogen, u 
Stahlbeize, ein in Paris von dem Chemiter De— 


@ 


— 


1498 


Glyzerie 


feschamps erfundenes Atzmittel für den Stahlſtich; 
Glyphographie, f. die Kunft, erhabene Typen od. 
Platten auf galvanifhem Wege darzujtellen, um 
diefe wie Holzichnitte zu druden, ein Teil der 
Salvanoplaftit; Gluͤpten, pl. in Metall oder 


Stein geftochene od. gegrabene Figuren; gejchnittene 


Steine; Glyptognoſie, f. Kenntnis der geſchnit— 
tenen Steine; $lyptonraphie, f. die Beſchreibung 
geſchnittener Steine; Gfyptofpermäte, pl. mehr- 
gefurchte Samenkerne; Glyptothẽt, f.eineSamm- 
ung gefchnittener Steine; auch von Bildhauer- 
arbeiten überhaupt, wie die große Sammlung von 
Bildwerfen in München. in 0 

Glözerie, f. gr. (von glykerös, glykys, ſüß) weibl. 
Name: die Süße, Angenehme; Glyzerin, n.Olfüß, 
ein bei der — — den Fetten entſtehender 
ſüßlich ſchmeckender Stoff, den man vielfach be- 
nußt, 3. B. da3 Gefrieren des Wafjers zu hindern, 
Nahrungsmittel frifch zu erhalten, die Haut ge- 
Ichmeidig zu machen (Glyzerinfeife) ꝛc.; Gy: 
zine od. Glüzine, f. die Süßholzwicke, eine ame- 
ritanifche Pflanze mit Hülfenfrichten; auch die 
Süßerde od. Glyzinerde, |. Beryllerde; Gly- 
zium, n. |. Beryllium; Glyzion od. Giyfion, 
n. Süßholz; Glysyloryd, m, die chemiſche Grund⸗ 
tage (Bafis) aller Fette u. Ole; Glyzyphaͤg, m. 
ein Süßefier, Nafcher, gem. ein Süßmaul; Gly— 
3hpifron, n. Bitterfüß; Glyzrrhiza, f. Süßholz, 
Süßwurzel; Glyzyrrhizin, n. ein aus der Süß— 
holzwurzel dargejtellter eigentümlicher Stoff; Gly⸗ 
tyiföp, n. ein Werkzeug zur Erforschung des Zucker⸗ 
gehaltes eines Stoftes: Glykogen, n. ein farblojer 
Stoff ohne Geſchmack und Geruch, der im Fleiſch 
der Pflanzenfreſſer, auch im Eidotter uſw. vor- 
fommt, daS durch Berbindung mit verdünnten 
Säuren Diaftaje (j.d.) gibt; Glykokoll, n. Leim- 
füß, Yeimzuder, ein ſüß ſchmeckendes Zerſetzungs— 
produkt des Leims, durch Erhitzen desſelben mit 
Kalilauge gebildet; Glykométer, n. ſ. Gleuko— 
meter; Glytoſe od. Glutoſe, f. Traubenzucker 
ſchemiſche Bezeihnung); Glykoſide oder Gluko⸗ 
fide, pl. pflanzliche u. tierische Stoffe, die bei Zer— 
jegung duch Gärungsſtoffe Zuder ausfcheiden; 
Glytajurie, f. —— nicht andauerndes Er⸗ 
ſcheinen von — im Urin (nicht Zuckerkrankheit, 
bei der dieſe Erſcheinung chroniſch ift). 

Gnã, f. nordiſche Göttin (bei Klopſtock), Botin der 


veia. 

Snathalgie, f. gr. (v. gnäthos, Kinnbaden, Wange) 
Wangenſchmerz; Gnathonenralgie, f. Geſichts⸗ 
jchmerz; Suatgurchänie, f. ſtarke Blutung aus 
der inneren Fläche der Wange; Gnathoſpaͤsmus, 
m. der-Kinnbadenframpf. 

Gnathon, m. gr. ein Schmaroger. _ 

ancholutberiich, er (v. gnesios, zſgez. aus ge- 
nesios, vgl. Geneſis u. genuin, echt) echtlutheriich. 

Gnidia, f. gr. Beiname der Venus von der Stadt 
Gnidus in Rarien, wo fie einen Tempel hatte. 

Gnöm, m., pl. Gnomen (fr. gnome, it. und jpan. 
gnomo, von mittellat. gnomus, Erdgeiftchen, bei 
Paraceljus) 1. Erd- od. Berggeijter, in der Erde 
wohnende und Schäße bewachende Elementargeijter 
(j. d.), wahrſch. gleichen Urſprungs mit dem fol» 
genden, aljo eig. fundige Geijter; Gnomide oder 
Gnömin, f.ein weiblicher Gnom, ein Erdweibchen; 
2. gr. r. Gnome, f., pl. Gnomen (gr. gnöms, Ein⸗ 
ficht, Urteil, Spruch; vgl. Gnoſis), Dent- od. Weis- 
heitsſprüche; Gnomifer, m. ein Spruchdichter; 
gnomiih, die Spruchdichtung betreffend, der 
Sprudyweisheit entnommen; gnomifche Dichter, 


Spruchdichter; Gnomologie, f. ein Spruchbuch, 
eine Sammlung von Denfſprüchen. 
Gnömon, m. gr. (eig. überh. ein Kenner, Anzeiger, 
| 


Godron 309 


von gnönai, inf. aoristi, von gignöskein, fennen, 

erfennen) die Richtſchnur, das Winkelmaß; ein 

Sonnenzeiger, aftrongmifcher Zeiger, eineSonnen- 

uhr, vgl. — — Gnomoͤnik, f. die 

Sonnenubrfunft. | 

Gnöſis, f. gr. (v. guönai, vgl. Gnomon) die Kennt- 
nis, Erkenntnis; bei. höhere Einficht, tiefere Er- 
kenntnis der hrijtlichen Religionslehren, die Reli» 
gionsphifofophie der erſten chriftlihen Sahrhun- 

derte; Gnofenlogie, f. die Erfenntniglehre, ſ. v. w. 

Metaphyjit; Gnoſtiker, m. Geheimmifjer, durch 

vorgebliche göttlihe Offenbarungen erleuchtete 

anittige Religionsphilojophen in der eriten chrijt- 

lihen Kirche; Gnoſtizismus, m. die Lehre der 
Gnoftiter; guoſtiſch, geheimnistundig; Gnoſto— 
logie, f. Allwiſſerei. 

Gnothi seautön, gr. Sprucd des griechischen Wei— 
fen Ehilon: Erfenne dich felbft! 

Gnu, n. od. Gnutier (hottentottiſch gnu oder nju, 
holl. gnu, fr. gnou od. niou, engl. gnu vd. gn00) 
eine Art Antilopen in Afrika. 

Go, n. ein japanijches Brettjpiel,da3 mit 362 ſchwar⸗ 

en und weißen Steinen von zivei Spielern ge- 
Su wird. 

goal, n. a (pr. göl), dad Mal, Ziel, Tor, der 
Martpfahl (beim Rennen und beim Fußball). 

Goapulver = Araroba, f. d. 

Gobelet, m. fr. (fpr. —Ieh; mi. gobellus, gobel- 
letus, Becher, prov. eubel, cuba, Kufe, Kleines 
Tab, copa, Becher, vom I. cupa, cuppa, Rufe, Faß) 
ein Becher, Würfelbeher der Tafchenfpieler; eine 
Taſſe; Gobeldtte, f. fr. ein kleines Fahrzeug mit 
Meaiten. 2 

Sobelins, pl. fr. (jpr. —läng) oder Gobelin-Tas 
peten, franzöfiihe Teppiche mit eingewirkten Fi- 
guren, aus der 1667 von Eolbert in Paris einge- 
richteten Teppichweberei (benannt nach einem be» 
rühmten Färber Gobelin, der unter Franz I. in 
der eriten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte); gob⸗ 
line, gobelinartig gewebt, gewebeartig. 

Gobemoudes, m. fr. (pr. —müjd; bon gober, 
jcynappen, ſchlingen) eig. ein Fliegenfänger, daher 
eine Art Eidechſen; uneig. ein Aufjchnapper, leicht» 
gläubiger Menſch. 

God, m. engl. Gott; God⸗dam (eig. God damn, jpr. 

oͤddämm), Gott verdamm’ mich! God save (ſpr. 
Beh) the king od. queen (jpr. fwihn), Gott er- 
halte den König od. die Königin! der Anfang und 
Name des befannten engl. Nationalgejanges, eine 
Kompofition von Henry Carey, die 1740, als man 
die Eroberung von Portobello feierte, zum erſten 
Male gefungen wurde. 

&odet, m. fr. (jpr. godeh; vom arab. kadah, Becher; 
nad) andern vom |. guttus, ein enghalfiges Gefäß, 
aus dem die Flüſſigkeiten heraustropfen, v. gutta, 
der Tropfen) das Gießloch, der trichterföürmige 
Einguß in eine Form; Kleiner Becher ohne Fuß 
und Henkel. 

Godivean, n. fr. (ſpr. — woh) Paſtete von gehadtem 
Fleiſch, Wurſtpaſtete, Kalbfleiſchfülle. u 

. Godmiche, n. fr. (pr. godmiſcheh) ein v. wollüftigen 

Frauenzimmern gebrauchtesInſtrumentv. Gummi, 
Selbſtbefriediger. ER 

Godron, n. fr. (fpr. godröng) ein ausgeſchweifter 
Rand, Budel an Goldichmiedearbeiten; Bauf. Die 
Eierleifte; godronnieren (fr. godronner), fälteln, 
ausſchweifen, mit Buckeln verjeben. 


310 "Gods 


Gongorismus 


Gods, pl. engl. (von god, Gott) die Götter, fcherzd. | Golſch, m. Barchent, der aus der Gegend von Ulm 


fürdie Inhaberder oberiten Plätze im engl. Theater, 
weil dieſe vft das Schidfal neuaufgeführter Stüde 

&od save the king, j. God. lentſcheiden. 

Gokl, m. hebr. (godl, da3 Partizip dv. gääl, zurück⸗ 
fordern, einlöjen) ein Bluträcher bei den Juden, der 
nächſte Verwandte eines Ermordeten, der ehemals 
es Recht hatte, den Mörder aufzuſuchen und zu 
töten. E F 

Goͤelak, Gulackod Kulack, n. ein Pfeffergewicht auf 
Sumatra (im niederländ. Staate Palembang) von 
Kätti— 770 8; auf der Inſel Java bei. ein 
Reisgewicht von 7, Käti=4aoke 

Snelette, f. fr. eine Art Schiffe, v. 50— 100 Tonnen; 
$leiner Kriegsfegler. 

Goẽt, m. ar. (göes, pl. gögtes) Hauberer, Beſchwö⸗ 
ter; Goötie, f. vermeintliche Zauberei durch An— 
böjer Geiſter, Geiſterbeſchwörung; goktiſch, 
bezaubernd, zauberiſch. —— 

Goffo, nn. it. (als Adjeltiv: ungeſchickt, plump; fr. 

offe; bayr. goff, ein Dummkopf) ein Dummkopf, 
Tölpel, eine Charakterrolle der ital. Intermezzi. 

Gog und Magog, hebr.ein gefährlicher, verheeren- 
der Feind. Mach dem Propheten Ezechiel iſt Gog 
der Fürſt des Volkes Magoög, welches von Norden 
her in Iſrael einfiel und eine Niederlage erlitt. 
Bei Moſes iſt Mafiog ein Sohn Japhets). 

Gogaille, f. fr. (ſpr. gogdj; von se goguer, luſtig 
jein) ein Schmaug, Öelag. 

&ohles, Hebr. Verbannung. 34° 

Goinfre, m. fr. (fpr. goängf’r) ein Frefjer, Schlem⸗ 
nıer; Goinfrade, f. fr. Schlemmeret. 

Sojim, pl. hebr. (sing. goj, d. i. eig. Volt, insbeſ. 
ein ausmwärtiges, feindliches) Nichtjuden, Heiden u. 
Shriften; Schabbes-Goj, Chriſten, welche den Ju⸗ 
den die am Samstag verbotenen Dienſtleiſtungen 
verrichten. 

Goldelixier, n. eine Flüſſigkeit, die die Alchimiſten 
gebrauchten und der fie die Kraft zufchrieben, andre 
Metalle in Gold zu verwandeln; eine Löſung von 
Eiſenchlorid in Atheraffohol, Beſtuſhewſche Ner- 
ventinktur genannt, nad) ihrem Erfinder: dent 1766 
verfjtorbenen ruſſiſchen Reichskanzler Graf Beitu- 
ſhew⸗Rjumin. — 

Goldpiaſter, m. eine ſpan. Goldmünze = 4 ME. 

BGoldſolidus, m. römiſche Goldinünze— 12,60 Mk., 
eingeführt 330 n. Chr. 

Gölle, f. Floßkahn zum Fortſchaffen des Holzes. 

Golem, m. hebr. (von galam, zuſammenfalten) eig. 
dag Unentwickelte, der Fötus; nach der jüd. Tra— 
dition ein Erdenkloß, ein irdenes Gebilde, das durch 
heißes Gebet eines Rabbi belebt worden fein ſoll. 

Golf, m. (ml. colfus, fr. golfe, prov. und it. golfo; 
wahrſcheinl. von dem gr. kölpos, eig. Bufen, Schoß, 
dann Meerbujen) ein Meerbujen. 

Golf, a. engl. (fpr. gölf) das Lochballſpiel, Golf- 
fpiel, bei dem der Spielball über weite Raſen— 
flächen mit Spieljtöden (clubs) in Löcher getrieben 
wird. 

Golgas, m. türfiicher Flanell, leichtes Wollenzeug; 
auch engliſcher gedrudter Flanell. 

Goͤlgatha, n. chald. (gr. golgothä, hebr. gulgoltä, 
v. gulgöleth, Schädel) die Schädeljtätte, der Richt- 
plag bei Jeruſalem. 

Goͤliath, m. der riejenhafte Anführer der Philifter, 
den David mit jeiner Schleuder erlegte; dah. iiber- 
haupt für Riefe, riefenhafter Menſch. 

Golok, j. Sibbon. „ 

Golos, m. rufj. (pr. 98103; eig. die Stimme), Name 
einer befannten ruffihen Beitung. 





komnit; auch ein Ma — Auen 41m, 
Golubez, m. iuff. ein ruſſiſcher Nationaltanz zu 
Leier und Horn getanzt od. nach der Melodie eines 
Volksliedes. — ——— 
Gomaöl, m. Schmieröl, das aus einer amerikaniſchen 
Neſſelart gewonnen und zum Einfetten der Wolle 
u. a. verwendet wird. ET BE RN 
Gomariiten, pl. eine Sefte der reformierten Kirche, 
- Die Gegner der Xehre des Arminius, Stifters der 
Remonjtranten, nad Franz Gomar, der zu Un- 
fang des 17. Jahrh. Profeffor in Leyden war; auch 
Kontraremonjtranten. - [Dertrin fd.) 
Gommeline, £. frz. Stärkegummi, pulverförmiges 
Gommeunx, m. fr. Cor. gommöh; d.gomme, Gummi, 
Baumharz, alſo eig. gummiartig) uneig. ſ. v. w. 
Lebemann. — BETT 
Gomor,n. ein Maß der Kinder Iſraels, = ne 
eines Epha (2. Moſ. 16,86), etwa eine Halbe Metze 
Gomorrha, 2. hebr. eine Stadt in Paläſtina, welche 
wegen ihrer Sünden mit Sodom zugleich durch 
Schwefel und Pech verbrannt wurde, daher figürl. 
eine Siimdenfladt. | ->ETeit le 
Gomphiäiis, L..u. Gomphiaͤsmus, m. gr. (göm- 
phos, Zahn, Bloc, Keil) das Stumpfwerbden der 
er durd) Säuren; Gomphöſis, f. die Ein- 
* feilung der Knochen, bef. ver Zähne in die Kiefer. 
Gomphreène, k. fr. (entitellt aus dem I. gromphaena, 
Tauſendſchön) gem. der Kugelamarant, ein ſehr 
ſchönes Sommergewächs aus Oftindien. 
Somntifafern, j. Ejoofajern 0 
Gonägre, n. gr. (v. göny, Knie) Kniegicht; Gougl⸗ 
nie od. Sonatalgie, f. Knieſchmerz, Knieweh. 
Bonds oder Gunda, f. eine Heine Nehrungs- 
— in Bengalen, Yıs00 Kompagnie⸗Rupie = 
0,12 Bf. cm 
Gondel, f. (it. gondola, Verkl. v. gonda; vgl. jpätl. 
gandeia, eine Art Schiffe, gr. Kondy, ein Trink⸗ 
efäß, wie fr. gondole) ein Wandelſchiffchen, Lujt- 
ſchiff auf den Ranälen der Stadt Benedig; Gon⸗ 
-Delter, fr. (fpr. —Ijeh), gondoliere, ital. (ipr. 
—ljähre), m. ein Gondeliiffer; Gondoliera, f- 
ein Schifferlied der Gondelführer zu Venedig vor 
feierlich Elagendem oder heroijchent Charakter. 
Gonedi, m, eine Münze in Tripoli3 = 1,88 Pf 
Gonfalon, ın. fr. (ſpr. gongfalöng) gonfalöne,m. 
it. (altfr. u. prob. gonfanon, von dem altd. gund- 
fano, Kriegsfahne, von gund, Krieg, Kampf und 
fano, nn Fahne) die kleine Fahne an Der Lanze; 
auch die Kichenfahne; Gonfalonier, fr- (pric: 
gongfalonjeh), gonfalonisre, it. (jpr. —niähre; 
om altdtjch. gundfanäri), m. der Zahnenträger, 
Bannerherr; das Oberhaupt der italieniſchen Re— 
publif St. Marino; auch ein Polizeibeamter in 
den Provinzen des Kicchenjtaates. er 
Gong oder Gonggong, n. malayijd), die Hand» 
tronmel der Indier und Chinefen, ein bedenför- 
miges metallenes Tonmwerfzeug, das zum Geſang 
‚mit einent hölzernen Klöppel geichlagen wird; das 
Schallbeden, auf das man bei ung in modernen 
Hauseinrihtungen fchlägt, um dadurch anjtatt 
durch die Glode zu Tiiche zu rufen; Gongſchlag, 
bei Uhrwerfen ein beſonders verftärkter, in tiefer 
Tonlage jchallender Schlag. Be 
Goungorismus, m. der gejucht dunkle a. ſchwülſtige 
Stil, aud) estilo culto, gebildeter oder zierlicher 
Stil genannt, in der Art des jpaniichen an 
Goͤngora (1561— 1627); Gongoriften, pl.Schü⸗ 
‚ler und Anhänger des Gongora, welche feine 
Schreibart nachahmten. * = 


Gongros 


&öngros, m. gr. Heilk ein runder, fnorriger Aus— 

wuchs; Gongröne, f. Auswuchs am Halfe, Kropf; 
Krampfgeſchwulſt der Schlagadern. 

Gonghlus, m. ar. (von gongylos, rund) ein Keim— 
fnoten; Gongäle, f., pl. Gonghlen, Heine runde 
Knötchen, Pillen. > 

Soniometer,m. gr. (von gönia, Winfel) ein Win- 
kelmeſſer; Goniometrie, f. die Winkelmeßkunſt, 
Lehre von der Meſſung der Winkel. 

Gonvzefe, f. gr. (von gone, Samen) Heilk. Sanıen- 
bruch, Samenergiefung in das Zellgewebe des 
Mittelfleiihes; Gonochorismus, m. Geſchlechts— 
trennung (Gegenſatz zum Zwitter); Gonocorcus, 
m. ein Spaltpilz, der die Krankheit der Gonorrhöe 
verurſacht; Gononpse, pl. — Mit- 
tel; Gonorrhöa vd. Gonorrhöe, f. der Samen- 
fluß, Tripper; Gonozenie, f. häufiger Samen- 
verluit. RT 

Gonhaͤnkon, m. gr. (von en, Knie und ankon, 
Krümmung) krankhafte Krümmung des Knies; 
Gonhoͤncus, m. Kniegeſchwulſt. 

&00d, engl. (jpr. gudd) gut; Good bye, engl. (ſpr. 
gubdbai; eigentl.good b’ye,3/g3. fiir good be you, 
wohl fei euch! oder gekürzt aus: God be with 
you, Öott fei mit Dir oder mit Ihnen), leb wohl! 

&ood form, engl. (ſpr. gudd fohrn) feine Sitte, un- 
—— feiner Anſtand, der gute Ton, der in 

er guten Geſellſchaft herrſchende Ton, die gute 

Art und Weiſe, ſich in der Geſellſchaft auszudrücken 
und ſich überhaupt in der Geſellſchaft zu beneh— 
men; gebildetes Weſen im perſönlichen Umgang, 
im engeren und weiteren geſelligen Verkehr. 

Goolette, f. engl. (ſpr. guhlett') ein Kahn zum 
Kabeljaufang in Nordamerika. 

gordiſcher Knoten (1. nodus gordius), m. der an 
dem Wagen des phrygiſchen Königs Gordius be— 
zen: künſtlich verjchlungene Knoten, welchen 
Alerander d. Gr. mit dem Schwerte zerhieb; daher 
überh. ein unauflösliher Knoten, eine fehr ver- 
wickelte, ſchwer zu entjcheidende Sache; Gordius, 
m., pl. Gordien, nl. Fadenwürmer oder Draht- 
würmer, 3. B. der Nervenmwurm oder Faren- 
teit in Oſt- und Weſtindien 2c., über 1m lang, der 

ern unter die Haut der Menſchen friecht und 
abershafte Beulen ꝛc. verurfacht. 

&orge, f. fr. (fpr. gorſch'; prov. u. it. gorga, Stru— 
del, Schlund, Gurgel, it. gorgo, prov. gorc, fr. 
gort, gord, gour, Strudel, v. lat. gurges, Strudel) 
die Kehle, Gurgel; Hals und Bruft, der Bufen; die 
Hohlfehle; der Schlund, ein enger Gebirgspaß; 
Krk. der Eingang, die Kehle einer Bajtei od. eines 
Außenwerks; gorge de fusée(ſpr.—füſeh'“Krſpr. 

- ber Hal3 eines Bombenbranders; g. de pigeon 
(ipr.—piihöng), Taubenhalsfarbe; Gorgeret,m. 
(ſpr. gorjeg’reh) der Wegweiſer, ein rinnenförmiges 
wundärztl. Werkzeug, zur Einführung des Haupt- 
werkzeugs beim Steinjchnitt 2c. gebraudıt. 

&örgo od. Gorgone, f. gr. Fabell. ein gefpenfti- 
ſches weibliches Schreckbild od. Ungetüm; pl. Gor⸗ 
gönen, drei Schweitern, namens Stheno, Eu- 
ryala und Medüſa, Töchter des Phorkys und 
der Keto, mit Schlangenhaaren, ungeheuren Zäh- 
nen und ehernen Klauen, deren Anblid veriteinerte, 
vgl. Meduja; gorgöniſch, eig. furchtbar, ſchau— 
derhaft; jteinabjeger.d, veriteinernd, befruftend, 
überlinternd, 3.8. von der Karlsbader Duelle. 

Sorilla, m. der größte afrikaniſche Waldaffe, der 
dem Menfchen am nächſten fommt, früher auch 
Waldmenjcd genannt. 


Gourmand 311 
Goris, m. eine Heine bengaliſche Rechnungsmünze, 
etwas weniger als 1 Br ö we 
Gorodnitſchij, m. ruf). (v. görod, Stadt), der Bo- 
fizeimeijter, Stadtvogt in ruſſiſchen Kreisſtädten; 

Gorodowöi, m. der Schugmann. 

Gorſchi, pl. perfiiche leichte Reiter, die beitändig im 
Selde lagern; Gorſchi-Baſchi, m.deren Anführer. 

Gos, Göß, Guz 00. Gaz, m. ein indisches Längen: 
maß — lengl. Yard — 0,914 m; auch) in Perjien, 
Arabien 2c. in den verfchiedensten Größen. 

Gospodin, ruſſ. Herr (bei der Anrede, — 

Goffudaͤrj, m. ruf). (entft. aus Gospodärj, vgl. Hos⸗ 
podar) der Kaifer, König; (in der Anrede:) Maje— 
tät; Goſſudaͤrj Imperator, Se. Maj. der Kai- 
— Sonubdrgnia, f. die Raiferin, Königin; (it 
der Anrede:) Majejtät; Goſſudarynja Impera⸗ 
triza, Ihre Maj. die Kaiſertin. 5 

Goſtinny-Dwor, m. ruſſ. (von gostj, Fremder, 
Saft, das Adj. gostinny, des fremden Kauf— 
mann, und dwor, Hof) urfprüngl. die Kaufhalle 
der fremden Händler, jetzt allgemein Kaufhalle. 

gotiſch, den Goten (einem altgermaniſchen Wolfe) 
eigen; 3. B. die gotifhe Spräche; uneig.für alt- 
deutfch, aus dem 11.bi815.Sahrh.: gotiſche Bau— 
funjt; auch im Stil od. Geſchmack diejer Baukunſt, 
mit Spigbogen, ichnörfelhaften Verzierungen ⁊c.; 
daher gotijche Buchſtaben, verzierte, meiſt ver- 
ſchnörkelte Mönchsſchrift. Die Jtafiener gebrau- 
chen götico, die Franzoſen gothique (fpr. gotit’} 
überhaupt für altväterijch, altfräntifd), altmodiſch, 
barbariſch; Götik, f. das Eigentümliche der goti— 
ſchen Baufunft; Götifer, m. ein Kenner derjelben. 

Gouache, £. fr. (jpr. guajch’; it. guazzo, von guaz- 
zare, ſchwemmen, baden) Wafjermalerei mit Ded- 
farben (worin etwas Gummi aufgelöft it), wobei 
die Lichter durch Weiß oder Gelb aufgejegt werden 
(verjch. von Aquarell, ſ. d.), auch Detrempe; 
en are (ſpr. ang guäſch'), in ſolcher Weiſe ge- 
malt. 

Goudron, m. fr. (ſpr. gudröng) Teer, dickflüſſiger 
Rückſtand beider Teerdeſtillation; gendronnieren 
(fr. goudronner), teeren; Goudronnage, f. (ſpr. 

—ahſch), das An- oder Einteeren; Goudronne, 
n. Teerpapier. 

Gouffre, m. fr. (ſpr. guff'r; vgl. Golf) der Abgrund, 
Schlund, Strudel. BE 

Goulardſches Maijer (pr. gulahr—), Bleiwafjer, 
ein kühlendes und trodnendes Heilwafjer, welches 
eine DBleiauflöjung enthält (nach dem Wundarzt 
Thomas Goulard zu Montpellier um 1750 be- 

Goulaſch, ſ. Sulyas und Gulaſch. [nanıtt). 

Goulü, ın. fr. (fpr. gufüh; lat. gleich]. gulutus, für 
gulosus, d. gula, Schlund, Stehle) gieriger Freſſer; 
Naturbeſchr. der Bielfrap. 

Goum, ın. der Heerbann, der den Franzojen ver— 
bündeten Araberjtänme. 
Gourgandine, £. fr. (jpr. gurgangdihn’) eine Mete, 

Gafjendirne. [guran, j.d. 

Gourgouran, m. fr. ((prid: gürgurang) = Öur- 

Gourmand, mn. fr. (fpr. gurmang; vgl. landid). fr. 
gourmer, jchlürfen, einem Pferde die Kinntette 
anlegen, gourmacher, unfauber ejjen, gourme, 
Rog, Drufe der jungen Pferde, altnord gormr, 
Schlamm, wovon Schlemmer) eigentl. ein Freſſer, 
Bielefjer, Schlemmer, verfch. von Friand, gem. 
ein Feinſchmecker, Leckermaul; Gonrmandife, f. 
Gefräßigfeit, Böllerei, Schwelgerei; Feinſchmecke— 
rei; ein Leckerbiſſen; Gourmet, m. (jpr. gurmeh) 
ein Weinkenner, Weinjchmeder; Feinſchmecker; 
Gourmette, f. die Kinntette am Stangengebiß. 


312 Gout 


&ont, m. fr. (fpr. gub; v. I. gustus) der Geſchmack, 
das Wohlgefallen; à son got, nach ſeinem Ge⸗ 
ſchmack; geutieren (fr. goüter), koſten, ſchmecken; 
eine Heine Mahlzeit halten, — veipern; Geſchmack, 
Behagen woran Fnden, gut heißen, billigen; Gou⸗ 
— Gouté, n. (jpr.guteh) = Veſperbrot, 


1. d. 

Soutte, £. fr. (fpr. gutt’; vom lat. gutta, Tropfen) 
1. ein Tropfen, Bißchen, Pröbchen; 2. Heilf. die 
Gicht (altd. Tropfen, jo genannt, weil man die 
Urjache diefer Krankheit gemwiljen aus dem Gehirn 
herabfallenden Tropfen zujchrieb); goutte d’or, 
f. fr. (fpr. gutt dohr) eig. Goldtropfen, ein weißer 
Burgunderwein. 

goubernieren, fr. (pr. guw—; v. lat. gubernäre, 
eig. jteuern) vorjtehen, verwalten, gebieten, regie- 
ren; Gpupernail, m. fr. (pr. gumernaj’; von lat. 
gubernaculum, die Steuer» od. Lenkſtange, Steuer⸗ 
(ruder); Gouverneur, m. (jprich: gumernöhr) ein 
Statthalter, Borgejegtereiner Provinz od. Feſtung, 
Plagoberit; auch Landvogt, Zandpfleger; ein Dr 
od. r. Kindermeifter, Erzieher, Führer; Gpnver- 
nänte, f. die Erzieherin, an Höfen Oberhofmei- 
iterin; Goubernement,n. (jpr. gumern’mäng) die 
Statthalterjchaft, der Verwaltungskreis od.»bezirf 
eines Statthalter3 ;dielandvogtei; auch die Staats— 
verwaltung, Regierung u. Regierungsform; gous 
bernemental, von der Regierung ausgehend, die- 

. jelbe betreffend; governo,m. it. die Verwaltung, 
Berwaltungsbehörde; Kfipr. die Nachricht, Regel, 
Rihtihnur, wonad) fih z. B. ein Kommiffionär 

a richten hat; per governo, zur Nachricht, zur 

dachachtung; per grato governo, zu beliebiger 
Nahadtung; governatore (jpr. v wie w), it. der 
Amtmann, Schulze in ital. Ortichaften; govierno, 
m. jpan.= Öouvernement; Gobernor, m. 
engl. (jpr. gowwerner) eig. Ordner, Regler, Drud- 
Regulator, eine Borrihtung in den Hauptröhren 
der Gagleitungen, um den Drud des Gaſes zu 
regeln u. das gleihmäßige Brennen der Flammen 
herzuſtellen, erfunden von Sam. Clegg in England. 
raal, ſ. Gral. 

rabeau, n. fr. —böh; v. grabeler, ſieben, I. cri- 
bellare; vgl. gerbulieren) der Abfall, das Griefige 
von trodenen Waren, ſ. v. w. Fuſti; Grabelage, 
* r.n.(fpr. — ahſch') das Sieben, Reinigung einer 

are. 

Grabouge, (jpr. —bühſch) oder Grabuge (pr. 
bũhſch), f. fr. (prov. grabusa, v. armor.-felt. 
krabisa, fragen, zerfragen) eig. das Gezänf: ein 
Kartenspiel. 

Gräca, |. j. graeca. 

Grace, £. fr. (fpr. grahß'; v. I. gratia) die Gunſt, 
Gnade, Huld; Anmut, Tiebreiz, Anftand; gräce 
à Dieu (jpr.—adjöh), Gott jei Dank! Gott Lob! 
de gräce, mit Gunst, mit Erlaubnis; de bonne 
gräce (jpr. d’bonn’ —), mit Anmut und Würde, 
mit guter Art, gern; de mauvaise gräce (jpr. od’ 
mowäh)’ —), ungern; par gräce, durch Gunft, 
aus Gnade; grazios, (fr. gracieux, l. gratiösus), 
—— anmutig, lieblich, huldvoll, reizend; 
vgl. Grazie; Graciöſo, m. ſpan. der Spaß— 
macher, der Komiter im ſpaniſchen Drama. 

Gradt, Graft, f. holl. u. niederd. (verwandt mit 

raben,=fanal. 

Graciennes, pl. fr. (ſpr. graßienn’) weißgarnige 
Doppelleinwand. 

Grad oder Gradus, m. ([. gradus, pl. gradus, 
Schritt, Stufe) die Stufe, Staffel; Gradus, ins⸗ 
‘bei. das Leſepult in Kirchen; Meßk. ein Kreisteil- 


z 


— — 


Grad 


chen, der 360. Teil einer Kreislinie Daher Grad— 
rofe, ein in ganze und halbe Grade eingeteilter 
Vollkreis): Sprachl. Steigerunggitufe (ſ. Kompa- 
ration), nämlich der —— Komparativ 
u.Superlativ, die erſte, zweite und dritte Stei— 
gerungsſtufe, z. B. groß, größer, am größten od. 
der große, größere, größte; eine Gelehrten-Würde, 
3 B.Lizentiäten-, Magiiter-, Doktorwürde; 
daher: pro gradu disputieren, zur Erlangung 
einer Gelehrten-Wiürde auf einer Hocichule eine 
Abhandlung (Differtation) od. jtreitige Sätze (The- 
jen öffentlich verteidigen; aud) das Verhältnis der 
Entfernung von gemeinfchaftlihen Stamm-Eltern 
(Grade der Abftaınmung, der Verwandſchaft 2c.); 
gradus admonitiönis, pl. die den Kirchenſtrafen 
vorhergehenden Bermweife und Warnungen; g. ad 
Parnässum, m. eig. ein Schritt auf den (od. die 
Stufe, näml. die erite Stufe zum) Parnaß (f. d.), 
Benennung eines Hilf3buches zum Gebraud) bei 
den Übungen im Verfertigen lateinifcher Verſe; 
g.cognatiönis, der Verwandtſchaftsgrad; 8. poe- 
nitentiales, pl. die verſchiedenen Stufen der Kir— 
chenbuße; g. prohibitus, m. verbotener Grad, 
Berwandtichaftsitufe, bei welcher feine Eheverbin- 
dung ſtatthaben foll; per gradus od. gradätim, 
durch Stufen, ftufenweife, jtufenartig, nad). u. nach 
allmählih; Gradas, pl. jpan. der legte Plaß in 
dem fpanifchen Theater; Gradation, f. (l. gra- 
datio) die Abſtufung, der Stufengang, Fortſchritt; 
Redek. die Steigerung, Erhöhung; Mal. die un— 
merklichegarbenänderung; Gradiation, f. barb.- 
l. die Einteilung nah Graden. Gradteilung; auch 
= Sradierung; Gradiente, f. (v. engl. gra- 
dient, jpr. grehdient, Fall, Steigung, daS aber auf 
lat. gradior, ich fchreite, zurückgeht) bei einer Eifen- 
bahnlinie, die Neigungslinie, die Gefäll- und Nei— 

ungsverhältnifie; Profil(f.d.);Gradientenzeiger, 

eigungsweifer(an den Eifenbahnen);barometri= 
ſcher Gradient, das Luftorudgefälle; Gradinen 
vd. Gradins, pl.fr. — it. gradinäta, f., 
pl. gradinäte, v. gradino, Stufe) Stufenfige, jtu- 
fenmweije erhöhte Bänte, in Schaufpielhäujern 2c.; 
Gradino, m. it. Kunftipr. die untere Stufe eines 
Altarbitveg = Predella; gradieren, nl. ver- 
edeln, aufgraben, zu einem höhern Örade der Güte 
bringen, 3. B. dag Gold —, ihm eine Höhere Farbe 
geben; in den Salzwerfen: die Sole od. das Salz 
waffer durch Berdunftung (Gradierung) reidj- 
haltiger machen, indem man fie durch) hohe Wände 
von Dorngefträud) in gewifje Pfannen (Gradier- 
pfannen) tröpfeln läßt. Eine ſolche Anitalt Heißt 
Sradierwert od. Öradierhaug, ein Verdun— 
ſtungs⸗ od. Abdampfungshaus od. Leckwerk; Gra⸗ 
dierwert iſt oft aud: Kühlwerk, Kühlanlage; 
Gradiereifen, das Aufgradeeijen, Kröneleiſen; 
Gradierivage, Senkwage, Salz oder Solwage; 
grado, it. jtufenmweis, Tonf. wenn die Noten von 
einer Linie zur andern gehen, u. zwar: di gr. 
ascendente (fpr. sc = ſch), aufiteigend, di gr. 
descendente, abjteigend; Gradnäle, n. nl. bei 
den Katholiken gleichfam der Stufengeiang, Staffel- 
gejang, d.i. ein furzer, au$ den jogen. Gradual⸗ 
pialmen oder Stufenpjalmen (Pj. 120—150) be- 
ſtehender Zwiſchengeſaug, welcher bei der Meſſe 
nach dem Vorleſen der Epiſtel geſungen wird, wäh— 
rend der Prieſter ſich auf den Stufen des Altars 
befindet; auch ein dieſe — enthaltendes Buch; 
Gradrnäl-Disputation, f. eine gelehrte Streit⸗ 
ſchrift, um dadurch eine Gelehrten-Würde zu er- 
langen; auch die Beſprechung und Verteidigung 


Grad 


derſelben; Gradnaliyitem, n. Ripr. Beitimmung 
ver Erbfolge nad) der Nähe des Verwandichafts- 
grades, entg. dem Linealſyſtem; graduell (fr. 
‚graduel), grad» oder ſtufenweiſe; gradnieren, nl. 
abftufen, nad) Graden abteilen, eine Xehr- oder 
Hochſchulwürde erteilen; graduiert, bewürdet 2c.; 
5. B. eine graduierte Berjon, die eine afade- 
miſche Würde hat, als Doktor, Magifter 2c.; ein- 
‚geteilt; gradniertes Glas, Meßglas (z.B. zum 
Einnehmen von Arzneien); gradnierte Röhren, 
Mekröhren; Gradnation, f. mi. die Abteilung in 
Grade; Ermittelung des Zuſammenhanges zwi— 
ihen Zeigerausſchlag und Spannung oder Stärke 
des Stromes bei einem Galvanometer; Sprachl. 
Steigerung=Komparation; die Erteilung einer 
Würde — ochſchulen auch Graduierung; Gra⸗ 
duator, m. die Widerſtandsrolle und der Konden— 
ſator, weicher die telegraphijchen Ströme im Tele- 
phon unbörbar machen (aud) Derivateur); ein 
Apparat zur Regelung der Funkenlänge bei elek— 
triijcher Behandlung zu Heilzweden. 

Gräad, altes flav. Wort für görod, Stadt (alle Orts— 
namen auf »gräß gehen auf dieſes Wort zurüd). 

Gradel oder Grad, m. bunter Halbdrillich oder 
Körperleinen. 

gradevole, it. Tonf. angenehm, anmutig. 

graditamente, it. Tonf. auf gefällige Weite, 

Sradidus, m. |. (v. gradi, jchreiten, einherfchreiten) 
ein Beiname des Mars: der Einherfchreitende. 

Gradonatſchaͤlnik, m. ruf. (v. veralt. grad, f. v. w. 
görod, Stadt u. natschälnik, Oberhaupt, Befehl3- 
haber) der Stadthauptmann, Gouverneur einer 
ruſſiſchen Stadt. 

Graans, Sradnale, gradnieren ꝛc.; ſ. unter 

rad. 

‚graeca, pl. !. (graecus, griechiſch) Griechijches, grie- 
chiſche riften oder —* graoca — 
leguntur, es iſt griechiſch und wird nicht geleſen; 
uneig. es iſt zu ſchwer, wir müſſen es überſchlagen. 

‘Sräen, pl. gr. Eraiai, eig. die Alten, pl. v. graia, 
f. geraiä, die Alte) Fabell. Göttinnen, aber Erd- 
bemohnerinnen, ſchönwangig, aberareishaarig von 
Seburt an, mit einem Auge und einem Zahn, die 
ſie gemeinfchaftlich beſaßen. 

Graffage, f., r. n. fr. (ſpr. —fähſch') das Bedrucken 
einesgeuges mitFiguren vermittels heißer Platten. 

Graffito od. graffiäto, n. it. (v. graffiare, fragen, 
v.graffio, prov. grafiö, Hafen, Kralle, vom althochd. 
krapfo, Krapfen, Hafen; vgl. Sgraffito u. jchraf- 
fieren) Grau in Grau, graue Wafjermalerei an 
Wänden, indem auf einer zuerft geihmwärzten und 
dann mit weißem Kalk überjtrihenen Wand eine 
Zeichnung jo eingefragt wird, daß der fchwarze 
Grund hervorsceint; dann üibh. eingekratztes Bild. 

Graft, j. Gracht. 

Grahambrot, m. engl.diſch. (ſyr. grehem— ; nad) 
dem amerifanischen Arzte und BegetarierSylpvefter 
Graham benannt, der 1794—1851 lebte) Schrot- 
brot, Brot, das aus gejchrotetem Weizen oder 
Roggen, auch aus gejchrotetem Mais ohne Sauer- 
teig bereitet wird, e8 wird befonders von den Ve— 
getariern genofien. 

Grain, m. hr (jpr. gräng) u. engl. (fpr. arähn) Korn, 
Körnden; = Öran, Brän, f.d.; Grains, pl. 
(jpr. grängs) Geidenraupen-Eier; grainieren, 
(=granieren, . unter granum), förnen; grai= 
niert, geförnt, geriffelt; Grainier-falander, 
m. die Körn- oder Riffelwalze, Niffelmangel. 

graines d’Avignon pl. fr. (jpr. grän’dawinjöng) 
Avignon⸗Köruer, Gelbbeeren, 


Gramma 313 


graiſſieren fr. (pr. gräß—, fr. graisser, v. graisse, 
Fett, Schmer; gras, fett, v. I. crassus) mit Fett 
einfchmieren, fehmieren; Graiffage, f., r. n. (ſpr. 
gräßcihſch') das Einfchmieren. 

Gral, m. (altfr. graal, greal, grasal, prov. grazal, 
von mi. gradalis, gradale, I. entweder: abgeſtuf— 
tes Gefäß, oder gleichf. cratalis, von crater, cra- 
tera, mi. cratus, Mijchgefäß) eine koſtbare, tiefe 
Schale oder Schüfjel, ala Tafelgerät; insbe. der 
heilige Gral, nad) mittelalterlihder Sage die 
aus einem leuchtenden Edelftein gefertigte Schale, 
deren fich Chriftus beim Abendmahl bedient u. in 
welcher Sofeph von Arimathia das aus der Seite 
des Gefreuzigten gefloffene Blut aufgefangen 
haben foll; fpäter als ein wunderwirkendes Heilig— 
tum von der Ritterſchaft der Templeiſen gehütet, 
der Mittelpunft verfchiedener epiſcher Dichtungen. 

Gram,n.neugr.das Millimeter bei ven Neugriechen. 

Sramatelle, ſ. v. w. Sarnäle. 

Gramina, pl. I. (v. sing. grämen, n. Gras) oder 
Graminden, (l. graminäae, v. gramineus, grafig) 
Gräjer, Grasarten; graminds (l. graminösus, a, 
um), gralig, grasreich. 

Gramolata, f. it. Kochk. Frucht-⸗Eistrank. 

Gramm,n. (von dem gr. gramma, eigentl. Schrift- 
zeichen; dann: Schriftzeichenaufeinem Gewicht; daß 
Gewicht jelbft) fr. Gramme, die Einheit des dezi- 
malen od. metriijhen Gewichtsſyſtems, dad Gewicht 
von 1 Rubikzentimeter detillierten Wafjerd im Zu- 
ftande feiner größten Dichte u. im luftleeren Raume 
gewogen, — 0,06 Tot des ehemaligen Zollgewichts. 
— Vielfache des Gramm find: Defagranım(v.gr. 
deka, zehn)—= 10 6r.; Heftogramım (v. gr.heka- 
tön, hundert) = 1W ©r.; Kilogramm (v. gr. 
chilioi, taujend) = 1000 Gr. = dem Gew. von 
1 Liter Rafjer =2 ehem. Zollpfunden; Myria— 
grammv. gr. myrioi, zehntaufend = 10 100 Br. 
oder 10 Kilogr. Eine Million Gramm oder 1006 
Kilogr. bezeichnet man als Tonne. — Unterab- 
teifungen find: Dezigramm v. I. decem, zehn) 
— 1 Ör.; Zentigramm (v. I. centum, hundert; 
— 1/00 Ör.; Milligranım (v.!. mille, taufend) 
—1,000 Gr. Geſetzlich eingeführt in Deutjchland 
find: Tonne, Kilogramm, Defagramm, Gramm, 
Dezigranm, Zentigramm; Milligramm. _ 

Granıma, n. gr. (pl. grämmata, v. gräphein, ein- 

raben, fehreiben 2c.) ein Schriftzeichen, Buchſtabe: 

chrift, Snfchrift; auch ein Gewicht von 2 attijchen 

Obolen (vgl. Gramm); Grammatif, f.gr.(gram- 

matik&,. I. grammatica), Grammaire, fr. (ſpr. 

-—mähr) die Spradlehre, Sprachwiſſenſchaft, 

Spradtunit; Grammaticns, I. (gr. grammati- 

kös) oder Grammatiter, m. ein Sprachforſcher, 

Spradlehrer; Granmatilditer, m. nl. ein pe- 

dantiſcher, unwiſſender Sprachlehrer; grammati— 

fälifch (I. grammaticälis), die Spradjlehre betref- 
fend, ſprachkundlich; grammdtiich (I. gramma- 
ticus), der Spradhlehre gemäß; Graumatiften, 
pl. gr. (sing. grammatistes) bei den alten Griechen: 

Lehrer der Grammatiſtik, d. i. der Kunſt, richtig 

zu fprechen, zu lejen u. zu ſchreiben; Grammatit, 

m. = Tremolit, f.d.; Grammatolatrie, f. 

Buchſtabendienſt, übertriebene Verehrung desBud- 

jtabens mit Hintanfegung des Geijtes; Gramma— 

tologie, f. die Grundfäge u. Anweiſung zur Ab- 
fafjung einer $rammatit; auch Xehre von der in- 
nern Beichaffenheit einerDandichrift; grammato= 

Iögifch, die Sranımatologiebetreffend; Grammo— 
bon, n. Sprechmaſchine, eine von dem deutſchen 
ngenieur E. Berliner erfundene Ecyallwieder- 


314 Gramme 
holungsmaſchine, welche die Aufgabe, Töne jeder 
Art dauerhaft zu ſixieren und zur befiebiger Zeit 
wieder zu Gehör zu bringen, weit vollfommener 
als der shonograpd (f. d.)Löft. Während der Pho— 
Nnograph zugleich Geber u. Empfänger ift, bejteht 
das Granımophon aus einem Geber und einem 
Empfänger (d. i: dem Hörgrammophon). Den Ton 
des Phonographen kann niemand verjtehen, der 
fich nicht ein Hörrohr ans Ohr legt; das Grammo— 
phon wiederholt die frei aus dem Trichter heraus 
erihallenden Töne fo laut, daß fie von Hunderten 
zugleich gehört werden können. 
Ördamme, m. fr. (fpr. gramm) die Einheit des Ge- 
wichts in Frankreich. Ober- und Unterabteilungen 
des Gramme f. unter Gramm. — 
Gran, m,r.n. (vom [. gränum) eig. ein Korn, 
 Samen-, Getreideforn; ein früher gebräuchliches 
Meines Gewicht, bef. der Apotheker, der 20. Teil 
eines Skrupels od. der 60. Teil einer Drachme — 
0,081 g; in Ofterreich als Goldgewicht — 4, Du- 
faien = 0,058 g, als Apothekergewicht = 0,073 g; 
pl. grana, ſ. unter granum; Gran, n. (fr. grain) 
ein früher gebräuchl. ſehr Heine Gold- u. Silber- 
gewicht, welches in Preußen betrug: für Gold 
Ya Karat od. !/g. Mark, für Silber !;s Lot vd. 
Yon Mark, für Münzen Ya Marf = 0,812 g; 
rain, m. engl. (fpr. grähn) engliſches Gewicht 
und zwar beim DandelS-(Avcir-du-pois-) Gewicht 
— 1/,, Dram (Drachme) od. Y-gso Pound (Pfund) 
— (0,059 & beim Troygew. = Y5, Bennymweight 
— 2.80 TZroypound — 0,0855 g; für Juwelen = 
. Karat = 0,051 g; Granalien, pl. nl. die ge- 
körte Maffe von Metall, bei. das durch Granulieren 
zerkleinerte Eifen u. Kupfer; Granarius, ſ. unter 
granum. 


grangdomonjeh) der Groß- oder Sber⸗Almo 


Grandiſor 


granum 


n. fr. od. Grando, n.t. ein Kartenſpiel, bei wel- 


dem ohne Trumpffarbe möglichit diel Stiche ge- 
macht werden; Grand⸗Aumonier, nm, fr. (hr. 

elle 
pfleger; $rand=Easeo, j.CascH,@asto;grand- 


 cornet, m. (jpr. —forneh) d. i. eig. großes Horn; 


der Hinfenzug, ein Orgeltegifter; Grand Cross of 
the Bath, m. engl. Großkreuz des Bathordens 
(j.d.); grand mereiffpr. —— großen Danf, 


ſchönen Dani; grande misere, fr. (pr. grangd' 


mifähr) im Boſtonſpiel ſieben Stiche; grande 


‚misere foreee (fpr. — jorheh), acht Stiche, und 


grande misere ouverte (jpr. — uhwärt), zehn 
Stide; grande mode, jehr üblich od. gangbar; 
Grand⸗-Prebot, m. (pr. — preindh) KrE. ein Ober- 
Kriegsgewaltiger; Grand-Seigneur, m. (pr. 
— Bänjöhr) ein großer, be. hochmütiger Herr; der 
türkifche Kaifer; en grande tenue (jpr. ang 


- grangd’ t'nüh'), in großem Staat, in’fejtlihen An- 


zuge od. Aufpuße; Grande, m. ſpan eig. überh. 
ein Großer, Großwürdenträger; pl. Grandes od- 
Granden, die Großen, Hochadeligen in Spanien, 
ſ. v. mw. Lords, Standesherın; Grandävität, f- 
I. (grandaevitas) die lange Kebenzdauer, Lebens- 
länge; Grandeur, f. fr. (fpr. grangböhr) die Größe, 
Würde, Hoheit, Herrlichteit; ein Titel der Biſchöfe; 
Grandẽzza, k. it.(jpan.grandeza) die Würde eines 
Öranden; die Hoheit, der Stolz; auch ſtolzes Be- 
nehmen; con grandezza, it. Torf. mit Würde, 
Stolz; grandiflörus, a, um, nl. großblumig; 
randiss, it. (grandiöso) großariig, erhaben; 
randioität, barb.-!. in den ſchönen Künſten: 
die große Manier, Großartigkeit, Erhabenheit; 
grandisonante, it. lärmend. J 
m. engl. ein pedantiſcher Tugendheld, 


j 

nach dem Namen des Helden eined Romana von 

dem englifchen Schriftiteller Rihardjon. 
Grande, f. 1. ver Hagel; Heilk. ein Hagelkorn im 

Auge. I IT iu 
Granen, niederl., ſ. unter granum. 
Granne, f. (ſchwed. gran, v. l. erinis, das Haar) 

die fteife Spite, Achel an Kornähren. = - ° ° 
granum, n. J. ein Korn; pl. grana, Körner, Bee- 


®Sranät, m. ml. (granätus, sc. lapis, Stein, v. 1. 
granum, Korn, weil er gewöhnlich körnig abge- 
fondert ift, fr. grenat) eine zu den Gilifaten ge- 
börende, im Rautenzwölfflächner Eriftallifierende 
NMineralgattung von verichiedener Farbe (der böh⸗ 

miſche 3. B. blutrot) und oft als Edelftein benußt; 
auch ein Kleiner Seekrebs, eine Seefrabbe, |. Gar- 
näle; der $Granätapfel (l. granätum, sc. malum, 


d. 1. eig. mit Kernen verjehener oder vielferniger 
Apfel; fr.grenade), die Frucht des Granntbaums 
in Wien; Granatbort u. Granatbrot, ein aus 
- Granat bereitetes und zum Schleifen der Edel- 
_ teine beitimmte3 Pulver; Granatvogel oder 


Sranatlolibri, in. der Blaubals, eine Art Ko- 


!ibri; Grandte od. fr. Grendde, f. (it. grenata, 
entweder wegen der Ähnlichkeit mit dem Granat- 
apfel fo benannt, od. weil fie mit Pulverförnern 


gefüllt ijt) Krk. ein Brand», Plaß- od Zündgeſchoß— 


Bolle, hohle Kugel, welche mit Bulver gefüllt, an- 
gezündet und geworfen wird; daher Granatier, 
jet Grenadier, m. ehemals ein Granatenwerfer, 
einSoldat, dver®ranaten warf; fpäter: Kernſoldat, 
Kernfrieger der Infanterie; grenadier ä cheval 
(ſpr. grenadjeh a ſch'wal), ein Sturmereiter; Gra⸗ 
nätbagel, Kugelhagel; Granatkartätſchen, ſ. 
o. w. Shrapnels; Granatin, n. 1. der aus den 
Schalen der unreifen Früchte des Granatbaums 
erhaltene kriſtalliſierte Bitterftoff; 2. = Mannit, 
ſ. d.; Granatine, f. (fr. grenadine) eine feite 
Seide, bei. zu den ſchwarzen Spitzen; Granatit, 
m.. Staurolith; Granatoeder, n. od. Gra= 
nat=Dudefadder, n. = Rhomboidal-Dode- 
faeder, ſ. unter Dodefadif, 

grand, fr. (jpr. grang; v. I. grandis) groß, wichtig, 
vornehm, 3. B. grand tun, groß tun; Grand, 


ren, Samen; Granen, pl. im holländ. Handel alle 


Arten Getreide; gramulum, n. ein Körnden; 


granum salis, ein Körnchen Salz, d. h. ein wenig 


Verſtand, Urteilskraft, Wit; eum:grano salis, 


mit gejundem, richtigem Berjtändnis, mit etwas 


BWig; nicht buchftäblich zu verſtehen; in granülis, 


l.in Heinen Körnern; Granalien, pl. Metallichrot, 
feine Metallförıer, Deetallgraupen; Granarius, 
m. nl. der Kornſchreiber (ein Amtename); bei. der 
Kloftergeiftliche, welcher Aufficht u. Rechnuug über 
das Getreide führt; granieren, ul. (it. granärc) 
förnen, körneln, körnicht machen (z. B. Leder); in 


: der Rupferftecherei: rauhen, riefen, der Oberfläche 


ein körniges Anjehen geben; graniert, gelörnt, 

erieft, geriffelt, von Zeichnungen, wo Linien und 
Buntte förnerartig abgefegt find; granulieren (fr. 
granuler), in Heine Körner verwandeln, zerjtoßen, 
erkleinern, zerreiben; körnig nachwachſen (vom 

letſch heilenderWunden); grannliert, zu einzelnen 
Körnern zerkleinert; Granulation od. Granu— 
lierung, f. die Körnung od. Verarbeitung (3. B. 
des Meialls) zu Körnern; Heilk. auch Granulie, k. 
Fleiſchwärzchenbildung in heilenden Wunden und 
bei ver Tuberkuloſe; granulds, nl. (fr.granuleux) 
förnig, geförnt; Granuloiität, f. die Körnigteit; 
Granit, m. (fr. granit, it. granito, eig. gelörnt, 
körnicht, Bart. von granire, körnen) Körmerftein, 


granulated 


Urftein, ein Frijtallinifch-Törniges Geſtein, aus 
Teldipat, Quarz u. Glimmer gemengt; Grantto, 
m. it. aud) eine Art Zitronen-Gefrornes, Zitronen- 
wajfermit Eisſtückchen; Granitello vd. Granitell, 
m. it. Halbgranit, Granit mit unvollzähligen Ge— 
mengteilen; Granitmarmor, m. ein kalkſtein— 
artiges Mineral in Südbayern; Granulit, m. 
Weißſtein, eine meift fchieferige Art des Granit; 

Granolith, m. eine Mifhung von Granit u. Be- 

- ment, die al3 Straßenpflafter verwendet wird; 
Granvd, m. it. Korn; ein Gewicht, ſ. Gran; eine 
früheretleine Redinungsmünze, in Walta=0,7 Pf., 
in Neapel = 3,4 Pf., in Sizilien = 1,72Pf.; Gra⸗ 
Netto, — . Grand; Grauow, m. poln. = Gran 
— Yo Pfund (Funt) = 0,044 g; davon Grani- 

Tot, n. = ?,, Granow = 0,008 g. 

granulated, engl. (jpr. gränjuletid), gekörnt; be- 

_ fonders: geförnter Auer (granulated sugar). 

Grapheion, Grapheidion od. Graphidion, n-gr. 
‘(v. gräphein. fchreiben) ein Griffel, Schreib- over 

Zeichenſtift; Graphinden, pl. Bot. Schriftflechten; 
Gräppit, f. die Schreibfunft, —— od. Maler— 
kunſt; auch die diplomatiſche Schriftkunde; graͤ— 
vphiſch, ſchriftlich, durch Schriftzeichen dargeſtellt; 
beſchreibend, zeichnend; graphiſche Figuren, 
Schriftzeichen; Graphit, m. Reißblei, ein aus 
mehr oder weniger reinem Kohlenſtoff beſtehendes 

"Mineral, bei. zu Bleiftiften u. Schmelztiegeln ge- 
eignet; Graphitmohr, eine Miſchung von 1 Teil 
Queckſilber und 2 Teilen Graphit; Graphodroͤm, 
m. eig. ein Schnell- od. Rennfchreiber; Grapho- 
dromie, f. Schnell» vd. Rennichreibefunft; Gra⸗ 
sholith, m. Schreibjtein, Tafelſchiefer; Gra⸗ 
Hhologie, f. Handichriftendeutung; Grapholog, 

m. Handichriftendeuter; Graphameter, m. eig. 
Schrift od. Zeichnungsmeſſer, Benennung verfchie- 
bener mathematiicher Werkzeuge, be. ein Winfel- 
mefler; Graphophön,n.—=PBhonograph, (f.d.); 

- Srauhoftdtit, £. die Wijjenjchaft, welche jtatifche 

Ermittelungen anfiatt durch Rechnung im Wege 
der Konftruftion (graphiſche Darftellung) finden 
lehrt; Graphotypie, f. die Kunft, von Zeichnungen 
Druditöde in erhabener Manier ohne Hilfe des 
Grabſtichels darzustellen und damit zu druden, er- 
funden von dem Engländer Clinton Hitheod. _ 

®rappe, f. fr. (it. gräppo, gräppolo, verw. mit 

rappa, Halten, Klammer, von althochd. krapfo, 
rapfen, Hafen) die Traube, der Traubenkamm. 

Sraptolitben, pl. gr. (von gräphein, fchreiben, 
zeichnen) Steine mit Zeichnungen. 

En. fr. (ſpr. grah) did, fett. 
raſhdanin, m. ruf. (jpr. sh wie ſch; v. jlav. grad, 
Stadt) der Bürger; auch Name einer befannten 
ruſſiſchen Zeitung. 

Grass-Cloth, n. engl. (jpr. th wie ein gelifpeltes s) 
das Grastuch, Ananas-Leinen, ein aus der Rinde 
und den Blättern der Aranaspflanze u. einem Zu- 
fag von Baummolle gefertigtes Zeug in Oftindien 
und China. 

sraflieren, I. (grassäri, von gradi, jchreiten) ver- 
breitet jein, um ſich greifen, herrſchen (von Krank⸗ 
on gebräuchlich); Grafjation, f. die Überhand- 
nahme. 


Graſus, m. gr. (gräsos) der Achſelgeſtank, Bods- 
gerud). 


gratia, f. I. (von gratus, angenehm) Gunft, Huld, 
Gnade; Dank; auch Anmut, Schönheit (ſ. Grazie); 
gratia gratiam parit, Gunft erzeugt Gunit, d. i. 
eine Liebe ift der andern wert; bona gratia, mit 
gutem Willen; mit großem Danf; ex mera gra- 


Gratin 


Grabida 315 


tia, aus bloßer Gnade; ex speciäli gratie, äus 
bejonderer Gunjt oder Gnade; im grätiam, zu 
Gunſten, zu Gefallen; mea gratia, mir zuliebe 
oder zu Gefallen, meinetwegen; Gratiäl, n: (nl. 
gratiäle) eine Erfenntlichfeit, ein: Dankgeſchenk, 
Danfgeld; das Tifchgebet; Gratiän, m. Eigen- 
name: der Anmutige, Gefällige, Danfbare; auch 
ftatt Gratiäni deeretum, n. der erfte Teil des 
corpus juris canonici; gratiae exspectativae 
(von exspectäre, erivarten) die Anwartſchaften der 
Franziskaner und Rapuziner; gratias! lat. (eig. 
der AFE. pl. von gratia, mit Nuslaffung des Zeit- 
wortes ago: gratias ago, id) danke) Bantı das 
Gratias beten oder fingen, das Dantgebet oder 
Danklied 2c.; gratifizieren (I. gratificäri), be- 
gnadigen, begünjtigen, veregren, befhenlen; Gra— 
tififation, f. ein Snadengejchent, Geſchenk, Beloh- 


- nung; gratiola, f. nl. Öottesgnadenfraut, Bur- 


gierfraut; gratiöso titulo, j. unter Titel; Gras 
tiofität, f. (Tpätl. gratiositas) die Annehmlichkeit; 
Huld; gratis, unentgeltlih, umfonit; Gratis— 
Sage ſpr. — gahſch') f. 1.-fr. der Freifold, Mo— 
natsjold des Offizierd, aewöhnlidh im Anfange 
des Feldzugs; Gratiſt, Gratuift oder Gratuit, 
m. nl. ein Sreifchiiler, Koſtgänger; gratuit 
({. gratuitus) und als Adverb gratuito, un- 
entgeltlich, umſonſt, freiwillig; gratuita mensa, 
f. 1. Ripr. freie Koft; Gratuität, f. nl. (fr. gra- 
tuite) die unverdiente Liebe od. Gnade; gratuit, 
fr. (fpr. gratüth) freitvillig; don gratnit, n. (ſpr. 
dong —) ein Geſchenk. 


sratifulieren, fr. (graticuler, craticuler, v. erati- 


cule, Ne, Batter, v. I. craticüla, Berfl. v. crates, 
Flechtwerk, Geflecht) Zeichent. übergittern, durchs 
Gatter oder Netz abzeichnen. | —— 

m. ft. (ſpr. gratäng) Kochk. eig. was von 
einer Speije am Boden des Kochgefäßes hängen 
bleibt, dann überh.: die Krufte; boeuf au gratin 
(fpr.: böff oh — Rindfleiſch mit einer aus geſchab— 
tenı Brote bejtehenvden Kruſte; gratinteren, 
eigentl. am Rande eines Kochgefäßes feitbaden, 


- dann: anfrujten, überfruften. 


ratis, gratuit ꝛc., ſ. unter gratia. ar 
Srattoir, m. fr. (pr. gratödhr) das Hadier- oder 
Rafiermefjer; dag Krageifen, der Schaber. 


gratulieren, I. (gratuläri, von gratus, angenehm, 


dankbar) Glück wünſchen; fi gratulieren, ſich 
glücklich preiſen; Gratulation, f. (1. gratulatio) 
der Glüawunfch; Gratuldnt oder Gratuläter, 
m. ıl. ein Glückwünſcher; gratulatoriſch (pätl. 
gratulatorfus), einen Glückwunſch enthaltend. 


Sravämen, n. I. (von graväre, bejchiveren, gravis, 


ſchwer, f. d.) eine Beichwerde; pl. Grabamiie, 
die Beichwerden; gravamen continüum;, dau— 
ernde Beichtverde mit bfeibender Urſache: g. de 
futüuro, eineBejchwerde wegen etwas Zufünftigen, 
was zu vermuten ilt; g. irrel&vans, unerhebliche 
Beſchwerde; g. successivum;, Befchwerde über 
immer neue Bedrüdungen; grapaminieren, nl. 
fich beſchweren, Beichwerde führen. 


Sravantia, Gravation, Gravatus, j. unt. gra— 


vieren2.; grave, gravemente, j. unter gravis. 


Gravelüre, f. fr. ein (gmupiger Seien, eine Bote. 
aravcolent, I. (grave-Ölens, v. gravis, 


chwer, ]. d., 
u. olere, riechen) ſtark und widerlich riechen». 


Graves, m. (pr. gräw) eine Gattung weißer und 


roter Bordeaur-Weine, von den Landitrid Grave 
im Departement Gironde. 


Gravenr, J unter gravieren J. 
Gravida, f. 


I. (v. gravidus, a, um, ſchwer, angefüllt, 


316 Grabilmaſchine 


don gravis, ſchwer, ſ. d.) eine Schwangere; Gra⸗ 
pidität, f. (graviditas) die Schwere, Schwanger— 
ihaft: grapidieren (I. gravidäre), [hmwängern. 
Gravilmaſchine, f. eine Schnurenglättmafcine. 
Gravimeter, j. unter grävis, — 
gravieren 1., fr. (graver, urſpr. das deutſche gra— 
ben, holl. graven) mit dem Grabſtichel ſtechen, 
graben, in Kupfer 2c. ftechen, fchneiden, daher: 
gravdierte Arbeit; Grapier:&ifen, das Eijen, 
womit man die Zähne pußt, bevor fie ausgefüllt 
werden; Gravier-Aunft, auch Grapüre, f. die 
Kunſtſtecherei, Gravüre, auch ein Kupferſtich, 
Stich; Prägung, Muſterung duch Drudwalzen; 
Gravure sur acier (jpr. Bür aßjeh), der Stahl- 
jtih; G. sur bois (fpr. ßür bod), der Holzichnitt; 
@. en taille douce (jpr. —ang taj’duhß), der 
Kupferſtich, Chalfographie, ſ. d.; &. à Paqua- 
tinta(jpr.—tängta), Kupferstich in Tufch-Manier; 
@. ä Peau forte (ipr. a l’oh fort), Radierkunſt, 
Ankunft; Graveur (pr. grawoͤhr) od. Grabierer, 
ın. ein Runitftecher, Kupferftecher, Stein», Form, 
Holz, Stahl-Scneider, Stempelfchneider. 
srabieren 2., I. (graväre) beſchweren, drüden, be- 
drängen; uneig. belajten, zur Laſt fallen; Gra— 
dantin, pl. beſchwerende oder verdächtig machende 
Umjtände bei einem Ungefchuldigten; Grapatus, 
m. der ſich beſchwert od. beleidigt findet; auch ein 
Beichuldigter, Berdädtigter; Grapation, nl. od. 
Gravierung, f. die Beſchwerung, Belajtung; gras 
vierlich od. gravierend, beſchwerend, belaſſend. 
gravis, grave, |. ſchwer; wichtig, ernſt; vom Tone: 
tief; Gravis (sc. accentus), m. der Tiefton einer 
Silbe, entg. dem Akutus; grave, gravemönte, 
ital. Ton. ernfthajt, ſehr langſam, feierlich, mit 
Würde; gravissimo, ital. Tonf. ſehr ernithaft; 
Grabimeter, n. lat..gr. ein Schweremeſſer, eine 
(Suytonjche) Senfwage; Grapität, f. I. (gravitas) 
die Ernjihaftigfeit, Wichtigkeit, der Ernit; die an- 
genommene Würde, Steifheit, Wichtigtuerei; Tonk. 
Ziefe; con gravitä, it. Tonk. mit Würde; gravi⸗ 
tätiich, ernit, feierlih, gewichtig, nachdrücklich; 
wichtig tuend, mit angenommener Würde zc.; gras 
vitieren, nl. ſchwer jein, Schwerkraft äußern, ver- 
möge feiner Schwere einem andern Körper fid) 
nähern, gegen ihn. hinjtveben ; überwiegend be- 
teiligt fein; Grapitation, f. die Schwerkraft, der 
durch die Anziehung der Körper ausgeübte Druck; 
Sravitations-Färbemafchine, Durhlauf-Fär- 
bemajdine; Gravitationsleitung, Sefäll-Waj- 
Grabüre, ſ. unter gravierenl. [ferleitung. 
Grazie,f., pl. Grosien, I. (Gratia, pl. Gratiae) od. 
&haritinnen, gr. (Chäris, pl. Charites) Fabell. 
eine Huldgöttin, Name der drei reizenden Beglei- 
terinnen der Venus, Göttinnen der Anmut und 
der bezaubernden Schönheit; Agldja, Thalia. 
Euphroſyne; Grasie, f. (I. gratia, ſ. d.; it. grä- 
zia), auch die Anmut, Holdfeligfeit, der Liebreiz; 
vgl. Grace; con gräzia, it. Tonf. mit Anmut; 
graziöso, gefällig, angenehm; graziös, lieblich, 
anmutig. 
grazil, I. (gracilis) ſchlank, ſchmächtig, geichmeidig; 
Grazilität, f. (lat. gracilitas) die Schlanfheit, 
Schmächtigkeit. 
Gräzismus, w. nl. (vgl. graeca) eine Eigenheit der 
griechiſchen Sprade, eine dem Griechiſchen nad)- 
gebildete Wendung in andern Sprachen, auch Hel- 
lenismus; grägifieren, griechiſche Spracheigen- 
heiten einmiſchen, nad) griechiſcher Weiſe reden, 
Gräzität, f. (fpätlat. Graecitas) die Griechheit, 
Eigentümlichfeit der griechischen Sprade u. Sitte; 


Greminm 


Gräkomanie, f. [.gr. die Griechelei, übertriebene 
Nahäffung des Griechiſchen; Gräfomdn, m., pl. 
rälomdnen, übertreibende Bewunderer oder 
Nachahmer des Griechifchen. 
great, engl. (fpr. grebt) groß; Great Britain, n. 
engl. (ſprich: — britt'n) Großbritannien; great- 
charter, n. engl. (fprih: — tſcharter) die magna 
charta der Engländer von 1215 (f. Charte); Great- 
Eustern, m. (fpr. --ihjtern) eig. das große Öft- 
liche, das ehem. größte Schiff in der englifchen 
Handeldmarine. 
Grebe, f. (fr. gr&be) der Sılbertaucher, ein Waffer- 
vogel vom Beichlehht der Taucher. . 
grec, grecquey, fr. (jpr. gred; v. I. graecus) grie- 
‚bild; à la greeque (fpr. — gred’), auf griechifche 
Weiſe, nach griehifcher Art oder Sitte; Verzierung 
aus rechtwinklig ſich durchkreuzenden Linien; &ree, 
m. ein Grieche; uneig. f. ein Betrüger, Überfifter 
(vgl. fides graeca). | 
Greenbacks, pl. engl. (fpr. RS Banknoten 
der Vereinigten Staaten Nordamerikas (nad) der 
grünen Nüdjeite diefes Papiergelves); Green— 
part, n. engl. (fpr. grihn—) der grüne Tiergarten, 
ein öffentlicher Spaziergang in London; green- 
horn, n. engl. (fpr. grihbnhohrn), Grünhorn, $rün- 
Ihnabel, Neuling; Greenroom, n. (jpr. grihn- 
ruhm) eig. das grüne Zimmer: das Gejellihafts- 
zimmer für die auf der Bühne nicht beichäftigten 
Schauſpieler ꝛc. im engliihen Theater, jo genannt, 
Beh ehemals eine Art Zaube zu diefem Zivede 
iente. 
Greffe, m. fr. (mit erweiterter Bedeutung vom altfr. 
grafe, prov. grafi, I. graphium, gr. graphion, gra- 
pheion, Griffel, v. gräphein, ſchreiben) die Gerichts⸗ 
jihreiberftube, Kanzlei; Grefficr, m. (ſpr. greffjeb; 
mil.grafarius, graffarius, grefferius, Schreiber)ein 
Stadt-, Amt3- oder Gerichtäfchreiber, vgl. Altua- 
rins und Kanzliſt. | 
greffieren, fr. (greffer) pfropfen, impfen ; in der 
franzöfifchen Chirurgie das Pfropfverfahren, bei 
dem fchwer heilende große Wunden, meijt Brand- 
wunden, mit ausgejchnittenen kleinen Hautſtückchen 
bedeckt werden, deren jedes ein Verwebungszen— 
trum bildet, wodurch dieſe Wunden zur Heilung 
gebracht werden. 
Grega, f. port. eine Leinwand aus der Bretagne. 
gregätim, [. (v. grex, Gen. gregis, die Herde) her⸗ 
denweife; Gregarine, f. nl. (bed. herdenweiſe auf- 
tretende3 Tier) ein in den Haaren der Menſchen 
febendes Schmarogertierchen, bef. bei den Anwoh— 
nern der Wolga vorkommend, von Lindemann in 
Petersburg bevbadıtet. [Baftfeide. 
Grege, f. fr. (jpr. grähſch) rohe unzmwirnte Seide, 
Gregoͤr, m. gr. (Gregörios, vom gr. gregore&in, wa— 
hen, im N. T. von egregora, ich bin wach, ‘Perf. 
von egeirein, erweden) männ!. Name: der Wad)- 
ſame, Muntere; Gregoriäniiher Kalender, |. 
Julianiſcher Kalender. i 
Grelin, m. fr. (fpr. gr’läng; v. grele, prov. graile, 
l. grachlis, ſchlank, dünn) Schifferfpr. der Greling, 
das ihmwächite Anfertau. 
@relot, m. fr. (fpr. grölöh) die EL Schelle; 
pl. Grelots, das Schellengeläute; fil au grelot, 
Steppzwirn. } gr 
Grelüdhen, m. fr. (pr. grelüfchöng) der heimlich be- 
günitigte Liebhaber einer Frau. 
Greminm, n. lat. der Schoß; uneig. die Mitte, der 
Verein, jo viel als Kollegium, Körperjchaft, Be— 
hörde; Gremio, m. it. die Innung, Zunft; jpan. 
auch eine Handlungsgeſellſchaft; handelskammer; 


Grenache 


Gremiäle, n. nlat. das Schoßtuch eines Biſchofs 
bei jigend gehaltenem Hochamte. 

Grenade, m. fr. (pr. gr'naſch; von grain, Beere) 
ein ftarfer, dunfelroter, dider Rouffillon-Wein. 
Grenade, Grenadier, |. Sranate; Grenade, f. 
oder Grenadin, n. fr. (fpr. —däng) gejpidte und 
gedämpfte Fleiſchſchnitte; Grenadin, n. auch = 

annit,f.d.; Grenadine, f. (jpr. —dihn’) ein 
franzöſiſches Seidenzeug; eine damaftartig gewebte 
Reinwand. 

Grenage, f., r.n. (ipr. —ahſch') fr. (von grener, 
förnen, vgl. granieren) die glänzend körnige Ver— 
ooldung be. von UÜhrenteilen; Grenaille, f. fr. 
(pr. —ndj') geförntes Metall, Metallfoın; gre— 
naillieren (fr. grenailler), zerfleinern, in Kleine 
Körner verwandeln; auch: Leder körnen, narben 
(fälichl.audh: grenellieren genannt); Grenetis, 
m. (pr. —tih) der Körnerrand an Münzen. 

&renoble, m. fr. (jpr. ge’nob’f, von der Stadt Gre— 
noble in Frankreich) eine Sorte von Sartennelfen, 
* dunkelrotem Grunde weiße Picottjtreifen 

aben. 

Greve, f. jr. (altfr. grave, prov. grava; daher fr. 
gravier, gravelle, nıl. graveria, gravella, gravia, 
Gries, Kiesjand) der flache, fandige Seeitrand, aud) 
das Flußufer, das bald troden, bald unter Waſſer, 
u. mit Sand u. Steinen bededt ift; Greve-Plat, 
ein Bla an der Seine in Paris, wo die meijten 
Hinrichtungen in der Revolution ftattfanden. 

Grezſeide, Bröze, f. = Örtge, ſ. d. 

Gribäne, £. fr. ein Kleines flaches Küſtenſchiff, eine 
Art Barke. [fleifch. Fleiſchklößchen. 

Griblette, f. jr. auf dem Roſte gebratenes Schweine- 

gribonillieren (fpr. —bujt—-), fr. (gribouiller ; vgl. 
griffonnieren) fchmieren, judeln; Gribouillage, f., 
tr. n. (jpr. gribujdhi’) das Gekritzel, Gefchmier, 
ſchlechte Schrift. 

Grief, m fr. (fpr. grieff; von altfr. grief, it. greve, 
Bene: ſchwer, hart, v. l.gravis) Beeinträchtigung; 
Berdruß; Beſchwerde. 

Griffen, pl. (wahrid.vom ſpan. grifo, einer, derzer- 
zaujtes, verwirrtes Haupthaar hat) Abkömmlinge 
von Negern und Mulatten. 

sriffonnieren, fr. (griffonner; von griffe, Klaue, 
Kralle, griffer, paden, von althochd. grifan, grei— 
fen) krigeln, fchmieren; Griffonnage f.. r.n. (fpr. 
— nähſch') das Gekritzel, Geſchmier; Griffonnenr, 
m. (fpr.—nöhr) ein Kriler, Sc;mierer, Bielfchrei- 
ber, jchlechter Schriftiteller. 

Grille, f. fr. (jpr. grij’; v. ml. graticüla, I. crati- 
eüla, Kleines Flechtwerk, Heiner Rost, Verkl. von 
erates, Flechtwerk) ein Gitter; Roſt, jet gewöhn— 
lich Griff, n. engl. (fpr. grill, engl. grill, frz. gril 
= grille), Bratroit; grillieren (fr. griller), röiten, 
auf dem Roſte braten; gittern (Zeuge od. Stoffe); 
fengen; Grifldde, f. Geröſtetes, Roftbraten; Gril— 
Inge, f., r. n. (jpr. griljähſch') das Abjengen, Rö- 
ften; Bauf. Roſtwerk, Gitterwerk; Kock. geröjtete 
Mandeln; Grillroom, m. engl. (pr. —ruhm) eine 
Gajtwirtichaft, in der die Speijen vor den Augen 
der Gäſte auf einem Roft gebraten werden; Fruͤh— 
ſtückslokal. 

Grimuaͤfſe, f. (v. fr. grimace, I. gleichſ. grimacka, v. 
altnord. u. —— grima, althochd. crima, Larve, 
Geſpenſt) die Verzerrung des Geſichts, Fratze; auch 
verſtellte Gebärde, Verſtellung, Ziererei; grimaſ⸗ 
ſieren (fr. grimacer), Geſichter ſchneiden, Miß— 
gebärden machen, grimſen oder grinſen, alt- und 
oberd. zannen, zännen; Grimaſſier oder r. Gri= 
macier, m. (ſpr. —ßjeh) ein Geſichterſchneider. 


— — — — — — — — — — —— — — —— — —— 
— — — — — — — — — — — — — — — — — — 


Grog 317 

Grimelin, m. fr. (ſpr. —läng; Verkl. von grime, 
Schuljunge wovon aud) grimaud, ABEjihüß) eig. 
ein Heiner Sunge; ein Knider im Spiele; Grimme: 
linage, f.,r. n. (pr. nahe’) Knauſerei im Spiel, 
geringer Gewinn. 

Grioͤtte, f. fr. (abgek. f. agriotte, ml. agriota, von 
lat. acer, fr. aigre, prov. agre, herbe, fauer) eine 
große, runde, ſchwarzrote Weichſelkirſche. 

Griphi od. Griphen, pl. ar. (griphos, eig. ein Reg, 
pl. griphoi) Rätjel und andere verfänglide Witßz— 
jpiele; j. aud) Logogriph. 

®rippe, f. fr. (v. gripper, ergreifen; dad. auch Grille, 
Narrheit) ein allgemein herrſchendes Schnupfen- 
fieber; = Influenza; grippieren, fr. (gripper, 
von got. greipan, greifen, althochdtſch. grifen, 
mittelhochd. grifen) heimlich wegnehmen, maujen. 

gris, fr. (pr. grih; vom mittelhochdtich. gris, greis, 

- grau) grau; auch: betrunfen; gris de lin (pr. grih 

d’läng), eig. leingrau, von der Farbe der Flachs— 
blüte, hellblau; gris pommel6, fhimmelfarben, 
der Apfelſchimmel; gris vineux (jpr. — winöb), 
der Rotihimmel; vin gris (fpr. wäng =), bleich⸗ 
roter Wein. | 

Griſaille, f. fr. (ſpr. grijdj’; von gris, grau) Mat. 
Grau in Grau, Graumalerei mit Schwarz u. Bei; 
aud eine Bermijchung von grauen und weißen: 
Haaren zu Berrüden ; Grifaillegarn, n. Kunft- 
wollgarn; grifatre (ipr. — jäht'r), graulich; Gri⸗ 

ette, f. 1. auch: der Grifett, Grauzeug ein mit 
einen, Seide uſw. vermiſchtes Wollenzeug; ein 
graue Hauskleid; 2. ein junges Mädchen vor 
geringem Herlommen, junge Handarbeiterin in 
Frankreich (fo genannt, weil jie ehemals graue 
Kleider trugen); bef. eine junge leichtfertige Weibs$- 
perfon, mit einem Studenten 2c. in zeitiweiliger 
SGemeinjchaft lebend. 

Griscio, m. (pr. griſcho) eine ägyptiſche Stlber- 
münze = 30 Paras. 

Griſettas, pl. jpan. ungebleichte, leichtgewebte, 
jog. ſpaniſche Leinwand. 

Griſon, m. fr. (ſpr. —jöng; eig. greis, grau, von 
Haaren, von gris) ein draubündner; Grifonndde, 
f. Graubündner Sprade, Rotwelſch. 

Griite, f. ruſſ. Heugewicht = 16°, Pfund. 

grivdeliert, fr. (von grive, ſpr. griw’, die Droſſel) 
wie die Droffel grau und weiß gefprenfelt. 

Griwna (die in vielen Fremdwörterbüchern au- 
geführte Form Griwe gibt es im Ruſſiſchen gar 
nicht), verfl. Griwenta, f. ruſſ. die alte ruſſiſche 
Kupfermünze im Werte vun 10 Kopefen, die feit 
Abjichaffung der früheren Banto-Rehnung (Febr. 
1849) nicht mehr gemünzt wird und feitdem nur 
noch 3 Kopefen gilt; Griwennik, m. rufi. das 
Zehn⸗Kopeken⸗Silberſtück — 0,33 Mt. 

Groan, n. engl. (fpr. grohn) das Achzen, Stöhnen; 
in England eine Mipfallensäußerung. 

Gront, m. engl. (fpr. groht; = Groſchen, franz. 
gros 2c.) eine engl. Rechnungsmünze von 4 Bence 
oder 0,34 ME. 

Grobeonrant oder Grobfurant, größere Silber- 
ftüde, z. B. Talerjtüde, Fünfmarkſtücke. 

Gröbtän, m. (eigentl. der grobe Jan, d. i. Johann, 
dann latinifiert in: Grobiänus) ein grober Menſch 
oder Ylegel, ein Hans Plump; Grobianismus, 
m, die Grobheit, Plumpheit. 

Grocer, m. engl. (jpr. größ’r) Gewürzfrämer. 

Grodgericht, n. poln. (von grod, Burg, Schloß) das 
Burggericht, Adelsgericht. 

Grog, m. engl. Wafjer- Rum, Rumtrant, ein be— 
kanntes Getränf aus Rum, Zuder und heißem 


318 grognieren 


Waſſer. (Der Name ſchreibt ſich von dem engl. 
Admiral Vernon in der Mitte des 18. Jahr: 
hunderts her, welcher den Matroſen zuerſt um 1745 
den früher unvermiſcht gegebenen um mit Waſ⸗ 
fer verdünnt austeilen ließ. Der Admiral trug 
. gewöhnlich einen Rod von Famelhaarigem Zeuge 
[grogram, gem. groggrain]; fie nannten ihn daher 
den alten rog, Old Grog, und ebenſo auch die 
Miſchung von Rum und Waſſer, welche ſie täglich 
erhielten.) 
grognieren (ſprich: gronjieren), fr. (grogner, prov. 
gronhir,it.grugnare,grugnire,boin lat.grunnire, 
grumzen) grungen, murren; Grognenr, m. (jpr. 
gronjdgr) ein mürrifher Menſch Brummbär. 
Gromdtif, f. l. (von gröma,ein Werkzeug zur Feld- 
meſſung) die Feidlagerkunft, Kunft, ein Seldlager 
zu ſchlagen oder zu befeitigen. 
Groom, mm. engl. (fpr. gruhm) ein Burjche, Diener, 
—— 7 — — 
»rpoH, m. oberd. (althochd. groppo) der Kaulkopf, 
Breitfiſch; Rotzkolbe, Kruppe, ein Flußfiſch. 
gros, grosse, !r. (jpr. grob, groſſ'; v. mi. grossus) 
did, groß, grob; Gros, n. der größte Teil, die 
Überzahl, 3. B. das Gros der Menſchen; die 
Mafle; das Gros eines Gebäudes, der Hauptteil; 
in Frankreich früher auch ein Gewichtvon!/,, Livre 
(Pfund) = 5,8% g (als Medizinalgewicht Drachme 
genannt); grosd’armee,n.dasHauptheer; Gros, 
m. auch Benennung jchwerer Seidenzeuge, Schwer. 
taffet, 3.8. Gros de Berlin (pr. grohdeberläng), 
ein fchiveres leinwandartig gewebtes Geidenzeug; 
Gros de Naples (ipr. arohdendp’I), ein Seiden- 
zeug von der Stadt Neapel; Gros de Tours 
(ipr. grohdetähr), ein ſtarkes Seidenzeug, welches 
in der Stadt Tours in Frankreich gemächt wird; 
Groſſorias, pl. fpan. grobe Sadieinwand; en 
gros, fr.;(fpridh: ang grob) oder in grosse, ital. 
Kfſpr. im großen (entg. en detail); grosso mo- 
do, ni. grob geitoßen oder gefchnitten (auf Arznet- 
vorsriften); Gros⸗Aventur-Kontrakt, m. oder 
. grosse aventure, f. fi. d. i. eig. ein großes ge- 
wagtes Unternehmen; ein Seehandelsvertrag zwi⸗ 
ſchen einem Kaufmann und einem Schiffer; verich. 
von Bodmerei (f. d.), toobei bloß Schiff u. La- 
dung, ba: hingegen hier der Kontrahent perjünlid) 
haftet; Groshandel oder Handel en gros (ſpr. 
—ang grob), auh Greife-Handel, it.-dtich., ver 
Großhandel; davon abgel. Groß = 12 Dutzend; 
Groflerte, f. fr. grobe Eifenware; auch = Grof- 
handel; Groſſier, fr. (pr. groſſſeh) oder Grof= 
fierer, auch Grofitit, m. ein Großhändier, ein 
Kaufmann, der nıır en gros, d.i. im großen oder 
im ganzen handelt; Groſſo, mm. it. u. ſpan. (wo— 
von das deutsche Groſchen, niederd.u.holl.Grot) 
eine früher mehr als jegt gebräuchliche Rechnungs— 
münze, die uripr. eine größere Scheidemünge im 
Gegenſatz zu einer Eleineren bezeichnet, ‚wie in 
Bologna 1 bolognino grosso—=12 bolognini pic- 
coli; der Wert des Groſſo wechſelt nach Zeiten u. 
Orten; Grofjette, m.ital.meift Groſſo Gross- 
weight, n. engl. (ſpr. — weht) Bruttogewict; 
Grossesse, f. fr. (jpr. —jeh) die Schwangerſchaft; 
Grofjierete, f. fr. (von grossier, grob) die Grob— 
heit, Ungefchliffenheit; Grofiufär, m. nl. grüner 
Zonfalfgranat. 
Groſch oder Grosz, m. rujfifches kupfernes Zwei— 
kopekenſtück — 6,5 Pf. 
Groß-Vezier, mſ. Vezier. 
Grotte, f. (it. grotta, fr. grotte, altfr. crote, altit. 
grupta, d. |. crypta, gr. krypte, Gruft, Gewölbe, 








Guajak⸗Baum 


urſpr. k. von kryptös, verborgen, v. kryptein, ver- 
bergen) A Kunſthöhle; grottiert, 
grottenmäßig, mit Muſcheln, Olanzfteinen 2c. ver- 
ziert; grotést (it. grott&sco, fr. grot&sque, von 
Örotte, weil man in den Trümmern des Pa- 
lajtes des Titus in Rom, welche die Grotten 
biegen, allerlei phantaftifche Bilder fand), felt- 
jam, wunderlih, ungeheuer, lächerlich; Gro— 


. testen, pl. wunderliches Bildiverf, in welchem 


Menjchen- u. Tiergeftalten mit Laub- u. Blumen- 
werk 2c. feheinbar regellos verbunden find; Dich- 
tungen von ungeheuerfiher Satire, ungeheuerlicher 
Lächerlichkeit; Grotesftänger, m. ein Ballettän- 
zer, welcher komiſche Sprünge mad. 


Groniliement, m. fr. (jpr. grujemdngh, von 


gronillen, fpr. grujeh, fich regen) das Knurren im 
eibe. 


Ground, n. engl. (fpr. graund) Grund und Boden; 


ein deldmaß in der oſtind. Provinz Madras von 
2400 engl. Quadratfuß — 2,23 a, 


Sronpe (pr. grup'), gronpieren (fr. grouper), ſ. 


Gruppe x. 


Grumus, m. J. eig. ein Haufen, Hügel; Geronnenes; 


grumds, nl. did, geronnen, klumpicht; Grumes 
f3enz, k. Die Gerinnung, das Gertumen. 


grundieren (deutſch mit lat. Endung), den Grund 


machen (bei Malern und Kupferſtechern). 


Gruppe 1., f. (v. fr. groupe, grouppe, it. gruppo, 
1 


groppo, d. 1. eig. Klumpen, Knoten; vgl. Croupe) 
eine Bufammenjtellung od. Bereinigung mehrerer 
einzelnen Gegenftände in einen Haufen; grup⸗ 
pieren oder gruppen (fr. grouper, groupper), 
mehrere Figuren zuſammenſtellen oder vereinigen, 
sufammenhäufen. 


Gruppe, beiier Kruppe, 2., f. (verderbt aus dem 


fr. croupe, j. d.) das Kreuz der Pferde. 


Gruſch, Ground, in. (ruf. grosch, vom deutſchen 


Groſchen, eig. Dickpfennig, vom I. grossus, did) 
eine Rechnungsmünze im ſüdl. Rußland, Klein 
aſien 2c. von ſehr verfchied. Wert, ungef. 1,5 ME. 


grutiae jus, das Flößrecht, und zwar das Recht 


unverbundenes Holz zu flößen. 


Gruyere, ın. (fpr. grüjähr) eine Art guter Schwei- 


erfäfe von dem gleichnamigen Dorfe im Kanton 
eng 


Gryllus, m. !. Tierrätſel, geſchnittene Steine, wo 


Hahn, Widder, Pferd, Schlange, Kaninchen 2c. zu 
einer einzigen Figur zuſammengefügt find. 


Srypkit, m. (vom I. gryphus, gr. gryps, Greif) 


Greifmuschelftein, Greifſteinmuſchel, Habichtmu- 
ichel, eine Schaltierveriteinerung. 


Gryphõoſis, r. Gruypsfis, f. gr. (von grypös, ge- 


friimmt) Heilk. eine frallenähnlide Krümmung der 
Nägel. 


Gun, m. eine Rechnungsmünze in Guinea — 8 Thr. 


dän. Cour. 


Guddarus, m. oder Guacharaͤca, F. ſpan. 


(ipr. cd) wie tich) der Fettvogel, ein blaugrauer 
Bogel in Nenandalufien, wegen feines Fettes 


geihäßt. 


Gudceo, ın. fpan. eine lange in Neugranada, ein 


Gegengift wider ven Schlangenbik. 


Suajdt:-Baum, Gunjaf:Holz (guajäcum offici- 


näle; jpan. guayaco, aus der Sprache von Hayti), 
Pockenholz oder Franzoſenholz, Luſtſeuchenbaum. 
Das Bennett Holz neben der Rinde und dem 
Harze dieſes ſüdamerikaniſchen Baumes wird gegen 
die Luſtſeuche gebraucht; auch lignum sanctum od. 
l. vitae genannt. uajak, n. dad Harz diejes 
Baumes. R 


Guajaben⸗Baum 


Guajdven-Baum, m. (ſpan. guayabo, fr. gouya- 
vier) der indiihe Birnbauım in Südamerifa und 

Oſtindien; Guajava oder Guajaven, pl. die in 
Auder geſottenen Früchte diefes Baumes, ojtind. 
Bomeranzen. 

Guandfo, n. (fpan. guanaco, aus dem peruanifchen 


huanacu) oder Guanakokamel, das wilde Schaf-. 


famel, ein in Südamerika heimifches wildes Tier, 

verich. von dem Lama, f. d. * 
Guanchen, pl. (ipr. Guauntſchen) die früheren ein— 

geborenen Bewohner der fanarifchen Inſeln, jebt 
anggeftorben. 

Gudno oder Hude, m. ſpan. (v. peruan. huanu, 
Mift) Seevögeldünger, die durch unzählige Vogel» 
ſchwärme auf dem Heinen Inſeln der Cüidfee an 
der peruaniſchen Küſte zu großen Maſſen aufge- 
bäufte Düngererde, von welcher feit 1840 ganze 
‚Schiffsladungen ala Handeldartifel nad) Europa 

. und Nordamerika gebracht werden. 

Guaracha, f. (ſpr. —ratfche) ein Tanz in Spanien. 

Suardna, n., gew. f., nad den Guaranis, einem 

Indianerſtamm am Uruguay benannte, aus dent 
Samen der in Südamerika einheimifchen Paullinia 
sorbilis bereitete braune Paſte, als Heilmittelgegen 
Migräne und verdünnt als belebendes Getränk 
(wie Raffee und Tee) benubt; Guaranin, n. das 
in derſelben enthaltene Alkaloid, = Kaffein,f.d. 

@uardpe, m. ſpan. gegorener Auderrohrfaft, das 
Bier der Südamerifaner. 

Guardein, |. Wardein. 2 

Guardia, f. mJ. (it. guardia, Wade; vgl. Garde) 
das Vormundſchafts⸗Amt in bezug auf einen Be— 
lehnten; Gutardafpalfe, it. (v. spalla, pl. spalle, 
die Schultern) eig. Schulternſchüßer, ein Srauen- 
ſchleier auf Sizilien; Guardiãn, m. (mi. guardia- 
aus, if. guardiano) der le Vorgeſetzte oder 
—— eines Mönchskloſters; Guardinfänte, 
m. tt. (eig. ein Kindhüter) ein weiter Reifrock, die 
Schwargerfchaft verbergend. 2 

anarentigiieren, m!. (guarentigiare, von guaren- 
tigia, guarentia, = Garantie, R d.) Gewähr lei- 
iten, verbürgen, beglaubigen (3. B. guarentigiierte 
Urkunden). jr 

Guaich, f. frz, neuere Schreibung für Gonade, 
i. # Guaſchemalerei, f. Waſſermalerei mit Deck⸗ 
farben. 

Guaſtaldia oder Gaſtaldia, f. ml. bei den Lango— 
barden das Amt eines Landes-Verwalters oder 
Landes-Hauptmauns (Gaftaldus, d. i. eig. ein 
Beſtellter oder Beſtallter), mit Lehnserteilung ver- 

Gnazzo, n. it. = Gouache, ſ. d. ſbunden. 

Gubernacülum, I. od. Gubernãlel, n. das Steuer⸗ 
ruder; Gubernãtor, m. der Steuermann; auch 
— Gouverneur, z. B. Gouverneur eines ruſſ. 
Bonvernements; Gubernium, n. ıl. = Öou- 
vernement. 

Gubernija, f. ruf. das Gouvernement, f. v. w. 
Provinz. 

Gudda, n. ein arab. Flüſſigkeitsmaß — 7,571. 

Gudoͤk, m. (vom flav. gudü, gusti, ein Saiteninftru- 
ment fpielen) eine ruff. Geige mit drei Gaiten. 

Sud, m. fr. (fpr. ach; altfr. gued, it. guado, vom 
altnord. vad, Furt; fr. gu6er, it. guadare, waten, 
althochd. watan) eine Furt. 

ueber, ſ. Sebern. 

Guelf, italienische Form des deutichen Namens 
Welf, m. altd. (Hwölfo, Wölfo, v. althd. hwelf, 
welf, ein Junges wilder Tiere; ängelſächſ. hwelp, 
vgl. engl. whelp, junger Hund) männl. Name; 
Suelpben, ſ. Welfen. 


— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — 


guillochieren 319 


Guemul od. Gbemul, mſchileniſch (auch Huemul) 
ein dem Pferde und Eſel ähnliches, ſehr flüchtiges 
und mutiges Tier in Südamerika. 

Guenno, m. eine Rechnungsmünze in Guinea — 
116 Zr. dän. Cour. 

Sueridon, m. fr. (pr. gheridöng; it. gheridöne) der 
Reuchterträger, Kerzenhalter. 

Guerleys, pl. fr. (fpr. gerleh') eine Art geringen 
oftindischen Kattuns. 

zuerre, f. fr. (fpr. gähr’; prov., tt. u. jpan. guerra, 
von dem althochd. werra, d. i. Gewirre, Aufruhr, 
Krieg, vom althochd. wörran, verivirren) Der Krieg; 
à la guerre, friegartig; Kriegsſpiel, eine Urt des 
Billardfpiels, woran mehr als zwei Berjonen teil- 
nehmen; Guerillas, pl. ſpan. (ſpr. gheriljas; 
guerrilla, eigentl. einer Krieg) ſpaniſche unregel- 
mäßige Streifſcharen in den Gebirgen, Landſtürmer; 
Gueriflere, m. der Rottenführer. 

Guet, m. fr. (fpr. gheh; altfr. guette, prov. guaita, 
vom althochd. wahta, mittelhochd. wahte, Wacht) 
die Scharwache; die Rofung; guetieren od. guet 
tieren (fr. guetter, prov. guaitar, it. guatare, 
guaitare) wachen, ſchildern; lauern, auflauern; 
guetable (ipr. ghetdb’L), wachpflichtig; Guetteur, 
m. (ſpr. ghettöhr) ein Aufpaſſer. 

Gueuſen, ſ. Seufen. 

Guẽze, f. (auch Guerze, Gueſe, Guz, Göff, Ges, 
Ber, Ser oder die Arſchin genannt) die perſiſche 
Elle für Wollwaren in Tebris = 1,1e m; für perj. 
Zeuge und im Mleinhendel, beſ. in Schirad und 
Teheran — 1,085 m. 

Guichet, m. fr. (fpr. giſchäh, engl. wicket) Einlap- 
pforte, eine Heine Tür in einer großen (befonders 
bei Seltungen, Gefängniffen uſw.) Schlupfpforte; 
Schalter. | 

Guide, m. fr. (pr. ghihd'; prov. und it. guida, v. 
prov. guidar, tt. guidare, Foren, leiten, vgl. got. 
witan, beobadıten, bewachen, lat. videre, fehen) ein 
Führer Bote, Begleiter; pl. Guides od. Guiden, 
Leibwächter; daher: dag Guiden-Regiment; in 
Belgien eine Art Feldjäger; in Sahfen=Ordons 
nanz-Offiziere; Guide-Main,m.(ipr.—mäng) 
Handleiter, eine von Kalkbrenner für den Klavier— 
unterricht erfirndene Vorrichtung; Guidagium, n- 
nl. das Geleitsgeld; Guidon, m. fr. (pr. ghidöng) 
die Standarte bei der Gendarmerie; auch der Stan— 
dartenjunfer; das Korn am Flintenlaufe; Tonk. 
jo viel al3 Cuſtos; Guide, m. it. (ml. Vitus, 
Beit, althochd. Wito, Wido, von althochd. wite, 
Adverb zu wit, weit, von großer Ausdehnung, eig. 
einer der weithin wirkſam und befannt it) mönnli. 
Name: der Weitbefannte (nad) anderen vd. althochd. 
witu, Holz, alfo: Waldmann, Waldbemohner); 

guidoniſche Silben, |. inter ut, re 2c. 

Guignon, n. fr. (pr. ghinjoͤng; von guigner, ſchie⸗ 
len, feitwärts anjeben, prov. guinhar) Unglüd, bef. 
im Spiele. 

Guildhall, n. engl. (ipr. gildhaͤhl; vgl. Gilde) eig. 
die Gildenhalfe, das Zunfthaus; das Rathaus in 
London. 

Guildive, f. fr. (pr. gildihw') Zuderbranntwein. 

Guilladars, pl. oſtindiſche Taſchentücher. 

sitillochieren (ſpr. gbijoi—), fr. (guillocher, an- 
geblich nad dem Erfinder Guillot benannt) [hlin- 
gen, mit verichlungeiten Zügen bezeichnen; mit 
Ihlängelnden Zügen verzieren; einrigen; Guillo— 
chier-Kunſt, die Kunft des Einfchneideng oder 
Abdrudens mannigfaltig verfchlungener Zieraten 
mittel3 der Guillochier⸗Maſchine; Guillochis 
n. (ſpr. —ſchih) oder Gutlohe, n. (ſpr. —ſcheh) 


320 Suillotine 


die Arbeit in gewundenen Zügen, die Zeihnung 
in gewundenen Zügen, das Zeichenmufterin Schlan- 
genlinien. 

Snillotine, f. fr. (fpr. ghijotihn’) das Fallbeil, die 
Köpfmaicine, von dem franzöſ. Arzte Guillotin 
(pr. Ghijotäng) 1792 eingeführt und nad ihm 
benannt; guillotinieren, mit dem Fallbeil ent- 
haupten; Guillotinaͤde, f. die Hinrichtung durchs 
Fallbeil; Guillotomante, f. die leidenjchaftliche 
an hinzurichten; Guillotineſchere, die Sleit- 

ere. 

Snimberge, f. fr. (pr. ghängberſch', von dem deut- 
fchen EStmperge oder Wimberg, j. d.) Spibgiebel 
im got. Bauftil. 

Suimpe, f. (pr. ghängp'; altfr. guimple, von 
althochd. wimpal, leichtes Gewand, Schleier, neu- 
hochd. Wimpel) eig. Bruftichleier der Nonnen; 
Mod. ein gewöhnlich geſticktes Leibchen ohne Armel, 
welches Damen unter dem Kleide tragen. 

Guineag, f. ein auf Guinea herrjchendes Fieber, dem 
gelben Fieber ähnlich. 

Guinee, f. (fpr. ghi— ; nach dem goldreichen Lande 
Guinea in Afrifa benannt, weil aus dem dorther 
fommenden Golde die eriten geprägt wurden) eine 
chemal. engliſche Goldmünze von 21 Schilling = 
21,35 Mk., jest nur noch Rechnungsmünze; Gui— 
nea, Guinee, f. ein 15m langes blaues Baum— 
wollenzeug aus dem franz. Oſtindien, beſ. in Se— 
negambien als Tauſchmittel benutzt und zu 7 bis 
8Mk. geſchätzt; auch baumwollene indiſche Gewebe 

Guingan, mfr.—Gingang, ſ.d. küberhaupt. 

Guinguet, m. fr. (ſpr. ghängheh; vom altfranz. 
guinguet, furz, fnapp) eine Art Kämelzeug, Kame- 
lott; auch Gingett, Guinguette, f. fr.(ipr. ghäng- 
hett’; von guinguet od. ginguet,jchwacher, ſchlechter 
Bein, Kräßer) eine Landichente, Kneipe; ein Land 
häuschen; auch eine Art Landkutſchen für die Um— 
gegend von Paris. 

Guionlinie, die Dampferlinie zwifchen Liverpool 
und Neuyork. 

Suipure, f. fr. (fpr. ghipür') ſ. Gipüre. 

Gula oder Hulya, f. ungar. eine im Sontmer bei 
Tag und Nacht im Freien bleibende Herde; daher 
Gulaſch-Fleiſch der Gulaſch, n., ein ungariſches 
Fleiſchgericht, näheres j. unter Gulhäs. 

Gulad, ſ. Goelak. 

&uliänje, f. ruſſ. (von guliätj; ſpazierengehen) eig. 
der Spaziergang, öffentliche Spagzierort, die Brome- 
nade; uneig. ein in einem öffentl. Stadtgarten ab- 
gehaltenes großes Volksfeſt mit allerlei Belufti- 
gungen. 

Guͤliſtan, m. perj. (von gul, Roje, u. stän, Ort) ein 
Rojengarten; auch ein Werf des Dichters Saadi. 

Gully, m.derSchlammfang; Rinneneinlaß, Schacht 
zum Abfangen von Schlamm, Sand uſw. 

Gulyas, gew. Gulaſch, eigentl. Gulydspis, n. 
ungar. (jpr. Gulljahſchhuhſch, v. gulyäs, der Rin— 
derhirt, u. hüs, dad Fleiih; Gulyäs ift die öſter— 
veichische, genauer ungariſche Schreibung für das 
deutihe Gulaſch); ungariſches Fleiſchgericht, aus 
gedämpftem, in kleine Stücke zerſchnittenem Rind», 
Kalb- od. Schöpsfleiſch, mit PBaprifa (j. d.) ge— 
würzt; gewöhnlich wird da3 Gulajc nur aus einer 
Sorte Fleiſch hergeftellt: Rinds-, Kalbs- oder 
Lammsgulaſch, doc) wird es aud) aus zwei Sorten, 

.B. Rind» und Schweinefleiſch, gemiſcht; das 
a 0 heißt auch Pfefferfleifch, in Ungarn 
örfelt. 

Gummi, n. I. (fat. gummi, commi, gr. kKömmi von 
altägypt. kemi, kami, Gummi von Mimofen- 


Gutta-Perda 


oder Afazienbäumen) der Kleber, trodner Pilan- 
zenſchleim, Schleimharz, ſchleimiger Saft aus Bäu- 
men; pl. Gummäta, ſchleimharzige Gewächſe, 
deren Düfte die Nerven jtärfen; auh Gummi- 
gewächfe am menichlichen Körper, Geſchwülſte au. 
den Gelenken; Gummi arabitum, das arab. 
Gummi, von einer Art Mimoje, oder nach an— 
derer Benennung Akazie (dem ägypt. Schoten- 
dorn), bef. al3 Kleb- u. Verdichtungsmittel, auch 
als jchleimlöfende Arzneigebraudt; 8. elaftifum, 
elaſtiſches G. auch Kautſchuk od. Katſchunge— 
nannt, Federharz, der zähe, an der Luft verdidte 
Milchſaft eines ſüdamerikan. Baumes, der Si- 
phonia elastica; Gummifarben = Aguarell- 
jarben, ſ. d; Gummiguütt od. gutta (v. dem 
malayijchen gatah, guttah, javan. getah, Gummi, 
Balfam), Gelbharz von dem Gummiguttä-Baume 
in Siam und Ceylon, ein rötlich-gelibes, hartes, 
glänzendes Gummiharz; in — als ſtarkes 
bführungsmittel, u. zur gelben Malerfarbe ge— 
braudt; Gummiharz, ein harzartiges Gummi; 
&. Kopäl (val. Kopal), Yadharz aus Oſtindien 
u. Amerifa; Gummipaſte, f. Lederzuder, eine 
Palte aus Gummi arabitum, Eiweiß und Zuder, 
die gegen den Huften eingenommen wird; Gummi 
Det Kautſchuk von gelber Farbe; G. Tragant. 
Tragant; gummieren, nl. mit aufgelöften 
Gummi bejtreichen od. tränfen; Seidengemebe mit 
Gummiwaſſer behandeln; Gummofis, f. Summi- 
fluß, eine franfhafte Gummiabjonderung auf der 
Rinde der Steinobjtbäume; gummüs, 1. (gum- 
mösus) gummiartig, dem Gummi ähnlich. 
Gums, ij. Komit, 3. B. Gums im Zintenfaß. 
Hums, Reiterei in Algier, nicht zu den ordnungs- 
mäßigen Truppen gehörig. 
Guna, m. Sanskr. die durd) Vorſchiebung eines 
furzen a bewirfte Bofaljteigerung; gunieren, auf 
diefe Weife fteigern. 
Gunde, j. Gonda. 
Gur, m. weißes oſtindiſches Baumwollenzeug; Gu— 
racs, pl. gemalter bengaliſcher Zits Gurguran. 


m. (fr. gourgouran; vgl. Gargurans) ſchweres in⸗ 
Guruſch, ſ. Gerſch. Idiſches Seidenzeng. 
Gusli, f. oder Guſſel, eine liegende Harfe bei den 
Nufjen, ähnlidy der Hither. 
Gußjanki, pl. ruſſ. lange Fahrzeuge, welche auf der 
Dfa und Wolga gebraucht werden. 
GSujftation, j. unter Guſtus. 
Guftav, m. jcywed. (nl. Gustävus, altn. Gudhstafr, 
von gudh, Kampf, u. stafr, Stab, hochd. Guntſtab) 
Eigenname: der Kriegsitab, Krieger, Held. 
Guftus, ın. 1. der Geſchmack; de gustibus non est 
disputändum, über den Gejchmad ijt nicht Bi 
ftreiten; Guſto, m. it. der Geſchmack; vgl. da3 fr. 
Goüt; guftös, nl. jhnadhaft, geihmadvol, an⸗ 
genehm;; gust6so, con gusto, it. Tonk. geihmad- 
vol’; guftieren, I. (gustäre) koſten; Gejchmad an 
etwas finden; pgl.goutieren unter Gout; Guſta⸗ 
tion, f. eig. das Koſten; ein Frühmahl, Borgericht. 
gutta, f., pl. guttae, I. der Tropfen; tropfenähn- 
ficher Fleet oder Punkt; daher nl. für Star, als 
Augenkrankheit; guttätim, Heilf. tropfenweiſe. 
Gutta⸗-Percha, f. (ſpr. —pertſcha; eig. Gummi von 
Sumatra, v. dem malayiſchen guttah, Gummi, u. 
percha, die Inſel Sumatra; vgl. Gummigutt) der 
an der Luft zu einem lederartigen zähen Stoffe er- 
härtete Milchfaft des Percha- oder Tuban— 
Baumes (Isonandra gutta) auf Malaffa, Borner 
u. andern indischen Inſeln, feit 1842 befannt ge- 
worden und wegen jeiner luft und wafjerdichten 


. 


guttural 


Beichaffenheit zu vielfachen Zwecken angewendet; 

Zuttapercha⸗Satin, m.(jpr.—jatäng), Oummi- 

eder. 

gutturäãl, nl. (v. I. guttur, Gurgel, Kehle) zur Kehle 
gehörig; Guttural-Buchftaben (gutturäles), 
Kehlbuchitaben, Kehllaute. | 

Guu-Fawkes-Tag, der in London zum Andenken 
an Guy Fawkes (jpr. gei foafs) und die Pulver- 
verſchwörung von 1605 unter allerlei Unfug vom 
Straßenpublifum gefeierte 5. November. 

Guz, j. Gos. 

Guzdẽs, f. türk. eine gemeine Favoritin neben den 
Haremsfrauen in Konſtantinopel. " 

Guzla, f. jlav. (pr. Gufla mit weichem ſ) jüdjla- 
viiches mandolinenartiges Saiteninftrument, mit 
dent die Slaven ihre Bejänge begleiten. 

Gyyges, m. ein fabelhafter König der Lydier, der ſich 
mittels eines Ninges, welcher die Eigenjchaft hatte 
unfihtbar zumachen, vom Hirtenjtande bis auf den 
Königsthron foll emporgefhwungenhaben. Daher 
die Redensart: Gyges’ King bejigen, d.h. alle 
feine Wünſche erfüllt jehen. 

Ghymnafium, n. [. (v. gr. gymnäsion, urjpr. der 
öffentliche Platz, wo man nadt Leibesübungen 
anftellte, von gymnös, nadt) eig. ein Übungsplaß, 
Übungshaus;eine Gelehrtenichule; &ymnefiarh, 
m. ein Leiter derfelben; Gymnaſiaäſt, ein Schüler 
derjelben; Gymnäſtik, f. (gr. gymnastike, von 
gymnäzein, nadt üben, überh. üben) die Übung, 
bei. die Turnkunſt; Turnkunde; insbe). dieSpring>, 
Schwing», Ring und Shwimmfunft; Gymnaſti— 
Ton, n. eine Erjchütterungsmaichine, um ſich im 
Zimmer Bewegung zu machen; ghmnäſtiſch, leib- 
od. fraftübend, zur Turnkunſt gehörig; gymna— 
ftiihe Ubungen, Turnübungen; gymmnifch, die 
Leibesübungen betreffend; eingymniicher®ett- 
kampf, (. gyınnicum certämen, n. Wettfampf in 
Leibesübungen. 

Eymnasties, pl.engl. dſchimnäßtiks), die Turn⸗ 
kunſt, Gymnaſtik, die Leibesübungen; Turngerät. 

Gymnopoͤden, pl. ar. (von gymnös, nackt, bloß) 

arrüger- Monde; Gymnoptẽra, pl.Nacktflügler, 

Inſekten od. Kerbtiere mit nadten, ftaublofen Flü- 
geln; sannefonäikt, m., pl. Gyumofoshiiten, 
nadte Weije oder Barweife, altindische Philoſophen 
und Religionglehrer, die faft nact gingen, fich des 
Genuſſes alles Fleifches enthielten, auf alle förper- 
fihen Bergnügungen Berzicht leiſteten und fich nur 


Haben3-Korpug-Atte 321 
mit Betrachtungen der Natur bejchäftigten; &ym= 
noſpermia, pl.nadtfamige Pflanzen, Bflanzen mut 
narltliegenden Samen. 

Gynäzẽea od. Gynäzia, pl. (gynaikeıa, von gyne, 
Gen. gynaikös, das Weib) Heilf. die monatliche 
Reinigung; Gynäzẽum, n. (gr. gynaikeıon) ein 
Frauengemach bei ven Griechen; Gynäzismus od. 
Gynäklismus, m. weibijches Weſen; Gynäkokra⸗ 
tie, f. die Weiberherrſchaft; Gynäkologie, f. die 
Frauenheilftunde, Xehre von der Natur und den 
Krankheiten des weiblichen Gejchlehts; Gynäko— 
log, m. Srauenarzt; ghnäkologiſch, Srauentranf- 
heiten od. Frauenheilkunde betreffend; gynäkolo—⸗ 
giſches Inſtitut, Entbindungsanftalt; Frauen- 
heilanjtalt; Gynäkoman, m. ein Weibernarr; 
Gynäfomanie, f. die Weiberjucht, männliche Lie— 
beswut; gynäkomoörphiſch, von weiblicher Geſtalt; 
GEynäükonöm, m. ein Weiberauficeher; Gynäko— 
phäg, m. ein Weiberfrefler od. -verzehrer; ghnä⸗ 
kophöniſch, eine weibliche Stimme habend, Gy— 
ander, m. ein Zivitter; Gynandria, pl. weib— 
männliche Bflanzen mit Zwitterblumen, worin die 
Staubfävden am Stempel figen, in Linnes Syitem 
die 20. Klaſſe; Gynandrie, f. Ziwitterbildung mit 
Vorwalten der weiblichen Geſchlechtsteile; gyndne 
driſch, weibmännlich, zwitterartig; Gynaͤnthro—⸗ 
498, m. Heilf. ein Weibmann, vermeintlicher weid- 
licher Zwitter; Gynatreſie, £. Verſchließung der 

Gyps, ſ. Gips. (Mutterſcheide. 

Gyrus, m. pl. Gyri, gr. (gyros, l. gyrus) ein Ring, 
Kreis, eine Windung; insbeſ. die Windungen auf 
der Oberfläche des Gehirns; Ghrälbeiwenung, 
Kreifelbewegung (beirotierenden Körpern); Gyra⸗ 
tion, f. nl. Heilk. die Drehjucht, ein kranthäfter 
Schwindel; Gyram, n. gr. (gyröma) Gedrehtes, 
Tellerfürmigeg; Kreis-Schüſſelchen, ſchüſſelförmige 
Fruchtlager an Pflanzen; Gyromantie, f. die 
Kreis-Wahrjagerei,WahrjagereidurgHerumgehen 
in einen Kreife; Gyrométer, m. Drehungsmeſſer, 
dient dazu, die Umdrehungsgejchtwindigteit eines 
Körpers, 3. B. eines Maſchinenteiles, zu meſſen; 
Gyrophaͤg, m. ein herumziehender Tafelbefucher; 
gyrös, ni. gewunden, geringelt; $hyroffop, n. gr. 
ein Apparat zum Beweife für die Umdrehung der 
Erde; Gyrotroͤp, m. gr. der Strommender, ein 
Snjtrument zum Schließen des galvaniſchen Stro- 
mes — Kommutator, ſ. d.; Ghyrobig, m. ein 
Landſtreicher. 


H. 


Abtürzungen: H, al3 Zahlzeihen — 200; in der | H ald Münzzeichen für Öfterreich (früher): Günz- 


Rubrizierung als 8. Buchſtabe — 8; in der Tonf. 
die 7. Stufe in der diatonischen, die 12. in der 
&romatijchen Tonleiter; h. als Abkürzung für 
herba, daS Kraut, homo, der Menfch, habet, er 
hat; ha — Hektar; h. a. — hoc anno oder hujus 
anni; h. e. = hoc est; hl = Heftoliter; h. 1. = 
hoc loco od. hujus loci; h. m. = hoc mense oder 
hujus mensis; h. 8. = hoc sensu; h. t. = hoc 
tempore, j. jämtlid) unter hoc; H.C.= Helvetica 
Confessio; H.L. Q.C.=hora locöque consuöto; 
H. P. oder HP — ferdefraft (Horse power); H. 
S., entjt. aus L. L. S. — libra libra semissis, 
22, U = Seitertius, j.d.; huj. — hujus, . d.; 
ent. Heichen find: H.—= Hydrogenium, Wajjer- 
ftoff; Hg. = Hydrargyrum, Queckſilber. 
Hevyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


burg; für Frankreich: Rochelle; im Deutfchen Reich: 
Darmitadt. 
—— ſ. Tour. 
abarah, m. arab. (von hibarah, ein geſtreiftes 
Zeug, von habara, ſchön oder gejtreift machen) ein 
roßer jeidener Mantel der vornehmen Fraugı in 
Kairo, weldyer den ganzen Körper bis auf einen 
Heinen Streifen des Geſichts bededt. 
abaſſis, f. eine Art Zeinwand bei den Indianern. 
abẽas-Korpus-Akte, f. ein mit den lateiniichen 
Worten habeas corpus etc. (d.i. habe deinen Leib, 
näml. frei 2c., vom J. haböre, haben) anfangendes 
engl. Grundgefeß, das Berhaftungsgefeg, ſeit 1679, 
nach welchem ein Verhafteter binnen 24 Stunden 
verhört werden muß, und wenn er feines Haupt» 
21 


322  Habeönt sua fata libelli 
verbrechens befchuldigt werden kann, nad) jener 
Heit jeine Loslaſſung gegen Stellung eines Bürgen 
fordern darf 2c.; habeas tibi, I. hab’ od. behalt’ 
es fiir dich, ſchreib' es dir felbit zu; habeat sibi, 
er behalte es für fi), mag es fich ſelbſt zufchreiben. 

Habent sua fäta lihelli, I. auch Bücher haben ihre 
Schickſale. 

Haberdasher, m. engl. (ſpr. habb'r-daſchör) der 
Kurzwarenhändler. 

habil (fr. habile; lat. habilis, gut und leicht zu hal- 
ten und zu handhaben, v. habere, haben, halten) 
geiandt, fertig, gewandt; Habilttät (I. habilitas), 

heſchicklichkeit, Tüchtigkeit; Lehrrecht; Habilität 
des Heugen, die gejeglich anerfannte Fähigkeit 
desfelben, ein rvechtsgültiges Zeugnis abzulegen; 
ſich habilitieren, nıl. (habilitäre) feine Gefchic- 
lichkeit zum Lehramte, be. an Hochſchulen, bewei— 
jen, fich als Lehrer an einer Hochſchule niederlafien; 
Habilitation, f. die Befähigung; Erlangung des 
Rechtes, Borlefungen an einer Hochſchule zuhalten. 

habillieren (ipr. abij—), fr. (habiller) fleiden, an- 
Heiden; Kochk. geſchlachtetes Geflügel zum Kochen 
und Braten gehörig zurichten; Habillement, n. 
(ipr. abif'mdng) die Kleidung, der Anzug. 

Habit, ſ. unter Habitus. 

Gasttieven, I. (habitäre) bewohnen; Habitäbel (L. 
habitabilis),bewohnbar; Habitabilität, £. nl. die 
Bewohnbarkeit; Habttachlum, n. I. ein Wohn- 
platz; nl. auch ein Kompakhäuschen(fr.habitacle); 
Habitdet, m., pl. Habitanten, Bervohner; Ha= 
bitation, f. (lat. habitatio) die Wohnung, Nieder- 
lafjung; das Wohnrecht, Hecht in eines anderen 
Haufe zu wohnen. 

Habitus, m. l. (eig. das Sich-Gehaben, dv. habere, 
haben) die äußere Geſtalt, Leibesbeſchaffenheit; die 
Haltung, das Benehmen; auch Kleidung Tradıt; 
habitus non facit monächum, das Kleid macht 
nicht den Mann, eig. die Tracht macht nicht den 
Mönd; per habitum infüsum, durch eigenen 
(eig. eingegofjenen oder eingeflößten) Antrieb: Ha⸗ 
Bit, m. oder n. fr. (fpr. abih) der Anzug, die Tracht; 
das Kleid; Habituation, F. die Stelle eines Pfarr- 
oehilfen; Habitüde, f. fr. die Angewöhnung, Ge- 
wandtheit; Zörperlicher Anftand; Habitnell (fr. 
habituel), gewohnt, beharrlich, geläufig; habi— 
tuieren (fr. habituer), gewöhnen, bef. ſich — fich 
zu od. an etwas gewöhnen; Habitue, m. ein jtän- 
diger Beſucher, Stammgaft. 

Hableur, m. (pr. —löhr) fr. (v. habler, aufjchnei- 
den, prablen, jpan. hablar, v. I. fabuläri) ein Auf- 
ſchneider, Schwätzer; Hablerie, f. Prahlerei. 

hachieren (ſpr. haſch —) fr. (hacher, v. d. deutſchen 
hacken, althd. hakjan) hacken, wiegen; aufkratzen, 
taub machen, ſ. v. w. ſchraffieren; Haché oder 
Hachis (pr. haſchih, n. Gehacktes; Hadfleifch; 
vHachẽkraufen, Wickelkrapfen; Hachüre, f. (jpr. 
—jühr’) Aufrigung, Kerbung, Einſchneidung; bei 
Kupferſtechern = Schraffierung. 

hac (sc. via) itur ad astra, I. Spriw. auf diefem 
Wege geht man zu den Geftirnen, d.i. fommt man 
zu Ehren; hac lege, f. unter lex. 

Haciende, f. ſpan. (jpr. c = $, oder genauer tie 
eingelijpeltesjcharfes f; prov.facenda, it.faccenda, 
Geſchäft, Verrihtung, ſpan. die Verwaltung der 
Güter, die verwalteten Güter, vom I. facienda, pl. 
von faciendum, was zu tun oder J machen iſt) 
ein Landgut, eine Meierei, beſ. in Mittel-Amerika 
ein großes, vorzugsweife zur Biehzucht beftimmtes 
Landgut, in Merifo 5 Duadrat-Leguag (d. i. Stun- 


Haba 


den) umfaſſend; Hactendero, m. Beſitzer einer 
Hacienda. 

Hacket, |. Haquet. 

Hackneyscoach, f. engl. (fpr. hackni⸗kohtſch) Miet- . 
futfche, Mietwagen. 

häctenus, I. bis hierher, jo weit. 

Hädes, m. gr. die Unterwelt, das Schatten- oder 
Toienreich, vgl. Pluto. 

Hadſch, m. arab. (v. hadschdscha, fchreiten, gehen) 
die pflihtmäßige Wanderung oder Bilgerfahrt der 

Mohammedaner nah Mekka; Hadſchi od. Hagi, 
m. ein mohammedaniſcher Pilger, der eine ſolche 
Wallfahrt für jich od. gegen Bezahlung unternom- 
men hat; auch ein griechijcher od. arinenischer Chriſt, 
der nach dem heiligen Grabe in Serufalem gemall- 
fahrtet ift. 

Hadſchib, m. arab. (daS Bartizip von hadschaba, 
bededen, abjchließen) Türſteher, fürftlider Kämmer— 
ling, ehem. der erite Minifter bei den Kalifen. 

Hadſchiſch = Haſchiſch, f. >. 

haeres, haereditas 3«,, |. unter heres :c. 

Hafne, f die Privatfafje des Sultans. 
afi, m. arab. (häfi, barfuß) Barfüßler, wer feine 
Sohlen trägt. 

Hafis od. Hafiz, m. arab. (v. hifz, Gedächtnis, ha- 
fasa, behalten, auswendig lernen), Ehrenname 
eines Gelehrten; eig. wer den Koran od. berühnite 
Dichtungen auswendig weiß. 

Hagar, f. hebr. weibl. Name (von dem ungebräuchl. 
hägär, arab. hadschara, fliehen, verlafjen; vgl. 
Hedſchra) die Flüchtige. 

hagard, fr.(ſpr. —gähr)wild, verſtört; ſtörrig, rauh; 
cheu. 

Haggädah, f. hebr. Verkündigung, Sage, eine Art 
— Lehren und Erzählungen zur Aus— 
legung der altteftamentlichen (bef. prophetiichen) 
Schriften; vgl. Halacha. 

Haggdi, m. hebr. männl. Name, eig. Chaggai (v. 
chag, Feſt) der Feſtliche, Feierliche. 

Hast, |. Hadſchi. a Ben. 

Hagtdsnms, m. gr. (hagiasınös, v. hagiäzein, heis 
ligen) die Heiligung, d. i. die Tätigkeit des heiligen 
Geiftes, welche das unabläffige Ringen nad) dem 
Guten in der Seele des Menſchen erivedt; Hagio— 
alysta vd. Hagioginäten, pl. gr. (hägios, heilig) 
ältere heilige Bildwerfe; Hagiogräpha, pl. die- 
jenigen heiligen Schriften, welche die Juden bon 
dent mofaischen Geſetze und den Propheten unter- 
ſcheiden, nämlich die Pfalmen, Sprüche, Pred. und 
Hohelied Sal., das Buch Ruth, die Bücher der 
Chronika, das Buch Eira, Nehemia, Ejther, Hiob, 
die Klagelieder Serimiä u. Daniel; Hagivgraph, 
od. Hagiolög, m. ein Lebensbeichreiber der Hei— 
ligen; — Hagiologie,k. die Heiligen⸗— 

lehre, Lebensbeſchreibung der Heiligen; Hagtold- 
giſch, Die Lebensbeſchreibung der Heiligen od. den 
Heiligenfalender, dns Hagiolögium, betreffend; 
Hagiolatrie, f. Heiligendienit; Hagiomãchos, m. 
ein die Heiligenverehrung Beftreitender; Hagio— 
machte, f. Streit über die Heiligen-Berehrung; 
Hagiopneumaͤtik, f. die Lehre von den heiligen 
Seittern; Dagiofföp, n. gr. Heiligenbildmwerfer, 
Hagiötik, f. die Heiligungs- oder 
Beſſerungslehre. — 

Hagneuma, n. gr. (hägneuma, v. hagneüein, keuſch 
leben) die keuſche Lebensweiſe. 

Haha, n. fr. (von dem Ausruf der Überraſchung: 
haha!) eine Freificht, Offnung in einer Garten— 
mauer zur Ausfiht ins Freie, mit einem tiefen 
Graben davor. 


Haiduck 


Haiduck vd. Haidul, ſ. Heiduk. 

Saidut, m. pl. Haiduts, türk. (haidüd, ehem. ein 
ungar. Snfanterift, vgl. Heiduk) Straßenräuber, 

—— —— ae — 

te, f. (ſpr. häh') fr. (vom deutſchen Dag, Ges 
hege, Hede) die Hede, der un eine Dop⸗ 
pelreihe, Gaſſe v. Kriegsvolt; en haie (jpr. ang—), 
in Hecken- oder Nebenreihen, in zwei Reihen ein- 
ander gegenüber geitellt. 3 

Hai, m. arab. (von häka, tweben) ein großes Stück 
Zeug von Wolle und Baumwolle, welches die Mau— 
ren in Nord-Afrika beim Ausgehen überwerfen. 

Hailoh od. Hehloh, a ein Längenmaß auf Suma- 
tra — Lengl. Yard = 0,914 m. 

Haiman, f. frei herumziehende Hirten in der Türfet. 

Mair, engl. (fpr. hähr) das Haar; Hairbin, n. ein 
halbfeidenes Famelotartiges Zeug; H.-cloth (fpr. 
— obs) und H.-seating (fpr.— ſih —), Arten von 
Haartuch; H.-cord (pr. —tohrd), ein zart gerippt 
eriheinendes, aber glattes Baummollgewebe, mit 
dichten farbigen Streifen; H.-plush (pr. —plöſch), 

. a. H.-shag (ſpr. — fchäd), wollener Plüſch mit 
Kamelhaar. 

Halatismus, m. Buchſtabenwort, gebildet aus den 
Buchſtaben 9. K. T., mit denen die Namen der drei 
hervorragenpdjten Kämpfer für die deutichen Oft- 
marken gegendas Bolentum beginnen:Qanjemann, 
Sennemann und Tiedemann) die Bewegung, die 
für die deutihen Oſtmarken ſchützend eintritt 
gegenüber dem die Oſtmarken bedrängenden Polen— 
tum; Hakatiſten, pl. Anhänger diefer Bewegung. 

— (in der Armee) = Ha— 
quet, f.d. 

Halim, m. arab. (häkim, Bertizip v. hakama, herr- 
jchen, richten, wiſſen) ein Weiſer (Philoſoph); auch 
Arzt und Richter; Hakim-Baſchi, m. der Ober- 
arzt, Hofarzt; Hakim-Efendi, m. der erſte Leib- 
arzt des Sultans; Hakim-Scheri, m. ei Gerichtg- 
verwalter. 

Halacha, f. hebr. die Glanzrede, der poetiſche Stil, 
die Ausbildung des Geſetzes zu prakt. Reſultaten, 
durch Behörden ꝛc., vgl. Haggadah. 

Salaga, f., v.n. fr. (fpr. halähſch'; von haler, ſpan. 
halar, vom altſächſ. halön, altnord. hala, engl. to 
hale, ziehen, vertw. mit holen, althodjd. holön, 
halön, rufen, herbeiholen) das Schiffziehen längs 
des Slußufers an Seifen; der Schiffzieherlohn. 

baldlt, (fr. halali, hallali; vgl. hahali, Jubelruf der 
Jäger) Jäg. der Ruf der Güger bei der Hebjagd, 
wenn der Hirſch nicht weiter kann. 

ÖOalbfabrifat, eine halb zubereitete Ware, die noch 
weiter bearbeitet werden muß (z. B. Stahl, Leder, 
Garn u.a.) 

halbieren, deutid mit lat. Endung in zwei Hälf- 
ten teilen; Halbiertes Roheiſen, grau-weißes 
Eifen, Forelleneifen. 

Halstriftall, Kriftallglas mit etwas Bleizufaß ver- 
mengt. 

Halbpartett, n. Friesfußboden. 

Dalbporzellan, Steingut. 

halchoniſche Tage, ſturmloſe, ruhige Tage, die 
Winterwochen um den kürzeften Tag, wo das Meer 
ſtiller iſt, und, wie man glaubt, der Eisvogel (gr. 
halkyön) ſein Neſt baut. 

Onlebi od. Halibi, Khalebi, Khalibi, mn. türk. (eig. 
Pit. Hälebi, die Elle von Aleppo), v. 1852—1874 
die gejegliche türf, Elle = 0,685 m; die rumänifche 
Elle für Tuche u. Seidenzeug, auch Cotu gen., 
0,583 m (für andere Gewebe gilt d. Endaſeh, f.d.). 

Halfafajer — Alfa, Eipartofajer, f.d. 


— 
— 





Haloche mie 323 


half and half, engl. (ſpr. Hähf änd hahf), Halb u. 
halb, ein Getränf, das aus Porter und Ale ge- 


mischt tft. 

halfbacks, pl. engl. (ipr. hähfbäcks) Mitteljpieler 
(bein Fußball); half-blood, n. engl. (fpr. hähf⸗ 
blödd), Halbblut (beim Pferderennen). 

Half-crown, f. engl. (pr. hahfkraun) eig. halbe 
Krone, eine engliſche Silbermünze; Half-dollar, 
m. (jpr. hahfdoller) ein halber Dollar; Half-eagle, 
m. (ſpr. hahſihg'l) ein halber Eagle, ſ. d.; Half 
drei, n. der halbe Anzug, die Hauskleidung; Half⸗ 
pennyi, m. (jpr. hehpenni) ein halber Penny, j. d-; 
Half-quarter ⸗dollar, (pr. hahfkivarterdoller), ein 
halber Bierteldollar, ein Achteldollar; half-time, 
f. engl. (fpr. hähftaim), eigentl.: Halbzeit, Halb» 
ſchluß, Baufe in der Mitte eines Fußballſpiels. 

Halicutit, f. gr. (von halietein, fiichen) die Fiicher- 
funft; uneig. die Kunft, Menſchen zu fangen, durd) 
Übervedung zu gewinnen; Halientife, pl. ein Ge⸗ 
Dicht über den Stichfang; halieutiſch, Die Fiſcher— 
kunſt betreffend. 

Haligraphie, f. gr. (v. häls, Salz, Meer) Befchrei- 
bung von Salzwerten Haliotiden, pl. gr. (von 
häls, Meer, u. ũs, G. õtos, Ohr) Seeohren-Ber- 
fteinerungen. 

Halinatuch, n. grobes weißes Tuch, aus dem die 
ungarischen und mähriſchen Bauern, ihre Mäntel 
beritellen. 

balitieren, I. (halitare, Wiederhofungszeitivort von 
haläre, hauchen) aushauchen, dünſten; Halttös, 
nl. dunſtig. 

halkyoniſche Tage, j. haleyoniſch. 

Hall, n. — (ſpr. haͤhl, ſ. Halle) eig. Halle, Saal; 
Verſamm a dann auf englifchen Uni«- 
verfitäten eine Schul- od. Univerfitätsitiftung. 

Halladaͤt, arab. (verderbt aus chaled, pl. chaladät, 
d. i. Geift, Intellekt, Seele) Titel eines Lehrge- 
dichts von J. W. L. Gleim, das aus der Teilnahme 
Gleims an der Beſchäftigung eines Freundes mit 
dem Koran hervorgegangen war. 

Halle, F. urſpr. deutih in dem Sinne: „Vorraum 
eine Gebäudes“, vom altlächf. halla, engl. hall, 
Saal, Vorhof, Tenipel) ein bevedter Platz; Bogen- 
gang; abgeichlofjfener Saal; jr. aud; Bude, Kram— 
laden; [daher dames (jpr. dam’) de Ja halle, pl. 
oder Damen der Halle, Fiſchweiber und Höker— 
frauen in Paris; Sprache der Halle, Pöbel— 
ſprache;) in Salzwerken die Salzkote (f. Halloren); 
Hallaͤge, £.,r.n. (ſpr. — ldhſch') das Lagergeld, 
Marktgeld, Standgeld von Waren, die unter einer 
Halle verkauft werden; Hallamt, Zoll und 
Steuerant in Eiiddeutfchland, mit Warennieder- 
lagen verbunden. 

Hallelnjah, hebr. (v. hallal, hillel, preifen und jäh, 
Abkürzung von Sahreh, Jchovah) lobet den Herrn! 
gelobt ſei Gott! 

Hallüren, pl. (vom Felt. hallwr, Salzbereiter, von 
hal, Hall, vlt. f. Salz) Salzlieder in Halle an 
der Saale, Halleute. 

halluzinieren, [. (hallueinäri, od. r. alueinäri) im 
Geijte irren, träumen; Halluzination, f. ((.hallu- 
cinatio) Träumerei; franfhafte&innestäufchungen, 
Erſcheinungen. 

Haͤlma, n. japan. eine Art Feſtungsſpiel zu zweien, 
auch dreien auf einem Schachbrett, bei dem man 
die eigenen Figuren auf das urſprünglich gegnes 
tische Feld führen muß. 

Hnlochemie, f. gr. (v. häls, das Salz) Salzſcheide— 
funst; halöchemiſch, zur Salzſcheidekunſt gehörig; 


21* 


324 Halos 


Halörcs, u. gr. (eig. ſalzartig) die Kruſte, die ſich 
vom durchträüfelnden Salzwafjer auf die Dornen 
des Gradierwerkes legt; Halogén, n. der ver Ui 
falzbildende Stoff, j. dv. w. Chlor (f.d.); Halo⸗ 
graphie, f. Salzbejchreibung, — der 
Salzwerfe; Haleide, pl. die Salzbilder oder Salz— 
bildner (Chlor, Brom, Jod, Fluor 2c.); Yaloid- 
falge, die aus der Berbindung eines Salzbildners 
mit einem Metall entjtehenden Salze, 3.8. Chlor- 
natrium od. Kochſalz); Halologĩe, f.dieSalzkunde; 
haloloögiſch, ſalzkündlich; Halomantie, f. Die 
Salzwahrjagerei, Wahrjagerei aus Salzbäufchen; 
Halometer, n. Salzmefjer, Salzwage, Halome— 
trie, f. eig. Salzmeffung; die Beitimmung des Al- 
toholgehaltes des Biers durch feine Fähigkeit, Koch— 
ſalz aufzulöfen; Haloſköp, n. Salziwage, Solwage, 
Halurgie, f. Salzgewinnungsfunft. 

Sales oder Haͤlön, f., pl. Hafänen, gr. (eig. Die 
Tenne) ein jogenannter Hof, Dunftfreis um Sonne 
und Mond; auch Bruftwarzen- oder Blattern- 
Ringe. 

Salojfon, n. gr. (von hals, Salz) Salzmeſſer, Sol- 
wage, Soljpindel, Werkzeug zur Beſtimmung des 
Salzgehalts einer Sole aus ihrem jvezif. Gewicht; 
Halotechnie, Halotechnik und Halurgie, f. Die 
Salzweristunde, Salzbereitungslehre; Haloxylin, 
n. (xylon, Holz) Schieß- und Sprengpulver, aus 
Sägejpänen, getränft mit Ferridzyankfalium, er- 
funden von Gebr. Fehfeifen in Eilli; Halürg, m. 
ein Salzkocher. | 

Saliter, m. ein Getreidemaß in Belgien. 

Hualteren, pl. gr. (halteres, d.i. eig. Springer, von 
häilesthai, fpringen) Wuchtfolben, Bleimajfen, die 
man bei Springübungen in den Händen hielt; auch 
die Öleihgewichtsfugel od. -ftangen (Balancier- 
Stangen.) 

Salunfe, m. (wahrſch. von dem wend. holunk, ein 
im Walde wohnender Menſch) Schimpfname für 
einen nihtswürdigen Menjchen, Taugenichts. 

Dalve, eine GSilbermünze in Nordamerika = 
1/, Dollar, 

Seltwah, n. türkiſch, Zucerbrot, Türkenbrot, ein 
auch bei uns beliebte3 orientalifches Backwerk aus 
einem jteifen, aus Seſammehl und Honig mit 
Haſelnüſſen zufammtengefeßten Teig. 

ham, m. engl. (fpr. hämm), Schinfen; ham and 
eggs, (ſpr. — änd eggs), Schinken und Eier. 

haͤma, gr. Heilf. auf einmal, zugleich; Hamachre- 
wie, f. (vgl. Chroma) Farbendrud mit mehreren 
Farben zugleich, nach der — des Franzoſen 
Monnot; Hamadrydde, f.,pl., Hantadryiden, 
(v. drys, Eiche, Baum), gr. Fabell. Baun- oder 
Waldnymphen, die mit ihrem Baume zugleic) 
feben und abjterben. 

Hamac, f. fr. Hängematte. 

Sämagöga oder hämggogiſche Mittel, pl. ar. 
(haimıa, Blut, ägo, fübren, treiben) Heilf. blut- 
treibende Mittel; Hämalopps, f. Biutauge, Blut- 
erguß in Die Gewebe des Auges. 

Hamal, m. arab. der Lajtträger in einem vrienta- 
liſchen Bazar, gewöhnlich von riefiger Geſtalt. 

Hamam, (arab. hammäm, warmes Bad), m. türk. 
öffentliches Bad; Hamamſchi-Baſchi, m. der Auf- 
jeher der öffentlichen Bäder. 


Haman, ın. ein feines, dichtes, weißes oftindifches | 


Baummolfenzeug. 

Hamansfeit, ſ. Purim. 

Hämänthus, n. gr. (von haima, Blut), die Blut— 
blumte, eine Zierpflanze. 


Hämodynamil 


Hamartie, f. gr. (hamartia, von hamärtäncin, feh⸗ 
len) Fehler, Sünde, Sündhaftigkeit. | 
Hamäſa, f. arab. (eig. Tapferfeit, v. hamasa, ftand- 

haft in der Religion und tapfer im Kriege fein) 
eine Sammlung altarabijcher Heldenlieder. 
Hämataporie, f. gr. (haima, Sen. haimätos, Bfut, 
und aporia, Mangel) Blutmangel = Anämie; 
Hämatin, Blutjtoff, der rote Färbeftoff des Blu— 
tes, auch der Färbeitoff des Blauholzes; Häma— 
tinon, n. eine brennendrote, undurchſichtige, harte 

Glasmaſſe, im Altertume zu Vrunfgefäßen, Mo- 
jaifen 2c. verwendet, durch Mar Vettenfofer 
in München 1846 wieder erfunden und von ihm 
Glasporphyr benannt; Hämatismus, m. die 
Blutung, bei. Naſenbluten; Hämatit od. Hüma— 
fiteg, m. der Blutſtein, roter Ölasfopf, Roteiſen— 
jtein; Hümatochröm, n. das Blutrot; hämato— 
gen, vom Blute, den Blutverhältniffen hertom- 
memd;dasHameategen, ein Heilmittel gegen Blut— 
armut, das bluterzeugend wirken ſoll; Hüma— 
toglobin, n. der Blutfarbitoff; Hämatographie, 
k. Blutbeſchreibung; Hinsateldes vd. Hämatopcs, 
blutig, blutähnlich; Hämatofratie, f. Blutherr- 
jhaft, durch Blutvergießen aufrecht erhaltene Ge— 
waltherrſchaft; Hämatologie, f. die Blutlehre, 
Bluterzeugungslepre; Hämatomantie, k. Vorher⸗ 
ſagung aus der Beſchaffenheit des Blutes in Krank— 
heiten; Hämatoͤmma, n. Blutauge — Häma— 
lops; Hämatophobie, f. die Blutfcheu, Furcht 
vor dem fließenden Blute; Hämatopoẽſis, f. die 
Blutbereitung, Bluterzeugung; hämatopoetiſch, 
biutmachend, bluterzeugend; Humãtops, m. ein 
Blutäugiger, Rotäugiger; Hämatoptyſie, k. Blut⸗ 
ſpeien; Hämatöſis, f. das Blutwerden, die Ver— 
wandlung des Nahrungsſaftes in Blut; Häma— 
toffopie, f. Blutbeſchauung; Hämatoſtätik, f. 
Blutbewegungdlehre; hämatoſtätiſch, bluzitil- 
lend; Hämatotheolegie, f. Lehre von der Vers 
fühnung Gottes durch blutige Opfer; Fämatorj— 
fon, n. Blutholz, Blauholz oder Kampeſcheholz; 
Hämatoxylin, n. Blauholzrot, der ausgezogene 
Färbeitoff des Kampeſcheholzes; Hämaturie, f- 
das Blutharnen. 

Hamarobier, pl. gr. (hamaxöbioi, von hämaxa, 
Wagen, und bios, Leben; auf Wagen od. Karren 
lebende, herumziehende Völker. 

Hamede od. Hamedis, m. ein bengalifches weißes 
Baumwollenzeug. 

Hamilkar, m. vorz. bei den Karthagern beliebter 
Eigenname: Öottlieb; Vater des Hannibal. 

Hamiten 1., pl. (v. lat. hamus, der Haken) eine Art 
gefammerter Schnecden-Berfteinerungen, die einem 
Hafen ähneln. 

Hamiten 2., pl. die Nahfommen Hams, eines der 
drei Söhne von Noah, die Schwarzen. 

Hamma, n. gr. (von häptein, knüpfen) ein Band; 
Heil, Bruchband; aud) ein altgriechiſches Längen— 
maß von 40 Ellen. 

Hammonia, f. I. Name für Hamburg, daher auch 
verjchievener in Hamburg entjtandener Gejell- 
Tchaften, Berbindungen ꝛc. —* 

Hämodie, f. od Hämodiäsmus, m gr. (naimödia) 
das Gefühl des Stumpfwerdens der Zähne. 

Hämodyngämik, f. gr. (v. haima, Blut, u. Dynamik, 
j. d.) die Lehre von der Kraft der Blutbewegung; 
Hämodyuamomäöéter, n. der Blutfraftmeffer, ein 
Wertzeug, um die Straft des Blutſtroms zu meſſen; 
Hämognlobin, n., ein blutbilvendes Heilmittel; 
Häamofuthärtife, pl. od. hämokathartiſche Mit- 
tel, blutreinigende Mittel; Hämomeéter, n. den 


Hamjin 


Blutmeffer, ein Werkzeug zur Beflimmung der 


Lehre von den Blutkrankheiten; Hamorrhagieod. 
Hämorrhöa, f. der Blutfluß, Blutgang,, Blut- 
tturz; Hämorrhoiden, pl. (l. haemorrhoides, v. 
sing.haemorrhöis), auch der Hämorrhoidälfluß 
od. der Blutfluß durch den After, die goldene Ader, 
die entweder blind, d. i. mit ſchmerzhaften Kno— 
ten oder Baden, oder fließend, d. i. von Blut- 
verluft begleitet it; Hämerrheoidäliich, zu dieſer 
Krankheit gehörig; Hameorrhoftop,n. die Bezeich- 
nung der Tage, die gut zum Aderlafjen fein follen, 
das ſog. Aderlafmännden in ehem. Kalendern; 
Hämpftafe, f. die Blutſtockung; Hämoſtatika, pl. 
vd. hämoſtätiſche Mittel, blutjtillende Mittel. 

Damfin, j. Chamfin. — 

Dan, Handſchi, r. Khan, Khandſchi, ſ. d.. 

Dansper,n. engl. (ſpr. hännäper; ml. hanaperium, 
ein großes Gefäß, arab. und altfr. hanap, Becher, 
vol. Napf, althochd. hnapf, angelſ. bnep) Schatz- 
kammer, Staatskaſſe. 

Dandicap, n. engl. (fpr. händifäp) Sport-Ausdruck 
für ein Nennen, bei dem die Ungleichheit der Ren— 
ner nad) deren Alter und bisherigen Leiftungen 
durch Gewicht, Vorgabe von Zeit u.a. ausgeglichen 
wird, Ausgleichrennen, auch: Borgaberennen (der 
Name geht zurüd auf das alte englische Taufch- 
jpiel hand in the cap, d. i. Haud in den Hut). 

Sandy-warps, pl. engl. (pri: hündy-wahrps) 
weißes Tuch. 

Dane-Gantjes, pl. holl. aus Oſtindien eingeführte 
weise Miufjeline. 

Handshaking, n. engl. (fprich: händſchehking) das 
Händeihütteln, Händedrud. | 

Handſchar, ſ. Khandſchar. 

Haniſtiten, pl. Anhänger des Abu Haniſti, eines 
der vier rechtgläubigen Imam, in der Türkei. 

HSant, n. engl. ſpr. hank) od. Number (ſpr. nömb'r), 
ein engl. Garnmaß (Strähn), bei Baumwolle — 
840, bei Wolle — 560, bei Leinen u. Hanf — 3000, 
bei gezwirnter Seide — 3528 Yards; das irifche 
Hanf fir Leinengarn — 3600 Yard3. 

Hannibal, m. (vom hebr. channäh, Gnade, Erbar- 
men, u. bäal, Herr, Gott) phöniz. männ!. Name: 
die Gnade Gottes, Gotthold; Hännibal ante 
portas, l.Sprw. eig. Hannibal ift vor den Toren 
(Roms), d.i. der Feind od. die Gefahr ift da. 

Sannos, n. blumig gemufterter Atlas aus Dit- 
indien. 

Hanſa od. Hanſe, f. altd. (althochd. u. got. hansa) 
die Schar, der Bund; insbef. die Handelsverbin- 
dung niederdeuticher Städte (Hanfeftädte) feit 
dem 13. Jabıh.; Hanfeäten, pl. die Einwohner 
und in engerer Bed. die Soldaten der drei freien 
Hanje-Städte Bremen, Lübeck und Hamburg; 
hanſeãtiſch, zur Hanje gehörig; Hanfebund, ein 
im JZahre 1909 gegrümdeter Bund deutjcher In— 
duſtrieller. 

Sanſom, m. od. Hanſom⸗Cab, n. engl. (ſpr. hän- 
ßöm⸗käbb) die nach dem Erfinder benannte zivei- 
rädrige engl. Droſchke mit Kutfcherfig hinten über 
dem Sit; des Fahrgaſtes, val. Cab. 

Hantieren (nicht von Hand, jondern vom franz. 
hanter, oft befuchen, hin- u. herziehen) Gefchäfte 
verrichten; wirtfchaften; poltern, färmen; die Hanz | 

„tierung, Verrichtung, das Gewerbe. 

09, n. Hin., |. Liang. 

Dapasg, f. ein Buchſtabenwort, das gebildet wird 
aus den —8 der Worte: Hamburg— 
Amerikaniſche Paketfahrt-⸗Aktien-Geſellſchaft. 


| 
Dichtigkeit des Blutes; Hämopathologie, f. 


Harem 325 

Haparlegomenon,n., pl. Haparlegomẽna, gr. (v. 
hapax, einmal, und lögein, jagen) nur einmal ge— 
jagte, gebrauchte od. vorkommende Wörter. 

Haphtären, pl. (jiid. ha-phtorah, von dem hebr. 
pätär, hervorbrechen, frei werden) hebr. Abjchnitte 
in den Propheten, die bei den Juden am Sabbat 
vorgelefen werden. 

Haplõſis od. Haploöſe, f. gr. (v. haplüs, einfach) die 
Bereinfahung; Haͤplotomie, f. Heilf. ein ein— 
facher Schnitt. 

Happelourde, f. fr. (jpr. —lürd', von happer, er- 
hajchen, wegfchnappen, und lourd, jchwerfällig, 
dumm, aljo eig. ein Edelftein, der die Dummen 
anführt) ein unechter Edelftein; leerer Schimmer. 

Hastifch (gr. haptikös, v. häptein, heften, fajjen 2c.), 
die Berührung oder den Taſtſinn betreffend; häp— 
tifhe Täuſchung, Täujhung des Taſtſinns, 
Gefühlstäuſchung. 

Haquet, m. fr. (ſpr. hackeh; eig. ein kleines Pferd, 
v. altfr. haque, Klepper), auch Hafett, ein Eleiner 
Karren, Blodwagen, Bontonfarren. 

Haradſch, = Kharadid. 

Harät, n. in der Türkei der Tribut, welchen alle 
Nihtmohammedaner den Moslems bezahlen müj- 
aralirt, j. Hari-Kiri. (fen. 
arangnue, £. fr. (ſpr. harcing'; vom altd. hring, 
King, Kreis; daher it. aringo, Nennbahn, Red— 
nerbühne; dann, wie aringa, öffentlich gehaltene 
Jede) eine feierliche Nede od. Anrede; haranguie— 
ren (fr. haranguer, prov. arenguar), eine Rede 
oder Anrede halten, feierlich anreden; das große 
Wort führen; über eine Kleinigkeit viel Worte 
machen; Harangueur, m. (jpr. harangöhr) der 
Anredner, Wortführer, Lobredner. 

Harar, m. eine Abteilung des türfifchen Heeres von 
4» bis 12000 Mann, auh Chamiß (die Fünf- 
geteilte) genannt, weil fie aus 5Haupiteilen befteht, 
nämlic) dem Zentrum, dem rechten und linken 
Flügel, dem Bor- und Nadıtrab. 

Haras, ın. fr. (pr. hardh; ml. haracium, vom arab. 
faras, Pferd, ml. farius equus) ein Geftüt. 

Haraß, f. fr. (von frz. harasse, Glaskiſte), Kifte, 

haraſſieren, fr. (harasser) abmatten. [Backforb. 

barcelieren (pr. harge—), fr. (harceler; altfr. her- 
celer, v. herce, herse, ml. hercia, Egge) neden, 
oft anfallen, reizen, beunruhigen; Harceleur, m. 
(ipr. — löhr) ein Plagegeift, Neder. 

Hardary, j. Koß. 

Harderie, f. fr. ein aus Eijenfeile und Schwefel 
bereiteter Eijenfalf zur Email- und Glasmalerei. 

Hardes 1., pl. fr. (fpr. hard’; v. la harde, eig. Rudel, 
Koppel, Band, Bündel) in Bündel zujammen- 
gebundene Kleidungsftüde, Habſchaft, Reiſegepäck. 

Hardes 2., pl. im nordischen Recht für Eideshelfer. 

bardi, fr. (ital. ardito, prov. ardit, eig. Part. von 
ardire, ardir, fich erfühnen, vom deutjchen Hart, 
welches im Altd. auch Firhn bedeutet) dreift, be» 
herzt, mutig, unerſchrocken; auch frech, verwegen; 
Hardieſſe, f. (pr. —djeP) die Dreijtigfeit, Kühn- 
beit; aud) RUN Frechheit. [waren. 

Hardware, f. engl. (pr. —währ) Eijen und Kurz- 

häredieren, ml. (haeredäre; vgl. heredieren u. he» 
editieren) an einem Schiffe od. einer Schiffsgejell- 
Ichaft Anteil nehmen. 

Häredität, ſ. Heredität unter heres. 

Harem, m. arab. (haram, v. harama, verbieten, ab» 
halten von etwas; Daher überh. etwas — 
liches, Heiliges, z. B. die Umzäunung des Tempels 
zu Mekka) das Innere des Hauſes, das Frauenhaus 

er Mohammedaner. 


Häreſis 


Häreits vd. Häreſie, f. gr. (hairdsis, eig. das Er— 
wählte, die Schule, Sekte, von hairein, ergreifen, 
wählen) die Irrlehre, Keterei, Abweichung von 
der herrfchenden Kehre, bei. von dem kirchlichen Lehr» 
begriffe; haeresis interna. die innerliche Leug— 
nung eines Dogmas; h. externa, wenn diejelbe 
auch äußerlich bezeugt wird; h.materialis ijt das 
Befangenjein in dem faktiſchen Irrtum ohne eigene 
Schuld; h.formalis dagegen mit Bewußtjein des 
Irrtums; Häreſiärch, m. ein Erzketzer, Stifter 
einer Keberei; Häreſisloͤg, ın. ein Ketzer-⸗Kenner 
u. -Beichreiber; Häreſiologium, n. ein Keberver- 
zeihnis; Häreſiomäſtix, ın. ein Ketzerfeind, eig. 
Kegergeißel; Häretikus vder Häretifer, m. ein 
Srrlehrer, Srrgläubiger; häretiſch, ivrgläubig. 

Darf od. Dahab, n. eine Rechnungsmünze in Ha- 
bei) = 40 Kebir = 120 Borjoofes od. Glasperlen 
— ungefähr !/;o Maria-Therefiataler = 0,15 ME. 

Sarfenctt, n. dich. mit fremder Endung, eine fleine 
Harfe, bei. Spisharfe; Harfeniſt, m. ein Harfner, 
Harfenſpieler. 

Hareng, m. fr. (ſpr. ärcing, vom deutſch. Hering) 
der Hering; Hareng fumé ſſpr. fümeh), der Be 
fing; Hareng saur (pr. ſohr) od. — sor, der ge- 
räucderte Hering; H. vierge (ſpr. wiärſch), Matjes- 
od. Sungfernhering. 

Haricot, n. fr. (ſpr. Harilsh; vom it. caraco, ſpan. 
caracolillo, Schredenbohne, vom fpan. caracol, 
Schnecke; vgl.Caracole) die Bohne; pl. Haricots, 
Bohnen; Haricots blanes, pl. (fpr. blang) weiße 
Bohnen; Haricot de monton (jpr. — d'mutong), 
ein Ragout von Hammelfleiich u. Rüben; Hari- 
eots flageolets (jpr. —flaſcholäh) grüne Bohnen- 
ferne; Haricots panaches (pr. —panajcheh) ge- 
itreifte Bohnen, Harieots verts (jpr. — —2 
grüne Bohnen. 

Sariéro, m. ſpan. (arriero) ein Lohnkutſcher. 

Sari⸗Kiri, Harikari od. Harakiri, n. auch Sep⸗ 
gem, n. die Selbſttötung durch Aufſchlitzen des 

auches, Vorrecht der zun Tode verurteilten Edfen 
in Japan. 

Sariolieren, (. (harioläri) eig. weisjagen, gew. ſpöt⸗ 
tiſch: ins Blaue hinein vermuten; Hariolation, 
f. 1. die trügerifche Weisfagefunft der Prieſter; 
2. eine unbeionnene, haltloje Bermutung. 

Sarlefin, m. (pr. harlefäng; fr. arlequin, it. ar- 
lecchino, v. altfr. harlequin, hierlekin, hielekin) 
in dem ital. Volksluſtſpiel eine ftehende Masten- 
rolle: Bantalons (ſ.d) durchtriebener Bedienter; 
überh. ein Poſſenreißer, Hanswurſt; pl. Harle— 
ins, aud) eine Art bunter englifcher Wollenzeuge; 
Harlekinaͤde, f. (fr. arlequinade) ein Poſſenſpiel, 
Hanswurſtſtreich. 

Sarmaͤttan, m. ein ſehr verderblicher heißer Wind, 
Stidwind, beſond. an der afrifanischen Küfte; vgl. 
Samum. 

Sarmonie, .gr. (harmonia) Zufammenflang, Über- 
einjftimmung, Einklang, Wohllaut durch gleichzei- 
tige Berbindung mehrefer Zone; Bauf. u. bildende 
Kunit; Ebenmaß, ſchönes Berhältnig der Teile 
eines Ganzen; Einigkeit, Sriedlichkeit; an vielen 
Drten der Name einer der Erholung und dem Ber- 
gnügen gewidmeten gejchlofjenen Geſellſchaft; Har- 
monia, f. Sternf. ein Ajteroid, 1856 dur Gold- 
ſchmidt entdeckt; harmonia praestabilita oder 
sräftabilierte Harmonie, f. die vorherbejtimmte 
Übereintunft oder Übereinjtimmung, nad) Xeib- 
iz: die von Gott urjprünglich ausgehende Zu- 
jammenftimmung aller Dinge und ihrer Verän- 
derungen zu einem Zwecke, woraus auch die Ge— 


326 


Harpune 


meinfchaft der Seele und de3 Leibes erklärt wird; 
armonie der Sphären, |. unter Sphäre; 
Harmoniemuſik, k. Militärmufit, durch Blech, 
Holz und Schlaginftrumente; Harımonicello, n. 
it. (pr. —tfchello) ein von Biſchoff zu Deljau er- 
fundenes Saiteninftrument, in Form eines auf- 
vecht ftehenden Flügels mit harmonifaähnlichem 
zone; Harmonichord, n. gr. ein von %. Rauf- 
mann 1808 erfundenes Saiteninftrument; Har— 
mönif, f. Tonk. die Wohlflangslehre, Lehre von 
den Berhältniffen der Töne; Harmonika, f. die 
Glockenwalze, ein von Sranlin erfundenes Ton- 
werk Rn chemiſche Harmonika, der Ton, den 
eine Wafleritofigasflanıme in einer darüber gehal- 
tenen Glasröhre Hervorbringt; Mundharmonila, 
die Maultrommel; Harmenifon, n. ein von 
Meyer erfundenes Tonwerkzeug; harmonieren, 
zufammenjtimmen, übereinſtimmen, einträchtig, 
freundſchaftlich ſtehen; harmoͤniſch, übereinſtim⸗ 
mend, zuſammenſtimmend, wohlklingend, einträd)- 
tig; harmoniſche Proportion, |. unter Bropor- 
tion; harmoniſieren (fr. harmoniser), in Ein- 
fang bringen, übereinftinmend maden; Harımo- 
wit, m. Tonk. u. Mal. ein Meifter der Harınonie, 
der die Harmonie in dev Tonfunft und Malerei 
fühlt und ausdrückt; Farmonium, a. Zimmer- 
orgel; Harmonemeter, n. ein Wohllautmeffer. 
Harmoniten, pl. eine von einem Württemberger, 
Namens Rapp, 1803 in dem Fleden Harmony 
in Nordamerika geitiftete ſchwärmeriſche Sekte ohne 
Ehe und Eigentum. 
Harmotoͤm, ın. gr. (v. harmös, Fuge, a 
fügung, u. tömos, Schnitt, v. t@mnein, fchneiden, 
weil fich die Kriftalle dieſes Minerals an den Zu— 
jammenflgungen der Pyramidenflächen, an den 
Scheitelkanten, teilen lafjen) der Kreuzitein. 
aro, n. jr. (von althochd. hara, hera, hierher, 
herbeit vgl. altbochd. haren, fchreien, rufen) Angſt⸗ 
ſchrei, Hilferuft 
Harold, 2 engl. (pr. häröld), engliſcher Vorname 
— Haral. 


arpa od. gew. Arpa, it., Harbe, fr. (v. deutſchen 
Harfe, althochd. harpha, angel. hearpe, {.harpa, 
al3 barbarijches, d. i. germanijches Tonwerkzeug 
bezeichnet) k. die Harfe. 
Haͤrparx od. Harpägon, m. (leßteres nach dem Na- 
men des Geizigen in Molieres Luftjpiel; v. gr. 
härpax, vaubend, raffend) ein Geizhals. 
Harveggip, n. it. (pr. harpedſcho; von Harpa, ſ. d.) 
Tonf. harfenartige Tonbrechung, j.arpeggio; Harz 
peggieren, harjenartig jpielen; Harbit, m. ul. 
verjteinerte Harfenmuſchel. 
Harpofrätes, m. gr. (vom ägypt. har-pechret, d. i. 
Horus das Kind, als Beiname de3 jungen Horus, 
die aufgehende Sonne, nad) griech. Auffaffung der 
ichweigende Gott, weil im Agyptifchen ein Säug- 
fing unter dem Bilde eines jigenden nadten Kin- 
des, welches den Finger an den Mund hält, dar- 
geitellt wurde) Fabell. der Gott Des Stillſchwei⸗ 
gens, abgebildet als Jüngling, der den Finger auf 
den eu — BR 
arpſfichord, n. gr. (vd. Stanım harp in harpazein, 
vn und —— Saite) der Fluͤgel, das Forte- 
iano. 
— Schifferſpr. mit Harz vermiſchtes Leinöl. 
arpüne, f. (holl. harpoen, aus dem fr. harpon, 
engl. harpoon, mi. harpo, v. prov. arpa, Kralle, 
Hafen, = deutih Harfe, weldhe wegen ver haken— 
ähnlichen Geſtalt jo genannt wurde) ein Hakenſpieß 
oder Wurffpieß zum Walßſchfange; Harpunteren 


Harpyien 


(fr. harponner), die a [in den Leib] werfen; 
Harpumane, f., r. n. (pr. — nahſch') das Fiſch— 
itechen; Harpunier oder Harpunierer, ın. der 
Spießwerfer, Walfifchfänger. j 

Harphien, f., pl. gr. (Härpyiai, v. harpäzein, raf- 
fen, wegreißen; vgl. Harpayx) Rafferinnen, fabelh. 
Ungeheuer mit weiblichen Geſichtern und krallen— 
artigen Händen, Bilder der unerſättlichſten Raub— 
und Habſucht. 

Harras, m. (r. Arras, fr. verk. ras, von der Stadt 
Arras in Frankreich) der Nafch, ein leichtes, locke— 
res Wollenzeug. 

Sarry, m. engl. Eigenname (fpr. Härri), entit. aus 
Henry —= Heinrich; Harriet, f. engl. Eigenname 
(ſpr. Härriett), Henriette. 
arjela, f. ein ägypt. Seidengewicht — 1,300 kg. 
artlooper, m. hol. der Schnellläufer. 

Bartidier, ſ. Hätſchier. 
arüſpex, m. J. (wahrſch. von harüga, harviga, ar- 
viga, harvix, arvix, ein Widder als Opfertier, und 
spec£re, spic£re, jchauen) pl. Harnipices, Opfer- 
beſchauer, Opferdeuter, altröm. eig. aus Etrurien 
ftammende Briefter, die aus den Eingeiveiden ge- 
ſchlachteter Opfertiere weisjagten; Haruſpicium, 
n. die Weisjagung aus der Opferichau. 

Harbani, n. ein Ehren- od. Amtskleid des türkiſchen 

Garzellieren = harcellieren, |. ». (Kadi. 

—9 od. Chaſan, m. jüd. (gem. Chaſſen) der Vor— 
ſänger in der Synagoge. 
aſard, ſ. Hazard. | 
aſchiſch, m. arab. eine Hanf-Art und eine daraus 
bereitete Abkochung, welche befonders in Agypten 
in Tafelform oder Backwerk als Keizmittel zur 
Wolluſt genofjen wird (vgl. Ajfajjin). 

Sasdrubal, m. beliebter Eigenname bei den Kar— 
thagern, der Gottbegriadete. 

haſelieren (entit. aus Harcelieren, ſ. d., wie Hat- 
hier für Hartichier, und jo umgedeutet, al3 ob e3 
von Haſe herfäme) fich pofjenhaft betragen, ſcher— 
Ben tändeln; Haſelaͤnt, m. ein Hajenfuß, Bofjen- 
reißer. 

Safenpanier nehmen, d. i. die Flucht ergreifen 
(vgl. Banier). 

Häfitieren, l.(haesitäre, Wiederholungszeitwortvon 
haerere, hangen) jtoden, anftogen im Reden, z0- 
gern; unſchlüſſig fein; ſchwanken; Häfitation, f. 
(l. haesitatio) das Stoden, Stammeln. 

Hase, f. arab. (chizäneh, chasneh, Schaß, von 
chazana, in einem ARE oder in einer Schaf» 
fanımer aufbewahren) der Privat-Schatz des Sul- 
tans, die faijerlihe Schatztammer in Konjtanti- 
nopel; Hasnadär, m. (arab.-perj. chazandär) der 
Schatzmeiſter des Sultans. 

gaflagan, j. Aſſagai. 
aſſock, m. engl. eine Binjenmatte; ein Kniepolſter, 
Kniekiſſen in Kirchen. 

hasta, f. I. der Spieß; insbeſ. Rſpr. ein Spieß, wel- 
her im alten Rom bei öffentlichen Verjteigerungen 
aufgepflanzt wurde; daher: ad hastam publi- 
eam, zu öffentlicher gerichtlicher Verfteigerung; 
sub hasta verfaufen, j.jubhaftieren; Haftäti, 
pl. mit dem Wurfjpieß Bemaffnete, Speerwerfer, 
die erjte Reihe der römischen Schlachtordnung, vgl. 

Pe ee 
at 1.,n. ind. od. Habt, Haut, auch Eubit, Ko— 
sit, Covid oder Arm genannt, das Normal 
—. im britiihen Dflindien = !/, Yard 
— (0,457 m. 

Sat 2., m. arab.-türk, ein Schreiben, Erlaß des 
Sultans. 


nn nn — nn — — nenne — — — — — — 


haut 327 


häte, f. fr. (von dem deutſchen Haft, holl. haast) 
pait, Eile; & la häte, in der Eile, im Fluge, mit 
bereilung; en häte (jpr. ang haht’), eilig, eilends. 
Hnteletten, pl. fr. (hätelettes, altfr. hastelettes, 
von haste, Spieß — I. hasta) Roſiſchnittchen, ge— 
vöftete Spießbrätchen; auch die Roſtſpießchen; Ha— 
tereauxg, pl. (ſpr. —rohs) geröftete Yeberjchnitie. 
Hati-Humayım vder Hathumahum — Hati- 
Scherif, Haͤtſcherif, ſ. Khattiſcherif. 
Hato, m pl. Hatos, ſpan. (port. fato, eig. Klei— 
dung, Blindel, Kleider, Herde, altnord. fat, Kleid) 
Biehzlichtereien auf den Anden in Südamerika. 
Hatraſch, m. türk. ein Aufgebotbefehl an die Grenz- 
völfer in Kroatien und Bosnien, zu einer beftimni- 
ten Zeit zu erfcheinen, od. eine beträchtliche Summe 
Geldes al3 Strafe zu erlegen, der Landſturm. 
Hatſchier od. Hatichierer, r. Hartichier, m. (ver- 
derbt aus dem it. arciere, arciero, fr. archer, Bo» 
genſchütze, vom it. arco, I. arcus, Bogen) Leib» 
trabanten zu Zuß am Wiener Hofe. 
Sattamettos, pl. Große des japanifchen Reichs. 
Haubitze, f. (ehem. Hauffniß, Sofa, vom böhnt. 
houfnice,hauffnice, urjpr. eine hölzerne Schleuder 
zum Werfen der Steine, dann Granatengefhüß, 
Haubitze, it. obizzo, obice, fr. obus, obusier) ein 
grobes Gejchüß, eine Art Mörjer. 
hanrieren, I. (haurire) jhöpfen. 
Hauſch, n. arab. (v. häscha, zujanınıentreiben) ein 
Landgut oder Bachthof in Algier. 


haufieren (deutjch mit lat. Endung), häufern, von 


Haus zu Haus gehen, um Waren feil zu bieten; 
Hauſierer, m. ein Herumträger, Packkrämer. 

Hausmeannit, m. barb.el. ein Manganerz, Man— 
ganorydorgdul, nad) dem Mineralogen Hausmann 

Gentle, £ fr. (pr. bob; 6. haut, Sad, dh 
auffe, f. fr. (ſpr. hohß'; v. haut, hoch, ſ. d. haus- 
— erhöhen) Krk. der Unterſatz, Aufſatz beim 
Stückrichten; das Steigen des Wertes der Staats— 
papiere, entg. Baiſſe; Hauſſeperiode, f., Zeit 
der hohen Preiſe (an der Börſe); Schwindelzeit; 
ä la hausse ſpekulieren, auf das Steigen der 
Papiere Handelspläne maden; Hanfjecol, m. fr. 
(jpr. oßkoll) die Halsberge, der Metalltragen in ver- 
Heinerter Form, Ringkragen; Haufjier, m. (pr. 
hoßjeh) ein Geldhändler, der auf das Steigen der 
Staat3papiere rechnet und danad) Pläne macht, 
entg. Baijfier. 

haustus, m. [. (v. haurire, ſchöpfen, trinfen) Heilk. 
ein Schlud, Trunf, ein auf einmal einzunehmendes 
Arzneitränkchen. 

haut, haute, fr. (ſpr. hoh, hoht'; vom I. altus mit 
vorgefegtem h, unter Einfluß des deutſchen hoch) 
hoc); erhaben; laut; à haute voix (jpr. —wod), 
mit lauter Stimme; de haut en bas (jpr. d’ hoht 
ang ba), von oben nad) unten, geringichäßig; em 
haut (fpr. ang hob), oben, hinauf; Haut=Barjae, 
m. eine Gattung weißen —— Bordeaux⸗ 
Weines; Hautbois, m. fr. (ſpr. hohbod; wörtl. 
Hochholz, ein Tonwerkzeug, das hoch geht; von 
haut, und bois, Holz), gem. die Hoboͤe vd. Oboe, 
das Hochhorn od. die Hochflöte, ein heil» u. jcharf- 
tönende3 hölzernes Blasinjtrument; Hautboift, 
m. ein Hochflöten- oder Hochhornbläjer; überh. 
Militärmufiier, Feldfpieler; Haut-Domaine, f., 
r. n. (fpr. Hohdomähn’) im Staaisrecht: die Ober- 
hoheit der deutſchen Regenten über die mediati- 
fierten Fürſten; Hantgout, m. (ſpr. hohgüh) der 
Wildgeihmad; Haut-Preignac, m. (fpr. —prän- 
jat) und Haut-Sauternes, m. (pr. — Boten’), 
weiße Bordeaur- Weine, von den gleichnamigen 


328 Hauyn | Hehloh 


Ortern im Departement der Gironde; Hantrelief, einer Woche gehörig, wöchentlich; Hebdomarius, 
n., hod) erhabene Arbeit; ſ. Nelief; — Haute— m. nl. der Wöchner, der in Dienjtgejchäften die 
Contre, f. (pr. hoht' Fongtr’) die Altſtimme; ein Woche hat. h 
Altjänger; Haute-Cour, f. (pr. hoht’tühr) der | Hehe, f. gr. (hebe, Jugend), Fabell. die Göttin der 
Obergerichtöhof; Haute-Ecole, f. fr. Reitk., die Jugend und jugendlichen Schönheit, Mundſchenkin 
hohe Schule, auf zwei Huffchlägen in allen Gang- der Götter; Sternt, ein Afteroid, 1847 von Henke 
arten wechſelnd auf Keinen reifen; Hauteliſſe. entdeckt. 
f. ({pr. hot'liſſ'; v. lisse, I. licfum, der Aufzug od. | Hebetieren, I. (hebetäre, von hebes, jtumpf) ftumpf 
die Kette des Gewebes, der Faden) hochtettige machen, abjtumpfen; Hebetũdo, L., vd. Hebetüde, 
Teppichweberei mit fenfrechter Kette; entg. Baſſe— jr. £. die Stumpfheit, der Stumpffinn; hebetüdo 
lifje; haute-nouveaute, f. die leßte Neuheit, da8 | demtium, I. die Stumpfheit der Zähne; hebetüdo 
Allerneuejte; haute-saison, f. Hauptgeihäfts- visus, die Gefichtsfchtwäche. 
zeit; Höhepunkt des Fremdenverkehrs in einem | Hebraicus. Hebraifer, m. [. (von Hebraeus, gr. 
Bade; haute-volee, f.(jpr. hohtwoleh; von volee, | Hebraios, Hebräer, Ebräer, hebr. ibhri, dev Sen- 
d. i. eigentlich Bogelflug, -brut, -[chwarm; dann | feitige, d. i. der von jenfeit des Euphrat nach 
Stand, Rang), die vornehmjten Bwohner einer | SKanaan od. Raläftina Gefommene, von &bher, 
Stadt, aud die Bornehmiten in einem Kreife; — | das Senfeitige, das jenfeit eines Fluffes od. des 
hautain (pr. hotäng), ftolz, hochmütig; Hanser | Meeres gelegene Land) ein Hebräer, Kenner oder 
ment (jpr. hot' mang; Adverb von haut), tühn, Lehrer der hebräifchen Sprache Hebräizität, f. 
cund heraus, 3. DB. etivas jagen oder erklären | ni. die Kenntnis der Hebräifchen Sprache; ihr 
Oautefle, £ (pr. hotefj') Hoheit; der Anredetitel | Cigentümliches; aud) — Hebratsmus oder He= 
des Sultans der Osmanen; Hautenr, f. (pr. ho— braisın, m. eine hebräiſche Spracheigenheit; he— 
2 — Wr en — a bräiſieren, dergleichen gebrauchen, hebräern. 
‚nm.e ranz. eraloge ) : * 
benanntes, im Rautenzwölfflächner kriſtalliſieren— ” — PR RN { vn — Ai r 
a u ee | Hertolitve od. Deciitere, |. Hektoliter; Hees 
Sabanazigarre, au o avana, I. eine echte, 5 ER SA , = 
Bigarre, die aus Tabafsblättern der Injel Kuba j — ſHektometer seer Pr aEEEn 
bereitet üt, benannt nach Havanag, der Haupiſtadt | Hedag, f., ein Buchſtabeuwort aus den Anfangs- 
der Inſel Kuba. Ä SER buchjtaben der zufammengefügten Worte: Ham- 
Savarie oder Haberie, |. Avarie. A burger Glektriſche-Droſchken⸗Aktien-Geſellſchaft. 
have od. ave, 1. jei gegrüßt; lebe wohl; have pia hedera, f. l. der Efeu; Naturf. eine Gattung Dol- 
febe wohl, Fromme Seele! Inſchrift auf | dengewächle; Hederacken, pl. (hederacae) efeu- 
Sr inen. : ET — 
Savelof, m. engl. (fpr. Häww—) Kragenmantel, ee — 
ee nach einem englifchen General (1795 Hedontsmus, m. gr. (v. hödöng Vergnü en, Luſt) 
bis 1857) benannt ie ER 1 —— 
—— die Bergnügungs- oder Genußlehre, die Lehre des 
DABECIAE, F BR dt DEN griechifchen Whtlofophen Yriftipp, welche das VBer- 
Haberjad entitanden) Krk. Tornifter, Ranzen, | gnügen und den Sinnengenuß für das hödjite Gut 
| 


1 





S der pi x 
— nt (pr. hafahr; it. azzar- —— od. Hedontiten, pl. Anhänger 
do, prov. azar, jpan. azar, unvermutetes Unglück, — — 5 a, I 

Unglüdsfarte, Schlwurf im Spiel; arab Ur- | Pedra, 1. ar. der Siß; die en > 2 * 
fprungs, von sehär, sär, Würfel, mit Artikel: as- | IB, ber After; Hedrifa, ein r SHE — 
sehär, assär, von sahara, glänzen, weiß fein)das | „De? et Hedrockle, f. Maſ — nn 
Ungefähr, der Zufall; Oliid, lüdsipiel; das Wag- | Vedihre, f- arab., mac) früherer Trang. Schreibe 
nis; par hazard, durch Zufall, zufälligerweife; | 7 (Desire) » degira, a oe 
ä tout hazard (jpr. a tub —), auf jeden Fall, auf | © en Dann) uch in Sufi 622 
gut Glück; Hazardfpiel, n. ein Glüdsipiel; pazar= | Yon tet — nach Me ee > * 
dieren (fr. hazarder), wagen, aufs Spiel fehen; | nad) — Geburt, von welchem Tage re 
Hazardiert, gewagt, verivegen. mmedaner ihre Heitrechnung anfangen; ver Au 
Hendright, m. engl. (fpr. beddreit) eine von der fang der mohammedanifchen oder türfiichen Beit- 
nordamerifanifchen Regierung ausgeftellte Anwei— rechnung. RT une 
jung auf eine Strecke Staatsland, meiftens al Be- | Hedyprönm, n. gr. (v. hedys, ſüß, angenehm) ein 
lohnung für geleijtete Kriegsdienſte. Arzneimittel von enehmer Farbe; Hedynathie, 
Seadftor, m. engl. Mittelitof (in der Spinn- | F. füßer Dämmer, Behaglichkeit; Hedyphän, m. 
majchine). ein im Mangankieſel vorlommendes graulich- weißes 
hear (jpr. hihr) od. hear him! engl. hört! Hörtign! | Mineral, beſtehend aus Chlorblei, arſenikſaurem 
der Ruf im Parlamente zur Erregung der Auf- | Bleioxyd und Kalferde: Hed SB, 1.08 Milde⸗ 
merkſamkeit auf das Geſprochene und überhaupt rungs- od. Verſüßungsmitte für Arzneien. 
als Beifallsbezeigung. Heel, m. engl. (pr. Hiel, oft auch jo gejchrieben) 
Heat, n. engl. (pr. hiht; eigentl.: Hite, Wärme) in | Fuß eines Schiffsmaſtes (engl. heel, Ferſe). 
der Sportjprade: einzelnes Nennen. Hegemonie, f. gr. (hegemonia, v. hegeisthai, vor- 
Heautognoſie, f. gr. (von heautön, fich felbit) die angehen, anführen) die Heeresführung, Dberherr- 
Selbjterfenntnis; Heautonomie, f. die eigene Ge— Ichaft, bef. eines mächtigeren Staates über ſchwä— 
jeggebung, gew. Autonomie; Heautontimoru- | Here Bundesstaaten; hegemöͤniſch, vorherrichend, 
ee. obergewaltig; Hegumenos, m. gr. der Voriteher 
eines griechifchen Kloſters. 
' egive, Higire, |. Hedſchra. 


menie, f. Die Selbſtpeinigung; 

mens, m. der Selbitquäler. 
hebdömas, f. gr. und [. eig. die Siebenzahl; daher 

eine Woche; Hebdomadal (T. hebdomadälis), zu 


Heidmandeiter 


Heldmandheiter, m. ein grober Stoff, der aus der 
Wolle der Heidichnucden hergeftellt wird. 

Heidück, m. (ungar. hajdü, vgl. Haidut) eig. ein 
leichtbewaffneter Soldat zu Fuß in Ungarn; ein 
Diener in ungarifcher Tracht, bei. zum Sänfte— 
tragen, Läufer; ungarifcher Volksſtamm. 

Heilsarmee, f. eine aus den Methodijten hervorge- 
gangene englische Religionsjefte, die in jhwärme- 
riijher und lärmender Weife Anhänger twirbt, 
fich in militärischer Weife unter ihrem General 
William Booth in Korps gliedert und ihre Mit- 
glieder zu Offizieren ernennt. 

Heimarmene, f. gr. (heimarmene), das Verhäng- 
nis, Schickſal. 

Heimpdal, m. altnord. (Heimdallr od. Heimdhalir) 
Fabell, ein mächtiger Gott, der al3 Wächter des 
Himmels die Brüde Bifröſt (f. d.) bewacht. 

Heimskringle, f. altnord. (von heimr, die Welt, u. 
kringla, der Kreis) der Weltfreis, Erdfreis. 

Deläte, f. gr. Yabell. die Mondgöttin (Artemis 
od. Diana, ſ. d.) Göttin der Unterwelt, Jauber- 
göttin. 

Defatömbe, f. gr. (von hekatön, Hundert, u. büs, 
Kind) ein Hundertopfer, ein Opfer von 100 oder 
doch vielen Tieren, bej. Rindern, welches die alten 
Griechen u. Römer bei großen Feierlichkeiten den 
Göttern brachten; überh. ein großes, öffentlich dar- 
gebrachtes Opfer; Hefatombaon, m. ein Sommer- 
monat der Athener; Hefatomphonte, f. eig. Hun⸗ 
dert-Mordung, Tötung von 100 Feinden; heka— 
tompijliſch (von pyle, das Tor), Hunderttorig, mit 
hundert Toren verjehen; Hefatancherren, pl. = 
GCentimanen; Hefatontäde, f. ein Hundert, 
hundert Etüd; Hekatontärch, m. ein Hauptmann 
über hundert Wann; Helatoftäfen, n. Hundert- 
Säufengang. 

Hefim, m. = Hafim, ſ.d. 

Hektar, n. Adermaß = 100 Ar (f. d.). 

Hefteus, m. gr. (hekteus) der jechite Teil des Me— 
dimnus, ſ. d. 

Hektik, f. gr. (v. hektikös, d. i. eig. eine Eigenſchaft 
oder einen bleibenden Zuſtand habend, von hexis, 
Haltung, Bejchaffenheit, Befinden; vgl. Heris) die 
Auszehrung, Shwindfucht; Hektifer oder Hefti= 
kus, ın. ein Bruftleidender, Schwindfiichtiger; Hef- 
tiich, ————6 

Geftocdriich, gr. (v. hektos, der ſechſte, und hédra, 
Sig, Grundlage) jechitelflähig, von Kriftallen. 

Heltogramm, n. ein Gewicht von 10V Gramm (.d.); 
Hettoliter, n. Hohlmaß = 100 Liter (ſ. d.); Hef- 
tometer, n. Längenmaß — 100 Meter (f. d.). 

Heltograph — Verviclfättigungsapparat; hekto— 
graphieren, Handichriften vervielfältigen. 


Heltor, m. gr. (von Echein, haben, halten) Eigen- 


name,- eig. der Feithalter, Befißer, Herrjcher, ein 
Sohn des Königs Priamus, der tapferfte der tro- 
janiſchen Helden, deſſen Gemahlin Andromäche 
ein Muſter weiblicher Tugend war. 

Heltoftere, n. Raummaß'— 100 Kubikmeter (ſ. 
Stere). 

Hel, Helle, f. eine altnord. und altd. Göttin, Halb 
ſchwarz und halb menſchenförmig, welche tief im 
Dunkel der Erde wohnt und die ee der durch) 
Krankheit oder Alter abgejchiedenen Menfchen in 
Empfang nimmt (fpäter in den Begriff der Hölle 
als de3\ a der Toten übergegangen). 

Helcos, Heleema 2e , j. Helt—. 

Helena oder Helene, f. gr. (HElenE) weibl. Name: 
die Eroberin (von helein, inf. aor. von hairein, 
nehmen, erobern); nachandern auch die Leuchtende, 


Helios 329 
Sichtvolle (v. heleng, heläng, Fadel, held, Sonnen- 
licht, Helle); insbe. die durd) ihre Schönheit be» 
rühmte Gemahlin des Menelaus, weiche, vor 
dem Trojaner Paris (f. d.) entführt, den trojani- 
ihen Krieg veranlaßte; Helenienne, f. fr. ein 
ſchweres, einfarbiges, feingemuftertes Seidenzeug; 
Helcnit, m. ein Sonnenftein, = Adular. 

—5 n. I. (gr. helenion) = Alant, ſ. d. 
eliaden, heliakiſch, heliariſch, Helianthus 2c., 
j. unter Helios. 

Heliaͤſten, pl. gr. Mitgliederder Heliüa (gr. heliaia), 
des größten Gerichtshofes im alten Athen, welcher 
über Staatsverbrechen Recht ſprach. 

Helteit, Helifside 2c., ſ. unter Delir. 

Helifon, m. gr. der Mufenberg, Muſenſitz, ein be» 
rühmter Berg in Böotien, Sitz des Apollo und 
der neun Muſen, welche daher auch Helifoniden 
beißen; f. auch unter Helir. 

Helios, m. gr. die Sonne; der Sommengott, ſ. v. w. 
lat. Sol, vgt. Apollo und Phöbus; Helidden, 
pl. Fabelf. Töchter des Helios; nach) andern: fieben 
Söhne desſelben, welche ſich mit ver Schiffskunſt 
bejchäftigten u. zuerft den Tag in Stunden teilten; 
beltäfifch, die Sonne betreffend, zu ihr gehörig; 
Helianthus, n. die Sonnenblume, Sonnen» 
trone; Helianthẽemum, n. Sonnenröschen, eine 
Bierblume; heliäriſch, fonnig, die Sonne be- 
treffend; Heltäjis, £. |. dv. w. Heliöfig; helio— 
zen triſch, auf ven Sonnenmittelpunft bezüglich), 
gleichmittelpunftig mit der Sonne; die heliozen— 
kriſche Ränge und Breite eines Planeten ift 
der Drt, welchen ein Planet, aus der Mitte der 
Sonne betrachtet, unter den Fixſternen einnehmen 
wiirde; Heliogromie, f. photographiiche Darſtel— 
(ung farbiger Lichtbilder; Helivdör, m. männl. 
ame: Sonnengeſchenk; Heliognöſten od. gne= 
ftifer, pl. eig. Sonnenfundige, Sonnenanbeter; 
Heliograph, m. ein Inſtrument, das zu photo» 
graphiſcher Aufnahme der Sonne verwendet wird; 
ein Zeichengeber mittels der Sonnenftrahlen, Die 
auf einen drehbaren Spiegel fallen (erfunden von 
Mance); Helingraphie, f.die Sonnenbeſchreibung; 
auch ſ. v. w. Bhototypie, j.d.; heliograͤphiſch, 
durch Einwirkung des Sonnenlichts gezeichnet od. 
dargeſtellt; Heliogravüre, f. grafr. (jr. gravure, 
Kupfer- oder Staählſtecherkunſt, ſ. gravieren 1.), 
Kupferlichtdruck, Lichtkupferätzung mittels einer 
galvanoplaſtiſchen Druckplatte, die von einer mit 
Glaspulver untermiſchtenGelatineſchicht unter Ein— 
wirkung des Sonnenlichts gewonnen wird —Pho— 
togravüre; Heliokaͤrpus, m. Sonnen rucht, eine 
ſüdamerik. Pflanze; Heliokomẽt, m. ein Sonnens 
Haarſtern; ee een f.Sonnenanbetung, Sons 
nendienſt; Heliolith, m. der Sonnenftein, eine 
Berfteinerung; Helismeter, n. eig. Sonnenmefjer, 
Feinwinkelmeſſer; ein Fernrohr mit in zwei Hälften 
geteilten Objektivglas, zur Mefjung jehr Kleiner 
Winkel am Himmel, 3. B. der jheinbaren Durch— 
mejjerder Planeten; Eetiophop,m. ein Lichtſcheuer 
— Albino: Heliophobie, f. Sr Scheu 
vor dem Sonnenlicht; Heliopläſtik, f. photogra- 
phiſche Darftellung von Neliefbildern; Stempel» 
oder Plattenlichtvrud; Heltäfis, f. das Sonnen; 
der Sonnenftich; Helioſtöp, n. ein Sonnenglas, 
Sonnen-Fernrohr, hinter weldyem man das Son— 
nenbild auf einer Ebene in einem dunkeln Orte od. 
auch auf einem mattgefchliffenen Glaje auffängt, 
erfunden von dem Jeſuiten Schreiner in Non 1611; 
Helioftdt, ın. Lichiwerfer, ein von van ’3 Grave» 
Sande ertundener, durch ein Uhrwerk beivegter Spie- 


330 Helir 


gel, der die Sonnenjtrahlen beharrlih auf den- 
selben Punkt wirft; heliotheologiſcher Beweis, 
Beweis von dem Dajein Gottes aus der Sonne; 
Heliotheymométer, n. ein Sonnenwärmemeffer, 
erfunden von Sauſſüre; heliötiſch, heliich vd. 
Helidfifch zeigt die Art des Auf- u. — 
der Sterne an; ein Stern gebt heliotiſch auf, 
wenn er aus den Sonnenjtrahlen jo hervortritt, 
daß er fihtbar wird; er geht heliotifch unter, 
wenn er in den Sonnenstrahlen verſchwindet; he— 
liſcher Aufgang, der erfte Tag, an welchem ein 
Stern, nachdem ereine Zeitlang wegen gleichzeitigen 
Aufgangs mit der Sonne unjichtbar war, wieder 
vor Sonnenaufgang jihtbar wird; Heliotropium 
oder Heliotroͤn, n. die Sonnenuhr; die Sonnen- 
wende, ein Gewächs mit jehr wohlriechenden, dem 
Sonnenlidte zugewendeten Blüten; die violette 
Farbe, jo genannt nad) der Farbe der Blüten des 
Heliotropium peruviänum, einer beliebten Hier- 
pflanze mit Blüten, die nad) Banille riechen; der 
Sonnenwenditein, eine Abart des Chalcedon von 
fauchgrüner Farbe mit blutroten Fleden; aud) ein 
yon Gauß erfundenes Inſtrument, beitehend aus 
zwei ſenkrecht aufeinander jiehenden Spiegeln u. 
einem fie verbindenden Fernrohr, zurülbertragung 
de3 Sonnenlichts an einen weit entfernten Punkt 
Sei trigonometrischen Meffungen, Sonnenſpiegel; 
Heliotrepismus, m. das Streben eines Pflanzen- 
teil3, fi) der Sonne zu- (pojitiver Heliotro- 
pismus) oder abzufehren (negativer Helio- 
tropismus); Helistypographie, f. eine Art 
Fhotographie zum Abdruck von Handidhriften u. 
dgl., in Amerifa erfunden. 

Beltz, f. gr. (helix) Schneden- oo. Schraubenlinie, 
Schraubengang; Binde, Flaſchenzug; der äußere 
Ohrrand; die Scihnirkelichnede; Seiisit, m., pl. 
Seliziten, veriteinerte Schnirielichneden; Pfen- 
nigiteine; helizitiſch, ſchnecken⸗ od. ſchraubenför— 
mig; Heliko de, f. die Schneckenlinie; Helikome⸗ 
trie, k. der Teil der höheren Größenlehre, welcher 
von den Schneckenlinien oder Spiralen handelt; 
Helifoſophie, f. die Kunſt, Schneckenlinien zu 
ziehen; Helikon, n. ein großes gewundenes Blas— 
inſtrument mit mehr fünf Oftaven. 

Heltos, n., Helfsmg, n. gr. die Wunde, daS Ge— 
ſchwür; Heltologie, f. die Lehre von den Geſchwü— 
ven; Helfaiis, f. die Eiterung. 

Selttifa, pl. gr. (von heikein, ziehen) Zugmittel; 
Selttiich, ziehend; Geſchwüre bewirkend; Helfys= 
mometer, n. ein Anziehungsmeſſer. 

Seẽllas, f. gr. (Helläs) vd. gew. n. Altgriechenland; 
im engeren Sinne: Mittelgriehenland, jet Liva— 
dien; daher Hellänen, pl. gr. (Hellenes)Griechen, 
Altgriehen; Hellenica, pl. die Taten der Hel- 
lenen, ein Geſchichtswerk von Xenophon; helleni— 

eren, griechiſch machen; griechiſche Sprache und 
Lebensweiſe nachahmen; Hellenismus, m. = 
Gräcismus; Helleniſt, m. ein Kenner der alt— 
griechiſchen Sprache; auch ein griechiſcher Jude, od. 
ein Grieche, der zum Judentum übergetreten iſt; 
zelleniſtiſch, hebräifch-griechifch, nad) der griechi- 
Ihen Mundart der Juden, die unter Griechen ge- 
boren waren, in deren Mundart die 70 Dofmetfcher 
da3 U. T. iiberjegt und die Apoftel die Bücher des 
N. T. geihrieben haben; Hellenophil, m. ein 
Sriehenfreund; Hellenenftein, eig. Öriechenitein, 
ein vom Techniker Thiel in Kafjel erfundener künſt⸗ 
liher Marmor. 

Hellebärde, f. (deutic, entſtanden aus helmbarte, 
d. h. Barte oder Beil zum Durchhauen des Hel- 


Hemeralopie 


mes) die Streitaxt, der Beilfpieß, ein Spieß mit 
einer Barte oder Art, womit fowohl gehauen, 
als gejtochen werden kann; davon fr. hallebarde; 
Hellebardier, Hellebardierer, m. der Streit- 
artträger. 


| Hellebörus, m. gr. (hell6boros) die Nieswurz, im 


Altertum als 
braucht, val. 
Heilf. das 
Hellenen, 


eilmittel gegen Wahnſinn zc. ge- 
 Antichra; Helleborismus, m. 
einigen od. Abführen durch Nieswurz. 
—— Hellenismus, Helfenift ꝛe. ſ. unter 


Hellespönt, m. gr. (Hellös-pontos) die Meerenge 
od. Straße der Dardanellen zwiſchen Europa und 
Alien, eig. „das Meer der Helle“, die nad) alt- 

riech. Sage, dem tödlichen Haffe ihrer Stiefmutter 
Ino entfliehend, in dieſem Meere ertranf. 

Helling, mm. u. f., auch unr. Elling, (tuff. eling) od. 
Ailing, holl. (von hellen, gleiten, hinabrutichen, 
auf geneigter Fläche abfliegen) auf Schiffswerften: 
eine über einem Balkenroſtwerk lagernde geneigte 
Fläche von Bohlen zum Bau u. Stapellauf grö⸗ 
Berer Schiffe. 

Helmine, f. weibl. Name, abgekürzt für Wilhel— 
mine, ſ.d. 

Helminthen, pl. gr. (helminthes, von Sing. hel- 
mins, £.) Würmer, bei. Eingeweidetvürmer; Hel⸗ 
minthiäfis, L. die Wurmkrankheit; helminthiſch. 
auf Würmer fich beziehend; Helminthochortos. 
m. das Wurmmoos, Mittel gegen Wurmtrankheit; 
Helmsintbelitg, m. ein Wurmſtein, verfteinerter 
Wurm; Helmintheolsg, m. ein Wurmkundiger; 
Helminthofogie, f. die Wurmlehre; Helmintho= 
loͤgiſch, wurmkundlich; Helminthotypolith, m. 
Stein mit einem Wurmabdruck; Helminthophra. 
f, Wurmfieber. 

Helddes, f. gr. (v. helos, Sumpf) Heil. das Sumpf» 
fieber, Schweißfieber; Helopära, f. Sumpffieber. 

Heloije, f. fr. (vgl. Aloyſius und Aloyſie) weibl. 
Name: die berühmte Kämpferin oder Siegerin. 

Helos, m. gr. (helos) der Kagel; Heilf. Leichdorn, 
Hühnerauge. 

Helõſis, f. gr. (von hélein, helyein, drehen, winden) 
Drehen, bef. der Augen; Schielen; Heldtis, £. der 
Weichſelzopf. 

Helöten, pl. gr. (Héilõtai) ſpartaniſche Sklaven, 
(urjpr. von der Stadt Helos, die wegen Empö— 
rung gegen Sparta zur Knechtſchaft verdammt 
morden var; oder von heilos=healös, Kriegs- 
gefangener) daher Hefätiich, ſtlaviſch; Helotie, f. 
dieStlaverei; Helotismus, m. die Unterdrückungs— 


ſu 
Helũo, m. I. ein Schlemmer; heluieren (heluäri), 
praſſen; Heluation, f. (heluatio) dieSchlemmerei. 
Helvetien, n. I. (Helvetia, f.) ver alte Name der 
Schweiz; Heltetier, pl.(Helvetii) die alten Schwei- 
er, ein keltiſches Bolt; helvetiſch, ſchweizeriſch, 
elvetica Confessio, f. I. ſchweizeriſches Glau— 
ben3befenutnis der Neformierien nad) Zwingli u. 
Calvin. 
Helvin, m. eine dem Granat verwandte gelbe Stein- 
art (von Werner wegen der jonnengelbe Farbe 
nad) dent gr. helios, Sonne, benannt). 
Hemeralopie, f. gr. (von hömera, f. der Tag) die 
Tagiichtigteit, Nacht- oder Dämmerung3blindheit; 
hemeraloͤpiſch, tagiihtig, nachtblind, Hemẽra⸗ 
(6p8, m. (von öps, Gen. 5pös, Gelicht, Sehver- 
mögen, mit eingefhobenem 1) ein Tagſichtiger, 
Nachtblinder, enig. Nyktalops; Hemerobap⸗ 
tiften, pl. d. i. eig. Tagwaſcher, eine jüdiſche Sekte, 
deren Anhänger täglid) eine religiöſe Abwaſchung 


Hemeroſis 


vornahmen; Hemerodroͤmen, pl.Tagläufer, Brief⸗ 
boten bei den alten Griechen; Hemerologium, n. 
ein Tagzeiger, Kalender. 

Hemeröfis oder Hemerpfe, f. gr. (von hemerün, 
zähmen, hemerös, zahm) die Zähmung, Veredlung 
(Kultur); Selbjtbeherrihung. 

hbemi, gr. (1. semi) halb, in Zujammenfegungen 
gebräuchlih; Hemianthröp, m. ein Halbmenſch; 

emianthropie, f. der Zultand eines Halbınen- 
jchen, ein hoher Grad des Wahnfinns, in welchen 
dev Menjch fast nur Tier ift; hemiazijgos, halb- 
ungepaatt; Hemicephälus, m. eine Mißgeburt 
mit halbem Kopfe; hemicephaliſch, halbköpfig, 
mit halbem Kopfe; Hemiceranium od. Hemitra⸗ 
nion, n. halbſeitiges Kopfweh = Migräne; He— 
mizijtlus od. Hemizijtel, m. ein Halbkreis; Bo— 

en⸗ od. Drehſtuhl; hemnichlliſch, halbkreisförmig; 

emidoma, n. Halbdach; hemiedriſch, nennt 
man Kriſtalle, welche nur halb ſo viel Flächen 
haben, wie die ganzen; hemielliptiſch, halbläng— 
lichrund; hemimorph(iſch), halbgeſtaltig; hem. 
Kriftalle, die an beiden Enden verſchieden gebildet 
find; Hemiobölon, n. ein halber Obolus (. d,) 
eine altgriechiſche Münze, etwa = 3 Pf.; hemiö⸗ 
liſch, anderthalbig, bei den Griechen ein Rhythmus, 
deſſen Teile im Verhältnis von °/; jtehen; hemide 
niſch (von hemi-önos, d. i. Halbejel, Maulejel), 
träge, ſchlaff; Hemiopie oder Heminpfie, f. die 
Halbfichtigteit, wenn ein Kranker die Gegenjtände 
nur halb jieht; Hemiphonie, f. halbe, ſchwache 
Stimme; Hemiplegie u. Hemiplexie, f. der halbe 
Schlag, einjeitige Scylagfluß, die Lähmung auf 
einer Eeite; Hemibtera oder Hemipteren, pl. 
Halbflügler, Infekten mit halben Flügeldecken; 
hemipteriich, halbgeflügelt; Hemipterologie, f. 
die Lehre von den Snlbflüglern; Hemiſphaͤre, f. 
eine Halbfugel, Hälfte der Himmels- vd. Erofugel; 
auch die Hälfte des Gehirns; hemiſphäriſch, halb- 
tugelig; Hemiſtichtum oder abgef. Hemiftich, n. 
ein halber Vers oder Halbvers; Hemitoninm, n- 
der halbe Ton, Halbton; hemitroͤpiſch, halbge- 
wendet, um die Hälfte verjchoden, bej. in der Kri— 
ſtallkunde; Hemitropien, pl. zufammengewadjiene 
Kriftalle, Zwillingstrijtalle. 

Hemlodertraft, m. ein Extrakt von der Rinde der 
amerifanijhen Hemlocktanne, Lohextrakt. 
endden, pl. gr. (v. hen, eius) —Monaden, f. d. 
endazé oder Hendaſch, türk. ſ. Endajeh. 
endelagon, n. gr. (von hendeka, elf) ein Elfeck; 
——— m. ein Elfſilbler, elfſilbiger 
— pl. Hendefaiyläben, ſ. phaläciſcher 

ers 

Hendiädis, f. gr. (eig. hen-diä-dydin, d. i. eins 
durch zwei) Redek. Bezeihnung einer Sache mit 
zwei Hauptivörtern, wovon das eine flatt des Ge- 
nitivg oder auch eines Beiwortes fteht. 

Henequen, Aloehanf, Sndiafafer, ein Faferftoff von 
gelblich- weißer Farbe, der aus ſüdamerikaniſchen 
Sorten der Agave gewonnen und zu Teppichen. 
Boljtern, Tauwerk ujw. verarbeitet wird. 
enna, j. Alhenna. 
enoch, m. hebr. männl. Name (chanöch): der Ein- 
geweihte. 

Hendfis, f. gr. (v. henün, vereinigen, v. hen, eins) 
die Bereinigung, Verſöhnung; Henötik, f. die Ber- 
föhnungsfunft; Henotifon, n. ein Sühnverfuch, 
eine Einigungsſchrift; henstiſch, einigend, zur 
Einigung führend, bej. in Glaubensſachen. 

Henri, m. fr. (jpr. hängri) un Henri quatre 
(pr. —fatt’r), Heinrich IV. von Frankreich; auch 


Heptachord 331 


ein Be Bartbüfchelchen an der Unterlippe;. 
Henri d’or, franzöfifche Goldmiünze unter Hein— 
ri II.— 1 Dukaten, Goldheinrih; Henriade, f. 
(ſpr. hangriide) Boltaires bekanntes Heldenge— 
gedicht auf Heinrich IV.; Henriquinquiſten, pl. 
(jpr. hangrikängkiſten) die legitimiftiiche Bartei in 
Frankreich, welche den s eriog von Bordeaur unter 
dent Namen Heinrich V. (Henri Quint) ala König 
anſieht; Henrictte, f. weibl. Name von dem männt. 
Heinrich, Henri. 

Heortologie, f. gr. (von heorte, Feſt) die Lehre voıt: 
den Yeittagen; Heortologium, n. Feitkalender, 
Feſttageverzeichnis. 

hepar, n. gr. (G. h&pätos) die Leber; Scheidek. jede 
im Waſſer lögliche Verbindung eines Alfalimetall3 
mit Schwefel, von der Xeberfarbe de3 Schwefelfa- 
liums fo genannt; Hepaticus, m. ein Leberkranker; 
Hepatica, f. Leberbiümchen; Hepatifa, pl. oder 
hepdtijche Mittel, Mittel wider Leberkrank— 
heiten; hepaͤtiſch (gr. hepatikos), die Leber be- 
treffend od. dazu gehörig; leberfranf: hepatiſches 
Gas od. hHepatifche Luft, Schwefelluft, Schtve- 
felwafleritoffgas, eine nad) faulen Eiern riechende,, 
zum Einatmen ganz untaugliche, entzündbare Luft— 
art; Depatalgie,f.Xeberleiden ;Hepatemphruzis,. 
f. Leberverjtopfung; Hepatiſation, £. die Ver— 
wandlung der Lunge in eine leberähnliche Maffe; 
Hepatit, m. Leberftein, eine Abänderung des 
Schwerjpats; Hepatitis, f. Leberentziindung;. 
Hepatozyitis, f. die Leberblaſe, Galtenblafe; He=- 
patozijſtiſch, Leber und Gallenblafe betreffend; 
Hepatographie, f. Leberbejhreibung; Hepato— 
logie, f. Lehre von der Leber; Hepatunens, m. 
Lebergeſchwulſt; Hepatoffopie, f. die Weisjagung 
aus der Leber; Hepatotunie, f. Leberzerlegung. 

Hephäftos, m. gr. (Hephaistos) Fabell. der Feuer- 
gott, bei den Römern Bulfan, ſ. d. 

Hephata, hebr. (patah, offen fein) öffne dich; Luther: 
Tue did) auf (Mark. 7,34). 

Hephihemimeres, f._gr. (von heptä, ſieben, hämi, 
halb, und meros, Teil) im VBersbau: von ſieben 
Hälften oder viertehalb Füßen, bef. die nad) vierte- 
halb Füßen oder im vierten Fuße befindliche Zäſur 
im Herameter. 

Hepp! Hepy! Hohnruf des Pöbels gegen Juden. 
(viel. Abkürzung von Hebräer od. * dem Lockruf 
für Ziegen, um damit einen langbärtigen Juden 
zu verſpotten). 

Heptachoͤrd, m. gr. (von hepté, ſieben) Tonk. der 
Siebentlang, die Siebente, = Septime; auch eine 
mit 7 Saiten bezogene Lyra, Siebenjaiter; Heps 
tagdrun oder Heptaeder, n. ein Siebenflächner; 
Heptaeëemẽron, n. ein Siebentagewerf der Schöp- 
fung; Heptagön, n. ein Sievened; Heptameron, 
m. Erzählungen, welde an fieben Tagen erzählt 
wurden, nachgebildet dem Decameron von Boe— 
cacciv; Heptameron heißt daher eine Sammlung 
von an welche man der Königin Mar- 

arethe von Valois, der Schweiter Franz I. von 
Erantkteich zujchreibt; Heptamẽter, m. ein fieben- 
füßiger Vers, Siebenfüßler; Heptandria,pl.tiebeu- 
männige Bflanzen mit 7 freien Staubfäden in einer 
Zwitterblume, die 7. Klaſſe in Linnes Syitem; 
heptaphülliſch, Tiebenblättrig; Heptärchen, pl. 
Siebenherrfher; Heptardie, f. die Siebenherr- 
ſchaft, Regierung von jieben Männern; insbef. die 
Einteilung des alten England in fieben angel- 
ſächſiſche Königreiche; heptaſhllabiſch, fiebenfilbig, 

ebtatench, m. die fieben eriten Bücher des Alten 

eſtaments. 


332 Hera 

Höre vd. Here, f. gr. Fabell. die Götterfönigin, Ge- 
mahlin. des Zeus, bei den Römern Juno, j.d 

Heraderos, pl. ipan. Feite, an denen zu Santiago 
in Mexiko die angefommenen wilden Stiere mit 
den Namen ihres künftigen Herrn gezeichnet 
werden. 

Heräfles, j. Herkules; Herafiden, pl. Gedichte, 
die das Leben des Herkules zum Gegenſtande hat- 
ten; Herafliden, pl. gi. Nachkommen des Herku- 
les, namentlich diejenigen Abkömmlinge desjelben, 
weiche 8O Sabre nad) Trojas Zerftörung fich im 
Beleponnes feitjegten; Heraflin, n. ein dem Dior 
rexin (j. d.) ähnliches Sprengmittel; Heraklit, 1. 
unter Demofrit. 

Heraldik, f. (d. i. eig. die Kunft des Herolds, als 
wappenfundigen Aufjehers bei Turnieren 2c., vom 
nl. heraldicus, a, um, und Dies vom ınl. heraldus, 
Hereld, ſ. d. die Wappenkunſt, Wappenfunde; 
Heraldifer, m. ein Wappenfundiger; Heraldtich, 
wappeniunditd. | 

herba, £. I. Gras, Kraut, Pflanze; herbae, pl. 
Kräuter; Herbarium,n.nl.ein Kräuter od. Pflan- 
zenbuch, eine Sammlung getrodneter Pflanzen; 
herbarium vivum, n. ein lebendige2 od. natür- 
ches Kräuterbuch; Herbariiieren, Herboritieren 
und herbatim gehen, barb.-!. zum Kräuterfam- 
meln ausgehen (botanijieren); von den Bienen: 
Blumenjtaub einfammeln; Herboriſatien, £. fr. 
das Kräuterſammeln; Hersarins, m.l., Herbartft 
oder Herbariit, m. barb.-lat. ein Bflanzentenner, 
Kräuterfanmler, Kräuterbändler; Herbeszieren, 
[. (herbescere) hervorjpriehen; Herbeszent (her- 
bescens) jprofjend, frautartig; herbiferiſch, kräu— 
terreih; Herbiboren, pl. nl. pflanzenfreflende 
Tiere; Berbös (i.herbösus), gras- od. kräuterreich. 

Hercia, f. ml. (fr. herse) ein dreiarmiger, in de 
Kirhen gebräuchlicher Leuchter. 

Hercules, hereuliſch, |. Herkules ꝛc. 

Herchnin, f. I. der Harz, das Harzgebirge; herey⸗ 
niſch, den Harz betreffend. 

Here. i. Hera. 

heres, gew.haeres, ın. (pl. her&des) J. der Erbe od. 
Erbnehmer, Erbherr; h. ex asse oe. universälis, 
alleiniger Erbe, Gejamt-Erbe, ſ. As; Heredieren, 
nl. erben; ſ. auch Häredieren; Hereditär, (1. he- 
reditarius), erblich, erbicyaftlich; Keveditäre Be- 
laftung, erbliche Krankheitsanlage; Heredität(l. 
hereditas), f. die Erbfchaft, dag Erbe, Erbredt; 
hereditieren (mil. hereditäre), erben; auch j.v.w. 
bäredieren. 

Heridtum od. Hereotum, n. ml. das Heergemäte, 
d. 1. die Kriegsrüftung, welche bei dem Tode eines 
Mannes jein nächjter männlicher Erbe zum voraug 
befam. 

Herifisn, ın. fr. (ſpr. berifjöng; altfr. ericon, prov. 
erisson, jpan. erizo, port. ericio, ourico, vom l. 
ericius = erinac&us) der Sgel; die Stadjelbarre, 
ein mit fpigigen Baden oder Stacheln verjehener 
Schlagbaum vor Zoren und Brüden. 

Heritieren, fr. (hEriter, abgel. aus herediter. vom 
l. heres, i d.) erben; Heritage, f., r. n. (ſpr. eri- 
tähſch') die Erbichaft, das Erbteil. 

Herkoteftönif, f. gr. (von herkös, Pferch, Umzäu- 
nung) RE. die Befeftigung3- und Berfhanzungs- 
unit. 

herfsläniiche Altertümer, Altertiimer aus der im 
Sahre 79 n. Ehr durch einen Ausbruch des Veſuv 
verfchütteten Stadt Herfulanuıum od. r. Herku— 

lantum unmeit Neapel. 

Herküles [., od. Heräfles (j.d-), m. gr. Fabell. der 


Herines 


Sohn des Zeus und der Alfnıene, der größte u. 
berühmteſte unter allen griechijchen Herven oder 
— Helden; überh. ein ſehr ſtarker oder 
tapferer Mann; die Säulen des Herkules, die 
Meerenge von Gibraltar, an deren beiden Seiten 
Herkules zwei Säulen, gleichſam als Grenzſteine 
ſeiner Wanderungen nach Weſten errichtet haben 
ſoll; Herkuleskäfer, der größte, 5 Zoll lange Kä— 
fer in Südamerika; herküliſch, (nerculöus, a, um), 
dem Herkules gemäß vd. gehörig; riefenitark, hünen— 
haft; Herfulifche Arbeit; eine Helden- od. Rie- 
jenarbeit; herculus morbus, m. die Fallſucht. 
ermandaͤd, f. ſpan. (von hermäno=!. germänus, 

Bruder) Brüderjchaft; santa hermandad, die 

heilige Brüderjchaft, anfünglich (1476) eine Ver- 

brüderung der Stadtgemeinden in Spanien gegen 
die Macht und Räubereien des Adels; jpätereine 

Urt Polizei, welche über die Sicherheit der Land— 

ſtraßen machte; die Polizei der Inquifitionsgerichte; 

jcherzhaft für Polizei überdaupt. 

Hermaon, ſ. unter Hermes. 

Hermaphrodit, m. gr. (v. Hermes und Aphro- 
dite, deren Sohn der erſte geweſen fein fol) ein 
Zwitter; hermaphrodĩtiſch, zwitterartig Hering 
phroditismus od Dermaphrodismus,die Zwit⸗ 
terbildung. 

Hermathene, Herme, k, pi. Hermen, ſ. unter 
Hermes. 

Hermelin, n. (nıhd. hermelin, Verkl. vom althd. 
harmo, harme = Wieſel, Hermelin; fr. hermine, 
altfr. erme, ermine, prov. ermini, ermin, it. er- 
mellino, ml. armelinus, hermellina) das nordiſche 
weiße Wiejel; auch das Belzwerf davon, im Mittel- 
alter nur von füritlihen Berfonen, Erzbiſchöfen 
und Biſchöfen getragen; ein weißgelbes Pferd mit 
rötliher Mähne und Schiweif. 

Hermenent,m. gr. (hermeneutes, v. hermöneüein, 
auslegen, dolmetſchen) ein Ausleger, Erilärer; 
insbe). Bibelüberjeger in der älteften chriſtl. Kirche; 

-Hermenentit, f. die Yuslegung3> od. Erklärung? 

tunit, bef.in Beziehung auf die bibliſchen Schriften; 
ermeneutiſch, erflärend, den Grundjäßen der 
(uslegefunft gemäß. 

Hermes, m. gr. (Hermes) oder Hermeias, eig. der 
Unterftüger, gr. Fabell. ſ. v. w. bei ven Römern 
Merkur, j.d.; Hermäon, n. (gr. hermaion) ein 
Fund, eine gefundene Sache, die man ſonſt als ein 
Geſchenk des Hermes oder Merkur betrachtete; 
Herne, f., pl. Hermen, Hermesjäulen, Stand» 
oder Bildfäuien des Merkur, vieredige, nad) unten 
ichmäler zulaufende Säulen oder Pfeiler mit einem 
menfchlichen Kopf, aber ohne Füße und Arme, 
welche die Griechen an die Türen der Tempel und 
Häuſer, an die Kreuzwege 2c. zu ſetzen pflegten, 
Büftenpfeiler; Hermathene, f. eine Bildfäule der 
Athene oder Minerva, die nach unten in eine 
Herme ausläuft, oder an der die Köpfe des Her- 
mes und der Athene janusartig verbimpden, oder 
die Züge beider Gottheiten in einem Kopfe ver- 
ſchmolzen find; Hermolopidenprozen, der Pro— 
zeb gegen Alcibiades wegen des Frevels, den er 
415 v. Chr. an den Hermen zu Athen vollbrachte; 
Hermes Trismegiftns, ın. d. i. Hermes der drei⸗ 
nal Größte, ein mythiſcher ägyptiſcher Weifer, der 
für den Urquell aller geheimen Wifjenjchaft und 

für den Vater der Alchymie (hermetiſchen Phi- 
loſophie) gehalten wird; daher Hermetit, f. = 
Alchymie; Hermetifer, m. Goldmacer; her— 
metiih, = alchemiſch oder chemiſch; Hermes 
ttiche Kette, die geheime Überlieferung der alchy— 


— 


& 
# 





Hermitage 


miſtiſchen Geheintlehren; hermetiſch verſchloſſen 


oder ſigilliert, luftdicht zugeſchloſſen (weil man 
dem Hermes Trismegiſtus die Kunſt zuſchrieb, durch 
magiſche Siegel Schaͤtze und Gefäße zu verſchließen 
und unzugänglic zu machen); Hermesſtab, m. (l. 
caduc&us) ein Stab, der von zivei Schlangen um— 
wunden ift, welche fich oben die Köpfe zuwenden, 
Symbol des Handel3; Hermoglijph, m. einer, der 
Bildjäulen des Hermes oder Merkur macht; überh. 
ein Bildhauer, Bildſchnitzer; Hermoglujphik, f. die 
Bildhauerkunſt; hermoglüphiſch, bildhäueriſch. 

Hermitage, m. fr. (fpr. ermitchſch/ = Eremitage 
(ſ. d.), eın feiner und feuriger franzöſiſcher Rot- 
und Weißwein, der an dem Gebirge l'Hermitage 
längs der Nhone wädhlt. 

Hermöd, m. nord. Fabell. (altıvıd. Hermödhr, 
angelj. Heremöd, althochd. Herimuot) d. i. der 
Heermutige, Kampfmutige, ein Sohn Odins, Bote 
der Götter. 

Hermogliyph, ſ. unter Hermes. 

Dernig, t. L., pl. Hernien, Heilk. ein Bruch, das 
Austreten eines Eingeweides aus feiner Höhle; 
mem. f. (gr. Beſchreibung derBrüche; 

erniolonie, f. die Lehre von den Brüchen; her— 
niös (1. herniösus, a, um), mit einem Bruche be- 
haftet; Herniotoͤm, m. [.-gr. ein Bruchichneider; 
auch) das Inſtrument zum Bruchfchnitte; Hernio— 
tomie, f. die Bruchichneidefunft; auch der Bruch- 
ſchnitt. ſHeros. 

Heroen, Heroide, Heroine, heroiſch ꝛc., ſ. unter 

Serold, m. (mlat. heraldus, haraldus, fr. héraut, 
hérault, altfr. heralt, jpan. haraldo, heraldo, it. 
araldo,v.gleich]. althochd. hariwaldo, Heerbeamter) 
ein Ausrufer oder Verkündiger, der bei Turnieren 
und Feiten die Wappen zu unterfuichen und aus- 
zurufen hatte; Striegshote, Gejandter im Kriege; 
Heroldsamt, n. eine Behörde, welche das Ber- 
zeihnig der adligen Familien und Standeserho- 
hungen führt, in Bayern (feit 1808), in Preußen 
(jeit 1855), in England, Rußland u. a. 

Heronsbail, m. ein verjchlofjenes, mit Wafjer bis 
über die Hälfte angefülltes Gefäß, durch defien 
Verſchluß eine offene Röhre bis nahe an den Bo— 
den des Gefäßes geführt ift, ein Springbrunnen 
im Kleinen, durch den Drud zufammengepreßter 
Luft wiriend, von dem griech. Mathematiter He- 
ron von Alerandrien um 100 v. Ehr. erfunden 
und zuerjt bejchrieben; Heronsbrunnen, m. ein 
jelbfttätiger Heronsball (eine Waſſerſäule ruft den 
Quftdrud hervor). 

Herös, m. gr., pl. Herden, Halbgötter, vergötterte 
Helden des Altertüms, 3. B Herkules, Kaſtor und 
eg ee uneig. durch Tapferkeit, Meutac., 
auch durch überwiegende Geiftesfraft oder Fähig- 
feiten ausgezeichnete Männer; heröiſch, helden— 
haft, Heldenmütig, Hochherzig; Heraiihe Mittel, 
—— ae Be 2 ſtark wir- 

ende Heilmittel, gem. Pferdemittel; heroiſche 
Poeſie, Heldendichtung = epiſche —— 
Epos; der heroiſche Vers, die Versart des Hel- 
dengedichts, der daktyliſche Hexameter; das heroi—⸗ 
ſche Zeitalter, daS Heldenzeitalter, beſ. ver alten 
Griechen zur Zeit des trojan. Krieges und früher; 
Heroismus, m. nl. der Heldenmut, Heldengeift; 
aud das Heldentum, die Hochherzigfeit; Herotde, 
f. ({. pl. Heroides) ein Heldenbrief, ein Gedicht in 
Driefform, worin ein Held oder eine Heldin der 
Vorzeit ihre Empfindungen mitteilt; Heroine, f. 
ge. (l. heroina) eine Heldin, Yalbgöttin, ein Helden- 
weib; Heromante, f. die Heldentumsfucht; Herün- 


Heterardie 333 


logie, f. Halbgötterlehre, die Hunde von Helden 
und Halbgöttern; Heröon, n. ein-Herventempel; - 
Herotheisiung, m. Heldenvergötterung. 

Herofträtus, m. ein ehrfüchtiger Schwärmer, der 
jeinen Namen durch die Verbrennung des berühm- 
ten Dianentempels zu Ephefus zu vereiwigen fuchte; 
daher feine törichten Nachahmer Heroftrdten ge- 
nannt werden. 

Herpes, f. gr. (herpes, von herpein, Frieden, ſchlei— 
chen, ſich allmählich verbreiten) Heilf. die Flechte, 
Schwinde, der Haar- od. Wolfswurm; herpetiſch, 
flechtig, krätzig; Herpetographie, f. die Zlechten- 
bejchreibung; Herpetologie, f. Lehre von den 
Slechten, auch von den triechenden Tieren oder 
überh. Knorpeltieren; Herpetolög, m. wer id 
damit befchäftigt; Herpogrankie, f. Kriechjchrei- 
berei, niedrige Schreibart. 

Herſe, f. fr. (ſpr. herß'; altfr. herce, mf. hercia, v. 
[. hirpex, Gen. hirpieis Egge) Kriegsk. das Fall— 
gatter, Schußaatter, die Sturmegne. 

Herſilie, £. l. weibl. Name (vgl. gr. Herse, Gemahlin 
des Danaos und Tochter des Krekrops, von herse, 
der Tau, auch ein junges und zartes Tier, ein neu- 
gebornes Lamm), die Gemahlin des Romulus. 

Hertha, f., |. Nerthus. 

Derzhypertronhte, f. Herzvergrößerung, Vermeh— 
rung der Malie des Herzmüskels infolge eines 
Herzfehlers; Herzueuralgie, f. Brujtbräune, 
Herzbeflemmung; Herzpalsitatisnen, pl. Herz- 
Hopfen; Herzruptũr, f. Zerreißung des Herz- 
muskels infolge von Eiterungen. 

Heictiel, — Ezediel. de 

Heſperus, m. gr. (hesperos) der Abend; die Abend- 
gegend, der Weiten; der Abendſtern, der Planet 
Venus, wenn er nad Sonnenuntergang erfdeint; 
Heſperien, n. (Hesperia, f.) das Abendland: bei 
den Griechen Stalien, bei den Römern Spanien; 
Heſperia, auch ein Aſteroid, 1861 von Schiaparelli 
entdedt; Heſperiden, pl. gt. (Hesperides) Zabell. 
göttliche Nymphen, Töchter der Nacht, welche auf 
einer Inſel am äußersten Weftrande der Erde einen 
Garten mit goldenen Äpfeln bewohnten, die ein 
furchtbarer Drache hütete, welchen Herkules tötete, 
um die Äpfel dem Euryitheus zu bringen; Hef- 
peridin,n. Bomeranzenitoff, ein aus dem jchwan- 
migen Teil der Pomeranzen- und Zitronenjchalen 
ausgezogener geruch- u. geſchmackloſer Bflanzenftoff. 

Heſſians, pl. engl. (ſpr. heßiöns; von engl. Hessian, 
heſſiſch) Packleinwand. 

Heflonit, m. eine Spielart der Granaten: ein gelber 
dürchſichtiger Edelſtein. 

Heſtia, f. gr. (hestia, d. i. der Herd) Fabell. ſ. v. w. 
die römiſche Veſta, ſ. d.; Sternk. ein Aſteroid, 
1857 von Pogſon entdeckt. 

Heſus, m. der Kriegsgott der alten Gallier. 

Heſychaͤſten od. Hefhchiaſten, pl.gr.(vonhesychos, 
ruhig) eig. Ruhende, Stillſitzer, eine ſchwärmeriſche 
Sekte unter den Mönchen auf dem Berge Athos 
im 14. Sahrhundert. [mand. 
etaika, f. gelb oder blau gefärbte ruſſiſche Lein— 
etäre, f. gr. (hetaira, d. i. eig. Freundin, von he- 
tairos, Genofje, Freund) eine Bertraute, Geliebte; 
Buhlerin; Hetarte, f. (gr. hetairia) d. i. die Ge— 
noſſenſchaft, eine politiihe Verbindung der Neu» 
griechen; Hetäriſten, pl. Verbündete, Mitglieder 
de3 Griechenvereing gegen die Türken. 

Heteravchie, f. gr. (von hétéros, a, on, der 2c. alı> 
dere, anders bejchaffene) die Fremdherrſchaft; He— 
terobisgrauhie, f. Lebensbejchreibung, die jemand 
von einem andern verfaßt, entg. Autobiogra- 


Hetman 


phie; Heteröcie, k. die Fähigkeit kleiner Pilze, 
auf verſchiedenen Pflanzen in verſchiedenen Gene— 
rationen ſich zu entwickeln; heterochroͤiſch, ver⸗ 
Ihiedenfarbig,bunt;Heterohrönifch,anderszeitig, 
fremdzeitig; heterodoͤr, von dem herrjchenden 
Lehrbegriff in der Religion: abweichend, anders- 
gläubig, freidenfend, entg. orthodor; Hetero— 
Dorie, f. die Irrlehre, der Irrglaube; Hetero: 
drom, m. ein Druchebel; Heterodyudmiich, 
fremdkräftig; heterogen, ungleichartig,fremdartig, 
verſchiedenartig, entg homogen; Heterogenie, 
f. Generationswechſel, bei dem die einzelnen Ge— 
nerationen verichiedene Gejtalt zeigen; Hetero= 
genität, f. die Verjchiedenartigkeit, Ungleichartig- 
keit Sremdartigfeit; Heterograph, ın. ein Anders- 
Schreibender, Neuerer in der Rechtjchreibung; he— 
terograͤphiſch, ungewöhnlich oder feltiam ge— 
ſchrieben; heterokaͤrbpiſch, verichiedenfamig; He= 
teroflite, pl. unregelmäßig gebeugte Wörter; he⸗ 
terotlitiſch, unregelmäßig gebeugt, von der Regel 
abweichend; jeltfam, wunderlih; Heterofranie, f£. 
einſeitiges Kopfweh, — Migräne; Heterofrafic, 
f. fremdartige Miſchung der Säfte; Heterolalie, 
f. unrichtiges Sprechen, das Sichverſprechen; he— 
teromoͤrphliſch), anders oder verſchieden geftaltet, 
verichiedengeitaltig; Heterottontte, f. fremde Ge⸗ 
jeggebung, die Abhängigkeit von fremden Gejegen, 
die Unfelbfiändigfeit der menjchlichen Vernunft, 
entg. Autonomie; Heteropathie, f. = Wllo- 
patbie; auch Franfhaft veränderte Reizbarkeit; 
Heterophonie, f. krankhaft veränderte Stimme; 
Heterophthalmie, f. Verſchiedenheit, bef. verichie- 
dene Farbe der beiden Augen; Heterophthongie, 
f. das Andersreden, Fremdſprechen; dag Baud)- 
reden; heterophüuͤlliſch, ungleichblättrig, verjchie- 
denblättrig; Heteroplaſie, f. die fremdartige od. 
regelwidrige organifche Bildung; heteroplaͤſtiſch, 
ans ie Zellen zuſaämmengeſetzt; He— 
teroboͤden, pl. Ungleichfüßler, Kielfüßler; Heter- 
sptera, pl. Ungleichflügler, Wanzen; Heteroͤptik, 
f. falſcher Schein, Trug, Irrtum; Heteroxexie, f. 
fremdartige, unnatürliche Ehluft, bef. der Schwan- 
geren; heterorgaͤniſch, einem andern oder ver- 
ichiedenen Spradorganen angehörend; Heteror— 
rhuͤthmus, m.abweichendes Zeitmaß ; Heilf. franf- 
haft abweichender Puls; heterorrhüthmiſch, un- 
gleich abgemeffen, ungleich fchreitend; Heteroſcii, 
pl. (gr. heteröskioi, v. skia, Schatten) Einfchattige 
oder Gegenfchattler, Bewohner der gemäßigten 
Himmelzftriche, welche ihren mittäglichen Schatten 
immer nur nad einer Ceite werfen, entweder 
nad Mitternacht, oder nad) Mittag; heteroſexuẽéill, 
verjchiedengefchlechtlich, fiir das andere Gejchlecht 


geſchlechtlich empfindend (Gegenſatz homo⸗ 
ſexuell, ſ. d.); Heteroſexualität, f. auf dem 


natiirlihen Empfinden für das andere Gejchlecht 
beruhende Geſchlechtlichkeit; Heterotelie, k. Un— 
ſelbſtändigkeit, Abhängigkeit, Zuſtand der Ge— 
ſchöpfe, denen die Zwecke ihrer Tätigkeit von der 
Natur angewieſen werden, entg. Autonomie; 
Heterothetiich, überſinnlich, ſ. v w. transſzen— 
dent; heterotoͤmiſch, ungleich eingeſchnitten oder 
geferbt; heterotrop, nicht gleichartig gerichtet, 
anders gerichtet, ungleihbrehend (von Lichtjtrah- 
fen); Heterozetẽſe, f. die Neigung, paradore Be- 
bauptungen aufzujtellen; auch eine verfängliche 
ae. Heterufie, f. das Andersſein, das Weſen 
Jeſu als ein vomWeſen Gottes verjchiedenes gedacht. 


Hetman, m. poln., oder Ataman, m. ruſſiſch (ata- 


man; mwahrich. von dem deutihen Hauptmann) 


a a N) 


Heurtelong, m. 


Hexis, f. gr. die 


Hibrida 


ein Hordenführer, Anführer od. Oberft einer Ko— 
jatenhorde; „Ataman fämtlicher Koſaken— 
heere’ ijt ein Titel des jeweiligen Großfürften- 
Thronfolgers von Rußland. 


heuͤreta, gr. (von heuriskein, finden) ic) hab’ eg 


gefunden! gefunden! Ausruf bei einer irgend ge- 
machten Erfindung, urfpr. Ausruf des Archimedes, 
als er den von einen Goldichmied gegen Hiervon 
verübten — entdeckte; Heuriſtik, £. die Er— 

geh er Anweifung auf methodischen 
dege Erfindungen zu machen, bef. in wiſſenſchaft— 
lichen Forſchungen; heuriſtiſch, erfindend, erfin- 
derifch; Heuriftiiche Methode, entwidelndeLehr- 
art, welche den Schüler zum Selbftfinden der Xehr- 
ſätze anleitet. | 


heureusement, fr. (jpr. öröſ'meang; vgl. Bonheur) 
Glück. 


glücklicherweiſe, zum 

ze (ſpr. öhrtluh) künſtlicher Blut—⸗ 
ſauger, ein nach dem Erfinder, einem franz. Arzte 
in London, genanntes Werkzeug zum ſchnellen 
Blutentziehen, beſ. bei Augenentzůndungen an— 
gewandt. 


Hexachord, n. gr. (von héx, ſechs, in Zuſammenſ. 


gew. hexa), Tonf. der Sechsklang, die Sechſte, 1. 
Serte; auch ein jechsfaitiges Tonwerkzeug, ein 
Schafaiter; Hexaëdron, n. der Sechsflächner od. 
der Würfel, Kubus; Kegaddriich, ſechsflächig; 
Heradmeron, ein Sechstagewerk, Werk von ſechs 
Tagen; Hexagdn, n. ein Sechseck; hexagonal od. 
heragdniſch, ſechseckig; Hexagenal⸗Zahlen, |. 
figurierte und Bolygonal-Zahlen; Hexa— 
graͤmm, n. eine ſechszeilige Figur; Hexaghnia, 
pl. eig. ſechsweibrige Pflanzen, mit ſechs Griffeln; 
Hexamẽron, n. eine Sechstagsgeſchichte, z. B. 9. 
v. Roſenhain von Wieland, vgl. Heptameron; 
Hexamẽter, m. ein ſechsfüßiger Vers, beſ. der 
daktyliſche Vers der epifchen Dichtgattung; Hexan⸗ 
drin, pl. ſechsmännige Pflanzen, deren Zwitter— 
blumen ſechs freie Staubfävden von gleicher Länge 
haben, die 6. Klaſſe in Linnes Syitem; Hegdtts 
driſch, ſechsmännrig; hexangulür gr.Aat. echs⸗ 
winklig; hexabetaͤliſch, gr. jehsblumenblättrig; 
hexarphijlliſch, ſechsblättrig; Deräple, n. pl. eig. 
das Sechsfache, die in ſechs Sprachen — 
Bibel oder Sechsſprachenbibel des Kirchenlehrers 
OQrigines; Hexapöde, pl Sechsfüßler, ſechsfüßige 
Ziere; hexapodiſch, ſechsfüßig; Hexaptera, pi. 
Sechsflůgler ſechsflůglicheKerbtiere ‚heganteriii, 
ſechsflügelig; Hexaptöton, n. ein Wort, das alle 
ſechs Kaſus hat; Hexaͤrch, m. ein Sech3herr, einer 
von ſechs gemeinihaftlic) Herrſchenden; Hexaſti⸗ 
chon, n. ein ſechszeiliges Gedicht; Hexaftälon, n. 
ein — ——— — 
Hi, ſechsſäulig; Hera ſechsſilbig. 
konn, | Belchn Hk rg der nie des 
Körpers. 


Hiafin, m. japanisches Gewicht = 59,205 kg. 
Htätus, BL (von hiäre, flaffen, gähnen) eig. dag 


Klaffen, Aufiperren des Mundes; Spradl. der 
Gähnlaut od. Übellaut durd) das Zufammenftoßen 
weier Vokale am Ende des einen Wortes und im 
Infange de3 folgenden; aud eine Lücke, Unter- 
bredung des Zufammenhanges. 


hibernäf, nl. (lat. hibernus, von hiems, Winter) 


winterlich; Hibernation, f.(v. (.hibernäre, über- 
wintern) der Winterichlaf einiger Tierarten. 


Hibernia, f. der lat. Name für Jrland; Hiberni⸗ 


cismus, m. irländische Spracheigenheit. 


Hibrida, m. u. f. I. (mahrfch. verw. mit dem gr. 


hybris, Übermut, Frevel 2c., gleich]. zügellos, ge- 


hie haeret aqua 


ſetzlos, unnatürlich oder hibridiſches Geſchöpf, 
ein von zwei verſchiedenen Gattungen abſtammen— 
des Geſchöpf, ein Miſchling, z. Bder Mauleſel; 
hibridiſch, hibriſch od. Hibrid, I. zweigeſchlechtig, 
baſtardartig, unecht; ein hibridiſches Wort (lat. 
vox hibrida), ein Zwitterwort, Miſchwort, das aus 
ziwei Sprachen zuſammengeſetzt ift, 3.8. Bigamie. 

hie haeret aqua, !. hier hängt (ftodt) das Waſſer, 
nämlich in der Waſſeruhr, d. i. hier oder 
hierin Tiegt die Verlegenheit; hie Rhodus, hie 
salta, bier ift Rhodus, hier tanze, jagt jemand in 
einer Hopifchen Fabel zu einem, der fich rühmte, 
in Rhodus Schön getanzt zu haben, um ihn zu ver- 
anlafjen, die Wahrheit feiner Behauptung zu be— 
weilen; daher jprichtwörtl. — hier mußt du deine 
Sefchicklichfeit auf der Stelfe beweisen, wenn man 
dir glauben foll. 

Hicköry, m. der nordamerifaniiche weige Walnuß— 
baum. 

Hidage, ſ. unter Hide. 

Hiddlgo, m. pl. Hidaͤlgos, jpen., vder Fidalgo, 
pl. Fidalgos, portug. (3963. aus hijo od. jo [= 
l. filius] de algo [== aliquo], d. i. der Sohn von 
jemand) ein Edelmann, Adliger in Spanien und 
Portugal; Hidalguia, jpan., oder Fidalguia, 
port., $. der Adel. 

Hide, n. engl. (ſpr. heid) ein englifches Feldmaß, eine 
Hufe; Hidage, (ipr. hetidedſch), n. die Hufenjteuer, 
das Pfluggeld. 

Hideng, fr. (pr. —döhs; vom altfr. hide, hisde, 
Grauen) ſcheußlich, abſcheulich, gräßlich. 

Hidrdn, pl. ar. (von hidrös, Schweiß) Heilk. Hitz— 
od. Schwißblattern; Hidrokritika, pl. od. hidro⸗ 
fritiiheßeichen, entſcheidendegeichen anSchweiß; 
Hidronstos, f. Schweihficher; Hidroboẽtita, pl. 
Ichweißtreibende Mittel; Htörenäre, f. Schweiß- 
fieber; Hidröſis, f. das Schwitzen; Hidrotikon 
od. Hidroticum, n., pl. Hidrotica, Schwitz⸗ od. 
Schweißmittel; hidrötiſch, ſchweißtreibend. 

hiemãl, I. (hiemälis, von hiems, f. der Winter) win— 
terlih; Hiemaͤnten, pl. (von I. hiemäre, wintern, 
ſtürmiſch fein) in der alten Hriftl. Kirche: vom Teu- 
fel Beſeſſene. 

Hierarch, m. gr (hier-ärches, von hierös, a, on, 
Heilig) ein Anhänger der Prieſterherrſchaft; der 
Erzprieiier, geiftlice Obere in der griech. Kirche; 

Sierarchie, f. (gr. hierarchia) die Priefterherr- 
Haft, das Kirchenreginient; auch Rangordnung od. 
Abſtufung der einander untergeordneten geiftlichen 
Gewalten; Kirchenverfaſſung; hieräͤrchiſch, prie- 
ſterherrſchaftlich; Hierdtiich, (gr.bieratikös, e,ön), 
priejterlich; heilige Gebräuche betreffend; hiera— 
tiſche Schrift der alten Ägypter, priefterliche 
Buchſtabenſchrift, entg. der demotiſchen, ſ. d.; 
Hieraticum, n. das vom Schiff getrennte hohe 
Chor einer Kirche; Hierobotänon, n. das heilige 
Kräuterbuch, welches die in der heil. Schrift vor- 
fommenden Pflanzennamen erklärt; Hierodialö— 
nus, m. ein ordinierter Mönch in der griechifchen 
Kirche; Hieradräme, n. ein geiftliches Schauspiel, 
aus der bibiiichen Geſchichte; Hierodũlen, pl. (gr. 
sing. hierödülos, der Gottheit dienend) bei den 
Griechen: die einer Gottheit gewidmeten männl. u. 
weibl. Sklaven oder Diener: Tempeldiener und 
dienerinnen; letztere im Tempel der Aphrodite zu⸗ 
sieh BREITEREN i re niede⸗ 
ven Ranges In der griech. Kirche; Hikroglhuhe, f., 
pl. Sieroglijphen, (vgl. Glyph ıc.), ee 
die heilige ſinnbildliche Schriftjprache der alten 


Agypter; auch Erinmerungsichriften; hieroglü- 


Himation 


Phiſch, ſinnbildlich, rätſelhaft, dunkel; Hterogihe 
phik, k, die Geheimſchriftkenntnis, Bilderſpräche; 
hierograͤmma, n. eine heilige Schrift, geheime 
San hierogrammaͤtiſch, die heilige 
PBriejterfchrift betreffend, dazu gehörig; Hikro— 
grammatiit, m. (gr. hierogrammateüs), ein der 
heiligen Prieſterſchrift Kundiger, Schriftgelehrter 
bei den alten Agyptern; Hierograͤph, m. ein Be- 
jhreiber Heiliger Dinge; Hierogräphe, pl. ſinn- 
bifdliche Darftellungen beiliger Gegenjtände; Hik— 
rographie, f. Heilige Geheimfchrift; auch Bejchrei- 
bung und Erklärung heiliger Gebräuche, Schriften 
u.dgl.; Hierofrdt, m. ein priefterlicher Herricher; 

Hierofratie, f. Briefterherrichaft, kirchliche Regie- 

rungsform; hierokraͤtiſch, h v.w. hierarchiſch; 

Hierologĩe, £. die Beſchreibung ae: Dinge; 

auch geiftliche Verrichtung, 3. B. die Predigt, Ein- 

ſegnung ꝛc.; Hieromantie, f. Weisfagung aus den 

Opfern; Hieronjmus, m. männl. Name: dereinen 

heiligen Namen hat, der Heilige; Hteronyiniten, 

pl. Einjiedler von der Lebensweiſe des heil. Hiero- 

nymus in Spanien und Stalien; Hierophant, m. 

(gr. hierophäntes) überh. ein Ausleger od. Lehrer 

der, gottesdienftlichen Gebräuche bei den Griechen 

u. Agyptern; insbeſ. der Oberpriefter der Ceres u. 

Vorſleher der elenfiniichen Meiyiterien; Hierophh⸗ 

larx, m. Kirchenhüter oder Kititer in der griechiſchen 

Kirche; Hierophtzlacium, n. = Sattriftei, ſ. d.; 

Hierophär, n. Heilt. das heilige Feuer, Feuer— 

pufteln; Hiöroffopte, f. Beſchauung der Opfertiere 

und Deutung derſelben; Hierosolyma — Jeru— 
jalem; Hierothet, f. ein Heiligenfäfichen, Behält- 
nis für Heiligtümer in der katholiſchen Kirche, vgl. 

Monitranz; Hterestheten, pl. Anordner od. Ein- 

führer heiliger Gebräucde; Hieroͤtik, f. die Hei- 

ligungslehre. 

terazit, m. gr. hieräkites, von hierax, Habicht, 

Falke) Habicht- od. Falkenſtein, Sandjtein mit fal» 

tenfedern-ühnlicher Oberfläche; Hierazium, n. I. 

(gr.hierakion) das Habichtskraut, eine Hierpflanze. 

High Church, f. engl. (fpr. hei⸗tſchörtſch) die Hoch- 
Kirche, =anglifanifcde od. Epilfopal-Kirdhe; 
Hinhland, n. engl. (fpr. heiländ) das Hochland, 
bei. das ISA, Highlander, m. der Berg- 
jchotte; High-Iife, n. (fpr. —leif) die vornehmen 
Geſellſchaftskreiſe; High life Evening, m. engi. 
(fpr. — imening), wörtl. ein Abend für die vor— 
nchme Welt (gebräuchlid; zur Ankündigung von 
Elite» oder Galavorjtellungen im Zirkus, Bariete 
uſw., Artiteniprade); Highſteward, m. engl. 
(fpr. heiftuärd) der Großrichter bei den engliſchen 
Univerfitäten; Highway-man, m,, Bi Hinh: 
wahmen, engl. (pr. heiwehmenn, von high-way, 
d. i. Hochweg, Landſtraße) eig. Hochwegmänner, 
d. i. Straßenräuber in England. 

Hilarien, pl. J. (hilaria, von hiläris, gr. hilarös, 
fröhlich) Freudenfefte, Subelfeite; Hilarius, m. u. 
Hilaria, f. Name: der, die Heitere, Fröhliche; His 
larität, f. (l. hilaritas) die Heiterkeit; Hilarodie, 
f. gr. ein Sreudengefang; Hilarotragödie, f. gr. 
ein Luſt- und Trauerſpiel, Miſchſpiel. 

Hildebrandismus, m. die Hildebrands-Herrſchaft, 
oder das ganze päpſtliche Syſtem der Prieſterherr- 
jchaft ſeit Gregor VII. der früher Hildebrand 


335 


— 


hieß. 
Himantöma, n. u. Himantöſis, f. gr. (v. himäs, 
Gen. himäantos, Riemen) eig. das Yubinden; das 
fogen. Gejchloffeniein des Zäpfchens infolge ber 
Entzündung und Verlängerung desjelben. 
Himation, n. gr. (eig. der Form nad) Verfl. von 


336 hine illae lacrimae 


hima, heima, Anzug, Kleid, vonhennymi, id) fleide) 
Hr weite Oberkleid oder Gewand der alten Grie— 
hen. 

hine illae Jacrimae, [. Spriv. eig. daher jene Trä— 
nen! das ijt die Urfache der Trauer! gem. da liegt 
der Hund begraben! hine inde, von hier und von 
da; bei. Rſpr. von der einen und von der andern 
Seite oder Partei. | 

Hindi, pl. türk. indijche Derwifche, die in Konſtan— 
tinopel als Bettler leben. 

Hindu, m., pl. Hindus, Indier, Ureinwohner in 
Dftindien, auch Gentoos; Hinduſtäni, n. das 
Hindostanifche, die Hindoſtaniſche Sprache, die all 
gemeine Gejchäfts- und Berfehrsiprache in Vorder 
indien. 

Sinna, |. Alhenna. | 

Siob, m. hebr. (Ijjob, gr. Iob) männl. Name: der 
ſehr Verlette, Angefeindete, vom Schickſal Ver- 
folgte; Hiobs-Poſt, f. eine Unglücksbotſchaft, trau- 

„tige Nachricht. | 

Hippauthrõp, m. gr. (hipp-Anthröpos, v. hippos, 
Pferd, und anthröpos, Menſch) ein Pferdemenſch, 
Roßmenſch, — Gentaur; pl. Hippanthrepen; 
Hippanthropie, f. krankhafte Einbildung eines 
Seren, ein Pferd zu fein; Hippärch, m. gr. (hipp- 
archos, dv. hippos, Pferd) Befehlshaber der Reite- 
zei; Hipparchie, (. (gr. hipp-archia) deſſen Amt; 
aud eine Neiterabteilung; Hippeldeh, m. (gr. 
hipp-elaphos) ein Pferdehirſch, Brandhirſch; Hip 
giaden, pl. weibliche Reiter-Bildfäuien, 3.8. Ama— 
zonen; Hißpiäter, m. (gr.hipp-iatros) ein Pferde- 
arzt; Htppiätrif, f. die Nogarzneifunde, Pferde- 
Heilfunit; Hippiätriich, robarzneilic; Hippnbost, 
m. eine Pferdefliege;Hippazentanv, =Zentaur: 
Hiupodämos, m. ein Roſſebändiger; Hippadd- 
miſch, Die Bferdebändigung betreffend; Hippodrö⸗ 
1198, oderveri. Hippodroͤm, m.das Pferverennen; 
die Rennbahn, ein Blaß zum Pferderennen; Hip: 
pogryph, m. Roßgreif, ein fabelhaftes Flügelroß; 
auch — Pegaſus; Hippokämp, m. qr. (hippo- 
kämpe, f.) ein fabelhaftes Seepferd; Hipppfdm, 
m.{gr.hippokömos, Bferde pflegend) ein Roßknecht, 
Reitknecht; Hispefrene, f. eig. Pferdequell, Roß— 
Sad; der Muſenquell, Mujenbrunnen, Begeijte- 
zung3- od. Dichterquell, eine berühmte Duelle auf 
den Berge Helifon in Böotien, deren Waſſer, zur 
Dichtung begeijternd, durch den Hufichlag des Pe— 
gaſus oder Mujenfreundes entitanden jein fol; 
Sippolith, m. der Roßſtein, Magenitein bei Pfer- 
den; Hippolög, m. ein Pferdeienner; Hippologie, 

. Pierdeiunde; hippoloͤgiſch, pferdekundüch; 
Hispulyt, m. männl. Name: Roſſelöſer; Hippo— 
machte, f. Kampf oder Gefecht zu Pferde; Hihpe- 
wmanie, f. Pferdejucht, übertriebene Pferde-Lieb— 
haberei; Hippoman, m.,pl. Hippomanen, leiden- 
ichaftlihe Brerdeliebhaber; Hippomantie, f. das 
Beisjagen aus dem Wiehern der Pferde; Hippo— 
mölg, m. ein Stutenmelfer, Bferdemilchtrinter; 
Hippopathologie, die Pferdekrankheitslehre; Hip⸗ 
Bopera, f. ein%ferde-Felleifen, Reiter-Manteljad; 
Dippophäg, ın. ein Pferdefleiſch Efier; Sippppha= 
gie, f. das Pferdefleiſcheſſen; Hiphopoöde, m. ein 
Pferdefüßler; Hippopotämos, ın. das Flußpferd, 
Nilpferd in den Flüſſen von Afrika; Hippoſan— 
Dalen, pl. Hufeijen ohne Nägel, nach Berjous u. 
Gournays Erfindung; Hippothöros, ın. der Be- 
ichäler; Beipringer; Hippotomie, f. Die Pferde- 

ergliederung; Hippetogdten, pl. beritteneBogen- 
—3 — in Athen; Hippotroph, m. ein Pferde— 


N W 


t 





— — — — — 


züchter; Hippotrophie, f. Pferdezucht; Hippũris, 


Hiſtorie 


f. eig. der Pferdeſchweif, Roßſchweif; Tannenwedel 
(eine Pflanzengattung); Hippurit, m. verſteinerte 
Füllhornſchnecke,imHippuritentalt vorkoinmend; 
Hippurſäure, Pferdeharnſäure, eine im Harn der 
grasfrejjenden Tiere entdedte eigentümliche Säure. 


Hippötras, tr. Hypofras, ſ. d. 
Hippotratitker, pl. Arzte, die den berühmten griech. 


Arzt Hippokrätes als Vorbild und vornehmlich 
die Erfahrung als Grundlage ihres Wilfens aner- 


kennen; hippokraͤtiſch, dem Hippokrates ange— 


hörend od. anhängend, ſeinen Grundſätzen gemäß; 

Bippofratiiches Geſicht, [.faciesHippocratiea, 

h nn eigentümlich veränderte Geſicht eines Ster— 
enden. 


Hipvokrene, Hippolith. Hippolsg u. |. |. — Hip⸗ 


m 


pomolg, |. unter HSippanthrop. 


Hipponafteifcher Vers, nach feinem Erfinder, dem 


grieh. Dichter Hipponär, |. vd. w. Choliam— 
bus, ſ. d. — 


j. unter Hippanthr 


Hippopathologie ulw., — Hippurſäure, 
op. 
Hippus, m. gr. (hippos, eigentl. Pferd, dann eine 


fpringende Bewegung des Augapfels u. der Augen 
lider) Heilf. das Zittern u. Schwanfen der Regen— 
bogenhaut de3 Auges. 


hircus, m. I. der Bod, Ziegenbod; Hircin, n. ul. 


Bodfettjäure, ein aus dem Schöpjentalg ausgejchie- 
dener Grunditoff; Bocksgeſtank, Achſelhöhlenge— 
ruch; Hircismus, m. der bockähnliche Gerud); 
hirfos (1. hircösus), bockähnlich ftinfend, bodicht, 
bodend; Hirkulation, f.nl. Ubergeilheitdes Wein- 
ſtocks, wenn derjelbe nur in die Reben treibt. 


Hirkat-Scherif, m. arab., der Mantel des Prophe- 


ten, eine bejonders hoch verehrte Reliquie der Mo— 
Hammedaner. 


Hirquitalitas, f. barb.-I. die Bockſtimme. 
hirſut, I. (hirsütus) jtruppig, zottig. 
Hiſingerit, m. ein nad) dem ſchwed. Mineralogen 


W. Hiſinger benanntes Eiſenerz, aus kieſelſaurem 
Eiſenoxydul und kieſelſaurem Eiſenoxyd beſtehend. 


Hiskia, m. hebr. männl. Name, eig. Chiskijjah: 


Gottes Stärke. 


Hiſpanien, n. !. (Hispania, f.) f. Spanien; Hiſpa— 


nismus, m. eine jpan. Spradeigenheit; Hiſpa⸗ 
na, f. die echte (fogen.ifidorifche, obwohl ſchwer— 
fih von Iſidor dv. Sevilla verfaßte) Sammlung 
päpitlicher Defretalen u. rechtgläubiger Konzilien- 
beſchlüſſe (im Gegenjaß zu der pſeudo-iſidori— 
hen Sammlung, die zwifchen 329 und 857 in 
Frankreich verfertigt ward). 


hispid, I. (hispidus) rauh, boritig. 
ce f. gr. (v. histion, Gewebe, Segel) 


die Schiffahrtstunft; Schifffunft; Segelfunit; Hi— 
ftiolonie, f. = Hiſtologie. 


histoire 2c,, j. unter Hiftorie. ; 
Hiftogenie, f. gr. (v. histös, Webebaum, Gewebe), 


die regelmäßige Entiwidelung der Gewebe in 
allen Xebendigen (im Tiere wie in der Pflanze); 
Hiſtographie, f. Beſchreibung diefer Gewebe im 
ausgebildeten Zuftande; Hiſtologie, f. Gewebe— 
fehre, die Lehre von den Geweben des Körpers; 
hiſtologiſch, geweblich, Hiftenomie, f. die Lehre 
von den Urjachen und Gefegen der Entwidelung 
und des Fortbeftehens der Gewebe; Hiftotomie, 
f. Zerlegung de3 organischen Gewebes. 


Hiftorie, f. I. (historia; gr. historia, jr. histoire) 


die Gefchichte; Geſchichtſchreibung; Geſchichtsbuch; 
Begebenheit; Hiftorienmaleret, f. Geſchichts- 
malerei; histoire scandaleuse, £. fr. (pr. iſtocihr' 
ſtangdalöhſ') j. chronique scand.; Hiſtorizität, 


Htitotomie 


F. ni. Gejchichtlichkeit, Ele Echtheit; Hiſto⸗ 
ridtte, f. fr. ein Gejchichtehen; Hiſtoͤrik, f. gr. die 
Geſchichtskunſt; Hiſtoriker (gr. historikös) oder 1. 
Sifterifus, m. Geſchichtsforſcher; Hiſtorikotheo⸗ 
fogie, £. die Bemweisführung des Daſeins Gottes 
aus der Geſchichte; Öiitoriogrdpp, m. gr. Ge⸗ 
ihichtihreiber; Hiftoriographie, f. die Geihicht- 
ſchreibung; Hifteriomathie, dic Geſchichtserler— 
nung; hiſtoͤriſch, geſchichtlich; hiſtoriſieren, ge- 
ſchichtlich auffaſſen oder darſtellen. 
ijtotomie, ſ. unter Hiſtogenie. 
titriünen, pl. I. (histriönes, v. sing. histrio) bei 
den alten Römern Schauspieler; Bofienjpieler, 
Gaukler. 

Hitopadẽſa, m.altind. (v. hita, angemeſſen, freund— 
lich, u. upadesa, Nat, Lehre) freundliche Unter— 
weiſung, eine Art Jugendfreund, welcher auf Be— 
fehl des Königs Sudarfana von Weiſen, Gelehr— 
ten und Dichtern für jeine Söhne aus den reli- 
giöjen u. philofophifchen Schriften der Indier etwa 
500 n. Chr. zujanımengetragen wurde. 

Givernage, f., r. n. fr. (fpr. iwernähſch; von hi- 
verner, überwintern; vgl. hibernal) die Überivin- 
terung der Schiffe; auch der dazu eingerichtete 
Hafen. 

Gear, m. engl. (fpr. hohks; dv. angelf. hucs, hux, 
husc, hoh, höc, Berfjpottung, Hohn, JIronie, althd. 
hose, höh, huoh) Erdichtung, Fopperei, Schwan, 
fchlechter Wis, Börfenlüge; (hoax al3 Verbum: 
foppen, zum beiten haben, täufchen). 

Sonzin, m. der gefrönte oder Hauben-Fafan in 
Amerika. 

ee m. N — ——— 
nach dem Syſtem des engliſchenPhiloſophen Hobbes 
(1588 - 1679). nd 

6obbler, m. engl. eig. Humpler; Küſtenreiter zur 
Verhinderung des Schleihhandel8,. 
oboe, j. Hautbois. 
ee anno od. hujus amni, [. (v. hic, haec, hoc, 
diejer, diefe, diejes) in diefem Jahre, diejes Jahr 
(vgl. annus); hoc est, das ift oder bedeutet; hoc 
habet, dieje (näml. Wunde, vulnus) hat er, wenn 
ein römijcher Gladiator eine Todesmunde empfan- 

en hatte; jprichw. f. mit dem ift e3 aus; hoc 
oco, an diejem Orte, u. hujus loci, dieſes Ortes 
(vgl. locus); hoc mense, in diefem Monate; 
hujus mensis, diejes Monates (vgl. mensis); 
hoc sensu, in diefem Sinne (vgl. sensus); hoc 
tempöre, diejer Zeit, gegenwärtig, dermalen (vgl. 
Zempu3); ad hoc, zu dieſem, d. i. zu einem bes 
ftimmten, einzelnen Zwecke. 

Bochepot, n. fr. (ſpr. hofcy’pöh; v. altfr. hocher, 
terben, prov. oscar, u. fr. pot, Topf) engl. Hotch- 

tch, flein gehadtes gedämpftes Fleiſch mit Rü— 
en, Kaſtanien ıc. 

Or * n. (fr. hoc, hoca, engl. hoca) ein Karten- 

ie 


Hochheimer) f. Hocheimer, überh. Rheinwein. 

Hock days, pl. Er (ipr. hoc dehs) zwei Tage (15. 
u. 16. Zag nad) Dftern, an denen man in Eng- 
fand Stride über die Straßen zieht und von den 

aflanten Geld fordert, dag zu wohltätigen Zwek⸗ 
en verwendet wird. 

Hockey, n. engl. (ſpr. höcki) ein Ballſpiel, bei dem 
hölzerne Kugeln mit Hafenftöden in ein Loch ge- 
trieben werden, wird aud auf dem Eife gefpielt. 

Öado, m. ein dem Puter ähnlicher hühnerartiger 
Bogel in Südamerita; auch Curaffo. 

Hocktide, f. engl. (fpr. hochteid) = hock days, f. d. 

Hepſfes Fremdwörterbuch. 21. Auf. 


> i 
Sul 2. n. 9 (gekürzt aus Hockamore, d. i. 


— — — — — 


Hokuspokus 337 


Hocopoöco, m., pl. Hocoyocos, Spottname der po⸗ 
litiſchen Partei der Rückſchrittsmänner in Nord- 
amerifa,entg.den Demofratenod.2ocofoco3 f.d. 

Hocuspoens, ſ. Hofuspofus. — 

Hodegẽſis oder Hodegẽtit, f. gr. (v. hodẽgẽin, den 
Weg zeigen) die Wegweiſung, Anleitung zum Ler— 
nen auf Hochſchulen; Hodegẽt, m. (gr. hodẽgẽtes) 
ein Führer; hodegẽtiſch, anleitend, einleitend zur 
Borlefungen. | 

hodie, |. (entſt. aus hoc die, an diefem Tage) heute; 
hodie mihi, eras tibi! heute mir, morgen dir! 
hedi6rnus, a, um, heutig; dies hodiernus. der 
heutigeTag(vgl.dies); ab od. de hodierno (die), 
vom heutigen Tage an. 

Hoditologĩe, f. gr. (v. hodites, der Reifende, von 
hodös, Weg) die Reiſekunde, Reifelehre. 

Hodja, m. tiirk. ein mohammedanijcher Profeſſor; 
pl. Hodjas. 1 
Hodograph, n. gr. (v. hodös, Weg, u. gräphein, 
Schreiben) eine von Hamilton — Kurve, 
welche der geometriſche Ort des Endpunkts einer 
von einem feſten Punkte ausgehenden Strecke iſt, 
die ſtets gleich und gleichgerichtet der Geſchwindig— 
Teit eines fich bewegenden Punktes weiter rüdt; 
Hodomeéter, n. ein Wegmaß, Wegmefjer, Schritt- 
zähler; hodometriſch, wegmefjend, nad) dem Weg— 
mefjer; Hedepiarie, f. die Abweihung vom re 

gelrechten Wege. 

Hadır od. Höder, m. altnord. (hödhr) Fabell. der 
als blind dargejtellte Kriegsgott, der Glüd oder 
Unglüd blindlings verteilt; zuglein der Gott der 
Finſternis und des Winters, Gegenſatz zu dem 
Lichtgotte Baldur (baldr), den er, von Loki ver— 
leitet, tötet. 

Hoed, m. (ſpr. huhd; eig. ein Hut) ein früheres 
holländiſches Raummaß zum Meſſen von Kalt 
(971 )), Steinkohlen (1170 ]) ꝛc. 

hofieren (deutjch mit lat. Endung), höfeln, den Hof 
machen, ſchmeicheln; auch auf den Hof madıen, d. i. 

— Notdurft den oft 5 Be 
ogshend, m. engl. ir gshedd; d. 1. eigent 
— ein Flüſſigteitsmaß, Oxhoft — 
286,246 1 (vgl. Tun). 

Hotft, m. engl. (fpr. heuft; v. to hoist, in die Höhe 
ziehen, heben), eine Aufzugmafchine oder Hebevor- 
rihtung für Berfonen und Sachen zur Vermeidung 
des Treppenjteigens in größeren Gajthöfen, Far 
brifen ꝛc., Fahritupl. 

Hokuspokus, m. (nicht au den Abendmahls-Ein— 
jeungsworten hoc est corpus meum verftünt« 
melt, jondern urſprünglich die volltönende Be— 
zeichnung eine Taſchenſpielers und Gauklers, zu— 
erjt in England hocospocos im J. 1624 zur Be- 
zeichnung für allerlei Gaukler und Tafchenfpieler, 
dann im J. 1632 bereitS als Zauberformel, die 
überHolland nach Deutichland wanderte ;inMofche- 
roſchs Philander von Sittewald 1, 371 heißt ein 
Buchhändler, der leichtfertige Erzählungen drudte, 
Ocus Bocus; Schuppius gebraucht im J. 1663 
den Ausdruck: Ockes-Bockes-Possen treiben; 
Ockes Bockes der Amsterdammer ijt bei Schup» 
pius die Benennung einer beſtimmten Gauklerart: 
nämlich ber Öejchwindigfeitöherenmeilter;;1.3.1634 
erichien das engliiche Buch Hocus Pocus junior, 
das 1667 ins Deutjche iiberjeßt wurde mit dem 
Zitel: Hocus Pocus junior oder Taschenspiel- 
kunst; vgl. hierzu Hermann Hirt in ee 
Deutſchem Wörterbuch, 5. Aufl.), Gaufelei, Blend— 
wert, Tafchenjpielerei, namentlich folche, die auf 
Sejchwindigleit beruht. 


22 


Zn 


90, 
Od 


Holda 


Holda, Hulda oder Hoffe, £. d. i. die Freundliche, 
Milde, die altdeutfche Göttin der Ehe und Frucht: 
barkeit, unter deren Obhut der Acderbau und das 
Hausweſen, namentlich auch das Spinngejchäft ge— 
jtellt war. 

Holt oderGHult, m. mittellat.(fchon althochd. holcho, 
mittelhd. holche, wohl auf mittellat. holcas, gr. 
holkäs, Zug- oder Laftichiff, zurückgehend, von gr. 
helkein, ziehen), ein großes Laſtſchiff mit flachen 
Boden (engl. hulk). 

Holm, m. niederl. u. dän. (fchtved. holme, altnord. 
hölmi) ein Hügel, eine Fleine Inſel, Flußinſel, ein 
Werder; auch ein darauf angelegtes Schiffswerft; 
Holmgang, m. ein Zweikampf bei den Skandina- 
vier, der gewöhnlich auf Kleinen Inſeln (Holmen) 
ansgefochten wurde. 

Holobrandhien, pl. gr. (von hölos, &, on, ganz) 
wörtl. Gauzkiemer: Fiſche mit vollkommenen Kie— 
men(Brandhien,s.d.); holoedriſch, alle um eine 
Achfe vereinbaren Flächen habend; holographiſch, 
eig. ganz ausgejchrieben; eigenhändig geichrieben; 
Hologranhum, n. eine eigenhändig geichriebene 
Urkunde, z.B. ein eigenbändiges Teſtament; Ho— 
fofanftum, ». (gr. holökauston) ein Brandopfer, 
welches ganz verbrannt wird; Holomeriãner (v. 
hölos, ganz, und meros, Teil), diejenigen Spiri- 
tualiſten (f. d.), welche behaupten, daß der Geift 
in einem Raume, und zwar im ganzen und in den 
einzelnen Zeilen desfelben exiſtiere; entg. Nul— 
libiſten; Holometer, |. Bantometer; Holo— 
»Hotälreflefter (v. phõs, das Licht, u. reflectere, 
zurückwerfen), gr.=l. eig. ein Ganzlichtividerftrahler, 
ein von Stevenfon Fonjtruierter vorteilhafter Be- 
leuchtungsapparat fir Leuchttürme; holoſẽriſch, 
ganz ſeiden; holoſidẽriſch, ganz eifern; Holo— 
fterifbaronieter, r. Holojtereobarometer, n. (v. 
hölos, ganz, u. stereös, feit) = Aneroidbaro— 
meter, f. d. 

Helothurien, pl. gr. (sing. holothürion) eine Gat- 
tung wurmähnl.Strabltiere, Sternwürmer, twelche 
getrodnet und geräuchert in China und Japan als 
Zedferbifien verzehrt werden und unter dem Namen 
Zripang oder Trepang (auch beche de mer) 
einen bedeutenden HandelSartifel für Indien und 
China ausmachen. | 

Holotonie, f. gr. (von hölos, ganz, und teinein, 
dehnen, ſpannen; aljo eig. gänzliche Spannung) 
Heilk. Starrkrampf; holotoͤniſch, ſtarrkrampfig. 

Holſatia, f. I. Name fir Holſtein. 

Holzasbeit, m. Aſbeſt mit Holzartiger Verbindung 
der Zeile; Holzcaſſia, f. eine geringe Sorte Zimt, 
Rinde der Zweige des malabarischen Zimtbaumes; 
Holzzement, m. feite Mafje aus künſtlichem Holz 
aus Sägeipänen, Mineralien, Stärfemebl u. a. 
hergeitellt), die zum Deden der Dächer verwendet 
wird; Holzkonſervation, befondere Behandlung 
des Holzes (3.8. durch Ol- od. Teeranftrid) uftw.), 
um es gegen Fäulnis zu ſchützen; Holzkultur, f. 
Pflege der Waldbäume und Zorften; Holzmofait, 
Einlegen von verjchieden gefärbtem Holz in En ; 
Holzpaſte, Holzſtuck, Maſſe aus künſtlichem Holz, 
die aus Aſphalt, Werg, Leim und Ton, auch aus 
Eiweiß und Sägeſpänen hergeſtellt und zu Orna— 
menten verarbeitet, auch zur Papierfabrikation 
verwendet wird. 

Homagium, n. ml. (v. homo, Mann, d. i. Vaſall, 
Lehnsmann) od Hommage, n. fr. (ſpr.ommähſch') 
die Huldigung, Lehnspflicht; der Eid der Treue; 
die ehrfurchtsvolle Unterwerfung; homagiäl, die 
Huldigung betreffend oder dazu gehörig; Homa— 


— — — — — — — — — — — — —— ——— — — — — — — — — — — — — ——— — —— —— — —— —— — — —— —— —— — — 


homo 


giãl⸗Eid, Huldigungseid, Lehnseid; Homagiäls 
Steuer, Huldigungs- od. Lehnsſteuer. 
homalographiſch, |. Projektion. 

Hombre, j. L'hombre. 

Home, n. engl. (ſpr. hohm) ein Heim, Daheim, dir 
Heimat, Wohnung; Heim firStellfuchende in Lon— 
don, wo Koft und Wohnung gewährt wird; ho- 
mespun, engl. (pr. —ßpön), zu Haufe, mit der 
Hand geſponnen, Hausgejpinit, Hausleinmwand, 
auch ein wollener Damenffeiderftoff. 

Homeriden, pl. gr. (Homeridai, v. sing. Homeri- 
des) eig. Abkömmlinge des griech. Dichters Homer, 
dann eine Sängerfamilie auf der Inſel Ehios, 
twelche die Geſänge Homers durch Überlieferung 
foripflanzte, od. dergleichen in gleichem Geiste dich— 
tete; auch diejenigen, die Homerifche Gedichte vor— 
trugen; dageg. Homerliſten, Nachahmer des Ho- 
ner; a Bergil:c.; Homeromdftig, m. Homer- 
geigel, ein Beiname des den Homer kleinlich und 
janıifc) tadelnden Grammatikers Zoilos; dann 
ſchmähſüchtiger Nezenfent überhaupt. 

Homeriſches Gelächter, das Gelächter, in das bei 
Homer die Götter augbrecen. 

Homeruler, m. eugl. (ſpr. höhmruhler; v. home, 
daheim, u. rule, regieren) eine polit. Partei in 
Irland, die nach Selbitregierung (homerule), d. i. 
nad) eigenem Barlameitte trachtet. 

Homicidium, n. I. (vd. homo, Menjch, u. caedere, 
niederhauen, töten) der Mord, Totjchlag; homi- 
eidium casnäle, der zufällige, unvorſätzliche Tot- 
ſchlag; h. enipösum, der verjchuldete Totichlag 
aus Nächläjfigteit od. Verwahrloſung; h. dolo- 
sum, der binterliftige Mord; h. necessarium, 
ein notwendiger Totichlag, aus Notwehr; h. vo- 
lantarium, ein vorſätzlicher Totjchlag. 

Homilie, f. gr. (homilia,eig. Zufanmenfunft, Unter 
redung)ein Kanzelvortrag, eine kurze geiftliche Rede 
od. Predigt iiber Bibeljtellen, bibelerklärende Bre- 
digt; Homiliarium, n. nl. eine Sammlung von 
Homilien oder Predigten; Homilẽtil, f. gr. die 
Kanzelredekunſt, Bredigerfunit; Homiletiker, m. 
ein Lehrer der geiftfihen Beredſamkeit; auch ein 
Kanzelvedner; homilẽtiſch, kanzelredneriſch, kan— 
zelmäßig. 

Hommage, ſ. Homagium. 

homo, m. (Gen hominis, pl. homines) l. homme, 
fr. (ſpr. omm') der Menjc, der Mann; ad homi- 
nem, [. menfchlicherweile, nach bejonderer Denk— 
art, Faflungstraft und Beſchaffenheit eines Men- 
ichen; ad hominem disputieren, den Gegner 
mit feinen eigenen Waffen befämpfen; homo 
alieni juris, I. wer unter fremder, bej. väter- 
licher Gewalt, od. als Sklave unter der Gewalt des 
Herrn fteht; das Gegenteil davon: h. sui Juris, 
ein unabhängiger, Nefbftändiger Menſch; homo 
novus, |. unter novus; h- omnium horarum, 
ein Menfch von allen Stunden, d. i. der ſich in 
alfes zu fihieken weiß; homo proprius, ein eigner 
Mann, ein Qeibeigner; h. sum, humani nihil a 
ine alienum puto, ic) bin ein Menſch, u. erachte 
nichts Menfchliches als mir fremd, urfpr. Aus— 
ſpruch des Chremes bei Terenz; h. trium litte- 
rärum, ein Menſch mit drei Buchjtaben, d. t. 
fcherzhaft: ein Dieb (fur); homuncio, homuncü- 
Jus, m. ein Menfchlein, Keiner, elender Menſch; 
in Goethes Fauſt: ein durch chemifchen Prozeß er- 
zeugter Menſch, nad) der Schrift des Paracelſus: 
de generatione rerum naturalium, in welcher eine 
ausführliche Anleitung zur chemiſchen VBerfertigung 
de3 Homunfihus gegeben wird; Homme d'Affai⸗ 


Homodron 


res, m. fr. (fpr. omm’dafjähr’) ein Gejchäftsführer; 
Haushofmeiſter; Homme de Cour (Ipr. —uhr), 
ein Hofmann, Höfling; Homme de Yortüne, ein 
Glücksmann, Glückspilz; Homme de Kettres (Ipr. 
—lett'r), ein Gelehrter, und zwar ein folcher, der 
ſich haüptſächlich mit der Literatur und den ſchö— 
nen Wiſſenſchaften beihäftigt; Homme de Main 
(pr. — mäng), ein handfeſter Mann; Homme de 
Qualité (pr. — kaliteh), ein Mann von Stande, 
Vornehmer; Homme d'Eſprit (pr. — desprih), 
ein Mann von Geift oder Kopf; Homme d’Etat 
{ipr. —detah), ein StaatSmann; homme moyen, 
m. frz. (fpr. moaiähng, von frz. moyen, mittel-), 
der Durchſchnittsmenſch. 
Domodrdın, m. gr. (von griech. homös, gleich, und 
drömos,dasLaufen)ein Traghebel; Homeethnie, 
f. (v. ethnos, Bolt) gleiche Abſtammung von dem— 
ſelben Volke, Volks- oder Stammgleichheit; Ho— 
mogamie, f. die gleichzeitige Entwickelung der 
männlichen und weiblichen Teile einer Blüte; 
Homogen, gleihartig, verwandt, von ceinerlei 
Natur, entg. hHeterogen; homogene Größen, 
Größenl. diejenigen Größen, welche durch eine 
und diefelbe Einheit gemefjen werden; Homo— 
genität, f. die Gteichartigkeit; Homogrdmm, n. 
die Gleichſchrift; zuweilen aud): etwas mit glei- 
chen Buchftaben Gejchriebenes bei verſchiedener 
Bedeutung, 3. B. verichieden (marnmigfaltig) und 
verichieden (tot); eine Figur von gleichen Linien- 
zitgen; Homogrdph, m. gr. ein von dem Fran— 
zojen Burnier erfundenes Inſtrument zum per- 
jpeftipifchen Zeichnen; homokaͤrpiſch, gleichiriid- 
tig; Homologie, f. Übereinitinnmung, Beiſtim— 
mung; in der griechiſch-katholiſchen Kirche ſ. v. w. 
confessio, Symbol od. Firchliche Bekenntnisſchrift; 
homoloͤg(iſch), übereinſtimmend, angemeſſen, 
gleichnamig; Größenl. zuſammen- oder aufein— 
anderfallend, gleichliegend (homologe Punkte, Li— 
nien, Winkel ꝛc.); Scheidek. in der Korn der Bus 
ſammenſetzung eine gewiſſe Übereinitimmung zei- 
gend; homologieren, barbel. gerichtlich beglau- 
bigen, genehmigen; Homologation, f. gerichtliche 
Beglaubigung von Schriften; gerichtliche Genehmi- 
gung zur Bollziehung einer Handlung; Homtole- 
gumenon, n., pl. Homologimmeng, gr. allgemein 
anerfannte oder für echt gehaltene Schriften des 
N.T.; Homomallifch, einjeitig, auf cine Seite ge- 
fehrt, von Pflanzen; Homomdrghliich), gleich- 
geitattig: homonym iſch) (von gr. önyma,onöma, 
Nanıe) gleihnamig u. doppelſinnig; Hömonhmie, 
f. die Gleichnamigkeit, der Sleihlaut von Wörtern 
verjchiedener Bedeutung; auch Doppelfinnigteit, 
Sweidentigkeit; Homenämen, n., Pl. Homonäma 
und Homonijmen, gleichlautende Wörter verſchie— 
dener Bedeutung; doppelſinnige Wörter; Homo— 
phag, j-Omophag; homophönciſch) (v. phöng, 
Laut), gleihlautend; einjtimmig; Homophonie, 
f. der Gleichlaut (von 2 od. mehr Stimmen in der 
Muſik); homophüiliſch, aleihblätterig ; Homo— 
ptera, pl. Gleichflügler, eine Gattung der Halb— 
flügler od. Hemiptera (j.d.); homoſexnell, gr.- 
lat., gleichgeſchlechtlich, von geſchlechtlicher Liebe 
zum gleichen Geſchlechte entbrannt; Homoſexnua⸗ 
lismus, m. gr⸗l, Homoſexualität, f. die 
ðleſchoeſchiechtuͤchteit, die geſchlechtliche Liebe 
zum gleichen Geſchlecht, vgl. Päderaſtie, Tri— 
badismus; homotoͤniſch, zuſammenſtimmend, 
einhellig; Homonfie, f. gr. (von üsia, das Weſen), 
die Welenseinheit; homouſios, gleichartig, glei 
hen Weſens; homozentriſch — konzentriſch, 


———— — — — — — — —— — ——— — 
— — —— —— — — — —— —— —— —— —— — —— — — — —— — — — 


Hongri 339 


ſ. d.; Homozentrum, n. der gemeinſchaftliche 
Mittelpunkt. 

Homdon oder, Homoien, n. gr. (hömoios, a, on, 
ähnlich) das Ähnliche, Gleichnis; Homöobidtit, f. 
vorgebliche Kunst der Heilung durch die in jedem 
Körper nod) vorhandene gefunde Lebenskraft; Ho— 
möographie, f. ar. (von gräphein, fchreiben) ein 
von Boyer in Nimes erfundenes Verfahren, alte 
Zeichnungen und Drude ſchnell und genau auf 
Stein zu übertragen und genau und ficher zu ver- 
vielfältigen, die Ahnlichſchreibung; Homöomerie, 
f. (von meros, Teil) die Ähnlichkeit der Teile; die 
ac) der Anficht des griechischen Rhilofophen Ana» 
xagoras den Mafjen der einzelnen Dinge gleich- 
artigen Urbeſtandteile derielben; Homdopdth, m., 
pl. —— (vgl. Pathos 2c.), in gleicher 
Lage oder Stimmung Befindliche, Gleichgeſinnte, 
Genoſſen; auch Anhänger der homöopaäthiſchen 
Heilmethode, ſ. u.; homöopaͤthiſch, Ahnliches lei— 
dend, in ähnlichem Zustande ſich befindend, gleich— 
geſinnt; die Homöopathie betreffend; Homöo— 
vathĩe, f. Heilk. ähnlicher Leiden oder Verhalten; 
gleiche Gefinnung; auch = Hemöopdthil, f., die 
homöopathiſche Heilmethade (des Dr. Hahne— 
mann, der zu Beginn de? 18. Jahrhunderts das 
Wort auf feine Heilmethode anwaıdte), bejtehend 
in der Anwendung Feiner Gaben folder Mittel 
gegen ein Übel, welche bei einem gefunden Men- 
ſchen eben dieſes Übel erzeugen würden, 3. B. Ab— 
jührungen geaen Durdfälle x.; Homöophöna, 
pl. (von phöng, Laut) ähnlich lautende oder laut- 
verwandte Wörter; Homöophonde, f. die Laut— 
ähnlichkeit; auch = Homöophönik, f. eine Sanım- 
fung gleich und ähnlich lautender Wörter; Ho— 
möoptöten, n. Übereinftimmung des Biegefalls 
(Kalıs); Homödſis, f.(gr.homoidsis) die Verähn— 
lichung, das Gleichnis; die Belehrung durch Gleich— 
nifje; Homöotelenton, n., pl. Homönteleiite, 
ähnlich- oder gleicylautende Wortenden, Reime; 
homöotoͤniſch, ähnlich tönend; Homoiuſie, f. (v. 
üsia, das Wejen) die Weſensähnlichkeit; verfch. von 
Homouſie, f. Weiensgleihheit, Weſenseinheit; 
Homoinfianer oder Homänitätter, m. gr. in der 
Kirchengeichichte, Anhänger der Meinung, daß 
Sefus nicht aleichen Wefens (Homouitos), ſon— 
dern nur ähnlichen Weiens (hbomoinjios) mit 
Gott geweſen jei. e 

ee homotoniſch, |. unter homozeu— 
triſch. 

homuncio, homunculus, ſ. unter homo. 

Hondert, n. altes holländiſches Maß für Seeſalz = 
248,11 hi oder 7 Schiffslaſt zu 4000 Amſterdamer 
Handelspfund. 

honeſt, I. (honestus) anſtändig, ehrenhaft, achtbar; 
honestissimus, m. hodachtbarjter (als Titel); 
hon6stas, f. die Ehrenhaftigteit, Achtbarkeit, 
Würde; honestas publica, die öffentliche Ehren- 
haftigkeit, der gute Ruf; Honeſtine, f. im Klofter- 
weſen das Bortuch, Lendenſchurz; Honeftieren (I. 
honestäre), ehren, beehren, mit Anſehen befleiden. 

honett, frz. (honnete, altfr. honeste, von lat. ho- 
nestus)ehrbar,vechtichaffen, bieder; artig, gefällig; 
Honnetehomme, m. frz. (fpr. onnättomm) em 
ehrenhafter, ehrlicher Mann, Biedermann; Hon— 
netete, f. (fpr. onnäteteh) oder Honettität, f., 
Rechtſchaffenheit; Artigfeit, Gefälligkeit. 

Hongri, altital. pl. Ungarn, wurden alle Dukaten, 
die nicht in Italien gejchlagen waren, genannt; 
Hongreife, f. fr. (fpr. ongrochſ'; eigentl. fem. von 

Tongrois, ungarisch) ein ungarifcher Tanz. 
22* 


340 Hongs 
Songs od. Hongkaufleute, pl.chineſ. d. i. Sicher⸗ 
heitskaufleute, diejenigen Chineſen zu Kanton, 
welche mit Fremden Geſchäfte machen. 
Sonnenr, m. fr. (fpr. onnöhr; d. dem I. honor) die 
Shre; Ehrerbietung; die Honneurs, pl.die Ehren» 
bezeigungen, 3.8. die Honneurs maden, die 
inne Ehre od. ſchuldige Ehrerbietung erweiſen 
13.8. feinen Gäſten), jie bewillfommmnen, bewirten, 
unterhalten, begleiten 2c., die Hausehre bezeigen; 
Rartenfp. die Obertriimpfe oder aufeinander fol- 
genden höchſten Karten; im Kegelip. = Matſch; 
ar honneur, der Ehre wegen, ehrenhalber; 
vint d'ſonneur, |. Boint. 
honni soit, qui mal y pensey fr. (pr. honni Bod, 
fi malipdngß’; das altfr. honni, verhöhnt, von 
honnir, verhöhnen, prov. aunir, it. onire, ſtammt 
von dem deutjchen Hohn, höhnen, althochdtſch. 
hönen, got. haunjan) Hohn oder Troß fei dem, 
der Arges dabei denkt! (Aufjchrift des vom König 
Eduard II. in England 1350 geftifteten Ordens 
vom blauen Onlenbansk nachdem er mit je- 
nen Worten das einer jchönen Tänzerin entfallene 
Strumpfband aufgehoben Hatte. 
konor od. honos, m. (pl. honöres) I. Ehre, Ehren- 
bezeigung; Ehrenftelle, Anjehen 2c.; honos habet 
onus, Sprichw. Ehre hat Lait, Würde Hat Bürde; 
honoris causa, ehrenhalber; ad honörem, zu 
Shren, ehrenhalber; ad hondres, Dem Range od. 
der Würde nad); in honörem, zur Ehre; hono- 
res mutant mores, Spricht. Würden od. Chren- 
stellen verändern die Sitten, da® Benehmen; ho- 
»or di littera, altital. Kfſpr. Ehre des Wechjel- 
Hriefes, dejfen Annahme zum Auszahlen; daher 
Sonor⸗Tage = Neipelt-Tage, j.d.; Alzep- 
tation eines Wechjels per honor, d. i. zu Ehren 
des Auzftellers, gleichſam um feinen ehrlichen Na—⸗ 
men zu retten; Honorarium od. Hongrär, n. |. 
der Ehrenjold, Bergütung, Gebühren, Bezahlung 
der Arzte, Lehrer, Schriftjteller u. dgl. für ihre 
Arbeit; Honoraryrofeſſor od. Professor hono- 
rarlus, Ehrenprofejlor, ein Univerjitätälehrer, der 
bloß ehrenhalber oder, ohne zur Univerfität zu ge- 
Hören, die Erlaubnis hat, Borlefungen zu Halten; 
honorifice (Adverb dv. honorificus, 3, um, ehren- 
vol), auf ehrenvolle Weife, rühmlich; honörig, 
1.-dtich., gem. für anftändig, freigebig; honorie— 
ren (lat. honoräre), ehren, hochſchätzen, verehren; 
auch bezahlen (Anweiſungen und Wechſel); beloh- 
nen, den Ehrenlohn geben; Schiffjpr. einer Klippe, 
einem Borgebirge 2. ausweichen; honoräbel (lat. 
honorabilis), ehrenmwert, ehrwürdig, ehrenvoll; an- 
ehnlich, prädtig; Honorant, m. nlat. wer einen 
Wechjel für Rechnung eines andern annimmt; 
Donorät, m. ([. honorätus) eig. ein Geehrter, mit 
einer Ehrenjtelle Befleideter; ein oberer Ordens— 
geijtlicher; der, für Defjen Rechnung der Honorant 
einen protejtierten Wechjel annimmt oder zahlt; 
Honoxratiõren, pl. nl. (honoratiöres, Kompar. v. 
honoräti,die Geehrten) die Bornehmeren oder An— 
gejehenen eines Ortes, Leute aus den höheren 
Ständen; Honoration, f. (lat. honoratio) Beeh- 
zung; Annahme und Einlöfung eines Wechſels; 





— — — — — — — — — — — — ——— —— ———— —— ——— — 


Honved, m., pl. 


= oofer, . 


Horismus 


höna, Schande, Hohn; ol. honni) befhämt; ver» 
Ihämt, ſchüchtern; ſchändlich, ſchimpflich. 
pl.Honveds, ungar. (pr. Hönwehd(s), 
v. hon, Heimat, Baterland, und ved, Schuß, Wehr) 
Baterlandsverteidiger, Landwehr, entg. den für 
Sold angemorbenen Soldaten, 5. B. im ungari- 
hen Volkstriege gegen Öjterreich 1348 und 1849. 


Hoofah, Hoofa, engl., od. deutſch Huka, f. hindoſt. 


(hukkah, eine Zabatspfeife, v. perj.-arab. hukkah, 
eine Heine runde Schachtel, und eine Flaſche, durch 
welche der Tabaksrauch geht) eine indische Tabaks⸗ 


‚pfeife mit langem elaftiihem Rohr und einem 


N durch welchen der Rauch geht. 
uder. 

oplẽtit, f. griech. (von höplon, Gerät, Waffe) die 
Waffen» oder Bewaffnungslehre; Hoplit, m. gr. 
hoplites) ein geharnilchter, ſchwer bewaffneter Fuß— 
kämpfer; Hoplochrisma, n. Waffenſalbe, mit 
welcher man nad) einem alten Aberglauben die - 
Waffen beftrich, um die mit denjelben gemachten 
Wunden zu heilen; Hoplomaͤch, m. ein Gerüfteter 
od. Rüftungsfänpfer; Hoplomachte, f. der Kampf 
in völliger Rüſtung; Hoplothẽte, f. Waffenlager, 
Rüſtkammer. 


Soplometer, m. gr. (von hopl&, Huf) das Hufmaß, 


der Hufmeſſer, erfunden von dem franz. Tierarzte 
Riquet; Hoplametrie, f. Hufmeſſung, Maßneh— 
mung zum Hufbeſchlag. 


Doppelpopnel, n. ruſſ. ein Getränk aus Rum, Ei» 


gelb und Zucker mit Tee oder heißem Waſſer. 


Hopperboh, m. engl. (eig. Hüpfknabe, von hopper, 


Hüpfer, u. boy, Knabeſ ein ſich drehender Rechen, 
welcher da3 durch das Mahlen erhigte Mahlgut 
behuf3 deſſen Abkühlung ummendet. 


Hoqueton, m. fr. (ſpr. hod’töng) der Amtsrock der 


Bolizeidiener; ein Bolizeidiener. 


hora, f. I. (auch gr. höra, weiches aber urjprünglich 


die Jahreszeit bezeichnet) die Stunde; horao, pl. 
Sing- u. Bet-Stunden, Stundengefänge od. Stun- 
dengebete in Klöftern; daher horas fingen; horae 
canonicae oder kanoniſche Haren, aud horae 
reguläres, vorjchriftliche Gebetäftunden, für be- 
— Stunden vorgeſchriebene Gebete oder Ge— 
änge in Klöſtern 2c., ehem. Tageszeiten genannt, 
deren 7 waren: Mettine (um Mitternadt), 
Prim, Terz, Sert, None, Veſper, Kom— 
plett; horis subsecivis, in den Nebenftunden; 
hora rnit, Sprw. die Stunde rollt, eilt, die Zeit 
flieht; Hören, pl. (gr. Hörai, l. Horae) Fabell. die 
Beitgöttinnen, drei Göttinnen der Jahres- und 
Tageszeiten oder Yes Zeitwechjel iiberhaupt, der 
Ordnung und NRegelmäßigkeit, des Schönen und 
Liebenswirrdigen; fie jind Töchter des Zeus und 
der Themis (ſ. d.). 


hordöum, n. lat. die Gerſte; Hordeacẽen (hordea- 


cöae), pl. gerjtenartige Gewächſe, eine Gattung der 
Gräfer; Hordeölum, n. (Beril. von hordeum) 
Heilf. das Gerſtenkorn am Auge. 


Horebiten, pl. eine Partei der Hujliten, (jo genannt 


nach ihrem Verſammlungsorte, einem Berge in 
Böhmen, welchen fie nad) dem arab. Berge Horeb 
(eig. chöreb) nannten. 


Hpren, pl., |. unter hora. 
Horlsmus, m. gr. (horismös, v. horizein, begren- 
zen, höros, Grenze) die Begrenzung, bei. eines Be— 
griffes, LE N Tem Definition; Ho⸗ 
rismographie, f. die Grenzbeſchreibung eines 
Landes; Horizont, m. (horizon, begrenzend) Ge— 
ſichts- oder Sehfreis; die Kinımung, Begrenzung; 
Faſſungskraft; horizontäl, nl. wagerecht, waſſer⸗ 


Honorius, m. und Honorie, f. männl. u. weibl. 
ame: der und die Ehrenvolle, Geehrte. 

Zıonourable, engl. (fpr. dnnöräbbl’) ehrenmwert, in 
Ziteln, 3.8. most h. (fpr. mohſt —), Titel eines 
Marquis, oder: right h. {jpr. reit —), Titel der 
höheren Mdligen überhaupt. 

Gonteng, fr. (jpr. hongtöhs; v. la honte, die Scham, 
Schande,ital.onta, prov. anta, onta, vom althochd. | 


Hornift 


recht; Horizontale, f. die wagerechte Linie; Ho— 
rigontalfurhen, Höhenfinien, Schihtenlinien; 
Horizontalkurbenplan, Scihtenplan; Hori⸗ 
zontaltraft, Seitentraft; feitlich wirkende Kraft; 
orizontalplan, Schihtenplan; Horizontäl: 
srojeftion, ſ. Projektion; Horizontälſchub, 
Schubkraft, Seitenſchub; Horizontalſpalte, Quer⸗ 
ſpalte; Horizontälwage, Die Waſſerwage, ein 
erkzeug, um eine wagerechte Linie od. Fläche zu 
meſſen; Horizontalität, f. die wagerechte Lage. 
Sorniſt, m. (dtich. mit fremder Endung) ein Horn— 
bläfer; horniſieren, (dtich. mit fremd. Endung) zu 
hornartiger Maſſe verdichten, verhärten, z. B. hor⸗ 
niſiertes Gummi, Hartgummi. 


Sornhipe, f. engl. (ſpr. —peip, v. pipe, die Pfeife) | 
ein Blasinftrument, dieHornpfeife, bef.im Fürften- 


tum Wales; danach benannt ein Matrojentanz. 


Hörodift, m. gr. (vgl. hora) ein Stundenzeiger; 
Horographie u. Horologiographie, f. die Stun⸗ 
denbejchreibung; die Kunst, Sonnenuhren zumas 
hen, j.v.w. Gnomonik; Horologium, n. I. (v. 


gr. horolögion) ein Stundenzeiger, eine Uhr; in der 
griechiſchen Kirche ein Bud), aus dem man täglid) 
die kanoniſchen Horen fingt; Horolögen, pl.Stun- 
denverfünder, Stundenausrufen, Sklaven in der 
Borzeit; Horométer, n. gr. ein Stundenmeſſer; 
SHprometrie, f. die Stundenmeflung; Horofföp, 
m, (gr. horosköpos) ein Stundenbeobachter, Zei- 
hendeuter zur Zeit der Geburt eines Menjden; 
Horoſtoͤp, n. verf. aus Horoſtobium (gr. horo- 
skop&ion), der Stundenzeiger od. das Verzeichnis 


der Tag- und Nachtlängen an allen Orten und zu 


allen Zeiten; der Punkt der Ekliptik, der bei der 
Geburt eines Menfchen im Horizont aufgeht; aud) 
— Horoffopie, f. die Stundendeuterei, 


aus dem Stande der Gejtirne zur Zeit der Geburt 
eines Menſchen, 3. B. jemand das Horoffop 
Rellen, ihm aus dem Stand der Geftirne wahr- 
jagen, vgl. Nativitätitellen. 


Serögter, n. gr. (höros, Grenze, Ziel, und opter, | 
der Schauer, Späher, v. griech. Berbaladjektivum 


optös, fihtbar, gejehen) das Schziel, die Fläche, in 


der alle bei bejtiimmter Augenftellung einfach ges 


fehenen Bunfte liegen. 

äorror, m. l. (v. horrere, ftarren, jchauern, fich ent- 
jegen) der Schauder, Froſtſchauder; Entjegen, Ab- 
iheu; horror vacüi, m. Xatur!. Scheu vor dem 
Leeren, Vermeidung des leeren Raumes, welche 
man ehemal3 der Natur ausen um dadurd) 
manche Erjcheinungen, 3. B. das Aufiteigen des 
Wafjers in den Bumpen, zu erklären; Horreur, 
1. fr. (pr. orröhr) dag Entiegen, der Abſcheu; auch 
die Adjcheulichkeit; pl. Horreurs, abicheuliche 
Dinge; horribel, I. (horribilis) u. horrend (hor- 
xendus), entſetzlich, fürchterlich, ſchrecklich; horri- 
bile dictu, ſchrecklich zu ſagen; horribile visu, 
ſchrecklich zu jehen; Herribilität, f. nl. die Schreck⸗ 
lichkeit, Fürchterlichkeit; Herrefzieren, I. (horres- 
cere) ſchaudern, verabicheuen; orrid(l.horridus), 
itarrend, rauh, ftruppig; wild, ſchauerlich, fürchter— 
id; Horriditãt, f. nl. die Rauheit, Wildheit ꝛc.; 
Horripilation, f. nl. Heilk. fieberhaftes Fröfteln. 

Aors, ft. (jpr. ör; altfr. fors, prov. fors, foras, von 
l.foris, draußen, foras, hinaus) außerhalb; außer, 
ausgenommen; hors concours(jpr.ohr-fongkühr), 
außer Mitbewerb oder außer Wettjtreit um einen 
ausgejegten Preis fiir beſte Löfung einer Aufgabe; 
Bezeihnung höchiter Anerfennung, als über jedem 
Bergleih ftehend; bei Ausstellungen: zur Augftel- 





Zeichen⸗ 
deuterei, die Schickſaldeuterei od. das Wahrſagen — 
JHoſiaͤnna, hebr. Herr, Hilf ihm! hoch lebe er! 

! Hafpes, m. I. (pl. hospites) überh. ein Fremder, 
FIremdling; ein daft, Gaſtfreund, 


Hoſpes 341 


lung, aber nicht zur Preisbewerbung zugelaſſen; 
hors de Fe ee erKampf, 
kampfunfähig; hors de Ja loi (fpr. —loch, vogel- 
frei; hors de saison (fpr. —ßäſong), außer der 
Beit, zur Unzeit; Hors d’Denpre, n. (ſpr, ohr 
döw’r), ein Nebenwert, etwas Entbehrliches, Über- 
flüffiges; auch ein Beigericht, Vorfpeife. 

Horse guards, engl. (fpr. horsgahrds) engliſche 
Gardereiterei. 


Horse power, engl. (fpr. hors pau'r) Pferdekraft. 
Hortamen, Hortation zc., |. unter Hortieren. 
Hortenſia, f. nl. (v. hortus, Garten) weibl. Nante: 


die Gärtnerin, Gartenfreundin; ein befanntes aus 
China und Japan ſtammendes Ziergewäch? (jo ge- 
nannt nad) der 1788 geftorbenen Aſtronomin Hor⸗ 
tenje Zapeaute); Hortifultür, f. der Gartenbau, 
die Gartenkunſt; Hortitulturift, m. ein Garten⸗ 
fünftler; Hortolög, m. l.-gr. ein Gartenfundiger, 
bei. Blumenpflanzer; Hortologie, f. die Garten- 
kunde; hortoloͤgiſch, gartenkundlich; hortus sie- 
cus, m.l.eig. ein trodener arten, ein Kräuterbud;. 

Sortieren, l. (kortäri) ermuntern, ermahnen; Hers 
tãmen, n., pl. Hortamina, Crmunterungsmiittei; 
Hortation, f. (I. hortatio) die Ermahnung; hor⸗ 
tatib (1. hortativus) od. Hortateriieg, nl. ermun⸗ 
ternd, ermahnend. 


| Hporns oder Or, m. ein Ägyptijcher Gott, welcher 


die in voller Kraft ſtehende Sommerjonne darſtellt, 
Sohn des Dfiris und der Iſis, mit einem Sperber» 
fopfe abgebildet, und von den Griechen dem Apolls 
gleichgejtellt (Hieroglyphiih Hor, Har oder Her, 
wahrich. Licht bedeutend). 


| Hofeas oder Hoſka, m. hebr. (höschea, Rettung, 


Hilfe) männl. Name, einer der Heinen Propheten 
des U.T. 


irt, Gaſthalter; 
auch gelegentliher Bejucher einer Vorlefung, — 
Hojpitant; in manden geiftlihen Bildungsar- 
jtalten (Seminarien) werden auc) die ordentlicher 
Mitglieder als Tifch- u. Lehrgenoſſen jo genannt; 
pro hospite, als Gaſt; hofeitäl, (1. hospitälis), 
gaſtfreundlich, gaftlid); das Hofpitäl (abgek. Spi- 
tal, gem. Spittel), pl. Hefpitäler, ein Armen⸗ 
od. Berpflegunashaus, Pflegehaus, Siechen- oder 
Krantenhaus; Hoſpital-Brand, der in überfüllten 
unreinlichen, ſchlecht gelüfteten, tiefgelegenen, feuch» 
ten Hoſpitälern an Wunden und Geſchwüren durch 
Auſteckung od. von ſelbſt entſtehende kalte Brand; 
Hoſpital⸗Fieber, ein bösartiges Fieber, welches 
gemeiniglich in großen Krankenhäuſern entſteht; 
auch Lazarettfieber; Hoſpitalarius, m. ml. 
Aufſeher über ein Armen- od. Krantenhaus; Gaſt⸗ 
und Krankenpfleger in Klöſtern; Hoſpitalier, pi. 
die gaſtfreundlichen, barmherzigen Brüder, gewiſſe 
Ritter⸗ und Mönchsorden, die ſich die Verpflegung 
der Pilger zur Pflicht machten; Hoſpitallt, m. ein 
ins HojpitalXufgenonmener, ein tranfenhäusler; 
Hofpitalitin, eine Bfleghäuslerin; Hofpitalität, 
f. (l. hospitalitas) Gajtfreundichaft, Gaſtlichteit; 
Gaftfreiheit, das Gaſtrecht; Bufpitieren I. (hospi- 
täri), Oaft jein, bei jemand einfchren; als Fremder 
und Gaſt, z. B. den VBorlefungen eines on 
beitvohnen; Hoſpitaͤnt, m. (hospitans) ein Hör» 
gaft in Vorlejungen; Hoſhitium, abgef. Hofpiz, 
od. fr. Hoſpice, (pr. ospihh’), n. die Herberge, das 
Gaithaus; insbej. ein Herbergsflofter, beſ, auf der 
Höhe der Alpenpäffe; ein Trinfgelag der Studen- 


342 Hospodar 


ten; auch Gajttanz; hospitinm publieum, 
Brorenie, j.d. j 

Dospudär, m. jlav. (altjfav. und ruſſ. gospodarj; 
vgl. Despot) Herr, ein Titel der ehemaligen Für— 
jten in der Moldau und Walachei; Hospodarät, 
n. defjen Würde und Land. 

Softagium, n. ml. (v. hostis, fr. höte, firhospes) 
das Standlager. 

Hoſtenditium, n. nl. (von hostis, für Heer, Yeld- 
zug), auch der Hoſtendienſt, die dem Lehnsherrn 
v. den Vaſallen geleiitete Geldhilfe zu den Kriegs— 
koſten. 

Hofteria, f. ſpan. Oſteria, it. (von ml. hostis, 
prov. hoste, it. oste, Gajt, Wirt, I. hospes) ein 
Gaſthaus, Speiſehaus. 

Hoſtie, f. l. (hostia) eig. das Opfertier, Schlacht— 
opfer, Sühnopfer, das Abendmahlsbrot, in der 
kathol. Kirche; das für Meſſe und Kommunion 
vorbereitete Brot, vgl. Oblate; Heilige Hoſtie, 
f. in der Fath. Kirche: die gemweihte Hoftie, das 
allerheiligfte Aitarjaframent, Hpftiarins, m. — 
Oſtiarius, J.d. 

bostil, [. (hostilis, von hostis, Jeind, urjpr. Frem- 
der, Fremdling) al3 Adverb hostiliter, feindlich, 
feindjelig; hostili aniıno, mit feindlichem Sinne; 
Hoftilität, f. Feindſeligkeit, Teindlichkeit; pl. Ho⸗ 
ftilitäten, Feindſeligkeiten; Hoſtilitium, n. ml. 
die Kriegsſteuer. 

Hotchpot(ch), m. engl. (ſpr. Hotichpotljch]), der 
Miſchmaſch, ſchottiſche Suppe aus Würzfleiſch und 
den verſchiedenſten Gemüſen. 

Hot-cockles, pl. engl. (eig. heiße junge Hähne) 
Handſchmiſſe, ein Spiel dev engliſchen Matrofen. 

Hotel, n. fr. (jpr. viell; v. altfr. hostel, prov. hostal, 
ostal, v.nıl.hospitale,hospitalis, gaftlicher Aufent— 
halt3ort, Palaſt; vgl. Hofpital und Hospes) ein 
großer Gaſthof, vornehmes Gaft- od. Wirtshaus, 
auch bloß: Hof, z. B. hötel deBaviere, bayerijcher 
Hof ꝛc.; ein Palaft, großes Wohnhaus, Herren- 
haus; Hotel-Ddien, n. ſpr. —djöh) eig. ein Gottes— 
Gaſthaus: ein großes Krankenhaus in Paris; 
Hötel de Ville (jpr. —d'wihl), das Stadt- oder 
Rathaus; hötel garni, Wohnung mitHausgerät; 
Hotelier, m.{jpr. oteljeh) der Gaſtwirt; Hpteliere, 
t. ($pr. oteljähr’) die Gaſtwirtin; Hptellerie, £. die 
Saftwirtichaft; Grand Hötel, m. frz. (ipr. grang 

—), großes Hotel, Kurhaus. 

Hot-flue, m. engl. (fpr. —flju; von hot, heiß, und 
fiue, Kaminröhre, Rauchfang) ein aus heißen Röh— 
ven zuſammengeſetzter Trodenapparat fir feine 
Baummollenzeuge Minfjelin). 

Hotipur, ın. engl. (jpr. hotßpör) Heißſporn, urjpr. 
Beiname de3 aus Shafejpeares Heinrich IV. be— 
kannten heißblütigen Heinrich Percy, überh. ein 
Hitzkopf, Braufefopf. 

Hottentotten, pl.(holländ. sing. Hottentot, inihrer 
eigenen Sprade Quaqua) die Landes-Eingebornen 
auf der Südjpige von Afrika; uneig. aüch rohe, 
ungebildete Menſchen; Pottentottdde, f. ein 
Hottentottenlied oder -gejang. E 

Houaͤri und Houri, n. (pr. Hu—) ein offenes Fahr⸗ 
eug mit hohen dreieckigen Sprietjegeln, bef. in 
& ranfreich. 

Houille, f. fr. (ſpr. uf’) die Steinkohle; houillere, f. 
(fpr. ujähr) Steinfohlengrube; houilleur, m. ‘fpr. 
ujöhr) Kohlenarbeiter. 1 

Honppelande, £. fr. (jpr. up’langd; von der ſchwed. 
$rov. Upland) ein weiter Überzieher, Übderrod. 

Hourdi, m. frz. (pr. Hur—), Flechtwerk, Duerbal- 
fen (beim Dachdecken). 


| 


| 


human 


Houri, Hari, £ (pr. 9u—), pl. Houris, |. Hurt. 

house of Commons, n. engl. (fpr. haus of fonr- 
möns) das Haus der Gemeinen, das Unterhaus 
oder Unter-Barlament; h. of Lords oder Peers 
(fpr. —pihrs) das Haus der Lords, das Oberhaus 
in England. 

How do you do, engl. (fpr. hau du ju dit) wie geht's? 

„was machen Sie? | 

Hunden, £. pl. Hnaͤcas, die Grabfiätten der Urein- 
wohner von Bern, vieredige Gebäude von Stein 
od. Erde, in welchen die Verftorbenen in ftBender 

„Stellung beigeſetzt wurden. 

Hubertus (von deutich Hugibert, d. i. der durch 
Seijt[got.hugs, Sinn, Berjtand] Glänzende)Schutz 
herr dev Jäger; der Huhertusorden, ein zu Ehren 
der Jägerei geitifteter Ritterorden; Hubertine, f. 
weibl. Name: die durch Geijt Berühntte, 

Huckaback, engl. feſter Leinendamaſt (zu Tiſchzeug 
verwendet). 

Hucker. Hufer, ın. (holl. hoeker, engl. hooker) ein 
holländifches breites und flaches, hinten rundes 
zweimaſtiges Yahrzeı 

Huẽba, Uiba, Ueba, 
= 31 bis 371. 


Huerta, f. pl. Hnertas, ſpan. (von l. hortus) eig. 
ein arten; künſtlich bewäſſerte Ländereien im ſüd— 
lihen Spanien. 

Hugendtten, pl. (fr. Huguenots, eig. Berff. von 

ugue, und uripr. Eigenname eines Ketzers und 
Verſchwörers; n. a. entit. aus Idgnohs [Iguenots, 
Ignots, Egnots, Eugenots], d. i. Eidgenoffen, wie 
die Neformierten zu Genf, weil fie zur fchiveize- 
riſchen Eidgenoſſenſchaft hielten, ſich ſelbſt nannten, 
worauf man in Frankreich Reformierte und Eid— 
genoſſen für gleichbedeutend nahm) anfangs Spott= 
same, dann allgemeine Bezeichnung der Refor— 
mierten in Frankreich. 

Hühnervlogie, f. Di.-gr. die Hühnerzuchtfunde; 
Hühnerolog, m. Hühnerzüchter; hühnerologiſche 
Geſellſchaft, eine Bereinigung zur Förderung der 
Hühnerzucht. (Vord. 

Hui, n. holl. ein einmaſtiges Fahrzeug, mit flachem 

Huile, f. fr. (ſpr. üihl; vgl. lat. ol&um) Ol; à Phuile, 
in OL (z.B Sardinen à Phuile); huilier oder 
huiliere. (pr. üihljeh oder üihliähr) lſtänder, 
kleines Geſtell zu den Ol und Eſſigflaſchen auf der 
Tafel. An. 

Huiſſier, m. fr. (pr. hüiſſjeh; d. L. ostiarius, ml. 
ustiarius, it. usciere, d. altfr. huis, prov. uis, us,, 
it. uscio, l. ostium, Tür) ein Türſteher; Gerichts— 
diener. 

hujus, sc. mensis, I. (Gen. v. hic, haec, hoc, dieſer 
xc.) Diefes oder desſelben, nämlich Monats; huju» 
anni, dieje3 Jahres; hujus loeci, dieſes Orts. 

\. Hookah. 

— f. on jpan. hueco, Hohl; weit, v. Kleidungs— 
jtiiden, von got. halks, leer) der Mantel, Uber— 
wurf der Spanier und Niederländer. 

fer, ſ. Hucker. 

Sn HAPE ın. ein Felt bei den Hindus, zu Ende 
März, an welchem Leichtglänbige zum Scherz hier- 
und dorthin geſchickt werden; der legte Tag tit das 
neue Jahr, unfer 1. April. 

Hulf, ın. engl. (fpr. hoff; hoff. hulk, niederd. holk, 
althochd. hocho, verw. mit gr. holkäs, Zug- oder 
Laſtſchiff, von helkein, ziehen) eine Art Laftichiffe; 
der Schiffsrumpf; bef. ein abgetafeltes Schiff zur. 
Aufnahme von Berbredern; ſ. — 

human, I. (humänus, von homo, Menſch), menſch- 
fich, menschenfreundiich, gütig, feutfelig, gefällig; 


ig. 
. ein Fruchtmaß in Tunis 


Humation 


Humantöra, b. Humanitäts-Studien vd. Hit= 
maniſtiſche Studien, pl. die den Menjchen zum 
Menfchen bildenden jchönen Künste und Wiſſen— 
ichaften; bej. die alten jogen. klaſſiſchen Sprachen 
und die altgriechiiche und römijche Literatur und 
Altertumstunde; Sprach- od. Schulgelehriamteit; 
daher der Humanismus, nl. das Erziehungs u. 
Unterrichtsſyſtem, welches die höhere Merten. 
bildung vorzugsweiſe auf die Erlernung der alten 
Sprachen und ihrer Literatur baut, * dem 
Philanthropinismus (j. d.); Humaniſt, m. 
ein Sprach- oder Schulgefehrter, der die Huma— 
niora lernt und lehrt, vgl. Bhilolog; humani— 
fieren, barb.=l. (fr. humaniser), menjchlic), mild, 
gefittet machen, vermenjchlichen; Huumanifierung, 
f. die Bermenihlidung, Bildung; Humanitaris- 
mus, m. (fr. humanitarisme, vd. humanitaire, den 
gejelligen Berfehr und dejjen Einrichtungen betrej- 
fend) die innere Einrichtung und Anordnung der 
menschlichen Gefellichaft, eine jeit 1839 entwickelte 
kommuniſtiſche Richtung; Humanitär, hierauf be- 
züglic); Humanität, f. l. (humanitas) die Menſch— 
heit, das Menjchentum, die edle Menjchennatur u. 
die darin gegründete Menſchenwürde; Menjchen- 
ee Milde,vasMenjchen- 
gefühl. 

— f. (. (humatio, von humäre, beerdigen, 
von humus, Erde, Erdreich, Erdboden) die Be- 
erdigung. 

humble, ir. (jpr. öngb'l; von (. humilis, und dies 
bon humus, Erdboden) niedrig, gering; bejcheiden, 
gehorſam; tr&s humble, ganz ergebenit. 

Humbug, m. engl. (jpr. Hömbög, aber gewöhnlich in 
deutſcher Austprace: Humbug, von engl. hum, 
jummen, Gebrunm, und bug, ana) bejond. in 
Nordamerifa üblich fir Betrug, Auffchneiderei, 
Schwindel. 

humeltieren, [. (humectäre, von humeectus, feucht, 
humöre, feucht jein) anfeuchten; Humektantia, 
pl. Befeuchtungsmittel, anfeuchtende Heilmittel; 
Humeltation, f. nl. die Benetzung; humektib, 
anfeuchtennd. 

humeräl, ıl. (von (. humerus, die Schulter) die 
Schulter betreffend od. dazu gehörig; Humeräle, 
n. das Schultertuch unter dem Meßgewande ka— 
tholiſcher Prieſter. 

Hümeur, f. (ſpr. ümöhr; eig. Feuchtigkeit, vom 1. 
hümor; vgl. Humor) die Gemütsſtimmung; bonne 
humenr (jpr. bonn ümöhr), gute Laune; mau- 
vaise humeur (jpr. mowähſ —), üble Laune. 

humid, I. (humidus; fr. humide) feucht, naß; hu— 
midieren, nl. (fr. humider und humidier) feucht 
machen, anfeuchten; Humidität, f. nl. die Feuch— 
tigkeit, Näfle. 

Humilubation, j. unter Humus. 

bumil, I. (humilis, vgl. humble) niedrig, demütig; 
humiliieren,[.(humiliare)demütigen,erniedrigen; 
fränten; humiliänt, erniedrigend, demütigend; 
re zen mare, f. a) die Des 
muttgung, Derabwurdigung, Kränkung; Humili— 
tät, f. ((. humilitas) Niedrigteit, Ban 

Humin 2c., |. unter — 

vᷣũmor, m. lat. die Feuchtigkeit, Näffe, das Naß; 
humor aqu£ns, nl. die wäßrige Feuchtigkeit, und 
humor vitrus, die Glasfeuchtigfeit im Auge; 
humor Jacrimälis, die Tränenfeuchtigfeit; hu⸗ 
moräl, nl. die Feuchtigkeiten des Körpers betref- 
fend, davon herrührend; Humoräl-Ficher, Fluß— 
Reber; Humorismus od. Humoral-Pathologie, 


Hurricane 343 
heiten aus Verderbnis der Säfte fjeßt verdrängt 
durch Virchows Zellularpathologie), entg. Soli- 
dar-Bathologie; Humerälpatholögen, Arzte, 
welche diefer Lehre anhängen. 

Humör, in. (it. umöre, engl. hamor, von dem lat. 
hümor, Feuchtigkeit; die alten Arzte leiteten nänt- 
lich aus der Mifchung der feuchten und der trocke— 
nen Elemente im Körper die Beichaffenheit des 
förperlichen und geistigen Wohljeing ab, und ſo 
befam das Wort humor dieBedentung von Stim— 
mung, guter od. übler Laune 2c.) ſcherzhafte, hei- 
tere Laune; gemittvoller Scherz; Humoreske, !- 
eine launig gefchriebene Erzählung oder Abhand— 
funa; Humoriſt, m. ein launiger Schriftiteller; 
humoriſtiſch, launig, wohlgelaunt; Humerific- 
ven, mit Laune darſtellen, jchreiben. 

Hümus, m., r. f. L. überhaupt Erde, Erdreich, Erd— 
boden; insbeſ. Ackerkrume, Sartenerde, Gewächs— 
oder Dammerde, der erdige Rückſtand verweſter 
Tier⸗ u. Pflanzenkörper; Humin, n. der ſchwarze, 
in Kalilauge unlösliche Stoff der Dammerde ic. ; 
ift er in Kalilauge löslich, jo heißt er: Humin-— 
faure, Humifnbation, f. I. (von cubäre, liegen, 
jchlafen) das Liegen auf bloßer Erde; humos, 
fruchtbar, Humusartig. 

undred, n. engl. (jpr. höndred) eig. Hundert, das 

Hundert; der Gau, Bezirk, die Hundertichaft, eine 

Abteilung einer — Grafſchaft, vormals 

vielleicht von hundert Gütern od. Dörfern; Hun— 

dredweight, n. (ſprich: höndred-ueht) = Cent— 
weight, der Zentner = 4 Quarter (Viertel) zu 

28 Pound (Bfund), alfo = 112 Pfund. (Val. auch 

avoir). 

Hiüne, fein Fremdwort, fondern altd. (älter neuhochd. 
Heune, mhochd. hiune, der Riefe=althochd., Hüni, 
Hün, ml. Hunus, Hunnus, der Hunne) ein Riefe, 
ein ungewöhnlich großer, jtarfer Menſch; daher 
Hünengräber, hohe Grabhügel der alten Heid- 
niſchen ee an im nördlichen Deutichland. 

Hunter, m. engl. (von hunt, jagen) ein Jäger; ein 
englifches Jagdpferd, bef. gut in Yorkſhire und in 
Irland gezogen. 

Huntsman, m. engl. (fpr. Höntgmän) Jägerburſche 
zur Beauffichtigung der Jagdhunde. 

Huratän,m.ipan. ein Wirbeliturm, Orkan auf Kuba. 

Hurdle-race, n. engl. (pr. hördl-reß), das Hürden— 
rennen, Hindernistennen. 

Huri, £., pl. Huris, arab. (eig. per). vom arab.hür, 
pl. von ahwar, gazellenäugig, ſchönäugig) Huldin- 
nen, Schöne Weiber oder ewig junge Genoſſinnen 
der Seligen in Mohammeds Paradiefe. 

huriuberin od. hurlubrelu, fr. (pr. u wie ü) hur— 
feburle, Hurliburfi, geradezu, unbeſonnener Weife, 
täppiſch; Hurlyburlh, n. engl. (ſpr. hörrlibörrli) 
ein Getöſe, Wirrwarr; Auflauf, Aufruhr. 

Hurönen, pl. von den Franzoſen in Ober-Kanada 
gebrauchte Bezeichnung der Wyandots, eines In- 
dianerjtamms in Nordamerita (wohl nad) dent 
Huron-Gce, |pr. jurön). 

hurra! (nicht ein ruſſiſches Fremdwort, ſondern 
deutſch, mhochd. hurra, Befehlsform zu mhochd. 
hurren, ſich ſchnell bewegen) ———8 
des Beifalls, der Ermunterung, Feldruf bei ſtür— 
miſchem Angriff. 

Hurri,.n. engl. (aus engl. hurry, ſpr. hörri, Haſt, 
Eile, Wirrwarr, von engl. to hurry, eilig, antrei— 
ben, jagen, verwandt mit mhochd. hurren, ſich eilig 
bewegen) heftiges Zanten, ſtärke Schelte (bei Goethe 
u. Q.). 


Sr 


f. L-gr. Krantheitslehre mit Herleitung der Krank | Hurricane, m. engl. (fpr. hörritehn), ſ. Hurafan. 


344 Huſar 


Hufär, m. ungar. (huszär; ſeit dent 16. Jahrh. im 
Neuhochd. in Gebrauch) eig. ein ungarifcher Reiter; 
leicht bewaffneter und leicht gefleideter Reiter. 

Hufliten, pl. böhmijche Brüder, Anhänger und Rä⸗ 
cher des böhmischen Religionslehrer Johann Huß, 
der im Anfang des 15. Jahrh. wider den Bapit 
und die herrichenden Laſter der®eiftlichfeit eiferte 
und 1415 zu Ronftanz von der dortigen Kirchen— 
verſammlung zum Sceiterhaufen verurteilt und 
verbrannt wurde; huſſttiſch, von denfelben her- 
rührend oder diejelben betreffend. 

Huftings, pl. engl. (pr. höstings; v. altfr. hustin, 
Zant, Streit, Lärm) eig. das Stadtgericht; die 
Wahlbühne, die Nednerbihne, auf welcher bei Par— 
lamentswabhlen die Bewerber Reden an die Wahl- 
männer halten; auch überh. der Berfammlungsort 
bei Parlamentswahlen. 

Hüttenzentner, m. — 115 Pfb. 

divo, m. RER in China = Ys Tſchi od. Tau 
— 51,551. | 

Hhaͤden, pl. gr. (Hyädes, v. hyein, regnen) die Re— 
genjterne,mit deren Aufgange die Alten die Regen— 
zeit erwarteten, eine helle Sterngruppe im Kopfe 
de3 Stier, mit dem Hauptiterne Aldebaran, 
— Bach od. Teich⸗Nymphen, Töchter des 
Atlas. 

Hha⸗-hha, m. der Milchbaum in Guiana, deſſen milch- 
artigen Saft die Eingebornen ftatt der Milch bes 
nußen. 

Hhalit, m. gr. (von hyalites, zum Glas gehörig, 
hyälos, Glas, glasartiger Stein), Glasopal, Ba- 
jaltglas, Lavaglas, Miülleriches Glas, eine durch— 
jichtige, glasglänzende Art des Opal; auch eine vom 
Grafen Bucquoy erfundene glänzend jchwarze, 
glasartige, undurdjlichtige Waffe zu Runftgefähen; 
Hynlitis, f. Heilf. Entzündung des Glaskörpers 
im Auge; Hyalographie, f. eine aus Bernſtein, 
durchſichtigem Harz, Glas und Kriſtall beitehende 
Moſaik; auch ſ. dv. w. Hyalothypie, f. die neier- 
fundene Kunst, Zeichnungen auf Glasplatten ein» 
zuägen und diefelben abzudruden = Pyropho— 
tographie, hyaloĩdiſch oder hyalödiſch, glas- 
artig; Hyaloidẽa, f. die Glashaut oder die Haut 
der Glasfeuchtigkeit im Auge, Hyalürg, m. ein 
Glasmacher; Hyalnrgie oder Hyalurgil, f. die 
Glasbereitung, Glasmacherkunſt. 

Hhaͤnche, f. gr. (hys, Schwein, anchein, engen, zu- 
ſchnüren) eig. Schweinsbräune, die Mandelbräune. 

Hnäne, f. gried. (hyaina, von hys, Schwein, wegen 
ihrer Ahnlichkeit mit einem ———— eine von 
Raub und Aas lebende Raubtiergattung; Hyä— 
nenhund, der Steppenhund, afrikaniſches Raubtier. 

Hyazinth, m. gr. (nyakinthos) Fabell. ein ſchöner 
Süngling, den Apollo aus Verſehen mit der Wurf- 
icheibe tötete und aus deijen Blute die gleichna- 
mige Blume (nicht unfere Hyazinthe, jondern 
mwahrich. die blaue Schwertlifie oder der Garten- 
ritterfporn) erwuchs; daher im Altertum ein Edel- 
ftein von der Farbe jener Hyazinthblume, wahric. 
unjer Sapphir; jest einanderer Edelftein,blättri- 
ger Zirkon, ſ. d.; Hyaziuthe, f. die Märzblume, 
ein befanntes Zwiebelgewächs. 

Hybama od. Hybam, n., und Hybofis, f. gr. (von 
hybün, auswärts frümmen, budlig machen, von 
hybos, die Krümmung nad) außen, der Budel) ein 
GbriDa BUbrHDIN, f. Hißrida, Hibrinife 

Hybrida, hybr „ſ. Hibrida, hibridiſch. 

Hydartäraiis od. Hydarihrüfe, f. gr. (von hydöor, 
&.hydatos, Waffer) die Gelenfwafjeriuht = Hy - 
drarthron; Hydätis, £., pl. Hydatiden, Woſſer⸗ 


vhdrachne 


bläschen an lebenden Körpern; Blaſenwürmer im 
dem Fleiſche; im Gehirn 2c. vieler Säugetiere; 
Hydatina, pl. eine Art Infufionstierchen, zu dem 
Raͤdertierchen — Hydatismus, m. das 
Wafferkollern in Bruft oder Unterleib; auch das 
Lungenfchwappen; Hpdatiten, pl. Sternforallen 
mit wellenförmigen Strahlen; hydatochlöros, 
waflergrünlich; Hydatochröns, waljerfarbig; by⸗ 
datddes oder Hydatudifh, wäßrig; Hydatoges 
nejis, f. die Wafjerbildung; Hydatoͤncus, m. die 
Waſſergeſchwulſt; Hydatophilus, m. der Waſſer⸗ 
freund, Anhänger der Kaltwäſſerheilkunde; Hyda⸗ 
toi, k. die Wafferfucht hydaͤtriſch, waſſerähnlich; 
Hydatoſtopie, |. er ' 
Hydepark, m. engl. (ſpr. heidpark, gew. aber heipark, 
von hyde, hide, der Pflug oder die Hufe Landes) 
ein Fönigl. Tiergarten und Spazierplag in London, 
zu dem Bezirk von Wejtminiter gehörig. 
Syöra, f. gr. (v. hydör, Wafler) oder Hyder, eine 
alferichlange, bei. die lernäifche Hyder, ein 
fabelh. viel£öpfiges Ungeheuer in dent — 
Lerna, dem für jeden abgehauenen Kopf zwei nach— 
wuchſen, das aber von Herkules erlegt wurde; dah. 
bildliich ein Übel, das um fo mehr zunimmt, fe 
mehr man es zu vertreiben jucht; auch der Arm⸗ 
polyp od. Bielarım, |. en. Kl. 
Ydrdchne, f. gr. (vd. hydör, Waffer) Heilt. Wafjer- 
bläschen auf der Haut od. im Munde; Hydraͤch⸗ 
nis, f. Waflerpode; Hydracidum, n. gr.A. eine 
Waſſerſtoffſäure; Hydragöga, pl. oder hydra⸗ 
gogiſche Mittel, waſſerabtreibende Mittel; Hy— 
Drafme, £. die krankhafte wäſſerige Beſchaffenhéit 
des Blutes; Hydrangium, n., pl. Hydrangia, 
Waſſergefäße, — Lymphgefäße; Hydrangio— 
grabhie, f. Beichreibung der Lymphgefäße; Hh= 
Drangiologie, f.dieLchre von den Lymphgefäßen; 
Hydraͤnt, m. eine Vorrichtung zur Entnahme von 
Waſſer aus Wafjerleitungen, bei. zum Feuerlöſchen; 
SBallerpfoften, Senerpfoflen, a. Hydrar⸗ 
gillit, m. gr.-lat. ein natürliches Tonerdehydrat, 
aus Tonerde und Waſſer beſtehendes Mineral; 
ydrargijjrum, n. Queckſilber, eig. Wafjerfilber; 
Hüdrargyriäſis od. Hydrarghröſis, f.die Dued- 
jilberfrantheit; Hydrarthron, n. Heilk. Gelenk 
Waſſerſucht, = Hydarthrojis; Hydrät, n. 
Scheidek. Wafjerverbindung, dem. Verbindung des 
Waſſers mit einer Säure $ B. Schwefeljäure- 
hydrat) oder einer Baſis (z.B. Kalkhydrat), worin 
e3 im erjteren Falle die Rolle einer Baſis, im leß- 
teren die einer Säure jpielt; Hydratwaſſer, Das 
auf folche Weife gebundene Waſſer; Hydratifiert, 
angefeuchtet; mit Wafjer verbunden; Hydramiik, 
f. die Wafferbewegungslehre, Waſſerkraftlehre, 
Lehre von der Bewegung und Dem Drude flüſſiger 
Körper; Bee Waſſerkunſt; hh⸗ 
drũũliſch, zu dieſer —— gehörig; durch 
Waſſerkraft bewegt; 53 un — 
B. hydrauliſcher Kalt, ein aus Traß od. Zu 
te u — — ebrauchter Mörtel, 
der im Waſſer — vgl. hydrau⸗ 
liſcherunfzug, Waſſerkraftaufzug; hy drauliſcher 
Balancter, 2: ferfäulen- Gegengewicht; hydrau 
licher Weoter, Wellertraft-Triebwerf; die Ad» 
drauliſche Breife, = hydroſtatiſche Preſſe, 
j. d.; Der hudrasıti e Widder od. Stößer (fr. 
belier hydra .lique, jpr. beljeh idrolik), eine durch 
den Stoß wirkende Waſſerhebungsmaſchine; Ha 
drauliſches Ventil, bei —— im 
Gebrauch, um den Gaszufluß Schnell abzujperrem; 
öydranlifer, n. ein Waſſ exrbaufimftfer; hydras» 


— 


Hydrachne 


licum horologium, n. fat. eine Waſſeruhr; Hy— 
draulon oder hydraulicum orgänum, n. eine 
Waflerorgel; Hydraulikoſtätik, f. A die Lehre 
von dem Luftdrud, den fließendes aſſer auf die 


Wände eines Kanals hervorbringt; Hydreläon, 
n. Waſſeröl, eine Mifchung von Ol und Wafler; 


zum f. das Wafferbrechen, ar | 


ydrenzephalium, n. Gehirnhöhlenwaſſerſucht; 
Huͤdrenzephalitis, f. Gehirnwaſſerſucht; Hydren= 
zephalus 2c., — Dydrozephalus ıc.; Hydrepi⸗ 
gaftrinnt,n. äußere od. oberflächliche Bauchwafjer- 
Jucht; Opdridden, pl. (vom sing.hydriäs) Wafjer- 
nymphen; Hydriajis, f. Wafferheilung, Heilung 
durch Waller; Hydriaſiologie, f. Waflerbeillehre; 
Hpdridtrif, ft. Waflerheiliunit; Hydrda, f. = 
Hydatis; Hydrobaät, m. der Wafjerläufer, die 
Taucente; Hydrocarbive, n. fr. (fpr. idröfär- 
bühr; carbure, Verbindung des Kohlenstoffes mit 
einem Metall), dieBerbindung des fchtwefelhaltigen 
Waſſerſtoffgaſes mit Metallen (Chemie); Hudro— 
<ele, f. der Waſſerbruch, die Anfammlung von 
Waſſer in der Scheidenhaut der Hoden; Hydroce- 
phälns, m. oder Hydrocephälon, n. Hinhöhlen- 
Waſſerſucht, ver Wafjerkopf, die Kopfwaſſerſucht; 
gg od. Hydroteramen, pl. irdene Ge⸗ 
fäße, melde Feuchtigfeiten ſchnell durchſchwitzen 
laſſen und dadurch bis zum Gefrieren abkühlen; 
Hydrochlõor⸗Säure, Scheidek. Chlorwaſſerſtoff⸗ 
jäure, Salzſäure, eine Verbindung von Chlor mit 
Waſſerſtoff; Hydrocholechſtis, k. Oallenblafen- 
waſſerſucht; Hydrpcälie, k. Bauch-Waſſerſucht; 
Sujdrozyaun⸗Sãure, f.Blaujäure; Hudroderma, 
n.die Hautwaſſerſucht; Hyd rodhnaͤmik, k. Naturl. 
die Waſſerkraftlehre, Waſſerbewegungslehre oder 
Wiſſenſchaft von den Geſetzen der Bewegung flüf- 
jiger Körper im allgemeinen, .Dynamif; Hydro- 
eiettriſch, 3. B. hydroeleitrifher Strom, ver 
Strom einer aus Metallen u. Flüſſigkeit beftehenden 
galvaniſchen Kette; Hydroextrakteur, m. gr.-fr. 
(pr. —töhr) eig. Waflerauszieher, Schleuderma- 
ſchine zum Trocknen; Hydrogaſter, m. Heilf. die 
Bauchwaſſerſuchtz Hyprogenlinm), n. vder Hy⸗ 
drogen⸗Gas, Scheider. Waſſerſtoff, ein gasfürmiger 
Grundſtoff, der in Verbindung mit Sauerſtoff das 
Waſſer bildet; 9drogen-Erleuchtung und Hy⸗ 
drogen-Heizung, Erſeuchtung und Heizung mit 
Waſſerſtoffgas; hydrogeniert, mit Waſſerſtoff ver- 
bunden; Hydrogeniſation, k. barb.i. die Ver— 
bindung mit Waſſerſtoff; Hydrogén-Pol, m. der 
negative Bol der Voltajd;en Säule, an welcher 
ſich bei Herlegung des Wafjers der Waſſerſtoff aus- 
ſcheidet; Hpdrogerlogie, f.gr.die Wafjer-Erdlehre 
vd. die Lehre v. ver Bildung der Erdoberfläche durch 
Bafler;Hydrogleffum,n.dieZrofhleihgeihmwulft 
unter dei Zunge; Oyprographie, f. die Gewäſſer⸗ 
oder Wafjerbeichreibung; Hybrograͤph, m. ein 
Waſſerbeſchreiber; hydrog raͤghiſch, waſſerbeſchrei⸗ 
bend; die Gewäſſer darſtellend od. abbildend; h y— 
drographiſche Karten, Waſſerkarten, Fluß- u. 
Seekarten; Hudrokardie, f. Heilk. die Heizbeutel- 
Waſſerſucht; Hydrokeraͤmen, ſiehe oben ydro— 
cerama; Sydrotkonion n. das Waſſerſtaubbad; 
Hydrofranisım, n. Die Gehirnwaflerfuht; He 
drolith, m. Wafferjtein, eine künjtliche de 
maſſe; Hydrologie, f. die Beſchreibung der ver- 
ihiedenen Gewäſſer auf der Erde in Hinficht der 
wancherlei fremden Stoffe, womit fie vermiſcht 
nd; hudroloͤg iſch, waſſerkundlich; Hyprofogien, 
griech oder Pydrologium, neulat. n. die Wafjer- 
uhr; Hydrolgt, m. ein in Wafler löslicher Kör— 


z 


er; — — — — nn — 
— — — — — — — — — — — — — — —— — — — — — — — — — — — — 


Hydrachne 345 


er; ydromanie, f. die Waſſerwut, die Begierbe, 
—* ins Waſſer zu ſtürzen; unauslöſchlicher Durſt; 
übertriebene Anhänglichkeit an die altwafjer-Heil- 
methode; Hydromantie, f. die Wahrjagung aus 
Waſſer, Wafierprobe; Hydromant, m. ein le 
wahrfager; Huydromehaniich, waſſertriebmäßig; 
Hydromiel, n. gr.-i. Waflerhonig, Met; Hydro⸗ 
mẽlon, n. gr. Apfel- od. Duitten-Tranf; Hydro⸗ 
metenre, pl. Niederichläge, z. B. Nebel, Regen; 
Hydrometer, n. der Wafjermeffer; ſ. auch Argos 
meter; Hydrometrie, f. die Waſſermeſſung, Waſ⸗ 
ſermeßkunſt, Wiſſenſchaft von der Mefjung der 
Schwere, Menge, Geſchwindigkeit, des Drudes ıc. 
des Waflers; Hydromẽtra, t. Heilf. die Mutier- 
Wafferfucht; Hydroͤncus, m. die waſſerſüchtige An- 
ſchwellung; Hydronite, f. gr. (von nike, der Sieg) 
eig. die Wafjerbejiegung, ein Verfahren, durch) wei- 
ches Webſtoffe jeder Art, Filze u. Leder waſſerdicht 
gemacht werden, ohne daß dadurd der Luftdurch— 
zug gehindert wiirde, Hydrooxygengaslicht. = 
Siveralliht; Hödrooxrygengas-Mitroftföp,n 
ein Bergrößerungsglas, wobei das Licht eines 
Kalkzylinders, welcher durch) einen Strom verbreu- 
nenden, aus Hydrogen u. Oxygen beftehenden Knall⸗ 
gafes im Starken Weißglühen erhalten wird, zur 
Beleuchtung der Gegenjtände dient; Hydropere- 
ftäten, pl. die Anhänger des Gnojtiters Tatiäz, 
welche beim Abendmahle Waller ftatt des Weines 
—— Hydropathie od. Hudropaͤthik, f. 
Waſſerheilkunde; hydropäthiſch, die Waſſerheil⸗ 
kunde betreffend; Hydrophan, m. der Waſſernebel⸗ 
ſtein, das Weltauge (ocülus mundi), eine Abart des 
Opals, welche Waſſer einſaugt und dadurch durch— 
ſichtiger und farbenſpielend wird; Hydrophil, ze. 
ein Waſſerfreund; Hydrophiliten, pl. verſteinerte 
Waſſerkäfer; Hydroßhobie, f. Heilk. die Waſſer— 
ſcheu, Krankheit der von einem tollen Hunde Ge⸗ 
biſſenen; Hydrophoͤr, m. ein Waſſerträger, Waſſer⸗ 
ſchlauch; Hüdrophthalmie, f. od. Hydrophthaͤl⸗ 
mus, m. die Augenwaſſerſucht; Hydrophthal⸗ 
min, n. blaue Ringe um die Augen mit wäſſeriger 
— enheit; Hydrapilie, r. Hydropſie, S 
die Waſſerſucht; hydropiſch, waſſerſüchtig; hyorg⸗ 
puneumaͤtiſch, Waſſer und Luft (Gas) betreffend; 
hydropneumatiſcher Apparat, eine Vorrich- 
tung, Gaſe aus den Waſſer aufzufangen; Hydrse 
pneumonie, f. die Lungenwaſſerſucht; Hydrs⸗ 

ofie, f. das Waſſertrinken; Hydropoͤt, m. ein 

zaſſertrinker; Hhdrops, m. ein Waſſerſüchtiger; 
auch — Hydropſie, f.die Wafierfucht; Oydroptite, 
pl. Nittel gegen die Waſſerſucht; Hüdropult, me. 
eine Heine tragbare Pumpe, bej. Gartenſpritze; 
Hydroͤrchis, f. Hodenwaſſerſucht; Hyärorräds 
chis, f. Rückgratwaſſerſucht; Hydrofachärum, n- 
das Zuderwafler; Hydroſaärka, n. Hautwaſſerſucht; 
Hydroſftoͤp, n. eine Waſſeruhr; Hydroffopie, F 
wahrfagerische Waſſerbeſchauung; vudron tik, E. 
Natırl. die Wafjergleichgemwichtsiehre, Lehre vom 
Gleichgewicht tropfbar flüffiger Körper; Hydra» 
ſtaͤtiſch, dieſe Lehre betreffend; durch Wafjerdrut 
bewirkt; hydroſtatiſcher Druck, Waſſerdruck; hy⸗ 
droſtatiſche Preſſe, ein vom Grafen Real er- 
fundener, von Romershauſen verbefjerter Apparat, 
bei welchen duch Wafferdrud bei. vegetabiliiche 
Stoffe ausgezogen werden;hyproftatifheWage, 
j. NAräometer; Hydrotachhméter, n. Wafjer- 

eſchwindigkeitsmeſſer; Hydrotechnik, f. die Wal- 
ni: hydrotechniſch, diejelbe betreffend; 
Hhörotett, m. ein Wafjerbaukünftler; Hudro⸗ 
theologie, f. Beweis von dem Dafein u. Wirken 


346 Hyhdriot 
Gottes aus dem Waſſer; Hydrotherapie, f. die 
Wafferheiltunde; Wallertur; Hydrothion-Gas, 
n. od Hydrnthion-Säure, f. Scheidek. Schwefel- 
waſſerſtoff, Schwefeltwafjerjtoffgas; Hudrothörax, 
m. Heilk. Bruſtwaſſerſucht; — — 
Zuckerſäure; Hydrozden, pl. Waſſertiere; 9drũ⸗ 
ren, pl. Waſſerſtoffverbindungen, Verbindungen 
des Waſſerſtoffes mit Metallen. 

Hijdriõt, m. Bewohner der griech. Inſel Hydra. 

Oyetographie, f. ar. (v. hyetös, Regen, v. hyein, 
regnen) eig. Negenbeihreibung, Schrift über die 
Regenverhältnifie eines Landes; Hyetojföp oder 
Oyetometer, n. der Regenmeſſer, ein Werkzeug, die 
Menge des herabgefallenen Regens 2c. zu beftim- 
men, auch: Ombrometer (von Ombros, Regen); 
Hyetometrie, f. die Regenmeſſung. 

Oygida vder Hygieia, f. gr. (die Geſundheit, von 
hygies, gejund) die Heiladttin od. Göttin der Ge- 
junddeit, Tochter des Askulap, abgebildet mit 
einer Schlange, dem Symbol der Gejundheit, Die 
fie aus einer Schale trinken läßt; Hhgiea, auch 
ein Ajteroid, 1849 von de Gasparis entdedt; hy⸗ 
geiſch, hygieniſch od. hygieiniſch, die Gejund- 
heit oder Geſundheitslehre betreffend; gejundheit- 
lid; Hygeift, m. der Gefundheitsbeförderer; Hy— 
geolugie, f. vder Hygiene, Ongieine, f. die Ge— 
ſundheitslehre, Gejundheitspflege, — Diätetif; 
Opgienifer, m. Fachmann fiir Gefundheitspflege; 
Hyniditik, f. die Gejundheitsfunit; Hyginns, m. 
männl. Name: der Geſunde; Hygiefomie, f. die 
Sejundheitspflege. 

Oygrofollyrium, n. gr. (von hygrös, naß, feucht) 
Heilk. ein flüfjiges Augenheilmittel; Hygrobaro⸗— 
meter, n. gr. ein Quftfeuchtigfeitsmeller; Hygro⸗ 
endiomedter, n. ein Luftgütemeſſer; Hngrologie, 
f. Die Lehre von der Luftfeuchtigkeit; Hygrolegiich, 
diejelbe betreffend; Hygröm, n. die Wajlerbalg- 
geihwulit; Hygrometer, Hygrofföp, vd. Notio- 
meter, n. der Feuchtigkeitsmeſſer, ein Werkzeug 
zur Beobachtung der Veränderung der Feuchtigkeit 
in der Luft; Hygrometrie, f. die Feuchtigfeits- 
mepfunit; hygromẽetriſch, dazu gehörig 2c.; Hy⸗ 

rophobie, f. Flüſſigkeitsſcheu; hygrofkoͤpiſch. 
Waſſer aus der Luft anziehend u. verdichtend (da— 
her als Hygrojfop verwendbar). 

Hhfes, pl. engl. (pr. heiks) filzig gewaltte Bettdecken, 
welche vorzüglich nad) der Berberei gehen. 

Hykſos, pl. Hirtenkönige jemitifchen Uriprungs, um 
2000 v. Ehr. nad) Agypten gelommen, herrſchten 
(nad) Lepſius) bis 1548. 

Oyle, f. gr. (= I. sylva) eig. Wald, Holz, Bau- und 
Brennjtoff; überh. Stoff, Materie, Urſtoff (bei. für 

den angeblichen Stein der Weiſen); Hylarch, m. 

der Stoffbeherricher, Weltgeift, die Weltjeele; Hp= 

fobier, p]. (ar. hylöobioi) Waldbewohner, in Räl- 
dern lebende Menſchen; Hylogenie, Hylogeneiis, 

vv. Hhloblaftik, f. die Stofjbildung; Hulognoſie. 

f. die Stofffunde; Hylologie, f. Stoffichre; Hyle- 

noͤmiſch (gr. hylonomos), in Wäldern weidend od. 

lebend; Hylopathismus, m. die Lehre, welche dem 

Stoffe als ſolchem Gefühl und Leidenschaften bei— 

legt; Hylophdgen, pl. Holzeſſer oder — 

Hylotheiften, pl. denen der Stoff, die Materie, 

oder die Welt als Gottheit gilt, vgl. Bantheift; 

Hylozoismus, m. Uritoff-Belebung oder Lehre 

vom Stofjleben, welche der Materie ein wejentliches 

Sein und urjprüngliches, eigenes Leben zujchreibt; 

galaseih, m., pl. Hylozoiften, Anhänger diejer 
ehre. 


Hümen, 1. od. Hymenäus, ın. (gr. Hymen, Hyme- 


— — — — 


hyper 


naios) Fabell. der Gott der Ehen oder Ehegott; 
uneig. die Ehe, Hochzeit; der Hymendus, auch ein 
LED Oomenden, Oodgeltägefänge, 
Hochzeitsfeierlichkeiten, 

Hhmen 2.1. gr. (hymen, m. Gewebe, Haut) Heilt. 
das Jungfernhäutchen; Hhmenitis, f. Entzün- 
dung der zarten Hänte der Eingemweide; Hymend=- 
diſch, hautartig Hhmenographie, f-Hautbeichrei- 
bung; Hhmenologie, f. die Kehre von den Häu- 
ten; Hymenoptera oder Hymendptern, pl. die 

. Hautflügler, Inſekten mit vier heutigen, durchſich— 
tigen und geaderten Flügeln, 3. B. Weipen, Bie- 
nen 2c.; Hhmenopteroläg, m. ein Hautflügler- 
tundiger; Hymenopterologie, f. Lehre von dei 
Hantjlüglern;Hymenotumie,f.Hautzergliederung. 

hymettiicher Honig, der im Altertum berühmte 
Honig vom Gebirge Hymettus in Attifa. 

Hymne, f. oder Hyinnus, m. (v. gr. hymnos, m.; 
fr. hymne, m. u. £.) ein Hochgefang, Preis- oder 
Lobgeſang, Feſtlied, bei. zu Ehren der Götter und 
Herven; daher auch fiir geiftliches Lied, chriſtliches 
Kirhenlied; Humnarium, n. nl. ein geijtliches 
Geſangbuch; Hymniſt, m. ein Liederdichter, Lob— 
ſänger; Humnograbph, ın. gr. ein Lobgejangfchrei- 
ber oder -Dichter; Hymmologie, f. die Abſingung 
von Lobliedern; aud) die Kenntnis der Hriftlihen 
Kirchenlieder; Hymnolög, m. wer fih mit der 
Geſchichte und Literatur des Kirchengefangs be- 
ihäftigt; hymnolögiſch, die Geſchichte des Kirchen— 
gejanges betreffend. N 

byõdiſch, gr. Hundes od. hyoides (v. hys, Schwein) 
ihmweinfürmig, bei. ſchweinrüſſelförmig; Hyo— 
Hhthalmos, m. ein Schweinsäugiger,Kleinäugiger; 
HHyoschämns, ın. (gr. hyos-kyamos, eig. Sau⸗ 
bohne; ſchwarzes Bilfenkraut; Hyoschamin, n- 
ein aus den Bilfenfraute dargejtellter eigentüm— 
licher Pflanzenbildungsteil (Alkaloid). 

Hyp—, ar. Borfilbe, ſ. Hypo. 

Uyp, £. engl. (jpr. Haip oder Hip; engliſches Kurz— 
wort fiir hypochondria), Hypochondrie, f. d. 

Hyijpattita, pl. gr. (v. hyp-ägein, unten abführen) 
Heilf. gelind abführende Mittel. 

Hypalläge, f. ar. (v.hyp-allassein, verwechjefn, um— 
ſtellen) Nieder. die Wortverkehrung, verkehrte Zu— 
ſammenſetzung oder Berwechjelung der Worte. 

Hypamauröſis, f. gr. (amaurün, verdunkelu) der 
unvollfommene —— Star. 

— f. gr. (vgl. Apoplexie) Heilk. geringer 
Hrad von Schlagfluß. 

Hypäte, f. gr. (hypäte, sc. chordẽ, Saite, v. hypa- 
tos, der höchſte, oberite) die oberite, od.nad) unferer 
Benennungsweife die untertte, tiefite Saite Des alt- 
griechiſchen Tonſyſtems. 

Hhpäthren, n. gr. (hyp-aithron, v. hypö, unter u. 
aither, Ather, }. d.) ein offener, dachloſer Raum: 
Hnpäthraltempel, ein Tempel ohne Dach od. nur 
zum Teil bedacht. 

HHpeläsn, n. gr. (v. 
ja, Olhefen. 1 

Hyper, gr. (hyper) über, in Zujammenj. bej. über— 
mäßig, über das billige Maß hinaus, iibertrieben 
(= [. super) 3.B.hyperarijtofratiich, Hyper- 
veaftionär, hypertplerant ıc.; Hyperämie 
od. Hyperämöſis, f. Uberfülle des Blutes; Hy— 
peraphie, f. kraukhaft gejteigertes Gefühlsver— 
mögen; Hyperaſthenie, f. gänzliche Entkräftung; 
HyperaftHeils, f. Uberempfindlichteit, zu große 
Reizbarteit; Hyperauxẽſis, f. krankhafte Vergrö- 
Berung; bej. ver Negenbogenhaut; Hyperbäton. 
n. (v. hyperbainein, überschreiten) eine Wortver- 


hypö, unter, u. elaion, Of) Öf- 


hyper 


ſetzung od. Stellung der Worte außer ihrer natür— 
lichen Ordnung; Hyrerbel, f. (gr. hyperböle, von 
hyperbällomai,überdas Zielhinauswerfen) Redek. 
eine An sellung; Größen. eine Querkegelſchnitt— 
oder eine ſchräge Kegelichnittlinie, welche gleichlau— 
fend der Achje oder überhaupt jchieftwinklig mit 


beiden Seitenlinien des Kegels aelegt it und nur 


eine derjelben trifft; Oyperbipasmmgs, m. (v. bi- 
bäzein, gehen laifen) Ton- oder Afzentverjegung, 
Buchſtaben-, Silben- oder Wortverfeßung; hyper— 
boͤliſch, übertrieben (durch Worte); Größenl. die 
Form der Hyperbel habend; hyperboliſieren, über⸗ 
treiben; Hyberboloide, kMeßtk. eine nicht ge— 
ichloffene fruumme Fläche zweiten Grades; Hyper— 
borier, m. (gr. hyper-böreios od. -böreos)fabelh. 
Nordmänner jenjeit de Boreas, durd Fröm— 
migkeit u. Glückſeligkeit ausgezeichnet; im Scherz: 
Sonderlinge in Sitten, Kleidung u. Gewohnheiten; 
Guperboretih, im äußerſten Norden gelegen; 
Hhperbulte, t.übermäßig gejteigertes Willensver⸗ 
mögen; Hyperdramm, n. gr. ein zur Aufführung 
nicht geeignetes, die Darſtellungsmittel überſteigen— 
des Dramg; Hyperdulia od Hyberdulie, f.über- 
ſchwängliche Verehrung, z. B. der Maria und an— 
derer Heiligen; Hyperenergie, f. übermäßige 
Kraft;hhyperenergiich,iiberfräftig; Hypererethi⸗ 
fie, £.— Hyperäjthejis; Hyperepidöſis, f. die 
übermäßige Ausdehnung ed. Hunahme von Glie— 
dern; hypergermaͤniſch, iiberdeutich, übermäßig 
deutich; eat, f. allzu empfindliches Ges 
ſchmacksvermögen; hperidröſis, f. iibermäßiges 
Schwigen, Hyperion, gew.unt. Hyperion, m. ar. 
(nad) einigen v. hyper ion, der iiber uns Gehende, 
Hochwandelnde, aber b. zgez. f. Hyperionion, der 
Sohn des Hyperion) der Sonnengott, die Sonne; 
bhperkatalettiich, Hyperfataleftifos od. r. Hy⸗ 
verfataläftos, m. überzählig, heißt ein Berg, 
deſſen legtem vollſtändigem Fuße noch eine über- 
ſchlagende Schlußſilbe beigefiigt ift, vgl. Katalek— 
tikos; Hypertathärſis, f. übermäßige Abfüh- 
rung oder Ausleerung; Hyperkriſe, f. Heilf. der 
allzuheftige Wechjel einer Krankheit; Hyper— 
Eritif, f. überjtrenge Kunftrichterei; Tadeljucht; 
Shperfritifer, m. ein überjtrenger Kumftrichter; 
bypertritiich, überſtrenge, tadeljiichtig; Hyper— 
fultur, £. gr.-lat. Überbildung; HYyperliveräf, 
übertrieben freifinnig; hyperloöͤgiſch, überver- 
nünftig, über die Vernunft Hinausgehend; hyper⸗ 
metrijch, versus hypermöter, übermäßig, heißt 
ein Bers mit einer das Maß überjchreitenden 
Schlußſilbe, welche mit der Anfangsfilbe des fol- 
genden Berjeg zuſammen gelejen wird; Hypernda, 
od. Hyperndia, f. jede Krankheit mit übermäßig 
gejteigerter Geiftestätigfeit; Hyperöcha, f. ar. 
die Überfteigung des Vermögens durch die Echul- 
den; Hyperorthodorie, f. Die übermäßige Recht- 
aläubigteit; hyperorthodör, überrechtgläubig, 

hperosmie, f. krankhafterhoͤhtes Riechvermögen; 

hperoſtõſis, f. ein Knochenauswuchs; Hyper⸗ 
vxijd, n. od. Superoxyd, n. Scheidek. Überoxyd, 
diejenige Oxydationsſtuͤfe eines Metalls, welche 
mehr Sauerſtoff als die Baſis, aber weniger als 
die Säure desſelben Metalls enthält; hyperoxy⸗ 
diert od. hyperoexigeniert, übermäßig od. über 
einen gewiſſen Grad, mit Sauerſioff verbunden; 
Hyperoxydation, f. Überfättigung mit Sauerftoff; 
Hyperpathie, l. übermäßige Empfindlichkeit oder 
Heneigtheit zu Krankheiten; Hyperpdthifch, über⸗ 
empfindlid; Huperphlegmdtiich, überträge; hy— 
verphhfifch, überfinnlic, übernatürlih; hyper⸗ 


— 


Hypocauſtum 347 


pordſis. ſ.Knochenwucherung; Hyperfarkümn, n. 
wucherndes wildes Fleiſch; Fleiſchgeſchwulſt; Hy— 
erſarköſis, f. eig. übermäßige Fleiſchbildung, 
Anfag von wilden Fleiſche; Hpperfkeptizismus, 
m. übertriebene Zweifelſucht; Hpperfophie, !- 
Überweisheit; Hyperſthen, m. od. Banlit, m. ein 
dem Augit verwandtes, ſchwarzes oder braunes 
Mineral nit metallähnlichem Perlmutterglanz; 
Hyperſthenie, f. (vgl. Sthenie) übergroße Stärle 
des Körpers; krankhaft erhöhte Lebenskraft; hyper— 
ſtheniſch, überkräftig; Hyperthymie, f. Geiſtes— 
krankheit mit Tollkühnheit; Hypertonie, f. Über- 
jpannung; Hhpertöniich, überſpannt; Huper— 
trichõſis, f. übermäßiger Haarwuds; Hhyber- 
tropbie, f. die Überernährung; Franthafte Ber- 
grögerung; entg. Atrophie: hyßertroͤphiſch. 
von Überernährung herrührend od. damit zufant- 
menhängend. 

Hypericum, n. I. (v. gr. hyp-erikon, von erike, nl. 
erica, Heide), Bot. Johanniskraut. 

Hyiyphäma, n. gr. (hypö, unter, und haima, Blut) 
die Blutunterlaufung; hyphämiſch. mit Blut 
unterlaufen. 

Hyphẽ, f. haarähnlicher Zellfaden (der Pilze). 

Hnphen, n. (gr. (entit. aus hyph’ hen, d. i. in eins, 

ujammen) dag Bindezeichen (=) in zuſammenge— 
jeßten Wörtern. 

Hypuos, m. gr. der Schlaf, auch als göttliches We— 
jen und als Zwillingsbruder des Todes (Thana— 
t08) vorgeftellt; Hppnebätes oder Hypitobdt, mı. 
ein Schlaf oder Nachtwandler; Hypuobatẽſis, vd. 
Hypuobatie, f. das Nachtwandeln; Hypnolognic, 
f. die Schlaflehre; Hypnopathie, f. Schlaifrant- 
heit, franfhafte Veränderung des Schlafes; Hypuo— 
phobĩe, f. die Schlajiheu, dag Aufihreden aus 
ven Schlafe; Hupnopfychie, f. der Seelenſchlaf; 
Hypnöõſis, f. das Einſchläfern; Supuotinm, n. 
ein Einſchlaͤferungsmittel, Schlaftrunt, hypuötiſch, 
ſchlafbringend, einſchläfernd, betäubend; hypuoti⸗ 
fieren, jemand durch Anwendung äußerer Mittel 
in einen tiefen Schlaf verſenken, der ſich bis zur 
Bewußtloſigkeit und zum Starrkrampf ſteigert; 
dieſen Zuſtand begleiten Sinnestäuſchung und 
automatische Bewegungen; Hypuotismus, m. gr. 
nl. Zehre od. Kenntnis der durd) Hypnotiiche Mittel 
im menſchlichen Körper hervorgerufenen Berände- 
rungen der Gehirn- und Nerventätigkeit; auch der 
willenloſe Zustand einer hypnotiſierten Berjon; 
Hypnotiſeur, m. gr.-fr. (pr. —jöhr) der andere 
in diejen Zuſtand verfegt. 

hypo, gr. (bypö), vor einem Bofal: Hya—, (= |- 
sub) unter, unten befindlich, in vielen Zufammen- 
jegungen, wo e3 bisweilen aud) eine Mifſchung be⸗ 
zeichnet (vgl. Hypokras), oder auch etwas Unter— 
geordneteg, einen geringeren Grad (vgl. Hypamau— 
rofis, Hypoſpasma ?!c.). 

oͤppobans. f. gr. (vgl. Baſis) die Unterlage, Grund— 

age, das Fußgeſtell. 

Onpebidsmms, m. gr. (von biäzein, zwingen, er— 
zwingen) Größenl. das Zurüdführen einer Glei— 
Hung auf einen niederen Grad. 

Öhneblchbären, n. gr. (hypö, unter, u. blepharon, 
Augenlid) die Anichwellung unter dem Aurgenlid; 
aud) ein künſtliches Auge. 

Hyvobälon, n. gr. (von hypo-bällein, darunter- 
werfen, hinwerfen oder »-legen) ein Zuwachs oder 
Nachtrag zu dem von der Ehefrau eingebrachten 
Heiratsgute, 

Hypocanftum, n. [., oder Hyppfanften, 2. gr. G. 


348 Hypochondrium 


hypo-kaiein, unterwärts anzünden) ein von unten 
geheiztes Gemach, Schwitzſtube. 

vrpochon drium. n.,pl.Sypohondrien, gr. (hypo- 
chöndria, pl. der Unterleib, eig. was unter dem 
Bruftfnorpel ift, von hypö, u. chöndros, derdruft- 
knorpel) die Weichen, die Gegend des Unterleibes 
unter den Rippen; Hypochondrie oder Hypo— 
chondriãſis, f. Unterleibsleiden, Milzkrantheit, 
Schwermütigfeit; oft: Örillenfrankheit, Öriesgram, 
düstere, trübſinnige Laune; Hypochondriſt oder 


Sypochondriãcus, auch Hypochoͤnder, m. ein | 


Milziüchtiger, Schwermütiger, Grillenfänger; hy— 
pochoͤndriſch, milzſüchtig; grämlich, ſchwermütig, 
grillendaf t; Hypodondriaigie, f.hypochondriſcher 
Schmerz. 

Syhpochijma, n. u. HypocdHiis, f. gr. (von cheein, 
Wz. chy, gießen) eig. Untergiegung, Unterlanfung; 
Heilk. der graue Star. 

Hypociftieft, j. unter Cytinus. 

hypodermnãtiſch, gr. (vgl. dermatijch) unter der Haut 
befindlich. 

Oypedens, f. oder Hppodéesmus, ın. gr. (v. hypo- 

eın, unterbinden) Unterbindung. 

Oypo-Tialänus, m. gr. (ſ. Diafonus) ein geiftlicher 
Unierbelfer. [teilhen, Koınna. 

Öysediaftäle, f. gr. (f. Diajtole 3) ein kleines Satz⸗ 

Sypodidaskälus, m. gr. (von didäskalos, Lehrer; 
vgl. Didaktik) ein Unterlehrer. 

Sypodroöm, m. gr. (hypö-dromos, eig. ein Ort zum 
Unter oder Einlaufen, v. drömos, Kauf, trechein, 
laufen) ein bededter Ort zum Spagierengehen (nicht 
zu verwechſeln mit Hippodron, f. d.). 

Shpogaſtrium, n. gr. (v. gaster, Bauch) der Unter- 
teib; hypogaftriſch, zum Unterleib gehörig. 

Shpogñum oder Hjpogeion, n., pl. Hhhugäen, 
gt. (von gaia, ge, Erde) ein unterirdifcher Raum; 
Kellergeichoß; Gruft, Grad, = Katafombe, ſ. d. 

Sijpoaloſſis f. gr. (vgl. Gloſſe) Geſchwür unter der 
Zunge. 


Hujpograͤmma, n. gr. die Unterfhrift, bef. die In— 
Ihrift am Fuße von Säulen. 

bypoginiſch, gr. Bot. unterweibig, von Pflanzen, 
bei denen die Staubfäden unter dem Sruchtfuoten 
iteben. 

hypotaͤrpiſch, gr. (von karpös, Frucht) unter dem 
Fruchtknoten befindlih. . 

HShpotophõſis, f. Schwerhörigkeit. 

Hhnotorisna, n. oder Hypotorismos, m. ar. (v. 
bypo-korizesthai, eig. fid) wie ein ind gebärden, 
und daher einem Kinde jchmeichein, von köros, 
Snabe, köre, Mädchen) ein Schmeichelwort; ein 
mildernder Ausdrud; vgl. Euphemismug; Hy— 
potoriſtiton, n. ein Schmeichel- oder Koſewort; 
Berkleinerungswort, = Diminutivum. 

Shpofräs, m. (fr. hypocras, von gr. kerännymi, 
ich milche, kräsis, Miſchung) Gewürzwein. 

Syiyjvotriſie oder Hypöfrifis, f. gr. (von hypokri- 
nesthai, antworten; eine Rolle fpielen; ſich ver- 
ttellen) Beritellung, Heuchelei; Hypafrit, m. gr. 
(hypokrites) einHeuchler, Srömmler;hysekritifch, 
heuchleriſch. 

Dypolampiie, f. gr. (von lampein, leuchten) Heilk. 
ſchwaches Aufleuchten; Gliederzuden. 

Oopomie, f. gr. (von Gmos, Schulter, die Achiel- 
oder Schulterhöhle. 

Shpomnẽma, n. gr. (von mimnöskein, erinnern) 
eig. eine Erinnerung; ein Zuſatz, Nachtrag; auch 
j.v.w. Brotofoll; pl. Hypommemäte, Aufähe: 
auch Denkſchriften; Hypommenatogrdph, m. ein 
Gedenkbuchſchreiber; aud) = Brotofotlift. 


Hupotenufe 


Hypomochſtum oder hpomochſlion, a. gr. (vom 
—— der Hebel) Beweg⸗ od. — eines 
Hhpomorie, f. gr. (val. Moria) ein geringer Grad 
ir — — 
vonoẽma oder abgek. ‚n.gr. (vgl. 
Me Vorurteil. get. Ophonoem gr. (09 

Hhbponychon, n. gr. (von Onyx, Nagel) ein Nagel- 
geſchwür. 

Sjpophaſie. f. gr. (hypöphasis, von phainein, ars 
Licht bringen, zeigen) eig. das halbe Sichtbarwerden 
der Augen, das Erjcheinen des Weißen im Auge 
während des Schlafes; vgl. Lagophtalmie. 

Syijpophẽt, m. gr. (hypophetes, von phemi, ich ſage) 
ein Verkündiger, Erflärer, beſ. des göttlichen Wil- 
lens, orafeldeutender Priefter. 

HShpophlegmaſie, f. gr. (vgl. Phlegmaſie) eine ge» 
linde, jchleichende Entzündung. 

Hhponhöra, f. gr. (v. hypo-pherein, eig. darunter» 
wegtragen od. -führen) Heik. Fiſtelgeſchwür; Redek. 
ein Einwand. 

Shpophthalmie, f. gr. (von ophthalmös, Auge) ob. 

hjpopion, n. (von Ops, Beficht) Heilk. Unter- 
laufung des Auges mit Blut und Eiter. 

TER ELH ‚ gt. (von phylion, Blatt) unter dem 
Blatte wachſend; hypophyllokaͤrpiſch, mit Früch⸗ 
ten unter dem Blatte. 

Supahlerte, f. gr. (vgl. Apoplexie) ein leichter Schlag⸗ 
aͤnfall. 

Hpopſalma, n. gr. (ſ. Pſa lm) das Antworten (Re⸗ 
ſpondieren) des Chors oder der Gemeinde in der 
römiſchen Kirche. 

ÖHpordieme, n. gt. (von orcheisthai, tanzen) ein 

ein dem Apollo gemweihter Chorgefang 
mit Tanz. 

Hyperrhäits, f. gr. (vgl. Rhyſis) langſames Hinab⸗ 
fließen, Hinabrinnen. 

Hypoſcentum, n. ar. (hyposkönion, vgl. Szene) 
Unterbühne; der äußerſte Teil der vorderen 
Bühne. 

Shpnipadfe oder Hyboſpadiaſie, L. gr. (vgl. sp&- 
dön, ein Berjchnittener, von sp&o, id) ziehe ober 
reiße aus) Heilf. die Yusmiimdung der männlichen 
Harnröhre an der unteren Fläche, eine angeborene 
Mißbildung, entg. Epifpadie, f.d.; Hypoſpa⸗ 
Diäns, m. ein mit dieſem Fehler Behafteter. 

Supeinäsmm, n. gr. (j. Spasma) Heilf. ein gelinber 

rampf, bej. der Augenliver; Hynniphigng, B- 
gr. (v. sphäzein, ſchlachten, Blut vergießen) Blut⸗ 
m en Be ne — 

oftãſis oder Hpoſtaͤſe, f. gr. (vgl. Staſis) eig. 
er: re eng der Beitand, Die Wir 
lichkeit, das Weſen, die Gegenftändlichfeit (Sub- 
Stanz); Heilf. der Bodenſatz des Urins; hypoſta⸗ 
teren, etwas zum Gegenjtand, zur Subitanz ma— 
chen, das Merkmal eines Gegenftandes Felbtt als 
Gegenſtand ſetzen oder betrachten; hypoſtätiſch, 
weſentlich, gegenſtändlich (ſubſtantiell) länder 
perjönlich; Hypoſtaͤthme, f. gr. Unterfaß, feiter 
Bodenſaßz. 

Hypoſthende, k. gr. (von sthénos, Kraft, Stärke) bie 
Entkraͤftung, Schwächung, entg. Hyperſthenie. 

Hypoͤſtröphe, f. gr. daS Umwenden, beſ. der Gebär— 
mutter; auch Krankheitsrückfall. 

Hhypoitälon, n. gr. (von stylos, die Säule) ein be⸗ 
dedter Säulengang. i 

hiypotaͤttiſch, gr. (von taktös, &, ön, georönet} ſich 
unterordnend, unterwerfend; nachjtehend, folgen». 

Hypotenäfe, f. gr. (hypoteinüusa, sc.pleura, Seite, 
von hypoteinein, darunter gefpannt fein, ſich dar⸗ 


Hypothet 


unter ausſtrecken) Größenl. die dem rechten Winkel 
gegenüberliegende, d. i. die größte Seite eines recht- 
winfligen Dreiecks; vgl. Katheten. 

Söpothet, f. gr. (hypotheke, d. i. eig. Unterfaß, 
Unterlage, von hypo theinai, unteriegen), I. hy- 

otheea, ein gerichtlic) al3 Unterpfand verſchrie— 

ened Grundſtück, Grundſchuld; auch das Pfand- 
zecht eines Gläubiger; Geld auf Hypothet 
verleihen, d. i. gew. gegen ein unbewegliches 
Unterpfand; HSypothetenamt, Grundbuchamt; 
Hynathefenbant, ein kaufmänniſches Geſchäft zur 
Beſchaffung, zum Umtausch und zur Löſchung von 
Hypotheken; Hypothekenbuch, das Berpfändungs- 
duch, in welches die Berpfändungen der Güter und 
die Darüber abgejchlofienen Verträge obrigfeitlich 
eingetragen werden; Hppothelendnfument oder 
einftrument, n. Orundbuchverjchreibung; Hype 
thefenfommifjär, m. Grundbuchrichter; Hiypo⸗ 
thelenſchein, ein Unterpfandsicein; Hypotbefen- 
verſicherungsbank, ein Geſchäft zur Sicherung 
de3 Hypothetengläubigers, daß er Zinfen und Ka- 
pital zur richtigen Zeit erhält; dad Hypotheken⸗ 
weſen, das Verpfändungsweſen, Pfandrechtsweſen; 
hypothecarius, l. hypothecarii oder hypo⸗ 
thefäriiche Kreditören, Prandgläubiger, In— 
Haber einer Hypothef; hyvothekäriſch, pfand- 
rechtlich; Hupothefarifche Sutzeſſion, f. Pfand- 
nachfolge; Hypothekieren od. verhypothelieren, 
etwas verpjänden, verjchreiben, zum Unterpfande 

— — bie Hadje od. Kobl 

pothẽnar, n. gr. (v. thenar, die flache od. hohle 
Hand) Heilt. der an- umd abziehende Muskel des 
Zleinen Fingers. 

Sänothejls oder Hypothefe, f. gr. (von hypothei- 
nal, unterjeßen od. -jtellen) eine Unterftellung, eine 
Annahme, ein al3 wahr angenommener Saß, von 
dem man zur Erklärung einer Sache ausgeht; ex 
Aypothösi, der eb zufolge od. gemäß; 
in hypothösi, in Anwendung auf den gegen- 
wärtigen Tal; hypotheſieren, vorausfegen, an— 
nehmen; Hypothetifch, angenommen, vorausge- 
fegt, bedingungsweije; Hypatheten,n. gr. Unter- 
gelegtes. 

Hupotrachelium,n. gr. (von trächelos, Hals) Bauf. 
ber er glatterStreif unter dem Halſe einer 
Säule. 

Shpotrimme, n. gr. (von hypo-tribein, unterein- 
anderreiben) Heil. eine Würzbrühe. 

Shpotröpe, f. und Hypotropidsmms, m. gr. (von 
trepein, wenden, fchren) Heilt. Rüdfall von Krank⸗ 
beiten; hypotroͤpiſch, gern od. leicht wiederfehrend. 

Snotypons oder Hypotypöſe, f. gr. (von hypo- 

h un, abbilden, vgl. Typus) Redek. eine anſchau— 
riß, Entwurf. 

Snnozeugis, f. gr. (vgl. Zeugma) Redek. VBerbin- 
dung jedes Medegliedes mit einem Zeitiworte, fo 
* Ga Rede aus abgejonderten Heinen Säßen 

eiteht. 

Sunozyfloide, f. gr. (vgl. Zyklus) eine krumme 
Sinie, die von einem Yuntte im Umfang eines 
Kreiſes, der fich auf dem innern Umfang eines 
endern Kreifes fortwälzt, bejchrieben wird; vgl. 
Epizykloide. 





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Hyſteron 349 


Hypſelologie, f. gr. (von hypselös, hoch, von hypsi, 
adv. hoch, hypsos, Höhe) eiq. hohes Reden, daher 
Sroßfprecerei, Brahlerei; Hypfiſtarier, pl. eine 
riftliche Sekte des 4. Jahrh. in Kappadocien it 
Kleinafien, welche den Einen Gott unter dem Na— 
men des Höchiten (hypsistos) und zwar unter 
dem Bilde des Feuers und des Licht? verehrten 
und dabei manche jüdische und heidnifche Ge— 
bräuche beobachteten; Hypſöma oder Hypſos, n. 
(eig. Erhöhung, Höhe) Erhabenes, Exrhabenheit; 
Hypſologĩe, f. die Lehre vom Erhabenen; Hypfo- 
meter, n. Höhemeffer, von Regnault erfundenes 
Werkzeug zur Höhenmeffung mittel3 der Teinpe- 
ratur des fiedenden Waflers; Hypfometrie, f. die 
Höhenmeffung, Höhenmeßkunde; hypſomeétriſch, 
dieſelbe betreffend, z.B. hypſométriſche Ta— 
bellen, Tafeln zur Höhenmeſſung; Hypfophöngs, 
m. ein Hochſtimmiger. 

Hyijſon od. Hyffon, w. engl. (ſpr. heißen; vom chineſ. 
hi-tschun, d. i. wörtl. erſte Ernte oder blühender 
Frühling) ein grüner chineſiſcher Tee. 
yifop, m. (I. hyssöpus) = Iſop, ſ. d. 
yitera, f. gr. (hystera, eig. fem. von hysteros, a, 
on; aljo: das legte oder unterjte Eingeweide im 
weiblichen Körper) Heilf. die Gebärmutter; Nad;- 
geburt; Hpfteralgie, f. Mutterſchmerz; Hyfterit 
od. Hyſterie, k. die Wiutterbefchtwerde, Nervensucht, 
krankhafte Berftimmung der Unterleibsnerven, eine 
Krankheit der Frauen; hyſtẽriſch, nervenfüchtig, 
beim weiblichen Gefchleihte ungefähr, was beim 
männlichen Hypohondrijch genannt wird, ſ. d.; 
hyſteriſche Zufälle Mutterbejchwerden ; Hyfte= 
vitis, f.die Entziimdung der Gebärmutter; Hyſtero⸗ 
lithen, pl. Venusſteine, Steinferne einer Art Tere- 
bratuliten (ſ. d.); Hyfterolithiäfts, f. die Steinbil- 
dung in der Gebärmutter; Hyfterolorte, f. Schief- 
heit der Gebärmutter, Verjchiebung derjelben; 
Hyiterommante, f. die Mutterwut, Manntollheit; 

yiteromenhlion, n. ein geburtShilflicher Hebel; 

hiteresathie, f. Gebärmutterleiden; auch = 

yiterie; Hyſterophoͤr, m. Gebärmutterträger, 
ein Snftrument für Frauen; Hyfteropldsnie,n., pl. 
Hyſteroplasmäta oder Hnfteropldsnen, Nad- 
bildungen de3 Scheidenteiles der Gebärmutter in 
Wachs, bei. Hinfichtlich der Veränderungen in der 
Schwangerihhaft; Hyſteroptöſis, f. der Vorfall 
der Gebärmutter vor die Scheidenöffnung, Mutter- 
vorfall; Hpiteroffopie, f. die Unterjuchung der 
Gebärmutter vermitteld des Gebärmutterjpiegels 
(speculum uteri); Öufterotöm, m.da3 zum Kaijer- 
ſchnitt gebräuchliche Mefjer; Hyfterotomie, f. der 
Kaiſerſchnitt; Hyfterotometofie, f. die Geburt 
durch den Kaiferjchnitt. 


e Vorftellung und Berjinnlihung; furzer Ab- | Hyfteron, n. gr. (hysteros, a, on, der ıc. letztere, 


hintere, folgende) eig. ein Hinteres, Späteres oder 
nachher Folgendes; Heilf. die Nachgeburt; Hyſte— 
ron-Protiron od. Hyftersprüton, n. das Din- 
tere voran, „Hinterit-Zuvorderjt (Goethe), Ver— 
fehrung der rechten Neihenfolge; Hnfterergte, f. 
Nachwirkung von Heilmitteln; — Ipäter 
geboren od. entſtanden; Hpfterologie, f. Die Vor— 
ausjeßung des Späteren; Hyſteropötmos, m. ein 
Berjchollener, der nach langer Abwejenheit zuriid» 
gekehrt; ein wiederbelebter Scheintoter. 


&2 


J (der 


Abkürzungen: J als Iter Buchitabe in der Rubri— 
zierung = 9, als Bahlzeichen () = 1; I. = Im- 
perator, Railer; i. = in, in! ib. od. ibid. = ibi- 
dem, 5. d.; ICtus, ſ. Surisfonfultus; ide, |. 
idem; i. o., f.id est; i. fe = in fidem, zur Beglau- 
bigung, oder = in fine, am Schluß; 1. m. = in 
medio, im Durchfchnitt, oder — in margine, am 
Rande; I. H. S., eine Sufchrift an den Profeß— 
häufern und andern Gebäuden der Sejuiten, die 
eriten 3 Buchſtaben de3 griechijch geichriebenen Na— 
mens Jeſus: ZHFOYZ, fälſchlich gedeutet: in 
hoc salus, d. t. hierin das Heil! oder: in hoc signo 
(vinces), d. 1. in dieſem Zeichen (des Kreuzes) wirft 
du jiegen, oder Jesus hominum salvätor, Jeſus, 
der Menſchen Heiland, od. Jesus hortätor sanctö- 
ram, Jeſus iſt der Heiligen Ermahnter; Il., amt- 
liche Abkürzung für den nordamerifaniichen Staat 
Illinois; Imp. = Imperium, Imperator; Imp. 
— Imperativ; imp. = imprimätur, ſ. d.; incl. 
oder inelus. = inclusive; Ind. = Indiana in 
Kordamerifa; Ind. — Indikativ; Io. oder Ia., 
amtliche Abkürzung f. d. Staat Iowa (fpr. Eiowe) 
in Nordamerifa; I. N. D. = in nomine Dei od. 
Domini, f.nomen ; inf. = infunde; inf. aq.ferv. 
4. s. oder s. . = infunde aquae fervidae quan- 
tum sufficit od. sufficientem quantitatem, |. in- 
tundieren; Inf. = Infuſum; LN.J. = in 
nomine Jesu; I. N. S. T. = in nomine Sanctae 
Trinitatis, j. nomen; inv. — invenit, ſ. d.; i. 9. 
— id quod od. idem quod, d. i. dasſelbe, was xc.; 
ite, ſ. item; Ir., gem. Zeichen für Iridium. 

I. als Münzzeichen für Frankreich: Limoges; für 


an 


Dfterreih: Schenmig in Ungarn; im Deutjchen 


Reid: Hamburg. 

Jacut-Aga, m. türk. der Oberſte der Berfchnittenen 
beim Schage des Sultans. 

Jakchos, m. griech. myſtiſcher Name des Bacchus 
1.0.5; aud das Jubelgeſchrei oder Subellied an 
jenen Selten. 

Jalemos, ın. gr. ein Klagelied, Tranergejang. 
Same, n. griech. (v. jästhai, heilen) das Heilmittel; 
die Heilung; Jamatologie, f. Heilmittelfehre. 
Satralipt(es), m. ar. (iatraleiptes, v. iätrös, Arzt, 
ı. aleiphein, ſalben) ein Salbenarzt; Jatraliptif, 
f. die Salb-Heilkunſt, od. die Wiſſenſchaft, Krant- 
heiten durch Salben und andere äußere Mittel zu 
heilen; Jatrarchie, f. Herrſchaft der Arzte, ärzt- 
liche Gewalt; Jatreuſis, Jatrie od. Jatreta, f. 
die Heilung; die Heilfunde; Jatrenfiologie, f. die 
Heilungslehre; iãtriſch, ärztlich; Jatrochemie, 
f, ärztliche Scheidekunſt, d. i. die zunächſt mit der 
Heilfunde in Verbindung ftehenden Teile der 
Chemie; verjchieden Chemiatrie, ſ. d.; Jatro⸗ 
hemifer, m. Kenner oder Lehrer der ärztlichen 
Scheidekunſt; Jatrognömif, f. die Lehre von der 
Erkenntnis der Krankheiten, = Diagnoftif; Ja— 
trologie, f. die Lehre von der Heilkunft; Jatro⸗ 
mantie, f. ärztliche Wahrjagerei; Jatromathe— 
matit od. Jatromechaͤnik, f. Uınwendung mathe— 
matiih-mechaniicher Lehrſätze auf die Heilkunde; 
Satromathematifer oder Jatromechaniker, pl. 
Anhänger einer von Borelti in Piſa im 17. Jahrh. 
begründeten ärztlichen Schule, welche die Verrich— 


Ichthia 


Vokal*). 


tung des menſchlichen Körpers, wie die einer ein— 
fachen Maſchine, nach mechaniſchen Geſetzen erklä— 
ven wollte; Jatrophyſit, f. ärztliche Naturlehre; 
— m. ein kustlider Naturforicher; 
atrös, in. der Arzt; Jatroſophiſt, m. ein phi- 
lojophierender Arzt; Jatrotechnitk, f. die Heil- 
Xunſt, bei. die Wundarzneikunſt. 
Iberien, n. gr. und I. Iberia, f. daS vom Iberus, 
jest Ebro durchfloſſene Land, alfo das alte Hifpa- 
wien, d. i. die ganze pyrenäiſche Halbinfel, Spa- 
nien und Portugal; Iberier oder Ibẽrer, m. (l. 
Iberus, gr. Iber) ein Hiſpanier od. Bewohner der 
pyrenätichen Halbinjel. 
Ibẽris, f. gr. und l. Bauernjenf, Schleifblume, eine 
Art Krefie. 
ibidem, I. ebendajelbit, an demſelben Ort, in der- 
jelben Schrift, auf derjelben Seite eines Buchs. 
Ibis, m. der Nilreiher, ein vorzüglich in Agypten 
einheimiicher, dem Storche jehr ähnlicher Sunpf- 
vogel, von den alten Agyptern göttlich verehrt und 
al3 dag Symbol des Thot (ſ. d.) angejehen. 
Iblis, m. arab. der Teufel bei den Mohammedanern. 
Ibne-Kelb, m. arab. Hundeſohn, Spottname der 
Mohammedaner für Juden, Chriſten ꝛc 
Ibrahim, m. arab. = Abraham, f. d. 
Shrifdar=: Age. m. der Wafferbedenhalter des Sul- 
tans. [Starter ep: 
Icarien, pl. Icariens, m. fr. (fpr. ifartäng) — 
Ichneumon, m. g (von ichnos, Spur, ichnetein, 
jpüren) eig. der Rachipürer, das Spürmiefel, Pha— 
raonsmans, auh Mungo, m, Manguſte, f., 
ägypt. Nems, ein dem Iltis ähnliches Tier vom 
Sejchleht der Viverren, vorzüglid) nn in 
Agypten, wo es Schlangen, Fröſche, Mäufe, Kro— 
fodileier 2c. verzehrt; Ichnognõomilt, f. die Spür⸗ 
Funde, Kunſt die Spuren aufzufichen; Ichnogra⸗ 
phie, f. eig. die Spurrbejchreibung; der Grundriß 
oder Plan eines Gebäudes; ine m. ein 
Grundriß-Zeichner; ichnograͤphiſch, zum Grund— 
riß gehörig. 78 
Ichoglans oder Itſchoglaus, pl. türk. (wörtlich 
Sünglinge des Innern, von itsch, dag Innere, 
und oglän, junger Menſch 2c.) Edelknaben oder 
Tagen des innern Palaſtes oder des Großheren, 
die in allen türkischen Wiffenfchaften und Leibes— 
übungen unterrichtet find. | En; 
Ichör, m. gr. urſpr. das Götterbiut, die blutähns 
liche Zlüffigfeit in den Adern der Götter; Heilk. 
Wund- od. Blutwafjer (l. serum sanguinis); auch 
Eiter; Ihords, eiterig- | 
Schthün, f. ar. (v. ichthys, der Fiſch) trockene Fiſch— 
baut zum Glätten; Heilk. Geburtsangel, Geburts- 
haken; Ichthheläum, n. Fiſchöl, Fiſchtran; Ich⸗ 
thyites, ın. hohler Sichltein; Ichthhozentaur. 
m. pl. — en (vgl. Zentaur), gr. Fabell. Meergötter 
mit einem Fiſ den und ven zwei Vorderfüßen 
eines Pferdes, eine Art Tritonen, ſ. d.; Ich—⸗ 
thyocolla, j. ShtHyokolla; Ichthyodéeren, pl. 
Knorpelfiſche, eine Klafie der Fiſche; Ichthyo— 
doͤnten, pl. verfteinerte Fiſchzähne; Ichthyogloſ⸗ 
ſen, pl. berſteinerte Fiſchzungen; Ichthhographĩe. 
Beſchreibung der Fiſche; 


— — ——— 








chthyotoͤlla, f. Fiſch 
leim, Hauſenblaſe; HU ein Fiſchſtein, 


*, Die mit dem Konfonanten j (Jot) anfangenden Wörter find, von den obigen getrennt, weiter unten zu ſuchen. 


lce-eream 


verjieinerter Filch oder Abdruck eines Fiiches in 
Schiefer; Shtbholön, m. ein Fiſchkundiger; Ich— 
thyologie, f. die Füchfunde, Ichthyomantie, f. 
die Wahrjagerei aus Fiich-Eingeweiden; En 
mörph oder Ichthyomorphit, m. cin Fiſchbild, 
-abdrud od. -jtein; ihtbnomörnpiich, nicförmig; 
Ichthyophaͤg, m. pl. Ichthyophagen, Fiſcheſſer; 
von Fiſchen lebende Menjchen; Ichthyophagie, E 
das Fiſcheſſen; — — m. Fiſchaugen⸗ 
ſtein, ein wie Fiſchaugen glänzender Stein des 
Kieſelgeſchlechts; Ichthyoſaurus, m. Fiſcheidechſe, 
eine uürweltliche Tiergattung, die zwiſchen Fiſch u. 
Eidechfe die Mitte hält, noch in verfteinerten Kno— 
chengerippen erhalten; Ichthyöſis, f. Heilf. Fiſch— 
ſchuppengausſatz, eine Hautkrankheit; Ichthyoſpon⸗ 
dylit, . Fiſchgrätenſtein, Fiſchgrätenverſteinerung; 
Ichthyotheologie, f. Beweis für das Dafein Got— 
tes aus dem Weſen der Fiſche; Ichthyotomie, f. 
die Zergliederung (Anatomie) der Stiche; Ichthyo— 
tyvolithen, — 5 auf Stein; Ichth⸗ 
ten, pl. Fiſchverſteinerungen. 

Iee-eream, m. engliſch (pr. aißkrim), Gefrorenes, 
Eiscreme. 

Icon — Jo ſ. Ik—. 

Icterus, j. Ikterus. | 

Ictus, m. I. (von icere, jchlagen, ſtoßen) ein Stoß, 
Hieb, Stih, Schlag; Nahdrud der Stimme, Ton- 
erhebung; ietus arteriärum, Bulsader-Sclag. 

Ida, m. ein Gebirge bei Troja; daher idäiſch, zum 
Ida gehörig, dort wohnend oder verehrt, 3.8. der 
idäiſche Zeus, die idäiſche Mutter, d.i. Cy— 
bee, ſ. d.; tväijche Daktylen, Priefter der Cy— 
bele, 11. a. Dämonen von dunkler Bedeutung. 

Idalia, ?. ar. Beiname der Benus vonder Stadt 
Idalinum auf der Inſel Zypern. 

Idee, f. gr. (idea, von ideın, ſehen; fr. idee), pl. 
—en, eine Anſchauung, Vorſtellung; ein Begriff, 
Urbegriff, Grundgedanke; auch überh. für Gedanke, 
Einfall, Einbildung, Entwurf, Urbild, Bild; in der 
Unigangſprache: ein werig; Ideenafſoziation, |. 
Aſſoziation; Ideãl, n. ııl. ein Gedankenweſen, 
Gedankenbild, Herzenswunſch, Traumbild; Urbild, 
Leitbild, Muſterbild; ideal (ſpätl. ideälis), auch 
ideéll, nur in der Vorſtellung befindlich oder ge- 
gründet, entg. real und reell; aud) geiftig, be- 
grifflich,entg.materiell; ideal auch begriffmäßig 
vollflommen, vorbildlich, muſterbildlich, mufter- 
haft; vollkommen, vollendet; von höherer Denfart; 
idealiſieren, zur Idee machen; etwas feiner Un- 
vollfonmenheiten entledigen, verſchönern, erheben; 
in höherer Auffaſſung darftellen; Ideälgeld, 
Ideũolmünze, nicht wirklich geprägtes, fondern 
bloß gedachtes (fingiertes) Geld, Rechnungsmünze; 
Ideal-Konkurrenz, f. einheitliches Zufanmten- 
treffen, Zateinheit; Jdeãlrecht, Naturrecht; Jdeäl- 
welt, iiberfinnliche Welt; Ideãlwert, eingebildeter 


Wert; Idealismus, n.dielehre od.philofophifche 


Anficht von der Urſprünglichkeitu. Wefentlichkeitder 
Vernunftbegriffe, entg. Realismus; abſtrak— 
ter Idealismus, die (Platonifche) Vor— 
ſtellung von einem ſelbſtändigen Daſein der ur— 
bildlichen Begriffe; ſubjektiver Idealismus 
Fichtes), die Scheinlehre, nach welcher die Außen— 
dinge nur Erſcheinungen ſind und nur der Be— 
trachtende wirklich iſt; objektiver, Fonfreter 
Ideglismus (Hegels), nach welchem die Ver— 
nunftbegriffe der Wirklichkeit ſelbft inwohnen; 
Idealiſt, m. Anhänger des Idealismus; ein 
Menſch, der eine höhere Denkart befißt; idea— 
liſtiſch, dem Idealismus gemäß oder denielben 


idioelektriſch 351 


betreffend; Idealität, f. Begriffsmäßigkeit, Ur— 
bildlichkeit, höchſte Vollkommenheit. 


idem, I. ebenderſelbe oder ebendasſelbe; idem per 


idem, Gleiches durch Gleiches, einerlet Sinn durch 
einerlei Worte ausgedrückt; Idemiſt, m. barb.-!. 
ein Sabruder, der zu allem ja jagt; Idemſpira— 
tion, f. nl. die Gleichgeſinntheit; identidem, zu 
wiederholten Malen; identiſch (fr. identique, tt. 
identico), einerlei, ein und dasſelbe; identische 
Sätze, die einerlei oder dasjelbe jagen; Identi⸗ 
tat, f. (mi. identitas) die Einerleibeit, Wejengein- 
heit, völlige Übereinitimmumng, das Einsfein oder 
Ebendasjein, das Identitätsſyſtem, die Einer- 
leiheitslehre Schellings, wonach das Ideale und 
Reale in der Idee des Abioluten Eins (identifch) 
it; identiſizieren, zu ebendemielben oder gleid) 
machen, gleichitellen, Kir eins erklären, fiir einerlei 
halten; zwei Dinge unter einen Begriff bringen; 
Identifikation od. Identifizierung, f.die Öleih- 
machung, Berichmelzung; Identigraphie, f. nl. 
gr. Schriftgleichheit. 

den, |. Idus. 


Ideographie, k. gr. (vgl. Idee) Begriffsichrift, welche 


nicht Laute, fondern ganze Begriffe durch Schrift- 
zeichen darſtellt, Schrift durch allgemein verjtänd- 
liche Begriffszeihen; Ideograͤphil, f. Begriffs— 
ichreibefunft, allgemeine Heichenfchrift, vgl. Paſi— 
graphiezideogräphiſch, begriffsſchriftlich; Ideo⸗ 
kratie, f. die Herrſchaft der Vernunftbegriffe; 
Ideokratismus, ın. das Streben, alles nad) Ver— 
nunftbegriffen zu ordnen, gegen die bejtehenden 
Neaytsverhältniiie; Ideelogie, f. Begriffslehre, 
Wiſſenſchaft von den Gründen der Erkenntnis, = 
Metaphyſik; Ideolög, m twer diefe Wiſſenſchaft 
treibt oder lehrt, ein Begriffslehrer; aud Träu— 
ner, Schwärmer; ideslögiſch, die Sdeologie be» 
treffend. 


Ides oder Idis, it. geſtreifte Glasperlen von zylin— 


driſcher Geſtalt. 


id est, l. das iſt, das heißt. ARE. 
tDdiveleftriieh, gr. (v. idios, a, on, eigen, eigentüm— 


Lich) durch Reiben jelbftändig elektriſch werdend, ſ. 
Elektrizität; Idioblaſten, Pflanzenzellen mit 
eigenartiger Form und eigenartigem Inhalt, aber 
von gleichartigem Gewebe; Idiognomilker, m. der 
feine eigentümlichen Anſichten hatz Idiogräphum 
od. Idiochiĩron, n. eigene Hand- od. Unterſchrift; 
Wiogranhiih, eigenhändig, Telbft gefchrichen; 
Idiogynie. f. Sefchleht3-Sonderung, von Pflan- 
zen gebräuchlich; idioghniſch, verichiedengefchlecht- 
Lich, eigenhäufig; Idiokräſis, f. (vgl. Krafis) >. i. 
eigentinmliche Miſchung: die Eigentümlichkeit oder 
Eigenbeit der Natur eines menſchlichen od.tierifchen 
Körpers; idiokrätiſch, Förperlich eigen od. eigen- 
tiimlic) beſchaffen; Idioktonie, f. der Selbftmord; 
Idiolatrie, f. die Selbſtverehrung, Selbjtvergöt- 
terung; Idiöm, n. gr. (idiöma) die Eigenheit od. 
Bejonderpeit, Eigentümlichkeit (3. B. Theol. die 
Sondereigenjchaft der Gottheit u. die der Menfch- 
beit, welche ſich im Erlöſer als vereinigt darftellen 
in der communicatio idiomätum, Bereini- 
gung der Eigenschaften) ; bei. in Hinſicht der Sprache 
eines Landes: Spracdeigenheit, Landesſprache, 
Mundart (Dialekt), Sprachweije, Sprechart; aud) 
jede eigentümliche, jelbjtändigeSprache; Jdtomäte, 
Mehrzahl von Fdion, = Eigenfchaften; die inneren 
Verhältniſſe der drei Berfonen in der Gottheit, der 
Trinität, ſ. d.; idiomätiſch, einer Mundart oder 
Sprache eigen; Jdiomatographie vd. Jdioma= 
tologie, f. die Lehre von den Spracheigenheiten, 


362 Idiſen 


Mundartenkunde; Idiopathie, f. Heilk. die ört 
liche Krankheit eines Körperteils ohne Mitleiden— 
heit der übrigen; idiopäthiſch, unmittelbar aus 
den Krankheitsurſachen hervorgehend; Idioplas⸗ 
ma, n. derjenige Teil der Grundſubſtanz tieriſcher 
und pflanzlicher Zellen (de3 ſog. Blasmas), aus dem 
ein beſtimmtes Lebeweſen hervorgeht (Gegenſ.: 
Stereoplasma, d. i. das allgemeine Bildungs— 
slasma); Idioſomnambulismus, m. gr.-!. ohne 
Einwirkung eines MagnetijeursentitandenerSom- 
sambulismus, f.d.; Idioſpasſsmus, m. gr. Heilk. 
der Krampf eines einzelnen Körperteild; idioſpä⸗— 
ſtiſch, an einem folhen Krampfe leidend od. davon 
Zzerrührend; Idioſynkraſie, f. (vgl. Synkraſis) 
d. i. eig. eine eigentiimliche Miſchung, nämlich der 
Beſtandteile des Organismus; die Körpers-, Sin— 
nes⸗ od. Empfindungseigenheit; eine Sondereigen- 
heit, ſeltſame Eigentümlichkeit, Naturhang oder 
»widerwille; idieſynkrätiſch, einen jolchen Natur- 
Hang od. -widermwillen betreffend, darin gegründet, 
natureigen; Jptöt, m. gr. (idiötes) eig. = ein Pri⸗ 
satmann, bej. ein ver Staatsgefchäfte Unfundiger 
>), davon Ausgeichloffener aus der niedern Volks— 
Faffe; ein unwiſſender Menſch, Tropf, Dummtopf; 
tsinf od. idiötiſch, einfältig, ſtumpfſinnig, blöd» 
Bnnig;. Idiotie, f. Heil. Blödfinn; Idiotikon, 
2. ein Wörterbuch einerMundart(vera! obenSpdiom); 
Zdiotism(us), m. ein landſchaftlicher Ausdrud, 
miundartlihe Spraceigenheit; Heilf. der Blödſinn; 
Ssistränhus, m. ein Nahrungs » Sonderling; 


Zdiotypie, f. die Gleichförmigkeit in der befondern 


Sejtaltung mander nicht kryſtalliniſcher Körper. 

Stiſen, pl. kriegeriſche Halbgöttinnen der alten 
Germanen. 

Joskrüs, m. gr., oder fr. Idocräſe, f. eine dem 
Sranat verwandte Steinart, = Befupian. 

=33l, n. (l. idölum, vom gr. eidölon, d. i. Bild, 
Zrugbild, von eidos, Geſtalt) das Götzenbild, der 
Abgott, Götze; Trugbild, Übermwefen; Jduloldter, 
m. ein Öötendiener, Anbeter; Idololatrie oder 

ew. Idolatrie, f. die Abgötterei, ver Götzendienſt, 
Bildervientt: Idologie, f. die Bilderlehre; auch — 
Bhänomenologie, 1; Idolopöre, f. eig. 

sögenmacherei; Redek. Redeeinführung eines Ber- 
Korbenen. 

Zdoneität, f. jpätl. (v. idöneus, gefchict, geeignet, 
gelegen) die pajjende Zeit, die Geeignetheit, Tüch— 
zigteit, Befähigung. 

Ssr1s0l, n, wohlriechendes, zu Parfümerien ver- 
mwendetes DI, das von dem Nardenbartgrafe (An- 
dropögon nardus) gewonnen wird. 

Idris HYaghi, ätherifches DI der Storchfchnabel- 
pflanze in der Türkei, türkiſches Geraniumöl (zu 
Barfiimerien). 

Abiing od. Idũn, f. altnord. (Idhunn, eig. die Ar- 
beitöfrohe, von idhja, arbeiten) Sabell. Bragas 
Baitin, die Göttin, der Jugend und Unfterblichkeit. 
Sie befigt einige Apfel, deren Genuß die alternden 
Sötter verjüngt. 

Jdus, pl. I. od. Iden, im altröm. Mondjahre ver 
Tag des Bollmondes, daher im röm. Kalender: 
ber 15. Tag der Monate März, Mai, Zuli, Ofto- 
ber, in den übrigen Monaten der 13. 

Idijll, n. od. gew. Idille, f. gr. (eidyliion, n.d.i. 
eig. ein Bildden, exkl. von eidos, Geftalt, Bild) 
eine Keine Schilderung aus dem Leben einfacher 
Naturmenſchen; beſ. ein ländliches Gedicht, Schäfer- 
ob. Hiitengedicht, reizendes Gemälde des Land- u. 
Dirtenleben?, =bufolifhes Gedicht; idilliſch, 





F 


| 
| 








— — — — — — —— — 





| 


Ignana 


ländlich, hirten- od. fhäfermäßtg, einfady und un- 
ſchuldig. 
Jerej, m. ruſſ. Prieſter (— gr. Hierärch). 
gaſũr, malay. = die Ignätiusbohne, ſ. d. 
Ighirmilt. Igirmilit, Igirmit. Ighirmiſchlit. 
auch Jarimlik und Jirmipara, m. (bedeutet 
20 Para) eine türk. Rechnungsmünze von Silber 
= ungef. I Pf; Bejas-Jirmilit (weiber Zivan- 
ziger), = 20 Pialter = 3,59 ME. 
Ignaäme, f.(fr.igname, port. inhame,meftind.ibame, 
vgl. Nam; dioscorea sativa, L.) die Brotwurzel, 
eine Bflanze heißer Erdgegenden mit großen, nahr- 
haften Wurzeln. 
Ignatius oder Ignäz, m. (vom I. ignis, Feuer) 
männl. Name: der Feurige: Ignatiäner, = Je— 
juiten, ſ. d; Ianatins=-Bohnen, bitiere, betäu— 
bende, in Wechfelfiebern und in der Fallſucht wirf- 
jame Kerne der birnförmigen Frucht des Igna— 
tius-Baums (deutich: der Siegerid)) nr den 
ne Snfeln, nad) dem Stifter des Je— 
vitenordens, Ignatius Loydla, genannt, weil 
die Sefuiten diefe Bohnen zuerit nach Europe 
brachten. 

ignis, m. l. das Feuer; ignis Antonii, = An— 
tonius-Feuer, f.d.; ignis fatüns, m. ein Irr— 
lit; ignis persieus, perjiiches Feuer, ein bös— 
artiges Brandgeſchwür; innefzent (l. ignescens, 
v. ignescöre, feurig werden) jich entzündend, ent- 
brennend, erglühend; Igniarlum, n. Feuerzeug; 
Ipnieöle, ın., pl. Ignicölä, nl. Zeueranbeter; 
igniferiſch, — feurig; IJgnipunftion 
oder Jgnibunktũr, k.l. Einſtechen mit glühenden 
Nadeln in erkrankte Körperteile; Ausbrennen; Ig⸗ 
niſpizium, n. l. Weisſagung aus dem Feuer; Ig⸗ 
nition, I. nl. die Verbrennung zu Kalk u. Ace, 
Berfaltung; das Ausglühen; ignivoͤmiſch ml. 
ignivömus), feıerfpeiend. Sir a 

ignöbel, I. (ignobilis; fr. ignoble, ſpr. injöbel; vgl. 
nobel) unedel, niedrig, ſchändlich; Jgnobilität, !. 
die Gemeinheit, Böbelhaftigfeit. 

Ignominie, f. I. (ignominia, eig. Beraubung des 
guten Namens, von in u. nomen, ſ. d.) u. fr. (fpr. 
injominih) die Schmach, der Shimpf; ignominds 
(1. ignominiösus), ſchimpflich, ehrlos. 

ignorieren, |. (ignoräre, v ignärus, unfundig, u. 
die3 von dem vernein. in u. gnärus, fundig) nicht 
wiſſen, bef. fich jtellen, ala wilfe man etwas nicht, 
es überfehen; ignoräimus et ignorabimus, wir 
wiſſen es nicht und werden es nicht wiſſen (näm- 
lich da3, was über die Grenzen unferes Naturer⸗ 
kennens hinausgeht; ein berühmter Ausſpruch Du- 
bois⸗Reymonds); ignoraͤnt (. ignoräns), unwiſ⸗ 
jend, kenntnislos; Ignorant, m. ein Unwiſſender; 

Jgnoräaͤnz, f. (I. ignorantia) die Unwiſſenheit; 
ignorantia erassay, grobe Unwiſſenheit; i. facti, 
Unbekanntſchaft mit einer Tatfache oder einem Er- 
eigniffe; i. juris od. legis, Rechts- oder Geſetzes⸗ 
unfunde; 3. supina, Ripr. mutwillige Unkunde; 
Ignorantiner, pl. ni. ein Mönchsorden, der jid) 
mit Kinderunterricht beichäftigt. 

ignoſzieren, I. (ignoscere, eig. nicht fennen oder 
wifjen wollen, v. gnoscäre, noscere, fennen lernen, 
kennen) nicht mehr gedenken, verzeihen, als nicht 
gefhehen betrachten; Jgnoſzenz, f. (ignoscentia) 
die Berzeihung; ignoſzibel 9 ignoscibilis), 
verzeihlich; ignoti nulla cupido, I. Sprichw. nad 
————— hat man kein Verlangen; was ich 
nicht weiß, macht mich nicht heiß. 

Jguaͤna, kẽſpan. eine Art großer eßbarer Eidechſen 

in Südamerika, — Leguan. 


Igumen illieite 353 


Igümen, m. ruff. der Abt, Vorfteher eines Klofters | bein (nl. os ilium od. ildi); Ilkus, m. (gr. eileös) 
= Hegumenos; Iguümenja, f. ruf. Abtijfin, | die Darmverfchlingung, der Darmzwarg = Mi- 
Borfiekerin eines Kloſters. jerere; iléeiſch od. iltifch, zum Krummdarm od. 

Shram, m. arab. (eig. Weihung) der Pilgermantel | Darmbein gehörig; Ilertis, f. Entzündung des 
der Mohammedaner, die nach Mekka gehen. Krummdarms. 

Ikan-Wuürzel, f. eine Heine, ſcharf gewürzhafte Ilenheringe, Pl.holländiſche Hohlheringe (bei denen 
Wurzel aus China, blutreinigend u. magenftärtend. Rogen und Milch ausgenommen ift). 

Ikarier od. Ikariſche Kommuniſten, ein Berein Ilex, f. I. (Gen. ilieis) die Steineiche; die Stechpalme 
von Sozialijten (f. d.) in Franlrech, welche fi) | (ilex aquifolium); Ilicin, n. Stechpalmen-Bitter, 
zu den Anfichten befennen, die abet in jeinem ein aus den Blättern der Stechpalme gezogener 
voyage en Icarie (Reife nad) Sfarien) entwicdelte, | braungelber Stoff. 
und von demjelben 1849 zur Auswanderung nad) | Diäcos intra muros peceätur et extra, |. eig. 
Umerifa bewogen wurden. Gie nannten ſich ſo, es wird innerhalb und außerhalb ver Mauern von 

Ilium (d. i. Troja) gefehlt, d. h. von beiden Geiten, 

gegenieitig, überall; Ilias od. Jlidde, f. Homers 
eldengedicht vom trojanischen Striege; Hlias post 

Hom£rum, eig. eine Sliade nach dem Homer, d. h. 

etwas Entbehrliches, Überflüffiges; Ilias malö- 


mit Andeutung ihres zu nehmenden hohen Fluges, 
nad Sfaros, dem Sohne des Dädalos, welcher ſich 
aus der Gefangenschaft mit Hilfe künſtlicher, aus 
Wachs verfertigter Flügel befreite, die aber, da er 
fih in feinem Fluge der Sonne zu ſehr näherte, | 
ſchmolzen, worauf er ins Meer hinabjtürzte; Ika— rum, f. eine Menge von Übeln und Unfällen. 
rien oder ifariiche Spiele, pl. Zirk. eine afro- | Ilicin, ſ. unter ler. 

batijche Vorführung, bei der der Hauptartift auf | Ilingus, m. gr. (ilingos v. illein, drehen, wälzen) 
dem Rüden liegend mitmwirfende Kinder od. Halb» dad Drehen, Winden; die Drehfranfheit, der 
erwachjene wie Bälle in die Luft wirft und wieder | Schwindel. 

auffängt; vgl. Antipodenjpiele. Ilithyia, £. gr. (Eileithyia, gleich]. elölythyia, die 

Zlilik, ın. (Ziveier) türf. Silbermünze von 2 Pia- [den Gebärenden zu Hilfe] Kommende, v.elython, 
ftern = 0,:6 ME. ich Fam, eleiytha, ich bin gefommen) Fabell. die 

on, f., pl. Jfönes, gr. (eikön; daher l. icon) ein Geburtsgöttin, Schußgöttin der Gebärenden, bei 
Bild, Abbild; Gleihnis; Iſonismus, m. die na- den Römern Zucina, ].d. 
turgetreue Abbildung, das Gemälde; iköniſch (gr. | Ilkhan, m. mongol. Anführer im Kriege, überhaupt 
eikonikös), naturgetreu nachgebildet, abgebildet; | Herrſcher, Fürft. 
ifonifhe Statuen, nachgebildete oder ähnliche | Illakrimation, f. nl. (von illacrimäre, über etwas 
Stendbilder, bef. in Lebensgröße, entg. den koloſ— weinen) Heilf. der Tränenfluß. 
falen; Ikonoboͤrzen, pl. gr.-ruff. eine bilderftür- | Illaͤpſus, m. I. (v. illäbi, hineinfallen; vgl. lapsus) 
meriſche Sekte der ruffiichen Kirche; Ikonodũlen, das Hereinbreihen, der Einfall. 

z! gr. Bilderverehrer, Bilderanbeter; Jtonodulie,illäſibel, I. (illaesibilis; vgl. lädieren) unverlegbar, 
. die Bilderverehrung; Ikoͤnograͤph, m. eine | unverleglich; Illäſibilität, k. nl. Unverlegbarfeit, 
Borrihtung, um Zeichnungen mechaniſch zu über- Unverleglichkeit. 

tragen; Ikonographie, f. die Bilderbefchreibung, | illäta, pl. I. (von inferre, einbringen, Partizip in- 
Kenntnis der Bilder und Bildjäulen, bef. des Al- latum, illatum) das Eingebrachte, nämlich Heirat» 
tertums; ilonograͤphiſch, bilderbeichreibend; Ilko⸗ gut; Illation, f. (l.illatio) Einbringung, Einge— 
nolldft, m. ein Bilderſtürmer, Ikonoklaftie, f. bracdtes; die Schlußfolge, der Schluß; ilfatio (I. 
Bilderjtürmerei; Stonaldter, m. ein Bilderan- | illativus) eine Schlußfolge anzeigend; folgernd; 
beter; Ilonolatrie, f. der Bilderdienft; Ikono⸗ Illatiß⸗Sütze, — Folgeſätze. 

fög, m. ein Sinnbilderdeuter; Yfonologte, f. die | Jllatintit, m. barb.-!. ein Nichtlateiner. 
Sinnbilderfunde, Erklärung der Sinnbilder und | tfandäkel,!. (illaudabilis; vgl.laudabel unter laus) 
alten Denkmäler; Jkonomachte,f. verBilderftreit, | unlöblich, unrühmlich. 
Bilderfrieg, wegen Verehrung und Anbetung der illazerabel, I. (illaceräbilis, v. laceräre, zerreißen) 
Heiligenbilder; Jkonomanie, f. Bilderfucht; un | ungerreißbar, unzerreißlich. 
vernünftigeDeiligenbilder-Verehrung; Ikonoſtãs, illecebrõs, L. (illecebrösus, v.illec&bra, die Lockung, 
n. der Bilderfchrant in der griechiichen Kirche; v. illicere, herbeiloden; vgl. illicieren) lodend, rei» 
Stonojtröph, m. ein Bildumfehrer, -Verfehrt- zend, verführerifch. 

WR (von Glas), für Kupferſtecher. illegũl, mi. (vgl.legal) ungejeglich, rechtswidrig, un- 

Stofacdron od. Iloſaeder, n. griech. (von eikösi, rechtmäßig ; illegaliſieren, gejebwidrig machen; 
HR u. hedra, Sit, Grundfläche) ein Zwanzig Illegalität, f. die Ungeſetzlichkeit. 
lächner, ein bon 20 gleichjeitigen Dreieden einge- illegibel, nl. (von legöre, leſen) unleferlid). 
ſchloſſener. Körper; koſietraëder, n. ein Vier⸗ üillegitim, I. (vgl. legitim) ungeſetzmäßig, unzuläſſig; 
undzwanzigflächner; Itsſandria, pl. (von aner, | auch unehelich, unecht; Illegitimität, f. nl. Un— 
Gen. andrös, Mann) zwanzigmännige Pflanzen, | giültigteit, Unechtheit. 
deren Blumen 20 u. mehr freie Staubfäden haben; illiberal, I. (illiberälis; vgl. liberal) unedel, eng— 
in Linnes Syſtem die 12. Klaſſe; ikoſandriſch, herzig, niedrig, karg; unfreiſinnig; Illiberalis— 
zwanzigmännig. mus, m. nl. die Unfreifinnigfeit (vgl. Liberalis— 

Zkpal, f. türk. eine Frau zweiten Ranges im Ha- | mus); Illiberalität, f. (1. illiberalitas) die Eng- 
vem des Sultans. berzigteit, Kargheit. 

stterus, m. gr. (iktEros) die Gelbſucht; iktériſch, Illicie, f. (von lat. illicium, Anlodung, Lockmittel, 
gelbſüchtig, mit der Gelbfucht behaftet. wegen de3 angenehmen Geruchs), ſ. Badian. 

—— vor Wörtern, die mitlanfangen, illicieren, I. (illicere, von lacöre, locken) anlocken, 
= in (].d.). anreizen. { 

Sie, f. gr. (ile od. eile, ein Haufen, etwas Zufam- | illicite, I. (vgl. licet) Afpr. unerlaubt, unzuläſſig, 
mengeballtes) Heilf, ein Knäuel; Ilẽon od. Ilẽum, verbotener- od. unerlaubterweiſe 2c.; res illicıta, 
n. der Krumm- od. Wideldarm; auch das Darm- f. eine unerlaubte Tat. 

Seyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 23 


— — — — — — — —— — —— — — — — 
— — — — — — — — — — 


354 illico 

illico, I. (entſt. aus in loco) auf der Stelle, fogleich, 
ſofort. 

iſſidieren, l. (illidere, v.in u. laedere; vgl. lädieren) 
anſchlagen, anſtoßen; zerſchlagen, zerſchmettern; 
Illiſion. f. (ſpätl. illisid) das Anſchlagen, die Quet- 
ſchung. kumſchränkt, unbegrenzt, ungemeſſen. 

illimitiert, il. (vgl. limitieren) uneingeſchränkt, un— 

iſllinieren, I. (illinere, von linere, ſchmieren) ein— 
reiben mit Salben 2c.; Illition, £. nl. Heilf. Ein- 
reibung mit DI 03. Salbe, Salbung. 


illiquid, nt. (f. Liquid) unklar, unlauter, unberich-. 


tigt,noch nicht aufs Reine gebracht, 3.8. eine Rech— 
— Illiquidität, f. Unklarheit; das Unberich— 
tigtſein. 

Illis, ſ. unter Illos; Illiſion, ſ. unt. illidieren. 

Illition, ſ. unter illinieren. 

Illitterätus, m. lat. (vgl. Litteratus) ein Nichtge— 
lehrter, Ungebildeter; Illitteräta, pl. Tonverbin— 
dungen, welche man nicht mit Buchſtaben ſchreiben 
kann (vgl. Littera), z. B. das Heulen, Seufzen. 

Illos, m. gr. (v. illein, wälzen, drehen; verdrehen, 
befond. die Augen) ein Schielender; Illis, f. eine 
Scielende; Illöſis, f. das Schielen. 

illötis manibus, I. (vgl. Lotion) mit ungewaſchenen 
Händen, d. i. undvorbereitet. 

illudieren, lat. (illud£re, von ludere, ſpielen; vgl. 
Luſus) eigentl. mit etwa fpielen; verhöhnen, zum 
beiten haben; berücen; auch) ausweichen, vereiteln, 
umgehen (3.8. ein Geſetz); Illuſion, f. (I. illusio, 
Berjpottung) Täufchung, Srrtum; das Blendwerk, 
Wahnbild; Schöne Einbildung, Traum, Stimmung; 
Illuſioniſt, m. Zauberkünſtler; illuſöriſch, nl 
täufchend, eingebildet; verführeriſch, verblendend; 
ausweichend, betrüglich; verfänglich; ein illufo- 
riſcher Bertrag, ein Scheinvertrag. 

illuminieren, I. (illuminäre, v. lumen, das Licht) 
erleuchten, beleuchten, bef. feierlich, zum Schmuck; 
mit Farben ausmalen, bentalen; jcherzh. für be- 
rauſchen; Illuminät, m. (illuminätus) ein Er- 
leuchteter, Aufgeklärter; bef. Lichtbruder, Lichtritter, 
ein Mitglied des vom Profefjor Weishaupt 1776 
zur Verbreitung der Aufflärung errichteten Illu— 
minatenordeng, bej. in Bayern, dem Fatholi- 
ſchen Deutfchland 2c.; Illuminãätor, jpätl. Illu— 
minateur, fr. (pr. —töhr), Illuminierer u. Il⸗ 
luminiſt, m. Erleuchter; Ausmaler von Bildern, 
Kupferſtich- oder Steindrud-Ausmaler; Illumi— 
nator, im Mittelalter = Miniator; Illumi— 
nation, f. (lat. illuminatio) die Feitbeleuchtung; 
Ausmalung einer Zeichnung, eines Steindrucks 
oder Kupferjtichg 2c. mit Farben; auch = Inſpi— 
ration, ſ. d.; illuminiert, erleuchtet; bunt aus» 
gemalt; ſcherzh. betrumfen. 

Illuſion, illuſoriſch, ſ. unter illudieren. 

iſlüſtre, fr. (ſpr. illüſt'r; v. J. illüstris, v. lusträre, 
hell machen, erleuchten) glänzend, vortrefflich, herr⸗ 
lich, vornehm, ausgezeichnet, erlaucht; Illustrissi- 
mus, l. Erlauchteſter, Berühmteſter; illuſtrieren 
(l. illusträre), erläutern, ins Licht ſetzen; berühmt 
machen, verherrlihen; auch zieren, ausfchmüden, 
insbefondere Bücher mit Abbildungen; JIlluſtra⸗ 
tion, f. (I. illustratio) Erläuterung; der Glanz, 
Ruhm; Abbildung, Bild, Bilderfhmud; illuſtra⸗ 
tip, nl. erklärend, erflärungsweife; Illuſträtor, 
m. ein Erläuterer, Berherrlicher. 

Slutation, f. nl. (v. lutum, Schlamm, Kot) Heilf. 
Bejtreihung mit Brei, Schlamm 2c.; illutĩeren, 
mit Brei oder Schlamm bejtreichen. 

Iltizam, m. türk. Verpachtung der Steuer-Eintrei- 
bung an den Meijtbietenden. 


Imma 


im —, I. Borfilbe vor Wörtern, die mit einem Lip— 
penbuchſtaben anfangen, = in, ].d. 

imaginär (ſpr. imaſchinähr), fr. (imaginaire, von 
[. imaginarius) eingebildet, vermeintlich; imagi— 
nieren, [. (imaginäri, v. imägo, Bild, Borftellung) 
u. fr. (imaginer, fpr.—f&in—) ji) einbilden, wäh⸗ 
nen, meinen, erdenfen, erſinnen; davon Imagine, 
f. weibl. Name: die Schwärmerin; imaginäbel, 
nl. (fr. imaginable) erdenklich, erfinnlih; Imagi— 
ndnt,m.(v. Limaginans) ein Schwärmer, Srillen- 
fänger; Imagination, f. (L. imaginatio) die Ein- 
bildung, Einbildungsfraft. 

Smart, m. arab. (imäm, v. amma, vorangehen, vor- 
itehen) eig. Vorjteher, Herrfcher, in3bef. ehem. der 
Beherifcher von Yemen im glüdlichen Arabien; 
der Herifcher von Masfat am perjifhen Meer— 
buſen; die zwölf Imams von Straf, die Nach- 
kommen de3 Ali, deren Herrfchaft zu Medina neben 
dem SKhalifat beftand; ferner (gew. Sman) ein 
türkiſcher Prieſter und Schriftgelehrter, Vorſteher 
einer Moſchee; Imam-Effendi, m. der Prieſter 
im Serail; Imamät, n. das Vorſteheramt über 
Moſcheen. 

Imaͤreth oder r. Imaret, m. arab. (imärat, von 
amara, bebauten, bewohnen) überh. Gebäude, Woh- 
nung, bef. öffentliches Gebäude; in engerer Bedeu- 
tung in der Türkei eine Art Gaſthof, wo Schul- 
finder und Studenten fpeifen, und Lebensmittel 
an Arme und Neifende verteilt werden. 

Imballieren, j. emballieren; Imbargo, |. Em- 

argo. | 

imbezill, fr. (imb£cile, jpr. ängbeßihl; von l. im- 
becillis, imbecillus, ſchwächlich an Körper oder 
an Geift) unvermögend, ſchwach am Verſtande; ein 
Imbezill oder fr. Imbecile, ein Schwach- oder 
Blödfinniger; Imbezillität, £. (I. imbecillitas) 
Schwäche des Verſtandes, Einfalt. 

imbibieren, [. (imbibere, v. biböre, trinken) ein» 
faugen, einziehen; beit Mal. anfeuchten, durchwei— 
hen, jättigen; Imbibition, f. nl. die Einfaugung, 

| ne tung; imbibttionsfähig, aufjauge- 
ahlg. 

—— it. imborsäre; vgl. Börſe) Kfſpr. ein- 
nehmen, einjtreichen. 

Imbrahar Baſchi, m. verderbt aus dem türrf.emiri- 
äkhor, gen. embrokhor, Stallmeiſter, u. basch, 
j.d.) der Oberſtallmeiſter des Sultans. 

Imbreviatür, f. nl. (ml. imbreviatüra, v.breviäre, 
abfürzen, brevis, furz; vgl. Abbreviatur) zin kurzer 
Snbegriff von Verhandlungen. 

Imbroglio, m. it. (jpr. —broͤljo; vgl. embrouillie— 
ren und brouillieren) die Verwirrung. 

imbateren, I. (imbuere) eig. eintauchen; einweihen, 
unterrichten, belehren, einprägen. Ei 

Imbüͤto, m. it. 1. Hohlmaß auf der Inſel Sardinien 

— 6,14 1; 2. Flächenmaß daf. = 248,9 qm. 

Smtd, f. unter Ammoniak. 

imitieren, [. (imitäri, fr. imiter) nahahmen, nach— 
bilden, nachäffen; imitäbel (I. imitabilis), nach— 
ahmlich, nahahmbar; Imitation, f. (imitatio) 
Nahahmung, Nachfolge; auch das Nachgeahmte, 
Nahbild, 3. B. Holz-, Marmor-, Metall- 
imitation, finftliches Holz, Kunſtmarmor ufw.; 
imitativ, nl. (imitando) nahahmend, Nachah— 
mung bewirkend; Jmttatipum, ſ. unter Ver— 
bum; Imitätor, m. ein Nahahmer; imitato- 
rum servum pecus, n. die Nachahmer- od. Nach— 
äffer-Herde. 

Imma, m. perfifcher Eifenton (Bolus), der als 
Schminke verwendet wird. 


immakulabel 


immakulãbel, ſpätl. immaculabilis, v. maculäre, 
befleden; vgl. macüla) unbeflecklich; immakulũt, 
[. immaculätus) unbeflect, flefenlo3; Immacu- 
lata conceptio,f. I. die unbeflecte Empfängnis; 
nad fatholifcher Lehre: die Freiheit ver Maria von 
der Erbfünde jeit dem erjten Augenblick ihres Da- 
ſeins im Mutterleibe; Immacnlata, f. I. die von 
dem Makel der Erbſünde befreit Gebliebene. 

immaleäbel, nl. (vgl. malleabel) nicht Hämmerbar, 
was ftch durch den Hammer nicht ſtrecken läßt. 

immmän, l. (immänis) ungeheuer, wild, roh, grau— 
ſam; Immanität, f. (immanitas) Ungeheuerlich- 
feit, Gräßlichkeit; Unmenſchlichkeit. 

immanifejt, f. (v. manifestus, offen, Har) nicht Mar, 
nicht deutlich. 

immanieren, jpätl. (immanöre, v.manere, bleiben) 
darin bleiben, inwohnen, anhaften; immanent 
(immänens), inmwohnend, anhaftend; innerhalb 
einer Sache bleibend, entgegen trangeunt oder 
transszendent; immanente Form od. Me- 
thode der Philoſophie, die mit dem Inhalte der 
Lehre eins und ihm vollfommen entjprechend ilt; 
SImmanenz, f. nl. das Inwohnen, Anhaften; das 
Einsjein des Prinzips und der Form eines philo- 
ſophiſchen Syſtems; in der neueren Theol. bef. das 
Snwohnen des göttlichen Geiftes in der Natur od. 

Immanität, |. unter imman. [Materie. 

Immanuel oder Emanuel, m. hebr. (v. im, mit, 
anu, ung, &, Gott) männl. Name: Gott mit uns. 

immarginiert, nl. immarginätus; vgl.margo) un⸗ 
gerandet, ungerändert, randlos. 

immarinieren = marinieren. 

immartyrologiſieren, I.-gr. unter die Märtyrer 
(f. d.) jeßen. 

immarzetzfbel,!. (immarcescibilis, v. marcescere, 
welf werden) unverwelklich. 

immateriäl od. immaterichl, nl. (vgl. Materie 2c.) 
unkörperlich, ftofflos, geiftig; immatertalifieren 
(fr. immaterialiser), entförpern, vergeiftigen; Im⸗ 
moaterialität, f. die Unkörperlichkeit, z. B. der 
Geele; Stoffloſigkeit, Immaterialismus, m. die 
Lehre von der Unförperlichteit der Seele, = Spi- 
ritualismus, entg. Materialismus; Im— 
materialiſt, m. der die Unförperlichkeit der Seele 
annimmt oder behauptet; Immaterial-Güter, 
Erzeugnifje geiftiger Arbeit, geiftiges Eigentum. 

immatritulieren, nl. einfchreiben, einzeichnen, ein- 
verleiben in die Matritel (1. d.) od. in ein Regi- 
ſter, 3.8. auf Univerjitäten; Immatrikulation, 
f. Einſchreibung od. Einverleibung in eine Zunft ze. 

immatũr, I. (immatürus; vgl. maturieren) unreif, 
unzeitig; Immaturität, f. (immaturitas) die 
Nichtreife. 

ämmedtät, nl. (vgl. mediat, Medium 2c.) als Adverb 
auch immediäte, oder fr. immediatement (fpr. 
immediat'mang), unmittelbar oder unmittelbarer- 
weile, ohne Dazwijchenfunft eines Dritten; augen- 
blicklich fogleih, jofort; Smmediät-Rommif- 
ſion, f. der unmittelbare Ausſchuß; Smmediät- 
Beihwerde, -Gejudh, -VBorftellung ꝛc., un- 
mittelbar bei der höchiten Behörde od. dem Landes- 
Eat (mit Übergehung von Mittelperfonen oder 

mwijchenbehörden) vorgebradhte Beſchwerde ꝛc.; 

Immediät-Stad t, eine unmittelbare Stadt mit 
eigener Gerichtsbarkeit; Jmmediät-Stände, 
-Stifter ꝛc., im früheren Deutfchen Reich Stände 
und Stifter, die unmittelbar unter Kaifer und 
Reid ſtanden; immediatiſieren, unmittelbar 
machen, frei machen; immediatin, nicht vernit- 
telnd, unmittelbar bezeichnend, 3.8. ein Zeitwort 


immobil 355 


(verbum), das ohne Beifügung eines Hauptwortes 
den Begriff einer Tätigkeit erfchöpft, wie kämpfen, 
gehen 2c.; Immedietät, f. die Unmittelbarteit, 
nabhängigfeit von einer Obrigfeit. 

immedifäbel, I. (immedicabilis, vgl. medikabel 
unter Medikus) unbeilbar. 

immemoräbel, l.(immemorabilis; vgl.memoria:c.) 
undenkwürdig; nicht bemerfens- od. nennenswert; 
immemorial, nl. undenkbar, undenklich; Imme⸗ 
mortäl-Berjährung, Verjährung feit Menſchen— 
gedenken. 

immens, l. (imménsus, v. mensus, gemeſſen, Partiz. 
v. metiri, meſſen) od. immenſe, fr. (pr. immangß’) 
unermeßlich, unendlich; Immenſität, f.(l.immen- 
sitas)Unermeßlichkeit; tmmenfuräbel, nl.unmeh- 
bar; Immenſurabilität, f. die Unermeßlichkeit. 

immergieren, |.(immergere,v.mergere,tauchen)ein» 
tauchen, untertauchen, verſenken; Immergeéten, pl. 
nl. Taufgefinnte, Wiedertäufer, Immerſion, f- (I. 
immersio)die Eintauchung, das Untertauchen, Ver- 
jenfen; die Einweihung; Stern. der Eintritt eines 
Planeten in den Schatten eines andern; auch Die 
Berfinjterung eines Sternes durch die Sonnenſtrah— 
len; homogene Immerſieon, gleichbrechende Lin- 
ne gleichartige Taucdhung (beim Vergrö— 

erungsglafe); Immerſionsbad, Cintauchebad; 

Immerſions-Objektiv, gefüllte Linſe, Tropfen- 
oder Ylitffigkeitslinfe (beim Bergrößerungsglas); 
Immerſions-Taufe, Taufe durch —— 
immerſiv, nl. eintauchend, durch Eintauchen be— 
wirkt; Immérſor, m. nl. der Täufer. 

immerito, I. (vgl. meritum) unverdienter-, unge— 
rechter⸗ od. unbilligerweiſe. 

immigrieren, l. (immigräre; vgl. migrieren) ein— 
wandern, einziehen; Jmmigrdnt,m.(immigrans) 
ein Einwanderer; Imminration, f. nl. die Ein» 
wanderung. 

imminteren, [. (imminere, übertragen, v. minere, 
wohin tragen) bevoritehen, bedrohen; den Einſturz 
drohen ;imminent(imminens),bevorjtehend, nahe, 
drohend (nicht zu verwechjeln mit eminent); Im— 
minenz, f. imminentia) das Bevoritehen, Die dro— 
hende Nähe. 

imminnieren, [. (imminuere; vgl. minus2c.) ver- 
ringern, vermindern; Imminutien, f. (l. immi- 
nutio) die Verringerung, Abnahme. 

immifzibel, nl. unvermiſchbar; Immijſzibilität, 
f. die Unvermifchbarkeit; immiſzieren, I. (im- 
miscere; vgl. mijzieren) einmifchen, eindrängen; 
Immirtion, £. nl. die Einmiſchung. 

immittieren, I. (immittere; vgl. mittieren) eig. 
hineinſchicken, hineintun, einlaſſen; Rſpr. gericht» 
lid) anweiſen, einſetzen; Immiſſion, f. Beſitzein⸗ 
weiſung, auch immissio bonörum, Einweiſung in 
einen Grundbefiß; Zuleitung, Zuführung, Ein- 
dringen (4.B. von Raud)); Immiſſionsdekrẽt, n. 
der gerichtliche Befhlug dazu; Immiſſionster— 
min, m. Termin zur gerichtlichen Einmweifung in 
den Belib. 

immobil, I. (immobilis; vgl. mobil) unbemweglich, 
ſtandhaft, unerſchütterlich; Krk. ungerüftet, unfrieg- 
fertig; Immobilien od. immohilia (nänıl.bona), 
unbemwegliche Güter, liegende Gründe, Tiegenjchaf- 

ten; Immobiliar-Kredit, Kredit auf ſolche Gü— 

ter; Immobilter-Exefution, ‚f. Bmwangsvoll- 

ftreefung an den unbeweglichen Gütern; Immobi— 

liar⸗Maſſe, Liegenfhaftsmafle, Maffe dev unbe- 

weglichen Güter; Immobiliar-Vermögen, nl. 

dtſch. Grundeigentum, Grundbeſitz; immobili— 

ſieren, nl. bewegliches Gut oder Eigentum zu 

23” 


356 immoderat Impediment 


unbeweglihem machen; feitlegen; Immobiliſie- Impar, I. (vgl. par) ungleich, ungerade; imparabel, 
———— m. Heilk. ein Verband (von Gips, unvergleichlich, len. apa Men (vgl. 
Waſſerglas ufiv.), der die Bewegung eines Glie- | Mars), eig. mit ungleihem Kampf vd. Kriegsglüd; 
des unmöglich macht; Immobilität, f-[.(immobi- | mit ungleichen Kräften; Impartiyläbum, n. I. 
Iitas) Unbeweglichkeit. . ein A d. i. ein Wort, welches in 
immoderãt, I. immoderätus, vgl. moderieren) un- einem Kaſus mehr Silben hat, als im andern; 
mäßig; übermäßig, übertrieben; Jmmoderation, | Imparität, f. nl. Ungleichheit. 
f. (immoderatio) die Unmäßigkeit, Mangel an | inıparät, l. (vgl. parat) unbereitet, unfertig. 
Mäßigung; das Übermaß; immodcht (l. immo- | impardonnädel, fr. (impardonnable; I 
destus), unbefcheiden, unehrbar,unanjtändig, frech, 2c.) unverzeihlich, unverantmwortlich. 
anmahend; Immodeſtie, f. (I. immodestia) die | impari Marte, Impariſhllabum, Imparität, 
Undefceidenheit 2c.; immodiece, unmäßig. I. f. impar. 
tmmolieven, I. (immoläre, von mola, Opferſchrot, Imparlance, f. engl. (pr. impdhrläns) im eng- 
geichrotene Getreideförner, die den Opfertieren auf | liſchen Rechtsweſen die Erlaubnis zu einem güt- 
die Stirn gejtreut wurden) opfern, aufopfer; lihen Vergleich während eines Aufſchubs. 
Immolation, f. (immolatio) die Opferung, Auf | Imparochation, £. gr.-l. (val. Barochie) die Ein- 
opferung. A pfarrung; imparochiert, eingepfarrt. 
immoraͤliſch, nl. (vgl. Moral ꝛc.) unſittlich, fitten- | impartiäf, nl. (vgl. partial unter Bart ꝛc.) unpar⸗ 
log; Iumoralität, f, (fr. immoralite) Unfittlich- teiiich, gerecht; Impartiãles, pl. Unparteiifche, 
feit, Sittenlofigteit. | Unbefangene; Impartialität, f. Unparteilicheit. 
sartorteif, fr. (immortel, l. immortälis, von mor- | impartibel, nl. (v. partiri, teilen) u. impartãbel 
talis, ſterblich; vgl. Mortalität) unsterblich, ewig, fr. (impartable) unteilbar; Impartibiliät, f. 
endlos; Immorteélle, f. die Rainblume, Stroh- Unteilbarkeit. 
blume mit glänzenden, trodenen u. daher ımver- | Impaß oder Inpaß, m. fr. (impasse, f. eine Gaſſe 
mwelilichen Blumenblättern; Immortalität, f. (l. | ohne Ausgang) beim Whiltfpiel: einen Impaß 
immortalitas) die Unſterblichkeit; immortaltite= 


rtal A machen oder impaſſieren, mit einer niedrigen 
ren (fr. immortaliser), unſterblich macjen, ver- 


| 
| arte ftechen in der Borausfegung, daß der Gegner 

ewigen; Jmmmortaltiation, f.barb.-l. die Unſterb— | feine höhere Karte habe, um jo einen Stich mehr 

lichmachung, Berewigung. | maden zu fünnen, gem. reiten, jchneiden, pojt- 
Sumortififation, f. nl. (vgl. Mortififation) die | meiltern. 

Unbußfertiafeit, Unbefehrtheit. impafidbel, barb.⸗l. (vgl. paflieren) unwegſam, un- 
immünis, e, [. (v. munus, Dienft, Dienfipflicht) od. überjteiglich, unfahrbar, ungangbar. 

immün, frei von Staatsdienften oder Abgaben, | impaſſibel, jpätl.(impassibilis; fr.impassible; vgl. 

jteuerfrei, laftenfrei; ſeuchenfeſt, giftfeit; Jınmn= | pailibel)unempfindlic,£altfinnig ; Impaſſibilität, 

nität, £.(l. immunitas) die Befreiung von Dienft- i.(impassibilitas) die Unfähigfeitzum Leiden, Hart⸗ 

pflihten, Abgaben und Auflagen, Steuerfreiheit, herzigkeit. 

Laſtbefreiung; Seuchenfeſtigkeit, Unempfänglich- impaſſieren, ſ. unter Impaß. 

Zeit; immuniſieren, ſichern, ſeuchenfeſt machen, impaftieren, it. (impastäre, eig. kneten; vgl. Baite; 

impfen; Immuniſierung, f. die Sicherung gegen | Bauf. einen Teig od. Mauerfitt aus Mörtel u. fein 


Seuchen, Shußimpfung. zeritoßenen Steinen 2c. machen oder fneten; Deal. 
Immuration, f. nl. das Einmauern (al3 Strafe Farben did auftragen; unternalen; Kırpferft. ver— 
im Mittelalter). ſtricheln od. die mit dem Grabſtichel 2c. gemachtere 


immutãbel, I. immutabilis, v. mutäre, verändern) | Punkte und Striche gehörig vermiſchen; Impaita= 
unveränderlih, unwandelbar;unabänderlich; Jin | tion oder Ampaftierung, f. die Verwandlung im 
mutabilttät, £. (immutabilitas) die Unveränder- einen Teig; die fette Farbengebung; Vermiſchung 
lichkeit; Unmwandelbarfeit. der Punkte u. Striche zc. und die daher entitehende 
immutieren, [. (immutare; vgl. mutieren) umän- | Wirkung. — 
dern, verändern; Immutation, f.(immutatio) die | impatible, I. (impatibilis; vgl. patibel) unleidlich, 
Veränderung, Verwandlung, Umänderung. unerträglich, unverträglid; Impatibilität, f. nl. 
impäcco, m. it.(v.pacco,Biindel; vgl. deutſch Pack, die Unleidlichkeit, Unverträglichkeit; Impatienz, 
yusen) Kfipr. die Berpadung; per impacco, (die | f. (l. impatientia) die Ungeduld; impatientieren 
are) mit dem Packgute, mohl verpadt, wohl ver- (ich), nl. fich nicht gedulden oder ſich ungedulden, 
mwahrt. ungeduldig werden, die Geduld verlieren. 
impair, fr. (jpr. ängpähr; lat. impar, f. d.) unge- | impatronteren oder impatronifieren, nl. (vgl. 
trade (beim Spiel die ungeraden Zahlen, pair od. | Patron) ſich zum Herrn machen, zum Beſchirmer 
impair, d. i. gerade oder ungerade). aufwerfen, etwas in Bejiß nehmen; fich in eines 
impalpäbel, nl. (vgl. palpabel) unfühlbar, un- andern Gunft einſchmeicheln. 1a 
empfindbar, fo fein, daß man e3 nicht greifen fan; | impayabel, fr. (impayable, jpr. ängpehjab'T; vgl. 
Impalpabilität, f. die Unfühlbarkeit, Ungreif- |  payabel) unbezahlbar, unfhäßbar. 
barkeit. Impeachment, n. engl. (pr. impihtihment; von 


Impanation, f. nl. (von panis, Brot) die Einbro- impeach, anflagen, urfpr. hinderu=fr. emp£cher; 
tung, Verbindung desLeibes Chrifti mit dem Brote | vgl. empechieren) Anklage u. gerichtliches Verfah— 
im heil. Abendmahl, nad) den LZehrfäßen derer, | ven, bei. gegen StaatSbeante. 
welche weder die Gegenwart des Leibes Chrifti | Impeccanz, f. Ipätl. (impeccantia; vgl. peccieren), 
leugnen, nod) die Transfubftantiation annehmen, auch Impeccabilität, £. nl.Sindlofigkeit, Schuld» 
val. Konjubjtantiation; Impanatören, pl. | Tofigfeit. 
die Anhänger diefer Lehre. Imhedanz, f. I. jeder Widerftand gegen eine elek— 

Impaͤnneling, n. engl. (von pannel, das Geſchwor— triiche Strömung. 
nenverzeicynis) die Aufrufung u. Aufzeichnung der | Impedimént, n.!. impedimentum, von impedire, 
ernannten Geſchwornen in eine Pergamenttafel. verwideln, hindern, von pes, ©. pedis, Fuß; eig. 





Smpegno 


die Füße einwickeln od. verwickeln; entg. expedire, 
f. expedieren) da3 Hindernis; pl. impedimenta, 
inderniffe, wodurch jemands Nichterfcheinen vor 
ericht entfchuldigt wird; Impedieren, hindern; 
Ampedition, f.(impeditio) Berhinderung,Aufents 
halt, Verwickelung. 


Imbpegno, m. it. (fpr. —penjo; von impegnäre, ver» 


pfänden, v. pegno,—|. pignus, Pfand) die Ver— 
pflihtung, Teilnehmung an einem mißlichen Ge— 
ſchäfte mit Verantwortlichfeit; impegniert sein, 
verpflichtet od. verantwortlich fein, in etwas Mip- 
liches verwidelt fein. 

tmpendent, I. (impendens, v. impend£re, darüber 
eh od. ſchweben, drohen 2c.) nahe bevorſtehend, 

tohend. 

impendieren, l.(impend£re)anmwenden, aufwenden; 
impendios (l. impendiösus, v. impendium, Auf- 
wand, Koſten) Foftjpielig; Impenſen, pl. (impen- 
sae) Koften; Verwendungen;impensaefunebres, 
Beerdigungs-Koften; ji. necessarlae, notwendige 
Koften; i. utiles, nüßlicher Aufwand; i. volup- 
tuariae, Luſt⸗ od. Prachtaufwand. 

impeneträbel, I. (impenetrabilis; vgl. penetrieren) 
undurchdringlich; unergründlich; wafjerdiht; Im⸗ 
vpenetrabilitãt, f. nl. Undurchdringlichkeit; Un- 


ergründlichkeit. 
Impenitenz, |. Impönitenz; Impenſen, ſ.unter 
impendieren. limperieren. 


Imperans, Imperativ, Imperator 2c., |. unter 

imberzehtibel, nl. (vgl. perzeptibel unter perzipie- 
ren) unbemerkilich, unwahrnehmbar; Imbperzep⸗ 
fib utat. f. die Unbemerkbarkeit, Unwahrnehm⸗ 

arkeit. 

imbperdibel, nl. (v. perdẽre, verlieren, verderben; 
vgl. perdabel) unverlierbar, unverderblich; — 
ſtörbar; Imperdibilität, f. Die Unzerſtörbarkeit. 

imperfett, I. (imperfectus, vgl. perfekt, perfizieren) 
unvollendet, unvollkommen, unvollſtändig, Imper⸗ 
fektum, (näml. Präteritum) od. Imperfett, n.,pl. 
Imperfekta, Sprachl. die unvollendet vergangene 
Zeit, od.r. die Zeitform der unvollendeten, währen- 
den Handlung in der Vergangenheit; Imbperfek⸗ 
tion, f. (fpätl. imperfectio) der Mangel; imper- 
fettibel, nl.nihtvervolfommnungsfähig; Imper⸗ 
fettibilität, £. die Unfähigkeit zur Vervolllomm- 
nung. 

ämperforäßel, nl. (vgl. perforieren) nicht zu durch- 
bo5ten; Imperforation, L.Heilt.dieWerfähloffen- 
heit od. Verwachſenheit gewiſſer von Natur offener 
Zeile des Körpers, beſ. des Afters zc. 

imperieren, I. (imperäre, v. paräre, bereiten, ein« 
rihten) anorönen, gebieten; Impẽerans, m. der 
Gebietende, Herrichende; imperatib(iſch), (I. im- 
perativus), befehlend, zum Befehlen dienend; Im⸗ 
Heratis(us), m. Spradl. die Befehlsform, f. 
Modus; fategoriiher Imperatin, Philoſ. die 
unbedingte Befehlsweife der Vernunft, der unbe» 
dingte Bernunftbefehl; auch Imperativ od. Ge- 
botderSittlichfeit od. Pflicht, moralifcher, 
praitijher oder unbedingter Smperatip; 
imperatives Mandat, n. Zwangsauftrag; Im—⸗ 
perãtor. m. ehem. der Oberbefehlshaber, Yeld- 
herr; Herrſcher, Kaijer; imperatöriſch, (l. impe- 
ratorius, a, um), gebieterijc), ; faiferlich; Impera⸗ 
törif, f. barb.-l. die Herricher- od. Feldherrntunft; 
Sunperinm, n.1.dieOberherrfchaft, Gewalt, Ober- 
hand, der Oberbefehl; aud) das Reich, Kaiſertum; 
imperium Manliänum, fprimwörtl. für ftrengen 


Oberbejehl, nad) den wegen ihrer Strenge befann« . 
ten Lucius und Torquatus Manlius; i. merum, | 


impertinent 357 
reine Staat3gewalt in Berwaltungsfachen und im 
Kriege; auch — die peinliche Gerichtöbarkeit, der 
Blutdann; i. mixtum, gemijchte Staatsgewalt, 
d. i. mit der Rechtspflege verbundene Verwaltung; 
imperium Romänum, n. [. das Römifche Neid); 
1. summum, die dem Landesherrn od. derXandes- 
obrigteit zujiehende Macht des Schwertes gegen 
Mifjetäter 2c. od. das hohe Hals» od. peinliche Ge— 
richt; impertäfl (l. imperiälis), nen ſtattlich, 
herrlich; Imperiälpapier, Kaiſerpapier, vom 
größten Format; Imperial-Spiel, ein Kartens 
Ipiel unter Zweien mit der Pique-Karte (fr. impe- 
riale, f.); Imperial-Dufat, m. eine ruf. Gold» 
7* von 3 Rubeln, früher etwa 9,50 M., jetzt 
10 De. wert; Impertäl, m. ein Zehnrubelſtück, 
eine rufj. Goldmünze, 10 Rubel oder 33,47 M. an 
Wert; (der Halbimperial, die gebräuchlichite ruff. 
Goldmünze von 5 Nubeln = 16,74 M.;) aud) ein 
Tanz: der Raifertanz; Imperiäl, n. ein te 
Setränf aus Wafjer, Zuder, Zitronenjchalen und 
Weinſteinrahm; auch eine Schriftgattung mit ſehr 
hohen Budjitaben; Imperial, m. u. n. fr. (jpr. 
ängp—), ein großer, auf beiden Längsſeiten ge— 
ichweifter Flügel, entg. Royal, ſ. d.; Smperidie, 
f, fr. (fpr. ängp—) der Kutichenhimmel; das mit 
Spigen verfehene Dedeineg Boft- od. Reiſewagens; 
Betthimmel; Imperiaͤles, pl. ſpaniſche Merino- 
ſchafe, welche aus füniglihen Schäfereien ſtam— 
mend, bejonder3 feine Wolle geben (auch Impe— 
rtälfehafe); ferner: mehrere baummollene und 
wollene Zeuge mit verfchiedenartigen Zeichnungen; 
Imperialismus, m. nl. die Kaiſerherrſchaft, das 
Kaiſertum; willkürliche, unbeſchränkte Herricherge- 
walt, = Deſpotismus; Imperialiſt, m. ein 
Kaiſerlicher, Anhänger des Kaiſers; bej. in Frank⸗ 
reich—Bonapartiſt, entg. den Royaliſten, ſ. d.z 
imperial standard, engl.(ſpr. impihriäl ſtändärd), 
die geſetzlich vorgeſchriebenen Maße in England; 
imperiös, (l. imperiösus), herr] hjücdhtig, herrij ch. 
imperifiabel, fr. (ſpr. ängperiſſab'l) unvergänglich. 
Juberitia, E. l. und Imperitie, f. fr. (ſpr. äng⸗ 
perißih) die Unerfahrenheit. Br 
impermandnt, nl. (vgl. permanieren) unbejtändig, 
wandelbar; Impermandnz, f. Unbejtändigteit, 
Wandelbarfeit. h 
impermeäbel, nl. (vgl. permeabel) = impene» 
—— Imbermeabilitüt, = Impenetra— 
ilität. 
impermutũbel, nl. (vgl. permutieren 2c.) unver⸗ 
— Impermutabilität, k. die Unvertauſch⸗ 
arkeit. 
imperſonãl, i. (impersonälis; vgl. persona ⁊c.) od. 
imperfondl(fr.impersonnel),unverjöühnlid); Amts 
perſonãle (näml. Berbum), n., pl. Imperſonalis 
od. Imperſonalien, 1. Spragl. ein unperfünliches 
Beitwort, 3. B. es regnet, e3 fchneit 2c.; Imperſo⸗ 
nalität, £. nl. die Unperfönlichteit; Jınperjonäle 
Konto, it. Sachen-Rechnung. 
Surperipifuität, £. nl. (vgl. perfpizieren 2c.) Un» 
deutlichkeit, Unklarheit. 
imperſuaſibel, nl. (vgl. perſuadieren ꝛc.) nicht zw 
bereden, jtarrföpfig, fteifjinnig. 
impertinent, nl. (vgl. pertinent) ungehörig, un 
ſchicklich; ungeziemend, zudringlich, ungelittet; bos— 
haft, unverſchämt; Ju pertinentien, pl. nicht zur 
Sache gehörige Dinge, Nebendinge; Ungebührlich* 
feiten, Unjchiclichteiten; Impertinenz, I. nl., od. 
fr. Impertinence (pr. üngpertindugß‘), die Un— 
gebühr; Unbejonnenheit, Zudringlichteit, Unge— 
zogeiheit. 


358 imperturbiert 


imperturbiert, l. (imperturbätus, vgl. pertur- 
bieren) ungejtört, unangefochten; imperturbäbel 


(pätl. imperturbabilis, unjtörber, unerjchütter- 
lich, nicht aus der Faſſung zu bringen; gleihmütig; 


Iinperturbabilität, £. die unftörbare Gemüts— 
ruhe; Imperturbation, f. l. die ungeſtörte Ruhe, 
die Gelaſſenheit. 


impeſtieren, nl. (v. I. pestis, Peſt) verpeſten; im-⸗ 


peſtiert, verpeſtet. 

Smpetigo, f. l. pl. impetigines, langwieriger 
Hautausichlag, flechtenartiger Ausichlag; impeti- 
ginös, (l. impetiginosus); Damit behaftet, räudig; 
Ssnpetinologie, f. logr. Heilf. Lehre don den 
Hautausjchlägen. 

impetrieren, l. (impeträre, eig. überh. zuftande 
bringen, erlangen) mit Bitten durchdringen, er- 
bitten, erlangen, erhalten; impeträbel (I. impe- 
trabilis), erlangbar, erreichbar; Impetraͤnt, m. 
nl. (imp£trans) Ripr. der Kläger; impetrantiich, 
klagend; Impetrãt, m. (impeträtus) der Beklagte 
od. Angeklagte; impeträtiſch, verklagt, belangt; 
Ampetration, f. (l. impetratio) die Erlangung; 
bei. die Redtserlangung; Klage; impetritum est, 

“1. (von impetrire, Nebenform v. impeträre) e3 iſt 
durch günstige Wahrzeichen erlangt, die Anzeichen 
find günjtig; impetritum (sc. auspieium)ginftige 
Aufpizien. 

Impẽtus, m. I. (v. impetere, anfallen) ein heftiger 
Unfall, Angrift z. B. einer Krankheit; cum im- 
pẽtu, mit Ungeſtüm, mit Hitze od. Heftigkeit; im⸗ 
petuss, (ſ. impétuõsus) heftig, hitzig, haſtig, un- 
geſtüm; Impetusoſität, k. nl. Heftigkeit, Zudring- 
lichkeit; mpetuôso, con impeto, it. Tonk. mit 
Ungeſtüm, raſch, feurig, ſtürmiſch. 

impie, l. (Adverb dv. impius) gottlos; Impietat, 
f. (l. impiẽtas; vgl. Bietät) Mangel an Frommig⸗ 
feit oder Ehrfurcht, Gottloſigkeit. 

Impignoration, f. nl. (vgl. pignus 2c.) die Ver- 
»fändung. 

impingieren, [. (impingere, von pangére, jchlagen, 
einjchlagen, befeitigen) gegen etwas anſtoßen, fehlen, 
verjtoßen gegen ein Geſetz. 

Impinguentia, pl. 1. (v. impinguöre, fett machen; 
vgl. pinguis) fettmachende Mittel. 

impitogable, fr. (pr. ängpitoajdb’L; vgl. pitoyable) 
unbarmherzig, mitleidslos. 

implatabel, I. (implacabilis, vgl. plafabel) unver- 
jögmlich, unerbittlih; Implatabilität, f. Gmpla- 
cabilitas) Unverjöhrlichkeit. 

implantieren, nl. (von plantäre; vgl. plantieren) 
einpflanzen, einimpfen; Implantation, f.die Ein- 
pflanzung, Einpfropfung. 

implauſfibel, nl. (vgl. plaufibel) nicht beifallswür— 
dig, unwahrſcheinlich. 

impleĩren, I. (implöre) erfüllen, ergänzen, Genüge 
leiten; Implement(um), n. krankhafte Anfül- 
fung; die Ergänzung; Hilfämittel; implementum 
conträctus, Ripr. Bollziehung des Vertrages. 

implizieren, [. (implicäre, von plicäre, falten) in 
eine Sacheveriwideln, einjchliegen, umfaijen, hinein- 
gieden; impliziert, verwicelt, mit einbegriffen; 

mplieite, einbegriffen, eingeſchloſſen, mit Ein- 
ihluß; entg. explicite; Juuplitation, f. (1. impli- 
catio) die Verflechtung, Verwicklung. 

implorieren, [. (imploräre, v.ploräre, laut weinen) 
weinend od. flehentlich anrufen, anjuchen): Implo⸗ 
raͤnt, m. (implörans) Ripr. Kläger; impfordn= 
tiſch, ſchutzſuchend, klagend; Implorãt, m. nl. 
(imploratus)der Beklagte; Implaration, f.(l.im- 
ploratio) das Anſuchen, Schußtzgeſuch. 


Vollsgunſt entbehrend; unverſtändlich, ſchwer faß⸗ 


impofjibel 


Imbplubium, n. 1. (v. impluöre; hineinvegnen, vor 
pluere, Perf. plui, u. pluvi, regıren) der Regen— 
fang u. überh. der unbededte offene Raum in der 
Vorhalle (dem Atrium) altrömifcher Häufer; der 
Vorhof einer Kirche, Kircheneingang; Heilk. ein 
Regenbad. 

moi ft: ee 9— ꝛe.) unge⸗ 

hliffen, ungeglättet, roh, unhöflich; Impoliteſſe, 

f. die Unhöflichkeit, Grobheit ꝛc. i n 

tmbonderäßel, nl. (vgl. pondus ıc.) unmwägbar; 

Imponderabilien, pl. (imponderabilia) unwäg⸗ 
bare Stoffe, 3. B. Licht, Wärme; unwägbare Ge— 
fühle und Stimmungen ꝛc.; Imponderabilität, 
f. die Unwägbarkeit. | 

imponieren, I. (impon£re, v. pon£re, legen, feßen; 
fv. imposer) eig. auflegen, 3. B. Stillfchiveigen 2c.; 
be. Eindruck machen, od. fich geltend machen; Ad;- 
tung, Ehrfurcht, Gehorfam ꝛc. einflößen oder for— 
dern; jich der menjchlichen Gemüter bemächtigen; 

imponierend od. fr. impoſaͤnt, auffallend, twich- 
tig ſcheinend, Ehrfucht gebietend, Bewunderung 
erregend, ergreifend, Eindrud machend, überwäl— 
tigend, gebietend, bedeutiam; impon6nte, it. Tonf. 
gebieteriſch; impoſabel, fr.(imposable) ſteuerbar, 
jteuerpflichtig; imposito silentio, l. Rſpr. nach 
od. mit auferlegtem Stillſchweigen; Impoſition, 
f, (impositio) das Auflegen, z. B. der Hände bet 
Einfegmungen, auch von Steuern. 

impönttent, jpätl. (impoenitens; vgl. Pönitenz) 
unbußfertig, verſtockt; Jupönitenz, £. (impoeni- 
tentia) Unbußfertigfeit. 

impopulãr, nl. (vgl. populär) volfsfeindlich, der 


lich; Impopularität, f. Die Unvolksmäßigkeit; 
Schmwerveritändlichkeit. | 
Imporoſitüt, £. nl. (vgl. Poren 2c.) die Undurch- 
— Dichtheit; der Mangel der Schweiß— 
öcher. 
importieren, l. (importäre, von portäre, tragen, 
führen, bringen) fremde Waren einführen, Einfuhr- 
handeltreiben(..B.importiertegigarren, ein— 
geführte, nicht im Lande jelbit gefertigte Zigarren); 
einſchleppen; etwas auf fich Haben; wichtig, erheb- 
lich od. daran gelegen fein (fr. importer), 3. B. es 
importiert nichts, e& hat nicht? auf ſich od. tut 
nichts; Impoͤrt, m. nl. u. engl. die Einfuhr; pl. 
Juipoͤrten, Einfuhrwaren; überfeeiiche, echte Zi» 
garen; imhortäßel, jpätl.(importabilis)einführ- 
bar, einzuführen erlaubt; Importation, f. nl. 
die Einführung fremder Waren, Waren-Einfuhr; 
Importätor, mn. nl. oder Importeur, m. ir. 
(pr. ängportöhr) der Einführer von Waren 2C., 
Einfuhrhändler; imhortant, fr. (important), 
wichtig, bedeutend, beträchtlich), erheblich; Impor⸗ 
tanz od. fr. Importance, ſpr. ängportangß) 
die Wichtigkeit, Erheblichkeit, Bedeutſamkeit. 
importũn, [. (importünus, v. portäre, tragen, aljo 
gleich). nicht zuträglich) od. fr.importun (pr. äng— 
portöng), ungeeignet, unpajjend, unbequem, unge» 
ſtüm; Importunität, f. ae 
lichkeit, Zäjtigteit; ein ungeftiimes Weſen, Heberlau- 
fen; importunieren, fr. (importuner) überlaufen, 
beläftigen, zudringlich fein. —— al 
impos, I. (von potis, vermögend, Fräftig, mächtig) 
ohnmädhtig, wıwermögend; impos animj, geiſtes- 
ſchwach. [j. unter imponieren. 
impofabel, impofant, Impofition, imposito zc., 
impofjibel, 1. (impossibilis; fr. impossible; vgl. 
pofjibel) unmöglich, untunlih; Impoſſibilität, f- 
(jpätf. impossibilitas) die Unmöglichkeit. 


Impoſt 


Impoͤſt, m. ml. (impostus; altfr. u..prov. impost, 
it. imposto, neuit. imposta, f.) od. fr. Impõt, n., 
pl. Jinpöts, (pr. ängpöh; v. I. imponere, fr. im- 
poser, auflegen; vgl.imponieren) die Abgabe, Wa- 
renjteuer; Bauf. der Knauf vd. Kämpfer, ein vor- 
jpringender Teil an dem Nebenpfeiler, worauf der 
Dogen eines Gewölbes ruht (fr. imposte); im— 


oftieren (it. impostäre) mit Abgaben belegen, 


ejteuern; eine ftarf impoftierte Ware, eine 
ſtark beſteuerte Ware; Impoͤſtor, m. jpätl. (von 
imponere, imponieren in der Bedeutung: Ein» 
druck auf jemand machen, fich feines Gemütes be— 
mächtigen) oder fr. Impoſteur (jpr. ünpoftöhr). 
der Betrüger, Berleumpder; Impostöres docti, 
gelehrte Betrüger, Gelehrte, die abfichliche Schrif- 
ten anderen untergejchoben, od. falſch angeführt 
od. ausgelegt, oderirrigeLehrjäge verteidigt haben; 
Impoſtur nn impostüra) od. Iimppftüre, 
. fr. (fpr. ängpoſtühr') der Betrug, die Betrügerei, 
Heuchelei, die Verleumdung. 

Impötens, mm. !. (vgl. potent) ein Unvermögender, 
bei. Zeugungsunfähiger; impotent, I. (impötens) 
unvermögend, untüchtig (Vater zu werden); krüp— 
pelhaft; Impotenz, f.(impotentia) das männliche 
Unvermögen, Zeugungsunfähigfeit; auch weibliche 
Unfähigkeit zum Empfangen; geiftige3 Unvermö— 
gen, Geiſtesſchwäche; Ohnmacht (etwas durchzu— 
jegen); impotentia conjugälis, da3 eheliche Un- 
vermögen. 

imbprägnieren, nl. (vgl. prägnant) ſchwängern, be- 
fruchten; Scheidef. tränten, jättigen, durchtränken, 
be. eine Flüſſigkeit mit einem Glaſe jättigen; un— 
verbrennbar machen; JIuprägnation oder Im— 
prägnierung, f. die Schwängerung, Befruchtung; 
Scheide. die Auflöjung, Sättigung, 3. B. einer 
Flüſſigkeit mit einem Öaje; Imprägnierung des 
Holzes (mit Duedfilberjublimat, Kreoſot um.) 
um es unverbrennbar zu machen od. gegen Fäul- 
nis zu ſchützen; Imprägnier-&tabliffenient, 
eine Anjtalt, wo Holz in dieſer Weije zubereitet 
wird (z. B. Eiſenbahnſchwellen) Imprägnier— 
Material, Durchtränkungsmaſſe; imprägnier— 
tes Erz, eingeſprengtes Erz; impraegnator, m. 
Kipr. der Schwängerer. 

imprajndiziert, nl. (vgl. Präjudicium 2c.) nicht 
vorher eingenommen, unbefangen, ohne Vorurteil. 

impraftifäbel, nl. (vgl. Praktik 2c.) untunlich, un- 
ausfiihrbar; auch unwegſam; ſchwer zu behandeln, 
unverträglid; Jmpraktikabilität, f. die Untun- 
lichkeit, Unausführbarfeit; Unwegſamkeit. 

imprämeditiert, nl. (vgl. prämeditieren) undor- 
bedacht, unvorſätzlich. 

— aration, f. ul. die Nichtvorbereitung. 

Impräſcienz, f. nl. (vgl. Präſcienz) das Nicht- 
vorherwijjen. 

impräftriptißel, ni. (vgl. präffribieren 2c.) unver— 
jährlich, unverjährbar; Impräffriptibilität, f. 
die Unverjährbarfeit. 

imprendbel, fr. (imprenable, fpr. ängpr—; von 
prendre, nehmen = [. prendere, prehend£re, 
fafjen, ergreifen) uneinnehmbar, unbezwingbar, 
unüberwindlich, z. B. eine deltung. 

Imprejdrio, m. it. (von imprendere, unterneh- 
men, Impresa, Unternehmung) ein Unternehmer, 
bej. Opernunternehmer, Theaterunternehmer in 
Stalien. 

aanpreſcriptible, fr. |. impräjfriptibet. 

ed j. — mb timieren. 
märcbohance, f. jr. (pr. ängprehwoaidnaß’) di 
— — * gprehwoajangß) die 


Improbidenz 359 


imprezieren, I. (imprecäri, eig. überh. einem etwas 
auwünſchen, von precäri, bitten, anwünſchen) ver- 
wünſchen, verfluchen; Imprefation, f. (impre- 
catio) die Verwünſchung; imprekatdriſch, nl. ver- 
fluchend. 

n—— l. (imprimere, v. premére, drücken) 

indruck machen, aufdrücken, einprägen, einſchär— 
fen; drucken; imprimätur, eig. es werde gedruckt 
od. mag gedrucdt werden; al3 Sachwort: das Im— 
primãũtur, die Druderlaubuis,Drudgenehmigung, 
oder billigende Unterſchrift des Bücherrichters vor 
dem Drucke eines Buches; die Bemerkung auf der 
Korrektur ſeitens des Verfaſſers, durch die der 
Korrekturbogen für druckfertig erklärt wird;, Im— 
primerie, f. fr. (ſpr. äng—) die Druckerei; Im— 
primeur. m. (ſpr. ängprimöhr) ein Drucker, Buch— 
drucker; JImprimüre, f. fr. (ſpr. ängprimühr') 
Mal. die Gründung der Farben, der Grund; Im— 
preſſum, l. od. fr. Smprimd,n. (jpr. ängprimeh) 
eine Druckſchrift; Impreſſion, f. (l. impressio) die 
Aufdrudung, Einprägung, Einwirkung; der Ein- 
drud, die Rührung; aud) = Imprimüre; Im— 
preſſioniſten, pl. uripr. eine naturaliftiiche Rich— 
tung der Malerei in Srankreich (Führer: Edouard 
Manet 1832—1833), die darauf ausging, nur den 
eriten unmittelbaren Eindrud wiederzugeben; 
dann überhaupt: Künstler, die einen Stoff, ohne 
ihn künſtleriſch zu idealifieren, unmittelbar der 
Wirklichkeit entiprechend wiedergeben, auch jolche 
Dichter; impreffibel, nl. für Eindrüde empfäng- 
ih; Impreſſibilität, f. Empfänglichkeit für Ein- 
drüdesimpreijtu (fr. impressif), Eindruckmachend, 
eindringlid). 

improbäßel, I. (improbabilis; vgl. probabel unter 
probieren)unwahricheinlic), unerweislich; verwerf⸗ 
lich; Improbabilität, f. nl. die Unerweislichkeit, 
Unwaͤhrſcheinlichkeit; Verwerflichkeit. 

improbieren, l. (improbäre, von probäre, prüfen, 
für gut halten, billigen) migbilligen, tadeln; Im— 
probation, f, (improbatio) die Mißbilligung, der 
Tadel. 

Improbität, f. I. (improbitas; vgl. Brobität) Un- 
redlichkeit, Schlechtigkeit. — 

improdnetible, fr. (ipr. ängprodüktibl' nicht er- 
zeugbar; improduktib, nl. (vgl. produktiv unter 
produzieren) unfruchtbar,unergiebig; Jınprodnf- 
tinität, f. mangelnde Schaffensiraft. 

improfitäßel (v. jr. profitable, vgl. Profit), unvor- 
teilhaft; nicht erträglich. 

Impronmiptu, n. fr. (fpr. ängprongtüh; von l. in 
promptu, d. i. in Bereitjchaft; vgl. prompt) etivas 
ohne Vorbereitung, aus dem Giegreif Gemad)- 
tes 2c.; bisweilen auch Gelegenheits-Einfall, Ge— 
legenheit3-Mahl od. Feſt. 

Improportion, f. nl. (vgl. Propoition) das Mip- 
verhältnis, mangelnde Ebenmaß; improportio— 
niert, unverhältnismäßig; ungleiymäßig. 

Ampropriation, £. nl. (vgl. proprius zc.) Rſpr. eig. 
Aneignung; Belehnung mit Kirchengütern; eine 
von einem Laien zu vergebende Pfründe. 

improprie, I. (vgl. proprius zc.) uneigentlich, bild» 
lich, verblümt; Impropriẽtät, f. (improprietas) 
die Uneigentlichfeit, daS Uneigentliche in Aus- 
drüiden; Improprietät eines Lehns, un- 
eigentliche Öejtalt desjelben unter ausnahmasweije: 
verabredeten bejonderen Bedingungen. 

Improſperität, £. nl. (von prosperitas, Glüd, Ge— 
veihen) dag Unglück. 

Jnprodidcnz, f. fpätl. (improvidentia; vgl. Pro— 
videnz) mangelnde Fürſorge, Unvorfichtigteit; im- 


360 imprudent 


provisus,a,um,|.(vb.providere, vorausfehen,vor- 
jorgen) unvorbergejehen, unvermutet; ex impro- 
viso, unverjeheng, unvermutet; improviſieren, 
it. (improvisäre; fr. improviser) aus dem Stegreife 
dichten, reden oder fingen; Improbiſude (it. im- 
provisäta) oder Improviſation, f. barb.A. eine 
Stegreif-Rede oder -Dihtung; Improviſätor, it. 
Improbiſatoͤre, oder fr. Improviſatenr (pr. 
ängpromwilatöhr),m. ein Stegreifdichter od. -Jänger; 
Improviſatrice, f. it. (pr. —trihtiche) eine Steg- 
veifdichterin oder -fängerin. 
imprudent, I. (imprüdens, vgl. prudens) unvor- 
fichtig, unbedachtiam, unflug; als Adverb auch 
imprudenter; Jmprudenz, f. (imprudentia) die 
Unbeſonnenheit, Unvorfichtigkeit. 
impuberes, pl. J. (vgl. Pubes 2c.) Ripr. Unmiündige, 
nmannbare, Heirat3unfähige, Knaben bis zum 
vollendeten 14. und Mädchen bis zum vollendeten 
12. Jahre; Impubertät, f. die Unmannbarfeit, 
Unmündigteit. 
impudént, I. (impüdens, von pudäre, fich ſchämen) 
unverſchämt, ſchamlos; unſittlich, unkeuſch; Impu⸗ 
denz, f. (impudentia) die Unverſchämtheit, Scham— 
Iojigfeit; impudice, Jl. unkeuſch; Impudizität, 
f. nl. die Schamloſigkeit, Unzucht. 
tmpugnteren, [. (impugnäre, von pugnäre,fechten, 
pugna, Gefecht) beftreiten, befämpfen, mit Grün— 
den angreifen; Impugnation, f. (impugnatio) 
die Beftreitung, das Detämpfen; Impugnations⸗ 
Schrift, Ripr. Beweis-Anfechtung. _ 
impuiſſant, fr. (pr. ängpitifidng; dv. puissant, vom 
gleichjam [. possens für potens, v. posse, können) 
— impotent; Impuiſſance, £. (ipr. —ſſangß) 
— Smpotenz. ’ 
Impuls, m. oder Impulſion, f. l. (impülsus, im- 
pulsio; von impellere, anftoßen, antreiben) der 
Anſtoß, Antrieb, Drang,die Anreizung, Der Beweg⸗ 
grund; impulſieren, nl. antreiben, anreizen; Im⸗ 
pulſoria, £. eine von Pferden bemegtetofomotive; 
impulſib, antreibend, anregend; Impulsoriäles 
(nämlich litterae), Antreibungs- oder Aufforde- 
rungsfchreiben, worin ein Obergeriht das Unter- 
gericht antreibt, in einer Rechtsſache fortzufchreiten. 
impüne, [. (v. poena, Strafe, punire, trafen) un— 
geitraft, ftraflos, ungerädt; Impunität, f. 1. 
(impunitas) Gtraflofigfeit, daS Ungejtraftbleiben. 
impũr, l. (impürus; vgl. pur) unrein, unzüchtig; 
Impurität, f. (impuritas) die Unreinigkeit, Un- 
lauterkeit, Unkeuſchheit; Impurismus, m. nl. die 
Sprachmengung (vgl. Purisinus); Impuriſt, m. 
ein Sprachmenger, |. Pu riſt; impurifiziert, un- 
gereinigt. 
imputieren, l. (imputäre, von putäre, rechnen) zu- 
rechnen, anjchuldigen, beimefjen, zufchreiben; im— 
sutäbel, nl. zurechnungsfähig, zurechenbar; Im⸗ 
sutabilität, f. Zurechnungsfähigkeit; Impu— 
tation, f. (jpätlat. imputatio) die Zuredynung, 
Beihuldigung, Anſchuldigung eines Verbrechen; 
die Ausgleihung gegenfeitiger Forderungen; im— 
utatio (jpätl. imputativus), anrechnend, eine 
njhuldigung enthaltend. 
imputreſzibel, nl. (vgl. putreizieren) unverfaulend, 
unverwesliih; Imputreſzibilität, f. die Unver- 
weslichkeit. 
in, wofür in Zuſammenſetzungen vor I il, vor b, 
m und p im, vor r ir jteht, ist 1. eine untrenn— 
bare lat. und roman. verneinende Vorfilbe, 
— un —, drüdt mithin Aufhebung oder Mangel 
des in dem Worte, welchem fie vorgejegt ift, ent- 
Haltenen Begriffes, oder gem. das Gegenteil des— 


inamiſſibel 


ſelben aus, z. B. admiſſibel, inadmiſſibel; diskret, 
indiskret; liquid, illiquid; modeſt, immodeſt; poſ⸗ 
ſibel, impoſſibel; rational, irrational ꝛc. (Sollte 
man daher ein Wort mit in, il, im oder ir nicht 
ſinden, ſo darf man nur dieſe Vorſilbe weglaſſen, 
das übrigbleibende Wort gehörigen Orts ſuchen 
und vor deſſen deutjcher Überjegung un Yinzu- 
fügen.) — 2. eine lat. und ital. Bräpofition od. 
ein Vorwort, welches im allgem. in, ein», über, 
auch auf, an, bei, gegen 2c. bedeutet, 3. B. illidieren, 

impugnieren, inzitieren, inflinieven, induzieren, 
irrumpieren 2c. Öanze Redensarten mit dem Vor— 
torte in, z. B. in agone fein, in defectu, in duple, 
in fidem; in omnem eventum, findet man in der 
Pegel nicht unter in, fondern unter dem eriten od. 
zweiten darauf folgenden Worte. 

intabordäßel, fr. (inabordable; vgl. abordieren) 
unzugängig, unzugänglid. 

inabript, I. (inabruptus; vgl. abrumpieren) zu 
weitläufig, unabgebrochen, unabgerifjen. 

Inaditinenz, f. nl. (vgl. Abſtinenz) die Nichtent- 
haltung, Unenthaltiamfeit. 

Snabundanz, f. barb.-!. (von abundantia, die 
Fülle) die der Mangel. 

inadäquat, nl. (vgl. adäquieren 2c.) ungleich), un— 
paſſend, unangemefjen. 

Inädifikation, L1.das Bauenauf fremdem Grunde. 

madmiſſibel. nl. (vgl. admittieren) unzuläßlich, un- 
zuläffig, unftatthaft. 

Inadvertenz, f. nl. (v. advertere, hinwenden, bei. 
den Geiſt, aufmerfen; vgl. vertieren, vertere) die 
Unachtſamkeit, Nachläſſigkeit, das Verſehen. 

inaffäbel, nl. (vgl. affabel) ungeſprächig, zurück— 
haltend, ungeſellig; Inaffabilität, f. Die Unge— 
ſprächigkeit, Verſchloſſenheit. 

JInaffektation, f. nl. (vgl. affektieren 2c.) Unges 
ziwungenheit, ungezwungenes Wejen. 

ttafloınmodäßel, nl. (vgl. akkomodieren) nicht bei⸗ 
legbar, unauögleichbar. 

innaflordäßel, fr. (vgl. Akkord 2c.) unvereinbar. 

inaffurat, nl. (vgl. akkurat) ungenau, nachläſſig, 
unordentlich. 

Staftion, f. nl. (vgl. Aktion ꝛc.) die Untätigkeit, 
Ruhe, Trägheit; inaktivßv, untätig, müßig; bei. 
geſchäftslos, amtlos, außer Dienſt; inaftiniereit, 
änſtellen in einem Amt oder Dienſt; Ingakti— 
vierung, Anſtellung (vgl. Reaktivierung); In— 
aktivbitut, f. die Untätigkeit, beſ. Geſchäfts- Amt- - 
oder Dienſtloſigkeit. 

inafzestäbel, nl. (vgl. akzeptieren) unannehmbar, 
unannehmlich; Inakzeptabilität, f. die Unan- 
nehmbarkeit. 

inakzeſſibel, fpätl.(inaccessibilis; vgl. Alzeß ec.) un⸗ 
zugänglich, un — ———— 
in der ———— ſolche, zu denen man von dem 
eingenommenen Standpunkte nicht hinmeſſen kann ; 
Inalzeſſibilität, k. die Unzugänglichkeit. 

ineltenäßel, nl. (vgl. alienieren 2c.) unveräußerlich, 
— Inalienabilität, f. Unveräußer- 

ichfeit. 

inalfidbel, fr. (inalliable; vgl. alliieren) unverein⸗ 
bar, unvermifchbar, unfügjam; Inalliabilität, f. 
barb.=I. die Unvereinbarkeit. 

inalteräßel, nl. (vgl. alterieren) unveränderlid, un- 
wandelbar; Inalterabilität, f. Die Unveränder- 
lichkeit, Unwandelbarfeit. 

inamäbel, I.(v.amabilis,liebenswürdig) unliebens- 
mwilrdig. 

inamifjibel (1. inamissibilis), unverlierbar,; In⸗ 
amſſibilität. k. nl. Unverlierbarleit. 


Inamorato 


Inamoraͤto od. Innamordto, m. it. (von amöre 
— [. amor, Liebe) der Verliebte, Riebite. 

inamopvibel, nl. (vgl. amovieren) unentjeßbar, un- 
twiderruflih; Inamovbibilität, f. Diellnabjegbar- 
feit eine3 Beamten. 

Inanimation, £. nl. (vgl. animieren) Unbefeeltheit, 
Lebloſigkeit; inanimtert, unbelebt, unangereizt, 
ınbegeiitert. | 

tnän, |. (inänis) leer, eitel; Inanität, f. l. (inani- 
tas) Leerheit, Eitelkeit, Nichtigkeit; Inanition, f. 
n{. (v. I. inanire, ausleeren) eig. die Ausleerung; 
Magenleere; die Entkräftung, Ermattung aus 
nd an Nahrung; im theologijchen Sinne: der 
Stand der&rniedrigung Chrüti; Inanitions- 
fur, f. die Hungerkur. 

inappelläbel, nl. (val. appellieren 2c.) unberufbar, 
nicht geeignet, nicht wichtig genug zur Berufung 

— reg ey ) die Unduft, $ 

Inappetenz, f. nl. . Appetenz) die Unluſt, der 
et ei Eßluſt; Ser. 

inapplifäbel, nl. (vgl. applizieren) unanmwendbar; 
Snapplifabilität, f. die Unanmwendbarfeit; In— 
applifation, f. die Ungeſchicklichkeit, der Unfleiß, 
die Nachläfiigkeit. 

inapprehenſibel, jpätl. (inapprehensibilis; vgl. 
apprehendieren) unbegreiflich, unfaßlich. 

inappretiäbel, nl. (vgl. een oder fr. in⸗ 
appréciable (ipr. —Biab’l), unſchätzbar. 

inaphretiert, fr. (vgl. appretieren) unbereitet, un- 
zugerichtet. 

Inaptitüde, f. fr. (vgl. Aptitüde) die Untauglich- 
feit, Ungefchielichkeit, Unbeholfenheit. 

inagnäl, |. (inaequälis; vgl. äqual) ungleich; unter- 
jhieden, uneben; Inäqualität, f. (inaequalitas) 
die Ungleichheit. 

intartilniiert(ipätl.inarticulätus; vgl. artifulieren) 
ungegliedert: unvernehmlich oder undeutlich aus— 
geſprochen; Inartikulation, f. nl. (vgl. Artiku— 
lation) die mangelnde Gliederung, Undeutlichfeit 
der Ausfprache. 

inäftimäbel, I. (inaestimabilis; vgl. äftimieren 2c.) 
— Snäftimabilität, £. nl. die Unfchäg- 

arfeit. 

inattent, nl. (vgl. attendieren 2c.) unachtſam, nad)- 
läſſig, ſorglos; Inattention, f. die Unaufmerk— 
ſamkeit, Unachtſamkeit. 

inandibel, I. (inaudibilis, von audire, Hören) un- 
hörbar; inandit (l. inauditus), unerhört; unge 
bört, ohne vichterliches Gehör (4.8. verurteilen). 

inaugurieren, I. (inauguräre, eig. mit Berückſich— 
tiqung der Augurien [f. d.] einmweihen) feierlich 
einweihen, einjegen; Snauguräl-Nede, eine Ein- 
weihungs⸗ oder Weihrede, Antrittsrede; Inaugu⸗ 
rãlſchrift,-Diſſertation od.-Disputation, eine 
Einmweihungsfchrift, gelebrte Abhandlung, welche 
auf Hohen Schulen derjenige fchreiben muß, der 
einen jogen. afademifchen Grad erhalten will; 
JInauguration, f. (insuguratio) die Einweihung 
oder Weihe. 

sunurieren, I. — v. aurum, Gold) mit Gold 
uberziehen, vergolden; Inauration od. Inaura= 
tür, f. nl. die Vergoldung; Heiik. die en 
der Pillen mit Goldfhaum; inaurätus, a, um, 
vergoldet; pilülae inanrätae, pl. vergoldete Bil- 

in bona pace, ſ. pax. ſlen. 

incalzändo, it. Muſikſpr. jagend, haſtig. 


incaute oder infaut, I. (vgl. caute) unbehutfam, 


unvorſichtig, fahrläſſig; Inkautẽl, f.(fpätl. incau- 
tela) Die rohen " * 
Incendium, n. |. (v. incendöre, in Brand ſtecken, 


indelebilis 361 


anziinden) Feuersbrunſt, Brand, uneig. Flamme 
des Aufruhrs; Incendiarius, m. ein Moͤrdbren⸗ 
ner, Brandſtifter; Aufrührer; Inzenſion, f. (lat. 
incensio) die Anzündung, der Brand; inzeniter 
ren, it. (incensäre, von inc&nso, Weihrauch, und 
dies v. [. inc&nsum, Angezündetes, ml. Weihraud;) 
beräuchern mit Weihrauch, Weihrauch ftreuen; in— 
zenſiert, beräuchert; Inzenjation, f. barb.-lat. 
das Räuchern mit Weihrauch) in der fath. Kirche: 
Incenſarium oder Incenſorium, n. mlat. das 
Räucherfaß. 

incessament, fr. (ſpr. ängßeſſamcing; v. cesser, J. 
cessäre, nachlaſſen, aufhören) unaufhörlich, ohne 
Unterlaß; unverzüglich. 

Inch, m. engl. (fpr. intſch; angelf. ince, Zoll, indsa, 
Unze, vom lat. uncia, ein Zwölfteil; vgl. Unze) ein 
Längenmaß — !/ı, engl. Fuß (Foot) = 2,54 cm. 

inchoatib, |. (inchoativus, von inchoare, anfangen; 
anfangend, einleitend; verba inchoativa, j.Ber- 
bum; Inchoativbe, f. nl. die Einleitung, das Be» 
ginnen, = Initiative. 

ineident, m. engl. (fpr. inßident), der Zwiſchenfall. 

Ineidit in Seyllam etc., f. unter inzident. 

in eirca, nl. ungefähr (vgl. circa). 

incognito, it. (ſpr. infönjito, gew. inkongnito, v. J. 
incognitus, unbekannt, üngekannt, unerkannt, Abl. 
incognito, ohne Wiſſen, ohne Kenntnis) unerkanmt, 
heimlich, unter fremden Namen; Inkognito, 2. 
als Sach. die Unerfanntheit, die Namens- oder 
Standes-Berheimlijung. 

indagieren, lat. (indagäre) auffpiren, ausfpüren, 
nachſpüren, ergrübeln, ausfindig machen, erfor» 
chen, ergründen; indagäbel, einer Unterſuchung 
unterworfen; Indagateur, m. fr. (pr. ängdage- 
töhr) der Aufjpürer, Nachforſcher; Indagatten, 
f. (indagatio) die Nachſpürung, Erforſchung, das 
Ausſpähen; Indägo, f. eigentl. die Einſchließung; 
Erforfhung, Nachſuchung; die Wahlhandlung zur 
Ernennung eines Prälaten. 

Inde, f. fr., gew. pl. Indes (jpr. ängd’), Indien; 
bleu d’inde (fpr. blöd —), Indigoblau, auf: 
Blauholz (r. bois d’inde), Kampeſcheholz. 

indebite, [. (vgl. debitum ꝛc. unter Debent) Ripr. 
nihtfhuldig; ohne Befugnis; Indebitum, n. eine 
Nichtſchuld, eine aus Jrrtum gefchehene Leiſtung, 
wozu man nicht verpflichtet war. 

indechiffräble, fr. (pr. ängdeſchiffräb'l; vgl. ber 
chiffrieven) unentzifferlich, unerflärbar. 

Indecörum, n. l. (vgl. Dekorum) das Unſchickliche, 
Ungeziemende. 

Indefatigation, f. nl. (von fatigatio, Exmüdung) 
die Unermüdlichkeit. 

indefeftibel, barb.-l. (vgl. Defekt) mangellos, un- 
fehlbar; Indefektibilität, f. die Mangelfofigkeit, 
Unfehlbarteit. 

indefenfißel, nl. (vgl. defendieren) nicht zu verteie 
digen, unhaltbar; indef6nsus, lat. Ripr. unver» 
teidigt, beiſtandslos. 

inDdefinibel, nl. (vgl. definieren) unbejtimmbar, un« 
erklärlich; indefinit, l. (indefinitus) als Adverb 
auch Indefinite, unbeſtimmt, undeutlich; unein— 
geſchränkt. 

indeklinũbel, lat. (indeclinabilis; vgl. deflinieren) 
Spradjl. unabänderlich, unwandelbar, unbiegſam; 
ann nl. Unveränderlichkeit, Unbieg- 
amkeit. 

indelebilis, e, I. (von delöre, tilgen; vgl. dele) un⸗ 
tilgbar, unvergänglich; character indelehilis, ‘. 
unter Charakter; Indelebilität, f. die Unaus- 
löſchbarkeit. 


362 indeliberiert 


indeliberiert, nl. (val. deliberieren) unüberlegt. 

indelität, nl. (vgl. delifat) unzart, grob; Indeli— 
kateſſe, f. fr. Unfeinheit, Mangel an Zartgefühl. 

indemniſieren, fr. (indemniser) entjchädigen, ver- 
güten; augerSchuld ſetzen; Indemniſation, f.die 
Entjchädigung, Vergütung; Indemnität, £. [.(in- 
demnitas, von damnum, der Schaden) der Erſatz; 
aud — Indemnith, f. engl. die Sicherjtellung 
gegen Strafe, Straflofigfeit; bill of indemnity, 
Indemnitätsbill, ein Geſetzesvorſchlag oder Be- 
ſchluß, wodurch das Parlament erklärt, daß es in 
irgend einem Falle, wo das Minifterium aus 
Gründen des Staatswohls auf eigene Hand ge- 
handelt hatte, deſſen Verfahren fiir gerechtfertigt 
und ftraflos Halte. 

tndemonfträßel, !. (indemonstrabilis; vgl. demon- 
jtrieren) uneriveislid. 

Indenization, f. engl. (fpr.indenifehfch'n) die Ein- 
bürgerung, Verleihung des Bürgerrechts — De- 
nization, .d. 

Indenture, f. engl. (ſpr. indenntſchör) eine gegen- 
jeitig eingezadnte Urkunde. 

in Deo consilium, [. (vgl. Deus u. Consilium) bei 
Sott ift Rat. 

independent, nlat. (vgl. dependieren) unabhängig, 
jelbitändig, frei; Independenten, pl. Unabhän- 
gige von biſchöflich kirchl. Herrſchaft, eine am Ende 
de3 16. Jahrh. entjtandene protejtant. Neligions- 
Sefte in England und Holland; Independentis- 
mus, m. die Unabhängigkeit, ver Yang vd. Trieb 
nach Unabhängigkeit; Indebendenz, f. die Unab- 
dängigfeit, Selbitändigfeit; Independent Pen, 
f. engl. (eigentl. unabhängige Weder, Die ung vom 
Tintenfaß unabhängig macht) Füllfeder. 

indebloräßel, barb.-lat. (von deploräre, beflagen) 
nicht beflagen3wert. 

indeſtruktibel, nl. (vgl. deſtruieren) unzerſtörbar; 
Indeſtruktibilität, £. Die Unzerſtörbarkeit. 

indeterminäßel, l. (indeterminabllis; vgl. deter— 
minieren) unbejtimmbar, Indeterminabilität, 
f. nl. Unbeftimmbarfeit; Indetermination, f. 
die Unbejtimmtheit, Unentjchlofjfenheit; indeter— 
minatib, nicht bejtimmend; indeterminiert. un- 
beitimmt, unentſchloſſen; Indeterminismus, m. 
die Lehre von der Nichtbejtiinmung des Willens 
duch Notwendigkeit, oder von der unbedingten 
Willensfreiheit des Menschen; Indeterminift, m. 
ein Anhänger diejer Lehre; eutg. Determini$- 
mus, Determinift. 

indevõt, [. (indevötus; vgl.devot) andachtlos; Falt- 
iinnig, lau, unehrerbietig; Indevotion, f. (in- 
devotio) die Andachtlofigkeit, Unehrerbietigteit. 

Inder, nm. (Gen. indicis), pl. Indices, I. eig. der 
Zeiger; der Anzeiger, Blatt- od. Seitenzeiger eines 
Bud; das Suhaltsverzeichnis; auch der Zeige- 
finger; index librorum prohibitörum, da3 
Berzeichnis der Bücher, welche von der katholiſchen 
Kirche wegen darin enthaltener Irrlehren verboten 
find, auch Ichlehthin „der Inder genannt; daher 
Inder-Rongrepation, f.die mit der Uberwachung 
und Britfung der Literatur beauftragte geijtliche 
Behörde, ein von Sirtus V. eingejegter Ausſchuß 
oon fardinälen, unter Beirat einiger Dominikaner; 
Indicülus, m. ein feines Verzeichnis; auch ein 
ihriftliher Befehl; Indicium, n., pl. Indicia 
od. Indizien, Anzeichen, Merimale Symptome); 
Verdachtgründe, Berdahterregendelmftände;n= 
Bizien= Beweis, der Anzeichen» Beweis, Beweis 
für die Schuld eines Angeklagten nad) bloßen Ber- 
dachtgründen; Indizteren(!. indicäre ı.indicäre, 


a — — — — — — — — — — — — — —— —— ——— — 


Indien 


v. dicẽre, jagen, dieäre, verkünden), anzeigen; ar» 
jagen; zuweilen; indigterte Leiſtung, innere Lei— 
ſtung einer Gas- od. Dampfmaſchine; indizierte 
Pferdeſtärte, innere Pferdeſtärke einer Gas- od. 
Dampfmaſchine; Indikans, n. Heilk. ein Anzei- 
hen, Anzeiger; Jndifät, n. das Angezeigte; Ju—⸗ 
Difation, f. (indicatio, v. indicäre) die Anzeige, 
der VBermutungsgrund; bef. das Krantheitsmer - 
mal; indifatib (indicativus), anzeigend; Indi— 
fativ(us), m. Spradl., f. Modus; Inpdifä- 
tor, m. nl. der Streckmuskel des Beigefingers; auch) 

. ein Inftrument zur Aufzeichnung von Diagranı- 
men (}. d.) über die Veränderungen im Dampf- 
drud während des Ganges von Damıpfmalchinen; 
bei Bibliothefen ein Apparat zur Annahme von 
Bücherbeftellungen; indiecateur de pression, 
m. fr. (fpr. ängdikatöhr de prefjjöng) der Drud- 
anzeiger, eine Vorrichtung, welche den Stand 
des Drucks de3 Gafes in einer Gasfabrik an- 
zeigt; indikatöriſch, dartuend; Judiktion, f. 
(. (indictio, von indicere) die Anjage, Ankün— 
digung; Ausfchreidbung oder Zufammenberufung 
einer Kirchenverfammlung; das kirchliche Aufge- 
bot; auch —Indiktions-Zirkel, die Römer-Zins— 
zahl, Römerzahl, eine Zeit von 15 Jahren, wo— 
rin die alten röm. Kaijer dreimal, nämlich von 
5 zu 5 Jahren in den Provinzen einen gewiſſen 
Kopfzins einfordern ließen; indietio paschälis, 
f. die kirchliche Ankündigung der Diterfeier am 
Epiphanias-Fefte, Indietment, n. engl. (ſpr. in- 
deitment) die Anjchuldigung eines Verbrechens. 

Indexterität, f. nl. (fr. indexterite; vgl. Derteri- 
tät) die Ungefchiclichkeit. 

indezent, lat. (indöcens, vgl. dezent), unanftändig, 
unſchicklich; Indezenz, f. lat. die Unanftändigkeit, 
Unſchicklichkeit. 

indezis, neulat. (vgl. dezidieren) unentſchloſſen, un- 
entjchieden; res indecisa, f. res; Indeziſion, f. 
Unentjchiedenheit, Unſchlüſſigkeit; indeziſib, nicht 
enticheidend. 

Indianet, m. engl. ein Stoff, ähnlich dem Baum- 
wollenſamt (Mancheſter). 

Indicium, Indiculus 2c., |. Inder. _ 

indieta causa, l. ohne geitattete Verteidigung. 

Indien, n. (gr. u. I. India, f., v. Indus, dem be- 
fannten großen Fluſſe in Indien, ſanskr. sindhu, 
perſ. hindu) großes Land in Süd-Aſien, in Indien 
diesfeit und jenjeit des Ganges oder Border u. 
Hinter-Indien geteilt, genauer: Oftindien, 
JAU. v. Weftindien, d. i. die Inſeln im megifan. 
Meerbufen; Indier oder Inder, Eingebovene 
von Oftindien, Hindus; indiſch, dieſem Lande od. 
Volke angehörig 2c.; Indiäner, Eingeborene von 
Weftindien und in weiterer Bedeutung überh. die 
Urbevölferung von Amerika; indiäniſch, Dielen 
amerifan. Völkerſchaften eigen 2c.; indianiſcher 
Ballam, m. Saft des Kopaiva- od. Kopahubau- 
mes, d. 1. des füdamerifanifchen Balfambaumes, 
daher auch Ropaivabalfam, Mekkabalſam, Peru— 
balſam uſw. genannt; indianiſche Blätter, 
Bimtbaumblätter, Blätter des oſtindiſchen Zimt— 
baums; indianiſches Holz, das er aus der 
Stadt Kampeſche in Merifo, Kampejcheholz, das 
Holz des ſüdamerikaniſchen und namentlich mweit- 
indischen Guajakbaumes, Guajakholz; indiauiſche 
Nüſſe, die Früchte der Bein-Sägerpalme (Boras- 
sus) auch maledivifche od. Meerkokosnüſſe genannt, 
aud) Kokosnüſſe, Muskatnüſſe; indianiſches Rot, 
dunkelrote Farbe, rotes Eiſenoxyd; indianiſche 
Ruhrwurzel — Ipekakuanha, |. d.; indin= 


indifferent 


nische Vogelneſter, eßbare Neſter derSalangane, 
d 1. der oſtindiſchen Schwalbe (Collacallia escu- 
ienta), die aus ihrem Speichel eßbare Bogelnefter 
bereitet; Indianiſt, m. (fr. indianiste) ein Ge— 
fehrter, der fich mit Erforfchung der indischen Spra— 
chen und Kiteraturen, bef. der älteren (des Sans— 
frit 2c.), beſchäftigt; Iudianit, m. nad) feinem 
Vorkommen in Oftindien benannter Anorthit, 
j. d.; India Goods, pl. engl. (fpr. indiä gudds) 
oſtindiſche Baummollenstoffe, namentlich unge- 
bleichte weiße Stoffe, die zum Bedruden u. Färben 
bejtimmt find (Drudfattune); India-rubber oder 
Indian-rubber, m. engl. (ſpr. indiä= od. indiän- 
röbbör, eig. indijches Neibzeug) das Yederharz, 
Gummi em: Indieum, n. I. (ſchon bei Bli- 
nius) der Indigo, j.d.; indieum in tabülis, In— 
digo in Täfeldhen, Platt-Indigo; Indienne, k. fr. 
(pr. ängdjenn’) oitindisches Baummvollenzeug, fei- 
ner Kattun, Bits; Indogermänen, inDdo=ger- 
maniſche oder indo-europäiſche Völter und 
Sprachen, der über einen großen Teil von Aſien 
und fait ganz Europa verbreitete, zur kaukaſi— 
ichen Raſſe gehörende Bölfer- und Spräachenſtamm, 
welcher die Sndier, Berjer, Armenier, Griechen, 
Römer, Romanen, Germanen, Litauer, Slave 
und Kelten umfaßt (vgl. Ariſche Sprachen). 


indifferent, L.(indiferens; vgl.differieren) ununter- 


ichieden, einerlei, gleichgültig; auch teilnahmlos; 
Andifferentisuns, m. nl. die Öleichgültigfeit, 
Teilnähmloſigteit, bei. in Glaubensſachen; Indif— 
ferentift, m. ein Gleichgültiger, Teilnahmloſer; 
Indifferenz, I. (indifferentia) od. Indifference, 
fr. (ipr. —— f. die Gleichgültigkeit, Un— 
empfindlichkeit, der Kaltſinn; Indifferenzpunkt, 
m. Naturl. Nullpunkt, Punkt der Wirkungsloſig— 
keit, der Punkt zwiſchen zwei entgegengeſetzten Po— 
len, wo ſie ſich gegenſeitig auffeben, z. B. magne— 
tiſcher Indifferenzpunkt, der in der Mitte 
zwiſchen dem Nord- und Südpol eines Magnetes 
liegende Punkt. 


Indigena, m., pl. Indigẽnä oder Indigenen, 1. 


(vd. indu = in, in, u. genere, gignere, gebären) ein 
Eingeborener, Inländer; indigen, eingeboren, 
inländiih; Judigenãt, n., r. m., oder Andige- 
natrecht, das Heimats- od. Bürgerrecht, Staats- 
angehörigfeit. 


indigent, I. (indigens, Bartiz. v.indigäre, bedürfen, 


v. indu=in, u. egere, Mangel leiden, bedürfen) 
dürftig, Tage arm; Indigenz, f. (indigentia) 
die Dürftigkeit, Bedürftigteit. 


tndigeit, I. (indigestus; vgl. digerieren) unverdaut; 


nicht Ducchdacht, nicht ausgearbeitet; indigeſtibel, 

jpätl. (indigestibilis) unverdaulich, unverdaubar; 
ndigejtion, f.(indigestio) Verdauungsſchwäche, 

Verdauungsſtörung, leihter Magenfatarrh. 


Indigetes, pl. I. (vgl. Indigena) oder Indigeten, 


röm. Fabell. eingeborne Schuggötter, Schußgötter 
des Landes, u ihrem Tode vergötterte Herven. 


indigitieren, nl. (indigitäre, v. digitus, Finger) 


nachweiſen, aufweijen mit dem Finger; Indigita— 
tion, f. die Andeutung, der Fingerzeig. 


iudignieren, [. (indignäri, d.i. eig. etwas für un- 


würdig oder unziemlich halten, unmillig dariiber 
jein, von indignus, unwürdig; vgl. Dignität) un- 
gehalten od.ummillig machen,empören ;indinniert, 
ungehalten, aufgebradıt, beleidigt; bej. unwuͤrdig 
behandelt; Indignation, f. [. (indignatio) der 
Unwille, Verdruß, das Wikfalen, die Entrüftung; 
Indignität, f. |. (indignitas) die Unwürdigkeit, 


Indium 363 


Unanſtändigkeit, Schändlichkeit, Nichtswürdigkeit, 
Beleidigung. 

Indigo oder Indig, m. ſpan. (altſpan. éndico, it. 
indaco, fr. indigo u. inde, v. l. indicum, indicus 
color, indische Farbe) ein blauer Färbeſtoff von 
den Blättern verjchiedener Gattungen der Anil- 
und Snodigopflanze (Indigofera) in Oft- und 
Wejtindien; reduzierter Indigo oder Indigo— 
tin, n. bildet das kriſtalliniſche Indigoweiß, wel- 
che3, in alfalifchen Flüffigfeiten aufgelöft, ich ftu- 
fenweije wieder in Blau, die fog. Indigküpe, 
umfärbt, die zum. dauerhaftellen Färben dient; 
mit Indigofolution, einer andern Art der Auf» 
löſung (aus Indigopulver nit engl. Schwefelfäure) 
wird Hihfifhblau gefärbt; roter Indigo, |. Cud- 
beard; Indigopapier, ein Reagenspapier (f. d.), 
mit Hilfe defjen die Anweſenheit von Chlor nach— 
gemwiejen wird; Indigoterfe, k. eine Indigopflan- 
zung; auch der Ort, wo Indigo zubereitet wird. 

Indiligenz, f. l. (indiligentia; vgl. Diligenz) man- 
gende Sorgfalt, Nadjläffigkeit. 

indirekt, J. (indirectus; vgl. dirigieren 2.) oder als 
Adverb indirdcete, auch per indireetum, auf 
Umwegen, mittelbar, durch Vermittlung; indi- 
refte Abgaben, d.i. mittelbare, die nicht gerade- 
zu den Perſonen aufgelegt, jondern mittel einer 
auf gewiſſe Waren 2c. gelegten Steuer erhoben 
werden; indirekte Expedition, f. gebrochene Ab- 
fertigung; indirefte Rede, nicht wörtliche Rede; 
indirefter Ton, zurückgeworfener Ton, Reflerton. 

indiscernibel, nl. (vgl. discernieren) ununterjcheid- 
bar, nicht wahrnehmbar. 

indisfret, l.(indiscretus, eig. ungeſchieden, ununter- 
jhieden; vgl. diskret 2c.) unvorjichtig, unbefonnen, 
zudringlic), unbefcheiden, unhöflich, Indisfretion, 
f. nl. die Rückſichtsloſigkeit, Unbeſonnenheit, Un— 
vorfichtigkeit, Unbeſcheidenheit, Zudringlichkeit. 

Indiskrimination, f. nl. (vgl. Diskrimen zc.) die 
Kichtuntericheidung, Ununterjchiedenheit. 

indistutäbel, nl. (vgl. diskutieren) nicht zu be— 
Iprechen oder zu erörtern; indiskutiert, noch nicht 

bejprogen. 

indispenfähel, n!. (vgl. dispenfteren) unerläßlich, 
unumgänglich, durchaus notwendig; Indispen— 
jaßilitat, £. Die Unerläßlichkeit. 

indisponibel, nl. (vgl. disponieren 2c.) unverfüg- 
bar, worüber man nicht verfügen fann, unveräußer- 
lich; Sndtshenibilttät, f. die Unverfügbarkeit, 
Unveräußerlichteit; indisponieren, unlultig, un- 
willig od. böje machen, in üble Laune jegen; in— 
disponiert od. fr. indispos6 (ſpr. äng—), unauf- 
gelegt, abgeneigt, veritimmt; unpäß- 
ih; Indispoſition, f. die Unaufgelegtheit; Ab- 
geneigtheit, Berdrießlichkeit; Unpäßlichkeit. 

indisputãbel, nl. (vgl. disputieren) unbejtreitbar, 
——7— Indisputabilität, f. die Unbeſtreit— 

arkeit. 

indifſolũbel, (. (indissolubilis; vgl. diſſolvieren) 
unauflöslich, ungertrennlich; Indiſſolubilität, £. 
nl. die Unauflöslichkeit, Untrennbarkeit, 

indiſtinkt, I. (indistinetus; vgl. diftinguieren) un— 
bejtimmt, undeutlich, verwirrt, verivorren; In— 
Diftinftion, f. nl. die Nichtunterfcheidung, Unbe- 
ſtimmtheit, Undeutlichkeit. 

Indisziplin, f. nl. (vgl. Disziplin) der Mangel an 
Zucht, die Zuchtlofigfeit; indisziplinabel, un- 
lenkſam, unbändig; indiszipliniert, ungezügelt; 
Krk. ungeübt. 

Andinm, n. ein 1863 von F. Reich u. TH. Richter 
in Freiberg i. ©, entdedter metallijcher Grunditoff, 


J 


364 Individnum 


der bei der Spektralanalyſe eine indigblaue Linie 
zeigt. 

Indibidnum. n., pi. Individna od. Individuen, 
l. (vgl. dividieren 2c.) eig. ein unteilbares oder un- 
trennbares Ganzes; ein Einzelner, Einzelnes, Ein- 
zelwejen; Perſon, Perſönlichkeit; individueéil, nl. 
(fr. individuel) einzeln, beſonders; eigenartig, 
eigentümlich, eigen; nur auf einen pafjend, per- 
ſönlich; individualiſieren, vereinzeln, auf Ein- 
zelwejen übertragen, od. als ein Einzelne betrach— 
ten und behandeln; nad der Eigenart jondern, 
auffafien; Indintänaltiatton oder Individua⸗ 
liſierung, aud Individuation, f. die Vereinze- 
lung, Betrachtung nach der Eigenart; Beſchrän— 
fung auf ein Einzelweſen; Individualität, f. die 
Einzelheit, Bejonderheit; Eigenart, Eigentümlich— 
feit, Perſönlichkeit; In dividnalpädagöogit, f. Er- 
ziehungSiehre, die den Menſchen Yosgelöft von 
allen übrigen Wefen lediglich als Indibiduum zu 
höherer Bildung führen will, ohne Rückſicht auf 
jein Leben als Glied des Staates, der Kirche, der 
Gemeinde, der Familie uſw. (entgegen der So— 
zialpädagogik); Individualphiloſobhie, eine 
Vhiloſophie, die als Ausgangspunkt das theore— 
tiſche, aus aller Verbindung mit andern Dingen 
[osgelöfte Jh nimmt (entgegen der Sozialphi- 
loſophie); Individuität, f. die Einzelheit, Be- 
jonderheit; das Sch; indiviſibel, jpätl. (indivisi- 
bilis) unteilbar; Indiviſibilia, pl. unteilbare 
Körper; Indiviſibilität, £. nl. die Unteilbarfeit. 

ändockt, I. (indocilis; vgl. docil unter docieren) un- 
gelehrig, unlentfam; Indocilität, f. nl. die Un- 
aelehrigfeit. 

Snöngermanen, indogermaniich ꝛc., |. unter 
Sndien. 

indolent, nl. (v. dolere, jchmerzen) eig. ſchmerzlos; 
unempfindlich, gleichgültig, jorglos, läſſig, träge, 
ſchlaff; Indolenz, f. I. (indolentia) Schmerzlofig- 
feit; Unempfindlichkeit, Gleichgültigkeit, Sorglojig- 
feit, Schlaffheit. 

Indöles, f. I. (v.indu = in, u. olere, wachen) an- 
geborene Beihaffenheit oder Eigenfchaft, Anlage, 
Naturgabe. 

indomäbel, I. (indomabilis, v. domäre, zähmen) 
unbezähmbar, unbezwinglid). 

Indoͤrſement, n.engl.=Endojjement; die Rück— 
jeiten-Infchrift einer Urkunde. 

Indoffaut, indoſſieren ꝛc., ſ. endojjieren. 


Indrä, m. ind. (entw. v. ſanskr. ind, herrſchen, od. 


v. indh, flammen, leuchten) Fabell. der Gott der 
Luft u. des Wetters, der Blitzträger u. Donnerer, 
der höchſte Gott bei den älteſten Indiern, ſpäter 
der Fürſt der unteren Götter, d.h. ſämtlicher, außer 
Brabma, Wiſchnu und Sima. 

indubitäbel, I. (indubitabilis; vgl. dubitieren) un⸗ 
zweifelhaft, zuverläflig, ausgemadt; Indubita⸗ 
bilität, f. die Unzmeitelhaftigteit 

induciae, j. Induzien. 

in dulei jukilo, j. unter Jubel. 

indulgieren, I. (indulgöre, indultum, von duleis, 
ſüß, angenehm, janft, nadhjjichtig jein) nachſehen, 
erlafjen, willfahren; indulgent (indülgens), nad)- 
jihtig, mild, ſchonend; Indulgenz, f.(indulgentia) 
die Nachſicht, Sa der Straſerlaß, Ablaß; 
Indulgenz-Briefe, Ablaßbriefe; Induͤlt, m. 
(jpätl. indultus, m. und indultum, n.) eine Bewil- 
ligung, Bergünjtigung; bej. eine Gnadenfrift oder 
Gewährung einer Ba —— Aufſchub; päpſt— 
liche Gnadenbewilligung, Gnadenbrief, Erlaß; Er- 
laubnis; oberd. = Dult, Jahrmarkt, ſ. d.; In⸗ 


induzieren 


duͤlto, m. ſpan eig. Straferlaſſung; Erlaubnis 
oder Bewilligung; der Zoll von amerik. Waren in 
Spanien. 

Indulin, n. Indigblau, eine Gruppe von Anilin— 
farbitoffen. 

induräbel, nl. (vgl. durabel) nicht dauerhaft oder 
nachhaltig. 

Induration, f. ul. induratio (v.induräre, härter; 
vgl. durus ꝛc.) die Verhärtung, Verſtockung, Une 
bußfertigfeit; induratio cordis, Heilf. eine Herz- 

. verhärtung;ichepätis, Leberverhärtung; i.lienis, 
Milzverhärtung; indnreizteren, [. (indurescäre) 
hartwerden;indureizent(indurescens),erhartend, 

Sudustrie, £. fr. (von I. industria) von industrius, 
jehr tätig, betriebfam) der Fleiß, die Betriebſam— 
feit, ver Gewerbefleiß; Gewerbszweig, Betrieb, Be» 
triebszweig; de industria, l. mit Fleiß, abſicht⸗ 
ich, gefliſſentlich Induſtrie-Ausſtellung, £. Se 
merbe- Ausstellung; Induſtriebahn, Fabritbahn; 
Induſtriebörſe, Vertrieb von Rohſtoffen u. Fa— 
briiwaren; %.:&omstoir, n. fr. (ſpr. —fongtodär) 
eine Kunſt- oder Gewerbeiwaren-Niederlage, ein 
Kunſtlager; auch eine Anjtalt, duch welche die 
neuejten Erfindungen der Snduftrie in Erfahrung 

ebracht, verbreitet und empfohlen werden; J.⸗ 

egal, n. das Recht und die Pflicht des Staats— 
oberhauptes, für das Aufblühen der Induſtrie zu 
forgen; S,-Nitter = Chevalierd'Induſtrie, 
j. unter cheval; J.⸗Schule, f. eine Erwerbſchule, 
Werkſchule; J.-Syſtẽm, n. der von dem Schotten 
Adam Smith aufgejtellte ſtaatswirtſchaftliche Lehr— 
begriff, nad) welchem Fleiß, Arbeit und Sparjam- 
feit die Urquelle alles Erwerbs und Beſitzes von 
Gütern, folglih auch die legte Bedingung alles 
Volkswohlſtandes u. Volksreichſtums jei, und wo⸗ 
nad) esdreirechtliche Steuern gebe,nämlich Grund», 
Gewerbs- und Kapitalien-Steuer; vgl. Merfar» 
til=- u. phyſiokratiſches Syitem; induſtriet 
(fr.industriell),gewerbtätig, gewerbfleißig, gewerb⸗ 
lich, Induſtrielle, pl. Gewerbtreibende, Gewerbs⸗ 
inhaber; Industrial partnership, f. engl. (jpr. 
indöftriell partnerjchipp) gewerbliche Teilhaber. 
ſchaft, Anteil am Geichäft; Induſtrialismus, ze. 
barb.-!. das Vorherrichen des Gewerbfleißes oder 
Gewerbitandes; induftrids (I. industriosus, &, 
um; fr. industrieux), fleißig, betriebjam, emiig, 
erfinderiſch, geſchickt. 


Induzien, pl. lat. (induciae) eig. Waffenſtillſtand; 


Kipr. Friſt für unſchuldige, unvorfägliche Schuld- 
ner. 

induzieren, [. (inducöre, eig. hineinführen; vgl. 
duftil) verleiten, verführen, hintergehen, bereden; 
herleiten, fchließen; induktibel, nl. leicht zu ver- 
leiten od. anzuführen; Induktion, f. 1. (inductio) 
eig. die Einführung; bej. die Einführung der Seele 
in den Körper bei der Empfängnis, nad) der An- 
ficht der Anhänger des Indüktionsſyſtems, 
wonach die Seele vor dem Körper eriltiert; Die 
Anleitung od. Verleitung zu etwas; Schluß vom 
Bejonderen auf das Allgemeine, d. i. Aufzählung 
einzelner Fälle, um einen Sat daraus zu beweiſen; 
die Überleitung, daher Induktionselektrizi— 
tät, von Faraday entdeckt, diejenige Erregung od. 
nderung der Elektrizität, welche in einem Leiter 
eintritt, wenn feine Entfernung von einem eleitri- 
ihen Körper vergrößert oder verringert wird, od. 
wenn die eleftrifchen Zustände der in feiner Nähe 
befindlichen Körper überh. ſich ändern, daher In— 
duktion; Stromerregung, Ladung; Induktions⸗ 
Kapazität, Ladungsergebnis, Ladungsinhalt; 


inebriieren 


Erregungsſtärke; Induktionsmotor, ein eleftri- 
ſcher Motor, defjen Anker durch Induktion anges 
trieben wird; Jndnktionsrolle, Stromerregungs- 
volle; induktive Tpezifiihe Kapazität = Di- 
eleftrizitätsfonitante, .d.; perinductiönem 
einen Beweis führen od. durdh Induktion 
beweisen, d. i. durch eine Reihe von Beifpielen 
oder Tatjachen beweijen, im Gegen. zu per de- 
duetionem, ſ. unter deduzieren; Induktions⸗ 
from, galvanifcher Nebenjtrom, der durch einen 
eleftriichen Strom bewirkt wird, der in einem be- 


nachbarten Leiter vorhanden ift, oder auch durch 





Infant 365 


inebitãbel, I. (inevitabilis; vgl. evitieren) unver⸗ 
meidlich, unausweichlich. 


| inerdft, nl. (vgl. exakt) ungenau, unpünktlich, nach— 


Läliig; fehlerhaft; Inexaktitüde, f. fr. (pr. — tüv) 

die Unpünftlichkeit, Ungenauigfeit. 

inexeitäbel, I. (inexcitabilis; vgl. erzitierenze.) un⸗ 
erwecklich, unerregbar. 


inextuſãbel. !. (inexcusabilis; vgl. extufieren) un- 


entſchuldbar, unverantivortlich. 


| inexigibel, nl. (vgl. erigieren) uneintreiblich, uner— 


reichbar, was nicht zu befommen ift; Incxigibi— 
lität, f. die Uneintreiblichkeit. ; 


Magnete hervorgerufen; Iuduktionsmaſchine, Inexiſtenz, f. nl. (vgl. eriitieren) das Nichtvafein, 
eine Mafchine zur Erzeugung von Induktions— Nichtvorhandenfein. 

firömen; Induktionswage, eine Vorrichtung, die | inexoräbel, |. (inexorabilis; vgl. exorieren) wer» 
Dazu dient, das Innere der Metalle zu unterfuchen bittlich. 

oder mit Hilfe der Elektrizität verborgene Metall- Inexperienz, f. ſpätl. (vgl. Experienz) die Uner- 
adern zu finden ufw.; Induktor, m. Unfer einer fahrenheit,; Inexpertus, I. unerfahren. 
Dynamomaſchine, Stromgeber, Stromerreger; inexpiäbel, I. (inepiabilis; vgl. erpiieren) unfühn- 
Induktophön, n. Telephon mit Strominduktion; | bar, unerfetzlich. 

induftorifch, heißt die Methode, welche fi auf | inexplikäbel, I-(inexplicabilis; vgl.erplizieren) un⸗ 
die Induktion gründet; induktib, nl. aus einzel- auflöslich, unerklärlich. 

nen Fällen folgernd oder gefolgert; durch Erfah- inexploräbel, nl. (vgl. explorieren) unerforſchlich. 
rung, Tatſachen gewonnen; induktive Wiſſen- inexponibel, nl. (vgl. exponieren ꝛc.) unerklärbar, 
ſchaften nennt man ſolche, welche weſentlich auf nicht zu überſetzen. 

dem Induktions-Verfahren beruhen. | inexpreiiibel, nl. od. inexprimäbel, fr. (inexpri- 
inebriieren, I. (inebriäre) trunfen machen; Inu- mable; vgl. erprimieren) unausſprechlich, unbe- 
edriation, f. die Berauſchung; Betörung. | ſchreiblich Inexvreſſibles, pl. engl. (ſpr. — preſ⸗ 


Zneditum, n., pl. Inedita, I. (vgl. edieren) noch ſib'ls) die Unausſprechlichen, ſcherzh. fürBeinkleider. 
nicht oder früher nicht herausgegebene Schriften inexpugnäbel, l.inexpugnabilis; vgl. erpugnieren; 

— Unefdota. | uneinnehmbar, unüberwindlid. 

ineffäbel, I. (ineffabilis, von effäri, herausfagen)un- | inexſtinguibel, I. (inexstinguibilis; vgl. eritin- 


ausiprehlid; Ineffabilität, f. ineffabilitas) die 
Unausjprechlichteit. 

ineffagable, fr. (pr. —Bab’I) unauslöſchlich. 

ineffeftiv, nl. (val. effektiv) unwirklich, unwirkſam. 

integal, fr. (vgl. egal) ungleich; veränderlih; In— 
egalität, f. (fr. inegalite) Ungleichheit. 

inelegdnt, [. (inelögans; vgl. elegant) geſchmacklos, 
reizlos; Inelegaͤnz, f. (l. inelegantia) die Ge— 
ſchmackloſigkeit, Geſchmackwidrigkeit. 

meligibel, nl. (vgl. eligieren) nicht wählbar; In— 
eligibilität, f. die Unwählbarkeit. 

meloquent, nl. (v. l. elöquens, beredt) nicht beredt. 

inept, I. (inéptus, d. i. eig. unpaſſend, von in und 
aptus, paſſend) als Adverb auch inépte, unge— 
reimt, albern, abgeſchmackt; inéptus lihellus, m. 
eine ungeſchickte, ungereimte oder ordnungswidrige 
Klagſchrift; Ineptie, f., pl. Ineptien (ſ. ineptia, 
gem. pl. ineptiae), Poſſen, Albernheiten; ineptie⸗ 
ren, dummes Zeug reden; ineptitũdo libelli, f. 
Rſpr. Ordnungswidrigfeit einer Klagjchrift. 

inepuiſable, fr. (pr. inehpüijdb’L) unerjchöpftich. 

inertia, f. [. (v. iners, eig. kunſtlos, ungejchidt; v. 


ars, Kunſt 2c.; dann überh. untätig, träge) Träg- | 


beit, a: Unvermögen, Schwäche; vis in- 
ertiae, j. unter vis. 

itterudit, (1. ineruditus), ungelehrt, ungebildet; 
Inerudition, f. 1. Ungelehrtheit. 

Ines oder Inez, f. jpan. Name fir dag deutſche 
Ugnes, 3. B. Ines de Caſtro. 

Jueskation, f. [. (von in-escäre, füdern, von esca, 
Lockſpeiſe) da Locken und Berführen. 

tnefjentichh, barb.-I. (vgl. eſſentiell) unmefentlich, 
unweſenhaft. 

meſtimable, fr. (ſpr. —dbl’; I. inaestimabilis), un— 
ihäßbar. 

mevident, nl. (vgl. evident) undeutlich, unklar, nicht 
einleuchtend; Inebidenz, f. die Unflarheit, Un- 
augenjcheinlichkeit. 


guieren) unauslöſchlich, untilgbar. 

inexftirpäbel, 1. (inexstirpabilis; vgl. erftirpieren) 
unvertilgbar, nicht auszurotten. 

inextenſibel, nl. (vom l.extendöre, ausdehnen) un- 
ausdehnbar. 

inextrifäbel, [.(inextricabilis, v.extricäre, heraus- 
wickeln, entwirren; vgl. exrtrizieren) unauflöslich, 
unentwirrbar. 

infallibel, nl. oder infaillible, fr. (ſpr. ängfajib'l; 
vgl. faillibel) unfehlbar, untrüglich, dem Irrtum 
nicht unterworfen; Infallibilität, f. Unfehlbar- 
feit, Untrüglichfeit, die von der fatholijchen Kirche 
für das kirchliche Lehramt (Bapft oder allgemeines 
Konzil) in Anspruch genommene amtliche, nicht 
perfünliche Srrtumslofigfeit in Sachen der Glau— 
ben3- und Gittenlehre als höchſte und lebte In— 
ftanz; Infallibilisnus, m. die Unfehlbarkeits- 
lehre, daS Dogma von der Unfehlbarfeit des Pap— 
ſtes; Infallibiliſt, m. ein Anhänger und Bertei- 
diger dieſes Glaubensſatzes. 

infam, I. (infämis; vgl. Fama) ehrlos, übelberüch— 
tigt, verrucht, verrufen, ſchändlich; infamäbel, 
barb.-l. beichimpfenswert; Infamia od. Infamie, 
f. (l. infamia) der üble Ruf, die Ehrlofigkeit, 
Schande Niederträchtigkeit, Schandtat; Shmähung; 
infamia notätus, für ehrlos erklärt, ehrlos ge- 
macht; euminfamia,mitSchimpfu.Schande; cum 
infamia relegiert werden, (von hohen Schulen) 
mitSchimpfu. Schandeverwiefen werden; Infami⸗ 
tät, f. nl. die Ehrloſigkeit, Berruchtheit, Nieder— 
trächtigfeit, Schurferei; infamieren (I. infamäre), 
ehrlos machen, verleumden, verläjtern, ſchmähen; 
infamierend od. infamaͤnt, entehrend, beichinp- 
Ian Infamation, f. nl. die Befchimpfung, Ent- 
ehrung. 

Anfdnt, m. fpan. (Infänte, v. I. infans, eig. [noch] 
nicht fprechend, nicht reden könnend, v. in u. far, 
ſprechen, daher ein Heines Kind, im Mittelalter 


366 Infarktus 

bei. der Sohn eines Herrſchers oder Edlen) urjpr. 
der Fünigliche Erbprinz, Kronprinz; dann überh. 
ein — ohn, königlicher Prinz in Spanien und 
Vortugal; Infant, m. engl. (fpr. infänt) Rſpr. ein 
Minderjähriger, der das Alter von 21 Jahren noch 
nicht erreicht hat; fonft ist in England Infant ein 
Kind unter 7 Jahren, daher infants’ schools, 
pl. (fpr. infänts ſkuls) Mleintinderfchulen ; Infaͤn⸗ 
tin, f. (jpan. Infanta) eine Königstochter, könig— 
lihe Prinzeffin in Spanien und Portugal; In— 
fantanien, pl. die dortigen Sahrgelder für Kö— 


nigsfinder; Infantdde, m. das einem Snfanten | 


oder einer Sufantin zum Reibgedinge angewieſene 
Gebiet; dab. Aufantadns od. Infantaͤdo-Schafe, 
ein Merino-Schafſtamm; Infanterie, f. fr. (ſpan. 
u. it. infanteria, von |pan. und it. infante, fante, 
Kind, Knabe, Burſche, dann Dienftbote, Knecht, 
insbe). Fuß-Soldat, fr. auch fantassin; von |. in- 
fans, Kind, mit jehr erweiterter Bedeutung) Fuß— 
vol, die Fußtruppe, Fußmannſchaft; Infanterift, 
m. ein Fußſoldat; Infanterie Feldwerf, n.Teld- 
ſchanze füreine Kompagnie; Infanterie-Kanone, 
f. Kugeliprige, Mitrailleufe, auch Kartätſchgeſchütz 
genannt (f. d.); Snfantilismns, m. lat. eine in 
der Pſychiatrie übliche Bezeichnung für eine Kranf- 
heitsform, bei der Erwachjene kindiſche Züge im 
Köperlihen und Geijtigen zeigen; Infanticida, 
m. u. f. jpätl. (von infans, Rind u. caedere, hauen, 
töten) Kindesmörder; Kindesmörderin; Infanti— 
eidium, n. der Kindermord. 

Infärktus, m. nl. (von J. infarcire, hineinitopfen; 
(vgl. Farce), pl. ebenfo oder Infaͤrkten, Veritop- 
rung im Unterleibe, Unrats- od. Kotverhärtungen; 
Anſchoppung, namentlich Berjtopfung Kleiner Blut- 
adern, auch Lungen- und Nierenblutungen; Nie— 
ren-Infarlkt, Abfonderung von Harnjalzen, die 
ji in den Nieren feitfegen; Gebarmutter-In- 
farkt, chroniſche Entzündung der Gebärmutter, 

infatigäbel, (. infatigabilis; vgl. fatigieren) uner- 
müdlich, unverdrofien, raftlos; Jufatigabilität. 
ir eh die Unermüdlichkeit; infatigtert, uner- 
mudet. 

Infatuation, f. nl. (von infatuäre, betören, von 
fatüus, albern, töricht) Betörung, Dinkel, über— 
triebene, Lächerliche Borliebe für etivas;infatntert, 
töricht eingenommen für etwas, vernarrt in etwas. 

infaporäbel, !. (infavorabilis; vgl. favorabel) un- 
günſtig, ungeneigt. h 

infeft, Infektation, infeltieren, |. infizieren. 

Jufel od. Inful, f. (v. l. infüla) eine weiße wollene 
Stirnbinde als Kopfſchmuck der altrömischen Ober- 
priejter, Priefterbinde; Fathol. Abt3- od. Biſchofs⸗ 
müge, Biſchofshut; auch ein Kleines ſchwäbiſches 
Fruchtmaß; infulieren(ml.infuläre),denBiichofg- 
hut verleihen, d. i. jemand — Biſchof machen; 
infulierte Abte, ſolche, denen der Papſt das 
Recht verliehen hat, die biſchöflichen Ehrenzeichen 
zu tragen. 

infelix, I. (vgl. felix) unglücklich; infeliciter, un⸗ 
glücklicherweiſe; Infelizität, f. (infelicitas) Un- 
glüd, Unglücjeligkeit. 

inferi, pl. I. (von införus, a, um, unten befindlic, 
der 2c. untere) eig. die Unteren, unten Befindlichen; 
die Berftorbenen in der Unterwelt; die Unterwelt; 
ad inferos, bei oder zu den Toten in der Unter- 
welt; Inferien, pl. (l. inferiae) Totenopfer, wie 
fie bei den Alten ven unterirdiſchen Gottheiten für 
die Seelen der Berftorbenen gebracht wurden; In— 
ferior, m. der untergeordnete, Untergebene, In— 
feriorität, f.derlintergeorönete, geringere Stand, 


infirm 


die Unterordnung; der geringere Wert; entg. 
Superiorität. 

inferieren, I. (inferre, von ferre, tragen) hinein— 
tragen, beitragen; zubringen (al3 Mitgift od. Ein- 
lage); darbringen, opfern; folgern, herleiten; In— 
ferierungswert, Einbringungsmert. 

infernälliih), I. (infernälis, von infernus, unter- 
Ka hölliſch, teuffiich, verrucht; infernalis la- 
pis, |. lapis; Infernalität, f. nl. die teuffifche 
Verruchtheit. 

infertil, nl. (vgl. fertil) untragbar, unfruchtbar, un— 
ergiebig; Infertilität, f. die Unfruchtbarkeit. 

infeitieren, I. (infestäre, v. infestus, feindfelig) an- 
feinden, feindfich anfallen, verheeren, berennen; 
beunruhigen, plagen, quälen, unfihermaden: In— 
feſtation (infestatio) oder Infeſtierung, f. der 
feindliche Angriff od. Anfall; die Befehdung, Ver- 
heerung. 

infendieren, ml. (vgl. Feudum) belehnen; Infeu— 
dation, f. die Belehnung. 

infibnlieren, \. (infibuläre; vgl. Fibula) einhefteln, 
zuhefteln; Inſibulation, £.Heilk. die Einheftelung, 
das Bernähen der äußeren weiblichen Geſchlechts— 
teile od. der Borhaut des Gejchlecht3gliedes, früher 
im Morgenlande üblich, um vorzeitigen oder ehe- 
brecheriſchen Beifchlaf zu verhüten, auch ala Mittel 
gegen das Lafter der Selbitihwächung. 

infidẽl, I. (infidelis; vgl. fivel unter fides) untreu, 
treulo8; ungläubig; in partibus infidelium, im 
Gebiete der Ungläubigen, d. i der nichtfatholifchen 
Chriſten, Biſchofsſitze, die nur dem Titel nad) be- 
jegt find, weil fie in Wirklichfeit nicht mehr vor» 
handen find; Infidelität, £. (1. infidelitas) die 
Untreue, Treulojigfeit; der Unglaube. 

infinieren, I. finfigere; vgl. figieren) einheften, ein- 
prägen, einjegen. 

infiltrieren, nl. (vgl. Filtrum 2c.) einflößen; ein- 
dringen, ſich ergießen; Infiltration, f. die Ein- 
flößung;; das Eindringen; Heilf. Erguß v. Lymphe, 
Blut, Eiter ꝛc. in die Subjtanz der Organe; fa- 
daveriſche Infiltrationen find blutige, poröfe 
a. gallige Ausſchwitzungen in der Leiche, vgl. 

adaveı. 


Infimus, m. I. (Superl. von inferus; vgl. inferi) 


der unterfte, legte; infimteren (jpätl. infimäre), 
erniedrigen. 
infinit, I. (infinitus, von finire, begrenzen, endigen, 
finis, die Grenze, das Ende) unbegrenzt, unbejtimmt, 
unaufhörlich; Infinitum,n. das Unbegrenzte, Un- 
beitimmte, Unendliche; ad od. in infinitum, ins 
Unendliche, unaufhörlich; Infinttät, f. (infinitas) 
die Unbegrenztheit, Unendlichkeit, Unzahl; infint= 
tefimäl, barb.-!. ins Unendliche gehend, Infini⸗ 
teſimal⸗Kalkul(ſpr. — il), Infinitefimäl-Neh= 
mung oder Analyjis des Unendlichen, Die 
Rechnung mit unendlich Kleinen Größen; zu ihr 
gehören die Differentiäl-, Integräl- umd 
eh onentiot Rede j. d.; Infinitiv, m. 
Spradl. |. Modus; Anfinitorkit, m. J. ein An- 
hänger der Evolutionstheorie (ſ. d.) in der Lehre 
von der organifchen Zeugung. 
infirm, I. (infirmus; vgl. firm) nicht, feit, ſchwach; 
Infirmaria, ml. od. Infirmerie, f. fr. (pr. äng⸗ 
firmerih) ein Krankenhaus, eine tanfenjtube in 
ie der Platz für kranke Pflanzen in Gewächs⸗ 
häuſern; Infirmarius. m. ml. Infirmier, fr. 
ſſpr. ngfirmeh od Infirmieͤre (pl. Inſixmieri), 
it. ein (bef. geiftlicher) Krankenwärter, Kranken— 
pfleger (in Klöftern); Infirmiere, f. fr. (pr. äng- 
firmjähr') eine Kranfenwärterin; inſirmieren, I. 


Infitiation 


(infirmäre) entkräften, ungültig machen, z.B. ein 
Tejtament; infirmatid, nl. entkräftend, ungültig 
machend; Infirmität, f. l. (infirmitas) die Kraft- 
lofigfeit, Gebrechlichkeit. 

Infitiation, f. J. (infitiatio, von infitiäri, nicht 

eitehen, leugnen, von fateri, gejtehen) Rſpr. das 
Leugnen, Ableugnen vor Gericht. 

infizieren, I. (inficöre, v. fac&re, machen, tun) od. 
—————— fr. (infecter) eig. hinein- oder antun; 
anſtecken, verpeften, vergiften miteinem Krankheits— 
ſtoff; infiziert werden, von einer Seuche ange- 
ſteckt werden; infizierbar, L.-dtich. anſteckbar; In— 
fizierbarkeit, f. vie Anſteckbarkeit; infelt (ſ. ın- 
fectus), angefteckt, verpeitet, faul; Infektion, f. 
die Anſteckung, Seuche; infeftios, barb.-l. an— 
jtedend, jeuchenartig. 

inflammieren, I. (inflammäre; vgl. flammieren) 
entflammen, entzünden, erhigen, erbittern; in— 
Hammäbel, nl. entzindbar, brennbar; Inflam— 
mabilien, pl. brennbare Materien, Brennitoff; 
Inflammabilität, f. die Entzündbarkeit, Brenn» 
barkeit; Juflammation, f. I. (inlammatio) die 
Entzündung, der Brand; inflammatösriſch, nl. 
entzundend, Entzündung verurfachend, mit Ent- 
zündung verbunden; ein inflammatoriſches 
Fieber, Entzündungsfieber. 

Suffation, f. l. (inflatio, v. infläre, aufblajen; vgl. 
Flatus) Heilt. die Aufblähung des Leibes durch 
Blähungen; inflatio abdominis, Aufblähung des 
Unterleibe3; 1. ventrieula, Aufblähung des Ma- 
gens; Juflatilia, pl. (nämlich instrumenta) Tonf. 
Blasinjtrumente. 

infleftieren, I. (inflectere; aus fleftieren) beugen, 
abwandeln; auch einen Vokal mit einen Zirkum— 
flex verfehen; Juflexion, f. (inflexio) die Ablen- 
fung der Lichtitrahlen von ihrem geraden Wege; 
auch die Biegung oder Ausweichung der Stimme; 
Inflexioſtköp, n. lat.-gr. (übelgebildet) ein von 
Mayer erfundenes Werkzeug zur Beobachtung der 
Erjheinungen der Lichtbeugung. 

inflexibet, I. (inflexibilis; vgl. flektieren 2c.) unbieg- 
janı, unlenfbar, unbeweglich, unerjchütterlich, un« 
erbittlich, jtarrföpfig; Sprachl. unbiegfam, nicht 
abwandlungsfahig (inflexrible Wörter od. In— 
fleribilia); Infleribilität, f_ ni. Unbeugjam- 
keit; Unerbittlichkeit, Starrköpfigfeit. 

Inflexion 2c,, j. unter infleftieren. 

infligieren, I. (infligere, von fligere, ſchlagen, nie- 
derichlagen) eig. anjchlagen; einem etwas zufügen; 
eine Strafe dürfenen od. vollitreden; Infliftion, f. 
(inflictio) Ripr. die Auferlegung einer Strafe; die 
Strafvollziehung. 

infloreizteren, jpätl. (infloresc£re, von florescere, 
erblühen, Inchoativum en esnunuen 
zu blühen, erblühen; Infloreſzenz, f. nl. der Blü- 
tenitand. 

infinieren, I. (influerg, v. flure, fließen) einfließen, 
einwirken, Einfluß haben; Influenz, f. nl. der 
Einfluß, die Einwirkung, z. B. in der Naturl. die 
Elektriſierung eines Körpers durch Annäherung 
an eine Eleftrizitätsquelle; auch Juflüxus, m. 1.; 
Sufluensmafgpine, f. eine auf dieje Jůfluenz ge- 
gründete, von W. Hol u. von Töpler erfundene 
Elektriſiermaſ chine; Influenza, k.it. Wanderkrank⸗ 
heit, ein allgemein verbreitetes Katarrhfieber; 
Gripp e; auch Rotzkrankheit der Pferde; influen— 
zieren, einen od. etwas —, Einfluß darauf haben; 
be. anjteden; beftechen, gewwinnen; Influxion, f. 
1. (influxio) Einfluß; das Juffurions=-Syftem od. 
der Influxismus, nl. die Anſicht, daß Seele u. Leib 


infringieren 367 


einen derartigen gegenſeitigen Einfluß aufeinander 

haben, daß jeder Teil in dem andern die ſeinen 

eigenen entſprechenden Veränderungen hervor— 

nt Snflurionift, m. ein Verteidiger diefer 
nficht. 

inföderiert, nl. (vgl. föderiert) nicht verbindet. 

inföfind, \. (infoecändus; vgl. füfundieren) un- 
fruchtbar, Infökundität, f. (infoecunditas) Un- 
fruchtbarkeit. 

inforeftieren, ml. (von foresta, Forſt) einforften, 
einen Wald zum Forſt machen, indem der landes— 
herrliche Bann darauf gelegt wird. 

inform, I. (införmis; vgl. Form) ungeformt, un- 
förmlich, ungebildet, häßlich; ordnungswidrig; In— 
formität, f. (informitas) Unförmlichkeit. 

informieren, l. (informäre, d. i. eig. geſtalten, bil» 
den; vgl. Form, formieren) unterrichten; benach— 
richtigen, berichten; ſich —, fich erkundigen; Ins 
format oder Informativum, n. nl. Rſpr. ein 
Rechtsgutachten, Belehrungs-Urteil, welches ein 
Richter von einem andern für fich einzieht; auch 
die eingeholte Belehrung; informatip, belehrend, 
Auskunft gebend; Information, £.l.(informatio, 
Abbildung, Borjtellung) die Unterweifung, der 
Unterricht; auch gerichtliche Erfundigung, Unter» 
fuhung, Nachfrage; Auskunft, Bericht, Zeugnis; 
Informations- oder Informatib-Prozeß, m. 
die Unterſuchung über die Würdigfeit eines zum 
Biſchof Gemwählten und Vorbereitung desfelben für 
die Weihen; Informäter,m.,pl.Informatören, 
Lehrer, Hofmeifter, Hausichrer; Informätrig, 
nl. od. Informatrice, fr. (pr. ängformatrihß) L. 
eine Lehrerin. 

Snformität, ſ. unter inform. 

Infortiätum, n. ml. (v. infortiäre, verftärfen, v. 
l. fortis, ftarf, j. d.) der zweite Teil der Digejten 
(f. d.) von Buch 21—38, ein Teil des Corpus ju- 
ris civilis. 

Infortunium, n. I. u. Infortüne, £. fr. (pr. äng- 
jortühn’; vgl. Fortuna) ein Unglüd, Mißgeſchick; 
Infertünag, f. nl. bei den Aitrologen: ein Unglüd 
weisjagender Planetenſtand, bef. Hinfichtlich der 
beiden feindjeligen Planeten Mars und Saturn, 
von welchen der erjtere infortuna minor, und der 
andere infortuna major heißt. 

infra, [. unten; unterhalb; ut infra, ivie unten od. 
nachher (bemerkt wird). 

Infraktion, f. l. (infractio, v. infringere, ſ. infrin» 
gieren) Die Brechung, Übertretung, Verlegung; der 
Bruch, z.B. eines Bündniffes; Infraͤktor, m. ni. 
der Brecher eines Vertrages 2c., der Übertreter 
eines Geſetzes ıc. 

Snfralapjarier, = Sublapjarier, f. d. 

inframundän, nl. (v. infra, ſ. d, u. mundus, Welt, 
j. d.) unterweltlid). 

infrangibel, nl. (v. frangere, brechen) unzerbrech- 
id; Infrangibilität, f. die Unzerbrechlichkeit. 

infrarvot, (vgl. infra) unfichtbar dunkelrot; infra— 
rote Strahlen, unfichtbare Strahlen, dunkle 
Wärmejtrahlen des Lichts. 

infrequent,!. (infr&quens; vgl. frequent) nicht Häu- 
fig, nicht zahlreich, unbefucht, menfchenleer; Infre— 
quenz, f.(infrequentia) dev Mangel an Bejuchern, 
die Menjchenleere. 

infrigidieren, jpätl. (infrigidäre, v. frigidus, Falt) 
falt machen, abkühlen, erfälten; Infrigidation, 
f. (infrigidatio) das Abkühlen. 

infringieren, [.(infring£re, eig. einbrechen, v. fran- 
gere, brechen) brechen, 3. B. ein Bündnis, über- 
treten, entfräften, zunichte machen. 


358 infucieren 


Ingiver 


infucieren, I. (von fucäre, ſchminken, färben) | Jugerinm,n.l.(v.ingenre,ingignre, eingebären, 


ſchminken. 
Inful, infulieren, ſ. Infel. 
infundieren, l. (infund£re, dv. fundöre, gießen) ein- 
gießen, einflößen, aufgießen; infünde, gieß zu; 
infünde aquae fervidae quantum süfficit od. 
sufficientem quantitätem, gieße die hinreichende 
Menge kochendenWaſſers auf; Infundier-Büchſe, 
l.dtſch. eine Auf- od. Eingußbüchſe; Infundier⸗ 
asparat-— Infuſorium, ſ.d. Infundibülum, 
a. J. ein Trichter; Infuſion, f. (infusio) der Ein- 
zuß, Aufguß; die Anfeuchtung; auch die göttliche 
Eingebung; Infuſions-Tierchen d.Infiorien, 
pl. Infguß-Dierchen, dem bloßen Auge unfichtbare 
Zierhen in Waffer od. andern Flüjligkeiten; In— 
fafum, n. der Ein- vd. Aufguß; Infuſo-Deloͤkt, 
2. nl. Aufguß-Abjud, wenn von einem Heilmittel 
erit ein Aufguß bereitet, der Rückſtand abgelocht 
und dann mit jenem vermijcht wird; infuſẽriſch, 
durch Ein- od. Aufguß entitanden; Infuſorium. 
n. daS Gerät zum Aufgießen, Aufgieger; Infu— 
ſorienerde, Kiejelgur. 
infungibel, nl. (vgl. fungieren unter Zunftion) un- 
tunlich; infangibilis res, f. eine untunlicheSade, 
etwas Untunliches. 
Infuſion, Infuſum 2c., ſ. unter infundieren. 
nfuſzieren, |. (infuscäre, v. fuscus, dunfelbraun, 
—— ſchwarz machen, verdunkeln; Infuife- 
tion, k. nl. die Schwärzung, Verdunkelung. 
ingänno, m. it. (v. ingannare, altfr. enganer, be— 
trügen, m[. gannare, verhöhnen) der Betrug; per 
inganno, betriglicherweife. 
Sngäbonten,pl.(l.Ingaevönes)einer derdrei Zweige 
der Germanen, wozu die Zimbern, Teutonen, 
Ehanfen, Angrivarier, Sachſen, Angeln, Züten, 
Briefen und Heruler gerechnet werden (jo genannt 
nach Inguio, des Mannus Sohn). 
ttgeminieren, I. (ingeminäre; vgl.geminieren)ver- 
doppeln, wiederholen; Ingemination, f. nl. die 
Berdoppelung, Wiederholung. 
tagenterieren, |. (ingeneräre; vgl. generieren) ein- 
pflanzen, anerzeugen; ingeneriert, eingepflanzt, 
angeboren ;Ingenerattion,f.nl.die Anerſchaffung. 
Ingenienr,m.fi. (fpr.ängfcgeniöhr,gem. inſcheniöhr; 
urſpr. der Verfertiger der Kriegsmaſchinen: v. ml. 
ingenium, jharfjinnige Erfindung, fünjtlihe Ma- 
ſchine, insbeſ. Krieggmafcine, ſpan. ingenio, it. 
ingegno, altfr. engin, engl. engine) ein Feitungg- 
od. Kriegsbaumeiſter; überh. Baumeijter,Straßen>, 
Bafler-,Wege-,Schiffs-, Mafchinenbaumeifter uſw.; 
ngenieur= Akademie, k. die Kriegsbauſchule; 
Ingenieur-Komitee, auch Genie-Komitee, 
eine beratende militäriſche Behörde, die von In— 
genieur⸗ u. Pionieroffizieren gebildet wird und die 
Entwürfe militärischer Bauten beurteilt; J.zKom⸗— 
sagnie, f. die Kriegsbau-Hauptmannſchaft; J.⸗ 
Korps, n. eine (in Deutschland z. B. aus 600 Of- 
fzleren gebildete) Militärabteilung, die militärische 
Bauten entwirft; Ingenieurforps wie Sngenieur- 
!omitee jtehen unter dem Generalinjpeftor der 
Zandesverteidigung; J.-Geograͤph, m. Kriegs— 
felomefjer, der Vermeſſungen u. ortbeichreibende 
Aufnahmen madt, Planmeiſter; J.-Inſpektion, 
f.das Aufſichtsamt desKriegsbauweſens; J.-Park, 
m. die Zuſammenſtellung von Mitteln, die dem 
sseftungsangriff dienen; J.-Schule, Schule Fiir 
Artillerie- Ingenieure; Zipil-ängentenr, m. ein 
bürgerlicher (nicht militärischer) Ingenieur; Ma— 
zine-$,, m. ein beim Hafen- und Schiffsbau an- 
geitellter Ingenieur. 


einpflanzen, v. genere, gignöre, zeigen, erzeugen) 
Naturanlage, natürlicher Berftand, Geift, Mutter 
wis, auch ein geiftreicher, fcharffinniger Menſch, 
vgl. Öenie; im fpäteren Latein auch: eine jcharf- 
iinnige Erfindung ꝛc. (f. Ingenieur); ingenium 
acutum, ein [charfjinniger, feiner Kopf; i. capax, 
ein fähiger Kopf; i. divinum, ein trefjlicher Kopf; 
ji. praecox, ein frühreifer Kopf; 1. stupidum, ein 
Dummiopf; i. tardum, ein langjamer Kopf; in= 
geniös (l. ingeniosus, fr. ingenieux), ſinnreich, 

ſcharfſinnig, geiſtvoll, a, funftreih; In— 
sentofität, f. nl. die Erfindungsgabe; ingenü, 
fr. (pr. ängſchenüh; v.L.ingenüus, eig. eingeboren, 
jreigeboren; dann freiſinnig, edel 2c.) offen, treu— 
herzig, grogmütig; Ingenuität, f. (l. ingenuitas) 
1. bei den Alten: Recht eines Freigeborenen; 2. die . 
fittlihe Folge jener bürgerlichen Freiheit: Frei— 
mütigfeit, Offenheit. 

ingerteren, |. (ingerere; vgl. gerieren) hinein- 
bringen, hineintun; ſich —, lich in etwas mengen 
od. milden; — m, (ingerens) Rſpr. ein 
Nebenktläger ;Angerenz, f. Einmifhung; Ingeéſta, 
pl. die in den Körper eingeführten Stoffe, beſ Wah- 
rungsmittel u. Luft; Ingeftion, f.(ingestio) Ein- 
führung von Nahrungsmitteln 2c. durd) den Mund 
in den Körper. 

Ingot, m. engliich (ſpr. inngott; d. i. Einguß), pl.- 
Innots, Flubeifenblod, Fluß⸗Stahlblock, ein ro- 
ber Gußblock (in der Stahlfubrifation), wie er in 
den Handel zu kommen pflegt, Beffemer-Stahlblod, 
vgl. Zingot; Ingot-Eiſen, Tlußeijen. 

ingrät, I. (ingrätus, v. gratus, angenehm, danibar) 
u. fr. (fpr. änggräh) undantbar; Ingratitüde, f. 
fr. (fpr. änggratitühd’) der Undanf. f 

Ingrediens, n. I. (eig. das Hineingehende, von in- 
gredi; hineingehen, v. gradi, jchreiten, gehen) od. 
Angredtdnz, f. nl. die Zutat, der Bejtandteil; pl. 
Ingredienzen od. Ingredientien, Beitandteile, 
Zutaten; Ingrei, m. I. (ingressus) Eingang, Zu⸗ 
tritt, Eintritt; Beifall; die Aufnahme einer Nonne 
ins Kloſter; Ingreſſion, f. (l. ingressio) das Hin— 
eingehen; der Eingang, Anfang. \ 

Ingremiation, £. barb.-[. (v. ingremiäre, in den 
Schoß aufnehmen, o. l. gremium, j. d.) die Auf- 
nahme in eine geiftliche Körperſchaft. 

Ingreß, Ingrefiion, |. unter Ingredien. 

ingroflieren, ml. ingrossäre,eig. zu einem Ganzen 
od. Körper vereinigen, vgl. Gros; doc) heißt gros- 
sare od. ingrossare auch: ins Reine jchreiben, eine 
Urkunde audfertigen, fr. grossoyer) eintragen ins 
Hypotheferbud; Ingroifäter od. Ingrofſiſt, w. 
der die verrichtet, der Pfandbuchhalter; Ingroſ⸗ 
farins „der Ingreffätus, m. ein eingetragener 
PBfand-Gläubiger, der eine ins Pfandprotofoll ein- 
getragene Forderung hat; Ingroſſation, f. die 
Eintragung in dag Pfandbud); Ingrofiations= 
Dofument,n.dieBeiheinigung über die gejchehene 
Eintragung, der Eintragungsidein. — 

Inguinal-Bruch, l. dtſch. (v. inguen, pl. inguina, 
die Weichen) ein Leiſtenbruch, zwiſchen den Scham- 
teilen und Schenfeln; Inguinal-&egend, die Lei- 
ſtengegend. 

Inyurgitieren, l. ingurgitäre, von gurges, Stru— 
del, Schlund) hineinſchlingen, übermäßig efjen und 
trinken; Ingurgitation, f. das Schlemmen. 

inguftäbel, nl. (von gustäre, foften, genießen, vgl. 
qujtieren) ungenießbar. ee Pi 

Ingwer, m. (mhochd. gingeber, gr. zingiberi, zin- 
giberis, I. zingiber, zingiberi, arab. u. per]. zen- 


inhabil 


äschebil, aus dem ind. sringawera, d. i. horn- 
fürmig, von sringa, Horn, und wéra, Geftalt) die 
gewürzhafte Wurzel eines oftind. Gewächſes (Zin- 
giber officinale). 

inhabil, lat. (inhabilis; vgl. habil) ungeſchickt, un- 
tüchtig; Inhabilität, f. nl. die Unfähigkeit; In- 
habilitas testium, f. Ripr. die Unzuläßlichkeit 
der Zeugen. 

inhabitäbel, I. (inhabitabilis; vgl. habitieren 2c.) 
unbewohnbar; inhabitieren, I. (inhabitäre) in- 
od. einmohnen, bewohnen; Inhabitation, f. die 
Bemwohnung. | 

inhaftieren, dtih.-I. (von Haft) in Verhaft neh- 
men, verhaften. 

inhalieren, I. (inhaläre, von haläre, hauchen) ein» 
hauchen, einatmen; Inhalation, f. nl. Eınhau- 
una, Einfaugung, Einatmung, be. auch die künſt— 
liche von Dämpfen und Gaſen; Inhalations- 
apparät, ın. od. Inhalatorium, n. Vorrichtung 
bez. Anjtalt zum Einatmen von Heilmitteln in 
Dampfform (für Hals- und Bruftleidende); At- 
mungs-Berjtäuber; Inhalations-Kur, f. die 
Heilung duch Fünftlihe Einatmung von Gafen, 
Dämpfen 2c.; J.-Krautheiten, folche, die durch 
Einatmen ſchädlicher Gaſe entitehen; Inhaäler, 
engl., ſ. Steampot. 

inharieren, lat. (inhaerere, von haerere, hangen, 
feitfigen, Kleben) anfleben, anhaften, eigen jein; 
Rſpr. fortfahren, auf etwas bejtehen; inharent 
(inhaerens), anhängend, einverleibt; Inharenz,f. 
nl. das Andaften, das Verhältnis zweier Dinge, 
zufolge dejjen das eine nur in ıımd an dem andern 
gedacht wird; eine zufällige Eigenſchaft; Ripr. die 
Beharrlichkeit; Inhäſiv-Beſcheid, m. der Behar- 
rungsbeſcheid, ein Erkenntnis, welches ein früheres, 
bereit3 recht3fräftiges Urteil bloß wiederholt oder 
eine unvermeidliche Folge desjelben enthält, fo daß 
gegen dasſelbe ein Rechtsmittel nicht zuläſſig ift. 

Snberitance, f. engliſch (ſpr. inheritäng) Erblehn, 
Erbſchaft; Inheritor, m. und Inheritrig, £. nl. 
der Erbe, die Erbin. 

Inhiation, f. l. (v. inhiäre, hiäre, den Mund auf- 
jperren) da3 Aufjperren des Mundes vor Ber- 
mwunderung od. Begierde, ein heftiges Verlangen, 
eine heftige Begierde. 

inhibieren, l. (inhibäre) an- od. zurüdhalten, Ein- 
halt tun, hemmen; verbieten; Inhibition, f. (in- 
hibitio) die Unterfagung, in einer Sache weiter zu 
verfahren; inhibitdriſch, verhindernd, verbieten; 
Inhibitorium, n. oder Inhibitoriäles, pl. nl. 
ein gerichtlicher Unterjagungsbefehl. 

In hoc casu, ſ. Kaſus; in hoc passu, ſ. Paſſus; 
in hoc signo, j. signum. 

in honorem judieii, ſ. Judicium. 

inhefpitäl, I. (inhospitälis; vgl. Hoſpes 2c.), un- 
wirtlih; Inhoſpitalität, f. die Ungaftlichkeit. 

inhumän, [. (inhumänus; vgl. human) unmenfd- 
lich, hart, unbarmherzig; ungebildet, ungütig; In— 

umeanität, f. (inhumanitas) Unmenfchlichteit, 
nbarmbherzigfeit, Unfreundlichfeit, Härte. 

Inhumanation, f. jpätl. (inhumanatio) wörtlich: 
die Menſchwerdung Ehrifti. 

Inhumation, f. nl. (v. inhumäre, beerdigen; vgl. 
Humus) die Beerdigung, das Beerdigen. 

Inigiten, pl. =Sejuiten, ſ. d. (von ſpan. Inigo, 
— Ignacio, $Sgnatius [f.d.), Loyolas Vorname). 

inimice, [. feindlich, feindlichermweife. 

inimitdbel, l. inimitabilis; vgl.imitieren) unnach- 
ahmlich; Animitabilität, f. nl. die Unnachahm⸗ 
lichkeit. 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


inkamerieren 369 


inintelligibel, n!. (von intelligibilis, verſtändlich) 
unverjtändlic. 

in ipso termino, f. terminus, 

inigque, [. (von in- und aeque, vgl. aequus ıc.) un» 
billig, ungerecht; Iniquitãt, f. (l. iniquitas; vgl. 
Aquität) die Unbilligkeit, Härte; engl. iniquity, 
daher old iniquity, der alte böfe Geiſt, Teufel. 

Initium, n. l. (v. inire, eig. hineingehen) der Ein» 
gang, Anfang; ab initio, vom Anfang; ab initio 
nullum, semper nullum, anfänglich Nichtige3 
bleibt jtet3 nichtig; Initia, pl. Anfangsgründe; 
initial (1. initiälis), anfänglich beginnend; Ini— 
ttälen, die großen Anfangsbuchſtaben; auch: Na- 
menszug; initiieren (I. initiäre), einführen, auf> 
nehmen, einweihen; die Anfangsgriinde beibringen; 
— (initiatio) Einweihung, Einführung; 

nitiative, f. nl. die jelbjtändige Anregung, der 
Antrieb, Anftoß; Antrag; eigenes Vorgehen; die 
Eröffnung, das Borrecht der Eröffnung bei Be- 
ratungen; das Antrags- oder Vorfchlagsrecht in 
der Geſetzgebung; initiativ, Anſtoß gebend, an- 
regend; aus eignem Antrieb; initiatsriſch, ein- 
leitend, zur Eröffnung dienend. 

injizteren, I. (injicere, von jacere, werfen) ein- 
werfen, einwenden; Heilf. einfprißen, ausfprigen; 
Anjeftion, f. (injectio) der Einwurf, die Einwen- 
dung ; Heilf. die Einjprigung ; ſublutane In— 
jeftion, Einjprigung unter die Haut; Injettions⸗ 
Pumpe, die Pumpe, welche kaltes Wafjer, J.⸗ 
Waſſer, in die Dampfmafcine bringt; Injektor, 
m. lat. oder Injekteur (jpr. ängſchektöhr), m. fr. 
Dampfitrahlpumpe, eine von Giffard erfundene. 
Borrihtung zum Speifen der Dampffefjel, zum 
Heben von Waſſer 2c.; Reftarting-Iniektor, 
wiederanjaugende Dampfitrahlpumpe; Uniber— 
ſal⸗Injektor, Doppelitrahlpumpe; injeftieren 
— injizieren. 

iniungieren, I. (injung£re, eig. ein- oder anfügen; 
vgl. jungieren) einjchärfen, vorfchreiben; Injunk⸗ 
tion, f. (injunctio) oder Injunktum, n. die Auf» 
erlegung, gerichtliche Auflage, Borichrift. 

Injurãtus od. Injurät, m. nl. (vgl. Suratus) ein 
Jichtbeeidigter. 

Injurie, f. J injuria (v. jus, ©. juris, das Recht) 
eig. überh. Unrecht, Unbill, BO AUEFE RUN: gew. 
eine Ehrenverletzung, Beleidigung; i. realis, eine 
tätliche, i. verbalis, eine wörtliche (mündliche od. 
fchriftliche) Berunglimpfung;injuriärum (causa) 
belangen, wegen Berunglimpfungen oder Ehren- 
fränfungen verklagen; Injurtenprogeij, m. oder 
Injurienklage, eine Ehrentlage od. Beleidigungs⸗ 
klage, ein Ehrenrechtshandel; Injuriteren (l.inju- 
riäri), jemands Ehre angreifen, ihn verunglimpfen, 
ihm Unrecht zufügen, ihn beeinträchtigen, verlegen; 
Injuridnt, m. ein Läſterer, Ehrenräuber, Ber» 
unglimpfer; Inijurtät, m. nl. ein Bejchimpfter, 
Berunglimpfter; injuriös (I. injuriösus), ehren» 
ineig, ſchimpflich, ſchmähend; injuriose, ehren- 
verletzlich. 

injäste, I. (v. justus, Adv. juste, gerecht) ungerecht, 
unrechtlicherweife; Injuſtiz, f. (1. injustitia, fr. 
injustice) die Ungerechtigkeit. 

Inka, m. Titel der alten Könige von Peru und der 
Prinzen aus der peruanifchen Herrjcherfamilie vor 
der ſpaniſchen Herrſchaft. 

infaltulabel, nl. (vgl. Calculus ꝛc.) unberechenbar. 

infalejzieren, I. (nealescẽre; vgl. kaleſzieren) er— 
wärmen, erglühen; Inkaleſzenz, f. nlat. das Er— 
wärmen, die Erhitzung. 

intamerieren, nl. (vgl. camera) einkammern, hin⸗ 

24 


370 inlaminieren 


zuziehen; mit den päpftlichen Kammergütern ver- 
einigen; Anfanteration, f. die —— Ver⸗ 
einigung oder Einverleibung eines Gutes mit den 
päpftlichen Kammergütern. 

inkaminieren od. r. inkamminieren, it. (incam- 
minäre, v. cammino, Weg, Gang; vgl. chemin) in 
Gang bringen, einleiten, anzetteln; Inkammina⸗ 
tion, f. die Einleitung, Anzettelung. 

infandeizieren, I. (incandescere, von candescere, 
glänzend weil werden, glühend werden, von can- 
dere, glänzend weiß fein, glühen) weiß werden; 


glühend werden, entglühen; Inkandeſzenz, f. ıl. | 


das Weißglühen; Glühlicht, Glühlampe. 

infantieren, l. (incantäre, eig. anjingen oder gegen 
jemand herjingen, von cantäre, fingen, Wieder- 
holungszeitwort von canere, fingen) bezaubern, 
beihworen; Infantation, f. (incantatio) die Be- 
zauberung, Beſchwörungsformel der Zauberer; in 
der alten Ripr. auch Verfteigerung, vgl. Gant; 
Inkantätor, m. der Zauberer. 

tnfapaßel, fr. (incapable; vgl. capable) untauglich, 
untiichtig; ineäpax, lat. unfähig, unvermögend; 
Inkapazität, f. nl.die Unfähigkeit, Untauglichkeit, 
Untitchttgfeit. | 

infarzerieren, nl. (vgl. Karzer) einferfern, einjper- 
ren, verhaften; Heilf. einflemmen (von Brüchen) ; 
Sufarzerat, m. ein Berhafteter; Inkarzeration, 
f. die Einkerkerung, Berhaftung; Heilf. die Ein- 
klemmung, 3. B. eines Bruches (incarceratio her- 
niae). e 

Inkardination, f. ml. (von incardinare) die Über- 
tragung der Verwaltung einer Kirche an einen 
fremden Geiftlichen: clericus incardinätus; auch 
die Erwählung zum Kardinal (f. d.). 

infarnieren, nl. (von caro, carnis, Fleiſch) mit 
Fleiſch befleiden; zu Fleiſch machen; infarniert, 
verförpert ; fleiſchgeworden; eingefleijcht ; fleiſch— 
farben; Inkarnantia, pl. Heilt. Mittel, die das 
Wachen des Fleiſches befördern; infarnadin, fr. 
(pr. ängfarnadäng) blaßrot, blaffleiichfarbig; in= 
farnät, fleifchfarben; bei den Färbern hochrot 
(nicht fleiichfarben); Infarnät, n. Mal. die Fär- 
bung des Fleiſches, der Fleiſchton; Innfarnation, 
f. eig. die Berförperung, Berwirflichung; die Menſch— 
werdung Ehrifti; infarnatin, Heilk fleifcherzeus- 
gend; Inkarnatklee, m. Blutklee. 

Snfartdden, pl. fr. (sing. incartade) beleidigende, 
mutwillige Streiche. 

Sntartatisn, f. fr. = Duartation. 

infartieren, it. (incartäre; vgl. carta) in Papier 
wickeln, die Seide in Karten binden. 

infafjieren, it. (incassäre, von cassa, Kaſten, Ein- 
fafjung 2c.; vgl.cassa) 1. in einen Rahmen faflen, 
umfafien;2. Geld einziehen od. erheben; gew. ein- 
kaſſieren; Inkaſſo, n., pl. Intaͤſſi, Kfipr. die 
Erhebung, Einziehung baren Geldes. k 

infaitellieren, ital. (incastelläre; vgl. Kaftell) be- 
fejtigen, ummauern; Inkaſtellation, f. barb.-lat. 
die Ummwallung, Ummauerung. 

Inkaſtratũra, f.l.ein feiner Behälter in den Altar- 
ſteinen für Reliquien. 

infavieren, I. (incaväre, Hohl machen) aushöhlen; 
Inkabvation, f. die Aushöhlung. 

Inklamation, f. ſpätl. (inclamatio,von inclamäre, 
anrufen) der Anruf, die Anrufung. 

Inklabation, f. nl. (v. nıl. inclaväre, v. l. clavus, 
Kagel; vgl. enklavieren) die Einfeilung, — gr. 
Gomphoſis. 

inklaſieren, j. enklavieren. 


inkommode 


Inklemeéènz, k. I. (inclementia; vgl. Klemenz) Un- 


gnade, Rauheit, Strenge. 

inklinieren, I. (inclinare, von clinäre, neigen, gr. 
klinein) einen Hang, eine Neigung zu etwas haben, 
geneigt fein; inklinant ([. inclinans), fich neigend, 
zuneigend; ftromauf gerichtet (3. B. eine Buhne); 
Inklinaͤnten, pl. einer Meinung od. Anficht Zu— 
getane, Anhänger einer Glaubenspartei; Inkli— 
nation, f. (lat. inclinatio) die Neigung; auch der 
Keigungswinkel, 3.8. der Magnetnadel gegen den 
Horizont; der Hang; die Zuneigung: der geliebte 
Gegenſtand, der od. die Geliebte; Inklinatorium, 
n. nl. der Neigungs-Stompaß, ein Werkzeug, die 
Neigungder Magnetnadel zu bejtimmen; der Stuhl 
für alte und gebrechliche Geiftliche im Chor der 
Kirche; inklintert, zu etwas hingeneigt; auchemp- 
fänglih;inflinierteSonnenuhr,ift einejolche, 
deren Stundenblatt nicht ſenkrecht, jondern unter 
einem Winfel nad) Süden geneigt it; Inklino— 
meter, m. (vgl. Meter) ein von Gillejpie erfun— 
denes Inſtrument zum Nivellieren. 

inkludieren, (. (includere, von claudere, jchliegen; 
vgl. Flaudieren) einfchliegen, umgeben, in ſich be- 

reifen, enthalten; Inkluſion, f. (inclusio) die 
inſchließung, der Subegriff, Einſchluß; inklu— 

ſib(iſch), als Adverb auch inclusive, nl. ein— 
ſchließlich, mit Einſchluß, mitgerechnet; entg. ex— 
kluſiv; Intlũſum, n. |. das Beigeſchloſſene, der 
Beilchluß, die Beilage; ineluse, f. fr. (jpr. äng- 
klühſ') der Einſchluß, Beifchluß, die Einlage; par 
ineluse, durch Beiſchluß. 

infoerzibel, nl. (vgl. foerzieren) unzähnıbar, un- 
ſperrbar, unhaltbar, nicht zujammenzudrüden; 
Inkoẽerzibilien, pl. uneinſchließbare, unjperrbare 
Körper, z. B. Lihtftoff, Wärmeftoff; Inkoerzibi— 
litãt, f. die Unzähmbardeit, Unfperrbarfeit. 

infogitant, [. (incogitans, von cogitäre, denfen; 
vgl. fogitieren) unbedachtſam, unitberlegt; In— 
kogitaͤnz, f. nl. Die Unbedachtſamkeit. 

infohärent, nl. (vgl. kohärieren) unzuſammen— 
hängend, locker, unbiindig, folgewidrig; Inkohä— 
renz od. Inkohäſion, f.der Mangel an Zufammen- 
bang; Unbündigfeit, Schlußmwidrigfeit; ein Ding 
ohne Zufammenhang, eine verworrene Sade. 

infoft, [. (von coquere, fochen, coctus, gefocht) un- 

gekocht; Inkoktion, das Einkochen; intoftil, ver- 
zinnt. Kurs 

Jukolãt, n., v. m. od. Intolatsrecht, n. (I. incola- 
tus, von incoläre = incolere, bewohnen, incöla, 
Einwohner) = Indigenat. il 

Inkolumitaät, f. 1. (incolumitas, v. incolümis, co- 
lümis, unverjehrt) die Unverfehrtheit, Wohlfahrt. 

infombuftibel, nl. (vgl. fomburieren ꝛc.) unver- 
brennbar, unverbrennlich; Inkombuſtibilität, f. 
die Unverbrennbarteit. Be 

infomejtibel, nl. (vgl. komeſtibel) nicht eßbar, um» 
genießbar. 

infommenjuräbel, nl. (vgl. kommenſurabel) unab- 
meßlich, ungleihmäßig, durch ein gemeinjchaft- 
(iches Maß nicht auszumefjen; IJukommenſura⸗ 
bilität, £. die Unausmeßbarfeit, Ungleichheit der 
Ma 


e. 
Inkommination, £. nl. (vgl. Kommination) die Be— 
Drohung mit der Strafe des Barnes. 
infommilzinel, ſpätl. (incommiscibilis; vgl. kom— 
mifzieren) unvermijchbar, unvermengbar. 
infommoöde, I. incommödus; vgl. commodus) un— 
bequem, läftig, ungemächlich, ünleidlich; Inkom— 
mödum, n. der Nachteil, die Beſchwerde oder Be— 
schwer; Inkommodität, f.(lat.incommoditas)die 


infommunifabel 


Unbequemlichfeit, Beſchwerlichkeit, Ungelegenheit; 
intonmodieren (l.incommodäre), unbequenn, bes 
ſchwerlich oder läſtig fein, Ungelegenheiten machen, 
beläjtigen; ſich inkommodieren, ſich bemühen, ſich 
Mühe oder Ungelegenheiten machen; inkommo— 
daͤnt, beläſtigend, beſchwerlich. 

infommunikäbel, ni. (vgl. kommunizieren 2c.) uns 
mitteilbar, was jich nicht mitteilen läßt; zurück— 
haltend, verſchloſſen; Iukommunikabilität, f-die 
Unmitteilbarkeit. 

infommutäbel, l. (incommutabilis; vgl. kommu— 
tieren) unveränderlih, unvertaufhbar; Inkom— 
mutabilität, f. Unveränderlichkeit, Unvertaujch- 
barkeit, Unentziehbarfeit eines Beſitzes. 

infomparäbel, I. (incomparabilis; vgl. fomparie- 
ren 1.) unvergleihbar, vortrefflih; Jokompara— 
bilität, f. Unvergleichbarteit, Bortrefflichteit; Ju— 
tomparabilia, pl. Sprach. Beiwörter, welche Die 
Bergleihungsgrade nicht annchmen (vgl. Kompa- 
ration und Komparativus). 

infompatibel, fr. (incompatible; vgl. fompatieren) 
umverträglich, unvereinbar, nicht gemäß; Jukom⸗ 
patibilität, f. barb.-!. Unverträglichkeit; bei. Die 
Unzuläſſigkeit der, gleichzeitigen Bereinigung meh— 
rerer öffentlichen Amter in einer Berjon (vgl. Kom— 
patibilität). 

infompenfäbel, nl. (vgl. fompenfieren 2c.) unaus- 
gleihbar, unerjeglich, unveraütbar; Julompenſa— 
bilttät, f. die Unausgleichbarkeit, Unerjeglichteit. 

inkompetent, ul. (vgl. fompetieren 2c.) nicht zuſtän— 
dig, unzuſtändig, unbefugt, ungültig, entg. kom— 
petent; Infompetenz, f. die Nichtberechtigung; 
Unzuftändigkeit; Ungültigfeit; Unzulänglichkeit, 
Untüchtigfeit; incompetentia dotis, die Unzu- 
jtändigfeit der Mitgift oder Zugabe; i. termini, 
Unſchicklichkeit oder Zweckwidrigkeit der beitimmten 
Zeit (4. B. an kirchlichen oder gerichtlichen Feier— 
tagen). $ 

inkomplaiſant, fr. (jpr. ängfongpläjäng; vgl. font- 
plaijant) ungefällig; Inkomplaiſance, f. (ipr. 
—fangß’) die Ungefälligfeit. 

intomplett, jpätl. (incompletus; vgl. komplett) un- 
vollftändig, unvollzählig. 

inftompier, nl. (j. Eompleftieren 2c.) unzujammen- 
gejegt, einfach; infomplere Größen, Größent. 
ſolche, die unverbunden nebeneinanderftehen, wie 
2,x 2c., entg. den fompleren, die durch Addition, 
Subtraftion 2c. miteinander verbunden find. 

intomprehenſibel, (. (incomprehensibilis; vgl. 
fomprehendieren 2c.) unbegreiflih; Inktompre= 
henſibilität, f. nl. Unbegreiflichkeit; imfompre= 
henſib, nicht umfaſſend. 

inkompreſſibel, nl. (vgl. komprimieren 2c.) unpreß— 
bar, nicht zuſammenzudrücken; verdichtungsun— 
fähig; Inkompreſſibilität, f. die Unfähigkeit, zu— 
jammengedrüdt zu werden, Unpreßbarfeit. 

intondenjäbel, nl. (vgl. kondenſieren 2c.) unver— 
un: Inkondenſabilität, f. die Unverdicht- 

arkeit. 

Inkonduite, f. fr. (ſpr. ängkongdüit'; vgl. Konduite) 
unverſtändiges oder unſchickliches Betragen, un— 
kluge Aufführung. 

Inkonfidenten, pl. nl. (vgl. konfidieren) Rſpr. Un- 
zuverläffige, der Obrigfeit Verdächtige. 

inkonfärm, nl. (vgl. konform) ungleichförmig, nicht 
übereinjtimmend; Inkonformität, f. Ungleich- 
förmigfeit, Nichtitbeveinitimmung. 

infongeläbel, I. (incongeläbilis; vgl. fongelieren) 
ungefrierbar. 

intongruent ([. incongrüens; vgl. congruus 2c.); 


infonzeptibel 371 


nicht übereinftimmend, unpafjend, unregelmäßig; 
Inkongruenz (jpätl. incongruentia) od. Inkon— 
gruität, f. nl. die Unangemefjenheit. 

inkonkluſib, nl. (vgl. konkludieren 2c.) ohne Schluf- 
folge, nicht beweisfräftig, unbindig. 

infonföft, nl. (v. concoquere, zufanımentochen, ver- 
dauen, d. coquere, fochen) unverdaut; umeig. un— 
verarbeitet, roh; Inkonkoktion, f. die mangelnde 
Verdauung oder Verarbeitung, Unveife. 

infonndg, jpätl. (inconnexus; vgl. konnektieren 2c.) 
unzujammenhängend, underbunden; Inkonnexi— 
tat, f. nl. der mangelnde Zufammenhang. 

infonjegnent, lat. (inconsequens; vgl. consequens 
uw.) folgewidrig, jich ſelbſt widerfprechend, wider- 
ſinnig; Inktonfegnenz, f. (l. inconsequentia) die 
Folgewidrigkeit, der Widerſpruch mit fich felbit. 

infoniideräbel, nl. (vgl. konſiderieren 2c.) unbedeu- 
tend, unwichtig; infonfiderät, I. (inconsiderätus) 
unbedachtjam, gedanfenfos, rückſichtslos; Inkon— 
jideration oder r. Inkonſideränz, f. (L. inconsi- 
derantia) Unbedachtjamfeit, Unbejonnenpeit. 

inkonſiſtent, nl. (vgl. konſiſtieren 2c.) ohne Beitand, 
unbaltbar; ımverträglich, widerſprechend; Inkon= 
ſiſtenz, f. Unbeftändigfeit; Mißhelligkeit. 

intonfoläbel, l. (inconsolabilis; vgl. Fonjolieren) 
untröſtlich, troftlos. 

Inkonſonaͤnz, f. der Mißklang. 

inkonſtaͤnt, J (incönstans; vgl. fonjtant) unbeftän- 
dig, veränderlich; Inkonſtänz, f. (I. inconstantia) 
die Unbejtändigfeit, Beränderlichkeit. 

infonftitutonell, nl. (vgl. konſtituieren 2c.) ver- 
fafjungswidrig; Inkonſtitutionalität, f. Ver- 
fafjungswidrigfeit. 

inkonſumãbel, nl. (vgl. fonjumieren) unverzehrbar. 

infontejtäbel, nl. (vgl. fonteitieren) unftreitig, aus— 
gemacht; Inkonteſtabilität, £. die Unbeitreitbar- 
feit, Unmwiverleglichkeit. 

infontinent, [. (incontinens; vgl. fontinieren) un— 
enthaltjam; Inkontinenz, f. (incontinentia) die 
Unenthaltjamtkeit; Heilk. daS Unvermögen, ein 
natürliches Bedürfnis aufzuhalten. 

inkontribnäbel, nlat. (vgl. Fontribuieren) nicht 
Frege Inkontribuabilität, f.dieSteuer- 

veiheit. 

Inkoͤntro, m. it. Begegnung, Ereignis; bei Kauft. 
das günftige Zufammentreffen von Umständen, die 
Gelegenheit, 3. B. Waren anzubringen, zu ver- 
faufen 2c.; infontrieren (it. incontrare, altfr. en- 
contrer, neufr. rencontrer, v. [. contra, gegen, wie 
begegnenvon gegen), antreffen; ji) ſchicken, fü— 
gen; Gelegenheit oder Mittel finden; Rechnungen 
vergleichen; Inkontration oder Sfontration, f. 
it. Kfipr. gegenjeitige Abrechnung mehrerer, um 
Schulden zu tilgen. | 

infonvendbel, fr. (inconvenable) u. inkonvenient, 
l. (inconveniens; vgl. fonvenieren 2c.) nichtpafjend, 
unſchicklich, ungelegen; Inkonvenienz, I. (ſpätl. 
inconvenientia) Ungelegenheit, Unſchicklichkeit, Un— 
gehörigkeit, Schwierigkeit, Hindernis, der Nachteil. 

infonverfäbel, barb.-!l. (vgl. konverſieren 2c.) un— 
geſprächig, ungejellig. 

infonbertibel, jpätl. (inconvertibilis; vgl. konver— 
tieren) unbefehrbar, unmwandelbar, unveränderlic); 

nfonvertibilität, £. nl. die Unbefehrbarfeit; die 
niwandelbarfeit, die Eigenjchaft Chrifti, daß feine 
jeiner beiden Naturen in die andere verwandelt 
werden kann. n 
infonvinzibel, nl. (vgl. fonvinzieren) unüber— 
zeugbar. 2 
infonzeptibel, nl. (vgl. Fonzipieren) unbegreiflic) 


24* 


372 infonzeffibel 


intonzefflbel, nl. (vgl. konzedieren 2c.) unzuläffig. 

infonzevable, fr. (fpr. ängkongßewäbl'; von con- 
cevoir, faljen, begreifen, vom I. concipere) unbe» 
greiflich. 

tnfonziltäbel, nl. (vgl. Tonziliieren) unvereinbar, 
nicht auszugleichen. 

infonzinm, [. (inconcinnus; vgl. fonzinn) unpaflend 
oder ungeichickt gefügt, ungeordnet, unangemejjen; 
Inkonzinnität, £. (1. inconcinnitas) die Unange- 
mejjenheit. Ungehörigfeit, bej. von der Rede. 

Inkorporalia, pl. I. (v. corporälis, förperlich; vgl. 


forporal) Unförperlichkeiten, abgezogene Begriffe;. 


Anforporalität, f.(incorporalitas) die Unförper- 
fichkeit, Stofflofigfeit. 

inforhorieren, [. (incorporäre, von corpus, ſ. d.) 
einverleiben, vereinigen, in ein Ganzes oder eine 
Gejellichaft aufnehmen; inforportert, einverleibt, 
vereinigt, 3. B. inforporierte Ränder ıc.; In— 
forporation, f. nl. die Einverleibung, VBereini- 

gung, Aufnahme in eine Verbindung oder Gefell- 

haft; die Menſchwerdung Chrifti; Inkorporiſt, 
m. ein Buchbinner. 

inforreit, I. (incorrectus; vgl. forrigieren 2c.) un- 
richtig, fehlerhaft; Inkorrektheit, f. lat.-deutich 
Sehlerhaftigkeit, Ungenauigfeit; Inkorreltion, f. 
nl. die Nichtverbefjerung, Nichtzuvechtiveifung; in— 
forrigibel, nl. keiner Befjerung fähig, unverbefjer- 
ih; Inkorrigibilität, £. die Unverbeiferlichkeit. 

intorrüst, l. (incorrüptus; vgl. korrumpieren 2c.) 
unverdorben, unverfälſcht, rein; inkorruptibel, 
!pätl.(incorruptibilis) unverderblich, unzerſtörbar. 
unverweslich; unbeftehlih; Iukorrußtibilität, 
f. die Underderblichkeit, Unzerſtörbarkeit; Unbe- 
stechlichkeit; Inforrustion, f. (incorruptio) Un— 
verdorbenheit; inforruptib, |. (incorruptivus) 
unvergänglich. 

infoupeble, fr. (pr. ängkupäbl'; vgl. foupable) un— 
ſchuldig, ſchuldlos. 


inkouraͤnt, fr. (vgl. kourant) nicht gangbar (von. 


Waren und Gelde gebräuchlich). 

infrajjieren, lat. (incrassäre, vgl. kraß) verdicken, 
dider machen, 3. B. das zu flüflige Blut 2c.; In— 
frafjantia, pl. Heilk. Mittel zur Verdichtung od. 
Berdidung des Blutes und andrer Säfte; In— 
frafjation, f. nl. die Verdickung. 

infredibel, lat. (incredibilis; val. credo) unglaub- 
lich; Infredibilität, f. (incredibilitas) Unglaub- 
lichkeit; Innfredülus, m. ein Ungläubiger, Schwer- 
gläubiger; Inkredulität, f. (Incredulitas) Un- 
gläubigfeit. 

Inkrement, j. unter infrefzieren. 

infrepieren, [. (increpäre, eig. ein Geräufch gegen 
jemand machen, von crepäre, Geräufch machen) 
ſchelten, fhmälen, verweifen; Infrepation, f. (in- 
crepatio) da3 Scelten. 

inkreſzieren, I. (increscere, von cresc£re, wachfen; 
vgl. crescendo) einwachſen, anwachſen, zunehmen; 
Inkrementum od. Inkrement, n. der Zuwachs, 
die Zunahme; Größenl. die Veränderung, welche 
eine veränderlihe Größe erleidet. 

intriminieren, nl. (v. crimen, f.d., criminäri, be- 
ihuldigen) eine Verbrechens befchuldigen, an- 
ſchuldigen. 

inkroyabel oder inkrohable, fr. (ſpr. ängkroajäb'l; 
vgl. kroyabel) unglaublich; als Hauptw. ein In— 
trohable, ein Unglaublicher, Modenarr; ein über- 
mäßig großer dreieckiger Hut. 

intruftieren, I. (incrustäre, v. crusta, ſ. d.) berin- 
den, überjintern, mit einer Steinrinde oder Krufte 
überziehen, befleiden; auch mit Mörtel oder Gips 


ER - 


infurbieren 


bemwerfen; Inkrnftät, n. oder ein inkruftierter, 
d. i. befrufteter, iiberrindeter Körper des Tier- od. 
Pflanzenreich3, der mit einer fteinähnlichen, Falt- 
artigen Rinde überzogen ift; Innkruftatitein, Ze- 
mentjtein; Inkruſtation (I. incrustatio) od. In— 
fruftierung, f. derSteinüberzug, dielberrindung 
eines Körpers; die Bewerfung einer Wand mit 
Mörtel 2c.; das Einlegen mit Stein, Marmor, 
Stahl ꝛc.; die Überzichung mit Gold oder Silber- 
blättchen; Inkenftattons-Mafchine, f. eine von 
d Stlier erfundene Mafchine zum Überziehen der 
Sämereien mit Dünger. 
Inknubation, f. I. (incubatio, v. incubäre, irgend» 
wo liegen, von cubäre, liegen; vgl. Kubitus) das 
Liegen, 3.8. eines Säuglings an der Mutter Bruft; 
das Sitzen, z.B. einerdenne auf den Eiern, daher auch 
das Brüten; im Altertum der Tempelſchlaf, d.t. der 
Gebrauch, in einem Tempel zu ſchlafen, um ein 
Orakel zu erhalten oder von einer Krankheit zu ge— 
neſen; Inkubätor, m. die Brutkammer, der Brut- 
ſchrank; die Eierbrütmafchine; Inkubationszeit, 
Brütezeit, Entwickelungszeit einer — In⸗ 
kübus, m. Heilk. der Alp, nächtlicher Alpdrud; 
Antüben, pl. Kobolde. 
infulpäbel, I. (inculpabilis; vgl. culpa 2c.) nicht zu 
befchuldigen, unſchuldig, untadelhaft, unfträffieh; 
inculpäta tutela, f. die Rotivehr; infulpteren, 
nl. (inculpäre, von in, ein, an 2c., und culpäre, be- 
Ihuldigen) anfchuldigen, bezichtigen (Luther); In—⸗ 
fulpdnt, m. Rſpr. der Aniläger; Sntulpdt, m. 
der Angeichuldigte; Inkulpation, f. die Beſchul⸗ 
digung, Anklage. 
Inkultür, k. nl. (vgl. Kultur) der mangelnde An» 
bau, Mangel an Bildung ꝛc. 
intulzieren, l. (inculcäre, eig. eintreten, von cal- 
cäre, treten, von calx, die Ferſe) einprägen, ein- 
Ihärfen; einbläuen; Inkultation, f. (jpätl. incul- 
catio) die Einprägung, Einſchärfung; in der kathol. 
Kirche die Erteilung mehrerer geütlichen Weiher 
an einem Tage. 
infumbieren, I. (incumbere, v. cumb£re, ſich nie- 
derlegen, von cubäre, liegen) fi) auf etwas legen, 
einer Sache obliegen; infumbent (l. incũmbens), 
auffiegend, obliegend; Intumbent, m. engl. (fpr. 
infömbent) der Befiger einer geiftlichen Pfründe; 
Inkumbenz, £. nl. die Obliegenheit, Schuldigfeit. 
Antunäbeln, pl. L.(incunabüla, von cunabüla, cu- 
nae, die Wiege) eig. die Windeln, daher: ab incu- 
nabülis, von der Wiege, von zarter Kindheit an; 
uneig. der erfte Anfang einer Sache, bef. der Buch— 
druderfunft, die Bee Urdruckſchriften, 
von der Erfindung der Buchdruckerkunſt bis in den 
Anfang des 16. Jahrhunderts. | 
infuräßel, nl. (vgl. furieren unter cura) unheilbar; 
Inkurabilität, f. die Unheilbarfeit. 
Xufurätus, m. barb.-lat. (vgl. Kurat unter cura) 
ein Pfarrer; Infuration, f. die Erteilung einer 
Pfarritelle. ii — 
Inkurien, pl. I. Sorgloſigkeiten, in 
incuria, f. [. (v. cura, ſ. d.) Sorglofigfeit, Unadht- 
jamfeit; ex incuria, aus Unadtjamteit. 
Inkurioſität, f. jpätl. (incuriositas; vgl. furios) 
Neusierlofigfeit. " A 
Inkurſion, f. I. (incursio, v. incurrere, Hineinlau- 
fen, einfallen) ein feindlicher Einfall, ein Streif- 
zug; Inkürſus, m. der Angriff, Anfall; die Straf- 
gefälle bei Klojtergerichten. t 
infurbieren, I. (incurväre; vgl. Kurve) frümmen, 
biegen; Inkurvation, f. (incurvatio) die Krüm- 
mung, das Biegen, Beugen. 


Inkus 


nkus, f. I. der Amboß. 
nlet, m. engl. (ſpr. innlett; eig. Einlaß) eine kleine 
Bucht oder Bai; verwandt mit dem deutjchen In— 
fett, n. (niederdeutich inlet, d.i.Einlaß, zufammıen- 
gelebt aus ein und laſſen), das Leinen» oder 
aummollenzeug, in welches die Bettfedern un- 
mittelbar eingefüllt werden, der innere Bett- 
überzug. 

in magnis voluisse, ſ. unter sat; in majörem 
gloriam, f. unter gloria. 

Inn, n. engl., pl. Inns, ein Wirtshaus, Gafthof; 
ehem. ein Haus, worin Studenten Koft u. Unter- 
richt befamen; daher noch jest ein Kollegium oder 
eine hohe Schulanitalt, mo dag gemeine engl. Recht 
gelehrt wird, eine Rechtsſchule, deren e3 vier gibt 
und die vollit. Inns of court (jpr. — fohrt) heißen. 

Innamorato, j. Snamorato. 

innajzibel, nl. (von nasci, geboren werden, nasci- 
bilis, was geboren werden kann) was nicht geboren 
werden kann, unerzeugbar; Innafzibilität, f. die 
Unerzeugbarkeit,die Eigenſchaft nichterzeugt zu ſein, 
Gott dem Vater und dem heiligen —* eigelegt. 

innavigäßel, I. (innavigabilis, vgl. navigabel) un- 
— Innabvigabilität, f. nl. die Unbeſchiff— 
arkeit. 

Innervation, f. nl. (vom lat. nervus, ſ. Nerv) der 
Nerveneinfluß auf daS Denkvermögen, auch Er- 
geugung von Gedanken und Borjtellungen durch 

ervenzuftände; das Durchzogenjein mit Nerven. 
innominäbel, I. (innominabilis; vgl. nominieren 
unter Nomen) unnennbar; innominät, I. (inno- 
minätus) ungenannt; Innominat-Kontraft,m. 
ein unbenannter (d. i. von den Römern nit in 
die Reihe der alten benannten aufgenommener) 
Realkontrakt, zufolge deſſen einer etwas tut oder 
gibt, um etwas dagegen zu empfangen; Innomi= 
nati, ital. pl. (von sing. innominäto) die Unge- 
nannten, Mitglieder der Akademie zu Parma. 
innormäl, nl. (vgl. Norm 2c.) regel- oder natur- 
widrig, z.B. ein Auswuchs, Zuftand ꝛc. 
innotejzieren, I. (innotesc£re, v. notus, befannt) 
befannt werden, an den Tag fommen. 
innopieren, I. (innoväre, vgl. novum) erneuern, 
neu aufbringen, Neuerungen einführen; Innova— 
tion, f. (innovatio) die Neuerung, Veränderung. 
innozent, I. (innocens, v.nocere, ſchaden) unſchäd⸗ 
lich, unſchuldig; Innozentius od. Innozenz, m. 
nl. männl. Name: der Unjchuldige; innocenta- 
mönte, it. (ſpr. innotih—) Ton. unſchuldig, na- 
türlich, ungefünftelt; Innozenz, f. (l. innocentia) 
die Unſchuld, Einfalt. 

Inns 2c., j. unter Inn. 

innubil, nl. (vgl. nubil) noch nicht mannbar oder 
one: 

innuieren, |. (innuere; vgl. Nutus) winken, zuwin— 
fen, andeuten. 

innumeräbel, lat. (innumeräbilis; vgl. Numerus, 
numerieren) unzählbar; Jnnumerabilität,f. (in- 
numerabilitas) die Unzählbarkeit. 

Innuüpta, f. lat. (vgl. Nupta) eine Unverheivatete; 
Innüptus, m. ein Unverheirateter. 

Ino, f. griech. Fabell. eine Meergöttin, auch Leu— 
sothea; auch eine Art Tagſchmetterlinge. 

inobedient, jpätl. (inobediens) ungehorjam; In— 
obedidnz und Sneblenueng, f. neulat. (vgl. Obe⸗ 
dienz 2c.) die Unfolgjamleit. 

inobligät, nl. (vgl. obligat) unverbindlich. 

Inobſequenz, j. Inobedienz. 

Inobjerbang, f. lat. (inobservantia; vgl. obfervie- 
ren 2c.) die Nichtbeachtung, Nichtbefolgung; Un- 


. fällig; inoffleiosum testamentum, |. 


inquirieren 373 


achtſamkeit, Gleichgültigkeit; Inobſervation, f. 
die Nichtbeachtung, ; pe 

inoffenſib, nl. (vgl. offendieren 2c.) nicht belei- 
digend. 

inoffizios,.l.(inofficiõsus, vgl. Offizium 2c.) pflicht- 
widrig, ungebührlich, mwiderrechtlich ; Bi ae 
eita- 
ment; JInoffizioſität, f. (ſpätl. inofficiositas) 
die Ungefälligfeit; Unrechtmäßigkeit. 

Inogenejis und Inöſis, f. gr. (von is, Gen. inös, 
Sehne, Musfelfajer) Heilf. die Faferbildung. | 

inoffuptert, neulat. (vgl. okkupieren) unbejchäftigt; 
Inokkupation, f. die Gejchäftslofigfeit. 

inofulieren, I. (inoculäre, v.ocülus, Auge, Knoſpe) 
einimpfen; Inokulation, f. (inoculatio) die Ein- 
impfung; Inofulätor, m. der &inimpfer, Smpfer; 
Inotuliſt, m. lat. (fr. inoculiste) der Anhänger 
oder Freund der Blatternimpfung. | 

inoleszteren, I. (inolescere, von olescere, wachſen) 
einmwachjen, anwachſen. 

Inopia, f. l. (von ops, Gen. opis, förderndes Mit- 
tel, Vermögen, Macht) Mangel, Not; inopia las 
borieren, an Mangel Frank jein. 

inopinäta, pl. [. (inopinätus, a, um, unvermutet, 
bon opinäri, meinen, vermuten) unvermutete Er— 
eignifje, Zufälle. 

inopportün, I. (in-opportünus; vgl.opportun) un« 
bequem, ungelegen. 

inoptäbel, jpätl. (inoptabilis; vgl. optabel) nicht 
wünjchenswert, unerwünjdt. 

in optima forma, ſ. Form; in ordinem redi— 
gieren, |. redigieren. \ 

Inoſinſäure (vom ar. is, Gen. inös, Muöfelfajer), 
Fleiſchſäure, und Inoſit, m. Fleiichzuder, zivei 
chemiſche Beftandteile der Fleiſchbrühe; Inpfis, 
j. Inogenefis. 

Inostulation, £. nl. (v. 08, verff. oscülum, Mund, 
Mündung) Einmiindung; inoseulatio vasorum, 
Heilf. = Anaftomofis. 

in partibus infidelium, j. infidel; in perpe- 
tuam rei memoriam, j. unter memoria; im 
praefixo termino, j. Termin; in praesenti 
casu, |. unter Kaſus; in prima instantia, ſ. 
Snitanz; in pristinum statum, f. status; 
in puris naturalibus, j. unter Natur. 

Anguartation, f. fr. = Duartatioı. 

Inqueſt, n. engl. (jpr. infweßt, vgl. inquirieren) 
Unterſuchung, bei. von Geihwornen. 

inquiẽt, lat. (inquietus; vgl. quiejzieren) unruhig, 
beunruhigend; inguietieren (l. inquietäre), be» 
unruhigen; Inquiẽtation, f. (inquietatio) die 
Beunrubigung im Bejip. 

Inquilinus, mm. l. (f. incolinus, von incolere, be- 
wohnen, wohnen; vgl. Inkolat) oder abgek. In— 
anilin, ein Mietmann, pl. Inquilinen, Dliet- 
leute, Mietbewohner; Inguilinät,n.,r.ın. (l.in- 
quilinätus) das Rechtsverhältnis der Mietmohner. 

inquinieren, l. (inquinäre) befleden,bejudeln; In⸗ 
guination, f. nl. die Verunreinigung. 

inguirieren, l. (inquirere, v. quaerere; vgl. quae- 
ritur) nachforfchen; gerichtlich unterfuchen, ver- 
hören; Inquirent, m. (inquirens) der Unter- 
ſuchungsrichter; Inquiſit, m., Ingnifitin, f. der 
und die Angeklagte; Inquiſition, f. (inquisitio), 
Unterfuhung, Berhör, Vernehmung; Kegergericht, 
3. B. in Spanien, vgl. Auto da 6; inquiſi— 
io, nl. nachforſchend; Inquiſitor, m. I. der 
Nachforſcher oder Richter, bejond. Glaubens- oder 
Keperrichter; Groginguifitor, der oberjte Keper- 
vihter in Spanien; Inquiſitoriãl-Gericht, nl. 


374 Inramo 


dtich. ein peinliches Unterſuchungsgericht; inqui⸗ 


ſitöriſch, peinlich ausfragend. 

Inränte, n. (eig. l. in ramo, am Aſte) Kfſpr. rohe 

Baumwolle, bei. aus Agypten. 

in rerum natura, j. Natur. 

Inrolment, n. engl. (fpr. — röhl—) die gerichtliche 
Eintragung eines Dokumentes. 

inrotulieren, nlat. (vgl. Rotulus 2c.) Ripr. Akten 
verzeichnen, wie jie zufammen gehören, ſie zuſam— 
menlegen und einheften; Inrotulation, f. das 


Einheften und Einpaden der Akten; Inrotula— 


ttons-&ebühr, die Einheftungs-Gebiühr; J.— 
Termin, m. der zur Durchſehung und VBerzeic)- 
nung der Akten angelebte Tag. 

inſaiſiſſable, fr. (ipr. ängßäſiſſäb'l; von saisir, er- 
greifen) unantajtbar, unerfaßbar. 

injalieren, nl. (von sal, Salz) einfalzen. 

Inſalivation, f. nl. (v. 1. saliva, Speichel) die Ver- 
milchung des Speichel3 mit den Speifen durch das 
Kauen; auch Mangel an Speichelfluß. 

Injalubrität, f. nlat. (vgl. Salubrität) die Unge- 
jundheit, 3. B. eines Ortes in Hinficht der Luft od. 
des Waſſers. 

insänae mentis, [. (v. insanus, eig. ungeſund, da— 
her unfinnig, von sanus, gefund) wahnfinnig; In— 
fante, f. l. (insania) Wahnſinn, Srrfinn; insania 
noetürna,nädtlicher Irrſinn, Nacht- oder Schlaf- 
wandeln; Infanität, f. (1. insanitas) die Krank— 
beit; nl. der Wahnſinn. 

in sano sensn, j. unter sensus. 

injattäbel, l. (insatiabilis; dal. jatiabel) unerfätt- 
ic; Inſatiabilität, £. die Unerjättlicykeit. 

inſaturũbel, l. (insaturabilis; vgl. faturieren) nicht 
zu fättigen. Szene. 

Snizenierung, k. lat.dtjch. das Inſzeneſetzen, vgl. 

Infeiens, m. I. (v. seire, wiſſen) ein Unwiſſender, 
Unfundiger; Inſcienz, f. (1. inscientia) die Un- 

in sedecimo, j. Sede;z. [mifjenbeit. 

Infekt, n. (ſ. insectum, pl. insecta, v. l. insecäre, 
injezieren, einſchneiden) ein Kerbtier; pl. Inſekten, 
die Kerbtiere; ſchädliche Inſekten, Ungeziefer; 
perſiſches Inſektenpulber, n. ein aus den zerrie- 
benen Blütenföpfen der Bertrammurz (Pyrethrum 
carneum od. roseum) zur Vertreibung der Inſek— 
ten bereitetes Pulver; Inſektenpulvertinktur, f. 
ein hieraus bereiteter Auszug; Infektion, f. nl. 
der Einfhnitt; Inſektivöra od. Inſektivören, 
pl. nl. Snjeitenfrefjer, unterivdifche Naubtiere wie 
Igel, Maulwürfe, Spitzmäuſe; Inſektolög, m. 
(.gr. ein Kerbtierfenner; Inſektologie, f. Lehre 
von den Kerbtieren, j. Entomologie; Inſek— 
töres, pl. nl. die Einjchneider, vier Vorderzähne. 

Inſel, f. (v. l. insüla) ein Eiland; Inſuläner, m. 
((. insulänus) ein Inſelbewohner; infwlarliih), 
({. insuläris), eine Inſel vd. Inſeln betreffend, da- 
zu gehörig; Injelburgunder, m. Madeiramein. 

Inſeneſzenz, f. nl. (insenescentia; vgl. Senejzen;) 
das Nichtaltern, — gr. Agerafie; inſeneſzieren, 
(. (insenescere) altern. 

inſenſibel, I. (insensibilis; vgl. ſenſibel) od. fr. in= 
fenjibfe (ſpr.ängßangßib'l), unempfindlich, gefühl- 
108; unmerflih; Inſenſibilität, f. nl. oder In— 
jenjibtlite, f. fr. (ipr. ängßangßibiliteh) Unemp— 
rindlichkeit; Unnterflichkeit. 

infeparäbel, l. (inseparabilis; vgl.jeparieren). un» 
trennbar, unzertrennlih; Inſeparables, pl. fr. 
(pr. änghepardb’l) unzertrennliche (Sympathie-) 
Vögel, eine gejellihaftlihe Papageien in Dit- 
indien; Inſeparabilität, f. I. Unzertrennlichteit; 
infeparat, ungetrennt. 


inſtrutabel 


insequens, I. (v. insequi, aufeinanderfolgen) de., 
die, das folgende; inſequieren, folgen, erfolgen. 

injerieren, i. (inseröre, dv. seröre, zujammenfiigen, 
reihen od.-knüpfen) einfiigen, einrücken, einſchal— 
ten; beſ. in eine Zeitung einrücken laſſen; ſich in= 
ferteren, ſich anfegen (von Musfeln); inseratur, 
e3 werde eingejchaltet, beigefüigt; Inſerät, nl., r. 
Infſertum, J. n. eig. das Eingerückte, eine in öf— 
fentliche Blätter eingerückte Anzeige; Ripr. eine Ein- 
(age, Beilage, Nacherinnerung; Inferaten=Zeil, 
der Anzeigeteil einer Zeitung; Inſerendum, n., 
pl. Inferende, einzurücende Nachrichten od. An- 
zeigen; Inſertion, £. (lat. insertio) Einrückung; 
Heilf. Anja der Muskeln an den zu bewegenden 
Zeil; Inſertions-Kontrolle, f. Verzeichnis der 
Anzeigen; J..Gebühren, Einrücdgebühren; J.— 
Tare, f. Emrückungsgebühr. | 

Inſeffus od. Inſeß, m. nl. (v. l. insidere, in oder 
auf etivas jigen) Heilf. ein Sitzbad, Dampfbad; 
Inſeſſion, f. das Sitzen im Bade; Inſidien, pl- 
l. (insidiae, v. insidere, an einem Orte ſitzen oder 
lagern) der Hinterhalt, die Nachſtellungen; infi= 

diieren, nachſtellen; infidtös (1. insidiösus), hin- 
terliſtig; Inſidiation, f. nl. (v. l. insidiäri, nach— 
itellen) das Nachſtellen, Berführen. 

Inſignien, pl. l. (insignia, von sing. insigne; vgl. 
Signum) überh. Zeichen, a ee 
bei. Ehren- od. Standeszeichen, Würde- od. Macht- 
zeichen, 3. B. Wappen, Krone, Zepter 2c.; Reichs— 
infignien, Reichswürdezeichen, Reichskleinode 

inſignifiant, fr. (ſpr. ängßinjificing; vgl. ſignifi— 
zieren unbedeutend, geringfügig, nichtsſagend; In⸗ 
ſignifiance (ſpr. ängßinjifjängß) od. nl. Inſig- 
nifikaͤnz, k. die Bedeutungsloſigkeit; Nichtigkeit. 

infimulieren, l. (insimuläre, eig. etwas gegen je— 
mand vorgeben, v. simulare, vorgeben; vgl. ſimu— 
tieren) bejchuldigen, angeben; Inſimulation, f. 
((. insimulatio) die mehr oder weniger grundloſe 
Beihuldigung. J 

infinnieren, I. (insinuäre, d. i. eig. etwas in dem 
Buſen od. einen verborgenen Ort bringen; v.sinus, 
Bufen)jentand etwas auf eine feine Art beibringen, 
heimlich zuſtecken, einflüſtern; Rſpr. gerichtlich zu- 
jtellen, vorlegen; unterjtellen; ſich inſinuieren, ſich 
einſchmeicheln, beliebt machen; infinudnt (insi- 
nüans)od.infinnatin, ni. einſchmeichelnd; gefällig; 
Inſinuation, f. (insinuatio) das Einjchmeideli; 
die Einflüſterung einer Meinung, Unterſtellung; ge- 
richtliche Einhändigung, Eingabe, z. B. einer Schrift 
rꝛc. Inſinuations-Dokument, n. der Behändi- 
gungsihein, die Zuitellungsurtunde; Inſ.-Ge— 
bühr, Behändigungsgebühr; Inſ.-Termin, m. 
der Zeitpunkt der Urteilsverkündigung. H 

injiptd odee inſipide, I. (insipidus, von sapere, 
ſchmecken) von fadem Geſchmack; abgeſchmackt, fade, 
albern; Inſipidität, £. nl. Abgeſchmacktheit. 

inſiſtieren, I. (insistere; vgl. ſiſtieren) auf etwas 
beitehen, dringen; Inſiſtent, m. (insistens) ein 
Dränger, wer auf etwas beiteht. 

Inſition, f. l. (insitio, v. inserere, einpfropfen od. 
pflanzen) das Pfropfen, Einimpfen, = Inoku 
lation. 

inſtribieren, l. (inscribere, v. scrib£re, chreiben) 
vgl.Scriba) einſchreiben, eintragen; überſchreiben, 
widmen; Infſkription, f. (l. inscriptio) die Ein- 
ichreibung; Inſchrift, Überjchrift; pl. Inſtriptio— 
nen, ——— Schuldverſchreibungen, beſ. 
franzöſiſche Staatspapiere, deren Einlöſung durch 
das große Buch verbürgt iſt. 

inſtrutãbel, l. inscrutabilis, vgl. ſtrutieren) uner- 


inſtulpieren 


forſchlich, unergründlich; Inſtrutabilität, f. die 
Unerforſchlichkeit. 

inſtulpieren, I. (insculpere; vgl. sculpsit) ein— 
graben, einichneiden. 

Inſolation, ſ. unter infolieren. 

intolent, I. (insölens, d. i. eig. ungewohnt, unge— 
wöhnlich handelnd, v. solere, gewohnt fein) unge- 
bührlich, unbeicheiden, übermütig, anmaßend; als 
Hauptw. Inſolent, m.fr.(ipr. ängkoldng) ein Über- 
mütiger,Unverjchämter; Inſolenz, f. [-(insolentia) 
Ungebührlichfeit, Unbeicheivenheit, Ubermut. 

injolide,!.(insolidus; vgl. jolide) unhaltbar, ſchwach; 
unzuverläflig, unrechtlich; Inſolid tat f. nl. die 
Unhaltbarfeit, Schwäche; Unzuverläffigfeit, Un- 
vechtlichfeit. 

inſolieren, I. (insoläre, von sol, die Sonne) der 
Sonne ausfegen, fonnen, an der Sonne trodnen; 
Inſolation, f. (insolatio) das Sonnen, Sonnen- 
bad, die Befonnung, Beitrahlung durch die Sonne 
zum Trodnen, Berdunjten, Hervorrufen der Phos— 
phoreizenz 2c.: Heilf. der Sonnenſtich. 

inſolũbel, IL. (insolubilis; vgl. ſolvieren 2c.) unauf- 
löslich; unerklärlich; Inſolubilität, f. die Unauf- 

in solutum, ſ. unter folvieren. Möglichkeit. 

inſolvãbel (fr. (insolväble) und infolnent, nl. (in- 
sölvens, d,i.nichtzahlend; vgl. folvieren) zahlungs⸗ 
unfähig, auch ohne Zahlmittel; pro insolvente— 
für zahlungsunfähig erflären; Infolnenz, f. (mi. 
insolventia) die Zahlungsunfähigfeit, Zahlungs— 
einjtellung. 

——— f. l. (insomnia; vgl. Somnus) Schlaf— 
loſigkeit. 

Inſouciance, f. fr. ſpr. ängßußjängß'; von souci, 
Sorge; vgl. Sansſouci) Sorgloſigkeit. 

injoziäbel, I. (insociabilis; vgl. ſoziabel unter 
Socius) ungefellig; unverträglich, unvereinbar; 
Snfosiablittät, f. nl. die Ungejelligfeit; Unver- 
einbarfeit, Unverträglichkeit. 

Inipektion, Infpekter, j. injpizieren. 

infperäßbel, [. (insperabilis; v. speräre, hoffen) un- 
hoffbar; insperäta, pl. (insperätus, a, um, un— 
verhofft) en Dinge. 

Inſperſion, f. l. (inspersio, von inspergere, ein» 
itreuen, betreuen; vgl. ſpargieren) das Beitreuen, 
Beiprengen, die Bejprigung; die Einftreuung, Ein— 
ſpritzung. 

inſpirieren (l.inspiräre, von spiräre, hauchen) ein- 
hauchen, einflößen; eingeben, begeiftern, anfeuern; 
infpiriert, begeijtert; von Gott eingegeben; In⸗ 
Ipirierte, Begeiiterte, Erleuchtete; Inſpiration, 
f. (inspiratio) od. InspirIum, n. die Einhauchung; 
Eingebung, Begeifterung; Beeinfluffung; der be- 
fondere göttliche Beiftand bei der Abfafjung der 
heiligen Schrift, die bejondere göttliche Eingebung; 
per inspiratiönem, durch Eingebung. 

infpiffieren, nl. (inspissäre, v. spissus, dicht) ein- 
dien, verdichten; Jnfpiffation, f. Heilf. die Ein- 
dickung; inspissätus, a, um, eingedidt; 3. B. 
fel tauri inspissätum, eingedicdte Ochjengalle. 

infpiziereit, !. (inspicere; vgl. Species) einfehen, 
befichtigen; beaufjichtigen; inspeximus, auf Ur- 
funden =vidimus; Inſpektion, f. (inspectio) die 
Beſichtigung, Deufterung ; Aufficht,Beauffichtigung; 
der AuflichtSbezirk eines Superintendenten, Schul- 
rats uſw.; Krk. die Mufterung; auch die Kor- 
poralſchaft, eine Unterabteilung der Kompagnie, 
—— 20 Mann; Inſpektions-Paräde, f. 
Krf. die Mufter- od. Mujterungsitellung; inspec- 
tio oculäris, Ofular-Inipeftion, die Befichtigung 
an Ort und Stelle, eine eingehende amtliche Be- 


Inſtitor 375 
ſichtigung; Inſpektor oder fr. Inſpekteur (ſpr. 
ängipeftöhr), * ein Aufſeher; nee 
Vorſteher; inspecteur aux revues, fr. (ſpr. oh 
rewüh) Intendantur-Rat, ſ. d.; Oberaufſichtsbe— 
amter; Inſpektorũt, n. u. Inipeftär, f. nl. Amt 
und Wohnung des Inſpektors; Jnfpizient, m. 1. 
der Beauffichtigende, bei. ein Beamter beim Thea— 
ter, der die zur Borftellung oder Brobe gehörigen 
Materialien zu beforgen, die Statiften zu befehligen 
und fonftige Dienftleiftungen hinter der Bühne zu 
verrichten hat; Inſpizientin, f., eine beauffich- 
tigende Lehrerin (für Nadelarbeiten, Kochunter— 
richt); Inſpizierung, f. die Mufterung. 

inftabil, I. (instabilis; vgl. ftabil) unbejtändig, 
wandelbar; Inſtabilität, f. (instabilitas) die 
Unbejtändigfeit. 

installieren, ml. (installäre, vom deutichen Stall, 
d. i. Stelle) bejtallen, anjtellen, in ein Amt ein- 
ſetzen, einweiſen; Inſtallateur, m. fr. (jpr. äng- 
itallatöhr, gew. injtallatöhr) der Berfertiger, Lie— 
ferer; Inſtallation, f. die Beitallung; Inſtalla— 
tionsberat, m. nl.-türk. vgl. Berat. 

Inſftäͤnt, m. I. (instans, v. instäre, worin od. wor— 
auf jtehen; ſehr nahe fein. einem zufegen 2c.; vgl. 
stante) ein Bittjteller; instänter, injtändig, be» 
barrlich; in instänti, im Augenblid, augenblicd- 
lich; inftantän, d.i. augenblidlich, plößlich, 3. B. 
instantane Hebungen und Senfungen des Bodens 
als Wirkung der Erdbeben; Jnſtänz, f. !. in- 
stantia, 1. das Anhalten, injtändige Gefuc oder 
Begehren, 3. B. ad instantiam ereditorum, auf 
Antrag oder inftändiges Anhalten oder Anfuchen 
der Gläubiger; 2. Ripr. die zufiändige Behörde, 
der Rechtszug, Gerichtsjtand, z. B. in prima. in- 
stantia, in erfter Inſtanz, bei der eriten Be— 
hörde; einen Prozeß durch alle Snitanzen ge- 
mwinnen oder verlieren 2c.; 3. Nedef. ein Einwurf, 
Gegenbemweis; ab instantia pen Rſpr. 
den Beklagten wegen nicht erwieſener Schuld von 
der Pflicht, ſich auf eine gegen ihn angeſtellte Klage 
weiter einzulaſſen, entbinden; im Krim.-R. auch: 
den Angeſchuldigten vorläuſig außer Verfolgung 
ſetzen; Inſtanzenzug, m. l.-dtich. der geſetzliche 
Übergang einer Rechtsſache dv. niederen zu höheren 

Gerichtsbehörden, der vorgefchriebene Rechtsgang; 
inftanzenmäßig, im Dienſtordnungs-Wege. 

injtanrieren, |. (instauräre) erneuern, wieder er- 
öffnen; Inſtauration, f. (instauratio)die Erneue- 
rung, Wiedereinjegung, Wiedereröffnung ;Inftans 
väter, m. fpätl. ein Wiederheriteller. 

injtigieren, |. (instigäre, Nebenform von instin- 
guere; vgl. Inſtinkt) anreizen, antreiben, verfüh- 
ren; Inftigation, f. (instigatio) die Anftiftung, 
Aufhesung, Verführung; Inftigator, m. ein An⸗ 
ftifter, Yutheber: Eintreiber (— Fiskal). 

inſtillieren, I. (instilläre; vgl. Stillation) eintröp- 
feln, einflößen; Inſtillation, f. (instillatio) die 
Eintropfung, Einflößung. 

inftimulieren, l. (instimuläre; vgl. jtimulieren) 
anreizen, aufregen. 

Inſtinkt, m. I. (instinctus, v.instinguere, anreizen, 
v. ungebräuchlichen Stammmort stinguere, stechen) 
der natürliche Antrieb bei Tieren, Naturtrieb; in— 
ſtinktiv, nl., od. inftinktartig, inſtinktmäßig, 
L.-dtich. unmillfürrlich, vom Naturtriebe od. natürs 
lichen Gefühle geleitet. 

in stirpes ete., j. unter caput. 

Inſtitor, m. l. (v. insistöre) 1. hin- oder eintreten, 
2. etwas verrichten, emfig betreiben) 1. der Ge— 
ſchäftsverwalter, Gejchäftsführer (Faktor, Dis— 


376 inſtituieren 
onent, Prokuriſt, Proviſor ſind Arten des 
Inſtitor); Agent; 2. ein Krämer, Hauſierer. 
inftituieren, [. (instituẽre, hineinſtellen, hinſtellen; 
v. statuere, aufitellen; vgl. ſtatuieren) errichten, 
anordnen, einjegen; auch anführen, unterweijen; 
uſtitũt, m. (l.institutum) eine Anftalt, Stiftung, 
Inordnung, 3. B. Armenanitalt; bej. eine Xehr- u. 
Erziehungs-Anftalt; Bank-Inſtitut, Bankhaus; 
institut de France, n. fr. (ſpr. ängſtitü d’Frangß') 
der Gefamtname für die fünf zu Baris beftehen- 
den Afademien, der Academie francaise, Aca- 
d&mie des inscriptions et belles lettres, Aca- 
demie des sciences, Academie des beaux arts 
und Academie des sciences morales et poli- 
tique; institut national des sciences et des 
arts, fr. (pr. ängſtitü naßiondl dä ßjcingß e dä 
fahr) die National-Anftalt für Wiffenichaften und 
Künste, 1795 geftiftet und die vier eriten Afademien 
umfafjend, feit 18316 wieder aufgehoben; Inſtitu— 
tion, f. I. (institutio) die Stiftung, Einrichtung, 
beſ. Staat3-Einrihtung; Einfeßung in ein Amt; 
Inftitutiönen, pl. Unterweifungen in den römi- 
ſchen Rechten, ein Teil der römiſchen Geſetzſamm— 
fung des Kaiſers Juftinian, j. Corpus juris; In⸗ 
ftitutor, m. ein Stifter; auch ein Lehrer, fr. In— 
ftitutenr(ängititütöhr); institutus,m.l.Vorerbe. 
inftradieren (v. it. strada, Straße, und dies v. I. 
sırata, sc. via, ein mit Steinen beftreuter od. ge- 
pflajterter Weg, v. stratus, a, um, bejtreut, ge- 
pflaitert, Partiz. v. sternere, stratum, ausſtreuen, 
pflajtern) auf die rechte Bahn bringen, den Weg 
vorſchreiben, die Marſchroute angeben; in einen 
beitimmten Verkehrsweg leiten; Inſtradierung, 
£. Berfehröleitung; Beitimmung des Weges (zur 
Beförderung eines Gegenftandes auf der Bahn); 
Inſtradierungs-Route, f. Wegvorſchrift (der 
orgejchriebene Weg, auf dem ein Gegenftand zu 
befördern ift); Inftradterungs-Tabelle, f. An- 
zeiger der Bertehrsleitung; Inſtradierungs- 
Tableau, n. Vorſchriften der Verkehrsleitung 
Inſträtum, n. I. (v. insternere, darüber breiten, 
bedecken) das Gedede, die Dede. 
inſtruieren, l. (instruere, aufſchichten, aufrichten, 
einrichten, v. strußre, ſchichten; vgl. Struktur) eig. 
einrichten, zurecht machen; belehren, unterweiſen; 
Berhaltungsregeln od. Vorſchriften geben; einen 
Prozeß inſtruieren, eine Rechtsſache zum Spruche 
borbereiten; Inſtruent, m. wer eine Rechtsſache 
einleitet; aud) = Inſtruktor; Inftruftion, £. 
(1. instructio) eig. Einrihtung; Unterweifung, Be- 
lehrung; Weiſung, Anweifung, Vorſchrift; Dienft- 
anweiſung, —— Anleitung in Amts⸗ 
fachen; Vorbereitung einer Rechtsfache zum Nich- 
terſpruch; Bollmadt; Inſtruktion der Akten, 
das Einrichten u. Drdnender Berhandlungsfcriften 
eines Prozeſſes; $. eines Prozeſſes, die richter- 
liche Ermittelung und Feititellung der Streitpunfte 
dezjelben; Inſtruktionsloge, f. [.-fr. die Zoge in 
der Freimaurerei, worin der Meifter vom Stuhle 
freie Vorträge über den Zweck der Freimaurerei 
hält; inftruktio, nl. lehrreich, unterrichtend; In— 
ftruftor, m. ein Lehrer, bej. bei Prinzen. 
Snftrument, n. [. (instrum&ntum, v. instruere, 
einrichten, vgl. inftruieren; eig. ein Mittel zur Ein- 
richtung einer Sache) ein Werkzeug, Hilfsmittel, 
Gerät, bei. Tonwerkzeug; und ein mundärztliches 
(Hirurg.); Vorrichtung, Maſchine; Rſpr. eine Ur- 
funde oder Beweisihrift (Dofument); instru- 
mentum authenticum, eine cihte od. glaubwür— 
Hige Urkunde; i. cessiönis, eine Abtretungs-Ur- 


infurgieren 


Funde; Snftrumentszeuge, ein Beweiszeuge; 
JInftenmentenmadher, ein Verfertiger von Wert- 
zeugen vd. Geräten, bei. Tonmwerkzeugen; inſtru⸗ 
mental, nl. als Mittel oder Werkzeug dienend; 
duch Werkzeuge, Geräte ꝛc. verrichtet; Inſtru⸗ 
mentãlis (Kajus), m. Sprach. der Kaſus auf die 
Stage wodurch? womit? inftrumentaleLArith⸗ 
mẽtik, die Auflöſung gewiſſer Rechnungen mittels 
mechaniſcher Hilfsmittel, z. B. Rechenmaſchinen ꝛc.; 
Inſtrumentäl⸗-Muſik, Tonſpiel mit Tonwerk— 
zeugen ohne Geſang, gelangloieg Tonſpiel (im 
Gegenfate von Vokal-Muſik, Sangipiel); In— 
ſtrumental⸗Philoſophie, = Logik, weil dieje 
als das Werkzeug od. Hilfsmittel der ganzen Phi— 
lojophie betrachtet wird; Inſtrumentalität, f. 
das Verhältnis der Bermittelung od. der Wirkung 
einer Sache als Mittel zum Zweck; instrumen- 
tarium chirurgicum, n. eine Beſchreibung der 
wundärztlihen Werkzeuge; inftrumentieren, 
Zonf. für Instrumente jegen, unter die verjchie- 
denen Tonwerkzeuge verteilen; Rſpr. eine Urkunde 
abfafjen; Juſtrumentation od. Inftrumenties 
rung, f. Verteilung eines Tonſtücks unter die ver- 
nen Inſtrumente; Inſtrumentiſt, m. der 

ufifer. 

Inſuabvität, f. I. (v. suävis, fanft, lieblich) die An- 
mutslojigfeit. | 

Inſubordination, f.nl. (vgl. ſubordinieren 2c.) Un» 
gehorjam, Zuchtloſigkeit, Widerfeglichkeit, Aufleh- 
nung gegen Vorgejebte; inſubordiniert, wider- 
feslich, ungehorſam. 

infubſtantiell, n!. (vgl. Subitanz 2c.) unmefentlich, 
weſenlos; nicht wirklich). 

injuffizient, I. (insufficiens; vgl. juffizient) od. fr. 
infürnjant (ſpr. ängküffildng), —— un⸗ 
tüchtig, unzureichend; Inſuffizienz, f. (pätl. in- 
sufficientia) od. Infürfifance, f. fr. (pr. ängßüf⸗ 
fifdngß’) die Unzulänglichkeit, Untüchtigfeit. 

Inſufflation, f. jpätl. (insufflatio, von insuffläre, 
einblafen; val. foufflieren) das Einblafen, die Ein- 
bauchung. 

infufzieren, [. (insuccäre, v. succus, der Saft) an- 
feuchten, einfeuchten, eintauchen; Anfuecation, T- 
nl. die Einfeuchtung, Verſetzung mit einem Safte. 

in suis terminis 2c,, ſ. unter terminus. 

Infulaner, infular, |. unter Infel. 

injultieren, |. (insultäre, eig. auf etwas [pringen, 
mutwillig angreifen, Berjtärkungszeitwort v. insi- 
lire, insultum, v. salire, saltum, ſpringen) beleidi— 
gen, mighandeln, befchimpfen, anfallen; Infultes 
tion, f. I. (insultatio), auch Inſuͤlt, m. |pätl. (in- 
sultus) oder fr. Sufülte, £. tr. (ipr. na ein 
plöglicher Anfall, befeidigender Angriff, Beſchimp— 
fung, Berhöhnung; Inſuültor, m. ein Beleidiger. 

inſumieren, I. (insumere; vgl. Sumtion) zu etwas 
nehmen, verwenden; Inſumtion, f. (jpätl. in- 
sumptio) der Aufwand. 

infuperäbel, I. (insuperabilis, vgl. fuperieren) un- 
überſteiglich, unüberwindlich. 3 

infupportäbel, fr. (insupportable; jpr. üngküp—; 
pal. fupportabel) unerträglid; Inſupportabili⸗ 
tat, f. die Unerträglichkeit. 9 

inſurgieren, l. (insurgere, v. surgére, aufſtehen) 
ſich empören, auflehnen gegen die Regierung oder 
eine andere Partei; auch aufwiegeln; Inſurgent, 
m.(insürgens),pl. Inſurgenten, Aufrührer; Ems 
pörer; die Bannerleute, das Bannerheer, Aufgebot, 
(die ungariſche Landmiliz, welche durch ein Auf- 
gebot, den Heerbann)zufammengebradht wird; In⸗ 
furrektion, f. nl. Empörung, Aufruhr, Aufitand; 


injürmontable 


Aufgebet, Heerbann in Ungarn; infurreftiond, 
aufrührerijch. empöreriich. 
iafürmontable, fr. (pr. ängkürmongtdb’T; v. sur- 
— überſteigen; vgl. montieren) unüberſteig— 
ich. 
infuszeptibel, nl. (fr. insusceptible; vgl. juszep- 
tibel) unempfänglich, unempfindlich. 
intabefzieren, I. (intabesc£re; vgl. tabesec.) ſchwin⸗ 
den, eindorren, bei. von Gliedern. 
intabnlieren, nl. (v. tabüla, Brett, Tafel zc.) ver- 
täfeln; eintragen in eine Tabelle u. dgl.; intabu- 
ländo, durch Vertäfelung, Einfäumung; durd) 
Eintragung; Intabulation, f. das Tafelwerk, der 
oberfte Teil des Gefimjes; die Eintragung, Ein- 
ſchreibung. 
intaͤkt, l. (intäctus, v. tangere, berühren) unbe— 
rührt, unverſehrt, üunbeſcholten; Krſpr. (von Trup⸗ 
pen) in der Schlacht noch nicht verwendet, noch 
friſch und kräftig; intangibel, nl. unberührbar; 
Intangibilität, f. die Unberührbarkeit. ! 
Intaglio, m. it. (pr. intdljo; von intagliäre, ein- 
jchneiden; vgl. taillieren) pl. Intaglien, vertiefte 
Schnig- od. Bildhauerarbeit, vertieft od. einwärts 
geſchnittener Stein (gemma insculpta), entg. dem 
erhabenen (f. Ramee); intaglio d’acqua forte, 
eine geäßte Kupferplatte; der Abdrud davon. 
intangibel, ſ. unter intakt. 6 
Intarſia od. Intarjiatur, f. it. (v. intarsiäre, mit 
buntem Holz auslegen, v. tarsia, ausgelegte Holz- 
arbeit; vgl. ml. tarsicus, buntfarbig, v. Tharsia, 
in Aſien) eingelegte Arbeit mit vielfarbigem Holze 
und Berlmutter; Intarfiatöre, m. wer ſolche Ar- 
beit macht; Intarſienmalerei, f. Erſatz für Die 
Intarſiatur. 
intöger, integra, intögrum, |. (f. intäger, v. in 
u. tagere, alt f. tangere, berühren, taften, aljo 
unberührt,unangetajtet)unverlegt,unverfehrt,ganz, 
neu 2c.; integra res, eine unverfjehrte, unverän- 
derte Sache; Intẽgrum, n. ein unverjehrtes Gan- 
zes; de integro, von neuem; in integrum reſti⸗ 
tuieren, wieder in den vorigen Stand jeßen; inte= 
gräl, nl.ein Ganzes ausmachend; für ſich beitehend 
(3.8. integrale Eijenbahnen); Integräl, n. Grö- 
Bent. eine endliche veränderliche Größe, wiederher- 
ejtellt oder berechnet aus ihrem unendlich Kleinen 
Teile(Differential);Integrälformeln,pl.diebein 
Integrieren gebrauchten Muſterausdrücke od. Rech— 
nungsvorſchriften; Integräl-Rechnung, die 
höhere Rechnungsart, welche durch Vergleichung der 
unendlich kleinen Teile die endlichen Größen dar— 
ſtellt, woraus jene entſtanden; Iutegrälen und 
Integrierte, pl. eine Art holländiſcher Staats— 
papiere, weld)e als ergänzender Teil zur Geſamt— 
heit der Staatsjchulden gehören; Integralität, 
f. die Volljtändigteit, Ganzheit; integrieren, l. 
(integräre) ergänzen, 3. B. ein integrievender Teil, 
ein wejentlich zum Ganzen gehörender; Größenl. 
eine endliche veränderlicde Grüße aus ihren gege- 
benen unendlich kleinen Teilen berechnen; Inte— 
ardnt, n. etwas zum Ganzen Gehöriges, Ergän- 
zendes; Integrität, f. (l. integritas) der unver- 
legte Bu tand, Bollbeitand, die Unverfehrtheit, 
Bollftändigkeit, Aufrechterhaltung; Unbefcholten- 
beit; Unantaftbarfeit; Reinheit, Rechtichaffenheit; 
Integritäts-Eid, m. [.-dtich. Ledigkeitseid. 
Integument, n. |. (intugemöntum, v. integere, be- 
deden, überziehen; vgl. tegieren) eine Dede, Hülle, 
bei. hautartiger Überzug. 
Intelldttus, m.I.(v.intelligöre, einfehen, verftehen, 
eig. dazwiſchen leſen, v. inter, zwifchen, u. legöre, 


Intenfion 


lejen) der Verftand, das Erfenntnisvermögen; ins 
telfeftuäl, (fpätl. intellectuälis), oder gew. Intels 
leftucll, (fr. intellectuel), dem Verftande angehö- 
rend od, ihn betreffend, veritandesgemäß, begriff- 
(ich, geiftig; Philof. überfinnlich, durch begriffliches 
Denken gewonnen; intellektuelle Bildung, die 
Geiſtes- od. Berjtandesbildung; intelleftueller 
Urheber einer Tat ift derjenige, welcher die Idee 
od. Anregung gegeben hat, entg. dem phyfifchen; 
intelleftualiiieren, nl. in Begriffe od. Gedanken 
auflöjen; Intellektualiften oder Intellektual⸗ 
philoſophen, Verſtandesweiſe, welche behaupten, 
daß die Sinne uns nichts, als Schein, zuführen, 
und daß der Verſtand allein das Wahre erkenne; 
Intellektualismus, m. derZehrbegriffdiefer Phi- 
lojophen; auch = Idealismus,; intelleftualts 
ſtiſch, demſelben gemäß; Sutelleftnalität, f. der 
Zuſtand des Erkenntnisvermögens, das Geiſtige 
im Menſchen; intelligent (I. intelligens), ver- 
Ttändig, kundig, einfichtig, erfahren, unterrichtet, ge- 
ſchickt; Intelligenz, f.(intelligentia)da3 Verftänd- 
nis, die Einficht, Kunde; der Verſtand, Geift; Die 
geiftige Kraft und Geiftesbildung; ein verjtändiges 
Weſen, Vernunftweſen; Intelligenzblätter, I[.- 
dtſch. Anzeiger, Wochenblätter; ntelligenz- 
Kontor, n. das Nachweifeamt, die YUnzeigeitelle; 
intelligibel, I. (intelligibilis) verjtändlich, ver- 
nehmlic, faßlich, begreiflich; Philof. überfinnlich, 
3.8. Welt, Weſen; Intelligibilität, f. nl. die 
Verſtändlichkeit, Denkbarfeit, Erfennbarfeit, Be- 
greiflichkeit. 

intemperdnt, I. (intemperans; vgl. temperieren) 
ungemäßigt, unmäßig; Intemperänz, f. (l.intem- 
perantia)die lnmäßigfeit, Ausjchweifung,Böllerei. 

intempeſtiv, I. (intempestivus; vgl. tenıpeftiv) u. 
al3 Adverb intempestive, unzeitig, nicht pafjend 
al Antempeftipität, f. die Unzei— 
tigkeit. 

intendieren, l.(intend£re, eig. ausdehnen, ſpannen, 
anjtrengen, wohin richten, sc. animum, den Geift) 
auf etwas achten, fein Augenmerk auf etwa rich- 
ten; beabjichtigen, beziweden, die Abficht haben, er— 
itreben; aud) nl. intentionteren oder intentio= 
siert fein; Intendant, m. fr. ein Oberauffeher, 
Verwalter, — der Schauſpiele, u. beſ. bei Kriegs— 
heeren der Aufſeher über die Bezahlung, Verpfle— 
gung und Bekleidung der Truppen, Heerpfleger; 
Intendaͤnz oder fr. Intendance, k. (ſpr.äugtang— 
dcingß“) die Oberaufſicht, Verwaltung, auch der unter 
einem Oberaufſeher ſtehende Bezirk; Iutendan— 
tür, f. barb.-l. das Aufjeher-, Verwalter-Amt, 
Heerpflegeamt; Jutendantũr-Rat, m. ein Be— 
amter, welcher den Intendanten bei einem Kriegs— 
heere zum Beiftand gegeben iſt; Intendanz-Rat, 
Sekretär einer Theaterintendanz. 

Intenſion, f. l. (intensio, eig. Ausdehnung, Span- 
nung, v. Intendere; vgl. intendieren) die Anſpan— 
nung, Kraftverſtärkung; die innere Stärke od.Kraft, 
Innigkeit, Heftigfeit; der Inhalt, innere Gehalt; 
intens od. intenſiv od. al3 Adverb auch inten- 
sive, nl. innerlich, der innern Stärke und Kraft, 
nad); ſtark, kräftig, anftrenaend, wirkſam, lebhaft, 
durchdringend; intenſive Wirtichait Gegenſatz: 
extenſive), eine Bewirtſchaftung eines Gutes, die 
viel Geld u. Arbeit auf den Boden wendet, um ſo 
hohen Ertrag zu erzielen; Jutenſivum, nämlich 
Berbum, f. unter Berbum; Intenſität, f. die 
innere Stärke und Wirfjamfeit; wirfjame Kraft 
(Energie), Größe der Kraft, entg. Ertenjion; 
Anfpannung, Anftrengung, Gewalt, Nahdrud, 


377 


378 Intention 


Spanntraft; intenso, it. Tonf, erhöht, derftärkt, 
fräftig. 

Intention, f.[. (intentio, eig. intensio, Ausdeh- 
nung, Anſtrengung; vgl. intendieren) die Richtung 
der Seele auf etwas, die Abficht, das Vorhaben, die 
Willendmeinung, der Zweck, Anfchlag; intentio 
actiönis, Ripr. der Endzived einer Klage, Klage- 
arund; i. prineipälis, die Hauptabjicht; I. secun- 
daria, die Nebenabiicht; Intentionalismus, m. 

‚nl. die Anſicht, dab der Zweck die Mittel Heilige; 
Intentionalität, f. die Abfichtlichkeit; intentio- 
nieren, ſ. intendieren; intentieren, I. (inten- 
täre, Berftärkungszeitwort von intend£re) wider 
jemand etwa3 beabjichtigen, unternehmen. 

inter, [. Borwort: zwijchen, unter, während, in vie— 
fen Zufammenfesungen; inter absentes, inter 
arma silent leges und andere derartige Berbin- 
dungen f. unter dem Folgewort. 

interartifulär, nl. (vgl. Artikel ꝛc.) zwiſchen einem 
Gelenke befindlich, zwiſchengelenkig. 

inter canem et lupum, l. wörtl. zwiſchen Hund 
u. Wolf, d. i. in der Abenddänmerung, eig. in der 
Zeit zwifchen dem Augenblide, wo der Hirt den 
Hund losläßt, um die Herde zu bewachen, und dem 
Zeitpunfte, wo der Wolf, die beginnende Finſternis 
benugend, in der Nähe der Hürden herumitreift. 

interdizteren, l. (interdicere, von dicere, fagen) 
unterjagen, verwehren (bef. die eigene Vermögens— 
Verwaltung); interdiziert, unterjagt; der Selbit- 
verwaltung jeines Vermögens unfähig erklärt; 
Interdikt, n. ([. interdictum) eine Unterjagung, 
ein Berbot, der große Rirchenbann, mit welchem 
der Bapit ganze Städte, Provinzen, Länder 2c. be- 
(egt; Interdiktion, f. (interdietio) die Unter- 
jagung, das Verbot; interdictio aquae etignis, 
die Unterfagung des Waſſers ınd Feuers, bei den 
Römern die Förmliche und geſchärfte Art der Ber- 
bannung; Interdiktor, m. jpätl. der Unterjager, 
Berbieter. 

Intereſſe, n. (v. [. interesse, dazwiſchen fein, von 
Wichtigkeit od. Reiz fein, teilnehmen, angehen) das 
Bermwebtjein in eine Sache, der Anteil, die Anteil- 
nahme, Beteiligung; die Beziehung, das Anziehende, 
Feſſelnde; die Liebe, Hingabe (an eine Sade); die 
Bedeutung, Wichtigkeit; der Vorteil, Nutzen, das 
Beite; der Eigennuß, Gewinn; Rückſicht; per in- 
teresse od. fr. par inter6t (jpr. —ängteräh), aus 
Eigennutz; Intereſſen, pl. die Zinjen eines Ka- 
pitals; Intereſſen-Detklaration, f. Lieferfriit- 
Berjiherung; Intereffen-Konte, n. Hilfs- oder 
Nebenrehnung der Kaufleute; Intereffenrech- 
nung, f. die Zinsrehnung; Jntereifenpofitif, 
eigennüßige Politik; Intereſſenbertretung, ein- 
jeitige Vertretung des eigenen Vorteils; intereſ⸗ 
jieren (fr. interesser), einen — in eine Sache mit 
hineinziehen, einnehmen, gewinnen, jemands Teil- 
nahme erregen, ihn anziehen, gewinnen, fejjeln, 
hinreißen, reizen, bewegen, rühren; ihn angehen; 
(3.8. e8 intereffiert mich, es geht od. zieht mich 
an, reizt od. berührt mich, es flößt mir Teilnahme 
ein, erregt meine Aufmerfjamfeit; ih bin dabei 
interejjiert, esijt mir nicht gleichgültig, iſt mir 
wichtig, ich nehme daran teil, bin dabei beteiligt;) 
jich für jemand interesfieren, an feinen Schidjalen 
teilnehmen, ihm wohlwollen, fi für ihn verwen— 
den; interefiiert fein, beteiligt jein; eigennüßig; 

ewinnjüchtig jein, nur den eigenen Borteil berüd- 
fichtigen; intereffänt, fr. (eig. Partiz. von inter- 
esser) anziehend, einnehmend, fefjelnd, rührend, 
unterhaltend, hinreißend; wichtig, angelegentlich; 


interkalieren 


merkwürdig, eigentümlich; Intere ent, m. ein 
Teilnehmer, Teilhaber, ER oa i 

Interfektion, f. 1. (interfectio, v. interfic&re, töten) 
der Totſchlag; Interfefter,m. I. (interfector) der 
Totſchläger. 

Interferenz des Lichtes, f. nl. (fr.interference, von 
interferer, dazwiſchenkommen, aufeinanderftoßen 
Naturk. die gegenjeitige Einwirkung der Lichtftrah- 
len aufeinander bei ihrem Zufammentreffen; In— 
terferentiäl-Nefrdftor, m. nl. (v. re, wieder, u. 

‘ frangere, brechen) ein von Jamin erfiindenes In— 
ſtrument, welches, auf die Interferenz des Lichtes 
gegrundet, die geringen Unterfchiede des Brechungs— 
vermögens meßbar madt. 

interfluent, [. (interflüens, v.interfluöre,v.fluere, 
fließen) dazwiſchenfließend. 

interfoliieren, nl. (vgl. Folium) mit weißem Pa— 
pier durchſchießen (ein Buch). 

Interieur, n. fr. (fpr. ängteriöhr; von l. interior, 
der Innere) das Innere, Inwendige, die inneren 

j Angelegenheiten u. Berhältnijie, entg. Erterieur. 

interim, [. inzwifchen, einjtmweilen; interim ali- 
quid fit, Sprw. unterdefjen gefchieht etwas; das 
Au al3 Sachw., nl. das Einftweilige, die 
Zwiſchenzeit; beſ.das Augsburgiſchegnterim, 
die einſtweilige Glaubensvorſchrift Karls V. im 
Jahre 1548, durch drei Gottesgelehrte aufgeſetzt 
und bis zur allgemeinen Rirhenverfammlung zur 
Stillung der damaligen Kichenunruhen bekannt 
gemadit; Interims-Aktie, f. der auf einzelne 
Aftieneinzahlungen vorläufig ausgeftellte Schein, 
der den Inhaber nad) erfolgter vollftändiger Ein— 
zahlung zum Empfang der Aktie berechtigt; J.— 
Beſcheid, ein einitweiliger Beicheid; J.-Beutel. 
Poſtd. AusHilfsbeutel; J.-Konto, Kfipr. eine im 
Hauptbuche überlebloje Gegenjtände geführte Rech— 
nung; J.-Quittung od.-Schein, ein einjtweiliger 
Schein, vorläufige Empfangsbeicheiniaung; J.— 
Wagen, Poſtd Aushilfswagen; J.-Wirtſchaft. 
im deutſchen Recht: die einſtweilige Verwaltung 

eines Bauerngutes durch einen Zwiſchenwirt bis zur 
Annahme des rechten Erben; ad interim,/,nl. einst» 
weilen, mittlerweile, inzwiſchen, vorläufig, bis auf 
weiteren Beſcheid; per interim, einſtweilen; in= 
terimiſtiſch, einſtweilig, vorläufig; vgl. provi- 
ſoriſch; Interimiſtikum, n. Ripr. eine einjtmwei- 
lige Anordnung in einer Streitiache mit Vorbehalt 
einer weiteren Unterfuchungund Entſcheidung; eine 
vorläufige Einrichtung, die nur folange beiteht, bis 
eine endgültige Fejtfegung der betreffenden Ber- 
hältniſſe erfolgt. ale. | 

interjazent, I. (interjäcens, v. interjacere, v. ja- 
cere, liegen) dazmwijchenliegend. 

Interjeftion, f. [. (interjectio, eig. Zwiſchenwurf, 
v. interjacere, interjicere, dazwiſchenwerfen, von 
jacere, werfen) Sprachl. ein Ausrufg- od. Empfin- 
dungswort, Enıpfindungslaut, z. B. ad! o! eilt — 
Rſpr. das Einlegen einer Berufung auf ein höhe- 
res Gericht (eine Appellation); interjeftional, 
nl. (interjectionälis) dazwiſchen gefeßt, als Zwi— 
ſchenwort dienen. ; 

interfaltieren, l. (intercaläre, eig. ausrufen, daß 
etwas eingejchaltet wird, von caläre, rufen) ein- 
ichalten; intercaläaris annus, m. ein Schaltjahr; 
i. dies, m. Schalttag; Heilf. fieberfreier Tag, 
Zwiſchentag; Interkalarbeſcheid, — Inter- 
[ofut; Ymterfalarien, pl. oder Interkalär- 
Früchte, der Ertrag einer Pfründe während ihrer 
Erledigung; dah. Interfalar-Kaffe, J.-Fonds, 
ein hieraus gebildeter Geldvorrat; Intertalar— 


interklavikular 


Zinſen, Zinſen während der Bauzeit; Interka— 
fation, f. (intercalatio) die Einſchaltung, z. B. 
eines Tages ꝛc. 

interklavikulär, nl. (vgl. klavikular unter Klavis) 
zwijchen den Schlüfjelbeinen liegend. 

interfludieren, lat. (intereludere, von claud£re, 
ſchließen; vgl. Haudieren) veriperren, abjperren, 
hemmen, einschließen; Interkluſion, f. (interclu- 
sio) die Abjperrung, Hemmung. 

Interfolumminm, n. l. (von columna, Säule) der 
Säulenabftand, die Säulenweite; Zwifchenraum; 
== Entrefoloune. 

interfommamal, nl. zwischen Gemeinden bejtehend; 
interfommunizieren, nl. miteinander Gemein- 
ichaft haben; Interkommunikation od. Inter— 
fommunität, f. Semeinjchaft, Zufammenhang. 

interfonfeflionell, ı1l. das Verhältnis der verſchie— 
denen Ölaubensbefenntniffe zueinander betreffend; 
ohne Trennung nad) dem Glaubensbekenntnis. 

interfoftäf, nl. (vgl. koſtal) Heilf. zwiſchenrippig, 
zwilchen den Rippen liegend; Interkoſtal-Rer— 
ven, pl. Rippennerven. 

interfruväl, nl. (vgl. krural) zwifchen den Schenfeln 
liegend, zwiſchenſchenkelig. 

interfurrent, [. (intercürrens, v. intercurrere, v. 
eurrere, laufen) eig. dazwiſchenlaufend, dazwiſchen— 
—— einmiſchend; Heilk. vom Puls: unregel— 
mäßig. 

interfutän, nl. (1. intercus, Gen. cutis, von cutis, 
Haut) zwischen Haut und Fleifch befindlich. 

interlineär, nl. (von linea, ſ. d.) zwiſchenzeilig, 
zwiſchen anderen Schriftzeilen gejchrieben oder ge- 
drudt; 3,8. Snterlinear-Berjion, Inter- 
linear-Uberjegung, eine arvilchengeitige Über- 
jegung; interlineieren, zwiſchenzeilig jchreiben; 
Interlinteation, f. die Zwijchenichreibung (zwi— 
ichen zwei Schriftzeilen); Interlinium, n. nl. der 
Kaum zivischen zwei Zeilen. 

Interlooper, = Enterlooper, j.>. 

interfognuieren, [. (interlöqui, von loqui, jprechen, 
reden) einen Zwiſchenſpruch tun, ein Nebenurteil 
iprechen od. einen Borbejcheid geben; Interlofut, 
n. (interlocütum), Interlofutorinm, n. nl. od. 
Juterlokution, f. (l. interlocutio) Zwiſchenbe— 
icheid, Nebenurteil wegen eines Nebenpunftes eines 
Prozeſſes; Interlokut, auch das vorläufige Er- 
fenntnis in einem Prozeſſe; Interlofütor, m. nl. 
der Ein- od. Zwiſchenredner; en dee. 

Interludium, n. nl. (v. l. interludere, dazmwijchen 
jpielen) Tonf. das Zwiſchenſpiel. 

Interlunium, n. [. (sc. tempus, Zeit; vgl. Luna) 
eig. Zwiihenmond: der Neumond. 

intermarilfär, nlat. (intermaxilläris, von inter, 
zwijchen, u. maxilläris, zur Kinnlade gehörig, von 
maxilla, Kinnlade) zwijchen den Kinnladen befind- 
ih; Intermarillãr-Knochen, m. der Zivifchen- 
fnochen des Kinnbackens, Zwifchenfieferfnochen. 

Intermedinm,n. ıl. (v. [. intermedius, a, um, in 
der Mitte befindlid; vgl. Medium) die Zwiſchen— 
zeit, der Zeitraum zwiſchen apa Stichtagen oder 
Terminen; Naturl.u. Scheidef.: der Vermittlungs- 
itoff, ein Stoff, welcher den Übergang od. die Ver- 
einigung zweier andern vermittelt; intermediär, 
nl.(fr. intermediaire) zwifchen einzelnen bejtehend 
oder obwaltend, Zwiſchen-, Mittel-, vermittelnd; 
intermedial oder intermediat, das Mittel hal- 
tend; im Mittel; als Hauptw. Intermediät, n. 
die Zwifchenzeit, = Intermedium; Intermes 
diation, f. die Bermittelung. 

Interméözzo, n., pl. Intermezzi, it. (— 1. inter- 


international 379 


medium; von mezzo = medium, die Mitte; vgl. 
Entreme3) ein Zwiſchenſpiel; ein Zwischenfall; bef. 
fleine fomifche Opern, welche in den Zwiſchen— 
Akten der Hauptvorftellung aufgeführt werden; 
Intermezziſt, m. ein Zwiſchenſpieler (Buffone 
od. Bouffon, ſ. d.) auf der it. Bühne, der durch 
bloße Pantomime und Gefang die Zufchauer 
unterhält. 

interminäbel,l.(in-terminabilis;vgl.terminus :c.) 
unendlic), grenzenlos, unermeßlich; unbejtimmbar, 
unentſcheidbar. 

interminieren, l. (inter-minäri, v.minäri, drohen) 
drohen, bedrohen, drohend verbieten; Intermina— 
tion, f. die Androhung. 

intermiizieren, l. (intermiscere; vgl. mijzieren) 
untermijchen, vermischen, einmifchen; Intermix— 
tur, f. nl. Beimiſchung, Gemiſch. 

intermittieren, [. (inter-mittere; vgl. mittieren) 
unterlafjen, nachlaffen, unterbrechen; intermit- 
tierende Krankheiten, Krankheiten mit Zwi— 
Ichenzeiten, in Denen wenigſtens ein relativer Ge- 
jundheitszuftend eintritt; intermittierendes 
Sieber; intermittens,ein Wechjelfieber; inter- 
mittierender Puls, ein auzfegender od. unter— 
brochener Aderſchlag; intermittierende Duel- 
len, ausfegende, ungleich fliegende Quellen; In— 
termifiion, £. l. (intermissio) die Unterlaffung, 
Unterbrechung, das Nachlaſſen; der Abjaß; die 
Bwifchenzeit; Intermiſſion eines Fiebers, 
die fieberfreie Zwiſchenzeit; Intermiſſions— 
Sünden, Unterlaffungsfünden; intermiſſib, nl. 
unterbrochen. 

Antermirtür, ſ. unter intermifzieren. 

intermontän, nl. (von mons, Gen. montis, Berg) 
zwischen Bergen od. Gebirgen befindlic). 

Intermundium, n. l. (v. mundus, Welt) Zwiſchen— 
welt, der Raum zwiſchen Weltkörpern; pl. Inter⸗ 
mundien; intermundan, nl zwilchen Weltkör— 
pern befindlich. 

intermurãäl, [. (intermurälis, von murus, Manter) 
zwifchen den Mauern befindlich. 

intermustulär, nl. zwischen den Musfeln (f. d.) 
befindlich. 

intern, l. (internus, a, um) oder als Adverb in— 
terne, innerlich, inwendig; inländifch; z. B. der 
interne (innere) Handel, entg. ertern; häuslich, 
zum innern Dienjt gehörig, nicht fiir die Offent- 
lichfeit beftimntt, z. B. eine interne Angelegen- 
heit; Interne, pl. Einheimijche, Snländer (bei. in 
Lehranitalten); Schüler, die Koft und Wohnung in 
einer Erziehungsanjtalt haben; internal, engl. 
(ſpr. intörnehl) innerlicdy; al3 Haupt. das Inner— 
liche; Internät, n. nl. eine Erziehungsanitalt, in 
welcher die Zöglinge wohnen, entg. Erternat; 
interitieren, nl. Fremde, Flüchtlinge 2c. von den 
Grenzen in das Innere eines Landes verweifen 
und darauf befchränfen; einfchliegen, in Haft Hal» 
ten (befond. in einer Feitung); interniert, einge- 
Ichloffen, gefangen; dah die Internierung; Ju— 
terniften, pl. nl. Heilf. Innerlichkranke; ärztliche 
Bertreter der inneren Medizin; in Frankreich: 
Unteraffiftenten; au) = Interne; Internum, 
n. das Innere, innere Angelegenheit. 

internationäf, nl. (vgl. Nation) zwischen Nationen 
oder Bölfern beitehend oder obwaltend, allen Völ— 
fern gemeinfam, alleBölfer umfafjend, weltbürger- 
lich (3. B. internationales Necht, internationale 
Berhältniffe, Verträge 2c.); Internationale, f. 


oder internationale Arbeiter-Afjoziation, f- 
eine über Europa und Amerifa verbreitete Ber- 


380 Internezion 


bindung von Arbeitern zc. zur Verbeſſerung ihrer 
politiſchen und fozialen Berhältniffe; Anternatio- 
ntalift, m. ein Mitglied einer folhen Verbindung; 

nternationalität, f. die Beziehungen zwifchen 
Völkern und Rändern, Völferverfehr. 

Internesion, f.1. (internecio,d. internecäre, gänz- 
lich töten, hinmorden) völlige VBertilgung; Inter 
nezions-Krieg (lat. bellum internecinum), ein 
Vertilgungskrieg; internezin, tödlich. 

internieren, Interniften, ſ. unter intern. 

Internödium, n. I. Bot. der Raum zwiſchen zwei 
Knoten an Pflanzen, Knotenabſtand; Gelenfab- 
ſtand; Fingerglied. 

Internunzius, m. I. (vgl. Nunzius) ein Zwiſchen— 
bote, Unterhändler; Unterbotfchafter, bef.ein außer- 
ordentlicher Botjchafter des Vapftes; Anternumns 
statür, £. nl. das Amt und die Würde desfelben. 

interozeãniſch, nlat. zwiſchen Weltmeeren gelegen, 
diejelben verbindend. 

interpafiieren, Left. (fr. passer, durchziehen, durch— 
jtechen) durchnähen, jteppen; Interpaffation od. 
Interpafiierung, f. die Unter- od. Durchnähung, 
das Steppen. 

interpellieren, I. (interpelläre) unterbrechen, ins 
Wort fallen, ftören; Erläuterung oder Aufſchluß 
fordern; hintertreiben, Einſpruch tun, einem etwas 
jtreitig machen; vor Gericht fordern; Interbella⸗ 
tion, £. (interpellatio) eine Zwiſchenfrage, Unter- 
brehung ; das Auffchlußverlangen, die Anfrage; 
Berhinderung, Streitigmahung eines Befißes, der 
Einſpruch; aud gerichtliche Aufforderung. 

Interpenine, pl. I. (v. interpensivus, daztwiichen- 
bängend, ſchwebend, dazwilchengefügt,vonpend£re, 
innen) Bauf. Zwifchenbalfen, Stich- od. Einzug- 

alfen. 

intersolieren, [. (interpoläre, von polire, glätten) 
eig. durch Glätten neu oder anders geftalten, auf> 
ſtützen; etwas einjchieben, durch Einfchieben eines 
Wortes 2c. verfälfhen; interpolierte Stellen, 
verfälichte od. Später eingejchaltete Stellen; Anter= 
polation, f. (interpolatio) die Einſchaltung, Ein- 
rückung eines Wortes oder ganzer Sätze in Yand- 
ſchriften, fpätere Einfhiebung ganzer Strophen 
und Teile in ein Gedidt; Interpolations⸗For⸗ 
mel, £. eine Formel in der Wahrjcheinlichkeits- 
rehnung; Interpolätor, m. ein Schriftverfäl- 
ſcher, Unterſchieber. 

interponieren, l. (interpon£re, von pon£re, ſetzen, 
ſtellen, legen) een oder =itellen; etwas 
vermitteln, die Bermittelung übernehmen; Rſpr. 
ein Rechtsmittel gegen einen widrigen Bejcheid ein- 
legen; Interponditt, m. (interpönens) Rfpr. der 
Einleger eines Rechtsmittels; Interpofition, f. 
(interpositio) die Bermittelung; Einlegung eines 
Rechtsmittels; Einſchreiten einer Behörde; inter- 
positio appellatiönis, Ripr. Einleguug der Be- 
rufung an ein höheres Gericht. 

Interpret, m. I. (intErpres, pl. interprötes, eig. 
ein Zwiſchenſprecher, vom ungebräudjl. pres, pre- 
tari, d. i. ſprechen, holl. praten, engl.prate, ſchwed. 
prata)ein Ausleger, Überjeßer, Dolmetſcher; inter⸗ 
pretieren (I. interpretäri), auslegen, erläutern, 
erflären; interpretäbel (ipätl. interpretabilis), 
er£lärbar, überjegbar; Snterpretation, f. (inter- 
pretatio) die Auslegung, Erklärung; interpre- 
tatio authentica, eine beglaubigte, rechtsgültige 
Auslegung); interpretatid, nl. auslegend, erklä- 
rend; Anterpretätor, m. der Ausleger, Erflärer. 

interpungieren, [. (interpung£re, interpünctum, 
einen Punkt dazwiſchenſetzen, such Punkte unter- 


TE 


interbenieren 


Iheiden oder abteilen; vgl. Punkt) oder inter> 
punktieren, ıl. durch Zeichen abteilen; Inters 
punttien [.interpunctio) od. Intervpunttation, 
en tebung;Anterpunftions=deichen, 

Interregnum, n. I. (vgl. regnum) das Zwiſchen— 
reich, die Zwiſchenregierung, Zwiſchenherrſchaft, 
Reichsverweſung; Intérrerx, m. (vgl. rex) ein 
Zwiſchenherrſcher, Ziwijchentönig, Reichsverwejer. 

interrogteren, l. (interrogäre, von rogäre, fragen) 
fragen, befragen, verhören; Interrogation, f. 
(interrogatio) die Frage, Befragung; Interroga⸗ 
tionszeichen oder signum interrogändi, n. ein 
Sragezeichen (2); interronativ (jpätl. interrogä- 
tivus) und al3 Adverb auch interrogative, fra- 
gend, fragweile; Interrogatiu(um), n., pl: —@, 
ein fragendes Fürwort; Interrogatorium, n. nl. 
eine gerichtliche Frage oder Befragung, ein Frage: 
punkt; ein Berhör; pl. interrogatoria vd. Inter 
rogatorien. } | 

interrumptieren, [.(interrumpere; vgl.rumpieren) 
unterbrechen, abbreden; hindern, ftören; inter— 
rint (l. interrüptus), unterbrochen, unzufammen- 
hängend ;Anterrnption, f.(interruptio)diellnter- 
bredung; Störung; interruptiopraeseriptiönis, 
die Unterbrechung der Verjährung; Interrüptor, 
m. der Unterbrecher, Stürer. 

interfezieren, I. (intersecäre; vgl. jezieren) durch- 
ichneiden; Interſektion, f. (intersectio)die Durc)- 
ſchneidung Kreuzung, der Durchſchnittspunkt zweier 
Linien, Durchſchnitt. 

Interfeptum, n.!. (v. inter-sepire, verzäunen, ab- 
ſchließen) die Scheidewand; auch das Zwerchfell. 

Interffapilum oder Interifapilfium, n. jpätl. 
(v. scapüla, Schulterblatt) der Raum zwiſchen den 
Schulterblättern. 

interſpergieren, ul. (von spargere, ſtreuen) da— 
zwiſchen einſtreuen oder einmengen. 

Interſtitium, n. l. (von inter-stäre, dazwiſchen⸗ 
ſtehen oder -fein) der Zwiſchenraum, die Zwiſchen— 
zeit, Ruhezeit, Bauje, der Aufjchub. 

Intertignium, n. I. (von tignum, Balfen) Bauk. 
der Raum zwiſchen zwei Balfen. 

Intertrigo, f. 1. (von ter&re, tritum, reihen) Heilt. 
der Wolf, Reitwolf (am Hintern); das Wundjein 
Heiner Kinder (durch Harnſchärfe); Antertritär, 
f. l. (intertritüra) der Abgang durch Reibung. 

intertroͤpiſch, I.-gr. (vgl. Tropen zc. unter Tropus) 
zwifchen den Wendekreiſen liegend oder befindlich. 

Interuſurium, n. I. (vgl. Ufur) der Zwiſchenzins, 
d.i. der bei der Bezahlung einer noch) nicht fälligen 
Forderung für die Zwifchenzeitabzurechnende Zins. 

Interväͤll, n. lat. (intervällum, eig. der Raum zwi— 
ihen zwei Schanzpfählen, v. vallus, Schanzpfahl) 
der Zwifchenraun, Abjtand, die Lücke; Rſpr. eine 
Friſt, Zwifchenzeit; Tonf. der Tonabſtand, die Ton- 
weite, der Raum zwijchen zwei Tönen; pl. Inter⸗ 
pAlle (1. intervälla), Tonverhältnifie, Tonmweiten; 
per intervälla, in Abſätzen, unterbroden; dUu- 
cida od. gew. lucida intervalla, pl. helle Augen- 
blicke, gute Schauer bei einem Kranten, bej. einem 
Irrſinnigen. 

intervenieren, l. (intervenire) dazwiſchenkommen 
od. »treten, ſich in die Sache anderer einmengen, 
in eine Klagejache eintreten, vermittelnd auftreten, 
fi ins Mittel Schlagen; Kffpr. im Wechjelverfehr: 

. einen von dem Bezogenen zurücdgemwiejenen Wechjel 
für Rechnung oder zu Ehren (per honor) des Aus— 
fteller8 oder eines Giranten einlöfen (daher auch: 
Ehrenintervention und Interventions-Pro— 


Interverfion 


vifion); Intervenient, m. (interveniens) Ripr. 
der ſich in eine Streitjache als dritte Partei (ter- 
tius interveniens) mit einmifcht, Mittler, Schied3- 
mann; Intervention, f. (interventio) die Da- 

wiſchentunft od. — Vermittlung, das 
Eingreifen oder Einmifchen, der Beitritt eines 
Dritten in eine Klagejache, die Einmifchung eines 
Staates in die Angelegenheiten anderer Staaten; 
interventib, nl. dazwiſchentretend, vermittelnd; 
Suterbentor, m. der Vermittler; Nichtinter- 
ventionsprinzip, n. der Örundfaß, ſich nicht ein— 
zumijchen. 

Interberjion, j. unter intervertieren. 

intervertebräl, nl. (vgl. vertebral) zwiſchen den 
Wirbelbeinen liegend. 

intervertieren, |. (intervertere, eig. gleich]. unter- 
menden, d.i. nad) einer andern Richtung hinwen— 
den; vgl. vertieren) unterfchlagen; Interverſion, 
f. (interversio) die Unterfchlagung; Interverſor, 
m. der Unterjchlager, Entivender. 

Interbview, f. oder n. engl. (jpr. interwjuh), die Un- 
tervredung, Ausfragung, ein Beſuch zur Ausfor- 
chung od. Ausholung, bef. ein politisches Geſpräch 
zwiſchen einem Zeitungs-Berichteritatter u. einen 
Staat3mann, Geſpräch mit einem Künftler uſw.; 
Interbiewer, m. (jpr. intertvjuer), ein Reporter 
(1.d.), ein Ausfrager, der inUnterrediung mit einem 
berühmten Staatsmanne, Künstler, Gelehrten ujw. 
deſſen Meinung über wichtige Tagesfragen auszu- 
forschen jucht; interviewen (ſpr. intermwjuen), be- 
ſuchen und ausfragen. 

tnterzedieren, |. (interced£re; vgl. zedieren) eig. 
dazwiſchentreten, eintreten, vermitteln; Einſprache 
erheben; fich für jemand verwenden, für ihn bitten, 
fi für ihn verbürgen; intercedento, durd) Ber- 
wendung oder Bermittelung, durch Fürbitte oder 
Empfehlung; Interzedent (interc&dens) oder 
Interzeſſor, m. ein Bermittler, eine Mittel3per- 
jon; derBürge; Interzeſſion, f.(intercessio) Ber- 
mittelung, Berwendung, Fürſprache, — chaft; 
Erhebung der Einſprache; intercessio Christi, 
Chriſti Fürſprache für die Seinen bei Gott; inter- 
cessionäles, pl. nl. Berwendungsjchreiben, Für- 
bittichreiben. 

interzelfulär, nl. (intercellularis, von inter und 
cellula, Helle) zwijchenzellig, was zwijchen den Ge- 
mwebezellen des tieriichen Körpers iſt, z. B. Inter⸗ 
zellulargänge, Zwiſchenzellgänge, die lufterfüllten 
Räume zwiſchen den Zellen; Juterzellular⸗Sub⸗ 
ftanz, Zwiſchenzellſtoff, die Maſſe, die die Bellen 
verbindet. 

— tion, ſ. interzipieren. 
nterzefiion, ſ. interzedieren. 

interzidieren 1., I. (intercid£re, v. cad£re, fallen) 
—— zutragen; interzident(inter- 
cidens), dazwiſchenfallend, eintretend. 

interzidieren 2.1. (intercid£re, v. caedere, ſchnei— 
den) zerichneiden, zertrennen; unterbrechen; inter= 
gident (intercidens),unterbrechend; Interziſion, 

. (intereisto) eig. die Zerfchneidung, der Durch— 
fchnitt; die Unterbrechung, Baufe; der Abſatz, Zwi— 
ſchenſatz. 

interzipieren, I. (intercipere, von capere, faſſen, 
fangen) auffangen, wegnehmen, unterfchlagen, 3.8. 
Briefe; Interzeption, f. (interceptio) die —* 
fangung, Wegnahme. 

inteſtãbel, I. intestabilis (vgl. teftieren), Rſpr. un- 
fähig vd. untüchtig, ein Tejtament zu machen, od. 
Benge zu fein; intejtät, I. intestätus od. ab in- 

estato, ohne Tejtament oder Vermächtnis, ohne 


—— — — — — — — —— — — —— — — — — — — —— — — — — — — — — — | 6— 


intraktabel 381 


Erbſchaftsverfügung, ohne Erbverordnung, z. B. 
Verſtorbener; heres intestãtus od. ab intestäto, 
einInteſtũt⸗Erbe, ein natürlicher, geſetzlicher Erbe. 

Inteſtinum, n. l. (von intestinus, a, um, innerlich, 
inmwendig, v. intus, ſ. d.) der Darm; pl. Inteſting, 
die Eingemeide 2c.; inteftinäl, nl. die Eingeweide 
betreffend; Inteftinäl-Ton, m. das durd) das 
Hörrohr wahrnehmbare Eingeweide-Geräuſch. 

inthronifieren, [.-gr. (ml. inthronizare; vom gr. 
thrönos, Stuhl, Thron) auf den Thron erheben, 
einen Btjchof feierlich in feine Würde, in fein Amt 
einfegen, auf den bifchöflihen Stuhl feßen; In— 
throniſation, f. die Thronerhebung, Thronbe— 
jteigung, der Antritt; bef. auch feierliche Einſetzung 
eines Biſchofs oder Bapites durch Befignahnıe des 
Thrones in der Hauptlirche; auch Freiſprechung 
der Büßenden und deren Wiedereinjegung in Die 
Gemeinde; ferner Wiedereinweihung eines ent- 
mweihten Altars. 

intim, l. (intimus, eig. der innerfte, Superl. von 
interior) innig, vertraut (fr. intime); Intimus, 
m. der Bertraute, Bufenfreund; Intimität, f. nl. 
(fr. intimite) die Innigkeit, Vertraulichkeit. 

Intimat 2c., |. unter intimieren. 

intimidieren, nl. (fr. intimider; vgl. timide) ein- 
ſchüchtern, in Furcht ſetzen, abichreden; Intimi— 
dation, f. die Einſchüchterung; Intimtdäter, n. 
der Einjchüchterer. 

intimieren, |. (intimäre, eig. hineinfügen od. tun, 
v. intimus; fr. intimer) gerichtlich ankündigen, an- 
jagen; auch vorladen; Intimät, n. (intimätum) 
eine hohe Verordnung; Intimation, £. (ſpätl. in- 
timatio)die gerichtliche Ankündigung, Zufertigung; 
Intimätor, m. der Ankiindiger. 

Intimität, Intimus, ſ. unter intim. 

intingieren, [.(intingere; vgl. tingieren) eintauchen, 
anfeuchten; Antinftion, f. (jpätl. intinctio) die 
Eintaudhung; bei. das Eintauchen des Brotes in 
den Wein beim Abendmahl. 

intitnlieren, nl. (vgl. Titel) betiteln, mit einerAuf- 
Ichrift verfehen; Intitulation, f. die Betitelung, 
Überfchrift. 

intoleräßel, I. (intolerabilis; vgl.tolerieren ıc.) un» 
erträglich, unleidlich; intoleränt (I. intolörans), 
unduldſam gegen Andersdenkende, beſ. in Reli— 
gionsſachen; Intolerantismus, m. barb.l. das 
Unduldfamteitswefen; Intolerdnz, f. ([. intole- 
rantia) die Unduldſamkeit, Feindjeligfeit gegen 
Andersdenfende oder Andersgläubige. 

intonieren, l. (it. intonäre, anjtinnmen, (.intonäre, 
ertönen, donnern, von tonus, Ton, Donner) ans 
ftimmen, einen Ton angeben; Intonation, f. das 
Anſtimmen; der Tonanfag, Einfag, die Einfäte; 
beim Gottesdienjt die vom Geiſtlichen am Nitar 
gefungenen Sprüche, die von der Gemeinde beant- 
mwortet werden. 

intorquieren, I. (intorquere; vgl. torquieren) um⸗ 
drehen, verdrehen; Intorfion, £. nl. (intorsio) die 
Berdrehung, Windung; intorsio uteri, Heilf. 
Gebärmutterfnidung. 

AIntorifation, f. I.-gr. (ſ. Torikum) die Vergiftung; 
Beraufchung, Bezauberung. 

intra, [. (f. interä, sc. parte, von interus, a, um, 
inmendig, innerlich) innerhalb, binnen; intra bi- 
duum und ähnliche Verbindungen, j. unter dem 
Tolgemworte. 

intrafapfulär, nl. was innerhalb der Gelenkſcheide 
(capsula) ift, 3. B. eine dahin eingedrungene Ber- 
legung des Gelenkes. 

intraftäbel, I. (intractabilis, vgl. traftieren 2.) 


382 Intrade 
oder fr. intraitable (ſpr. ängträtäb'l), nicht zu 
behandeln, unbeugjam, fpröde, twunderlich; In— 
traftabilität, f. nl. die Unbeugſamkeit, Starr- 
\innigfeit; intraftät, unbehandelt, (von Pferden) 
unzugertitten. 

Juträde, f. (it. inträta oder enträta, altfr. intrade, 
f. entree, ſ. d.) Tonk. der Eingang, die Einleitung, 
dasBoripiel,das ZufammenjchmetterneinesTrom- 
peterorcheſters; Antraden, pl. Staats-Einfünfte, 
Gefälle. bei. Kammer-Gefälle. 

intramundan, nl. (von mundus, Welt) inweltlich, 
in der Welt befindlich, zur Welt gehörig. 

Intranjigenten, pl. jpan. (von transigir, ſich ver- 
gleichen) Unverſöhnliche, die ſich auf feinen Ver- 
gleich einlafjen. 

Intranſitib, I. (intransitivus, a, um; vol. Tran- 
fition 2c.) Sprachl. ein Berbum, das den Akkuſativ 
nicht bei fich Haben kann; ziellos; verbum in- 
transitivum od. Intranſitivum, n. ein ziellofes 
Zeitwort (3. B. ſchlafen, jterben), entg. Tranfi- 
tivum (vol. Verbum). 

intransportäßel, nl. (vgl. transportieren 2c.) un— 
beweglich, nicht fortzufchaffen. 

intvehide, [. (intrepidus, von trepidus, unruhig, 


ängjtlich) unerfchroden, beherzt; Intrepidität, f. 


nl. die Unerfchrodenheit. _ 

intrizieren, I. (intricäre, von tricäri, Schwierig- 
feiten machen, tricae, Poſſen, Ränke, Verwicklungen, 
Schwierigkeiten) verwickeln, verwirren; intrifät(l. 
intricätus), verwickelt, verworren, ſchwierig heikel, 
verfänglich; Intrige, k. fr.(ſpr. —trige; it.intrigo, 
m.) die Verwicklung, Knotenſchürzung, z. B. eines 
Schauſpiels; das Lift- od. Truggewebe, Ränkeſpiel, 
ein liſtiger, heimlicher Streich, Kniff; auch ein Lie— 
beshandel; in der Mehrheit: Intrigen, Ränke, 
Kniffe, Umtriebe, Schliche ꝛc.; ein Intrigenftüd, 
ein Schaufpiel, deſſen Haupt-Intereſſe in der durch 
die Lift der handelnden Perſonen herbeigeführten 
Berwiklung und deren kunſtreicher Löſung liegt, 
Verwicklungsſtück; intrigieren (frz. intriguer, 
it. intrigare), Ränke ſchmieden, Liſtgewebe anzet- 
teln; verwiceln, verflechten ; bei einer Sache intri= 
siert jein, darein verwickelt, verflochten, verftrickt 
jein; intrigant (fr. intrigant), ränfevoll, ver- 
Ihmigt, araliftig, voll Kniffe u. Ränke; verflochten, 
verſtrickt; Intrigaͤnt, m. ein Ränkeſchmied, ein 
arglijtiger, ränfevoller Menſch; auf der Bühne die— 
jenige Figur, welche durch ihre Liſten hHauptfächlich 
die Vermwidelungen hervorruft. 

introduzieren, [. (indroduc£re, von intro, hinein, 
u. ducere, führen) einführen, einjeßen, einleiten; 
Antroduftion, f. (introductio) die Einführung, 
Einjegung in ein Amt; aud Einleitung eines 
Buchs 2c.; Tonf. (it. introduziöne), ein einleiten- 
der, vorbereitender Saß eines Tonſtücks, meist von 
langjamen, ernjtem Charakter; introduftip, nl. 
einführend, einleitend; introduktöriſch, nl. (in- 
troductorius, fr. introductoire) zur Einleitung 
gehörig. 
Introgreſſion, f. nl. (v. introgredi, hineinschreiten, 
v. gradi, jchreiten) das Eintreten, der Eintritt, 
Jutroitus, m. [. (v.intro-ire, Hineingehen) der Ein- 
gang, die Borbereitung; bej. der Nede-Eingang; 
der Anfang der Mejie. 

intromittieren, [. (intromitt£re) hineinlafjen oder 
bringen; Intromiſſion, f. nl. die Einbringung, 
Hineinſchiebung. 

introſpizieren, [. (intro-spicere, v. spicere, spe- 
Ecre, jeden, ſchauen) hineinbliden; innerlich unter— 


.in una serie, j. unter Series. 


Inbalenz 


ſuchen; Introſpektion, f. nl. das Hineinblicken; 
die Unterſuchung des Innern. 

Introverſion, f. nl. (von intro, hinein, u. vertöre, 
wenden) Die Einwärtswendung, Einwärtsfehrung; 
introversio palpebrärum, Seit Einwärtsmwen- 
dung der Augenlidränder. 

intrudteren, I. (in-trudere, von trudere, ftoßen) 
hineinjtogen, einfchieben, fich eindrängen; Intru— 
jion, f. ıl. das Eindrängen od. Einſchieben in Am— 
ter; das Aufdringen; intenfin, einjchiebend, ein- 
drängend. 

Sntwitns, m. l. (v. intueri, anjchauen, v. tueri, ins 
Auge faſſen, ſchauen) das Anjchauen, Hinfehen, 
der Anblick; intuitu, Rſpr. in Unfehung od. Er- 
wägung; primo intuitu, beim erſten Anblick; 
Intuition, f. nl. die finnliche Anſchauung; auch 
innere, geiftige Anſchauung, anſchauende Erfennt- 
nis, Beihaulichkeit; intuitib, anjchauend, unmit- 
telbar wahrnehmend u. empfindend; anſchaulich; 
die intuitive Erfenntnis, eine durch finnliche 

Anſchauung gewonnene Erkenntnis; die intui- 
tive Fakülkät, das Anſchauungsvermögen. 

intumeſzieren, [. (in-tumescere; vgl. Tumor 2c.) 
aufſchwellen, ſich aufblähen, jtolz fein; Intume— 
ſzenz od. Inturgeſzenz, nl. (von in-turgescere, 
— anſchwellen) die Anſchwellung, Auf— 

ähung. 
inturbiert, l. (inturbätus; vgl. turbieren) ungeſtört, 
nicht beunruhigt. 
intus, [. (eig. einmwärts, von in, u. tus, her) inwendig, 
darin, drinnen, innerhalb ; Intusſuszeption, f. 
nl. (vgl. fuszipieren) die innere Aufnahme, innere 
Aneignung, wechlelleitige Einjaugung und Ver— 
ſchmelzung zweier Stoffe, 3. B. Waller u. Zuder; 
die Anjegung neuer Teile von innen, der Anwuchs 
von innen; Antusinszention eines Darmes, 
Heilf. Einjchiebung des oberen Teils desjelben it 
den unteren. 

Snüle, £. 1. der Alant (j.d.), eine Pflanzenart; Inu⸗ 
lin, no. nl. = Mlantin, ].D. 

inumbrieren, I. (inumbräre, v. umbra, Schatten) 
beihatten; Inumbration, f. (inumbratio) die Be— 

(ſchattung. 

inundieren, I. (inundäre, von unda, Welle) über— 
ſchwemmen, unter Wafjer ſetzen; Inundation, 
f. (inundatio) die Uberſchwemmung, Flut; ein 
Schwarm. — 

Inunktion, f. (. (inunctio, vgl. Unktion) die Ein— 
jalbung, das Einreiben. e 

inurbän,l. (inurbänus; vgl.urban) unhöflich, grob, 
are roh; Inurbanität, f. nl. die Unhöflichkeit, 

oheit. 

inusitäte, [. (v. usitäre, usitäri, gewöhnlich gebrau- 
hen, Berjtärfungswort v. uti, usus, gebrauchen) 
ungebräuchlich, ungewöhnlich. £ 

inutilis, e, [. (vgl. utilis) unnüß, unbrauchbar; in- 
utile pondus terrae, j. unter pondus; Inuti⸗ 
fität, f. (inutilitas) die Unbraucdhbarfeit, Nutz— 
loſigkeit. 

invadieren, l. (invadére, v. in, u. vadere, gehen, 
ſchreiten) einfallen, überfallen; Inbaſion, k. (in- 
vasio) ein feindlicher Einfall in ein Land; Inva—⸗ 
itons= Armee, f. das zum feindlichen Einfall be- 
nußte Heer; J.-Krieg, ein Angriffsfrieg durch 
plöglichen Einfall. Bel 

Invagination, f. nl. (v. vagina, Scheide) die Ein- 
ichiebung in eine Scheide. h 

Inbaleéenz, f. I. (invalentia, v. valere, gejund, ſtark 
jein) Kraftloſigkeit, Unvermögen, Unpäßlichkeit; 
inpalejzteren, I. (invalescere, Beginn-Zeitwort 


u EEE NE 


indariabel 


von invalere) jtarf werden, an Kräften guuehmen, 
überhand nehmen; inbalid(e) (I. invalidus, fr. in- 
valide, vont I. validus, geſund, kräftig, von valere) 
fraftlos, schwach; unvermögend, gebrechlich, ſchwäch— 
ih; bei. ausgedient habend, vienftunfähig, un- 
brauchbar; auch ungültig, nicht vechtsbejtändig; 

ndalide, m. ein Dienitunfähiger, Ausgedienter, 


Verwundeter; Invaliden-Kompagnie, f. eine | 


Abteilung alter Krieger; J.-Haus, ein Altkrieger- 
haus; invalidieren, nl. gerichtlich unfräftig oder 
ungültig machen, entkräften, jchwächen, umftoßen; 
Invalidation od. Inbvalidierung, f. die Ungül— 
tigiprehung, ein Nechtsipruch, durch welcen et- 
was ungültig gemacht wird; Entfräftung; Inba= 
fidität, f. die Kraftlofigfeit, Schwäche, das Un- 
vermögen, die Unbrauchbarfeit, Dienftunfähigfeit; 
die Ungültigkeit, Nichtigkeit. 


invariãäbel, nl. (vgl. variabel) unveränderlich, un— 


wandelbar; Inbäriabilität, f. ıl. die Unverän- 
derlichkeit. 


Andaiion, j. invadieren. 
Invékta oder Inpeften, pl. I. (von invehere, ein- 


führen, bringen) Eingebrachtes, Mitgebractes. 


Inveftibe, f. nl. (fr. invective, vom [. invectivus, 


a,um, gegen jemand losziehend, ihn anfahrend, von 
inv&hi, eig. Paſſ. von invehere, gegen jemand los— 
fahren, auf ihn ein- oder andringen, heftig an— 
greifen) eine Beleidigung, Anzüglichkeit, Schimpf— 
od. Stihelvede, Shmähung; bei. pl. Invektiven, 
Anzüglichkeiten, Schimpfreden 2c.; invektivieren 
(fr. invectiver), heftig und befeidigend anfahren, 
beichimpfen. 


invenit, lat. (von invenire, auf etwas fommen, e3 


jinden, antreffen, erfinden) er hat's erfunden, auf 
Kupferſt. gew. abgef. inv. neben dem Namen des 
Künftlevs; Inventarium vd. verk. Inventär, n., 
pl. Inventarien, der Vorrat, bei. Wirtichafts- 
vorrat, Wirtſchaftsbeſtand, Beſitzſtand, die Aus— 
ſtattungsgegenſtände; das VBorratsverzeichnis, Be— 
ſtandsverzeichnis der Verlaſſenſchaft, der Überlie— 
ferungsſtücke oder aller vorgefundenen Güter ꝛc., 
bei Amts- oder Dienſtübergaben auch Stückver— 
zeichnis od. Verzeichnis der Dienſtſtücke, des Dienſt— 
zubehörs, der Ausſtattungsgegenſtände; Inven— 
tar-Benefiz, n., ſ. beneficium inventarii; 
S..&rbe, Erbe mit Vorbehalt; J.-Recht, Erb— 
vorbebalt; inventariiieren, barb.-L. ein Beſtands— 
verzeichnis anlegen, den Bejtand aufnehmen; In— 
ventarisation, f. die Bernügens- oder Berlafjen- 
Ihafts-Berzeihnung, Beitandaufnahme; Inven— 
tion, f. (f. inventio) die Erfindung, der Kunftgriff; 
inbentiös, tl. erfinderiich, erfindungsreich, ſinn— 
rei; inventieren (fr. inventer), erfinden, aus— 
finnen; auch f. inventarijieren; Inventiun— 
file, £. l. eine kleine Erfindung; Inbentor, m. 
l. der Erfinder; Inventũr, f. ııl. (inventüra) die 
Nachſicht od. Durchſicht deſſen, was fich vorfindet, 
und deſſen Aufzeichnung; bei Kaufleuten das Ver- 
zeihnis vorrätiger Waren 2c., das Beitandbud), 
Lagerbuch, Borratsverzeichnis, der Lagerbeſtand; 
Inventurinät, m. nl. dev die Inventur nachficht 
oder vergleicht. 


inbergieren, l. (invergere; vgl. vergieren) neigen, 
hinneigen; Invergenz, f. nl. die Neigung. 

inverfäbel, n{. (vgl. vertieven) unumſtoͤßlich. 

Invertebräta, pl. nl. (vertebra, Wirbelbein) wir— 
belloſe Tiere. 

indertieren, [. (invertöre; vgl. vertieren) umkeh— 
ven, verjegen, umstellen; Inbertentien, pl. (in- 
vertentia) Heilf. Einwidelungsmittel, um fcharfe 


inditieren 333 


Arzneien, bej. Säuren einzuhillen; inverso or- 
dine, in umgefehrter Ordnung; Inverſion, f. (1. 
inversio) die Umſtülpung; Sprachl. die verjeßte 
Wortfolge, Umstellung der Worte eines Sabes; 
Krk. die Bildung der Schlahtordnung auf eine 
von der gewöhnlichen abweichende Art; inversio 
palpebrarum, Heilf. die Auswärtsmwendung der 
inneren Fläche der Augenlider; Inberjor, m. eig. 
der Umwender, ein zum Umwenden des galvani- 
chen Stromes dienendes — 

inveſtigieren, l. (investigäre ; vgl. Veſtigien) der 
Spur nachgehen, aufipüren, erforihen; inbeſti— 
näbel ([. investigabilis), ausſpürbar, erforſchlich; 
Invbeſtigation, f.(investigatio) Nachſpürung, Er- 
forſchung, Unterjuchung; invejtigatid, neulat. zu 
Forſchungen geneigt od. aufgelegt; Inbeſtigätor, 
m. der Aufjpürer, Erforſcher; Inbeſtigator Is— 
lands, m. englilch (ſpr. inweitigehter eiländs) eine 
judl. vom auftraliichen Kontinent gelegene Inſel— 
gruppe. 

inveſtieren, I. (investire, v. vestire, fleiden, vestis, 
Kleid) einkleiden, mit den Zeichen der Amtswiirde 
befleiden; daher einjeten, einweiſen, bejtallen, be- 
lehnen; inbeſtitib, nl. befleidend, einfleidend, ein- 
jeßend 2c.; Inveſtitũr, f. ml. (investitüra) eig. die 
Einkleidung; die feierliche Einjegung in den Beſitz 
einer Würde, Pfründe 2c., die Einweiſung, Beleh- 
nung, Bejtätigung im Amte; investitura even- 
tualis, auf den Fall einer Lehnseröffnung ge- 
gebene Belegung; i. simultanea, die Mitbeleh- 
nung, Gejamtbelehnung, wenn mehrere mit einer 
Sache belehnt werden; das Inveſtitũür-Recht, das 
Belehnungsrecht. 

inveterieren,l. (inveteräre, alt machen, inveteräri, 
alt werden; v. vetus, alt) veralten, verjähren, ein- 
wurzeln, durch lange Dauer ſich feitfegen; inbe— 
teriert, verjährt, eingewurzelt; malum invete- 
rätum, n. ein eingewurzeltes Übel; Xubetera= 
tion, f. (l.inveteratio) die Beraltung, Einwurze- 
lumg. 

invtäßel, nl. (fr. inviable; v. I. via, der Weg) un- 
gangbar, unmwegjant. 

invicem, [. (vgl. vice) wechjelsweije, gegenfeitig; 
eins nad) dem andern. 

inpidieren, I. (invidere) neiden, mißgönnen; invi— 
DIES ([. invidiösus, dv. invidia, Neid) neidijch, miß— 
günitig. 

Invigilaͤnz, £. nl. (vgl. vigilieren 2c.) die mangelnde 
Wachſamkeit, Läſſigkeit; invigilieren, l. (invigi- 
läre; vgl. vigilieren) über etwas wachen, wachſam 
ſein, aufpaſſen. 

invincibel, [. (invineibilis; v. vincere, ſiegen) un— 
beſiegbar, unüberwindlich; Invincibilität, £. ni. 
die Unbezwinglichkeit. 

inetoläßel, [. (inviolabilis; vgl. violieren) unver- 
leglich, unantajtbar, heilig; Inviolabilität, f. nl. 
die Unverleglichkeit. 

invifibel, l. (invisibilis; vgl. vijibel) unfichtbar; 
Inviſbilität, ſ. Die Unfichtbarkeit. 

invita Minerva, j. Minerva. 

invitieren, l. (invitäre) einladen, zu Gajte bitten; 
auffordern, anteizen; Inbitation, f. (l. invitatio) 


die Einladung; Jnpitäter, m. der Einlader; In— 
vitatorium, n. nl. der Ermunterungsgejang in 
der fathol. Kirche; Inpitatoriänns, m. ml. der 
Mönd, welcher im Chor die Gebete oder Gejänge 
anjtimmt; Invite, f. (it.invito, m.) im Whiftjpiel: 
eine Aufforderung an den Spielgehilfen durch 
Ausſpielung einer niedrigen Karte, woraus jener 
ſchließen fann, daß man in der ausgejpielten Farbe 


384 indituperabel 
AB oder König hat und fie daher nachgebracht zu 
jehen wünſcht. 

inbituperäbel, I. (invituperabilis, vgl.vituperieren) 
untadelhaft. 

Invoice, n. engl. (fpr. inweuß) = Faktur. 

inbolbieren, I. (involvere, vgl. volvieren) einmwideln, 
einhüllen, verwickeln; mitenthalten, in fich ſchließen, 
in fich begreifen; Involbentia, pl. Heilk. einhül- 
lende, verhüllende od. zur Abjtumpfung dienende 
Mittel; Involükrum, n. die Hülle, der Umschlag; 
involüt, (I. involütus, a, um); eingewidelt, um⸗ 


widelt; Involution, f. (involutio) die Einwide- | 


lung, Einbegreifung; der Einfchlag, die Hülle; die 
Berwirrnng, Berwiclung; Involutionsform, f. 
eine Einhüllungsform, d. h. die Form, die fi) um 
etwas gelegt hat. 

inbogteren, I.(invocäre; vgl. vozieren) anrufen, an- 
flchen; Ynpofäpit, der Name des eriten Fajten- 
Sonntags, von dem Anfange des latein. Gejanges 
in der kathol. Kirche: invocavit me etc., er hat 
mich angerufen 2c., Pi. 91, 15; Invokation, f 
(invocatio) die Anrufung; involatdriſch, nl. an⸗ 
rufend. 

invulnerãbel, l.(vgl. vulnusꝛc.) unverwundbar, un- 
verletzbar; Invulnerabilitäüt, f. nl. Unverwund⸗ 
barkeit. 

inzentib, l. (incentivus, von incinere, anſtimmen, 
von canere, tönen, fingen) eig. anſtimmend, den 
Ton angebend; uneig. anregend, anreizend; In— 
zentib, n. (l.incentivum) ein Reiz⸗ od. Antriebs⸗ 
mittel. 

Inzeption, f. !.(inceptio, von incipere, anfangen, 
von capere, nehmen, faſſen) der Anfang, das Be- 
sinnen, Unternehmen; inzeptip, nl. anfangend, 
den Anfang oder Beginn bezeichnend. 

inzerieren, l.(inceräre, v. cera, Wachs) mit Wachs 
überziehen od. vermiſchen; Inzeration, f. nl. das 
Überziehen mit Wachs, die Bermiihungmit Wachs; 
auch die Bermifchung eines trodenen Stoffes mit 
einer Flüffigfeit bis zur Dichtigkeit des Wachfes. 

inzeifibel, barb.-I. (vgl. zeffibel) unabtretbar; In— 
zejiibilität, f. Die Unabtretbarfeit. 

Suzeit, m. I. (v. castus, rein, keuſch) die Blut- 
Schande, Unzucht mit jolhen Blut3verwandten, mit 
denen die Ehe wegen Nähe der Verwandſchaft ver- 
boten ift; inzeftieren (l. incestäre), befleden, 
Ihänden; inzeftuss, nl. (fr. incestueux) biut- 
ſchänderiſch. 

inzident oder als Adverb. incĩdénter, l. (v. inci- 
dere, hineinfallen, ein=, vorfallen ꝛc., von cadere, 
fallen) einfallend, beiläufig, zufällig; Inzident- 
mwinfel, der Einfallswinfel, entg. Keflerions- 
windfel (f.d.); ineidit in Scyllam, qui vult vi- 
täre Charybdim, I. Spriv. wer die Charybdis 
vermeiden will, gerät in die Scylla, d. h. er fommt 
aus dem Regen in die Traufe, hergenommen von 

des Odyſſeus Schickſal in der fiziliichen Meerenge; 
inzidentieren, barb.-[. (fr. incidenter) Neben— 
ſachen einmiſchen, Schwierigkeiten machen; Inzi— 
dentarius, m. ein Schwierigkeitenmacher; ver 
Rechtsverzögerer, der Streitigkeiten über Neben- 
ſachen erregt; Inzidenz, f. nl. der Einfall, Ein- 
tritt, Borfall; die Einrüdung, Berührung; In— 
zidenz-Fall, pl. auch Iuzidentien, 1. dh. des 
incidents), ein Zwiſchenfall; Inzidenz oder In— 
gläentunndt, m. ein Nebenpunkt, ein ftreitiger 

ebenpuntft. 

Snzidentien, pl. lat. (von incid£re, einjchneiden, 
zerteilen, vgl. Inziſion) Heilf. einfchneidende Mit- 
tel zur Berdiinnung der Säfte. 





— — — — — — — 


F 
i 
f 





| 
| 


Iphigenia 


inzinerieren, nl. (v. cinis, Gen. cinéris, die Aſche) 
zu Aſche brennen, einäſchern; Inzineration, f. 
die Verbrennung zu Aſche; auch die Beſtreuung 
mit Aſche, als Zeichen der Trauer oder Buße. 

inzipieren, |. (incipere; vgl. Supeption) anfangen; 
Inzipient, m. (ineipiens) ein Anfänger, Lehrling. 

Inzition, f. [.(incisio, von incid£re, und dies von 
caed£re, jchneiden, hauen) die Einſchneidung, der 
Einſchnitt, Schnitt; Leichenöffnung; Inztiions- 
meiler, Eingriffsmeifer; ineisim, I. einicnittlich; 
inziſis, nl. einjchneidend, allmählich einfrefjend, 
beizend; zerteilend, verdünnend; Inziſöres oder 
Inzifiven, pl. nl. (auch ineisorii dentes oder in- 
cisivi dentes) die Schneidezähne; Snziforium, n. 
das Meſſer zu Leichenöffnungen; aud) der Tiſch zu 
demſelben Zweck; Inziſum, n. I. ein Einſchnitt; 
Einſchiebſel, Zwiſchenſätz; Inziſũr, f. ([. incisüra) 
ein gemachter Einſchnitt; Heilk. Aushöhlung an 
einem Knochenrande oder an knorpeligen Teilen. 

inzitieren, l. (incitäre, v. citäre, ſchnell bewegen, 
treiben, Verſtärkungszeitwort von ciere, in Be— 
wegung jegen) anreizen, aufhegen, antreiben, er- 
regen, anjpornen, ermutigen; anftiften; inzttäbel, 
nl. reizbar; Inzitabilität, f. Erregbar- 
feit der Lebenstätigkeit, Reizbarteit; Inzitament, 
n. lat. ſincitaméntum) der Reiz, das Neiamittel: 
AInzitantia, pl. (von sing. incitans) Heilf. An— 
regungsmittel, welche die Lebenstätigkeü erhöhen ; 
Snzitation, f. (I. incitatio) Anreizung, Anjpor- 
nung, der Antrieb, Anreiz; inzitatin, ni. an- 
reizend, anregend. 

inzivil, [. (incivilis; vgl. zivil unter civis) unhöf- 
ic), grob, ungelittet, ungebildet, roh, unartig; In— 
zieilität, f. (incivilitas) Unhöflichkeit, Grobheit, 
das bäurifche Betragen; inziviliſiert, barb.=i. 
ungefittet, roh; Jnztotismug, m. der Mangel an 
Bürgerfinn. 

Jo, f. gr. eig. die von Zeus geliebte Tochter des ar» 
giviſchen Königs Snahus; das Tagpfauenauge, 
eine Art Tagfchmetterlinge; Sternt. ein Afteroid, 
1865 durch Peters entdedt. 

ioboliſch (gr. iobölos), giftiprigend. 

Yan, n. gr., pl. Jönen, die Beitandteile, in melde 
ein der Eleftrolyje unterworfener Körper zerlegt 
wird; vgl. Anion und Kation. 

Sonifus, m. gr. (ionikös) ionifcher Versfuß mit 2 
kurzen und 2 langen Silben: vu_-, jonicus a mi- 
nöre, oder umgefehrt -- vu, ionicus a majore; 
iõniſch, den Soniern, einem altgriech. Volksſtamme, 
eigen; idniſcher Dialekt, die Mundart der Jo— 
nier, die ſich durch Weichheit und Sanftmut aus- 
zeichnete; auch Jonismus, m. überh. die Bolfs- 
eigenheit der Sonier, vgl. Dorismus; ioniſcher 
Bauftil, ionifhe Säulenordnung, der Heit- 
folge nad) die zweite griechifche Säulenordnung, 
deren Kennzeichen der mit jchnedenfürmigen Ver⸗ 
zierungen verſehene Knauf iſt; ioniſche Schule, 
die älteften griechiſchen Philoſophen Thales, 
Anaximander, Anaximenes, Heraklit und 
Anaxagöras, die in einem Natur-Element das 
Weſen der a ſuchten. 

Ipekakuanha, f. brafil. (port. ipecacuanha, ſpr. 
— Anja, fpan.ipecacuana) Brechwurz, Ruhrwurzel, 
von einer amerifanifchen Pflanze, einem Halb— 
ftrauche aus Brafilien (Cephaälis ipecacuanha). 

per, f. (fr. ipreau, ypreau, von Ypern, fr. Ypres, 
mhbochd. Iper, einer Stadt in Zlandern) die klein— 
blättrige ige — 

igenin od. gew. Iphigenie, f. gr. (Iphigéneia 

— .Name: die Kraft⸗Geborene, Tapfer-Geborene. 


ee —— — 


ipse 


ipse (ipsa, ipsum), {. ſelbſt; ipse dixit, „er ſelbſt 
hat es gejagt” (nämlich Pythagoras) ein Ausſpruch 
der Bythagoreer zur Beglaubigung ihrer Kehren; 
daher überhaupt Formel für das gedankenloſe 
Nachbeten der Worte des Meijters; ipse fecit, er 
bat es ſelbſt gemacht; ipso facto, durch die Tat 
jelbit, eigenmächtig; ipso jJure, durch das Recht 
ſelbſt, von fich ſelbſt, an und für fih; Ipſismus, 
m. barb.-!. die Selbſtſucht. [}. in. 

ir — lat. Vorſilbe vor Wörtern, die mit v anfangen, 

ira, fr. (d.5.estwirdgehen, Futurum von aller, gehen) 
gewöhnlich ga ira (pr. Ba ira), d. h. e3 wird fich 
machen, wird gehn! zur Zeit der franzölifchen Re— 
volution der Anfang eines belichten Tanzliedes 
(ga ira, ga ira, les aristocrates à la lanterne, e3 
wird gehn, [hängt] die Ariftofraten an die Laterne). 

Aräde, n. türf. (von arab. irädeh, irädet, Wunſch, 
Willen, v. rada, wünſchen, wollen) ein Rüdjchreiben, 
Befehlſchreiben, Ausſchreiben, eine Verordnungdes 
Sultans. 

Jraniſche Sprachen, eine Familie des indo-germa— 
niſchen Sprachſtammes, welche mit den indiſchen 
Sprachen die ariſche Gruppe bildet, und wo— 
zu das Zend oder Altperſiſche, das Pehlwi oder 
Huswareſch, das Pärſi oder Pazend, das Neu— 
perſiſche, das Kurdiſche, das Afghaniſche oder 
Puſchtu, das Oſſetiſche im Kaukaſus und das Ar— 
meniſche gehören. 

iraſzibel, ſpätl. (irascibilis, v. iräsci, zürnen) zum 
Zorn geneigt, reizbar; Araszibilität, f. nl. Ge— 
neigtheit zum Horn, Neizbarteit; ab iräto, l. aus 
Zorn, im Zorn verfaßt (z.B. eine Verfügung ꝛc.). 

Irene, f. gr. (eiröne, der Frieden) al3 weibl. Name: 
die Friedliche; Fabell. die Friedensgöttin, Göttin 
der Eintracht oder des Friedens, vgl. Themis; 
Sternt. ein Afteroid, 1851 durch Hind entdedt: 
Srenarch, m. ein Friedensfürft, Friedensrichter, 
pl. Irenaͤrchen; im jpäteren röm. Recht Auffeher 

ur Erhaltung der Ruhe und zur Einleitung von 

riminal- Unterfuhungen; Irenardie, f. da3 
Sriedensrichteramt; Friedensherrſchaft; Frenäus, 
m. männl. Name: der Friedliche; Irenäen, pl. 
Friedensgeſänge; Irenkon, n. eine Sriedenzitif- 
tungsjchrift zur Vereinigung der futherifchen und 
reformierten Kirche; Krenif, f. die Friedenslehre, 
bei. in der Theologie; trenisch, friedejtiftend, ver- 
mittefnd, z. B. ireniſche Schriften, welche Re— 
ligionsvereinigung bezwecken. 

Irtartea, f. eine amerikaniſche Palmenart, ſ. Ce— 
roxylon. 

Iris, f. gr. der Regenbogen; Fabell. eine jungfräu— 
liche Göttin, die geflügelte Botin und Dienerin der 
Götter, bei. Juno; die Regenbogenhaut im Auge; 
die Schwertlilie, eine Zierpflanze; auch der Name 
eines der Fleineren Planeten (vgl. Ajteroiden), 1847 
durch >. entdeckt; Iris-Drück, m. eine Art far- 
bigen Zeugdruckes, wobei verjchiedene fich abichat- 
tende Farben ineinander zu laufen fcheinen; Iris— 
Glas, durchſichtiges, in Regenbogenfarben jpie- 
lendes Glas, das dadurd) Sure worden tt, 
daß auf dasjelbe in heißem Zuſtande Dämpfe von 
Zinnchlorür einwirkten; Jrisöl, ein ätherifches DL, 
aus der Veilchen- oder Jriswurzel bereitet; Iris⸗ 
Steine, Kriftalle, beſ. Duarze, welche in den Far— 
ben des Regenbogens ſpielen; Iridium od. Irid, 
n. nl. ein 1803 von Tennant im Rlatinerz auf- 

efundenes eigentümliches, filberweißeg, ſehrſchwer 
hmelzbares Metall; iridifieren oder trifieren, 
die Farben des Negenbogens zeigen, in Regen— 
bogenfarben jpielen; Jridanfiftron, n. ar. oder 
Heyſes Fremdmwörterbuhb 21. Aufl. 


rn — — — — — — — — — — — — — 


Vorfaͤll der R.; Iridotomiĩe, f. 


irrefragabel 385 


weniger r. Iriankiſtron, der Irishaken, ein Häk— 

chen zum Hervorziehen der Regenbogenhaut durd) 

einen Einjchnitt in die Hornhaut; Iridektomie, 

f. das Ausschneiden der erg Iriden⸗ 

Heiis, f. Eintlemmung der R. in ven Hornhant- 

ſchnitt; Jrideremie, f. Mangel der R.: Irido— 

dialyiis, f. Ablöfung der R; JIridoptöſis, f. 

chnitt in die R.; 
Aritis, f. Entzündung der Regenbogenhaut. 

iriſch (engl. Irish, fpr. etrifch), irländiſch; Iriſchis— 
mus, nl. die irländiſche Spracheigenheit; iriſch— 
römisches Bad, ein Schwitbad in einem mit 
heißer, trodener Luft erfüllten Raum; Irish stew, 
n. engl. (ſpr. eiriſch ftjuh) Kochk. Srifch-Hammel- 
fleijch, eine englifche Nationakjpeife, die aus unter- 
einandergemilchtem Hammelfleifch, Welſchkraut u. 
Kartoffeln gekocht ift. | 

Irmenſäule, f. (altjächj. Irminsül) eine von den 
alten Sachjen verehrte hohe Säule, urjpr. ein Sinn- 
bild des mythiſchen Stammvaters der Hermionen 
Irmin, der von den Sachjen als Kriegsgott ver- 
ehrt wurde. 

Sronie, f. (1. ironia, dv. gr. eironeia, v. eirön, wer 
fi) in feinen Reden verftellt) feiner, veritedter 
Spott, Schalfgeit, indem man das Gegenteil von 
dem jagt, was man meint, bef. fpöttifches Lob; 
irõoniſch, ſpöttiſch, ſpöttelnd, ſchalkhaft; ironi— 
ſieren, barb.A. ſpötteln, fein verſpotten. 

irradiieren, I. (irradiãre; vgl. Radius) beſtrahlen; 
Irradiation, f. nl. die Beſtrahlung, Erleuchtung, 
Beicheinung; das Strahlen, Augitrahlen, die Er- 
icheinung, daß Helle Gegenstände auf dunklem 
Grunde größer erjcheinen, als gleich große und 
gleich weit entfernte dunkle Öegenjtände auf hellem 
Srunde. 

irraiſonnable, fr. (ipr. irräſonnäb'l; vgl. Raiſon 
2c.) unvernünftig, unbillig. 

irrationäl, I. (irrationalis; vgl. ratio 20.) unver- 
nünftig,vernunftividrig ; Rechenk. unrechenbar, was 

"nicht ganz genau ausgerechnet werden kann; Ir— 
rationalismus, m. nl. Bernunftwidrigfeit, z.B. 
in Religionsfahen; Irrationalität, f. Unver- 
numft, Bernunfttoidrigfeit; Unberechenbarfeit. 

Irredenta (zu ergänzen: Italia), f. it. (v. redimere 
— l. redimere, vgl. redimieren, d. i. loskaufen, frei 
machen, befreien, erlöſen, Partiz. redento, befreit, 
irredento, unbefreit) „daS unbefreite, unerlöjte 
Stalien”, urfpr. ein Verein, der 1861 in Stalien 
zum Zweck der Wiedererwerbung Nizzas gebildet 
wurde, aber 1870 fein Ziel wechjelte und gegen 
Dfterreich agitierte; ſeitdem Loſungswort u. Name 
einer Partei italienischer Chauviniften, welche nun- 
mehr alle Gebiete Öfterreich8 mit italieniſcher Be- 
völferung, namentlich Trieft und Südtirol, als 
vermeintlichunerlöftes Stalien, „Italia irredenta“, 
für Stalien in Anspruch nehmen und deren Los— 
trennung von Ofterreich zugunften Italiens be- 
treiben ;$rredentiften, pl. Anhänger jener Partei. 

trredimibel, nl. (vgl. redimieren) nicht loszukaufen, 
unablöslich. 

irreduzibel und irreduftibel, nl. (vgl. reduzieren) 
nicht zurückführbar, nicht wieder herzuitellen. 

Irreflexion, f. nl. (vgl. Reflerion) Unüberlegtheit. 

irreformäbel, ipätl. (irreformabilis; val. refor- 
mieren) unabänderlich, unverbeflerlih; Irrefor— 
Miabilieht, f. nl. Unverbefjerlichfeit, Unabänder- 
ichkeit. 

irrefragäbel, n!. (vgl. refragieren) unwiderleglich, 
—— Irrefragabilität, f. die Unum— 
ſtößlichkeit. 


25 


386 irrefntabel Irbingianer 


1 


irrefutãbel. !. ärrefutabilis; vgl. refutieren) un- Jrreption, ſ. unter irrepieren. 


widerleglich. tirreſiſtibel, ul. (vgl. reſiſtieren) unwiderſteblich; 
irregeneräbel, ıl. (vgl. regenerieren) nicht wieder— Irreſiſtibilität, f. die Unwiderſtehlichkeit. 
zuerzeugen, nicht wieder erzeugbar. irreſolũt, nl. (vgl. reſolvieren ꝛc.) unſchlüſſig, un— 


Irregenitus, m. ıl. (v. genitus, erzeugt, geboren, entjchieden, jchwanfend; irresoluto, it. Tonf. 
v. genere, gignöre, erzeugen, gebären) ein Nicht- | ſchwankend, weniger abgemeſſen; Krrefolution, f. 
wiedergeborner, Ungebejjerter. nl. die Unfchlüffigkeit, dag Schwanfen. 

irregular, nl. (vgl. vegulärunter Regel) unregel- | Jrrefpeft, m. nl. (vgl. Reſpekt unter refpizieren) 
mäßig; regellos, unrichtig, unordentlich; irregu> | mangelnde Achtung, Unchrerbietigfeit; irrejpef- 
lärer Puls, unordentliher Aderfchlag; irregu- tu88, unehrerbietig. 
läres Militär, irreguläre Soldaten oder irreſpiräbel, ſpätl. (irrespirabilis; vgl. vefpirieren) 
bloß Irreguläre nennt man den Teilder Armee, | — zum Einatmen untauglich, 3. B. ſolche Luft; Ir— 
der weder mit dem Übrigen ordentlichen Teil des— reſpirabilität, f. nl. die Untauglichkeit zum Ein- 
jelden, noch unter jich in bezug auf Kleidung und atmen. 

Ausrüftung übereinjtinmt, auch eine andere Zucht | irreſponſäbel, nl. (vgl. reipondieren) unverant— 
hat; verba irregularia, pl. unvegelmäßige Beit- wortlich; Irreſponſabilität, f. die Wirverant- 
wörter; Jrregularität, f. Unvegelmäßigkeit, Un- | wortlichkeit. 

ordnung; der Mangel an einer der Eigenschaften, | irrederent, [. (irreverens, von revereri, verehren) 
die zum Empfangen der heiligen Weihen unbedingt unehrerbietig, ehrfurchtslos; Irreverenz, f. (l. 
erforderlich jind. irreverentia; vgl. Reverenz) Unchverbietigteit, Ge— 

irrelognojzibel, ni. (vgl. vefognofzieren) nicht an- | ringſchätzung. 
erfennbar, was nicht anerkannt zu werden braucht irvebpfäbel, 1. (irrevocabilis; vgl. revozieren) un⸗ 
— B. eine Urkunde); Irrekognoßſzibilität, f. die widerruflich, unaufhaltian; Irrevolabilität, f. 
n 





anerfennbarfeit, Berwerflichteit. il. Unwiderruflichkeit. 
irrefonziltäbel, nl. (vgl. refonziliieren) unverjühn- | irrevolutionär, ı!. (vgl. Revolution unter revol⸗ 
id; Srrefonziliäbilität, f. Unverſöhnlichkeit. vieren) nicht-aufrühreriſch; gegen die Revolution 
tvrefordabel,ipätl.(irrecordabilis;vgl.refordieren) und ihre Grundjäße, den Revolutions-Grundfäßen 
unerinnerlid). zuwider. 


irrefuperäbel, (.(irrecuperabilis;vgl. rekuperieren) | trridieren, l. irridEre, v.ridere, lachen) auslachen, 
unerſetzlich, unwiederbringlich verhöhnen, verſpotten; Irriſion, f. (1. irrisio) das 
irrefufäbel, l. (irrecusabilis; vgl. rekuſieren) un— Auslachen, die Verhöhnung. 12 
verweigerlich, unverwerflich, unabmweisbar; Jrre= | irrigieren, I. (irrigäre, v. rigäre, wäſſern, bemwäj- 
fufabilität, £. nl. Unverwerflichfeit, Unablehn— jern) befeuchten, bewäfjern; Irrigation, f. (irri- 
barfeit. gatio)die Anfechtung, Bewäſſerung, Bejprengung; 
irrelativ, nl. (val. relativ) ohne Beziehung, einzeln, ı irrigatsriſch, ul. (irrigatorius) zur Bewäfjerung 
unverbunden;Srrelativität,f.dieNtichtbeziehung. dienend; Yrrigatenv, m. fr. (pr. —töhr) eine 
irrelevant, nl. (vgl. relevieren) un unbe Schlauchſpritze zum Selbjtkliftieren, eine Art 
deutend; Irrelebantia, pl. unbedeutende, gering- Klyſopompe, ].d. 
fügige Öegenjtände; Irrelevänz, f. die Unerheb- | Irriſfion, ſ. unter irridieren. 
lichkeit. irritieren, |. (irritäre) anreizen, reizen, erregen; 
Srreligion und Irreligioſität, £. jpätl. (irreligio aufbringen, erzienen,erbittern, ärgern; Jrritans, 
u. irreligiositas; vgl. Religion) Religionslofigfeit, n., pl. Irritantia, Yeilf. Reizmittel; trritäbel 
Religionsveradhtung, der Unglaube; trreligtds (I. (l.irritabilis), veizbar, leicht iu reizen od. in gorn 
irreligiösus), glaubenslos, gottlos. zu bringen; Jrritabilität, f. die Reizbarkeit, bei. 
irremeäbel, [. (irremeabilis, von remeäre, zurück— Muskelreizbarkeit, Erregbarfeit; Jrritament, n. 


fehren) unwiederbringlich. (irritamentum) das Rei mittel, der Reiz; Irrita⸗ 
irremediäbel, l.(irremediabilis;vgl.Remedium.ac.) tion, f. (irritatio) die Anreizung, die Erregung; 
unheilbar. Reizung zum Zorn, Erbitterung, Entrüjtung; ir— 


irremiſſibel, l.(irremissibilis; vgl. vemittieren)un- ritatio, nl. veizend, erregend; irritatsriſch, ul. 
verzeihlic); irremittent, nl. nicht nachlaffend, un- | aufreizend, aufregend. 


abläſſig. irroborieren, |. (irroboräre; vgl. roborieren) Rſpr. 
irremonfträbel, ıl. (vgl. remonſtrieren) unbe— ſtärken, verftärfen. fi 

jtreitbar. irrogieren, [. (irrogäre, von in u. rogäre, fragen, 
ivremobibel, ııl. (vgl. removieren) unabjegbar; un- bitten; be. amtlich anfragen od. beantragen) etwas 

abänderlid). wider jemand in Vorjchlag bringen; einem etwas 
irremuneräbel, l. (irremunerabilis; vgl. vemune- zuerfennen, bei. Strafe; Jrrogation, f. (irro- 

vieren) unbelohnbar. gatio) Rſpr. die Zuerfennung einer Strafe, der 


irreparäbel, [. (irreparabilis; vgl. veparieren) un- Strafanfaß. — 
erjeßlid), unwiederbringlid; Irreparabilität, f. Irroration, f. nl. (v. l irxorare, betauen, v. roxare, 
die Unerſetzlichkeit. tauen, betauen, v.ros, Tau) die Betauung; Heilk. 

irrepieren, l. (irrepere, v. repere, friechen) fich ein- Beiprengung. _ L | 
chleichen, etwas erihleihen; $rreption, f. (Ipätl. irrumpieren, I. (irrumpere, vgl. rumpieren) ein⸗ 
irreptio) die Erjchleichung. brechen, feindlich einfallen, eindringen ; Irruption, 

irrepofzibef, ipätl.(irreposcibilis; vgl.vepojzieren) | f. (l. irruptio) der Einbruch, Einfall des Yeindes 
nicht zuriidzufordern. in ein Zand, Überfall. | 

irreprehenfibef, 1. (irreprehensibilis; vgl. repre- | Irus, m. gr. (Iros) Name eines Bettlers auf der 
hendieren) unſträflich, untadelhaft. Inſel Shake, in Homers Ddyfjee; daher ein Ar- 

irrepreſſibel, nl. (vgl.reprimieren)ununterdrüdbar. | mer, Blutarmer. 

irveprohadfe, fr. (pr. irreprojchäb’L; vgl. veprv- Irviugiäner, pl. Anhänger der von dem Schotten 
chieren) untadelhaft, unbeſcholten. ; Eduard Jrving-igeit. 1834) geſtifteten ſchwär— 





Iſaak 


Iſobaren 387 


meriſchen chriſtl. Sekte, welche die Rettung des | Ischnobhön, m. gr. (ſpr. ischno —; von ischnös, 


Menjchengeichlecht8 von jeiner Siindhaftigkeit mur 
durch eine Wiederkehr Ehrijti und Einjeßung neuer 
Apoſtel fir möglich Hält, in England und Preu— 
benz; Irvingianismus, m. die Lehre derjelben. 

Iſaak, m. hebr. (Jis-chäk, derSpötter, von sachäk, 
achen, jpotten; gr. Isaak) männl. Name: Freuden- 
find, Freudenſohn. 

Siabelle, £. weibl. Nanıe (fpan. Isabel, Isabela, vom 
hebr. isebel, Iſebel, Königin von Iſraël 917 bis 
897, von i, nicht, und sebel, Beiwohnung) die Un— 
berührte, Keufche — Agnes; Iſabellfarbe, eine 
bräumlich-gelbe Farbe; iſabéll, iſabellfarbig od. 
iſabellgelb, gelblichweiß vd. bräunlichgelb, blaß— 
gelb; dab. Iſabelle, f. ein blaßgelbes Pferd; Iſa— 
bellenorden, m. ein ſpaniſcher Orden, der 1815 
von Bu jpanifchen Könige Ferdinand VII. gejtiitet 
wurde. 

Siabeypapier,n.auch Brijtolpapier, Das fir Kreide— 
zeichnungen verivendet wird. 

Iſagöge, f. gr. (eis-agöge, von eisägein, einführen) 
die Einleitung in eine Wiſſenſchaft; iſagögiſch, 
einleitend; Iſagögilk, f. die Einleitungskunft, ein- 
feitende Wiſſenſchaft, bei. biblifche Einleitung; Iſa— 
gogifon od. Iſagogikum, n. Eintrittsgeld. 

Iſagön (fr. u. engl. isagone), iſagöniſch, unt. f. 
Iſogon, iſogoniſch, |. d 

Yin, m. hebr. ein Bürger zu Bethlehem und Bater 
des Könige David; dah. Iſaĩde, m. ein Sohn 
des Sjai, Beiname Davids. 

Siameträfen, pl. gr. Linien, die auf einer Karte 
olche Orte verbinden, deren Wärmeverhältniſſe die 
gleiche Abweichung von der normalen monatlichen 
Durchſchnittswärme zeigen. 

Iſanemoren oder Iſoanemoren, pl. gr. (von gr. 
1sos, &, on, gleich) Windfraft-Gieichen, Linien, die 
auf einer Karte Orte von gleicher Windſtärke ver- 
binden. 

Sinnomälen, pl. Wärmeabweichungs-Gleichen, Li— 
nien, weiche Orte auf der Erdoberfläche verbinden, 
die um glei) viel Grade von ihrem mittleren 
Breitenklima in der Temperatur abweichen. 

Iſard, m. fr. (jpr. iſcir; Fatal. isart u. sicart) eine 
Art Gemje in den Pyrenäen. 

iſarithmiſch, gr. (v. isos, gleich, u. arithmös, Zahl) 
gleihzahlig, aus gleichen Zahlen beitehend. 

Siätis, f. gr.(isätis) eine Pflanzengattung, wozu der 
Waid (isatis tinctoria) gehört; Iſatin, n. auf- 
geläuterter (ſublimierter) Indigo. 

Sichafn, ſ. Schaku. 

Ischämie, f. gr. (ſpr. isch —; von ischein, halten, 
hemmen, und haima, Blut) Heilf. Stillung eines 
Blutfluffes; Hemmung des Blutzufluffes durch Ge— 
fäßkrampf, 3. B. im Gehirn; Ischämon, n. ein 
blutjtillendes Mittel; Ischidröſis, f. gr. (von hi- 
drös, Schweiß) Unterdrückung des Schweißes oder 
der Hautausdünſtung; ischidrötiſch, den Schweiß 
unterdrückend, von Schweißunterdrückung her— 
rührend. 

Iſchariotismus, m. hebri⸗l. (von Judas Iſcha— 
riot, dem verräteriſchen Jünger Jeſu) des Iſcha— 
riot Weiſe, feile Verräterei. 

Ischion, n. gr. (pr. ischion) die Hüfte, das Hüft— 
bein; os ischli, n. gr.-!. oder blos Ischion, das 
Sigbein; yahiddit, Ischiagra, Jschialgie und 
Jschias, f. gr. Heilf. Hüftnervenjchmerz, Hüftweh, 
Lendengicht; ischiädiſch, zum Sitzbein gehörig, 
,B. ischiadiſcher Nerv, isch. Arterie ac, 
— Sitzbeinſchlagader 2c.; ischiadiſche 
Mittel, die gegen Hüftſchmerz wirken. 





mager, dünn, u. phone, Stinme) ein Dünn- oder 
Schwachſtimmiger; Stammtler, Stotterer. 

Sschurie, f. Harnverhaltung; Jschuretife, pl. vd. 
ischurétiſche Meittel, harnverhaltende Mittel. 

Iſegorie, f. gr. (v. isos, gleich, u. agoretiein, öffent- 
lich veden) die gleiche Freiheit od. das gleiche Necht, 
öffentlich in Staat3= oder Gerichtsfagen zu reden 
und zu ſtimmen; daher auch Gleichheit der bitrger- 
lichen Nechte und Freiheit überhaupt. 

Iſegrim, m. fein Fremdwort (mhd. isengrin, d. it. 
Stienhelm, womit man ihn verjehen dachte; von 
althochd. isan, d. t. Eifen, und grima, d. i. Helm) 
der Name des Wolfs in der deütichen Tierfage; 
daher ein grauſamer Menich; auch ein eigenſinni— 
ger, mürriſcher und trosiger Menſch. 

Iſelotte, = Szelotte, 1. d. | 

is, f. eine ägyptijche Göttin, Gemahlin des Oſi— 
vis, urfpr. als das Sinnbild der hervorbringen- 
den Naturkraft der&rde (der griech. Demeter ent- 
Iprechend) und als Erfinderin vieler Künſte ver- 
ehrt, jpäter auch als Mondgöttin betrachtet und 
mit der vergatterten griech. So verwechſelt; Sternt. 
ein Ajteroid, 1856 durch Pogſon entdedt; Iſis— 
tafel, f. eine im ägyptischen Muſeum zu Turin 
befindliche Tafel, welche die Geheinniffe der Iſis 
bildlich enthält; Jſẽum, m. gr. (Iseion) der Iſis— 
tempel; Iſidörns, m., Iſidöre, f. gr. männl. u. 
weibl. Name: eigentl. Geſchenk der Iſis, in deren 
Schoße man nad) der ägyptiichen Fabellehre ewige 
Ruhe fand. 

Iskanderieh, f. arab. Benennung Alerandriens. 

Islam, m. arab. (isläm, von salama, jic) jemand 
ergeben, unterwerfen, bef. ſich Gott ergeben) eig. 
die Ergebung od. Dingebung an Gott, Benennung 
der mohanımedanifchen Religion, auch mit latein. 
Endung: der Islamismus. 

isle oder iley f. fr. (ſpr. ihl'; v. [. insüla, nl. isüla) 
Inſel; Isle (ile) à Vache (jpr. awaſch') die Kuh— 
injel (bei Haiti); I, de France (fpr. — d' frangp’), 
die Inſel Frankreichs (bei Oſt-Afrika); alte fran— 
zöfifche Provinz mit der Hauptitadt Paris; J. des 
Lepreux (iprich: dä lepröh) die Inſel der Aus— 
jäßigen; Isles basses, pl. (jpr. ihl' Daß’) die nie— 
drigen Inſeln in Aujtvalien; I. de Ja Tresorerie, 
die Schatzinſeln in Muftralien; I. francaises (jpr. 
— frangßähſ'), die franzöſ. Inſeln in Auſtralien. 

Ismäkl, m. hebr. (Jischmael) männl. Name: eig. 
Gott (El) hört (jischmä, von schama, hören); Is— 
maeliten, pl. Nachkommen Jsmaels, des Sohnes 
Abrahams, die Araber; eine mohammtedan. Sekte 
in Perſien und Syrien im Il. und 12. Sahrh., Jo 
genannt, weil fie behaupteten, die Nachfonımen des 
Kalifen Ali und namentlid) jeines Enkels Ismael 
jeien die vecytmäßigen Erben des Kalifats. Sie 
machten ſich befonders durch die von ihnen aus— 
gejandten Fürſtenmörder furchtbar umd wurden 
auch Haſchiſchim genannt, woraus Aſſaſſinen 
(j. d) entitanden ift. 

Ismag, m. türk. weiblicher Tırrban aus Tüchern. 

Iſobären, pl. oder iſobarometriſche Linien, ar. 
(v. isos, e, on, gleich) Druckgleichen, Linien, welche 
die Orte von gleichem Quftorud (d. h. mit gleichem 
Jahresdurchſchnittderbarometriſchen Anderungen) 
verbinden; Iſobronten, pl. Donnergleichen, Li— 
nien, welche diejenigen Orte verbinden, an denen 
der erite Donner eines Gewitters hörbar wird; 
Iſochaͤsmen, pl. Linien, welche die Orte verbin- 
den, an denen das Volarlicht gleich häufig gejehen 
wird; Iſocheimãl⸗Linien oder Iſochimenen, )- 

25* 


388 isola 
iſothermiſch;iſochromätiſch, gleichfarbig; ifo- | 
hromatifhe Brillen, mit zuzuflappenden 
Planaläfern vor farbigen Gläfern verfehene Bril- 
len; Iſochromen, Farbengleichen; ohren 
firnis, m.ein Firnis, der zum Überziehen der Ol— 
bilder verwendet wird; Iſochroͤne oder Tauto— 
Krone, f. Größenl. die Linie des gleichzeitigen 
Falls. eine Nebenbenennung der Zykloide, ſ. d.; 
iſochroͤniſch oder ſhnchroniſtifch, gleichzeitig, 
gleichlang dauernd; Iſochronismus, m. Die 
feiche Zeitdauer, Gfleichdauer, 3. B. der Unruh— 
— der Uhr; Iſodhnamie, f. Gleich— 
fräftigfeit, gleichitarfe Wirkung, bei. des Magne- 
tismus: iſodynämiſch, gleichkräftig, gleichwirk— 
ſam; Iſodynamen, iſodynaͤmiſche Linien, ma— 
gnetiſche Kraftgleichen, Linien, welche die Orte der 
Erde verbinden, an denen die Kraft des Erdma— 
anetismus gleich groß iſt; Iſogön, nm. ein Gleicheck; 
iſogöniſch, gleicheckig, gleichwinklig; iſogöniſche 
Linien, welche die Orte der Erde verbinden, an 
denen dieſelbe Deklination (ſ. d.) der Magnetnadel 
ſich zeigt; Iſographie, f. eine Gleichſchrift, = 
Fakſimile; Wiederabdruckſchemiſch beſonders zu— 
gerichteter alter Drucke; iſogräphiſch, gleichge— 
zeichnet (f. Projektion); Iſohhẽten, Iſohhe— 
töſen oder Iſohhten, pl. Regengleichen, Linien 
zur Verbindung der Orte von gleicher (ährlicher 
oder monatlicher) Regenmenge; Iſohhjpfen, pl., 
— äquidiſtante Niveau-Rurven, Höhen- 
gleichen, Linien, welche die Punkte von gleicher 
Höhe verbinden (um ſtufenweiſe die Erhebung auf 
Gebirgskarten zu bezeichnen); Schichtenlinien; iſo— 
kliniſche Linien oder Iſoklinen, pl. Neigungs- 
gleichen, welche die Orte der Erde verbinden, an 
denen fich diefelbe Inklination (ſ. d. der Magnet- 
nadel zeigt; Iſokölon, n. Gleichheit der Glieder in 
einem Nedejage; Iſokrymen, pl. Linien zur Ber- 
bindung der Orte, die gleiche Kälte der Meeres- 
läche zeigen. 
isola, f. it. (= lat.insüla, ml.isula) die Inſel; Isola 
bella, die Schöne Inſel, eine der borromeischen In— 
feln; I. dei Pescat6ri, die Fiicherinjel im Lago 
maggiore in Oberitalien; J. grossa, die große Inſel 
an der dalmatiichen Küfte; I. madre, die Mutter- 
inſel, eine der borromeischen Inſeln; tfofteren (it. 
isoläre, fr. isoler), vereinzeln, vereinfamen, abſon— 
dern; Naturl. einen Körper von aller Berbindung 
mit elektriſch leitenden Körpern ausschließen, od.ihn 
mitlauterNichtleitern umgeben; tfofiert, frei,allein 
ſtehend, abgefondert, einſam, vereinzelt, fitr fich le- 
bend; einifolierter Bunft, ein voneinerfurve 
abgejonderter, aber zu ihr gehöriger Punkt; ijo- 
lierte Soldaten find folche, die, von ihrem 
Korps veriprengt, vereinzelt umherirren; ijo- 
lierte Etablifjements (vgl. Etabt.), Einzel: 
niederlafjungen; Iſolierung oder Iſolation, f. 
barb.-[. die Abfonderung, Bereinfamung; Iſolar— 
blätter, Lichthof-Schußblätter (bei der Bhotogra- 
phie); Iſolarplatten, lichthoffreie Platten (bei 
der Photographie); Iſolationsmauer, f. eine 
Maier mit leerem Zmiichenraume zur Abhaltung 
der Feuchtigkeit oder Wärme; Iſolierhülle, eine 
nicht leitende Hülle; Iſolierſchicht, Iſolierwand, 
Abjonderungsichicht, - ward; Zwiſchenlage; Iſo— 
lierungs-Syſtem, n. in den Strafhäufern die Ein- 
richtung, wonach die Gefangenen einzeln in Zellen 
geiperrt werden, daher: Iſolierhaft, Iſolierzelle; 
Iſolãtor, ın. ein Nichtleiter der Glettrizität, z.B. 
las, Harz; Iſolatorium, n., Iſolierſtuhl oder 
fr. Iſoloir, m. (fpr. —lodr) ein Abjonderungs- 


nn — — 


—— ——— — — — — — — — — — — — — — ——— ——— 


Iſrael 


ſtuhl, in der Elektrizitätslehre ein Schemel mit 
Glasfüßen, auf den ſich der ſtellen muß, welcher 
eleftriitert werden foll; Iſolierkopf, das Abſonde— 
rungshütchen bei Telegraphen. 


Iſomerie, f. gr. (v. Isos, e,on, gleich, und méros, 


Zeil) Rechenk. die Gleichteilung, Zurücführung 
verfchiedener Brüche auf gleiche Nenner; aleicher 
Anteil, gleiches Anrecht; Homer oder iſomeriſch, 
gleichteilig, gleichgeteilt; ifomerifhe Körper, 
Scheidek. folche, die bei gleicher chemiicher Zuſam— 
menfegung doch verschiedene Eigenfchaften befiten; 
Iſometrie, f. Meitung nach gleichen Teilen; iſo— 
metvifch, gleichmeifend, gleiches Maß oder gleiche 
Ausdehnung habend; iſomörph (v. morphe, Ge— 
jtalt), gleichgeftaltig; iſo mörphe Subſtanzen, 
verſchiedenartige Stoffe, welche bei gleicher Kriſtall— 
form die Eigenſchaft haben, ſich in Verbindungen 
erſetzen zu können, ohne deren Kriſtallform zu an— 
dern; Iſomorphismus, m. die Gleichgeſtaltung 
bei verſchiedenerchemiſcher ZzZuſammenſetzung; Iſo— 
morkhie, f. Gleichförmigreit; Iſonephen, plur. 
Bewöltungsgleihen; Iſonomie, f. (von nömos, 
Geſetz) Gleichheit der Geſetze, Gejeggleichheit; iſo— 
nomifch, allenthalben rehtsgültig. 


Iſop od. Yfop, m. (gr. hyssöpos, I. hyssöpus, hys- 


söpum, v. hebr. &söhh, arab. süfä) ein heilfames, 
gewürzhaftes Gartengewächs; bei den Hebräern zu 
Heinigungsbefprengungen angewandt. 


Iſopathie oder Iſopaͤthit, f. gr. (von ĩsos, e, on, 


gleich, und päthos, j.d.) eine Heilfehre, die ähnlich 
wie die Homöopathie Gleiches durch Gleiches heilen 
will; die Sfopathif der Kontagionen, d. i. 
die angebliche Eigentümlichkeit anjtedender Krank— 
heiten, daß fie in ihren eigenen Anitedungsitoffen 
Mittel zu ihrer Heilung enthalten follen; iſopä— 
thiſch, mit dem gleichen Krantheitsitoffe (heilen); 
Hoserimetrie, f. die Umfang-Gleichheit; iſo— 
Herimetrifch, von gleichem Umfange; iſophö— 
nisch, mit gleicher Stimme, mit einer Stimme von 
demjelben Umfange; Iſophoten, pl. Beleuchtungs= 


gleichen; iſo Pleth, gleichwertig Iſorlethen Öleih- 


wertlinien, Linien des gleichen Wertes; Iſobleu- 
von, n. eine gleichſeitige Figur; Iſopolitie, f. die 
Gleichheit ſtaatsbürgerlicher Rechte; tonolitiich, 
mit gleichen Bürgerrechten; tfopfephifche Verſe 
(von psephos, Steinhen zum Rechnen, Ziffer) 
Verse, deren Buchftaben, als Ziffern betradjtet, 
eine und diefelbe Zahl bilden; Iſorrhachien, pl. 
Berbindungslinien der Punkte gleicher Hafenzeit, 
d. i. von gleichzeitiger Ebbe und Flut; IJſorrho⸗ 
poftätif oder Iſorxrhopie, f. die Gleihgewichts- 
lehre; torrhänifch, zur Gleichgewichtslehre ge— 
hörend; iſoſkeliſch (v. skelos, n. Schenkel), aleich- 
ſchenkelig (von Winkeln u. Dreiecken); Iſoſthente, 
f. Gleichkräftigfeit; iſothermiſch, gleich warm; 
iſothermiſche Linien, Jiothermäl-Linten oder 
Iſothermen, Linien auf der Erdfugel, durch ſolche 
Reihen von Ortern gezogen, welche gleichen mitt- 
feren Wärmegrad haben; insbeſ. Iſotheräl-Li— 
nien od. Kfotheren, und Iſocheimal-Linien vd. 
Iſochimenen (von theros, Sommer, und cheima, 
Winter) durch Orter von gleicher mittlerer Som- 
mer- und Winter- Temperatur gezogene Linien, 
Sommergleihen, Wintergleihen; iſotoͤniſch, 
gleihtönend, gleichlautend. 


Ysprdtenif, m. ruff. (v. issprawljätj, verbejiern, in 


Ordnung — bon prawüj, recht, richtig, Sl. 
probus, dtſch. brav), der Landpolizeimeiſter, Vor— 
ſteher der ländlichen Polizei. 


rast, m. hebr. (Jisrael, v. sarah, ſtreiten, und el, 


Sftänonen 


Gott) eig. Kämpfer Gottes, 1. jpäterer Name des 
Jakob; 2. das Reich Iſrael, und zwar a) im allg. 
alle Nachkommen Abrahams; b) bei. das nach Sa- 
lomo dem abgetrennten Reiche Juda gegenitber- 


ftehende Neich Sirael; Iſraelit, m., pl. Ziraes | 


liten, überh. Nachfomme oder Meitglied des jüdi— 
ſchen Volkes. 
Iſtäbvönen vd. r. Islävönen, pl. (v. Isko, einem 


Sohne des Mannus), der Name eines der 3 Zweige | 


der Germanen (vgl. Ingävonen), wozu die Goten 
mit den Gepiden, die Burgundionen, Bariner und 
Semnonen gehörten. 

Iſthmus, m. gr. (isthmös) eig. Hals, Kehle, Schlund, 
enger Eingang: daher: eine Erd- oder Landenge 
zwifchen zwei Meeren; bei. Name der Landenge 


von Korinth; daher: iſthmiſche Spiele, feierliche | 


griechiſche Ubungsſpiele, Kampfübungen 2c., welche 
alle 3 bi3 5 Jahre auf der Yandenge von Korinth 
angejtellt wurden; Iſthmitis, f. Heilk. die Nachen- 
bräune; Iſthmorrhagie, f. Blutung aus den Ge- 
fühen des Haljes. 

Jswoͤſchtſchik. m. ruſſ. (v. iswösitj, das Fuhrweſen 

treiben) der Lohnfuhrmann, Droſchkenkutſcher. 

Stazismus, m. gr. die von und nad Reuchlin 
angenommene, mit der neugriechifchen überein» 
ftimmende Ausſprache des altgriehiichen Buch— 
ſtaben 7 wie i; (entg. dem Etazismus, oder der 
von u.nab Erasmus verteidigten Ausſprache des 
n wie &); Jtaziit,m. ein Anhänger des Itazismus. 

ita est, l. jo iſt e3, jo verhält es ſich. 

Stafolumit, m. Gelenfquarz, bieglamer Sandftein 
(von dem Berge Stafolümi in Brafilien). 

Stäla, f. 1. die ältejte lateinische (eig. italieniſche) 
Bibelüberiegung, ausderdieBulgata entitanden. 

Italia irredenta, j. Srredenta. 

Staliäner (v. it. Italiano gebildet) od. Italiener 
(mit den bewahrten älteren Umlaute e), Stalier, 
Einwohner $taliens(!.Italia.woh'urjpr. das Rin- 
derland, v. gr. italös, Nino) od. Weljchlands; ita⸗ 
lieniſch od. itaͤliſch, welſch; italienische Buch— 


haltung, die doppelte Buchführung; italianiſie- 


ren, italieniſch machen, verwelſchen; Italianis⸗ 


mus, m. die italienische Spracheigenheit; Stalia= 


nifiimeo, m. pl. —ımi, die eifrigjten und entjchie- 
deniten, in ihren Forderungen fiir Staliens Freiheit 
am weitelten gehenden Italiener, Italienſchwär— 
mer; Italiot, m. (gr. Italiotes) der Stalier, Ur- 
einmwohner Staliens, bei. Großgriechenlands; Ita⸗ 
lique, f. fr. (pr. —-P)Schrägichrift, ſchräg liegende 
lateiniſche Drudichrift, von Aldus Manutiu3 er- 
funden; italiſche Schule, in der Gefch. der Phi- 
loſophie = Pythagoreiſche Schule. 

item, I. ingleichen, ferner, aud) ; furzum; ttemieren, 
nl. aufzeichnen. 

Ite, missa est, [. in der römischen Kirche die Worte 
welche die Gemeinde nach beendigter Meſſe ent- 
laſſen: Geht, fie (die Gemeinde) ift entlaffen; aus 
missa iſt Meſſe entitanden. 

iterieren, l. (iteräre, v. iterum, wieder, abermals) 


wiederholen; jih wiederholen, wiederfehren ;Jtera= 
tion, f. (iteratio) die Wiederholung; iteratio, | 


Jot 389 


ſpätl. wiederholend, wiederholt, mehrmalig, noch— 
malig; Iteratĩvum, n. ein Wiederholungswort, 
ſ. Verbũm. 

Itinerarium, n. I. (v. iter, Gen, itinéris, Weg, 
Reiſe) ein Reiſebuch, eine Neifebefchreibung; das 
katholiſchen Geiſtlichen auf Reiſen vorgefchriebene 

Gebet (itinerarium clericõôrum); Itinerarauf⸗ 

nahme, flüchtige Aufnahme. 

itio in partes, f. l. (wörtl. das Gehen in Teile od. 
Barteien) im altröm. Senat die Abſtimmung durch 
Hinübertreten zu denjenigen, mit welchem man 
gieicher Meinung ift; die Sonderung in Teile, Ab— 
ſtimmung nach gefonderten Barteien, be. ehem. auf 
dem deutjchen Reichstage die gefonderte Abſtim— 
mung der Römiſchkatholiſchen u. der&vangelüchen 
in Religionsfachen. 

Itſchoglans, |. Ichoglans. 

Stiibo, m. eine früher gebräuchliche japanijche Sil- 
bermünze im Werte von 1,50 M. 

Ynlus, m. gr.(iülos, eig. das Milhhaar) ein Blüten- 
kätzchen; iulophoͤriſch, Blütenkätzchen tragend, wie 
3. D. die Haſelnußſtaude. 

Isvoire, m. fr. (pr. imödhr; von lat. ebor&us), das 
Elfenbein. 

Ivorit, n. (Wohl vom engl. ivory, fr. ivoire, Elfen— 
bein) eine in Amerika erfundene, mit Bapier in 
Berbindung gebracdjte weiße Maffe, auf welcher 
mit Bleistift od. Tinte gefchrieben u. das Gejchrie- 
bene mit einem feuchten Läppchen wieder abge— 
wiſcht werden fann. 

Ivreſſe, f. fr. (von ivre — l. ebrius, trunken) die 
Trunkenheit, Begeijterung, der Rauſch; Ibrogue, 
m. (jpr. iwroͤnj') ein Trunkenbold, Säufer. 

Iwan, m. ruſſ. — Johann, ſ. d. 

Iwaraäankunſawurzel, auch Varankuſawurzel, Ve— 
tiverwurzel, Kusküs (v. Anatherum muricätum), 
aus Oſtindien, dient als Mittel gegen Motten, aus 
ihr wird das aromatiſche Vetiveröl bereitet. 

Ixeutit, f. gr. (v. ixös, f. d., ixetein, Bögel fangen) 
der Bogelfang, bei. mit Zeimruten. 

Ixia oder Jrie, f. gr. der Schwertel, eine Pflanzen— 

|  gattung mit Biwiebelwurzeln, von verjchiedenen 
ſchönen Arten; Heilf, die Krampfader. 

Ixion, m. gr. Fabell. ein König von Thefjalien, der 
teil er die Gaftfreundfchaft des Zeus mißbrauchte, 
zur Strafe in der Unterwelt an ein beftändig um— 
getriebenes Rad gejchmiedet wurde. 

Irre, f. ein Strauchgewächs aus Oftindien, von 

| Linné jo genannt, weil die Bewohner der Hüfte 

| Malabar den Tempel ihres Gottes Srora oder 
Iſora mit diefem Strauche ſchmückten. 
JIros, m. gr. (ixös) Miſtel, Vogelleim. 
JIzari, m. (vgl. Alizari) morgenländiſcher Krapp; 
zaries oder Izarims, pl. baumwollene oſtind. 
Gewebe. 

Izelotte oder Iſelotte, f. (vgl. poln. ztoty, ein Gul— 
den, von zloto, Gold) eine türkische Silbermünze, 
unge. =1M., aud) Zlota genannt. 

Izlaͤs (pr. iſläͤhſch) Stromfchnellen der Donau, die 

bei Izläs auf jerbiihem und ungarischen Gebiete 

vorhanden find. 

















J (ver Konfonant Jot). 


Abkürzungen: I, hemifdes Zeichen fir Jodum, 
Jod; J. C. od. J. Chr. — Jesus Christus; J. N. 
R. J. = Jesus Nazarenus Rex Judaeörum, ſ. Je- 
sus; 0d. = justum necare reges Italiae, j.justus; 


J. N. = Journal-Nummer (im Gegenjaß zu B.N., 
d. i. Buchungs⸗Nummer, u. &. N., d. i. Gefchäfts- 
Nummer); J.u.C.=jurisutriusquecandidatus, 
| J. U. D. =j- u; Doctor. ı A U. eh, Licen- 


390 Jabiru 


tiatus, j. unter jus; JCtus, j. Jurisfonjultus; 
Jun., i. Sunior. 

Jaͤbiru, m. brafil.(jabiru od. jaburü) ein Sumpf— 
vogel in Sidamerifa, dem Reiher ähnlich, aber 
weit größer. 

Jabot, m. u. n. fr. (fpr. ſchaböh; eig. der Kropf der 
Vögel, viel. f. gibot, v. l. gibba, Buckel, Höcker) 
die Bruftkraufe, Hemdfraufe, der Bujenitreif. 

Jacanga, m. brafil. ein den Waſſerhuhn ähnlicher 
Sumpfvogel in Weftindien, Brafilien zc. 

Nacapı, m. jüdamerifan. der Silberfchnabel, die 
Rotbruſt-Amſel in Wejtindien ꝛc. 

Jäcara, |. Stacara. 1 

Iucaranda, f. brafil. jacaranda) eine Gattung ſüd— 
meritan Bäume, den Akazien ähnlich, mit großen 
glocfen= oder kapſelförmigen Blumen; bej.diebra- 
jilianijhe Sacaranda, welde das Jaca— 
vanda-Holz, ein Nugholz, zu feinen Tiichler- 
arbeiten liefert. 

Jackẽa, f. ul. (it. jacea) die Dreifaltigfeitshlume, 
Stiefmütterchen; jaceae herba, f. getrocknete 
Stiefmütterchenblätter, die als ein gelindes Ab- 
führmittel zu Tee gebraucht werden. 

Jacens hereditss, ſ. unter heres. 

— r. Safhmad, ]. >. 

Jacht, f. (niederländ. jaghte, jaght, die Jagd und 
das Jagdſchiff, engl. yacht, dän. jagt, dv. deutfchen 
jagen) eine Art Zleiner ſchnellſegelnder Schiffe, 
Reun- oder Eilſchiff, Schnellichiff; im 15. und 16. 
Jahrh. jagte man dafiir Jagschift, mittelnieder- 
deutjch jageschip. 

Sad, m. (Ipr. diegäck) engl. Abkürzung des Namens 
Safob, jowie Verkleinerung zu engl. Sohn, So- 
hann: Hans, Hänschen, Spisname der englifchen 
Matrofen; Jack-Maſchine, Vorſpannmäſchine, 
Spulenmaſchine; Jack Pudding, m. der Hans— 
wurſt; Jack Tar, m. (jpr. tehr) Jakob od. Hans 
Zeer, ein Spigname der Matrojen, woraus durd 
Mißverſtändnis Teerjade entitand, das allerdings 
fein Seemannsausdrud ift („Teerjacken gibt es 
nicht”, Seemänniſches Wörterbud)). 

Jaconet (pr. ſchakoneh) Jakonett oder Jacquet 
(ſpr.ſchackeh), m. fr. eine Gattung oſtindiſcher, meiſt 
glatter Muffeline. 

Jäckett, n. fr. (ſpr. ſchakett; fr. jaquette, f., Verft. 
von jaque, ade) ein Jäckchen; kurzer Männerrod, 
kurze Srauenüberjade. 

Jacquard-Maſchine, f. (pr. ſchäkahr—) od. Jac- 
quardſcher Webeſtuhl, ein von Jacquard aus 
yon (it. 1834) erfundener Webeitug! für Mufter- 
iweberei; Jacquard, m. ein auf dieſe Art gewebter 
Linnenftoff. 

Jacquerie, Jacques, ſ. Jaqu—. 

jacta est al&a od. jacta esto alea, [. (v. jacere, 
werfen ; al&a,der Würfel; nach [päterüberlieferung 
v. Zulius Cäſar gejagt, als er über den Rubifon 
[f. d.) ging) der Würfel ift oder jet geworfen, es ift 
od. jei gewagt; jaftierenl.jactäre), umherwerfen: 
prahlen, großipreden; Jaktänz, f. (l. jactantia) 
die Brahlerei; Jaktation, f.(jactatio) das Umber- 
werfen; die Brahlerei; Jaktür, f. (l. jactüra) das 
Wegmwerfen der Güter über Bord, der Verluft. 

ade, m. (fr. und engl. Jade, it. jada) ſ. Nephrit. 

J’adoube, fr. (ſpriſchadühb, v. adouber, zurechtrücken, 
was verſchoben iſt) wird nach den Regeln des Schad)- 
ſpiels geſagt, wenn man einen Stein bloß berührt, 
ohne zu ziehen. 

Jagellönen, pl. die Dynaſtie Jagellons, Großher— 
wos von Lıtauen, Könige von Polen, bis zum 
Iode Sigismund II. (1386—1572). 


Salon 


Jagermaſt, m. (aus engl. jigger, eine leicht ſich be- 
wegende Vorrichtung, ffeines Fiſcherboot, Kleiner 
Straßenbahnmwagen ohne Schaffner) Hinterfter 
Maſt einer Bark. 

Jago, m. jpan. u. portug. fir Jakob, ſ. d.; St. 
Jago-Orden, m. der Orden des heiligen Safob. 

Jaͤgua, m. dic Weinpalme; Jagära, m. der Palm— 
weinzucer; Jagerh, n. ein aus den Bataten (f. d.) 
bereitetes bevaufchendes Getränk in Dftindien. 

Jagnar, m. (aus der Guarani-Sprache in Paraguay, 
— jagoara) der amerikaniſche Tiger, die Tiger» 
abe. | 

Jakal, ſ. Schakal. 

Jako, m. der aſchgraue Papagei auf Guinea, Kongorc. 

Jakob, m. hebr. männl. Name: der Ferjenhalter, 
Nachgeborne (vonäkeb, Ferſe, nach derBibel: weit 
er als zweiter Ziwillingsfohn des Iſaak bei der Ge— 
burt den Ejau an der Ferſe hielt; nach den Neue» 
ven uneig. fir Überliſter, von akäb, einem die 
Ferſe halten, um ihn zum Fallen zu bringen, hin— 
terliftig betviigen; gr. Iscobos, I. Jacöbus, fr. Jac- 
ques [jpr. fehad] it. Jacopo, ſpan. Jago [Ipr. Chägo 
mit ftarfem Hauch], engl James [fpr. dſchähms), 
arab. Yacub); Jakobine, f. weibl. Nanıe; Jako— 
biner, pl. Freiheitsſchwärmer, Mitglieder oder 
Freunde der während der franzöſiſchen Revolution 
entitandenen Volksgeſellſchaft der wütendften Frei— 
heitsichwärmer, welche ihre Sigungen in dem ehes 
mal. Jakobiner-, d. i. Dominifaner-Klofter zu 
Paris hatte; eine engliſche Goldmünze im Werte 
von 25 M. 20 Pf.; jalobiniſch, Freiheits- und 
gleichheitsfüchtig, freiheitgwitig; Jakobinismus, 
m. die Partei und Gefinnung der Jakobiner, die 
Freiheitsfucht, Freideitswut; Jakobiten, pl. 1. 
Anhänger des heil. Jakobus, einealte, bej.in Afrika 
verbreitete Neligionspartei, die man nach ihrem 
Glauben auch Monophyfiten (f. d.) u. Euty- 
hiäner nennt; 2. katholiſche Anhänger des im 
Jahre 1688 vertriebenen Königs Jakob. in Eng- 
land, jowie feines nach Frankreich geflüchteten Sob- 
nes Jakob III.; Jakobibrand, die Heringe, Die 
vom 24. Juli bis zum 24. Aug. gefangen werden; 
Jakobsſtab, m. (auch baculus astronomicus, bei 
den Arabern: mizän,d.i. Wagebalten) Name dreier 
Sterne im Sternbilde des Drion; vgl. Orion und 
Elgeuze. | 
alonett = Jaconet, j.d. 
aftan, u. Längenmaß in Guinea — 3,660. 1m. 

Safulation, £. I. (jaculatio, von jaculäri, werfen, 
ichleudern) das Werfen, Schleudern; Jalulätor, 
m., pl. Zatulatören, Schleuderer; Wurfſchützen, 
mit einem Wurfipieße (Jacüulum) bewaffnete leichte 
Truppen bei den alten Römern; Jakulatorium, 
n. nl. ein Stoßgebet. us 

Jakuͤt, n. (fo genannt nad) dem türkiſch-tatariſchen 
Stamme derJakuten) mit Leder überzogenes höl— 
un er — 
alaͤppe, f, Jalappenwurzel (pau. Jatapa, Xa- 

rede hal-, von der Stadt Kalapa in Me— 
xiko benannt, von wo fie ausgeführt wird) eine 
dem Rettich an Geftalt ähnliche Wurzel voll har- 
zigen, ftarf abfüihrenden Saftes, von der Salap- 
pentwinde (l. convolvülus jalappa) in Südame-— 
tifa; Jalappin, n. der Salappenitofi. 

Salon, m. fr. (ipr. ne f. galon, gaulon, von 
gaule, lange Stange, frie). walu) Krf. ein Abſteck⸗ 
pfahl, Richtfähnchen; Meßſtock, mit einem Stroh— 
wiſch verſehen; jalounieren (fr. jalonner), mit 
Pfählen 2c. abſtecken und bezeichnen; Jalonne— 
ment, 2. (pr. —mäng)das Abſtecken; Jalonneur, 


jalour 


m. (ipr. ſchalonnöhr) derjenige, welcher beim Auf— 
marschieren des Fußvolks durch ein ſolches Richt— 
fähnchen die Flügelpunfte angibt. 

jaloux, fr. (fpr. ſchaluh; prov. gelos, it. geloso, ze- 
loso, ml. zelösus, v. gr. zelos, der Eifer) eiferſüch⸗ 
tig, jcheelfüchtig, mißgünftig; Jalonite, f. (pr. 
ſchaluſih; it. gelosia) die Eiferjucht, Scheeliucht; 
ein (aus Eiferfucht zur Abwehr neugieriger Blicke 
angebrachtes) Fenitergitter, dDurchbrochene Fenſter⸗ 
läden, Sommerläden; Rolläden; Jalouſietür, 
Aufrolltür; Jalouſie-Taube, f. fr.edtich., die 
Steintaube; jalonfieartig, tlappenartig; Jalou— 
ſieverſchluß, Rollverſchlüß (b. Photographieren). 

Inmatfapfefter oder Jamaiſcher Pfeffer, |. Pi— 
ment. 

mies fr. (fpr. ſchamäh) niemals. 

Jamabas, m. ojtind. Taft mit Gold- und Seiden- 

——— —— wi 

Sambage, f., r.n. fr. (fpr. ſchangbeiſch'; von Jambe, 
Bein, Meiler: vgl. Gambade) Bauf. die Grund— 
maner; Tiir- und Fenfterpfoften oder -pfeiler. 

Sambe, Jamben, j. Jambus. in 

Jambea, f. türf. ein breites, krummes u. jpißiges 
Meier, das die Tiirfen in dem ledernen Gürtel 
tragen. ’ 

Sombette, f. fr. (jpr. ſchangbett'; von jambe, Bein, 
Schenkel; vgl. Gambade) ein Tafchenmefjer(hen); 
Kürſchn. das Schenkelſtück von Zobelpelzen. 

Iamboldne, f. (jansfr., hind, malayijch u. javan. 
dschambu,malabar.jamboli, malayijchjambolan) 
vie eßbare, weinjaure, fchlehenähnliche Frucht eines 
Baumes in Indien und dDiefer Baum felbit (eugenia 
jambolana). 

Jambos, pl. ipan. Kinder eines Amerifaners und 
einer Meitizin. 

Jambus oder Jambe, m. gr. (iambos, I. iambus, 
im Griech. und Lat. dreijilbig, i als Vokal) der 
Schleuderer, ein Versfuß, der aus einer kurzen 
und einer langen Silbe (u-) befteht; Jamben o». 
jambiſche Verſe, die aus folchen Verjen zufammen- 
gejegt find. 

Jambüſenbaum, malayiich(jpan.jambosa, fr.jam- 
bose, jambosier; von dem indijchen dschambu; |. 
Sambolane) ein Baum mit einer angenehmen, er- 
frifhenden Steinfrucht (eugenia malaccensis). 

Ramdamis, pi. feine broschierte Seidenzenge aus 
Bengalen. 

Jamerlonk, m.(verderbt aus dem türf. jaghmürlik, 
Regenmantel, von jaghmür, Regen) ein türkiſcher 
Mantel. 

James, m. (jpr. dſchehms) engl. Name für Jakob; 
Samespulper,n. ein in England beliebtes ſchweiß— 
treibende3 Heilmittel. 

Jamſchtſchik, m. ruſſ. der Fuhrmann, Poſtkutſcher. 

Jämtländiſches Leder, n. mit Lohe bearbeitetes 
fejtes weißes Leder, das auf Schwedische Art zu— 
bereitet iſt. 

Jan, m. holl. Name für Johann, j.d.; Jan-Ha⸗ 
gel, m. niederd. (holl. janhagel, n. Anfpielung auf 
die Menge des Volks, das jo zahlreich ift wie Ha— 
gelförner) gemeines Bolf, Böbel: Jan Mant, m. 
ein Muftermatrofe, ganzer Kerl; Kante, m. kleiner 
Johann, Hänschhen, allgemeine Benennung der 
Kellner und Aufwärter in Holland. 

Jane, f. engl. (ſpr. dſchen) Johanna. 

Sanitor, m. l. (janüa, die Tier) der Pförtner, Tür- 
yüter. 

Janitſchãr, m.türk. (eig. jeni-tscheri, neue Krieger) 
ein Soldat der im Jahre 1826 aufgehobenen be- 
porrechteten Kriegerllaffe, melche ehemal3 den Kern 


= 
— — — —ñ —ñ — — — — — — — — —— — —— —— — re et rss — — — — — — —— ——— — 


Jargon 391 


des türkiſchen Fußvolks ausmachte; Janitfeharen- 
Aga, m. der Janitſcharenführer vd. Haupimann; 
Janitſcharen-Muſik, türkiſcheKriegsmuſik; überh. 
jede vollſtändige Militärmuſik mit Blas- u. Schlag— 
inſtrumenten. 

Jannequin, n. fr. (ſpr. ſchann'käng) grobes levan— 
tiniſches Baumwollengarn. 

Janſenismus, m. die Lehren des holländiſchen Bi— 
ſchofs Cornelius Janſenius (ft. 1638), der in 
einigen Bunkten von der Fatholijchen Lehre abwich; 
Janſeniſt, m. ein Anhänger diejer Lehren; Jan— 
ſeniften, pl. ehem. auch fange Ärmel an den Klei— 
dern der Frauen; auch Feine Reifröce. 

Santje, j. unter Jan. 

Janus, m. l. ein Gott der Römer, Borfteher des 
Jahres, Gebieter über Krieg u. Frieden, vorgejtellt 
mit zwei Gefichtern, wovon da3 eine vor», das 
andere rüchvärts ſieht; Jannıspolitik, f. dDoppel- 
föpfige, ſchwankende Rolitif; Januar, mn. (l. Ja- 
nuarius) gem. auch: Jänner, Jenuer, der erite 
Monat des Sahres: Winter oder Schneemonat, 
Hartmond. 

Japaner, Bewohner des großen Injel-Staates 
Japan, an der Oftküfte Afiens; aud) Japaneien, 
engl. (engl. Japanese, Japaner); japäniſch, den 
Sapanern eigen, in Japan einheimilch; japanische 
Erde, j. Arefa; japanteren od. japonieren, 
Porzellan nach Art des japanijchen formen und 
malen. 

—— pl. feine oſtindiſche Muſſeline mit Gold— 

eiſte. 

Japét, m. gr. (Sapetos) Tabelk. einer der Titanen 
(1. d.), Bater des Atlas und des Prometheus. 

Saphet, m. hebr. Name (jepheth, gr. Iäpheth) 
der weit Ausgebreitete; zweiter Sohn des Noah, 
welcher al3 Stammvater der im Weiten u. Norden 
von Paläftina zeritreuten Völker (Saphetiten) ge- 
nannt und für ven Japetos der Griechen gehalten 
wird; daherjaphetiiche Völker und Spraden 
— indo-europäilche Völker und Spracden. 

Japons, pl. fr. (ſpr. ſchapongs) oftindijche Seiden— 
zeuge zu Kleidern. 

Japs, pl.engl., Kurzwort fiir Japaneses, Japaner. 

Jaquenotte, k. fr. (ſpr. ſchakenott') ein oſtindiſcher 
Muſſelin. 

Jaques gew. Jacques, m. fr. (ſpr. ſchak“) = Ja⸗ 
kob; Jaqueline, f.— Jakobine; Jaquerie, f. 
fr. (ſpr. ſchak'rih) ein Bauern-Aufruhr im nördl. 
Frankreich im Jahre 1858, welcher den Zweck hatte, 
den Adel auszurotten (jo genannt von dem Spott- 
nanıen Jaques bonhomme, d. i. Safob der Tropf, 
womit der Adel die Bauern bezeichnete); fpäter 
überh. für einen Vollsaufftand. 

Jaquette, |. Sadett. 

Jar, n. neugr. (it. giarre) älteres Flüſſigkeitsmaß 
auf ven Joniſchen Inſeln von verjchiedener Größe, 
Imuer: — 171, 

jardin, m. fr. (jpr. ſchardäng; prov. und fpan. 
Jardin, it. giardino; vom deutfchen Garten) der 
Garten; jardin des plantes, m. (jpr. — däh 
plangt’) der Bilanzengarten vd. botanijche Garten 
zu Paris; j. d’acelimatation, m. (ſpr. — dadli- 
mattaßjong)der zoologiſche Garten zu Paris; Jar 
diniere fr. (ſpr. ſchardinjähr') eig. Gärtnerin; 
Blumenftinder Bhumenfhale;/hmalsRanpdftideret 
an Bufen- und Hemdfraufen. 

Sargon 1., m. fr. (jpr. ſchargong; it. gergo, ger- 
gone, ſpan. jerga, gerigonza, viell. v. fr. Jars, der 
Gänferich; denn man jagt le jars jargonne, dei 


0 


Gänjerich ſchnattert; vgl. das altnord. Jarg, Jargr 


392 Jargon 


J 


Jeſiden 


jargan, laugweilige Wiederholung, Salbaderei) Jehoͤvpa, m. (von häwäh, jein), genauere Form: 


Kauderwelſch, Rotwelih; Eigenart des Redens; 
jargonnieren (fr.jargonner), unverftändlich ſpre— 
hen, fauderwelichen ; Jurgonneur, m. (ſpr. ſchar— 
gonnöhr) ein Schwäßer. 

Jargon 2., m., pl Jargons, fr. (pr. ſchargoöngs) 
kleine, nadelkopfgroße, dem Hyazinth ähnliche Steine 
von gelber oder violetier Farbe, zu Schmuckwaren 
gebraucht. 

Sargonele, f. fr. (pr. ſcharg —) eine Sommerbirne, 
Herbſtbirne. 

Jargonneur, jargonnieren, |. Jargon J. 

Jarimilit od. Jarimlik |. Sgbirmilk. 

Jarmurka, £. das ſchwarze Käppchen, das die mit 
einem ſchwarzen Kaftan befleiveten galizifchen 
Juden zu tragen pflegen. 

Jarra, |. Öerra. 

Sarretiere, £. fr. (pr. ſcharr'tjähr'; von jarret, die 
Kniekehle, altfr. garret, it. garretto, vom felt. gar, 
Schenkel, Schienbein) Strumpfband, Knie: oder 
Dojenband;jarretieresäcoussinfipr.— fufjäng), 
fr. pl. Kiffenftrumpfbänder. 

Jaſcha Sultan, türk. (v. jäschamak, leben) e3 lebe 
der Sultan, der osmaniſche Hurranıf. 

Jaſchmak m. türk. (jäschmak) der Schleier der tür— 
tiihen Frauen, welcher Hals und Kopf bis auf die 
Augen verhüllt. 

Jasınin, ın. (fr. jasmin, vom arab.=perf. jäsaman, 
Jasmin, jäsamin, jäsamün) ein Strauchgewächs v. 
verichiedenen Arten mit jtark duftender weißer 
Blüte; Jasminlaube, f., eine mit Jasmin um— 
pflanzte Yaube. _ 

Sülon, m. gr. Fabell. ein theſſaliſcher Königsjohn, 
der als Anführer der Argonauten (ſ. d.) aus 
Kolchis das goldene Vlies holte. 

Jaſpis m. (gr. iaspis, per). jaschp, arab. jascheb, 
jaschef) ein jehr harter, undurchſichtiger Stein 
vom Kiefelgejchlechte von allerleigarben und Zeich- 
nungen; daher jaſhieren, bei Buchbindern ze. jaf- 
pisartig den Schnitt eine Buches bemalen oder 
iprenfeln;jafptert od. jaſue, geiprenkelt, geflammt, 
z. B. jajpierte Gewebe; Jaſpisporzellan, 
durchſcheinendes, ſehr zartes Porzellan, von Wed- 
gewood erfunden. 

Satagan oder Yatagan, m. türk. (jatagän) ein 
furzer Degen, Erummer Säbel. 

jaune (jpr. john’), fr. geld; daher Jaune d’oeuf 
(jpr. —döff) Eigelb; j. de Tarkand, eine gold- 
farbige Stedribe. 

Javellſche Lange vd. JZanelliches Waſſer, Bleich— 
auge, vgl. eau de Javeile. 

Javol, n. ein Haarwaſſer. 

inzent, lat. (jacens von jacere, liegen), liegend, 
— erb- oder herrenlos, z. ©. ein ſolches 

ut 

Sean, m. fr. (ſpr. gang) = Johann, ſ.d.; Jean- 


lorgne, m. (pr. —lornj’; vom fr. lorgner, durchs 
Lorgnon, d. i. ein Augenglas, anjehen) Maul- | 


affe, Herumguder; Jean Botage (pr. — taͤhſch; 
d. i. eigentl. Hans Suppe), = Hanswurit; davon 
mundartlih ſchampetäſche, getäfche, d. i. zu— 
vorfommend, gewandt, freundlic), eifrig (mie Sean 
Potage in der franzöfishen Komödie); Jeanne, f. 
(pr. ſchann') Johanna; daher Jeanne d’Arec, Jo— 
anna von Arc, Name der Jungfrau von Orleanz; 
Seannette, k. ſpr.ſchannette/—Johanne; Mod. 











1} 
I 


ein von Damen um den Hals getragenes ſchmales 
Ihwarzes Samtband, ein Kreuz oder fonftiges Ge- | 


ſchmeide tragend; Jeaunnets, pl. (ſpr. ſchännehs) 
eine Art geköperter Baumwollenzeuge. 


Jahveh, der immer od. ewig Seiende, Ewige, Un— 
wandelbare, hebräiſcher Name Gottes; Jehova 
SchadtH, Welten-Herr oder Herr aller Heerſcharen 
oder Weſen und Geſchöpfe. 

jejün, 1. Gejünus, a, um) nüchtern, feicht, mager, 
abgeſchmackt, geiſtlos; Jejunität, f. (l. jejunitas) 
Nichternheit, Seichtigfeit, Trockenheit. 

Sefatering, f. ruf. Name für Katharina; als Verkl. 
Kaͤtjenka, Käthchen. 

Jektikation, f. ni. (fr. jectigation, v. ml. jectigäre, 
hin und her werfen; vgl. jaktieren und Saftation) 
Heilf. das Herummerfen, Zudfen od. unordentliche 
Bewegungen des Körpers in Krankheiten; dag Zit- 
tern des Pulſes; eine Art Fallſucht. 

Jellow metal, n. engl. (pr. — met'l), eine Metall- 
wildung von 60%, Kupfer und 40%, Zink, Minz- 
metall. 

Sembie, f. Yembie. 

Jeliſſawiäta, £. ruſſ. Name für Elifabeth. 

Semeljan, m. ruf. Name für Amilian. 

Jemtläudiſches Leder, ſ. Jämtländiſches L. 

Jenenſer, m. heißen die Bewohner von Jena, bei. 
die Studenten dajelbit. 

je ne sais quei, fr. (ſpr. ſche n’ ßä fod) ich weiß 
nicht wa3, d. i. etwas Unerflärbares. 

jeniihe Sprache, = Gauner- ober Diebsſprache, 

Rotwelſch. 

Send, k. engl. ſpr. dſchenni, od. dſchinni), Johanna; 
Jenny-Maſchine (ſpr. Digenni—), engl. Baum⸗ 
wollenſpinnmaäſchine, Fein-Spinnſtuhl, von High 
(pr. heiierfunden und von Arfwright(fpr. ärkreit) 
verbefjert und nad) feiner Frau Jenny. i. Hann— 
chen) genannt. 

Jens, m. dänische Abkürzung für Immanuel. 

Jerboͤa, m. arab (jerbüa) der Springhafe, die zwei— 
beinige Bergmaus in Nordafrifa, Urabien 2c. 

Seremias, m. hebr.(jirmejäh, Jirmejähu, gr. Hiere- 
mias) männl. Name: der vom Herrn Erhobene; 
einer der großen Bropheten des A. T., welcher die 
— Jeruſalems in den ſogenannten Klage— 

iedern beweint; daher Keremidde, f. (fr. jere- 
miade) daS Klagelied. 

Jeremilik, m. türk. Silbermünze — 20 Piaſter, vgl. 
SOhiEMIlE... 

Ieriho-NRofe, f. oder Nofe von Jericho (Stadt 
im alten Judäa, hebr. jeröchö; nad) der Legende 
aus einer Stelle emporgeſproßt, welche Maria auf 
der Flucht nad Agypten mit ihrem Fuße be- 
rührte), ein Sommergewähs aus Baläflina ꝛc., 
deſſen Stengel ſich Dichtüber der Erde in viele Zweige 
ausbreitet, am Ende feines Lebens Holzig wird, 
und, wie da3 Moos, jobald es in Wafjer geftellt 
wird, wieder auflebt; daher auch Anaftatifa, ſ. d. 
Anferjtehungsblume, genannt. — 58 

Jerobẽanmi, m. hebr. (Jarobeam, v. räbäb, viel ſein, 
u. am, Volk) männl. Name: des Volks Vermehrer. 

Jerome, m. fr. (ſpr. ſcherohm) = Hieronymus. 

Serum Crochea, ältere türkiſche Goldmünze = un- 
gefähr 4 M. et PY: —— 

Jerüſalem, n. (hebr. jerüschälaim, ſpäter jerü- 
schälajim, eig. jerüsch-schälem, Bejigung des 
Friedens) die Hauptitadt von Judäa; das neue 
oder himmlische Serufalem, in der Kirchenſpr. 
—= Himmel. 

Jeſatas, m. bebr. (Jeschajähu, von jescha, Hilfe, 
Heil, gr. Hesaias, I. Isaias) männl. Name: 27 
Gottes, Botthelf; ein großer Prophet des A. 7. 

Jeſiden, gew. Zeziden, pl. Teufelsanbeter, Ver— 
ehrer des Satans, eine nad) Mohammeds Tode 


Jeſuit 


entſtandene Sekte in Meſopotamien, beſ. unter den 


Kurden, nad) ihrem Stifter Scheikh Jeſid genannt. 
Jeſuit, m. (mi. Jesuit), pl. Jeſuĩten, Mitglieder 
oder Anhänger des von Ignatius v. Xoysla 
1534 unter dem Namen „Geſellſchaft Jeſu“ ges 
jtifteten umd von Bapit Paul 1540 bejtätigten 


fathol. geiftlichen Ordens, 1773 durch Bapft Ele 
mens XIV. aufgehoben, 1814 durch Pius VII. 
wiederhergeftellt; auch Loyoliten nad) ihrem | 


Stifter genannt; jefwitisch, den Lehren, den Grund— 


fäßen umd der Handlungsweie der Sejuiten ges 


mäß; Jefniterei und Jefnitismus, m. Loyolas | 


Lehre, Loyolas Sinn od. Geiſt; Si cum Jesuitis, 
non cum Jesu itis, d. h. Wenn ihr mil den Se- 
juiten geht, geht ihr nicht mit Sefu; Jeſuiten- 
Pulver, a. Chinarinde; J.-Tropfen, Tropfen für 
offene Wunden, auh Kommandeurbaljam ges | 


nannt; J.-Wolle, ſpaniſche Schafwolle. 
Jéſus, m. hebr. ı jeschüa, s1g°3, aus jehöschüa, gr. 
lesüsı männl. Name: der Helfer, Netter, Heiland, 
Ertöjer; Jesus Nazarenus Rex Judaeorum, Je— 
jus von Nazareth, König der Juden, die Infchrift, 
welche Pilatus am Kreuze Ehrijti anbringen ließ. 
Lett, n., gew. m. engl. (fpr. dſchet, gew. ſchett; aus 
engl. jet, ſchwarzer Bernitein, Gagat, aus griech. 


lat. gagätes, altfvanz. jaiet) Schwarzitein, Gagat | 


ı 


(d.i. Schwarze Bechkohle, j. unter®agat), [hwarzer | 


Bernitein, ſowie defjen künſtliche Nachbildung; auch 
ein Guß aus Gummi (j. Ebonit); daher Jett— 
Kämme, J.-Ketten, Je-Kreuze, 3. Armbänder, 
Broſchen ꝛc. — 
jet d’eau, m. fr. (ſpr. ſcheh doh) ein Waſſerſtrahl, 
der aus einem Springbrunnen aufiteigt. 
Beton 
Spiel- oder Zahlpfennig, Schaupfennig. 
Jettatura, f. it. (ſpr. dſch —) eig. Wurf; der böfe 
Blick — mal’ occhio; Kettatore, m. (pr. dſch ) 
ein Menich, der den böjen Blick hat, ein Blickver— 
zauberer. (Henriette. 
Sette od. Jettchen, t weibl. Name: Abkürzung von 
Jen, n. fr. (jpr. ſchöh; v. l. jocus) das Spiel, der 
Scherz; jeu d’esprit, pl. jeux d’esprit (ſpr. ſchöh 
desprih) Beritandesipiele, Gefellichaftsfpiele, bei 
denen Wiß, Erfindungsgabe 2c. in Anfpruc ges 
nommen wird; jeux floraux, pl. (fpr. — flor6h) 
Blumenfpiele, ein in Touloufe feit 1323 jährlid) 
gefeiertes Teft, wobei fir Gedichte goldene und 
jilberne Blumen als Breije verteilt werden, neuer- 
dings aucd in Köln am Rhein. 
Jeunesse, f. fr. (pr. ſchöneſſ') eig. Sugend; in der 
Kleidung der Frauen ein breiter Bund, der, um 
Kinn u. Ohren gebunden, vor Kälte ſchützt; junge 
Leute, die junge Welt, namentlich: jeunesse doree 
(von dore, aus Gold, golden), leichtfinnige Sugend 
Seziden, ſ. Jeſiden. [der vornehmen Welt. 
Jig, m. engl. (fpr. dſchigg) ein leichter hüpfender 
Tanz; eine Ballade; vgl. Gigue. 
Siggermaft, m. engl. (von engl. jigger, eine leicht 
jih bewegende Borrichtung, Kleines Fiicherboot) 
der hinterſte Maſt einer Barf = Sagermaft ſ. d. 


m. fr. (fpr. ſch'tong) ein Nechenpfennig,- 


Joel 393 


Aufgerichtete oder Beſtellte; Joachimstaler, m. 
eine Münze, welche die Grafen v. Schlick fett 1517 
aus dent in den Bergwerken zuSoachimstal in Böh— 
men geivonnenen Silber prägen liegen, woraus 
durd Abkürzung unjer Taler entitand. 


Joaillier, m. fr. (pr. ſchoajeh, viel. aus den 


perj. dschauhari) ein Suwelier, Sumelenhändler; 


de od. Jouaillerie, f. (ſpr.ſchoajrih; vgl. 
umel) die Sumelieriunft; der Sumelenhandel. 


Jobber, m. engl. (ſpr. dſchöobber; von job, beftimmt- 


tes Stück Arbeit, Affordarbeit, Gefhäft; davon. 
das ZBeitwort to job, mit Aktien Handeln, den 
Makler und Bermittler fpielen, ſchachern), einXohn- 
arbeiter, Handlanger; Unternehmer im Fleinen; 
Makler; indeutjcher Anwendung: Börfenfpieler; 
in den Vereinigten Staaten ein Zmifchenhändler, 
eine Mittelsperſon zwiichen dem Warenbezieher u. 
Kleinhändler; Stock-Jobber (vgl. Stod), ein Bör— 
jenfpieler in England; Jobberei, (engl. jobbery), 
das Börjenfpiel (im Englischen haben die Aus— 
drücke jobber und jobbery nicht die verächtliche 
Bedeutung wie im Deutjchen). 


Jobel, ſ. Subel. 


— 2 


ockey, m. engl. (ſpr. dſchöcki, von Jack, d. i. Hans, 
Verkl. von John; dann auch Burſche, Knecht ꝛc.) 
ein Reitburſche, Reitknecht, Vorreiter; ein Lieb— 
haber von Pferderennen; Roßkamm; Jockehklub, 
m. eine geſchloſſene Geſellſchaft von Liebhabern 
der Pferderennen; Jokey-Club, engl. Benennung 
eines engliſchen Wohlgeruchs (Parfüm). 


| Doro, j. Barris. 
Soeriffe, m. fr. (fpr. ſchokriß) eine Iuftige Figur in 


der franzöſiſchen Straßenkomödie, dah. der Tropf. 


309 (iodum) oder Jodin, n. auch Jodine, f. (vom 


gr. Ion, das Veilchen, iodes, veilhenartig) ein 1811 
von Courtois in der Aiche des Seetangs, dem jogen. 
Kelp, entdecter einfacher, nicht metalliiher Kör— 
per, der ſich beim Sieden in einen veildienblauen 
Dampf verwandelt (daher auch der Name) u. als 
ein ſehr wirkſames Heilmittel, als blauer Färbe— 
ftoff, zur Erzeugung von Kichtbildern 2c. vielfach 
benußt wird; Jodkalium, n. ein Fodpräparat aus 
reinem Jod, in der Heilkunde als innerliches Mittel, 
auch in der Photographie viel verwendet; Jodo— 
form, n. ein Sodpräparat, das bei Geſchwüren, 
Wunden uſw. verwendet wird; Jodpräparat, n. 
jedes aus Jod hergeitellte Heilmittel; JZodtinftür, 
f. Löfung von Jod in Spiritus, als Außerliches 


. Heilmittel; Jodſtärke, durch Jod blaugefärbte 


Stärke; Jodät, n. jodſaures Salz; Jodid, n. u. 
Yodür, n. Verbindung des Jods mit einem ein— 
fahen Körper, namentlich einem Metalle, 3. B. 
—— Jod-Eiſen, Jod-Kalium, Jod— 

ilber(für die Einwirkung des Lichts ſehr emp— 
findlich, daher in der Photographie verwandt); 
jodieren, mit Jod überziehen, z. B. bei Erzeugung 
von Lichtbildern die verſilberte Kupferplatte durch 
Joddämpfe mit einer dünnen Schicht Jodſilber be— 
decken; Jodismus, m. Jodvergiftung, durch Ein- 
nehmen von Jod herbeigeführt. 


Jigger, m.engl. ſpr.dſchigger), eine Aufſatzmaſchine, 
Walzen⸗Breitfärbemaſchine. 

Jingo, m. engl. (pr. dſchingoö) pl. Jingoes, eigentl. 
kriegsluſtiger Tory (d. i. Konſervaliver), dann: 
Chauviniſt in England u. Amerifa. 

Jinrikſcha, m. japan. leichter Perionenmwagen in 


aufnehmend od. enthaltend, io-döke, Pfeilbehälter, 
Köcher, und Name einer Amazone). 

Soel, m. hebr. männl Name: deſſen Gott Jehova 
ut; einer der zwölf Kleinen Propheten. 

Joghurt, n., ein im Orient gebräuchliches Volks— 


— — 


Jodötus, m. männl. Name (v. gr. iodökos, Pfeile 
| 


Zapan, von Länfern gezogen, = Kuruma. nahrungsmittel, aus eingedicter Milch bejtehend, 

A pl. bunte Baunwollenitoffe. | die mit geriebenem Schwarzbrot, Fruchtjäften, 

f Joachim, m. hebr. männl. Name (Jehöjäkim oder | Zucker u. Zimt uſw. genofjen wird; beionders die 
Jö-jakim, gr. Iöakeim) der von Jehova oder Gott | Bulgaren genießen Soghurt; ſ. auch Yoghurt. 





394 Johannes 


Johannes oder Johann, m. abgek. Sans, hebr. 
(Jehöehänän, d.i. Jehova ſchentt od. ift anädig, 
erbarmt ſich, gr. Ioannes, Idannäs, fr. Jean, it. Gio- 
vanni, port. Joſo [ipr. ſchoang)], jpan. Juan, engl. 
John, holl. Jan, ruif. Iwan) männl. Name: Gottes 
Gefchent, das Gnadenkind, Gotthold; Jod (Jo— 
bannes), m. vor 1836 eine portugiefiiche Rech— 
nungsmiünge von Gold, — 1 Beca (d. h. Stück) 
— 1); Dobra — 38,68 ME. ; Johanneiſche Lehre, 
(Theol.) die für eigentümlicy gehaltene (tie man 
jeßt zu wiffen meint, wohl 100 Jahre nach Chri— | 
tus ausgebildete) Lehre des Evangeliſten Jo— 
hannes; Johannisbeere, f. die um St. Sohanni3- 
tag (24. Juni) reifende Frucht des Sohannisbeer- 
jtrauches; Johannis-Blut, die deutſche Coche— 
nilfe, eine rt Schildlaus, auch polniſcher Kermes; 
Johannisbrot, eine rotbraune, eßbare Schote von 
einem in Südeuropa wachſenden Baume; Jo— 
banniswürmchen, der um St. Sohannistag er- 
Icheinende Lerchtfäufer, das Glühwürmchen; Jo— 
hannitter-Ritter oder Johannes-Ritter, ein 
deutjcher Orden, der in Raläftina bet Gelegenheit | 
der Kreuzziige entſtand, und die Beſchützung der 
Pilger und die Verteidigung des heiligen Yandes 
gegen die Ungläubigen 2c. zum Zwecke hatte; (die 
Ritter wählten zu ihren Schußpatron den Apoſtel 
Sohannes; aus Baläjtina verdrängt, begaben fie 
ji nad) der Inſel Zypern [1291], von da nad) 
Rhodus, daher Rhodiſerritter, und endlich 
nah Malta [1529], daherMalteferritter);jegt | 
ein evangeliicher Orden zur Pflege Bertvundeter; 
— Sohanna, f. weibl. Name zu Johannes, die 
Gottholde (fr. Jeanne, it. Giovanna, fpan. Joaũa 
ı. Juana, engl. Jenny), auch Hanna, Hannden. 

John, m. engl. (fpr. dſchonn) zuſammengezogen aus 
Johann, ſ.d.; Johnſon, mengl.(ſpredſchonnß'n) 
der Sohn des Johannes, John Bull, m. (ſpr. 
dſchonnbull) ein Hans Bulle od. Ochs, Stier, 
iherzh. Benennung der Geſamtheit des englischen 
Volks, zuerſt durch den Gatirifer Swift, einen 
geborenen Srländer, aus Nationalhaß gegen Eng- 
land in Gang gebracht. 

Joint-ſtock, m. engl. (fpr. dicheunt—) das Aktien— 
fapital; Joint-ſtock⸗ companyhy, k. Aktiengeſellſchaft. 

Jokus, m. 1. eh Jucks vder Sur) Scherz, 
Spaß, Poſſen; joci causa, jpaßeshalber, zum 
Scherz; inter jocos et serla, unter Scherz und 
Ernit; Jokusſtab, ein mit einem Bruftbilde ver- 
jchener Stab, womit die Freude bezeichnet wird; 
jofös (1. jocösus), jcherzhaft, launig, kurzweilig; 
Sofdja. pl. Iherzhafte Dinge, Poſſen; Joknlätor, 
ın., pl. Jokulatõoren (v. joculäri, jerzen), Spaß- 
macer; Gaufier, Schauspieler; im Mittelalter — | 
Jongleur, f. d.; jokulieren, herzen. 

joli, fr. (pr. f&oli; it. giulivo, urfpr. feftlid, fröh— 























lich; vgl. das altnord. jöl, Feitlichfeit zur Weih- 
nachtszeit; vgl. Julfeſt) hübſch, artig, niedlich, da— 
her Jolh, m. als Hundename. 

Jonas, m. hebr. (jönäh, eig. Taube, gr. [önäs) 
männl. Name; ein jüdilcher Prophet zur Zeit 
Serobeams II.; Jonasfiſch, |. Rarharias. 

Sönathan,m.hebr.(Jönäthän, eig. Jehönäthän,d.i. 
Sehova gibt) männl. Name: der Gottgefchenfte; 
ein treuer Freund; Bruder (engl. Brother) Jo— 
nathan, icherzhafte Benennung für das geſamte 
Bolf der nordamerif. Sreiftaaten (wie John Bull 
für die Engländer), verſch. von Yankee (f.d.) als 
Benennung der Einzelnen. (General Wafhington 
fagte, als er im Freiheitsfriege 1775 iiber die An— 
Ihaffung von Berteidigungsmitteln in Verlegenheit 





überh. u. umeig. ein 


jour 


‚war, in einer Beratung mit feinen Offizieren: 
„Dir müffen Bruder Jonathan fragen”, womit ex 
jeinen Freund Jonathan Trumbull, Gou- 
verneur don Conecticut, meinte. Später wurde 
Waſhingtons Ausspruch zum Sprichwort.) 

Songlenr, m. fr. (pr. ſchonglöhr; altfr. joglere, 
juglere,jonglere,jogleor,jugleor, jongleor, prov. 
joglar, v. I. joculätor, dv. joculäri, jcherzen) im 
Mittelalter die Mufifer vd. Spielleute, welche den 
Troubadours (f. d.) zur Seite gingen; fpäter ein 
Poſſenreißer, Gaukler, Taufendfinftler (der Ku— 
geln, Bälle, Meſſer, Fackeln uſw. in die Luft wirft 
und wieder auffängt); Jonglerie, f. Gaufelei; 
jonglieven, werfen und wieder auffangen. 

Sonke, 1. Dſchonke. 

Sonquile, f. fr. (fpr. ſchonkij'; v. jonc, f. juncus, 
Binſe, wegen der binfenähnlichen Blätter) eine Art 
wohlriechender Narziffen; Jonquillen-Farbe, 
Hochgelb, ius Grüne jpielend. 

Jonvalturbine, f. ein horizontales Wafjerrad mit 
Einjtrömungdes Waſſers in der Richtung der Achſe, 
auch Henjchelturbine genannt. 

Soppe, f. (mittellat. jupa, juppa, prov. jupa, franz. 
Jupe, it. giuppa, giubba, ſpan. aljuba, mauriſches 
Oberfleid, aus arab.al—dschubba, baumwollenes 
Unterfleid) kurze Haus-, Neife- od. Sagdjade; vol. 
Jüpe. 

Joͤſeph, m. ein hebr. Mannsname (jöseph, er fügt 
Hinzu) der Hinzugetane; eine Öattung dünnes 
franzöfiches Papier; ein Neitkleid der Damen; 
Joſephine, f. weibl. Name. die Hinzugetane; $o= 
fefinos, pl. ſpan. Anhänger von &oleph, König 
von Spanien (1808— 1815), = Wfrancefados; 
Kofephinismus, m. die von Kaifer Sojeph I. 
ausgegangene Einrichtung der fathol. Kircye, welche 
eine vom Papſte unabhängige Stellung in Ofter- 
veich beabfichtigt. hi 

Sofia vd. Jöſias, m. hebr.(jöschijjäh, jöschijjäht, 
ar. Iösias) männl. Name: der von Gott Geheilte. 

Joͤſua, m. hebr. männl. Nanıe (eig. Jehöschüa, d. i. 

deſſen Hilfe Sehova ift): Gotthilf. — 

Jota, n. das griechifche —(i), der kleinſte Buchſtabe; 

uchſtabe, Punkt oder Pünkt⸗ 
chen, Tüttel, das Geringſte oder Mindeſte; Jota⸗ 
ceismus, m. die zu häufige Wiederholung des 
Sota; auch das Unvermögen, das Jota auszu— 
Iprechen, eine Art des Stammelns. 

Jota, f. jpan.(chöta), ein arragonefiicher Volkstanz. 

Jonaillerie, ſ.Jogitlerie. Bi 

Jouet, na. fr. (ipr. ſchueh; von jouer, jpielen, v. 1. 
jcherzen) Spielzeug. Hi AN 

Xoniflanee, £. fr. (pr. ſchuiſſängß'; von jouir, ge- 
nießen, prov. jauzir, gauzir, it. godére, v. l. gau- 
dere, fich freuen über etwas)der Genuß, Vollgenuß; 
die — Re 

Joujoun, n. fr. (pr. ſchuſchüh; vgl. Souet) ein Optel- 

Soulg bef. das Auf- u. Abrollipiel, Wandelſcheibe. 

Joule, n. engl. (jpr. dſchaule) Arbeitseinheit, Map- 
einheit, Einheit der elektriichen Arbeit, das Zehn— 
millionfache eines Erg, f.d.; 9,8 Joule Meter- 
filogramm (benannt nach dem englischen Brauerei- 
befiter James Prescott Joule in Salford bei 
Maucheſter, 1818—1839, der eleftromagnetifche 
Unterfuhungen vornahm). i 

jour, m. fr. (ſpr. ſchuhr; prov. jorn, it. giorno, mil. 
jornus, v.!. diurnum, taglang, einen Tag dauernd, 
neutr. von diärnus, v. dies, der Tag) der Tag; 
Aa jour, zutage gefaßt, d. i. jo, daß die Rüdjeite 
frei liegt und das Licht durchſcheint, durchbrochen; 
nur eingerandet, von Edelſteinen gebraucht; Kfſpr. 


jobial 


bis auf den laufenden Tag in Richtigkeit (z. B. 
das Hauptbuch iſt noch nicht ganz A jour); du jour 
oder de jour fein, den Tagesdienft haben, von 
Dffizieren 2c.; woraus aus Mißveritand ein fem. 
die jour, d. i. der Tagesdienft, entitanden ift, 

.B. die jour haben, der Offizier von der jour ꝛc.; 
jour fixe, m. (fpr.kYuhr-fir) in vornehmen Häu— 
jern ein feiter wöchentlicher Empfangstag, wo man 
uneingeladen offene Tafel findet; jours de gräce 
(pr. ſchuhr d' graß’), pl. = Reſpekt-Tage, ſd; 
Journal, n. (it. giornale, ml. jornale, eig. Adj. 
täglich) ein Tagebuch; ein Tageblatt u. überh. eine 
Zeitichrift; Zeitung; bei Kaufl. ein Vormerk- oder 
— Tagebuch, Tageliſte, Sammelbuch, 
Sammler; journaliſieren, eintragen, buchen; 
Sonrnalismus, m. barb.-l. das Zeitſchriften— 
wejen; die Zeitungsfchriftitellerei; Jonrnaliit, m. 
(fr. journaliste) ein Tagesschriftiteller, Zeitungs— 
ichreiber; auch einer der auf Diäten gefeßt ift; 
Journaliſftikum, mein Leſeverein fiir Zeitichriften; 
auch Vorleſungen über dieſelben; Journaliſtik. 
f. das Zeitungsweſen, die Tagesſchriftſtellerei; 
Journaliere, f. auch eine tägliche Poſt- od. Fahr— 
gelegenheit, Tagepoit; Journalnummer, Bus 
chungsnummer. 

jobiäl, fr. (it. gioviäle, v.l. Joviälis, dem Jupiter, 
altl. Jovis, gehörig, deſſen Stern den Sterndeutern 
zufolge dem Menjchen Frohfinn mitteilt) frohſin— 
nig, Inftig, munter; Jobialiſt, m. barb.-l. der 
fujtige Rat, Hofnarr; Jovialität, f. (fr. jovialite) 
die Fröhlichfeit, Luſtigkeit, Heiterkeit; Joptallinte, 
f. in der Gefichtsdeuterei die zweite Hauptlinie von 
der Stirn an nach unten. 

Jevilabium, n. nl. (von Jupiter, Gen. Jovis) ein 
Werkzeug zur Veranſchaulichung der Stellung des 
Jupiter und feiner Trabanten. 

joyeux, fr. (jpr. ſchoajöh; von joie, prov. joia, it. 
gioja, vd. [. gaudium, Freude, pl. gaudia) freudig, 
fröhlich ;joyenfe Entree, £. (pr. ſchoajöhſ' angtreh') 
die fröhliche Ankunft, der vergnügte Einzug, bei. 
der fröhliche Negierungsantritt eines Fürſten; eine 
bei dem Regierungsantritt eines Fürſten entrichtete 
Steuer, ein Thronbefteigungzgefchenf. 

Inan, m. (fpr. chucinn) jpan. männl. Name, ent- 
itanden aus Johann, ſ.d. 

Jubel, m. (zunächit wohl v. mi. jubilus, (. jubilum, 
Freudengeſchrei, Jubiläre, jauchzen; in den folgen- 
den Ableitungen aber vermengt mit dem hebr. 
jöbel, d. i. Horn, al3 Blas-Inſtrument. Bei den 
Suden hieß jedes 50. Fahr, in welchem nad) dent 
mojaischen Geſetz durch alles Land die Poſaune ge- 
blafen werden joll, um ein Feier- und Erlaßjahr 
enzufündigen: Sahr des Jobels od. Horn, bei 
Luther Halljahr) ein Freudengefchrei, Froh— 
Ioden; in dulei jubilo, J. eig. in jüßem Jubel, in 
Saus und Braus (Leben 2c.); Jubiläum, n. ml. 
(I. annus jubilaeus, nach dem Hebräifchen gebildet) 
das Jubelfeſt, Zubeljahr, Sahresfeft, die Jubelfeier 
einer abaelaufenen Zeit von 100, 75, 60, 50, 25 
Jahren; Jubilär, m. ein Jubelgreis, der Gefeierte; 
jubilieren, I. (jubiläre) jubeln, jauchzen, ehem. 
hallen; auch die 50jährige Amts- oder Ehedauer 
feiern; Jubiläte, m. der dritte Sonntag nad) 
Dftein; von dem Anfangsworte eines lat. Ge— 
betes in der röm.-fathol. Kirche nad) Palm 66 
od. 100: jubilate (frohlocket od. jauchzet 2e.); daher 
die Leipziger Subilate-Meffe, Fruͤhlings- oder 
Oſtermeſſe, die mit dem Montag nach jenem Sonn- 
tag ihren Anfang nimmt. 

Jübis, pl. fr. (fpr. ſchübih') an der Sonne artrod- 


Inften 395 


nete Traubenrofinen oder Kiftenrofinen aus der 
Brovence. 

Juchart od. Juchert, f. vd. n. (verw. mit l. jug6- 
rum, u. deutih Joch, als Feldmaß) ein gewifjes 
Feldmaß, ungefähr ein Morgen Landes in Ober- 
deutjchland; in der Schweiz ein Feldmaß dv. 40000 
Duadratfuß>36a, in der franz. Schweiz Ar— 
pent genannt (f. d.) 

Juchten, ſ. Suften. 

Jucker, m. teigentl.: der Springer, von deutſch: 
jucen) ein feuriges, nicht zu aroßes Wagenpferd; 
ucks. ſ. Sur. [ein Wiegemeſſer. 
uda, m. hebr. männl. Name (Jehtidäh): der Ge— 
prieſene; der vierte Sohn Jakobs u. deſſen Stamm; 
ſeit der Teilung des Reiches ein beſonderer Staat; 
als ſolcher auch Judäa genannt; daher Jude, m., 
DI. Suben, (hebr. Tehüidi, pl. Jehüdim; I. Judaeus, 
pl.Judaei), urjpr. Bürger des Reiches Juda, ſpäter 
das ganze Volk der Siraefiten; Judaismus, m. 
nl. das Judentum; jindaiſieren, füdeln, ſ. he— 
braifieren; auch zum Judentum neigen, 3. B. 
judaifierende Srrlehren; Indenchriſten, pl- 
die aus dem jüdiſchen Volke zum Chrijtentim 
Übergetretenen; Judenzopf, Weichjelzopf, Ver- 
filzung der KRopfhaare. 

Yudas, m. hebr. männl. Name (gr. u. l. Form von 
Juda) bef. der Apoftel, welcher Zefus verriet: Ju— 
daskuß, ein Verräterkuß; Indashaar, rotes, 
fuchſiges Haar. 

Jüdex, m. [. (vgl. judizieren) der Richter, pl. judi- 
ces; sub judice, unter dem Richter, dem Richter 
unterliegend, d.i. noch unentichieden; Judieum 
(sc. liber), das Buch der Richter im A. T ; judices 
in partibus, pl. Bifchöfe, die vermöge päpftlicher 
Ernennung im Namen des Papftes richten oder 
enticheiden; f. auch lis. 

Jüdith, f. Hebr. (jehüdith, gr. Judith) weibl. Name 
= Jüdin oder Befennerin Gottes. 

judizial, judiziarifch, judiziös, |. unter Judi— 
zium. 

judizieren, l. (judicäre, v. jus dieäre, Recht ſpre— 
hen) urteilen, richten, entſcheiden; Judika, m. der 
fünfte Sonntag in den Falten, von dem Anfangs» 
wort der bibl. Lektion in der römiſch-kathol. Kirche 
an diefem Sonntage, aus dem 43. Palm: judica 
me etc., d. i. richte mich ꝛe, auch der ſchwarze 
Sonntag genannt; jndifähel (L.judicabilis), ur- 
teilfähig, d. i. worüber fich ein Urteil fällen läßt; 
Indikation, f. judicatio) Beurteilung, Aburtei- 
lung; jndifatoriich (ſpätl. judicatorius), richter- 
lid; Judikätum, n. ein Urteil, richterficher Be— 
Iheid, Rechtsſpruch; res Judieäta, f. ein rechts— 
kräftiger Beſcheid, eine rechtskräftig entſchiedene 
Sache; Judikatör, f. nl. die Rechtiprechung, das 
een verfahren :IJndifatürbanf, f.das Handel3- 
gericht. 

Juͤdizium, n. [.(vgl.Zuder) das Gericht, die Rechts» 
pflege, die gerichtliche Unterfuhung; das Urteil, 
Gutachten, der Rechtsſpruch; der Rechtshandel; 
der Gerichtshof; auch das Urteilsvermögen; ju— 
Dizial, judiziäriſch, die Gerichte betreffend, ge— 
tichtlich, vichterfich; Judicialiter, gerichtlich, rich- 
terlih; Judizialtransaktion, f. ein gerichtlich 
abgeſchloſſener Vergleich; jndizids, nl. (fr. judi- 
eieux) urteilsfähig, ſcharfſinnig, flug. 

Auffers, pl. hol. (eig. Sungfrauen, v. juffer, Jung- 
frau) furze Schiffsmajften, die aus Riga u. Memel 
kommen. URS TERIAR. 
uften oder Juchten, n. (hol. jucht, Jugt, ruſſ. 

Sure FR ” in Rußland bereitetes, jehr ge— 


396 jugabel 


Ihmeidiges, mit Birkenöl oder Birkenteer einge: 
riebenes, und daher jtarfriechendes, votes Rinds- 
oder Roßleder. 

jugäbel, ſpätl. jugabilis, von jugäre, verbinden) 
zujammenfügbar, vereinbar. 

jugäl, I.(jugälis, von jugum, Joch) gejocht, zuſam— 
mengefügt, zum Joch gehörig, ihm ähnlich; Jugal— 
bein, das Jochbein; Jugalnaht, die Jochnäht. 

juge, m. fr. ſſpr. ſchühſch“ v. I. judex) der Richter; 
juso compétent, ſ. judex competens; j. consul, 
m. (ſpr. —fongküll) ein Mitglied des Handelsge— 
richts; j. de paix, m. (pr. —d’päh) der Friedenz- 
— Jugement, n. (ſpr. ſchüſch'mcing) = Ju⸗ 

izium. 

jugulär, nl. (von jugülum, Schlüfjelbein, Kehle, v. 
‚ungere, verbinden) Hals oder Kehle betreffend; 
Jugulãr-Vene od. vena juguläris, f. die Hals- 
od. Kehlader, Drofjelader; jngulieren, I. Jugu- 
läre)erwürgen; erftehen, umbringen; Jugulation, 
f.! Aalen) die Erwürgung, Ermordung, das Er— 
stechen. 

Juick, Sit, Jux, m. eine Rechnungsfumme in 
Konstantinopel v. 100000 Aſper oder 8531/, Bia- 
ſter = 150 M. 

Side, f. fr. (pr. ſchüihw') eig. eine Jüdin (von m. 
Juif, Side) eine Art Furzer Frauenzimmer-UÜber— 
vöde, ein Mantelrod, Uberwurf od. Umwurf nad 
jüdiſcher Art. 

Sijüben, pl. fr. (pr. ſchüſchüben) rote Brujtbeeren, 
weliche Hagebutten, von Jüjühen-Baum, Bruft- 
beerbaum (gr. zizyphon, l. zizyphus, woraus das 
fr. jujube entjtanden ijt), vorzüglich in Syrien, 
auch in Stalien 2c., be. gegen Hujten, Lungenſucht 
gebraucht. 

Jukundität, f. [. jucunditas, von jucündus, an- 
aenehm, erfreulich) Annehinlichkeit, Ergößlichkeit, 
Bergnügen. " 

Julep, m. engl. (fpr. diegülep, julep, it. giulebbe, 
giulebbo, jpan. julepe; barb.-lat. julapium; au3 
dem arab. dschuleb, dschuläb, von perj. guläb, 
Rojenwafjer, von gul, Roſe, und &b, Wafjer) ein 
Kühltrank, Heiltrank; dann beſonders: ein ameri- 
kaniſches Miſchgetränk aus Branntiwein, HYuder, 
Eis und Krauſeminze. 

Jalfeſt, n. (wohl v. l. joculus, Buß, Bermummung, 
fleiner Scherz, von jocus, Scherz) das Feſt der 
Binterfonnenwende; daher der Julklapp, die 
Sitte, die Weihnacht3gefchenfe mit lautem Schall, 
Klapp, in die Stube zu werfen. 

Julienne, £. fr. (pr. ſchülienn) fein geſchnittene Ge- 
müſe zu Suppen, Gemitjefeinfchnitt; Jultenne— 
ſuppe, Frühlingsiuppe. 

Julius, m. I. männl. Name (vgl. gr. iülos, Milch» 
baar): der Milchhaarige, der Jüngling; Julie u. 
reg f. Name: die Sungfräuliche, Sungfrau; 
Jultus, m. 0d. abge. Jul, gew. Juli, (aus dem 
Sen. Julii entit.), der ſiebente Monat des Sahres, 
Erntenionat, Heumonat (angeblich zu Ehren des 
die Zeitrechnung berichtigenden und in dieſem Mo- 
nat geborenen Jul ius Cäſar jo genannt, indem 
diefer Monat früher Duintilis hieß); Juliaãniſcher 
Kalender, die von Julius Cäjar eingeführte, ver- 
bejjerte Zeitrechnung, wobei anjtatt des Mond- 
jahres das Sonnenjahr zu Grunde gelegt wurde, 
welches daher Sullanikhes Jahr hieß. Dieſe 
Zeitabteilung, auch alter Kalender oder alter 
Stil genannt, iſt noch in der morgenländiſchen 
Kirche, z. B. in Rußland gebräuchlich. In der 
abendländiſchen Kirche aber wurde ſie unter dem 
PB. vft Gregor XII. 1532 durch Gelehrte genauer 


Jupiter 


berechnet, und ſo entſtand der noch jetzt bei uns 
ee neue Stil oder Gregorianiſche 
stalender, welcher von jenem im gegenwärtigen 
Jahrhundert um 13 Tage verfchieden iſt; daher 
man auch der Genauigfeit wegen an Orten, wo 
man noch dem alten Stil folgt, das alte Datum 
oben und das neue umten jeßt, z. B. Petersburg, 
den 10/,,. März. 

Jumart, fr. (pr. ſchümähr) oder Xumar, m. ein 
jabelhafter Ochjenejel oder Maulochs, vorgebliches 
Bajtardtier vom Pferde- und Ochjengefchlecht. 

Jumelles, pl. fr. (pr. ſchümell; v. jumeau, jumelle, 
Hwillingsbruder, Zwillingsſchweſter) eig. Zwil— 
linge; uneig. ein Opernguder mit doppelten Röh— 
ren für beide Augen zugleich, vgl. Binocle. 

jumpen, Seemannsausdrud (vom engl. to jump, 
jpringen; fprich ; dſchömpen) ſich flink im Tatelwert 
bewegen (vgl. Deutjch. Seemännifches Wörterbuch). 

Sumpers, pl. engl. (fpr. dſchömpers; von jump, 
jpringen) eig. Springer; Diebe, die in die Feniter 
einiteigen; eine Methodiften-Sefte in Südwallis 
und Amerika. 

iungieren, I. Qungöre) verbinden; Junttür, f. (l. 
Junctüra) die Verbindung, Fuge, das Gelenk; auch 
Lage, Umftand. 

Sungle, ſ. Dſchungel. 

Junior, m. l. Kompar. v. juvönis, Im ‚jugendlich) 
der Züngere; Juniorät, n. nl. die Erbfolge des 
Jüngſten in der jüngsten Linie; eine nur jüngeren 
Geiftlichen erteilte Bfründe ; Junioren, pl.Sports— 
ausdruf), Die angehenden Sportsjünger (im Ge— 
genjaß zu den älteren Mitgliedern: den Senio- 
ven); Juniorenrennen, Iugendrennen, Erſt— 
lingsrennen. 

Juniperus, £. l. der Wachholder u. die ganze Pflan— 
zengattung, zu welcher er gehört. 

Junius, m. J. gem. Juͤni (aus dem Gen. Junii 
entit.) der 6. Monat des Sahres, Brachmonat, 
Roſen- oder Wiejenmond (wahricheinlich nach der 
Göttin Juno benannt, welcher diefer Monat Heilig 
ivar, f. Junonius). 

Junke ſ. Dſchonke. A: 

ſunkerieren (dilch. mit lat. Endung), beijer junfern, 
d. i. wie ein Sunfer od. junger Herr von niederm 
Adel leben und ſich lustig machen; als Junker jich 
übermütig benehmen. 

Juno, f. 1. röm. Fabell. die höchſte Göttin, jtolze u. 
eiferfüichtige Beherricherin der Götter u. Menjchen, 
Jupiters Gemahlin 2c., bei ven Griechen: Hera; 
aud) einer von den Kleinen Planeten zwiſchen Mars 
und Jupiter, 1804 durd) Harding entdedt; jund= 
nisch, der Juno ähnlich, groß, jtolz, majeſtätiſch; 
Junonium, n. nl. eine ältere Benennung des 
Kadmium, |. d. 

Junta, £. fpan. (von I. junctus, a, um, vereinigt, 
Bartiz. v. Jjungere; vgl. jungieren) der Berein, die 
Berbindung, Berfammlung,bej.Ratsverfammlung 
in Spanien u. Bortugal; Volksausſchuß, Staat3- 
verwaltung3- od. Regierungs-Ausſchuß—Komiteé. 

Süpe, f. fr. (fpr. ſchühp'; ml. jupa, Juppa, prov. 
Jupa, it. giubba, fpan. aljuba, v. arab. dschubba, 
baumwollenes Unterkleid) ein kurzes, bei. weib- 
liches Kleidungsftüd, ein Wams, Leibchen, Mieder 
eine Joppe; ein Weiberrod, Unterrod; Jühon, n. 
(ſpr. ſchüpöng; prov. u. fpan. jubon, it. giubbone) 
ein Unterröcdchen. “ 

Jupiter, m. (Gen. Jovis) I. röm. Fabell. der oberſte 
und mächtigſte Gott, Donnergott oder Donnerer, 
von den Griechen Zeus, auch Kronion genannt, 
ein Sohn des Saturnu,derRhea, und Bruder 


se il Dun 22 


Jupujuba 


des Neptun und Pluto; aud) der größte Planet 
unseres Sonnenſyſtems (der etwa 12 Jahre zum 
Umlauf braucht und von + Monden begleitet ift); 
Jupiter pluvius, der Negengott; J. tonans, der 
Donnergott; a Jove prineipinm, der Anfang 
mit Jupiter oder mit Gott! die Geiftlichkeit voran! 
jupitrijieren, fr. jupitriser) ausjchweifend leben. 

Jupujuba, m. braſil dev Beutelnejtler, eine Art 
Golddroſſel in Brafilien, die ein langes beutelför- 
miges Neit von Schilf und Binfen baut. 

jura oder Jura, |. unter jus. 

Iuraformation, f. dtſch⸗l. Juragebilde, Jura— 
gruppe, Ovlithformation, eine Abteilung der Sedi- 
mentär- od. Flözgebirge, welche zuerjt im Jurage— 
birge erkannt wurde, als weigers-(bei.hellfarbige 
Kalkiteine, Nogeniteine u. von Höhlen durchzogene 
Dolomite). brauner $. (bej. bräunlicher u. gelb- 
ficher Ton, Mergel und Sandſtein),ſchwarzer J., 
Sins (fpr. Leias, bei. bitumindfer Mergelichiefer, 
Kalkſtein und Sanditein) unterfchieden. In dieſer 
Gebirgsbildung find viele organiſche Reſte gefunden. 

Surament, n. [. (juramöntum, ſpätl. jtatt des 
ilteren jusjurändum, vd. juräre, ſchwören) der Eid; 
juraméntum manifestatiönis od. Manifejta- 
tionseid, der Offenbarungs- od. Darlegunggeid, 
womit ein Schuldner rad) Angabe feiner Vermö— 

ensverhältnijje beſchwört, daß er nicht3 verheim- 
icht oder beifeite gejchafft habe; Juratus oder 
abgek. Jurät, m. ein Beeidigter, Geſchworner; pl. 
Suräten, die Beeidigten, in Eid und Pflicht Ge— 
nonmenen; juräta depositio, f.eidliche Ausſage; 
j. renuneiatio, f. eidliche Berzichtleiftung; Ju— 
ration, f. das Schwören, die Beeidigung; Jnra= 
tor, m. ein Schtoörer, geſchworner Zeuge; Sura= 
torium, n. ein eiliches Verſprechen, aud) eine 
Selobung an Eides Statt; juratsriſch, eidlich. 
jurare in verba magistri, |. aus Horaz: auf Die 
Worte des Meiiters ſchwören. (Epist. I 1, 14). 

Jure, juris ?c,, j. unſer Jus. 

juré, m., pl. jures, fr. (jpr. ſchüreh; von jurer, 
ſchwören, [. juräre, vgl. Jury) Geſchworne, Mit- 
glieder eines Geſchwornengerichts 

juridiſch, I. juridicus, von jus dieäre; vgl. judi— 
zieren) äls Adverb aud) juridice, dem Rechte ge- 
mäß, rechtlich, vechtsfräftig. 

Juriskonſültus oder Jurekonſultus, m. l. ein 
Rechtsgelehrter, Rechtserfahrener. 

Jurisdiftion, f. L. (jurisdictio) die Rechtſprechung, 
Rechtspflege; Gerichtsbarkeit, Botmäßigfeit, der 
Gerichtszwang; Gerichtsbezirk, das Rechtsgebiet, 
die Vogtei. 

Jurisprudenz, f. l. jurisprudentia) die Rechtsge— 
lehrſamteit, Rechtswiſſenſchaft. 

Surijt, m. (mi. jurista; v. jus, juris) ein Rechtsge— 
lehrter, Rechtslehrer; ein Nechtsbeflitiener: Ju— 
riſten-Falultät, kſFakultät; Juriſten-Recht, 
das durch die ausbildende Wiſſenſchaft der Rechts— 
gelehrten eingeführte Recht, im Gegenſatz des Ge— 
mwohnheit3- und auch des geſetzlichen Rechts; ju— 
riftiſch, den Rechtsgelehrten eigen od. gemäß, die 
Nechtsgelehrjamfeitbetreffend; juriſtiſchePerſon, 
rechtsfähige Körperjchaft, Nechtsperjon; aud) = 
juridiid. 

Juriſtitium, |. Suftitium. 

Surte, f. (tufj. Jurta; dgl. perj. jürd, jürdah, jürdi, 
— eine ſibiriſche Hütte, Filzhütte od. Zelt der 
dirgiſen; auch die Winterwohnung der Kamtſcha— 
dalen, beſtehend in einer Erdhöhle mit einem Dache. 

Such, f. engl. (fpr. dſchühri; auch fr. jury, ſpr. ſchüri; 
von [.juräre, fr. jurer, ſchwören) ein Geſchwornen— 


Juſtinus 397 


oder Schwur-Gericht, urſpr. in England; Preis— 
gericht; Juror, m. engl. (ſpr. dſchührör) Geſchwor— 
ner, Breistichter, Mitglied einer Jury; Juryman, 
m. (ſpr. dſchührimänn) der Gefchworne, — 
eines Geſchwornengerichts; pl. Jurymen. 

Jüs, m. u. f. fr. (fpr. ſchüh; v. I. Jus, Brühe, Saft) 
Sleifchjaft; die Bratenfauce ; jus de tablettes(fpr. 
— d’ tablett’) Fleifchjafttafeln. 

jus, n. I. (fiir ju-us, v. jungere, binden, ſanskr. ju, 
alſo eig. da8 Band, das was bindet) das Recht, die 
Gerechtigkeit; Gerechtiame, Befugnis, Aniprud); 
Macht und Gewalt, Recht zu ſprechen; summum 
jus summa injuria, da3 größte oder ftrengite 
Recht (ift oft) das größte Unrecht; — pl. Jura, die. 
Rechte, die Rechtswiflenfchaft, 3. B. jura jtudie- 
ren; auch die Gerechtiame, Befugniffe; — jure 
(Ablativ v. jus) oder de jure, auch ex jure, mit 
Recht, von Rechtswegen, mit Fug und Redt; jere 
divino, nad) göttlihem Nechte, durch: göttliches 
Recht; ommi jure, mit allen Rechte; — Juris 
(Gen. von jus), Rechtens; quid juris, was Rech— 
tens ift; sai j. fein, fein eigener Herr, frei von der 
päterlichen Gewalt jein; entg. alieni j., eines an- 
dern Öewalt unterworfen, unter fremder Herrichaft, 
bef. in väterlicher Gewalt; J. studiösus, ein der 
Rechte Beflifjfener; j. ntriüsque candidätus, bei- 
der Rechte (des bürgerlichen und geiftlichen Rechte) 
Kandidat; j. ufriüsque Doctor, beider Rechte 
Doktor; Jus canonicum, das geiitliche od. päpft- 
lihe Recht, auch kanoniſches Recht; j. eirca 
sacra, Necht im Kirchenweſen; J. eivile, I. das 
bürgerliche Recht; J. commüne, daS gemeine 
Recht; J. eriminäle, das Strafrecht; j. primae 
noctis, !. das Recht der erſten Nacht, d. i. das ver- 
meintliche ehemalige Recht des Gutsherrn, jede zu 
feinen leibeigenen Untertanen gehörende Braut vor 
ihrer Berheiratung zu entjungfern, eigentl.nur auf 
das Recht des Herrin, feine Einwilligung zu der 
Berheiratung zu geben, gegründet; daher vielmehr 
eine für die Genehmigung der Heirat zu entrich- 
tende Geldabgabe. 

Juſſion, f. l. (jussio, von jubẽre, befehlen) die Be- 

ehliguna, der Befehl eines Fürften; Jussu, auf 
efehl; Juſſipbus oder Juffin, m. nl. = Impe— 
rativus. 

juft, (. (justus, j.d.; Adverb juste) od. fr. jũſte (ſpr. 
ſchüſt'), als Adverb juſtement (pr. ſchüſt'mäng, 
gem. auch juftement ausgejpr.), richtig, genau, 
eben jet; Juste milieu,.n. (ſpr.ſchüſt'miljöh) die 
richtige Mitte, bej. dag die Mitte zwiſchen den poli- 
tiſchen Parteien haltende gemäßigte Regierungs- 
ſyſtem des franzöfifchen Königs Louis Philipp, 
v. feinen Gegnern ſpottweiſe fo genannt; Züfteffe, 
f. (ſpr. ſchüſteſſ') die Richtigkeit, Genauigkeit; Ju— 
ſtaucorus, m. fr. ſſchüſtokor, von juste au corps, 
dicht am Leibe) ein enganfchliegender Mannsrock, 
Wams; juftifizteren, I. justificäre) rechtfertigen, 
belegen, richtigjprechen ; auch Hinrichten; ad Justi- 
fieändum, zum Berichtigen, Öegeneinanderhalten 
und Rechtfertigen; Juſtifikation, f. nl. die Recht— 
fertigung, Belegung; Richtigſprechung; auch Hin- 
tihtung; Inftififatorium,n. Poſtd. Rechnungs» 
belag, Rafjenverfügung; Juſtifitatũr, f. — einer 
Nehnung, Genehmigung derjelben. 

Juſtinus, Juſtiniãnus, od. abge. Juftin 2c.,m., 
Surftine, f. I. (v. justus, ſ. d.) männl. und weibl. 
Name: der, die Gerechte; Juſtinianiſcher Kodex, 
j. corpus juris; nachjuſtinianiſches Recht; das 
Recht der Römer nach den Zeiten der Geſetzgebung 
des Inſtinian. 


398 jwitieren Kabale 
Juſtorium, j. unter ju ſtieren. 


inſtieren, ml. (justäre, v. l. justus, ſ. d.) zurichten, 
Justus, a,um, I. gerecht, rechtmäßig, recht, richtig, 


berichtigen, abmeſſen, abziehen, ausgleichen, richtig 


jtelfen, auch eichen; daher Iuftierer, m. ein Münz— 
ausgleicher, Eicher od. Eigner; Juſtierbrettchen, 
ein Brettchen zum richtigen Stellen der Wajfer- 
wage; Juſtierfeile, f. die Ausgleihungs- oder 
Richtfeile, Eichfeile, womit z.B. Münzen nad) dem 
jogenannten Richtpfennige auf einer Wage audge- 
alichen und berichtigt werden; Juſtierſchraube,k. 
Stellichraube; Suftierzeigen, der Spißjtichel des 
Metallichneiders; der Einjtellzeiger; Juſtorium, 
n. das Abgleichungswerkzeug der Schriftgieker, ein 
rechtwinkliges Blech zur Prüfung der Höhe der 


gehörig; Juſtus, m. männl. Nanıe: der Gerechte; 
Justum necare reges Italiae, e3 ijt recht, die 
Könige von Italien zu töten, Erkennungsfpruch 
der Karbonari (f. d.) in Stalien. 


Jute, £. indifch-bengal. (fpr. Jũte, v. bengal. chuti; 


auch engl. jute, jpr. dſchut) die Baftfafer von Cor- 
chorus capsularis und C. olitorius, zweien der 
Linde verwandten Pflanzen in Oftindien, oftindi- 
jcher Hanf vd. Flachs und deſſen Faſer, von Kal- 
kutta bei. nad) England und Nordamerika ausge- 
führt, zu Badleinwand, Segeltuch ꝛc. verarbeitet. 


Lettern, Richtplatte. 

Suftitie, £., |. Juſtiz 

Juftitiarius, |. unter Juſtiz. 

Juſtitium, n. [. (f. jurisstitium; v. jus, Gen. juris, 
Recht, u. sistere, ftillftehen machen, hemmen) auch 


Sutta, f. altdtfch. weibl. Name, aus Judith ent- 
ſtanden. 

Juvantia, pl. l. (v. juväre, helfen, unterſtützen) Ver— 
ſtärkungsmittel, Arzneimittel, welche man zur Ver— 
ſtärkung anderer hinzufebt. 5 

Juventa od. Juventus, f. I. Jugend, Jünglings- 


Juriſtitium, ». nl. der Gerichtzitillitand, Aus- | 


jegung der Rechtspflege infolge freudiger oder 
trauriger Ereignifje. 

Juſtiz, f. l. Qustitia, v. Justus, ſ. d. die Gerechtig- 
feit; Nechtspflege, Gerichtöverwaltung; das Ge- 


richtsamt, Gericht, der Gericht3hof; Justitia di« | 


stributiva, f. die den Verhältniſſen Rechnung tra- 
gende, ausgleichende Rechtspflege, entg. d. d. com- 
mutativa, der abjolut durchgreifenden; Juſtiz⸗ 
Amtmann, m. ein Gerihtsamtmann; J,=Rolle- 


gium, n. das Gerichtsamt, der Gerichtsrat, die | 


Herichtsverjanmlung, Regierung; J.zKommiſſar 
oder Kommiſſär, m. ein Rechtsgeſchäftsführer, 
Rechtsbetrauter, Nechtsanwalt, vergl. Advokat; 
J.⸗Hoheit v2. Gewalt, f. Hoheitsrecht u. Ober- 
aufjicht der Gejeggebung über die Rechtsverhält— 
niffe und Rechtsverwaltung; Y.:Mord, m. (dev 
Ausdruck zuerit von Schlözer 1782 gebraucht) die 
Tötung eines Angeklagten durch Schuld der Rich— 
ter bei nicht gehörig eriviefenen Verbrechen; J.— 


pflege; J.-Stelle, f. die Gerichtsftelle, Rechts— 
behörde; Juſtitiär, m. nl. ein Gerichtsherr, Rich— 
ter, eine Gerichtsperſon; der Rechtsbeiſtand; Juſti— 
tiariãt, u.dieRchtsverwaltung; Gericht3halterei. 





alter; röm. Fabell. die vergötterte Jugend; Jude 
nalien, pl. (Juvenalia, von juvenälis, jugendlich) 
die Feier derjelben, von Sünglingen begangen, die 
ihr die Erjtlinge des hervorfeimenden Bartes 
weihten; juvenil, Adi. jugendlih; Jubenil, m. 
Süngling, z.B. „ein munterer Juvenil“ (Er. 
Schmidt. Im Neuen Reich 1881, 3, ©. 97); Ju⸗ 
venilität, k. Sugendlichteit, jugendliche Unreife. 


| Juwẽl, n. und m. (viell. auf lat. jocus, Scherz, Kurz- 


| 





Jux oder Jucks, m. (von l. jocus, ſ. d.) 
Bilege,f. die Rechtspflege; J.e-Rat, m. ein Rechts-⸗ 
vat,Ehrentitelfür einen Rechtsanwalt; Z,.Neform, | 
f. eine Gerichtsverbeſſerung od. verbefierte Rechts⸗ 


weil zuritägehend; lat. jocale, n., altfranz. joiel, 
Joel, fr. joyau, ſpan. joyel, it.giojello, engl. jewel, 
niederl. juweel) ein gejchliffener Edelſtein, Kleinod; 
pl. Juwẽelen, Geſchmeide, Kleinodien, Kojtbar- 
keiten; Juwelier, m. (aus franz. joaillier, jou- 
aillier, niederl. juweellier) ein Juwelen- oder 
Schmuckhändler, auch ein Schmuckkünſtler; Juwẽ— 
lenkäfer, m. der Rrachtfäfer in Brafilien, auch: 
Brillantenfäfer. 
gem. fiir 
Scherz, Spaß; landſch. (von deutſch: juden, mittel- 
hochd. juck, d. i. Juckendes, die Krätze) Schmuß, 
Nichtswertes. 


juxta und juxtim, l. daneben, nahebei, zunächſt; 


Juxtapoſition, f. ni. die Nebeneinanderſtellung, 
Angrenzung: Naturk. die äußere Anſetzung od. das 
Wachfen eines Körpers durch Anfegung von außen. 


RR 


Kaat oder Käk, m. holl. und niederd. 1. ein kurzer, 


Abkürzungen: K,latein. Zahlzeichen — 250; in der 
H 10; heftiger Windftoß, Wirbelwind; 2. der Pranger, 


Rubrizierung = 10; K = 250000; in römijchen | 


Inichriften fiir Caeso, zum Unterjchieve von Ca- | Schandpfahl. | 
jus; K. od. Kal., — calendae, j.d.; kg — Kilo-⸗ Kaamı, m. türk. ein Tranf, welcher aus Weizen 
gramm; K. &. — Knight (ofthe) Garter; km = | und Mais bereitet wird. 


Kilometer; K. M.— Knight (of the) Malta; K.T. 
— Knight (of the) Thistle, j.unter Knight; Ky. 
— Staat Kentucky in Nordamerika; dem. Zeichen 
K = Kalium. 

K als Minzzeichen für Frankreich: Bordeaux; für 
Dfterreih: Kremnitz; für das frühere Polen: 
Rralau; im Deutjchen Reid: Straßburg. 

Kaaba, f. (ipr. fd-aba) arabiſch (ka’bah), d.i. eig. 
überh. ein vierecfiges Gebäude, von ka’b, Würfel) 
Mohanımeds vierediger Tempel zu Mekka. 

Stang, n. holl. und niederd. ein rundes, flaches ein» 


' Kabddion, n. neugr. (von kabädi, n. Oberkleid) ein 
langer Oberrod der griechischen Weltgeiftlichen. 
Kabat od. Kabdd, m. ruſſ. (fr. cabaret) die Schenke, 

Branntweinſchenke; als Verkl.: Kabatſchoͤk, m. 
eine kleine Schenke. 
Kabäͤle, k. fi. (cabale, v. Kabbala, j.d.; nicht, wie 
oft noch angenommen wird, von dem fogen. Ka— 
bal-Minifterium in England 1670, nad) den 
Anfangsbuchjtaben der 5 Minifter: Clifford, 
Aſhley, Buckinham, Arlington und Lauderdale, in- 
dem der Ausdruck ſchon im Jahre 1581 vorkommt) 
majtiges Fahrzeug zum Lichten der Schiffe, zur | heimliches Verjtändnis, geheime Verbindung zu 
Fracht ꝛc. einer böſen Abſicht; auch Ränke, tückiſche Anſchläge: 


*) Die Wörter, welche nicht unter R ftehen, ſuche man unter C. Vgl. die Einleitung über die Schreibung 
der Fremdwörter. 


Kabaleta 


fabalieren fr. cabaler) od. kabaliſieren, Ränke 
ſchmieden; Kabaleur, m. (ſpr. kabalöhr) ein Ränke— 
ſchmied; Kabalift, m. Ränlemacher. 

Kabalétta, k. ital. Tonk. richtiger Kavalletta, ſ. 
unter Kaval. 

Kaball, ſ. Kaval; Kaballéro, m. jpan. (jpr. ka— 
waljero) = Kavalier, Ritter; Kaballéros, m. 
eine Art ſpaniſcher Wolle. ſtroſen = Kapot. 

Kaban, m. (ſpr. —bang) ein Kappenrock der Ma— 

Kaͤban, mein Gewicht auf den Molukken— 45 kg. 

Kabane, f. fr. (kelt. Urſprungs; walliſ. cab, verkl. 
caban, engl. cabin, Hütte, Bude) eine Hütte, Stroh— 
hütte; Schiffskammer, Steuermannsſtübchen, auch 
eine Art kleiner Fahrzeuge mit einem Bretterdache. 

Kabardiner, m. die ticherkefliiche Pferderaſſe aus 
der Kabärda im Lande der Lircafiter an der Nord- 
jeite des Kaukaſus. 

Kabaret, n. fr. (ipr. — reh; viell. aus dem avab. 
chamärät, Weinhaus, v. chamr, Wein) oder Ka— 
barett,n. ein Wirtshaus, eine Schenfe; ein Kaffee- 
od. Teebrett; Überbrettl, eine aus Deflamationen, 
Geſängen und Fleinen Theaterjzenen beitehende 
Vorſtellung in öffentlichen Sälen, vor allem mit 
wigigem u. jatirischem Gepräge; eabaret borgne 
(pr. — born’). Schlechtes Wirtshaus, Kneipe; fa= 
baretieren, fireipen, jich in Schenken herumtrei- 
ben; Kabaretier, m. (pr. —retjeh) ein Schenfwirt. 

Kabaro, m. eine Handtrommel der Agypter und 

Kabarre, £., j. Sabare. Abyſſinier. 

Kabas, m. fr. (ſpr. fabdd; mi. cabacius, wahrſch. 
v. l. capax, viel faſſend, geräumig) ein Feigenkorb 
von Binſen. 

Kabbäla vd. Kabbalah, f. hebr. (kabbäläh, Uber— 
lieferung, rabbiniſche Geheimlehre, von käbal,arab. 
kabala, an-,aufnehmen) die mündlichfortgepflanzte 
Geheimlehre der Juden, auch die den jüdiſchen 
Schächtern nach abgelegter Prüfung von einem 
Rabbiner erteilte Befugnis zu ſchlachten; ſchwarze 
Kunſt; Kabbaliſt, ın. ein jüdiſcher Geheimnis— 
lehrer; kabbaliſtiſch. 

Ktabel 1., n., auch m. u. f. oder Kabeltau, n. (holl., 
dän. umd ſchwed. kabel, engl. cable, vont fr. cäble, 
altfr. chable, fpan. cable, v.ml.caplum, capülum, 
Fangſeil, v. l. capere, fajjen) eln Ankertau, dickes 
Schiffsfeil; aus vereinigten Drähten gebildetes 
nterjeciiches oder unterirdiiches Telegraphentau; 
Kabelgarn, Hanffäden zur Bereitung der Taue; 
Nabelgat, n. dev Tauplag, die Taufammer in 
Schiffen; Kabellänge, 120 Faden oder Klafter; 
Sabel-Telegramm, n. ein unterjeeiicher od. unter- 
irdiſcher Drahtbericht; fapfteren (fr. cäbler),jeilen, 
aus mehreren dien Stricken ein Tau drehen. 

Kabel 2., £. (holl. u. niederd. kavel, Los, Teil, An— 
teil; vgl. poln. kawal, Stick) landſch. fiir Los, nad) 
den Loſe zu verfaufender Teil, Anteil;dah. Haus 
fabel, ein zu einem Haufe gehörendes Landlos; 
fabeln (niederd. kaveln, holl. kavelen), ofen, nach 
dem oje verteilen. 

SKabeljan od. Kabliau, m. Holl. u. niederd. (mittel- 
niederd. kabelow, cabbelyau, mittelfat. cabellau- 
wus, ſchwed. kabeljo, dän. kabliau, daneben: nie- 
derd. bakkeljau aus jpan. bacallao, basf.bacail- 
laba, d. i. Stodfijch, von fat. baculus, Stock, vgl. 
Unfenbed, Beiträge 19, 528) ein befannicı Seefiich; 
gadus morrhua, vberd. Bold genannt; nach Art 


der Heringe zugerichtet heißt ev Laberdan, ge⸗ 


trocknet Stockfiſch. (Geblüt. 
Kabern, pl.Kinderaus äthiopiſchem u. mulattiſchem 
Sinbejtan, m. (fr. cabestan, ſpan. cabestrante, von 
cabestrar,andalftern, cabestro, Halfter, von [. ca- 


Kabruiche 399 


pistrum, Halfter; engl. capstan) die Anker oder 
Schiffswinde, Spille, der Gangipill; hydrauli— 
ſches Kapitan, Waſſerkraft-Spill. 

Kabini, ſ. Kabybara. 

Kabida, f. portugieſiſche Elle = 0,68 m. 

Käabildo, n. jpan. (v. dem [. capitülum) das Dom— 
fapitel; das Rathaus, der Stadtrat, Senat in den 
ſüdamerikaniſchen Freiſtaaten. 

Kabilen od. Kabilen, pl. avab. (bed. Völkerſchaften) 
Name der zahlreichen Volksſtämme, die ven Atlas 
bewohnen; auch = Berbern. 

Stabin,n. arab.-per. bei Türken und PBerjern ein 
Heiratsvertrag auf gewiffe Zeit; auch das Leib» 
gedinge für Witwen der türkischen Paſchas. 

Kabin, n. engl. (fpr. käbbin) Hütte; Kajüte; Ka— 

binboy, m. der Schiffsjunge. 

Kabinett, n. fr. (Berkl. von Kabane, ſ. d.) 1. ein 
Heines Gemad) od. Nebenzimmer; 2. Geheimzim- 
er fiirftlicher Berfonen; daher auch 3. der Verein 
der vornehmften Minister eines Fürjten, der fürit- 
liche geheime Rat; in engerer Bed. der Fürſt felbjt 
ſamt feinen perjönlihen Ratgebern, beſ. Hinficht- 
Lich der Berhältniffe zum Auslande; 4. eineSammı- 
fung von Natur- oder Kunſtgegenſtänden; Kabi— 
nettsirage, eine Frage, von deren Entſcheidung 
das Verbleiben der Minifter in ihrem Amte ab- 
hängt; Kabinetts-Juſtiz, periönliche, oft will- 
fürliche Eimwvirfung des Fürſten auf die Rechts— 
pflege in feinem Lande; Kabinetts-Meintjter, ein 
Miniſter, der Sig und Stimme im Kabinett, aber 
fein befonderes Verwaltungsfach hat; Kabinétts— 
Ordre, unmittelbare landesherriiche Verfügung; 
Kabinettsſtück, ein für eine ausgewählte Sanını= 
lung (von Kunst od. Naturerzeugniſſen) geeignetes, 
vorzügliches Stüd, z.B. Gemälde 2c.; ein Pracht- 
ſtück; Cabinets-inodores, pl. fr. (fpr. —innodörs) 
geruchloie Kämmerchen, Bediirfnisanftaltenin gro- 
ben Städten; Cabinet noir (pr. fabinä nodhr), 
n. fr. fchwarzes Kabinett (unter Ludwig XIV.), 
das da3 Briefacheimnis verlegt; Cabinet separe, 
n. fr. ein befonderes Zimmer, Sonderzimmer. 

Kabir, ın. arab. (eig. gro) eine Minze von etwas 
über 5 Pfennige Wert; Kahiren, pl. (gr. Käbei- 
roi) geheimnisvolle Gottheiten, die in Ägypten, 
Phönizien, Kleinajien und Griechenland verehrt 
wirrden und unheintliche geheime Naturfräfte dar- 
ſtellten. [= ungefähr 220 m. 

Kable, engl. (pr. Fäbl),ein Garnmaß in Nordamerika 

fablieren, j. unter Kabel J. 

Kabo, m. jpan. und port. ein Borgebirge, ſ. Kap. 

Kabochon, w. fr.(ſpr. kaboſchöng; von caboche,dider 
Kopr)einnachjeinernatirlichen Form (meiſt fonver) 
geſchliffener, nicht facettierter Edelſtein (beſ. Rubin). 

fabotieren, fr. (caboter; v. ſpan. cabo, Kap, eig. 
von Kap zu Kap fahren) die Küſten befahren und 
Küſtenhandel treiben; Kabotier, m. (ipr. —tjeh) 
od. Kabotiere, f. (ſpr. —tjähr') ein Küſtenfahrer 
(Heines Fahrzeug); eriteres auch ein Lotſe; Kabo— 
tage, f., v.n. (pr. kabotahſch') die Küſtenſchiffahrt; 
der Küjtenhandel, auch Leinpfad= Schiffahrt od. 
Sciffszieherei; Kabotin, m. (ipr. —täıg), Kabo— 
tine, f. ehem. umberziehende Schaujpieler; kabo— 

tinieren, al3 Schaujpieler umherwandern. 

Kabriöle, f. fr. ſ. v. w. Kapriole (ſ. d.); dab. Ka— 
briolett, n. eigentl. ein leichter Wagen, der Luft— 
ſprünge macht, ein einfpänniger Gabelwagen mit 
zwei Rädern; Bojtd. dev Vorderraum, Perſonen— 
raum eines Poſtwagens. 

Kabruſche, f. hebr. (Gaunerſprache) Kameraden, 
namentlich bei ſchlechten Taten. 


400 Kabuja 


— f. ( pan.eabũya) eine Art ſüdamerikaniſchen 

anfs. 

abuse, k. (holl. Kabuys, verw. mit d. dtſch. Koben, 
walliſ. cab, eine kegelförmige Zweighütte) niederd. 
ein Heiner Verſchlag auf Schiffen, eine ſchlechte 
Hütte, oder Heine Kammer. 

Kaçadör, m., pl. Kaçadöres, port. leichte Infan- 
terie, Jäger in Portugal. 

Kaccia, f. it. (ſpr. kättſcha) die Jagd: Tonk. eine 
Jagdmuſik mit Hörnern (f. Chaſſe); Kacciatore, 
m, ein Jäger. 


Kachalot oder Kachelot. m. fr. (fpr. Fafchelät) der - 


Großkopf, Bottfiich, eine Gattung von Walfiſchen, 
in deren großen Kopfe jich der Walrat (das fälſch— 
liche jogenannte sperma ceti, l.), eine fettige, das 
Gehirn umgebende Materie, findet. 

Kache-nez, j. kachieren. 

Kachexie, f. gr. (von kakös, ſchlecht, u. hexis, Zu— 
itand) Heilk. die Ungefundheit, das Siechtum, die 
Verdorbenheit der Säfte; facheftifch, ſiech, Fränk- 
ich, bleih und aufgedunfen; Hacheftifer, m. ein 
Bleichſüchtiger. 

kachteren od kaſchieren(ſpr.kaſchieren), fr. (cacher; 
0. |. coactare, aus coactus, zuſammengedrängt) 
od. cache Halten, verbergen, verſtecken, bemänteln, 
verheimlichen, verhehlen; bei den Buchbindern: 
mit Bapier überziehen (Kaſchierarbeit); Kache— 
nez, n. (jpr. kaſch'neh) Nafentuch zum Schuß gegen 
jtrenge Kälte, ein Kleiner Shawl; Kache-pain, n. 
(ipr.faich’päng)eine Brotkorbdecke zum Schutz gegen 
Staub und Fliegen; Kachet, m. (ſr. kaſcheh) ein 
Petſchaft, Siegel; j. aud) Xettre; eachet volant 
(jpr. — mwoldng), fliegendes Segel, das, ohne zu 
ichliegen, nur der Form wegen beigefügt wird; 
fachetieren (fr. cacheter), verjiegeln; Kachot, m. 
(pr. —ſchoh) ein tiefes, finjteres Gefängnis; Ka— 
choterie, £. (fpr. kaſchot'rih) Geheimnisfrämerei; 
Kaſchiereiſen, Krageijen. 

Kachinnation, f. (l. cachinnatio) heftiges, lautes 
Gelächter; kachinnieren, laut lachen. 

Kacholong, |. Kaſcholong. 

Kachou, fr. (pr. kaſchuh! = Katechu, ſ. d.; auch 
Stäbchen von Lakritzen, Anisölec., als Mittel gegen 
Huften, übelriehenden Atem ꝛc. 

Kachucha, f. ſpan (ſpr.katſchütſcha) ein neuerer ſpa— 
niſcher Tanz mit Kaſtagnetten nach einer Volks— 
liedmelodie, aus dem Bolero und Fandango 
gemiſcht. 

Kadäver, nml., gew. m. (v. cadöre, fallen) ein toter 
Körper, Leichnam; vom Vieh gebraucht: Aas; fa= 
Daberds (lat. cadaverösus, a, um), leichenartig, 
feichenhaft. 

Kaͤddareh od. Kaddor, n. türf. ein kurzes, gerades 
Seitengewehr der Spahis (ſ. d.). 

Kaddiſch, |. Kadiid. —J 

Kade, m. fr. (v. legr. cadus, ein Gefäß un. Maß für 
Slüffigfeiten) das Würfelgrundmaß, Körpermaß. 

Kadeau, n. fr. (pr. kadöh; v. l. cätellus, ein Rett- 
en, Berfl. v. catena, Kette) ein zierlicher Feder— 
zug, Schnörfelzug; ein kleines Gejchenf oder An- 
gebinde; fadelieren (fr. cadeler), Schnörfelzüge 
machen, Budjtaben 2c. verzieren. 

Kadeliten, j. Kabdri. ah 

fadent, !.(cadens, v.cad£re, fallen) fallend, jinfend; 
eadente (mese c—), it. Kfſpr. der abgelaufene, 
verfloflene Monat; Kadence, £. fr. (jpr. fadangp’) 


oder Kadenz, f. it. cadenza (ml. cadentia, das 


Fallen), der Schlußfall; Tonk. eine freie Verzierung 
nach einem ausgehaltenen Ton —— vor dem 
völligen Schluß des Tonſtücks; 


edef. eine gefäl- 


kaduk 


lige Schlußwendung; im Tanz (auch bei wohlge— 
ſchulten Pferden) Gleichgang od. Takt; a 
ren (fr. cadencer), wohl abmefjen, z.B. feine 
Schritte; eine Periode im Reden. 
Kadett, m. fr. (altfr. capdet, I, gleichi. capitettum, 
| als Berfl.v.caput, Haupt, Spige, Nuperftes, Ende) 
der jüngere Sohn einer adeligen Familie, überh. 
ein junger Adeliger, Edelfnabe od. Junker, der zur 
Kriegsdienften gebildet wird, Kriegsſchüler, Heer- 
zögling; Andetten-Korps,n. (iprih: — köhr) die 
—— Kadettenhaus, eine Kriegs- 
ule. 

Kadette, f. fr. eine Steinplatte; kadettieren (fr. 
cadetter), mit Steinplatten pflaftern. 

' Kadetten, plur. (ein Buchjtabentvort, gebildet aus 
K. D., 2. i. Konftitutionelle Demokraten, in Ruß— 
fand), die rujfischen Kadetten, Name der politifchen 
— der konſtitutionellen Demokraten in Ruß— 

and. 

Kadi, m. arab. (Partizip von kadaj, beſchließen, 
entjcheiden, richten) ein Richter, Unterrichter, oder 
Sriedensrichter bei den Türken und den Bölfern 
mohammedanifchen Glaubens; Kadi el Asker od— 
Kadileskier, die beiden (für die europ. und aftat. 
Türkei entjcheidenden) höchſten Oberrichter nächſt 

| dem Groß-Vezier und Mufti. 

' Kadinen, plur. Lieblingsſklavinnen des Sultans, 

7 an der Zahl, an Rang zwiſchen Khafjefis und 
Odalisken. 

Kadinöl, m(v. fr. u. prov. cade, ein großer Wadol- 
derſtrauch), auch Kadeöl, eine Art Wacholderbeer⸗ 
öl, als Heilmittel gegen Hautkrankheiten. 

Kadis, m. fr. (ſprich: kadih; engl. caddis, altengl. 
caddus, felt. Urjprungs)ein feines gefüpertes Wol- 
lenzeug. lein Totengebet der Juden. 

Kaͤdijch Kaddiſch od · Kaͤdoſch, m. Hebr. (eig. Heilig) 

Kadmiag, f. gr. (kadmia oder kadmeia, sc. ge, d. i. 
Kadmiſche od. Thebanijche Erde) Galmei,ein Zink— 
erz; auch Kobalt; Kadmiologie, f. die Robalt- 
lehre; Zehre von der Benutzung des Kobalts; Kad— 

mium, n. ein 1817 von Stromeyer und Hermann 
gleichzeitig entdecktes, dem Zink ähnliches, glänzend 
weißes Metall, welches mit Schwefel verbunden 
(als Kadmiumſulfuret oderSchwefelfadmium) eine 
ſchöne gelbe Malerfarbe, das jogen. Brillant- 

: gelb od. Kadmiunigelb liefert. 

Kadmos, m. gr. od. Kadmus (I. Cadmus, wahrſch. 

| dv. hebr.-phöniz. ködem, Dftgegend, Miorgenland, 
arab. kidm, alte Zeit) ein fabelhafter phüniz. Fürſt, 
Bruder der Europa, Erbauer von Theben und 
Einführer der Buchſtabenſchrift in Griechenland. 
Seine Gemahlin war Harmonia, Tochter des 
Mars und der Venus. 

Kado, ın. it. ein italienisches Dohlmaß — El. 

Kadogan od. Katogan, m. fr. (jpr. —gäng) die in 
einen Knoten od. Wuljt zuſammengewickelten und 
oben am Kopfe befeitigten Hinterhaare, Haar— 

Kadoſch, ſ. Kadiſch. ſknoten. 

Kadran, m. jr. (fpr. kadring; vom I. quadrans, vgl. 
Duadrant) eine Sonnenuhr; das Zifferblatt einer 
Uhr; die Teilfcheibe, Windrofe. 

Kadre, m. fr. (fpr. kad'r; altfr. quadre, vom I. qua- 
drum; vgl. Carıe) eig. Rahınen oder Einfafjung; 
Krk. Stamm der Regimenter, Truppenftamm; auch 
der Entwurf zu einem Werke. 

Kadri(arab.kadriu.kadarijat,v.kadr, mächtig, von 
Sott beftimmt) eine ftreng veligiöfe mohammedan. 
Sekte, aud) Radeliten oder Kadizadeliten. 

kadũt (I. cadücus, v. cad£re, fallen; fr. cadue, ſpr. 
kaduͤk), hinfällig, altersſchwach; verfallen (4. B. ein 

















Kaduzeus 


Grundſtüch, verloren; zugrunde gerichtet, uns 
brauchbar; faduzieren, nl. für verfallen od. heim- 
gefallen erflären, aberfennen; ein faduziertes 

ut, ein verfallenes, dem Landes- oder Lehns— 
herrn heimgefallenes Gut; Kaduzierung, Ver⸗ 
fallserklärung; Kaduzität, f. die Hinfälligkeit, 
Baufälligkeit; Rechtsſpr. Berfallbarkeit, das Ver— 
fallenſein, z. B. eines Vermächtniſſes. 


Kaduzeus,m.!. Merkurs geflügeltevSchlangenftab, | 


Heroldsitab, Friedensitab; Kaduzifer, m. nl. der 
Stabträger, Beiname des Merkur. 

Kafard, m. fr. (ſpr. —fähr; v. arab. kafür, Ungläu- 
biger; vgl. Kaffer) ein Heuchler; Kafarderie, f. 
Scheinheiligkeit, geuchelei; fafardieren, heucheln. 

Kafer oder Kefir, m. türk. ein Ungläubiger. 

Safe, n. türf. (v. arab.-perj. kafes, Käfig, Gitter) 
die vergitterten Fenjter des Harems; das Staat3- 
gefängnis der Söhne des Sultand. [die Spreu. 

Ktaff,n.(altichwäh. kafs, engl. chaff,mittelhochd. kaf), 

Käff, m. türk. das beſchauliche Sichverjenfen in die 

Kaffe, m. ein indischer Kattun. [Naturbetradhtung. 

Kaffar oder Kaffaro, n. türf. (vom arab. kafarah, 
Büßung, Sühne) Zoll, bei. die Abgabe, welche die 
in der Türkei anfäfligen hriftlichen Kaufleute ent- 
richten müfjen, wenn fie Waren von Aleppo nad) 
Syrien verjenden; auch das Eintrittögeld der hrijt- 
lihen Pilger an die Türfen in Serujalem. 

Kaffas, pl. arab. (kaffah, kaffat oder kuffat) aus 
Palmzweigen verfertigte Gerätjchaften. 

Kaffee, m. (aus arab. qahva, d. i. aus Beeren gekoch⸗ 
ter Trank. Kaffee; dieſes arabiiche Wort liegt dem 
franz. cafe und dem engl. coffee zu Grunde; in der 
zweiten Hälfte des fiebzehnten Sabrbunderts wurde 
es ausengl.coffee in derForm Coffee ins Deutfche 
übernommen, dagegendrang im Anfangdes 18. Jahr⸗ 
wert: aus franz. cafe diegorm Caffe, Caffee 

eiung ein, die bereitSbei Klopſtock, Lejling u. Goethe 
zur Herrichaft fam) die Bohnen des Kaffeebaums 
und das daraus bereitete Getränk, im 17. Sahrh. 
in Deutfchland eingeführt; auch eine zum Kaffee 
eladene Gejellihaft; ein Kaffeehaus; Kaffein od. 
ffein, n. ein Alfaloid, das in den Kaffeebohnen, 
den Teeblättern (daher auch Tein), der Guarana 
(daher auch Guaranin genannt) enthalten ift; 
Kaffeeinrrogate, pl. billiger Erſatz für Kaffee, in 
dem fein Kaffein enthalten ift, vaher auch: Geſund— 
heit3faffee, 3.B. Eichelfaffee, Feigenfaffee 2c.; &afe 
oder Kaffee, n. das Kaffechaus; Caf6-chantant, 
n. od. r. m. fr. (fpr. faffeh-fchangtäng) Singfpiel- 
halle, Tingeltangel; C.»restaurant, m. (jpr. re- 
ftordng) Kaffeehaus mit Gaitwirtichaft; Kafetier, 
m. fr. (fpr. faffetjeh) ein Kaffeewirt; Hafetiere, f. 
(pri: —tjähr’) Kaffeetopf, KRaffeefanne; Cafe ä 
diseretion, Speijef. Kaffee nach Belieben; Cafe 
complet, Kaffee mit Zubehör, Kaffeefrühſtück. 

Kaffer, m. 1.(v.arab. käfir, ein Ungläubiger, Nicht- 

ohammedaner, von kafara, ungläubig jein; vgl. 
Kiafır, Kafard, Geber und Giaur) ein Friegerifcher, 
araufamer Volksſtamm in Südafrifa; 2. in der 
Studentensprace (aus derGaunerſprache übernom— 
nommen, aus dem rabbiniſchen: kaphri, der Dorf— 
bewohner, Bauer, von hebräiſch: kaphär, Dorf) ein 
ungejchidter, ungebildeter Menſch. 

Kaffila od. Kafila, f. arab. eine veifende Gejellichaft 
in Indien = Faramwane. 

Kafis, Kafiz od. Kahi (pr. tafihß, kahihß) m. ſpan. 
(von avab. gafis, ml. caficium) ein früheres ſpan. 
Getreidemaß — 12 Tanegas — 660 1, Kafiſo, m. 
früheres ital. Olgemwicht in Sizilien und der Prov. 
$Balermo — 20,047 kg. 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


Kajalith 401 


ſtaftan, m. türf. (kaftän, ruſſ. kaftan, fr. cafetan) 
ein Ehrenfleid der Türken, langes Oberffeid; ala 
ruſſ. Volkstracht ein langer Männerrod. 

Kaftanhonig, ein Buderhaft, der aus den frischen 
Hülfen des Sohannisbroteg (ſ. d.) bereitet wird. 

Kaflılos, pl. ein Miſchlingsſtamm von Indianern 
und Negern in Südamerifa. 

Sans, f. fr. (br. kahſch'; eig. Käfig; v. I. cavea) da3 
Rädergehäuſe in einer Uhr; auch f. v. w. Krino— 
line, gleich). ein Frauentäfig. 

Stagliarefo, m. it. (pr. faljarejo) eine Kupfermünze 
auf Sardinien — 0,8 N 

Kagniardelle, f. fr. Schraubengebläfe. 

Kagots, pl. Überrefte eines Urvolks, dag früher in 
Knechtſchaft gelebt haben mag und als unrein von 
der menſchlichen Geſellſchaft ausgeſtoßen ift; fie 
Bei ji) im ſüdweſtl. Frankreich familienweije, 
ind von gelblicher Haut und nach der herrſchenden, 
aber, wie es jcheint, unbegründeten Meinung Aus- 
Jägige oder ftumpfjinnige Kreting (f. d.); daher: 
Kagot, m. fr. (fpr.fagöh) ein jtumpffinniger Menich, 
Dudmäufer, Heuchler; Kagoterie, f. u. Kagotis⸗ 
mus, m. Scheinheiligfeit, Heuchelei. 

Kahan, f. Bantagan. 

Kahier, n. fr. (fpr. fajeh; altfr. quayer, ſpan. cua- 
derno, vom mi. quaternum, quaternio) ein Heft; 
aud) ein kleines Notizbuch; cahier des charges, 
(pr.dä ſcharſch), Bedingungen für den Unternehmer. 

Kahiz, m. |. Kafis; Kahizäda, ſpan. (ſpr. kahi— 
jada), ein ſpaniſches Feldmaß, ungef. 50 Ar. 

Kahun, m. Rechnungsmünze in der Non. Bengalen 
— 1/, (Kompagnie-) Rupie = 48,11 Pf. 

Kat m. (frz. quai, Damm, niederländ. kaai, kaaj, 
engl. quay) Hafendammı, befejtigtes Ufer. 

Ktaid, m. arab. = Alkalde, ſ. d. 

Kait, Kajif, n. oder Kate, f. (türk. käik, neugr. 

kaiki, Boot, Barke, ital. caicco, jpan. caique, fr. 

caic) ein leichter türf. Küftenfahrer (v. 1—7 Ruder- 
paaren), Fährboot; eine Galeeren-Schaluppe; 

Kaifticht, m. ein Ruderer auf einem jolchen Fahr- 

zeug (dgl. Czaikiſten). 

aim, m. türf. (v. arab. käim, jtehend) der Küfter 

in den Mojcheen; auch türf. Bapiergeld; Kaimak, 

geronnene od. faure Mil; Kaimäkam, m. käim- 
makäm, v. arab. käim, jtehend, und makäm, Ort, 

Stelle) ein Stellvertreter, beſ. der Geheimſchreiber u. 

Stellvertreter de8 Grop-Veziersin der Türkei; auch 

der Stellvertretereinestatar. Fürften; Aaimafant, 

f. eine feine indische Leinwand. [gator, .d, 

Kaiman, m. in der Sprache von Guiana — Alli— 

Kdin, m. hebr. Name (von käjin, Erwerb, Lanze). 

Kainit, m. gr. (von kainös, fremd, neu) ein aus 
fchwefelfaurem Kali, ſchwefelſ. Bittererde, Chlor- 
magnejium und Wajjer beftehendes Mineral im 
Salzlager bei Staßfurt. 

Sainiten, pl. eine ſchwärmeriſche Sekte des 2. Jahrh., 
die ein ſittenloſes Leben führte. 

Kainkawurzel, f. die Wurzel eines in Braſilien 
wildwacdjenden Strauches, ald Heilmittel gegen 
Schlangenbigu. Bruſtwaſſerſucht gebraucht; Kain= 
fafaure, eine in diefer Wurzel enthaltene Säure. 

Kairn, m. (fpr. kahrn, felt.) ein aus der Keltenzeit 
Englands heritammender fünftliher Steinhigel 
(ber in Schottland). 

Kairo, 1. Rofosfafer, vgl. Coir; 2. die befannte 
Hauptjtadt Unterägyptens, von den Agypternſelbſt 
Mair el Kahira genannt, Mafr = Hauptitadt; 
el Kahira = die ſiegreihe. 

Kajalith, n. Magneſiazement, eine künftliche Stein- 
majje, zu Tifchplatten u. ähnl. verwendet. 

26 


= 


402 Kajaput⸗Ol 


Kajaput- oder Kajepnt-Ol, n. malay, (von käjiı, 
Baum, und pütih, weiß) Weißbaum⸗Ol, ein koſt— 
bares ätheriſches Ol aus den Blättern des Kajaput- 

baums (melaleuca cajeputi) in Oftindien. 

Kajdfje, f. eine Art türkiſcher Schiffe von mittlerer 

vöße 


Käjer, m. (aus Kairo verkürzt), 1. Kokosfaſer, = 
Kaird, Coir; 2 in der Schifferfprache ein Tau. 

SKajetäner, pl. eine fatholifche Sekte, die, ohne für 
eigenen Erwerb zu forgen, alles zum Leben Nötige 
als Gejchent der Vorſehung und Nächitenliebe er- 
wartet. 

tafolteren (pr. kaſchol⸗), fr. (cajoler) liebkoſen, 
shmeicheln, hätſcheln; fajolant, jchmeichlerifch, 
Kajolerie, f. die Liebkojung. Schmeichelei; Kajo— 
leur, m. (fpr. kaſcholöhr) ein Schmeidjler; Kaje= 
leuſe, £. (ſpr. —Llöhf’) eine Schmeichlerin. 

Kajuẽla (vd. Kaxuẽla, ſpr. kachuẽla) ein amerifa- 
niſches Getreidemaß — 2,2251J. 

Kajus, I. m. (richtiger 
cher Vorname; aud 
miſchen Recht3gelehrten ausder Zeit Hadrians, der, 
wie Sempronius, ein anderer Rechtögelehrter, 
in der Rechtsſpr. zumeilen eine jtreitende Bartei im 
‚allgemeinen bezeichnet, die man nicht beftimmter 
vennen will, 3.8. Rajus wider Sempronius. 

Kajüte, f. niederd. (hol. kajuit, ſchwed. kajuta, fr. 
cahute, altfr. chahutte und cahuette, Hütte; Her- 
funft unbefannt) das Schiffszimmer, die Schiffs- 
fammer, [Höllenpapagei in Oſtindien. 

Kafadıı, m. malay. (kakatüa) der weiße Buſch- od. 

Stafalereteria, pl. ar. (von kakös, ſchlecht und 
alexein, abmwehren) Heilf. Mittel zur Verbeſſerung 
der Eäfte.. . 

$tafdo, m. merifan. (kakauatl) die Kerne od. Boh- 
nen des Kakaobaumes in Weitindien, woraus die 
Schokolade (j.d.) bereitetiwird; Kakaobutter, das 
aus geröfteten und zerriebenen Kakaobohnen ge- 
zogene und gereinigte DL, welches nach dem Ge- 
rinnen zu einer talgähnlichen Mafje wird, und 
woraus man aud) Kakaoſeife bereitet. 

Kakas, m. ungar. (fpr. —kaſch, von käka, Linfe, 
Binſe) geröitete Maiskörner, ein Lieblingsgerücht 
in Siebenbürgen. 

Kalastheiis od. Kaläſtheſe, f. gr. (v.kakös, ſchlecht, 
u, Aſtheſis, ſ. d) kranthaftes unbehagliches Gefühl; 
Kakemphäton, n. ein übler, fehlerhafter, bef. un— 
anſtändiger, zweideutiger Ausdruck. 

Stafatorig, f. (ſcherzh. Volkslatein) der Durchfall; 
caca du dauphin, n. fr. (ſpr. —dü dofäng) eine 


gelbgriine, ehemals beliebte Modefarbe; cacatum | 


non est pietum, gef* * * ijt nicht gemalt, ſprichw. 
von Pfujchereien; Kakazibétto, m. it. (v. cacare 
u. zibetto — Zibeth, — d.) ein Stutzer. 
Safe, pl. Kales, engl. (pr. kehks) englijcher Zwie— 
bad, englijches Bisfuit, Knapperkuchen. A 
Ktaterlat, m., pl. Kaferlaten (hol. kakkerlak, fid- 
amerifan. kakerlakki), die Brotichabe, Küchen— 
ihabe, eine Art lichtſcheuer Inſekten in Süd— 
amerika, auh TZorofan, m. genannt, eine aud) in 
Deutichland jehr verbreitete Hausplage, bej. in 
Gegenden, wohin fie durch die Schiffe gefommen 
find; lichtſcheue Menſchen, ſ. Albin. 
Kakingkohle, f. engldtſch. ſſpr.keh —) die Backtohle, 
welche beim Verkohlen zuſammenbäckt. 
Kakiftokratie, f. (ein zum Gegenſatz von Ariſto— 
tratie neugebildetes gr. Wort v. altgr. käkistos, 
der ſchlechteſte) Herrſchaft der Schlechteften. 
kak-nibüdj, ruſſ. (eigentl. wie nicht ift) ivgend- 


wie, halbwegs, notdürftig; es wird fchon gehen. | 


eſchr. Gajus) ein altrömi- | 
ame eines berühmten ro- | 





Kakolet 


(Moritz Buſch in „Graf Bismarck und ſeine Leute“ 
— am Schluſſe des 9. Kapitals ein Tijch- 
geſpräch, in dent der Reichskanzler diefen Ausdruck 
ek nur iſt's an jener Stelle leider eine 
Verwechſlung mit dem ähnlichen Ausdrude „ſchtö— 
nibudj“, eigentl. „was nicht ift”, f. v. w. irgend 
etwas, was es auch jei). 

Kakocholie, f. gr. (von kakös, jchlecht, und chole, 
Galle) Heilf. Gallenverderbtheit; kakochoͤliſch 
daran leidend oder davon herrührend; Kakochröe, 
f. übles Ausjehen, kranke Hautfarbe; Kako uite, 

- f. krankhafte Beſchaffenheit des Milch- oder Nah- 

. rungsfaftes; Kalodumie, £. fchlerhafte Bereitung 
des Speijebreies im Magen, Bereitung ungefunder 
Säfte, Verdauungsſchwäche; kakochymiſch ſchlecht— 
jaftig; Kalodämon, m. gr. (von Dämon, |. d.). 
ein böfer Geiſt; Kalsdämonſe, f. Unglückſeligkeit; 
Beſeſſenheit von böſen Geiftern, Raterei: Kako⸗ 
doxie, fſchlechte Meinung, übler Ruf; Kafadyf, 
n. ein aus Kohlenstoff, Waſſerſtoff und Arſenik zu— 
fanımengejeßtes Radikal, deſſen Oryde das Al- 
farfin oder Kafodylorid und das Alfargen 
oder dDieKafodyliäurefind; Kakoẽthes, m. Heil. 
ein unbeilbares Übel, bei. ein böjes, unheilbares 
Geſchwür; uneig. eine unbezwingbare Gewohnheit, 
Sucht, bei. (nad) einem Ausdruck Juvenals) die 
Schreibſucht; Kakogalaktie, f. ichiechte Beichaffen- 
heit der Mil; Rafogansie, £. die Mißheirat, üble 

erheiratung; Kafogranhte, f. ſchlechtes od. fal- 
ſches, gegen die Rechtichreibung fehlendes Schrei= 
ben; Kakoknẽmos, m.ein ee Schledt- 

. beivadeter; Kalokratie, f. die Mißherrſchaft, 
ſchlechte Regierung; Kakometer, n. Naturl. ein 
Luftverderbnismeſſer; vgl. Eudiometer; Kalo⸗ 

- miorshie oder Kakomorphöſis, f. Mißbildung 
organischer Körperteile; Kakonhchie, f. (v. onyx, 
Nagel) ichlechte Beichaffenheit over Krankheit der 
Kägel; Kakopathte, f.Beritimmung, Schwermut; 
Übelbefinden; Ratenätien, pl. Freunde des Bien; 
Kakophonie, f. der Ubellaut, Mißklang; üble 
Stimme, jchlechte Ausſprache; Eafopnhantich, übel⸗ 
lautend, übelklingend; Kakophraſie, f. ſchlechte 
Ausſprache; Kakoprante, f. Schwäche der Einge— 
weide, Störung der Verdauuugstätigkeit; Kaklor⸗ 
rhachitis, f. Verderbnis des Rückgrates; Kalöſis, 
f. iible Behandlung; ungeſunder Körperzuſtaud; 
Kakafitie, f. Widerwillen gegen Speijen; Kaloö— 
ſtopos, m. in der gr. Kirche der geistliche Aufſeher 
über die übrigen Geiſtlichen während des Gottes— 
dienſtes; Kakoſpermaſie, f. ſchlechte Beſchaffenheit 
des Samens; Kafoinhraite, f. übler Gerud), bei. 
aus dem Munde; Kaloſphhrie, a . 
Buls; Kakoiplandhnie, f. ſehlerhafte Beichaffen- 
heit der Eingemweide, Ihlechte Verdauung; Kalo— 
ftomähns, m. ein Schwachmagen, Schlechtver- 
dauer; Hafoftonste, £. ſchlechte Ausſprache; auch 

—Stomakace; Katsiyntheten, f. ein fehlerhaft 
zufanımengejeßtes Wort; Kakotechnion, n. Ver- 
fälſchung, falſches Zeugnis; Kakothymie, f. Un- 
mut, Niedergeichlagenheit; Wahnſinn mitverjtecter 
Bosheit; Kakotrichie, f. Diinnhaarigfeit, Franke 
Haarbeſchaffenheit; Kafotrophie, f. Mipnährung, 
Ungedeihlichkeit; Katozefte, f. dev Miß- oder Fehl⸗ 
eifer, blinder, törichter Eifer; Nachahmungſchlechter 
Dinge; Kakozẽlos, m. ungeſchickter oder unglück— 
ficher Nachahmer; Kakozelon, n. Ungefhmad in 
der Nadyahmuug ſchlechter Mufter. | 


| Rafolet, m. (fpr. —Ieh) in den Pyrenäen ein Maul- 


tier od. Efel mit zwei Körben, in deren jeden ein 
Reiſender fißt. 


—J 


Kaloſchnik 


Kakoͤſchnuik, m. ruſſ. (von kökot, Hahn, fr. coq) die 
Kopfbinde, der volkstümliche Kopfpuß der ruſſ. 
Bäuerin-in Form eines Hahnenkamms. 

Kaktus, m. (gr. käktos) die Faceldiftel, eine in Süd- 

. amerifa einheimiſche fleifchige u. mit Stacheln ver— 

- jehene Pflanze; Kaktéen, pl. kaktusartige Gewächſe; 
ſtaktiten, pl. Baltusverkeinerungen. 


Kakũmen, n. I. Gipfel, Spitze; fafuminieren, zu- 


ſpitzen, gipfeln. 
Sal, ein jehr Fleines polnisches Längenmaß. 
Salabdife, f. (von ſpan. calabaza, fr. calebasse, aus 
jpan. calabaza, port. cabaga, aus fat. cucurbita, 
Kürbis)der Flaſchenkürbis; auch ein Daraus verfer- 
‚ tigtesTrinfgefäp,Kürbisflafche, j.auhRalebajie. 
Stalabreien, pl. ital. Bewohner von Kalabrıen in 
Unteritalien: Kalabreſer, pl. breitfrämpige (fala- 
briſche) Hüte, Abzeichen dev Republifaner. 
Staldde, f. fr. (v. caler, it. calare, und dies von gr. 
“ chalän, nachlaſſen, herablafien; vgl. Falieren) ein 
Abhang auf Reitbahnen. —— —— 
Saladium, n. nl. (urſpr. oftind.) eine ſchöne Treib— 


hauspflanze mit jchiloförmigen, in der Mitte pur- 


purfarbigen Blättern. 5 © RUE 
Kalagnäla, f. jpan.-füdamerif. eine heilträftige 
Wurzel aus Peru, eine Art Polypodium. 
Rune, m. gr. (kalais) ein blaugrüner Edelftein, = 
Türfis (1. d.). 
Stalam, m. (v. gr. kälämos) das Schreibrohr, deſſen 


ich die Morgenländer ftatt der Feder bedienen; 


- Kalamiten, pl. verfteinerte Rohrgewächſe. 


Kalamaika, ein Tanz der karpathiſchen Slaven. 
Kalamaͤnderholz, eine äußerſt harte, ſehr ſeltene 


und ſchöne Holzart auf der Inſel Zeylon. 

Kalamaͤnk od. zgez Kalmank, m. (engl. calamanco, 

- fr.calmande, hou. kalmink, kalamink, durch Buch— 
jtabenverjeßung. aus kamalank, wie ſchon ml. cala- 
inaucus neben camelaucus, neugr. kamelaukion, 
d. i. ein Kleid aus Kameelhaaren) ein zuerjt in 
Brabant gefertigtes gejtreiftes Mollenzeug von 
glänzender Außenſeite. | in‘ 

Kalambaklholz, Hol; des Adlerholzbaumes, wohl— 

riechendes Harz enthaltend. RN 

Kalamiftrum, n. [. (calämus, ſ. d.) da3 Brenn- 
eifen zum Kräufeln der Haare) uneig. Schnörkelei, 
üderladener Redeſchmuck. 

Salamität, f. I. (calamitas, urfpr. wohl Hagel— 
ihlag, Mißernte ꝛc., von calämus, Fruchthalm, 
Stengel; dann überh.) Schaden, Unfall, Not, Not- 

: lage, Drangfal, Unglüdsfall, libelftand; kalami— 
188, elend, armfelig, trübjelig; Kalamitöſen, pl. 
Unglücliche, Verunglüdte. 

Kalamiten, pl. ıl. (calamites) verjteinerte Schach— 
telhalme, von ealämus, m. I. (vom gr. kälämos, 
vgl. Kalam) Rohr, Schilf, Kalmus. | 

Kaͤland, m. (vom I. calendae, der erite Tag des 
Monats) im 13. Jahrh. eine fich am erſten Tage 
jedes Monats verſammelnde Brüderichaft andäd)- 
tiger Berfonen, deren Brüder Kalandsbrüder 
auüch Kalandsherren hieken, fpäter mehr durd) 
Schwelgen und Schmaufen, als durch Frömmig— 
feit ausgezeichnet; daher: dev Kaland, landich. für 
feitliher Schmaus, bei. bei den jährlichen Ver— 
ſammlungen der Geijtlichen ; Falandieren, ſchmau—⸗ 
jen, jchwelgen. 

Saldnder, ın. fr. (calandre, Role, Mangel, vom 
l.-gr. eylindrus, Walze) eine Zeug- oder Glättrolfe 
mit Pregwalzen; falandrieren, (fr. calandrer), 
rollen, 2. mangeln, das Zeug zwifchen Wal- 
en prejjen, un Glanz und Glätte zu erhalten; 
#alandrinen, pl. Glättiteine zur Zeugrolle, 


Kalembourg 408 


salandra, f.it. der Kalaitder, die große italienische 
Haubenlerche, ein ausgezeichneter Singvogel; nach 
ihm Kalandroͤne, f.it. eine zweiflappigeSchafmei. 

Kaldnfas, pl. fit. calancä, fr. calencar, calencas) 
eine Art oftindischer gedrudter Baummollenzeuge. 

Kälaraſch, m. türk, ein mumän. Eilbote. 

talascione, m. it. (ſpr. Talafchäne) ein. in Unter- 
italien -gebräuchliches Saiteninjtrument, ähnlich 
einer Kleinen Laute mit langem Halſe. 

kalaſchen (verderbt aus dem ruff. kolotftj, Schlagen), 
prügeln; Kalaͤſche, f. eine Tracht Prügel. 

Staldta, f. it. (eig. Abhang, Fall; vgl. Kalade und 
falieren) ein Tanz mit raſchem Tempo. 

Kalatrava-⸗Orden, ein im 9. Sahrhundert geitif- 
teter ſpaniſcher Ritterorden. 

Kalätſch, m., pl. Kalatſchi, ilav. (ruſſ. kalätsch od. 
kolätsch; poln. kolacz; v. kölo, Kreis) ein Gebäd, 
eine Art Semmelmittreisförmigem Henfelod.Griff. 

Kalauer, m. verderbt aus Ralembourg (1. d.),angebi. 
durch Berliner Witz in bezug auf die billigen Stie» 
fel der Stadt Kalau gebildet. : 1ur 

Kalceament, n. I. od. Kalceãt, n.,r. m. I. die Fuß⸗ 

- beileidung; Discalceat, m. Barſüßermönch. 

Kalcio, n. it. (pr. kältſcho; eın Fußſtoß, dv. 1. calx, 
Ferſe) ein in Stalien bei. Freudenfeſten übliches 
Ballfpiel, wobei die. Spieler den Ball mit dem 
Fuße fortfchlagen. | 

taldarifches Erz, n. (nad) dem [. caldarium aes, 
Erz, das ſich nur Durch Hige bearbeiten läßt) eine 
von 2003 in Berlin erfundene goldähnliche Me» 
tallmiſchung aus Kupfer, Zink X.; Kaldarium, 
n. ein Badezimmer fir Warmbäder; aud) Warnı- 
haus, Gewächs- oder Treibhaus. 

Kalderdri od. Kalderdi, pl. it. eig. Kefjelichmiede, 
NameeinerausdenKarbonari(f.d.)bervorgegans 
genen geheimen politifchen Geſellſchaft in Italien, 

Kalebaſſe, |. Ralabaffe. ‚ae 

Sialecons, pl. fr. (pr. —höng; it. calzoni, Hoſen, 
v. calza, Strumpf, v. l. calc&us,.Halbiticfel, und 
dies von calx, Ferſe) Unterhojen. 

Kale, türk. Feſtung, häufig im Anfang od. Ausgang 
von Ortsnamen am Schwarz Meere. 

Ktaledonien, n., l. Caledonia, f. Schottland; Ka— 
ledonier, m. (l. Caledonius, pl. Caledonii, v. Felt.» 
gäl. coilldaoine, d. i. Waldmänner) der Schotte; 

aledoͤniſch chotuiſch 

Kalefacientia, pl. l. (v. cale-facẽre, warm machen 
Erwärmungsmittel; Kalefäktor, gew. Kalfäkter, 
‚m. nl: ein Stubenheizer, Aufwärter, Schuldiener; 
auch Schmeichler, Ohrenbläler; Kalefaftion, f. die 
‚Heizung; kalefaktern, kalfaltern, gem. fich her» 
umtreiben u. in fremde Angelegenheiten miſchen. 

Ktaleidofföp, n. gr. (von kalös, ſchön, eidos, Bild, 
und skopein, ſchauen) ein Schönbildjeher, Schön- 
guder, Umbildner, Bilduer- oder Zauberrohr, ein 
1817 von Bremiter in Edinburg erfundenes Seh- 
rohr, welches einfach hineingelegte Gegenftände 
dem Auge in vielfacher Zahl und regelmäßiger 
Geſtalt, bei der geringiten Bewegung wechſelnd, 
darjtellt; auch Veyriomorpho}fäp genannt; 
phõniſches Kaleidoffop oder Kaleidophon, n. 
der Tonjhiwingungsipiegel, ein von Wheatjtone 
erfundenes Werkzeug, mittels deſſen die zur Er— 
zeugung der Töne erforderlichen Schwingungen 

dem Auge fihtbar gemacht werden. 

Kalembourg oder Kalembour (Halambour), m. 
u.n. fr. (jpr. Edlangbuhr; ftammt von dem deut» 
ſchen um 1500 erſchienenen Schwankbuche Phil. 
Frankfurter: „der Pfaffe von Kalenberg“), ein 
Wortwitz, Witzwort, ein Kalauer; |. d. 

26* 


404 Salembredaine 


Salembredaine, £. fr. * kalangbredähn'; viell. 
vom arab. kalam-barad, kalte od. ſchwache Worte) 
eine ausmweichende Antwort. 

Kalende, f. Abgabe von Früchten an die Geiftlichen. 

Kalenden, pl., calöndae, pl. I. der erſte Tag jedes 
Monats; ad calendas Gtraecas, auf die grie- 
chiſchen Kalenden, d. i. auf den Nimmermehrätag 
verweiſen od. verfchieben (weil die Griechen Feine 
calendas oder röm. Benennungen der eriten Mo- 
natstage hatten); Kalendatikum, n. ml. am Neu⸗ 
jahrstage gegebene Gejchenfe an die Geiftlichkeit. 


Kalender 1., m. I. (ml. calendarius, m., calen- | 


darium, n., v. calendae, f.d.) der Zeitweifer, das 
Jahrbuch, Tagverzeichnig; die em, eines 
Sahres in Monate, Wochen, Tage, nebſt Angabe 
der Feittage 2c.; vgl. Julianiſcher Kalender; 
— Kalender maden, falendern = falan- 
dieren, .d.; Kalenderbrüder = Kalands— 
brüder, f. unt. Raland; Ralendermedaillen, 
p!. Dentmünzen, die als Kalendergebraudht werden 
fönnen (3. B. von 2003 in Berlin für das Jahr 
1804); Ralendertaler,ein feltenerpäpftl.Studo, 
1582 von Gregor XIH. auf die Verbefferung des 
Kalenders gejhlagen; Kalendariogräph, m. ein 
Kalenderſchreiber; Kalendariographie, f. I.-gr. 
Kalenderbejchreibung, oder Anweifung Kalender 
zu verfertigen. an 

Stalender 2. od. Kalendri, pl. perſ. ein in Perſien 
und der Türfei verbreiteter, vom heil. Kalenderi 
geitifteter, durch Sittenftrenge ausgezeichneter Or- 
den von Derwiſchen (f. d.). 

Kalenfar od. Kalenkas, |. Kalanfas. 

Salentilira, f. jpan. (eig. Hiße —= calor) die Fieber- 
hige; calentura amarilla (jpr. — ilja), da3 gelbe 
Fieber in tropiſchen Gegenden. 

Staleiche, f. (fr. calöche, it. calesse, calesso, jpan. 
calesa, urfpr. ein jlav. Wort, böhm. kolesa, Berfl. 
koleska,poIn.kolasa, Berfl.kolaska, ruſſ. koliäs- 
ka, jerb. kolitsa, Berfl.von kola, Wagen, eig. Blur. 
von kolo, Rad, jlav. kölo, pl. kolesa, Rad, ruf]. 
kolesö, Rad, alfo eig. urjpr. Räderfuhrwerf) ein 
Halbwagen, leichter offener Reifewagen. 

Salewäla, n. (d. i. Land des Kalewa od. Finnland) 
Rame de3 aus ungefähr 23 000 Berfen bejtehenden 
finnifhen Nationalepos, welches Sahrhunderte 
* durch mündliche Überlieferung in Karelien 
aufbewahrt wurde. 

Kalfäkter, ſ. Kalefaktor. 

falfdtern, niederd. (holl. Kalefateren, kalfateren, 
kalfaten, v. fr. calfater, it. calefatare, mittelgr. 
kalaphateın,neugr kalaphatizein,v.arab.kalafa, 
Ritzen mit Moos od. Balmfafern veritopfen, tür. 
kalfat, Werg zum Beritopfen der Sciffgrigen) 
Schiffe dicht und wafjerfeit machen, ausbeſſern, ver- 
pichen, die Rigen und Löcher verftopfen und her- 
nad) mit Pech und Teerüberziehen ‚Ralfaterung, 
f. die Ausbefferung eines Schiffes; Kalfatage, f-, 
r. n. fr. (fpr. —taͤhſch) das Ralfatern j. d.; aud) 
da3 dazu dienende Werg; Kalfateur, m. fr. (ſpr. 
—töhr) ein Schiffbeflerer. 

Kaͤli, n.arab. (kali, v. kalaj, in ver Pfanne ſchmo— 
ren oder baden; vgl. Altali) das Salzfraut, der 
Salzſtrauch; das auüs der Ajche diefer und anderer 
Pflanzen darjiellbareLaugenfalz, Gewächslaugen— 
jalz, Pflanzen-Alfali, eineBerbindung vonfaliun 
u. Saueritoff, aljo = Kaliumoryd; kali aceti- 
cum, .n.ejfigiaures Kali;k.carbonicum,fohlen-. 
fauresRali ; Kaltumchlorür oder Chlorkalium, 
früher ſalzſaures Kali genannt, eine Verbindung 
von Kalium mit Chlor; Halihydratod Kalium⸗ 


Rallaria 


orhöhhdret, n. arab.-gr. die chemifche 

Verbindung des Kali mit Waſſer; kaliniſch, Kali 

enthaltend. ſich wie Kali zu Säuren verhaltend; 
alv,ifrät, n. ein bei. zu unterfeeiicher Anmwen- 

dung iı Paris verfertigter Sprengitoff; Kalinum, 

n. nf. die 1807 von Davy entdedte metalliſche 

—— des Kalis; Kaliumchanid, m. ſ. Cyan⸗ 
alium. 


Kaliatur-Holz, ſ. Sandelholz. 
Kaliber, moder m. (fr. calibre, it. calibro, altfr. 


qualibre,enttv.v.(.qua libra, von welchem Bfunde, 
bon welchem Gewicht? od. vom arab. kalib, Form 
für gefhmolzenes Erz, Gußform) urjpr. das Ge- 
wicht und aljo auch der Durchmefjer der Kugeln, 
welche dann die innere Weite oder den Durchmeſſer 
des Geſchützes beitimmten; die innere Weite eines 
Geſchützes, Stüdöffnung, Durchmeſſer, Geſchütz— 
weite, die Größe und Schwere einer Kanonenkugel; 
auch die Mündungsweite od. der Durchmeſſer einer 
Ader; überhaupt: Maß, Größenverhältnis, Um— 
fang; uneig. die Beſchaffenheit, Güte, der Wert, 
das Gelichter; kalibrieren (fr. calibrer), nach dem 
gehörigen Map einrichten, das Kugelmaß oder die 

eſchützweite mit dem Kaliberftabe juchen oder 
beitimmen; falibrierte Röhren (bei. gläferne zu 
phyſikal. Inſtrumenten), von erprobter, durch— 
gehends gleicher Weite. 


Kalibögus oder Kaliboͤkus, m. ein amerikaniſches 


Getränk aus Rum und Sproſſenbier. 


falid, I. (calidus, a, um) warm; Kalidität, k. nl. 


die Wärme, Hitze; Kalidükt, m. Wärme- od. Hei- 
zungsröhre bei der Yuftheizung. 


Saligen (l. caliga, f., pl.caligae), altröm.Soldaten- 


ftiefel, Halbitiefel; Kamaſchen, welche die Biichöfe 
bei der Mefje tragen; caligae Hispanleae, ſpan. 
Stiefel, Folterwerfzeug; dav. Caligula, Stiefelchen. 


Kaligation, f. I. (v. I. caligo, f. Dunft, Finfternig) 


die Berdunfelung; faliginds (I. caliginösus, a, 
um), nebelig, dunfel. 


Kalif, m. arab. (khalifah, von khalafa, nachfolgen) 


der Nachfolger, Stellvertreter, näml. Mohammeds, 
ein Titel des Herrjhhers bei den Mohammedanern, 
aud) des Sultans; Kalifät, n. die Statthalter» 
Ichaft; da3 Amt des Kalifen; das Reid) des mo— 
hammedaniſchen Herrichers. 


Käliko, m. engl. calico, fr. calicot, von Kalikut od. 


Kalkutta genannt, woher er zuerfteingeführt wurde) 

urjpr. Rattun; ein feines leinwandartiges Baum- 

wollenzeug; auch eine Nachahmung desjelben in 

gepreßtem Papier; Kaliko-Druck, der vereinzelte, 

eh ausgeführte Farbendrud von Tüchern u. 
toffen. 


Salin, n. (fr. u. engl. calin) eine chineſiſche Metall- 


mifchung, aus Blei, Zinn, Kupfer und Zinf, dient 
in China und Sapan zur Bedachung der Häufer.. 


falieren, it. (caläre; vom gr. chalän, nadlafjen, 


jenfen; vgl. Kalade) niederlafjen, ſenken; die Segel 
jtreihen; Kfipr. das erforderlihe Gewicht nicht 
haben; caländo, Tonf. abnehmend in Bewegung; 
und Stärfe des Tons. 


Kalix (I. calix, m., pl. calices), Becher, Kelch; fa= 


licifloriſch, nl. feichblütig, mit einem Blumen- 
felche verjehen; kalicifoͤrm, nl. kelchförmig; Ka— 
firtiner, nl. Kelchfreunde, Kelchner, bei der Abend⸗ 
mahlsfeier (— Utraquiften, ſ. d.), eine Partei 
der Huffiten im 15. Jahrhundert. 


Kalkaͤnt, m. l. (cälcans, Gen. calcäntis, v. calcäre, 


treten) ein Bälgetreter bei Orgeln; Kallatür, f. 
(I. calcatüra) da3 Treten, Keltern. 


Kaltaria, f. (v. I. calcarius, a, um, von calx, Kall) 


pe “ 


lalkieren 


Kalkerde, Kalk; Kalciden, pl. kalkartige Körper; 
Saleit, m. der Kalkitein: Kalcium, n. nl. die me⸗ 
talliiche Grundlage der Kalterde; Kalciumoxyd, 
n. die Verbindung des Kalciums mit Sauerjtoff, 
d. i. Kalkerde; andere Verbindungen von Kaleium: 
Fluorkalcium, Chlorkaleium, Schwefelkaleium zc.; 
falzinieren, nl. verkalfen, zu Kalk brennen, d.h. 
durch Ausglühen einem Körper alle feuchten und 
—— Beſtandteile entziehen; brennen, röſten; 
von Metallen auch ſ. v. w. oxydieren, d. h. 
Sauerſtoff mit den Metallen verbinden; kalzinäbel, 
verkalkbar; Kalzinabilität, f. die Verkalkbarkeit; 
Kalzination, f. die Verkalkung, das Verkalken 
durch Glühen; kalzinös, kalkig; Kalzinierofen, 
Brennofen. 
Taltieren, fr. (calquer, v. I. calx, Kalt; urjpr. auf 
friihen Kalk abdruden) durchzeichnen, d. 1. eine 
Zeihnung nad) ihren Umriffen durch ein mit DI 
getränktes Papier nahzeichnen; Kalque, m. (pr. 
falf‘) die ee Kalquier, m. (pr. — ieh) 
eine Art oſtindiſchen Atlajjes. 
Kaltograph, ſ. Chalkograph; Kalkothar, | 
Koltothar. j 
Kalkülns, m. I. (Verkl. von calx, Stein, Kalfitein) 
l. der Stein; Blafen- od. Nierenftein; 2. wie Kal- 
ful, m. fr. (fpr. faltül) die Rechnung, Berechnung 
{von I. ealcülus, ein Steinhen zum Rechnen); in 
calcülo, rechneriſch; error in calcülo, ein Red» 
nung3fehler; pro calcülo, für die (Richtigkeit der) 
Rechnung, nämlich bürgt N. N. (von dem Rech— 
nungsprüfer untereine richtig befundene Rechnung 
geießt); ealeulus Minervae, [. eig. Steinchen der 
Minerva, d. i. Stimmengleichheit zugunften eines 
Schuldigen (weil Orejtes im Areopagus, bei gleich- 
geteilten Stimmen der Richter, durch einen von 
Minervahinzugelegten weißen Stein freigejprocdhen 
ward); falfulieren (I. calculäre, fr. calculer), 
rechnen, berechnen, überrechnen, zufammenrechnen, 
überfchlagen; auf Handel3vorteile jinnen; kalku— 
fäbel, nl. berehenbar; Kalkulation, f. die Be— 
rehnung, der Überſchlag; Kaltulätor, m. der 
Rechner, Rechnungsführer; bei. Nachrechner, Redh- 
nung3prüfer; Kalfulatür, f. die Rechenſtube, das 
Nehnungsamt; Kaltılatur-Atteit,n.rechnerifche 
Beiheinigung; Kalkulatur-Buch, das Berech— 
nungsbuch; kaltulõs, 1.(calculösus,a, um) jteinig, 


rieſig. 
alla, f. (£. calla od. calsa) Drachenwurz, Schlangen- 
fraut, eine Bierpflanze. 

Kalle, f. jüd. (v. hebr. kalläh) eine Braut. 
etik, f. gr. (v. källos, Schönheit) die Lehre 
vom Gefühl des Schönen, Unterſuchung des Wohl- 
gefallend am Schönen; Kalliblephäron, n. Heilk. 
ein Berfhönerungsmittel für die Augenbrauen; 
Kalligraͤph, m.ein Schönfchreiber; Kalligraphie, 
f. die Cehänihreibefunft, Schönſchrift, das Schön- 
ſchreiben; kalligraͤphiſch, ſchönſchriftlich, ſchön— 
geſchrieben; Kallilogie, f. Schönrednerei, Bered- 
amkeit; auc die Xehre vom Schönen; Kalltöpe, 
f. eine der 9 Mufen (f. d.); Sternf. ein Witeroid, 
1852 durch Hind entdedt; Kallioͤpſis, f.das Schön- 
auge, eine Bierpflanze aus Nordamerifa; Kalli- 
gäbe, f. die Kunſt ſchöne Kinder zu Ehe der 
eſitz ſchöner Kinder; Kallipädopäte, f. die Kunit 
ſchöne Kinder zu zeugen oder zu erziehen; Kalli— 
95905, m. u. f. mit ſchönem Hintern verjehen, ein 
Beiname der Benus; Kalliſtẽmon, m. der Schön- 
faden, eine Bierpflanze aus Neuholland; Kalli— 
ſtheuie, f. Schönkräftigfeit; Körperübung zur 
Erhöhung der Kraft und Schönheit, beſ. für junge 


Kalofagathie 405 


Mädchen; Kallitechnit, f. Verſchönerungskunſt, 
Kunſt Schöner Daritellung. 

folttd, I. (callidus, a, um) ſchlau, verfchmigt; Kalli⸗ 
dität, f. I. (calliditas) die Schlauheit. 

Kalliſte, f. gr. weibl. Name: die Schönfte. 

Kallo, ſ. Xiphias. 

Kullologie, f. gr. (von källos, Schönheit) die Lehre 
od. Wiſſenſchaft vom Schönen; Kallopiſtrie, f. od. 
r. Kallopismus, m. (gr. kallöpismös, von kallö- 

izein, ſchmücken, pußen) die Verſchönerungs- od. 
— die Kunſt, ſich geſchmackvoll zu kleiden. 

Kallus, m. l. die Schwiele, der Knorpel; die Knochen— 
geſchwulſt, Knochenmaſſe, welche gebrochene Kno— 
chen wieder vereinigt; fallös (I. callösus, a, um), 
ſchwielicht; Kalloſität, f. (I. callositas) Verhär⸗ 
tung der Haut. 

Kallntannjänre, Scheidek. eine aus dem gemeinen 
Heidefraut (calluna vulgaris) Dargefteltie Gerb- 
jäure, aus welcher das Kalluxanthin, n. (vom gr. 
xanthös, gelb) ein rotgelber Farbitoff, gewonnen 

Kalmant, |. Kalamank. [mwird. 

Kalmar, m. fr. (d. i. eig. Schreibzeug, Federbüchfe, 
it. calamajo, l. theca calamaria) eine Gattung der 
Zintenfilche,l.Loligo, £.,bej. wegen des ſchwarzen 
tintenähnlichen Saftes in einer Blafe des Unter- 
leibe& merkwürdig. Der gemeine Tintenwurm, 
Kuttelfiich, hat unter dem Rücken eine weiße harte 
Schale (Sepie oder 08 sepiae), das jogenannte 
weiße Fiſchbein, welches von Goldſchmieden ge- 
pulvert jtatt des Formſandes gebraucht wird. 

tale, f. fr. (v. calme, it. u. fpan. calma, Meeres- 
ſtille) die Windſtille, Stille;falmieren (v. fr.calmer), 
bejänftigen, beruhigen, ftillen; falmdnt, bejänfti- 
gend, lindernd; calmäto, it. Tont. fanft, ruhig. 

Kalmäuſer, m. (wahrſch. aus Kamaldulenſer 
verderbt, j.d.; nad) H. Schröder jedoch ſoll das 
Verbum falmüfern od. Elamüfern Streckform 
zu niederd. klüsern, grübeln, jein) windftill, u. dem 
vlt.mufen f. heimlich tun, nachdenten, od. mau» 
jen, langjam u. leife gehen) ein einſamer Grübler, 
Kopfhänger, gelehrter Stubenhuder; oberd. auch 
ein Geizhals ;falmanfern, einfam grübeln, Grillen 
fangen; fnaujern. 

Kalmint, m. (vgl. Kalamanf) ruffiiher Zwillich. 

Ktalmück, n. (fr. calmouc) Haar- oder Rauhtuch, 
langhaariges Tud) (fo genannt, weil die Kalmüden 
ähnliche grobe Mäntel tragen). 

Kalmüden, pl. (in ihrer eigenen Sprade: Khali— 
mif, d. i. Abtrünnige, welcher Name ihnen von 
Dee tatarischen Nachbarn beigelegt fein fol, auch 

(ot, Eluths oder Eleuten genannt) ein zum 
mongolischen Stamme gehörendes Volk im innern 
Alten, welches, in mehrere Horden geteilt, ein wan—⸗ 
derndes Hirtenleben führt. 

Kaͤlmus, m. (vom gr. kälämos, I. calämus, Rohr, 
Scilf) gewürzhaftes Schilfrohr (calämus aroma- 
ticus L.), und bei. die als Gewürz und Heilmittel 
gebrauchte Wurzel. 

Sale, m. it. (von calare, ſ. kalieren) Abgang, be- 
ſonders vom Roheijen; calo di peso, Mangel am 
Gewicht; e. di prezzo, Fallen im reife. 

Kalobidtik, f. gr. (von kalös, ſchön, u. biün, leben) 
die Wohllebefunft, Kunſt ein angenehmes od. an- 
jtändiges und fittlich gutes Leben zu führen; auch 
die Kunst, das Leben jo aufzufaſſen, daß man es 
als ein Glüd betrachten kann. 

Kalogeri, pl. neugr. (eig. gute alte Männer) grie- 
chiſche Mönde; Halogerä, pl. griehiihe Nonnen. 

Kalofagathie, f. gr. (von kalös kai agathös, d. 1. 
ſchon u. gut) fittliche Schönheit, Seelengüte; Redjt- 


06 Kalomel 
ſchaffenheitz Kalokanatophilus. m. ein Freund 
von Ehrenmännern. | 
Ralömel;n. (uripr..v. gr. kalos, ſchön, und melas, 
ſchwarz; dann in meli, mel, Honig, übergedeutet) 
das verfügte Duedfilber, eine Verbindung desfelben 


mit Chlor, daher audi: Queckſilberchloxür, n. ein 


fehr fräftiges Arzneimittel (früher, nach dem Wort- 
jinn.entfprechender: aethiops mercurialis, Qued- 
filbermohr). | 

Ralometrie, f. gr. Schönheitsmaß; Schönheitäntej- 

- fung; die Xehre von den Graden der Schönheit in 
den Künſten ꝛc. Fi ira NR 

Raloıiere, f. fr. (verderbt au canonniere) eine 
Knallbüchſe für Kinder.. | » 

— — n. nl. (v. gr. kalös, ſchön, und phyl- 
lon, Blatt) das Schönblatt, Name verſchiedener 
indiſcher Bäume. — 

Kalopodien, pl. gr. (v. kälon, trocknes Holz, und 
püs, Fuß) Holzſchuhe. 

slorät, I. (caloratus, a, um, von lat. calor, m. die 
Waͤrme) — erwärmt; Kalorifere, m. fr. (ſpr. 
—fähr) d.i. Würmeträger, ein Quftheizungsofen; 

- Kalorififation, f. nl. Wärmeerzeugung; Kalori⸗ 

meter, n. l.zgr. ein Wärmenteffer, um durch Ei3- 
ſchmelzung oder Wafjerermärmung die Wärme- 
!apazität oder die Verbrennungswärme der Stoffe 
zu bejtimmen; Kalorimetrie, f. Wärmemeſſung; 
Kalsrimöter, m. nl. ein Wärmetreiber, galva- 
niſches Feuerzeug; alorte, f. nl. die Wärmeein- 
beit, d. h. die Wärmemenge, durch welche 1Pfund 
(nad) andern ein Kilogranım) Wafler um 1°C. er- 
wärmt wird; kalöriſche Mafchine, Heikluftma- 
Ihine, ein von dem Schiveden Eriffon in Newyork 
erfundenes Triebiverf, in welchem jtatt des Damp- 
fes die erhigte Luft einen Kolben bewegt, 1852 zu- 
erit auf dem Schiffe Erikſon angewendet; daher 
faloriihes Schiff. J 

Kaloſpinthechromokrene, r. Kaloſpintherochro⸗ 
matofrene,f. (v.gr. kalös, ſchön, spinther, Funke, 
ehröma, Farbe, krene, Duelle) ein Funfelfarben- 
iprühbrunnen, eine durch verfchiedenfarbige Be- 
— wie ſprühende Funken glänzende Spring— 
quelle. 

Salotaszeg-Varrottas, pl. Bauernſtickereien aus 
Kalotaszeg, ein neuer Zweig ſiebenbürgiſchen Ge— 
—— Stickereien auf ſtarkem, krauſem, frepp- 
artigem Leinen, zu Gardinen, Möbelſtoff ꝛc. 

Faloͤtte, £. fr. (wohl vom arab. Kaluta) insbeſ. die 
rote Kappe der Morgenländer; dann überhaupt ein 
Scheitelfäppchen, 3. B. das der fatholifchen Geijt- 


lichen; Kıfpr. ein Huteifen, Hutfreuz; auch die | 
ölbungan | 
der Dede eines Zimmers 2c.; Scheidef. die Haube | 


Springfapfel in Uhren; Bauf. runde 


bei Deftilliergefäßen; auch Kugelabfchnitt, Kugel- 
baube; Kalottiſten, pl. eine Gefellihaft in Frank⸗ 
reich zu Anfang des 18. Zahrh., welche ſich mit 
abenteuerlichen Lächerlichkeiten ergößte. | 

Zalotijp, n. gr. (v. kalös, ſchön, u. typos, Ein- od. 
Abdrud), das Erzeugnis der Kalotypie, f. d. h. 
des durch Talbot erfundenen Verfahrens zur Dar- 
stellung von Lichtbildern auf (hemifch zubereitetem, 
falotypem) Bapier,— Talbotypie und Pho— 
tographie, f.d. 

Ralpa, m. ind. ein Tag und eine Nacht Brahmaz, 
d. i. ein Zeitraum von 4320 Millionen Bahren, der 


mit der Vernichtung der ganzen Schöpfung en- 


digen ſoll. 
Ralpal, m. türf. (kalpäk, ungar. kalpag) eine tür- 
Kiche od. ungarifge Pelzmütze, beſ. der Hufaren; 





Kamarilla 


Kalpack, m. ruſſ. die Zipfelmüge, Nadıtmübe, 
:Schlafmüße, Kappe. NR Sa. ,Sal 
Kdlpe, £. gr., diejenige Säule des Herkules (f. unt- 
Herkules), die an der europäiſchen Küfte ftand. 
Kalümet, m. fr. (ſpr. kalümeh; vom Iat. calämus, 
Rohr) die Friedenspfeife, eine große zierliche Ta- 
bafSpfeife, welche die amerikanischen Wilden beim 
Schließen eines Friedendvertrages den Europäern 
; zun Rauchen darbieten. - a 
Kalumnfe, f. l. (calumnia) oder Kalumniation, 
f. nl. Berfeumdung; kalumniieren ([. calum- 


niari), verleumden; Kalumniuͤnt, m. ein Ver- 


leumder; falummids, verleumderiſch. 
Kalvarien-Verg, ın. (v. lat. calvarta, Hirnſchädel) 
eig. = Öolgatha, Schädelberg, Schädelſtätte, der 


Richtplatz außer Serufalem (jeht innerhalb der 


Mauern, wo die vornehmſte Kirche in Baläftina 

ſteht). In katholischen Ländern der re ein 
oft künſtlicher Hügel mit dem ‚Kreuz, nach) welchem 
man in der Faftenzeit wallfahrtet. 

Kalville, m. u. f. fr. (Ipr. kalwihl, nicht Falmilj’, von 
(.calvus,fahl) eine Art gerippter,fehr glatter Äpfel, 
der Kantapfel, Erdbeerapfel, auch Grafenjteiner. 

Ralpinismus,m.derevangelifch-reformierte®laube 
nad) den Grundſätzen Kalvins (Soh. Cauvin, geb. 
zu Noyon 1509, geft. zu Genf 1564), die von den 
lutherifchen in der Xehre vom Abendmahl und vor 
der Vorherbeſtimmung zur Seligkeit abweichen; 
— Kalvin betreffend, deſſen Lehre zugetan 
oder entſprechend; Kalviniſt, m. ein Anhänger der 
kalviniſchen Lehre. —— 

Kalvitium, nm. u. Kalvities, f. I. od. Kalvität, f. 
n!. (v. I. calvus, a, um, fahl) die Kahlheit, Kahl- 
föpfigfeit, Glatze. 

Kalypfo, £. gr. Zabell. eine Nymphe auf der Inſel 
Dayaia, wo jie den dajelbit Schiffbruch. leivenden 
Odyſſeus aufnahm und ihn. 7: Sahre pflegte; 
Sternt. eın Afteroid, 1858 durch Luther entdeckt. 

Kalypter, ın. gr. (v. kalyptein, verhüllen) Heiik. ein 
Dedel, eine Hülle, eig. der VBerhüller; Kalypte⸗ 
ion, n. ein Bedeckungs⸗ oder Verhüllungsmittel, 
Dede, Deckel; Kalhptriten, pl. eine Art veritei- 

nerter Schneden. ; — 

Kdlyr, m., r. £. gr. Kelch, Blumenkelch. 

falzitrieren, I. (calciträre, von calx, Yerje) Hinten 
anal gen: fi) ſträuben; Kalzitration, f. ul 
das Widerftreben; falzitrant, widerjpenjtig. 

Ktamako, m. ein Längenmaß auf den ioniichen In— 
ſeln, ungefähr 5 m. Si a 

Kamaien, |. KRamayen — 

Kamail, m. fr. (ſpr. —mäj; d. it. camaglio, prov. 
capmail, urſpr. eine Kopfrüſtung, v. roman. cap, 

Kopf, u. maglia, Maſche, Panzerhemd) ein Biſchofs⸗ 
mäntelchen, kurzer Frauenmantel; die Helmdecke 
auf Wappen. Asch: 

Kamaldulenfer, m. Einfiedler und Mönde eines 
vom heil. Romuald 967 im Tale Kamaldoli in 
den Apenninen gejtifteten Ordens von jehr jtren- 
ger Regel. . Beh ea 

Kamarnderie, f. fr. (v. camarade, Kamerad, ſ. d.) 
Kameradicaft, Genoffenfchaft, vgl. Kliqiie. 

Kamarero, m. ſpan. (ital. Kameriere) Kamner- 

diener, Kammerherr; Kamarera, f.(tt.Rameriera) 
Kammerfrau; Ehrendame der Königin. 

Kamarguepferd, m. (ſprich: famarg’—) eine kleine 
halbwilde Pferdegattung von grauer Farhe, auf 
der Ahoneinjel Kamargue. — — 

Kamarilla, k. ſpan. (jpr.rilja; Verkl. von cAmara, 
— [.camera) eig. das Kämmerden; Geheimherr⸗ 
ichaft, Geheimgemwalt am Hofe in Spanien; überh. 


Kamaroma 


vbeſ. fofern er der geſetzlichen Gewalt entgegenwirkt. 

Kamardıma, n. gr. (von kamarün, wölben) ein ge- 
mwölbter Schädelbrudh, Gewölbbrud; Kamaröſis. 

-f. Bildung eines folhen Bruchs; auch diejer jelbit. 

Kamäſchen, ſ. Gamaſchen. 

Kamauro, m. ital. (ml. camaurum) die rotſamtne 
Mütze des Bapites. 

Kamaypeu oder Kantaien, m. (fpr. kamajöh; altfr. 
camaheu, ml.camahotus—= camaeus altus; hotus 
— fr. haut, hod)) f. v. w. Kameeée (f.d.); auch ein 
einfarbiges Gemälde, Grau in Grau, ein Stein- 
gemälde. 

Kaäambio, m. it. (ml. cambium, v. l. cambire, cam- 
biäre, wechjeln, taufchen; daher fr. changer) der 
Wechſel, Wechjelbrief, eine in Wechjelform ausge- 
itellte Schuldverfchreibung od. Ichriftliche Verſiche— 
rung einer fchuldigen Geldfumme; cambio com- 
müne,eingemeinerinländiicher Wechſel; e. conto, 
Wechſel-Rechnung; e., di polizza, Wechſel-Kurs— 
Zettel; Wechjelbrief; e.di ricorso, ein Umlaufs— 
wechjel; e. di ritörno, Rückwechſel; e.maritimo, 
Seewechſel; der Bodmereivertrag; c. reäle oder 
mercantile, ein ausländiicher Wechiel; €. secco, 
trodener, eigener Wechſel; Kambiälrecht, das 
Wechſelrecht; tambiieren, Wechjelgejnäftetreiben; 
Kambiatürag, kieig. Wechfelrechnung; Abänderung; 
Fuhr- od. Poſtwechſel, italieniſche Fahrpoſt; Kam— 
bift, m. ein Wechſelhändler. 

Kauibrai, m. fr. (ſpr. ãbräh; von der Stadt Kam- 
brat an der Schelde, holl. Kamerijk, wo es ver- 

- fertigt wurde) od. Kambrick, engl. pl. Kambricks, 
Kammertuch, eine Art jehr feiner Leinwand. 

Kambüſe, f. frz. (cambuse, Bude, Stneipe,aus mittel- 
niederd. kabüse, Verichlag, engl. caboose), Schiffs⸗ 

Kamdade, f. fr. der Bergpfeffer. [Eüche. 

Kamee, f. jr., cam6o oder camme&o, m, it. (mlat. 

- eämaeus, cammaeus, d. gleich]. I. cama, camma, 

‘für gemma, Edelſtein, altfr. gemme u. gäme) ein 
erhaben gejchnittener Stein (gemma exsculpta), 

entg. dem vertieften (ſ. Intaglio); inSbej. ein ge- 

ſchnittener Edelitein, wo die hervortretende Figur 

» eine andere Farbe hat als der Grund. 

Kamel,n. (gr. kamelos); befanntes Lafttier in Aſien 
u. Afrika; auch ein Schiffsheber, ein großes flaches 

Fahrzeug zum Heben der Schiffe über Untiefen u. 
jeichte Stellen; der Kamelhals oder die Kamel— 
aorehiene, ein Inſekt mit vier durchſichtigen neß- | 


der geheime (Kabinett3-) Nat eines Monarchen, 





örmigen Zlügeln; der Kamelyarder od. Kunte- 
lopard (gr. kamelopardälis), die Giraffe; die ia= 
mel=, Kümel= od. Kämmelziege, das Kämmels | 
tier, die angorifche Siege (von Angoͤra od. Anz | 
guri, Stadt und Bezirk in Kleinafien), hat langes | 
feidenartiges Haar (Ungorahaar) und gibt das | 
beite jogen. Kamelgarn; Kamelst, m. (fr. came- | 
lot), pl.Xamelot3, Kamelott, Kämelzeug v. jenen 
Haaren, wollener Kleiderjtoff; marktjchreierischer 
Spielmarenhändfer, Zeitungsjunge ufw. in Paris. 
Kamelia, f. eine in Sapan, China und Indien ein- 
heimijche jchöne — ung: die ſineſiſche 
oder japaniiche Roſe, nad) G. 3. Camellus oder 
Kamel, Apotheker der mährifchen Brüder auf 
Manila, benannt, der fie 1731 in Europa ein- 
führte; Kameliendame, f. nad) dem Stid des 
jüngern Dumas la dame aux camelias, eine 
Kamelot, j. unter Kamel. Kurtiſane (f. d.). 
Ramelotiers, pl. (ſpr. —tjeh) Schleihhändler im 
Kamenen, ſ. Kamönen. (füdl. Frankreich 
Kamera, f. lat. (vgl. Camera), ein Apparat zum 
Photegrapbieren. | 


Kampagne 407. 


Stamerdd,m., pl. Kamerdden (fr. camerade, ital. 
camerata, eig. u. Be Stubengenoſſenſchaft, vom 
[. camera, camära, Kammer) ein Stubengenof od. 
-gejell; iiberh. Mitgenoß, Gejpiele, Schulfreund; 
Spießgeſell, Dienft- od. Waffenbruder; Zeltburſche; 
die Kameradſchaft (fr. Camaraderie, f.), Ge- 
noſſenſchaft 2c. 

Stomeralia, Rameraliit 2c., |. camera. 

famerteven, |. (cameräre, v.. camera, ].d.) wölben, 
tameration, £.(l.cameratio) Bölbung, Gewölbe. 

Kamerlengo, |. unter camera. | lholz. 

Kamholz, n. (engl. camwood) das afrikaniſche Rot» 

Kamichh vder Dam, m. (in der Sprache von 
Guyana: camichi, in Cayenne camucle, in Bra- 
jilienanhima, inhüma, inhauma)der&umpfreiher 
eine Art Sumpfvögel in Südamterifa. | 

Kamille, £. (aus dem gr. chamaimelon, d.i. Erd- 
apfel; wegen des apfelähnlichen Geruchs der Blüte; 
in der Bot. Matricaria chamomilla) das Mutter» 
traut, zu den Kompofiten gehörig, mit eilfräftigen 
Blüten, gemeine oder echte K,; römische Ka- 
mille ſ. unter Anthemis. 

Kamin, m. (gr. ka-minos, [. caminus; v.gr.kaiein, 
brennen) der Schornftein, Raudjfang, Schlot; im 
Zimmer der Stubenderd, die Herren-Ejje. 

Kamiſia, f. ml. (van. camisa, it. camicia, fr. che- 
mise; vom arab. kamis, Untergewand) ein Hemd, 
insbeſ. (camisia alba) weißes Hemd, Chorhemp, |. 
v. w. Alba; Kamiſaͤde, £. fr. ein nächtlicyer Über— 

fall in Uberhemden, damit die Teilnehmer einander 
im Dunkeln kenntlich bleiben; Kamiſärden, pl. 
die reformierten Bewohner der Cevennen während 
des Aufſtandes 1702—1706, weil fie meiſt Über- 
hembden 'camisas) trugen. 

Kamifdl, 2. (v. fr. la camisole, it. camiciuöla, von 
camicia; ml. camisiale; vgl. Kamiſia) ein Furzes 
Unterkleid zur Bedeckung des Oberleibes, Brujt- 
laß, Weſtchen. 

Kamiß, n. arab. (vgl. Kamijia) baummollenes 
Unterfleid, Nachtfleid; ein Hemd, womit die Tür- 
fen die Zeichen nach) der Abwaſchung bededen. 

Sammarolith, m., pl. Kammarolithen, gr. (von 
kAmmäros, eine Krebsart) Krebsſteine; Ramma— 
rologie, f. die Krebsfunde. [riu®. 

Kammer, j. Camera; Kämmerer, ſ. Camera- 

Kammertud,u.(v.toile deCambraiod.cambresine, 
eugl. cambrie) jehr feine Leinwand, nad) der Stadt 
Kammeric vd. Kambray (f d.) in den Nieder- 
landen genannt, wo fie zuerjt verfertigt wurde. 

famminteren (tt. camminare, gehen, reijen, v.camı- 
mino = fr. chemin, der Weg), bein Fechten durch 
Rückwärtsſchreiten vem Gegner eine Blöße zu ent- 
loden juchen. 

Kamönen, pl. {. (Camoenae od. CamEnae für Car- 
menae, die Singenden; vgl. Karmen) altlat. Name 
der Mufen. 

Stamurra, f. it. (von camorro, Bauer, alfo eig. 
Bauernjhaft) ein verbrecheriicher Geheimbund in 
Neapel; Kamorrift, m. ein Mitglied diefer Bande, 
neapolitaniſcher Brandichager. 

Kampagne, f. fr.(ipr. fangpanj’, gem. fampänje; it. 
campagna, von |. campan£us, zum Feld, campus, 
gehörig) ein Landgut, Landſitz; ein Feldzug, Heer— 
zug; Hüttenw. die Hüttenreife, die Dauer des Be- 
triebes eines Schmelzofens vom Anblafen bis zum 
Ausblaſen desjelben; die Betriebsdauer des Sie— 
dens in einerZuderfabrifzc.; CampagnadiBoma, 
die Umgegend von Rom, das alte Latium; à la 
eampagne, od. it. alla ee ländlich, nad) 


einfacher Zandfitte; auch fagermäßig; Kampag⸗ 


408 Kampane 


nard, m.(fpr. fangpanjdr), ein Landmann; Kanı- 
pän, n. daS obere Hinterteil eines Schiffes über 
der Kajüte; Kampan-Flagge. f. die über dem 
Hinterteil de3 Schiffes aufgezogene Flagge; Kam— 
pagne-Reiteret, Fühnes, flottes Reitenim Terrain 
(im Gegenjat * Schulreiterei). 

Kamıpäne, f. ml. u. it. (campäna; fo genannt, weil 
jte in der Provinz Campania in Mittel-Ftalien 
erfunden oder doch zuerit zum Firchlichen Gebrauch 
eingeführt fein joll) die Glocke, Kicchenglode; auch 
die Glocke der Luftpumpe; ferner glodenfürmige 
Troddeln oder Floden von Seide oder geſponne— 
nem Golde zum Aufpuß eines Feſtſaales 2c.; Rafe- 
matte zur niederen Grabenbeitreihung, für Ge- 
wehrfeuer; Kampanetta, f. it. Tonk. das Glocken— 
jpiel; Kampanologie, f. L.-gr. die Glockenkunde, 
Glockenlehre, Glockengußlehre; Kampanile, m. it. 
Glockenturm (z.B. in Benedig); Kampanũla, f. 
ein Glöckchen; die Glodenblume; Kampanunlaria, 
f. eine Gattung glodenförmiger Korallen, ſ. v. w. 
Blajenforalline. 

Kamparins, j. unter Kampus. 

Kampeadör,m.jpan.(voncampeär, zu Felde ziehen) 
ein großer Kämpfer, Held, ein Beiname des be— 
rühmten Cid (ſ. d.). 

Kampelogie, f. gr. (v. kampẽ, die Biegung, Krüm— 
mung) die Beugungs- oder Krümmungslehre; 
Kanıpemeter, m. gr. der Krümmungsmeſſer. 

Kampefchcholz oder Campechenholz. n. (von der 
Bai und Stadt Campeche in Mexiko) Blutholz 
Blauholz, Brafilienholz, ein rotes, zum Färben 
gebrauchtes Holz aus Siidamerifa (haematoxy- 
lum campechiänum). 

Kampfer, m. (nl. camphöra, fr. camphre, von 
arab.-perj. käfür; fansfr. karpüra; vgl. hebr. 
kopher, Harz) ein weißer, brennbarer, flüchtiger 
Harzitoff von ſcharfem Geruch und Geihmad, von 
den Kampferba um in Indien und Sapan (lau- 
rus camphöra L.); auch in anderen Pflanzen 
(dem Thymian) und verich. flüchtigen Olen ent- 
halten; Kamıpfer = Spiritus, m. tmeingeiftige 
Kampfer-Auflöſung; Kamphin, n. oder Game 
phine, f. ein durch Sod aus dem Kampher erhal- 
tenes Berjegungsproduft; in Nordamerifa auch 
eine Miſchung von Terpentin und Spiritus, die in 
den Lampen gebrannt wird. 

Kamphon, m. eine Gattung feinen chineſiſchen Tees. 

Kambio, m. ein Kämpfer zu Fuß bei den mittel- 
alterlichen Gotteögerichten. 

Kampong, m. malay. ein Dorf aus Bambustohr- 
bäujern. 

Stampus, m. 1. das Feld; Kampus Martins, das 
Mars-zeld, ein dem röm. Kriegsgotte Mars ge- 
meihter Waffen-Übungsplaß bei Kom; Märzfeld, 
ein bei den alten Franken zur Kriegsmufterung im 
Monat März beitimmter Bla; Campidoctöres, 
pl. I. beim alten römijchen Deere die Fechtmeiſter; 
Kampo, m. it. ein Feldmaß im nördlichen Stalien, 
ungef.— 292 T Ruten oder 41,4 a; auch eine Art 
ſpaniſcher Wolle aus Sevilla; eampo santo, it 
eig. das heilige Feld; der Gottesader, — 
platz; Kamp volant.n. fr. (ſpr. kangwoläng) ein 
fliegendes Lager od. Heer, Flugheer, eine Kriegs— 
ſchar, die den Feind bald hier, bald dort anfallen 
muß; Kamparius, m. mi. ein Feldhüter, Feld— 
ſchütz; fampieren (fr. camper), gelagert fein, im 
Lager jtehen, zu Felde liegen, Tag und Nacht unter 
freiem Himmel (ohne Zelte und Hütten) zubringen; 
wohnen; Kampterpfahl, ein Standpfahl; Kam 
pement, n. (fpr. —mäng) ein Feldlager, Übung3- 


Kanarienſamen 


lager; auch das Lagern der Truppen unter freiem 
Himmel ohneObdach; kampeftriſch.l.(campéster) 
zum Felde gehörig, eben, flach; auf dem Felde 
wachſend. 

ſtamphlograͤmmik, f. (gr. von kampylös, &, on. 
frumm) die Lehre von den frummen Linien und 
frummlinigen Größen. 

Kamin, = Chamjin, f. Samum. 

Kamuneng, auch Ambotnaholz genannt, ein Hol; 
von der Sniel Amboina (Molukfen) das zu 
Drechilerarbeiten dient. 

Kamwood, n.engl. (pr. kämmwudd; wahrſch. abgef. 
von Campeachy-wood, Kampecheholz) rotesFarb- 
Fo von einem Baume an der Küfte von Sierra 

eone. 

Kan, n. die Kanne, hol. Bezeichnung für das gefek- 
lich eingeführte Liter als Flüſſigkeitsmaß (j. auch 
Kop) = 10 Maatjes od. Nähen (Deziliter) = 
100 Bingerhöden (Zentiliter); in den niederl.- 
oftind. Kolonien ift daS Kan = 1,49 neue Kannen 
oder Liter. 

Kandda, f. ein früheres portugiefiiches Flüſſigkeits— 
maß für Wein und DI, ungefähr Lal. 

Kanadaͤris, pl. vot und ſchwarz geitreifte oſtindiſche 
Zeuge aus Baumwolle und Seide. 

Kanadol, n. ein Hauptbejtandteil des kanadiſchen 
Erdöls, der fich jehr leicht verflüchtigt. 

Kanaille, f. fr. (pr. fandllje; d.t. eig. Hundevolk, 
Hundepad, it. canaglia, vom [. canis, Yund) Ge— 
jindel, Straßenpöbel, Janhagel; im einzelnen: ein 
Lump, Schurfe; en canaille (jpr.ang fandlij) Be= - 
handeln: twegwerfend, verächtlich behandeln; ſich 
enfanaifiieren (fr. s’encanailler), ſich mit verädht- 
lichen Menſchen gemein machen; Kanaillerien, pl. 
ichlechte niederträchtige Streiche; kanaillös, nie- 
derträchtig, nichtswürdig. 

Kaͤnakas, pl. Eingeborene der Sandwichsinſeln. 

Kanäãl, m., pl. Kanäle ([. canälis, v. canna, Rohr), 
die Röhre, Rinne, Wafjerröhre; ein Wafjergraben, 
Runitgraben, künſtlicher Fluß; nach engl. Sprach— 
gebrauch auch die Meerenge zwijchen England ı. 
Sranfreich (Pas de Calais); uneig. Mitte u. Weg 
zur Erreihung einer Abfiht; aud) Säulenrinne; 
die Rinne einerSchußwunde; canalicũli, pl. Keine 
Gänge, Ninnen; tanalikultert (L. canaliculatus), 
rinnenähnlich, rinnenförmig ausgehöhlt; fanali= 
fieren, barb.-!. (einen Fluß) zum Kanal umwan— 
dein, d. h. feinen Lauf regeln, ſein Bett berichtigen; 
(ein Zand) mit Kanälen verjehen; Kanaltfatton, 
f. nl. die Heritellung von Kanälen; Kanaliten, pl. 
nl. = Tubuliten, ]. d. dr 

Kanam, n. ein Hohlmaß in Oftindien, ungef. 721. 

Kanang (Khanan, Tanan), der geſetzmäßig felt- 
gejtellte Inhalt der Kokosnuß, die Grundlage des 
Setreidemaßes in Siam, S reihlid Yal. 

Kanapee, n. fr. (von ml. canopeum, Betthimmel, 
und dies v. gr. konopeion, ein Bett,mit Vorhän- 
gen zum Abhalten der Mücken, vonkonops, Mücke) 
ein Ruhebett mit Lehnpolſtern, Sigbrett; Kochk. 
Blätterfuchen. 

Kanard, m. nl. (jpr. — ähr) die Ente. 

Kanarienbaum, m. (nl. canarium) ein Baum, auf 
den molukt Inſeln, aus deſſen nußähnlichen Früch— 
ten man ein ſehr wohlſchmeckendes Mandelbrot 
bereitet, Bangea genannt. 

Kanarienjamen, m. auch Lenz oder Glanz ge- 
nannt, fommt von dem Kanarienglanzgras, 
welches mwahrjcheinfich mit den Kanarienvögeln 
nad) Europa gebradt ift; Kanarienſelt, m. ein 
füßer Wein von den Kanarieninjeln; Kana— 





Kanaris 


vienbogel, (it. canarino,ipan.canario, fr. canari) 
ein befannter, Feiner gelber Singvogel, der auf 
den Kanariſchen Inſeln einheimiſch ift. 

Kangris, pl. ſeidene Taſchentücher aus Oſtindien 
(gelb mit weißen Punkten). 

Kanaß, m. ungar. (ſpr. kännahs) ein Schweinehirt. 

Kanaͤſſe, k. fr. Tee-, Zucker- oder Tabakskiſte. 

— oder Knaͤfter, m. Korbtabak, die beſte 
Art des Rauchtabaks (von dem ſpan. canastro, fr. 
canastre, canässe, ein Korb, worin er verſchickt 
wird, d. [. canistrum, u. dies v. canna, Scilfrohr, 
woraus die Körbe geflochten find); auch ein jad- 
ähnliches Gefäh aus Tierhäuten zum Warenver- 
paden in Indien. 

Kanañs (pr. fana-uhf) ein perfifches GSeidenzeug. 

Kaneiön, f. (pr. — Biöhn) ſpan. (1. cantio, fr. 
chanson) ein Gejang, Lied; in3bef. eine eigentimt- 
liche Inrifche Reimversform, meijt aus 12 trochäi- 
ſchen Verſen beitehend; Kancionéro, m. jpan. u. 
Kancionéiro, m. port. ein Kiederbuch, eineLieder- 
jammlung, bej. des 16. Jahrhunderts. 

Sandare, f. (ungar.) die Gebißjtange an den Zügeln 
des Pferdegeſchirres. 

Kandarin, ein japanifches und hinefisches Gewicht 

== 0,376 gr. 
— m. l. (candeläbrum, n. von candela, 
Kerze) ein großer Leuchter, Urmleuchter, Laternen— 
jtänder; Kandelaris, m. der Kerzenträger; Kan— 
dẽl⸗Meſſe, k. Lichtmeſſe. 

Kandeur, f. fr. (ſpr. kangdöhr; I. candor, Weiße, 
Reinheit) die Offenherzigfeit, Redlichkeit; fandide 
(ipr.fangdihd’; v.(.candidus, glänzend weiß, fleden- 
(03), aufrichtig, redlich; Kandidãt, m.(l.candida- 
tus, weiß gekleidet, weil die, welche ſich im alten 
Rom um ein Amt bewarben, weiß gekleidet gingen) 
ein Amtsbewerber, Anwärter, Wahlbewerber; 
Gramen-Sandidat, der Prüfling, der zur Prü— 
fung Zugelafjene; candidatusprobandus,Probe- 
lehrer; Caudidatus r.m., ſ. unt. Minifterium; 
Kandidatur, f. nl. die Bewerbung, Anmwart- 
ſchaft; kandidieren, fi) bewerben, al3 Bewerber 
auftreten, 

Tandieren, fr. (candir) überzudern; auch Zuder in 
Kriſtallen anſchießen laſſen; Kandierung oder 
Kaudiſation, f. Überzuderung; — 
des Zuckers; Kandis- oder Randelinder, au 
Zuckerkand, m. (fr. candi, sucre candi, v. arab.- 
perf. gand, ſanskr. khanda, Stüd, Stüdenzuder, 
förniger Zucker. von khand, brechen) gereinigter, 
friftallifierter Zuder; Kanditor ſ. Konditor. 

Sandlöt, m. ein Bewohner der Inſel Randia od. 
Kreta; ein Tanz der Neugriechen. 

Kandle-, Kännel- oder Kannelkohle, f. (v. engl. 
candle = [. candela, Licht, Kerze) eine Art Stein- 
kohle in England und Schottland. 

Saudeorin, m., ſ. Kondorin. 

Kandſchar |. Khandidar. 

Handy oder Candy, f. ein oftind. Gewicht, etiva — 
250 bis 360 kg. 

Sanecon vd. Kanczon, m. fr. (pr. —ßüh; wahrſch. 
entjt. aus jüdfr. camisou, ein Feines Hemde; vgl. 
Kamifia und Kamifof), ein weitenartiges Halstuch 
der Frauen. 

Kauẽẽl, Kannel m.(fr. canelle od. cannelle, nl.ca- 
nella; vom I. canna, Rohr) — — Zimt; 
Kannelas, m. fr. mit Zucker überzogener Bimt; 
fanelieren, ſ. fannelieren. 

Kanephöre, f., pl. Kanephoͤren, gr. (kansphöros, 
v. kane, käneon, Korb, u. pherein, tragen) Korb- 
trägerinnen, d. i. Jungfrauen, welche bei verjchie- 


Kannibale 409 


denen Götterfeſten in Athen die Heiligtümer der 
Gottheit in geflochtenen Körbchen auf dem Haupte 
trugen; daher ähnliche von Künſtlern gebildete 
weibliche Geſtalten als Bauzierate: Körbchenhalter, 
Zieratshalter. 

Kanepin, m. fr. (ſpr. kan'päng; it. canapino, ein 
hänfenes Tuch, cänapa, I. cannäbis, Hanf) Hüh- 
— weißgegerbtes dünnes Schaf- od. Ziegen— 
eder. 

kaneszieren. I. (canescére) ergrauen (vor Alter); 
faneszent (1. canéscens), weißgrau. 

Kanette, f. fr. marmornes Spielkügelchen für Kinder. 

Kanepas,m.fr.(jpr. kanewcih; ml. canevasium, hän- 
fenes Zeug,v. cannäbis, ml.canava, — ein leine⸗ 
nes od.baumwollenes Gewebe miterhabenen Strei— 
fen; Gitterleinwand, ungebleichte, netzartig gewebte 
Leinwand mit viereckigen Zwiſchenräumen, beſ. als 
Grundlage zur Teppichjtiderei( Stramin);durd)- 
brochene3 Bapier zur Perlſtickerei; aud) ein Grund- 
riß, erjter Entwurf einer Zeichnung oder eines 
Werkes; bei der ital. Stegreiffomüdie: die Vertei- 
lung des Stoffs in Ute und Szenen, die dann 
von den Schaufpielern improvifierend ausgefüllt 
wurden. 

Kanezon, |. Kanegou. 

Kangiar, m. (pr. kandſchar) ſ. Khandſchar. 

Känguruh, n- das Riejenbeuteltier, ein grasfrefien- 
des, eßbares Tier in Neuholland. 

Kanitulär-$erien, pl. I. (v. canicüla, der Hund3- 
jtern, von canis, Hund) Hundstagsferien; Kants 
fulär-Periode, Dundsitern- Periode, ein Kreis 
von 1460 Jahren in der altägypt. Zeitrechnung. 

ſKtankümum, n. l..gr. ein Gummiharz, bei. aus 
Braſilien. 

Kankan, m. fr. (ſpr. kängkang; v. l. quamquam, ob» 
gleich, dem gewöhnlichen Anfangswortakademiſcher 
Borträge und wichtigtuender Reden; daher fr. ein 
großes Quanquan, d. h. viel Wefens od. Lärm wo— 
nit machen; jeßt vielmehr ein Unwefen, nämlich 
ein wilder, unzüchtiger Tanz. 

Kaͤnker, f. landſch. deutic (vgl. lat. cancer, Krebs) 
die Spinne; auch eine Krankheit der Nelken, die 
wie der Kreb3 um fich frißt. 

Kanne, it. u. Kanne, fr. f. (v. I. canna, das Rohr) 
der Spazieritod; die Elle; ein Längenmaß in Mar- 
jeille (= 2,013 m) u. Neapel (= 2,648 m); Hanne 
las, j. Kaneel; fannelieren, fr. (canneler, von 
cannelle, Rinne, it. cannella, Röhrchen, Verf. v. 
canna, Rohr), riefen, mit Hohlkehlen verjehen, 
rinnenfürmig vertiefen oder aushöhlen; fannes 
liert, ausgefehlt, gerieft (3.8. fannelierte Säulen); 
Kannelterung od. Kannelur, f. eine Riefe, Aus- 
fehlung; (bei Patronen): Würgung; Kannelie— 
rungs-Mafchine, ein Ausfehlungsgerät, Rief- 
werfzeug der Büchſenmacher; Kannelüre, f., pl. 
Stannelüren, hohlichlige Riefen, bej. an Säulen; 
Kannetille, £. fr. (pr. fann’tilj’) gem. Kantille, 
pl. Kantillen, getvundener Gold» od. Eilberdraht 
zu Stidereien, Achjeltroddeln u. dgl. Raupen. 

Ktannabis, f. I. der Hanf; Kannabin, n. ein aus 
indischem Hanf hergeſtellter ſtark alfoholhaltiger 
Ertraft mit narfotiiher Wirfung. 

Kannahen, pl. mit Korbweiden bepflanzte Land— 
itreden. 

Stänneltohle (j.Randle), die engl. Fackelkohle, bei. 
zur Bereitung des Leuchtgaſes benußt. 

Stannibdle, m., pl. —n (ſpan. Canibal, entit. aus 
Caribal —= Caribe, ein Karaibe, bed. eig. tapfer) 
Bewohner der Heinen Antillen oder karaibiſchen 
Inſeln, Menfchenfrejjer; daher uneig. wilde grau- 


410 Kannüle | 


fame Menihen; kannibaͤliſch, wild, graufam; 
Sannibalismus, m. barb.-I. Menjchenfreijerei, 
Unmenſchlichkeit. ß 
Kannüle, fr. ſſpr. —nühl; v. l cannüla, Verkl. v. 
canna, das Rohr, der Stab) ein Röhrchen; Heilk. 
Wundröhrchen, bei. die metallene Röhre des Tro- 
kars (j. d.), welche das Stilett umgibt. 

Rande, j. Kant. Kur jan 
*dnon, m. gr. (kAnön) od. [.canon, pl. canönes, 
die Regel, Richtſchnur, Ordnungsvorſchrift; das 
Kirchengeſetz, Kirchengebot; Verzeichnis der Bücher, 
die die inſpirierte heilige Schrift bilden und bei 
Feſtſetzung der Glaubenslehren zur Richtſchnur 


| 
| 


it 
tönend, tonreich; Kaͤnor, m. I. Arzk. das Klingen, 


dienen; in der Fathol. Mefje: der. mittlere, nie | 


mechfelnde Teil der Meſſe vom Sauftus bis zur 


Kommunion einihlieglih; Aipr. der Grundzinz, 
ein bejtimmter Geldbeitrag, eine feitgejeßte Ab⸗ 


gabe von Grundftüden an den Grundherrn; Tonk. 
ein Kettengejfang, Leitgefang, eine Kreisfuge, ein 
Zonjtüd, worin eine Stimme nad) der andern ein- 
iritt und den Öejang der erjten wiederholt; Buchdr. 
die dickſte deutſche Druckſchrift; kanoͤniſch, vor- 
chrifts mäßig, den Kirchengeſetzen gemäß, zurKicdhe 
sd. zu kirchlichem Gebrauch gehörig; glaubwürdig; 
mufterhaft; kanoniſches Alter, da3 zur Über- 
nahme eines Kirchenamts vorgejchriebene Alter; 
tanoniiche Bücher der Bibel, denen man einen 
höhern Urſprung und eine vollgültige Beweiskraft 
deilegte; tanoniſches Recht, das aus den Be- 


ſchlüſſen der Kirchenverfamnilungen u. den Ver- - 


ordnungen ber Bäpfte hervorgegangene fatholijche 
Kirchenrecht; kanoniſche Stunden, ſ. horae ca- 
nonicae; Kanoniſt, m. ein Kenner und Lehrer 
de3 Kirchenrechts; Kanoͤnik, f. die mathematifche 
Zonlehre, d. i. die von Pythagoras ausgebildete 
Billenichaft, welche das Verhältnis der Töne nad) 
deitimmten Größen mit Zahlen angibt; in der 
Spifureifhen Schule die Logik oder Denklehre; 
Kanonikus oder Canonicus, m. nl. ein Chor⸗, 


Dont oder Stiftöherr, ein Weltgeiftlicher, der eine 


Pfründe von einer Stiftskirche bejigt; pl. Kano— 
nifer od. Canonieiz; Canoniei reguläres, nad) 
einer Ordensregel Elöjterlich beilammenlebende —, 
C, seculäres, nicht in klöſterlicher Gemeinschaft, 


— — ———————— — — 


ſondern frei für ſich lebende Dom- od. Stifts-⸗ 


herren, die ihre klöſterlichen Verrichtungen durch 
einen Domvikar beſorgen laſſen; Kanonikalien, 
pl. der Domherrenſchmuck; Kanonikät, n. eine 
ru Domberin- oder Chorherrnitelle, ein 
. Stiftsanıt; fanonizieren, in ein Stift aufnehmen, 
auch mit einer Domherrnſtelle beſchenken; ang: 
niifin, f: (fr. chanoinesse) eine Stifisfrau, ein 
Stistsfräulein; fanonijieren, jemand in den Ka— 
non (j. 9.) der Heiligen aufnehmen, heilig ſprechen; 


Kantdr, ein im Meorgenlande, Syrien, 


Kantila 


ſchluchten mit ſteilen Felswänden im ſpaniſchen 


Nordamerika. 


Kandpus, m.,pl. Kandben (nad) der Stadt Kanö- 


pos od. Kanobos in Unterägypten benannt, wenn 
nicht diefe umgekehrt von der dort verehrten Gott- 
heit den Namen erhalten hat) ägyptijche Götzen— 
bilder in Geſtalt dickbäuchiger Krüge, welche zu- 


gleich zur Aufbewahrung des Niimafjers; dienten; 


aud) Name eines Sterneg eriter Größe, im Stern- 
bilde de3 Schiffes Argo am füdlihen Himmel. 
andr vd. fanöriich, L.(candrus)hellklingend, wohl⸗ 


metalliſcher Ton in der Bruft, mit dem Hörrohr 
vernehmbar. 


Kant, ın. fr. (ſpr. kanoͤh, aud) (engl.) Kane (Ipr- 


fünüh), pl. —s, (ſpan, port. u. it. canda; aus. der 
Sprade der Kargiben: can&oa) ein in einem aus- 
gehöhlten Baumjtamm od. aus einem Stück be- 
jtehender Eleiner Kahn der Indianer, ein Baum— 
‚oder Bortenfahn. 


fänozotich, gr. (von kainös, neu) in der Sebirgs- 


Kantalupe, f. (cantaloupe, it. cantalupo, nach 


funde: Tierreite der neueren Zeit enthaltend; kä⸗ 
nozoiſche Formationen, pl. —= tertiäre (eozäne, 
oligozäne, miozäne u. plivzäne %.) u. quartäre F. 


Sant, m. engl. (jpr. känt) Pöbelſprache, Kauder- 
welld. 


tantäbel, it. cantabile (v. cantäre, fingen), ſing⸗ 


bar (ſangbar), eine gefällige und mäßig bewegte 
Tonfolge. | 


dem Schloffe Kantalupo in der Mark Ankona be- 
nannt, wohin fie zuerit aus Armenien gebracht 
wurde) die Warzen- oder Dee 
gypten, 
Algerien ꝛc. früher u. zum Teil noch jetzt gebräud)- 
liches Gewicht, zwijchen 50 und 230 kg jchwer. 


Kaͤntara, f. jpan. (v. I. canthärus, j. d.) in Spa— 


nien u. Bortugal ein früher gebräuchliches Wein- 


- und Branntweinmaß von 15 bis 17 1 Inhalt; 


Kaͤntaro, m. (Zentner), Kantarelio, m, (Heiner 
Rantaro) in mehreren Teilen Stalien3 früher ein 
Gewicht = ungefähr 40 big 42 kg. 


Kantaͤte, f. 1. it. u..mıl. cantäte, dom f. cantäre 
fingen) ein Singgedicht, welches aus Arien, Rezi— 


tativen, Chören und Chorälen beiteht und zum 
Kirchengebrauche beitimmt ift; 2. der Name des 
vierten Sonntags nad) Oftern, von. den lat. An— 


fangsworten der Meffe an diefem Tage, Bi. 98: 


cantate Domino etc., finget dem Herrn 2c.; Kan 
tatilla, (ipr. —tilja) oder Kantatina, £. it. eine 
Heine Kantate; Kantatorium, n. nl. fatholiiches 
Kirhenbuh, woraus der Kantor das Rejponjo- 
rium abfingt; Kantatrice, f. it. (fpr. —tſche) die 
Sängerin. 


Stantele, f. die Harfe der finnischen Sänger., 

Kantenaf, m. ein Rotwein, eine Medokjorte.. 

Kanthariden, pl. (gr. kanthäris, f. Name verſchie— 
dener Käfer) fpanijche Fliegen, eine Art Käfer, als 


"Kanonifation oder Kanoniſierung, f.dieHeilig- 
ſprechung, feierliche Aufnahme eines Verftorbenen 
unter die Zahl der Heiligen durch den Papſt. 

Kanone, f. (it. cannöne, * canon, dv. l. canna, gr. 


känna, Rohr) eine Donner- od. Karrenbüchfe, ein 
Stüd- oder grobes Geſchütz; Kanonenfutter, n. 
icherzhafte Bezeichnung für das, was die Kanone 
frißt, den Soldaten; Kanonier, m. (fr. canonnier) 
ein Stückſchütze, Geihüß- od. Stüdwärter; fano= 
nieren (fr. canönner), mit Kanonen Schießen oder 
jeuern; Kanonier-Schaluppe,-Bootꝛrc. Geſchütz⸗ 
oot; Kanonaͤde, f. (fr. canonnade) ein Kanonen-— 
Sieben, Geſchützfeuer, ein Kanonengefecht. 


Santhärus, ın. 


blaſenziehendes Mittelangewendet; Kanthariden⸗ 
Gemmen, Käfer-Ringſteine; Kantharidine, f. 
od. Kantharidin, n. das ſcharfe Harz der ſpani— 
ſchen liegen. | | — 

l. (v. gr. kantharos) großes. Trink⸗ 
efäß, Kanne, Humpen; ein Waſſerbecken in den 
Borhöfen der alten Kirchen; aud) dag Meßkänn— 
hen, worin dem Priefter Wein und Waffer. zum 
Mebopfer gereicht wird. ——— 


NKantika, f. it. (wird von Stafienern öfters ſtatt 
Kanto gebraudit) ein Geſang, bef. Abſchnitt eines 
größeren epiichen Gedichts, wie in Dante Göttl. 


2anonit, Kanonikus, kanoniſieren, kanoniſch 
uiw., j. unter Kanon. 
Kanons, pl. ſpan. (ſpr. kanjons) enge tiefe Tal- 


Kantilever 


Komödie; canticum, n. l. ein Gejangftüd, Einzel- 


- gefang, Lied, pl. canticaz; canticum canticd- 
rum, das Lied der Xieder, das Hohelied Salomos; 


NKantilene, f. ((. u. it. cantilena), ein Liedchen, 


Kantilener, m. fr. (pr. —löweh, v. altfr. cant, it. 
canto, Kante, Ede, u. fr. lever, aufrichten, in die . 


Singjang; die Singweife, Sangart, auch die Ober- . 
jtimme; ein kurzes edartiges Tonftüd für Geſang; 
eine gel angreich hervortretende Melodie in größeren . 


Tonſtücken. 


ae heben) Bauk. ein Träger mit ‚freitragenden 
tützpunkten vder übertragenden Enden; Kanti— 
ſeber⸗Brücke, f. Brücke mit folden Trägern. 


Rantillen, j. unter Kanna. 
Kantine, f. fr. (it. cantina, entw. 93 aus cano- 


Nantismus vd. Kantianismus, m. Kants Philo- 


vettina, Verfl. v. canova, Keller, Magazin, od. d. 
altfr. cant, it. canto, Winkel) 1. die Bier- u. Wein- 


ſchenke, bei. in Fertungen: Feldfchenfe, Soldaten- | 
ſchenke, Arbeiterſchenke; 2. der Flaſchenkeller; Z. auch 
eine einzelne Feldflaſche; 4. (v. eanto, Geſang) die 

Geigenquinte — Ch antarelle(ſ.d.); Kantinier, 


m; fr. (jpr. kangtinjeh), auch Kantineur, m. (ipr. 


—öhr) ein Soldatenwirt, Marketender; Hantis 


niere, f. (pr. —jühr”) Marfetenderin. 


ſophie; Kantiſt od. Kantiäner, m. ein Anhänger 
der Rantichen Philoſophie; Kantopfatenisinns, 
u. die zum Spealismus ſich neigende, aus der 


Kantſchen und Platoniſchen Philoſophie hervor— 


gegangene Art zu philoſophieren, in Frankreich 
beſonders durch Couſin vertreten. 


Santo oder cauto, m. it. (v. l. cantus, v. canere, 


ſingen) der Geſang; ein Lied; canto fermo od. |. 


ceantus firmus, die ruhige, feſte Singweiſe, der 


aus gleichen Tonlängen beſtehende Kirchen- und 
Choralgeſang; canto figuräta, oder nl. cantus 
figuralis, tünſtlicher, verzierter Geſang, der die 
Töne in mannigfacher Abwechſelung auf einzelnen 
Silben Hin und wieder ſchweben läßt(ſ. unt. Figur). 


Kanton, m. fr: (jpr. kantöng; ſpan. canton, it. can- 


tone, Ede, Bezirk, Bergr. v. altfr. cant, it. canto, 
Kante, Ede) ein Landſtrich, Bezirk eines Landes; 
auch Bann⸗ oder Aushebungskreis; fantenfrei, 
bann⸗ oder aushebungsfrei; Kanton-Liſte, f. der 


Bann⸗Ausweis; kantonal, zum Kanton gehörig, 


ihn betreffend; Kantonal-Berfaffung, Bundes- 
kreisverfajjung; kautonieren (fr.cantonner), von 
Truppen: in den Städten und Dörfern einer 
Gegend beijammen liegen; Kantonnement, n. 
fr. (pr. — mäng oder Kantonierung, f. die 
Einlagerung, Zufammenordnung der Truppen im 
Felde; Kantonift, m. ein Deerespflichtiger; un— 
fiherer Kantontft, unzuverläffiger Menſch; Kan— 
tundde, f. dev Raum der Schaubühne binter den 
Kuliſſen; kantoniert, Bauf. an den Eden mit 
Säulen, Pfeilern u. dgl. 


Käntor, m. [.(v. canEre, jingen) pl. Kantören, ein 


Sänger, Vorſänger, Sangmeifter; aud) der Kirch— 
ſchullehrer, der zugleich Orgelfpieler ift; cantores 
amant humöres, Sprw. Sänger lieben Nafjes, 
trinken gern; fantorieren, nl. vorjingen, das Vor- 
fängeramt verwalten; Kantorät, n., r. m. Ant 
und Wohnung eines Kantors; leßtere auch: die 
Kantorei. [Weberei. 


Kantre, f. fr. (jpr. fangt’r) der Spulenlauf in der 
Santichu, m. jlav. (poln. känczug, böhm. kan- 


'tschuch, litauifch kancezükas, ungar. kancsuka, 
tb. kämdschiga, tatarifchen Urjprungs; türf. 
tschi, eine Peitſche) eine kurze Dide Peitjche, 

aus Riemen gejlochten. 





Kaolin 


Kap 41 


ſtanu, ni engl. (canoe, Baum- oder Rindenkahn, 


Einbaum), leichtes Ruderboot, das nur für eine 
Perſon beſtimmt it, mit zweiblättrigem Ruder 


ſſcherzhaft aud) Seelenverfäufer genannt). ' ; 
Kanzel, f. (v. lat. cancelli, Gitter, Schranken, um- 


aitterter Raum) der Nede-, Lehr vd. Predigtituhl; 
Kanzlei, f. (mil. cancellaria) ee 3 
Amtsftube, die Stelle wo gerichtliche und behörd- 
liche Erlafje, Anordnungen u. Befehle ausgefertigt 
werden; in einigen Ländern beſ. das Obergeric)t 
einer Provinz, Gericht zweiter Inſtanz; daher 
Stanzleirat, Rat in einer Kanzlei; Kanzleiftil, m. 
die den Kanzleien eigentümliche, meiſt ſteife, alt» 
fränkiſche, mit Fremdwörtern überladene Schreib— 
art; Kanzler, m. (ſpätlat. cancellarius) eig. der 
Oberste, Vorgejeste einer Kanzlei; derjenige Be- 
amte, welchem die Ausfertigung der öffentlichen 
Schriften obliegt, in den alten germanifchen Rei- 
den einer der oberften Hof- und Staatsbeanten; 
dah. noch Reihsfanzler, Staatskanzler ıc.; 
Sanzellariät, n. nl. die Kanzlerwürde; Kanzlei— 
ſtube; Kanzlift, m. Kanzleifchreiber. 


Kanzellen; I. pl. (cancelli) Schranfen, Gitter in Ge⸗ 


häftsjtuben; auch die einzelnen Abteilungen für 


die Töne in den Windladen der Digel; Kanzel— 


larius, m. Kanzler (j. d.), Siegelbewahrer; im 


Mittelalter nur = Notär; Kanzellariät, n. die 


Kanzlerwirde; das Geichäftsziimmer der Kanzlei; 
fanzellieren (1. cancelläre), eingittern; gitterartig 
durchftreichen, ausſtreichen; Kanzellation, f. Ver⸗ 
gitterung; Rſpr. das Zeichen in Geſtalt eines Git— 
ters (X), womit man eine Schrift od. Schriftſtelle, 
einen Wechjel, Schein u. dgl. zum Zeichen der Un- 
gültigkeit durchjtreicht; auch die gerichtliche Ver— 
nichtung einer Schrift. 


| Sanzen, Kanzen-Billéets (v. holl. kans, Schickſal, 


Glück, und dies von fr. chance, f. d.), eine Gattung 


holländiſcher Staatöpapiere (ehemalige Batavische 
Reſkriptionen). 
Kanzeration, f. nl. (v. I. cancer, Krebs) die Ent- 


ftehung eines Krebsgeſchwürs; Kanzerin, n. ge 
pulverte Krebsſchalen; Kanzeröma, n. l. ein Kıebs- 
geſchwür; kankriniſch, il. frebsgängig; v. Verfen: 
rückwärts zu lejen, wie der Goetheſche Hexameter 
im Reineke Fuchs: „Schadet niemand und Hilft; 
man muß die Glaubigen ſtärken“, gejchrieben: 
„Nekräſt negibual ꝛc.“, oder: rückwärts und vor- 
wärts die nänıliche Buchftabenfolge enthaltend, wie 
der lateinifche: Signa te, signa; temere me tangis 
et angis; Kankriten, verjteinerte Seekrebſe; 
Kankroĩd, eine geſtielte Krebsgeſchwulſt; kankrös, 
krebsartig, von Geſchwüren. 


Kanzlei, Kanzler, Kanzliſft, ſ. unter Kanzel. 
Kanzoͤne, f. it. (canzöna, v. l.cantio 


vgl. das ſpan. 
cancion) ein Gejang, Lied; insbel. ein längeres 
Lied in hohem Ton (Ode) u. von kunſtvoll geglie- 
derter Form, bei provengalifchen und den älteren 
italienifhen Dichtern, Betrarfa ꝛe.; Kanzonette, 
f. it. canzonetta, ein Liedchen. ** 

n.chineſ. (kao-ling) Borzellan-Erde, Stein— 
mark, durch Bermwitterung des Feldſpats entjtanden. 


Kaorſini, pl. (nach der Stadt Cahors benannt, 


wo dieje Zeute befonders wohnten) Wechjler im 
Mittelalter in Südfrankreich. 


Sap,n. fr. (it. capo, ſpan. cabo, v. l. caput, Kopf; 


Gipfel) ein VBorgebirge (niederd. Höfd, d.i.Yaupt); 
cap de bonne esp6rance, fr. (ſpr. — bonn eöpe- 
rangß) das Vorgebirge der guten Hoffnung; cap 
verd (jpr. —währ), das grüne Vorgebirge; Kap- 


412 Kapa 
wein, Bein aus dem Kaplande, vgl. Ronftan- 
tiawein. 

Stapa, |. Kappa 


fapäbel, ir. (von I. capöre, faffen) fähig, imftande 
etwas zu tun, geſchickt; eapax, I. fallend, geräu- 
mig; empfänglid), fähig; eapax ingenium, |. in- 
genium; Kapazität, f. (l.capacitas) die Räumig- 
keit, von Schiffen: Ladungsfähigkeit; die Faſſungs— 
kraft, Fähigkeit, Befähigung zu etwas, Tüchtigkeit, 
Seididlihteit; pl. Kapazitäten, fühige, tüchtige 
Köpfe; Wärme⸗-ſtapazität od. ſpeziſiſche Wär- 
me, das Wärmejallungsvermögen der Stoffe, das 
Verhältnis dev Wärmemengen in Körpern von 
gleichem Gewicht und gleicher Temperatur, mit 
Waſſer als Einheit verglichen; Fapazitieren, it. 
befähigen. 

Repanitiäe, f. tür. ein Gala- od. Ehrenpelz von 
Marder, Hermelin und Zobel; ne 
m. der Aufbewahrer der Galapelze des Sultanz. 

Stapanje, f. holl. daS Verde über der Kajüte, die 
ſich zwifchen der des Kapitäns und der der Kano— 
niere befindet; |. Kampan. 

Kaparra, f. it. das Handgeld al3 Unterpfand eines 

ertrags; vgl. Arrha. 

Sapann,m. (v. l. capo, caupus, gr. käpon, it. cap- 
pone, prov. u. ſpan. capon, fr. chapon, holl. ka- 
poen, angelſ. kapun; woher das deutjche kappen 
ſtammt) ein verichnittener Hahn, Kapphahn; fa= 
daumen, entimannen. 

Kapeadöres, pl. ſpan. diejenigen, die bei Stierge- 
fechten den Stier mit dem Mantel zu reizen haben. 

Sinpeline, f. fr. (ml. capellina, von capellus, altfr. 
capel, neufr. chapeau, Hut) Sonnenhut; Helm- 
dede; Schaubhut, eine wundärztliche Binde. 

Sapella, f. I. (Verkl. v. capra, Ziege) als Sternbild 
am Nordhimmel: die Ziege Amalthea, welche den 

- Supiter fäugte, mit einem gleichnamigen Stern 
eriter Größe, arab. Alhajok od. Alhajoth genannt. 

Kapelle, f. 1. eine Fleine Nebenkirche, ein Bethaus 
(mi. capella, it. cappella, fr. chapelle); desgl. in 
größeren Kirchen eine Bethalle (jede Abteilung mit 
einem befonderen Altar); 2. die Kirchenmuſik und 
die fie ausführenden Sänger; 3. ein volljtimmiger 
Tonkünſtlerverein (volftändiges Orcheſter), bef. im 
Dienit eines Fürjten; 4. ein Schmelztiegel, = Ku⸗ 
Helle, j.d.; a capella, it. r. cappella, Tonf. ge- 
ihwinder als ein Kirchenſtück; a capella fingen, 
Chorgefang ohne Inſtrumentalbegleitung; alla 
capella, fapellmäßig, wenn Bofal- und Inſtru— 
mentalmufif zugleich geht; Kapeiimeifter, m. der 
Leiter eines Tonkünſtler-Vereins, bei. bei Opern; 
Kapellãn (ml. capellänus), gem. Kaplän, m. ein 
Geijtlicher, der einer Kapelle voriteht; ein Haus— 
priejter od. Hausprediger; ein Hilfs- oder Unter- 
geiftliher; Kapfandı, f. Stelle, Amt, aud) Woh- 
nung desjelben; fapchieren, = fupellieren, 
j. d.; Kapellholz, Spannholz (in der Seiden- 
rärberei). 

aper, m. (jr. capre, holl. kaper, v. kapen, Freie 
beuterei zur See treiben, wahrſch. vom I. capere, 
fangen) ein zum Wegfangen feindlicher Schiffe be- 
vollmädtigter Freibeuter; auch das Schiff desſelben, 
Raubſchiff; Kaperbrief, m. der Paß vd. die Voll⸗ 
macht, wodurch ein ſolcher Freibeuter von der Re— 
gierung zu dergleichen Gewalttätigkeiten berechtigt 
wird, audi: Markebrief; Kaperei, f. Seefrei- 
beuterei, Seeräuberei, Raubjdifferei; fapern, ein 


Schiff aufbringen, nehmen; fich mit Lift einerSade | 


Staper, f., ſ. Rapper. [(bemächtigen. 
tapi-Yan, m. türk. (von kapü, gem. kapi, Tür, 


lapital 


Pforte, ottomaniſche Pforte, u. aga, Herr) eig. der 
Türderr: das Oberhaupt der Verjchnittenen, un- 
ſerm Hofmarſchall od.Oberhofmeifter entfprechend; 
aud) der General der Zanitiharen; Kapudſchi od- 
ſtapidſchi. m. Tiirhüter, Pfortenwächter, bej. einer 
von dem aus ungefähr1960 Perſonen beitehenden 
Korps türkiſcher Beamten, von 12 Offizieren be- 
jehligt, welche Kapidſchi-Baſchi (v. basch, Kopf, 
Haupt) Heigen und unferen Kammerherren ent- 
ſprechen. 
tapillär, lat. (capilläris, von capillus, Haar) zum 
Haare gehörig; Haarartig, haarfein; Kapillärs 
Attraktion, f. oder Kapillarität, f. ni. Yaar- 
röhrchenfraft, Anziehung in Haarröhrchenweite, 
die das Auffteigen von Fhiffigfeiten in engen 
Röhren oder zwilchen fehr nahen Gefäßwänden be- 
wirkende Adhäfion; Kapillardepreſſion, f. Haar- 
röhrchenabwendung, Haarröhrchentiefung (d. i. das 
Vallen von Flüffigkeiten in engen Röhren); Kapil⸗ 
lärz&efähe, pl. Haarröhrchengefäße, feine, haar- 
dünne Aderchen, die von den Schlagadern (Arterien) 
zu den Blutadern (Venen) hinübergehn; Kapil— 
laröfinungen, Poren; .-Sirup,m.Srauenhaar- 
Sirup, aus dem Safte des Frauenhaares (capil- 
lus Veneris), eine3 vanfenden Farnkrautes, berei- 
tet; Kapillation, £. (1. capillatio) Heil. Haarbruch, 
Haarſpalte, faum merkbarer Spalt der Hirnſchale; 
fapillös (fpätl. capillösus), haarig, ftark behaart. 
Kapilotdäde, f. fr. (ſpan. capirotada, it. capirota) 
Eingejchnittenes von Geflügel, ein Ragout. 
fapieren, I. (capere) fafjen, begreifen, veritehen. 
Kapiftrum, n. lat. Halfter; wundärztliche Binde; 
Heilk. ver Kinnbackenkrampf; kapiftrieren (1. ca- 
pisträre), halftern, feitbinden; Kapiſtration, f. 
nt. = Phimojfis. 
fapttäl,!. (capitälis, e, v. caput, Kopf, Haupt) eig. 
den Kopf od. das Haupt betreffend, darum: haupt- 
jächlich, (ivgendivie) ausgezeichnet; ie ein fapi- 
taler Menſch, ein vorzüglicher, vortveffliher Menſch; 
einfapitales od. Kapital-Berbredhen,ein Yaupt- 
verbrechen, da3 den Kopf koſtet, ein ſchweres, todes⸗ 
würdiges Verbrechen; Aapttal-Strafe, Todes⸗ 
ſtrafe; Kabital⸗Linie, Beſeſtigungsk. die Haupt— 
linie, Mittellinie eines Bollwerks und deren Ver— 
fängerung nad) außen; Kapital-Buchſtaben, 
Haupt- od. Anfangsbuchſtaben; daher Kapitäl> 
chen, pl. (Kapital Schrift) Buchſtaben aus der 
latein. Antiqua, von der Form der Anfangsbuc- 
ftaben, aber kleiner als diefe; — das Kapital, n. 
1. das Grundvermögen, Stanım= oder Hauptgeld, 
der Geld⸗ od Vermögensſtock Hauptſtamm (Goethe); 
pl. Kapitallen, entg. den Zinſen; davon: Kabi— 
tal⸗Buch. n. das Geheimbuch, welches viele Kauf- 
leute uber ihr ganzes Vermögen und deſſen Ver— 
wendung führen, auch — Hauptbudy; K-ſtonto, 
n. diejenige Rechnung des Hauptbuchs, in welche 
alfe den Grundſiock eines Handelsgeſchäfts betref- 
fenden Veränderungen (Gewinn und Berluft) ein- 
getragen werden; K.-Rente, f. der als Erjag für 
die Benugung eines Kapitals — und im 
voraus davon hinweggenommene Teil des Arbeits— 
gewinns; K.-Steuer, f. Vermögensſteuer, welche 
nach dem beziehlichen Gewinn aus dem anzugeben- 
den Vermögen der Untertanen berechnet und er- 
hoben wird; fapitaliiieren (fr. capitaliser), zu 
Kapital machen, zum Kapital fchlagen; Kapitali— 
fierung, f. die Ausrechnung des Kapitals nad) den 
Binfen, 3.8. bei Ablöfung des Erbzinjes; Kabpi— 
taltjt, m. ein Vermögender, Geldmann, der Sum- 
men auf Zinfen ausleihen kann oder außleiht; 


Kapitän 


2. Kapitäl in Buchdrudereien: der Steg, der bei 
Burichtung einer Form oben hin und an die Geite 
gelegt wird; 3. Mapitäl (od. Kapital), Bauk. ric)- 
tiger Kapitel, it. (capitello, von ml. capitellum, 
Verkl. v. caput neben capitulum) der oberjte Teil 
einer Säule, der Säulenfnopf od. Knauf; — ſta⸗ 
Bitale, f. fr. die ———— auch ſ. v. w. Kapi⸗ 
tal⸗Linie, |. d.; eapi 

itraft, mit dem Tode beftraft. 

Stapitän, m. (fr. capitaine, it. capitäno, nıl. capi- 
tan&us, v. [. caput, Kopf, Haupt) ein Hauptmann, 
Schiffshauptmann, Schiffsführer; Rittmeifter, bei 
der Reiterei; capitaine d’armes, m. fr. (fprid): 
—darm’) Waffenmeifter, Rammer-Unteroffizier, 
d.i. Auffeher der Bekleidung und der Waffen, ſ. v. 
mw. Feldiwebel; Kapitän-Leutnant, m. Mithaupt- 
mann; Kapitaäns, m. ital. auch die Rolle eines 
Großſprechers, Prahlhans auf der italienifchen 
Bühne; Käpudan, m. türk.— Kapitän; Kapu— 
dan-Paicha, m. Großadmiral, Ober-Admiral der 
türkiſchen Seemadt. 

Kapitdug,f. it.u. ſpan. das Hauptfchiff einer Flotte, 
Admiralſchiff; capitanda villa, f. ml. ein Haupt- 
gut; Kapitdno, m., ſ. Kapitän. 

— pl. die großen Lehnsträger italieniſcher 

iſchöfe im Mittelalter. 

Kapitation, f. I. (capitatio, von caput, Kopf) die 
Kopfbeiteuerung. 

Kapitel, n. (v. ſpätl. capitülum, Verkl. von caput, 
Haupt; it. capitolo, ſpan. capitulo, fr. chapitre), 
ein Hauptjtüd, Abfchnitt eines Buches oder einer 
Schrift; umeig. der Inhalt eines Abſchnittes, der 
Gegenjtand eines Geſprächs 2c.; in Klöftern der 
Berjammlungsfaal der Mönche, zur Verhandlung 
aller Angelegenheiten des Klojters, zum Ablefen 
der Ordensregel zc. (daher der Ausdrud: jemand 
das Kapitel lejen, d.i.ihm einen erniten Ber- 
weis geben); in weiterer Anwendung: eine Ber- 
fammlung von zufammengehörigen Öeiftlichen, wie 
die Kanoniker eines Doms (Domkapitel), ein 
Stift; Hapitulär,m. (mi. capitularius) ein Stift3- 
mitglied, Dom- oder Stiftsherr; kapituläriſch, 
ftiftmäßig; Kapitularien, pl.(mi.capitularia) die 

ejeße und Verordnungen der fränkischen N: 
fapitulieren (mi. capituläre, eig. etwas nad) Ka⸗ 
piteln oder Hauptpunften ordnen und bejtimmen), 
bei. wegen Übergabe einer Stadt unterhandeln, ſich 
auf Bertrag ergeben; auch ſich zu freimilligem 
längerem Kriegsdienſt verpflichten, weiter dienen; 
Kapituldnt, m. ein (Übergabe-) Unterhändler; 
ein weiter dienender Soldat; Kapitulät,n.,r.m. 
nl. ein Vergleich zwifchen Staaten; Kapitulation, 
f. Übergabe, Übergabe-Bertrag; das Weiterdienen 
im Heere, der Dienftvertrag. 

Kapitell od. Kapitello, ſ. Kapital 3. 

tapitieren, it.(capitäre)eintreffen:capitäto, Kfipr. 
eingetroffen, abgeliefert. 

Kapito, m. l. ein Prahlhans. 

Kapitolinm oder abgef. Kapital, n. I. (von caput, 
Haupt) einer der 7 Hügel Roms, ehem. mit der 
Hauptburg und dem Supitertempel, jet Kampi— 
doglio, mit dem ftädtifchen Rathaus und Seiten- 
paläjten nad) Michelangelos Plan; ſcherzh. „der 
Bein jteigt einem ins Kapitolium“, d. h. zu Kopfe; 
fapitoliniich, zum Kapitol gehörig. 

Kapitular, fapitulieren 2c., ſ. Kapitel. 

Saplafen, ſ. Rapplafen. 

Kaplan und Kaplanei, j. Kapelle. 

Kapınpmantie, f. gr. (von kapnös, Rauch) Rauch— 


aliter, tödlich, 3.8. c. ber 


Kaprikornus 413 


wahrſagerei, Wahrſagerei aus Rauch; Kapuo— 
maͤnt, m. ein Rauchdenter. 

Kapok oder Kapuck, m. (malayiſch kapok, javan. 
kapuk, jeidenartige Baumwolle) eine Art feiner 
furzer Baumwolle zu Watte, aus Oftindien, Siam 
und Java, auch zum Bolftern. 

Ktapon, m. fr. (fpr. —pöng) ein fchelmifcher Spieler, 
Sauner, Schlaufopf;faponnieren, (fr. caponner), 
im Spiele betrügen, gaunern; Kaponniere, f.(fpr. 
—njähr’) der halb unterirdijche, bedeckte Gang in 
den Laufgräben einer Feitung; auch Schießgrube, 
Scießhiütte. 

Kaporal, ſ. Korporal. 

kapdres gehen, gem. für verderben, zu Grunde 
gehen (vom vabbin.-hebr. kappöreth, Sühnopfer, 
v.käphar, entjümdigen; weil am Verjöhnungstage 
mander Jude einem Nichtjuden feine Sünden 
auferlegen wollte mit ven Worten: „ſei du meine 
kappöreth od. mein Sühnopfer“, d. h. jtirb du für 
mic zu meiner Verſöhnung mit Gott, was all- 
mäbhlich zu einem lud) wurde). 

Stapot, mm. ir (ſpr. kapoh. v. ml. capa, ein mantel- 
artiges Kleid) ein Negenmantel mit einer Kappe; 
Kapoͤtte, f. ein Srauenregenmantel od. Überkleid; 
auch ein tief ins Geficht gehender od. feiner Damen» 
hut; Kapottuch, dunkelfarbiges, auf einer Seite 
rauhhaariges Tud). 

Kapotage, f.,r. n. (fpr. —tdhich’) die Fahrtmeßkunſt 
od. Kunſt, den Weg zu mefjen, den ein Schiff auf 
der See zurücklegt. 

Stapotdfte, n. it. (eig. capo di tasto, Kopf od. An— 
fang der Taſten) der Kamm od. Steg, über den die 
Saiten (der Geige, Gitarre) von den Wirbeln zum 
Griffbrett gezogen find; auc) (auf Gitarren) auf- 
gejegte Leifte zur Erhöhung des Tons. 

Stappe, f, ml. ein mantelartiges Mönchaffeid mit 
weiten Armeln und Kapuze. 

Kappäten, pl. (v.deutihen Kappe mit lat. Endung) 
Büßende, welche, um nicht erfannt zu werden, fich 
bei der Geißelung in eine Kappe hüllten. 

Stappe, m., pl. Kappar, ſchwed. ein Getreidemaß, 
eine Mebe — 2 Tonne (Tunna) = 4,580 1 

Kapper oder gew. Kader, f.(v. gr. kKäppäris, arab. 
und perj. kabar, fr. cäpre, it. cappero, prov. und 
jpan. caparra) die noch gefchloffene Blütenfnofpe 
des Hapernitrandhes im jüdlichen Europa, als 
Würze an Speifen gebraud)t. 

Käphi, n. Käppchen, eine Art Soldatenntüge, bef. 
in Öfterreich; vgl. Kepi. 

Käpplaten, u. niederd. (holl. kaplaken, eig. Laken, 
d. 1. Tuch, zu einer Kappe; ähnl. fr. chapeau, 
d.1: Hut, aljo jo viel Geld, um einen Hut dafür zu 
faufen) Brim- od. Brämiengeld, ein Bergütungs- 
geld, welches dem Schiffer außer der Fracht gezahlt 
wird, damit er für die auf dem Schiffe befindlichen 
Güter bejondere Sorge trage, gewöhnlich nicht 
mehr als 1/;, der Fradt. 

Staprice, f. fr. (ſpr. kaprihße; it. capriccio, vom |. 
caper, der Bod; eig. ein Bockſprung) Grille, Laune; 
Eigenjinn, Störrigfeit; kapriziös (fr. capricieux), 
grillen= oder launenhaft; eigenfinnig; Kapriccio, 
n. it. (ſpr. —ittfho) ein launenhaftes Kunſtwerk, 
z. B. Gemälde, bei. Mufikjtüc, vgl. Santafie; a 
cappriccio, Tonf. nach Belieben, nad) Willfür; 
eapricietto, it. (jpr. —tichetto) kleine, kurze 
Yantafie; eapriccioso, it. (fpr. — tſchoſo) Tonk. 
— ſich kaprizieren, ſich auf etwas ver— 
teifen. 

Kaprikornus, m. l. (von caper, Bock, und cornu, 
Horn) der Steinbod, ein ſüdliches Sternbild und 


414 Kapſel 


Karagoli 


Zeichen des Tierkreiſes, in welches die Sonne am | in Braſilien, dom Geſchlechte der Halbkaninchen 


21. Dezember tritt; eirculus capricorni, der 
Wendekreis des Steinbocks; kaprifizieren, |. (von 
caprificus, der wilde Feigenbaum) Feigenbäume 
künſtlich durch Gallweſpen befruchten; Kaprifika⸗ 
tion, f. die künſtliche Befruchtung am wilden 
Feigenbaume; Kaprifolium, n. nl. (von caper, 
ı. folium, Blatt) das Geihblatt, Selängerjelieber; 
Kaprifolinzeen, pl. geikblattartige Pflanzen; 
Kahrinfänre, f. (v. l. caprinus, zu Ziegen gehö— 
vig, v. capra, dient nach ihrem Geruch jo benannt) 
eine flüchtige Settfäure; Kaprioͤle, f. it. (capriöla; 
fr. cabriole) ein Quftfprung, Gaufelfprung eines 
Tänzers, auch eines Pferdes, das in die Höhe 
ipringend zugleich mit den Hinterfüßen ausjchlägt. 
Stapfel, f. (vom I. capsa, f. I. Behältnis, Kaſten, 
Kiſte, verfl. capsula, f.) Käſtchen; Hülle, Scheide, 
Sehäufe; fapfular, nl. Bot. Tapfelartig; Kapſu— 
litis oder Kapfitis, f. Heilf. Entzündung der 
Augenlinjenkapiel; Kapſikum, n. nl. (weil ex in 
Kapſeln oder Schoten enthalten ift) der ſpaniſche 
oder Kayenne-Pfeffer (f. d.). I: ER 
Kapftan, n. engl. |. Kabeitan. 
Raptation, f. I. (captatio, von captäre, haſchen, 
tangen) die Erjchleihung; eaptatio benevolen- 
tiae, l. die Bitte um geneigtes Gehör beim An- 


fang einer Rede; auch Gunjterichleihung; Sagd | 


Sunit; captatio verborum | te | — —— 
nad) Sun] Bar Bye ' Sarabiner, m. (fr. carabine, it. u. fpan. carabine, 


kavptatõriſch, (I. captatorius, a, um! haſchend, 
angelnd; 3.8. eine faptatorijde Verfügung 
in einem Tejtament, durch die man einen Gegen- 
dienst des Bedachten hervorloden will. 
Kaption, f., pl. Kaptiönen, [.(captio, von capere, 
tangen) der Fehlſchluß, verfängliche Trugichluß; 
faptiös, (I. captiösus, a, um), verfänglich, vieldeu- 
tig; Kaptiofität, f. nl. die Verfänglichkeit. 
Taptieren, |. (captäre) fangen, wegnehmen; Kap 
teur, mn. fr. (fpr. —töhr; v. altfr. capter) der ein 
Schiff, eine Ladung wegnimmt. 


taptibieren, nl. (captiväre, fr. captiver; vom I. 


captivus, a, um) gefangen) gefangen nehmen, fej- 
jeln; auch uneig. fangen, durch Kunft oder Lift für- 
jich getvinnen; Kaptivation, f. das Fangen; Kap⸗ 
tivität, f. I. (captivitas) die Haft. . | 

ſtaptur, f. [. (captüra, v. cap£re, fangen, fafjen) die 
Verhaftung, Kaptürbefehl, ein Haftbefehl; Kap⸗ 
tus, m. I. die Faſſungskraft, Fähigkeit; ad cap- 
tum, nad) der Faſſungskraft, verjtändlich, ultra 
captum, iiber die Saftungafraft hinaus. 

ſtapuchon, m. fr. (pr. -püihöng)—= Kapuze; ein 
Damenmantel mit Kapuze. 

ſKtapudan-Paſcha, |. Kapudan unter Kapitän; 

Kapudſchi, |. unter Kapi-Aga, 

Kaplıze, f. (it. cappuccio, nr capucho, ml. capu- 
tium, capitium, v. capa, cappa, Mantel, Mönchs⸗ 
fleid; fr. capuce, capuchon, cape) eine Kappe, 
Mönchskutte, Mantel mit einer Kappe; Hauben- 
artige Kopfbedeckung; Kapuzhut, m. Regenkappe, 
Kapphut; Ktapuziner, m. ein Kuttenmönch (vom 
Franziskanerorden); in Oſterreich übliche Bezeich— 
nung für eine Taſſe ſchwarzbraunen Kaffee (mit 
ſehr wenig Milchzuguß); Kapnzinerpniber, ein 
Pulver gegen Läufe, aus Nieswurz 2c.; Kapuzi⸗ 
ndde, f. (X. capucinade) eine Kapuzinerpredigt, 
Strafpredigt im Volkston; ein Kapuzinerſtreich, 
dummer Streid). 


Siapybara od. Kabiai, n. (braj. capiuara od. capi- 
vara, eig. ein Tier, welches zwiichen dem Kraute | 
capim od. caapiim [ebt) ein vierfirkiges Säugetier, | 


ee ea Rn a a nn nn 


oder Sçavien. | NEE 

Kaque, f. fr. (fpr. far’; altnord. kaggi, dän. und 
ſchwed. kagge, engl. cag, ein Fäßchen, bei. zur Ver— 
padung von Fiſchen) ein Heringstönnchen; Pulver— 
tönnchen; eine Talgbutte. 

Kara, türk. Schwarz; häufig vor Namen; 3.8. Kara 
Muftapha, = der ſchwarze Muftapha.. | 

Käraba, 1., f. (arab. kärib, jpan. cäraba, neugr. ka- 
rabi, ruſſ. koräbl, Schiff; vgl. Karavelle) ein in der 
altat. Türkei gebräuchliches Fahrzeug. 

Karaba, 2., m. arab.-per. (arab. kahrabä, v. perf. 
kahrubä, eig. ftrohraubend od. -anziehend, weil 
der erwärmte Bernitein Hälmchen anzieht, v. per). 
kah, Gras; Stroh, u. rubä, raubend; nl. caraba, 
carabe, jpan. cärabe) Heilf. der Bernſtein. 

Karabächen vd. r. Karabaghen, pl. eine berühmte 
Dferderaffe (Goldfüchſe) aus der Provinz Karabagh 
in Transfaufafien. 

Siarabanzes, pl. (par. garbänzo, pl. garbänzos, 
eig. trockenes Korn, v. garau, Korn, und anzua, 
troden) Kichererbſen oder Kichern, graue od. jpa- 
nische Erbſen, auch Zifern, deutſcher Kaffee, bei. in 
Spanien und Bortugal als Speije gebräudjlid). 

Karabeia vd. Karabella, f. poln. (tat. Urſprungs) 
der frumme Säbel ohne Bügel, welchen ehemals 
die pofnifchen Edelfeute bei feitlichen Gelegengeiten 
trugen. BR 


uſammengez. aus carabagina, vommil.carabaga, 

elagerungsgeſchütz, verderbt aus cadabüla, v. gr. 
katabole, das Niederiwerfen) eine Reiterflinte, ein 
kurzes Feuergewehr (zwiſchen Muskete u. Biitole); 
Karabinerhaten, Federhaken (z. B. an der Uhr- 
kette); Karabinier ın. (fpr.farabinjeh) ein leichter 
Reiter; Karabiniẽri, pl. it. in Stalien = Gen- 
darmen, ].d.; Karabinieren, n. das Reiter- 
plänfeln; Das Reifen vd. Ziehen eines Laufes od. 
Rohrs; Karabin, m. fr. (fpr. karabäng) ein zag- 
hafter, wenig wagenderSpieler; auch Wortplänkler; 
Karabinaͤde, f. zaghaftes Spiel; auch Sticheleien. 

Kardde vd. Rardfe, f. (fr. caraque, ſpan. u. port. 
carracä, engl. carrak) die größte Art der ehemals 
gebräuchlichen Schiffe, bei. bei ven Spaniern und 
—— zum Kriege und zur Kauffahrt. 

Karaer od. Karaiten, in Südrußland Karaimen, 
pl. (von hebr. karai, pl. karaim, jhriftgetreu, von 
kara, in der Schrift leſen) eine jüdiſche Gefte, 
welche Die im Talmıd (ſ. d.) enthaltenen Zuſätze 
zu den kanoniſchen Büchern der moſaiſchen Reli— 
gion verwirft und alle ihre Lehrſätze und Vor— 
ſchriften allein aus dem Geſetze Moſes ſchöpft; 

Karausmus, m. ihre Lehre. 

Karafie, f. fr. (it. caraffa, jpan. garrafa, v. arab. 
garafa, ſchöpfen) eine geſchliffene Zafelflajche, Kri⸗ 
ſtallflaſche; in Neapel früher ein Gemäß, — Yeo 

- Barile=0,771; Karaffine, f.it.(caraffina, verkl.) 
eine Kleinere Tiſchflaſche, Eifig- und lfläſchchen; 
Karaffon, m. (ſpr. —föng) ein Kühleimer, großes 
gläjernes Gefäß, um die Trinfgefäße fühl zu er- 
halten. 

Karag oder Karadſch ze. |. Kharadſch. 

ran; m. der Steppenfuchs, deſſen Balg ein be» 
liebte Pelzwerk. Hl: 

Karaganäa, f. eine aus Sibirien ſtammende Hier- 
pflanze. 

Karaͤgoli, pl. it. (von caragolo, jpan. caracol, 
nee) — Muſcheln im Adriat. Meere, deren 
von der äußeren Kalferde gereinigte jchillernde 
Schale in Venedig als Damenjchmud dienen. 


Karaiben 


Staraiben od. r. Kariben, pl. (vgl. Kannibale) ein 
Indianerſtamm in Südamerika, bef. auf den klei— 


nen weftind. Inſeln, ſehr Eriegerifche Menſchen⸗ 


frefier; dad. auch überh. für wilde, rohe Menfchen 
(bei. da3 franz. Caraibes); faratbifche Infeln, 
die Heinen Antillen in Weftindien. 

Karaimen, |. Raraer. 

Käralal, m. türk. (eig. kahrah-kuläk, von karah, 
ſchwarz u. kuläk, Ohr; fr., ſpan. u. engl: caracal) 
das Schwarzohr, ein Raubtier aus dem Katzen— 
aeichfecht, dem Luchſe fehr ähnlich, in Afien und 
Afrika. 

— oder Merdfe, f. fürk. ein einfaches enges 


Unterfleid für mittlere Beamte 2c., die Mitte zwi— 


ſchen einem Ehrenpelz und einem Kaſtan haltend; 
ſ. auch Rarade. 

Karako 
einer Heinen ſchoßartigen Verzierung am Ende des 
Rückteils, jebt aus der Mode gekommen. 


araköfe, £.fr.(vomfpan.caracol, Schnede, wahrid. | 
iberifchen Urſprungs) die wechſelnde Schwenkung 


eines Reiters nach links u. rechts; das Herumtum— 
meln eines Pferdes in halben od. ganzen Kreiſen; 


farafolieren (fr. caracoler), das Pferd herum |. 


tummeln; plänfeln, ſchwärmen; Karakoleur, m. 
(pr. — löhr) ein Plänfler. 

Karamboͤle, f. fr. der rote Ball im Billard; Ka— 
rambofitte, f. (gem. verkürzt Karoline), der 
gelbe Ball im Billard, und ein mit fünf Ballen 
geſpieltes Billardfpiel; farambalteren, mehr als 
einen Ball mit dem Spielball treffen; anftoßen; 
icherziw. zufällig mit jemand zufammentreffen; 


sufammenprallen; Karambolage (pr. —lähſch') 


„r.n. die Berührung einiger Bälle durd) den 
Spielball beim Billard; Zufammenftoß. 
Karambole, F. fr. (pr. farangböht), eine 


ter flandrifcher Taler = 5,74 Mt. 


Karamél, m. fr. (fpaır. caramelo, v. ml. canna 


mellis, Honigrohr, d. i. Zuckerrohr) gebrannter oo. 
gelottener Zuder; auch braune Gallerte aus Rind— 

1. Kalbfleifh; Karamelifation, f. nl. das Ein- 
jieden des Zuders. a 

Karakor, f. ein Ruder-Fahrzeug in den indischen 
Gemäflern.  . Ä 

aramnfjal od. Karammzzal, m. (vgl. Karmoſal) 
ein türkiſches Kauffahrteiſchiff. 

Karaͤnkas, pl. oitindifche ſchwere Seidenzeuge, mit 
goldenen, ſilbernen ꝛc. Blumen durchwirkt. 

Karapapachen, pl. tartariſche Milizen im türkiſchen 
Deere, 

Sardt, n. (fr. carat, it. carato, altport. quirate, 
jpan. quilate; v. arab. kirät,— gr. kerätion, eig. 
ein Feines Horn, dann die ähnlich geformte Beere 
de3 Sohanni2brot3 [Ceratonia siliqua], die als 
Gewicht diente und 4 Gerſtenkörnern gleich kam) 
in Deutſchland früher ein kleines Goldgewicht, der 
24. Zeil einer Marfu.—9,744 g; als Diamanten- 
und Perlengewicht — 0,205 g mit Halbierungs- 
teilung bis auf !/e4; in England jetzt noch das 
Brobiergewicht für Gold — !/,, Troy-Pfund — 
15,552; auch) im Morgenlande ein Juwelengewicht 
von verfchiedener Schivere; farätig oder farätig 
(in Zufammenfeßungen mit Zahlen, 3. B. 18-fara- 
tig), jo viele Teile reinen Goldes in 24 Teilen ent- 
haltend; faratieren, verjeßen, vermifchen (von 
edlen Metallen); Karatierung, f. die Verſetzung 
des Goldes mit Silber (weiße K.) od. mit Kupfer 
(rote K.) oder mit beiden (gemifchte R.). 

Sarandife, fr., oder Karapele, f. (ſpan caravela, 


m. fr. Mod. eine Art Damen-Spencer mit | 


Silber: | 
in Flandern und Frankreich, ein fogenann= | 


Kardamom — 415 


carabela, Verkl. v. caraba, großes Fahrzeug, v. 
l.-gr. carabus, Meerkrebs, u. Boot, auch arab. 
kärib, Barfe) ein fchnellfegelndes Schiff in Spa- 
nien und Portugal, ein Leichtjegler; Feines zum 
Heringdfange dienendes Schiff in Frankreich; in 
der Türkei ein kleines Kriegsichiff. Fich 

Karawane, f. perj. (fr. caravane, jpan. caravana, 

vom arab. kairawän, per. kärwän, kirwan, durch 

viele Gegenden reijend) ein Handels- Pilger: oder 

Reifezug in den Morgenländern; Karawanen- 

Fahrer, ein Schiffshauptmann, der auf. einer 

gropen Seereife nad) anderen, außer feiner Be- 

itimmung liegenden Seehäfen bejondere Fracht— 
fahrten macht; K.-Tee, Zugtee, feiner Tee aus 

China, der, duch Handels Karawanen zu’ Lande 

in zugelöteten Büchfen iiber Rußland zu uns ge» 
bracht, ohne nadteiligen Einfluß der See- und 

Schiffsluft geblieben 9 Karawanſerai, f., gew. 

m, (vgl. Serail) oder ruſſ. Karawanfarsı, m. 

Herberge für morgenländifche Reifezüge, in Tran3- 

faufajien auch Kaufhof oder Raufhalle für morgen- 

ländiſche Waren. 

Karbätiche, f. tatar. (poln. karbacz, korbacz, ruſſ. 
karbatsch, ungar. korbäcs, türf. kyrbätsch; wo— 
ber auch da3 fr. cravache ftammt) eine von le» 
dernen Riemen geflochtene Peitſche; karbatſchen, 
peitſchen. 

Karbion, n. der Schwefelkohlenſtoff (ſ. Karbön). 


: Karbolianve, f. oder Phenylhydrãt, n. Scheidek. 


Kohlenölfäure, ein aus dem Teer abgejchiedener, 
dem Kreoſot verwandter Stoff, der in reinem Zu— 
itande ein weißes Eriftallinifches Pulver, ſonſt aber 
eine braune Flüſſigkeit bildet (zur Zerjtörung von 
Anſteckungsſtoffen verwendet). SEN 
Karbön, n. (lat. carbo, die Kohle) der Kohlenſtoff; 
Karbolein,n. (v. ol&um, DI) ein von Weihnia- 
koff in Petersburg erfundener neuer Heizungs- 
ftoff bef. ver Dampfmaſchinen 2c., beitehend ın —* 
gepulverter Holz- oder Steinkohle, die, mit irgend 
einem DL vermifcht, zu einer fejten Maſſe zuſam— 
mengedrüdt wird; Karbonaͤde, f. (fr. carbonnade, 
unrichtig Karminade) Roitbraten; Koch. gem.: 
Kippenftüd, Rückenſtück; Karbonaro, m. pl. FKar⸗ 
bonaͤri, it. (eig. Kohlenbrenner) ein politiſcher Ge— 
heimbund, der in den Jahren 1810 --1820, bei. in 
eapel, auf Bereinigung Staliens und auf Reli» 
ionsfreiheit hinarbeitete; auch eine eigentüimliche 
* des Boſtonſpiels; Karbonari, nm. ein wei— 
ter und langer Männermantel ohne AÄrmel; Sars 
Bonarismus,m. ni. die Geſinnungen und Grund- 
fäße der Karbonari; Karbönat, eine Spielart des 
Diamanten; Karbonäte, pl. fohlenfaure Salze; 
farbonefzieren, I. (carbonescere) zu Kohle mer- 
dein; Barbondtti, pl: (eig. Heine Kohlen) eine Art 
ſchwärzlicher Korallen in Livorno; Karbonkum 
od. Karbonikum, n. nl. Koblenitoff; karböniſch 
oder Farbonds, fohlenartig, Fohlenitoffig; karbo— 
nifteren, verfohlen, mit Kohlenftoff jättigen; Kar— 
boniſation, f. die Verkohlung. | 
Karbünkel, m. (v. l. carbünculus, Kleine Kohle) ein 
brandiges Geſchwür; feltner aud) für Karfunkel 
(1. d.); Karbunfulation, f. der Brand in den 
Pflanzentnofpen, | 
Kardarias, m. gr. (von kärchäros, rauh, ſcharf, 
Iharjzähnig) der Haifisch, Menſchenfreſſerhai, auch 
Jonasfiſch. * 
Kardamöni, n., pl. Kardamömen (gr. kKardamö- 
mon; arab. kirtim oder kurtum), auch Mala- 
auette, f. fr. (fprich: —ghett') eine Art Gewürz, 
Same eines mit dem Ingwer verwandten Ge- 


416 fardaniiches Gelent 


wächles (cardamömum minus) in Oftindien; vgl. 
us daraus gardamemöäl,n. ein äthe- 
riſche 

lardaniſches Gelent, n. (nach dem Erfinder Car— 
dano genannt), Kugelgelent, Kreuzgelent. 

Karde, f. (fr. carde, vom I. cardüus, Diftel) Diitel- 
fohl, Weberbdiitel; Kardätſche, f. (fr. cardasse, it. 
cardasso) der Diitellamm, Wollkamm, die Woll- 
fraße, Rrämpel, eine Art Striegel od. Bürfte von 
den Köpfen der Karde; fardatichen, farden oder 
fardieren, mit jenem Kanıme bearbeiten und rei» 
nigen, Wolle fämmen, främpeln; Kardeur oder 
Battenrcardeur, m. fr. (ſprich: —öhr) die Vor- 
farde, der Reiniger (in der Spinnerei). 

Stardiäfe, pl. gr. (von kardia, Herz) Heilf. Herz- 
ftärfungen, herzitärfende Mittel; Kardialgie, f. 
das Herzweh, Herzdrüden, Herzgejpann; Magen- 
drüden, ver Magenkrampf; Kardiologie, f. Lehre 
vom Herzen; Kardiopathie, f. Herzkrankheit, 
Herzleiden; Kardioperitarditis, f. Entzündung 
des Herzens und des Herzbeutels; Karditis, f. 
Herzentzindung; Karditen, pl. verjteinerte Herz- 
mujceln. 

fardinal, l. (cardinälis, e, vorzüglich, vornehmlich, 
von eardo, Türangel, Hauptpunft, an dem alles 
hängt, um den fic alles bewegt) als Beiwort nur 
in Zufammenjegungen das Vornehmſte, Wichtigfte 
bezeichnend; 3.8. Kardinalpunkte, Hauptpunfte; 
bei. die 4 Haupt-Himmelsgegenden (Nord, Weit, 
Süd, Dit) und von ihnen ausgehend die 4 gleichna- 
migen Kardinalwinde, Hauptwinde; Kardinal- 
Tugenden, die Haupttugenden, 4 heidnifche (nad) 
Gicero: Klugheit, Mäßigung, Gerechtigkeit und 
Stärfe),und 3 hriftliche (Glaube, Riebe, Hoffnung); 
Kardinal=sZahlen, Haupt- oder Grundzahlen; 
Kardinäl, m., pl. Kardinäle, 1. Hauptpriefter, 
ein Titelderpornehmiten römiich-Fatholifchen Geift- 
lihen oder Kirchenfürften, 70 an der Zahl, von 
und aus denen der Papſt erwählt wird; 2. ein 
Getränk aus Wein, Bomeranzen u. Zuder; 3. eine 
Apfelart, ſ. Kalville; 4. K. od. Kardinalvogel, 
ein ſchöner Bogel mit äußerft melodischem Gejang 
aus der Gattung der Kernbeiger; Cardinal ca- 
merlengo, it. Kardinal-Kämmerling od. -Schab- 
meijter, der die päpitlihen Einfünfte verwaltet 
oder der apoftoliihen Kammer voriteht; cardi- 
näles papabiles, pl. nl. zur Papſtwürde geeig- 
nete Kardinäle; Kardinalät, n., r. m. die Kardi- 
nalswürde; Kardinalsblume (lobelia cardinä- 
lis, L.), die Burpurblume ein prädtiges, mehrere 
Jahre dauerndes Gewächs mit einer tiefdunfeln, 
brennend roten Blume; Kardinalshut, der Bur- 
purhut der Hauptprieiter. 

Sardobenedikten= od. Benediktfrant (aus dem I. 
cardüus benedictus, d. i. gejegnete Diſtel; cen- 
taur&a benedicta L.) das Segenskraut, die Bitter- 
diitel, ein heilfames Gewächs von auflöfender Kraft, 
im ſüdlichen Europa; Kardäne, f. (it. cardone, 
fr. cardon, ſpan. cardo, eig. Diftel) eine der Arti- 
ſchocke ähnliche Gartenfrucht. 

Ktardöl, n. barb.=!. (von ſanajcardium u. olsum) ein 
ölartiger Beſtandteil der Anakardienfrüchte(blaſen— 

Karduſe, ſ. Kartuſche. ſziehend). 

Starebärie, f. gr. (v. käre, Kopf, u. barys, ſchwer) 
drüdender Kopfichmerz. 

ſtareme, m. fr. (jpr. — ähm) oder mlat. earisma, 
carena, f. (v. !. quadragesima, d. i. vierzigtägige 
Faſten, it. quaresima, ſpan. quaresına) die Falten 
(von Aſchermittwoch bis Ditern); carẽna, f. die 
Entziehung des Mittagsti.ches als Strafe für einen 


Karkan 


Schüler; im Mittelalter: der kirchliche Ablaß, Er— 
laß der Kirchenſtrafe. 

tkareſſieren, fr. (caresser; ital. carezzare; ein lat. 
caritiare vorausſetzend, von carus, lieb) liebkofen, 
ſchmeicheln; kareſſaͤnt, koſend; Kareife, f. (mi. ca- 
ritia) die Riebfofung, Schmeichelei; Tonf. carez- 
zando od. carezzevöle, einichmeichelnd. 

Kardt od. Karret,m. arab. (vgl. Karat) Rechnungs- 
miünze, etwa = 1Pf. 

Karette, f. oder Karettſchildtröte (fr. caret, nlat. 
caretta) Meerjchildfröte, in Oft- u. Wejtindien, nach 

- welcher das feinste u: ſchönſte Schildplatt Karett 
od. Karette genannt wird. 

Karfreitag, m. (von althochd. chara, Leid, Klage), 
der Leidensfreitag (an dem Chriſtus gefreuzigt 
wurde). [derbt), Blumenkohl (öfterr.). 

Karfidl od. Karbvioͤl, m. (aus dem it.cavolofiore ver- 

Karfunkel, m. (v. I. carbunculus, glühende Kohle) 
ein Hochroter, edler Öranat, jeßt gem. für den Ru— 
bin, Funkelſtein; vgl. auh Karbunkel. 

Kargo, m., auch Karga, f. jpan. oder Kargaiſon, 
f. fr. (pri): Fargäföng; vom fpan. cargäar — fr. 
charger, it. caricare, carcare, beladen; ml. carri- 
cäre, v. I. carrus, Wagen) die Schiffsladung, Fracht, 
auch die Lifte davon; Karga vd. Kargo-Gewicht, 
die Laſt, die man auf ein Saumtier paden kann; 
in Spanien eine Laſt von etiva 150 kg; Karga— 
ddr, auch Kargadeur (ſpr. —döhr), und Kargo. 
m. ſpan. ein Schiffsbefrachter, Schiffsmäkler; ein 
Überwacher, oft auch Verkäuſer der Ladung; 
— Warenſchiff. 

Kariben, ſ. Raraiben. 

karieren, I. (carẽre) Mangel leiden, nichts befom- 
nıen; faften, zur Strafe ungern; earet, e3 fehlt, 
mangelt; Karitidn u. Karenz, f. die Entbehrung; 
Karenzjahr, Entbehrungsjahr, in welchem einem 
— od. Beamten ſein Einkommen entzogen 
wird. 

Karies, f. I. der Knochen- od. Beinfraß; kariös (I. 
cariösus), angefrejlen, angejault (von Knochen); 
hohl (Zahn). 

Karikatur, f. (it. caricatüra, von caricare, beladen, 
überladen, übertreiben, fr. charger; vgl. Kargo 
u. Charge) ein Zerrbild, Spottbild, eine Fratze; 
Karifaturiit, m. ein Srabenmaler; farikieren, 
übertreiben, verzerren; fariftert, übertrieben, ver- 
zerrt, überladen; Kaͤriko, m. it. (jpan. Karga, ſ. d.) 
das Ladungsgewicht, nach welchem ın Stalien 
Pferde u. Maulejel beladen werden; in Venedig 
früher ein Handelsgewicht von fajt 100 kg; fari= 
fieren, Kfipr. mit Wechjeln beläftigen; Karika= 
töre, m. Befrachter; in Italien auch ein Güter- 
auslader od. Güterſchaffner. A 

Karillon oder Karrillen, m. fr. (fpr. farijöng; ml. 
carillonus, urfpr. aus vier Gloden bejtehend, l. 
gleich]. quadrilio, v. quatuor, vier) ein gejtimmtes 
Slodenjpiel; dafiir geſetztes Tonftüd; der Gläfer- 
lang beim Anſtoßen. 

Starinthin, m. (v.Carinthia, Kärnten, nach welchen 
Rande Werner diefe Mineralgattung des Kiejel- 
gejchlechtS benannt hat) Hornblende; Strahlitein. 

Kariol-Poft, |. Karriole. u 

Karitas, f. !., caritä, it.(v.lat.carus, lieb) die Liebe, 
insbefond. die hriftliche Nächitenliebe, ein beliebter 
Gegenstand der neueren Kunſt, wo fie als eine liebe- 
volle, Kinder nährende und pflegende Mutter Dar- 
gejtellt wird; faritatip, nl. mildtätig. 


Karkan, m. fr. (pr. —fäng; vom Felt..armor. ker- 


chen, kelchen, Halsrund, Halsband) das Hals— 
eifen, der Pranger; Halsband für Frauen. 


Karkaſſe 


Karkaͤſſe, f. fr. (it. carcässa, v. l. caro, Fleiſch, und 
capsa, Behältnis, Kaſten) das Gerippe eines tie— 
riſchen Körpers, auch eines Schiffes; des weiblichen 
Kopfzeuges: Drahtgeſtell; eine mit einem eiſernen 
Gerippe verſehene Brandkugel. 

Karkabéllo, m. ein ſüßerweißer portugieſiſcher Wein, 
nach dem gleichnamigen Dorfe in der Provinz 
Eſtremadura benannt. 

Karl, m. deutſch. männl. Name (althochd. charal, 
karl, mittelhochd. karl, Kerl, Mann, Ehemann, 
latinifiert Carölus; mit Ablautkerl, mittelniederd, 
kerle, freier, gewöhnlicher Mann, niederl. kerel): 
der Starke, Tätige, Betriebfame; Karliſt od. Car— 

liſt, m., pl. Harliften, in Frankreich Anhänger des 
vormaligen Königs Karl X.; in Spanien: An— 
hänger des Don Carlos: Karlismus, m. deren 
politische Gefinnung; Karoline, f. weibl. Name: 
die Männliche, Starke, Kraftvolle, Betriebfame; 
auch für Karamboline, f. d.; Karolinger, pl. 
lat.-dtich., die Nachkommen von Karl (Carolus) 
dem Großen als Herrſcher von Deutjchland, Frank— 
reich und Lothringen. 

Karlino, m. it. (v. Carlo, Karl) eig. ein Karlsſtück; 
im Königreich Neapel früher eine Heine Silber: 
münze = 34,415 Pf. ; in Sardinien eine früher üb- 
lihe Goldmüngze = 45 Lire od. 37,75 ME. an Wert; 
Karlsd’or, m. dtich.-fr. eig. Goldfarl, ein braun- 
ichweig. Fünftalerjtüd. 

Sormannole, f. fr. (ipr. farmanjsle) ein freiheits- 
jhwärmerijches Volkslied mit Tanz, während der 
erjten franz. Revolution (nad) den Carmagnolen 
oder Savoyarden in Paris benannt, hauptjächlic) 
ans der Stadt Carmagnola in Piemont). 

Karmeliter, m. Mönche vom Orden unferer lieben 
Frauen vom Berge Rarmel im Libanon, wo 
diejer Orden um die Mitte des 12. Jahrh. von Pil- 
gern gejtiftet wurde; Karmeliterinnen, pl. ein 
Srauen-Orden, im 15. Sahrh. geitiftet; Marme- 
liter: Rafjer, Meliffen-Wafjer, in den Karme— 
literflöjtern bereitet. 

Karmen,n. J. (ſanskr. gasman, Preislied, von çans, 
loben, preiſen) ein Gedicht, beſ. Gelegenheitsgedicht, 
z. B. Hochzeit⸗- oder Leichengedicht; pl. Karmina, 
Gedichte; carmen secnläre, ein Jahrhundertge- 
dicht; Jubelgedicht; Karmenta od. Karmentis, f. 
Fabell. eine altrömifche weisfagende Göttin; Kar— 
mentalia, pl. das ihr gewidmete Feit im Sanuar. 

farmefin oder farmeifin ({pr. —moaſin; it. car- 
mesino, fr. cramoisi, arab. kermezi, j. Kermes) 
hochrot, Farminrot. 

farmin, m. (v. arab. Karmes, Kermes, ſ. d.) eine 
fojtbare hochrote Farbe, aus der in Mexiko ein- 
heimischen Kochenille (coccus Cacti) dargeftellt. 
Der Fäuflihe K. enthält außerdem Tonerde und 
Zinnoryd; Karminblau oder Zörulin, m. nl. 
(v. I. coerul&us oder caerulöus), blauer Karmin. 

Sarminade, |. Karbonade. 

Kerminatin, n. nl. (vb. carminäre, frempeln, dann: 
reinigen, von carmen, die Krempel) Mittel gegen 
Blähungen; abgezogener Branntwein. 

farmoifin, j. farmejin. 

Karmoſal, n. (val. Karmuffal) ein Fleines türkiſches 
Fahrzeug, Schifferfahn, Nachen. 

farmojieren, j. kurmuſieren. 

Kärn, m. (feit.) — Rairn, j.». 

Kar, n. (arab. —= Horn) ein Dornbuſch. 

Rarnage, f,r.n. fr. (ſpr. karnähſch'; I. gleichſ. car- 
naticum, von caro, Gen. carnis, Fleifch) ein Blut- 
Bad, Gemetzel; karnäl, jpätl. (carnälis, e) fleifchlich, 
leiblich; Karnalität, f. (carnalitas) die Fleifchlic- 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


Karolns 417 


keit; Karnalift oder Karnalit, m. barb.-lat. ein 
fleiſchlich Geſinnter; Wollüſtling; Karnation, f.die 
Fleiſchfärbung, Fleiſchton; Karneöl od. Sarder, 
m. ein fleiſchfärbiger oder blutroter, halbdurchſich— 
tiger Edelſtein vom Kieſelgeſchlecht (fr. cornaline). 

Karnallit, m. (nach dem Berghauptmann v. Kar- 
nall) ein aus Chlorkalium, Chlormagnefium und 
Waller beitehendes Staßfurter Mineral. 

Karnaubawads, n., auch Cereawachs, ein wachs- 
artiges a grünlichgelber Farbe, das aus 
Talmen in Brafilien gewonnen u. zu Kerzen, zu 
Firnis u. ähnl. verarbeitet wird. 

Starnet, n. fr. (fpr. —neh; zgez. aus roman.-lat. 
quaternettum, Verkl. von quaternum, f. Kahier) 
da3 kaufmänniſche Tag- u. Schuldregijter, worin 
Schuldner u. Gläubiger verzeichnet find. 

Kärneval, n. u. m. (it. carnevale; v. it. la carne, 
das Fleiſch, u. der vale, d. i. Abſchied, Lebewohl, 
aljo: Abſchied vom Fleifch; la carne geht zurück 
auf lat. caro [Gen. carnis), Fleisch; wohl entitan- 
ven aus ntittellat. carnelevale, d. i. Entfernung 
des Fleiſches; die Herleitung von carrus navalis, 
Schiffswagen im Feftzuge, ift abzulehnen, vgl. 
aud Charivari) Faſtnacht, Fafching, die Iuftige 
Winterzeit von Epiphanias (6. Sanuar) bis zu den 
alten (Aſchermittwoch), Wi: die 10 legten Tage 
dieſes Zeitraums mit den dabei üblichen Volksver— 
gnügungen, Masfenfreiheit 2c., am glänzenditen 
in Rom; Karnepalöne, m. der große, d. h. der 
um 8 Tage verlängerte Nachfarneval in Mailand; 
Karnebalino, m. der Heine Nachfarneval in Flo— 
venz, der nur noch einen Tag (den Aſchermittwoch) 
ven Faſten entzieht. 

Karnies oder Karnieß, |. Korniche. 

Kurnifex, m. |. (vd. caro, Gen. carnis, Fleiſch, und 
facere, machen) der Henker, Abdecker; furnifizie= 
ren (l. carnificäre, hinrichten), quälen, martern; 
auch in Fleiſch verwandeln; Karnifilation, f. 
Heilf. die Fleiſchweichheit der Knochen; auch Fleiſch— 
werdung, z. B. der Lungen; Karnifizin, f. (l. car- 
nificina) die Folter- od. Richtjtätte; Karnivöra, 
pl. I. fleifchfrefiende Tiere; karniboͤriſch, fleiſch— 
frejfend; karnos (l. carnösus), fleijchig, bef. durch 
Krankheit vervichtet; von Pflanzenteilen feft, did u. 
jaftig; Karnoſität, f. nl. die Fleiſchigkeit; Heil. 
eine fleiſchige Geſchwulſt. 

Karnöffel, Karnüffel, m., in einem alten Lands— 
knechtskartenſpiel der Unter mit dem Bilde des 
Landsknechts als Haupttrumpf — hernia 
carnosa, Hodenbruch, wohl von der Ahnlichkeit der 
Gejtalt hergeleitet von fiz. cornifie, Hornblatt, 
eine Wajjerpflanze). [1047 1; vgl. Karro. 

Karo, m. früheres ital. Weinmaß von ungefähr 

Karobe, Karrobi, j. Karuben. 

Karöda, ſ. KRoroza. 

Karogne, f. fr. (fpr. farönj’; it. carogna, v. I. caro, 
Sen. carnis, Fleiſch) Nas; als niedriges Schimpf- 
wort für ein jchlechtes Weib. 

Karol, m. engl. (ſpr. kärröll) der Rundtanz; ein 
geijtlicher Gejang, 3.8. Christmas carol, Weih- 
nachtslied. 

Karöle, f. (it. carola, altfr. carole, ob v. gleichſ. J. 
chorülus, chorüla, Verkl. v. chorus, Chortanz?) 
ehem. ein Reihentanz, Ringeltanz, wobei von Bor» 
tänzer ein Liedchen gefungen u. der Kehrreim von 
allen wiederholt wurde. 

Karölns, m. nl. f. Karl; Karolin, m. (nach dem 
prägenden FürjtenKarl Philipp von der Pfalz 1742 
benannt) eig. ein Karlsſtück, eine Goldmünze von 6 
ſchweren Talern od. 11 rheinischen Gulden—nahezu 

27 


A413 Karos 


IIM., ein goldenes Sechstalerſtück, fr. auch Char— 
lesd'or (ſpr. ſcharldohr); Karoling, f. Rſpr. die 
peinliche Geſetzgebung oder Halsgerichtsordnung 
von Kaiſer Karl V.; Karoline, f. weibl. Name, ſ. 
unt. Rark aud für Karolin, m.;im Billardfpiel 
fir Raramboline, ſ. _ 

Karos od. Karus, m. gr. Heiff. tiefer Schlaf; Ka— 
vofis, f. Betäubung, Schlafſucht; Karotife, pl. 
einichläfernde Mittel; Karötis, f., pl-Naratiden, 
Kopf-Schlagadern, zwei Pulgadern am Haljfe, die 
das Blut von der Aorta zum Gehirn führen. 

Karoſſe, j. unter Karriere. 

Karötte, f. fr. (v. I. caröta) Mohrrübe oder kleine 
Möhre; ausgerippte Tabakſtange zu Schnupftabak; 
Karottenzug, m. das Werkzeug zum Verfertigen 
der Karotten; karottieren, Tabak rippen. 

Karozzo, ein Getreidemaß in Sizilien = 1,07 ], ein 
Feldmaß daſelbſt = 0,68 Ar. 

Karpet, n. engl. (ſpr. farpet; mi. carpeta, carpita, 
eine Art zottiges Tuch, dv. [. carpere, rupfen) Tep⸗ 
pic, Fußdecke; pl. Karpets, in England verfertigte 
wollene Zeuge zu Zußdeden; Karpette, f. fr. gro- 
bes geftreiftes Packtuch; Warpetkagger, m. pl. (v. 
Karpet u. Bagger, ſ. d.) 1. engl. Hafenarbeiter in 
Afrika, nad) ihrer Bekleidung jo genannt; 2. Reife- 
Jadmänner (von engl. bag, Sad), die gleich]. ihre 
ganze Habe im Reiſeſack haben, jo werden in den 
Süpdftaaten von Nordamerifa politische Abenteurer 
genannt, die von der herrichenden Regierungs— 
partei als Beamte dahin geſchickt worden find. 

Starphofith, m. gr. (v. kärphos, n. Stroh, Spreu, 
Sloden) der Strohftein; Karkhalogie, f. das 
Slodeniejen der Sterbenden, Miidengreifen, — 
Krozidvismus; auch für die Splitterrichterei; 
Karpholög, m. eig. ein Flockenleſer; Splitter- 
richter, Krittler. 

farpteren, I. (carp£re, eig. pflücken, rupfen) tadeln, 
meiltern, befjer wijjen wollen; earpe diem, J. 
Pflüde den Tag, d. i. nuße die Zeit! 

Ktarpolith, ım. gr. (von karpös, m. die Frucht) ein 
Früchtſtein, eine Fruchtverſteinerung; Karpolög 
oder Karpologiſt, m. ein Fruchtkenner, Frucht 
kundiger; Karvologie, f. Lehre von den Früchten 
der Gewächſe. 

Karpus, m. nl. (von gr. karpös) die Borderhand, 
Handwurzel, das Fauftgelenf. | 

Karquois, m. fr. (fpr. farfod) u. turcasse (beides 
aus dem arab. terkesch), Köcher. 

Karrdfa, ſpan. ſ. Karacke. 

Karraghen, auch Karagheen, n. ivländifches Perl— 
moos, d. i. der Knorpeltang (fucus crispus) in 
trocknem Zuſtande, deſſen ſchleimiger Abſud häufig 
zu Bruſttäfelchen benutzt wird. 

karrariſcher Marmor, |. Marmor. 

Karrec, n. fr. (entſt. aus quarre v. l. quadrätum) 
das Viereck, beſ. die Viereckſtellung der Soldaten; 
j. Quadrat, Quarré und Kadre; Karreau, n. 
(ſpr. karröh; altfr. carrel, quarrel, v. ml. quadrel- 
lus, Verkl. v. quadrum, Biere) eine Raute, dag 
rote jchiefe Biere auf den franzöfischen Spielkarten 
(j.Rarte); dieSteinplatte; farriert, mit Biereden 
gezeichnet, gewürfelt; Karrelage, f., r. n. (pr. 
karr'läͤhſch) das Belegen mit Steinplatten; farre= 
fieren, mit Steinplatten belegen; Karreograph, 
m. fr.-gr. ein Werkzeug zum Aufnehmen perfpefti- 
ee Karrier-Webſtuhl, Wechſel— 
ſtuhl. 

Sarrefour,m. fr. (ſpr.—führ; prov. carreforc, vom 
jpätl. quadrifurcum, vier Gabeln bildend) ein 
Kreuz; Straßenede. 


Karte 


Karrete, f. (it. carretta, fr. charrette; v. l. carrus, 
ver. mit dem deutſchen Karren) -ein jchlechter, 
elender Wagen; Karrettiere, m. it. der Kärrner, 
Fuhrnann. 

Karri, pl. it. (v. carro, Karren, Wagen), Rarneval- 
jpiele in Rom, die auf Wagen vorgefiihrt werden. 

Karrid, n. engl. Reitrock mit mehreren firrzen Kra— 
gen (von der Stadt Karrid in Iriand). 

Karriere, f. fr. (it. carriera, vd. I. carrus, Wagen) 
eig. die Rennbahn für Wagen; die Laufbahn eines 
Menschen in der bürgerlichen u. Gejchäftswelt, der 
Dienjtlauf; der volle Lauf, Schnellauf eines Pfer- 
de3, das Jagen; en carriere (vd. en pleine car- 
riere, was bei ung jehr eingebürgert, meift jchlecht- 
weg Plän-farriere gefprochen wird) in vollen 
Zaufe, mit verhängtem Yügel; Karriere-Attäcke, 
f. Krſpr. der ſtürmiſche Reiterangriff; Karridfe, k. 
u.n. auch das Kartal, ein leichtes zweirädriges 
Fuhrwerk; daher die Kariol-Poſt; Narro, m. it. 
(— I. carrus) eig. Wagen, Karren; eine Karren- 
fuhre; früheres Getreidemaß, in Neapel 2000 1 
Haltend; auch Weinmaß von verih. Gehalte, etiva 
10001; Karroccio, m. it.(fpr. — oͤttſcho) ein Wagen 
mit hölzernen Rädern, der im Mittelalter das 
Banner der ital. Städte trug; Karöſſe, f. fr. (le 
carrosse; it. carrozza, f.) eine Pracht- od. Prunk— 
wagen; Karoſſier, m. (ſpr. —ßjeh) Kutichpferd; Ka— 
rujſell, n. (pr. —ruff—, it. carosello) ein feierliches 
Nitterfpiel, Ringelrennen, wobei man ſeine Geſchick— 
lichkeit im Reiten und Ringſtechen zeigt; auch: Rin- 
gelbahn, ein Ningelreiten auf hölzernen, um eine 
Walze drehbaren Pferden, als Kinderbeluftigung, 
und die dazır eingerichtete Anſtalt. 

farriert, |. Karrec. BR} 

Karronaͤden, pl.Krk. ſchwarze, meiſtens eijerne Ge- 
ſchütze mit kürzem Laufe, welche man beſonders in 
der obern Batterie auf Schiffen anwendet, Schiffsge— 
ſchütz (nach den Eiſenhüttenwerken am Karron in 
Schottland benannt, wo ſie zuerſt verfertigt wurden). 

Karroo (ſpr. farın) od. Karru, f. eine unfruchtbare 
Steppe de3 jüdlichen Afrika. ; 

Karte, f. (fr. carte, v. l. charta, Papier) überh. ein 
iteifeg Vapierblatt zu verjchiedenen Zwecken, 3.8 
eine Viſitenkarte, Einlaßkarte 2c.; bei. Spiel⸗ 
farten, gemalte Spielblätter, angeblich erfunden 
im 14. Jahrh. zur Zerſtreuung des gemütskranken 
Karl VI. von Frankreich. Die nen. DER 
vier Ständen der bürgerlichen Gejellichaft: Coeur, 
Herz, jtatt Choeur, Chorus: die Geijtlichfeit (in 
Spanien und Stalien dur einen Kelch, coppa. 
bezeichnet); Pique, Lanzenſpitze: Adel und Wehr- 
ftand (ital. Schwert, spada); Carreau, Raute für 
Diamant: der Gewerb- und Handelsſtand (ital. 
Geld, danaro); Trefle, Klee: die Bauern (ital. 
Knüttel, bastone). Werner bed. Karte: Rip, 
Grundriß, 5. B. Landkarte, eine geographiice 
Abbildung der Erdfläche od. eines Teiles derjelben; 
Himmelsfarte, Abbildung des geftirnten Him— 
mels; j. auch carta, carte u. harte; fartieren, 
in eine Karte eintragen, aufzeichnen; Kartierung, 
f. Rarten- oder Blanzeihnung: Kartograph, m. 
Kartenzeihnung, Planzeichnung; Kartographie, 
f. Rartenzeichnungsfunit; kartographiſch, a1 
diefer Kunſt gehörig oder durch jie hervorgebracht, 
. B. fartographiihe Sammlung, Karten-, 
Planſammlung 2c.; Kartomantie, f. lat.-gr. Die 


Wahrſagung ausKarten, Kartenfchlägerei; Karto— 


tHet, f. Kartenfammlung; carta, f.it. (lat. charta, 
Papier; carta biänca (aud) blanca) it., carte 
blanche, fr. = Blanfett; auch [.d.tv. freie Hand, 


Kartätiche 


offenes Spiel; ferner bezeichnet carte blanche, d. i. 
weiße Karte, u. ähnl. auch eine Champagnermarke, 
3. B. der Sabrif von Nöderer in Rheims, indem 
die Etikette der betreffenden Sorte in Geitalt einer 
weißen Karte auf die Flajche geklebt iit; carte, 
f. fr. die Karte; der Speifezettel in Gajthäufern; 
auch die Speijerehnung; earte de direction, fr. 
(ſpr. — direkßjong) oder carte directrice, f. fr. 
(ſpr. trihß) die Richtungsfarte bei Vermefjungen; 
cartelettre,f.fr.geichlojjene Brieffarte,im Gegen- 
ſatz aut offenen Poſtkarte, erit durch Abreißen des 
zugeflebten, durchſtochenen Randes zu öffnen; 
carte partie, Kfſpr. j. Certepartie; cartes sur 
table, mit aufgevedten Karten ſpielen; karte— 

teren (jpr. kartedſch —) it. (carteggiare) blättern, 
Briefe wechjeln, von Karteggio, m. der Brief- 
wechjel; Kartell, m. fr. (it. cartello) 1. ein Ber- 
gleich, bei. Auslieferungs- od. Auslöfungs-Vertrag 
wegen Auslieferung der Gefangenen, Ausreiger ꝛc. 
(auch Kartel-Kondention); eine Übereinkunft, 
ein Verband; daher: Kartell-Schiff, ein Kriegs— 
Ichiff, welches Unterhändler oder die Gefangenen 
führt, die von zivei friegführenden Mächten gegen- 
einander ausgewechjelt werden: Zoll-Kartell, ein 


Vertrag, durch welchen zwei Staaten fich gegen | 


jeitig verpflichten, bei der Bewachung ihrer Zoll- 
grenzen einander zu unterjtügen, um das Schmug— 
geln tunlichit unmöglich zu machen; 2. ein Fehde— 
brief, eine Herausforderung zum Duell; 3. eine 
angeſchlagene Schmähſchrift; Hartellänt, m. oder 
Sartellträner, der Überbringer einer Heraus» 
forderung; Kartelle, £. fr. Pergament zum Noten- 
jchreiben; Kartellöne, m. der große Anfchlagzettel 
(einer Bühne, der das Verzeichnis der auszufiih- 
renden Opern fund macht); kartellmäßig, ver- 
——— vertragsmäßig. 

Kartätſche, f. (v. it. cartaccia, cartoccio, fr. car- 
touche, Papierhülſe, Batrone) eine mit kleinen 
Kugeln, gehadtem Eifen 2c. gefüllte Batrone von 
ſtarkem Bapier oder Blech für Kanonen; Kar: 
tatichenrafete, f. eine Kriegsrafete, welche als 
Berjegung eineBiüchjenfartätiche trägt; Kartätſch⸗ 
veihüß, Bereinigung mehrerer Gewehrläufe zu 
einer Geſchoßmaſchine, um unabläffig zahlreiche 
Keine Gejchofje gegen den Feind zufchleudern=,n- 
fanteriefanone, ſ.ed, auch Maſchinengewehr. 

Kartaune, f. (vom I. quartäna, d. i. ein Viertels— 
ſtück, welches 25 Pfund ſchoß, das größte Gefhüg 
hingegen 100 Bund) ein grobes Gefhüg, eine 
große, kurze und dide Kanone; Kartaunenpulver, 
das qröbite Schiegpulver. 

Kartäuſe, f. neulat. (Cartusia, it. certösa) ein Klo— 
jter, Kartäufer-Klofter, von der Einöde Cartusia, fr. 
‚Chartreuse(fpr.jchartröhf’) bei Grenoble in Franf- 
reich, wo das erſte Kloster diejes strengen Ordens, der 
a ewigem Stillfehweigen verpflichtet ijt, vom heil. 
Bruno 1086 gejtiftet wurde; Wartänfer, m. ein 
Mönch diejes Ordens; Kartäuſer-Pulver hieß 
früher derAntimon-Kermes (j.d.); K.-Tee das 
Pimentfraut(Chenopodium ambrosioides), wächſt 
in Mexiko; K.-Wolle, eine Art ſpaniſcher Wolle, 

Kartejiäner, pl. Schüler und Anhänger des frz. 
Philofophen Descartes od. Carteſiüsſſt. 1650); 
fartejiäniiche od. karteſiſche Teufel, Taucher- 
chen, jind (nad demjelben Philoſophen genannte) 
tleine gläjerne, inwendig hohle Buppen, die wegen 
ihrer Leichtigkeit in einem mit einer Blaſe verfchlof- 
jenen Wafjergefäß Schwimmen und, je nachdem man 
auf die Blaſe mit dem Finger drückt oder nachläßt, 
bald finfen, bald jteigen. 


Karyatiden 419 


Karthämus, m. ıl. (von arab. qurtum, neuhebr. 
garthami, Safflor) eine Pflanzengattung, wozu die 
Särberdiftel od. der fog. twildeSaffran (carthamus 
tinctorius, fr. carthame) gehört, deſſen Blumen- 
fronen den Safflor(j. d.) geben; Karthamin, n. 
ein aus dem Safflor gewonnener roter Färbeitoff, 
Safflorrot. 

fartieren (vgl. Karte), in einen Riß vd. eine Zeich- 
nung bringen, aufreigen; Boftd. einfarten, ein- 
tragen; Kartierung, f. das Aufreißen, die Plan— 
zeichnung; im Eifenbahn- und Poſtverkehr: die 
Eintragung in das Stückverzeichnis oder in die 
Frachtkarte. 

Kartilägo, f. [. (pl. cartilagines) der Knorpel; kar— 
tilaginos, (l. cartilaginösus), knorpelig. 

Ktartifane, f. fr. (von carte, it. carta) auf ausge» 
Ihnittene Karten u. dgl. gewicelte Seiden-, Gold— 
od. Silberfäden zum Sticken, Spitzen machen ıc.; 
Karton, m. (jpr. fartöng; it. cartöne,), 1. ein Bo- 
gen jtarfes Papier, ein Dinner Rappendedel; 2. 
eine Pappſchachtel; 3. ein umgedructes Blatt eines 
gedrudten Buches, welches an die Stelle eines aus— 
geichnittenen fehlerhaften kommt; 4. iiberhaupt ein 
Mufterblatt; Mal. die Muſterzeichnung aufftarfen 
Bapier, der Entwurf zu einem Gemälde; Karton— 
vierre, f. (pr. —piär‘) Steinpappe, ein von Gro— 
pius in Berlin erfundener Stoff zu Verzierungen 
u. dgl.; fartonnieren (fr. cartonner), in Bappe 
binden oder einheften; Kartonnage, f.,v.n. (jpr. 
—nahfeh’) Bapparbeit; Kartonnerie, f. Bappen- 
macherfunst od. -Werkitatt; Bapparbeit; Karten: 
tier, m. (fpr. —njeh) ein Bappenmader, Bapp- 
warenhändler; Kartüſche, £. fr. (it. cartuccia, f. u. 
cartuccio,m.v.carta, Bapier) die Randverzierung, 
zierliche Schrifteinfaffung; auf altägyptiichen Dent- 
malen mit Hieroglyphen angefüllte elliptiiche Figu— 
ren; eine Schußrolle oder Patrone, Ladung; aud) 
eine Heine Batrontajche u. = Hardnfe, eine Kar- 
tätichenbüchle aus Bappe, Holz oder Blech mit dem 
zur Ladung einer Kanone erforderlichen Pulver; 
Kartuſchekaſten, ein Kajten am Kanonenwagen 
zum Aufbewahren der Ladung. 

Kartothek, f. gr. (vgl. Bibliothef), eine geordnete 
Sammlung v Karten, auch Blättern in Kartenfornt. 

Kartuſch oder Kartouche, m. (pr. kartüſch') ein be- 
viichtigter Gamer und Dieb, der 1721 in Paris 
hingerichtet wurde; daher überh. abgefeimterSpiß- 
bube. 

Karübe, f. ältere algeriihe Rechnungsmünze = 
1/;; Nial Budſchu = ungef. 3 Bi. 

Karuben, pl. (fr. caroube, f. Sohannisbrot; it. 
carrubo, jpan. garrobo, vom arab. charrüb, per). 
charnüb) Sohannisbrotbäume, Johannisbrot. 

Karuünkel, f. I. (caruncüla, Berfl. v. caro, Fleiſch, 
eig. ein Stückchen Fleiſch) Heilf. eine Fleiſchwarze) 
ein warzenähnliches Körperchen, z.B. Tränen- 
Karunfel, ein Häufchen von Talgdrüfen im in- 

Karus, ſ. Karos. [neren Augenwinkel. 

Karufjell, ſ. unter Karriere. 

Kavbi, m. it. u. fpan. (arab. karwija, v. gr. käron 
Bot. carum carvi) der Feldfiimmel. 

Karviol, ſ. Karfiol. 

Karvol, n. Kümmelöl. 

Karyhyatiden, pl. gr. (karyätides) Bauk. Laſtträge— 
rinnen, Gebälkträgerinnen, eine Art Säulen in 
weiblicher Geſtalt, deren Kopf einem Gebälke zur 
Stütze dient (nach den in die Sklaverei geführten 
Weibern der Stadt Karyäſim Peloponnes, oder 
b. nach den Briefterinnen, welche in dem Tempel 
der Diana zu Karyä dienten). 

27° 


420 Karyophyllum 


Karhophillum, n. gr. (karyöphyllion, d. i.eig. Nuß⸗ 
blatt) die Gewürznelke; Karhophhlläta, f. Nelken— 
wurz, Benediktenwurz; Karhobphhllin, n. der aus 
altem Relfenöl fich ausbreitende fampfer; Karyo— 
phyflit, m. Nelkenitein, eine Art Berjteinerungen. 

Kavzer, m. ır. geww.n. I. (daher das deutjche Kerker) 
ein Gefängnis, Schul- vd. Univerfitätsgefängnis; 
Karzerarius, m. Öefangenmwärter; Karzeratis 
kum, n. ııl. Daftgebühr, Schließgeld; fargerieren, 
einkerfern; Karzeration, f. die Einferferung; 
Karzer-Effraftion, f. die widerrechtliche Befrei- 
ung eines Gefangenen. 

Karzinit, m. gr. (v. karkinos, Krebs) eine Krebs— 
verjteinerung; Karzinofogte, f. Krebslehre, Na- 
turbefchreibung der Frebsartigen Tiere; Karzi— 
nom, n. gr. od. Karzinüfe, f. (karkinoma, von 
karkinos, Krebs) Heilt. ein Krebsgeſchwür; farzi- 
noĩdiſch oder farzinomatss, nl. Frebsartig. 

Kafdk, m. ruf. der Koſal (ſ. d.); Kaſatſchök, m. 
ruſſ. (eig. ein Keiner Kojak), 1. ein Zivreediener in 
Rofakentradht; 2. ein Koſakentanz. 

Kaſamatte, |. Kafematte. 

Kaſaque, f. fr. (ſpr. Fajdd; jpan. casaca, it. casacca, 
eine lange Jade, urſpr. wohl: bequemes Hauskleid, 
von casa, Haus) ein furzer Reife» oder Reitrock; 
Kaſaquin, n. (fpr. kaſakäng) ein Überrod; bef. 
eine Form bequemer rauen-Überröckhen (& la ca- 
saquin). 

Kasbah, f. arab. = Zitadelle, Stadtfeite. 

Käſch, j. unter Liang. 

Kaäſcha, £. ruſſ. Grüße, Grützbrei; Wirrivarr, 

Kaſcheff, m. arab. (eig. Enthüller) Bolizeiauffeher in 
Aghpten. 

kaſchelieren, ij. r. kajolieren. 

Kaſchelot, ſ. Kachalot. RR 

Kaſchemme, f. Gaunerſprache / jüdifch-deutich), eine 
Wirtſchaft, in der die Verbrecher zujammen- 
fommen, Berbrecherfeller. 

Kaſchmir-Schal, m. (fr. cachemir) eine Art jehr 
feiner und weicher wollener Tiicher, in Tibet und 
Kaſchmir (ſanskr. kacmira) von den Haaren der 
Kaſchmirziege verfertigt, vgl. Kafimir. 

Kaſcholöng oder Kacholong, m. (ft. cacholong, v. 
Cach, einem Bade in der Bucharei, und kalmück. 
cholong, Stein) der ſchöne Stein, Schönftein, eine 
milchweiſe Abänderung des Opal. 

Rafein, n. (v. [. cas&us, Käfe) der Käfeftoff. 

Kaſel oder I. Kaſüla, f. (eig. Hüttchen; Verkl. von 
casa) daS mit einem Kreuz bezeichnete Gewand der 
fatholiihen Briejter bei Darbringung des Meß— 
opfers; Kaſelknaben, mit der Kaſel bekleidete Kna— 
ben, welche beim Abendmahl den Kommunizieren— 
den das Tuch vorhalten, Meßtuchhalter. 

Kaſemätte oder Kaſamatte, f. fr. (casemate, it. 
casamatta, eig. ein verdecktes Haus, vom. it. casa, 
Haus, u. matto, dunfel, blind, verdedt) ein bom- 
benfejtes Gewölbe unter dem Walle einer Feſtung, 
fomohl als Kanonen oder Stücfeller dienend wie 
als Schußortder Beſatzung; Infemattieren, unter- 
wölben. 

Kaferne, f. fr. (it carserma; viell. entſt. aus casa 
d’arme, Waffenhaus; daher im älteren Deutjch 
Rajarme; oder v. I. casa, Hütte wie [. caverna, 
Höhle, von cavus, hohl) ein zur Wohnung für 
Ssldaten eingerichtetes größeres Gebäude; fafer= 
nieren (fr. caserner), in Kaſernen legen; Kaſer— 
nement, n. (Ipr. —mäang).Soldaten-Einlegung in 
Kajernen; Kaſernenhofblüte, f. militärifche Stil- 
blüte, Witzwort vom Kaſernenhofe (vgl. Ladendorf, 
Schlagwörterbuch, u. Gombert, Z.f. d. W. 3, 313). 


Kaſſa 


Kas fortuit, n. (ſpr. kah fortüih) ein unvorher⸗ 

eſehener Zufall; vgl Kaſus. 

Ktäfimir, 1., oder Kaſemir, gew. Kaſchmir, m. (fr- 
casimir, cachmir, it. u. — casimiro, engl. 
casimere, cassemere, kerseymere, v. jansfr.kac- 
mira, aus Kajchemir od. Kajchmir [kagmira] kom- 
mend) ein leichtes gefüpertes Wollenzeug, eine Art 
Halbtuch; feines, weiches Gewebe aus der Wolle 
der Kajchmirziege. 

Kaͤſimir 2., m. ruſſ. männl. Name (von kasätj, zei- 
gen, und mir, Frieden): der Friedenbringer, Frie- 
densſtifter. 

Kaſino, n. it. eig. ein Häuschen, von casa, Haus) 
ein Landhaus, Luſthäuschen, jo viel wie Billa; 
ein Spielhaus in Florenz, worin fich der Adel ver- 
ſammelt; eine geichlojjene Gefellfhaft; auch überh. 
ein Gejellihaftshaus, Vereinshaus; ein Karten- 
ſpiel unter vier, aud) drei Berjonen; Kaſinift, m. 
ein Mitglied eines Kafinos. 

Anstäde, f. fr. (fpan. cascada, it. cascäta, v. ca- 
scäre, fallen) ein Waſſerfall; Kaskateélle, f. fr. 
(cascatelle, it. cascatella) ein kleiner Waſſerfall; 
Kaskaden-Sängerin, £. franzöſ. Bänfeljängerin 
ſchlüpfriger Lieder. 

Kaskalho, m. port. (ſpr. Tasfaljo, grober Sand, 
Steinabfäle) in Brafilien das Erdreich von Kies 
und Kiejeliteinen, worin ſich gewöhnlid die Dia- 
manten finden. x 

Kaskaͤne, £ fr. Wallkeller, Horhbrunnen, Horch— 
gang der Minierer, 

Rasfarilfe, f. fpan., cascarilla, (jpr. faskarilja, 
eig. dünne Rinde, als Berl. von cäscara, Schale, 
Rind), eine weißgraue oder grünlihe Baumrinde 
aus Peru und beiden Indien, von bitterem Ge— 
ſchmack u. lieblichem Geruch als magenjtärfendes 
Mittel angewendet; Kaskarillin, n. der Bitter 
ftoff der Kaskarillrinde; Kaskarillöl, n. ätheri- 
ſches DI aus der Kaskarillrinde. 

Kaskett od. Casquett, n. (Ipr.tasfet; fr.casquette, 
it. caschetto, v. fr. casque, it. casco, Helm, jpan. 
casco, Schädel, Sturmhaube) Helm, Blechhaube; 
das eijerne Hutfreuz, Huteifen zur Kopfbeſchützung 
der Reiter gegen Säbelhiebe, ein Eleiner Lederhelm 
beim haben Militär. 

Kasto,m.|pan.eig. Schädel, Scherbe(zu jpan.cascar, 
zerbrechen) Seejpr. dev Rumpf des Schiffes, auch 
was der Beſatzung eines Schiffes angehört; im 
’Hombre: das Kaufen der nötigen Karten, wenn 
der Spieler ſich auf einen bloßen Zufall verläßt und 
oftineiner Böteverfällt, auh Grand» Kasko,vgl. 
Obffurite; auch ein dem Solo ähnliches Karten- 
fpiel unter drei Berfonen; Kaschino, n. (jpr. kas⸗ 
fino) eine Abänderung des Kasto durd Kaufen 
von unten auf, ftatt daß beim Kasko von oben ab 
gekauft wird; Kasko-Affekuranz, f. Kfipr. Ber- 
fiherung mit Einſchluß des Schiffes. 

Kasmak, m. Schleier der Zirkafiterinnen. 

Keiodi-Bajcht, m. türk. (eig. chassoda-baschi) 
Oberjter der großherrlichen Sammer. 

Kaſpar, m. männl. Name, im Berfijchen: ein Schatz⸗ 
meijter (Kandschwar); Kaſperle, n. u. m. bie lu- 
ftige Verfon im Buppenipiel. 

Kaitn, Kaffe, f. (v. I. capsa, Behältnis, Kaften; fr: 
caisse, it. cassa) der Ort, wo Geld verwahrt wird, 
Geldkaſten; das verwahrte Geld jelbit; Beldvorrat, 
Geld; bei Kaſſe jein, bei Gelde; in cassa, bar 
borrätig; per cassa oder gegen Kaſſe, bar, gegen 
Barzahlung; Kaſſa-Billetts, = Banknoten, ]. d.; 
R,-Bronillon, n., K..Strasze, f, ein Hilfsbuch 
zu unmittelbarem Eintragen der Einnahmen und 


Kaſſabeh 


Ausgaben, um fie ſpäter in das Kaſſabuch einzu— 
tragen; K.-Buch, bei Kaufl. das Handlungsbud), 
worin die eingegangenen und ausgegebenen baren 
Gelder zur fchnellen Überficht des Geldvorrats ein- 
getragen werden; diefe Rechnung Heißt: KeeKonto; 
K.-Kurs, ſ. Kurs; K.-Saldo, m. der Überichuß 
nad dem Kaſſenabſchluß (vgl. Saldo); K.-Skrip— 
turen, in der Buchhaltung: die ins Kaſſenbuch ge- 
hörigen Posten; K.-—Schluß 0d.-Sturz, das regel- 
mäßige Durchſehen u. Abjchließen der Rechnungen 
im Rafjabud); cassa de següuro, f. jpan. Berjiche- 
rungsanftalt genen Seegefahren; Kaſſen-Anwei— 
inngen oder «Scheine, Papiergeld im Deutſchen 
Reiche von 5 bis zu 1000 M.; Kaflen=Defeft, m., 
Defizit, Manko, n. das bei Durchlicht der Kaffe 
und Kafjenbücher fehlende bare Geld; K.— läd 
m. der Raffenauszug; K.-Geld, das in Umlauf 
befindliche bare Geld in groben Münzjorten; K.⸗ 
Ordre, k.Kaſſenverfügung; K.-Tiſch, ein gewöhn— 
lich mit erhabenem Rande verſehener Tiſch zum 
Geldzählen; Kaſſierer, m. (it. cassiere,fr. caissier, 
der die Einnahme und Ausgabe bei einer Kaſſe be— 
ſorgt, Zahlmeiſter; Kaſſier-Auweiſungen, Kai= 
ſier-Ouittungen, eugl. checks gedruckte An— 
weiſungen an die Kaſſierer zum Huszahlen einer 
gewiſſen Summe. 

Kaſſabeh, Koſſabeh oder Kaſſab, n. die ägyptiſche 
Rute, ein Längenmaß, im gem. Leben — 6?/; Pic 
Beledi — 3,850 m; bei der Stenererhebung für Län— 
dereien aber nur 6%/;, Pic Beledi — 3,657 m. 

Kaſſaͤde, f. fr. (v. I. cassus, leer, nichtig) eine Not- 
(üge, Lüge im Scherz; auch das Mehrbieten oder 

[Schnupftücher. 

pr pl. buntfarbige baumwollene oſtindiſche 

Kaſſation 2e., ſ. kaſſie ren; Kaſſava, |. Maniof; 

Kaſſe 2e., j. Kaffa. 

Kaſſeroͤlle, f. fr., gem. Kaſtroͤll (v. altfr. casse, it. 
cazza, sur mit einem Stiel, Schöpffübel, v. I. 
capsa, Behältnis, ml. cassea, verfl. gleich. cas- 
seola) mit eingejhobenen r, landſch. * auch ca- 
strole, eine Kochpfanne, ein a Schmor- 
tiegel: Casserolle au riz, Kochk. Reiskruſte. 

Kaſſes, pl. oſtindiſche feine, neſſeltuchartige Baum— 
wollengewebe. 

Kaſfſetéte, m. fr. (ſpr. kaßtäht, v. casser, zerbrechen, 
u. tete, Kopf) ein Kopfbrecher, Totſchlaͤger, Stod 
mit ſchwerem Knauf. 

Kaffette, f. fr. (it. cassetta, Verkl. v. cassa) ein 
Kästchen, beſ. Geldfäftihen; Bauf. vertiefte Felder 
in gewölbten Deden; fafjettieren, einlegen, mit 
jolden Feldern verjehen; Kaffettendere, Tel- 
derdede; Kaſſetto, m. it. ein venetianijches Zwei— 
pfennigftüd; Kaſſettoͤne, m. it. 1. eine Kom— 
mode; 2. Bauf. eine aus immer Eleiner werdenden 
Vierecken bejtehende Mauervertiefung an Deden- 
gemölben. 

Kaſſia, f. l. (gr. kassia) eine Bflanzenfamilie (allg. 
Kaffingeen, pl.), meijt Sträucher u. Bäume; dazu 
gehört der Diutterzimtbaum auf der malabarijchen 
Küste, mit der gewürzhaften, zimtartigen Kaſſia— 
rinde; e. fistüla, die weftindifche Nöhrenkaffia, 
deren Fruchtſchoten ein braunes Mus enthalten, 
das be). in Stalien als gelindes Abführungsmittel 
(pulpa cassiae) benußt wird; c.sennae, der ägyp- 
tiihe Sennaftraud, liefert die befannten Senne3- 
blätter; Kaſſiaöl, n. das durch wäfjerige Deitil- 
lation dev Rinde der Zimtkaſſia gewonnene äthe- 
riſche DL. 

Kaſſiber, m.(aumerjpr., von jüd. kesiwö, Gefchrie- 
benes, Brief) Briefin Zeichenſchrift, vgl. Reffubah. 


Überbieten im Spiele. 


Kaftell 421 


he pl. (v. [. cassis, Helm) verfteinerte Kint- 

örner. 

kaſſieren (von ital. incassare, Geld einnehmen), 
Geld einnehmen und verwahren, vgl. Kaſſa. 

kaſſieren (jpätl. u. it. cassäre, fr. casser) vernich- 
ten, entmwerten, für ungültig erklären, z. B. ein 
Teftament 2c.; des Amtes oder Dienstes entjegen, 
abjegen; kaſſiert, vernichtet, abgetan, abgejegt; 
durch eine unordentliche Kebensart abgenußt, ent- 
fräftet; Kaſſation, f. I. die Amts- oder Dienjt- 
entjegung, Abdankfung; aud) Tilgung od. Vernich— 
tung, 3. B. eines Scheing, eines Urteiles; Kaſſu— 
tions- Gericht od. Kafjations=Hof(cour descas- 
sation, zuerst in Sranfreich gebildet, um den Ein— 
fluß des Hofes auf den Rechtsgang zu bejeitigen), 
ein Aufhebungs- or. Tilgungsgericht, höheres Ge- 
richt, welches die Urteilsſprüche anderer Gericht2- 
höfe wegen Nichtigkeit ihres Verfahrens aufheben 
fann, ohne felbjt über den Streit zu erfennen; 
K.-Prozeßz, m. eine Nechtsverhandlung über die 
Entjegungeines Beamten; fafjatarifch, Ripr. auf- 
hebend, verpflichtunglöfend; kaſſatoriſche Klan— 
fel, Aufhebungsklauſel; Kaſſätus, m. I. ein Eni- 

Kaſſinett, m. ein Wollenitoff. ſſetzter. 

Kaſſiopẽa, f. ein Sternbild am nördl. Himmel, nad; 
Kaſſiopea, der Gemahlin des äthiop. Königs Ke- 
pheu3 und Mutter der Andronieda, benannt. 

Kaſſis, m. ein Likör, der aus dem Safte der ſchwar— 
zen Sohannisbeeren bereitet wird. 

Stafiiterin, n. gr. (von kassiteros, m. Zinn) eine 
Metallmiſchung, deren Hauptbejtandteil Zinn ift; 
daher: Kaffiterin-Waren ꝛc. 

Kafjorf, m. (ſpr. käſſok; v. fr. casaque, f.d.) der Leib- 
ro der Geiftlihen in England; aud) der Reiter- 
mantel, Soldatenmantel. 

Kaſfſolle u. Kaſſolétte, f. fr. (Verkl. v. cassole, it. 
cazzuolo, Kohlenpfanne, v. cassa, cazza, ſ. Kafje- 
tolle) ein Räuderpfännden, ein Gefäß, aus dem 
eine Flamme Wohlgeruch verbreitet; auch ein Tafel- 
auffag mit Gewürz-, Eſſig- u. Olgefäß ꝛc. 

Kaffonaäde, f. fr. weißer Mehl- oder Küchenzucker, 
Kohzuder, Puderzuder, = Moskovade, ſad. 

Kafſüben, pl. Nachkommen der Wenden im nord» 
öltlichen Pommern. [der Schlinglorbeer. 

Kaffijta, f. (v. gr. kassyein, fliden, ſchuſtern) Bot. 

Kaſtaägnetten, pl. (Ipr. faftanjetten; fr. castagnettes, 
aus jpan., castahetas, von castana, Kaftanie, we— 
gen der Ähnlichkeit mit zwei halben Kaftanien) 
paul Hand- od. Tanzklappern, Kleine hölzerne 

ufcheln zur Begleitung des Tanzes. 

Kajtalides od. Kaſtaliden, pl. gr. die Mufen, nad 
der Duelle Kajtalia am Fuße des Mufenberges 
Parnaß bei Delphi fo benannt. 

Kaſtanie, f. (I. castanea, gr. kästänon, it. castagna, 
fr. chätaigne; von der Stadt Kaftäna in Klein— 
afien) ein bejonders in Siideuropa einheimifcher 
Baum und die nahrhafte Frucht desjelben; vgl. 
Marone. 

Saite, f. (v. jpan. u. port. casta, Gattung, Schlag, 
Zudt, eig. etwas Reines, Unvermifchtes, vom J. 
castus, a, um, rein, fleckenlos) ein erblicher Stamm 
oder Stand, Familienſtamm in Indien und dem 
alten Agypten, eine Klaffe od. Zunft; Kaſtengeiſt, 
Bunftgeift, Stande3- od. Innungsfucht. 

faiteien (vom I. castigäre), züchtigen, Höfterlich gei- 
Beln, peinigen durch Faften 2c.; Kaſteiung, f- Dual, 
PBeinigung des Fleifches. 

Kaftell, m. (I. castellum; Verff. von castrum, f. d.) 
eine Burg, Feſtung; Schifferipr. das Verded am 
Vorder- und Hinterteile des Schiffes, Vorderdeck, 


422 Kajtellanes 


Hinterded; Kajtellän, m. (l. castellänus, Burgbe- 
wohner, ml. Befehlshaber einer fürftlichen Burg), 
pl. Kafteläne, ein Burgvogt, Schloßvermalter; 
Hausmeiſter in öffentlichen Gebäuden, Schulen 2c.; 
auch Buragraf; Kaſtellanei, f. Shloßverwaltung, 
Burgvogtei; Kaſtellation, f. nl. die Umwandlung 
eines Hauſes in ein fejtes Schloß. F 

Kaſftellaͤnes, pl. eine Art grüner Pflaumen im ſüd— 
lihen Frankreich. 

Kaſtellaͤno, m. (pr. —iteljano; eig. ein Kajtilier, 
Spanier) eine ältere ſpaniſche Goldmünze. 

- Kaites, pl.ipan.(v.casta, Öattung, Schlag, Stamm, 
vgl.Kaſte) Süd-Amerikaneraus vermiſchtemBlut; 
Kaſtizen, pl. (v. castizo, d. i. eig. von echter Ab- 
Zunft, eingeboren) Abkömmlinge von Meitizen (.d.). 

faftifizieren ꝛc. |. Kaſtität. 

faitigieren, l. (castigäre) züchtigen, vgl. kaſteien; 
Kajtigation, f. die Hüchtigung; castigatio pa- 
terna, f. die väterliche Züchtigung; kaſtigatdriſch 
(l. castigatorius, a, um), züchtigend. 

Raftität, f. (l. castitas, v. castus, keuſch, fromm) 
die Keujchheit; eastitas violäta, f. die verlegte 
Keufchheit; kaſtifizieren (castificäre) reinigen, 
keuſch machen; Kaſtifikation, £. nl. die Reinigung- 

Raftizen, pl. j. unter Kaſtes. 

Kalter 1.,.n.gr.(kästör, [.castor, viell. vom ſanskr. 
kastüri, Mofchus) der Biber, ein befanntes nüß- 
liches Säugetier; pl. Kaſtors, auch für Biberfelle; 
Kaſtorhut, ein Hut von Biberhaaren; Kafterenm 
oder I. eastor&um, n. (gr. kastörion) das Biber- 
geil, eine gelbiiche ölichte Feuchtigkeit, in einer be- 
jonderen Drüje in der Gegend des Afters des 
Biber, von betäubendem Geruch und bitterem 
Geſchmack, inKervenfrantheiten ein fehr wirkſames 
Arzneimittel; Kaſtorin, n. der — 
Kaftorine, k. fr. ein dicker Wollſtoff zu Winter— 
kleidern; Kaſtoröl, n. (l. oleum castoris) ein Pur— 
giröl, in England und Rußland — Ricinusöl, 
ſ. d, auch = Krotonöl. 

Käſtor 2. und Pollurx, auch die Diosküren(d. i. 
Zeug’ Söhne) genannt, griech. Fabell. Zwillings- 
jöhne Jupiters u. der Leda, unzertrennlicde Brüder 
u. Freunde, als Schutzgötter der Seefahrer verehrt; 
Schifferſpr. Flämmchen, Wetterlichter oder feurige 
Dünſte, die ſich beſ. nach einem Gewitter auf Maſt— 
bäumen, Segeln, Turmſpitzenꝛc. zeigen, vgl. Elms— 

feuer; Sternk. die Zwillinge im Tierkreiſe. 

Kaſtos, m. der jährliche Aus- und Einfuhrzoll, den 
die Europäer in Japan entrichten müjfen. 

Kaftrametation, f. (v. l. castra metäri, ein Lager 
ausmeſſen) die Lagerkunſt, Kunſt, ein Lager ab- 
zuſtecken. 

kaſtrieren, I. (casträre) verſchneiden, entmannen, 
verſtümmeln; Kaſträt, m. (l. casträtus) ein Ver- 
ichnittener oder Entmannter; bej. ein entmannter 
Sänger, fünftliher Sopran (in Europa nur noc) 
bei der päpitlichen Kapelle); auch ein Keuſchheits— 
wächter (im Orient, ſ. Eunud); Kaſtration und 

Kaſtrierung, f. die Berihneidung, Entmannung. 

Kaftroniermaichine, f. Bürſtenrauhmaſchine. 

Kaſtrum oder castrum, n. [. Zeitung, Burg, fefte 
Stadt (pl. castra, das Kriegslager); im Mittel» 
alter: adliger Stammſitz, bej. castrum nobile, 
Burgliß der Edelleute; castrum dolöris, n. eine 
Trauerbühne, Aufftellung eines Katafalks (f. d.) 
für eine fürjtlihe Berfon. 

Kaſuär, m. (malay. kassuwari, suwari) ein dem 
Strauß ähnlider Vogel in Oftindien. 

Kajus, m. l. pl. Kaſus, ein Fall, Borfall, Zufalf, 
eine Begebenheit; Spradl. der Biegefall eines 


Katafalt 


Wortes: Nominativ(n3),m. der erfte Fall; Ge— 
nitiv(us), der zweite Fall; Dativ(us), der dritte 
Fall; Akkuſativ(us), der vierte Fall; Voka— 
tiv(us) derfünfte Fall, Anredefall; Ablativ(us), 
der ſechſte Fall (die letzten beiden kommen im La— 
teiniſchen u. Griechiſchen, nicht aber im Deutſchen 
vor); außer dieſen Fällen haben andere Sprachen, 
z. B. das Sanskrit noch einen Inſtrumentälis 
u. Lokälis od. Zofativ (1. d.); casus recti, pl. 
unabhängige Verhältnisfälle Nominativ und Vo— 
fativ); e. obligui, pl. eig. fchiefe, d. i. abhängige 
Berhältnisfälle (Genitiv, Dativ, Affufativ 
u. im Latein. Ablativ); per casum obliguum, 
uneig. auf schiefe Weile, durch krumme od. Schleid)- 
wege; — casus belli, ein Kriegsfall, Grund oder 
Anlaß zum Kriege; c. mixtus, ein zum Zeil ver- 
IhuldeterBorfall; e, tragiens, ein trauriger Vor— 
fall; — easu, durch Zufall, zufällig; in easu, 
Rſpr. im Falle ꝛc.; in hoc cası, in dieſem Falle; 
in nostro casu, in unſerm (gegenwärtigen) Falle; 
in praesenti sasu, in gegenwärtigen Falle; im 
easum, auf den Fall; in casum casus, eig.auf den 
Fall des Falles, d. i. des Eintreten gewiſſer vor— 
bedachter Umstände; kaſnäl, [. vd. iujuell (fr. ca- 
suel), zufällig, gelegentlih; Kafnal=-Bredigt, 
-Hede, Kaſnãl-Gedicht, Gelegendeitspredigt, 
Rede, Selegerheitsgedidt; Kaſualien, pl. ge> 
legentliche Amtsverrihtungen; Kaſualismus, ın. 
nl. Zufallslehre, Annahme des Zufalls als Grund 
der Dinge u. Begebenheiten; Kaſualiſt, m. ein An—⸗ 
hänger dieſer Lehre; Kaſualität, T.die Zufälligkeit; 
casualiter, zufälligerweiſe, vorkommendenfalls; 
Kaſuiſt oder Kaſuiſtiker, m. (fr. casuiste) ein 
Gewiſſensgängler, der in zweifelhaften Gewiſſens— 
fällen (casus conscientiae) Entſcheidung zu geben 
weiß; auch ein Kenner verividelter Rechtsfälle; 
Kainiitif, f. die Lehre od. Kunſt, Gewiſſensfragen 
zu entjcheiden; die kluge Behandlung ſchwieriger 
Rechtsfälle; überh. Klugheitslehre, die in jedem 
Streit von Pflichten einen gefahrlojen Mittel- 
weg auszufinden jucht; veräcdtlich: SKnifflehre, 
Pfiffigkeit. 

Kat od. Katſchiff, n. ein dreimaſtiges Handelsſchiff, 
bef. in Norwegen und Schweden. 

fata— oder vor Vokalen u. dem 5 fat —, gr. Vor— 
wort in vielen Zufammenfeßungen, bedeutet urfpr. 
herab, hinunter, und drückt dann überh. Bewegung 
od. Richtung auf ein Ziel, Rückſicht od. Beziehung, 
Angemefjenheit od. Gemäßheit, Schielichkeit, Ahn— 
lichfeit ze. aus. N ter 

Katabaſion, n. gr. (v. kata-bainein, hinabgehen) 
eig. ein hinabführender Weg, Eingang ineine unter- 
irdifche Höhle; in den griech. Kirchen der Ort unter 
dem Altare, wo die Reliquien aufbewahrt werdet. 

Katachrẽſis od. Katachreie, f. gr. (eig. überh. Ge— 
brauch, dann Mißbrauch) Redek. ein Wortmip- 
brauch, unrechter Gebraud) eines Beimortes, Das 
mit dem Begriff eines Hauptivortes nicht beitehen, 
d.h. fein Bild ausmachen kann, Zehler in der Redek., 
3. B. ein verwelkendes Licht, laute Tränen 2c.; 
fatachreitiich, mißbräuchlid, gezwungen. 

fatadioptriih, gr. (vgl. Diopter) eine Vergröße— 
rung oder jcheinbare Annäherung des Sehgegen- 
ſtandes bewirkend, ſowohl durch Brechungder Licht— 
ſtrahlen in Gläſern, als durch Zurückſtrahlung von 
Spiegeln aus. 

Katafäͤlk, m. (fr. catafalque, it. catafalco, prov. 

cadafale, vielleicht zgez. aus roman. catar, ſchauen, 
von [. captäre, ji erreichen juchen, sc. oculis, mit 
den Augen, u. it. falco f.palco, Gerüſt, vomalthochd. 


Katagma 


baleo, der Balken) ein Trauergerüſt, die ſtufen— 
artige Erhöhung des Sarges eines Toten mit um— 
gebender Kerzenbeleuchtung und dazu gehörigen 
Berzierungen. 

Katägma, n. gr. (von kat-ägnymi, ich zerbreche) 
der Bruch, Beinbruch, Knochenbruͤch; katagmätiſch, 
auf Knochenbrüche bezüglich. 

Katägrabhologie, f. gr. (v. katagräphein, ſchrift— 
lich bezeichnen) die Lehre von der Verſchreibung der 
Arzneien. 

Satafasmus, m. ar. (v. akazein, jtechen) Heilf. das 
Scröpfen; vgl. Starifizieren. 

Katakauma, n. oder Katafaniis, f. gr. (vgl. Rau- 
118) Heilf. tiefe Berbrennung; Katakauſtikẽ oder 

katakauſtiſche Linie, j. Diakauſis u. Kaufis. 

Kataäakläſis, f. gr. (v. kläein, brechen) Heilf. inochen- 
zerbredung; der Augenliderfranpf. 

Kataklüsma, n. ar. (v. kata-klyzein, überſchwem— 
men, bejpitlen) Heil. das Darmbad oder Kliſtier 
(1.2.); Kataklüsmus, m. das Tropfbad, die Über- 
ſchwemmung, Bähung. 

Katakömbe, f. pl. Katakouiben (it. (catacomba, fr. 
pl. catacombes; wahrſch. entſt. aus dem gr. kata 
(1.d.), u.kymbe, Höhlung, Bertiefung) unterirdiſche 
Gänge mit Grüften, Zeichengewölbe, Begräbnis- 
höhlen der Alten, auch Höhlengänge, Selienhallen. 

Rataküftit (vgl. Akuſtik), auch Kataphönit (vgl. 
Bhonit), f. gr. die Lehre vom Wiverhalle od. Echo. 

Katalékten, pl. gr. (von kata-legein, ausleſen, aus- 
wählen) geſammelte Bruchſtücke, unvolljtändige 
Überbleibjel alter Werke. 

Kataleftifos, m. gr. (v. kata-legein, aufhören, fich 
endigen)einunvollzähliger Vers, deſſen letzter Vers— 
fuß um eine oder zwei Silben zu kurz iſt, im Ge— 
genjag von Afataleftifos, vr. Afataleftos, 
der feine Silbe zu viel oder zu wenig hat, und 
Hyperkatalektikos, ein überzähliger Vers, der 
am Ende eine Silbe zu viel hat; fataleftifch, un- 
vollitändig, abgebrochen; Katalẽxis, £. der Schluß 
eines Verira vor völliger Beendigung der rhyth— 
miſchen Reihe. 

Satalepfie oder Katalepiis, f. gr. !katä-lepsis, eig. 
das Fallen, Greifen; der Kranfheitsanfall, von 
kata-lambänein, fajjen, ergreifen) eineArt frampf- 
‚after Starrſucht, Halbjtarre, Schlafſucht; kata— 

leptiſch, ſtarrſüchtig. 

Katalögus oder Kataldg, m. gr. (katälogos, von 
kata-legein, aufzählen) ein®erzeichnis, bef.Biicher- 
verzeichnis; Fatalogieren und fatalogijieren, in 
ein Verzeichnis bringen, verzeichnen. 

tatalõtiſch, gr. (v. kat-aloän, zermalmen, eig. zer- 
malmend, niederdrücdend) Heilf. narbentilgend. 

Ratdlpa, f. (aus der Sprache von Karolina in Nord» 
amerifa, wo Catesby dies Gewächs 1726 ent- 
dedte) der Trompetenbaum. 

Katalüſis oder Katalyſe, f. gr. (vgl. Lyfis) Auf- 
löſung; Auflöſungskräft; Eatalytifch, auflöjend; 
Scheidef. durch bloße Berührung audere Körper 
zerjegend, ohne ſich ſelbſt zu verbinden. 

Ratamaran, m. ein Floßbot in Oftindien. 

Ratamenien, pl. gr. (katamenia, von men, Monat) 
Heilf. das Monatliche, die monatliche Reinigung; 
tatamentäl, nl. diejelbe betreffend, damit zufam- 
menbängend. 

Katamitus, m. I. (verderbt aus Ganymedes, 
j. d.) = pathicus, ein Luſtknabe. 

fat’anthropon, gr. (zaT’ dAr9ewnov, von Anthrö- 
pos, der Menſch) nad) der Fähigkeit des menſch— 
lichen Berjtandes, derjelben gemäß; gemein- 
faßlich. 


Kataſcheſis 423 

Katabäsma, n. gr. (von kata-pässein, beſtreuen) 
Heilk. Streupufver auf Wunden und Gejchwiüre, 
Katapäſten, pl. (von kata-pästos, beftreut, ge— 
iprenfelt, bunt durchwebt) efeublattähnliche Ver— 
jteinerungen. 

Katabepſis, f. gr. (vgl. Pepſis) die vollftändige Ver— 
dauung; fatapeptiich, dazu gehörend oder dieſelbe 
befördernd. ; 

Kataphönik, ſ. Katakuſtik. 

Kaätabhöra, f. gr. (von kata-pherein, herunter- 
bringen) eig. das Herunterfallen, Niederjinten; 
Heilf. die Schlaffucht; der tiefe Schlaf, Totenichlaf ; 
cataphöra magnetica, der magnetiiche Schlaf; 
kataphoͤriſch, mit der Schlafſucht behaftet vd. die— 
ſelbe verurjachend. | 

Kataphratt,in. gr. (kataphräktes,v.kataphrässein, 
bepanzern) ein Bruſtharniſch; Harnijchbinde, Ber- 
band zerbrochener Rippen. 

Stataplasına, n. gr. (von kata-plässein, beftreichen) 

Heilk. ein erweichender Umschlag, Breiumſchlag; 
fatapfasmieren, Umſchläge auflegen. 

Katapleris vd. Kataplexie, f. gr. (v. kata-plessein, 
niederichlagen, erjchrecden) Heilk. das Erjchreden, 
Eritarren des menschlichen Körpers durch Schlag- 
fluß; auch das Stumpfwerden der Zähne; fata= 
pleftifch, dazu geneigt, davon herrührend. 

Katapölis, f. gr. die Unterſtadt, befond. von Athen, 
entg. Akropolis. 

Katapontismus, m. gr. (katapontismös, v. kata- 
pontizein, ind Meer ſenken, vgl. Pontus) Berjen- 
fung ins Meer, Erfäufung, als Todesitrafe. 

Katapöſis, f. gr. (v. kata-pinein, hinuntertrinfen, 
ſchlucken) das Verſchlingen, Verſchlucken; Kuta= 
potia, n., pl. gr. Pillen — & 

Katapſüris, f. gr. (von kata-psychein, abkühlen) 
Heilf. die Erkältung; ſchmerzhaftes Erkalten; fata= 
sinktiich, erfältet, durch Erfältung entitanden. 

Katäptöſis, f. gr. (vgl. Ptoſis) das Niederfallen; 
Heil. — Epilepfie. 536 

Kaͤtapuͤlte, f. (l. catapülta, gr. katapeltes) ehem. 
die Schnellbant, ein Wurfzeug od. Schnellgeſchütz 
im Altertume, vgl. Balliite. 

Katardft, m. u. Kataraͤkte, f. (vr. Katarrhaft, 
gr. katarrhäktes, m., [. cataracta, f.) ein Wafjer- 
fall, Stromſturz, z. B. der Rheinfall bei Schafj- 
haufen; Heilk. der graue od. weiße Star; aud) eine 
Borrichtung bei der Steuerung von Dampf— 
maschinen, be. ftehenden: Satarakt-Stenerung; 
fatardftifch (v.fatarrhaftiich), zum Stare gehörig, 
vom Star befallen; Antarafttopi, Überjturz- 
kochtopf. 

Kataraftifon, m. gr. (von kat-ärchein, anfangen) 
was zur Einleitung einer Wiflenfchaft dient. 

atarrh, m. (gr. katärrhüs, v. katarrhein, herab- 
fliegen) Entzündung einer Schleimhaut, 
Alußfieber; Schnupfen; _Katarrhäl=Ficher, 
Schnupfenfieber, Schleimflußfieber; katarrhä— 
liſch, ſchnupfenartig, flußartig; Katarrheuma, n. 
Heilk. ein Schleimfluß. 

Katarrhẽxis, f. gr. (von Rhegma 2c.) eig. gewalt— 
james Zerreißen; Heilf. heftiger Durchfall. 

Katartitis, f. oder Katartismus, m. (von katar- 
tizein, einrichten) Heilf. Einrichtung eines Bruches 
oder einer Berrenfung; Katartifta vder Katar 
tifter, m. ein Einvichtungswertzeug. 


Kataſärka, n. gr. (von katä, u. sarx, Fleiſch) Heilk. 


Hautwaſſerſucht = Anajarkfa. 
Kataſchäſsmus, m. ar. (ſpr. —8ch —, von kataschä- 
zein, aufrigen) Heilf. das Schröpfen. AB. 
Kataicheiis, f. (ſpr. —ash—) gr. (von kat-Echein, 


424- Kataſkeuafis 


anhalten) eig. das Anhalten, Behalten; Heilk. gute 
tkräftige Leibesbeichaffenheit. 

Kataſteuäſis oder Kataffeudie, f. gr. (von kata- 
skeuäzein, zubereiten) Zubereitung, Einrichtung, 
Anordnung, Herftellung, z.B. eines Schrift-Textes; 
Satajteudit,m.(gr.kataskeuastes) der Einrichter, 
Deriteller. 

Kutajfopion, n. gr. (von kata-skopein, beſchauen, 
ausfundichaften) ein Wachtſchiff; eine Warte zur 
Grenzbewachung. 

tataſtaͤltiſch, gr. (v. Kata-stéllein, aufhalten, hem— 
men) Heilk. aufhaltend, zurücktreibend; Kataſtal— 
tika, pl. zurücktreibende, zuſammenziehende, bei. 
blutitillende Mittel. 

Kataftdie, f. griech. (Katastäsis) bleibende Körper- 
beichaffendeit; in der Aithetif der Teil des Dra— 
mas, in welchem der in der Epitaſis (f. d.) ger 
ſchürzte Knoten fih noch feiter knüpft, bis er ſich 
endlich in der Kataſtrophe (f. d.) Loft. 

Katditer od. Katäftrum, n. ml. (catastrum, cata- 
stum, it. catastro, catasto, fr.cadastre, 3ge3. aus 
gleich]. lat. capitastrum, Kopfitenerverzeichnis,von 
caput, Kopf) ein Steiterbejuch, bei. Ackerverzeichnis, 
Ader-, Grund-, Flur- od. Lagerbuch, Stammrolfe, 
Urlijte, Grundlifte; fataftrieren, in ein Steuer- 
oder Flurbuch eintragen, fortſchreiben. 

Satajterismus, m. gr. (v. aster, Stern) das Stern- 
bilderverzeichniS des Eratojthenes. 

Stataitröphe, f. ar. (Katastrophe, eig. Umkehr, Wen— 

- dung, von kata-strephein, umdrehen, wenden) 
Wende- od. Entiheidungspunft, z. B. in einer Er- 
zählung; im Drama diejenige Handlung oder das— 
jenige Ereignis, durch weiche das fernere Schickſal 
der Hauptperjonen zum Glüde oder Unglüde ge- 
wendet wird, Schlugwendung; bei. traurige Wen— 
dung,unglücliher Ausgang, Unglüd, Verhängnis. 

Katatäfis, f gr. (v. kata-teinein, ausdehnen) Heilf. 
die Ausdehnung nad unten; auch Einrichtung 
eines Bruchs. 

Satdris, f. gr. (von kat-ägnymi, ich zerbreche) das 
Zerbrechen, ver Bruch; Heilf. ein Knochenbruch. 
Katch, engl. (pr. fätich) eine in England gebräud)- 
— Kompoſition eines komiſchen Liedes im Fugen— 

ſtile. 

Katchup, engl. (pr. kattſchöpp) ein aus Pilzen, Salz, 
Ejiig und verihiedenen Gewürzen bejtehender Zu- 
ſatz zu Fleiſchſpeiſen. 

Katechẽſis od. Katechẽſe, f. (gr. Katöcheẽsis, Unter- 
richt, von kat-Echein, d. 1. eig. entgegentöneit, dann 
unterrichten, wegen des Nachſprechens der Kinder) 
eine Gejprächbelehrung, Belehrung in Fragen und 
Antworten; Katechẽt, m. gr. Katẽchẽtés) ein Frag⸗ 
lehrer, welcher Unterricht, beſ. in der Religion, 
durch Frage und Antwort zu erteilen hat; Kate— 
chẽtenſchulen, Bildungsanftalten für chrijtliche 
Lehrer im 2. bis 5. Jahrh.; katechẽtiſch, frageweiſe, 
— 
Katechẽtit, f. die Kunſt des fragenden Unterrichts 
oder der fragenden Xehrform; die wifjenfchaftliche 
Unterweijung in diejer Kunſt; Katechismus, m. 
ein Lehrbud in Form von Frage u. Antwort, bei. 
für den Unterricht in der di. Religion; kate— 
chiſieren (gr. katechizein, ſpätlat. catechizäre), 
einen jolhen Unterricht erteilen, belehren, befra- 
ven; Katechiſation, f. nlat. der Frageunterricht, 
in Lehrgeſpräch, befond. beim Religionsunterricht, 
tinderlenre ; ntehumen,m.(gr.katechüme£nos), 
2l. Katechumenen, Slaubenslehrlinge, (nad) älte- 
tem Gebrauch:) die Durch Unterriht zur Taufe, 
der (nad heutigem;) die vom Prediger zur erjten 


se —ñ —ñ —ñ —ñ — — — — — — — — — — — — — — — — — —— ——— — —— — — — 


Katharer 


Abendmahlsfeier vorbereitet werden, — K onfir— 
manden 

Katechu, n. (kochinchineſ. caycau), auch Cachou, fr. 
(jpr. —ſchuh) vd. javaniſche Erde, ein ea 
gerbitoffreiches wäßriges Extrakt, aus verfchiedenen 
oftind. Gewächſen (3. B. den Früchten der Areka— 
Palme, ſ. d.) bereitet und in der Gerberei, Wollen- 
färberei und in der Medizin benust; Katechin, n. 
der Katechuftoff, auch Katechuſäure; Katechu— 
gerbſäure, der Hauptbeſtandteil des Katechu. 

Kategorie, f. gr. (Katẽgoria, d. i. eig. Angabe, Aus— 
jage, v. katẽgorein, angeben, ausjagen, behaupten) 
der allgemeinere Begriff, unter welchen ein Ding 
gefaßt wird, zufolge der Einteilung aller Gegen- 
Hände des Denkens in gewifje Klaſſen (nach Ari— 
jtotele3 in 10, nad) Kant in 4: Quantität, Quali— 
tät, Relation und Modalität); überh. Gattung, 
Art; Tach, Klaſſe, Sorte, Gruppe; urfpr. Angabe, 
Behauptung, Borwurf, Anklage; Kategorẽma 
oder Kategorem, n. Ur-, Grund-, Stanmbegriff, 
Klafjenbegriff; urjpr. der Anklagepunft; kategs— 
riſch, beitimmt, entjcheidend, unbedingt, gerade 
heraus, ohne Umſchweif, nicht auf Schrauben ge- 
ſtellt; der kategoriſche Imperativ, das unbe- 
dingte Vernunftgebot oder -gejeg (Kant); vgl. 
Imperativ; fategorifieren, in Begriffsfächer 
bringen, nad) Klaſſen ordnen. 

Kateleftrotönus, m. die gejleigerte Erregbarkeit 
eines vom eleftriihen Strome durchfloſſenen Nervs, 
die ji) im negativen Pole einstellt. 

Katenen, (von lat. catena, Kette) Ketten; eatenas 
atrum od. c. ecclesiae, pl. Sammlungen von 
ibelauslegungen aus den Schriften der Kirchen- 

väter; Katenaria, f. Größenl. die Kettenlinie, eine 
frumme Linie, wie fie von einer an beiden Enden 
aufgehängten Kette durch das eigne Gewicht der- 
jelben gebildet wird; fatenarifch (l. catenarius,a, 
um), fettenartig; fatenieren (I. catenäre), verfet- 
ten; Katenation, f. (l. catenatio), die Anfettung; 
Katenipära, pl. I. Kettentorallen; fatenufiert, 
nl. (von catenüla, Kettchen) aus Kettchen beitehend, 
aus Fleinen Gelenfen zujammengefügt. 

Katerai, pl. (ipr. —dſchi) die Kutſcher od. Fuhrleute 
in der Türkei. 

fat’erochen, ar. (xaT' ESoxrv, von exoche, Hervor- 
ragung) vorzugsweiſe, ausſchließlich, ſchlechthin. 

Katgut, engl. (ſpr. kättgött) d. i. Darmſaite, Fäden 
zu chirurgiſchen Zwecken (zum Heften, Binden uſw.), 
die wie die Darmjaiten aus Schafdärmen bereitet 
und mit Karbol beitrihen werden (diefe Fäden 
werden vom Körper aufgejogen). 

Katharer, pl. (vom gried). kathärös, rein, fittlich, 
rein, unbefleckt) eig. die Reinen, jeit dem 11. Jahrh 
Name mehrerer wegen manichäiſcher Kehren als 
Feinde der fathol. Kirche verfolgten Sekten (fpäter 
in Reßer verderbt); Katharine, f.verkl. Käthchen, 
weiblicher Name: die Keine, Züchtige, Sittenreine; 
Katharinen-Pilaumen, eine Art gelber, jehr jü- 
Ber und ſaftiger Pflaumen; Katharinerinnen, 
— Dominifanerinnen, j.d.; Katharismus, 
m. Spradreinigung, Spraßreinigungseifer, = 
Purismus; Katharjis, f. gr. Heilk. die Reini» 
gung, Ausleerung des Darmkanals; auch geiftige 
oder fittlihe Neinigung, Läuterung, 3.2. der Lei- 
denjchaften; Kathartif, f. Reinigungslehre, gei- 
ftige Reinigungstunit; Kathartikon, n. (l. reme- 
dium catharticum), pl. Kathartika, Reinigungs» 
oder Abführungsmittel; Kathartin, n. der neu- 
entdeckte Abjührungsftoff ver Salappe, der Sennes— 


Kathareſis 


blätter und ähnlicher abführender Mittel; kathär⸗ 
tiſch, reinigend, weihend, heiligend; auch abführend. 

Kathäreſis, f. gr. (v. kathairein, herunternehmen, 
verringern, vernichten) Heilk. Herabſtimmung, 
Schwächung; Ertötung, Zerätzung; Kathärẽktika, 
pl. — ſchwächende Mittel; tötende Mittel; Atz— 
nuittel, 


Katharine, Katharjis, Kathartif ꝛc., |. unter. 


Katharer. 


Katharinka pflegt man in Rußland die Banknoten | 


iiber hundert Rubel zu nennen, da auf diejen 
Scheinen gewöhnlih das Porträt der Kaijerin 
Katharina angebract ift. 

SKatheder, n. griech. (kathedra, f. d. i. überh. Sitz, 
Stuhl; [. cathedra) der Lehr- oder Rednerſtuhl, 
Sehrjis; Katheder-Sozialiſt, m. ciner, der die 
joziale Idee nur lehrt, nicht praftifch verfolgt, und 
der ſich daher in feiner Lehre leicht in unpraftiiche 
und unausführbare Träume und Ruftgebilde ver- 
irrt; K.-Held; K.-Poeſie, d.i. Poeſie, die nad) den 
Borihriften eines äjthetiichen Lehrgebäudes her— 
gejtellt iſt, aber des wirklichen Lebens entbehrt; 
K.-Weisheit u.a.; fathedern, lehren, ſchulmei— 
jtern; Kathedra, Lehrſtuhl, Biſchofsſitz, Stu! 
Petri; ex eathedra (Petri) dezidieren, !. eig. 
vom Lehrſtuhle des Petrus herab entiheiden, d.h. 
einen päpftlihen Machtſpruch tun; tathedräl, 
Adj. das, was ſich auf einen Biſchofsſitz bezieht 
oder zu ihm gehört, 3.8. Kathedralgericht, Kathe- 


dralgebiet u.a.; Kathedrältiche od. Kathedräle, | 
f. nl. eine biſchöfliche Hauptkirche, eii Dom over | 


Münfter; Kathedralglas, Alt-Kirchenglas; Ka— 
thedratifum, n. Lehrgeld auf Hochſchulen; ehem. 
auc der Stuhlpfennig, eine Abgabe der Pfarrer 
an den biichöflichen Stuhl; auch Abgabe der Diö— 
zejanen zur Erhaltung des baulichen Zustandes der 
Rathedrale. 

Satheget, m. gr. (v. kathegeisthai, anführen) ein 
Führer, Xehrer; Einjenfer, Einjchieber. 

Siatheten, pl. gr. (sing. kathetes, d. i. Senfe, Senf- 
linie, von kathiemi, id) laſſe hinab) die beiden kür— 
zeren, den rechten Winkel bildenden Seiten, die 
Kleinſeiten eines rechtwinkligen Dreieds; Kathe— 
tomẽter, n.Abſtandsmeſſer, ein Werkzeug, um aus 
der Ferne den jenfrehten Abjtand zweier Bunte 
zu meflen; Katheter, m. gr. (katheter, überh. 
Sonde, feines Röhrchen zum Einlaffen in die Harn- 
röhre, ebenfalls von kathiemi, ich lafje hinab) ein 
Abzapfer, Harnleiter, künſtliches Harnröhrchen; 
fatbeterifieren, den Harn mit einem Urinröhrchen 
abzapfen; Katheterismus, m. die Ubzapfung des 
Harns mit dem Katheter. 

Kathismäta, pl. gr. (v.kathizein, ſich en) 
bibliſche Abjchnitte od. Gefänge der griech. Kirche, 
bei denen die Gemeinde jid) niederfeßt. 

SKathöde, f. ar. (v. käthodos, der Weg hinab, der 
Niedergang)der negative Pol derzu chemijchen Zer- 
jegungen (Elektrolyjen) verwendeten galvanischen 
Kette, Stromausführer, Stromaustritt; Katho— 
denftrahlen, pl. eleftriiche Strahlen, die in: jtarf 
luftverdünnten Raume an der Kathode auftreten. 

tfathoͤliſch, gr. (kathölikös, von kathölos, ganz, ge- 
jant, zgej. aus katä, f.d., und hölos, ganz, un- 
geteilt) allgemein, von denjenigen Büchern des 
N. T. gebräuchlich, welche an feine befondere Ge— 
meinde gerichtet jind; allgemeingläubig, der römi— 
jhen Kirche zugetan, päpſtlich; auch: griechiich-fa- 
tholiſch; katholiſche Majeftät, Titel der Könige 
von Spanien; Katholit, m. ein Allgemeingläubiger, 
ein Chriſt, der ſeinen Kirchenglauben für allgemein 


Katt 425 
gültig und verbindlich Hält und (ſofern er römiſch— 
atholiihen Glaubens ift) den Papſt als das Ober- 
bauptder Kirche anerkennt; Katholizismus, m. nl. 
der Allgemeinglauben, verrömijch-Fatholijche Glau— 
ben; Katholizität, f. Allgemeinheit, Rechtgläubig- 
feitder fatholijchen Kirche ; Katholikos, m. Titeldes 
oberiten Bifchof3 der armenifchen Kirche; Katholi— 
fon, n. (l. catholicum) etwas Allgemeines, bef. ein 
allgemeines Wörterbuch, Allwörterbuch; ein all— 
gemeines Heilmittel, da3 gegen alle Krankheiten 
dienen fol, = Univerjfal-Medizin; Katho— 
likométer, m. ein Allmefjer, Allgemeinmefler; fa= 
tbolifieren, rechtgläubig machen; zum katholiſchen 
Glauben neigen. | 

Kathypnie, f. gr. (vgl. Hypnos) Heilk. der ſehr feſte 
Schlaf, Tiefſchlaf. 

Kati, Katjes, | Katt. | 

fatieren, jr. (catir, altfr. quatir, v. gleich]. I. coa- 
ctare, zujammenprejjen) Tuch preſſen, ihm die 
Glanzpreſſe geben. IE 

Katilinäriſche Eriftenzen, pl. I. mad) Katilina, 
einem beruchtigten römischen Verſchwörer) herun- 
tergefommene Menschen, die aus verfehltemlebens- 
beruf zu Umtrieben der fchlechteiten Art geneigt 
find; (von Bismard in einer Barlamentsrede ge- 
braudt). | 

Katinat, m. fr. (fpr. fatindh) ein gemuſtertes Zeug 
aus Baummollen- und Leinengarn. 

Kaͤtinka, f. ruſſ. Berk. für Katharina, Käthchen. 

Statino, m. it. (l. catinus) ein Beden; santo ca- 
tino, die in Genua bewahrte heilige Schale, welche 
der Gral fein foll (f.d.), ein für Smaragd aus- 
gegebener ſchöner Glasfluß. 

Katiön, n. gr. (von katienai, niedergehen) der bei 
eleftrochemifcher Zerlegung am negativen Pol der 
galvaniſchen Kette auftretende Stoff. 

Satlin, n. engl. (fpr. Fät—) das Zwiſchenknochen— 
mejjer für Amputationen. 
Kato, m. I. Name zweier wegen ihrer ftrengen Sit— 
ten berühmten Männer im alten Rom; daher ein 
ftrenger Sittenrichter; fatonifieren, den Kato 

jpielen, jtveng richten., 66 

Katoche, f. gr. (katoche, von kat-Echein, anhalten, 
fefthalten) eig. das Feithalten, Hemmen, Uberwäl- 
tigen; Heilk. die Starrjucht, Öliederiteife; der feite 
Schlaf bei offenen Augen. Erler 

Katöden, m. gr. (v. odus, odöntos, der Hahn) eine 
im Unterkiefer gezähnte Walfiſchart. , 

tatophöniich, gr. (von käto, hinunter, und phong, 
Stimme) abwärts- oder hinabtönend. 

Katopoͤden, pl. gr. (v. k&tö, unterwärts, und püs, 
Gen. podös, Fuß) eig. Unterfühler; Naturk. Fiſche 
mit Bauchfloſſen, Bauchflofjer. 

Katöptrif, f. gr. (von kät-optron, Spiegel) Die 
Spiegellehre, die Lehre von der Zuriidwerfung des 
Lichtes, auh Anakamptik; Tatöptriich, den 
Spiegel od.die Spiegellehre betreffend; Katoptro— 
mantie, f. die Weisfagung aus Spiegeln. 

Kätorga, f. ruff. (türk. kadirgha, neugr. kätergon, 
Galeere) Zwangsarbeit, Galeerenſtrafe, die ſchwerſte 
Kriminalſtrafe des ruſſ. Kodex. 

fatoterifch, (v. gr. katoterikös) Heilk. abführend; 
Kutoterife, pl. Abführungsmittel. 

Katihu, m. S.Kautſchuk. 

Katt, Katti, Kätti, Katjes, Katto, m. (malay. u. 
jav. kati) ein fait in ganz Süd-Aſien, ſowie in 
China, Japan und auf den Kanarifchen Injeln ge- 
bräuchliches Gewicht, das bald mehr, bald weniger 
als 600 g beträgt; Kati, ein Edelſteingewicht (vgl. 
auch Tan). 


426 Kattegatt 

Kättegatt, n. dän. eig. Kagenloch, Name des Mee— 
Sr — Jütland, Schweden u. den däniſchen 
Inſeln. 

Katten, eig. Chatten, pl. ein tapferer altdeutſcher 
Volksſtamm in dem heutigen Heſſen und Franken. 

Kattos, — unförmliche ſiameſiſche Silbermünze 

50 Mk. 


Kattuün. m. (aus dem it. cotone, fr. coton, engl. 
cotton, bon dem arab. al-qüton, Baumwolle; vgl. 
Koton) ein gewöhnlich mit Muftern bedrudtes, 
dünnes, leichtes Baummollenzeug. 

Saubang vd. Coubang, n. das kleinſte Gold- und 
Silbergewicht auf den Molukken = 0,461 @. 

Kauchemar, m. fr. (pr. kohſch'meir, vom altfr. cau- 
cher, it. calcare, treten, prejjen, u. dem deutjchen 
mar, althocdhd.mara in nachtmar, engl.nightmare 
der Nadıtmahr, Alp) das Alpdrüden, der Alp. 

Kaudatarius, m. (vom |. cauda, Schwanz) pl. 
—ten, auch: Kaudatar, pl. —e, unterwürfiger, 
blindergebener Anhänger, Schleppenträger. „Indeſ— 
ſen hatte e8 doc) unter allen feinen Nebenbuhlern, 
Schülern, Raudatarien ihrer zweien geglüdt.’ 
Wieland, Geſch. der Abderiten, Birch III, 3. 

Kauderweiſch, (von dem Kaudern, d.i. Zwiſchen— 
handel treiben, wucherifchen Kleinhandel treiben, 
alſo Kauderwelſch: die unverftändliche, ver- 
worrne Sprachederwelichen, fremdländijchen Händ- 
ler, vielleicht unter Vermiihung mit dem Worte 
churwelſch entitanden), verworrne, unverſtänd— 
liche Sprache. 

Kaudiniſches Joch, n. l. Demütigung, Unterwer— 
fung; kandiniſch — demütigend, ſchmachvoll. (Bei 
dei furculae Caudinae, d. i. den kaudiniſchen Päſ— 
ſen, die bei der Stadt Kaudium an der Via Appia 
lagen, wurden i. J. 321 v. Chr. die Römer von 
den Samnitern vollſtändig beſiegt und mußten in 
ſchmachvoller Weiſe einzeln unter dem Joch hin— 
weggehen zum Zeichen ſchimpflicher Unterwerfung.) 

kaukaͤſiſch, zu dem Gebirge Kaukäſus in Aſien ge— 
hörig, davon herſtammend; die kaukaſiſche Neffe, 
der weiße Menſchenſtamm, zu welchem die Vorder— 
Aſiaten und die Europäer gehören. | 

Kaulẽdon, n. gr. (eig. fiengelartig, von kaulös, 
Stengel) Deilf. der Duerbruch eines Knochens. 

kauleſzent (von caulis, m. I. der Stengel kraut— 
artiger Bilanzen), jtengelbildend; kaulifoͤrm, ſten— 
gelförmig, jtengelartig; Kaulöm, n. ein Achſen— 
gebilde (Bflanzenk.); Kanlikulus, m. l. der Blu— 
menjstengel am forinthiichen Säulenfopf. 

Kauma, n. ar. (von kalein, brennen) Brand, Hitze; 
Heilf. ein hitiges Fieber. 

Kaungs, m. gr. Sohn des Milet und der Cyane 
od. Eudothea, wurde von feiner Schweiter By - 
blis mit unzüchtiger Liebe verfolgt; Daher kau— 
niſche Liebe, — verbotene Liebe. 

Kauri, m. das Schlangenköpfchen, Dtterföpfchen, 
die guineifche Münze, Mujchelmünze, au): Sim- 
bipuri oder Zembi, eine Art Fleiner, weißer 
Porzellanſchnecken (Cypraea mon&ta) in Oftindien, 
Siam, auf den maledivischen Inſeln, be. aber im 
Innern von Guinea als Scheidemünze gebraucht. 

faufäl, ipätlat. (causälis, e, vgl. causa, die Urfache) 
urſächlich, begründend, z. B.eine Kauſal-Konjunk⸗ 
tion, ein begründendes Bindewort; K.-Mexüs, m. 
der ürſächliche Zuſammenhang; K.-Prinzip, n. 
der Grundſatz der Urſächlichkeit; Ke-WWerbindung, 
eine Verbindung dur Urſache u. Wirkung; Kanfe= 
(ität, £. nl. Unjählichfeit; Ranfation, f. 1. (cau- 
satio), das Vorſchützen einer Urſache, die Entſchul— 
digung; kauſatib, ſpätlat. bewirkend, verurſachend; 


Kaval 


Kanfatisum, n., pl. Kauſativa, Bewirkungs— 
wörter; Kanfätor, m. nl. der Urheber; kauſieren 
(ft. causer), verurjfachen, veranlafien. 
Kaufen (fpr. Eohien, fr. causes), pl. Rniffe, Ränke 
Kanfenmacher(ipr.tohien—),Ränfejchmied;eause 
eelebre,f. fr. (pr. fohf’Beläb’r)merfwürdiger u. be- 
rühmter Rechtsfall; eine Sache, Die Aufjehen erregt. 
Kauſerie, f. (fpr. koſ'rih) fr. (v. causer — koſen, 
plaudern) Geplauder, Wlauderei; unterhaltender, 
nit ſtreng wiljenjchaftlicherBortrag; Kauſeur, m. 
(ipr.Eojögr)ein Plauderer; Hanfenfe,f. (ipr-tojöhl’) 


.. eine Blauderin; auch Feines Sofa, Plauderſofa. 


ne) 


auſis, f. gr. (v. kalein, brennen) das Brennen, die 

Berrichtung des Brennens; kunſtiſch, übend, bei- 

zend; beigend, brennend (jatiriich); kauſtiſche 

Kurve vd. Rinie, Brennlinie, eine krumme Linie, 

die Durch die Punkte gebildet wird, in welden Die 

von einer andern krummen Linie vefleftierten Strah— 

Lei ſich durchſchneiden; Sanftife, pl. Atz- vd. Beiz⸗ 

mittel, brennende, anfreſſende Mittel; Kanſtik, f. 

die Atz- oder Beizkunft, auch die Lehre von den 

Brenulinien; Kauftizität, f. nl. Atzkraft, Atzbar— 
keit, uneig. die beißende, Spottſucht; Kanterium, 
n. (gr kauterion) ein Ätz- oder Beizmittel; auch 
Brandeiſen, Brandmarkeiſen; kauteriſieren, 
barb.-[. ätzen, brennen, ausbrennen, dumpf- oder 
totbrennen; Kauteriſation, f. die Verrichtung des 
Brennens oder Abens, das Tothrennen, 3. B. hoh— 
ler Zähne; kauftiſche Soda, Abjoda. 

Kautẽl, f. (l. cautsla) die rechtliche Vorkehrung, um. 
möglichem Schaden vorzubeugen, Siherungsmaß- 
regel, Vorbehalt, Verwahrung; eaute, [. (Adverb. 
v. cautus, d. cavöre, ſ. Tavieren) vorjichtig, behut— 
ſam; si non caste, caute tamen, wenn nicht 
keuſch, doch Hug! nur den Schein bewahrt! Kau⸗ 
telãr⸗Jurisprudenz, f. dev Teil der praktiſchen 
Rechtswiſſenſchaft, welcher Vorſichtsmaßregeln zur 
Verhütung möglichen Schadens lehrt; fantelds, 
nl. (fr. cauteleux) vorjihtig, verſchmitzt. 

Kauteriiation, Kauterium, |. Kauſis. 

Kaution, f. I. cautıo (von cavere, ]. favieren) die 
Buͤrgſchaft oder Gewähr für fich ſelbſt od. andre; 
auch das zu diefem Zweck erlegte Pfand⸗ od. Haft- 
geld; cautio reälis od. Realkaution, Ölterver- 
jiherung; Kautionsſchein, m. Haftſchein, Bürg- 
ichein; Fauttonteren, nl. (fr. cautionner) ſich für 
jemand — M IR: * 

Kautſchuk, n. ſüdamerik. fr.caoutchouc, caou u, 
an a indianischen Benennung Cahuchu) Feder⸗ 
harz, der eingetrocknete Milchſaft des Kautſchuk⸗ 
baumes, beſ. für Gummi elaitifum; vielfach 
auch in Zufammenfegungen, 3. B. Kautſchukrohr, 
Kautſchukball, Kautſchukring u. a.; uneig. Kaut⸗ 
ſchuk-Mann, d. i. einer, der jeine Glieder ver- 
drehen und verfchlingen kann, als ob fie aus 
Kautſchuk wären; R,-Paragraphen, jehr dehn- 
bare Gejeesparagraphen, die ganz verſchieden u. 
willkürlich ausgelegt u. angewendet werden können; 
8.-Charatter, u.a.; fantichutieren(trani.Berb.), 
mit einer Kautſchukſchicht belegen, mit Kautſchukzu— 
bereiten, i.B. fautjchutierte Seidenzeuge, d.i ſolche, 
die mit einer dünnen Schiht Kautſchuk belegt find. 

Save, f. it. ein Steinbrud; Kavage, f-, r. m. fr. 
(pr. kawahſch; v. cave, Seller, von I. cavea, Höh— 
fung) die Einfellerung, Einlagerung der Waren; 
Arbeitslohn fir die Einkellerung; Kellerzing, Miet- 
zins für die —— Re. — 

Kabagnole, n. fr. (ſpr. kawanjol; v. If. cavagna, 
oh) ein dem Biribi (f. d.) ähnliches Glücksſpiel. 

Kabäl oder Kabaäll, m. (vom [. cabällus, ſpan. ca- 


Kavaß 


ballo, it. cavällo,= fr. cheval, Pferd) der Nitter 
in Tarodipiel; Hapalfade, f. fr. ein präcdhtiger 
Aufzug zu Pferde, Reiterzug; Kabalier, m., pl. 
Kavaliere (fr. cavalier, it. cavaliere, ml. cabal- 
larius), eig. ein Reiter, Ritter, Edelmann; im 
Schadjpielder Springer; im Feftungsbau dieBor- 
derſchanze, Kate, ein voripringendes Außenwerk; 

- bei Schiefer- u. Metalldächern die rundgebogenen 
Blechplatten, mit twelchen die Firfte bedeckt werden, 
um das Eindringen des Waſſers zu verhüten; Ka— 
palier-Papier, Briefpapier von geringer Dlatt- 
größe; K.-Parole, f. das Ehrenwort; K.-Per— 
ſpektĩbe, Die Darjtellung od. Anficht eines Gegen— 
ſtandes halb von der Seite, halb von oben, cava- 
liere servente, it. der dienſteifrige Begleiter einer 
Dame, vgl. Cicisbeo; fapalierement, ir. (Pr. 
kawal'jär'mäng) eig. ritterlich, dann weltmänniſch; 
bei. leichtweg entjcheidend, vornehm abjprechend, 
hochfahrend; Kaballerie, f. (fr. cavalerie) die Rei— 
terei; im Tarod: die Reihenfolge der fog. 4 Bilder 
in derjelben Farbe; Kaballeriſt, m. ein Soldat zu 
Pferde, Reiter; Kaballero, m. (pr. fumwaljero; jebt 
gew. eaballero geſchrieben) in Spanien ein Edel- 
mann der geringiten Klaſſe; Kavalléetta (auch Ka- 
baletta), £. it. eig. Grashüpfer, Grille; Tonk. ein 
gelälliger, hüpfender Sa& (Thema) in der Arie od. 
Kavatine italienischer Opern; Kavallétto, m. it. 
(Pferdchen) ein hölzernes Pferd zum Boltigieren; 
ein hölzerner Ejel oder Bock zur VBrügelftrafe ꝛc.; 
überh. ein Geſtell, bei. die Staffelei dev Maler; 
Kavalquet, n. fr. (pr. —walkeh) ein Reitermarfch, 
Zrompeterftüc, welches bein Einrücken der Rei— 
terei in eine Stadt geblajen wird. 

and, m., pl. Kavaſſen, türk. (kawwäs) Gendar- 
men, Bolizeifoldaten. 

Kavdta od. Kasite, f. it. (von cavare, herausholen, 
hervorheben, v. I. caväre, aushöhlen) ein einfacher 
leiter Geſang; das gelöjte Geld; der Ertrag eines 
Wechſels nach dem Kurs; Umfeßung eines Wechſel— 
briefes gegen bares Geld; Kabatina oder Kaba— 
tine, f. ein furzer ſchlichter Geſangsſatz, ohne die 
bei der Arie gewöhnliche Wiederholung und ohne 
Berzierungen. 

Savdte, f. (vom [. cavus, hohl, caväre, aushöhlen) 
ein Gewölbe; Bauf, der gewölbte Unterbau einer 
hochliegenden Kirche; Kabation, £. (l. cavatio) die 
Aushöhlung, Ausgrabung eines Kellers. 

Kaveat, Kavent, j. favieren. 

Kabeçon oder Kabeſſon, n. fr. fpr. kaw'ßöng; it. 
cavezzöne, von cavezza, Halfter, vgl. capistrum) 
der Kappzaum. 

Kabveer oder Kabeer, = |. Kabir. 

Kaveling, f. hol. = niederd. Kabel (f. Kabel 2); 
203, Anteil; mehrere Stücde, die zufammen ver- 
jteigert werden; vgl. Kavelin. 

Kaverne, f. fr. oder [. caverma (von cavus, hohl) 
eine Höhle, Grotte; ein Keller; Heilf. eine durch 
Bereiterung entjtandene Höhle; kabernös (l. ca- 
vernösus), voll Höhlungen; kavernöſe Reſpira⸗ 
tion, f£. Heilt. das Höhlenatmen. [zwei größeren. 

Siavette, f. fr. ein Kleiner Fejtungsgraben zwiſchen 

Kaviar, m. tatar. (fr. caviar, fpan. cabiar, cabial, 
it. caviale, neugr. kabiäri, türk. haviär; ruff. ikrä; 
das Wort jtammt alfo nicht aus dem Ruffifchen) 
Störrogen, Pökelrogen, eingejalzener Rogen vom 
Haufen, Stör, Sterlett und einigenanderen Fischen, 
bei. aus der Wolga und dem Kafpifchen Meere. 

labieren. I. (cavere, jich hüten) bürgen, qutfagen, 
Bürgichaft oder Gewähr leiften; bei Rauıfl- Wedel, 
bricfe favieren, an den Mann bringen, verhandeln; 


Keepſake 427 


Fechtk. einen Fechtſtoß unterwärts abhalten, den 
Leib einziehen, |. v.w. parieren; ſich kabieren, 
in acht nehmen; Kabẽat, n. (v. l. caveat, er hüte 
ih!) Rſpr. die Warnung, gerihtlicher Einſprüch; 
Kabent, m. (1. cävens) ein Bürge, Gewährsmann; 
Kavet, n. (eig. er birgt) die Bürgfchaft; Kabet— 
Schein, Bürgſchaftsſchein. 

Kabviller, Kafifer, m. (Gaunerſpr. vom neuhebr. 
kefäl, abdecken, abziehen, das Fell abziehen) der 
Abdeder, Schinder; Kavillerei, Kafilferei, f. die 
Abdederei. 

fapillieren, l. (cavilläri) jemand verjpotten; jpiß- 
jindige Trugfchlüffe anwenden; Kapiffation, f. 
die Berfpottung durch verfängliche Fragen, Trug- 
ſchlüſſe 2e.; kavillös, ſpitzfindig, verfänglich. 

Kavbitüt, f. nl. (v. l. cavus, a, um, hohl) die Höh— 
fung, Hohlheit, bei. im menjchlicden Körper: die 
drei großen Kapvitäten: Kopf, Bruft- und 
Bauchhöhle. 

Kavitſle und Kawitſche, n. it. (v. caviccio, Pflock, 
Nagel) ein hölzerner Nagel, an welchem die ge— 
färbte Seide herausgedreht wird. 

Kawa od. apa, f. polyneſiſch (kawa, kaua, welches 
in der neujeeländ. Sprache auc) bitter, ftark [von 
geijtigen Getränken], ſtinkend 2. bedeutet) eine Art 
Pfefferſtaude (piper excelsum), bef. die Wurzel der- 
jelben u. das daraus bereitete berauſchende Getränf. 

Kawäß, ſ. Kavaß. 

Kawi-Sprache, die alte Schriftſprache auf der In— 
jel Sava, eig. Dichterfpracdhe (vom ſanskr. kawi, 
Dichter, von kaw, malen, bejchreiben). 

Kara, m. ältere indische Münze von Blei mit einen 
Loch in der Mitte, um fie aufzureihen, etwa — 
oo Pfennig. 

Kahenne, f. (ſpr. Tajenn’) die befte Farbe bei einer 
Art des Whiſtſpiels; ein Halbjeidenes geitreiftes 
Sommerzeug; Kayenne-Krankheit, eine in 
Kayenne (Guiana in Sidanterifa) einheimijche, 
den roten Ausfag der Araber ähnliche Krankheit; 
Kahenne⸗-Pfeffer, ein ſtarkes, beißendes Gewürz 
aus den reifen Samen von capsicum baccatum 
(v. Kayenne). t 

fahieren, fr. Fechtf. — degagieren. 

Kazadör, m. jpan. (v. cazar — fr. chasser, jagen; 
vgl. Chaſſe) ein Jäger, Scharfſchütze. * 

Kazan oder Kaſan, m. hebr. (chasan; vgl. Haſan) 
der Vorſänger im Judentempel. 

Kazawäikg, f. jlav. ein kurzer, weiter Damen-Über- 
tod mit Armeln ohne Taille. 

Kazik vd. Kazike, m. (ſſpan. cacique, aus der Sprache 
von Hayti) ein Stammhaupt, Häuptling bei den 
wilden Sndianer-Bölfern in Südanterifa. 

Kazir, m. = Refir, ].>. 

Kebes, pl. türkifche, wollene Bettdeden. 

Keblah vd. Kiblah, f. arab. (kiblah, überhaupt die 
gegenüberliegende Gegend, bei. Süden, v. kabala, 
gegenüberliegen)das Ziel; Die Richtung nach Mekka, 
wohin die Mohammcedaner beim Gebet das Geſicht 
wenden; auch der dieſe Richtung anzeigende Koran- 
Schrank in jeder Mojchee. r 

Kechenäer, pl. gr. (von chainein, gähnen, Hafen, 
jcherzh. von Ariftophanes für Athenäer gebildet) 
Gaffenäer, Gaffer, Maulaffen. [ländern. 

Kedis, m. feine weige Leinwand in den Morgen— 

Kedmaä, n. gr. das chronische Gliederreigen, bei. in 
Hüftgelenf, 

Keepfafe,n. engl. (ſpr.kihphehk; von keep, behalten, 
aufbewahren, und sake, Sache) ein Gejchen zum 
Andenken, Erinnerungszeichen; ein jährlich erichei- 
nendes Tafchenbud). 


C 


428 Kefern 


Kefern, |. Riafir. 

Keffetil oder Killkeffi, m. perſ.türk. (von perf. kef, 
Schaum, u. gil, Ton) Schaumton od. Meerſchaum, 
eine mweißgelblihe Talf-Erde in Aſien, befonders 
in Natolien, die zu Pfeifenföpfen gefehnitten und 
aeformt wird. 

Keftr, m. Faufafifhes Gärungsmittel und Getränf 
aus Kuhmilch; ſowohl die Kefirkürner, als aud) 
die durch deren Auflöfung in Milch bereitete Flüf- 
figfeit, die teils als erfriichendes, nahrhaftes Ge⸗ 
tränf, teil3 als Heilmittel dient; Kefir-Kur, eine 
ur, bei der Kefir angewendet wird; K.-Pilz, der 
Härungsträger in dem Kefirforn. 

Keimẽlion, n. gr., p!. Keimelia, ein wertvolles 
Serät od. Kunſtwerk, ein Kleinod, das man auf- 
bewahrt (vgl. Cimelien). 

Kekhenemals, n. ein harziges, grünliches Gummi 
aus Amerifa, und von der Inſel Zeylon, in der 
Arzneikunde und in der Malerei gebraucht. 

Hele, f. gr. Bruch, jest nur in Zuſammenſetzungen: 
Kelologie, £. die Lehre von den Brüchen, Bruch— 
ehre; Kelntomie, f. die Bruchjchneidung, der 
Bruchichnitt, gew. Celotomie; Kelotom, m. der 

Bruchſchneider, das Bruchſchneidemeſſer. 

Kellek, n. perſ. (kalak) eine Art Floß aus Rohr, von 
aufgeblafenen Schläuchen getragen, bef. auf dem 

Euphrat und Tigrie. 

Kelp, n. engl. (wahrich. arab.; val. Kali, und arab. 
xelb, rein, Dark, Saft) Aſchenſalz aus verbrann- 
ten Meerpflanzen, |. Soda. 

Kelph od. Kelpie, m. ſchott. (vielleiht von gäl.-ir. 
cealg, anloden, täufcyen, verführen, oder v. ceal, 
Ipod, Fruchtbarkeit, Brophezeiung) ein Waffergeift, 
Flußgeiſt, oft in der Geitalt eines weißen Pferdes, 
der den Tod eines im Wafler Umkommenden vor- 
ker anzeigt oder ihn aud) ſelbſt in die Tiefe hin— 
abzieht. ltiſches grobes Wollenzeug; ſ. auch Kilt. 

Kelt, m. (altgäl. u. ir. cealt, Kleidung 2c.) ein ſchot— 

Selten, pl. ein altes, im weſtlichen Europa, bei. in 
Hallien, Spanien, Britannien, verbreitetes Bolt, 
weldes aus Wien ftammt, ſchon im Altertum 
größtenteils von den Römern unterjocht, jpäter 
von den germanischen Völkern unterworfen und 
mit denjelben vermifcht. Nur wenige Reſte dieſes 
Bolfsftammes haben ihre eiaentiimlidhe Sprache 
bis heutebewahrt; jolche keltiſcheſprächen find: 
das Gäliſche in Hochſchottland, das Srifche in 
Irland, das Wallififche in der Grafſchaft Wales, 
und das Bretonijche in der Bretagne. 

Kemeas, n. geblümter Taft aus Oftindien. 

Kemnäte, f. altdtich. (nıhocyd. kemenäte, kemenät, 
althochd. cheminätä; v. it. u. ml. caminata, cam- 
minata, heizbare® Zimmer, Saal, v. l. caminus, 
Kamin; aud) rufj. kKömnata, Zimmer) ein einzeln 
itchendes Wohngebäude, ein Schlafgemadj; Kem— 
nat⸗Lehn, n. ein in einer Wohnung, einem Haufe 
oder mehreren Zimmern bejtehendes Lehn. 

Ken, ſ. Keng. 

Fenangie, f. gr. (v. kenös, leer, u. ängos, Gefäß) 
Heilk. Gefäßlcerheit. 

Kendhriten od. Kenhroiten, pl. gr. (v. kenchros, 
Hirſe) Hirfenfteine, Rogenſteine, deren Körner 
Hirſenkörnern ähneln. 

Kendalgreen, n. engl. (ſprich: kendälgrihn) ein zu 
Rendal in Weſtmoreland verfertigtes griines Tud). 

Keng oder Ken, japan. Längenmaß von 6 Schafu 

Kenne, = Alkanna. [= 1,818 m. 

Stennel, m. engl. (kennel, Hundehiütte), Hundejtall; 
Fuchsloch. 

Kenöſis, f. gr. (v. kenün, ausleeren, v. kenös, leer) 


Keren 


— Ausleerung, Entleerung; Kenotaphium, 

. Ken—. 

Kephalän, f. gr. (von kephale, Kopf) Heilf. heftiger 
Kopfihmerz; Kephalägra, n. Kopfgiht; Kepha⸗— 
Talgie, f. der Kopfſchmerz, das Kopfweh; Kepha— 
fifa, pl. kopfſtärkende Mittel; Kephalitis, f. die 
Kopf- od. Hirnentzündung; Kephalometer, n. ein 
Kopfmeſſer, Werkzeug zur Kopfmeſſung neugebor- 
ner Kinder; Kephalopsde, m. Kopffüßler, eine 
Ordnung der Weichtiere; Kephalotribe, m. (nach 
franzöſ. Benennung) ein zangenartiges Werkzeug 

zur Ausführung der ephalatrinite, d. h. der Zus 
Jammendrüdung des Kopfes der toten Leibesfrücht 
bei ſchweren Geburten. 

REhDEn?, m. Name eines fabelhaften Königs von 

thiopien, Vaters der Andromeda; Sternk. eine 
tautenförmige Gruppe von 4 Sternen, zunächſt am 
nördlichen Pol. 

Kepi, n. eine Art Kappe od. Mütze einiger fran- 
zöfiihen Truppen in Afrika. 

Kenätdphion, n. gr. (von kepos, Garten, und tä- 
phos, Grab) ein Grabmal, welche3 von einem klei— 
nen Garten umfriedigt it; ein Gartengrabmal. 

Keramentif, Keramie oder Keramik, f. gr. (von 
kerämos, Ton, keram£uein, Töpferarbeit machen) 
die Töpferfunft, Runfttöpferei, Erzeugung u. Ber- 
arbeitung von Fayence, Majolika, Porzellan, auch 
Bereitung von Badjteinen 2c.; Keramograpbie 
od. Keramograͤphik, f. Ton⸗ oder Ziegelmalerei, 
Malerei auf Tongefäßen im alten Griechenland, 
bei. in Athen; keramograͤphiſch, auf Ton gemalt 
und eingebrannt; Keramohalit, m. Haarjalz, 
wafferhaltige ſchwefelſaure Tonerde. Ä 

Bee. od. Keratophyllit, m. gr. (von KEras, 
Horn) Bergk. Hornblende; Kerateftomie, f. Heilk. 
das Ausfchueiden der Hornhaut des Auges, der 
Hornhautausſchnitt; Keratiäſis, f.ein hornartiger 
Auswuchs des Körpers; Keratin, m. der Hornſtoff; 
Keratine, f. 1. das Krummhorn, die Poſaune; 
2. = Cornutus, ein fophiltiiher Trugſchluß; 
Keratit, m. Hornftein; Keratitis, f. Hornhaut- 
entzündung; Keratogeneiis, f. Hornerzeugung, 
Hornbildung; Keratoiden, pl. hornähnliche Ver⸗ 
ſteinerungen; Keratolithen, pl. verſteinerte Hör⸗ 
ner; Keratöma od.Keratöm,n. ein Horngewächs; 
Keratophät, m., pl. Keratophäten, veriteinerte 
Horntorallen, Abdrüde von hornartigen Seege- 
wächlen; aud) Kleine Pilze, die aus der Hornhaut 
wachen; Keratopidftif, f. künſtliche Hornhaut» 
bildung; Keratotom, m. Werkzeug zur Durd- 
ſtechung oder Durchſchneidung der Hornhaut; Ke= 
ratotomie, £. der Hornhautſchnitt. 

Kerannia, pl. gr. (von keraunöds, Donnerjclag) 
Bligfteine, Donnerfeile; Kerauntan=-Sinter, m. 
Blißſinter, Bligröhre; Kerannion, n. Verkl. von 
keraunös) eine niederwärts gefehrte Pfeilipike, 
als Eritifches Zeichen zur Andeutung verdorbener 
Stellen auf alten Handſchriften; im N. Tejtamente 
ein Zeichen, daß die Stelle aus den ropheten ge- 
nommen ift; im Plato, daß ſich ein Beweis auf fie 
gründen lajie; Benno. m. Knallgold; 
Seraunometer, n. Bligmeljer, Wetterſchlags— 
mefjer; Keraunoſlkopie, f. Wahrjagung aus dem 
Donner; Keraunoſtopium vd.Kerannojlopcıon, 
n. der Ort zur Beobad)tung des Donners; dieDon- 
nermaſchine auf Schaubühnen. ; 

Kterberos, m. gr. = Berberuß, }. >. I 

Sören, pl. gr. Kẽres) Fabell. die Todesgöttinnen, 
Schidjalsgöttinnen, die beſond, gemaltjamen Tob 
bringen, auch überh. Unheilsgöttinnen. 


Kerfopen 


Sterfüpen, pl. gr. (kerköpes, v. körkos, Schwanz) 
geſchwänzte Arten; in der gr. Fab. neckiſche und bo3- 
hafte Unbolde, die dem Wanderer allerlei Bofjen 
jpielten; Herkules, der fie einfing u. feſſelte, ließ fie 
um des Spaßes willen doch wieder los); Kerfo= 

ithefos, m. griech., pl. Kerkopithefen, langge- 
chwänzte Affen, Meerkatzen. 

Kermes, m. ärab. (perſ. kirm, der Wurm) 1. die 
Scharlachlaus, eine Gattung Schildläufe im füd- 
fihen Europa; 2. die auf Pflanzenblättern fich 
bildenden beerenförmigen Eier-Behältnifje derjel- 
ben, Scharlachbeeren, Purpurkörner, die zu verſchied. 
roten Farben, bei. zu Karmoifinrot (arab. kir- 
masi), auch in den Apotheken zu dem Kermes— 
Sirup gebraucht werden (vgl. Alkermes); mi— 
neraliſcher Kermes, |. Antimon-Kerme2. 

Kermis, pl. oitindiihe Schnupftücher. 

Rerographie, f. griedh. (von kerös, Wachs) Wachs— 
ntalerei, vgl. Zerozenfualen ufw.; keroĩdiſch, 
wachsartig, wachsähnlih; Keromantie, f. die 
Wahrfagerei aus Wachs; Keroptditit, f. die 
Wachsbildekunſt, Wachsbildnerei; Keroſin, n. ein 
aus amerik. Steinöl gewonnener Leuchtſtoff. 

Kerrena, f. eine Trompete der Indianer. 

Kerri, n. die Keule als Waffe der Kaffern. 

Kerſeh od. Kirſey, m. (engl. kersey, ſchott. carsaye, 
holl. karsai, fr. carisel, cariset, crégeau) grobes 
geföpertes Tuch od. Wollenzeug; Kerfeymir, n. 
engl. f. Kajimir. 

Kernftit, f. gr. (von köryx, der Herold, keryssein, 
laut verfündigen) die Predigtkunſt. 

Kefſubah, mn. hebr.-dtjch. (v.kethübäh, das Geſchrie— 
bene) ein Ehe- od. Traubrief bei den Juden. 

Ketmir, m. arab. Name des Hundes, der die in 
einer Höhle eingejchlafenen 7 Schläfer 300 Sahre 
fang bewacdhte. Die Mohammedaner jchreiben den- 
jelben dreimal neben das Siegel ihrer Briefe. 

Khabir, m. arab. (v. khabara, wiſſen) ein Führer 
der Reifenden durch die Wüſten. 

Khafhan, m. tatar. (vergl. Khan) der Khan der 
Khane, Titel der mongolischen Fürften. 

Khafi, m. per). (perj. chäki, gelbbrauner Stoff für 

ropenkleidung), bräunlichgelber Feld-Drillich; 
Khaki-⸗Uniform, Drillichuniform, Tropenuniform. 

Khamar, m. arab. (khamr, Wein, und überh. be- 
rauſchendes Getränt, von khamara, gären) der 
Bein im Morgenlande (vgl. Sahba). 

Khan, 1., m. tatar.ır. tiirk. ein Fürſt od. Oberhaupt 
der Zataren, ein Tatarenfürit; Khanät, n. das 
Gebiet eines jolchen. 

Khan 2., m. perf. eine öffentliche Herberge; Stand- 
ort der Karamwanen; aud) Markt; Khandſchi, m. 
Auffeher einer folchen Herberge. 

Khandſchar, m. arab. ein türk. Dolch, kurzer Degen. 

Kharadſch, m. arab. (Steuer, Einkommen, Staat3- 
einnahme) türk. Kopfiteuer; Kharadſchi, m. türk. 
Einnehmer des Kopfgeides; Kharadſchi-Baſchi, 
m. Obereinnehmer der Kopffteuer u. Richter aller 
darüber vorfallenden Streitigkeiten. 

Khaffeli vd. Khafſeki-Sultane, f. türk. (v. khasseh, 
Sigentum des Yürjten, v. arab. khass, eigentim- 
lich, bevorrechtet) die erite Sultanin, Mutter des 
Kronprinzen. 

Khatib, m. arab. (von khataba, predigen) der 

sH —2 if b Hattif 

a erif, gem. aber ungenau Hattiiherif, 
Hatiſcherif, aud Hatſcherif, Chaticherif ze., m. 
türk. (v. arab. Khatt, Schrift, Schreiben, u. scherif, 
erhaben, — alſo: edle und heilige Schrift) 
eine eigenhändige Verfügung des türk. Kaifers, die 


Kilo 429 


augenblicklich vollzogen werden muß; be. berühmt 
tft der Khattifcherif v. Gülhane, der das neıte 
türk. Grundgefeß enthält. 

Rbazine, f. perf. (khazineh, Schaß, arab. khizaneh; 
vgl. Hasne) der Schat des Großſultans; Kha— 
zinedar-Aga, der Großſchatzmeiſter des Sultans, 
oft entjtellt in Gefandar- ga. 

Khedine vd. Khidiver, m. türk. — Ilustrissimus, 
Durchlauchtigſter, ein perfischer Titel, vem Bize- 
fünig von —— vom Sultan verliehen. 

Khilat, ſ. Chllät. 

Khivas, m. oftind. Gewicht etwa — 400 kg. 

Khodſcha, m. perſ. (khodschah, Greis, Herr, aus— 
gezeichneter Mann, wie signor, v. l.genior) Ehren- 
ktitel eines angeſehenen Kaufmanns, Brofeljors, 
Doktors, Lehrers ꝛc. (auch Kogia geichrieben). 

ſthotbah oder Khutbeh, n. arab. (vgl. Khatib) 
twöchentl.(Freitags) Gebet der Mohammedaner für 
den regierenden Fürſten. 

Kiafir, m., pl. Kuffar oder Kefern, türk. (S arab. 
käfir, ſ. Raffern ) teßer, Ungtäubige, bej. Schimpf— 
name für die Chriſten. 

Kiahia, Kiaya, |. Kihaja. 

Kiang, Kien, Koyang, Koyan od. Kuan, n. das 
Fuder, ein ſiameſiſches Getreidemaß von 2000 Ka— 
nang = ungef. 10 hl. 

Kiatib, m. türk.-arab. (vom arab. kataba, jchreiben) 
ver Schreiber. 

Kibitke, f. ruſſ. (kibitka, v. arab. kubbat, Gewölbe, 
Zelt, Sonnenſchirm) ein Zelt aus Fellen bei den 
Tataren und Kalmüden; ein halbverdedtes ruſſ. 
Fuhrwerk, der Reijefchlitten; auch das Verdeck, die 
Mattendede über einem rufj. Wagen. 

Kiblah, ſ. Keblah. Ben 

Sicher, f. (v. I. cicer, cicera) die Zieſererbſe, eine 
Gattung etwas zugeſpitzter kleiner Erbſen im Orient 
und Sid-Europa. 

Kir, m. engl. (to kick, mit dem Fuße ſtoßen, kick, 
Fußtritt, Stoß), der Stoß beim Fußball; das Recht 
zum Stoß bein Fußball nach der Reihenfolge; 
Kicker, m. Fußballipieler, Mitglied eines Fuß— 
balltlubs, daher pl. Kickers zur Bezeichnung von 
Fußballklubs (4. B. Karlsruh-Kickers, Stuttgarter 
Kickers ujw.). 

Kid, n. engl. (kid, junge Ziege, Zicklein, Ziegen— 
leder; altnord. kidh, deutſch: Kiße), Ziegenleder; 
daher: pl. Kids, Handſchuhe aus Ziegenleder. 

Kien, ſ. Kiang. 

Kieſerit, m. (nach dem Naturforſcher D. ©. Kieſer) 
ein aus ſchwefelſaurer Bittererde und Waſſer be— 
ſtehendes Mineral im Salzlager bei Staßfurt. 

Kihdin, Kiahia oder Kiaha, m. ein türk. Stell» 
vertreter, Gejchäftsträger (Nlgent); Kihäja-Beg, 
m. der türk. Minifter des Innern. 

Kila, n. ein Getreidemaß, eine Metze in Slamwonien. 

Kilar und Kilare, |. Ar und Ure. 

Kilardſchi-Baſchi, m.(von kilardschi, Kellermeiſter, 
kilar, Keller) derOberkellermeiſter des türk. Kaiſers, 
oder Oberaufſeher des Kellers. 

Kilare, ſ. Are. 

Kilderkin, m. ein engliſches Biermaß, ein Fäßchen 
— 2 Firkin = 18 Gallons = 81,785 1, 

Kilimi, pl. türk. grobe Teppiche aus der UÜkraine. 

Kilta, f., pl. Kilki, ruſſ. dev Strömling, ein bef. bei 
Reval gefangener und eingemacht als Lederbifien 
gejchäßter Fiſch (Clup&a latula). 

Killteffi, ſ. Keffekil. = 

Kiln, m. engl. Brennofen, Schachtofen, Röftofen 
(im Berge und Hüttenweſen). * 

Kild, Chilö, oder Kilé, n. (v. gr. köilos, Hohl), vor 


12 


430 Kilo 
13574 ein türk. Getreidemaß, der Kübel = !/, For: 
tin (}. d.), von ſehr verſchied. Größe, in Konſtan— 
tinopel ungef. 36, in Smyrna 54, in Salonif und 
Varna 144 1 ıc. 

Kilo — (vom gr. chflioi, taujend), in den zufammen- 
gefegten Benennungen der metriihen Maße und 
Gewichte, bedeutet: taufend—, 3.B. Kilogramm, 
j. Gramm; Kiloliter, |. Liter; Kilometer, |. 
Meter; Kilojtere, ſ. Stere; häufig auch als 
Kurzwort verwendet: Kilo, n., Kilogramm. 

Kilt, m. Schott. (val. Kelt) der Hofenfchurz, das kurze 
Röckchen, welches die Bergichotten ftatt der Bein- 
kleider tragen. 

Kimelien, j. Cimelien und Keimelion. 

Simmerier, ſ. Cimmerier. ® 

Kimöno,,m. japan., ein japanischer Überwurf mit 
weiten Armeln, japanijches Morgenkleid. 

Kin,n. einchinefifches Hölgernes Saiten-Suftrument; 
auch ein chineſ. Gewicht, f. Bin 2. 

Kindef, m. ein Baummollenzeug in Rußland. 

Kinẽſis, f. gr. (v. kinein, betvegen) die Bewegung; 
Kinejiätrik, f. (v. Kinefis und iatrike, Heilkunſt) 
gymnaſtiſche Heilmethode; Kineſiometrie, f. Be- 
wegungsmeßkunſt; Kineſtöp, n. eine Vorrichtung 
mit drehbaren Stereoffopbildern (ſ. d.); Kinetif 
und Kinemätif, £. die Lehre von der Bewegung, 
Bewegungskunſt; Zwanglauflehre; Maſchinen-Ge— 
triebslehre; kinẽtiſch od. kinemãtiſch, dieſe Lehre 
oder Kunſt betreffend; beweglich; zwanglaufgemäß, 
triebwerkgemäß; Kinematogramm, n. Bewe— 
gungsreihenbild, eine Reihe von Lebebildern; Ki— 
netogrdgh, Kinematograͤph oder Kinetoſtlöp 
(auch Biograph od. Mutojfop), ein Wandbild— 
werfer, ein Brojeftionsapparat, der Bewegungs— 
reihen od. Xebebilder auf eine Schaufläche wirft; 
tinetographiige Photograbhien, Neihenbilder, 
Lebebiſlder; kinetiſcheKünſte mimiſcheKünſte, 
ſ. dzKino-Theater: Ortttf derartigeAufführungen. 

Sting, n., 1. auch Tſin od. Fu, ein chinej. Feldmaß 
zu 100 Men (Ader) zu 240 Bu (oder Kung) = 
6,7335 ha; auch ein Tonwerkzeug in China; 2. aud) 
Kin, ein japan. Gewicht v. 160 Meh — 604,790 g. 

Kingam, n.ein ojtindisches feines Baummollenzeug, 
gew. Gingang, ]. d. 

Kingdales, pl. engl. (jpr. fingdehls) eig. Königs— 
täler, engliſches Wollenzeug, vem Etamin ähnlid). 

Kings, pl. die fünf älteften und heiligiten Bücher 
der Chineſen. Kr 

Kings-Bench, n. engl. (pr. —benſch) eig. Königs— 
banf: das Oberhofgericht, ein Hoher Gerichtshof zu 
London (vgl. Queens-Bench) auch ein Öefäng- 
nis fürSchuldner; Kings-Brifon, m. (pr. —prij- 
jen) ein Gefängnis in London für Schuldner und 
Berfafjer von Schmähartifeln. 

Kinishemski, m. ruffifche Serviett-Leinivand, häufig 
von Petersburg ausgeführt. 

Kino, n. od. Kinogummi, n.1. ver getrocdnete Pflan— 
zenjaft des afrifanijchenPterocarpus erinac&us, als 
Heilmittel, bei. bei Durchfall. 2. ſ. unter Kineſis. 

Kinſa, m. der bejtändige Agent des Groß-Veziers 
am türkiſchen Hofe. (Nennwert. 

Kinſatſu, n. japan. Staatspapiergeld v. verjchied. 

Sionopharanz, f. gr. (von kiön, eig. Säule; das 
Zäpfchen [vgl. Cion] u. phäranx, Schludt, Kluft) 
— die Zäpfchenſpaltung; Kionoptöſis, f. der 
Zäpfchenfall; Kionorrhaphie, f. die gäpfchen- od. 
Gaumennaht. 

Kiösk. m. türk. Kiuschk, kiöschk, v. perſ. küschk) 
ein üürkiſches Gartenhaus, Gartenzelt auf Säulen, 
Luſthaus; Verlaufstempel, -häuschen. 


Kladde 


Kin, m ein Zinngewicht in Malakka, ungefähr 
ae ON N 


Kips, pl. überjeeiiche getrocknete Häute. 

Kiraggi, m. türkiiher Zug- od. Karawanenführer. 

Kirat, n. (wörtl. der Teil) ägypt. Gewicht, — Ka— 
— auch ein Feldmaß in Agypten = . Fed⸗ 
dan, ſ. d. 

Kirdar-Ana, m. der Mantelträger des türkischen 
Kaiſers. 

Kireh oder Kiree, m. (v. poln. kiereia) ein langer 

Pelzmantel mit herabhängenden Ärmeln.- 

Kirgiien oder Kirais-Naifdlen, pl. Name der 
Steppen-Koſaken in der kirgiſiſchen Steppe zwi— 
ſchen dem Ural und Srtifch (wahrſch. nach einen 
Stifter ihrer Horde benannt). 

Kirke, |. Circe. | 

Kirk=para (d.h. 49 Bars) 0d. Bir-gruſch, m. der 
einfache türf. Piaſter — 0,18 M. 

Kirſey, 1. Kerſey; Kirfoccle zc., ſ. Cirſus ac. 

Klſeh oder Kizeh, aud) Kis oder Keſer, m. (perſ. 
kiseh, Geldbeutel) ein Beutel, eine türk. Rechnungs- 
einheit fir große Zahlungen, = 500 Piaſter; der 
Beutel Gold, bei Gejchenfen des Sultans vorkom— 
end, — 30000 Piaſter od. 5390 M. 

Kishu, türk. Sorbet (f. d.) von Kokosmilch. 

Kislar⸗Aga, m. türk. (v. kis, pl. kislar, das Mäd- 
chen, die junge Frau; vgl. Aga) eig. der Mädchen- 
aufjeher; der Aufſeher od. Vorſteher der ſchwarzen 
Berichnittenen am türf. Hofe, Oberauffcher des 
Harems (Weiberzimmers) des türk. Kaiſers. 

Kisloz, m. ein türk Öetreidemaß, |. Kilo. 

Kismet, n. türk. Schickung, Schickſal (Fatum). 

Kißel oder Kißell, m. (von Kisslo, ſauer), ein 
ſaͤuerlicher Mehlbrei, Lieblingsſpeiſe des ruſſ. Volks. 

Kißlyja-Schtſchi, ruſſ. (eig. f. pl., im Deutſchen 
als m. sing. gebraucht; wörtlich: ſaure Kohlſuppe), 
ein beliebtes ruſſ. Getränk, mouſſierender Kwaß, ſ.d. 

Kißmis, m. oſtindiſcher Kattun. 

Kitab, m. arab. (kitäb, von kataka, ſchreiben; vgl. 
Kiatib) Schrift, Buch; das Buch vorzugsweiſe, der 
Koran, ſ. d. 

Kitai (vom arab. khatäi, das nördliche China), ein 
chinefifches Seiden- od. Baummwollenzeug; in Böh- 
men und der Laufiß ungebleichter feiner Kattun; 
Kitätke, f. ruſſ. ein chineſiſches Baumtmollenzeng. 

Kithara 2c., |. Cithara. | 

Kits oder Kitz, f. Holl. und niederd. (engl. ketch, fr. 
caiche, quaiche) ein Fahrzeug oder eine Jacht mit 
zwei Maſten. 

Kitty, f. engl., Käte. 

Kitul, ſ. Ejoofaſern. 

Kiuptar, m. (v. türf. kiub, arab.-perſ. küb, Krug) 
der Mundſchenk des türk. Kaifers. 
Kibit, n. ein Feines vuffifches Fluß-Fahrzeug mit 

14 Rudern. ’ 

Kiwi, m. der Waldjtrauß, ein jeit 1812 befannter, 
ſehr feltener und dem Ausiterben naher neuſee— 
ländijcher Vogel, nach feinem Geichrei benannt. 

Kizeh, j. Kileh. EX 1 

Kinffenmöddinger, pl. dän. vorgefhichtliche Ab— 
fälle, Küchenabfälle aus vorgeichichtlicher Zeit. 

Klabaud, m. fr. (pr. —böh; vgl. fr. glapir, kläffen, 
hofl. klappen, mittelhochd. klaffen, plaudern) ein 
Kläffer; insbeſ, eine Art Jagdhunde mit Schlapp- 
ohren; klabaudieren (fr. clabauder), kläffen, bel⸗ 
fen; Klabaudage, f., r. n. (ſpr. —dahſch) u. Kla⸗ 
bauderie, k.Gekläff; Klabaudeur, m. ſpr.—döhr) 
ein Schreier, Läſterer. 


| Kladde, f. niederd. Schmutz, Unveinigfeit; der erite 


EntwurfeinevSchrift( Konzept); Diartum ;Kffpr. 


Kladonia 


das Schmutz-, Kleck-, Sudelbuch zum vorläufigen 
Eintragen der täglichen Geſchäfte. 

Kladonia, f.,pl. Kladonien, nl. (v. gr. Kladön, klä- 
dos, Trieb, Sproß, wegen der verzweigten, äſtigen 
Geſtalt) Bot. eine Flechtengattung: Becherflechten. 

Klamätor, m. l. (v. clamäre) ein Schreier im redne— 
viihen Bortrag; elämor, m. das Gefchrei; ela- 
mor belliens. m. [. das Kriegsgeichrei; elamor 
violentiae, Rſpr. der Notichrei; klamös (l. cla- 
mosus, a, um), laut fchreiend. 

Klams, pl. ejbare Meermuſcheln Nordamerifa). 

Klankulärier, pl. (v. l. clanculärius, geheim, ver» 
borgen, u. dies dv. claneülum, Verkl. dv. clam) die 
etwas heimlich tun, bef. heintliche Wiedertäufer. 

Klandestin, [. (clandestinus, a, um, von clam) ge- 
bein; elandestina possessio, f. ein Befit, den 
jich jemand heimlich angemaßt hat; elandestina 
sponsalia, pl. heintliches Verlöbnis oder Ehever- 
ſprechen; elandestinum conjugium, n. heimliche 
Ehe; Klandeſtinität, f. Verheimlichung. 

Klavot, n. fr. (pr. klapoh; von clapoter, klatſchend 
anjchlagen, 3. B. die Wellen an das Schiff) eine Art 
Waſchmaſchme. 

Klaque oder Claque, £. fr. (ſpr. klack; v. claquer, 
klatſchen, holl. Klakken) eig. das Klatſchen; eine 
Maſſe von gedungenen Beifallklatſchern; m. ein 
Klapphut; auch der Uberfchuh; Klaqueur oder 
Claqueur, m. (ipr. klaköhr) ein aedungener Bei- 
fallfiaticher. 

Klara, Klärchen, [. (von elarus 2c.) weibl. Name: 
die Helle, Reine; auch die Berühinte, elara voce, 
j. clarus. (Haarſtriche. 


Klarendon, meine Art lateiniſcher Druckſchrift ohne 


Klgrett, j. Klärett; Klarien, |. Klarius. 

Klärett, m. fr. (ipr. klärett; von clair, klar, hell) 
ein leichter, halbroter Wein; auch ein ſüßer Kräu— 
terwein; Klaret, m. (pr. klärret) engl. Name fir 
roten Bordeaue- Wein; Klärette, f. fr. eine Art 
Branntwein; Klärebſkur, n. (pr. klär obſkühr) 
das Helldunkel, bei Malern die Haltung der Lichter 
und Schatten, it. Chiaroffuro (fpr. di wie h); 
Härgoyant, fr. (pr. klärwoajäng) hellſichtig; in 
der Sprache des Magnetifenrs: hellfehend; ein 
Klärvoyant, eine Klärvohante (fpr. klärwoa— 
jängt'), Selljeher,Helljeherin, vgl. Somnantbile; 
Klärvohyance, f. (ipr. klärwogjcingß) Hellfeherei. 

flarieren (v. I. claräre, hell machen, dartun), ing 
Reine bringen; bej. den Zoll fir ein Schiff be- 
zahlen oder berichtigen, zollen (auch in der Form 
flaren, verflar-n. verflarieren); Kla— 


rierung, f. und, Klarierungs= 


ſchein od. -Zettel, der Zollſchein, Zollzettel. 


klarifizieren, ſpätl. (clarificäre) far mächen; ver- 


tlären, verherrlichen; Klarifikation, f. die Abklä— 
rung, Läuterung (einer Flüſſigkeit); Rſpr. Erläu— 
terung; die Verklärung. 

Klarigation, f.l. (clarigatio) bei den alten Römern 
die der Kriegserflärung vorangehende Zurückfor— 
derung des Geraubten oder Genugtuungs-Forde- 
rung; überh. die öffentliche Bekanntmachung. 

Klarino, m. it., Klarin, n., od. Klarine, f. (it. cla- 
rino, chiarino, v. l. clarus, hell, hellfchalfend) eine 
helltönende Art Trompete; Klarinétt, n. od. Kla— 
vindtte, f. (it. clarinetto, m., fr. clarinette, f.) die 
gelfende Flöte od. Gellflöte, 1690 in Nürnberg er- 
runden; Klarinettiſt, m. der eine ſolche dud 

Klarifſa, f. (fr. Clarisse, v. l. clarus, ſ. d.) weibl. 
Name: die mg Klariffen, pl. ein von der 
h. Clara von Aſſiſi 1212 geftifteter Nonnenorden. 

Klariſſimus, m. 1. (Superl. von clarus, hell, klar) 





Haudieren 451 


Se. Erlaucht oder Erlaudtigfter Graf, Titel für 
Grafen. 

Klaärität f. [. (claritas, v. clarus, a, um, hell, klar, 
glänzend, berühmt) die Klarheit; Berühmtheit; 
clarus, a, um, l. hell, far; glänzend, berühmt; 
elara voce, mit heller Stimme, laut, deutlic); 
clarum ingenium, n. ein heller Geift, vorzüg— 
licher Kopf. 

Klarius, m. I. (gr. Klärios) Beiname des Apollo 
von der Stadt Klaros in Konien; daher Klarien, 
pl. in der älteren deutfchen Poeſie (bei P. Fleming) 
f. Mufen. 

Klaſis, f. gr. das Abbrechen, der Bruch, Klasma, 
n. ein Bruchſtück; klaſtiſch, zerbrechlich; zerbrochen. 

Slafie, f. I. (classis) die Ordnung, Abteilung, das 
Fach; beim Nennfport: ein Pferd von Klaſſe, 
von hoher Klaſſe, ein hervorragend gutes Nenn» 
pferd; Hlaffenftener, eine Steuer, behufs deren 
Erhebung die Einwohneringewiffe Klaſſen (Steuer- 
klaſſen) geteilt find, nach welchen der Steuerjaß 
verschieden ist; klaſſifizieren, nl. abteilen, in Klaſſen 
od. Fächer ordnen; Klaſſifikation, f. die Klafjen- 
teilung, Einteilung; Klaſſifikations-Sentenz, f. 
1. Brioritäts-Urteil; Klaſſifilations-Urteil, 
Nangordnungsurteil; klafſiſch (1. classicus,a,um, 
uripr. bei den Römern: wer zur erſten Klafje der 
Birgergehörte,nach der fervischen Bolf3abteilung; 
daher) vorzüglich; von anerkannten Wert, mujter- 
haft in feiner Art, muftergültig; klaſſiſche Schrif- 
fteller oder Klaſſiker, Haupt- oder Muſterſchrift— 
ſteller; klaäſſiſche Werke, Haupt- vd. Muſterwerke; 
klaſſiſche Literatur, in engerem Sinne die Li— 
teratur der alten Griechen und Römer; jo auch 
klaſſiſches Altertum 2c.; Klaſſizitüt, f. z. B. des 
Stils, Haffisches Anjehen, Muſterhaftigkeit; klaſ— 
ſiſcher Zeuge, glaubiviirdiger Zeuge; Haffieren 
(z. B. Erz), nach) der Gröbe des Korns ſondern. 

klaudieren, l. (claudére) ſchließen, verſchließen; ein— 
ſchließen; claudãtur, es werde geſchloſſen; elaude 
os, aperi ocũlos, Sprichw. ſchließe den Mund, 
öffne die Augen; ſchweige und ſieh! Klaudius, m., 
Klaudia, f. männl. u. weibl. römiſcher Name u. 
Klandinte, k. weibl. Name: der, die Verjchlofiene; 
Klauſe, f. (ml. clausa) eine enge Höhle, Mönchs— 
oder Eremiten-Wohnung; auch ein Bergpaß; in 
Bayern eine Schlagichleufe, d. i. eine Vorrichtung, 
um das Holz aus den Gebirgen in die Flußtäler 
fortzuſchwemmen; Klausner, nl. elausarius, m. 
ein Einjtedler; Mlanfel, [. elausüla, f. eine Ein- 
ſchränkung, befchränfende Nebenbeitimmung eines 
Bertrags, Gejeßes ꝛc., ein Vorbehalt, auch An— 
bang; Vers- und Tonf. der Schlußſatz; elausula 
primaria u. finälis, Ausgang in der Hauptton- 
art; el. seenndarla, Schluf in der Quinte; el. 
tertiaria, Schluß in der Terz (in einem Moll— 
Tonftüc); Rſpr. elausüla cassatoria, die kaſſa— 
toriſche Klaufel, dev Aufpebungs- oder Bernich- 
tungsjaß; sine elausula, ohne Vorbehalt; davon: 
klaufulieren, nl. od. verklaufulieren, mit allen 
nötigen Einſchränkungen od. Bedingungen 2c. ver- 
jehen, einschränken; jich verwahren, jihern; Klaus 
filien, pl. Schließſchnecken; Manfür, f. (l. clau- 
sura) die Einſchließung; der Aufenthalt in ge- 
ichlofjenen —— das Beſchläge oder Geſperr, 
die Haken, Krampen, womit man ehemals Bücher 
zu verſchließen pflegte, das Buchſchloß; der Blatt— 
bruch; das Eſelsohr in Büchern; Klauſurarbeit, 
Prüfungsarbeit unter Aufſicht; Klauſtrum, n- 
urſpr. Schloß, Riegel; verſchloſſener Ort; Daher ein 
Kloſter. 


432 Maudizieren 


Flandizieren, I. (claudicäre) hinten; omne simile 
elaudieät, jeder Vergleich hinkt, d. h. iſt unzurei- 
hend, jobald er über einen gewifjen Punkt hinaus- 
gebt; Klandifation, f. (I. claudicatio) das Hinken; 
uneig. Unvollfommenheit. 

Klaus, ns männl. Name, entitanden aus Niko— 
lau3,).D. 

Klabis, f., pl. Mlaves, ein Schlüffel; Tonk. die 
Tajten der Orgel, dann auch des Klaviers; aud) 
der Notenjchlüfjel, da Zeichen, welches den Ton 
der Noten bezeichnet; philologiſche Klavis, ein 
Schlüſſel zur Sprachenkunde, ein Worterbud), 3.8. 
Clavis Homerica, Erläuterung der®örter im Ho— 
mer; elaves Sti Petri, eig. die Schlüfjel des heil. 
Retrus, die Kirchengewalt, Kirchengerichtsbarkeit; 
elavieula, f. eig. ein Schlüffelhen; Heilk. das 
Schlüfjelbein; elavieüla Salomonis, f. unter Sa— 
lomo; klabikulär, nl. das Schlüfjelbein betref- 
iend; Klavitularius, m. der Kirhenfchagmeifter; 
Klaviatür, f. nl. ſämtliche Taften (— Taftatur), 
das Griffbrett; Papier, n. (fr. clavier, dv. nl. cla- 
riarium) 1.— Slaviatur, die Reihe der Taften; 
2. ein bekanntes Tonwerkzeng; Klabier-Auszug, 
m. die Übertragung eines größeren für ein ganzes 
Orcheſter bejtimmten Tonwerfes auf das Klavier; 
Klavier- oder Orgelfarmonifa, |. Cöleftina; 
Klavecin, n. fr. (pr. klaw'ßäng), Klavichord, ni. 
ſvgl. Chorde), Klavicembalo, it. (pr. klawi— 
tichembalo) oder Klavpizimbel, n. (vgl. Zymbel) 
ältere dem Klavier ähniiche Saiten- od. Tonwerk— 
zeuge, wo die Saiten durch Rabenfiele 2c. berührt 
murden; Hlavizylinder,m.ein1800v0n Chladni 
erfundenes, dem Euphon ähnliches Stab-Inſtru— 
ment mit einem Griffbrett. 

Klavus, clavus, m. [. der Nagel; Heilf. elavus 
hystericus, auf einem Punkt haftender Kopf- 
ſchmerz; el. ocüli, der Nagelfnopf im Auge, ein 
Borfall der Regenbogenhaut durd) ein Geſchwür 
der Hornhaut; el. pedis, Hühnerauge; ferner hieß 
elavus im alten Kom ein Rurpuritreif auf der 
Zunifa der Senatoren und Nitter. 

Klah, m. engl. (fpr. kleh) Lehm, Ton, 3.8. China- 
elay (engl. pr, tiheinä fleh), Porzellanton, Por— 
zellanerde, j. China 3.; Klay, = niederd. Klei, 
Lehm, Schlamm, da3 auch ins Neuhochdeutſche ein- 
gedrungen ift. 

Biearance,t.engl (Ipr. flihräng)—=SRlarierung3- 
zettel. 

Siearinghoufe, n. engl. (fpr. klihringhauſ') ein Ge- 
bäude in London, in welchem Vedhiel abgerechnet 
und ausgeglichen werden, Abrechnungsbörſe. 

let, m. niederd. (engl. clay) in ven Marſchländern 
die fetten, beſ. fruchtbaren Erdfchichten unter der 
Oberfläche, kleien, Dieje heraufholen, um die Acker 
wieder fruchtbar zu machen. 

Sleidägra, n. gr. (von kleis, Gen. kleidös, Schlüj- 
tel, Schlüjjelbein) Heilf. die Hals- und Schlüfjel- 
beingicht; Kleidomantie, f. Weisjfagung aus 
Schlüſſeln. 

Klematis, ſ. Clematis. 

Klemens, m. männl. Name (von elemens, l. mild, 
ſanft, gnädig) der Önädige, Milde; Klementine, k. 
weibl. Name: die Gütige, Milde, Sanfte; Klemen— 
tinen, pl. der Teil des corpus juris canonici 
(ſ. d.), welcher die vom Bapit Klemens V. ver- 
anitaltete und 1313 veröffentlichte Sammlung von 
Beſchlüſſen enthält; Klemenz, f. I. (clementia) die 
Huld, Gnade eines Füriten. 

Klesnka oder Klejenta, f. ruſſ. (kleönka, von klei, 
Zeim) Wach3leinwand, Wachstuch. 


Klima 


Kleobätra, n. 
Vaters Ruhm. 
Klephten, ſ. Klepten unter Klepſeläum. 
Klepfeläum, n. gr. (von kleptein, ſtehlen, überh. 
etwas heimlich over verftohlen tun, wegen des gll— 
mählichen, unmerffichen Zufluffes, und elaion, Ol) 
eine Lampe, in welcher ebenjoviel DI zufließt, als 
von der Flamme verzehrt wird; Mlepfäpre, f. (v. 
hydör, Waſſer) eine Wafjeruhr, ein Zeitmaß der 
Alten, bejtehend in einem enghalfigen Gefäß, nad) 
. Art unjerer Sanduhren; Klepten od. Klephten, 
pl. gr. (kleptes, der Dieb) eig. Räuberhäuptlinge, 
KriegsanführerimneuerenGriechenland kleptiſch, 
diebijch, verjtohlen, ſpitzbübiſch; Kleptomane, m. 
ein Diebsfüchtiger; Kleptomanie od. Klepteſne, 
f. der Frankhafte Hang zum Stehlen, Diebsſucht. 


griech. weibl. Name: wörtlich Tes 


Klerk, m. fr. oder Clert (fpr. Hark) engl. (v. L. cle- 


ricus, }. lerifer), ein Geistlicher; in allgemeinerer 
Bedeutung (da im Mittelalter der Klerus faft allein 
die Wiſſenſchaften pflegte) ein Gelehrter, Literat; 
daher auch: ein Schreiber, bei. öffentlicher Ge— 
ſchäfts⸗ od. Staatsſchreiber; in England überh. ein 
Handlungsdiener; Mlerge, m. fr. (pr. —ſcheh) |. 
v. w. Klerus. 

Klermont, m. fr. (fpr. —möng) ein toter franzöſi⸗ 
ſcher Musfateller-Wein von dem gleichnamigen 
Bezirt im Departement Buy de Dome. 

Klerodendron, n. gr. (mörtl. Losbaum) eine Zier- 

flanze aus Sapan, befannter unter dem Namen 
Solfmannia. 

Klerus, m. (v. gr. kleros, das Los, zugeteilte Erb- 
gut; daher der auserwählte, befonder3 begnadigte 
Stand) die Geiftlichkeit, der Priejterftand, die Prie— 
fterfchaft, gem. auch: die Kleriſei, (mi. clericia, 
ſpan. clerecia, prov. clercia); Kleriker od. I. Cle⸗ 
ricus, m. ein Geiſtlicher, Briefter, Schriftgelehrter, 
(vgl. Klerd); clericus elericum non decimat, 
ein Geiltlicher bezehntet nicht den andern, oder 
nimmt von ihm feine Gebühren; Klerika, f.—= 
Tonfur; klerikäl (fpätl. clericalis, e), geijtlich, 
den geiftlichen Stand betreffend; geiſtlich gejinnt; 
daher Klerifaler, m., pl. die Klerifalen, Geiſtlich— 
gefinnte, der Geiftlichkeit Anhängende; Klerikät, 
n., tr. m. (clericätus) der geijtliche Stand; Klero⸗ 
gamie, f.gr. Brieiterehe; Klerokratie, f. Prieiter- 
herrſchaft; Kleromantie, f. die Wahrjagerei dur 
oje oder gegebene Zahlen. 

Klethra, f. gr. Bot. die Elfe. 

klichieren (pr. Flifceh—) fr. (licher) od. lifhieren, 
Schriftformen abklatſchen, Formſchnitte durch den 
Guß vervielfältigen; Kliché od. Kliſchee, n. (ſpr. 
kliſcheh ein Gußabdruck, bei. von Holzſchnittformen; 
Kliſchierkunft, die Kunſt des Abtlatſchens der 
Schriftformen; Kliſchiermaſchine, f. eine von 
Pfnorr in DarmitadterfundeneMajchine, mittels 
deren das Letterngut durch ein Fallwerk in Die 
Form gepreßt wird. a 

Klient, ın., pl. Alienten, I. (cliens, pl. clientes, eig. 
der Hörende, Hörige, jt. clüens, v. cluere, an 
gr. klyein) ver Schüßling, Schußbefohlene; Kunde 
eines Anwalts; entg. dem Patron; Klientel, f. 
(1. clientela) das Verhältnis des Schützlings zu ſei⸗ 
nem Bertreter, die Schutzgenoſſenſchaft; die Kund- 
haft eines Rechtsanwalts; Altentelar-Auris- 
dittion, f. Die Gerichtsbarfeit des Lehnsherrn 
über jeine Lehnsträger. 

‚Klima, n. gr. (eig die Neigung, bej. der Erde gegen 
die Pole zu, dann die nad) dem Örade dieſer Nei— 

ung fich richtende Wärme oder Witterung, von 

linein, biegen, fich neigen) der Himmelsſtrich, Erd» 


Klimar 


strich, die Himmelslage, Qufteigenheit, Geſamtheit 
der Ritterunasverhältnifje eines Ortes od. Landes, 
vgl. Zone; Hlima-Küren, pl. Anwendung der 
verschiedenen Einwirkungen der Klimate zur Heiz 
fung franthafter Körperzuftände; klimätiſch, nach 
dem Erd- oder Himmelsjtriche; z. B. tlimatijche 
Berbältnifje, Witterumgsverhältnifie; Klima— 
tologie, f. die Himmelsitrichtunde, Luftbeſchaffen— 
heitslehre; klimatoloͤgiſch, die Himmelsitrichtunde 
betreffend oder dazu gehörig; Klimatotherapie, 
Heilung durch klimatiſche Einwirkungen. 

Klimar, f. gr. (von klinein, biegen, neigen) eig. die 
Reiter, Treppe; dah. eine Stufenfolge, bei. Redek. 
die Steigerung der Ausdrücde in einer Nede, vgl. 
Gradation;ffimakteriich, (gr.klimakterikos,v. 
klimakter, m. Stufe, Staffel; Stufenjahr) ſtufen— 
artig, ftufig, was einen Ubjaß od. eine Stufe macht; 
klimakteriſches Jahr od. annus elimactericus, 
ein Stufenjahr, d.i. jedes fiebente Jahr des menſch— 
lichen Lebens, in welchem eine merfliche Berände- 
rung in dem Körper vorgehen foll; bej. die Wechjel- 
jahre der Frauen. 

kliniſch, gr. (von klin, Lager, Bett) bettlägerig, 
frank; auf bettlägerige Kranfe fich beziehend; Kli— 
nit, f. (gr. klinike, sc. t&chnd, Kunſt) die aus— 
übende Heilfunde oder ärztliche Behandlung bett- 
lägeriger Kranken und bef. der Unterridt am 
Kranfenbette; aud = Klinikum; Kliniker, m. ein 
Lehrer der Heilkunſt am Keranfenbette; Klinikum, 
n. od. kliniſches Institut, ein Krantenhaus, worin 
are ausübend gelehrt wird; auchüberh. eine 
Anſtalt od. Einrichtung zur Behandlung bettläge- 
rigerfranfen;ambulatsrifhesklinifumeli- 
nicum ambulatorium) Behandlung nicht bettläge- 
tiger, ab- u. zugehender Kranken; Einotldifch, bett- 
fürmig, jtollig, jattelartig (von Knochenfortſätzen); 
Klinnlogie, f. dieLehre von der beiten Beichaffenheit 
der Krantenbetten ; klinorhoͤmbiſch u klinorhom⸗ 
boidaliſchnennt man mehrfac verſchobenekKriſtall— 
formen, die, von Rautenflächen begrenzt, 3 ungleiche 
und fchiefgejtellte Achjen Haben; Klinotechnik, £. 
die Kunft der Einrihtung von Krankenbetten. 

Klinometer, n. gr. (von klinein, neigen) ein Nei- 
gungsmefjer, Werkzeug zur Bejtimmung der Lage 
(de3 Streicheng und Fallens) von Gebirgsihichten 
und Gängen. 

Klinopodinm, n. gr. Bot. die Wirbelborfte, Wirbel- 
doite, Bierpflanze und Küchenkraut. 

Alinguant, m. fr. (ipr. Hängfäng), landſch. fr. clin- 
clant, vom deutſchen Klingklang) Raufchgold, 
Knitter- od. Flittergold; auch uneig. falfcher Schim— 
mer, Slitterglanz. 

Klio, f. gr. (Kleiö) eine der 9 Mufen (f. d.); Stern. 
ein Aſteroid, 1865 von Yuther entdeckt. 

Klippdas, mm. holl. (clipdas, von clip, Klippe, und 
das, Dachs) der Klippendachs, eine Gättung großer 
Mäuie am Kap, in Abyjlinien zc. 

Klipperichiff, n. (engl. clipper, eig. Abichneider, 
Durchſchneider, v. clip, abjchneiden) eine in Nord- 
amerifa aufgefommene Art jehr ichnell fegelnder 
Kauffahrteiichiffe, die das Waſſer mehr durchſchnei— 
den, als daß fie darüber hHinmweggleiten. 

Klique, f. fr. (pr. Elıhfe) oder Klike, die Genofjen- 
ichaft. Spießgeiellichaft. 

Klifcometer oder unr. Kliſiométer, n. gr. (von 
klisis, Biegung, Neigung, v. klinein, biegen, neigen) 
Heilf, ein ——— — Werkzeug zur 
Meſſung des weibl. Beckens. 

ſtliftier, n.(gr. klystör, v.klyzein, ſpülen, waschen), 
aud Klüsſsma, n. od. fr. avement, n. (jpr. lam’- 

Heyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl. 


Knäs 433 
mäng) ein Darmſpritzmittel od. eine Einſpritzung 
in den After; eine Darmbad, eine Darmipilung; 
Hiftieren, einjprigen, darmjpilen; Kliſtier— 
fpriße, eine Darmjpriße. 

Klitöris, f. gr. (kleitoris) das Schamzünglein, der 
Kigler, die weibliche Rute, ein Teil der weiblichen 
Scan ; Klitorismus, m. franfhafte Anfchwellung 
der Klitoris; widernatirlicher Gebrauch derjelben 
zum Geſchlechtsgenuß; Klitoritis, f. Entzündung 
derjelben. 

Kljütwä, £. ruff. die MooSbeere, Sumpfbeere (Vac- 
cinium oxycoccosL.) in Rußland zur Bereitung 
eines beliebten fäuerlichen Getränkes benubt. 

Runen, m. rufi. (von ach, Schlüſſel) der 

chaffner, Haushofmeilter, Verwalter. 

Kloacina, f. (tr. Cluacing) die Reinigende, Beiname 
der Venus bei den Römern. 

Sloäfe, f. I. (cloäca) die Kotjchleufe, Abzugskanal; 
-Cloäca maxima, die große Kloafe in Rom, ein 
in die Urzeit Roms (bis Tarquinius Briscus) hin- 
aufreichender unterirdifcher Entmwäfferungsbau. 

Kloiſon, n. (eig. f.) fr. (ſpr. kloaßoͤng) ein Himmer- 
verihlag; Kloiſonnée-Arbeit (ſpr. kloaßonneh), 
getäfelte, eingelegte Arbeit. 

Klonus, m. gr. (klönos) Heilk. Krampf, Zuckung; 
klaoͤniſch Heilt. zuckend, Frampfhaft bewegt. 

Kloquette, £. jr. (pr. Elofett’; eig. Glöckchen, ſ. v. w. 
— bei den franz. Troubadours = Tam- 

urin. 

Kloͤſett, n. engl. (altfr. closet, Verkl. von clos, Ge— 
hege, Einzäunune, eig. Bart. v.clorre, verschließen, 
I. claud£re, Bart. clausus) ein Mundſchloß, Maul- 
ford; auch ein Feines Geheimzimmer, Kabinett; 
deı Abort; Klotüre, f. fr. ((pr. —tühr’) die Ein- 
fafjung, Berzäunung; die Bejchränfung der Nonnen 
auf ihre Klöfter, = Rlaufur; die Abſchließung 
einer Rechnung; der Abſchluß von Verhandlungen. 

Kloſterinen, pl. Spindeltiere (Infuſorien). 

Ktlos-Vougeot, m. (ſpr. kloh-⸗wuſchoh) ein vorzüg— 
licher Burgunderwein, nach dem Weinberge gleichen 
Namens bei Dijon benannt. 

Kloth, n. engl. Zeug, Tuch, Leinwand, Futterſtoff. 

Klotho, f. gr. (v. klöthein, jpinnen) die Spinnerin, 
eine der drei Barzen, ſ. d. 

Klove, m. engl. (ſpr. klohw; d.i. eig. loben, v.cleave, 
ipalten) ein veraltete Wollgewicht = 3,175 kg. 
Klown, m. engl. (pr. klaun, zgez. aus lat. colönus, 

Landmann, Bauer) ein Tölpel, Rüpel, Charafter- 
rolle eines tölpelhaften Wigboldes in altengliichen 
Schaufpielen; neuerdings auch der Hanswürſt bei 

Kunjtreitern, Zirkusfomifer. 

Klub, m. (englisch elub, von altengl. club, clubbe, 
Keule, Kolbe, altnord. klubba, Keule; zur Ein- 
ladung wurde ein Stocd oder eine Keule herum— 
gejchickt, daher der Name) ein gejchlofiener Verein, 
eine gejchlofjene Gejellihaft; Klub-Haus, Ver- 
einshaus; Klubbiſft, m. (engl. clubbist) ein Ver» 
einsmitglied. 

Klnniazenfer, pl. nl. ein Zweig de3 Benediktiner- 
ordeng mit jtrengerer Regel, im 10. Sahrhundert 
in Clugny gegründet. ws 

Kluſchnik, m. ruſſ. falſche Form für das richtige 
Kljütſchnik, f.d. 

Kiypediter, m. (v. I. elipfus od. elyp&us, m. ein 
runder Schild) eine Art der Geeigel; Klypeöla, 
f. nl. Bot. das Schildfraut. 

Alysına, n. gr. Kliftier. 

Kiyfeir,n. fr. (fpr. —odhr)ein Selbitkliftierer; in ver- 
bejjerter Form: Klyſonompe, f. fr. Darmpumpe. 

Knäs, Knees od. Kniäs, m. |. Knjas. 

28 


434 Knaſter 


Knaäſter, ſ. Kanaſter. 

Ktuave, m. engl. (ſpr. nehw; = Knabe) ein Bube, 
Schelm; der Bube im Kartenspiel. 

Kneepels, pl. hol. (= Kniüppel) das Krummholz 
im bolländ.-franz. Handel. 2 
Knebh. m. gr. (auch Knuphis, Chnuphis, Chnubis, 
Chnumis, ägypt. Hnum oder Knum) ein altägyp- 
tiſcher Gott, als Hervorbringerder Nilanſchwellung 

und des Nilſegens verehrt. 

Kntsma,n. gr. (von knän, ſchaben, fragen) Heilk. 
eine zerfraßte Stelle, Kragwunde; Knẽsmus, m. 
(gr. knesmös) das Juden. [Schleswig-Holitein. 

Knick, m. niederd. eine Hecke, ein Wiejenzaun in 

Kniderboders, pl. engl. (ſpr. niderbod’rs; nad 
Diedrih Kniderboder, dem angeblichen Vers 
fajjer von Wafh. Irvings History of New-York, 
einer humoriftiichen Daritellung al3 Urbild der 
holländiichen Einwanderer und Yinfiebler in New⸗ 
york), Holländer in Newyork; weite Kniehoſen (wie 
dieje fie trugen). | 

Knidöſis, f. gr. (von knidän, mit Neſſeln peitfchen, 
nejjelartig jucen, v. knide, die Nefjel) das Jucken, 
Brennen, Brideln; der Neſſelausſchlag; das Peit- 
ſchen mit Neſſeln, = Urtifation. 

Knight, m. engl. (pr. neit; = Knecht, d. i. urjpr. 
junger Mann, Knappe, Edelfnecht) ein Ritter in 
England; auch englifher Name des Springers im 
Schachſpiel; Anight Bauneret, der Bannerherr, 
ein auf dem Schlachtfelde vom Könige jelbit zum 
Ritter Gefchlagener; ‚Knight of the Garter, 
Nitter des Hofenbandordens; K. of the Malta, 
Maltejerritter; K. of the Thistie (fpr. ßiſt'l), 
Ritter des fchottiichen Diftelorden. 

Knifforesmie, f. gr. (von knissa, Fettdampf, und 
regnymi, ic) bh. 103) Heilf. dag ranzige, faulige 
Aufitoßen. 

Sinjas, m. ruff. (poln. kniaz), ein ruſſ. oder pol. 
Fürſt; Anjaghinja, f. ruf. Fürstin, Gemahlin 
eines Fürſten; Kniaſhnä, f. (pr. ſh wie ſch) Für⸗ 
ſtentochter. 

Knockabouts, pl. engl. (ſpr. noͤckäbauts, v. to knock, 
klopfen, ſchlagen, pochen, ſtoßen, knock, Schlag, 
Strich, Griff, und about, herum, umher, um, to 
knock about, umherſtoßen) Zirfusfomifer, die 
nach amerifanifcher Art fich werfen und boxen; 
feine Filzhüte, wie fie diefe Komiker durch die 
Luft werfen und auffangen. 

Snownothings, pl. engl. (ſpr. nohnöſſings) Nichts— 
wiſſer, eine vor Beginn des Bürgerfrieges jehr 
zahlreiche politijche Sartei in Nordamerika, welche 
die Einwanderung aus Europa zu hemmen und die 
Einbürgerung zu erſchweren fuchte (angeblich nad 
den Worten to know nothing, nicht3 zu wiſſen, 
die in dem von ihnen abzulegenden Eide vorkom— 
men follen); Unmijjende, Dunmtöpfe. 

Knudleduſter, m. engl. (ſpr. nökk'ldöſter) der Knö— 
chelabſtäuber, eine nordamerikaniſche Verteidi— 
gungswaffe. 

Knute, f. ruſſ. (knut, m.; got. hnutö) eine in Ruß⸗ 
land übliche Riemenpeitiche, Zuchtpeitiche. 

Soadamiten, pl. verichiedene uriprüngliche Men- 
ihenarten, als gleichzeitig mit Adam gedadıt. 

Seadjüter, m. nl. (von adjütor, Helfer; vgl.adju- 
vieren) ein Gehilfe, Amtsgehilfe, insbeſond. Amt3- 
verweſer und vorausbeitimmter Nachfolger eines 
Biſchofs od. geiftlihen Fürften; Koadjutorät, n. 
das Amt des Koadjutord; Koadjutoriny, f. die 
Gehilfin vd. beftimmte Nachfolgerin einer Abtiffin; 
Keadjuvaänz, f. nl. die Mithilfe. 

tosgulieren, I. (co-aguläre) gerinnen; Coagulan⸗ 


dete; Koalition, f. die 


Kabold 


tia oder toagulierende Mittel, ſolche, die das 
Blut und Blutwafjer zum Gerinnen bringen; koa⸗ 
aulatin, nl. Gerinnen bemirkend; Koagülum, n. 
I. daS Geronnene; gerinnenmachendes Mittel. 

Stonita, |. Sapajı. 

toaftid, l. (v. 1. cogere, ztvingen, coactio, Zwang) 
zwingend. 

Ktoal, m. engl. (ſpr. kohl), die Kohle; Koal⸗pit, m. 
die Kohlengrube. 

fonleizieren, I. (coalescere), auch koaliſieren, fr. 
(coaliser) fi) innig verbinden, verfchmelzen; Koa⸗ 
leſzenz, f. nlat. das Verwachſen, die innige Ver— 
einigung; Koaltjierte, pl. Verbundene, Berbiün- 

erbindung, Bereinigung 
(meift zu einem augenblidlichen Zwed, einem ge- 
meinjchaftlihen Feinde gegenüber); Koalitions— 
Miniſterium, n. ein aus verfchiedenen Parteien 
(3. B. in England aus Whigs und Tories) zufam- 
mengejeßtes Minifterium; Koalitionsrecht, n 
das Recht, ſich zu vereinigen (zur Erreichung eines 
beitimmten Zweckes, 3.8. einer Lohnerhöhung). 

Toaptieren, jpätl. (co-aptäre) zufammenfügen; an- 
pajien; Koaptation, f. die Anpafjung. 

foarguieren, I. (co-arguere; vgl. arguieren) über⸗ 
meijen, widerlegen. 

foarftieren, I. (co-arctäre; vgl. arctus) verengen, 
drüden; Koarktation, f. die Verengung. 

Koartitulation, f. ni. — Synarthroſis. 

Koaſſation od. Koaration, L. lat. (co-assatio, co- 
axatio, d. assis od. axis, Brett) eig. Zujammen- 
jtellung zweier fich getrennt findenden Stüde ( 3.8. 
einer Konjtitution in dem Theodoſiſchen od. Zufti- 
nianiichen Kodex). 

ſtoaſt⸗goods, pl. engl. (fprich: kohſtgudds) Taufch- 
waren nad) der afrifaniichen Küſtenlandſchaft am 
Golf von Öuinea, die den Namen Goldküſte führt 
(mit der Hauptitadt Cape Eoajt Eaitle), 

foitan, I. (co-aetan&us, a, um, v. aetas, dad Alter) 
gleichzeitig, gleihaltrig; Kodtan od. Kodtandus, 
m. ein Alters-, Jugend» od. Schulgenojje. 

toäternell, nlat. (von aeternus, ewig) gleich ewig; 
Koäternität, f. gleich ewige Dauer. Ka 4 

Kodtt, m. ſpan. der amerifanifhe Waſchbär, auch 
Rackun, Shupp. 

Koating, n. engl. (ſpr. Töhting; eig. Kleidung, vor: 
to coat, bekleiden, einen Rod [coat] anziehen) ein 
englijches dides langhaariges Wollenzeug, auch 

Bodens. ii Mitt. — Rob tattene 
oäuuns, m. jpütl. = Koätaneus. 

Kobalt, m. (nl. cobaltum; urjpr. = Kobold [].d.}; 
ein weißgraues, ziemlich jchweres, hartes und 
ftrengflüffiges eigentümliche3 Metall, das in der 
Natur be. mit Arjenif und Schwefel verbunder 
(als Speisfobalt, Kobaltglanz, Kobalt- 
kies 2c.) vorkommt, und defjen Orydul zur Berei- 
tung der Smalte (f. d.) benugt wird; Kobalt» 
blau oder Kobalt-Ultramarin, n. eine aus 
Kobaltoxydul u. Tonerde beftehende blaue Farbe. 

Kobang, m. vor 1871 eine japan.goldne Rechnungs— 
münze, im Wert von 14,15—14,32 ME. 

Kobbit, auch Eubit, Covid. |. Cito. — 

Kobid, Kobido oD. port. Kobdde, m. (ſpan. cübito, 
v. fat. cubitus, Ellenbogen, Elle; vgl. Kodo) ein 
frühere Ellenmaß für oftind. Zeuge, = 3 Pal- 
mo3 = 0,66 m. 1 

Ktobeld, m. fein Fremdwort, alfo nicht von gried. 


 köbalos, Bofjenreißer, Schmaroger, Gauner, jon- 


dern vom mhochd. kobe, der StaH, ug, urjpr. die 
Hütte, das kleine Haus, Gemach, altnord. kofe, 
angelfächf. cofa, Kammer, Gemad, u. der Silbe 


Kobolz 


walt, von walten, die, wie in Herold u. a. zu 
«old wurde,alfourspr.der im Koben Waltende, 
d. h. im Haufe Herrichende, der Hausgeift, der 
nedische Poltergeiſt; auch: ein neidijcher Berggeilt; 
auch ein Burzelmänndyen, aus Holundermarf mit 
einem Stücdcen Blei gemadt. 

Robölz, m. Purzelbaum (in Norddeutichland, 3. B. 
Kobolz Schicken, d i. einen Purzelbaum machen, 
wohl von Kobold herzuleiten, vielleicht unter Ein» 
wirkung des franzöſiſchen faire la culbute). 

Robra-ftabelo, f. port. (v. cobra de capello, von 
cobra = [. colübra, Schlange, u. capello, Kappe) 
die Brillenſchlange in Djtindien. 

Koheniile, £. fr. (ipr. koſchenije; v. nl. coccinella, 
gleichj. fleine Beere, j. coccum), oder Koſchenille. 
die amerikanische Kaktusſchildlaus (Coceus Cacti), 
deren Weibchen getrocnet u. mit Zinnjalz behans 
delt die ſchönſte Scharlachfarbe liefert, der Schar» 
lahmwurm (vgl. Nopal). 

Aochlĩten, pl. gr.(v.Köchlos,[.cochl&a, die Schnede) 
veriteinerte Schneden. 
Kochen, m. fr. (ipr. kofchöng; urſpr. junges Schwein, 
von coche, Sau) das Schwein; Kochonnerie, f. 

(ipr. fojchonnerih) die Schweinerei, Unjlätigkeit. 

Gef, m. engl. der Hahn; Kof’s=fomb vder Kox— 
tomb, m. der Ged, Feigling. 

Sodel (vom lat. coccum, n. {., gr. kökkos, Beere, 
die Scharlachbeere) od. Koffülus, m. eine zu den 
Lorbeergewächſen gehörende Bilanzengattung; da- 
her eoceuli indiei. Kodelstörner,die roten ſchwar⸗ 
zen und giftigen Steinfrüchte einer Art derjelben 
auf den Moluffen (unerlaubterweije im englifchen 
ſtarken Bier benugt); Koftulin, n. der Bitterjtoff 
der Kockelskörner, auch Pikrotoxin genannt. 

Kocket, n. engl.ein Zollſchein, Ausfuhrſchein (Waren 
zollfrei ausführen zu dürfen). N 

Sodim, m. eine ehemalige japan. Minze. 

Rodfneh, m. engl. (fprich: föckni; altengl. cokenay, 
wahrſch. von cokaygne, Schlaraffenland, vgl. Ko⸗ 
zagna) ein Weichling, Mutterjöhnchen : ein Londoner 
Maulaffe od. Stadtfind, Spottname für die Einge- 
bornen der City von Zondon; das Kockney od. der 
Kockney-Dialekt, die gemeine Londoner Mundart. 

Rochtus od. Kocht, m. gr. (Kökytos, der Tränen- 
trom, v.kökyein, weinen) Fabell. ein Höllenfluß, 

luß der Unterwelt, val. Tartarus. 

Soda, Coda, f. it. (1. cauda) eig. der Schwanz; 
Versk. der Anhang, die Zujagverje zu einem So— 
nett; Ton?. Schlußjaß eines Tonſtücks. 

Aoda od. Kot, m. ein Handelsgewicht in Georgien, 
— 2 Bud oder 80 ruf. Pfund = 32,781 kg. 

Ködaf, m. amerifan. (ein von dem ameritanischen 
Erfinder Eaſtman im Jahre 1887 willkürlich er— 
fundener Name, der als Schutzmarke für ſeine pho— 
tographiſchen Apparate eingetragen wurde), ein 
photographiicher Apparat, F Ktodats (vgl hier- 
zu: Hubert Sanjen, Redtichreibung der natur» 
toiflfenich. u. techn. Fremdwörter 1907, ©. 64). 

Rodama, ın. eine jilberne Rechnungsmünze in Ja— 
pan = 1a Mt. 

Rodebitor, m. nl. Mitfhuldner; Kodezernent, m. 
der Mitentjcheider (j. Dezernent); Kodenunziät, 
m. der Mitbeflagte (vgl. denunzieren 2c.). 

Rodeln, n. (v. gr. kodẽ, Mohnfrucht) Scheidek. ein 
Alfaloid des Opiums. 

Kodex, ın. l. (urſpr. caudex, Stamm, Baumſtamm; 
dann ein aus beichriebenen Holztafeln oder Blät- 
tern zufammengefügte3 Buch, 3. U. von volumen, 
ſ. d.) überh. ein Bud; insbeſond. Geſetzbuch, 3.8. 
‚codex Theodosiänus, Justiniandus 2c.; jegt gew. 


foeriitieren 435; 


j. v. w. codex manuseriptus, ein handfchrift- 
liches Werf, eine alte Handichrift; pl codıcos 
(manuscripti), alte Hanpfchriften; codex char= 
tacens, I. eine Papier-Hanpfchrift; ce. membra- 
naceus, eine Pergamenthandfchrift; e. rescrip« 
tus, eine wiederbejchriebene Handſchrift, nach Til» 
qung der früheren Schrift, griech. Balimpfeft; 
Kodizill, n. (l. codicillus, m. Berl v. codex, alio 
eigentl. eine Heine Handſchrift, ein fchriftl. Aufſatz) 
ein Anhang od. Aujag zu einem Teftament, Nadı- 
trag; auch eine nicht in gehöriger Teftamentsform 
und vor wenigen Zeugen —— letztwillige 
Verfügung; Kodtziller-Mantel, Beſtimmung, 
nad der ein Tejtament, falls es nidyt als folches 
anerfannt wird, wenigſtens al3 Kodizill gelten joll; 
Kodififation, f. nl. Vereinigung aller geieglichen 
Vorichriften in ein Geſetzbuch; Kodifikätor, m. 
der Berfafler eines Geſetzbuches. | 

Kodille, f. fr. (pr. fodij’; ſpan. codillo) das ver- 
lorene Spiel des Hauptſpielers beim l'Hombre. 

Kodirektion, f. nl. (vgl. dirigieren) die Mitvermal- 
tung; Kodireftor, m. der Mitvoriteher; Kodivi⸗ 
fton, f. nl. (vgl. dividieren) Nebeneinteilung des- 
felben Ganzen nad) einem andern Gefichtspuntte, 

Kodo, m. |pan. eig. der Ellbogen (= fr. coude, vom 
lat. eubitus; vgl. Kobid) ein älteres Faftilifches 
Längenmaß von durchfchnittlich O,s6 m. 

Kodöl, n. Xebertran. 

Koedufation, f. lat. (eigentl. die Miterziehung) d. i. 
das Zujammenerziehen von Knaben und Mädchen 
in einer gemeinjamen Klajje, aud) in Gymnaſien, 
end Klafjenerziehung beider Geſchlechter 

tziehung in gemilchten Klafjen — engl. Eoedu: 
eation, |. d. 

koeffieren od. fotffieren, fr. (Ipr.foaff—; v.coeffe, 
coiffe, Haube, it. cuffia, I. cuppa) den Kopf pugen, 
das Haar ordnen 2c.; Koiffeur, m. (fpr. foafföhr: 
ein Haarkünſtler; Koiffeuſe, £.(jpr. foafjöhl’)Haar- 
künſtlerin; Koiffüre, f. (ſpr. koafführ') der Haar- 
ſchmuck, Kopfputz. 

Koeffizient, m. nl. ſv. efficere, bewirken) die Ver— 
hältniszahl, Wertziffer (in der Algebra: eine das 
Bielfadhe einer Hauptgröße angebende Zahl); 
Koeffizienz, f. die Mitwirkung. 

foömendteren, lat. (co-emendare) mitverbefjern; 
Koemendation, f. I. die Mitverbefjerung 

foömieren, I. (co-em£re) mitfaufen; Kokmtion, 8. 
i.(coemtio; vgl.emtio) der gemeinſchaftliche Kauf; 
auch eine alt-römiiche Yorm der Eingehung der 
Ehe, in einem Scheinfauf beſtehend. 

Koendu od. Kuaͤndu, m. (brafil. cuandü) eine Gat- 
tung der Stadeltiere in Brafilien uſw. 

Koepiſtopus, m. L.-gr. der Mitbifchof. 

foerzieren, (.(coörcere)im Jaume balten,bändigen; 
foerzierende Mittel, Zmangsmittel; koerzibel, 
nl. zähmbar; Koerzibilität, f. die Zähmbarteıt; 
Koërzition, f. I. (coereitio) die Einjchränfung. 
Bändiqung, der Zwang; foerzitin, nl. zwingend, 
ein ii 3 enthaltend; Koerzitiv-Kraft, 
die Kraft, welche der Annahme, aber auch dem 
Verluft des Magnetismus, aljo der Trennung der 
beiden magnetischen Strömungen wideritrebt. 

Koefſenz (vgl. Eſſenz) und Kokfſentialität, f. nt. 
das Zujamnmienjein, Einsſein der drei Berjonen im 
der Dreieinigfeit; toefjentiell, nl. gleiches Wejens- 

Koetan, |. Koätancus; Kokternität, |. Koä— 
ternität; Koetus, ſ. Zötus. f 

toexiſtieren, nl. (vgl. exiſtieren) zugleich fein, zu⸗ 

teich beitehen; kotxiſtent, zugleich beitehend; 
Aoerifteng, f. das Mitvajein, Mitbejtehen. 
28* 


436 Koertenjion 


Koertenſion, f. l. die gleichtveite Ausdehnung; ko— 
extenſivb, jich gleich weit erjtrecend. 

Köfent, m. auch n. (verderbt aus Konvent-Bier, 
j.d.) Dünnbier aus Würze von 4 bis 6 Prozent. 

Koffein, ſ. Kaffee. 

Kofler, m. (prov. u. fpan. cofre, it. cöfano, v. L.-gr. 
cophinus, Korb) der Kaſten, Reifefaften; Krg3f. der 
Quergang, ein vertiefter Gang mit doppelten 
Bruſtwehren in einem trodnen Graben; Koffer, 
engl., auch Smad, Kriegsw. der Sprengtajten, 
Feuerfajten, eine engfiiche Serfiärunesaneiinge für 
Schiffe; koffrieren, ausfchalen; Koffrage, f.,r.n. 
(pr. koffrähſch') Krk. die Ausſchalung, Verzimme- 
rung von Minen od. Erdgruben. 

Konia, |. Chodida. ! 

fogitteren, I. (cögitäre, zgez. aus cö-äAgitare, eig. 
etwas mit od. in fich herumbewegen) denfen; co— 
gito ergo sum, ich denke, alfo bin ich (der An— 
fang3- und Ausgangsſatz der Bhilofophie des Kar- 
teſius); fogttäbel (I. cogitabilis, e), venfbar; Ko⸗ 
gitant, m., pl. Hogitanten, Denker, Freidenter, 
eine Art Religionsgenofjen, welche nur die Reful- 
tate des Denkens anerkennen; Kogitation, £. (I. 
cogitatio) das Nachdenken. 

Kognalk, m. fr. (ſpr. fönjad) urſprünglich ein vor— 
zugliher Bordeaug-Wein von der Stadt Kognaf; 
jebt: der nad) diefer Stadt benannte reine Franz- 
branntwein. 

Kognät, m. !. (cognätus, wörtl. ein Mitgeborener) 
überh. ein Verwandter; im engern Sinn (gegen- 
über Agnat) ein Berwandter von weiblicher Seite, 
durch Mutter oder Frau (Spillmagen im ſächſ. 
Redt; im Stal. bed. cognato bloß Schwager); 
Kognation, f. (l. cognatio) die Berwandtichaft 
durch weibliche Abjtammung; überh. Stamm- od. 
Blutsverwandtichaft;coguatio spirituälis,geift- 
lihe Verwandtſchaft, bei. der Taufpaten. 

Kognition 2e,, ſ. unter Eognofzieren. 
ognõmen, n. l. der Beiname, bei den Römern 
der Zuname, der zu dem Geſchlechtsnamen (nomen 
gentilicium)nocd) hinzufam, wie Cicero zu Tullius, 
Scipio zu Rornelius;fognominteren(l.cognomi- 
näre),mit einem Beinamen belegen; Kognomina⸗ 
tion, f. die Belegung mit einem Beinamen. 

fognoszieren, l. (cognoscere) erfennen, gerichtlich 
unterjuchen, vernehmen; Kognition, f. (cognitio) 
die Erfenntnis, Kunde; gerichtlihe Unterſuchung; 
fognitional (l. cognitionälis, e) zur gerichtlichen 
Unterfuhung gehörig. 

fohabitieren, I. (cohabitäre) zufammenmwohnen; 
Kohabitdnt, m. ein Mitbewohner; Kohabita— 
tion, f. das Zufammenmwohnen. 

tohärieren, [. (cohaer&re) zufammenhängen; kohü⸗ 
rent, (l. cohäerens), zujammenhängend; Kohä— 
renz, f. (l. cohaerentia) der Zufammenhang, die 
Bujammenhangsfraft; Kohäſion, f. nl. das Zu- 
jammenhängen der Teile eines Körpers; uneig. 
aud) der Zufammenhang einer Gedanfenreihe 2c.; 
Kohäſionsöl, Schmieröl; kohäſiß, Zujammen- 
bang bewirtend oder zeigend; Kohärer oder Ko— 
berer, m. der Empfänger oder Empfangsapparat 
(bei Marconi3 drahtlojer Telegraphie). 

Koheéleth, m. Hebr. (eig. Sammler, Prediger, Ver— 
jammler od. dergl., von kahäl, verfammeln) Be- 
nennung des Königs Salomo und des ihm zu- 
gejchriebener. biblischen Buches „der Prediger 
Salomo”, de: Umsturz des jüdischen Staates be- 
treffend (gr. E’flejiajtes). 

fohibieren, I. (cohiböre) zurüdhalten, mäßigen; 
Kohibition, f. die Mäßigung. 


Kofa 


Koh-i-Nur, Kohinur, m. ind. (— Lichtglanz) das 
tojtbarjte engl. Kronjumel, der Königin Viktoria 
als Beuteſtück von der oftind. Kompagnie gejchentt; 
Kohinurſtift, m., Benennung eines Bleiftifts der 
Bleiftiftfabrit Hardtmuth (die englifche Schreibung 
Kohinvor jollten wir, da das Wort aus dem 
Indiſchen zu uns gefommen ift, vermeiden). 

fohobieren, ml. (cohobäre, fr. cohober, wahrſch. 
arab. Urſprungs) wiederholt abziehen (deitillieren); 
Kohobation, f. das Deflillieren. 


Kohoͤrte, k. I. (Cohörs) das Geſchwader, eine Rotte, 


Schar, der 10. Teil einer Legion; auch Leibwache, 
Gefolge. 

fohortieren, I. (cohortäri) ermahnen; Kohorta— 
tion, f. (1. cohortatio) die Ermahnung. 

Kohraſch, ſ. Korge. 

Kohüe, £. fr. (ml. cohua, eine Markthalle) eine lär— 
mende, jchreiende Menge. 

toifiieren, Koiffeur, j. foeffieren. 

Koilöma, n. gr. (v. koilün, höhlen, aushöhlen, von 
koilös, hohl) eine Höhlung; Koilometrie, f. Ge— 
fäßmeßkunſt, Lehre von der Ausmefjung hohler 
Gefäße; Rpilvitemie, f. die hohle Stimme; koi— 
loftumisch, hohlſtimmig. 

foindifant oder coindicans, nl. (vgl. indizieren) 
Heilf. mitanzeigend; Kpindikation, f. die Mit- vd. 
Nebenanzeige. 

Koinologie, f. gr. (von Koinös, gemeinjam) gemein» 
ſchaftliche Beratichlagung, bei. der Arzte. | 

koinſpizieren, nl. (vgl. injpizieren) mit beauflich- 
tigen; Roinfpekter, m. der Mitauffeher; Koin- 
ineftorät, n. od. Koinfpektion, f. die Mitaufjicht. 

foinbeitieren, nl. (vgl. inveitieren) mitbelehnen; 
toingeitiert, mitbelehnt; coinvestiti, pl. Mitbe— 
leynte; Koinveititür, f. die Mitbelehnung. _ 

foinzidteren, nl. (v. incidere, hineinfallen) inein- 
anderfallen, zufammentreffen; zueinander pafjen, 
einander deden ; foinzident, inetnanderfallend, zu⸗ 
jammenfallend; Koinzidenz, f, das Zufamment- 
treffen, der Zufammenfall, die Übereinftimmung. 

Koion, m. fr. (fpr. fojsng; f. prod. u. fr. coillon, it. 
coglione, Hodenjad, Hode, u. die vom I. col&us, 
verw. mit cul&us, Sad) gewöhnt. Kujon (Rujohn), 
ein nichtswürdiger Kerl, Taugenichts, Schuft; 
foionnieren (fr. coionner), gewöhnt. kujonieren 
(od. conj.), Shnöde behandeln, aus bloßem Mutwil⸗ 
len plagen, Koionndden, pl Schelt- vd. Schimpf⸗ 
worte; Koionnerie,f.einejchimpfliche Begegnung,. 
ein Schurkenftreid). 

Koir, m. Kokosfaſer, die aus der Schale der Kokos— 
nuß gewonnen u. zu Flechtwerk, Gemwebe n. ähnl. 
verwandt wird, auch der Baſt des Kofosbaumes; 
auch das Geflecht od. Gewebe ſelbſt, vgl. Fairo. 

Koitiän, f. 1. (coitio, d. co-Ire, en) ſich 
vereinigen, paaren) die Zuſammenkunft; Vereini— 
gung; Kottus, m. die Begattung, Paarung, der 

eiſchlaf. 

Koje, k. pl. Kojen, auch Kojt, Rott, niederd. (holt. 
kooi, Schiffsbettitelle, eig. Stäfig, v. I. cavea, Höh- 
lung, Käfig, v. cavus, hohl) bretterne Schlafitellen, 
Berichläge zum Schlafen auf Schiffen, auch im 
Straf- und Zuchthäuſern. ee 

Kojote, m. (v. fpan.-merifan. coyöte, einheimijch) 
der amerifanifche Schafal (f. d.), ein Mitteltier 
zwilchen Fuchs, Wolf und Hund. 

Kota, f. jpan. der Hunger- u. Durftjtraud, eine 
Pflanze in Peru, deren wohlriechende und bitter» 
(ich jchmecdende Blätter ihrer belebenden Wirkung 
wegen gefaut werden (erythroxylon coca L.); 
Kokain, ein die Nerven unempfindlich machender 


Kokagna 


Stoff, der aus dieſen Blättern gewonnen wird; 
Kokatee, Kokablätter zu Tee verwendet. 
Ketagna, it. (ſpr. kokänja) od. Kokagne u. pays 
de cocagne, f. fr. (fpr. pei de Fofanj’, d. i. eig. Ku- 
chenland, v. it. cucca, landich. fr. couque, Kuchen, 
vd. I. coqu£re, fochen) das Schlaraffenland, wo man 
fich die Häufermit Kuchen gedectdachte; euceagna, 


it. u, mät de cocagne, fr. (fpr.mah—) ein Kletter- 


baum, glatter, mit Seife beftrichener Maftbaum, 
oben mit Geflügel und anderen Sachen behängt, 
welche bei öffentlichen Feften dem Volke preis- 
gegeben werden; auch überh. ein Volksfeſt, wobei 
man Wein u. Eßwaren austeilt. i 

Kofarde, f. fr. (v. coq, Hahn; wegen der Ahnlich— 
feit mit einem Hahnenfamm) die Hutjchleife, Band- 
Schleife von bejtimmter Farbe, als Feld- od. Bar- 
teizeichen, oder als Abzeichen einer Nation: Na- 
tional-Rofärde. 

tofett, fr. (coquet; von coq, Hahn, abzuleiten, aljo: 
ſich wie ein Hahn brüftend; ein im 16. Sahrh. un» 
ter Katharina von Medicis in Baris aufgefomme- 
nes Wort, viel. Nahahmung des gleichbedeuten- 
den ital. civetta, Käuzchen, ſ. d.) gefalliüchtig, er- 
oberungsfüchtig; Mofette, f. eine Gefallfüchtige, 
Buhlerin; kokettieren (fr. coqueter), allerleifteize 
anwenden, um Männer anzulocken od. in fich ver- 
liebt zu machen; liebeln; Kofetterte, f. die Gefall— 
jucht, Eroberungsſucht. 

Koklolith, m. gr. ſv. kokkos, Kern der Baumfrüchte) 
Kernſtein, eine Art des Augits mit ausgezeichnet 
körniger Abſonderung. 

Koks, n. ein Getränk der niederen Volksklaſſen in 
Baris (Waffer mit Süßholzſaft). 

Kokodes, m. fr. (pr. köködäß) ein junger Ged, 
Stutzer, eig. einer, der eine Kofotte unterhält. 

Kakon, m. fr. (ſpr. koköng; Verkl. von coque, Eier- 
ichale, Gehäufe, v. I. concha, Mujchel) die Puppe 
od. das Geſpinſt der Seidenrantpe. 

Kolkoſchnik, |. Kakoſchnik. 

Koͤkosnuß, k. (vgl. gr. küki, die Kokospalme und 
ihre Frucht, Koöix, Gen. köikos, eine ägyptilche 
Balmenart, und kökkos, Kern, Beere, harziger 
Zapfen) die Frucht des Kokosbaums od. der Ko— 
sanpalme, auch Klapperbaum genannt, in Ame— 
rifa ıc. 

Kokotte, f. fr. vornehme Buhlerin, Zuftdirne, ge- 
meinerer Ausdrud als Grijette. 

Kols, Kofe, unrihtig Coaks, pl. engl. (fpr. Fohts), 
sing. of oder Koke, verkohlte od. jog. abgefchwe- 
telte Steinfohlen, denen man ihren Waſſerſtoff u. 
Sauerjtoffmöglichit entzogen hat; verfofen, Stein- 
foblen abjchwefeln. 

Koftion u. Koftür, f. (l. coctio, coctüra, von co- 
qu£re, fochen) das Sieden, Kochen; die Berdauung; 
auch das Berhärten des Krankheitsftoffes, nach den 
Grundfäßen der Humoralpathologen; Koktum, n. 
etwas Gekochtes, ein abgefochter Trant IC. 

Noku od. Kof, n. ein Ionen, Hohlmaß zu 10 To od. 
109 Schoo = 1,315 hl. 

Tol=, ſ. col-. 

Kol, m. fr. (v. l. collum) eig. der Hals; ein Engpaß 
zwijchen Bergen, bei. in den Alpen. 

Kolagäfi, m. türf. Adjutantenmajor; Koläſſi, m. 
tiırk. Hauptmann. 

Koläptif, f. (v. gr. koläptein, aushauen, meißeln) 
die Bildnerei mit dem Meißel. 

Kolaͤtſch, ſ. Kalatſch. 

Kolbat, m. türf. (fr. colbac) eine türk. Pelzmütze; 
auch al3 kriegeriſche Kopfbedeckung durch die Sran- 
zoſen bei uns eingeführt. 


tollaborieren 437 


Koflbertismus, m. Bevorzugung der Induftrie und 
Zurückſetzung der Landwirtſchaft, Hinderung der 
Einfuhr (durch Zölle), Förderung der Ausfuhr, 
gew. Merfantilfyftem genannt, ſ. d. 

Kolchikum, n. I. (nl. colchicum autumnäle) die 
Herbitzeitlofe, ein Giftgewächs; Kolchizin, n. 
Sceidef. eine in der Herbitzeitloje entdeckte eigen- 
tümliche Salzbaſis. 

Koletin, n. gr. (v. koleös, Scheide) der Scheiden- od. 
Hlügeldedenftoff; Koleitis, f. Heil. die Mutter: 
ſcheidenEntzündung, = Elytritis; Koleockẽle, 
f. der Mutterſcheidenbruch; Koleoptẽra, pl. (von 
koleös, u. pterön, Flügel) Kerbtiere mit Flügel- 
deden, Käfer, Horn- oder Dedflügler; Kofeoptes 
riten, pl. verjteinerte Käfer oder Räferteile; Ko— 
feoptofis, f. Heilf. der Mutterjcheiden-Borfall; 
Koleorrhẽxis, f. Zerreißung der Mutterjcheide. 

Kolibri, m. (einheimifcher jüdamerifanifcher Name, 
jpan. colibri) eine amerifaniiche Bogelgattung, zu 
welcher die fleinften und jchönften Vögel gehören: 
der Blumen», Fliegen- od. Honigvogel, Blumen- 
ſpecht, Summelvogel. 

Kolibris od. Koliberts, pl. eine von unterjochten 
Völkern ftanımende und vernachläffigte Menjchen- 
Elaffe in der Bretagne; vgl. Kagots. 

folicren, I. (coläre) durcjeihen; cola, Heilf. feihe 
durch; Kolation oder Kofatür, f. nl. (abgef. col. 
od. colat.) die Durchfeihung; auch die durchgejeihte 
Flüſſigkeit; col. add., d. i. colaturae adde, ſetze 
dem Durchgejeihten zu (auf Rezepten); Colato- 
rim, n. ein Seihetuch; Kolatorien des menſchl. 
Körpers, Organe, durch welche die Auswurfsftoffe 
bereitet u. ausgeführt werden. 

Kolifichet, m. fr. (fpr. folifiicheh; von col, cou, Hals, 
u. ficher, anheften; alfo eig. Halsſchmuck) Tändel- 
fram, faljher Schmud (in Garten», Bau- und 
Redekunſt). 

Kolik, ſ. unter Kolon. 

Koliſeum od. Koloffenm, n. I. (von dem urfpr. dort 
aufgeitellten Koloß des Nero benannt) it. Koliſeo, 
der Rieſenbau, das größte Amphitheater des Alter— 
tum3, in Rom für öffentl. Schaufpiele unter dem 
Kaiſer Veſpaſian gebaut, jegt die großartigſte Ruine 
Roms (dum Colosseum stabit, Roma stabit; 
dum Roma stabit, mundus stabit, „ſo lange das 
K. ſteht, wird Rom ſtehn; fo lange Rom ſteht, wird 
die Welt beſtehn“, Spruch des Beda im 8. Jahrh.); 
in neuerer Zeit Benennung großer Gebäude zu 
öffentlichen Vergnügungen. 

Kolje, m. (fchwed. kolja, Schellfiſch, isländ. koli, 
Scholle, Blattfifch) Dorichfiihe in Norwegen. 

Kolfothär, m. (colcöthar vitridli, ein von Baracel- 
ſus eingeführtes Wort, wahrih. aus dem Arabi- 
chen) veralteteBezeichnung für Engliſch-Rot, Eiſen— 
* Vitriolpulver, rotbraunes Eiſenoxyd (Maler— 
arbe). 

Kolta, f. gr. (kölla) der Leim, Kleber, als Haupt- 
nährſtoff im Mehle; Colla piscium, l. die Haufen» 
blaſe, Fiſchleim. 

kollabieren, I. (collabi) zuſammenfallen, z. B. von 
Geſchwulſten; ſinken, von den Kräften; kollabe— 
ſzieren (I. collabescẽre), hinfällig werden; kolla— 
beſzent, hinfällig; Kollabeſzenz, f. nl. die Hin— 
fälligkeit; Kolläpſus, Kollaps, m. nl. das Sinken 
der Kräfte, bei Schwächeanfällen, bef. bei heran- 
nahendem Tode, 

foffaborieren, [.(collaboräre; vgl.laborieren) mit- 
arbeiten; Kollaborätor, m. ml. ein Mitarbeiter, 
Hilfslehrer; Kollaboratür, f. die Mitarbeiter- 
jtelle; Kollaboration, f. Hip. in der deutjchen 


438 Kollane 


Gütergemeinichaft zwiſchen Eheleuten, der gemein- 
jam bewirkte Erwerb. 

Rolläne, f. it. (colläna, von collo, Hals) die Hals» 
od. Ordenskette. 

Sollavius, j. follabieren. 

Kolläre, n. (v. collum, Hals) ein Halsband, Hals- 
fragen; insbe. ein dunfelfarbiges Halsband mit 
weißen Streifen od. Spigen, ein Abzeichen katho— 
liiher Geiſtlichen. 

Kollas- Manier, f. eine von dem Franzoſen A. Col⸗ 
las 1850 erfundene Manier, mittel3 einer Ma- 


ſchine Nachbildungen erhabener Gegenftände in |. 


Kupferſtich hervorzubringen. 

tollateräl, nl. (v. con- u. latus, Gen. lateris, Seite) 
feitlich, zur Seite ftehend; Koffateräl-Erben, er- 
bendeSeitenverwandte;daher: Kollateral-Erb- 
ſchaftsſteuer, eine beim Antritt einer jolchen 
Erbichaft dem Staate zu entrichtende Steuer; Kol— 
fateral=Rinie, die Seitenlinie, Seitenverwandt- 
ſchaft: collateräles, Seitens od. Nebenvermandte; 
Kolletarãl⸗Werke, Nebenwerke einer Feſtung; 
follaterieren, eine Art des Baumpfropfens. 

Rollation, f. (collatio, eig. da8 Zufammentragen, 
bon conferre, zufammentragen, dann: vergleichen; 
übertragen 2c.), die Bergleihung zweier Schriften; 
ein Imbiß, bei. Frühftüd (fr. collation, ml. colla- 
tio u. cenfertum, v. conferre dapes, d. i. Speilen 
auftragen); Zufammenftellung, Auswahl; colla- 
tio bonörum, [. Ripr. das Einwerfen dezjenigen, 
wa3 der Erbe vor der Erbteilung aus dem Ber- 

mögen de3 Erblaſſers erhalten hat, in die Erb— 

matte, c. dotis, da3 Einwerfen der Mitgift; im 
Kirchenr. Übertragung einer Pfründe od. kirchlichen 
Anjtellung; tollationteren, nl.(fr. collationner) 
eine Abſchrift mit der Urſchrift vergleichen; auch ein 
ungebundenes Buch Blatt für Blatt durdigehen, 
um zu erfahren, ob e3 volljtändig (Tomplett) iſt; 
Erſriſchungen nehmen, frühftüden; Kollationie— 
rung, f. Schriftenvergleihung; Bogenmuiterung, 
Bücherdurchficht bei Buchbindern u. Buchhändlern; 
Kollätor, m. |. der Berleiher, der eine Stelle ıc. 
zu vergeben hat, Kirchenpatron; aud) Bergleicher 
verſchiedener Handichriften u. dgl.; Kollätur, £. nl. 
das Beſetzungsrecht, Anſtellungsrecht. 

Kollaudation, f. I. (collaudatio) Belobung, ein- 
ſtimmiges Gejamtlob. 

Kollöge, m. l. collẽga) ein Amtsgenoſſe; Kollegium 
oder Kolléeg, n., pl. Kollegin od. Kollegien, eine 
Amtsverjammlung, Amtsgenofjenjchaft (ver Xehr- 
förper einer Schule, der Rat einer Stadt, die Mit» 
en eines Gerichts, der Regierung 2c.); deren 

efammlungsort, Sigungsort; eine öffentliche 
Schulanftalt, hohe Schule, in Frankreich u. Belgien 
collöge, n. (fpr. follehie’), in England college 
(fpr. Eöllidig); ferner ein Xehrvortrag, eine Bor- 
leiung der Lehrer auf Hochſchulen; collegium il- 
lüstre, I. eine Hochſchule für junge Edelleute; c. 
medicum, der Gejundheit3rat; e. publicum, eine 
öffentliche Vorlefung, die unentgeltlich) gehalten 
wird; c. privätum, eine beiondere, die von den 
Bubörern bezahlt wird; c. privatissimum, die 
nur einigen gehalten wird; c. sacrum (it. sacro 
eollegio), die heilige Berfammlung, näml.derfar- 
dinäle in Rom; Collegium germanicum, eine 
Anstalt in Rom, in der deutiche katholiſche Geiſt— 
liche gebildet werden; kollegiäliſch, od.al3 Adverb. 
coll»gialiter, nl. amtsbrüderlih, einträctig; 
Stollegialität, f. die Amtsbrüderlichkeit, der dem 
Zuſammenwirken geziemende Öemeinfinn, Zuſam— 
menhalt; Kollegial-Syftem, n. in der Staat3- 


tollidieren 


Verwaltung die Einrichtung, wonach eine Regies 
ierung3-Handlung, ein öffentlicher Beſchluß, Ber 
ehl ꝛc. nicht von einem einzelnen Staatsbeamten, 

fondern von einem aus mindefteng drei ſtimmfüh— 

renden Mitgliedern beftehenden Amt3verein aus» 
gehen muß (entg.der®ureaufratie); im Kirchen» 
recht: die Anficht, daß die Kirche, unabhängig vom 

Staat, aus einem Verein freier Mitglieder befteht, 

dieihre Angelegenheiten durchGeſellſchaftsbeſchlüſſe 

beſtimmen (entg. dem Territorial- u. Episko— 
palſyſtem); Kolleniänten, pl., auch Rheinsbur⸗ 
ger, eine zu Anfang des 17. —— aus Remon⸗ 
ſtranten (ſ. d.) entſtandene Religionsgeſellſchaft in 

Holland; Koffeniät, m. ein Stiftsmitglied, Stifts- 

herr, Mitglied einer akademiſchen Gejellichaft, wel⸗ 

ches die Einfünfte der der Akademie gehörigen Ge— 
bäude (Kollegiaturen) genießt; Kollegiätkirche, 
eine Stiftskirche, die feinen Biſchof, fondern drei 

Geiſtliche (alfo ein Kollegium) an ihrer Spite hat; 

Kollentätftift, n. ein Stift von gleicher Beichaffen- 

heit; Kollegiatür, f. auf Univerfitäten ein Ge— 

bäude, in welchem Studierende unter Auflicht von 

Lehrern zufammenmwohnen, zuerft in Paris, dann 

auch auf deutichen Univerfitäten eingerichtet. 

Kolldkte, f. 1.(collecta, v.colligere, zujammenlejen, 
jammeln) Geldfammlung, Almoſenſammlung; in 
der Kirche ein Altar-Gebet; Kolleftanda od. Kol⸗ 
feftancen, pl. gefammeite Bemerkungen, Leſe— 
früchte; Kollektion, f. (l. collecti) die Sammlung; 
follettieren (mi. collectäre)fammeln, eine Kollefte 
veranitalten; Kollektaͤnt, m. ein Sammler, bei. 

Almofenfammler; Kollettatton, f. das Sammeln, 

die — von Geldbeiträgen; Kollektations⸗ 

recht(jus collectandi), die Befugnis zum Geldſam⸗ 
meln; kollektiv, I (collectivus, a, um, als Adv. 
enllectiverinsgejamt, gemeinjam,gemeinfchaftlic); 

Kollektin-Cingabe, Sejamteingabe; Kollektib— 

Garantie, f. Geſamtbürgſchaft; K.⸗Glas, ein 

Brennglas; K.⸗Note, gemeinfames diplomatiicyes 

Schreiben mehrerer Regierungen; K.-Urteil. Rſpr. 

ein Geſamt-Urteil über Mehrere; K.-Vollmacht, 

Geſamtvollmacht; Kolleftivum, n. j. Nomen; 

Kolletter, m. nl. in ver Naturl. Kraftiammier, 

Vorrichtung zum Anfammeln und leichten Nach- 

mweijen kleiner Mengen von Elektrizität, vgl. Kon» 

denjator; Stanbkolleltor, eine Staubfangvor- 
richtung, Staubfänger; auch = Kollekteur, m. fr. 

(pr. —töhr) ein Sammler, Losverfäufer, Ein- 

lagenjammler; Kollefturgebühr, Einnehmerge- 


bübr. 

Kollerette, k. fr. (ſ(pr. —rett'; v. col, cou==!1. col- 
lum, Hals) eine Art Frauen-Halstuch oder Hals⸗ 
fragen; Kollet, n. (ipr. folleb, gem. tollett; it. col- 
letto, eig. Halskragen) oder Kollett, eine Reitweite, 
ein Reitwams, oller; jemand beim Kollett 
nehmen, d.i.beim Kragen nehmen 2c.; Daher gem. 
einen kollet(ſpr.kollehſſchleppen, ihnverhaften. 

Kollefis, f. gr. (v. kollän, leimen, kölla, Leim) die 
Berleimung; auch das Löten; Heilf. das ſchnelle 
Zuſammenheilen: nn. feimend, zufammen- 
beilend; Kolletika, pl. durch Verklebung zufammen- 
heilende Mittel. 

Kolli, ſ. Rollo. 

tollidieren, I. (collidöre) zufammenjtoßen; anein- 
andergeraten; Kolliſion, f. (I. collisIo) der Zu— 
fammenftoß, Streit od. Widerftreit zweier Kräfte, 
Geſetze, Pflichten 2c.; das Gedränge, Die Klemme, 
Berlegenheit; Kolltiions-Fälle, jtreitende Zälle, 
wo die Erfüllung einer Pflicht ein Verjtoß gegen 
die andere wird. 


Kollier 


Kollter, n. fr. (fpr. koljeh; I. colläre, f. d., von col- 
lum, fr. col, cou, Hal3) Halsband, Halskette, 
Ordenskette der Ritter (vgl. Kollane). 

follinieren, I. (colligere) janımeln. 

Toffimieren, I. (collimäre) eig. zufammenzielen, d.i. 
von verjchiedenen Punkten aus nach einem Biel 
gerichtet jein; Kollimation oder Kofftmations- 
linie, f. Sternf. die Geſichts- oder Sehlinie, die 
gerade Linie, in welcher das Auge auf einen zu 
mefjenden Gegenstand gerichtet ift, in Verhältnis 
zu andern, eben dahin zielenden; auch: Kollima= 
tionsachie, Ziellinie; Kollimationsfehler, Ziel- 
fehler; Kollimator, m.,Dilfsfernrohr; aud) Sam> 
mellinie. h 

Kolliquation und Kolinneszenz, f. nl. (von colli- 
quescere, zerfließen, fehmelzen) das Zerfließen; 
auch die Zeriegung; Heilk. Auflöfung der Säfte, 
Fäulnis; Koliguationsficher, das Yaulfieber; 
folliquatid, zerfließend, ſchwächend; kolliquativer 
— ein heftiger, ermattender Schweiß; fol= 
liqueszent, ſchmelzend. 

Kolliſion, ſ. kollidieren. ſtender. 

Kolligitaͤnt, m. nl. (vgl. ligitieren) ein Mitſtrei— 

Rollo, m., pl. Kofi, it. (v. I. collum, Hals, ml. ein 
Bündel, welches auf dem Naden getragen wird; 
vgl. Eolportieren) Kfipr. ein Fradtitüd, Stüd 
Faß, Bündel, Kite, Ballen, Ware). 

Kollodium, n. nl. (vom gr.kollodes, leimartig, kleb⸗ 
tig, von kölla, Leim) ein durch Auflöjung der 
Schießbaumwolle in Schwefeläther gewonnener 
Stoff, welcher al3 wundärztl. Klebemittel und in 
der Photographie gebraucht wird; Kolleid, n. (v. 
kolla u. eidos, Art) Heilf. ein im Körper ent- 
ftehendes Gallertgewebe; auch jeder lösliche, aber 
nicht friftallifierbare Körper, wie Dertrin, Sirup, 
Eimeiß- und Käſeſtoff, Leim ꝛc.; kollotdäl, hierauf 
bezüglich. 

follofieren, lat. (collocäre; vol. locus ꝛe.) ſtellen, 
ordnen; ausleihen, anlegen; Kollofation, f. (lat. 
collocatio) die Stellung; Anweijung des Platzes; 
Rſpr. Anordnung der Gläubiger; Kollafations= 
Urteil, Entſcheidung über die Neihenfolge der 
Gläubiger im Konkursprozeß. 

Kollofution, j. folloquieren. 

tolloquieren, I. (collöqui; von loqui, reden) ſich be— 
Iprechen, unterreden; Kolloquium, n. oder ſtollo⸗ 
fution, f. die Unterredung, das Geſpräch; Prü— 
fungsgefpräd; colloguium caritativum, ein 
gütliches Geſpräch, Einigungsgeipräd). 

tolludieren, I. (colludere; von ludere, ſpielen) eig. 
in geheimem Einveritändnig ftehen; unter einer 
Dede jpielen; Kolludium, n. od. Kolluſion, k. (I. 
collusio) ein geheimes, unerlaubtes Einvernehmen; 
folluföriich, abgefartet. 

folluftrieren, I. (collusträre) in volles Licht jeßen, 
genau betrachten. 

Kollutorium, n. ni. (von colluere, ausfpülen, zu⸗ 
jammenipülen) Heilf. Mundwoſſer; Kolfuntes, f. 
oder Kolluvion, f. (lat. colluvio) das Zujammen- 
fließen, bei. der Zufammenfluß von Unrat, Spü— 
liht; colluvies gastrica, Heilf. die Verunreini- 
gung der Speiſewege. 

Kolläben, pl.(v. gr. kollybos) Heine Münze, Scheide 
miünze; Kollijbus, w. auch für das Aufgeld, der 
Aufwechſel (Agio); Kollybiit, m.ein Geldwechiler. 

Kollyrium, n. gr. (kollyrion, eig. teigahliche Mafje 
(v. kollyra, grobes Brot); Seilt. Augenjalbe. 

ſtolma, f. felt. (gäl. Culmath, ausgeſpr. Culma, f. 
cul, Haar, u. math, maith, gut, weibl. Name: da3 
Mädchen mit ſchönem Haar. 


Kolonus 439 


Kolma, f. it. (v. colmare, überfließen) die Spring- 
flut im Adriatifchen Meere; Kolmatiön, f. Höher- 
legung von Sumpfboden dadurd, daß derjelbe 
umdeicht und ein hHindurchgeleiteter Fluß zum Ab⸗ 
fegen von mitaeführter Erde genötigt wird. 

Kolmar oder Kolmart, f. eine Art jehr großer, 
grüner und dauerhafter Birnen. 

Koloböma, n. gr. (eig. das Verſtümmelte, v. kolo- 
bün, verjtimmeln) Heilf. die durd) Verwundung 
u. dgl. entjtandene oder angeborene Spalte der 
Augenlider oder der Regenbogenhaut. | 

Kolocynthin, n. ni. der im Marke ver Koloquinthe 
ſ. d.) vorfommende Bitterftoff. 

Kolofdfie, f. (1. u. gr. colocasia) der großblättrige 
Aron, ägyptifche Bohne, eine eßbare Pflanze in den 
Deorgenländern. 

Kolokoͤlnik, m. ruff. (von kölokol, die Glode) der 
Glockenturm, von der Kirche getrennt. 
tolombin oder foloımbinfarbig, fr. ſ. folumbin; 

Kolombine, £. ein mutwilliges Zöfchen, ftehende 
Rolle auf dem italienischen Theater, die Geliebte 
des Arlequin (daS zum Eigenname gewordene 
colombina, Täubchen, womit Arlequin jeine Ge— 
liebte anzuveden pflegt), daher auch Arlecdhi- 

netta. 

Kolombicher Signalanparat, m., eine Laterne (od. 
andere Gegenftände), die man auf einem Schiffe 
aufzieht over verfchwinden läßt, um dadurd) be- 
ftimmte Zeichen zu geben. 

Kölon, n. (pl. Kola) gr. ein Glied, Abfchnitt, 3.8. 
der Rede; derDoppelpunft, das Folgezeichen (:) als 
Scheidezeichen für die Glieder einer — 5— Heilk. 
der Grimmdarm; Beiname einiger Tiere, welcht 
eine dem Kolon ähnliche Geſtalt haben, z. B. Ko— 
lonkäfer 2c.; Kolik, k. (gr. kõlikẽ, sc. nösos, 
Krankheit) das Leibſchneiden, Bauchweh,die Darın- 
giät, der Darm od. Baudframpf; Kolifodynie, 

. gr. der Grimmdarmſchmerz; Kolifoplegie, 
f. Darmlähmung; Kolitis, f. Darmentzündung; 
Kolotomie, f. fünftlihe Afteröffnung. 

Koloͤnne, f. fr. (prov. u. it. colonna — l. columna; 
vgl. Kolumne) eine Säule; Krſpr. Heerfäule; co- 
lonne coup6e, fr. (ſpr. fupe’) ein unterbrodhener 
Bug; c. pleine (fpr. plähn’), ein geichlofjener Aug 
(ohne Zwiichenräume für die Abteilungen), Kos 
lonnen-Kommandant, m. ein guafübrer, Bug» 
bauptmann; Kolonnen-Weg, Marſchweg; Kos 
lonndde, f. ein Säulengang, Säulenhalle, Lau— 
bengang; Kolsnnato, m. it. 1. ein Säulenwert 
(=&olonnade); 2. (jpan.colunärio) einSäulen« 
taler, Biafter im ehem. fpan. Amerika, auf deſſen 
einer Seite die Kolumnen (Säulen) des Herfules 
abgebilderftehen; Kolondl,m. fr. (ftatt Kolonnel, 
d.i.eig. Anfuhrer einer tolonne) der Oberſt eines 
Regiments; bei Buchdrudern eine Schriftgattung, 
die Mitte haltend zwiſchen Petit und Nonpareille; 
Colonel-gen6ral (jpr. —ſchenercil), kommandie⸗ 
tender General; Colonel-lieutenant (jpr.—1jüt'- 
nang), j. dv. w. Oberitleutnant. 

Ktolönus, m., pl. Kolöni, I. Feldbauer, Anbauer, 
Anfiedler; ingbef. Snhaber eines Kolonat3; ſolo⸗ 
nät,n., r. m. (l. colonätus) Bauernhof, namentl. 
ein Zinsgut, Bauerngut, das dem Gutsherrn jähr- 
lich einen Zins zu entrichten bat; Ktolonatifum, 
n. nl. der Dient, den der Anbauer dem Grund— 

herrn zu leıften bat; Kolonie, f. 1. (colonia) Nie- 
derlaffung, Anfiedelung; ein Pflanzort, Pflanz- od. 
Tocdhterftaat, eine Pflanz« oder Tochterſtadt; aud) 
ein Bienenfhwarm; Ferientolonien, pl. Som- 
merpflegen (für arme und ſchwächliche Kinder); 


440 Kolophon 


folontäl, nl. Pilanzitätten oder Niederlaffungen 
betreffend, von ihnen herkommend; Kolontäls 
Handel, Handel mit fremden, beſ. den amerifa- 
nischen, afrifanischen und aftatischen Pflanzitaaten; 
Kolonial-Waren, Waren aus fremden Pflanze 
jtaaten, bej. Zuder, Kaffee, Gewürze 2c.; foloni= 
fieren (fr. coloniser), anfiedeln, Pflanzjtädte an- 
legen; Koloniſation, f. das Anfiedeln, Nieder- 
falien, Anbauen; Koloniſt, m. ein Anbauer; An— 
fiedler, Pflanzer. 

Kolophön, m. gr. eig. der Gipfel, die Spibe; das 
Äußerſte, Letzte, der Schlußſtein; daher: der Ab— 
ſchluß in alten Druckwerken, die Angabe des Ver— 
faſſers, des Druckortes und Jahres enthaltend; 
Colophönem add£ere,!.Sprichw. eine Sache voll⸗ 
enden, ihr den Ausjchlag geben. 

Kolophonium, n. gr. dag Geigenharz, Spiegelharz 
(von der Stadt Kolophon in Kleinafien benannt), 
j. Zerpentin; Kolophonit, m. eine dem Granat 
verwandte Gteinart. 

Koloquinthe, f. gr. (kolökyntha, I. colocynthis, it. 
coloquinta, fr. coloquinte) die Bittergurfe, Pur- 
gier=- od. Abführungsgurke, apfelrunde Frucht einer 
Gurfenpflanze. 

folorieren (v. [. coloräre, it. coloräre u. colorire), 
färben, mit Farbe ausmalen, Farbe geben; auch 
bejchönigen, bemänteln; eölor, m. lat. die Yarbe; 
der Schein, Anſtrich; sub colöre juris, unter 
dem Scheine des Rechts; koloriert, ausgemalt, 
farbig, bunt; verziert, vom Gejange; Kolora— 
mento, m. ituf. die Anordnungsweije der Farben 
auf Gemälden; Koloration, f. nlat. Anfärbung, 
Anftrich; auch Beichönigung; Kolsratür, f. Tonf. 
ein füinftlicher Tonlauf, Verzierung des Gejanges; 
Kolorimeter, n. Färbungsmefler, Werkzeug zur 
Meſſung der Stärfe einer Farbe; Kalorimetrie, 
f. Meſſung derarbenftärfe; Scheide. Beftimmung 
der Stärfe einer Auflöfung nach der Farbe; Ko— 
Iöris, pl. Halbtürfen, Xeute, die aus der Ver- 
mifhung der Türfen mit Negerinnen oder Mau- 
rinnen erzeugt find (f. Kuliali); Kolortft, m. (fr. 
coloriste) ein Sarbengeber; ein guter Koloriſt 
(Meiiter der Yarbe) ift ein Maler, der die Farben 
recht zu wählen, gegeneinander abzuftimmen und 
zu einer lebenswahren und wohltuenden Geſamt— 
wirkung zu verbinden weiß; Kolorit, n. it. (colo- 
rito, fr. coloris) Färbung, Farbengebung u. «wir- 
fung; auch der Anftrich; bei Schriften die Darftel- 
Yungsmeife. 

Kolorädofäfer, m. (nach dem nordamerifanifchen 
Zerritorium Kolorado benannt), der Kartoffelfäfer 
(Chrysom&la decemlineäta),ein feit 1825 in Word» 
amerifa befannt gemwordener, 1877 auch nad) 
Deutichland eingejchleppter, ven Kartoffeln gefähr- 
liher Blattkäfer. 

Kolok, m. gr. (kolossös, Riefenbildfäufe, bef. die 
140 Fuß hohe, dem Sonnengotte geweihte eherne 
auf der Inſel Rhodus) eine jehr große Bildfäule, 
Niejenfäule, ein Rieſenbild, Riefenbau; Holdijen, 
pl. vorzugSmweije die beiden 18 Fuß hohen Stand» 
bilder mit jpringenden Roſſen vor dem päpftlichen 
Talojte auf dem Monte Cavallo in Rom; koloſ⸗ 
Säl, nlat., fofofjatiich oder lolöſſiſch, ungeheuer, 
uber Lebensgröße, riefenmäßig, riejenförmig; Ko— 
Iofiafität, f. die Riejengröße; Koloſſeum, |. Ko— 
iſeum. 

Koloͤſtrum, nm.lJ. die erſte Muttermilch nach der Ent- 
bindung; Koloftration, f. Krankheit der Säug— 
linge von der erjten Muttermild). 

Kolotomie, ſ. unter Kolon. 


Komb 


Kolpad, ſ. Kalpäck. 

Kolvalgie, f. gr. (von kölpos, Buſen, Schoß, Höh— 
lung 2c.) Heilk. Schmerz in der Mutterjcheide; 
Kolpeurynter, m. Heilf. Scheidenausdehner, 
-weiter; Molpitis, f. Entzündung der Mutter 
ſcheide; Kolpöden, pl. — eine Art von 
Aufgußtierchen, die z. B. durch Maceration von 
friſchem Heu entſtehen. 

kolportieren, fr. (colporter, eig. [Waren] auf dem 
Nacken herumtragen, von col, Hals, Naden, und 
porter, tragen; vgl. Kollo) hauſieren; verbreiten; 
Kolportage, f., r. n. (fpr. — tahſch)) das Herum- 
tragen der Waren, bei. von Schriften, Haulier- 
handel; Kolporteur, m. (pr. —töhr) ein Hau- 
ſierer, beſ. Schriftenverbreiter. 

Koltellata, f. it. (von coltello, Meſſer, v. Jl. culter, 
verklein. cultellus) ein Meſſerſtich, Dolchſtich; auch 
Stachelrede, Stichelei. 

Kolti oder Koltik, n. fr. Bauk. ein Eck-Kabinett, 
Erker; ein Berichlag auf Schiffen. 

Kolubrine, f. (it: colubrina, fr. couleuvrine; v. I. 
colüber, eine Kleinere Schlange) eine Feldſchlange, 
langes Geſchütz im 15. und 16. Jahrh. ’ 

Kolum, n. |. (vgl. Eolieren) ein Seingefüß, Seiher, 
beſ. für den Altarwein in der röm. Kirche. 

Kolumbarium, n., pl. Kolumbarien, I. (von co- 
lümba, Taube) ein Taubenjchlag; aud ein alt- 
römiſches Grabgemwölbe, dejjen innere Einrichtung 
(mit vielen Kleinen Niſchen für die Aichentrüge) an 
ein Taubenhaus erinnert, ein Urnengewölbe; ko— 
fumbin ((. columbinus, a, um) od. folombinvot, 
aus dunflem Rot und Blau gemijdt. 

Kolumbatzer od. Kolumbatſcher Mücke, ein dem 
Bieh jehr ſchädliches zweiflügliges Infekt, bei. in 
Siebenbürgen. 

folumbin, j. unter Kolumbarium., 

Kolumbium, n. ein 1801 entdedtes einfaches Mer 
tall, = Tantal, ſ. unter Tantalus. 

Solumbotwurzel, eine bitter ſchmeckende oftindifche 
Wurzel, Arzneimurzel gegen die Säure, Schwäche 
der Eingemweide 2c. (von Kolumbo od. Kolombo, 
der Hauptitadt der Inſel Zeylon); Kolumbin, n. 
ein bitter ſchmeckender, £riftallifierbarer eigentum- 
Yiher Stoff in diefer Wurzel. | 

Kolumeda od. Koluméllen, pl. I. (sing. columella, 
Berff. v. columna) eig. Säulen, Pfeiler; walgen- 
förmige Verfteinerungen; columelläres dentes, 
pl. die Eckzähne. 

Kolumne, f. I. (colümna) eine Säule, Buchdr. die 
Schriftſäule, Drudjeite; gejpaltene Kolumnen, 
in der Mitte geteilte Seiten, Spalten, Halbjeiten; 
Kolumnen-Titel, m. Überſchrift jeder einzelnen 
Druckſeite. 

Kofären, pl. gr. (kölüroi, von köl-üros, d. i. eig. 
ſtutzſchwanzig, geftugt) Diezwei (nur verjtümmtelt 
von uns gejehenen) Meridiane auf der Himmels- 
kugel, welche den Aquator in den Punkten der 
Tachtgleiche und Sonnenwende durchjchneiden. 

Kolza⸗ Öf,n. (ſpr.kölſa, fr. huile de colza; colzalt], 
Raps, das Wort ijt aus flamländiſch-deutſchem 
Kohlſaat entjtanden), Rüböl, Rapsöl. 

Kömä, n. gr. (von koimän, einjchläfern) Heilk. die 
Schlaͤfſucht; fomatös (fr. comateux), ſchlafſüchtig, 
Schlaffucht erzeugend oder anzeigend. 

Komäla, f. felt. (gäl. Caomhmhala, ausgejpr. küw- 
wäla, v. caomıh, fanft, hübjch, und mala, maladh, 
Augenbraue) weibl. Name: das Mädchen mit rei— 
zenden Augenbrauen. 

Komb, m. hr. fohm) oder Koom und Koomb, m- 


fombabijieren 


(jpr. fuhm) ein engl. Hohlmaß fiir trockene Dinge 
—=145,395 1 (vgl. Duarter). 

fombabtiieren (ein durch Wieland in Gebrauch ge- 
fommtenes Wort), fich jelbit entmannen, wie Kom— 
bäbus, ein Syrer, tat, um fich vor allem Ber- 
dachte beim Könige, dejfen Gemahlin Stratonice 
er begleiten follte, zu ſchützen; kombäbiſch, ver- 
fchnitten. 

Kombat, m. fr. (ſpr. fongbah) der Kampf, das Ge- 
fecht, Treffen; fombattieven (fr. combattre), 
kämpfen, ftreiten, fehten; Kombattänten, pl. (fr. 
combattants) Streiter, Kämpfer. 

fombinteren, [. (combinäre) eig. paariveife verbin- 
den (von bini, je zwei; bis, zweimal) vereinigen, 
verfnüpfen, zujanmenfegen, z. B. ein kombi— 
niertes (vereinigtes) Heer; auch vergleichen und 
beredinen; combinändo, durch Gegeneinander- 
haltung od. Vergleihung der Rechnung ꝛc.; kom— 
binäbel, nl. (fr. combinable) vereinbar, zu ver« 
fnüpfen; Kombinäter, m. der Verbinder, Samm— 
ler, ein Quftiammelkaften bei Gebläfen ; Rombinga— 
tionu.Kombinterung, f.(ml.combinatio) die Zu- 
jammenhaltung, Verbindung od. Berfnitpfung von 
zwei Dingen, Bergleichung u. Berechnung; daher 
auch Vermutung; Kombinations = Gabe oder 
-Vermögen, Verbindungs- und Vergleichungs— 
Bermögen, die Fertigkeit des Verftandes, durch die 
Verbindung mehrerer Wahrnehmungen die Wahr- 
heit zu finden; Kombinationslehre (ars combi- 
natoria) die Wiſſenſchaft von den Geſetzen der Zu— 
jammenftellung gegebener Dinge; Kombinations⸗ 
ſchloß, ein Sicherheitsfchloß, das nicht durch ein 
Sperrzeug, jondern nur durch den zugehörigen 
Sclüfjel geöffnet werden fann, 3. B. Brahma- 
15108, f.d.; Kombinationsten, Naturl. der bei 
aleichzeitigem Anschlag zweier Töne gehörte (durch 
Snterferenz entftehende) dritte Ton, auch Diffe- 
venzton; fombinatoriich, zulammenhaltend, ver- 
fnüpfungs- und vergleichungstweife. 

Kuımblainfarabiner, m. fr. (pr. tongbläng—) ein 
bei der belgischen Reiterei gebräuchlicher Karabiner 
mit Fallblockverſchluß. 

fomblieren (jpr. tongbI—), fr. (combler, v. comble, 
I. cumülus, der fpig aufgetürmte Haufen auf dem 
Maße) häufen, Überhäufen. 

fomburteren, I. (comburere) verbrennen, zünden; 
fombuftibel, nl. brennbar, verbrennlih; Kom— 
buftibilien, pl. brennbare Stoffe, Brennftoffe; 
Kombuftibilität, f. die Brennbarfeit, Verbrenn- 
lichkeit; Kombuftion, f. das Verbrennen; auch der 
Brandſchaden; combustio spontanda, f. Selbſt— 
ne eh de3 menschlichen Körpers; Kombüſtor, 
m. Verbrennungsunterhalter, heißt in der Chemie 
ein Grundjtoff, der fich mit einem andern Grund- 
jtoff unter Licht- u. Wärmeentwidelung leicht ver- 
bindet, wie Eu BETT: der Saueritoff. 

Kombüſe, f. (holl. combuis, cabuis, engl. camboose, 
caboose, vgl. Kabufe) die Schiffsküche, der Ort auf 
—3 wo die Speiſe bereitet wird, vgl. Kam— 

üſe. 


Komedie, ſ. Komödie; comedie A tiroir, f. fr. 
(pr. fomedih a tirodhr) ein Schubladenftüc, ein 
aus — Szenen ohne gehörigen Zufammen— 
hang beſtehendes Schaufpiel; comedie frauçaise, 
f. daS Theater in Paris, welches die Stüde der 
klaſſiſchen Zeit aufführt. 

Komdde, m. L. ein Freſſer, Schlemmer, pl. Kome⸗— 
dönes, Mitejjer, Zehrwürmer in der Haut, eine 
Beritopfung der Schleimdriifen. 

tomejtidel,nl. (fr. comestible; v. I. comed£re, auf- 


kommandieren 441 


eſſen) genießbar; Komeſtibilien, pl. Eßwaren; 
Komeſftibilität, f. die Genießbarkeit. 

Komeẽt, m. gr. (kömötes, eig. langes Haar habend, 
sc. aster, Stern, v. Komẽ, Haar) ein Schweifſtern 
in doppeltem Sinne (jowohl wegen des jeinent 
Kern folgenden Lichtſchweifs, al3 der meitaus- 
fchweifenden Bahn, welche er durchläuft); Kometo— 
graphie, f. die Haar- oder Schweifſternbeſchrei— 
bung; Rometolonie, f. die Lehre von den Schweif- 
jternen; Kometomantie, f. abergläubiiche Deu- 
tung der Siometenericheinungen auf künftige Er- 
eigniffe in der Menjchenwelt; Kopmetiten, pl. 
Sternfteine mit langen Strahlen. j 

Kömeterium oder Cömeterium, n. (it. cimetero, 
gr. koimeterion,v. koimäan, einjchläfern, Paſſivum 
einjchlafen) der Friedhof, Gottesader. | 

Kömfort, m. engl. (fpr.tömfört, gewöhnt. fr. fom- 
föhr; eig. Stärkung, Troft, altfv. confort, vom 
jpätl.confortäre, ftärfen) Behagen, Behaglichkeit, 
Bequemlichkeit; komfortabel (pr. fömförtäbbel), 
bequem, behaglich, gefchmadvoll-behaglih; Köm— 
forter, m. ein NRegenmantel. 

Komik, komiſch ꝛc. |. unter Komos. 

Komiſen, pl. holl. Maut- od. Zolldiener, 

Komitat, ! unter fomitieren. 

Komität, f. 1. (comitas) Oefälligfeit, Freundlichkeit, 
Höflichkeit. 

Komitee, m. u. n. fr. (engl. committee, ſ. d.; v. J. 
committere, beauftragen) ein Ausſchuß, d. i. ein 
Berein von Mitgliedern einer größeren Gemein— 
Ichaft (Berfammlung), welche mit einer beſtimmten 
Aufgabe, einer Beratung, Unterfuhung, Bericht» 
erjtattung ufw. betraut werden; Zentrallomitee, 
Hauptausfhuß; Lokalkomitee, Ortsausſchuß. 

Komitia, I. od. Komitien, pl. (v. sing. comitium, 
der Beratungsort) Volksverſammlungen bei den 
alten Römern; bei uns: Neichsverjammlungen, 
Reichstage; Komittäl-Gefandter, ein Reichs— 
tag3-Gejandter; comitiälis morbus, m. lat. die 
Fallfucht, weil ein epileptifcher Zufall bei den Ko— 
mitien als böſes Vorzeichen galt und ſofort die 
Beratung aufhob. 

fomitieren, lat. (comitäri) begleiten, das Geleit 
geben; Kontität, n., r. m. (l. comitätus) die Be- 

leitung, das Geleit; bef.das feierliche Geleit eines 
Fort iehenden Studenten; bei den alten Deutjchen 
Battenbrüderihaft; eine Gejpannfchaft oder ein 
Bezirk in Ungarn, 

Komitib, n. ni. (von comes, f. d.) ſchriftlich über- 
tragene Befugnis od. Ermädtigung; insbeſ. ſeit 
dem 14. Sahrh. die Berechtigung der faijerlichen 
Hof-Pfalzgrafen, gewiſſe Amter, Würden und 
Rechte zu erteilen. 

Kömma, n., pl. Kommäta, gr. (v. köptein, hauen, 
abhauen, zerjchneiden) ein tleiner Abjchnitt eines 
Sates; ein Strich („„Beiſtrich, Strichzeihen im 
Schreiben; in der Tonf. ein Tonneuntel, der neunte 
Teil eines Tons; kommätiſch, aus einzelnen Sät- 
zen beitehend; Kommatismns, m.diezerjchnittene 
Schreibart, in furzen Einzeljägen. 

kommandieren, (fr. commander, it. comandare; v. 
l. commendäre, übertragen, anvertrauen, v. man- 
dare, auftragen) befehligen, gebieten, anführen; 
Kommandierte, pl. Befehligte, zur Ausführung 
einer Sache befehligte Soldaten; Kommandant, 
m. der Oberbefehlshaber, Platzhauptmann, An— 
führer; Kommandantür, f. die Wohnung des 
Bejehl3habers ujw.; Kommande, f. Kri. Neben- 
werk, Beiwerk bei Fejtungen; Kommandemens, 
n. (pr. —mäng) das Gebot, der Befehl; die Anhöhe 


44) Kommandite 


bei Feſtungswerken, von der man alles überblidt; 
Kommandeur, m. (jpr. —döhr) der Befehlshaber, 
Anführer einer Truppenabteilung; auch Ordens» 
vorjteher oder Ritter einer der obern Klaſſen eines 
Ordens; Kommandeur-Schiff oder Komman— 
döre- Schiff (vgl. Kommodore), das Schiff, auf 
welchem der Befehlshaber des Geſchwaders fich be= 
findet, bei Rauffahrteiflotten da3 voranjegelnde; 
Kommando, n. (it. u. jpan. comando) der Befehl, 
das Befehlswort; der Oberbefehl; aud ein zu 
einem bejtimmten Unternehmen abgefchidter Trupp 
Soldaten; im Handel der Auftrag; Kommando— 
pfeife, eine Metallpfeife, deren man ſich auf See— 
Ihiffen zum Zufammenrufender Matrojen bedient; 
Kommandoitab, der Zelöherrnitab; Kommando 
twort, das Befehlswort, worauf ein Handgriff od. 
eine Bewegung zu machen it. 

Kommandite, f. (it. commändita, fr. commandite 
od. societe en commandite, fpr. fommangdiht’) 
Kfipr. eine stille Handlungsgejelichaft, deren Mit- 
glieder zum Teil nurihr Geld hergeben, ohne tätig 
mitzumirfen, während ein od. mehrere verantivort- 
lihe Geihäftsführer (Romplementierer, fr. 
associe gerant od. complementaire genannt) die 
Geichäfte beſorgen; auch ein Neben- oder Zweig- 

ejchäft; associe en commandite, f. Afjocie; 

ommanditär,m.(fr.commanditaire) der Grün⸗ 
der einer von einem Bevollmäctigten geführten 
Handlung; ftiler Teilhaber; Kommanditiit, m. 
wer für jeine Rechnung von einem andern Waren 
verichreibt; jtiller Teilnehmer. 

Kommando, j. fommandieren. 

Summefjation, f. nl. Güterzufommenlegung; Ver⸗ 
foppelung der Felder. 

Kommeline, f. (nlat. commelina) eine Pflanze in 
Amerifa und Sapan, aus deren Blumenblättern 
man eine Art Ultramarin-Farbe bereitet (nad) den 
holl. Botanifern oh. u. Kafp. Commelyn im 
17. Sahrbundert benannt). 

tommenmiorieren, I. (commemoräre) gedenken, er- 
wähnen; kommemoräbel (l. commemorabilis, e) 
erwähnenswert; venfwürdig; Kommemoration, 
f. ((.commemoratio) die Erinnerung, Erwähnung; 
das Andenken an die Verftorbenen durch) Lejen von 
Meilen und Gebete für ihr Seelenheil; Anrufung 
der Heiligen im Gebet; commemoratio omnium 
Ndelium, das Feſt aller Seelen; ce. ommlum 
sanctörum, Gedächtnisfeſt aller Heiligen. 

tommendabel, commendamus, Kommendation, 
1. fommendieren. 

Kommende, Kommenturei oder Kemturei, f. 
(ml. commenda, v. I. commendare, anvertrauen; 
fr. commanderie) urjprünglichdie vorläufigellber- 
tragung einer erledigten Efriinde an einen Geift- 
lichen bis zu deren Wiederbejegung; dann überh. 
die Pfründe, Ordenspfriünde; das Gebiet eines 
Ordensritters; Kommendätor, ml. oder Kom⸗— 
mendataire, m. fr. (jpr. —tähr) Beiſitzer einer 
Pfründe; Kommentür od. Komtur, m. (ml.com- 
mendarius, fr. commandeur) Befehlöhaber eines 
Ordens. 

tommendieren, I. (commendäre) empfehlen; com- 
mendamus, wir empfehlen, die Yormel, mit wel- 
cher der Papſt feine Einwilligung zur Wahl eines 
Kandidaten gibt; fommendäbel (l. commenda- 
bilis, e) empfehlenswert; Kommendation, f. die 
Empfeblung; das Gebet für einen Berjtorbenen; 
Sommendatorien, pl. (ſpätl. commendatoriae 
littörae) Empfehlungsschreiben, bef. eines Biſchofs 
für reifende Geiſtliche. 


Komminifter 


Kommenfälis vd. Kommenfäl, m. nl. (v. mensa, 
der Tijch) der Tiſchgenoſſe; Koſtgänger. 
kommenſurãbel, nl. (vgl. Menfur 2c.) nach gleichem 
Maße meßbar, gleichartig, vergleichbar; Kommen 
fnvabilität, f. die Meßbarkeit mit gleichem Maße. 
Komsmient, m. (fpr. fommdng; vom fr. comment, 
wie?) eig. das Wie? die rechte Art fich zu beneh- 
men; der Brauch, Schick, die Sitte, oder der her- 
kömmliche Ton unter Studierenden. 
Kommentär, m., pl. Kommentäre oder Kom⸗ 
mentarien (I. commentarius, pl. —rli, sc. liber, 


" Bud, urjpr. ein Tagebuch, Dentwürdigfeiten, wie 


5. B. Cäſars „Kommentarien über den gallifhen 
Krieg“) jegt: die Erläuterung od. Auslegung einer 
Schrift;fommentieren(commentäri),eıflären,er- 
läutern; Sommentation, f. (l.commentatio) eine 
Be Abhandlung zur Erklärung eines Gegen- 

tandes; Kommentätor, ın. ein Ausleger, Erklärer. 

Kemmentum, n. [. (von comminisei, erjinnen, er- 
dichten) eine Erdichtung, Lüge; commentitia em- 
tio, j. emtio c—. 

Kommentur, |. Kommende. 

Kommöeérage, ſ. unter Rommere. 

Kommerztim,n.1.(v. con-u.merx, Ware) od. Kom⸗ 
meérz,ni fr.Kommerce, Kommers, m. (ſpr.komerß) 
der Handelsverkehr, Handel, auch überh. Verkehr; 
Studentenſpr. Trinkfeſt, Feſtkneipe; auch ein Kar— 
tenſpiel; Kummmerzien, pl. Handelsgeſchäfte; com«- 
mercium animi et corpöris,das Wechſelverhält⸗ 
nis (die Wechielwirfung) zwiſchen Seele u. Körper; 
ce. epistolicum, [. der Briefwechſel; Kommerz 
Bilanz, f. Vergleichung der gefamten Ein- und 
Ausfuhr eines Staats, auch Handel3-Bilanz; 
K.⸗Kollegium, n. das Handelögericht, der Handels» 
od. Handlungsrat; aud ein Berein von Berjonen 
in See- u. Schiffahrtsangelegenheiten; K.-fam= 
mer, f. Handelsfammer; K.=Rajt, f. in Däne- 
mark das Maß zur Bejtimmung der Schiffögröße 
und der Sciffsfrachten, = 5200 dän. Pfund — 
2600 kg; Kummerz= od. Kommerzien-Rat, ein 
Mitglied eines Handelsgerichts; jeßt gew ein vom 
König verliehener Titel; Kommerztraftat,m. od. 
Kommerz= Allianz, f. ein Handels- oder Kauf— 
bandelövertrag; Kommerce-Sptele, Selelihafts- 
od. Unterhaltungsipiele; fammerziäl,ni. od.tom= 
merziell, gewerblich, zum Handel gehörig; Kom⸗ 
merzialitraße, Handelsitraße;Kommerzial-Shy= 
ſtent, n. der ſtaatswirtſchaftliche Grundiag, den 
Handel vor andern Gewerben. namentlich vor dem 
Ackerbauzu begünſtigen; kommerzieren, fommer= 
ſieren (ſpr. kommerßieren), fr. (commercer) han- 
deln, Handel treiben; Trinkgelage abhalten; kom— 
mercabte (ſpr. fommmerdb’l), verkäuflich; zur Ges 
jelligfeit geeignet; umgänglid). 

Sonmmere, f. fr. (jpr. komühr; von con- und mère, 
Mutter) Gevatterin, Frau Bafe, Stadtklatiche; 
Kummerage, n. (pr. —rahie‘) das Stadtgeilatjch, 
Geſchwätz, Fraubaſerei. 

fommigrieren, I. (commigräre) mit all dem Sei— 
nigen wandern, fort- oder einziehen; Kommigras 
tion, f. (I. commigratio) dad Wandern. 

Kommilitönen,pl.l.(commilito,pl.commilitönes) 
eig. Mitjtreiter, Waffenbrüpder; Lerngenofjen, Schul- 
genofien, bef. auf Hocjchulen. 

fomminieren, I. (comminäri) bedrohen, androhen; 
Kommination, f. die Drohung, Warnung; cum 
comminatiönemit Bedrohung; fomminatöriich, 
drohend, warnend. 

Komminifter, m. nl. (vgl. Minifter) eig. ein Mit» 


diener; in Schwedei = Diakonus. 


fomminnieren 


tomminnieren, I. (comminuere) zerjtüceln; ver- 
ringern, vermindern, Schwächen. 

Kommis, m. fr. (ſpr. kommih; v. commettre — |. 
committere, auftragen, zu etwas beitellen) ein 
Handlungsdiener,Handlungsgehilfe; val. Faktor; 
Kommis-Voyagenr, m. (pr. woajaſchöhr) Hand- 
lungsreiſender, Gejchäftsreijender. 

tommiizieren, I. (commiscere) vermijchen; fom= 
miſzibel, vermiſchbar; Kommiztion und Noms 
mirtür, f. Vermiſchung. 

fonmiferieren, l.(commiseräri)bemitleiden;om= 
mijeration, e 1. (commiseratio) daS Mitleid. 

Kommik, Kommifjär, Kommiſſion, Kommiſſo— 
rium 2c., |. fommittieren. 

Kommifjation, f. I. (commissatio) Iuftiger Umzug 
nach einem Gaſtmahl. 

Kommiffür, f. l. (commissüra, von committere,zu- 
jammenfügen, verbinden) die Zufammenfügung, 
Fuge, Naht. 

Kommittee, f. engl. (ſprich: fommttti), j. Komitee; 
K.general (ſprich: k. dſchenneräl) ein allgemeiner 
Ausschuß, eine Vereinigung des Ober- und Unter- 
hauſes in England zur freieren Erörterung eines 
Geſetzentwurfes. 

tommittieren, I. (committere) übertragen, auftra- 

en,übergeben, anvertrauen; abordnen, entjenden; 
Rommittent, m. der Auftragende; Kommitti— 
mus, n. (v. I. committimus, wir erlauben) ein 
fürſtlicher Gnadenbrief mit der Verleihung des 
Rechts zur Berufung an cin höheres Gericht; 
Kommittierter, m. der Beauftragte, dem eine 
Geichäftsbeiorgung für Nechnung anderer über— 
tragen it; Kommittib, n. nl. ein Bejtellung3brief, 
Bollmahtichreiben; Kommiffum, n. I. Aufgetra- 
enes; Kommiß-, nur in Zuſammenſetzungen ge- 
räuhlid von Dingen, deren Berfertigung und 
Lieferung in Menge andern aufgetragen mird; 
. B. Kommißzbrot, Soldatenbrot; Feldbrot; 
it hemid, Soloatenhemd zc.; Kommißfah⸗ 
rer od. Kommiſſionsfahrer, m. ein von der Re— 
gierung ermächtigter Freibeuter (Kaper); Kom— 
miſſarius, ml. od. Kommiffjar (fr. commissaire), 
m ein Bevollmächtigter, Beauftragter, Geſchäfts— 
führer; commissarius perpetüus, I. ein blei- 
bender, bejländiger Gejchäfteführer; Kommiſſa— 
riät,n.das Heerverpflegungsamt, od.diejämtlichen 
Rommijjarien, welche zur Verpflegung eines 
Heeres angejtellt find; Vertretung einer Behörde, 
Regierung 2c.,Handelninderen Auftrag; ftommif=- 
fariats=-Bureau, n. das Heerverpflegungsamt, die 
Amtsitube; Kommiſſion, f.der Auftrag, die Beitel- 
lung ; inöbej.die Gefhäftsführung für andere, 3.8. 
im Buchhandel (daher in Kommiffion geben, 
jemand den Berfauf eines Artifel3übergeben); auch 
die von einer gejeglichen Macht oder Gefamtheit 
(Barlament zc.) zur Ausführung eines Geſchäfts 
bejtimmten und bevollmädtigten Mitglieder, ein 
(Komitee); die Gebühr, 
die ein Kaufmann für Beſorgung eines Geſchäfts 
bekommt, Bermittlungs- oder Beſorgungsgebühr, 
Kommiſſionsgebühr; ex commissiöné., kraft 
oder vermöge Auftrages; commissio fendi. die 
Berwirkung des Lehns; techniſche Kommission, 
Sadausihuß; Kommilfions-Artifel, m. Ware, 
die von einem Kaufmann für Rechnung des Eigen- 
tümer3 verfauft wird; K.-Brief, worin die Be- 
jorgung eines Geſchäfts aufgetragen wird; Ke— 
Burcau, n. (jpr. —ıöh) eine Unftalt, worin Auf» 
träge angenommen u. gegen bejtimmte Gebühren 
bejorgt werden; K.-⸗Buüch, n. Beitellungsbud, 


Kommoners 443 


worin fämtlihe Aufträge eingetragen werden; 
K.:Stonto, n. die Rechnung über die für andere 
bejorgten Geſchäfte; A.-Geſchäft, n. Auftragg- 
geihäft; Buchh. ein Geſchäft, das die Vertretung 
ausmwärtiger Geſchäfte am Plage hauptſächlich be» 
treibt, Vollmachtsgeſchäft; K.-Handel, der Han— 
delszweig, der nei in kaufmänniſcher Geſchäfts— 
beſorgung für Rechnung anderer gegen verhältnis— 
mäßiger Gebühren beiteht; 8.:Zratte, f., K.⸗ 
Wechſel, m. im Auftrag eines Dritten ausgefiellter 
und verfaufter Wechjel; fummiffionäl od. fonts 
miſſionell, eine Kommiſſion betreffend, von ihr 
bewirkt; Kommiſſionär, fr. commissionnaire, 
m.(ml.commissionarius)ein Beauftragter, Bevoll⸗ 
mächtigter,Geichäft3vermittler ; Kohndiener, Frem⸗ 
denführer; commissionnaired’achat, m. fr.(jpr. 
— daſchäh) Eintaufsbeauftragter; c. d. vente (Ipr. 
d’wangt’), Berfaufsbeauftragter; c. d’entrepöt 

- (fpr. dangt'rpoh), Beauftragter für den Zwiſchen— 
handel; e.de banque (jpr.d’banf’), Wechjelbeauf- 
tragter, der einen zugejendeten Wechjel einzieht u. 
nad Vorſchrift des Auftragitellers wieder über— 
jendet; Kommiſſorium od. Kommifforiäle, m. nl. 
ein Auftrag, Geſchäftsauftrag, Vollmachtsbrief 
von einem Landesherrn zu einem beſtimmten Ge— 
ſchäfte; fommifforiätifch od. kommiſſöriſch, bes 
auftragt od. im Auftrage; Kommiſſion, engl. (pr. 
Freie ran das DOffizierspatent (in England jowie 
in Umerifa); commissioned officers, pl. engl. 
(Ipr.fommifch’nd) Offiziere mit Patent, patentierte 
D.; non commissioned ofllcers, nicht patentierte 
Offiziere, d. i. Unteroffiziere. 

Kommirtion, Kommirtür, ſ. fommifzieren. 

forumisde, bequem, dv. l. commödns, a, um, ange» 
mefien, pafjend, gehörig, bequem, nützlich; daher: 
'commödum, n., pl. commoda, Borteil, Nußen; 
Bequemlichfeiten; commodum possessiönis, der 
mit dem Befiß einer Sache im Sinne Recdtens 
verbundene Borteil; commödum publicum. n. 
das Gemeinwohl; €. rei venditae, der Nießbrauch 
oder Nutzen einer verkauften Sache; cömodo, co- 
modaméntéeé oder comedetto, it. Tonk. bequem, 
gemählih; die Kommoͤde, ein Kaſtenſchrank; 
Kommodité, f. fr. od. Kommodität, f. (l. com- 
moditas, fr. commodite) die Bequemlichkeit; auch 
der Abort; kommodieren (l. commodäre), einem 
etwas darreichen, darleihen; commödans od com- 
modätor, m. Ripr. der Berleiher; commodata- 
rius, m. der Borger; commodatum od. Komıno= 
dãt, n. ein unentgeltliches Darlehn; ein Leihver— 
trag: Kommodation, f. die Darleihung. 

Kommodore, m. engl. (jpr. fommodshr; wahrſch. 
verderbt aus dem jpan. comendador, od. it. co- 
mandatore,m[.commendator, Befehlshaber, font- 
tur; vgl. Kommende) 1. der Befehlshaber, eines 
feinen Gejchwaders von Kriegsichiffen, das zu 
einem bejonderen Zweck ausgejfandt wird; 2. aud; 
das Leitichiff in einer Handelsflotte = Komman- 
dierſchiff, f.d. 

Kommoners, pl. engl. (v. common = fr. commun, 
l. commünis, gemein) Bürgerliche, Nichtavdelige; 
Studierende vom ziveiten Range auf englifchen 
Hochſchulen; auh = Kommons, pl. (fpr. kom— 
mon) die Gemeinen, Mitglieder des Unterhaufes 
in England; Kommon=Hall(ipr.—bahl) die Ge— 
-meindehalle, das Stadthaus; house of Commons. 
(ipr. hauf’), das englische Unterhaus; K.:Paw, 
n. (pr. —lah) da3 gemeine Recht, das durd) Ber- 
jährung zum Gefeß gewordene Herkommen, Ge- 
wohnheitsrecht, Landredht in England; K.⸗Place 


444 kommonieren 


((pr. —plehh), Gemeinplatz, Allerweltsweisheit; 
K.⸗VPraher, n. (fpr.—präher) das allgemeine Kir⸗ 
chengebet, die angenommene Liturgie der biichöf- 
lichen englichen Kirche; R.-Prayer=Boof, n. (pr. 
— bud) das allgemeine Gebetbuch, das Liturgie⸗ 
buch der biſchöflichen Kirche; K.eSenſe, m. (ſpr. 
— Ben$) gefunder Menfchenverjtand. 

fonmonteren, [. (commonöre) erinnern, mahnen; 
Kommonition, f. Ermahnung: Kommonito— 
rinm, n. ein Erinnerungsichreiben. 

Kommons, ſ. Rommoners. 

kommorieren, l. (commoräri) fi an einem Orte 
aufhalten, zögern, verweilen; Kommoration, £. 1. 
(commoratio) das Vermeilen. 

kommobieren, I.(commovöre)bemwegen,erjhüttern; 
Kommmnotton, f. I. commotio) die Bewegung; Ge- 
mütsbewegung, Rührung; Heilk. die heftige innere 
Erihütterung, 3. B. des Gehirns; Kommotioner, 
m. engl. (jpr. kommoͤſch'ner) Aufwiegler. 

lommũn, |. (commünis, e) gemein, gemeinjchaftlich, 
acmeinjam; in commüni, in Gemeinſchaft, ge- 
meinſchaftlich ſommũne od. Kommüne, L. fr. die 
Gemeinde, Geſamtheit; ein gemeinjchaftlicher Beſitz 
oder Anteil an Ländereien, Waldungen, Waſſer zc.; 
fommmumnal (fr. communal), zur Gemeinde gehörig 
oder diejelbe betreffend; Kommunalien, pl. Ge- 
meindejahen; ommunãl-Angelegenheiten, Ge⸗ 
meindeangelegenheiten; K.-—Steuer, Gemeinde— 
ſteuer; K.-Repräſentation, f. Gemeindevertre— 


tung; K.⸗Garde, nl.-fr. Bürgerwehr; Kommus | 


nard, m. (pr. fommündhr), pl. Kommunagrds, 
fr. Barifer Sozialdemotraten von 1871, = Kom— 
muniften; Kommunéros, pl. ipan. (commune- 
ros) Aufrührer in Kajtilien unter Karl V.; An- 
hänger einer nad) Volksherrſchaft ftrebenden Ver— 
faſſung in Spanien, eine 1820 entftandene geheime 
politiiche Geſellſchaft; auch Megros; kommuni— 
zieren, I. (communicäre) mitteilen; gemeinſchaft— 
lic) daS heil. Abendmahlgeniegen, zum Abendmahl 
gehen; in Verbindung ftehen, zujammenhängen, 
3. dB. fommunizierende Röhren, Röhren, die 
miteinander in Berbindung ſtehen; kommuni— 
fabel, nl. mitteilbar, vereinbarlich Kommunifa⸗ 
bilitat, f. Mitteilbarfeit; Kommunifant, m. ein 
Zeilnehmer am heil. Abendmahl; Kommmmifä- 
tum od. Sommmunifät, n. l. eine zur Beantwor- 
tung mitgeteilte Schrift, Ichriftliche Mitteilung 
einer Behörde; Kommunikation, £. (l. communi- 
catio) das Mitteilen; im Striege: der freie Zugang 
od. die Verbindung; überh. ein Verbindungsmeg, 
Bauf. j.v.iw. Korridor; communicatio idio- 
mätum, Theol. ſ. Idiom; Kommunikations⸗ 
Abgaben, Abgaben für Wege ꝛc.; K.-Auftalten, 
Wegeanſtalten; K.-Brücke, eine Verbindungs— 
brücke; K.⸗Linie, Bereinigung3- od. Verbindungs— 
linie; K.-Rohr, ein Schallrohr, Sprachrohr; kom— 
munikatib, nl. mitteilſam; Kommunikatorien, 
pl. (communicatoriae litterae) Mitteilungsbriefe, 
insbeſ. jolde, durch welche ein Bifchof von der 
Wahl eines neuen Biſchofs oder von Synodal— 
Beſchlüſſen in Kenntnis gejegt wird; Kommunton, 
f. . communio, 1. die Gemeinjchaft, Teilhabung; 
3.8. commnnio bonorum, Gemeinschaft der Gü- 
ter; 2. das heil. Abendmahl; daher Rommunion— 
Buch, Sammlung von Kommunionandachten; Ps 
Tiſch, der jtatt des Altars dienende Tiſch der Re— 
formierten; communiqué, fr. (fpr. kommünikeh, 
Partiz. von communiquer, ntitteilen) mitgeteilt; 
als Hauptw. ein Kommunigud, n. eine Mittei- 
fung, 3. B. in Zeitungen; NKommunismus, m. nl. 


Kompagnon 


die Gemeinjchaft alles Beſitztums, die Lehre der 
volftändigen Öiütergemeinichaft; Kommunift, ın., 
pl. —en, Anhänger und Berbreiter diejer Lehre; 
kommuniſtiſch, derjelben gemäß oder darin ge- 
griindet (3.8. fommuniftiiche Vereine, Grund» 
jäße 2c.); Kommüne, f. die revolutionäre Sozial- 
demofratie in Paris 1870; Kommunität, k. 1. 
(communitas) die Gemeinjamteit; aud) das Ge— 
meingut; auf mehreren alten —— ein Ge— 
bäude, in welchem ein Teil der Lehrer und Studen— 
ten gemeinfchaftliche Wohnung und Koſt empfing; 
communiter, [. gemeinjchaftlich. 


kommutieren, [. (commutäre) verändern, umtau— 


ichen,verwechjeln;fommmtäbel,(l.commutabilis,e) 
veränderlic, vertaufchbar; Kommutabilität, kenl. 
Die Beränderlichkeit; Vertaufchbarkeit Rommuta— 
tion, f. (l.commutatio) die Beränderung, Bertaus 
ſchung; 3. B. Rſpr. das Eintreten einer Strafe 
ſtatt einer andern, Kommmtations-!Binfel, m. 
Sternf. der Winfel, welchen die von der Erde aus 
zur Sonne gezogene Linie mit einer andern von der 
Sonne aus zu einem Planeten madt; Kommu— 
tätor, m. Naturl. der Stromwechſler, um die Rich— 
tung eines elektrifchen Stromes zu verändern. 


Komneẽnen, pl. eine erlofhene Herrfcherfamilie des 


Dyzantin. Raifertums (1057—1204 in Konftan- 
tinopel, 1204— 1461 in Trapezunt). ' 


Kömos od. Komus, m. gr. ein feſtliches Gelage mit 


Mufit, Geſang und Tanz, Iuftiger Umzug; Fabell. 
der Schmaufegott, Gott der Schmaujereien und 
Luſtbarkeiten; Komödie (gr. kömödia, v. komos, 
und öde, Gejang, I. comoedia), od. fr. Comedie, 
it. commedia, Schauſpiel, bei.Luftipiel, Scherz- 
jpiel, entg. Tragdpie; commedia dell’ arte, it. 
Bolfsichaufpiel, Stegreifs-Bofjenipiel mit jtehen- 
den Charattermasfen; Komödidit, ın. (it. com- 
mediant, eig. Bartizip v. commediäre, Zujtjpiele 
aufführen, fr. comedien) ein Schaufpieler; Ko— 
mifer, m. (gr. kömikös, [. comicus) ein Luftjpiel- 
Dichter, Zuftipieler, Schauspieler für komiſcheRollen; 
komiſch, Iuftipielartig; luſtig, belujtigend, ſcherz— 
haft, jpaßhaft, Lachen erregend, lächerlich; Kömik, 
f. das Beluſtigende, Lächerliche, und die Begabung, 
es darzuſtellen, Lachen zu erregen. 


fompdft, I. (compactus, Part. von compingere, 


zufammenfchlagen oder -fügen) dicht, derb, feit zu- 
jammenhängend; in der Logik: ein fompafter 
Begriff, der viel Merkmale enthält; Kompak— 
tion, £. ([. compactio) die Zufammenfügung, Ver- 
Dichtung; Kompaktäten, pl. ni. Verträge; beſ. die 
Prager K., 1433 mit den Huffiten geichlojjen. 


Kumpagination, f. l. Zuſammenhang. £ 
Kompagnen, m. fr. (ſpr. fongpanjdng, gewöhnt. 


tomp—j, alt: Kumpan od. Kompan fit.compagno, 
jpan. compaäero; v.mi.companium, Gejellichaft, 
eig. Brotgenoffenfchaft, aus I. cum u. panis, Brot), 
ein Genoffe, Gefährte; ein Mitarbeiter; Handels— 

enofje, wie Dienitgenoffe, Gejchäftsteilhaber; vgl. 
ifo ci; Komnpagne, f. (pr. fongpanj’, gem. kom⸗ 
pänje) die Öefährtin; Gehilfin, wie Geſpielin, Gat— 
tin; Kompagnie, Kompanie, f. (pr. fongpanjih, 
gew. Fompanıhz it. compagnia) die Geſellſchaft; 
Handelsgejellichaft(abgef. Co.,Com.,Cp. od. pie); 
engl. Company (3. B. Compagnie gen6rate 
transatlantique, £. fr. transatlantijche Dampfer- 


geſellſchaft in Havre); Krſpr. ein untereinem Haupt- 


manı jtehender Trupp Soldaten on 100 big 200 
Mann (ehem. ein Fahnlein), bei Jer Reiterei vorn 
geringerer Zahl unter einem Ritimeüter (.E3Fa- 
dron); Kompagnie-Billetts, pl. Schuldverichrei- 


tomparieren 


bungen einer Handelögejellichaft bei Aufnahme 
von Kapitalien, die jtatt baren Geldes in Umlauf 
fommen; K.-Chef, m. der Führer der Kompagnie, 
Dauptmann; K.-Konto, n. die in dem Hauptbuche 
einer Gejellichaft geführte Sonderrechnung eines 
Mitgliedes; Ke-Kontrakt, m. Gejellichaftövertrag; 
Kompagnonnage, f.,r.n. (ipr. fongpanjondhie’) 
die Gejellenjahre; die Gefellenjchaft, ein Berein von 
Handwerksgeſellen. 

tomparieren, 1., l. (comparare) vergleichen; kom⸗ 
parãbel, I. (comparabilis, e) od. fomparable, ir. 
vergleichbar; Komparabilität, f.ni. die Vergleich— 
barkeit; Komparateur, m. fr. (pr. fongparatöhr) 
der Bergleicher, Stangenzirfel mit Loupen an den 
Enden, zur Beſtimmung Sehr feiner Längenunter— 
ichiede; Komparation, £.(l.comparatio), fr.com« 
paraison, f. (jpr. fongparäföng) die Vergleihung; 
Spradl. Gradwandlung od. Steigerung der Eigen- 
ichaftswörter (vgl. Grad); en comparaison, fr. 
(ipr. ang fongparäjöng) im Vergleiche, sans com- 
Br (ipr. Bang —), ohne Bergleichung (ein 
Borbehalt gegen den Verdacht der Anzüglichkeit); 
fomparatid, I. (comparativus, a, um) verglei> 
chend, vergfeichungsweile; Komparativpus (sc. 
gradus) od. Komparatid, m. l. Sprachl. die zweite 
Steigerungsitufe, ſ. Grad. 

fomparieren 4., I. (comparäre) erjcheinen, fich vor 
Gericht jtellen; Homparent, ın. Rſpr. der erſchei— 
nende Teil, Anmwejende; Komparenz od. Kompa— 
rition, I.nl.die Erſcheinung; Stellung vor Gericht; 
Kompdrie, £. fr. (v. it. comparsa, das Erfcheinen, 
Auftreten, v. comparire, erjcheinen) das Einreiten 
der Ritter in Quadrillen zum Karufjell, Kompar- 
jen, pl. fr. im Schaufp. die ftummen Berjonen, die 

loß durch ihreförperlihe&riheinung mitwirken, 

alfo= Figuranten,Statijten; Komparſerie, 
f, die Anordnung der Aufzüge auf der Bühne. 

fompartieren (ml. u. it. compartire), abteilen; 
Koampartiment, n. (it. compartimönto, fr. com- 
partiment)regelmäßigabgeteiltegelderod. Fächer; 
Gemach; Eifenbahn-Coupe; Kompartition, f.(mi. 
compartitio) die Abteilung. 

gempaichum, n. I. Ripr. die Koppeltrift, Mit- 
weide; compascũi jns, ſ. jus. 

Kömpaßß, m. (ml. compassus, fr. compas, it. com- 
passo, v. [. cum u. passas, eig. Mitjchritt, gleicher 
Schritt, und daher Maß, Werkzeug zum Meſſen, 
— die Magnetnadel mit ihrer Einfaſſung und 

nterlage, der nad) den Himmelsgegenden einge— 

teilten runden Scheibe oder fogen. Windrofe, vgl. 
Boufjole; Kompaßhbrief, m. in der älteren Ripr. 
das Erjuhungsichreiben eines Gericht an das 
andere wegen Rechtshilfe, bef. wegen Bernehmung 
von Zeugen. 

lompaſſibel, Kombaſſion zc., |. fompatieren. 

Kompajtor, m. nl. (vgl. Paſtor) ein Mitpfarrer, 
Mit- od. Nebenprediger. 

Kompaternität, f. nl. (vgl. Baternität) Gevatter- 
ichaft, geistliche Verwandtichaft. 

fompatieren, I. (compäti, fr. compatir) mitfühlen, 
Mitleid, auch Nachjicht haben (letteres bei. nad) 
ital. Gebraud)); zueinander paffen; fompatiffänt, 
fr. teilnehmend, mitfühlend; kompatible, fr. oder 
fompatibel, vereinbar, verträglich, ſchicklich, tun— 
lich; nach ital. Weife auch: vezeihlich; Kompati— 
bilität, f. die Bereinbarfeit, Verträglichteit, Tun— 
lichkeit; im franz. Recht die Zuläffigfeit der gleich- 
zeitigen Bereinigung mehrerer öffentlicher Amterin 
einer Perjon; Kompaſſion, f.l.(compassio) das 
Mitgefühl, Mitleid; kompaſſibel (ſpätl. compas- 


fonıpetieren 445 


sibilis), teilnehmend; Kompaſſibilität, £. ul. das 
Mitfühlen. 

Kompatridt, m. ıl. (vgl. Patriot) ein Landsmann, 
Boltsgenofie; Kampatriotin, f. die Landsmän- 
nin: fompatriötifch, landsmänniih. 

fompazifzieren, |. (compaecisci; vgl. paziizieren) 
jich) mit jemand vergleichen, mit ihm einen Ver— 
gleich Schließen; Kompaziſzent, m. ein Vertrags— 
ſchließer; auch Vertragsgenoſſe; Kompäktum vd. 
Kompakt, n. der Vergleich, die Übereintunft; pl. 
Kompakten, Vergleichspunkte. 

Kompeditus, w. l.ſv. compedire, feſſeln, v. compes, 
Fußfeſſel, pes, Fuß) Rſpr. ein Gefeſſelter, beſ. an 
den Füßen Geſchloſſener. 

kompellieren, I. (compellöre) antreiben, anhalten, 
zwingen; das Kompeélle (lat. Smperat. compelle, 
nötige), ein Nötigungs- vd. Zwangsmittel, ein ge— 
bieterijcher äußerer Beweggrund; Kompell-Man- 

dat, n. I. der Antreibungsbefehl, vgl. Mandat; 
Compelle (vd. auch coge) intrare, d.h. Zwinge 
hereinzufommen (nämlich den Steger in den Schuß 
der Kirche, nach Luk. 14, 23). 

Kompendinm, n., pl. Kompendia oder Kompen= 
dien, I. eine Eriparung, Abkürzung; ein kurzer 
Abrig oder Grundriß einer Wiſſenſchaft 2c., Leit- 
faden, Handbuch; kompendids, (l. compendiösus, 
a, um), kurz, zul ammengefaht, gedrängt; fompen: 
diäriſch, nl. auszugsartig, vgl. ſummariſch; 
Kompendiofität, f. Handlichkeit, handliche Form. 

fomsentieven, I. (compensäre, eig. gegeneinander 
abmägen; vgl. Penſum) erfegen, vergüten, vergels 
ten; ausgleichen, gegeneinander aufheben; jedem 
jtreitenden Teile feine Koſten auflegen; bei Kauf— 
leuten durch Gegenrechnung abmaden; compen« 
sätis compensändis, mit Ausgleichung de3 Aus» 
zugleichenden; compensätisexpensis, unter Ber» 
gitung der Auslagen; kompenſäbel, nl. erjegbar, 
ausgleihbar; Kompensation, f. l.(compensatio) 
Ausgleihung, Aufhebung einer Schuld gegen die 
andere; Vergütung od. Entjchädigung, Kojten-Er- 
ftattung, Erſatz; Naturl. die NAusgleihung der 
Wirkung einer Kraft; Kompenſũtor, m. der Aus» 
gleicher, Regler. 

Kompere, m. fr. (pr. fongpähr) Gevatter; Kom— 
perage, f., vr. n. (ſpr. kongpährähſch') die Gevatter— 
ſchaft, — Kompaternität. 

tomperendinieren, l. (comperendinäre, v. peren- 
die, übermorgen) auf den dritten Tag verſchieben, 
überh. verjchieben, bef. einen gerichtlichen Termin; 
Komperendination, f.(l.comperendinatio)Ber- 
ſchiebung auf den dritten Tag; Ripr. die gegen- 
jeitige Ermahnung der Barteien, am dritten Tage 
vor Gericht erfcheinen; die nochmalige Bornahıne 
einer Klagejache; Komperendinätor, m. nl. wer, 
um einen Aufjchub zu bewirken, etwas Neues 
vorbringt. 

fompetieren, [. (compet£re) 1. rechtmäßig zufom- 
men, zuitehen, gebühren; 2. fich mit bewerben; 
kompetent (I. compe&tens), zuftändig, ftatthaft, 
rechtsgültig (von Handlungen); befugt oder berech— 
tigt (von der handelnden Berjon), be. urteils- od. 
Tpruchfähig (vom Richter u. a.); Kompetent, m.,pl. 
— en, ein Mitbewerber; Kompetentia, pl. ame 
dige Kechte, Vorteile 2c.; Kompetenz, f. (ml.; auch 
[., aber in einem andern Sinne, competentia) 

1. die Zuftändigfeit, Rechtsgültigfeit (einer Ent- 
jheidung); die Befugnis, das Necht (eines Richters 
zu diefer Entfcheidung; daher Kompetenzfrage: 
die Frage, welchem Gerichtshof od. welcher Behörde 
die Entfcheidung zuftehe); 2. die Mitbewerbung od. 


446 Tompilieren 


das wetteifernde Beftreben mehrerer Perſonen nad 
einem gemeinjchaftlichen Zwecke, 3. B. nach Amtern 
2c.; 3. auch das, was einem Schuldner zur Frütung 
2 Lebens ausgefegt wird; Kompetenzbuch, 

as Pfarrbefoldungsbud; Kompetenzrecht (1.be- 
neficium competentiae), Zujtändigfeitsrecht, das 
Recht eines Gemeinjchuldners, welcher fein ganzes 
übriges Vermögen feinen Gläubigern abtritt, da— 
von das für feinen notdürftigen Unterhalt Erfor— 
derliche zurüczubehalten; fompetierende Rate, 
f. der zuftchende Zeilbetrag; Kompetition, f. 
(fpätl. competitio) Mitbewerbung; Kompetitor, 
m.[. — Rompetent. 

fompifteren, l.(compiläre)zufammentragen, -jtop- 
peln, plündern, aus anderen Büchern; Kompila— 
tion, f. ([. compilatio) die Zufammentragung, das 
Zuſammenſtoppeln aus anderen Schriften; auch 
die zufammengeraffte Schrift ſelbſt, Stoppelmwerf; 
Kompiiätor, m. ein Zufammenträger, Sammler, 
verächtlich Zuſammenſtoppler, — 

Tompingieren, l.(compingére) feſt zuſammenfügen 
oder -heften. 

komplaiſant, fr. ſſpr. kongpläſcing; von complaire, 
gefällig fein, willfahren) gefällig, dienſtwillig, will- 
tährig, höflich; al3 Hauptwort: ein Augendiener; 
Komplatjance, f. (pr. onpläfängß’) die Gefällig- 
feit, Dienjtbefliifenheit, Höflichkeit; par complai- 
sance, aus Öefälligfeit. 

fomplanieren, l.(complanäre; val.plan ıc.) eben; 
ab» od. ausgleichen; der Erde gleich machen, jchlei- 
fen; fompfanäbel, nl. ebnungsfähig; ausgleich- 
bar; Fomplanation, £.l.(complanatio)die Schlei- 
fung, 3.8. von Fejtungswerfen; Größen. die In— 
baltsbejtimmung krummer Oberflächen. 

tompleftieren, [. (complecti) zufammenfafjen, um⸗ 
faſſen, in ſich fchließen; fompfeg (complexus, a, 
um), zujammengefaßt; Größen. mehrgliedrig, aus 
teellen und imaginären Größen Zee 
Komplex, m. (l. complexus) der Umfang, Snbe- 
griff; die Geſamtmaſſe, B. Häuſer-Komplex; 
Komplexion(l.complexio), dieguſammenfaſſung; 
Größenl. Zufammenftellung, Anordnung, der In» 
begriff mehrerer zufammengeitellten Elemente; am 
gemwöhnlichiten die Leibesbeſchaffenheit; nach eng- 
a Gebrauch bei. die Gejichtöfarbe, dag Aus— 
eben. 

Komplement, n.[. (complementum, von complere, 
füllen, ergänzen) die Ergänzung; Größen. was 
einem Bogen zum Duadranten, dem Winfel zum 
rechten Wintel (90°) fehlt, 3. B. 25° das Komple— 
ment von 65°; Sternf. der Abſtand eines Stern? 
vom Benith; Komplementaärius, m. nl. oder 
Komplementär, ein Stellvertreter, Verweſer eines 
Hanvelshaufes(val.Rommandite):fomplemen= 
tär, ergänzend; 3. B. fompfementäre Farben 
(aud) harmoniſche Farben), Ergänzungsfarben, 
die fich zu Weiß ergänzen, 3. B. Rot und Grün; 
Komplementär-Zag, der Ergänzungstag im Fe— 
bruar eines Schaltjahres; komplétt, .(completus, 
a, um) vollitändig, vollzäblig, voll; fompflettieren, 
nl. (fr. completer) vollitändig od. voll machen, er— 
gänzen, ausfüllen; Komplettierung, f. die Ber- 
vollſtändigung, Ergänzung; Komplöte, f. die legte 
Mofterbetttunne, der Schluß des täglichen Gottes⸗ 
dienſtes bei den Katholiken; Kompletorium, n. — 
Komplete; aud) eine Ergänzungsſchrift. 

— ſtomplexion, fomplexus, ſ. komplek— 

ıeren. 

Kompliment, n., pl. —e (fr. compliment, it. com- 
plimento, von it. complire, feine Aufwartung 


fontponieren 


machen, altfr. complir, erfüllen) Höflichkeitsbezei⸗ 

ung in Wort und Gebärden; durch Gebärde: eine 

erbeugung 2c.; in Worten: Ausdruc der Achtung, 
Ehrerbietung; eine Empfehlung, Begrüßung, ein 
Schmeichelmort; daher: jemand einfompliment 
Tagen, überh. ihm etwas Verbindliches und An— 
genehmes jagen; viel Komplimente madıen, 
viel Umjtände machen, voll höfliher Rückſichten 
fein; komplimentieren (fr. complimenter, it. 
complimentare), begrüßen, bewilltommnen, Artig- 
feiten jagen; Komplimentarius, m. barb.-L. od. 
Komplimentenr, fr. (ipr. Eongplimangtöhr) ein 
Schmeichler, überhöflicher Menſch; Complimen- 
taire, m. fr. (fpr. kongplimangtär), Bevollmäch⸗ 
tigter eine Handelöhaufes, Prokuriſt — Kom— 
plementär, |. d. 

foinpfizteren, [.(complicäre)vermwideln,erfchveren; 
tompliziert, verwidelt, zufammengefeßt, ſchwierig; 
fomplizierte Krankheiten, ſolche, deren Er- 
jheinungen nicht aus einer Duelle abzuleiten 
iind; ein fomplizierter Prozeß, ein verwicdel- 
ter Rechtshandel; Fomplizierte Verbreden, 
folche, die in einer Tat mehrfahe Strafgründe 
darbieten, 3. B. der Raubmord; Komplikation, 
f. die Verflechtung, Berichlingung, Verwickelung 
G- DB. einer Kranfheit mit anderen bedenflicherer 

ranfheiten); complices delieti, pi. I. (von dem 
sing. cömplex, mitverwidelt) oder Complicen, 
Komplizen (pr. kongplißen), fr. (complice) Mit- 
ihuldiae; Kompfizität, f. nl. die Mitſchuld. 
fomplorieren, I. (comploräre) zufammen beklagen 
oder beweinen; Komploration, f. I. das gemein⸗ 
fame Bemweinen od. Beklagen. 

Komplött,n.fr. (für comploit, vom l.complicitum 
= complicatio, Verflechtung; vgl. a 
eine geheime Verbindung zu einem ftrafbaren 
Unternehmen, Verſchwörung; komplottieren (fr. 
comploter), fi} verihmören; Komplotteur, m. 
(fpr. —töhr) ein Meuterer. r 

fompfutenfiihe Bibelausgabe, eine berühmte 
Polyglotte, die der Kardinal Kimenes 1514 zu 
Komplutum, d. i. Alfald de Hendres, in Spanien 
berausgab. 

komponieren,l.(componẽre) zufammenfegen;Tont. 
tonfegen, tondichten; Lomponende, f.it. dieSpor- 
tel» Beitimmung und -DBerichtigung, päpitliche 
Sportelfammer; Kompontit m.ıtl. (fr. composi- 
teur) ein Tonfeßer, Tondichter, Verfaſſer eines 
Tonſtücks; Komponditer, m. nl. ein jchlechter 
Tonjeger; Komponium, n. (faljch gebildet) eine 
von Winkel in Amſterdam 1924 gebaute jehr künſt— 
Yihe Spieluhr, welche felbit zu fomponieren 
fchien, indem fie die vorgetragenen Tonſtücke will- 
fürlich veränderte; Kontpofita, pl. zufammenge- 
fegte Wörter, Mittel 2c.; Compositae, pl. eine geht 
reiche Bflanzenfamilie mit zuf ammengejegten ü⸗ 
ten; Kompoſiteur, m. fr. (ſpr. fongpofitöhr) ſ. 
Komponiſt; Kompoſitiou, f. l. compositĩo, die 
ne: Miſchung von Metallen 2c., das 

emiſch; die(geiſtige) Ausarbeitung, aucheinGeiſtes— 
erzeugnis od. Werk; Anordnung eines Gemäldes; 
Tonf. die Tonſetzung, Setzkunſt od. der Satz; ein 
Tonftüd; Ripr. ein Vergleich od. Vertrag; com- 
positio amicabilis, f. die gütliche Fa. eines 
Streites, der gütliche Vergleich; im Mittelalter 
heißt Kompoſition bei den german. Völkern aud) 
das Wergeld (gütliche Abfindung durd) Geld) ſtatt 
der Elıuje sd. der Blutrache im Falle der Tötung 
eines Menſchen; Kompoſitionsbetrieb, m. Forſtw. 
die Bewirtſchaftung eines und desſelben Waldes 


fomportieren 


auf Ober- od. Baumholz und Nieder- od. Schlag- 
holz; Kompositionstwaren, zulammengejeßte, 
aus verichiedenen Stoffen beitehende Waren, be]. 
chemiſche Erzeugnifje; ex composite, I. Ripr. nad) 
Berarbeitung oder Übereinkunft; kompoſitöriſch, 
die Tonjegung betreffend; Kompoſitum, n., pl. 
Kompofita, etwas Zuſammengeſetztes, ein Ge— 
miſch; Sprachl. einzulammengejegtes Wort; Kom⸗ 
poſitũr, f. I. (compositüra) die Zufammenfügung, 
Fuge; eompösto, it. Tonk. gejeßt, gedichtet; mix- 
tum compositum,n. ein gräßliches Durcheinander. 

tomportieren, ſich —, fr. (se comporter) ſich be» 
tragen; fich vertragen miteinander fertig werden; 
tombortable (ipr. —tab’I), verträglich, ſchicklich; 
Komportement, n. (ſpr. —mäng) die Verträg- 
lichkeit. 

Kompoſition, Kompoſitum, ſ.komponieren. 

Kompofieg, m. und Kompoſſeſſion, f. ni. (vgl. 
pojjidieren 2c.) der Mitbeſitz; Kompoſfſeffor, m- 
der Mitbefiger. 

Kumpoft, n., getv. m. (aus dem lat. compositum 
3ge3.; vgl. fomponieren) ein Dingmittel, Gemeng 
von Erden und Mergelarten mit dem Abfall von 
Tieren und Pflanzen, Menge- oder Mijchdünger; 
fompojtieren, mit Mengedünger düngen. 

Kompotstiön, f. I. (compotatio) Trintgelage. 

Kombött, n. (it. composta, v. l. composita, Zus 
jammengefegtes, Gemiſch) eingemachte Früchte, 
Dünjtobit, Schmorobſt ufw.; Kompotiere, f. 
(ſpr. —tjaähr') eine Fruchtſchale, worin eingemachte 
Früchte auf die Tafel geſetzt werden. 

Kompoundmaſchine, f. engl. (ſpr. —paund) eine 
Dampfmajcıne mit zwei ungleichen Zylindern, 
Verbundmaſchine; Majchinevon stetigerSpannung. 

Kompraddr, m. jpan. eig. ein Käufer (v. comprar, 
faufen, l. comparäre, anihaffen), ein Gejchäfts- 
führer bei den holländ. Faktoreien. 

tombrehendieren, I. (comprehend£re) zufammen- 
fajien; komprehenſibel (l. comprehensibilis e) 
begreiflich, faßlich, verjtändlich: Komprehenſibi⸗ 
Kität, En. die Faßlichkeit; Kompreheniien, k. (l. 
comprehensto) das Begreifen, die Fajjungskraft; 
tomprehenfid, nl. zufammenfafjend. 

£omprimieren, I. (comprimöre, von prem£re) zu— 
iammendrüden; uneig. unterdrüden, bändigen, im 
Baume halten; beflemmen, 3. B. das Herz; kom— 
sure (I. compr&ssus, a, um), enge, dicht, zujam« 
mengedrüdt; Kompreſſe, f. fr. ein Wundumſchlag; 
Compresse chauffante, f. fr. (jpr. ſchohfangt', v. 
chauffer, heizen, erwärmen) eine Dr 
naſſe Umfchlagbinde zur Erwärmung eines Kör— 
perteild; fompreffibel, nl. pregbar, zuſammen⸗ 
drüdbar; Kompreſſtbilität, f. die Preßbarkeit, 
die allen Körpern mehr oder weniger zufommende 
Eigenschaft, fich in einen engeren Raum zufammen- 
preſſen zu laſſen; Kompreſſion, f. 1. (compressio) 
das Zufammendrüden, Preſſen, die Verdichtung 
der Luft 2c.; Kompreſſionsmaſchine, f. eine Bor 
rihtung, welche zur Zujammenprejjung elaftiicher, 
alfo bej. luftförmiger Körper dient, Luftpreife, 
Preßmaſchine, auch: Lompreſſionspumpe; Kom⸗ 
pre. nl. zufammendrüdend, prejiend; Kom— 
prefis-Airaft, die Drud- oder Preßkraft: Kom— 
refjine oder —— n., pl. Kompreſ⸗ 
orien, nl. Heilt. eine Breßbinde, ein Preßband, 
eine Drudmajdine. 

tomprebieren, I. (comprobäre) gutheißen; Kom⸗ 
probation, ed. comprobätio) die Billigung. 

tompromittieren, I. (compromitt£re, fr. compro- 


Kompuliion 447 


mettre; vgl. promittieren) eia. einander ein gegen- 
feitiges Berfprechen tun; Rſpr. einen zum Schieds— 
richter oder Obmann wählen; ihn durd) Nennung 
feines Namens in den Fall fegen, daß er in eine 
Sache mit verwicelt werde; jemand mit verant- 
wortlich machen mit ins Spiel ziehen, mit gefähr- 
den, ihn einer Verantwortung und daraus ent- 
ftehenden Verlegenheit ausfegen; fich oder feine 
Ehrezc.fompromittieren, fich bloßitellen, fich 
etwas vergeben; fompromittierend, verfünglic,, 
bioßitellend; Kompromittent, m. jemand, der bei 
einer jtreitigen Handelsſache ſeinem Gegner zu— 
gefteht, diefelbe dem Ausipruche des Richters zu 
unterwerfen; Kompromißz, m l.(compromissum) 
ein gegenjeitiges Berjprechen, Übereintunft; insbe]. 
Nipr. Berufung auf das Urteil eines Schied3- 
richter3, oder die Übereinkunft ftreitiger Perionen, 
lich mit dem Ausſpruche eines Schiedsrichters be— 
nügen zu wollen; ompromtijarius, m. nl. ein 
Poldher Schiedsrichter, Obmann; Kompromiſſor, 
m.ein Mitbürge, wer mit einem andern fir jemand 
gut jagt; kompromiſſöriſch, ſchiedsrichterlich. 

Kompromotional, m. [. (vgl. promovieren), 
einer, der mit einem andern gleichzeitig die Doktor— 
Promotion erhielt (z.B. wird in Theobald Kerner 
„Kernerhaus” der Athetifer Friedr. Viſcher ein 
Freund u. Kompromotivnal von David Friedrich 
Strauß genannt). 

Kompte, m. fr. (fpr. fongt’; von compter, zählen, 
rechnen, aus dem I. computäre; it. conto, vgl. d.) 
Rechnung, Zählung, Rechenſchaft; compte de 
gain et de perte (fpr. — d' gäng eh d’ pert’), 
Gewinn» und Berfluftrehnung; compte rendu 
(ſpr. — rangdüh), Rechenjchaftsbericht, abgelegte 
Rechnung; fomptable (ipr. kongtäb'l), rechen— 
ichaft3pflichtig, verantwortlich; Komptäabilité od. 
Komptabilität, f. die Möglichkeit der Berechnung 
einer Sade; Berantwortlichfeit; fomptent, ſ. 
fontant unter Konto; Kemptant, m. (jpr. kong— 
täng) bares Geld; bar, Barzahlung; au comp- 
tant, gegen bar; gegen Komptant od. gemöhn- 
li gegen fontante Zahlung faufen, d. i. 
gegen bare Bezahlung; Kompteur. m. (fpr. tong- 
töhr), der Rechner, Zähler; compteur d’ex- 
perience (jpr. — dedsperidngß’) der Rechner aus 
Erfahrung, eine Art Gaszähler, wodurch der Gas— 
verbrauch an einerStelle ermeſſen wird; compteur 
pour usines (pr. — purr ülihn’), der Gaszähler 
für Gase Fabriken, welcher angibt, wie viel Has in 
jeder Viertelftunde erzeugt worden üt; Komptoir 
od. weniger gut Komtoir, n. (ſpr. fongtodr), doch 
gem. Kontör (jpr.fontohr, nad) it. contöro, engl. 
counting-house, lat. computatorium, d.i. Rech— 
nungsitube), eig. ein Zähl- oder Rechentiſch; bei. 
eine Rechnungsitube, ein Gejchäfts- oder Schreib» 
immer der Kaufleute; auch ein Handlungs- oder 

andelshaus; Komptoir- oder Kontor-Wiffens 
Schaft, der Inbegriff aller dem Kaufmanne nöti— 

en Kenntniſſe; Komptorift oder Kontoriſt, m. 
er. comptoriste) ein in dver&chreibitube arbeitender 
Handlungsgehilfe. 

Kompulſion u. Kompulfation, f. ſpätl. (compul- 
Bio, compulsatio, v. compellöre, compulsäre, an— 
treiben, drängen) die Antreibung, Nötigung; der 
Drang, Zwang; Kompulſor, m. Eintreiber einer 
Bohteug, Abgabe ꝛc.; in Klöftern der Anfager der 

et- u. Singitunden; kompulſöriſch, antreibend, 
mahnend; Kompulſorium, on. od. littörae com- 
pulsoriäles, pl. ein Zwangs- oder Mahnbrief, 
Nötigungs- oder Antriebjchreiben eines höheren 


448 Kompunktion 


Gerichts an ein niederes, um die Entfeheidung einer 
Rechtsfache zu bejchleunigen ꝛc. 

Kompunktion, f. nlat. (von compungöre, ftechen, 
— die Zerknirſchung des Herzens, lebhafteſte 
Reue. 

ſtompurgätor, m. mi. eig. Mitreiniger, Apr. einer, 
der die Unſchuld eines andern durch einen Eid 
verbürgt, Eideshelfer. 

fomputieven, lat. (computäre) zufanmenrechnen; 
fompsutäbel (lat. computabilis, e) berechenbar; 
Komputabilität, f. nl.dieBerechenbarkeit; Some 


—— f. (lat. computatio) die Berechnung; 


jpr. die Berechnung der Berwandtichaftsgrade 
nad römiſchem (zivile), oder päpſtlichem Recht 
kanoniſche Komp.) Komputiſt, m. nlat. ein 
Sahresberechner; ad compütum, lat. zur Rech— 
nung, in Rechnung. 

Kamft, m. (aus dem I.compositum, zſgz. Kompoft, 
Kompejt 2c.) landſch. f. ſaure, dide Milch; zer- 
jchnittene — Kohlköpfe (Komſtkohl); 
auch: weißer Bernſtein; Bodenſatz in Tintenfäſſern 
= Gums, ſ.d. 

Komte, m. fr. (ſpr. kongt'; v. fat. comes, ſ. d.) ein 
Graf; Komteſſe, k. (ſpr. kong'teß') eine Gräfin, 
Grafentochter. 

Komtoir, j. unt. Kompte; Komuneros, ſ. fom- 
mun. 

Kontur, ſ. Kommentur unter Kommende. 

Komus, ſ. Komos. 

fon=, ſ. con-. 

Konaf, m. türk. ein großes Gebäude, Palaſt. 

Konätus od. verk. Konät, m. l. (v. conäri, wagen, 
verjuchen) das Vorhaben, der Berfud). 

Konditen, pl. gr. (v. Könchẽ, [.concha, zweijchalige 
Muſchel, ſanskr. cankha) verfteinerte Mufcheln; 
Kondhoide, f. die Schnedenlinie, Mufchellinie, eine 
von Nikomedes angegebene frumme Linie vom 
vierten Grade; Konchhlien, pl. gr. (sing. kon- 
chylion, n.) Scaltiere, Schneden und Muſcheln; 
Konchhliolog, m. ein Schaltierkenner, Mufchel- 
a Kondyliologie, f. Schneden- u. Mujchel- 
ehre. 

Kondebitor, m., pl. Kondebitören, nl. (vgl. De- 
bitor) Rſpr. Mitjchuldner. 

fondeforieren, nl. (vgl. dekorieren) ſchmücken, aus— 
ſchmücken, zieren. 

fondemmieren, [. (condemnäre, v. damnäre) ver- 
urteilen, verdammen; fondemnäbel(l. condemna- 


bilis, e) verdammenswert; Kondemnabilität, f. | 


nl. die Berdammlichkeit; Rondemnät, m. (l. con- 
demnätus) der Berurteilte; Kondemnation, £. (l. 
condemnatio) die Verurteilung, Berdammung; 
Kondemnätor, m. der Verurteiler; fondemna- 
tõriſch, nl. (condemnatorius, a, um) verurteilen, 
verdammend, 3.8. ein kondemnatoriſches Ur— 
teil (sententia condemnatoria, f.), ein Verdam— 
mungsurteil, welches Dem Beklagten das auferlegt, 
mas der Kläger verlangt. 

fondensieren, [. (condensäre; vgl. denfteren) ver- 
dichten, verdicken, eindampfen; kondenſierte Milch, 
eingedampfte Milch; kondenſierter Torf, Ma- 
Ihinentorf;fondenfäbel, nl verdichtbar: Konden- 
ſabilität, f. die Verdichtbarkeit; Kondenfans, n., 
pl. ondenjantig, l. verdichtende Mittel; Kon— 
denſation od. Kondenſierung, f. die Verdickung, 
Verdichtung, namentlich eines dampfförmigen in 
einen flüſſigen Körper; Kondenſationstopf, ein 
ſelbſttätiges Gefäß zur Verdichtung der Dämpfe, 
Dampfwaſſertopf; Hondens= od Kondenſations— 
waſſer, Dampfwaſſer; Kondenſations-Hygro⸗ 


kondizieren 


meter, nm. ein Hygrometer (ſ. d.), das auf Beſtim— 
mung des Taupunktes beruht; Kondenſations— 
maſchine, eine Dampfmaſchine mit Kondenfator; 
Koudenſationswärme, Verdampfungswärme; 
kondenſativ, nl. verdichtend; Kondenſätor, m. 
nl. Naturl. der Strom- oder Spannungsitärker, 
Elektrizitätslammler, ein von Bolta erfundenes 
Werkzeug, um Elektrizität von geringer Spannung 
nachweisbar zu machen (auch Mifroeleftro- 
meter, Mifroeleftroffop genannt); auch ein 
Werkzeug zur Einengung der Wärme; bei Dampf- 
maſchinen das mit Waller gefüllte Gefäß, worin 
ſich die Dämpfe verdichten; desgl. bei Schmelzöfen _ 
eine Vorrichtung zum Verdichten verflüchtigter 
Stoffe, Berdichtungsfammer; Kondenſität, f. nl. 
die Dichtheit, Dichtigkeit. — 

Kondeputierte, pl. zur Unterſtützung (auch wohl 

berwachung der gewählten Vertreter mitgefandte 
Neben-Abgeordnete. 
fondefzendteren, nl. (vgl. defzendieren) fich herab- 
laſſen, ſich bequemen, willfahren, Nachſicht haben; 
mitabſtammen; kondeſzendent, herablaſſend nach⸗ 
giebig; Kondeſzendenz, f. die Herablaſſung, Nach— 
giebigkeit; auch Mitabſtammung. 

Kondignität, f. nlat. (von condignus) die Ange— 
mejjenheit. 

Kondiment,n. I. (condimentum) Würze, Gewürz. 

Kondireition, f. nl. (vgl. dirigieren) die Mitauf- 
ſicht ꝛc.; Kondirektor, m. ein Mitvorfteher; Kon— 
direktorium, n. Mitvorſtand. 

Kondiszipel, m. l. (condiscipülus; vgl. Diszipel) 
ein Wütjchüler. | 

Kondition, f. l. conditio (v. condeEre, zufammen- 
geben; fr. condition)die Bedingung; dieBejchaffen- 
heit, der Zuftand; der Vorichlag, Antrag; ein 
Dienjtverhältnis, eine Stelle, der Dienft, Stand, 
3.8. in Kondition gehen, einen Dienſt anneh- 
men; pl. conditiönes, Bedingungen; sub condi- 
tiöne, unter der Bedingung; absque ulla condi- 
tione, ohne irgend eine Bedingung, unbedingt; 
-conditio sine qua non; [.(wörtl. Bedingung, ohne 
weiche nicht) eine unerläßliche Bedingung; fondt= 
tionäl, I. (conditionälis, e) od. fondttiondt, be- 
dingt, 3.B. ein bedingtes Verjprechen; bedingend, 
$ . eine fonditionale Konjunftion, ein 

edingende3 Bindewort; conditionaliter, nlat., 
auch & condition, fr. (fpr. kongdißjoͤng) bedin- 
gungsweife; Kfſpr. (bei. im Buchhandel) auf die 
Bedingung des Zurückſendens der empfangenen 
Waren, Bücher 2c., wenn der Empfänger fie in 
einer gemiffen Zeit nicht hat verfaufen fünnen; 
tonditionieren, nl. bedingen; dienen, in Dienjten 
ftehen; fonditiontert, bedingt, 3. B. fonditio- 
nierte Wechſel, bedingte Wechjel; wohl fondi=- 
tiontert (fr. conditionne), wohl erhalten, in gutent 

uftande; engl. condition, beim Rennſport: der 

uſtand eines Pferdes, bejonders: der gute Zu- 
ſtand, 3. B. ein Pferd ist in Kondition, d. h. in 
gutem Zuſtand ans Ziel gefommen. 

Konditor, m. I. (von condere, einrichten, gründen) 
der Urheber, Gründer, Erbauer. 

Konditer, m. (v. I. condire, einmachen, würzen), 
ein Zucderbäder, Feinbäder, auch Schweizerbäder 
(weil friiher bef. Graubündner im Auslande dies 
Gejchäft betrieben); Konditorei, f. Zuderbäderei; 
eonditum,n. Apoth. in Zuder Eingemadteg. 

fondtzieren, I. condicöre, von dieEre, jagen) an- 
u. auftiindigen, bei. durch gerichtliche Klage etwas 
zurüdfordern; Kondiktion, lat. condictio, f. die 
Kündigung; Ripr. Zurüdforderung einer und zu⸗— 


fondolieren 


——— Sache od. eines Rechts; jede perſönliche 

age. 

fondolieren, lat. (condolere, von dolẽre, Schmerz 
empfinden) Beileid bezeigen, bedauern; Kondolenz, 
f. nl. (it. condoglienza, fr. condol&ance) die Bei— 
leidsbezeigung. 

Kondominus, m. mlat. (v. l. dominus) der Mitbe- 
ſitzer; Kondominium, n. der Mitbeſitz, die Mit- 
od. Bereinsherrichaft; Kondominät, n., r. m. ein 
Randesgebiet, das mehrere Herren hat; kondomi— 
ntäl, Sich auf die Mitherrichaft beziehend. 

fondonieren, I. (condonäre) jchenfen, zugute hal- 
ten, verzeihen; Kondonation, f. Ripr. die Schen- 
fung, Erlaffung. 

Kondor, m. (fpan. condör, vom peruan. Kuntur) 
der größte Geier, Königsgeier im wejtlichen Süd— 
amerifa. 

Kondorin od. Kandorin, aud) Kandarin,m. u.n., 
eine chinefifshe Rechnungsmünze; auch ein chinef. 
Gewicht; vgl. Liang En 

Kondötta, f. it. (ſpan. conducta, ſ. fonduzieren) die 
Leitung, Führung, das Geleit; Kfjpr. Warenver- 
jendung, vgl. Spedition u. Transport; aud 
Fracht, Frachtlohn; per condotta, durch Geleit 
oder Fortſchaffung diejes oder jenes Fuhrmanns; 
Kondottiere,m., pl. Kondotticri, Rottenführer, 
Anführergeworbener Soldtruppen in den früheren 
italienischen Staaten. 

Konduft, m. nl. (condüctus) die Begleitung, da3 
Leichenbegängnis; Fondnzieren, I. (conducere) 
leiten, führen, begleiten; mieten; fonduzibel (l. 
eonduceibilis, e), förderlich, nützlich, dienlich; Kon— 
duzibilität, f. nlat. die Förderlichkeit; die Kon— 
duften, plur. die Windführungen, d. i. zinnerne 
Röhren in der Orgel, die von der Windlade zu 
denjenigen Pfeifen führen, die wegen Mangel an 
Kaum und wegen ihrer Größe nicht unmittelbar 
auf die Windlade geitellt werden fonnten; Kon— 
Düfte, f. ipan. eine unter militärischer Begleitung 
abgehende Sendung edler Metalle von den ſpani— 
ſchen Kolonien an die Regierung des Mutterlan- 
des; Kondukteur, m. fr. (fpr. kongdüktöhr) ein 
Auffeher, Leiter von Vermeſſungen oder Bauten; 
Begleiter, Schaffner, Poſtſchaffner, Voftbegleiter; 
Konduftion, f. I. (conductio) das Mieten, Bach- 
ten; Kondüktor, m. Ripr. ein Pachter; Naturl. 
der Leiter an der Elektrifiermafchine, zur Aufnahme 
der erzeugten Elektrizität; auch Blißableiter an 
Gebäuden (j. Elektrizität); ferner: ein wund— 
ärztliches Werkzeug zum Einbringen eines andern, 
eine Hohlionde 2c.; fonduftibel, nl. leitbar; Kon— 
duftibilität, f. Leitbarkeit. 

Konduite, f. fr. (v. conduire, führen, se conduire, 
fid) aufführen, fich betragen, vom I. conduc£re) die 
Aufführung, Lebensart, daS Betragen; Kon— 
duiten=Pifte, f. Sittenausmeis, Führungslifte; 
Konduiten-Meifter, m. Anſtandslehrer. 

Kondurangorinde, f. die Rinde einer zu den As— 
flepiadeen gehörenden Pflanze: Gonolöbus con- 
durango,als Mittel gegen den Krebs angemenbdet. 

Kondälus, m. gr. (köndylos) ein Knochengelent, 
Gelenkfnorren; kondyloidéiſch, einem Gelent- 
fnorren ähnlich, knopfförmig; Kondylömen, pl. 
Heilf. Feigwarzen; fondylomatds, feigwarzen- 
artig, damit behaftet, 

Ktonepatl, n. merifan. das Stinktier. 

fonfabulieren, I. (confabuläri) fich traulich unter- 
halten, plaudern; Konfabulation, f. Geplauder. 

Konfederdtta, f. eine pelzverbrämte polnische Mütze 
mit Quajte. 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


fonfidieren 449 


Konfeékt, n. (it. confetto; mlat. confectum, urfpr. 
Part. v. I. conficöre, verfertigen; confectio, ur 
bereitung, nıl. zubereitete Arznei u. dgl.), Zuder- 
wert, Zuderware, Naſchwerk; Konfektion, f. J. 
(confectio) Ripr. die Fertigung, Bollführung ; auch 
VBervollitändigung, Vollendung; Mod. vollftändige 
förperliche Ausftattung, engl. accomplishment, 
5 . wie man jeßt jagt, Damen-Konfettion; 
n Apotheken: Zubereitung von Heilmitteln (mo- 
nad) der Apotheker jelbft auch Konfettionarius 
hieß); Konfektionslager, Lager fertiger Klei- 
dungsſtücke. 

lkonferieren,l(conférre, fr. conferer) gegeneinander 
halten, vergleichen; gemeinſchaftlich überlegen, be— 
raten, verhandeln; übertragen, verleihen, z. B. ein 
Amt; confer oder conferãtur, man vergleiche 
Hinweiſung auf die Stelle eines Buchs), gewöhn— 
lich abgekürzt ef. geſchrieben; Konferierung, f. 
die, Verleihung, Übertragung; Konferenz, f. (mi. 
conferentia, fr. conference) die Zufammenfunft, 
Beratung, VBerfammlung, Beiprechung, bef. über 
Staat3angelegenheiten (wie die „Londoner Kon- 
ferenz“ wegen der deutjch-dänifchen Streitfrage); 
bef. auch die beratende Zuſammenkunft eines Rich— 
ter-, Lehrer-Kollegiums u. a.; Konferenzier, m. 
fr. (fpr. kongferangßieh), der Sprecher und Leiter 
eines Kabarett3. 

Konferrumination, f. nl. (v. I. conferruminäre, 
zufammenlöten; vgl. Ferrumination) das Zuſam— 
menloöten. 

Konferva, f. I. od. Konferpe (v. 1. confervere, zu- 
jammenjieden, zufammenheilen, fo genannt wegen 
Er zufammenziehenden Heilkraft) der Wafjer- 

aden, das Waſſermoos, eine fadenförmige Pflanze; 
pl. Konferven, vgl. Algen. 

Konfefiion, f. I. confessio (v. confiteri, befennen, 
geitehen) das Gejtändnis, Bekenntnis; Glaubens- 
oder Religionsbekenntnis (confessio fid&i); die 
Slaubenstorm u. -Gemeinjchaft, Eh der fich jemand 
befennt; auch Beichte; in alten Kirchen die Grab- 
ſtätte des Kirchen-Heiligen; Konfe tun, fich als 
Mitglied eines geiftl. Ordens befennen od. er- 
flären: als Mönch od. Nonne förmlich ins Klo— 
tter treten; Konfefiions- Verwandte, Ölaubens- 
genofien; Konfeſſions-Wechſel, der Übertritt zu 
einer andern Religionspartei; confessio Augu- 
stäna, |. Augustäna confessio; Sonfej- 
fionalismus,m. die Lehre der Theologen, welche 
die Religion von einem beftimmten Glaubens— 
befenntnis abhängig macht; konfeſſionslos, feinem 
beitimmten Glaubensbekenntnis angehörend; Kon— 
feſſionãäl, n. der Beichtſtuhl; Konfeſſionarius, 
m. nl. der Beichtvater; konfeſſionell, das Glau— 
bensbekenntnis betreffend oder bewahrend; Kon— 
feſſioniſt, m. ein Kirchengenoſſe; ehem. f. Anhän— 
ger der Augsburgiſchen Konfeſſion, Proteſtant; 
Konfeſſor, m. J. ein Bekenner des Chriſtentums, 
beſ. in der alten Kirche: wer für dies Bekenntnis zu 
leiden hatte, wenn auch nicht den Tod (als Mär— 
tyrer); ein Beichtender doer Beichtiger; conſssus, 
ſ. unter fonfitieren. 

Konfetti, pl. (v. confetto) it. f.v. mw. Konfekt, 
ſ. d.; aud) Heine Gipskügelchen (richtiger confet- 
tacci, d. i. Schlechtes od. Faliches Konfekt genannt) 
womit die Masken im römischen Karneval einan- 
der zu werfen pflegen. 

Konfiance, j. fonfidieren. 

Konfidejnifor, m. I. (vgl. fidejussor unter fides) 
Ripr. ein Mitbürge. 

fonfidteren, I. (confidöre) vertrauen; fich auf etwas 

29 


450 fonfigteren 


fonfundieren 


verlafjen; Konfiance, k. fr. (pr. kongfiängß) das | fonflagieren, [. (eonflagräre) verbrennen, ein- 


Bertrauen, die Zuverficht; Konfident (pr. kongfi— 
dang) od. Kunfid (ipr kongfieh), m. ein Vertrauter, 
Bufenfreund: Konfidente, f. (fpr. —dängt') eine 
Bertraute: Konfidentiariuns, m. nl. wer (uner- 
laubtermweife) die Einfünfte einer Pfründe bezieht, 
die er einem andern verfchafft hat; fonfidentick, 
(fr. confidentiel), vertraulich, zutraulid; Konfi— 
Denz, I. (confidentia) od. Konfidence, f. fr. (ipr. 
kongfidängß') das Vertrauen, die Vertraulichkeit; 
Zuverfichtlichkeit, Dreiftigfeit; vertraulihe Mit- 
teilung; daher Konfidenzen maden, im Ber- 
trauen etwas mitteilen; em confidence (fpr. 
ang —), im Vertrauen. 

fonfigteren, I. (confgöre) zufammenheften. 

fonfigurieren, l. (configuräre, er Figur ꝛc.) ges 
ſtalten, bilden; Konfiguration, k. die Geſtaltung, 
Bildung; Sternk. die Stellung, der Stand der Pla— 
neten, = Aſpekten. f 

Konfinen, (v. finis, Grenze), pl. Grenz- oder Feld- 
Nachbarn; Konfinium, n. die Grenze der Grenz— 
ftein; Konfinien, pl. Grenzen; Grenzländer; fon 
finteren, tl. 1. angrenzen; 2. auch auf einen ge— 
wiſſen Bezirk befchränfen, einfchließen, z. B. im 
Haufe; 3. die Grenzen bewacden; an die Grenze 
vermweifen, verbannen; Sonfinität, f. das An- 
grenzen. [ten, erjinnen. 

fonfingteren, L. (confingere; vgl. fingieren) erdich- 

fonfirmieren, I. (confirmäre; vgl. firm ıc.) beſtä— 
tigen, befräftigen; vuchNamensunterihriftfichern; 
beitätigen in der Religion, einjegnen; Kunfir- 
mänden, pl. (sing. Konfirmand, m. u. Konfir= 
mandin, £.) eig. zu Befeitigende (im Glauben), 
in der proteftant. Kirche die, welche Tonfirmiert 
werden, Einfegnungsfinder, Abendmahlsfinder; 
Konfirmation, f. (confirmatio) die Chriftenweihe 
od. Zaufbeftätigung, d. i. Beitätigung der mit der 
Taufe überfommenen Pflichten durch) ven Täufling 
jelbit, der nach abgelegtem Befenntnis durch die 
erite Abendmahlsfeier indie Gemeinſchafterwachſe— 
ner Chriften aufgenommen wird; in älterer Zeit 
auch: die Losſprechung eines Buchdruderlehrlings; 
Anitellung, Bejtallung; fonfirmativ, beitätigend, 
befräftigend; Konfirmität, f. (I. confirmitas) 
ſtarre Feitigfeit. 

tonfiszieren, l. confiscäre, v. fiscus, ſ. d.) gericht- 
lich einziehen, dem öffentlichen Schageeinverleiben; 
für verfallen erflären, in Beichlag nehmen; fon= 
fisziert, eingezogen, weggenommen; auch von ver- 
dächtigem, liederlichem Anfehen; fonfisfäbel, nl. 
verfallsfähig, was eingezogen werden fann vd. ſoll; 
Konfisfät, n. das Eingezogene, Weggenommene; 
Konfistation, f. I. (confiscatio) die Vermögens— 

einziehung, Verfallgerklärung, Wegnahme. 

Knufifeur, Konfiferie, |. Konfitüren. 

fonfitteren, l. (confiteri, von fateri, geitehen) be— 
kennen, beichten (vgl. Ronfejjion); confiteor, ic) 
befenne (Deo omnipotenti ete., dem allmädjtigen 
Gotte 2c.). das von dem Geiſtlichen fnieend gejpro- 
chene Sündenbekenntnis beim Anfang der fathol. 
Meile; das Honfitior, das Schuldbekenntnis der 
Gemeinde und des Prieſters bei der Mefje und beim 
Ehorgebet; Konfitent, m. (l. confitens) ein Beich⸗ 
tender, Beichttind; conf6ssus, m. ein geitändiger 
Mifletäter. 

KSonfitüren, pl. fr. (ml. confectura, v. l. conficere, 
zubereiten, fr. confire, einmachen) Eingemachtes, 
Zuckerfrüchte; Konfiſeur (pr. kongfiſöhr) od. Kon— 
fitürier (ſpr. —rieh), m. ein Konditor, ſ. d.; 
Konfiſerie, f. Korditorei. 


äſchern; Konflagration, f. (l. conflagratio) völ⸗ 
lige Verbrennung; insbef. der Untergang der Welt 
im euer de3 jüngften Gerichts. 

Konflation, f. l.(conflatio, v. confläre, anfachen, 
——— das Anfachen, das Schmelzen von Me— 

allen. 

konflektieren, I. (conflectöre) zuſammenbiegen. 

Konflikt, m. (conflictus, v. confligere, zuſammen-— 
jtoßen) der Zufammenftoß, Kampf, Streit, Wider- 
ftreit; 3.8. tragifcher Konflikt: ein Wider- 

. jtreit von Gefegen oder Pflichten, in welchen ein 
Menſchenleben zu Grunde geht; KonfliftSperiode, 
f. die Periode im Preußiſchen Staate, in der der 
Streit um die Erneuerung der Armee geführt wurde 
(1862—1866), der mit dem Siege Bismards über 
die mwiderjtrebenden Stände endigte. 

fonfiuieren, I. (confluere, von fluere, fließen) zu- 
jammenfließen, zufammenftrömen; fonflu nt (I. 
conflüens), zufammenfließend; Konfluenz, £. (l 
confluentia) Jufammenlauf,ZulaufvonMenfchen ; 
Konflürus, = KRonfluenz. 

fonfoderieren, I. confoederäre; v. foedus, Gen. 
foed£&ris, Bündnis) ſich —, ich verbinden; Konz 
föderierte, pl. Verbündete, Konfüderation, f. 
ein Bund, bei. von Staaten und auf längere 
Dauer; wie die helvetifche K., vorzugsweiſe 
„Eidgenoſſenſchaft“, der Schweizerbund von 22 
demofratiihen Kantonen; die nordamerifa- 
niſche K., der Bund der Südſtaaten gegen die 
Noröftaaten. 

fonfofäl, nl. (v. focus, f. d.) einen gemeinjchaftlichen 
Brennpunkt habend (ionfofale Linien). 

fonförm, [. (conförmis, e, v. forma, Form) gleich- 
förmig, übereinftimmend; Koniörmer, m., pl. 
Konfoͤrmers, engl. oder Konformiiten, pl. in 
England die Anhänger der herrſchenden biſchöfl. 
Kirche; entg. Diffenters; Konformität, f. nl. 
die Gleichförmigfeit, Übereinjtimmung; fanfer: 
mieren, |. (conformäre) anpajjen, gleihförmig 
machen; ſich £., fich fügen, anbequemen; Konfer= 
miation, f. (I. conformatio) die gehörige Anbe— 
quemung, Zuftimmung. 

fonfortieren, Spätl.(confortäre; fr. conforter)jtär- 
ten, tröjten; Konfort, m. fr. (ſpr. kongföhr) Dilfe, 
Beiltand, Troſt; Konfortantia, pl. nl. Heil. 
Stärfungsmittel; Konfortation, f. die Stärkung; 
Nipr. Bereinigung von Lehngütern mit einem 
Mannlehn; Konfortativ, n. (confortativum, 
näml. remedium) jtärtende Arznei. 

Kunfräter, m. nl. (vgl. frater), fr. Konfrere (pr. 
fongfrähr‘), ein Mitbruder, Amtsbruder, Amts⸗ 
genoſſe; konfraterniſieren, verbrüdern; Konfra= 
ternität, f. die Verbrüderung, beſ. Amtsgenoſſen⸗ 
ſchaft; confraternitas, Rſpr. Erbverbrüderung: 
Konfraternitä, it. od. Konfroͤrie, fr. (pr. fong- 
frehrih) eine fromme firchliche Brüderſchaft. 

fonirontieren, ml. (confrontäre, v. L.frous, Stirn) 
zwei Berjonen Stirn gegen Stirn verhören, ein- 
ander gegenüberftellen und gegenjeitig vernehmen; 
Konfrontation, f. die Öegenüberjtellung; com- 
frontatio testium, Rſpr. die Gegeneinander- 
jtellung der Zeugen. 

fonfundieren, [.(confundere, eig.zufammengiepen, 
von fund£re, gießen) vermengen, verwirren; ver— 
wirrt, bejtürzt oder verlegen machen, verblüffen; 
fonfus, (l. confüsus), verworren, verwirrt, be- 
ftürzt; confusum chaos, n. ein Wirrſal, Wirr- 
wart; Koniuſion, f. (confusio) die Verwirrung; 
die Beitiirz ung, Berlegenheit; Beritreuung; annus 


fonfutieren 


confusionis, Sahr der Verwirrung, hieß das Fahr 
45 v. Chr. welches Cäſar, um den Kalender in 
Ordnung zu bringen, um 90 Tage vermehrte; 
Konfuiionarius, m. nl. ein Wirrkopf, Zerſtreu— 
ter; Konfuitonsrat, m. jcherzhafte Bezeichnung 
für einen ®irrfopf. 

tonfutieren, I.(confutäre) widerlegen; fonfutäbel, 


nl. widerlegbar; Konfutatton, £. (l. confutatio) 


die Widerlegung; Konfutätor, mn. jpätl. der Wi- 
derleger. 

Konfutie oder eig. Konzfustid, gem. Konfuzius 
genannt, ein noch jegt in China allgemein ver- 
ehrter Religions- u. Sittenlehrer (etwa 500v.Ehr.), 
dem zu Ehren Tempel erbaut find. 

Konge, m. fr. (fpr. kongſcheh; altfr. conget, it. con- 
gedo, prov. comjat, v. [. commeätus) der Urlaub; 
der Abfchied, daher auf Bifitenfarten p.p. c., d.h. 

our prendre cong£ (fpr. pur prangd’r —), zum 
Öfbfchtebmehmen: — — ſpr.kongſchedieren; 
fr. congédier), beurlauben, verabſchieden; (aus 
dem Dienſt) entlaſſen. 

tongelieren, l. (congeläre, das verſt. geläre) ge— 
frieren, gerinnen; Kongelation, f. (l. congelatio) 
das Gefrieren, Erſtarren durch Kälte; das Ge— 
rinnen, die Verdickung; auch ſ. v. w. Katalep— 
ji3; Rongelation der Zähne (congelatio den- 
tium), daS Stumpfmwerden. 

tongendriich, lat. (congöner, von genus, ſ. d.) von 
gleichem Gejchlechte, gleichartig. 

tongentäl od. Eongeniälifch, nl. (vgl. Genius :c.) 

etitesperwandt, ebenbürtig; Kongeninlität, f. 
Geiftesperwandiichaft. 

fongenitäl, nl. (congenitus) angeboren. 

fongerieren, l. (congerere) zuſammentragen, häu- 
fen; Kongeries, f. ein ungeordneter Haufen; 
Redek. Worthäufung; Kongejition, f. (l.congestio) 
An⸗ od. Aufhäufung; bei. Biutandrang, z B. zum 
Kopfe: congestio sanguinis; congestio Iym- 
phatica oder serösa, Andrang des Blutwaſſers; 
fongejtis, nl. jolden Andrang erzeugend oder 
davon herrührend. 

Kongiarium, n. lat. Gefchenf, das dem römischen 

Volte gejpendet wurde. 

Kongius, ın. I. ein altrömifches Flüſſigkeitsmaß — 
1/, Anpbora = ungef. 751. 

Konglaziation, f. nl. (v. l. conglaciäre; v. glacies, 
Eis) das Gefrieren. 

fonglobteren, I. (conglobäre; vgl. Globus) zu— 
jammenballen, fugelförmig maden, runden; kon— 
globierte Drüjen, Saugader-Driüjen; Konglo— 
batton, f. eig. die Zujammenballung; Häufung 
der Beweiſe in der Redekunſt. 

tonglomerieren, I. (conglomeräre, vgl. Glomus) 
zu einem Knäuel zufammenballen, zufammen- 
häufen; fonalomerierteDrüjen, abjondernde 
Drüfen; Konglomerät, n. daS Semenge, die Häu- 
fung; Bgf. ein Menggeſtein, Gemengjel von zu— 
fammengefitteten Bruchſtücken und Geichieben ver- 
jchiedener Steinarten; Konglomeration, f. die 
BZulammenhäufung. 

tonglutinteren, I. (conglutinäre, vgl. Gluten 2c.) 
uiammenleimen, zuſammenkleben oder -Fitten; 
fonglutindnt, zufammenleimend; Kongluti— 
nantia, pl. j. dv. w. Kolletifa; Konglutinät, 
n. etwas BZujammengeleimtes; insbej. ein durd) 
irgend eine Majje zufammengefittetes, nicht kri— 
ftalliniiches Gejtein; Konglutination, f. das Zu- 
fammenleimen, Zujammenfleben. 

Kongo-Tee, = Samphou. 


Konjugation 451 


fongratulteren, SKongratulant, Kongratulgs 
tion, j. gratulieren. 

fongregieren, I. (congregäre, v. grex, Gen. gregis, 
m. Herde, Schar) verjammeln, vereinigen; Kon— 
arcgät, n., pl. Kongregäte, Naturf. Gehäufe, 
nicht£riftallinifche Geiteine, die ohne Bindemittel 
nur ſchwach zujammenhängen; Kongregation, 
f. (l. congregatio) die Berfammlung; insbe. Or- 
densverbindung od. «VBerbrüderung; Vereinigung 
mehrerer Klöſter zur Beobachtung derjelben Re— 
gel; auch die Natsverfammlung der Kardinäle; 

usſchüſſe der Kardinäle zur Xeitung gewiſſer be- 
ſonderer Gefchäfte, insbe). die congregatio de 
propagända fide, j. Bropaganda; congr.in- 
dieis, ſ. Inder; Songregationiiten, pl. nl. 
Mitglieder einer Kongreaation, insbe]. der jejuiti- 
chen; Kongregationaliiten, pl. in England eine 
kirchliche Gejellichaft, welche die höhere bifchöfliche 
Leitung vermwirft. 

Kongréß, m. l. (congressus, von congredi, zufam- 
tommen) die Zufammenfunft, namentlich von Für- 
jten oder ihren Gejandten und Bevollmächtigten, 
um ſich über StaatSangelegenheiten zu beraten und 

u vereinbaren; in Nordamerika: die gefeßgebende 
erſammlung derlandesabgeordneten; inneuerer 
Zeit auch (periodiiche) Zuſammenkünfte von Fach— 
genofjen jeder Art; Kongreſſion, f. (l.congressio) 
die Zufammenfunft. 

Kongreve-Druck, m. mehrfarbiger Drud nad) einem 
von William Congrave (geit. 1828) erfundenen 
Verfahren; Kongreviſche Raketen, eine von dem- 
jelben 1808 erjundene Art Brandrafeten von 
großer Tragweite und mit einem ſchwer zu löfchen- 
den Brennitoff. 

fongruieren, l. (von congru£re), übereinitimmen, 
gleich ſein, ſich decken; congrüus, a, um, l. über⸗ 
einſtimmend, paſſend; de congrüo, nad) Billig- 
feit; kongruent (l. congrüens), übereinjtimmend, 
paſſend; Größenl. gleich und ähnlich, von —— 
Größe u. Form, ſich deckend; Kungruenz, f. (con- 
gruentia) die Übereinstimmung, Formgleichheit; 
Kongruismus, m. barb.-l. die Lehre von der 

bereinjtimmung der göttlihen Gnade mit dem 
menſchlichen Willen; Kongruiſt, m. ein Anhänger 
dieſer Lehre; Kongruität, £. die Übereinſtimmung, 
völlige Gleichheit. 

Koniferen, Kontglob, koniſch ec., ſ. unter Konus. 

Kontin oder Konin, n. (v. gr. könion, Schierling) 
der giftige Stoff des Fleckenſchierlings (Conium 
maculatum), auch Cicutin genannt. 

fonjizieren, I. (conjicere, eig. zuſammenwerfen, 
vereinigen) vermuten, mutmaßlich Ichließen, er» 
klären oder verbejjern, mutmaßliche Lesarten auf- 
ftellen; conjectanea od. Konjektaneen, pl. (eig. 
Bufammengemworfenes) Sammlung von Bemer- 
tungen, augenblidlichen Einfällen zc.; Konjeftür, 
f. (conjectüra) eine Bermutung, mutmaßliche Be- 
rihtigung einer verdorbenen Lesart; fonjefturäl 
(l. conjecturälis, e) auf Vermutungen berubend: 
3. B. Konjektural-Kritik; Konjektural-Politif, 
eine bef. bei ver Beriwaltung des Innern auf Ver— 
mutungen, Schlüjje aus Zahlen-Statiſtik u. dg! 
jih ftügende Staatsfunft; fonjefturieren, m. 
mutmaßen, raten, neue Resarten erjinnen, ſich in 
—— —* und Verbeſſerungsvorſchlägen er— 
gehen. 

Konjugation, f. (conjugatio, Zuſammenfügung, 

Verbindung) Sprachl. die Biegung oder Abwand— 
lung der Zeitwörter; fonjugieren (l. conjugäre, 
eig. zufammenfnüpfen, verbinden), Beitwörter ab» 

29* 


452 fonjungieren 


wandeln; fonjugierte Linien, Größen!. einander 
zugeordnete, in einer bejtimmten Weife aufein- 
ander bezogene Linien; konjugiert fein, lich ent- 
ſprechen; Conjugãta, f. (näml. linea conj.) Anat. 
der Feine Durchmeſſer des Beckens oder der ver» 
bundenen Bedentnocden; Konjugium, n. I. die 
Ehe; fonjugäl (I. conjugälis), ehelich; Konjugi⸗ 
eidium, n. nl. (v. I. conjux, Gen. conjügis, Öatte, 
u. caedere, erjchlagen) der Gattenmord. 
fonjungieren, I. (conjungöre) verbinden; con- 
jüänetis viribus, mit vereinten Kräften; conjünc- 


tim, zufammen, in Gemeinfchaft, vereint; Konz |. 


junftion, £.((.conjunctio)dießerbindung;Sternt. 
gleichjam die Bermählung eines Planeten mit der 
Sonne, wenn derjelbe (für unfern Standpunft) 
gerade vor die Sonne (untere Konj.), oder, bei 
den von der Sonne entfernteren Planeten (obere 
Konj.), hinter diejelbe tritt; entg. Oppofition; 
Spradl. ein Bindewort zur Verknüpfung von 
Sägen und Saßgliedern; das günftige oder un— 
günjtige Zufammentreffen von Umftänden(=Kon- 
itellation, . d.), befonders in der Politif und an 
der Börje; Konjunktionswinfel, Breitentwinfel; 
fonjunftiv (I. conjunctivus), eine Verbindung 
bewirfend od. darin gegründet; Konjunktipus od. 
Konjunktiv, m. j. Modus; Konjunktive, f. 
Heilf. die Bindehaut des Auges; konjunktiviſch, 
in der Weife des Konjunftivs, bedingt, abhängig; 
Konjunktivitis, f. nl. Entzimdung der Binde- 
haut; Konjunftür, £., pl. Konjunktũren (ml. 
conjunctüra), das Zuſammentreffen einwirfender 
Umſtände, wodurd) 3. B. im Handel das Verhält- 
nis des Angebot3 und der Nachfrage bei einer 
Ware, alfo der Preis derjelben beitimmt und ver- 
ändert wird; überh. Zeitumftände, Zeitverhältniffe. 
tonjurieren, I. (conjuräre, v. juräre, ſchwören) ſich 
verſchwören, eine Verſchwörung anzetteln; Kon— 
nn auch Konjurät, m. (l. conjurätus) ein 
erihmorener; Konjuration, f. (l. conjuratio) 
die Verſchwörung; Konjuräter, m. nl. ein Eides- 
helfer, welcher beim altdeutfchen Gerichtöverfahren 
feine Überzeugung von der Unfchuld des Angeklag— 
ten beſchwört. 

Konfamerationen, pl. l. (Sing. concameratio, eig. 
das Gemölbe, von concameräre, umwölben; vgl. 
camera) Fächer, Abteilungen, Kammern: Kon: 
fameraziten, pl. nl. verjteinerte Mufcheln mit 
Querſcheidewänden. 

Konfafje, m. fr. (ſpr. kongkaßeh, von concasser, 
Körner 2c. in einem Mörjer grob zeritoßen) grob 
geitoßener Pfeffer. 

Sonlatenation, f. I. (concatenatio, vgl. catena) 
die Berfettung, Berfnüpfung; fonfatenierter 
Schluß, ein Kettenſchluß. 

fonfap (fr. concave, I. concävus, Berjtärfung von 
cävus, hohl, alfo ganz hohl) hohlrund, ausgehöhlt, 
einwärt3 gemwölbt; Konkaͤp-Gläſer, Hohlgläfer, 
Hohllinjen (die entweder auf einer, od. * bei— 
den Seiten eine hohle Krümmung haben. Im 
ersten Falle heit ein folches Glas Blanfonfav- 
Glas, Ebenhohlglas; im zweiten Konkav— 
fonfav-Gla3, Doppelhohlglas; Konkaͤp-Spie⸗— 

el, ein Hohlipiegel, Brenntpiegel; fonfapieren 
A concaväre), aushöhlen; Konkabität, f. (l. con- 
cavitas) die Einbuchtung, Höhlung; konverkon⸗ 
fap, erhaben-hohl; plantontab, halbhohl, flach⸗ 
hohl; konkav⸗konvex, hohl-erhaben; plankonkave 
vinſe halbe Hohliinje; Kontabtonver⸗ Gias. 
onvex. 
Konkläbe, n. [. (v. con- u. clävis, Schlüſſel) überh. 


Konfreditor 


ein verſchließbares Gemach; insbef. das geheime 
verjchloffene Wahlzimmer (früher im Duirinal, 
neuerdings im Batifan), worin die Kardinäle den 
Papit wählen; die Verfammlung der Kardinäle 
zur Wahl eines Papſtes; Konklaviſt, m. nl. ein 
darin Eingejchlofjener, zu einem der Kardinäle ge- 
hörender Diener oder Gejellichafter, der gleichfalls 
bi3 zur vollendeten Papſtwahl das Kontlave nicht 


mehr verlafjen darf; Konklavarbeiten = Klau— 


furarbeiten, f.d. 
fontiudieren, I. (conclud£re, v. claud&re) ſchließen, 
folgern, auch befchließen ; ceoncludéndo, ſchließlich; 
Konklũſum, n. pl. Konklũſa, das Beichloffene, 
der Beſchluß oder Beſcheid; conclusum imperii, 
ein ReihSabjchied, Landtags-Abichluß;conclasum 
in Senätu, beichloffen im Rate, bei der Obrig- 
feit 2c.; Konkluſion, f. ([. conclusio) der Schluß, 
die Schlußfolge, Folgerung, der Schlußſatz, auch 
der Bejchluß oder das Ende einer Rede; fonklufin, 
nl. ſchließend, folgernd. 
Konkoktion, f. |. (concoctio, von concoquere) die 
Berdauung der Speijen. 
fonfomitieren,!.(concomitäri;vgl.fomitieren) mit- 
begleiten,begleiten,mitwirfen; fonfomitierende 
Symptöme, unmefentlihe Nebenerfcheinungen 
beiftranfheiten ; fontomitdnt, mitbegleitend, mit- 
wirfend; Konkomitaͤnz, f. ml. Ungetrenntheit des 
Reibes und Blutes, eine Satzung der fathol. Kirche, 
derzufolge beim heil. Abendmahl der Genuß des 
Weines zum Brote für entbehrlich gilt; Konko— 
mitance, £. fr. (jpr. tongfomitängß’) die Begleitung, 
Mitwirkung. [bevollmädhtigter. 
Konkommiſfſarius, m.nl.ein Mitbeauftragter, Mit- 
Konfordia, f. I. (von cöncors, einträcdhtiq, v. con- 
u. cor, Herz, Gefinnung) die Eintracht, Einigfeit; 
als Göttin im alten Rom verehrt; auch ein Aiteroid, 
1860 von Zuther entdedt; comcordia res parvae 
erescunt, durch Eintracht wird Kleines groß; 
Konkordie, £.,pl. —n, bei Blumiften zweifarbige 
Gartennelfen, wo eine Farbe auf dem Grund der 
andern steht; Konkordienbuch und Konfordien= 
formel (formüla concordiae), das Einigungsbuch, 
eines der fogenannten ſymboliſchen Bücher der 
Proteitanten, zur Beilegung der in der protejtan- 
tischen Kirche entitandenen Streitigkeiten 1580 her- 
ausgegeben; fonfordieren, I. (concordäre) über- 
einftimmen, zuſammentreffen; oncordat, es ſtimmt 
überein; concordat cum originãli, es ſtimmt 
mit der Urſchrift überein (von Abſchriften); fon= 
fordäßel (I. concordabilis, e), vereinbar; Kon⸗ 
fordabilität, f. die Vereinbarkeit; fonfordant 
(l. concördans), übereinstimmend; fonfordant 
gelagert, gleichartig, übereinftimmend gelagert 
(Bergmweien); Konfordänz, f. (ml. concordantia) 
die Übereinftimmung, beſ. der heil. Schriftiteller; 
ein Bibelregifter od.eindas Aufjuchenerleichterndes 
Berzeichnie allerSprüche u. Worte der heil. Schrift; 
Buchdr. Fülftüd, eine größere vieredige Aus— 
ſchließung zwifchen den Abſätzen und Schriftjäulen 
(Kolumnen); Konfkordät, n., r. m. nl. u. fr. ein 
libereinfommen, Vergleic) oder Vertrag mweltlicher 
Fürften mit dem Bapfte in Kirchenjachen; bei. 
PBfrindenverleigungs-Bertrag; inder Schweiz auch 
dieBereinbarung einzelner Kantone über bejondere 
Zweige der Gejeßgebung. 
fontorhorieren, [.(concorporäre, von corpus) ein» 
verfeiben; Kontkorporativn, f. Einverleibung. 
Konfrediter, m., pl. Konfreditüres, nl. (vgl. Kre— 
ditor) ein Mitgläubiger; fonfreditteren, mitan- 
vertrauen. 


fonfreszieren 


fonfreszieren, [.(concresc£re,v.crescöre, wachſen) 
HERR: fic) vereinigen; Spradl. ein 
eimort durch angehängte Yaute oder Buchſtaben 
mit einem Nennmworte in unmittelbare Verbindung 
jegen oder demfelben einverleiben; Konfrement, 
n. nl. ein duch Gerinnen einer Flüſſigkeit ent- 
ftandener fejter Körper in einem lebenden menſch— 
lihen oder tierischen Körper (mie der Stein in der 
ne) e); Konfreszenz,f.l.(concerescentia)da3 
ujammenwacjen; fonfreszibel, nl. vereinbar, 
zufanımenwachiend; Konfreszibilität, f. die Ver- 
einbarfeit; fonfret, I. (concretus, eig. zufammen- 
— en) einverleibt, vereinigt; verwirklicht, wirk— 


ich, weienhaft, greifbar; ein fonfreter Begriff, 
ein Begriff, der ein beftimmtes finnlich wahrnehm- 
bares Ein elwejen oder Einzelding oder eine ſolche 
Eigenfhaft bezeichnet (Gegenf. abſtrakt, ſ. d.); 
Konkrẽt, m. engl. der Steinmörtel, ein in Eng» 
land, befonders für Grundbauten viel gebrauchtes, 
dem Waſſer gut widerftehendes Geinenge von Mör- 
tel mit Steingrus, vgl. Beton; Konkrẽtum, n. 
ein wirklich vorhandenes Ding, 3. B. Menſch, Tier, 
Baum 2c.; in concreto, in einem bejtimmten, 


wirklichen Falle, in der Wirklichkeit; etvaßin con- 


ereto nehmen od. betradten, d. i. als weſen— 
haft und verförpert oder im Reich der Wirklichkeit 
erfcheinend; Konfretion, f. ([. concretio) eig. das 
Zufammenmwadjen, die Verwachlung; uneig. Ver⸗ 
förperung; insbeſ. Sprachl. die Einverleibung des 
mit dem Hauptmworte verbundenen Beitwortes durd) 
demfelben angefügte Endungen (Konfretiong- 
eihen); Naturl.die®erinnung, Berdidung, Ber- 

— das Gefrieren eines flüſſigen Körpers; 
Bergw. die Ausſcheidung; Arzk. die Ablagerung 
fremder Stoffe im Körper, z. B.des Harnſteins 2c.; 
Kunfretiäner, pl. nl. Pſychologen, welche anneh- 
men, daß die Seele mit dem Körper verwachfen fei. 

tonfubieren oder fonkumbieren, I. (concubäre u. 
concumbe£re) beifchlafen, beimohnen; Konkubine, 
f. (coneubina) Beilchläferin, Kebsweib; Konku— 
binarius, m.nl. ein Beifchläfer, Kebsmann; Kon— 
fubinät, n., rt. m. (concubinätus) die wilde Ehe, 
Kebsehe; Konkubitus, m. der Beilchlaf; coneu- 
bitus anticipätus, I. Ripr. ein vorzeitiger, zu 
früher Beilchlaf von Verlobten. 

Konkupiszenz, f.I.(concupiscentia) die Begehrlich— 
feit, daS Gelüſt oder Gelüſten. 

Konkurätor, m. l. (vgl. Kurator) ein Mitvormund, 
Mitfürforger. 

fonfurrieren, I. (concurr£re, eig.zufammenlaufen) 
— — mitwirken, mitbeitragen, z. B. 

ei einer Geldſammlung zu einem beſtimmten 

Zweck; nach gleichem Ziele ſtreben, gleiche Geſchäfte 
treiben; ſich mitbewerben, z. B. um einen Preis, 
wetteifern; Konkurrent, m. ein Mitbewerber; 
Konfurrenz,f.(mi.concurrentia, fr. concurrence) 
der Wetteifer, Wettftreit; die Mitbewerbung, der 
Mit- od. Wettbewerb um einen aus: efeßten Mreis 
für die beſte Löfung einer Aufgabe; Rip. das Zus 
fammentreffen oberer Klagen oder Verbrechen, 
j. unter concursus delictorum; im Handel: die 
törende Begegnung anderer Mitbewerber beim 
Kauf oder Berfauf; Ideal-Konkurrenz, Tatein- 
heit, einheitliches Zujammentreffen; Konkurrenz⸗ 
drojeft, n. Entwurf aum Preisbewerb, Wettent- 
wurf; Ausmwahlplan, Gegen- oder Nebenentwurf; 
Konkurrenzroute, f. Auswahllinie, eine in Mit- 
bewerb tretende Verkehrslinie; im Konfurrenz- 
wege, im Wege der Wett- oder Preisbewerbung; 
im Wege der öffentlihen Ausschreibung oder Ver- 


fonnibieren 453 


dingung (Submijjion, ſ. d.); Konkürs, m. lJ. 
(concürsus; fr. concours) da3 Zufammenlaufen; 
die wetteifernde Bewerbung mehrerer (Ronturs3- 
Kandidaten) um ein Amt, ausgeſetzte Preife ıc. 
mit Prüfung ihrer Tauglichkeit: Konfturs-Prü- 
fung;inöbej.—=coneürsus creditörum, das Zu- 
jammentreten od. die Bereinigung mehrerer Gläu- 
biger, um da3 zu ihrer völligen Befriedigung nicht 
ausreichende Bermögen eines Schuldnersnad) Ber- 
hältnis ihrer Forderungen gerichtlich zu teilen, die 
Sahlungseinjtellung, tandie. der®ant; Konkurs⸗ 
dikt, n. die öffentliche Vorladung der Gläubiger 
eines Gemeinjchuldnerd; Konkursmaſſe, f. das 
zum Konkurs gefommene Vermögen, die Gant— 
maſſe; Konkursordnung, die gejeglichen Beſtim— 
mungen, nach denen im Rechtswege ein Konkurs 
zu behandeln iſt, die Gant- oder Gemeinſchuldord⸗ 
nung; K.⸗Prozeß, m. das beim Ausbruche eines 
Konkurſes eingeleitete®erichtöverfahren;K.:Neht, 
die Übereinkunft verfchiedener Staaten oder Städte 
über Gleichſtellung der Gläubiger in den verfchie- 
denen Gebieten; H,- Verfahren, das Öantverfah- 
ren, Gemeinjchulöverfahren; Konfurfifeg, m. nl. 
Rſpr. der Gemeinjchuldner. ’ 

Konkuſſion, f. I. (concussio, v. concut£re, erjhüt- 
tern) die Erjchütterung; beſ. Einfhüchterung und 
dadurch bewirkte Gelderprefjung; erimen con- 
cussionis, das Berbrechen der ge la. 
coneüssor, m. l. oder Konkuſſionär, m. fr. ein 
Erprejier. 

Konnaifiance, f. fr. (fpr. konnäſſängß'; von con- 
naitre = |. cognosc£re, fennen) die Kenntnis, Be- 
kanntſchaft; konnaifſable (pr. —näſſab'lh), erfenn- 
bar, kenntlich; Konnaiſſement, n. (ſpr. —näfl’- 
mäng), entſtellt Ronnoſſement (von it. connosci- 
mento), der Erfennungsichein, Seefrachtbrief, Ber- 
ladungsichein, den der Kapitän eines Handels- 
ichiffes dreifach, fire fich, den Verlader und den 
Empfänger der an Bord genommenen Waren aus- 
fertigt; Konnaiſſeur, m. (pr. —näfjöhr) ein Ken- 
ner, Kunſtkenner; Konnaifienfe, f.(ipr. —näſſöhſ') 
die Kunſtkennerin. 

Könnaja (näml. Plofhtihad’, ſ. d.), f., ruff. (v. 
konj, das Roß), der Roßplatz, Pferdemarkt. 

Konnärus, m. gr. Bot. die Baumbohne. 

fonnät, l.(connatus, v.connascor)mitgeboren, an- 
geboren; verwachjen- 

Konnaturalität, f.nl.(v.connaturalis, miterzeugt, 
bei der Geburt entitanden) die natürliche Verbin- 

dung, Naturverwandtichaft. 

fonneftieren, I. (connectere, v. nectere, fnüpfen, 
vgl. Nerus) verbinden, verfnüpfen; auch verbun- 
den fein, zufammenhängen; Konneftifülum oder 
Konneftivum, n. barb.-I. Bot. dad Mittelband, 
die Fortſetzung des Staubfadens zwiſchen den An- 
therenfächern; fonnedxr (l. conn&xus), verbundent, 
verknüpft; Konnéxa, pl. verbundene Dinge; Konz 
nerion, f. (l.connexio) aud) Konndens od. abgek. 
Konndr, m. der Zufammenhang, die Verbindung; 
Konneziönen, pl. bei. einflußreihe Bekanntſchaf⸗ 
ten, Verbindungen; Konnexität, f. nl. das Ver— 
bindung3-Berhältnig; fonnerib (l. connexivus) 
verbindend. 

Konnetable,m. fr. (fpr.fonnetdb’T; it. contestäbile; 
aus dem lat. comes stabüli, Stallgraf; ehem. ur- 
—5 Oberſtallmeiſter) der Oberreichsmar— 
chall und Kronfeldherr in Frankreich; auch ein 
erblicher Ehrentitel; in England: Polizeibeamter, 
Konſtabler, ſ. d. 

konnivieren, lat. (connivẽre, ſchließen; insbeſ. die 


454 Konnoſſement 


Augen) ein Auge zudrücken, durch die Finger ſehen; 
connivendo, nachſichtigerweiſe, aus Vergünſti— 
ung; Konnivenz, k. (ipätt. conniventia)dieNac)- 
icht, Schonung, das Gehenlaffen, Überfehen und 
Dulden. 

Konnofjement, n., j. Ronnaiffement. — 

Konnstation, f. nl. (v.con u.notäre, vgl. notieren) 
die Mirbezeihnung, Mitanzeige; Konnotations- 
Termin, m. Ripr. der Termin oder anberaumte 
Tag zur Anzeige N Schulden oder Forde- 
rungen in einem Konfurfe. 


Konnubium, n. I. (von nub£re, heiraten) = Kon- |. 


jugium; auch das Heiratsrecht, das Recht unter 
re Ständen, Volksſtämmen zc. einander 
zu heiraten. 

Konnumeration, f. nl.(v.jpätl. connumeräre, mit- 
ählen) die Zuſammenrechnung. 

Könobium vd. Cönohtum, n. gr. (koinöbion, d. i. 
eig. gemeinjchaftliches Xeben, von koinös, gemein— 
am, u. bios, Xeben) das Kloſter; Könobiärd, m. 
Boriteher eines Kloſters; Könobit, m. ein Rlofter- 
bruder, Mönd; könobitiſch, klöſterlich. 

Konvide, |. Konus. 

Konopeton,n. gr. (vd. Könõps, Mitde) ein Mücken— 
nes oder Mücdenjchleier; ein Bett mit Vorhängen 
von dünnem Zeuge zum Abhalten der Mücken (vgl. 
Ranapee). 

fonquieszieren, I. (conquiescöre; vgl. quieszieren) 
beruhen, verbleiben. 

fonguirieren, l. (conquirere; dv. quaer£re, fuchen) 
zujammenjuchen, eifrig aufjuchen. 

Kongutiitores, pl. I. Auffihtsbeante im Theater 
der alten Römer. 

Konguiite, f. ſpan. (fpr. qu wie h) die Eroberung; 
die Zeit der eriten Entdedungen in Amerika; Kon⸗ 
quiſtadoͤren, pl. (pr. —fi—) die Eroberer, in den 
ehemaligen jpanifhen Beſitzungen Amerikas die 
eriten Eroberer de3 Landes und ihre Nachfommen. 

Sonreftor, m. nlat. (vgl. Rektor) der Mitporfteher, 
eriter Xehrer nach dem Rektor; Konreftorät, n. 
dejjen Amt, auch defjen Wohnung. 

Ronjatramentäl, m. nl. ein Eideshelfer, = Kon- 
purgator od. Ronjurator. 

tonſanguiniſch, [. (consanguin&us, dv. sanguis, das 
Blut) blutsverwandt; Konfanguinität, f. (I. con- 
sanguinitas) die Blutsverwandtichaft; consan- 
guinäi, pl. Blutsverwandte. 

tonscendieren, I. (conscendöre, v. scand£re, ftei- 
gen) bejteigen; conscensio thalämi, f. Ripr. die 
Beiteigung des Ehebettes. 

Sonfcienz, f.1. (conscientia, v. conscire, mitwiſſen, 
fi) bewußt fein) das Bewußtſein, Gemiffen; con- 
scientia salva, unverleßtes Gewifjen; konſcien⸗ 
ti88, nl. gewiljenhaft; Konfeius, m. l. (conscius, 
bewußt) ein Mitmwifjer. [reißen. 

fonfcindieren, I. (conscind£re) — zer⸗ 

Konſeil, m. fr. (ſpr. kongßej; v. I. consilium) der 
Rat; Staatsrat, NRatsverfammlung; conseil 
d'tat (pr. —detdh), der Staat3rat; c. perma- 
nent (jpr. —ndng), immerwährender Staatsrat, 
beitändige Ratsbehörde; Konſeiller, m. (ſprich: 
kongßejeh) ein Ratsmitglied, Rat. 

tonſekrieren, I. (consecräre, von sacräre) weihen, 
widmen, einjegnen; Konſekraͤnt, m. (cons&crans) 
der Einmweihende, Einjegner; Konfefration, f. 
(consecratio) die —— ‚3. B. einer Kirche; 
Weihe der höheren kathol. Beititähen: Einfegnung, 
bej. des Brotes und Weines im Abendmahl. 

fonfeftieren, I. (consectäri) eritreben; Sonfelte- 
rium, n. ein Folgeſatz, Zuſatz. 


fonferbieren 


Konfefutton, f. I. (consecutio, v.consdqui, folgen; 


j. fonfequieren) die Folge, Nachfolge; conseceutio 
tempörum, l. die Beitenfolge in der Sprachlehre, 
die Gejege der Aufeinanderfolge der Tempora im 
Saßgefüge; fonfekutiv, neulat. nachfolgend, fol- 
endzkonſekutive Krankheiten, Zolgefrankheiten; 
onſekutivſatz, Folgeſatz (mit fo daß); konſeku⸗ 
tive Wirkung, Nachwirkung. 
konſeneszieren, lat. (consenescẽre, vgl. Seneszenz) 
altern, hinfällig werden; Konſenior, m. nl. (vgl. 
Senior) ein Mitältefter; Konfentorät,n. das Mit- 
älteften- Amt, die Meitälteften-Wiirde. - ' 
Konſens 2c., |. fonjentieren. 
fonientieren, I. (consentire, v. sentire, empfinden; 
aljo eig. nit od. gleichempfinden) beiftimmen, bei- 
pflichten, einmwilligen; comsentio, ich ftimme zu; 
Konfentierung, f. od. Konjentement, n. fr. (pr. 
fongkangt’mäng) die Zuftimmung; Ronjentie- 
rung der Haverei, das Geſuch eines Sciffers, 
den erlittenen Seejchaden ihm am Ausladungsorte 
zu An Konfenins, L. od. abgek. Konſens, m. 
die Zujtimmung, Einwilligung, Erlaubnis einer 
richterlichen Behörde (zum Heiraten in gewiſſen 
Fällen 2c., zu Berpfändungen 2c.); der Bewilli— 
gungsſchein; auch das Mitempfinden; fonfenjuäl 
oder fontenfuckl, ni. mitleidend, mitempfindend; 
Konſenſuãl-Kontrakt, m. ein Vertrag, bei wel- 
chem die Berbindlichkeiten der Kontrahenten nur- 
auf deren Willeng-Übereinftimmung beruhen. 
fonfequieren, I. (cons&qui) folgen, erfolgen, fich er- 
geben; consequens, die einer Vorausſetzung (an- 
tec&dens) entjprechende Folge od. Yolgerung; fon= 
fequent, folgerecht, folgetreu, feinen Grundſätzen 
getreu; Konſequenz, f. (lat. consequentia) oder 
Konfequence, Ir. (ſpr. kongßekangß) f. die Folge, 
Schlußfolge; Yolgerichtigreit; ee Beharr- 
lichkeit; auch die Wichtigkeit einer Sache in ihren 
Folgen; per consequentiam od. fr. par conse- 
uence, folglich, folgereht; sans consöquence 
(pr. Bang—), (ein Menſch) ohne Bedeutung; aud) 
ohne Überlegung; (eine Handlung) woraus feine 
Negel für die Zukunft folgt; a posse ad essenon 
valet consequentia, [. von der ER darf 
man nicht jofort auf die Wirklichkeit Schließen; 
Konjeguenzen, pl. Folgerungen; Konſequenzen⸗ 
macher, ein Zolgenzieher, der aus anderer Reden 
oder Handlungen zu ihrem Nachteil Faljche oder 
übertriebene Folgerungen zieht; Konjequenzen- 
macheret, die Folgenmacherei. jr 
fonjerteren, I. (con-seröre) zufammenfügen, an- 
reihen; Konfertton, f. (Ipätl. consertio) die Zu- 
fammenfügung, Verknüpfung. 
fonjerbieren, [. (conservare) bewahren, aufbewah— 
ren; ſich konſervieren, lich halten; Fräftig od. bei 
uter Gefundheit bleiben; konſerviert, wohlbe— 
— von friſchem, kräftigem Ausſehen; Konz 
ſerve, £. fr. (barb.-lat. conserva, pl. conservae, 
Konſerven) 1. bei. im it. conserva: Behältnis, 
Aufbewahrungsort, wo etwas vor Verderbnis ge⸗ 
ſchützt wird: Speiſegewölbe, Waſſerbehälter, Eis— 
grube ꝛc.; 2. aufbewahrte, d. i. eingejottene Früchte 
oder Gemüſe, Büchfengemüfe, Büchſenobſt, auch 
Büchſenfleiſch (Fleiſchkonſerven); desgl. Apothek. 
Miſchung von friſchen Kräutern mit Zucker, Kräu— 
terzucker; 3. Flottenverein zu Siche⸗ 
rung, Sicherheitsflotte;4 Außenwerk vor Feſtungen 
und Baſteien; 5. pl. Konſerves, |. dv. m. Kon— 
fervationg-Brille; konſerväbel (fpätl. con- 
servabilis, e) was fich bewahren läßt, erhaltbar; 
fonſervaͤnt ([. conservans), erhaltend, bewahrend; 


Konjefius 


Stonfervpation, f. (1. conservatio) oder Konſer— 
hierung, die Aufbewahrung, Erhaltung, Initand- 
— Konſerbations-Brille, f. eine Erhal— 
tungs⸗Brille von ſehr großer Brennweite, gewöhn— 
lich von grünem Glaſe; Konſervations-Haus 
od. Konſervatorium (ſ. u. n. eine Art Gewächs— 
haus, um Pflanzen vor der Winterkälte zu ſchützen, 
Winterhaus; konſerbvatib, nl. die Erhaltung be— 
fördernd, derſelben geneigt; insbeſ. feſt an den her— 
gebrachten und beſtehenden bürgerlichen Zuſtänden 
und Staatsformen haltend; Konſerbativismus, 
m.nl.die Anhänglichkeit an die beſtehenden Staats— 
formen; Konjerpätor, m. !., pl. —en, Konſer⸗ 
bateur, m. fr. (jpr. fongkerwatöhr), Bewahrer; 
Auffiht3beamter (namentlich) bei Sammlungen); 
Stiftungsverwalter; Dentmalpfleger; Konſerva— 
forium, n. nl., oder Konſervatoire, n. jr. (Ipr. 
fongBerwatodr) eine Zehranftalt für die Tonkunft, 
höhere Mufifichule; ein Erhaltungshaus für Kunjt- 
und Naturjeltenheiten, eine öffentliche Kunſtkam— 
mer; auh — Konſervations-Haus. 

Konſeſſus, m. I. Situng, Amt3verfammlung; in 
cons6essu, in der Sißung; in consessu senätus, 
in der Ratsverfammlung. 

fonfiderieren,!.(consideräre)betradhten, überlegen, 
erwägen; en achten, hochachten;fonfideräbel, 
nl. beträchtlich, anfehntic, achtbar oder achtungs— 
wert; Koniideration, f. I. (consideratio) Erwä— 
gung, Überlegung (3. B. etwas in Konfideration 
nehmen); daS Abjehen; die Wichtigkeit; Achtung, 
Hochachtung. 

Konſiglio, m. it. (ſpr. gli = lj) der Rat, Ratſchlag; 
Ratsverſammlung; Konſigliére, m. it. der Rat, 
Ratsherr. 

Konfignee, m. engl. (jpr. fonfjetni) der Empfänger, 
an den die Waren adreffiert werden. 

fonjignieren, l.(consignäre; vgl. Signum) zeichnen, 
bezeichnen, überjchreiben; verfiegeln, befiegeln, ‚„‚ver- 
wahrlic) niederlegen”; bei Kaufleuten dem Zeichen 
gemäß überliefern, Waren enden; Krfpr. einweifen, 
befehlen, daß man ſich an einem beftimmten Orte 
aufhalte, 3. B. in der Kaferne, marfchbereit halten, 
eine Fonjignierte Wache, Heeresabteilung ꝛc.; 
fonjigniert, verzeichnet, beftegelt; Konfignation, 
f. (l. consignatio) die Zeichnung, Überjchreibung, 
Berfiegelung; die Niederlegung im Gericht; Kffpr. 
die Sendung von Waren, um damit nad) Vor- 
fchrift des Verſenders zu verfahren; daher Kon— 
fionations-Güter oder Maren, von einem 
Dritten zum Berfauf oder zu anderer vorjchrift- 
liher Bejtimmung empfangene Waren; consig- 
natio bonörum, gerichtliche Aufzeichnung der 
Güter, 3. B. bei Erbfällen, Berfteigerungen, bei 
der Flucht eines Verbrechers; jymbolifche Befit- 
ergreifung; Konfignatarius oder Konfignatär, 
m. nl. ein Mitunterzeichner, bef. von Zeugnifien; 
Kfipr. der Empfänger von Konfignationd-Waren; 
Konfigndnt, m. wer Waren in Konfignation gibt; 
Konſigne, f. fr. (jpr. kongßinj'; it. consegna) die 
Lojung, Anmweifung, die einer Schildwache gegeben 
wird, oder die einem Tormächter hinfichtlich der 
Aus- und Eingehenden gegebene Vorſchrift; auch 
das Verzeichnis der leßteren und der Torzettel; 
Tor» oder Hausiperre; der Torwächter; ein Buch, 
worin Fuhrleute die Frachtſtücke eintragen. 

Konſignifikation, f. I. die doppelte Bedeutung. 

Konfilinm, n. I. (v. dem Stamm conso, vgl. Kon- 
er und fonjulieren) Rat, Ratjchlag; die Berat- 
Hlagung; eine Ratöverfammlung; consilium 
abetndi, der Rat abzugehen, eine gelindere Art 


tonfolidieren 455 


der Relegation od. Wegweifung v. hohen Schulen; 
c. ecclesiasticnm, kirchlicher Rat; ce. medicum, 
ärztlicher Rat, ärztliches Gutachten; Konſiliarius, 
ein Rat, Ratsherr; Ratgeber; insbeſ. ratgebender 
Arzt, der ald Autorität in feinem Fache gilt; Kon— 
filtarpraris, f. Praxis eines foldhen Arztes; con- 
silia evangelica, pl. in der Zehre der katholischen 
Kirche diejenigen Vorſchriften der Gittenlehre, 
deren Befolgung nicht unbedingtes Erfordernis ift, 
aberzu befonderem Berdienft gereicht ; fonfiltieren 
(l. consiliäri), fid) beraten, beratfchlagen; Rat er- 
teilen, raten; wegmweifen von Hochſchulen. 


foniiftieren, lat. (consistere) bejtehen; fonfiftent 


(consistens), dicht, feit, haltbar; Konfiftenz, f. nl. 
(consistentia, it. consistenza, fr. consistance) die 
Dichtheit, Dichtigkeit, mehr od. weniger feſte Ver- 
bindungder Beitandteile, Haltbarkeit, Dauerhaftig- 
keit; Konſiſtorium, n.1.(v. consistöre, zujammen- 
treten zur Unterredung),urfpr. der Berfammtlungs- 
ort; überh. Verfammlung, 3. B. die Zufammen- 
funft der Kardinäle, um die Allofutionen des 
Papites zu vernehmen; insbeſ. der Kirchenrat, 
geistliche Rat, eine geiftliche Behörde über Kirchen- 
und Schulangelegenheiten u.. f.; Konfiftoriälis 
od. Honfiftoriälret, m. ein Mitglied diefer Be- 
hörde, Kicchenrat. 


fonftribieren, I. (conscribere) au3jchreiben, auß- 


heben zum SKriegsdienft; Konſtribent, m. (con- 
scribens) ein Ausjchreiber; Konſtribierter, m. 
ein Ausgeſchriebener; Kriegspdienst- Pflichtiger; 
Konfkription, f. (l. conscriptio) die Ausſchrei— 
bung; Aushebung, ehem.: die Zwangswerbung, 
der Heerbann; Konfkriptionsbezirk, der Aus- 
hebungs- od. Werbefreis; Konffriptionsburcan, 
n. das Ausſchreibungs- od. Werbeamt; Konſtrip⸗ 
tionsfommifjär, m. der Aushebungs-Bevoll- 
mädtigte; Kunffriptionsfreiheit, Dienſtfreiheit; 
Konfkriptionstifte, f.die Werbe- od. Aushebungs⸗ 
rolle; fonftrintionspflichtig, geitellung3pflichtig. 


fonfeztieren, I. (consociäre; vgl. Sozius) gefellen, 


vereinigen; Konſoziation, f. (l. consociatio) die 
Gejellung, Bereinigung. 


fonfolant, Konſolation, ſ. fonjolieren. 
Konsole, f. fr. (ipr. kongßoöhl'; dv. sole = I. solea, 


Sohle, Schwelle, Unterlage; od. zgez. aus I. con- 
solida, v. consolidus, fehr feſt, jtarf befeftigt) der 
Kragſtein, Sparrenkopf, ein aus einer Mauer her- 
borragender Stein 2c., um etwas zu tragen, ein 
Wandgeſtell; Konſole-Tiſchchen, ein Wand- oder 
Pfeilertiſchchen, Spiegeltiichchen. 


tonjolidieren, I. (consolidäre, v. solfdus, ſ. folide) 


befejtigen, gründen, begründen, ficherftellen; Rſpr. 
vereinigen, was eigentlich zu einem Rechtszuſtande 
ehört, bei. wenn der Nußnießer einer Sache das 

igentumsrecht derjelben dazu erwirbt; Konſoli— 
dantia, pl. Heilf. zufammenheilende, befejtigende 
Mittel; Konſolidation (l.consolidatio) od. ons 
olidierung, f. Die weteitigung, Seititellung; 

icherung, Dedung angelegter Gelder; DBergb. 
Vereinigung mehrerer aneinander grenzender Örus 
benfelder; get Buheilung oder Bereinigung einer 
Wunde; Konfolidierung eines Knochen» 
bruches, Feitwerden des die Bruch-Enden ver- 
bindenden aan Konſols, engl. abgef. 
ne consolidated stocks (jpr. konßollidehted), 
r. consolid6s (jpr. kongßolideh), d. i. Fonfoli- 
dierte Schulden oder Fonds, jind in England 
folche, für deren Zinjenbetrag gewifje Staatsein- 
fünfte angemiejen find, gedeckte oder eg Schul⸗ 
den, und die Staatspapiere darüber, engl. Staatd- 


456 fonfolieren 


Schuldenfcheine; fonfolidierte Annuitäten,pl. 
Zinszahlungen von Staatsſchulden, die durch Taren 
gedeckt find. 

tonfolteren, I. (consoläri) tröften, beruhigen; kon⸗ 
foläbel (consolabilis, e) für Troft empfänglich; 
tonfoldnt (consölans), troſtreich; Konfolation, f. 
(consolatio) Troſt, Beruhigung; Konfoläter, m. 
der Tröfter. 

Konfomme, n. fr. (ipr. Fongkommeh, urjpr. Bart. 
d. consommer, vollenden, lange fochen, ausfochen) 
Kraftbrühe, KRraftiuppe. 

fonjonteren, [.consonäre;v.sonäre, tönen, ſchallen) 
zufammenklingen, übereinftimmen; fonfondnt, 
einjtimmig, Be Konfondnt, m. 
(l. cönsönans, f., sc. littera) ein Mitlauter (der 
ohne Ka eine? Vokals oder Selbitlautes nicht 
deutlich vernommen wird, wie b, d); Konfonane 
tismus, m. das Konſonantenſyſtem, die Zahl und 
Beichaffenheit der Konfonanten einer Sprade; 
Konfondnte, f. fr. eine Stand- oder Spißharfe; 
Koniondnz, f., pl. Konfonanzen oder fonfo= 
nierende Töne (Il. consonantia), Tonf. der 
Einklang, wohllautende Zufammenhang; Versk. 
der Reim. 

tonfopieren, I. (consopire; vgl. Sopar 2c.) einjchlä- 
fern, beruhigen; aud in Vergeſſenheit bringen; 
Konfopiation, f. barb.-I. (consopiatio, f. conso- 
pitio)die Einjhläferung, Beruhigung; Verwiſchung 
aus dem Gedächtnis. 

Konjdrten, pl. I. consörtes, von consörs, teilhaft) 
Genoſſen, Gefährten, Teilnehmer; Gleichgefinnte 
in üblem Sinne, Gelichter; Mitkläger oder Mit- 


verflagte; consörtes litis, Ripr. Streitgenofjen, | 
alle, die dasſelbe Recht gemeinjchaftlich vor Gericht | 


verfolgen; Konsortium, n. die Genoſſenſchaft, Ge- 
meinjchaft; insbeſ. Handel3- oder Ermerb3-Gejell- 
ſchaft; aud die Ehe; Konſorteria, f. it. die Ge— 
noſſenſchaft. 

tonſpirieren, l. (conspiräre, von spiräre, hauchen, 
atmen) zuſammenſtimmen; ſich verbinden; ſich ver- 
ſchwören; Konſpiraͤnt, m. (conspirans) ein Ver⸗ 
ſchworner, Meuterer; Konſpiration, f.(conspira- 
tio) die Verſchwörung, Meuterei. 

fonfpiztieren, [.(conspicere) wahrnehmen, erbliden; 
Konſpetktus oder abgef. Konfpeft, m. der Über- 
blid, die Überficht; auch das Verzeichnis; in con- 
spectu omnium, vor aller Welt; Konſpikuität, 
f. nl. (v. I. conspicüus, fihtbar) die Anjcyaulichkeit, 
Klarheit. 

Konipönfor, m. l. (vgl. jpondieren) Ripr. ein Mit- 
bürge, Mitſchuldner. 

Konftäbel oder Konftabler, m. (v. ml. constabu- 
larius, d.i. einStall od. Zeltgenofje, alfo Mitjoldat, 
Kamerad) daher bei der Artillerie ein Hilfsmann, 
Stüddiener, der Pulver u. Kugeln zureicht, die Ge- 
ſchütze laden u. richten hilft 2c., desgl. auf Schiffen; 
ein Schutzmann; engl. Konſtable (jpr. könnſtebl), 
früher fo viel wie: Konnetable (f. d.); dann: eine 
untere Gemeindebehörde; jetzt: Schugmann(Police 
Eonftable). 

fonftabilieren, I. (constabilire; vgl. ſtabil) mit- 
befejtigen, fejt gründen. 

tonftänt, I. (cönstans, von constäre, bejtehen) be- 
ftändig, ftandhaft, beharrlich;; unveränderlich; von 
gleichbleibender Wirkung (3. B. folde galvanifche 

etten); herrichend (eine Gewohnheit); gewiß und 
anerkannt (eine Tatjache) ; Konstante, f. Größen. 
eine unveränderliche Größe; in constänti, eig. in 
dem bejtehenden (Beitpunfte), Be): Kon- 
ftantia oder Konftänz, f. Die Beitändigfeit, Be- 


tonftitnieren 


barrlichfeit, als römifche Göttin verehrt; Kon— 
KantiastBein, Kapwein, der beite Wein auf dent 
orgebirge der guten Hoffnung, von dem Land- 
hauſe Konftantia; Konftantinus, abgef. Konz 
ftantin, m. männl. Name: derStandhafte; insbe]. 
Konitantin der Große, der erite römische Kai- 
fer, der fich zum Chriftentum befannte(306n. Chr.); 
Konftantinsbogen, fein noch in Rom ftehender 
Zriumphbogen; Konſtantinsſchlacht, dag be- 
rühmteſte Schlahtbild (Raffaels im Vatikan), wel- 
che3 den Sieg Konftantins über den Gegenkaiſer 
. Marentius darftellt; Konftantineod. Konftänze, 
f. die Beftändige; cönstat, e3 fteht feit, iſt gewiß; 
auch: es koſtet, fommt iR itehen. 

Konitantiamein, m. ſ. fonftant. . 

fonftatieren, fr. (constater, dv. l. constat, e3 iſt 
ausgemacht) Elar oder gewiß machen, dartun, be- 
a diegonftatierung, Beitätigung, Bekräf— 

igung. 

Konitellatton, f. I. (v. stella, Stern) 1. ein Stern- 
bild, eine Gruppe von Sternen, die unter einem 
Bilde und Namen zujammengefaßt werden; 2. die 
Stellung der Sterne gegeneinander u. deren ver- 
meintlicher Einfluß auf die Schidjale des Menjchen 
(vgl. Nativiät). 

fonjternieren, I. (consternäre) bejtürzt machen, in 
Berlegenheit fegen; koſterniert, beitürzt, er- 
Ihroden, betroffen, verblüfft; Konfternation, f. 
(l.consternatio) die Beſtürzung, Betroffenheit, Ver⸗ 
legenheit. 

konſtibieren, l. (constipäre, zuſammendränge) ver- 
ſtopfen; konſtipiert, verſtopft, hartleibig; Kon— 

ftipantia, pl. den Durchfall hemmende, ſtopfende 
Mittel; Konſtipation, f. (constipatio) die Ver— 
ſtopfung, Hartleibigfeit. 

fonftituieren, I. (constituere, von statuere, |. jta- 
tuierenfejtjegen, anoronen, jemand wozuernennen, 

einjeßen, 3.8. als Richter; (ein Ganzes, eine Ein- 

heit) darftellen, ausmachen; Ripr. jemand zur Ber- 
antivortung ziehen, belangen; ſich fonftituieren, 
fih einrichten, in verfaffungsmäßige Lage jegen; 
diefonftituierendeBerjammlung;fr.assem- 
bl6e constituante(fpr. afjangbleh kongſtitücingt'), 
auch bloß Constituante, f. die gefeßgebende oder 
den Staat begründende Kerfammlung, insbe. die 
Nationalverfamntlung, welche in der franz. Revo- 
(ution 1791 da3 neue StaatSgrundgejeß entwarf; 
Konftitudnt, m. fr ein Mitglied derjelben; fon= 
ftituiert, feitgejegt, angeordnet; konſtituierte 
Autoritäten, geſetzliche Gewalten oder Staats- 
behörden; Konftitiiens, n. Heil. diejenige Arznei, 
welche einem verjchriebenen Heilmittel bejonders 
jeine Form gibt; Konftituent, m. (l. constitüens) 
ein Vollmachtgeber (f. Mandant); in England: 
der Wähler für das Parlament; Konititution, f. 
({. constitutio) ſtaatsrechtl. die Verfaſſung, das 
Staatsgrundgefeß, wodurch das Verhältnis zwi⸗ 
ſchen Fürſt und Volk geregelt und der Anteil des 
legtern an den wejentlichiten Landesintereſſen feſt⸗ 
geſtellt wird; im bürgerl. Recht: jede Anordnung, 
Feſtſetzung überh.; Heilk. die Leibesbeſchaffenheit, 
der Koͤrperbau; Scheidek. die innere Beſchaffenheit 
der chemiſchen Verbindungen, die Art des Ver— 
bundenſeins; konftitutionéll, nl. (fr. constitu- 
tionnel) was eine Staatsverfaſſung hat oder der— 
jelben gemäß ijt, verfajjungsmäßig; auch in der 
Zeibesbefchaffenheit od. dem Körperbau gegründet, 
daher 3.8. Eonititutionelle Krankheiten; 

Eonftitutionelle Monardie, eine durch ein 

Srundgeieg beſchränkte Fürftenherrfhaft; Konz 


Lonjtringieren 


Stitutionelle, pl. Verfafjungsfreunde, Anhänger 
verfaflungsmäßiger Staatsjorm; Honftitutiong= 
lismus, m. das Syftem der verfafjungsmäßigen 
Staatsform u. das Feithalten an demjelben; Konz 
stitutionalität, f. die Verfaſſungsmäßigkeit; fon 
ftitutin, wejentlich beitimmend, Konſtitũtor. m. 
(. ein Anordner, Stifter; Konftitütum, n. etwas 
Feſtgeſetztes, — beſ. ein wiederholter 
Bertrag; eonstitütum possessorium, n. Rſpr. 
die vertragsmäßige Übergabe eines Befiges an 
einen andern, als dejjen Stellvertreter man einjt- 
weilen im Beſitze bleibt; Konſtitũtus, m. ein 
Stellvertreter. 

Tonftringieren, |. (constring£re) zufanmenziehen, 
binden; fonftringierend oder fonitriltid, zus 
jammenziehend; Konſtringentia, pl. Heilk. 
zufammenziehende Heilmittel; Konftriftion, f. 
(constrietio) die Zujammenziehung von Kör— 
perteilen; Beſchränkung; Konftriftor, m. nl. 
Schließmuskel, welcher die natürlichen Öffnungen 
—F menſchlichen Körper ſchließt; boa constrictor, 
. Boa. 

tonstrnieren, I. (constru£re) zufammenfigen, auf- 
bauen, einrichten, verfertigen (ein Gebäude, eine 
Majchine); aufreigen (den Plan, die Zeichnung 
dazu); folgereht aus einem Grundbegriffe ent- 
wiceln (eine Wiſſenſchaft); Sprachl. die Saß- und 
ng entivideln, folgerichtig ordnen; Kon— 

ruftion, f.(l.constructio)die Zufammenfügung, 
Sulammehoebrung,vecaunieSulammenledung 

auart, Einrihtung u. Anordnung der Teile eines 
Ganzen; folgerehte Entwidelung; Spradl. der 
Satbau, die Wortfügung, Wortfolge; — die 
Zeichnung einer Figur zum Behut einer Bemeis- 
führung od. der Löfung einer Aufgabe; konſtruk⸗— 
tiv, nl. ordnend, folgereht entwicelnd; zuſam— 
menjeßend, 3. B. Bauf. was zum Zufammenhalten 
der Teile eines Bauwerks mwejentlich ift (entg. de— 
forativ). 

tonftuprieren, I. (constupräre; vgl. Stuprum) 
ihänden, entehren; Konſtupration, f. nl. die 
Schändung, Notzucht. 

tonfuadieren, (ſpr. ſu wieftv),I.(consuadere)raten, 
Kat erteilen, anraten. 

Konfualien, pl. I. altrömifche Feſte mit Wett- 
rennen, zu Ehren des Roßerzeugers Neptun (Con- 
sus) von Romulus veranftaltet, als Anlaß zum 
Raub der Sabinerinnen. 

tonſubſtantiell, nl. (vgl. Subitanz) von gleichem 
Weſen oder Stoff; Konfubitantialität, f. die 
Bejen-Einheit inder Dreieinigkeitslehre; Konſub— 

antiation, f. dieMitgegenmwart, d.i.das wirkliche 
orhandenjein des Leibes und Blutes Chrifti im 
heil. Abendmahl. 

Könful, m. l. pl. Consüles, Konfuln (von dem 
Stamm conso; vgl.Ronfilium) derBürgermeifter, 
Ratsvoritand; im altrömifchen Staate die beiden 
jährlich gewählten höchſten Staatsbeamten; auch 
das Staatsoberhaupt in der franz. Republik (von 
1799 bi3 1804); nad) deutichem Rechte: ein Rats— 
herr, Mitglied der polizeilichen (früher von der 
richterlichen gejchiedenen) Behörde der Stadt; auch 
ein Ddiplomatischer Beamter oder ein Handels- 
beihüger im Auslande, der dort die heimischen 
wirtihaftlihen Intereſſen zu wahren und zu für- 

. dern und zugleic die Angehörigen feiner Bunt 
zu jhirmen u. zu ſchützen es die beſoldeten diplo- 
matiihen Beamten find Berufsfonfuln, die an- 
dern find Wahl- oder Handelstonjuln u. meift 
Raufleute; für die größten Gebiete wird ein Ge— 


Kontalt 457 


neralkonſul ernannt, dem nod) gewöhnlich ein 
Vizefonful beigegeben wird, für weniger große 
wird ein Konſul, für Kleinere nur ein Vizekonſul 
ernannt; Slonfulär, m. (vir consuläris) bei den 
Römern: ein gemwefener Konjul; konſuläriſch, 
um Konful ae fich darauf beziehend, in Zu— 
fommenf egungen wie KoninlärsGarde, -Negie- 
rung 2e ; Konſularagenten find Privatbevoll- 
mächtigte, welche die deutjchen Konſuln beauftragen 
dürfen, um ſolche Geſchäfte auszuführen, die feinen 
amtlichen u. obrigkeitlichen Charaftertragenjollen; 
Kenfulät, n., r. m. (l. consulätus) das Amt und 
die Würde eined Konjuls; die Gerichtsbarkeit, 
auch Wohnung oder Bureau eines Handeläbevoll- 
mäcdhtigten. 

fonfulteren, I. (consulöre; vgl. Ronfilium) zu Rate 
ziehen, um Rat fragen; Konſulent, m. Rechtsbei— 
jtand, Ratgeber, bei. in gerichtl. Angelegenheiten, 
Anwalt; Konfulte, f. it. u. jpan. eine beratende 
Berjammlung; Staats-Konſulta, f. (it.consulta 
di stato) der Staatsrat, Benennung von Ratöver- 
jammlungen u. Gerichtshöfen in Stalien u. Spa- 
nien; consülte, I. bedächtig, vorjichtig; comsulto, 
mit — abſichllich Konſültum, n. der Be- 
ſchluß, das Rechtsgutachten; fonjultieren, l.(con- 
sultäre, Intenſivum dv. consulere) überlegen, be» 
ratſchlagen; zu Rate ziehen, 3.8. einen Arzt, einen 
Nechtsgelehrten 2c.; Konsultation, f. (L. consul- 
tatio) die Beratichlagung, bei. mehrerer Arzte bei 
wichtigen Kranfheitsfällen; fonjultativ, nl. be» 
ratend; Konſultatiy-Kommiſſion, f. der Bera- 
tungsausſchuß; Konfultäter, m. der Ratjucher. 

konſumieren, I. (consum£re) verzehren, verbrau- 
hen; Konfumdnt, m. der Berbrauchende, Verzeh- 
rende; Konflimo, n. it. od. Konſũm, m. Kfſpr. der 
Verbrauch, Abſatz, Vertrieb einer Ware; auch — 
BORN] oder Konfumtion, f. der Auf- 
wand, Bedarf, Berbraud), 3.8. von Xebensmitteln 
an einem Orte, Holzverbrauchzc.; Konſumberein, 
ein Verein zur Bejchaffung billiger Xebensmitrel 
und anderer Bedarfsgegenjtände; consumtio, I. 
Heilf. (auch in engliſchem Sprachgebrauch: con- 
sumption) die Auszehruna, Schwindſucht; Kon— 
ſumtions-Alziſe od.-Steuer, k. die Berbraud)s- 
oder Bedarfsſteuer; K.⸗-Artikel od. Konſumti— 
bilien, pl. nl. Gegenſtände des Verbrauchs; per 
consũumo verzollen, als zum Verbrauch im In— 
land beſtimmt verzollen; konſumtib, nl. verzeh- 
rend, zeritörend; Konfunttor, m. I. = Kon— 
fument. 

fonjummtieren, I. (consummäre; v. summa, [.d.) 
zujammenrechnen; vollenden, vollbringen; con- 
summätum est, e3 ijt vollbracht (letztes Wort 
Chriſti am Kreuz, nad) Joh. 19, 30); mißbräud- 
lich zum. f. alles it au3 od. hin; Konfummarion, 
f. (consummatio) die Zufammenrehnung; Boll- 
ziehung, 3. B. eines Vertrages, Verbrechens (vgl. 
er consummatum), auch der Ehe durch Bei- 
ager. 

Konſumo, Konfumtion, |. fonjumieren. 

Konjumo, m. eine dem Portwein ähnl. Weinforte. 

SKontabejzenz, f. nl. (contabescentia; vgl. Tabes) 
die Dörrſucht, — — 

fontabulieren, I. (contabuläre, v. tabüla, ſ. d.) mit 
Brettern verjehen, täfeln, dielen; Kontabnlation, 
f.(I. contabulatio) das Brettergefüge, Getäfel. 

Kontadint, pl. it. (contadino, der Conet) italie- 
niſche Landleute; eontadinesca poesia, f. ital. 
Liebeslieder in bäurischer Mundart. 

Stontäft, m. l. (v. contingöre, berühren; vgl. Takt) 


458 fontaminieren 


die Berührung; Kontaft-Glektrizität, f. Berüh- 
rung3-Eleftrizität, z. B. durch Berührung von 
Kupfer und Zink erregt, vgl. Galvanismus; 
Kontaft-Goniometer, m.l.gr. der Anlegewintel- 
mejjer, früher zur Meitung der Kriſtallwinkel ges 
braucht; Kontaktarm, Bügel- oder Schleifarm, 
Abnehmer; Kontattkohlung, Oberflächenkohlung; 
Kontaktleitung, eleftriiche Arbeitsleitung (bei 
eleftriihen Bahnen); Kontaktdruck, Platten- 
Belihtungsdrud (beim Bhotogr.); Kontaftiwir- 
fung, Scheide. eine zerfegende Wirkung, die durch 
bloße Berührung anderer Körper herbeigeführt 
wird, ohne daß dieje ſelbſt verändert werden oder 
eine Verbindung eingehen = Katalyſe, f. d.; 
Kontastön, f. ([.contagio) die Anſteckung, Seuche; 
tontagiös (I. contagiosus), anitedend; Konta— 
gtum, pl. Konttagia vd Kontanien, Anſteckungs⸗ 
jtoffe, die jich durch perſönliche Übertragung fort- 
pflanzen (verſch. Miasma); Kontagiesität, f. nl. 
die anjtedende Kraft einer Krankheit; Kontagio— 
niſt, m. wer die anftedlende Kraft einer Krankheit 
behauptet. 

tontaminieren, I. (contaminäre) verunreinigen, 
mijchen, verfchmelzen; Kontamination, f. (conta- 
minatio) die Berunreinigung, Mif hung, Verf chmel⸗ 

ung, namentlich in der Sprachforſchung, Ver— 
——— mehrerer Wortformen in eine oder 
mehrerer Schriften in eine u. ähnl. 

fontant, it. contante, ſ. Konto. 

tontemnieren, |. (contemn£re) verachten; Kon— 
temtion, f.(l. contemptio) die Verachtung; kon⸗ 
temtibel(l. contemtibilis, e)verächtlich ; Kontem⸗ 
tibilität, f. die Berächtlichkeit. 

iontentplieren, I. (contempläri) aufmerffam be- 
traten, beihauen; Kontemplatien, f. (contem- 
platio) die Betrachtung, Bejchaulichkeit; kontem⸗ 
platin (I. contemplativus) od. fontemplatüriich, 
nl. beihaulich, finnend; fontemplatives od. be= 
ihauliches Leben, im Gegenfaß de3 tätigen, nach 
augen wirkenden, iſt die ftille und beharrliche Rich- 
tung des von der Sinnenmwelt abgefehrten Gemütes 
und Geiſtes auf das Überfinnliche und Ewige, aus 
welcher das Mönchsleben hervorging. 

Kontemporandns, m. I. (von tempus, ſ. d.) oder 
Kuntemporain, m. fr. (pr. fongtangporäng) ein 
Zeitgenoffe; Kontemporaneität, f. nl. (franz. 
contemporaneite) die Öleichzeitigfeit; kontem⸗ 
porär, nl. gleichzeitig; fontemporieren, gleich 
zeitig jein. 

Sontemtibel, ontemtion,.unterfontemnieren. 

fontent, I. (contentus, d. i. eigentl. ſich einfchrän- 
fend, enthaltend, v. continere) oder fr. (ſpr. fong- 
täng) zufrieden, vergnügt; content, non content, 
engl. (jpr. fontent—) zufrieden, nicht zufrieden, d. i. 
ja, od. nein (beim Abſtimmen für oder gegen einen 
Vorſchlag im engliihen Parlament); Kontente- 
ment, n. fr. (fpr. fongtangt’mäng) Bufriedenheit, 
Vergnügen, beim Nieten eines andern gejagt, für 
wohl befomm e3; aud) ein warmes Getränf, aus ge- 
ftoßenen Mandeln mit fiedender Mil, Zimt, 
Bitronenfhale, Zuder und Eiern bereitet; fonten= 
tieren, fr. (contenter) befriedigen, zufriedenitellen, 
Genüge leilten; bezahlen; Kontentivverband, m. 
Heilf. ein Schienen» od. Bipsverband u. ähnl., der 
die Bewegung de3 verbundenen Gliedes verhindert. 

fontentieren, ſ. unter fontent. 

Kontention, f. I. (contentio, von contend£re, ſich 
anjtrengen, ftreiten) die Anftrengung; Streitigfeit; 
fontentiös (I. contentiösus), jtreitluftig, zänkiſch; 
Streitjachen betreffend. 


lonfingieren 


Kontentum, n., pl.Kontenta, I. (v. continere, ein- 
ſchließen, in ſich enthalten) der Inhalt 3. B. einer 
Schrift; Kontenten, pl. in Seeftädten Berzeichniffe 
der angefommenen Waren nebit Bemerkung der 
Schiffer und der Empfänger; Montenten-Zettel, 
Frachtzettel. 

Konter—, ſ. Kontre—. 

Konterfei, n. entſt. aus dem fr. Kontrefait, f.d.; 
fonterfeien, |. dasſelbe. 

fonterminieren, l.(conterminäre, j.terminus) an- 
grenzen, Grenznachbar fein; Kontermination, i. 

.nl. die Angrenzung. - 

Kontertanz, m. fr.-dtfch. (fr. contredanse, jpr. 
fongt’rdangß’, v. engl. country dance, d. i. länd— 
licher Tanz; Alt-Englandift die Heimat des Konter- 
tanzes, doch kam der Tanz bald von da nach Frank— 
reich und erſt von da nach Deutſchland) abgek. auch 
Konter, ein Wechſeltanz, ein aus verſchiedenen 
Gängen zuſammengeſetzter lebhafter franzöſiſcher 
Reigen mit je zwei od. mehr ſich gegenüberſtehen⸗ 
den Paaren. | 

fonteftieren, I. (contestäri; fr. contester; vgl. te- 
ftieren) zu Zeugenanrufen, durch Zeugen beſtätigen; 
vor Gericht ſtreiten; etwas beſtreiten; fonteftäbel, 
nl. ſtreitig; Konteſtation, f. (contestatio) Be— 
ſtätigung durch Zeugen; der Streit, die Beſtreitung. 

Kontext, m.l.contéxtus (v.contexere, zuſammen⸗ 
weben; vgl. Text) der Zuſammenhangder Gedanken 
in einer Rede, Redeverbindung; Faſſung, Wort- 
laut; uno contéxtu, in einem Zuſammenhange, 
ununterbrochen; Kontertür, f.nl.die Verbindung, 
der Zuſammenhang. 

Konti, Kontierung, Kontift, |. Konto. 

Kontignetion, f. 1. (contignatio, von tignum, der 
Balken) das Gebält. 

Kontiguität, f. nl. (v. contigüus, berührend, an- 
ſtoßend) das Zuſammen- oder Aneinanderſtoßen, 
die Angrenzung, Berührung oder Gemeinſchaft der 
Grenze; fontiguierlich, angrenzend, berührend; 
Größenl. fontiguierliche, aneinander liegende 
Winkel, die einen gemeinſchaftlichen Schentel 
haben. 

Kontindut, n. oder gem. m. (fr. u. engl. continent, 
d. i. continens terra, zuſammenhängendes Land, 
v. continäre, zufammenhängen) das Feſtland, feite 
Land (im Gegenjag der Snjeln); fontinentäl, nl. 
das Feſtland betreffend, feſtländiſch; Kontinentäl- 
Frieden, der Landfrieden; K.-Krieg, der Land— 
trieg, entg.dem Seekriege; K.eMächte, die Staaten 
auf dem feſten Lande von Europa, Feſtlandsmächte 
im Gegenſ. zu England; K.-Truppen, die nur 
auf dem feiten Lande zu dienen beſtimmt jind; K.⸗— 
Syſtem oder =Sperre hieß Napoleons Maß— 
regel (von 1806 bis 1812), England vom Handels⸗ 
verkehr mit demübrigen Europa auszuschließen; ex 
od. in continenti, I. auf der Stelle, jofort, ſtracks; 
Kentinenz, f. (l. continentia) die Enthaltung, 
Mäpigung, Enthaltfamfeit; continentia causa- 
rum, Berbindung od. Zufammenhang der Sachen. 

fontingieren,I.(contingere,v.tangere,f.tangieren) 
berühren, treffen, betreffen; (feltner, wie im Lat. 
und Ital. ſich ereignen, fi) zutragen;) Kontin— 
gens, n. etwas Zufälliges; Kontingent, n. nl. 
und fr. der den einzelnen treffende Pflichtbeitrag, 

flichtteil, jchuldige Beitrag, z. B. an Truppen, 
Zuzug, in der Schweiz: Auszug; Beifteuer an 

Kriegsgeldernze.; fontingentieren, diel en Pflicht⸗ 

. beitrag feſtſetzen; Kontingenz, f. die Bufälligfeit, 
Ungewigheit; Kontingenzwinfel, Berührungs- 
winkel, Solgemintel( Made berührender Linien). 


fontinieren 


tontinteren, l. (continere) enthalten, zujanımen«- 
hängen; ſich font., ſich enthalten, ji) mäßigen. 
Kontinä oder Kontinue, f. fr. (pr. fongtinit) die 
Droſſelmaſchine od. Boripinnfrempel (in der Spin— 
nerei); Kontinülüpe, Laufküpe (in der Färberei); 
Kontinürahmen, Laufrahmen; Kontinüſpin— 
tier, Streichgarnſpinnmaſchine. 
Kontinüum, n.!.(v. continüus, zufammenhängend) 
etwas Stetiges, Ununterbrochenes; continue, it. 
Tonf. anhaltend, fortwährend; in continüo, |. 
ununterbrochen, in einem fort; Kontinüne, pl. 
Spradjl. dauernde Laute, wozu das h, die Spi- 
ranten, die Vofale, et e und Liquidae ge- 
hören, entg. Erplofivae; fontinneil, fr. (con- 
tinuel)fortdauernd, bejtändig; Kontinuität, f. (l. 
continuitas) die Stetigfeit od. Ungetrenntheit (im 
Raume wie in der Beit), das Aneinanderhängen 
der Teile eines ununterbrochenen Ganzen; tete, 
anhaltende, ununterbrochene Fortdauer; Konti— 
nuität eines Röhrenknochens, das mittlere 
Hauptftüd, der Körper. im Gegenfaß zu den Gelent- 
Enden; fontinnieren, I. (continuäre) fortjegen, 
fortfahren; fortdauern, währen; continüet oder 
eontinuetur (abgef. cnt., entr.), Heilf. der Kranke 
möge im Gebrauch der Arznei fortfahren; Kon— 
tinuation, f.(l.continuatio)dieFortjegung, Fort⸗ 
dauer: pro continuatiöne, zur Yortjegung oder 
als Fortfegung (von Schriften und Werfen); fon= 
tinuetin, nl. fortjegend, eine Folge ausdrüdend; 
Kontinuätor, m. ein Fortſetzer; fontinuterlich, 
fortdauernd, beſtändig; Größenl.fontinuierliche 
Größe, eine jtetige od. räumliche Größe, mit un- 
unterbrochenem Zufammenhang der Teile, entg. 
disfrete Größe. 
Sönto, n., pl. Konti, it. (f. v. w. das fr. Kompte, 
v. [.compütus, Berechnung, v.compütäre, zujam- 
menrechnen) Kfſpr. und Poſtd. die Rechnung mit 
einem, mit dem man in Gejchäftsverbindung jteht 
(Berjonen-Konto) od. iiber eine Sache (Sach-Konto, 
aud) totes Konto); ein Konto anlegen, eine Stun- 
dung einrichten; K. Halten, Porto jtunden lajjen; 
jemand K. geben, d. i. leihen, oder ihm in dem 
Handlungsbucde eine Rechnung eröffnen, ihm Kre— 
dit geben; K. nehmen, lich dieſes Kredits bedienen, 
d. h. borgen; ein gutes K. machen, feine Rech— 
nung finden, einen guten Handel maden; K. re= 
fieren, eine Rechnung unterfuchen undfchließen; 
. jaldieren, eine Rechnung abſchließen und die 
Summe ziehen, ausgleichen; ein K. eröffnen, im 
Geihäftsbuche eine laufende Rechnung für jemand 
anlegen, mit dem man in Gejchäftsverbindung ge- 
treten iſt; ein 8. ſchließzen, dieſe Geſchäftsverbin— 
dung aufheben, ein K. abſchliefzen = ein K. ſal— 


dieren, ſ. d.; Kontobuch, Stündungsbuch; K.⸗— 


ührung, Stundungsbuchführung; a conto, auf 
Rechnung, auf Abſchlag, abſchläglich; a conto ſtel⸗ 
len oder ſchreiben, eine empfangene Zahlung auf 
die laufende Rechnung ſetzen; per conto, auf od. 
durch Rechnung; conto a metä, it., fr. compte 
ä demi, engl. on half account, Rechnung zur 
Hälfte, d. 5. auf gleichen Gewinn und Verluft; 
Stontoforrent, it. c. corrente, fr. compte cou- 
rant, engl.account-eurrent, eine laufende Rech— 
nung; ontoforrentbuch, da3 Buch, das die lau- 
fende Rechnung enthält; conto di compagnia, 
Gejellihaftsrehnung; conto de reis, auch bloß 
Konto, port. Rehnungsmünze=1 Million Reis 
od. 1100 Milreis, = 4535,75 M.; ec. di stämpa, 
Wechſelſtempelungsrechnung; ec. di tempo, eine 
Rechnung auf Zeit, bei welcher die Waren auf ge- 


Kontrados 459 


wiſſe Zeit geborgt werden; c. dubio, das Rech— 
nungsbuch, das die unfichern Außenftände enthält; 
c. finto, eine erdichtete Rechnung, um auswärtigen 
Geſchäftsfreunden die Kaufpreije eines Ortes an- 
zuzeigen; Warenfalfulation; c. Ioro, ihre, e. mio, 
meine, €. nostro, unjere Rechnung; c. nu6vo, 
abgekürzt N. C., neue Rechnung; c. per div6rsi, 
Rechnung für allerhand oder über verſchiedene 
Kleinigkeiten; e. pro erräta, Rechnung zur Aus- 
Den der vorgefallenen Sehler; €. Baldo, die 

ezahlte Rechnung; auch der Zahlungsreit nach 
Abrechnung od. Empfangnahme abſchläglicher Zah- 
fung; c. seperäto, getrennte, bejondere Rech— 
nung; C. 8u0 od. suo conto, auf feine od. eigene 
Rechnung; ce. vecchio (ſpr. medio), die alte Nech- 
nung; eonto vostro od. vostro conto, abgekürzt 
V. O., Ihre Rechnung; — kontaͤnt (it. contänte, 
bon contäre, rechnen, zahlen) zahlfertig, bar; ein 
fontanter Mann ,Sfipr. ein immer zahlfertiger, 
der gleich bar bezahlt; gegen fontante Zahlung 
faufen, d.i. gegen bare Bezahlung, für bares Geld; 
in contänti, in barem Gelde, bar; per oder pro 
contante, gegen bares Geld; Kontaͤnten, pl. bares 
Geld; Fradt; Kontantenzettel, Frachtenzettel; 
fontieren, in Rechnung jtellen; Kontierung, f. 
da3 in-Rechnung-Stellen, die laufende Rechnungs— 
führung, ftattfofortigerbarer Zahlung ;Hontift, m. 
einer, der Konto hat, 3.8. bei einer Kreditanitalt. 

Kontor, ſ. Romptoir. 

Kontoͤrno, m. it. der Umkreis, Umriß, — fr. Kon— 
tour; pl. Kontoͤrni, Umgebung, Umgegend; Unt- 
riſſe; Kontorniäten, pl. (contorniäti) Randmün- 
zen, römiſche Schaumünzen des 4. Jahrh. mit er» 
höhtem Rande, weldye als Einlaßmarfen zu Schau- 
jpielen 2c. dienten. 

fontoranieren, I. (contorquere, vgl. torquieren) 
verdrehen, verzerren; kontoͤrt (1. contörtes), ver- 
dreht, verzerrt; Kontorten, pl. nl. (contortae) 
Drehblütler, eine Pflanzenfamilie; Kontortion 
oder gew. Kontoriion, f.(l.contortio) gewaltjame 
Berdrehung od. Berrenfung der Muskeln u. Glie- 
der; Verzerrung, Berziehung des Geſichts, Gri- 
maſſen; Kontorſioniſt, m. Zirk. der Schlangen- 
menſch. 

Kontraapertür, f. nl. die Gegenöffnung, beſonders 
bei Eiterungen, um dem Eiter einen freiern Weg 

Kontrabande, ſ. Kontrebande. [zu bahnen. 

Kontrabaß, j. Kontrebaß. 

Kontrabuch, L.-dtjch. das Gegenbuch. 

fontradizteren, lat. (contradicöre) widerſprechen; 
Kontradizent, m. (contradicens) Ripr. der Geg— 
ner, Widerſacher; Kontradiktion, f.(contradictio) 
der Widerſpruch; contradietio in adjecto, l. ein 
Widerſpruch im Zuſatze, z. B. trockner Regen, kal⸗ 
tes Feuer; contradietio symptomätum, Heilk. 
Widerſpruch der Krankheitszeichen (vgl. Symptom); 
Kontradiftor, m. der Widerjpreder; Ripr. des 
Gemeinjchuldners Stellvertreter,der mit den Gläu- 
bigern wegen ihrer liquidierten Forderungen recht- 
lid) verfährt; kontradiktöriſch, nl. widerſprechend, 
ſich gegenfeitig aufhebend;fontradiftorifheBe- 
griffe, Urteile 2c., d.i. einander widerfprechende 
oder gegenfeitig aufhebende, 3. B. Licht u. Finfter- 
nis; in contradictorio, Orr. im zweijeitigei, 
aus Behauptung und Widerſpruch zufammenge- 
jeßten Verfahren, auf Anhören des Gegners. 

Koͤntrados, f. nl. Ripr. eig. Gegenmitgift (ſ. Dos), 
Gegenvermächtnis, welches der Mann der dotierten 
En verspricht, und welches fie nach feinem Tode 
erhält. 


460 Kontraertenjion 


Kuntraegtenfion, £.nl.(vgl.Ertenfion) Heilf. Öegen- 
ausdehnung beim Einrichten von Verrenfungen 
und Knochenbrüchen. ſſ. d. 

Kontrafagoͤtt, n. das um eine Oktave tiefere Fagott, 

Rontrafazient, m. nl. (von contrafacere, dagegen 
tun, mlat. auch nachbilden, fr. contrefaire) er 
Übertreter einer Verordnung; Kontrafaftion, f. 
die — täufchend ähnliche Nachbildung 
von etwas, der Nachdrud eines Buches; Kontra— 
faftür, f. Bildwerk. 

Kuntrafiffür, Kontrafraftür, f. nl. Wundarzneik. 
ein Gegenfpalt, Gegenbruch, wenn der Schädel an 
einer Stelle bricht, welche von der, two die äußere 
Gewalt einwirkt, entfernt ift. 

fontrabieren, |. (contrahere,v.trahere, ziehen) zu- 
jammenziehen; fich zu einem Vertrage vereinigen, 
einen Bergleich Schließen, übereinfommen; über ein 
Duell verhandeln und e3 feftitellen ; daher Rontra⸗ 
Hase, f. (jpr. g= }&) Die Feititellung eines Duells, 
Forderung zum Zweikampf; Schulden fontra- 
bieren, d. 1. machen; ſich fontrahieren, lich ein- 
ichnüren, einengen, zufammenjchrumpfen; Kon= 
trahent, m. ein Vertragjchließer; pl. die Rontra⸗ 
henten, die iibereinfommenden, vertragichließen- 
den Teile; Kontrabentia, pl. Heilk. zufammen- 
ziehende Mittel; — Konträft, m. I. conträctus, 
ein Vertrag, eine Übereinfunft; auch eine Spiel- 
marfe für zwei oder mehrere Dubend Rechen— 
pfennige; kontraͤkt, al3 Beiwort ((. contractus), 
verfrümmt, gliederlahm, gelähmt; Kontraktion, 
f. (lat. contractio) die en 3.8. 
Spradl. zweier Silben in eine; Heilf. Verfrüm- 
mung, Berfürzung der Muskeln, des Haljes ꝛc., 
Lähmung; kontraltibel od. kontraktil, nl. zu- 
jammenziehbar, verfürzbar; Kontraftibilität od. 
Kontraftilität, f. die Be fon= 
traftin, Zufammenziehung bewirfend; Kontrafs 
tinfraft, Zuſammenziehungskraft (entg. Exrpan- 
jiofraft); kontraktlich, vertragsmäßig; Kontrak⸗ 
tür, f. Krümmung der Gelenke; Lähmung. 

fontraindizieren, nl. (vgl. indizieren unter Index) 
daS Gegenteil anzeigen; contra-indicans, n. 
Arzneif. eine Gegenanzeige gegen die Anwendung 
eines Mittels; pl. contraindicantia; Kontra⸗ 
indikation, f. die Gegenanzeige. 

Kontrajagen, n. ledtſch. SD Entgegenjagen, 
eine Treibjagd, wobei das Wild von zwei Seiten 
gegeneinander getrieben wird. 

Kontrafdmbio, ın. (it. überh. Ermwiderung) Kfipr. 
(vgl. Kambio) ein Gegenwechſel, Rückwechſel. 

Kontrakt ze., |. fontrahieren. . 

fontralizitieren, nl. (vgl. lizitieren) überbieten, in 
den Kauf treten od. fallen. 

fontramandieren, j. fontrem—; kontraminie⸗ 
ren, ſ. fontrem—. 

fontraponieren, I. (contrapon£re,v.ponäre,jeßen) 
entgegenjegen; Log. ein Urteil umfeßen, d. i. ihm 
ohne Veränderung des Inhalts eine andere Form 
geben, jo daß aus einem verneinenden ein bejahen- 
des wird, od. umgefehrt; Kfipr. ab- od. zufchreiben, 
Budeinträge berichtigen; Kontrapoſition, f. nl. 
die Gegen 7— Umſetzung eines Urteils; Dedung 
einer Wech i — eines Buchhal⸗ 
tungsfehlers; Kontrapoſt, m. der Gegenſatz in 
den bildenden Künſten, — Antitheſis in der 
Rede. lin der Orgel. 

Kontrapoſaune, f. lat.-dtich., eine tiefe Baßſtimme 

Kontra= Proteft, m. nl. (vgl. Proteſt) Gegenver- 
mahrung, die gerichtliche Sicherjtellung3urfunde 
für den Anıhaber eines proteitierten (ſ. d. Wechſels. 


Kontrahyerba 


ſtontrapunkt, m. nl. (eigentl. der Gegenpunkt, da 
man ehemals Bunfte ftatt der Noten machte), Tonf. 
die Kunſt des Tonſatzes (gleich). die Grammatik 
der Muſik), d. i. die Kunſt, zu einer Stimme mehrere 
zu jeßen, oder mehrere Stimmen regelrecht mitein- 
ander zu verbinden (einfacher Kontrapunft); 
bef. die Kunft des Stimmenwechſels, d. i. die Stim- 
men fo einzurichten, daß fie ohne Fehler in der 
Harmonie vermwechfelt, die tieferen zu höheren ge- 
macht werden können (doppelter od. vielfadher 
Kontrapunft); fontrapunktieren, die Regeln 
des Kontrapunkts anwenden; kontrapunttiſch, 
dem Kontrapunft gemäß; ihm entjprechend; Kon⸗ 
trapumnftift, m. ein gelehrter, jchulgerechter Ton- 

künſtler. 

fonträr (fr. contraire), lat. contrarius, a, um, ent- 
gegen, zuwider, entgegengejet, widerwärtig, wider- 
treitend; fonträre Begriffe, Urteile zc., ein- 
ander widerftreitende oder (pofitiv) entgegengefeßte 
Begriffe 2c., 3. B. Tugend und Laſter; fonträrer 
Wind, Gegenwind; Konträr-Buch, ein Gegen- 
rechnungsbuch; e contrario, [., od. fr. au con- 
traire (fpr. o fongträhr), im Gegenteil, umgekehrt, 
vielmehr; Kontrarium, n. I. daS Gegenteil, in 
contrarium, im Gegenteil; pl. Kontraria, Ent- 
gegenfeßungen, Gegenfäte; contraria contrarlis 
curäntur, Entgegengejegtes wird mit Entgegen- 
gejegtem geheilt (Grundſatz der Allopathie, ſ. d.); 
jemandem fontrariteren, fr. (contrarier) ihm 
entgegenarbeiten od. -wirfen, Hinderlidy fein; Kon= 
trarietät, f. I. (contrarietas) das Hindernis, die 
Widerwärtigkeit, Unannehmlichkeit. 

Kontraremonftranten, pl., |. Somariiten. 

Kontra: Schiffe, L.-dtich. Schiffe, die zwifchen außer 
europäilchen Staaten hin und her —— 

kontraſignieren, nl. (contrasignare, fr. contre 
signer; dgl. jignieren) gegenzeidhnen, mitunter 
jchreiben, zu größerer Beglaubigung einer Schrift; 
Kontraiignierung, Kontraiignatür, f. die Ge- 
genzeichnung, Mitunterjfchrift der Minifter unter 
einem königlichen Erlaß. 

Kontrdft, m. (fr. contraste, it. conträsto, v. mlat. 
contra-stäre, entgegenftehen, jtreiten), der Gegen- 
ſatz; die Nebencinanderftellung des Entgegengejeß- 
ten (inderKedef.auh Antitheton genannt); fon= 
traftieren, gegeneinander abftechen. 

Kontraftimilus, m. nl. (vgl. Stimulus) Heilf. der 
Gegenteiz, die abfichtlihe (Schmerz) Erregung 
eines Körperteild, um von einem andern einen 
Reiz abzulenken; Kontraftimulismus, m. die 
‚Gegenreizlehre, ein von Rafori in Stalien ge- 
gründetes Syftem der Medizin; Kontraſtimuliſt, 
m. ein Anhänger diefes Syſtems. 

Kontraiubiekt,n.nl. Tonk. der Gegenjah od. zweite, 
untergeordnete Saß in der Fuge. 

Kontratenmpo, |. Rontretemp®. 

Kontratöne, die tiefiten Töne des Baffes unter dem 
großen C. 

Kontravballation, ſ. Rontrevallation. 

fontravenieren, nl. (v.venire, fommen) entgegen- 
handeln, übertreten; geſetz- oder vertragsmidrig 
handeln; Kontravenient, m. dev Übertreter einer 
obrigfeitfihen Verordnung; Kontravenienz oder 
Kontravention, f. die Übertretung eines Gejebes, 
Vertrags; in casu od. casum contraventionis, 
[. im Übertretungsfalle. 

Kontraviolon, |. Kontrebaß. 

fontradotieren, barb.-lat. (von Votum, votieren) 
gegenitimmen. ' 

Kontrayerba, f. ſpan. (eig. Gegenfraut, von yerba 


Kontre 


— l. herba, Kraut; nl. radix contrayerbae) die 
perupianifche Giftwurzel, virginifche Schlangen- 
wurzel, auch Giftheil. 

Ktontre, m. fr. (fpr. kongt'r), franzöfifcher Reigen, 
j. Kontertanz. 

fontre, fr. (fpr. kongt'r; — lat. contra) entgegen, 
gegen, wider, wird in Zuſammenſetzungen ge 

raucht wie in den folgenden: 8 

Kontre-Admiral, der Gegen-Admiral, der dritte 
Seebefehlshaber, der auf den Admiral u. Vize— 
admiral folgt, Unter-Flottenführer. 

Kontre-Allee, f. ein Neben- od. Seitenbaumgang. 

Kontre-Appröfchen, fr. (contre-approches) Ge— 
genlaufgräben, wodurch die ——— den Lauf⸗ 
gräben der Belagerer entgegenarbeiten. 

Kontrebalance, f. (ipr. —balaingß) daS Gegenge- 
wicht; fontrebalaneieren (Ipr.—langbieren), das 
Gegengewicht halten, die Wage halten; Kontre= 
Balancier, m. Gegengewicht3hebel. 

Kontrebande od. Konterbande, f. fr. (pr. kongt r- 
bangd’, gem. fonterbande; it. contrabbando, von 
contrabannum od. bandum, gegen das Verbot; vgl. 
bannum), Schleichhandel, Unterjchleif, Schmugge- 
lei; verbotene Ware, Schmuggelmare, Schleihgut; 
fontrebandieren, Schleihhandel treiben, ver- 
botene Waren einführen od. einſchwärzen, niederd. 
ihmuggeln; Kontrebandier, m. (ſprich: kongt'r⸗ 
bandjeh) ein Schleichhändler, Schmugaler, landſch. 
Schwärzer. 

Kontrebaß, m. (fr. contrebasse, it. contrabbasso) 
od. Kontreviolon, m. fr. (fpr.fongt’rwiolöng) der 
Gegenbaß, tiefe Baß, die größte Baßgeige. 

Kontrebatterie, f. fr. der Gegengeſchützwall, Gegen- 
rojt; uneig. Gegenanſchlag. 

ſtontrebille, f. ar (jpr. kongt'rbij') der Gegenball, 
der beim Zurückprollen vom Rande des Billards 
den Ball des Mitſpielers treffende Ball. 

Kontrebillett, n. fr. (ſpr. kongt'rbilljeh; gewöhnl. 
—billjett) ein Gegenſchein, der einen früher aus— 
geftellten wirkungslos mad. 

Kontre-Change, j. Kontre-Echange. 

Kontre-Chafiis, n. fr. (fpr. kongt'rſchaſſih) Gegen- 
fenſter, Vorfenſter, Winterfeniter. 

Kontrecoeur, n. fr. (ſpr.kongt'rköhr; eig. gegen das 
Herz) die Hinterwand des Kamins; A contre- 
coeur, gegen die Neigung, mit Widerwillen, un- 


gern. 
Kontreconp, m. fr. (ſpr. kont'rkuh) ein Gegenjchlag, 
Rückſchlag; ein widerwärtiger Zufall, Querſtrich. 
Kontredampf, ea (gibt der Lokomotiv— 
führer, um die Majchine bei unvorhergejehenen 
BZufällen raſch zum Stehen zu bringen). 
Kontredanie, f., j. Kontertanz. 
Kuntre-Echange od. Kontre-&hange, f. fr. (ſpr. 
tongt'rſchaͤngſch) Gegentauſch, Rückwechſel. 
Kontreeffet, m. fr. (ſprich: kongt'reffeh), Rückprall, 
Gegenwirkung. 
Kontre⸗-Epaulette, f. fr. (ſpr. kongt'repolett) das 
Achſelband ohne Bart. 
Kontre=escarge, j. Kontrejcarpe. 
— f. fr. (ſpr. kongt'rfaſſoͤng), Gegenform; 
Nachdruck. 


Ktontrefait, n. fr. (ſpr. kongt'rfäh; ml. contrafac- 
tum; vgl. Kontrafaftion) gem. Konterfei, das 
Ebenbild oder Nahbild (Borträt); fontrefait 
als Beimwort (it. contraffatto), nahgemadt; auch 
verunjtaltet, entitellt; unkenntlich (durch Verklei— 
dung 2c.); fontrefeien, gem. fonterfeien (fr. 
contrefaire, nahmacden), abmalen. 

Kontrefen,m. fr. (ſpr. fongt’rjöh) ein Feuerjchirm. 


Kontrepied 461 


Stontrefiche, f. fr. (ſpr. kongt'rfiſch', v. ficher, ein- 
a ein Strebeband, Strebebalfen, Wand- 

alter. 

Kontrefort, m. fr. (ipr. fongt’rföhr, v. fort, ftark) 
ein Gegen= oder Strebepfeiler, eine Stügmauer, 
Widerlage. [fuge. 

Kontrefuge, f. fr.-lat., Tonk. Doppelfuge, Gegen- 

Stontregarde, f. fr. Krk. ein vorgefchobenes Boll- 
ah. tirnband, ein Borwall für den erſten Wider- 

and. 

Kontregewicht, n. fr.-dtich. Gegengewicht. 

Stontrejonr, m. fr. (fpr. kongt'rſchuhr) das Gegen- 
licht, der Gegenjchein. 

fontrefarrieren, fr. (contrecarrer, v. carrer, vier- 
ecfig machen, uneig. fich breitmachen, brüften) einem 
entgegenarbeiten, entgegenwirken, hinderlich fein. 

fontreftieren, lat. (contrectäre, von tractäre) eig. 
betaften, angreifen; Rſpr. rechtswidrig jich etwas 
aneignen, jtehlen; Kontrektation, f. (contrecta- 
tio) Entziehung, Entwendung. 

Stontrefettre, f. fr. (pr. fongt’rlett’r) Gegenbrief, 
Rückſchein, Ridverfiherung — Revers. 

Kontremaitre, m. fr. (ſpr. kongt'rmät'r), der Werf- 
meijter. 

fontremandieren (Ipr. fongt’rmangd—), fr. contre- 
mander; vergl. Mandamus) Gegenbefehle geben, 
abbejtellen, abjagen, widerrufen, ER 
Kontremandement, n. (fpr. —mangd’mäng) ein 
Gegenbefehl. 

Kontremarte, £. fr. (pr. kongt'rmarke; vgl. Marke) 
Gegenmarfe; Wiedereintrittichein, Paßmarfe; auch 
ein Stempelzeihen auf Waren, Münzen ufm.; 
fontvemarfieren (fr. contremarquer), mit egen- 
zeichen verjehen; auch faljch zeichnen. 

Kontremarfch, m. (fr. contremarche) Gegenzug, 
Degen Rückzug; Schlangenmaricd in Win- 

ungen. 

Kontremine, £. fr. (pr. kongt'r —; vgl. Mine 3.) die 
Segenmine der Belagerten, um die Mine der Be- 
lagerer in die Luft zu jprengen; Gegenlift, Gegen 
anjchläge; eine Gegenjpefulation (im Börſenweſen); 
fontreminieren (fr. contreminer), Gegenminen 
macen; entgegenarbeiten; Kontremineur, m. 
(jpr. —nöhr), ein —— der eine Gegen— 
ſpekulation an der Börſe ins Werk ſetzt; überh. 
Gegenwirker, Widerſacher. 

Kontremuſter, n. Gegen-, Vergleichsmuſter, Kon— 
tremutter, f., Gegenmutter. 

Kontreoppoſition, f. fr.=l. eine ſich zur Oppoſition 
(ſ. d.) haltende, aber von andern Grundſätzen aus— 
gehende Partei. 

Kontreordre, m., gew. f.fr. (ſpr. fongt’rord’r; engl. 
counter-order, it. contr’ordine) der Gegenbefehl, 
der einen frühern wieder aufhebt. 

fontreparieren, fr. (vgl. parieren 1.) wehren, ab- 
wehren; Kontrepardde, f. die Abwehr eines Hie- 
be3, in der Fechtkunft. 

Kontrepart, m. fr..nl. = — (vgl. Part), 
der Gegner und das Gegenteil; Kontrepartie, f. 
fr. Tonf. die Gegenjtimme; Handl. das Gegenbud). 

Kontrepas, ın. fr. (ſpr. fongtr’pah) der Gegenſchritt, 
der dem Gegentänzer antwortet. 

Stontrepafjation, f. fr.(ipr. kont'rpaſſaßjoöng) Rück— 
abtretung( bei. eines Wechſels. 

Stontrepente, f. fr. (ſpr. an eig. Gegen- 
abhang: ein umgefehrtes Glacis (1.d.). 

Kontrepied, m. fr. (pr. fongt’rpjeh) Jäg. Rüdfpur, 
falfche Fährte, wenn der Hund auf der Spur des 
Wildes rückwärts od. dahin Läuft, woher es fanı; 
das Widerfpiel von einer Sade. 


462 Kontrepilaiter 


Kontrepilgiter, m. (fr. contre-pilastre; vgl. Pi— 
lajter) ein Gegen- oder Nebenpfeiler. 

Kontrepeids, n. fr. (fpr. fongt’rpod; it. contrap- 
pesso) Gegengewicht, &leichgewichtäftange der 
Seiltänzer. 

Kontreprije, £. die Gegenlaft, Gegenbelaftung. 

Kontrerafel, k. fr. (v. fr. racle,, Streichmaß, Kratz-, 
Schabeijen, v. I. rasiculäre, v. l. rasus), das Ab— 
jtreichmefjer (bei der Druckmaſchine). 

Kontrerevolution, f. fr. die Gegenrevolution, 
das Ummerfen eines aus Revolution hervorgegan- 

enen Berfaffungszuftandes (meijt in volfsfeind- 
ihem Sinne); fontrereboluttonär, (fr. contre- 
revolutionaire), gegenummälzend, der neuen 
Staatsverfaffung entgegenwirfend. 

Kontreronde, k. fr. (ſpr. kongt'rrongd') Krſpr. die 
— zweite Runde zur Beobachtung der 
erſten. 

Kontrerüſe, f. fr. (vgl. Rüſe) Gegenliſt. 

Kontreſalüt, m. fr. ſpr. kongt'rßalũh; vgl. Salüt) 
der Gegengruß, die Gegenbegrüßung mit Kanonen— 
ſchüſſen. 

Kontreſcarpe, f. fr. (vgl. Escarpe) die äußere Ges 
genböjchung, die ſchiefe Fläche eines Feſtungs— 
graben gegen das Feld zu, die Außenwerke. 

Kontrejens, m. fr. (fpr. fongt’rkäng) Widerfinn, 
Unfinn. 

Kontrefignal, n. fr. (pr. fongt’rBinjdl, gem. —fig- 
ndhl; vgl. Signal) ein Gegenzeihen, Antwort auf 
ein gegebenes Zeichen; fontrefigneltiieren, ein 
Rück- oder Gegenzeichen geben; Kontreſigne, n. 
(ipr. fongt’chinj’) das Feldgeſchrei; fontrefignie= 
ren, ſ. fontrafignieren. 

Sontretemps, n. fr. (pr. fongt'rtäng) od. Kontra⸗ 
tempo, n. it. (vgl. Tempo) ein Borfall zur Ungzeit, 
ein unvermutetes Hindernis; Reitk. eine unzeitige 
Unterbredung des Pferdes in feiner ſchulgerechten 
Bewegung; Fechtk. ein zur unrechten Beit an- 
gebrachter Stoß; Tonf. die Verzögerung des Zeit— 
maßes. 

Kontre-Terraͤſſe, f. fr. Krk. Gegenerdwall, Er- 
höhung über eine Terraſſe. 

Kontretranchèee, f. fr. (ſpr. kongt'rtrangſcheh) Krk. 
Gegenlaufgraben, Laufgraben gegen die Be— 
agerer. 

Kontrevallation, f. fr. oder Kontravallations⸗ 
linien, f. nl. die Gegenverſchanzung der Belagerer, 
um ſich gegen Ausfälle der Belagerten zu ſichern. 

fontrebenieren, ſ. fontravenieren. 

Kontrevent, m. fr. (fpr. fongt’rwäng) ein Wind- 
ſchirm, Windladen, äußerer Fenfterladen. 

Kontrevislon, j. Kontrebaß. 

Kontreviſite, f. fr. (mo es jedod) eine Gegenbefich- 
tigung bedeutet) der Gegenbeſuch. 

fontribuieren, I. (contribuere, fr. contribuer; 
vgl. tribuieren) einen Betrag geben, Abgaben oder 
Steuern entrichten; beitragen, beifteuern; mit- 
mwirfen,befördern;fontribudäbel(fr.contribuable), 
jteuerbar, jteuerpflichtig; Kontribuent, m. [.(con- 
tribüens) ein Steuerpflichtiger, Beilteuernder; 
Kontribution, f.L.(contributio,fr.contribution) 
die Beijteuer, der Steuerbetrag; die Kriegsiteuer, 
öfters Brandihagung, d. i. gemaltfames Einfor- 
dern und Herbeilhaffen jedes Bedarfs; in Kon— 
tribution jegen, bejteuern, brandſchatzen; Kon— 
fributionspfund, n. ehem. öſterreichiſche Rech— 
nungsmünze von 13 Gld. 48 £r. rheinifch oder — 
24,154 ; fontributin, nl. (fr. contributif) bei» 
fteıternd, ſteuerbar; beitragend, mitwirfend. 


Kontumaz 


Kontritton, £. 1. (contritio, v. conter&re, zerreiben) 
die Zerknirxſchung, tiefe Reue (vgl. Aitritiom). 

Kontroßfe, f. (fr. contröle, m. entit. aus contreröle, 
v. röle, Lifte, Regifter, it. rötolo, Röllchen, Verkl. 
v. I.röta, Rad) das doppelte Regifter aller Aug- 
fertigungen oder die doppelte Rehnungsführung 
in Kanzleien, Schreibftuben 2c., Gegen- oder Nach 
tehnung zur Vermeidung ſowohl des Irrtums, 
als des Betruges; Gegenbuch; die Gegenaufficht 
eines Rechnungsführers oder Beamten über den 
andern; auch Aufficht überh.; Kontroll-Stem— 

el, Forſtw. der Stempel, womit die zu fällenden 

Bäume bezeichnet werden; Kontroll-Apparat, m. 
Prüfungsapparat, Maßvorriihtung; Kantrof- 
buch, * (Beitungs-)Eingangsbud; K.⸗Bu⸗ 
reau, n. (der Poſtanweiſungen), — — 
amt; K.-Journal, n. Frankobuch: K.-Karte, 
Merkzettel; (bei Zeitungen:) Ausgabekarte; Kon— 
trollfafſe, ſelbſtkontrollierender Kaſſenapparat; 
Ke⸗Nachweiſung, Gegennachweiſung; Kontroll⸗ 
ſchuß, Probeſchuß; Kontroll-Uhr, eine Uhr. in 
die ein Wächter zur beſtimmten Stunde ſeines Um— 
ganges ein Zeichen einzudrücken hat; K.⸗WVer— 
ammlung, die jährliche Verſammlung der Land— 
wehrleute behufs ihrer Verleſung u. Muſterung; 
kontrollieren (fr. contröler), Gegenrechnung füh- 
ren, nachrechnen; ins Gegenbuch eintragen; auch 
überh. beauffihtigen, überwachen, nachprifen; 
Kontrollierung, f. Überwachung; Kontrolleur 
m. (pr. —löhr) ein das Gegenregiiter führender 
Beamter, Gegenrechner oder Auffeher; insbeſ. der 
Aufficht3beamte der nr und Gteuerbehörden ; 
Kontroifer, m. engl. elektrifcher Fahrſchalter, 
Stromregler. 

fontroners, lat. (controversus, a, um) jtreitig, be- 
ftreitbar; beftritten, angegriffen; Kontroveérs od. 
Kontrovérſe, £. I. (controversia) ein gelehrter 
Streit, eine Streitſache, Streitfrage; controversia 
verbörum, Ripr. ein Wortitreit; Kontrovers⸗ 
Predigt, eine Streitpredigt, worin die Glaubens— 
lehren anderer Religionsparteien beftritten wer— 
den; Kontroverfiit oder Kontrovertiſt, m. nl. 
ein Streiter, bei. Glaubensſtreiter, Kampfredner; 
tontroperiieren (l.controversäri), ftreiten, fämp- 
fen, Streitichriften wechjeln. 

Rontrumid, n. (v. fr. contre u. humide, Feuchtig— 
feit) eine aus unporöfen Mafjen beitehende, von 
3. Feichtinger in London erfundene Überkfeidung 
der Zähne zur Abhaltung der Feuchtigkeit. 

Sontubernium, n. l. (v.taberna, Hütte, Bude) das 
Beifammenwohnen, dieStubengemeinjhaft; Kon— 
tubernälts, m. eig. ein Beltgenoffe, ein ‚Stuben- 
burſche, Stubengenoffe; Kontubernalität, f. die 
Stubengenofjenfchaft. 

Kontumaz, f. (von contümax, I. hartnädig, troßig, 
widerſpenſtig) ein Halsftarriger, Troßiger, derauf 
gerihtlihe Vorladung nicht erſcheint; contuma- 
eiter, ungehorjam, halsitarrig; contumacla) die 
Widerjeglichkeit, der Ungehorjam gegen gerichtliche 
Befehle, das Ausbleiben oder Nicgtericheinen vor 
Gericht, Verſäumnis; aud |. v. w. Quarantäne; 
Kontumäz halten, ſ. Quarantäne halten; 
Kuntumäzsftorden, m.(Ipr.—ELordöng)eineSon- 
derfette, aufgejtellte Mannfchaft zur Sicherung 
einer Gegend vor einer anitedenden Krankheit; 
Kontumäz-Häuſer, Sonder-Häujer; in contu- 
maclam, |. wegen Ungehorfams, 3. B. Nichter- 
ee auf ergangene Borladung, wegen Ber- 
äumnis, in Abweſenheit; fontinnazieren, nl. 
(fr. contumacer) jemand megen Ungehoriams 


Kontumelie 


oder verfäumter Nechtsfchuldigfeit vor Gericht 
gone (jeitend der Gegenpartei) oder (ſeitens 
des Richters) verurteilen, —= in contumaciam 
verurteilen, ein VBerfäumnisurteil erlafien; Kon— 
tumaztial-Erfenntnis, n. Verſäumnisurteil; 
Koniumaziäl-Verfahren, das gerichtliche Ver— 
fahren gegen einen jäumigen oder ungehorfamen 
Berklagten, Berfäumnisverfahren; dontumazier= 
zeit, die Frift, nad) deren Ablauf die Verurteilung 
eines Nichterjchienenen erfolgt. 

Kontnmelie, f. l.(contumelia) Bejchimpfung, grobe 
Beleidigung; fontumeltids (I. contumeliösus, a, 
um), ſchmähend, ſchimpflich. 

kontundieren, |. (contund£re) quetſchen; Kontu⸗ 
fion, £. (l. contusio) eine Quetſchung, Verlegung 
durch Stoß, Braujce. 

Kontur, m. fr. (jpr. fontühr; vgl. Tour) der Umriß 
einer Fiqur, die Umrißlinien; fontnrieren oder 
fonturnieren, die äußeren Umrifje ziehen, zeich- 
nen; fonturniert (fr. contourne), auch verdreht, 
Wappen. linf3 gewendet. 

fonturbieren, I. (conturbäre, vgl. turbieren) ver- 
wirren, beunruhigen; Konturbation, f. Verwir⸗ 
rung, Bejtürzung. 

Konturniati (aud Kontorneati od. Krotoniati), 
Münzen mit erhabenem Rande, die aus der römi— 
ſchen Kaiſerzeit jtammen. 

Ktontüſche, k.oder Kontuſch, m. (v. poſn. kontusz, 
m. ein poln. Oberileid; vgl. gr. kändys, ein me— 
diiches und perfifches Oberfleid mit Ärmeln) ein 
born offenes Oberfleid für Frauen; aud) ein kur— 
zer Hausrod für Männer. 

Kontuiion, j. fontundieren. 

Kontütor, m. L. (vgl. Tutor) Rſpr. der Mitvormund. 

Konus, m. gr. (könos), Meßk. ein Kegel; Naturbe— 
jcreib. die Kegelichnede,Zute; koͤniſch, kegelförmig, 
fegelicht; Eonifche Refrattion, Yuflöjung des 
Lichtſtrahls in ein fegelfürmiges Bündel; foni- 
her Spiegel, Kegelipiegel; Kontferen (l. coni- 
ferae), Bäaumemitfegelförmigen Früchten, Zapfen- 
bäume, Nadelhölzer; Konigisb, m. od. Koniglo= 
bium, m. ein Sternfegel; Nunitithen, pl. Kegel⸗ 
fteine; Sonimeter, n. einstegelmefjer; Konifeltor, 
m. nl. der Kegelſchneider, ein Werkzeug zum Stegel- 
Schneiden; Konit, m. gr. eine verjteinerte Kegel- 
jchnede; auch eine UbartdesBitterfalfs ; Konizität, 
f.Regel-,Reil-, Trichterform; die Schräge, Neigung; 
Konoid, n. ein fegelähnlicher Körper, Afterkegei, 
durch Umdrehung gemiljer Kurven um ihre Achie 
entitanden (3.B. ein Barabofotd, j.d.); fonpi= 
diſch, kegelaͤhnlich; Aöouophthaͤlmus, m. das Ke— 
gelauge, kegelförmiges Hervortreten des Auges. 

tonvaleſzieren, lat. ſeoncalescẽre, von wılere, ge— 
ſund fein) geneſen, gefunden; Konvaleſzierte, pl. 
Wiedergeneſene; Konvaleſzent, m. ein Geneſen— 
der; Konvaleſzenz, f. die Geneſung. 

Slonvaliaria, £. (vom l. convallis, das Tal) eine 
Bilanzengattung, zu der die Maiblume gehört. 

Konvenation, f. (vom I. venäri, jagen, venatio, 
Jagd) die Koppeljagd. 

fonvenieren, [. (convenire) übereinfommen; an- 
itehen, paſſen; ſich ſchicken; konvenierend, pafjend, 
angemeſſen, z. B. im fonvenierenden Falle, 
d. i. wenn es paßt od. angemeſſen iſt; konvenäbel 
(fr. convenable), pafjend, ſchicklich, zuträglich; ton 
benienz, l. (convenientia) oder Konvenance, fr. 
(fpr. —nängß) f. die Übereinkunft; Rüdjiht auf 
Umftände (3.8. Konvenienz-Heirat, entg. a 
tions-Heirat); Schidlichkeit, Wohlitand, d.i. An— 
ftändigfeit des Betragen? im gefelligen Leben; auch 


fonverfieren 463 
Buträglichkeit, Bequemlichkeit; Konvent, m 1. 
(conventus) die Zuſammenkunft, Berfammlung, 
3. B. Nationallonvent, Volks- oder Reichs— 
verfammlung, bejonders in der franzöfiihen Re— 
volution, auch ſchlechthin „der Konvent’ ge- 
nannt; Bufammentunft der Mönche oder Nonnen 
in einem Klofter, daher auch f. Klojter, Stift; Kon— 
ventsfirche (nl. conventuälis ecclesia), Klojter- 
firche; auch jede Kirche, in welcher ein Klojtergeiit- 
licher den gewöhnlichen Gottesdienst hält; Kon— 
vent-Bier, eigentl. Klofterbier, Bier der Kon- 
ventualen oder Klofterbrüder, z. U. von dem 
jtärferen Biere, welche3 die Patres tranfen; dann 
überh. Halb- oder Dünnbier, gem. Kovent oder 
Kofent genannt; Konventuäl, m. nl. (conven- 
tuälis) ein Klojterbruder; beſonders Mönche von 
gemilderter und freiererOrdensregel, im Gegenſatz 
zu den Obfervanten; Konpentualin, f. eine 
Kloiterfrau; Konventikel, n. I. (conventicülum, 
Berfl. von conventus) eine heimliche Zufammen- 
kunft, Winfelverfammlung, be. der jogen. Stillen 
im Lande (zuerst gebraucht von den frommen Zu— 
fammenfünften der Anhänger des Widliffe); con- 
ventio in manum, f. Übergang der Frau aus 
der Gewalt des Vaters in die des Ehemannes (im 
altrömijchen Recht); Konvention, f. (l.conventio) 
die Berjammlung, bei. des Barlaments in Eng- 
land, wenn fein König vorhanden ift; die Überein- 
£unft, das Übereinfommen, der Vertrag, Vergleich; 
Militär-Konvention, |. unter Militär; Kon— 
dentionsfug, ein Münzfuß, der durd Staatd- 
vertrag feitgeitellt ift (4. B. der 521/.-Gulden- op. 
30-Talertuh zwiſchen Bayern und den andern ſüd— 
deutichen Staaten 1857, nach dem 52%/, Guiden — 
30 Taler waren); Konveutionsgeld od. Münze, 
Übereinfunftsgeld od. Münze, die zufolge der ge- 
fchlofjenen Übereinfunft von 1753 von verjchiede- 
nen deutichen Staaten und Reichsjtänden nach dem 
Wiener Münzfuße geprägt ward, wonach man die 
Mark feinen Silbers zu 20 Gulden oder 13%, Tir. 
fhäßte; daher Konventions-Taler, ein älterer 
Bereinstaler zu 1 Rtlr. 10 Sgr.; Konventions— 
Hage, Ripr. die Vorklage, erite Klage des Klägers; 
entg.Refonventionsflage, f.d.;konventionell 
od. funventionäl, l. (conventionälis, fr. conven- 
tionnel), auch fondentionsmärig, mas auf Über— 
einkunft oder Herfommen beruht, vertragsmäßig; 
herkömmlich, üblih; Konventional-Strafe, be- 
dungene Strafe, eine Zahlung, zu welcher man ſich 
verpflichtet für den Fall, daß man das Verjpro- 
chene nicht leijten jollse. 

fondergieren, nl. (v. l. vergöre, fich neigen) zuein- 
ander neigen, fich nähern; bei der Verlängerung 
in einen Hunft zufammenlaufen; fonvergent, ſich 
zuneigend, zulammenlaufend (Linien, Strahlen); 
uneig. übereinjtimmend; Konvergenz, f. die An- 
näherung zweier Linien gegeneinander. 

konverſieren, l. (conversäri, mit jemand umgehen) 
ji) unterreden, fih unterhalten, umgehen; fon= 
verjäbel, barb.-L.(fr.conversable) umgänglich, ge- 
Iprädig; Konverſation, f.(l.conversatio, fr. con- 
versation) der Umgang, Berfehr; gem. der münd— 
liche Verkehr; die gejellige — das Ge⸗ 
Nies die Konverſationsſprache, Umgangs- 

rache; Der onverfationsten, Geſprächs- oder 
mgangston der guten, gebildeten Gejellicaft; 
das Konveriationsftüdk, ein feines bürgerliches 
Schau- oder Luſtſpiel; Mal. ein Gejellihaftsitüd; 
Konverſationsoper, f. eine moderne komiſche Oper 
mit gejprochenem Dialog; Konverfationshaus, 


464 Konverfion 


Sefellihaftshaus, Kurhaus; Konverfations- 
lerifon, n. allgemeines Sachwörterbuch; das erjie 
diejes Namens ward von Löbel begonnen u. 1811 
von Brodhaus vollendet; Konverſatorium, nm. nl. 
ein Unterhaltungszimmer, Unterhaltungsverein. 

Konverjion, ſ. Eonvertieren. | 

fonvertieren, [.(convertere)umtandeln;befehren; 
den Zinsfuß herabjegen ; Beffemer Stahl bereiten; 
fonvertibel, nl. befchrungsfähig; Konverſion, 
f. (l. conversio) die Veränderung, Umwandlung; 
Konverfion der Staatsſchuld, Herabfegung 
des Zinsfußes der Staatsſchuldſcheine; Rſpr. Kon⸗ 
verjion eines Rechtsgeſchäfts, d.i. Abände— 
rung desſelben in etwas, indem es im übrigen bei— 
behalten wird; auch Bekehrung, Beſſerung: Kon— 
verſiousfarben, Verwandlungsfarben; Konvéer⸗ 
fus, I. od. Konvertit (it. convertito), m. ein über⸗ 
getretener (von einer Kirche zur andern), Befehr- 
ter; Konverſa oder Konvertite, f. eine Befehrte; 
Konverter, m. der Stromummandler (de3 eleftri- 
jchen Stromes); Apparat bei Bereitung des Befje- 
mer Stahles, Bejlemer-Birne. 

toner, lat. (convexus) rıınderhaben, auswärts ge- 
wölbt, linjenförmig; Konvergläſer, erhabene od. 
Linjen-Gläfer, welche entweder auf einer, od. auf 
beiden Seiten eine fugelförmig erhabene Krüm— 
mung haben. Im legtern Falle find fie wahre 
Konvergläjer; imerfternaber, wenn fie nur auf der 
einen Seite erhaben und auf der andern völlig eben 
find, heißen fie Planfonvergläfer, Ebenrund- 
gläjer. Sit das Glas auf der einen Seite erhaben 
und auf der andern hohl, fo heißt es Konkav— 
fonverglas, Hohlerhabenglas, od. ein Meni3- 
fus, Mond; — Konveripiegel, erhabene oder 
Kugel-Spiegel; konver-konver, doppelerhaben, 
—=bifonver, ſ. d.; Konvexität, f. (l.convexitas) 
die Runderhabenheit, Linjenfürmigfeit, äußere 
Wölbung, Bogenfläde; plankonvexe Linſe, halbe 
Volllinſe; konver-konkave Linſe, erhaben-hohle 
Linſe, Muſchellinſe. 

Konveher, m. engl. (ſpr. konweh-er) eine Förder— 
ſchraübe (in Mühlen u. ähnl.). 

Konvikt, m. lat. (convictus, das Zuſammeneſſen, 
Gaſtmahl; convivere, zuſammen leben, zuſammen 
ſchmauſen; vgl. victus) Freitiſch auf hohen Schu— 
len; auch der Ort desſelben; Konviktorium, n. 
nl. Speijejaal; Ehzimmer für viele; au) = Kon— 
vift; Konbiftorift, m. ein Freitiſchgenoſſe; Konz 
bipium, n. I. ein Gaſtmahl, Schmaus, Gelag; 
Konvive, m. fr. (pr. fongmwihm’; vom I. conviva) 
der Gaſt. 

fonbinzieren, I. (convinc&re) übermeifen, überzeu⸗ 
gen, auch überführen; convietus,überführt, über- 
wiejen; Konviktion, f. die Überzeugung, Über- 
weilung, Überführung eines Beflagten oder Be- 

Konvivium, j. Konvikt. [ichuldigten. 

Konvizium, n. I. die Schmähung, Läſterung; pl. 
convicia od. Konvizien, Shmähungen, Shimpf- 
worte; fonbiziieren (lat. conviciäri), ſchmähen, 
ihimpfen. 

Aonvoi od. Konvoh, ın. fr. (ſpr. kongwoci, v. con- 
voyer, begleiten; it. convoglio) das Geleit, die 
Bedeckung; die nel, bewaffnete Poſtbe⸗ 
gleitung; ein Geleitichiff, welches Kauffahrtei- od. 
Handelsichiffen zur Bedeckung dienen muß, ein Be- 
ſchirmungsſchiff; aud) die Zufuhr von Mund- und 
Kriegsvorräten; ein Wagenzug auf Eijenbahnen 
—= Train; Konvoi-Brief, 
Ware zur Verſendung von einem Orte zum andern 
beigegebene Schein; Konvboi⸗-Loobers, pl. in Hol⸗ 


egleitjchein, dereiner - 


fonzentrieren 


land vom Staat angejtellte Ausfertiger der Aus— 
u. Einfuhrjcheine; konvoyieren (fr. convoyer; ml. 
conviäre, v. I. cum u. via, der Weg, fr. voie) be- 
gleiten oder geleiten, beveden, befhirmen; Kon— 
boher, m. engl. (fpr. konweüer; v. convoy = fı. 
convoyer) ein bewaffneter Poſtbegleiter; auch — 
Konveyer,f.d. 

Konvoitife, f. fr. (pr. kongwoatihſ', für covoitise 
it. cupidigia, prov. cobiticia, l. gleich]. cupiditia, 
v. cupidus, gierig) die Lüfternheit, Begehrlichkeit. 

Konvolatiliſation, f. nl. (vgl. volatil 2c.) die Mit- 


. verflüchtigung. 


Konvolüt, n.!. (convolütum, v.convolv£re, zufam- 
menmideln) ein zujammengerolltes Pad, Bündel, 
eine Rolle Bapier, Schriften 2c.; Konvolũte, f. nl. 
Bauf. die Schnede am ioniſchen Kapitäl; Konvo— 
Iution, f.nl. die Zufammenmidelung, Aufrollung; 
Konvolbvülus, m. I. die Winde, ein zahlreiches 
Pflanzengeſchlecht; Heilf. die Zufammenjchnürung 
oder Berwidelung der Gedärme (convolvülus in- 
testinöorum); Konvolvulin, n. der harzartige Be- 
ftandteil in den Wurzeln der Windenblütler (Kon- 
volvuleen), ein farblojes Gummiharz, das fi in 
der Jalapawurzel findet. 

Konvoh, Konvoher, konvohieren, |. Konvoi. 

konvozieren, |. (convocäre; vgl. vozieren) zuſam⸗ 
menberufen; Konvökans, m. ein Zuſammenrufer, 
bei Rſpr. wer jeine Gläubiger zufammenberuft od. 
einladet; Konvolation, £.die Zufammenberufung, 
be. in England die einberufene Berfammlung der 
zur Staatsfirche gehörenden Geiftlichfeit. 

Konvulſion, f. l. (convulsio, von convell&re, los⸗ 
reißen, erſchüttern) die Zudung, krankhafte Zu- 
jammenziehung der Muskeln, der Krampf; Konz 
vulſibilität. f. nl. Muskelunruhe; konvulſiviſch. 
nl. zuckend, krampfhaft; Konvulſionär, m. ein an 
Krämpfen Leidender; Berzüdter, bej. ein aus den 
Sanjeniften hervorgegangener, in frampfhafte Ber- 
zudungen geratenderSchwärmer; aud) ein Duäfer. 

fonzedieren, I. (concedere) einräumen, zulaffen, 
geitatten, zugeftehen; coneedo, ich gebe zu, gejtehe 
ein; konzefſſibel, nl. zuläjlig; Konzeſſion, f. I. 
(concessio) die Bewilligung, obrigfeitliche Erlaub- 
nis zur Betreibung eines Gejchäfts; Verleihung 
eines Vorrechts und das Vorrecht jelbit; pl. Kon— 

eſſionen, Zugeſtändniſſe in bezugauf Berfafjungs- 
— 2c.z einander Konzeſſionen machen, ſich ge— 
enſeitig Zugeſtändniſſe machen, ſich ineinander 
chicken; Konzeſſionarius oder Konzeſſionür, m. 
nl. ein Begünſtigter, dem etwas bewilligt worden 
iſt; konzeſſionieren, genehmigen, befugen; fon= 
zeſſioniert, erlaubt, mit obrigfeitlicher Erlaubnis 
verjehen 2c.; fonzefjtb, einräumend, geitattend; 
Konzeſſive, f. Spraͤchl. die Einräumung, das Zu- 
geitehen. h 
fonzelebrieren, I. (concelebräre; vgl. zelebrieren) 
gemeinschaftlich feiern oder feierlich begehen. 
fonzentrieren (fr. concentrer, von centre, |. cen- 
trum, der Mittelpunkt) vereinigen, ver] ammeln, in 
einem Brennpunfte jammeln; aud) verdichten, ver- 
ſtärken; Konzentration od. Konzentrierung, f- 
die Vereinigung in einen Bunt, Zufammen- 
drängung, Zufammenlegung, Verdichtung, Ver— 
ftärfung; 3. B. Scheidef. die Erhöhung der Kraft 
einer Flüfligfeit durch Verflüchti — 
Teile; konzentriſch, mit gemeinſchaftlichem Mit— 
telpunkt; umſaſſend; konzentriſcher Angriff, 
Kripr. ein Zangenangriff, aus einer halbfreis- 
förmigen Stellung nad) dem Mittelpunkt gerich— 
tet; fonzentrifche Zirkel, Kreiſe eines gemein- 


Konzentug 


ſchaftlichen Mittelpunktes; fonzentriiches Fener, 
Kripr. Kreuzfeuer; konzentriſcher Nüdzug, ein 

. Blodrücdzug, der aus zerftreuter Stellung nad 
einem Punkte Hin geichieht; Konzentrizität, f. 
die Mittelpunftsgemeinfchaft. 

Konzentus, m. l. (v. coneinere, eig. zuſammen od. 
einjtimmig fingen, v. canere, fingen) ver Einklang, 
Zujammenflang. 

Konzept ꝛe., ſ. fonzipieren. 

Konzern, m. engl. (fpr. könßöhrn; enal. concern, 
Wichtigkeit, Bedeutung, Anteil, Intereſſe, Gefchäft, 
Angelegenheit) Beteiligung, Intereſſenkreis, das 
Belorgtjein um etwas, Pflege gegenfeitiger Be— 
ziehungen (im politiichen Sinne). 

fontzernieren, jr. (concerner) betreffen, angehen. 

tonzerpieren, [.(concerp£re) zerreißen, zerpflüden. 

Konzert, n. (fr. concert, it. concerto; vom [. con- 
certäre, eig. zufammen ftreiten, wetteifern; it. auch 
zuſammen verabreden, übereinfommen) 1. Mufit- 
aufführung; 2. ein größeres Muſikſtück, gem. in 
drei Abteilungen, in welchem ein einzelnes In— 
ſtrument vorherriäht, welches die übrigen begleiten 
(3. 8. ein Geigen-, Flöten, lavier-Sonzert 2c.; 
Doppel-Konzert, wenn jtatt eines zwei In— 
jtrumente die Hauptitimmen haben oder fonzer- 
tieren, f. d.); 3. fr. u. it. aud) Übereinstimmung, 
Übereinkunft, Einverjtändnis; de concert (jpr. 
d'kongßähr), im Einverftändnis, einmütig; com« 
eert spirituel, fr. (pr. fongkähr —-) eine geift- 
liche Mufifaufführung; Konzert-Meifter, insbe). 
der Borjpieler im Orchejter, welcher die erſte Geige 
foielt; Titel für hervorragende Mitglieder einer 
KRonzertfapelle; Konzerting, f. eine Art Affordion 
oder Zieh-darmonita; Konzertino, m. it. (fpr. 
fontjchert—) ein kleineres Tonjtüd in drei Säßen; 
fonzertieren (fr. concerter, it.concertäre), Tonf. 
ein Konzert geben, in demjelben auftreten od. mit- 
wirken; weiteifern, wechielsweife die Hauptftinme 
vortragen; verabreden. wegen etwas iibereinfont- 
men; Sonzertänt, fr. (pr. Fongkertäng), Konzer⸗ 
tänte, it. (jpr.zer,it. cer, wie tjcher) od. Konzertiſt, 
ın. ein Hauptfpieler od. -Sänger, der in Konzerten 
in erfter Reihe ſingt od. jpielt; Konzertation, f. l. 
(concertatio) ein Wettfampf in Worten, Wort- 
Streit; Wetteifer; Übereinkunft. 

konzeffibel, Konzetiion 2c., j. fonzedieren. 

SKonzetti, pl. it. (jpr. Eontjchetti; dv. Sing. concetto, 
aus dem I. conceptum, alfo eig. Entwurf, Einfall 
ufm.; val. fonzipieren), Gedanfenjpiele, erkünſtelter 
Bis, ſchimmernde, nur ſinnreich ſcheinende Einfälle 
(= 1. argutiae, j. d.); Konzettiſten, pl. (it. con- 
cettisti) Verkünſteler der Dichtung, bef. bei den 
Stalienern des 17. Jahrh.: Marini ꝛe.; in Deutjch- 
land: Hofmanswaldau u. a. 

Sonzilium, n. L., pl. Konzilia od. Konzilien (von 
eoncire, conciere, zujammenrufen; vgl. concio) 
eine Verſammlung, be. Kirchenverfammlung (— 
Synode), eine Zuſammenkunft von Vorftehern der 
Kirche zur Beratung und Entſcheidung über ftrei- 
tige Glaubenspunkte; der Gericht3hof einer hohen 
Schule; ein Schulgerit; concilium academi- 
eum der Hochſchulrat, das Hochſchulgericht; e. me- 
dieum, eine ärztliche Zuſammenkunft und Be— 
ratung; €. oecumenicum (vgl. ökumeniſch), 
eine allgemeine Kirchenverfammlung, deren Be- 
ſchlüſſe (als canones) bindende Kraft für die fatho- 
liſche Chriftenheit Haben und deren man von dem 
zu PR 325 gegen die Arianer gehaltenen bis 
zum Conc. Tridentinum (1545—63 zu Trient) 18 
zählt; konziliäriſch, ein Konzilium, eine Rirchen- 

Seyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl. 


fooperieren 465 


verjammlung betreffend; fonsiltteren, I. (con- 
eiliäre) vereinigen (3. B. verfchiedene Meinungen), 
vereinbaren; fonziltant, fonzilintäriich, eini- 
gend, verjöhnlich, zum Vermitteln und Ausgleichen 
der Gegenſätze geneigt oder geſchickt; Konziliation, 
f. (fat. coneiliatio) die Vereinigung, Verſöhnung; 
Konziltabiifum, n. l Verſammlungsort, Markt; 
heimliche, verdächtige Zuſammenkunft; insbeſ. eine 
unbefugte, unrechtmäßige Kirchenverſammlung, 
Irrlehrerverſammlung. 


konzinerieren, I. (v. cinis, Gen. cineris, Aſche) ein— 


äſchern; mit Aſche beſtreuen. 


konzinn, [. (concinnus, a, um) Redek. kunſtvoll ge- 


fügt, geſchickt und zierlich in Beziehung auf Form 
und Verbindung der Süße; Konzinnität, f. (l. 
concinnitas) das Wohlgevrdnete u. Maßvolle, die 
gefällige Ebenmäßigfeit der Nedeglieder; fonzin= 
nieren, !. (concinnäre) gehörig zufammenfügen, 
ordnen; Runziunäter, m. ein Ordner, Berferti- 
ger; auch = Schikaneur. 


fonzipieren, [. (concipere) empfangen, bei Tieren: 


trächtig werden; Gedanfen empfangen und ent- 
werfen, aufſetzen, verfaſſen, abfaſſen; Konziptent, 
m.(l.concipiens) der Verfaſſer einer Schrift; Kante 
atpift, m. barb.=!l. der Aufpaffer und Aufzeichner, 

chreiber, 3.8. einer Verhandlung; concẽpi, ich 
hab’ es aufgefeßt, verfaßt; al Hauptw. das Kon— 
zẽpi, 3. B. jein Konzepi unter etwas jchreiben, 
d.t. ſich als Berfaffer (einer Rechtsfchrift) unter- 
zeichnen; conc£pit, er hat’3 verfaßt (hinter dem 
Namen des Verfaſſers); Konzept, n. (concep- 
tum) das Entworfene, der erite ſchriftliche Ent- 
wurf einer Sache; Plan, die Entwurfsfchrift, ein 
Bertragsentwurf, — Punktation; jemand aus 
vem Konzept bringen, ihm das Konzept 
verrücken, die Ordnung feiner Gedanken ftören, 
feinen Plan verwirren; ausdem Konzept kom— 
men, irre werden, ſtocken; Sonzept-Papier, grö- 
beres Schreibpapier zu Entwürfen; Konzentafüi= 
lum, n. ein Behältnis; konzeptibel, nl. begreij- 
lich, faßlich Konzeption, f.(l.conceptio) die Emp— 
fängnis: 1. törperliche Einpf. im Mutterfeibe, An— 
fang der Schwangerichaft; Conceptio immacu- 
lata beatae Virginis, die unbefledte&mpfängnis 
der Maria und das Felt derjelben; nach fatholi- 
icher Lehre: die Freiheit der Maria von der Erb- 
jünde ſeit dem erſten Augenblic ihres Daſeins im 
Mutterleibe; 2. geijtige: Faſſungs- oder Begriffs- 
kraft; Begriff, Gedanken; 3. die Abfafjung einer 
Schrift 2c.; fonzeptin, nl. (fr. conceptif) emp- 
fänglich; fajfungsfähig ; Konzeptualiften, pl. die- 
jenigen Scholaftifer, welche die Univerfalien (f. d.) 
als Inbegriffe (conceptus) auffaffen 2c., Anhänger 
der Bhilvjophie von Abälard, des Konzeptualis= 
mus, m. s 


fonzis, I. (concisus, v. concidöre, zerjchneiden, ab- 


fürzen) Furzgefaßt, gedrängt, bündig; concisa, 
auf Rezepten: zerfchnitten; Konziſion, f. (l. con- 
eisio) die Zerjchneidung, Zerteilung; Redek. die 
Zerjtücelung der Säße; die. Gedrängtheit, Bündig— 
keit; Konzisheit, kKnappheit, Kürze, Bündigfeit. 


fonzitieren, lat. (concitäre) anreizen, aufiwiegeln; 


Konzitament, n. (l. coneitamentum) ein Reiz- 
mittel; Konzitation, f. (lat. coneitatio) die An— 
reizung, Aufhebung; fonzitatin, aufs oder an— 
vegend; Konzitator, m. ein Aufwiegler. 


Kooi, |. Koje. 
Koom od. Koomb, ſ. Komb. 
fooperteren, nl. (vgl. operieren) mitarbeiten, mit— 


wirfen; Kooperãtor, I. od. Kooberateur, ir. (ſpr. 
30 


466 fooptieren 


—töhr) m.ein Mitarbeiter, Mithelfer, Amtsgehilfe, 


bei. in Ofterreich des Pfarrers; Kooperatrice, f. 
fr. (pr. —trihß') Mitarbeiterin 2c.; Kooperation, 
f. I. die Mitwirkung; fooperatip, gemeinfan, ge 
noſſenſchaftlich; kooperative Afozintion, f. Ge— 
noſſenſchaft. 

fouptieren, lat. (cooptäre) erwählen, annehmen; 
Kooptation, f. (cooptatio) die Aufnahme oder 
Wahl von Mitgliedern durch die übrigen Glieder 
einer Öefellichaft. 

foordinieren, ml. (coordinäre, vom [. ordinäre, 
ordnen) zuordnen, beigejellen, gleichießen; Koor— 
dinäten, pl. Größen!. gemeinſchaftliche Benen- 
nung einer Abfziffe und der zugehörigen Ordinate; 
Achſen, Achſenabſtände; Konrdination, f. die Bei- 
ordnung; Gleichjtellung, Gleichheit des Ranges; 
koordinierende Konjunktion, beiordnendes Bin- 
dewort, 3.8. und, denn, aber u.a. 

Koorge, |. Korge. 

Kob, n. holl. der Kopf, Bezeichnung für das Liter 
beim Mefjen trodener Dinge (vgl. Kan). 

Kopaive= od. Kopahubaum (port. und jpan. co- 
paiba, brajil. cupauba) der gewöhnliche Balfam- 
baum in Amerika, beſ. Brafilien, aus deſſen Stamm 
man den Stopaivabalfam gewinnt, ein ſchweiß- u. 
harntreibendes Heilmittel. 

Kobäl, m. merifan. (Kopalli) der ausgetrocnete Saft 
eines in China, Amerika, auf den Antillen und in 
Afrika einheimijchen Baumes (rhus copallinum), 
ein dem Bernjtein ähnliches, feites, glänzendes u. 
angenehm riechendes Baumharz; bei. als Firnis 
benust; Kopallack, vgl. Gummi und Sumad. 

Kopang, m., ſ. Kobang. 

Kobartition, E. nl. (vgl. Partition) Nebenteilung, 
Teilung desſelben Ganzen nach andern Rückſichten. 

Sopefe, f. ruſſ. (kopeika, v. Kopje, Lanze, weil dieſe 
Münze urſpr. einen mit einer Lanze bewaffneten 
Reiter im Gepräge hatte; n. a. v. türk. köpek, 
Hund, welcher das Gepräge einer tatariſchen Münze 
war) eine ruſſiſche Kupfermünze — oo Rubel = 

3, Bf. [ungefähr 7 1 halten. 

Kopeélls, m. ehemaliges italtenijches Getreidemap, 

Köper, ın. ein Dichtgewebter Stoff, bei welchen: die 
den Grund des Gewebes bildenden, wagerecht aus— 
geſpannten Fäden nicht einfach ſind, ſondern aus 
mehreren Gängen beſtehen. 

Kophöſis, f. gr. (v. köphün, ſtumpf od.taub machen, 

xõphõs, ſtumpf, taub) Harthörigkeit, Taubheit. 

Kophta, m. Oberhaupt eines geheimen Bundes (in 
Agypten? denn fr. Cophte = Copte, Kopte, ſ. 
Kopten); Daher kophtiſch, Dem eigen oder gemäß. 

Kopie, f. I. copla (eig. Menge, Vorrat; im Mittel- 
fat. Bücherabſchrift, weil dadurch der Vorrat an 
Eremplaren vermehrt wird), die Abjchrift; Nach- 
bildung, Nachzeihnung, ein Nachbild; pro copia, 


für die Abſchrift; copla vidimäta od. Bidimierte 
Kopie, eine beglaubigte Abichrift; Kopiäl- over | 


Kopter-Bud, ein Abſchreibebuch; Kopialien, pl. 
(copialia) Abichreibe- oder Schreibgebühren; Ko— 
pialienſchreiber, Fett. Hilfsſchreiber; kopieren 
(fr. copier), abſchreiben, nachzeichnen, nachbilden; 
überh. nachahmen, nachmachen; Kopiermanual, 
n. Abſchriftsbuch; K.-Maſchine, f. eine Vorrich— 
tung, um Schriften auf mechäniſchem Wege zu ver— 
vielfältigen; bej. die von Watt erfundene eng- 
liſche, welche auf durchſcheinendem Bapier Ab- 
drüdeliefert; Abform-Drehbant; Verkleinerungs-, 
Bergrögerungsmajdine; Kobiſt, m. ein Abſchrei— 


ber, Schreiber; Nahahmer; Kopierrahmen, Ein- 


ſpannrahmen. 














koranzen 


fopiös, Tat. (copiösus) reichlich, in Fülle; kopiöſer 

til, wortreiche Schreibart. | 

Koͤpos, m. gr. (von köptein, fchlagen) das Gefühl 
großer Mattigteit, das Zerfchlagenfein; Kopiopie, 
f. die Augenmattigfeit, eine Krankheit der Augen. 

Stoppa, f. it. (eig. Becher; prov. copa, fr. coupe, v. 
lat. cüpa, Faß) ein älteres italien. Getreidemaß; 
Kopp, m. (eigentl. — altes Gewicht in Lucca 
zum Wiegen des Speiſeöls — 264 Pfund (zu 3345 
Gramm). 

Koppingplatte od. Copingplate, f. Spulmaſchine 
(in der Spinnerei). 

Kopra, f., der getrocknete Kokosnußkern; Kopra— 
handel, m. der Handel mit Kokosnußkernen. 

Kopragonie, f. gr. (von köpros, Mift, Rot) Heilf. 
Kotabführung; Koprolitgen, pl. Kotiteine, ver- 
iteinerter Kot oder Abgang urweltlicher Tiere; 
Koprophaäͤgen, pl. kotfreſſende Käfer, Kotkäfer; 
Koproftfieröſis, f. Kotverhärtung. 

Kobſchat, m. niederd. (S Kaufſchatz) Rſpr. des 
deutſchen Rechts: Ware, bewegliches Gut. 

Kosten, pl. (arab. kibti, pl. kibt, Agypter, Ver— 
ſtümmelung vom l. Aegyptius, gr. Aigyptios) die 
in Agypten zerjtreut wohnenden Nachkommen Der 
alten Agypter; daher koptiſche Sprade ıc. 

Kopu, m. hinef. (pü, Zeug, Tuch) ein ine]. aus 
der Ko-Pflanze gemachtes leichtes Zeug. 

Kopüla, £. lat. da3 Band, Satzband; Spradl. das 
Ausſagewort (ift, find 2c.), mittels deſſen das Prä— 
difat dem Subjekte beigelegt wird; Verbindungs- 
zeichen; Koppel (bei der Orgel); copüla carnälis, 
Rſpr. fleiſchliche Vermiſchung; kopulieren (f. co- 
puläre), verbinden; zwei Verlobte trauen (mlat. . 
copulare matrimon:o, ehelich zujammengeben; 
vgl. das fr. couple, ein Ehepaar); Gärtnerjpr. 
einen wilden Baum mit einem edlen Reis zujam- 
menfügen u. gleihfam vermählen; Kopulation, f. 
(.copulatio) die ficchliche Trauung, Bermählung; 
Redek. — Ploce, ſ. d fopnlatin ([. copulativus), 
verbindend, verknüpfend; kopulative eu: 
tionen, Sprachl. anfügende od. anreihende Binde- 
wörter, 3.8. und, aud) 2c.; Kopulätor, m. der 
trauende Geiitliche. 

Koͤra, £. gr. (köre, Mädchen), 1. ein Mädchenname; 


| 2. Sungfrau, Mädchen; 3. Name der Berjephone, 
e 


ua 

Koͤrah, m. hebr. ein Enkel Levis, der mit jeinen 
Anhängern gegen Moſes einen Aufruhr anftiftete 
und vom Feuer verzehrt wurde, daher: Rotte 
Kohras, eine aufrühreriſche Bande, verruchtes 
Geſindel. 

Koralin, m. ein Erſatz für Fiſchbein, der aus Aloe— 
hanf oder Agavefaſern beſteht. ce 
Koraͤlle, £., pl. Rordßen, gr. (korällion, pl.korällia) 
von kleinen Meertierhen erbaute und bewohnte 
baumförmige, horn- und fteinartige Gehäuſe; auch) 
aus jener Steinmajje gedrehte Kugeln zum Putze; 
Korallen-Achat, m. ein Achat, mit forallenähn- 
lichen Linien durchzogen; K.-Riff, eine lange Ban 
von Rorallen in der Ser; Koräallin, n. ein roter 
Farbſtoff, aus Phenol gewonnen; Korallinen, pl. 
torallenartige Tiere, Koralliten, Koralliniten, 
Koralliolithen od. Koralliopétren, pl. veritei- 
nerte Korallen. 
Koraͤn od. Alkoraͤn, ın. arab. (al-korän, eig. die 
Lefung, das Buch, v. karaa, lefen) daS mohamme— 

Danifehe Sefeg- und Neligionsbud. 
foranzen, kuranzen od. furrenzen (niederd. ka- 

ranzen, Stredform zu Franzen, d. i. im Kranz, 

Kreis Herumtreiben, vgl. anranzeı, d. 1. jemand 


Kord 


anfahren, oder viel. entitanden aus To ramſen, 
— koramieren, v. coram, ſ. d.) gem. für quälen, 
plagen, hart anfahren, ausfchelten; auch: umher— 
vennen. 

—— geſtreifter Mancheſterſtoff (Baumwollen— 
ſamt). 

Koͤrdax, Chortanz in der älteren attiſchen Komödie, 
duch den beſonders die Trunkenheit dargeſtellt 
wurde; daher überhaupt: ein unſchicklicher, umfitt- 
licher Tanz. 

Korde, f. fr. (vgl. Chorde) eine Klafter, ein Faden, 
ein älteres franz. Maß für Brennholz; Kordelat, 
m. fr. (fpr. ford’ldh; fpan. cordellate; fr. auch cor- 


dillat) grobes Wollenzeug aus Spanien und Lan-⸗ 


guedoc; Kordellen, fr. (sing. cordelle) od. Kor 
dein, pl. Schnürchen zum weibliden Puß_2c.; 
Kordeline, f. fr. Rantenfäden, Salband, Sal- 
leiſte; fordelieren (fr. cordeler), zwirnen, flechten; 
tordeliert, gezwirnt; Kordelier, m. (pr. —Tjch) 
ein Franziskanermönch, eig. Strickmönch wegen 
des Stricks, mit welchem er ſich umgürtet; auch 
Mitglied einer Volksgeſellſchaft während der fran— 
zöſiſchen Revolution, die ſich im Franziskaner— 
kloſter in Paris verſammelte; Kordeliere, f. (ſpr. 
—fjähr') der Knotenſtrick; ein geinöteltes Frauen— 
halsband. 

Kordel, k (fr. cordelle, Ziehſeil, Verkl. von it.corda, 
fr. corde, Strick, Leine) Bindfaden. 

tordtäl u. als Adverb eordialiter (von cor, Gen. 
cordis, das Herz) ml. herzlich, vertraut; Kordtäle, 
n. eine Herzjtärfung, herzftärtende Arznei; Kor— 
Dialität, f. die Herzlichkeit, Biederherzigfeit; Kor— 
delia und Koͤrdula, f. weibl. Namen: Herzchen; 
das Gemütliche, Herzliche; Cordieölae, pl. Her- 
zensanbeter, eine fatholifche Sefte des 17. Jahr— 
hundert, die dem Herzen Jeſu u. der Maria eine 
bejondere Verehrung widmete; Kordifolium, n. 
nl. Bot. ein herziörmiges Blatt; ein Gewächs mit 
herzförmigen Blättern; fordifornt (cordiförmis), 
herzförmig. 

Kordie, f. (cordia, nach dem Botaniker Cordus im 
16. Jahrh. benannt) ein Pflanzengeſchlecht, wozu 
als Arten gehören: die Pflaumenkordie oder der 
Sebeſtenbaum, ſchwarze Bruſtbeerbaum in Sy— 
rien (Aloeholz); die Zypernholzkordie. 

Kordierit, m. — Beliom, |.d._ 

Kordilleva, f., pl.Kordillexas, ſpan. (ſpr. Fordilje- 
ras; v. altipan. cordilla, fr. cordelle, ein Schnür- 
chen, Verkl. v. it. corda, fr. corde, Strid) Gebirg3- 
fette; in3bef. das Hauptgebirge von Südamerika, 
gew. die Kordilleren, auch Andes od. Anden ge- 
nannt (jpan.vollftändig: cordillera de los Andes). 

Kordon, m. fr. (ſpr. kordöng; v. corde, ſ. Chorde) 
Band, Schnur, z.B. Hutſchnur; in Frankreich beſ. 
Ordensband; im Nauchtwarenhandel: eine An— 
zahl Bobel- und Marderſchwänze; Krſpr. Sperr- 
od. Gtenzfette; Örenzabjperrung; Grenzbefagung, 
d. i. eine an der Grenze eines Landes aufge 
ſtellte Truppenreihe, insbe. zur Sicherung des- 
jelben vor dem Eindringen anftedender Krank- 
heiten, verbotener Waren 2c.; Schußfette, Schuß- 
hülle; Bauk. Mauerband, jteinernes Gefims, 
Kranz, Ballmauerfims; Hprdonftein, Deckſtein, 
Mauerplatte, Gejimsftein; Kordoniſt, m. ein 
Grenzſoldat. 

Kordonnettſeide, Zwirn- od. Schnurſeide; Strick— 
oder Maſchinenſeide. 

Kördonnier, m. fr. (ſprich: —ieh) Schuhmacher, 
Schuſter. 


Avrds, pl. engl. (fpr.fähıds; — fr. corde) eigentl. | 


Kornard 467 


Schnüre; ſchwere baumwollene oder mancheſter— 
artige Zeuge verſchiedener Art. 

Koͤrduan oder Kordovan, m. (fr. cordouan, ſpan. 
cordobän) weiches Leder aus Ziegenfellen, Geiß- 
leder, nach der ſpaniſchen Stadt Kördova ge— 
nannt, wo es zuerſt von den Mauren bereitet 
wurde; dgl. Maroquin. 

Kordyline, f. Bot. eine dem Afphodelos verwandte 
Pilanzengattung. 

Ktöre, f. gr. — 1. Kora, T.d.; 2. (vom gr. köre, Pur 
pille) Bupille. 

Koredialäfis f. ar. (von köre, Pupille) Heilf. fünft- 
liche Bupillenbildung durch Ablöfung der Sris, r. 
Sridodialdfis. 

Korveifchtten, plur. arab. (kuraschi, nad feinem 
Stammovater Soreifch, arab. Kuraisch, benannt) 
ein edler arab. Stamm, aus welchem Mohammed, 
deffen Großvater Abdul Mutullab Fürſt desfelben 
war, hervorging. 

Koreopſis, f. gr. Wanzengeficht) die Wanzenblume. 

Koretu, pl. Indianer, Bewohner von Venezuela. 

Korge, f. (pr. kohrdſch), aud) Kohraſch od. Konrge, 
eine in Djtindien gebräuchlide Zuſammenfaſſung 
von Sahlen (wie unfer Dugend, Mandeln. ähnl.), 

die zwangig Stück bezeichnet. 

Koriditder, m. (l. coriändrum, gr. Koriannon, vor 
köris, Wanze, wegen des wanzenähnlichen Geruchs 
der Blätter) Wanzendill, Schtwindelfraut, Schwin- 
delförner, eine dem Anis ähnliche Pflanze, und 
deren gewürzhafter, magenftärfender Same. 

Korine od. Koriune, £. fr. (it. corina, nl. antilope 
corinna, in Senegal korin) afrikaniſche Gazelle. 

Kerinthe, f. (von Korinth in Griechenland, weil 
fie daher fommen; fr. corinthe) eine Art Kleiner 
Roſinen ohne Kerne; korinthiſch, der Stadt Ko— 
rinth eigen oder daher jtanımend; korinthiſches 
Erz, ein fojtbares Metall von unbefannter Natur 
im Altertum; korinthiſche Säulenordnung, 
die dritte Säulenordnung, welche am Knauf mit 
Akanthusblättern (Bärenklau) in Form eines 
Blumenkelchs verziert iſt. 

Korioklaben, pl. (von l. corium, Leder, und clavus, 
Nagel), Holzſtifte in Stiefelſohlen; Stiefel mit 
Nägeln bejchlagen. 

Korkorre, ſ. Slamingo. 

Korlin, n. haarähnliche Gold- und Silberfäden. 

Korliß-Stenerung, eine von dem Amerikaner Kor— 
liß erfundene Steuerung an Dampfmaſchinen, 
durch welche der ſchädliche Raum in den Dampf— 
fanälen möglichjt verkleinert wird. 

Kormteiierfteine, Feine Steine zur Glasmofaif. 

Kormerän,m.(fr.cormoran,engl.cormorant, tau— 
lologiſch zuſammengeſetzt aus dem lat. corvus, 
Nabe, und nieder-bretonijchen mörvran, Seerabe; 
prod. corp-mari) die Scharbe, der See- od. Waſſer⸗ 
vabe, ſchwarze Belitan. 

Kornädo, m. (zgez. aus ſpan. coronado, gefrünt, 
weil eine Krone darauf geprägt war) eine alte ſpa— 
niſche Münze, ungefähr — Y, Pfennig. 

Kornaf, m. (fr. cornac) ein Elefantenführer; auch 
iherzb. = Cicerone, S.d. 

Kornamüſa, £. it., jpan. u. prov. (fr. cornemuse, 
zuſammengeſetzt aus prov.corna, Horn, und musa, 

feife, als Hornpfeife, weil ſie urſpr. mit einem 
Ziegenbockskopfe oder zwei Hörnern verſehen war, 
deren eines die hineingeblaſene Luft aufnimmt, 
die aus dem andern als pfeifenartiger Ton hervor— 
fommt) eine Sacpfeife; ein Dudelſack; ehem. auch 
ein hölzernes Blaſe-Inſtrument. 

Kornard, m. frſpr. forndhr; von corne, Horn — 

80* 


468 Kornelins 


{.cornu) ein Sörnerträger, Habnrei; Kornardiſe, 


f. fr. die Hahnreischaft. 


Kornelius, Kornelia, I. männl. u. weibl. Name; | 


Kornelbaum, Kornelkirſchenbaum (it. cornelio, 
fr. cornouille, nıl.cornolium, vontl.cornus, veriv. 
mit cornu, Horn, wegen des harten hornartigen 
Holzes) Herlsfenbaum, Dierling, Judenkirſchbaum. 

Korner, m. engl. Winkel, Ede. 

Kornéti, m. (engl. cornet, fr. le cornette, von la 
cornette, f. u.) 1. ein Fähnrich bei der Reiterei, 
Standartenträger; 2. = cornetto, j. corno; Hipr= 
nette, f. fr. (Verfl. von corne, Horn, etwas in 
eine Spitze Endendes; uripr. ein langes StüdTaft, 
welches doppelt an der E pie einer Yanze befeitigt 
tar) eine Reiterfahne od. Standarte; eine Schiffg- 
Hagge; eine jpige weibliche Haube. 

Kornettift, cornetto 2e., ſ. corno. 


Korniche (fr. Corniche) ber. Straße von Genun | 


nach Nizza. 
Korniere, £. fr. (ipr. kornjär'; v. cornier, an einer 
Ecke befindlich, v. corne, Ede),die Keylrinne. 
Kornin, a. Scheidef. ein in der Wurzelrinde des 
amerifanijchen Hartriegel (cornus florida) entded- 
‘er bitterer friftallinifcher Stoff. 


Kornwallkefſel, Feuerrohrkeſſel (mit einem einzigen 
Feuerrohr) nach d. englifchen BezirkKornwall gen. 
Koran, eineGoldminzeimBortugal, etwa45* Mark; 


Kordn de prate, Silvermünge, etwa5 Mari (auch 
einfah: Korda). 

Aoroͤlla, f. l. (Verl. v. coröna, Kranz) ein Kränz- 
hen, eine Blumenfrone; Korollarium, n. eig. 
(scil. donum) ein Kränzchen als Gejchenf; dann 
jedes Geſchenk außer dem jchuldigen Lohne, eine 


Zulage; daher uneig. ein Folgefaß als Zugabe u. | 


Anhang eines — Beweiſes; korollitiſch, 
nl. Bauf. mit Blättern und Blumen umwunden, 
mit Laubwerk befrängzt. 

Koroͤwah, n. poln. der Hochzeitöfuchen, Topfkuchen. 

Koroza, f. jpan. (fpr. koroßa; port. carocha, fr. 
caroche) die Spitzmütze, Teufels- oder Ketzermütze 
für die von der Inquifition in Spanien zum Feuer: 
tode Verurteilten. 

Sorhordl, m. (verderbt aus dem fr. caporal, it. 
caporäle, ein Anführer, voncapo, Haupt, aljo eig. 
Hauptmann) ein Unteroffizier, der eine Korporal⸗ 


ſchaft, einen Kleinen Trupp von 12 bis 15 Mann | 


befehligt. 

forporäl, l.(corporalis, v.corpus) oder korporeẽll 
(fr. corporel), körperlich, leiblich; korporelle 
Strafen, Leibesſtrafen; Korboräle, n. das ge- 
weihte Meßtuch in kathol. Kirchen, ein mit Figu— 
ren geſticktes Leinentuch, worauf der Hoſtienteller 
und der Kelch geſetzt werden; Korporälfutter, 
das Futteral od. Käftchen zur Aufbewahrung des 
geweihten Meßtuches; Korppralität, f. (ſpätl. 
corporalitas)die Körperlichkeit; Rorporation, ml. 
(l. corporatio, Körperlichkeit) eine Körperjchaft, 
Zunft, Innung, Genoſſenſchaft; Korporations⸗ 
Afte, f. = Teſtakte (f. unter Teit 1.); korvpori⸗ 
fizieren, nl. oder forporifieren, barb.-L. verkör— 
pern, verdichten; Korporifikation oder Korpori— 
iation, f. Scheidef. die Verförperung, Verwand— 
fung einer flüffigen Materie in einen fejten Körper. 

Korps, n. fr. (fpr. fohr; v. [. corpus) ein Körper 


od. ein Ganzes; ein Truppenförper, Heerhaufen, | 


Heertrupp (j. Armée-Korps); 


auch die Geſamt— 
heit, Körperſchaft, Geſellſchaft, z. B 


. Zurner- 


forps,Shüßenforps,Trompeterforpzae.: | 


auf Uni erjitäten exkluſive jtudentifche Berbin- 
dung, der beſonders der Adel, die Söhne des hö— 


Korreption 


bern Beamtentums ufw. angehören, die mit den 
| andern Gruppen ftudentiicher Verbindungen, den 
Landsmannihaften, den Burſchenſchaften ufir. 

| feine Gemeinfchaft haben, ſondern ſich ftreng ab- 
jchließen, entgeg. der deutſchen Burfchenfchaft; 
Korpsier, m (fpr. fohrie), Mitglied einer ftuden- 
tijchen Verbindung, die jich „Korps“ nennt; corps 
a corps, Mann gegen Mann; Korys d'Armee, 
das Hauptheer, die Heeresmacht; C. de Batailffe 
(pr. =d’batdj’), der mittlere Teil einer Schladht- 
ordnung, das Mittel- oder Haupttreffen; corps 
de Ballet, frz. da3 Ballettkorps, Korps der künſt⸗ 

- Yerifchen A dee an einen Theater; K. de 
Garde, der Wachtpoſten, die Wachtitube und die 
darin befindliche Mannfchaft; landſch. als Schimpf⸗ 
wort für „äußerſte Gemeinheit, Wachtſtubenton“; 
K. de Genie (pr. — ſchenih), auh Ingeniéeur— 
Korps, die Abteilung der Kriegsbaufinitler, der 
Ingenieure; K. De Logis, n. (fpr. —ſchih) das 
Mittel- oder Hauptaebäude eines Balaftes 
oder Schloſſes; K. De Vince (ſpr. —plähß') der 
Hauptwall, innere Teil einer Feitung; K. De 
Reſerve (ſpr. - fer’) oder Reſerve-Korps, das 
Rückhalts- oder Unterjtügungsheer, das während 
der Schlacht aufgejpart wird; ein detaſchiertes 
Korps, fr. corps detachs, ein abgejonderter 
Heerhaufen, ausgejandte, abgesrdnete Abteilung, 
des Heeres; Korps Dinlomatique (pr. —tif), 
Tämtliche fremde Sefandte an einem Hofe; K. le— 
gislatif (pr. — leſch —) der gefeßgebende Körper; 

8 volant (pr. — wolang), ein fliegender, d. bh. 

| aus leichten oder leicht beweglichen Truppen be- 

itehenber Heerhaufen; Korpsgeiſt, Standesgeiit 
| oder »bemwußtjein, j. esprit de corps. 

Korradiation, £. nl. (vgl. Radiation unter Radius) 

| die Strahlenvereinigung in einem Bunte. 

Korraſion, f. I. die Abichleifung, Abſpülung. 

| Korreferieren, nl. (ont: teferieren) mitberichten; 

'  Sorveferent, m. ein Neben od. Mitberichterftatter, 

ver dem ordentlichen Referenten zugeordnet ift; 

Norreferenz, f. der Mitbericht Korrelation. 

Korregidoͤr, m. ſpan. (fpr. g wie ch; eig. einer 

ı der befjert od. zurechtweiſt, v. ſpan. corregir — I. 

|  corrigere, j. forrigieren; port. corregedör (jpr. g 

| wie ſch) ein Stadt- od. Polizeirichter in Portugal 

u. Spanien. 

| Korreginola-Gras, it. ein Gras, das als Erſatz 

für Veaulbeerblätter verwendet wird(Seidenzudt). 
korrekt ꝛc., ſ. unter forrigieren. 

Korrelät, n. nl. ein Begriff, der in notwendiger 
Beziehung zu einem andern jteht; pl. Korreläte, 
in GBehielberug ftehende Begriffe, Wechlelbegriffe, 
3. B. rechts und links, Recht u. Pflicht, Bormund 
und Mimdel; Korrelation, f. die wechjeljeitige 
Beziehung, Wechielbeziehung; auch der Vortrag 
oder Bericht des Korreferenten, |. d.; forrelatin, 
wechſelbezüglich; dem&egenbericht zugehörig; Kor⸗ 
relatisa, pl. = Korrelata; Korrelativität, f. 
die Wechjelbezüglichkeit. 

Korrende, f. it (von cörrere =, currere, laufen): 
i.v.w. Kurrende und Zirkular; in Oſterreich 
die außergerichtliche Darftellung der Konkurs-Ur— 
ſachen; eorr6nte, laufend, gangbar, |. v. w. fur- 

' rent, courant, j.d. 

| forrepetieren, nl. (vgl. repetieren) mitwiederholen, 

| wiederholen laſſen oder helfen; Korrepetitor, m. 
ein Wiederholungs-Auffeher, beſ. auf Hochichulen,, 

* Schaubühnen, Einüber der Opernchöre. 

| Korreption, S. forripieren. 


— — — — — — — — ern 


Korrerei 


Rorreret oder Korrerie, f. (fr. correrie) die Woh- 
nung der Laienbrüder in den Rarthaufen. 


forreibondieren, nl. (von respondöre, antworten, | 
entſprechen; it. corrispöndere) Briefe wechjeln, 


ichreiben; auch übereinstimmen,entiprechen; forre- 
jpondierende Höhen, Sternt. der gleich hohe 
Dimmelsitand eines Sternes zu verſchiedenen Zei- 
ten, 3.8. der Sonne vor und nad) Mittag; Korre— 
ſpondent, m. ein Briefichreiber, be. in einem 
Kontor; Abjender oder Empfänger eines Briefes, 
Geſchäftsfreund; Mitarbeiter, Berichterftatterfeiner 
Zeitung u. ähnl.); auch Name einiger Zeitungen; 
Korreipondentin, f. eine Briefſchreiberin, Mit— 
‚arbeiterin; Korrefpondentreeder, d. 1. Geſchäfts— 
führer der Mitreeder, d. i. der vereinigten Schiff- 
eigentümer; Korreſpondenz, f. (it. corrispon- 
denza, fr. correspondance) der Briefwechſel, auch 
Verkehr in Handels- und Wechlelfachen; Korre— 
ſpondenz⸗Journal, n. Poſtd. Amtsſchriftenbuch; 
K.⸗Karte, Poſtkarte; K.-Verkehr, Briefverkehr; 
Korreiponfäl, m. veralt. Kfſpr. = Akzeptant, 
1.d.; forreiponfip, entsprechend, übereinjtinmend. 
Körridör, mn. fr. (it. corridöre, v. correre, |. cur- 
r£re, laufen, aliv eig. Laufgang) ein Ylurgang, 
Flur, Vorſaal, Hausgang; im Theater der Ban 
um die Logenreihen; Korriere, f. it. (ſpr. Are) 
ein Voſtſchiff in Stalien; Korridre, m. = Kurier; 
Reitpoſt. 

korrigieren, |. (corrigere, von con- u. regẽre, vgl. 
vegteren) verbefjern, berichtigen, be). ettvag Ge— 
ichriebenes oder Gedrudtes von Fehlern reinigen; 
zurechtioeifen, tadeln; ftrafen ; Korrigendus, verf. 
Horrigend, m., pl. Korrigendi, Korrigenden, 
zu Befjernde, Sträflinge, Züchtlinge; Korrigende, 
pl. zu verbefjernde Fehler, Drud- oder Saßfehler 


und deren VBerbefjerungen, Drudberiätigungen; | 


Korrigentin, pl. Heilf. Geſchmack verbeifernde, 
unschädlich machende Beimifhungen; auch Säfte- 
verbejjerungsmittel; forrigibel, ni. verbeſſerlich; 
Korrigiunküla, £. in Klöſtern das Glöckchen, mo» 
mit das Zeichen zur Geißelung (Disziplin) ge- 
geben wird; forreft, I. (corr&ctus) richtig, fehler- 
frei, tadellos; beijeder Arbeit: was den allgemeinen 
Regeln derſelben genau entfpricht, regelrecht; von 
Sprachwerken: ſprachrichtig; vonWerken derKunſt: 
kunſtgerecht; von einer Druckſchriſt: druckfehlerfrei; 
die Korrektheit, ledtſch. Fehlerfreiheit, Fehler— 
loſigkeit, Genauigkeit, Richtigkeit (Sprach-, Drud-, 
Kunſtrichtigkeit), Richtigkeit der Zeichnung u.ſ.f.; 
Korrektion, f. I. (correctio) die Berichtigung, 
Berbefjerung; uneig.dviegüchtigung; Korrektiöns— 
haus, Stran, Budt- oder Befjerungshaus; Norz 
vektionsmiitel, Beſſerungsmittel; forreitionät 
oder forreftortäl, nl. Ripr. verbefjernd, berich- 
tigend; Korreltionär, m. ıul., od. Korrektioner, 
m. engl. (jpr. korreckſchener) Züchtling, Sträfling 
zur Beſſerung; forreftionell (fr. correctionel), 
beijernd, züchtigend; korrektib, berichtigend, bei- 
ſernd, zurechtweifend; Horreftid, n.einBeflerungs- 
oder Zuchtmittel; Heilt. ein Berbeilerungsmittel, 
das die Eigenschaften eines andern Mittels berich- 
tigt od. mildert 2c.; Korréektor, m. [. ein Berich- 
tiger, Berbefjerer, Drudberichiiaer 2e.; korrekto— 


rtäl, j. Eorveftional; Korrektorium, n.ni. ein | 


stlofteritrafen-Berzeihnis; Strafzimmmer, Buhge- 
mad; Tonf. das Stimmhorn; Korreftür, f. die 


Verbeſſerung, Durchſicht, Berichtigung; Aorreftur= | 


abzug, Bürſtenabzug, Berihtigungsabzug; der 
Sorrelturbogen beim Drud eines Buches, Be— 
richtigungs- oder Durchſichtsbogen. 


Korſo 469 

korripieren, [. (corripere, v. con- u.rapre, raffen) 

ergreifen, erhaſchen; eine Silbe kurz ſprechen, kür— 

zen; korripient, ergreifend; Korreption, f. die 
rgreifung; Kürzung; auch Tadel, Verweis. 

 Korrivalis, m. jpätl. (vgl. Rival) cin Mit-Neben- 
buhler; Korrivalität, f. nl. Mitbewerbung. 

Korribation, f. 1. (corrivatio, v. corriväre, Waſſer 
zuſammenleiten, von rivus, Bach) die Zuſammen— 
leitung mehrerer Gewäſſer. 

 forroborteren, l. (corroboräre, ſtärken; Korro— 
boration, f. Kräftigung; Korroborativ od. cor- 
robörans, n. ein Stärfungsmittel; pl. eorrobo= 
rantia, jtärfende Mittel, 

torvodieren,[.(corrodöre)zernagen zerbeigen,ägen; 
corrodentia, pl. beizende Mittel, Atzmiktel; fprs 
rodibel oder torrojibel, nl. zerfreßbar, äßbar; 
Korroſion, f. nl. die Kung, Auflöfung durch Ätz— 
mittel; forrofib, l. (corrosivus) ätzend, beizend, 
reſſend; Korxoſipum, verk. Korrofip, n., pl. 
—— Atz- oder Beizmittel; ſcharfe, ätzende 
Sifte. 

korrugieren, l. (corrugäre, v. ruga, Runzel) run» 
zelig machen, runzeln; Korrugation, f. nl. das 
Runzeln; Korrugätor, m. ein Runzler; auch 
VNaſerümpfer; Heilt. der Runzler, Faltenzieher, ein 
in auf der Stirn, der die Stirnhaut in Falten 
zieht. 

' forrnmpieren, I. (corrump&re) verderben; ver- 

ı führen, auch bejtechen; koörrumpiert, verderbt; 
forriipt (l. corruptus), gew. vom Denken: ver- 
fehrt, verfchroben, hirnverdreht; Korruptet, f. (I. 
corruptela) daS Berderben, die Berfäljchung, Ber- 
führung; korruptibel (corruptibilis) 1. ſtofflich: 
dem Verderben od. der Fäulnis untertvorfen, ver— 
weslich; 2. fittlich: verführbar, auch beitechlich; 
Korruptibilttät, f. die Verderbbarkeit; Verwes— 
lichkeit; Verführbarkeit und Beftechlichkeit; Kor— 
ruption, f. (I. corruptio) Berderbnis; Sitten— 
ververbnis; Verführung; Beitechung; auchdie Ver— 
fälſchung, z. B. einer Schrift, Urkunde, des Maßes, 
Gewichts 2c. 

Koͤrſa, f. it. (von cörrere, laufen; vgl. Korſo) das 
Wettrennen der Pferde ohne Reiter. 

Korſage, f. fr. (pr. —ähſch) das Leibchen (Teif der 
Frauenkleidung). 

Karjaf, m. pl. Korſaki, ruſſ. (aus tatariſchen Spra— 
chen) Heine Steppenfüchſe, mit einem koſtbaren 
Selle, im aftatijchen Rußland. 

Koriar, m. (it. corsare, corsale, fr. corsaire, ſpan. 
corsario, von Corso, das Kreuzen eines Schiffes, 
corsear, freuzen, fapern, vom |. currere, laufen, 
eursus, der Lauf) ein umberfreuzender Seeräuber 
vd. Raubfchiffer, bei. an den Küſten der Berberei; 
auch ein Raubichiff. 

Korjett, n. fr. (jtatt corpset, v. corps, Leib, [. cor- 
pus) ein Leibchen, Schnürleib, eine Schnürbruft, 
ein Mieder; Korſelet, n. (fpr. — léh; Verkl. von 
corset) eine Art ſchwach geftreifter Schnürfeibcher, 
ein leichter Harniſch. [den Mojcheen. 

Korſi, m. arab. (kursi u. zum. kirsi) die Kanzel in 

Korſo, m. it. (v. [. cursus, Lauf) der Untlaufspreis, 
Preis des Geldes oder Wechjel®, vgl. Kurz; auch 
die Rennbahn, Name der Hauptitraße in Nom u. 
andern ital. Städten, wo man Bferderennen hält 2c.; 
ferner |. d. w.: Korſo-Fahrt, eine Schaus und 
Luſtfahrt zu Wagen, näch italienijcher Sitte in 
großen Städten zu bejtimmten Stunden in der 
guten Jahreszeit gehalten; al corso, Kſſpr. nad 
dem laufenden (gegenwärtigen) Preiſe dus Geldes 
oder der Wechlel. 


470 Korta 


Korta, f. ein Olmap auf Majorfa und Minorka = 
ungef. +1; Kortän, m. oder Kortdita, f. ſpan. 


Flüfjigfeitsmah von etwas überS'/s 1; Kortarine, | 


f. ein jpan. Weinmaß — , Kortana. 

Sortege, m. fr. (ipr. körtähſch; it. corteggio) Ge— 
folge, Ehrengeleit. | 

Kortejo, m. jpan. (fpr. — ehcho; von corte, Hof; 
cortejar, einem den Hof machen) forgfältige Be- 
dienung, Aufivartung; wer aufwartet, den Hof 
macht, ein Frauenbegleiter, ein ſpaniſcher Cicis— 
beo, j. d.; daher: Kortege, n. fr. (ſpr. kortehſch'; 
it. corteggio) das Ehrengeleit, Staatsgefolge eines 
großen Herrn; Koͤrtes, pl. ſpan. (von corte, Hof- 
itaat, Gericht3hof; aus dem I. curia) die Reichs— 
itände in Spanien u. Portugal. 

Foͤrtel, £. (vom fr. corde, cordelle) landſchaftl. für 
Schnur, Bindfaden; kortelieren, miteinem Schnür— 
chen einfaſſen, beſ. genähte Blumen. 

Sporting L.,f. l. eig. Keſſel; ver Sitz der weisſagen— 
den Pythia (f. d.), der Dreifuß. 

Korting 2. od. Kortine, it. = Kurtine. 

Rorumd, m.nl.(urjpr. ein indifches Wort) ein Haupt- 
fächlich aus Tonerdebejtehender&delftein, Diamant- 
ipat in China, Koromandel ac. 

Koruskanuß, f. Elfenbeinnuß, Pflanzenelfenbein, 
Frucht der Elfenbeinpalme (Phytelephas). 

!srusziereit, I. (coruscäre) ſchimmern, funkeln; 
Korüskation, f.(l. coruscatio) das Funkeln, Blit- 
zen; Scheidef. dag Aufbligen, der Stlberblid. 

Korbee, f. fr. (ſpr. korweh; ml. corvada, corroata, 
sorrogata, d.[.corrogare, auffordernd zujfammen- 
bringen, zujammenbitten, alfo eig. Aufgebot) der 
Frondienſt; korbeien, fronen. 

Zorvétte, f. fr. (ehem. corbette, ſpan. corbeta, v. 
1. corbita, Zajtichiff, v. corbis, Korb; n. a. vom I. 
curvata[navis])ein Rennſchiff, Schnellfegler,Eleines 
Kriegsſchiff zum Ausſpähen, Kreuzer. 

Korving, f.l.die Handſchriftenſammlung des ungar. 
Königs Matthias Korvinus (in Ofen). 

Forvin-Niello,n. eine auf galvanoplaftiichem Wege 
erzeugte Einlegearbeit (erfunden von Otto v. Kor— 

- vin-Wiersbigfi 1812—1886). 

Zorhbänten, pl. gr. (Korybantes, v. sing. Kory- 
bas) Prieſter der Zybele (f. d.), deren Zeil fie mit 
färmender Mufik in rafender Begeifterung feier- 
ten; dab. korubantiſch, wild begeiſtert, aus— 
gelaſſen lärmend, außer ſich; Korybantismus, 
m. Heilk. Schlaf mit offenen Augen; auch Fieber— 
wahnjinn. 

Korhdälis, f. gr. Bot. Lerchenſporn; Korydalin, 
n. nl. Scheide. eine in den Wurzeln der corydalis 
bulbosa u. fabacea entdedte organische Salzbaje. 

Korijdon, m. gr. Hirtenname bei den Bukolikern: 
ein armer Schäfer,der überunermwiderteXiebe klagt, 
daher: beflagenswerter Menſch. 

#srymbus, ın. gr. (körymbos, I. corymbus) oder 
Sornmbe, f. gr. der Scheitel; Traubenbüjchel des 
Sfeu; die Doldentraube; Korymbiferen, pl. (1. 
corimbiferae) Doldentrauben tragende Gewächſe; 
fuoryınbös (nl. corymbösus), eine Doldentraube 
bildend, doldentraubenförmig. 

Korhphäus oder Koryphäe, m. gr. (koryphäios, 
von koryph®, Haupt, Gipfel), pl. oruphäen, eig. 
der Oberite, Anführer, be. der Vorſänger, Chor- 
führer oder Gängerführer bei den Schaufpielen 
der alten Griechen; gegenwärtig bej. der Führer 
im Ballettforp3; aud) überh. der Bornehmite, das 
Haupt, der Erſte, Borzüglichite in einer Kunſt od. 
—— ein Volksführer, Anſtifter, Rädels— 

ührer. 


Kosmos 


ı Kerhge, Katarrh der Naſenſchleimhaut, Schnupfen. 

Korzec, m. (fpr. korſchez), pl. Korzy, der frühere 

polmiſche Scheffel — 0,810 ruſſ. Tichetivert = 1281. 

Kos, Koß oder Regel-Koß, k. ehem. f. Algebra, 

Buͤchſtabenrechnung, nad) dem it. arte oder regola 

| della cosa (v. cosa, Hauptſache, d. i. Wurzel oder 

unbekannte Zahl einer Gleichung); daher Koſſiſt, 

m. jt. Algebraiſt; Koſſiſche Zahlen, d. i. Rotenzen 
und Wurzeln. 

Koſat oder Kafat, m., pl. Koſalen, Kaſaken (uff. 

. kasäck, ein mit einer Lanze bewaffneter Soldat, 
auch ein Taglöhner; vgl. poln. kozak, ein Koſak 
und ein Ziegenhirt; oſttürk. kazäk, leichtbewaffneter 
Soldat) die freien, d. h. unbefteuerten, aber dafür 
immer friegsfertigen Völkerſtämme in den ſüdl. 
u. öſtl. Öegenden Rußlands, Polens ıc.; Koſaka. 
koſaäkiſch, |. Kaſatſchök 2. 

töjcher, jiid. (chald. köschar, köscher, recht, gejeg- 
mäßig, dv. hebr. käscher, gerade, recht, ſchicklich 
jein) nad) veligiöfen Geſetzen zuläffig, vorichrifts- 
mäßig,vein, geniegbar, gut; koſchern od. afıgern, 
reinigen 2c. 

Kofeidtte, f. nl. (entjt. aus der Abfürzung co. se- 
cans fiir complementi secans, der Ergänzung Se— 
kante) Größenl. die Sekante(ſ.d.) des Ergänzungs- 
winkels, der mit dein Hauptwinkel einen vechter 
madt; Koſinus, m. (enift. aus co. sinus f. com- 
plementi sinus, der Ergänzung Sinus)der Sinus 
(}. 8.) des Ergänzungswinkels e 

| Kosjuban, Kosjukin od. Kosjukni, ın. früher eine 
goldene Rechnungsmünze in Japan. 

Kosfinomantie, £. gr. (vd. köskinon, Sieb) die Sieb» 
wahrjagerei. 

Kosmardie, f. j. unter Kosmos. R 

Kosmeſis, f. gr. (v. kosmein, ordnen, jhmüden) 
das Schmücden, Berzieren, Verſchönern; Kosmetik, 
f. Verſchönerungskunſt, Putzkunſt, Schminkkunſt; 
Kosmetika, pl.Schönheitsmittel, bei. für die Haut, 
um fie weiß und weich zu machen; kosmẽtiſch, 
verjchönernd, ſchmückend, reinigend. 

Kosmos, m. gr. Ordnung, Schmuck; die Welt, das 
Weltall (Titel des leßten großen Werkes von A. 
v. Humboldt, in welchem ex feine Betrachtung des 
Weltalls zufammenfaßt); Kosmarchie, f. Welt⸗ 
herrichaft, welche z. B. das Papſttum übte; kos⸗ 
miſch (kosmikös), weltlich, die Welt, d.i. das Welt⸗ 
ganze od. das Weltgebäude betreffend, kosmiſcher 
Aufgang eines Sternes, der Aufgang desſelben 
mit der Sonne zugleich; kosmiſcher Untergang, 
der Untergang eines Sternes beim Aufgang der 
Sonne; fosmijche Berhältniffe, die Zuſtände 
und gegenfeitigen Bedingungen im gefamten Welt- 
all, verih. von tellurifchen, j. d.; Kosmo⸗ 
gloͤbus, m. eine von C. Garthe erfundene Welt— 
maſchine, un alle Erfeheinungen des Weltgebäudes 
u veranjchaufihen; Kosmogonie, f. Die Welt- 
Sntftehungsfehre, die Lehre von der Erſchaffung 
oder Entftehung der Welt; Tosmoganifeh, dieſe 
Lehre betreffend; Kosmographie, f. die Welt- 
beichreibung; Kosmograph, n. ein Weltbeichrei- 
ber; fosmogrdphiich, weltbeſchreibend; Kos⸗— 
mofratie, f. die Weltherrihaft, =Kosmardie; 
Kosmologie od. Koͤsmik, f. Die Weltlehre, Welt- 
wiſſenſchaft, Lehre von der Welt; tuemoldatil, 
zur Weltlehre gehörig, das Weltall betreffend; z. B. 
fosmologiicheBetradtungen, Betrachtungen 
iiber das Weltall; der fosmologijche Beweis 
des Dafeins Gottes, der Beweis, welcher ſich 
auf den Bau der Welt gründet, oder da man 

| aus dem Bau der Welt auf ein höchſtes Weſen 

















—————— — — — — — — 


Kosmus 


ihließt; Kosmonsmie, f. die Weltgejeglehre, 
Wiſſenſchaft von den Gejegen des Weltbaus; 
Kosmophilen, pl. Weltfreunde, Name eines Ver- 
eins zu internationalen Bildungszwecken; KLosmo— 
— f. Erforſchung der Naturgeſetze des Welt— 
alls; Kosmopolit, m. ein Weltbürger; Kosmo— 
Bm, m. der Weltbürgerfinn; kosmopo— 
itiſch, weltbürgerlid; kosmopolitiſieren, den 
Weltbürger machen; weltbürgern; Kosmorüma, 
n. Weltichau, Weltbild, eine Reihe von Anfichten 
oder ntalerifchen Mini on verſchiedener Teile 
der Welt; Kosmoſtopfe, f. Weltbeichauung, Welt- 
betrachtung; Kosmoſophie, f. Erforſchung des 
Weltganzen durch innere Anſchauung; Kosmo— 
ſphäre, f. die Weltkugel; Kosmotheisnns, m. 
Weltvergötterung, die Lehre, welche Gott und Die 
Welt für eins erklärt; Kosmotheologie, f. die 
Welt-Gotteslehre oder der Schluß von den Dafein 
der Welt auf das Dajein eines Weltſchöpfers; kos— 
motheolägiich, dieje Lehre betreffend od. Dazu ge- 
hörig; Kosmotheöros, m. ein Weltbetraditer. 

Kosmus, m.männl.Name (v. gr. kKösmos, Schmud): 
der Geſchmückte. 

Koß, Coßz, Eos vd. Hardary, m. eine oftind. Meile, 
in der Prov. Bengalen 1 bis 2 engl. Meilen groß. 

Kofias, m. einfacher indischer Mufjelin. F 

Kofjät od. Kofiäth, m., pl. Koſſäthen (mi. casätı), 
niederd. (urjpr. Kotsate) für Kotjaffen, Kötener, 
Kleinbanern, eine geringe Klafje von Bauern, die 
in einem ot od. einer Kote, d. i. einem Kleinen 
Haufe mit wenig Ader, wohnen (daher der in vielen 
Orten vorkommende Familienname Kußäther). 

Kofftit, ſ. Kos. 

Koſſo, ſ. Kouſſo. 

Koffijnka, f. ruſſ. (ſpr. kaſſhynka: von kosoi, ſchräg, 
ſchief) ein ſchräggeſchnittenes, alſo dreieckiges Kopf— 
tuch, Volkstracht der ruſſiſchen Frauen. 

Roaftie, f. das Kind eines Weißen u. einer Fuſtie. 
Roftonlichter, rote, weiße, grüne, iiberh. farbige 
Lichter, die auf Kriegsichiffen Signale abgeben. 
Koſtüm, n. fr. (it. costume, m., Gewohnheit, Sitte, 
aus consuetümen, einer jpäteren Nebenform des 
l. consuetudo, entitanden) Zeit» u. Landesbrauch, 
die Tracht (Kleidertracht); en costume (fpr. ang 
koſtühm'), in Trachten, d. i. in außergemwöhnlicher 
und bejonderer Amts», Tejt-, Ballkleidung ꝛc.; 
foftümieren (fr. costumer), in der Tracht einer 
beitimmten Zeit oder eines Volkes Heiden; koſtü— 
miert, einer Zeit gemäß gekleidet; Koſtümier, m. 
(jpr. —mjeh) beim Theater der Anordner und Be- 
jorger der für die Zeit der aufzuführenden Stücke 
pajjenden Anzüge; Koſtümkunde, Trachtenfunde. 

KRoftus, ſ. Koſtwurzel. 

Koftwurzel od. Koſtwurz, f (L.costus, radix costi, 
gr. Köstos, arab. kost, kust, fan3fr.kuschtha)eine 
gemürghafte, heilfame Wurzel aus Oftindien und 
| — 

Kot, ſ. Koda 2. 

Kotangente, f. nl. (entſt. aus der Abkürzung co. 
tangens für complementi tangens,der Ergänzung 
Zangente) Größenl. die Tangente (f. d.) des mit 
dem Hauptwinfel einen rechten bildenden Ergän— 
zungswinkels. 

Aotau, m. hin. der untertänigſte Gruß der Chine— 
jen, der darin befteht, daß man fich vor dem Herr- 
ſcher auf die Erde wirft und mit der Stirn den 
Boden berührt; das Bauchrutfchen. 

Rate, f. fr. (pr. köt) Nummer (zur Bezeichnung von 
Alten); Maßzahl, Maß, Höhenmaß, Höhe. 

Roteldtte, f. * WVerkl. v. cöte, I. costa, Rippe) 


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fotohieren (jpr. fotoaji—; 


Kotyle 471 


Rippenſtückchen von einem Kalbe ꝛc. auf dem Roſt 
gebraten. 


Koterie, f. fr. (fpr. foterih; dv. cote, prov. cota, ir. 


quota, der Beitrag eines jeden zu einer gemein— 
ichaftlichen Ausgabe, v. l. quota, sc. pars, der wie- 
vielite Teil) ein gejelfchaftlicher Verein zum Ver- 

nügen, eine gejchlofjene Geſellſchaft; auch kleinere 
* für politiſche od. Literarische Zwecke, Spieß— 
gejellichaft. 


Kothürn, m. gr. (köthornos, !.cothürnus) ein hoher 


Bühnenſchuh, Stelzenſchuh od. Stelgenitiefel, eine 
Art hoher, in den gried). u. röm. Trauerjpielen zur 
Erhöhung der Leibesgeftalt gebräuchlicher Schuhe 
oder vielmehr Halbitiefel mit Handhohen Sohlen; 
uneig. die Sprache od. Ausdrudsmeije des Trauer- 
ſpiels; eine hochtrabende, ſchwülſtige Schreibart; 
auch — Tragödie. 


fotteren, fr. (coter; v. fr. cote, Ziffer, Buchſtabe, 


vgl. quotieren unter Duota) bezeichnen, mit 
Buchſtaben und Ziffern verfehen, bej. von dem 
amtlichen Beziffern der Blattjeiten eines Hand- 
lungsbuches; mit Maßzahlen, Höhenzahlen ver- 
jehen; fotifieren (fr. cotiser; vgl. quotifieren) 
einen Anſchlag maden, abſchätzen, was jeder Teil- 
nehmer zahlen joll; feinen Anteil beitragen, zu— 
ſammenſchießen; Kotiſation, f. der Anſchlag, die 
Schätzung, Anteilsbejtimmung, = Duotifation. 


Ketillon, m. fr. (pr. Eötijong; vom altfr. cote, 


prov. cot, it. cotta, ml. cotta, Kutte, langes Kleid) 
eig. ein Unterrod; ein franzöficher Gejellichafts- 
tanz, Gabentanz. 


Kotinga, f. nl. u. jpan. der Seidenſchwanz, eine 


Öattung Vögel; insbef. der Schmudvogel; Hals 
band-Kotinga, eine durch Farbenſchmuck ausge- 
zeichnete Art derjelben in Brafilien. 


Koton, m. fr. (pr. Eotöng; Span. al-godon, von 


dem arab. kotn, unverändert in der Aussprache 
engl. cotton) Baumtolle (die aus den Samen- 
fapjeln einer urjprüngl. arabifchen, in Oftindien 
faſt baumartigen Staude hervorbricht); Baum— 
wollenzeug, Rattun (ſ. d.); Kotonndde, f. Rattun- 
feinwand; Kotonnerte, f. Baummollenweberei; 
fotonnieren, mit Baummolle ausjtopfen; koto— 
niſieren, Baftfafer oder Zellulofe nad) Art der 
Baummolle in derBaummollenweberei bearbeiten; 
foteniitert, baumwollartig, baummollartige Baft- 
fafer; kotoniſierte —— Flachswolle. 

r. cötoyer, von cöte, 
Küſte; vgl. Löte) längs der Küfte hinfahren, fegeln 
od. marjchieren; einem zur Geite gehen, ihn be- 
gleiten; die Flanke deden. 


Kottäboes, m. gr ein altgriech. Geſellſchaftsſpiel, 


wobei man die Neige ungemijchten Weines aus dem 
Becher in ein metallene3 Gefäh fallen ließ; Kotta— 
bismus, m. Heilf. das Tropfbad. 


Kottage, n. engl. (jpr. föttädfch’; von cot, Hiltte = 


deutjich die Kot oder Kote, niederd. kot, kote, 
Hütte,ml.cota; cotagium,altfr.cotage)eine Hütte, 
ein Zandhäuschen; Bauerndaus, Einfamilienhaus; 
Kottageſhyſtem, n. AnlagevonEinfamilienhäufern. 


Koͤttimo, m. it. (eig. bedüngene Arbeit) die Steuer, 


welche die europäischen nach der Xevante ſegelnden 
Schiffe an ihre Konfuln erlegen müffen. 


Kotton-Vogel, m. die Bendulin- od. Beutelmeife, 


der —— wegen des künſtlichen, beutelförmigen 
Neſtes befannt. 


ſtoͤtwal, m. hindoſt. (von perſ. kötwäl) der oberſte 


Polizeibeamte in einer oſtindiſchen Stadt. 


Kutyle, f. gr. (kotyle, eine Höhlung) Becher; der 


192. Teil des Medimnus (f. d.); Kothledoͤnen, 


Kouſſo 


pl. ar. (sing. kotylödön, f. überh. Höhlung) Mut— 


terdrüſen, Samenlappen auf beiden Seiten des 


Keims der Pflanzen; Notyledonär-Pflanzen, 
Samenlappen-Pflanzen, die aus einem Samen 
erwachſen, deſſen Keim mit Samenlappen ver— 
ſehen iſt. 

Kouffo, m.auch Kwoſo (unr. Koſſo) die Blüte eines 
in Abyſſinien einheimiſchen baumartigen Strau— 
ches, ein ſicheres Mittel gegen den Bandwurm und 
andere Eingeweidewürmer, Banksia abyssinica 
oder Brayera anthelmintica, leßteres nad) Dr. 
Brayer jo genannt, welcher die Pflanze zuerſt 
nah Europa brachte. 

Kove, f. engl. (fpr. kohw) Kleine Bucht, Ankerplag 
für Keine Schiffe, Schlupfhafen. 

Kotobot od. Cowboh, m. engl. (pr. fauboi, v. engl. 
cow, Kuh, und boy, Sunge, Burſche) Kuhjunge; 
beriitener Rinderhirt in Amerika. 

Kopie, m. (fr. cobit; vgl. Kobid) ein indiſches Län— 
genmaß, j. Yatl. 

Korägra, n. lat.-gr. (vom I. coxa, Düfte, und gr. 
agreın, fallen, nach der Analogie von chiragra, 
podagra) Heifk. Hüftgicht; Kogalgte, f. Hüftweh, 


Lendenſchmerz oder Lahmheit; Kpzttis, f. Ent- 


zündung des Hüftgeleufs. 

Kohang od. Kohan, m. auf den Sunda-Inſeln und 
den Molukken ein Reis- u. Salzgewicht von 1250 
bis 1845 kg; auch ein Öetreidemaß, 3.8. auf Su— 
matra, von 15 bis 33 hl; vgl. Kiang. 

Kraal, n. (holländ. kraal, Dorf, Gehege, Tiergarten, 
wahrſcheinl. aus der Sprache der Hottentotten) ein 
Dorf der Hottentotten. 

Kradfeld = Craquele, ſ. 2. 

Straf, m. ein dreimaftiges Fahrzeug der Dänen u. 
Schweden auf der Ditjce, = Karate, Karaka. 
Krake od. Kraken, m. (wahrſcheinl. von altſchwed. 
krake, altdän. krage, eine Stange od. ein Baum— 
ſtamm mit hervorſtehenden Baden der nicht dicht 
am Stamm abgehauenen Zweige; vgl. isländ. 
kraki, Hafen, Bootshaken) ein fabelhaftes Seeun- 
geheuer, das in der Tiefe des Meeres Haufen jol. 

Kraköwiak, m. ein polnischer Tanz im ?/,-Taft, von 
der Stadt Krafau (Krakow) benannt, zu welchem 
kurze zweizeilige Lieder, Krafomwiafen, gefungen 
werden; vol. Cracovienne. 

Ktraküſen, pl. leichte polnifche Reiterei (zuerjt 1812 
in Krakau errichtet, und nach dem Heiligen Krakus 
benannt). 

Krambambüli, nm. (Stredform zu krambel, das zu 
krammet, althochd. kranawitu, d. i. Kranichholz, 
Wacholder, gehört, alſo eigentl. Wacholderfchnupg, 
vergl. böhm.krambampule, f.zugerichteter Srannt- 
wein) eine Art Branntwein, Wacholderichnapg, 
Danziger Kirihhranntwein; auch überhaupt fiir 

 Branntwein. Ä 

Krampus, m. nlat. (ml. crampa, fr. crampe, vom 
deutſchen Krampf, althochd. chrampfo) der klamm, 
Wadenkrampf. 

Kran, m. auch Keran, Gharän (eig. Sahib Kran, 

i. Herr der Zeitalter, ein Titel des Schah), eine 
perlische Silbermünze = Y,, Toman (j. d,), jet 
0,83 M, früher bis 1,57 .% an Wert. 

Kranion, n. gr. od. Kranium, nl. der Hirnſchädel; 
Sraniognömif, f. die Schädellunde, -forſchung 
umd Deutung, die Beſtimmung der Geiltesfähig- 
feiten und Neigungen eines Menſchen aus der Bil- 
dung des Hirnſchädels; Kraniolithen, pl. ver- 





fteinerte Totenfopfsmuscheln; Kraniolög, m. ein | 


Hirn- oder Scädellchrer; Araniologie, f. die 
Schädellehre von Dr. J. Gall; die Schädelfunde; 


Krebrität 


kranioloͤgiſch, zur Schädellehre gehörig, ſchädel— 
kundlich; Krantomantie, f. das — aus 
dem Schädel; Krantomant, m. ein Schädelwahr— 
ſager; Kranionetrie, die Schädelmeßkunde; Kra— 
niopathie, f. ein Schädelleiden, eine Schädelfrant- 
heit; Araniojföp, m. ein Schädelbefchauer; Kra— 
nioſtonie, f.dieSchädelbetrachtung; Kraniotöm, 
m. ein Schädelmefjer, Schädelbohrer, eine Art 
Trepan (j.d.); Kraniotomie, f. die Schädelzer- 
legung od.»zergliederung; Jermalmung des Schä- 
dels bei der Geburt. 

Krannoges, pl. fünftlihe keltiſche Inſeln in den 
Seen Schottlands und Srlands. 

Kraiis, f. gr. (v.kerannynai, mifchen) die Mifchung, 
Vermiſchung; Heilf. gehörige Miſchung der Säfte; 
Sprachl. Verſchmelzung der Bofale zweier Silben 
zu einem Miſchlaut, bei. wenn fie zwei verſchiede— 
nen Wörtern angehören; Krafiologte, f. die Lehre 
von der Miſchung der Säfte tierifcher Körper; 
Kräter, m. gr. das Mifchgefäh, in welchem mar 
nach altgriech. Sitte den Wein mit Waffer miſchte; 
der Schlund feuerfpeiender Berge. 

tra, fat. (crassus) did, ſtark, grob; — 
roh, z. B. kraſſe Begriffe; crassa Minerva, 
nad) Horaz: von derber (Bolfs-) Weisheit, von 
HausbadenemBerjtande; Kraſſität, k. (pätl. cras- 
sitas) Verdickung, Dichtheit; Plumpheit, Roheit; 
Kraſſäne, f. (bergamotte crassane) fr. eine Art 
gewürzhafter Birnen, an Geftalt und Farbe der 
Bergamotte ähnlich; Kraſſüla, f. nl. Fettpflanze, 
Planzengattung mit fleiſchigen Blättern. 

Krati-Scherif,n. perf. (edle Schrift) die eigenhän- 
dige Unterjchrift des türkiſchen Kaifers; vergl. 
Khattiſcherif ꝛc. 

Krawäll, m. landſch. (mi. charavallium, vgl. Cha— 
rivari) Auflauf, unruhige, gew. mit geſetzwidrigen 
Berlegungen von Gegenjtänden oder Perſonen be- 

leitete Volksbewegung, Lärm; Krawäller, m. 

ufrührer, Zeiter eines Auflaufs od. einer Volks— 
bewegung; überh. ein Menſch, der iiber jede Klei— 
nigfeit Lärm zu jchlagen pflegt, Streitfopf, Lärm— 
macher. * 

Krawatte, f. fr. (cravate,von den Kroaten, früher 
Cravates genannt, von denen diefe Halsbekleidung 
1636 bei ven Kriegen der Franzoſen gegen Deutjch- 
land nah Frankreich kam; daher altital. croatta 
itatt des jeBigen cravatta) das Halstuch, die Hals- 
binde, Schleife, Schlipe. x 

Kreatin, n. gr. (v. kr&as, n., Gen. kréatos, Fleiſch) 
Steifchjtoff, ein Friftallifierender, ftichtoffhaltiger 
Grundbeſtandteil des Fleiſches der Wirbeltiere; 
Kreatinin,n. ein Zerſetzungsprodukt des Kreatin, 
welches ji im Harn der Wirbeltiere vorfindet; 
Srentophagie, = Kreophagie, ].d. j 

Kreation, f. lat. (creatio, von creäre, erihaffen, 
wählen) die Erſchaffung, Shöpfung; jeltener: Er- 
wählung, Ernennung; Kregtianismus, m. nl. 
die Schon von Ariſtoteles aufgejtellte und von den 
Kirhenvätern verteidigte Meinung, dab Bott die 
menfchlichen Seelen unmittelbar bei der Zeugung 
ſchaffe und mit den Leibern verbinde; Kreatiäner, 
Anhänger diefer Lehre; kreatib, nl. ſchöpferiſch; 
Kreätsr, m. |. der Schöpfer, Erzeuger; Kreatür, 
f. ((. creatüra) ein Geſchöpf; verächtlich ein ab- 
hängiger Günſtling, ein Menſch ohne Selbftwert, 
der ıım eine äußere Stellung Gewifjen und Willen 
einem Mächtigen zur Verfügung ftellt; auch ein 
ichlechtes Weibsbild; Kreatürlichkeit, f. L.-dtich. 
der Zuftand oder das Verhältnis eines erfchaffenen 

Krebrität, f. 1. (crebritas) Häufigkeit. [Weſens. 


wur 


Kredo,n.L. (von l. credo, ich glaube) das Glaubens» 


Kredemnon 


Kredemnon, n. gr. (von kräs, Kopf, Haupt, Gipfel, 


und deo, ich binde) Kopftuch, Kopfbund, Schleier. | 





beienntnis, der Glaube; Tonf. der dritte Teil einer | 
Meffe; eredöre, L. u. it. glauben; —5 eredat | 
Judaeus Apella bei Horaz, das glaube der Jude 
Apella, d. i. ein anderer, der leichtgläubig od. aber- | 
gläubiſch genug ijt;del eredere, aquch Deleredere, 
n. it. Kfſpr. auf Treu u. Glauben, die gegen Vers | 
alitung geleiftete Bürgſchaft für einen Dritten bei | 
Warenverfäufen, Wechjelgejhäften 2c.; aud die 
Verbürgungsſumme; del er&dere ftehen, für | 
etwas gutjagen, Bürgichaft leiiten; Kredende, pl. | 
l. da3 zu Elnnbenoe, die Glaubensartifel; ere- | 
dentiäles (littörae),f.litterae cred—; kredenzen 
(it. eredenzäre von credenza, nt. credentia, der 

Glaube) eig. beglaubigen, d.h. vorfojten, vor= | 
verjuchen, nach der ehemal. Sitte an Höfen, tvo | 
der Truchfeß Speifen und Getränfe zum Beweis | 
ihrer Unjchädlichkeit vorher Eoftete, ehe er fie jei- | 
nem Herrn darreichte; darreichen; daher Hredenz | 
zer, m. ein Mundjchent; Kredenzteller oder 
Bräfentierteller, ein Darreicheteller; Kre— 
denztiſch, ein Schenktifch, Anvichtetifch, ſüddeutſch: 
die Kredenz; Kredenzichreiben, |. Kreditivd, 
— fredibel, I. (credibilis, e) glaublich, glaub- 
wirdig; Aredibilität, f. ıl. die Glaubwürdig— 
keit; — Kredit, m. (fr. credit, it. credito, v. I. 
creditum, das Darlehn, v. cred£re, leihen) bei 
Kaufl. Treue und Glauben, Handelsvertrauen, 
der gute Ruf, worin jemand jteht, daß er ein rich— 
tiger Zahler fei, oberd. ehem. der Trauen; vie 
Zahlungsfrift, ver Borg, 3.B. auf Kredit etwas 
nehmen; jährigen Kredit oder jährliche Zah- 
lungsfriit haben; das Kredit (eig. die 3. Perjon 
von credere: eredit, er vertraut ar, leiht), das 
Haben, in Handlungsbüchern dem Debet od. Sol 
gegenüber; Kreditanftalt, eine gew. von Gejell- 
Ihaften gegründete Anjtalt zum Ausleihen von 
Geld gegen genügende Sicherheit und angemejjene 
Vergütung, das entweder die Gejellichaft durch 
Beiträge aufbringt, oder jelbjt gegen Sicherheit 
entnimmt, bei. zur Debung des Handels und der 
Snöuftrie; 3. B. er6dit agricole, m. fr. (ſprich: 
fredihtagrifohl) Aderbaufredit, eine Kreditanftalt 
zur Hebung de3 Aderbaues; er. foncier, m. fr. 
(ipr. kredih fongßjeh), Bodenfredit, eine Kredit- 
anftalt, weldye ihren Kredit auf Grumdvermögen 
gründet; er. mobilier, m. fr. (fpr. — mobiljeh), 
eine Kreditanstalt, welche ihren Kredit auf beiveg- 
liches Vermögen, Waren, Wertpapiere 2c. gründet; 
Kreditbillett, n. Schuldichein für. empfangene 
Waren; Kr.-Brief, Beglaubigungs- oder Bürg— 
ichaftsbrief = Akkreditiv, ſ. d.; Kr.⸗Kaffe, eine 
ſolche, bei der man gegen Waren Vorſchüſſe er— 
heben kann; Kr.-Maſſe = Konkursmaſſe; 
Kreditrubel, m. ruſſ. das in Rußland vormals 
mit Zwangskurs eingeführte Papiergeld od. Kre— 
ditbillett, im Gegenſatz zur Geldmünze, dem „Sil— 
berrubel“ (. unter Rubel); — —— der Be⸗ 
trieb des An- und Ausleihens als Staatseinrich— 
tung (durch die Finanz- und Handelsbehörden); 
Ar.-Verein, Verein zur Beſchaffung von Dar- 
Ichen für jeine Mitglieder, gew. durd) eine Are- | 
ditanfstalt, f.d.; KAr.⸗Votum, n. die der Regie- 
rung von den Ständen für gewiſſe Fälle bewillig- | 
tern Öeldmittel; Kreditſeite, die Seite des Gut- | 
habens in Handlungsbüchern; freditieren (fr. | 
erediter), auf Glauben geben, außleihen; jemand | 
Vertrauen jchenten; Kreditib, n. nlat. jchriftliche | 


— — — — — — — — — — — — —— — — — 


— 


Krepp 413 


Vollmacht eines Gejandten, = Akkreditiv, .d. 
aud Kredenzſchreiben; Kreditor, ın. lat. (pl. 
creditöres) ein Gläubiger, der Geld ausgeliehen 
und zu fordern bat, entg. Debitor; ereditrix, 
f, die Öläubigerin; Kreditum (creditum), n., das 
geliehene Geld; Kredulität, f. (1. credulitas) die 
Leichtoläubigkeit; Kredulitätseid, die eidliche 
Berficherung, dag man etwas für wahr halte, was 
man durch eigene Wahrnehmung nicht weiß. 
kretren, lat. (creäre) fchaffen; wählen, ernennen; 
freirt, erwählt, ernannt; Kreierung, f. Ernen— 
nung; Schaffung von Staatspapieren. 

Kremafter,m. gr. (eig. der Aufhängende, von kre- 
mannynai, aufhängen) Muskel, Sehne, Band, 

_ woran etwas hängt; bei. der Hodenmuskel. 

Kremation, £. |. (crematio,v. cremäre, verbrennen) 
Veichenverbrennung, Yeuerbejtattung; Arema- 
torium, n. Leichenverbrennungs-DOfen oder -At- 
jtalt; fremteren, feiterbeitatten. 

Krembälon, n., pl. Krembäla, gr. (v. der Wz. im 
tat. crep-äre, flappern, crepülus, flappernd) eine 
Klapper, Tanzllapper od. -ſchelle; Maultrommel. 

rem vd. Kremlin, m. ruf). (v. kremönj, Kieſel— 
ſtein) überh. innere Feftung, Zitadelle; bei. die 
Zitadelle in Moskau, worin fich das Faiferliche 
Schloß, das Arſenal, die Schagfammer, mehrere 
Kirchen und Klöſter 2c. befinden. 

Kren, m. flav. (tuff. chrän, Botan. Cochiearia 
armoracia, Meerrettih) in Süddeutſchland Be— 
nennung für Meerrettich, z.B. Krenwürſtchen, d. i. 
Würſtchen mit Meerrettid). 

Krenologie, f. gr. (v. kreng, Duelle) die Duellen- 

vd. Brunnenkunde, Lehre von den Heilquellen. 

Kreͤle, m., pl. Kreslen, fr. (v. fpan. criollo, d. i. 
eig. erzeugt, aufgewachſen; insbe]. von eingeführten 
Eltern im Lande erzeugt, einheimifch) die in Ame— 
vifa don europäifchen Eltern geborenen Menichen. 

Sreophagie, f. gr. (von kreas, Fleifch, u. phageln, 
een) das Fleiſcheſſen, Shimpfende Benennung der 
futherifchen Abendmahlstehre durc) deren Gegner; 
Kreoſöt, n. (jöt dv. sözein, retten, erhalten) fleijch- 
erhaltender Stoff, ein von Dr. Reihenbacd 1832 
entdecter eigentiimlicher fäulniswidriger Beſtand— 
teil des Rauchs, Holzeffigs ꝛc., welcher zur Erhal- 
tung des Fleiſches (daher der Name), des Holzes, 
als Heilmittel, bei. gegen den Zahnſchmerz zc. dient. 

Krepida, f. I. (gr. krepis, idos) die Fußbekleidung 
der alten Griechen, ein Halbſchuh; ne sutor ultra 
(vd. supra) erepidam! Sprichw. Schufter, bleib 
bei deinem Leiſten; eig. geh nicht über den Pan— 
toffel hinaus, d. i. urteile nicht über Dinge, die dur 
nicht verſtehſt; Krepidolith, m. L.-gr. Bontoffel- 
mujchel, eine Berfteinerung. 

frepierent, f. (erepäre, krachen) platzen, zeripringent, 
von eijernen Hohlfugeln,; uneig. gem. be. vor 
Tieren fit. crepare, fr. erever): fterben, verreden; 
aud ärgern, verdrießen; frepttieren(l.crepitäre), 
fnattern, Inirren, von gebrochenen Knochen; Kre— 
vitation, f. das Kniſtern, Praſſeln, 3. B. eines 
Flammenfeuers; Heilk. das Knirſchen gebrochener 
Knochen; auch das Knacken der Gelente; erepita- 
tio vesiculäris, das Knilterrafjeln, das beim 
Atemholen in der Zunge hörbar wird; erepitus 
ventris, m. [. eine hörbar abgehende Blähung. 

Krepp, fr. ın. (crepe), auch Crepon, m. (ipr. kre— 
pong, dv. lat. crispus, fraus, crispare, fr. creper, 
krauſen) fraufer Flor, Trauerflor; auch eine Art 
krauſer Friſur; eröpe de Chine (jpr. — ihn), 
ine. Flor; Eripe dangeant (pr. Ihangihang), 
ſchillernder Krepp; Krepi, m. fr. der Kalkwurf, 


474 Krepundia 


die krauſe Tünche, womit man eine Wand bewirft; 
Krepine, f. eine Art oben breiter und durchbrochen 
gewirkter Franſen mit lang herabhängenden Fä— 
den; Krepon, m. jr. Krausflor, eine Art Krepp. 

Krepundia, pl. |. (von crepäre, Happern, fnarren) 
Kinderklapper. 

trepustulãr, nl. (v. erepuscũlum, n. die Dämme- 
rung, bei. Abenddämmerung) die Dämmerung be— 
treffend; Krepuskularia, pl. Dämmerungsfalter, 
Wbendfchmetterlinge. 

Sretenfer, Kreter, Bewohner Kretas. 


reiht u. Plethi, hebr. (krethi, eig. Scharfrihter, |- 


v. käräth, ſchneiden, abhauen; plethi, fünigl. Eil- 
bote, Läufer, von päläth, fliehen; nach andern: Kre— 
ter und Vhiltjter) eig. die Leibwache Davids; uneig. 
allerlei Volk od. Gefindel, die große Menge (2. Sam. 

Sretifus, |. Amphimacer. [15, 18). 

Rretin,m., pl. Kretins, fr. (ſpr. fretäng) od. pl. Kre⸗ 
tinen (aus frz. cretin, it. cretino, vom lat. chri- 
stiänus, Chrift, armer Chrijtenmenjch, der nur die 
Taufe mit andern Menjchen gemein hat; Campe 
verdeutichte das Wort mit Freidling), Heine blöd— 
iinnige Menfchen mit dickem Kopf, Ge⸗ 
ſichtszügen, ſchlaffen Muskeln und Kropf, wie ſie 
in einigen Bergtälern von Salzburg, Unterwallis, 
Savoyen ꝛc. vorkommen, Blödſinniger; Kretinis— 
mus, ın. die Verkümmerung der körperlichen Ent— 
wickelungu. der damit verbundene Blödfinn ſolcher 
Menſchen. 

Kretio, f. I. (v. cernére, ſich entſchließen, beſ. zum 
Antreten einer Erbſchaft) die gerichtliche Willens— 
erklärung über den Erbſchaftsantritt. 

Zrevellen, pl. Kfſpr. die kleinen Elefantenzähne von 
Guinea. 

Sri, n. jüd. (eig. das Gelejene od. zu Xejende, v. hebr. 
kärä, lefen) eine Randlesart in der hebr. Bibel. 
Sriblenr, ın. fr. (pr. Kriblör) der Sichter (an Ma- 

ſchinen), Schwingſichter, vgl. eribrum. 

Sridet, n. engl. ſ. Cricket. 

2ride, f. ml. (eig. öffentlicher Ausieuf, Daher Zu- 
fammenrufung der Gläubiger, prov. crida, it. 
grida, v. it. gridare, fr. crier, ſchreien, ausrufen) 
ſ. v. w. Konkurs im Schuldenwejen, daher Kri— 
dar(ius), m. ein Gemeinſchuldner, Zahlungs— 
unfähiger. 

rief, m. engl. (creek, Bucht), Schlupfhafen (vgl. 
Creeks). 

krikoẽdiſch, gr. (v. krikos, Ring 2c.) kreisförmig. 

Srtimatologie, f. gr. (von krima, Entſcheidung, 
Urteil, von krinein, ſcheiden, entjcheiden) die Lehre 
von den Urteilen, ein Zeil der Logik; Krinomẽ⸗ 
sion n., pl. Krinomena, Kennzeichen, Unterjchei- 
dungszeichen. 

Srimen, Grimen, n., pl. erimina, l. (zgez. aus 
cernimen, von cernere, gerichtlich entſcheiden, alſo 
urfpr. die rihterliche Enticheidung, dann der Gegen- 
ftand derjelben, die Anjchuldigung, und endlid) die 
Schuld oder das Vergehen felbjt) ein Verbrechen, 
eine Übel- oder Mijjetat; er. Jaesae majestätis, 
ein Majejtätsverbreden, Die Majeftätsbeleidigung; 
ein Staatöverbredjen, Hochverrat; Friminäl, 1. 
(eriminälis, e) oder frimindff (fr. criminel), pein- 
ich, ſtrafrechtlich, Leib und Leben angehend, 3.8. 
Kriminälgericht, das peinliche Gericht, Straf- 
gericht; Ar.⸗Gerichtsbarkeit, Strafgerichtöbar- 

eit, Blutbann; Kr.-Juſtiz, f. peinliche Rechts— 
pflege, Strafrechtspflege; Kr.⸗Prozeß, m. das pein⸗ 
liche Strafverfahren; Kr.-Recht, peinliches Recht, 
Strafrecht; Kr.-Richter, ein peinlicher Richter, 
Strafrichter: Kr.-Sache, eine peinliche Rechtsſache; 


Kriſpin 


Sr.:Senat, m. eine zur Entſcheidung der Straf— 
rechtsſachen bejtimmte Abteilung eines Gerichts- 
hofes entgegen: Zivil-Senat; Ar.-Statiftik,f. 
die wiſſenſchaftliche Darjtellung der Geftaltung der 
Strafrechtspflege eines Landes während eines ge- 
wijjen Seitraumes; Kriminaliſt, m. barb.-f. ein 
Lehrer oder Kenner des Strafrecht; Krimi— 
nelität, f. das Verbrecheriſche, die Strafbarkeit, 
Strafgerihtlichfeit; eriminaliter, l. peinlich, auf 
Leib und Leben; Friminteren (l. criminäri), be- 
ſchuldigen; bei. fälfchlich anlagen; Krimination, 
f. ({.criminatio) die Beſchuldigung, Anklage; Kri⸗ 
minätor, m. der Bejchuldiger, Yırkläger. 

Krinofdden, j. Crin—. | 

Krinoline, f. ir (erinoline, eigentlich: Roßhaar- 
zeug), Reifrod der Damen (f. unter erinis). 

Kris oder Krißz, m. (malai. ır. javan. kris, kres, 
käris) der über 2/, m lange, gew. ſchlangenförmigeé 
Dolch der Malaien auf ojtindifchen Inſeln. 

Kriſchna, m. (v. ſanskr. krischna, ſchwarz, dunfel- 
blau) eine Gottheit der Indier, eine der Weltver— 
förperungen des großen Gottes Wiſchnu, welcher 
den Ather bedeutet. 

Kris vd. Krife, f. gr. (von krinein, unterjdeiden, 
richten) die Entjcheidung od. entjcheivende Wendung 
einer Sache; bef. der Wendepunkt, Ausſchlag einer 
Krankheit, wo entweder ihre Kraft gebrodyen wird, 
oder das Leben gefährdet ilt; — im Leben der 
Völker und Staaten: der Höhepunkt politiſcher 
Krankheit, zugleich Entſcheidung u. Gericht; Krite— 
rium, n. gr. (kriterion), pl. Kriteriu od. Krite⸗ 
rien, das Merfmal, Unteriheidungszeichen, Richt- 
ſchnur oder Kennzeichen zum Richten oder Urteilen 
über etwas; Kritik, f. (gr. kritike, sc. techne, 
Kunft) die Prüfung, Beurteilung, Mufterung, 
Kunjtbeurteilung; auch die Prüfkunſt, Beurtei- 
lungskunſt, das Kunſtgericht; bef. die Unterfuhung 
der Echtheit und Unverfälfchtheit ſchriftlicher Zeug- 
nifje und Denkmäler (hiftoriiche, philologijde 
Kritik), ſowohl im ganzen (höhere Aritif), als 
in Beziehung auf einzelne verderbte und zu ver— 
bejjeınde Stellen (niedere Kritik); Pritifer od. 
I.Kritifus, m. (gr. kritikös) ein Kunſtrichter, Be— 
urteiler; Kritikaͤſter, m. einKrittler, Silbenftecher; 
kritiſch, (gr. kritikös, ẽ, 6n), entſcheidend, bedenk— 
lich, gefährlich; prüfend, beurteilend, kunſtrichter— 
lich; Kritizismus, m. die duch Kant begründete 
Art der philviophiichen Forſchung, welche die Phi— 
loſophie auf eine Unterſuchung des Erfenntnisver- 
mögen3 gründet; fritifieren, barb.-[at. beurteilen, 
prüfen, muftern, tadeln; Sritemanie od. Kriti— 
fomanie, f. gr. die Tadelſucht. 

Krifpation, Rrifpatur, ſ. kriſpieren. 

frifpieren, lat. (crispäre) fräufeln, fraus machen; 
Heilk. Adern Erifpieren, abgejchrittene Adern 
mit einer Zange etwas umdrehen, um die Blutung 
zu Stillen; Kriſpation, f. nl. das Kräujeln; Heilk. 
die Zufammenziehung der Nerven; Kränkung; 
Kriipatür, f.die Kräuſelung; krauſes Judergebäd. 

Krifpin, m. I. (l. Crispinus, d. i. der Kraushaarige, 
v. crispus, fraus) Schußheiliger der Schuhmacher; 
er ftahl das Leder und jchenfte Die Daraus ver— 
fertigten Schuhe den Armen, im 3. 287 n. Chr. 
wurde er zu Soiffons ermordet; Kriſpin, ın. fr. 
(fpr. trifpäng) ein pfiffiger und tölpelhafter Be— 
dienter, eine von Raimond Roiffon 1660 auf dem 
franzöfifchen Theater aufgebrachte komiſche Be— 
dientenrolle; Kriſpinaͤden, pl. Geſchenke auf an— 
derer Koſten, nach dem heiligen Kriſpin; Kriſ— 
pine, f. fr. ein Frauenmäntelchen. 


Kriftall 


Krtitdäll, m. gr. (krystallos, Eis, von krystainein, 
durch Kälte, Kryos, gerinnen od. gefrieren machen) 
eiq. alles Gefrorene; ein regelmäßig gebildeter 
Körper des Steinreichs, durch eine bejtimmte 
Unzahl ebener, unter beſtimmten Winkeln zu— 
ſammenſtoßender Flächen begrenzt; auch bef. für 
Bergkriftall, Bergglas, ſchweiz. Strahlitein, eine 
durchſichtige, gew. zu ſechsſeitigen Säulen ge— 
formte Art des Duarzes; Kriſtall-Glas, ein an 
Durhfichtigkeit u. Schwere dem Bergkrijtall ähn— 
liches bleihaltiges Glas; K.-Linſe, die Augenlinſe, 
Sehliufe; K.-Palaſt, m. das große Ausſtellungs— 
gebäude fiir Runftwerfe u. Naturdinge in dem Vor⸗ 
ort Sydenham (ſpr. ßidenhäm) von London (jeit 
1858); danach auch in andern Städten nachgebil— 
det; B,-Spftem, n. der Inbegriff allerder Kriftall- 


formen, die auf diefelbe Grundform zu beziehen | 


find; K.-Waren, Waren aus Kriltallglas; K.— 
Waſſer, das in manchen kriſtalliniſchen Hydraten, 
Salzen 2c. enthaltene Waſſer, daS durch geringere 
Berwandtichaft an fie gebunden ift, al3 dag Hy— 
dratwafjer, j.d.; K.-Zinn, die jeinite Art des 
lauteren Zinns, wie es ausderSchmelzhüttefommt 
(Bergzinn); kriſtalliniſch oder kriſtaälliſch, nach 
Art der Kriſtalle regelmäßig geformt; auch berg— 
— hell, durchſichtig wie Kriſtall; kriſtalli⸗ 
ſieren, barb.A. (fr. cxistalliser) in Kriſtalle, d. i. 
in regelmäßige Geſtalten, verwandeln oder über— 
geben; Kriftallifation oder Kriftallifierung, f. 
ie Kriltallbildung, das Entjtehen regelmäßiger 
Formen; Kriftallogenie, f. die Erzeugung der 
Kriſtalle, Kriitallbildung; Hriftallograpfie, f. 
Krijtallbejchreibung, Lehre von den Formen der 
Kriſtalle; Friftalloidiich, kriſtallähnlich; Kriſtallo—⸗ 
keraͤmen, pl. überglaſte Tongefäße; Kriſtallolo⸗ 
gie od. Kriftallogte, f. die Kriſtall⸗Lehre, Kriftall- 
iſſenſchaft; Kriftallomantie, f. Wahrfagung 
aus Krijtall oder Spiegeln; Kriftallometrie, f. 
Kriſtallmeßkunſt; Kriftallonomie, f. die Lehre von 
den Gejegen der Krijtallbildung; Kriſtallophyſik, 
£. die Kunde von den phyſikaliſchen Zuständen der 
Kriftalle; Kriſtallotechnie, f. die Verglaſungs— 
Kriitallotomie, f.Rrijtalltrennung, Kriftall- 
paltung. 
Briftaziten, pl. nl. (v. I. crista, Kamm) verfteinerte 
Hahnenkänme, zadige Auftermufcheln. 
rithe, f. gr. (krithe, Gerſte) Heilf. ein Gerſtenkorn 
am Auge; Krithiäſis f. das übexfreſſen in Gerite, 
die Rehkrankheit der Pferde; der Übermut aus leib— 
lichem Wohlbehagen; Krithomanthie, f. Weis— 
ſagung aus dem Gerſtenmehl, womit dieOpfertiere 
beſtreut wurden. 
Zritit, kritiſch 2e,, |. unter Kriſis. 
Sriwe, m. der Hoheprieſter bei den alten Preußen. 
Rrocidismus, m. |. (gr. krokydismös, von kro- 
Flocke) Heilf. das Flodenlejen od. an der 
ahnfinnigen und Fieberfranfen an der Bettdecke 
uſw; = Karphologie. 
Krockett, j. Cridet. 
frsdieren od. kroquieren (pr. —fi—), fr. (croquer) 
unter — krachen, Inorpeln; auch: wippen, 
daher heißt z. B. ein Spiel, bei dem Bälle durch 
einen mit langem Stiele verſehenen Holzſchlägei 
fortgeſtoßen oder genauer fortgewippt werden, 
Krockettſpiel; bei Malern: flüchtig hinzeichnen 
oder entwerfen; den Plan einer Gegend nach dem 
Augenmaß zeichnen; daher — m. (ſpr. kro⸗ 
Ah) der erſte Gedanke od. rohe Entwurf eines Ge— 
mäldes 2c.; eine nad) dem Augenmaß entworfene 
Zeihnung einer Gegend; Kroquant, m. (fpr. fro- 


Krotaphites 475 


fang) ein Schuft, Lump; pl. Kroquants, Schimpf- 
name der aufrührerifchen Bauern unter Hein- 
rich IV. u. Ludivig XIII; kroquant (ipr. Ersfang) 
bedeutet auch: fnufperig-gebaden, jpröde, knuſpe— 
rig; Daher: Kroquants auch: gebrannteMandeln; 
Kroquante oder Krofante, f. ein Krachkuchen, 
Krach-Torte, welche unter den Zähnen Tradt; 
Kroquet, m. (ſpr. krokeh) dünner, harter Bfeffer- 
fuchen; ein Ballfpiel, das aus England zu uns her- 
übergefommen iſt (ſ. o.) u. friiher Pall-mall (f. d.) 
oder Pall-mallet, genannt wırrde. Man jpricht ır. 
ſchreibt das Wort in diefem Sinne bei uns durch- 
gängig Krockett; Kroquétte, f. fr. (pr. Frofett), 
pl. Kroquettes, Kruſtel, ein in der Küchenſpraché 
üblicher Ausdrucd, welcher ein Gebäck mit knuſpe— 
riger Krujte und weichem Inhalte (3. B. Kartoffel- 
froquettes), namentlich aber mit weicher Füllung, 
bejonders Ragoutfüillung, bezeichnet; Hrognent- 
bouche, £. fr. (ipr. krokangbüfſch, v. croquer, ſ. o., 
und bouche, Mund) gefüllter Krachküchen, ge- 
füllte Krachtorte; Kroqueur, m. (fpr. kroköhr) ein 
Näſcher. 

Krodo, m. Name eines angeblichen Götzen der alten 
Deutſchen im Harze. 

Krofters, m. pl. ſchottiſche Kleinbauern keltiſchen 
Urſprungs auf Skye und den Inſeln. 

Strofastl, m. u.n. (gr. kroködeilos) die größte Art 
von Eidechſen, in den größeren Strömen von Afrika, 
be. im Nil; Krokodiltränen, heuchleriſche Trä— 
nen (nad) der Fabel, daß das Krokodil, wenn es 
auf Raub lauert, die Stimme eines weinenden 
Kindes nachahme). 

Krokus, m. gr. (krökos, I. crocus) der Safran, ein 
Zwiebelgewächs, wovon eine Gattung, der Herbſt— 
Jafran in der Blüte drei faferige Narben befigt, 
die getrocnet unter dem Namen Safran, an 
Speiten, zum Färben und als Arznei gebraucht 
werden; Krokomaͤgma, n. Heilk. Safranfalbe. 

Krokhdolith, m. gr. (von krokys, Gen. krokydos, 
Flocke, Fädchen) Blaueiſenſtein, fajerigesEifenblau, 
ein hauptſächlich aus Kieſelſäure und Eiſenoxydul 
beſtehendes blaues faſeriges Eiſenerz. 

Krokhylegmos, m. gr. (v. krokys, Floͤcke, Fädchen, 
u. legein, leſen) Federleſerei, kleinliche Tadelſucht 
oder Kleinmeiſterei; auch niedrige Dienſtfertigkeit 
gegen Vornehme. 

Kromhyomantie, f. gr. (von krömyon, Zwiebel) die 
Wahrfagerei aus Zwiebeln. 

Kronos, m. gr. Tabell. = !. Saturnus; Kro— 
nide (gr. Kronides) oder Kroniĩon, m. der Sohn 
des Kronos: Zeus od. Zupiter; pl. Kroniden, die 
Söhne des Kronos und der Rhea; Kronien, pl. 
(gr. Krönia) = Saturnalien. 

Strong, m. landichaftl. ein eingezäuntes oder mit 
einem Erdwalle ungebenes Stück Land, bei. wenn 
e3 der See abgewonnen iſt. 

Krore od. Crore, m., auch Kuron, hindoftan. (ka- 
ror) nd in Oftindien = 4 Ureb = 
100 Lad = 10 Mill. Rupien = 19 245 288 M. 

Kroskillwalze, Schollenbrecher. 

Kröfns, m. (ar. Kroisos) Name eines fehr reichen 
Königs in Lydien im 6. Sahıh. v. Chr.; daher 
überhaupt ein jehr reicher Mann, ein Steinreidher. 

Sirotdlen, pl. gr. (krötäla, vom sing. krötälon) 
Tanzflappern, Holz- od. Blechklappern zum Tanze, 
mit denen man die Faune abbildet, ähnlich den 
Kaftagnetten; ratalift, m. ein Klappertänzer; 
Srotelaria, f. nl. die Klapperjchote, ein Bier- 
gewächs. —— 

Krotaphites, m. gr. (von krötäphos, die Schläfe 


476 Kroton 


am Kopfe) ein Schläfenmusfel; Krotäphium, 2. 


Boden im Kopf, bef. in der Schläfengegend. 


Kroton, m. gr. (krötön, eig. die Hundelaus, welcher 


die Frucht des danach benannten Baumes ähnlich 
it), auch Crozophöra, eine Pflanzengattung aus 
der Familie der Euphorbiazeen. Dazu gehört Cro- 
ton tiglium, der Burgier-Kroton, deſſen Sante 
Heine Purgierkörner (grana tiglüi) heißen u. 
aus denen durch Auspreſſen ‚ein fettes, jtarf ab- 
führendes OL, das Kroton-Ol, gewonnen wird. 
Ferner Crozophöra tinctoria, Yranienträger od. 


Tournefolpflanze, aus deren Blättern und - 


Stengeln ein blauer Farbjtoff gezogen wird. Die 
jogenannten Tournefol3 od. blauen Farbeläpp- 
chen find leinene od. wollene, in jenem Farbeitoffe 
mehrmals getränfte Kappen, woraus hernach die 
Sarbeteile, beſ. von den Holländern, wieder her- 
ausgezogen und zur Färbung des Zuderpapiers, 
des Käſes, der Weine 2c. gebraucht werden. — 
Krotonin, n. eine im Samen von Croton tielium 
entdeckte organiſche Salzbaſe. 

frudẽl, I. (cxudẽlis, e) grauſam; Krudelität, f. L. 
(erudelitas) die Grauſamkeit. 

Krudität, £. [. (cruditas, von erudus, voh) die Un— 
verdanlichteit; ettvag Unverdaufiches in Magen; 
bei. pl. irmaitäten; Krudoſilber, Rohſilber, noch 
mit Kupfer oder andern Beltandteilen vermiſcht. 

krüel, fr. (pr. krüell; v. I. crudelis) graufam, hart, 
unmenſchlich; entſetzlich. 

Krüor, m. |. das geronnene Blut; auch das Blut— 
rot, der rote Farbſtoff des Blutes; Kruentation, 
f. ſpätl. (cruentatĩo, v.l. cruentäre, blutig machen) 
Befleckung mit Blut. 

fruräl, I. (crurälis, von crus, pl. crura, Schenfel) 
zum Schenkel gehörig; in Zuſammenſetzungen: 
Schenfel-, z. B. Kruräl-Muskel, Scenfel- 
Muskel ꝛc. 

Kruſäͤde, f. (ſpan. u. port. cruzädo, m. d. i. eig. ein 
Bekreuzter) ein Kreuztaler, eine ältere portugiefilche 
Münze mit einem Kreuz im Gepräge, von Silber 
2,312 bi3 2,810 .4, von Golde 2,29 big 4,30 4; 
aud) in Spanien eine goldene Minze von 3,50 big 
4,50 M. 

Kruſchka, f. ruſſ. (v. krug, Kreis) überh. Krug; bei. 
ein Flüſſigkeitsmaß von !/, Wedro — 1,230 1. 
kruftiſche Inſtrumente, pl. (v.gr.Krüein, jchlagen) 
Schlag-Tonwerfzeuge (wie Trommel, Beden 2c.). 
kruftulieren, nl. (von crustülum, Eleines Backwerk, 
Berl. v. crustum, Backwerk, und dies v. crusta, 

ſ. d.) etwas vorefien, bei. vor dem Mittagseſſen. 

Kruzado, |. Krufade. 

Kruziation, f. nl. (v. cruciäre, freuzigen; v. crux, 
Ben. erucis, das Kreuz) die Kreuzigung; Kru— 
zifer, m. der Streuzträger; Kruziferen, pl. (cru- 
ceiferae) Kreuzblumen, eine Bflanzengattung (bei 
Endlicher), Die verichtedene heilfräftige u. Küchen— 
fräuter enthält, Kruzifix, n. (ml. crucifixus, eig. 
der an das Kreuz Geheftete, fr. crucifix) das Bild 
Chriſti am Kreuz; Kruzigẽöri, pl. Kreuzträger, 
Kame mehrerer geiftlihen Genoſſenſchaften. 

trymõdiſch, gr. (krymödes, von krymös, Eiskälte, 





\ 
i 
! 





Froft) eisfalt, frojtig (von Fiebern); Keymodhnie, 


f. Heilf. der falte Gliederfluß. 

Sryolith, m. gr. (v. kryos, n. Frojt, Eis) Eisitein, 
ein aus Flußſäure, Tonerde und Natron beitehen- 
des Mineral, zur Daritellung des Aluminium be- 
nußt; Kryophör, m. Srojibringer, eine von Wol— 


fafton erfundene Borrihtung, um Wafler duch 


Berdampfung zum Gefrieren zu bringen. 


Krhpte, f. gr. krypte; I. erypta; v. gr. krfptein, | 


Kuhus 


verbergen) ein verdeckter Ort od. Gaug, eine Gruft; 
bdeſ. eine unterirdiſche Kirche; krptiſch, verborgen, 
verſteckt; ein kryptiſcher Schluß, in der Logik: 
ein Schluß, dem ein Glied zu fehlen feheint od. der 
einen ſcheinbaren Formfehler hat, aber doch richtta 
ft; auh= efoteriih; kryuto —, in Zufamment. 
verſteckt, verborgen, geheim oder heimlich; 3. B. 
Kryptofalsindit, m. ein heimficher Anhänger des 
Kalvin; kryptoklerikäl, heimlich der Geiftlichkeit, 
dem Klerus anhängend; Kryptonnmie, f. die ge- 
heime oder BEER Ehe; Kryptogamia oder 
—— pl. gefchlechtsfofe, r. verborgen 
jamige Bflanzen mit untenntlichen od. verborgenen 
Gefchlechtsteilen, nämlich Farnfräuter, Mooje u. 
Schwämme, in Linnes Syſtem die 24. und lebte 
Klafie; Eryptogamiich, in verborgener Ehelebend; 
von vätjelhafter Fortpflanzungsart; Kryptoga— 
mologie, f. die Zehre von den Pflanzen mit uns 
fenntlichen Gefchlehtsteilen; Krhotogenen, pl. 
darmloſe Tiere, die im Innern anderer Tiere leben, 
3. B. die Samentierchen; Kryptogräph, m. ein 
Geheimſchreiber, d. i. der mit geheimen Schriftzei- 
chen ſchreibt; Rryptographie, £. die Geheimfchrift; 
Kryptogranpif, f. Ocheimichriftenkunde; frypto= 
grabhiſch, geheimſchriftlich; Krynto-Janſeni⸗ 
ſten, pl. Spottuame für diejenigen, welche die fünf 
vom Papſte verdammten Sätze der Janſeniſten 


verwarfen, ſich aber im übrigen zu denſelben bes 


fannten; K.-Jeſuit, m. ein heimlicher Zefuit; K.— 
Jeſuitismus, m. die heimliche Anhänglichkeit an 
den Orden und an die Lehre der Jeſuiten; krypto— 
kaͤrpiſch, Botan. geheimfrucytig, mit verborgenen 
Früchten; Krypto-Katholik, m. geheimer od. ver- 
iteckter Katholik; K.-Katholizismus, m. heintliche 
Anhänglichkeit an den katholiſchen Glauben; Bro 
tofoffen, pl. kettenförmige Bilzbildungen (3. ©. 
bei Zubereitung von Fleiſchſaft entitehend); krhp⸗ 
tonijm, geheimnamig; Kryptouijmus, m. ein Ge— 
heimmamiger, der feinen wahren Namen verbirgt; 
Kryptoportifus,m. gr.=l. Bauf. eine verborgene 
Hinterhalle an der Nordſeite des altrömifchen Hau— 
ſes, zum Schuß gegen die Sommerhige; Krybptoͤr⸗ 
dis, m., pl. Kryptorchiten, gr. Heilt. Geheint- 
hodige, deren Hoden unter dem Bauchringe liegen. 

Kryptoſtköp, n. ein Werkzeug zum —— le⸗ 
bender Körper, von Prof. Salvioni in Perugia 
1896 erfunden. 

Kuan, |. Kiang. 

Kubebe, f., Kubebenpfeffer (nl. und jpan. cubeba, 
it. cubebe, vom arab. kabäbat, perj. kabäbah) 
Schwindelkörner, Hauptkörner, eine heilfame, pfej- 
ferähnliche indische Gewürzfrucht; auch die größte 
Art von Rofinen, beffer Zibeben genannt, |. D. 

fubif 2c., |. unter Kubus. ne 

Kubikülum, n. I. (von cubäre, liegen, jchlafen) das 
Bimnter, Gemad), bei. Schlafgemad); Kubilula⸗ 
rius, ın. bei ven alten Römern der Stlave, wel— 
cher die Aufficht über die Zimmer hat; im Mittels 
alter ſ. v. w. Kammerherr; Kammerdiener, bej. 
beim Bapft. | we 

Kubitus, m. l. (von cubäre, fiegen, weil man fi 
darauf fehnt) der Ellbogen, Borderaum; auch Die 
Elfe; Fubitäl (1. cubitälis, e) den Vorderarm be- 
treffend. 

Aube, m. der weltliche Herricher in Japan. 

Kubras, pl. aus der Vermischung von Mulatten 
mit Negern entjprofjene Menfchen in Siivamerike. 

ſKtübus, m. (gr. kybos, I. cubus) Meßk. ein Wür— 
fel, d. i. ein von 6 gleichen Qundratflächen be- 


grenzter regelmäßiger Körper; auch = Kubik⸗ 











a 
2 


Kuddu 


zahl, f.u.; kubik od. kübiſch (pr. kybikös), würf- 

fig, würfelförmig, gleic) lang, 

zu ‚en Würfeifuß; K.-Maß, ein Würfelmap; 
Meter,n. ein Würfelmeter; K.-Tabellen, pl. 
Zafein, welche die Kubikzahlen von 1 bis 1000 u. 
weiter enthalten; C.-Koll, Würfelzollzc.; K.e⸗Zahl, 
Würfelzahl, die dritte Potenz, d. i. das Produkt 
aus einer dreimal als Faktor gefegten Zahl, welche 
in Beziehung auf jenes Produkt die Kubikwurzel 
genannt wird (3.8. 27 ift die Kubifzahl von 3; 
3die Kubikwurzel von 27); funbieren,ni.den Raum— 
inhalt eines Körpers berechnen; Kübation oder 
Rubatür, f. Körperinhalt-Meſſung; Aubiztt, ın. 
Würfel-Zeolitd,— Chabajit, ſ. d.; fubeiddifh 
oder Fuboidifch, würfelähnlich, mwürfelfürmig; 
Kuboktaeder, n. ein Würfelachtflächner. 

Kuddu, mm. eine Art kleiner Melonen in Borderafien, 
bei ven Usbeken ꝛc. 

Kudjaf, m. ein weißer Bordeaurwein. 

Kudſchira ſchaku od. Kudſchira fall, I. Schaku. 

Kudu, m. ſüdafrikan. (antilöpe strepsiceros, gr.) 
eine Gattung von Antilopen am Borgebirge der 
guten Hoffnung. 

Kuerda vder Enerda, f. jpan. (cuerda, eig. Strid 
— [at. chorda) die Schnur od. Kette, ein älteres 
Längenmaß in Balencia von 40,770 m, 

Kuffar, |. Kiafir. 

tufiihe Schrift, eine der ältejten Formen der arab. 
Schrift, ohne Unterſcheidungspunkte (vonder Stadt 
Kufa im Bezirk von Bagdad benannt). 

Kuguar, ſ. Puma. 

Kuſon od. Kujohn, ſ. Koion. 

Rufe, f. türk. (v. perſ. kKükah, Schleife am Turban) 
eine mitStraußfedern u. Edeljteinen beſetzte Mütze, 
welche die Fürjten der Moldau und Walachei und 
die Anführer der Janitſcharen zu tragen berechtigt 
waren. 

Ku⸗Klux-Klan, m ein politifcher, gegen die Repu— 
blifaner gerichteter Mörderverein in Nordamerika. 

Kukülle, f. (lat. cucüllus, m., jpätlat. cuculla, f.) 
deutſch umgebildet: 1. eine Gugel, d. i. Kappe, 
Kopfbededung, bej. wenn jie am Gewand befeitigt 
ift; 2. ein ne Mönchskleid, eine Kutte; eu- 
enllus non faeit monachum, die Kutte macht 
nichtden Mönch; Kukullãris, m. Heil. der Mönchs— 
fappenmusgfel,ein Muskel im Nacden, der die Form 
einer herabhängenden Mönchskappe hat. 

Knfumern, pl. (l. cucume£res, von sing. cucümis) 
Surfen. 

Rufurbite, f. lat. der Kürbis, Tlafchenapfel; auch 
Schröpfiopf; Aufurbitazcen, pl. (nl. cucurbita- 
c&ae) Kürbispflanzen; Aufurbitation, f. (cucur- 
bitatio) Schröpfung ; ml. Ripr. eine Art der Lehns— 
untreue (Felonie), wenn der Lehnsmann nahe Ber- 
wandte jeines Lehnsherrn fleiſchlich mißbraucht. 

Nuturuz, m. (jerb. kukürus, böhm. kukuruc, ku- 
kuryce, poln. kukuryca, rufj. kukurüsa, ungar. 
kokoricza, türf.kukurus) Mais, türkifcher Weizen 
in Ungarn, Dalmatien und Slavonien. 

Kukufiu od. Kuskuffu, v. Kuskus, ſ. d. 

Kul, m. ruf). der Sad, in Rußland eine Gewichts- 
einheit beim Getreidehandel, mit dem Sad von 
ungefähr 1 Zjchertwert Inhalt, 3.8. für Roggen— 
mehl 300, für Roggen 360, Gerſte 260, Hafer 237 
ruf). Pfund enthaltend. 

Kula, f. der Krug, ein Olmaß in Maroffo—=11,2keg. 

Kulack vd. Kulat, j. Goelgk. 

Kulagus, m. türk. der Führer, Wegweiſer, Vor— 
treter bei Aufzügen; Anführer; Steuermann. 


Kultur 477 


Kulan, m. tatar. der wilde Eſel, bef. in der Tatarei, 


reit u. Did; Kubik—⸗ 


Perſien und Indien (vgl. Onager). 


Kulbut, m. die Kopfbedeckung der Najas (ſ. d.) in 


ver Türkei. 


Kuliks, pl. poln. (von kulik, Faſchingsluſtbarkeit, 


Faſtnachtsſchwärmerei) lawinenartige Befuche der 
Gutsbeſitzer unter ſich auf dem platten Lande in 
Polen, indem einer mit feiner Familie bei den näd)- 
jten Nachbarn einige Tage verweilt und zehrt, 
dann in Begleitung der befuchten Herrichaft ſich 
auf den nächſten Edelhof begibt, und fo fort, wo— 
bei die Zahl der Säfte fich bis über Hundert Per— 
jonen fteigern fan. Der Anfang der Kulif-Saifon 
it im Jaͤnuar, das Ende am Donnerstag vor 
Palmfonntag. 

fulinärtich, l (eulinärius, von culina, Küche) was 
zur Küche, zur Bereitung der Speifen gehört. . 

Kulis, pl. Hindoft. (küli, ein Tagelöhner, Zaftträger, 
engl. cooley; vgl. türk. kül, kjüleh, ein Sflave) 
Hindus aus einer der unterften Kaſten, die jeßt viel- 
fältig nad) den britifhen Kolonien in Wejtindien 
als Yeld- und Plantagenarbeiter ziehen. 

Kulifſe, f. fr. (alifr. colaise, colise, Fallgatter, von 
couler, flichen, gleiten, ſchieben; vgl. Coulis, Cou- 
lage 2c.) 1. Bühnenmwand, bewegliche Seitenwand 
auf der Schaubühne, deren Erfindung und Ein- 
führung den Stalienern des 16. Jahrh. gehört, aud) 
Dlendiwand; 2. ein Seitenraum der Barifer Börſe; 
die Gleitbahn, Führungsbahn bei Maſchinen, Salz, 
worin fi) ein Rahmen bewegt, Schlikrahmen zur 
Führung eines Mafchinenteils; Kuliſſiers, p). 
(pr. uliffjeh) unzünftige Börfenmakler in Paris; 
Kuliffenhieb od. =jchlag, m. Forſtw. ein jhmaler 
Streifen Holzin Fichtenwaldungen, derzum Schube 
derjungen Saateine Zeitlang jtehen bleibt, Spring- 
ihlag; Knliſſenreißer, übertreibende Thenter- 
helden ꝛe.; Kuliſſeneinlauf, der Leitichaufelein- 
lauf bei einem WBajferrade; Kuliffenfeniter, Schieb- 
feniter; Kuliſſenſteuerung, f. vom Engländer. 
Stephenjon erfunden, mitteljt deren an Xofo- 
motiven, Fördermaſchinen 2c. nad) Belieben eine 
por- od. rückwärtsgehende Bewegung erzielt wird; 
Kuliffentiſch, Ausziehtiſch. 

Kulkas, m. ein Gericht der Araber. 

kulminieren, nl. (v. culmen, Gipfel) gipfeln; bei. 
Sternf. durch den Meridian gehen und folglich die 
größte Höhe erreihen; Kulmistation, f. Sternt. 
der Durchgang der Sterne durd) den Mittagskreis; 
überh. die höchste Höhe; Gipfelung; Kulmina— 
tionspuntt, der Gipfel⸗ od. Höhepunkt, die Spitze, 
der höchſte Grad 

Kulogli od. Kulugli, m. türk. (= Sklavenſohn) ein 
Halbtürke, ſ. Koloris. 

Kulot, m. fr. (ſpr. külöh; v. cul, ſ. d.) 1. das Neſt— 
küchlein; das letztgeborne Kind; der Jüngſte in 
einer Geſellſchaft; 2. die Unterſchale, der Bodenſatz; 
3. Bauk. ſtengelartige Verzierung mit Laubwerk; 
Kuloͤtten, pl(ſpr. kül —; fr. culottes) kurze Knie— 
hoſen, Hoſen. 

Kultriroſtres, pl. I. (von culter, Meſſer) Meſſer— 
ſchnäbler, Sumpfvögel (Reiher, Störche u. a.). 
Kultür, f. I. (cultũra, v. colöre, beſorgen, pflegen, 
bearbeiten, verehren 2c.) Bearbeitung, Ausbildung, 
Anbau; daher 1. Feldbau, das Urbarmachen und 
Bauen des Landes überh.; 2. landwirtjchaftliche 
Bodenverbejjerung; 3. Anbau und Pflege der Ge— 
mwächje; dah.: SSL U LORIEN: Gewächſe, welche 
man zu nüßlichen Zwecken befonders zieht, entg. 
wildwadhjende Pflanzen; Kulturjtangen, 
mit Samenzapfen behangene Stangen, die man 


478 Kumarin 
auf Holzblößen zu deren Wiederbefamung aus- 
jteeft; 4. Ausbildung der Naturanfagen des Men- 
ſchen, Bildung, beſ. Geiftesbildung; daher: Kul— 
turgeſchichte, Sejchichte der Fortbildung od.fort- 
chreitenden Entwickelung des Menſchengeſchlechts; 
Kultur-Ingenieur, m. ein landwirfſchaftlicher 
Techniker; Külturkampf, der in den 1870er Jahren 
entbrannte Kampf des preußiichen Staates gegen 
die Udergriffe der röm.-Fath. Kirche; ein Kultur- 
volk, ein auf einer bejtimmten Bildungzftufe an- 
aelangtes Volk; entg. Naturvolf; — Kultus, l. 
abgek. Kult, m. (eig. Pflege; dann Verehrung zc.) 
der Gottesdienft, die öffentliche Gottesverehrung; 
Kirchenweſen u. Kirchengebräuche; auch die gläu- 
bige unbedingte Verehrung, die man jemand zollt, 
3. B. Goethe-Kultus; Kultus⸗Miniſterium, n. 
oberſte Staatsbehörde für das Kirchen- u. Schul- 
weſen; — lultivieren, ml.(cultiväre, fr. cultiver) 
bauen, anbauen, bearbeiten, urbar maden, an- 
pflanzen (ein Feld); ziehen (Pflanzen); pflegen, 
en fortjegen (eine Bekanntſchaft); bilden, 
ausbilden, üben (den Beritand, Künfte, Wiffen- 
Ihaften); auch verfeinern, gejittet machen; eine 
tultivierte Nation, ein gebildetes, gefittetes 
Volk; kultivierbar, aubaubar, bildfam; Kulti— 
dnfenr, m. fr. (jpr. kültiwatöhr) ein Bauer, An— 
bauer, Landwirt Pflanzenzieher; Kultivãtor, m. 
nl. ein zuſammengeſetztes Ackerwerkzeug zur Er— 
leichterung des Feldbaus, wie der een, 
Schaufelflug, Igel, die Furchenegge, Balfen- 
leife 2c.; Kultibation od. Kultivierung, f. der 
Anbau, die Bebauung; Übung, Veredelung 2c.; 
tultueſll, auf den Kultus bezüglich; kulturell, die 
Aultur betreffend. 

Kumarin, n. ein fampferähnlicher Stoff, in den 
Zonfabohnen, im Waldmeifter, im Steinflee und 
einigen anderen Pflanzen. 

Kumatich, m. ruf). (vom avab. kumäsch, eine Art 
geug)buntgeftreiftes od. geiwütrfeltes Baummollen- 
zeug. 

Sumbarddicht, m. türk. (v. kumbarah, chumba- 
rah, Bombe) Feuerwerker, Bombardier. 

Fumtdinn. Syaniden, n. Scheidek. zwei dem Anilin 
ähnliche, im Steinfohlenteer enthaltene Bafen. 

Kumiß, m. mongol. (ruf. kumys) Weinmilch, ge- 
gorene Stutenmilch, Steppenmilch, Milchwein, ein 
berauſchendes, als wirkſames Heilmittel ange— 
wandtes Getränk der ſibiriſchen und ruſſiſchen 
Steppenvölker, durch alkoholiſche Gärung der Milch 
der ruſſiſchen Steppenſtuten gewonnen. 

Kummur, m. ein ſcharfes Schwert der Tſcherkeſſen. 

fumslieren (l. cumuläre, von cumülus, Haufen), 
häufen, z. B. Worte; auch mehrere Amter zugleich 
betleiden und die Damit verbundenen Gehalte be- 
ziehen; daher Anmulterung der Öehalte; Kumu— 
lation, f. nl. die Anhäufung; Redek. die Häufung 
ähnlicher Begriffe, entg. Distribution; kumu— 
fatin, häufend, an- od. aufhäufend; in cumulo, 
gemeinlam. 

Kung, n. Hinej. Feldmaß, ſ. unter King. 

Kunftetion, f. (cunctatio, von cunctärl, zaudern) 
das Säumen; Kunktätor, m. der Zauderer (in der 
römiſchen Geſchichte Beiname des Diftators Fa— 
bius Marimus, der „durch Zaudern“ den Hannibal 
in jeinem Giegeslaufe aufhielt): kunktaätoriſch, 
zaudernd. 

Funſchut, 1.Sejam. 

Aupelle, f. (fr. coupelle, vom I. cupella, Fäßchen, 
Beril. vo, cupa, Rufe; auch Kapelle)1. fleines 
Schmelzgefäf aus Knochenerde zum Abtreibei des 





| 











Kurbaich 


Silbers oder Goldes mit Blei; 2, ein keſſelartiges, 
meijt eifernes Gefäß, worin auf einer Sandırnter- 
lage Retorten oder Kolben Eon werben ; kuvel⸗ 
lieren, Silber od. Gold durch Äbtreiben mit Blei 
(auf der Kupelle) reinigen, auf die Kupelle bringen; 
Kubellation, f. diefes Abtreiben des Silbers ıc. 

Kupfer-Kolik, f. Rupfervergiftung (Kuprismus), 
eine Krankheit, die fich bei manchen Gewerben zeigt, 
ferner infolge des Genuffes von Grünfpan uft., 
K.-NRubin, m. Kupferglaz, d. i. rubinzotes Glas; 
das mit a ut gefärbt iſt; K.eVitriol, n. 
eine Löfung von Kupfer in fonzentrierter Schive- 
felfäure; f. auch cuprum. 

Nuptdität, f. I. (cupiditas, von cupidus, begierig, 
cup£re, begehren) die Bo Lüſternheit; Ku⸗ 
vido, m. eig. Begierde, Liebesverlangen, der Liebes⸗ 
gott, Amor. 

ſtupõol⸗ od. Aupüle-Dfen, m. (v. fr. coupole oder 
it. cüpola, Kuppel, v. I. cüpa, Faß) Kuppelofen, 
ein niedriger Schnelgofen zum Umfchmelzen des 
Roheiſens 2c.; Kupuloe-Eiſen, duch Umſchmelzen 
gereinigtes Roheiſen. 

Kupoͤle, |. Kuppel. 

Kuppel, f. (fra. coupöle, it. cupola, nl. cupüla, 
cuppüla, v. I. cupa, cuppa, Tonne, Tab, Rufe, 
ml. Becher, fo benannt wegen der Ahnlichfeit mit 
einem umgejtürgten Becher) ein halbkugelförmiges 
Gewölbe, Helmdach, zur Bedeckung eines kreis— 
runden Baues. 

Kur, f. 1.(l.eüra, f.die Sorge, Fürſorge, Bemühung 
Berwaltung, Pflege) eig. Krankenpflege od. -Be- 
ſorgung; die Heilung (Ausheilung), Wiederherftel- 
lung der Gefundheit; Brunnen- u. Bade-Rur, 
der Gebrauch eines Gejundbrunnens oder Heil- 
bades; Kur-Schmied, ein Pferbearzt; pro cura, 
fürgehabte Mühe, Bejorgungsgebühr; Vertretung; 
cura posterior, lebte, Tpätere vd. geringere Sorge; 
— knrieren (l. curäre, eig. jorgen, beforgen) ärzt» 
[ich behandeln; heilen, herſtellen; kuräbel, ııl. heil- 
bar, was geheilt werden kann; Kurabilität, f. die 
Heilbarfeit; Kuraͤnd, m. ([. curändus) ein Bevor⸗ 

mundeter, Mündel, Bflegejfohn, Bflegling: pl. Ku⸗ 
randen, Pflegekinder; Kuraͤndin, f. eine Pflege- 
tochter; Aurät, m. nl. (it. curato, engl. curate, - 
(pr. Hühret) ein Pfarrer, Seelforger; Kuratel, f. 
(ml. curatela) das Amt eines Kurators, die Pfleg- 
Ihaft, Vormundſchaft; Kuration, f. (l. curatio) 
die Heilung; kuratib, nl. heilend; Kurator, m. !. 
ein Bormund, Fürjorger, Bileger, Berater u. redht- 
licher Vertreter einer Perſon, die ihren eigenen 
Sachen nicht vorftehen kann oder darf; auch ein 
Beamter, den vom Staate die nähere Aufficht über 
eine deutſche Univerfität übertragen ift; euratorio 
nomine, ıl. im Namen eines Mündels oder als 
Fürſorger, Bormund 2c.; Kuratorium, n. das 
Pflegamt, die Pflegfchaft; obrigkeitliche Beſtellung 
od. Beftätigung eines Vormunds, Fürforgers ac. 

kuranzen, |. foranzen. ’ 

Küraß, m. (fr. la cuirasse, it. corazza, |pan. co- 
raza, ml. coratia, curatia, urfpr. lederne Bruft- 
mehr, gleich]. [. coriac&a, v. coriac&us, a, um, aus 
Leder gemacht, von corium, Leder, Rn cuir) ein 
Bruſthärniſch, Panzer, bei Luther „Krebs; Küt- 
raflier, m. (fr. cuirassier) ein geharnifchter Reiter, 
Banzerreiter. 

Kurat, Auratel zc., |. unter Kur. 

Kurbaan-Beiram, n. (v. arab. kurbän, Opfer; 
vgl. Beiram) das Feſt der Opfer, ein großes Felt 
bei den Türken. 

Kurbaſch, m. arab. Beitiche, ſ. Karbatſche. 


Kureten 


Kurẽten, pl. (ar. Kurätes) im Altertum Priejter auf 
der Inſel Kreta, welche lärmende Waffentänze auf- 
führten. 

Kurgän, ın., pl. Kurgäne, ruſſ. (kurgän, v. per). 
kürchäneh, eig. Hügelhaus, v. arab. kür, pl. v. kä- 
rat, Hügel, u. perj. chänah, chäneh, Haus) Toten- 
hügel, fegelförmige Grabhügel der alten Mon- 
golen ir Rußland und Sibirien. 


Kurie, £. I. (lat. euria) bei den alten Römern eine 


Zunft od. BollSabteilung, deren Romulus 30 ein- 
ſetzte; desgl. das Berfammlungshaus jeder ein- 
zelnen Rurie; fpäter vorzugswetje das Verfamm- 
lungshaus des Senats; daher überh. fürRathaus; 
die Ratsverfanmlung, der Rat; der Gerichtshof, 

B. Lehnskurie; auch eine Stiftstwohnung, ein 
Sriftöhnus: in curia, auf dem Rathaufe; curia 
foudälis, j. Feudum; euria romäna, die rd- 
miſche Kurie, alle päpitlicden Beamten und Ge— 
richtshöfe zur Ausübung des allgemeinen Kirchen— 
rechts; aud) überh. die päpftlicye Regierung od. der 
Hof des Papſtes; furtäl (i. curiälis), im Rathaus- 
vod.Kanzleiftile, förmlich; Kurialien, pl. (curialia) 
Förmlichkeiten des Kanzleijtiles, Ehrenworte in 
Titeln 2c.; Kurtälftil oder stilus enriae, m. 
Ranzleiitil; Kurialiſten, pl. nl. diejenigen Katho— 
lifen, welche dem Papſt eine unbeihränfte Macht 
in der Kirche beilegen, =Ultramontane, entg. 
Episfopalijten; euriätim, I. nad) Rurien, ku— 
rienmweije, gemeinfam ; Kuriatſtimme, Die Geſamt⸗ 
ſtimme, 3. B. mehrerer Staaten am deutfchen 
Bundestag; vgl. Votum; Kurio, m., pl. Hits 
rionen, Borjieher der altrömiſchen Kurien, welche 
zugleich Prieſter waren. 

Kurier, m. (v. frz. courrier), Eilbote, StaatSbote 
(Kabinettsfurier); Neifebegleiter, der die Außer- 
fichfeiten der Neife bejorgt, Reiſemarſchall; Ku— 
reur, m. fr. (jpr. furöhr; v. courir, [. currere, 
laufen) ein Läufer; Rennpferd; leichte Reiter, Die 
zum Kundſchaften ausgeſchickt werden; kurier⸗ 
mäßig, eilbotmäßig; Kurierpferde, Eilpferde 
zur Beförderung der Kuriere; Kurierſchiff, ein 
Schnellſegler, Eilſchiff; Kurierzug, Eilzug. 

Kur.—— re 

furios od. furtds (1. curiösus, eig. jorgfältig, allzu 
forgjam, von cura; fr. curieux) neugierig; fonder- 
bar, ſeltſam; Kurioſität, £. (l. curiositas) die Neu— 
gier; auch das ibertriebene Bemühen um Klei— 
nigfeiten, kleinlicher Gelehrtenfleiß; ferner: etwas 
Seltjames, Sonderbares; Kurioſitüten oder cu- 
riösa, pl. Seltenheiten, Merkwürdigkeiten, Seheng- 
wirdigfeiten; curiositätis causa, fr. par cu- 
riosite, der Neugierde od. Seltenheit wegen, aus 
Neugier; Kurioſum, n.lat., Sonderbarfeit, etwas 
Merkwürdiges, Seltenes. 

Kurmede, f. altd. (kurmeda, kormeda, gleich]. Kur» 
miete, von küren, wählen, u. Miete, d.i. Lohn; 
Bezahlung, Abgabe) alt u. landſch. Apr. = das 
Körrecht, Todfallsrecht, Befthaupt, d. i. das Recht 
des Grundherrn, bei dem Tode eines Leibeigenen 
das beite Stüd aus deſſen Verlaffenihaft für fich 
zu nehmen. 

Turnieren od. karmoſieren (ichmwed. farmijera, 
von Karm, Rand) umrändern, umkränzen, ein- 
faſſen, bei. einen größeren Edelftein mit einen 
Rande von Fleineren einfafjen. 

Kuron, |. Krore. 

Kurotrophium, n. nl. (v. gr. kurotröphos, knaben— 
nährend) ein Findelhaus,. 

Kurrende, f. (v. I. curräre) das Laufchor, arme 
Sinafchitler (Rurrendaner), die, von Haus zu 


=» 


Kurufu 479 


Haus gehend, um ein Almofen geiftliche Lieder 
fingen; auch ein Laufjchreiben, Umlauf; kurrent 
([. cürrens, Part. v. curröre, f. dv. w. courant; 
eine kurrente Bahn, d. i. freie Bahn; eine Lifte 
furvent halten, d. h. fie immer vervollſtändigen, 
immer nadjtragen; anni currentis, abgef. a. C»> 
des laufenden, d. i. jegigen Zahres; mensis cur- 
rentis, des laufenden Monats; Anrrentichrift, 
die gangbare oder gewöhnliche deutjche Schrift im 
Schreiben; eurrieulum vitae, n. I. der Lebens» 
lauf, die Lebensgefhichte; Kürrikle, engl. (fpr. 
körrickl'), auch it. corricola, ein leichter zweirädri— 
ger Wagen, Rennwagen, = Karriole; Kurſeur, 
m. fr. (fpr. kürßöhr) derLäufer auf einerSchraube, 
Schiebring; eürsim, I. flüchtig, obenhin; Kur 
oder Kurſibſchrift, nl. die ſchräge od. lateiniſche 
Schrift; Kuͤrſor, m. I. ein Läufer, Eilbote; eur« 
sores, pl. das Geſchlecht der Laufvögel; kurſö— 
riſch (fpätl. cursorius, a, um, u. als Adverb cur- 
sorie), hintereinander fortlaufend, 3. B. etwas 
leſen; eine kurſoriſche Keftion, eine fortlaufende, 
nicht durch Erfiärungen ꝛc. unterbrochene Leſung, 
der ftatarifchen od. verweilenden entgegengeſetzt; 
Kürfus, m. 1. eig. der Lauf, bei. der Lehrgang, 
d.h. der zuſammenhängende Bortrag_aller Teile 
einer Wiſſenſchaft in ihrer natürlichen Folge; auf 
die Unterrihtsfolge, od. die vollitändige Reihe 
der Wiſſenſchaften, welche auf hohen Schulen in 
dent Zeitraum von mehreren Sahren für ein be 
— Fach zu lernen ſind; kurſieren, ſ. unter 
urs. 

urs, m. (ſpr. kurs; fr. cours, v. |. cursus), der 
Lauf, Umlauf, beſ. der Gang einer Münzſorte (4.8. 
„außer Kurs ſetzen“); der laufende Geldpreis, d. i. 
der jedegmalige Wert, welchen nad) den wechjeln- 
den allgemeinen Handelsverhältniffen das Geld 
eine Landes (Ortes) in den andern hat; der 
Wechfelpreis, die Wechſelhöhe; Wechſel-Kurs, 
der Preis, wonach der Wert eines Wechjels in dem 
Gelde des Zahlungsortes berechnet wird; Effef- 
ten- Kurs, der veränderlihe Preis der Staats» 
papiere; auch die Straße, der Weg, 3. B. Bojt- 
furs, Poſtſtraße; der Lauf des Schiffes; Daher: 
Kurs halten, den rechten Weg verfolgen; Kurs 
ſtellen, die Fahrt beſtimmen; Kurs=Differenz, f. 
derim Wechlelgeichäft durch das Fallen ır. Steigen 
der Kurſe fich ergebende Unterihied ;K.-Ncednung, 
PBreisberehnung der Wechjel, wenn von eitten Ort 
auf den anderngezogen wird; K.-Richtung, Poſtd. 
Zugrichtung, Boltrihtung; K.-Zettel, die Überſich— 
ten der im Geld- u. Wechſelhandel ſtattfindenden 
Beränderungen; kurſieren, umlaufen, im Umlaufe 
oder gangbar ſein; kurſibel, gangbar, geläufig; 
Kurſier, m. fr. (pr. —ßjeh) ein Rennpferd. 


Kurs, m. männl. Name (niederd. Körd) Abkürzung 


und Zuſammenziehung von Konrad. 


Kurtane, f. das englische Königsſchwert ohne Spiße, 


bei der Krönung vorgetragen. 


Kurtiſan, m. fr. (Ipr. Furtiiäng; jpan. cortesano, 


it. cortigiano, v. fr. courtois, jpan. cortes, it. 
cortese, I. gleich). cortensis, den Hof betreffend, 
den j. Kur) ein Hofmann, Höfling; aud ein 

uhler; Aurtifane, £. uripr. ein Hoffräufein, jegt 
eine Buhlerin; kurtiſieren (fr. courtiser), jemand 
fleißig den Hof machen, jchmeicheln, Hi einer 
Dame; Kurtoiſie, f. (ſpr. kürtoaſih; it. cortesia) 
die Hof- oder Nitterfitte. vitterliche Frauenver- 
ehrung; Artigfeit u. Höflichkeit gegen das anbere 
Geſchlecht. 


Kurüku oder Kurutüru, m. brafil. (curucui) ber 


480 


furuliich 


Guiana ıc. 


furũliſch (1. curülis), der kurũliſche Stunt (sella | 


eurülis), der Ehrenſitz der altröm. Könige, ſpäter— 
hin der drei oberſten Stagtswürden, Konſuln, Prä— 
toren und patriziſchen Adilen, welche letztere da— 


her, zum Unterſchied von den plebejiſchen Kurul-⸗ 


Adilen (Aediles curüles) heißen. 
Zuruma — Jinrikſcha, ſ. d. 


Kurve, f. I. (curva, sc. linéa, von curvus, frumm) | 


frumme Linie, Abſchnitt eines Kreijes; Küurba— 
tton, f. (l.curvatio) u.Kurvatũr, £.(l. curvatüra) 
die Krümmung; kurvilineär, nl. krummlinig. 

Surbirdftres, pl. I. Krummſchnäbler. 

fkuſch! fr. (von coucher, niederlegen) lieg ſtill! 
ichweig! (zu Hunden gejagt); kuſchen, till liegen, 
ſich ſtill niederlegen, zu Kreuze Eriechen. 

Kusfus, Kuskuſſu, ın., bei den Berbern Sukſu, m. 
arab. in der Berberei, Algier zc. ein aus Grütze 
oder Maismehl mit Hammelfett, Hühnerbrühe n. 
dgl. bereitetes Kieblingsgeriht; au =Swaran- 
funfamwurzel, ſ. d. 

&uftard, m. engl. (fpr. köſtärd) Eierrahm, Eierfäfe, 
etn beliebtes englisches Gericht aug Eiern, Rahm, 
und Zuder. 

Kuftodiat, Kuſtodie, ſ. Kuſtos. 

Rufe, n. engl. (jpr. köſtöm; eig. Gewohnheit, Ge— 
brauch, dgl. Koftüme), Zoll; Kuſtomhouſe, n. 
(fpr. —hau3) das ollhaus; Kuſtomlaw, n. (pr. 
—Tah) Zollgejeg; Zarif; Kuſtompennhy, m. Ein- 


gangszoll für ausländiice Waren in England; | 


auch ver Rückzoll bei wiederausgeführten auslän- 
diſchen Waren. 

Füftos, m. !., pl. Kuſtöden (I. custödes), ein Hüter, 
Auffeher, 3.8. einer Bücherfammlung; in Kirchen: 
der Küſter (eben daher abgeleitet), Kirchner, Glöck— 
ner; auch ein Blatt- od. Seitenhüter, Folgezeiger 
oder Stichwort, die am Ende einer Schriftjeite be- 
jonders gejeßte Anfangsfilbe der folgenden; das 
Leitzeihen auf Notenblättern (zur Anzeige der un- 
seränderten Qeltung desselben Schlüffels von Blatt 
zu Dlatt); Kuſtodiãt, n., r. m. nl. das Wad)- od. 
Hütertum; die Kronhüterwürde in Ungarn; Ku— 
ftodie, f. (l. custodia) die Haft, Wade, das Ge— 
fängnis; kuſtodieren, bewachen, hüten. 

Ente, f. ruf. (v. kütatj, verhüllen, einhülfen) der 
kurze Kittel des ruff. Kriegsvolkes. 

Riutter, m. (engl. cutter, von cut, fchneiden, durch— 
ichneiden, näml. das Meer; vgl. Klipperſchiff) ein 
ſchnellſegelndes Boot, bef. bei Kriegsfchiffen; auch 
ein Kleines einmajtiges engliſches Fahrzeug. 

Kutüchta, m. das geiftliche Oberhaupt der Mon- 
golei, ein Oberpriefter, der aber unter dem nod) 
mehr göttlich verehrten Dalai-Lama od. Lama— 
Eremburſchin fteht, welcher unter chineſiſcher 
Oberherrſchaft in Tibet regiert. Im ſüdl. Tibet iſt 
der Bogdo-Lama(Taiſho od. Teſchu-LPama) 


faſt von gleichem Anſehen und unabhängig vom | 


chineſiſchen Kaiſer. 

fur, m. pl. Auge (zuſammengezogen aus indes, 
‚at. cuccus, das ſchon in einer böhm. Urfunde von 
1327 vorfommt; böhm. kukus, v. böhm. u. ruff. 
kuss, ein Biſſen, Stüd, v. ruſſ. kussätj, beißen) ein 
DBergteil, Anteil an einem Bergmwerfe, gewöhnt. der 
128ite Teil einer Zeche od. des einer Gemwerfichaft 
verliehenen Feldes nebit den dazu gehörigen Gru— 
bengebäuden; Kuxpartierer oder Kuxkränzler, 
beeidigte Verkäufer der Kuxe. 

fwan, m. |. Duan. 

Kwarta, f. (poln. (= I. quarta, sc. pars) ein Quart, 


Seidenkudud, ein den Krähen ähnlicher Bogel in ! 


Kyſtis 


jrüheres Flüſſigkeitsmaß in Krakau und Polen = 

0,961; auch ein poln. Getreidemaß von gleichem 

Inhalt und = 1/ıos Korzec; Kwarteel, n. eig. ein 

Diertel, bef. ein Gewürzmaß der holländ.-oftind. 

SFandels-Kompagnie. 

Bin? oder Kwaß, m. flav. (ruſſ. poln. u. böhm. 

KWass, Säure, Jaurer Geſchmack, Sauerteig, faures 

Öetränt) ein aus Malz, Roggenmehl und Waffer 

durch Gärung bereitetes fünerliches, kühlendes Ge- 

| tränf des gemeinen Mannes in Rußland. 

| Kwoſo, ſ. Kouſſo. 

Kyantjation oder Khaniſierung, f. das von dem 
Engländer Kyan angewandte Verfahren, Hol; 

‚ zum Schuße gegen Fäulnis mit einer Löſung von 

ı Duedjilberfublimat, Kupfervitriol u. dergl. zu 
tränfen, 

Kyandl, n.—= Anilin, ſ. d. 

Khyansmeter, ſ. Zyanometer. 

Kyäthos, m. gr. ein Becher, ſ. Cyathus; khathö— 
diſch, becherförmig. 

Kybomantie, f. gr. v. kybos, Würfel, vgl. Kubus 
Wahrſagung mit Würfeln. 

Kydonium, ſ. Cydonium. 

Kihẽma, n. gr. (kyema, v. kyein, ſchwanger fein) die 
Zeibesfrucht im Mutterleide=Embryo; Kyefis, 

; E. Die Schwangerſchaft; Kheſiognöſis, f. das Er- 

ı senmen der Schwangerjchaft; Kheſiologie, f. die 

| Schwangerichaftsiehre. 

| 

' 


Kyliſtik, f. gr. (v.kylindein, wälzen, vgl. Zylinder) 
die Wälzkunſt, Kunſt auf dem Kopfe zu Itehen u. 
; mit den Händen zu gehen ıc. 
Kylofig, f. gr. (von kyllün, krümmen, von kyllös, 
| trumm, gelähmt) Heilf, die Kriimmung, Lähmung 
| wegen Berbiegung der Ölieder, u. der dadurch ver- 
urſachte watſchelnde Gang. 
San es gr. Bauf. die Blatitwelle, Welle des Säu— 
lentopf2. 
Kymograbph, m. Pulszeichner; Aufzeichner des Ge— 
bärmutterdrude. 
Kyn—, |. Zyn — 
Kynologie, f. grieh. (von kyon, Hund) Hunde- 
funde, Wiſſenſchaft vom Hunde, feiner Zudt uſw. 
Kyophtzorie, f. gr. (von kyos, n. Leibesfrucit) 
Schwangerſchaftsdauer; Khotrophie, f. Leibes— 
frucht⸗Ernährung im Mutterleibe. 
Kupellomachie, f. ar. (von kypellon, Becher) ein 
Becherkampf, Wettitveit im Bechen. — 
Kyiphõm, n. gr. (kyphöma, von kyphün, krümmen, 
von kyphos, krumm, budlig)Rüdgratsfrimmung, 
Buckel, Höder; Kyphöſis, f.die Bildung desfelben; 
| auch — Kyphom. 
| Kypris, 1. Zypris. 
| 


Kyrben, pl.gr. (kyrbeis) hölzerne Gefegjäulen, drei- 
Fantige, drehbare Pfeiler zu Athen, auf deren drei 
Flächen die älteften Geſetze verzeichnet waren. 

| Kyrie eleifon! gr. (v. kyrios, Herr, u. eleison, 1.2.) 

Herr, erbarme dich! die Anfangsworte der muſi— 
falifchen Meſſe in der Fathol. Kirche; Kyrielle, f. 
— Lılanei. Br on Ya 

Kyriofante, f. gr. (v. kyrios, Hauptfädlid, gültig; 
eigentlich, eigentümlich) eigentliche, gewöhnliche 
Bedeutung; kyrioloͤgiſch, im eigentlichen Sinne 
zu verstehen; im eigentlichen Ausdruck; in natür- 
licher Darftellung. f ; 

| Kyrtöma, n. gr. (von kyrtün, krümmen, v. kyrtös, 
frumm, gebogen) Heilk. Geſchwulſt, Beule, Höder. 

Anfthitis, f. gr. (v. kysthos, weibfihe Scham) Ent- 
zundung der Mutterjcheide. 

' Gnitts oder Mfte, f. gr., oder Cyſtis, die Blaſe, 

Harnblaſe; auch eine Sadgefhmwulit; Kyſtalgie, f. 





L 


Heilk. Harnblaſenſchmerz; kyſtiſch, die Harnblaſe 
betreffend; auch blafen- oder ſackförmig; Kyſtĩtis, 
f. Blajenentzündung; elektriſche Kyſtoſtopie, f. 
Beſichtigung der menschlichen Blafe mittels elef- 


facerieren 481 


trifcher Beleuchtung (Methode von Mar Nike er- 
funden); Hyftotom, m. das Meffer zum Blafen- 
ſchnitt; Ayftotomie, f. der Blafenjchnitt. 


L. 


Hbkürzungen: L, lat. Zahlzeichen = 50, in der 
Aubrizierung = 11; in lat. Handjchriften = Lu- 
cius oder Laelius, im neueren Latein — Linea, 
Zeile, od. Licentiatus; an franz. Düten — Laine, 
Wolle; auf holländ. Tuchen derfabrifortXeyden; 
engl. u. fr.—=Livre, Pfund; auf fr. Kurszetteln 
— Lettres, d. i. Wechjelbriefe: 1— Liter; 1. = li- 
ber, Buch, libertus, reigelafjener, u. lex, Geſetz; 
£ —= Pfund Sterling; 8, oder Pur. = Livre; 
La. — Staat Zouiftana in Nordamerifa; 1. a. = 
lege artis, f. unter lex; L. A. M. = Liberalium 
artium magister, ſ. Magiſter; L. B. = lectöri 
benevölo; auch —= LiberBaro, Freiherr; auf Bü- 
chertiteln = Lugdüni Batavörum; L. B. S 
lectori benevölo salütem; 1. c. = loco citato; 
L. D. = aus Deo; Ld. = Lord; Ldp. = Lord- 
IHiB; Ld'or, j.Louisd’or;leg.— legatur; Lie. 
— Lizentiat; Liq. = liquor; 1.1. —=1loco laudato, 
f.locus; LL. D. = legum Doctor, in England = 
Doktor der Redte; log. — Logarithmus; (L. S.) 
— loco sigilli; chem. Zeichen find: L= Lithium; 
La — Lanthanium, Xanthan. 

L als Münzzeichen für Sranfreih: Bayonne. 

Labadiſten, pl. eine von Labadie, einem früheren 
Sejuiten, im 17. Jahrhundert gegründete, ſchwär— 
merifche Sefte der Reformierten 

Labärum, n. jpätl. (mittelgr. labaron, von Kon— 
itantin, dem ein Kreuz mit der Inſchrift „in diefem 
Zeichen wirft du am Himmel erjchienen 
war, nach dem feltijchen lavar, Wort oder Aus— 
ſpruch, näml. doue, Gottes, fo genannt) die rö— 
miſche Kriegsfahne unter den fpäteren Kaiſern, ſeit 
Konſtantin d. Gr. das Zeichen des Kreuzes und die 

riechiſchen Anfangsbuchſtaben des Namens Chriſti 
führend; eine Umgangsfahne bei den Katholiken, 
aus einem viereckigen Stücke koſtbaren Zeuges mit 
Kruzifix oder Heiligenbilde beſtehend. 

Labberdan oder Laberdan, m. niederd. (holl. lab- 
berdaan u. abberdaan, entjtanden aus Aberdeen, 
j.d.) j. Kabeljau. 

Labdazismus, =Lambdazismus; Labdanum, 
j. Ladanum. 

labefafticren, I. (labefactäre, Verftärfungszeitmwort 
von labefacere) ſchwächen, wankend machen. 

Labellum, n. I. (Verfleinerungswort von labrum), 
Lippe)dasLippchen, eine furze, breite,lappenartige 
Verlängerung an Blütenteilen. 

labent, I. (läbens, von labi, fallen, gleiten) fallend, 
ſinkend; gleitend. 

Iabet (fr. v. la böte, j. Bête unter Beitie), Kartenfp. 
verloren, ſtichlos, matſch; ermüdet, kraftlos. 

labial, labiadus, labiieren 2c., ſ. labium. 

labil, I. (labilis) hinfällig, vergänglich; Naturl. 
ſchwankend, leicht das Gleichgewicht verlierend, 
ſchwebend; labiles Gleichgewicht, unſicheres 
Gleichgewicht (Gegenſ. ftabil). 

Labis, f. gr. (labis) die Zange, Geburtszange; La— 
bidometer oder Labimeter, n. ge der Zangen- 
meſſer; in der griech. Kirche der Köffel, in welchem 
die Hojtie gereicht wird. 

Heyſes Fremdmwörterbud. 21. Aufl. 








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Jabium, n., pl. labia, I. die Lippen, Lefzen; La— 
bium, n. (pl. Labien) die Lefze, PBfeifenlefze einer 
Orgel; labium leporinum, n. Hajenjcharte; 3. 
leontinum, Zömenmaul; (abiäl, nl. was zu den 
Lippen gehört, 3. B. Labialen, Lippenlaute; 
Rabial-Buchftaben (labiäles), Lippenbudjitaben; 
R.-Menfür, f, das Map (Enge oder Weite) der 
Orgelpfeifenlippen; L.-Töne, Kippentöne; [abiä= 
tus, lippig, Benennung von Pflanzen, die eine od. 
zwei Zippen haben; Iabtteren, Orgelb. die Orgel- 
pfeifen mit2efzen(Yabien) verh eben ;(abiodentäl, 
zu den Lippen und Zähnen gehörig; mit den Lip- 
pen und Ahnen — 

Labiza oder Labnza, n. ein wohlriechendes Gummi 
aus Amerika, das zu Armbändern, Ohrringen u.dgl. 
verarbeitet wird. 

laborieren, l. (laboräre) eig. arbeiten; (chemiſch) 
ſcheiden, abziehen (deſtillie ren), ſchmelzen; an 
einer Krankheitec. laborieren, damit behaftet ſein, 
daran leiden, darniederliegen an ꝛc.; Laboraͤnt, 
m. (laborans)eig.ein Arbeiter, bei. Schmelzkünſtler, 
Sceidetünftler; auch Goldmader = Alchy miſt; 
Saboratorium, n. ml. die Werfitatt des Scheide- 
künſtlers, Arzneibereiters, Feuerwerkers 2c.; Ber- 
fuch3anftalt; faboriss(l.laboriösus,fr.laborieux), 
arbeitfam, mwerktätig, emfig; müheſam, mühevoll, 
beſchwerlich; Laborioſität, f. nl. die Arbeitſamkeit, 
Emſigkeit. 

Labradör, Labradorit, m. od. Lubraddr-Stein, 
m. ein jhwärzlichgrauer, in mancherlei ſchönen 
Farben fpielender Feldſpat, vorzüglich auf der 
nordamerifanifchen Küfte Labrador ac. 

Jabrum, n. [. die Zippe, =labium; überh. der Rand 
eines Geſäßes 2c.; auch eine Badewanne. 

Labyrinth, n. gr. (labyrinthos) ein Irrgebäude, 
ehemals in Ngypten und auf der Inſel Kreta ꝛc.; 
Irrgang, Srrgarten; eine Verwirrung, Verwicke— 
lung, ein Gemwirre; auch der Srrgang im Ohr; la— 
byrinthiſch oder labyrinthartig, irrgängig ver- 
mworren, verwidelt, verfänglich, dvunfel; einlaby- 
rinthiſches Gebüſch, ein Irrgebüſch; Labh— 
rinthforallen, pl. eine Gattung Sternkorallen mit 
verfchieden laufenden Furchen auf der Oberfläche, 
wie die Windungen des Gehirns(vgl. Zerebriten); 
Labhriuthodoͤnten, pl. Wickelzähner od. Banzer- 
lurche, vorweltliche Amphibien, die der Steinfohlen- 
formation und Trias angehörten. 

lac, n. l. die Milch; lac sulfüris, Schwefelmilch, 
Schwefelniederſchlag von milchigem Anfehen. 

2ac, 1.,m. fr. (v. [. lacus, See) der See, Teich, 3. B. 
Lac Leman, fr. (l. Lacus Lemanus) der Genfer 
See; ac, 2., ſ. Lad. 

lacca, f. nl. =Xacd 2., |. d.; lacca caerulöa, Lad- 
mus (j.d.); 1. globuläta, Rugellad; 1. sigilläta, 
Siegellad. 

Race, n. engl. (jpr. fe) die Spite, Borde, Kante; 
PFoint-laces, pl. Bandipigen, Bändcherarbeit, 
genähte Spißen, ſ. auch Points. 

facerieren, I. (laceräre) zerreigen, zerfleifchen (3. ®. 
eine lacerierte Wunde, eine gerifjene Wunde); 

31 


482 Lacerta 


uneig. verleumden, läſtern; laceräbel (ſpätl. lace- 
rabilis), zerreißbar; Laceration, f. (l. laceratio) 
die Serreißung, Zerfleiihung; Iacerativ, nl. zer- 
reißend, he 

Kacerta, £., pl. Lacerten, I. Eidechien, bef. eigent- 
liche Eidechjen, verichieden von den Krokodilen; in 
Benedig = Freudenmädden. 

laceſſieren, I. (lacessere, Berjtärfungszeitivort von 
lacöre, loden) reizen, herausfordern. 

Lacet, n. fr. (fpr. laſſeh; vgl. lacieren und lacs), pl. 
Lacets, Shnürbänder, Schnürfenkel für Frauen- 
zimmerfleidung. 

lade, fr. (fpr. laͤſch'; v. l. laxus) laß, ſchlaff, faul; 
feigberzig, verzagt; niederträchtig; Lachetée, k. (fpr. 
lãſch'teh) die Laͤſſigkeit, Schlaffheit, Trägbeit, Feig— 
beit; Niederträchtigfeit; fachteren (fr. lächer, v. [. 
laxäre), nach» oder loslaſſen, fahren lafjen, nad- 
geben; läche (ſpr. läſch), laß los! Zuruf an den 
Hühnerhund, das Apportierte herzugeben. 

Lachẽſis, f. gr. Fabel. eine der 3 Barzen, ſ. d.; auch 
Schlangengift aus den Giftzähnen einer brafilia- 
niichen Schlange (trigonocephälus lachösis), ein 
homöopathiiches Heilmittel. 

Lachorias, pl. wollene oſtind. Zeuge von Patna. 

lacieren (ipr. laßieren), fr. (lacer, vom [. laqueäre; 
vgl. lacs) ſchnüren, mit Band durchfledhten; Lacis, 
n. (jpr. lafjih) daS Adergewebe; aud ein Neg- 
gewebe; ein Halbjeidenzeug, arli. 

Lacinia, f. l. (lacinia) Jade, tiefer Einfchnitt, der 
nicht breit und nicht abgerundet tft; Iaciniatus, 
geihlit, mit fpigigen Lappen verjehen; lacinu- 
ätus, feinfchligig. 

ad L.,n., auch Pae geichrieben, pl. Lacks, Lacs 
(perf. lak, hindoft. lak, läkh, laksch, fanstr. lak- 
scha, ein Zeichen, die Zahl 100000) in brit. Oft- 
indien eine angenommene (fingierte) Rechnungs— 
münze = 100000 Rupien oder 192452,83 M, vgl. 
Rupie und Krore. 

Lack 2.,m. perl. (lak, ſanskr. läkschä und räkschä, 
v. randsch, färben; nl. u. it. lacca, fpan. u. prov. 
laca, fr. laque) undurdjfichtiger Firnis, von verſch. 
Farben und aus verid. Den bereitet; bej. auch 
Malerlack, Ladfarbe, Kugellack, mit Tonerde ver- 
bundene Farbeſtoffe; gem. fürSiegellad; ferner für 
Gummilad, der Stoff, aus welchem der Lack— 
wurm oder die Lackſchildlaus ihre Zellen baut, 
die fie mit einem roten Safte füllt; auch = Pad: 
biole, Goldlad, Laditod, eine bochgelbe Blume; 
Rad=dye (ipr. läckdei, engl. lac-dye, von engl. dye, 
färben) Färblad, einaus dem Gummiladfdargeitell- 
ter, bei. zum Rotfärben der Wolle gebrauchter Sarb- 
ftoff; lackieren, verladen, mitQacfüberziehen ; Lak— 
fiever, ein Zadarbeiter; Lack-Lake, engl. n. (pr. 
läcklehk) ein roter zarbeftoff,aus Alaun u Gummi— 
ladertraft gewonnen; Lackmus, n. (aus ndl. lak- 
moes, vgl. lat. muscus, Moos/ eig. Moos⸗- oder r. 
Flechten-Lack, ein aus verichiedenen Flechtenarten 
(bei. Lecanöra tartar&a, Rocc&lla tinctoria.c.)ge- 
wonnener blauerarbeftoff, der entweder in wälje- 
tiger Löfung (Kackmustinktur), od. in damit ge- 
färbtem Papier (Kackmuspapier) von den Che- 
mifern zur Erkennung von Säuren u. Bajen benugt 
wird, indem eritere das Lackmus rot färben, leß— 
tere die blaue Farbe wieder heritellen. 

Laconicum, laconiſch, |. lakoniſch. 

la. rfma over lacrima, f. (. die Träne; laerimae 


Christi, plur. lat., oder ital. lagrima Christi, 
Chrijiustränen oder Tränenwein, ein ſehr foit- | 


barer, edler, dunfelroter Wein, der am Fuße des 
Veſuvs wächſt; lacrimae vitis, l. Weinſtocktränen, 


Lägel 


das aus dem ausgeſchnittenen Weinſtock fließende 
Waſſer; fafrimäbef(l.lacrimabilis, e), beweinens- 
tert, kläglich; lakrimäl, nl. Heilf. die Tränenmege 
betreffend; Patrimartum, Rafrimatorium, n., . 
pl. Safrimarien, Lafrimatorien, Lränengefäße, 
in welche man bei altröm. Leichenbegängniſſen die 
Tränen rinnen ließ; lagrimöso, it. Tonf. weiner- 
lich, Elagend, in weinerlich-beweglichem Tone. 

lacs, m. hr (jpr. lab; prov. latz, ſpan. lazo, it. lac- 
cio, vom 1. laqu&us) Schlinge, Schleife, Knoten; 
lacs d’amour, m. (fprich: — damühr) Ziveifels- 
Inoten, Liebesknoten, ineinander gezogene od. ver- 
Ichlungene Schnur, Buchitaben ıc. 

Ladänum, n. lat., od. Ladäin-Gummi (gr. läada- 
non, l&danon, perj. lädan, läden, hebr. loth) ein 
Gummiharz mit balfamifchem Gerud) u. von heil- 
ſamem Gebraud, häufig zu Räucherungen ver- 
mendet, von einer Art Ciſtenſtaude (I. lada, leda. 
f. vd. ledon, n., gr. l&dos, m.; vgl. Ciſtus) in der 
Morgenländern; auch Labdänum oder Laudä— 
num; bei Luther: Myrrhen. 

lädieren, l. (laedére) beſchädigen, verlegen, belei— 
digen; verkürzen, beeinträchtigen; Lädent, m. ITe 
dens) der Beleidiger od. beleidigende Teil; Läſus 
m. der Beleidigte, Verlegte, Übervorteilte; Fäflon, 
f. lat. laesio, die Verlegung. Beihädigung, 


ber- 
vorteilung; laesio enörmis, I. Rfpr. eine über— 
große Beeinträchtigung, welche über die Hälfte geht. 

Ladines, pl. engl. (fpr. lädeins) bunte, glänzende 
Bollenzeuge aus Norwid in England. 

Zadino, n. ſpan. und port. (v. L. latinus, lateiniſch) 
ein tweitverbreitetes, von den Juden gebildete 
Sargon; Ladinos, pl. fpan. (vom I. latinus) eig. 
die zur lateinischen Kirche ſich Bekennenden, daher 
jo benannt die getauften Indianer und Milchlinge 

Ladon, |. Tarod. [in Zentralamerifa. 

Ladu, m. ft. (fpr. ladüh) Rofahampagner, roter 
Champagner. ei 

Lady, f. engl. (ſpr.lehdi, v. angelj. hifdige, Brot- 
herrin, Brotausgeberin, von hläf, Laib, Brot, und 
dige, altſchwed. degja, deja, Ausgeberin, Berwal- 
terin) der Titel der Frauen oder Fräuleins von 
vornehmem Stande in England, wenn man vor 
ihnen ſpricht, — Dame; fonjt aber nur der Titel 
der Frauen von hohem Abel in der Anrede; bie 
Jungfrau Maria; Jadylike (fprich: —leit), lady- 
mäßig, für Damen fchidlih; Ladyſhip, f. gleich- 
ſam Ladyſchaft, Stand u. Anrede-Titel einer Lady; 
Lady patroness, f. engl. (ſpr. — pätroneß) d. i. 
die Dame als Beihügerin, Patronin; bef. bei öf- 
fentlichen Wohltätigfeitsfejten und Bafaren die 
Dame, an deren Tijche oder Verfaufsitand unter 
ihrer Obhut ftehende junge Mädchen als Verfäu- 
ferinnen tätig find. 

laeva mann, {. Tonf. mit der linken Hand. 

Lafette, k. (entit. aus dem fr. Vaffüt, welches vom 

lat. fustis abitammt; vgl. Affit) Scießgerüft, 

das Stücgeftell, Stüdgerüft, der Kanonenfarren; 

Iafettieren, beitelligen.. m 

' Rasa, f. nord. Zabell. die Göttin und heilbringende 

nalen der Gemwäfjer und Bäder; daher ein 

Morgenanzug, Badeanzug der Frauenzimmer. 

Lagan oder Lagon, n. engl. (|pr. lehgen) der Aus- 

|  murf, das Strand- oder Wradgut; auch das 

Strandredit. 

| Lägel, n., ſ. Zagena; 1. ein Weinmaß (namentl, im 

Schweiz. Kanton Teffin in Gebraud), ungefähr 

52 I baltend, 2. ein Pafet Hanf im Gewichte von 

2 Pfund; 3. in Öjterreich ein Gewicht für Stab! 

| =13 Pfund. 


Lagena 


Lagẽna, f. 1. eine Weinflaſche mit engem Halfe und | 


mit Henkeln (davon das deutiche Lägel); fageni= 
form, ul. flaſchenförmig; Lagenit, m. der Fla— 
Ihenjtein; Pagenophorien, pl. gr. (von lagenos, 
f. Flaſche) Trinifeite, zu denen jeder feine Flajche 
mitbringt. 

Rago, m. it. u. ſpan. (v. I. lacus) der See, Landſee; 
Lagünen, pl. (= lat. lacünae) Heine Seen, Un- 
tiefen und Inſeln im Adriatifchen Meere, feichter 
Meeresarm, Küſtenſumpf. 

Rasodhilus od. Lagoſtöma, n. gr. (von lagös, der 
Haie, u. cheilos, n. die Lippe; stöma, der Mund) 
die Haſenſcharte, auch ein Menjc mit einer Hafen- 
ſcharte; Pagophthalmte, f. das Haſenauge, hajen- 
artiged Augenöffnen im Schlafe, ein Yehler der 
Augenlider; Lagöphthalmos ——— iger. 

— 7 m. griech. (von lagon, eiche, Seite) 
Heilk. Seitenichmerz, Seitenjtich. 

lagrima Christi, lagrimöso, j. unter lacryma. 

Lagthing, m. ſchwed. (lag, Geſetz, angelf. lag, engl. 
law) der gejeßgebende Körper der normweg. Reichs— 
— od. des Storthing, ſ. d. und vgl. 

ing. 

Lagunen, ſ. unter Lago. 

Lai od. Lay, m., pl. Lais (ſpr. läh; von kelt. Hais, 
laoidh, laoi, Schall, Melodie, Lied, Gefang), in der 
altfranzöſ. u. altengl. Poeſie eine Art epiicher und 
lyriſcher Gefänge, urjpr. von mehr volksmäßigem 
Charaiter, entg. der kunſtmäßigen, gelehrten, höft- 
ihen Dichtung. 

läicus, m., pl. läiei, fpätl. vd. Laie, m., pl. Saiten 
(vd. gr. laikös, zum Volke gehörig, v. 1A0s, Volk), 
ein Nichtgeiftlicher, Weltlicher; ein Uneingemweihter, 
UnerfahrenerinirgendeinerKunft; Nichtfahmann; 
Laien Brüder u. L.-Schweſtern, die zur Bedie— 
nung der Ordensperjonen in Klöftern bejtimmten 
Berjonen; Laien-Penſion, f.eine Rente, welche ein 
Laie von einem Firchengute zieht; L.Pfründe, f. 
eine geiftliche Pfründe, die ein Weltlicher beiigt; L.— 
Bräbende, f.die Unterjtügung, welche Hilfsbedürf- 
tigen lebenslänglich aus ehemaligen Klojterfonds 
guricht; 2.-Prieiter, m. ein Priejter, welcher fein 

‚lojtergeliibde getan hat; Infeieren od. faijieren, 
barb.=[. entpriejtern, in den Laienſtand zurüdjegen. 

Laine, f. fr. 9 lähn) Wolle; Laine cardde, 
Streihgarn, Wollgarn; Laine peignde, Kamm- 
garı. 

Laird, m. ſchott. (fpr. lehrd), = Lord: der Herr, 
Grundherr, Gutsherr, Edelmann. 

Lais, f. eine berühmte Buhlerin des griech. Alter- 
tums, in Korinth lebend. 

2aitage, f., r.n. fr. (lätähſch'; von lait — lat. lac, 
Mitch) Milchſpeiſe; Laiterie, f. (pr. lät —) Die 
Milchfammer. 

afat, m. (fr. laquais, for. lakäh, v. fpan.lacayo, ein 
jeinen Herrn zu Fuß begleitender Diener, it. lacche) 
ein Ausläufer, Diener, Aufwärter; Beiläufer. 

Rate, f. (ſchwed. laka, Brühe) die falzige Brühe von 
eingefalzenen od. eingepöfelten Fifchen vd. Fleiſch— 
arten. 

Latiften, pl. engl. (fpr. Iehfüten, engl. lakists, la- 
kers) die Seedichter, Dichter der Seeſchule, fo ge- 
nannt nach) den Seen (lakes, jpr. lehts) im Weit- 
moreland, an deren Ufern fie fich niedergelaffen 
batten, namentlich bei. Wordsmworth, Coleridge, 
Southey; davon die ganze Schule: lakeschool 
(fpr. lehkſtuhl), die Seefchule. 

Zafmus, |. Lackmus. 

lutõniſch, gr. (lakõn, lakonikös) kurz u. nachdrüd- 
(ich, förnig, gedrängt, einfilbig, mit wenigen Wor- 


Lauma 483 


ten viel ſagend (nach der Art der alten Lakönen, 
d. i. Lakedämonier od. Spartaner, ſ. d.); Lakoni— 
fum (8c.balneum), n. l. eine Schwitzſtube im Bade, 
ein trocknes Schwigbad, Dampfbad; lakoniſieren, 
gedrängt und bündig reden; Lakonismus, m. die 
innreiche Kürze und Bündigfeit im Reden und 
Schreiben, Redekürze, Einfilbigteit. 

Rafrite, £. (0. 1. liquiritia, fiir glyceyrrhiza, gr. gly- 
kyrrhiza, v. glykys, ſüß, und rhiza, Wurzel; vgl. 
Glyeyrrhiza) das Süßholz, die Süßwurzel oder 
Süßholzpflanze; Lakritzenſaft, m. (1. succus li- 

uiritiae) Süßholzjaft, aus deſſen Vermiſchung mit 
re und arab. —— man die braune Re— 
gliſſe macht. 

Laktarin, n. nl. (v. lac, Gen. lactis, Milch) ein aus 
Buttermilch bereitete, von R. Battifon in Glas— 
gow erfundenes Berdidungsmittel, beim Druden 
von Zeugen angewendet; Laktäte, pl. Sceidel. 
milchſaure Salze; Paktein, u. oder Laktolin, n. 
(fr. lactoline) eine durch Abdampfung der Milch 
gewonnene rahmartige Maſſe; Iafteizierend (v. l. 
lactescere, zu Milch) werden), milchig, mildyjaftig; 
Pattizinien, pl. (latein. lacticinium) aus Mil 
bereitete Gegenftände, wie Käſe, Butter 2c.; im 
Sprachgebrauche der Kirche alle animalifchen Spei- 
jen mit Ausnahme desFleifches felber; auch Milch» 
ſpeiſen; laktieren, I. (lactäre) fäugen; lattänt (l. 
lactäns), jäugend; Paftantins, m. u. Laktaniia, 
t, Name; der, die Säugende; Laktation, f. nl. die 
Ernährung mit Milch, das Säugen, Stillen; Idf- 
tiſches Fieber, ein Milchfieber; Lattifugium, 
no. Heilk. ein Milchſauger, eine Milchpumpe; Pal 
tolin,j.Laktein; Laktoméẽter, Laktsdentimeter, 
——— n. Milchmeſſer, Milchprüfer, verſchie— 
dene Werkzeuge zur Prüfung des Milchgehalts; 
Laktöſe, k. Zuder, der aus Wildguder gewonnen 
wird; Raftofurie, f. diejenige Geitalt der Zuder- 
frantheit, bei der im Harn Milchzucder auftritt. 

Laktisma, n. u. Laktismus, m. gr. (von laktizein, 
mit dem Fuße treten) Heilf. das Fußtreten, bei. die 
rühlbare Bewegung des Kindes im Mutterleibe. 

Laktũk od. Laktüke, f. I. (lactüca, von lac, Milch, 
weil beim Anrigen des Stengel ein mildyiger Saft 
herausquillt) der Lattich, Gartenjalat; Laktuka— 
rium, n. nl. der aus angefchnittenen Stengeln von 
Lactuca ausgefloſſene und an der Luft erbärtete 
Milhjaft; Laktuka-Säure, f. eine in dem Gift- 
lattich (lactüca virösa) enthaltene eigentümiiche 
Säure; Laftuzin, n. der Bitterjtoff des Laktufa- 
riums. 

Lakũne, f. lat. (lacüna, eig. Graben, Vertiefung) eine 
Lücke, z. B. in einem Bude; Lakũnar, n. eine ge— 
täfelte Zimmerdecke mit vertieften Feldern, Felder— 
—— latunõs (ſl.lacunõsus) lückenhaft, 
ückig. 

lä 1ä, fr. jo fo, obenhin, mittelmäßig, fo ziemlich. 

Lalanggras, n. malay. (malay. und javan. lalang, 
alang-alang) eine Art hohen üppig wachjenden 
Graſes in Dftindien, z. B. auf den — 

Lalẽtik, f. gr. (Ialõtikẽ, sc. téchnẽ, von lalein, ſpre— 
chen, lallen) die Sprechkunde, Sprechlehre; Lalĩe, 
f. gr. (lalia) die Rede, das Sprechen. 

Lama, m. tibetan. (blama, auögeipr. lama, ein Obe- 
ver, Oberp riejter) ein tibetan. Sriefter, Oberpriejiter, 
der Buddhiften (f. d. und vgl. Dalai Lama); die 
lamatiche Religion oder der Lamatsmus, die 
Religion der buddhiftifchen Tibetaner und Mon— 
Beet welche daher Lamaiten oder Lamaiiten 

eißen. 


Lama od. Llama, n. peruaniich (llama, ſpr. ljama, 


31* 


484 Lamanage 


das Lama, auch Vieh, Tier überh.) das Schafkamel, 
ein in den Gebirgen Perus herdenweiſe lebendes 
langhalſiges Tier von der Größe eines Hirſches, 
welches gezähmt ein we Hans- und Laſttier 
iſt; auch eine Art feiner Wollenzeuge od. Sommer— 
tuche, beſ. für Damen. 

Lamanage, f. fr. (ſpr. lamanähſch') das Lotſengeld. 

Lämbda, n. der griechiſche Name des X (A); die 
Lambda-Naht, die A-fürmige Vereinigung der 
Scheitelbeine mit dem SinterhauptSbeine; Lamb⸗ 
dazismus, m. gr. das Lallen, die fehlerhafte Aus— 
ſprache des l für r od. das Hörenlaſſen eines j nach 
dem 1; lambdoidiſch, einem Lambda (A) ähnlich, 
winkelförmig. 

Lambertsnüſſe, pl. Lombardiſche Nüſſe, eine Art 
großer Haſeinüſſe aus der Lombardei. 

Lambrequins, pl. fr. (Ipr. Tangb’rfäng; v. niederl. 
lamberkin, Verkl. v. lamper, lamfer, $lor, Krepp) 
dieHelmdede, Bänderbüfchel am Helme, vgl. Cha- 
peron; heraldifcher Helmſchmuck; auch ein Zaden- 
oder Bogen-Behang als Zimmerſchmuck, Sims— 
behang, ————— 

Lambris, m. u. m. fr. (ſpr. langbrih; altfr. lambre, 
vom l. lamina, lämna, dünnes Blatt, Brett oder 
Blech) das Täfelwerk, Getäfel, die Bertäfelung, 
Zimmer-Einfafjung oder Bekleidung des untern 
Teils einer Zimmerwand mit Brettern ıc. — 
Paneel; aud) Dede, Gipsdede; Iambrifieren (fr. 
lambrisser), täfeln, befleiden. 

Lame, f. fr. (pr. Lam; eig. Klinge, dünne Platte), 
Lahn, Rauſch-, Slittergold, »filber; (ame, mit fol- 
hem Flittergold, -filber durchwebt. 

Lamäélle, f. I. (lamella, Berfl. v. lamina) ein Blätt- 
chen, Plättchen, dünnes Blech) von allerlei Metall; 
lamellär, nl. tafelfürmig, blech-, blatt- od. platten- 
förmig; lamelliförm, blätter- od. plattenförmig; 
Lamellenfeder, Plättchenfeder; Lamellenräder, 
Sceibenräder,Keibräder ;Qamellenzapien, Plätt- 
chenzapfen. 

lamentieren, lat. lamentäri) wehklagen, jammern, 
wimmern, beweinen; [amentäbel(l. lamentabilis), 
fläglich, jänmerlich, beklagens- od. beweinenswert, 
elend; Jamentäbile u. lament6so, it. Tonf. kla— 
gend oder kläglich, weinerlidh, im Klagetone; La— 
meintation, f. I. (lamentatio), auch Lamentum, 
n. (l. nur im pl. lam£nta) u. Qamento, m. u. m. 
it. die Wehklage, das Jammern, Klaggeſchrei; La— 
mentin, m. nl. u. fr. die Seefuh. 

Ranıetta, f. pl. lat. Blitzfäden, fadendünne lange 
Streifen Metallblech, zum Überjpinnen des Weih- 
nachtsbaumes. 

Lami, n. (zujammengefegt aus den Nanıen der Töne 
la u. mi) Tonf, etwas übel oder Häglich Klingen- 
des, ein Übelflang; auf ein Lami ausgehen 
od. hHinauslaufen, übel od. jchlimm ablaufen, 
jich Mäglich endigen. 

Lamia, f. l. und gr., pl. Lamien (Il. lamiae) Hexen, 
Spufgeijter, Unholde, womit man Heine Rinder 
ichredte. 

Laminaria digitata, f. gefingertev Blattang, 
Seetang, Riementang, deffen Aſche zur Bereitung 
von Jod u. Kalifalzen dient; auch wird die Pflanze 
zu chirurgiſchen Zweden wie Preßſchwamm, 3. 
zur Erweiterung von Wunden verwendet. 

Lämingſche Maſſe, f. eine Maffe, die aus Säge- 
ſpänen u. Rafeneijenftein bejtcht u. zur Reinigung 
des Leuchtgaſes dient. 

(aminteren, nl. (v. 1. lamina, dünnes Blatt, Blech 
ujw.) Metall zu Blech ſchlagen, verblehen; auch 


! 


Landolette 


Streckmaſchine; Laminoir, n. (fpr. —odhr) od. 
Laminieritupf, Stredwerf (in der Spinnerei), 
Plättwalze. 
Lamiodoͤnten, pl. gr. (von lamia, ein großer, ge— 
fräßiger Meerfiih, u. odüs, Gen. odöntos, Zahn) 
verjteinerte Haifiſchzähne mitlägeförmigem Rande. 
Lamottes Ye aa Atheralkfohol, in dem 
iſenchlorid gelöft it, eine Nerventinktur, auch 
Beſtuſhewſche Nerventinktur genannt, nach ihrem 
Erfinder, dem ruſſ. Feldmarſchall Graf Alerei Pe- 
trowitſch Beſtuſhew⸗Rjumin (1693 — 1766). 
ampadarius, m. I. (vom gr. u. [.lampas, Tadel, 
Lampe) ein Qampenträger; Kampadedromie oder 
Lampadodromie, f. gr. Fadel-Lauf, ein Wett- 
rennen mit brennenden Wachsfadeln; Lampadiſt, 
m. ein Fadelläufer; Lampadephor, m. ein Fadel- 
träger; Lampadomantie, f. die Wahrfagung aus 
dem Brennen der Fadelı. 
Lamparilias, |. Nonpareille. 
ammpas, pl. (fr. lampas, lampasse) jeidene gemalte 
oſtindiſche und chineſiſche Zeuge. 
Lampion, m. fr. (ſpr. langpjöng, Verkl. von lampe, 
Lampe), eine kleine Lampe, ein Lämpchen; auch) eine 
Art Papierlaterne, welche bei Fadelzügen ftatt der 
Fackeln an einem Stabe getragen wird. 
Lampons, pl. fr. (ſpr. langpoͤng, v. lampons, laßt 
uns zechen, Imper. v. lamper, faufen, zechen) 
Trinklieder. 
Lamprẽte, f. (v. mi. lampreta, lampetra, it. lam- 
preda, v. [. lambe£re, lecken, u. petra, Stein, gebil- 
det, weil ſich der Filch mit feinem faugnapfartigen 
Maule an die Steine anhängt) Steinleder, Stein- 
jauger, eine Art jehr großer und köſtlicher Briden 
oder Neunaugen, in der Nordfee ꝛc. 
Rampropbonie, f. gr. (v. lamprös, glänzend, hell) 
Hellitimmigfeit, fehrdeutliche,weittönende Stimme; 
lamprobphõniſch, hellſtimmig. 
Lamphris od. Lampũris, f. gr. (lampyris, v. lam- 
pein, leuchten) der Leuchtwürm, das Johannis— 
würmchen. 
Kän,n.fchwed. (eig. das Lehn) die Statthalterſchaft, 
Provinz. 
lana, f. I. Wolle; lana caprina, f. Ziegenwolle; 
Nichtsnutziges, Geringfügiges; de lana caprina 
(ftreiten), um Ziegentvolle, d. i. um eine unbedeu- 
tende, wertlofe Sache, um des Raifers Bart; lana 
philosophica, Zinfblumen, weiße leichte Flocken 
von Zinkoxyd; Janätus, wollig, mit Wolle über- 
(von ferre, tragen) wolletra- 


zogen; Jantferif \ 
alben- und Seifen-Örundlage 


gend; Lanolin, 
aus Schafiwollfett. 
Rancade, langadieren, |. Lanzade unt. Lanze. 
Rancette, Lancier, lancieren, ſ. unter Lanze. 
Landaulet vd. Landeaulet,n. dtjch. mit fr. Endung 
(ipr. —dolett), ein Eleiner Landauer, d. i. nad) der 
Stadt Landau benannter Reifewagen mit in der 
Mitte geteiltem Verdeck. 
Landes, pl. fr. (ſpr. langd'; felt. Urſprungs) Heiden, 
Steppen, bej. die an der Küſte des Bisfayiichen 
Meerbufens im weſtlichen Frankreich. 
Landfalling, engl. das Landen. 
Landjobber, m., pl. —8, engl. (jpr. länddſchobber; 
vgl. Sobber) Land» od. Sütermäfler, bef. in Nord- 
amerifa; Landlord, m. der Gutsherr; Gaftwirt. 
Landliga, f. in Irland, eine Bereinigung, welche 
die Rurcigabe des irifchen Grund und Bodens an 
die Iren verlangt (jeit 1879). 
Randmilizen, pl. im 16. bis 18. Jahrh. aus der 
Bewohnerſchaft geworbene Truppen zur defaßung. 


itreden, 3. B. Garn auf der Qaminier- oder | Pandoldtte, f. |. Landaulet. 


Landſaſſiat 


Landfafität, m. barb.“. (v. d. deutſchen Land— 
ſaſſe) das Verhältnis der Perſonen, welche durch 
unbewegliche Güter einen Sitz im Lande haben. 

Langage, ſ. unter Langue. 

Langobarden, ſ. Longobarden. 

Langoiran, m. fr. (fpr. langoardng; vgl. altfr. 
langoirant,matt,Schwach,kraftlos=neufr.languis- 
sant,f.d.) ein weißer Bordeaur-Wein;auch Langen, 
m. (pr. langoͤng) ift ein ſolcher Wein. 

Langue, £ fr. (fpr. langh’; dv. [. lingua) die Zunge, 
Sprade; L.d’oc,diefüdfranzöftiche(provenzalifche), 
u. L. d’oil od. L.d’oui, die nordfranzöfiiche Mund— 
art; Langage, m. (fpr. langähſch') die Sprache, 
Sprachweiſe; Languette, f. (ſpr. lanaett) ein Zün- 
gelchen, eine Zunge, z.B. an einer Wage, Klappe 
an einem Dlasinftrument, Randleifte bei Tijchlern, 
ein hervorjtehendes Gold- od. Silberblättchen bei 
Goldfhmieden; ein Zaden; languettieren (fr. 
languetter), auszaden, bej. Weißzeug am Rande. 

languente, it. (v. [. länguens, v. languere, matt 
od. abgefpannt fein) Tonf. ſchmachtend, ſehnſuchts— 
voll, feufzend; languid, I. (languidus) matt, träge, 
ichlaff; Jänguido, it. — languente; Languidi- 
tät, f. nl., Laͤnguor, m. I. oder Langueur, f. fr. 
(pr. —göhr)die Mattigkeit,Schlaffheit,Abgeipannt- 
heit, das Schmadhten ;languiffant(ipr. langifjang), 
matt, jchlaff, ſchmachtend, lechzend. 

Ranguette zc., j. unter Langue. 

Languenr, languid, Ianguiifant 2c., ſ. unter 
languente. 

Langüſten, pl. (v. [.locusta, fr. langouste), Haut- 
floſſer, eine al3 Leckerbiſſen gejchägte Gattung gro- 
Ber Seekrebſe; auch eine Gattung der Heujchreden, 
vgl. Lokufta. 

lantieren, I. (laniäre) zerfleiihen, Laniation, f. 
(laniatio) die Zerfleifchung, Zerreißung; Laniſt, m. 
(l. lanfsta) ein Fechtmeijter bei den alten Römern. 

Lankaſterſche Lehrmethode, f. wechfelfeitigerlinter- 
richt, die Unterrichtsweiſe, wonach eine große An- 
ahl von Schülern verfchiedenen Alter3 in einem 
J gleichzeitig beſchäftigt werden, indem die 
geſchickteren als untergeordnete Lehrer die ſchwä— 
cheren unterrichten, zuerſt von Andr. Bell, einem 
engl. Geiſtlichen, in Oſtindien ſeit 1790, dann von 
Sojeph Lankaſter (jpr. länkäſter) in London 1805 
eingeführt; daher auch Bell-LZankaſterſcheMe— 
thode genannt; Lankaſter-Schule, eine Schule, 
in welcher nach dieſer Lehrart unterrichtet wird. 

Lanolin, j. unter lana. 

Lansquenet, m. fr. (fpr. langskeneh) Landsknecht, 
ein Glücksſpiel mit Karten. 

Ranterne, f. fr. (ſpr. langtern; v. [. lafn]terna) die 
Laterne; à la lanterne! andieLaterne, hängt ihn! 
lanterntjieren, an einen Zaternenpfahl hängen. 

Lanternerie, f. fr. (pr. langt—) albernes Gefchwäß; 
Haudern; lanternieren (fr. lanterner), leeres 

eug ſchwatzen, mit Worten hinhalten. 

Ranternina, f. it. (eig. Verkl. v. lanterna, Laterne) 
florentinifche Rechnungsmünze — 6 Lire. 

Lanthaäͤn, n. (v. gr. lanthänein, verborgen fein) ein 
1839 von Mofander im Cerit entdecftes neues 
Metall. 

Lanũgo, f. I. (v. lana, Wolle) der Flaum, Flaum- 
bart; weiches, wolliges Barthaar. 

Lanze, f. (fr. lance, jpan. lanza, vd. I.-felt. lanc&a) 
ein Spieß, Langjpieß, Speer; Lanzette, k. (fr. lan- 
cette, Berfl.v.lance) das Laßeiſen, die Wundnadel, 
ein wundärztliches zweiſchneidiges Mefjerchen zu 
Einſchnitten; auch der Grabftichel der Holzjchnei- 
der; Sanzieren oder lancieren (jpr. langß —; fr. 


Lappets 485 


lancer), werfen ſchleudern, abſchießen, ein Geſchoßee. 
aufwerfen (eine Frage, Vermutung, einen Vor— 
ſchlag); ein Schiff — vom Stapel laufen laſſen; 
in der Tanzf. = im Galopp dahintanzen; Jäg. 
der Fährte eines Wildes mit dem Hunde fo lange 
folgen, bi3 man e3 aufjagt; — —— etwas auf 
geſchickte Weife, aber nicht offiziell, als Mitteilung 
od. Anregung in ein Blatt, in eine Vorlage 2c. brin- 
gen; lancierende Schmerzen, d. i. hiehende, 
veißende, entg.den bohrenden, z.B. Zahnſchmerzen; 
Lanzade oder fr. Langade, f. (pr. langbdd’) ein 
Speer- od. Spießſtich, ein Ausfall; eine Wenhlerei: 
Lancçade, auch ein bogenförmiger Ruftfprung eines 
ferdes; Sangadteren, jolhe Sprünge maden; 
ancier (pr. langpjeh) od. Lanzierer, m. ein Lan— 
enreiter, Ulan; Tanzf. eine von zwei od. mehreren 
—— ausgeführte Art Konterkanz, Quadrille. 

Laokiun od. Laotſe, m.ein Religionsſtifter in China, 
ungefähr 600 Jahre v. Chr. deſſen Religion die 
Taoreligion oder die Religion des rechten Weges 
genannt wird; ihre Anhänger heißen Taoſſe. 

Laoköon, m. gr. Fabell. Prieſter des Apollo, der 
mit jeinen beiden Söhnen von zwei großen Schlan- 
gen umfchlungen und erdrüct wurde, weil er das 
von den Trojanern der Pallas gemweihte hölzerne 
Roß entehrt und mit einem Speer durchbohrt 
hatte; der Titel eines Werkes von Leſſing, in wel— 
chem er bei Befprechung der (al3 antifes Bildmwerf 
in Rom aufbewahrten) Laokoongruppe jeine 
Runftanfichten entividelt. 

Laokratie, f. gr. (v. laös, Volk) Volksherrſchaft. 

lapaͤktiſch, (v. gr. lapäzein, ausleeren) Heilf. gelind 
ausleerend oder abführend. 

Raparoccle, f. gr. (v. lapära, f. die Weichen) Heilk. 
Bauch» od. Seitenbrud; Laparoſkopie, f. Unter- 
ſuchung des Unterleibes; Kaparotontte, f.Offnung 
des Unterleibes in der Weichengegend. 

Lapäthum acütum, n. gr.-[. (läpathon, v. lapä- 
zein, abführen, wegen der Wirkung, u. acutum, 
jpiß, wegen der Form der Blätter von Rumex 
acutus, wovon man früher diefe Wurzel ableitete) 
der Sauerampfer, die Grindivurz (von Rumex 
obtusifolius), in Hautkrankheiten gebraudt; La— 
pathin, n. Grindwurz-Bitter, ein aus der Grind- 
wurz gezogener Stoff. 

Lapin, m. fr. (fpr. lapäng) das wilde Kaninchen. 

Lapilli, pl. lat. Auswurfsſchlacken der Vulkane. 

lapis, m. (Gen. lapidis, pl. lapides) I. der Stein; 
lapis aquĩlae, Adler- od. Klapperitein; Qapidar, 
n. ein fteinähnlich erhärtendes Anftrichmittel, das 
beliebig mit Farbe verfegt wird; lapidär (I. lapi- 
darius, a, um), in Stein gehauen, jteinjchriftlic); 
kurz gedrängt; bündig; Lapidärſchrift, in Stein 
gehauene Schrift, Steinſchrift; Lapidärftil, kurze 
und ausdrudsvolle Snjchriftenipracdhe, erhabener, 
dieſen nachgebildeter Stil; lapidätim geben, ni. 
mineralogiihe®Wanderungenmacen; Lapidation, 
f. (l. lapidatio) dieSteinigung ; Lapidifikation, !. 
nl. die Steinerzeugung, Bildung oder Erzeugung 
der Steine; Berfteinerung. 

Lappalie, f. (deutich mit lat. Endung von Zappe, 
Lappen) eine Zapperei, unerheblihe Sadıe; bei. 
im pl. Sappalien, Kleinigkeiten, Albernheiten. 

Lappé, n. fr. (v. lapper, laper, begierig aufledfen od. 
aufichleden) Pharaoſp. der doppelte Gewinn des 
Geldes, welches man auf eine mit der Spibe zu 
einem Ohr eingebogene Karte ſetzte, vgl. Paroli. 

Laͤypets, pl. engl. (ſpr. läppits) eine beſondere Art 
auf beiden Seiten gleich gemuſterter Muſſeline; 
Lappingmaſchine, f. engl. eine Wattbilde- oder 


486 lapsus 


Aufbereitmafchine, Wicelmafchtne, in der Baum- 
wollenjpinnerei zwijchen der Vor- und Feinfrage 
angewendet. 

lapsus, m., pl. lapsus, l. (v. labi, fallen; vgl. la- 
beit) das Fallen, der Fall; der Fehler; lapsus 
bonörum, Ripr. Berfall des Vermögens; J. ca- 
lämi, ein Schreibfehler; 1. linguae, ein Spred)- 
fehler; 1. memoriae. ein ®edächtnisfehler; 1. 
palpöbrae, Heilf. Borfall des Augenlids. 

Laquea, orangefarbiger Karneol, der Fugelförmig 
geichliffen ift. 


Larboard, m. engl. (fpr. —bohrd; zgez. aus engl. 


lower, Kompar. von low, niedrig, däniſch lav, 
jchwed. läg, iSländ. lagr, holl. laag, eiq. alfo die 
niedrigere Seite) die linke Schiffſeite —Backbord. 
Lardon, j. Ladon unter Tarod. 
Laren, pl. I. (Lares, v. sing. Lar) bei den alten Rö— 


mern die Yamiliengötter, häuslichen Schußgötter, | 


Hausgötter; vgl. Benaten; Lararium, n. der 
Schrein auf dem Herde, in welchem die Bilder der 
Zaren ftanden; Laralia, pl. das zu Ehren der 
Zaren am 1. Mai gefeierte Feſt. 

largus, a, um, l. reichlich; freigebig; larga mann, 
mit reichlicher, freigebiger Hand, reichlich; Largi— 
tion, f. I. largitio, v. largiri, freigebig jpenden) 
die Gejchenfausteilung, das Schenfen; large, fr. 
(fpr. larſch') breit, weit; au large (fpr. o larſch), 
weit, bequem, reichlich; Jargo, it. Tonk. langjam, 

edehnt; Kfipr. im Überfluß, und daher wohlfeil; 

argo assäi, 1. di molto u. larghissimo, Tonk. 
höchſt langſam und feierlich; larghétto, etwas 
langjam; Larghézza, f. Überfluß, Kaufipr. bedeu- 
FR Geldvorrat für Wechjelbriefe auf einem 
Platze. 

Lari, Larin, m. eine Rechnungsmünze in Malabar, 
in Arabien und Perſien v. verſchied. Werte. 

Lari fari, n. (vgl. holl. larie, leeres Geſchwätz, 
larien, ſchwatzen, und I. fari, ſprechen) Gewäſch, 
Schnickſchnack. 

larmohyant, fr. (ſpr. larmoajdng, gew. —idnt; v. 
larme, Träne, |. lacrima) weinend, in Tränen 
zerflicgend, weinerlid. | 

Lartiguebahn, f. frz.-deuti (pr. lartihg—; nad) 
dem Erfinder Lartigue), einjchienige Eifenbahn, 
die Einjchienenbahn. 

Larve, f.1.(larva) bei den alten Römern ein Schred- 
bild, ſchädliches Geſpenſt; ein Schredgejicht, auch 
überh. — Maöfe; eine Inſektenhülle, Buppe, ein 
nod in feinem unvollkommenen Zuftande fid) befin- 
dendes od. derBerwandlung unterworfenes Inſekt, 
.B. eine Raupe, Made ꝛc; farptert, vermummt. 

— m. gr. der Luftröhrenkopf, Kehlkopf; La— 
rynglsmus. m. Stimmrigenframpf (Aſthma)der 
Kinder; Laryngitis, f. Heilf. die Luftröhrenent- 
zundung; Laryngofiſſur, f. Spaltung des Stehl- 
fopfes durd) eine Operation; Paryngologliich), 
Kehlkopfkundig; Laryngophthiſis, £. Luftröhren⸗ 
ſchwindſucht; Paryngorrhangie, f. Blutung aus 
der Luftröhre; Laryngoſtöp, n. der Kehlfopfipie- 
gel, 1840 von Liſton erfunden, 1855 von Garcia 
zuerjt angewendet, 1858 von Czermak vervollkomm⸗ 
net; Saryngoffopie, f. die Anwendung des Kehl- 
fopfipienels; laryngoffopteren, denjelben anwen— 
den; Paryngoipasmus, m. Stimmrißenframpf; 
Raryngojtendfis, f. Verengung des Kehlkopfs; 


Paryngofärinz, f. eine Luftröhren- od. Zungen- | 


Iprige; Laryngotomie, f. der Luftröhrenſchnitt; 
Ausjchneiden des Kehlkopfs; Larynngotradeitis, 
f. Kehlkopfentzündung verbunden mit Kuftröhren- 
entziindung. 


EEE TER 





Laſting 


Laſagne, f. (fpr. lajdnje) it. (pl. v. lasagna) eine 
Urt dünner und breiter Nudeln, Bandnudeln in 
Italien. 

—— m. ſchwed. (d. i. ein Leſer, nämlich der 
Bibel und von Luthers Poſtille) eine religiöſe Sekte 
in Schweden, Norwegen und den Finnmarken. 

— od. Laͤski; pl. (ſlav. läsiza, poln. lasica, 
Berfl. lasiczka, böhm. lasice, laska, ruſſ. lästka, 
— — das Wieſel) Wieſelfelle im ruſſ. 

andel. 

Lascia, it. (ſpr. laſcha) laß! Iasciãte, pl. laßt! 
Lasciate ogni speranza voi ch’enträte (ſpr. la- 

ſchäte onji) Laßt jede Hoffnung draußen, die ihr 
bier eintretet; in Dantes Göttliher Komödie die 
Auffchrift über dem Eingang zur Hölle. 

lafzin, I. (lascIvus) üppig, unzüchtig, ſchlüpfrig; 
Infzivuteren (lascivire), ausgelaſſen jein, ſich wol— 
füjfig benehmen; Laßzivität, f. (lascivitas) die 

| Uppigfeit, Unzudt, Schlüpfrigfeit, 5. B. eines 

ı Buches. 

Rafe, £. (1. lasanum; vgl. das gr. lasänon, Geſchirr) 
ein großer Krug. 

Laserpitium, n. I. da3 Laſerkraut, eine Pflanzen— 
gattung, von deren Arten da3 breitblättrige L. od. 
die weiße Hirſchwurz in feiner Wurzel den al3 Tier- 
heilmittel gebrauchten weißen Enzian liefert. 

Läſion, f. ſ. lädieren. 

Infieren (aus glafieren entit., oder von Laſur, 
Laſurſtein —ſ. d.) gebildet?), Malerk. einen früher 
gemalten und bereits trocknen, dunkeln Grund mit 
einer dünnen, durchſichtigen Farbe überziehen, leicht 
übermalen; Pafar, f. leichte Übermalung miteiner 
durchſichtigen (urfprünglich blauen) Yarbe, jo daß 
die Farbe de3 Grundes durchſcheint; aufgetragene 
Übermalfarbe; Laſur-Farben, dazu geeignete 
— Laſurftein, Laſurſpat, ſ. unter 

aſur. 

Rastar,m.,pl.2astars, Laskaren (v. perj.-hindoft. 
laschkari, Soldat, laschkar, Armee) oſtind. Boots— 
knechte, Matroſen, Kanoniere. 

Lasti, ſ. Laſchitzen. 

laßz (1. lassus, fr. las), müde, verdroſſen; Laſſitũde, 
. fr. die Müdigkeit, Abfpannung, der Überoruß. 

Raffalleäner, m. Anhänger Ferdinand Lafjalles, 
welcher fich die Hebung de3 Arbeiteritandes durd) 
Staatshilfe und Ummandlung der Geſellſchafts— 
ordnung zum Ziel ſetzte; Laſſalleanismus, m. 
defjen hierauf bezügliche Lehre über Staat und Ge⸗ 
ſellſchaft; laffalleaniſtiſch, dieſe Lehre betreffend, 
ihr anhängend. 

®afjo, m. ſpan. (lazo, ſpr. laſſo, vom lat. laquéus), 
pi. Laſſos, eine Wurfſchlinge, d. i. ein Seil oder 
ein lederner Riemen, an deſſen Ende ſich eine Ku⸗ 
gel befindet, zum Einfangen der Büffel und Pferde 

in Südamerika. 3 

last, not least, engl. (fpr. lahſt, not lihſt) der Letzte, 
nicht der Geringfte; (ein geflügelte® Wort aus 
Shakeſpeare, der den König Year [Akt. 1, Szene 1] 
jeine jüngfte Tochter Corbelia anreden läßt: „Now, 
our joy, although the last, not least‘; jegt oft ge 
braucht, um die Tüchtigfeit eines Menſchen hervor- 

uheben, der zufällig in einer Reihe den legten 
laß hat). y 

Raftadie od. Laftagie, f. (v. mi. lastadium, lasta- 
glum, und diejes von Lat) die Schiffsfracdht; der 
Ballaft; aud) die Schalung od. Schälung, der Ort 

| in großen Seeftädten, wo Schiffe ihre Waren aus- 

| und einladen. t 

| Rafting, m. engl. (lasting, dauerhaft) ein atlag- 

|  artig geglättetes Wollenzeug; vgl. Everlafting. 





Läſtrygonen 


viſterygonen l. gr. (Laistrygönes) ein fabelh. wil⸗ 
des Sisftien od. Unteritalien, dag Homer | 


olk in 

in feiner Odyſſee als Menjchenfrejier von riejen- 
bafter Größe jchildert. h 
Laſur, 1. m. mittellat. lazur, lazurium — lapis 
lazuli; von arab. läſward, von perj. lädſchward 

oder läfchward, d. i. Geftein aus den Minen von 
Lädſchward, vgl. Azur), ein blauer Stein, als 


Schmucd verwendet: Pajurftein, Pafuripat, m.; 


aus ihm wird auch das Lafurfteinblau oder Ul- 
tramarin bereitet; 2.£.1. Malerei: die Übermalung 
mit durchlichtiger Farbe, j. unter lafieren. 

Lätare, I. der 4. Faftenfonntag, von den Anfangs- 
mworten der lateinischen Mefje Se. 66, 10: laetare 
Jerusalem, freue dich, Jeruſalem 2c.; auch Rojen- 
Jonntag genannt. 

Ratei-Brett, n. landichaftl. (verwandt mit Latte?) 
das innere Senfterbrett; Latei-Holz, n. das Duer- 
holz zwiſchen Türflügel und Oberlicht bei Haus— 

Lateiner 2c., |. Qatiner. [türen. 

latent, I. (lätens, v. latere, verborgen fein) verbor- 
gen, veritedt; Naturl. gebunden, 3.8. latente 

ärme; latet anguis in herba, l. Spriv. es liegt 
eine Schlange im Graſe verborgen, d.i. es jtect 
etwas dahinter od. es iſt Gefahr dabei; bene qui 
latüit, bene vixit, wer wohl verborgen blieb, hat 
wohl gelebt; wer im Verborgenen lebt, lebt gut. 

Pateral—, laterieren, j. unter latus. 

Paterän, m. der an die Sohannisfirche grenzende 
Balajt des Papſtes in Rom (nad) einer altröm. 
Familie dieſes Namens benannt, welche im Alter- 
tum im Beſitz diejes Platzes war); daher latera- 
niſche Synoden, die in der Kirche des heil. Jo— 
res vom Lateran gehaltenen Kirchenverfanm- 

ungen. 

Raterne, f. I. (laterna) eine Leuchte; ein Heiner 
turmartiger Aufſatz auf Kuppeldädern; auch ein 
Sad mit einem Boden von ftarfem LXeder zum 
Bortihaffen von Rebhühnernu.Falanen; Laterne 
magica, f. eine Zauberlaterne; Paternenträger, 
m. ein Inſekt in Amerifa u. Aſien, mit einer hor- 
nichten, im Finftern leuchtenden Blafe vor der 
Stim; Iaternifieren, barb.-L. (fr. lanterner) an 
einen Raternenpfahl hängen. 

latest novelty, f. engl., pl. novelties (fpr. leteft 
nöwelti) legte Neuheit, d.i. neuejter Handel3artifel 
(= frz. derniere nonveaut6). 

latet anguis etc., j. unter latent. 

Patier-Baum, m. 1.-dtich. (v. I. latus, Seite?) ein 
Seitenjcheidebaum, in Pferdeitällen zwiſchen je zwei 
Pferden zu ihrer Abjonderung angebradt. 

Lätifikantia, pl. I. (v. laetificäre, erfreuen, v. lae- 
tus, freudig, u. facere, machen) Heilf. erheiternde, 
belebende Beilmittel, 

ſlatiföliſch, I. (latifolius, v. latus, breit, u. folium, 
Blatt) breitblätterig. | 

Eatifundium, n. [., pl. Patifundten (v. latus, weit, 
u. fundus, Grundbefiß) die ungeheuren Landgüter 
der Römer in Italien, Großgrundbeſitz. 

Patiner (Latini) od. Pateiner, pl. das uralte Volt, 
welches die Landjchaft Latium in Stalien bewohnte, 
in welcher Rom liegt; dah. laterniſche Spruche, 
die Sprache der alten Römer; Patinismus, m. 
nl. eine lateinische Spracheigenheit; latinijieren, 
jpätl. (latinizäre, fr. latiniser) lateinijche Sprad)* 
eigenheiten und Ausdrucksweiſe nahahmen; ins 
Lateiniſche übertragen; Patintft, m. (fr. latiniste) 
Latein-Kundiger; Patinität, f. (I. latinitas), die 
Kenntnis der lateiniihen Spracde; bef. der reine 
lateinische Ausdruck. 


latus 487 


Satirdftren, pl. nl. (von latus, breit, u. rostrum, 
Schnabel) Naturf. Breitfchnäbler, Vögel mit brei- 
ten Schnäbeln; latiröſtriſch, breitfchnäbelig. 

fatitäbel, nl. (v. |. latitäre, verſteckt fein, Verſtär— 
fungszeitiwort von latere; vgl. latent) verſteckbar, 
was verheimlicht werden fann. 

Lätitia, l (laetitia, von laetus, froh, fröhlich) oder 
abget. Lätiz, f.Sröhlichkeit, Heiterkeit; Beluftigung; 
Lätitia, f. als weibl. Name; die Fröhliche; Hei- 
tere; der Name eined 1856 von Chacornac ent- 
decten Witeroiden. 

Latitũdo, f. I. (v. lätus, breit, weit) od. Latitüde, 
f. fr. die Breite; der Spielraum, die Entſcheidungs— 
freiheit zwiſchen zwei Grenzen, beſ. Strafgrenzen; 
Latitudinarier, nl., od. Patitüdinaire, fr. Ib. 
—nähr)m. ein Weitherziger, Freifinniger, Zreigeift; 
ein Leichtfertiger mit weitem Gewitten, ichlaffer 
Sitten- od. Religionslehrer, entg. Rigoriſt; bei. 
Benennung derjenigen, welche während der heftigen 
Religionsitreitigteiten in England und Schottland 
im 17. Jahrh. — den verſchiedenen Parteien 
vermitteln wollten; Latitudinarismus, m. Welt- 
herzigfeit, Freigeifterei; jchlaffe oder leichtfinnige 
Gittenlehre. 

Ratomie, £., pl. Qatomien, gr. (latomia, f. u. lato- 
meıon, n. von läs, Stein, u. temnein, fchneiden, 
hauen 2c.) der Steinbruch, die Steingrube; bef. die 
unterirdiichen Steinbruchgefängnifie bei Syrakus 
unter der Regierung des Tyrannen Dionyſius; 
auch Freimaurerei; Patömus, m. gr.(lätömos) ein 
Steinbrecher; dah. auch ein Freimaurer. 

Latöna, f. I. Fabell. die Göttin der Nacht u. alles 
Berborgenen, gr. Leto, die Mutter des Apollo u. 
der Diana. 

Ratrie, f. gr. (latreia, v. latredein, um Sold oder 
den Göttern dienen) eig. der Dienjt; Gottesdienft, 
nöttliche Verehrung, beſ. der Heiligen. 

2atrine, f. I. (latrina, 3ge3. f. lavatrina, Abfluß 
oder Zufammenfluß der Unreinigfeiten; v. laväre, 
waſchen, baden), pl. Latrinen, der Abtritt, die 
Abtrittägrube. 

Patrocinium, n. I. (von lätro, Straßenräuber) der 
Straßenraub; Ratruntulätor, m. ein Unter- 
ne über Straßenräuber. 

Latter-day Saints, pl. engl. (ſpr. lätt'r⸗deh ßents) 
die Heiligen der legten Tage (wie fich die Mor- 
monen felbjt nennen; von engl. latter-day, d. i. 
aus der legten Zeit jtammend). 

Latũün, n. (ſpan. laton, alaton, fr. laiton, isländ. 
lätun, Mejling, v. it. latta, weiße Blech, eig. = 
Platte, Ratte) Meffingbled; Patünhütte oder 
Latũnwerk, ein Mejfingblechwert, eine Anitalt, 
wo Meſſing zu Blech geichlagen od. gewalzt wird. 

latus od. Latus, n., pl. latera, I. die Seite, Blatt- 
jeite; Summe oder Betrag einer Seite in Rech— 
nung3büchern, der Seitenbetrag; latus per se, 
Seite od. Betrag für fich, d.i. einziger Seitenbetrag, 
wenn nur ein einzelner Poſten auf einer Seite ent» 
halten ift; ad latus, zur Seite, zur Hilfe, zum Bei- 
itande; a latere, de latöre, von der Seite, von 
jeiten 2c., j. Legat unter fegieren1.; lateral (!. 
laterälis), zur Seite gehörig, zur Geite befind- 
lih; Zateral-Erben, Seiten-Erben; Lateral— 
Magnete find Magnete, bei welchen ſich die Pole 
an den langen und einander nahe ftehenden Sei» 
ten befinden, entg. den Rongitudinal-Mag- 
neten, f. d.; Zateral-Bermwandte, GSeiten- 
verwandte; laterieren, ni. den Seitenbetrag ziehen, 
———— den Betrag rechnen und alsdann zu— 
ammenziehen. 


488 Zativerge 


Ratimeras, f. (fr. electuaire, altfr. lectuaire, prov. 
lactoari, it. lattuario, v. I. electarium, electua- 
rium, u. dies v. gr. ekleiktön, auszuledende od. zu 

erledende Arznei, von ekleichein, ausleden; vgl. 
Sflegma) ein Didjaft, Saftmus, eine musartige 
Arzneiform. 

Lauda, laudabel zc., j. unter laus. 

Saudaminium oder Laudamium 
mim, ſ. d. | 

Laudänum, n. (entjt. aus dem gr. lädanon, lau- 
danon; zuerjt bei Baracelfus vorfommend)—=La- 
dDanum; auch eine mit Gewürzen verjegte Opium- 
Tinktur, ein Schlaftrunf. 

Laudemium, n. ml. (auch laudaminium, laudium, 
laudatiönes, laudesetc.)od. Raudemien=-&elder, 
das Lehngeld, die Lehngebühr, Lehnware, eine 
Summe Geldes, welche der Obereigentümer für 
die Annahme eines neuen Nutzungs-Eigentümers 
von diejem erhält; Laudemialfonds, m. ein im 
ehemaligen Kurheſſen aus den Ablöfungsgeldern 
gebildetes Kapital, Lehngeldfonds. 

Iaudieren, 1., ölen oder einölen, gepreßten Tüchern 
Bu Beitreichen mit Baumöl ein ſchönes Anſehen 
geben. 

laudieren 2., Laudiſten, |. unter laus. 

laudum, n. ml. Ripr. der Ausſpruch eines Schieds⸗ 
richters; auch eine Angelobung. 

Raudun=- Wein, fr. (pr. lodöng) ein vortrefflicher 
franzöfiiher Wein von der Stadt Laudun in 
Languedoc. 

Laura, Laurette, Lorchen, f. weibl. Name, aus 
Eleonore entitanden. 

laureätus, [. (v. laurus, der Zorbeer) mit dem Lor- 
beerfranze gef hmücdt (von Dichtern); Laureũt, m. 
ein gefrönter Dichter; Laureation, £. = Pro- 
motion, ]. d.; Lauroceräſus, m. nl. Kirichlor- 
beer; Kauroftearin, n. ein aus den Xorbeern, den 
Pichurimbohnen und der Kofosnußbutter darjtell- 
bares feites Fett. 

Laurentius, m. nlat. männl. Name, — Lorenz, 
1. d.; Saurentie, f. weibl. Name; Laurentins- 
Birnen, eine Urt gelber Sommerbirnen; Lau— 
rentius⸗Fliege od. -Mürde, Tagetierchen. 

Lauretãniſche Litanei, £. eine fathol. Litanei (f.d.), 
welche nach der Sage zu Loreto (l. Lauretum), 
einer Stadt des Kirchenitaates am Adriatiichen 
Meere, von Engeln vom Himmel gebracht worden 
jein joll. y 

Sauroceräfus u. Lauroftearin, |. unt. laureatus. 

aus, f., pl. laudes, I. daS Lob; eum laude, bei 
Zenſuren: mit Auszeichnung; laus Deo, eig. Gott 
Lob! als.n. eine Schuld-Rechnung, ein Mahnbrief, 
worüber man ehedem jenen Augdrud mißbräuch— 
(ich ſetzte; Iaudes, pl. Zobgejänge, in der fathol. 
Kirche beſ. diejenigen, welche auf die Frühmette 
folgen, dah. auch die zweite priejterliche Tagzeit; 
Lauda, f. it. ein Robgejang Au Schluß der Veſper 
in Stalien; laudieren, I. (laudäre) loben; Ripr. 
einen Zeugen laudieren, d. i. ihn in Vorjchlag 
bringen; laudäbel (I. laudabilis), Löblich, lobens— 
wert; Laudazismus, m. nlat. Zobpreiferei, Lob— 
dudelei; Laudamentum,n. ml. ein Handgelübde 
oder Gelöbnis; Laudatio, f. das Lob, die Lob— 
rede; laudativ (1.laudativus), zum Loben gehörig, 
lfobend; Laudätor, m. l. ein Xobredner; Jauda- 
tor tempöris acti, ein Lobredner der Vorzeit; 
faudatoriih (ipätlat. laudatorius), lobend, lob- 
redneriich; Laudiſten, pl. nıl. Lobſänger, welche, 


Laude⸗ 


auf den Straßen herumziehend, Lieder zum Lobe 


Gottes (laudes) ſangen, be}. in Italien u. Frank— 


Law 


reich (ſie ſangen unisono im Gegenſatz zu den 
iguriſten) 

laute, l. (Adv. von lautus, 
wajchen) herrlich, 
Schmäuſen. 

Lauteniſt, m. (dtſch. mit fremdartiger Endung) ein 
Lautener od. Zautner, Yautenfpieler. 

lautieren (dtjch. von Laut mit lat. Endung), beim 
Zejenlernen die Buchſtaben fogleich nad) ihrem 
Laute, nicht, wie beim Buchftabieren, nach ihrem 
Namen ausjprehen; Lautiermethode, f. dieje 
Leſelehrart. 


‚eig. Partiz. von laväre, 
prächtig, be. von Feiten und 


‚Lava, f. it. (neapol. ein die Straßen überflutender 


Regenbach, vd. it. u. L. lavare, wachen) die aus 
feuerfpeienden Bergen in feurig-flüffigem Zuftande 
geworfenen od. geflojjenen Maffen, welche erfaltet 
zu Stein erharten. » 

Lavagna, f. it. (pr. lawwanja) ein Diftrift im Ge- 
nueſiſchen, ehemalige Bejigung des Grafen Fieschi; 
eine Steinart, welche bej. zu Mojaifarbeiten be- 
nutzt wird. (Frankreich (toiles de Laval). 

Lavalſches Leinen, n. Leinwand aus Laval in 

Savatian, f. I. (lavatio, von laväre, wafchen) das 
Waſchen, die Wafhung; Lavatorium, n. nl. ein 
N Ravement,n. fr. (ſprich: lam’mane) 
—= fliftier. 

Lavéndel, m. (ml. lavendüla, lavandüla, it. laven- 

ola, lavända, fr. lavande, £.; v. l. laväre, waſchen, 
weil man dieje Pflanze zum Wajchen und Baden 
gebrauchte), f. ein befanntes wohlriechendes Garten— 
gewächs, aus deſſen Blüten manLa vendelwaſſer 
(eau de lavande, fr., ſpr. oh d' lamdngd’), La— 
vendelöl und Lavendelgeiſt bereitet. 

Lavérna, k. lat. Fabell. die Scyußgöttin des recht— 
lihen und unvechtlihen Erwerbs, daher auch der 
Diebe und Betrüger. 

Laveton, n. fr. (pr. law'tong, von lavette, Waſch— 
lappen, Einjchmierlappen, von laver, wajchen, l. 
lavare) das Walfhaar, die beim Walken wollener 
Zeuge losgefchlagene Wolle. 

Ranette, |. Zafette. 3 

Lapezitein oder Lawézſtein (vom it. lavezzo, la- 
veggio, Kochtopf, Kohlentopf, eherner Keſſel, lat. 
gleich]. lebetium, von lebes, Gen. leb&tis, ein me- 
tallener Keſſel, worin gekocht wurde), Topfitein, 
ein dem Talf verwandter Stein, der in der Schweiz 
zu Kefjeln, Töpfen 2c. gebraucht wird. 

lävigieren, j. levigieren. 

lavieren 1.,1.(laväre, fr.laver) bei Malern: wajchen, 
eine aufgetragene Farbe mit Wafjer vertreiben; 
eine Zeichnung lavieren, d. i. tujchen, oder durch 
den Binjel mit einer Tinte oder Farbe daritellen; 
Lavierfeuer, n. Borfeuer, der erite Teil der Hei- 
zung beim Brennen der Tonmwaren; Lavis, m. fr. 
({pr. lawih) das Waſchen, Tuſchen, die gewaſchene 
Zeichnung; au lavis (ſpr. o lawih), in gewaſchener 
od. getuſchter Manier (von Zeichnungen u. Kupfer— 
ſtichen); Laboir, n. (ſpr. lawocihr; prov lavador, 
ml. lavatorium) gem. Labör, ein Waſchbecken, 
Waſchhaus. 

lavieren 2. (v. holl. laveren, u. dies v. fr. louvoyer, 
louvier, v. holl. loef, Zuffeite, ſ. Luf), Schiffſpr 
feitwärt3 gegen den Wind jegeln; uneig. behutjanı 
verfahren, ſich abwartend gegen etwas verhalten, 
ſich durchichlängeln; aud) allerlei Ausflüchte ge- 
brauchen (von böfen Schuldnern). 

Ravine, j. Lawine. — 

Law, n. engl. (ſpr. lah) Geſetz, Rechtswiſſenſchaft; 
Lawyer, m. (jpr. laͤhjer) ein Rechtsgelehrter, Au— 
walt. 


Ramine 


Lawine, f. (altd. lewine, lewinä, churwelſch lavina, 
. ml. lavina, labina, Erdrutich, v. 1. labi, herabglei- 
ten, it. lavigna, fr. lavanche, prov. lavanca) ein 
Schneefturz, eine fich im Herabrollen vergrößernde 
verderbliche Schneemaſſe in den Hochgebirgen. 
Laͤwka, f. ruf). (von flav. lawa, Brett, Steg, Bank) 
ein Kramladen, Kaufladen, Bude. 
Paten, n. engl. (fpr. lähn; v. fr. linon) feine Lein— 
wand, Schleiertudh, = Linon. 
Lawn-Tennis, n. engl. (jpr. lähn —; von engl. 
lawn, Rafen, Wieſe, urfpr.: der freie — 
vor Herrenhäuſern) ein engliſches Raſen-Ballſpiel, 
mit kleinen bunten Bällen, welche zwei Parteien 
mit Ballſchlägeln, die aus Rohr oder Darmſaiten 
geflochten ſind, über ein zwiſchen den Parteien 
aufgezogenes Netzgitter nach beſtimmten Regeln 
ſich zuſchleudern; in Deutſchland, da wir den un— 
verwüſtlichen, kurzgeſchornen Raſen Englands nicht 
ſo leicht beſchaffen können, wird das Spiel meiſt 
auf künſtlich feſtgeſtampftem Boden geſpielt. 
Laͤwra, f. ruſſ. (neugr. laũra, von laüros, weit, ge— 
räumig, umfaſſend), ein Kloſter erſten Ranges, 
Metropolitankloſter od. Kloſterſitz eines Metropo— 
liten der griech. orthodoxen Kirche. 
Lawſonia, f. eine Pflanzengattung, benannt nad) 
dem engl. Arzte Th. Lawſon, = Alfanna. 
lax, l. (laxus) weit, unbejtimmt; jchlaff, Ioder, un— 
gebunden; Laxismus, m. nl. die Schlaffheit in 
jittlihen Grundfägen; Laxität, f. lat. (laxitas) 
Schlaffheit, Lockerheit; laxieren (1. laxäre, erwei- 
tern, auflöjen, lüften) abführen, reinigen; laxa- 
mentum, n. Erweiterung, Erleichterung; Ripr. 
die zweimonatliche Frift fürBormünder zum Aus— 
leihen der Mündelgelder ; Anratin,n. od. Lardnz, 
f. nl. ein Abfüihrungsmittel; laxantia od. Jaxa- 
tiva, pl. Abführungsmittel. 
Lah, j. Lai. 
Lazärus, m. hebr. männ!. Name (= Eleaſar), 
otthilf; bei. Name eines aus der heil. Gefchichte 
(Zuc.16,20) befannten ausfägigen Mannes, der in 
der Folgezeit zum Scyugheiligen der Kranken ge- 
macht wurde; überh.ein armer von Leiden Heim- 
gejuchter; Lazarusklappe, f. eine Art Mujchel mut 
einem jehr Zünftlichen Gewinde; Kazardtt, n. (it. 
lazzeretto, jpan.lazareto, fr.lazaret) ein Kranken⸗ 
oder Siehenhaus, urfpr. im Mittelalter ein dem 
beil. Lazarus geweihtes Haus für Ausfäßige bei 
Serufalem; Lazaärett-Fieber, |. Hoſpital-Fie— 
ber; 8,-&ehilfe, m. ein militärärztlicher Gehilfe 
im Range eines Gefreiten oder Unteroffiziers; 
8.-Inipeftor, m. ein Krankenhaus-Aufſeher; 
Lazariften, pl. ein geiftl. Orden in Frankreich, 
vom heil. Bincenz von Paula 1634 zum Miffiong- 
eichäft errichtet; Lazaroͤni, pl., it. lazzaröni, 
— Arnie in Neapel und Sizilien, 
teils vom Laſttragen und anderer Taglöhnerarbeit, 
teils vom Betteln ꝛc. ſich ernährend, auch Ban— 
hieri genannt, weil viele von ihnen auf hölzernen 
Bänken unter Wetterdächern jchlafen. 
ageröle, f. (it. lazzeruöla u. azzeruöla) eine Art 
eiß- oder Hagedorn, die Hagebuttenbirne, der 
Weinapfel; vgl. Azarole. 
2azo, m., pl. Lazos, j. Laſſo. 
Lazur, ſ. Lajur; dab. Lazalith, m. Blaufpat. 
Lazzi, pl. altſächſ. Rſpr. f. Leute, Hofhörige (daher 
Lagen, ein Dorf bei Hannover, Lapfelde, ein 
Dorf am Harz). 
Lazzo, m. it., pl. Lazzi, das Gebärdenfpiel bei ital. 
Zujtipielen, bej. bei ver commedia dell’ arte, zur 


T 


Ausfüllung der Pauſen im Sprechen, jtumme | 


Legat 489 


Sprade; lächerliche Gebärden, Poſſen; pofjenhafte 
Stegreif-Späße, Schwänte, Witzworte. 

Lea, n. engl. (jpr. lih), aud) Lay, Ley, Warp, Stein 
oder Map, das Gebinde, ein engl. Garnmaß zu 
80 bis 120 Threads oder Bouts (Fäden, Hajpel- 
fäden) von 1, 1Y/, oder 2 Yards Ränge. 

Reader, m. engl. (jpr. lihder; von lead, leiten) eig. 
Leiter, Führer; dah.: ein Leitartikel in Zeitungen, 
— leading article (jpr. lihding drtif’I); leading 
chäracters (fpr. — färäfter3), pl. eig. führende, 
an der Spitze ftehende Charaktere, die Hauptrollen 
im engl. Drama. 

League, f. engl. (jpr. lihE; vgl. Lieue) die Meile. 

Leaſehölders, pl. engl. (pr. lihßhohlders; v. lease, 
Pacht) Pächter. 

Leckage, f. (ſpr. leckähſch'; dtſch, von led, leden, 
mit franz. Endung) das Ausrinnen aus bejchä- 
digten Gefäßen, das Auslaufen; der Zedverluit; 
aud) die Summe, die fire dieſes Auslaufen in Ab- 
rechnung gebracht wird. 

legons, pl. fr. (jpr. ’Böng; v. sing. la legon, — 1. 
lectio, }. Lektion) Übungsſtücke (bef. in der Tonf.). 

Rectica, f. l. (v. lectus, Bett) eine Sänfte, ein Trag- 
ſeſſel, Tragbett; Lecticarius, m., pl. Lecticarit, 
Sänftenträger. 

Lectülus, m., pl. Rectült, lat. (Verkl. von lectus, 
Bett; alfo eig. Heine Betten, Zageritätten) Heilf. 
Strohladen, Verbandjtüde zum Scienen zer- 
brochener Glieder. 

Rede, f. gr. Fabell. die ſchöne Gemahlin des jpartan. 
Königs Tyndareog, in die fih Jupiter in Geſtalt 
eine® Schwanz verliebte, als fie fich badete; (fie 

| war die Mutter des Kaftor und Bollur und der 

Helena u.Klytämneitra;) aud) der Name eines 
von Chacornac 1856 entdecten Aiteroiden. 

Ree,n. in der engl. u. niederl. Schifferjpr. die unter 
dem Winde befindliche, d. i. vom Winde abge- 
wandte Seite, entg. Quffeite; Leefüfte, die Küſte, 
auf die der Wind zumeht; leewärts, nach der Lee— 

Lee = ken, ſ. d. [jeite zu. 

leeg od. fr. lege (ſpr. lähſch'; prov. leu, v. I. levis, 
leicht), Schifferipr. leer, ledig, bei. ohne Waren, 
bloß mit Ballaft beladen. 

Rega, £. it. (ſpan. liga; vgl. legieren 2.) eig. Verbin- 
dung, Bündnis (vgl. Liga); bei. Metallmiichung 
(Legierung); Schrot und Korn der Münzen; 
Lega bafla, niederes oder geringhaltiges Muͤnz— 
metall, jtark verjegtes Gold oder Gilber; legäbile, 
it. Tonf. verbundener Vortrag oder gebunden vor- 
zutragen. 

legäl, |. (legälis, von lex, Gen. legis, das Gejek) 
gejeglich, geſetzwäßig, rechtskräftig; legälis medi- 
eına, f. gerichtliche Medizin; legali modo, gejeh- 
licherweije; Legal-Inſpektion, f. Ripr. die vor- 
ſchrifts mäßige Beſchauung eines verlegten Körpers 
oder Leichnams; L.-Sektion, f. eine gerichtliche 
Leihenöffnung; legaliter, gejeßlichermweije, gejeb- 
mäßig 2c.; Legalität, f. nl. die Gejeglichkeit, Ge- 
jegmäßigfeit, Übereinftimmung einer Handlung 
mit dem Geſetz; legaliſieren (fr. legaliser), gejeß- 
oder rechtskräftig machen; auc) gerichtlid) bejchei- 
nigen, bejtätigen; 2egalifation, f. die Beglau- 
bigung der Geſetzmäßigkeit einer Urkunde; gejeb- 
liche Beitätigung. 

Legal tender, engl. (jpr. lihghel—), die Annahme 
von Banfnoten, die von engliichen Banfen ausge- 
geben find, bei den englijchen Staatskajjen, indem 
ſie als gültiges Zahlungsmittel erklärt werden. 

Legat, Legation, Tegatarius, Legator, ſ. unter 
iegieren 1. 


490 Regatine 


Legatine, f. fr. eine Art Halbfeidenzeug. 


!egato, ſ. ligäto unter ligieren; Legatür, unter | 


fegieren 2. 

!egatur, lat. (von legere, leſen) es werde gelefen, 
man lefe, 

Legende, f. (vom lat. legenda, pl., das zu Lejende, 
im Mittelalter Titel eines Buches, weldes die täg- 
lichen gottesdienitlichen Leſeſtücke enthielt, v.legere, 
lejen) Beiligenerzählung; überh. eine Erdichtung, 
Sage: im Münzwefen: die Umfchrift einer Münze; 
der äußere Rand der Münzen, der aut Erſchwerung 
des Beſchneidens oft mit einem Sinnſpruch ver— 
ſehen iſt; überh.: eine Aufſchrift, z. B. auch eines 
Denkſteins; Legendarium, n. ein Heiligenſagen— 
buch, eine Sammlung von Heiligengeſchichten; Le— 
gendarius od. Legendär. m. ein Heiligenſagen— 
Schreiber od. -Erzähler; legendär, legendäriſch, 
nach Art der Legenden, jagenhaft. 

i6ger, legere (fpr. lefegähr), fr. (leEger, l&g2re, prov. 
leugier, it. leggiero, I. gleich]. leviarius, v. levis, 
leicht) Teicht, ungezwungen; leichtfertig, flüchtig, 
nachläſſig; oberflächlich; legerement (pr. lehſchär⸗ 
mäng), leicht; leichtfinnig, flüchtig, oberflächlich; 
Legerete, £. (pr. leſchär'teh) die Leichtigkeit; Leicht- 
fertigfeit, Nachlöſſigkeit. 

leges, ſ. unter lex. 

Legger, m. ein ehemaliges holländ. Flüſſigkeitsmaß, 
bei. für Araf, in Amjterdam = 563 |, in den Ko— 
Ionien = 578 1; auch große Tonnen mit Trink 
waſſer, im untern Schiffsraume liegend. 

teggiere, leggiermente vd. con legger&zza, it. 
(ipr. ledfger—; vgl. d. fr. löger ꝛc.) Tonf. leicht, 
mit Zeichtigfeit, ohne Nachdruck; leggierissimo, 
jehr leicht. 

fenteren 1.,1. (legäre, abjenden, vermachen, v. lex, 
Sen. legis, das Geſetz) Vermächtniſſe machen, ver» 
ordnen, jtiften; Pegätus oder Legät, m. bei den 
alten Römern ein dem Statthalter einer Provin 
zugeordnieter Gehilfe, Unterfeldherr; ein päpft!. 
Sejandter, Abgeordneter od. Botſchafter; Vorjteher 
einer Provinz des früheren Kirchenftaats, ſ. Le— 
gation;legatns a !atöre od. de Jatäöre (sc. pa- 
pae),ein päpſtlicher Botſchafter oder Gefandtereriter 
Klaſſe, Kardinal-Botſchafter; auch Bevollmädhtigter 
des heil. Stuhls in Sachen der geiſtl. Gerichtsbar— 
keit für einen größeren Landesbezirk; Statthalter 
od. Borgefegter einer Provinz des früheren Kirchen- 
ſtaats; Legation, f. (l.legatio) die Gefandtichaft; 
auch eine Provinz des früheren Kirchenitaats; Le— 
gations-Kavalfer, m. ein Gefandtichaftsritter, 
adeliger Gejandtjchaftöbegleiter; L.-Mat, m. ein 
Sejandtichaftsrat; L.-Sekretär, m. Gefandtſchafts— 
gehilfe; legatĩv (ſpätl. Iegativus), zur Geſandtſchaft 
gehörig, geſandtſchaftlich; — legatum od. Legät, 
n. ein Vermächtnis, eine Stiftung; Legatarius 
oder Legstär, m. ein im legten Willen Bedachter, 
fofern er nicht Erbe (im rechtlichen Sinne) ift; Le— 
gätor, m. der Erblafjer, Stifter. 

iegieren 2. (it. legäre, v. l. ligäre, binden), Münzm. 

inden, vereinigen; Metalle unter fich verbinden, 
bei. Gold, Silber 2c. mit geringeren Metallen ver- 
miſchen, zufammenjchmelzen; Kocdf. eine Suppe, 
Brühe abziehen, binden; echt. = ligieren, ſ.d.; 
diePegterung od. Legatür, die Metallverbindung, 
miſchung, =Wlligation,f. alligieren; Lega— 
tar⸗Band, unehtes Gold- oder Silberband; L.⸗ 
Zreffen, unechte Gold- und Silberborten. 

»eston, f. [. (legio, pl. legiönes, von legere, leſen, 
'ammeln) eine altrömijche Kriegerihar von unge» 
tahr 3000 bi3 6000 Mann; eine große, unbeftimmte 


Leguan 


Menge, Schar, ein Heer; Iegion d'étrangers, f. 
fr. (fpr. lehſchjong dehtrangjcheh) Fremdenlegion; 
1. d’honneur, £. fr. (fpr. - donnöhr) die Ehren- 
legion, ein franz. Orden; Regionär, ın. (l. legio- 
narlus) Soldat einer Legion; Mitglied od. Ritter 
der Ehrenlegion. 

Legis, f. die feinfte perjifche Seide. 

Legislation, f. l. (legis-latio, d. i. eig. das Bringen, 
d. i. Vorſchlagen eines Geſetzes; vgl. lex) die Ge— 
jeßgebung, gejeßgebende Gemalt; Tegislatin, nl. 
gejeßgebend; die Geſetzgebung betreffend; Senis- 
lätor, m. I. der Geſetzgeber; Legisiatür, f. nl. 

. Die Geſetzgebung; die geſetzgebende Verſammlung 
od. Macht, der gefeßgebende Körper. 

Legiſt, m. nl. (von lex, ſ. d.) ein Geſetzkundiger, bef. 
Lehrer des meltlihen Rechts, Anhänger des röm. 
Rechts im Mittelalter, *— Dekretiſt, | d. 

legitim, I. (legitimus, vol. lex, Gen. legis, Geſetz) 
al3 Adverb auch legitime, gejeb- od. rechtmäßig, 
geſetzlich, mit Necht; rechtmaͤßig geboren, ehelich, 
echt; Legitima od. legitima (pars od. portio), f. 
der Bflichtteil, der den Erbzwangsberechtigten ge- 
jeßlich gebührende Erbteil; legitimieren, ni. (fr. 
legitimer) gültig machen, für rechtmäßig erflären; 
die Echtheit oder Gültigkeit dartun; fi legiti- 
mieren, feine Vollmacht zeigen, fein Recht dartun, 
fih ausweiſen; Legitimation, f. die Erbfähig— 
machung, Erklärung für ehrlich) u. rechtmäßig, die 
Ehelichſprechung eines unehelihen Kindes; auch 
die Beglaubigung, Anerkennung einer Vollmacht, 
eines Geſandten ıc., der Nachweis einer Empfangs— 
berechtigung; die Beglaubigungs-Schrift oder Ur— 
kunde, der obrigkeitlich ausgeſtellte Schein über 
Stand, Namen, Alter, Geburtsort 2c. einer Perſon, 
der Ausweis; Legttimatienstarte, f. Ausweis- 
farte, Beredtigungsfarte; Grbeslegttimations- 
Atteſt, n. Erbbeſcheinigung; Aftin-Pegitimation, 
f. die Klageberechtigung; Vaſſip-Legitimation, 
f. die Klageverpflichtung; Legitimität, k (fr. legi- 
timite) Gejegmäßigfeit, Geſetzlichkeit, Rechtmäßig— 
feit, Echtheit; bei. die Gefegmäßigfeit der Erb- u. 
Thronfolge, das Geburtsreht als Grund der 
Staatögewalt, in diefem Sinne zuerjt 1814 auf 
dem Wiener Rongrefje v. Talleyrand gebraudt; 
Legitimiſten, pl. Anhänger und Verfechter des 
Zegitimitäts-Srundfages, d. i. des Grundſatzes, 
daß Die Landeshoheit ein gleich anderen Privat- 
rechten vererbliches,vom Volföwillenunabhängiges 
Recht fei; in Frankreich diejenige Bartei, welche 
nur den älteren Zweig der Bourbonen als be- 
rechtigt zur Regierung anerkennt; Vegietef EN: 
der rechtmäßigen Regierung und dem Legitimität- 
Grundjage anhängend; Legitimismus, m. bie 
Lehren und Grundjäge der Legitimiſten. 

legno, m. it. (fpr. lenjo; — I. lignum) Holz; daher 
col legno, Tonf. mit dem Holz des Bogens (nicht 
mit den Haaren). Ä 

Regogrdph, m. L.-gr. (vgl. lex) ein Gejeßichreiber. 

Regographologie, f. gr. (vom l. legere, gt. legein, 
fejen, jagen, u. gr. gräphein, fchreiben) die Leſe— 
und Schreiblehre; Legologie, f. die Leſekunſt, Leje- 
fehrfunde. 

Legua, f. jpan. (port. legoa, prov. legua, iega, it. 
lega, ml. leuca, leuga, lega, fr. lieue; ein urſpr. 
telt. Wort, platter Stein, Meilenftein bedeutend) 
eine frühere jpaniihe Meile von verjchiedener 
Ränge, 5555,555 bis 6687,24 m. 

@eguän, m. (ſpan. iguana, f. d.; aus der Sprache 
von Haiti) die Kamm-Eidechſe, ungefähr 11, m 
lang, bei. in Weitindien. 


Legulejus 


Legulejus, m. I. (v. lex, Gen. legis, Geſetz) ein Ge— 
re ſchlechter Sachwalter, Rabuliit; Res 
sulejismus, m. nl. ſchlechte Sachwalterei. 

tegumen, n., pl. Jeeumina. [. (v. legere, ſammeln, 
pflüden) Hülſenfrüchte; Legumin, n. nl. Hülſen— 
fruchtſtoff, Pflanzen-Kaſein, vgl. Kafein; Legu⸗ 
minöfen, pl. (nl. leguminösae) Hülſengewächſe. 

Leias, m. j. Lias. i 

Reich, m. altd. (mittelhochd. leich; altnord. leikr, 
Spiel, leika, fpielen, got. laiks, Tanz, zu laikan, 
fpringen, hüpfen) im Mittelalter eine Art fing- 
barer Gedichte, aus ungleichförmigen Versſätzen 
beitehend. State 

Leidener Flaſche, j. Leydener Flaſche. 

Reila, f. arab. Frauenname (leilä, eig. die Nacht); 
Peilet, pl. heilige Nächte bei den Mohammedanern. 

Reimoniaden, j. Nynıp he. 

Reiocephälus, m. gr. (von leios, glatt, eben, und 
kephale, Kopf) Glattkopf, eine Gattung Eidechſen; 
Reiogomme, n. fr. (fpr. leogdmm, v. fr. gomme, 
Gummi) unricht. auch Leiocome vder Leiokom, 
franzöſiſche Bezeichnung fir das Dertrin (ſ. d.), es 
wird aus KRartoffelftärte bereitet und dient 4. D. 

ur Verdidung der Farbe in den Kattunfabrifen; 
eiophuͤllum, n. d. i. Glattblatt, eine Gattung 
Heidegemwächie. 

leipogrammatiich, = lipogrammatiſch, ]. d. 

Reitmotid, n. ein jharf ausgeprägter muſikaliſcher 
Gedanke, der einem Tonftücd zugrunde liegt und 
3 beherrjcht, und der zugleich den geijtigen In— 
halt und die ideelle Bedeutung des Tonjages cha- 
rafteriftifch zur Geltung bringt. 

Lektion, f. (1. lectio, eig. das Leſen, v. legere, lejen) 
der Unterricht, Lehrſtünde; die Aufgabe, das Lehr» 
oder Lernſtück, au) ein Verweis; Abſchnitte aus 
bibliichen od. fonjtigen Kirchenbüchern; Pettions- 
Statalög,m.!.-gr. ein Unterricht3- od. Lehrſtunden⸗ 
verzeihnis, Stundenplan; Borlefungsverzeichnid; 
Rektionarium, n. nl. ein biblijches Vorleſebuch 
in der römijchen Kirche; Rektor, I. vd. fr. Lekteur 
(ipr. leftöhr), m. ein Leſer, Vorlejer; Nebenlehrer 
auf Hochſchulen, der nicht Profeſſor ift, Sprach— 
lehrer, bef. einer neuern Sprade; ſ. aud Ditia- 
rius; lector benevöle, [. geneigterZejer; lectöri 
benevölo (salutem), dem geneigten Zejer (Deil 
oder Gruß); Peftorät, n. nl. das Amt eines Vor- 
lejer8 oder Nebenlehrers; auch eine der niederen 
Weihen; Lektrize, f. fr. (fpr. lektrihß') eine Vor- 
fejerin; Lektüre, f. fr. (mi. lectüra) das Leſen; 
die Belejenheit; der Leſeſtoff; Lekturer, m. engl. 
(ipr. feftichurer) ein Vredigergehilfe, Kaplan. 

Lektifternium, n. l. (v. lectum sternöre, ein Bett- 
od. Speije-Sofa mit Polſtern bededen oder überh. 
zurechtmachen), pl. Keftifternien, Göttermahl- 
zeiten bei den alten Römern, wobei den Götter» 
bildern auf prächtigen Polſtern od. Kiffen Opfer- 
ipeifen vorgejegt wurden. 

Lektor ꝛc., J. unter Xeition. 

Lektüre, ſ. unter Lektion. 

Lemma, n., pl. Lemmäta, gr. (lẽmma, eig. das 
Genommene, v.lambänein,nehmen)eine Annahme, 
ein Borderjaß; ein entlehnter Sag, Hilffag aus 
anderen Biljenjchaften; der Wahlipruch, Leibſpruch, 
das Wort bei einer Deviſe (ſ. d.); auch der Titel, 
bei. da3 an die Spitze eines Artikels, einer An- 
merfung 2c. gejtellte, zu erflärende Wort. 

Lemming, n. norweg. und dän. (fchwed. lumik) die 

roße Züg- oder Wandermaus, bei. in Lappland, 
Norwegen und Sibirien. 





. 
Leonhard 491 


Lemna, f. gr. (eig. Pflanze im jiehenden Waſſer, 

verw. mit limng, ſtehendes Waffer) die Wafjerlinfe. 
— (von der griech. Inſel Lemnos), 
olu8,).D. 

Remmisfus, m. gr. (lömniskos, von l&nos, Wolfe) 
ein wollenes Yan, ein Kifjen, zum Berbande; 
Remnisfäte, f. Größenl. die Schlingenlinie, eine 
Krummlinie des vierten Grades in Geitalt einer 8. 

Lemon-squash, n. engl. (jpr. lem'n ßkwöſch, vor 
engl. lemon, d. i. Zitrone, Limone, und squash, 
d. 1. quetichen, zu Brei drücden, ſowie das Zer- 
quetjchte, zu einer weichen Mafje Zerdrücdte) Zi- 
tronenlimonade, Zitronenquetichung. 

Lemoſität. f. nl.(v. l. lema, gr. leme, Augenbutter) 
Heilf. dad Augentriefen, die Schmierigfeit und 
Schmusigfeit der Augenwinkel durch fogenannte 
Augenbutter. 

Lemur, eine Gattung Halbaffen auf Madagaöfar, 
ſ. Dali; pl. Lemüren (I. lemüres), bei den Rö— 
mern Nachtgeifter oder abgefchiedene Seelen, Ge- 
ipenfter; Lemurien (I. Lemuria), pl. ein im Mai 
gefeiertes Feft zur Verſöhnung und Berbannung 
der Kemuren. [feit der Athener. 

Lenäen, pl. gr. (lönaia, v. lönös, Kelter) das Kelter- 

Lendemain, m. fr. (jpr. langd’mäng; für le en de- 
main, le, Urt. der, en, in, und demain, morgen, 
prov. deman, v. l. mane, der Morgen, morgens) 
der folgende oder niorgende Tag; be}. der Tag nad 
der Hochzeit. 

Lenientia, pl. I. (von lenire, lindern) Heilk. Lin- 
derungsmittel; auch Erweichungsmittel; Lenitip, 
n,. nl. ein Zinderungsmittel; auch Hinhaltungs- 
mittel, = Balliativ; Jenitip, lindernd. 

Leno, m. !., pl. Lenönen (l. lenönes), ein Kuppler, 
Stlavenhändler, bei. in den altröm. Komödien; 
Rena, f. die Rupplerin; lenozinieren (l. lenoci- 
näri), fuppeln; Lenozinium, n. Kuppelei. 

lentando, lentement ze., ſ. lento. 

lentitulãr, I. (lenticuläris, von lenticüla, Linfe, 
Berfl. von lens, Gen. lentis, Linſe) linfenförmig; 
Lentitulär-Meffer, n. L>dtich., od. Ventikulatre, 
n. ft. (jpr. langtikülähr') bei Wundärzten, ein lin» 
ſenförmiges Mejier; Lentifulit, m. nl. oder gr. 
Phacit, Linſenſtein, Berjteinerung einer Art ge- 
mundener Rammerjchneden, beſ. in Agypten u. in 
der Schweiz; Lentigo, k. I. Heilk. ein Xeberfled; 
pl. lentigines, Sommerjprofjen, auc) Xeberflede; 
lentiginss(l.lentiginösus), ſommerſproſſig; Len— 
titis, f. = Phacitis, ſ. d. 

lento, it. (ſ. lentus) Tonk. langſam, gedehnt, ge— 
mächlich; Jento assai und lento di molto, ſehr 
langſam; lentände und lentänte, zögernd, nad) 
und nad) langjamer; lentement. fr. (}pr. langt'- 
mäng) langſam, gemach; lenteſzierend, I. (von 
lentesc£re, eig. zäh werden) jchleichend, be. von 
Krankheiten; Lentor, m. die Zähigfeit, Klebrigkeit; 
bei. Heilf. Zähigkeit der Säfte. 

lenzen, Schifferipr. vor dem Winde fegeln bei ſchwe— 
rem Sturm; lenzpunthen, alles Wajjer a. d. Schifie 
pumpen; lenz Echiff = ohne Waller im Raum. 

Lenzin, n. ein reiner weißer Ton, der in der Bapier- 
fabrifation verwendet wird, um die Bapiermaffe 
zu beſchweren; auch zur Verfälſchung unter das 
Mehl gemiidht. 

Reufadins, m. u. Leokadia, f. gr. Name: der, die 
Freundliche, Sanfte. 

Leon&sas, die beite fpanifche Wolle. 

Reonhard, m. L.-dtic. (vom I. leo, der Löwe, und 
hard, v. got. hairtö, Herz) männl. Name: der 
Löwenherzige, Tapfere. 


— 


* 

492 Leonina 

Leonina, f. eine vormalige römiſche Goldmünze v. 
4°, Studi, unter Papſt Leo XII. geprägt; das 
leoniniihe Rom, die leoniniſche Stadt (it. 
città leonina) od. Kepftadt, der von den Päpſten 
Leo II. und bei. Leo IV. im 9. Jahrh. mit einer 
Mauer umgebene, auf dem rechten Tiberufer ge- 
legene Teil von Rom, der den Batifan, St. Peters- 
dom, das Kaſtell San Angelo und verjchiedene 
Kirhen, Klöfter, Staatsgebäude 2c. in 30 bis 
40 Straßen umfaßt und auf den fich das jegige 
weltliche Beſitztum des Papftes befchränft. 

leoniniſche Gejelichaft (1. soci&tas leonina; von 
leo, Gen. leönis, der Löwe) eine Löwengeſellſchaft, 
d. i. jolde rechtswidrige Gemeinfchaft, in welcher 
einer od. einige, gleich dem Löwen in der äfopifchen 
Fabel, allen over einen unverhältnismäßig großen 
Borteil, ein od. einige andere Teilnehmer der Ver— 
bindung nur Gefahr und Schaden haben; auch 
(eoninifher Vertrag genannt. 

leoniniſche Berje, gereimte Herameter, in denen 
Mitte und Schluß jedes Verjes miteinander reimen 
(nad einem Dichter des Mittelalter namens Leo). 

leoniſches od. lhoͤniſches Gold (wahrſch. von der 
Stadt Lyon in Frankreich), unechtes Gold, aus 
reinem Kupfer u. Zink bereitet; leoniſches Sil⸗ 
ber, unechtes Silber, aus Kupferſtangen bereitet, 
die mit Blattjilber überzogen find; daher auch: 
leoniſche Blumen, Fünftlihe Bfumen aus un- 
Se Golddraht, und leoniſche und lyoniſche 
Treſſen. 

Leontiäſis, f. gr. (v. Ieõön, Gen. léontos, der Löwe) 
Heilk. das Löwengeſicht, eine Anſchwellung der Haut 
im Geſichte, wodurch dieſes ein löwenähnliches 
Anſehen bekommt; auch der knollige Ausſatz oder 
Hautgrind,—Elephantiafi,f.d.; Leontödon, 
n. Bot. der Löwenzahn, eine Pflanzengattung, vgl. 
Zararacum; Leontopetälon oder Leontopo— 
dDium, n. Löwenfuß, eine Pflanze; Leopdrd, m. 
(gr. leöpardos, v. léõn, Löwe, u. pärdos, Barder; 
[.leopärdus) ein dem Tiger ähnliches Raubtier in 
Afrika; Wappenf. die Stellung des Löwen, wie im 
welfiſchen Wappen, mit vorwärt3 gefehrtem Ge- 
jiht und erhobenem rechten Borderhuh, 

Lepaditen, pl. gr. (von l&pas, Napfjchnede) Schal- 
muſcheln, verjteinerte Entenmujceln. 

Lépero, m. jpan. (wahrſch. von jpan. u. gr. lepra, 
Ausjag, j.d.) in Mexiko ein Bettler u. Lajtträger, 
ein Yazarone. 

lepidantiich, gr. (v. lepis, Schuppe, Schild, und 
anthos, Blume) mit jchuppenförmigen Blüten; 
Renidium, n. J. (gr.lepidion) die Kreſſe, mit ſchup⸗ 
penähnlihen Schötchen; Lepidin, n. ein in der 
KrefjeporfommendereigentiimlicherStoff; lepidsn 
od. lepidõdiſch (gr. lepidoeidgs), ſchuppig, ſchup— 
penförmig; Lepidodendréen, pl. (von dendron, 
Baum) urweltlide Schuppenbäume, baumartige 
Lyfopodiazeen mit fhuppenartigen Blattnarben; 
Repidutde, f. die Schuppennaht am Schädel; Le— 
pidofrofit, m. jhuppig-faferiger Brauneijenftein; 
Lepidolith od. Lilfalith, m. eig. Schuppenitein, 
ihuppiger Glimmer, Lithionglimmer, von lila— 
roter Farbe; Lepidoptera od. Lepidopteren, pl. 
Schuppen- od. Staubflügler, Schmetterlinge; Le— 
pidopteriten, pl. Schmetterlingsabdrüde auf 
Stein; Fepidopterologie, f. die Schmetterling3- 
funde; Lepidöpus, ın.eig. Schuppenfuß, ein Fiſch; 
Lepidoſarköma, n. Heilf. ihuppiges Fleifchge- 
wächs (im Schlunde); Lepidöſis, f. Schuppenaus- 
ihlag; lepidõtiſch, ſchuppig geihuppt. _ 

Lesra, f. gr. u. I. (von gr. leprös, rauh, jchuppig, 


Retten 


f. leperös, v. lepos, Schale, Schuppe) der Ausſatz 
die Kräße; leprös (I. löprosus), ausjäßig, 
räudig; Leprofen, pl. Ausjäßige, Kräßige; Le: 
pröis, f. gr. = Lepra; Lepröjenhaus od. Le: 
sroforium,n. barb.=l. ein Krankenhaus für Aus 
Jäßige oder Kräßige, Lepraheim. 

Lẽpſfis, f. gr. (v. lambänein, nehmen) das Nehmen; 
die Annahme, der angenommene Sa, der Anfall 
einer Krankheit. 

Lepton, n. gr. (von leptös, &, ön, dünn, fein) eine 
Heine altgriechiſche Scheidemüngze von Kupfer — 
'z Chalfos od. Pf. neugriech. Kupfermünze 
— 1/00 Drachme = 0,8 Pf.; Leptochrda, f. eine 
dünne, feine Haut; leptograäphiſch, fein od. Hein 
aeichrieben; Leptolög, m. ein Stleinigkeitsfrämer; 
Leptologie, f. die Spisfindigkeit, der Kleinigfeitö- 
geiſt; ebteloͤgiſch ſpitzfindig, kleingeiſteriſch; 
Leptomerie, f. die Dünnheit; Leptometer, n. 
Zähigkeitsmeſſer SSVikoſimeter, ſ. d.); Lepto⸗ 
phonie, f. Dünn⸗ od. Feinſtimmigkeit; leytophl⸗ 
liſch, dünnblätterig; Leptoͤthrix od Leptotrichus, 
m. ein Dünn- oder Feinhaariger; Leptotrichie, 
f. Diinnhaarigfeit. a 

LZernän oder Xernäen, pl. gr. (Lernara) altgried). 
Geheimdienst der Demeter in dem Fleden Lerna 
in Argolis; lernäiſche Schlange, |. Hydra. 

Le roi regne et ne gouverne pas (jpr. lö röd 
renj’ eh nö guwern pah), ein franz. Sprichwort: 
der König regiert, aber er herricht nicht (der Örund- 
faß derer, die für eine Verfaſſung eintraten). 

Lẽros, m., auch Lerẽma, n , u. Lereſis, f. gr. (von 
lerein, töricht reden od. handeln) Geſchwätz, törichte, 
findifche Rede, bef. das Kindiſchwerden im hohen 
Alter. 

lesbiſch, Beiw., von der griech. Injel Lesbos im 
en Meere; lesbifche Liebe, unnatürlide 
Unzucht der Frauen unter ſich. f 

Lesche, f. gr. (lEsche, v.l&gein, reden)ein Geſprächs⸗ 
ort, Verfammlungsort für Müßige; Beratung, 
Ratsverſammlung. 

Leſinen, Leſenen, |. Lijenen. 

fefinteren, fr. (lesiner) knauſern; Leſinerie, f. 

lesso, it. — lesto, j. d. [Kniderei. 

Refins, m. I. Trauergefang, Totenklage, Toten- 


eheul. 
m. fr. (v. dtſch. Laſt) Ballait; Leſtage, £., r. 
n. (jpr. —dhjeh”) das Einladen des Ballajtes in 


Schiffe. It 
le — fr. (ſpr. leſt'; v. dtſch. liſtig), leicht, gewandt; 
esto, it. Tonf. munter, leiht. 

Le style c’est ’homme, fr. (jpr. Lö ſtihl Bäh lönım), 
d. i. der Stil ift : a an der Schreibweife 
erkennt man den Menſchen. ji \ 

letãl, [. (letälis, v. letum, der Tod) tödlich; Exitus 
letalis, tödliher Ausgang; Letalität, f. nl. die 
— (lethargia, v. lethe, das Vergeſſen 
thargĩe, f. gr. (lethargia, v. lethe, d Sert 4 

En ee en Heil. die Scdlaf- 
ſucht, auch Unempfindlichkeit, Lrägheit; lethaͤr⸗ 
giſch, ſchläfrig, träge. 

Lethe f. gr. (v. lethesthai, vergeſſen) die Vergeſſen 
heit; Fabell. der Fluß in der Unterwelt, aus wel— 
chem die Abgejchiedenen Vergeſſenheit tranken; 
Kethognömit, f. die Anleitung zum Vergeſſen. 

Leto. f. gr. Zabell.—1. Latona, f.d.; auch ein 
Afteroid, 1861 durch Luther entdedt. ’ 

Ketten, pl. eigentümlicher Volksſtamm, welcher die 
Hauptbevölferung von Livland ausmacht; daher 
lettiſche Sprade.:c.; Letto-ſlaviſche Sprach⸗ 
familie, f. ein Zweig der indogermaniſchen Spra— 








lettera di cämbio 


hen, zu dem die lettijchen und flavifchen Sprachen 
gehören. 
lettera di cämbio, f. it. ein Wechielbrief. 
Letterbog, n. engl. (vgl. Bor), Brieffach, Poſtfach. 
Lettern, pl. (v.L.littera, Buchjtabe, fr. lettre) gegof- 
jene Drückbuchſtaben, Schriften; ihre verjchiedenen 
Arten bilden in abnehmender Größe folgende Reihe: 
1.$mperiäl, Gros-Double-Canon, fr. (fpr.groh- 
HubT-Fandng): 2. Real ,Double-Oanan Mitfäl, 
Gros-Canon;4.Sabon, Trismégiste(ſpr. g-ſch); 
5. Kanon; Deux points de Gros-Romain(fpr. dö 
poängd’groh-romäng); 6.Noman, Petit-Canon; 
7.Doppel-Mittel, Palestine; 8. Tert od. Se- 
funda, Gros-Parangon; 9. Parangon, Petit- 
Parangon; 10. Tertia, Gros-Romain; 11. Mit- 
tel, St. Augustin (jpr. ogüjtäng); 12. Cicero, 
Cieero; 13. Brevier, Reinländer; Difcen- 
diain, Philosophie; 14. Korpus, Garmond, 
Petit-Romain; 15. Borgi3, Bourgeoiß (fpr. 
burſchoci), Gaillarde (fpr. galljard’); 16. Petit, 
Sungfer,Petit-Texte; 17. Rolonel, Mignonne 
(pr. minjsnn’); 18. Nonpareille (pr. nongpa— 
rei); 19. Berl, Perle; 20. Diamant; — Let— 
terngut, Buchitabengut, das aus Blei und Anti- 
mon gemifchte Metall, woraus die Lettern gegofjen 
werden; Letternholz, Buchitabenholz, ein dichtes, 
hartes, rotbräunliches Holz in Gniana, defjen 
Adern oft den Buchjtaben ähneln; es dient zu fei- 
nen Drech3ler- und Tijchlerarbeiten. 
lettre, £. fr. (jpr. Iett’r; v. [. littera, f. Buchſtabe, 
pl. litterae, Schrift, Brief) 1. der Buchſtabe, die 
Schrift; dah.: avant la (od. toute) lettre, vor Der 
(oder jeder) Schrift oder Unterfchrift, von Kupfer— 
jtichen: die erften und beiten Abdrücke, die por Ein- 
arabung der Unterjchrift gemacht werden ; entg. 
avec la lettre, mit der Unterfchrift; 2. ein Brief: 
lettre d’affaires, (jpr. —daffähr’) ein Geſchäfts— 
brief; 1. d’avis (fpr. — wih), ein Meldungsbrief; 
1. de cachet (jpr. —fajcheh), ein königl. Geheim- 
brief, meijt ein mit dem königl. Petſchaft verfiegel- 
ter geheimer Verhaftbefehl (unter Ludwig XIV. 
von Sranfr. 2c.); 1. de change (fpr. hang), 
ein Wechjelbrief; vgl. Change; 1. de er&ance 
(pr. — Freingk), ein Beglaubigungsfchreiben; 1. 
de grosse, im Handelsrecht: ein Bodmereibrief, 
Rielbrief; 1. de marque (jpr. —mdrf) u. 1. de 
repr6ssailles (pr. —teprehjdj’), ein Raperbrief, 
eine von der Regierung erteilte Erlaubnis zur 
Seeräuberei; 1. de r&pit (fpr. — repih), ein Friſt— 
brief fiir einen Schuldner oder Bankbrüchigen; J. 
de voiture (jpr. —woatühr’), ein Frachtbrief; 1. 
atente, f. (jpr. —patdngt’) ein offenes oder 
Kir die Dffentlichkeit beftimmtes königliches Schrei» 
ben, Erlaß. 
Leu, m.(der Löwe), pl. Lei, feit 1868 die Münzein— 
heit in Rumänien, zu 100 Bani (Para), = 1 Franc 
— (0,80 M. 
Reuce, f. gr. (leükẽ, v. leukös, weiß) Heilf.der weiße 
Xusjah; Seneismus, m. od. Albinismus, m. die 
franfhafte Entfärbung der Oberhaut, wie fte bei 
den Albinos (ſ. d) ericheint; Leuzit, m. weißer 
oder vulfaniicher Granat, ein zum Riefefgeichfecht 
———— Stein, beſ. in Unteritalien; Leuzrtis, 
. die Entzündung des Weißen im Auge; Leuzi— 
toẽder, n.die gewöhnliche Kriſtallform des Leuzits, 
— Trapezoäder. 
leudum, n. ml. Rſpr. (auch lendus, leudis, altfränf. 
leudi, angelj.leodgeld,v.leod, Leute, Bolf, Mann) 


Lebi 493 


Lenkangitis, f. gr. (v. leukös, &, on, hell, lauter, 
weiß) Entzündung der Lymphgefäße; Leukämie, 
f. Weißblüt, eine Art der Blutverderbnis; Leukä— 
tbiops, m. ein weiter Mohr, = Kaferlaf oder 
Albino, f.d.; Leukäthiopie, f. das Anfehen od. 
der Zuftand eines ſolchen; Leukolith, m. weißer 
Stein, = Feuzit; Leuköm(a), n. ein weißer Fleck 
auf der Aırgenhornhaut; fenfomatds, daran lei- 
dend; Leukomorie, f. (v. leukös, f. bleich, ſchwäch— 
lich, feige 2c.) unruhiger Trübfinn, Schmwermut; 
Leuklobathie, dieBleichſucht; leukopaͤthiſch, bleich⸗ 
ſüchtig; Leukophän, m. eig. der Weißglänzende, 
ein Mineral in Norwegen; Lenfophobie, f. die 
Scheu vor der weißen Farbe; Leukorhödon, n. 
weiße Roſe; Leukorrhöe, f. der weiße Fluß beim 
weiblihen Geſchlecht; Leukothẽa, f. ſ. Ino; 
auch Name eines 1855 von Luther entdeckten Aſte— 
roiden. 

Keuteration, f. nl. (v. leuteräre, aus dem deutjchen 
läutern) die Läuterung, in der Rechtsſpr. die 
nochmalige erläuternde Darftellung des Sach- und 
Rechtsverhältniſſes vor demfelben Richter, der ſo— 
eben ein dem Läuternden ungünftiges Urteil ge- 
Iproden; Leuteration ſuchen od. lenterieren, 
läutern, ftch des Rechtsmittel der Läuterung be— 
dienen; Lenterdnt, n. ein Yäuterer, der eine Läu— 
terug gebraucht; Leuterũt, m. der, gegen welchen 
man ſie gebraucht. 

Leutnant, m. (aus frz. lieutenant, von lieu, Ort, 
Platz, und tenir, tenant. halten, haltend, ver- 
treten, d. i. den Platz, die Stelle vertretend, Stell- 
vertreter, Yat. locum tenens), ein Offizier, der 
Stellvertreter des Hauptmanns (jet: Oberleut- 
nant), Oberjten (Öberftlentnant) oder Öenerals 
(Generalleutitant) it; jest in der Bezeichnung 
Leutnant Die übliche Benennung für den nad) dem 
Oberleutnant (früher Bremierleutnant) folgen- 
den Unterleutnant (früher: Sefondeleutnant) 

Reväde, }. unter levieren. 

Levain, m. fr. (fpr. lewäng) der Sauerteig. 

Leväna, f. röm. Fabell. (v. leväre, aufheben) die 
Göttin, unter deren Schuß die neurgeborenen Kinder 
jtanden, wenn fie der Vater von der Erde aufhob 
und ſich dadurdh-für deren Erziehung verpflichtete; 
daher Titel von Erziehungsichriften. 

Lebaͤnte, f. it. (levänte, m. überh. Oft, Morgen, 
eig. Sonnenaufgang, urſprüngl. Partiz. vonlevare, 
heben, levarsi, ficherheben, aufgehen) dag Morgen— 
fand, bei. die aftat. Türkei; Ievantifch, morgen- 
ländiſch, öſtlich; leva ntiſche Aiche, in Spanien 
aus Waſſerſenf bereitete Aſche; levantiſcher 
Kaffee, d. i. arab. Kaffee, über die Levante be— 
zogen; Levanters, pl. heftige Weſtwinde an der 
Küſte von Syrien; Lepantin, m. der Nachkomme 
eines in Agypten wohnhaften Europäers; Leban— 
tinos od. Levantiskos, pl. Morgenlandsfahrer, 
Ipanifche, nach dem Morgenlande bejtimmte Schiffe; 
Lebantine, f. fr. (Ipr. lewangtihn’) ein urſprünglich 
morgenländifches Seidenzeug; Yenantiner Taler, 
m, ein Maria-Therefia-Taler; Lebantins, pl. 
({pr. lewangtäng) engl. u. franz. leichte Tuche, die 
beſonders nad) der Levante gehen. 

Lebation, f. I. (levatio, v.leväre, heben) die Auf— 
hebung, bef. der Hand beim Taktſchlagen; Lepä= 
tor, m. nl. eig. der Aufheber; Heilf. ein Aufbebe- 
musfel; Lebatorium, n. nl. Heil. ein mundärzt- 
liches Hebewerkzeug, r. Elevatorium, ſ. d.; 
Lebée, j. unter levieren. 


das Wergeld; die Lehnspflicht; leudesamio, die | Lebi, m. hebr. männl. Name (lewi, v. lawah, ſich 


den Lehnseid leiſtende Mannichaft 


an einen hängen, ihn begleiten, auch lawaj, flechten, 


494 Leviathan 


winden, umkränzen), der Anhängliche, Treue; od. 
auch der Bekränzte, beſ. der Sohn Jakobs von der 
Lea (daher Reviten, ſ. d.) 

Leviäthan, m. hebr. (liwjäthän, eig. der oder das 
Gewundene, vd. arab. lawaj, drehen, winden) in der 
jpäteren jüd. u. chriftl. Sage ein dämoniſches Un- 
en, roßes Wafjertier,. große Schlange, Kro— 
odil (3. 9 Hiob Kap. 40 u. 41); Meerungeheuer, 
daher man auch große Seeſchiffe mit dieſem Namen 
zu belegen pflegt. 

lebieren, fr. (lever —J. leväre, erleichtern, heben, 
aufheben, erheben, v. 1&vis, leicht) Reitf. ein Pferd 
erheben; einlefen der Karten (in der Weberei); 
Kfſpr. einen Proteſt levieren, d. i. erheben, über 
einen Wechjel einen Brotejt (f. d.) gerichtlich auf- 
nehmen lafjen, Zahlung verweigern; Penäde, f. 
(pr. lewcihd'), Reitk. die Erhebung eines ſchul— 
gerechten Vferdes mit den Vorderfüßen; Pende, f. 
fr. die Erhebung, Einfammlung; der Aufitand; | 
Kripr. das Aufgebot, die Aushebung; Kartenfp. 
die meisten Stiche; lev6e en masse, ein Volks— 
aufitand, das allgemeine Aufgebot; derLandſturm; 
Lebee, n. engl. (jpr. lewwi) = fr. Zever (f. d.); in 
Nordamerika hingegen: Abendbeiuch, Abendgejell- 
ichaft; Lever, n. (pr. l'weh') das Aufftehen, der 
Morgenbeiud, die Morgen-Aufwartung; aud ein 
Rartenipiel; Leviermaſchine, £. die Rartenfchlag- 
maschine (bei der Weberei). 

lebigieren, !. (levigäre, v. levis, glatt) glätten; 
Scheide. feite Körper auf dem Reibſteine zu Staube 
reiben; Levigation, £. (l. levigatio) die Slättung; 
Berreibung; Levigätor, m. ein mit einem Schuß- 
blatt verjehenes Raſiermeſſer; der Zerreiber in 
Reichenbachs Apparat zur Runielrübenzuder-Be- 
reitung. 

2entr, m. 1. Ripr. des Mannes Bruder; Lebirats⸗ 
Ehe, die Schwager-Ehe, die Ehe zwifchen einer 
Stau und dem Bruder ihres verjtorbenen Mannes, 
bei den Juden. 

Reyit,m. hebr. (L.levites, levita, gr.leuites, v. hebr. 
lewi; vgl.Xevi) bei den ehem. Juden: ein Abkömm— 
ling des Levi (1. d.), Glied des Stammes Levi, wel- 
her das Priefteramt ausſchließlich zu verjehen 
hatte; auch ein Prieitergehilfe in der rom. Kirche; 
Levitikus (nänıl. liber), m. das [evitifche Bud) od. 
dritte Buch Moſes, welches religiöje Gejege, be- 
jonders über Opfer, u. überh. Verordnungen über 
die Leviten 2e enthält; dah.: einem die Leviten 
lejen,ihm einen derben Verweis geben; Levlte, 
f. fr. eine Urt fehr weiter Srauenkleiver; Levito— 
ttarinım,n. barb.-!. eine Mönchskutte ohne Armel, 
ehemals Kleidung für ägyptiſche Mönche. 

leviter, lat. (Adverb. v. levis; vgl. levieren) Leicht, 
obenhin. 

Levitikus, Lebitonarium, j. unter Levit. 

Pentote, f. (v. gr. leukö-ion, d. i. weißes Veilchen, 
wegen des Veilchengeruches) ein bekanntes Barten- 
gewächs mit vielfarbigen, wohlriechenden Blumen. 

Levrier, m. fr. (ſpr. lewrjeh; it. levriere, von nıl. 
[canis]leporarius, HundzurYafenjagd,Windhund, | 
u. die3 von lepus, Gen. leporis, Haje, fr. li®vre) der 
Bindhund,das Windjpiel; Lenrette, f.(Ipr.lemrett’) 
die Windhündin. 

Lebuloſe, k. Fruchtzucker. 

lex, f. (Sen. lẽgis, v lẽgẽre, ſammeln, leſen, od. von 
ligäre, binden) l. Vorſchrift, Verordnung, Satzung, 
Regel, Geſetz, Gebot; hac Jege, unter der Bedin⸗ 
gung 2c.; sub lege remissioni«, mit dem Auf- 
trage der Rüdiendung; lege artis, nad) der Regel 
der Kunſt, kunſtgerecht; pl. leges, Geſetze, Verord⸗ 





Libanomantie 


nungen; contra leges, wider oder gegen die Ge 
jege; lex abrogäta, ein aufgehobenes Geſetz; lex 
et rezio, eig. Gefeg und Gegend oder Randichaft, 
d. h. ländlich, fittlich. 

Lexidion, n. gr. (von lExis, Rede, Ausdrud, Wort, 
von légein, reden, jagen) ein Wörterbüchlein, ein 
Heines Wörterbuch; Lexikon, n. (v. lexikön, sc. 
biblion, Buch) ein Wörterbud; pl. Lexika; lexi⸗ 
lãliſch, nl. (lexicälis) zum Wörterbuch gehörend 
oder dasſelbe betreffend; wörterbuchartig, 3.8. ein 
Verf in lexikaliſcher Form, in Wörterbucdh- 


- form; Lexikalien, pl. das Wörterbuch betreffende 


oder dazu gehörige Dinge; Lexikogräph, m. gr. 
der Berfafler eines Wörterbuchs; Rerifogranhie, 
f. Wörterbuc-Verfafjung; Lexikologie, f. Lehre 
von den Wörterbüchern und deren Abfafjung; 
Lexikoloͤg, m. ein Wortgelehrter. 

Tegis, f. gr. (v. lögein, ftillen, aufhören machen) das 
Aufbören, Nachlajien; Lexipyrẽton, n., pl. Lexi⸗ 
pyrẽta, Heil. Heilmittel gegen das Fieber. 

Ley, n. engl. (fpr. lih), ſ. Zea. 

Leydener Flaſche oder Kleiſtſche Flaſche, f. die 

erſtärkungsflaſche, ein zylindriſches Glasgefäß 
zur Anſammlung u. Verſtärkung der Elektrizität, 
von Cunäus in Leyden (CLeiden) und v. Kleiſt 
in Kamin erfunden. 

L'hombre, n. fr. (ſprich: longb'r; urſpr. ſpan. von 
hombre, Menſch, Mann) ein Kartenſpiel, gewöhnl. 
unter drei Perſonen L'hombreaͤſtrois, ſprich; 
— a trod); auch unter zwei (!’hHombreendeng; 
fpr. — ang döh), vier (X’Hombre engquatre od, 
Duadrille, jpr. — ang fattr’ oder Fadrij‘) und 
fünf Berfonen (L'hombre en cing od. Cin— 
quille, fpr. — ang Bängf od. Bänfij); auch der 
eigentl. Spieler, der gegen die andern Ipielt, heißt 
L'hombre. — OL 

%,n. die hauptſächlichſte Münze in China, aus 
Kupfer, Zinn und Zink beftehend (vgl. Liang); 
ein Gold- und Silbergewicht — ooo Liang (T. d.); 
ein chinef. Wegemaß zu 180 Tſchang od. 1890 Tſchi 
— 442m; ein ine. u. japaneſ. Gewidt (ſ. Tan). 

Liaiſon, f. fr. (fpr. liäſöng; prov. liazo, I. ligätio, 
von ligäre, binden, fr. lier) die Verbindung, das 
Einverständnis; bef. ein Yiebesverhältnis ohne den 
Bmed der Ehe. 

Riane, f. fr. (v. lier, binden) ranfende Schmaroger- 
gewächfe od. Schlingpflanzen inden Tropenländern. 

Riang, n. chinef. (von den Engländern Tael oder 
Tale, v. d. Bortugiefen Tael genannt) die Sil- 
berunze, eine chineſ. Silbermünze zu 10 Tjien 
(Mas od. Meh8) zu 10 Fen (Kondorin) zu 10 Li 
(Tong-Tiien. Käſch vd. Pitjes) zu 10 Han (Chou) 
zu 10 Sfe (Si), anftatt eines Gewicht3-Liang nur 
33,337 g feines Silber enthaltend, 6 # wert; 
ferner ein Handelögewicht von 37,799 g, und ein 
Gold⸗, Silber- und Münzgewicht von 37,573 g 
(vgl. Kin und Tan). 

Liard, m. fr. (fpr. lidhr) eine altfranz. Nechnungs- 
münze, JR von Silber, fpäter von Kupfer, 


3 Denier3, }. d.; liardieren (fr. liarder), Pfennige 
jammeln, Geld zuſammenſchießen. 
Lias, m. engl. (fpr. leias) = ſchwarzer Jura, das 
unterfte Qager der Suraformation, |. d. 
Liaͤſſe, f. fr. (1. gleich). ligacka, von ligäre, binden, 
fr. lier) Kfſpr. ein Bündel angereihter Zettel, bei. 
Preisanzeigen. 
Libament, n. l. (libam&ntum, von libäre; vgl. Li- 
bation) ein Koft- oder Leckerbiſſen. 
Libanomantie, f. gr. (von libanos, der Weihraud- 
baum) Wahrjagung aus dem Weihrauchdantpf; 


Libation 


Libanomänt, m. ein aus dem Weihraudhdampf 
Wahriagender; Pipandtis, f. das Weihraudfraut, 
der Rosmarin; Bot. eine Gattung Doldengemwächle, 
bei. die Hirſchwurz. 

Libation, f. [. (libatio, von libäre, etwas hinweg— 
nehmen, fojten, od. ausgießen) ein Tranfopfer der 
alten Römer, twelches darin beftand, daß man bei 
der Mahlzeit etwas Wein zu Ehren der Götter 
ausgoß; gegenwärtig — Gelage. 

Rihavs, d.i. Spiritus fumans Libavii, auch: rau— 
hender Spiritus, rauchender Geijt genannt: Zinn— 
chlorid, jo genannt, weil e8 an der Luft raucht. 

Libeccio, m. it. (fpr.libeticho; fpan. lebeche, prov. 
labech, altfr. lebeche, lebech, vom gr. lips, Gen. 
libös) der Südmweitwind in Unteritalien. 

Libéll, n. l. (libellus, m. Verl. v. liber, Buch) eig. 
ein Büchlein, eine Heine Schrift; eine Klageichrift, 
Bittfchrift; nl. auch Schmähfchrift (libellus famö- 
sus od. diffamatorius), = Basquill; Pibel, n. 
engl. (pr. leibel) Ripr. für Breßvergehen; libel— 
lieren, nlat. jchriftlich Eagen; eine Libellierte 
Schuld, gerichtlich eingeflagte Schuld; Libellaͤnt, 
Libelliſt, m. od. Libellenſchreiber, ein Flugichrift- 
ſchreiber; Schmäbfchriftitelier (Basquillant). 

Rißelle 1., £. I. (libella, Berfl. v. libra, Wage) eine 
Waſſerwage, ein Werkzeug, um Linien oder Ebenen 
mwagerecht zu jtellen; daher wohl Libelle 2.,£., pl. 
Libellen oder Libellulen, Waſſerjungfern, ſchön— 
farbige Inſekten mit vier netzförmigen Flügeln ꝛc.; 
Libellenquadraͤnt, m. ein Inſtrument zum Neh— 
men der Erhöhung von Haubitzen und Mörſern; 
libellieren, mit der Waſſerwage meſſen. 

Liber, m. I. Fabell. urſpr. ein altit. Gott der An— 
pflanzung; nachmal3 ein röm. Beiname des Bac- 
chus: der Löſer, Sorgenbefreier: Liberalien, pl. 
(Liberalia) das dem Liber oder Bacchus zu Ehren 
am 17. März gefeierte Felt. 

Lihera, n. I. (von dem Anfangsworte libera, d. t. 
befreie, erlöfe 2c., Imper. von liberäre) das Toten- 
gebet der Katholiken. 

liberäl, l. (liberälis, v. liber, rel frei) frei- 
jinnig, vorurteilsfrei; edel, freigebig, mild, gütig; 
bei. fiir die Volksfreiheit und freieStaatsform ein- 
enommen; ein Piberäler, ein Freigeſinnter, Frei— 
sen, die Liberälen, al3 politische Partei, entg. 
den Konjervativen (vgl. Ragarde in feinem 
Auffag: „Konjervativ?” aus dem Jahre 1853, in 
dem er jagt: „Der Liberalismus ift die not- 
mendige Ergänzung des Konjervativismug”; 
die beiden Ausdrüde fonjervativ und liberal 
wurden zur Bezeichnung politiicher Parteien zu— 
erit in Spanien im Anfange des 19. Jahrhunderts 
gebraucht, gingen von da zunächſt nad) England 
über, wo 3. B. der Ausdrud fonfervativ, engl. 
conservative, im Jahre 1831 belegt ift); Natio— 
nalliberaf, diejenige politifche Bartei, die zwischen 
den Stonjervativen und Deutjchfreifinnigen in der 
Mitte fteht und bei. fir ein einiges deutſches Reich 
eintritt; fiberaliiieren, barb.-l. (fr. liberaliser) 
zum Sreilinnigen machen; aud ſich als Freiſin— 
niger zeigen od. benehmen; Liberalismus, m. nl. 
die Freiſinnigkeit, Liebe zu freien Verfafjungen; 
liberaliftiich, in unpraftiicher und ſchädlicher 
Weije liberal; Piberalität, f. l. (liberalitas) die 
freie, edle Gefinnung; Yreigebigfeit, Milde; libe- 
ralium artium magister, ſ. Magiiter. 

Liberei, f. mi. (liberia, f. libraria, v. liber, Buch) 
die Bücherjammlung, der Bücherfaal, = Biblio» 
thek, jegt veraltet. 

liberieren, I. (liberäre) befreien, freilafien ; Libera⸗ 


| 


licet 495 


tion (liberatlo) oder Liberierung, f. die Be- 

freiung, Freilaſſung; Liberationsſchein, eine 

Ichriftlihe Erklärung, wodurch jemand von einer 

Schuld freigefprochen wird; Liberätor, m. der Be- 
Pe Fiberatorium,n. nl. = Abjolutorium, 

.d.; Liberia, k. eine freie Negerrepublif in Afrika; 

Libertadör, m. ſpan. der Berreier (ein dem Bo— 
livar erteilter Ehrentitel); Libertas, f. I. oder 
Libertät, fr. libert6, f. die Freiheit, das Latein. 
Libertas auch als perjönliche Gottheit gedacht; 
liberte et Egalit6, fr. Freiheit und Gleichheit, 
Wahlſpruch der eriten franz. Revolution, mozu in 
der von 1848 noch fraternite, d. i. Brüderlichkeit, 
gefügt wurde; fibertickd, nl. freiheitmordend; ala 
Hauptw. Kiperticid, ın. ein Freiheitmörder., 

fibertin, fr. (jpr. libertäng; vom l. libertinus, frei— 
gelajjen, ſ. d.) leichtfertig, ausgelafjen; Pihertin, 
m. ein Lüſtling, zügellojer Menſch; Jibertinteren 
(fr. libertiner), ausjchweifen, ftederlich leben; Li— 
bertinage, f., r. n. (pr. —nähſch') Zügellofigfeit, 
Kiederlichfeit; Pibertinismus, m. nlat. die Frei— 
heitsſucht; Freiheitölehre. 

Fiberstinus u. Pibertus, m. [. (libertinus, v. liber- 
tus, in Freiheit gejegt, f. liberätus, von liberäre, 
befreien) ein Freigelaſſener; Ribertiner, pl.in der 
Bibel: freigelaffene Sklaven, welche die jlidifche 
Religion angenommen und ihren eigenen a 
zu Serufalem hatten. 

Liberty, f. engl. 1. die Freiheit; 2. ein englifcher 
GSeidenftoff (nad) dem Erfinder Liberty benannt). 

libörum arbitrium, j. Arbitrium unter Arbi— 
ter; liherum veto, j. unter veto. 

Libidiniſt, m. nl. (vom l. libido, Luft, Wolluft) der 
Wollüſtling; libidinds, l. (libidinosus) wollüſtig, 
ausſchweifend, unzüchtig; Libidinoſität, k. nl. die 
ausſchweifende Lebensweiſe. 

Libitina, f. 1. Fabell. die Leichen- od. Totengöttin, 
Aufſeherin über die Begräbniſſe; auch Beiname der 
Proſerpina, ſ. d.; Libitinarier, m. (libitinarii) 
Prieſter derſelben, Leichenbeſorger. 

libitum od. Ibitum, n. [. (v. libet, es gefällt, be— 
liebt) daS Belieben; Wohlgefallen; ad libitum 
oder pro libito, nach Belieben, z.B. fingen. 

Libra, f. l. ein altrömifches Gewicht, ungefähr — 
3, Pfund; ferner das jpan. und port. Pfund, 
460, reſp. 459 g; auch eine jpan. Rehnungsmünze 
von verſchiedenem Wert, von 2,35 big 3,94 #6; 
libra argenti, eine altrömifche Rechnungsmünze 
— 100 Denarien. 

Ribrarie, f. l. (libraria, von liber, dag Buch) oder 
Librairie, f. fr. (fpr. librärih) eine Buchhand— 
fung, ein Buchladen, auch eine Bücherſammlung; 
Librarius, m. lat. eine Bücherabfchreiber, überh. 
Scyreiber (Sekretär); aud) = fr. Pibraire,m. (fpr. 
—ähr’) ein Buchhändler; Libraire 6diteur (jpr. 
— ehditöhr) der Verlagsbuchhändter. 

Library, f. engl. (fpr. latbreri), Bibliothek. 

Ribration, £. I. (libratio, von libräre, wägen, in der 
Schwebe erhalten) da3 Schwanfen, die Wechfel- 
bewegung, bef. des Mondes in der Stellung der 
und zugefehrten Seite. 

Librétto, m., gew. n. ii., pl. Libretti (Verkl. von 
libro, Buchüber) überh. ein Büchlein, bef. das 
Tertbuch einer Oper, Operntert; Pibrettift, m. 
der Berfaffer desjelben, Operntertdichter. 

Libufſa, f. eine fagenhafte, böhmiſche Königin, die 
als die Gründerin Böhmens gilt, daher auch über- 
haupt poetiſch Fi Böhmen und Prag gelebt. 

licet, I. es ift erlaubt oder geftattet; per me licet, 
meinetwegen mag's geichehen; Lizitum, n. ein 





496 lichen 


erlaubte Sade, etwas Erlaubtes; Jieito modo, 
erlaubterweife; Lizenz, I. licentia, f. die Erlaub- 
nis, Bewilligung, Befugnis; Benutzungsrecht, Aus— 
führungsbefugnis; Lizenzgebühr, Abgabe für 
erteilte Erlaubnis; Patentabgabe; Ungebunden— 
heit, Ausgelaſſenheit; pro licentia, für die Er— 
(aubni3 3. B. zu predigen, öffentlich zu lehren 2c.; 
licentia coneionändi, die Erlaubni3 oder Be— 
fugnis zu predigen; 1. docendi, die Befugnis zu 
lehren, bef. auf Hochſchulen Vorlefungen zu halten; 
l. poötiea, die dichterifche Freiheit; lizentiieren, 
ml. (licentiäre) gejtatten, Erlaubnis erteilen; frei- 
geben; verabjchieden; Lizentiãt, m. (mi. licentiä- 
tus) einer, der fih auf Hochſchulen die Erlaubnis 
erworben hat, Doktor zu werden und feine Wiſſen— 
ichaft, bef. die Theologie od. Rechtsfunde zu Ichren; 
Lizenzträger, Ausführungs- od. Batentbefugter; 
stndiosus licentiätus, m. wer, ohne vollberech- 
tigter (immatrifulierter) Student zu fein, die Er- 
laubnis erhalten hat, Borlejungen zu hören; li— 
zentiös, [.(licentiösus, fr.licencieux)auögelafjen, 
ausſchweifend, zügellos. i 

Jichen, m. (pl. lichenes) [. (gr. leichen) die Moos— 
flechte, ein Pflanzengeſchlecht; Heilf. die Flechte, 
das Hautmoos; Lichenin, n. nl. Moosſtärke, ein 
im isländ. Moos u. anderen Flechten enthaltener 
ftärfeartiger Stoff; Lihenit, m. nl. ein Flechten- 
ftein; Stein mit Flechtenabdrüden; Lichenologie, 
f. gr. Flechtenkunde; Licheuſchokolade, f. Schofo- 
lade mit isländiſchem Moos. 

Lichtmagnete, pl. im Dunkeln leuchtende Mineral- 
förper, auch Leuchtſteine genannt. 

Lichtpausprozeß, m. die furz nach ihrer Entdeckung 
zunächſt auf die Wiedergabe von Silhouetten an- 
gewandteRhotographie, indem mandieSilhouetten 
auf ein mit einer Silberlöſung getränfktes Papier 
brachte und der Einwirkung des Sonnenlichts aus- 
ſetzte, wodurch dann die Silhouette weiß auf brau- 
nem Hintergrunde erjchien. 

Liddy, f. engl. Kofeform für Lydia. 

Lidi od. Ritt, pl. (v. sing. lidus, litus) mi. f. Leute, 
Grundhörige; dah.: der Lidlohn, Arbeits-, Tage-, 
Geſindelohn. 

Lido, m. it. überh. Ufer, Geſtade; beſ. das Ufer der 
ſtark befeſtigten Inſel Malamocco, welche die La— 
gunen Venedigs vom Adriatiſchen Meere trennt. 

Lieferaͤnt, m. (dtich. mit lat. Endung, v. liefern, 
aus fr. livrer, ml. liberäre, aus der Hand geben, 
übergeben, v. I. liberäre, frei machen, entledigen, 
v. liber, frei) ein Lieferer (für einen Ban zc.). 

lien, m. I. die Milz; lienal, nl. die Milz betreffend 
oder dazu gehörig. 

Lienterie, f. gr. (von leienteria, von le1os, glatt, 
Ihlüpfrig, und enteron, Darm) Heilf. die Magen- 
ruhr, Speiſeruhr. 

Liepapier, n. deutſch (Kurzwort aus dem Namen 
Liejegang), ein photographiiches Papier aus der 
Fabrik von Liefegang in Düſſeldorf. 

"tespfund,n. (entitanden aus Liveſches, d. i. Liv— 
ländiſches Pfund; holl. lyspond, ſchwed. lispund) 
ein niederdeutſches, holländ.,, ſchwed. 2c. Handelg- 

ewicht = "/,, Schiffspfund od. 14 bis 16 gemeine 


fund, in Schweden und den ruffifchen Oſtſeepro— | 


pinzen 20 Pfund zu 405,076, bez. 418,832 g. 

lieu d’aisance, ſ. unter Aiſe. 

Lieue, f. fr. (fpr. liöh'; vgl. Legua) die alte franz. 
Meile od. Wegitunde, von der 25 auf einen Ylqua- 
torialgrad gingen, —= 4451,9 m. 

Lieutenant du roi (jpr. — dü rod), Königs-Stell- 
vertreter; Königsleutnant; L. du royaume (ſpr. 


Rift, m. engl., Aufzug, Fahrſtuh 


Likör 


— dü xoajohm') od. de Pempiro (ſpr. d' lang- 
pihr') Reichs-Statthalter Reichsverweſer. 


Lifat, m. avab.-türk. die Volksbewaffnung, Land- 


wehr in der Türkei. 


Life-preserver, m. engl. (pr. laifpreſöhrw'r), d. i. 


der Lebensretter; der Schwimmgürtel; der Tot— 
ſchläger (ein Stock mit en als Schußwaffe) 

; Liftboy,m.engl. 
oder Liftjunge, m. engl.-deutfch, der den Fahı- _ 
ſtuhl bedient. 


Liga, fpan. und it., od. Lige, fr. Ligue, f. (Ipr. 


lig’; vgl. ligieren) ein Biindnis, Bund von Füriten 
oder Staaten; beſ. das Bündnis der Fatholifchen 
Fürften gegen die Union der proteſtantiſchen, 1610 
zu Wirrzburg gefchloffen; auch das Bündnis der 
fatholifchen Partei in Sranfreich, von dem Herzog 
Heinrich von Guife gegen den König Heinrich II. 
1576 geſchloſſen; die Berbündeten, auch Ligiſten; 
Hakietih, zu der Riga gehörig oder dieſelbe be- 
treffend. 


ligieren, l. (ligäre, binden) Fechtf. da3 Gewehr dem 


Segner aus der Hand winden oder fchlagen; Me- 
talle ligieren, f. legieren 2.; Ligäde, f. fr. 
die Wegichlagung des Degens aus der Hand des 
Gegners beim Fechten; ligäto, it. Tonk. gebunden, 
gelateilt; Rigament,n. (l.ligamentum) Heilf. das 

and, Gelenfband, die Flechfe, Sehne; aud) Heilk. 
ein Verband; bei Schriftgießern ein Doppelbud)- 
ftabe, zufammengezogene Buchſtaben; Rigation,f- 
(ligatio) ein wundärztlicher Verband; Ligatür, f. 
(ligatüra) Tonf. die Bindung der Noten von einem 
Taft in den andern; Doppelbudjtabe (in der 
Druderei); Heilf. dad Band, der Berband, die 
Aderlagbinde; das Umlegen derjelben, das Ver- 
binden; jeßt gem. die Unterbindung einer Ader od. 
eines Schmarotergetwächfes, und der dazu dienende 
Faden; auch der Einband eines Buchs; pro liga- 
tura, für den Einband. 


Ligiſten, ligiſtiſch, |. unter Liga. 
a id a —— v. I. lin&a) eine Linie; auch 


als Maß; der zwölfte Teil eines Zolls; en ligne 
(fpr. ang linj’), in Linie, in der Reihe; en ligne 
Fr compte (pr. — d’ koͤngt'), in Rechnung(bringen, 
tellen). 


lignum, n. !. Holz; pl. ligna, Hölzer, Dome 


Lignin, n. Holzitoff; Lignit, m., pl. Ligniten, 
nl. Braunfohle; lignös, 1. (lignösus) holzartig, 
holzig; Lignoſität, f. nl. die Holzartigfeit. 


Ligoriäner oder Kignoriäner, Ligoriſten, Pl- 


ein nad) ihrem Stifter Alfonfo Ligüori (welder 
1839 heilig gefprochen mwırrde) benannter 1732 ge- 
itifteter und 1749 von Papſt Benedikt XIV. bejtä- 
tigter, den Jeſuiten ähnlicher Orden in Stalien u. 

. Ofterreich, au) Redemtoriften genannt (ſ. unt. 
redimieren). 


Rigroine, f. od. Ligroin, n.,ein aus dem Petro- 


leum gewonnenes flüchtiges DI, das in Ligroin- 
lampen zur Beleuchtung verwendet wird. 


igue, Ligutit, ſ. Liga. 
rn . [. die Rainweide, der Hartriegel, 


Tintenbeerftraud, ein Gewächs, welches gemöhn- 
fich zu Heden dient; Liguſterſchwärmer, m. einer 
der größten und ſchönſten Abendjchmetterlinge 
Deutſchlands, deffen Raupe auf dem Liguſtrum 
Lebt. 


fiieren, fr. (lier, prov. liar, ligar, liguar, von I. 


ligäre) binden, verbinden; fig —, Tich eng mit je- 
mand verbinden, vereinigen; Ittert, engverbunden, 
vertraut. 

Likör, |. Liqueur. 


Liktor 


Liktor, m., pl. Liktören, I. (lietöres) altröm. Ge— 
richtsdiener, Scharfrichter oder Schergen, Stock— 


bündelträger der höhern obrigkeitlichen Perſonen; Limite 


vgl. Faſces. 

Lilak, m. ſpan. (auch engl. lilac, lilach, ſpr. leiläk, 
von türk. leiläk; vgl. perf. liladsch, die Indigo— 
pflanze), od. Lilas, fr. (ſpr. lildh), auch Lila, mm. 
der ſpaniſche oder türkiſche Flieder, die Syringe, 


ein befanntes Gartengewächs, urjprünglih aus | 


Berfien; die hellblaurötliche Farbe der Blüte des 
ipan. Flieders, Holderfarbe, vgl. auch Kermes; 
Lilas, pl. Heine Kanonen in Nordamerita; Pila= 
sin, n. Lilaf-Bitter, ein aus den Blättern und 
Blattknojpen des Lilak dargeitellter bitterer Stoff. 

Lilie, f. (v. I. lilium, pl. lilia, gr. leirion) ein be- 
kanntes Zwiebelgewächs, mit Schöner, wohlriechen- 
der Blüte; Riltenftein, j. Enfrinit; Liliazẽen, 
pl. (liliac&ae) litienartige Pflanzen, Rohrbiumen- 
arten; Lilioneſe, f. ein oft angepriejenes Schün- 
heitömittel. 

Liliput, n. ein märchenhaftes Land mit daumen- 

roßen Bewohnern, den Liliputern (in Oulliverd 

eilen von Swift); daher ſpöttiſch Liliputer od. 
Liliputäner, geiſtig od. körperlich Heine Menjchen; 
verächtliche Geaner. 

Lillalith, j. Lepidolith. 

Lille, Lilli oder Lili, f. weibl. Name, Verkürzung 
von Karoline (Xina) oder Sulie. 

Limaille, f. fr. (fpr. limdj’; von lime = [. lima, 
Teile) Feilitaub, Feilfpäne von Metallen. 

Limakographie, k gr. (v.leimax, die nackte Schnecke; 
vgl.Limazeen) dieSchneckenbeſchreibung; Lima— 
fologie, f. die Schneckenlehre. 

Liman, m. (ruf. limän, Bucht, türf. limän, Hafen, 
v. gr. limen, Hafen, Bucht; vgl. gr. limnß, jtehen- 
des Waller, Sumpf, See) in Südrußland eine 
fumpfige Bucht, ein fumpfiger Meerbufen, bef. die 
oft zu einem breiten Meeresarme erweiterte Mün— 
dung eines Fluſſes, .B.derLimander Donau, 
des Dnjeſters, des Dnjepers, des Bugs. 

Limandie, £. gr. (v. limös, der Hunger, u. Anchein, 
ängitigen) das Verhungern, der Hungertod. 

Limande, f. fr. (jpr. limangd’; v. lime, Feile, wegen 
der rauhen Haut) die Kliefche, eine Art Schollen 
(Seeftiche). 

Limation, f. nl. (v. [. limäre, feilen, lima, die Feile) 
das Feilen; Limatũr, f. Teilipäne, Feilſtaub. 
Limazẽen, pl. (von l. limax, m. ı. f. die Schnede, 
die Wegſchnecke, griech. leimax) die Schneden; Li— 

maziten, pl. veriteinerte Mujcheln. 

Limbus, m. I. der Saum oder Streifen, Bejat an 
Kleidern, die Falbel; der in Grade geteilte Bogen 
an Winfelmepinitrumenten; Jimbus infäntum, 
(nad) dem röm.-fathol. Glauben) der abgeionderte 
Ort neben der Hölle, für ungetauft gejtorbene 
Kinder, die erit hier, von der Erbfünde gereinigt, 
des Himmels fähig werden; J. patrum, eine ähn- 
liche Borhölle für die Seelen der Bäter des AT. 
vor ihrer Befreiung dur Christi Höllenfahrt. 

Lime oder Limiette, f. fr. (vgl. Limone) eine Art 
kleiner füiger Limonen oder innen, daraus P= 
metta, f. ein alkoholfreie Getränf; Limetteöl, 
ein ätherifches DI. 

Limenaͤrch, m. ar. (v. limen, Hafen) ein Hafenauf- 
jeher; Limenereütik, f. (von limen und ereunän, 
ausjpüren) die Seefahrt- od. Schifflentungswifjen- 
fchaft, au) Steuermannzfunde. 

Limier, m. fr. (jpr. limjeh; altfr. liemier, I. gleich]. 
ligaminarius, v.ligämen, Band, v. ligäre, binden, 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


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nn — — — — — — — — — — nn — — 


Linament 497 


weil derſelbe an einem Bande nachgeführt wurde) 

ein Leithund, Spürhund. 

f. fr. od. limito, m. it., aud) Limitum, n. 
(v. 1. limes, Gen. limitis, die Grenze) Kfſpr. das 
höchſte Auftrags-Gebot, Preisvorichrift, Kurs— 
grenze, äußerſter Preis oder Kurs; auch die Grenze 
des Kredits, den ein Kaufmann dem andern gibt; 
limitieren, l. imitare, frz. limiter, engl. to limit) 
einſchränken; begrenzen, genau beſtimmen, Preis 
oder Kurs vorſchreiben; limitiert, beſchränkt, be— 
grenzt; Limitation, f. (limitatio) die Einſchrän— 

ung, Begrenzung; beſtimmte, vorgeſchriebene Zeit; 

limitativb, nl. beſchränkend; limited, engl. (ſpr. 
limmited, von to limit, beſchränken, begrenzen) 
beſchränkt, begrenzt, bedeutet, dem Namen einer 
Aktiengeſellſchäft beigeſetzt, daß die Mitglieder 
der Geſellſchaft nur mit dem Betrage ihres Ein— 
lage-Kapitals für die Schulden der Geſellſchaft 
haften, mit beſchränkter Haftpflicht; limited Com- 
pany, f. engl. Atiengejellichaft. 

Fimma, n. gr. (leimma) Tonf. urſpr. die Meinfte 
Bauje; überh. = Sntervall. 

Limndden, pl. gr. (v. limne, See, Teich) See- oder 
Zeihnympben, |. Nymphe; Limniten, pl.Steine 
mit Abdrücen in Geſtalt von Bufchwerf u. Seen; 
Limnokochliden, pl. Wafjerichneden. 

Limnograph oder Limnigraph, m. Flutmeſſer, 
ſelbſtſchreibender Pegel; Limnographen-Kurve, 
f. Flut- oder Woſſerſtandslinie. 

Limoge-Arbeit, f. altfr.(jpr. g wie ſch; dv. der Stadt 
Limoges in Sranfreich) Arbeit aus Schmelzglas 
(Email); Limoges,buntgejtreiftes Bettleinen aus 
Limoges. 

Limoktonie, f. gr. (von limös, der Hunger) die Tö— 
tung durch Hunger, der Hungertod; Limothera— 
pie, f. die Hunger-Kur. 

Rimöne, f. it. (limöne; jpan., prov. u. fr. limon, 
engl. lemon; v. perj. u. türf. limün. arab. laimün) 
eine Art Kleiner, blajjer, dünnſchaliger Zitronen; 
überh. = Zitrone; auch andere zitronenartige 
Früchte, Limondde, k. fr. (it. limonäta) Zitronen- 
wafjer, ein kühlendes Getränk von Zitronenfaft, 
Waffer u. Zuder; jegt auch Himbeerlimonade 
u. a.; limonade gazeuse (jpr. — gaſöhſ'), ſchäu— 
mende Rimonade, Braufelimonade, d. i. Limo— 
nade, welche fohlenjaures Gas enthält; Limo— 
nadier, m. (fpr. — djeh), Pimpnadiere, f. (ipr. 
—djähr) ein Schenkwirt, eine Schentwirtin, welche 
Limonade und andere erfriichende Getränfe berei- 
ten und feilbieten; Limonenöl = Limetteöl, ſ. 
d.; Limongrasöl, n. = Idrisöl, ſ. d.; Limes 
nin, n. ein in den Zitronenkernen enthaltener 
bitterer Stoff. 

Rimonit, m. gr. (v. leimön, Wiefe) Rafeneifenjtein, 
Wiefenerz, Morafterz, Sumpferz, aus Eifenoryd- 
hydrat u. phosphorjaurem — beſtehend. 

limös, l. (limösus, von limus, Schlamm, Kot) 
ichlammig, jumpfig; Limofität, f. nl. die Schlam- 

Rimotherapie, j. untet Yimoftonie. [migfeit. 

fimpid, I. (limpidus) klar, hell, durchfichtig; Lim— 
pidität, f. nl. die Klarheit, Helle. 

Pina, Liüchen, f. weibl. Name, Verkürzung von 
Karoline. 

Linament, n., pl. Linamente, I. (linam&ntum, pl. 
linamenta, v. linum, Flachs, Lein) Zupfleinwand, 
Wundfäden, = Scharpie; Linaria, f. ni. Lein— 
fraut, Frauenflachs; Pinarin, n. eine BR 
aus Provenceröl beſtehende Flüfiigfeit, durch welche 
man die Unvermifchtheit eines leinenen Gewebes 
prüfen fann. 

32 


493 Line 


Line, f. engl. (for. lain, engl. line, Leine, Schnur; 
Richtſchnur, Linie), Linie, 

linẽa, f. l. (urſpr. ein Faden aus Lein, von linum, 
Lein. Flachs, Faden) — die Linie, f.d.; a linda od. 
Alinda, von vorn, Abfag, eine neue Zeile; extra 
linsam, außer der Linie; Iinda alba, die weiße 
Rinie, ein Sehnenitreif in der Mitte des Bauches, 
tvo die Bauchmusteln miteinanderverwacfen find; 
I. faciälis, ſ. unter facies; I. media, f. Dediäl- 
Zinie; — linea, aud f. Gefchlechtstinie, f. Linie; 
dah.: linea asc&ndens, auch ascendentium oder 
superior, f. die aufjteigende Linie oder Berwandt- 


Schaft, nämlich Eltern, Großeltern ꝛc.; 1. deseön« 


dens, auch descendentium od. inferior, die ab— 
od. niederjteigende Linie, Kinder und Kindeskinder; 
lineäl (I. lineälis), linienförnig, in gerader Linie 
fortichreitend; daher Linealſyſtem, n. Ripr. Be- 
ſtimmung der Erbfolge nad der nächſten Linie 
(Reihe der Deizendenten), entg. Gradualfyitem, 
ſ. d.; inealgradualiyftem, n. die Erbfolge des 
nächſten Grades in der nädjiten Linie; Fineäl, n. 
ml. (lineäle) ein Richticheit zum Ziehen gerader 
Linien ; Yineamente, pl.!. (lineamenta, vom sing. 
lineamentum) Züge, Geſichtszüge; Handlinien; 
lineär (1. lineäris) od. fineäriic, linienförmig; 
linearijche Gleichung, Größenl. Gleichung des 
1. Grades zwiſchen 2 veränderl. Größen; Lineär- 
Diſtanz; f. die wirfliche Entfernung zweier Kör— 
per voneinander; 2.-Taftif, f. Krk. Fechtart mit 
Aufftellung der Truppen in langen Linien; 2.- 
Zeichnung, eine Zeihnung, durch Tinien, Umriß— 
zeihnung, vgl. Kontur; linegarifsliſch, mit 
!inienförmigen Blättern; lineariboliſch, mit li- 
nienförmigen Zappen; lineteren (1. lineäre), |. 
liniieren; nulla dies sine linda, lat. Sprichw. 
fein Tag ohne jchriftliche Aufzeichnung. 

Pingam, m. (ſanskr. lingga, linggam, n., urfpr. ein 
Jeden, von ling, malen) in Indien das männliche 
Glied als Sinnbild der Zeugungsfraft der Natur, 
— Phallos bei den Griehen; Lingamiſten, pl. 
Prieſter desselben. 

Tinge,m.fr.(fpr. längſch; v. l. Inéus, leinen,v.linum, 
Flachs, Lein) Leinwand, Leinenzeug, Wäſche; linge 
de table (ſpr. —tãhblꝰ), Tiichzeug; I. Quvré (ſpr. 
umreh), gemuſterte Leinwand; J. plein (ſpr. pläng), 
glattes Weißzeug; Lingerie, f. fr. (pr. längſcherih) 
die Wäſche; der Linnenhandel, Weißzeugladen; die 
Wäſchkammer; Lingettes, pl. fr. (jpr. längiegett'; 
Berft. von linge) diinne Serge (f. d.); feiner engl. 
Flanell. 

Lingot, ın. fr. (ſpr. längöh; nıl. lingotus, v. lingua, 
Zunge, wegen der Geſtalt), pl. Lingots, ein Me⸗ 
tallitab, Barren, eine gegofiene Metallitange, wie 
jte in den Handel fommt, vgl. Ingot. 

linguäl, nl. (v. l.lingua, die Zunge, Sprache) die 
Zunge betreffend oder dazu gehörig; linguäles, pl. 
(se.litterae) Zungenlaute; linguifoͤrm, zungen» 
förmig; linguiſch, ſprachlich; Linguiſt, m. ein 
Sprachforſcher, Sprachgelehrter; Linguiſtik, f. 
die Sprachkunde, Sprachforſchung; linguiſtiſch, 
ſprachtundlich, ſprachwiſſenſchaftlich; Lingula, f. 
J. eig. kleine Zunge; Naturk. eine Zungenmuſchel; 
Linguliten, pl. n!. verſteinerte Zungenmuſcheln. 

Linie, f., pl. Linien (v. l. lin&a, vgl. d.; fr. ligne), 
ein Strich, eine Reihe, Zeile; Schnur, Leine; 
Größenl. eine Ausdehnung in die Länge (ohne 
Breite u. Die); Meßk. der 10. oder 12. Teil eines 
Zolles; aud) = Aquator (f d.); bei. die Ge— 
ſchlechtsliuie, d.i. die Reihe der auf- und neben- 
einander folgenden Abfömmlinge von einem ge- 


a — u — — —— ernennen ern rennen — 


Liquation 


meinſchaftlichen Stammvater; Geſchlechtsreihe; 

Stammfolge (die ab- oder aufſteigende Linie, vgl. 

linea): feınerdie Schlachtlinie, Schlachtreiheeinee 

Kriegsheeres oder einer Zlotte; dle Linte, auch 

überh. für das ftehende Heer, die regelmäßigen 
Truppen, mit Ausnahme der Garden; daher: 
Linten= Bilitär, L.-Infanterie, d.-Nanallerte, 
L.⸗Truppen, itehende, regelmäßige Truppen, z.U. 
von den Garden und den Milizen oder Landweh— 
ren; L.⸗Schiffe, die größte Art Kriegsichiffe vor 
50 Bis 110 Stanonen, welche bei einer Seejchlacht 
in eine Reihe neben- oder hintereinander geitellt 
werden; L.⸗Perſpektive, f.dietinien-Verjüngung, 
regelmäßige Verkürzung der Linien und Umriffe 
eine3 darzuftellenden Gegenstandes nach den Ge— 
fegen der Fernjcheinlehre oder Veripeftive (f. d.); 
L.⸗Syſtẽm, n. Tonf. die 5 De Linien, 
auf welche die Roten gejchrieben werden; liniteren. 
Linien ziehen. | 

Liniment, n. !. (v. linire, ſchmieren) flüſſige Salbe; 
Schmier- oder Streichmittel. 

Linkrufte, f. Linoleumtapete, künſtliche Ledertapete. 

Linftus, m. l. (v. lingere, leden) eig. das Leden; 
Heilk. ein Leckſaft, Leckmus. 

Linolekum, n. [.(v. linum, Lein, u. ol&um, Ol) Kork- 
teppic; zur Zußbodenbefleidung aus waſſerdichtem 
Segeltuch, auf welches eine Maffe aus pulverifier- 
tem ar u. gefochtem Leinöl (linol&um) aufgetra- 
gen iſt. 

Linon oder vlt. Linomple, m. fr. (fpr. linoͤng, 
linöngp'l; von lin = linum, ein) jehr feine Lein- 
wand, be. in Frankreich, Schleiertud). 

Tinophunie, f. Papier Feniterbild. 

Linotype, f. engl., eine englijche Setzmaſchine (in 
— 

Linurgĩe, f. gr. (v. linon, Leinen, Leinwand, und 
ergein, verfertigen) Bereitung der Leinwand, Lein— 
weberei. | 

Lion, m. fr. (fpr. ling) u. engl. (fpr. laten; v. L. leo, 
Gen. leönis) derZöme; uneig. eine Merkwürdigkeit, 
Sehenswürdigkeit; ein fich auszeichnender,berühm- 
ter Mann, ein Löwe des Tages (aus engl. lion 
of the day); in Zranfreich u. England ein Mode— 
herr, Salonheld; Lionel, m. fr. und engl. * 
lionel oder latonel) Name: der Löwenähnliche: 
Liönne, k. fr. eine Löwin; uneig. eine in der Ge— 
ſellſchaft glänzende, berühmte Dame. 

Ripurte, f. gr. (von lipärös, fettig; lipos, n. Fett) 
Heilk. Fettigfeit, Klebrigfeit; Liphhl, n. der von 
Berzelius angenommene Stoff, deſſen Oxyd die 
Baſis der fetten Öle bildet — 

lipogrammaͤtiſch od. leipogr —, gr. (von leipein, 
laſſen, feylen lajjen) mit gefliffentlicher Vermeidung 
gewiſſer Buchjtaben, z. B. des v in Gedichten oder 
ganzen Werfen, eine Spielerei in der Zeit des Un- 
geſchmacks. 

Lipplappen, pl. — von Europäern u. 
Eingeborenen auf den Inſeln Sava u. Sumatra. 

Lippus, m. l. ein Zriefäugiger. _ 

Lipfäna, pl. gr. (leipsana, v. leipein, lafjen 2c.) hin- 
terlafiene Heifigtümer, — Reliquien; Lipſano— 

raphie, f. Reliquien-Bejchreibung ; Lipfanothek, 
. ein Neliquien- Behältnis. 

Lipſia, f. lateinischer Name fiir Leipzig. 

Lipijl, f. unter Liparie. 

Piuyrie, k. gr. (leipyria) = Lipopyri e. 

Liquation, £. (. (liquatio, v. liquäre, flüſſig machen) 
das Schmelzen der Metalle, Zerfliegung der Salze, 
Scheidung des Silbers von Kupfer (Steigerung); 
liquäbel, ſchmelzbar. 


liquet 


tiquet, I. (v. liquöre, flüſſig, Mar fein) es tft Klar, 
deutlich, es leuchtet ein; non liquet, e3 ift nicht 
Har oder deutlich, läßt fich nicht enticheiden; li— 
quent, fließend, flüſſig, Har; Liquefaltion, f. nl. 
das Schmelzen, Berlafien harter, hargiger Stoffe 
durch —7 euer; liqueſzent, 1. (liquescens) 
—E—— flüſſig werdend; liqueßzieren, flüſſig 
erden. 


Liqueur od. Likör, ın. fr. (pr. litöhr; v. l. liquor, 


ſ. d.) feiner Branntwein, Gewürzbranntwein; lie 
queur de Johuson, nach dem Erfinder benanntes, 
gu KRolodiumbildern verwendetes Bromfadmium; 
. de Laharrague (jpr. —rdd), eine Natronaufs 
löſung zum Bleichen verwendet; Likör-Wein, m. 
dickflüſſiger, ſüßer Wein. 
liquid, I. (liquidus, von liquere, flüſſig fein) eig. 
flüſſig; in Rechnungsfachen: hell, rein, richtig, an— 
erfannt, erwiefen, gewiß (3. B. eine liquide 
Schuld); fällig; Liquida, f. (sc. littöra, pl. liqui- 
dae) ein jchmelzender, jließender Konſonant (I, m, 
n,er) im Gegenfag zur Muta; Liquidum, n. 
etwas Flüfiigkeit, eine Flüffiafeit; eine Har erwies 
jene Forderung od. Schuld; Liquidamber, m. nl. 
flüffiger Amber, ſ. Storaz; liquidieren, nl. (i- 
quidäre) auseinanderiegen (eine Forderung); in 
Richtigkeit bringen, abzablen; das zu Bezahlende 
einzeln verzeichnen, Gebühren berechnen; Geichäft 
auflölen, bei Auflöfung einer Handelsgejellichaft 
die Geichäfte ordnen; Liquidänt, m. ein gericht- 
fih mahnender, feine uudlöretberung geltend 
machender Gläubiger; Liquidät, m. ein ange- 
Hagter Schuldner, einer, gegen den die Schuldfor- 
derung geltend gemacht wird; Liquidation, f. die 
Auseinanderfegung, Schuldbezahlung, Berichti- 
gung; auch der Forderungsnachmweis, die Koften- 
erehnung; Gejchäftsauflöjung, -abwidelung; 
Liquidations-Termin, m. die für die Gläu- 
biger gerichtlich feitgefegte Zeit zur Eingabe ihrer 
Horderungen; Liquidätor, m. ein mit Schuld» 
ſachen Beauftragter, Maſſenvertreter, Abrechner; 
Liquidität, f. |. (liquiditas) die Flüffigfeit; Er- 
wiejenheit oder Richtigkeit von Schulden. 
Liguiritienfaft, = Lafrigenjaft, f. d. 
Liquor, mn. [. (v. liquere, flüſſig fein) eig. eine tropf⸗ 
bare Flüjiigfeit, ein Naß; be). Kraftwafjer, Wein- 
geiit; vgl. Liqueur; Heilk. die Auflöfung eines 
feiten Körpers, welche tropfenweije gegeben wird. 
Lira, f., pl. Lire, it. (= fr. livre, I. libra, alfo eig. 
Brund) eine ehem.it.Rehnungsmünze = % Soldi 
zu 12 Denari, aber von ungleichem Wert, von 0,60 
bis 0,50 M.; Liraͤzza, k. eine Rechnungsmünze in 
Benedig. 
2irae, m. ein roter franzöfifcher Wein. 
Liriod6ndron tulpifira, ar.=l. (von leirion, Lilie, 
dendron, Baum, tulipa, Tulpe, ferre, tragen, alfo 
eigentl, tulpentragender Liltenbaum) der virgi- 
nilche Tulpenbaum; Piriodendrin, n. ein in der 
Wurzelrinde diejes Baumes enthaltener bitterer, 
kampferartiger Stoff. 
lis, f. (pl. lites) (. ein Streit, beſ. ein Rechtsſtreit, 
Brosch); eine jtreitige Sache; adhuc sub judice 
lis est, der Streit it noch beint Richter, d. b. un— 
entichieden; Pitisdenunziant, m. der Streitver- 
finder, deſſen Gegner der Litisdenunziat heißt; 
Litisdenungiation, f. die Streitverkundung. 
liseio, it. (jpr. liſchjo) Ton, ſchlicht, glattweg. 
Liſenen, Laſchẽnen, Lefinen od. Leſenen, pl. fr. 
Bauf. pferlevartige Wanditreifen od. Mauerleiften 
an romanischen (byzantinischen) Gebäupden. 
Stferieren, fr. (liserer) mit Schnürchen einfaffen od. 


Lithagoga 499 


ſticken; Liſere, m. die um den Rand eines Zeuges 
geitidte Schnur od. Leifte; Liferdge, f.,r. n. (fpr.g 
wie ſch) die Einfaffung einer Stickerei mit goldnen, 
jülbernen ze. Schnürchen; Liſiere, f. (fpr. liſiähr'; 1. 
gleichſ. liciarla, v. licium, fr. lice, lisse, Faden des 
Gewebes,SLitze) eine Einfafjung, Lie; die Sal- 
leifte; das Laufband, Gängelband; die Grenze, der 
Rand oder Saum, 3.8. eines Waldes, Feldes. 

Kifette, £. weibl. Name, franz. Verkleinerung von 
Eliſe, Elifabeth. 

Liſiere, ſ. unter liferieren. 

Liſte, £. (zunächſt entlehnt v. fr. liste, it., fpan., prob. 
u. ml.lista; dieſes aber entit. aus dem mittelhochd. 
liste, Leiſte, Streif) ein Verzeichnis, eine Role; 
Kiftel oder Liſteau (pr. liftsh), m. fr. Bauk. die 
Leiſte, der Unterjaum einer Säule. 

Liftenſkrutinium, [.Strutiniumn.ffrutieren. 

Liſter-Verfahren, n., bei Wundbehandlungen dag 
antijeptiiche (fäulnisverhiitende) Berfahren, das 
nach dem englifchen Chirurgen Liter, um 1870, 
benannt ift, der es erfunden hat; daher aud 
Liiteriher Verband uſw. 

Pistesse t&npo, it. Tonk. dasfelbe Zeitmaß, wenn 
in einem Tonſtück der Tait ziwar verändert wird, 
aber Delle Bewegung fortbehalten werden foll. 

Litanet, f.gr.(litaneia, v. litanedein, bitten, flehen; 
lite, Wirte) ein (abzufingendes) Gebet in der Not; 
firchliche3 lagelied, Dittgefang; uneig. auch eine 
langweilige Klage, eine immer wiederholte Be- 
fchwerde. 

lit de justice, n. fr. (fpr. fi d'ſchüſtihß'; v. lit, — 
l. lectus, eig. Bett, Lager) ehem. ein feierliches 
Gericht, öffentlicher Gerichtstag beim franz. Bar- 
lament in Gegenwart des Königs: Throngerichts— 
ſitzung. 

Liter, n. (willkürlich gebildet vom gr. litra, f., dag 
eig. die Be is ein Gewicht u. eine Münze 
war), für Bee und flüſſige Stoffe die Einheit de3 
dezimalen deutfchen Hohlmaßes, dejjen Grundlage 
das Kubikmeter ijt. Ein Liter (1) ift 1000 Rubik- 
meter (cbm) oder ein Würfel, deſſen Seite 1 Dezi- 
meter lang ift, = 0,87334 frühere preuß. Quart; 
e3 faßt genau 1 Kilogramm deftillierten Waſſers. 
Bielfache des Liter find: Defaliter(v. gr. deka, 
zehn) = 101 = Yo ebm; Heftoliter (v. gr. 
hekatön, hundert) = 110 1= Yo ebm; Kilo— 
fiter (v. gr. chiliei, taufend)—= 10001 = 1 cbm. 
Unterabteilungen des Liter ſind: Deziliter (v. 1. 
decem, zehn) — — Yıoow ebm; Zentiliter 
(v. I. centum, hundert) = Yon! = "haaıno ebm. 
Geſetzlich eingeführt find in Deutſchland nur Kilo- 
liter, Heftoliter und Kiter. 

litera. Riteratur ꝛc., 1. littera. 

Litéwka od. Liteiwfe, f. poln. (eig. eine Litauerin, 
ein litauifcher Rod) ein kurzer polnischer Überrod 
von eigentümlichem Schnitt; Heer-Bluje, Wams. 

Lithugöga, pl. gr. (v. lithos, m. Stein) Heilf. Stein 
abführende Mittel; Lithagögon, n. eine Stein- 
zange, ein Steintöffel; Lithaänthrax, m. Stein- 
kohle; Lithanthraziten, pl. Pilanzenveriteine- 
rungen in Steintohle; Sitgargürum, n. Silber- 
glätte, Bleiglätte; Lithiäſis, f. Deilf. die Stein- 
franfheit; Lithion, Lithon od. Lithiumoxyd, n. 
Steinlaugenialz, ein 1817 (zuerft im Mineralveich) 
entdedtes Alkali; Lithium, n. die 1818 zuerit dar— 
geitellte metalliiche $rundlage desjelben; kohlen— 
ſaures Lithionwaſſer, Mittel gegen die Gicht; 
lithiſche Saure, Härnſäure, welche fi) im Urin 
und ın Blajenfteinen findet; Pithobiblton, n. ein 
Blätterabdrud, verfteinertes Blait; Lithobolle, f. 

32* 


900 Lithagoga 


das Steinwerfen, die Steinigung; Lithochromie, 
die Steinfärbung, farbige Steindruderei, Kunſt, 
mit Olfarben auf Stein zu malen und das Ge— 
malte auf Leinwand abzudruden, = Chromo— 
lithograpbie; auch ein farbiger Steinabdrud, 
pl. Lithochromien; Lithodendron. n. Stein- 
bolz od. veriteinertes Holz; Lithodialnſis, f.Heilf. 
die Blajenjtein-Auflöfung; Lithofrakteur, m. gr.⸗ 
fr. (fpr. —töhr) eig. Steinzerbrecher, ein verbefler- 
ter Dynamit (1. d.), bei. zum Zerjprengen von Ge- 
ihügen; Cithonfyph, m. (gr. lithoglyphos) ein 


Steinichneider; Lithoglph od. Lithoglyphit, m. 


ein Bildftein, Zierſtein; Lithoglijphit, f.dieStein- 
ichneidefunft; Lithoglüͤpt, m. ein Steinjchneider; 
Lithograͤph, m. ein Sieinſchreiber, Steinzeichner, 
Steindruder; Lithographie, f. die Steinbejchrei- 
bung, das Befchreiben der Steine; Steinzeichnung 
und Steindruderei, die von Senefelderin Mün— 
hen 1799 erfundene Kunft, auf Stein gemachte 
Zeichnungen mittels einer Brefje zu vervielfältigen; 
aud ein lithographiertes Blatt, ein Stein 
drud; Sithogräphie, f. die Steinzeihnungs- und 
Steindrudfunft; lithographieren, fteinbeichrei- 
ben; jteinzeichnen, fteindruden, durch Steindrud 
beritellen; lithograͤphiſch, fteindefchreibend; auch 
j.v. w. lithographiert, durch Steindrud darge— 
itellt; lithographiſcher Stein, der zum Stein— 
druck angewendete ſchieferige Kalkſtein; Lithogrä— 
Phon. n. eine Steinſchrift; lithoĩdiſch, ſteinähn— 
lich; Lithokarditen, pl. verſteinerte Herzmuſcheln; 
Lithokoͤlla, f. Steinkitt, Steinleim; lithokollẽ⸗ 
tiſch, mit eingelegten Steinen beſetzt, mit Edel- 
feinen verziert; Lithokollẽten, pl. mitangefitteten 
Edelſteinen ꝛc. ausgelegte Kunftwerke; Rıtholä= 
bon, n. Heilf. ein Steinzieher, ein wundärztliches 
Werkzeug, Steine aus derBlafe zu nehmen; Litho— 
latrie, f. Verehrung von Steinen, eine Art Fe— 
tihismus; Lithologĩie, f. die Steinlehre, Stein- 
funde; Litholog, m. ein Steinfenner, Steinfun- 
diger; litholoͤgiſch, zur Steinlehre gehörig, ſtein— 
kundlich; Lithomantie, f. die Bahıfagiag aus 
od. nad Steinen; Lithomaͤrga, gr.-i. Bgk. Stein- 
mark; Lithomoͤrphen, pl. gr. Bild- od. Geftalt- 
jteine, ſeltſam geitaltete Steine; Lithontriptika, 
ſ. Lithotr—; Lithopädion, n. das Steinfind, 
die verjteinerte (vertnöcherte) Leibesfrucht; Litho— 
phäg, m. ein Steinfreifer, Steinnager; Litho— 
dhagie, f. die Steinfrefjerei; Lithophanie, f. die 
Kunſt, ein Duchicheinbild in Stein oder ſteinähn— 
fiher Maſſe, z. B. in Porzellan, zu verfertigen; 
aud ein ſolches Durchfcheinbild jelbit; Litho— 

hllon, n., pl. Lithophyflen, =Lithobiblion; 

ithophijten, pl. Steinpflanzen,Storallengemächfe; 
auch Bflanzenverjteinerungen; Lith-oftẽu, pl.Kno⸗ 
chenverſteinerungen; Lithoſträtum, n. gr.[. oder 
Lithoftröton, gr. Fußboden⸗Moſait, ſ. d.; Litho— 
thcologie, f. gr. Beweis des Daſeins Gottes aus 
den Steinen; Lithotgräpfis, f.=Lithotripfie; 
Lithotöm, m. Heilf. das Steinmefjer, Werkzeug 
zum Steinſchnitt; Lithotomie, f. der Steinſchnitt, 
Sthnitt oder Ausschnitt des Blafenfteins; Litho— 
tomift, m. ein Steinjchneider, Steinarzt; Litho— 
tripiie, f. Heilf. Stein-Zerhämmerung, eine neu— 
erfundene Art der Stein-Bertreibung; Lithotrip⸗ 
tifa, pl. jteinzermalmende od. -auflöjende Mittel; 
Lithotriptor (x. Lithotriptẽr), m. der Stein- 
zertrümmerer, ein neuerfundenes Werkzeug dazu; 


- Bishotritie, f. gr.-lat. das Stein-Zerbohren, die. 


Steinzerbrödelung in der Blaſe; Lithotritor od. 
fr. Litbotriteur (pr. —töhr), m. ein Werkzeug 


— ee — G — — — — — —— — — — — — ann 


8 
L 


littera 


dazu, von Dr. 3. Civiale erfunden; der Bohrer: od. 
die Krone; Lithotritift, m. ein Blafenftein-Ver- 
treiber vd. Arzt; Yithotypographie, f. gr. Ver⸗ 
vielfältigung des Letterndruds durch Steindrud 
mittel3 Übertragung de3 eriteren auf Stein, nad) 
einem 1839 von den Gebrüdern Dupontin Paris 
erfundenen Verfahren; Lithoxijlon, n. verſteiner⸗ 
tes Holz, Holzſtein; Lithozöon, n., pl. Lithozda, 
Steintiere, Korallentiere; Lithurgie, f. Bearbei- 
tung der Steine, Steinhauerei; Stein-Stofftunde 
od. -Scheidefunft (Steinhemie); Lithürgit, f. 
die angewandte Steinfunde, Stein-Bearbeitungs- 
funde; Lithurie, k. Heil. das Steinharnen, Gries— 
itt, |. Zidi; liti, f. unter lis. [darnen. 
itie, f. ruſſ. (pr. Kitije, eig. litija) die Litanei, bei. 
Seelenmefje in der griech-orthodoxen Kirche, 


litigteren, I. (litigäre, von lis, Gen. litis, u. agöre, 


führen; vgl. lis) rechten, ftreiten, einen Rechts— 
handel führen: litigändi temeritas, f. die Streit- 
ſucht; Litigaͤnt, m. (litigans) ein Rechtsſtreit— 
führer, Streitender vor Gericht; Litigation, f. 
(ſpätl. litigatio) der Streit vor Gericht, Rechts— 
jtreit, Rechtshandel Prozeß); das Nechtaftreiten, 
Rechten; litigids (1. litigiösus), streitig. dem Streite 
unterworfen; auch gern ſtreitend, ſtreitſüchtig; 
Litigioſität, f. nl. die Streitigkeit, das Streitig— 
jein einer Sache; Hitis 2e,, 1. unt. lis; Litistonſor⸗ 
ten, Streitgenofjen, vgl. lis. 


litoral, I. (litorälis, von litus oder littus, Meere3- 


ufer, pl. litöra) das Strandland oder Küjten- 
land betreffend, davon herrührend; Litoräle, n. 
da3 Küſtenland, Gejtade; bei. das Oſterreich ge- 
hörige Uferland am Adriatiihen Meere, oder das 

Trieſter Gebiet. 


Nitötes, f. gr. (v. litös, jchlicht, gering) Redek. die 


e 


Milderung, Verkleinerung, bei. ein jcheinbar ver- 
Heinernder Ausdrud, um eine Sache deſto mehr zu 
erheben, z. B. das ift nicht übel, ft. vortrefflich. 
itra. n. ein in Georgien im Kleinhandel übliches 
Gewicht = 9 ruff. Pfund = 3,686 Kg. 

itre,m. fr. (fpr. lit’r) die Einheit des franz. Flüſ ig" 


keitsmaßes (für trockene Körper, Getreide 2c. Mi 


Liftere genannt, vgl. Stere); die Ober- u. Unter- 
abteilungen des Litre ſ. unt. Liter; Litraméter, 
n. ein Werkzeug, um das fpezifiiche Gewicht der 
Flüſſigkeiten zu beitimmen. 


Litſchi, £. eine mohlichmedende Steinfrudt in China 


und Tonkin; Li-Tſu, m. Himmliicher, ein chineſ. 
Beiname,der außer dem Kaiſer nur denen zukommt, 
die in den Tſing-Long erzogen werden. 


littẽra od. Iitẽra, f.l.ſzgeʒ. aus licitera, [lictera], 


v. ſanskr. likh, ſchreiben, malen, mit dem Binde- 
vofal iu.Suffix tera) der Buchitabe; sub littera, 
unter dem Buchitaben 2c.; littera scripta manet, 


Sprw. der gejchriebene Buchitabe bleibt, d. h. was 


geichrieben ift, macht weit mehr verbindlich oder 
gibt ficherern Beweis, als was bloß mündlich ge- 
jagt wird; litterae, pl. Buchjtaben, etwas Schrift» 
liches; Briefe, ein Schreiben, ein Brief; per lit- 
tẽras, durch Briefe, ſchriftlich; — literäl ſpätlat. 
litterälis), ſchriftlich, buchſtäblich; Literal-Kon— 
trakt, m. ein Vertrag, bei welchem der Ausſteller 
durch die Schrift felbit verbindlich wird; L.- Me⸗ 
thode, f. die Buchitabiermethode, entg. Lautier- 
methode; Literalismus, m. nlat. die Buchſtäb— 
lichkeit, das ftarre Feithalten am Buchſtaben mit 
Vernachläſſigung des Geiftes; Literalift, m. nl. 
Silbenjtecher; literär od. literäriſch (l. littera- 
rius), zur Bücherkunde oder zum Schriftwejen ge- 
hörig, gelehrt, wiſſenſchaftlich; für die Literatur 


little 


von Bedeutung; Literärgeſchichte oder Litera⸗ | 


rũrgeſchichte. Geſchichte des Schriftiwefens und 
der fchriftlichen Geiſteswerke; Literarhiſtori— 
fer, m. Literaturgefchichtichreiber; Literätor, m. 
ein Sprad und Schriftgelehrter; Literatür, 
f. (1. litteratüra, Buchftabenschrift, Unterricht im 
Lefen und Schreiben, Spradunterricht, Sprad)- 


kunſt, Gelehrſamkeit) das Schrifttum; Literatur— 


zeitung, eine gelehrte Zeitung, eine zur Beur— 
teilung von Büchern beſtimmte Zeitſchrift; Lite— 
rãtus od. Literũt, m. ein Gelehrter, der ſtudiert 
Hat, bef. ein der schönen Riteratur Zugemwendeter, 
überh. fiir Schriftiteller; literieren, nl. mit Buch— 
jtaben bezeichnen: als Literat od. Schriftjteller le— 
ben und wirken; Literomanie, f. die Schreibmut. 
little, engl. (pr. litt'l) Elein, bei vielen engliſchen 
Benennungen. 

Littreſcher Bruch, ein gefährlicher Darmbruch, bei 
dem nur die Augenwand des Darmes fich außer— 
halb der Bauchhöhle befindet. 

Lituiten, j. unter Lituus. 

Kitür, f. (lat. litüra; von linere, beſchmieren, aus— 
jtreichen) daS Ausftreichen des Gefchriebenen; auch 
die ausgeftrichene Stelle. 

Pitürg, m. gr. (leiturgös, d. i. wer ein öffentliches 
od. gemeinnüßiges Geichäft verrichtet, von leitos, 
da3 Volk betreffend, öffentlich, und Ergein, wirken, 
arbeiten, ergon, Werk) ein Priefter als Vorgänger, 
Borfänger zc. im Kicchendienit; Liturgie, f. (gr- 
leiturgia) urjpr. öffentliche, für den Staat über- 
nommene Leijtung, wozu namentlih Choregie 
u.Trierarchie gehörten; Verwaltung des Gottes— 
dienftes, der Kirchendienft; die Kirchenordnung, 
vorichriftsmäßige Anordnung der Gebete und Ge— 
fänge beim Gottesdienft; bef. das der Predigt vor- 
angehende evangel. Kirchengebet 2c.; Liturgifum, 
n. in der griech. Kirche ein Buch, welches drei Li— 
turgien, näml. die des heil. Bafilius, Chryſoſtomus 
und den ee des heil. Gregorius d. Gr. 
enthält; Litürgit, f. die Lehre von der Einrich- 
tung des öffentlichen Gottesdienſtes; litürgiſch, 
dazu gehörig, derſelben gemäß, od.kirchendienſtlich. 

Litũus, m. lat. der Krummftab der Auguren (ſ. d.) 
bei den alten Römern; Krummſtab der katholiſchen 
Biihöfe, Biſchofſtab; auch ein römiſches Blasin- 
firument, der Zinke; Lituĩten, pl. nl. Schaltier- 
verfteinerungen mit jtabförmiger Schale. 

Liva, m. türk.-arab. (eig. Fahne, Banner) die Unter- 
abteilung eines Ejalet3, die von einem Kai— 
mafam regiert wird; Miri-Liva, m. (vgl. Miri) 
der Statthalter einer joldyen kleinen Provinz; aud) 
ein Brigadegeneral. 

Livery, f. engl. (ſpr. liwweri) die Wahlbürgerichaft, 
unft in London, die Gefamtheit der Londoner 
ürger, welche das Wahlrecht befigen. 

Libet, m. fr. (ſpr. liweh) der legte Spieler im Billard. 

Livia, f. lat. röm. Frauenname (männl. Livius); 
auch die Feldtaube. 

libide, I. (lividus) bleifarbig, bläufich, fahl, gelb» 
grün, von der Hautfarbe; uneig. mißgünftig, nei- 
diſch; vinidität, f. nlat. die Bleifarbe, Fahlheit; 
Mikgunit, Neid; Livor, m. lat. ein blauer Fled; 
Heilf. ein blaugelbes Wundmal. 

Fivondfe, m. ital. d. i. Livländer: eine ruſſ. Rech— 
nungsmünze = 96 Slopefen. 

Livor, ſ. unter livide. 

Livraiſon, f. fr. (ſpr. liwräſöng; I. liberatio, Be- 
freiung, v. liberäre, befreien, fi. livrer, liefern; 
vgl. Lieferant) die Lieferung, Ablieferung. 

livre, m. fr. (jpr. liw'r; vom lat. liber) das Buch); 


— — —— — ee — — — — — — — — — — — — — —— —— —— — 


Lloyds 501 


a livre ouvert (ſpr.a liw'r uwahr'), nach offenem 
Buche; Tonk. nach vorgelegten Noten, vom Blatte, 
3.8. ſogleich fpielen; livre blane (ſpr. — blang), 
ein Buch von weißem Bapier, Schreibpapier; J. en 
blane (pr. —ang blang), ein rohes ungebundenes 
Buch; 1. de döpense (ſpr. — depängf'), ein Aus— 
gabebuch; 1. de mise et de recette (jpr. — mihſ' 
ed’ rehett’), ein Einnahme- und Ausgabebuch; 1. 
rouge (ſpr. — ruhſch'), das rote Buch od. Angebe— 
buch bei den vormaligen franz. Königen; Livret, 
n. (fprich: liwreh) ein Biichlein, Feines Buch; die 
13 Karten der Bharaofpieler. 

Rivre, f. fr. liw'e; v. I. libra), pl. —8, ein Pfund 
(in Frankreich — 49,506 g); als Münze (gew. n. 
od. m.) in England Livre Sterling, hund Ster- 
ling, ein Münzpfund, [. Sterling; in Franfreid 
— ſ.d 


Livree, k. fr. (von livrer, liefern; ital. livrea, ſpan. 
librea; vgl. Lieferant) ehemals auch Liverei, eig. 
gelieferte Kleidung; Dienftkleivung, Xeibtracht; 
auch Hof- oder Leibfarbe; die fämtliche Diener- 
ſchaft einer Herrfchaft; eine gleihförmige od. gleich» 
farbige Kleidung; Libreeraupe, f. fr.-dtich. die 
Ningelraupe. 

livre rouge, Libret, f. unter livre. 

lixivia, f. over lixivium, n. lat. die Qauge; lixi- 
vium causticum, Atzlauge; Lixiviation, f. nl. 
die Auslaugung (vgl. Eliriviation). 

Lizent, m. (vom L. licentia, Erlaubnis), ſ. Atzife; 
Nizent-Brief, ein Abfertigungsichein bei Waren» 
verfendungen; L.⸗Geld, ehem. hannoverifche Ver— 
brauchsfteuer, welche in Kafjengeld bezahlt wurde. 

Rizitum, n., pl. Lizita, l. 1., f. licet; 2. (v. licere, 
ausgeboten od. feil fein) ein Gebot bei Veriteige- 
rungen, Angebot; lizitieren (l.licitäri), auf etwas 
bieten; etwas verfteigern, ein Geſchäft ausverfau- 
fen; licitando, auf dem Wege des Angebots; 
Lizitaͤnt, mn. (licitans) ein Bietender, Meiftbieten- 
der; Lizitation, f. licitatio) das Bieten, Feilfchen; 
eine (gerichtliche) Berfteigerung (Auktion); aud 
———— Unterbietungsverfahren; ein Aus- 
verkauf. 

Lizzi, f. engl. (ſpr. Liffi), Koſeform von Elifabeth, 
unjer: Lieschen. 

Ljubow, k. ruſſ. (pr. ljuböff; von ljubitj, lieben), 
die Liebe, weibl. ruſſ. Taufname, als Abkürzung 
Ljuba. 

Llama, ſ. Lama. | A 

lano,m., pl. Y!anos, ſpan. (ſpr. ljänos; d.i. überh 
Ebenen, v. lat. planus, eben) ungeheure baumloje 
Ebenen im ſüdl. Amerika; — pl. die dieſe 
Ebenen bewohnenden Hirten. 

Lloyds, n. oder Llohd, m. (fprich: leud) eine See- 
handels-Anſtalt zur Berficherung gegen Seegefahr 
und Einziehung von Schiffsnachrichten, die ihren 
Siß in einer Reihe Zimmer der Londoner Börfe 
hat, durch einen Verein von Sciffsverficherern 
(underwriters, d. i. Unterzeichnern) gebildet (fo be» 
nannt nach Lloyds Kaffeehaus, in welchem 
feit Ende de3 17. Jahrh. die Schiffs-Mafler ıc. fich 
verfanmelten, weil e3 in der Nähe der Börfe lag); 
auch eine ähnliche Berfiherungs-Anftaltu. Danıpf- 
ſchiffahrts-Geſellſchaft zu Trieit feit 1833, Oſter— 
reichiſcher Xloyd oder it. Lloyd austriaco ge- 
nannt; in Odefia feit 1856, Ruffiiher Lloyd, 
u. in Bremen feit 1857, Norddeutſcher Lloyd 

‚genannt; Lloyds List, Lloyds Lifte, f. oder 

(08 Lloyd, m. ein Haͤndels⸗ und Schiffahrts- 
Anzeigeblatt, welches in London und Trieit heraus- 
gegeben wird. 


502 Loa 

Loa, f. ſpan. (eig. Lob, v. l. laus, Gen. laudis) beim 
ſpan. Theater ein Vorſpiel, ein kleines Schau- od. 
Luſtſpiel, das vor einem größeren aufgeführt wird 
und den Inhalt desjelben anfündigt (jo genannt, 
weil der Gegenstand diejer Stüde immer auf Das 
Rob derjenigen Berfonen berechnet ift, welchen fie 
gewidmet find). h 

Load, n. engl. (fpr. lohd) die Laft, ein engl. Maß für 
Bretter, Dielen, Planfen von verfchiedenem In— 
halte, je nad) der Dice der Holzjtüde. 

Loafer, m. engl. (fpr. löhfer; vom deutſchen lau— 
fen, landichaftl. lofen) anfangs ein Bettler und 
Herumtreiber, Razarone; jeßt ein Bummler, Hän- 
deljucher, feit fünfzig Jahren in den größeren 
Städten des nordamerif. Freiftaats gebräuchlich 
(vgl. Rowdies). 

lobus, m., pl. lobi, nf. (v. gr. löbös) Zappen; Ilo- 
büli, pl. Läppchen; Lobelie, f. (fr. lobelie) ein 
artenreiches Bflanzengeichleht aus Südamerika, zu 
den Glodenblumen gehörend. 

loca, lotabel, lotal 2c., |. unter locus. 

Locanda, f. it. (v. it. u. I. locäre, vermieten) eine zu 
vermietende Stube; ein Gaſthaus, eine Herberge 
oder Schenke in Italien u. Griechenland; Rocanz 
Dicra, f. die Gaſtwirtin. 

Loch, m. ſchott. (felt.-gäl.-ir. loch; vgl. das deutfche 
Race, u. das lat. lacus) ein Landſee. 

Lochien, pl. (griech. löchia u. locheia, von löchos, 
Niederkunft) Heil. der Entbindungsblutfluß, die 
u der Kindbetterinnen nad) der Geburt, 
auch wohl der Wocenfluß (weil er in der Wochen 
bettzeit eintritt); Lochtorrhagie, f. der Mutter: 
blutfluß während des Wochenbettes; Lochodo⸗— 
chium, n. Entbindungsanitalt. 

—“ engl. (ſpr. lockrihs) Leinwand aus Ir— 
and. 


loci, lozieren, |. unter locus. 

Röret,n. engl. (Verkl. v. loek, Schloß) ein Schlöß- 
hen, Häkchen, Armband; auh = Medaillon. 
Lock-out, m. engl. (fpr. — aut) eig. die Ausfper- 
rung, Ausſchließung, bildet den Gegenfaß zum 

Streik, indem die Arbeitgeber ſämtliche Arbeiter 
entlajjen, um zur Befämpfung eines Streifs fid) 
die Arbeiter zu unterwerfen. 

loeo. Potozeflion, lofofig 2c., ſ. locus. 

Locofoͤceo, m., pl.Locofocos, die Anhänger der Furt- 
jchrittspartei in den Vereinigten Staaten Nord- 
amerifag, — Demoteaten, ii 1835 jo genannt. 
(Sn einer Wahlverſammlung löfchten die Rück— 
IchrittSmänner, ſeitdem jpottweile Hocopoco3 
[f. d.] genannt, die Gasflammen aus, worauf die 
Sortihrittsmänner durch Reibzündhölzchen, engl. 
locofoco-matches, den Saal erleuchtetent.) 

iseus, m. lat. der Ort, die Stelle; 1. a. quo, der 
Drt, woher? Wohnort des Wechjelitellers; 1. ad 
quem, der Ort, wohin? Ort der Wechjelbeziehung; 
l. elassieus, m. eine Haupt- oder Mufteritelle; 
Beweisſtelle in einem Buche; J. commünis, m. 
ein Gemeinplas, Alltaasjaß; 1. delieti, der Ort 
des Vergehen; 1. parallelus, eine Vergleichungs⸗ 
ſtelle, Stelle, von gleihem $nhalt od. entſprechender 
Beſchaffenheit, z. B. in der Bibel; — pl. v. locus: 
lova, d. i. Orter, Gegenden, u. loci, d. i. Stellen 
(3. 8. loci classiei, loci commünes, loci paralleli 
2c.); ad loca, auf die Bläße, fegt euch! loci meme- 
riales. Stellen zum Auswendiglernen; — loco, 
anitatt, 3.8. loco sigilli, anftatt des Siegel3; loco 
eitato, aud) 1. Jaudäto, am angeführten od. an— 
gezogenen Orte; loco, Kfſpr. am Ort des Berfaufs; 
Loko-Ware, am Plage vorhandene Ware; L.⸗ 


locus 


Fracht, Platzfracht; in loco, an Ort und Stelle 
an derfelben Stelle; aud) hier; hoc loco, an dieſem 
Orte; hujus loei. dieſes Ortes; ad hunelocum, 
an oder zu diefer Stelle; pro loco, für den Plaß 
(3. B. in Schulen eine Probeſchrift Schreiben 2c.); 
locum tenens, m. (fr. lieutenant) ein Stellver- 
treter, Statthalter; — Lotozeſſion, f. nl. das 
Platzmachen, Weichen; lofofix, auf einem Stand- 
orte befeftigt, angewachlen; Lotofixität, f. die Un- 
beweglichfeit; lokomobil, der Drtsveränderung 
fübig; Lokomobile, Lokomobil, n. od. gew. Loko⸗ 
mobile, f. eine fahrbare(ſich nicht auf Gitenf chienen 
bewegende) Dampfmaſchine; Lokomobilität, f. 
Beweglichkeit, Bewegbarkeit; Lokomotion, f. die 
Ortsveränderung; loökomotĩb, freibeweglich; Orts— 
veränderung oder Bewegung bewirkend; daher als 
Sachw. Lokomotib, n. od. Lokomotive, f. die ſich 
ſelbſt fortbewegende u. zum Fortziehen von Laſten 
benutzte Dampfmaſchine, der Dampfwagen; Loko— 
motivität, f. freie Beweglichkeit; Lokomotor, m. 
Maſchinenwagen, Triebwagen; Lokotenenz, !. 
Stellvertretung, Statthalterſchaft; —lotäl (1. lo⸗ 
calis), örtlich, räumlich; ortsmäßig, einem Orte 
und deſſen Lage gemäß, zugehörig, daſelbſt befind— 
lich und gebräudlich,; das Lokaäl oder Lokale, das 
Örtliche, die Örtlichkeit, Ortsbeſchaffenheit; der ey 
einem gewiljen Zweck eingerichtete Raum, 3. ©. 
Saal, Gebäude, Gaftlofal, Kauflofal; pl.Lokalien, 
bei. Geſchäftsräume; f. auch weiter unten; Lokal— 
Behörde, Ortsbehörde, die örtliche niedere Behörde, 
entg. der höheren od. Oberbehörde einer Provinz, 
eines Bezirkes oder Landes; L.⸗zBlatt, ein Ortö- 
blatt, Stadtblatt, eine Zeitung, die ſich hauptſäch— 
lich mit örtlichen Angelegenheiten befchäftigt; L.— 
Charakter, m. die Ortseigenheit oder -beinaffen- 
heit; 8.=&rpedition, f. Erhebung an Ort und 
Stelle; L-zFarbe, Malerk. die Ortsfarbe, eigen- 
tümliche und natürliche Farbe eines Gegenſtandes, 
modurd er ſich in Hinficht des Ortes, den er Im 
Gemälde einnimmt, von allen andern Gegenständen 
unterfcheidet; desgleihen in einem Dichtwerke 
Worte, Wendungen, Anſchauungen, welche die Hei— 
mat des Dichters oder einer Dichtung anzeigen; 
L.⸗Fracht, f. Bezirksfracht; L.-Heizung, k. Hei⸗ 
zung durch Einzelöfen; L.-Katalög, m. ein Ver— 
eichnis, worin die Standplätze der Bücher einer 
Bibliothek angegeben find; L.-Nachricgten, Orts⸗ 
nadrichten; 8.-Patriotisuus, m. Yeimatsjtolz, 
Voreingenommenheit für die Heimat und alles, 
was zu diefer gehört und aus diejer ſtammt; L.⸗ 
Pferde, Poſtd Ortspferde; L.sPolizei, f. Die ört- 
liche, niedere Polizei, entg. der höheren, von ven 
Oberbehörden ausgeübten; L.zPoſtanſtalt, Orts— 
poftanftalt; P,-Saß, Sprachl. Umjtandsjaß des 
Ortes; L.⸗Sen dungen, Poſtd. Orts- oder Stadt- 
ſendungen; L.⸗Statut, Ortsgeſetz; L.⸗Tarif, De- 
zirksfrächtſatz, L.⸗zVerkehr, Binnenverkehr Ort⸗ 
verkehr; L.-Z8un, Binnenzug, Ortszug; L.⸗Zulage, 
Ortszulage; Lokalie, f. eine, Ortsangeegenheit, 
ein örtliches Intereſſe; Lokalien, pl. in Oſterreich 
Seelſorgerſtafionen, Die aus zu weitläufigen 
Pfarreien feit Sofeph II. entjtanden jind; Loka— 
liſten, pl. (Capelläni locäles) die Seeljorger der» 
jelben; Lotalis (nämlich Kaſus) od. Lokativp, m. 
nl. der Ortfall, ein eigentümlicher Biegefall der 
Nennwörter in einigen (z. B. den flavifchen) Spra- 
chen; Iofalijieren, eine Stelle anweiſen oder auf 
eine beftimmte Stelle, in gewifje Grenzen beigrän- 
fen, 3. B. einen Krieg, eine entſtehende Krankheit 
Lofalifieren; Lokaliſation, f. die Stellenan- 


Lodoiska 


weiſung; Begrenzung, Einſchränkung; Lokalität, 

f. (fpätl. localitas) die Ortlichteit, Ortsbeichaffen- 

or Lage, Räumlichfeit; localıter, in örtlicher 

Dinficht; — Lokarium, n. 1. der Mietzins, das 

Pachtgeld; — lozieren (I. locäre), an einen Ort 
jeßen oder ftellen; verleihen, 3. B. Geld; vermieten, 
verpachten; die Öläubiger einer Konkursmaſſe ord- 
nen; Iofäbel, nl. ortsgemäß, der Natur eines 
Ortes nicht zuwider; Lofabilität, f. die Ortsge- 
mäßbeit; Cofäta oder Yofäte, pl. Facher, Schrift. 
fächer; Lofatarius, od. fr.Lokutaire ipr.—tähr), 
m, der Mieter, Mietmann, Bachter; Lokation, f. 
!. (locatio) die Ortsanweijung, Anordnung; die 
Berdingung, Verpachtung; auc das Lokations— 
Urteil, das —— — die richterliche Ent— 
ſcheidung, wodurch jedem Gläubiger in der Kon— 
kurs⸗Maſſe ſein Platz in der Reihenfolge der For— 
derungen — wird; locatio operärum, 
der Dienjtvertrag; 1. operis, der Berdingungsver- 
trag, wodurch die Ausführung einer Arbeit oder 
Unternehmung, 3. B. eines Baues, verdungen 
wird; Kofätor, m. der Vermieter od. Verpachter; 
Lokatorium, n. = Lokarium; Lofätum, das 
Bermietete. 

Lodoista, f. poln. Name: die Volksbeſchützerin. 

"ef oder Loof, n. (altichived. lop, löp; angelj. und 
altengl. lep, isländ. laupr, Korb; uripr. wohl 
überh. Gefäß; vgl. Loop) in Kur- u. Livland früher 
ein Getreide- und Kalkmaß — !/, Nigaifche Tonne 
— 63,86 1; aud) ein Gewicht — 5 Liespfund — 

100 Pfund. 

Lofne oder r. Lofn, f. altnord. Fabell. die Göttin 
der ehelichen Berbindungen. 

Log n. niederd. ſſchwed. logg, engl. log, d. i. überh. 
Blod,Holzicheit)ein Schiffglaufmeffer, Fahrtmeſſer, 
Werkzeug zur Beſtimmung der Geſchwindigkeit der 
Scife beitehend in einem ſchifförmigen oder drei» 
eckigen, mit Blei beſchwerten Holze an einer langen 
Leine (Rogleine); das Logbuch, Buch zur Auf- 
zeichnung der mit dem Log angejtellten Beobach— 
tungen über die Richtung und Geſchwindigkeit des 
Laufs eines Schiffes, der Winde ufw., Schiffs- 
Sournal; loggen (engl. log), daS Log auswerfen, 
um die Geſchwindigkeit des Schiffes zu meflen. 

iogasdifeh, gr. (v. lögos, Rede, und aoıde, Geſang) 
Versk. logaödiſche Verſe, Berfe, in denen der ge- 
jangmäßige daktyliſche Rhythmus in den ſchwäche— 
ven und ruhigeren trochäiſchen übergeht (3. 8. 
— Logarithmus, ın., pl. Logarithmi 
oder Logarithmen, gr. (logärithmos, von lögos, 
Wort, Rede, a Rechnung, Verhältnis ıc., 
u. arithmös, Zahl) Größen!. Berbältniszahlen od. 
Berhältniszähler (der Logarithmus einer Zahl ift 
der Erponent der diefer Zahl gleichen Potenz einer 
al3 Grundzahl oder Bajis angenommenen Zahl 
(gew. 10); Logarithmit, f. die Berhältniszahlen- 
lehre; logarithmiſch, die Verhältniszahlen ber 
treffend; iogarithmijches Syitem, die Verbin— 
dung der Logarithinen mit ven Zahlen al3 Boten- 
zen einer und derjelben Baſis. 

Loge, f. fr. (ſpr. lohſche; it. loggia, prov. lotja, ml. 
logıa, logea, von althd. louba, mhd. loube, löube, 
nl. laubia, lobia, Zaube, d. i. urfprüngl. ein be- 
dedter Raum od. Gang) die Halle, Zelle, Hütte, an 
der Außenſeite eines Haufes, entweder in den obe- 
ven Stodmwerfen, oder in einem leichten Aufbaue; 
in Schaufpielhäufern: ein verſchloſſener u. bedeitter 
Sig nr ein Sperrjiß; bei Sreimaurern: der Saal 
od. Berjammlungsort, die Maurerhalle, u. die Ber- 
ſammlung ſelbſt, der Freimaurerverein; ferner die 


— ——— — —— —ñ — — —ñ — — — ç — en — — — 





— — — — — — — — 


longen, — 
Loggia, f. it. (ſpr. lödſcha) = Loge, ſ. d.; beſ. ein 


— — — — — — — —— — — — — — — —— — — — — — — — 


Logos 503 


Belle für Wahnſinnige in Irrenhäuſern; die Schiffs— 
kammer, Koje; das Behälmis, der Verſchlag für 
wilde Tiere; in England die Türhüterwohnung in 
einem Park; auch ein kleines Landhaus; in älterer 
Zeit bezeichnete Loge auch die Amtsſtube, das 
Bureau, Bureau iſt der jüngere Ausdrud dafür; 
logieren (fr. loger, ml. logiäre), wohnen, herber- 
gen; jemand beherbergen, bei ſich wohnen laſſen, 
od. ibm Wohnung geben; Iogeable (ipr. loſchäb'l), 
wohnbar, wohnlidh, bequem; Pogement, an (ipr. 
loſch'meing) Wohnung, Behaufung; Kripr. Ber- 
ſchanzung, Befeftigung eines von den Belagerern. 
eroberten Poſtens; auch der — Ort; Logis, 
n. (ipr. loſchih; ml. logicium) die Wohnung, Be— 
hauſung, das Haus. 

— unter Log. 


bedeckter Gang um das obere Stockwerk eines Hau— 
ſes, eine Galerie, Laube, Bogengang. 


logieren, Logis, ſ. unter Loge. F 
Loͤgos, m. gı. das Wort, die Rede; Sage; die Ber- 


nunft, da3 Denkvermögen; der Bernunftgrund; 
das Wort im Neuen Tejtamente, d.i. das Gelbit- 
bewußtfein Gottes, der von Ewigkeit her gedachte 
Gedanke Gotte3 von fich felbft, der in der Schöp— 
fung al3 jchöpferifche Kraft hervortritt und in der 
Anleitung der Menſchen En höherem Geiftesleben 
in Tugend, Weisheit u. Wiſſenſchaft; die göttliche 
Natur Ehrifti; Logik, f. (gr. logik& sc. techne, 
Kunft, I. logica) die Denflehre, die Wiſſenſchaft der 
Denfgejege od.des reinen Gedankens; auch die Wij- 
fenichaft derBernunft od. des Erfenntnisvermögeng 
überhaupt; Folgerungsvermögen; Logifer, m. 
Denklehrer; auch Denfkundiger; loͤgiſch (gr. logi- 
kös,&,ön),der Denklehregemäß,darin gegründetzc.; 
fogifhrichtig, denfrichtig, folgeri ni Ronis= 
mus, m.(gr.logismös)ein Vernunftſchluß; Logiſt, 
ın. (gr.logistes) der Rechner, bej Buchſtabenrechner 
(Algebraiſt); Logiſtit, f. die Buchſtabenrechen— 
kunſt, ſ. Algebra; auch die Folgerungskunſt; 
Krſpr. die Friſtkunde, d i. die Wiſſenſchaft, welche 
Zeit und Raum, die zur Ausführung einer tak— 
tifchen Bewegung nötig find, berechnen lehrt; lo— 
giftiſch, dazu gehörig, bei. für algebraiſch; Lo— 
nodädalie, f. die Wortkünftelei; Schönſprecherei; 
onvdädulift, m.ein Wortfünitler, Schönjprecher; 
Logodiarrhöe, f. Wort-Durhfall, Wortüberfluß; _ 
Weitſchweifigkeit; Cogogrash, m., pl. Logogrds 
phen (gr. sing. logogräphos), Sagenjchreiber, Be- 
nennung der älteften griech. Gejchichtichreiber; 
Pononraphie, f Sagenichreibung, älteſte Geſchicht- 
jchreibung; Pogogriph, m., pl. —en (vgl. Griphi), 
Worträtiel oder Rätſelwort, Buchſtabenrätſel, ein 
Wort, das durch Ab» ımd Zunehmen eines Bud)» 
itabens 2c. eine andere Bedeutung befommt, 3. B. 
S-p-aß, Ger-eis 2c.; Pogolutrie, f. übertrie- 
bene Verehrung des Wortes oder der Vernunft; 
Logologie, f. die Lehre vom Logos im N. T; 
Ponomadhie, f. Wortitreit; Logömachos, m. ein 
Mortflauber, Silbenitecher; Logöméter, n. der 
Berhältnismeffer; Logometrie, f. die Wortmaß- 
lehre; Logophoͤr, m. ein Wortträger, Sprachrohr 
durch wagerechte Röhren in der Erde; Logoſobphie, 
f. Wortmweisheit, Wörterfunde, gründliche Ktennt- 
nis der Wörter; Pogothet, m. ein Schriftiteller; 
auch Schnellichreiber; der Kanzler am byzantin. 
Hofe; Logotypie, f. Wörterdrud, der Abdruck in 
Holz ausgejchnittener oder galvanoplaftijch ange- 
fertigter en welche ganze Wörter oder 
Silben enthalten: Logoihpen. 


504 Loi 

Rot, k. fr. (ſpr. loci; aus d. I. lex entſtanden; prov. 
Ice, lei, ſpan. ley, it. legge) das Geſetz, Gebot, 

eat. 

Koimiäter, m. gr. (v. loimös, m., Veit, Seuche, u. 
iätrös, Arzt) ein Peſtarzt; Loimographie, f. die 
Beichreibung einer Peſt oder Seuche. er 

Kof oder Looch, m. arab. (la'ük vd. lu’ük, eig. eine 
Arznei, die geledt wird, von la’ika, lecken) der 
Bruſtſaft, Bruftlatwerge. 

Lokao, n. hin. ein erſt feit 1856 befannt gewordener 
Färbejtoff, der in China aus der Rinde des Loh— 
zah bereitet wird und einfaches, urfprüngliches 

— Blau u. Gelb zuſammengeſetztes) Grün 
enthält. 

Lokativ, Lokation, Lokomobile, Lokomotive ꝛc., 
ſ. unter locus. 

Loke, r. Loki, m. altnord. Fabell. (nach Mogk v. d. 
nord. Verbum lüka od. ljuka, d. i. ſchließen, en— 
digen) der Endiger des Angenehmen wie des Un- 
angenehmen, der Freund u. Feind der Götter, der 
Gott der Zerftörung, duch Lift und Trug ausge- 
eichnet; vielleicht urfpr. die Berperfönlichung des 
Keuerz in feinerverderblichen Richtung (vgl. isländ. 
logi, Slamme). 

Rofice, m. poln. (pr. lükiéz) Gen. pl. Lokci, die 
frühere polnifche Elle = Sſaſhen (Rlafter, Fa— 
den) = 0,576 m. a 

Rotulament, n. I. (loculamentum; v.locülus, Ort⸗ 
chen) das Fach, Behältnis; Bilderblenve; Loku— 
fätor, m. ml. ein Wirtichaftsaufjeher. 

ofupletieren, I. (locupletäre, von locüples, reich) 
reich machen, bereichern. 

Rofufta, k. L. eine Gattung von Heufchreden; Lo— 
küſten, pl. eine Abteilung heufchredenartiger Tiere 
(Zaubheufchreden, Heupferöchen). 

Lokution, f. (. (locutio, v. loqui, reden) das Reden, 
der Ausdrud, die Redeweiſe; Lokutorium, n. nl. 
das Sprechzimmer in Klöftern. 

Loligo, |. Ralmar. 

Lollharden od. Lollarden, pl. jeit dem 14. Jahrh. 
Kame für verjchiedene fromme Genoſſenſchaften 
von Laien, welche fich bei. der Kranfenpflege und 
Leichenbejtattung widmeten (v. demniederdeutjchen 
Worte lollen.lullen, weil fie beileichenbegäng- 
niſſen einen dumpfen Gefang hören ließen), zuerſt 
in den Niederlanden, dann auch in Deutſchland; 
auch Spottname der Anhänger Wiklefs in England. 

Sombard, m. fr. (pr. longbahr; von den Lom— 
barden, d. i. Bewohnern der Lombardei in 
Oberitalien [entit. aus Longobarden, f.d.], wel- 
he ji) als Anhänger der Ghibellinen nad) Frank⸗ 
reich flüchten mußten und dort zu Anfang des 
13. Jahrh. zuerft folche Anftalten errichteten) das 
Leihhaus, Pfandhaus, die Leih- oder Darlehns- 
bank; Lombards, pl. Leihfcheine, Vfandfcheine, 
Bedjelzettel; Pombard-Bant,P.-Geichäft, Dar- 
lehnsbant, Pfandgeſchäft; &.=-Beftändeod.-&ffek- 
ten, pl. die niedergelegten Pfänder. 

Lomber od. Lomberfpiel, ſ. L'hombre. 

Lompenzucker od. Lumpenzucker, m. engl.-dtich. 
(von engl. lump, Klumpen, fpr. lömp), Auer in 
Klumpen, Klumpenzuder (engl. lumpsugar). 

Lond res, pl. fr. (pr. longdr’) Name für die Stadt 
Zondon, danad benannt verfchiedene Arten von 
Zuden, Zigarren 2c.; früher eine Art Galeere, 

Long, long ago, engl. (ſprich: — ägoh) d. i. Lang, 
lang iſt's her (ein Lied von Bayly). 

longanim, nl. (v. longus, fang, u. animus, Geiit, 
Gemüt) langmütig; Yonganimität, f. die Lang- 
mut; Qongäpität, f. I. (longaevitas) das lange 


| 


Lord 


Leben; Longe, k. fr. (ſpr. longſch'; abgek. f. alonge, 
ſ. unter allongieren), Reitk. der Halfter- oder 
Langriemen, das Leitjeil (mit einem dem Reit— 
Ihüler um den Leib gelegten Strid, der über eine 
Rolle geht und von dem Lehrer gehalten wird); 
longiman, I. langhändig; Longimänus, m. ein 
Langhändiger, Beiname von einem perj. König 
Artarerres; Longimetrie, f. L.-gr. die Längen- 
meſſung, Ausmefjung der geraden Linien, ein Teil 
derGeometrie; longieren, fr. (longer, ſpr. longſch —) 
längs eines Gegenſtandes hingehen od. hinziehen; 
Longitũdo, k. lat. die Länge, beſ. die geogra- 


phiſche, ſ. d.; longitudinal, nl. die Länge be— 


treffend, der Länge nach; Longitudinäl-Grade, 
Längengrade; 8.-Magnete, längliche Magnet- 
ſtäbe, bei denen ſich die magnetiſchen Pole an den 
am weiteſten voneinander abſtehenden Enden be— 
finden (entg. den Lateral-Magneten); LSchwin— 
gungen, Längenſchwingungen (des Schalls). 

Longchamp, n. od. r. m., fr. (fpr. longſchang; von 
long, !ang, und champ, %eld) ik ein au Wett- 
vennen benußter Plaß im Bois de Boulogne in 
Paris; daher überh. Wettrennen, PBferderennen, 
Rennbahn. 

Long-Cloth, m.engl. (ſpr. —klohß) ein gewöhnliches, 
grobes Baumwollenzeug; Long-Ells p! engl.ge- 
köperte englifche Flanele. ’ 

Longobarden, pl. eig. Kangobarden (: i. Lang- 
bärte, lat. Longobardi, eigentl. Langobardi) eine 
deutſche Völkerſchaft, die zuerit an der Niederelbe, 
etwa im Lüneburgiſchen, u. zuleßt in Oberitalien 
wohnte (vgl. Lombard). 

Rang-Royal, n. fr. (pr. —roajahl) engliſches Kup- 
ferdrudpapier; Longſhawl, engl., |. unt. Shawl. 

Longuette, f. fr. (pr. longett’; von longuet, läng- 
lich) ein längliches Drudläppchen auf Wunden. 

Lonicere, £. fr. (pr. —Bähr’; nl. lonicera, v. Plu— 
mier zu Ehren des Naturforſchers Adam Lo— 
nicer, + 1586, fo genannt) Geikblatt, Jelänger- 
jelteber, ein Bflanzengejchlecht von verjchied. Arten, 
vgl. Kaprifolium. 

Looch, ſ. Lot; Long, ſ. Log. 

Soofah, fatſhl für Luffa, [. d. 

Roon, m. engl. ({pr. luhn; dän. loom, ſchwed. lomm, 
lomma, lumbe, altnord. lömr, deutih Lohme) der 
Waſſertruthahn, eine einfam lebende Taucherart 
am Hudſon-⸗Fluſſe in Nordamerika. 

loop, m. engl. (jpr. lüp), die Schleife, Schlinge; 
looping the loop, n. (barb.-engl.samerifan. Bil- 
dung der Artifteniprade; d. i. eig. eine Schleife, 
Windung fih windend machen) eine Schleifen- 
fahrt, bei der der Akrobat auf einem Zweirad od. 
Automobil innerhalb einer großen Schleife, die 
die Fahrbahn darjtellt, in rafendem Tempo fährt, 
jo daß er den oberen Teil der Schleife frei in der 
Zuft ſchwebend mit dem Kopf nad) unten zurüclegt. 

Loop, m. ( Lof, ſ. d.) in Riga früher ein Oetreide- 
maß; Looper, m. ein ehemaliges Getreidemaß in 
Friesland — Yg Tone = !;, Laſt. 

Looti. |. Luti. an 

Roanazität, £. 1. (loquacitas, v. loquax, geſchwätzig) 
die Geſchwätzigkeit. 

Lorcha, f. ein chineſiſches Küſtenſchiff, nach einem 
europäiſchen Muſter in China ſelbſt gebaut, und 
nad) einer portugielifchen Niederlaffung, Hongkong 
he. a F 

Loͤrchen, k. Verkl. von Lore, ſ. d. 

— m. engl. (ſpr. löärd; angelſ, hläford; alſo 

urſpr. Brotherr, Brotwart, von bläf, Laib, Brot, 

und weard, der Wart, Wächter, Bewahrer; vgl. 


Lordoſis 


Lady) in der Anrede: Mylord (von my, mein), 
Herr, gnädiger Herr, ein Ehrentitel des hohen 
Adels in England; auch Titel verfchiedener hoher 
Staatöbeamten und der Bifchöfe der engl. Kirche, 
welche legteren Kords ſpirituals, d. h. geiftliche 
Herren, genannt werden; Lord-High-Steward, 
ſ. Steward; L.-Lieutenant, nm. (ipr. — Leften- 
nänt) Titel des Vizekönigs v. Irland; L.-Mayor 
m. (jpr. — meer) Herr Bürgermeifter, der Titel 
des erſten Bürgermeiſters von London und York; 
L.⸗Provoſt, m. Titel des Oberbürgermeifters von 
Edinburgh; Lordſhip, f. Lordſchaft, Herrlichkeit, 
Anvedetitel eines Lords. 

Lordöfis, f. od. Lordöma, n. gr. (v. lordün, vor⸗ 
wärts biegen, lordös, vorwärts gekrümmt) das 
Nachvorngekrümmtſein des Rückgrats, die vor- 
gebücte Haltung des Körpers; der Brufthöder; 
lordötifch, vorwärts gefriimmt, bucklig. 

Lore, Lori, |. Lowıy. 

"pre, f. weibl. Name, Abkürz. von Eleonore, f.d. 

Rorenz, m. (nl. Laurentius, von laurus, Qorbeer) 
männl. Name: der Xorbeerbefrängte. 

Lorétte, f. in Paris eine Weltdame, Birhlerin, eine 
etwas vornehmere, aber bei weiten nicht fo — 
loſe Art von Griſetten (ſ. d.) in Paris, jo ge— 
nannt nad) der Kirche Notre Dame de Lorette, in 
deren Nähe fie meistens wohnen; Lorettendrama, 
ein Drama, in welchem Loretten verberrlicht wer— 
den (3. B. die Kameliendame von Dumas); Lo— 
rettodicẽe, f. Verherrlichung der Loretten. 

forgnieren, fr. (lorgner, jpr. lornj—; vom mhochd. 
lüren, jchweiz. loren, luren, neuhochd. lauern) 
anjchielen,veritohlen beobachten; be. durch Augen- 
gläfer betrachten; auch Iprgnettieren, Lorgneur, 
m. (pr. lornjöhr) ein Beäugler, Auflaurer; Lor— 

nette, f. (fpr. lornjett’) ein Augenglas, eine Art 

rille, welche aber nicht auf der Nafe ruht, fondern 
an einem Schnürchen getragen u. nad) Bedürfnis 
vors Auge gehalten wird; Yorgnon,n. — 
joͤng) ein einfaches Vergrößerungsglas, Brillen- 
glas, Monocle, ſ. d. 

ori, m. (hindoft. und malay. luri od. nüri, javan. 
nöri; jpan. ift loro, port. louro, Benennung aller 
größeren PBapageien-Arten) eine Art prächtiger 
großer Papageien, von den Moluffen. 

Lori, Lore, ſ. Lowry. 

Lorika, £. I. (v.lorum, Riemen) ein Bruftharnifch, 
Panzer; Iorizieren (latein. loricäre), bepanzern; 
Sceidef. Gläſer mit Ton 2c. umgeben, damit fie 
beim Gehrauch im "euer nicht jpringen. 

Loris od. ori, m. eine Art Mati oder Faultieraffe 
auf Zeylon, von der Größe und Farbe des Eich- 
hörnchens ꝛc.; ein bunter Schal. 

Lormier, m. fr. Kleinſchmied, Sporer; Rormerie, 
f. das Handwerk desjelben. 

loro, ital. ihr; fie, ihnen; Kfipr. z. B. conto loro, 

Loſament, n.—= Logement,j.d. [ihre Rechnung. 

Sojbti, pl. ruff. hölzerne Löffel, die bei der ruſſiſchen 

oltsmuſik als Tonwerkzeuge gebraucht werden. 
loss, n. engl. Berlegenheit; never at a loss (fpr. 
newwer ät ä [.), nie in Verlegenheit. 

Rotiön, f. I. (lotio, v. laväre, waschen) das Waſchen, 
Baden, die Reinigung; auch Potür, f. (I. lotüra); 
loturae, pl. Bajchmittel; lotion secrete, f. fr. 
Ohr: loßjong Befräht) eig. geheime Waſchung, ein 
Mittel gegen gefchlechtlihe Anſteckung. 

Lotium, n. I. der Harn, Urin. 

Rotophagen, ſ. unter Lotus. 

Lotſe od. Loismann, m. niederd. (loots, von Root, 
d.i. Lot, Sentblei; altengl. loadsman) Schiffsfüh— 


eng 
— — — — — — — —— — — — — — — —— — —— — — — — 


Lowryj 505 


rer, des Fahrwaſſers vollkommen kundige Leute, 
welche ein⸗ u. auslaufende Schiffe den ſichern Weg 
leiten; lotſen, ein Schiff —, als Lotſe Leiten. 

Rottel., f., verkl. Lottchen, weibl. Name, Verkür— 
zung von Charlotte (j. Charles). 

Lotte 2., od. Lutte, f. (dtich., verw. mit Yade) eine 
aus Brettern zufammengejchlagene Abzugsrinne 
oder «Röhre in Bergwerfen. bier 

Lotto, n. oder Lottoſpiel (v. it. lotto, der Glücks— 
topf, urſpr. das Los), das ———— — —— 
lotterie, ein Geſellſchaftsſpiel; auch ein beſonders 
in Öfterreich übliches Glücksſpiel; Potterie, f. fr. 
lotterie, von lot, Los, Anteil, Gewinn, mittellat. 
loteria, zuerft 1513 in einem lat. Briefe von Chr. 
Longolius; das Lotterieweſen fam im 16. Sahrh. 
aus Holland, niederl. loterey), ein Glücksſpiel; 
deutich urfpr.: der Glückshafen; Yottericanichen, 
ein Anlehen, das Ausjicht auf einen Ziehungsge— 
winn gewährt, aber nur einen niedrigen Zins gibt. 

Lotur, |. Lotion. 

Lotus od. Potos, m., Lotusbaum, gr. (lötös) der 
Labe- oder Nahrungsbaum, Name verjchiedener 
Bäume, die nährende und labende Früchte tragen, 
bef. einer Pflanze, die ven Agyptern und Indiern 

heilig war; aud) Name mehrerer jchönen See- od. 

Baferrofen: dah. Lotophaͤg, m., pl. Lotophägen, 
Lotosfrucht-Effer, bei. an den Küſten von Afrika. 

Lonis, m. fr. (jpr. lüih) = Ludwig; in neueiter 
Beit gewöhnlicher Name fir Zuhälter; jcherzhaft 
auch ir verjchmißter Kerl; Louis-blanc, m. eig. 
weißer Ludwig, eine franzöſ. Silbermüngze unter 
Ludwig XIIL; Ponisd’or, m. (ſpr. luidöhr) eig. 
Ludwig von Gold, ein urſpr. franzöſ. goldenes 
Smwanzigfraneftüd; Louiſe (ipr. Luiſe) od. Luiſe, 

. weibl. Name von Louis. 

Loup, m. fr. (fpr. luh; v. I. lupus) der Wolf; eine 
Larve von ſchwarzem Samt zum Schuße des Ge- 
jiht3 bei ftrenger Kälte; Loupgarou, m. (ſprich: 
—garuh) der Werwolf, d. i. Mannwolf; Coupe, 
auch Lupe, f. (eig. eine Wolfsgeſchwulſt, Ereig- 
fürmige Geſchwulſt unter der Haut, vgl. Lupia 
unter lupus; dann wegen der ähnlichen rund er- 
habenen Form:) eine Glaslinje, ein Handver- 
— Augenglas, das einfachſte Mi— 
kroſkop. 

ionp-du-loupysf.barb.sfr. Umbildung des engliſchen 
looping the loop; in der Artiſtenſprache: eine 
Scleifenfahrt, ſ. unter loop. 

Loupiac, m. fr. (pr. lüpiak) ein weißer Musßfateller- 
Wein aus Montpellier. } 

Lourderie oder Lourdiſe, f. fr. (jpr. lurd—; von 
lourd, jchwer, plump) die Tölpelei. 

Loure, £. (ſpr. luühr'; altfr. die Sadpfeife, v. isländ. 
lüdr, dän. luur, Hirtenpfeife) ein franz. Tanz von 
erniter und langiamer Bewegung. 

Loubre, n. fr. (jpr. luw’r; angeblich) vom ml. lu- 
para Wolfszwinger, da e3 urjpr. eine Menagerie 
für Wölfe gewefen fein fol, welche die Könige 
von Yranfreich ſich zur Bertilgung des Wildes 
hielten; der Turm Lupära wurde 1204 erbaut) 
der alte königliche Palaſt zu Paris, enthält jeit 
1793 großartige Kunftfammlungen; die Ehre 
des Louvre re hieß früher: in allen könig— 
lichen Schlöffern freien Zutritt haben. 

Low, n. (dän. lov, engl. law, Gejeg) ein jütijches 
Gefebbuch (auf der Halbinſel Sütland). 

Low middling, engl. geringe Mittelware. 

Lower House, n. engl. (jpr. löer hauß, von engl. 
low, niedrig, — Unterhaus, Abgeordnetenhaus. 

Lowrij, f. engl. Epr. lohri, von low, niedrig), nad 


06 Loxarthros 


neuer Rechtſchreibung Lori od Lore, ein offener 
Güterwagen, niedriger, mit Heiner Einfriedigung 
verjehener Eifenbahnmwagen zur Fertihaffuna von 
Kohlen 2c., meist 5000 kg Ladung fallend; Dop— 
pel=Yotwry, mit 10000 kg Ladung (Rowry it 
die alte engliſche Schreibmeife, jegt ſchreibt man 
englifch lorrie od. lorry, En gründet ſich un 
jere neue Rechtichreibung: Lore od. Lori). 
Loxaͤrthros, m. ar. (loxös, chief) Heilk. ein Schief- 
glievriger; Loxarthroͤſe, f Gelenkverkrümmung, 
Sciefgliedrigteit; Qoredromie, f. oder loxodroͤ⸗ 
miſche Rinie, die Linie des jchiefen Laufs (eines 
Schiffes), eine krumme Linie, welhe alle Meridiane 
der Erdfugel unter einerlei fchiefen Winkeln durch— 
ſchneidet, val Orthodromie; loxodrömiſche 
Tafeln, nach welchen man den Lauf eines ſolchen 
Schiffes berechnen kann; Loxoköſsmos, m. eine 
Majchine zur Darftellung des Laufes der Erde un 
die Some und der Drehung der Erde um ihre 
Achſe: loxovphoniſch, Ichieftönend, ſchrägſchallend; 
loxophthalmiſch, ſchielend. 


foyal, fr. (v. I. legälis, geſetzlich, v. lex, Gen. Iegis, 


Beleg, fr. loi) gejeg- oder pflichtmäßig, rechtlich, 
rechtſchaffen, gutgeſinnt, aufrichtig; Loyalität und 
fr. Lohauté, f. (ſpr. loajoteh) die Geſetzmäßigkeit, 
Treue, beſ. Untertanentreue, Gehorſam aufrichtige 
u. redliche Geſinnung; Lohaliſt, m. ein Getreuer, 
Treugeſinnter; auch = Koyalift, beſ. der im 
nordamerit. Kriege der königlichen Sache getreu 
oder ein Anhänger des Königs blieb. 

Loholit, j. Jeſuit. 

Inst in corpöre (qui non habet in aere), {. Rſpr. 
der bezahle oder büße am Körper durd) Haft oder 
Schläge, (wer nicht mit Geld bezahlen fann). 

Inbitum, ſ. libitum. 

Lubrikantia, pl. !. (v. lubricäre, ſchlüpfrig machen, 
iubricus, jhlüpfrig) ſchlüpfrig madende Mittel; 
ichlüpfrige Sachen, Bilder oder Schriften; Lubri— 
fation, f. nl. oder unr. Lubrifikation, f. fr. die 
Schlüpfrigmadhung; Lubrizität, f. die Schlüpfrig- 
seit; Qubrifater, ın. |. od. Lubrifatteur, m. |.-fr. 
(ipr. —Öhr) der Schmierapparat, Borrichtung zum 
Selbiteinölen von Mafchinen. 

Lucarne, f. fr. (9. l.lucerna, Rampe,» lucere, leuch- 
ten) ein Dachfeniter, Kappfeniter, eine Dachlufe. 


Lucius, m. und Lucia oder Lucie, f. I. (von lux, | 


lüeis, Licht) männl. und weibl. Name: der, die Er- 
leuchtete; Luciũn, m. u. Luciũne, f. nl. männf. 
und weibl. Name; Lucianskraut, Beramegebreit, 
eine Pflanze, 

IGeus, m. |. ein den Göttern geweihter Hain, überh. 
für Wald; fprichwörtl. lucus a non lucendo, der 
Wald vom Nicht-hellfein, ſpottend gebraucht gegen 
Bhilologen. welche ungereimte Abſtammungen 
nadzumeijen bemüht find. 

Ludditen, pl. in England diejenigen, welche durch 


| 


1 
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Lumie 


ielte, Sdiff. die dem Winde zugewendete Seite 
Windfeite; entg. Qeefeite. 


Luffa, f. devnamentlich in Nordamerifa angebaute 


Schwammkürbis; Luffa-Schwamm, ein baſt— 
a der aus diefer Frucht ge» 
reßt ift. 
Luftballen, j. Ballon und Aeroftat. 
Sufteleftrizität, Luftelektrometer, |. Elektri— 


| zitat ic. 





| 


Luftventil, n. Sicherheitsflappe am Dampfkeſſel, 


| Lugdunum Batavorum, n. |. Zeyden; L.&allö- 


rum, n. |. Lyon. 

Lugger (ipr. lögger) oder Logger, n. engl. (v. lug, 
ziehen, jchleppen) ein ſtark fegelndes, zwei⸗ bis drei- 
maſtiges Fahrzeug, bei. Poſtſchiff. 

Inguber, I. over fügübre, fr. (pr. lügüb'r; v. L. 
lugübris, v.lugere, trauern)traurig, kläglich, düſter, 
ſchauerlich; Qugubrie, pl. I. Trauerkleider; Lu— 


| _gubrität, f. ul. die Traurigkeit. 


; 
i 
{ 


| 





| 
| 
| 
| 
| 





planmäßige Zerjtörung des Wajchinenmwejens von | 
hrer Nahrungslofigkeit ſich zu retten ftrebten (nad) } 


ihrem erjten Anführer Ludd). 

Lndi, pl.!. (von Indus, Spiel; Schule) die Spiele, 
Seitipiele; Ludimagifter, m. |. ein Schulmeifter, 
Schullehrer. 

Ludmilla,f. jlav. (altböhm. Ludmila, jetzt Lidmila) 
mweıbl. Name: die bein: Volke Beliebte. 

Ines, f. l. die Seuche; 1. pecörum, die Biehjeuche; 
1. vener®a, die Benus-Seuche, Auitfeuche, daher 
Lues, auch ſchlechthin: die Syphilis (f. d.); Lueti— 
fer, m. ein Syphilitiicher, an Syphilig Erkrantter. 

Luf od. Lu, f. (holl. loef, engl. loof} vd. die Luf⸗ 


— — 


Luiſe, ſ. Louiſe. 

Lukas, m. Name: der Leuchtende, Lichtvolle, Be— 
rühmte; einer der Evangeliſten. 

lukrativ, ſ. unter Lukrum. 

Lukretia, f. I. (v. lucrum, Gewinn?) weibl. Name: 
die Gewinnende; bei. Name der keuſchen Gemahlin 
des Römers Tarquinius Collatinus, weiche ji 
jelbit eritacy, da der Schn des Königs Tarquinius 
regen fie entehrt hatte; Daher für eine Keuſche, 

eine. 


: Rufrum, n. I. Gewinn, Vorteil, Wucher; Inerum 


S6SSAns, N. entzogener Vorteil, Gewinnverluſt, 
Gemwinnseinbußeod. Öewinnhinderung; lukrieren 
(L. Inerari), erwerben, gewinnen, Gewinn von etwas 
haben; auch genußreich leben; lukratib (1. lucra- 
tivus), Gewinn dringend, vorteilhaft, ergiebig. 
inftnds, l. (Auctuösus, v. luctus, Trauer, v. lugere, 
trauern), traurig, klagend. 
Iufnbrieren, l. lucubräre, von lux, Licht) bei Licht 
oder bei Nacht arbeiten; das Pufubrieren, das 
gelehrte Nachtarbeiten; Rufubration, f. (ucubra- 
tio) das Nachtſitzen, Nachtſtudieren, nächtliche 
Forſchen: auch das bei Nacht Gearbeitete, die Nacht» 
arbeit; Intulent, lat. (Iuculentus) lichtvoll, Elar, 
augenscheintich; Lukulenz, £. (ſpätl. luculentia) 
die Helle, Lichtheit des Drudes oder der Druckbuch— 
ftaben. 
lutulliſch, ſchwelgeriſch, üppig, nach Art des rei— 
chen und üppig lebenden Römers Lucullus um 
75 v. Ehr. 
Lulov, m. jüd. ein Palmenzweig, welcher bei der 
Feier des Laubhüttenfeſtes angewendet wird. 
Lumuchello, m. it. (fpr. —fello; v. lumäca, = |. 
imax, Schnede) buntjchillernder Muſchelmarmor. 
lumbıgo, f. l (v. lumbus, Lende) Lenvenlägmung, 
Zendenmweh; lumbäl, nl. die Lenden betreffend. 
Rumbritus, ın. I. der Regenwurm; Lumbrikäl— 
Musteln, nl. Spulmusfeln der Finger u. Zehen; 
Lumbrizit, m., pl. Lumbriziten, verſteinerte 
Regenwürmer. u 
lumen, n., pl. Iumina, l. (ji. lucimen, v. lucöre, 
leuchten, v. lux, Gen. lücis, Licht) ein Licht; großer 
Geift; Iumen majus, n. eig. das größere Licht: 
Gold, und 1. minus, eig.dastleinereticht: Silber, 
in ver Sprache der alten Scheidefünitler u. Gold- 
macher; . mundi, n. ein Licht der Welt, Weltlicht, 
WWelterleuchter, großer Geiit; Lümiere, t. fr. (fpr. 
lümjähr') Licht; pl. Lümieres, Einjichten, Kennt 
niſſe; Iuminds, [. (luminösus, fr. lumineux) licht- 
vol, leuchtend, hell, deutlich. wi 
Lumie, f., pl. Lumien, it. (lumia oder lomia) eine 


Lumiere'ſches Verfahren 


Art Heiner, jehr leichter, jüßer, den PBomeranzen 
ähnlicher Bitronen. 

Lumiere'ſches Verfahren, n. (nad) dem Erfinder 
benannt). die Aufnahme farbiger — — 

Lumpenzucker, m. ſ. Lompenzucker. 

Luna, f. I. (f. lueina, v. Iucẽre, leuchten) der Mond; 
die Mondgöttin, vgl. Diana; Scheidek. der Name 
des Silbers; Runslabium, n. I.-gr. ein Mond- 
höhenmejjer; Iunär od. lunäriſch, I. (lunäris)den 
Mond betreffend; auch Silber betreffend od. dazu 
gehörig; Runarium, n. nl. eine Vorrichtung zur 

arjtellung der Bewegung des Mondes um die 
Erde; Lunation od. fr. Künaifon (Ipr. lünäfsng), 
f. der Mondwechlel, die Mondswandlung; Luna— 
tits, l. oder Runambuliit, nl. m. ein Mond- 
füchtiger, Nachtwandler; lunaticus morbus, m. 
l. die Mondſucht, Fallſucht; lunätiſch, mondfiich- 
tig; Lunambulismus, m. nl. die Mondſucht, 
Sudt bei Mondichein zu wandeln; Luniftitium, 
n. Mondwende; Ründtte, f. fr. (d. i. eig. kleiner 
Mond, etwas Mondfürmiges) das Augenglas, die 
Brille, der Dedelring einer Uhr; das Scheuleder 
oder Augenleder der Pferde; Fenſterchen od. Luft— 
löcher in Turmhauben; Befeſtgsk. Wallbrille, Brill- 
ſchanze, ein Fleines vorliegendes Feſtungswerk od. 
zwei kleine Halbmonde vor der Grabenfchanze 
Ravelin); Bauf. ein halbfreisförmiges abge- 
ichloffenes Feld an der Wand, über Tiiren, Fen- 
ttern 2c.; auch ein haldfreisfürmiges Bild über 
einem größeren Altargemälde; Iunifolär, nl. den 
Mond- und Sonnenlauf betreffend; Lunülag, £. 1. 
(eig. Heiner Mond) eine halbmondförmige Verzie- 
rung als Frauenſchmuck, an Pferdezäumen ꝛc.; der 
weiße halbrunde Fled an der Wurzel der Nägel; 
Innüla Hippoerätis, Größenl. der zwischen zwei 
Kreisbogen, die nach derjelben Seite hin hohl And, 
— Raum; lunulär, ıl. halbmond— 
örmig. 

Lund od. Luucheon, n. engl. (ſpr. lönſch, lönſchen) 
eig. ein großes Stück (Brot, Speife): der Imbiß, 
das Zwiſcheneſſen, Frühſtück. 

Lundiften, pl. (ſpr. löngd—; v. fr. lundi, Montag) 
Montagszeitungsichreiber. 

Lündl oder Mustat-Lünel, m. ein franz. ſüßer 
Musfatelerwein von der gleihnamigen Stadt in 
Languedoc. 

Lünette, Iunifolar, Lunula, j. unter Quna. 

Lungen-Infarit, Eintritt v. Blut indas Lungenge—⸗ 
webe, vgl. Infarkt; L.-Katarrh, ſ. Brondial- 
katarrh; Le⸗Odẽm, wäſſerige Ausſcheidungen in 
die Lungenbläschen, in die Luftröhrenäſte, vgl. 
Odem; L.-Tuberkuloſe, ſ. Tuberiuloje. 

iuöge, it. (v. l. locus, Ort) Tonk. am rechten Orte; 
Suogotenente, m. eig. Statthalter, Stellvertreter, 
= fr. Lieutenant. 

Supänar od. Lupanarium, n. l. (v. lupa, Wölfin, 

Raupe, ſ. Zoupe. [u. Buhldirne) = Bordell. 

Ruperfalien, pl. I. (Lupercalia) das Wolfsfeft. bei 
den alten Römern ein Zeit, welches dem Ban od. 
Luperkus (dem Schüger gegen Wölfe) zu Ehren 
gefeiert wurde. 

Zuvig, Lunine 2c., j. unter lupus. 

Lupülin, on. nl. (lupulinum, lupulina, fr. lupuline, 
v. I. lupulus, lupus, Hopfen) das gelbe Bulver de3 
Zapfens der weiblichen Hopfenpflanze u. der darin 
enthaltene eigentüimliche Bitterjtoff. 


kupns. m. l. der Wolf; Heilf. der Hautwolf, ein um | 


ftch freſſendes tuberkulöfes Geſchwür od. eine jolche 
Sieh frefiender Wolf (lupus vorax); Iupus in 
abüla, I. Sprw. der Wolf in der Fabel, d. i. 


Lutheraner 507 


wenn man von jemand ſpricht, kommt er oft un— 
vermutet dazu; Iupus non curat num?rum 
(ovium), Sprw. der Wolf frißt auch die gezählten 
Schafe; Lupia, f. nl. Heilf. eine Balg- oder Wolfd- 
eihwulit; Pupine, f., pl. —n, (lupinus, m. u. 
upinum. n.) die Wolfsbohne, Feigbohne, ein Zier— 
gewächs; Lupinin, n ni. Feigbohnenbitter, ein 
aus verfchiedenen Yupinen-Arten dargejtellter Bit- 


| teritoff. 


lurch, lurk, lauern) im Kafino-Spiel: ein doppelt 
zu gewinnendes (oder zu verlierendes) Spiel, der 
Matich, auch Bredoutlle, 

Lurche, pl. neud. (nach Oten) Amphibien; au 
die frofchartigen Amphibien, = Batradier. 

Rufatie, f. I. Name für Laufig; dad. jo benannt 
verichiedene Vereine und Gejellichaften. 

Luſche, f. landſch. (altböhm. lusche, jest lausche, 
ruf). fuscha) die Pfütze. 

Lnseinia, £. l. die Nachtigall. 

Luscität f. nl. (v. I. luscus, einäugig) Heilk. die 
Schiefſichtigkeit, das Schiefſehen; Luskoſität, f. die 
Kurzſichtigkeit. 

Luſiaden, pl. d. i. Söhne des Luſus, Portugieſen 
(vgl. Zufitanien), Name des berühmten portugie- 
jiichen Epos des Camoens, deſſen Gegenitand der 
Bug des Vasco de Gama nad; Indien ift. 

lusinzändo, lusinghevolme£nte, it. (v. lusingäre, 
ſchmeicheln, prov lauzengär, v. lauzär, |. laudäre, 
Toben) it. Tonk. ſchmeichelnd oder einjchmeichelnd, 
liebfofend, ſcherzend. 

Rufitanien, n. I. (Lusitania, f.) ein Teil des alten 
Hifpaniens, da3 jegige Portugal; luſitäniſch, 
portugieſiſch. 

Insorie, I. (v. ludöre, fpielen) ſpielend, tändelnd. 

Quftine, f. weibl. Name: die Lujtipenderin. 

Nufträlisaffer, j. unter lujtrieren. 

Lünre, n. u. m. fr. (fpr. lüſt'r; v. I. lustrum, mit 
der neuen Bedeutung Glanz, von lusträre, hell 
oder alünzend machen) Glanz, Lichtglanz, Schim- 
mer, Ruhm, Bracht, Herrlichkeit; der Kronleuchter; 
feines Schmelzglas; englifches ſchillerndes Baum- 

; wollenzeng; Luſtrin, m. oder fr. Lüſtrine, £. 

| Slanztaft, ein glänzendes Seidenzeug; Lüſtrin, 

| n. gebrannte Stärke, ein zur Apprvetur angewand- 
| te3 Verdidungsmittel, um den Zeugen Glanz zu 
geben; Inftrieren, I. (lusträre) reinigen, weihen; 
muftern, betrachten; erieuchten, hell maden; Rus 
fträl-Maffer, Weihwaſſer; Luſtration, f. (lu- 
!  stratIo)eierlihefteinigung, Weihe; die Mufterung - 
Luſtrum, n., pl. Luſtra, ein Sahrfünft, eine Zeit 


Lurch, ın. engl. (fpr. Lörtich; eig. Lauer, Verfted, v. 


von 5 Jahren bei den alten Römern, nad) welcher 
ein feierliches Reinigungs- u. Sühnopfer für das 
ganze Volk durch den Zenfor angejtellt wurde. 

Lnstrings, pl. engl. (pr. Löft—) oſtind. Seidenzeuge. 

Lustrivi, pl. it. ſchwarze, glänzende Seidenitofie 
aus Italien. 

iusus, m. l. (v. ludere, fpielen) daS Spielen, ein 
Spiel; lusus inzenii, m. l. ein Berjtandes- vder 
Wipipiel, Denkfpiel; I. naturae, ein Naturipiel; 
Il. verborum, Wortipiel. 

Nutament, vutation, |. unter Lutum. 

Yuteolin, n. nl. (v. I. luteölus, Verkl. von lut&us, 
gelblich; lutum, das Gilbfraut, der Wau) der gelbe 
Färbeſtoff des Wau (reseda lutedla). 

Putetin, f. 1. Name für Baris; Name eines 1852 
von Goldſchmidt in Paris im Sternbilde des 

Widders entdedten Blanetoiden. 
Lutheräner, Anhänger od. Befenner der Lehre Dr. 

Martin Luthers; Lutheranism(us), m. dag Lu— 


508 Luti 


thertum: Intherifch, der Lehre Luthers angehörig, 
fie betreffend. 

Luti oder (nach engl. Schreibart) Looti, m. (arab. 
lüthi, eig. einer von den Leuten des Lot, ein Be- 
wohner von Sodom, ein unverfchämter und prah- 
leriſcher Menſch) ein perſ. Spaßmacher, Poſſen— 
reißer, Taſchenſpieler, Gaukler. 

lutieren, ſ. unter Lutum. 

Lutrophilos, m. gr. (von lũtrôn, Bad) ein Bade— 
liebbaber, Freund von Badeörtern; Wutrophör, 
m. Badträger, ein Knabe, der Badewaſſer trägt. 

tum, n. I. Kot, Ton; Klebwerk, Ritt; lutulent, 


(l. lutulentus), ſchmutzig, trübe; lutieren (I. Iu- |. 


täre), dicht bejchmieren, verfitten; Lutament, n. 
(I. lutamentum) da3 Lehm- oder Klebewerk; Lu— 
tation, f. nl. Scheidef. die Verklebung, Verfittung 
eines Gefäße. | 

un, ſ. Luf. 

lux, f. (Gen. lucis) I. das Licht; ante lucem, vor 
Tagesanbrud). 

luxieren, I. (luxäre; vgl. gr.loxös, jchief) verrenken, 
ausrenfen; Quretion, f. nl. luxatio, die Ver» 
venfung. das Verrenken eines Knochens. 

Luͤxus, m. [. (eig. üppige Fruchtbarkeit der Gewächſe 
2c.; Mutwillen) das Wohlfeben, die lippigfeit, Ver- 
ſchwendung, Schwelgerei; be}. die Prunkliebe, Pracht, 
Prachtliebe, Überfluß; Luxusartikel, m. Prunkge⸗ 

genſtand; furnriös(l.luxuriösus), üppig, überflüſ⸗ 

— 5——— 
voll; luxuriieren oder luxurieren (l. luxuriäre), 
üppig wächſen, wuchern; mit Schmucküberladen ſein; 
ſchwelgen, üppig oder prächtig leben. 

Luzerne,. f. oder der Luzernerklee (fr. luzerne; 
vgl. armor. luzu, luzuen, Gras, Kraut) der 
Schnedentlee, ein fehr ergiebiges Futterkrant. 

luzid, I. lucidus, v. lux, Gen. lücis, Licht; fr. Iu- 
eide, jpr. lüßid’) heil, en. Iucida inter- 
valla, pl.f. Sntervall; Quzidität, £. nl. Helle, 
Durchfichtigfeit, auch geiltige Klarheit. 

Luzienholz, n. (fr. bois de sainte Lucie, Holz der 
a Lucie) ein weißes, hartes Holz von dem 
Fraubenfirfhbaum in Frankreich und England; 
Luzienwaſſer, — eau de Luce, f. unter eau. 

Luziſer, m. |. (v. lux, Gen. lücis, Licht, und ferre, 
bringen) der Lichtbringer; Name der Venus als 


— — 


Planet, wenn ſie vor der Sonne aufgeht, der Mor⸗ 


genſtern; auch der Teufel od. Fürſt der Finſternis 
(zufolge allegoriſcher Erklärung des Jeſaias 14, 12, 
wonach der mit dem Morgenſtern verglichene Kö— 
nig von Babylon auf den Teufel gedeutet wird); 
Luzifügen, pl. (I. lucifügi) Lichtſcheue, die das 
Zageslicht nicht vertragen; Quzimeter, n. \.-gr. 
der Lichtmefjer, = Photometér; Luzina, f. I. 
die Lichtbringerin oder vielmehr die ans Licht 
Bringende, Helferin, Beiname der Diana oder der 
Suno, als geburt3helfende Gottheiten. 

Luziodonten, pl. [.-gr. (v. [. lucius, der Hecht, gr. 
Iykos, u. dem gr. odüs, Gen. odöntos, Zahn) ver- 
jteinerte Hechtzähne. 

29, 1. Li. 

Pyäus, m. gr. (Lyarus, von lyein, löſen) Fabell. der 
Sorgenlöjer, Sorgenbrecher, ein Beiname des 
Bacchus. 

Lychnis, f. gr. (v. Iychnis, v. Iychnos, Leuchte, 

!ampe) die Feuerblume, Stechnelke, das Marien- 
röschen; Lychnomantie, f. gr. (von lychnos) die 
Lampen-Wahriagerei oder -Weisfagung. 

Lycium, n. gr. (lykion, von Lykia oder Lycien in 
Kleinaſien) Bocksdorn, ein Gewächs, bei. zu lauben 
verwendbar. 


Lyra 


Iydiicher Stein (1. Iydius lapis, von Lydien in 
Kleinaſien) Probierſtein, jaſpisartigerKieſelſchiefer. 

Lygmus, m. gr. (lygmös, von Iyzein, jchluchzen) 
Heilt. das Schlucden, krampfhafie Schluchzen. 

Syfände od. Lytaͤnchis. f. gr. (v. Iykos, der Wolf) 
Heilk. die Wafiericheu; Lykanthröp, m. ein Wolfs⸗ 
menſch, Werwolf; Lykanthropie. f. die vermeint- 
lihe Verwandlung in einen Wolf, eine Art des 
Wahnſinnes; Lykäon, m. ein fabelh. König von 
Arfadien, den Supiter in einen Wolf verwandelte, 
weil er die in fein Land fommenden Fremden mor- 
dete und fo das Gaftrecht verlegte; Lykodoͤnten. 
pl. eig. Wolfszähne,—= Bufoniten; Lykoperdon, 
n. Wolfsfiſt, Kugelſchwamm, = Bofiit; Lytopo⸗ 
Dinm, n. Wolfsfuh, Bärlapp, Kolbenmoos, eine 
Movsgattung; dah. semen Iycopodii, Bärlapp- 
jamen, fogenanntes Hexenmehl; Lykopodiolithen, 

- Pl. dem Bärlapp verwandte baumartige Berftei- 
nerungen; Lykorexie, f. der Wolfshunger. 

Suma, n. gr. Heilf. der Schmuß, die wegſpülbare 
Inreinigteit. | 

Lymphe, f. l. (Iympha, Waffer, auch mit Säften 
geſchwängertes Waller) Blutwafjer, helle Blut- 
flüfligfeit, eine befondere, mildhartige, weiße, Die 

füfjigleit in eigenen Gefäßen; Kuhlhmöphe, 
Vockenlhmphe, d. i. der zum Impfen gebraudte 
Stoff, der von pockenkranken Kühen und Rälbern 
gewonnen wird; Iymphatifch (lat. Lymphaticus), 
das Blutwaffer beratend od Dazu gehörend; Iyın= 
phatiiche Gefätze od. Lymphgefäße, Blutwaſſer⸗ 

efäße, Saugadern, viel zarter und feiner, als die 

Iutadern; lymphatiſches Temperament — 
phlegmatifches Temperament, ſ. d.; Lymphöſe, f. 
die Bildung von Lymphe in den Lymphgefäßen; 
Lymphotomie, f. der Lymphgefäßſchnitt 

Eng: Geſet (engl. lynch-law, ſpr. linjchläh), eigen- 
mächtige Volksrache od.-Beitrafung verhaßter Ber- 
jonen auf eigene Fauſt, welche nad) der Meinung 
des Volkes von dem Berichte zu gelinde beitraft 
worden, ein Mißbrauch der Volksgewalt bei. in 
Nordamerika (fo vermutlich benannt nad) dem vir- 
ginifchen Barmer Sohn Lynch, der gegen das 
Snde des 16. Jahrh., von feinen Mitbürgern mit 
unumfchränfter Macht befleidet, flüchtige Sklaven 
u. Verbrecher verurteilte und jehr jtreng beitrafen 
ließ, Doch ift diefe Vermutung bisher nicyt aus— 
reichend begründet); daher Lynch-Juſtiz, f. Ge 
richt oder Rechtshandlung nad) diejem jogen. Ge— 
ſetze; lynchen, ohne ordentlichen Nichterjprud) je- 
mand meift mit dem Strange beftrafen. 

Lynkeus, j. unter ne 

Lijnx, m. griedh. der Luchs; Loͤnkeus, m. (gr. Lyn— 
keüs, Name eines der Argonauten) ein Luchsauge, 
Hell» oder Scharflichtiger; ein Menſch mit gutem 
Sehvermögen; Lynfür, auch Lynkürer, m. (gr. 
lynkürion, n.) der Luchsſtein, Name verjchiedener 

elblicher Steine, 3. B. de8 Hyazinths, Bern- 
teins u.a. m. 20 

Lyvpothymie, f. gr. (von Iype, Betriibnis, Trauer) 
Trübſinn, Schwermut. 

Lyra, f. gr. die Leier der Alten, das älteite Saiten- 
injtrument bei den Griechen 2c.; ein Sinnbild der 
Dichtkunſt; aud ein nördl. Geſtirn od. Sternbild; 
lhriſch gr. lyrikös, &, ön), zur Xyra gehörig; was 
mit der Lyra begleitet oder gejpielt und gelungen 
werden fann, fingbar, liedartig, empfindungsvoll; 
ein Iyrifches Gedicht, ein Empfindungsgedicht, 
Sing- od. Sanggedicht, ein Gefang, Lied; Lͤrit, f. 
od. Inrifche Poeſie. die Gefühlsdichtung, die Dich⸗ 
tungsart, deren Inhalt die Empfindungen u. Ge— 


Puch, tete 


Lysd'or 


mütszuſtände des Dichters ſind, und wozu das 
Lied, die Ode, die Hymne ꝛc. gehören; lyriſcher 
Dichter od. Lyriker, m. Liederdichter, verſch. von 
Epiter und Dramatiker; Lyränten, pl. nlat. 
fahrende Schüler; Lyriſt, m. ein Lyra-Spieler; 
Iyrödes, gr. Iyraförmig. 

Lysd'or, m. fr. (v. Iys od. lis = 1. lilium, Lilie) die 
Botdlilie, eine 1665 geprägte Goldmüngze, 10,70 .# 


wert; Lys D’argent (pr. —daridng), die Silber- 


filie, eine unter Ludwig XIV. geprägte Silber- 
münze, 5,60 „4 wert. 

Lyſimachie, f. gr. (lysimachia, benannt nad) Lyfi- 
machus, —— Alexanders des Großen, der 
nach Plinius die Pflanze entdeckt haben ſoll) der 
— — ein Pflanzengeſchlecht von verſchiedenen 
Arten. 

Lyſis, f. gr. (v Iyein, löſen) die Löſung, Auflöſung; 

uslöfung, Befreiung; Heilk. die Löſung od. all— 
mählicye Abnahme einer Krankheit, langſame Ent- 
fcheidung. 

yföl, n. gr.-!., ein Teererzeugnis, das ähnlich wie 
Karbol als Desinfektionsmittel dient, abergiftig ift. 

Kyfla od. Pytta, f. gr. Heil. Wut, Raferei, Hund3- 
mut; Lyſſä, pl. die Wutblafen oder Kleinen Ge— 


ſchwüre unter der Zunge toller Tiere; Lyſſo—⸗ 


Macabre 509 


dẽegnig, n. oder Pyifudegmus, ın. der Biß eines 
tollen Hundes; Lyſſodẽkt(os), m. ein von einen 
tollen Hunde Gebifjener; Lyſſodẽxis, f.das Beißen 
eines tollen Hundes. 


Lyteria, pl. gr. (von lyein, löſen) Heilt. Vorzeichen 


einer glüdlihen Wendung bei gefährlichen Krank— 
beiten. 


Lythrum, n. nl. (von gr. Iythron, Befledung mit 


Blut) das Blutkraut, der Weiderich, ein Pflanzen- 
geichlecht. 


ür die Befreiung eined Sklaven od. Xeibeigenen; 
ytrum personäle, Ripr. Löfung für die Be— 
freiung der Perſon —, 1. reäle, für die Befreiung 
der Guter eines Leibeigenen. 


"irdte n. gr. (lftron, v. lyein, löfen) das Löſegeld 


Lutta, ſ. Lyſſa. PN: 
Lyzẽum, n., pl. Lyzẽen, lat. (gr. Lykeion) Name 


de3 Gymnaſiums oder dffentlihen Ringplatzes 
zu Athen, in deſſen bedecdten Gängen Arijtoteles 
lehrte (nach) dem in der Nähe ftehenden Tempel 
de3 Apollo Lykeios, d.i. Wolfstöter, benannt); 
eine Oberjchule, Gelehrtenschule GGymnaſium); 
in Breußen: Name der Studienanftalt für Mäd- 
chen, des Mädchengymnaſiums. 


M. 


Abkuͤrzungen: M, der zwölfte Buchſtabe im latein. 
und deutſchen Alphabet, als latein. Zahlzeichen = 
1000, MM = 2000, 4 = 1000000; in der Rubri—⸗ 
zierung = 12; M. auf röm. Inſchriften = Marcus 
u. Magister, engl. u. fr. = Master u. Monsieur, 
auch — Medaille, wenn da3 M. hinter einen Na— 
men gejegt ift, alfo: Medailleninhaber; auf Re— 
en — manipulus; m = Meter; m. — mascu- 

inum; auf Rezepten = misce oder misceatur; 

fr. möl6; it. Tonf. = meno, mano und mezzo; 

M’— [ Name Manius u. Mac; Mag. = Magi- 

ster; M. A. — Magister artium; man. oder mp. 

auf Rezepten, f. manipulus; mase., | Masku— 
linum; Mass. = Mafjadufetts in Nordamerika; 
ım. c., |. mio conto; M. D., ſ. medicinae Doctor; 

m. d. = mano destra; Md. = Maryland in 

Nordamerifa; Mde. oder Mdme. — Madame; 

Mdes. — Mesdames; m. d. s., misce, da, signa; 

Me. — Maine in Nordamerifa; mf. = mezz0- 

forte; m. f. plv., misce, fiat pulvis, j. misce; 

mg = WMilligramm; Mg. — Magnificus; Mgr. 

— Monseigneur; Mgrs.— Meſſeigneurs; Minn. 

— Minnefota in Nordamerifa; Miss. = Mij- 

jiffippi in Nordamerifa; mixt. = Mirtur; Mile. 

— Mademoiselle; mm — Millimeter; m. m. od. 

mut. mut., ſ. mutatis mutandis unter mutie— 

ren; M. (0) P., f. Member of Parliament; Mo. 

— Mifjouri in Nordamerifa; M. pp., mpp. oo. 

m. Pr., j. manu propria unter manus; Mr. 

— Monsieur; auch engl. = Mister; Mrs. — 


Messieurs; engl. = Mistress (in Anrede jprid): | 


Miifis); M.S., Ms. od. Mierpt., j.Manuffript; 
M. s. c., mandatum sine clausula, d. i. ein Be— 
fehl ohne Bedingung, ein unbedingter Befehl; 
MSS. = Manuscripta; Mssrs.— Meſſieurs, frz., 
j. unter re Messrs., pl. engl. (jpr. 
meßjörſ oder: meſchjörſ), d.i. Herren, die Besen: 
m. 8. oder m. sin. — manu sinistra; chem. Zei- 
chen find: M= Magnesium; Mn = Manganium, 








Mangan; Mo = Molybdsenum, Molybdän; MA 
od. Mäl = Acidum malicum, Apfelſäure; Me, frz. 
= maitre, d.i. hier: Anwalt, Notar, Advofat. 


M als Münzzeichen für Frankreich: Touloufe; für 


Spanien (mit Krone darüber): Madrid; für Ita— 
lien: Mailand; für Mexiko (mit einem o darüber): 
Mexiko. 


Ma od. Meh,n. eine chineſ. Rechnungsmünze (vgl. 


Liang); ein chinef. u. japan. Gewicht (vgl. Tan 
und Meb). 


mädndrifch, gr. (Maiändrios, fat. Maeandricus) 


gefrümmt, ſchlangenförmig, ſich windend, wie der 
wegen feiner außerordentlichen Krümmungen be- 
rühmte Fluß Mädnder (grieh.Maiandros), jeßt 
Meinder, in Kleinafien; Mäandriten, pl. ver- 
iteinerte Labyrinth- od. Gehirnforallen. 


Maaich, f. arab. eine Art breiter, ſchwerer Barken 


zu Reifen auf dem Nil. 


Maafchbuch, jüd.-dtich. Märchenbuch. 
Want, m. hol. und niederd. (engl. mate) Genoſſe, 


Gejährte; Gehilfe auf Schiffen, 3. B. Bootsmanns 
Maat u. dal.; in der deutihen Marine ein Unter- 
offizier; Maatihappij (pr. mahtschappei) oder 
Mantichait, f. eine Geſellſchaft, Handelsgejell- 
ſchaft in Holland, vgl. Maskopeiz; Sciffipr. die 
gefamte Mannfchaft eines Schiffes. 


Maate, f. (niederd. Mate — Mete) ein altes hol- 


ländiſches Maß für Steinfohlen (ungef. 31 1) und 
Seeſalz (ungefähr 61 ]). 


Ma, f. engl. (ſprich: mäbb) in Shafejpeares Dich— 


tungen die Feenkönigin; daher eine Feenkünigin 
überhaupt. 


Mabille, fr. (ſprich: mabij), auch Bal Mabille und 


Jardin Mabille (jpr. ſchardäng) ein Balljaal und 
ae aa der liederlichen Dirnen in 
aris. 


Mac, m. (ſpr. mäch) gäliſch u. erſiſch: der Sohn; vor 


ichottifchen Namen abgek. M’ = Sohn. 


' Wacabre, fr. danse macabre, f. (ſpr.dangß' ma- 


510 Mararo | Mademoiſelle 


fib’r; v. arab. makbar, pl. makabir, Begräbnis, | Machörka, f. vd. Machoͤrſth-Tabak, m. ruſſ. eine 
Begräbnigplag) eig. Kichhofstang, der Totentanz, | gemeine Sorte ah bes 
bildliche Daritellung des fogen. Totentanzes, bet Wacies, f. I. (v. macöre, mager fein) die Magerfeit; 
an den Kirchhofsmauern; auch Benennung kirch— Heilk. Darrjucht, Abzehrung. 
licher Masferaden in England und Frankreich. Macis, m. fr. (ſpr. maflih; it. mace, [. macis, ein 

Macdeo oder Makako, m. die Meerfage, ein ger unbefanntes Gewürz) Musfatenblüte, Mustaten- 
ſchwänzter Affe auf der Küfte von Guinea, An» | blume; daraus Macisöl, ein ätheriiches DL. 
gola 2c. (daher portug. der Affe üiberh. macaco). | Mackinaw, n.engi. (pr. mädinäh), pl. Madinaws, 

Macairiaden, pl. (ipr. —kähr —) Dichtungen, die eigentümlich geformte Ruderboote der Trapper 
einen Charakter wie Robert Macaire (j. d.) zum (ſ. d.) auf nordamerifanifchen Flüſſen. 


Belden haben. 3 NE Wadfintoih, m. engl. (fpr. mädintojch) ein waſſer— 
Dlacdo, m. der langgeihwänzte brafilianifche Pa— dichtes Zeug umd ein daraus verfertigter Regen— 


Macaroͤne, f., ſ.Makrone; Meaccaröni, pl.venet. finder Macdintofh (+ 1843) benannt. 
oder Maccheroͤni, it. (pr. matte—; vgl. gr. ma- | Wiacon, mm. fr. (fpr. mafjöng; nıl. macio, marcio, 
karia, Spetfe aus Brühe u. Geritengraupen, eig. macerio, v. [. maceria, eine Mauer, Lehmwand) 
Seligfeit, d. i. höchſt leckere Speiſe, v. mäkar, ma- pl. -s, ein Maurer, beſ. Freimaurer (vgl. Sranc- 
kärios, ſelig, glückſelig) italien. od. welſche Nudeln, macon); Macçonnerie, f. (ſpr. maſſonn'rih) die 


Dagei oder Aras, |. d | mantel oder Überrod, nad) dem Namen des Er- 





gerollte Nudeln; Maccaröne od. Muccheröne, m. Breimaurerei; naconniert, in der Wappent. von 
ein plumper Menſch, Hansmwurft; ehem. Spigname der Einteilung der Felder: in derForm von Mauer- 
der aus Stalien heimgefehrten Reiienden, die dag innen. 
Heimifche gering achteten und bei. die Macheroni | marte! [. brav! gut! Glück zu! Heil! 
erhoben; jpäterüberh. für Stuger; maccardıtifhe | Macuba, ſ. Makuba. 
Verſe, iherzbafte Mifchverje aus verſchiedenen macüla, f. l. ver led, Sieden; daher Makel, .d.; 
Sprachen oder vielmehr Wörtern verjchiedener | macülae. pl. Flede; makulieren (l. maculäre), 
Sprachen zufammengefegt. befleden, beſudeln; zu Schmug- oder Badpapier 
Macchiavellismus, m. (pr. madi—) die Macchia— machen; Mafulatür, f.(mi.maculatüra)unreines 
veilslehre, d.i. die gewiffenlofe und felbitjüchtige | oder bedrudtes Papier, Schmuspapier, zum Ber- 
Staat3flugheit, nach folchen Grundſätzen, wie jte paden 2c. gebraucht, auch Migdrud. 
Mackhiavelli, ein berühmter florentintfher Ge- | Maddnte, f. fr. (meine) Frau, gnädige Frau ıc., An- 
ſchichtſchreiber (ft. 1527) in einem Buche il principe redewort und Ehrenname für verheiratete Frauen 
der Fürft) entwidelt, in dem er das Bild eines (vgl. Dame); in Frankreich u. England aud für 
fchlauen, feinem nächiten vermeinten Borteile Recht ältere Unverbeiratete von Stande; in Frankreich 
u. Sittlichkeit aufopfernden Herrſchers darſtellt, — ehemals Titel der älteſten Tochter des Königs 
aber nicht als Muſter für Fürſten, ſondern zur auch der Schwägerinnen u. Tanten desjelben; pi. 
Lehre für Völker, mas man lange verfannt hat | Mesdames (ipr. mähdam’), meine Damen, ver- 
(vgl. Antimacchiavell); Macchiavelliſt, m. ein ehrte Frauen. 
Freund od. Anhängerfolcher Srundfäge; machia= | Madapolam, n. (fr. madapolame, f.) ein feiner 
veiliich oder macchiavelliſtiſch, auf verichlagene ranz. Battift, der zu Wäſche verarbeitet wird. 
Weiſe, ſtaatsklug, Hinterliftig. Madardsiis u. Madẽſis, f. ar. (v. madän, ſich auf- 
Macedoine, £. fr. (fprich: mabedöahn) Gericht von löſen; augfallen, vom Haar; madarün,fahlmagen, 
allerleı Gemüjen u. Früchten, Mifchgemüfe; bun- | madarös, kahl) Heilf. das Ausfallen der Haare, 
tes Allerlei. die Kahlheit, Slaße; bei. das Ausfallen der Augen— 
Macfarlan, m. engf. (fpr. madferlan), ein Mantel wimpern; madarötiſch, das Ausfallen der Yaare 
mit langen Rragenflappen ftatt der Armel, eine betreffend; glatzköpfig. — 
Art Havelod, $ made in Germany, engl. (fpr. mehd in dſchörmäni) 
Machärion, n. u. Mahäris, f. gi. (macheirion in Deutfchland gergeitellt (von England für deutjche, 
u. machairis, Vertl. v. mächeira, Mefjer) Heilk. nach England eingeführte Waren vorgejchriebene 
ein wundärztliches Meſſer. Aufſchrift; a wurde befannt, daß zahlloſe 
mache, fr. (pr. mafcheh; v. mächer=I.masticäre, | nad) England eingeführte Waren nad Deutichland 
kauen) gefaut, zerweicht; vgl. Bapiermade. als angeblich echt englifche Waren zurückkamen u. 
Machẽtik, f. gr. (von mäche, Schlacht, Gefecht) die bier zu hohen Preifen als folche verkauft wurden). 
Gefecht- od. Rampflehre. MWadefaftion, f. nl. (v. I. madefacere, nah maden, 
machitotieren, fr. (pr. mafd)—; v. machicot, ml. | madere, naß fein) die Befeuchtung, Benegung. 
macicotus, massicotus, ein Kirchenſänger, an- Madeira, port., od. Madera, ſpan. m. ein norziig- 
geblich nad einem Parifer Kanonifus, namens ! licher Wein von dergleihnamigen Inſel; Madera⸗ 
aceco, jo genannt) einen Gejang verzieren; | Muhugoni, m. feines Holz zu Tiſchlerarbeiten 
Machikotage, f., r.n. (pr. —tdhieg’) Verzierung aus Senegal, auf Kailcedraholz genannt; 
des Kirchengeſanges. M.⸗Zucker, ein feiner, auf Mabera beveiteter 
machina, f. .— Maſchine, f.d.; Deus ex ma«- Zucker in Hüten. 
china, ſ. Deus; machinalement, fr. (fpr. ma- ! Madelon, f. fr. (pr. mad'löng) Berk. von Mattes 
ihinaf'mäng) mafhinenmäßig, triebwertsinäßig; leine, = Magdalena, Lenchen; Madelonetten, 
Machiniſt, m., |. Maſchiniſt; madhinieren, I. | pl. (fr. madelonettes) in Klöjtern bußende Freu⸗ 
machinari, etwas Künſtliches ausdenken) etwas denmädchen, ſo genannt nach der büßenden Mag— 
Böſes ausſinnen, anzetteln; Ränke ſchmieden; dalene im N. T., vgl. Magdalene; auch die 
Mächination, f. (machinatio) die Anſtiftung, Klöſter, worin Ste ihre Bergehungen abbüßen. 
fürtige Unternehmung, Machenſchaft, ein böjer od. | Mademoiſelle, k. (ſpr. mad moajell) mein) Fräu- 
liſtiger Anſchlag. ein (vgl. Demoifelle); in Frankreich ehem. die 
Machloſijne, f. gr. (0. mächlos, on, geil = Nym— ültefte Tochter des Bruders des Königs; pl. Mes⸗ 
phomanie; Machloͤtes, f. Geilheit. deuoiſelles (pr. mähd’mocfell’), meine Fräulein. 





Madefis 


Madeiis, i. Madarofis. 

Mudtn=Öf, n. fettes Brenn- und Speijeöl, aus 
dem Samen der in Chile wachſenden Madpflanze, 
Madia sativa, Olmadie, gewonnen. 

Madoͤnna, f. it. (vgl. Donna unter Don) eig. 
meine Herrin oder Frau! unfere liebe Frau, die 

—5 Jungfrau (Maria); ein Marienbild, auch: 
adonnenbild; Madonna di Reggio (ſpr. 
—reddſcho), eine alte italien. Rechnungsmünze; 
Madonnina, f. eine alte Rechnungsmünze in 
Senua, mit dem Bilde der heil. Jungfrau. 

Madras, n. von der Stadt Madrds auf der Küſte 
Roromandel in Oftindien) ein oftind. halbfeidener 
Stoll; bei. Madrashalstuch aus Seide und Baum- 
tolle. 

Madrepore, f. fr. (von it. madrepora, eig. Mutter 


der Heinen Öffnungen, weil fie viele fternförmig ges ! 


blätterte Höhlungen hat worin Medufen wohnen, 
bon madre, Mutter, und poro, Heine Offnuna; vgl. 
Poren) dieSternforalle, ein Rflanzentier; Madre 
Korit, ın. veriteinerte Sternforalle 

Madrigäl, n. fr. (it. madrigale, madriale, von 
mandra, mandria, Viehherde, v. gr. u. I, mandra, 
Hürde, Stall; vgl. it. mandriäle, Hirt) eig. Hirten» 
tied, Schäfergedicht, eine Art Kleiner tändelnder 
Gedichte von 4 bis 16 Zeilen, welche uriprünalid) 
vielfach in den einftmals fehr beliebten Schäfer- 
fpielen vorfamen. 

Madrileüa, f. pan. (fpr. madrilenja; von Madrid, 
eig. eine Einwohnerin von Madrid) die Madriderin, 
ein ſpaniſcher Nationaltanz. 

Medrill-Brett, n. (engl. madrier — fr. madrier, 
Bohle; vgl. das fpan. maderillo, ein Brettchen, 
Berfl. von madero, ein Stüd Holz, von madera 
— l. materia, Nutholz) Krk. ein Schlag- od. Schlä- 

elbrett, zur Unterlage des Schlägels od. Spreng- 
ichs (Betarde). ' 

madrieren, fr. vom Falken: ſich maufern. 

Madrüre, f. fr. (von madré, maferig, gefledt, vom 
deutihen Mafer, Auswuchs an Bäumen, Ader 
im Holz, althochd. masar) die Mafern im Holze. 

Mäeia, Mäia und Mäeutik, f. gr. (v. maietein, 
entbinden) die Geburtshilfe, Entbindungstunit; 
Mäenfis, f.(gr. maieusis) die Entbindung; mäen- 
tiſch, geburtshilflich. 

maestöso, it. (= fr. majestueux; vgl. Majeltät) 
Ton. majeftätifch, feierlich). 

Maẽſtro, m. it. (v. l magister, f. d.) Meiſter, Lehr— 
meiſter, bei. ein großer Meifter in dev Schöpfung 
von Tonwerfen, Altmeifter, auch Muſikmeiſter, 
Mufiflehrer; Herr, Gebieter, Borgefester;maöstro 
di cämera, der päpftliche Finanzminiſter; m. di 
eapella, = Kapellmeifter, |. d.; Maẽſtrale, 
m. it. (aud) maöstro genannt; jpan. maestral, fr. 
masöstral, mestral, mistral = I. magisträlis; alfo 
eig: der Meifterwind, der herrſchende, gewaltige 
er der Nordmweitwind auf dem Mitielländifchen 

eere. 

Mäeufis, Mäeutik, |. unter Mäeia. 

Mafia oder Muffia, k. it. eine ſeit 1860 beitehende 
geheime Verbindung von Briganten 2c. auf der In— 
Bei Sizilien; Maſiöſo, m. ein Mitglied derfelben. 

ma foi, fr. (ſpr. — fod) bei meiner Treue, wahr- 
baftig: auch ein Ausruf der Verminderung. 

Magazin, n., pl. —e (fr. magazin, magasin, it. 
magazzino, |pan.magacen, almagacen, almacen, 
aus dem arab. machsan, almachsan, Scheune, 
Norratshaus, von dem Präfix ma, weldyes den 
Ort einer Sache andeutet, und chasana, in eine 
Borratsfammer 2c. fammeln und darin aufbe— 


es — — — 


| 


| 
| 
| 
| 
! 
| 
| 


— — 


— — — 


Magiſter 511 


wahren) Speicher, Lagerhaus, Warenhaus, Nieder— 
lage, Borrats Raum, - Zimmer, -Reller oder -Be- 
hältni3, Lager; (eines Boftwagens:) der Laderaum; 
Mehrladevorrichtung' bei einem Magazin Gewehr); 
uneig. eine Sammelfchrift, Zeitjchrift für ein be- 
ftimmtes Fach; Mugafinage, f., r. n. fr. (for. 
—nahieh’) Kfipr. die Tagerzeit, während welcher 
etwas in einem Magazine lieat: auch der Lager- 
ins, das Lagergeld; Bücher-Magazin, Bücher— 
ale Biiheraufitchungsraun; Magazine 
gewehr, ein Mehrlader (im Gegenfaß zum Einzel» 
lader, doch ift e8 immer auch als — ver⸗ 
wendbar), Repetiergewehr mit einem Magazin für 
die Patronen, das ſich entweder im Kolben oder 
unter dem Lauf befindet; das 1887 in Deutſchland 
eingeführte Magazingewehr mit Mauſerverſchluß 
(d. i. mit dem von dem Gewehrfabrikanten Wil— 
helm Mauſer 1871 erfundenen Verſchluſſe) hat das 
Magazin unter dem Laufe und darin Raum für 
8 Patronen; Magazin- oder Magazinierungs- 
ſhyſtem, n. Einſpeicherung, Speicherungseinrid- 
tung; maggzinieren, einlagern, einſpeichern; 
Magaſinier, m. (pr. —ſinjehſ ein Vorrats-Auf- 
fcher oder Verwalter, Speicherwart; auch Yager- 
wärter. 

Muagdaléna, f. hebr. weibl. Name: eig. die aus der 
Stadt Magdala (hebr. migdal-el, En Gottes) 
gebürtige Maria Mugdalena, die von Chriftus 
angenommene reuige Büßerin; daher Munde: 
lenen, pl. f.reuigeSünderinnen; Magdaleniten, 
pl. ein Bußorden reuiger Freudenmädcen, vgl. 
Madelonetten. 

Deugdalia, f. gr. eig. Brotkrume; Heilf. Pille, Bij- 
jen, Kügelchen; Mugdelönen, pl. (fr. magdal6ons, 
Stangen, Rollen, be). von Schwefel) hölzerne For- 
men, in welchen dergeläuterte Schwefel zu Stangen 
gegoffen wird. 

Mage oder Magen, m., pl. Magen, fein Fremd— 
wort, jondern altd. (von althochd. magan, mugan, 
mögen, urſpr. f. zeugen; vgl. das ſchott. Mac, 
Sohn) Verwandte, ee Schwert— 
magen (von Schwert, der Waffe des Mannes), 

erwandte von männliher—, Spillmagen (v. 
altd. Spille = Spindel) von weiblicher Seite. 

Mugenta (pr. Madſchenta), Ort in Oberitalien wo 
1859 eine Schlacht geihlagen wurde; eine rote Ani— 
lIinfarbe; Magentabrongze, f. violettes Wolfram— 
oxydtali. 

Maggi, u. Benennung eines Suppen- und Sopen- 
gewürzes. 

Maggie, engl. Koſeform von Margarete(fpr. mäggi): 
Gretchen. 

Maggio, m. it. (ſpr. mädſcho) ſ. Moggio. 

Maggiolata, f. it. (ſpr. madſcholcita; von maggio 
= I. Majus, Mai) eig. ein Gedicht auf den Mai 
Frühlingslied; ein Minnelied der Liebhaber unter 
dem Yeniter der Geliebten, in Italien. 

Maggiordoͤmo, m. it. (pr. madidor—; v. 1. Major 
domus, ſ. d.) ein Oberhofmeifter, Hof-Marichall, 
Ober-Haus hofmeiſter am päpitlichen Hofe. 

Magi od. Mugier, Mante, Mugifer, magiſch ꝛc. 
unter Magus. 

Magiſter, m. L. ein Meifter, Lehrmeifter, bef. Lehr— 
meister der freien Künste (Magister artium libe- 
ralium), eine akademiſche Würde, vgl. Doktor; 
mnagister equitum, der Oberanführer der Rei— 
terei bei den alten Römern; m. infirmöorum, der 


Krankenmeiſter in Klöſtern: M l&gens od. döcens, 


ein fefender oder Ichrender Meijter, der fich durch 
feine öffentliche Brobefchrift 2. das Recht erworben 


512 Magiitrat 


hat, auf Hochichulen Vorlefungen zu halten, und 
wirflich lieſt; m. mathesöos, eig. der Meifter der 
Mathematit, der Meifterfag, der wegen feiner 
Wichtigkeit für die ganze Größenlehre jo benannte 
pythagoreiſche Lehrſatz: daß das Quadrat der 
größten Seite (DYypotenuje) eines rechtiwinkligen 

reiecks ſo groß ijt wie die Summe der Quadrate 
der beiden Kleinern Seiten (Ratheten); m. op6- 
rum, der Baumeijter od. Bauauffeher in Klöftern; 
m. sacri palatii, der vom Papſt zur Prüfung 
aller neuen Bücher gewählte Dominikaner; m. 
scholärum, der Oberaufjeber einer Klofter- oder 


Kirhenichule; zu Paris im Mittelalter jederZehrer, |. 


der Gejellichaften von Studierenden bildete; Ma— 
sifter-Rromotion, f. die Beförderung zum Ma- 
giiter; Magifterium, n. das Vorfteher- od. Lehr- 
amt; die Magifter-Wirrde; in der ält. Scheidek. dag 
Meifterpulver, der gepulverte Niederichlag der 
edeljten oder wirkſamſten Teile einer Maffe, 3. B. 
magisterium bismüthi. Wismutweiß, Schminf- 
weiß, Perlweiß, eine als Schminke 2c. brauchbare 
und als Arzneimittel angewendete Verbindung von 
Wismut mit Salpeterfäure; magifträl oder ma— 
giſträliſch, I. magiſterhaft; hauptjächlich, die 
Grundlage bildend, Magiſträl. n. ein Gemenge 
von geröjtetem und gepochtem Schwefel- u.Kupfer- 
fies, welches beim Silber-Amalgamationsprozeß 
in Merifo dem Gemenge von Erzſchliech und Koch— 
jalz zugejegt wird; Magiſträle, f. nl. Kıf. die 
Ball-Einfaffung, Zarge; Manriträl-Formel, |. 
formula magistralis; magiftrieren, Magiiter 
werden; Magiſtraͤnd, m. wer Magijter zu wer- 
den ſucht. 
Dranifträt, m. pl. Magtitrate, l. (magisträtus, 
obrigfeitliches Ant u. Beamter, von magisträre, 
das Amt eines Vorgejegten [magister] verwalten) 
die Obrigkeit, Stadtobrigfeit, der Stadtrat; daher 
Magiſtratsperſon, f. eine obrigfeitliche Verfon, 
ein Ratsherr; Magiftratür, f. nl. das obrigfeit- 
liche Amt, die obrigfeitlihe Würde. 
Magma, n. gr. (v. mässein, fneten) Heilf. jede ge- 
inetete Waffe: der Bodenjag einer ausgedrüdten 
Materie, Salbe ꝛc. 
megnanim, [. (magnanimus, von magnus, groß, u. 
snimus, j. d.) groß= od. hochherzig, erhaben, jeelen- 
groß; magnanimi pretium, n. Belohnung des 
—— (Deviſe des däniſchen Elefanten— 
ordend); Magnanimität, f. (l. magnanimitas) 
die Großmütigkeit, Großherzigfeit. 
Magnät, m., pl. Magnäten (it. u. ſpan. magnäte, 
nl. mägnas, vom |. ınagnus, groß) die Mächtigen 
od. Großen des Reichs, bej. die vornehmſten Reichs— 
beamten und Altadligen in Ungarn und Polen. 
Magneiia, f. gr. (von der Landichaft Magneiia 
in Theſſalien) die Bittererde oder Talkerde, Bitter- 
jalzerde; bejond. auch fiir magnesia alba, weiße 
Magnejia, eine ald Arzneimittel gebrauchte Ber- 
bindung von Bittererde mit Kohlenjäure; mag- 
nesia carbonica, fohlenjaure Bittererde; Mag- 
nejialiht, n. ein aus gebrannter Magnejia 
hergejtellter Stift, der ein außerordentlich helles, 
weißes Licht gibt; magnesia usta, gebrannte 
Magneſia; in der Natur vorfommend als Mag: 
nejit, m. eine weiße Steinart, die jeßt häufig zur 


Magnolie 


nefiicher Stein; vgl. Magnefia) anzieheuder Eifen- 
ſtein, natürliches Eiſenoxyduloxyd, welches eifen- 
haltige Körper an fich zieht 2c.; fünftlichder Wlap- 
nöt, mit dem Ma netjtein bejtrichenes Eifen oder 
Stahl, welche die Kräfte des natürlichen Magnets 
beligen; Magnetinduktion, f. eleftrifhe In— 
duftion (f. d.), die durch Magnete erzeugt wird; 
Magnetnadel, f. der Nordweiſer, Nordzeiger, eine 
mit dem Magnet gehörig beſtrichene ftählerne Na— 
del, welche fich frei fchwebend gegen den Nordpo! 
richtet und dadurch zur Erkennung der Weltgegen- 
den dient, ſKompaß; Magnettheodolit, m. ein 
mit einem Nordweifer verjehener Thevdolit (f. d.); 
magnetisch, mit der anziehenden Kraft des Ma- 
gnets begabt; magnetifher Aguator, eine Linie, 
die alle Orte verbindet, die feine Inklination (f. d.) 
der Magnetnadel zeigen und die jämtlich in der 
Aquatorialzone liegen; mannetifche Kuren, An- 
wendung des tierifhen Magnetismus (j. d.), um 
Kranke zu heilen; magnetifieren, nlat. (fr. ma- 
gnetiser) einen Körper: 1. ihm magnetische Kraft 
mitteilen; 2. nad) einer durch Dr. pr feit 
1776 entjtandenen Heilungsart durch Reiben oder 
geregelte Handbewegung u. Berührung Mani— 
pulation) geheime Kräfte im menschlichen Körper 
erwecen und dadurch Krankheiten heilen; Ma— 
gnetifierungs=Spirale, f.auhgaldaniiheSpi- 
rale, eine Spirale aus Kupferdraht, durch vie ein 
galvanischer Strom geführt wird, um damit Eiſen— 
jtäben uſw. magnetijche Kraft mitzuteilen; Ma— 
gnetismus, m. nl. die magnetiiche Kraft; tieri— 
ſcher Magnetismus, eine angenommene Kraft 
magnetiicher Art im tierischen, befond. im menſch— 
lihen Organismus, vermöge welcher ein Menſch 
ſowohl auf die Willenskraft eines andern, als auch 
auf defjen körperliche Zuftände einen bedeutenden 
Eindruchervorrufen fanı, f.auh Somnambiüle; 
Magnetiſeur, fr. (pr. —Töhr) aud) Mannetift, 
in. wer auf ſolche Art zu heilen ſucht; Magnetis⸗ 
momanie, f. gr. Die Hellſeherwut, Schlafredefucht; 
Magnetoelektrizität, £. durd den Magnet er- 
zeugte Elektrizität; magneteleftrifche Wellen, die 
von dem VhyfiferHerg entvedten eleftrifchen Ather- 
wellen; Muagnetologie, f. die Lehre vom Magnet 
und vom Magnetismus; Moagnetometer, n. ein 
Nagnetmeiler, Werkzeug zur Meſſung der Ma— 
anetfraft;Wiagnetopath,m. = Magnetiſeur, ſ.d. 


Magnificat, n. [. (von magnificäre, groß maden, 


rühmen) der Lobgeſang der Maria, von den lat. 
Anfangsworten Zuf. 1, 46° Magnificat anima 
mea dominum, meine Seele erhebet oder preijet 
den Herin; Magniiitation, f. die Grhebunng; 
magnificus, m. J. der Herrliche, Würdige, z. B. 
Rector magnificus, Titel de3 Univerſitäts-Rek— 
tor3; ad Magnificum $itiert—, d. i. vor den 
Rektor gefordert werden; Magnificentiſſimus 
heißt der Rektor, welcher Landesfürſt it; magni— 
figue, fr. (fpr. manjifif’) oder magnifik, groß— 
artig, prächtig, herrlich, köſtlich; Deannifisenz, J. 
(maguificentia) oder fr. Magnificence, (prich: 
manjifißängß’) Großartigteit, Pracht; dann ein 
Titel der Rektoren und Kanzler von Hochſchulen, 
auch der regierenden Bürgermeilter in freien 
Städten. 


Magniloguenz, f. [. (magniloquentia, v. magnus, 
aroß, u. loqui, fprechen) die Großſprecherei, Prah— 

Manntum, j. Magnejium. [lerei. 

Magnolie, f. (nad) Frangois Magnol, Prof. der 
Bot. zu Montpellier, gejt. 1715) der Biberbaum 
von verjchiedenen Arten, aus Nordamerika. 


Entwidlung der Kohlenjäure für Bereitung von 
Säuerlingen benugt wird; Magneſium oder 
Mangnium, n. nl. die metalliſche Srundlage der 
Magneſia, zuerjt 1808 durh Davy dargeſtellt. 
Magnẽt od. natürliher Magnet, m. (l. magnes, 
gr. lithos magnethes oder magnösios, d. i. mag- 


y 
t 





Magot 


Magot, mefr. (pr. — göh; viell. v. gr. magõdos, eine 
Art Bantomimen, die Männerrollen in Frauen— 
tracht fpielten) ein Fratzengeſicht; großer Affe; ein 
verborgener Schaf. 

Magrabines, pl. (v.arab. magrab, magreb, ma- 
grib, der Sonnenunteraang, Weiten, das Abend- 
land, bej. die Berberei, Mauritanien, von garaba, 
fortgehen, untergehen) ägyptifche Leinwand; Ma— 
grchis, pl.avab. berittene Beduinen(ſ. d.) im nörd- 
lichen Afrika. 

Magus, m. L., pl. Magi oder Magter (gr. mägos, 
pl.mägoi; arab. madjüs, urfpr. ausdem Berfiichen) 
eig. altperfiiche Feueranbeter, beſ. deren Priejter, 
welche Sternfundige und Traumbdeuter waren; 
überh. morgenländifche Weife 2c., die Betrug und 
Aberglauben fpäterhin in Zauberer verwandelte; 
Magie, f. Zauberkunft, Blendwerkskunſt, die 
ſchwarze Kunſt, vgl. Theurgie; Magifer, m. 
Zauberer, Schwarzfünitler; magiſch, zauberifch, 
geheimkünſtlich; magiſche Künſte, Zauberfünite; 
magische Laterne, |. Qaterna magica. 

Maghar, m., pl. Magharen (ung. jpr. Madidren), 
Kame der Ungarn: magyariſch, ungariid. 

RMaha—-, ind. und perj. = groB, in vielen Zujant- 

menſetzungen vorkommend. 

Rahabhärata, n. ind. eig. das große Bharatiſche 
Gedicht (nach dem ind. Könige Bharatas be- 
nannt): das größte epische Gedicht der Indier, von 
ungefähr 100000 Berien. 

Mahadeéwa, m. ind. (d. i. großer Gott, aud) Ma— 
hadöh) Beiname des ind. Gotted Siwa. 

Biahsgoni= oder gew. Mahagoͤniholz, n. (engl. 
mahogany; in Frankreich bois d’acajou, ſpr. bod 
d' akaſchüh, von dem brafil. acajaiba) Amaranten- 
holz, ein feines braunrotes, jehr hartes Holz, 
von dem jtarien Mahagoni» vv. Anafardien- 
baum auf den wejtindiichen Inſeln und in Süd— 
amerika. 

Eédhaleb od. Mahnlch-Kirfche, f. arab. (mahleb) 
die Tintenbeere, Barfüimierkirjche, Parfümierman- 
bel, eine Art ſchwarzer wilder Kirſchen von einem 
Strauce, deſſen Blätter, Blüten und Beeren zu 
wohlriehenden Wafjern 2c. gebraucht werden. 

Daharaͤdſcha, m. ind. d. i. großer König (Raja), 
ein ausjchließlich regierender Ober- od. Großkönig 
in Oftindien, bef. der Oberherricher der Seif3 op. 
Siks im Pendſchab. 

Nahbub, ſ. Zerimahbub. 

abdi,m. (engliſche Schreibweiſe für dag arabiſche 
Mehdi, wie das Wort zu ſprechen ift) eigentl. der 
Prophet, der in erwartende Erlöfer, Benennung 
des Agypters Mohammed Achmed, der im $. 1881 
unter Berufung auf den Propheten Mohammed 
im Sudan fich erhob, um die Einheit des Glaubens 
und joziale Gleichheit herzuftellen (geft. 1835). 

Mahts, |. Mais. 

Wahmil,m. arab. (v. hamala, tragen) Laſttier; bef. 
das gemweihte Kamel, das mit den großherrlichen 
Geſchenken nad) Mekka geht und ir gerader Linie 
yon dem abjtagumen joll, welhes Mohammed auf 
feinen Reifen zu reiten pflegte. 

Mahmudi, ſ. Mamoudi. 

Mahon, m. od. Mahona, f. (fr. mahon, mahone, 
mahonne, jpan. mahona, wahrich.v.altfr. Mahon, 
Mohammed, mohammedaniſch) ein türkiſches Fahr- 
eug, eine Art Galeaffe. 

Waprätten, pl. ein Volk in Dftindien auf der Halb- 
injel diesjeit de8 Ganges (von dem Namen des 
Landes: ſanskr. mahäräschtra, d. i. das große 
Reich, von mahä, groß, und räschtra, Reich). 


Hegjes Fremdwoörterbuch. 21. Aufl. 


main 513 


Mahut, m. ind. der Elefantenireiber oder -wärter, 
der mit dem Tiere auf vertrautem Fuße fteht. 
Mahwabaum, m. der oftindische, ebenholzartige 

Baſſia- od. Butterbaum (Bassia butyrac&a). 

Wat, m. l. (Majus, nach der Göttin Maja benannt) 
der fünfte Monat, der Weidemonat, Wiejen- oder 
Wonnemonat; dad Maifeld, die Reichsverſamm— 
fung der alten fräntifchen Könige; aud) das Rüiten- 
fand, welches über dem Meeresfpiegel jo erhaben 
liegt, daß es vor den gewöhnlichen Fluten ge— 

Maia, gr. = Mäja, ſ.d. ſcchützt ift. 

Maidan od. Weiden, m. arab. (maidän, v. mäda, 
bewegt werden) große Bahn, Rennbahn, bej. die 
alte Rennbahn in Konstantinopel; große Ebene; 
auch Marktplatz, = Baſar. 

Maid, Maiden, £. engl. (pr. mehd, mehd'n) Mäd- 
hen, Sungfrau; auch Benennung eines Pferdes, 
das noch fein Rennen gewann; an old maid, eine 
alte Jungfer; Maiden-ſpeech, m. engl. (jpr. meh⸗ 
denſpihtſch) eine Jungfernrede, erfte od.-Antritts- 
rede, 3. B. eines Barlamentsmitglieds. 

Maleutik, maieutiſch, |. Mäeutii zc. 

Maigreur, m. fr. (jpr. mägröhr) die Magerfeit; 
maigrieren, abmagern. 

Mail 1, n. fr. (fpr. maj; eig. ein Schlägel = I. 
mallöus, it. maglio) od.das Matl-Spiel, Mailles 
Spiel, das Laufſpiel, Kolbenipiel, eine Art Zafel- 
Ipiel ; die Mail: od. Maillebahn, Kolbenjpielbahn; 
Mail od. Maille, f. ein öffentlicher Spaziergang. 

Mail 2. n. engl. (pr. mehl; = fr. malle, f d.) das 
Selleifen, der Briefbeutel, verfiegelte Lederjäde, 
welche die zu befürdernden Briefe 2c. enthalten; Die 
Reitpoft; mail-coach, f. (ſpr. mehl kohtſch) die 
Briefpoftiutfhe in England; große, diejer nad)- 
gebildete Wagen. ; 

Maile, f. fr. (pr. mähl') od. Maille, f. (jpr. maj’) 
ein oltes franz. Gold- u. Silbergewicht = !/, Gro3 
— 0,785 g; aud) eine ehemalige Silbermünze, und 
fpäterhin eine feine Kupfermünge, ein Heller. 

Mailluchor od. Maillechort, n. ſpr. majſchor; nad; 
den Namen der franz. Erfinder Maillet u. Chorier) 
eine Art Urgentan, |. d. 

Maille, f. fr. (pr. maj’; it. maglia, jpan. malla; v. 
{. macüla, ſ. d.) eine Mafche an gejtridkter Arbeit; 
Mailleuſe, f. fr. (ſpr. majöhs) Maſchenrädchen, 
der Maſchenbildner an den Rundſtühlen der Wir— 
fer; Maillons, pl. fr. (ſpr. majongs) drei anein- 
ander gejchmolzene Ringe, welche bei Webjtühlen 
zur Schonung der Kette gebraucht werden. 

Maillet, m. fr. (ſpr. majeh) der Klöpfel, Schlägel; 
die Stampfe in der Bapiermühle. 

Maillotins, pl. fr. (ſpr. majotäug) die Streithänt- 
mer, eine aufrühreriihe Bartei zu Paris unter 
Rarl VI. im Sahre 1413 (jo benannt v. den grogen 
Schlägeln, fr. maillotins oder maillets, die fie zu 
ihrer Bewaffnung von dem Pariſer Stadthauje 
entmendeten). i 

Matmaktirion, |. Mämakterion, Maimon, j. 
Mandril. 

main, f. fr. (fpr. mäng; = I. manus) die Yand; em 
main (jpr. ang mäng), in der Hand; en main 
fein, beim Billardjpiel: fi) ausjegen; à deux 
mains (jpr. — döh mäng), auf beide Hände, a 
Doppelgebrauche; zweihändig; main de jusilce, 
f. fr. (fpr. —d'ſchüſtihß) d. i. Hand der Gexechtig⸗ 
feit, eine Art Zepter, als Ehrenzeichen der franzo). 
Regierung; m. forte, eig. ftarfe Hand, obrigfeit> 
liche Gewalt, bewaffnete Mannjchaft; m. morte, 
eig. tote Hand, unveräußerlihes Örundeigentum, 
ä quatre mains, vierhändig. 

83 


514 Mainotten 


Majuskel⸗-Schrift 


Mainotten, pl. fr. eig. Keulenſchwämme; Poſtd. Majeſtät, f. I. (majéstas, von majus — magnus, 


Feder-Gehänge. 

Mainpriſe, f. enal. (ſpr. mänpreis) Freilaſſung 
gegen — Bürgſchaft eines andern. 

maintenteren, fr. (maintenir, jpr. mängt —, von 
main, Hand, ımd tenir, halten) behaupten, aufrecht 
halten, verfechten ; maintenable, haltbar, zu recht⸗ 
fertigen; Maintenance, f. (ſpr. mängt'nangs) die 
Aufrechterhaltung; Maintenüe, f. Üipr. mängt'- 
nũh') der gerichtliche Schuß bei dem Beliße. 

Maire, m. fr. (fpr. mähr; v. l. major, der Größere, 
woraus auch das deutfche Meier, Vorſteher einer 
Gemeinde, entitanden ift) ein Gemeindevorfteher, 
Stadtrichter, Bürgermeiſter; auch Dorf-Schultheiß; 
Mairie, f. die Witrde, das Amt und Haus eines 
ſolchen. 

Mais, m. (fr. mais, ſpan. maiz, aus der ausgeſtor— 
benen Sprache von Haiti, wo es mahis od. mahiz 
heißt) urjpr. amerikanisches Korn; türkiſcher Wei- 
zen (von Kolumbus aus Siidamerifa nahSpanien 
gebracht, wo es ſchon um 1520 gepflanzt wurde); 
davon Maizene, f. Maismehl. 

maison, f. fr. (fpr. mälöng; v. l. mansio, Aufent- 
halt, Wohnung, bon manere, bleiben) das Haus; 
maison de campagne, f. (pr. — d' fangpanj’) 
ein Landhaus; m. de force (pr. — forß') od. m. 
de correction (fpr. — forrefgjsng), ein Zucht— 
haus, Strafhaus; m. de plaisance (jpr. — plä- 
jangp’), ein Luſthaus; m. de sante (pr. — ſang— 
teh), Deilanftait; m. de ville (fpr. — will’), das 
Stadthaus, Rathaus; m. du rei (pr. — dü vod), 
die Haustruppen des Königs. 

Maitre, m. fr. (fpr. mäht’t; von [. magister, ital. 
maöstro 2c.) ein Meifter, Herr, Gebieter, Beherr- 
icher; z. B. er fpricht oder befiehlt en maitre (fpr. 
ang —), d.i. als Herr, als wenn er Herrim Haufe 
jei 2c.; ein Yehrmeifter, Lehrer, Sprach-, Zeichen- 
meifter 2c.; auch der Meifter, Vornehmſte in einer 
Kunft, = Virtuos, z. B. en maitre fpielen, mei- 
tterhaft —; au Anwalt; Maitres&hargen, pl. 
(pr. —ſcharſchen) Hofänter, welche den Range 
nad) iiber den Kammerherren ftehen, 3. B. Ober- 
hofmeifter 2c.; maitre d’armes (pr. —darm), ein 
Fchtmeifter; m. d’ecole (jpr. defohl), ein Schul- 
meifter; m. de plaisir (jpr. — pläfir), ein Hof- 
beamter, der die Xuftbarkeiten zu leiten hatte; auch 
ſonſt ein Anordner von Feitlichfeiten und Ver— 
gnügungen; m. de requötes, j. unter Nequ&te; 
m. d’hötel (pr. — dotell), Haushofmeiſter; aud): 
Dberfellner; ala maitre d’hötel, mit einer But- 
terjauce, mit Salz, Bfeffer, gehadten Kräutern, 
hei. Beterfilie und etwas Effig zubereitet; Maitre 
Sean (pr. —iHang), eigentl. Meifter Johann od. 
Hans, weil dies einer der verbreitetiten Namen, 
— in den niedern Volksklaſſen iſt, — Jan— 
Hagel, f.d.; Maitreſſe, f. (ſpr. mätreffe) eine 
Gebieterin; eine Geliebte, Beifchläferin; maitri— 
jieren (fr. maitriser), meiſtern, herriſch behandeln, 
beherrichen. 

Maizeng, ſ. unter Mais. 

Maja, f. I. (v. gr. Maia, d. i. eig. Mutter) Fabell. 
1. die Tochter des Atlas und Mutter des Merkur; 
2. mit dieſer griechiſchen Göttin ward bei den Rö— 
mern eine altitaliiche Naturgöttin Maja vd. Ma— 
jeita verihmolzen, die im Monat Mai verehrt 
wurde, Berjinnbildlihung des Mais; 3. in der ind. 
Habell. eine weibliche Gottheit, die zugleich mit 
dem Schöpfer der Welt auftritt (vom ſanskr. mäjä, 
Täuſchung, Trug, Schein); Stern. ein Aſteroid, 
1861 von Tuttle entdedt; j.auh Maya. 


groß; fr. majeste) Würde, Hoheit, Herrlichkeit, 
Sroßheit, bei. die Königswürde od. höchfte, größte 
Gewalt und Würde, ein Titel der Kaifer, Könige 
und ihrer Gemahlinnen; Meajcitätsbeleidigung, 
eine Handlungsweiſe oder eine Außerung, die eine 
Mißachtung des Landesherrn enthält; Majeſtäts⸗ 
verbrechen, |. crimen laesae majestatis; Maje⸗ 
ftätShrief, ein Freiheitsbrief, von einem ununt- 
ſchränkten Herrn oder Staate erteilt, be. Kaifer 
Rudolfs II. Snadenbrief fiir die Brotejtanten Böh— 
mens 1609 gegeben; maj6estas personälis, per- 
ſönliche Majeftät; m. realis, Majeität des Staats- 
vereins; majeſtätiſch, herrlich, erhaben, füniglich. 

Maid, ſ. Mayo. 

Majoltta, f. it. (v. altit. Majolica fiirMajorca, au 
welcher Inſel fte verfertigt wurden) Gefäße aus 
feinem Ton mit weißer Glaſur u. funftmäßig be- 
malt, befonders im 16. Jahrh., wo die größten 
Maler, jelbit Rafael Sanzio, zu ihrem Bergnügen 
feihte Gemälde auf ſolche Geſchirre malten, wes— 
halb dieſe heutigestags zum Teil teuer bezahlt 
werden; eine Art — Fayence, ſ.d. 

Majonnaiſe, ſ. Mayonnaife. 

majör, m. J. (major, neutr. majus, omparativ v. 
magnus, a, um, groß) der größere; ältere von 

wei Brüdern, vgl. senior; in der Logik: der Ober- 
Mn in einem Bernunftichluffe; ml. dev Verwalter 
oder Hausmeier (I. villicus), bei. Major Domus, 
m. der Oberite des Haufes, Oberhaushofmeiiter, 
bei den alten fränfiihen Königen der Titel des an- 
aejehenften Hofbeamten; majora, (näml.vota) od. 
Majöra, pl. die meiften Stimmen, die Stimmen— 
Mehrheit od. Mehrzahl; per majora, durch die 
meiſten Stimmen, durch Stimmen-Mehrheit; Ma— 
joral, fpan. |. Mayoral; Majorät, n. ml. (ma- 
jorätus) das Vorzugsrecht vder der Altersvorzug 
der Alteſten in einer Familie od. (im engeren Sinne) 
des Älteſten unter mehreren gleich nahen Erben, das. 
Alteſtenrecht; auch Alteftengut, welches jedesmal 
ungeteilt bei dem Alteſten der Familie bleibt; 
majorenn (ml. majorennis, d. i. major annis), 
volljährig, mündig; Majorennität, f. die Groß— 
jährigfeit, Mündigkeit (nah) röm. Recht im 25.,. 
nad) ſächſ. und jest allgemein in Deutſchland 
mit dem 21. Lebensjahr eintretend); Majorität 
(ml. majoritas), die Mehrheit der Stimmen, 
Stimmenmehrheit, dad Stimmenmehr; majori— 
jieren, überſtimmen, durh Stimmenmehrheit: 
zwingen. 

Major, m. (ſpan. mayor, ſpr. majöhr, fr. major, 
ſpr. maſchoöͤhr, von l. mäjor, der Größere, Höhere) 
ein Anführer eines Bataillong, unterſter Stabs- 
offizier: Major du jonr (fpr. maſchoͤhr dü ſchühr), 
der Stab3offizier, der an einem Tage die Wachen 
und Posten zu beauffichtigen hat; Platz-Major, 
m. Blaßbefehlshaber. 

Majorän, m. (niht Mairan; it. majoräna, ml. 
majoraca; verderbt aus dem l. amaräcus) ein be» 
fanntes, gewürzhaftes Gartengewächs, Wohlgemut. 


Majoranas Apparat, m. ein Apparat zur Her- 


Itellung kriſtalliſierten reinen Kohlenſtoffs, d. h. alſo 
wirklicher künſtlicher Diamanten (nad) dem Phy— 
ſiker Majorana benannt). 
Majorat, majorenn, Majorität, ſ. unter major; 
majorum gentium (Dii), ſ. unter Deus. 
Majuͤskel⸗Schrift, L.-dtich. (aus I. majuscüla, sc. 
littera, Buchjtabe, von majuscülus, a, um, etwas 
rößer, Verkl. von major, majus, größer) Drud- 
heit mit lauter großen oder Anfangsbuchſtaben, 


Makadam 


jedoch von kleinerer Form, entgegengeſ. von Mi— 
nuskeln, .d.; der große Buchſtabe überhaupt; 
vgl. auch Kapital-Buchſtaben, Kapitälden. 

Maladam, n. engl. (fpr. Mäckädäm) Steinſchlag, 
Steinſchult, Steinfchuttftraße; maladamiſieren, 
eine Kunſtſtraße von Steinſchutt erbauen, nach 
dem Verfahren des ſchottiſchen Amerikaners John 
Loudon Mac Adam (+ 1836; Mac Adam heißt 
eigentl.: Adams Sohn). 

Maldme, f. arab. (makämeh, d. i. eig. Verſamm— 
fung, Unterhaltung in einer Gefellichaft, v. käma, 
jtehen, verweilen) Erzählungen in eigentiimlich 
künſtlicher, halb dichterifcher Fornı, von dem arab. 
Dichter Hartri, in deutfcher Sprache meifterhaft 
nachgebildet v. Fr. Rückert. 

Mafarios oder Makarins, m., Makaria, f. ar. 
männl. u. weibl. Name: der, die Glückſelige; Ma— 
tarismen, pl. (sing. makarismös, da3 Seligprei— 
fen) Seligpreifungen, die 7 Punkte im erjten Teile 
der Bergpredigt (Matth. 5, 3 f.). 

Mafäffardl, n. (jo genannt nad) dem Königreiche 
Makaſſar auf Celebes, von wo es ausgeführt wird) 
eine Art Bflanzenbutter; auch ein englisches Ge- 
heimmittel zur angeblichen Beförderung des Haar— 
wuchſes, welches aus Alfannamwurzel und ge- 
färbten Ölen beftcht. 

Matats, pl. leichte geföperte Wollenzeuge zu Sofa- 

ecken. 

make money, to make money, engl. (ſpr. mehk 
mönni), das Gelomachen (nad) Art der rückſichts— 
loſen amerifanifhen Geſchäftsmänner). 

Makel, m., l. macũla, f. ein Flecken, Ehrenflecken, 
Fehler; makellos, fleckenlos, ohne Tadel; daher 
mäkeln, Fehler und Mängel gern aufſuchen und 
finden, tadeljlichtig jein; levis notae machla, 
Ripr. eig: ein Flecken einer leichten Ehrenfränfung; 
an der Ehre eines Menjchen haftender leichter (D.i. 
im Vergleich mit der infamia geringer) Flecken; 
Anrüchigkeit als rechtliche Ehrenverminderung, od. 
die von den Gejeßen gebilligte Verachtung einer 
unehrlichen Geburt, eines entchrenden Handwerks, 
3. B. des Schinders ꝛc. 

nake-shift, n. engl. (fpr. mehfichift; von make, 
machen, u. shift, ein Notmittel, Behelf, eine Aus— 
flucht) ein Notbehelf. 

Matt, m. der Fuchsaffe, das Geipenitertier, ein dem 
Affen ähnliches Tiergefchlecht, auch Lemur, m. I. 

Mattes, pl. jüd. Schläge (vom hebr. makkäh, das 
Schlagen, von näkäh, fchlagen). 

Makler od. Mäller, m. (fein Fremdwort; von nie- 
derd. mäkeln, niederländ. makelen, zu maken, 
machen, gehörig) obrigfeitlich angeftellter und ver- 
‚eideter Gefhäftsvermittler, der die Gejchäfte zwi— 
schen Kaufleuten [namentlich an der Börſe) rechts— 
fräftig abjchließt, Börfenfenfal, Senfal; Makler: 
gebühr, die für die Vermittlung zu entrichtende 
‚Gebühr — Courtage, Senfarie, j. d.; Matler⸗ 
ordnung, die gejeglichen Beſtimmungen fiir die 
Seichäftsvermittler und deren Tätigkeit. 

Moto, Baummolle aus Ägypten. 

Matrele, f. (holländ. makreel, dän. makrel, ſchwed. 
makrill, engl. mackerel, ml. macarellus, maque- 
rellus, altfr. maquerel, neufr. maquerau, Ma- 
frele) ein fetter und ſchmackhafter Raubfifch im 
Nordmeere, 

Makrobier, pl. gr. (sing. makröbios, von makrös, 
lang, und bios, Leben) Langlebende, ein fa- 
belhaftes Volk bei alten griech. Schriftftellern; 
Makrobidſis, f. das Langleben; Mafrobidtif, f. 
dieLebensverlängerungskuͤnſt; überh Gefundheiis— 


malade 515 


lehre; makrobiõtiſch, langlebig, langlebend; die 
Lebensverlängerung betreffend; Makrocephälus, 
m. ein Groß- od. Dickkopf; Makrocheir od. Mas 
frodhir, m. Sanghand, einLanghändiger; Makros 
Daftälos, m.einLangfingeriger; mafrodaftyliich, 
langfıngerig; Makrodiagonale, f. die lange Quer- 
achſe; Makrodoma n. das langadlige Dad); 
Makroglofite, f. zu große Zunge, die jemand an- 
geboren ist; Meakrofolie, f. die Langgliedrigfeit; 
makrokõliſch, langgliedrig; Makrokösſsmus, m. 
die große Welt, ——— das Weltgebäude, vgl. 
Mikrokosmus; Makrokosmita, pl. Außen⸗ 
dinge; Makrokosmologie, f. die Lehre von den 
Augendin en; Makrologie, f. weitläufiges Ge— 
ſchwätz, Wortgepränge, Weitjchweifigfeit. 
Mafröne, f. (von it. macarone, ſ. d.j fr. macaron) 
eine Art Zudergebacdenes von Manvelteig. 
Makronoſie, f. gr. (von makrös, lang, und nösos, 
Krankheit) langwierige Krankheit, Siechtum; mu— 
frophöniich, mit weitichallender Stimme, laut» 
ſtimmig; Makrophthaͤlmos, m. ein Großauge, 
Großäugiger; matrophthälmiſch, großãugig; 
makrophuͤlliſch, lang⸗ od. großblätterig; Makro⸗ 
pnoie, f. tiefes und langfames Atemholen; Mia 
kropoͤden, pl. Nagetiere mit langen Hinterfüßen; 
makropodiſch, laügfüßig; Mafroptera, pl.Lang- 
flügler unter ven Inſekten; matropteriſch, lang- 
flügelig; Meafrofeit, pl. Erdbeſchr. Langjchattige; 
Makröſis, f. die Verlängerung, Vergrößerung; 
mafroftichifch, langzeilig; makroſtoͤmiſch, grob- 
mäulig; Meafrära, pl. langgeihwänzte Vögel, 
deren Schwanz länger ift, als ihre Füße; auch 
Langſchwänze Krebſe). 

aküba, m. ein feiner Schnupftabak mit Veilchen— 
geruch, nach einem Bezirk auf Martinique benannt, 
wo er gebaut und zubereitet wird. 

Makukawa, m. (brajil. macucäua, macuco) ſ. unter 
Trompete. 

Makuta, eine in den portugieſ. Kolonien übliche 
afrikaniſche Silber- und Kupfermünze — 50 Reis 
— 22Pf. an manchen Orten 33 Bf. 

mal, fr. (= I. male) übel, ſchlecht; in Zuſammen— 
ſetzungen = miß —, un— ıc., vgl. malfontent, 
malhonnet ıc.; mal, al3 Sachw. (= I. malum) 
n. ein Übel, eine Krankheit; mal à propos (fpr. 
— ph), übel angebradht, zur Unzeit; mal à son 
aise (jpr. — a fonn ähß), unbehaglid) (vgl. Aiſe); 
mal de cerf, n. (jpr. — Bähr) die Hirſchkrankheit, 
Maulſperre; mal de Naples, n. (fpr. —nap’l) eig. 
das Übel von Neapel, die Unzucht3- od. Luſtſeuche; 
pas mal (jpr. pah ntall), nicht übel. 
Malabariſt, m. Zirk., ein Zauberfünftler, der zu- 
gleich Songleur ift (ſ. d.), jo benannt nad) der ojt- 
indischen Küſte Malabar, wo Zauberer diefer Art 
ſehr häufig find. 

Malachit, m. (v. gr. maläche, Malve, wegen der 
malvengrünen Yarbe) Utlaserz (der fajerige M.), 
ehem. auch Bappelitein, natürliches wafjerhaltiges 
el be upferoryd; Maladitgrün, n. die 
beite Art des Tiroler Berggrüns. 
Malachmövbes, m. jiid. (von hebr. maläch, Engel, 
und moves, poln.-jiid. fiir mäweth, der Tod) der 
jüdiihe Todesengel. 
Malacie od. Malafie, f. (gr. malakia, v. malakos, 
tweich) eig. Weichheit; Heilk. Erweichung (4. B. des 
Magens); Weichlichkeit, Lüſternheit, das Gelüſte, 
bef. Schtwangerer. 

malaͤde, fr. (it. malato,altfr.malabde,prov. malaut, 
malapte, v. I. male aptus, jchlecht pafjend, n. a. v. 
male habitus, der fich nicht wohl befindet; vgl. das 


20% 
Je) 


516 Maladreſſe 


deutſche * krank, unpaß, unpäßlich, ſiech; 


Paladie, f. Krankheit, Unpäßlichteit, Siechtum; 
VDaladerie u. Maladrerie, k. ein Kranken- oder 
Siechenhaus, beſ. für Ausſätzige. 

Wualadreſſe, f. fr. (vgl. Adreſſe) Ungeſchicklichkeit, 
Unanſtelligkeit; maladroit, (ſpr. —adrod), unge— 
ſchickt, tölpelhaft, plump. 

mala fide, j. unjer fides; malae fidei possessiore., 
ſ. unter pojjidieren. 

Mälaga, m. ein fpanifcher füßer Wein, von der 
Studr Malaga. 

Siuldgma, n. gr. (von malässein, erweichen; vgl. 
Dalacie) Heil, ein Erweihungsmittel, lindernder 
Umſchlag; maldttifch(gr.malaktikös),erweichend, 
— Malaktita, pl. erweichende Heil— 
mittel. 

Balaguette, f. fr. (ſpr. malaghétt'; ſpan. mala- 
gueta, von der Stadt Malaga benannt) = Kar— 

alaten, |. Malayen. [domom, f.d. 

Nal⸗aise, .n, fr. (ſpr. —ähſ'; vgl. Aiſe) körperliches 
Abelbefinden, Unbehagen. 

Biniafte, f. ſ. Malacie; Malakodermen, pl. gr. 
v. malakös, weich, und derma, Haut) Weichtiere, 
—=Moilusien; Malakolith, m. Weichſtein, eine 
dem Augit verwandte Steinart, Wealafon, ın. ein 
dem Zirion vewandtes, aber weniger hartes Mine- 
al; Malakoſurfos, m. Heilk. ein Weichfleiihiger; 
Hulalzujtdon, n. die Knochenerweichung; Mala⸗ 
ozoon, n., pl. =zög 0d. =3Ben, Weichtiere; Mala⸗ 

_ozoglogie, f. die Lehre von den Weichtieren. 

Aulaftife, walditiic, |. unter Malagma. 

BHulandriae, f. |. (it. malandra, fr. malandre) die 
Diauie, der Rotz, eine Pferdekrankheit. 

Salandrino, m. it.(fr.malandrin, it. malandrino, 
9. mi. malandrinus, v. l. malus, böfe, u. gr. aner, 
Gen. andrös, Mann; b. vom fr. malandre, aıt3- 
jägig, und dies v. I. malandria, Blatter od. Blaje 
am Yalje; urjpr. Name arabiſcher u. ägyptilcher 
Straßenräuber zur Zeit der Kreuzzüge) ein Stra- 
Benräuber; al3 Schimpfwort: Scheim; pl. Malan⸗ 
drinen (von Schiller in Turandot 1.1. irrig für 
eine Bölferjchaft gehalten). 

malũr, nl. (maläris, v. I. mäla, der Kinnbaden) die 
Baden od. Wangen betreffend, dazu gehörig. 

Baldria, f. it. (eig. mala aria, böje Luft) ungefunde 
Sumpfluft u. das dadurd) erzeugte Sumpffieber 

nlate, j. Sorbate. [in Stalien. 

sanlazieren, I. (malaxäre, v. gr. malässein) ermei- 
chen, gej — .B. harten Stoffin Öl ꝛc.; 
Dalagstion, f. Heilk. Erweihung. 

Blalayen, pl. (in ihrer eigenen Sprache: Mälayu 
od. Malayü, d.i.wahrſch. Flüchtling, von dem javan, 
mälayu, weggehen, fliehen) ein Volksſtamm in 
Hinterafien und auf den Inſeln des indischen Mee— 
res; fie maden einen eigenen Menjchenitamm, die 
malayiiche Raſſe, aus. 

Nalberg, ın. altd. (val. mallum) die Gerichtsjtätte; 
Vualbergiſche Gloife, f. die in mehreren Hand— 
ſchriften des Saliſchen Geſetzes zur Erklärung ein- 
geihobenen nicht-lateinifchen Worte, die von eini- 
gen früher für feltiich, von andern richtig für frän- 

Hi gehalten werden. 

stalcontent, tr. (jpr. — fongtang, gew. —Tontent; 
vgl. fontent) unzufrieden, migvergnügt; die Mal- 
fontenten, die Mißvergnügten, 3. B. mit der Lan⸗ 
desregierung. 

Maldivbiſch, FMalediviſ 


ch | 
male, l. (Adverb. v. malus) itbel, ſchlecht, ſchlimm; M 


maledizieren (1. maledicẽro), d. i. eig. übel reden, 


— nn — — — — 


Malle 


verfluchen; maledizent(I.maledicens), ſchmähend 
verleumderiich; Malediktion, f.(L. maledictio)die 
Schmähung; Verleumdung; der Fluch, die Ver- 
wünſchung; Malefikus, Malefäktor, m. I. oder 
Malefikänt, in. nl. ein Übeltäter, Miſſetäter, Ver— 
brecher; Maleficium,. I. od. Malefiz, n. die Miſſe— 
tat, da3 Verbrechen; Maleſiz-Gericht, das peinl. 
Gericht, der Blutbann; M.⸗Glöckchen das Hin- 
rihtungS= od. Armeſünder⸗ Glöckchen; M.⸗Perſon, 
Verbrecher od. Verbrecherin, gem. armer Sünver; 
M.-Richter, der peinlihe Richter; M.-Sache, 
eine peinliche Sache. 

Malediviſches Gold, die Muſchelmünze, Kauri, 
9. D.), weiche die Neger auf der Goldküſte ꝛc. ſtatt 
der Scheidemünze gebrauchen (jo genannt, weil fie 
in großer Menge von den maledivifchen Inſeln 
fonımt); malediviſche Nüſſe, Meerkokosnüſſe, 
Früchte der Wein-Fächerpalme, auch Palmyra— 
palme genannt (Borässus flabelliformis); desglei— 
hen maledivifche Matten, malediviſcher 
Bein, Juderıc. 

Malekiten, pl. Anhänger derLehre des Malek, eines 
der vier vechtgläubigen Imam des Islam. 

Malzencontre, f. fr. (pr. mal'angkoͤngtr'; vgl. ven» 
fontrieren)ein böfes Yufammentreffen, Mißgeſchick, 
Unglüd; malzencontreug, fr. (pr. —tröh), un- 
glücklicherweiſe. 

Mal⸗entendü, nm. fr. (ſpr. mal-⸗angtangdü; vgl. En⸗ 
tente) der Mißverſtand, Irrtum. 

Malepärtus, lat. (d. i. Ubelloch), die Wohnung Rei— 
nekes des Fuchſes in der Tierſage. In franz. Ge— 
Dichten heißt fie Maupertuis, die lat. Form ſtammt 
aus ber lat. Überjegung von Schopper. 

malevolent, I. (malevölens; vgl.volo) übelwollend, 
abgeneigt; Malevolenz, f. ([. malevolentia) das 
libelmollen, die Abneigung. 

Malfaçon, £. fr. (pr. — vgl. Façon) der 
UÜbelſtand, Mißſtand. 
Malfaiſance, f. fr. (ſpr. — fäſangs) die Bosheit; 
malfaiſant (ſpr. — fäſang), bösartig. 
malgre6, fr. (ogl. bon gré unter bon) ungern, wider 
Willen, unfreiwillig. : 
malhabil fr. (mal-habile; vgl. habil) ungeſchickt; 
Malhabilité, f. die Ungeſchicklichteit. 
Malheur, n. fr. (ſpr. malöhr; altfr. maleür, eutſt. 
aus dem f. malum augurium; vgl. bonheur und 
Augur) Unglück, Mißgeſchick, Unfall, entg. Bon- 
heur; par malheur oder malheureusement 
(pr. —röfemdng), zum Ungiüd; malheureux 

(pr. malöröh), unglücklich; Unglücklicher. 
malhonnett, fr. (malhonnete; vgl. honnett) unan- 
ſtändig, unhöflich, unſchicklich, ehrwidrig; unedel, 
untedlich; Malhonnetete, f. (pr. malonnäteteh) 
Unanftändigteit, Unhöflichteit; Ehrwidrigfeit; Un- 
Pe (fpr. malihß'). 1. malitia, f. (v.mal 
alice, £. fr. (fpr. malihp)), I. malitıa, f (d.malus, 
1. d.) Bosheit, Arglift, Tüde, Heimtlide, Schalt- 
heit, Schelmerei; ein boshafter, tüdijher Streich; 
malttiös (l. malitiösus, fr. malicieux), boShaft, 
hämiich, argliftig; ſchalkhaft, mutwillig; Malitio⸗ 
fität, £. (jpätl. malitiositas) Bosheit, Argliſt. 
maliiorm, nl. (maliförmis, v. I. mälum, Upfel) 
apfelförmig. 
maliguns morbus, m. l. (malignus, ſ. maligenus, 
bösartig, von malus [f. d.) u. genus, Geburt, Ge⸗ 
ſchlecht. Art) eine bösartige Krankheit; Maligni— 
tät, £. (1. malignitas) Bösartigfeit, Schadenfreude; 
altß, f. gr. = Malandria. [(Schalkheit 
malitia, malitios zc., ſ. unter Malice. 


daher: maledeten, verinnledeien, verwünſchen, Malle, !. fr. (prov., ſpan. u. port. mala, v. mhochd 


malleabel 


malhe, althochd. malaha, lederne Taſche, Reiſeſack, 
holl. maal, male; gr. molgös, ein Sad von Ochien- 
haut oder Rindsleder) ein Eleiner Reiſekoffer, Fell- 
eifen; Mallepoſt, f. die Briefpoft, das Brief-Fell- 
eilen; vgl. Mail 2. 

alleäbel, nl. (v.I. mall&us, der Hammer) hHämmter- 
bat, fchmiedbar, nach zwei Richtungen, was ſich 
hämmern, walzen od, preſſen läßt, z. B. Metalle; 


Malleabilität, k. die Hämmerbarkeit, Streckbar— 


teit, vgl. Duftilität; Malleazeen, pl.verſteinerte 
Hammermujceln. 

malleolär, I. (v. malleölus, d. i. eig. Hämmerchen) 
die Knöchel betreffend oder dazu gehörig, 3. B. 
Malleolar-Bänder, Knöchelbänder. 

Mallum, n. ml. (v. altd. mal, Mahl, d. i. Vereini- 
gung, Berfammlung; vgl. Malberg) die beratende 
u. rechtſprechende Volksverſammlung der einzelnen 
Gemeinden oder Gaue. 

znal’ occhio, n. it. (pr. — odjo) der böfe Blid, das 

iftige Auge, nad) dem Volt3aberglauben in Ita— 
ien: die Fähigkeit gewiffer Menjchen, die man 
gettatore od. Nettatore, pl. —ri (eig. Werfer) 
nennt, durch ihren bloßen Blick andern Unglüd zu 
bringen; = Settatura. 

malo modo, j. unter malus. 

Mealofjol, m. der feinite, am mildeiten geſalzene 
Kaviar. 

Malxupighiſche Haut, das Schleimneg, die Neghaut 
od. mittlere Hautſchicht des menjchlichen Körpers 
(nach dem ital. Arzte Malpighi, + 1694). 

malplacieren, fr. (fpr. — Rieren; vgl. placieren) 
elle oder fchlecht anwenden, an den unvechten Ort 
tellen. 

malpröpre, fr. (fpr. — prop’r; vgl. propre) uns 
reinlich, unſauber, garitig; Malproprete, f. die 
Unreinlichkeit. 

Maltejer, m. (it. Maltese) Eingeborne und Ein- 
wohner der Inſel Malta; Maltefer-Pitter, |. 
Sohanniter-Ritter; M.-Geier, der braune 
eier, häufig auf Malta; MW.-Händchen, = Bo— 
fognejer-Hündden. 

Malthuſianismus, m. nl. die Lehre des engl. 
Volkswirtſchafters Malthus (ft. 1834), das Wachs— 
tum der Bevölferung müſſe im Intereſſe des Gan— 
zen staatlich beichränit werden; Malthufianer 
oder Malthuſianiſt, m. Anhänger diejer Lehre. 

Maltofe, £. eine durch Einwirkung eines wäfjerigen 
Malzauszugs auf Stärfemehl entitehende, eigen- 
Br und vom Traubenzuder verſchiedene Auf 

erart. 

sualtraitieren, fr. (maltraiter; fpr. — trät—; I. 
male tractäre; vgl. traftieren) mißhandeln, übel 
begennen. 

malus, a, um, I. übel, ſchlecht, böje; mala fide, ſ. 
unter fides; malo modo, böſer oder fchlechter Art 
und Weife; malum, n., pl. mala, ein Übel, Un- 
glüd, Weh, ein Schaden; aud) eine Krankheit, bef. 
ein Törperliches Gebrehen; m. Neapolitänum, 
— Eyphilis, vgl. mal de Naples; m. necessa- 
rium, n. ein notivendiges Übel. 

Malvaglia, m. it, (pr. malmdlja) ein ital. Wein, 
dem Malvaſier (f. d.) nachgebildet, au8 Trauben 
gefeltert, die man am Stiel umdreht und fo ver- 
trocknen läßt. 

Malvaſier, m. (it. malvagia, malvasia) ein gelber, 
baljamifcher, ſüßer Bein, urſpr. vorziiglich von der 
Stadt Napoli di Malvafia auf der Halbinfel 


Morea; auch ein künſtlich zubereiteter franzöfifcher 


Musfatwein. 


Mammut 517 


Malve, f. (l. malva) die Rofenpappel, Stodrofe; 
Malbazeen, pl. nl. (malvackae) Malvengewöchſe. 

malverjicren, fr. (malverser, v. I. male versare, 
Ichlecht betreiben) Unterfchleife begehen, etwas ver- 
untreuen; Malperfänt, m. wer fein Amt unge- 
treu verwaltet, Unterjchleife macht, öffentliche * 
piere fälicht 2c.; Malverſation, k. die Veruntreu— 
ung, ungetreue Verwaltung eines Amtes, der 
Unterſchleif durch ——— 

Malnivénti, pl. it. eig. Ubellebende, beſ. Räuber; 
Malvivenz, f. das Näuberwefen in Dalmatien ıc. 

Malwina, f. felt. (gäl. Malmhina, ausgeſprochen 
Malwina) weibl. Name: die Sanftmütige; die Ges 
mahlin Osfars, Pflegerin u. Liebling ihres blin- 
den Schwiegervaters Dffian. 

Mami, f. (fr. mamän, jpan. mama, [. mamma) ir 
der Sprache der Kinder: Mutter. 

Mämealterion, m. der Sturmmonat bei den Athe- 
nern, = Ende November u. Anfang Dezember. 

Mamberziege, f. die ſyriſche vd. indische Ziege vom 
Berge Mamber in Syrien. 

Mamelif, vr. Mamlück, m. (it. mammalücco, v. 
arab. mamlük, Bartiz. pafj. v. malaka, beiiger, 
beherrſchen; alfo: ein Beſeſſener, Beherriüter, 
Silave) eig. ein von Kriftlichen Eltern geborner, 
in der mohammed. Religion erzogener Sklave; aus 
jolden bildete man im .13. Sahrh. eine Heerſchat 
in Agypten, wo fie vom Sultan Selim der türk- 
[hen Oberhoheit wieder unterworfen ward; jegi 
auch: ein Glauben3-Abtrünniger (Renegat); zur 
weilen auch: willenlofer, blindergebener Dienez, 
blinder Verteidiger einer Anſicht, befonders der 
Anſchauungen der Regierung, z.B. Breßmane- 
lud (dieſe Bebastuns geht zurüd auf den Leib» 
mameluckenNapoleons J. Ruſtan. Bgl.3.B.worax? 
die Dame [Frau v. Staël] kaum die Antwort ab— 
wartete, die der getreue Mameluck Auguſt Wil— 
helm Schlegel, ihr Ruſtan, haſtig in fein Notizen— 
buch einzeichnete.“ Heine, Geſtändniſſe, Ausg. Hamb. 
1867, XIV. ©. 222). | 

Mameh, m. (fpr. mamei; aus der Sprade vor 
Haytiſeine Artdes Breiapfelbaumsin Siidamerife. 

Wake, f. ruſſ. (v. mämtschitj, nähren, jtillen) die 
Amme. 

mamma, f. I. weibliche Bruft; f. au Mama; 
Mammalin od. Mammalien, pl. nl. (v. l. mam- 
mälis, die Brüfte betreffend) Säugetiere, mit Brüs 
iten zum Säugen verjehene Tiere; Mammtalies 
fithen, pl. l.-gr. veriteinerte und andere Knochen 
von Säugetieren der Urwelt; Mammalivlogie, 
f. die Zehre von den Säugetieren; Wammiferk, 
f.,pl.eia. Brüfteträger = Säugetiere; Mammille, 
od. r. Mamilla, £. I. die Brujtwarze; mammil⸗ 
Yarlifch), bruſtwarzenähnlich; mammös, [.(mam- 
mösus) großbrititig, vollbuſig; Mammoeſitäüt, ?. 
nl. die Großbrüſtigkeit, Vollbuſigkeit. 

Mammeon, m. chald. (gr. mammönäs, chald. mä- 
mön, mammön, aus hebr. matmön, unterirdiſcher 
Schatz, Reichtum, v. täman, verbergen, vergraben) 
der Gold- od. Geldgötze, Geldſchatz, irdiſche Güter 
und Reichtümer, inſofern man ſein Herz daran 
hängt; Mammoniſt, m. Mammonsknecht, Geiz— 
hals; Irdiſchgeſinnter, Weltkind. 

Mammut od. Mammuth, n. (aus dem ruſſ. m&- 
mont, mämant, v. tatar. mamma, die Erde, weil 
die Tungufen und Safuten glauben, daß das Tier 

. unter der Erde wie ein Maulwurf wühlte) eine ur— 
weltliche, ausgeſtorbene ungeheure Eleſanten-Art, 
deren Gebeine (Mammutstnochen) in Sibirien 
und bejonders am Ohio in Nordamerifa ausge 


18 


Mamoudi 


en 


graben und wie Elfenbein zur allerlei Runftiachen 
verarbeitet werden. H 

Mamoudi od. Mahmudt,m.eineRehnungsmünze 
in Berjien und Kleinajien = Yo Toman = !/ıo 
Kran (f. d.); in Baflora = 10 Danimis — 100 
Fluſch — ungef. 7 9. ! 

Deamfel, f. gem. verderbt aus Mademoijelle 
(1. d.): Sungfer, Fräulein; ſprichw. fie [pielt die 
Mamfell, = das vornehme Fräulein. 

Mamura, k.ruſſ. die finnländiiche Brombeere, nor— 
diſche Himbeere (Rubus areticus). 

Dan, ſ. Mönn. 

Manacanit, aud Manakonit, = Menakan. 

Mängde, f. gr. (mainäs, pl. mainädes, v. maine- 
sthai, rafen) eine Briefterin des Bacchus, rafende 
Bachantin, ſ.Bacchus; ein tolles, raſendes Weib. 

Manager, m. engl. (fpr. männedſcher; v. manage 
— fr. menager, verwalten, leiten; vgl. Menage) 
ein Ordner, Aufſeher auf der engl. Bühne, = Re— 
giffeur; auch der technifche Leiter oder Direktor 
engliiher Fabriken; Geihäftsführer, Macher. 

Deandti oder Manate, m. (aus der Sprache von 
Hayti) die Seefuh; ein Meertier vom Gejchlechte 
des Walroſſes. 

:Kanation, f. I. (manatio, v. manäre, fließen) das 
ließen, der Ausflup. 

mancändo, it. (v. mancäre, mangeln, abnehmen; 
vgl. manquieren) Tonf. allmählich abnehmend, Hin- 
ſchwindend. 

Dtaͤnceus, m., pl. Mancipes, l. (v. manus, Hand, 
u. capere, nehmen; vgl. Maneipium) der Käufer, 
Erwerber eines Eigentums durch Kauf; auch 
Staatspädhter. 

Mancheſter, m. engl. (jpr. mäntfcheiter, gew. man— 
heiter), au) Manſcheſter geichrieben, Baum- 
wollenjamt, eininderStadt Mancheflererfundenesg, 
baumtvollenes, jamtartige Zeug; Manchester 
cottons, pl. (pr. — kottens) arobe Baummollen- 
zeuge für Matroſen u. Neger; Mandeiter-Schufe 
od. Partei, in England die def. durch Cobden 
geführte politiihe Bartei von Groß-Induſtriellen 
u. Volkswirtſchaftslehrern, welche den Freihandel 
und die Nichteinmilchung des Staates in die In— 
duſtrie vertritt, Freihandelspartei; ihre Lehren = 
Meancheiter-Theorie. 

Bancipium, n. |. (v. manus, Hand, u. capere, neh- 
men, eig. die Handnahme, Handanlegung; vgl. 
Manceps) der gerichtliche fürmliche Kauf; das 
Eigentumsrecht an einer Sade, das Eigentum; 
Samilienrecht an freien Perſonen in einer gemiffen 
Unterordnung; auch ein durd) Kauf erworbener 
Leibeigener, Sklave; manzinteren (l. mancipäre), 
altröm. Ripr. zum Eigentum übergeben oder zu- 
eignen, verfaufen; Manzipation, f. (l. mancipa- 
t10) die Einhändigung, Übergabe einer Sade zum 
Eigentum, eigentiimlic) feierliche Eigentumsüber- 
gabe bei den alten Römern mit Scheinverfauf u. 
Seldzumwägung; die Zueignung; Unterwerfung. 

maneus, a, um, [. verjtimmelt, unvollitändig; 
mancus, m. ein Verſtümmelter, Einhändiger; 
manco, m. it. Kfſpr. der Mangel, das Fehlende, 
der Abgang bei Waren. 

Mandäer, pl. auch Sabäer oder Sohannesjünger, 
eine Sekte am Tigris, mit eigenen, in einer be- 
jonderen aramäiſchen Sprache abgefaßten Reli- 
gionsbüchern. 

Mandñmus, nml. (mandämus, eig. wir verordnen, 
v. mandäre, auftragen, befehlen) der Befehl des 
Kings- od. Dueensbend-Gerichtes zu London, im: | 
Namen des Königs oder der Königin; Mandant | 


— 


Manen 


(. mändans) od. Mandator, ın. ein Auftraggeber, 
Machtgeber; Mandatärlius), m. ein Beauftrag- 
ter, Bevollmächtigter, Geſchäftsverweſer, Sachfüh— 
ver, Sachwalter; — Wandät, I. mandatum, n. 
ein — eine Vollmacht, Ermächtigung; ein 
landesherrlicher Befehl, eine obrigkeitliche Ver— 
ordnung; auch eine Anweiſung, eine Art Papier— 
geld in der franz. Revolution, das die Aſſignaten 
erjegen jolfte; Maundatsbrief, ein Auftragsbrief; 
mandätum ertrahteren, ſ unter extrahieren; 
ex mandäto vd. ad mandatum, auf Befehl, im 
Auftrag; mandat imp6ratif,m. fr.(fpr.mangddh 

- ängperatif) od. Imperativmandat, n. bindender 
oder Awangsauftrag, duch den ein Abgeordneter 
für jeden einzelnen Sal in jeiner Abſtimmung ge- 
bunden ilt; Mandatsprozeß, ın. ein Brozeß, der 
mit einem richterfichen Befehl an den Berklagten 
anfängt; — Weandement,n. fr. (pr. mangd’mang) 
eine mehr ermahnende, al3 gebietende Verfiigung, 
bejond. der katholiſchen Geiftlichkeit in Frankreich; 
Mandamento,m. it. der Bezirk, Amtsbezirk, ein 
Teil einer Provinz im Königreich Stalien. 

Mandarin, m. (port. mandarım; das Wort ijt nicht 
chineſiſch, ſondern = ſanskr. mantrin, Ratgeber, 
von mantra, Rat, u. dies von man, denfen, wiffen) 
jeder Stzatöbeamte in China, vornehmer Chinefe; 
Mandarine, f. ein kurzer, mit Pelz bededter Da- 
men-Überrod; Mandarinen, p!. eine Art Feiner 
Apfelſinen aus Malta. 

Mandat ꝛc., I. unter Mandamus. 

WMandeldde, f. (vom dtſch. Mandel mit franzöſ— 
Endung) Mandelmilch, mit Eidotter abgezogen u. 
mit Zuder und Zimt od. Vanille gewürzt. 

Mandille, £. fr. (ſpr.mangdij'; altfr. mandil, Man- 
tel, fpan. und port. mandil, Schürze, Schabrade, 
v. arab. mandil, Tuch zum Abwiſchen 2c., und dies 
von nadala, abwifchen, umhüllen) ein Oberrod, 
Mantel, bef. der Bedienten. 

Mandidf, gew. Maniof, ſ. d. 

Mandoline, Mandöre, f. (fr. mandoline, man- 
dole, mandore, pandore, it. mandöla, mandöra, 
pandöra, pandüra, v. jpätl. u. gr. pandüra; vgl. 
Bandola) eine Ra feiner er aitiger Lauten, auch 

andore od. Pandur-Zither. 

— f. gr. Stall, Hürde; Kloſter; Mandrit, 
m. Klojterbruder, Mönch. 

Mandragöre, f. (. mandragöra, f., gr. mandra- 
géras, m.) eine ne Alraunmwurzel, eine 
»meigejpaltene Wurzel, welche Ahnlichfeit mit der 
Menjchengeitalt hat. | 

Mandrill od. Maimon, w. ſpan. mandril, wahrſch. 
nach vaterländiicher Benennung; perſ. und türk. 
maimün, Affe, Pavian) dev Waldteufel, eine Art 
Pavian auf Guinea, am Kap zr. 

Mandriſe, f. ein feines, grün gea 
der Inſel es { 
tandrit, j. unter Mandra. — 

er m. l. ein Ejjer, Freſſer; ein Schreckbild, 
Popanz für die Kinder; manduläbel, nl. kaubar, 
ehbar; Mandufatien, f. (v. manducäre, fauen, 
und dies v. mandere, fauen) das Kauen, Efjen des 
Brotes 2c. im heil. Abendmahl; Mandulatdres. 
pl. (v. [. manducätor, der Kauer) die Kaumuskeln. 

Manege, f. fr. (pr. manähſch'; it.maneggio, überh. 
Handhabung, Führung, mlat. managlum, von it. 
inaneggiäre, handhaben, v. l. manus, Die Hand) 
die Neitihule, Reitbahn; Reitkunſt; maneges 
mäßig, ſchul⸗ od. bahnmäßig; kunſtgerecht (reiten). 

anen, pl., [. manes, die abgejchiedenen Seelen: 
v9. Schatten der Berftorbenen, die Schattengeftalt 


dertes Holz vor 


Manequin 


auch die Unterwelt, das Schattenreich; piis mani- 
bus, den frommen (geweihten) Seelen der Abge— 
ichiedenen oder Verjtorbenen. 

Manequin, |. Mannequin. 

Mang, m. eine oftindifche Hilfenfrucht, bei. am 
Indus häufig angebaut. 

Manga, f. ipan. (eig. Urmel, Sad, v. I. manica; 
vgl. Manfchette) der Mantel eines Merifaners. 
Mangän od. manganesium, n. nl. (verderbt aus 
magnes, Magnet, wegen der äußerlichen Ahnlich- 
feit) Braunsteinmetall, ein eigentümliches graulich- 
weißes, jehr jprödes Metall; Mangdnoxryd, n. 
Verbindung des Mangans mit Sauerftoff, in 
der Natur wafjerfrei al3 Braunit, wafjerhaltig 
(Manganorvyohydrat) als Manganit, m., vor- 
fommend; Manganoxydũl, n. Berbindung des 
M. mit einer geringeren, und Manganſuper— 
he oder -hyperoxyd, n. mit einer größeren 
Menge Sauerjtoff als im Oryde; Manganſpat, 
m. ein aus fohlenjauren Manganorydul beitehen- 

des Mineral. 

Mangel, m. arab., Fupfernes, transportfähigeg, 
tiſchhohes Kohlenbeden zum Erwärmen eines Zim— 
mers (Orient, Agypten, Malta; vgl. Moltkes Ge- 
fammelte Schriften Bd. IV, ©. 105, Bd. VII, 
©. 25, 41, 103, 116, wo bald die Schreibung 
Mangal, bad Mangall vorkonmt). 

Manganent, m. griech. (manganeutes, v. manga- 
neüein, dureh Zaubermittel betriigen; mänganon, 
ein Zaubermittel) ein Zauberer, Tafchenjpieler; 
Duadjalber; manganentifch, tajchenipieleriich, 
betrügeriih; Manganie, f. (gr. manganeia) Zau- 
berei, Tajchenipielerfunft. 

Mangle od. Manglebaum, m. (aus der Sprade 
von Hayti) ein fiidamerifanifcher Baum, der bef. 
am Meeresufer wädit. Bi 

Mango, m. l. pl. Worgonen (l.mangönes), überh. 
ein Händler, der jeine Ware zuſtutzt, z.B. Sklaven— 
händler; mangonium, n. lat. oder Mangonie, 
Mangonifation, f. nl. überh. Zu- od. Aufitugung 
der Ware, bei. die Arzneiverfälihung. 

Mango-Baum, m. (magnifera indica L.; malay. 
mangga) ein hoher ojtind. Baum, mit goldfarbigen, 
fleifchigen, jehr mwohlichmedenden Früchten, mit 
mandelartigem Kern; die Frucht heikt: Mango— 
Frucht od. bloß Mango vd. Manga, f. 

Mangonen, Mangonie zc., |. unter Mango. 

Mangnite (v. hindoft. mangüs), j. Shneumon. 

Mania, ſ. Manie. 

maniaäͤbel, fr. (maniable, von manier, handhaben, 
v.[. manus, Hand) handlich, lenkſam, geichmeidig. 

Maniakus, ſ. Manie. 

manica Hippocrätis, f. fat. Heilf. eig. der Armel 
de3 Hippokrates, ein Durchſeih-Säckchen; auch der 
Trichter des Gehirns, das Mufchelbein. 

®tanichäer, m. (mi. Manichaeus, pl. Manichaei) 
Anhänger der heidnijch-chriftlichen Sekte de3 per- 
ſiſchen Irrlehrers Manes od. Mani ims3. Jahrh., 
der zwei göttliche Grundweſen, ein gutes und ein 
böſes, annahm; uneig. und ſcherzhaft: ungeſtüme 
Gläubiger, Mahner (weil man Juden u. Mani— 
chäer in mehreren Ländern Europas im Mittel— 
alter verwechſelte vder gleihachtete); Manichäls- 
mus, m. die Lehre des Manes und feiner An— 
hänger; in der Studentenſprache fcherzhaft: die 
abgeihmacdte Anficht der Gläubiger, daß man feine 
Schulden bezahlen müſſe. 

Manichord, = Klavihord, ſ. unter Klavis. 

Manicure, f. Handpflege, die gemerbsmäßig von 


Manipel 519 


beſtimmten Perſonen ausgeübt und Häufig in Zei- 
tungen angepriefen wird. 

Manie, f. gr. (mania, v. mainesthai, vafen, wüten) 
die Raſerei, Tollheit, Verrücktheit; krankhafte ein- 
jeitige Richtung des Geiſtes auf eine Idee; Sucht, 
Wut rc, z.B. Anglomanie, d. i. Engländerei; 
Maniäfus,m. (gr. v.manikös) ein Wahnfinniger, 
Verrückter; maniafalifch, auf einer Manie be- 
ruhend. 

Maniement, na. fr. (ſpr. mani'meing; von manier, 
handhaben; vgl. maniabel) die Handhabung oder 
Behandlung, das Verfahren; die Führung des 
Pinſels bei den Malern; der Handgriff. 

Manier, f. (vom fr. maniere; it. maniera, d.i. eig. 
die Handhabung, Behandlung, v. I. manus, Hand) 
die Art und Weiſe fich zu betragen oder in irgend 
einer Sache zuverfahren, Behandlungsart, Lebens- 
art; der Kunftgriff; in Rede- u. Kunſtwerken aud): 
handfertige Einförmigfeit der Behandlungsweife, 
fehlerhafte Eigentümlichkeit, Verkünſtelung, entg. 
Stil; Manieren, pl. die Sitten, das Betragen, 
die Aufführung; Tonk. Verzierungen, z. B. Triller, 
Schleifer 2c. beim Spiel u. Gefange; manterlich, 
artig, zierlich, bejcheiden; manieriert, gezwungen, 
gefünftelt, geziert, verschroben (affettiert); Ma— 
niertjt, m. ein Künſtler oder Schriftjteller, der 
durch einfürmige, eigentiimliche Behandlungsmeije 
ih von der wahren, der Natur feines Gegen 
ſtandes angemefjenen Auffafjung und Darftellung 
entfernt. 

Manifejt,n. ml. (manifestum, v. f. manifestus, a, 
um, handgreiflfich, offenbar, v. manus, Hand) eine 
öffentliche behördliche od. landesherrliche Befannt- 
machung; auch öffentliche Rechtfertigungsfchrift; 
manifeſtieren, lat. (manifestäre) offenbaren, be» 
fannt machen, anzeigen, darlegen; den Manifelta- 
tiongeid leiſten; Mantfeftation, f. (manifestatio) 
Offenbarung, Bekanntmachung, Eröffnung eines 
Vorhabens; in der Naturphilojophie: die Erjchei- 
nung des Unendlichen im Endlihen; Manifeſta— 
tionseid, m. Offenbarungseid, j. juramentum 
Eier nal Manifeftäter, m. der Offen— 

arer. 

Manila-Zigarren, pl. Zigarren von der philip- 
pinijchen Snjel Manila. 

Manille, f. fr. (ſpr. manij’; fpan. manilla, d. i. 
eig. Armband, von: {. monile, Halsband; pl. mo- 
nilia, nach dem von Stierfänmpfern zu Ehren einer 
Dame getragenen Armbande) der zweite Trumpf 
im l'Hombre und in ähnlichen Kartenjpielen; 
Manillen, pl. jpan.(manilla, pl. manillas) Arm— 
bänder, Handjchellen, mejjingene Armringe, bei. 
von Negern zur Zierde an Armen und Beinen ge- 
tragen. 

Manilubium, n. nl. (v. manus, Hand, und luere, 
waschen) das Handbad. 

Manist, Mandiok oder Manihot, m. (von den 
port. ıı. brafil. mandioca) die Brotwurzel, die jehr 
mehlreihe Wurzel des Maniok- oder Kaſſave— 
ſtrauchs (Jatröpha manihot), in Wejtindien und 
Südamerika. Dieje große, rübenähnliche Wurzel 
(auch Yukka- od. Kaſſava-, r. Kaſave-Wur— 
zel) liefert ein ſehr ſchmackhaftes u.gejundes Brot: 
Kaſave oder Kazave genannt (in der Sprade 
von Hayti kasabi). 

Wanipel, od. l. manipülus, m. (v. mänus, Hand, 
ı. plere, füllen) auf Rezepten: eine Handvoll, z. B. 
Kräuter oder Blätter; bei den alten Römern ein 
Fähnlein, der dritte Teil einer Kohorte; Manipu— 
fären, pl. (I.manipuläres) die zu einem Manipel 


520 Manitu 


ehörenden Soldaten; manipulieren, ul. hand- 
Ar mit den Händen berühren oder beitreichen, 
betajten, befühlen, befinaern, zu Werfe gehen, ſ. 
auch Magnetismus; Mantpuletten, f. überh. 
die funstgerechte Handhabung; bef. die Behandlung, 
Betaftung, das Befühlen oder Beitreichen eines 
nervenfranten Körpers mit den Händen durch den 
Magnetifeur, um heilfane Veränderungen in 
dem Körper zu bewirken; Mantpilum,n. nl. in 
der griech. Kirche ein Handtuc; zum Abtrodnen der 
Hände und der heiligen Gefäße, das der Subdiafo- 
nus auf der linten Sculter trug; auch der über 
der Alba (f.d.) liegende Teil des Meßgewandes. 

Manitu od. —to, m. der große Geiſt, Gott der 
nordamerifanifchen Indianer. 

Manng, k. u. m. (l. u. gr.männa, hebr.män, wahrſch. 
urſpr. Teil, Gabe, Geſchenk, arab. mann, v. hebr. 
mänäh, arab.manna, zuteilen, ſchenken) Himmels⸗ 
gabe, Lufthonig, ein Nahrungsmittel der Israe— 
liten in der Wüſte; auch ein Abführungsmittel, ein 
geldlicher, zäher, ſüßlicher und gelinde abführender 
Saft, der aus verjchiedenen Bäumen, bej. aus einer 
Tamarisfenart am Sinei u. aus der Manna-⸗Eſche 
im ſüdlichen Europa herborquillt und in Kleinen 
durchſichtigen Körnchen gefammelt wird; Mannes 
od. Schwadengrütze, f. eine Getreideart von dem 
Mannafhwingel in Preußen und Litauen; 
Dannit, m. Mannaftoff oder Mannazuder, der 
»auptbeitandteil des Manna. 

Danneh, m. ein vedender, ſinnvoller Blumenſtrauß 
bei den Morgenländern. 

Mannequin, m. fr. (fpr. —fäıtg; don dem deutſchen 
Männden,niederd. Männeften,altholl.manne- 
kin) ein Gliedermann, eine Gliederpuppe, ein Höl- 
zerner Mann mit beweglichen Gliedern, bei Ma— 
tern und Beichnern; auch Vrobierdame; uneig. ein 
charafterlofer Menſch; Mannequinage, f., r. n. 
(pr. —naͤhſch') Bildhauerarbeit an Gebäuden. 

Mannit, f. unter Monza. 

Manns, m. = Mann) altdtſch. Fabell. Gott und 
Stammpvater deralten Deutichen, Sohn des Tuisko. 

mano, f. it, (Sl. manus) die Hand; mano destra 
od. dritta, die rechte Hand; Tonk. mit der rechten 
Hand; mano sinistra, die linfe Hand; Tonf. mit 
der linfen Hand zu jpielen. 

Manöver, n. fr. (fpr. manöw'r; ml. manopéra, 
von [. manus, Hand, und opera, Arbeit) die 
Handhabung, Berrichtung, Serfahrungsart, der 
Hand- oder Kunſtgriff; bejond. die künttlice Be⸗ 
wegung, Wendung oder Lenkung eines Schiffes 
od. Kriegsheeres, Schiffslenkung, Heerbewegung, 
Heerſchwenkung; auch die Kriegsübung, das Kriegs⸗ 
ſpiel; manoeuvre de force (ſpr. — d' forß'), 
Mittel, ſchadhaft gewordenes Kriegsmaterial 


bar zu machen; pl. Manöver, auch Umtriebe, 
Ränke, Machenschaften, f. v. m. Machinationen, 
ſ. d.; manösrieren (fr. manoeuvrer), Hand» 
bemegungen und Übungen machen (beim Eyer- 
zieren der Soldaten), — oder Schiffsſchwen— 
kungen machen; auch Vorkehrungen treffen, ſich be— 
nehmen. 

Manometer od. Manoſkoͤp, n. gr. (von mänös, 
dünn, undicht) Dichtigteitsmeffer, befond. der Luft, 
zum Meſſen des Dampfdruds in Dampffefieln, de3 
Gasdruds 2c.; vgl. Dajymeter. 

Manor, n. engl. (pr. männör; v. altfr. manoir) I. 
manerium, von manere, bleiben; vgl. Manjion) 
ein Rittergut, Landgut. 

stanguieren (jpr. mangfi—) od. montieren, fr. 


(Schiffe, Geſchütze, Fuͤhrwerke 2c.) wieder braud)- 


Mantifſe 


(manquer, it. mancare, prov. und fpan. mancar; 

v. I. mancus, ſ. d.) fehlen, verfehlen, fehlichlagen; 

unterlaffen, verſäumen; feine Zahlungen einfteller 

od. me fein, — fallieren; mangus 
de touche, m. (fpr. mangk' de tüſch') ein Fehlſtoß 
beim Billard; Manquement. m.(ſpr. mangt'maͤng) 
ein Mangel, Fehler, Unterlaſſungsfehler, Ausfall. 

Manſäͤrde, f. od. ein Manſardendach (nah dem 
Namen des Erfinders Manſard, eines Kanal) 
Baumteifters, geit. 1666),ein gebrochenes Dach, hol⸗ 
ländifches Dach; auch eine Dachitube, ein Giebel- 
zimmer, landjch. die ®aupen(pl.), eine &aupenftube. 

Manigeiter, |. Mancheſter. — 

Mandchette, £. fr. (Verkl. von manche, Ärmel, lat. 
manica, von manus, die Hand) die Handkrauſe, 
Stulpe; eine über eine Kerze zu ſchiebende Papier- 
Frame: Lihtmanfcette; Verdichtungsmittelaus 
Leder, Gummi od. Guttapercha bei den Stempeln 
hydrauliſcher Preſſen 2c.; auch ein ſpaniſcher Na— 
tionaltanz (la manchétta, ſpr. mantſchetta); Man- 
ſchetten-Fieber, ſcherzh. das Feigheits- oder 
Furchtfieber; Manſchetten haben, gem. für 
Furcht Haben (man nannte die Handſchellen, die 
einem Verbrecher angelegt wurden, Manſchetten, 
der mit ſolchen Manfchetten Geſchmückte hatte 
Furcht vor dem Henker); Manſchettär, m. Stu- 
dentenfpr. ein Feigling. 

Manfſion, n. engl. (fpr. mänſchen; vom I. mansio, 
von mansre, bleiben) Aufenthaltsort, Wohnung. 
Wohnhaus. 

Mansien-House,.n. (fpr.mänjchen-haus)derStaats- 
palaft des jeweiligen Lord-Majors (f. d.) in der 
City von London. , 

manfuẽt, l (mausustus, v.manusı. sure, gewöhnt 
fein, an die Hand gewöhnt) zahm, mild; manſue— 
tieren, zähmen, mild maden. 

Manteau, m. fr. (ſpr. mangtöh; altfr. und prob. 
mantel, vd. I. mantellum od. mantelum) der Man— 
tel; uneig. Dedmantel, Vorwand; Mantelet, n. 
(fpr. mangt'leh; Verkl. von mantel, manteau) ein 
fleiner Mantel, ein Mäntelchen; aud) Manteldtte, 
ein Schirmleder au Kutihen; ein Sturm- oder 
Schirmdach, eine Blendung von Holz, welche Die 
Belagerer gegen das Gewehrfeuer der Belagerter 
fichert; auch die Pforten, Bfortlufen auf Schiffen; 
Manteline, f. ein Srauenmäntelden; manter 
fteren, Krk. umfriedigen, befeitigen., 

Manteca, f. ſpan. (wahrſch. v. l. mantica, Querjad, 
vi. fpäter auch wohl Schlauch [vgl. ml. manticum, 
Schlau, Blafebalgj; weil die Araber u. wahrſch. 
auch die Spanier fich der Schläuche zur Bereitung 
der Butter bedienten) Fett, Butter; in Südamerika: 
am Feuer geſchmolzener Rahm; auch ausgekochtes 
Rindsfett. 

Mantelet, mantelieren ꝛc., |. unter Manteau. 

antik, £. gr. (mantike, v. mäntis, Wahrjager) die 
Bermutungs- od. Wahrjagefunit; Manterisimus, 
ın. leichte R orm — —— * 
dantilla, f. ſpan. (fpr. —ttlja; Verkl. von manta, 

—— — manto, Schleiertuch, Mantel, abgek. 
v. I. mantelum; vgl. Manteau) das lange Schleier- 
tud) der ſpan. Frauen, weiches den Kopf und einen 
Teil des Gefichts verbüllt und bis auf den Gürtel 
hinabreicht; Mantille, k. fr. (ſpr. mangtij, Verkl 
von manto, manteau, Mantel) eine Art Frauen— 
mäntelchen. 

Wantiffe, f. I. (mantissa) die Zugabe, die Anhang, 
Bujag, die Schleppe; Größent. die Dezimalziffern 
eines Logarithmen, entg. der Kennziffer od. Cha- 
rafteriitit. 


Mann 


Manu, ind. Nom. Manns, m. (engl. verderbt: 
Menu) in der indiichen Sage der Stammoater des 
Menfchengeichlechts, dem das älteite in der Sand- 
kritſprache gefchriebene Gefegbuch der Indier zu- 
geichrieben wird. 

Manual zc., |. manus. 

Manubien, pl. I. (manubiae, von manubius, dem 
Feinde abgenommen, von manus, die Hand) die 


Kriegsbeute u. bei. das daraus gelöfte Geld; uneig. 


Birchergepinn ;manubidl(manubiälis), zur Beute 
gehörig, erbeutet. 

manus, f. (pl. manus), L. die Hand; manus firma, 
eig. feite Hand: fchriftliche Berficheriing; m. ma« 
num lavat, Spr. eine Hand wäſcht die andere; 
m. mortüa, eig. tote Hand, f. unter mortuus; 
manuarmäta, mit bewaffneter Sand; m. brevi, 
furzer Hand, ohne weiteres; m. brevissima, aufs 
fürzefie; m. forti, pr. mit Gemwalt, bei. mit 
obrigfeitlicher; m. propria, eigenhändig; m. sti- 
puläta, mit oder durch Handichlag; in manu, bei 
der Hand, unter Händen; manum de tabulaf eig. 
die Hand von der Tafel oder vom Gemälde! die 
Hand weg, d. h. nichts angerührt! — mänus; pl. 
die Hände; ad manus, zu Händen, bei der Hand; 
ad manus benevölas, zu geneigten Händen; ad 
m. fideles, zu getreuen Händen; adm.proprias, 
zu eigenen Händen; — Manugle oder Manuäl, 
a. (v.1. manuälis, handlich) bei Kauft. ein Hand⸗ 
buch, Verzeichnis, bei. dasjenige Buch, worin Die 
Ausgaben und Einnahmen nad den Quellen und 
Zweden (nah Titeln und Kapiteln) eingetragen 
werden; Tagebuch, auch Memorial; beiderÖrgel 
das Griffbrett, die Taftenteihe KKlaviatur), die 
nit den Händen gefpielt wird; entg. Pedal; Ma⸗ 
analten, pl. geiftliche Bfründen; Maunät-Aften, 
pl. Hand-Xlten, weldje ein Sachwalter fürfich hält; 
M.-ChHirurgte, f. die Lehre von den wundärzt- 
iihen Handgriffen; M.-Rerifon, n. ein Hand- 
wörterbud;; manualıter, nl. mir mit den Händen 
{ohne Pedal) auszuführen; Manubrium, n. l. 


Maraud 521 


tenenz od Manutention, k. die Aufrechterhaltung 
z. B. der Geſetze; beſ. Schub im Befite; Mans 
tenenzdefret, n. ein Bejig-Schußbrief od. gericht- 
licher Befehl, wodurch jemand in feinem Befise 
geſchützt wird. 


Menzel, m. oder Manzille, f. avab. (manzil, vor: 


nazala, herabjteigen, einfehren) Herberge für Ret- 
jende in Perſien ꝛc. 


Müäonide, m. (gr. Maionides) ein Beiname des 


Homer, dv. Mäonien (Maionia), einer Landſchaft 
in Lydien; Mäoniden, pl. Benennung der Mu— 
ten; mäüöniſch, homeriſch. 


Mädõſtis, f. (gr. maiötis) der mäotiſche See. od. das 


Aſowſche Meer. 


Mappe, f. (v. I. mappa, Tiſchtuch, wegen der Ähn— 


lichkeit mit einem zufammengelegten Tiſchtuche, 
welches benutzt wurde, um darin Speiſen v. einem 
Mahle mit nad) Haufe zu nehmen) eine Schriften— 
tafche, Zeichentafche 2c.; Mappe eeleste, f.fr.(ipr. 
mapp'ßeleſt) Himmelskarte; Mappemonde, f. fr- 
(ſſr. Sr ni eine Erd- od. Weltlarte; maß⸗ 
sieren, Landkarten zeichnen; Mappenr, m. (ipr. 
—pöhr) Krk. ein Landkarten», bei. Kriegskarten— 
Zeichner; Mappierung, f. die Kartenzeichnung. 


Manquereau, m. fr. (fpr. makeröh; altfr. maquerei, 


vom dtſch. mäfeln, niederd. mäkeln, u. dies von 

maken, machen, handeln, unterhandeln) ein Kippe 

ler, Hurenwirt; Maguerelle, f. eine Kupplerin; 

Maguerellage. f,, r. n. (ſpr. — laͤhſch') die Kup⸗ 
elei. 


Maquette, k. fr. (ſpr. makett') die Anlage, der Ent— 


wurf, bei. eines Bildwerkes, = Modell. 


Maquignon, m. fr. (ſpr. mafinjöng; vom alifr. 


maque, Berfauf, Ware, von althochd. mabhön, 
machen, verfertigen, handeln, viell. unter Einfluß 
des lat. mango ſſ. dJ auf die Form des Woris; 
val. Maquereau) ein Vferdehändler, Roßkamm; 
Magquignonnage, f., r. n. (pr. makinjonndhſch 
der Pferdehandel; Roßtäuſcherkünſte. 


Maräbu-Federn (fr. marabouts), ſchöne, flaum— 
artige, lange Schmuckfedern auf Damenhüten, vom 
Marabu-Storch in Indien. 

Marabut oder Marabout, m arab. (marbüt, ge- 
bunden, v. rabata, binden) ein (durch Gelübde an 
ein gottbeſchauliches, einſames Leben) Gebundener, 
frommer Einſiedler; (oft verwechſelt mit More- 
bit, ſ. d.); auch eine mohammedaniſche Andachts- 
Kapelle (arab. marbat, marbit). 

Marakdibo, ın. eine Tabakſorte von der gleich— 
namigen Stadt und Vrovinz in Südamerifa. 

Waramele, f., p!: Maramellen, fr. eingemachte 
japaniſche Quitten. 

Maräne, ſ. Muräne. 

Maranen, ſ. Marranen. 

Maruaͤnſis, k. gr. (von marainein, auslöſchen, eitte 
kräften 2c.) das Welk- oder Schwachmachen, Wele⸗ 
werden; maraͤntiſch, welk machend, ſchwächend; 
Marasmus, ın. (l. maraswus senilis) das Hin— 
weiten, die Altersſchwäche; Marasınppürg, f.oa® 
Behrfieber der Altersichwachen. 


, Handhabe; bei. die Handhaben ver Orgel-Regiſter, 
pl. Manubrien; Manufaption, f. ın!. (manu- 
<aptio) die handſchriftliche Bürgichaft: Manufdn- 
tor, m.derBürgeduch Handſchrift; Manudekreẽt, 
n. ein Schugbrief; Mannduktion, £. nl. Hand- 
leitung, Anleitung, Anführung; Manudüftor, 
a. der Handführer, der ältefte Novize als Auffeher 
in einem Sefuitenfoleg; Manufäkt, on. (von l. 
mann factum, mit der Hand gemacht) ein Hand- 
erzeugnit; Mennfeftür, f. ni. (manufactüra, fr. 
manufacture) gewirfte und gewebte Stoffe, Zeug- 
ftoffe; eine Handtirkerei, eine Fabrif, in welcher 
Stoffe aus dem Pflanzen- und Tierreiche verar- 
beitet werden; z.B. Strumpftvirferei, Tuichweberei, 
Hutmadereizc.; Manufaltur⸗Waren, Web- u. 
Ririwaren; manufeltuiteren(fv.manufacturer), 
durch Handgewerf verfertigen, verarbeiten; Ma— 
aufalturift, m. ein Handwerker, Gewerksarbeiter; 
Gewerksherr, Eigentümer einer Handiwirkerei; 
smanumittieren, |. (manumittöre) der Gewalt 
entlafjen, freilafjen (einen Stlaven); Manumiſ⸗ 


; 
> ton, f. (l. manumissio) Entlafjung, Freilafiung | Marasquin, fr.(ſpr. —käng) od. Marastine,m.it. 
f eines Sklaven od, Leibeigenen; Moanuffript, n., % maraschino, von maräsca, amaräsca, faure 
? pl. Manuffripte (v. I. manu scriptum, mit der Kirſche, Weichjelfirfche, v. I. amärus, bitter, Daher 


Hand geſchrieben) eine Handichrift, be. eine zum 
Abdrud beitimmte; mannftuprieren, nl. (vgl. erjtoßenen Kernen faurer Kirichen abgezogen. 
jtuprieren) Selbſtbefleckung treiben; Manuſtu⸗ aratten, r. Mahratten, ſ.d. 

pration, f. Die Selbſtbefleckung, ſ. Onanie; ma— Maraud, m. fr. —* — roͤh; ſpan. maröte, ein 
antenieren (vom I. manu tenere, mit der Hand schlauer Menſch; vgl. marode) ein Schurke, Spitz⸗ 
Halten), handhaben; erhalten, befhügen; Manu= | bube, Faugenicht3. 


auch amarina genannt) ein feiner Branntwein, von 


nn — — — — — — —— — — — —— —— rn —— nn nn nn —— 





522 Maraudenr 


Maraudenr, j. Marodeur. 

Warangie, f. od. Marmarÿijgä, pl. gr. (maraugia, 
marmarygai, v. mairein, marmairein, flimmtern) 
Heilk. das Flimmern vor den Augen, = Pho- 
topjie. 

Marabedi, m. (von der ehemals in Spanien herr 
chenden Familie der Moraviden, arab. marä- 
bitin, d.i. eig. die Beharrlichen, Standhaften, be— 
nannt, dgl. Morabit) eine frühere ſpaniſche 
Minze von Kupfer, genauer: Maravedi de 
Bellon (fpr. —weliöhn) = tz, Real de Bellon 
—= 0,8 d; der Silber-Maravedi oder Mara- 


— 


vedi de Plata, einefehnungsmünze=1/z,,Neal |. 


de Plata = 2 Kupfer-Maravedi = 1,2 9. 

Marbles, pl. engl. (fpr. maärb’I3; v. marble, Mar- 
mor, vgl. Marbrüre) Marmorjachen, Kunjtwerfe 
aus Marmor. 

Marbrüre, £.fr.(v.marbrer, marmorieren, marbre, 
Marmor, [. marmor) marmorierte Arbeit. 

marcändo und marcäto, it. (vd. marcäre, bezeic)- 
nen)Tonk. hervorgehoben, mitbeſonderemNachdruck. 

Moarcalit, m. (fr. marcassite, it. marcassita, ſpan. 
marcasita, marquesita, margajita, v. arab. mar- 

® kaschitsä, Sliefelftein) Schwejelties, Eifenfies, ein 
jpeisgelbes, metallglänzendes Erz, das aus Eijen 
u. Schwefel beiteht, auch älterer Name des Wis— 
muts, ſ.d. 

Marcelline, m. fr. (ſpr. marßellihn) eine Art leich— 
ten, meiſt ſchwarzen Seidenzeugs (von der franz. 
Stadt St. Marcellin im Departement Iſere?) 

marceizieren, l. (marcescere, von marcere, welt 
fein) welk werden, erichlaffen; marcejzent ({. mar- 
eescens), welkend, erſchlaffend; marceſzibel, ver- 
welklich; marcid(l. marcidus), welk, morſch, ſchlaff. 

Marchand, m. fr. (ſpr. marſchäng; altfr. marche- 
daut, marcheant, marchand, markand, it.merca- 
tänte, mercänte, d. it. mercatäre, Handel treiben, 
v. [. mercätus, Handel, mercäri, Handel treiben, 
v. merx, Gen. mereis, Ware, ſ. auch Marfetender) 
ein Kaufmann, Handeldmann; marchand tail- 
leur, m. (jpr. —tajöhr) ein Schneiderfaufmann, 
Kleiderhändler; marchande de miodes, f. (jpr. 
marſchängd' de mod’) eine Bubhändlerin; Mar: 
chandiſe, f. (pr. marſchangdihſ') Ware, Kauf- 
mannsware; marchandieren (fr. marchander), 
Handeln, feilfhen, Gewerbe vder Handel treiben, 
marften; ſich lange bedenken, zaudern. 

Marche, m.fr.(jpr. maricheh)der Marktplatz, Markt; 
Marktpreis, Kaufpreis; bon marche (jpr. bong—), 
die Wohlfeilheit; & bon marche, wohlfeil; Au bon 
marche: d. i. zum billigen Einkauf, Name von 
Baſthäuſern, Geſchäften üſw. 

Marcheſe, m. it. (ſpr. markeſe) = Marquis. 

Marchetten, pl. it. (fpr. marfetten, von it. marca, 
ir. marque) gebleihte Wachstäfelchen. 

mareiäle, it. (jpr. martſchaͤle) Tonk. marjchartig, 

marcid, ſ. unter marcejzieren. kkriegeriſch. 

Marcipän oder Marzipan, ın. (nl. Marci panis, 
9.1. eig. Marfusbrot; it. marzapane, jpaı. mar- 
zapan, fr.massepain, engl. — uckerbrot, 
Bebackenes aus Mandeln und Zuder. 

Parco, m. ein Gold- und Silbergewicht in Portu- 
gal und Braiilien = 229,5 g. 

Diarconiiche Zelegraphie, f. drahtlojeTelegraphie, 
die Kunſt, aud) ohne Draht auf weite Entfernungen 
hin zu telegraphieren (nach dem Erfinder, dem 
Italiener Marconi, benannt, der fiir feine Ber- 
jude die von dem Phyſiker Her entdeckten eleftri- 
hen Ätherwellen benugte); Marconiſcher Appa⸗ 
rat, m. Upparat hierzu, der aus Sendeapparat 


| 


margo 


(Funfentelegraph) u. Empfangsapparat (Ko— 
derer, ſ. d.) eh en ’ 
Mardi gras, m. fr. (fpr. —grah 
Martis dies, Tag des 
Faſtnachtsdienstäg. 

Mareage, f., v.n. fr. (ſpr. —ahſch') das Matrofen- 
geld, der Matrojenlohn; der Vertrag, den ein 
Sciffseigentümer od. Kaufmann mit den Boot3- 
feuten abjchließt. 

Marechal, m. fr. (pr. märeſchall) — Marſchall; 
ſ. d.; Marechal de Camb, m. (jpr. — fang) Ge- 
neral-Wajor; M. de Logis, ın. (ſpr. — dö loſchih) 
ein Regiments-Quartiermeiſter, Wachtmeifter; 
Marehaufide, £. fr. (pr. mareſchoſſeh) eig. eine 
von einem Marſchall befehligte Schar: eine Sicher- 
heitswache zu Pferde, Yand- oder Straßenteiter, 
jetzt Gendarmen. 

Maree, f. fr. (f. gleich]. marata, von mare, Meer) 
1. jeder friſche ungefalzene Seefiſch; 2. der Waffer- 
land des Meeres: Ebbe, la basse —, und Flut, 
la haute marce. 

Marelanit od. Marekänftein, m. eine ducchlic- 
tige Abänderung des Obfidian (f. d.), nach feinem 
Sundorte, vem Bade Marekanka in Sibirien, be- 

Marelte, f. abge. f. Umarelle, ſ.d. [nannt. 

Mardimmen, pl.it. (sing. maremma, d.1.Seegegend, 
altfr. marenne, v. [. maritima, se. loca, See- 
gegenden) mehrere ungejunde, ſumpfige Gegenden 
in Stalien, bei. der Landftrich an der Seekitite vom 
Ausfluſſe der Cecina big Orbitello. 

Mareograͤph, m. (.-gr. (v. mare, Meer, u. gräphein, 
jchreiben) ein Suftrument zur jelbittätigen Auf- 
zeichnung der Waſſerſtandskurven an den Meeres- 
küſten; Mareographenkurve, f. Pegel- oder 
Waſſerſtandslinie. 

Marfil oder Morfil, m. ſpan. (viell. v. arab. mäl 
a fl, Out oder Reichtum des Elefanten) unver— 
arbeitetes Elfenbein, rohe Elefantenzähne. 

Marförio, m. Name einer verjiiimmelten Bildſäule 
eines Flußgottes im Hofe des Kapitols, an wel- 
cher ehent. wie am Basquino (T.d.) allerlei Bas- 
quinaden angeheftet wurden. 


ah; mardi, vom |. 
Mars) eig. fetter Dienstag, 


Margarkta oder Margarete, f. abgek. Örete, 


Grethen, ein weibl. Name {v. l. margarita, gr. 
margarit&s), die Berle; Margarin, n. (vom gried). 
märgaron, Perlweiß) eine von Ehevreuf 1813 ent- 
dedte Fettart; Margarine, f. (= Margarin, n.) 
Kunſtbutter aus Tier- u. Bflangenfetten; darin (am 
Glyzerin gebunden) die Margarinjänre, ähnlich 
der Stearinjäure, Margarit, a. Berlglimmer, 
Raliglinmer; Margarita,k. Heilk. ein perimutter- 
ähnlicher Hornhautfleck; margarıtae, pl. in der 
fathol. Kirche; Stückchen einer geweihten Hoftie für 
Kranke; Marnarite, f. oder Margeritum, n. 
in der griech). Kicche das Gefäß zur Aufbewahrung 
der geweihten Hoftie; Margaritinen oder fr. 
Margueriten, pl. feine Glasperlen. 

Margaux, |. Chateau-Margauz. ee 

margo, m. u. f. [. (Gen. marginis), margine, it. 
(ipr. mardfchine), Marge, f. fr. (pr. marſch) Der 
Rand; Kfſpr. der leergelafjene Rand in Fracht- u. 
Geſchäftsbriefen, auf welchem man die Zeichen u. 
Nummern der überfendeten Güter angibt; ad 
marginem od. in margine, I. am Rande_eines 
Buchs, 3. B. etivas anınerfen 2c.; marginal, ni. 
(marginälis) den Rand betreffend, am ande be- 
findlich; Marginalien, pl., od. Marginal⸗An⸗ 
mertungen, Kandbemerkungen, Randvermerie 
(Randgloffen); marginieren, I. (marginäre) mit 
einem Nande verjehen, beranden. 


ar ep" 


Margriettes Marketings 523 


Margriettes (ſpr. mararjett), Margritins (pr. | maritus, m. [. der Ehemann, Gatte; contra ma- 
margritäng), fr., od. Margritinen, pl. (it. mar- | ritum, gegen od. wider den Ehemann, z. B. eine 
gheritine) Ölasperlen od. Slasforallen, |. Mar: Klage; maritäl(!. maritälis), ehelich, ehemännifd) ; 


garitinen. maritälis pot6stas, f. die ehemännliche Gewalt; 
Maria oder Marie, f. weibl. Name (im griech. | m. sociötas, f. eheliche Gemeinjchaft; m. tutela, 
N. T. Maria, aus dem bebr. Mirjam, arab. Mar- f. ehemännliche Vormundſchaft; m. ususfructus, 


jam, —— eig. Widerſpenſtigkeit, Bitterkeit, v. Genuß der Frauengüter ſeitens des Mannes wäh— 
märäh, widerſpenſtig oder bitter fein) die Wider- rend der Ehe; Maritanium,n. ml. Ripr. Frauen- 
ipenitige, Herbe; Marinlatrie, f. (vgl. Latrie) die 
Verehrung der Maria; Marienbad, n. — bal- 
neum Mariae; Marienglas, Fraueneis, Gips- 
ſpat; Marienkäfer, ſ. Coccinella; Mariänne, 
f. weibl. Name, eniſtanden aus Maria-Auna; 
Mariäner, pl. Ritter der heiligen Jungfrau, = | Marjolet, m. fr. (fpr. — ſcholeh; f. mariolet, urfpr. 
deutiche Ritter, Marienritter. Kind, junger Menſch ohne Erfahrung, Verkl. von 
maridbel, fr. (mariable, v. marier —[. maritäre, mariole, ml. mariola, Marienbild; vgl. Mario- 
verheiraten) heiratsjähig, mannbar; Mariage, f., nette) ein Stuger, Laffe; vgl. Damoifeau. 
rt. n. (ſpr. marighſch') die DU Mark, f. (dtfch. v. got. marka, althochd. marcha, 
zeit; auch ein Srartenfpiel, das Bermählungsfpiel; | Grenze) die Grenze eines Gebiets oder Bezirk u. 
mariage d’amour (jpr. — damühr) eine Heirat dieſer Bezirk jelbit; (mihochd. marke, marc, davon 
ausLiebe; m. de conseience(jpr. — Tongkjdngß’), nıl. marca, Y/ Pfund, fr. marc, it. marco, m.) ein 
eine Gewiſſensheirat ohne die geſetzliche Form, ehemaliges Gold- u. Silbergemwicht: 16 Kot Silber, 
Winkelehe; m. de raison (jpr. — räſöngß eine 24 Karat Gold; ein früher in Deutjchland übliches 
Bernunftheirat; Marieuſe, f. (pr. —öhl’) eine | Münz- u. Probiergewicht = 233,86 g; eine feine 
| 


ins, Brautlöjung, dieSteuer od. Zahlung für eine 
eibeigene an deren Herrn; Martto, m. it. (=1. 
maritus) eig. der Ehemann; uneig. ein Kohlen- 
beden, deffen fich die Römerinnen zum Wärmen 
der Füße 2c. bedienen. 


Heiratitifterin, Rupplerin. Mark: eine Mark reines Gold oder Silber, das 
Mariane, Minrienglas ꝛc. |. unter Maria. nicht mit andern Metallen vermifcht ift; auch eine 
Marifina, f. amerikan. die ſeidenhaarige Meerkatze, Kehnungsmünze in verichiedenen Ländern u. von 

ein Heiner, niedlicher, einem Löwenhündchen ähn- verichiedenen Wert, jet die Einheit der neuen 

licher Affe in Brafilien ıc. deutihen Goldwährung, nad) welcher aus 1 kg 

Marine, f. fr. (vom [. marinus, a, um, das Meer, feinen Goldes 2790 .4 Goldmünzen geprägt wer— 
mare, betreffend) das Seeweſen, die Seemacht, See- den, — die Silber-Marf enthält 5 g feinen Silbers; 
flotte; Mal. ein Seeſtück, Seebild; dah.: ein Ma- Mark-Banko vder Banfo:Mari, ehemals eine 
rinemaler, Warinemalereiac.; Marineaka— angenommene (fingierte) Rehnungsmünzein Ham— 
demie, f. eine Anstalt in Kiel zur Ausbildung der 
Seeoffiziere; Marinter, m. (fpr. —njeh) ein See- 
mann; auch Seejoldat; marinteren (fr.mariner), 
7— in Seewaſſer legen, einſalzen; Fiſche mit ihrer 

ilch in Eſſig und Gewürz einmachen, einſäuern; 
auf Seeſchiffen verderben; mariniert, eingelegt, 
eingemacht, eingeſäuert; auch vom Seewaſſer ver- 
dorben; Marindde, f. ein eingemachtes oder ein- 
gejäuertes Eſſen; Würzbrühe, Beize. 

Maringotte, f. fr. (fpr. maränggätt’) der Wohn- 
wagen fahrender Künftler. 

Marinismus, m. die fünftelnde und ſchwülſtige 
Schreibart des italienifhen Dichters Marino oo. 
Marini (gejt. 1625); Mariniften, pl. die An- 
bänger destelben. 

Mariölen, pl. (it. mariöla, mariuölo, ein Schelm, 
Sauner) Raubgefindel in Neapel. 

Btariondtte, f. fr. (marionette, v. Marion, Berfl. 
des Namens Marie, alfo eig. Mariechen) Kleine 
Puppe mit beweglichen Gliedern, Draht- od. Glie- 
derpuppe, an Drähten gezogene Schaupuppen zur 
Aufführung Heiner Bühnerttüide (vgl. Burattini); 
ein hölzerner Schaufpieler; auch ein Menfch, der 
ſich zu allem gebrauchen od. von einem andern vor- 
ichieben läßt; Martonetten-Spiel, das Puppen- | 
Ipiel; der Marionetten=Spieler, Buppenjpieler; | Marlaſit, ſ. Marcaſit. | 
Marionetten-Theater, Buppen-Schaubiühne. Martketender, m., Marketenderin, F.(v.it. merca- 

Mariscen vd. Maristen, pl. !. (mariscae, v. sing. tänte, Handelsmann, Kaufmann, eig. Partiz. v. it. 
marisca, eig. eine Art großer jchlechter Feigen) | mercatäre, Handel treiben, u. dies v. it. mercato, 


burg und Lübeck, — 12 Schillinge zu 12 & oder 
— 1,52% deutſcher Währung; al marco, it., od. 
au marc, fr., nad) dem Marfgewichte der Münzen, 
d.i.nad) ihrem eigentlichen Metallwerte, ohne Rück— 
fiht auf die Zahl und den äußeren Wert, auch: 
al peso; entg. al numero u. al pezzo; Mare, f. 
(fr. marque, prov., |pan., port. u. it. marca) ein. 
Zeichen, Merkzeichen, Merimal, bei. beim Spiel 
ein Rechenpfennig; ein Zeichen od. eine Karte für 
eineLehritunde, füreinen anvertrauten Gegenstand, 
fiir etwas Bezahltes, 3. B. Kontermarfen ꝛc.; 
einHandlungszeichen; ein Mal, eine Narbe; Marke⸗ 
brief, Kaperbrief; markieren (fr. marquer), 
marken, bemerken, bezeichnen; ſtempeln; auf- oder 
anſchreiben; mit Nachdruck hervorheben, auszeid)- 
nen, 3. B. durch fetten Drud oder breitere Schrift; 
bei Schaufpielproben die Rolle nıır ohne Betonung 
und Spiel herjagen; Billardip. die Treffer zählen, 
den Spieljtand angeben od. anmerken; markänt, 
fr. ji) auszeichnend, ausgezeihnet; markiert, be- 
eichnet, gezeichnet, bemerkt; Marqueur (ſr. mar— 
Sohn) od. Markör, der Anmerter, Spielwärter beim 
Billard; überh. fir Aufwärter, Kellner in Wirts- 
häufern; auch ein landwirtichaftliches Gerät, wel- 
ches beim Feldbeitellen gewiſſe Punkte bezeichnet. 


Heilf. Feigwarzen, Goldaderfnoten. {. mercatus, Handel; vgl. Marchand) Feldfrämer, 
Maritagium, marital 2c., j. unter maritus. Feldwirt, Feldwirtin, Feldkoch 2c. für die Soldaten 
maritim, I. (maritimus, von mare, Meer) zum | Marketerie, |. Margqueterie. [in Kriege. 





Meere gehörig, die Schiffahrt, die Seemacht 2c. be- | Maͤrketings, pl. engl. (von market, Markt) Storb- 
treffend; 3. B. maritime Angelegenheiten, pfennige, Dearktgrojchen der Köchinnen beim Ein- 
See-Angelegenheiten. fauf, d. i. die Pfennige, welche die Köchinnen beim 

mariton de Paris, m. fr. (fpr. maritöng d’ parih) Einkauf auf dem Markte durch Handeln eriparen 
eine hochgetürmte Damenfrifur. | und dann für fich behalten. 





924 


Marlette 


Markette oder Margnette, f. fr. (it. marchetta) | 
Badstafel, Kuchen od. Klumpen Jungfernwachs. 

Markiſe, f. Sonnendah (= Marquife, f.d. unter 
Marquis). 

Markomännen, pl. (. Marcomanni, Marcomani, 
v. althochd. Marcaman, Marachaman, von marca, 
maracha, die Grenze) d. i. Grenzmänner, eine alt- 
deutiche Völkerichaft zwifchen Donau und Rhein, 
jpäter im heutigen Böhmen, 

Markus, m. [. (entiv. v. marcus, ein größerer Ham- 
mer, od. f. Maricus, von mas, maris, Mann) ein 
römischer männlicher Borname: der Streitbare od. 
Männliche. ‚ 

Marlboron gh,m. engl.(jpr.mahlböro) ein berühm— 
tes franz. Volkslied auf den großen engl. Feld— 
herrn dieſes Namens (+ 1722) und die Marſch— 
Melodie jenes Liedes; auch ein Zeug aus Wolle u. 
Seide mit verfchiedener Farbe der Kette und des 
Einſchlags. 

Marli od. Marlh, m. fr. ein gitter⸗ oder netzför— 
miges, etwas ſteifes Gemebe; auch ein Halbfeiden- 
zeug (benannt nad) dem Dorfe Marli-ia-Machine, 
wo jenes Zeug zuerst verfertigt wırche). 

Marmardgs, pl. ſ. Maraugie. 

Marmeläde, £. fr. (port. marmelada, v. marmelo, 
die Dritte, d. gr. melimelon, Honigapfel, indem 
man die Onitten mit Honig zu einem diden Safte 
einfochte) Saftmus, Fruchtmus, mit Zucker ver- 
didter Saft von allerlei Früchten. 

Marmiton, m. fr. (pr. —töng, v. marmite, Koch— 
topf) ein Küchenjunge. [pentin. 

Mernsltth, m. (von Marmor) blättriger Ser- 

Rarmöor, m.l. (marınor, n., pl. marmöra, gr. mär- 
maros, m. von marmairein, jchimmern, glänzen) 
der Marmel oder Marmelftein, ein feiner, harter 
Kalkſtein von allerlei Tarber; Marmor-E$renif 
oder Arundeliſcher Marmor (marmödra Arun- 
deliäna), eine um 263 ». Chr. auf eine Marmor- 
platte eingegrabene gricchiſche Zeittafel, wahrſch. 
auf der Inſel Baros gefunden, von dem Örafen 
Arundel 1627 erfauft, feit 1667 im Beſitz der 
Univerſität Oxford, daher auch marmöra Oxonien- 
sia; marmo statuärio, mm. it. Bildhauer- oder 
Bildfäulen-Marmor, von den Griechen benußt: der 
pariſche Marmor aus Paros, von den Römern: | 
der fuenenfiiche, von der Stadt Luna in Etru— 
rien, jet aus derielben Bergreihe: der farra- | 


ö— — — — — — — — —— — — — 
— — ——— ———————— SE 





riſche Marmor; marmsrieren (1. marmoräre, 
mit marmorähnlichen Flecken od. Streifen verſehen; 
mit marmornen Platten belegen; marmerierf, | 
geadert, geiprenfelt, marmorartig gefleckt oder ge= | 
zeichnet; Marmoration, f. (jpätl. marmoratio) | 
die Marmorierung; die Bekleidung mit Marmor. | 
Marmöoͤſe, f. (fr. marmose, jpan. marmosa) das | 
mäuleartige Beuteltier in Südamerika. 
Marmötte, f. fr. (it. marmötto, marmötta, mar- | 
montäna; entjt. aus I. mus montanus, d. ti. Berg- | 
maus) das Murmeltier, die Beraratte, auf den 
höchſten Gebirgen von Aſien und Europa, def. in | 
Savoyen. | 
Maroc, fr., oder Marock, m. (von Marokko in | 
Afrika) ein leichtes Wollenzeug, eine Art Raſch. 
Btardcca, m. ein amerifaniicher Schnupftabat aus 
marylandfchen Blättern. 
uardde (vgl. da3 fr. maraud; la maraude, die 
Blünderung, welche gem. von Nachzüglern [marau- | 
eurs, l. moratores] geübt wird) abgemattet, ent- 
fräftet, wegqmüde; marodieren (fr. marauder), 
unter dem Borwande der Ermüdung zuriidbleiben 
und heimlich plündernd herumſchweifen, ungejtüm | 





Mars 


beitein und plündern, heimlich aufs Rauben und 
Plündern ausgehen; Marodeur, mn. (fpr. maio- 
döhr) Nachzügler, Plünderer, ein Soldat, der aus 
vorgegebener Müdigkeit zurückbleibt und heimlich 
aufs Nauben u. Plündern ausgeht: Raubgeſindel. 

Maroͤne, k. it.(frz. marron, it. marrone, jpätgried;. 
märaon u.märaos) die große edle eßbare Kaſtanie 

Marsniten od. Maronäner, pl. eine nad) ihrem: 
Stifter Maron jo genannte Chriften-Sette am 
Berge Libanon, die fih im 12. Jahrh. mit den 
Katholiken vereinigt hat. 

Maron-Neger, m. (fr. marron, abgek. v. ſpan. ci- 
marron, vermwildert, dahernegro cimarron, ein ent- 
Iprungener Neger, der fich in den Gebirgen aufs 
hält) entflohene Neger, Bufchneger; Wiaranase, !- 
(ipr. —nähſch) die Negerflucht od. Stlavenentlait- 
fung, beſ. auf Domingo. 

maroon, engl. (pr. märühn, eigentf. die Kaſtanie 
faftartenbraun, rotbraun. 

Maroquin, ın. fr. (fpr. marofäng; ſpan. marogut, 
it. marrochino) d. i. marokkäniſches Leder, 

. feines benarbtes und gefärbtes Ziegenleder, uripr. 
aus Marokko in Aftifa, auch: Saffian. 

Maroͤſchka, k. ruſſ. die Schellbeere, Sumpf-Himbeere, 
norwegiſche Brombeere (Rubus chamaemorus). 

Maroͤtte, f. fr. (f. mariotte, Narrenzepter mit einem 
Puppenkopfe, v. Marion, Mariechen; vgl. Mario» 
nette) Schellen- od. Narrenkappe; Narrheit, Grille 
das Steckenpferd. 

marouflieren (ſpr. ou = u), fr. (maroufler, vor 
maroufle, eine Art Malerlein) Mal. aufleimen; 
maroufliert nennt man Gemälde auf mit Lein- 
wand überklebtem Holze. 

Marque = Marke; in franz. Tuchfabriken ein Maß 
von drei alten franz. Ellen. 

marquetieren (pr. marfet—), fr. (marqueter, ver 
marquette, als Verff. v. marque, |. Marke) fleder:, 
iprenfeln; eingelegte Arbeit machen; Marquete⸗ 
vie, L.eingelegte Arbeit mit farbigem Holz, woraus 
man ganze Gemälde zufammenjeßt. 

Margquette, |. Marfette. 

Marqueur, marguieren, |. unter Mar, 

Maranis, ın. fr. (fpr. marfih) ein hoher Adelstite! 
in Frankreich und England, Marcheſe in Italien, 
ursprünglich = Markgraf (ml. marchensis, = 
marchio, v. alt5d. marcha, Mari); Marquiſe, !- 
(fpr. marfife) die Frau oder Tochter eines Mar— 
quis; ein Sonnendad), eine Zeltdede von Leinwars 
vor den Yenjtern und, Türen zur Abhaltung der 
Sonneritrahlen; ein Überzug über ein Offtzier- 
zeit; eine Art großer, wohljchmedender Birnen; 
auch eine Rakete von über 1 Zoll im Durchmeifer; 
Marautfät, n. Würde u. Gebiet eines Marquis, 
dag Marigraftum. 

Marraͤnen, pl. (ſpan. Marränos, v. marrano, ver⸗ 
flucht, in den Bann getan; ml. Marrani, Marro- 
nes) die getauften, aber heimlich ihrer Religion 
getreuen Juden und Mauren it Spanien. 

Marröne, f. it., |. Marone. —— 

HMarronniers, m. pl., fr. (ſpr. marronjehs bie- 
nende Brüder des Auguftinerordeng im ee 
des Großen St. Bernhard, die auf 15 Sabre 
„Profeß machen“, d. h. die Pflicht übernehmen 
müffen, fih der Rettung Berunglüdter zu widmen. 


| Mars od. Maͤvors, m. |., röm. Fabell. der Kriegö- 


gott oder Gott Des Krieges und der Schlachten, = 
gr. Ares, ein Sohn des Jupiter und der Juno; 
uneig. der Krieg; auch ein Planet; Scheidel. das 
Gifen; martiäliſch (1. martiälis, zum Mars ger 
hörig), Friegeriich, itreitbar, mutvoll, wild; Mars 


— 





Marjalalwein) 


*täfgeletz, 1.-dtich. das Kriegsgeſetz, wonach auf 
rühreriſche Berfonen ohne Prozeß hingerichtet wer— 
den können; Martialismus od. Martialität, f. 
nl. daS kriegeriſche Wejen. die Streitbarfeit; Mars 
tismann, Martisfohn, Marsjohn, m. ein Krie— 
ger, Kriegsmann, Soldat, Heid. 

Rarjala(liwein), m. it. (vino di Marsala) ein fizi- 
liſcher Wein, der feinen Namen von der Stadt 
Marſala auf der Weſtküſte der Inſel Sizilien hat. 

Marſch, m. (von fr. marche, f.), pl. Märſche, der 
Kriegs- oder Heereszug, Gang, die Tagereije meh— 
rerer Soldaten, Turner ꝛc. in Gefellfehaft; auch ein 
Tonſtück zur Begleitung feierlicher, beſ. friegerifcher 
Aufzüge; ein foreierter Marfch(fpr.cwie ß) ein 
Bewaltzug, Eil- od. Schnellmarſch, Doppelichritt; 
marjch! (ald Ausrufswort) vorwärts! fort!; die 
Marichlinie oder Marfhordnung, die Ord— 
nung, nad) welder die Schiffe einer Kriegsflotte 
geftellt werden; der Marſchkommiſſar, ein Of— 
Mer, welcher für den ungeftörten Fortgang der 
Märſche die nötigen Maßregeln zu treffen hat; die 
Marſchroute (pr. —rute), die Marjchitrage, die 
— — marſchieren (fr. marcher, überh. 
ſchreiten, gehen, von altfr. marche, Mark, ſ. d., 
Grenze; aller de marche en marche, von Grenze 
zu Grenze ziehen, reiſen), regelmäßig gehen, ſchritt— 
weiſe ziehen; zu Fuße gehen, reiſen; vorrücken od. 
zurückziehen nach Art der Soldaten; ſich aufmachen, 
aufbrechen. 

Marſch, k. od. das Marſchland (althd. marsc, angelſ. 
mersc, engl. marsh, fr.marais, holländ. maarsch, 
meersch, von maar, mare, See, Ranal, Graben), 
Moorland, ein niedriges, fettes, ſumpfiges gem. 
am Meere oder an grogen Flüffen gelegenes Land 
ſentg. Geeft od. Geeſtland). 

Raͤrſchall, m. (althochd. marah-scale, Marſchalk, 
von marah, Mähre, Pferd, und scale, Schalk, 
Rnecht, ml. marescalcus, it. mariscalco, fr. mare- 
ehal) ehem. ein Stallbedienter, Stallmeifter; Ober- 
aufjeher über den Marftall; dann der Oberauf- 
Teher über den Kriegs- und Hofitaat eines Fürjten; 
daher jegt der Stabträger, Auffeher und Anführer 
bei öffentlichen Feierlichkeiten; bef. ein fürſtlicher 
— — auch Hofmarſchall, ein adeliger 

ofbeamter, der Aufjeher der innern Haushaltung 
des Hofes und der Hofämter; daher Marihalls- 
Zafel, eine Neben- od. Beitafel an Höfen für jolche, 
die nicht tafelfähig find; Marihalät, n. barb.=1. 
das Marihal-Amt; ein ſeit Yebruar 1858 in 
Frankreich eingeführtes Militäroberfommando, 
welches einen Marfchall an der Spitze hat; Yelds 
marſchall, m. der Oberjeldherr; Großmarſchall, 
m. der erjte unter den Marſchällen. 
sarihieren, Marſchlinie, route ꝛc., ſ. unter 
Marſch, m. 

Marſeillaiſe, f. fr. (ſpr. marßeljähſ'; von der Stadt 
Marjeille) dad Marjeiller Marſch- und Kriegs— 
lied, ein zum Freiheitsfampf anregende3 Boltafie) 
aus der Bit der erjten franz. Revolution, gedichtet 
und fomponiert von dem Hauptmann Rouget de 
'Isle 1791; ſ. allons enfants de la patrie. 

Marſen L1. pl. d.i. Meeranmwohner, ein altdeutfcher 
Boltsitamm am Niederrhein, der mit den Cherug- 
tern großen Anteil an der Varusſchlacht nahm. 

Marien 2., pl. l. Marsi) eine italiſche Völkerſchaft, 
welche die Hochebene der Abruzzen um den Fuciner 
See bewohnt; bei Goethe (Fauft, 2. Th.) = Zau— 
berer, nad) Horaz, Epode 17,23, wo Marsa naeni- 
24, ein marlilcher Zauberipruch, vorfommt. 

Baribider Apparät, m. (nad) dem engl. Chemi- 


Maſchal 525 


ker James Marſh, ſpr. Märſch, ſt. 1846) eine 
Vorrichtung, um bei gerichtl. chemiſchen Unter— 
ſuchungen die geringſte Menge Arſenik zu entdecken. 

Marlilidne, f. (it. marsiliana, en v. Marsi- 
glia, d.i. Warfeille) ein venetianijches vorn rundes 
Fahrzeug zum Küftendandel auf dem Adriatiichen 
Meere. 

Marjuntiim,n.l.(gr.marsypion,marsipion, Verkl. 
von märsipos, Beutel) der Beutel, Geldbeutel; 
Mariuptal,n. = Opoffum. 

Maridas, m. gr. Fab. ein Sohn des Olympos u. 
ein Meifter im Slötenfpiel, der aber, von Apollo 
im Wettjtreit befiegt, an einen Baum gehängt und 
geſchunden wurde, 

Martäéllos, pl. it. (.martülus, marcülus, Berff. v. 
marcus, Hammer) eig. Hämmer, Benennung der 
gewölbten runden Türme auf den Hüften Sardi- 
niens und Korſikas zum Schuße gegen die See- 
räuber; martelläto, Tonk. gehämmert (eine Art 
der Bogenführung beim Violinfpiel). 

Martha, f. weibl. Name, fyr. (hald. märe’, Herr) 
die Herrfcherin im Haufe, nad) andern: die Be— 
trübte (hebr. märö). - N 

martialiſch ze., |. Mars; Martiälis, Martia- 
nus, m. männl. Name, = Martin(us), m. der 
Mitvolle, Streitbare (von Mar). 

Martingaleur, m. fr. (fpr. martenggalögr) beim 
Pharao: ein Spieler, welcher den Saß, Die Karte 
mag verloren oder gewonnen haben, verdoppelt 
Ger: Verdoppelung martingale heißt, d. i. eig. 
der Sprungriemen des Pferdes; martingäla, ſpan. 
Beinfchiene, it. eine Art Strümpfe). 

Martiniiten, pl. Anhänger des myſtiſchen Schwär— 
mers Louis Claude de St. Martin (geb.zu Am- 
boife in Frankreich 1743, get. 1803). 

Martismann, john, j. unter Mars. 
tärtyrev, m. (vd. gr. märtyr, Blutzeuge, märtys, 
Zeuge) ein Glaubenszeuge, Ölaubensheld, Dulder, 
der für Religion, Wahrheit und Tugend, bef. für 
den chriſtl. Glauben unjchuldig leidet; Marth— 
rium, n. l. das Martertum, dag Leiden und der 
Tod eines Glaubenshelden; aucd der Teil einer 
Kirche, wo das Grab eines Märtyrers ſich befindet; 
Martyrologium, n. gr. das Märtyrerbud), eine 
Geſchichte od. ein Verzeichnis der Blutzeugen oder 
Slaubenshelden. 

Marum,n. l., auch Marum verum (gr. märon), 
das Amber- od. Majtirtraut, ——— ein ſehr 
ſcharf⸗, aber wohlriechendes, den Katzen äußerſt an» 
genehmes Gewächs. 

Marunke, k. (wahrſch. verderbt aus I. malus Arme- 
niäca, d. i. armeniſcher Apfel) eine Art kleiner gel- 
ber Aprifojen; eine große, runde blaurote Pflaume. 

März, ın. (l. Martius, weil er dem Mars geheiligt 
war; it. Marzo, fr. Mars) der dritte Monat im 
Jahr: Frühlingd- od. Lenzmonat; Marzolano, 
m.it. (v. grano marzuolo, Märzjaat) das Stroh 
des Sommerweizens zu Strohhüten; Marzolino, 
m. tosfanijcher Käfe, der im März bereitet wird. 

Marzivan, |. Marcipan. 

Hlascagnin, n. (nach dem ital. Anatomen u. Che— 
miker Mascagni, geft 1815, benannt) natür— 
liches fchwefelfaures Ammoniak, in Stalien als 
vulfanifches Erzeugnis und in einigen Lagunen 
fich findend. 

Mascarets, pl. eine Art Wollenzeuge mit atlaarti- 
gen Wiuftern, dem Satin ähnlid. [Lombardei 

Mascarpönt, pl. eine Art ital. Sahnenkäſe aus der 

Waichat, m. hebr.(mäschäl, v.mäschäl, vergleichen, 
ähnlich fein) ein Gleichnis, ein Dentſpruch. 


526 Maſchale 


Maſchäle, f. gr. maschälẽ; jpr. mash—) Heilk die 
Achſelhöhle; Maſchaliſter, m. der zweite Hals- 
wirbel; auch Schultergüirtel bei Pferden; Maſcha— 
loͤnkus, m. die Achſelbeule. 

Maſch Allah (wahrſch. die gangbare arab. Redens— 
art mä schä allah, d. i. was Gott will), Werf Got- 
tes, türk. Benennung des Opiums. PR 

Maſchine, £. (fr.machine, (.machina,gr. mechäne) 
ein Triebwerk, Getriebe oder Kunſtgetriebe; ma— 
Ichinell, das Triebwerk betreffend oder dazu ge- 
börig; maſchinieren, etwas durch eine Mafchine 
bearbeiten, 3. B. Schafwolle mittelS des Wolfs 
reinigen, Getreide mit der Fegmühle reinigen, da- 
ber maſchinierte Wolle, mafdhiniertes Ge- 
treide; Maſchiniſt, m. Mafchinenmeifter; Ma— 
fchinerie, f. das Getriebe, Triebwerk; auch ein 
Gewebe von Ränken ꝛc. (ſ. Machination). 

Mascoͤchi, pl. (for. —Fodi) eine Art geblümter 
Baumwollenzeuge in Oſterreich. 

Masculinum,n. (v.masculinus, a, um, männlichen 
Geſchlechts, v. mascülus, Verkl. v. mas, männlich) 
das männliche (Geſchlecht); auch ein Wort männ— 
lihen Gefchledts, pl. Masculina, ſ. Genus. 

Maſe od. engl. Weace,n. (pr. mehß; malay. mas 
oder amas, eig. Gold) eine malay. Goldmünze = 
Uis Tail; auch Hinef. Rechnungsmünze u. Gewicht. 

Mafenno,m. it. (ſpr. —ſenjo) weißer Kalkftein von 
Verona zum Straßenpffafter. [matten. 

Maſel, ſ. Majjel; Maſematten, 1. Maffe- 

maſerieren (Dig. mit fremder Endung), Holgntajern 
anfärben od. befirnifjen; Waferterer, m. Mafern- 

Maſette, |. Mazette. [maler, Möbelanftreicher. 

Mail od. Maſſil, m., pl. —en, ein adeliger Bauer 
od. Hinterjafie inder Moldau u. Walachei (Numä- 
nien), die unterfte Adels-Klaſſe. 

Mascha, f. ruſſ. (Berkl. des weibl. Namens Maria) 
Mariechen. 

Maskaron, m. fr. (fpr. —röng; v. it. mascaröne, 
mascheröne, eine große u. haͤßliche Maske, ſ. d.) 
Bauk. ein Fragentopf, fragenhafter Kopf an To- 
ren, Fenfteröffnungen und bei. Brunnen. 

Daste, f. fr. masque (mlat. masca, mascara, it. 
mäschera, jpan. mäscara, von arab. maskhara, 
Dofjenreißerei, und daher Hanswurſt mit einer 
Mazfe, im ital. Volksluſtſpiel, und Maske felbit; 
von sachira, verladhen, verjpotten) eine Larve; auch 
eine verlarvte Perſon; eine jtehende Charafterrolle 
in Luftfpielen; uneig. ein Vorwand, Dedmantel, 
eine Beritellung, Lift; en masque (fpr. ang —), in 
Masken, verlarot, 3.8. ein Ball en masque = 
Mastenball; Diasten-Aife, |. Choras; Mas- 
feräde, f. (fr. mascarade, it. mascheräta, v. ma- 
scheräre, masfieren) eine Mummerei, eine Tanz- 
gejellichaft oder Zuftbarkeit verlarvter Perfonen; 
mastliert(fr. masque), verdedt; mas kierte Bat— 
terie, eine Batterie, die bis zu dem Wugenblide, 
to fie in Tätigkeit tritt, durch irgend einen Gegen- 
ſtand verdeckt bleibt; maskiert iſt ein Bauteil, 
deſſen Außenſeite ſeinen Beſtandteilen nicht ent- 
ſpricht, z. B. eine mit Quaderſteinen bemalte Zie— 
gelwand; maskiert iſt ein Ball auf dem Billard, 
wenn zwiſchen dem Spielball und dem zu ſpielen— 
den ein andrer Ball od. Kegel ſteht; ſich maskie— 
ren (fr. se masquer), jich verkleiden. 

Mastopet, f. (holl. Maatihappy, Maatichap, nie- 
derdtih. Maatichaft; ſ. Maat) Handelsverbindung, 
Handelögefellichaft auf gleichen Gewinn und Ver- 
fujt; gem. f. Verabredung zum Betrug; betriige- 
riihe Geſellſchaft, = Klique. 


Maslaſch, m. ungar. (mäsläs, Trefterwein, Nach⸗ 


EEE EEE EEE EEE DEE EEE 


Maſſeria 


wein) ein ungar. Wein, der zwiſchen dem gemeinen 
Tokayer und dem Ausbruch die Mitte hält. 

Maſochismus, m. eine perverfe geichlechtliche Lei— 
denſchaft, Die darin befteht, da& ein Mann od. eine 
Frau dadurch gefteigerte Wolluſt empfinden, daß fie 
fi) durch eine Perſon des entgegengejeten Ge— 
ſchlechts Förperliche Qualen zufiigen laſſen, benannt 
nach dem Schriftiteller Sacher?Mafoch, der in 
feinen Romanen u. Novellen in den achtziger Jah— 
ven des vorigen Jahrh. diefe Leidenfchaft jchilderte. 

Maſorẽten, pl. altjüdische Gelehrte od. Rabbiner, 
welche die Maſöra (rabbin. massöräh, d. i. Über- 
lieferung, v. mäsär, überliefern), eine Sammlung 
fritifcher und erflärender Anmerkungen über die 
hebr. Bibel, machten, um jede Verfälfchung zu ver- 
hüten; daher der Maforeten-Tert, |. Talmıud. 

Mafia, m. in der Negeriprache: Herr. 

Matin, f. L., ſ. Maife. | 

Mafinere,n. od. — f. fr. (fpr. maſſcik'r; ml. ma- 
zacrium, von oberd. metzgen, meßgern, Vieh 
ſchlachten) das Gemetzel, Morden, Niedermegeln, 
Blutbad; maſſakrieren (fr. massacrer), nieder⸗ 
metzeln, morden, ein Blutbad anrichten. 

Maſſage, ſ. maſſieren. 

Maffagẽten, pl. ein altes mongoliſches Nomaden- 
volf, nördfih vom Fluſſe Sarartes (jebt Sir). 

Maffalia, f. Sternf. ein Afteroid, 1852 durd de 
Gasparis entdedt. 

Maſſe, £.(f. massa, fr. masse) die Menge, der Stoff, 
Klumpen, Teig, Haufen; der Beitand, das Ganze 
eines Körpers, infofern derfelbe als aus gleich- 
artigen Teilen zufammengeiegt (alfo mehr mecha— 
niich als chemifch) betrachtet wird (verſch. v. Sub- 
tanz); der Einfaß in Glücksſpielen; (fr. masse, 
mäce, prev. massa, if. mazza, d. gleich]. l. matea, 
erhalten in der Veril. matedla, Schlägel) ein gro» 
Ber Hammer oder Schlägel der Bildhauer; beim 
Billard: der Kolben over Ballitab zum Stoßen der 
zu weit jtehenden Bälle; massa bonörum, die 
Süter- oder Bermögendmaffe, der Bermögensbe- 
itand; m. coneürsus, die Konkursmaſſe, dag ge- 
famte Vermögen eines Gemeinſchuldners; m. he- 
reditätis, die Erbſchaftsmaſſe, der ganze Nachlaß 
des Erbiajjers; m. pillulärum, der Pillen-Teig 
und -Beitand; em masse, fr. (fpr. ang maſſ) in 
Maſſe, z. B. — aufftehen, d.i. fid) vereinigt, in 
ganzen Haufen erheben; Die großze Maſſe, d- i. 
das Bolf, befonders dag niedere Volk, weil diejes 
die größte Zahl ausmacht; maſſiv (fr. massif) von 
Gebäuden: aus lauter Mauerwerk beitehend, jtei- 
nern, feuerfeft, ftark; von Metallen: dicht, vol, 
ſchwer, gediegen, nicht hohl; umeig. grob, plump, 
roh; Maſſib, n., pl. Waffive, ein grundlegender 
Biod, ein als einheitlihe Maffe erſcheinender Blod, 
3.B. ein zur Grundfteinlegung beim Hafenbau zu 
verjenfender aus Beton (}. d.) hergeitellter Blod; 
Maſſivität, f. barb.-!. (fr. massivete) die Derb- 
heit, Feuerfeſtigkeit; Grobheit. u, 

Widijel, n. jüd. (rabbiniſch massäl, v. nasal, fliegen, 
hevabiteigen, bej. vom Simmel; daher: Einfluß 
des Himmels oder der Geſtirne) Glüd, Schidjal; 
Maſſeltow, n. jüd. Glückwunſch. R | 

Maſfema, n. oder Maifeits, f. gr. (v. masästhai, 
fauen) das Kauen, Eſſen; Mafjeter, m. der Kau- 
muskel; maſſetẽriſch, zu den Kaumuskeln gehörig, 
dieſelben betreffend. 

Maſſemaͤtten, pl. jüd. Handel, Shader; Gewinn. 

Mafleria, it. (v. massa, fpan. masa, altfr. mase, 
ınl. massa, mansa, Meierhof, v.I.manere, bleiben, 
wohnen) ein Meierhof. 


Maſſeſis 


Maſſeſis, Maſſeter, ſ. unter Maſſema. 

Mafiette, f. fr. Verkl. von masse, ſ. d.) der Hand— 
Ichlägel; auch) = Mazette, ſ.d. 

Maſſeur, ſ. unter maſſieren. 

Maſſicot, n. fr. (ſpr. — köh) Bleigelb, Bleiaſche, 
gelbes Bleioxyd. 

Maſſil, Maſſilen, Maſil. 

maſſieren, fi. (masser, I. massäre, gr.mässein) den 
Körper nach dem Bade Ineten, reiben, walfen nad). 
morgenlänDd, Sitte; auch Maſſen zufammenbringen, 
anhäufen (3. B. Truppen); Maſſeur, m. (pr. 
—$öhr) der das Kneten beforgende Bademwärter; 
Kneter; Maſſeuſe, f. (pr. —Höhfe), die Kneterin; 
Maſſage, f., v. n. (ipr. —ßähſch') die Knetung. 

majjid, Maſſib 2c., |. unter Maſſe. 

Mailleniza od. r. Mäfiljaniza, f. ruſſ. (v. mässla, 
Butter) die jogenannte Butterwoche mit ihren 
liegen (die legte Woche, woind. griech. 
orthodoren Kirche Butter zu effen erlaubt tft, vor 
den großen Fajten der Paſſionszeit), od. ruf). Faſt— 
nacht3zeit, wo Fleiichgenuß verboten, dagegen 
Milch, Butter, Eier noch zır effen geftattet ift. 

mafjolteren, fr.(massoler) miteiner eule(massue, 
altport. massua, massuca; vgl. Maſſe, großer 
Hammer) tot Schlagen, eine chemals in Stalien u. 
Spanien gebräuchliche Todesitrafe. | 

Maitalgie, f. ar. (von mastös, Brut, be. weibliche | 
Brust) Heilk. Schmerz in den Brüften; maſtödes 
oder maſtoides, bruſt- oder zitzenförmig, val. 
koniſch; Maſtödon, n. eine untergegangene ele- 
Tantenähnliche Tierart der Vorwelt mit zißenfür- 
migen Spiten der Barenzähne; Maſto-Zoolith, 
m. eine Säugetier-Berjteinerung; Maſtozöon, n. 
ein Säugetier. 

Dinitelle, m., pl. Maſtelli, it. ein Zuber, Kübel; 
ein ehemal. Flüſſigkeitsmaß, in Serrara=56,7841; 
in Benedig — 75,117 1. 

Diniter, m. engl. (v. I. magister) 1. (gefpr. Mäp- 
ter) Meifter, Gebieter, Herricher; Direktor; jun— 
ger Herr, Sunfer; Herr, Lehrer; als Anredewort | 
Herr“, aber nur noch vor dem Vornamen uner- 
wachſener Söhne, namentlich im Munde der Dienft- | 
boten; Titel von Hof-, Staatsbeamten, Vorſtehern 
ujw.; Master of arts = Magifter (f. d.); 2. abgef. 
Mr., nicht Abkürzung zu Master, fondern zu Mi- 
ster (f. d.), Daher ift die engl. Abkürzung Mr. ſtets 
Mister zu Sprechen: Herr, vor männlichen Ber- 
jonen-Wamen; pl. abgef. Messrs., engl. (fpr. 
meßjör] oder gem. meſchjörſ), Herren, die Herren 

Mafti, ſ. Tihu. (= frz. Messieurs). 

mastiff, m. engl. (ſpr. mäßtif) Bullenbeißer, Bull- 
dogge, großer Kettenhund. 

Maſtikation, f. l. (masticatio, v. masticäre, fauen) | 
die Kauung, das Kauen; Maftifatorium, n. nl. 
Kaumittel; pl. Maſtikatoria, Heilmittel, welche 

Maftik, |. unter Maitir. [gefaut werden. 

Maſu, i. Schon. 

Maftig, m. ml.(v.gr.mastiche, v.masästhai,fauen, 
weil man es feines Wohlgeruches wegen kaute; fr. 
mastic, it. mästice) ein blaßgelbes, wohlriechendes 
Harz von der Majtir-PBiftazie od. dem Maftir- 
baume, bei. auf der Inſel Kandia 2c.; aud) = 
Maftit oder Maftirzement, m. Steinfitt, eine 
künſtliche Steiumaſſe, zu Bildwerken, zur Ausbeſſe— 
rung oder waſſerdichten Überziehung des Mauer- 
werks ꝛc. gebraucht; Maſtixkraut, |. Marım. 

maſtõodes, Majtöden 2c., ſ. unter Maſtalgie. 

maſturbieren, = manuftuprieren; Maſtu— 
pration auch Mafturbation, f. — inanchn- 
pration. 





Water 527 

Maſulipätnams, pl. (v. Majulipatam, Bezirk 
und Stadt in Border-ndien) oftind. baumwollene 
Schnupftücher und feine, bunte Zitze. 

Maflıref oder Maflırka, f. (poln. mazurek, ruſſ. 
mazurka, von den Mazuren od. Mafuren, den 
Einwohnern des ehemal. Herzogtums Mafovien) 
ein poln. Nationaltanz im %; Takt; maſüriſch, 
diefem Tanze gemäß oder dazu gehörig. 

Maſut, m. u. n. ruf). (mundartlich, von rufj. majatj, 
mit Fett einreiben) eigentl.: Schmieröl, als Bremt- 
jtoff dienender Rückſtand bei der Deitillation des 
Petroleum. 

Wat, m. fr. (fpr. mah, prov. mast, v. dtſch. Mait) 
der Mafjtbaum; mät de cocagne, ſ. Kofagna. 

Data, |. Mate. 

Matabis, pl. oitind. Seidenzeuge, mit Silberlahn 
durchwebt. 

Matadör, m. ſpan. (v. matar—l. mactäre, opfern, 
ſchlachten, mactätor, der Töter) eig. ein Totſchläger, 
Stiertöter; uneig. ein hoher Kartentrumpf, Daupt- 
trumpf; auch ein vorzüglicher od. wichtiger Manıt, 
Hervorrager, Dausmann; Faurx-Matadors, p!. 
({pr. foh mat—) int l'Hombre die Nachtrümpfe, 
welche von der Manille an aufeinander folgen. 

Muaͤtalan, m. oitind. eine Art Kleiner Flöten, womit 
der Tanz der Bajaderen begleitet wird. 

Matäologie, f. gr. (von mätaios, eitel, nichtig) uns» 
nüßes Reden, Geſchwätz; Meatsopdie, f. eitles, 
vergeblihes Tun; Matäoponie, f. vergebliche 
Mühe od. Arbeit; Matüofopbie, f. eitle, nichtige 
Weisheit; Matäntehnie, f. vergebliche Kunſt. 

Matafſſe, f. it. (it. matassa, aus lat. mataxa, griech 
mätaxa) Rohſeide. 

Matafiin, m. fr. (fpr. —Bäng; ſpan. und altengl. 
matachin) ein Gaufeltänzer; Mataſſins, pl. ein 
Öauteltang, von verlarvten, als Pickelheringe ge— 
kleideten Tänzern mit hölzernen Schwertern ꝛc. 
getanzt; mataſſinieren (fr. matassiner), Gaufel- 
poffen machen, Saufeltänze tanzen; Matafiindden, 
pl. Gauflerpofien, lächerliche Gebärden. 

Matatan, m. die große Trommtel der Indianer u. 
Neger. 

Math, m. engl. (ſpr. mättjch) eine Wette, Bartie; 
Wettlampf, für Wettlauf und Wettfahrt wird ge- 
mwöhnlich Match gebraucht; im engeren Sinne ber 
zeichnet Match ein Pferderennen, bei dem nur 
zwei Pferde konkurrieren. 

Mate, Diatenita od. Mata, m. jpan., auch Pa— 
raguay=Tce, von der Stechpalme (Ilex para- 
guayensis), eine Art Tee, ein beliebtes Getränf der 
Sidamerifaner. 

Matelot, m. fr. (pr. mat'löh; wahrſch. f. materet, 
materos, vom |. mattarlus, einer, der auf einer 
Matte jchläft, v. matta, Matte, grobe Dede; n. a. 
weniger gut von den niederd. Maat, ſ. d.) ein 
Matrofe; pl. Matelots (pr. — löhs), Matrofen- 
Beinkleider, Pluderhoien; Matelotage, f., r. n. 
(pr. —tahſch') der Matroſenlohn; Meateldte, f.das 
Matrofengericht, eine Art Fifchjpeife; ein franz. 
Matrojentan; im 3%, Taft; A la matelote, auf 
Matrojenart. 

Mäter, f. (pl. matres) [. ein. Mutter; (von einer 
Kirche) die Mutterkicche, Mutterpfarre, entg. Fir 
lial; auch die Schraubenmutter; alma mater, 

‚ hohe, ehrwürdige Mutter, als Ehrenname fürHoch— 
ihulen; m. dolorösa, die Schmerzensmutter, ein 
Bild der gebeugten Mutter des gefreuzigten Jefus; 
dura m., nat. die harte od. dicke Hirnhaut unter 
der Hirnichale; m. familias, cine Hausmutter; 
m. gloriösa, die ruhmreiche Mutter, Maria; m. 


528 Materie 


pia, eig. Fromme Mutter, Heifk. die dünne Hirn- 
daut; matres lectiönis, pl. eig. Leſemütter, Leſe— 
mittel, eingejchaitete hebräiicheBuchftaben :matdrnt 
(X. maternus, a, um), mütterlih; matörna, pl. 
Ripr. mütterliches Erbteil od. Erbe; Wiaierne, = 
Matrize;itaterniiieren,barb.-l.(fr.materniser) 
der Mutter nacharten, mütterlich handeln; Ma— 
ternttät, f. nl. (fr. maternite) die Mutterichaft, 
Drütterlichfeit, Mutterwürde; das Maternitäts— 
srinzip, Ripr. der Orundjaß, daß ein uncheliches 
Rind von der Mutter erhalten werden müſſe; Ma— 
zernité, £. fr. auch Name der Gebäranftalt over 
des Entbindungshaufes in Paris. 

?Baterie, f. I. materia, der körperliche Stoff, Ur- 
jtoff, bef. im Gegenfaße derForm; Inhalt, Gegen- 
tand, z. B. einer Rede; auch der Eiter; m. morb} 
oder m. P6ccans, der Krankheitsitoff; materia! 
I. materiälis) od. inateridll (fr. materiel), iörper- 
lich, ftoffheltig, ftoffartig, den Stoff einer Sache 
betreffend; NE inhaltlich, jahlich(enta. for- 
malınd formell); aud plump, grob; körperlich, 
finnlich (entg. ideell); materielle Intereſſen, 
tacliche, weientliche, wirkliche, oder auch körper— 
che, daS finnlihe Dafein betreffende Vorteile; 
Bintertäle, Material, n., pl. Materialien, der 
zohe Sioff zu einer Arbeit, Werkitoff, Zeug, die 
Butat, das Gerät; das Geſchütz, Gepäd, der Schieß— 
Bedarf, Rohſtoff; in Zuſammenſetz. 3.8. 
materialien, der Inbegriff alles deſſen, was zur 
Ausführung des Baues erforderlich iſt, Bauzeug, 
Bauſtoff; ———— 
niſſe Schreibmaterialien, Schreibbedarf; ma— 
teriäle delicti, das Stoffliche zum Verbrechen, 
alles was zum Tatbeſtand des Verbrechens gehört; 
Saterialreich = Mineralreid; Materials 
are, vohe Waren aus dem Stein- u. Pflanzen⸗ 
seihe (Spezereien); Kolonialwaren (ſ. d.); Ma⸗— 
zerialiſt, m. nl. mer mit folhen Waren handelt, 
ein Gewürzhändler, Gewürzkrämer; in der Philo- 
Sophie ein Anhänger des Materialismus, ın. 
d. h. derjenigen Lehre, welde jedes felbjtändige 
Beitehen de3 Geiftes leugnet, alles geiftige Xeben 
als eine bloße Wirkung der Materie betrachtet; 
sisterialiftiich, diejer Lehre gemäß, zugetan: 
ssaterislijieren, verkörpern; Materialität, f. 
Körperlichkeit; Stoffhaltigkeit; das Körperliche od. 
Beitehen aus bloßer Materie; materialiter, ſtoff⸗ 
Ad; wejentlih, dem nhaltenacdh(entg.formaliter); 
materiieren, [. (materiäre) eig. aus Holz bauen, 
zimmern, künſtliche Arbeit machen, be}. bei Hand- 
meriern: das Meifterjtüik verfertigen; Materia— 
dien, f. nl. die Stoffbildung, Stofferzeugung; 
Diateriätum, n. etwas von einem Stoffe Öefer- 
figtes oder Zufammengefegtes; Materiatür, f. 

ie Stofjlichieit; Materiierer, m. der Verfertiger 
eines Meiſterſtücks. 


—— 


J 





Baus | 


ee —— — —— 


Matrix 


Ei Ni betrachtet; Matheſtologte, f. Wiſſenſchaſts⸗ 
unde. 


Mathuriner, |. Trinitarier. 
Matico, m. ein peruanifcher Baum und ein aus 


deſſen Blättern aefertigtesHeilmittelggegen Gonor- 
vhöe; baher Matico-Injettion, f. Einiprigung 
von Matieo. 


Matin, m. fr. (fpr. —täng) 1. (prov. mati, it. mat- 


tino, v. I. matutinum, sc. tempus, die morgend- 
liche Zeit) eig. der Morgen; ein Morgenrod, weiter 
Armelrod; Name einer franzöſ. Zeitung; 2. (fr. 
mätin, prov. und ſpan. mastin, it. mastino, eig. 


. Haushund) ein Schäfer- oder Fleifcherhund; als 


Schimpfwort: ungeſchickter, unnüger Menſch; 
matinäl, fr. früh (aufitehend); Matinee, f. eig. 
die Morgenzeit, der Vormittag; eine Morgenunter- 
haltung, Bormittagsgejelfchaft, z. B. muſika— 
liſche Matinee, ein Frühkonzert; ein Morgen— 
Heid; Matines, pl. fr. (ſpr. -tihn; v.l. matutĩnae, 
sc. horae, die Frühſtunden) bei den Katholiken: die 
Frühmette, Nachtmette. 


Maatjes-Hering, m. holl.dtſch. (holl. maatje, ein 


kleiner Geſelle od. Gefährte, Verkl. von maat, ſ. d.), 
Jungfernhering, früh gefangene Heringe, die weder 
Milch noch Roggen haben, entgeg. Vollhering. 


Matratze, I. (mi. matratium, mataratium, mata- 


ritium, it. materasso, materassa, altfr. materas, 
neufr.matelas; jpan. almadraque, prov.almatrac, 
v. arab. mathrah, ein Ort, wohin etwas geworfen 
wird, v.tharaha, hinmwerfen,; n.a.vom I.mastrüca, 
Scafpelz) ein mit Roßhaaren od. Seegras u. dgl. 
ausgejtopftes und durchnähtes Unterbett, ein Haar= 
bett, Haarfifien ;eine Haardede; Matratzierung,f. 
Bord. Bolfterung. 


matres lectiönis, j. unter Mater; Matricida, 


m. ein Muttermörder; Matricidium, n. der 
Miuttermord. 


Matrikel, £. (1. matricüla, ein öffentliches Verzeich⸗ 


nis, Verkl. von matrix) da3 Einſchreibebuch, Na- 
menverzeichnis der Glieder einer Gejelljchaft; der 
Aufnahmejchein auf Hochſchulen; auch dag Ver— 
zeichnis der Einfünfte eines geiftlichen oder welt» 
lichen Amtes; das Verzeichnis der Eingepfarrter 
einer Kirche ſowie der Getauften, Geſtorbenen u. 
Setrauten; Matrikulaär-Anſchlag, ehem. der be⸗ 
ftimmte Anjchlag der Mannſchaften u. Zahlungen, 
welche jeder deutjche Reichsſtand nach dem Darüber 
entworfenen Berzeichniffe(derfeich3-Matrikel) 
leiften follte; Matritulär-Beiträge find die Dei- 
träge, welche jeder deutſche Bundesſtaat zu den 
allgemeinen Reichsausgaben im Berhältnig jeiner 
Kräfte zu leilten hat. 


Matrimonium, n. !. (v.mater, Mutter) die Ehe, der 


Eheitand; matrimoniäl (ſpätl. matrimoniälis), 
zuc Ehe gehörig, ehelih; Matrimonialia oder 
Matrimonialien, pl. Ehejachen. 


| tatrifieren, barb.-I. (vgl. Mater) der Mutter nach— 
arten, muttern. 
mätrix, f. [. (v. mater) die Mutter, das Muttertier; 


materna, Maternität, ſ. Mater. 
Dathẽma, n. gr. (v. mathein, manthänein, lernen) 
eig. das Gelernte, die Kenntnis, Wiſſenſchaft; ein 


Zehrjaß, bei. aus der Größenlehre; Mathematik, 
{gr. mathömatike, sc. techn, Kunſt, von mathe- 
matikös, e, ön, zum Lernen oder zur Wiffenfchaft, 
bei. zur Größenlehre gehörig) oder Mathelis, f. 
eig. die Wiljenihaft im vorzüglichen Sinne, die 
Größenlehre; Mathematiker, m. ein Größen- 
lehrer, Größenforſcher; mathemätiſch, zur Grö- 
Benlehre gehörig unddarin gegründet; ausgemacht; 
mathemati r Geographie, S.d.; mathesis 
epplicäta, f. die angewandte Größenlehre; m. 
pura, die reine Größenlehre, welche die Größen 


— — — — — — 


die Gebärmutter; der Stamm, die Quelle, Urſache; 
das öffentliche Verzeichnis, Stammverzeichnis (da⸗ 
her Matrikel); auch = Matrize, f. (v. fr. ma- 
trice) die Giegmutter, Guß- vd. Schriftinutter, bei 
Schriftgiegern die fupferne Form, die durch Ein- 
ichlagen der Batrize entitanden it, und worin 
hernad) die Drudbuchitaben (Lettern) abgegoſſen 
werden; der Prägeftod beim Münzweſen; Die 
Schraubenmutter; das Muttermaß, Muttergemwicht, 
das gerichtliche Haupt- od. Muftermaß u. Jewicht 
für alle übrigen; in der Galvanoplaitif der erite 


A 


Matrone 


Kupferniederſchlag aufs Original, welcher nun als 
Form für die jpäteren Abgüſſe dient. 

Matröone, f. l. (matröna, eine verheiratete Frau, 
bei. von vornehmem Stande, von mater, Mutter) 
eine angejchene, ehrwürdige, alte grau, Ehrenfrau, 
Shrenmutter; eine Frau welche die Wechfeljahre 
Hinterfich hat; Matronalia od. Matronalien, pl. 
ein altröm. Feit, von den Matronen am1. März ges 
feiert: di Matronälpiole,j.Biolamatronäli?. 

Matroͤſe, m. (holl.matroos, dän. u. ſchwed. matros, 
vom fr. matelot, f. materos, materot, j. Matelot) 
ein Bootsmann, Schiffsknecht, Mehrh. Schiffsleute, 
Seeleute; Matroſen preſſen, d. i. gewaltſam 

um Seedienſt anwerben. 

atruẽlis, m. l. (sc. frater, Bruder; von mater, 
Mutter) ein Mutterbrudersfohn; pl. Matruẽles, 
Bermandte von mütterlicher Geite. ; 

Matich, m. (im 17. Sahrh. Martſch, v. it. marcio, 
eig. Fäulnis) im Kartenfp. Matſch machen: jo 
fpielen, daß der Gegner feinen Stich macht; Kegelip. 
9 08.8 Kegel ſchieben; M. werden: im Billardjp. 
weniger als die Hälfte der zum Gewinnen nötigen 
Boints haben. 

Matte, f. 1. eine ehemalige Silbermünze in Spa- 
sien, = 1 Biafter (f. d.); 2. oberdtich. eine Berg- 
tiefe; 8. eine grobe geflochtene Dede; der japan. 
Ben, jtet3 6 Schafu lang und 3 Schafu 

reit, alfo Y, Tijubo (f. d.) groß und Häufig als 
Flächenmaß benußt. £ 

Matthäus oder Matthias, m. hebr. (Matthai, 
v. näthän, geben) männl. Name: ein Gejchenfter, 
Gottes Gabe; Mattkier, m. ein halber Marien- 
grofhen = 4 & (uripr. in Goslar geprägt mit 
den Bilde des heil. Matthias). 

Disttineta, f. it. ein Worgenjtändchen, vgl. Matin. 

mattieren (it. mattare, fr. mater), matt, glanzlos 
machen oder laſſen. 

matureſzieren, lat. (maturescere) reifen; matu⸗ 
rieven, |. (maturäre, v. matürus, reif) zur Seife 
dringen; zeitigen, befchleunigen, eilen; Ripr. um 
—————— des Beſcheides nachſuchen; Matu— 
rantia, pl. Heilk. Zeitigungsmittel, die Eiterung 
befördernde Mittel; Maturation, f. (maturatio) 
die Zeitigung, Beſchleunigung, das Eilen; das 
Reifen, die Reife; die Eiterung; maturativ, nl. 
Reifebewirfend,zeitigend; Maturität, f.(I.matu- 
ritas) die Reife,Beitigfeit; Waturitäts-Examen, 
n. die Prüfung der Reife auf Schulen, Reifeprüfung. 

Matuſchka, f. ruſſ. Mütterchen. 

Watutine, f Il. matutina, sc. hora, v. matutinus, 
früh, frühmorgens gejchehend, v. mane, der Mor- 
gen) die Frühmeſſe in der kathol. Kirche, Mette 
od. Metten, die erite kanoniſche Stunde (val. horae 
eanonicae); matutinäl (jpätl. matutinälis) mor- 

endlich, früh. 
aßen, ſ. Mazzen. 

matzhameln, Betrug u. Unterjchleif treiben (Berg- 
recht). 

Hand, engl. (fpr. mahd), Magdalene, Lenchen, auch 
Mathilde. 

maulſchellieren (dtich. mit fremder Endung), einen 
— ‚ihm Maulſchellen oder Ohrfeigen geben. 

Maund, n. engl. (fpr. mahnd), ſ. Mönn. 

Sauren, pl. (l. Mauri) ein mohammedan. Volks⸗ 
ſtamm im weitl. Nord-Afrifa, arab. Ursprungs; 
Mauretanien, n. (l. Mauretania) dag Land der 
Deauren, im Altertum jo genannt; Mauritius, 
m. männl. Name: der Maurijche, Duntelfarbige, 
daher: Moriß. 

Mauſchel, m. jüd. (Hebr.möschEl, Bart. v. mäschäl, 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


Mayor 529 


herrſchen) der Herrſcher, Herr; gem. Schimpfwort 
für einen Juden (in dieſer Anwendung wabhrſch. 
deutjche Berfl. v. Moscheh, Moſes); mauſcheln, 
gem. jüdeln. 

Mauſolenm, n. [. (vom gr. Mausöleion) ein präch— 
tiges Grabmal, Ehrendenkmal, fürftl. Begräbnis, 
wie e8 die Königin Artemifta ihrem verjtorbenen 
Gemahl Maut ölus, König in Karien, zu Ehren 
in ihrer Hauptitadt Halifarnaß um 350 v. Chr. 
bauen ließ. 

maufjade, fr. (fpr. nuoffdde; v. mal und altfr. sade 
— |.sapidus, ſchmackhaft, flug) abgejchmadt, fchal, 
matt; jchmußig, efelbaft, garitig, grob, plump; 
mürriſch, ärgerlid; Mauſſaderie, f. unangeneh- 
med, mürrijches Wefen. 

Maudaisplaifant, m. fr. (ſpr. mowäh⸗pläſcing; v. 
mauvais, jchlecht, und plaisant, ſpaßhaft, Spaß- 
macher, vgl. plaifant) ein abgefchmadter oder un- 

iemliher Spaßmacher, — 

audein, m(ſpr. mowein, v.engl. mauve — violett 
oder lila) die von Perkins entdedte veilchenblaue 
Anilinfarbe. 

Mavors, ſ. Mars; mabortiſch, |. martialiſch. 
dax, m. männl. Name, Abkürzung von Marimi- 
lian; Mard’or, m. ein Goldmar, ein ehemaliges 
bayr. Goldjtüd mit dem Bilde Marimilians, — 

_2 Soldgulden od. 71/, Gulden = 13,98.4 an Vert. 

Maxillen, pl. I. (maxillae, sing. maxilla) die Kinn- 
baden, Kiefern; marillär (maxilläris), die Kinn- 
hacken betreffend oder dazu gehörig. 

Marima, ſ. unter maximus. 

Maxime, £. fr. (von ml. maxima, näml. regula, die 
höchſte Regel, der höchſte Grundfa, bei den Mathe- 
matifern; vgl. maximus) der Grundjag oder Be— 
ſtimmungsgrund, ſelbſtgewählte Verwaltungsregel, 
Richtſchnur, wonach man handelt. 

Marimiltän, m. männl. Name, abgeleitet vom I. 
Marimus, der Größte, Allergrößte, oder aus 
Marimus Amiliänus zufammengezogen. 

maximus, a, um, l. (Superl. von magnus, groß) 
der 2c. größte, allergrößte, höchfte 2c.; maximum 
od. Maximum, n. das Größte, Höchite, die größte 
Menge; der höchite Preis, die höchite Zahl; Ma— 
Meg f. Tonk. die Großnote, größte oder längite 

ote von acht Schlägen od. ganzen Takten in alten 
Muſikſtücken; Martmäl-Betrag, m. neul.-dtich., 
der höchſte Betrag, Höchſtbetrag; M.-Gewicht. 
das Meiſtgewicht; maximieren, nl. aufs Höchſte 
treiben od. ſteigen laſſen, z. B. Waren. 

Mav, ws (pr. meh), Koſeform für Mary. 

Mäha, f. ind. (jpr.mäja) Täufcherei, vergänglicher, 
eitler, leerer Schein; 2. f. jpan. (fpr. mdja) die 
Maikönigin (ein junges Mädchen, das an Sonn- 
und Feiertagen im Mai gejchmüct und auf der 
Straße auf eine Art Thron gejegt wird, von vielen 
Mädchen umringt, die von den Borübergehenden 
fid) Geld erbitten, um fich gemeinjchaftlich zu be— 
luſtigen; n. a. v. arab. bahidja, die Schöne); auch 
ein junges leichtfertige8 Mädchen, auch Maja ge 
fchrieben, = Grifette, val. auch: Maja, ſ. d.; 
Maho, m. ein füßer Herr, Stuger aus dem Mittel- 
ſtande, = Dandy; Mayo, Moyo, m. ein frühe- 
res portugiej. Getreidemaß von verjchied. Größe, 
in Ziffabon = 830,45 1. 

Mayonnaiſe, f. fr. (pr. majonnähſ') eine aus Eſſig, 
DL u. Ei bejtehende falte Sauce zu einer Art Salat 
von kaltem Geflügel, Braten, Hummer oder Fiſch. 

Water, m. engl. (jpr. meh-ör od. mähr; vom lat. 

' major, der Größere; vgl. Maire) der Birgermeijter 
(vgl. Lord-Mayor); Mayoren, f. die Öattin des 

34 


530 Mays 


Bürgermeiiters; Mayordf, m. ipan. der Oberhirt 
bei einer Merino-Herde; Auffeher einer Meierei; 
der Schaffner, Schirrmeifter einer Bolt, = Kon- 
dufteur; Mahyordoͤma, m. ſpan. (= I. Major 
Domus, j.d.) der Haushofmeifter; Verwalter eines 
Gutes, Oberauffeher. 

Days, j. Mais. 

Mazaganbohne, f. die Maibohne, Buffbohne, eine 
Art vorzůglich in England geſchätzter großer Sau- 
oder Gartenbohnen, die fchon im Mai ebbar wird. 

Mäzen, m. ein Gönner u. Bejchüger der Gelehrten, 
ein Gelehrten- und Künftlerfreund, gleich dem Rö⸗ 
mer Mäcenas,demGinftling des Kaiſers Augu— 
ſtus und Gönner des Horatius, Bergilius, Varius. 

mazerieren, |. (maceräre) einweichen, einwäſſern, 
— en mazerieren, d.i. die weichen Teile 
an denjelben durch Einlegen in Waſſer zeritören, 
bei. zum Zweck anatomifcher Zubereitung; daher 
auf Univerlitäten: das Mazerierhaus, wo dies 
geichieht; uneig. fi) abarbeiten, abmergeln, quä- 
len, kaſteien; Mazeration, f. (maceratio) die Ein- 
weihung, Einwäſſerung (3. B. der zerjchnittenen 
und zu Brei zerriebenen Rüben zum Ausziehen des 
Zuckers), Beizung; Abmattung, Kafteiung. 

Mazetta, f. it. die Schulterdede des Bapties, von 
rotem Samt oder Moiree. 

Vinzette, f. fr. (ipr. majett’) eine Mähre, Krade, 
ein alter Klarrengaul; uneig. ein niederträchtiger, 
fauler Kerl; bej. ein fchlechter Spieler, Stümper. 

Mazzen od. Mazzes, m. jüd. (vom hebr. mazzäh, 
etwas Süßes od. Ungejäuertes, gew pl. mazzöth) 
ungejäuerte Diter-Suchen, Bafjah-Brot. 

Mazzo, m. ital. (jpan. mazo) ein Bund, Bad, Ge- 
binde; in Konftantinopel: 50 Stüd, von Waren 
gebraucht. 

mô⸗-, mes- (franz. Vorfilbe entftanden aus dem I. 
minus, tveniger) miß—, fehl—, un; ſ. . 2. 
Mecompte, mecontent, Megarde, Mes— 
alliance ac. 

mea gratia, |. gratia; mea memorja, |. unter 
memorıa. 

meat, n. engl. (fpr. mit), Fleiſch; Fleiſchſpeiſe. 

meatns, m. [. (von meäre, gehen) der Gang; m. 
auditorius, der Öehörgang. 

Mechancete, j. unter mechant. 

Mechanik, f. gr. (mechanike, sc. techne, Kunſt, 
von möchang, Hilfsmittel, Werkzeug, Maſchine, 
j.d.) die Wiſſenſchaft von den Geſetzen, Kräften und 
Hilfsmitteln der Bewegung und des Gleichgewichts 
der Körper, die Bewegungs-u. Gleichgewichtslehre, 
deren Teile Statik, Hydroftatif, Dynamif, 
Hydrodynamif, Hydranulif ze. find; die Ma- 
ſchinenlehre; auch die Einrichtung, der Bau einer 
Maſchine 2c.; Mechanikus, m. lat., oder Mecha⸗ 
nifer, m. ein Maſchinenmacher, bef. ein Verfertiger 
von wiljenfchaftlihen Hilfsinftrumenten, Zirkel- 
ſchmied 2c.; auch Handkünftler, Handarbeiter; mes 
chaͤniſch (gr. möchanikös, &, on), handwerksmäßig; 
gewohnheit3mäßig, gedanfenlos, 3. B. etwas mes 
hanijch (gedanfenlo3) verrichten; zur Mechanif ge 
hörend; mechaniſche Wifjenfhaften, die ver- 
jchiedenen Zeile oder einzelnen Wiſſenſchaften der 
Mechanik, ſ. d.; mehanifhe Künfte, Hand- 
fünfte; mehanijher Beweis, Beweis, welcher 
durch Inſtrumente und Handgriffe geführt wird; 
Mechanismus, m. nl. der Bau, die Vorrichtung, 
die innere Einrichtung oder Fünftlihe Zufanımen- 
fegung einer Maſchine; Mechanographik, f. gr. 
mechanische Malerei; mechanograͤphiſch, diejelbe 
betreffend od. dazıı gehörig; Mechanologie, f. die 


media 


Zriebwerf- oder Majchinenlehre; Mechanurgie, 
f. die Maſchinenmacherkunſt; auch A Teil De 
Wundarzneikunſt, welcher die mechanische Dilflei- 
ftung begreift; Mechanotherapie, f. Bewegungs⸗ 
heiltunde, d.i. die Lehre von der Kunft durch Be- 
wegung, namentlich duch Kneten, Walten, Rei- 
ben zc. dev Musfeln, Krankheiten zu heilen (= 
ſchwediſche Heilgymnaftif, Mafjage, j. d.). Der 
Schwede Peter Heinrich Ling begründete diefelbe, 
und im Jahre 1813 ſchuf eine königliche Verord- 
nung eine Sentralanftalt für Gymnäſtik in Stod- 
holm; Mechanotherapeut, m. Bewegungsheil⸗ 
künſtler. 

mechant, fr. (jpr. mejchäng, gem. meſchänt; altfr. 
mescheant, PBartiz. von mescheoir, übel fallen, 
von mes, weniger, und cheoir, choir = |. cad£re, 
fallen, alfo eig. mißfallend, oder übel ausfatlend) 
ichlecht, garſtig, häßlich, böfe, bösartig, ſchändlich; 
Michancetd, £. (pr. meſchangßteh) die Bosheit, 
Büberei; ein ſchlechter, niederträchtiger GStreid). 

Mechitariſten, pl. eine Ordensverbindung arme- 
niſcher Chriſten auf der Inſel St.Lazaro bei Ve— 
nedig, geftiftet von dem Armenier Mechitar (d.t. 
Tröfter) 1701 zur Belebung und Verbreitung der 
armenifchen Sprache und Kiteratur. 

Mecheacana, f. oder Mechvakän-Winde (Ipan. 
mechoacän, jpr. metſch—; von der mezifan. Bro- 
vinz Mechoacan od. r. Mihuacan, d.i. Fiicher- 
land, von merifan. michin, Fijch), weiße Rhabar— 
ber, eine Art Winde im füdlichen Amerifa, deren 
Wurzel abführende Kräfte befißt; auch weiße 
Salappe genannt. 

Meͤcompte, m. fr. ({pr.melöngt’; von me, f.d., und 
compte, ſ. d.) ein Rechnungsfehler, Srrtum; mes 
compiteren, fich verrechnen. 
teconium, Mecanin 2e., |. Mekoni on ze. 

meeontent, fr. (ſpr. nefongtdug; von me, f.d., u. 
content, |.d.)—= malcontent. 

Medaille, £. fr. (fpr. meddlje; it. medaglia, jpan. 
medalla, ml. medalla, medallia, medalia, ein 
halber Denar, auch eine Goldmünze) Schaumünze, 
Denfs oder Gedächtnismünze, jedes nicht mit dem 
Zeichen des Geldes oder der Umlaufsmünze aus— 
neprägte Schauftüd; Medailleur, m. (pr. medal- 
jöhr) einStempelfchneider; Medwillift, m. (fr.me- 
dailliste) ein Schaumünzentenner, Münzenſamm— 
ler; Medaillon, n. (fpr. medaljöng) große Denk⸗ 
münze, großes Schauſtück; beſ. ein Rundbild, 
kleines Gemälde zum Tragen am Halſe und die 
Gemälde zum Tragen am Halſe u. die Einfaſſung 
dazu; auch wohl runde, flache Kapfel für Yaar- 
loden und andere Andenten; en medaillon ſſpr. 
ang —), in Form einer Denf- oder Schaumünze; 
ein Gemälde en medaillon, ein rundliches Denk— 
oder Schaubild; Medalla, f. jpan. (ipr. meddlja) 
eine alte jpan. Goldmünze = 8 Piafter. 

Medaͤrdus, m. nl. (althochd. Medard, fr. Medard, 
vont angelj. maedh, Ehre) männlider Name: der 
Ehrenfeite. 

Medien, f. gr. (Mödeia) Fabell. die Tochter des Kö— 
nigs Metes zu Kolchis, wegen ihrer Schönheit, 
BZauberfunft u. Grauſamkeit bekannt, da fie die Un- 
treue ihres Gemahls Jafon durch die Ermordung 
ihrereigenen Kinder rächte; Drama vonGrillparzer. 

med&simo tempo und med. mod», it. (medesimo 
— fr. meme, altfr. mesme, meisme, prov. me- 
desme, smetessme, v. ml. metissimus, metipsis- 
simus, semetipsissimus, derjelbe) Tonf. in voriger 
oder gleicher Bewegung oder Zeitmeſſung. 

media (sc. littera), pl. mediae, [. (von medius, a, 


——— * 


Mediante 


um, mittel) Sprachl. mittlerer Laute: die weichen 


Mitlaute b, d, g, welche die griech. Grammatiker 
als Mittellaute zwiſchen den harten (tenues: p, t, k) 
und den gehauchten (aspiratae: ph,th,th) anſahen; 
mediäl (ipätl. medialis), in der Mitte befindlich; 
Miediäl-Rinie, f. die Mittellinie des Körpers, I. 
lin6a mediälis; medtän, [.(mediänus) mittelgroß, 
mittelmäßig, 3. B. Medianpapier, ein Bud) in 
Medianfolio, Medianoktav, ein Buch oder 
Papier von Mittelgröße; Median-NAder, die 
Mittelader, zwiſchen der Leber- und Hauptader; 
Median-Nerd, -Vene, der Nerv und die Blut- 
ader, welche in der Mitte der inneren Fläche des 
Armes verlaufen. 

Medidnte, |. unter mediieren. 

Mediaftinum, n. nl. (v. medius; vgl. media) Heilf. 
das Mittelfell, Zwifchenfell, ein die Brufthöhle in 
zwei gleiche Teile teilendes Häutchen; Mediaſti— 
nitis, f. die Mittelfell-Entzündung. 

mediat, Mediation, mediatijieren, Mediator 
uſw. ſ. unter mediieren. 

Medtäpiften, f. unter Medium. R 

Medicder, pl. ein bef. im 15. und 16. Jahrh. mäch- 
tige3, kunſtſinniges floventinifches Geſchlecht; Me— 
dicetſche Venus, |. Venus. 

Mediẽtät, ſ. unter Medium. 

mediieren, ſpätl. (mediare, v. medlus, mittel, halb) 
mitten voneinander teilen; vermitteln; Mediaͤnte, 
f. nl. Tonk. der Mittelton zwiſchen dem Grundton 
und feiner Quinte, oder die Terz; mediänte, ver- 
mittel3; mediante juraménto, I. vermittel3 
eines Eides; medtät, mittelbar; Medtiätbanern, 
pl. L.eotjch., Beliger von Bauerngütern in guts— 
berrliden Dörfern; Mediätitadt, mittelbare 
Stadt, die nicht ihre eigene Gerichtöbarfeit hat; 
Mediätor oder fr. Medtatenr, m. (jpr. —töhr) 
eine Mittel3perfon, Schiedsrichter; Kartenſp. Hilfs» 
Tarte, die fich der Duadrillefpieler noch ausbittet; 
mediatsriſch, vermittelnd, durch Zwiſchenkunft 
verfühnend; Mediation, f. dieBermittelung, Für- 
bitte; Mediations-Atte, f. die Vermittlungs— 
Urkunde; medtatitieren, mittelbar od. landjäjlig 
machen, unmittelbare Reich3itände der Oberherr- 
jchaft eines andern Staates unterwerfen; media- 
tifierte Füriten find die ehemaligen reichsun— 
mittelbaren Fürſten, die teil durch die Napo- 
leoniſche Weltherrichaft, teils durch Beſchlüſſe des 
Wiener Kongreſſes ihre Souveränität verloren und 
nur gewiſſe Rechte behielten, z. B. bei Eingehung 
von Ehen den — regierender Häuſer eben— 
bürtig zu fein; Mediatiſierung und Mediatiſa⸗ 
tion, f. die Aufhebung der Reichs Unmittelbar— 
feit, Verwandlung eines felbjtändigen Staates in 
einen abhängigen; mediatin, vermittelnd; bef. 
Sprachl. ein Zeitwort(Berbum), welches eineHand- 
lung miteinem egenjtandevermittelt, wiejchlagen, 
fuchen, entg. immediativ. 

medifabel, j. unter Medifus. 

Wicditägo, m. nl. ((. medica, sc. herba, gr. medike 
p6a, d.i. mediſches Kraut, von Medien in Ajien) 
der Schnedenklee, Zuzerne, ein Ziergewächs von 
verſchiedenen Arten. 

Meditament, Medizin 2c., |. unter Medikus. 

Vieditus, m. (.(v. mederi, heilen) der Arzt; Leib— 
medikus, Leibarzt eines großen Herrn; Hof— 
medifus, Hofarzt u.f. f.; pl. die Medizi, Arzte; 
Medito-CHirurg, m. L.-gr. ein Wundarzt, der 
zugleich innerliche Krankheiten behandelt; medifo= 
Auilantbrügiieie Sozietät (in St. Vetersburg), 

erein und Pflegeanjtalt für arme Kranke; medi— 


Medinm 531 


täbel (l. medicabilis, v.medicäri, heilen), heilbar; 
Medikation, f. (medicatio) die Heilung, Kur; 
Medifament, n. (l. medicamentum und medicä- 
men) ein Arznei» od. Heilmittel; Medikaͤſter, m. 
nl. ein Duadjalber; Medikaſterei, f. die Quack— 
ſalberei; medice, I. ärztlich, nad) ärztlicher Vor— 
Ichrift; Medizin, f. (l. medicina) die Arzneiwifjen- 
Ichaft, Heilfunde; auch Arznei, Heilmittel; medi« 
eina for6nsis, die gerichtliche Arzneifunde mit 
Einfchluß der medizinischen Polizei; m. mentis, 
Geiſtes-Arznei; uneig. für Vernunftlehre, Dent- 
kunſt; medieinae Doctor, Lehrer oder Meiſter 
der Heilfunde; m. practicus, m. ein ausübender 
Arzt: medizinäf (l. medicinälis), heilwifjenfchaft- 
lich; Mediztinät-Anftalten, Heil-Anftalten; M.= 
Kolleginm,n.der Gejundheit3-Rat, Berfammlung 
der Arzte; M.-Gewicht, das AUpothefergewicht, 
nad) welhem die Apothefer ihre Arzneijtoffe wä— 
gen; Medizinälrat, m. Mitglied eines Medizinal- 
Kollegiums, aud) bloßer Titel eines Arztes; Mes 
Diziner, m. ein Heilfunftbeflifjener auf: Univer- 
fitäten, Heilfundiger; medizinieren, ml. (it. me- 
dieinare, fpan. medicinar, fr. medeciner, Arznei 
geben) Arznei gebrauchen od. anwenden; medizT= 
niſch (I.medicinus), zur Arznei gehörig, arzneilich, 
heiljam (offizinell); zum Arzte gehörig, Arztlid); 
medizin] he Polizei, ſ. Polizei; Meditoma— 
nie, f. 1.-gr. Arzneiwut, Arzneiſucht. 

Medimnus, m.gr. (m&edimnos) der altgriech. Schef- 
fel, ungefähr 51,5 1. 

medio, j. Medium. 

wmediocre, fr. (ſpr. mediöfr; v. I. mediocris, von 
mediur, mittel) mittelmäßig; al3 Adverb. me- 
diöere u. mediocriter, I. mittelmäßig, ziemlich; 
Meedivfrift, m. barb.-!. ein Mittelmäßiger; Me— 
diofrität, f. (I. mediocritas) die Mittelmäßigieit; 
auch die Mittelſtraße. 

medilieren (fr. medire, von m£- [f. d.] und dire, 
jagen), übel nachreden, verleumbden, läjtern; medi— 
ſaͤnt, ſchmähſüchtig, läfterfüchtig; Mediſance, k. 
(ipr. mediſingß') die üble Nachrede, Läſterung; 
Schmähſucht. 

mediterrän, l. (mediterran£us, v. medius, mittel, 
u.terra, Land) mittelländilch; Mediterrän-Wieer, 
das Mittelländische Meer, Mittel- od. Binnennteer. 

meditieren, I. (meditäri; fr. mediter) nachdenken, 
nachſinnen, Betrachtungen anftellen; überlegen, er- 
wägen, betrachten; itille Gebete, fronme Betrach— 
tungen anftellen; Meditation, f. (l. meditatio) 
das Nachdenfen, die Betradytung; Andacht, ftilles 
Gebet; meditatip, ſpätl. (meditativus; fr. medi- 
tatif) nachſinnend, in tiefen Gedanken od. in Nach» 
denfen vertieft. 

Meditring, k. [. (v. mederi, heilen) Yabell. die Heil- 
göttin, Göttin der Heilkunſt; Meditrinalia, pl. 
ein ihr zu ne altröm. Felt. 

Medium, n., pl. Media, Medien, I. (medius, a, 
um, ntittel) das Mittlere, die Mitte, der Mittel- 
weg; Zwifchenmittel,3.B.Lichtleiter in der Naturl.; 
das Hilfsmittel, Bergteichömittel;die Mittelsperfon 
beim ®eijterflopfen; Spradl. das Medium (sc. 
verbum), die Mittelform der griech. Zeitwörter, 
welche, zwiſchen der Tat- und Leideform (Aktivum 
und Kafftvim) in der Mitte ftehend, eine Rückbe— 
ziehung der Tätigfeit auf das Subjekt ausdrüdt 
(vgl. verbum reflexivum); medium tenuere 
beäti, die Glücklichen halten die Mitteljtraße, od- 
derMittelitandiftderglüdlichite; medium aevum, 
n. da3 Mittelalter, der Zeitraum vom 5. bis zum 
Ende des 15. Jahrh., 3. B. in medio aevo, im 

34” 


532 Medor 


Meioſis 


Mittelalter; daher: Mediänfften,pl.n!. Menſchen, mefiant, fr. (ſpr. mehficing; von me-fier, mißtrauen) 


beſ. Schriftſteller des Mittelalters; medio od. in 
medio, in der Mitte, 3. B. medio Junii, in der 
Mitte des Junis; medio, in der Kfipr. bef.: in 
derMitte des Monats; Wechjel, welche per medio 
ausgejtellt find, miüjjen anı 15. des Monats be— 
ablt werden und haben feine Refpefttage; medio 
tissimus Ibis, I. Sprw. in der Mitte wirft du 
am ficheriten gehen, oder der Mittelweg ijt der 
ficherfte; in mediam rem oder in medias res, 
mitten in die Sache, mitten in den Gang der. Hand⸗ 
fung; Mediẽtät, f. (l. medietas) die Mitte; die 
Mittelbarkeit; eine (au3 drei Gliedern bejtehende) 
ftetige Proportion; medietas linguaey f. I. die 
Sprahhälftung, englilche Benennung für ein halb 
aus Inländern und halb aus Ausländern beftehen- 
des Gericht. 

Medoc, m. fr. ein roter Bordeaur-Wein, von der 
Landſchaft und dem Städtchen gleichen Namens in 
Franfreid). 

wedoperjiich, die Meder und Berfer betreffend. 

Vedorrhöe, f. gr. (vd. mödos, männlide Scham) = 
Gonorrhöe. 

Medriffa od. Medreſſe, f. arab. (madras od. me- 
dres, medrasat od. medreseh, midräs, v. darasa, 
durchlejen, lernen) eine mohammedanifche höhere 
Schule, ein Gymnafium im Orient. 

Medſchid, fi. Metfhed u. Moſchee; Medfchtdie- 
orden, ein '852 vom Sultan zur Auszeichnung 
verdienter Männer gejtifteter Orden. 

Dedſchilik, m. der Volfsrat der —— 

meduüllä, T (v. medius, mittel) Mark, Kern; m. 
spinälis, Rückenmark; medullär (1. medulläris), 
Der Rückenmark gehörig; Medullarſarköm, n. 

‚gr. Heill. Markſchwamm; Medullin, n. nl. 
Markſtoff, ein aus dem Mark verſchiedener Pflan- 
gen, bei. ben lim er ba 
oderer Stoff; Medullitis, f. L-gr. Heilf. die 
Rüdenmark-Entzündung; medullös (1. medullö- 
sus), voll Marf. 

Medum, m. altſächſ. (m&dhom, methom, angel. 
mädhm, isl. meidm) Gabe, Gejchent; bejtimmte 
Abgabe; Medums- Güter, im Hejliihen: gegen 
einen bejtimmten Zins erblich verliehene Bauer- 
— ohne echtes Eigentum; Medumstorn, Zins⸗ 
orn von ſolchen Gütern. 

Mednñſa, f. gr. Fabell. eine von den drei Gorgo- 
nen oder Töchtern des Gorgon, welche der Mi— 
nerva den Schönheitsrang jtreitig madjen wollte, 
wofür dieje ihr lodiges a in Schlangen ver- 
wandelte und ihren Augen die furchtbare Kraft 
beilegte, jeden, der jie anjah, in Stein zu verwan- 
deln; Berjeus überwand fie, fchnitt ihr das furdt- 
bare Haupt ab, und überlieferte e3 feiner Schuß- 
göttin, der Minerva, die es auf ihren Schild fegte, 
der daher aud) die Medufe oder das Medujen- 
haupt heißt; Naturf. die Dualle oder Meernejjel, 
ein nadtes Wurmgeſchlecht; ver Mednfenftern, 
das Meduſenhaupt (caput Medusae), zur Fa» 
milie der Seejterne gehörige Tiere. 

Nedwedki, pl. rujj. (von medwiedka, ein junger 
Biber von Kamtſchatka) Felle von jungen See- 
ottern, ſo * ſie noch weiß ſind. 

Meede, m. holl., der Krapp, das Färberrot. 

Decting,n. engl. (jpr. mithing; v. meet, begegnen, 
ag Irma Fre On Dream 
ung, Gejellichaft; bej. öffentliche Volksverſamm— 
fung; aud: Feiteflen, Ehrenmahl; meeting-hou- 
se, pl.(fpr. —häufes) Verfammlungshäufer, Bet 
bäujer religiöjer Genofjenfchaften in England. 


mißtrauiſch; Mefiance, f. fr. (fpr. —fidngß’) das 
Mißtrauen. 

Megälanthropugenefie, f. (v. gr. megas, megäle, 
mega, groß) die Kunſt, große oder fräftige Kinder 
zu erzeugen, Megälegorie, f. gr. die Großſpre— 
cherei, Brahlerei; Mergaliihen, pl. große Steine, 
aus Gteinblöden beftehende Denfmäler der Vor- 
zeit; megalithifch, aus großen Steinen bejtehend; 
Megalobyzen, pl. verihnittene Priefter der Arte- 
mis in Ephejus; Megalocklus, ın. ein Dickbauch; 
Megalograͤph, m. ein Großmaler, der ins Große 
arbeitet, Berjonen in Lebensgröße darjtellt; Me— 
galsgrannie, f. die Großmalerei, Malerei in gro- 
Ben Stücen; vergrößernde Daritellung wichtiger 
Gegenftände, bei. Helden 2c.; megalegraphiich, 
großmalerijch; megalokaͤrpiſch, großfruchtig Me⸗ 
galomanie, f. gr. Größenwahn; Megalomeéter 
od. Merameter, n. ein Größenmeſſer, Werkzeug 
um große Winfel am Hinmel, 3. B. den Abitand 
de3 Mondes von Firiternen zu mejjen (erfunden 
von Charnitre); Megalönye, m. eig. Riefen- 
flaue, eine Art des Megatherium; Megalo— 
Hhonie, f. volltönende, jtarfe Stimme; Megalo⸗ 
phõnus, m. ein Starfitimmiger; megalophoniſch, 
Ntariftimmig: Megalopfydhte, f. die Seeiengröße, 
Grogmut; Megalejeurus, m. die Riejeneidechje, 
ein urweltliches trofodilähnliches Tier von ungef. 
13 m Länge; Megaphön, n. ein von dem Aıneri- 
faner Thon. Editon erfund. Schallverftärker (für 
das Ohr, was daS Opernglas für das Auge); 
Megabodien, pl. Srokfüßler, ein hühnerartiges 
Bogelgejchlecht; Megaiföp,n. ein Berguäbeninge- 
anzeiger, ein von Charles angegebenes optiſches 
Werkzeug, durd) welches man, mittel immer grö— 
Berer Annäherung eines ©egenjtandes an den 
Brennpunft einer Sammlungslinje,immergrößere 
Bilder desfelben erhatten kann, eine Art Laterna 
magica; Megatherinm,n.das Riejenfaultier,eine 
urweltlihe Yaultier-Öattung; pl. Megatherien, 
auch überhaupt für große Tiere der Urwelt. 

Megära od. Megäre, f. gr. (Megaira) eine der Fu— 
‚rien, j.d.; uneig. für eine böfe od. häßliche Frau. 

Megaͤrde, £. fr. (v. mé- u. garde, ſ. d.) die Unacht— 
—— ; par megarde, unverſehens, unvorſichti⸗ 

erweiſe. 

Megariker, mendriihe Schule, eine altgriechiſche 
Philoſophen⸗Schule, geſtiffet von Euklides aus 
Megara, einem Schüler des Sokrates; auch 
Eriſtiker genannt (ſ. d.). 

Megaſtop, Megatherium, ſ. unter Megalan— 
thropogeneſie. 

Meh, n. die Einheit des japan. Gewichtsſyſtems, 
10 des chineſ. Liang (f.d.), zulOFung od. Pur 
zu 10 Ring oder Rin zu 10 Mo und = 3,780 g; 
auch eine chineſ. Rechnungsmünze (ſ. Liang). 

Mehmendär, oder r. Mihmandar, m. per]. (von 
mihmän, Saft, Fremder, und där, halten) eig. ein 
Gajthalter; ein Beamter am türk. Hofe, der fremde 
Geſandte und vornehme Reifende zu empfangen, zu 
begleiten und zu bewirten hat. 

Meiden, |. Maidan. y 

Hle ligmia, n., pl. Meiligmäta, gr. (von meilis- 
sein, bejänftigen) Bejänftigungs-, Erheiterungs- 
mittel, bef. folche Heilmittel. un ’ 

Meidiis, f. gr. (v. meiün, verringern, me 
Heilf. franthafteBerkleinerungeined Teiles; Rede 
Berkleinerung,anscheinendeBerminderung; Meinũ⸗ 
ros, ın. (v. ürd, Schwanz) ein Kurzſchwanz, Stuß- 
ihwanz; Metonit, m. (v. gr. meidn, Kleiner, wegen 





Meiran 


der ftumpferen Pyramide im BVergleih mit dem 
Veſuvian 2c.) der weiße Hyazinth, = Wernerit 
und Stapolith, ſ.ed. 

Meiran, n.= Majoran, f.d. 

Diekftabalſam, m. (von der arab. Stadt Mekka) 
ein weißliches Harz von gewürzhaftem Geruch und 
Gefchmad, von der arab. Balfamftaude. 

Metometer, n. gr. (von m&kos, n. die Länge) der 
Rüngenmefier; be. ein Zirkel, um die Ränge der 
Neugeborenen zu mefjen; Mekometrie, f. Längen- 
mefjung. e 

Metonion, gr. od. Meconium, I.n. (v. gr. mekon, 
f. der Mohn) Mohnjaft, Opium; auch (wegen der 
ähnlichen Farbe) das Kindspech, der erite zähe 
braune Unrat neugeborener Kinder; Mekon— 
fänre, die Mohnfäure, Opiumfäure; Melonäte, 
pl. mohnfaure Salze; Metonin, m. Mohnſtoff, 
ein trijtallinijcher Beitandteil des Opiums. 

Miekteb, n. türk.-arab. (v. kataba, fchreiben) eine 
Schule, beſ. Elementarichule; Mektubdſchi, m. 
türf. (vd. arab. mektub, gejchrieben) der Schreiber, 
Geheimfchreiber ; Mekteb alt, Hohihule. 

mel,n. [. der Honig; mel rosätum, Kojenhonig. 

Melaͤmmed, ın. jiid. (v. hebr. lämäd, lernen, lim- 
mad, lehren) ein Lehrer. 

Melampodium, n. gr. (v. mélas, melaina, mélan, 
Ihwarz) ſchwarze Niewurz; Meläna, f. Heilk. die 
ſchwarze —S oder Ruͤhr; auch = Hämate— 
meſis; Melanchlörus, m. ein Schwarzſüchtiger; 
Melancholie, f. (gr. melancholia, v. chölos oder 
chole, Galle) Schwerblütigieit, Schwermut; me— 
lanchoͤliſch, ſchwarzgallig, ſchwermütig (val. Tem- 
perament); traurig, düſter; Melanchslikus oder 
Melancholiker, m. (grieh. melancholikös) ein 
Schwermütiger; melanc6lico, it. Tonf. traurig, 
ihwermütig; Melanchröos od. Melduhris,m. 
ar. ein — 

Vielange, j. melieren. 

DMelania, Melanie od. auch Melanie, f. gr. (von 
melas, melaina, melan, ſchwarz) weibl. Eigen- 
name: die Schwarze, Dunkle. 

Melanin,n. gr. (v. melas ıc., ſchwaxz) der Schwarze 
itoff, ein Färbeſtoff, der ſich als Überzug auf der 
Gefäßhaut des Auges findet; Melanit,m. ſchwar⸗ 
zer Granat, Eifengranat, eine den Granat ver» 
wandte Steinart; auch eine ſchwarze Hartgummi— 
maſſe, die fie in die verſchiedenſten Kormen prägen 
und zu Kameen, Ketten, Kämmen 2c. benugen läßt; 
vgl. ett; Melanorrhagie, f.Heilk ſchwarze Ruhr, 
—Meläna; Welanöäng,n. (v.melanün, ſchwär⸗ 
zen) die Schwärze, ihwarze Mafje; Heilf. Schwarz 
blutgeihwulit; Melanoſtöp, n. gried). (skopein, 
fhauen) ein Schwarzidjauer, Apparat von Lom— 
mel in Erlangen, durd) welchen gejehen das Grün 
ber Blätter ſchwarz eriheint; Melandjis od. Me⸗ 
lanöfe, k. Heilf. die Schwarzſucht, das Schwarz» 
werden der Eingemweide, ein franfhaftes Schwarzes 
Gewebe in den Zungen od. in andern Organen; 
melanotifch, dazu gehörig, oder damit behaftet; 
Welanptypie, f. gr. (typtein, ſchlagen, drucken) 
die Kunſt, ein photographiiches Bild auf geſchwärz⸗ 
tem Kupfer zu erzeugen; Melanotijp, m. ein pho- 
tographiiches Bild auf geihwärztem Kupfer; Me— 
lanterie, f. (gr. melanteria) die Metallſchwärze, 
das Kupferſchwarz. 

Melanzdne, f. (it. melanzäna, von mela, Apfel, I. 
malum, gr. mölon, u. insano, insana, [.insanus, 
toll) od. der Melanzanu-Apfel, der Tollapfel, das 
Eiergewächs, die Krucht einer Gattung von Nacht» 
{chatten (solänum), der eiertragende Nachtſchatten. 


mieliorieren 533 


; Melapbör, f. (fr. mélaphyre, v. dem fr. Gelehrten 


Brongniart übel gebildet aus dem griech. melas, 
ſchwarz, und der Schlußfilbe von porphyre, Vor- 
phyr) Schwarzer Porphyr (Werner), eine Ari 
Srünftein-Borphyr. 

Meias,m. gr. (v.melas, ſchwarz) Heil. der ſchwarz— 
fledfige Ausſatz; Melaͤsma, n. die Schwärze oder 


der ſchwarzeFleck an dem leidenden Teile bei Gicht» 


franfen. 

Meläſſe, £. fr. (fpan. melaza, port. melaco, l. mel- 
lac&um, Moſt, v. mel, Honig; vgl. Melis u. Mo- 
laſſen) Zuckerfaßz Zuckerhonig, brauner Sirup, der 
nach dem Einkochen des Zuckers nicht geronnene 
Zeil, woraus man ſonſt eine Art Zuderbrannt- 
wein, Taffia, madte. 

Deelatrophie od. Meratrophie, f. gr. (v. melos, 
Glied, meros, Teil, und Atrophie, |. d.) Heilf. die 
Gliederſchwindſucht, das Schwinden, Dünnwerden 
eines einzelnen Teils. 

Melchior, m. hebr. (v. melech, König, u. ör, Licht) 
männl. Name: der König des Lichts, Kichtfünig; 
auch — Maillachor, Argentan; Melchifcder, 
m. hebr. (Malki-zedek) männl. Name: König der 
Gerechtigkeit; gerechter König; Melchiten, pl.ſyr. 
eig. Königliche; im 6. u. 7. Jahrh. Benennung der- 
jenigen orientalischen Chriſten, welche jich den Be- 
ihlüfjen der halcevonifchen Kirchenverſammlung 
unterwarfen. 

Diele, £. gr. Heilk. die Sonde, Senknadel; Melöſis, 
k. die Unterſuchung mit einer Senknadel. 

Melee, |. melieren. . 

Blelequettapfeffer, m., auch Malaghettepfeffer, 
die Körner der Gemwürzlilie (Amömum Mele- 
queta), Baradiesförner. 

Meletét, die Kriegstrompete der Ägypter u. Abif- 
iinier, falt 2 m lang. 

Meleſigẽnes, m. gr. ein am Meles (Fluß in Jo— 
nien) Geborner, Beiname Homerd. 

Meiste, f gr. (v. melein, forgen) Sorgfalt, Nad;- 
denten, Übung; Name einer der ältejten 3 oder 4 
Mufen der altgriech. Fabellehre; Sternf. ein Aſte— 
roid, 1858 durch Goldjchmidt entdedt; Meletẽms, 
n. gr. (von meletän, forgen, forgfältig betreiben; 
Übung (Studium), Betradhtung; pl. Meletemäte. 

Meliänshus, n. gr. (v. meli, n. Honig, u. Anthos, 
Blume) die Honigblume, ein Ziergewächs v. ver- 
hiedenen Arten; Meliglöſſus, m. eig. ein Honig- 
mund; ausgezeichneter Redner; Melikrdt, n. 90- 
nigtvajjer; Welitith, m. eigentl. Honigjtein, eine 
honiggelbe, dem Granat verwandte vulfanijche 
Steinart (verfh.von Mellit); Melilithäte, pl. 
honigfteinfaure Salze; Melilötus, m.. pl.Melts 
Ioten, derSteinflee, Honigklee; daher Meliloten⸗ 
Bilafter (niht Melotenpflaiter), Steinfleepfla- 
iter; Melitismus, m. (gr. melitismös) die Arı- 
wendung des Honigs al3 Heilmittel. 

Melier, m. fr. (jpr. meljeh) eine vortrefflihe Art 
weißer Weintrauben in der Provinz Poitou in 
Frankreich. 

Meligloſſus, Melilith, Melilotus, ſ. unter Me- 
lianthus. 

Melimẽli, r. Melomẽli, n. L. (v. gr. melon, Apfel, 
Quitte, u. meli, Honig) A Quittenſaft. 

Melinit, n. neu erfundener Spreugſtoff. 

Weelinum, n. l. (v. der griech. Inſel Velos), Me— 
liſche Erde, eine weißliche od. afhgraue Alaun— 
Erde, zu Malerfarben gebraucht; aud = Kad— 
mium, .d. T 

meliorieren, l. (melioräre, v. ınelior, beijer) ver— 
bejiern, bef. ein Grundftüd; Meliorstion, F- 


534 melieren 


NL ee) od. Meltorament, n. nl. die 
Berbejjerung, bej. Grundſtücks-Verbeſſerung durch 
neue Anlagen, zwecdmäßigere Bearbeitung ꝛc.; 
Meliorationg-Roften, Verbeſſerungskoſten. 
melieven, fr. (meler, altfr. mesler, prov. mesclar, 
dom mi. misculare, v.l miscẽre) miſchen, mengen; 
fih in eine Sache melieren, ſich damit abgeben, 
hineinmiſchen; meliert, gemifcht, mifchfarbig, ge— 
ſprenkelt oder ſprenklig; Melange, f. r. n. (fpr. 
melängich’) die Mifchung, das Gemiſch; aud) die 
Miſchung aus zwei verfchiedenen Hälften, 3. B. 
weierlei Arten 
elee, £. (1. gleichſ. misculäta) ein Handgenienge, 
Gefecht, heftiger Wortitreit. 

Weelis, m. (fr. melis, I. gleich]. melitium, von mel, 
Honig) eine Sorte Hutzuder, geringer als Raffi— 
ade; eine Art leinener Tücher aus Angers und 
Beaufort. | 

meliich, |. unt. Melo3; Mellsme,n. gr. (melisma, 
überh. Lied, Geſangweiſe; vgl. Melos) Tonf. der 
Schleifgefang, eine Verzierung des Geſanges durch 
Verteilung und Verkleinerung der Töne; melis= 
maͤtiſch, mit Öejangsverzierung, jo daß auf eine 
Silbe des Tertes mehrere Töne gejungen werden, 

Enin dem ſyllabiſchen Belange. 

Meliſſe, f. (v. gr. melissa, melitta, die Biene, von 
melı, Honig) das Bienenkraut, die Honigblune; 
Meliſſen-Waſſer, ein Arzneimittel aus Meliffen- 
blättern, Spiritus und Bitrone, auch Karmeliter- 
geijt genannt; Melittotheologie, f. Beweis von 
dem Daſein Gottes aus der Kunſtfertigkeit Der 
Bienen. 

Melttismus, f. unter Melianthus. 

Wellägo, f., pl. Mellagines, nl. (v. I. mel, Gen. 
mellis, Honig) Heilf. flüjjige, Honigartige Auszüge; 
mellägo plumbi, Bleihonig; melliferiſch (I. mel- 
lifer), Honig tragend oder bringend, Honig erzeu- 
gend; Mellifitation, f. ni. (v. I. mellificäre, Honig 
machen) die Honigbereitung; mellifluent (ipätl. 
mellifluens), von Honig fließend, honigſüß; Mellit 
oder Mellith, m. der Honigftein, wajjerhaltige 
bonigiteinjaure Tonerde. 

Melochie, f. arab. u. per. (arab. melokhieh, perf. 
mulukhija, nl. melochia) eine in Ägypten häufige 
eßbare Pflanze, die Muspflanze. 

Wielodie,f., pl. Melodien, gr. (melodia ;zufammen- 
gejegt aus Melos und Ode, j. d.) die Tonfolge, 
die Singweije; der Öefang, auch Wohlklang; mes 
lödiſch, wohltönend, lieblich Elingend; fingbar; 
Mielodit, f. die Lehre von der Ntelodie, Tonfolges 
lehre; Melodika, f. ein von 3. U. Stein 1770 
erfundenes Drgelwerf, in Geitalt eines kleinen 
Flügels; Melodien, n. ein von Dieß erfundenes 
Stab-nitrument, deſſen Ton durh Reibung nıe- 
tallener, ſenkrechter Stäbe vermittel3 einer Walze 
viel leichter hervorgebracht wird, als bei der Har— 
monifa, und fi mehr den der Blas-Inſtru⸗ 
mente nähert. 

Melodrämg, n., j. unter Melos. 

Dielög, f. der Maimurm, Olkäfer. 

Melograuh, Wielographie, Melolopie, Melo- 
man, Melomantie zc., j. unter Melos. 

Melomeli, ſ. Melimeli. 

Dielen, n. gr. (melon, Apfel) Heilk. das Apfelauge, 
ein apfelfürmiges Hervortreten des Auges. 

Meloͤne, f. (v. [. melo, m., Gen. melönis, f. melo- 
p&po, apfelförmige Deelone, vom gr. melon, Apfel, 
u. pépõn, I.pepo, eine jroße Art Melonen, Pfebe; 
it.mellöne,fr.melon)ei ie befannte wohlſchmeckende, 
gurferähnl. Frucht; Melonen-Baum oder Pas 


i8 auf einem Teller; Milchkaffee; . 


Memnon 


paya-Baum, eine Palme in Oft- und Weſtindien, 
mit melonenähnlihen Früchten; Melonerie, f. 
eine Melonenpflanzung, ein Melonenbeet. 

Meloͤnkos od. Meloncus, m. gr. (von melon, die 
Wange) Heilf. Wangengefhwulft; Meloplditif, £. 
die Wangenbildung. 

Melvs,n. gr. (melos) eig. Glied; dann Lied, Ge- 
ſang, Singweife; meliſch, gefangartig, fanabar, 
38. melifhe Dihtfunft—= lyriſche od. Lie— 
der-Dichtung; Melodräma, n. (it. melodram- 
ma, fr. mölodrame; das erfte Drama diejer Art 
war Rouſſeaus Pygmalion) ein Scaufpiel mit 
Mufifbegleitung, worin die von der Muſik in 
Zwiſchenräumen begleiteten Worte bloß gejpro- 
hen, nicht gefungen werden; Arten davon ſind: 
das Monodrama, das Einjpiel, worin nur 
eine Berjon fpricht, und da3 Duodrama oder 
Zweifpiel, worin zwei Perſonen auftreten; melo= 
Dramatifch, nach Art oder in Form eines Melo— 
dramas zın Mufif geiprodhen; Melogräph, m. 
ein Notenſchreiber; eine Notenſchreibemaſchine (am 
Klavier, welche alles, was gefpielt wird, von ſelbſt 
in Noten Br — Notoaraph); Melographie, 
f. die Notenjchreibung; Melofopte. f. die Glied- 
abnehmung; Melomdn, m., pl. Melomanen, 
leidenfchaftlihe Mufiffreunde; Melumanie, f. Die 
leidenihaftlihe Liebe zur Tonkunſt, Mufikwut; 
Melomantie, f. Weisjagung aus den unwillfür- 
lihen Bewegungen der Glieder eines Körpers; 
Melopldit, m. eine in Frankreich von Galin er- 
fundene Lehrart in der Mufif zum Auffinden der 
Intonation ohne Hilfe eines Inftruments; Melo— 
hüte, f. die Liederdichtung; das Tonſetzen; Meles 
thefie, f. der Sag einer Sangweije; Melothet, ın. 
ein TZonfeßer; Melotypie, f. Notendruderei, No» 
tendrud, die von Duquet in Paris gemachte Er- 
findung, Muſiknoten mit beweglichen Charakteren 
zu druden. 

Melöfis, |. unter Mele; Meloten-Pflaiter, ſ. 
Melilotu2. x 
Melpomẽne, f. eine der Mufen, |. d.; Sternk. ein 

Aſteroid, von Hind 1852 entdedt. 

Melufine, f. fr. u. dtſch. weibl. Name: die Honig- 
füße (vom felt.-wallif. melus, melys, honigartig, 
ſüß, von mel, Honig). N 

Mem, engl. Rurzivort für fat. memorandum, d. i. 
wohl zu merfen (= NB,, d. i. nota bene, |. d.). 

Membrum, n. I. das Glied, Mitglied; pl. Mem⸗ 
bra; membrum genitäle, l. das Zeugungsglied; 
m. honorarium, ein Ehrenmitglied; m. virlle, 
da3 männliche Glied; Member of Parliament, 
engl. Mitglied des Parlaments; Membrän oder 
Wiembräne, f. I. (membräna, eig. Yaut, welche 
die Glieder überzieht) eine zarte Haut, ein Häut- 
chen; Bot. jedes flache, zarte, biegjame Pflanzen- 
organ, insbeſond. bei Laubmooſen ein zujammen- 
hängender feinerer Zortja des Schlauchs; aud) 
— Vergament, Pergament-Handſchrift; membra= 
nifoͤrm, nl. hautförmig, hautartig; membrands, 
häutig; Membranüle, f. [. ein Häutchen; mem« 
brätim. gliederweije, Glied für Glied; Meiubra⸗ 
tür, f. (jpätl. membratüra) die Gliederbildung, 
der Gliederbau; membrieren (jpätl. membräri), 
gliedern, Glieder bilden, entg. dismembrieren. 

mem6nto?! I. (Smper. v. memini, id) erinnere mich) 
gedenfe! daher dad Memento, eine Erinnerung, 
ein Gedächtniszeihen; memento mori, gedente 
des Todes! 

Menmon, m. ägypt.-gr. Zabell. ein Sohn bes 
Tithono3 und der Eos (Aurora), König der Athio- 


Memoire 


pier, welcher vor Troja durch Achilles getötet wurde; 
ſeine Bildſäule, die Memnons-Säule beiThebä 
in Ugypten, ſoll beim Auf- und Untergange der 
Sonne ertönen. 

Memoire, n. fr. (le m&moire, (fpr. memodhr'; vom 
I. memoria, f. d.) eine Dentjchrift, = Memorial 
oder Bromemoria; aud) eine Art von Staats— 


Schriften, eine jchriftliche Darlegung; Memoires 


oder Memoiren, pl. merkwürdige Nachrichten, 

Denkwürdigkeiten, in denen der Berfafler vorzüg— 
fich felbfterlebte Begebenheiten aufgezeichnet hat, 
— über merkwürdige Perſonen und Er— 
eigniſſe. 

— oder Memorie, f. I. (von memor, einge- 
dent; fr. la m&moire) das Andenfen, Gedenten; 
Gedächtnis, die Erinnerungsfraft; meamemoria, 
meines Gedenfens oder Wiſſens; piae memorlue, 
frommen, ehrwirdigen Andenfens; memoriae 
martyrum. pl. die Gedächtnistage der Märtyrer; 
memoria locälis, da3 Ortsgedächtnis; m. ver- 
bälis, das Wortgedächtnis; memoriae damna- 
tio, j. damnatio memoriae; ad oder in perpe- 
tüam rei memoriam, zum fteten Andenken an 
dieSadıe, zum ewigen Gedächtnis; posthominum 
memoriam, jeit Menſchengedenken; Memortäle 
od. Memoriäl, n. (l. memoriälis liber od. libel- 
lus), aud) Bromemoria vd. pro memoria, eine 
Erinnerung3- od. Denkſchrift; Eingabe, Bittſchrift, 
untertäniges Geſuch; man fagt dafür auch: dienit- 
fihe Zuſchrift, ganz —— Bekanntmachung 
od. Eröffnung, gehörſamſte Anzeige, Anfrage ꝛc.; 
bei Kaufleuten ijt das Memoriäl ein Denf- oder 
Merkbud,, f. Manual; Memorialift, m. nl. ein 
Denk od. Bittfchriftiteller; memorialiter, dent- 
oder bittſchriftlich; memorieren, (|. memoräre, er- 
innern, erwähnen), auswendig lernen; Memorier⸗ 
ftoff, Stoff zum Auswendiglernen; memoräbel 
(l. memorabilis, e), merf- oder denfwürdig; Me⸗ 
morabilia oder Wiemorabilien, pl. Merk⸗ oder 
Dentwürdigfeiten; Memordnden-Buch vd Me—⸗— 
mordndum, n. ein Denf- od. Merkbuch; Memo⸗ 
ration, f. (memoratio) die Erwähnung; memori⸗ 
fieren, barb.-I. zur Erinnerung aufzeichnen und 
aufbewahren; memoriterz I. auswendig, aus den 
Kopie, 3.8. herjagen. 

Memphit, m. eine ſchwarz⸗ und mweißgeftreifte Ab— 
änderung de3 Onyr, nad) der Stadt Memphis 
in Agypten benannt. 

Menãchmen, pl. gr. (v. men-aichmös, ausharrend 
im Kampfe, von ménein, bleiben, ausharren, und 
aichme, Lanze, Kampf) Name von jehr ähnlichen 
Zmwillingsbrüdern in der gleichnamigen Komödie 
des Plautus; Zwillinge, Ebenbilder. 

menacieren (ſpr. —Bieren), fr. (menacer, von me- 
nace, Prob. menassa, it. minaccia, v. (. minaciac, 
Drohungen) drohen, bedrohen. 

Menage, f., r. n. fr. (le menage, fpr. mendhſch'; 
altfr. mesnage, ml. mansionaticum, managium, 
— mansio, Wohnung, v. I. manere, bleiben) die 
— 7 Wirtſchaft, das Hausweſen; die gute 

inrichtung, Erſparung; Tiſch- u. Wirtſchaftsge— 
meinſchaft; auch Einfag- od. Riemenſchüſſeln zum 
Speiſeholen aus Speiſehäuſern; Menage-Herd, 
fradeutſch ein Sparherd; M.-⸗Train, m. fr. (fpr. 
—träng) die Feldfüche; menagieren (ft. ménager; 
ſpr. menaſch —) haushalten mit einer Sache, oder 


ſie zu Rate halten, in acht nehmen, haushälterifch, |. 


Ken mit etwas umgeben; ſich menagieren, 
ic [honen, mäßigen, 3. B. im Zorn; ſich in acht 
nehmen; Menagement, n. (fpr. menahſch'mäng) 


Mennig 535 


die Schonung, Mäßigung; Menagere, f. fr. (fpr. 
menaſchähr) eig: die Haushälterin, eine Vereini— 
gung von Speilegeichirren, das Haushaltsgeicirr, 
Speijegerät; Menagerie, f. (pr. menaſch'rih) ein 
Tier- oder Viehhof, Hühnerhof; Tiergarten fir 
fremde und feltene Tiere; eine Sammlung v. be]. 
ausländiichen Tieren; Tierhaus; menageng (pr. 
—}öh8) oder menagierlich, haushälteriſch, ſpar⸗ 
ſam, rückſichtsvoll, anſtändig. 

Menakan, auch Menafanit, m. Titaneiſenſtein, 
Titanſand, eine metalliſche Steinart, nad) ihrem 
Fundorte Menakan in Cornwall benannt. 

Mendazität, f. (ſpätl. mendacitas, von mendax, 
lügenhaft) die Lügenhaftigkeit. 

Mendikänt, m. [ (mendicans, dv. mendicäre, bet— 
teln, mendicus, Bettler) ein Bettler; Bettelmönd), 
Bettelbruder; Mendifation, f. (mendicatio) das 
Betten; Mendizität, f. (I. mendicitas, von men- 
dieus, bettelarm)der Bettlerstand, die Bettelarmut. 

Miende, f. fr. (v. mener, führen) ein geheimer Gang, 
Schlid; die Fährte eines Wildes. 

Menelãos oder Menelaus, m. gr. (von ménos, 
Kraft, und läös, Volk) männl. Name: der Volks— 
ftarfe, Bolfhart ; griech. König vor Troja. 

Meneo, m. ein umzüchtiger Tanz der Zigeuner in 
Andalufien. 

Deenejtrel oder Menetrier, m., pl. Menejtrels 
oder Menetriers, fr. (ipr. menetrjeh; engl. min- 
strels, v. nıl. ministeriäles; vgl. minister) Diener 
und Begleiter der provenzaliihen Troubadours 
(ſ. d.), welche ſich nur auf das Singen, nicht auf 
das Dichten verstanden, — ehem. Jongleurs. 

Mene Thekel oder vollſtändig Mene Mene Thekel 
Upharſin, chald. (gezählt, gezählt, gewogen und 

eteilt) dunkle, den nahen Untergang verkündende 
orte, welche von Geiſterhand an die Wand ge— 
ſchrieben wurden, als der gottloſe König von Ba— 
bylon Nabonides oder Belſazer die aus dem 
Tempel von Jeruſalem geraubten Gefäße bei einen 
Gaſtmahl entweihte, worauf er (539 v. Chr.) von 
den eindringenden Perſern ermordet und fein Reich 
zerjtört wurde (nad) Daniel 5). 

Menetrier, j. Meneftrel. 

Meenilit, m. Leberopal, Knolfenftein, eine Abände- 
rung des Halbopals, bei. zu Menil-Montant 
bei Paris. 

Menin, ın. fr. (fpr. m'näng; jpan. menino; port, 
menino, überh. ein Kind, vom gleich). I. minimi- 
nus, als Verkl. v. minimus, der kleinſte) ein Edel- 
knabe (Page) der mit einem Prinzen zufammen 
erzogen wird, PBrinzengefpiele; aud) Wenine, f. 
Geſellſchaftsdame einer Prinzeſſin. 

Meniux, f. gr. die Hirnhaut; pl. Meninges, die 
Hirnhäute; Meningitis, f. Heilk. Entzundung 
derHirnhaut; Meningophäfar, m. ein Hirnhaut— 
befhüger beim Schädelbohren; Meningorrhöa, 
f. Blutaustreten zwifchen den Hirnhäuten; Me— 
ningoſymphijſis, f. die Verwachſung der Schädel— 

Meniſcheſis, ſ. Menoſcheſis. [häute. 

Mienisfus, m. gr. (meniskos, Berfl.v.mene, Mond) 
ein Mondglas oder Mond, Mondlinfe, ein Glas, 
da3 auf der einen Seite erhaben und auf der an— 
dern hohl ger iien ist; auch ein yalbmondförmiger 
Kreisabſchnitt, Heilk. eine halbmondförmige Knor— 
pellage zwiſchen Gelenken. 

dennig, m. auch Mennige, f. (v.I.minium, Berg- 

zinnober, ein hiſpaniſches Wort, da die Römer 

allen Zinnober aus Spanien befamen; baSf. armı- 
ned) Bleizinnober, Brennendrot, rotes Bleioryd, 
als Farbeftoff benußt. 


= 


536 Mennonit 


Mennonit, m., pl. Mennoniten, Wiedertäufer, 
Taufgejinnte(Anabaptijten),einefchwärmeriiche 
riftliche Partei, deren Anhänger nur Erwachſene 
taufen, feinen Eid ſchwören und den Krieg verab- 
Scheuen, nach einem ihrer Lehrer, Menno Simo— 
nis, d.ti. Simons Sohn (geb. 1496 in Friesland), 
genannt, der ihren Aufruhr gegen die weltl.Obrig- 
feit im Jahr 1537 ftillte. 

meno, it. (I. minus) Tont. tweniger; meno forte, 
weniger ftarf; meno piano, weniger ſchwach 

Menologium, n. gr. (v. men, m. der Monat) ein 
Heiligenfalender, eine nad) den Monatstagen ges 
ordnete Heiligengeſchichte; Menopauſis, f. das 
Aufbören der monatlihen Reinigung; Mens 
Hlanie, f. die Berirrung od. Verſetzung derjelben; 
Mensrrhagie, f. der Mutterblutfluß, zu häufiger 
od. zu lange anhaltenderMonatfluß; Menorrhoe, 
f. die monatliche De Menoſchẽſis oder 
Meniicheiis, f. die Verhaltung der monatlichen 
Reinigung; Menoftafie oder Menoſtäſis, £. 
Stehenbleiben der monatlichen Reinigung. 

mens, f. (ci. mentis) I. der denfende eilt, Ber- 
itand, Sinn, Gejinnung; mens legis, f. I. Ripr. 
der Sinn eines Geſetzes; mens sana in corpöre 
sano, eine gelunde Seele in einem gefunden Kör— 
per; bona mente, in guter Gefinnung; mente 
captus, am Beritande gefangen, d. i. blödfinnig, 
mahnfinnig; sanae mentis, gejunden Beritandes; 
mentäl, nl. (mentälis) geiltig, innerlich; Mental: 
rejerdation — reservatio mentalis, |. d. 

mensay f. I. der Tifh; m. academica, Studenten- 
heim, -tiſch; m. ambulatoria, ein Wandeltiich, 
abmwechjelnder Freitiich, den ein Schüler heute in 
diejem, nıorgen in jenem Haufe hat; m. Domini, 
der Tiich des Herrn, Abendmahlstiſch, Altar; m. 
gratuita, ein Freitiſch; m. episcopalis, eig. der 
biſchöfliche Tifch, d. i. die unveräußerlichen Güter 
u. Einkünfte für die Tafel eines Biſchofs; amensa, 
vom Tiſch (z.B. geihieden); Mienfäle od. Mienfät, 
n. ml. ein Tiſchtuch, Handtuch; Menſälgüter, Za- 
felgüter, in geiitlihen Staaten Güter, deren Ein- 
fünfte zur Tafel des geiftlichen Itegenten verwen- 
det werden; Menfarius, m. I. ein Wechfler, Ban- 
fier; pl. Menſarii. 

mense, menses, |. mensis. 

Menſel, ſ. Menſul. 

Dienfindio, m. it. ehemal. Getreidemaß in Nizza 


—.ı N 

Meniion, f. I. (mensio, von metiri, mefjen) bie 
Meſſung. 

mensis, m. !. der Monat; höc mense, in dieſem 
Monate; hujus meusis, dieſes Monates; mense 
medio, in der Mitte des Monat3; ımenses, pl. 
auh = Menjtrua, ſ. d.; menses apostolici 
od. papäles, pl. apoſtoliſche oder päpitliche Mo- 
nate, in denen der Papſt nad) Übereinkunft mit 
Kaiſer Friedrich III. geiftliche Pfründen vergeben 
fonnte, näml. Januar, März, Mai, Zuli, Sep- 
tember u. November; m. capituläres od. episco- 
päles, Kapitel» oder Biihof-Monate wurden die 
übrigen —— in welchen den Kapiteln das 
Hecht zuſtand, geiſtliche Pfründen zu vergeben; 
wieninäl, monatlid. 

Meniola, f. it. Bauf. der Kragftein, Sparrfopf. 

Menftrnum,n.1.[.(v.menstrüus,a,um, monatlich, 
v. mensis, ſ. d.) das Monatliche, die monatlicje Zeit, 
weibliheReiniqung; gew. pl. Menſtrũa, auchmen⸗ 
568, pl. u. Menſtruation, f. Monatsfluß, = Ka— 
tamenien; menjtruäll.menstruäalis),‚monatlic); 
einen Donat lang; bef. zur monatlichen Reinigung 


Mennett 


gehörend,; Menftruältoftt, f. L.gr. ſchmerzhafter 
Durchbruch des Monatsflujies; menftruteren, (1. 
menstruäre),den Monatsfluß bekommen od.haben: 
Menftrüum, n. 2. ml. Scheidek, ein flüffiges Auf- 
löſungsmittel (Ertraftivum), das man früher 
oft einen Monat lang wirken ließ; menstruns: 
universäle, = Univerfal-Meoizin. 

Meénſul, auch Menſel, £. . mensüla praetoriäne 
(v. mensüla, Tischen, Verfl. v. mensa), der Mef- 
tiſch, beim Feldmeſſen; Menſelblatt, n. Meßtiſch⸗ 
anfnahme; Karte, die eine genau ausgemeſſene Auf— 

nahme eines Grundſtücks oder Gebietes enthält. 

Mienfür, f. (.(mensüra, von metiri, mensug, mei» 
jen) das Maß, das Größenverhältnis; bei. Tonk. 
Das Tonmaß, die richtige Einteilung des Griffbretts 
bei Saiten-njtrumenten; das Zeitmaß, der abge» 
mefjene Tongang; bei Bildhauern: ein vierediger 
abgeteilter Rahmen, von welchem Bleigewichte ar 
Schnüren herabhängen, um die Entfernungen an 
einer Bildfäule zu meſſen; bei Zweikämpfen die 
abgemeſſene — zwiſchen den Kämpfenden; 
auch für Zweikampf ſelbſt gebraucht; ad mensü- 
ram, nad) dem Make und Gewicht; menſuräl, (I. 
mensurälis), zum Meſſen gehörig oder dienend; 
Meniuräl-Muiit, ehemals Mufit mit genau be- 
ſtimmtem Zeitmaß oder ftrenger Taftbewegung, 
3. U.von Choralmufit; menfurteren (. men- 
suräre), mejjen, abmefjen: die Orgelpfeifen nad 
ihrer Tonartzufchneiden; menjuräbel ipätl.men- 
surabilis), ermeßlich, meßbar; Menfurabilität. 
f. nl. die Mebbarkeit; Menſuration, f. {. (mer- 
suratio) die Meflung, das Mejien; Menfurätum, 
n. das Ausgemefjene, Abgemejjene. 

Wentägre, f. [.-gr. (v. I. mentum, das Kinn) Heilk. 
die Kinnflechte. 

nteutäf 1. mente captus, f. unter mens. 

mental 2., 3.8. Mental-Arterien ze. (vom J. 
mentum, da3 Linn) zum Kinn gehörig. 

mentha oder menta, £. l. (gr. mintha, minthe) die 
Minze, eine Pilanzengattung, wozu die Kraufe- 
minze (m. crispa), die Pfefferminze (m. piperita) 
zc. gehören; daher Menthol, n. (ol ala Abfür- 

ung für lat. ol&um, Ol), ein Heilmittel gegen 
Kopfweh, Katarrh ufw., 3.8. der Menthol- od. 
Migräneftift, Mentholpaitillen uſw. 

Mention, £. I. (mentio) Erwähnung, Meldung, An- 
zeige; mentionieren, nl. (fr. mentionner) ermäh- 
nen, gedenfen, erinnern: mentioniert, erwähnt, 
gemeldet. 

Mentor, m. gr. Name des vertrauten Freundes des 
Ulyſſes u. Lehrer des Telemad); daher überhaupt 
ein Führer, Ratgeber, Hofmeilter eine3 jungen 
Menſchen. 

mentüla, f. l das männliche Glied; Mentulägra, 
{. (.gr. = Priapismus. 

Wenn, 1.1. Manu, 2. f. den folg. Artikel 

menue dépense, f. fr. (Ipr. menüdepängß'; von 
menu = |. minütus, flein, eig. Bartiz. v.minuere, 
vermindern) Kleine Ausgabe; menu peuple. m. 
(fpr. — pöp’i), gemeine Volk; menus plaisirs, 
pl. (ipr. — pläfır) Kleine Bergnügungen und die 
Ausgaben dafür; Tajchengelp; ber die — 
der franz. Könige; das Menu, der — lit. 
minuta); bef. die Speiſekarte. Tiſchkarte Tafelkarte 
(menu d’un repas); Menũaille, f. (pr. menüdi) 
feine Münze, Scheidemünge; leinigkeiten. 

Menuäett, k. od.n. eig.m.fr. (v.l.minũtus, fr.menu, 
klein, wegen der kleinen Tanzſchritte) ein urſprüngl. 
franz. Tanz von langſamer, abgemeſſener, feierlicher 
Bewegung, Prunftanz; auch ein zur Begleitung 


Menntjerie 


dieſes Tanzes beftimmtes oder geeignetes Tonftüd; 

Mienuettpas, m. fr. der Menuettjchritt. 
Menuiſerie, f. fr. (fpr. menüiſ'rih; v. menuiser, 

tifchlern, menuisier, ein Tifchler; altfr. menuisier, 


menuiser, flein machen, zerichneiden, prov. menu- 


zar, it. minuzzare, I. gleich). minutiäre, v. minü- 
tus, Fein) Schreiner- Arbeit. 

Menyänthes, m. gr. (menanthos) der Bitterflee, 
Sumpfklee. 

Menzille, f. arab. = Manzel, f. d. 

meo vote, f. unter Votum. 

Meyphiſtophẽeles, auch abgek. Mephiſto, m. (bei 
altengl. Dihtern Mephoftophilus, wahrſch. 
übel gebildet aus gr. m&, nicht, phös, Sen. phötös, 
das Kicht, und philos, liebend; alfo der das Licht 
nicht Liebende, der Lichticheue, der das Dunkle und 
Unbeimliche Liebende) der böje Feind, Teufel. 

Mephitis, £. I. jchädliche Ausdünſtung, Stid- oder 
Stiniluft, durch Kohlenſäure 2c. verunreinigteRuft, 
auch: mephitiſche Luft; Fabell. die Göttin des 
Geſtanks, die gegen jchädlihe Ausdünftungen 
ſchützte; mephitiſch (l.mephiticus), verpeitend, er» 
ſtickend (f. aud) Gas); mephitiſieren, barb.el. (fr. 
me£phitiser) verpejten; Mephitismus, m. nl. die 
Erſtickungskraft od. Stickkraft. 

Menris, m. fr. (ſpr. —prih; v. mé-, ſ. d. u. prix, 
l. pretium, Preis, Wert; mépriser, verachten) die 
Mißachtung, Geringihägung; meprifäble, ver 
ächtlich; meprifänt, verachtend. 

Mieprife, k. fr. (v. m&-prendre, wörtl. mignehmen, 
vergreifen) ein Mißgriff, Irrtum, Verſehen. 

Meratrophie, j. Melatrophie. 

mercedes pupillörum, pl. [. (v. merces, f. Gen. 
merce&dis, Lohn) Ripr. Erziebungsfoften für Mün— 
del oder Unmündige; mercenär, fr. (mercenaire, 
jpr. mer; —, vom I. mercenärius) eigennüßig,feil; 
ein Mercenär, ein Söldner, Mietling. 

Merecedonius, m. l. ein röm. Schaltmonat von 22 
od. 21 Tagen zur Ausgleihung des Mond- und 
Sonnenjahrs. 

Merceria, £.it , Schnitt-, Kram⸗, Kurzwarenhandel; 
Name einer Straße in Venedig. 

Miercerie, f. fr. (fpr. merßerih; v. I. merx, Gen, 
mercis, Ware) Kramhandel. 

merci, fr. (ſpr. merßih; v. l. merces, Lohn) Dank, 
habt Dant. 

merde d’oiey f. fr. ({pr. — dod; vom I. merda, Un- 
rat od. Kot des Leibes) eig. Gänſekot; grüngelb, 
eine Modefarbe; merdss, Eotig. 

Mere, f. fr. (jpr. mähr) die Mutter. 

Mereau, m. fr. (ipr. — roh) Münzk. ein Kirchen» 
zeihen, Marke fiir die Dombherren. 

Merzemphräris, f. gr. (v. möros, Teil, u. Em- 
phraris,.d.)teilweile Berftopfung od. Überfüllung. 

Merende, f. I. das Nachmittagsbrot, Veſperbrot. 

Meretrig, f. I. (v. mereri, verdienen) eine fäuf- 
liche Dirne; meretrizieren, buhlen; meretriziſch 
(l. meretricius), Buhldirnen eigen, buhleriſch. 

meridies, m. l. (aus medidies, d. i. mediug dies, 
entit.) Mittag; ante meridiem, vormittags; Mes 
ridtän, m. (l. meridiänus, sc. circulus) ein Wit» 
tagskreis, jede an der Himmel3- und Erdfugel ges 
dachte, den Üquator und die beiden Pole durch. 
ichneidende Kreislinie, in weldher die Sonne für 
jeden darin liegenden Ort der Erde mittagd um 
12 Uhr jteht; auch uneig. die Höhe, der Böchite 
Grad, Gipfel; Meridiangrade, Breitengrade; 
meridionäfl (ipät!. meridionälis), mittäglic), ſüd⸗ 
ld; Meridionalttät, f. nl. die Mittäglichkeit, 
mittägliche oder jüdliche Lage oder Richtung. 


Merkurius 537 


Meridröſis, f. gt. (von méros, Teil, und Hidroſis, 
f. d.) Heilf. teilweife3 od. örtliches Schwißen; mes 
ridrotiſch, an einzelnen Stellen ſchwitzend. 

Merimmophrontift, m. gr. (von mérimna, Sorge, 
u. phrontizein, nachdenken), od. Merimnoſophift, 
m.(d. sophizein, erjinnen) ein ängjtlicher Grübler. 

Merindäd, f. ſpan. (mi.merinia, f. majorinia; val. 
Merino) die Gerichtöbarkeit, der Landgerichtsbezirk 
in jpanifchen Provinzen. ' 

Meringue, f., pl. Meringues, f. (pr. merängg’; 
vgl.mi.meringa, = I. merenda, Nachmittagsbrot, 
alfo wahrfch. eig. mas man zum Nachmittagsbrote 
ißt) Meringel, mitSchaum gefülltes Zudergebäd, 
in Deutichland gew. Baijer genannt, Schaunt- 

uder; Meringue à la creme, Meringel mit 
chlagfahne. 

Merino- Wolle, die beite ſpaniſche Schafwolle von 
den Merinos, der edeljten Art fpan. Schafe (ſpan. 
merino, ein Bezirfsrichter, Aufjeher über die wart- 
dernde Schafherde, feinwolliges Wanderfchaf, fein- 
wollig, vd. ml. merinus, entit. aus majorinus, d. i. 
major villae, = fr. maire); Merinos, pl. auch 
aus diefer Wolle verfertigte Zeuge. 

Merisma, n. gr. (m6risma, v. merizein, teilen) das 
Abgeteilte, der Teil, Anteil; Merismos, ın. die 
Einteilung, Berteilung eines Satzes bei der Dis— 
pofition; Meriftein, n. gr. Teilungs- oder Bil— 
dungsgewebe bei den Pflanzen, das einer fortge> 
jeßten Zellteilung unterworfen ift, durch die immer 
wieder neue Gewebe entiteheıt. 

meritum, n. I. (v. meröri, verdienen), fr. Merite, 
n. das Berdienit; pl. Meriten, Verdienjte; pour 
le mörite, fr ‘fpr. pur l’ merit’) für das Ver— 
dienft; ein fo benannter Orden: VBerdienit-Orden; 
bene meritus, m.!. ein Wohlverdienter, verdienft- 
voller Dann; meritieren (fr. meriter), verdienen, 
wert od. würdig fein; fich verdient machen; mert— 
töriſch (v. I. meritorius), verdienftlih; aud: in 
die Sache felbit eingehend, die Sache ſelbſt (die me- 
rita causae) betreffend. 

mertantil od. mertantififch, nl. (mercantilis, fr. 
mercantile), auc) meriatöriich, I. (mercatorius, 
v. mercätor, der Kaufmann, mercäri, handeln, d. 
merx, die Ware) faufınännijch, zum Handel ge- 
börig; das Merkantil-Weſen, der Handel u. Ver- 
tehr, die Handelsgeſchäfte mit ihren Gebräuden, 
Sejegen und Eigentümlichkeiten; das M.⸗-Syſtem, 
der Xehrbegriff in der Staatswirtichaft nad) wel— 
chem Gewerbe und Handel mit Vernachläſſigung 
der Landwirtſchaft begünstigt werden, u. der Neich- 
tum eines Volks in der möglichſt großen Mafje 
von Gold und Silber befteht; entg. phyſiokra— 
tiſches Syſtem; Werkantiliften, pl. die Ans» 
hänger diefes Syitens; Mertatür, f. (l. merca- 
türa) der Kaufhandel, Bertrieb der Waren; Mers 
fanzei, f. (0. ml. mercantia) ehem. für Hanvels- 
Speiulation, unredlicher Vorteil, Wucher. 

Merturins oder Merfür, m. 1. 1. Fabell. = gr. 
Hermes, der Sohn des Jupiter und der Maja, 
der Götterbote, Handeld- oder Kaufgott, überh. 
da3 Sinnbild de3 Friedens, der Klugheit und Be- 
redſamkeit, Lift u. Behendigfeit od. Flüchtigfeit, 
der Handelichaft, aber auch der Betrügerei und 
Dieberei; 2. der Planet, welcher der Sonne am 
nächften fteht; 3. Scheidef. dad Queckſilber; mer- 
eurius cosmeticus, weißer Quedjilber-Wieder- 


ſchlag als Schminte; m. duleis, verfühtes Queck— 


jilber, = Raiomel, f. d.; m. sublimätus cor- 
rosivus,a.HAgfublimätod.ägendesQued- 
jilberfublimät, Quedfilberchlorid; m. vivus, 


538 Merlan 


flüſſiges Queckſilber; merkuriäl ([. mercuriälis) 
od. merkuriãlis, den Merkur betreffend ꝛc.: queck— 
ſilberhaltig, von Queckſilber, z. B Merkurtiäls 
mittel oder Merkurialien, Merkurialpillen, 
Queckſilbermittel 2c.; Mercuriäles (viri), Männer, 
deren Schuggott Merkur ift: die Gelehrten u. Dich— 
ter; auch die Kaufleute; Merfurtdie, f. fr. ehem. 
die Berfammlung der franz. Parlamente am eriten 
Mittwoch (dies Mercurii) nad) den großen Ferien; 
die an diefem Tage gehaltenen Reden hießen Mer— 
furialien, in welchen die Mißbräuche und Unges 
hörigkeiten bei der ®erichtsverwaltung zur Sprache 
famen; daher Merkuriale, auch ein Verweis; 
Merkurialismus, m. nl. od. Merkuriälsftrant- 
beit, die Duediilber- Krankheit, langſame Bergif- 
tung durch den Gebraud von Duedjilber; mer— 
furifigteren, nl. verquedfilbern, in Queckſilber 
verwandeln; Merkurifikation, £. die Berquidung 
od. Verbindung mit Quediilber; auch Ausziehung 
der Metalle durch Duedfilber. 

Merlan, m. fr. (pr. —ldng) = Gadde, ſ. d. 

Merlin, m. ein berühmter fabelhafter Zauberer, 
angeblich der Sohn eines Damon und der Tochter 
eines Königs von England, Genoffe der Tafelrunde 
des Königs Artus im 6. Jahrhundert. 

Merlon, m. fr. (fpr. merlöng; it. merlo, merla, v. 
l. mirüla, f. minüla, Verkl. v. mina, Mauerſpitze) 
Krk. eine Zinne, Wallzeile; Schartenzeile, das Stüd 
der Bruſtwehr zwiſchen zwei Schießjcharten. 

Merluſchki, pl. vuff. (von merlüschka, Verkl. von 
merlücha, Lämmerfell mit der Wolle) Felle von 
jungen Lämmern, bef. aus der Krim, daher aud) 
Krimer genannt, = Baranken. 

Merobalnkum, n. l.gr. (v. gr. meros, Teil, Glied, 
u. d. l. balneum, ſ. d.) Heilf. ein Gliedbad. 

— f. gr. (v. mörös, Schenkel) der Schenkel— 

ruch. 

Meropie, f. gr. (von méros, Teil, u. Ops, Geſicht) 
Heilk. teilweife Berdunfelung des Geſichts. 

Mörowinger, pl. das ältefte Königsgefchlecht im 
alten fränkiſchen Reiche von 486—752, vor den 
Karolingern, nad) jeinem Stammovater Merowig, 
Merwig od. Meroväus benannt. 

Meriawtichif, m. ruſſ. im Volksmund das beim 
Berfauf von Branntwein zuläfiige Mindeſtmaß = 
Yo WVedro,.d. 

Mierülg, f. l. die Amſel; auch ein Orgelzug. 

merum (sc. vinum), n. l. (von merus, a, um, rein, 
unvermijcht) unvermijchter Wein; merum jus, n. 
l. eig. ein lauteres Recht, ein ausdrüdliches, gejeb- 
liches Recht; mero jure, Rſpr. nad) lauteren, 
reinem Rechte. 

Merveille, m. fr. (fpr. merivej’; v. I. mirabilia, pl. 
von mirabile [j. mirabilis]; altit. mirabiglia, jeßt 
meraviglia,maraviglia) das Wunder, Wunderwerk; 
à merveille, vortrefflich, wunderjchön; merbeils 
leur (ipr. merwejöh), wunderbar, wunderſchön; 
Bezeihnung eines Seidenftoffes; Merveillense, f. 
weibliche Tracht aus der Zeit der franzöfifchen Re— 
volution (der griechiſchen Tracht nachgebildet oder 
mit großem baufchigem Rod; entjpredyend den In- 
eroyables der Männer, d. i. der Tracht mit dem 

rogfrempigen dreiedigen Hut), 
erycismus, m. gr. (merykismös, v. merykizein, 
wiederfäuen) das Wiederfäuen. 

Wein, f. jpan. (v. I. mensa) eig. der Tifch, die Tafel; 
in Südamerifa ein langgedehnter dachförmig ab» 
fallender Bergrüden der Andeskette. 

mesalliieren, ſich —, fr. (mösallier; vgl. me, m&s-, 
u. alliieren) ſich nicht feinem Stande gemäß ver- 


Meß 


heiraten, eine Mißheirat ſchließen; Mesalliance, 

f. (ſpr. mejalljängß’) eine Mißheirat, Mißverbin— 

Be Verbindung zwifchen Berfonen fehr 

ungleichen Standeg. 

Mesanentüre, f. fr.(Ipr. —wangtühr'; vgl. Aven— 
türe) ein Mißgeſchick, Unfall. 

meihdnt, |. mehant. 

meſchugge (bebr. meschuggä), verrüdt. 

eſchwereh, m. arab. (von schära, beratichlagen) 

die Beratjchlagung, der Rat, Staatsrat bei den 
Moslemin. 


Mescolaͤnza, f. it. (von mescoläre, vermifchen, ml. 


nun vgl. melieren) ein Gemisch, Miſchmaſch, 
erlei. 
Miesdames, fr.j.unt. Madanıe; Mesdemoiſelles, 
f. unter Mademoijelle. 
Mesdſchid, |. Mofchee. | 
mese, m. it. (= I. mensis) der Monat; per mese, 
Kfſpr. für oder auf den Monat, monatlid; mese 
cadente, j. cadente. 
Meſembrianthemum, n. gr. (v. mesämbria, Mit- 
tag, entit. aus mesos, mitten, und hẽméra, Tag) 
eig. Mittagsblume, die Zaferblume, ein Zierges 
wächs von mehr al3 100 verjchiedenen Arten tır 
Südafrika. } E 
Mesentendü, n. (ſpr. mejangtandü) unfranz. für 
Malentendü, f.d. | 
Meefenterium, n. gr. (mesenterion, v. mésos, ntit- 
ten, u. Enteron, Eingemweide) da3 Gekröfe; mefen= 
teriäl, nl.od. mejenterifch, zum Gefröje gehörig; 
Meſenteritis, f. Gefrösentzündung. 
Mesintelligence, f. fr. (pr. meſängtelliſchängß'; 
vgl. Sutelligenz) ein Mikverjtändnis. 
Meslis, pl. franzöfifche Tücher aus Hanfjegeltud). 
Mesmerismus, m. die magnetijche Heilart und 
Lehre des Dr. Mesmer (ft. 1815), — tierischer 
Magnetismus, ].d. a 
Mesiter, m. [. (v. mansionarius, d. i. Hausmeifter, 
v. mansio, Wohnung) Kirchner, Küfter. 
Meſocephälum, n. ar. (von mésos, &, on, mitten) 
das Mittelgehirn; Meſocephalitis, f. Heilk. die 
Entzindung des Mittelgehirns; Meſochöros, m. 
mer in der Mitte de3 Chores Iteht, der Chorführer, 
Borfteher; Meſodme, k. — Mediaſtinum; Mes 
ſödos, f. Zwiſchengeſang, pl. Meſoden; Meſo⸗— 
kranium, n. der Scheitel; Meſolabium, n. ein 
Werkzeug, um mittlere Broportional-Linien zwi⸗ 
ſchen zmwei gegebenen zu finden; Meſolith, m. 
wörtl. Mitteljtein, eine Art Zeolith, |. d.; Meſo— 
nyftifon, n. ein Mitternachtgefang; mejopotd- 
isch, zwischen zwei Flüffen liegend; daher Meſo⸗ 
otamien, das Land zwiſchen Euphrat u. Zigris; 
cjoftylon, n. der Raum zwifchen zwei Säulen; 
Mejoryp, m. Nadel-, Faſer⸗ oder Strahlzeolith, 
eine Steinart = Natrolith; mejozötfch, in der 
Gebirgskunde: Tierreite enthaltend, welche den 
Übergang zu jegt noch lebenden Tieren bilden (in 
der Mitte zw. paläozoifch und känozoiſchß 
meſozoiſche Formationen, pl. = ſekundäre F. 
(Trias, Jura und Kreide). 
mesquin, fr. (pr. mesfäng oder meskihn; it. me- 
schino, ſpan. mezquino; vom arab. meskin, von 
sakana, ruhig, arm, unglücklich fein) armſelig, er- 
bärmlich, karg, knauſerig; in den ſchönen Künften 
dürftig, kärgüch, mager, geichmadlos, kleinlich; 
Mesquinerie, f. Knauſerei; Kleinlichteit. 
Mieira, f. arab. (v. sraj, bei Nacht reifen) die nächt⸗ 
liche Himmelsreife Mohammeds. 
Mei, n., auch f. engl. (v. altfr. mes, jetzt mets, Ge⸗ 
richi, Speife, it. megso, v. I. missum, das Aufge— 


messa di voce® 


tragene) eine Tifchgejellichaft, eine Anzahl Zu— 
fanıntenefjender, bei. der gemeinſchaftliche Mittags— 
tiſch der engliſchenOffiziere ſowie derSchiffsoffiziere. 

messa di voce, it. (jpr. — woͤhtſche; eig. das Setzen, 
von méttere, fegen) Tonk. Mittelſtimme, allmäh— 
liches Anſchwellen der Stimme, zunehmend und 
wieder abnehmend. 

Meſſage, k., r. n. fr. (ſpr. —ßähſch'; vom ml. mes- 
sagium, missagium, missaticum, vom l. mittere, 
jenden) die Sendung, Botichaft; Meifaner,m.(ipr. 
—ſcheh) ein Bote; auch Vorbote; Meſſagerie, f. 
(fpr. —ſch'rih) dag Botenamt; dag Botenhaus, die 
Botenmeifterei: der Botenwagen; auch eine Brival- 
Anſtalt zur Beförderung von Reiſenden durch Eil— 
wagen in Frankreich und Belgien. 

Meſſaliäner, ſyr. (v. zala, beten, hald. zelä, arab. 
sallä) eine in Mefopotamien entitandene ſchwär— 
merijch-pietiftifche Sekte feit dem 4. Jahrh., aud): 
Euchéten genannt, f.d. 

Meſſalinga vd. Meſſaline, f. die wegen ihrer Aus» 
jhweifung berüchtigte dritte Gemahlin des alt- 
römischen Kaiſers Claudius; daher überh. ein 

ge freches, wollüſtiges Weib. 

effapier, pl. l die Ureinwohner der kalabriſchen 
Halbinjel; meſſapiſch, diejelben betreffend. 

Meſſe, f. (fr. messe, it. messa, ſpan. misa, vom 
ipätl. missa, Entlaſſung = missio, entit. aus den 
Worten des Geiftlichen: ite, missa est, nänıl. 
ecclesia od. coucio, d.i. geht, die Berfammilun 
it entlajfen, womit der allgemeine Snttesieni! 
für Ze der nicht an dem Abendmahl teilnehmen 
wollte, beendigt war) 1. die neutejtamentl. litur- 
giihe Opferfeier, in feierlicherer Zorm Hochamt 
(missa solemnis) genannt; ein Hochamtsſtück, ein 
während der Mejje aufzuführendes geijtl. Ton- 
jti (in 6 Abteilungen: Kyrie, Gloria, Credo, 
Sanctus, Benedictus u. Agnus Dei); 2. j. v. w. 
Mei, .d.; 3. ein öffentlicher Verkauf von Le— 
bensmitteln und Waren, den der Zufluß von 
Menihen zu jener kirchl. Feier anfangs veran- 
faßte, eigentl. Hochamtsmarkt, Hochmarft oder 
Großmarkt; daher Meßgut, Meßwareꝛc; aud) 
ein Geſchenk von der Meile, Meßgeſchenk; Mei 
Bierant, ſ. Tierant; M.-Katalog, m. Ver— 
zeichnis der in jeder Büchermefje neu erjcheinen- 
den Bücher; Meiner = Messner, f.d. 

Dichte, f. enal. der Raum, in dem die Schiffsoffiziere 
ſpeiſen = Meß, ſ.d. 

Meſſeigneurs, pl. von Monjeigneur, ].d. 

Meſſenger, m. engl. (messenger, For. mefjendfcher) 
der Bote, Name vieler ee en 
Meiiengerboy, m. engl. Eilbote, Ausläufer, 
Laufburſche, Beitelljunge (jeit 1906 in Deutjd)- 
land üblich infolge der Begründung einer Geſell— 
ſchaft für Beſorgungen durch Boten in Berlin, 
die den Namen führte: The Berlin Messenger- 
Boy Company m.b.H., und ihre Boten mit der 
engliihen roten Uniform ausftattete, in anderen 
Städten wurde dann infolge des Widerſpruches 

egen dieſe Eugländerei die Bezeihnung „tote 

adler” gewählt, z. B.in Dresden, Münden uſw.); 
Meſſenger-Girl, n. engl. (fpr. —göhrl), weib- 
licher Eilbote, Ausläuferin. 

Meilias, m. hebr. (mäschiach, gejalbt, von mä- 
schäch, jalben) ein Gejalbter od. König; bei der 
von den Juden erwartete Erlöjer; Chriſtus; Meſ— 
fidde, f. der ln 
gedicht auf Ehriftus von Klopitod; meſſianiſch, 
was fi) auf den Meſſias bezieht oder von ihm 
berfommt; Meſſiauismus, m. die Würde des 


befanntes Helden— 


Metacarpium 539 
Meſſias, die Lehre von ihm; Meſſianität, f. das 
Sein und Wejen des Meffias. " 

Meſſidoͤr, m. fr. (v. I. messis, Ernte) der Ernte- 
monat, der 10. Monat im ehemal. neuen Kalender 
der franz. Republik, vom 19. Juni bis 18. Juli. 

Meſſieurs, 1. fr. pl. (pr. meßjö, pl. zu monsieur), 
meine Herren, die Herren; 2. engl. pl. (fpr. meß- 
jörf od. meſchjörſ; pl. zu Mr.), Herren, die Herren 
(gew. abgekürzt; Messrs.) nur vor Berfonennamen. 

Mefiire, m. fr. (it.messöre, = mio sire, mein Herr, 
vom altfr. sire, sendre, it. ser, sere, sire, Herr, 
v. l. senior, der ältere, gelehrtere) gnädiger Herr, 
ehem. Ehrentitel, jeßtdurh Monjeigneur erjebt. 

Meſſolaͤn, m. (entit. aus dem it. mezzolana, Halb- 
tolle, v. mezzo, l. medius, mitten, halb) ein Zeug 
aus Leinengarn und Schafivolle. 

Meſta, f. ſpan. (vom I. mixta, gemifcht) eine ver- 
Ihiedenen Eigentümern gehörende Herde Wander- 
: nl auch die jährl. Verſammlung der Schäferei- 

eſitzer. 

Meſtangs od. Muſtangs, pl.die halbwilden Pferde 
der Indianer in den nordamerikan. Prärien. 

Meitiz od. — m., pl. Meſtizen, ſpan. (me-- 
stizo, prov. u. altfr. mestis, neufr. metis, v. nl. 
mixtitius, dv. [. mixtus, gemiſcht) Mifchlinge von 
Weißen und Indianern in Amerika. 

mesto oder mest6so, it. (— |. moestus) Tonk. 
traurig, betrübt. 

Meſuũe, f. (nl. mesüa; nad) einem arab. Arzte Jod. 
Mejueh od. Mejuah im 8. Jahrh. benannt) der 
Eijenholgbaum in Oftindien. 

Meſumi, m. ein leichter, jehr feiner Mantel der 
Beduinen aus weißer Wolle. 

inejfüräßel, fr. (mesurable, vorn mesurer, mejjen) 
meßbar, zu meffen; Mefüres, pl. (ſpr. meführ') 
Mapregeln, Maßnahmen, Ausfunftsmittel, Bor- 
fehrungen. 

Meſñſa, f. hebr. (mözüzä, v. zuz, glänzen, herbor- 
tagen) der Tiirpfoften; das an den Türpfoſten 
jüdischer Wohnungen befeftigte, die 10 Gebote ent- 
baltende Gehäufe. 

Meszely, n. ein ehemaliges ungarishes Maß, ein 
Seidel — 0,423 ]. 

Met, f. engl. (Kurzwort für Metripolitan Railway, 
Stadtbahn) die Londoner Stadtbahn, Londoner 
unterirdifche Eifenbahn. 

Meta, f.1. 1. eine Spigjäufe, ein Zielfegel am Ende 
der Rennbahnen; daher überh. ein Ziel; 2. weibl. 
Name: abgef. f. Margarete, j.d. 

metä, f. it. (= fr. moitie, altfr. meited, vom l. 
medietas, v. medius, mittel) die Hälfte; a metä, 
Kfipr. zur Hälfte, auf gleichen Gewinn u. Berluft. 

metd—, oder vor Vokalen und dem h met—, gr. 
Vorwort in vielen Zufammenjegungen, bedeutet 
im allgem. mit, zwischen, nach, binzu, u. drückt bei. 
häufig einen Übergang od. eine Veränderung aus. 

Metabäjis, f. gr. (v. meta-bainein, übergehen) ein 
Übergang, bei. in der Redekunſt; auch in Kranf- 
heiten od. deren Anficht u. Beurteilung; desgl. die 
Abſchweifung, fehlerhafte Einmifhung des Un— 
twejentlichen und Fremdartigen im Beariffe. 

Metaböle od. Metabolie, f. u. Metabolismus. 
m. gr.(v. meta-bällein, d. i. eig. umwerfen Heilk. 
eine Umwandlung, Veränderung der Zeit, Luft od. 
Krankheit; auch eine Veränderung der Sitten 2c.; 
eine Berfeßung der Buchftaben; Nedek.eine Zujant- 
menjtellung von Gegenjägen in unıgefehrter Ord- 
nung; metaböltfch, umgeitaltend, verändernd. 

Metabutie, f. gr. (vgl. Bule) Willensänderung. 

Metacarpium, ſ. Metakarpium. 


540 Metacentrum 


Metackntrum, n. gr. der Punkt, At welchem bie 
Scwerlinie der von einem gedrehten ſchwimmen— 
den Körper verdrängten Flüſſigkeit die aller 
lihe Schwerlinie des ruhenden Körpers durd- 
jchneidet; befond. der Schwanffmittel)punft eines 
Schiffes; metacentriſches Mar, Schwankmaß. 

Metachorẽſis, f. gr. (von meta-chorein, weagehen) 
Heilf. Ort3veränderung, VBerjegung oder Wande- 
rung des Krankheitsſtoffes. 

Metahromatäpen, pl. gr. (v. metä, f. d., chroma, 
die Farbe, u. typos, Bild, Form, Abdrud) Sarben- 
bilder, welche mittel3 der Xithographie auf zube- 
reitete3 Papier gedrudt werden; Metachroͤma⸗ 
typie, f. farbiger Steindrud, die Übertragung far« 
biger Bilder, Abziehbilder, von zubereitetem Papier 
auf andere Stoffe. 

Metahronismus, m. gr. = Anachronismus. 

Metacinema 2c., |. Metafinema. 

Metadciia, f. it. Verkl. von metä, ſ. d.) ein halbes 
Map, ein Schoppen (von Flüfjigkeiten); ein altes 
Öetreidemaß in Florenz. 

Metageitnion, m. ein Sommermonat der Athener, 
Ende Auguſt und Anfang September. 

Metagenciis, f. gr. Naturk. der Geſchlechts- oder 
Genrnutionäfveihiei, wonach die Ahnlichkeit zwiſchen 
den Erzeugern und Nachkommen immer eine Ge- 
neration überjpringt; von Chamiſſo zuerſt bei den 
Sulpen entdedt. 

Metaplobulin,n. Form der Proteinkörper im Tier- 
reiche, d. i. der Eiweißſtoffe, die im tierischen Kör— 
ver enthalten find. 

Bretagnöftik, f. gr. = Metaphyſik. 

Metagogie, f. ar. (v. met-agögß, eig. Wegfüihrung, 
Berjegung, von met-ägein, hinüberführen) eine 
redneriiche Wiederholung derfelben Wörter. 

Metagrdimma,n. gr. (von meta-gräphein, nad)- 
od. umjchreiden) eine Nahichrift, Abichrift; Über— 
jegung; Metagrammatismus, m. Buchitaben- 
Veränderung od.-Umſchreibung; Metagramma= 
tif, f. (v. metä, nad), hinzu, dariiber hinaus, und 
Grammatif) Bhilofophie der Sprachlehre. 

Metairie, £. fr. (fpr. metärih; vom ınl. medietaria, 
Pachtung eines medietarius, der den Ertrag mit 
dem Srundherrn teilt, vom I.medius, mittel, halb) 
die Meierei, Holländerei. 

Metafarpinm, n. gr. (metakärpion, von karpös, 
Handmwurzel) die Bor- od. Mittelhand. 

Metakinẽma, n. od. Metafinejis, f. gr. (v. meta- 
kineın, umjtellen) die Umijtellung, Ort3verände- 
rung; Deilf. die Kranfheitsverfegung. 

DMietatondäli, pl. gr. (metaköndyloi, v. köndylos, 
—— die Teile zwiſchen den Fingerge— 
enken. 

Meratritit, f. gr. (vgl. Kritik) eine Nachbeurteilung, 
Beurteilung einer Beurteilung. 

Metalepiis od. Metalepfe, f. gr. (vgl. Lepſis) eine 
redneriſche Verwechſelung oder Bertaufhung des 
Borhergehenden mit dem Nachfolgenden, 3. B. 
Grab ftatt Tod. 

Metaͤll, n. (gr. metallon, l. metällum), pl. Metalle, 
jolche Grundſtoffe, die ſich durch Undurchſichtigkeit, 
eigentümlichen Glanz (Metallglanz) und gute 
Zeitungsfähigfeit für Wärme und Elektrizität aus— 
zeichnen; uneig. Metall der Stimme ıc., der 
helle Klang derjelben; metallen, aus Metall ver- 
fertigt; metallifch, Metall enthaltend, erzähnlich; 
wie Erz flingend. Metall-Wiohr, = moire me- 
tallique, ſ. d.; Metullettypographie, f. Hochätz⸗ 
verfahrenin Kupfer; metalliieriich (1.metallifer), 
metallerzeugend, metallreid); Metallifodinen, pl. 


Metamorphoſis 


nl. Erzgruben; Metallin, n. ein Stoff, der zum 
Einfchmieren von Majchinenteilen, namentlid; 
Bapfenlagern dient und aus Blei, Zink, Kohlen— 
ſtoff 2c. beiteht; Metalligues, pl. fr. (pr. —IiP) 
Scheine für Elingende Münze, Staatspapiere, die 
in Silbergeld (nicht in verzinit und 
eingelöjt werden jollen. 3. B. öfterreichiiche, ruf- 
jiihe 2c.; metallifieren, nl. (fr. metalliser) in 
Metall od. Erz verivandeln; feiter u. dauerhafter 
. machen; 3. B. Holz durch Anfüllung der Poren 
desjelben mit Eifenvitriol und Soda-Auflöfung; 
Metalliſation und Metalliiierung, f. die Ver- 
erzung, Erz-Öildung od. »Erzeugung: Metallo— 
chemie, f. gr. die Erzſcheidekunſt; Metulloch ro⸗ 
mie, f. die galvanifche Metallfärbung, Metallos 
Rrandie, f. gr. die Befchreibung der Metalle; auch 
etalldrud, die von Nik. Zach in München 1850 
erfundene Kunſt, Zeichnungen auf zubereiteten 
Detallplatten, wie Holzichnitte, erhaben darzu— 
ſtellen und abzudrucken; wetallographieren, 
dieje Runft üben; metallogräphiſch. zur Metall- 
beichreibung od. zur Metallgeichnung gehörig od. 
diejelbe betreffend; ſ. auch Stereotypie: MetalloTd, 
n. eig. ein metallähnlicher Körper; nad) Berze- 
lius: die nichtmetalliſchen Grundftoffe (Sauerſtoff, 
Waſſerſtoff 2c.); bei einigen Chemikern: die leichten 
Metalle; metalloidiſch, metallähnlich, metall— 
artig; Metallofe, k. Ertrankung der Lungen durch 
Metalitaub; Metalojtopte, f. Erforſchung und 
Unterfuhung von Yähmungen des Körpers oder 
eines Körpergliedes durch Metallplatten, die auf- 
gelegt werden; Wetallatechnif, f. Eiſenbaukunſt; 
Wretallotberapie, f. Metallheilkunft, d. i. die Hei- 
lung nervöſer Lähmungen durch Auflegen von 
Metallplatteı, von dem franzöſiſchen Arzte Burca 
entdedt; Metallornd, n. Metall mit Sauerftoff 
verbunden; Metallſeife, Seife, die mit Schlemm- 
freide vermijcht ı t und zum Reinigen der Metalle 
verwendet wird; Metailurgie, f. Metallbereitung, 
Erzfcheidefunft, Düttenfunde, die Lehre von dei 
Prozeſſen, durch welche die Metalle und gemilje 
Berge derjelben aus ihren Erzen dar- 
geitellt werden, bei. im Großen (in Hüttenwerfen); 
Metallũrg od. Metallurgiit, m. (gr. metallur- 
gös, Metall verarbeitend; vgl. Demiurg) ein Hüt- 
tenmann, Erzicheidefünitler; auch Bergwerks- od. 
Erzfundiger; metallürgiſch, hüttenkundlich 2c.; 
Metallzeit, £. das Zeitalter, in den die Menjchen 
ihre Werkzeuge aus Metall Heritellten und das auf 
die Steinzeit folgte. L 
Metalläge od. Metallaͤxis, f. gr. (von met-alläs- 
sein, umtaufchen) Veränderung, Verwechſelung, 


Bertaufchung. 
metalliferiſch, Metallifodinen, Metalligues, 
metalliſch, metalliiieven, Metallographie, 


Metalurgie ꝛe, ſ. Metall. 

Metamathematik, f. gr. (v. metä, nad), dazu, dar— 
iiber hinaus, und Mathematit) Philoſophie der 
Größenlehre. 

Wietamerie, f. gr. (v. metä u. méros, Teil, Glied) 
Scheidek. der Zuftand der metamerijchen Kör- 
per, d. 5. folcher, welche diefelben Elementarbe- 
itandteile zwar in gleicher Anzahl, aber in ver- 
jchiedener Berbindungsweife enthalten und daher 
beim BZufammentreffen mit gewiſſen Stoffen ver- 
jhieden zerlegt werden; verwandt mit: iſome— 
riihe K, ſ.d.; Metamören, pl. die einzelnen 
regelmäßig ——— liegenden Abſchnitte 
gegliederter Tiere. 

Metamorphöoſis od. Metamorphöſe, f. ci. (von 


Metanöologie 


weta-morphün, umgeſtalten, v. morphẽ, Geſtalt) 
die Umgeſtaltung, Umwandlung; metamorpho— 
ſieren (fr. metamorphoser), verwandeln, umge— 
jtalten, umfchaffen; metamorphötiſch, umgeital- 
tend, 3.8. met. Spiegel, welche die Beitalt des 
Hineinfehenden entitellen; Metamorphofie, lat. 
verwandelndes Sehen, ein Sehfehler, durch welchen 
Geſtalt und Größe der Öegenftände verändert er- 
fcheinen. 

Wetanöologie, f. gr. (von metanoia, Buße, Bekeh— 
rung) die Beiehrungslehre. 

Metdpher, f. gr. (metaphörä; von meta-pherein, 
übertragen) Redek. eig. Übertragung oder über- 
tragene Bedeutung eines Wortes, nach welcher es 
nicht im eigentlichen Sinne gebraudt wird, ein 
uneigentlicher oder bildlicher Ausdrud; metaphoͤ— 
riſch, uneigentlich, bildlich. 

Metaphräiis oder Metaphradie, f. gr. (von meta- 
phräzein, in andere Worte übertragen) eine wört— 
liche Überfegung, Umſchreibung; bej. Übertragung 
eines Gedichtöin ungebundene Rede ; Metaphrait, 
m. ein mwörtlicher Überfeger; Umjchreiber; meta— 

braftiich, wörtlich iiberfegend, umfchreibenp. 

etuphyfit, f. gr. (von metä, nad), dazu, Darüber 
hinaus, u. physikä, natürliche Dinge, vgl. Phyſik) 
die Wiſſenſchaft des Überfinnlichen, od. die Wifjen- 
fchaft von den legten Gründen unferer Erfenntnig 
der Dinge; Metaphüſiker, ın. der ſie veriteht, 
Uberfinnlichfeitsiehrer; metaphyſiſch, überſinn— 
lich; zur Metaphyſik gehörend; metaphyſiſcher 
Beweis vom Daſein Gottes, = ontologiſcher 
Beweis; metaphyſiſcher Grund, letzter Grund. 

Metaphüijſis, f. gr. (von meta-phyein, umwachſen) 
die Umwandlung. 

Dretaplasm(us), m. gr. (vgl. Plasma) die Umbil- 
dung. Veränderung, z. B. der Geſtalt eines Wor- 
te3; Sprachl. eine Kafusforn:, dieeinen ungebräuch- 
lichen Nominativ vorausicht; metapläͤſtiſch, um— 
bildend, zur Umbildung gehörig. 

Hetanodium, n. gr. (v. pus, Gen. podös, der Fuß) 
der Mittelfuß, das Fußblatt; aud) ein fheinbarer 
Abdrud von riefigen Menſchenfüßen in Stein. 

Dretapolitif, f. gr. (vgl. Politik) die reine philofo- 
phiſche Staatölehre. 

Metapiyhaiis, f. gr. = Metempſychoſis. 

Dretapteiis, f. ar. (v. meta-piptein, umfallen, um- 
Ichlagen) und Metaihematismus, m. gr. (vgl. 
Schema 2c.) Heilf. die Umgeitaltung, Ummwandlung 
einer Krankheit in eine andere. 

Wictarjiologie, f. gr. (von metärsios, hoch in der 

uft, v. metarsis, das Erheben, v. met-airein, er» 
heben, die Yufterjcheinungsiehre, Wifjenfchaft von 
den Veränderungen im Dunſtkreiſe der Erde, — 
Meteorologie. 

Metaihematismus, |. Metaptofis. 

Wetaffopie, f. gr. (von skopein, ſchauen) die Ge- 
danfen- oder Gemüts-Erſchauung. 

Metaſomatöſis od. Metaſomatöſe, f. gr.(v.söma, 
Leib) die Umtörperung, Bertaufchung des Körpers, 
Einwanderung in einen andern Leib. 

Metaſtäſis od. Metaſtaͤſe, f. gr. (vgl. Staſis) Heilk. 
der Übergang einer Krankheit aus einem Teile des 
Körpers in einenandern; metaſtätiſch, verändert, 
übergegangen. 

Metaſtroöphe, f. gr. (v. meta-str&phein, um⸗, weg⸗ 
wenden, vgl. Strophe) die Abwendung der Ges 
danfen von einer Sade. 

Metaſynkriſis, f. gr. (vgl. Synkriſis) Heilk. Ver- 


bejierung der Leibesbefchaffenheit dur; Heraus 


treibung ſchädlicher Feuchtigkeiten aus der Haut 


Meteor 541 


durch Blafenpflafter 2c.; metaſhnkritiſch, durch 
Austreibung umwandelnd oder verbeſſernd. 

Metataͤrſus, m. gr. (v. tarsös, ein Flechtwerk, um 
etwas darauf zu trodnen, eine breite Fläche, Fuß— 
ſohle, v.tersainein, tersesthai, trodnen)—=Meta- 
podium. 

Metatheiis od. Metathefe, f. gr. (vgl. Theſis) Ver- 
ſetzung, Umftellung. bei. Buchitabenverfe ung. 

Wietathöraz, m. gr. (j.meta u. Thörag) Binter- 
bruſt, der legte oder hinterſte Einfchnitt der Bruft 
der Inſekten. 

metatorinm (nämlich jus), n. I. (von metäri, einen 
Ort begrenzen, ein Lager abjteden) dag Einlage- 
rungsrecht. | 

Meterylogie, f. gr. (von metaxy, dazwiſchen) das 
Zwilchenreden, Einfchiebfel- oder Zwiſchenſätze— 
machen. 

Metazön, pl. gr. (von zöon, — Geſchöpf, 
Tier) Nachtiere, echte Tiere, die über den Protiſten 
oder Urtieren jtehen und aus deren in einer kern— 
haltigen Zelle bejtehendem Keime fich dann nad) 
und nad) die Gewebe de3 wirklichen Tierkörpers 
entwickeln. 

Metedoͤr, m., pl. —s, ſpan. (von meter, heimlich 
einführen) Schleichhändler, Schmuggler. 

Met-empſychõſis od. Metempfychöſe, f. gr. (von 
metä, ſ. di, u. empsychün, bejeelen, vgl. Pſyche) 
die Umfeelung oder Seelenwanderung, Berjegung 
der Seele aus einem Leibe in den andern, nad) der 
Lehre der Pythagoreer; Metempſychoſiten, pl. 
Anhänger der Zehre von der Seelenwanderung. 

Metzemntofe, f. gr. (von metä, und emptösis, das 
Hineinfallen; vgl. Btofis) die Au2- od. Weglaflung 
des Schalttages in 134 Sahren, nad) dem Grego— 
rianiſchen Kalender. 

Metenfomatöiis, f. gr. = Metafomatofi3. 

Meteör, n. (gr. meteöron, d. i. in der Luft befind- 
li, von metä, j. d., und eöra, das Schweben, für 
alöra, von aeirein, heben, und dies von aer, die 
Luft) eine ill alle Erfcheinungen 
im Dunſtkreiſe der Erde, bei. die feltneren, auf- 
fallenden; daher uneig. eine ungewöhnliche, wun— 
derähnliche Erfcheinung; Meteor-Eifen und M.⸗ 
Stein, j. Meteorit; M.-Stahl, mit Nidel ver- 
bundener Stahl; M.:Waffer, von oben kommen— 
des Waſſer, Negenmwafjer; Meteoration, f. das 
Verhalten des Wetters; Meteörik, £. die Luft— 
erfcheinungs- oder Witterungsfunde; metedriſch, 
auf Zuft- u. Witterungsveränderungen bezüglich, 
davon abhängig, z.B, meteorifche Pflanzen, 
die Sich hinſichtlich des Offnens und Schließen ihrer 
Blumen nad der Bejchaffenheit der Luft, dem 
Sonnenſcheinꝛc. richten; Meteorismus,m.überh. 
Erhebung; Heilk. die Bauchſchwellung (in Faul— 
fiebern), Blähſucht; Meteorit oder Meteorolith, 
Meteorſtein, m. Sternſchnuppenſtein, Luftſtein, 
aus der Luft herabgefallene ſteinartige od. metal— 
liſche Maſſen, entweder aus Verbindungenv. Kieſel— 
ſäure, Talkerde, Eiſenoxydul und einigen andern 
Stoffen beſtehend (Meteoriteine), od. faſt reines 
Eijen mit etwas Nidel enthaltend (Meteoreijen); 
—Aerolith; Meteorognoſie, f. wiſſenſchaftliche 
Wetterfunde; aud) Wetter- Borherfagung; Meteo 
rognöſt, m. ein Wetterverjtändiger, Meteoro⸗ 
gend, m. ein Weiter- od. Witterungsbeichreiber; 
MWitterungsanzeiger, ein Werkzeug, welches die 
Zuftveränderungen anzeigt; Meteorographie, f. 
die Wetterbeichreibung; metenrographiich, mitte» 
rungsbeſchreibend, die Quftveränderung anzeigend; 
Meteorolith, ın. f.o. Meteorit; Metcorolös, 


942 Meter 
m. ein Witterungsbeobadter; Meteorologie, f. 
die Lufterfcheinungsiehre, Wetterfunde; meteoro⸗ 
loͤgiſch, die Witterung od. Witterungslehre betref- 
fend, 3.8. meteorologifhe Beobadtungen, 
Wetterbeobachtungen; meteorologijhe Sta— 
tionen, Wetterbeobachtungsſtellen, an denen 
regelmäßig die Witterungserſcheinungen, z. B. 
Wärme, Feuchtigkeit, Niederſchläge, Luftdrück ꝛc. 
beobachtet und aufgezeichnet werden, Wetterämter, 
Wetterwarten; Meteoromant, m. ein Wetter- 
prophet; Meteoramantie, k. Vorausverkündigung 
der Witterung; Wahrfagung aus den Lufterſchei— 
nungen; Meteoronomie, f. die Wettergejeglchre, 
Lehre von den Witterungsgefegen; Meteorophij⸗ 
ten, pl. vermeintliche ———— Niederſchläge 
aus der Luft; Meteorofföp, n. ein Werkzeug, die 
Längen und Breiten der Orte auf der Erde zu be— 
ſtimmen; aud ein Wetterveränderungsanzeiger; 
Weetenroftopie, f. die Wetterjchau. 

Meter, n. (v. (. metrum, gr. metron, vgl. Netrum) 
od. fr. Metre (f. d.), ein Maß, der Stab, bildet die 
Grundlage des zuerſt in Frankreich und fpäter bei 
den meijten gebildeten Völkern eingeführten, auf 
Zehnteilung beruhenden Maß- u. Gewichtsſyſtems, 
welches auch kurz als dezimales oder metrifches 
bezeichnet wird. Das Meter it = ein Vierzig- 
millionftel des Erdmeridiand — 443,296 Barifer 
Linien = 3,1862 preuß. Fuß — 3,28088 engl. Fuß 
— 1,4994 od. 11/5 preuß. Ellen. — Bielfache des 
Nieter (m) find: Dekameter (v. gr deka, zehn) = 
10 m; Hektometer (v. gr. hekatön, hundert) = 
190 m; Kilometer (v. gr. chilia, taufend) — 
1000 m; Weyriameter (v. gr.myrioi,zehntaufend) 
10000 m; — Unterabteilungen des Meter: Dezi⸗— 
meter (v. I. decem, zehn) Yıo m; Zentimeter (v. 
[. centum, hundert) = Yıoo m; Millimeter (v. I. 
mille, taujend) = Yıoro m, Geſetzlich eingeführt 
find in Deutfhland nur: Kilometer, Defameter, 
Meter, Centimeter und Millimeter. — Meterfiles 
gramm, n. (ähnl. dem früheren Fußpfunde) Die 
Einheit bei Bezeichnung oder Berechnung der Ar- 
beitSleiftung von Maſchinen ꝛc., d. 1. die Kraft, 
welche in 1 Sekunde ein Gewihtvonikgumılm 
zu heben vermag; — metrifch (von Map und Ge- 
wicht), das Meter zur Einheit Habend, z. B. metri- 
ſches Syftem, ein metriſcher Zentner — 100 kg. 

Meterfi, pl. türk. (eig. meterisdschi ‚d. i. wer Lauf⸗ 
gräben macht od. verteidigt, d. meteris, Feſtungs-, 
Laufgraben) Krieger, deren Beſtimmung ift, ein 
Lager aufzujchlagen, die Zelte abzubrechen u. fort- 
zuſchaffen. 

Mit, m. (altd. mötu, engl. mead; vgl. das ſlav. 
ıned, lit. medus, Honig; ſanskr. mädhu, ſüß, 
Honig, gr.methy, Wein) Honigtranf, eingegorenes, 
beraufhende3 Getränk aus Honig, Waſſer, Ge- 
würz, Himbeeren uſw. 

Methän, n. Scheidek. der Methylwaſſerſtoff, das 
Gruben vd. Sumpfgas, aus 2 Atomen Kohlenftoff 
und 4 Atomen Waſſerſtoff beitehend. 

methemeriniich, gr. (v.metä, |. d., u.hemera, Tag) 
Heilf. täglich, täglid) vorfommend (vom Fieber). 

Methode, f. (gr. methödos, d. i. eig. das Nachgehen, 
Berfolgen, von metä, nad, u. hodös, der Gang, 
Ten; I. methödus) die Art und Weife, bei einer 
Sache zu verfahren, Berfahrungdart, bej. Lehrart, 
Lehr⸗ oder Bortragsmweife, Lehrgang; im Kegelip. 
ein Nichttreffer, wein die Kugel zwiſchen der Mittel- 
reihe und eine ver beiden nächſten Reihen Hindurd)- 
geht, ohne zu treffen; m. socratica, ſokratiſche 
d. i. entwicelnde Zehrart in Trage und Antwort; 





Metis 


Methoͤdit, f. (gr.methodike, se. téchnẽ, Kunſt) — 
Methodologtie; Methoͤdiker, m wer eine Lehr— 
weife 2c. jtreng befolgt; methoͤdiſch, nach gewiſſen 
Grundfägen geregelt, ordnungsmäßig, planmäßig, 
vorjchriftsmäßig; ſchnl⸗ oder lehrgerecht; Funit- 
mäßig, wiſſenſchaftlich Methodismug, m. ſtreng 
geregelte, kunſtmäßige Lehrweiſe; bei. die Lehre und 
Lebensweiſe der Methodiſten (f. u.i, ftreng kirch— 
liche, eifrige tätige Frömmigkeit; Methodiſt, m. 
überh. — Methodiker, bei. ein wilienichaftlicher, 
Funjtmäßig verfahrender Arzt; Methodtiten, pl. 
eine ſchwärmeriſche chriſtliche Sekte, bef. in Eng- 
land und Nordamerifa, un 1720 durh Sohn 
Wesley in Oxford geftiftet, jo genannt, weil man 
bon ihnen jagte, fie hätten eine neue Methode des 
chriſtlichen Lebens erfunden, in neuerer Zeit aud) 
in Frankreich und der Schweiz verbreitet; früher 
fatholifche Schriftfteller, welche im 17. Jahrh. den 
Streit mit den Broteftanten durch neue dialeftifche 
Methoden abzufürzen ſuchten; Methodologie, £. 
die Lehr- u. Lernanweiſung, Vortragsiehre; me— 
thodoloͤgiſch, lehrkundlich. 

Methoͤl, n. Scheidek. ein im Holzgeiſt (Xylit) enthal- 
tener öliger Stoff. 

Methuen-Vertrag, m. (pr. metthjusen—) der1704 
zwiſchen England u. Bortugal geſchloſſene Vertrag 
uber den Zoll portugiefiiher Weine und englifcher 
Tücher (nad) dem engl. Gefandten Methuen be- 
nannt). 

Methuſala, gew. Methuſalem, m. hebr. (eig. Mes 
thuſchelach, gr. Mathuſala, v.m’thü, Mann, u. 
schelach, Geſchoß) männlicher Name: Pfeil» vder 
Speer-Nann, im Ü. T. Name eines Mannes, wel- 
her nach 1. Mojes 5, 27 ein Alter von 969 Jahren 
erreichte, 

Methyl, n. gr. (v. metä u. hyle, Holz) Scheidek. die 
Srundlage (da3 Radikal) des Holzgeiftes u. feiner 
Verbindungen; Methylamin, n. ein farblojer, 
widerlich riechender Stoff, ver aus einer Verbin— 
dung von Ammoniak und Methyljodür beiteht; 
Meethylbenzof, n. Kohlenwafjeritoff im Stein- 
fohlenteeröl; Methylbichlorid, n.Berbindungdon 
Chlor mit Methyl, als Betäubungsmittel ge⸗ 
braucht; Methylkarbönſäure, Eſſigſäure; Me— 
thylchlorid, n. Verbindung von Chlor mit 
Methan (j. d.), dient zu Teerfarben, auch für 
Eismaſchinen u. a.; Methylalkohol, m. od. Mes 
thyloxudhydrat, n. Dolzgeüt, Holzalkohol; Me⸗ 
thylather, m. oder Methyloxyd,en Holzäther; 
Methyltaffeeſäure, f. aud Ferulaſäure od. Stinf- 
ajantjäure genannt, findet fich in dem Harziafte, 
der aus der Wurzel der Ferüla Nathex fommt: in 
der Asa foetida od.dem fogenannten Teufelgdred; 
Methylwaſſerſtoff, ſ. Methan. 

Methyologie, u. Methüſtit, f. ER (v.methy, Wein, 
methyein, trunten fein) die Zechkunſt, Trunken— 
——— methyoloͤgiſch u. methüſtiſch, zu ihr 
gehörig. { 

Metier, n. fr. (fpr. metjeh; altfr. mestier, prov. 
mestier, menestier, v.I.ministerium, Dienjt, Ver⸗ 
richtung; ml.auchf. Werkzeug, beſ. Webituhl, 1. das 
Handwerk, Gewerbe, der Beruf, Lebensart; daher 

ar metier, aus Beruf oder Berufspflicht; 2. ein 
Bertitubl, Geftell, worauf z. B. Band ꝛc. verfertigt 
wird; aud ein Stidrahmen. 

metifulös, [.(meticulösus, v. metus, Zucht) furcht⸗ 
—* ängftlih; Metikuloſität, f. nl. die Angit- 
lichkeit. 

— f. gr. Fabell. die Klugheit, Tochter des 
Ozeans und der Tethys und erite Gemahlin des 


2222 


Metis 


Zeus; Stern. ein Aiteroid, 1848 durch Graham 
entdedt. | 

Meͤtis, m. fr. (fpr. metih; fem. metisse), pl. Me— 
tifen, = Meitize, 1. d. 

Metöte oder Metoite, m., pl. Metöfen ꝛc. gr. 
(met-oikos) ein eingefefjener Fremdling, Schutz⸗ 
genofje, Beifafle. 

Metzonomafie, f. gr. (von met-onomäzein, um— 
nennen) die Nanıensveränderung oder Überjegung 
eines Eigennamens aus einer Sprade in die an— 
dere, 3. B. Melandhthon ftatt Schwarzerd, Sar- 
toriußs ftatt Schneider. 

Metonymie, f. gr. (met-onymia, von önyma, gew. 
oönoma, Name) Redek. die Umnennung, die Wort- 
vertaufhung, 3. B. graue Haare für Bohes Alter, 
Traube für Wein; metonhmiſch, namen» oder 
mworttaufchend, umnennend. 

Metöpon, n. gr. (von metä, f. d., u. öps, Gen. 
öpös, Geficht) die Stirn, Vorderſeite; Metöpe, pl. 
Metöpen, Bauf. Füllplatten, Zwiſchenfelder, vier 
edige Zwifchenräume zwijchen den Balkenköpfen u. 
Dreifchligen des —8 in der doriſchen Säulen— 
ordnung; Metopaͤntron, n. die Stirnhöhle; Me— 
topantralgie, f. Heilk. der Stirnhöhlenſchmerz; 
Metopantritis, f. Stirnhöhlenentzimdung; Me— 
topomantie, f. Gejicht3= oder eine: 
MWietopojföp, m. eig Stirnſchauer, gew. Phy— 
fiognom (f. d.), Geſichtsforſcher; Metupoffopie, 
f. die Gefichtsdeuterei, Wahrjagung od. Wahrjage- 
kunſt aus den Geſichtszügen. 

Metra, f. gr. (von meter, Mutter) Heilf. die Ge— 
bärmutter; Metralgie, f. Gebärmutterſchmerz; 
metraͤlgiſch, denſelben betreffend oder daran lei— 
dend; Metratonie, f. Gebärmutter-Erſchlaffung; 
Metremphyſema, n. Mutter-Windſucht; Me— 
trendhäte, pl. Einſpritzmittel, u. Metrenchijtes, 
m. Sprige für die Gebärmutter; Meetritis, f. 
Gebärmutter- Entzündung; Metromanie, f. = 

kymphomanie, ſ. d. (nicht zu verwechjeln mit 
Metromanie, abgeleitet v. metrum, ſ. d.); Me= 
tropolypus, m. der Mutterpolyp: Metroptö- 
fis, f. der Gebärmutter» Borfall; Metrorrhöe, 
f. der Mutterfluß, Ausflug von Blut, Schleim ıc. 
aus der Gebärmutter; Metroſköp, n. der Mutter- 
jpiegel, ein Werkzeug zur Unterjuchung der Gebär- 
mutter; Metroifopte, f. die Unterfuchung der 
— Metrotomie, f. Heilk. der Kaiſer— 

nitt. 

Metre, m. fr. (jpr. mät’r) die Grundlage des zuerft 
in Frankreich eingeführten zehnteiligen Maß- und 
Gewichtsſyſtems; die Ober- u. Unterabteilungen 
des Metre, j. unter Meter. 

Metretes, m. gr. ein Flüſſigkeitsmaß — 39,39 1; 
auf einen Metvete3 gingen 12 chüs (— 3,283 |) u. 
184 Kotylẽ (= 0,274 ]). 

Metrit, j. unter Metrum. 

Metriopathie, f. gr. (v. mötrios, das rechte Maß 
habend, v. metron, das Maß; vgl. Metrum) Mäpi- 
gung der Zeidenjchaften, Gemütsruhe. 

metriich, j- unter Meter u. Metrum. 

Metritis, Metromanie, |. unter Metra. — Mes 
trographit, Metrologie, Metrometer, Metro 
nom, j. unter Metrum. 

Metronymiton, n., pl. Metronymila, gr. (v. me- 
ter, Muͤtter u. önyma — 6noma, Name) Mutter- 
name, vom Namen der Mutter hergeleiteter Nanıe, 
J Patronymikon; metronimiſch, nach der 

utter Namen genannt. 

Metropölis oder Metropoͤle, f. gr. (von meter, 
Mutter,u.pölis, Stadt)eig.dieMutterjtadtin Riüc- 


Diezeline 543 


jicht auf die Tochterftädte oder Kolonien; Haupt— 
ſtadt; die Stadt, wo ein Metropolit, d. i. ein Bi- 
ſchof oder Erzbiichof der griech. Kirche, feinen Sit 
hat; metropulttän(ipätl.metropolitänus,a,um), 
— z. B. Metropolitän-Kirche, erz— 
biſchöfliche Mutter- oder Hauptkirche; Metropo⸗ 
litän, m. ein evangeliſcher Obergeiſtlicher od. Kir— 
chenaufjeher u. Pfarrer einer Hauptfirche. 

Metrobpolypus ꝛc. — Metrotomie, ſ. unt. Metra. 

Mietrum, n. I. (gr. mötron, v. d. Wz. met im lat. 
metiri, meſſen, ſanskr. mä) überh. das MaBß;, bei. 
Silbenmaß, Versmaß; Metrif, f. (gr. metrike,sc. 
techn, Runft) die Verskunft, Versmaßkunde, Lehre 
vom Versbau; Metrifer, m. ein des Versmaßes 
Kundiger; aud) ein in Verfen Dichtender; metriſch 
(gr. metrikös, 8, ön), nach dem Versbau richtig ab» 
gemeffen; in gebundener Nede; Metrograͤphik, f. 
die Kunst, Verſe nad) der Silbenmeßkunſt zu fchrei- 
ben; Metrologie, k. die Maßkunde; metroloͤgiſch, 
maßkundlich; Metromanie, f. die Versſucht, Reim⸗ 
ſucht (nicht zu verwechſeln mit Metromanie, her- 
geleitet von meter, Mutter, ſ. Metra); Metro— 
meter, Metronoͤm, m. der Taktmeſſer, ein Werk— 
zeug, wodurch dag Maß der Bewegung, welche ein 
Zonftüd haben foll, genau fejtgejtellt wird (erfun- 
den von Renaudin, vervollfommmet von Mälzl); 
Metrometer auch = Chronometer, f. d. 

Deriben, f. arab. (mesdschid, von sadschada, fich 
bien, anbeten) ein mohammedanijcher Tempel, 
DBethaus, = Moſchee. 

Mette, f. (altd. mettina, v.[. matutina, nänıl. hora, 
Morgenftunde, vgl. Matutine) fathol. Frühgottes- 
dienst, Frühpredigt; Gottesdienjt am Abend od. in 
der Nacht vor einem Feite, z. B. Chrijtmette. 

Metteur en pages, m. fr. (|pr. mettöhr ang pahſch'; 
v. mettre, Een, legen, en, in, u. page, die Seite) 
in den Druckereien der Seter, welcher die von 
den andern Sebern gefeßten Stüde in Kolumnen 
und Formen ordnet (umbridt), Kormbilder, Ein- 
richter. 

Metuſie, f. gr. (met-usia, d. i. eig. dag Mitſein) die 
Wefengemeinfchaft oder Vereinigung. 

Men, n. ein hinef. Feldmaß — 6,7335 a; vgl. Kling. 

Meuble, n. fr. (ipr. MöbT), pl. Meubles oder 
Möbel, pl. Möbel od. Mobilien, I. (v. I. mobile, 
etivag Bemwegliches, pl. mobilia, vgl. mobil) beweg— 
liches Gut, fahrende Dabe; Hausgerät; möblieren, 
mit Haudgerät verjehen; einrichten, ausrüjten; 
Menblement, j. Ameublement. 

meum et tuum, n. !. daS Mein und Dein; der 
Eigennutz. 

Weeurtriere, f. fr. (fpr. mörtriähr', von meurtrier, 
mörderijch, von meurtre, Mord, dv. got. maurthr, 
Mord) eine Schiehicharte. 

Meute, f. (fr. meute, eig. Jagdzug, v. ml. movita, 
Bewegung, d. gleich]. I. movitus f. motus, Bartiz. 
von movere, bewegen) eine Koppel Jagdhunde, un- 
gefähr 50 big 60 Stück. 

Mevente, £. fr. (fpr. mewangt’; von me—, miß —, 
und vente, Verkauf) Berfauf unter dem Werte, 
Berjchleuderung. 

Mexicaine, f. fr. (fpr. —fähn’; von mexicain, e, 
mexikaniſch) ein mollener Stoff; Merical, ſ. 
Pulque. 

Mezair, f. fr. (méêsair, mézair, ſpr. mefähr) die 
Halbſchule des Pferdes, eine halbeCourbette,ſ.d. 

Mezeline, f. (ſpr. meſelihn“, vom it. mezzo, halb) 

- franzöfische Leinwand, halb aus Wolle u. halb aus 
Seide, bei. zu Vorhängen, Überzügen ꝛc. 


544 Mezetene 


Mezetene, f. eine türk. Grenz-Warenabgabe (8 bis 
10 Prozent vom Werte betragend). 

Mezza-Lira, f. it. (von mezzo, mezza, halb, v. I. 
medius, mittel, halb) eine halbe Lire, eine frühere 
Rehnungsmünze im Kirchenjtaat, ungefähr — 
0,38 .4; a mezza voce (jpr. — wötiche), mit halber 
oder gedämpfter Stimme; mezzo forte, Tonf. 
mitteljtart; m. piäno, halb ſchwach; m. rili6vo, 

halb» oder fladh-erhaben; m. sopräno, die tiefe 
Oberjtimme, der tiefe Disfant; Meezzoterming, 
m. der Mittelweg; uneig. das Mittel zwiſchen zwei 
äußeriten Graden; Mezzatinta, f. oder Mezzo— 
tinto, m. Mal. die Mitelfarbe (die durch Über- 


gang einer Yarbe in eine andere fich bildet) halbe | 


oder gebrochene Farbe, auch lichte Schattierung; 
jchwarze Kunft bei Kupferitehern, Schabe-Manier; 
Wezzanine, f. (it. mezzanino, m.) Bauf. ein Halb- 
geſchöß, jedes niedrigereStocdmwerfzwifchen — 
(vgl. Entrejol); auch ein Halbfenſter, kleineres 
Fenſter zwiſchen dem größern; Mezzaroͤla, f. ein 
früheres Flüſſigkeitsmaß in Genua — 159 ]; 
Mezzeͤtta, f. ein früheres Getreidemaß in Toskana 
— 0,751 1; Mezzetto, m. ein ehemaliges toska— 
niſches Flüffigteitsmaß — 0,570 1. 

Mezzaro, m. it. ein Frauenſchleier in Genua. 

Weidm, ein Gold- und Silbergewicht in Hinter- 
Indien = 832 engl. Troygrän. 

Miaͤsma, n. gr. (v. miainein, färben, befleden) eig. 
Färbung, Verunreinigung; Anſteckungsſtoff, in der 
Luft verbreiteter Kranfheit3- od. Seuchenftoff, bös— 
artige Ausdünjtung; miasmaͤtiſch, jolden Stoff 
enthaltend oder dadurch entjtanden. 

Weichnel, m. bebr. (von mi, wer, ka, wie, &l, Gott) 
männl. Name: Wer ift wie Gott? gem. abgef. 
Michel, verädtl. f. einfältiger, plumper Menſch 
(wahrich. durch Bermengung des hebr. Namens 
mit dem got. mikils, mhd. michel, groß); daher: 
der beutiche Michel od. Better Michel, fcherz- 
hafte verächtliche Benennung des deutichen Volkes, 
um die Shwäden, Torheiten und Berfehrtheiten, 
bejonder3 die Langſamkeit, Schwerfälligfeit degjel- 
bei zu bezeichnen. 
dickmack, a.niederd. (fr.miemac) die Durchitecherei, 
Epigbüberei. 

mieroscoplum gc., |. Mikroſkop. 

Midas, m. ein phrygiſcher König, defien Ohren nad 
altgriech. Sage Apollo in Eſelsohren verwandelte, 
als er, bei einem tonkünſtleriſchen Wettſtreite des— 
ſelben mit dem Pan zum Schiedsrichter gewählt, 
dem letztern den Vorzug gab; daher überh. für 
Langohr, Eſel, reicher Dummkopf; nad) einer an- 
dern Sage ward ihm von Dionyſos der Wunſch 
gewährt, alles, was er berühre, in Gold zu ver— 
wandeln, bis er ſich zur Befreiung von dieſer 
läſtigen Wohltat im Baftolus badete, der ſeitdem 
Gold führte; Midasohren, — od. Eſelsohren; 
das Midasohr, Natürk. eine Art Rollen- oder 
Walzenſchnecke, und eine Art Ohrſchnecke. 

Midgärd, m. altnord. eig: midhgardhr, urfpr. ein 
eingehegter Bezirk) Fabell. die Erde, das bewohnte 
Land; Midgardichlange, f. das Meer. 

Midigipman, m. engl. (pr. —ſchippmänn), pl. 
Midigipmen,—Kadetten od. jüngjte See-Dffiziere 
auf den engl. Kriegsichiffen. 

Wiiemit, m. (jpr. mire—) ftengeliger Rautenfpat, 
Bitterjpat oder Bitterfalf, von Miemo im Tos— 
tanifchen. 

Miglidje, ın. it. (pr. milljdjo; v. I. milliarium, ein 
Zaufend, v. mille, taufend) ein ehemal. Handels- 
gewicht von 1000 Pfund, zu Venedig = 476,999 kg, 


Mikrocephalus 


in Toskana = 339,542 kg, auf den ioniſchen In— 
jeln = 1000 engl. Avoirdüpoispfund; aud) ein 
venezian. Olmaß = 6,316 hl; Miglie, f. (it. mig- 
lio, m.), pl. Miglien (fpr. miljen; d. i. eig. 1000 
Schritt), eine alte ital. Meile; auf der Iniel Sar- 
dinien ein Feldmaß, und zwar fir Weinland (m. 
di viti, für 1000 Weinjtöce) — 17,248 a, für Öl— 
Daumland (m. d’ulivi, fir 1000 Ölbäume — 
— 2. 
igma, n. gr. (v. mignynai, miſchen) Die Mifchung, 
das Gemiſch, — Mirtur. — ſchung 
mignard, fr. (ſpr. minidhr; ſ. Mignon) niedlich, 
zterlich; geziert; mignardteren (fpr. minjard—; 
fr. mignarder), verzärteln, verhäticheln; auch zu 
ſehr künſteln, verfünfteln; Mignardiſen, pl. Ber- 
zierungen; auch dazu dienende Ligen u. Gimpen, 
Häfelborte; Mignatur, |. Miniatur; mignon 
(jpr. minjdng), niedlich, artig, zart, allerliebit; als 
achwort: Mignon, m. (v.altho. minna, Minne, 
Liebe, minnön, minnen, lieben) Günftling, Lieb- 
ling, Mignonne, f. ein Lieben, Schägchen; 
Buchdr. Jungfernſchrift, die Eleinften franz. Druck⸗ 
buchſtaben; Mignonndttes, pl. eine Art jehr 
Ihmaler Zwirnſpitzen; aud) eine Art gemuiterter 
baummollener Halstiicher; kleine Brief-Oblaten; 
mignotieren (fr. mignoter), liebfojen. 

Migraine, f. fr. (fpr. migrähne; entit. aus dem 
aried) Hemifranita, ſ. d.) einjeitiges Kopfweh, 
Kopfgicht; aud) die beite Sorte Burgunderwein. 

migrieren, I. (migräre) wandern, ziehen; Migra⸗ 
tion,f.(migratio)die Auswanderung, Wanderung; 
der Zug wandernder Tiere, Def. der —— das 
fortwährende Streben einzelner Individuen, ſich 
vom Verbreitungsgebiete ihrer Stammart zu ent⸗ 
fernen, um für ſich und ihre Nachkommen beſſere 
Lebensbedingungen zu finden; migratärtich, nl. 
wandernd, ziehen. 

Migueliſten, pl. Anhänger des portugieſiſchen 
Kron- PBrätendenten Dom Miguel, und Gegner 
der Bedroiften, ſ. d. 

Mihmandar, |. Mehmendar. 

Mike, f. l. ein Krümchen, Körnchen; Naturk. der 
Glimmer, das Katzenſilber, Katzengold; Mikagra⸗ 
phie, f. logr. die Nachahmung der Glasmalerei 
durd) Auffleben farbig bedrudter Glimmerblätt- 
chen auf Glas. 

Mikado, m.d.i. Gebieter, früher das geijtliheOber- 
haupt des japan. Reich5 (neben dem Taikun als 
weltl.Herricher), jegt Alleinherricher, japan. Kaifer. 

Mika⸗Operation, f. eine Operation, die in einer 
Berlegung der Harnröhrenmündungnad) der Wur- 
zel des männlidyen Gliedes beiteht, un jo den Aus— 
tritt de8 Samens dorthin zu leiten u. Befruchtung 
zu vermeiden, nur in Auſtralien üblic). 

Mifation, f.nl.(v. l. micäre, jich zitternd Hin und 
her bewegen) Heilf. die Bewegung vd. Kreifung des 
Blutes im Körper. — 

mitrakuſtiſch (vgl. Mikroſkop), eigentl. auch das 
Kleine hörend, ſchallverſtärkend; ſo nennt man die 
Werkzeuge, die zur Verſtärkung des Gehörs durch 
Zuleitung des Schalles dienen. 

Mikrocephyälus, m. gr. (v. mikrös, A, On, klein) ein 
Kleintopf; Mikroͤben, pl. die Heinjten Lebeweſen, 
die niedrigften Wejen der organiſchen Welt; Mi— 
frochemie, f. hemijche Unteriuchung Eleiner oder 
feiner Gegenftände; Milrochronometer, n. ein 
Be] er zur Beitimmung jehr fleiner Zeiträume; 

ifroeleftromdter, n. od. Mikroefeftroftäp, n. 
f. Kondenjator; Mitrogalvanometer, n. ein 
von Marechaux erfundenes Werkzeug zur Be— 


Milrograpbie 


ohachtung der re ö bis zum 
$leiniten Grade; Mifrographie, f. die Beichrei- 
bung Kleiner, unter dem Vergrößerungsglafe be- 
obachteter Körper; Wiifrofardie, f. Kleinheit des 
Herzens; Mifrofärp, m. fleine Frucht, Schwamm, 
Rilz; Mitrokösmus, m. die Kleinwelt, Welt im 
Kleinen: der Menſch; mikrokoͤsmiſch, den Mikro» 
kosmus betreffend, Dazu gehörig; mikrokos— 
mifhesSalz(sal mierocosmicus), Harnſalz, aus 
Harn daritellbares phosphorfaures Natron Am- 
moniak; Mikrokosmologie, f. die Kleinweltlehre, 
Lehre vom Menschen, = Anthropologie; mi— 
frofriftalfinifch, aus Kleinen, nur durd) das Mi- 
kroſtop wahrnehmbaren Krijtallen zuſammenge— 
ſetzt; Mikrolepidoptera, p}. Klein-Schuppenflüg- 


fer, Kleinjchmetterlinge; Mikrolepidopterologie, 


f. die Lehre von denfelben; Mikrolegie, f. Klei- 
nigfeitsgeift; Weifrolög,m. einstleinigfeitsfrämer; 
mitroloͤgiſch, kleinlich, Keingeiftig; mifrologt- 
teren, fich mit geringfügigen Sachen bejcgäftigen; 
Nikromegas, m. ein Gernegroß, ein fleiner 
Menſch, der gern für groß gehalten fein will; tii= 
ie im Heinen; Mitrometer, n. ein 
Kleinmefjer, ein gewöhnlich bei Fern- und Ver- 
größerungzgläfern angebrachtes Werkzeug zur 
eſſung kleiner Größen od. Entfernungen; Mi— 
frometerschrande, eine Heine Schraube zur fein— 
sten Einftellung phyſikaliſcher und ——— 
Werkzeuge; Mikrometerzirkel, ein Zirkel, mit 
dem man auch die kleinſten Längenunterſchiede 
meſſen kann; Mikrometrie, f. die Kleinmeßkunſt; 
wmilvomer, Minerale, deren Zuſammenſetzung aus 
verjchiedenen Gemengteilen nur durch) dag Mikro— 
Hop erkennbar ift; mifromdtifch, Heinäugig; 
Mikromillimeter — 0,001 mm, bezeichnet durch u 
(bei mikroſkopiſchen Unterfuchungen angewendet); 
Pikroneiien,n. Rleininfelland, die nordmweftlichen 
auftraliihen Inſeln; Mikroorganismen, plur. 
Keinfte Lebeweſen; Mikroparaſiten, pl. niedere 
Schmarogerwejen; mikropetaͤliſch, Heinedfumen- 
Hlätter habend; Mikrophön, n. ein Schallver- 
ftärfer, von D. E. Hughes erfundener Apparat, 
um jehr zarte Töne od. Geräusche dem Ohre ver- 
nehmbar zu machen (verwandt dem jchon etwas 
früher von Dr.Lüdtge in Berlin erfund. Univer- 
‘al-Telephon), dient namentlich zur Schallverſtär— 
tung bei Telephonen; Mikrophonie, f. feine 
Stimme, Schwadjtimmigteit; mikrophöniſch, 
ſchwachſtimmig, feinftimmig; Mikrophotogra⸗ 
shie, f. Vergrößerungsphotograpyie; Mikro— 
sHthalmie, f. Eranthaftes Schiwinden des Aug— 
apfels; Mifrophthälmos, m, ein Rleinäugiger; 
mitrophthälmiſch, Fleinäugig; Mikrophüllon, 
2., pl. Mikrophijllen, kleinblättrige Gewächſe; 
seifrophhilifch, Heinblättrig; Mitropiycie, f. 
die Kleinmütigkeit, Verzagtheit; auch tleinliche 
Sefinnung; mikrobpſüchtſch, kleinmütig; kleinlich 
denkend, niedrig geſinnt; Mikroptẽra, pl. Klein— 
flügler unter den Inſekten; mikropteériſch, klein— 
Hügelig; Mikrorchis, m. Heilf. ein Kleinhodiger; 
mitkroſeismiſch, griech (von seismös, Erdbeben) 
von leichten Erderfchütterungen herrührend; folche 
anzeigend; leicht bebend, nur am Erdbebenmefjer 
Semerklih; Mikroſtöp, n. ein Werkzeug od. Glas, 
!leine Dinge groß zu jehen: ein Vergrößerungs- 
la3; microscopium simplex, n. gr.-l. ein ein- 
aches Vergrößerungsglas; m. compositum, ein 
zuſammengeſeßtes Bergrößerungsglas, das aus 
mehreren ! 
Sie, f. der Gebraud) des Vergrößerungsglaſes u. 
Hebrſes Fremdwörterbuch. 21. Auf. 


inſen zufammengejegt iſt; Mitrojfo= | 


Militär 545 


die Lehre davon; mikroſkoͤpiſch, durchs Vergrö— 
Berungsglas betrachtet ;nurdurchsBergrößerungs- 
glad wahrnehmbar (3. B. mifroffopiiche Tiere); 
mitroffopifhe Beobachtungen, Beobad)- 
tungen durchs Bergrößerungsglas; mikroſko— 
iſches PBräparat,n. ein Dünnſchliff, Dünn- 

chnitt, Heiner, bi zur Durchjichtigfeit gejchliffener 
oder fein gejchnittener Teil eines Gegenitandes, 
der auf ein Ölastäfelchen gebracht ift, um ihn der 
mifroffopiichen Unterfuchung zu unterwerfen; 
Mikroſomie, f. gr. (von söma, der Körper) die 
Smwerghaftigfeit, zwerghafte Körperbildung; Mi— 
kroſphrie, f. ſchwacher Pulsſchlag; Mikroſpo⸗ 
ven, die kleineren Sporen bei Gefäßkryptogamen 
mit dem männlichen Vorkeim; mikroſtoöͤmiſch, 
mit Heinem Munde verjehen; Mifrotaiimeter, 
m. (vom griech. täsis, Dehnung) eine Vorrichtung, 
um auch die kleinſte Ausdehnung eines Körpers 
infolge der Wärme, des Feuchtigfeitögehaltes der 
Luft ufw. nachzumeifen, von Edifon erfunden; 
Mikrotoͤm, nm gr. (v. tömnein, fchneiden) ein Ap- 
parat, um mifroffopijche Gegenjtände in ganz 
dünne, durchſichtige Scheibchen zu fchneiden; Mii= 
frotroshie, f. jpärliche Ernährung. 

Miktologie, f. gr. (von miktös, gemijcht, von mi- 
en mifchen) die Lehre von gemijchten oder zu— 
ammengejegten Körpern, Miſchungslehre. 

Mildn, m. fr. (von gleich]. I. miluänus, v. milüus, 
milvus) der Hiühnergeier, Weide, Taubenfalfe, 
Sänfeaar, ein braunroter Raubvogel vom Yalfen- 
geſchlecht. 

Milanaiſe, £. fr. (ſpr. —nähſ'; v. Milan, d. i. Wiai- 
land) eig. mailändiſche Goldſtickerei. 


Mile, f. engl. (ſpr. meil) eine engliſche Meile von 


5000 engl. Fuß = 0,20539 frühere deutjche (geogr.) 
Meilen = 1523,986 m. 

mi'es gioriösus, m. l. (miles, Soldat, gloriosus, 
ruhmredig) in der alten Komödie: ein Haudegen, 
Eiſenfreſſer, Großjprecdher, vgl. Thrafo u. Bra» 
marbas. 

Niliaria, f. I. (v. miliarius, a, um, hirjenartig, dv. 
milium,Dirfe) Heilf. das Frieſel; miliäris febris, 
f. das Frieſelfieber. 

milieu, m. fr. (ſpr. miljöh) die Mitte, der Durd)- 
fchnitt; fig. bedeutet Milieu, n. den perjönlichen 
oder fachlichen Angelpunkt einer Erzählung oder 
Dichtung, den bejonderen Charakter, Stand, Be— 
ruf od. Geſellſchaftskreis, um den es fich darin vor» 
zugsweiſe handelt; die Umwelt, den Lebenskreis; 

ewiſſermaßen das literariſche Reitmotiv (f. d.); 
juste milien, |. Juste. 

Miliölum, |. milium. 

Militär, n. (fr. militaire, v. l. militäris, ſoldatiſch, 
friegerijch, v. miles, Gen. militis, der Soldat) das 
Soldaten- oder Kriegswelen, der Wehritand; Mi— 
litär, m. der Soldat, Krieger; Militär-Akade— 
mie, f. die höhere Kriegs- oder Soldatenjchule; 
M.⸗Kodex, m. das Strafgejegbuch für Soldaten; 
M.⸗Konbentionen, pl. die Verträge Preußens 
mit den übrigen Staaten Deutjchlands, um den: 
Heere eine einheitliche Zeitung und Geftaltung zu 
geben; W.-Aurät, m. der Feldgeiftliche; M.⸗Eid, 
der Fahneneid; M.-Effelten, Heeresausrüſtung; 
M.⸗Etat (pr. — etah), m. der Soldatenbeitand u. 
der Ausgabeplan für dag Heerweien; militär= 

eographiſches Inſtitut, n. eine Anſtalt für 

artenzeihnung, und fartographiihe Aufnahme 

de3 Landes in Ofterreih; Militär-Medizinals 

weſen, alles, was die Militärheilfunde und milil» 

tärgefundheitliche Einrichtungen betrifft; Wi.-Shi= 
35 


546 milium palpebrae | 


tal, n. ein Krankenhaus fir Verwundete; M.— 
Tarif, m. Gebührenjab für Beförderung von 
Truppen und Kriegsgeräten, der den Eiſenbahnen 
vom Reiche vorgefchrieben it; M.-Telegraphie, 
Feldtelegraphie; M.-Transportordnung, Die 
Sefamtheit der Vorjchriften jeitens des Deutjchen 
Reiches fiir die Beförderung der Truppen auf der 
Bahn; M.-Veterinärweſen, dev roßärztliche 
Dienſt im Heer und alles, was damit zuſammen— 
hängt; militaria, pl. l. Soldatenſachen, Kriegs— 
dienſtſachen, Heeresangelegenheiten; militäriſch, 
kriegeriſch, ſoldatiſch, wehrtümlich, nad) Kriegs- 
gebrauch; militäriſche Wache, Soldatenwache; 
militariſieren, militärisch einrichten; Militaris⸗ 
mus, m. das Vorherrſchen und die Bevorzugung 
des Soldatenweſens, Soldatenherrſchaft, Soldaten— 
tum; Militariſt, m. ein Soldatenfreund; mili— 
tieren fr. militer), widerſtreiten, im Widerſpruch 
ſein; Millz, f. (v. l. militia) der Kriegsſtaat, das 
Kriegs- oder Soldatenweſen; die Mannſchaft; bei. 
die Landmiliz, auch pl. Milizen, Volkswehr od. 
Landſoldaten, bloß fir einen Krieg zuſammen— 
berufene und bewaffnete Landes-Einwohner; ehem. 
Reſerve-Truppen, die nicht zum Kriegsdienſt in der 
Linie, ſondern zum Dienſt im Innern des Landes 
beſtimmt waren. 
miſium palpébrao od. verkl. Miliölum, n. l. (v. 
milium, Hirſe) ein Hirſe- oder Gerſtenkorn auf dem 
Augenlide. 
Deiltz, ſ. unter Militär. 
inille, f. tauſend; pro mille od. it. per miile, für 
das Taufend (näml. wind bezahlt); Millefiöri, pl. 
it. eig. taufend Blumen: eine Art bunter Glas— 
Mofaif, ehem. in Stalien verfertigt, 1834 durch 
den Chemiker Fuß in Schönebed wieder erfunden; 
Mille-Fenilles, pl. fr. (pr. milföp) eig. taufend 
Ylätter, Blättergebacdenes;Tourtemille-fonilies, 
f. fr. (fpr. turt ) Blättertorte, Blätterteigfuchen ; 
Milteffeurs, pl. (gew. aber als sing. und n. ge— 
braucht) fr. (pr. milflör) eigentl. Tauſendblumen, 
Streublunien, ein aus lauter Blümchen zufammen- 
gejeßtes Zeugmujter, oder eine wohlriechende Efjenz, 
eau de mille fleurs; ebenjo: Millepoints, fr. (pr. 
milpoäng) Streupunkt, aus lauter Pünktchen oder 
Zupfen, und Milferates, fr. (pr. milräh), aus 
feinen Strichen, Streifen oder Linien beſtehendes 
ea Millefolium, m. l. das Tauſendblatt, 
die Schafgarbe (Achillẽa millefolium), ein ſehr 
heilſames, wildwachſendes Kraut; Millenarier, 
— Chiliaſt, r. Millennarier, v. Millennium, 
n. nl. ein Jahrtauſend; das tauſendjährige Reich; 
Millepes, m. (f. millepeda) der Taufendfuß, die 
Kelleraſſel; Miffepdren, pl. I.-gr. Punkt⸗Korallen; 
Milleroͤle, f. fr. ein Flüſſigkeſtksnaß, beſ. Wein- 
maß in Marjeille 2e.; Meilles, eine Nechnungs- 
münze in den Bereinigten Staaten von Nord» 
amerifa, — Y,ooo Dollar oder 44, d; Miles 
ſime, n. fr. die Jahreszahl einer nad) dem Sahre 
1000 geprägten Münze; Milliäde, f.ıl. eine Reihe 
von tauſend Jahren, ein Sahrtaufend; Miftärd, 
ın. fr., oder Miflidrde, f. taufend Millionen; 
Milliar oder jr. Milliare, |. unter Ar; Mile 
liarium, n. [. ein vöm. Meilenstein, der eine Ent— 
ſernung von 1000 Schritten bezeichnet; Milliäſſe, 
f. fr. 1000 Milliarden; eine jehr große Menge, eine 
Unzahl; Milfigramm oder fr. Milligramme, ſ. 
unter Gramm; Milliliter oder fr. Millilitre, 
j. unter Liter; Millimeter vd. fr. Millimetre, 


ſ. Meter; Milftjtere, |. Steve; Mittion, f. (nl. | 


ari!lio) ein Tauſeudmaltauſend; an Gelde 10 Ton- 


TEE 


Nina 


nen Goldes; Miillionär, m. (fr. millionnaire) ein 
Millionen-Befiger; eine jehr reiche VBerfon; Milz 
liardär, m. ein Milliavdenbefiker. 

Milly-Kerzen, pl. feinite Stearin-Lichte aus der 
Fabrik des Dr. de Milly in Wien. 

Milinil, m. hindoft. (malmal, Nefjeltuch, Muſſelin) 
eine Gattung Rattın aus Oftindien. 

Milord, r. Mylord, |. Lord. 

Wiilphöſis und Miltöſis, f. gr. (das letztere von 
miltün, mit Mennig oder rot anftreichen, v. mil- 
tos, Mennig, Bergzinnober) Heilf. das mit Ent- 
zimdung verbundene Ausgehen der Augenwim— 
pers, = Madarofis. 

Milréis, n. oder mille réis, eine portugieſiſche 
Rechnungsmünze — 1000 Reis oder Realen (ſ. 
Real) oder 4,54.4 an Wert, in Brafilien 2,29 M. 

Mimänſa, f. ſanskr. (mimängsä, von män, Begeh- 
vungsform mimängse, ehren, denken, iiberfegen) 
ein indiſches philoſophiſches Syſtem, alle Bielheit 
de3 Seienden für bloßen Schein, und die Subftanz 
fiir das einzig Wirkfiche Hält (val. Sankhja). 

Mimar-Agaä, m. arab. (vd. mimär, Baumeiiter, vd. 
amara, bauen, und Aga, ſ. d.) türk. Gebäude-Auf— 
ſeher, Oberaufſeher über alle Bauten. 

Mime oder Miĩmus, ın. (gr. mimos, (. mimus), pl. 
Mimen, eig. Nachahmer; Gauffer; überh. Schau— 
jpieler; auch Charakter- u. Poſſenſpiele, eine eigen- 
tiimliche dramatiſche Dichtungsart bei den alten 
Griechen u. Römern; Mimejis, f. (v. mimeisthai, 
nachahmen) die Nachahmung der Gebärden eines 
andern; die Nachahmung überhaupt; mimétiſch, 
nahahmend, nachäffend; Mimik, f. die Gebärden- 
kunſt, das Gebärdenjpiel; Mimiker, m. ein Ge- 
bärdenkünſtler; Poſſenreißer; mimen, ſchauſpie— 
lern, — darſtellen; mimiſch (gr. mimi- 
kös), zur Mimik gehörig, derſelben —— rc.; da⸗ 
her: mimiſcheDarſtellung (auchwohl:Mimo— 
drama,n.);mimiiche Künſte, nachahmende od. 
darſtellende Künſte; mimiſche Künſtler, Schau— 
jpieler; Mimograpp, m. pl. Mimogräphen, 
Berfaffer von Gebärdenjpielen; Wimpgransie, 
f. die Gebärdenfpieldichtung; Miimoldg, m. ein 
Nachahmer, Nachſprecher; Mimologte, f. Nach— 
ahmung einer Perſon in ihren Reden u. Gebärden. 

Mimer, m. (eig. Mimir) nord. Fabell. der Gott der 
Weisheit, der aus einer Duelle Mimersborit, 
altnord. Minisbrunnr) jchöpft. 

Mimeteiit, m. nat. arjenifjaures Bleioxyd. 

Mimitry, f. engl. (mimiery, pr. mimmikri; eig. 
poſſenhafte Nachahmung, Boflenreißerei; wird in 
uneigentlichem Sinne gebraucht) die täufchende 
Ahnlichkeit mancher Tiere, z. B. Spinnen, mit 
(eblofen Körpern oder auch Hflangen, auf denen 
jie leben, Schugfärbung, Farbenanpaſſung. 

Mimpje (nl. mimösa, v. ſpan. und port. mimoso, 
zärtlich, verzärtelt, weichlich, von mimar, liebkoſen, 
verzärteln), £., pl. Mimöſen, Sinn- oder Fühl— 
pflanzen, ein ausländiſches Pflanzengejchlecht von 
mehreren Gattungen, deren einige ſich durd) die 
ungemeine Neizbarteit ihrer Blätter auszeichnen, 
die fich bei der geringjten Berührung a ai 
ziehen, z. B.die a Rn e (mimosa 
sensitiva), die Sinnpflanze, das Sinnkraut; die 
ſchamhafte Mimofe(m.pudica)zc.; Mimoſit, 
m. = Dolerit. u | 

Mina, f. it. (prov. mina, emina, fr. mine, altfr. 
emine, vont (. hömina, gr. hömina, ein Maß, Die 
de eine3 Sextarius) ein älteres, s ohlmaß in 

ailand; fi. Getreide — 5,223 1, fir O— 15,592 1, 
jegt häufige Bezeichnung für 1 Detafiter. 


minactioso 


minaceiöse, it. (ſpr. minatjchdjo) od. minaccevole 
(ipr.minatfchewole: von minaccia, Drohung; vgl. 
menacieren) Tonk. drohend, nachdrücklich; Ming 
gtat f. nl. (v. minax) das Drohende, die drohende 

Beſchaffenheit; die Neigung zum Drohen. 

Minage, j. Mine 8. 
Vinaktun, m. (vgl. Altin), eine per. Minze, = 
m., pl. Minaretts, arab. 


Yo Toman. 

Minaret od. Minarett 
(menäret, d.i. eig. Ort des Lichts, Reuchter, Leucht— 
turm, von nära, glänzen, när, Feuer 2.) Rund— 
türme an kirt Bethäur ern od. Moſcheen, von denen 
das Volk zum Gebet gerufen wird. 

Wiinargent,n. fr. (pr. minarſchang) das Halbjilber, 
aus Kupfer, Nickel, Wolfram und Aluminium be- 
itehend. 

Mination, f. l. (minatio, von minäri, drohen) das 
Drohen, die Drohung; minatarifch (ſpätl. mina- 
torius),drohend, bedrohlich. 

minaudieren, fr. (minauder, jpr. minod—; von 
mine=Miene, Geſichtszug) Schön tum, ſich zieren; 
Minauderie, f. Ziererei, Schöntuerei; Mingu⸗— 
dier, m.(jpr.—djeh) ein Schöntuer, Zieraffe; Mi— 
naudiere, f. (ſpr. —djähr') eine Zierpuppe, ein 
Zieräffchen. 

Mincepie, n. engl. (ſpr. minspei; von mince, Hein 
baden, und pie, Baltete) die fleine Paſtete von ge- 
badtem Fleiſch mit Eiern, Zucker, Heinen Rofinenze. 

Mine 1., f. Verkl. Minchen, Abkürzung von Wil— 
helmine. 

Mine 2., l. (mina, gr. mnä) ein alt-griech. Gewicht 
und Minze, feit Eolon — 100 Drachmen; — jeßt 
die Grundlage des 1856 eingefüihrten griech. Ge- 
wichtsſyſtems = 1500 Drachmen oder Gramm — 
1,5kg=468,75 alte gried. Dramen =15000 Obo⸗ 
len (f. d.) = 150000 Gran (Zentigramm); 100 Mi- 
nen = 1 Talent = 150 kg. 

Mine 3. f. fr. (vgl. Mina) ein Getreidemaß; dab. 
Minage, n. (pr. — nähſch) die Scheffelftener. 

Mine 4, f. fr. (it. mina, prov. mina, mena; vd. ml. 
minare, prov. menar, fr.mener, führen, betreiben, 
ins Wert jegen) ein unterirbifcher Gang im Berg- 
und Feſtungsbau, eine Höhlung; bei. Erzgrube, 
Zeche, ein Bergwerk; Krk. eine Sprenggrube, ein 
Sprengpraben, un die darüber liegende Laſt ver- 
möge des Bulvers in die Luft zu fprengen; uneig. 
ein verdeckter, heimficher Auſchlag; minieren (fr. 
miner), ımtergraben, aushöhlen, Erdgänge oder 
Sprenggruben machen oder anlegen; Minenr (pr. 
mindhrl fr., Mindro, ſpan. oder Minterer, m. 
ein Sprenger oder Schanzgräber; auch der Berg— 
mann, Bergknappe; Meiner, f. (mi. minera, ſpan. 
minera) oder Mineräl, n. (mi. mineräle, pl. mi- 
neralia, fr. mineral) da3 Berggut, die Steinart; 
pl. Minern, Mineralien, Berggitter, Erz und 
Steinarten, lebloſe (unorganifche) Naturkörper, 
auch Foffilten; Mineralien-Kabinett, n. cine 
Steinfammlung oder Sammlung von Steinarten; 
minerãliſch, berggängig, ftein- oder erzhaltig; 
mineraliſche Quelle, eine Heilquelle, ein Ge— 
fundbrumnen;mineraliiheod. Mineral-Waj- 
jer, Geſundheits- oder Heilwafjer; nach ihrem 
Hauptbeitandteile heißen fie auch Sauer-, Bitter-, 
Schwefel- und Stahlwaijer; Mineral-Bad, n. 
mineraliſches Heilbad, Gefundbrunnen; D-B lan, 
u. Bergblau, feingeriebene Kupferlaſur M.-Grün, 
n. Berggrün, BraunfchweigiichesKupfergrün; M.⸗ 
Kermes, i.Antimonfermes; mineraliicherod. | 
M.-Miohr, m. eine aus Schtwefel und Quecfilber | 
bereitete fchmärzliche Farbe; Mel — Photo- ı 


E — Er EEE EEE EEE WERE EEE FEN EEE EEE EEE RER —— ESS REN SET 


- 


Miniiter 547 


gen; M.⸗Reich, n. das Steinveich, der Inbegriff 
aller unorganiüchen Naturförper; M.-Spda = 
Kryolith, alfo im Handel benannt, weil er zur 
Laugenbereitung in Seifenftedereien dient; M.— 
Theorie, f. die Liebigjche Lehre, wonach die Pflan- 
zen fich durch die im Erdboden befindlichen lös— 
baren Mineralbeftaudteile ernähren; mineralis 
jieren (fr. mineraliser), veriteinern; Mineralis 
ſierung, od. Mineraliſation, f. die Verſteinerung, 
Verwandlung in Stein; Mineralogie, f. nl.-gr. 
die Steinkunde; in engerer Bedeutung: die Lehre 
von den mechanifch-einfachen lebloſen Naturförpern, 
= Oryktognoſie, und entg. Geognoſie ꝛc.; 
Mineralög oder Mineralogift, m. ein Stein- 
fundiger; minergloͤgiſch, tteinkundlich; Minero⸗ 
graphie, f. die Steinbeſchreibung; Minerothen= 
logie, f. der Beweis fiir da8 Dafein Gottes aus 
dem Dajein der Mineralien. 

Mincho, m. it. ein friiheres Getreidemaß in Bes 
rona=1Y, Sacco = 0,582 hl. 

Minerva, f. I. röm. Fabell. die Göttin der Weis- 
beit, Beihügerin der Künſte des Friedens; auch 
Kriegsgöttin, vol. Ballas; Minervae calceulus, 
.Saleulus; invita Minerva, wider Willen der 
Minerva, d. i. ohne Fähigkeit und Anlage, ohne 
geiftigen Beruf (etwas unternehmen, bei. jtudieren) ; 
Minerpäl, m. (ſpätl. minervälis) ein Schüler, 
Lehrling, bei dem Orden der Illuminaten der 
unterste Grad; n. (l. minärval) ein Lehrgeld, Lehr— 
geſchenk. 

Mineur, ſ. unter Mine 4. 

Miniätor, ın. nl. (vom l. miniäre, mit Mennig, 
minium, färben) ein Ausmaler, Kleinmaier (it. 
miniatöre); Mintatär od. Miniaturmalerei (it. 
miniatura, fr. miniature, uripr. Malerei dev Mi- 
niatoren, meift Mönche, welche im Mittelalter 
die Handichriften mit feinen Malereien verzierten; 
alfo nicht von minutus, Kein) die Klein- od. Fein- 
malerei, feine Raffermalerei mit Oummifarben, 
die mit der bloßen Binfelipige aufgetrageit oder 
getiipfelt (punitiert) werden; en miniature, fr. 
(pr. ang miniatühr') im Tleinen oder verkleinert; 
Miniatur-Gemälde, n. ein Kleingemälde; M.⸗ 
Maler oder Beintaturiit, m. ein Kleinmaler, 
Kleinkünſtler, Feinmaler. 

Miniebüchſe, f. eine Art Büchſen, die mit geringer 
Ladung auf fehr große Entfernungen ſchießen (nad) 
dem franz. Erfinder, dem Brigadebefehlshaber 
Minie, benannt). 

minieren, j. ter Mine 4. 

minimus, a, um, [. (Superl. zu dem Komp. minor, 
j.d.) der, die, das mindefte, kleinſte; Minima od. 
Minime, f. Tonk. die Kleinnote, eine halbe Taft- 
note; minimum od. Minimum, n. das Kleinite 
oder Geringfte, Mindeite; bei. das kleinſte Maß, 
der geringfte oder niedrigste Grad einer Größe, 
entg. Marimun; bavemetriihes Minimum, 
das Gebiet des niedrigiten od. tiefiten Luftdrudes; 
Teil-M., Teilgebiet des niedrigiten Quftoruds; 
minimum sapientiae, das kleinſte Weisheitsmaß; 
Minimen, pl. (minimi) die geringjten Brüder, ein 
jehr ftrenger Mönchsorden, im 15. Jahrh. von dem 
heil. Franz von Paula geitiftet, daher auch 
Bauliner vd. Baulaner genannt; Minimen— 
farbe, ein Blau, das einen voten Schein hat; in 
minimo, zum mindeften, geringitenfallg; Mini— 
mülBetvan, m. nl.sdtic. der Minpdejtbetrag; 
Di. grift, f. fünzeite Friſt ac. 

Mintjter, m. l. (v. minus, geringer, wie magıster, 
v. magis, mehr) eig. ein Diener; höchſter Staats- 

35* 


548 miniftrieren 


beamter, welcher an der Spite der Staat3verwal- 
tung oder eines Ziweiges (Departements) derſelben 
steht; aud ein Sefandter; Mintfter-Neiident, 
m. ein Gejandter von geringerer Würde, Geſchäfts— 
detrauter eines Staates oder Fürften; Minister 
sacri offleii, ein Geiftlicher, Seelforger; Mini— 
fteriät, n. die Minifteritelle; Minifterium, n. I. 
eig. Dienſt, Bedienung, Dienerſchaft; die Staats⸗ 
verwaltung oder Reglerung; die ſämtlichen Mi— 
niſter eines Fürſten ꝛc.; ein unter einem Miniſter 
stehender Staatsbeamten-Verein für ein beſonderes 
Verwaltungsfach (z. B. das Kriegs⸗, Juſtiz⸗ 
Miniſterium ꝛc.); auch die geiſtliche Beamten- 
ſchaft, Ortsgeiſtlichkeit, die ſämtlichen Prediger 
eines Landes oder Ortes; das Predigtamt; 3. B. 
Candidätus(reverendi)ministerii,abgef. Cand. 
{r.) m., ein Kandidat des (ehrwürdigen) Predigt— 
amtes od. Predigtamts⸗Bewerber; pro ministe- 
710, für das Predigtamt oder die Erteilung einer 
Pfarre (geprüft werden); ministere public, m. 
fr. die Staatsanwaltichaft, die Stelle des Staats- 
anmwalts; miniftertäf, ml. (ministeriälis) od. mi= 
stifteriell (fr. ministeriell), amtlich, bei. ſtaatsamt⸗ 
lich, amtsmäßig, von Amtswegen, 3.8. ein amt- 
!icher Bericht; einem Minifter zufommend od. von 
ihm ausgehend; auch im Sinne der Minijter, zu 
denjelben haltend, ihren anhängend; Mintiteriä- 
fen, pl. ‘Prediger, welche Siß und Stimme im 
Minifterium (d. i. im Kicchenrat od. Konfistorium) 
Haben; im Mittelalter. auch Dienſtmannen, die 
Slieder des aus dem Hof- und Fürftendienfte her- 
vorgegangenen Adels, 3. U. von dem echten dyna- 
ftiichen Adel; ministeriäles (nämlich littErae), pl. 
Schreiben oder Erlaß aus einem Minifteriun; 
Miniſterialismus, m. Barteilichfeit fir die Maß— 
regeln der Miniiter; Minifterialität, f. die Mi- 
nilterichaft; das Verhältnis der Dienftmannen, die 
Dienitmannjhaft; Mintfterialpartet, f. die Bar- 
tei, welche es mit den Minijtern Hält. 
siniftrieren, l. (ministräre) dienen, Dienft, 3.8. 
Kirchendienſt verjehen, be. bei der Mefje dem Brie- 
fter an die Hand gehen, Hilfe leisten; Meiniftrdnt, 
m. (ministrans) ein Meß- od. Kirchendiener; Mi- 
niftration, f. (1. ministrätio) die Bedienung, der 
Dienft, die Mitwirkung; miniftrativ, nl. dienend, 
dienjtleijtend; Minijträtor, m. l. ein Diener, Auf- 
wärter, Gehilfe; ministrator juris, ein rechts— 
fundiger Beiltand. 

sıinitieren, I. (minitäri) drohen, bedrohen; Mini⸗ 
tation, f. nl. die Bedrohung; Minitäter, mm. ein 
Bedroher. 

PRinium, n. [. = Mennig. 

2tine, m. hindojt. (mina, mainä, javan. mencho; 
nl. gracülareligiösa) der Plauderer od. Plapperer, 
ein beliebter Stubenvogel in Oftindien. 
Minöna, f. felt. weibl. Name (gäl. Minfhonn, 
ausgeipr. minnon, v. min, fanft,u.fonn, Melodie): 
die fanfte Melodie, 

minor (neutr. minus; Komp. zu parvus, Kein), L. 
minder, Eleiner, geringer, weniger; Minor oder 
minor (nänıl.natu),m.derüngere: minor (näml. 
terminus), m. derlnterjaß eines Bernunftjchluffes; 
min6re, it. Tonf., fr. mineur, = Moll; Mino— 
rät, n., r. m. ni. daS Vorrecht oder Erbfolgerccht 
des Jüngeren, im Gegenf. zum Majorat; Mi— 
norstion, f. eig. Berminderung, Berkleinerung; 
Heilt. gelinde gen minvratid, gelind ab- 
führend; minorenn (ml. 

annis, jünger an Jahren) minderjährig, unmündig, 
entg. majorenn; Minorennität, f. die Minder⸗ 


minorennis, d. i. minor | 


miocan 


zährigkeit, Unmündigkeit; Minoriſft, m. ein Geiit- 
licher, der die niederen Weihen empfangen hat; 
Minorität, f. (ml. minoritas) die Minderzahl, ge> 
ringere Zahl von Stimmen; Minoritãts⸗Votum 
n. Gutachten der Minderheit; Minoriten oder 
fratres minöres, pl. geringere od. niedrige Brü- 
der, ſich ſo nennend zum Zeichen ihrer Demut — 
a minörum gentium (Dii); f. 
unter Deus. 


Minos, m. gr. ein alter berühmter, durch jtrenge 


Gerechtigkeit ausgezeichneter König und Geſetzgeber 
in Kreta, nad) der Sage Sohn de3 Zeus und der 


"Europa, nad feinem Tode Richter der Unterwelt 


(. Pluto); Minotaurus od. Minotaur, ın. ein 
fabelhaftes Ungeheuer, halb Menjc u. halb Stier, 
nad) der Sage Sohn der Paſiphaë u. eines Stiers. 
Der jüngere Minos, Enkel des vorigen ließ das— 
jelbe in da3 von ihm erbaute Labyrinth einfperren 
und mit Menfchenfleifch füttern, wozu ihm die 
Athener, zur Strafe für die Ermordung feines 
Sohnes, alle 9 Jahre 7 Zünglinge und 7 Sung- 
frauen fenden mußten; Theſeus, ein griechiicher 
Held, der fich unter diefen Sünglingen befand, tötete 
da3 Ungeheuer mit Hilfe der Ariadne, der Tochter 
des Mino3. 


Minftrel, m. engl. = Meneftrel ff. d.); Meifter- 


fänger, Spielmann. 


Minait, m. fr. (fpr. minüih) Mitternadit. 
minus, !. (vgl. minor) weniger; in der Zahlenlehre 


die Bezeichnung für negative Größen; bei Wärme- 
meflern = unter Null oder unter dem Gefrierpunft 
(Beiden: —); ein Minus, n. ein Mangel, Aus— 
fall, = Defizit; Minns:Betrag, m. ein Min- 
derbetrag; M.⸗Differenz, f. Minderbeitand; mi- 
nus grata oder minus grata persona, minder 
genehm, unbeliebt, mik fällig; einemindergenehme, 
mißfällige Berfon, Minüstelſchrift, f. (vd. l. mi- 
nuscülus, etwas Klein), Kleinſchrift in Buchdrucke— 
veien; minnieren, ([. minuöre), vermindern, ver- 
tingern; Minnendus oder Minnend, mn. die zız 
vermindernde Zahl, von welcher eine andere abge- 
aogen wird; Minuendo⸗Lizitation, f. öffentlicher 
Verkauf an den Mindeitfordernden; Minutton, 
f. (minutio) die Verminderung, Verkleinerung; 
Minüte, f. (v. I. minätus, a, um, klein; minüta, 
näml. pars) der 60. Teil eines Ganzen, bei. einer 
Stunde, auch eines Grades in der Geographie; 
uneig. ein ſehr Eleiner Zeitteil, ein Augenblid; 
Mal. ein fleines Map für die Länge des menſch— 
lichen Körpers, der 48. Teil einer Kopflänge; Bauk 
der 30. Teil eines Modells; Minũtenglas, n. 
eine kleine Sanduhr auf Schiffen, die nur eine 
Minute läuft; Minutiſſimum, n. das Kleinfte, 
©eringite; pl. Minutiſſima, Die allerkleinſten 
Umſtände, 3. B. einer Begebenheit; Minutien, 
pl. (I. minutiae) Kleinigkeiten, Einzelheiten, auch 
Minnterien; minutids, nl. (fr. minutieux) klei- 
nigfeitöträmerifch, kleinlich; peinlich genau; mi- 
nuta, f. auch Xufjaß, vgl. Menu; dav. Minu⸗ 
tant = Ronzipiit; alla minuta od. al minute, 
it. einzeln, im tleinen (handeln), alla-minuta- 
Handlung od. Minũt-Handel, Kleinhandlung, 
Kleinhandel = Detailhandel; Minutierer u. 
Miuutiſt, m. ein Kleinhändler, = Detaillift, 
entg. Grojfift. 


Ming, m. eine Art Otter, auch Nörz, Nörzmiefel 


genannt, in norddeutfchen und nordamerikanijchen 
Flüſſen; dad. Mingfelle, nordamerifan. Otterfelle 
al3 Pelzwerk. 


mioeän, |. unter eocän. 


mio conto 


miſerabel 54% 


mio coyto, tt. Kfipr. meine oder auf meine Rech- Mirza, m. per. (mirzä, od. volljtändiger mirzädeh, 


nung (vgl. Konto), auch per mio, für meine (Rech- 
nung), für mid). 

Miöſis, f. gr. |. Meiofis. 

Miguelets, pl. fr. (ſpr. mik'lehs; fpan. miqueletes) 
friegerifche und räuberiſche Gebirgsbewohner in 
den füdlihen Pyrenäen, die als neiihictte Schützen 
eine Art Landwehr bilden. 

Miquelot, m. fr. (fpr. mik'loöh) ein bettelnder Pil— 
ger (der unter dem 
St. Michael bettelt), Heuchlerifcher Bettler. 

Mir, m. ruſſ. (fpr. mirr), 1. Welt, Weltall; 2. das 
Menfchengeichleht; 3. Gemeinde, Bauernichaft; 
4. Titel ruff. Zeitungen. 

mirabel — mirabilis, — d. 

Mirabelle, f. fr. eine Heine rötlich-braune od. gelbe 
runde Pflaume von vortrefflihem Geſchmack (nad) 
der Stadt Mirabeau, I. Mirabella, benannt). 

mirabilis, e, [. (v. miräri, fi) wundern) munder- 


oriwande einer Wallfahrt nad) | 


bar; mirabile auditu, wunderbar zu hören; m. | 


dietu, wunderbar zu fagen; m. visu, tvunderbar 
zu jehen; mirabilia od. Mirabilien, pl. Wunder- 
dinge, Wunderwert; Mirabtlität, f. (jpätl. mira- 


| 


bilitas) die Wunderbarteit; Miräfel, n. (l. mira- | 


eülum) ein Wunder, Wunderwerf; auch) der Name 


von geiftlihen Schaufpielen, vornehmlich) in Frank— 
reich und England; wmirafuläs, nl. (fr. miracu- 
leux) wunderbar, bewunderns- oder erftaunens- 
würdig, wunderähnlich, wundervoll; wundertätig; 
miratulöje Gejtalt, Größe zc., Wundergeftalt, 
Wundergröße 2c.; Mirdnda, f. I. weibl. Name: 
die Bewundernswürdige. 

Wiradfch,n.arab.(m’irädsch,v.’aradscha, hinauf- 
jteigen) das Himmelfahrtsfeft Mohammeds. 

Mirane, £., r.n. fr. (pr. miraͤhſch'; v. mirer, jpie- 
geln) Zuftipiegelung, = Fata Morgana. 

Wiratel, Miranda, f. unter mirabilis. 

Miramolin, verderbt auh Emir al Mumenin, 

Mirdrd, m. neugr. Oberft. [f.d. 

Mirawoi⸗Sſudja od. gem. abgel. Miramar, m. 
ruf. (v. mir, Frieden, u. ssudit), richten, urteilen), 
der Friedensrichter (in Zivilitreitigfeiten bei einem 
Klageobjeft unter 300 Rubel). 

Mirban-Effenz, f. u. Mirbanöl, Bittermandelöl, 
ein ätheriiches Ol = Nitrobenzöl. 

Mire, f. fr. (ſprich: mir) das Richtkorn (Viſier) an 
Schießgewehren, auch dieMarfe od. das Richtungs- 
zeihen an Fernrohren); Mireur,m. (fpr. —röhr) 
das Fernrohr der Küſtenwächter. 

Miri, n. — (miri, d. 1. eig. fürſtlich, königlich, v. 
mir = arab. emir, Fürſt, König 2c.) der königliche 
oder kaiſerl. Schaß, Reihsihag; Miri-Liva, ſ. 


unter Liva. 

Miriditen, pl. auch Mirditen oder Mirediten, 
ein kathol. Volksſtamm der Albanefen. 

Mirliflöre, m. fr. (eig. einer der die Blumen be- 
wundert, vom altfr. mirer, bewundern, li, der, die, 
und flor, Blume) ein Stußer, füßer Herr. 

Mirliion, m. fr. (pr. mirlitöng) Kochk. ein Bad- 
wert als Zwiſchengericht, Mandel-, Hafelnuß- 
törtchen. 

Mirmiran, m. perf. Herr der Herren, Titel der 
türk. Yandpfleger od. Statthalter von Provinzen. 

Mirstr, m. fr. (pr. mirodhr) der Spiegel; Mirvoi⸗ 
terie, f. der Spiegelhandel. 

Miroton, n. fr. (jpr. —töng) ein Gericht von ein- 
en Fleiſch mit in Milch gelochtem Reis, 

idotter 2c.; auch geflopfte Kalbskeule mit Speck, 

—— Eidotter und in Rahm geweichter Sem- 
‚melfcume zubereitet. 


| 
| 


I 


—r— — — — — — — —ñ — —— — —— —— — ⸗— 


von mir, Fürſt, und zädeh, Sohn) ein Fiürften- 
oder Herrenjohn, Prinz, z. B. Abbas-Mirze; 
überh. vornehmer Mann; vordem Namen = Herr, 
z. B. Mirza-Schaff ein neuerer türk. Dichter 
aus Georgien, Lehrer Bodenſtedts. 

Mirze, ein walachiſches Getreidemaß — 1,968 hl. 

Miſalne, £. fr. (fpr. mifähn; engl. mizzen, vom it. 
mezzana, ſ. mezzo) das Fockſegel. 

mi-saison, ſ. unter Saiſon. 

Miſalethie, f. gr. (von miscin, haſſen, u. alötheia, 
; d.) Wahrheitsfchen; Mifandrie, f. (von aner, 
Gen. andrös, Mann) Männerjchen, Männerhaß; 
Weifanthröp, m. (von änthröpos, Menſch) ein 
Menjihenfeind; Mifanthropie, f. der Menichen- 
haß; miſanthröbpiſch, menſchenſcheu, menjchen- 
feindlich; mürriſch; Miſautie, f. (v. autös, jelbit; 
Selbſtverachtung. 

miseo, Miszelle, Miſzellaneen ꝛc., ſ. unt. miſ- 
zieren. 

Miſchmiſch, m. arab. (mischmisch, maschmasch, 
perj. maschmaschä) eine Art Aprifofen, beſ. ge- 
trodnete Aprikojen, ein Haupt-Dandelsartifel der 
Einwohner von Damaskus in Syrien. 

Miſchna, |. Talmud. 

miſzieren, l. (miscöre) miſchen; misce, auf Arznei⸗ 
vorſchr. miſche; misce, da, signa, miſche, gib, 
bezeichne; misce, flat pulvis, miſche, mache Pul⸗ 
ver; misceätur, es werde gemiſcht; Miszella, f. 
neulat. teſtamentliche Beſtimmung, welche der den 
Mann beerbenden Frau eine zweite Heirat ver- 
bietet; Miszellanken od. Miszellen, pl. (1. mi- 
scellan&a, misce£lla, pl. n. von miscellan&us, mi- 
scellus, gemifcht) vermiſchte Auffäße; feine Mit- 
teilungen, Vermiſchtes; ein Allerlei, verächtlicher 
Miſchmaſch; miszibel, nl. miſchbar; Miszibili⸗ 
tät, f. die Miſchbärkeit. 

Miſe, £. fr. (fpr. mihſ'; v. mettre, jegen) dev Ein- 
jap, die Einlage beim Spiel, bei einem Handels- 
hefhäft, bei einer Kentenanftalt 2c.; mise en 
pages (jpr. — ang päſch') das Ordnen oder Um- 
brechen des Schriftfages zu Seiten; m. en scèns 
(ſpr. — ang Bähn), au ee Una h. die Vor⸗ 
bereitung, um ein Schauſpiel aufzuführen; auch 
die Art und Weiſe, wie man es aufführt. 

miferäbel, I. (miserabilis, v. miseräri, bejammern, 
von miser,unglidlich) beklagens-, bedauernswert; 
elend,armjelig, jämmerlih; Meiferabilität, f. nl. 
die Erbärmlichkeit, Bedauernswürdigfeit; Miſe— 
ration, f. (I. miseratio) daS Erbarmen, die Be- 
Hagung; Mifere, k. fr. (fpr. miſähr; v. l. miseria) 
das Elend, die Not, der Sammer; trojtlofer, jäm- 
merliher Zuftand, jämmerliche Wirtſchaft; im 
Bofton-Spiel: ein jtichlofes Spiel, wobei man ab- 
jichtlich feinen Stich macht; misere forc6e (fpr. 
— forheh), ein Zwifchenfpiel im Bofton, wenn nie- 
mand ein Spiel anfagt, wobei der verliert, welcher 
die meiften Stiche hat; Miſerẽre, n. I. (Impera— 
tiv von misereri, fi erbarnten) 1. ein mit den 
Worten: „miserere mei, Deus! (Gott, erbarme 
dich meiner!) anhebender Pfalm (Ps. 57, nad) fa- 
tholifcher Zählung Ps.50); 2.die Darmgicht, Darm- 
verjchliegung; auc das Kotbrechen; Miferisor: 
Din, f. I. (eig. Mitleid, Barmherzigkeit, von mi- 
sereri, fi) erbarmen, und cor, Gen. cordis, Herz) 
in den Klöftern: was wider die Ordensregel den 
Mönchen gegeben wird; Miſericordiä, pl. die 
Stühle, auf welchen alte und ſchwache Geiftliche 
beim Gottesdienfte faßen; misericordias Do- 
mini, lat. (die Barmherzigfeit des Herrn 2c.) der. 


00 Mistal 


ziveite Sonntag nad) Oſtern, nach dem mit jenen 
Worten anfangenden Tat. Meßgeſange, Pſalm 89, 
jo genannt. 

Wisfal oder vr. Mitsfal, n. avab. (von tsakala, 

— überh. ein Gewicht; im Morgenlande beſ. 

ein Gewicht v. 11/ Drachmen = 4,8 g; eine Gold— 
müngze im nördl. Afrika (auch Metifal, Mete- 
fal, Mitifal, Mitfale) 

Mist, f. ein Getränf der Indianer in Amerika 
aus der Frucht der Platanen. 

Wiseina, f. nl. Name für Meigen. | 

Miſogallo, m. gr.-[. (v. misein, hafjen, und Gallus, 
der Ballier, Urfranzofe) ein Franzoſenhaſſer; Mi— 
fogamt, m. gr. (v. gamos, Ehe) ein Eheverächter, 
Hageſtolz; Mifogamie, f. die Heiratsichen; miſo— 
gamiſch, ehefeindlich; Weifugyn, m. (von gyne, 
Weib) ein Weiberfeind; Miſoghnie, f. der Weiber- 
haß; miſoghniſch weiberſcheu; Meifofalos oder 
Mitofdl, m. ein Verächter des Schönen u. Guten; 
Miſokaͤpnos, m. ein Rauchſeind, bei. Feind des 
Zabafraudhens; Mifofasmie, f. Beratung des 
Schmudes; Miſolog, m. ein Vernunftverächter; 
Difologie, f. Verachtung der Wifjenichaften; mi— 
ſologiſch, vernunfthaſſend, denkſcheu; Miſopögon, 
m. ein Bartfeind, Barthaſſer; Miſoponie, f. die 
Arbeitsſcheu; Miſopfſychie, k.der Lebensüberdruß; 
Wifoxenie, k. Fremdoenhaß. 

Miiß, f. engl. (Abkürz. von Miſtreß, ſ. d.) Fräulein 
urſpr. die Töchter des niedern Adels in England). 

missa, f. l. die Meile (j. d.); missa pro defunctis, 
Seelenmeffe für Beritorbene; Miffäle od. Miſſäl, 
nu. nl. das Meßbuch, weiches die Gebete u. Gelang- 
formeln des kathol. Hochamtes enthält; Meıffäl, f. 
Buchdr. einegrobe Drudichrift (in welcher die Mep- 
bücher gejchrieben und gedrudt wurden) zu Haupt- 
zeilen auf Büchertiteln u. dgl. 

Miſſilien, pl. I. (missilia, v. mittöre, jenden, wer— 
ren 2c.) wegzuwerfende, preisgegebene Dinge, 3.8. 
Münzen, die bei feierlichen Gelegenheiten unterdas 
Volk geworfen werden. 

Wiſſiön, f. l. (missio, von mittere, fenden, entlaj- 
jen ꝛc.) die Entlaſſung, Freilaſſung; die Sendung, 
der Auftrag, Gelandtichaft, Abordnung; die Hei- 
denbefehrung, Befehrungsgeiellichaft; missIo ca- 
nonica, die von der geiftl. Behörde erlangte Be- 
fugnis, den kathol. Religionsunterricht zu erteilen; 
m.in partes (infidelium), Sendung in Gegenden 
oder Länder der Ungläubigen, d. i. Nichtchriſten; 
m. in possessionem, obrigfeitliche Einweiſung in 
den Befig eines Gutes; Mifiions-Koffeginm, |. 
Kongregation; Miſſionar(ius), nl., od. Miſ⸗ 
fionär (fr.missionnaire),m. ein Sendbote zur Be- 
fehrung, Deidenbefehrer, Glaubensbote; missi 
regii, pl. fönigliche Abgeordnete oder Geſchäfts— 
führer; Miſſib, n. ıl. (missivum) od. Meiffine, f. 
fr. (ml. missiva) einSendichreiben, eine Botjchaft; 
auch eine verſchließbare Schriftentajche zum Ver- 
ichiefen; Miffnrn, f. nl. die legte Ölung bei den 
engl. Katholiken. 

Minfredit, m. dtfch.-fr. (vgl. Kredit) der üble Ruf, 
die Mißachtung, das verringerte Anſehen od. Ver- 
trauen. 

#issultini, pl. kleine geräucherte Fiſche aus Ober- 
italien. 

Miſtäto, m. vor 1874 ein Olmaß auf der Inſel 
Kandia v. 11,6 bis 11,01, im Gewicht v. etwa 10,2 kg. 

Mister, m. engl. Herr, Anredeform für Männer, 
ſtets abgefürzt Mr. vor dem Familiennamen. 

ınisteriöse, it. geheimnisvoll, 

Miſfträ, m. it. ein Getränf aus Fujel und Anis. 





Mixed pickles 


Weiftrdf, m. fr. (= Maeftrale, ſ. d.) der Vordiveit- 
wind im ſüdöſtlichen Frankreich. 

Weiitreiz, f. engl. (= altfr. maistresse, jegt mai- 
tresse, ſ. d.) eig. Meifterin, Gebisterin, Herrin, 
Frau; def. 1.(fpr. miſſis) Anredewort für Frauen 
(= Madame), jedoch nur in Verbindung mit dein 
Familien⸗Namen gebraucht; 2. (pr. miltriß) un- 
eheliche Beiſchläferin Maitveffe). 

Meitaines, pl. jr. (pr. mitähn') Fauſthandſchuhe, 
Haudſchuhe ohne Finger, Pelzhandſchuhe. 

Mitella, F. [. (Berkl. v. mitra, }. d.) eine Kopfbinde; 
Heilk. eine Armbinde, Tragbinde. 

Mithra und Mithras, m. der perſiſche Sonnen» 
gott od. das unter dem Bilde der Sonne verehrte 
höchſte Weſen bei den älteiten Berfern. 

Mithridat, m. ein Gegengift od. Mittel gegen Ver— 
giftung, ein opiumhaltiges Mittel gegen die ver- 
ſchiedenſten Krankheiten, nad) einem König in Pon— 
tus, Mithridätes (um 120 v. Chr.), jo genannt, 
der ſich, um vor Vergiftung fiher zu fein, an ver- 
ichiedene Arten von Gift gewöhnte. 

mifigieven, l. (mitigäre, von mitis, mild, gelinde, 
janft) lindern, mildern, mäßigen; mitigantia, pl. 
Heilk. lindernde Mittel; Ripr. Milderungsgründe, 
mildernde Umſtände; mitigant ([. mitigans) oder 
mitigatin (pätl. mitigativus),mildernd, lindernd; 
Mitigation, f. (mitigatio) die Linderung, Milde» 
rung; mitigatie poenae, die Strafmilderung. 

Mitikal, Weitikäle, 1. Miskal. 

Mitiserün,n. Schweinfurter Grün, eine aus Ar— 
enik bereitete giftige Farbe. 

Mitisgußz, m. eine Miihung aus Eifen und Alu» 
mini, Die ebenfo feit ift al3 Schmiedeeifen. 

Mitkäl, m. ruſſ. (aus dem per). mitzkäli), oſtin— 
diſches rohes (d.h. ungebleichtes) Baummollenzeug, 
grober Berfal, ).d. 

Mitrn, £. gr. u. l. urjpr. überh. Binde; Zeibbinde, 
Gürtel; gew. Kopfbinde, Mütze, Haube; bef. Bi- 
ihofsmüße, ein Hauptſchmuck der fathol. hohen 
Geijtlichen, = Infel; mitra Hippocrätis, eig. 
Mütze des Hippofrates, ein wundärztlicer Kopf- 
verband; miträl, nl. mützen- oder haubenfürmig; 
Miträlvalvel, f. (valvüla miträlis, vgl.valva ıc.) 
oder Miträlis, f. Heilf. vie miigenförmige Herz» 
klappe. 

Mitraille, f. fr. (ſpr. — träj'; mit eingeſchobenem 
r f. altfr. mitaille, eine kleine Kupfermünze, altes 
Eiſenwerk, von altfr. mite, hol. mijt, ml. mita, 
eine Kleine flandriſche Kupfermünge, urſpr, etivas 
Kleines, Winziges; daher angelf. und engl. mite, 
eine Milbe) Elehte Eifenware; Krk. gehadtes Eifen 
oder Dlei, der Kartätfchenhagel, Kartätſchenſchuß; 
mitraillieren (fr. mitrailler), mit Kartätſchen 
ichießen; Mitraillaͤde, f. das Kartätfchenfeuer, 
Schießen mit Blei u. Kartätfhen; Mitrailleur, 
m.(fpr. —trajöhr) od. gew. Mitrailleuſe, £. (ipr- 
—trajöhj’), eine Kugelſpritze, Revolverkanone für 
Rartätfchen, eine neuere Kriegsmaſchine, die in 
einem achtfantigen Rohr 25 zufanmengefchmie- 
dete Läufe vereinigt. 

mitral ac., j. unter Mitra. — 

mittieren, I. (mittére) ſenden, ſchicken; geben laſſen, 
verabſchieden; Mittimus, n. engl, (v.l. mittimus, 
wir fenden) ein Gerichtsbefehl zur Überfendung der 
Akten; auch ein Berhaftshefent, ir 

Mixäthrie, f. vd. Miräthrion, n. gr. (mizaithria) 
Miſch⸗ oder Wechjelwetter; Mixeolnſe, f- gr. Be⸗ 
reitung reinerer Miſchfarben durch Miſchung ihrer 
Auflöſungen. 


| Mixed pickles, engl. (ſpr. mikßt pikls; von engl. 


Mirluſtre 


ınixed, gemiſcht, und pickle, Pökel, Salzbrühe, 
gewürzter Einmacheſſig, das in Eſſig Eingemadhte), 
engliſche Eſſigfrüchte, in Eſſig eingemachte unreife 
Gemüſe und Früchte verſchiedener Art. 
Mixluſtre, m. engl. (eig. mixed, gemiſcht, lustre, 
Lichtſchimmer, Glanz) ein aus Wolle und Baum— 
wolle gemijchter Kleiderjtoff mitfchillerndem Glanz ; 
Mixpickles, pl. engl. (fpr. —pickels) eig. mixed 


ickles, |. d. 

Wirtion, f. I. (mixtio oder mistio, don miscere, 
milchen) die Miſchung; Mixtum, n. (v. mixtus, 
a, um, gentifcht, Partiz. v. miscere) Gemifchtes; 
Mixtur, f. (I. mixtüra)eine — —— ;bef. Arznei⸗ 
gemiſch, Miſchtrank; auch der Miſchzug, ein ver— 
ſtärkendes Orgelregiſter, das auf jeder Taſte durch 
mehrere Heine Pfeifen die Oftave, Terz u. Quinte 
mittönen madt. 

Mizer, ſ. unter Alioth. 

Brlatnir. m. nord. Fabell. der Streithbammer des 
Donnergottes Tor. 

Mna, f. gr. = |. mina, j. Mine 2., 

Mnemeen,n. gr. (mn&ömeıon, dv. mneme, Gedädt- 
nis, Erinnerung) ein Erinnerungszeichen, Anden— 
fen, Denkmal; Winemöntt, Minemonentif oder 
Mnemotechnik, f. gr. (mnemonike, sc. techne, 
Kunſt, von mn&mön, eingedeni, ſich erinnernd) die 
Gedädtnis- vd. Erinnerungskunft, d. i. die Kunft, 
die Kraft des Gedächtniſſes durch gewiſſe Hilfsmit— 
tef zu unterftügen; Winemonifer, m. ein Gedächt- 
nisfünftler; mnemöniſch, die Gedächtniskunſt be- 
treffend; Wenemofäne, f. die Erinnerung, das 
Gedächtnis; Fabell. die Göttin des Gedächtniffes, 
Mutter der neun Mufen; Sternf. ein Aſteroid, 1859 
durch Luther eutdeckt; Mnemoſhniden, pl. ein 
Beiname der Mufen, ſ. d.; Miemoſijnon, n. = 
Mnemeon; Mnemotäéchnik, = Vinemonif. 

Mo, n. japan. = Meh, ]. d. 

Muoalläkat, f. arab. (al-kasidet al-muallakat, das 
aufgehängte Gedicht, v. ’alika, hängen) Name von 
fieben arab. Gedichten aus der Zeit vor Mohammed, 
welche ihrer VBortrefflichfeit wegen im Tempel zu 
Mekka aufgehängt waren. | 

ob, n. engl. (fpr. möb; abgek. aus mobile, und 
dies aus lat. mobile vulgus, das bemegliche ge- 
meine Volk) der Pöbel, dag gemeine Volk. 

mobil, l. (mobilis, v. movere, beivegen) beweglich; 
Kripr. marjch- oder zugfertig, friegsbereit; mobile 
Kolonnen, Truppenabteilungen, welche ein Land 
jeittwärt3 der Hauptitraßen durchſtreifen, um Ma— 
vodeurs aufzuheben; mobile Last, Verkehrslaſt, 
Gebrauchslaſt; mobile perpetüum, n. ein ſich 
unaufhörlic) beivegendes Triebiverf, ein von vielen 
gejudjter, aber als unmöglich zu betvachtender 
Segenjtand, der in dauernder Tätigkeit oder Be- 
wegung bleibt, ohne day ihm dazu eine äußere 
Unterftügung zuteil werde; Mobilien (mobilia; 
oder Möbel, pl. j. Meuble; Mobiliär, n. nl. 
(mobiliäre) die jümtlichen beweglichen Güter, bei. 
der Hausrat, das Hausgerät; Mobiliär-Erbe, 
m. Erbe des beiweglihen Vermögens, mit Aus— 
ſchluß der liegenden Gründe; Mobiliar-Exeku— 
tion, f. Zwangsvollitredung in die beweglichen 
Güter; Mobiliar-Steuer, f. Abgabe von den 
beweglichen Gütern; Mobiliäar-Vermögen,n. 
bemwegliches Gut, bewegliche oder gem. fahrende 
Habe; mobiliſieren oder mobil machen, Krk. in 
ntarjchjertigen oder friegsbereiten Stand feßen, 
rüften marihbereitmadien; Wiggik erung, Mo⸗ 
hilifation oder Mobilmahung, f. die Ruͤſtung, 
Schlagfertigmachung, Verfegung auf den Kriegs- 


Model 551 


ſuß; Mobilität, f. (l. mobilitas) die Beweglichkeit, 
Behendigkeit, Fliichtigfeit, Unbeftändigkeit. 

Mocca—, Mochha —, |. Mokka—. 

Moccöðli, Wivccoletti, pl. it. (v. sing. moccoletto, 
Verkl. von möccolo, Stumpf, kurzes Licht) Licht- 
chen (beim Karneval zu Nom). 

| Mochlia, f. gr. (von mochlös, Hebel) Heilf. Ein- 

| renfung verrenfter Knochen durch Hebel od. Fla— 

ſchenzüge. 

mock, engl. (to mock, ſpotten, nachäffen), nachge— 

| macht, unecht; Mod, n. engl. Rohſtahl, Schmelz- 

ſtahl, ſtahlartiges Eijen; Mod-Turtle Sonp, f- 
engl. (pr. — törti-Fubp; v. mock, unecht, turtle, 
Schildkröte, und soup,Suppe)unecdhte Schildfröten- 
juppe, Kalbstopfluppe. 

modal, nl. (modälis, v. modus, ſ. d.)durd) Berhält- 
niſſe bedingt oder davon abhängig; Modälis, m. 
Spradl. der Berhältnisfall (Kaſus), welcher die 
Art u. Weife od. das Wie ausdrüdt; Modalttät, 
f. Bhilof. die Art u. Weife zu fein, Bejihaffenheit, 
Bedingtheit; der Begriff des Verhältnijjes einer 
Sade zum Erfenntnisvermögen, dreifach unter- 
ſchieden: als Möglichkeit, Wirklichkeit und 
Notwendigkeit;derzufällige Unterfchied, Neben- 
unterſchied. 

Mode, £. fr. (v. l. modus, ſ. d.) die Art, Sitte, Zeit- 
jitte, Gewohnheit, Tracht, der Tages- oder Yeit- 
geſchmack; Ala mode od. modiſch, mac) der Mode, 
nad) jebiger Art od. Sitte, im neueſten Geſchmack; 
der Modenrtifel, dieModeware; die Modedame, 
Nusdame; modern (fr. moderne, it. moderno, 
jpätf. modernus, wahrjd). nicht v. modus, jondern 
v. dem Adverb modo, ebeı jet), jeßig, heutig, neu, 
neuzeitig, nach neuer Art oder Kunjt, im neueſten 
Geſchmack; von Kunſt- und Dichtwerfen: was das 
eigentümliche Gepräge derneuern Zeit an fi trägt, 
entg. antif; Moderne, f. die neuejte Kunſt— 
richtung; modernifieren, erneuern, nad) dem 
neuesten Geſchmack einrichten; die Moderniſie— 
rung, die Umgeſtaltung nad dem nenejten Ge— 
ihmad; Modernismus, m.barb.-l.derneueBeit- 
geſchmack und die Neigung zu demfelben; Moder⸗ 
nift, m. ein Anhänger und Verehrer des neuen 
Zeitgeſchmacks; Modiſt, m. ein Putzhändler; auch 
Name der Schönſchreiber und Schreiblehrer vor 
Erfindung der Buchdruckerkunſt; Modiſtin, f. (fr- 
modiste) eine Putzmacherin, Putzhändlerin. 

Model vd. Moͤdul, m. (v. I. modülus, Berk. von 
modus) ein Maß, Maßſtab, bei. bei ven Säulen— 
ordnungen; das Münzmah, der Durchmeijer der 
Münzen; eine Figur, ein Bild bei den Näherin- 
nen und Webern; eine Gießform zu Patronen; 
Model-Holz, n. Krk. der Lehritod, bei Verferti- 
gung der Schußrollen; Mddelfchneider, m. cin 
Formſchneider; Modeltuch, n. bei Näherinnen: 
ein Mujter- od. Borbildtuch mit eingenähten Buch» 
ftaben, Figuren 2c.; Modell, n. (it. modello, fr. 
modele, vor l. modülus) ein Vorbild, Mujter, 
Mufterbild; Mal. eine ganz oder teilweije nadte 
Perſon, oder auch eine Gliederpuppe, als Vorbild 
od. Gegenftand des Studiums für den Künſtler; 
beſ. ein Abriß, Entwurf od. Verſuchsſtück, Probe— 
bild im kleinen; auch vertiefte Form, einen audern 
Körper Hreinzugiepen; Modell 71 ff. das deutſche 
Snfanteriegewehr, zu dem 1871 der Gewehrfabri— 
fant Wilhelm Maufer die Berfchlußfonjtruftion 
erfand, das fog. Maufer-Gemwehr mit Zylinder» 
verichluß ; modellieren (it. modelläre,fr.modeler), 
abformen, nachbitden, im Kleinen herjtellen; cin 
Mufter, Probeſtück heritellen; Modellierung, pta— 


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552 moderieren 


ſtiſche Behandlung von Figuren 2c.; Modellenr 
(ipr. —löhr), Modellierer oder Modellmacer, 
m. ein Borbildner, Muftermadher, Vorformer; 
Modellier-Karton, m. ein Bilderbogen mit aus— 
Ichneiobaren Figuren, zum Auseinander- und Zu⸗ 
jammenfegen, als Übungsfpiel für Kinder. 
moderieren, I. (moderäre und moderäri)mäßigen, 
mildern, beruhigen, hemmen, ablafien; moderät 
(l. moderätus, a, um), mäßig, gemäßigt, — 
billig, beſcheiden; Moderados, pl. ſpan. die Par⸗ 
tei der Gemäßigten in Spanien (Gegenſatz: Exal— 
tãdos, die Umſturzpartei in Spanien ſeit 1820); 
moderäto, it. Tonk. mäßig, mit gemäßigter Be— 
wegung; Moderämen, n. |. die Lenkung, Leitung; 
Mäßigung; Moderantismus,m.nl. Mäßigungs⸗ 
geiſt, ein gemäßigtes Regierungsſyſtem; Moderan⸗ 
tift, m. ein Gemäßigter, Mildgeſinnter, beſ. in 
Staatsſachen; Moderation, f. (l. moderatio) die 
Mäpigung, Ermäßigung, Milde, Gleihmut; Mo— 
derationsrerht, das Recht der gerichtlichen Be— 
börden, die Gebühren der Rechtsanwälte auf die 
geſetzliche Taxe herabzufegen; Moderũtor od. fr. 
Moderatenr (pr. —töhr), m. Lenker, Negierer; 
an einerMafchine das Stück, welches die Bewegung 
mäßigt; Moderateur-Pampe, f. Sparlampe. 
medern, moderniſieren 2c,, |. unter Mode. 
modeéſt, I. (modestus, a, um, von modus, das Maß) 
Map baltend, mäßig, beicheiden, ehrbar; Moddits 
und Modeftiue, f. weibl. Name; die Beicheidene, 
Sittſame; Modeſten, pl. — für Beinkleider; 
Modeſtĩe, f. (i. modestia) die Beſcheidenheit, Sitt- 
ſamkeit, Ehrbarkeit. 

modieus, a, um, I. (von modus, das Maß) mäßig, 
das gehörige Maß beobachtend, gemäßigt; modien 
eastigatio, f. eine mäßige Züdhtigung; modice, 
mäßig, jparfan; Modizität, f. nl. die Mäßigfeit; 
modtfisteren, I. (modikcäre, v.modus, Maß, und 
facere, machen) gehörig abmejjen, auf fein richtiges 


Maß herabjegen, einer Sadje die Art oder Geſtalt 
geben; abändern, ander3 oder näher beftimmen, | 


einfhränfen; Modtfifatton, f. (modificatio) die 
Maßbeſtimmung, Abänderung, Umartung, Geſtal— 
tung, nähere Beitimmung, 3. B. eines Begriffes; 
Beſchränkung, Milderung. 

Drodilfo oder Wiodelly, ın. tt. (Verkl. v. modo, l. 
modus, Maß) vor 1861 ein Getreidemaß in Sizi- 
lien — Ye, Salma = !, Tomolo —= 4,333 1. 
Modillon, m. fr. (ſpr. modijöng; it. modiglione) 
Bau. ver Sparrenkopf, eine Verzierung ter der 
Kranzleiſte. 


Mohatra 


form, die abhängige Weiſe, (ich läſe gern, wenn 
uſw.); Optativ(us) — die Wunſchform (könnt' 
ich doch lefen!); Imperativ(us) — die Befehls- 
De (lies, lejet!); est modus in rebus, es iſt ein 

taß in den Dingen, d. i. alles hat fein Maß und 
Biel (Anfang eines Horazifchen Verfes); modus 
major, Tonk. die große oder harte Tonart, = 
Dur; m. minor, die Keine oder weiche Tonart, 
= Moll; m, proced6ndi, die Verfahrungsart; 
ın. vivendi, der Verkehrsfuß, die Art miteinander 
zu leben und in Geſchäften auszufommen, bei. 
ein Weg der Verftändigung, des Nebeneinander- 
Beftehens bei entgegengejegten polit. Meinungen; 
bono modo, gütlicherweije; ommi modo, auf 
jede Art; mode meo, nad) meinem Belieben; m. 
Don nes Log. in fegender Weife, behauptend; m. 

ollente, in aufhebenver Weife, verneinend; ad 
modum, nach Art und Weife ıc.; per modum, 
vermittels. 

Moeda, |. Mueda. 

Moed’or oder Mohd'or, ın. (3985. aus dem port. 
moeda de ouro, d. i. Goldmiünze) eine ehemalige 
portug. und brafil. Goldmünze, in Brafilien vor 
1833 —1849 — 16000 Reis, an Wert 36,68 #, 
früher = 9000 Reis, an Wert 20,60 M. 

Mofette, f.—= Moufette; bef. pl. Mofetten, joa. 
Luftquellen, en von Kohlenſäure aus 
Erdipalten in manchen Gegenden, Giftgasipalte: 

böſe Wetter (Bergwerk). 

Bonn, n. ein engl. Baummollenzeug, dem Pique 

ähnlich. 

Monnte, £ it. (fpr. mödſcha) ein ehemal. Feld- und 
Flaͤchenmaß in Neapel, fait = 7 a; Moggio, mn. 
(pr. mödſcho; fpan. moyo, fr. muid, dv. I. modius, 
Scheffel) ein früheres Getreidemaß, ein Malter in 
Stalien, auch ein Feld- u. Flächenmaß, beide von 
fehr verfchiedener Größe. 

Mogilälos, m. gr. (v. mögis, mit Mühe, u. lalein, 

reden) ein Schwerfprechender, Stammler; Moni: 

' falie, f. da3 Stammeln. ? ; 

Mogilos od. Wiogillen, pl. (poln. u. ruſſ. mogilo, 

| ein Erbhügel, Grabhügel) alte Grabhügel der 

| Mongolen in den — Steppen. 

Moguette, £. fr. (ſpr. mogett’) ein ſamtartiges Wol⸗ 

| 


— ——— ER EEE ER EEE 


lenzeug mit eingewebten Ziguren, zu Teppicden. 

Mogul oder Großz-Mogul, m. der Titel der mon- 
goliſchen Beherricher von Hindoſtan jeit 1525, 
deren Herrichaft die Engländer im vorigen Jahrh. 
ein Ende madıten (fo benannt wegen ihrer Abkunft 
von den Mongolen). 


Moͤhabuts, pl. oitind. farbige Baumwollenzeuge. 

Mohagrin, pl. avab. (eig. mohädschir, pl. moha- 
dschirüna, v.hadschara, aus der Heimat auswan- 
dern) die Geflüchteten, die Anhänger Mohammeds, 
welche fich in Medina um ihn verjanmelten. 


modiſch, Modift, |. unter Mode. 
— l. jetzt, gegenwärtig (beſ. bei Schuldſcheinen 
ufm.). | 
modo meo ꝛc., f. unter Modus. | 
Modul, ſ. Model; Elaftizitätsmodul, m. Elafti- 
zitätsmaß; modulteren, I.(moduläri) eig. meffen, ' Mohair, n. engl. (fpr. möhär; vgl. Moire) Angore- 
abmefjen, regeln; die Stimme fteigen und fallen | molle, ein famelhärenes Zeug, das Haartud;; 
laſſen, die Töne durchführen, beugen; iibergehen in |; auch ein dem Tibet ähnlicher Damenftoff. 
eine andere Tonart; Modulation, f. (1. modula- | Mohammed zc., |. Muhammed. 
tio) die regelmäßige Abmefjung od. Abwechſelung, Mohar, n. ungar. das Hirfegras, der Fennich, ein 
das Steigen und Fallen der Stimme, derllbergang | Futterfraut. 
von einer Zonart zur andern, die Tonbeugung, | Mohdrrem, m. arab.(d.t. eig. verboten, v. harama, 
Stimmbeugung; die Vortragsart eines Tonftücs; | verbieten) der erfte Monat im mohammed. Kalen- 
Ausmweihung oder Durchführung der Töne. der, jo benannt, weil in ihm Krieg und Kampf 
Modus, m., pl. Modt, I. das Maß; die Art und | verboten ift. 2 
Weile; Ton. die Ton-Art oder -Weife; Sprach. | Mohätre, f. oder contractus mohätrae m., mo- . 
Rede» oder Ausſageweiſe der Zeitwörter: Indi— hatrae pactum, n. ml. (vom arab. muchätarah, 
kativ(us) (Modus), die Wirklichteitsform, Die Gefahr, Wagnis, v. chatara, eine Sache verkaufen, 
beſtimmte oder unabhängige Redeweiſe (z. B. ich die man nicht befikt) — ein Scheinvertrag, 
teje,ihlas);Ronjunktiv(us)— die Möglichkeit3- | Wuchervertrag, von beiden Seiten bloß zum Scheis 


Mohawks 


geſchloſſen, meiſt um einen andern geſetzwidrigen 

u verſtecken. 

Mohawls (ſpr. mohaͤks), pl. ein faſt ausgeſtorbener, 
ſehr kriegeriſcher Stanim der Irokeſen in Nord— 
amerika. 

Mohel, m. jüd. (v.mül, beſchneiden) der Beſchneider, 
der * Beſchneidung der neugeborenen Knaben 
verrichtet. 


Mohikaner, pl. ein ausgeftorbener Indianerſtamm; 


der letzte der Mohikaner, ein Roman Coopers; 
— ſprchw. = der letzte ſeines Stammes, ſeiner 
Art ꝛc. 

Mohout, m. hindoſt. (mahout, mahäwat) ein Ele— 
fantenmwärter oder »treiber in Oſtindien. 

Mohur, m. perj. (muhr, muhur, eig. ein Siegel, 
Siegelring) eine perf. und oftind. Goldmünze, im 
brit. Oftindien = 15 Komp. Nupien = 29.4 83 9, 
ältere Stüde bis 35 M wert. 

Moire, f. fr. (pr. mocihr), auch Mohr, m. (altfr. 
mouaire, moh£re, engl. mohair, j. d., it. moerre, 
amoerre, fpan. muer, mué, wahrſch. orient. Ur» 
jprung3; dgl. bindoftan. mäghar, eine Art Tuch) 
Seidenmohr, ein mit wellenförmiger (gemwälferter) 
Zeihnung verjehenes Seidenzeug; motrieren, 
mohren, ein flammichtes oder gewäflertes Anjehen 
geben, 3. B. Bändern; moir6 oder moiriert, ge 
wäffert od. geflammt; moir6 antiqne (pr. —ang- 
tihk), altertümlicher Mohr; m. metallique, Me- 
tall⸗Mohr, ein geflanınter od. marmorierter Me- 
tall-Zad, auch Atlasblech; Moirette, f. mohrartig 
gemwebte Zeuge; Moirierung, Dem Gewebe durd) 
* ein gewäſſertes oder geflammtes Ausſehen 
geben. 

oiren od. Mören, pl. gr. (Moirai, v. sing. moira, 
d.1. Teil, Los, Verhängnis) Fabell. Göttinnen des 
Schickſals, — 1. Barzen, f.d. 

Moitié, £. fr. (pr. moatieh; prov. meitat, it. me- 
dietä, v. I. medietas, Mitte, Hälfte; vgl. Medium 
und Medistät) die Hälfte, die Chehälfte, Gattin; 
beim Tanz: meine Mloitid, mein Tänzer, meine 
Tänzerin ꝛc.; auch Tiſch- oder Tafelnachbar; 
Moitid machen, Gewinn u. Verluſt mit jemand 
teilen, 3. B. beim Spiel; überh. etwas auf gemein- 
Ihaftlichen Gewinn od. Berlujt mit jemand unter- 
nehmen. 

Molade, ſ. Moquette; Mokaſſins, pl. |. Mo- 
kaſſins. 

Mokaſſin, n., pl. Motaſſins (aus der Algonquin— 
ſprache: makisin, amerif. moccasin) wildlederne 
Schuhe der nordamerilaniihen Indianer ohne 
ne Sohle. 

Diofta-Sinffee, auch bloß Malta, m. beiter arab. 
Kaffee (von Mokha, einer Stadt am arab. Meer- 
bujen); Mokka-⸗ od. Mochnftein, ſ. Dendradat. 

Motolo, m. (vgl. Makako) der Schnurraffe, der gleich 
den Kaben zu ſchnurren pflegt, der ringelfchwän- 

ige Mafi, Katzenmaki. 

dotnt. n. ein älteres Fruchtmaß in Syrien, — 
mola od. mola carnda, f. I. Heilf. ein Mond- od. 

Mutterfalb, eine fehlerhafte menſchliche Frucht, 

eine Klumpfrucht; m. salsa, gefalzene3 DOpfer- 

ihrot, womit man im Wltertum den Kopf der 

Opfertiere bejtreute. 

Moldiie, f. Ichweizerifch (v. fr. mollasse, weichlich, 
v. mol, mou, weich, ſ. mollis) ein lockerer Sand- 
jtein, bejond. zwifchen den Alpen und dem Jura; 


Molafien-Formation, f. eine dort verbreitete 


Tertiärformation aus der Zeit der Braunfoblen- 
bildung. 


Molokanen 553 


ı Moldfien od. Mnlaffen, pl. (engl. molasses, mo- 


losses) = Melajje. 

Mofe, m. fr. = Molo, |.d.; pl. Molen, auch ein 
dider, runder Turm mit einer Kuppel. 

Mote, f. fr. = I. mola, ſ. d. 

Meoleben’, m. ruſſ. (von molitj, bitten, flehen) das 
Gebet, bei. Danfgebet, allgemeines, öffentliches 
Gebet in der ruſſ. Kirche (entfpr. dem Tedeum). 

Molekül, n., neulat. u. fr. (Verkl. v. I. moles) Teit- 
chen, Maffenteilhen, Kügelchen, $ B. Blutteilchen, 
Blutflümpchen 2c.; Naturl. die Heinften Stoffteil- 
hen, = Atome, oder gem. Gruppen folcher 
Atome; Molekulãr⸗-ſträfte, f. Naturl. die dieſen 
Teilhen innemwohnenden anziehenden und ab 
jtoßenden Kräfte. 

Moles, f. I. die Laſt, ein ſchwerer, drückender Kör— 
per, 3.8. ein großes Gebäude; die Befchwerlichkeit ; 
eine rudis indig6staqgue moles, eine robe un—⸗ 
geordnete Maſſe (Bezeichnung des Chaos in Dvids 
Metamorphoſen); moldit (1. mol6stus), beſchwer— 
(ich, Yäftig, ungelegen; Moleſtte, f. (l. molestie) 
die Bejchiverlichkeit, Ungelegenheit; moleftterez 
(l. molestäre, ft. molester) beläjtigen, beſchwer 
fich fein. 

Molestin, m. engl. (ſpr. mohl’ftinn; eigentl. Maul⸗ 
wurfsfell) ein feiner Weitenftoff aus Baummolle, 
in den Zeichnungen von fehr feiner Wolle einge- 
webt find; aud) ein feiner Barchent. 

Moléta, f. port, Moléette, f. fr. (v. I. molöre, zer- 
reiben, malen) eine Art portugiefiiher Fiſcher— 
barken; Mal. die Reibfeule zum Berreiben der 
Farben; beim Kattundrud: eine erhaben gravierte 
Heine Stahlwalze zum Abpreſſen eines Mufters; 
daher: melettieren (fr. moleter), ein Mufter mit⸗ 
tels jolcher Stahlwalze auf Kupfer abpreſſen. 

Molinismus, m. die Lehre des Spanischen Jeſuiten 
Molina (gejt. 1601), dab nur die Wirrdigen der 
göttlichen Gnade teilhaftig werden fünnen; Meliz 
niſten, pl. Anhänger diejer Lehre. 

Moll, |. unter mollis und Molton. 

Wolfe, m. (arab. maula, türk. mewla, gem. molis, 
v. walaj, regieren) überh. Herr, Borgejeßter, türt. 
Oberrichter in einer großen Stadt od. einem gatı- 
zen Bezirke, Geſetzkundige und -ausleger. 

mollis, molle, [. (fr.mou, mol, molle) weich; Mei, 
n. Tonk. die weiche Tonart mit der Heinen Terz; 
entg. Dur; Mollakkord, ın. ein Dreiflang in der- 
artiger Tonart; Mollſtala, f. Die zugehörige Ton- 
leiter; Molltöne, weichere Töne; Moll, m. (v. fr. 
molle, weich, se. Etoffe, Stoff, Zeug) ein Zeug, f. 
Molton; molleizteren (1. mollescöre), weich 
werden, fich erweichen; Molleſſe, £. ie die Weich⸗ 
heit, Weichlichteit, Schwäche; mollientia, pi. àI. 
(v. mollire, erweichen) erweichende Arzneimittel; 
Mollimentum, m. pl. Mofimente, Heilk. ein 
Erweichungs- oder Linderungsmittel; mollifizie⸗ 
ren, nl. erweichen, lindern; Mollifikation, k. die 
Ermweihung; moltfifatin, erweichend, lindern; 
Mollitie, f. das Weichjein, Weichwerden; Mol— 
füsten (nl. mollüsca), pl. Weichtiere. 

Molly, f. engl. weibl. Name, entjt. aus Marta. 
Molo, m. it. (= lat. moles, fr. mole) ein fteinerker 
Wehr- oder Hafendamm. TIER, 
Moͤloch, m. hebr. (molech, d. i. König) ein Göße 
der PBhönizier, Ammmoniter und Moabiter, unter 
deifen Geftalt fie die Sonne verehrten und dem fie 
Menichen opferten. 
Mofofänen, pl. eine Sekte der Raskolniken, d. i. 


| Abtrünnigen, in Rußland, f. Raskol. 


504 


Molops 


Molops, m. griech. (mölöps), pl. Moldpen, Blut- 
unterlaufung, Blutjtrienen, Schramme. R 
Moloͤffus, m. gr. (molossös, sc. püs, der moloj- 
ſiſche Versfuß, nach der Landſchaft Moloſſia in 
Epirus benannt) Versk. der Schwerſchritt, ein 
Versfuß von drei langen Silben (22), 3. B. 


Sonntagskleid. ni * 
molto, it. (— lat. multum) viel, ſtark, ſehr; molto 





all6gro oder allegro di molto, Tonk. jehr ge— 
ſchwind; m. andänte, ſehr langſam; non molto, 
nicht zu viel, nicht zu ſehr. 

Holton und Mol, ın. jv. (molleton, eig. weiches 
Woilenzeng, von mollet, etwas weich, zart, vom l. 
mollis, weich; j. Moll) wollenes Dichtzeug; Baum- 
wollengewebe aus furzer, feiner Wolle. 

Wolhybdän, n. gr. (molybdaina, f. Bleikugel, Blei: 
malje,v.mölybdos, Blei) od. Molybdan-Metalf, 
n.das Waſſerblei, ein zuerſt 1782 dargeftelltes ein- 
faches Metall; Molybdänblau, eine Anftriche u. 
Schnelzfarbe aus Molybdän; Molnbadnblei, 
Selbbleierz; Moltzbdänglanz oder Molybaan- 
files, m. Wajjerblei,. natiirliches Schiwefel-Mo- 
Inboän; Molybdängrün, eine Anſtrich- und 
Schmelzfarbe aus Moͤlybdaͤn; molhbdänſaures 
Molijbdänoxyd, blauer Karmin oder Mineral- 
indigo, der zum Färben von Seide verwendet wird; 
Molhbdaäte, pl. molybdänſaure Salze; Molub— 
domantẽe, k. Wahrſagen aus geſchmolzenem Blei, 
Dleigießen. 

Moment, I. (momentum, entjt. aus movimentum, 
von movere, beivegen) 1.n. das Bewegende, Ent- 
icheidende, den Ausſchlag Gebende; der Grund, 
Heiveg- od. Beſtimmgrund; Gewicht, Wichtigkeit, 
Nachdruck, Stärke; weſentlicher Beſtandteil od. Um— 
ſtand, Punkt; 2. m. (fr. le moment) der Zeitpunkt, 
Augenblick; mechaniſches u. ſtatiſches Moment, 
Naturl. Drehvermögen, ein Broduit in Zahlen, 
das aus der Multiplikation von Kräften, Ent- 
rernungen, Gewichten, Maßen 2c. gewonnen wird; 
Zragheitsmoment, Trägbeitsvermögen ; Wider: 
Aandsmement, Widerſtändsvermögen; mom&n- 
tam, n. Tonk. eine Achtelpauſe; momentülum, 
2. eine Sechzehntelpauje; momenta causae, pl. 
f. die Hauptpunfte einer Sache; aw moment, fr. 
(ipr. oh momang) im Augenblick, auf der Stelle; 
momentän(jpätl.momentanens, fr.momentane), 
augenblicklich, zurzeit; plötzlich, flüchtig, ſchnell 
vergehend; Momentatikum, n. ein —— 
welches eine ſchnell vorübergehende Handlung 
bezeichnet; Augenblickszeitwort; Meomentpild, 
Augendlid3bild (bei der Bhotographie); Moment: 
sbotograpkie, die Herjtellung von Augenblid3- 
bildern; Momentaninahme, Augenblidsauf- 
nahme Momentverichlug, Augenblicksverſchluß; 
Momentenpunkt, Vrehpunkt, Bot. 

Momiers, pl.(ox.momjeh; v. altfr. woweér, ſich ver- 
mummen, vom deutſch mummen, Mummerei,; 
alſo eig. Vermummte, Heuchler) fpött. Benennung 
einer neuen frömmelnden Religionspartei in Genf 
und dem Waadtlande. 

Mom, ın. gr. (mömos, Tadel, Spott) Fabell. der 
Spott- vd. Tadelgott; uneig. ein Tadler, Spötter; 
momiſch, ipottend, tadelnd; Momomanie, f. Die 
Tadelſucht. 

MON, jr. ſſpr. mong) mein; Verbindungen wie mon 
ami, mon bijou ⁊c. ſ. unter dem Folgewort. 

Mon od. Mong, ſ. Sen. 

Ronächus, mſpätl. (v. gr. monachös, einzeln, ein- 
fam lebend, v.mönos, einer, allein, .Monade) ein 
Mind; Monde, f. eine Nonne; monachiſieren, 


m u nn nn —ñ —— — — — —— —— — — 


Money 


barbl. möndeln, mönchiſch oder einſam leben, den 
Mönch ipielen; Monachismus, m. das Mönch— 
tum, dev Mönchsgeiſt; monächiſch, mönchiſch; 
Monachulogte, k. gr. die Mönchlehre, Darſtellung 
des Mönchsweſens; Monachomachite, f. Bekäntp- 
fung des Mönchsweſens. 

Monade, Monadologie, |. Monas. 

Monadelphia, pl. ar. (v. mönos, allein, u. adel- 
phös, Bruder) einbrüdrige Pflanzen, deren Staub- 
füden unten in ein Bindel zulammengewacfen 
iind, in Linnes Syitem die 16. Klaſſe; mong— 
deluhiſch, einbrüdrig. 

Monagandria, pl. (vor mönos, allein, u. aner, ©. 
andrös, Mann) einmännige Pflanzen mit Ziwitter- 
blumen mit einem Staubfaden, die 1. Klaſſe in 
Linnes Syſtem. | 

Weondreh,m. gr. (mon-ärches, v. mönos, allein, u. 
ärchein, herrichen) ein Alleinherrfcher; Monar— 
hie, f. (gr. monarchia) die Einherrſchaft od. Allein- 
herrſchaft; monaͤrchiſch, auf Alleinherrichaft be- 
ruhend königlich, Eailerlich ufto.; monarchiſieren, 
den Alleinherrſcher ſpielen; herriſch ſein; einen 
bisher freien Staat zu einer Monarchie umwan— 
dein; Monarchismus, m. das Syſtem der Allein— 
herrſchaft u. die Anhänglichkeit an dieſelbe; Mo— 
narchift, m. ein Anhänger der Alleinherrſchaft; 
monarchiſtiſch, der Alleinherrſchaft anhängend; 
Monarchomaͤchen, pl. Gegner der Allein- oder 
Einzelherricaft. 

Monas od. Mongde, f., pl. Mondden, gr. (mo- 
näs, pl. monädes, von mMönos, einer, ein einziger) 
Einheiten, einfache Weſen, Urkörperchen, unteilbare 
Beitandteile der Materie, vgl. Atom; nad) Leib- 
niz: abjolut einfache Subitanzen; Naturk. Punkt— 
tierchen, jehr Heine Aufgußtierchen, auch Mong⸗ 
dinen; Monadolagie, f. die Einheitslehre, Lehre 
von den einfachen Weſen. 

Monafterium, n. [. (v. gr. monasterion, eig. ein 
Ort, wo man einfam [ebt, v. monaster, der einfanı 
Lebende) ein Kloſter, eine Kloſterkirche, daher: 
Münſter (ſ. d.); mondftifch (gr. monastikös) 
klöſterlich, mönchiſch. 

Mondamin, n. entöltes Maismehl, Maisſtärke. 

Monde, m. fr. (ſpr. mongd'; v. lat. mundus) die 
Welt; Leute, Geſellſchaft; Feine Welt, gute Geſell— 
ſchaft; Weltklugheit, feineLebensart;beaumonde, 
ſ. unt. beau; Mondain, m. (pr. mongdäng) ein 
Weltmenſch, Welttind; Monduine, f. fr. (ſprich: 
— ähn) eine Weltdame. 7» 

Mondejtren, pl. die Mauren in Spanien, welche 
nach der Unterwerfimg&ranadas unter chriſtliche 
Herrſchaft kamen. no | 

Mondphafen, ſ. Phaſe; Mondur, |. Montur 
unter montieren. A — 

monemnériſch, gr. (von mönos, einzig, u. hemera, 
der Tag) eintägig, für einen Tag geltend; mon— 
epigraͤßhiſch, gr. (vgl. epigraphiſch nur ſchriftlich 
vd. Anſchriftlich ohne Bilder (v. Münzen). 

Monent, ſ. unter monieren. a 

Weonere, f. gr. (von mönos, einzig, allein) Kanıe 
der einfachiten mikroſkopiſchen Organismen, ſ. umt. 
Amöbe. 1 EEE \ 

Monẽſia, f. Heilk. ein Arzneimittel, aus der Rinde 
eines brafilianifhen Baumes hergejiellt. 

Monta, f. I. (nad) der Juno Moneta genannt, in 
deren Tempel die Münze gejchlagen wurde) die 
Minze; pl. Monẽten, Münzen; Geld; menetül 

(L, monetälis) Münzen betreffend, gemünzt. 

Money, engl. (fpr. mönni) Geld; Moneybroker, 
in. engl. der Geldwechiler; Monaymaking (IPr. 


Monferino 


mehling), das Geldmachen, Gelderwerben; time is 
money (fpr. teim —) Zeit iſt Geld. | 
Monferino, m. (ital. monferina, wahrſch. von der 
Landſchaft Monferrato in Italien) ein italienischer 
Geſellſchaftstanz. (ler. 
Monger, m. engl. (fpr. mön'gör) der Krämer, Händ- 
Mongoͤlen, pl. ein Volksſtamm in Mittefafien, wo- 
nad) ein dem chinef. Reiche unterworfenes Land 
die Mongolei, und ein eigener Menſchenſtamm die 
mongoliiche Naffe benannt wird. 
Mongovbpoes, pl. engl. (pr. mongopuhs), ofiindifche 
Baummwolcnitoffe aus Madras. 

Mongos vd. Mongus, m. der wollichte Maki, ein 
den Affen verwandtes Tier auf Madagaslar ꝛc. 
ntonieren, lat. (monere) erinnern, Erinnerungen 

machen, mabnen; rigen, bemänteln; Monent, 
m. (l. mönens) ein Ermahner, Erinnerer; Moni— 
tum, n., pl. Monita, I. Erinnerungen, Bemän- 
gelungen, tadelnde Bemerkungen; Monitaziehen, 
rinnerungen, Ausitellungen machen; Monition, 
f. ({. monitio) die Ermahnung, Erinnerung; der 
Wink, die Warnung; Monitor, m. ein Aufjeher 
der Jugend; Schulgehilfe in England (pl. Moni⸗ 
töre8); eine Gattung Schuppeneidechjen; auch der 
Name eines amerifan. Panzerſchiffs und eines 
öjterreih. Kriegsſchiffs; Banzerichiff mit einem 
Turme; Moniteur, m. fr. (pr. —töhr) der Er— 
innerer, Anzeiger (eine Pariſer Staat3zeitung jeit 
1789, welche bej. die amtlichen Befanntinachungen 
der Regierung enthält); Monitorium, n. oder 
monitoriäles, pl. (näml. litterae) nl. Mahnung 
oder Mahnſchrift; monitieren (ſpätl. monitäre), 
erinnern, mahnen. 
Monismus, m. gr. (v. mönos, allein) die Einheits- 
fehre, Lehre von der Spentität des Idealen und 
Realen; Annahme, daß alles Beitehende auf eine 
einzige Subſtanz zurückgehe u. aljo Körperliches u. 
Geiſtiges nicht verschiedenen Uriprungs u. Weſens 
eien; Moniſten, pl. Anhänger diefer Anſchauung. 
onitage (pr. monitäfg) das Verſpritzen des 
Weines. nieren. 
Monitenr, Monition, Monitor ꝛc., j. unter no- 
Mönn, n. aud Man, Dun, Maund (v. oſtind. u. 
perſ. man) ein ojtind. Handelsgewicht, in Bombay 
— 12,70 kg, in Kalkutta = 37,32 kg, in Madras 
— 11,34 kg. 
Monnaie, f. fr. (ſſpr. monnäh) die Münze, das Geld. 
Monnie, f. jap., ein japanijc). Gewicht = 1 Pfund; 
auch eine Rechnungsmünze = 284, Pfennig. 
Monocerös, m. gr. (v. mönos, & on, einzia, und 
keras, Horn) das Einhorn, ſ. Narwal; Wong: 
chordium oder Monochoͤrd, n. (vgl. Chorde) der 
Tonmeſſer, ein einjaitiges Tonwerkzeug mit be- 
weglichem Stege und Einteilungen, um daran die 
Höhe und Tiefe der Töne zu bejtimmen; mono— 
chrõiſch, einfarbig; Monochroismus, m. die 
Einfarbigfeit; Monohrönde), n. (vgl. Chroma) 
ein einfarbiges Gemälde; pl. Monochromäta od. 
Monochromen; monochroniſtiſch, einzeitig, d. i. 
gleichzeitig; Monöcia, pl. (monoikia, von oikos, 
aus) einhäufige Pflanzen mit getrennten männl. 
u. weibl. Blumen auf einem Stamme, in Linnes 
Syiten die 21. Klaſſe; Monocle, m. fr. (ſpr. mo— 
noff, v. gr. mönos. einzig, u. l. oculus, Auge) 
Sehglas für ein Auge, entg. Binocle; Mon: 
chele, n. das Einrad, Fahrrad mit nur einem 
Rade; Monodie, f. (mon-Odia; vgl. Ode) ein ein- 
itimmiger Öefang (Solo); eintöniges Lied; auch 
ein poetifches Selbjtgefpräh(perjifizierterMo- 
nolog); Monödon, n. Einzähn, einzahniges 





nn 
= ö— — — — ——— — — — — — — ———— ——— 
— — — — — — —— — 


Monoceros 555 


Säugetier, Narwal; monodoͤntiſch, einzahnig, 
nur mit einem Zahne verſehen; Monodräma, 
das Eindrama,ſ. Melodrama; Monogamie, f. 
(von gämos, Ehe) die einfache Ehe, Einweiberei— 
entg. Bolygamie; monogaͤmiſch, einweibig; 
Monogdmen, pl. Pilanzen mit einfachen Blumen; 
Wonogendiis, f. die Selbfterzeugung; monoge⸗ 
niſch, von einem Geſchlecht vd. Stanıme, einartig; 
Monpgrammda), n. (v. gräamma, Gefchriebenes, 
Buchſtabe) ein Namenszug, die in einem Zuge ver- 
Ihlungenen Anfangsbuchſtaben einesNamens; eine 
einfache, nur mit Linien jEizzierte Jeichnung; in der 
Bau. der Hauptriß zu einer Zeihmung; Mono: 
graphie, f. eine Einzeldaritelling, Einzeljchrift; 
monogyn vd. monoghniſch (v. gynẽ, Weib), ein- 
weibig; Monogynie, f. die Einweibigfeit; mono— 
fürpiich, einfrüchtig; monolkauliſch, einitielig; 
monvfephaliieh, einköpfig; Monoferos, m. |. 
Monvceros; Monsföfon, mod. monokoliſches 
Gedicht (vgl. Rolon), ein Bedicht, das aus einerfei 
Bersart bejicht, entgeg. Ditvlon; Monokothle— 
dönen, pl. (vgl. Kotyledonen) Pflanzen mit ein- 
lappigem Samen; monofotyledöniich, ſolche 
Bilanzen betreffend, dazu gehörig; einlappig; 
Monofrdt, m. (von kratein, herrjchen) = Mtoun- 
arch; SRonpfratie, f. die Alleinherrſchaft: Mo— 
ntolemma, n. (vgl. Lemma) Zog. ein halber Schluß, 
dem ein Sab fehlt; Monolith, m. (von lithos, 
Stein) ein einfteiniges Werk, 3.3. eine Säule aus 
einem einzigen Stein; monolithiſch, einiteinig, 
aus einem einzigen Stein; Monsline, f. engl. 
eine engliſche Seßmaſchine in der Druderei; Mo— 
nolog, m. (vgl. Logos) die Aileinrede; das Selbit- 
geſpräch; monoloͤgiſch, alleinredend, in Form 
eines Selbſtgeſprächs; Weonemadie, £.(v.mächö, 
Gefecht) ein Alleingeſecht, Zweikanpf; Monomä— 
choͤs, m. der Alleinkämpfer; Monomanie, f. (vgl. 
Marie) auf einen einzeinen Gegenjtand gerichteter 
Wahnſinn, vgl. fire Idee; eine närrifche Laune; 
Monpmanen, pl. in einer ſolchen firen Idee Be- 
fangene; Monomerie, £. (v. méros, Teil) Ein— 
teiligkeit, d. i. das Beſtehen aus einerlei Zeilen, 
Einfachheit; monomériſch, einteilig Monomẽter, 
m. (vgl. Metrum) Versk. der Einmeſſer, ein nur 
aus einem Gliede beſtehender Vers, z. B. ein 
zweifüßiger jambiſcher oder trochäiſcher Vers; 
monometriſch, einmaßig: monzommätiich (v. 
ömma, Auge) einäugig; Monomorphie, f. (v. 
morphe, Geſtalt) Eingeitaltigfeit; mononoͤmiſch, 
einteilig, eingliedrig, vgl. binomiich und poly- 
nomiſch; Mononijcha (v. Onyx, Klaue) oder 
Monäche, pl. eindufige Tiere; Monopathie, t. 
das Alteinleiden eines Körperteils, vd. ver Seele, 
oder des Körpers allein; monopdtaliich (vgl. Pe— 
talon) eindlättrig; Monophagie, f. v. phageın, 
eſſen) das Alleinefien; auch = Monoſitie; Mo— 
nophbonie, f. (v.phöng, Stimme) die Eintönigfeir; 
monophõn, einſtimmig, eintönig; Monophthal⸗ 
mus, gr., oder Monzveũlus, m. gral. ein Ein— 
äugiger; monophthälmiſch, einäugig; mono— 
pyhlẽtiſch, einſtämmig; monophyhletiſche Ab— 
ſtammungstheorie, die Lehre von der Entwicke— 
lung aller lebenden Weſen aus einer einfachen 
Zelle; nonophÿülliſch, gr.(vgl. Phyllon) einblättrig; 
Monophyſiten, pl. (v. physis, Natur) eine ehem. 
Chriſtenſekte, welche in der Perſon Chriſti nur eine 
Natur annahm; Monoplan, m. qr.el., der Ein— 
deder, Einflächer, eine Flügmaſchine mit nur einer 
tragenden Fläche (im Unterſchiede zum Biplan, 
den Zweidecker, einer Flugmaſchine mit zwei tra— 


556 Monroe⸗-Doktrin 


genden Flächen, Drachenflieger); Mononodie, f. 
(vd. püs, podös, Fuß) die — im Versbau; 
ein Einzelfuß, ein einfüßiges Versglied, entg. Di— 
podie; monopoͤdiſch, einfüßig, in oder nach Ein— 
zelfüßen; Monopöl, n. (v. polein, verkaufen) der 
Aleinhandel, Alleinverfauf; monopoliſieren, et- 


was zum Alleinverfauf beitimmen, auf den Allein- 


handel beichränfen; Monopolift, m. ein Allein» 
händfer, Inhaber des ausjchließenden Handels 
mit einer Ware; Monppteron, n. ein Einflügler, 
Einfloffer; pl. Monoptẽra; Monoptiros, m. 
Bauk. ein runder, nur aus einer Säulenhalle be= 
jtehender Tempel ohne Zelle; monopteriſch, ein- 
flügelig, einfloffig; in der Form eines Säulen» 
rundbaus; monophrẽniſch, einfernig; Mon— 
oͤrchis od Monorchit, m. (vgi. Orchis) ein Ein- 
hodiger; Monorime, f. ar.-fr. ein einreimiges 
od. gleichreimiges Gedicht; Monofitie, f. gr. (von 
sitos, Speije) das Alleinefjen; das tägliche Nur- 
einmalejien; Monoſophĩe, f. (ogl.Sophia) Allein- 
weisheit; Monoſoͤph, m. wer allein mweife ift oder 
zu fein glaubt; monoſpermiſch, (von sperma, 
Sanıe) einfamig, nur ein Samenforn tragend; 
Monoſtichtum od. Monoſtichon, n. (v. stichos, 
Reihe, Ber3) ein Einzelverz, eine einzige Verszeile; 
Monoſhllähum, n. (vgl. Silbe) ein einfilbiges 
Wort; pl. Monoſylläba od. Monoſhllähen, ein- 
ſilbige Wörter; monoſhlläbiſch, einfilbig; Mo— 
notheismus, m. (v. theös, Gott) die Verehrung 
eines einzigen Gottes, ald des Schöpfer3 und Er- 
dalter3 der Welt, entg. Polytheismus; Mo— 
nothetft, m. wer an einen Bott glaubt; mond⸗ 
theiſtiſch, an einen Gott glaubend od. in dieſem 
Glauben gegründet; Monothelẽten, pl. (v. the- 
lein, wollen) eine hriftliche Sekte im 7. Jahrh., 
welde nur einen Willen in Chrijius annahm; 
Monotheletismus, m.deren Lehre; Monotonie, 
f. (ogl. Ton) die Eintönigkeit, Einförmigkeit, 
monotoͤn od. monptoͤniſch, eintönig, einförmig. 
langweilig; Monotremen, pl.(vontrema,n. Loch, 
Ofinung) Naturk. Tiere, welche nur eine Öffnung 
für den Kot, den Harn und den Samen haben, wie 
die Vögel; Monotriglyph, m. (vgl. Triglyph) 
Bauk. der Dreiſchlitz, welcher bei naher Säulen- 
ftellung zwiſchen zwei Säulen fteht; monovalent, 
Seibel. einwertig; Monoxijlon, n. (v. xylon, 
Holz) eig. Einholz, ein Stammkahn od.aus einem 
Baume bereiteteg Yahrzeug. 

Monroe⸗Doktrin, f. (jpr. Mönro—), daS Verbot 
europäiſcherGebietserweiterung auf amerikaniſchem 
Boden, die von James Monroe, Präſidenten der 
Bereinigten Staaten von Nordanterifa, 1823 auf- 
gejtellte Zehre, Feine europäiſche Macht ferner in 
Amerika feiten Fuß faſſen zu laffen und jeden euro— 
päiſchen Einfluß auf Amerika zu bekämpfen; daher 
auch: Monroe-Grundſätze,-Anſichten ıc. 

mous, m. [,, mont, fr. (fpr. mong), monte, it. u, 
jpan. der Berg; mons pietatis, [., monte di 
pietä, monte pio, it., od. mont de pi6t6 (ipr. 
mong d' pieteh), fr. eig. Berg der Frömmigkeit, 
Benennung milder Stiftungen, bef. der Zeihhäufer 
in Stalien; mons Venöris, I. der Venusberg, 
Schamberg, . Genitalien; Monte, m. it. aud 
ein auf unbemeglide Güter ausgeliehenes Kapital; 
daher Montiften, pl. Rentner, tvelche ihre Gelder 
auf unbeweglihe Güter ausleihen; Montblanc, 
an, fr. (jpr. mong bleing) der weiße Berg, die höchſte 
Spige der Alpen (wegen der hen): 
ment d’or (jpr. — dor), der Goldberg; m. perdu 
(ipr. —perdü), der verlorene Berg, Die höchſte Spitze 


— — — — 


{i 


Montant 


der Pyrenäen; monte della vergine, it. (ipr, 
— merdfhine)derungfrauberg (in Neapel); mon- 
tagne, f. fr. (fpr.mongtänj’) Gebirge, Berg; mon- 
tagnes russes, pl. (jpr. mongtanj’ rüſſ) eig. ruf« 
fiiche Berge: Nutfchberge, künſtliche Eisberge; 
Wontagne-Weine, pl. verfchiedene Arten feiner 
Champagnerweine; Montagnard,m. (pr. mong- 
tanjdhr) Bergbemwohner; auch ein Mitglied der 
jogen. Montagne oder Bergpartei oder ein roter 
Republikaner in der franzöſiſchen National-Ver— 
fammlung von 1792 und 1848 bis 1849, fo ge- 
nannt, weil fie von den im Saale ftufenweije er» 


höhten Sitzen die höchſten auf der äußerſten Linken 


einnahmen, z. U. von der gemäßigten Partei der 
Girondiſten (im J. 1792), welche die niederen 
Sie: inne hatten und daher auch den Namen parti 
de la plaine (Partei der Ebene oder Talpartei) er» 
bielt; montan, [.(montänus) bergig, gebirgig; dei: 
Bergbau betreffend; Montänus, m. I. mönni, 
Name: Berger, Bergmanı; montaniſtiſch, ni- 
bergmänniſch; Montaniſten, pl. Anhänger des 
Montanus, Biihofs zu Pepuza in Phrygier, 
eine hriftl. Seite inı 3. u. 4. Sahrh., auch Pneu— 
matici, d. i. Seiftiggefinnte, Bepugianer oder 
Phrygier genannt. MR ; 

Monſeigneur, m. fr.(fpr. mongkänjöhr; vgl. — 
neur) gnädiger Herr! Monſieur, m. (ſpr. moßjöh; 
vgl. Sieur), mein Herr; ehem. ohne weiteren Zu» 
jaß Titel des älteiten Bruders des Königs box 
Frankreich; pl. Meſſieurs (pr. mejjjöh), meine 
Herren, die Herren. 

Monsonia, f. (nach) Lady Anna Monfon, die viele 
Gemächfe aus Oftindien mitbrachte, auhmitLinze 
in Briefwechfel ftand) eine Pflanzengattung aus 
der Familie der Storchſchnabelgewächſe, von der 
die Arten M. speciösa, mit großen roten Blumen, 
und M. pilösa, mit augen grünen, innen voten i:. 
weißen Blumen, Bierpflanzen find. 

Monſoon, m. engl. (ipr. monßühn), pl. Monfoons 
od. Monſũun, = Mouffon, |. d. 

Meniter, n. (engl. = fr. monstre, v. I. monstrum) 
ein Ungeheuer; in Zufammenj. etwas ungeheuer 
Großes, Unermeplichesac. bezeichnend, z. B Mon⸗ 
iter-Adreffe, f.einevon unzähligenUnterſchriften 
begleitete Zufchrift, Rieſen whcift; M.-Ronzert, 
ein Konzert, in dem alle Juſtrumente bejonders 
ſtark befegt find (gewöhnt. durch Vereinigung von 
zwei Mufiffapellen); M.-Meeting,n.pr. —mib- 
ting) eine ungeheuer große Verfammlung; M.- 
Betition, k. eine Bittſchrift mit ungeheuer vielen 
Unterfhriften; M.-Brozeß, m. ein riefenhafter 

— {. (monstrantia, v. l. monsträre 

Monitranz, f. nıl. (monstrantia, d. I. monstrars, 
nn en Schaugefäh od. prächtige Gehäuſe der 
geweihten Hoſtie in der fathol. Kirche; Monitres 
tion, f. (I. monstratio) da Zeigen, Veijen; mon⸗ 
ftratin, nl. auf dem Zeigen od. ver Wahrnehmung 
beruhend. 

Monftrum, n., pl. Wionftre, I. das Ungeheuer, die 
ht ein Unmenſch; fr. Monitre, m. (Ipr. 
mongit’r) auch die kleinſte Art Scheren mit ſehr 
kleinen Klingen und unverhältnigmäßig großen 
Griffen; monſtrös ([. monströsus, monstruosuß, 
fr. ınonstrueux), unförmlid), mißgeſtaltet; Vers 
ſtro ſität, £. nl. die Mißgeftaltung, Unförmlichkeit. 

Moniun, tr. Monſoon, |. Moujjon. 

mont,Montagnard,montagnezc. Montanifien, 

. MONS. ; 
— re, it. Nähſeide, die aus Kalabrien fommi. 
Montant, m. fr. (ipr. mongtäng; v. monter,fteigen, 


Montanus 


ſich bis zu etwas erheben, belaufen, f. montieren) | 


der Betrag oder Belauf einer Rechnung. 

Montanus, monte, f. unter mons. 

Montefiascoͤne, m. (mörtl. der Flafchenberg) ein 
italien. Musfatellerwein von der gleichnamigen 
Stadt in Stalien (vgl. Est, est, est). 

Monte⸗jus, m. fr. (pr. mongt'ſchüh', von monter, 
jteigen, und jus, Saft, Vorrichtung zum Steigen- 
laſſen v. Säften, Ölen ıc. in Fabriken, Drudheber. 

Montenegro, m. it. (eig. Schwarzberg, von monte, 
Berg, und negro, ſchwarz) ein irflentum an der 
dalmatinischen Küſte. 

Monteur, j. unter montieren. 

Dontgolfiere, f. fr. (fpr. mongolfjähr) ein Zuft- 
ballon oder Zuftball, in welchem die Luft durch 
— wird, nach den Erfindern, Ge— 
brüdern Montgolfier, 1782 benannt (verjchieden 
Charliere). 

montieren, (fr. monter, von mons, Berg, |. mons), 
1. eig. jteigen; fteigern; 2. aufitellen, zufammen- 
fegen (namentl.Maichinen), faſſen (einen Edelitein), 
ausrüjten, mit Hausrat verfehen (ein Haus); ein 
Schiff bemannen; einen Reiter beritten machen; 
einlegen (ein Geſchütz); bef. Soldaten bekleiden; 
montiert nennt man auc) die verfchieden gefärbte 
Rüſtung der Reiter od. Schiffe im Wappen; Mon⸗ 
teur, m. & (ipr. mongtöht) der Einrichter, ein 
Techniker, der die Mafchinen aufftellt, einrichtet u. 
im Stande erhält; Wontierung, 1.= Montage, 
f. fr. (fpr. mongtaͤhſch) die Aufitellung, Zufammen- 
jegung, Ausitattung; 2. = Montür, f. (vom fr. 
monture)dieDienfttletdung,Soldatentradht,Dienjt- 
tracht; auch die Unterlage einer Perrücke; Mon⸗ 
tage⸗Gerũſt, Aufſtellungsgerüſt; Montierungs⸗ 
genen jtände, zurSoldatenausrüftung und Dienjt- 

etleidung gehörige®egenfjtände ; Montur-Depot, 
n. (fpr. —depsh), (Soldaten-) Ausrüſtungsnieder⸗ 
lage; Monture, £. fr. (jpr. mongtühr) die Schmud- 
aa der Schaft. 

ontiften, j. unter mons. 

Mont⸗rachet, m. fr. (fpr. mong-rajche) einer der 
beiten weißen Burgunder-Weine aus der Gegend 
pon Beaune. 

Montur, ſ. unter montieren. 

Btonument, n. l.(monum£ntum, von mon£re, er- 
innern) ein Denfmal, Ehrenmal; monumentäl (I. 
monumentälis), zu einem Denfmalgchörig od. das— 
felbe betreffend; ventmalartig, großartig, gewaltig; 
monumentieren, barb.-I. mit einem Denkmal 
verjehen oder beehren; Monumentomanie, f. l⸗ 

r. die Denfmälerfucht, übertriebene Neigung, 
entmäler zu errichten. 

Mook, m. der Honigfudud in Afrifa, auch Sengo. 

W008, n. jüid.-dtich. (aus fpäthebr. ma öt, jüdiſch 
— Geld, kleine Münzen; zuerſt im Jahre 1750) 

eld. 

moquable, moquant, Moquerie, ſ. unter mo— 
quieren. 

Moquette, f. fr. (fpr. mokett') oder Meofdde, ein 
ſamtartiges Wollen- od. Baumwollenzeug. 

moquieren od. mofieren, ſich — (jpr. modieren), 
fr. (se moquer; v. gr. mokän, verjpotten, mõkos, 
Spott)fich über jemand aufhalten od. luftig machen, 
fpotten; moquable (pr. mocab’I), ſpottenswert; 
moquant od. mofant (ipr. get. madint), 
Pöttiſch, tadelſüchtig; Moguerte, kſpr. mock'rih) 
Spott, Spottrede; Moqueur, m. (ſpr. mocköhr) 
ein Spötter, Spottvogel. 


Mora, f. it. (fr. mourre, vom Felt.-ir.-gäl. meur, 
Singer) alla mora (giuocäre, ſpr. dieguofäre), ein | 


morbide 557 


ital. Fingerfpiel, wobei jemand eine oder beide 
Hände mit mehr oder weniger eingefchlagenen 
Fingern ausſtreckt, und ein anderer au enbiictich 
angtbt, wie viel Finger jener ausgeftredt hat. 

mora, f. I. die Verzögerung, der Aufſchub; In mora 
Sein, ſäumig, im Rückſtande, ſchuld an einer Ber- 
zögerung fein; sine mora, ohne Verzug, unver— 
züglich; perieülum in mora, j. periculum; mo⸗— 
tieren l.moräri),verzögern,aufhalten; merändo, 
it. Ton. zögernd, verweilend; Moraterium, n- 
nl. Stundung, Zahlungsfrift. 

Morabit, m., pl. —en, arab. (muräbit, pl. murä- 
bitin, auf der feindlichen Grenze aufgeitellt, von 
rabatha, beftändig fein; verih. von Marabut) 
Name eines arab. Stammes, welcher im 11. und 
12. Sahrh. in Spanien herrſchte, auch: Moras 
viden, Almoraviden (vgl. Maravedi). 

Woral, f. (l.morälis doctrina; morälis, ſittlich, v. 
ın08, Gen. möris, Sitte) der Inbegriff der bei einem 
Volke oder zu einer Zeit geltenden fittlichen Grund— 
jäße u. deren Ausführung, die Sittenlehre, Pflich— 
tenlehre, Tugend» od. Sittlichkeitölchre; auch eine 
einzelne fittliche Lehre oder Nuganwendung (3. B. 
die Moral einer Fabel ıc.); Moral-Philoſoph, 
m. ein Sittenforfcher, mer die Sittenlehre ſyſte— 
matiſch behandelt; M.-Philofonhte, f. die wiſſen⸗ 
Thaftlihe Sittenlehre, praktiſche Philoſophie, — 
Ethik; M.-Prinzip, n. der Grundbegriff und 
Mittelpuntt der Sittenlehre, das Sittengeleb; mo⸗ 
rãliſch, die Sittlichkeit oder Sittenlehre betreffend, 
darin gegründet, bef. ſittlichgut oder tugendhaft, 
gerecht; (moralifhellberzeugung, eine im Ge— 
fühl entitandene Überzeugung); in weiterer Bed. 
(dem Phyſiſchen entg.) geiftig, bloß gedacht, 4.8. 
eine moralijche Berfon, d. 1. was für eine Ber- 
fon gilt, die Rechte 2c. einer Berfon hat, ohne wirf- 
li als Einzelwefen zu erütieren (= juriſtiſche 
Perſon); moralifieren, ni. (moralizare, fr.mo- 
raliser) ſittlich machen; jittliche Betrachtungen an- 
ftellen, Zehren geben, Sitten richten, den Tugend- 
lehrer machen over fpielen; Moraliſation, f. fitt- 
lihe Vorihrift oder Nupanwendung und deren 
Einihärfung; Moraltft, m. (fr. moraliste, it. 
moralista) ein Sittenlehrer, Sittenrichter; mora⸗ 
liſtiſch, auf die Sittenlehrebezitglich od. gegründet; 
Moralität, f. (moralitas, fr. moralite) die Sitt- 
lichfeit oder das Gittliche, 3. B. einer Handlung; 
das Sittlich-Gute, fittliche aheanne eines Men⸗ 
ſchen; die ſittliche Güte, Reinheit und Würde einer 
—— Moralitäten, J (fr. moralités) im 
ipäteren Mittelalter: eine Art geiftliher Schau— 
jpiele, welche, im Gegenjage zu den Myiterien, 
einzelne Sittenlehren durch erfundene Beijpiele in 
dramatiſcherForm veranſchaulichten(vgl. Baſoche). 

Moral insanity, f. engl. (ſpr. möröl inhännitt), d. i. 
moraliſcher Wahnſinn, auf ererbter Geiſtesſtörung 
beruhende Schwäche des Willens, moraliſcher 
Schwachſinn, Verbrecher⸗Irrſinn. 

morando, ſ. unter mora. 

Moräne, f., pl. Moränen, auch Muränen (fr. 
moraine, d. i. eig. Wolle von gefallenen Schafen), 
Gletſcherwälle, Gletſcherdämme, durch Gleticher 
fortbewegte Felsblöcke, Schuttmaſſen ꝛc. 

Moratorium, ſ. unter mora. 

Morapia, f. [. Rame für Mähren. 

morbide, fr. (v.I. morbidus, a, um, d. i. eig. franl, 
ſiech, von Früchten, die fich aladann weich anfühlen 
laffen) Mal. weich, mürbe, zart; Morbideſſe, fr- 
od. Morbidẽzza, it. f. die Weichheit, Zartheit (von 


Morbillen 


gemalten Fleiiche); Morbidität, f. der Krank— 
heitszuſtand, z. B. einer Armee. 

Morbillen, pl. (ml. morbilli von sing. morbillus, 
Verkl. v. morbus, Krankheit; fr. morbilles) Haut- 
ausichfäge, bei. Mafern; morbids, maferig, zu 
den Mater gehörig. 

morblen! fr. pr. —blö; entjt. aus mordieu, d. i. 
par la mort de Dieu, bei Gottes Tod!) verdanmt! 
verwünſcht! beim Teufel. 

morbus, m.,pl.morbi, I. Krankheit; morbus acü« 
tus, eine hißige, heftige Krankheit; m. coerul&us, 
die Blauſucht; m. niger, die ſchwarze Krankheit; 
m. regius, eig. die Fönigliche Krankheit, die Gelb— 
jucht;m. solstitiälis,derSonnenftih,; Morbonia, 
f. Fabell. die Krankheitsgöttin oder Göttin der 
Krankheiten und Seuchen bei den Römern; more 
688 ({. morbösus), krankhaft, kränklich; Morboſi⸗ 
tät, f. (morbositas) die Kränklichkeit. 

Dordazität, f. [.(mordacitas, v. mordax, beißen, 
bilfig) das Beißvermögen, die Biffigfeit; beißende 
Schärfe, Beiz- od. Atzkraft; Mordänt, ın. fr. (pr. 
mordang) 1. die Beize der Färber, durch welche 
diefe die Stoffe zur Annahme der Farbe zubereiten; 
2. = moräönte, it. m. (0. mordre, mördere =!\. 
mordere, beißen, kauen) Tonk. derHalbtriller (ohne 
Kacichlag), Bralftriller, eine Verzierung im Bor- 
trage des Spiels oder Gejanges, indem man mit 
dem Haupttone u. dem zunächſt unter ihm Tiegen- 
den Schnell abwechfelt; auch der Grund zum Ver- 
goiden und zum Berfilbern. 

Morderin,m.ojiind.(fr.mordexin,mordechi, span. 
mordechin) die afiattiche Cholera. 

Mordio, n. (dich. von Mord und dem alten Schall- 
laute io, jo) Zetergeichrei, Angſtruf. 

mordore, fr. hochrot, braunrot. 

merey !. ſ. unter mos. 

Morelle, f. (von it. morello, ſchwarzbraun, altfr. 
morel, jest moreau, von ml. morus, mauriſch, 
ſchwärzlich u. dies v. I. maurus, mauriſch, mauri- 
tanifch, ſ. Mauren) eine Urt großer ſchwarzer oder 
— ſaurer Kirſchen; die Herzkirſche, beſ. die 
ſchwarze. 

Morelſchiki, pl. ruſſ. eine ruſſiſche Sekte der Ras— 
kolniken (ſ. d.), die ſich ſelbſt Freiwillig dem Feuer— 
tode hingibt. 

Hören, ſ. Moiren u. Parzen. 

mor6ndo od. moriente, it. (von morire = |. mori, 
iterben) Tonf. eriterbend, hinfterbend, verſchwin— 
dend, zur kaum hörbaren Schwäche des Tons ab- 
nehmend. 

Mores, ſ. unter mos. 

Wordsten, pl. (v. it.moresco, mauriſch, mohriſch. 
= fpan. morisco, |. Moriscos) — Arabesken 
u. Örotesfen; Mordsen, it., od. fr. Moresque 
(jpr. moresf’) ein Mohrentan;z. 

Worfil, r. Marfil, ſ. d. 

Worfling, zn. ein Karpfen ohne Milch u. Rogen. 

Dorangnüige Feuchtigleit, f. (pr. morganji—), 
das feine Wäſſerchen zwiſchen der Kriftallinje des 
Auges und ihrertapjel; Morgagniſche Höhle, f. 
die kahnförmige Grube ver Harnröhre, Morgag: 
niſche Muſcheln, pl. die oberen Nafenmujchein 
(nach dem gelehrten italienischen Arzt u. Anatomen 
Morgagni [+ 1771] benannt). 

Morgäna, ſ. Fata Morgana. 

Morganatica, f. ml. Ripr. die Morgengabe; mor— 
ganatiiche Ehe od. matrimonium ad morga- 
naticam,.n./entji.au3 dem althochd.morgengäba, 
(angobard. morgincap, Morgengabe, Geichent am 
Morgen nad) der Brautnacht) die Ehe 7 ar linken 


998 


Morning 


Hand, ‚bei welcher ein Fürſt, Sraf 2c. einer nicht 
ebenbitrtigen Frau, mit der er fich verehelicht, et- 
was Bejtimmteszur Morgengabe ausfegt, während 
die Kinder einer jolhen Ehe nur Namen u. Ver- 
mögen der Mutter erben. 

Meorgue, I. fr. (fpr. morg’; v. morguer, hochmütig, 
trogig oder genau betrachten) ein trogig-hoch- 

mütiges Geficht, ftolzer Ernft; die Leichenfchauftätte 

in Paris. 

Worin, f. ar. (möria, v. mörös, ftumpfiinnig, när- 
riſch) od. Moröſis, f. Heilf. Dummheit, Stumpf- 
beit; Morodochium oder Morafomium, n. ein 

Irrenhaus; Moroſophie, f. eine Art düſterer 
Narrheit. 

Doribindns, m. l. (von mori, fterben) ein Ster- 

ender. 

Morieit, ſ. unter Morum. 

morieren, ſ. unter mora. 

itorigerieren, I. (morigeräri, v. mos, Gen. moris, 
der Ville, Eigenwille, u. geröre, führen) willfahren, 
gehorchen; Meorigeration, f. (morigeratio) der 
Gehorſam. 

orin, n. nl. der ausgezogene Färbeſtoff des Gelb— 
hoizes (morus od. maclüra tinctoria). 

Marin, m. fr. ({pr. moräng) ein franzöſiſcher weißer 
Wein aus der Gegend von Saumitr. 

Morion, m. fr. ſchwärzlichbrauner Bergkriſtall. 

Moriscos, pl. (ſpan. morisco, eig. mauriſch, von 
moro, ein Maur, ſ. Mauren) die auf Befehl 
Karls V. getauften Nachkommen der Mauren in 
Spanien; Morisque, f. (ſpr. morisk')) eine Rech— 
— in Algier, ungef. 0,56 .M. 

Moritz i. Mauritius. - HR 

Morlaͤchen vd. Morldfen, pl. (it. Morlacchi, d. i. 
Meerwalachen, v. jerb. more, u. Wlach, der Wa- 
(ache) die jlavifchen Bewohner des Küftenlandes 
am Mdriatifhen Meere in Kroatien, Dalmatien, 
von Iſtrien ab. ’ 

Morlaiz, m. (fpr. morläh) oder Morlaife, k. (Ipr. 
morläht.) dichte, ftarfe Hausleinwand von der 
Stadt Morlatx im nördlichen Frankreich. 

Mormon, ſ. Choras. * 

Mormönen, pl.Heilige des jüngſten Tages (engl. 
Latter-Day-Saints), eine von Joſeph Smith 
(geb. 1805) 1827 in Nordamerika geitiftete reli- 
giöſe Sekte, die fich auf Wunder u. Offenbarungen 
ſtützt, Vielweiberei geftattet 2c., benannt nach 
ihrer angeblich von einem Propheten Mormon 
420 n. Chr. gefhriebenen Mormonen-Bibel; 
Mormonismus, m. das Mormonentum, der 
Glaube der Mormonen. 

mormorändo, mormor6vole, mormor6s0, it. 
(von mormoräre, [. murmuräre, murmeln) Tont. 
murmelnd. * 

Morn, fr. (morne, prov. morn, althochd. mornen, 
got. maürnan, trauern) düſter, finjter (vom Wetter, 
von Farben und Ortern); traurig, trübfinnig. 

Morne, m. fr. (jpaıt. moron, bazf. murua) ein 
Heiner Berg, Hügel an der Küfte, bei. auf den 
franzöſiſchen weitindtichen Inſeln. —* 

Mornel, ın. oder Mornelle, f. (ſpan. morinelo; 

charadrius morinellus L.) der Bitronenvogel, 

Poſſenreißer, Hanswurit, vom Gejchlecht der Re— 
enpfeifer, von dev Größe einer Amjel. 

orming, n. engl. der Morgen; dab. Morning- 

Ehroͤniecle, n. die Morgen-Ehronif, eine englijche 

Zeitung der Whig-Partei; M.=Herald, m. (ſpr. 

Häräld) der Morgen-Herold, eine unabhängige, 

FeeifinuntgeQgeitung ; BR, So ea, D DE En 

orgenblatt, eine ultratoryſtiſche Zeitung; 


nel)das 


Moro 


M.⸗News, pU(ſpr. —njuhs) Morgen-Nachrichten; 
M.⸗Poſt, k die Morgen-Poſt, gleichfalls eine eng- 
liſche Zeitung. 

Doro, m. it. die Maulbeere; Moro-Liköröl, n. 
ein zuſammengeſetztes ätheriiches DL. 

Morodochium, Morofoninm, ſ. unt. Moria. 

Moromoͤro, n. ſpan. das bunte Lama, eine Abart 
des Lama(ſ. d.), ſchwarz und weiß, und größer als 
das gemeine Lama. 


moros od words, |. (morösus) mürriſch, verdrieß— 


(id); morösus debĩtor, j. debitor m— ; Moro⸗ 
fität, f. ((. morositas) das finjtere, verdrießliche 
Weſen; auch Saumfeligleit(diejes aber abjtanımend 
von möra, ſ. d.), bei. eines Schuldners. 

Mordichte, |. Maroſchka. BB 

Morsibenoje, f. od. r. n., ruſſ. (pr. iQ = ſch; von 
morös Froſt, Kälte), Gefrorenes, Fruchteis. 

Moroſis, Moroſophie, ſ. unter Moria. 

orpxit, m. (val. gr. möroxos, mörochthos, eine 
Art Ton) blauer Spargelitein, eine Abänderung 
des Apatit (f. d.). 

Morphin vd. Moruhen, f. ar. (v. morphg, Form, 
Sejtalt; Heilf. ein Feuermal, Mehlfleck, weißer 
Hautfleck, = Alphus; Moͤrpheus, m. gr. Fabell. 
(eig. der Geſtalter, Bildner, wegen der Öejtalten 
und Bilder, die durch ihn in der Seele des Schla— 
enden entjtehen) der Traum- od. Schfummergott; 
Morphin, Moruhium, n. (von Morpbeus, 
wegen der einschläfernden Wirkung) eine von Ger- 
türner 1804 als eigentümlicher Stoff nachgewie- 
fene, im Opium u. im Milchiafte unſeres Mohns 
vorkommende Bflanzenbaie; ein in der Heilkunde 
verwendetes jchmerziiillendes Mittel; Morpht- 
nismus, Morphiumſucht, k. durch fortgejeßte 

Morphiumeinſprißungen uͤnter die Haut herbei— 
geführtes ſchweres Nervenleiden, das zu Tobſucht 
rührt; Morphinift, m. ein von der Morphium— 
jucht Befallener; Worphographie, f. Beſchreibung 
der Naturkörper nach ihren Formen; Morpholo— 
nie, f. die Bildungs» oder Geitaltlchre der orga- 
niſchen Körper; morpholsgiſch, dieſelbe betref- 
fend, geſtaltlich; Morbhometrie, f. Form- oder 
Geſtaltmeſſung; Morphonomie, f. die Lehre von 
den Gefeßen der Formenbildung; Morphöſis, f. 
die Geſtaltung, Bildung; Morphotomie, f. all- 
gemeine Zerglieverungslehre, = Anatontie. 

Morpionen, pl. fr. (Sing. morpion; vgl. lat. inor- 
dens, beißend, u. it. piattone, Filzlaus, v. piatto, 
fr. plat, platt, flach) Filzläuſe; uneta. kleine unver- 
ſchämte Buben. 

mors, f. !. (Sen. mortis) dev Tod; mors appärens 
oder spuria, Heilf. der Scheintvd; m. ceivilis, 
der bürgerliche Tod; m. vera, Heil. wahrer, wirk- 
(iher Tod. 

Morſe-Apparat oder Morſe-Telegraph, m. ein 
nad) jeinem Erfinder, denı Nordamerifaner Sam. 
Finlay Breeſe Morſe (geb. 1791, geft. 1872), be- 
nannter Schreibtelegraph. 

Morielle, f., pl. Morjellen, nl. (morsüli, mi. mer- 
selli, Berfl. v. morsus, Bi) Würztäfelchen. 

Wort, m. fr. (ſpr. miohr) eigentl. ein Toter; im 
l'Honmbre der vierte, gerade nicht mitfpielende Spie- 
fer, der fogerannte Strohmann. 

Mortadellen, pl. it. (sing. mortadella, f., beſ. m. 
di Bologna) italien. Mettwiirfte, aus einem Teile 
Schweine- und aus zivei Teilen Rindfleisch 2c. ge 
madt; Knackwürſte. 


Mortalität, f. I. (mortalitas, v.mortälig, ſterblich; 


mors, ſ.d.) die Sterblichkeit; die Sterbefälle, entg. 


Mojaismus 559 


Geburtsfälle, Sterblichkeitsziffer; Mortalitäts- 
Liſten, «Tabellen 2c., Totenliſten, Sterbfichteitg- 
tafeln. 

morte-saisons f, j. unter Saijon. 

Mortgage, engl. (pr. mortgehdſch) das Unterpfand, 
die —— 

Mortier, m.fr.(ſpr. mortjeb; v. l. mortarium) ein 
Mörſer, etwas darin zu ſtoßen; Krk. ein Mörſer, 
Böller, ein grobes — um Bomben daraus 
zu werfen; die Samtmütze der Gerichtspräſidenten 
in Paris; Mortier-Stuhl, m. ein Mörſerſtuhl, 
Mörſerblock. 

mortifizieren, ſpätl. (mortificäre) töten, abſterben 
laſſen; kaſteien, dämpfen, z B. die Lüſte; das 
Fleiſch —, mürbe machen; Rſpr. aufheben, ver— 
nichten, für ungültig erklären; Mortififatton, £. 
(mortificatio)die Tötung, Ertötung; das Abjterben 
einzelner Teile; die Kaftetung; das Mürbemachen, 
3. B. des Fleijches, indem man dasſelbe der Luft 
ausjeßt; Rſpr. Aufhebung, Tilgung, 3. B. einer 
Schulöforderung 20; Mortlfikations-Schein, 
m. ein Tilgunasichein, wodurch eine verlorene Ur- 
Funde fiir ungültig oder eine Schuld für erloſchen 
erflärt wird. : 

Mortisponation, f. nl. (vr. donatio mortis causa, 
j. Donation) Schenkung auf den Todesfall. 

Bortöden, pl. fr. (mortodes) falfye Verlen zum 
Negerhandel am Senegal. 

mortüus, a, um; [. (v. mori, ſterben) gejtorben, tot, 
ein Toter; manus mortüa, f. die tote Haud; 
Ripr. unveräußerliches Stiftseigentum, Vermächt— 
nis an Die Kirche, das, aus dem Handel gefommen, 
fir den Etaat gleichfam tot ift; pro mortüo era 
klären, fir tot oder geitorben erflären; de meor- 
tüis nil nisi bene, Spriv. von Toten muß man 
nichts als Gutes reden; Mortuarium, n. ılat. 
Haupt- und Sterbefall, d. i. das Recht des Guts— 
beren, auf den Todesfall feines Untertanen aus 
deſſen Nachlaſſe gewiſſe Gegenſtände zu fordern; 
auch = manus mortua. 

Morüe, £. fr. (felt.-armor. moru, molu, nf. morhua, 
molua; gadus morhua, L.)derKabeljau, Stockfiſch. 

Möõrum, n. [. (gr. möron) die Maulbeere; Heilk. 
eine Maulbeergeſchwulſt, als Muttermal; Mörus, 
f. der Maulbeerbaum; Mearteit, m. nl. verſtei— 
nertes Maulbeerbaumholz. 

mös, m. I. Gebrauch, Herkommen, Sitte, Lebens— 
art; pl. möres, Sitten; daher: jemand Mores 
lehren, d. i. ihn lehren, wie man jich aufführen 
joll, ihn zurechtweifen, zur Ordnung bringen; ex 
more, nach Herkommen oder Sitte, nach einge— 
führten Gebrauche; more consueto vd. solito, 
nach herkömmlicher Weife; m. majorum, nad) der 
Gewohnheit ver Vorfahren; boni mores, pl. eig. 
die guten Sitten; das Sittengeieß; eontra bonos 
mores et contra leges, gegen die Moral und das 
pofitive Recht. 

Moſait, Muſib-Arbeit, moidiiche, majiniiche 
vd. muſätſche Arbeit od. Malerei (fr. mosaique, 
prov. Mozaic, jpan. u. port. mosäico, it. musäico; 
neugr. musaikon, [. [opus] musivum; gr. museion) 
Stein-Schilderei, Stiftmalerei, eingelegte Arbeit, 
die Kunſt, aus farbigen Stein», Holz: vder Glas— 
ſtückchen Figuren oder Bilder herzustellen; Leder— 
moſait, Zedereinlage; Moſaiſt, m. der Mufiv- 
arbeiter; Muſib-Gold, a. Malergold, unechtes 
Muſchelgold aus Zinn, Quedjilber, Schwefel und 
Salmiak; M.-Silber,n. unechtes Silberaus Zinn 
mit Wismut und Durecjilber. 

Moſaismus, mojatich, |. ter Mojes. 


560 


Moscado 


Moscaͤdo, m. it. ein ſiziliſcher Muskatwein (j. unter 
Muscuß). 

Mojhäte, ſ. unter Moſchus. 

Moſchee, f. arab. (eig. Mesdſchid; it. moschea, fr. 
mosquee; ſ. Metiched) mohammed. Bethaus, tür- 
tifcher Tempel zweiten Ranges, vgl. Dſchamie. 

Moſchel, m. jüd., ſ. Mauſchel. 

Moſcholatrie, f. gr. (ſpr. moscho —; von möschos, 
das Kalb) Anbetung eines Kalbes, beſ. Verehrung 
&r goldenen Kalbes durch die Israeliten in der 

üfte. 


Moſchus, m. (ml. moschus, moscus, lat. muscus, 


arab. musk, misk, perf. muschk, vom ſanskr. 

muschka, Hode, weil er darin erzeugt wird) ſ. Bi- 

! am; Möſchata, pl. nl. Biſam enthaltende Zu— 
ereitungen. 

Stofelläner, plur. ein Studentenorden, = Ami— 
eiiten, ſ. d. 

Moſes, m. hebr. (Mosch£h, von mäschäh, heraus— 
zienen,nad) Joſephus aber ägyptifchen Urſprungs) 
männl. Same: der aus dem Waſſer Gerettete, der 
Sefesgeber u. Religiongitifter der $Sraeliten; tes 
ji, ihn Betteenb oder von ihm herrührend 

34. B. mofaifher Glaube 2c.); Molaismus, ın. 
nl. Moſes' Lehre, die moſaiſche oder jüdiſche Re— 

Moskiten, |. Mos quito. [ligion. 

Rostoväde, f. (fr. moscouade, ital. moscovato, 
port. assücar mascabädo, der rohſte Zuder, von 
mascabär, f. menoscabär, verjchlimmern, ver» 
zingern, altfr. meschever, v. fpan. menoscäbo, 
Berihlimmerung, Verringerung, prov. mescap, 
fr. möchef, engl. mischief) auch Kaſſonade, 
zoher, ungeläuterter Zuder, Rohzuder, woraus 
durch weitere Reinigung der Farin- u. Melis- 

— 2c. bereitet wird. 


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osfobs, pl. bei den Türken = Moskowiter, 


als allgemeine Benennung der Rufen; Mosko— 
witer, pl. eig. Einwohner der Stadt Mostau; 
ehem. Name der Rufien; Moskowiter-Apfel, m. 
hbirifcher Eisapfel; M.⸗Kohl, m. Gerſch, Geis- 
fuß, eine wild wachjende eßbare Pflanze; Mosko⸗ 
witiicher Tee, m. = KRaramanentee. 

Moslẽm, m., pl. Moslemin, arab. (v. salama, ſich 
Sott ergeben; vgl. Islam), gem. verderbt: Mufel- 
männer, d. i. Rechtgläubige oder Gläubige an 
Mohammeds Lehre, Mohammedaner. 

Vosquito, m. jpan. (ipr.—fito; von mosca, = |. 
musca, liege), pl. Mosquitos oder Mostiten, 
Beißfliegen, jehr läftige, ſtechende Mücken in Indien 
u. andern heißen Erdgegenden; Mosquitero, m. 
ein ———— oder Kleidungsſtück zum Schutz 
zegen den Stich dieſer Inſekten in der Nacht; Flie— 
genſchirm. 

220850, it. (Partiz. von muövere, bewegen — |, 
movere) Tonk. bewegt, mit etwas lebhafterer Be- 
wegung. 

Moftard, Moſtert, m. (von it. mostarda — fr. 
moutarde, j.d.) gem. für Moſtrich, Senf. 

Motacille, f. I. (motacilla, Badhitelze), pl. Mota⸗ 
eillen, Sänger, ein Bogelgefchledht, wozu die Nach— 
tigall, Grasmücke 2c. gehören. 

Motette, f. (ml. motetum, fr. motet, it. mottetto, 
vd. motto, Wort, Sprud,, ſ. d.) ein mehrjtimmiger, 
mit Fugen durchſchnittener Kirchengefang, dem 

em. ein biblijher Sprud) zugrunde liegt. 

steur, ın. fr. (jpr. motöhr; = I. motor, von mo- 
vöre, bewegen) der Leiter, Anjtifter, 3. B. eines 
Aufſtandes; Motilität, f. nl. (motilitas) die Be- 
meglichkeit; Motion, f. I. (motio, v. movere, be- 


wegen) die Bewegung, Leibesbewegung; Berände- ! Moui 


“pl. die 


Mouillette 


zung; Spradl. die Abwandlung der Haupt- und 
Beimörter nad) dem Geichlecht; ein mündlicher An⸗ 
trag, Vorſchlag zur Beratfchlagung in einer Ver— 
janımlung  Motionnaire,m.fr.(fpr.mopjonnähr) 
ein Antragjteller; Motib, n. nıl. (motivum, tt. 
motivo, fr. motif) ein Beweggrund, Antrieb; in 
den ſchönen Künſten: ein auf eine gemwiffe Wirkung 
berechnetes Kunſtmittel; ein bedeutfamer Zug it 
der dichterifchen Erfindung; Tonk. ein melodischer 
Saß,der in einem Tonſtück vorherrfcht und wieder- 
fehrt; motivieren (fr. motiver), begründen, mit 
Gründen unterftügen; Meotisierung, f Die Be- 
gründung; moto, it., j. motus; Möter, m. L, 
Motoren, Der Beiveger, bei. eine Betriebs- 
majchine, ein Triebwerk, 3. B. Dampf-, Wind-, 
Wafler-, $a3-, Benzin», falorifher Motor; Luft⸗ 
mötor, Heißluftmaſchine; Moͤtorwagen, Kraft 
wagen, Nafchinenwagen; Motorboot, Naſchinen— 
boot, Kraftboot; Motoriſt, m. engl. (motorist), 
lee motõriſch (I. motorius), be» 
iwegend, Bewegung hervorbringend, 3. ®. moto- 
riihe Nerven. ; 
motrix vis, f. vis. s 
Motto, n. it. (= fr. mot, Wort, it. motto, Wort, 
Sprud, mi. muttum, vom I. muttire, leije reden, 
einen halblauten, vereingelten Ton ausſtoßen) der 
Denk od. Sinnſpruch, Wahlſpruch (ohne begleiten- 
des Bild; verſch. Depife, f. d.); Kernwort, ein 
finnreiher Saß zur Überfärift einer Abhand- 
fung u. dgl. 
motus, m. |. (von movöre, beivegen) Die Beivegung, 
Erregung; Empörung, Aufftand; motu proprio, 
aus eignem Antriebe; al3 Sachw. dad Motu— 
roprie, eine unbeitreitbare, päpftliche Entjchei- 
ung oder Verordnung; com moto, it. Tonk. mit 
Bewegung, Iebhaft; moto precedente (ſprich: 
— pretihe—), Tont. = medesimo tempo. 
Mouchard, m. fr. (jpr. muſchähr; von mouche, 
Fliege, weil er wie diefe umherſchweift u. beläjtigt) 
ein Rundfchafter, Spion, befonders Rolizeifpion; 
auch Schimpfwort: Schuft; mouchardieren, fund- 
S ee Ka 
vude, f, pl. Mouches, Tr. (pr. muſch; v. Lat. 
musca) eig. Fliege; Schönpfläjterchen; mouche 
volante, f. od. geiw. pl. mouches volantes (fpr. 
— woldngt), Heilf. die — Mücke, das Mücken⸗ 
ſehen, d. ĩ. bewegliche Flecken vor den Augen, eine 
Augenſchwäche; mouchetieren (frz. moucheter), 
ſprenkeln, mit ſchwarzen Flecken befprengen; 
moucheté (ſpr. muſch'teh), getüpfelt, — 
Mouchette, £. fr. (ſpr. muſchett') Bauk. die Kranz 
leiſte, Mauerleiſte. 


Mouchettes, pl. fr. (ſpr. muſchett'ʒ; von moucher, 


ſchneuzen, an — v.l. mucus, muc- 
cus, Rotz) die Lichtputze, Lichtſchere. 

Mouchoir, n. (eigentl. m.) fr. (ſpr. muſchochr) das 
ne 

Moufette, f. fr. (pr. muf—; vgl. it. muffo, ſchimm— 
lig, v. diſch. Muff, Schimmel, Schimmelgerud) 
aud) Mofette, Muffette, ihädliche Bergwerksluft, 
böfe Wetter; auch = Viverre, ſ. d. 

Mouflon,n. fr. (fardin.muflone, it.mufione,mufo), 
.Argalti. 

—— fr. (ſpr. mujieren, mouiller, prov. 
molhar, I. gleich]. molliäre, v. mollis, weich, aljo 
eig. erweichen, einmweichen) beneßen, be euchten; aud) 
weich ausfprechen, bei. im Sranzöfiichen lj ftatt U; 


Mouillebouche, f. (pr. muj’busch”) die Waſſer⸗ 
birne, eine jehr faftige Birne, 
Nette, f. fr. (fpr. mujätt) Kochk. eig. Brot- 


Moule 


ſchnitte zum Eintauchen in weiche Eier, geiv. ge- 
röſtete Semmelfchnitte, arme Ritter. - 

Monte, f. fr. (fpr. mül; v. I. modülus, Berfl. von 
modus) Form, Modell, Gießform; montieren, 
abformen, abgieken, abdrücken; Monlage, f. frz. 
(ſpr. mulahſch), Abguß, Abdruck. 

Moules, pl. fr. (ſpr. muhl), eßbare, Heine See— 
muſcheln von der Nordküſte Frankreichs. 

moulieren, fr. (mouler, jpr.mul—; von moule = 
Viodell, Form, prov. molle, v. I. modülus, it. mo- 
dello; vgl. Modell) abdrüden, abformen; Mon 
füre, Bauk. der Sims; allerlei Zierat, Leiſt— 
chen 2c. an Goldjchmiedearbeiten. P 

Baulinet, m. fr. (jpr. mulineh; eig. Heine Mühle, 
vd. moulin, Mühle, it. mulino, molino, ml. moli- 
num, f. [. molina, v. molöre, mahlen) die Mühle, 
ein Drehfreuz im Tanze; Fechtk. die freisfürmige 
Schwingung des Degen3, um Stöße od. Hiebe von 
mehreren Gegnern zugleich abzumehren; muli— 


Mudir 561 


nach der Mahlzeit, frz. Sprichw. für etwas zu ſpät 
Kommendes; Montardier, m. (fpr. —djeh) das 
Senfnäpfchen, Senftänncen; val. Muſtärde. 

Motuton, n. fr. (pr. mutöng) das Schaf, der Schöps; 

— die Mitglieder der geheimen franzöſiſchen 
Solizei. 

Mouvance, £. fr. (ipr. muwangß'; v. mouvant, bes 
weglic), daher Iehnbar) die Kehnfolge; Mondes 
ment, n.fr.(fpr.niumv’mäng; v. mouvoir, —=I.mo- 
vere, bewegen) die Bewegung; das Fortichreiten; 
der Aufftand, Aufruhr. 

mopdteren, |. (movöre) bewegen; ſich movieren, 
jich regen, unruhig werden; fich entgegenjegen; 
Spradl. ein Wort movieren, es nah den Ge 
jhlecht verändern (j. auch Motion); Moövens, n. 
ein Hilfs- od. Bewegmittel; Moventien, pl. (mo- 
ventla) fich felbft bewegende Güter, 3.8. Vieh 
(verih. Mobilien); movime6nto, m. it. Tonf. 

Bewegung, Zeitmaß. 


nieren, fr. (mouliner, fpr.mul—), Seide auf der | Mora, f. jpan. (fpr. mochha; viell. von moxar, mo- 


Miihle zwirnen; Monlinage, f., r. n. (ſpr. muli- 
ndbieh’) die Seidenzwirnung u. das dazu erforder- 
liche Gerät. 

mound, m. engl. (fpr. maund) Erdhügel, Orab- 
od. Schanzhügel der Ureinwohner. 

Mount, ın. engl. (fpr. maunt) der Berg; im Namen 
vieler Ortjchaften 2c.; Monntains (pr. mauntins), 
Gebirge; Mountain-dew, m. engl. (jpr. maunt’n- 
djuh, i. eig. Bergtau) ein Kornbranntwein. 

Mourani, ſ. Murki. 

Mouſſe, m. fr. ſſpr. muß’; v. ſpan. mozo, jung, 
junger Menſch, it.mozzo, v. l. mustus, jung, friſch) 
der Schiffsjunge. 

Mousse, m. fr. (fpr. muß; v. fr. mousse, Moos, 
Giſcht, Schaum) Schaumgefrorenes, Zuderguß; 
Mouss$, n. Moosmuſter (in Stoffen u. Geweben); 
Mousseux, m frz. (jpr. mußö), Schaummein (vgl. 

Mouſſelin, j. Muſſelin. ſ(mouſſieren). 

Moufjeren, m. fr.(pr. muff’vöng;v.mousse. Moos, 
prov. mossa, v. dtſch. Moos, althochd. mos) der 
Moosſchwamm, Snoblauchpilz, ein Heiner egbarer 
Bilz der unter dem Moos wädhlt. 

wonjiieren, fr. (mousser, jpr. mufj—; v. mousse, 
Moos und, der Ahnlichkeit wegen, Schaum) ſchäu— 
men, brauien od. aufbraufen; dah mouſſierende 
Weine, Schaummweine; mousseux (ſpr. muſſöh); 
ihäumend, wie 3. B. der Champagner-Wein, 
Schaumwein;champagnemonusseux (jpr. ſchang⸗ 
panj’—), ſchäumender Champagner; entg. cham- 
pagne non-mousseux, nicht fhäumender Cham— 
pagner. 

Mouſffon, m. fr. (ſpr. muſſoöng) = Monſoon 
(port. mongäö, jpan.monzon, malay.müsim, Zeit, 

ahreszeit, Bafjatwind, Strihwind, oftind. mau- 
sim, mausam, d. arab. mausim, beftimmte Zeit, 
Jahreszeit, von wasama, bezeichnen), Zeitwinde, 
Wechſelwinde, diezubeftimmten Jahreszeiten regel- 
mäßig in einer gewifjen Richtung wehenden Winde 
im nördlichen Teile des indischen Ozeans zwifchen 
den Küsten von Afrifa und Afien. 

Monftadhe, £. fr. (fpr. mujtdich'; it. mostaccio, v. 
gr. mystax, Oberlippe, Schnurrbart, ſ. d. Schnurr- 

art. 

Mouftigue, f. fr. (pr. muftigt) = Mos quito; 
Wiuuitiguaire, m. (ſpr. muftifähr) = Mos— 
quitero, 

Moutarde, f. fr. (ipr. mutdrd’; it. u. prov. mo- 
starda, v. [. mustum, Mojt, fr. mout) — Moſtrich, 
mit Moſt od. Weineſſig eingemachter Senf; dela 
moutarde apres diner(jpr.—apräh dineh), Senf 

HSeyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


Jar, anfeuchten) Beifußwolle, ein grauer wolliger 
Stoff, welcher in China 2c. aus den Blättern und 
Spigen de3 gemeinen Beifußes (artemisia vul- 
gäris) bereitet und al3 Heilmittel gegen Gicht und 
Podagra äußerlicy gebraucht wird; (manrolltnäm- 
li) die Mora in einem 25 mm fangen Kegel zu- 
ſammen, befeftigt fie mit Speichel auf der Haut u. 
zündet fie an; am Ende bleibt ein Brandmal zus 
rück, das in Eiterung übergeht; Moxibuſtidn, f. 
barb.⸗l. Heilf. da3 Brennen mit Mora. 
Mondor, |. Moedor. 

Wioyen, n. fr. (fpr. moajäng; vd. I. mediänum, von 
medium) Mittel, Weg, Gelegenheit; pl. Moyens, 
auch Vermögensumftände, Mittel. 

oo, m. jpan. (I. modius, Scheffel; vgl. Mog- 
giv) ein älteres fpan. Getreide- u. Flüſſigkeitsmaß 
von verjchiedener Größe. 

Miozaräber, tr. Moftaräber, m. ſpan (mozärabe, 
v. arab. mustarab vd. mustarib, d. i. ein den Ara- 
bern ähnlich gewordener Fremder) jegt — Chriſten 
von maurijcher Abſtammung in Spanien u. Afrifa. 
Moszetta, f. it. (v. mozzo, abgehauen, geftugt, vd. 
diſch. mutzen, abjchneiden, abjitugen) ein tod ohne 
Armel als Bekleidung der hohen kathol. Geiftlichen 
in Stalien. 

M. P., m. engl. (ſprich: Em-Pi, d.i. Member of 
Parliament), Barlamentsmitglied. 

Muazil, m. türk. der erſte Beamte eines Paſchas. 
Wübufchtr, m. türk. (v. arab. baschara, durd) eine 
Borjchaft erfreuen, ein Gefchäft behandeln) ein Ab- 
geordneter od. Bevollmächtigter der türf.Negierung 
in den Provinzen. 
Muchter, m. arab. (eig. ein Erwählter) ein türk. 
Dorfichulze. 

mucus, m. l. (gr. mykos), auch mneägo u. muci- 
lägo, f. nl. Heilt. Schleim, Rotz; ein fchleimiges 
Heilmittel! mucilago gummi arabiei, Gummi 
Ichleim, in 4 Teilen Wafjer aufgelöjte® Gummi; 
Mufäte, pl. ichleimjaure Salze; mufös (l. mucö- 
sus, a, um), mutös oder mueilaginss, nl. ſchlei⸗ 
mig; mukulent (jpätl. muculentus, a, um), ſchlei— 
mig; Mutulenz, f. nl. Schleimigkeit; uucefzte= 
ren, I. (mucescere) ſchimmlig werden. 
Muderis, m. arab. (mudris u.muderris, v.darasa, 
lejen) eig. ein Leſender, Studierender; ein Lehrer, 
Profeſſor. 

Müdir, m. türk. (arab. mudir, eigentl. einer der 
herumgeht, v. dära, herumgehen) der Befehlshaber 
(Gouverneur) einer Stadt oder eines größeren 
Bezirks, auch Direktor einer Schule. 

36 


662 Mueda 

Miucde, £. port. (eig. moeda — l. moneta, ſ. d.) eine 
Münze = 10 Krufäden (f.d.) od. etiva 24 bis 88 M. 

Muezzin, m. arab. (von azana, hören, benachrich- 
tigen, von uzu, das Ohr). der Rufer, Ausrufer der 
©ebetitunden von den Minaretts der Mojcheen in 
der Türkei. 

Mufiel, £. (fr. moufle, eig. Fauſthandſchuh, ml. 
muffüla, holl. moffel, mof, Muff; vgl. das engl. 
muftle, landſch. muffeln für verhüllen) Scheidef. 
eine gewölbte Schale von gebranntem Ton zur 


Bedeckung des Schmelztiegeld beim Kupellieren | 


(.2.); Muffelfarben, auf die Olafur aufgetragene 
und dann eingebrannte Farben. 

Muffrika, f. die Moorgegend in Hannover. 

Mufti, m. arab. (Partizip v. fata, Recht Tprechen) 
eig. Rechtfprecher, Geſetzausleger; der türf. Ober» 
priejter und zugleich Oberrichter, der türk. Kultus— 
miniſter, — Groß⸗Mufti genannt. 

Mugit. ſ. Muſchit. 

Veuhämmed, m. od. Mohammed (arab. muhäm- 
med, Bartiz. pass. v. hamida, preifen): derHochge- 
priejene, Ruhmwürdige, Stifter der nach ihm benann« 
ten Religion (geboren zu Mekka um 570 n. Chr.); 
Muhammedäner. Anhänger diefer Religion; 
Muhammedanismus oder Wohanmedisnus, 
m. nl. die Xehre Muhammeds — Islam. 

Muharram, j. Moharrem. 

Muid, n. fr. (pr. müt; = [. modius; vgl. Moggio) 
ein ehemaliges franz. Maß für trodene Gegen- 
ftände, nach den Waren und Orten von fehr ver— 
ſchiedener Größe; ein altes, teilweije noch jeßt ge— 
bräuchliches Flüſſigkeitsmaß; ein Faß, eine Tonne 
von 273,9 1 Inhalt. _ 

Mulagis, m.einauserwählterfteiterbeiden Türken. 

Minlaſim oder Mülazim, m. türk. (eig. einer, der 
einem andern anhängt, ihm dient, v. arab. azama, 
anhangen) = Leutnant. - 

Mulaͤtte, m., Mulattin, £. (ſpan. u. port. mulato, 
mulata, urjpr. ein Maultier, erzeugt von einem 
Hengſt und einer Ejelin, fr. mulätre, v. I. mulus, 
Maultier) Halbmohren, Mifchlinge von weißen u. 
Ihmwarzen Menjchen (Negern) erzeugt. 

Mulciber, m. l. (v. mulcere, erweichen, u. ferrum, 
— Rn Metall-Erweicder, ein Beiname de3 Buls- 
an, ]. d. 

Meute, £. engl. (pr. mjül, von lat. mulus, Maulejel), 
Schußgarn (in der Spinnerei). 

mulcta oder multa, £. l. Ripr. eine Gelditrafe; m. 
psenitentiae, Reugeld od. Reukauf; m. stuprö- 
rum, Strafederdurerei; uulktieren l-mulctäre), 
mit Gelditrafe belegen. 

Mulemaſchine od. Mule-Jenny-Maſchine, f. (v. 
engl. mule, fpr. mjuble: vgl. Deule und Jenny» 
Maſchine) eine Art Spinnmaſchine; Mule⸗-Twiſt, 
n. engl. (vgl. Twiſt) Mühl⸗ oder Maſchinengarn 
von Baumwolle. 

Muliẽbria, pl. I. (von muliebris, e, weiblich, von 
nulier, das Weib) weibliche Dinge, die weiblichen 
Gejchledtsteile; Heilf. monatl. Neinigung; Mu— 
lichrität, £. (fpätl. muliebritas: die Weiblichkeit. 

nulinieren, (franz. mouliner), zweifarbig zwirnen 
(Spinnerei). 

Mult od. Mülk, n. türk. der Steuer unteriworfenes 
rivateigentum, entg. Wakuf. 

Mull, m. (viel. gez. aus mossul, ſ. Muffelin) Harer 
u. feiner Mujjelin, der zuerit aus Ditindien fan. 

Mullah, m. ein armenifher Priefter. 

Mulltrapy oder Wüllfrapp, m. (von dem niederd. 
Mull oder Mill, hol. Mul, d. i. Staub, Kehridt, 
Abfall) Staubfrapp, Abfalltrapp, der beim Rei— 


Mundium 


nigen ber Krappwurzel ſich ergebende Abfall, der 
als beſondere Sorte (die ſchlechteſte Sorte des Krapp) 
in den Handel gelangt und zum Braun- und 
Schwarzfärben benugt wird. 

Mulomedizin, ſ. unter mulus. 

Mulſfum, n. (. (sc. vinum, Wein, von mulsus, mit 
Honig vermijcht, von mulcöre, fanft, ſüß machen, 
nildern) mit Honig gemilchter Wein, Weinmet. 

multns, a, um, l. viel: multa, pl. vielerlei: mul- 
tum, n.vieles, viel; daher: non multa, sed mul- 
tum, nicht vielerlei, fondern viel; multangulär, 
nl. (l. multangülus) vielwintefig, vieledig; multi⸗ 
ceps, vieliöpfig, Multizykel, I.-gr. n. eine Ver— 
en 6 Zweirädern zu einem einzigen, fo 
daß 12 Mann darauf Plag haben u. zugleic) ein 
leichter Wagen angehängt werden kann, für Kriegs- 
HEHE multifarius, vielzeilig; multifidus, viel 
paltig; multiflöriſch, vielblumig, was mehr als 
5 Blumen trägt; multiiörm (I.multiförmis), viel 
geitaltig,vielfältig;multigendrijch [.multigenus), 
mannigfach; multilaterät, ni. vielfeitig; multi⸗ 
lobatitch,viellappig; multiofuläriich,mehriäche- 
rig; multindmifch, L.-gr. vielteilig; multiplerx, 
!. vielfad), vielfältig; multiplizieren (1. multipli- 
cäre), vervielfältigen, Rechenk. eine von zwei ge- 
gebenen Zahlen fo vielmal zu Null addieren, als 
die andere Einheiten hat; jene heißt der Multi— 
Hlifdndus, die zu vermehrende oder Vervielfälti- 
gungs-Zahl; dieje der Multipfifätor, der Ver— 
vielfältiger, die vergrößernde Zahl; eleftroma- 
gnetiſcher Multiplifator, ein von Schweigger 
erfundenes Inftrument zur Mefjung der feiniten 
Grade des Galvanismus; Multiplikation, f. 
(multiplicatio) die Vervielfältigung; Multipli- 
kationskreis, ein zu Höhenmeilungen dienendes 
altronom. Snitrument; multipfifativ, nl. ver 
vielfältigend, Vervielfältigung bewirfend od. aus— 
drüdend, 3.8. multiplifative Bablwbrier: Multis 
plizität, f. die Mannigfaltigkeit, Dienge; Mul⸗ 
tiplum, n. eine vielfache Zahl, die eine andere 
mehrmal enthält, 3.8.9 ift das M. von 3; mul⸗ 
tipolar, mehrpolig; multipotent(l.multipotens), 
vielvermögend, fehr mächtig; Multivälven, pl. 
nl.(vgl.valva)vielfhaligetufcheln, Multungũla, 
f. I. (v. ungüla, Klaue, Huf) Bielhufer. 

mulus, m. [. da3 Maultier, der Mauleiel; Studen- 
tenjpr. wer von der Schule abgegangen, aber nod 
nit als Student aufgenommen ift; Mulomedi⸗ 
sin, f. (I. mulomedicina) die Tierheiliunde. _ 

Mumie, f. altfr. mumie, jet momie, it. mümmia, 
perf. mümijä, v. müm 0d. möm, Wachs, weiches, 
baljamiiches Harz, indem die Perſer u. Babylonier 
ihre Toten damit überzogen) eine einbaljamierte 
u. getrocdnete Qeiche bei den alten Agyptern; mis 
neraliihe Mumie, ein jehr foitbarer, wohlrie- 
chender u. für Wunden ſehr heifamer Bergbaliant 
in Berfienzc., den die alten Agypter zu ihrer Mu— 
mienbereitung gebraudten; mumifigteren, nl zur 
Mumie maden, einbaljamieren; Mumifikation, 
f. die Diumien-Bereitung, Einbaljamierung. _ 

Miumps, n. engl. (jpr. mönıps; von mump, vor ji 
bin brummen, murmeln) üble Laune; Heilk. die 
Ohrdrüfenbräune. 

Mun, |. Mönn. 

mundan, Mundanismus, Mundanität, i unt. 
mundus; Mundation 2c., mundieren, |. unt. 
Mundum. 

Mundium, n. ml. (von althochd. nıhochd. munt, 
angel. mund, d.i. Hand, dann Schug, Schirm, Be- 
Ichliger, daher Bormund; verwandt mitl.manus, 


Mundum 


Hand) das Recht der perfönlichen Herrſchaft itber 
Sreie, namentlich des Ehemannes tiber die Frau, 
dee Vormunds über das Mündel. f 

Mundunmi, n. I. (v. mundus, a, um, rein) die Rein» 
ichrift, enta. Konzept; pro mundo, für die Ab- 
Schrift; mundieren (I. mundäre), reinigen, ſäu— 
bern; ins Reine jchreiben; Mundant,m.=Nanz- 
Hit; Mundation, f. (ipätl. mundatlo) die Reini⸗ 
gung, Säuberung; Mundätor, m. der Reiniger; 
Feger (in Klöſtern); mundetöriich (1. mundato- 
rius), reinigend, jäubernd; Mundtiifantia oder 
Mundifitativa. pl. nl. Heilt. reinigende Heil— 
mittel. 

mundus, m. l. die Welt; mundus vult deeipi, 
ergo decipiätur, I. Sprw. die Welt will betrogen 
fein alſo mag fie betrogen werden; mundän (l. 
mundänus), weltlich: a mundo condito, von der 
Erichaffung der Velt an: Mundanismus, m. u. 
Mundanität, f. nl. die Weltlichteit, der Weltjinn. 

Mungo, m L1. ſIchneumon; 2. aucn. engl (pr. 
möngo; viell. v. mungrel od. mongrel, ein Miſch— 
ling, od. auch von to mangle. zerreißen, zerfegen), 
die feineren furzhaarinen Sorten Lumpenwolle 
oder Kunſtwolle, die durd) Zerreigen der Abfälle 
von gewalftem Tuch bereitet werden; verjchieden 
bon Shoddy, ].d. 

Munteipium, n, pl. Municipia od. Munizipien, 
l. (v. munus, Amt, Pflicht 2c., und capere, nehnıen, 
empfangen) eine römiſche Freiſtadt, Landſtadt im 
alten Stalien, welche das röm. Bürgerrecht genoß 
und unter einer jelbitgewäblten Obrigfeit jtand; 
auunizipäf (I. municipalis), ftadtobrigfeitfich, 
ſtädtiſch, die Gemeinde betreffend; Munizipäl— 
Beantte, pl. Stadtbeamte, Mitglieder der Ende 
obriateit; M.⸗Rat, m. Gemeinderat, Stadtrat; 
M Ncht,n.Stadt-, Gemeinderecht; M.-Städte, 
pl. ehem. deutsche Städte, welche einen Reichs» 
ſtande unterworfen waren; M.-Berfaflung, f. 
Gemeindeverfajjung; Munizipalität, f. ni. der 
Gemeinderat, die Orts- vd. Stadtobrigfeit; muni— 
zivaliiieren, mit Munizipalverfajlung verjehen. 

nunıeren, I. (munire) befeitigen, verwahren, ver— 
jorgen mit Kriegsbedarf; Muniment, n. (I.muni- 
mentum) eig. ein Befeitiaungs- oder Chugmittel; 
Rſpr. ein Beweis- oder Stüßgrund, ein Umftand, 
welcher die eine Bartei im Rechtshandel begünſtigt; 
Munition, f. (fr. munition, Vorrat, Bedarf, L. 
munitio, Befeitigung, Verwahrung 2c.) der Kriegs» 
porrat, Schiegbedarf (Pulver, Kugeln 2c.); Munte 
tions Kolonne, f. Truppen, die den erſten Eriaß 
der Munition herbeiführen; M.⸗-Wangen, m. wors 
auf jener Vorrat geführt wird; Munitur, f. 
Schurzfell. 

Munifizenz, f. I. (munificentla, von munificus, 
freigebig, und dies v. munus, Dienst, Gefchent, u. 
facöre, machen) die Freigebigfeit, Milde, Großmut. 

Munjeet, ın. engl. (fpr. mönn-dfchibt) die Wurzel 
von indifchen Krapp (rubia munjista). 

Munſchi, m. türf., hindoft. und arab. (vom arab. 
naschä, einen Geruch bemerken, eine Botſchaft er- 
aa ein Schreiber, Geheimfchreiber; auch ein 

ehrer, Spradılehrer, beſ. des Hindoftaniichen, Ber 
fiihen u. Arabiſchen. 

Münfter, n..gemw.weniger t. m. (v. [. monasterium, 
j. d.) eine Stiftskirche, Domtirche, Haupttirche. 
Münz-Billetts, phholländiſche Staatspapiere; M.— 
Konvention, f. Übereinkunft zwiichen mehreren 
Staaten um einen bejtimmten Münzfuß feitzu- 
tellen; M.-Part, n. Öleichbeit des feinen Meialls 
in zwei Miinzmengen; M.⸗Regal, n. das Minz- 


Muſafaſer 563 


recht des Landesherrn; M.-Nemedinm, n. Kleine, 
geſetzlich zugelaſſene Abweichung der einzelnen 
Münzen von dem feſtſtehenden Gewicht und Fein— 
aebalt der Münzen. 

Munychidn, m. gt. ein Frühlingsmonat der Athe- 
ner, Ende April und Anfang des Mat. 

Murabbai, n. türk. Flächenmaß = 1 Wr. 

muraille, £. fr. (fpr. mürdj’; it. muraglia, fpr. 
murdllja; l. gteicht muralia, pl. n, v. murälis, e, 
au Mauer gehörig, von murus, f. d.) die Mauer; 

ripr. ein Angriff en muraille (ipr. ang —), d. i. 
ein Angriff beſ. der Reiterei in langer, dünner, ges 
Ichloffener Linie. 

Muraine, Muräne, |. Moräne. 

Wurnjdte, k. eine ältere ital. Rechnungsmünze v. 
verichted. Wert. 

Muräles, Muratoren, |. unter murus. 

Waurãne, f.(l.muraena,gr.myraina, v. myros, eine 
Art Meeraal) ein ſehr wohlichmecender Meeraal, 
be. bei Sardinien; eine ſchmackhafte Lachsart in 
Pommern; auch ein dem Hering ähnlicher meiß- 
licher Fiih in den Seen der Mark Brandenburg, 
Schlefieng u. Bommerng, gem. Maräne genannt. 

muratiftifch, der Familie Muratd, des napoleo- 
niſchen Generals, jpäteren Königs von Neapel, zu— 
getan. 

Murchiſonit, m. (pr. = ti) Feldſpat, nach dem 
engl. Geologen Murchiſon benannt. 

Mauren, n. Unilingrau, eine glänzend graue Farbe, 
vgl. Anilin. 

Mürexid, n. nl. (v. [.murex, die Purpurſchnecke) ein 
durch Einwirkung der Salpeterjäure auf den Harn» 
ftoff und Zufag v. Ammoniak aebildeter Stoff mit 
Kriütallen von grün u. rot fchillerndem Glanze, — 
purpurjaures Ammoniaf. 

Muriäte, pl. nl. (von I. muria, Salzlake) ſalzſaure 
Salze; Muriäten, pl. fochjalzhaltige Quellen; 
muriaticum (nämf. acidum), n. {. die Salzſäure, 
Kochſalzſäure, Chlorwaſſerſtoff; muridtiich, Salz 
ſäure enthaltend;muriatiihesBulver, ein dem 
Schießpulver ähnliches Gemenge, welches itatt des 
Salpeters chlorſaures Kali enthält; Muriazit, m. 
— Unhydrit. 

Murteit, m. ni.(vom I.murex, Purpurfchnede) eine 
verjteinerte Stachelichnede, 

Wiuride, m. arab., od. Mürld, m. turfo-tatar., eig. 
der Strebende oder Jünger, bef. ein Anhänger der 
von Schamyf gegründeten, aus dem Islam her- 
vorgegangenen myſtiſchen Sefte im Kaukaſus. 

Murfi, n. ein Murmelftüc, eine alte Art Fleiner 
Tonſtücke fürs Klavier, mit febhafter, murmelnder 
Berg de3 Baſſes; Murtibäſſe, pl. Murmel— 

äſſe. 

Murmur,n. I. das Murmeln, Gemurmel; Heilk. 
— Borborygmus; Murmuration, f. (l. mur- 
muratio, v. murmuräre, nıurmeln) dag Gerücht, 
das gerüchtliche Berlauten. 

Murrba, k. [. eine mattglänzende, buntgeaderte, 
ſehr hoch gefhäßte Steinart bei den alten Römern; 
daher Murrhiniiche Gefäße (1. vasa murrhina), 
pl. eine Art äußerjt fojtbarer und ſchön gearbeite- 
ter Prachtgefäße bei den Alten. 

murus, m, [. die Mauer; pl. murl; extra muros, 
außerhalb der Stadtmauern; intra muros, inner» 
balb der Mauern; in der Stadt; Muräles, pl. 
Mauergewächſe, an Mauern wachjende Pflanzen; 
Muratören, pl. nl. Freimaurer. n 

Dina, Muſaget, ſ. Muſe; Müse, Müscadin, 
Musfateller zc., |. Muscus 2. 

Muſafaſer, f. Manilahanf. ir 

3 


564 musca 


musca, f. [. die Flieae; Musciden, pl. Fliegen, als 
Snjektenfamilie; Musfarin, n. das giftige Alfa- 
loid des Fliegenpilzes (Agaricus muscarius). 
Muscavdine, £. fr. Ohr. miüstardign’) die Kalffucht 
oder Schwammkrankheit der Seidenraupe, bewirkt 
durch den Schimmelpilz Botrytis bassiäna, 
Wuſchit, |. Muſhik. 

Muſchtr, m. (arab. muschir, ein Ratgeber, Geh. 
Rat, Minifter, von schära, raten, beratichlagen) 
ein hoher türf. Rat, Paſcha von drei Roßſchweifen, 
Ober-General; Mujchirät, n. Würde und Amt3- 
bezirk eines Mujchirs. 

Muichrikin, pl. arab. (von muschrik, Gotte Ge— 
nojjen zuteilend oder mehrere Götter verehrend, 
von scharika, ein Genofje fein oder zum Genoſſen 
maden) = Bolytheijten, ein Name, welchen die 
Mohammedaner den Chriften geben, weil fie Gott 
al3 den dreieinigen verehren. 

Muscovade, m. |. Moskovade; mustos zc., |. 
unter Muscu3l. 

Muscus 1., I. Moos; pl. Musci, Movie; muscus 
isiandicus, iSländijches Moos; mustös (I. mu- 
scösus, 3, um), moolig, bemooft; Mensköfen (mu- 
scösae), pl. moosartige Gewächie, Laub- u. Xeber- 
mooje; Muskoſität, f. nl. die Mooſigkeit; Mus 
fusiarbe, f. Moosfarbe, eine braunrote Farbe. 
Musceus 2., L. oder Müsc, fr. m. = Moſchus, 
j. aud) Bijam; Müsfadin, m. (fpr. müskadäng) 
eig. ein Biſamküchlein; ein Biſamdufter, Stuger; 
müsgquieren (fr. musquer) oder müsfieren, mit 
Bijam wohlriechend machen, den Biſamgeruch ge- 
ben; Musfatblüte, Musfatblume, f. vgl. Ma - 
cis), das negartige Gewebe an der harten Schale 
der Musfatnuß, auch Musfate (fr. muscade, 
jpan. moscada, it.noce moscada, ml.muscata, sc. 
nux, Nuß, und muscatum, dv. muscatus, wie Mo- 
ſchus riechend), das getrocknet ebenſo, wie der eigent- 
liche Kern der Nuß, als Gewürz gebraucht wird; 
Muskatéller oder Muskaͤtwein, m. (it. mosca- 
tello, moscadello, mi. muscatellum oder musca- 
dellum, sc. vinum, ®ein, v. muscatellus, musfat- 
artig, Berfl. von muscatus, wie Moſchus riechend; 
arab. muskat) ein ſehr jüßer, gewürzhafter ital. 
Bein; Mustatellerbirne oder Mustatenbirne, 
f. eine Art frübzeitiger Shmadhafter Birnen. 
Muskowit, m. (von mittellat. muscovia, d. i. Ruß⸗ 
land) ein Mineral, Glimmer, auch Mifa genannt. 
Mufe, f. gr. (Müsa), pl. Mufen, Fabell. Kunft- 
görtinnen, die neun Schuggöttinnen der fchönen 
Künſte u. Viljenihaften; auh Kamönen, I. u. 
Bierinnen,r.Bieriden,(gr. Pierides)genannt; 
näml. Klio, die Berfünderin (mit einer Buchrolle 
dargeitellt, fürdie Gefhichte), Kalliöpe, die Schön— 
redende (mit Öriffel u. Wachstafel, für das Helden 
gedicht), Melpomene, die Sängerin (mit der tra- 
giſchen Maske, für das Traueripiel), Thalia, die 
Heitere (mit Hirtenjtab u. komiſcher Maske, für das 
Luftipiel), Eräto, die Liebliche (fiir Scherz- und 
Riebeslieder), Euterpe, die Erfreuende (mit der 
Flöte, für die Tonkunſt, Terpfichöre, die Tanz» 
frohe (mit der Lyra, für den Tanz), Polyhym-— 
nia, die Gejangreiche (für höheren od. Feitgefang 
und Beredjamteit), und Urania, die Himmlifche 
(mit derdimmelsfugel, für dieSternfunde); uneig. 
die ſchönen Künste und Wiffenichaiten, bef. Dicht- 
funft; Muſen-Almanach, m. eine Zahrfammiung 
von Gedichten; M.-Noi, n. = Pegafus,fod.; 


M.⸗Sitz. m. Hohe Schule; M.-Sphn, m. ein Stu= | 


dent; Mufaget, m. (gr. Musag£tes) eig. ein Mu- 
jenführer, Borjteher u. Anfiihrer der Mufen, ein 


Muster 


Beiname des Apollo und des Herakles; uneig. ein 
Muſenfreund, Beichüger, Gönner der Fünfte und 
Wiſſenſchaften; Muſẽum, n. J. (gr. muselon, von 
muselos, den Muſen angehörig) ein Muſentempel 
oder den Muſen, d. i. der Gelehrſamkeit, den Kün— 
ſten und Wiſſenſchaften gewidmeter Ort, z.B. eine 
Studierſtube; eine Kunſtſammlung, auch eine 
Sammlung von Gegenſtänden der Wiſſenſchaft, 
Technik ufw.; auch eineSammelfchrift, wiffenichaft- 
!iche eitichrift vermifchten Inhalts; Muſeogra— 
»hie, f. gr. die Beichreibung von Kunſtkammern 
od. Naturalienfammlungen u. deren Seltenheiten; 
Mufeologie, f. Lehre oder Anweiſung zum Auf: 
itellen u. Erhalten von Raturalienfammlungen ꝛc.; 
Muſomanie, f. leidenſchaftliche Kunſtliebe, bei. 
Muſikwut. 

Muſelmann, m. (fr. u. ſpan. musulman, it. musul- 
mano, nl. Musulmänus, verderbt aus arab. mosle- 
müna, Plur. von Moslem, f. d.). 

Mufetier, n. (engl. moose, moose-deer, v. dem in- 
dianijchen musu) eineAbart des Elentiers in Nord⸗ 
amerifa. 

Müßjette, f. fr. Verkl. v. altfr. muse, Pfeife, Flöte; 
vgl. Kornamufa) die Sadpfeife, der Dudelfad; ein 
Leierſtück von ſanftem u. einfchmeichelndem Gange; 
ein ländlicher Tanz in Frankreich; der Örotbeutel 
der Sinfanterie. 

Mufenm, ſ. unter Mufe. — —— 

Muse verte, f. fr. (ſpr. mühſ' wärt) der Abſinth (im: 
Bari jo genannt). 

Mußhit, m., pl. Muſhiti, ruff. (pr. muſchik; von: 
mush, Mann) der Bauer, der gemeine Mann im: 
Rußland; auch uneig. ein grober Menſch. 

mushroom empire, n. engl. (ſpr. möſchruhm em- 
pair; von engl. mushroom, Pilz, und empire, 
Neich), das Pilzreich, d. h. dag ganz plöglich wie 
die Pilze emporgejhoffene Reich (Bezeichnung. 
Deutichlands in der englifchen deutichfeindlichen 
Preffe, man will damit jagen: Deutichland habe 
feine Eriitenzberechtigung in der Weltpolitik). 

Music, f.engl.(fpr. mjulif), die Mufit; Music-Hall,, 
f. engl. (fpr. —hahl), Mufithalle, Variete, Zingel- 
tangel; Musical clown, m. engl. (jpr. mjüjı£öl 
Haun), ein mufitalifcher Boffenreiger, Clown, der 
allerlei feltiame Inſtrumente unter Darbietung: 
akrobatiſcher Künſte ſpielt. —— 

muſiert, nl. durch Moſaik (f. d.) verziert; mufier- 
ter Schnitt, durch Stempeldrud verzierter gol- 
dener Schnitt an Büchern; Mufid= od. muſibiſche 
Arbeit, Muſivgold, =jilber, |. Noſaik. 

Muſit, f. gr. (musike, sc. techne, Kunft, eig. überh. 
Muſenkunſt, bef. Ton, Dicht- und Redekunſt; 1. 
musica, fr. musique) die Tonfunit; das Tonſtück; 
Muſit⸗Direttor, m. Vorſteher einer Muſikkapelle, 
aud) eines Geſangschores; Muſitkalien, pl. Dinge, 
die zur Muſik gehören, beſ. Notenhefte; muſilaliſch 
(it. musicäle, fr. musical), der Tonkunſt gemäß, 
dazu gehörig; derfelben fundig; auch wohlklingend; 
muſitaliſche Inftrumente, pl. — e, 
Tongerate; mmiizieren, nl. (it. musicäre) Kunſt⸗ 
töne hervorbringen, jpielen; Mensifänt, m. ein: 
Spielmann; Muſikus, l. oder Muſiler, m. ein: 
Tonfünftler. 

Musfardine, Muskat, j. unter Mustus, 2. 

Weusfel, m. oder f. (vom I. muscülus, m. d. i, eig. 
Mäusen, Verfl. v. mus, Maus), pl. Muskeln, 
die Sleifchmäufe, Fleifchmaffen, Fleiſchbündel, die 
fleiſchigen Zeile des tierifchen Körpers, Die ihm: 
durd) ihr Ausdehnen und Zuſammenziehen der 
willkürlichen Bewegung fähig machen; musfulär. 


Muslkete 


al. die Muskeln betreffend oder denſelben eigen; 
Muskulär-Feder, f. eine Feder, ein Zug, der die 
Musfein der Automaten in Bewegung feßt: M.= 
Syſtem, n. das Musfel-Gebäude, der Zuſammen— 
hang jämtlicher Musfeln eines Körpers; Musku— 
laritüt, f. die Muskelkraft, das Vermögen u. die 
Tätigkeit der Muskeln; musfulds (l. musculösus, 
a, um), musfelitark. fleiichia; Mustuliten, pl. ni. 
eine Art verfteinerter Klaffmuſcheln. 


Mustete, £. (it. moschetto, ſpan. mosquete, fr. 


mousquet;altir.mouschete, mouchette, m{.mus- 
cheta, muschetta, eine Art Wurfpfeil) die Sol- 
datenflinte; Winsfetier, m. (fr. mosquetaire) ein 
Soldat zu Fuß, Flintenſchütz; Musketon od. fr. 
Musaueton, m. (pr. —töng) die Halbflinte, 
Stutzbüchſe. 

Mustito, Muskiten, |. Moskito. 

Musme, k. japan., japaniſches Mädchen. 

Muſomanie, ſ. unter Mufe. 

Mufpel oder Mufpelheim, n. altnord. (muspell, 
das Feuer, Weltfeuer, eig. der Erdvernichter, v. d. 
Worte mü, d. i. Erde, verwandt mit got. mulda, 
althd. molta, Staub, Erde, und einem mit dem 
angelſächſ. Berbum spillan, zugrunde richten, ver- 
zehren, althd. spilden verwandten Worte) Fabell. 
der ſüdliche, lichte und heiße Teil der Welt, das 
Feuerreich, entg. Niflheim. E 

Musquah-Felle, pl. die Felle der amerifanijchen 
Bilamratte, 

musquieren, ſ. unter Muscus 2. 

Muſſafir, mtürk. der Gaſt (Moltkes Geſammelte 
Schriften Bd. VIII, ©. 83 u. 35). 

Veuffelin, m. (fr. mousseline, it. mussolino und 
müssolo) Neffeltuch, von der türk. Stadt Moſſul 
am Zigris (mi. Mussula, arab. Mauzil, Maussil, 
jyr. Mauzol, Muzol, Mosul), wo e3 zuerſt verfer- 
tigt wurde; Muffeltupfas,n. Tafelglas mit durch— 
fihtigem Mujter auf mattem Grunde. 

auufiieren, ſ. mouffieren. 

Muſſierung, f. die bunte Verzierung der Spiel- 
farten auf der Rückſeite (vgl. mufiert); Muſſier— 
form, f. die Form von Birnbaumholz, mit welcher 
dieſe Verzierung aufgedruckt wird. 

muſſitieren, I. (mussitäre, Verſtärkungszeitwort 
v. mussare, ſchweigen) leiſe murmeln; ſchweigen, 
ſich nichts merken laſſen; Muſſitation, f. (mussi- 
tatio) das Murmelu; Unterdrücken der Stimme, 

Mufon, = Moujjon, f. d. (Schweigen. 

ARüftafe, m. türf, eig. der Erwählte (vom arab. 
safa, rein fein, wählen); Beiname Mohammeds. 

Denjtahafiz oder Muſtehafis, m. arab. die türk. 
Bürgerwehr, der Landſturm, die Nationalgarde. 

Muftangs, j. Meitangs. KANN 

Muitarde pl. (vgl. Moutarde) Südfrüchte in 

. Senf und Honig. 

Müiteihar, m. turk. (eig. einer, der um Rat gefragt 
wird,-v. schära, Rat geben; vgl. Muſchir) ein 
Staatsrat, Unterjtaat3minister des Sultans, einer 
im Minifterium de3 Innern, der andere in dem 
der äußeren Angelegenheiten. _ 

Müftie, f. (vgl. Zuftie) die Tochter eines Weißen u. 
einer Mulattiı. 

Muftimeter, n. Moſtwage. 

Winftöphi, m. tür. ein Verwaltungsbeaniter, Ge— 
heimjchreiber. 

Mufun, |. Muzun. 

Muta (sc. littera), f. l. (von mutus, a, um, ftumm) 
Spradl, ein ſtummer Mitlaut, Verſchlußlaut; pl. 
Mutä (g, d, b; £,t,p); Mutismus, m. barbel. 
die Stummheit; das Stillicyweigen. 


Muzun 565 


mutabel, Mutabilität, Mutation, |. unter mu— 

ieren. 

Mutakallimun, pl. arab. (v.kalama,fprechen) Dia- 
leftifer, Zogifer, Metaphyſiker, philofophierende 
Theologen, eine der älteften niohammedaniihen 
Seften. 

Mutazileh od. Mutazaliten, pl.arab.(mu’tazilah, 
Getrennte, Abmweichende, v. azala, verbannen, fich 

urücziehen) eine der älteften mohammedanischen 
Sekten, welche da8 Dogma der Vorherbeitimmung 
verwarf und an die Freiheit des menſchlichen Wil- 
lens alaubte, 

Mutefjärrif, m. arab. der wirkliche Bejiger od. In— 
baber eines Sandſchak (f. d.), auch der Zollpächter; 
Muteſſelim. m, der zeitweilige Beſitzer eines San⸗ 

ſchak. 

mutieren, l. (mutäre) verändern, wechſeln, bei. von 
dent Wechjeln der Knabenſtimme bei dem Eintritt 
der Mannbarkeit; mutäbel (lat. mutabilis), ver- 
änderlich, unbejtändig, wandelbar; Mintabilität, 
f. (mutabilitas) die Wandelbarfeit,Unbejtändigfeit; 
Mutation, f. (I. mutatio) die Veränderung; mu- 
tatis mutändis, mit Abänderung defien, was ge— 
ändert werden muß, oder mit den nötigen Ab- 
änderungen; Mutätor, ın. [. der Veränderer, ein 
von M. H. Jacobi erfundenes Inftrument, mit- 
tel3 deſſen man einen eleftrifhen Strom ſchnell 
hintereinander öffnen und fchließen kann; Muto— 
ffop, n. Bewegung3- od. Lebebildſeher, ein Schau- 
apparat, durch den man photographiihe Bilder 
— Verfonen und Gegenftänden in Bewegung 
ieht. 

mutifteren, l. (mutiläre, v. mutilus, veritiimmelt) 
veritümmeln; verfälfchen; Mutitation, f.die Ver⸗ 
ſtümmelung. 

Mütinerie, f. fr. (von mutin, Aufwiegler, von altfr. 
meute, Aufitand, Kreuzzug, Sagdzug; vgl. Meute) 
Meuterei, bej. unter Soldaten. 

Mutismus, |. unter Muta. 

Mutſchierung, f. (mitteld. mütscharn, von müt, 
Berlangen, Begehren, u. schar, Teilung, alfo Tei- 
fung nad) Berlangen) Ripr. die Teilung des Be- 
fige3 und Genufjes von Stammgütern (mit Bor- 
behalt einer Eigentums-®emeinichaft). 

Muttonchops, pl. engl. (fpr. möttentihopp3; von 
mutton = fr. mouton, Hammel, u.chop, Schnitte) 
geröſtete Hammelrippchen. 

Mutualiſten, Mutualität, ſ. unter Mutuum. 

Wutuation, f. l. (mutuatio, v. mutuäri, entlehnen, 
borgen) das Borgen, Leihen von jemand, die Ent- 

mutuell, . unter Mutuum. llehnung. 

Mutülns, m. I. Bauk. der Kragſtein, Dielen- oder 
Sparrenfopf. 

Mutüum, n. l. (v. mutüus, a, um, geborgt, wechjel- 
jeitig) ein Darlehn, eine Geldſchuld; mutuäl oder 
mutudhl (nl. mutualis, fr. mutuel), gegenjeitig, 
beiderjeitig, wechjelnd; Mutualität, f. barb.-lat. 
da3 gegenjeitige Verhältnis, die Gegenſeitigkeit, 
Bechieljeitigfeit; Mutnalliten od. Mutuelliften, 
pl. Mitglieder der geheimen Gefellichaft für Gleich- 
heit der Menjchenrechte, 1835 zu Lyon geitiftet; 
Zeilhaber einer auf Gegenfeitigfeit gegründeten 
Berfiherungsanftalt; Naturbeichr. Solche Schma- 
roßertiere, welche dem Wirt, auf dem fie leben, 
auch wiederum wefentliche Dienjte leijten. 

Muzio-Gambit, n. eine nad) dem Italiener Sig- 
nor Muzio jeit 1634 fo benannte Spielart des 
Schadjpiels, ſ. Gambit. 

Muzun oder Muſun, m. arab. (mauzün, eig. ge— 
wogen, das rechte Gewicht habend, von wazana, 


566 my better half 


wägen) eine vor der franz. Herrichaft in Mlgier u. 
Marokko aanabare Rehnungsmünze, etwa — 3 9. 

my better half, f. engl. (jpr. mai better hahf) meine 
befjere Hälfte, d.i. meine Frau (zuerft von Sidney 
gebraucht). 

Myaciten, ſ. Myiten. 

Myaithenie, f. ar. (von mys, Maus, Muskel, ſ. d., 
und Yithenie) Heile. Muskelſchwäche. 

Muchmos od. Mygnos, m. gr. (v.myzein, ſtöhnen) 
das Stöhnen, tiefe Seufzen, Röcheln. 

Myco —, ſ. Nyfo—. zur & 

Meydziis, f. qr. (v. mydän, feucht fein) Heilf. Fäul- 
nis durd) Schleim od. andere Feuchtigfeiten; Eiter- 
ausfchwigungen aus der inneren Augenfläche; 
Mydon, m. ein fauler Fleiſchauswuchs. 

Mudriäſis, k. gr. Heilf. krankhafte od. künſtlich be- 
wirkte Erweiterung des Augenfterns; mydridtiidh, 
daran leidend; Mydriatikum, n. ein ven Augen- 
ftern erweiterndes Mittel. 

Diyclalgie, f. gr. (v. myelös, Mark) Heilf. Schmerz 
im Rücenmark; Myelitis, k. Rückenmark-Entzün— 
dung; Meyeiomalucie, f. Erweichung des Rücken— 
marks; Myelomeningĩtis, f. Entzündung der 
Rückenmarkshaut; Myelophthiſis, k. Heilk. die 
Rückendarre; Myeloſpöngus, m. Markſchwamm. 

Mygmos, ſ. Mychmos. 

Miniocepälen, n. gr. (von myia, Fliege) Heilk. 
Mückenkopf, Borfall der Regenbogenhaut durch ein 

Geſchwür der Hornhaut. 

Myiten oder Wiyaciten, pl. gr. (von ınys, Maus, 

Muskel) eine Art verjteinerter Klaffınufcheln, — 
Muskuliten; Myitis, f. gr. eine Musfelent- 
zundung. 

Vykodérma, m. gr. (v.mykos, Schleim; Schwamm, 

ilz) Deilf. der Hautihwanm, Eimweißpilz; Miyto= 
lith, m. Bilzitein, fcheinbar verfteinerter Bılz; 
Diyfologie, f.— Myzetologie; Mytöſis, f. der 
Schleim Polyp, ein ſchwammichtes Fleiſchgewächs; 
Mukothanäton, n. eig. Schwammtod; ein aus 
Schwefeljäure und Kochſalz bereitetes Mittel zur 
Bertilgung und Berhütung des Holz- und Mauer- 
ſchwammes, ſowie gegen Holzfäulnis. 

Muktẽres, pl. gr. (v.myzein, ſchnauben) die Naſen— 
löcher; Wiyfterismus, m. das Naſerümpfen, Ber- 
eig Wiykterophonie, f.das Näſeln, die Naſen— 

imme. 

Mylady, f. engl. (ſpr. milehdi; ſ. Lady) meine gnä— 
dige Frau, mein gnädiges Fräulein; Mylord, m. 
mein gnädiger Herr (f. Lord). 

Weynher, m. holl. (tihtiger: Mijnheer, fpr. Mein- 
hähr), mein Herr; Spigname für die Holländer. 
Wyotarditis, f. gr. (v.mys, Maus, Mustel) Herz- 
enzundung; Myodynamométer. n. oder Myo— 
graph, m.ein Muskelkraftmeſſer; Myodynĩe, fgr. 
eig. Wustelichmerz, = Rheumatismus: Myo⸗ 
graphie, f. gr. die Musfelbefchreibung; Myolo—⸗ 

Te, f. vie Muskellehre; myoloͤgiſch, Die Mustel- 
ehre betreffend: Myomantie, f. die Wahrjagerei 
nad Mäuien; Myopathie, f. ein Mustfelleiden; 
myondthiich, musteltrant; Myotomie, f. die 

Mustelzerlegung; Muskeldurchſchneidung. 

Muyops, m. gr. (von myein, ſich ſchließen, blinzen, 
und Ops, Gejicht; eig. mit den Augen blinzend) ein 
Kurzlichtiger, der nicht weit fieht; myoͤniſch, furz- 
fihtig; Myopie, f. die Kurzſichtigkeii; Myopodi⸗ 
orthotiton, n. eine Vorrihtung zur Heilung der 
Kunziichtigkeit, vom Brof. Berthold in Göttingen 
1840 erfunden; Mydſis, f. Heilf. Berengerung des 
Augeniterng. 

Diysidtis, f. gr. (v. mys, Maus, und üs, ©. ötös, 


Myrjen 


Ohr) Maufeöhrhen, Vergikmeinnicht, eine ber 
fannte Blume. 

Diyotomie, ſ. Myokarditis. | 

Wiyridde, f. gr. (myriäs, von myrfos, fehr viel, un» 
zäblig, pl. myrioi, zehntaufend, die höchite Zahl, 
für die der Grieche ein Wort hatte) ein Zehntau- 
ſend; pl. Meyriaden, nneig.eineunzählbare Menge, 
eine Unzabl; Wiyriagramm, f. unter Gramm; 
Myrtaliter, |. Liter; Meyriameter, |. Meter; 
Myriapoden, j. Myrivpoden; WMyridrej, m. 
(gr. myriärches u. myriarchos) ein Befchlsyaber 
itber 10000 Mann; im neueren Griechenland — 
Divifions-General; Myriar od. Myriare, |. Ar 
od. Are; Meyriaftere, |. Stere. 

Myrika, f. l. oder Myrike, f. gr. die Tamariske 
(1. d.); der Wachsbaum, Kerzenbeerſtrauch, auch 
Sagel; Myrtein,n. ein Beitandteil des Wachjes. 

Viyriomorphoffsg, n. gr (vgl. Myriade) ein Spie- 
gel unzähliger Bilder, = Kaleidoſkop; myrio— 
nujmiſch, tauiendnamig, eig. zehntauiendnamig; 
myriopgäliich, taufendblätterig: Myriophil⸗ 
lum, n. = Millefolium; Myriopoͤden, pl- 
Zaujendfühler; Myrioräma, n. ein Landidafts- 
umbildner, eine fünjtliche Einrichtung, wodurch 
einzelne gemalte Landſchaftsſtücke zu vielen neuem 
Landichaften zufammengejegt werden können; mi⸗ 
riothẽtiſch, taufendfäcerig. 

Myrisma,n.ar.:v.myrizein,falben, myron, Salbe} 
eine Salbe; Myrismus, m. die Einjalbung, das 
Einfchmieren; Myriſtika, f. eine Pilanzengattung,. 
mozu der Mustatnußbaum (m. moschäta, gehört; 


Aruriieigin, n. Mustat-Sampfer, eine aus äthe- 
Em Muskat-Ol fih anjegende kriſtalliniſche 
ale. 


Myrmẽkia od. Myrmecia, pl. gr. (von myrmex, 
Ameije) Heilf. die Ameijenwarzen bej.in den Hand⸗ 
flächen und unter den Fußſohlen; Myrmecismus, 
m. u. Myrmekiäſis, f. die Kriebeitranfheit, Emp— 
findung, al3 ob Ameiſen am Leibe kröchen; Myr— 
meziten, pl. verjteinerte Ameijen; Myrmelophäg, 
m. Ame'iſenfreſſer od. =ejier. 

Myrmidsnen, pl. gr. (Myrmidönes, nah Myr- 
midon, einem Sohne de3 Zeus und Vorfahr de& 
Achilles, benannt) eine Völkerſchaft in Thefjalier 
unter Achilles’ Herrichaft. * 

Muyrobalänus, f., pl. Myrobalaͤnen, gr. (sing. 
myrobälanos, f., von myron, Salbe, u. bälanos, 
Eichel) die oftindifche Salbnuß, Behennuß, ſ. d. (l. 
glansunguentaria);verjchiedenetrodenepflaumen- 
ähnliche Früchte aus Oftindien teil in Auder ein⸗ 
gemacht als Konfekt, teils als Abführungsmittel 
(P Me ae 
Salbenfenner,aud) ein Balfambereuter; Myrömg, 
n.—=Myrisma; Myröfis, f. = Myrismus; 
Myropöla, m. gr. ein Balfamhändfer; Myro⸗ 
ſpermum, a. Balſamſamen, eine zur Familié der 
Papilionazeen gehörige Pflanzengattung; Myro— 
thẽca, f. eineSalbenbüdie; Myrogsfarpin, u. ein 
aus den Früchten von Myroſpermüm hergeſtellter, 
in der organischen Chemie vorklommender Stoff; 
Myrothecium, n. ein Balfambühschen; Myros 
xijſon, n. Ballamholz, = Myrojpermum. 

Murrhe od. Myrrhen, f. (gr. myrrha; hebr. mör, 
arab. murr, v. hebr. mar, arab. murr, bitter, vor 
marra, bitter fein) ein bittere3, mohlriechendes und 
heilſanies Gummiharz von einem Straud) in den 

Myrja, r. Mirza, ſ. d. (Morgenländern: 

Murſen, m. (türk, merdZan, Koralle) ame de& 
Meerihaums in Kleinafien, wo bei Kiltſchik dev 
Hauptfundort ift; der Name ift tatariſchen Ur⸗— 


Myrte 


rin und unfer Meerſchaum tft vermutlich 
araus durch voltsverjtändlich gemachte Umdeutung 
entitanden. Neuerdings nimmt man an, daß die 
Bezeihnung Meerihaum nad Anjchen und Ge— 
wicht erfolgt Sei, weil man die Maſſe für verhärteten 
Schaum des Meeres hielt, —— für deutſche 
Wortforſch. 2, 345 u. 7, 292. 
Myrte, f. gr. (myrtos, I. myrtus, dv. perj. mürd) der 
Diyrtenbaum, ein befanntes immergrüne3 Ge— 
wächs, bei Dichtern ein Sinnbild der Xiebe, weil 
fie im Altertum der Benus heilig war; Miyrtien, 
pl. myrtenartige Gewächſe, eine Pflanzenramilie. 
HWehftag, m. gr. der Raum zwiſchen der Naſe und 
Oberlippe; Schnurrbart (dab. fr. moustache). 
muijſtiſch. or. (mystikös, €, Ön, v. myeein, in relis 
iöſe Geheimlehren einweihen, zu griech. myein, fich 
ließen, verſchließen, bej. die Augen. u.den Mund) 
geheim, geheimnisvoll, dunkel, verborgen; eine 
myſtiſche Perſon häufig für juriftifche Per— 
fon, f. d.; Wenftif, f. die Geheimlehre, das Ge— 
eimwiſſen, bej. in Keligionsfachen, oder das GStre- 
en nad) dem Geheimnisvollen, Unbefannten und 
Dunkeln, um es mit der ganzen Kraft der Phan— 
tafie durch innere Anſchauung zu erareifen und jo 
dem Gemüte näher zu bringen; Weyftifer, m. ein 
Geheimwiſſer; Myſtizismus, m. (fr. mysticisme) 
der Geheimnisglaube, Hang zum Wunderglauben 
oder nsliien, der Glaube an die Möglichkeit 
einer unmittelbaren Bereinigung mit dem gött— 
lichen Wejen und das leidenichaftlicheStreben nad) 
diejer Bereinigung; Myſtagoög, m. (gr. mystagö- 
gös) ein Öeheimniöslehrer, ſpott. Geheimnisträmer; 
Diyitagogie, f. Vorbereitung zu Geheimlehren 
Miyjterien) u. Einführung in diejelben; auch wohl 
Einführung in die hriftliche Glaubenslehre; Miy- 
erium, n. (gr. mysterion), pl. Wiyfteria over 
iyiterien, Geheimnifie; Geheimlehren, Geheim— 
dienjt, bei den alten Griechen: vor dem Volke ge- 
Se gehaltene, mit mancherlei Gebräuchen und 
eierlichfeiten verbundene Religionslehren, bef. 
die eleujinifchen (j.d.) Myfterien in Athen; im 
Mittelalter: eine Art geiftlicher Schauſpiele, welche 
Szenen aus der heiligen Geſchichte, bei. aus der Baj- 
fion, Auferjtehung und Wiederiunft Chrifti, in dras 
matischerdorm darjtellen (vgl.Moralitäten); myſt e⸗ 


Nacarat 567 
riös, nl.(fr.mysterieux)geheimnisvoll, rätſelhaft, 
dunkel; Myſterioſophle, f. gr. die Geheimnis— 
Funde; myſtifizteren, gr.>l. (neulat. mystificäre, 
fr. mystitier) täuichen, Zeichtgläubige zum beften 
haben; Myſtifikation, f. die Täuſchung; Berrug. 


Diytazismus,m ar. (mytakismös,v. my, gr. Name 


des Buchſlaben M) die fehlerhafte Häufung des M. 


Muten, m. eine alte niederländijche kleine Rech— 


nungsmünze = 1 Pf. 


Wiythos, m. ar. (mJthos, urfpr. Wort, Nede, Er- 


zählung) od. Mythe, f. eine Sage, Dichtung, Göt- 
ter> od. Heldenage od. Erzählung von Göttern u. 
Helden der Alten; pl. Mythen; miythiich (gr. 
mythikös, &, ön), ſagenhaft, Jagengemäß, erdichtet; 
miythifizteren, gr.i. zur Sage machen, in Sage 
od. Dichtung verwandeln od. als folche behandeln; 
— m. ein Sagenſchreiber, Sagener⸗ 
eben ythographie, f.Sagenichreibung,schrifte 
iche Abfajjung von Sagen; Wytholdg, m. (gr. 
mytholögos) ein Gagenerzähler, Sagenfenner; 
Sagenforicher; Mythologie, f. die Götterlehre, 
Sagenfunde und »forichung, Fabeliehre, die Lehre 
von den fabelhaften Gottheiten und Halbgöttern 
oder Helden des Altertums: miytholögiich, götter⸗ 
oder jagenkundlic; mythologiieren, jagenmäßig 
behandeln od. deuten; Weyshopnfte, f. (gr. mytho- 
poila) Fabel⸗ oder Sagendichtung, dichterifche Be— 
handlung der Sagen; Mythotheologie, f. Ver- 
fnüpfung der Sagenlehre mut der Goiteslehre. 


Dintuliten, pl. (v. gr. mytflos, I. mytilus, mytulus, 


Muſchel) verfteinerte Miesmuſcheln. 


mhũriſch, gr. (myũros, dv. mys, Maus, und üraͤ, 


Schwanz) einen Mauſeſchwanz habend vd. demſel— 
ben ähnlich; myürus pulsus, m. Heilk. ein ſchwa— 
cher, aber jehr Schneller Puls. 


Minen, f. ar. Schleim; Myxa, pl. oder myxae, 


ſchwarze Bruftbeeren = Sebeiten; myrodes, gr. 
(v. myxa, Schleim) Heilf. fchleimartig; Weyzamg, 
n. die Schleimgewebegeſchwulſt (an Speicheldrüſen, 
Hoden 2c.); Myxorrhde, f. Schleimfluß; Myxo⸗ 
minzeten, pl. Schleimpilze, eine Gattung ver Urs 
weſen, j. unter Amöbe; Myxoſarköma, n. ein 
jchleimiges Fleiſchgewächs, Schleimpolyp. 


le f. gr. (v. mykö&s, pl. mykötes, Pilz), 


ilztunde; Myzetophaäg, m. ein Pilzeſſer. 


N. 


Abkürzungen: N, als der dreizehnte Buchſtabe in 
- der Rubrizierung = 13; als Zahlzeichen griech. 
(») = 50 und (,») = 50.000; 1. (N) = 90, zuweilen 
auch = 900, N = 90,000, zuweilen audh— 900,000 
auf römiſch. Inſchriften und Handjchriften = No- 
men, Numerus, Neutrum, Nominativus, f. d.; 
N.B. od. NB.=nota bene; N. C. = nuovo od. 
nostro conto, f. Conto; N. L. = non liquet, ſ. 
liquet; N. H. = New-Hampshire, N. J. =New- 
Jersey in Wordamerifa; N. N. = nomen nescio; 
aucd = notetur nomen, |. notieren; No., Nr, 
ed. Nro.=numero; Nom.—=Nominativus; Not. 
puhil. « aes. jur. inmm.—Notarius publicus cae- 
sareus juratus immatriculatus; not. — notatum, 
d. i. notiert, vermerkt, eingetragen; oder aud) — 
notetur, d. i. zu notieren! einzutragen! — u. t. 
od. not. term, — notetur terminus, d.i. es werde 
der Termin, die Frift vermerkt, Frist, 3 B. n. t. 
5 Tage = Frilt 5 Tage; Nov. November; N.T. 
= noyum testamentum: nto, — netto; N, Y, = 


New-York in Nordamerika; hem. Zeichen find; N= 
Nitrogenium, Sticdftuff; Na = Natrium: Nb = 
Niobium; Ni=Niccolum, Ridel; No=Norium. — 
N=dies nefasti, verbotene Zage im röm. Kalender. 


N. als Münzzeichen für Frankreich: Montpellier. 
Naamaz, |. Namaz. 

Nabi vd. Nabhi, m. hebr. — Prophet. 

Nabob, m. (entit. aus dem arab. plur. nawwäb, v. 


sing. näjib, ein Stellvertreter, Statthalter, von 
näba, jemand3 Stelle vertreten, engl. nabob; vgl. 
Naib) ein indischer Statthalter, Befehlshaber in 
Dftindien; ein reicher Beamter der engl.-oftind. 
Kompagnie; uneig. ein ſehr reicher Mann, bef. 
der fich in Oftindien Vermögen erworben hat. 


Nabothseier, pl. geſchwollene Schleimdrüſen im 


Gebärmutterhals. 


Nacarat, n. fr. (pr. —rd; ſpan. u. port. nacarado, 


v. nacar, Berlmuttermuicel, Perlmutter, v. arab. 
nakir, ausgehöhlt, nukrat, eine kleine runde Höh⸗ 
lugn, v. nakara, aushöhlen) hellrot, ins Pome— 


568 Nacchere 


ranzengelbe fallend; nacarat de bourre (ſpr. 
—burr'), Ziegenhaarrot. 

Naͤcchere, pl.it.( nacchere, v.gnacchere,ipr.njdeere) 

Handilappen = Raitagnetten, vgl. Nafara. 

Kahiorihungsproteit, m. — Perquiſitions⸗ 
proteit, 1. d. : 

nachnidellieren, mit der Wafjervage nachwägen, 
wiederholt einmwägen, j. nivellieren. 

Nachſchußhrämie, f. die von den Mitgliedern einer 
Berficherungsgejellihaft auf Gegenjeitigfeit nach» 
zuzahlende Beitragsjteuer bei einem ungünftigen 
Sahresabichluffe. 

Nacr6 chinois, m. fr. (jpr. näkreh ſchinöci; vom fr. 
nacré, d. i. perfmutterartig glänzend) Qadarbeiten, 
in die Perlmutter eingelegt tft. 

Naczeélnik, m. poln. (fpr. cz = ti; von na, an u. 
czoto, Stirn, Spige) ein Anführer, Befehlshaber, 
Feldherr. 

Nadeſhda, k. ruſſ. (ſpr. nadjeſchda), eig. Hoffnung, 
weibl. ruſſ. Taufname; als Verkl. Nadja, Naͤd⸗ 
enka, Nadine, 

Nadirr, n.arab. (nadir, nazir, gegenüberliegend, v. 
nazara, anſehen; eig das dem Zenith Gegenüber— 
liegende) Geogr. derFußpunkt, entg. Zenith, ſ. d.; 
Nadirhorizont, m. der Queckſilberkreis (in der 
Meßkunde). 

Nadiri, m. eine Rechnungsmünze in Perſiſch-Geor— 
gien, etwa 1M. 80 Bf. 

Nadſiraͤtel, m. ruſſ. (v. nadsirätj, beaufſichtigen) 
der Aufſeher, Inſpektor, z. B. Kwartaͤlnüſ⸗Nad⸗ 
ſiratel, der Aufſeher eines Stadtbezirks od. Viertels. 

Naëkma, Naëmi, f. hebr. Name: die Liebliche. 

naevus, m. |. Heilk. ein Muttermal; pl. naevi, 
Muttermäler. 


Nagätka, f. ruf. (v. nagöj, nadt, bloß), die Beitjche, 
Knute. [der Schwimmplatz. 
Nagevir, n. fr. (ſpr. nafehodr; dv. nager, ſchwimmen) 
Nagor, m. eine Gattung ſchöner Antilopen in Afrika. 

Nagh, ungar. (fpr. nadj) groß. 

Nahia, f., pl Nahias od. Nahien, Bezirke, in die 
das Land Montenegro eingeteilt ift. 

Naͤhum, m. hebr. Name: der Tröfter, einer der 12 
Heineren Propheten im U. T. 

Nalb, m. (arab. näyib, ſ. Nabob) türf. der Stell— 
vertreter, Verweſer in geiftlichen und richterlichen 
Geſchäften; auch Unter-Richter. 

Naide, f., pl. Naiden, gr. (nais,—naüs, |. Na- 
jade)Bafjerichlängelchen, jehrzarte Wafferwiirmer. 

Rail, n. engl. (ſpr. nehl; eig. Nagel) ein veraltetes 
Map v. 21/, Zoll od. 0,057 m; auch ein Gewicht v. 
8 Pfund od. 3,629 kg. 

Hair, m. nord. Fabell. Schatten eines Berjtorbenen, 
Geſpenſt. 

Nairen, pl. eine kriegeriſche Kaſte der Hindus auf 
der Küſte Malabar. 

Naiſſance, f. fr. (fpr. näſſängß'; v. naitre = 1. 
nasci, geboren werden) Geburt, Abkunft. 

naiv, (fr. naif, naive, m[. naivus, entft. aus I. na- 
tivus, angeboren, natürlich) natürlich, unbefangen, 
ungezwungen, offen, treuherzig, unſchuldig, arglos; 
Naivete, Natvetät oder b. Naivität, f. die Na- 
türlichfeit, Unbefangenheit, Uriprünglichfeit, Offen- 
herzigfeit, liebenswürdige Einfalt, Unſchuld ujm. 

Najdde, f., pl. Najaden, gr. Naiäs, pl. Naiädes, 
v. näein, fliegen) Fabell. Fluß- od.Wafjernymphen, 


j. Nym Pur: 

Natara, f. perj. (nakärah; arab. näkir, näkür, eine 
Zronıpete, v. nakara, aushöhlen) eine türkische 
hölzerne Pauke. 


Nappeuſe 


Nakas, m. ruſſ. eine Ausführungsverordnung. 

Nakib, m. türf.-arab. (v. arab. aakaba, durchwan— 
dern, durchforfchen) der Anfithrer, Befehlshaber; 
Natibeselscihräf, m. der Anführer der Scherifs, 
weicher die Fahne (Sandihat-Scherif)des Pro— 
Hirten aus dem kaiſerlichen Palaſte in das Lager 

rägt. 

Nalim, m. ruſſ. die Aalraupe, Duappe(Gaduslota), 
deren Leber als Leckerbiſſen gilt. 

Nalimka, k. ruſſ. (v. na, auf, u. liwätj, litj, gießen; 
alſo eig. ein Aufguß, der Beerenwein, Likör aus 
Beeren oder Früchten. 

Namaz, n. per). (namäz, Gebet, v. ſanskr. namas, 
Verbeugung, Anbetung. von nam, ſich verbeugen) 
da3 Gebet der Türfen, welches fie täglich fünfmal 
verrichten müffen, nämlich bei Sonnenaufgang, 
des Mittaas, am Abend, bei Sonnenuntergang 
und in der Nacht um 2 Uhr; Rama Schiaf, m. 
der Gebetitein, ein auf der Landſtraße aufgerichte- 
ter Stein, an dem fromme Mufelmänner ihr Gebet 

Nänie, ſ. Wenie. [verrichten. 

Nanting, Nankin oder Nanquin, m. ein urjpr. 
chinejiiches, jehr dichtes, leinwandartig gemwebtes 
Baummollenzeug, meiſt von erbsgelberFarbe (nad) 
der gleichnamigen chineſiſchen Stadt benannt); 
Nankinet od. Nanquinet, m. dem Nanking ähn— 
liches, eben ſo dichtes, aber feineres Baumwollen— 


zeug. 

Nanna, f. nord. Fabell. die Gattin Balders, ſ. d., 
eig. die Kühne, Mutige (v. isl. nenna, wagen). 

Nänna, f. u. als Verkl.: Nännuichke, f. ruſſ. (v. 
njäntschitj, Kinder warten, pflegen; perſ. nanu, 
türk. nene, gr. nänné, it. ninna), die Kinderwär— 
terin. fr 

Nannedtte od. Nannon, (pr. —nöng), f. Anuchen, 
franzöfijche, fo wie Nanny (ſpr. nänni) engliiche, 
auch oberdeutfche Kojeform des Namens Anna 
(Annchen). 

Nass, m. gr. (naos) der altgriechiſche Tempel, na- 
mentlic) dag Innere eines folchen. _ 7 

Napäe, £., pl. Nanien, gr. (Napalai, v. näpz, 
Waldtal) Talnymphen, ſ. Nymphe. 

Naͤphtha, k. gr.(v. chald. naphtha, arab. nafth, nifth, 
v. nafatha, kochend aufwallen) Steinöl, Erdöl, 
Bergöl; Naphthalin, n. im Steinkohlenteer vor— 
kommender Zweifünftel-Kohlenwaſſerſtoff. 

Napiſten, pl. Spottname der Anhänger der ruſſi— 
jchen Partei im neueren Griechenland (von einen 
Narren namens Napa in Nauplia, zur Zeit des 
Präſidenten Capo d'Iſtria). | 

Napoͤleon, m. gr. (v. näpos, näpe, Waldtal, und 
leön, Löwe, männl. Name: Tallöwe; Napoleo⸗ 
manie, f. die Napoleonſucht, leidenſchaftliche Ver— 
ehrung Napoleons (Kaiſers der Franzofen); Na— 
paleond'or vd. bloß Napoleon, m. eig. goldner 
Napoleon, eine franz. Goldmünze = 20 Francs 
oder 16,20M. wert; Napofeonide, m. ein Ab- 
tömmling od. Verwandter Napoleons; Napoleo⸗ 
nismus, m. (fr. napol&onisme) Napoleoıs Heri- 
ihergrundfäße und die Anhänglichfeit an dieſe; 
Napoleoniſt, m. ein Anhänger Napoleons, — 
Bonapartift. Mer 

Napolitaine, f. fr. (ipr. —tähn’; von napolitain, 
neapolitaniich; it. Napoli, Neapel) ein in Reims 
ei Wollenzeug zu Mänteln u. Umſchlage— 
tiihern. 

Nappeuſe, f. fr. (ipr. —öhs') Wattenmajchine, 
Vließmaſchine, eine mit Dampf geheizte, außen 
mit vielen Stahlnadeln bejegte eiferne Trommel, 
welche die Wolle trocknet und in Watte verwandelt. 


nappieren 


uappieren, fr. (vem fr. nappe, f. das Tiſchtuch, 
Tafeltuch, Sn eigentlich mit diefem überziehen) 
Roche. mit Saft oder Sulz überziehen. 

Nardngiitan, m. per. (von närang, närandsch, 
Bomeranze u. stän, Ort) ein perſiſcher Orangen» 
garten. 

Narce, f. gr. (närke) Heilk. die Betäubung, Erſtar— 

ung; der Krampfrode; Narcein, n. eine der im 
Opium enthaltenen Pflanzenbajen, 1832 von 
Pelletier entdeckt. 

Narciſſus od. Narzii, m. gr. (närkissos) Fabel. 
ein jhöner Jüngling, der beim erjten Anblid feines 
Bildes im Wafler in fich felbit fo verliebt wurde, 
daß er vor Leidenschaft verging u. von den Göttern 
in die nad) ihm genannte Blume Narziije verwan- 
delt wurde; daher auch ein in ſich jelbit verliebter 
junger Menſch, felbitgefälliger Ged; Nareifjin, 
m. it. (ſpr. —tichiffino) die Charakterrolle des Ein- 
faltspinjels in den ital. Gebärdenipielen; Nar— 
eitin, n. ein brechenerregender Stoff aus den 
Zwiebeln der Waffernarzi fie. 

Narcotienm, ſ. Narkotifum. 

Narde, £., pl. Narden (gr. närdos, I. nardus; hebr. 
nerd, arab. nardin, närdin, perj. nard, närd, alt- 
perj. narda, v. fansfr. nalada, eig. die Duftgebende, 
von nala, Duft, u. da, gebend, von dä, geben) ver- 
jchiedene wohlriehende Gewächſe, bei. der Lavendel 
und der Bergbaldrian; daher: das Narden-DI. 

Narnilch, f. türk. eine türkische Wafferpfeife zum 
Rauchen, wobei der Rauch mittels eines langen 
— an der Pfeife durch Waſſer geht (vgl. 
Hookah). 

Narke, ſNarce; Narköſis oder Narkoſe, f. gr. (v. 
narkün, ſtarr machen, betäuben: vgl Narce)Heilk. 
die Fühllofigkeit, Betäubtheit; Narkotin, n., aud) 
Dpiän,n. oder Desrosneſches Salz, eine der 
organischen Salzbafen des Opiums, in Indien als 
Mittel gegen das Fieber benust; narkötiſch, be- 
täubend, einichläfernd; NRarkotikum od. Narcoti⸗ 
cum, n., pl. Narkotika od. narfotiiche Mittel, 
Betäubungs-, Cchlafmittel; narfotijieren, be- 
täuben; Nartotiſation oder Narkotiiierung, f. 
die Betäubung; Narkotismus, m. der Zujtand 
der Betäubung. 

starräbel, I. (narräbilis) erzählbar; Narrãta, pl. 
J. (von narräre, erzählen) Erzähltes; Erzählungen 
oder die angeführten näheren Umftände einer Be- 
gebenheit; narräta reföro. ich ſage nur Erzähltes 
wieder (vgl. relata refero); Narration, f. (1. nar- 
ratio) die Erzählung, das Erzählen; narratib, 
ſpätl. erzählend, in Form einer Erzählung; Nar— 
rätor, m. l. der Erzähler. 

Narragonien, dtich.-gr. icherzh. das Land der Nar— 
ten (bei Sebalt.Brant) ; nerrieren,dtih.-I.narren, 
ſpaßen. 

Naͤrthẽx, m. gr. od. Narthecium, n. I. eine Sal- 
ben» oder Balſambüchſe; Heilf. eine Schiene zur 
gelfung von Knochenbrüchen; Bauf. die fchmale 

orhalle einer Kirche; Narthecium, Botan. die 
Beinbred-Grastilie. 

Narwal od. Narwall, m. (ſchwed. u. dän. narhvall, 
is{. nähvalr, engl. narwhale, fr. narval) da3 See- 
Einhorn (monödon monoec£ros), ein dem Walfiſch 
ähnliches Tier im nördl. Arlantifchen Ozean, mit 
2 langen, im Oberfiefer figenden Zähnen, wovon 
Ana gervöhnlich einen abbricht und nur einen 

ehält. 

stafäl, nl. (nasälis, v. [. nasus, Nafe) zur Nafe ge- 
börig; 3. B.Nafäl-Laut, einNajenlaut, z.B. m, 
a 2c.; najalieren, mit einem Nafenlaut begleiten, 


Nathan 569 


näſeln; Natalia, pl. Heilk. Schnupf- oder Nieje- 
mittel; Najäl od. Nafard, n. fr. (fpr. najdhr) ein 
näſelndes Orgelregiſter; Nafdrde, f. ein Naſen— 
jtüber; najardieren (fr. nasarder), Najenjtüber 
geben; verhöhnen. 

Naſaras u.Nafarindhen, pl. ältere vieredige Kleine 
türkiſche Silbermünzen. 

Naſcenz, f. I. (nascentia, v. nasci, geboren werden) 
die Geburt, das Entſtehen; Nafettürng, m. barb.-1. 
ein noch zu gebärendes, im Mutterleibe befind- 
liches Kind; nascitürus pro jam nato habetur, 
Ripr.dieLeibesfrucht wird (in Unfehung der Rechte) 
als Schon geborener Menſch betradtet. 

Naſir, m. arab. (näzir, Partizip von nazara, an— 
ſehen, anblicen, fiir etwas jorgen; vgl.Nadir) ein 
türkischer Beamter, Auffeher (Inſpektor); auch eine 
Gerichtsperfon. 

Naſiräer, m. gr. (v. hebr. nasir, ein Geweihter, von 
nasar, hissir, weihen) ein Gottgeweihter mit be— 
fonderen Gelübden, der fich namentlich Haar und 
Bart nicht ſchor; Naſiräat, n. nl. der Stand des— 
jelben, da3 Kafıräertum. 

Palo, m. l. (von nasus, Nafe) ein Großnafiger, alt- 
römischer Yamilien-Name, 3. B. des befannten 
Dichter Ovidius. 

Naſſib, n. türf. (arab. nasib, Teil, Schidfal, v. na- 
saba, jegen, feitjegen) das im Buche des Himmels 
geichriebene Verhängnis. 

Nafflednik, m. ruſſ. (von na, auf od. nad), u. sslä- 
dowatj, folgen) eig. der Nachfolger, Erbe; bef. der 
ruſſ. Thronerbe, Großfürft-Thronfolger, vgl. Zä— 
ſarewitſch; Naffledniza, f. die Gemahlin des— 
jelben, die Großfürſtin-Thronfolger von Rußland. 

Kailtatiie, f. ruſſ. weibl. Taufname (entit. aus dem 
gr. Anaſtaſia): die Auferſtandene; verkl. Naͤſtjenka. 

Naſta. ſ. Natg. 


Naftrand od. Naſtrond, m. altnord. (v. nä od. när, 


Leichnam, u. strönd, Strand) Fabell. der Toten- 
jtrand, ein Ort in Niflheim oder der nord. Hölle. 
Naiturtium, n. [. (f. nasitortium, v. nasus, Naje, 
und torquöre, quälen, alfo eig. Nafenquäler, weil 


‚ der Saft in der Nafe Niefen und Brennen ver- 


urlacht) die breitblätterige Kreſſe, Brunnenfreffe; 
nasturtinm offlcinäle, gewöhnliche Brunnen- 
freie, Waſſerkreſſe. 

Naſũtus, m. I. (von nasus, Nafe) ein Großnafiger; 
Naſeweiſer; verkl. Naſutülus, m. ein Feiner Naje- 
weis. 

Ruta, Natta oder Naſta, f. (v. gr. nastös, &, On, 
vollgejtopft, dicht, derb, von nässein, feitdriiden) 
Heilf. eine Spedbeule, ein großes Fleiſchgewächs, 
bei. am Naden. 

Natagai, m. ein Gott der Tataren, den fie fiir den 
— und Schöpfer der Erde und aller Geſchöpfe 

alten. 

natäl, l. natälis, e, v. natus, Geburt, v. nasci, ge- 
boren werden) die Geburt betreffend oder dazu ge- 
börig; natäles (näml.dies), auc) natalicia, Was 
talicien, pl. Geburtstage, Geburtäfeier; in der 
röm.-kathol. Kirche die Sterbetage der Heiligen u. 
Fu lea Natalie, f. weibl. Name: die Lebens— 

rohe. 

Natation, f. [.(natatio, v. natãre, ſchwimmen) das 
Schwimmen, die Shwimmübung; Natatöres, pl. 
(. die Schwimmvögel. 

Natchitoches, m. (jpr. nätjchitötfches) ein feiner 
Schnupftabaf von der Stadt Natchitoches in der 
Provinz Louiſiana in Nordamerika; auch ein In— 
dianerjtammt. 

Nathan, m. hebr. (v. näthän, geben) männl, Name: 


570 Nation 


die Gabe, sc. Gottes, oder der von Gott Gegebene; 
Natbanacl (von El, Gott), m. männl. Name: 
Gottesgabe. 

Natiöõn, k. (v. I. natio, d. i. eig. die Geburt, v. nasci, 
geboren werden; dann das Geſchlecht ꝛc.) ein Volk, 
eine Völkerſchaft; nationäl, ni. (nationälis; fr. 
national) volfstüimlich, einem Volke eigen vd. eigen 
tümlich, landesüblich, ftammesüblich, vaterländisch, 
heimiſch; das geichmadlofe und falſch gebildete 
Wort völfifch für national tft zu meiden: dah. 
Kationäl-Charakter,m.derBolfsgeift, die Volks⸗ 
tümlichkeit, die einem Volke eigenümliche Art zu 
denken, ſ. auch Narionalität; N.⸗Konvent, m. 
die Verſammlung der Volksvertreter in Frankreich 
am 21. Sept. 1792, welche Frankreich für eine Re— 

ublif erklärte; N.-Feſt, n. ein Volks- od. Landes— 
* N.⸗Garde, f. Volkswache, Bürgerwehr; N.⸗ 
Geld, n. Landesgeld, das bei einem Volke oder in 
einem Lande allgemein gültige Geld; R.-In— 
Duftrie, f. Volks⸗ oder a = 
Liberale, pl. eine liberale politiihe Partei, 
welche vor allem die Einheit Deutſchlands erftrebte 
u. ſtützt; N.-Linke, f. eine Dampferlinie über 
Liverpool, Queenstown, Bolton; R.-Riteratur, 
f. die Geſamtheit der Schriftwerfe einer Nation, 
welche aus dem Bolfsgeijte entſprungen, diejen 
in feiner Eigentümlichfeit darstellen; W.-Öfons 
nie, f. die Landes- oder Staatswirtichaft, Volks— 
wirtſchaft; M.⸗Rat, m. die Bolfsvertretung der 
Schweizer im jcyweizerifhen Bunde; N.-Reprä⸗ 
jentänt, m. ein BolfSvertreter, Yandespertreter; 
N. Schulden, pl. Landeihulden; N.= Stolz, 
m. Vaterlandsſtolz; N.-Tänze, pl. Volkstänze, 
Iandesübliche Tänze; N.⸗Theäter, n. vaterlän- 
diiche Schaubühne od. Landesbühne, Volkstheater; 
N.⸗Tracht, f. Volks- od. Landestracht; M.e⸗Trup⸗ 
Ken, pl. die Mannſchaft von Zandesfindern: R.⸗— 
Berein,m. ein 1859 gebildeter politischer Verein, 
welcher die einheitliche Gestaltung Deutjchlandg ans 
ſtrebte; N.e-Verſammlung, f. Yandes- od. Volks⸗ 
verſammlung; S.=Zettung, f. Volks- od. Lande3- 
zeitung; Nationäle, n. das Verzeichnis aller bei 
einem Truppenteile befindlichen Mannichaften mit 
Angabe aller Bor- und Zunamen, Alter 2c., die 
Standeslifte; auch das Abzeichen einer Nation, = 
Kofdrde; nationaltiicren(fr.nationaliser), ein» 
biirgern, in eine Nation aufnehmen, = natura» 
lijieren; Nationaliſierung, f. die Einbürge- 
rung, Aufnahme unter die Landeskinder, = Nas 
turalijation; Nationalität, £. die Volkstüm— 
lichkeit, Bolfseigenheit, Boltsart, das Volkstum; 
Nattonalitätsprinzip, n. ein in der neueren 
Politit aufgejtellter und namentlich früher von 
Napoleon III. vertretener Grundfatz, wonach 
jedes Volk fich jelbjtändig bejtimmen und unab— 
hängig von andern Staaten feine Etantsange- 
legenheiten bejorgen joll; die Anhänger dieſes 
Prinzips heißen auch wohl: Nationaliften. 

Natib, |. (nativus, v. natus, Geburt) angeboren, na- 
türlich; —— Natives, pl. engl. (ſpr. neh⸗ 
tiws) wörtl Eingeborene, geborene Amerikanet; 
Anhänger einer politiſchen Partei in den Vereinig— 
ten Staaten von Nordamerika, welche ſich zur Ver— 
teidigung der Borrechte der Eingeborenen im Ge- 
genjag zu den Fremden bildete u. auf Berlängerung 
der zur Naturalifierung erforderlichen Zeit des 
Aufenthalt3 von 7 auf 21 Jahre antrug laus ihr 
ging 1854 die Partei der Knownothings her» 
vor, j.d.); auch englifche (eingeborene, einheimifche) 


Auftern; Nativität, f. (I. nativitas) die Geburt, | 


Natur 


Geburtsſtunde, dag Geburtsglück, Geburtsverhäng- 
nis oder der Stand der Geſtirne zur Geburiszeit 
eine? Menichen; daher: einem die Nativität 
ftellen, jemands Schidiale aus dem Geſtirnſtande 
feiner Geburtsftunde vorherjagen; Nativitäte 
fteller,m. der die zu fünnen vorgibt; vgl. Ho— 
roffopie. 

Natolien, n. (neugr. Anadoli, v. gr. anatölẽ, der 
Aufgang, Often) Kleinafien; vgl. Le ante. 

Natrium, n.. ſ. unter Natrum. 

Natron vd. Natrum, f. (fr. u. engl. natron, arab.. 
Nutrün, nitrün, v. [. nitrum, gr. nitron, Sodaſalz) 
minerafisches Laugenſalz (Alkali), aud) Minerals 
Alkali, nächſt dem Rali die ftärfite aller Baſen; 
natrum bicarboniecum, doppeltkohlenſaures 
Natron, zur Bereitung des Braufepulvers benußt; 
n. carbonicum, fohlenfaures Natron; n. cau⸗ 
sticum, Atznatron; n. sulphuricum, jchwefels 
faures Natron, auch Slauberjalz; Natrium, Na= 
tronium, n. die metalliiche Grundlage des Nas 
tron, aud Sodium; Natrium-Sulfat = Na- 
trım sulphuricum; N.-Chlorid, n. Kochſalzz 
Natrolith, m. Laugenfalzitein, eine natronhaltige- 
Art des Zeolith, beiond. im Baſalt und Klingſtein 
borfommend; Natronaluminat, n. Zonerde- 
netron; Natron-Kalk, eine Miſchung von Ätzkalk 
mit Atznatron, dient dazu, den Stietftorfgehaut eine 
Körpers nahzumeiien; N.-Koks, aus Kreoſot— 
natron ausgeglüht, fodahaltig; N.:Rofomotive, 
f. eine von a erfundene Xofomotive, 
auch Honigmannſche Mafchine oder hemijche Lo— 
tomotive genannt, bei der der Dampf in eine ſtarke 
Natronlöfung geleitet wird und fo Hige erzeugt;, 
N.-Meiätgp — Natrolith; N.-Salpeter, m. 
natürliches ſalpeterſaures Natron, auch Chile— 
ſalpeter genannt, wird zu a Dünger 
uſw. verwendet; N.⸗-Weinſtein. Verbindung vorz 
Natron mit Weinjtein. 

Katichar,n. rufi. (v. na, zu, u. tschai, Lee) Trink— 
geld: als Verkl.: Natichnjsf,n. ein kleines Trinkgeld. 

Natſchälnik, m. ruji. (v.natschälo, Anfang, Grunde 
lage, aljv eigentl. Ürbeber; wird in uneigentlichens 
Sinne gebraucht) der Vorgeſetzte, Obere; Natſchal⸗ 
nija, die Vorſteherin, Vorgeſetzte, Oberin. 

Natta, ſ. Nata. 

Natũur, f. (v. l. natũra, von nasci, geboren werden, 
entitehen) die urfprüngliche Beichaffenheit und Eine 
rihtung, Art od. Angeborenheit, dag Weſen eine 
Dinges; der Inbegriff der Eigenichaften aller ge— 
ſchaffenen Weſen; auch der Inbegriff der geihaf- 
fenen Weſen felbit, die Welt, fichtbare Schöpfung; 
uneig. die hervorbringende Urfache der Dinge oder 
die Schöpferfraft, der Schöpfer jelbit, 3.2. die Na— 
tur bringt hervor 2c.; natürae convenienter 
vive, Icbe der Natur gemäß; contra naturam, 
gegen od. wider die Natur; in natura, in Natur, 
in Wirflichfeit, urfprünglich, urzuſtändlich; auch 
von aleicher Befchaffenheit; in rerum natura, in 
der Natur oder dem Wefen der Dinge, in der gan- 
zen Welt; Natura-Nehnung,f. Kfipr. Rechnung 
der Kleinhändler über Waren, welche fie von— 
einander entlehnen und durch gleichartige |päter 
wieder erfegen; Natur-Dienft, m. die Verehrung 
der Natur als einer allwirfenden göttlichen Kraft; 
R.:Hiitorie, f. die Naturgeſchichte, Naturbe- 
fhreibung; N.-Lehre, ſ. Phyſik; N.Philes 
ſophie, f. die Wiſſenſchaft der Naturgeſetze begriff⸗ 
mäßige Erfenntnislehre der Natur; N.=Produfte, 
f. Naturalien; N.-Recht, n. das eigentliche, 
wirkliche Necht, welches mit uns geboren wird, im 


natus 


Gegenſatze zu den Fünftlichen, traditionellen 
u. hiftorifchen Nechten, die erfunden, überliefert 
od. durch langjähriges Beftehen gewifier Zuftände 
entitanden find; N.-Cyitem, n. das Lehrgebäude 
der Naturmwiflenfchaft;— naturalia, pl. (v. natu- 
rälis,e,natürlich) natürliche Dinge, Natürlichkeiten; 
naturalia non sunt turpia, Sprichw. natür— 
liche Dinge find nicht ſchändlich; in puris natu- 
ralihus, im natürlichen Zuftande, nadt; Natu= 
ralien, pl. Ripr. die natürlichen Folgen u. Eigen- 
ſchaften eines fchon bejtehenden Rechtes; auch = 
Naturprodukte, Naturkörper, Naturerzeugnifie, 
natürliche Körper; Naturalien=-Nabinett, n. 
Sammlung von Naturerzeugnifien; Natural-Be⸗ 
foldung, f. Befoldung an Frudt u. dgl.; N.-Lie⸗ 
—— en, pl. Stofflieferungen; Natural Selec- 
on, f. engl. (fpr.nehtichöret ßihlekſch'n) die natür— 
liche Zuchtwahl nach der Lehre Darwins; Natu— 
ralwirtichaft, der gegenfeitige Austauſch von 
Naruralien, der friiher üblich war, als es nod) kein 
Geld gab; naturaliiieren, nl. (fr. naturaliser) 
einheimifch machen, einbürgern, = nationali— 
fieren; auch in eine Familie aufnehmen und für 
erbfähig erklären; von Pflanzen: an einen fremden 
Himmelsſtrich gewöhnen; Naturaliſation, f. die 
Einbürgerung, = Nationalilierung; Natu— 
ralisınus, m. der Naturglaube, die natürlıche 
Religion oder die Behauptung, daß ſich Gott den 
Menſchen bloß mittelbar od. natürlich, nicht durch 
unmittelbare Verkündigung feines Willens, geof- 
fenbart habe, entg. SupernaturaliSmug; aud) 
die Ausübung einer Kunst oder Wiſſenſchaft nad) 
natürlicher Anlage, ohne Schule u. Kenntnis der 
Regeln; in den jchönen Künften: die Naturnad)- 
ahmung, das Streben nad) möglichft treuer Nach— 
bildung der®irtlichkeit ohne Erhebung zum Ideal; 
Paturalift, m. ein Befenner der natürlichen Re— 
ligton, der die Offenbarung verwirft; auch ein 
Naturmenſch, ungelehrter Künjtler, der ſeine Ge— 
jchidlichfeit nicht ducch Unterweifung und nad) Re- 
ein, jondern durch fich ſelbſt erlernt hat; ein aus— 
chlieklich nach Naturwahrheit ftrebender Künſtler; 
naturéll (fr. naturel), natürlich; als Sachw. Na= 
turell, n. die Naturanlage, natürliche Neigung, 
Narurgabe; Naturelcoulenr, f. fr. (fpr.natürel» 
fulöhr) die natürliche Farbe der Wolle, wie fie vom 
Schafe fommt, oder von einem Tuche, da3 in der 
Wolle ſchon gefärbt ift; Natur-Heilmethode, 
Behandlung der Krankheiten ohne Medizin allein 
durch Diät und Wafjer, ſowie überhaupt durch eine 
naturgemäße Lebensweiſe; N.-Spiel, n. od. lusus 
naturae, m.L.eine merkwürdige Naturerſcheinung. 
nätus, [. geboren; auch al3 Hauptiv. m., der Sohn. 

Maugrch, m. gr. (naü-archos, v. naus, Schiff, und 
ärchein, herrichen) der Schiffsherr, Schiffsbefehls— 
haber; Nunardie, f. der Schiffsbefehl; die Schiffs— 
lenfung; Ranfragium, n. [.derSchiffbrucd): nau— 
franieren (l. naufragäre), Schiffbruch leiden; 

taulum, n. [. (gr. naulon) der Schiffslohn, das 
Fährgeld; Naumadjie, f. gr. (naumachia, von 
mäch®, Gefecht) eine Seeichlacht, ein Seegefecht; 
bef. ein See- od. Waſſerkampfſpiel, Quftgefecht zu 
Schiffe bei den Griechen und Römern. 

Nauruz, m. perſ. (von nau oder nf, neu, und rüız, 
ag) der Neujahrstag der Perſer in der Frühlings» 
Zag- und Nachtgleiche. 

nausca, f. [.(gr. nausia, von naus, Schiff) die See— 
krankheit; Übelfeit, da3 Erbrechen; ad nanscam 
usque, bis zum Ekel od. Überdruffe; nauſeös (I. 
nauseösus), efelhaft. 


nebula 57: 


Nanfkoͤp, n. gr. (von naus, Schiff, und skopnei, 
ſchauen) ein Sciffjpäher, Werkzeug zum Entdeden 
entfernter Schiffe; Nanffopie, f. div Schiffmahr- 
fagerei; auch die von vem Franzofen Battimeau 
1785 erfundene Kunft, weit entfernte Schiffe zu 
entdeden; Nantif, f. (gr. nautike, sc. techne, 
Kunft, von nautikös, &, Ön, ſchiffsmänniſch, zur 
Schiffahrt gehörig, von naütẽs, der Schiffer, und 
dies von naus, Schiff) das Schiffsweſen; die Schiff— 
fahrtskunſt oder Schiffahrtskunde; Nantifer, m. 
ein Seemann; Nautilus, m. (gr. nautilos) die 
Sciffihnede, Kahnmuſchel, der Segler, ein 
Schnedengefchlecht; 3. B. der Perlmutter-Nau- 
tilus, das Sciffboot oder die Schifffuttel; der 
Papiernautilus,f.Argonaut; Nautilit, m., 
pl. Nautiliten, veriteinerte Nautilus-Schneden; 
nautisch, ichiffahrtstundig, zum Seeweſen gehörig; 
— f. die Matroſenwut, eine Art Waſ— 
erſcheu. 

naväl, I. (navälis, e, dv. navis, Schiff) die Schiffahrt 
od. das Seeweſen betreffend; Navalkrieg, m. ein 
Geefrieg; Naväle, n., pl. Nuvalia, I. Standort 
der Schiffe, Schiffsmwerft; nanifulär (v. navicüla, 
kleines Schiff), Ihiffsfürmig; napigäbel (Il. navi- 
gabilis, v. navigäre, jchiffen) jchiffbar, befchiffbar, 
befahrbar; Navigation, f.(l.navigatio) die Schiff- 
fahrt; Navigations=ifte, f.ein Schiffahrtsgeſetz, 
Seehandelsgefeg in England, das Cromwell 1651 
erließ, und nad) dem von feiner Nation andere, 
als ihre eigenen Erzeugnifie nach großbritannifchen 
Häfen gebradjt, und engliihe Waren nur auf eng» 
lichen Schiffen ausgeführt werden dürfen; N⸗ 
Schule, f. eine Seejchule; Mapigätor, m. ein 
Schiffer, Seemann. 

nabraͤnt, fr. (v. navrer, verwunden, prov. nafrar, 
v. deutjch. Näber, althoc)d. nabeg£r, isl. nafar, 
der Bohrer) herznagend, herzzerreißend. 

any, f. engl. (ſpr. nehwi) die Ylotte; navy-bills, 
pl. Schiffs wechfei, ein Staatspapier, welches von 
dem Navy-board, einer Abteilung der Admiralität, 
auf Kredit der letzteren ausgeſtellt wird. 

Nazariner, m. (von Nazareth, dem Wohnorte 
der Eltern Jeſu) Ehriften, Befenner de3 chriſtlichen 
Glaubens, ehem. Benennung der Ehriften durch) 
ihre Gegner; bej. eine chrijtliche Sekte in Paläſting 
im 2. Sahrh., welche da3 jüdische Zeremonialgefeg 
mit den Borfchriften Jeſu vereinigen zu müſſen 

laubte; aud) die Anhänger der (von Overbed in 

om eingejchlagenen) religiöſen Richtung in der 
neuern deutfchen Malerkunit; daher Nazarenis— 
ms, m. dieje Schule od. Richtung jelbft. 

Nednder, m. gr. (von néos, neu, und aner, Gen. 
andrös, Mann) männl. Name: Neumann. 

Neapelgelb, n. eine im Neapolitaniichen ſich fin- 
dende ſchöne, hochgelbe Erde, meijt aber künstlich 
bereitet durch Zuſammenſchmelzen von Brechwein- 
ſtein, ſalpeterſaurem Bleioxyd und Kochſalz zc., u. 

ur Ol- und Schmelzmalerei gebraucht; auch 
iallorino, m. it. (ſpr. dſchall — vgl. Giallo). 

Neapolitaine, f.fr. (pr. —tähn) geſtreffte Halbſeide. 

Nearthröſe gr. (v. néos, neu, und ärthron, Ge» 
lent) eine Neubildung eines Gelenkes, aber nicht 
an der richtigen Stelle. 

Nebris, f., pl. Nebriden, gr. (nebris, pl. nebrides, 
v. nebrös, Hirichfalb) Birichfelle als Kleidung des 
Bacchus und der Bachantinnen. 

nebüla, f. {. Nebel; nebüla cornöae, f. Heilt. ein 
Hornhautfled im Auge, = Nephelium; Nebu— 
fit, m. nl. ein Woltenmaler; auch ein flüchtig ent- 
werfender u. ausführender Zeichner; nebuliſtiſch, 


512 nebulo 


nebelig, wolfig, 3. B. nebuliftifch zeichnen, fo 
daß nur schwache Umrifie hervortreten; überhaupt 
nebelhaft, unklar; nebufös, I.(nebulösus) nebelig, 
bewolft; verdrieglich; Nebufojität, ki (ſpätl. nebu- 
lositas) Umwölkung; finjteres Weſen. 

aebülo, m. [. (von nebüla, Nebel, aljo urjpr. einer 
der Nebel oder Dunst macht, Nichtige3 treibt, ein 
Windbeutel) ein Taugenichts, Gauner, loderer 

nebulüs 2c., j. unter nebula. [(Menſch. 

Neceſſär, n. fr. (nécessaire, ſpr. neßeſſähr, als Beim. 
„Notwendig“, dv. l. necessarius, a, um) das Not— 
wendige, Nötige; beſ. ein Reiſekäſtchen, Reiſebedarf; 
Handarbeitsfäjtchen u. dgl. 

nee plus ultra, [. = non plus ultra, ſ. d. 

Neero—, |. Nekro —; Nectar, |. Nektar. 

Nectarine = Weftarinen, f.d. 

Ned, m. engl. männl. Name: Abkürz. für Edvard. 

Nedunja (rabbin. nedünijäh) das Eingebrachte der 
Braut bei den SSraeliten. 

ne exẽat regno, |. er oder fie gehe nicht aus dent 
Reiche, in England ein mit diefen Worten an- 
fangende3 Geſetz, das Königreich nicht ohne obrig- 
feitlihe Bewilligung zu verlaffen. 

nefas, n. l. (vgl. fas) das Unrecht, der Frevel; ein 
eig. nicht rechtmäßiges Einfommen; per nefas, 
mit Unrecht, durch widerrechtliche Mittel; mefarie, 
Rſpr. böje, ruchlos, ſchändlich; nefariae nuptiae, 
j. unter Nupta. 

negando, Yegation, negativ zc., |. unter ne— 
gieren. 

Neger, m. (fr. negre, jpan. und it. negro, vom l. 
niger, ſchwarz, ſpan. und it. negro, fr. noir) ein 
Schwarzer, Mohr; Negerin od. fr. Negreiie, f. 
eine Schwarze, Mohrin in od. aus Afrika; Negro— 
phil, m. halb-gr. ein Negerfreund, der die Frei- 
lafiung der Neger-Sklaven wünſcht. 

negieren, |. (negäre) verneinen, leugnen, ab» oder 
ausjchlagen; negändo, leugnend, mit oder durch 
Berneinung; negatnr, c3 wird verneint, geleugnet, 
auch abgeſchlagen; Megation, f. (l. negatio} die 
Berneinung, Leugnung, Aufhebung; das Bernei- 
nungswort; negatib (l. negativus, a, um), ver- 
neinend; aufhebend oder aufgehoben, entg. dent 
Poſitiven; 3. B. negative Zahlenaröße, von 
Null abgezogene, fehlende Größe; negative Elek— 
trizität, j. Elektrizität; Negativdruck, m. 
Ausipardrud (Buchdruderei); Negatipe, f. fr. der 
verneinende Sag; eine Verneinung, verneinende 
Stimme oder Meinung, abſchlägige Antwort oder 
Erilärung; Negativprogeiz, m. Behandlung der 
Platten, Blattenentwieelung(inder Photographie); 
Kegativität, f. nl. das verneinende oder Vernei— 
nungs-Verhältnis; Negatsrien-Klage, f.(l.actio 
negatoria od. negativa), Rſpr. eine Verneinungs— 
lage zur Entfräftung der Ansprüche oder For- 
derungen eines andern an das dingliche Necht 
des Slagenden. 

ztegligieren, I. (negligere) u. fr. (fpr. negliſchieren; 
negliger) vernadjläjligen, verfäumen; Negleften= 
Gelder, pl. (v. I. negl&ctus, a, um, vernadjläjligt) 
Berjäumnisgelder, Strafgelder wegen Amts- oder 
Dienitverjäumnifjen; Neglektion, f. (I. neglectio) 
die Bernadhläffigung, Berfäumung; Negléktor, m. 
fpätl. der N —66 Negligéèé, a (jpr. ne= 
gliſcheh) Haus- oder Kachttleivung, Morgenfleid; 
Negligenz, f. 1. (negligentia) od. e Megligence, 
f. (jpr. negliſchängß)) Nachläjjigkeit, Unachtſamteit; 
negligens (pr. neglifgäng) nachläſſig, fahrläſſig, 
lieverlih; negligente, it. (ſpr. —diegente) Tonf. 
nadhläjjig, ohne Nahdrud. 





2 ö— — — — —e — — — — — — — — — nenn ann — — — 


Nekragog 


Negotium, n. I. pl. (Negotia oder Negotien) 
abgef. Negoz, Fr. Negoce (pr. negöhß)), Geſchäft, 
Handel, Verkehr, beſ. Handlung im großen; nego- 
tiorum gestio, f. !. die Geihäftsführung ohne 
Auftrag (verjch. von mandatum); negotiörum 
göster, m. dev Geſchäftsführer, Geichäftsträger; 
negottieren (I. negotiäri) oder negoziieren (fr. 
negocier), unterhandeln, verhandeln, Handel trei- 
ben, handeln mit Wechieln; auch verfchaffen, 3. 8. 
eine Summe Geldes; negoztidbel (fr. negociable, 
jpr.c= $), umfegbar, von Wechfeln, Staatspa- 
pieren 2c.; Negoztabilität, f. barb.-I. die Umſetz— 
barkeit; Negotiaͤut, f.(negotians)od. Negoziaͤnt, 
fr. (ſpr. negohjdng) m. ein Kaufmann, Handelsherr 
int großen; Negotiantismus, m. nl. der Handels— 
geilt; Negotiäter, m. |. ein Großhändler, Handels— 
herr, bei. Geldhändler (Bankier); Negociateur, 
m.fr.(fpr.negoßjatöhr)ein Unterhändter, Aiichen- 
händler, bef. in StaatSangelegenheiten; Negacia- 
trice, k. (ipr. negobjatrigß’) eine Unterhändlerin; 

Negotiation, l. (negotiatio) od. fr. Megusiation, 

f. das Handelsgeſchäft, der Handel; die Unterhand- 

lung, Verhandlung, das Geſchäft, Vermittlungs— 

geſchäft, bel. in Staatsangelegenheiten; der Ver— 
kauf eines noch nicht verfallenen Wechſels, auch 

Negozierung. 

Negreſſe, |. unter Neger. 

Negretti oder Regrettiſchafe, pl. (angeblich nach 
einem Grafen Negretti, dem Beſitzer ſolcher Schafe, 
ſo benannt) eine Art ſpaniſcher Schafe, mit dichter 
und kräftiger Wolle. 

Negrille, m. (v. ſpan. negrillo, ſchwärzlich, Verkl. 
v. negro, l. niger, ſchwarz) ſchwarzgebeizter hol» 
ländiiger Schnupftabaf. 

Negrito, m.,pl.Negritos, ein negerartiger Volks— 
ſtamm in Auftralien, Auftral-Weger, auch Pa— 
puas (j. d.); Negrophil, m j. unter Neger; 
Regros, pl. |pan. eine politische Partei, — Com- 
munero®. , 

Negus, m. 1. der Gefrönte, der Titel des Kaifers 
in Abeſſinien; 2. engl. (fpr. nihgös), Würz-Glüh— 
mein, ein Getränf aus Wein, Waller, Zuder, Zi— 
tronen und Musfatnug (nad feinem Erfinder, 
dem englifchen Oberjten Negus). — 

Nehemia od. Nehemias, m. hebr. (nechemjäb, von 
nächam, Mitleid haben, tröjten) männl. Name: 
Gottes Troft, ven Jehovah tröftet, d. i. dem er hilft. 

Wet, n. perj. überh. Rohr, Röhre; eine Rohrflöte 
bei den Türken. 4 

Neith oder Neithe, f. eine bei. in Sais verehrte 
ägyptifche Göttin, welche den das Weltall orönen- 
den göttlichen Geift bezeichnet zu haben jcheint, bon 
den Griechen mit ihrer Athene verglichen. 

Nekatiön, f. nl. (necatio, v. l. necäre, gewaltfant 
od. vorfäglich töten) die Tötung; mecatio hyper- 
einetica, Tötung durch Überreizungen; n. pri= 
vativa, durch Entziehungen, 3. B. der Luft, Speiſe 
ıc. bewirkte Tötung. — 

Nekragög, m. gr. (von nekrös, der Leichnam) der 
— (Charon,f d.); NKekrobiöfe, f. Ab- 
jterben lebender Teile eined organiſchen Körpers, 
ohne daß dabei Fäulnis eintritt; Nekrograͤph, m. 
ein Toten-Geſchichtſchreiber; Nefrographie, f. die 
Totengeſchichte; Nekrotanitie, f. die Leichenver- 
brennung; Nekroſoͤsmus, m. ein Toten- oder 
Leichenſchmücker; Nekrolatrie, f. abgöttiiche To— 
tenverehrung, Totendienſt; Nekrolith, m. gr. oder 
Sasso-Morto, it. Totenſtein, ein beſ. aus glaſigem 

Feldſpat beftehendes vulfanifches®ejteinintalten; 
Nekroloͤg, m. (fi. necrologue) ein Totenbejchrei= 


Nekroſis 


ber; das Totenbuch, Totenverzeichnis; der Toten— 
bericht, die Lebensbeſchreibung eines kürzlich Ver— 
ſtorbenen, auch eine Sammlung ſolcher Lebens— 
beſchreibungen, Nachruf; Nefrologie, f. die Ge— 
fchichte Veritorbener; nekroloͤgiſch, totenbeichreis 
bend, Berichte von Toten betreffend; Nekroman— 
tie, f.(ar.nekromanteia) die Totenbefragung zum 
Behuf der Weisjagung, Geiſterbeſchwörung oder 
»bannung, Schwarzkunft; Netromant, m. (gr. 
nekrömantis) ein Totenbeichwörer, Totenbefrager, 
Schwarzfünftler; Nefrophohie, f. Totenicheu, 
Furcht vor Leichnamen: Netropölis, f. eine To- 
tenitadt, Totenſtätte; Nekropoͤmpos, m. der To— 
tenführer (Beiname des Hermes); Nekropompe, 
f. das Totengeleite; Nekroſtopie, Totenjchau, 
Unterfuchung eines Leihnams; aud) Nefromane 
tie; Nekroſylie, f. die Toten-Beraubung; Nefro= 
tomie, f. die Zeichenöffnung. 

Rekröſis oder Netröſe, f. gr. (von nekrün, töten, 
abjterben machen, v. nekrös, tot) Heilf. der Kno— 
chenbrand; nefrätifch, Enochenbrandig. 

Hektar, m. gr. (nektar, n.) Göttertranf, Götter- 
wein, das köſtliche Getränf der Götter nach der 
altgrieh. Fabellehre; uneig. überh. ein köſtliches, 
erquickendes Getränk; ein griech. liebliher Wein 
auf der Snfel Seio, aus halb getrodneten Trau— 
ben; Nektarium, n., pl. Nektarien, Honigbehäl- 
ter, Honiggefäße der Blumen; Nektarinen, pl. 
glatte ıd. b. nicht mit Samtflaum bevdedte) Pfirfiche;; 
nektaäriſch, ſüß u. erquidend wie Nektar, göttlich). 

Nethyien, pl. gr. (nekyia, f. von nekys, Leichnam) 
Zotenopfer, Leihenfeite; Nefyamantie, f. = Ne- 
fromantie. 

Nel, Nett 0d. Nellh, £. engl. weibl. Name: Lenchen, 
Abfürzung für Helena und Eleonore. 

nel tempo, ſ. Tempo. 

Nema, n. gr. Garn, Faden, Geſpinſt; Nematoiden 
od. Nematoidien, pl. die Familie der Fadenwür— 
mer, Nundmwürmer. 

Nemauſa, f. I. Sternk. ein Aſteroid, 1853 durch 
Laurent in Nimes (l. Nemausus) entdedt. 

wemeiiche Löwe, der, Fabell. ein ungeheurer Löwe 
in der Gegend von Nemeta in Argolis, welchen 
Herkules beſiegte; nemeiſche(nicht gut nemäiſche) 
Spiele (gr. Nem&a,n. pl.), Kampfſpiele der alten 
riechen, welche zu Ehren des Zeus alle drei Jahre 
zu Nemta gefeiert wurden. 

Kemeiis, f. gr. eig. der Unwille über etwas Un- 
rechtes, Entrüftung; Fabell.diegerechte Bergelterin 
des Guten, wie des Böſen, bei.der aus unmwürdigem 
Glücksgenuß u. Übermut entiprungenen Ungerech- 
tigfeiten u. Gemaltjtreiche; Nemefins, m. männl. 
Name: der Räder. 

Nemet (pr. nehmett), ungarisches Wort für deutich, 
häufig in Zujammenjegungen ungariſcher Orts— 
namen vorlommend, 

nemo, l. (Gen. neminis) niemand; nemo ante mor- 
tem beätus, I. Sprw. niemand ift vor feinem 
Tode glüdlih; nemo judex, nemo testis ido- 
n&usin propria causa, niemand fann in eigener 
Sade (ein tauglicher) Richter oder Zeuge fein; 
nemine contradicente, indem niemand mwider- 
ſpricht, ohne Widerjpruch od. Widerrede; neminem 
laede. verlege niemand; neminem time, fürchte 
niemand, 

Nemolith, m. gr. (von nemos, Waldung, I. nemus) 
ein Waldbilditein, = Dendrid; Nemoralien, pl. 
(v. I. nemorälis, e, zum Hain oder Wald gehörig) 
Waldfeſte, Hainfefte; nemords (I. nemorosus, a, 
um), waldig, waldreich; Nemoröfen, pl. (nemo- 


Nephelin 573 
rösae) Hainpflanzen, in Laubwäldern wachſende 
Pflanzen. 

Nems (ägnpt.-arab.), ſ. Schneumon. 

Nenie od Nänie, f.I.(nenia, frz. nénies, Klagelieder, 
daher häufig auch Neni geſprochen) ein Totenge- _ 
fang, Trauergefang, Klagelied, bei Begräbnifien der 
alten Römer zum Lobe der Berftorbenen von 
Weibern gefungen; auch Wiegen» od. Schlaflied; 
Fabell. die Klagegöttin oder Göttin der Leichen. 

VNenna, Nennufchke, ſ. Nänna, Nännuſchka. 

Nenuphar od. Nuphar, m. (v. perſ. nufar, naufar, 
nilfar, nilpar, eig. blauglänzend od. blaues Blatt; 
od. umgebildet aus gr.nymphaia; vgl. Nymphäa) 
die Seeroſe, WRafferlilie. 

Neodamõd od. Neodemöd, m. gr. (von néos, neu, 
und demos, dor. dämos, Volk) ein Neubürger bei 
den Spartanern, ein zum Bürger gemachter Helot 
(1.d.); Neograͤph, ın. ar. ein Neufchreiber, der von 
der herrichenden NRechtichreibung abweicht; Neo— 

raphie, k. die Neufchreibung, neue Schreibweije; 

eographismus, m. die Neufchreiberei, Neu- 
Ihreibungsjucht; neolithiſch, ein. neufteinig, der 
neueren Steinzeit angehörig; Neolög, m., pl. 
Neoloͤgen, Neuerer in einer alten Lehre, Neualäu- 
bige; auch Sprachnenerer; Neologie, f. vd. Neo⸗ 
logismus, m. die Zehrneuerung, Neuerungsjucht, 
Keulehrerei; vgl. Heterodorie; Neologie auch 
Bildungneuer Wörter; Neologismen, pl. Sprach⸗ 
neuerungen, beſonders ſprachwidrig gebildete neue 
Wörter u. Redensarten; neoloͤgiſch, neuerungs— 
ſüchtig, beſ. in der Sprache u. in Glaubensſachen; 
neugeſchaffen; neologiſieren, Neuerungen machen; 
Keonsmen u. Neonomiſten, pl. Anhänger eines 
neuen Geſetzes; Neopädagög, m. ein Erzieher nad) 
neuer Methode; neopädagsögiſch, nad neuer Er- 
ziehungsart; Neoparächns, m. ein neuer Pfarrer; 
Neophobĩe, f. die Neucrungsfcheu; neophöbifch, 
neuerungsiheu; Nenphyt,m.(gr.neo-phytos) eig. 
ein Neugepflanzter; Neuling, Neubekehrier, Neu⸗ 
gläubiger; Neoplasma, n. Neubildung (ſowohl 
die normale als die kranthafte Anhäufung von Ge— 
weben im Körper); Neorãma, n. (v. horän, jehen,. 
höräma, das Gejehene) eig. Neuficht, ein aus der 
Bereinigung des Panorama u. Diorama von dent 
Barifer Künftler Allauzr (fpr. Alloöh) 1827 erfun- 
denes Rundbild, welches aber feine freie Gegend, 
fondern das Innere eines Gebäudes, einer Tem- 
pelhalle 2c. darjtellt, in deren Mitte fich der Zu- 
Ichauer befindet, Tempelrundbild, Tempelanſicht; 
neotéeriſch (gr. neöterikös, eig. was Jüngeren zu— 
fommt oder zujagt, v.neöteros, der jiingere) neu— 
artig, in neuem Geſchmack neuerungsjüchtig; Neo— 
terismus, m. (v. neoterizein, erneuern) die Neue- 
rungsjucht; auch der Gebrauch neuer Wörter und 
Redensarten. 

Nepenthes, f. u.n. gr. (von der verneinenden Vor— 
filbe ne, u. penthos, n., Trauer) ein Linderungs— 
mittel der Schmerzen 2c., ein Erheiterungsmiittel, 
Sorgenbrecher; Bot. Kannenträger, eine Pflanzen- 
gattung in Oftindien, deren Blätter an einer Ranke 
eine frugartige Erweiterung tragen, die fih aus 
dem Innern der Pflanze mit reinem, trinfbarem 
Waller füllt. 

Nephalien, pl. gr. (nephälia, v. nöphein, nüchtern 
1 Trantopfer ohne Wein, aus Milch, Honig, 

affer ujw. beftehend; Mäßigkeits-, Nichtern- 
heit3fefte. 


Nephelin od. Nephelit, m. gr. (v. nephele, Wolfe, 


Nebel) Nebeljtein, eine zu den Silifaten gehörende 
Steinart, von welcher durchjichtige Kriitalle in Sal— 


574 Nephralgie 


peterſäure neblig od. wolkig werden; auch Eläo— 
lith od. Fettſtein; Nephelion od. Nephelium, 
n. Heilk. ein Wölkchen vd. Nebelfleck auf der Horn— 
haut im Auge und im Urine; auch weiße Ylede 
auf den Nägein; nepheloidifch, wolkig, trübe; 
Nephelokokkygig, n. eig. f.(v. gr. kökkyx, Kuckuck) 
Wolkenkuckucksheim, dieStadt, welche Ariftophanes 
von den Vögeln in den Wolfen erbauen läht; Nes 
Hhelologie, f. die Wolkenkunde; Nephelophoro⸗ 
ineter, n. ein Wolkenzugmeſſer. 

Nephraigie, f. ar. (v. nephrös, Niere) Heilk. Nie- 
ven od. Lendenſchmerz; Nephratante, f. Nieren- 
lähmung, Nierenihwäde; Nephridium, n. Nie 
tenfett; Wephrit, m. der Nierenjtein, Bitteritein, 
ein lauchgrüner Stein vom Talfgejchtecht, bei. in 
Agypten, auch Jade; Neyhritika, pl. Heilf. Nies 
venmittel; Neppritis,f. Heil. Nierenentziindung; 
senhritiich, die Nieren betreffend, nierenkrank; 
nephritijches Übel, ein Nieren-Übel, Nieren— 
ſchmerz; nephritiſches Mittel, ein Nierenmittel 
(Mittel wider die Steinſchmerzen); nephrödiſch, 
nierenartig; Nephrodium, n. eine Bflanzengat> 
tung, zu den Farnkräutern gehörend; Bephrogras 
phie, f. die Nierenbeichreibung; Nephrologie, £. 
dieNierenkunde; Nephrophthiſis, f.Nierenfchwind- 
ſucht; Nephrotomie, £. der Nierenſteinſchnitt. 

Nephthys, f. eine ägypt. Gottheit, Schwefter und 
Gattin des Typhon (f.d.), bezeichnet die unfrucht- 
bare Külte am Roten Meere. 

Nepotismus, m. nl. (v. I. nepos, Enkel, Neffe, pl. 
nepötes)die Neffen- od. Betterngunft, Berwandten- 
begiinjtigung, u. »verjorgung; urfpr. die Neigung 
regierender Päpſte 2c., ihre Nepöten, Neffen od. 
Bettern, zum Nachteil andrer vervienterer Männer 
zu erheben und zu bereichern, od. zu nepotijie- 
ren; überh.: daS Beitreben großer und kleiner 
Herren, ihre nächiten Verwandten vorzugsweiſe 
zu Amtern und Würden zu befördern. 

PMeptün, m. I. (Neptünus) Fabell. = gr. Poſei— 
don, der Meergott oder Beherricher des Meeres, 
uripr. Beihüßer der Pferde, Sohn des Saturn, 
Bruder des Jupiter, Pluto und der Juno ꝛc.; 
Sternf. der von der Sonne fernite, 1846 von Xevers 
tier duch) Berechnung entdedte, durch Galle auf- 
gefundene Planet; Neptuns-Gürtel, ein najjer 

mjchlag um den Reib, über den ein wollenes Tuch 
gebunden it; N.-Manſchette, f. Naturf. die See- 
manjcette, eine Gattung Bunttforallen; WR. Bojft, 
f. die Mitteilung von Nachrichten durch aläferne 
Flaſchen, welhe max bei Unfällen zur See dem 
Deere übergibt; Neptunliren, pl. Anhänger des 
Neptunismus, m.d.i. der wiſſenſchaftlichen Ans 
ihr, daß die Erde ihre jegige Geitalt durch das 
Waſſer erhalten habe; entg. ven Bulfaniften, 
welche das Feuer als alleinige Urjache jener Bil- 
dung annehmen; neptuniiche Geſteine, Meeres» 
grundgeiteine. 

Neéquam, m. lat. ein Taugenichts, nichtswürdiger 

ne quid nimis, ſ. nimis, Menih, 

Nequitien, pl. [. (nequitiae, vorn nequam, nichts- 
würdig) Vichtswürdigfeiten, Bübereien. 

ne recipiatur, f. unter rezipieren. 

Nereus, m. gr. Fabell. eine Untergottheit des Mee- 
tes, Vater von 50 Töchtern, den Nereiden (fiehe 
Nympbe); Nereide, f., pl.Nereiden, Naturbeſchr. 
Leuchtwürmchen, ſehr Kleine Seewürmer, welche zur 
Nachtzeit leuchten. 

Perite, f. gr. (nerites, m.) die bunte Meerfchnede, 
Halbmondihnede; Nerititen, plur. verfteinerte 
Schwimmſchnecken. 


Net 


Nero, m. ein durch feine Grauſamkeit berüchtigter 
altröm. Kaifer (von 54—68 n. Chr.); dah. überh. 
j. ein graufamer Fürſt; auc ein Hundename; 
nervönisch, wie Nero graufam. 

nero antico, m, it. wörtl. altes (antikes) Schwarz, 
ein ſchwärzlicher Marmor. 

Neroli⸗Ol. it. u. fr. Pomeranzenblütenöt. 

Berterof.gnte, f. gr. (von nörteros od. enerteros, 
unten befindlich) die Lehre od. Kunde von unter- 
irdiſchen Körpern; Nerteromoͤrphen, pl unter- 
irdiſche od. Toten-Geſtalten, Totenbilder; Nerte— 
vomorphite, f. die unterirdiſche Geſtaltung. 

Nerthus, f. (ehemals oft nad irrtümlicher Lesart 
—— Hertha) altd. Fabell. die Göttin der 

rde 


Nero, m. fat. (nervus, gr. neuron, neurä, auch die 
Nerve, pl. Nerven, die Spann- od Kraftflechien, 
die weißen, weichen, marligen Fäden, die aus dem 
Gehirn und Rückenmark entipringen, fi in un— 
zähligen Zweigen faft durch alle Teile des tierischen 
Körpers verbreiten und die Werkzeuge der Empfin«- 
dung und Bewegung find; bei den Pferden die an 
den Schenkeln hinlaufende Beugefehne; im Tuch— 
handel die falſchen Falten, welche daS Tud) in der 
Waffe erhalten hat; nervus probändi, m. [. die 
Beweistraft, der Hauptbeweisgrund; n. rerum 
gerendärum,m. die Spannflechje od. Haupttrieb- 
jeder aller Handlungen oder Unternehmungen 
(nänıl.das Geld); Nerben-Subſtanz, f. der Stoff, 
aus dem die Nerven beiteben. N.-Syſtem, n. Ner- 
vengebäude, Nervenbau; N.-Wurm, ſ. Gordien; 
nervina, pl. ni. Nervenſtärkungsmittel; nervös, 
[. (nervösus) eig.nervig, jest gewöhnl. die Nerven 
betreffend, 3. B.nervöje Krankheiten, Nerven- 
franfheiten;an Nervenübeln leidend, nervenſchwach, 
leichterregbar, 3.8. einenervöfe Berjon; Ner— 
vofität, k. die Nervenſchwäche, Erregbarfeit. 

Merz, 1. Nörz. ART. 

Neſawiſſimoſti, f. lad. (v. ne, nicht, u. sawisset), 
abhängig jein) Unabhängigkeit; Name einer jlav. 
Zeitung . 

nes:1o, { ich weiß nicht; meseire, nicht willen; 
a neseire ad non esse, in der Logik der untich- 
tige Schluß „vom Nichtwiffen auf das Nichtjein‘; 
Neſcienz, f. (fpätl. nescientia) das Nichtwiljen, 
die Unwiſſenheit. . 

Nesthi od. Neschi, n. arab. (nas-chi od. nes-chi, 
von nasacha, abſchreiben) die gewöhnliche flüch- 
tige arabijche Kurrentichrift. 

Neſologĩe, f. gr. (v. nesos, f. die Inſel) die Inſel⸗ 
lehre, ein Teil der phyſikaliſchen Geographie; neſo⸗ 
loͤgiſch, die Inſellehre betreffend od. dazu gehörig. 

Neiiing, m. ein holländiſcher Schnupftabat. 

Peitin, f. ar. (nẽsteia, von nesteüeın, faſten) das 
Saiten; Neſtiatrie od. Neſtotherapie, f. ärztliche 
Behandlung durch Falten, die Yungerfur. 

Neitor, m. gr. Name eines ſehr klugen und eriah- 
venen Königs von Pylos, der noch in hohem Alter 
mit vor Troja ging u. hier vorzüglich als Ratgeber 
diente; dab. überh. ein Eluger, erfahrener und ehr- 
würdiger Greis; der Alteſte und Erfahrenfte unter 
feinesgleichen. i 

Neſtoriãner, pl. Anhänger de3 Biſchofs von Kon- 
itantinopel Neftorius, welcher im Jahr 431 als 
Neger feines Amtes entfegt ward, weil er die Jung» 
frau Maria nicht als Gottesgebärerin anerkannte; 
Neitortanismus, m. die Lehrmeinung derjelben. 

ne sus Miuervam, [.sus Minervam; ne sutor 
ultra erepidam! ſ. unter Krepida. 

Net, n. engl. (fpr. net), Ne, Fangnetz; be. das zwi⸗ 


nett 


schen den Parteien aufgejpannte Neb beim Ten⸗ 


nisſpiel. 

mett (fr. u. prov. net, it. netto, ſpan. neto, vom J. 
nitidus, vd. nitere, blinken. glänzen), rein, glänzend, 
niedlich, zierlich; Netteté f. fr. die Sauberfeit, 
Reinlichkeit, Zierlichkeit; Mettine, f. weibl, Vor— 
name; die Reinliche, Hübſche; netto, it. bei Kaufl. 
rein od. genau, d. i. nach Abzug alles Abzuziehen- 
den od. aller Unfoiten; ohne weitern Abzug (ohne 
Rabatt. f.d.); Netto-Betrag, Erlös, Ertrag, 
-2Gewinn 2c.,der reine Betrag, Erlös, Gewinn zc., 
nad) Abzug alles Abzuziehenden; N.-Gewicht, nm. 
das wirkliche Gewicht einer verpadten Ware, nad 
Abzug des Gewichts der Packhülle; N.-Leiſtung, 
Nupleiftung; N.-Preis, m. der reine od. genaue, 
feinen Abzug erleidende Preis, bef. der Preis, zu 
welchem die Buchhändler untereinander ihre Ware 
ablaſſen, u. der in der Negel ein Viertel od. Drittel 
geringer ift, al$ der Tadenpreis; W,:Brovent, 
N.⸗Produkt, auch netto ricäve, der Breis einer 
Für Nechnung eines andern verfauften Ware, nad 
Abzug aller Untoiten; N.-Proviſion, f. die Bro- 
viſion (f. d.), die der Bankier für die Belorqung 
eines Geldgeihäfts erhält, bei Wechfelaeichäften 
ſchon im Wechfelfurfe mit enthalten: W.-Quer= 
ſchnitt, nugbarer Querichnitt; N.-Summe, f. 
runde Summe; N.-Tara, f. der Abzug des wirk- 
lichen (nicht bloß ungefähr od. nad) Brauch ange- 
nommenen) Gewichts der Bacdhülle. 

Pettiing, m. it. (eig. —= l. Neptunus, ſ. Neptun) 
ein farbiges leichtes Zeug zu Frauenkleidern. 

Meuf, fr. (fpr. nöhf) neu; in vielen Zuſammen— 
jegungen, 3. B. Neufdhätel (jpr. Nöfcatell), 
Neuenburg; Neufchateller, m. Neuenburger, 
auch als Abkürzung für Neuenburger Wein, 
Käſe uſw. 

Yenmen, pl. (ml. neuma u. pneuma, eine Schluß- 
wiederholung beim Kirchengelang, dv. gr. pn&uma, 
Hauch, Hauchzeichen) die alten Notenzeichen des 
Deittelalters, in Bunften, Strichen, Häschen ꝛc. be- 
jtehend, auch am Schluſſe der Kirchengejänge an- 
gebänate Tonreihen ohne Worte, 

Peuralgie, £. gr. (v. neuron, Sehne, Band, Safer, 
Xerv) Beil. der Nervenfchmerz: Neurafthenie, 
f.Nervenihmwäde; neurajtgeniih fälſchlich auch: 
neurasthiich), nervenſchwach; Neurilhma, n. (v. 
eilyma, Hülle; unrichtig Neurilema oder Neuro— 
lemma) die Nervenicheide, Nervenhülle; Neurin, 
n. der ———— Neuriticum oder Neuroti— 
um, n. ein Nerven-Heilmittel, Nervenſtär— 
fungemittel; Neuritis, f. Nervenentzündung; 
neuritiſch, Newvenentzündung betreffend od. da» 
von herrührend; auch nervenftärkend, auf die Ner— 
ven wirfend; Neurobat, m.ein Seiltänzer,; Neus 
roblocie, f. Unenmpfindlichfeit der Nerven; Neu— 
rodynie, f. Nerveniämerz; Neurogamie, f. = 
tieriiher Magnetismus, gleihjam Bermählungder 
Nerventätigfeit: Neurographie, f. die Nerven» 
beihreibung; Neurologie, £f. die Nervenlehre, 
Nerventunde; neurolögiih, nervenfundlich, die 
Nervenlehre betreff ; Neurõm(a), n. eine Nerven- 
geſchwulſt; Neuropathie, f. ein Nervenleiden; 
Neuroptẽra oder Neuropteren, pl. Nepflügler, 
Inſekten mit vier ducchjichtigen, negförmigen Flü— 

ein, 3 B. Wafjerjungfern, Frühlingsfliegen 2c.; 
tee, f. daS Nervenfieber; Nenrofcirs 
rhus, m verhärtete Nervengeihwulit; Reuröſis 
od. Neuröfe, f. die Nervenkrankheit; Neuroſpus⸗ 
mäte, pl. durd Fäden — Gliederpuppen, 
Marionetten; Nenvofthenie, k. zu große Nerven- 


Nezeſſität 575 


tätigfeit; Neuroticum, [.Neuriticun; Neuro— 
tomie, f. der Nervenjchnitt, die Nerveu-Zerglie— 
derung. 

Neuruz, = Nauruz, f.d. 

Neutrüm, n. l. (v. neuter, neutra, neutrum, feiner 
von beiden, d. i. n&-üter, nicht [pc] einer von bei— 
den [uter], eig. feing von beiden; Sprachl das 
ſächliche Sprachgeſchlecht, ſ. Genug; ein Neu— 
trum, ein Wort ſächlichen Geſchlechts; pl. Neutra; 
Verbum neutrum oder Intranſitivum, . 
Verbum; Neutropaſſivum, n., pl. Neutros 
paſſiva, lat. Zeitwörter, deren Beitforinen der 
vollendeten — paſſive, die übrigen aktive 
Form bei aftiver Bedeutung haben; neuträl (l. 
neuträlis), parteilos, feiner Partei zugetan; 
Spradl. fählihen Gefchlecht3; Scheidef. weder 
fauer, noch alfalisch reagierend; Neuträlſalze, in 
der früheren Scheidek. die Salze der Alfalien und 
Erden; Neutralität, £. ml. (neutralitas, fr. neu- 
tralite, die Barteilojigfeit, der Zuitand, da man es 
mit feiner Bartei hält; diebewaffnete Neutra— 
lität, bewaffnete Barteilofigfeit oder die bemaff- 
neten, am Kriege nicht teilnehmenden Mächte; 
neutraliſieren (ml.neutralisäre, fr. neutraliser), 
neutral, parteilo8 machen, in den Zuitand der 
Berteilofigkeit verfegen, die Wirkungen einerdand« 
lung oder Sache aufheben; aud) fich parteilos ver- 
halten, untätig, gleichgültig bleiben; Scheidel. ſät— 
tigen, die eigentüimlichen Eigenjchaften zmeier 
Körper (namentlich Bafen und Säuren) durd) Ber» 
bindung derjelben in einem gemilien Verhältnis 
aufheben; Neutraliſation od. Neutraliſierung, 
f. Barteilosmachung, Ausgleihung entgegengejeg> 
ter Zultände; Scheide. Sättigung, die Verbindung 
einer Säure mit einer Baje zu einem Salze, in 
welchem die Eigenschaften beider (bej. die Einwir— 
tung auf Qadmuspapier 2c.) aufgehoben find; 
Neuütraliſt, m. wer ſich zu feiner beſtimmten Re— 
ligion od. Philoſophie Hält, ein Freidenfer; Mens 
tralismus, n. die Freidenkerei. 

Neupuine, £. fr. (fpr. nömwähn’; v. neuf, neun —!, 
novem) neuntägige Andacht, Verehrung eines Hei- 
ligen, neuntägige3 Gebet in der Fathol. Kirche, = 
it. Wovena. 

Wchdde, m. fpan. (nevado, beichneit, von nevär, 
ſchneien) ein Schnee» oder Eisberg in den ſüd— 
amerifan. Kordilleren. 

Neveu, m. fr. (pr. n’wöh; altfr. nepveu, vom lat. 
nepos) der Neffe, Bruders- oder Schweiterjohn. 
Nevralgie, Nevriticum, Nevrologie zc., |. Neu- 

ralgie ꝛc. 

Newgate, n. engl. (ſpr. njühgebt; d. i. eig. neues 
Zor) ehemals: das größte Gefängnishaus in Lon— 
don, das Kriminalgefängnig der City von Lon— 


don. 

Newlerry, f. engl. (ſpr. njuͤhkeri) eine Art Surinam- 
Baumwolle von geringerer Güte. 

New-mown Hay, n. engl. (pr. njümön be, d. i. 
friſchgemähtes Heu) ein engliicher Wohlgeruch, 
Heugerud). 

Nexus, m. lat. (von nectere, fnüpfen) Zuſammen— 
hang, Verbindung, Band; recjtliche Verbindlichkeit; 
Kanſäl-Nexus, |. unter causa; nexus feudälis, 
Lehnsverbindung; n. parochlälis, Verbindung 
mit einer Kirche, Rirchenverband; EX nexu oder 
außer nexu mit jemand fein, außer Verbindun 
(be). Gejchäftsverbindung) mit ihm ftehen; bei 
Kaufl. feine Rechnung mehr mit ihm haben; Im 
nexu, in Verbindung, in geſchäftlichem Verkehr, 

Nezeſutät, f. 1. (necessitas, d. necesse, notwendig) 


976 Niais 


die Notwendigkeit; in casum necessitätis, für 
den Fall der Not, im Notfalle; mec6ssitas pub- 
lica, ein allgemeiner Notitand; n. est durum 
telum, wörtl. die Not ijt ein hartes Gejchoß, d. i. 
das Wörtlein „muR” iſt eine harte Nuß; necessi- 
tas non habet legem, Not kennt fein Gebot; ne= 
efjitieren, nl. (fr. necessiter) nötigen, zwingen; 
tezejiitation, f. die Nötigung, der Zwang. 
Niais, m. fr. (fpr. niäh; it. nidiace, prov. nizaic, 
niaic, ml. nidasius, v. I. nidus, fr. nid, Neſt) eig. 
‚ein Neftling od. ganz junger Bogel, Gelbjchnabel; 
ein unerfahrener, einfältiger Menſch, Tropf; als 
Beim. dumm, einfältig; Nintfe, £. (fpr. —ähſ') 
eine Einfältiae. Närrin, Gans; Niagiſerte, f. die 
Einfalt, Dummheit. 
nteäifhges od. nicanifches Konzilium, n. die be- 
rühmte im Jahr 325 zu Nicäa oder Nikäa in 
Bithynien von Konftantin d. Gr. zur Beilegung der 
Arianiſchen GStreitigfeiten veranjtaltete Kirchen- 
verjammlung, auf welcher der Arianismus (f. d.) 
verdammt u. das nicäniſche Blanbensbefennt- 
nis angenommen wurde, welches noch jegt bei 
allen chriftl. Religionsparteien al3 unabänderliche 
Slaubensregel gilt. 


Nicephörus, gr. eig. Nikephoros, m. (von nike, 


Sieg, u. pherein, tragen, bringen) männl. Name; 
Siegbringer. 

Niche, ſ. Niſche. 

Nicolſche Prismen, pl. Naturl. nach dem Schotten 
W. Nicol (F 1815) berranntes Doppelprisma aus 
Kalkſpat zur Trennung der beiden Strahlen des 
polarifterten Lichtes. 

Nicotiäna, f. (nl. herba nicotiäna) der Tabaf, die 
Iabatspflanze, nach dem Franzoſen Nicot (fpr. 
Nico), der in der Mitte des 16. Jahrh. dieſes Ge- 
wächs zuerjt nad) Frankreich brachte; Nikotianin 
oder Nifotin, n. der Tabaksitoff, ein aus dem 
Zabaf darjtellbarer eigentümlicher giftiger Pflan- 
zenitoff (ein Alfaloid). 

Hictation, f. I. (nictatio) von nietäre, mit den 
Augen blinfen, blinzen, von nicäre, winken) Heilk. 
das Augenblinzen, unwillfürlicyes krankhaftes Be- 
wegen der Augenlider. 

Nicus, = Negus, ſ. d. 

nidifizieren, l. (nidificäre, v. nidus, das Neft, und 
facere, machen) Neſter bauen, niften; Nidifika— 
tion, f. nl. der NejteıÜ u, das Niften. 

Nidor, m. der Dampf, Brodem von verbrannten 
tierijchen Körpern; Heilf. der faulige Geruch beim 
Aufitoßen aus dem Magen; nidoros (ſpätl. nido- 
rösus), brenzlich oder faulig riechend. 

Niece, f. fr. (jpr. niähß'; altfr. niepce, vom gleichſ. 
[. nept‘a, f. neptis) die Nichte, Bruderd- oder 
Schmwejter-Tochter. 

Niéllo, n., pl. Nieten, it. (wahrſch. v. I. nigellus, 
ſchwärzlich, vgl. Migella) eig. Schwarzplatten, d.i. 
Metallplatten, denen eine Beide eingegraben 
u. mit metalliiher Schwärze (nigellum) ausgefüllt 
it; nichieren (it. niellare), in Metall graben und 
mit Schwärze füllen, eine von florentin. Gold- 
arbeitern im Mittelalter erfundene Kunſt; Niel— 
lierung, £., pl. —en, Xrbeiten oder Kunstwerke 
diejer Art. 


Nicpcotynie, f.fir.-gr.Lichtbildnerei mittel3 Afphalt, | 
nach dem eigentl. Erfinder der Photographie, dem | Nikaraͤguaholz, n. (von der P 


Franzoſen J. N. Niepce (ft. 1833) benannt. 


Niete, f. (vom nieder. niet, eig. das Nichts, nicht, 
genau unfer deutſches nicht, nicht, vgl. daß it. 


niente) eine Null, ein Fehlgriff, ein Log ohne Ge- 


winn bei Loiterien. 


Kite 


ni fallor, ſ. unter fallibet. 

Niflheim, n.d. i. Nebelheimat, altnord. Fabell. der 

falte nördliche Teil der Welt; auch die Unterwelt 

oder Hölle, der Wohnfiß der Het (f. d) 

Nigaud, m. fr. (ipr. nigöh) ein Einfaltspinfel, 
Tropf, Gimpel; Miganderie, f. Albernheit, dum— 
mes Zeug; nigandteren(fr.nigauder), ſich albern 
ei 5 Ent rom Knigel ſchwärzl 

nigélla, f. nl. (vont {. nigellus, a, um, ſchwärzlich, 
Verkl. von niger, har) Garten-Schwarstiinkimeh 
(ft. la nielle). | 

niger, nigra, nigrum, lat. ſchwarz; Nigrum, n. 

das Schwarze, der Inhalt einer Schrift; nigrum 

ocäli, n. das Schwarze des Auges, — Pupille; 
nigrefzteren (1. nigrescöre), ſchwarz werden; nis 
greſzent (nigrescens), ſchwärzlich, graufchwarz; 

Nigrin, m. ni. Schwarzitein = Rutil; Nigri= 

tien, n. daS Negerland Sudan in Afrika; Nigros 

mänt, m. [.-gr. ein vermeintlicher Schwarztunft- 
lex; Nigromantie, f. (durch Verderbung aus dem 
griech. Nekromantie entft., indemman f.nekrös, 

Zoter, das latein. niger, ſchwarz, hineinlegte) die 

vermeintliche ſchwarze Kunft, Zauberei und Wahr- 

fagung mit Hilfe böfer Geiſter; Nigror, m. I. die 

Schwärze; Heilk. ein ſchwarzer oder blaugrauer 

Hautfled. 

Ninner, m. engl. (fpr. nigg’r), Neger, Schwarzer; 
Niggermuſik, f. Die von Negern aufgefüihrte Mu— 
tif, Ningertang, m. Negertanz. 

Nigua, f. (ipan. aus der Sprade von Hayti) — 
Chike, ſ. d. 

nihil oder nil. Lat. nichts; nihil oder nil (facit) ad 
ren, nihil ad rhombum, [. das tut nichts zur 
Sade, hat nicht3 zu jagen oder zu bedeuten; nihil 
habenti nihil deest, wer nicht3 hat, dem fehlt 
nicht3; nil admiräri, nichtS bewundern oder ſich 
über nicht3 wundern; nil debet, er ijt nichts ſchul— 
dig; nil desperändum, man muß an nichts ı_te 
zweifeln, nicht aufgeben; nil dieit, er jagt nichts, 
er hat nichts eingeredet; nihil humani a me 
alienum puto, nichts Menichliches it mir fremd; 
nihil probat, qui nimium probat, nichts be— 
weist der, welcher zu viel beweiſt; nihilum album, 
n. weißes Nichts, Binfolumen, weiße leichte Flocken 
von Zinforyd, ein Augenmittel; n. griseum, n. 
graues Nichts, Dfenbrud, = Tutia; Nihilis⸗ 
mus, m. nl. die Nichtigfeit, das Nichtsjein; Die 
Nichtigkeits- oder Vernihtungslehre; in Rußland 
(ruſſ. nigilism, m) eine feit den 1860er Jahren bei. 
unter den Studenten und der jungruffiichen Bartei 
verbreitete fozialiftifche Bewegung od. Propaganda, 
welche eine politiiche und joziale Revolution her- 
beiführen, die beitehende Ordnung in Staat und 
Gejellfchaft vernichten und aus dem Nichts heraus 
eine neue Welt errichten will; Nihilift, m ein 
Nichtsglaubender; Nichtsnutz; Anhänger od. Mit- 
glied jener geheimen ſozialiſtiſchen Gejellichaft in 
Rußland; nihiliſtiſch, dem Nihilismus an- 
hängend od. hüldigend; Nihilität, f. die Nichtig- 
keit, Wertlofigfeit. # d. 

Nike, f. gr. ital. Granat, eine eßbare Art Garnäle, 

Nifa:Anfitanp, m. Empörung von 532 in Kon— 
itantinopel unter Yuftinian, nach dem Lojung$- 
wort Nika — Nife (f. d.) benannt. 

rovinz und Stadt 
Nitaragıa an der®ejttüftevon Mittel-Amerita) 
Blutholz, = Kampejheholz. u. 

Mike, f. gr. der Sieg; Fabell. die Siegesgöttin bei 
den Griechen, bei den Römern Viktoria; Nile⸗ 
terien, pl. (gr. niketeria) Siegerpreiſe; Sieges⸗ 


nil 


feite; Nifodemns und Nikoläus, m: gr., abget. 
Niklas und Klaus, Mannsname, wörtl. Volks— 
fieger; Volksbeherrſcher; Nikolajewitſch, m. und 
Nitolajewna, f. männ! u. weibl. Name: Sohn, 
Tochter von Nikolaus; Nitolatten, pl. eine fege- 
riihe (gnojtiiche) Sekte im 2. Sahrh. der chriſtl. 
Kirche; auch eine Art Wiedertäufer im 16. Jahrh.; 
fathol. Priefter, die den geiftl. Stand verlafjen, 
um zu heiraten. 

nil, ſ. nihil. 

Nil, n. in Surate: eine Summe von 100 Padans 
oder 100000 Millionen Rupien (f. d.). 

Nillas, pl. oftind. und hinef. Zeuge von Baumbaſt, 
mit Seide vermiſcht. 

Nilometer, n. gr. ein Nilmefjer, Pfahl zur Meſſung 
der Höhe und der Überschwemmungen des Nils, 
de3 Hauptfluffes von Ägypten; Niloſtöp, n. der 
Nilbeobachter, Nilzeiger; Nilpferd, n. |. Dippo- 
potamos; Nilreiher, m. j. Ibis. 

Kimbus, m. I. (uripr. Sturmmolfe, Regenwolke; 
dann jpätl. der jtrahlende Glanz um die Köpfe der 
Heiligen und eine Stirnbinde der Frauen) der Hei- 
ligenjchein, Strahlenkranz; uneig. der Ölanz, wel» 
cher ausgezeichnete Perſonen umgibt. 

nimis oder nimium, 1. zu viel; ne quid nimis! 
Sprechw. nichts zu viel; alles mit Maß! — omne 
nimium nocet, alles Zuviel ſchadet; allzuviel ift 
ungejund; Nimietät, f. (l. nimietas) das Zuviel, 
das Übermaß. 

Nimrod, m. hebr. Eigenname eines Nachkommen 
des Ham; da Nimrod nad) 1. Moſes 10, 8. 9 ein 
„gewaltiger Jäger vor dem Herrn“ war, fo dient 
Ha Name zur Bezeihnung eines Jägers über- 

aupt. 

Kinon, f. fr. (pr. ninöng) = Anna. | BR 

Ninſing, n. oder Ninſiwurzel, f. (nl. sium ninsi, 
Ben nindsin, ninsji) ein wegen feiner Heilkräfte 

erühmtes, der Zudermwurzel ähnliches, kojtbares 
Gewächs in Japan und China. 

Niöbe, f. gr. Zabell. die Tochter des Tantälus u. 
der Dione, Gemahlin des theban. Königs Am - 
phion und — Mutter von 7 Söhnen und 
7 Zöchtern; (zur Strafe ihres Übermuts gegen die 
Latöna, die nur zwei Kinder, Apollo und 
Diana hatte, wurden von diefen all ihre Kinder 
nacheinander durch Pfeile getötet; Schmerz und 
Verzweiflung verwandelten dieunglüdliche Mutter 
in einen Gtein); Niob(ium), n. nl. ein von 
9. Roje im Tantalit (j. d.) entdedtes Metall; 
Niobe-Eſſenz, f. eine wohlriechende Ejjenz, Die 
aus Benzoefäure-Methyläther hergeitellt wird. 

Niphotheologie, f. gr. (von nipho, fchneien) die 
Erfenntnis Gottes aus dem Schnee. 

Nippes, pl. fr. (jpr. nipp’) weiblicher Putz, Putz⸗ 
zeug, Modetand, auch Tändelfram; Nippſachen, 
Heine niedliche Sachen von Erz, Porzellan, Glas, 
Ton 2c., die auf den Buß- oder Nipptifchen, in 
den Glasſchränken der Damen ftehen; nippteren 
(ft.nipper), mit Modetand od. Kleiderpug verjehen 
oder ſchmücken. 

Ripples, pl. Nippel, Einſatzſchrauben oder Einſatz⸗ 
gewinde, Zwiſchenſchrauben, Zwiſchengewinde. 

Nuptide, Nipptid, f. niederd. Nippflut, auch tote 
od. taube Flut, totes Wafjer, die nad) dem erften 
und legten Mondviertel eintretende ſchwächſte Flut 
(Segeni. Springflut). 

Rirmäna, f. ind., im Buddhismus: die Abgezogen- 
heit des Gemüts von allem Irdiſchen, feligesSelbit- 
vergefien durch Verſenkung in das Nichts. 

Klfan,m.hebr.(nisän, viell. f. nizän, v.nöz, nizzah, 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21, Aufl. 


Niveau 577 


Blume) ein Frühlingsmonat, nad) dem jüdischen 
Kalender die legte Hälfte unferes März und erfte 
Hälfte de3 April, an defien 14. Tage urjpr. dag 
Oſterfeſt gefeiertwurde; vgl. Quartodezimaner. 
Rihandict, m. türk. (von perf. nischän, Zeichen, 
rief eines Fürften) der Geheimjchreiber oder 
Staatsſekretär des Sultans; Niſchan Iftichar, m. 
(arab. iftichär, Ruhm, Ehre, v. fachara, ſich rüh— 
men, an Ruhm übertreffen) Zeichen des Ruhmes, 
Ehrenzeichen, ein von Mahmud II. gejtifteter tür- 
kiſcher Orden. 

Niſche, f. (fr. niche, it. nicchia, eig. eine mujchel- 
artige Vertiefung in der Mauer, von nicchio, 
Muſchel, v. I. mytilus, eßbare Mufchelart) eine 
Blende; bogenförmige Wandvertiefung. R 

Niſchu, d. h. 2 Schu, frühere japan. Silbermünze, 
eine rechteckige, Leicht vergoldete Platte = Y/, Bu 
— 0,70 bi3 0,50 M an Wert. 

Niſhnagrodsti, pl. ruſſ. Grauwerk von nordischen 
Eichhörnden. 

nisi, I. wenn nicht, wofern nicht; ein nisi, ein Wenn 
oder Aber, ein Hindernis, eine Bedingung, Be— 
ihränfung; misi quid novi, Ripr. wenn nichts 
Neues, nämlich vom Beklagten eingewendet wird. 

Niffen od. Niffer, pl. (sing. dan. Niffe) nad ſtan— 
dinaviſchem Bolfsglauben Schußgeifter der Häu— 
fer, Höfe 2c., eine Art Kobolde. 

Niſus, m. I. (v. niti, ſich ſtemmen, anftrengen, jtre- 
ben), die Anftrengung, das Streben, der Trieb; 
ni-us formativus, der Bildungstrieb; nitimur 
in vetitum, Sprichw. wir ftreben gern nad) Ver— 
botenem. 

Witor,m. I. od. Nitidität, f. nl. (v. nitidus, glän- 
zend; vgl. nett) der Glanz, Schimmer; Nitidula, 
f. Naturk. Glanztäfer. 

Nitrum,n. 1. (v. gr. nitron; vgl. Natrum) der Sal- 
peter, ſ. d.; Niträte, pl. nl. jalpeterfaure Salze; 
Nitratin, n. das natürlich vorfonmende jalpeter- 
faure Natron, Natronjalpeter, Chile-Salpeter; 
Nitrikum oder Nitrium, n. die vermeintliche 
Srundlage de3 Stiditoffs; Nitrite, pl. jalpetrig- 
jaure Salze; Witro-Benzid, N.⸗«Venzin od. N,s 
Benzol, n. ein durch Eintragen von Benzin od. 
Steindl in rauchende Salpeterfäure entjtehendes 

L von Bittermandelgeruh = Mirbanol, f.d.; 
N.Ralzit,m.Kalkjalpeter, falpeterfaure Stalferde; 
N.-Zellulöſe, n. = Schießbaumwolle; Ns 
Dynamit, m. ein neuerfundenes Sprengpulver, ſ. 
Dynamit;R.-Benltum), Nitrogen,n. gr. Stid- 
jtoff, Salpeterjtoff, — Azot; N.=&lyzerin, n. eine 
durch Behandlung des Glyzerin mit Schwerelfäure 
und Salpeterfäure dargeitellte ölartige Flüſſigkeit 
von heftig exrplodierender Wirkung, daher zum 
Sprengen der Teljen zc. — N auch 
(nad) dem erſten Darſteller A.Nobel in Hamburg) 
Nobeliches Sprengöl; Nitrolenm, = Nitro- 

Iyzerin;z Nitro-Magneſit, m. Magnejia- 
Feinden jalpeterfaure Bittererde; W.-Phssphät, 
ein aus Stidjtoff und Phosphorſäure gemijchter 
fünstliher Dünger; nitrsg ([.nitrösus), jalpetrig, 
falpeterhaltig, ————— Nitroſitüt, f. nl. die 
Salpeterhaltigkeit. 

nitschewö od. njetschewo, ruſſ. (von nischtö od. 
njeschto, nichts), es tut nichts, hat nichts zu be- 
deuten. £ 

Nivcau, m. od. n. fr. (ſpr. niwoh; urfpr. livea 
prov.livel, nivel, it.livello,v.1.libella, ſ. Libelle J. 
die Waſſerwage, Richt- oder Setzwage, die waſſer⸗ 
rechte Ebene vder wagerechte Fläche; die gleiche 
Höhe; Waſſerſpiegel, Dieeresipiegel; Oberkante der 

37 


578 Nibette 
Schienen; gleicher Rang, gleiche Höhe (der Bil— 
dung) ujw.; au niveau, de niveau, wagerecht, 
in gleicher Höhe; in gleichem Range; Niveaus 
Kanal, m. fchleufenfreier Kanal; N.:Cote, f. fr. 
(ipr. föt; v.cote, Ziffer, Nummer, I. quota) Höhen- 
ziffer, Höhenzahl, Höhenmaß; N.-Kurven, Linien 
gleicher Seehöhe; Schichtenlinien; N.=-Differenz, 
Höhenunterfchied, Wafferfpiegelunterichied; M,= 
Krenzung, Schienenfreuzung; Kreuzung in Stra- 
Benhöbe; N.⸗Ubergang, Schienen», Straßenüber- 
gang; Setzniveau, Gelenkwaſſerwage; nivellieren 
(fr. niveler), waſſerwägen oder einwägen, mit der 
Waſſerwage dieHöhenunterjchiede abmeſſen; wage- 
recht oder gleich machen, ebnen, ausgleichen, aus— 
ebnen; Mivellement, n. (jpr. nimell’mdng) oder 
Nibellierung, f. die Wafferwägung, Einwägung, 
Höhenmeſſung, Abmeſſung der Höhenunterjchiede 
nach der Waſſerwage; Nibellementszeichnung, 
f. ein Höhenplan; Nivellementspuntt, Höhen- 
punkt; Niveleur, m. (ſpr. nim’löhr) ein Wafler- 
wäger, Einwäger, Öleihmader; Nivellierinſtru— 
ment,n. Feldmeß-Inſtrument; Höhenmwage, Fern- 
rohrwage; Nivellierkreuz, Nivelliericheibe, Ein- 
wägefreuz,-jcheibe; nivellitiſch, die Höhen meſſung 
betreffend oder zu ihr gehörend; nivelliſtiſches 
Net, Höhenneg. 

Nivette, f. fr. eine große längliche Pfirfich-Art. 

Nivoͤſe, £. fr. (ſpr. niwoͤhſ'; v. I. nix, Gen.nivis, der 
Schnee) der Schneemonat, vom 21. Dezember bis 
19. Januar im neuen Kalender der ehemal. franz. 
Itepublif. 

nix antimonii. f. l. eig. Spießglanzfchnee, filber- 
glänzende Spiejglanzblumen, weißes pulverfür- 
miges Antimon-Oryd. 

Niren, pl. von: der Nix und die Nixe (mhochd. 
nickes, althochd. nihhus, Krofodil, altnord. nykr, 
Waſſergeiſt in Geftalt eines Flußpferdes, Fluß- 
pferd), altnord. Fabell. böſe Wafjergeifter od. er- 
dichtete Weſen, welche im Wafjer leben und oft 
Menschen zu fich Herunterziehen. 

Nizam (Ipr. nifahm) od. Nifam, m. arab. (nizäm, 
Ordnung, Regel, von nazama, anordnen) Titel 
einiger Fürjten in Border-Indien; auch —Nizam⸗ 
Dichedid, n. arab. (d.i. neue Ordnung oder Ein- 
richtung; dschedid, neu) das zuerft von Selim II. 
auf europäische Weiſe eingerichtete türkiſche Kriegs— 
wejen, die requlären Truppen, das ftehende Heer; 
Nizam-ud-Daulet, ſ. unter Daulet. 

n0, engl. nein. 

Noah, m. hebr. (nöach, d. i. Ruhe; von nüach, ſich 
niederlafien, ruhen) männl. Name: der nach der 
Erzählung des U. T. aus der Sintflut allein mit 
feiner Familie gerettete Patriarch u. Stammvater 
eines neuen Menjchengejchlehts; Noah-Arche, f. 
Natırrk. eine Archenmuſchel im Mittelländiſchen 
Meere; N.-Schulpe od. N.⸗Muſchel, f. die Rieſen— 
muſchel, die größte bekannte Muſchel, bei. in Oſt— 
indien; Noachide, f.ein von Bodmerverfaßtes Hel- 
dengedicht, deſſen Gegenſtand die Geſchichte Noahs 
iſt; Noachiden, Noachiten, pl. Noahs Söhne, 
Sem, Ham und Japhet, und deren Nachkommen. 

nöbel od. fr. noble (ſpr. nob'l; v. l. nobllis, e) edel; 
vortrefflih, erhaben, prädtig, vornehm; auch 
adelig,von Geburtsadel; noble Baffionen, edle 
oder für den Adel geeignete Liebhabereien, meift 
ſpöttiſch (4.8. Jagd, Fechten, Spiel ꝛc.); Nobel, m. 
Name des Löwen in der Tierfabel; Nobel-Gar: 
den, pl. ein Heerhaufe, deſſen Gemeine junge 
Adelige des Landes find; Mobel, Noble, m. eine 
angenommene (fingierte) Rechnungsmünze in Eng- 


uolens volens 


land A Pfund Sterl. od. = 6,81 ,4; nobile 
par fratrum, ſ. par nobile fratrum unter par; 
Mobilt, pl. it. ehem. die adeligen Gefchlechter in 
Venedig, welche Teil an der Regierung hatten; 
Nobilität, f. [. (nobilitas) Berühmtheit, Adel, die 
Ritterſchaft; Nobilith, f. engl. (fpr. nöbileti) dev 
hohe Adel in England, verſch. Gentry; nobili— 
tieren (l nobilitäre), adeln; Mobilitierter, m. 
ein Seadelter; Nobilitation od. Nohilttierung, 
f. das Adeln; Nopteife, £. fr. der Adel, die adelige 
Würde; noblesse oblige (ſpr. oblihſch), Adel ver- 
dflichtet, d. h. Vorrechte erlegen Pflichten auf. 


Nobelpreis, m. von dem veritorbenen Erfinder des 


Dynamits Nobel in feinem Teftament ausgejeßter 
Preis gi Stärfung der Friedensbeftrebungen 
durch Wiſſenſchaft und Kunft. 

Nobistrug,m. (v. d. deutfchen Krug, d. i. Schenke, 
11. lat. in abysso, v. abyssus, Abgrund; in abysso 
wurde ital. nabisso, daraus nabis, nobis) die 
Höllenschente, Hölle, Unterwelt, deren Wirt (Höllen- 
wirt) der Teufel ift. ,_ 

Noͤbody, m. engl. (ſpr. nobodt; v. no, nicht, u. body, 
Leib, Berfon) niemand; eine unbedeutende Berfon, 
eın Unbefannter. 

Noctambülus, m. nl. (vom lat. nox, Sen. noctis, 
Nacht, u. ambuläre, wandeln) ein Nachtwandler, 
val. Somnambüle; Noctambulation, f. und 
Noctambulismus, m. das Nachtwandeln, die 
Nachtwandelei; Noctüa, f. die Nachteule; Noc— 
türnus, m. (nämf. cantus, v. [. noctürnus, nädt- 
lich), pl. Nocturnen, ein Nachtgeſang in Klöftern; 
Nocturlabinm,n. nl. ein Gradbogen zurMeffung 
ver Polarſternhöhe. 

Nodus, m., pl. Nodi, lat. Heilf. ein Knoten, eine 
harte Geſchwulſt an den Gelenken u. Flechſen 2c., 
eine Beule; nodus gordiuss f. gordifcher Kno— 
ten; nodum in seirpo quaeröre, I. Spriv. wörtl. 
einen Knoten in einer Binje fuchen, d. i. Schwie- 
rigfeiten fuchen od. finden, 100 feine find, oder ſich 
grundlofe Bedentlichkeiten machen (weil die Binfen 
feine Knoten haben); nodi articuläres, pl. Ge— 
lenffnoten, Gichtfnoten; Nodulus, m. eigentl. ein 
Rnötchen; ein Sädchen mit Heilmitteln, deren Kraft 
in Wein oder andere Flüſſigkeiten übergehen joll; 
nodõs (I. nödösus) od. nodos, Enotig, verwidelt, 
verichlungen; Nodoſitäten, pl. (v. ſpätl. nodosi- 
tas, Knotigkeit) inotige Beulen. 

Moel, m. fr. (v. I. natälis, sc. dies, d. i. der Ge— 
burt3tag Ehrifti) das Weihnachtsfeit; auch ein 
Weihnachtslied, Lied auf die Geburt Chriſti; auch 
ein Ausruf der Freude: Suchhei! 

Nocme,n. gr. (v. noein, wahrnehmen, denken, von 
noos, —— Geiſt) das Gedachte, der Gedanke; 
Noẽſis, f. das Denken. 

Nogging-Moment, n. engl.-lat. (von engl. nog, 
Holznagel, Fußbolzen, Holzblod, Riegel, to nog, 
mit einem Holznagel befejtigen) Aufbuchtungs- 
vermögen, Aufbuchtungswucht (beim Schiffbau). 

noir, fr. (fpr. nodhr; v. I. niger, ſchwarz; aud) als 
Sachwort: dad Schwarz, die Schwärze; bei. für 
vin noir, duntelroter Wein aus der Gegend von 
Blois, zum Färben anderer Weine gebraucht; noir 
d’Allemagne, n. (fpr. — dall’'mdnj') eig. deutſches 
Schwarz, Frankfurter Kupferdruckſchwärze; n. de 
cerf (jpr. — Bähr), ein Hirſchhornſchwarz. Bein- 
ichwarz; n. de terre (pr. — tähr), Erdſchwarz. 

N10j08, it. (nojoso, von noja, Verdruß, Ekel; vg!. 
Ennui) langweilig, verdrießlich. 


Noleggio, ſ. Nolis. 


nolens volens, l. (von nolle, nicht wollen, u. velle. 


Nolis 


vollen) wollend od. nicht wollend, man mag wollen 
od. nicht, noli me tangöre, wörtl. wolle nicht mic 
berühren, d. i. hüte dich, mich zu berühren! greif 
mich nicht an! Benennung verschiedener Fühl- od. 
Sinnpflanzen (f. Mimofe), und des gemeinen 
Springfrauts; ein offenes Frebsartiges Geſchwür; 
der Tremulant an der Orgel; Daritellung der 
Szene, da Ehriftus aus dem Grabe fteigt und zu 
Magdalena jagt: Rühre mich nicht an; über- 
haupt: ein Punkt, der nicht berührt werden darf. 
Nolis. Noliffement, n. fr. (pr. — mäng; uripr. 
naulis 2c., auch naulage, dv. gr. nanlon, Frachtgeld, 
von naus, Schiff), it. nolo u. noleggio, n. (ſpr. 
noledſcho) die Mietung oder Befrachtung eines 
Rauffabrteiichiffes, bei. in den ital. Handelsſtädten 
des Mittelländiichen Meeres; noltiieren (fr. no- 
liser), ein Schiff mieten. 
Noma, f., unr. n. gr. (nomẽ, eig. Weide, v. nemein, 
weiden, auch um fich frefien) Heilf. ein um ſich 
freffendes Geſchwür, Waſſerkrebs; noma herpe- 
tieum, ein Flechtengeſchwür; Nomdden, pl. (gr. 
Nomädes, vd. nomäs, Sen. nomädos, weidend um— 
herichweifend) Hirten- od. Wandervölfer; nomd= 
diſch, Herumziehend, heimatlos; nomadiſieren, 
ul.-gr. umberziehen. 
Nomantie, f. barb.-gr. (vgl. Mantif) Namen- 
Wahrjagerei, Prophezeiung aus Namen-Bud)- 
ſtaben. ſmos J. 
Nomaͤrch, Nomardie, Nomen, pl. gr., |. No— 
nom de guerre, m. fr. (jpr. nong d’ gähr’) eig. 
Kriegsname, wie ihn angeworbene Soldaten oft 
annahmen; falicher Name, 
Nomen, n., pl. Nomina, I. dev Name, die Benen- 
nung; nomen est omen, der Name iſt eine Vor- 
bedeutung, d. i.im Namen liegt oft cine hohe Be- 
deutung; nomen et omen (vgl. Omen), Name 
und dejjen Bedeutung zugleich, oder der Name mit 
der Tat, 3. B. Bäder, Müller, Fleifcher 2c. dem 
Namen und zugleich dem Gefchäfte nach; nomen 
nescio, den Kamen weiß ich nicht, od. unbekannten 
Namens; in nomine, in Namen; in nomine 
Dei, Domini od. Jesu, in Gottes, des Herrn od. 
Sefu Namen; ji. n. principis, im Namen des 
Fürften; i. n. sanctae trinitätis, im Namen der 
heil. Dreieinigfeit; nomine mandatario, |.Man- 
datarius; Spradl. Nomen, ein Nennwort, wo— 
bin die Haupt- und Beimörter oder nomina sub- 
stantiva und adjectiva gehören, ſ. Subftantiv 
u. Adjektiv; nomen appellativum, n.,j.Apel- 
lativum; n. collectivum oder Kolleftip, n. ein 
Sammelwort, Sammelname, Mengename, Biel- 
heit3wort, 3.8. Bolf, Heer, Vieh 2c., n. gentile, 
ein Volksname, z.B. ein Deuticher, Engländer ꝛc.; 
n. materiale, ein Stoffname, 3.8. Waifer, Stein, 
Eifen 2c.; n.patronymieum, der Vatername, von 
Bater hergenommener Beiname einer Perſon; n. 
roprium, cin Eigenname, Yandes-, Orts- oder 
I onen-Name 2c.; im Nechnungswefen: nomen, 
eine Geldpojt, Schufldpoft, Schuld; nomina sunt 
odiosa, ſ. unter odiös; Nomenflätor, m. ein 
Namennenner, Namenzeiger, Namenbuch; Nomen: 
tlatũr, f. (I. nomenclatũra) die Benennung, das 
Namenverzeichnis, die Namenkunde; nominäl od. 
nominel (1. nominälis), den Namen betreffend; 
dem Namen nad. anaeblih; Nominäl-Betrag, 
m. Nennbetrag; N,-Definition, f. eine Namen- 
od. Worterflärung, entg.Real-Def.; N.=Diftinf- 
tion, f. die Wortunterfheidung; N.-Katalog, m. 
Verzeichnis von Büchern in alphaberiicher Reihen- 
folge der Namen der Verfafier; N.-Wert, m. der 


non 579 


Nennwert einer Münze, eines Staat3papiers, 
einer Aktie uſp, entg. Neal-Wert; Nomina— 
lüften, pl. ııl. Namengläubige, diejenigen Scho— 
laitifer des Mittelalters, welche behaupteten, die 
allgemeinen Begriffe der Dinge feien blog Wör— 
ter oder Namen entg. den Realiſten, ſ. d.; No— 
minalismns, m. die Lehre der Nominaliften; no- 
minatim, l. namentlich; nominieren (l. nomi- 
näre), nennen, benennen, ernennen (auh denomi- 
nieren): Nominät(us), m. Genannter, Benann- 
ter, Ernannter; Nominativus, ſ. Kaſus; No— 
mination,f.(l.nominatio)Benennung, Ernennung 
(Denomination); nominatio auctöris, Rſpr. 
Angabe des Urhebers einer Tatfahe; Nomine- 
tören, pl.(l. nominatores) Rfpr. Berjonen, welche 
für einen Bormundlofen bei der Obrigkeit einen 
Mann zum Vormunde in Vorichlag bringen (no- 
minant) und für denfelben einjtehen müffen. 

Nomos, 1, m. gr. (nomös, eig. Weideplag, Wohn- 
jiß 2c., von nemein, weiden) ein Landesgebiet, Be- 
zirk, bef. im alten Agypten, pl. Nomen; Nomardh, 
m. ein Gaugraf, Zandvogt, Statthalter; Nomar— 
hie, f. die Landvogtei. 

Momos 2., m. gr. (nömos, eig. das Zugeteilte, v. 
nemein, verteilen, zuteilen)&ebrauch, Herfommen, 
Sitte, Gejeß; Tonf. — Tonart, Sabmeije; bei. 
eine eigentümliche uralte Ton- und Geſangweiſe 
ohne Gegenftrophe und Wiederholung, einer Gott- 
heit zu Ehren angeitimmt; daher noͤmiſch, dieſer 
Tonweiſe gemäß; Nomodiddft(gs), m. ein Ge- 
jegfundiger; Momogrdph, m. ein a aa 
Geſetzſammler; Nomographie, f. die jchriftliche 
Geſeßgebung; Nomokänon, m. Staat3- u. Kirchen- 
gefeg-Sammlung, das in der griech. Kirche gang» 
bare Handbuch des Kirchenrecht3, von Bhotius um 
883; Nomokratie, f. od. nomokraͤtiſche Regie⸗ 
rung, eine Gejegherrichaft, Verfaſſung, wo das 
Geſetz herrfcht, wie bei den alten Israeliten; No— 
mologie, f. die Gejeßgebefunit; Nomomdden, 
pl. Anfechter der Geſetze; Nonomadie, f. die Ge— 
ſetzanfechtung; Romophylax, m. ein Gejegwächter, 
Geſetzbewahrer oder Wächter über die Aufrecht- 
haltung der Geſetze; Nomoteletif, f. eig die Ge- 
jeghaltungs- oder Erfüllungslehre, Kirchenzudt; 
Nomotheſie, f. die Sejesgebung, das gegebene 
Geſetz; Nomothet, m. (gr.nomothötes) ein Gefeß- 
geber; Nomotheétik, £.die Geſetzgebung, auch Die Ge— 

Nompareille, j. Yonpareille. [jeßgebungskunit. 

non, [. (pr. nön), fr. non (fpr.nong), nicht, nein; 
non avenu, non liquet und andere nicht aufge- 
führte Berbindungen j. unter dem Folgewort. 

None, j. None; Nonagenarius, m. |. (v. nona- 
ginta, neunzig) ein Neunzigjähriger; Nonagium, 
n. ml. (vd. l. nonus, a, um, der 2c. neunte) ein Neun— 
tel, der 9. Giüterteil, welchen Geiftliche im Mittel- 
alter für milde Stiftungen in Anfpruc nahmen; 
Nonagön, n. L-gr. das Neuned; Nonandrig, 
pl. L.-gr. neunmännige Pflanzen, mit 9 Staub- 
fäden der männlichen Blüten, r.gr.Enneandria; 
nendndriil, neunmännig. 

non bis in idem, I. nicht zweimal in dasſelbe, d. i. 
man fann nicht zweimal genau in denjelben Zu— 
itand fommen, ein Lehrſatz des griech. Philoſophen 
Heraklit; juriftifch: man kann nicht zweimal für 
dasjelbe Bergehen bejtraft werden. 

noncdhalant, fr. (pr. nongſchaläng; v. vlt. chaloir, 
it. calere, fih um etwas fiimmern od. danach fra- 
gen) nachläffig, unachtſam; Nonchalance, f. (pr. 
—[dängß’) die Nachläffigfeit; Saumjeligfeit. 

non cuivis (homini) contingit adire Corin- 

57? 


580 None 


thuni, I. nicht jedem (Menjchen) gelingt es, nad) 
Korinth zu kommen, d. i. nicht jeder hat Glück. 

None,f. (v. I. nonus, a, um, der 2c. neunte) Tonk. 
der Neunte Ton vom Grundton; in den Klöſtern 
(nona sc. hora) die neunte Tagesſtunde, um 3 Uhr 
nachmittags, die fünfte der Fanonifchen Stunden 
(j. horae canonicae), und der Gejang zu diejer 
Stunde; Nondtte 0d. Nondtt, n. it. ein Tonſtück 
für 9 Stimmen; Nonen, pl. I. (nonae; jo genannt, 
weil fie jedesmal der neunte Tag vor den Idus 
waren, dieſe mit eingeichloffen)im altröm. Kalender 
der 5. Tag in allen Monaten, außer März, Mai, 
Sulius und Oktober, wo es der 7. it; Nonen= 
Attord, m. ein Fünfklang von Grundton, Terz, 
Quinte, Septime und None. 

Nonens oder non-ens, n. nl. ein Unding, Nichts, 
ein Ding, welches weder ilt, noch ſein kann; non 
6ntis nulla sunt praedicäta, das Nichtjeiende 
bat feine Merkmale; Nonentität, £. barb.-I. das 
Nichtfein oder Nichtsfein. 

Nonett ober Nonetto, ſ. unter None. 

Noneriftenz, f. nl. (vgl. exiſtieren 2c.) das Nicht- 
dajein, die Nichtmwirklichkeit. 

non ex quovis ligno fit Mercurius, I. nicht aus 
jedem Klotze läßt fich ein Merkur ſchnitzen, d. i. 
nicht jeder kann ein Gelehrter werden. 

Nonidi, |. unter Dekade. 

Nonius, m. auch Vernier (fpr. vernjeh) genanni, 
Mept. der Gradteiler, Kleinteiler, ein neben dem 
Hauptmaßitabe angebracdhter verichiebbarer klei— 
nerer Maßſtab, um die Grade des Bogens in fehr 
Heine Teile zu teilen, deſſen Erfinder Beter Ber- 
nier(1631), nicht aber Peter Nonius od. Nu- 
ãez (geit. 1577) ijt, obgleich er gewöhnlich nach 
Fr genannt wird. 

Nonkonformiſten, |. Diijenters. 

nou multa, sed multum, [. nicht vielerlei, jondern 
viel (fol man lernen, treiben uſw.). 

Konne, f. (althochd.nunna, jpätl. u. gr. nonna) eine 
Kloſter⸗Jungfrau, Kloiter- oder Ordensfrau; aud) 
eine Bogelgattung, zu den Bapageifinten (Tangara) 
gehörig; Kame eines Nachtjchmetterlings (Liparis 
monacha,Ocneria monacha),dejjenRaupeFichten- 
u. Rieferwälder vermilitet. 

non numerända, sed ponderända argum6nta, 
I. man joll die Gründe nicht zählen, fondern wägen. 

Ronobftänz, f. nl. (v. l. obstantia, das Entgegen- 
itehen; vgl. obitieren) die Wiedereinfegungs- oder 
Wiederherſtellungs-Urkunde. 

20n omnia possümus omnes, |. ſ. unt. omnis. 

Nonpareille, f. fr. (ſpr. nongparej’; von pareil, 
—— gleich, ähnlich, it. parecchio, Verkl. vom 
. par, gleich, ml. paricülus) ohnegleichen, unver- 
gleihlih; Benennung verſchiedener Dinge, die jich 
durch ihre Güte auszeichnen, 3.8. eine Art ſchma— 
ler, jeidener Bänder, Strohband; eine Art Kame— 
lot (auch Zamparillas genannt); Heine Zuder- 
förner; auch eine Gattung Buchdruderfähriften 
Hleineren Grades, vgl. Xettern. 

non passee, fr. (jpr. nong paſſeh, v. non, nein, u. 

asser, vorbeigehen) nicht vorbeigegangen! — al3 
— — im Billardipiel: n., ein Gix od. Fehlſtoß, 
wenn derSpielballdiesjeit des andern ftehen bleibt, 
ohne ihn getroffen zu haben. 

son-plus-ultra, n. [. das Nicht-darüber-hinans 
oder Nicht3-darüber, das Unübertreffliche, Höchſte. 

non pössümus, l. ſ. unter posse, 

aon qua itur, sed qua edndum est, I. nicht 
wohin man geht, fondern wohin man gehen muß, 
d. i. nicht auf dent gemeinen, fondern auf den 


| 


— — 


Norm 


rechten Wege muß man gehen; non quam diu, 
sed quaın bene vixöris, refert, e3 fommt nicht 
darauf an, wie lange, fondern wie qut od. tugend- 
baft man gelebt hat; non scholae, sed vitae 
discöndum est cder discimus, nicht bloß für die 
Schule, jondern für das Leben muß man lernen. 

Nönfens, m. nl. (non-sensus, v. sensus, der Sinn; 
fr. nonsens,engl.nonsense) Unfinn, dummesgeug, 
leerer Wortihwall; nonjenjitdlifch (engl. non- 
sensical), unfinnig, unveritändlic. 

nonum premätur in annum, |. (vgl. None) es 
werde (die Schrift, das Buch) bis zum neunten 

Jahre od. neun Jahre lang verſchloſſen; man eile 
nicht mit der Bekanntmachung eines Schriftwerkes. 

non-usus, m. nl. (vgl. Uſus) Kor. der Nichtgebrauch 
eines Rechtes. 

Nonvaleur, £. fr. (ſpr. nongwalöhr; vgl. Valeur) 
der Unwert, mangelnde Ertrag; der unſichere Aus— 
ſtand oder Rückſtand von Pachten, Zinſen ꝛc., Aktie 
ohne Ertrag, wertloſes Stück. 

non volat in buccas tuas assa colümha, l. es 
fliegt dir feine gebratene Taube in den Mund. 

Noodhirie, f. gr. (fpr. no-0—; dv. n60s, zgez. nüs, 
Beritand, und cheir, Hand) der gewaltiame Aır- 

riff auf jemands Geiftesfräfte, daS an dem See— 
enleben eines andern geübte Verbrechen; Noo— 
gonie, f. die Kenntnis oder Xehre von Erzeugung 
der Begriffe; Noologre, f. die Lehre von den rei- 
nen Vernunftbegriffen; Noologiſt, m. ein An— 
hänger derjelben; Nooſterẽfis, L. eilt. die Ent- 
ziehung des Bewußtjeins durch betäubende Mittel. 
opal, m. (merifan.Kopalli)die Kochenille-Fadel- 
diſtel (Opuntia coccinellifera) im tropischen Ame- 
rika, auf deren dien eirunden Blättern die Rocher 
nille⸗Schildlaus lebt; vgl. Opuntie; Mopalerie, 
f. Anpflanzung diefer Pflanze zum Zwecke der 
Kochenillezucht, namentlid) in Merito, Madeira 
ufw.; Nopalin, n. ein roter Färbejtoff. 

No:-Popery, engl. (ſpr. no-pöhperi) fein Papſttum, 
das Loſungswort der Epiffopalen (f. d.) gegen 
jedes Auffommen der päpitlihen Gewalt in Eng- 

and. 

Noppe, f. (niederd. nobbe, nubbe, holl. nop, veriv. 
mit Knobbe, Knubbe, Knopf ze.) die Tuchflode, das 
Wollknötchen; aud) die Majchen des Samtgemebes, 
welche aufgejchnitten das Haar des Samts dar- 
jtellen; noppen, Tuch von Wollfnötchen durch Ab⸗ 
zwicken derjelben reinigen, abzupfen; Noppzange, 
Zupfzange, Wederzange. 

Nordfaper, m. (fo genannt, weil er um das Nord» 
fap, das nördlichjte Vorgebirge Europas, lebt) der 
en Eiswalfiih, auch Delphin; Words 

ol, 1. Bol. 

— f. ſpan. (port. nora, altſpan. anoria, vom 
arab. nä’urah, al-nä’urah, fo genannt von dent 
Raut, den fte hervorbringt, v. na’ara, ſchnauben, 
den Atem heftig durch die Naſe ausitoßen) ein Bes 
twäfferungsbrunnen, ein Schöpfrad zur Bewäſſe— 
tung der Zelder in Spanien. 

Norki, pl. ruſſ. (vgl. nörnik, ein junger Fuchs, der 
noch in der Höhle, norä, Verkl. norka, bleibt, und 
nörka, eine Heine Fischotter, Sumpfotter) das Pelz- 
twerf von jungen Füchſen. 

Norm, f. 1. (norma) das Richtmaß, die Regel, Richt⸗ 
ſchnur, Grundlage, Borichrift, Maßſtab, leitender 
Grundſatz, Mujterbeifpiel; bei Buchdruckern der 
abgefürzte Titel eines Buchs, auf der eriten Seite 
jedes Bogend, gem. verderbt „der Wurm’; ad 
normam, nach der Vorſchrift oder Richtſchnur; 
ttormäl (I. normälis, e), vorfchriftgmäßig, regel» 


S 


Normannen 


recht, muſterhaft; Meßk. winkelrecht; Normal— 
Arbeitstag, geſetzlich feſtgeſetzte tägliche Arbeits— 
zeit, z. B. in Oſterreich und der Schweiz 11 Stun 
den; N.⸗-Bahn, vollfpurige Bahn, Hauptbahn; 
N.-Beivannung, f. Boitd. LEHE 
N.⸗Eichungskommiſſion, dieOberbehörde,welche 
im Deutihen Neiche (Bayern ausgenommen) die 
Eihung der Maße und Gewichte zu überwachen 
hat; Rormaletat, m. Beſoldungsplan; N.-Ge⸗ 
leis, n. volljpuriges Geleis; N.-&efhwindig- 
feit, mittlere Geihwindigfeit einer Maſchine; N,= 
Gewicht, n. Muftergewicht, genau abgemefjene 
Gewichte, welche von den Behörden aufbewahrt 
und nad) welchen alle übrigen Gewichte abgemefjen 
werden; R.-Jahr, n. maßgebendes Jahr, Muiter- 
jahr; das Jahr 1624, weil in dem mweitfäl. Frieden 
(1648) ausgemacht wurde, daß diejenige Religion, 
welche zu Unfang jenes Jahres in einem Lande 
die herrichende war, e3 auch bleiben ſolle; Nor— 
malterze, Beleuchtungseinheit, Einheitsferze; 
Ladungsſatz, m. Poitd. Regelladungsſatz; W.e 
Dia, n. vorgeichriebenes Ma$, Grundmaß; N,= 
Probe, f. Regelprobe; N.=-®rofil, n. Umgren- 
ungslinie, vorgefchriebenerQuerjchnitt; Lademaß, 
icht- oder Freiraum (bei der Eifenbahn); W.= 
Necht, n. Naturrecht, Bernunftredt; N.-Schule, 
f. Muſterſchule; Schule alter Organifation (im Ge— 
geniagzurReformichule), z.B. Normalgymnafium; 
N.-⸗Spur, Volfpur, volle regelmäßige Weite des 
Schienenweges von 1,435 m(Gegen. Schmaljpur u. 
Übernormal- od. Weitſpur); W.=Ton, m. Tonk der 
Stimmton a; W.-Tonleiter, f. die ®rundtonleiter 
Odur:R.=Zeihnung, f.Mufterzeihnung;normals 
mäßig, vorichriftsmäßig, regelrecht; Normäle, k. 
höhere Srößent. die Senkrechte, Winfelrechte, das int 
Berührungspunkt aufder Tangente errichtete u. bis 
zur Abſeiſſenlinie verlängerte Xot für jenen Punkt 
der krummen Linie; Normalien, pl. Örundfor- 
men, Mufterzeihnungen, Weujtervorlagen; Mor 
malıtät, f. nl. Borihriftsmäßigkeit, regelrechte, 
voriehriftsmäßige Beichaffenheit, z.B.vollfommener 
Gefundheitszuftand u. Körperbau; Normal-Tuge, 
pl. Peru der fathol. Kirche, an denen öffent— 
tiche Quftbarkeiten unterjagt ſind; N.⸗Zeit, ein- 
Heitlihe Eifenbahnzeit, Einheit3zeit; normatip, 
nl. regelnd, zur Regel oder Richtſchnur dienend; 
Normativnbeitimmungen, Srundbeitimmüungen; 
nermieren, ipätl. (normäre) eig. nad) dem Grund- 
maß regeln; anordnen, vorschreiben, regeln; Nor— 
mierung, f. Seititellung, —— 
Nörmannen od. Normänner, pl. (d. i. Nordmän⸗ 
ner)die germaniſchen Bewohner Norwegens, Schwe⸗ 
dens u.derſtandinaviſchen Halbinſel im Mittelalter, 
die große Seefahrten und Eroberungszüge machten. 
normatĩiv, normieren, ſ. unter Norm. 
ornen, pl. altnord. (norn, pl. norner) Fabell. die 
drei Göttinnen der Zeit und des Schickſals. Gie 
heißen: Urdhr, d.i. das Geweſene oder die Ver- 
gangenheit, Berdhandi, d. i. das Seiende od. die 
Segenmwart, Sfuld, das Künftige od. die Zukunft. 
Nörz od. Herz, m. poln. Heine Sumpfotter aus der 
Yamilie der Marder (Mustöla lutreöla) mit wert- 
vollem, dem Zobel faft gleich geſchätztem Pelz. 
Rofairen, ſ. Unjarier. 
Donce te [psum, l. lerne dich felbit fennen! 
Nofeän, m. ein nad) Dr. Noſe benanntes, aus Tiefel- 
ſaurem Natron, fiefelfaurer Tonerde u. fchwefel- 
jaurem Natron beftehendes Mineral. 
Rofelie, f. gr. (noseleia, v.nösos, f. Krankheit) Heiff. 
Kräntlichteit, Siechtum; auch Krankenpflege und 


- 
.- 


| 


Notarins 581 


Arzenei; Noſogente od.Nofogonie, f. Entitehung 

der Rrantheit, Kranfheitserzeugung; Nofogeos 

araphie, f. Darftellung der geostapbiigen oder 

Fimarifchen Verbreitung der Krankheiten: Noſo— 
graphie, f. Krankheitsbeſchreibung: Rofograp 
m. ein Sirantheitäbeichreiber; Noſokomie, f. die 
Krankenpflege; Noſoloͤg, m. = Patholog, ſ. d.; 
Noſologie, f. = Pathologie; nofolögiih, = 
pathologiſch; Noſonomie, f. die Lehre von den 
Krankheitsgeſetzen. 

Nos Folöni non cüramus quantitätem syllä- 
barum, nl. Sprw. Wir Polen kümmern ung nicht 
um den Zeitwert der Silben; es wäre zu leſen: 
Nos Polöni non curämus quantitätem sylla- 
barum. 

Noſſa, £. nord. Fabell. die Göttin der Vortrefflich- 
keit und Anmut; daher Noſſen, pl. die koſtbarſten 
Kleinodien. 

Noffairier, — Nofairen, ſ. Anjarier. 

Noften, pl. gr. nöstoi, v. sing. nöstos, m. Heim- 
kehr, Seiicfehr Niücreif en, griech. epiſche Dichtungen, 
welche die Rückfahrten der griech. Helden von Troja 
erzählten, wie die Odyſſee; Noftalpie u. Nofto: 
manie, f. gr. da3 Heimweh, vie fchwermütige 
Sehnfuht nad) der Heimat; noſtälgiſch, das 
Heimmeh betreffend oder davon herrührend. 

Noſtoe od. Noftoch, f. fr. Schleimling, Zitteralge, 
Sternſchnuppe, eine Pflanzengattung aus der Ya- 
milie der Gallertalgen; Nostoe commnne, der 
gemeine Schleimling. 

Nofträt, m., pl. Nofträten, I. (nostras, pl. no- 
Strates, v. noster, Nostra, nostrum, unfer:c.)einer 
von den Unferigen, ein Landsmann; noftrifigies 
ren, nl. zum Unjerigen machen; auch einheimiſch 
maden, einbürgern; Moftrififstton, f. die Ein- 
bürgerung, Erteilung der Rechte eines Einhei— 
mijchen. 

Nota oder Note, f. (.(nöta, pl. notae) ein Zeichen, 
Kennzeichen, Erinnerung3- od. Merkzeichen, Merk— 
mal; eine jhriftliche Anzeige, Bemerkung, Anmer⸗ 
fung zur Erflärung od. Erläuterung einer Stelle; 
bei Kaͤufl. kurze Rechnung, Kaufanzeige über emp- 
fangene Waren; ein Schein, eine Berfchreibung, 
Se Banknote; ein gefandtichaftl. (diplomatiſches) 

chreiben, eine Meldung, Erklärung u. dgl. ent- 
haltend; Tonk. Tonzeichen, aud) der Ton jelbit; 
nota bu6na, it. gute Note, u. n. cattiva, ſchlechte 
Note, von welchen jene auf den guten, diefe auf 
den fchlechten Taftteil fällt; n. caratteristica, 
der Ton, aus welchem ein Mufifftüd acht; Noten, 
pl. = Mufilalien,f. d.; Prima-Nota, Örund- 
buch; Notenplan, m. die 5 Linien zu den Noten; 
die Tonleiter; interiöris notae, I. von vorziig- 
licher Güte, von befter Art (urfpr. bei Horaz vom 
Weine gebraucht); etwas ad notam nehmen, es 
ſich merken, anmerken, gem. hinter Ohr ichreiben; 
eum notis, mit Anmerfungen; cum notis va- 
riorum, mit Anmerkungen von Berfchiedenen. 
nota bene, notabel zc., ſ. unter notieren. | 

Not: Hdreife, £. Nebenadrefie, die auf einem Wechfel 
beigefiigte Adrefje eines Handlungshaufes, das für 
den Fall beigefügt ift, daß der Bezogene den Wech— 
fel nicht einlöft; M.⸗Adreſſant, m. der, welcher 
diefe Firma beifügt; N,-Mdreffat, m. dieje beige- 
fügte Firma felbft. 2 

Notalgie, f. gr. (v. nötos, Nüden) Rückenſchmerz. 


| Notarius, [., od. abgek. Notär, m., pl. Notarien, 


urjpr. ein Gefchwindfchreiber, der mit Abfürzungen 
0d. Zeichen (notae) fchreibt, dann überh. ein Schrei» 
ber; jegt bef. ein Beglaubiger, der, mit landes- 


582 Notat 
herrlicher Genehmigung beſtellt und vereidet, das 
Recht hat, gewiſſe rechtliche Handlungen in Gegen— 
wart von — zu vollziehen und darüber eine 
glaubwürdige Urkunde Motariats-Inſtrument, 
n.) aufzunehmen; Notariät, n. ml. (notariätus) 
das Amt eines Notars; Notariats-Siegel, n.das 
Siegel eines Notars. 

Notat, Notation, j. unter notieren. 

Note, |. unter Wota. 

Motel oder Noͤtul, £. (v. I. notüla, ſ. d.) ein kurzer 
Auffas, Einjchränfung eines Vertrags, z. B. Ei- 
de3-Notel, in einen Dienfteid eingejchobene furze 
Amts-Anweifung (Inftruftion), Amtseidesformel; 
Heirat3-Notel, Heiratövertrag. 

notetur nomen, ſ. unter notieren. 

Nothus, m. gr. (nöthos) ein unechter, unehelicher 
Sohn, Bajtard; Nothia, pl. Ripr. Erbſtücke für 
natürliche oder uneheliche Kinder. 

notieren, [. (notäre) merken, anmerken, bemerfen, 
verzeichnen, aufzeichnen, eintragen; nota bene, 
merfe wohl! wohlgemerkt! ein Notabene, ein 
Merkewohl, Denkzettel od. Verweis; mit einem 
Notabene bezeichnen; mit einem Merfzeichen, 
— einer Ohrfeige, Schmarre ꝛc. bezeichnen; 
quod bene od. optime notändum, was wohl od. 
beiten3 zu merfen iſt; notetur nomen, der Name 
werde gemerit; notäbel (I. notabilis), bemerkens— 
wert, wichtig; Notabilttät, £. nl. die Angeſehen— 
heit, Anjehnlichkeit; pl. Notabilitäten oder No= 
tdbeln (fr. notables), die Angefehenjten, vornehm— 
jten Bürger eine Staat3 oder einer Stadt; Be- 
rühmtheiten; der engere Ausſchuß der Landitände 
im ebemal. Frankreich; Notät, n. (l. notätum), 
Notäte, pl. (l.notäta) Bemerktes, Aufgezeichnetes, 
Bemerkungen; Notate ziehen, Bemerkungen u. 
Ausstellungen machen, 3. B. zu einer Rechnung; 
Notation od. Notierung, f. das Anmerfen, Ver- 
zeichnen, die Aufzeichnung; Tonf. das Notenfchrei- 
ben; Notiſt, m. nl. ein Notenſchreiber, welcher aus 
der Partitur ein Tonſtück in die verfchiedenen 
Stimmen fchreibt. 

notifizieren, I. (notificäre, v. notus, befannt, und 
ficäre f. facere, machen, vgl. Notiz) Fund tun, be- 
fannt maden, ankündigen, Nachricht geben, eröff- 
nen; Rotififation, f. ml. (notificatio) auch das 
Notifieetur, I. die Befanntmachung, Mitteilung 
einer Nachricht, Ankündigung, Meldung, Anzeige. 

Notiologie, notioloͤgiſch, gr. (von nötios, a, on, 
eudht)—= Hygrologie 20; Notiometer, |. Hy—⸗ 
grometer. 

Kotion, f.L.(notio, v. noscere, fennen lernen, er- 
fennen) ein Begriff, Standesbegriff. 

Notiz, f. I. (motitia, von notus, bekannt, Partiz. v. 
noscere, fennen) Kenntnis, Runde, Nachricht, Mel— 

Bund, Anzeige; Bemerkung, Aufzeihnung, Ver- 

merk; ad notitiam, zur Nachricht; Notiz von 
etwas nehmen, d. i. Erfundigung von etwas 
einziehen, fich darum befiimmern, e3 jeiner Kennt— 
is, Bemerfung od. Erwägung wert halten; No— 
ta: Bud, n. Merfbud); W.Zettel, m. Melde— 
zettel. 

Kotmünzen, pl. wertloſe oder nicht vollmwichtige 
Münzen, die zu Zeiten großer Geldnot geprägt 
wurden, um das Geld zu erjeßen; f. auch unter 
objedieren. 

Notograph, m. L.-gr. der Notenjchreiber, ein von 
Schmeil in Magdeburg erfundenes Werkzeug, wel- 
che3 die Noten eines auf dem Klavier gefpielten 
Stüdes jofort niederjchreibt. 


notõöriſch, l. (notorius, eigentl. anzeigend, fund 


novus 


machend, v. notor, Kenner, v.noscere, kennen) all— 
gemein bekannt, offenkundig; Notorietät, £. nl. 
(fr. notoriete) Offenkundigfeit. 

Notre Dame, f. fr. (ſpr. nott’rddm’) Unfere liebe 
Frau, Benennung der Jungfrau Maria; auch der 
Name der großen Kathedralficche zu Baris: Un— 
ſerer lieben Frauen Kirche, Marienfirche. 

Nottoͤrno, Notturne u. Notturnino, n. it. (von 
l. nocturnus, nächtlich, v. nox, Gen. noctis, Nacht) 
Nachtſtändchen, Nachtmuſik. 

Notũüla, f. I. (Verfl. v. nota) eine kleine Bemerkung 
oder Rechnung; vgl. auch Notel. 


Notus, m. I. (gr. nötos) der Südwind, od. genauer 


Südweftwind. 

Nouet, n fr. (fpr. nueh; von nouer, knüpfen Sl. 
nodäre, v. nodus, Knoten) ein Sädchen, Kräuter— 
lädchen. 

Nougat, n. fr. (ſpr. nugcih; v. l. nux, Gen. nucis, 
Kup, weil ftatt der Mandeln ehemals Nüſſe ge- 
nommen wurden) Zuckerbackwerk mit Mandeln, 
Mandelfuchen. 

Nönmenon, n.gr.(v. noeim, im Geifte wahrnehmen, 
denken) ein Verſtandesweſen, Gedankending, über- 
ſinnlicher Gegenftand, 3.8. Gott, Geift 2e.; entg- 
Phänomen. 

Nourrice, f. fr. (fpr. nurrihß'; vom l. nutrix, von 
nutrire, fr. nourrir, ernähren) die Amme; Nour= 
ricter, m. (ſpr. nurrißjeh) der Pflegevater, Mann 
der Amme; Nourritüre, k. (pr. nurritühr) Nah— 
rung, Unterhalt. 

Noubeautés, pl. fr. (pr. nuhtwohteh, von nouvean, 
nouvelle, l. novellus, Berfl. dv. novus, neu) Neuig- 
feiten, be. neue Waren oder VBerkaufsgegenitände, 
Modeartifel; Monvelle, £., pl- Noubellen (pr. 
nuw —), Neuigkeiten, Nachrichten; auch Movellen, 
ſ. d.; Noubvelliſt m. (fr. nouvelliste) ein Neuig— 
keitskrämer; auch Zeitungsſchreiber. 

Node, Novale, Novation 2c., |. unter novus. 

Novatiäner, pl. Anhänger des römifchen Prieſters 
Novatianus, welcher behauptete, die vom 
Chriſtentum Abgefallenen dürften, aud) wenn fie 
bußfertig zurüdiehrten, nicht wieder aufgenommen 
werden, vom 3. bis in3 6. Sahrhundert. 

Novelle, Novelliſt 2c., |. unter novus. 

novelty, f. engl. (fpr. nömwelti), Neuheit, neuer 
Handelsartifel. 

Novémber, m. l. (v. novem, neun) der Wind- oder 
Reifmouat, der 11. Monat (urfpr. der 9. Monat 
ach den altröm. Kalender); Novéua, f. it. neun» 
tägige Andacht; Novenaria, pl. (v. I. novenarius, 
aug neun beftehend) neuntägige Trauer u. Gebete, 
Seelenmeflen; Novendtdien, pl. it. (v. l. novem, 
neun, u. dies, Tag) in Nom die neuntägige öffent» 
liche Leichenfeier um einen veritorbenen Papſt; 
Novenoͤte vd. Novemoͤle, f. it. Ton. ein Neun- 
ling od. neun zufanımengezogene Noten, die eigent- 
(ic) aus drei verbundenen Lriolen beitehen. 

novus, a, um, [. neu; Novus, m. ein Neuer, Neu— 
(ing; homo novus, m. im alten Non ein Empor— 
fömmling, Neuadliger, der erſte in einer Jamilie, 
der zu einem höheren StaatSamte gelangte; No— 
vum, n. etwas Neues; Ripr. ein Tatumjtand der 
nach bereits gejchl offenem Nechtsverfahren zuneuer 
Verhandlung Anlaß gibt; Nova, pl. neue Dinge, 
Neuigkeiten, vgl. Novitäten; de movo, von 
neuem, von vorn; novum testamentum, n. das 
Reue Teftament, die Schriften des Neuen Bundes; 
novae fundatiönis, neuer Stiftung; novissıme, 
neulich, vor kurzen; novsantit, nl. neualt, neu 
nad) altertümfichem, insbe]. faffithem Geſchmack; 


Nowoje Wremja 


Novantiken, pl. neue Sachen in altem Geſchmack; 
Koväle, n. L., oder Noval-Acker, m. Neubrud, 
zum erften Male bebautes Land; N.-Zehnte, m. 
Neubruch od. Rottzehnte, der Zehnte von neuan- 
gebauten Grundſtücken; Novation, f. (l. novatio, 
v. noväre, erneuern) Erneuerung; bef. Umwand— 
fung einer Schuldverfchreibung, Aufhebung einer 
bisherigen Forderung durch ausdrückliche Ein» 
gehung einer neuen an der Stelle der eriteren; 
Novätor, m. ein Erneuerer; Novelle, f. (it. no- 
vella, vom l. novellus, Verkl. v. novus, neu), pl. 
Novellen, — fr. Nouvdellen, Neuigkeiten, Zei— 
tungen, neue Nachrichten; kleinere Erzählungen; 
Ripr. die neuen Verordnungen oder Gejege Juſti— 
nians nach Veröffentlichung des zweiten Koder, ein 
Teil des Corpus juris; überhaupt Zufäße zum 
Geſetzbuche; Novelldtte,f.it.(novelletta) eine Heine 
Erzählung; Feine Tonſtücke von ganz freier Form, 
zuerst von Robert Schumann komponiert; Novel— 
(ift, m. (it. novellista) ein Novellenjchreiber; ein 
Neuigfeitsliebhaber, Neuigfeitsfrämer; novel— 
liftiſch, in Form einer Novelle; Novicius, |. od. 
Noviz, ım., pl. Novizen, ein Neuling, Probe— 
ichüler, Anfänger, Probemönch; Novize, f. eine 
Anfängerin, Probenonne; Noviztät, n. nl. das 
Neulings- oder Prüfungsjahr, die Probezeit in 
Klöftern; Novilunium, n. ıl. Neumond; Nouvi— 
tät, f. I. (novitas) die Neuheit, Neuigfeit; pl. No= 
Bitäten, =Nova, Neuheiten, Neuigkeiten; Kſſpr. 
friſche Ware; Buchhdl. neu herausgefommtene 
Bücher. 

Nowoje Wremja, f. (eig. n.) ruſſ. (von nöwüj, nen, 
und wremja, Zeit) die Neuzeit, Name einer ruf- 
jilchen Zeitung. 

Nowoſti, pl. ruſſ. (nämwöjti; sing. nöwostj, von nö- 
wüj, neu) Neuigkeiten, neue Nachrichten; Titel 
ruſſiſcher geitungen. 

Kor, f. I. (Gen. noctis) die Nacht; Fabell. dieNtacht- 
göttin, gr. Nyx, eine Tochter des Chaos, Gattin 
des Erebos. 

noxa, f. I. (von nocẽre, ſchaden) Schaden, Schuld, 
Berbrechen; be. Rſpr. Beſchädigung u. daher Ver— 
fuft am Vermögen durd) ein an und fir fich recht» 
ih nicht haftendes Weſen, 3. B. ein Tier, einen 
Sklaven; Noxãl-Klage, f. Schadenklage, die Klage 
auf Erjag eines ſolchen Schadens gegen den In- 
haber des Bejchädigenden. 

Noydde, f. fr. (v. noyer, erjäufen, prov. negar, von 
[. necäre, töten, mi. ertränten) pl. Woydden, Er- 
jäufungen, Berfenfungen ind Waſſer zur Zeit der 
franzöfiichen Revolution. 

Nozrim, pl. jüd. — Nazarener, ].d. 

Nuance, k. fr. (ſpr. nüdngß’; I. gleich). nubantia, 
eig. Umwölkung, von nubes, Wolfe, fr. nue) die 
Scattierung, Abjtufung, Abtönung, Farbenüber- 
gang; feiner Unterfchied, feine Wendung; auch ein 

ejonderer Zug, z. B. im Spiele eines Schaufpie- 
fer; nuancieren (fr. nuancer, ſpr. nüangß —), 
abjtufen, abjchatten, Abtönung geben; auch mit 
einen bejonderen Zuge ausdrüden; nuanciert, 
abgeftuft; Nuancierung, f. = Nuance. 
nubecüla, f. I. (ein Wöltchen, Verkl. von nubes, 
Wolfe) = Nephelion, j. d. 

nubil, I. (nubilis, von nub£re, heiraten) mannbar, 
heiratsfähig; Nubilität, f. nl. die Mannbarteit. 

nubilieren, [. (nubiläre, von nubilum, Gewölk, v. 
nubes, Wolfe) wolfig machen, umwölken; nubilds 
(ſpätl. nubilösus), wolfig, triibe, 

nuces, pl. von nux, ſ. d. 

Kneleus, m. l. (f. nuculöus, von nux, Nuß) ‚der 


Numerus 583 


Kern; pl. nuelei, Kerne; Nucleolithen, pl. [.-gr. 
Kernfteine, eine Urt verjteinerter Seeigel. 

nudus, a, um, [. nadt, bloß; nudis verbis, mit 
nacten od. diirren, trocknen Worten; nude erude, 
nadt und roh, ſchlechthin; nudãte, pl. (v. nudäre, 
entblößen, offenbaren) offenbare, Har vorliegende 
Dinge; Nudation, f. (l. nudatio) die Entblößung; 
Nudität, f. (l. nuditas, pl. Nuditäten, die Nackt— 
heit, Blöße; nadte Menichengeitalt, nadte Figur; 
uneig. Schlüpfrigfeit, Schmuß; Nudipedälen, pl. 
(v. I. nudi-pes, barfuß) Barfüßler, eine Gejellfchaft 
von zunächſt mährischen Schwärmern im 16. Jahrh. 

nugae, pl. I. Bofjen, Albernheiten, Geſchwätz; Nu— 
aazität, f. (l. nugacitas, von nugax, pofjenhaft) 
Bojjenhaftigkeit; nugatöriſch (lat. nugatorius, a, 
um), läppijch, albern; Mugatorium, n. unnützes 
Geſchwätz. 

Nugget, m. engl. (ſpr. nögget), ein großer Klumpen 
namentlich edlen Metall3; Goldforn; pl. Nuggets 
= Bepiten,.d. 

Nuiſance, f. engl. (ſpr. njühſäns; v. fr. nuisance, 
Beſchädigung, I. nocentia, von nocere, jchaden, fr. 
nuire) eine Beläftigung, öffentliches Argernis. 

Nuits, m. fr. (fpr. nüih) ein feiner Burgunderwein, 
von der gleichnamigen Stadt im Bezirk Beaune. 

aullus, a, um, lat. (f. ne ullus, nicht ivgend einer) 
fein, feine 2c.; daher: Null, f. die Sohlaiffer (0), die 
ein Nichts oder die Abwefenheit einer Zahl be- 
zeichnet; null und nichtig, völlig ungültig, durch— 
aus nichtig; Null-Brüder, Nulläni, pl. Franzis— 
faner-Mönde; N.-Punkt, m. der Anfangspunft 
einer Skala bein Thermometer der Wärme oder 
Kälte; daher auch: Gefrierpunft; nulla dies sine 
linea, fein Tag (vergehe) ohne eine Linie oder 
einen Binjeljtrich, d. i. ohne day man irgend etivas 
Nüsliches getan hat! — ein Wahljpruch des Ma- 
lers Apelles; nulla ratiöne, auf feine Weife; 
nulla regüla sine exceptiöne, ſ. unter Regel; 
nullius mome£nti, von feiner Bedeutung; Nulli— 
biſten, pl. (v. jpätl. nullibi, nirgendivo) diejenigen 
Spiritualiften (ſ. d.) welche behaupten, daß der 
Geiſt als ein unkörperliches Weſen nicht in einem 
Raume exiſtieren könne, entg. Holomerianer; 
nullen, Bergb. den Bergleuten die angeblich nicht 
gehörig gefüllten Kohlen- oder Erz-Karren für 
nicht3 rechnen, alſo am Lohne kürzen; nullifizie— 
ren (ſpätl. nullificare), zunichte machen, aufheben; 
geringihäßen: Nullifikation, £. nl. die Nichtig- 
machung, Aufhebung; bejonders in Nordamerifa 
da3 Beitreben der Partei der Nullifiers (pr. 
nöllifeiers), Nichtigfeit3erklärer, die Verbindung 
mit den füdlichen Staaten aufzuheben; Nulliſſi— 
mo, n, nl. im l'Hombre der Fall, wenn man feinen 
einzigen Stid) machen darf; Nullität, f. (mi. nul- 
litas) Nichtigfeit, Ungültigfeit; Nullitüts-Klage, 
f. Ripr. Nichtigfeitstlage od. Klage auf Ungültig- 
feit; N.⸗Shſtem, n. eine eigentiimliche Xehre von 
den rechtlichen Hilfsmitteln gegen ein nachteiliges 
Tejtament; Nulfpant, m. derjenige Schiffsipant 
(d. i. Rippe des Schiffsförpers, die vom Kiel nad) 
dem Deck geht und die Ausbuchtung des Schiffes 
bewirkt), der am weiteſten ausgebuchtet ijt. 

Number, engl. (ipr. nömb’r), ſ. Hanf. 

Numerus, m. (pl. num&ri)!. die Zahl, Ziffer, Num- 
mer; aud Anzahl, Menge; Redek. der redneriſche 
Wohlklang, das Ebenmaß, vgl. Rhythmus; uu— 
mero, der Zahl oder Ziffer nach; sub numero, 
unter der Zahl oder Nummer, 3. B. sub numero 
1.2. 3 ıe. unter 1.2. 3 2c.; al numero, it. der 
Zahl nad) (verjch. al marco, al peso); numerus 


584 Numismatik 


rotuͤndus. [. eine runde Zahl, die ſich leicht mer- 
fen oder teilen läßt; Numert, pl. eig. die Zahlen, 
das vierte Buch Moſis, weil darin die Volks— 
zählung der Ssraeliten enthalten ift; Numeräle 
(sc. nomen), n., pl. Numeralia, Spradl. die 
Zahlwörter; numerär, nl. der Zahl nad, 3. B. 
numerärer ®ert, der Zahl- oder Zählwert; 
numerifch, der Zahl nach, zahlenmäßig; nume— 
riihes Berhältnis, ein Zahlenverhältnis; nu— 
meros (lat. numerösus), zahlreich, häufig; wohl⸗ 
flingend, ebenmäßig (rhythmiſch); Numeroſi⸗ 
ti ,f. (ſpätl. numerositas) Die große Anzahl, 
Menge; der rhythmiſche Wohllaut der Rede; nu= 
merieren (I. numeräre), zählen; mit Ziffern oder 
BZahlzeichen bezeichnen, beziffern; Kfſpr. Waren- 
preife durch Buchſtaben oder andere (nur dem Ver- 
fäufer befannte) Zeichen auf den Waren bemerfen; 
Numeration, f. (I. numeratio) Rechen. die Zäh- 
lung, das Zahlenausfprehen; die Bezifferung; 
Kumerativum,n. =Numerale; Numerätor, 
m. Recent. der Zähler eines Bruches; numero⸗ 
tieven (fr. numéroter), mit Ziffern bezeichnen, 
beziffern (bei. die Yeinheit3grade verjchiedener 
Seipinite). 

Numismaͤtit, f. (von gr. nömisma, [. numisma,n. 
und numus oder nummus, m. Minze) die Münz- 
funde; Numisımatifer, m. ein Mimzfundiger; 
numismdtiih, minztundlih; NRumismato⸗ 
graph, m. ein Münzbeichreiber; Numismates 
graphte, T. die Münzbeichreibung; numismate- 
erdphiih, miünzbeichreibend; nummäriſch (I. 
nummarius oder numarius), das Geld betreffend 
oder dazu gehörig; Mumophylacium, n. l.-gr. 
eine Münzjammlung; Aummmlarius, m. l. ein 
Geldwechſler; Nummuliten, pl. nl. Pfennig od. 
Linjenjteine, = Phaciten. 

Nundinae, Nundinen, pl. lat. im alten Rom die 
auf jeden 9. Tag fallenden Marfttage. 

nunfupieren, I. (nuncupäre, entjt. aus nomine 
capẽre, bei vem Namen nehmen) namhaft machen, 
in rechtlicher Form erklären; nuncupäta volün- 
tas, f. Rſpr. die beftinnmte oder bejiimmt aus— 
oeiprochene Willenserklärung; Nunkupation, f. 
(nuncupatio) die Ernennung, feierliche Erflärung 
zum Erben; nunfupativ, nl. nad; mündlicher Er- 
tlärung; Nunkupatĩb, n. (testamentum nuncu- 
pativum) eine mündliche letztwillige Verordnung. 

Nunguam retrörsum! [. Niemals zurüd! (Wahl- 
ſprüch des Cicero). 

Nuntius, ſ. Nunzius; Nuphar, ſ. Nenuph —. 

Nunzius od. Nuntius, m. l.ein Bote, Geſandter, 
Botichafter, bei. des Japftes (daher auch nuntius 
apostolicus genannt); nmuntli terrestres, pl. 
barb.sl. Zandboten, ehemalige Landesabgeordnete 
in Bolen; nunziieren (l. nunciäre), verfündigen, 
melden 2c.; Nunziaͤnt, m. (nuncians) der Un- 
zeiger, bei. Ripr. wer gegen feinen Nachbar mit 
dem Berbot einer Neuerung an defjen Grundſtücke 
gerichtlich oder außergerihtiic auftritt; Nunziãt, 
m. (nunciätus) der Angezeigte, dem verboten wird; 
Nunziation, f. (nunciatin) die —— 
Anzeige; Nunziatũr oder Nuntiatũr, f. nl. Ge⸗ 
ſandtſchaft, Botfchaft, Amt u. Würde eines päpft- 
lihen Gejandten; Nunzium oder Nuntium, n. 
Bericht, Botichaft. 

Nupta, f. l. (von nub£re, heiraten) die Berehelichte, 
Verheiratete; nuptiae, pl. die Hochzeit, Ehe; 
nuptiäf (lat. nuptiälis, e), hochzeitlich, bräutlic); 
Nupturiéènten, pl. (v. l nupturire, heiraten wol- 
ien) Brautleute. 


Nymphe 


Nuraͤgen oder Nuraͤghen, pl. in Sardinien alte 


3 


tegelförmige Grabhügel (Steinbauten) aus vor- 
römiſcher Zeit. 


Nurse, f. engl. (fpr. nörh), Amme, Kinderfrau; 


nursery-governess, f. engl. (fpr. nörkeri-gö- 
werneß; von nursery, Kinderjtube), Erzieherin fir 
feine Kinder. 


Nutation, |. unter nutus. 
nutrieren, [. (nutrire) ernähren; Nutrientia, pl. 


-Nutritivfrait, 


Nährftoffe; Mutriment, n. (l. nutrimentum) die 
Nahrung, das Nahrungsmittel; Nutrition, f. 
nl. die — — nutritis, nährend, nahrhaft; 

. die Nährkraft; NRutritor, m., 
pl. Autritören, Ernährer, Pfleger, Firforger 
von Schulen und Univerfitäten; Nütrix, f. die 
Amme; Nutrikation, f. (I. nutricatio) das Säu- 
gen, Nähren. 


nutus, m. [. (von ungebräuchl. nuere, winken; vgl. 


innuieren) der Winf; ad nutum, auf den Win; 
Nutaätion, f. (I.nutatYo, v. nutäre, niden, winfen) 
dag Niden, Winfen; das Schwanfen; Sternf. die 
duch Anziehung des Mondes bewirkte periodische 
Schwanfung der Erdachſe gegen die Himmelgpole; 
dag Hinneigen der Pflanzen zur Sonne. 


naxy f. I. (Gen. nucis) die Nuß; pl. nuces, Nüffe 


in nuce, eig. in einer Nuß zujammengedrängt, im 
feinen; nux vomica, die Brehnuß, fogenannte 
Krähenaugen, Erbrechen erregende, den Ratten u. 
Mäufen giftige Fruchtferne eines oſtindiſchen Bau— 
mes (Strychnos nux vomica L.). 


Nyktalopfe, f. gr. (v.nyx, Gen nyktös, die Nacht) 


das Nachtiehen, die Tagblimdheit (eine Augenkrank— 
Heit); Nyktalöps od. fr. Ryftaldpe, m. ein Tag- 
blinder, der bei Nacht befjer jieht, als bei Tage; 
entg. Hemeralopg; Myftegerfie, f. das Nacht⸗ 
wachen; das Auffahren aus dem Schlafe; Nykto⸗ 
batejis od. Nyttobatie, f. Heil. das Nachtwan— 
deln; Nyftogrdph, m. ein Nachtichreiber, Werk— 
yeua zum Schreiben im Dunkeln; Ruttanrandir, 
? ae One Nyktophüten, pl. Nadıt- 
gemwächfe. 


Nymphe, f., pl. —en, gr. (nymphe, urjpr. überh. 


junge Frau, Mädchen) Fabell. Unter- oder Halb- 
göttinnen, welche die Naturgegenjtände beherrichen 
und befeelen, von denen fte ihre Namen führen, 
al3: Aulonidden, Talnymphen; Oredven, 
Bergnymphen; Leimonidden, Wiefennymphen; 
Limndden, Sumpf, See- und Teichnymphen; 
Napäen, Tal- u. Hainnymphen; Nereiden u. 
Ozeaniden, Wafler- u. Meernymphen; Najd- 
den u. Botamtden, Duell- u. Flußnymphen; 
Drydden u. Hamadrydden, Baum- u. Wald- 
nymphen; ein fchlanfgewachjenes, leichtfüßiges, 
anmutiges Wefen; Naturbeichr. Injekten-Buppen; 
auch die Wafferjungfer; Nymphen (nymphae), pl. 
Heilf. die Eleinen Schamlippen; Nymphäa, f. die 
Wafler- oder Seelilie; NAymphäum_oder Nym⸗ 
phẽum, n. ein Nymphenhaus oder ⸗Tempel, hei- 
liger Pla der Nymphen, mit vielen Spring- 
brunnen 2c.; Frauenbad; Nymphagög, m. ein 
Brautführer; Nymphitis, f. Heilf. Entzündung 
der Kleinen Schamlippen; Wympbolenfie, f. Be- 
geifterung, Verzüdung; Nymphomanie, f. die 

iebeswut, Mutterwut, Mannſucht, = Undro- 
manie; Nymphonanie, f. (vgl. Onanie) weibliche 
Selbfibefledung; Nymphoͤncus, m. Geſchwulſt 
derSchamlippen; Nymphotomie, f. Heilt.Scham- 
lippenſchnitt. 


Nyia 


Nyſa, f. l. eine der Nyınphen zu Nyſa in Böotien, 
die den Bacchus erzogen; Sternk. ein Nijteroid, 
1857 durch Goldſchmidt entdedt. 

Nuftaͤnmus, m. od. Nyitdris, f. gr. (v. nystäzein, 


Dbitus 


niden) eig. das Einfchlafen; Heilk. ein frampfhaftes 
Augenzucken, Augapfel- oder Augenlidframpf. 

Nyxis, f. 3 (v. nyssein, ſtechen) Heilf. das Stechen, 
der Einſtich. 


585 


D. 


Abkürzungen: O, als 14. Buchitabe in der Rubri- 
terung — 14; als Bahlzeihen = 14; 0. auf 
ehfeln = Drdre, f. d.; O0. = Ohio in Nord- 
amerifa; 0°, vor irländiihen Namen = of, das 
Adelswörtchen von, z. B. O'Connell,O'Meara 
uſw.; O. A. (M.) D. 6, d. r omnia ad (ma- 
jorem) Dei gloriam j. unter Deus; Oct. = Ofto- 
ber; Op. = opus; Opp. = opera, ſ. Opus; Or.s 
offizielle Abfürz. für den Staat Oregon in Nord- 
amerika; chem. Zeichen find: O — Oxygenium, 
Sauerftoff; Os. = Osmium. ae 

O als Münzzeichen für Frankreich: Riom; für Diter- 
reich: Oravieza inUngarn; firNordamerifa : New 
Orleans. 

Darion, n. gr. (Verl. von Oön, Ei) ein Kleines Ei; 
der Eierftod, = I. Ovarium; Ogrisnens, m. 
Heilk. die Eierftod-Anihwellung; Daritig, f. bie 
Eierjtod- Entzündung; Daſtop, n. Eierprüfer. 

Dars, pl.eıtgl. (fpr.ohr3;,v. oar, Ruder) Kleine zivei- 
rudrige Fahrzeuge zur Überfahrt auf der Thenfe. 

Däfe, f., pl. Daſen, fopt. (gr. Öasis, fopt. ouahe, 
Ba hmaunsbare beiäflerte@egeiiben mitten in 
den großen Sandwüſten Afrikas, gleichlam Land- 
infeln im Sandmeere; oaſitiſch, wüſteninſelartig. 

oat, m. engl. (fpr. öt), Safer; oat-meal, n. engl. 
(pr. — mil), Hafermehl, Haferichleim. 

ob, lat. Vorwort, 1. wegen; 2. gegen, entgegen, in 
vielen Aufammenfegungen, wo e8 vor einem c oc, 
vor f of, vor pop lautet ur. teils entgegen-, wider» 
bedeutet, teils unjerm ans», dar⸗, über-, be- u. ver- 
entipriht; jo 3. B. objizieren, opponieren, occur- 
tieren, offerieren 2c. 

obambulieren, lat. (obambuläre; vgl. ambulieren) 
herumgehen, jpazieren; Obambulation, f.(obam- 
bulatio) da8 Herumgehen, der Spaziergang. 

Dbang, m. früher die größte goldene Rechnungs— 
münze in $apan, = 3 Kobang und von jehr ver- 
ichiedenem Werte (56—73 A). 

obäriert (lat. obaeratus, von aes, Gen. aeris, Erz, 
Geld, aes alienum, fremdes Geld, Schulden), ver- 
ichuldet, itberfchuldet. 

Dbauditus, m. od. Obaudition, f. ni. (vgl. audi- 
tus) Heilf. Schwerhörigfeit. 

Dbblino, it. j. unter obligieren. 

ob def6ctum, ſ. Defekt. 

obduzieren,!.(obdücere, gew.überziehen, bededen; 
doch aud) Schon im Altlat. f. aufdecen, öffnen; ml. 
f. verlegen, beſchädigen) Leichen öffnen oder auf- 
ſchneiden u. befichtigen, Obduzent, m. (obdücens) 
ein Leichenöffner, Keichenbejichtiger; Obduktion, 
f. (obductio) gerichtliche Offnung und Bejichtigung 
eines Leihnam3; Obduftiond- Bericht, m. Be— 
fihtigungsberidt; D.-Haus, Leichenſchauhaus — 
Morgue, .d.; O-PBrotofoll,n. (vgl. Protokoll) 
die gerichtliche nung Der bei der Leichen- 
befichtigung vorgefundenen Tatſachen. 

obdurieren, I. (obduräre, v. durus, hart) verhärten, 
veritoden; Obduration, f. (ipätl. obduratio) die 
Berhärtung, Verftodung; Unbußfertigkeit. 

Dbedidnz,f. I. (obedientia, von obedire, gehorchen) 


— — — — — — — — — — — — — nn nn m — — — 


Gehorſam, Dienftpflicht, befond. in Klöſtern; ein 
Flöfterlicher Geleit3brief für reifende Ordensgeiſt— 
fie; die Befoldung der Domherren aus liegenden 
Gründen: Obedienz-Pfarrei, f.dieein Kloiter- 
lehn ift und von einem Kloftergeiftlichen verwaltet 
wird; D.-Schreiben,n. ehem. ein Schreiben des 
deutichen Kaiſers an den Papſt, durch welchen 
jener der kathol. Kirche feine Ergebenheit bezeigte, 
oft durch eine eigene O.Geſandtſchaft abge- 
geben; obedientia canonica, f. der Gehorfam 
der Geiftlichen und Laien gegen den Biſchof eines 
Kirchſprengels; Obedientiarins, m. nlat. verk. 
Obedientier, Obedienzer, ein Dienfttuender, der 
einer Kapelle im Namen eines Klofterd vorfteht. 

Dbeltst, m., pl. —cı (gr. obeliskos, Verkl. v. obe- 
lös, Spieß), im alten Hgypten vierjeitige, 15 bi3 
20 m hohe, meijt aus einem einzigen Steine ge 
— Spitzſäulen, überh. eine Spitzſäule, Dent- 
jäule, 

Obẽlus, m. gr.(obelös) ein liegender Spieß, Anstrich 
oder Zeichen verdächtiger, für unrichtig gehaltener 
Ausdrücke 2c. (in den älteren Ausgaben der Klaſ— 
fifer); Delismus, m. (gr. obelismös) od. Obeli⸗ 
ſierung, f. die Bezeichnung mit dem Obelus, An- 
deutung der Unechtheit einer Stelle. 

Oberen, m. (entit. aus fr. Auberon, v. Auberi, 
Aubri, prov. Albaric, Albric, it. Alberico, v. alt» 
hochd. Alberich, Albrich, d. i. Elfenherrfcher) der 
Elfentönig, Gemahl derTitania; Gedicht v. Wieland. 

Oberſt-Leutnant, m. dtſchefr. (vgl. Leutnant) 
der Stellvertreter des Oberſten oder Nächſte nach 


ihm. 

Obeſität, f. I. (obesitas, v. obẽsus, fett, eig. ange— 
gejien, der ſich angegefjen hat) die Dicke des Leibes. 

obesity, f. engl. (jpr. ob ßiti) die Yettleibigfeit; 
obesity-reducer, m. engl. (fpr. redjußer) Fett⸗ 
feibigfeitverminderer, Fettverminderer, ein von 
Sandow erfundener gymnaftifher Apparat. 

Ober, m. I. (f. obiex, was vorgeworfen oder vor- 
gehoben wird, dv. objicere, vorwerfen; vgl. obji- 
zieren) ein Riegel, Damm, Hindernis. 

obfirmieren, I. (obfirmäre oder offirmäre, v. fir- 
märe, fejt machen, firmus, feſt; vgl.firm) befeitigen; 
beitärfen. 

Obi, m. eine Art Fetiſch oder Zaubermittel auf ber 
Weſtküſte von Afrifa; daher Obi-Männer, pl. 
Bauberer bei den weſtindiſchen Negern. 

obiit, I. (v. obire,_f. Obitus) er od. ſie iſt geftorben. 

Obtofaune od. Öbistwurzel, f. = Yamsmwur- 
zel, ſ. Yanı. 

obiter, I. (eig. während der Reife oder des Gehens, 
v. iter, das Gehen, die Reife) obenhin, flüchtig; 
nebenher. 

Dbitus, m. I. (v. obire, untergehen, fterben) Unter- 
gang, Tod; dah. per obitum, durd Todesfall; 
obitus jurium, Kir. der Untergang oder Ber- 
luft gewiffer Rechte oder Anjprüche durch Verjäh— 
rung; Obitus, ml. oder vert Obit, m. der feler- 
liche Leichendienft vor dem Leichnam im Gottes— 
hauſe; eine jährliche Seclenmeffe, dah. dies obitus, 


536 Objects 
der Tag des Begräbnijjes; Obituarium, n. ein 
Totenverzeihnis, Seelenmekbud). 

Objcets, pl. engl. (ſpr. oͤbdſcheckts) Zirk, Bänder, 
Reifen und Flaggen, über und durch die die Kunſt— 
reiter jpringen. 

objizieren, I. (objicere, eig. entgegenwerfen, -itellen, 
v. Jacöre, werfen) einwenden; entgegnen; Objekt, 
n. (objéctum, d. i. eig. daS Entgegengeworfene, 
Borliegende) der Gegenjtand, Vorwurf, die Sadıe 
oder Perſon, worauf die Betrachtung gerichtet ift; 
Angelegenheit, Fall, Frage; auch der Zweck, das 
Ziel einer Tätigkeit; Spradl. daS Gegenftands- 
od. Zielwort; Objektion, f. (ipätl. objectio) Ein- 
wendung, Einwurf; objektieren ([. objectäre, fr. 
objecter) = objizieren, ſ. o.; objektibliſch), 
nl. gegenſtändlich, ſächlich, tatfächlich, unbefangen, 
unparteiifch; (entg. fu bjeftiv);objeftivesQßer- 
hältnis, das Verbältnis des Objekt zur Tätig- 
feit des Gubjefts; Objeftiv-Glas od. Objektib, 
n. Gegenjtandsglas, das aus einer fonveren Linſe 
beitehende Glas an Fernrohren, Mikroſkopen und 
photographifchen Apparaten, welches dem zur be- 
trachtenden oder durch Photographieren aufzu— 
nehmenden Gegenitande zugefehrt it; objek— 
tivieren, vergegenſtändlichen, äußerlich darftellen; 
Objektivierung, f. die Bergegenitändlihung; 
Objektivität, f. die Saclichfeit, Gegenftändlich- 
feit, Wirklichkeit, Unbefangenheit. 

objurgieren, [. (objurgäre, v. jurgäre, aus jure 
agere,ntach dem Recht verfahren, aerichtlich ftreiten, 
zanfen, tadeln) tadeln, ſchelten; Objurgation, f. 
(objurgatio) der Verweis, das Schelten, Tadeln; 
objurgatarijch (l. objurgatorius) fcheltend, ver- 
weiſend. 

obfänisch, nl. (vgl. koniſch unter Konus) umgekehrt 
kegelförmig, mit der Grundfläche nach oben. 

obtoͤrdiſch, nl. (v. cor, Gen. cordis, das Herz) um- 
gefehrt herzförmig. 

Obläte, f. (v. obläta, v. offerre, Darbringen: das 
dargebrachte Brot, welches die Chriſten in den 
früheiten Zeiten zu ihren Liebesmahlen mitbrad)- 
ten) daS gemweihte Abendmahlsbrot, Opferbrot; 
auch Mundlack zum Brieffiegeln 2c.; Umhüllung 
von Arznei, die das Einnehmen erleichtern foll; 
Oblät(us), m., pl. Obläti od. Oblãten, Kloiter- 
ſchüler, dem Kloiterleben gewidmete Kinder; auch 
Zaienbrüder oder Invaliden zur Verſorgung in 
einem Klofter; Oblation, I. oblatio, f., pl. obla- 
tiönes, Darreihung, Darbietung ; Opferung, Gabe, 
Geſchenk; Ripr. Erbietung; oblatio ad idem, das 
Erbieten der Zahlung der nämlihen Kaufjumme, 
die ein anderer geboten hat; oblatio bonöorum in 
feudum od. 0. fendi, die Lehn-Darbietung, Dar- 
bietung eines Eigentums feitens des Eigentiimers 
zum Lehn, wodurd) er Lehnsmann wird; Oblatio— 
narius, m. in der fathol. Kirche der Pfarrhelfer 
Diakonus), welcher dem Bijchofebei der Meſſe Brot 
und Wein zuträgt; Oblatorien, pl. nl. Kfſpr. ge— 
dxuckte Ankündigungs- oder Empfehlungsbriefe; 
Oblei, f. (aus oblata verderbt) jede Gabe an geift- 
liche Stiftungen. 

obfeftieren, I. (oblectäre, v. lactäre, Milch aus 
den Brüjten trinken, jaugen, v.lac, Milch) ergögen, 
befuftigen; obleftäbel, ergöslih; Oblektament, 
n. (oblectamentum) die Ergögung, Ergöglicdjfeit; 
Oblektation, f. (oblectatio) das Ergögen. 

obligät, I. (obligätus, v. ob-ligäre, zu», anbinden, 
verbinden, verpflichten; vgl. ligieren) verpflichtet, 
verbunden, pflichtig; obligät oder obligäto, it. 
Zonf. hauptjtimmig, in einer vollftimmigen Mufif 


Dbnoriation 


zur Hauptitimme nehörend od. diejelbe begleitend; 
aud) ſonſt für begleitend gebraudt; Obligatien, 
f. {. obligatio, die Verpflichtung, Verbindlichkeit, 
Obliegenheit, Schuldigkeit; Ripr.genauer: das per- 
jönliche Haften für eine Reiftung; auf feiten des 
— eine Forderung; auch eine Schuld— 
verichreibung, ein Schuldicein; obligatio acces- 
soria, Ripr. eine Nebenverpflihtung, Nebenver- 
jchreibung; obligatöriſch (I. obligatorius), ver- 
pflichtet, bindend, verbindlih; vorgejchrieben, 
zwangsmäßig; Ripr. perfünliches Haften betref— 
rend; obligatorijche Rulpa, f. eine Schuld, für 
die nur derjenige einzuitehen braucht, dem eine be— 
ſondere Berpflichtung (Obligation) veshalb obliegt- 
oblinteren (ipr. —ſchieren), fr. (obliger, v. l. ob- 
ligäre; vgl. obligat) verbinden, verpflichten, ver— 
bindlich machen; aud) nötigen, zwingen; einem 
obligiert fein, ihm verbunden oder verpflichtet 
jein; Obligeance, £. (ipr. —ſchängß) Dienitfertig- 
feit, Gefälligteit, Höflichfeit; obligeant (pri: 
— Hang, gew. —ſchänt), geränig, verbindlich, Höf- 
(ih; öbligo,.n. it. (eig.öbbligo) Kfipr. die Schuldig- 
feit oder Verbindlichkeit eines Kaufmanns gegen 
einen andern, das Gutjtehen, Haften; die Gewähr- 
feiftung; in obligo jein, einem andern ſchuldig 
fein; fiir jemand fein obligo geben, für ihn 
bürgen, haften; aus dem obligo lafjen, jtatt 
der Verbindlichkeit eines andern die Anweifung auf 
einen Dritten annehmen, ohne Obligo vd.senza 
öbbligo, ohne Gewähr. 
oblimieren, [. (oblimäre, v. limus, Schlamm) mit 
Schlamm überziehen, verihlämmen. 
oblignus, a um, [. (v. liquus, jchief) ſchräg, ſchief; 
easus obliqui, ſ. Kaſus; oratio obliqua, f. die 
abhängige Rede, entg. o. directa, oder recta, ob— 
lique od. ſchräge Schlahtordnung, bei wel- 
cher der Feind nur mit einem Flügel angegriffen 
wird; oblique, Adverb. fehief, jeitwärts; auf 
krummen Wegen, unerlaubt; obliquum,n. das 
Sciefe, Schräge, Krunmte; per obliquum, eig. 
durch Schiefes, d. i. durch Schleidy- od. Ummege; 
Obliquität, f. (1. obliquitas) Schrägheit, jchräge 
Richtung; Ablenkung; Hinterlift, Falſchheit; 
Sprachl. Abhängigfeit. y 
obliterieren, [. (oblitteräre, v. littera, Buchſtabe) 
Buchſtaben auslöſchen, tilgen; Heilf. auch ver- 
ihliegen; Obltteration, f. (oblitteratio) die 
Schriftlöfhung, Tilgung; Heilf. Verjchliegung 
eines Gefäßes oder Ganges. 


Obliviõdn, f. [. (oblivio, v. oblivisci, vergejjen) dag 


Bergejien, die Vergefjenheit; oblivioös (1. oblivio- 
sus} leicht vergefjend, vergeßlich. 

Oblokution, ſ. unter oblogquieren. 

oblöng, I. (oblöngus, von longus, lang) länglich, 
länglich vieredig; Obloͤngum oder Obloͤng, n. 
ein längliches Viereck, Nechted. | 

obloquieren, [. (oblöqui, v. loqui, ſprechen) wider» 
iprechen, einreden; Obloquium, n. jpätlat. oder 
Oblokution, f. ııl. die Ein- oder Widerrede, der 
Widerſpruch. J 

Obluttation, f. ſpätl. (obluctatio, von obluctäri, 
gegenfämpfen, anfämpfen, von luctäri, ringen, 
tämpfen) der Wideritand. 

Obmuteſcenz, f. nl. (v. ob-mutescere, verjtummen, 
von mutus, ftumm) das Berjtummen. - 

Obnoxiation, f. ml. (v. [. obnoxius, unterwürfig 
die Unterwerfung, durch welche der, welder ſich 
nicht felbjt ernähren, oder dag verwirkte Wergeld 
nicht aufbringen, oder das Gejtohlene nicht eritat- 

| ten fonnte, fi) oder feine Familie mittel3 einer 


obunbilieren 


förmlichen Urfunde (charta obnoxiatiönis) einent 
Dritten verkaufte. 

obnubilieren, I. (obnubiläre, v.nubiläre, wolkig 
fein, nubilis, twolfig, v. nubes, Wolfe) umwölken, 
verfinitern. 

Obde, = Hautbois, j.d. j 

Obölus od. Oboͤl, m. gr. (obolös) eine Kleine alt» 
griech. Scheidemüngze, der 6. Teil einer Drachme, 
etwa 10 Pfennige; ein Heller, Scherf, Scherflein; 
jeit 1836 ein griech. Gewicht von ?/;, Drachme 
(Gramm) — 1 Dezigrammı. 

Obotriten, pl. ein wendiicher od. altjlavifcher Völ— 
kerſtamm, im jeßigen Mecklenburg. 

obonväl, nl. (vgl. oval) verkehrt eifürmig. 

obrepieren, I. (obrepere, v. repere, kriechen, jchlei- 
chen) bejchleichen, hintergehen, erſchleichen; Obrep= 
tion, (f. —5 — Erſchleichung durch Vorſpie— 
gelung od. irrige Anſicht; obréeptiſch vd. obrep- 
titie, erſchlichenerweiſe. 

obrogieren, I. (obrogare, v. rogäre, fragen, beim 
Borlie anfragen, ob e8 ein Geſetz genehmigen wolle) 
ein altes Gejeß durch ein neues teilweile aufheben; 
Obrogation, £f. (l. obrogatio) der Borjchlag zur 
Aufhebung od. Abänderung eines Gejeßes. 

Obrot od. Obrock, m. ruf). das Kopfgeld, der Leib» 

zins, die jährl. Abgabe, welche die Kronbauern 
und anderen Leibeigenen an ihren Leibherru zu 
entrichten hatten. 

obruieren, I. (obruere, v. ruere, ſtürzen) überhäu— 
fen, überladen; dadurch undeutlich, vergejien ma— 
His obruiert, mit Geſchäften oder Schulden be— 
aitet. 

Obrüſſa, f. I. (vgl. gr. Öbryzos, vein, von Golde) 
die Feuerprobe des Goldes, Läuterung des Goldes 
durch Feuer. 

objedieren, fr. (obseder, v. [. obsidere, eig. irgend- 
wo ſitzen, v. sedẽre, ſitzen) belagern; befegen; in- 
ſtändig bitten, durch Bitten beſtürmen, quälen; 
obsessio viae od. itinerum, f. I. die Wegelage- 
vung, Befegung der Wege; Obſidiön, f. (l. obsi- 
dio) die Einichliegung, Belagerung Glockade); 
Obſidionãl-Münzen, pl. Belagerungsmünzen, 

Notmünzen, in belagerten Fejtungen geichlagen. 

objefrieren, I. (obsecräre, v.sacräre, einer Gottheit 
weiber, v.sacer, heilig) bejchivören, dringend bitten; 
Obſekration, f. (obsecratio) die Beſchwörung. 

obſequieren, . (obsequi, v.sequi, folgen) willfah— 
ven, jich fügen, nachgeben; obſequent, (1. obse- 
quens) willfährig, gerällig, folglanı; Obfeguenz, 
f. nl. od. Obfeguium,n. I. Wiltfährigkeit, Gehor- 
jam, Nacdıgiebigteit; obsequium amicos, veritas 
odium parit, Sprw. Nachgiebigfeit od. Fügſam— 
feit macht Freunde, Wahrheit erzeugt Day; Obſe— 
quien, pl. nl. (obsequiae, fr. obseques, prov. u. 
altipan. obsequias, umgedeutet aus l. exsequiae, 
indem man an das willfährige Gefolge der Freunde 
und Diener dachte) kathol. Toten- od. Seelenant, 
Totenfeier, j. Erjequien; obfequids, [. (obse- 
quiösus, a, um) — obſequent. 

obſervieren, I. (observäre, von serväre, behüten, 
bitten, acht haben) beobachten, wahrnehmen, genau 
beachten; pbfernäbel, (1.observabilis) bemerfens- 
wert, beahtenswert; Obferbabilia od. Obſerva— 
bilien, pl. jinnlih wahrnehmbare, anjchauliche 
Gegenjtände; Obſervanda, pl. zu beobachtende 
Dinge; Ößfervanten, pl. jolche, welche die Ordens- 
regel ftreng beobadıten, Franzisfaner-Mönde von 
der alten jtrengen Ordensregel; Obſervänz, f. (1. 
observantia; it.osservänza) die Beobachtung; das 
Herkommen, die Gewohnheit; Gerichtsbraud in un- 


obitetriziid) 587 


wejentlichen Dingen; ſtrenge (ſt rikte), oder fchlaffe 
und gelinde (late oder laxe) klöſterliche Ordens— 
regel; con osservänza, it. Tonf. mit Aufmerf- 
jamfeit; Obſervation, f. (l. observatio) Beobach— 
tung, Bemerfung, Wahrnehmung; pl. Obſerva— 
tionen, Bemerkungen, Unmerkungen; Obſerva— 
tions=-Armee, f.; O.⸗Korps, n.einBeobadhtungs- 
heer, welches weniger zum Kampfe, al3 zur Be- 
obachtung des Feindes und zur Sicherung für alle 
Fälle aufgeftellt wird; D,.Neferbe vd -Quarau— 
täne, Beobachtungszeit od. -Jperre; Obferbätor, 
m. ein Beobachter; bei. Sternbeobacdhter Obſer— 
vätorinm, n., pl. Obſervatoria oder Obferba= 
torien,nl.eine arte, beſ Sternwarte; Öbferber, 
m. engl. Beobachter (als Titel engl. Zeitungen). 
obsessio 26, j. unter objedieren. 

Obſidiãn, m. (I. Obsidiänus lapis, von dem Nömer 
Obſidius, welcher dieje Steinart zuerjt aus 
Athiopien nad) Rom bradte) island. Achat Lava— 
glas, eine fchwarze, glasglänzende vulfanijche 

- Steinart; Obſidianporphyr, m.Objidian mitein- 
gemengtem glafigem Feldſpat. 

Obſidion, ſ. unter objedieren. 

objignieren,l.(obsignäre; vgl. ſignieren) verſiegeln, 
beſiegeln; beſtätigen, genehmigen; Obſignation, 
f. (obsignatio) die Verſiegelung, Beſiegelung, Be— 
ſtätigung, Genehmigung. 

obſiſtieren, l. (obsistere; vgl. ſiſtieren) widerſtehen; 
Obſiſtenz, £. nl. der Widerſtand. 

ebftür, Il. (obseürus) dunkel, finfter, Düfler; undeut- 
fi, unverftändfich; unbefannt, unberühmt; im 
obscũro Ieben, im VBerborgenen, in der Stille 
feben; Obſturität, f. ([. obscuritas) die Dunkel— 
heit, Finiternis; Undeutlichkeit, Unbeitimmtheit; 
Berborgenheit, Unbemerftheit, Unberühnitheit; 
Obſeürité, F. oder Obſeür, fr. auch Caſco, m. 
jpau., im L'hombre die Wählung neuer, frijcher 
Spielfarten, um eine davon zum Trumpfe zu 
maden2c.; obſturieren, [.(obscuräre) verfinitern, 
verdunfeln, verdüftern; verkleinern, den Ruhm 
ihmälern; im Kartenſpiel verdect jpielen, aufs Ge— 
ratewohl Karten wechſeln; Opffurdnt, ın., pl. 
Obfkuraͤnten, Tiniterling, Duntelmann, Licht— 
feind; Obſturantismus, m. nl. Aufflävungshaß, 
Lichtſchen, Verfinjterungsfucht oder das Beitreben, 
durch alle möglichen Mittel das Selbſtdenken und 
die Fortjchritte der Auftlärung zu hemmen, das 
Bolt in Unwifjenheit zu erhalten 2e.; Obſtura— 
tion, f. (l. obscuratio) VBerdunfelung, z. B. der 
Hornhaut. 

objoleizieren und obfolieren, [. (obsolescere, ob- 
solere) veralten, abfommen, außer Gebraud) kom— 
men; Obſoleſzen, f. die Verödung, der höchſte 
Grad des Schwindens eines Organs; obſolẽt ll. 
obsol&tus), veraltet, abgenußt, abgefommen, bei. 
von Wörtern und Redensarten. 

Obſtacũlum, [., oder abgek. Obftäfel, n. auch Ob⸗ 
ftät, n. nl. (v. l. obstäre, ſ. obſtieren) Hindernis, 
Wiverftand; jemand das Objtat Halten, d. i. 
ihm im Wege jein. 

obstagiun, n. ml. (zjgez. aus ml. obsidaticum, v. 
l. obsidätus, Bürgjchaft durd) Geijel, von obses, 
Geijel; it. ostaggio, prov. ostatge, altfr. ostaige, 
neufr. Ötage, Geifel, Bürge) Nipr. das Einlager, 
der Eintritt, indem Hauptfchuldner oder oft auch 
jeine Bürgen ſich verpflichten, in eine beſtimmte 
Stadt, Burg oder Wohnung als Geifel einzureiten 
oder einzufahren und big zur Befriedigung des 
Släubigers zu verharren. 


| obftetriziich, [.(obstetricius, v. obstötrix, die Heb- 


588 obftieren 


amme) was zur Geburtähilfe (ars obstetricia) ge- 
bört, geburtshilflich; Opftetrif, f. (fr. obstetrique) 
die Entbindungskunſt. [im Wege Hg 
obitieren, [.(obstäre, v.stäre, ftehen) entgegenfiehen, 
obftinteren, l. (obstinäre) veritoden, verhärten; 
widerſpenſtig oder halsitarrig werden; opftindt, 
(obstinätus), eigenfinnig, balsftarrig, ftarrföpfig; 
Öbftination, ? (obstinatio) die Hartnäcigkeit, 
Wideripenftigkeit, der Starrfinn. 
ebjtipieren, nl. (obstipäre, vom I. stipäre, ftopfen) 
veritopfen, hartleibig machen; obftipiert,veritopft, 
——— Obftipation, f. Verſtopfung, Hart— 
eibigkeit. 
Obftipität, f. ııl. (v. l. obstipus, ſeitwärts gebogen, 
ichief) Heilf. die Schiefheit des Halfe2. 
Objtrigilläter, m. !.(v.obstrigilläre, entgegen fein, 
hindern, v. obstringere, binden, fefleln) ein Split- 
terrichter, unvernünftiger Tadler; obſtringieren, 
(.(obstringöre) verbinden, verbindlich machen; ob⸗ 
ftrift (obstrietus), verbunden, ſchuldig; Obſtrik⸗ 
tion, f. nl. die Verpflichtung, Verbindlichkeit. 
obftrift, Obftriftion, ſ. unter obftringieren. 
obftruieren, I. (obstruere; vgl. Struftur) heinmen, 
hindern; verftopfen, hartleibig machen ;pbftrutert, 
verjtopft, hartleibig; Opftruentia, pl. veritopfende 
Mittel; Opftruftion, f. (obstructio) Hinderung, 
Hemmung; Verſtopfung des Unterleibes oder der 
Eingeweide (obstructio alvi od. viscerum), Hart— 
feibigfeit; ebftruftin, nl. verjiopfend; Obſtruk⸗ 
tioniften, pl. (von engl. to obstruct, hemmen) 
eine politiihe Partei im engliihen Parlament, die 
aus Iren bejtand und die ſich dadurch bemerklich 
machte, daß fie 1882 und 18537, ehe die ftrengeren 
Gejchäftsordnungen angenommen wurden, dur 
allerlei parlamentarijche Ränte, 3.8. lange Reden, 
nugloje Anträge uſw. den Fortfhritt der Berhand- 
lungen zu unterbrechen und binzuhalten juchte. 
objzön, I. (obscoenus, wahrjdh.v.coenum, Schmuß, 
Kot) ſchmutzig, unanftändig, ſchlüpfrig, unzüchtig; 
Obſzöna, plur. Unanftändigkeiten, Schlüpfrig- 
keiten 2c.; Obfzönität, f. (l. obscoenitas) Uns 
züchtigfeit, Schlüpfrigfeit. 
obtemperieren, I. (obtemperäre; vgl. temıperieren) 
gehorchen, nachgeben, fic) fügen; Obtemperation, 
f. (obtemperatio) der Gehorjam. h 
abtenieren, fr.(obtenir)u.obtinieren, |. (obtinere, 
v. tenere, halten) etwas behaupten, innehaben, be— 
halten; erlangen, etwas durchjegen; fiegen, ge— 
winnen; Obtention, f. nl. Erreichung des Zweckes. 
obteftieren, I. (obtestäri; vgl. teftieren) flehen, in— 
fändig bitten; Obteftatien, f. (obtestatio) eine 
angelegentlihe Bitte, Beſchwörung. 
obtorpeizieren, I. (obtorpescere, von torpesc£re, 
jtarr werden, torpere, jtarren) erjtarren, fühllos 
werden. 
obturguieren, I. (obtorquere; vgl. torquieren) ver- 
drehen, umfehren; obtörto collo, eig. mit umge— 
drehtem Halfe, d. i. mit Gewalt oder gemaltjam. 
obtreftieren, I. (obtrectäre, von tractäre, betaften, 
behandeln) verfleinern, anſchwärzen, verleumden; 
Obtreftation, f.(obtrectatio) —5 böſe Nach⸗ 
rede, Verleumdung; Öbtreftätor, m. ein Ver- 
leumder., 
obtrudteren, l. (obtrud£re, v. trud£re, ftoßen) eig. 
hineinitoßen; einem etwasaufdringen, aufnötigen; 
DObtrufion, f. (jpärl. obtrusio) das Hineinftoßen; 
die Aummötigung; obtrufin, nl. aufdringlid. 
Dbtrunfation, f. l. (obtruncatio, von obtruncäre, 
abſchneiden, verjtimmeln,v.truncus, verftiimmelt) 
das Abjchneiden, die Verftiimmelung. 


Ochriaſis 


Obtrufion, obtrufib. ſ. unler obtrudieren. 

obtundieren, I. (obtundéẽre, von tundöre, ſtoßen, 
zerſtoßen) ſtumpf machen, abſtumpfen; müde und 
matt machen, betäuben; Obtundentia, pl. ab- 
ftumpfende Mittel; obtũs, (1. obtüsus), ſtumpf; 
betäubt, dumpf; ſchwach am Verſtande; ghtnss 
angulär, ni. ſtumpfwinkelig; Obtnſion, f. (fpä i. 
obtusio)die Abjtumpfung, Stumpfheit. 

Öbtnratoren, f. unter obturieren. 

obturbieren, I. (obturbäre; vgl. turbieren) ver- 
wirren, ftören; verftopfen; Obturbation, f. ni. 
die Verwirrung, Störung; Verftopfung. 

ohturgeisteren, I. (obturgesc&re, von turgesc£re, 
aufihwellen, turgere, aufgefhwollen fein) an- 
ſchwellen. 

obturieren, I. (obturäre) verſtopfen, verſchließen; 
Obturation, f. nl. (chir.), Verſchliezung; Obtes 
ratören, pl. ni. (obturatöres oder obturatorii 
muscüli) verftopfende od. verjchließende Muskeln; 
fünftlihe Gaumen an Gebiflen; obturatsrifch. 
veritopfend, verichliegend. 

obtus, Obtuſion, ſ. unter obtundieren. 

obumbrieren, I. (obumbräre, v. umbräre, beſchat⸗ 
ten, umbra, der Schatten) befchatten, iiberfchatten, 
verdunkeln; Obsmbration, f.(|pätl.obumbratie) 
die Befchattung, Berdunfelung. 

oßventeren, I. (obvenire, von venire, fommen) be- 
gegnen, widerfahren,; Obvenienz, f. (ipät!. obve- 
nientia) die Begebenheit, der Zufall; die Zuftän- 
digkeit; Obnention, f. (ſpätl. obventYo) das Ent- 
gegenkommen, die Begegnung; Nipr. Einfünfte; 
freiwillige Gabe, Steuer, beſ. Kirchenſteuer. 

obuolüt, |. (obvolutus, eig. eingewidelt, von obvol- 
vere, einwickeln, verhüllen) auswärts gebogen, 
rinnenartig; Obpolution, f (obvolutio) Heilk 
Umwickelung mit Binden; Obbvolventia, pl. ein- 
hüllende Arzneimittel, welche entblößte od. wunde 
Stellen mit einer heilenden Dede überziehen. 

Dca, |. Oka. 

Occhi's, pl. it. (fpr. oͤcki's, von occhio — lat. ocu- 
lus, Yuge; vgl. mal occhio) Frivolitäten, Spigen 
(ſ. rivol); Handarbeit. £ 

Deciput od. Ocetpitium, n. [. (v. ob u. cäput, j.d.) 
das Hinterhaupt, der Hinterteil der Hirnichale; 
Beeipitäl, nl. das Hinterhaupt betreffend od. dazu 
gehörig. 

occitäniiche Sprache, f. (langue d’oc, v. oe, wel- 
ches in dieſer Sprache ja bedeutet, entit. aus l. 
hoc, dieſes) = provenzaliſche (ſ. d.) od. ſüdfranzö⸗ 
ſiſche Sprache. 

occorrenza, ſ. unter okkurrieren. 

oc6llus, m. I. Verkl. von ocülus, ſ. d.) ein Äuglein, 
Bunftauge, 12. an Kerbtieren; geellät (ocellätus), 
mit Heinen Augen od. eirunden Fleden verjehen. 

Dcelot, |. Ozelot. | 

Ochavo, m. — (ſpr. otſchiwo; eig der achte oder 
ein Achtel, = I. octavus) eine ehemal. Rechnungs⸗ 
münze in Raftilien — Yı, Real de Vellon oder 
1/,, Real de Plata = 1,3 Pf; in Maroffo = 
2 Uias—=0,5M.; Ochavos, ſ. Oltavonen. 

Ochẽma, m. gr. (v. ochein, tragen) eig. ein Trage- 
over Haltemittel (Behifel); Heilk. eine flüffige Ein- 
hüllung allzu trodner oder jtarfer Heilmittel. 

Dchlofratte, f. gr. (v. öchlos, m. Bolfshaufen, Pö— 
bei, u. ee die Maffen- od. Pöbel— 
herrſchaft, verich. v. Demokratie, f.d.; Ochlo— 
frdt, m. ein Böbelanführer, Pöbelherrſcher; od= 
lokraͤtiſch, pöbelherrichend. 

Ochras, — —— Pottaſchenfluß, ſ. unt. Pot. 

Schriäſis, f. gr. (v. Schriän, blaß werden, v. öch- 


Ocke 


rös, bleich, gelblich) Heilk. gelbliche Bläffe des Ge- | 
fibts; Ochroit, m. gr. — Cererit, Cerinftein; 
Ochrophra, f. gr. Heilk. das gelbe Fieber. 

Dete, r. Dta, ſ. d. 

Der, m. (l. u. gr. öchra, von gr. öchrös, A, 6n, 

elblich) ein erdiger Metallkalk (Metalloryd); bef. 

Fir Eifenoder, Metalliafran, Berggelb, Gelb- 
erde, erdiürmiger Rot-, Braun» und Gelbeifen- 
ftein; ockrig, metallifch-erdig. 

Dd, n. (vom isländ. odr, Sinn, Gefühl) eine von 
K. dv. Reichenbad) behauptete eigentüimliche Natur- 
fraft, für weldye nur die fogenannten fenfitiven 
Perjonen empfänglid) find. 

Dda, f. türf. (eig. eine Stube voll, von öda, Stube, 
Wohnung) eine türk. Soldaten-Abteilung (Kom— 
pagnie), ein Zug türk. Soldaten; Odabaſchi, m. 
der Anführer eines ſolchen Su Hauptmann; 
Oberaufjeher einer Karamanjerai, d. i. eines Un- 
terfunftähaufes fiir Reifende im Orient. 

Ddal, n. ſchwed. od. Odel, norweg, ein Freigut. 

Odaliske oder r. Odalike, f., pl. Odalisken, türf. 
(ödalik, v öda, Stube, Zimmer, alfo eig. Stuben- 

enoſſin) Magd, Sklavin im Harem, die niedere 
— zu verrichten hat; Kammermädchen; 
insbeſondere diejenigen Sklavinnen des türkiſchen 
Kaiſers, welche weder einen Sohn geboren, noch 
durch größere Begünſtigung zum Range von Sul- 
taninnen gelangt find, meiſt zirkaſſiſche vder geor- 
aiihe Sklavinnen; ein Wollenzeug. 

Opgzkömus, m. gr. (odax&smös, von odaxän — 
odazein, beißen, jtechen, juden) Heilf. das Juden, 
ein beißender oder brennender Schmerz, beſonders 
der Schmerz beim Hervorbredhen der Zähne, — 
Odontiajig; odagejtifch, judend, beißend. 

D5D Fellows, pl. engl. (ſpr. ad felloh8), eig. när- 
riſche Gejellen, eine engliihe um 1780 nad) dem 
Muiter des Freimaurer-Ordend gegründete, aud) 
pr Rn verbreitete philanthropijche Gejell- 
ſchaft. 

Ode, f. gr. (öde, überh. Geſang, Lied, zuſammengez. 
aus aoidd, von aeidein, fingen) Hochgejang, eine 
Gattung erhabener, fhmwungvoller, feierlicher, ly— 
riſcher Gedichte; Ode-Sinfonie, f.fr. (pr. od’Bäng- 
in ein von Fel. David zuerft durch das Ton- 
tüd „die Wüſte“ 1844 eingeführter Gefang mit 
tonmaleriſcher Orcheiterbegleitung; Odeum, n. !. 
(gr. od&ion), pl. Odden, ein Sing- und Leſeſaal; 
eine Tonhalle bei den Alten, worin vorzüglic) 
poetifche u. muſikaliſche Wetiſtreite angeſtellt wur— 
den; auch eine Sammlung lyriſcher Gedichte. 

Ddelbonden, pl. (dän. odelsbonde, ſchwed. odal- 
bonde) freie Grundbefiger, Erbfreifafjen in den 
fFandinav. Ländern, = Adelbonden; Odels— 
thing, n. ſchwed. die zweite Abteilung oder Kam- 
mer de3 Storthing (f. d.) in Norwegen. 

ODdem(a), m. gr. (oidema, v. oidän, ſchwellen) Heilf. 
örtliche Wa Fergeic wulſt; Odematie, f. allgemeine 
Hautgeihwulit; Bdematiich vd. ödematss, ge- 
ſchwollen geihmwülitig; ſich Ödematifieren, ſchwel— 
len, von Waſſerſucht ergriffen werden; Ödephön, 
n. gr. d. i. Schwellton, ein von Banderburg erfun- 
denes Tonwertzeug, dejjen Töne durd einen Zy— 
linder von Metallitäben u. eine Klaviatur hervor- 

ebracht werden. 

sdärint, dum metüant, l. (von odi, ich haffe) 
Sprichw. mögen fie mid) haſſen wenn ſie mich nur 
fürchten, Wahlſpruch des Kaiſers Caligula, n. a. 
des Nero; Odium, n. Haß, Feindſchaft; Rſpr. Un— 
g it, Zurückſetzung; odium implacabile, unver— 


Dditologie, f. unr. 
Dpdium 2e., j. unter nderint ıc. 
ODdnotolta, f., pl. Odnokoͤlli, ruf). (v. odnö, ein, 


Odyſſee 589 


odiõs (I. odiösus), verhaßt, gehäſſig, verdrießlich, 
Ddidfe, pl. verhaßte, widıige oder verdrießliche 
Dinge; Odiöfus, ein verhakter. widriger od. wi— 
derlicher Menſch: nomina sunt odiosa, I. Spr. 
„Namen find gehäſſig“, d. h. Strafpredigten und 
allgemeine fittlihe Rügen ſollen nicht perſönlich 
werden; Odioſität, f. ni. Gehäſſigkeit, das Ver— 
haßtſein. 


Dde-Sinfonie, Odeum, ſ. unter Ode. 
Odeur, k. fr. (fpr. odöhr; dv. I. odor) der Geruch, be 


Wohlgeruch; auch bildl.: der Ruf, üble Ruf; äi 
Odeurs (jpr. odöhrs), Wohlgeriiche, wohlriechende 
achen. 


Ddin, r. Odhinn, m. nord. = Wodan. 
odiõs ꝛc., j. unter oderint ıc. 
Hdipũs od. Didipfis, m. gr. ein König von Theben 


in Griechenland, welcher das Rätſel der Sphinz 
löfte; daher überh. ein glüclicher oder geſchickter 
Rätfel-Auflöfer; vgl. Davus. 

! Hoditologie,f. d. 


u. kölo, Kreis, Reif, Wagenrad), eig. ein leichtes 
Fuhrwerk auf einem Räderpaar, ein Kabriolett; 
aud) für den Transport Verwundeter bejtimmter 
ziweirädriger Karren. 


Odsõl, f. unter Odontagögum. 
Ddometer, r. Dodometer, f. d. 
Ddontagögum, n. gr. (von odüs, odöntos, Zahn) 


Heilt. die Zahnzange; Odontägra, n. gichtiſcher 
Zahnſchmerz; Odontalgie, f. Heilk. Zahnweh; 
Odontalgita oder Odontita, pl. Mittel gegen 
Zahnweh; Odontiäſis, f. das ſchwere Zahnen 
der Rinder; Odontiatrie, f. die Zahnheilkunde; 
Odontin, n. u.Ddontine, f. ein Zahnjchmerz ver- 
treibendes Mittel; Zahnerhaltunasmittel; Odon⸗ 
titis, f. die Zahnentzündung; DnantnalgnDun, 
DD ——— Zahnfeilen, Wertzeuge 
zum Ausputzen od. Reinigen der Zähne; Odentos 
graphie, f. die Zahnbeſchreibung; Odontogräph, 
m. der Zahnflanfenzirfel; odontoitiſch, zahnfür- 
mig; Odontofithos, m. der Weinjtein an den 
Zähnen; Odontolithiäſis, f.dieWeinfteinbildung 
an den Zähnen; Ddontolithen, pl. Zahnverjtei- 
nerungen, verfteinerte Zähne von Säugetieren; 
Ddontologie, die Lehre von den Zähnen, die 
Babnlehre; Odontöſis, das Bahnen, die Zahn- 
bildung; Odontoſmẽgma od. Odontotrimma, n. 
Zahnpulver; Odontotechnie, f. die Kunſt, die 

ähne zu erhalten, aud zu erſetzen; Ddonto⸗ 
therapie, f.die Zahnheilkunde; Odoͤl (eig. Zahnöl), 
n. ein von Lingner in Dresden erfundeneg, fäul- 
nisverhütendes Zahnwaſſer. 


odor, m. I. Geruch; Geſtank; pl. odöres, Wohl—⸗ 


geriiche, wohlriechende Spezereien 2c.; odor hir- 
cInus, m.l. eig. Bodsgeitanf, Schweißgerud); Ddo⸗ 
ramıent, n. (odoramentum) Räucherwerk; odo— 
rant oder r. pdorät (von odoräre, wohlriechend 
machen), wohlriecyend, duftend; VOdoräte, pl. 
Wohlgerüche, mohlriehende Sachen; sderiferif 
(l. odorifer), riecyend, duftend; odorifizieren, nl. 
mwohlriechend machen. 


Odſchãt, m. türk. (von oda, Stube, Zimmer, f. d.) 


der Herd, die Familie; ein Verein; ein Jani- 
ticharen-Heertrupp; Bejagungstruppen in den 
Grenzfejtungen. 


Odur oder Öder, m. altnord. (Odhr) Zabell. der 


Semahl der Göttin Freia, welcher dieje zu ihrer 
großen Betrübnis verließ und in die Fremde zog. 


öh nlicher Daß; o. internecinum, tödlicher Haß; Ddyiiee, k.Homers berühmtes griechiſches Helden⸗ 


580 oeil de boeuf 


aedichtvon den Abenteuern des griechiichen Fürften 

Odyſſeus od. Ulyſſes auf feiner Rückfahrt von 

a nad Sthafa. 

evil de boeuf, m. fr. (jpr. öi de böf; oeil, v. l. 
ocülus, Auge) Bauf. ein Ochjenauge, rundes Dach— 
tenjter: bei. ehem. das durch ein Ochjenauge er- 
bellte Borzimmer im Schloß zu Berjailles, worin 
jich die Hofleute vor ihrem Eintritt bei dem Kö— 
nige verfammelten; daher Chronif des oeil de 
boeuf, Läſtergeſchichte des Hofes von Verſailles; 
oeil de perdrix (jpr. — drih), eig. Rebhuhnauge, 
ein vortrefflicher, hellroter Champagner-Wein; 
Deillade, f. (ipr. öjcid') ein veritohlener Blick, Sei- 
tenblid, Wink; veilladteren (fr. oeillader), Blicke 
zuwerfen, liebäugeln; Heillere, f. (ſpr. öjähr’) das 
Scheuleder der Pferde; Heillets oder engl. eyes, 
Augen, Schleifen (in der Weberei). 

Oenf, m. fr. (fpr. öf; vom lat. ovum, Ei) das Ei; 
oeufs brouilles (pr. d brujeh), pl. Kochk. Rührei, 
Rühreier; oeufs A la eloque (fpr. 5 ſalla klöck) 
weich gejottene Eier); oeufs sur plat (fpr. ö ßür 
plah), Spiegeleier, Eier auf Butter; oeuf dur (Ipr. 
ö dühr), hartes Ei; oeufs poche6s (jpr. 5 poſcheh), 
verlorene Eier, Sebeier. 

Denpres, pl. fr. (pr. öw'r; dv. Tat. opera) Werfe, 
Schriften. 

offa, f. [. ein Bijjen; inter os et offam, Sprich. 
zwiſchen Mund und Bifjen (deutich: zwiſchen Lipp’ 
und Kelchesrand), d. i. ehe man den Billen in den 
Mund bringt, in kurzer Zeit, ehe man fich defjen 
verfieht. 

vffendieren,!.(offendere)angreifen, beleidigen, ver- 
legen; jich offendiert finden, ich für beleidigt 
halten; Offenſion, f. (1. offensio) der Angriff, An- 
fall; die Beleidigung; ne, ) an- 
greifend; angriffsweile; offenfivesWerf,n. ein 
Uferbau, durch welchen der Strom vom Ufer weg— 
gewieſen wird; Offenfive, f. fr. der Angriff, das 
Verhalten al3 Angreifender; die Offenfive er- 

greifen, zum Angriff übergehen; Offenfip- 
Manz, f. ein Angriffsbündnis, Trutzbündnis, 
entgeg. Defenfiv-Allianz; Offenfinbuhnen, 
Zreibbuhnen (= deflinante Öuhnen); O.⸗ 
Krieg, m. ein Angriffsfrieg; O.-Stellungen, pl. 
Krk. Angriffsitellungen, die einen plößlichen An— 
griff vorbereiten jollen; auch jolche, durch die mıan 
den Feind zu einem Angriff zu verleiten ſucht. 
vfferieren, I. (offerre; fr. offrir)antragen, anbieten; 
darbringen, opfern; Offerte, f., auch Offert, n. 
das Anerbieten, Angebot; pl. Offerten, Anerbie- 
tungen; Öffertorium, n. nl. das Opfergeld; ein 
Opferbuch; das Erheben und Borzeigen der in der 
Monſtranz befindlichen geweihten Hoftie bei der 
fathol. Meſſe und der diefe Zeremonie begleitende 
ang (das Opfergebet). 

Dffice, f. fr. (pr. offihß') od. Offiz (v. I. officium), 
die Leinwand» u.Silberfammer, Tiichgerätfammer 
in vornehmen Häujern; auch die Kiichendiener- 
ſchaft; office de publieite, fr. f. (pr. offihß do 
pübligiteh) Annoncengefhäft, Anzeigengefchäft; 
Office, f. engl. (ſpr. offis) Geichäftsitelle, Expedi— 
tion (f. d.), Büreau (f. d.); Officer, m. engl. ein 
Offizier, ein Beamter. 

Of a Dffiztal, Offiziant, offiziell, ſ. unter 

icium. 

Dffieium, n. [., od. verf. Offiz, pl. Officia, Dienit, 
Amt, Pflicht, Dienstpflicht, AUmt3verrihtung, Dienft- 
feiftung; da8 heilige Officium— die Inqui— 
jition; bona offlecia, pl. gute, willige Dienite; 
ocfällige Bermittelung; ex offleio, von Amts 


Ogre 


wegen, amtlich; unentgeltlich, umſonſt; als Über— 
ſchrift auf Briefen: Dienſtſachen; offl-ium ahso- 
lutum, eine unbedingte Pflicht; o. beätae vir- 
sinis (Mariae), der tägliche Mariendienit in fie- 
benteiligen Gebeten; 0. completum od. 0. noe⸗- 
türnum, letztes Amt; Nahamt, Mette; 0. di- 
vınum, der ganze von dem Geiltlichen geleitete 
Öottesdienft, bef. in der Fathol. Kirche; o. huma- 
nitätis, eine Pflicht der Menfchlichkeit; 0. imper- 
fertum, eine unvolltommene Pflicht oder Ver— 


— wobei kein äußerer Zwang ſtattfindet; 
0. judicis implorieren, das mildrichterliche Amt 


anrufen, d. i. die dem Anrufenden zugute fom- 
mende amtlihe Ergänzung der unvollftändigen 
Bitte; 0. perféctum, eine vollfommene oder 
Zwangspflicht; o. plenumyein vollftändiger, feier- 
licher Gottesdienft; 0. supremum, letzke Pflicht 
oder Ehre; — Hffiziäl, m. (ſpätl. officiälis), pl. 
Difiziälen, ein Kirchendiener, Kirchenbeamter od. 
Kirchenvoriteher; auch ein geiftlicher Rat oder Ge- 
richtsbeamter, geiftl. Stellvertreter eines Biſchofs 
der röm.-fathol. Kirche in weltlichen Gerichtsange- 
legenheiten: Dffizialät, n. nl. deſſen Amt und 
Wirde; Offizial- Bericht, m. Amtsbericht; O. 
Sache, f.Dienjtiache; Ofiiztafia pl. Amtsarbeiten, 
Dienftleiftungen ; Offiztalberteidiger,m.ein amt- 
lich beftellter Berteidiger; Offiziänt, m. (mi. offi- 
cians), pl.Offiztänten, Beviente, die Dienerſchaft; 
Beamte; offiziell (fr. officiel), amtlich, behördlich; 
auch dienftlich, pflichtgemäß, berufsmäßig; offi- 
zieller Bericht, ein Amtsberiht; offizielle 
Zeitung, von einer Behörde unmittelbar aus- 
gehende Zeitung, Amtszeitung; pffigtieren, 
Dienft tun, fein Amt verwalten, = funftionie- 
ren; ofſizios (1. officiösus), dienftfertig, dienſt— 
willig, dienſtbefliſſen; willfährig, gefällig; mittel- 
bar amtlich, nicht ımmittelbar, aber doch auf 
Beranlaffung einer Behörde oder ihr zu Gefallen 
gejchehend; offiziöfe Zeitung, mittelbar von 
einer Behörde beeinflußte Zeitung; Offizioſität, f. 
(jpätl. officiositas) Gefälligfeit, Dienitfertigfeit, 
Dienjtwilligkeit. 
offirmieren, |. obfirmieren. 
Offiz, ſ. Office u. Officium. 
Hffizier, m. fr. eig. überh. ein Beamter, Bedienter 
(von office, m. =. officium, ]. d.), jeder iiber den 
Mannschaften und Unteroffizieren jtehende militä- 
riſche Borgefegte; im Schadhipielafle Figuren außer 
dem Könige und den Bauern; Offizier⸗ſtorps, 
n. (ipr. —kohr) die Anführerihar; Dffiziers- 
afptrant, m. einer, der nad) Ablegung des Abi- 
turienten- und Fähnrichsexamens in das Heer 
eintritt, um Offizierzu werden, auhAvantageur 
genannt; offleier de sante(fpr. ofißjeh d’Bangteh), 
ein Feldwundarzt; 0. du jour (pr. — dit fuhr), 
om: an Offizier. BER en 
jizin, £. 1. (officina, zgez. aus opilicına, d. opitex, 
Ms Werkmeiſter, Verfertiger, Arbeiter) Werkſtatt, 
Werkftätte, beſ. Apotheke, Buchdruckerei; offizinäl, 
nl., od. offizinell, in der Apotheke fertig vorhan- 
den, gangbar und gebräuchlich; heilfräftig; Dffi- 
zinalia, pl. Arzneiwaren, Heilmittel; Offizinal- 
Formel, f. |. formula officinalis. 
Dffrande, f. fr. (fpr. offrdngd’; v.offrir, darbringen) 
die Darbringung, das Opfer. 
Ogive, £. fr. (fpr. oſchiw') Bauk. Spigbogenrippe, 
Bogengräte an gotijchen Gewölben; ogival (ſpr. 
oſchiwal), bogenrippenförmig zugefpißt, zweiflächig 
abgedacht (bei Geſchoſſen gegen Panzerſchiffe). 
Ogre, m. fr. (fpr. og’r; fpan. ogro, it. orco, angel]. 


Ogyges 


orc, hölliſcher Dämon, Hölle, v. I. Orcus, Unter— 
welt) ein Werwolf, wilder Mann, ein Schreckbild; 
Ogreſſe, f. ein böſes Weib. 

Ogijges, m. der älteſte fabelhafte Beherrſcher von 
Artita, unterdefjen Regierung die ogygiihe Flut 
ganz Attifa verwüstet Haben ſoll; daher ogigiſch, 
uralt, ehrwürdig. 

ohoe! jam satis est! Sprichw. O! nun iſt's genug! 

Ohm, n. oder f., auch m. (aus Ahm entſtanden, f.d.), 
ein altes deutſches Flüſſigkeitsmaß — 2 Eimer od. 
ungef. 150 1, vgl. Nam und Ahm. 

Ohm, n. (fein Fremdwort, fondern nach dem Phy— 
iifer Georg Simon Ohm benannt, der 1854 als 
Profeſſor in München ftarb) praftiiche Maßeinheit 
des elektrischen Wideritandes; Ohmmeter, n. ein 
Galvanometer zur Meſſung des Wideritandes. 

Didẽma,ſ.Odema; — 20.,|.Onogi—; 
Difophagitis 2c., ſ. Vjopbagitis ıc. 
idium, n. nt. eine Gattung jehr Feiner, auf Bflan- 
zen und tierischen Körpern als Urjache von Krank— 
beit3erfcheinungen vorfommender Pilze. 

iron, genauer Fayence d’Oiron, £. fr. (fpr. fa- 
jängß d'oaroöng), auch Henry-Deur, nad König 
Heinrich II. von Frankreich genannt, Gefäße von 
gelblichem Ton aus dem 16. Jahrhundert. 

Oka, f. peruan. und fpan. eine Pflanze mit nahr- 
hafter Wurzel (Oxälis tuberosa, L.), ein Haupt» 
nahrungsmittel der Indianer. 

Oka oder Da, f. türf. (entjt. aus avab. wakijah, 
ükijah, ein Gewicht von 2%, Pfund, und dies 
wahrſch. d. qr. unggia, ungkia, l. uncia, Unze) in 
der Türkei, Griechenland, Ungarn, Rumänien ıc. 
früher ein Gewicht von 400 Drachmen (Dramnıen, 
Derhem): in Ungarn = 21, Wiener Pfund = 
1,260 kg; in Griechenland (hier auch Stadera ge- 
nannt) früher 1,280 kg, jeßt (neue Ofa) = 1,250 kg; 
ebenda früher ein Olmaß von 2,5 Gewicht3ofen; in 
der Türkei, in Rumänien, Albanien ꝛc. friiher ein 
Gewicht von Kantcir — 1,281 kg, ebenda früher 
ein Flüffigfeitsmaß von 1,281 1; auf Kreta (Candia) 
früher ein Gewicht von .. Kantdro — 1,992 kg; 
in Agypten ein Gewicht = 1,235 kg. 

Dfal,m. arab. (eig. Verwaltung) ein großes vermiet- 
bares Wohngebäude in Agypten, für die Läden ır. 
Mprenlagr der Kaufleute 2c. 

Dfarina, f. it. eine italienische Tonpfeifemit 10 Ton- 
löchern, Blasinjtrument Fir Kinder, doch gibt es 
auch Okarina⸗Virtuoſen, deren Leiitungsfähig- 
feit jedoch nur fehr gering zu fein braucht. 

Oteanos, |. Ozeanus. 

Okelpfennige, pl. l.-dtich. (vom lat. ocülus, Auge) 
Finkenaugen, eine Art Brakteaten (ſ. d.) mit ein— 
zelnen augenähnlichen Ringen im Gepräge, chem. 
in Brandenburg, Pommern 2c. gejchlagen. 

Dfer, |. Der. 

Otia, f., auch Ofin, Udfia, engl. Ofhent, die Unze, 
eine Rehnungsmünze in Maroifo, = !/;, Mitskal 
(Metefal) = 0,125 M. 
fift, m. gr. (oikistes, von oikizein, griinden) der 
Gründer einer Pflanzitadt, Anfiedler. 

Oktalleſcenz, f. nl. (v. [. occallescöre, von callus, 
Scmiele, harte Haut) das Diethäutigwerden, Ver- 
härtung. 

Dftajion, f. l. (occasio, dv. occidöre, vorfallen, ſich 
zutragen, von ob und cad£re, fallen) Gelegenheit, 
Beranlafjung, Anlaß; per oceasiönem over fr. 
par occasion (jpr. —ofafjöng) mit od. durch Ge- 
legenheit, gelegentlich, auch okkaſionéll (fr. occa- 
sionnel) und als Adverb nl. oecasion»literz; Öfs 
Injionalismus, m. nlat. oder das Offafionäl- 


Dftahord 591 


Syſtem, die Lehre od. Meinung der gelegentlichar 
Urfachen, nach welcher Gott überall unmittelbon 
toirft, und fich des Willens der Menfchen und des 
Inſtinkts der Tiere nur als Gelegenheit zum Wir- 
ten bedient; Offafionaliften, pl. Anhänger diejer 
Lehre; oflafionieren (fr. occasionner), veran- 
(afien, Gelegenheit od. Beranlafjung geben; Ok— 
faitonär, m. ein Barteigänger. 

oftludieren, l. (occludere, von claudere, jchließen) 
verschließen, hemmen, verfperren; Otkluſion, f. nl. 
die Hemmung, Sperrung. 

Okkülta, pl. I. (v. occulere, verbergen) verborgene 
Dinge, Geheimnifje; ocenlte, heimlich, geheim, 
verborgen; oceulti morbi, pl. verborgene Krank— 
heiten; okkulte Wiſſenſchaft = Spiritismus; 
uffuftieren (1. occultäre, Berjtärfungszeitivort v. 
oceul£öre), verbergen, veriteden 2c.; Offuftation, 
f. (occultatio) die Verbergung, Verhehlung; Be— 
deckung od. ER; eines Sterns; Offultä= 
tor, m. der Berhehler, be. eines Verbrechens. 

oftumbieren, I. (occumbere, v. ungebräuchl. cum- 

ere, f. cubäre, lieaen) fallen, finfen, zugrunde 
gehen, unterliegen; Offumbenz, f. nl. das Unter- 
liegen; Obliegenbheit, Verbindlichkeit. 

offupieren, [. (occupäre, dv. capere, nehmen) eitt- 
nehmen, befeßen, fi) einer Sadje bemädhtigen; be» 
Ihäftigen, in Anfpruch nehmen; offupiert, bejegt, 
eingenommen; beichäftigt, mit Gejchäften über- 
bäuft; Offupatton, f. (l.occupatio) die Befegung, 
Einnahme, Bemädtigung, Bejißnahme eines Or— 
tes; Krſpr. Befeßung eines Landes behufs Er- 
zwingung eines Anfpruchs oder einer Bedingung; 
Nipr. Befitergreifung eines vorher herrenlojen 
Dinges; die Befchäftigung, Berrichtung, das Ge— 
ihäft,der Beruf; offupatoriich (l.occupatorius), 
in Befiß genonmen; befigergreifend. 

offurrieren, [. (occurrere, dv. currere, laufen) bes 
gegnen, vorfallen, fich ereignen; vorbeugen, zuvor— 
tommen; gffurrent (occürrens), vorfallend, ſich 
ereignend; Otkurrenz, f. nl. das Ereianis, der 
Anlaß, die Begebenheit, Gelegenheit; all? oecor- 
r6n2a, it. fjpr. gelegentlich, nach Umständen. 

Oklad, m. ruf. (fpr. oflddd, von okladywatj, mit 
einer Steuer belegen) die feitgejeßte Abgabe oder 
Steuer; Okladiſt, m. der fteuerpflichtige Stadt- 
bewohner (Ditfeeprovinzen). 
fographie, f. gr. (v. Oikos, Haus) Hausbefchrei- 
bung; Öfondm, m. Haushalter, Hausverwalter, 
Zandwirt; Ökonomie, f. dic Haushaltung, Land» 
wirtichaft; Wirtſchaftlichkeit, Sparſamkeit; dieWirt— 
ſchaftskunde, Haushaltungs- od. Landwirtſchafts— 
Wiſſenſchaft; Haushaltungskunſt; überh. Anord— 
nung, zweckmäßige Einrichtung, z.B. eines Staates, 
Kunst» oder Naturwerks; Staats-Okonomie, 
Staatshaushaltung, Staatswirtſchaft;zökonoͤmiſch, 
den Haushalt betreffend, wirtſchaftlich, landwirt— 
ſchaftlich; haushälteriſch, ſparſam; ökonomiſieren, 
wirtſchaften, haushälteriſch oder ſparſam leben; 
Dfonomift,m. ein Anhänger des phyſiokratiſchen 
Syitem3; }.d.; Staat3-Dfonomijt, ein Staats- 
haushalter, Staatshaushaltsfundiger; Htoſtopie 
(Oikoſkopie), f. Wahrſagung aus zufälligen Be— 
DEN in oder auf einem Haufe. 

Okrüshnoi Ssud, m. rufj. ((pr.sh wie fe; v. 6krug, 
Bezirk, Kreis, u. ssud, Gericht) das Kreisgericht. 

Oktachoͤrd oder Oktochoͤrd, n. gr. (von oktö, acht) 
ein achtjaitiges Tonwerkzeug; Oktaëdron oder 
Dftaeder, n. Größenl. ein Adhtflächner, eim von 
acht aleichjeitigen Dreiecken eingefchloffenerKlörper; 
ottaẽdriſch, ahtflähig; Oltaddrit, m. ein oita- 


592 Oltangulum 


edrifch Friitallifierendes Mineral, aus Titan und 
Sauerftoff beitehend; auch: Anatas: Öftaeteris, 
f. ein Zeitraum von acht Sahren; Oftandria, pl. 
achtmännige Pflanzen, deren Zwitterblumen acht 
freie Staubfäden haben, die achte Klaffe in Linnes 
Syſtem; Oftogön, n. ein Achteck; oktogdniſch, 
achtedig; oktoghniſch, Bot. achtweibig, acht ge— 
fonderte Piſtille in einer Blüte habend; okto— 

etdlifch,achtblumenblätterig ; oltophülliſch, acht⸗ 

lätterig; Oktoſtlon, n. eine Reihe von act 
Säulen. 

Oftanpülum, n. I. (v. I. octo, acht, und angülus, 
Winkel) ein Achted, eine Figur mit 8 Winkeln od. 
Eden; oktangulär, nl. achtwinklig, achtedig; Ol⸗ 
tdnt, m. |. (öctans, der achte Teil) ein Achtelfreis, 
ein aftronom. Werkzeug, welches den achten Teil 
eines Rreifes enthält; auch ein Sternbild am ſüd— 
(ihen Himmel; Oktäpla, pl. eine achtſprachige 
Bibel; Oftäp,n. (v. l.octävus, a, um, der 2c. achte) 
die Achtelform od. Achtelgröße eines Papierbogens; 
in octävo, in Achtelform, d. i. fo daß der Bogen 
in acht Blätter zufammengelegt iſt; die Oftäve, 
Tonf. der achte Ton vom Grundtone, die gleich— 
tlingende Acht; aud) der ganze Umfang von 8 Tö— 
nen; in der fathol. Kirche achttägige religiöje Ge- 
bräuche zur Feier eines Hauptfeites (4. B. Olter- 


DOftave); der legte od. achte diefer Tage; Oktava⸗ 


rium (if. ottavario); Oftavönen oder Ochanos, 
pl. (fpr. otſch -, fr. octavon, jpan. octavo, ochavo) 
die Achtelfhwarzen, Kinder eines Europäers und 
einer Duarteronin, |. d.; Oftäuns, m. der Achte, 
erw. Benennung für den achten Lehrer einer ge- 
ehrten Schule; Dftett,n. ſ. Ottett; Oktidi, fr. 
ſ. Dekade; Oktidünm, n. nl. eine achttägige Frift, 
Zeit von acht Tagen; intra oetidüum, innerhalb 
od. binnen acht Tagen; Oktilliön, f. eine Million 
Septillionen = 1mit 48 Nullen; Oktiphonium, 
n. l.-gr. ein achtſtimmiges Tonftüd; Oktöber, m. 
I. der Weinmonat, in dem älteften Kalender der 
alten Römer der 8., bei un3 der 10. Monat des 
Sahres; Oktochord, j. Oktachord; Ottodéz, n. 
(von I. octod&cim, achtzehn) die Achtzehntelform 
eines Papierbogens; Oftonarius, m. j. Tetra- 
meter; Öftung, f. I. ein Gewicht von 8 Unzen 
oder 16 Xot (eine alte preuß. Unze = 29,232 g); 
Ottũulum, n. das Acıtfache; oktuplieren (I. oc- 
tuplicäre), achtfady nehmen. 

Ottroi, m. fr. (fpr. oftrod; ml. auetorium = aucto- 
ritas, ſ. d.) Handelsfreiheit, ausfchließendes Han- 
delsrecht, vgl. Brivilegium; die befreite oder 
bevorredhtigte Handelögefellihaft; auch die Ber- 
zehrungsfteuer der Gemeinden, Stadtiteuer für 
Eßwaren; pftroyieren (fr. octroyer, prov. au- 
treyar, autorgar, v. gleich]. [. auctoricäre f. auc- 
toräre, verbürgen, befräftigen, mi. bemwilligen) 
Handelsfreiheit vermwilligen oder gewähren; aud) 
aufdrängen, aufndtigen; ein Gejeß oftroyie- 
ren, dasſelbe fraft landesherrliher Machtvoll- 
kommenheit ohne die verfafjungsgemäße Zuftim- 
mung der Landesvertreter in Kraft treten zu laj- 
ſen; oftreyierte Verfaſſung, durch füritliche 
Machtvolltommenheit od. als Gnadengeſchenk des 
Monarchen verliehene, bewilligte Verfaſſung, entg. 
der paktierten, d. i. mit den Landesvertretern 
vertragsweiſe feſtgeſtellten. 

Dftung, Oktuplum ze., ſ. unter octo. 

ofulär, l.(v. ocülus, Auge, oculäris) das Auge be- 
treffend, Augen⸗; ſichtbar; oculus Christi, das 
Chrijtuß-Auge, blaue Sternblume; 0. elephan- 
timus, Elefanten- od. Glogauge, = Buphthal- 


oleum 


mie; ad oculos 2e,, j. demonſtrieren; Ofült, 
der dritte Faftenfonntag, von den Anfangsworten 
der Meſſe: Oculi mei semper ad Dominum etc., 
Meine Augen feben ftet3 auf den Herrn 2c., Pſalm 
25,15; Okulãr⸗Glas od. Ötulär,n. ein Augen- 
la3. das dem Auge zugefehrte Glas in einem 
serntohre, Augenlinie; O.-Inſpektion, f. die Be- 
fihtigung; O.=Zenge, m. ein Augenzeuge; oku⸗ 
lieren, nl. (von ocülus, Auge f. Knoſpe) Äugeln, 
ein Bflanzenauge in einen fremden Stamm fügen, 
impfen, auch inofulieren; Okulation, f. die 
Impfung, Augelung: Ofulift, m. ein Augenarzt. 
öfumenisch, gr. (oikumenikös, &, Ön, von. oikein, 
bewohnen) die ganze bewohnte Erde (oikumend,sc. 
g&) betreffend, allgemein; bef. ein öfumenijche3 
Konzil (I. concilium oecumenicum), eine all 
gemeine Kirchenverfammlung. _ 

Ofydrdm, m. gr. (von ökys, ſchnell) ein Schnell» 
läufer; Ofygrapbie, f. die Schnellſchreibekunſt, = 
Tachygraphie; Ofypdde, m. ein Schnellfuß, 
Schnelläufer. 

Ölzident,m. I.(occidens, v. occidöre, fallen, unter- 
geben) der Heron der Sonne, Abend, Welt, 

bendland, entg Orient; ofzidentälliich) (lat. 
occidentälis), abendländiich, weitlih; ofziden- 
taliſches Reid), n. das abendländiiche od. weit« 
römiſche Kaiſertum; Ofzidentaluhr, f. eine 
Sonnenuhr, deren Ebene nad) Weiten geneigt iſt. 

Okziſion, f. I. (occisio, v. occidöre, töten) die Er- 
mordung, der Totichlag. 

Dlaf oder Oslaf, m. altd. (v. angelj. os = altnord. 
as, Gott) der Gottentftammte (= gr. Diogened). 

Dlampi=Harz,n. ein weißgelbliches, dDurchlichtigeg, 
bartes und zerreibliche3 Harz aus Amerika. 

Olax, f. (vom mlat. olax, riechend; olere, riechen) 
Stinfholz, ein Baum in Oftindien. x 

old, engl. (fpr. ohld), alt; o!d Jack, m. (jpr. ohld 
dichäd), alter Hans (die britiiche Flagge). _ 

ol&a. pl. v.olöum, f. d.; oleaginds (fr. oleagineux, 
I. oleagin&us, zur Dlive gehörig), ölig, ölicht. 

Dlednder, m. 1 (fr. ol&andre, it. oleandro, ml. 
lorandrum, verderbt aus I. rhododendrum, gr. 
rhodödendron) Rojenforbeer od. Zorbeerrofe, ein 
baumähnlicher Straud) mit giftigem Saft, in ſüd— 
lichen Ländern. i 

Dlediter, m. I. (v. olsa, Olbaum, Olive) der wilde 

lbaum. 

Oleate, Olein, Oleometer, ſ. unter oleum. 

Olekränon, n. gr. (v. dlenẽ, Ellbogen, und kränon, 
Kopf, Schädel) Heilk. der Kopf des Ellbogenbeins, 
der Ellbogen. 

Dlerazeden, pl. nl. (olerac&ae; vd. I. olus, n., Gen. 
oleris, Kohl, Gemüſe) Küchengewächfe, Küchen- 
fräuter. 

oleronenſiſches Seerecht od. fr. röles d’Oleron, 
das — in Frankreich u. England als Hilfs— 
recht geltende Scerecht der Inſel Oleron an der 
Weſtküſte Frankreichs, ſchon im 13. Jahrh. ab- 
gefaßt. * 

olöum, n., pl. olẽa, |. das DL; oldum et operam 
perdidi, ich habe DI und Mühe verloren, d. )- 
mich umfonft oder vergeblich bemüht; o. vitriöli, 
Bitriolöl, Schwefelfäure, aud) ſchlechthin Oleum 
genannt; Öleäte, pl. nl. ölfaure Salze; Olein, n. 
oder fr. Dleine, f. = Elain, |.d.; dah. Olein⸗ 
Seife, oleösa, pl. ölige Arzneien od. Heilmittel; 
Dleohaliographie, f. I..gr. Dl-Rupferdruderei, 
Kupferftihh mit Olfarben; Olesharte, f. öl 
getränfte und dadurch waichbare Tapete, Oleo— 
graphie,f. Prüfung der Ole durch die Geftalt der 


Olfaktus 


auf Waſſer geworfenen Oltropfen und Übertragung 
dieſer Figuren auf Papier; Oleomargarin, n. 
Kunſtbutter, Talgbutier (vgl.Margarin); Oleo— 
meter, m. Ölmejjer, Werkzeug zur Prüfung der 
Güte des DIa 

Olfättus, m. I. (von olfacöre, riechen, von olere, 
riechen, und facere, machen) das Riechen, der Ge» 
ruchfinn; olfaktöriſch, den Geruchfinn betreffend 
oder dazu gehörig; Ölfafterius, m. der Geruchs— 


nerv. 

ODlga, f. ruſſ. (Oljga, v. Oleg, altruſſ. Heldenname, 
val. altnord. Helgi) weibl. Name: die Erhabene; 
Ölgatine, f. Wollenzeug mit perfiichen Zeich- 
nungen. 

Olibänum, n. ml. (fr. oliban, it. olibano, vom gr. 
libanos, libanötös, hebr.lebönäh, arab.lubän) der 
Weihraud). 

Olifänt, ın. (altfr. olifant, Elefant, Elfenbein und 
ein wahridh. aus Elfenbein verfertigtes Feines 
Sagdhorn, prov. olifan, holl. olifant, armor. oli- 
fant, wall. oliffant, vom I. elephantus, gr. Ele- 
phas, Elefant) dasHifthorn derfahrenden Ritter; 
Dlifänt oder Olifant-Papier, n. hol. Elefant- 
papier, das größte Bapier mit dem Zeichen eines 
Elefanten, be. zu Tabellen und Kupferftichen ge- 
bräudlid). 

Dligãmĩe, f. (v. gr. oligos, &, on, wenig und haima, 
Blut) Heilf. Blutmangel; Oligardjie, f. gr. (von 
ärchein, herrichen) die Herrſchaft weniger Adels— 
familien, Ausſchußregierung; Oligärch, m. ein 
Mitglied oder Anhänger einer ſolchen Regierungs- 
form; oligäͤrchiſch, in der Gewalt weniger; der 
Regierung weniger gemäß, geneigt; oligozän, |. 
unt. eozän; oligochroͤniſch, kurze Zeit dauernd; 
Oligochronométer, m. ein Kleinzeitmefjer, ein 
von del Negro erfundenes Inſtrument zur Ab- 
mefjung fleiner Beitabjchnitte; Oligoklas, m. ein 
dem Feldjpat vermandtes Mineral, dag haupt- 
fählih aus Kiefeljäure, Tonerde und Natron be- 


fteht; Oligofrdt, m. (von kratein, herrjchen) ein | 


Herrſcher, ver wenige Mitherricher hat; Oligo— 
fratie, f. die Herrichaft weniger; oligophilliſch, 
blätterarın, wenig Blätter habend; Dligopiitie, f. 
ſchwacher Glaube, Kleingläubigteit; Oligopfychie, 
f. Geiſtesſchwäche, Geihesarmut; Dligotridie, 
f. Haarmangel, Dünnhaarigfeit; oligotrichiſch. 
dinnhaarig, ſchwachbehaart; Oligotrophie, f. die 
verminderte Nahrung und Eßluſt, das Yaften; 
Dligurefie, f. krankhafte verminderte Harnabfon- 
derung. 

olimy l. einft, ehemals, vormals, vor Zeiten; jcherzh. 
vor oder zu Olims Zeiten, d.i. vor alters, vor 
undenklichen Zeiten; les olim, fr. die Olims, alt- 
franzöfiihe Gewohnheitsrechte. | 

Dlinde, f., pl. Olinden, feine Degenklingen aus | 
der Stadt Olinda in Brafilien. f 

—— pl.nl.(v. l.oleum, Ol) wohlriechendeHle; 
aus DL bereitete Arzneimittel; daher Olitäten— 
Händler oder -Arämer, herumziehende Arznei- 
händler, Quadjalber. 

olitõriſch, I. (olitorius, von olitor, der Küchen— 
gärtner, von olus, Küchenkraut) in Küchengärten 
wachſend, Küchengewächje betreffend. 

Dlive f. [. (oliva, jpan. oliva, fr. olive, it. uliva) 
die Ölbeere, Ölfrucht, Frucht des Olivenbaums 
oder Olbaums; uneig. ein olivenförmiger Zierat, 
auch dev metallene Griff an der Türtlinke: Oliben— 
farbe, Olivengrün, Ölbeerfarbe, Ölbeergrün; 
O.⸗Erz, O.-Kupfer oder Ölivenit, m. nlat. ein | 
olivengrünes Kupfererz, arſenikſaures Kupfer; | 

Henfer Frembwörterhud. 21. Aufl. 


Dmegn- 593 


Olivẽt(um), nl. ein Olgarten, Ölberg, Dlbaum- 
wald; Olibẽte, f. ein nach der Dlivenernte in: der 
Provence übliher Tanz; Olivetten, pl. (fr. oli- 
vettes) olivenförmige od. längliche Korallen, Glas— 
perlen 2c.; Öltvil,n. ein eigentümlicher kriſtallin. 
Körper des Olbaumgummis; Olivin, m. bajal- 
tiicher Chryfolith, ein olivengrünes Vlineral; auch 
einduchBehandlung desSalicin(f.d.) mir Schwefel⸗ 
ſäure entftehender olivenfarbiger Körper. — 

Oliver, m. engl. männl. Name: der Olbaum, Ol- 
bauer, Olbaumpflanzer (fr. Olivier); Olivia, f. 
weibl. Name: die Olbaumpflanzerin. 

Dlivetäner, pl. Benediktiner (f. d.) v. Monte Oli— 
veto in Stalien. | 

olla, £. I. ver Topf; olla fervet, Sprw. der Topf 
jiedet, von einem Reichen, der viel darauf gehen 
läßt; olla male fervet, der Topf ſiedet jchlecht, 
bon einem armfelig Xebenden; Olla potrida, f. 
jpan. (ſpr. olfja—, d. i. eig. Zaultopf; von olla, 
— Kochtopf, prov. ola, fr. oille, und podrir, 
pudrir, fr. pourrir, — [.putrere, faulen) ein Kraft⸗ 
oder Würzgericht, bejtehend aus Hein geſchnittenem 
und ſcharf gewürztem Fleiſch von verſchiedener Art, 
ein Lieblingsgericht der Spanier; ein Riechtopf, 
Duftgefäß (Botpourri) mit wohlriechenden Blu- 
men und Kräutern angefüllt; überh. ein Allerlei; 
Titel mehrerer Bücher, welche verfchiedenartige 
Aufſätze enthalten. 

Dionne, £. fr. jtarfe Hanfleinwand, nad) dem gleid)- 
namigen Marktfleden benannt. ß 

Olympos oder Olymp, m. gr. ein berühmter Berg 
in Theflalien (jept Lacha), fabelh. Wohnjit des 
Zeus und der himmlischen Götter; der Himmel, 
Götterfig; olhmpiſch, himmliſch; olhmpiſche 
Spiele, feierliche aligriech. Volksſpiele, die in 
Kampfübungen, Wettlaufen ꝛc. beſtanden, und bei 
Olympia am Alpheus dem Zeus zu Ehren, als 
ein Nationalfeſt u. Vereinigungsband aller griech. 
Völkerſchaften, ſtets nach Verlauf von 4 Jahren 
gehalten wurden; dah. hieß ein folder ‚Zeitraum 
eine Olympidde, (gr. Olympiäs), ein Jahrviert od. 
Bierjahr; die Zeitrechnung nad) Olympiaden be- 
ginnt mit 776 v. Chr.; Olympia, f. weibl. Name: 
die Himmlijche. 

Omägra, n. gr. (von Omos, m. die Schulter) Heilt. 
aichtifcher Schmerz in. der Schulter, Schultergicht; 
Omalgie, f. Schulterjhmerz; Omarthrotäce, f. 
gr. Heilf. Entzündung des Schultergeleni?. - 

Omar, m. arab. (v.’amara, bebauen, anbauen, lange 
leben) männl. Name: der Langlebende. 

omäsum, n. [. derBlättermagen, Pfalter, Löſer, der 
dritte Magen der Widerfäuer. 


| Sun sun. eine ſeltene Kegelſchnecke auf der Inſel 


Oma im Indiſchen Ozean. — 

Ombrage, m. fr. (jpr. ongbrähſch'; v. ombre —I. 
umbra) eig. der Schatten; Argwohn, Verdacht, das 
Miptrauen; ombragieren(fr.ombrager), bejchat- 
ten; Mal. überjdyatten, beveden, verdunfeln, ver- 
teinern; ombres chinoises (jpr. ongbr’ fchinodf’), 
chineſiſches Schattenfpiel; ombriert (fr. ombre), 
abgeichattet, von Zeugen, deren Farben aus dem 
Dunkeln ins Helle unmerflich übergehen ; gewäfjert, 
geflammt; Ouibré, n. ombriertes Garn, Flamm— 
garn. | 

DOmbriten, pl. gr. (von ombros, Regen) Regeniteine, 
angeblich mit. Platzregen vom Himmel gefallene 
Steine; Ombrometer, n.—Hyetometer; Oms 
brometrvie, £. die Regenmeſſung. 

Omega, n. gr. (von m£gas, groß) das große, d. i. 
lange oder gedehnte DO der Griechen (w), der legte 

38 


594 Dmelette 


Buchſtabe ihrer Buchftabenfolge, vgl. A und O 
(unter W). 

DOmeletie, £. fr. (entit. aus oeufs möles, gemilchte 
Eier) Eier- od. Pfannkuchen; Omelette aux fines 
herbes (fpr. ob fin färb), Eierkuchen mit fein zer— 
hackten Kräutern; O. soufflee (fpr. ſuffleh), Eier- 
auflauf, aufgelaufener Eierfuchen; O. aux confi- 
tures (jpr. — oh fongfitühr), Eierfuchen mit ein- 
gelegten Früchten, gefüllter Eierfuchen; O. natu- 
relle (jpr. natürell), einfacher Eierfuchen; tant de 
bruit pour une omelette (jpr. tang d'brüih pur 


ühn' om’lett’), Sprw. eig. fo viel Lärm um einen 


Eierfuchen, d. i. fo viel Lärm um nichts! 

Dmen, n., pl. Omina, l. (mit fat. avis, Vogel, zu— 
ſammenhängend, eiwa fo viel wie Bogelflug) eine 
Borbedeutung, ein Vorzeichen; omen faustum, 
eineglüclicheBorbedeutung; ominds [.ominösus), 
vorbedeutend, beſ. von ſchlechter Borbedeutung, 
ahnungsvoll; ominteren (l. ominäri) weisjagen, 
ahnen, vermuten. 

Dmentum, n. l. Heil. das Netz, die Nebhaut der 
Gedärne; Omentitis, f.L.-gr. die Netzentzündung, 
Entzündung des Weges oder der Neghaut. 

Omifron, n. (v.mikrös, ä, ön, flein) das Eleine, d. i. 
furze griechiſche D (0). i 

Omite, ominieren, ominds, |. unter Omen. 

omittieren, I.(omittere) auslaſſen, weglaſſen, über- 
gehen 2c.; Omiſſum, n. ein ausgelajjener Bunft 
»d.Saß; pl. Omitie, Ausgelaſſenes; casus omissi, 
pl. in den Rechten, Gejegen 2c. ausgelajjene Fälle, 
worüber die Obrigfeit 2c. nach Berhaftenhent der 
Umstände entjcheivet; salvo erröreetomissiöne, 
j. unter salvus; Omiſſion f. (ſpätl. omissio) Un- 
terlafjung, Auslajjung, Berfäumung; Omiffion 
der Erbihaft, Ripr. Nichtannahme derielben, 
Berfäumung der Annahmefrift; Duiſſions-Sün⸗ 
den, Unterlafjungsfünden; omissive, nl. auslaj- 
ſend, übergehend. 

Dinladina, £. jerb. (eig. Jugend) ein jährlich in der 
Berienzeit zu Belgrad zulammientretender litera- 
riſcher u. politiicher Verein der auf fremden Hod)- 
ichulen ftudierenden Serben, ſowie Name einer ge- 
heimen Verbindung; die jungſerbiſche Partei. 

Dmmant, n. (engl. hominy, ein indianifches Wort) 
Türkenmus, grobes,in Waſſer gefochtes Maismehl. 

DOmmatophällon, n. gr. (v. omma, Gen. 6mmatos, 
das Auge, u. phylion, |. d.) Heilf. eig. ein Augen— 
blatt, Fell auf dem Auge. 

omuis, omne, l. aller, alle, alles; pl. omnes, n. 
omnia; omne nimium nocet, j. unter nimis; 
0. prineiplum grave, |. Brinzipium; 0. sci- 
bile, f. scibile; o. simile elaudivat. f. unter si- 
milis; 0. trinum perfectum, alle3 Dreifache ift 
vollfommen, aller guten Dinge find drei; 0. tulit 
punctum, qui miscüit utile dulei, der hat all- 
gemeinen Beifall, der das Nügliche mit dem Ange— 
nehmen vereinigt; non omne licitum honéstum, 
nicht alles Erlaubte ift auch ehrenhaft; omni ex- 
ceptiöne major, f. unter erzipieren; 0. jure, 
j. Jus; 0. mudo. |. Modus; 0. tempöre, f. unter 
Zempu3;omnia ad Dei gloriam, omnia cum 
Deo! j.unter Deus; 0. mea mecum porto, alles 
Meinige trage ich bei mir (der Dentjpruch des 

ieh. Weiſen Bias, der feine höchſten Schäße in 
Feiner Weisheit befaß); mon ommia possümus 
omnes, wir können nicht alle alles leisten 2c., find 
nicht alle in allen Stüden geihidt; in omnibus 
aliqnid, in toto nihil, in oder von allem etwas, 
im ganzen nichts (Rechtes), näml. willen od. leiten; 
non omnibus dormio, ich jchlafe nicht bei allem, 


fi 


1 


Dnee 


d. i. ich werde nicht zu allem ſchweigen; omnis 
amans amens, [. jeder Verliebte iſt töricht oder 
närriſch; Omnihus, m. lat. (v. Dat. Pl. omnibus, 
d. i. eig. allen, für alle) ein Geſellſchaftswagen, ge- 
räumiger, vielfisiger Tobnwagen; Omminm, n. 
engl. der Allwert, die den Staatsgläubigern als 
Unterpfand angewiefenen gefamten Stammagelder 
de3 Staatsichages; ommino, [. allerdings, über- 
haupt; emmifarm(ipätl.omniförmis),allgeitaltig; 
ommipavent, allgebärend; Ymmiparität, f. nl. 
allgemeine &feichheit; Ommiphdg, m. l.-gr. ein 
Alles-Efjer oder »Freffer; ommipotent, |. (om- 
nipötens) allmächtig, allvermögend, allgemaltig ; 
Dunipotenz f. (omnipotentia) die Allmacht, 
Allgewalt; ommipräfent, nl. allaegenwärtig; 
Quinipräſenz, f. die AUllgenenwart; Ommifeidnz, 
k. die Allwiſſenheit; mnivöriſch I. (omnivörus), 
alles verichlingend od. frefiend; Omnivoren, p!. 
Naturk. Allesfrefier, Tiere (def. Singvögel), welche 
ihre Nahrung ſowohl aus dem Tier-, als aus dent 
Pflangenreiche nehmen. | 

Dmoalgie, f., v. Omalgie, .d.; Omofotäle, f. gr. 
Heilf.dieSchultergelenfpianne; Omopläte, f. dag 
Sdulterblatt; Omophorion, n. die lange Schul- 
terbinde der hohen Geiſtlichen in der griech. Kirche. 

Dmophäg (nihtYomophag), m.gr (v.Omös, roh, 
unreif) ein Rohfleiſcheſſer Omophanie, k. das Roh— 
ne Dmotocie, f. Das Zufrühgebären, 

eblgebären. 

Ompbäle, f. gr. Name einer Iydischen Königin, die 
den Herkules fo zu fejjeln wußte, daß er unter ihren 
Sflavinnen weiblich getleidet an ihrem Rocken 
ſpaun, daher jprichwörtl.: es findet ein jeder Her- 
fules feine Omphale. 

Dmphalelföjis, f. gr. (von omphälös, der Nabel) 
Heilk. ein Yenbelgeihwir: omphaͤliſch, den Nabel 
betreffend; nabelfürmig; Ompgalitis, f. Nabel- 
entzündung; Omphalszẽle, f. ein Nabelbruch; 
Omphalomantie, f. Wahrjagung aus dem Kno— 
ten der Wabeijchnur eines neugeborenen Kindes; 
Omphaloͤnkus, m. die harte Nabelgeſchwulſt; 
Omphaloncuron, n. die Nabelfhnur; Omphulo- 

hyme, n. ein Nabelgewächs, eine große weiche 

dabelgeſchwulſt; Omphalöptron, n. eineZinfe,ein 
Linſenglas; ein nabel- od. linſenförmig geichliffe- 
nes Vergrößerungsglas; Omphalorrhagie, f.ein 
Nabelblutfluß; Omphalotöm, m. Werkzeug zum 
Abſchneiden der Nabelſchnur; Omphalotomie, f. 
das Abſchneiden der Nabelſchnur. 

Dura vd. r. Omrah, m. arab. (v. amara, bebauen, 
befuchen; vgl. Omar) die Wallfahrt od. der feier- 
lihe Bilgerzug der Gläubigen nad) Meffa. 

ODnäger od. Önägrus, m. l. (gr.Önagros) der wilde 
Eſel, Waldejel (vgl. Kulan); ein leichtere Wurf- 
geihüßg der alten Römer. 

Dnanie, f. (von Onan, 1. Mo]. 38,9 benannt) die 
Selbſtbefleckung; auch Dnanismus, m.; ona⸗ 
nieren, dies Laſter treiben; Omanift od. Onanit, 

Setbitbefleder — a 

Hnaͤnth-Ather, m. gr. (von dinos, Wein, änthos, 
wu und pen j. d.) eig. Weinblumen Geiſt, 
der im Weine enthaltene Stoff, welcher die Urſache 
des Weingeruches tft; PRnaͤnth-Säure, f. eine aus 

egorenen Flüffigfeiten, z.B. Wein, entwidelte 
äure. 

Onbaſchi, m. türk. ein Unteroffizier in der Türkei. 

Dubeſchlit, m. türk. (von on-besch. fünfzehn, v. on, 
zehn, u. bösch, fünf) eine türk. Rechnungsmünze 
— 15 Paras oder faum 7 Pf. | 

Ouce, f. fr. (pr. ongß') — Unze, ſ.d; Oncia, it. 


Dnele 


(pr. ontſcha) Onze, Onca, f. eine Goldmünze im 
ehemal. Königreich beider Sizilien, zu 5 neapolit. 
Dukati— 10,75 M.; auc ein chem. Gewicht (Unze) 
und ein Längenmaß in Stalien v. verfchied. Größe; 
Oncetta, f. (fpr. ontichetta) eine ehemal. Gold» 
münze in Neapel = 10,50 M. 

Dnecle oder Önfel, m. fr. (prov. oncle, altfr. uncle, 
v. [. avuncülus) der Obeim, abgek. Ohm, des Ba- 
ter8 oder der Mutter Bruder. 

Onens, m. gr. (Onkos, urfpr. Bug, Krümmung, 
Erhabenheih Heilf. harte, feite Geſchwulſt oder An» 
ihwellung; Onfotomie, f. Aufihneidung eines 
Geſchwürs, Geihwüröffnung. 

onda maris, f. it.[. (von it. onda, die Welle, und 
mare, en. maris, das Meer) die Meereswelle, ein 
offener Flötenzug in Orgeln. 

Ondatra, j. Desman. 

ondeggiäre, ondeggiamento, n. it. (ſpr. on- 
dedſch —; vd. onda=[. unda, Welle) Tonk. wellen- 
fürmige Bewegung, Bebung; Ondine, f. fr. = 
Undine, ].d. 

on dit, fr. (fpr. ong di) eig. man jagt; ala Sachw. 
n. eine Sage, ein Gerücht; einem on ditzufolge, 
nad Hörenfagen. 

Dndulation, j. Undulation. 

Oneida-Commune, f. eine v. Mr. Noyes 1838 in 
der Anfiedelung Oneida-Creek im Staate New— 
York auf ſozialdemokratiſcher Grundlage gegrün- 
dete Religionegemeinichaft, mit Güter- und ſogar 
Weibergemeinfchaft, Shre Anhänger nennen ch 


Biblecommunists, |. d. 

Dneirodynie, f. gr. (Öneiros, m. Traum) Heilf. 
franfpartes ängjtliches Träumen; Oneirofrit u. 
Dneiroldg, m. Traumdeuter; Oneirofritie oder 
Oneiromantie, f. die Traumdeutung; Oneiro— 
logie, f. die Lehre von den Träumen; Oneiropö⸗ 
los oder Öneiromantis, m. ein Traumpdeuter; 
Oneiroffopie, f. die Traumbeobadhtung. 
neläum, n. gr. (von oinos, Wein, u. Elaion, DIN) 
Weinöl, Wein mit DI gemiſcht. 

Onẽra, onerieren, onerös ꝛc., |. Onus. 

Dngäro, m. it. eig. ein Ungar; ein ungarischer Du- 
faten, 3. U. dv. den venetianijchen Ducati di banco, 
Banfdufaten. 

Dniseus, m. gr. (oniskos, Verkl. von 6nos, Ejel) 
eig. ein Eſelchen; Kellerejel, Afjel. 

Ontel, |. Oncle. 

Ontotomie, |. Oncus. 

Dntit, m. türf. (von on, zehn) eine türkische Münze 
von 10 Piaſtern = 1,50 M. 

Onocephälus, m. gr. (von Önos, Ejel, u. kephale, 
Kopf) ein Eſelskopf; Onofrotälus, m. (d. i. eig. 
‚Ejelöflapperer, Ejelöjchreier, val. Krotalen) die 
‚Kropfgang, der Pelikan, j.d.; Onolatrie, f. Ejels- 
dienst, Ejelöverehrung, deren bei ven Alten die 
Suden und ſpäter die Chriften beichuldigt wurden, 
viell. weil Chriſtus auf einem Ejel reitend in Jeru— 

ſalem einzog. * 

Dnogäle, n. gr. (von o1nos, Wein, u. gäla, Milch) 
Weinmilch, Wein und Milh; Önographie, f. Be- 
icreibung v. Weinen; önoldiſch, weinartig, wein- 
ähnlich; Onolög, m. ein Weıntenner, Weinbaus 
fundiger; ÖOnologie, f. die Weinfunde, Lehre von 


der Kultur, Kelterung, Gärung und Behandlung | 


der Weine; önoloͤgiſch (od. oinologiich), wein- 
tundlic, den Wein betreffend; Enomanie, f. die 
Weinwut, Weintollheit; der Säuferwahnfinn; 
Önomantie, f. Bahrjagung aus Wein, bej.Opfer- 


svein; Önomelt, n.®einhonig, Honigwein, Wein- | 


Dnyr 595 


met; Önometer (od. Dinometer), n. ein Weit- 
meſſer, einvon Bertholon angegebenes Werkzeug 
zur Beitimmung der Zeit der höchſten Gärung des 
Moſtes; Hnophil. m. ein Weinliebhaber, Freund 
des Weines; Önopolium, n. das Weinhaus, die 
Weinſchenke; auch das Weinſchankrecht; Onopot. 
m. Weintrinker; Onoſtaͤgma, n. Weingeiſt. 

Onomaſtiton, n. gr. (v. onöma, n. Name) ein Na- 
men od. Wörterverzeichnig, bei. ein fachlich. nicht 
nad) der Buchftabentolge, geordnetes Wörterbuch, 
Reallerikon, auch ein Gedicht auf den Namenstag, 
Geburtstagslied; Onomdtif, f. die Lehre von der 
Bedeutung und Bildung der Namen, = Onoma- 
tologie; Onomatolatrie, f. übermäßige Ver— 
ehrung eines Namens, eines beriihmten Mannes 
2.;Onomatologie, f.Wörter- od.Namenbilvungs- 
lehre; onomatoloͤgiſch, f. die Namendeuterei, 
Wahrjagerei aug Namen; Onomatomorphöfe, f. 
Namenbildung, Wortgeftaltung; Ongmutopdie, 
f. die Namen- oder Wortbildung; Spradl. die 
Schallnahahmung, Wortbildung nad) dem Natur- 
laute oder Klange einer Sache, z. B. Trommel, 
raſſeln; onomatopöetiſch lauinachahmend, z. B. 
in der Poeſie durch den Rhythmus die Naturtöne 
nachahmend; Onomatopöẽtita, pl. nad) dem Na- 
turlaute oder Klange des Gegenſtandes gebildete 
Wörter; Ongmatothet, m. eig. Wortſetzer, Er— 
finder neuex Wörter, beſ, Namen. 

Onomeli, Önometer, Änopolium eꝛc., j. unter 

nogala. 


"Ononychit, m. gr. (von bnos, Eſel, u. onyx, Klaue, 


Huf) ein Eſelfüßler, wer Eſelsfüße hat; Spottname, 

welchen die Heiden Chriſtus beilegten (vgl. Onola- 

trie); Onoſcelit, m. (v. sk&los. Schentel) ein Ejel- 

ſchenkler, wer Ejelsfchentel hat; Onofkiomadhie, f. 

abderitifcher Rechtsftreit über den Ejelsjchauten. 
onore di lettera, it. ſ. honor di littera. 

Önotrer, pl. (l. Oenotri) die älteften Bewohner des 
ſüdweſtlichen Italiens. 

Ontogenie, f. gr. (von On, Gen. ontos, ſeiend, pl. 
neutr.öuta, das Seiende, Part. von Einai, fein) die 
Entftehungslehre der Weſen; Ontographie, f. die 
Beitreibung der Dinge od. Weſen; Ontologie, f. 
die Wefenlehre, Lehre vom Sein, Grundwiſſenſchaft, 
Lehre von den allgemeinen Eiaenjchaften der Dinge, 
ein Teil der Metaphyfif, auch Ontofophie, f.; ons 
toloͤgiſch, die Wejenlehre betreffend od. darin be- 

ründet; ontologijcher Beweis, der aus dem 

egriffe Gottes geführte Beweis für das Dajein 
Gottes; Ontoftätik, f die Wifienichaft vom Gleich- 
erwicht der Dinge; Ontotheologie, f. die Gottes— 
ehre aus den Begriffen; überſinnliche Gottesge- 
lehrtheit. 

Onus oder onus, n., pl. onẽra, lat. die Laſt, Be— 
fchwerde Bürde; Pflicht, Verbindlichfeit;omera pu- 
blica, öffentlihe Abgaben, Staatslaften; onerös 
(l. onerösus), drücdend,bejchwerlich, mühvoll, müh— 
fam; Onerojität, £. (jpätl. onerösitas) die Läftig- 
keit, Bejchwerlichfeit; onerieren (l. oneräre), be- 
fchweren, belajten, aufbürden; oneräbel, ni. ſteuer— 
bar, jteuerpflichtig, jteuerbelajtet, 3. B. dieonera- 
bein Stände, nämlic) Bürger u. Bauern; One— 
ration, f. die Belaftung. 

Onyg, m. (gr. önyx, Gen. önychos) eig. der Finger— 
nagel; der Nagelftein, eine als Edeljtein befannte 
Abänderung des Chalcedon, von der Farbe der 
Bingernägel (ehem. ververbt: Onichel, Onich— 
ftein), vol. Kamee; Heilf. ein Augennagel, eine 
nagelförmige Eiteranfammlung zwilchen den Plat- 

38* 


596 Dnza 


ten der Hornhaut; Onhchia, f. Heilt. ein Nagel« | 


eſchwür, die Nagelräude; Onyehiiterion, n. 
Nagelfchere, er zum Bejchneiden der Nägel; 
Onycholritie, f. Undeutung des Charakter eines 
Menſchen aus der Bildung feiner Fingernägel; 
auch = Onychomantie, f. die Wahrjagerei aus 
den Nägeln der Finger. A 

Onza, f. jpan. — Unze, als Gewicht; früher aud) 
eine Goldmünze (onza de oro) inSpanien, Mexiko, 
den mittelamerif. Freijtaaten 2c., Quadrupel oder 
vierfache Piſtole zu 16 Silberpiaftern und 65 bi3 
67 A an Bert. 

Doͤgäla, Odgla, n. gr. (v. 560, = I. ovum, Ei, und 

ala, Mildy) Eiermild, Ei in Mil gerührt; 
Satith, m. der Rogenftein, ein aus Kleinen, dem 
Fiſchrogen ähnlichen Körnern bejtehender Kalf- 
jtein; Oolith=- Formation = Jurasdormation, 
1. d.; oolithiſch, rogenjteinartig, rundkörnig mit 
fonzentrifchichaliger Abjonderung: Dologĩe, f. 
Eierlehre, Lehre von den Vogel-Eiern u. -Weitern; 
Domantie oder Ovfkopie, f. Wahrfagung aus 
Giern; Opnin, n. Eiweißitoff; Opphoritis, f. 
Heilk. Eierjtod-Entzündung. 
onomantie, f.gr. (oionomanteia, von oionôs, ein 
einfam fliegender Bogel, Raubvogel) Weisfagung 
aus dem Fluge und der Stimme der Vögel. 

opäf, I. (opäcus, fr. opaque) dunkel, undurchſichtig, 
ſchattig; Opazität, f. (l. opacitas) die Dunkelheit, 
Undurchſichtigkeit; Daque, n. fr. (fpr. opdhf) eine 
Art Steingut oder Fayence. 

DOpdl, m. (I. opälus, gr. opällios, v. jansfr. upala, 
Stein, Edeljtein) der Schillerftein (doch nicht der 
Mineralogen), ein mildhblauer, farbenfpielender, 
durchicheinender Edelftein vom SKiefelgejchlecht; 
opaliſieren oder obaleſzieren, barb.-I. nach Art 
de3 Opals jchillern; opaliſierend od. opaleſzent, 
in Farben jpielend, fchillernd. 

Opaleſzentglas, n. Opalglas, Schillerglas; opa⸗ 
leizieren, ſchillern. 

ope et consilio, lat. mit Hilfe und Rat, oder mit 
Rat und Tat. 

Dpelünify-Siomjät, m. ruf). (v. opeka, Vormund⸗ 
Ihaft, u. ssowjät, Rat), der Vormundſchaftsrat in 
Rußland, = Bupillen-Kollegium. 

Obener, m. engl. der Öffner; Baummollöffner- od. 
putzmaſchine. 

Ober, f. (aus dem it. o6Pera, d. i. überh. Werk, Kunſt⸗ 
werk, dem Stegreifſpiel entgegengeſ.) ein Singſpiel, 
muſikaliſches Drama; Opera buffa, f. it. ein fo- 
mifches Singfpiel; opera Iyrique, fr. (jpr. lihrick) 
(yrifche Oper; Opera jeria, it. ernite, große Oper; 
Dperdtte, f. (it. operetta) Zleines Singfpiel; 
Operiſt, m. ein Dpern- od. Bühnenjänger; Ope⸗ 
rijtin, f. eine Opernfängerin; Opernguder, ın. 
j. Bolemojfop. 

opera, + l. ſ. unter opus. 

opera, f. l. die Arbeit, Mühe; der Dienft, die Dienjt- 
leiftung; it. Kunſtgeſch. Opera del Duomo, Dom- 
bauvermwaltung, Bauhütte; opera et studio, durd) 
Mühe und Fleiß; pl. operae, Rſpr. Herren- oder 
Frondienſte; operds(l.operösus), als Adverb auch 
operöse, mühſam, mit Mühe; Operoſität, f. (I. 
operositas) die Mühſamkeit; iibertriebene Ge— 
ichäftigfeit. 

Dperette, ſ. unter Oper. 

sperieren, |. (operäri, v. opus, j.d.) unternehmen, 
eingreifen, zu Werfe gehen, vorgehen; bej. wund- 
ärztlich arbeiten oder etwas verrichten, um eine 
Heilung zu bewirken, ſchneiden, jtechen 2c.; Opera= 


tion, f. (operatio) die Unternehmung, Verrich- | 


Ophthalmalgie 


— das Verfahren; bei Wundärzten das Heil— 

verfahren, Wundgeſchäft, die Heilung durch 
Schneiden, Stechen 2c.; der Schnitt, Heilſchnitt, 
Kriegs-DOperationen, Kriegshandlungen oder 
unternehmungen; Operations Bails, f. Kıf. die 
Grundlage, der Stügpunit für die friegerifchen 
a bef. eine Reihe von Feftungen, aus 
deren Borräten der Abgang an Kriegsbedar) und 
Mannſchaft wieder erjegt wird; O.-Linie. f. die 
Haupt- oder Standlinie des Heeres; V,-Objert, 
n. da3 Ziel; O.⸗Plan, m. der Unternehmungs- 
Entwurf, Plan für das Vorgehen; Operateur, m. 
fr. (fpr. —töhr) ein operierender Wundarzt, Wund- 
künſtler, z. B. ein Augenarzt, Augenfünftler, Bruch— 
arzt, Bruchſchneider, Steinſchneider od. Steinarzt, 
Zahnarzt zc.; oberatĩb, nl. zu Werke gehend, bef. 
wundärztlich arbeitend; operative Heilkunde, 
— Ohirurgie. ’ 

Opertit, Operiftin, j. unter Oper. 

Öperkularien, pl. nl. (v. I. opercülum, Dedel, von 
operire, bededen)Dedeltierchen ;aucheinePflanzen- 
gattung; Operfuliten, pl. veriteinerte Schneden- 

edel. 


Operment, j. unter Arjenik. 

oberös, operoso 2c., |. unter opera. 

Ophianer, = DOpbhiten. | 

Ophiäſis, f. gr. (v. öphis, m. Schlange) Heilf. das 
(ihlangenartige) Kahlmerden einzelner Kopffleden; 
DOppidia od. Ophidier, pl. fchlangenartige Tiere; 
Ophikleid, n. das Schlangenrohr, ein neuerfun- 
denes Ichlangenförmiges Blasinftrument vom tief- 
jten Ton, der Baßpofaune ähnelnd: Ophioce— 
phälus, m. Schlangenfopf; Ophiodonten. pl. 
verjteinerte Schlangenzähne; Ophioglöſſum. n. 
Schlangen- od. Natterzunge, eine Pflanzengattung; 
Ospioglöiien, pl. veriteinerte Schlangenzungen 
oder vielmehr Haififchzähne; Ophiolatrie, f. oder 
Ophitismus, m. die Schlangenverehrung, An— 
betung der Schlangen; Ophiolkthen,pl.Schlangen- 
verjteinerungen; Ophiologie, f. Schlangentehre, 
Naturbefchreibung der Schlangen; Ophiomantie, 

f. Wahrſagung durd) Schlangen; Ophiophdg, m. 
ein-Schlangenefjer od. Schlangenfrefjer; Dphior⸗ 
rbiza, ft. Schlangenwurz; Ophiofaurus, m. 
Sclangen-Eidechje; Dphioſtöma, n. das Schlan- 
genmaul, ein Eingeweidewurm; Oppit, ſ. Ser— 
pentin; Ophiten od. Ophbtäner, pl. Schlangen- 
brüder, Schlangendiener, eine gnoftifche Bartei vom 
2. bi3 7. Jahrh., welche die Schlange verehrten; 
Ophiũchus, m. der Schlangenträger, Schlangen- 
halter, Schlangenmann, ein Sternbild; Ophtits 
rus, m. der Schlangenſchwanz ein Knochenfiſch; 
Ophiuride, f. Größenl. die Schlangenſchwanz⸗ 

linie; Ophinriten, pl. Schlangenſchwänzchen ähn⸗ 
liche Verſteinerungen. 

Ophir, n. Name eines berühmten Goldlandes, 
woraus die Hebräer Gold, Perlen, Edelſteine und 
andere koſtbare Waren bezogen und das in Ara— 
bien oder Indien zu ſuchen iſt. 

Onhthalmalgie, f. gr. (von ophthalmös, m. Auge, 
und älgos, Schmerz) Augenjchmerz, Augenweh; 
Dppthalmiäter, m. (von opthalmös und iatrös, 
Arzt) ein Augenarzt; Ophthalmiatrie od. Oph⸗ 
thalmiätrif, f. Augenheiltunde; ophthalmia⸗ 
triſch, augenärztlich, augenheilkundlich; Duhthal⸗ 
mie, £. Heilk. die äußerliche Augenentzündung, 
Augenkrankheit; ophthaͤlmiſch, die Augen betref— 
fend; augenheilend, augenärztlich; ophthalmiſche 
Mittel oder Ophthalmitka, pl. Mittel für Die 
Augen, Augenmwajjer, Augenjalben; Ophthalmis- 


Dpian 


tt3, f. innere Entzündung des ganzen Augapfels; 
Dohthalmobiõtitk, f. die Uugenpflege; Ophthals 
modulie, f. dev Augendienit; Ophthalmodynie, 
f. der Augenfchmerz: Ophthaliographie, f. die 
Augenbejchreibung ; Ophthalimoldg,m.ein Augen- 
fundiger, Augenarzt; Ophthalmologie, f. die 
Augenlehre; ophthalmolsgiih, augenkundlich, 
die Lehre vom Auge betreffend; Ophthalmoneter, 
n. ein Sngeiriielier, Werkzeug zur Mefjung des 
Hornhautfrümmungshalbmeflers u. Beitimmung 
der Abmweihung von der Kugelgeftalt; Ophthal— 
mometrie, f. die Lehre von der Einricytung und 
dem Gebrauch diefes Werkzeugs, Augenmellung; 
Ophthalmophantoͤm, m. eine Vorrichtung zu 
Übungen in Augenoperationen; Ophthalmoptö= 
fi ‚ f. der Augapfel Borfall, das Herportreten des 
ugapfels; Ophthalmorrhöe, f. Augenfluß; 
Dohthalmoſtoͤp, m. ein Augenunterfucher, Augen- 
jpiegel; Ophthalmoſtopie, f. Unterfuhung des 
kranken Auges mit dem Augenfpiegel; früher auch: 
Bahrfagung aus den Augen; pphthalmoffo- 
pieren, mit dem Augenſpiegel unterjucen; 
spbtbnimoftäpiic, den Augenſpiegel oder die 
ugenipiegelunterjuchung betreffend, Ophthal⸗ 
mo-Speftrojtöp, j. unt. Spektrum; Opbthal- 
motherapie, f. die Augenheiltunft; Ophthalmo= 
tomie, f. die Augenzergliederung; Ophthalmo⸗ 
öfter, m. oder Ophthalmorgitrum, n. ein 
ugenfrager, Augenjchröpfwerfzeug. 

Dpian und Opiat, j. unter Opium. 

opime Spolien, ſ. spolia opima. 

Opindnt, m. [. (opinans, v. opinäri, meinen) wer 
jeine Meinung äußert, feine Stimme abgibt, ein 
Stimmender. 

opiniatre, fr. (pr. opinjdt’r; ml. opiniaster, v. I. 
opinio, Meinung; aljo eig. auf feiner Meinun 
beitehend) hartnädig, halsitarrig; Opiniatretd, 
f. die Hartnädigkeit, Starrföpfigteit; ſich opinia—⸗ 
trieren (fr. s’opiniätrer), ſich halsſtarrig od. hart- 
nädig widerjegen, auf etiwa$ beharren. 

Opiniön, f. lat. (opinio, fr. opinion) die Meinung, 

ermutung; der Wahn; Opinioniſt, m. barb.-l. 
ein Meiner, wer nad) Meinungen od. Bermutungen 
urteilt und auf feiner Meinung beiteht; opinids 
(lat.opiniösus), meinungs⸗ oder vermutungsvoll; 
opinieren, meinen, der Meinung jein; Opinion 

ublique, fr. (fpr. opiniöng püblik) öffentliche 
Meinung. 

Dpiophag, ſ. unter Opium. 

Dpisina n. und Dpismus, m (gr. v. opizein, und 
diejes dv. opös, Pflanzenſaft) das Einfammeln oder 
Auffangen und Eindiden der Pflanzenfäfte. 

Opiſthenar, n. ar. (v. Ööpisthen, hinten, und thénar, 
die flahe Hand) der Handruden; Optithocephäs 
lum oder r. Öpifthofephalon, n. der Hintertopf; 
Opiſthodömos, m. Bauf. der Hinterteil eines 
Zempels, die Hinterzehe; Opifthographie, f. das 
Schreiben auf der ae Geite eines Blattes; 
obifthograͤphiſch, hinten oder auf der Rückſeite 
beſchrieben; Opifthofranion, n.Heilf. der Hinter- 
topf, bei. das Hinterhauptsbein; Opiſthotönos, 
m. Rüden-Starrframpf, wobei der Körper nad) 
hinten gebogen wird. 

Dpitulation, f. [pätl. (opitulatio, v. opituläri, hel- 
en, von ops, Dilfe,u. Stamm tul- f. ferre, bringen) 
die Hilfeleijtung; Opitnlätor, m. I. der Helfer, 
Hilfebringer, Beiname Jupiter. 

Opium, n. (l.opium, v. gr. öpion, Verkl. v. opös, 
Saft) Mohnjaft, Mohnharz, der verhärtete Milch— 
faft der nochgrünen Mohntöpfe im Orient; Optan, 


opportun 597 


n. f. Narkotin; Opiät, n. Heiff. ein Schlaf- 
mittel, mit Opium zujfammengejegt; Optophdg, 
m. ein Opiumefjer; vgl. Theriaf. 3 
Opobalfam, m. gr. (opobälsamon, d. i. Balfamfaft, 
v. opös, Pflanzenfaft) auh Balſam von Gilead 
oder von Mekka, ein fojtbarer, wohlriechender 
Balfam von einem Baume (Amyris gileadensis) 
in Arabien; Opodéldok, n. (von Theophraftus 
Paracelfus fo benannt) Gichtfalbe, eine gallert- 
artige Salbe von Seife, Kampfer und Rosmarin 
geift; auch ein Barfüm; Dpopänax, m. oder Ba- 
nargummi,n. (v. gr. panax oder pänakes, d. i. 
eig. Allheil) Heilmurz- od. Paſtinakharz, ein heil- 
james Gummiharz aus der Wurzel einer Art Pa- 
— (Pastinäca opopänax) in der Levante, im 
üdl. Frankreich 2c. 
Opoltſchenije od. Oboltſchenie, f., r. n., ruſſ. (die 
Rüſtung, Bewaffnung) die rufiiihe Landwehr; 
ODpoltſchéeuetz, m., pl. Opoltſchenzy, rufj. der 
Landwehrmann im aktiven Dienjt, entg. Rätnik, 


ſ. d. 

Opoͤra, f. ruſſ. die Stütze (Name von Vereinen zu 
gegenfeitiger Unterjtügung). 

Oporine, f. gr. (von opora, der Frühherbſt, die 
Erntezeit) die Hore des Herbites, vgl. Horen. 
opörtet, I. e3 ijt nötig, man muß; ald Sachw. n. 
das Muß, der Zwang; Sprw. oportet est mala 
er. Muß iſt eine harte Nuß, eig. ein böſes 

raut. 

Opoͤſſum, n. (dev Name in den — Staaten) 
die Beutelratte, das Beuteltier, in Amerika auch 
Philander,m,u.Yara,m. 

Dppidänen, a l. (oppidäni, v. oppidum, Stadt) 
Städter, bej.Kleinjtädter; auflandesfchulen:Schü- 
fer, die in der Stadt (nicht in der Anftalt felbit) 
wohnen. i i 

oppignorieren, [.(oppignoräre od.r.oppigneräre, 
v. pignus, das Pfand) verpfänden, verjegen; de- 
cretum de oppignorändo, Erlaubnis der Ober- 
vormundſchaft zur Berpfändung der Güter des 
Pflegebefohlenen; Oppignorätion, f. nl. die Ver- 
pfändung, Berjegung. 

Dppilation, f. I. (oppilatio, von oppiläre, ver- 
jtopfen, v.piläre, zufammendrüden) Heilf. die Ber- 
ftopfung. — 

Oppletion, f. nl. (von opplẽre, erfüllen) Überfül- 
lung, Überladung des Magen?. 

opponieren, I. (oppönere, v. ponere, jeßen, ftellen) 
ſich widerſetzen, entgegenfeßen, gegenüberjtellen, be» 
ftreiten, einwenden, Einwendungen oder Einwürfe 
maden; Oppondnt, m. (oppönens) ein Gegner, 
Widerſprecher; Oppofitum od. fr. Oppofe, n. da3 
Gegenteil, Entgegengejegte, Widerfpiel, der Gegen— 
faß; pl. Oppofita, entgegengejegte Dinge, Gegen- 
ſätze; Oppoiition, f. (l. oppositio) die Wider- 
feßung, ver Widerſtand, Gegenfag, die Widerrede, 
Gegenrede, die Gegenpartei, gemeiniglich diejenige 
Bartei, welche der Regierung gegenüberjteht, — 
Oppojitionspartei, ſ. u.; Sternf. der Gegen- 
jchein eines Planeten, wenn derjelbe, von der Erde 
aus betrachtet, der Sonne gerade gegenüberjteht, 
vgl. Konjunktion; —— die 
Gegenſeite od. Partei; beſ. die ſtaatliche (politiſche) 
od. bürgerliche Obſtands⸗ od. Widerſpruchs-Partei, 
welche der herrichenden Partei od. der Regierung 
entgegenarbeitet; oppoſitionell, der Gegenpartei 
angehörig, entiprechend, od. von diefer ausgehend; 
widerſetzlich, widerjpenftig. Erb 

opportün, I. (opportünus) gelegen, ſchicklich, günftig, 
rechtzeitig; Öpportunität, f. (I. opportunltas) 


598 Oppoſition 


günſtige Zeit oder Gelegenheit, Schicklichkeit, Paß— 
lichteit; auch die Anlage od. Empfänglichkeit, 3. B. 
gu einer Krankheit; Opportunismus, m. Nüß- 
ichkeitsfinn, von Zweckmäßigkeitsgründen geleitete 
Gefinnung; Mangel an Feitigfeit der Gefinnung, 
ſchwankende Haltung; Opportunift, m. nl. eın 
Gelegenheitsmenſch, der die Gelegenheit wahrzu— 
nehmen und zu benugen weiß; opportnuniſtiſch, 
die Gelegenheit nußend. 


Oppoiition, Oppoſitum 2c., |. unt. opponieren. | 


opprimieren, |. (opprimöre, v. premere, drüden) 
unterdrücen, dämpfen, niederdriüden ; Oppreſſion, 
f. (oppressio) die Unterdrüdung, Niederhaltung; 
Abipannung, Erihlaffung; der Drud, dieStrenge, 
Gewalt; pppreffin, nl. unterdrüdend, dämpfend. 

opprobrieren, I. (opporbräre, v. probrum, Be- 
ichimpfung, Vorwurf) vorwerfen, zum ſchimpflichen 
Vorwurf machen; Opprobration, f.(opprobratio) 
die Beſchimpfung, Schmach; ein ſchimpflicher Vor⸗ 
wurf; auch Opprobrium, n.; opprobriös ſſpätl. 
opprobriösus), ſchimpflich, ſchmähend. 

obpugnieren, l.(oppugnare, v. pugnäre, kämpfen, 
pugna, Kampf, urſpr. Fauſtkampf, v. pugnus, 
Fauſt) anfechten, angreifen, belagern; Dppugna— 
tion, f.(oppugnatio)dieBelagerung, Befämpfung, 
der Angriff; Oppugnätor, m. der Angreifer, Be- 
tämpfer, Belagerer; oppugnatöriſch (l.oppugna- 
torius), angreifend, belagernd. 

DOps, f. Zabell. altröm. Göttin der Fruchtbarkeit, 
Beſchützerin des Feldbaues, Schweiter u. Gattin 
des Saturn, — gr. Rhea. 

opiidnthifch, gr. (v. opsé od. Öpsi, fpät, u. anthos, 
Blüte) jpätblühend; Opfiganie, f. die ſpäte Heirat 
(erjt im Alter); opfindnisch, jpät erzeugt, jpät ent- 
ftanden; Opſimathie, f. das Spätlernen od. ſpäte 
Erlernen einer Sache im Alter. 

Opſis, f. gr. (v. Stamm op-, jehen) die Anjchauung, 
das Sehen; Opfiometer, n. = Optometer. 

Dpfomanie, f. gr. (v. öpson, gefochte Speife) Ver- 
rüctheitauslederhaftigfeit, Lederwut; Opfophag, 
m. ein Gemüſeeſſer; auch ein Leckermaul; Opſo— 
shagie, f. Gemüſeliebhaberei; Lederhaftigteit, 
Gutejien. 

optäbel, I. (optabilis, v. optäre, wünjchen) wün— 
ihenswert; Optant, ſ. unteroptieren; Optäte, 
f. Rame: die Erwünjchte; Optation, £. (l.optatio) 
das Wünſchen, der Wunjd; optativ od. optati- 
biſch (l.optativus, a, um) wünichend, einen Wunſch 
enihaltend od. ausdrüdend; Optativus oder Op⸗ 
tativ, ſ. Modus; optato, nachWunſch, erwünſcht. 

optieren, l.ſoptãre) wählen, erwählen, füren; wün- 
ihen; fih in Bezug auf die Staats- oder Landes— 
angehörigfeit entiyeiden; Option, f. (l. optio) die 
freie Wahl, das Ausmwahltecht, Wahlrecht, bei. die 
Wahl de3 Baterlande3 vder der Staatsangehörig- 
feit, welche den Bewohnern einer anneftierten Bro- 

— bis zu einer gewiſſen Zeit gelaſſen wird, 

Bolfsabjtimmung: Optionslegat, ein Wahlver- 
mädtnis; optionis jus, ſ. jus; Outant, m. der 
Wähler, bej. Baterlandswähler in Mifchgebieten. 

Optit, f. gr. (optike, v. Stamm op-, jehen) die Seh⸗ 
funde, Lichtlehre; die Wiſſenſchaft von der Natur 
de3 Lichts und den Gejegen des Sehens; Optikus 
oder Öptifer, m. Augenglasichleifer, Augenglas- 
verfertiger, Brilfenmacher 20; optiſch, zu der 
Lichtlehre gehörig, ſehkundlich; optijher Be— 
trug, Augen- oder Gefiht3-Täufhung; optiſche 
Gläſer, Seh-, Augengläfer; optiſcher Winkel, 


der Sehwinfel, Gefichtswintel; Optilogion, n. der 


Augenipreder, ein Werkzeug zur VBerjtändigung 


Dr 


mit Taubjtunmen; Optonteter, n. ein Sehmeſſer, 
Sehkraftmefier, Werkzeug zur Beftimmung der 
Sehfraft, ſowie der Brennweite der einem * 
ober Weitſichtigen nötigen Brillen. 

optimus, a, um, I. (Superlativ zu bonus ꝛc. gut) 
der 2c. beite; optime, am beiten, jehr gut; Opti⸗ 
mus Maximus, m. ein Beiname Jupiters der 
Beite und Größte; opfimaforma, L.in beſterForm 
oder Fafjung; Optimäten, pl. (1. optimätes) die 
Bornehmen, Angejehenen; Optimatie, f. nl. = 
Arijtofratie; \ d.; Optimism(us), m. die 
(Leibniziche) Lehrevonder beiten Welt; die Neigung, 

- alle Dinge von ihrer beften Seite zu nehmen; Op— 
timift, m. ein Verteidiger od. Bekenner jener Leib- 
nizijchen Lehre, oder einer, der allen Dingen die 
beite Seite abzugemwinnen geneigt ift; optimiſtiſch, 
dem Optimismus entjprechend,. ihm huldigend; 
Optimität, f.(ipätl.optimitas) dießortrefflichkeit. 

optiih, Optometer, ſ. unter Optik. 

opulent, I. (opulentus, v. ops, Macht, Vermögen) 
jehr vermögend od. reich, üppig, prächtig, jehr reich- 
ih; Dpulenz, f. (l. opulentia) großer Reichtum, 
Überfluß; Aufwand, Fülle. 

Opuntie, f. die gemeine Fadeldiftel (Cactus opun- 
tia, nach) Opus, Gen. Opuntis, einer Stadt in Lokris 
in Sriehenland genannt); verw. mit Nopal, j.d. 

Opus oder opus, n. L. ein Werk, bei. ein gelehrtes 

erk, Buch, cine Schrift 2c.; pl. opera, Werke; 
opera omnia, ſämtliche Werke od. Schriften; 0. 
misericordiae, Werke der Barmherzigfeit; opera 
quae supersunt,dienod) vorhandenen Werke eines 
Schriftftellers; 0. sel&cta, auserlefene Werfe; 
opus alexandrinum, eine Ärt fünftlicher Stein- 
belegung (Mofait) der Fußböden im Altertum; 
o.Hercul&um, ein herkuliſches Werf, eine Riejen- 
fraft erfordernde Arbeit; 0. ineertum, ein un- 
regelmäßiges Werk, ein Steinverband aus unregel» 
mäßigen u. ohne bejtimmte Ordnung miteinander 
verbundenen Bruchſtücken; o. mallei, eig. ein 
Hammerwerf, ein gejchlagener oder gehämmerter 
Rupferftich , o. masıvum, = Mojaif; 0. operä- 
tum, die Werftat, ein Werf, das man nur tut, um 
e3 getan zu haben, ohne darauf zu fehen, wie und 
marum; bef. religiöfer Werfdienit, gedanfenloje 
Übung äußerlicher Religionsgebräuche; o. posthü- 
mum, ein hinterlaſſenes od. erjt nach des Berfaj- 
jerd Tode herausgegebenes Werk; o. reticula- 
tum, ein netförmiges Werk, Nebverband, ein 
Mauerwerk, wobei die Fugen zwiſchen den vieredig 
geformten Steinen Diagonallinien bilden; 0. ru- 
sticum, n. Bauf. ein bäurifches Bauwerk, vgl. 
Bofjage; 0. supererogatiönis, |. Superero- 
gation; 0. teetorium, Bekleidungswerk, der 
äußerite und feinste Mauerüberzug von Marmor- 
ftueco; 0. tesselätum, Würfelwerf, der würfelför- 
mig mit Heinen Marmorftücden von verjchiedenen 
Farben —— Fußboden; o. testudin&um, 
Schildkrötenwerk, mit Schildfrot ausgelegte Teller, 
Platten 2c.; opuscülum, n. ein Werkchen, Feines 
Werk, Kleine Schrift; pl. opuscũla. 

Sr 1, m. = Horus, j.d. 

Or 2., ın. eine perfische Rehnungsmünze = !/ıo To⸗ 
man od. ungef. 0,92 M. 

Or, n., eig. m., fr. Gold; or double (jpr. dubleh) 
vergoldete Rupferwaren, Schmudjachen aus dieſer 
Mafje; or en coquille (pr. —ang fokij’) Muſchel⸗ 
gold. 

Ör, m. u. n. eine ſchwediſche Rechnungsmünze, von 
Kupfer ungef. = 2%, Pf., von Silber = 6 Pi. 


ora 


ora, |. (v. oräre, reden, bittend jprechen, beten, v. 
08, Gen oris, der Mund) bete! ora et laböra, 
bete und arbeite! ora pro nobis!? bitte für ung! 
oräte, betet; or&mus, laſſet und beten (bei der 
katholiſchen Meſſe vor dem Gebet), Ordnten, pl. 
({. oräntes) Betende, Betbrüder. 

orageux, fr. (pr. —ſchöh; dv. orage, Sturm, prov. 
auratge, vom altfr. ore, prov. aura, it. ora, aura, 
J. aura, Quftzug, Wind) ftürmifch, ſturmbewegt; 
ungeſtüm, unruhig. 

Oräfel, n. I. (oracülum, v. oräre, jprechen; vgl. ora) 
bei den alten Griechen der angebliche Sötleriprud), 
Weisheits- od. Schickſalsſpruch; Offenbarungsort, 
Sit der Götterfprüche, ar des Apollo zu Delphi; 
uneig. jeder rätjelhafte Ausſpruch; auch ein allge- 
meiner od. allverehrter Ratgeber; prafelmäßig, 
geheimnisvoll, rätjelhaft, dunkel. 

oräl, nl. (orälis, v. O8, Gen. öris, der Mund; das 
Angeficht) mündlich; OralFideifommiß, n, ein 
mündliches Vermädtnis; O.-Geſetz, n. ein münd— 
liches Gejeg; orälis submissio od. Oral-Subs 
miſſion, £. Ripr. mündlicher Anhang over Nach— 
jag zu einem Urteile 2c.; Oräle, n. das päpitliche 
K opt, der Hauptfchleier. 

Orange 1., f. fr. (fpr. orängſch; it. arancia, arancio, 
mi. arangia, aurantia, venet. naranza, jpan. na- 
ranja, vom arab.perj. närandsch vd. närang, in 
ııl. pomumaurantium, d. i. Goldapfel, umgedeutet) 
die Pomeranze, auch der Pomeranzenbaum; 
orange oder orangefarbig, pomeranzengelb; 
ODrangeade, klſpr.orangſchid'Pomeranzenwaſſer, 
ein Getränf aus Pomeranzenſaft, Zucker u. Waſſer 
oder Wein; im letztern Falle: Biſchof; Oranges 
Admiral, m. eine feltene Kegelſchnecke des Indi— 
ihen Meeres; Orangceat, m. (ipr. — ha) einge: 
machte Pomeranzenſchalen; Orangeneilenz, f- 
ätherifches Di aus Pomeranzenichalen; Orange: 
fetten, pl. (pr. orangiegel—) Kleine unreif getrod- 
nete Romeranzen; Orangerie, £.(pr.orangiherih) 
eine Sammlung von Zitronen= und Bomeranzen: 
bäumen 2c.; auch ein Gewächshaus; Orange: 
Spinne vd. Curafjjao- Spinne, f. eine äußert 
giftige Spinne. 

Drange 2. (pr. orängſch) oder Oranien, n. ehem. 
ein Heines Fürſtentum in Sranfreich, welches von 
11. bis 16. Jahrh. eigene Fürsten hatte; jegt fiihrt 
der ältejte Sohn des Königs der Niederlande den 
Titel Prinz von Oranien; Orangiit, m., pl. 
Drangiiten, Anhänger des Haujes Dranien in 
den Niederlanden, auch die politifche Partei der 
Brotejtanten in Irland (engl. Orangeman, pl. 
Orangemen [jpr.drrendichmän], nahWilhelmIlL., 
dem Dranier, jo genannt, der das für die Stuarts 
aufgetretene$rland unteriwarf), deren Zulammen- 
finfte man Orange-Logen nennt; Orange: 
od. Oranien-Kirſche, f. eine gelbrote, duntelrot 
gefleekte, angenehm jäuerliche Kiriche. 

Drang:litan, m. malay. (oräng ütan, von Örang, 
Menſch, u. ütan, Wald, Wildnis, wild) der oftind. 
Waldmenſch, ein jehr ſtarker, gegen 1,35 m hoher, 
gewöhnlich aufrecht gehender Ihe auf Borneo ıc., 
auch Jocko. 

Dranten, ora pro nobis, ſ. ora. 

Drarinm, n. I. (v. ös, Gen. öris, Augeficht) ein 
Schweißtuch, ein Stüd des Briefter-Anzugs in der 
römischen od. griechiſchen Kirche. 

Dratio od. Dratiön, f. I. (oratio, v. oräre, reden; 
vgl. ora) eine Rede; Dratiuncüũüla, f. eine Heine, 
furze Rede; oratio dominira, das Gebet des 
Herrn, das Vaterunſer; oratio pro domo, eine 


— — — — — — — — —— —— — — 


Orcheſiographie 599 


Rede für das eigene Haus, in der man für ſeine 
eigenen Angelegenheiten eintritt; Drätor, m. ein 
Redner; der Sprecher einer Gejandtichaft, ein Ger 
fandter mit mündlichem Auftrage; Mitglied eines 
geiftlichen Ordens (f. unter Oratorium; 3 B. 
Treitichte, — Geſch. des 19. Jahrh. I, 701); 
Oratorie, f. nl. u. Oratörif, f. die Redekunſt; 
oratõriſch (1. oratorius, a, um), redneriih; Ora⸗ 
torium, n., pl. Oratorien, 1. ein Betzimmer, 
Berhaus; 2. Tonk. eine Art mujifalifcher Dramen 
ernften, meiſt biblifhen Inhalts, welche eine Hand- 
lung oder Begebenheit durch Gefang mit Mufik- 
begleitung, doch ohne Gebärdenipiel vergegenmär- 
tigen, ein geiftliche8 Singitüd, bibliſcher Geſprächs— 
gejang; Prieſter vom Dratorium, die Glieder 
eines geijtlichen Ordens, der anfang? nur ein Bet- 
haus hatte, von Filippo Neri in Rom geftiftet, 
1574 beftätigt. f 

Orbar, Örbete, altd. = Urbar, Urbete, ]. d. 

Orbation, f. I. (orbatio, v. orbäre, berauben, bei. 
vermwaifen, v.orbus, verwaiſt) die Beraubung, Ver- 
waiſung. 

orbifulär, l. (orbiculäris, von orbicũlus, Verkl. 
v. orbis. Kreis, Scheibe) kreisförmig, ringförmig, 
rund; Orbikuliten, pl. nl. verſteinerte Kreis⸗ od. 
Scheibenmuſcheln. 

Orbiltus, l.ob. abgek. Orbil, m. ein mürriſcher, ſtraf⸗ 
oder prügelſüchtiger Schulmeiſter, Schultyrann, 
eig. der Eigenname eines zu Horatius' Zeiten le— 
benden mürriſchen Sprachlehrers in Rom, der 
früherhin Ratsdiener und Soldat geweſen war; 
orbiliſch, ſchulmeiſterlich. Hor. ep. 2, 1, 71). 

Orbis pictus, m. I. (von orbis, Kreis, Erdkreis, 
Welt) die gemalte Welt, die Welt in Bildern, Vor— 
ſtellung der Gegenſtände der Natur und Kunſt 
durch Bilder, ein zuerſt von Amos Comenius 
verfaßtes Buch für Kinder mit erläuternden Bil— 
dern; orbis terrärum, m. der Erdkreis. 

Orbita, f. I. (von Orbis, Kreis, Windung) das Ge- 
leife, Wagengleis; der Kreislauf, die Bahn, bef. 
Planetenbahn; Heilf. die Augenhöhle; orbitäl, ni. 
die Augenhöhle betreffend oder dazu gebürig. 

Orbität, f. |. (orbitas, von orbus, verwaiſt, Finder- 
od. elternlos) Rinderlofigfeit; auch Elternlofigfeit, 
Bermaiftheit. 

Orbitolithen oder Orbuliten, pl. I.-gr. eine Art 
verfteinerter Korallen von flacher, fajt freisrunder 
Gejtalt; = Nummuliten. 

Orca, f. I. der Nordkaper (f.d.), eine Art Walfiſche. 

Drean, m. ſ. Orkän. 

Orcein,n. ſ. unter Orecin. 

Orcheocẽle, j. unter Orchis. 

Orcheſiographie, f. gr. (v. örchäsis, Tanz, orchei- 
sthai, tanzen) die Tanzbeichreibung, Tanzzeich— 
nung; Orcheſter, n. (jprich weder Ork— noch 
Orſch—, jondern Orh—; gr. orchestra, f.) der 
Tanz- und Singplaß bei den alten Griechen, oder 
derjenige Platz des Theaters, wo der Chor zu tan- 
en und zu jingen pflegte; bei den Römern der 
at vor der Schaubühne, wo dieSenatoren ſaßen; 
jest der abgejonderte Raum für die Muſikkapelle 
in Konzerten und im Theater; auch jämtliche zur 
Ausführung mehritimmiger Tonmerfe vereinigten 
Tonkünftler jelbit; Orcefter-Avloditon, n. |. 
unter Äolus; Orchẽſtik, f. die Tanziunit; Or— 
cheſtrion, n. eine vom Abt Vogler erfundene u. 
1789 zuerst in Amſterdam aufgejtellte Saiten- 
orgel, aud) Organochordium genannt; ein von 
Kunz in Prag 1791 erfundenes ähnliches Pfeifen— 
und Saiteninitrument in Beftalt eines Flügels; 


600 Orchis 


ein von Kaufmann in Dresden 1851 erfundenes 
großartiges jelbitipielendes Tonwerkzeug; orche⸗— 
ftrieren, ein Tonſtück für die verfchiedenen Stint- 
men des Orcheſters bearbeiten; Orcheſtration, f. 
diefe Bearheitung. 

Orchis, m. gr. die Hode; das Knabenkraut, eine 
Pflanze mit hodenähnlichen Wurzelfnollen; Orchi— 
dalgie, f. Heilt. Hodenfchmerz; Orchidden, pl. or- 
hisartige Gewächſe; Orchidocẽle, f. Heilf. der 
Hodenſackbruch, jog. falſcher Hodenbruch; aud) eine 
Hodengefhwulit; Orhidodpnie, f Orchi— 
dalgie; Ordhiten, pl. Steine von hodenähnlicher 
Bildung; Orchitis, f. Heilf. die Hodenentzündung; 
Orchitomie od. Orchotomie, f. der Hodenfchnitt, 
‚die Entmannung, — Raftration. 

Drein, n: L. ein aus Flechten durch Kochen mit Kalk— 
milch dargeftellter fticjtofflofer Stoff, der durd) 
Einfluß von feuchter Luft und Ammoniak zum ftid- 
jtoffgaltigen Orcein wird, zur Bereitung der Or— 
jeille (ſ. d. benugt. : ° 

Drens,m.!. die Unterwelt, daS Totenreich, = Tar- 
tarus (f. auch Pluto). 

Drdäl, n., pl. Ordalien, ml. (ordalium, angelſ. 
ordäl, niederd.Ordeel = Urteil) Sottesurteil, Got⸗ 
tesgericht, im Mittelalter eine Art des gerichtlichen 
Beweijes, wonah man die Entſcheidung über 
Schuld od. Unſchuld eines Beklagten von dem Aus- 
gange gemijjer lebensgefährlicher Broben, 3. B. des 

weikampfes, der Feuer⸗ oder Waflerprobe, ab- 
hängig machte. 

Drden, m. (vom I. ordo, f. d.) Stand, Gefellichaft, 
weltliche od. geiftliche Berbrüderungen zu beſtimm⸗ 
ten Zwecken, mit gewiſſen Ordensregeln, Ab- 
zeigen 2c. (Ritter-, Mönchs⸗Orden); Würde, Ehren- 

 zeihen; Orden de. la Trappe, |. Trappiſten; 
Ordens-Kapitel, m. Berfammlung der Mitglieder 
eines Ritter⸗Ordens (vgl. Kapitel); D.⸗Inſignien, 
pl. Ordenszeichen. 

ordo, m. (Gen. ordinis) l. die Reihe, Ordnung; Ab⸗ 
teilung, Klafje, der Stand; pl. ordines, auch dic 
Weihe, Einweihung (f.unt. ordinieren); ordines 
 imperii, die Reichsſtände; 0. provineiäles, Land- 
jtände; extra ordinem, auker der Ordnung oder 
Reihe; Ordinäle, n., pl. Ordinalia, Sprachl. 
Ordnungszahlmwörter, 3. B. der erſte, zweite, dritte 
2e.; entg. Kardinalien; Ordinale, n. nl. (engl. 
u. fr. ordinal) das Regelbuch, Kirchenbuch der 
anglikaniſchen Beiftlichkeit; prdindr(l.ordinarius, 
fr. ordinaire), ordentlich, gewöhnlich, regelmäßig, 
gebräudlich; gemein, gering, niedrig; ordinär⸗ 
fontant, in der gewöhnlichen, üblichen Zahlungs— 
friſt; ordinärer Preis, Marktpreis, bei Buch— 
bändlern: Ladenpreis; die ordinäre Poſt, landſch. 
die Ordinäre, die gewöhnliche, regelmäßige Poſt, 
der Poſtwagen: ordinärio, it. Ton. auf gewöhn— 
fihe Weije; à Pordinaire, fr. (fpr. —nähr’) mie 
gewöhnlich, auf die gewöhnliche Art; meiſtens; 
Drdinarium, n. der gewöhnliche Belauf des 
Steuerfußes od. Koſtenanſchlags in der Aufftellung 
der Staatsausgaben für ein Gap: entg. Ertra- 
ordinarium; Ordinarius, m. l. (nänl. Bro- 
fefjor) ein ordentlicher, für ein beftimmte3 Fach 
angejtellter Zehrer auf hohen Schulen, entg. Er- 
traordinarius; auch insbe] der Vorligende 
eines Sprud-Kollegiums auf einer Univerlität; 
der Klafjenlehrer; jeder Geistliche, der einer Kirche, 
Gemeinde 2c. voriteht; in der Fathol. Kirche der 
Biſchof, als der eigentliche: Kirchenregent feines 
Sprengel; daher cum facultäte ordinarii, mit 


= 


— — — — 


Genehmigung des Biſchofs oder der oberen geiſt-⸗ 


Drerie 


lichen Behörde; ordinieren, I. (ordinäre, anord- 
nen, einrichten) einen —, oder ihm die ordines 
erteilen, zum Prediger einfegen, einmweihen, ein- 
fegnen; bei Kathol. die Priefterweihe geben; Or— 
dindndus, m. ein zu weihender Priefter; ein 
Pfarvamt3-Anmwart; Ordindnt, m. (I. ordinang) 
der Weihende, Weihbiihof; Ordindnz, f. |. Or- 
donnanz; Ordinäten od. Applifäten, pl. ni. 
Größenl. von der Abjziffenlinie (f. d.) nad den 
Bunften des Umfangs einer frummen Linie ge- 
zogene, untereinander gleichlaufende gerade Linien; 
rdinatien, f. I. (ordinatio) Anordnung, Ein- 
richtung; die Einfegung, Briefterweihe. 
ordonmieren, fr. (ordonner, altfr. ordener, or- 
doner, [. ordinäre; vgl. ordinieren u. Ordre) an- 
ordnen, befehlen; Ordenndngz. f. (fr. ordonnance) 
Anordnung, Vorſchrift, Beftimmung, Verordnung, 
die von dem Oberhaupte der Regierung ausgeht; 
Krk. Dienſtwache, ein Kriegsbote, ein Soldat, der 
beitändig um einen befehlhabenden Offizier fein 
muß, um jeine Befehle auszurichten; in einigen 
Gegenden aud) = Extrapoſt; in der Malerei die 
Anordnung und Verteilung der Gegenitände auf 
einem Gemälde; Erlaß franzöfiicher Könige, der 
Geſetzeskraft beſaß; ordonnanzmäßig, vor- 
ſchriftsmäßig; Ordonnanz-Offizier, m. de: 
Meldungsoffizier; Ordonnatenr, m. (ſpr. —töhr 
ein Anordner. 
Ordre oder Order, £., fr. m. (fpr. ord’r; altfr. or- 
dene, ordine, vom l. ordo, Gen. ordinis, f. d.) die 
Ordnung; Verordnung, Verfügung, Anweiſung, 
der Befehl, 3. B. Kabinett3-Order; auch das 
Rofungswort, die Loſung, = Parole; bei Wed)- 
jeln: das Recht, den Empfang der Wechjeliummen 
auf einen anderen zu übertragen; daher: Orders 
Papiere, Anweisungen, Wechfelzc.,Aufgabepapiere, 
weiche, obwohl auf einen bejtimmten Berechtigten 
(Aussteller) fautend, durch Endofjentent (j.d.) unter 
Beifügung der Worte „an die Order von... -" 
auf einen andern übertragen werden; par ordre, 
auf Befehl; ordre de bataille (jpr. d’batdj’), 
Krk. die Schlachtordnung; em ordre de bataille 
(fpr. an ord'r —), in Schlachtordnung; ordre de 
campagne (jpr.d’fanıpanj'), Feldordnung; 0. de 
parade, Brunf- od. Prachtordnung, Schauftellung ; 
0. du jour (ſprich: — dü ſchuͤr), Tagesordnung, 
Tagesbefehl. £ 
Dredde, f., pl. Oredden, gr. (Oreiäs, pl. Oreiädes, 
von 6ros, Berg) Berguymphen, |. Nymphe. 
Oreiller, n. fr. ({pr. orejeh; von oreille — |. auri- 
cüla, Verkl. von auris, Obr) ein Ohrkiſſen, Eleines 
Kopffiffen, eine Schlummerrolle; Oreillette, £. 
(pr. orejeit’) das Ohrreifchen zum Tragen der 
Ohrringe 2c.; Oreillon, |. Orillon; Oreillons. 
pl. (fpr. orejöng) Gejchmwulft der Ohrörüjen. 
oremus, |. unter ora. [in Sidamerifa. 
Oreodoͤrxa, f. gr. eine 25 bis 50 m hohe Palmenart 
Sröttles), m. nad) der altgr. Sagengeihichte Der 
Sohn des Agamemnon, Königs von Mycenä, 
und der Klytämneftra. Er rächte die Ermor- 
dung feines Vaters durch Klytämneſtra und ihren 
Buhlen Agifthos, indem er jeine Mutter morbdete, 
wurde aber darauf von den Eumeniden verfolgt 
und wahnjinnig gemacht. Er ift einer der Haupt— 
helden der griech. Tragödie und berühmt durch 
jeine innige reundichaft mit Pylädes, ſ.d. 
Dreitidde, f., pl. Oreftidden, gr. = Oreaden. 
Drexie, f. gr. (Örexis, von or&gein, ausitreden) die 
Begierde, das Streben; Heilf. bef. die Eßgier, der 
Heißhunger, das Sodbrennen. 


Orfebrerie 


Drienrerie, f. fr. (v. or, das Gold, I. aurum, und 
faber, I. der Schmied, davon das nur in Zuſam— 
menjegungen übliche fr. fevre) die Goldfchmiede- 
kunſt; auch Goldfchmiedsarbeit. h 
Organ, n. gr. Orgänon (von ergon, Wert, Ergein, 
erdein, tun) Wertzeug, ehemals bef. Tonwerkzeug 
(daher unjer Orgel, ml. orgänum; orgäno pleno, 
mit voller Orgel); rien ilfsglied; ein felbit- 
tätig wirfender Teil eines lebendigen Ganzen, 
Glied, Körperteil, bej. Sinneswerkzeug; Sprad)- 
werfzeug, Stimme, 3. B. eines Sängers, Schau- 
jpieler3; uneig. eine Perſon, durch welche man 
etwas fagen od. verrichten läßt, der Sprecher; Ber- 
mittler; Organgn,n. ein befonderer Name der 
Ariſtoteliſchen Logik, als den menschlichen Erfennt- 
nijfen innere Haltung gebend; auch Daritellung 
eines wiſſenſchaftlichen Gegenſtandes mit innerer, 
gleihjam organischer Verbindung; orgaͤniſch, mit 
tganen od. Werkzeugen, inneren Gefäßen, Röhren 
2c. zum Leben, Wachen und Fortpflanzen verjehen 
(wie die Tiere und Pflanzen), lebendig; ein leben» 
diges Ganzes bildend, einheitlich; Ehe organischen 
Körpern eigen od. angehörig, z. B. ein organifches 
Naturgefeß; den inneren — oder das innere 
Leben betreffend, z. B. organiſche Beſtim— 
mungen, grundſätzliche oder Grund-Beſtim— 
mungen; organiſche Chemie, die ſich mit den 
Verbindungen der zufammengefegten Gruppen in 
— Tieren oder denſelben entnommenen 
örpern beſchäftigende Chemie; organiſieren, 
barb.-!. 1% organiser) mit Organen verjehen, be» 
leben; bilden, planmäßig einrichten, außgeitalten; 
Kripr. feldtüchtig machen, 3. B. ein Heer; Orga⸗ 
nifierung oder Organiiation, f. die Belebung; 
Gliederung, innere Anordnung, Einrichtung, Ge- 
jtaltung, Berfaffung; Organifater, m. Ordner; 
Geitalter, Schöpfer; organifatoriich, orönend, 
geitaltend; jchöpferiih; Organismus, m. der or- 
ganiſche Bau, die innerlic) belebte, lebendig ge— 
gliederte Bildung, Geftaltung, Anordnung, Eis 
richtung, Gefüge; Organift, m. ml. (organista) 
Orgelſpieler; Organochordium, ar. ſ. Orche- 
ſtrion; Organogenie, f. die Lehre von der Ent- 
jtehung organischer Wefen; Örsanognofie, f. Er- 
fenntni3 und Unterſcheidung organijcher Körper; 
Organographie, f. Beihreibung organiſcher Na— 
turförper; auch Beichreibung von Tonwerkzeugen; 
Organologie, f. die Lehre von den organischen 
Naturförpern; auch die Snitrumentenlehre in der 
Geburtshilfe; Organonomie, f. die —— 
des organischen Lebens; Organoplaͤſtik, f. Or⸗ 
ganenbildung; Organoſfopie, f. unterſuchende 
Betrachtung der Organe; Organvzöen, pl. Schma⸗ 
roger in den Tier- und Pflanzenorganen; Orga— 
nozoismus, m. die Art des Hylozoismüs, 
welche alles Leben, auch das höhere des Denkens 
und Wollend, aus dem bloßen Organismus der 
Materie ableitet; Organozoonomie, f.die Theorie 
von den Gejegen des Lebens in der organifchen 
Natur. 
Drgandin oder Orgändh, m. (fr. organdis) ein 
oytınd. baummollenes Gewebe, eine Art Nefjeltuch, 
a dem Mufjelin u. Linon; daher Organdy- 
and, 
organisch, arganiiieren, Organismus, Orga 
nift, Drganochordium 20. — Organozoonomie, 
j. unter Organ. 
Organſin, m. (fr. organsin, it. organzino) od. Örs 
ganſin-Seide, Kettenfeide oder gezwirnte Seide, 
entg. TZramfeide. / 


original 601 


Orgaͤsſsmus, m. gr. (von orgän, jchwellen, ſtrotzen) 


allung, jtarke Bewegung des Blutes und andrer 
Säfte; ftroßende Fülle, heftiger Trieb; orgäſtiſch, 
jtroßend, heftig wallend und treibend. 

Orgeade, f. fr. (fpr. orſchähd') od. Orgent, m. (ſpr. 
orkhd; von orge, Gerſte) Gerſtentrank, Kühltrank; 
Mandelmild. a 

Orgel⸗Geſchüůtz, eine im 14.—17. Jahıh. gebräud)- 
liche Infanteriefanone (f.d.); Orgel-Metall, eine 
Miſchung aus Zinn und Blei, aus der die Örgel- 
pfeifen Dergeftellt werden; Orgelpunft, m. ein 
durch mehrere Takte hindurch ausgehaltener Baß— 
ton, iiber dem eine Reihe von Harmonien wedjeln; 
orgeln, Orgel fpielen; auch das Gefchrei der Hirſche 
in der Brunftzeit. } 

Orgel-Harmonita, f. |. Zöleſtine. ER 

Orgien, pl. gr. (örgia) überh. geheime Religions- 
gebräuche; bei. die mit trunfener Wildheit gefeier- 
ten Bachus-Fefte u. Opfer; uneig. Schwelgereien, 
Ausfchweifungen; Orgidft, m. (v. orgiäzein, Or- 
‚gien feiern) der Eingeweihte, der die Orgien feiert ; 
orgiaftifch, ſchwärmeriſch, begeiftert, finnv. en- 
thufiaftiich; wild rafend. 

Orgöſis, f. gr. r. Orgasmus, f.d. 

Drient, m. I. (oriens, sc. sol, die — Sonne; 
v. oriri, aufgehen, entftehen 2c.) der Morgen, Diten, 
das Morgenland, entg. Ofzident; Orientäle,m. 
(l. orientälis) ein Morgenländer; Orientäl,n. ein 
baumwollenes Gewebe, auch englijches Leder oder 
Satin genannt; orientälifch (I. orientälis, e), 
morgenlaͤndiſch, öjtlih; orientalifhe Frage, 
die Frage, welches Schickſal einmal die Türkei 
haben, bez. wann fie ganz aus Europa verihmin- 
den foll; orientalifhes Kaifertum, das ojt- 
römische od. byzantinifche Reich; Orientalismus, 
m.nl.diemorgenländifheSpradeigenheit; Örten= 
talift, m. ein Kenner morgenländiicher Spraden, 
bej. ver jemitifchen (j. d.); Orientalität, f. die 
öftliche Lage; morgenländiiche Beichaffenheit und 
Eigentünlichteit; ſich orientieren (fr. s’orienter), 
eig. den Aufgangsort der Sonne Juchen, um ſodann 
auch die übrigen Weltgegenden zu finden und fich 
danach zu richten, welches von Seefahrern vor Er- 
findung der Magnetnadel gejchehen mußte; mit der 
Lage und den Verhältnifjen eines Ortes ſich be- 
fannt machen; uneig. ſich zurechtfinden, ſich unter- 
richten, Einblid verihaflen; auch: einen andren 
orientieren,ihnunterrichten,aufflären,einmweihen; 
Orientierung, f. das Zurechtfinden, Einrichten, 
die Aufklärung; die Oftung, d. i. Erbauung einer 
Kirche mit der Mittellinie genau nah Dften, Feit- 
ftellung diefer Linie; Orientierungspian, Lage- 
oder Überfichtsplan. 

Drifieium,n. I. (v.ös, oris, Mund) die Mündung, 
Offnung. 

ODriflamme, f. fr. (prov. auriflan, ml. auriflamma, 
v. l aurum, Gold, u. famma, Flamme; mi. Kleine 
Fahne, Wimpel) die ehemalige franzofifche Haupt- 
fahne, Reichs- und Kriegsfahne (eit 1124), ur« 
Iprünglid) eine Lanze von vergoldetem Kupfer mit 
einem Wimpel von feuerroter Seide, der in drei 
Spitzen verlief, jede mit einer goldenen Quaſte ver- 
fehen; anfangs das Banner der Abtei St. Denis. 

Drigänum,n.I.(gr.origanon u.oreiganon) Doiten, 
Wohlgemut, eine Pflanzengattung. 

vriginätl, I. (originälis, v.origo, der Urſprung) od. 
originell (fr. originel), urſprünglich, urwüchſig; 
anerjchaffen, nicht nachgeahmt, ureigen, eigentumt- 
(ich; auch feltiam, wunderlich, vom Gewöhnlichen 
abweichend; Ortginäl, n. ein Urſtück, Urbild, Ur— 


602 Original 
felbft (nad) Bürger), Erftes in feiner Art, was 
nicht nachgeahmt, fondern urſprünglich ift; eine 
Urſchrift, ein Urdruck, Urbild, entgeg. Kopie; Ur- 
Iprache, Urtert (entgeg. Überfegung); ein außer- 
ordentlicher Kopf in feiner Art; auch für Sonder» 
ling; Originäl-Ausgabe, f.die vom rechtmäßigen 
Berleger veranjtaltete Ausgabe eines Werks, entg. 
dem Nahdrud; O.-Dichter, m. Urdichter; O.= 
Dichtung, f. Urdichtung 2c.; O.-Genie, n. L.-fr. 
(ipr. — ſchenih) ein urjprünglicer, eigentümlicher 
Schöpfergeüt; vgl. Genie; O.-Karte, k. Urſchrifts— 
farte; O.-Sprache, f. die Sprache, in der ein 
Dichterwerf urjpr. gedichtet wurde, entgeg. der 
Überfegung, Urſprache; Originalität, f. nl. (fr. 
originalité) die Urſprünglichkeit, Ureigenheit, Eigen- 
tümlichfeit, Eigenart; auch Sonderbarfeit; origi- 
naliter od. in originäli (produzieren), I. Ripr. 
urkundlich od. urjchriftlich, in der Urſchrift (vor- 
zeigen); originellement, fr. (jpr. orifeginell’mäng) 
urjprünglicy, dent Urfprunge nad); originär, 
fpätl. (originarius, fr. originaire) urſprünglich, 
angeboren ;priginteren, nl. entjpringen, entitehen, 
Drigination, f. die Entitehung, Abftammung, der 
Urſprung. 

Orignal od. Orignac, m. fr. (pr. orini—; wahrſch. 
aus der Sprache von Kanada) in Nordamerifa das 
Elen, Elentier, ein jehr jtarfes Tier vom Hirſch— 
geſchlecht. 

Orillon, m. fr. (ſpr. orijong; von oreille, Ohr) ein 
Ohr, eine Handhabe; Krk. ein Baſtei- oder Boll- 
werf3ohr, Rückwurf, der obere Teil der Flanke an 
einem Feſtungswerke; Bauk. Eckzierat, Verkröpfung. 

Drion, m. (griech. Oriõn) ein glänzendes Sternbild 
am mittägigen Himmel (nad) dem Namen eines 
fabelhaften riefenartigen Helden u. großen Jägers). 

Drfän,m. (it. oragano, uracano, fr. ouragan, fpan. 
huracan, engl. hurricane; aus der Spradje von 
Hayti) ein heftiger Sturm, bei. Küſten- oder See- 
ſturm, eine Windsbraut. 

Orlaͤndo, m. it. Name: Roland; Orlando furioſo, 
der raſende Roland, berühmtes Heldengedicht von 
Ariofto; Orlando innamorato, der verliebte Ro- 
land, ein Epos des italieniſchen Dichters Bojardo 
(1430—1494). 

DOrleän, m. Kernrot, ein ſchöner gelbroter Yärbe- 
jtoff, Farbenteig von der dien und roten Haut 
der Kerne des Orlean- od. Rulubaumes (Bixa 
orelläna) in Amerifa, auh Roucou, Rufu od. 
Urufu. 

Drleanift, m. (fr. Orleaniste), pl. Orleantiten, 
Anhänger des Haufes Orleans in Frankreich, bei. 
de3 Königs Louis Philipp (jeit 1830) und feiner 
Familie, Orleanismus, m. barb.-lat. (fr. Orlea- 
nisme) die Herricherweife dieſes Haufes und die 
Anhänglicykeit an diefelbe. 

Orlog, m. (niederl. oorlog, ſchwed. örlog, angeli. 
orläg, altſächſ. orlägi, althochd. urlag, urliugi, 
Schickſal, Kampf, Krieg) Seeſpr. der Krieg; Or: 
Ionsichiff, n. (niederl. oorlogsschip) Kriegsſchiff. 

Drmolu, m. engl. (jpr. ormolju), Malergold; auch 
die damit verzierten Gegenstände einer beſtimmten 
Geſchmacksperiode. 

Ormuzd, m. altperſ. (entſt. aus ahura mazda, d. i. 
hochweiſer Herrſcher) der Genius, welcher dem erſten 
Tage des alten perſiſchen Sonnenjahres vorſteht; 
nach der Lehre des Zoroaſter das Licht oder das 
gute Grundweſen, im Gegenſatze zu Ahriman, 
dem Urweſen der Finſternis, des Böſen. 

Orna, f. it. (= I. urna, Topf) ein ehemal. Flüſſig— 


! 
1} 


| 


| 
| 


Drphens 


keitsmaß in Trieft — 1 Wiener Eimer = 56,589 1, 
in Siume = 53,321. _ 

ornieren, l.(ornäre) zieren, pußen, ſchmücken; Or- 
nament, n. I. (ornamentum), od. fr. Ornement 
(pr, orn’mäng), Verzierung, Zierat, Schmud; bei. 
pl. Ornamente, Verzierungen, Zieraten an Ge- 
bäuden, Gefäßen u. dgl.; senza ornamenti, it. 
Zonf. ohne Verzierungen; Ornamentif, f. die 
Berzierungskunft, die Lehre und Anwendung der 
Ornamenté; ornamentieren, barb.-I.mit Zieraten 
berjehen; Ornamentiit, m. tver Hieraten an Ge— 
bäuden und dergl. arbeitet, ein Verzierer; Orna- 
mentftich, m. ein Kupferstich, der ein Ornament 
daritellt (namentlich aus dem 16.—18. Sahrh.); 
Ornät, m. 1. (ornätus) Buß, Schmud, Zierat; bef. 
Amts- od. Feierfleid bef. der Geiftlichen, Kirchen- 
oder Briejterfleid; ornatamente, it. Tonf. ver- 
yert, mit Verzierungen vorgetragen; Ornation, 

. (l. ornatio) und Örnatür, f. (ſpätl. ornatüra) 
die Verzierung, Schmückung. 

Ornitbichniten, pl. ar. (v. Ornis, ©. Örnithos, der 
Vogel, und ichnos, Fußtapfen, Spur) Fußipuren 
von vorweltlichen Vögeln auf Steinen; Ornitho= 
cephälus, m. d. i. Vogelkopf, ein verjteinertes 
Tier der Vorwelt, nad Sömmering eine Fleder- 
maus, n. a. eine Eidechjenart; Ornithogälum, 
n. die Vogelmilch, Sternbiume, eine Pflanzengat- 
tung; Ornithonraphie, f. Vogelbejchreibung; 
Drnitholith. m. ein Bogelftein, eine Vogelver- 
fteinerung; Örnitholög, m. ein Bogelfundiger; 
Ornithologie, f. die Beichreibung der Vögel, die 
Vogelfunde; ornitholoͤgiſch, vogelkundlich; Or- 
nithomaͤnt, m. ein Vogeliwahrjager; Ornitho- 
mantie und Örnithoffopie, f. die Vogelmahr- 
fagerei, Wahrfagung aus dem Fluge, Fraße und 
der Stimme der Vögel; Ornithon, n. ein Bogel- 
haus; Ornithorchändus, mm. eig. Vogelſchnabel, 
da3 Schnabeltier, die Schnabelotter, ein jonderbar 

ebautes, der Otter ähnliches Säugetier mit einem 

ntenfchnabel und mit vier Schwimmfüßen, lebt 
in Zandjeen von Neuholland; Ornithothenlogie, 
f. Erweis de3 Dafeins Gottes aus Betrachtung der 
Bögel; Ornithotrophie, f. die Vogel-Ernährung; 
Bogel- oder Federviehzudt. 

Drognofie, f. gr. (von öros, der Berg) die Berg- 
od. Gebirgsfunde; orognöſtiſch, gebirgskundlich; 
Drogräph, m. ein Gebirgsbejchreiber; Oro— 
graphte, f. die Berg- oder Gebirgsbeichreibung; 
orographifch, darauf bezüglich, z. B. orugra- 
philche Karte, eine Gebirgsfarte; Orplogte, f. 
Gebirgskunde; oroloͤgiſch, zur Gebirgslehre ge- 
hörig; Orotheologie, f. Beweis des Daſeins Got- 
tes au3 den Bergen. 

Orondeo,m. ein füdamerifan. Tabak, von der gleich— 
namigen Landfchaft in Venezuela. 

DOrphanie, f. ar. (v. orphänös, verwaiſt) die Ber- 
wailung, der Waijenftand; Orphanotrophium, 
n. (gr. orphanotropheıon) ein Waijenhaus, eine 
Waijenverforgungsanftalt. J. 

Orpharion, n. engl. und fr. höchſt wahrſch. von 
Orpheus) ein altes Saiten-Inſtrument, eine Art 
Bither. $ ne 

Orpheus, m. gr. ein berühmter Sänger und Leier⸗ 
ipieler, auch Weisfager in dem älteften fabelhaften 

eitalter der Griechen, der mit den füßen Tönen 
Bine Lyra alles bezauberte: darum der Name 
vieler Gejangvereine; davon Orphẽon, gr. (fr. or- 
pheon, fpr. orfeöng) oder Orphenm, n. Bezeich— 
nung der Männergejangvereine in Frankreich; eine 
Tonhalle; auch Tanzhalle in Berlin u. a. Orten; 


Orrery 


Orpheonift, m. fr. (orphéoniste), Liedertäfler, | 


Mitglied eine Männergefangvereins; daher so- 
eietes des orph£onistes, Liedertafeln, Männer: 
gejangvereine; Orphika, f. ein von Röllig erfun- 
dene, im Ton der Laute ähnliches traabares Ton- 
werkzeug mit Saiten, die dur Hämmer berührt 
werden; Örphifer, pl.die veligiös-myjtiichen Dich— 
ter und Philoſophen Altariechenlands (al3 An- 
hänger des Orpheus); orphifch, den Orpheus be- 
treffend, 3. B. orphiſche Kulte, uralte heilige 
Gebräuche; Orvhioniſt, m. fr. — Orpheonift. 

Orrery, m. od. Orrerinm, n.—= Planetarium, 
eine Blanetenmajcine, ein Runjtgetriebe, welches 
die Bewegung der Himmelskörper verfinnlicht (nach 
dem Grafen Orrery benannt, welchem die erjte 
Maichine diefer Art gewidmet wurde). 

Orrhos, m. gr. (orrhös oder orös) Molfen, Blut- 
mwajjer, der wäjlerige Bejtandteil der Milch, des 
Blutes 2c.; Orrhodhesie, f. Heilf. wäßriger, mol- 
tenäbnlicher Stuhlgang; Orrhorrhöe, f. wäßriger 
Ausfluß durch den Stuhlgang. 

Orſeille, f. fr. (ſpr. orßej; it. oricello, roccella, nl. 
lichen roccella L.; v. ft. roc, it. rocca, Fels; dah. 
engl. archil und rockmoss, d. i. Felsmoos) die 
Färberflechte, die zu rotem Farbitoff, auch zur Berei- 
tung des Lackmüs benußt wird; vgl. Erythrin. 

Orſoh⸗Seide, = Organjin- Seide. 

erthifch (ar. orthios, aufgerichtet, jteil, hoch) Tont. 
Hoch, 5 B. orthiſche Melodie, eine M., die ſich 
in hoben Tönen bewegt. 

Ortkobidtif, f. gr. (v. orthös, &, 6n, gerade, recht, 
und biün, ieben) die Kunſt oder Wiſſenſchaft wohl 
zu leben; Orthoceratit, m. (v. keras, Horn) eine 
verjteinerte Kammerjchnede; Orthodiagenale, f. 
wagerechte Querachſe; Orthodidaͤttit, f. richtige 
Lehrart od. Lehrkunſt; orthodox (gr. orthödoxos, 
v. döxa, Meinung, Glauben), rechtgläubig, ſtreng— 
gläubig, altgläubig, echt- oder altfirchlich, der 
alten angenommenen Kirchenlehre gemäß; ein 
Orthodoͤxer. m. ein Rechtgläubiger, Streng— 
gläubiger; Orthodorie, f. die Rechtgläubigkeit, 
Strenggläubigfeit, die ſtrengkirchliche Nichtung, 
entg. Heterodoxie; Orthodvgiit, m. Eiferer für 
Rechtgläubigkeit; Orthodsrograph, m. ein recht- 
a Schriftſteller; Orthodoxographie, f. 

reng kirchliche Schriftſtellerei; DOrthodromie, f. 
der gerade Lauf eines Schiffes nach einer der vier 
Haupthimmelsgegenden, entg.Xorodromie; or— 
thodromiſch, geradläufig, den geraden Lauf eines 
Schiffes betreffend; Orthoepie, f. (v. &pos, Wort) 
die Lehrevonderrichtigen Ausiprache, auch Ortho— 
Enif, f.; orthoepiich, orthoeviſtiſch, die richtige 
Ausiprache betreffend; Orthoeponraphie, f. die 
Rechtſprech- und -jchreiblehre; Orthogön, n. 
Größenl. ein Rechteck; orthogonäl oder ortho— 
göniſch, rechteckig, rechtwinklig; Orthograͤph, m. 
(v. gräphein, ſchreiben) ein Rechtſchreiber, Kenner 
und Lehrer der Rechtſchreibung; Rechtzeichner (beim 
Kartenzeichnen); Orthographie, f. die Rechtſchrei— 
bung; auch die Kunſt, eine aufrechtſtehende Seite 
eines Körpers ſo zu zeichnen, wie ſie ins Auge 
fällt; Orthograͤphit, f. die Rechtſchreiblehre; or⸗ 
thograͤphiſch, ſchreibrichtig, der Rechtſchreibung 
gemäß, oder dieſe betreffend, z. B. orthogra— 
phiſcher Fehler, ein Fehler wider die Recht— 
ſchreibung; Orthokeratit, m. ſ. Orthoceratit; 
Drthoflds, m. eine Gattung des Feldſpats, aus 
stiejeljäure, Tonerde und Kali bejtehend; Ortho— 
fölon,n. Heilf. die Steifheit, regeliwidrige Gejtredt- 
beit oder Geradheit eines Gliedes; Örthologie, f. 


Dscabrion 603 


die Spradrichtigfeit, = Korrektheit; Ortho— 
metrie, f. die Rehtmeflung; orthometriich,vecht- 
mejjend, die Rechtmefiung angehend; Orthomor— 
phie, f die richtige Bildung od. Öeflaltung; Heilk. 
die Kunft, Krümmungen der Wirbelfäule und der 
Glieder zu heilen; orthomoͤrphiſch, rechtgeſtaltig; 
orthondmisch, vehtnamig, rehtgenannt; Ortho— 
pädie, f. (v. paidetiein, erziehen, bilden; pais, ©. 
paidös, Kind) die Erzielung eines geraden Wuchjes 
der Kinder, die Runft, Mängel an dem Körper 
junger Kinder zu heilen; orthopädiſch, diejelbe 
betreffend oder bezwedend; Orthopädlum, n. 
oder orthopädiſches Institut, eine Heilanitalt, 
in welcher ſchief gemwachjene Kinder durch künſt— 
liche Mittel geftredt und gerade gebildet werden; 
Srthophonie, f. die BE Ausſprache = Or— 
thoepie; Orthophönik, f. Anweilung zur rich— 
tigen Ausſprache; Orthopnöe, f. Heilk. eig. Das 
Atmen in aufrehter Stellung, Schweratmen, 
Starke Engbrüftigfeit; Orthoptera oder Ortho— 
pteren, pl. Seradflügler; Orthaiis od. Orthöſe, 
. das Geraderichten, Aufrechtitellen; die gehörige 
Richtung; Orthoſomätik, f. = Orthopädie; 
Orthoterium, n. der Geraditreder, die Stred- 
majchine; Orthotonie, f. die richtige Betonung 
der Wörter; orthozentriſch, den Mittelpunkt an 
der richtigen Stelle habend (in der Optif ge 
bräuchlich). 

Ortje, n. (holl. oortje — ein Viertelſtüber, 
Verkl. von oort, oord, ein Viertel, ein Ort) eine 
ehemal. Heine Rechnungsmünze in Lüttich und Oft- 
friesland, etwas mehr als 19. 

Örtolän, m.(it.ortolano, fr. ortolan, vont Y. hortu- 
länus, v.hortus, Garten, nl. emberiza hortuläna) 
die Garten-Ammer, Fettammer, der Koınfinf, im 
füdlichen Europa, der, bej. gemäſtet, außerordentlich 
fett und al3 Leckerbiſſen verjendet wird. 

ortus, m. I. (von orIri, vgl. Orient) der Aufgang; 
ortus cosmieus, der Aufgang eines Geſtirns mit 
Aufgang der Sonne; 0. acronyetos, der Aufgang 
mit dem Untergang der Sonne. 

Ortygia, f. gr. Fabell. ein Beiname der Artemis, 
nad) einem Haine auf der Inſel Delos. 

Orpietän, n. ein Gegengift oder ein dem Gift wider- 
ftehendes Heilmittel, nad) der Stadt Orvieto in 
Stalien genannt. 

Orpktochemie, f. gr. (von oryssein, graben, aus— 
graben, oryktön, ausgegraben) die hemijche Un- 
terfuchung der Geſteine; Orhyftogenie, f. die Ent- 
jtehung der Geſteine; Oryftognofie, f. die Unter- 
tcheidungsfunde der einfachen oder ungemengten 
Mineralien; oryktognöſtiſch, Diejelbe betreffend; 
Oryttographie, f. die Beſchreibung der Steine ıc.; 
Oryftologie, .—=Mineralo gie; oryftolögniich, 
jteintundlich; Orhftometrie, f. die Steinmeijung, 
Steinmeßfunit, Duhltozoologie, f. die Lehre von 
den Tierverjteinerungen. 

Oräsa, f.gr. u. 1. der Reis; Orhzeen, pl. reisartige 
Gewächſe, eine Familie ver Gräjer. 

ös 1.,n.!. (®&. oris, pl. ora) der Mund; das An— 

eliht; per 08, Heil. durch den Mund (3. B. beizu— 
ringen); uno ore, mit einem Wunde, einstimmig. 
ös 2.,n. 1. (©. ossis, pl. ossa) der Knochen. 

Osbert, m. altd. Name (angel. Osbeorht, von os, 
altnord. as, Gott; vgl. Aſen und Berta) der gütt- 
li Glänzende, göttlih Schöne; Osberte, f. die 
Gottalänzende, göttlid) Schöne. 

Dscabrion, m. nl. u. fr. (mahrid. v. isländ, oska- 
biörn, eine Art Seeaffel, womit dieſe Mujchel viel 
Ähnlichkeit haben fol) die Käfermuſchel, eine Gat- 


604 oSscen 


tung vielihaliger Muſcheln; Oscabrinoiten, pl. 
verjteinerte Käfermufcheln. 

oscen, m. I. (©. oscinis, pl. oseinds; dv. os, Mund, 
und canere, fingen) ein Weisfagevogel, Singvogel. 

Oſceltis od. Ofchitis (ſpr. os⸗ch ⸗), f. gr. (v. oschö, 
Beutel, beſ. Hodenſack) Heilk. Entzündung des Ho— 
denſackes; Oſcheopläftik, f. die Ve: 
Dicheocele oder Ofchocele, f. ein Hodenſackbruch; 
Dichle)öncns, m. feite, Oſchle)ophijma, n. weiche 
Hodenſackgeſchwulſt. 

Oſeillum, n. J. ein kleines bewegliches Larvenbild; 
oßzillieren (l.oscilläre), ſchwingen, Schwingungen 
machen, auch ſchwanken, ſchaukeln; Oſzillation, f. 
(lat. oscillatio) die Schwingung, ſchwingende Be— 
wegung, der Schwung, = Vibration; auch das 
Schwanken; oſzillatöriſch, nl. ſchwingend. 

oscũlum, n. l. (Verkl. v. 68, Mund) ein Mäulchen, 
Ruß; oscũlum caritätis, ein Liebeskuß; o. pa» 
eis, ein Friedenskuß, bef. der, welchen die Kardi- 
näle von dem neuerwählten Papſt empfangen; 
osfulieren (l. osculäri), füllen; Größenl. für be- 
rühren; osfulierende Kurve, f. eine Krumm- 
linie, welche eine andere in einem Punkte berührt; 
Oskulation, f. (osculatio) das Küffen; auch die 
Berührung einer krummen Linie oder Fläche mit 
einer andern. 

Djemund oder Ogmumnd, n. eine vorzügliche Art 
ſchwediſchen Stabeiſens, nach einer Eifenhütte glei- 
hen Namens genannt. 

Diiris, m. ägypt. Fabell. der Sonnengott, Urheber 
beitimmter Zeit od. Zeitjchöpfer, der Bruder und 
Gemapl der Sjis ꝛc. 

Ostar, m. altd. männl. Name (angelj. Ösgär, von 
ös, = altnord. as, Gott, u. gär, Speer; vgl. Afen) 

Dslaf, ſ. Olaf. R [Öottegjpeer. 

Ösmdnen, Dsmanlis, pl. Türken; osmaniſches 
Reich, j. ottomaniſches ıc. 

Dsmazem, |. Osmozom. 

Dsmin, m. (ruſſ. osmina, f., von wosmj, acht) ein 
ruſſiſches Getreidvemaß, 1/s des alten Kad, oder 
4 Tſchetweriks, — 104,85 1. 

DOsmium, n.gr. (v. osme, Gerud), v. 6zein, riechen) 
ein 1803 im Blatinerz entdedtes ſchwarzes Metall, 
das von feinem eigentümlichen ſtechenden Geruch 
den Namen hat; Osmodysphorie, f. Heilk. das 
Unvermögen, gel: Gerüche zu ertragen; Os— 
mologie, f. Geruchlehre, Lehre von den Riech— 
itoffen; Osmonofologie, f. Lehre von den Ge- 
ruchskrankheiten; Osmöõſis oder Osſsmöſe, f. das 
ungleihe Durchgangsvermögen in Waſſer auf: 
gelöfter Stoffe durch poröſe Scheidemände (vgl. 
Diosmoſe, Endosmoſe undEro3moje); Os⸗ 
moſe-Verfahren, n. in der Zuckerfabrikation Ge— 
winnung höherer Ausbeute aus der Melaife (f. d.) 
duch Auslaugen mittels Filtration durch Zelluloſe 
und PVergamentpapier; Osmozöom, richtiger als 
Dsmazöm,m. (v.zömös, Fleifchbrühe) der eigen- 
tiimliche, würzige Grundjtoff des Muskelfleiſches, 
zur Bereitung der OSsSmozom-Schokolade be- 
nußt. 

Dsmücha oder verfl. Osmuſchka, f. ruſſ. (von 
wosm), acht; richtiger, obwohl ungebräuchlich, ift 
die Schreibart Wosmüſchka) ein Achtel, befon- 
ders ein Achtel-Pfund; ein Achtel-Eimer, Zlüffig- 
rs von gejegmäßig 1,875 1, gew. aber nur 
1,537 1. 

Osmund, m. altd. männl. Name (v. angelf. ös = 
altnord. as, Gott; vgl. Afen): Gottesihuß; Os⸗ 
wald, m. — Gottwald; Oswin, m. Gottesfreund, 
Gottlieb. 


Oſteocele 


DOsmuſchta, j. Osmucha. 


5 


ophägus oder Öfophdg, m. gr. (oisophägos) die 
Speijeröhre; Sfophagitis, f. gr. Heil. Entzin- 
dung der Speiferöhre; Dfophagarrhagie, f. Blu⸗ 
tung aus der Speiferöhre; Ofophagarrhde, f.Aus- 
Icheidung von Säften aus der Speiferöhre; Bfo= 
Lhagotomĩe, f. Aufiyneidung oder Öffnung der 
Speijeröhre. 

Osphrafie od. Osphreiis, f. gr.(v.osphrainesthai, 
riechen) das Riechen, der Gerud); Osphraſiologie, 
f. die Lehre vom Geruchsſinn und den Gerüchen. 

Osphyalgie, f. gr. (von osphys, f. die Hüfte) Heilk. 

das Hüft- oder Lendenweh; Osppätis, f. Ent- 
zundung am Hüftgelenf. 

DOsramlampe, f. eine eleftriiche Lampe, ein Glüh— 
üörper, der bei bejonders großer Leuchtkraft große 
Stromerfparnis bewirkt; das Wort Osram iſt 
ein aus der eriten Silbe von Os minm und der 
zweiten von Wolfram gebildetes Kurzwort. 

Die, f. gr. das Gerücht, al3 Göttin und Botin des 

eus, = lat. Yama. 

0ssa, pl. I. (von os, n. Gen. ossis) Knochen, Beine, 
Gebeine; ossa nudat, es entblößt oder zeigt Die 
Knochen, d. i. es ift dürftig, 3. B. ein Gedicht; 0882 
sepiae, Tintenfifchbeine (vgl. Sepia); Offarium 
oder Offuarium, n. Behältnis für Totengebeine, 
Beinhaus; Dffatür, f. nl. Heilk. der Knochenbau; 
ofjifizteren, verknöchern; Offifitation, f. die Ber- 
knöcherung; Oſſilegium, n. — Gebein⸗ 
ſammlung; offivoͤriſch, knochenzerfreſſend. 

Offeten, pl. ein im weſtlichen Kaukaſus wohnendes 
Volk iraniſchen Stammes. 

osseveranza, ſ. unter obſervieren. 

Oßmund, ſ. Oſemund. 

Oſtägra, f. ar. (v. osteon, Knochen) eine Bein- oder 
Knochenzange; Oftalgie od. Oftenlgie, f. Knochen⸗ 
ſchmerz; Oftalgitis oder Dfteitis, f. |chmerzhafte 
Knochenentzündung. 

Oftara, £., eine altgermaniſche Frühlingsgöttin 
— Auströ, das gleich iſt dem ind. 
usrä, a vgl. Zeitſchr. f. deutſch. Wort- 
forſchung LI, 42). 

oftenfibel, ul. (vom I. ostendere, zeigen) was vor— 
gezeigt werden kann oder ſoll, zeigenswert; deut⸗ 
lich hervortretend, augenſcheinlich, handgreiflich, 
prahleriſch; oſtenſib, bloß zeigend, ohne Erklärung 
der Erſcheinungen, z. B. oſtenſive Methode; 
zeigende (nicht erklärende) Lehrweiſe; anſchaulich, 
augenſcheinlich, handgreiflich; prunkend, prahle⸗ 
riſch; Oſtenſorium, n. das Schaugefäß in der 
kathol. Kirche, — Monſtranz; Oftentum, ein 
Anzeichen, Vorzeichen, Wunderzeichen, eine vor— 
bedeutende Nalurerſcheinung; oftentieren (lat. 
ostentäre) zur Schau ſtellen, prahlen, prangen; 
Ditentation, f. (I. ostentatio) die Schauſtellung, 
das Brunfen, Prahlen; die Ruhmredigkeit, Eitel- 
feit; oftentatiös, auch oitentativ, auf Bemerkt- 
werden berechnet; prunfend, prahlerifch. 

Oſteocẽle, f. Br. (von osteon, der Knochen) Heilt. 
ein Knochenbruch; Oftenchemie, f. die Lehre von 
der chemifchen Natur der Knochen; Ofteodermen, 
pl. Naturf. Knochenhäuter, Knorpelfiſche; Oſteo— 
dynie, k. Knochenſchmerz; Oftengenie, f. die Kno— 
chenerzeugung, Knochenentſtehung; Oſteographie, 
f. die Knochenbeſchreibung; Oſteoid, n. eine ino- 
henähnliche Neubildung ohne Kalkſalze, die not- 
wendig zu einem Knochen gehören, tritt bei der 
englifchen Kraniheit auf; Oſteokläſis, f. ein Kno⸗ 
chenbruch; Oſteokoͤlla, f. (inochenführender) Kalk⸗ 
tuff, Tuffſtein; Diteniith, m. ein Knochenſtein, eine 


Diteria 


Knocenverfteinerung; Ofteolög, m. ein Knochen⸗ 
fenner; Dfteologie, f. die Knochenkunde; pfteold- 
giſch, Tuochentundliy; Oſteonekröſis, f. der Kno— 
henbrand oder trodene Knochenfraß; Ofteopäü= 
dien, n. eig. Knochenkind, eine verfnöcherte Leibes— 

frucht, vgl. Lithopädion; Dfteopathologie, f. 

die Knochen -Krantheitslehre; Dfteoptditik, f. 
Knocenbildung; oſfteopläaͤſtiſch, fnochenbildend; 
Dfteofflerdfis, f. Qiuochenverhärtung; Ofteotöm, 
m. Rnochenjäge; Ofteotomie, ih en 

Diteria, f. it. (vgl. Hoſteria) Gaſthaus, Wirtshaus, 
Schenfe in Italien. 

Dfterlugei, f. (verderbt aus Arijtolochia, ſ. d.) Ge- 
burtsfraut, Hohlwurz, eine Heilpflanze. 

Dftfdlen, pl. ein alter Name der öftlihen Sachſen, 
die vom Harz bis zur Elbe im heutigen Braun- 
ſchweig und in einem Teile von — wohnten. 

Oftiarius, m. J. (v. ostium, die Tür) ein Türhüter, 

förtner in Klöſtern; in der kathol. Kirche der— 
jenige, welcherdie niedrigſte der vier kleinen Weihen 
empfangen hat. (Die anderen drei ſind in auf— 
ſteigender Stufenfolge: Lektor, Exorziſt und 
Akoluth.) Oſftiariät, n. nl. das Pförmeramt; 
die erſte od. unterſte Prieſterweihe; Ostium, n. |. 

Mündung, Einfahrt; Oftien, pl. die Mündungen; 

Dftienftenöfe, f. l⸗gr. Verengerung der Herz 

mündungen. [harrlid). 

ostinäto, it. (= 1. obstinätus) Tont. hartnädig, be- 

Dftindienfahrer, m. ein Handelsſchiff der die 
chen Kompagnie, das nad Dftindien fährt; Oft: 
indische Kompagnie, engliiche, holländische, fran— 
zöſiſche Gejellichaft zur Betreibung des Handels 
mit Oftindien. 

Dftitis, f. gr. (v. osteon, Knochen) Heilf. Knochen⸗ 
entzündung; Oſtöma, n. ein Knochengewächs; 
Dftafis, f. Berfnöcherung. 

Dftjdten, pl. eine zum altaiichen eg ee ge⸗ 
hörige —S— in den ſibiriſchen Provinzen 
Tobolsk und Tomsk. 

Dftralismos oder Oſtrazismus, m. gr. (v. Östra- 
on, Scerbe, Mujcelichale 2c.) das Scherben- 

gericht oder Scherbenurteil, bei den alten Griechen 

eine zehnjährige Verbannung eines zu mächtigen 
und zu gefährlichen Staatsbürger aus Athen, 
wobei die jtimmenden oe den Namen des zu 

Berbannenden auf Mufchelichalen oder Scherben 

jchrieben 2c.; Oftraziten, pl. Berjteinerungen von 

aufterartigen Mujcheln; Oſtrakodermäta, pl. 

Aufterjchalen. 
oströa edülis, £. [. die egbare Aufter; Oftreiten, 

pl. nl. = Oſtraziten; Oftreopeltiniien, pl. 

„gr.=l. verfteinerte Kammuſcheln. 

Dftromanie, f. gr. (von distros, m. Stich, Stachel, 
heftiger Trieb) die ————— Unerſättlichkeit 
in Befriedigung des Geſchlechtstriebes. 

Öftrus, m. lat. (gr. distros) die Roßbremſe, Schaf- 

bremſe. 

Ofyypus, m. gr. (oisypos) Heilk. Schweiß⸗ od. Fett⸗ 
wolle, als Heilmittel gebraucht. 

Oswald, Oswin, j. Osmund. ‚Bi 

Dizillation, ofzilfieren, ſ. unter Oſeillum. 

vigitieren, I. (oscitäre, von os, Mund) gähnen, den 
Mund aufſperren; nadläffig oder unaufmerffam 
jein; vornehm tun; Öfzitetion, f. (l. oscitatio), 
oder Ofzitänz, f. nl. dag Gähnen; die Nachläfjig- 
feit, Trägheit; das nadläffige, unachtſame, mit 

:öfterem Gähnen verbundene vornehme Wefen 
mander Großen im Geſpräch mit Geringeren; 
daher die — — auch die Großtuerei. 

Otägra, n. gr. (von üs, Gen. ötös, das Ohr) der 


out 605 
— 7 die Ohrengicht; Otatüftit, f die 
Kunft, den Gehörfinn zu verſtärken; gtafüftiich, 


gehörverftärfend; Otalgie, f. Ohrenweh, Obren- 
zwang; Otalgika, pl. oder otdlgiihe Mittel, 
Mittel wider den Ohrenichmerz; Otendhäte, m. 
Heil. eine Ohrjprige; Otheltdfis, f. Obrvereite- 
rung; Otiäter, m. ein Ohrenarzt; Otiatrie oder 
Otiãtrit, f. Ohrenheilkunde; ottdtriich, diefelbe 
betreffend; Otika, pl. Ohrenmittel, Mittel gegen 
Ohrleiden; Otitis, f. die Obrenentzündung; Oto= 
dynie, f. Ohrenſchmerz; Otonfänhis, f. u. Dto⸗ 
glyphon, n. der Ohrlößel; Dtographie, f. Ohren- 
beſchreibung; Otologie, f. die Lehre oder Willen- 
ihaft von Ohre; Otophön, n. ein Hörwerkzeug 
für Schwerhörige; Dtopfditif, f. Obrbildung; 
Dtorrhagie, f. dev Obrenblutfluß; Otorrhöe, f. 
der Ohrenfluß; Otofföp. n. ein Ohrenjpiegel, 
Werkzeug zur Unterfuchung des Ohres; Dtotomiĩe, 
f. Obrenzerlegung. 

o tempora, 0 mores? f. unter Tempus. 

Otbelfofs, Otiatrie, Otika, Otitis, ſ. unter 

tagra. 

Othello, m. der Mohr von Venedig in Shakeſpeares 
Traueripiel; jprw. ein eiferfüchtiger Ehemann. 
Otium, n. lat. (fpr. t = 3) die Muße, Ruhe, der 
Müßiggang; pl. otia, Mußeſtunden, Mußezeit; 
per otium, aus Müßiggang, aus Langeweile; 
otium cum dignitate (aus Cicero „Pro Sestio“, 
cap. 45), eine Mußezeit vol verdienter Witrde, 
Ruheftand nach verdienftreicher Amtsführung; otĩa 
dant vitia, Sprw. Muße erzeugt a üßig— 
gang iſt aller Laſter Anfang; otios (lat. otiösus), 

müßig, ungenutzt, 3.8. Geld liegen laſſen. 

Dtodynie, Ototomie ꝛc., |. unter Otagra. 

ottava, f. it. (v. ottavo, a, der achte; otto — l. octo, 
acht) die Oktave (f. d.); all’ ottäva, in der Oktave, 
im Achttone, achttonweiſe oder acht Tune höher; 
alta ottäva, alt’ ottäva, hohe Dftave, Bezeich- 
nung, daß um eine Oftave höher gejpielt werden 
ſoll, als geſchrieben ſteht; Ottave Rime, pl. Acht- 
reime, achtzeilige Versſätze, die ital. Stanze, ſ. d.; 
ottavina, f. Tonk. kleine Oftave (ſ. d.); Öttedtt, n. 
(it. ottetto) gew. Oktett, n. ein achtſtimmiges Ton— 
ſtück, Achtgeſang. 

ottomaͤniſches od. osmaniſches Reich, das Reich 
der Osmanen, das türkiſche Reich (von Osman 
oder daraus verderbt Ottoman, dem Stifter des— 
ſelben im Jahre 1300); ottomaͤniſche od. osma⸗ 
niſche Pforte, der türkische faijerl. Hof, auch: die 
hohe Pforte (von dem Haupttore, das zum faijer- 
lichen Balaft führt); Ottomäne, f. ein türkisches 
Ruhebett, ein niederes Polſtermöbel nad) türkischer 
Art für mehrere Perfonen. 

Oturatler od. Oturats, pl. türk. (sing. öturäk, v. 
öturmak, jid) jegen, bleiben) in Ruheſtand gejeite 
Altkrieger (Beteranen, Jnvaliden), die nicht mehr 
ing Feld ziehen dürfen. 

Dublidtten, pl. fr. (fpr. ubI—; von oublier, ver- 
geſſen, v. I. oblivisci) Verliefe od. Vergeſſenheits— 
gefängniſſe zu heimlichen Hinrichtungen, mit Fall— 
türen verjehen, die den hinabgejtürzten Unglüd- 
lihen auf immer der Vergeſſenheit übergeben, bef. 
in Frankreich zur Zeit der Baloia üblich; publieng 
(ſpr. ubliöh), vergeßlich, Leicht vergefjend. 

Dunce, f. engl. (jpr. auns) die Unze. 

out, engl. (fpr. Aut), aus, befonders beim Tennis 
von einem Ball gebraucht, der nicht richtig zurüd- 
geihlagen oder zu weit geflogen und deshalb aus 

em Spiel heraus ift; Outsider, m. engl. (ſpr. 
zütßaid'r), Außenseiter, Nebenläufer, eigentl. der 


06 


{or} 


Dutil 


auf der Außenſeite Befindliche, der Umeingeweihte, | 


Fernſtehende; beim Wettrennen: ein Pferd, das 
seine Ausficht auf Sieg hat; der, welcher gegen den 
Buchmacher wettet, ein Uneingeweihter; Renn- 
pferd unbefannter Herkunft, das daher nicht be- 
achtet wird. 

Dutil, n. fr. (fpr. utih; altfr. ostil, ustil, wahrſch. 
v. [. utensile, Gerät, v. utensilis, e, brauchbar, v. 
uti, gebrauchen) das Werkzeug. 

untragieren, fr. (fpr. utraſchieren) beſchimpfen, 
gröblich beleidigen; Outrage, £.,t.n.(fpr.utrdhie; 
prov. oltratge, ml.ultragıum, v. ultra, ſ. d.) grober 
Schimpf, Shmad); antrageant (pr. —ſchang) od. 
putrageng (pr. —ſchöhs) ſchimpflich, äußerſt be- 
feidigend. 

uutrieren, fr. (outrer, jpr. utr —; prov. ultrar, 
v. I. ultra, ſ. d.) übertreiben; aufs äußerfte brin- 
gen; autriert, übertrieben; A outrance (pr. — 
utrangk), aufs äußerſte. 

vudert, Ouvertüre, |. unter onvrieren. 

Dupdrage, n. fr. (jpı. uüwrähſch'; v. ml. operagium, 
vom I. operäri, arbeiten) eine Arbeit, ein Werf; 
Ouvrier, m. (fpr. umrjeh; = I. operarius) ein 
Handwerker, Handarbeiter; pl. Qusriers, Werk- 
leute, Handarbeiter zc. 


supdrieren, fr. (ouvrir, jpr. uwr —; prov. obrir, 


ubrir, altit. aprire, altfr. aovrir, auvrir, prov. 
adubrir, v. gleich]. l. ad-deoperire, v. de-operire, 
aufdeden, öffnen, neuprov. durpir) öffnen, enthül- 
fen, eröffnen, anfangen; oubert (jpr. umähr), ges 
öffnet, offen; freimütig; offenbar; ouvertement 
(fpr. —mäng), öffentlich, offenherzig, frei heraus; 
Dupertüre, £. (jpr. uwertühr') die Offnung; der 
Anfang; Tonk. ein Borfpiel deg Orchefters zu einer 
Oper ıc. 

obal, Ovbarium 2c., |. unter ovum. 

Dbution, f. I. (ovatio, von oväre, frohloden) ein 
tleiner Triumph oder Giegedeinzug bei den alten 
Römern, wobeider ovierende oder fiegprangende 
Feldherr nicht auf einem Wagen, jondern zu Fuß 
oder zu Pferde feinen Einzug hielt, und jtatt des 
Ochſen ein Schaf (ovis) opferte. 

Dperlander, m. hol. ein holländifches Fahrzeug auf 
der Maas und dem Rheine. 

ovum, n.(pl. ova) [. das Ei; dah. ab ovo anfangen, 
vom Ei, d. i. vom Beginn od. äußersten Uriprung 
einer Sache, au): von Adam an; ab ovo usque 
ad mäla, Sprichw. vom Ei big zu den Äpfeln od. 
zum Objte, d. i. vom Anfange bis zum Ende (her- 
genommen von den altrön. Mahlzeiten, die ges 
wöhnlich mit Eiern anfingen u. mit Obſt endeten); 
ovÄäl, nl. eirund, eifürmig, länglichrund; das 
Dväl, das Eirund; Oparitis, f. (fr. ovarite) die 
Eieritodentzünduna; Ovarium, n. der Eieritod; 

l. Oparia oder Ovurien, Cieritöde; bei den 

flanzen Samenbehältnifje, Frudytfnoten: Opäs 
ralgie, f. Nervenſchmerz im Eierftod; Opgrien= 
ayite, f. L-gr. Balggeihwulft im Eierſtock; obãt 
(l. ovatus), eiförmig, bei. in der Pflanzenlehre; 
ovatifoliſch, mit eirunden Blättern; obãto⸗ob⸗ 
föng, barb.-i. mehr länglich als eirund; oniförm 
eiförmig; Övipdren, pl. Eierleger, durch Eier ic) 
fortpflanzende Zıere; oboidiſch, eiförmig; Ovo⸗ 
logie, f. L.-gr. f. Dologie, |. d.; Obofföp, n. Eier- 
jpiegel; Opufation, f. Ausſtoßung eines reifen 
Eies im Eieritod; Owülum, n. feines Ei; Samen- 
fnojpe; Ovnliten, pl. verjteinerte Eierichneden. 

Oxulis, f. gr. der Sauerflce; O. acetosella, gemei- 
ner Sauerflee, Haſenkohl; Ogrdlfänre, f. (1. acl- 


dum oxalicum, n.) die Kleetäure, Sauerkleeſäure, 


Dean 


Sauerkleefalzjäure, Zuderfäure; Oraläte, pl. 
Scheidek. kleeſaure Salze; 5 1. er. 
‚leegewächle; ordlifch, Heejauer; Öratit, m. auch 
Humboldtit, m. ein aus Eleefaurem Eijenorydu! 
und Waſſer beftehendes Mineral; Oralinm, n. 
Sauerfleefalz, doppelt kleeſaures Kali; Orzalurie, 
R Abfonderung von Fleehaltigem Mleefäureialz im 
arn. 

Oxonia, f. l. Oxford. 

Ortailfonp, f. engl. (jpr. oͤxtehlßuhp, v. ox, Ochs, 
tail. Schwanz, soup, Suppe) Ochſenſchwanzſuppe 

Oxyaphie. f. gr. (von oxys, ſcharf, fauer 2c., und 

haptein, anfafjen, berühren) jcharfes Gefühlsver— 

mögen, Seingefühl; Ogychloride,pl. Verbindungen 
von Metall-Oryden mit Ehlorverbindungen; Oxy⸗ 
eroccum=Pilafter, n. (v. krökos, [. crocus, Sa- 
fran) ein ſaures Safranpflafter; Oxyd, n. Scheidek. 

Sauerftoffverbindung, Verbindung eines Körpers 

mit Saueritoff; be. eine als Baſis fich verhaltende 

(mit Säuren Salze bildende) Verbindung eines 

Metalles mit Sauerftoff, Metallfalt; im engeren 

Sinne: der die größere Saueritoffmenge enthal- 

tende falzbildungsfähige Metalltalt, = Beroryd, 

entg. Orydul dd. Brotoryd; orhdieren, gr.-l. 

(oxydäre) u. pxygenteren, ſich mit Saueritoff ver- 

binden, verfalien; exrydäbel od. orydierbar, ver- 

kalkbar, mit Sauerftofjverbindbar; Orydabilttät, 

f. die Verkalkbarkeit, Fähigkeit des Berbinvens mit 

Saueritoff; Oxydation od. Ogydierung u. Oxy⸗ 

genation od. EBENEN, f, Berfalfung, Ver- 

brennung, das Verbinden mit Sauerftoff; Orud= 

Bybrät, n. hemijche Verbindung eines Oryds mit 
aſſer; Oxydũl, n. oder Protoryd, n. ein ſalz— 

bildungsfähiger Metalltalt mit geringerer Menge 

von Sauerftoff al3 im Oryd; oxydulieren, bis 
zum Zuſtande des Oxyduls mit Sauerjtoff ver- 
binden; — Oxygäla, n. faure Wild; Orygärum, 

a. Sauerbrühe; Oxygen, n. der Sauerjtoff, der 

Hauptbeftandteil der Lebensluft 2c.; oxygenie⸗ 

ren 2c.,== orhydierenc., |.0.; Oxygon, n. Meßk. 

eine ſpitzwinklige Figur; oxyganlisch), ſpitzwink⸗ 
lig; Oxylrät, n. (vgl. Krajis ıc.) Eſſigwaſſer, ein 

Gemiih aus Ejiig und Waſſer; oryfratieren, mit 

Eifigwaffer waſchen; Oxymél, n. gr.-i. Sauer- 

honig oder Honig-Ejliq, Ejiigmet; Oxyméter, n. 

gr. ein Säuremejjer; Orymöron, n. (von mörös, 

a, 6n, dumm, albern) Ytedet. eig. eine ſcharfſinnige 

Dummheit, ein wigiger Unſinn, Gedanke, der einen 

Tcheinbaren Widerſpruch enthält (z.B. ein ſtummer 

Auf, ein lautes Geheinmis u. dgl.); ogymuriä- 

tiſch (in der älteren Chemie) orydiertsjalgiauer. 

d.h. chlorhaltig, mit Chlorverbunden; Opynitron, 

n.Salpeterfäure; Öryopfe, f.(vom gr.Stamme op-, 

jehen) Scharflichtigteit; Ogyrrhodin, u. derRoſen⸗ 
eſſig; Oxyrrhynchen, pl. eig. Spitzſchnäbel; fegel- 
artige, langjpigige Belemniten (ſ. d.); Oryiachä= 
rum, n. Eiligzuder, ein Gemijh von Zuder und 

Eiiig; Oxytẽs, f. die Säuerung. der Säurezuftand; 

Orythymie, f. Jähzorn, aufbrauſendes Weſen; 

oxutuijmiſch, jähzornig, auffahrend; oxytonie⸗ 

ren (gr. oxytonein), Sprachl. eine Silbe, beſ. die 

Enpfilbe eines Wortes, mit dem hohen od. fcharfen 

Ton (Afutus) fprehen; Oxytoͤnon, ein Wort 

mit hochbetonter Endfilbe; —* f. Spik- 

ſchwanz, eine Gattung Fadenwürmer. 

Ozãna, f. gr. (6zaina) Heilk. ein ſtinkendes Naſen— 
geſchwür, Naſenkatarrh mit übelriechender Abſon— 
derung. 

Dzkan, m. l. (oceänus, von gr. õkeanõs,) das Welt- 
meer; uneig. der Abgrund; Ozeãnus od. Otednos, 


Ozelot 


m. Fabell. der Meergott od. Beherrſcher des Welt- 
meers 2c., Gatte der Tethys, der Mutter der 
Flüſſe und Nymphen; Ozeaniden oder Ozcanis 
tiden, pl. Töchter des Ozeanus, Meernymphen, f. 
Nymphe; Ozeanien, n.=Auftralien od. Po— 
Iynefien; Dzeanier, pl. die eingeborenen Be— 
mohner der Südfee-Inſeln; ozeaͤniſch, zum Welt- 
meer oder zu der Inſelwelt der Südjee gehörig; 
ozeanifhe Spraden, die Sprachen des Inſel— 
volfes der Südfee, auch polynefifheSpraden; 
Dscanographie, f. die Meerbeichreibung; Ozean 
telegraphie, f. Telegraphie mittel eines unter- 
jeeifchen Kabels. 

Dzelot oder Ocelot, merifan. (ocelotl) der Tiger, 
Kapenparder in Brafilien und Mexiko. 
Dzotkerit, m. gr. (v. Özein, riechen, u. kerös, Wachs; 
eig. Riechwachs, wegen jeines angenehmen Ge— 
ruchs) Erdwachs, ein in der Moldau, in Ga- 


| 


l 


| 


Para 607 


lizien 2c. vorfommendes, bei 65— 80 C ſchmelzen⸗ 
des, aus verjchiedenen Kohlenwaſſerſtoff-Verbin— 
dungen beſtehendes Mineral, aus welchem ein weißer 
wachsähnlicher Stoff (Berefin) dargeſtellt wird. 


Don, n. gr. (von Özein, riechen, ftinfen) der 1840 


durch Schönbein in Bajel entdecte erregte od. aktive 
Sauerftoff, ein durch Einwirkung von eleftriichen 
Funken oder feuchtem Phosphor erzeugter allotro- 
piſcher Zuftand des Saueritoffs, in welchem der- 
ſelbe fich durch eigentümlichen Geruch, ſtärkeres 
Orydationsvermögen 2c. auszeichnet; ozonig, ozou⸗ 
haltig, -ähnlich, artig; ozoniſieren, (Saueritoff) 
in Ozon verwandeln; Ozonométer, n. ein Meſſer 
de3 Ozongehalts der Kuft, mit Jodfaliumtleiiter 
getränttes Papier, das dur Ozon gebläut wird. 


ODzophhllon, n. Riechblatt, Stinkblatt ein Strauch— 


gewächs in Guinea. 


pp. 


Abkürzungen: P, als 15. Buchſtabe in der Rubri— 
— — 15, als Zahlzeihen nr’ — 80, ‚n = 
000; lat. P= 4010; P. in römischen Inſchrif— 
ten ꝛc. ⸗ Publius; jonft auch für Bater, Bapit, 
Paſtor, Profeſſor; p. = populus, pontifex, 
pius, proconsul, pater, pars; auf Rezepten = pu- 
gillus; auch pro; p. od. pag. — pagina; p. Tonf. 
— piano; p. auf Wechſeln — protejtiert; p. A. 
auf Briefen = par amitie od. per Adreſſe; p- a. 
gi Rechnungen = pour acquit (fpr. pur afih), 
d. i. als Quittung für den Empfang erhalten; 
1% A. = per annum od. pro anno, d. t. jährlid); 
a. — Vennfylvanien in Nordamerifa; pa. = 
prima, f.d.; pr. pa. = per procura, f.d.; P- aeq. 
— partes aequales; Part. od. Partic. — parti- 
eula od. ⸗ PBartizipium, j. unter Bart; Pass. = 
Paſſivum; pc. = Prozent; auch = par cou- 
vert, ſ. Couvert; p. €. = pour condoleance, 
d. i. ala Beileidsbezeigung, um das Beileid aus- 
zufprechen; p. c. d. = per copiam decreti, d. i. 
unter Abjchrift der Verfügung; p. compl. = par 
complaisance, j. unter fomplaijfant; p. d. = 
per deliquium, f. unter deliquefzieren; p. d. 
— per decretum. d. i. durch Verfügung; p. d. = 
ro decernente oder pro domino X, d. i. für 
Herrn &.; ps &.= par exemple, ſ. Erempel; 
p- &. = post expeditienem, d. i. nach dem Ab- 
gang; P- eXpr. — per expressum, ſ. unt. erpri= 
mieren; p. f. = pour feliciter; P. f. a, f., |. 
unter Paſtor; p. f. v. — pour faire visite; 
pinx. (auf Gemälden)—=pinxit, eig. er hat gemalt, 
d. i. gemalt von N.N.; P. L.= Pastor loci, od. 
— Poeta Laureatus; pl. od. plur. = Pluralis; 
P. M. = pro memoria, ſ. memoria; p. m. — 
post meridiem, Nachmittag; p. m. (jpr. pi— em) 
engl.d. i. nachmittags, lat. post meridiem; p. m. 
=pagina mea, 0d. = piae memoriae vd. pondus 
medicinale; p. m. od. p. M. = per mille od. pro 
mille, fürs, aufs,.vom Tauſend; P. N.=pro noti- 
tia; P.O.—Professor ordinarius; p. oce. — par 
occasion, f. unter Dffafion; Pomp. =Rompe-» 
jus od. Romponius: P.M. od Pont. Max. — 
Pontifex Maximus; P. P. — praemissis prae- 
mittendis, f. unter prämittieren; auch) — Pro- 
fessor publicus, fowie Pastor primarius; P. P. O. 
— Professor publicus ordinarius; p. p. od. pp.» 


= perge perge, d. h. eig. fahre fort, fahre fort! 
d. i. und jo mweiter; p. ptr. —= praeter propter; 
P. P» €. = pour prendre congé, f.Ronge; P. R. 
— populus Romanus; P. R. A. = President 
(of the) Royal Academy; P. R. S. = President 
(of the) Royal Society; p. r. — post reditum, 
d. i. nach Rückkunft; p.r.v.= pour rendre visite, 
j. Vifite; p. 8. = Summa per se, d. i. Summe 
wie oben; pr. c. = pro cura; pr.lig. act. = 
pro ligatura actorum, f. unt. ligieren; Praef. 
— praefatio od. praefectus; Praem. =Präpo- 
fition; Praes. = Präſens; Praet. — Prä- 
teritum; Prof. = Profeſſor; P.S.—= Boit- 
jfriptum; p. t. = pro tempore, j. unt. Tem- 
pu3; od. — pleno titulo, od. auch = praemisso 
titulo; publ. = publice od. publicus 2c.; Pulv. 
— pulvis, j. Pulver; chemiſche Zeichen find: P = 
Phosphorus, Phosphor; Pb — Plumbum, Blei; 
Pd = Palladium; Pe= Pelopium; Pt=Platina. 


P. als Münzzeichen für Ofterreich: Brag; für Frank— 


reih: Dijon; für Polen (früher): Polen; für Por- 
tugal: Porto; für den Kirchenftaat: Perugia. 


Baal, ein Wegemaß auf Java — 1506,94 m. 
Paalſtab, m. eine Axt, die der Bronzezeit angehörte. 
Päan, Paon,m. gr.(Paiän, Paiön) Fabell. der Arzt 


der Götter; Beiname des Apollo, ald Gotte3 der 
Heilfunft; Päan auch ein Loblied auf Apollo; 
überh.ein feierlicher, vielftimmiger Belang, Sieges— 
lied, Zubellied; Päanismus, m. Nedek. ein be- 
geifternder Jubelruf; päoniſche Ktunſt, Heilkunit. 


P and 0, £. engl. (ſpr. pi änd 0) kurze Bezeichnung 


einer engliihen Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft: der 
Peninsular and Oriental Steamship-Society. 


Paatwerk, n. (v. dem niederd. paten für pflanzen) 


in Schleswig eine Art lebendiger Heden zur Ein- 
friedigung von Grundftüden. 


pabülum, n. l. (von pasci, weiden, auf der Weide 


frefien) die Nahrung, das Futter; pabülum vitae, 
n. I. Heilf. Zebensnahrung, Xebenzfutter, uneig. 
für Luft; pabulätor, m., pl. pabuiatöres, Zut- 
terholer, = Fourageur; im 3. Jahrh. in Wäl- 
dern von Wurzeln und Kräutern lebende Einfiedler. 


Paca, m. (port. u. brafil.; in anderen Teilen Süd— 


amerikas pak od. pag genannt,nl.cavia paca) das 
efledte Halbfaninchen od. Schweinsfaninden, von 
Seichlecht der Sçavien. 


608 Pacaret 


Pacaret, m. der beite Keresiwein. 


Vacation, f. jpätl. (pacatio, v. pacäre, zum Frie— | 


den bringen, beruhigen, von pax, Gen. pacis, der 
Srieden) die Beruhigung Friedensftiftung; Pacd- 
tor, m. I. der Berudiger, Friedenzitifter. 

Pacco, m. ital. (vom deutihen Bad) Kfipr. ein 
Warenballen, Bündel eingehüllter Waren; auch ein 
ehemal. Getreidemaß von verjchiedener Größe. 

Bace, f. engl. (fpr. pehß; = fr. pas, I. passus) der 
Schritt, Gang; voller Kauf, Wettlauf, die raſcheſte 
Gangart; al3 Maß 2, engliihe Fuß — 0,762 ım. 

pace-maker, m. engl. (jpr. peh&meht’r) der Schritt- 
macher (beim Sport). 

pace tua, Pacem (pacem), j. unter Bar. 

Padometer, n. gr. (v. pächos, die Dide, pachys, 
did, dicht) ein Dickenmeſſer, Werkzeug zur Stellung 
der Dide belegter Spiegelgläjer; Pachyämie, f. 
(von haima, Blut) Heil. Verdidung des Blutes, 
Didblütigfeit; vachhämiſch, didblütig; Pachy— 
derma oder Pachydermen, pl. Didhäuter, Tiere 
mit dicker Haut, 3. B. Elefanten, Schweine ꝛc.; 
nachydermiſch, didhäutig; Bachymenie, f. (v.hy- 
men, Haut) Berdidung der Häute; Pahyntife, 
pl. (von pachynein, did machen) verdicende Heil» 
mittel; pachuͤntiſch, verdidend; Bachytes,f.Dide, 
Aufgetriebenheit; Bachytherium,n. eine vorwelt- 
liche Säugetiergattung, deren Knochenüberreſte fich 
in Brafilien finden; Pachytroͤp, m. (eleftr.)Strom- 
Umſchalter. 

Baht, f. eine ägyptiſche Liebesgöttin (hat einen 
Katzenkopf). 

Vacificãle, n. nl. (v. pacificus, Frieden ſtiftend, v. 
Pax, Gen pacis, Frieden; eig. das Friedenſchaffende) 
ein Heiligtum-Behältnis, eine Hoſtienſchachtel in 
der kathol. Kirche; pazifizieren, I. (pacificäre) 
Srieden heritellen, Streitigteiten beilegen, ftillen; 
ausjöhnen, ausgleichen; Pazififäter od. fr. Pa- 
eficateur(ipr.paßififatöhr), m. ein Sriedenzftifter, 
Bermitiler, Ausſöhner; Bazifilation, f. (l. paci- 
ficatio) die Friedenzftiftung, Herſtellung des Frie- 
dens Ausgleihung, Beilegunginnerliherlnruhen, 
der Friedensſchluß; die Friedensunterhandlung; 
Pacific, m. engl. (ſpr. päſſiffik) od. Bacific-Ozean 
»d. pazifiſcher O., m. der Stille oder Große D.; 
daher Bacifie-Kifenbahn, diegroßen nordamerif. 
Bahnen, welche die Küſte des Stillen Oyeans mit 
der des Atlantiſchen Meeres verbinden, Über- 
landbahnen; paziñſche Küfte, f. die Küſte des 
Großen Ozeans; pazifiſche Staaten, pl. die an- 
grenzenden Gebiete ꝛc. 

Vaciniſche Körperchen, pl. (nach dem ital. Arzte 
Bacini, ſpr.patſch —, genannt) mikroſkopiſch wahr⸗ 
nehmbare, durch den ganzen Körper hindurch vor— 
kommende Körperchen von Se 

paciizteren, I. (pacisci) einen Vergleich eingehen, 
ſich vergleichen, ausfühnen, Frieden machen; Paci— 
Izenten, pl. od. die paciſzierenden Zeile, die 
en od. einen„Bertrag fchließenden 

eile. 

Pack, Wollgewicht in England — 108,86 kg. 

Vackfong, — —— 

Vacking, Packung. 

Paco, m., auch Paco⸗-ſtamel, n. (peruan. paco) das 
Bmwerg-Lama, eine Art des Lama (f. d.), kleiner als 
diejes, in Peru, mit fojtbarer feiner Wolle, Baco- 


Baar, jest in England wie Kammwolle verar- | 
e 


itet. 
Pacotille, f. ji. (pr. —tij'; Verkl. von paquet, ſ. 


Patet) das Gepäd, Reijegepäd, beſ.— Portage. 


Paddy 


in Lydien, der Goldſand mit ſich führte; daher 
(Bm: Pactölus tibi fluat, en Hnctofas 
ür dich fließen; od. alles Gold des Bactolus, 
d.i. alle Schäße und NReichtiimer der Erde, 
Pactum, n. I. (pactum, eig. Partizip von pacisci, 
1. pacifcieren), pl. Pacta oder Pakten, aͤuch der 
Pakt u. pl. die Watte, der Vertrag (pl. erträge), 
Vergleich, die Abrede, Übereinkunft; auch Bump, 
Bündnis ; ex pacto, laut des Vertrages, der Ab- 
tede gemäß; Valtbürger, pl. Schugverwandte in 
Städten, ohne Beſitz des Bürgerredhts; Pattion 
(l. pactio) das Übereinfommen, die Verabredung, 


. der Vergleich, Vertrag; paltieren, nl. überein- 


fommen, durch Vertrag beitimmen, vertraggmäßig 
feſtſetzen; paftiert, dürch Übereinfommen feftge- 
jeßt; paftierte Verfafjung, ſ. unter oftroy- 
ierte Verfaſſung. 

Püdandg, m., 2 —.en, gr. (paidagögös, von pais, 
Gen. paidös, Kind, Knabe, u.ägein, führen, leiten, 
eig. Kinderführer, Erzieher, Lehrer, Schulmann; 
Pädagogaͤrch, m. ein Erziehungsvorſteher; Pä— 
Dagögif, f. die Erziehungslehre oder -wiſſenſchaft, 
Erziehungskunft; Püdagogiker, m. ein Erzie- 
hungsfundiger; bädagögiſch, Craiehun 
erziehlich, zur Erziehung gehörig; pädagogiſche 
Schriften, Erziehungsihriften, Erziefungsbücher; 
Pädagogium,m. l. (v. gr. paidagogeion) eine Er— 
ziehungsanitalt; Vädagogiſt, m. ein Zögling der- 
jelben; Pädagogomanie, f. die Zehrmeifterjucht, 
Hofmeifterei; Padanchöne, f. (vgl. Anchone) gr. 
Heilk. die Bräune der Kinder; Fädatrophie, f. 
die Abzehrung, Dörrſucht der Kinder; Bäderdit, 
m. (von erän, lieben) ein Sinabenjchänder; Päde— 
rajtie, Snabenihändung; Pädeuterium, n. (gr. 
paideut&rion, dv. paideuein, erziehen, bilden) eine 
Erziehung3- od. Unterrichtsanftalt, eine Knaben— 
Thule, Klofterjchule; VBäapentik, f. der von Py— 
tbagoras ſo genannte Unterricht in der Tugend- 
lehre; padentifch, bejfernd, belehrend, anwendbar 
zut Befjerung -und Tugend; Pädiäter, m. ein 
Kinderarzt; Pädiätrik, f. die Kinderheilkunde; 
Badtometer, n. Heilk. (von paidion, Kindlein, 
Berfl.v. pais)ein Kindermeſſer, eine Kindermagezur 
Beltimmungdes Gewichtes, der Längeu. Kopfgröße 
der Neugebornen (v. Dr. Siebold erfunden); Pä⸗ 
diotheologie, f. Beweis des Daſeins Gottes aus 
der Kinderwelt; Pädobaptismus, m. die Kinder- 
taufe; Pädonoͤm, m. ein Snabenaufjeher; Pä⸗ 
dophilos, m. ein Kinderfreund, Knabenfreund; 
Pädopöie,f.das Kinderzeugen ; Pädoſtathmium, 
n. eine Kinderwage; Pädothyſie, f. Opferung der 
Kinder; Pädotrib, m. ein Lehrer der Ringkunft 
für Knaben; Badotribie, f. Kinderbejchäftigungd- 
kunſt; Bädotrophie, f. die Kinderernährung, Kin- 
derpflege, das Aufziehen der Kinder. 

Padan, m. in Surate eine Summe von 1000 Mil- 
lionen Rupien. i i 
Pädanchone ꝛc. — Pädatrophie, |. unter Pä— 

Dagog. 

Badde,L. Blähfucht bei Tieren. 

Padding, n. engl. (fpr. pädding) aus Lumpen be- 
reitetes ungejchorenesWollenzeug; Padding⸗ Ma⸗ 
ſchine, f. dient zum Waſchen, Stärken od. Spülen 
leinener Gewebe, Stärkemaſchine. 

Paddock, m. engl. (jpr. päddök) 1. Kröte; 2. Gehege, 
umzäunter Raum in Tiergärten und für Pferde, 
Koppel, Stall, Geſtüt. Ah; 

Paddy 1., m. (pr. päddi) in Oftindien: Reis in den 

Hülſen, ungejchälter Reis. 


Paetölus,m. I. (gr. Pactolös; vgl. Midas) ein Flut | Paddyi 2., m. Spottname der Irländer, in England 


ee EL, We 


Päderaſt 


und Nordamerika (verderbt aus St. Patrik, dem 
Schutzheiligen der Irländer). 

Päderaft, Pädeutik ꝛc. — Pädiotheologie, ſ. 
unter Pädagog. 

Fadifchäh, m. perf. (pädischäh, pädschäh, bäd- 
schäh, v. päd, Beſchützer, v. ſanskr. pati, Herr, v. 
pä, herrfchen, und schäh, König; val. Paſcha) eig. 
Herr der Könige, Sultan oder Großfultan. 

Padoggen, pl. ruf. r. Batoggen od. Batoden, 
j. d. (Pädagog. 

Pädonom, Pädopöie ꝛc. — Pädotrophie, j. unt. 

Padröne, m. it. (I. patrönus, ſ. Batron) Herr, 
Sebieter, Schiffsherr; Gönner. 

Paga, f. it. (von ml. und it. pagare, prov. pagar, 
payar, fr. payer, bezahlen, welches vom I. pacäre, 
befriedigen, ftammt; vgl. Bacation) der Lohn, Sold; 
ein Abrechnungsbuch, Lohnbuch der Arbeiter in 
manden Werkhäuſern 2c.; Bagament, n. ml. (pa- 
nn Miſchmetall; ungemünztes Silber, 

ruchfilber; geprägtes Geld itberh., beſ. Scheide- 
münze; bei Bauft. Bahlgelder, bare Bezahlung; 
auch Zahlungsfriit in den Mefjen, fr. Bayement 
(jpr. päj'mdng); Bagards, pl. ſpan. Schuldfcheine. 

Paganalien, pl. I. (paganalla, von pagus, Gau, 
Dorf) ländliche Feite, Dorffeite, bei. die bei den 
alten Römern am 24. Januar gefeierten; Paga— 
nismus,m.nl. (von pagänus, pl. pagäni, urjpr. 
Dorfbewohner, Zandleute, jpäter Heiden; meil 
da3 Heidentum fi) auf dem Lande am längjten 
erhielt) das Heidentum; paganiſieren, heidniſch 
machen, durch das Heidentum verunſtalten. 

Vagat, ſ. unter Tarok. 

Vage, m. fr. (ſpr. pahſche; ml. pagius, it. paggio, 
fangobard. pahis, pais, Diener; von dem gr. pais, 
verff. paidion, Knabe; vgl. das dän. pog, engl. 
boy, Sinabe) ein Edelfnabe, junger Adeliger, zur 
Bedienung fürftliher Perſonen; auch ein Kleid- 
halter von Gummi, zum Aufichürzen. 

Vagina oder pagina, f. I. Seite, Blattfeite, Sei— 
tenzahl; pagina mea, auf meiner Blatijeite, d. i. 
auf der Seite meiner Ausgabe; Hpaginieren, nl. 
Seiten beziffern, mit Seitenzahlen bezeichnen; 
Papination, f. die Bezifferung der Blattjeiten. 

Paglinecio od. Pagliazzo, m. it. ſ. Bajazzo. 

Pagne, f. fr. (pr. panın) ) der baummollene Schurz 
der Neger, in Guinea und Senegambien auch als 
Taufchmittel benutzt. 

VPägnia, pl. gr. (v. sing. paignion, Spiel, Scherz) 
ileine, leichte, ſcherzende Iyrijche Gedichte. 

Pagoͤde, f. hindojt. u. perj. but-kadah, v. perf. but, 
Idol, Gögenbild, u. kadah, ein Haus, ein Tempel) 
ein Gößentempel in Indien u. China, m. ein Götze 
Er: ein nictende3 Gößenbild, Nidfopf oder eine 

adelpuppe, fleine Figur mit beweglichem Kopfe; 
auch eine indische Goldmünze von verjchied. Wert 
— 6,72 bi 8,03 M; halbe u. Biertel-®B., ojt- 
ind. Stlbermünzen — 3,40, bez. 1,70 M an Wert; 
Pagodit od. Pagvin, m. (fr. pagodine) dine]. 
Speditein, Bildjtein, = Agalmatolith. 

Pagoplerie, f. gr. (v. pägos, m. Eis, Froſt) Heilf. 
Sroifäfag, Lähmung durch Froft. 

Vagor, f. Buchſtabenwort für: Prismenglas-At- 

Vai, |. Phai⸗nung. ltiengeſellſchaft Goerz. 

Pai, m. ruſſ., pl. Päis, J. der Teil, Anteil an einem 
Gemeingut, 2. der Anteiljchein, die Aktie. 

Paillard, m. fr. (pr. pajdhr,v.fr. paille,das Stroh; 
eigentl. ein Strohlieger) ein Hurer; paillardieren, 
— —— oder Paillardiſe, f. die 

urerei. 

Paille, f. fr. (ſpr. paj’; prov. palha, it. paglia, v. l. 

Heyſes Fremdwörterbud. 21. Auf. 


Pair, m. fr. ( 


Pata, |. Baca. E 
Balkan, n. das Fell des kanadiſchen Wiejels. 


Patet, n., pl. Pakete (zunächſt von fr. paquet, it. 


Pakfong 609 


palẽa, Spreu) Stroh; Paillen, pl. Heine länglich⸗ 
viereckige Schnitzel dv. Gold- od. Silber-Schlaglot 
(zum Löten); paille-gelb oder paille, ſtrohgelb, 
ſtrohfarben; Paillefons, pl. (pr. pajejöng) grobe 
Strohhüte; Paillaife, f. (pr. pajafi’) ein Strohfad, 
eine Streu; Paillet, m. (fpr. pajeh) Bleicher, blaß⸗ 
roter Wein, bei. aus der Provence; Paillette, f., 
pl. Bailletten (fpr. pajetten; Verkl. v. Baille), Flit- 
ter, Goldflimmer; Paillon, n. (pr. pajöng) ein 
Silberblatt, als Folie (j. d.) für Edelfteine. 


pain, m. fr. (fpr. päng) Brot; Kochk. Fleifchbrot, 


Fruchtbrot. 


Pain-expeller, m. engl. (fpr. penetpelfer, v. engl. 
pain, N 


| ein, Dual, Schmerz, und to expel, ver- 
treiben) Schmerzvertreiber, ein Univerjal-Heil- 
mittel gegen die verfchiedensten Schmerzen. 


Painung, |. Phaisnung. 
pair, fr. (jpr. pähr; = I. par) gleich; gerade; pair 


et impair (jpr. — e ängpähr) oder pair ou non 
(fpr. — u nong), paar oder unpaar, gerade oder 
ungerade(Bahl)=[!.par et impar (j.par); au pair 
(ſpr. 5 pähr), zu gleichem Werte, d. i. wenn Nenn» 
wert und Berfaufswert gleichjtehen; = it. al pari, 
j.d. unter pari; daher auch: Austaufch von Kin- 
dern ufw. in zwei Familien verjchiedener Länder 
und Sprachen, ſodaß die gegenfeitige Vergütung 
für Erziehung und Ausbildung in der fremden 
Sprade aufgehoben wird. 

8 pähr); engl. Peer (ſpr. pihr; v. 1. 
par, Gen. paris, gleich); pl. Bairs (l. Pares), engl. 
Peers, d.i. eigentl. Gleiche: Erzbiſchöfe, Herzoge, 
Grafen od. Barone ıc., die urjpr. als dem Fürjten 
ebenbürtige, unmittelbare Kronvajallen, dann als 
Mitglieder des höchſten Gerichtshofes, an Rang 
und Vorrechten einander gleich find: gleiche 
Reichsräte, Mitglieder des Oberparlaments in 
England vd. der eriten Kammer(Bairsfammer) 
in Sranfreih; Pairsſchub, m. fredtſch. die gleich» 
zeitige Ernennung einer größeren Anzahl von 
Pairs, um für ein gewiſſes Regierungsſyſtem oder 
einzelne Regierungsvorlagen gegen die Oppofition 
der bisherigen Majorität Unterftügung zu finden; 
Pairie, f. die Pairichaft, die Würde und die Ge- 
jamtheit der Bairz; Peereß, f. engl. (ſpr. pihreß) 
die Gattin eines Peers. 


paiſible, fr. (ſpr. päſib'l; v. paix = 1. pax, Frieden) 


friedlich, ruhig, friedfertig. 


g | 
Pairhans, m. fr. (pr. pähjang) eine Art langer 


80 pfündiger Mörfer mit fegelförmigen Kammern, 
nad) dem Erfinder, dem franzöſ. Marine-Oberften 
Paixhans, benannt. 


Pajarete, — Pacaret, ſ. d. 
ala 1. Ba 
Ba 


ja330. 

dk, n. rufj. (gefchr. pajek, Verkl. v. pai, Teil, 
Anteil) da3 monatliche Mehlmaß (Ration) eines 
Soldaten, 2 Tſchetwerik. 


Pajonismus, m. die Lehre von der Gnade Gottes 


egen die Auserwählten, jo genannt nac) dem dieje 
nicht verteidigenden franzöſ. reform. Theologen 
Claudius Bajon. 


pacchetto, pacco, dieje aber v. d. deutichen Bad, 
pacden) ein Päckchen, Bündel, Stoß, Bad; Paket— 
boot, n. ein Poſtſchiff, ein leichtes Sabraeng, wel⸗ 
ches zur Beförderung von Perſonen, Briefen und 
Gepäck an beſtimmten Tagen von einem Seehafen 
zu einem andern geht. 


g 
Patfong, n. Weißkupfer, Neufilber, ein Mifcherz 


aus Kupfer, Zink u. Nidel, = Argentan. 
39 


510 Bald 


Bato, ſ. Baco. tag. 

Baladin. m. (von mi. Palatinus, pl. Palatini, d. i. 
optimates palatii, Herren des Palaſtes oder Hofes) 
Ritter aus dem Gefolge Karls des Großen, Pfalz- 
grafen, Hofritter; umeig. ein tapferer Held; auch 
irrender Ritter, Abenteurer. 

Falagonit, m. Bgk. ein nad) dem Zundorte Bala- 
gonia in Sizilien benanntes formlofes, bräunliches 
Mineral, aus Verbindungen der Kiefeljäure mit 
Eijenoryd, Ton- Kalk- u. Talterde 2c. nebit Waſſer 

en r lah L. palatfum) Paloſt 
alais, n. fr. (fpr. paläh; von I. palatium) Palaſt, 
Schloß, Prachtgebäude; auch eine obere Gerichts— 
behörde im alten Frankreich; Palais Royal, n. 
(pr. — roajdl) der königliche (päter Faiferliche) 
Balaft in Paris. 

Balämon, m. gr. (Palaimon) Fabell. ein den Schiff— 
brüchigen hilfveiher Meergott, bei den Römern 
Portunus; auc eine Gattung langjchwänziger 
Krebſe. 

VPalanche, k. fr. (ſpr. paldugfch”) ein grobes, aus 
Wolle und Leinengarn gemiſchtes Zeug zu Unter— 
futter, Matroſenmänteln ꝛc. 

Palaͤnder, n. (it. palandra) ein plattes Fahrzeug, 
Bombardierſchiff. — 

Paͤlankin, m. (port. fr. u. engl. palanquin; hindoſt. 
pälki, telingiſch in der Gegend von Madras pal- 
lakt, in der Kawi-Sprache auf Java palangkan) 

- ein ojtind. Tragbett, Tragfefiel, eine Sänfte. 

Palanque, £. fr. (pr. palängk'; türk. palankah, v. 
ungar. palänk, Planke) eine Pfahlweris-Ber- 

- Ihanzung. —— 

Paläodoxie,f. gr.(v. palaiös, A,ön,alt) Aitgläubig- 
keit; Balüograpyie, f. die Kenntnis dev alten 
Schreibfunft oder. der Schreibefunft der Alten, 
Handſchriftenkunde; galtographiih,dieiltiärift- 
kunde betreffend; Palüoldg, m. ein Altgläubiger; 
Valäologen, pl. hieß die legte Herrfcherfamilie im 
oſtröniſchen oder byzantinijchen Reiche; Paläolo⸗ 
nie, f. die alte Lehre, entg. Neologie; die Ater- 

. tümerfunde; paläolithiſch, der älteren Steinzei— 
angehörig; Baläoııtogranhie, f. die Bejchreibung 
der fofiilen Überreite der Urweit; Beldonsologie, 
8. die Verjteinerungsfunde, Lehre von den Ver— 
jteinerungen, Wifjenfchaft von den urweltlichen 
Geſchöpfen und deren foſſilen Überreften; Haläoıı= 
toloͤgiſch, urweltkundlich; Baldophran, m. ein 
Altgejinnter, Altgläubiger; Paläophhtologie, f. 

. die Lehre von den foffilen Pflanzen Überreiten der 
Umwelt; Balästherion, n., pl. Paläotherien, 
Urmelttiere; bej. eine urweltliche Tiergattung, zwi— 
ihen Tapir u. Nashorn die Mitte haltend; Paläo⸗ 
tüpen, pl. Erſtlings- od. Urdrude, = Inkuna— 
bein, j.d.; Paläozdon, n. ein Urweltstier; pas 
läozõdiſch, die Urweltstiere betreffend; in der Ge— 
birgskunde: Überreſte der ältejten Tierwelt ent- 
haltend; paläszoifhe Formationen, pl. = pri- 
märe %. (die filurijche, devoniſche, Steinfohlen- u. 

vermiſchte %.); Paläozoologie, f. die Tierkunde 
der Urmelt. 

Palaͤft, m. (von [. palatium, urjpr. Name eines 

Hügels des alten Noms, auf welchem die Wohnung 
der Kaiſer ftand) ein großes prächtiges Wohnhaus, 
Schloß. H 

Baldite, f. (gr. palaiste, die flache Hand) eine Hand- 
breit, ein altgrieh. Längenmaß. 

Balsftina, n. I. (gr. Palaistine, hebr. P’lescheth, 
nad den Philiitäern oder Philiſtern genannt, Die 
einen großen Teil des Landes bejaken) das gelobte 
Zand, Hebräerland, auch Kanaan. 


Bali 


Baläftre, £. 1. (palaestra, v. gr. palaistra, v. palai- 
stes, der Ringer, palafein, ringen) die Ringſchule, 
Fechtſchule, der Kampfplaß, Ringplatz, Fechtplas 
bei den alten Griechen u. Römern; Paläftrit, t. 
die Fechtkunſt, Rings, Kampfkunſt; auch — Gynı- 
naſtik; Paläſtrit, m. ein Ringſchüler, Ringer; 
Paläſtrophylax, m. ein Hüter oder Wächter des 
Kampfplatzes. 

Palãta, f. ruſſ. (urſpr. ſteinernes Gebäude, großes 
Gemach daher) 1. Palaſt; 2. der Reichsraät, Die 
geſetzgebende Verſammlung; z. B. Granemwitaja 
Balata (v. ruſſ. granowitüj, eckig; gran)’, Seiten- 
fläche eines gejchliffenen Steines od. geometr. Kör— 
pers), das Zeughaus, die Rüſtkammer im Kreml 
zu Moskau; Graſhdaͤuskafa P. (pr. ſh wie ſch; 
von grashdanin, Bürger), Zivilgerichtshof; Kaſi— 
oͤnnaja P. (v. kasna, Staatsihas, Staatskaſſe), 
Kameralhof. | 

Balntälen oder Palatine, j. unter palatum. 

Palatin, m. oder Palatine, f. fr. (la palatine, v. 
palatin, pfälzifch, weil dieſe Tracht ans der Pfalz 
nach Frankreich gefommen jein fol) ein Pelztragen, 
zierliches Halstuch, Hafsitreifen od. Halsbekleidung 
der Yranen. 

Palstinus, ın. !. (sc. collis oder mons) der palati- 
niſche Hügel oder Berg in Rom, zuerft angebaut; 
jpäter auf demſelben die Raiferburg, palatium (vgl. 
Palaft); Balatinns, m. nl. (sc. comes, f. d.; von 
palatium = Pfalz, Balaft) ein Pfalzgraf; königl. 
Großgraf oder Vizekönig in Ungarn; Palatinat, 
n. die Bfalz, Pfalzgrafſchaft. 

palätum, n. [.der Gaumen; ad palatum, nad) dem 
Gaumen oder Geſchmacke; nach dem Munde oder 
Maule (reden); palätum artifieiäle, n.!. Heilt. 
ein fünftlicher Gaumen; p. fissum, ein gejpalte- 
ner Gaumen, Bolfsraden; Balntälen od. Pala⸗ 
— pl. ul. (palatinae, sc. litterae) Gaumen» 
aute. 

Balaver, n. engl. (jpr. pelehw'r; v. portug. palavra, 
ivan. palabra, f. das Wort, von [. parabola, gr. 
parabol6, Gleichnis, ml. Spruch, Wort) Berfamm- 
lungsplatz der Neger zu gottesdienftlichen Verrich— 
tungen oder zum Gerichthalten; Verſammlung, 
Zuſammenkunft, Beipredung. 

Palaͤzzo, m. it. — Palaſt. | 

Balco, m. it. das Gerüſt; be. (scenico) die Schau— 

ühne. 

Pale ale, n. engl. (fpr. pehl ehl, von pale, bla, 
bleich, und ale, englisches Bier aus ungebräuntem 
Malz), helles Bier, helles Ale. 

Bales, f. röm. Fabell. die Hirtengöttin, Odttin der 
Viehzucht u. Landwirtichaft; ihr jährliches Feſt am 
21. April, dem angeblichen Stiftungstage Roms, 
hieß: Palilia od. Valilien, pl.; Pales, f. Sternk. 
ein Aiteroid, 1857 durch Goldſchmidt entdeckt. 

Baldfterbogen, m. (v. wohl Baleiterbogen, ſ. 
Baleiter) eine Vorrigtung an einer Drechjelbant 
itatt der gewöhnlichen Wippe. 

Paleſtrinaſtil (nach dem italien. Komponiften Pale- 
ſtrina, geſt. 1594, der geifttiche Tonwerke im groß- 
artigiten a capella-Stil ſchuf), der a capella-Stil 
(ſ. d.), Mufit für Gefang ohne Snitrumentalbe- 
gleitung. 

Baletot, m. fr. (ſpr. pahl’töh); altfv. palletoc, ſpan. 
paletoque, ein liberrod ohne Armel) Mod. Über- 
vo für Männer, Sackrock (feit 1838 üblich gewor— 
den), überh. Überrod. 

Baldtte, f. fr. (it.. paletta, vom I. pala, Spaten, 
Schaufel) das Farbenbrett, die Malerfcheibe. 

Pali, n. (ſanskr. päli, d. i. Maß, Mapitad, maß» 


| 





| 
| 
| 


Palifikation 


ebende Sprache) die heilige Sprache von Hinter— 
dien, in der die heiligen Biicher der Religion de3 
Buddha geichrieben find, eine durch weichere Aus» 
ſprache, Abſtumpfung und Bermifchung der For- 
men 2c. aus den Sanskrit entftandene Sprade. 

Balififstion, f. nl. (von I. palus, der Bfahl) die 
Pfählung, Einvammung der Pfähle zum Grund» 
bau; Bereftigung des Bodens durch Pfahlwerk. 

Palifäris oder Palitdren, pl. (neugr. palikäri, 
pallekäri, ein junger Menfch, ein Süngling int fräf- 
tigjten Alter, ein junger Held, ein Tapferer) uns 
regelmäßige Truppen, freiwillige Soldaten bei den 
Neugriechen. 

Palilla, |. unter Bales. 

Palillogie, f. gr. (v. pälin, — wiederum, und 
legein, reden, lögos, das Wort) Redek. die Wort— 
wiederhofung am Ende und Anfange von Süßen; 
Palimbacchius, m. gr. Verst. der Schtwerfall, ein 
dreifilbiger Bersfuß, der aus zwei langen Silben 
u. einer kurzen bejteht (__), au Antibacchius; 
entg. Baechius; Palimpfeſt(us), m. (d. i. eig. 
wieder aufgefraßt, von psäein, fraßen, ſchaben) = 
codex rescriptus, |. Koder; Balindrämos, m. 
(l. versus cancrinus) ein Krebsvers, Rückläufer, 
rücklaufender Vers, der rückwärts wie vorwärts 
lautet; Balindrsm,n. ein Wort, welches vorwärts 
amd rückwärts gelefen eine verichiedene Bedeutung 
bat, 3. B. Gras und Sarg, Regen und Neger 2c.; 
Balindromie, f. Heill. —R fg, iv, f. d.; Palin⸗ 
genejte, f. die Wiedergeburt, Neugeſtaltung; pa— 
lingenefieren, twiedergebären, wiedererzeugen; 
Palingraphre, f.der Wiederdrud, die von Cam p⸗ 
haufen in Köln gemachte Erfindung, Holzichnitte, 
Kupferftiche u. dgl. treu auf Stein zu übertragen, 
ohne daß das Driginal wejentfich leidet; Palino— 
Die, f.die Gejangsiwiederholung; der Gegengeſang; 
Rſpr. der Widerruf Desjenigen, was man jchimpf- 
lich von jemand geredet od. gejchrieben Hat; pali— 
nodieren, nl. wiederholen; widerrufen, zurück— 
nehmen; Baltutefte, f. gr. die Rückverzinfung, 
Zinserftattung nad) Wucyer. 

Palinũrus, Palinfir, m. der Steuermann des 
Aneas in Birgils Äneis, der auf der Fahrt nach 
Stalien feinen Tod im Meere fand; daher ein 
treuer Steuermann überhaupt; auch Name eines 
Seekrebſes, der jogen. Languſte. 

Balifdde, fr. £. (prov. palissada, paliza, it. paliz- 
zata, palizzo, ınl. palissata, palitium, Bfahlwerf, 
v. I. palus, Pfahl) ein Schanzpfahl, Spispfahl; pl. 
Palitaden, Schanzpfähle, ein Pfahlwerk, Baum— 
oderPfahlgehege; nalifadteren (fr. palissader) od. 
verpalifadieren, mit Schanzpfählen verjehen, ein- 
ichließen, veriwahren od. befeltigen, verrammten. 

Balifanderholz, |. Balirander. 

Pali —— pl. Töpferwaren von od. nach Art 
des Tonbildners und Glasmalers Bernhard v. 

Bali (1510-1590). 

Paliränder= oder Balifander-Holz, n. (gem. ver- 
derbt Bolifander- oder Bolyjander-Holz) 
Purpurholz, Luftholz, auch St. Lucienholz, 
Biolettholz, ein veildenblaues, an der Luft die 
Farbe änderndes Holz aus Buiana und Brafilien, 
zu feinen Tifchlerarbeiten, eingelegter Arbeit ꝛc. 

Pollen, f. I. ein langes Obergewand der Damen im 
alten Rom; palla corporälis, f. eig. Körper» 
Mantel- od. Hülle, ein Altar- u. Kelchtuch in der 
katholiſchen Kirche. 

Wallas, f. gr. Fabell., aud) Athene, = Minerva 
bei den Römern, die Göttin der Weisheit, der ſchö— 
nen Künste, der Friegerifchen Tapferkeit und Kluͤg— 


————— — — — ——— —— — — — — — —— —— Aa —— — — — — —— — — ————— ——— ————— —— —— — 


Palme 611 


heit 2c.; Pallas, f. auch ein von Dr. Olbers 1303 
entdeckter Blanet; Palladium, n. gr. (Pallädion) 
eig. ein fabelhaftes Balasbild, von welchem das 
Schidjal der Stadt Troja abhing, die man nämlich 
für unüberwindlich hielt, folange fie dieſes jorg- 
tältig bewahrte Heiligtum bejaß; daher überh. ein 
Schußbeiligtum, Schußbild; Schuß, Bürgfchaft, 
Freiheitswehr; eine Heilig zu haltende Sache; auch 
ein 1803 als Begleiter des Platins entdedtes, die» 
jem ſehr ähnliches Metall. 

Paͤllaſch, m. (altfr. palache und palanche, it. pa- 
lascio, poln. palasz, ruſſ. paläsch, jerb. pälosch, 
v. ungar. pallos, jpr. pallosch) ein langes Schladht- 
ſchwert der Reiterei. 

Balliation, Palliativ, |. unter Pallium. 

Pallidität, f. ni. (v. [. pallidus, blaß, bleich, von 
pallöre, blaß fein) die Bläffe, vgl. Pallor. 

Balltfade, ſ. Paliſade. 5. 

Pallium, n. I. (von palla, ſ. d.) überh. Hülle, Be- 
dedung, Gewand; ein Mantel, im Altertum bei. 
das griech. Oberfleid, entg. der röm. Toga; Bi— 
She jeit dem 4. Sahrh. von den röm. Kai— 
ern den höheren Biſchöfen erteilt als Zeichen ihrer 
geiftlichen Geivalt; pallium caritätis, der Man- 
tel der (hriftlichen) Liebe; Palliation, f. nl. die 
Bemäntelung, Einhüllung, Beihönigung; ober- 
flächliche Heilung; Ralliatib, n. nl. (v. I. pallia- 
tus, a, um, mit einem Mantel befleidet, bemäntelt) 
ein bemäntelndes Mittel, Einhüllungsmittel, 
Schein», Befänftigungs- od. Linderungsmittel auf 
eine Zeitlang; Hinhaltungs- od. Friſtmittel, Hilfe 
für den Augenblick; Baltatie-Kur, f. die nur 
gegen die Krankheitszeichen (Symptome), nicht ge- 
gen die Krankheit ſelbſt gerichtete Heilart, entg. 
Radifal-Kur;palliätes, a, um, eig. mit einem 
Pallium angetan oder bededt; dah. palliatum ne- 
gotium, n. ein der Sache nad) verbotenes, der 
Form näch erlaubtes Gejchäft. 

all⸗mall, n. engl. (pr. pellemell; altfr. palemail, 

it. pallamaglio, v. palla, Ball, und maglio, fr. u. 
prov. mail, engl. mall, v. I. mallöus, Hanımer, 
Schlägel, Kolben)*Mail-Spiel( ſ. Mail); Kols 
benfpiel, Bahnballſpiel, jebt —— 
genannt (j. d.)z, auch die Mail-Bahn, Bahn zum 
Ballichlagen, Ballſpielbahn; daher Name einer 
Allee od. Straße, z.B. in London, in Altona, wo 
es in Pallmaille, f. (fpr. pallındj’) verderbt ijt. 

Pallor, m. I. (v. pallẽre, blaß fein) die Bleichheit, 
Btäffe; das Erbleichen, Totenbläffe. 

palma, f. I. (ar. palamö&) die flache Hand: Palma, 
Palme, Palm, it., jpan. u. port. einlängenmaß, 
eineHandbreit; palmär, zur flachen Hand gehörig, 
ihr ähnlich; Balmar-Manipulation, f.diedand- 
betreichung beim Magnetiiteren (). d.); Palmen 
ftrie, £. nl. = Chiromantie, (j. d.; Palmises 
des, pl. I. (sing. palmipes, breitfüßig) Natur, 
Schtwimmvögel; Palme de Cräveiro, portug. 
Normal-Längenmaf — 0,22 m. 

Palme, f.I.(palma) der Palmbaum, ein Gejchlecht 
aft- und zweiglofer, nur im Wipfel Blätter und 
Früchte tragender Bäume in Aſien 2c.; aud) der 
FE als Siegedzeihen und Sinnbild des 

riedens; Palmũrum (eig. Gen. pl. vd. palma; 
dies oder Dominica palmarum, der Balmentag), 
der Balmjonntag, Sonntag vor Oftern, an welchen: 
dem in Jeruſalem en Ehriftus Balm- 
zweige auf den Weg gejtreut iwirrden; Balnaziten, 
EI uruenfeinerieennenttänne, Palmariım, 
n. I. Siegeslohn, bef. an einen Sachwalter für der 
gewonnenen Prozeß; Palmetten, pl. fr. Baut. 

39* 


= 


612 Palmo 
palmblattähnliche Verzierungen angried). Säulen; 
Balmin, n. küntliher Talg aus Rizinusöl; Pal⸗ 
mit, n. das Balmenmehl, Balmenmarf; Palmi— 
tin, n.fefterKerzenftoffaus Balmftoffu.a.; Balz 
Öl u. B.:Madhs, n. oder P.-Butter, f. ein Ol 
und Wachs, welches durch Kochen und Preſſen aus 
den Früchten verjchiedener Balmenarten, bejond. 
aus den Kokosnüſſen gewonnen und zu Lichten, 
Seife ꝛc. gebraucht wird; Palna-ChHrifti=öf, n. 
— Rizinusöl; Palmaroſaöl, n. ein äthe— 
riſches DL. 

Balıno, j. Palma. WR! 

®alınos, m. gr. (palmös, v. pällein, ſchwingen, 
Ipringen) Heil. dag Schlagen, Klopfen, bef. Herz- 
tlopfen, der Bulsihlag; Palmoſtkopie, f. Beob- 
achtung des Pulsichlages u. Weisjagung daraus; 
Palmoflöp, n. der Pulsmeſſer. 

Valmſekt, m. ein lieblicher, füßer Wein (Set, ſ. d.) 
von der Kanarien-Inſel Palma. 

Palmwachs, ſ. unter Balnıe. 

Sulomanite, f. gr. (v. pälos, das Los, v. pällein, 
ſchwingen) = Kleromantie. 

salotieren, fr. (paloter, v. altfr. palot, Schaufel, 
v. I. pala, Spaten, Schaufel) mit der Schaufel auf 
einem Ader Furchen ziehen oder auswerfen. 

salpabel ıc., j. unter palpieren. 

palpebrãl, I. zu den Augenlidern (palp&brae) ge- 
hörig; Halpebrieren (I. palpebräre) die Augen— 
lider jchnell bewegen, blinzeln, zwinfern; PBalpe- 
dration, f. (palpebratio) das Blinzeln, Zwinkern. 

®alpen, pl. (fr. palpe, pl.palpes) Fühlipigen, Fühl⸗ 
jäden, Fühlhörner der Inſekten; palpieren, |. 
(palpäre) janft berühren, ſtreicheln, betajten; pal⸗ 
päbel (I. palpabilis) oder palpable, fr. greifbar, 
handgreiflich, fühlbar; offenbar, deuilich; Palpa— 
bilität, £. nl. die Greifbarkeit, Handgreiflichkeit; 
Ban, f. ({. palpatio) daS Befühlen, Be- 
tajten. 

salpitieren, I. (palpitäre) jchlagen, Hopfen, zuden, 
zappeln; Palpitation, f.(palpitatio)das Klopfen, 
Schlagen, Herzflopfen, Zuden, der Pulsſchlag; 
di tanti palpiti, it. nad jo großen Leiden 
— Zitat aus Roſſinis Oper Tankred, 
Akt 1), 

Baludamentum, n. I. Oberkleid, Mantel; bei. 
Kriegs», Feidmantel; Kaifermantel. 

Paludier, ın. fr. (pr. —üdjeh) ein Seejalzgeivinner, 
Salzbauer an der Weſtküſte Frankreichs. 

Pambiõma, n. gr. (v. pän, alles, u. biün, beleben) 
das allgemeine Xebensprinzip. 

Pamela, f. eine Tugendheldin, nad) des Engländers 
Richardſon Roman diejed Namens. 

Pampa, f., pl. Pampas, peruan. (pampa, Ebene, 
freies Feld) große, grasreiche Ebenen in Süd- 
Amerika; Pampeiro, m. portug., vd. Bampero, 
ipan., der kalte heftige Südwind, der von den Ebe- 
nen v. Baraguay 2c. her weht. 

Pamphilos, m. gr. männl. Name, Allgeliebter. 

Vamphlẽt, n. engl. u. fr. (frz. pamphlet, engl. 
pamphlet, Broſchüre, altengl. pamfiet, pam- 
filet, Urſprung dunfel) eine Flugfchrift, ein Hug. 
blatt, eine Heine Schrift, bef. politifche oder Streit» 
Schrift, auch mit dem befonderen Sinn eines belei- 
digenden Inhalts: Schmähſchrift; Bampbielier 
(pr. —tjeh) oder Pamphletiſt, m. ein Flugblatt- 
ichreiber; Schmähſchriftſteller. 

Pamplegie, f. gr. (von pän, all, ganz und plege, 
Schlag) Heilf. der allgemeine Schlag, die allge» 
meine Lähmung. 


P 
F 
p 

| 


Pancratium 


an 1., m. in mehreren ſlaviſchen Sprachen, beſ. im 
Bolnifchen: der Herr. 
än 2., m. gr. Fabell. der Feld- und Hirtengott, 
Gott der Hirten und Herden 2c., Sohn des Hermes 
und einer Nymphe, bodsfüßig, zweihörnig, amgan- 
zen Leibe rauh behaart; Banflöte od. Banspfeife, 
auch Syrinzeu. Bapageno-Pfeife, die Hirten- 
flöte, Stufenpfeife, aus 7 jtufenteife abnehmenden, 
nebeneinander liegenden Röhren zufammengefeßt; 
Panik, Panique, f. od. paniſcher Schreden fr- 
anique, terreur panique, engl. panic) ein plöß- 
licher, blinder Lärm, eine allgemeine grundlofe Be- 
ſtürzung, als deren Urheber man im Altertum den 
Pan betrachtete; als Börjen-Ausdrud: die plöß- 
liche Entwertung aller Staats- und Wertpapiere, 
eine — eine Krediterſchütterung; Panophobie, 
f. Heilf. das Auf- oder Zufammenfahren, Er- 
ichreden im Traume. 
Be, m. eine per. Silbermünze — Y, Kran 
j. d.). 
Panacẽa, f. I. oder fr. Banacee (v. gr. pan-Akeia, 
von pän, all, u.akein, heilen) ein Allheil, ein Kraut 
von allgemeiner Heilkraft, od. überh. ein allgemei- 
nes Heilmittel, Wundermittel; Tabell. die Allhei- 
lerin, Göttin der Geneſung, eine Tochter de3 Asku— 
ap; panacea mercuriälis, = Kalomel; Paͤ— 
tax, k. od. Banar-Pilanze, das Heilfraut, Opo- 
panarund Lajerfraut. 
Panache, m. fr. (jpr. pandfch’; ſpan. panacho, it. 
pennäcchio, v. I. penna, Feder) der Federbuſch, 
Helmbuſch: Panachẽ, n. (pr. panafcheh) eig. feder- 
artig, bunt gejtreift; Gefrornes von verſchied. Art 
und Farbe miteinander gemiſcht; Panachüre, f. 
(pr. —ſchühr,) ftreifige Färbung, Farbenmiſchung, 
panachieren, buntitreifig machen; panadhiert, 
buntgejtreift. 
Bandde, £. fr.(v.I.panis, Brot) Semmelbrei, Weip- 
brotbrei, auch Panadenſuppe, d.i. Weißbrotjuppe, 
Semmelfuppe, beſ. Kraft- oder Fleiſchbrühe mit 
geriebenen Brote. 
Bonattap, f. ruf. volfstümlid für Panichida, 
d 


panamerikaniſch, nI. (v. gr. pän, all) allamerifa- 
nisch, ganz Amerika betreffend. ‚ 
PBanaricium, n. [. (aus paronychium verderbt, j. 
Baronydie; fr. panaris) das Fingergeſchwür, Na— 
gelgeſchwür. ne 
Banathenäen, pl. gr. (Pan-athönaia) Volksfeſte der 
Athener zur Ehre der Athene. 

Panar, |. unter Banacea. | 
Pancates, pl. engl. (ſpr. pänkehks, von pancake, 
Pfannkuchen), runde Eisihollen im Eigmeere. 
Pancarte, f. fr. (ml. pancharta, v. gr. pän, all, u. 
I. charta, gr.chärtes, f. Charte) ein Anſchlagzettel; 
eine Schartefe (f. d.); Die Zolltafel = Tarif. 
Panchreftum, n. gr. (von pän, all, und chrestös, 
ön, brauchbar) Heilf. eig. ein allhelfendes, wenig— 
ſtens vielhelfendes Heilmittel, vgl. Panacee; 
panchrẽſtiſch, allhelfend, allheilend. 
PBancratium, l., oder Pankration, gr. n. (von 
pän, all, und krätos, Kraft, Gewalt) ein Allkampf, 
Geſamtkampf, Wettkampf mit allen Leibeskräften 
und Kampfmitteln, eine Kampfübung bei den alten 
Griechen, welche das Ringen und den Fauſtkampf 
in fi) vereinigte und alle Leibeskräfte erforderte; 
auch eine aus mehreren Rädern und Getrieben 
beftehende Mafchine, deren erſtes Rad durd) ein 
Gewicht in Bewegung gejegt wird, zur Erläute- 
rung verjchiedener auf Beit u. Rraftgewinn Be- 
zug habenden Lehren dienend; Pankratidit, m- 


Panda 


{gr.pankratiastes) ein Allfämpfer, dev das Pan— 
tration übt; Paneratins, Tankratins, Pan 
fraz, m. männ!. Name: der Allgewaltige. 

Panda, m. der Katzenbär am Himalaya. 

Pandämonium, n. gr. (vgl. Dämon) ein allge- 
meiner Dämonen- oder Halbgöttertempel; auch 
die Geſamtheit der böfen Geifter od. Teufel, das 
Neid) des Satan. 


Pandetten, pl. gr. (v. pandectes, allumfafjend, v. 


pän, all, und döchesthai, aufnehmen) eig. alles 
umfafjende Bücher, der Inbegriff des röm. Rechts, 
eine aus 50 Biihern bejtehende Sammlung von 
Rechtsſprüchen, welche unter Juftinian im Jahre 
530 gejeßliche Kraft erhielten; abgef. ff., welches 
aus dem griechiſchen Anfangsbuchſtaben u (nach 
andern aus einem mit einem Duerftriche verjehenen 
D., d.i. Digesta) durch unwiſſende Abjchreiber 
entitanden iſt; Digeſta u. corpus juris; Pan— 
Dektift, m. ein Pandektenkenner, Bandektenlehrer; 
an deutichen Univerfitäten der Brofefjor, welcher 
bei. das römiſche Recht vertritt. 

pandẽmiſch, gr.(pandemios,vonpän, all,u.d&mos, 
Bolt) das ganze Volk betreffend, allgemein, allver- 
breitet, 3. B. pandemijche Krankheiten, all- 
gemeine Seuchen; Bandemie, f. Heilf. eine all- 
gemeine Bolfsfrantheit; Venus Pandẽmos, 1. 
Benuß. 

Pandẽrẽte, m. jpan, Heines Tamburin (f. d.) 

Pandẽro, m. jpan. = Tamburin (f.d.). 

Pandikulation, £.nl.(v.Y.pandiculäri, fihdehnen) 
die Erweiterung u. Ausdehnung der Musfeln am 
ganzen Körper, welche ein krankhaftes Zucken 
desjelben verurfacht, das Streden, Gliederftrecen 
bei Fiebern. 

Pandörg, f. gr. (von pan, all, u. döron, Geſchenk) 
weibl. Name: die Allbeſchenkte, Allbegabte; Fabell. 
ein Schönes Mädchen, Kunftwerk des Bulfan, von 
allen Göttern mit Gejchenfen und Reizen ausge— 
stattet. (Sie trug das ganze Heer der menschlichen 
Übel in einerverfchlofjenen Büchje. Epimetheus, 
durch die Schönheit des Mädchens gereizt, öffnete 
den Dedel, und es flog alles Elend heraus und 
verbreitete fich über die Erde; nur die Hoffnung 
blieb in der Büchfe zuriick 2c.) Sternf. ein Afteroid, 
1858 von Searle entdedt; Bandorens Büchfe, 
die Duelle alles UÜbels. 

Bandöre, r. Bandure, |. Mandoline. 

PBandär, m. ein ungarifher Soldat zu Fuß (fo ge- 
nannt, weil fieurfprünglich aus einem Dorfe Ban - 
dur u. den benachbarten Bergen in Nieder-Ungarn 
famen); in der Schweiz jo viel wie Diener, Bote; 
Pandurenklinge, f. gebogene Hirſchfängerklinge. 

Paneel, n. oder Banceliwerf (altfr. panel, paunel, 
engl. panel, neufr. panneau, vierefige Scheibe, 
Tach, Feld, von pan, das Blatt eines Rockes, die 
Wand sc., d. [. pannus, ein Stück Tuch), das untere 
Wandgetäfel oder Täfelwerk der Wände in einem 
Zimmer, die untere Wandbekleidung; pancelteren, 
mit hölzernem Wandgetäfel befleiden, untertäfeln. 

Panegyricus, m. 1. cd. Paneghrikos, gr. (v. pa- 
negyris, allgemeine Volksverſammlung, Feſtver— 
jammlung) eine vor einer Volksverſammlung ge- 
baltene Feitrede, feierliche Xobrede, Ehrenrede, Lob— 
od. Ehrenjhriit; Paneghriker, m. ein Verfaſſer 
von Lob- und Prunkreden; paneghriſch, feierlich 
lobpreijend, lobreoneriih; Panegyrismus, m. 
die Prunk- od. Lobrednerei; Banegyrift, mm. (gr. 
pınegyristes) ein Lobredner, Ehrenredner., 

Pandlle, f. fr. (port. panela) roher, gelber Zuder in 


Panueau 613 


ſcheibenförmigen Stücken aus Südamerika und den 
Antillen. 

anem ꝛc., j. unter panis. 

anergeiie, f. gr. (v. pän, all, u. Ergein, tun, wir— 
fen) allgemeine Erwedung zum Beflerwerden; 
Vangenejis, f. gr. in der Lehre Darwins die An- 
nahme, das aus den Zellen felbft neue, erblich be- 
laftete organische Wefen hervorgehen; Bangernia= 
nismus, mm. das Streben der deutfchen Bülfer nach 
einer innigeren Vereinigung untereinander, das 
Ganzdeutſchtum; Panglößß, m. (vgl. Glofje) ein 
Allſprecher, Shwäger; Banglofite, f. Geſchwätzig⸗ 
keit; Panhagia, f. die Allheilige, in der griech. 
Kirche Name der Mutter Jeſu; panharmoͤniſch, 
ganz zuſammen- od. übereinſtimmend; Panhar— 
monikon, n. ein von Mälzl in Wien erfundenes 
Tonwerkzeug, welches mehrere Blaginftrumente in 
jich vereinigt; Panhellenion, n. (vgl. Hellas zc.) 
der oberite Staatsrat der Neugriehen; Pauhiſto— 
vie, £. die Allwifferei. 

Banflöte, j. Ban 2. 

Panichide, £., pl. Panichidy, ruſſ. (aus d. gr. pan- 
nykhis, verlängerte Nachtwache, Vorabend, vor 
pän, all, u. nyx, Nacht) die Seelenmefje, das 
Zoteramt der gried.-orthodogen Kirche; vgl. Re— 
quiem und Bigilien. 

Panicographie, f. l.-gr. (v. [. panicum, Hirfe, u. 
gräphein, ſchreiben) eine Art der Hochätzkunſt, bei 
welcher Die —— auf hirſenförmig gekörnte 
Zinkplatten aufgetragen und dann hochgeäßt wird. 

Panier 1., n. (fpr. —nibhr; zunächſt v. fr. bannière, 
it. bandiera, ml. banderia, baneria, von dem 
deutschen Band, d. i. flatterndes Band als Fahne, 
got. bandwa, bandwö, Zeichen, langobard..ml. 
bandum) das Banner, die Hauptfahne, Heerfahne. 

Panier 2., m. fi. (pr. panjeh; prov. panier, it. pa- 
niere, nıl. panarium, v. | panis, Brot) der Brot- 
neifter am fönigl. franz. Hofe; auch ein Korb. 

Panik, ſ. unter Mn 2. 

pänis, m. I. Brot; dal. panem et eircönses, Brot 
u. Schaufpiele des Zirkus! (f. d. das Loſungswort 
des Volks im alten Rom, u. das Mittel, wodurch 
es von feinen Tyrannen in Gehorfam erhalten 
wurde; Pänisbrief, m. ein Brotbrief, Verſor— 
gungsfchreiben, faiferl. Empfeblung zur Verſor— 
gung in einem Kloſter; Laien-Pfründe, Wanift, 
m. nl. ein Berforgter, Laien-Pfründner; panieren 
(fr. paner), Kochk. mit Brotfrumen bejtreuen, eitt» 
Eruften; pauifizieren, nl. zu Brot machen; Pas 
nififation, t. die Brotbereitung; die Brotgärung. 

paniſcher Schrerfen, ſ. unter Ban. 

Baniten, pl. verfteinerte Meerohren. 
Banfvatefie, f. gr. (v. pän, all, u. kratein, herr- 
jchen) Allgewalt, Allherrſchaft, alleiniger Beſitz. 
Panfretion, Pankratius ꝛc., |. Bancratium. 
Pankreas, n. gr. (von pän, all, ganz, und kreas, 

Fleiſch, alfo eig. Ganz-Fleifch) oder die pankred- 
tiſche Drüſe, große Magendriife od. Gefrösdrüfe 
unter dem Wagen, Bauchſpeicheldrüſe; Aanfreds 
tisch, die Magendrüfe betreffend; Pankreatitis, 

f. Gefrösdrüfen-Entzündung. 

Panmelodion, n. gr. d. i. Allwohlklang, ein neu- 
erfundenes Tonwerkzeug, auf welchen die Töne 
mittel3 eines Griffwerks u einer Walze durd Me» 
tallitäbe hervorgebracht werden. 

pannational, gr.-l. (v. gr. pän, all, u. I. natio, 
Volk) ein ganzes Volk betreffend. 

Panne, f. fr. ein famtartiges Zeug aus Seide u. 
Volle, vgl. Felbel. 

Pannen, n., pl. Banncang, fr. (pr. pannoh; vgl. 


614 Pannel 


Taneel) vertiefte Felder od. Füllungen an Türen, 
Bänden 2c. zu Verzierungen, Inschriften u. dgl; 
auch der breite Sattel der im Stehen reitenden 
Kunſtreiter im Zirkus. 

Bannel, n. engl. (fpr. pännel), = Baneel u. fr. 
Banneau;auchdas Verzeichnis der Geſchworenen. 

pannus, m. lat. ein Stüd Tuch, Flicken, Lappen; 
pannus cutan&us, m. Heilk. ein Hautfled, Honig- 
tler; p. oeüli, m. Heilk. ein Fleck od. Fell auf dem 
Auge; pannieülus, m. eig. ein Läppchen; Heilk. 
fejte, dichte Haut. R 

Banodie, f. er (vd. panus, gr. p&nos, eine Drü- 
ienbeule) Heilf. eine Leiſtenbeule. 

Vanopäa, f. ein Ajteroid, 1861 durch Goldſchmidt 

Vanophobie, ſ. unter Ban. lentdeckt. 

SBenophthalmitis, f. gr. ſchmerzhafte Entzündung 
de3 ganzen Auges. 

Benspfie, f. gr. (von pän, all, ganz und höplon, 
Rüſtzeug, Waffe) die vollitändige Waffenrüjtung; 
sandptiich, allſchauend, allſehend; Banoptifon, 
gr., od. Panoptikum, nl. n. in London (ſeit 1875 
auch in Berlin) eine Anjtalt, in welcher Samnı- 
lungen u. Apparate, bejonders Wachsfiguren aller 
Art begufs anſchaulicher Belehrung durch Wort u. 
Experiment aufgeitellt find; Panorame, n. gr. 
(von pän, all, und horän, jehen) Rundgemälde, in 
deſſen Mittelpunfte ih der Beſchauer befindet und 
bier den Überblid 3.8. einer ganzen Stadt erhält; 
Panoramogräph, m. ein von Gavard erfunde- 
ner Apparat zur Zeichnung diefer Bilder. 

®attoro, m. it. ein altes Feld- der Flächenmaß in 
Tosfana, von 144 toskan. Duadratellen = ungef. 
49 qm. 

Sanotäh,n. (wohl r. Bannsiyp, vom [. pannus, 
Zeugjtüd) ein photographiſches Bild, welches auf 
einer iiber Wachäleinwand liegenden Kollodium- 
ficht erzeugt wird; Pauothpie, f. die dazır ge— 
Hörige Runft. 

Danſlabismus, ın. (v. gr. pän, all, und nl. Sla— 
vismus, das Slavenfum) wörtl. das Alljlaven- 
tum, das Streben der flaviichen Völker nach Ver- 
einigung der ſämtlichen ſlaviſchen Volksſtämme zu 
einem Neiche od. doch einer Nation; Panſlaviſt, 
m. ein Anhänger und Beförderer dieſes Strebeng; 
senjlaniftiich, auf dasjelbe bezüglich. 

Senfosh,m. a (v. pän, all, u. sophös, weiſe) ein 
Allweiſer, iſlgelehrter; PBanjasbie, f. die All— 
weisheit, Wllgelehrtheit; der Dünkel des Allwiſſens; 
Banipermium, n. or. die Grundmaterie, der Ur- 
ſtoff; Banfperinie, £. (vgl. Sperma) die Lehre von 
einer Allverbreitung der Keime der lebenden We- 
fen, wonach e3 zu deren Entwidelung nur be- 
itinnmter Beranlafjung bedarf; panſpérmiſch, 
allſamig, ganz aus Samen bejtehend; Banfteren- 
räma,n. Daritellung eines Gegenſtandes in ganz 
erhabener Arbeit; vgl. Relief. _ 

2ant, Pont od. Bunt, iv. Hin. |. Tſun u. Tſchi. 

Santagöpn, pl. gr. (von pänta, alles, und ägein, 
treiben) Heilf. alabführende Mittel od. alles aus— 
feerende Mittel. 

Pantalon od. Bantsleon,n.Rlöppelklavier,nannte 
man das älteite, noch unvollfonmene Klavier(ohne 
Dämpfer) nad jeinem Erfinder Pantalkon He- 
benjtreit 1718. 

Nantalon, m. fr. (pr. pdngtalong) oder Panta— 
föne, it. (von Pantaleone, dem Schußpatron der 
Benetianer, den fie bef. verehrten und mit deſſen 
Namen fie häufig getauft wurden, weswegen fie 
ben Spignamen pantaloni erhielten; der Name des 
Heiligen ift aber ſchon ein altgriehiicher: Panta- 


— — — — 


VPantograph 


léon, alles oder ganz Löwe) eine Maskenrolle ir 
dem ital. Volksluſtſpiele (commedia dell’ arte, 
1. d.): ein kluger, reicher, bald geiziger, bald eifer- 
ſüchtiger, manchmal verliebter venetianifcher Kauf— 
mann, meiſt ein Familienvater, alt und hager, in 
Pantoffeln, die außer ihm feiner auf der Bühne 
trägt; dann überh. ein Poſſenreißer, Hanswurit; 
von den weiten Matrofen-Beinfleidern des Banta- 
lone (zufolge derin Benedigüberhaupt herrichenden 
Tradit) kommt: Bantalons, pl. fr. lange, weite 
Beinkleider, Strumpfhojen; Beinfleider; Bantas 

Jonnade, f. Boffenjpiel, Gaufelei; Verftellung. 

Pantamarpbie, f. gr. (pänta, alles; vgl. Amorphie) 
völlige Geſtaltloſigkeit; Fantaphobie, f. ſ. Ban- 
tophobie; Pantaſtie, f. (vgl. Aſcii) gänzliche 
Scattenlofigfeit; Bantetronhie, f. völlige Atro- 
phie, ſ. d.; Bantatypte, f. (ogl. Typus) die Ver- 
wandlung der für Kupferjtich- und Lithographie- 
prejjen aus — graphiſchen Werke (Radie— 
rungen, Stiche, Kreidezeichnungen 2c.) in erhabene 
Platten für die Buchdruckerpreſſe. 

Pantäno, m. it. (m{. pantanum; vgl. felt.-wallif. 
pant, ein hohler, niedriger, eingejunfener, um- 
ſchloſſener Drt, Felt.-ir. pont und engl. pond, ein 
Zei, und gr. pöntos, das Meer) Sumpf; pl. Batı- 
tani, große Marjchen und Sümpfe in Sardinien. 

Pontelegräsh, m. gr. (vgl. Telegraph) ein vor 
Cajelli in Slorenz 1856 erfundener Telegrapd, 
durch welchen auch die Schriftzüge des aufgegebener 
Telegramms, Zeichnungen u. dgl. wiedergegeben 
werden. 

Pausen, pl. Münzmuſcheln oder Muſchelmünze, — 
Kauri. 

Banihelsmus, m. gr. (v. pän, all, u. theös, Gott) 
ver Allgott- oder Weltgoitgiaube, die Allvergötte— 
rung, diejenige Richtüng der Philofophie, nad; 
welcher Gott und Welt eins jind und ſich nich? 
gegenüberjteben als ein Schaffendes und Geſchaf— 
fenes, vgl. Deismus; Pantheift, m. ein An— 
hänger dieſer Lehre; ganiheiftiich, weltgottgläu— 
big; Bantbeufogie, f. die Allgötterlehre; Pau— 
theon, n. im alten Nom ein Allgottempel, Tempel 
aller Götter; nachh. unter den Väpſten Kirche der 
Jungfrau Maria und aller Heiligen, aud) Ro- 
tonda; das Pantheon zu Bariz, die chem. Kirche 
der heil. Genoveva, während der Revolution 
und bis 1814 ein Ehrentempel verftiorbener großer 
und berühmter Männer, Tempel der Unjterblichen; 
senthesntiieren, die Ehre des Pantheons zuer— 
kennen, in das Pantheon bringen oder verfeßen. 

Banther, ın., da3 Banthertier, oder der Parder 
(gr. panther, [. panthera) ein dem Ziger und Leo» 
parden ähnliches Raubtier in Afrika u. Oſtindien; 
das Heine Banthertier, — die Unze; die Pan— 
therkatze, ein etwas Eleineres, aber graujames 
Kaubtier im füdlichen Amerika. 

Banthere, f. (fr. pantiere; vom gr. panthera, d. i 
Allfang, von pän, all, u. thera, Jagd, Fang) ein 
Hangneb, Hänggarn, Spiegeinet od. Bogelneß mit 
Spiegeln, in Stalien jehr gewöhnlich, um allerlei 
Bögel zu fangen. a 

Pantine, f. fr. (pr. pangtihn), Holzpantoffel; Garn⸗ 

nn: ee — Bu 
antograͤuh, m. gr. (v. p&n, ©. pantös, all, ganz, 
u. ae ichreiben 2c.) eig. ein Allzeichner, Al- 
ichreiber, ein Storchſchnabel oder Werfzeug zum 
Nachzeichnen und Berkleinern der Riſſe; Pants: 

vaphie, f. die Allſchreibekunſt, Schattenrißkunſt; 
antofratie, f. (v. kratein, herrjchen) die Allherr- 
Haft; pantofrdtiich, allyerrihend; Pantekrdt, 


Pantry 


m. ein Allherrſcher, Beherrſcher aller Dinge; Pan— 
tometer od. Holometer,n. ein Allmefjer, Win- 
felmeffer, die Meßſcheibe zu allerlei Ausmeſſungen 
auf dem Felde und am Himmel; Bantomim, 
Bartomimiler od. Pantomimiſt, ın. (vom gr. 
pantömImos,d.i.alles nachahmend) ein Gebärden— 
fpieler, welcher Gedanken, Empfindungen u. Hand 
ungen nur durd; Mienen- und Gebärdenfpiel od. 
Tanz ohne Worte darftellt; Pantomime, f. eig. 
Allnachahmung; Mienen- und Gebärdenjpiel, Ge— 
bärdenfprache; auch eine dramatiſche Handlung, 
welche nur durch Gebärden dargeftellt wird; Want 
tonmit, f. Gebärdenkunſt, Künſt dev Gebärden- 
iprache; gantomimiich, durch Gebärden ausge— 
drückt; pantomimiſcher Tanz, ein Gebärden 
Schautanz, Gebärdentanz; pantomimiſieren, 
EIER ————— rt m 
tomoͤrgnhiſch, allgeftaltig; Bantophag, m. (von 
mernd 1 ein Allfrejjer, Bielfraß; Panto— 
Hhanie, f. der Genuß aller eßbaren Dinge ohne 
Unterschied; Bantophobte, f. Furcht oder Scheu 
vor allem; auch Waſſerſcheu; Bantofonpte, f. = 
Banfophie. 

Pantry, f. engl. (ſpr. päntri) Speifefammer (auf 

chiffen). 

@anürg, m. gr. (pan-ürgos, d. i. eig. alles tuend 
oder zu tun imjtande) ein durchtriebener, ver— 

a Menſch; Panurgie, f. die Verſchlagen— 

— Verſchmitztheit; panuͤrgiſch, argliſtig, ver— 
ſchmitzt. 

— n. [. (gr. penos, dor. panos) Heilk. eine 
Drüfenbeufe, Drüſengeſchwulſt. 

2unzüotie, f. gr. (von pän, all, ganz, und zöon, 
lebendiges Geſchöpf, Tier) Heilk. eine allgemeine 
Tierſeuche; panzooͤtiſch, das gefamte Leben oder 
das Leben im allgemeinen betrejfend. 

=45lo, m. it. (= Paulus) ein Baul od. Pauliner, 
eine alte Rechnungsmünze, in Toskana 0,45 4, 
in Rom nahezu 0,44 .4 an Bert; Pabploͤtti, pl. 
it. Bauliner, vgl. Minimen. 

Päon, m. = Päan, ſ. d.; Versk. der Tänzer, ein 
vierjilbiger Bersfuß mit drei kurzen Silben und 
einer langen, von vier verjchiedenen Formen, nad) 
der Stellung der Länge benannt: erſter Päon: 
-uv, zweiter B. uw, dritter B. wuu, vier- 
ter 5. vw. 

Pädnie, f. gr. die Pfingjtrofe, Königsroſe, ein be- 
kanntes Gartengewächs, urfpr. aus Bäonien im 
alten Mazedonien. 

VPapa, m. |. (auch deutſch, fr., engl. in gleicher Form, 
fat. päpa, ngr. pAppas: ein allgemeines Kinder- 
wort, von einem Naturlaut ausgehend) Vater; da- 
her ein bedeutender Kirchenlehrer, Bifchof, und bef. 
— Papft, der heilige Bater, das geijtliche Ober- 
haupt der römisch-fatholifchen Kirche; auch ein dem 
Biſchof ähnliches Getränk; Päpftin, it. papessa, 
eine angeblich mit der päpitlichen Würde 855 be» 
Hleidete Frau, Johanna; papäbel, nl. (papabilis) 
papitfähig, zur Erlangung der Rapitwiirde ge⸗ 
eignet; papal, päpſtlich; Papãl-Syſtẽm, n. die 
päpitliche Oberherrichaft in der Kirche, Papalini, 
pl. it. (sc. soldati) die päpftlichen Soldaten; Pa= 
Bunte f. die Päpftlichkeit, päpftliche Würde; 
Sapät,n.r. m. (it. papäto) die päpitliche Würde; 
die geiftliche Regierung des Papſtes als des Ober- 
bauptes der fathol. Ehriftenheit, abgefehen von der 
weltlichen feines ehem. eigenen Staates; Bapis- 
ns, m. dad Papſttum, beſ. die Lehre der rüm.- 
zathof. Kirche don dem Papſte ald Statthalter 
Thriſti und von deſſen Untrüglichkeit; Papift, m. 


Papilio 615 


ein Päpſtler, unbedingter Anhänger des Papſtes; 
Papiſterei, f. die Päpſtlerei, Anhänglichkeit an 
den Papſt; papiſtiſch, päpſtlich, pöpftiih; Pakus 
eafarte, f. die Bapft-Oberherrfchaft, das Eingreifen 
des Papſtes in die Nechte weltlicher Fürſten; Pas 
toldter, m. I.-gr. cin Bapftdiener, Papſtverehrer 
oder -anbeter; Vapolatrie, f. übermäßige Ver— 
ehrung od. Anbetung des Bapftes; Papomän, ın. 
ein leidenschaftlicher Bapitverehrer; Bapomanie, 
f. feidenschaftliche Bapftverehrung. 
apagaͤllo, m. it. der Papagei (1. d.); auch ein lachs- 
artiger Fiſch, welcher eingelalzen aus Neufundland 
fommt. 
Papageit, m. (fpan. papagayo, it. papagallo, ml. 
papagallus, prov. papagai, altfr. papegai, pape- 
gaut; vom türk. papagäi, papagän, perf. bapgä, 
arab. babagä, nıalay. bayan) od. Sittich * 
psittäkos, I. psittäcus) ein ſehr zahlreiches Ge— 
ichlecht größtenteils fehöner Waldvögel in Alien, 
Afrika und Amerika; Papageigrün, Schwein- 
furter Grimm. 
Pauageénopfeife, — Panspfeife. 
vapal, Bapal-Spiten, ſ. unter Papa. 
Bubatace, m. it. (ſpr. —tdtfche) eig. Schweigvater, 
ein gutimütiger Tropf. 
Papäner, n. I. der Mohn; Vapaverden, od. Pa- 
Saverazden, pl. mohnartige Gewächſe; Papas 
verin, n. neulat. eine der im Opium gefundenen 
Pflanzenbafen. 
Pabayg, L. peruan. die Melonen-Frudt; Bapaya= 
Baum, der Melonen-Baum, f.d.; Papayazeen, 
pl. Naturk. Kürbisgewächſe. 
Pabelard, m. fr.(ſpr.pap'lähr) ein Heuchler, Schein⸗ 
heiliger, Kopfhänger. 
Pabzeline, auch Popeline, f. fr. ein halbſeidenes 
Zeug, eine Art Gros de Tours, wobei ſtatt der 
SH lorettfeide oder Baummolle den Einſchuß 
ildet. 
Papelitas, pl. ſpan. (von papel, Papier) Bapier- 
Babeln — papulae, ſ. >. [zigarren. 
Baden, pl. od. Bfaffen, die bei Ubtragungen ſtehen— 
gebliebenen Erdkegel, durch die angezeigt wird, wie 
Hoch die urfprüngliche Oberfläche lag. 
Baperdifen, pl. fr. (psperasse, v. papier, Papier) 
unbrauchbare, beichriebene Papiere = Maku— 
latur; paperaſſieren, in alten ‘Bapieren kramen; 
Bapeterie, Bapierhandel, Bapier- und Papp- 
waren; Briefpapierfäftchen. 
Bapdto, m. eine ehemal. Rehnungsmünze in Rom 
— 2 Baoli od. ungef. 0,87 M. 
Banhien, f. gr. Beiname der Venus, von der Stadt 
er in Zypern, wo fie den fchönften Tempel 
Jatte. 
Baptermache, n. fr. (pr. papjehmajcheh; v. mächer, 
fauen) eig. gefautes Papier, zeritampftes Papier, 
Papiermafje, Steinpapye, Bupieritoff zu Dofen 
und Schadteln 2c.; Papter-Nantilus, '. Argo— 
naut; Pabiermonnaie, f.fr. (vr. papjehmonnäh), 
Papiergeld, Wertpapier, engl. daper money, it. 
carta monetata. , 
Bapterrubel, j. unter Rubel; Bapteriähirting, 
m. Bapier, das auf einer Seite raubfaferig und 
foder ift, 7. B. zu Briefinnfchlägen und ähnl. ver- 
wendet; Pabierſtramin, m. aud) Papierfanes 
das genannt, Kanevas (j. d.) aus Papier, Karton» 
papier mit Löchern zum Stiden; Papterftnd, — 
Papiermacheé, ſ. d. 
Pabilio, m. I. der Schmetterling, beſ. Tagfalter; 
PBapilionazeen, pl. nl. Natınk. ſchmetterlings 
bfütige Pflanzen. 


616 Papille 


Papiille, £. l. (papilla), pl. Bapiffen, warzenähnliche 
Bildungen, bei. die Bruftwarzen; Bapillarförper, 
die oberfte Lederhautſchicht mit Papillen, in denen 
die Nerven endigen; papillifoͤrm, papillar, nl. 
walenförnig; Papillom, n., Papillöne, f. eine 
warzige Geſchwulſtmaſſe, Warzengejhwulit; pas 
pillös, warzig, mit warzenähnlichen Erhöhungen 
bejegt. Br 

Papillon, m. fr. (fpr. pdpijong, vom L. papilio) 
Schmetterling, bei. ein Tagihmetterling od. Tag- 
vogel,entg.Phaläne u.Sphinz; aud ein flatter- 
hafter Menſch; Papillote, f. fr. (pr. papijätt‘), 
pl. Bapilloten, Haarwidel von Papier, Bapier- 
wicel; Wapierfraufe; (wegen der Ähnlichkeit mit 
einem Schmetterling jo genannt); papillotieren 
(fr. papilloter), die Haare aufwideln. 

Bapinicher Topf, m. ein Dampftochtopf, ein von 
dem Franzojen Bapin (pr. papäng) 1681 erfune 
dener eiferner Topf, der durch einen Schrauben- 
deckel jo feit verfchlofien ift, daß die in ihm durch 
Hige entwidelten Waſſerdämpfe feinen Ausweg 
finden, und dadurd Knochen aufgelöft und zu 
Gallert gekocht werden fünnen; audh Digeitor 
und Autoflav genannt. 

Papismus, Vapiſt, Papocäfarte ze. — Papo—⸗ 
manie, j. unter Bapa. t 
Paͤprika, m, ungar. türkischer od. jpanifcher Pfeffer 

(Capsicum annttum) aus Ungarn. 

Bapit, Büpftin, |: Para. 

Papıns, pl. (v. malay. papüah, javan. papuwah, 
fraus, wollhaarig) die fraushaarigen, ſchwarzen 
Bewohner von Neu-Guinea, und überhaupt der 
Negerſtamm in Anftralien, Auſtral-Neger (vgl. 
Negritos). 

papüla, m., pl. papülae, I. Heilf. Hautfnöichen od. 
-bläschen, — Puſteln; papulös, nl. puftelartig. 

VPabusmuſchel, f. eine Art eßbarer Stecmufcheln 
im Mittelländifchen und nordifchen Meere. 

Paphrus, m. gr. (päpyros) altägypt. Bapier, aus 
der Papyrusitande, einen ägyptiſchen Scilf- 
gewächs, bereitet; Paphrin, n. Pergamentpapier; 
Papyrogräph, ın. eine Vorrichtung zum Kopie— 
ven, bei der eine Papierſchablone die Bervielfälti- 

ung bewirkt; PBapyrographie, f. Papier-Be— 
— Bapp-Steindrud, d. i. die Anwendung 
von Pappendeckeln, die mit einer tonkalkartigen 
Maſſe überzogen ſind, ſtatt der Steinplatten zum 
Steindruck; Papyros, pl. ruſſ. Papierzigarren; 
Paphrusrolle, f. Handſchrift auf Papyrus, wie 
ſie z. B. in Agypten, auch in Pompeji und an an— 
deren Orten gefunden wurden. 

Paquelin-Stift, m. (nach dem Erfinder Baquelin 
(pr. Pakeläng] benannt), Brennftift. 

Baquet, ſ. Baket. 

Paquitta, k. jpan. (ſpr. pakitta) eineBapier-Birrarve 
für Damen. 

par, fr. (v. I. per) durch, aus, mit, zu 2c.; Verdin- 
dungen wie par aceident, par acclamation ıc,, 
j. unter dem Folgewort. 

par, [. gleid); par als Subst. n. ein Paar; daher 
par nobile fratrum, ein edles oder fauberes 
Brüderpaar! ſpöttiſch von Ziveien, die ſich in Hin- 
ſicht ihrer Schlechtigfeit zueinander ſchicken; par 
et impar, gerade u. ungerade, paar od. unpaar, 
ein Hazardjpiel; par ratıo, f. gleiche Beivandtnis, 
gleichviel; Rſpr. gleiher Grund des Gefeßgebers 
od, der Rechtsgewohnheit; pari passu, gleichen 
Schrittes, mit gleihem Maße; pares, pl. Gleiche, 
Gleichſtarke; beſ. Standesgleiche, vgl. Pair; dad. 
jJudicium parium od. Bair-Gericht, das über 


parachroniſch 


die Mitglieder des Standes urteilt, ſo daß der An- 
geklagte nur von ſeinesgleichen gerichtet wird; 
ꝑarĩa (sc. vota),pl.gleiche od. gleichviel Stimmen, 
Stimmengfeichheit (bei Wahlen); pariter, auf 
gleiche Weiſe, gleichmäßig. 

BAra, m. (vom perf. pärah oder päreh, Stücd) auch 
Aktſcheh od. Atſcheh (f. d.), eine Rechnungsmünze 
" se Türkei und der Krim 2, Piaſter — 

464. 

paraͤ— oder vor Vokalen par —, gr. Vorwort in 
vielen Zuſammenſetzungen, bedeutet urſpr. neben, 
bei; dann: hin, Hinzu; daran vorbei, darüber hin- 
‚aus; daher bei. ein Berfehlen, etwas Yehierhaftes 
od. Irriges, — ver—, miß — ein Überjchreiten od. 
Übertreffen; Widerftreiten oder Widerftreben, 
gegen—, entgegen--, wider—; endlich eine Umän— 
derung oder Umwandlung, = um—. 

Barabän-Säure, f. Scheidel. eine Säure, die fich 
aus der mit Salpeterfäure erhigten Harnſäure ent» 
wickelt, entdeckt von Wöhler und Liebig. i 

Barabäfis od. Parabaͤſe, f. gr. (von parabainein, 
daneben gehen, überfchreiten)die Abſchweifung, das 

bipringen von einen Gegenjtande zum andern; 

das Vergehen, die Ausfchweifung; in der alten 
ariech. Komödie die außer Zufammendang mit dem 
Stücke ftehende Anrede des Chorführers im Namen 
des Dichters an das Volk; auch eine dem nachge— 
ahmte und bef. von Graf Blaten in jeinen Lırjt- 
jpielen gebrauchte Dichtungsform. 

Bardbel, f. gr. (parabols, d. i. eig. Nebeneinander- 
tellung, von para-bällein; l. paraböla) Redek 
Gleichnis, Gleichnisrede, Erzählung in Gleichniſſen; 
Größenl. derjenige Kegelſchnitt, welcher gleichlau— 
fend einer Seitenlinie des Kegels gelegt iſt; para— 
boͤliſch, gleichnisweiſe, gleichnismäßig; die Geſtalt 
jener Kegelſchnittslehre habend; paraboliſieren, 


durch Gleichniſſe reden; Parabolotd, n. ein durch 
Umdrehung einer Parabel um ihre Achſe entſtan— 
dener Afterkegel und deſſen krumme Oberfläche; 
im weiteren Sinne der Name für gewiſſe Flächen 
zweiter Ordnung; Parabolſpiegel, m. Hohlſpiegel. 

Parableépfis, f. gr. (von para-blepein, vorbeiſehen 
das Vorbeijehen, Überfehen; Heilf. das Falſch- od. 
Fehlſehen. 

Barabolän, m. l. (parabolänus, v. gr. paräbolos, 
daranfegend, wagend) ein Wagehals; pl. Parabo⸗ 
lönen, geiſtliche Krankenpfleger, Stranfenmwärter. 

saraboliih, paraboliſieren zc., |. Barabel. 
arabraͤhma, m. ind. (v. ſanskt. para, der beite, 
vorzüglichite) eig. der befte Brahma (ſ. d.), das 
höchſte Weien. ae: 

Parabijsma, n. oder Barabyitie, f. ar. (v. byein, 
vollitopfen) Heilf. das Überitopfen, Bollpfropfer. 

Baracentcjis oder Baracenteie, f. gr. (von para- 

entein, an der Seite durchſtechen) wundärztlicher 
Einſtich in eine innere Höhle des Körpers, bei. den 
Unterleib oder die Bruft, ıım die darin enthaltenen 
Slüffigfeiten auszuleeren; paracenteiieren, ein- 
ſtechen und abzapfen. 

Barachrön, f. gr. (v. chroiä, chröma, Haut, Haut- 
farbe) Heilf. Eranfhafte Veränderung der Geſichts— 
farbe; Parachröma, n. Zarbentäufhung, wenn 
das Auge andere Farben, als die wirklich vorhan- 
denen, ſieht; Parachromatopſie, f. Zarbenblind- 
heit, das Unvermögen, die Farben richtig zu unter» 
icheiden; Parachröſis, f. Das Verfärben, VBerder- 
ben duch die Färbung. 

parachroͤniſch, gr. (v chrönos, Zeit) unzeitig, zeit- 
widrig; Parachronismus, m. ein Zeitrechnungs- 
febler, Fehler wider die Zeitrechnung. 


Parachroſis 


Varachroſis, ſ. unter Parachröba. 

Parachũte, m. fr. (fpr. paraſchut'; von parer, ab- 
halten, ſchützen, und chute, Fall; vgl. parieren 1.) 
ein von Zenormand 1783 erfundener Fallihirm 
an einem Ruftballon. 

Parachẽſis, f. gr. (von parä, f. d, und kyösis, 
Schwangerfhaft) die Schwangerſchaft außerhalb 
der Gebärmutter. 

Pardde, k. fr. (von parer, ſchmücken, v. I. parare, 
bereiten) ein feierlicher Aufzug, Pracht, Ausitel- 
fung; zur Schau, Gepränge; Krſpr. Heerſchau, 
Mujterung; Fechtk. die Abwendung eines Stoßes, 
Auslage, Deckung (vgl. parieren 1); Parade— 
bett, n. Schau= oder Prunkbett, das geſchmückte 
Iotenbett; Parademarſch, m. feierlicher Aufzug; 
Mufterungsmarih; Paradepferd, n. Pracht- od. 
Prunkpferd; Paradepiak, m. ein Plab, wo eine 
Barade abgehalten wird; Wach- oder Wachtpa— 
rade, aufziehende Wache, Wachtaufzug; varadie— 
ren, prangen, zur Schau ſtehen. 

Baradinitöle, f. gr. (vgl. Diaftole) Redek. eig. das 
Trennen nebeneinander ftehender Dinge, die Er- 
fänterung durch das Gegenteil. 
aradieren, |. unter Barade. 
avadics, n. (zunächſt vom I. paradisus, gr. para- 
deisos, und dies dv. altperj.parada6sas, ſanskr. pa- 
rad6sa, fremdes Land und beites, ſchönſtes Land; 
hebr. pardes, perj. und arab. firdaus, pl. farädis, 
Lufigarten) ein Baum- oder Tiergarten; Luft-, 
Wonnegarten, Wonnegefilde, Aufenthalt des erſten 
Menichenpaares vor dem Siindenfall und der Se- 
figen nad) diefem LXeben; ſcherzh. auch die oberſte 
Galerie im Theater; varadieſiſch, wonnig, herr- 
(ch; Baradiesapfel, m. Adamsapfel, eine Art 
Zitvonenfrudht; auch eine Art ſchmackhafter, roter 
und weißer Apfel; Baradiesfeige, f. die Frucht 
vom Bijang; das Paradiesholz, Adlerholz und 
Aloeholz, koſtbares, wohlriechendes, votbraunes 
Holz aus Bombay, Sumatraze.;Baradtesförner, 
pl. (l. grana paradisi), der Same eines ojtind. Ge— 
wächjes (Cardamomum maximum), ehemals als 
Gewürz gebraudt, vgl. Kardamom; Paradies: 
vogel, m. ein en Geſchlecht außerordentlich 
ſchöner Vögel in Neu-Guinen ꝛc. 

Paradigma, n. (gr. parä-deigma, von para-deik- 
nynai, daneben oder als Beijpiel vorzeigen) ein 
Beifpiel, Vorbild, Mufter; Sprachl. Beifpiel- oder 
Mufterivort für die Abwandlung aller andern 
Wörter von gleicher Biegung; auch das Modell 
für bildende Künſtler; Baradismatifer, m. Le- 
bensbejchreiber von Heiligen und frommen Men- 
ihen; paradigmaätiſch, vorbildlich, mufterhaft; 
durch Beijpiele lehrend; paradigwmatifieren, durch) 
aufgeftellte Beijpiele lehren; Paradigmätik, f. 
die Kunſt der Gipsbildnerei. 

Parados, m. fr. (pr. paraddh; v. parer, abhalten, 
ihüßen, und dos, Rüden) eine Rückenwehr, im 
we einer Verſchanzung aufgeworfene Schulter- 
wehr. 

paradoöx, gr. (parädoxon, v. parä, gegen, u. döxa, 
die Meinung) anfcheinend widerfinnig, der gewöhn— 
lichen Lehre und Meinung entgegen, ungewöhnlich, 
abweichend, feltfam, auffallend; das Paradoͤre. 
das Auffallende, Seltfane; paradegäl, unr. f. 
vyarador; Paradoxie, f. Denk- oder Meinungs- 
Sonderbarfeit, -Seltiamfeit, Liebe zum Sonder- 


baren; auh — Warddoren, n., pl. Barddora, | 


der Widerjinn od. Widerſpruch, feltfame Meinung, 
auffallende Säge; Paradogologie, f. das Reden 
vd. Schreiben in jeltfamen Sägen; Baradogo- 








Paraguatan-Rinde 617 
mante, f. ibertriebene Neigung od. Sucht in felt- 
jamen Meinungen und Lehren. 

Barafe, |. Paraphe. 

Paraffin, n. (fr. paraffine, f.; v. qr. parä, gegen, 
oder dv. [. parum, wenig, und l. affinis, verwandt, 
wegen des Mangels an Verwandtfchaft, den es 

egen die meiften Körper, namentlicd) Alkalien und 

äuren zeigt) ein 1830 durch K. v. Reichenbach ent- 
deckter, Ben ettig anzufühlender und hauptſäch— 
ih aus Braunfohlen gewonnener Stoff, dem ül- 
bildenden Gaſe ähnlich zufammengefegt und als 
Material zu Kerzen dienend; Parafiindl, n. ein 
Schmiermittel; araffin, das in Solaröl gelöjt 
iſt; es wird auch bei der Reuchtgasbereitung ver- 
wendet. 

PBaraflancs, pl. fr. (v. parer, hüten, u. flanc, pl. 
tHancs, die Geite) eine Seitenwehr, welche zugleich 
den Rücken einer Feſtung dedt. 

Parafoudre (pr. —fühd'r) od. Paratonnerre (pr- 
—tonnähr'), m. fr. (v. parer, abhalten, ſchützen, u. 
foudre, Blitz, tonnerre, Donner; vgl. parieren 1.) 
ein Blißableiter, Wetterableiter; Donmer- od. Wet- 
terſchirm, ag ah mit einem Blitableiter. 

Paragendiis, f. gr. das Zufammenentftehen, -vor- 
fommen. 

Parageniie, f. gr. (von geüein, fojten, ſchmecken 
Heill. Berjtimmung des Geſchmacks od. des Schmed- 
vermögens. 

Paragium, n. ml. (v. l. par, gleich) Rſpr. Mitbe— 
lehnung, das gleiche Anrecht im Lehn, bei. bei 
fürjtl. Erbteilungen die Abſchichtung einer Neber- 
linie durch Überlaffung eines abgeteilten Landbe— 
zirks unter Oberhoheit des Regenten (verich. Apa- 
nagium); daragteren, abteilen, abſchichten; pa— 
ragierte Linie, durd) einen Landesteil abgefun— 
dene Kebenlinie eines fürſtl. Geſchlechts (verich. 
apanagierte Linie). 

Buranlöfle, f. gr. (vgl. Gloſſe) Heil. Zungenvor- 
fall; Entzündung der Zungenmusteln. 

VParagöge, f. ar. (v. par-Agein, daneben- oder Hin- 
zuführen) Spradl. Endverlängerung eines Wort3 
durch Anfügung eines Buchſtaben 4. B. Niemand 
aus altd. nieman); Beugung, Ableitung; Heilt. 
a Ennneenabimeidiung, bparagõgiſch, 
am Ende verlängert. 

Paragomphöſis, f. gr. (vgl. Gomphoſis) Heilk. Ein- 
teilung des Kindskopfes im Becken. 

Paragon oder fr. Parangen, n. (it. paragone, 
fpan. paragon, parangon, v. ſpan. para con, im 
Bergleich mit) eig. das Muſter, die Vergleichung; 
Budpdr. eine Schriftart, welche das Mittel zwiſchen 
Text und Tertia hält; Paragön-Perlen, pl. 
Bahlperlen von beſonderer Größe; Paragöne, m- 
it. Brobierjtein; ein Schwarzer ital. Marmor. 

Baragrämma, n. gr.(v.grämma, das Gefchriebene, 
gräphein, jchreiben) ein Zujaß, Einfchiebjel in einer 
Schrift, Buchltabenveränderung od. »verfälihung 
in einer Schrift; auch — Anagramm, ſ. d.; 
Paragraͤph, m. (gr. parägräphos, f. eig. Bei- 
ſchrift; Zeichen am Nande) Abjaß, ein Abjchnitt u. 
deffen Zeichen (8); ein Rechtsſatz, Sab; paragra⸗ 
shieren, in Abjchnitte oder Abſätze teilen. 

Para-Gras, n. ein in Curaçao wachſendes Gras 
(Panicum jumentörum), jet auch in Europa aus 
gejäet. 

Paragrẽle, m. fr. (von parer, abhalten, und grele, 
Hagel; vgl. parieren 1.) ein Hagelableiter. 

VBaragudtan-Ninde, f. eine zum Rotfärben be- 
nußte Rinde von einem amerifan. Baume (Oonda- 
minea tinctoria). 


’ 


618 Paragney-Rour 


Varaguah-Rour, m. fr. eine Zahntinktur aus füd- 
emeritanicher Rardiveffe auch Huſarenknopf oder 
ledenblume genannt (Spilanthes olerac&a) und 
ertrammurzel, wird gegen Zahnjchmerzen emp- 
fohlen; P.⸗Tee, Blätter de3 ſüdamerikaniſchen 
Ehriftdornes od. derStechpalme(llex paraguayen- 
sis), die in Südamerika Statt des chineſiſchen Tees 
gebraucht werden. £ 

Varah, n. ein ojtind. Gewicht = 20,3 kg, für Reis 
—=156Kg; aud ein Hohlmaß für Salz, Reis, 
Getreide 2c. vgl: Buddy. — Hr 

Varaiba⸗Baumwolle, f. eine Art ſüdamerikaniſcher 
Baumwolle (von dem Fluſſe Paraiba in Bra— 
ſilien). 

Varakenteſe, £. gr. (von kentein, kentizein, ſtechen) 
Einſtich, Bruſtſtich (wundärztlich). 

Seraflet, m. gr. (para-klẽtos, d. i. herbei⸗, zu Hilfe 

erufen, advocatus) ein Berater, Helfer, Tröfter, 
—* recher, Vermittler; der heilige Geiſt; Name 
des Kloſters unweit Troyes in Frankreich, welches 
der Zufluchtsort des berühmten Abälard (im 
12. Jahrhundert) war; Parakletikon, n. eine 
Troitiehrift; bei. ein griech. Kirchenbuch, welches 
ne enthält; paraklẽtiſch, tröſtend, troſt— 
reich. 

Bardime oder Parakmäſis, f. gr. (parakme, vgl. 
Akme)Heilk. die Abnahme einer Krankheit nach deren 
größter Stärke; parakmäſtiſch, abnehmend, vom 
Sipfelpunkte wieder herabſteigend. 

Saraläpe, f. gr. (v. para-köptein, d. i. eig. Daneben 
ichlagen, verfälfchen 2c.) Heilf. das Srrereden oder 
Bhantajieren in Fiebern. 0 

Sarafüfis, f. gr. (v. par-aktein, falſch hören) das 
Falſchhören; auch das Ohrenfaufen. 

Berafgefis, |. Baracyefis. 

Baraiypnande, j. Paracynande. 

#aralalie, £. gr. (v. para-lalein, faljch reden) un- 
vollfommene, undeutliche Ausſprache. 

SBaralempiis, f. gr. (von para-lämpein, daneben 

länzen) Heil. ein weißer glänzender Fleck auf der 
Hornhaut. 

Sgralipomene, pl. gr. (von para-leipein, vorbei-, 
auslaſſen) Ausgelafienes oder Übergangenes, Zus 
füge od. Nachträge zu einem Werke, Ergänzungs- 
ihriften; Benennung derBücher der Chronik in der 
Bibel, ald Ergänzungen der Bücher Samuelis u. 
ber Könige; Baralipis Pb. Baralipfe, £. gr. (pa- 
räleipsis) Redek. die Übergehung, Scheinüber- 
sehung, da man auf etwas aufmerffam madt, 
was man vorgebli übergehen will, |. Präte- 
rition. 

Baralläge, f. gr. (v. par-allässein, abwechjeln, ab- 
weichen) die Abwechjelung, Berwechjelung; Heilk. 
auch Beiftesverwirrung; Parallaxe, f. gr. (par- 
Allaxis) der Winkel, den zwei verjchiedene Geſichts— 
finien zu einem und demjelben Gegenjtande mit» 
zinanber bilden, beſ. in der Sternk. dazu dienend, 
ben Unterſchied des wahren und fcheinbaren Stons 
des eines Sternes und dadurch deffen Entfernung 
zu — parallaͤttiſch, die Parallaxe be- 
treffend. 

saraliel, gr. (par-Allälos, on, eig.nebeneinander be⸗ 
Andlich) gleichlaufend, gleichweitig, in allen Punkten 
gleichmweit voneinander abjtehend; uneig. gleich- 

autend, einander entjpredend; Parallẽlzirkel od. 
Barelleifreife, pl. Kreije auf der Erd- od. Him- 
melöfugel, die mit dem Aquator parallel gezogen 
werben; Barallel-Lineäl, n. ein aus zwei an- 
einander befejtigten Linealen beitehendes Werkzeug, 
um Linien in gleichen: Abjtande zu ziehen; Pa— 


Paramorphismus 


rallellinien, gleichlaufende Linien; Barallei- 
ftellen, gleich od. ähnlichlautende Stellen, bef. in 
der Bibel; Paralleltonarten, die einander ent- 
Venen Dur- und Molltonarten mit gleicher 
orzeihnung; Parallẽle, f. (fr. le parallöle) die 
Bergleichung, Gegeneinanderftellung; die Verbin— 
| = zwiſchen zwei Qaufgräben; pl. Parallelen, 
— Barallellinien; auch vergleichende Zuſam— 
menſtellungen, z. B. ſolche Lebensbeſchreibungen 
| od. Vergfeichungen von den Werfen verjchiedener 
Schriftſteller; naralleliſieren, barb.-!. gleichjtellen, 
| vergleihend zujammenitellen; Baralellsm(us), 
‚m.der Gleichlauf der Linien od. Flächen ꝛc.; Gleich— 
laut, Übereinſtimmung, Gleichförmigkeit, Eben- 
mäßigfeit, Ähnlichkeit einzelner Schriftftellen in 
der Bibel, bei. Ahnlichleit ver Versglieder in den 
Palmen; Barallelepipedum, Parallelibigedon 
oder Parallelepißed, n. (v. gr. epipedon, Fläche, 
Oberfläche) Größenl. das Rautenprisma, ein von 
6 Baraflelogrammen eingefcjloffener Körper, wo— 
von die einandergegenüberftchendeneinandergleich 
| iind; Parallelograͤmm, n.(gr.parallelögrammon, 
v. gramma, Zeichnung, Figur) ein gleichläufiges 
| Biere, d. h. ein jolches, deſſen gegenitberliegende 
Seiten parallel und daher auch — ſind; Pa— 
rallelogramm der Kräfte, Naturl. das Ver— 
hältnis zweier od. mehrerer auf einen Körper vor 
einem gemeinſchaftlichen Angriffspunite nad) di— 
vergierenden Richtungen wirkenden Kräfte zu der 
daraus hervorgehenden Bewegung des Körpers; 
Barallelegränh, m. — Rajträl; Parallẽl⸗ 
Trabez, n. (vgl. Trapez) ein Biered, in weichem 
ein Seitenpaar gleichlaufend tt, das andere nicht; 
Baralleltwert, n. ein Leitwerf, Streichwerk(Waſſer⸗ 
au). 
Barafogie, f. gr. (vgl. Logos) Vernunftwidrigkeit, 
Irrtum; Heilt. das Srrereden; Paralgismus, 
| m. (vgl. Rogismus unt. Logos) ein Yehl- od. Trug- 











ſchluß; saralogiileren, ehlſchliezen; Barala- 
giftie, k. die Trugſchlußkunſt, = Sophiſtik. 
Paralüis, f. gr. (eig. Auflöfung, v. paralyein) Die 
Lähmung, Gliederlähmung, lähmende Gicht oder 
deral., Schlagfluß; Gehirnparalyſe, Gehirnerwei— 
chung; paralyſieren, barb.⸗l. fr. paralyser)lähmen; 
überh. ſchwächen, entkräften; aufheben, ausgleichen; 
Paralttikus, u. I. (gr. paralytikös) ein Ge— 
lähmter, Gichtbrüchiger; an Gehirnerweichung Er- 
franiter; varalytiſch, gelähmt, gihtbrädig; zu 
Sthlagflüfjen geneigt; garalytiihebeiitestrants 
heit, Gehirnerweichung. 
paramagnetiſch, vom Magnete angezogen, z.B. 
Eifen, entg. diamagnetiſch, ſ. >. 
Baremente, pl. nl. (paramenta, v. parare, bereiten, 
jpäter aud): ſchmücken) Kirchenfojtbarkeiten, koſt— 
barer Altarſchmuck, Meßgewänder; Barameıtt- 
itein, Berblenditein. 
Parameter, m. ar. (von para, neben u. metron, 
Mad) Größenl. Beitimmungsgröße, eine gerade, 
unveränderliche Linie, deren Berhältuis zu Den Ko— 
ordinaten die Geftalt der Kegelſchnitte u. anderer 
frummen Linien beitimmt. 
Parametritis, f.gr. Entzündung des Bindegewebes 
im Beden nad einer Gedurt. 
 Barämt, pl. ruſſ. Slöße. —J 
Paéramo, m. fpan. eine Heide, ein ödes Feld; pl. 
Baramos, bei. Die mit Alpengräfern bewachſenen 
Hocehenen der Andes-Gebirge in Südamerika, 
| auch Bazondies. 
t 


Paramorphismus, m. gr. (v. morphẽ, Form, Ge— 
Halt) das Zugleichauftreten der beiden Formen 


Paramythien 


eines dimorphen Körpers bei einem u. demſelben 
Kriſtall. 

VParamhthien, pl. gr. (para-mythia, f. das Zureden, 
die Ermunterung, Ermahnung; val. Mythos) be- 
lehrende und ermahnende Fabel-Dichtungen, dich— 
terifche Erzählungen; paramtthetiſch od. bara⸗ 
mythiſch, ermunternd, tröitend. 

— — n. alter Name für Anthra- 
cen, ].d. 

Varänẽſis od. Paräncie, f. gr. (parainsis, v. par- 
ainein, zureden, ermunteri2c.) die Ermahnung, 
Ermunterung, Uberredung, ernahnende, ermun- 
ternde Rede, Nutzanwendung einer Predigt; ba— 
rãnetiſch, ermahnend, ermunternd, erbaulich. 

Barangarien, pl. = Angarien, |. d. 

Varangon, |. Paragon. 

Baranda, f. gr. (parä-noia, dv. nüs, Beritand) Heilk. 
die Verftandesverwirrung, der Wahnſinn. 

Saranpınie, f. gr. (vgl. Nomos 2.) das Handeln 
gegen die Geſetze; eine Geſetzwidrigkeit. 

Baranthin, = Stapolith. | 

Varanymph(us), m. gr. (von nymphö, bie Braut) 
ein Brautjührer, Einführer der Braut in das Haus 
2 Bräutigams; Aufſeher der Hoczeitsfeierlich- 
eiten. 

Parapẽgma, n. gr. (parä-pegma, eig. etwas daran 
Gefügtes, Angeichlagenes, v.pegnynai, feſt machen) 
eine aufgeitelite Tafel, Geſetztafel, Zeittafel, jtern- 
tundliche Rechnungstafel, Kalender. 

@arahıdt, n. (fr. parapet, jpr. —peh; v. it. para- 
petto, d. paräre, fr. parer, abhalten, ſchützen, u. it. 

etto =]. pectus, die Bruſt; vgl. parieren 1.) die 
ruſtwehr, Bruſtlehne eines Wales ꝛc. 

Sarabetälum, n. gr. (vgl. Petalon) das Neben— 
blumenblatt. 

Perabetdsng, n. gr. (v. para-petannynal, davor 

, ausbreiten) der Borhang, dei. im Theater. 

Bardphe od. Bardpp, m. fr. 99% aus dem parä- 
graphos; vgl. Paragraph) ein Namenszug, Teder- 
zug; Stempel, wodurch ein Namenszug aufgedruct 
wird; parauhieren, (fr. parapher), mit dem Na- 
menszuge bezeichnen od. ſtempeln, einen Federzirg 
machen, unterzeichnen; paraphiert, geſtempelt, 
aud) augebörig u. beigeheftet; Barapbierung, f. 
Stempelung, Schlußformelung. 

Paraphernalien oder Baraphernäl-ßäter, pl. 

r.=!. (v. gr. parä-pherna, was die Braut neben 
er Mitgift [pherne] empfängt) Ripr.das Eigen: 
od. Sondergut, zugebrachte Vermögen einer Fran, 
worüber fiefich die Freie Berfügungvorkehalten hat. 

Parabhie, f. gr. (v. parä, ſ. d., u. haphe, das Ge— 
ruht) Heilk. Franfhafte Veränderung des äußeren 
Sefühls. 

Paraphimõſis, f. gr. (vgl. Phimofis) Heil. die Um— 
ſtülpung u. Geſchwulſt der Vorhaut, der fpanifche 
sranhieren, ſ. unter Paraphe. (Kragen. 

#eranhanie, f. gr. (von phone, Zaut, Stimme) ein 
Sehler der Stimme, auch der Nebenklang, Mip- 
Hang, das Mittönen, Mitfingen; paraphoöniſch, 
mibklingend; Paraphoniſt, m. ein Vlitjänger, 
Chorfänger; auch der Vorſänger. 

#araphörg, f. gr.(v.para-pherein, beifeite od. vom 
rechten Wege abführen) Heilf. ein geringer Grad 
von Wahnſinn. 

Farabhrajis od. Baraphrafe, f. gr. (v. paraphrä- 
zein, Daneben reden, etwas zu einer Nede hinzu— 
fügen) eine verdeutlichende, weiter ausführende 
Umſchreibung, erflärende freie Überfegung eines 
Zertes; auch: eine mufifalifche Ausführung über 
sin Thema; karauphraſieren, barb.-L.umfchreiben, 


Paraſpadie 619 


erklären; Paraphräaͤft, m. gr. (para-phröstes) ein 
Umſchreiber, umjchreibender Ausleger od. erflären- 
der Umſchreiber einer Schrift; varaphräſtiſch, 
umfchreibend, erflärend. 

Paraphrenẽkeſie vder Parabhrenitis, f. gr. (von 
phren, pl. phrenes, das Zwerchfell) Heilk. die Ent- 
zündung des Zwerchfells und daher entitandene 
Rajerei, das Tollfieber. 

Parabphronẽſis, f. od. Parabhroſijne, f. gr. (vgl. 
Vhronejis)Verjtandesverwirrung, Aberwis, Wahn 
ſinn; paraphronetifch, aberwißig, wahnſinnig. 

Baraphäfe, Paraphnis, f. gr. (von para-phfein, 
daneben wachſen) der Nebenwuchs, Schößling, der 
jogen. Saftfaden an Bilanzen. 

Parablasma, n. gr. (vgl. Plasma), Mikbildung. 

?araplegie od. Baraplerie, f. gr. (para-plexia, 
von para-plessein, an der Seite, an einem Teile 
Schlagen 20.) Lähmung einiger Glieder nach dem 
Sclagfluffe; paraplẽftiſch, teilweiſe vom Schlage 
gelähmt; lähmend. 

Barapleuritis, f. gr. (vgl. Pleuritis) ein geringer 
Grad von Brujtfellentzündung. 

Paraplüie, m. fr. (fpr. paraplüih; von parer, ab» 
hen u. pluie, Regen; vgl. parieren 1.) ein Regen- 

ivm. 

paravpontiſcher Stuhl ober Seffel, m. gr. (para- 
pöntios, neben vd. auf den Micere) ein Waſſer- od. 
Schwimmſeſſel, zu Paris von einem Deutichen er- 
funden. 

Pararrhythuus, ın. gr. (vgl. Rhythmus) Heilk. ein 
widernatürlicher, ungewöhnlicher Puls; parar— 
rhuͤthmiſch, widernatürlich ſchlagend. 

Pararthrẽma od. Pararthröma, n., auch Par— 
arthrẽſis, f gr. (pPar-rthrẽma, par-ärthrösis, v. 
ärthron, Glied, Gelent) Heilk. die unvollkommene 
Ausrenkung; überh. Berreniung. 

Paraſaͤnge, T. gr. (parasängös, m., v. perſ. farsang; 
vol. Farfang) eine perjiiche Meile, geſetzlich — 
6720 ın, meijt aber etwas Eleiner. 

Paraſcenium, n. gr. (para-skenion; vgl. Szene) 
das Nebenzimmer in Schaufpielhäufern zum An— 
Heiden; Paraſcene, f. Nebenvorgang. 

Paraſcẽve od. Parafkene, f. gr. (para-skeue, Zu- 
bereitung,v.skeuß, Rüſtung), I. festumparascöves, 
n. der Rüſt- oder Vorbereitungstag, Karfreitag; 
auch der heilige Abend, Vorabend eines Feſtes, 
Sabbat-Abend der Juden. 

Paraͤſchen, pl. hebr. (päräschäh, v. päräsch, tren- 
nen, unterscheiden, angeben, beſtimmen) Abſchnitte 
der Bücher Mofis, die bei den Suden am Sabbat 
vorgelefen werden (Leltionen). 

Barsfelene, f. ar. (vgl. Selene) ein Nebenmond, 
Ruft- od. Dunjtbild des Mondes. 

Paraſẽmon, n. gr. (paräsemon, v. sema, Zeichen) 
ein Abzeichen, Wahrzeichen, Wappen ꝛc. 

Barafit, m. gr. (parä-sitos, v. parä, ſ. d., u. sitos, 
Speije) ein Tifchgenofje, Schmarotzer; Paraſiten, 
pl. auch f. Schmarogerpflanzen und Schmaroger- 
tiere, die auf anderen organischen Körpern leben 
und ihre Nahrung aus ihnen ziehen (vgl. Pſeudo— 
parafiten); paraſitiſch, ſchmarotzerartig, ſchma— 
rotzeriſch; Paraſitismus, ın. das Schmaroger- 
weſen, die Schmarogerei. 

Baraitene, ſ. Barajceve. 

Barajdl, m. fr. (it. parasöle, v. paräre, abhalten, 
fr. parer, u. sole, I. sol, fr. soleil, die Sonne; vgl. 
parieren 1.) ein Sonnenjchirnt. 

Paraſpadie oder Paraſpadiäſis, f. (v. gr. para- 
späein, beifeite ziehen) Heilf. die Hffnung der 
Harnrühre an der Seite de3 männlichen Gliedes, 


620 Baraitaten 


pareutieren 


eine Mißbildung (vgl. Epifpadie); Paraſpa- ; Pardine, f., pl. Bardunen, Schiffipr. fange, ftarte 


diäus, m. ein damit Behafteter. 

Teraftdten, pl. gr. (v. para-stätes,daneben ftehend) 
Bauf. Nebenpfeifer, Stüten; paraftätifch, bei 
jtebend, helfend; auch nur jcheinbar jtügend ꝛc. 

Paraftihon,n. = Akroſtichon, f.d. . 

»arät, |. (parätus, v. paräre; bereiten, rititen) be— 
veit, fertig, gerüftet; ad utrümque parätus, zu 
beidem bereit, auf beides gerüftet. e 

Paratheſis, f. gr. (parä-thesis; vgl. Thejis) die 
Daneben- od. Hinzujegung, Hinzufiigung, der An— 
ſatz; die Vergleichung, der egenfaß. 

Paratbumie, f. gr. (v. thymös, Gemüt) Heilt. Ge— 
mitsveritimmung. 

Varatolsidin, n. eine Bezeichnung, die eine Zeit- 
lang dem von Prof. Robert Koh in Berlin 1890 
entdedten Mittel gegen tuberfulöfe Erfranfungen 
beigelegt, von Koch jelbjt aber verworfen und durch 
den Kamen Tuberfulin (f.d.) erjegt wurde. 

Baratonie, f. ar. (vgl. Ton) krankhafte Spannung, 

berfpannung. 

Baratonnerre, |. Barafoudre. 

Parstrimme,n gr. (para-trimma, v. paratribein, 
daran reiben) Heilf. das Wundjein am After, der 
Afterfratt od. fogen. Wolf. _ 

Paratrophie, £. gr. (v. trophe, Nahrung, Ernäh— 
rung, dv. trephein, ernähren) widernatürliche, uns 
vegelmäßige Ernährung. 

PBaratropie, f. gr. (von para-trepein, ab⸗ od. weg⸗ 
— — Heilk. die fehlerhafte Lage eines Körper— 
teil. 

Paravent, m. fr. (fpr. paramwäng; it. paravento, 
v. paräre, abhalten, fr. parer. u. vento, fr. vent, 
Wind; vgl. parieren 1.) ein Windfhirm, Teniter- 
laden, ſpaniſche Wand. 

Paravol, m., pl. Paravols, fr. (jpr. —wöl; v. fr. 
parer, abhalten, u.vol, Diebitahl; vgl. parieren 1.) 
Schlag- oder Knallichlöffer, eine Erfindung zur 
Sicherung gegen Diebftahl. 

parazentriſch, grl. (v. gr. parä, j.d. u. [.centrum, 
Mittelpunkt) um den Mittelpunkt liegend oder be- 
weglid. 

Varazonium, n. gr. (vgl. Zone) etwas am Gurte 
vd. Gürtel Hängendes, bej. ein Seitengewehr, Dold) 
bei den Alten. 

parbleu, fr. (fpr. parblöh; entit. aus par Dieu, bei 
Gott; vgl. morbleu) po&taufend! bei meiner Treue! 
ein Ausruf der Verwunderung od. des Verſicherns. 

Barce, ſ. Barze. i 

Berhemin,n. fr. (pr. parſch'mäng) = Pergament. 

Bardent, ſ. Bardent. 

Barcimonte, f. fr. (pr. parhi—) = Parfimonie. 

.par ci par là, fr. (fpr. parßih parla) hier u. da, hin 
u. wieder; an verſchiedenen Orten. 

Pardaͤo od. Paͤrdo, m. aud) Kerafin, m. eine ehe- 
malige u. zum Zeil noch jeßt gebräuchliche Nech- 
nungsmünze im portugie). Oftindien, urjprüngl. 
— 1, Silderrupie von Goa u. 0,75 M wert. 

Barder und Pardel, m. (gr. u. I. pardos, pardus, 
pardälis) j. Banther. ' 

Pardefiüs, ın. fr. (par-dessus, jpr. —ih,d. i. dar- 
über hin; vgl. dessus) der Überrod. 

Paͤrdo, ſ. Bardan. 

Pardon, m. fr. (ſpr. pavdöng; v. ml. perdonnäre, 
vergeben, v. per und donäre, ſchenken, verzeihen) 
Verzeihung, Bergebung; Straf-Erlaß, Gnade, Be- 
gnadigung (in diejer Bedeutung fr. gräce); par— 
donnieren (fr.pardonner), verzeihen, begnadigen, 
verihonen mit der Strafe, daS Leben fchenten; 
pardonnaͤbel (fr. pardonnable), verzeihlich. 


aue zur Befejtigung der Stengen u. Bramſtenge 

—* ee Den Des Schiffe. : — 
arcätis,n.|.(von parere, gehorchen) eig. gehorcht! 
ein Vollziehungsbefehl einer oberen — nie⸗ 
dere Behörde. 

Parxechẽſis, f. gr. (v. par-öchein, den Klang nach- 
ahmen, v. &che, Schall) Klangnahahmung; Ber- 
bindung ähnlich lautender Wörter; parechetifch, 
klangnachahmend. 

bareggieren, it. (pareggiare; ſpr. paredſch —; vor: 
pari, gleich, ſ. d.) Kffpr. vergleichen, ausgleichen 
(Rechnungen). 

Paregoricum, n. gr. (v. par-&goräin, eig. zureden; 
tröſten, mildern 2c.) Heilf. ein milderndes, ſchmerz— 
jtillendes, erweichendes u. zerteilende3 Mittel; pg= 
regoͤriſch, ſchmerzſtillend. 

Pareira, Vareirabrava oder Pareira-Wurzel, 

. (Cissamp&los pareira; eig. portug. parreira, v. 
parra, Weintebe, Zweig vom Weinftode) die Gries- 
wurzel, eine bej. in Steinſchmerzen ſehr heilſame 
Wurzel in Südamerifa. 

Varektäſis, f. gr. (vgl. Ektaſis) Heilf. übermäßige 

a 

Parellipſe, f. gr. (par-elleipsis, vgl. Eliipfis) die 
Auslaſſung des Danebenftehenden, befonders eines 
Selbſtlauters. 

Baremböfe, f. gr. (par-embols, v. par-embällein, 
daneben einjchieben) eine Einjchaltung, ein Zwi— 
ihenfaß, vgl. Barenthefe. 

Baremptojis, f. gr. (par-&mptösis, v. empiptein, 
hineinfallen) Heilf. Eindringen des Blutes in Teile, 
wohin es nicht gehört, ala angebliche Urfache von 
Entzündungen. 

Parencephälis, f. gr. (vgl. Encephalos) Heilf. das 
Eleine Hirn; Varencephalitis, f. die Entzündung 
des kleinen Hirns. 

Parenchhin, Parenhämg, n. gr. (par-enchyma, 
v. parenchein, dancben hineingießen) eig. ein Füll- 
jel, etwas Eingefülltes; das Gewebe, Zellgeivebe; 
Heilf. da3 Beftandivefen der Eingemweide, das Drü- 
ſenfleiſch; auch (bei den Pflanzen) das innere Mark, 
der fleifhartige Saft, das Fleifh der Früchte; 
parenchymatiſch und parenhymatds,das Par- 
enchyma betreffend oder dazu gehörig. 

Parentalia od. Parentalien, pl. L. (v. parentes, 
Eltern, Verwandte) römische feierliche Xeichenopfer, 
befond. zur Ehre verjtorbener Eltern, Totenopfer, 
Begräbnismahle; parentieren (l. parentäre), ein 
Leichenopfer bringen; eine Leichenrede halten bei 
dem Sarge oder Grabe; Barentation, f. (paren- 
tatio) Trauerrede, Leichenrede, Standrede; Pa— 
rentätor, m. nl. ein Leichenredner, Standredner; 
Barentel, f. lat. (parentela) die Verwandtichaft; 
die Gejamtheit der Abkömmlinge von einem 
Stammvater, = Geſchlechtslinie (f. Linie); Pas 
rentelenordnung, die Ordnung der Erbfolge, vgl. 
Rineal- u. Zinealgradualiyitem. £ 

Varenthẽſis od. Barenthdie, f. gr. (parénthesis, 
v. par-entheinai, daneben einſiellen) ein Zwiſchen— 
oder Schaltſatz, Einſchiebſel, die EN das 
Einfhlußzeihen, die Klammer, ein Baar Klam— 
mern (); in parenthesi od. parenthetiich, einge- 
haltet, eingeflammert; beiläufig, im Borbeigehen. 

Barenthhrjus, m. gr. (v. thyrsos, Thyrſus, der 
Begeifterungsitab des, Bacchus) der Ausdrud fal- 
ſcher Begeifterung,die Übertreibung, Überfpannung, 
Begeiſterungswut, Schwulit, leidenjchaftliche Uber⸗ 
treibung des Vortrag?. 


| parentieren, |. unter Barentalia. 


Parere 


Parére, m.it. (v. parére, ſcheinen, dünken = |. pa- 
rere, erſcheinen, ſichtbar fein) Kfſpr. die Meinung, 
das Gutdünken oder Gutachten bei Streitigkeiten 
über Handelsangelegenheiten; auch der Schau— 
befund, das Gutachten eines gerichtlichen Arztes. 

Parergon, n. gr. (pär-ergon, v. ergon, Werk), pl. 
Barerga (fo wurden urjprünglich diejenigen Ar- 
beiten des Herakles genannt, die ihm von Eury- 
jtheus nicht aufgetragen worden waren, die er 
alfo neben den zwölf Hauptarbeiten mit erledigte), 
Nebenwerk, Nebenſache, Nebenfigur; Nebenleiſtung, 
freiwillige Leiſtung, kleine Schriften. 

pares, [., ſ. par. 

Varẽſis, f. gr. (pär-esis, eig. das Vorbeilaſſen, Nach— 
laſſen, v. pariemi, ich laſſe vorbei) die Erſchlaffung, 
Abſpannung; Heilk unvollkommene Lähmung; 
nl; varettiſch, nachgebend, jchlaff, erichlat, 
fend. 

Pareſſe, f. fr. (prov. u. ſpan. pareza, it. pigrezza, 
v. l. pigritia, Trägheit, Faulheit, v. piger, träge, 
faul) Faulheit, Trägbeit; —— (ſpr.pareſſöh), 
faul, träge, nachläffg; em. paresseuse, daher: 
Bareijenfe, f. (pr. pareif 1) eine bequeme Über- 
wurfhaube; auch ein Ohrkiſſen auf einem Boljter- 
bett (Sofa); ein leicht gebundenes Leibchen, hatt 
eines Schnürleibes von Damen getragen. 

par et impar, [., j. unter par. 

varetiſch, ſ. unter Pareſis. 

par excellence, j. exzellieren. 

parfait ı. ale Adverb parfaitement, fr. (fpr. par- 
fäh, parfäht'mäng; v. [. perfectus, eig. Bartiz. v. 
perficere, vollenden) vollfommen, völlig; Parfait⸗ 
amour, m. (pr. parjät-amühr) eig. vollkommene 
Liebe: eine Gattung feinen rojenroten Likörs. 

Barforce, ft. ( fpr.parförh) j.unt. Force; Parforce⸗ 
Hund, m. ein Hetzhund; P.⸗Jagd, f. eine Lauf-, 
Renn⸗ oder Hebjagd; P.-Peitſche, f. die Hep- 
peitihe; P.-Werke, pl. ſtarke Uferbefeftigung, um 
einem Fluſſe einen andern Lauf zu geben. 

Parfum, m. fr. (fpr. parfüng; von par = I. per, 
durch, u. fumus, Rauch, Duft; alfo durchdringen⸗ 
der, jich verbreitender Duft) Wohlgeruch, Duft, 
Räucherwerk; Barfümerie-Waren, pl. wohlrie- 
chende Waren, Räucherwaren, 3. B. Riechwaffer, 
Räucherpulver 2c.; parfümteren (fr. parfumer), 
wohlriehend machen, mit Wohlgeruch erfüllen, 
ſalben, einölen, räuchern; parfüniert, twohlrie- 
hend gemadt; Parfümenr, m. (fpr. — möhr), 
Parfümierer oder Parfümerie-Händfer, ein 
Räucherwerfs-Händler; Parfünsgir, n. (ſprich: 
— modı) ein Räucherpfänncden, Räucherfaß; ein 
Duft- oder Räucherkiſtchen, worauf dasjenige ge- 
fegt wird, was den Duft der wohlriechenden Sa- 
hen annehmen joll, welche in einer darunter ge- 
stellten Kohlenpfanne verbrennen. and. 

Bargajit, m. Hornbiende aus Pargas in Finn- 

®arbhelien, pl. gr. (sing. parhelios, vgl. Helios) 
Nebenjonnen, Dunjtbilder der Sonne. 

bari od. al pari, it. (= I. par, fr. pair, engl. par) 
bei Kaufl. gleich, gleichgeltend, von gleichem Werte 
oder Gehalte, ohne Aufgeld, Gleichheit des Nenn- 
werts mit dem Berfaufsmwert, nach dem Nennwert, 
ohne Abzug od. Berluit; Münzpart, das natür- 
lihe Verhältnis der Münzwerte; Wechſelpari, 
das natürliche Verhältnis der Wechlelwerte; unter 
bari, unter dem Nennwerte; Pari-Rechnung, 
f. Berechnung über den gleichen innern Wert der 
Münzen und das Verhältnis der Wechjelpreije der 
verjchiedenen Handelspläge. 

paria, j. unter par, |. 


Parifien 621 


Paria, m., plur. Parias, auch Pareheras (von 
tamulifch. pareyer, od. v. hindoſt. pahärijä, Ge— 
birgsbewohner, indem die von den ſanskritiſchen 
Stämmen befiegten Ureinwohner in die Gebirge 
gedrängt wurden) eine von den Hindus als un- 
rein verabfcheute Kafte oder Zunft, geborne Skla— 
ven Indiens; (noch tiefer herabgemwiürdigt find die 
Pouliahs, die fich nicht einmal Hütten, fondern 
nur eine Art Neſter im Dieiht der Bäume bauen, 
und ſich unter Hundert Schritten weit Berjonen 
andrer Kaſten nicht nähern dürfen); daher auch: 
ein Baria, ein armer, elender, der niedrigiten 
Klaſſe angehöriger Menſch. 

Pariaͤmbus, m. gr. (von Jambus, gr. iambos) 
Bersf. = Pyrrhichius. 

Parian, engl. eine Borzellanmaffe, die wie perſi— 
icher Marmor ausfteht. 

Variation, j. unter parieren 3. 

Paridae, pl. nl. Meien, meijenartige Vögel. 

darieren 1. (v. l. paräre, bereiten, rüften; dann in 
den roman. Sprachen: zu Ende bringen, einen 
aufhalten, hinhalten, abhalten, ihm ausweichen, 
daher it. paräre, fr. parer, abhalten, abmwehren, 
ſchützen, it. pararsi, fr. se parer, ſich vorſehen, 
ſchützen) Fechtk. einen Hieb oder Stich abwenden, 
ihm ausweichen (fr. parer, val. Barade); Reitt. 
ftillfe haften, anhalten. 

parieren 2. (l. parere), gehorchen, folgen; Pari— 
tion, f. nl. Folgjamteit, Gehorſam: Paritor, ın. 
Ipätl. ein Diener, Aufwärter; Leibwächter, Ge— 
richtsdiener. 

parieren 3. (vom ſpätl. pariäre, gleichmachen, von 
par, gleich; daher auch völlig bezahlen) eig. Glei— 
ches dagegen ſetzen, Gleiches gegen Gleiches ſetzen, 
daher wetten (fr. parier); Bariation, f. ml. die 
Ausgleihung, Schuldtilgung, bare Bezahlung; 
auch das gleiche Kindsxrecht, die Einfindung. 

paries, m. (Gen. parietis) l. Wand; intra parietes 
privatos, ziwijchen den PBrivat-Wänden, d. i. zu 
Haufe; bef. heimlich, insgeheim, im Vertrauen, 
unter vier Augen; Parietaria, f. das Wand- vd. 
Mauerkraut, Glasfraut, eine an Mauern, auf 
Schutthaufen 2c. wachlende Bflanzengattung, zum 
Reinigen des Glaſes benußt. 

parifizieren, nl. (v. 1. par, gleich) gleihmaden, 
gleichitellen; Parifikation, f. die Gleichitellu.ig. 

Parilien = Palilien unter Pales. 

pari passu, l., ſ. unter par. 

WBaris, m. der Sohn des Königs Priamus von 
Troja, welcher den Streit der Göttinnen Juno, 
Minerva und Venus um den Preis der Schönheit 

ugunften der Venus entjchted, und durd) die Ent- 

rung der Helena den Trojanifchen Krieg ver- 
anlaßte; Paͤris-Apfel, m. Teufelsapfel; B.= 
Birne, f. eine angenehm fänerliche Birnen- Art; 
P.-⸗Kraut, n. die Einbeere; P.-Vogel, ın. eine 
Art Dickſchnäbler. 

pariicher Marmor, jehr jchöner weißer Marmor 
von der Inſel Baros im Ardipelagus; pariſche 
Marmor-Chronif, |. unter Marmor. 

Partiien, m. fr. (jpr. —ſjeng) ein Barifer, d. i. klei— 
ner, leichter Stoßdegen, — t; Pariſienne, 
f, fr. eig eine Pariſerin; Benennung einer kleinen 
latein. Druckſchrift, Perlſchrift; der feinſte Kattun; 
auch — Pariſer Hymne, ein Pariſer Volkslied 
in der Revolution von 1830, von Kaſimir Dela— 
vigne gedichtet, und mit den Worten „peuple fran- 
çais, peuple des braves, franzöſiſches Volk, Volk 
der Tapferen“ beginnend; ein auch in Deutſchland 
beliebter Rundtanz. 


622 Pariſthmia Paroli 


Pariſthmia od. Pariſthmien, pl. gr. (paristhmia, in Klöſtern; Parleur, n. engl. (ſpr. —lör) ein 
vgl. u) tra Mandeln im Halje und Sprechzimmer, Bejucdzinmer. 
deren Krankheiten, befonders Entzündung; War | Parmäne, f. (v. engl. pearmain, fpr. pehrmän) ein 
viithmitis, f. Mandelbräune. — birnähnlich ſchmeckender Apfel, Birnapfel. 
pariſillaͤbiſch, I--gr. (vgl. Silbe) gleichfibig, Parmelün=ftäfe, m. (fr. parmesan) Parmerkäſe, 
Barität, f. I. (paritas, v. par, glei) die Rechts- ein wohlfchmedender ital. Käſe, in der Gegend von 
qleichheit, bei. dev Glaubensgenofjen verſchiedener Parma und im Mailändijchen. 
Bekenntniſſe vor dem Gericht u. in der Staatsver- | Parnäfz, m. gr. (Parnassös, I. Parnässus) der Mu- 
waltung; parttätifch, rechtsgleich, — ſenberg, ein dem Apollo und den Muſen (f. d.) hei- 
gemeinihaftlich; paritätiſche od. Parttätzflir- | iger Berg in Phocis, an DR Fuße die Stadt 


hen, pl. gemeinjchaftlihe Kirchen verjchiedener | Delphi lag; dab. uneig. der Pe der Dichter, 
Ölaubensparteien. das Öebiet der Dichtkunſt; z.B. den Parnaß be- 
pariter, |. unter par. jteigen, fich der Dichtkunſt widmen; Sohn de3 
Varition, Variter, f. unter parieren 2. Parnaſſes, ein Muſenſohn, Dichter; Parnaſſi⸗ 


Vark, m. (engl. park, fr. parc, prov. parc, pargue, den, pl. = Mujen. 
it. parco, ml. parcus, parricus, Umzäunung, Ge- | par nobile fratrum, ſ. unter par, l. 
hege; daneben aber entitand aus park, Umbegung, | Parodie, f. (1. parochia, auch paroecia, aus dem 
das deutſche Pferch, althochd. pfarrich, pferrich, gr par-oikia entſt, d. i. das Dabeitvohnen, Die 
angelj. pearruc, pearroc) ein eingehegter Wald, dachbarſchaft) der Kirchiprengel, das Kirchſpiel, 
Gehege, bei. Tiergarten; ein Wäldchen, Zuftgehölz, | die Pfarrei; Varöchus, m. ni. ein Pfarrherr oder 
Luſthain; Seeſpr. Schiffsmagazin; Artillerie— Pfarrer; Parochiãl-Kirche, f. die Pfarrkirche od. 
Bart, |. unter Artillerie; Parkpferd, n. ein Hauptlicche, entg. Silial; B-Schulen, pl. Pfarr⸗ 
Stüdpferd, Kriegsfuhrpferd ſchulen, mit den Pfarreien verbundene Schulen 

Varkeſin oder Parkeſine, n. ein vom englifchen | (jeit dem Jahr 525); Parochialia od. Parochia⸗ 
Chemiker Parkes erfundener gummiährnlicher, aus lien, pl. Pfarramtsangelegenheiten; Barohtänt 
vulfanifierter Schießbaumwolle u. Rizinusöl her- od. Baraohtänen, pl. Einaspfarrte, Bfarrkinder. 
gejtellter Stoff, leicht zu färben, auch in Fäden zu | Parodie, f. gr. (par-Odia; vgl. Ode) ein Nebenge- 
Geweben verwandt, Erfaß für Kautſchuk, Sfolier- jung, Öegengedicht, eine wigige Anwendung Der 
material. Form eines bekannten Gedichtes auf einen anderen 

Varkéètt, n. (v. Park, ſ. d.) ein abgeſonderter, ein— Gegenſtand; bei. Nachäffung od. ſpöttiſche Nach— 
geſchloſſener Raum in Gerichtsſtuben; der in Sperr⸗ bildung eines ernfthaften Gedichts ꝛc. Spottnad- 
ſitze geteilte Vorplatz im Schauſpielhauſe; ein ge- dichtung; vgl. Traveſtie; parodieren, ſpöttiſch 
täfelter oder eingelegter Fußboden, Täfelwerk, nachbilden, ſcherzhaft nachahmen, nachäffen, nadj- 
Riemenfußboden; Parketteur, m. fr. (ſpr. parke⸗ ſpötteln; parödiſch, witzig oder ſcherzhaft umbil- 
töhr) ein Täfelwerkmacher, Täfler; parkettieren dend, nachſpöttelnd; Parodiſt, m. wer Parodieen 
(fr. parqueter), täfeln, einlegen (einen Fußboden); macht. PN 3 
parkettiert, getäfelt; parfieren (fr. parquer), in Parodontides, pl. gr. (v. para, |. d., U. odüs, Gen. 
einen Raum einfließen, einpferchen, bef. von Ge- | odöntos, Zahn) Heilt. jchmerzhafte Zahnfleifch- 
ſchütz und Kriegswagen (vgl. Bar). Blatterchen. 

Parlament, (fr.parlement, ſpr. —maͤng; engl.par- | Parödos, f. gr. (von hodös, Gang) das Auftreten 
liament, jpr. pärliment; nıl. parlamentum, von | und der erite Öejang des Chors in der griechijchen 
parläre, fr. parler, jprechen, vgl. parlieren) in | Tragödie, ode Ip 
Frankreich vor der Revolution das höchfte Gericht | Parökie, f. gr. (par-oikia, v. Oikos, Wohnung) das 
einer Brovinz, welches auch Anteil an der höhften | Wohnen an einem Orte als Beifafje od. Fremder 
Sewalt hatte; in England der Reichsrat, Volkzvat, | ohne Bürgerrecht, das Beiſaſſenrecht; Baröfen, 
Reihötag, jeßt auch in andern Ländern: Reicyg- | Pl. (gr. päroikoi) Beifafien, Fremde ohne Bürger- 
tag, Landtag 2c.; Parlamentär od. Varlemen- | Tedt. Ti 
tair, m. (fr. parlementaire, fpr. parfemangtähr) | Parole, f. fr. (it. paröla, prov. paraula, v. ml. pa- 
Krſpr. ein Unterhändler, bei. wegen Waffenjtil- | raböla — gr. parabole, Zufamntenjtellung, Ver— 
ſtandes od. Ergebung; Parlamentär-Flagge, f. gleichung, ß Parabel; ſpan. palabra, Wort; von 
die Flagge, welche ein zum Unterhandeln bejtinint- parola wurde das roman. parlare, fr. parler gebil- 
tes Schiff aufzieht; P.eSchiff, n. ein Unterhand- | det, f. parlieren) urfpr. ein lehrreiher Spruch, 
lungsſchiff zur Unterredung mit dem Feinde; par dann überh. die Rede, das Wort; bef. Verſprechen, 
fomentäriic, das Parlament betreffend, dazu | Ehrenwort, z. B. auf Kavalier-Barole, auf 
gehörig; feinen Gebräuchen und Vorſchriften ent— Ritterwort oder ritterl. Ehrenwort; Krſpr. das 
ſprechend; ordnungsmäßig, anftändig (z.B. das ift | Kennwort, Lofungswort, die Lojung, das Zeldge- 
fein a Ausdrud); Barlamentas ſchrei, woran ſich Wachen u. Boften erkennen; bei 
rismus, m. nl. das Weſen der Parlamente in ihrer der Parole, ehem. „im Ringe”; parole d’hon- 
Berhandlungsform u. entjcheidenden Mitwirkung | neur (jpr. —nöhr), dag Ehrenmort. 
bei der Regierung; das Regierungsiyitem, das ſich Paäroli, n. jpan. ü. fr. im Pharao: das Dreifache 
auf die Mitwirkung desParlaments gründet; auch: | od. der dreifache Gewinn des erſten Einjages; auch 
Übergriffe des Parlaments in die Rechte der Krone; das zum Zeichen diefer Verdreifachung gemachte 
parlamentieren (fr.parlamenter),unterhandeln, | Ohr an einer Karte; uneig. die verſtärkte Vergel- 
ſich beſprechen. tung; [läßt der Pharaoſpieler ſein gewonnenes 

Sarlieren (it. parlare, fr. parler; vgl. Parole) ſpre⸗ PBaroli ftehen und bezeichnet die Karte jedeswal 
hen, ſchwatzen; parländo od. parlänte, it. Tonf. | gehörig, jo fann er das Sechsfache oder Sir-et- 
vedend, gejprächartig, mehr geiprochen als geſun— | lerva (fpr. ſiß⸗e⸗le⸗wei, von va — vade, Einjaß), 
gen; Barleur, m. fr. (fpr. —löhr) ein Schwäßer; | dasSiebenfadhe,Sept-et-le=valipr.Bet-e-le-ig), 
PBarlatorium, n. ml. (it.parlatörio) od. Parloir, | das Zivölffache, Douze-et-le-va (pr. duf’se-les 
n. fr. (ſpr. parlodr) ein Sprechzimmer, Spredjfaal | wd)azc. des eriten Sabes auf eine Karte gewinnen]; 


ö— — — — —— —— 


Parömie 


ein Baroli bieten oder biegen: jemandem in 
gleicher Weife begegnen od. ertvidern, ihm in Wort 
od. Tat tüchtig heimzahlen. 

Parömie, f. gr. (paroimia, v. paroimos, was neben 
dent Wege [o1ımos] iſt, alfo eig. eine von dem ge— 
wöhnlichen Wege abweichende, bildliche Ausdrucks— 
weije) ein Sprichivort; paroemia juris, f. nl. eine 
zum Sprichwort gewordene Rechtsregel; Pard- 
miograph, m. gr. ein Sprichwörterſchreiber oder 
-jammler; Parömiographie, f. Sprichwörter: 
ichreibung oder -fammlung; parömiogrägßhiſch, 
Sprichwörterbetreffend ;Pardmiologie, f.Sprid)- 
wörterkunde. 

Paromologfe, f. gr. (par-homologia, vgl. homolog) 
verſtelltes Zugeben oder Einräumen. 

Paromödſis, f. gr. (par-homoiösis, von hömoios, 
ähnlich) Redek. Anähnlichung, Berähnlihung der 
aufeinander folgenden Glieder oder der Ausgänge 
eines Redeſatzes. 

Parönien, pl. gr. (par-oinia, sc. mélẽ, von O1nos, 
Rein) Weinlieder, Trinklieder. 

Varonomajie, f. gr. (par-onomasia, von Önoma, 
Name) der Gleichklang od. Gleichlaut von Wörtern 
verschiedener, oftgegenjäßlicher Bedeutung, und die 
Zufammenftellung folder Wörter; ein Wortjpiel, 
das auf der Yhnlichfeit des Yautes beruht, — An— 
nomination (3.8. aus den Leid entſprang das 
Lied; hostis u. hospes; Bistümer, Wüſttümer; 
Abteien, Raubteien); eine Anſpielung auf einen 
Namen; paronomaſieren (ar. paronomäzein), 
gleich- oder ähnlichlautende Wörter in verſchiede— 
* Sinne gebrauchen; auch auf einen Namen an— 
ipielen. 

Paronhchie, f. gr. (von Önyx, der Nagel) Heilf. ein 
Nagelgeſchwür, = Banaricium, auch ein Nied- 
oder Keidnagel. 

Paronijmen, pl. gr. (v. önyma = önoma, Name) 
jtammwerivandte, voneinander abgeleitete Wörter; 
paroniimiſch, ſtammverwandt, abgeleitet; gleich- 
lautend (von Wörtern); Paronthmik, f. die Lehre 
von der Ableitung der Wörter; auch die Kunde von 
gleichlautenden, aber in der Schreibung oder Be— 
deutung verichiedenen Wörtern. 

Paropium, n. ar. (par-öpion, von Ops, Geficht) ein 
Augenſchirm; Paropien, pl. Heilf. die äußeren 
Augenwinkel; PBarspfis, f. eig. Das Vorbeifehen; 
Heilf. franfhaftes Sehen; Paroͤptik, f. die Lehre 
vom Borbeijehen; paroͤptiſch, dazu gehörig; par- 
optifhe Farben, die durch Beugung des Kichtes 
entitehen. 

Paroptẽſis, f. gr. (von par-optän, an der Seite od. 
obenhin braten) ein gelindes Braten, Bähen; 
Heilk. ein Schwigbad in heißer Aſche oder heißem 
Sande. 

Baroptif, j. unter Paropium. 

Parorafis, f. gr. (von par horän, daneben vorbei- 
jehen) Heilk. das Falſchſehen, die Geſichtstäuſchung. 

Parorchidium, n. gr. (vgl. Orchis) Heilk. eine Lei- 
jtenhode, — 7 
ar ordre, ſ. Ordre. 

Barofföp, n. gr. Krijtallwetterglas. 

Parosmie, f. gr. (v. osmẽ, Geruch) eine krankhafte 
Heruchsveränderung. 

Pardtis, f., pl. Barotides, gr. (par-Ötis, von üs, 
Gen. Otös, das Ohr) Heilk. die Ohrſpeicheldrüſe; 
Bauf. der Kragitein; Parotitis, f. Entzündung 


der Obrfpeicheldrüfe, Bauernwegel, Mumps, Zie- 


genpeter. 


VParoxijsmus, m. gr. (v. par-oxynein, jhärfen) der. 
verjtärkte Anfall, Schauer einer Krankheit; eine 


Parteke 628 
außerordentliche fieberhafte Aufregung des Geiſtes; 
Fieber-Paroxysmus, Fieberanfall, Fieber— 
ſchauer. 

Parpapoͤle, k. (it. parpajola) eine ehemal. Heine ital. 
Rechnungsmünze in derlombardei=2 bis 3Solhi 
(ſ. Soldo), 

par pr6caution, f. unter präfadieren. 

Barrain, m. fr. (fpr. —räng; prov. pairi, nıl. pa- 
trinus) Pate, Gevatter, Taufzeuge; Beiſtand bei 
der Aufnahme in einen Orden. 

par ratio, |., j. unter par. 

Parrbeite, f. gr. (parrhesia, v.pän, alles, u. rhesis, 
das Reden, von Th&ö, ero, ich fage) die Sreimütig- 
feit, Offenheit und Dreiſtigkeit im Reden. 

Parricida, m. l. (gez. aus patricida, von pater, 
Bater, und caedere, hauen, töten) der Vater-, 
Mutter- oder Berwandten-Mörder; auch Fürften- 
mörder, Hochverräter; Parrtetdjum,n.derVater- 
od. Mutkermord, Eltern» oder Berwandtenmord; 
auch Hocverrat. 

parss ſ. Bart. 

Barjen oder Bart, j. Geber; Parſi, n. als 
Sprache: ein Dialekt des Zend. . 
Barfimonie, f. [. (parsimonia, v. parcere, ſchonen) 

die Sparſamkeit, Kargheit. 

Parſon, m. engl. (fpr. paß'n, aus lat. persons, 
Perſon, nämlich ecclesiae, der Kirche), Pfarrer. 
Bart, m. I. pars, f., pl. partes, der Teil, Anteil, 
3. Bd. ein Schiffs-Part, der Anteil an einem Schiffe; 
Gegenpart, I. pars adv6rsa od. contraria, der 
Gegner, die Gegenpartei; p. litigans, der ſtrei— 
tende Teil;in bonam partem, von oder nad) der 
guten Seite; in yalam partem, von od. nad) der 
ichlechten Seite; garttal, nl. (partiälis) od. parficll 
(fr. partiel) teilig, zum Teil, teilweife; einzeln, be- 
ſonders; parteilich oder parteiiſch; Bartiäle, pl-, 
Partiãl⸗Loſe, Bartial-Obltgationen, Kfipr. 
einzelite, in Kleinere gleiche Teile abgeteilte u. mit 
fortlaufenden Nummern bezeichnete Schuldver- 
Ichreibungen auf ein Anlehen; Vartialtöne, Ne 
bentöne; Partial-Turbine, f. Zeilturbine tim 
Gegenſatz zur Vollturbine); Partialiſt, m. ein 
Perteimann; Vartialität, f. die Barteilichkeit; 
partizipieren, |. participäre) Teil oder Anteil 
nehmen oder haben, einen Teil befommen, mitge- 
nießen; Bartizipdnt, m. (participans) ein Teil- 
nehmer; Teilhaber; Partizipation, f. (partici- 
patio)die Teilnahme; VBartizinations-flonto,n. 
Kfipr. die Teilnehmungs- oder Anteil-Nechnung; 
Partizipium od. Partizip, n. Spradl. das Mit- 
teltwort, die beimörtliche —* des Rede⸗ od. Zeit⸗ 
worts (Verbums), welche den Inhalt des Rede— 
worts in der Form eines Beiworts (Adjektivs) dar⸗ 
ſtellt, alſo an beider Redeteile Natur teilnimmt, 

z. B. wachend, lebend; geliebt, gefallen ꝛc. 

Parta, f. ungar. ein Kopfpuß der ungariſchen 
Mädchen. 

Partage, f., r.n. fr. (ſpr. partäͤhſch'; von ml. par- 
tagium, vd. I. pars, Zeil) die Teilung; der Anteil; 
Bartagetraftat, m. ein —————— eine 
Unterhandlung über die Teilung einer Sache, 3.8. 
eines Landes: partagieren (fr. partager), teilen, 
verteilen. ' 

Partele, f., geiv. pl. Bartelen (vom I. particüla, 
Verl. v. pars, Teil), im älteren Deutſch des 16, u. 
17. Jahrh. ein Teilchen, Stüdchen; in einzelnen 
li eingehende Einnahmen; bej. ein Stückchen 

rot; dah. Parteken-Freſſer, m. dev Mäufelönig 
im Froſ De — P⸗Stecher, ın. (bei Fildhart), 
wer nach Brotitücen ſticht; P. Sack, m. der Brot- 


524 Partei 


Sentel derSchulfinder; P.-Hengſt, m.(beiluther), | 


f. ein Rurrende-Schüler (weil diefer für ein Stüd- 
hen Brot fang). 

Partei, f. (v. fr. la partie, und diejes v. J. pars tua, 
dein Teil, deine Abteilung, entlehnt, der Bedeu- 
tung nach jedoch mehr dem fr. le parti, Anhang, 
Bartei, Vorteil, entfprechend) eine Abteilung oder 
Sejamtheit von Menfchen einer Art oder Berrich- 
tung; ein Teilverband, bef. in politifhem Sinne, 
eine Gruppe gleichgejinnter Perſonen, die ſich ver- 
binden, um einen stärkeren Gegenfaß gegen Anders- 
denkende zu bilden, eine Teiljtellung; mehrere 
Berfonen, oder auch eine einzelne Berjon, jofern Ste 
mit andern in einem Rechtsſtreit begriffen find; 
Parteigänger, Farteimann, Parteiler, m. wer 
ſich zu einer Bartei ſchlägt od. ihr anhängt; Harz 
teiiſch, Harteilich, zueiner Bartei ſich Haltend oder 
angehörend, fie in jeinem Urteil begünjtigend. 
Barterre, n. fr. (ſpr. partähr’; zgeſ. aus par terre, 
d.t. auf der Erde) das unterjte Stockwerk od. Erd- 
geſchoß (mißbräuchlich jtatt des fr. rez-de-chaus- 
see); ein Garten- oder Blumenbeet; der untere, 
auf ebener Erde abgegrenzte Zufchauerraum im 
Schaufpielhaufe; auch ſämtliche in diefem Raume 
befindliche Zujchauer; eine Art Damaſt mit einge- 
wirkten Blumen u. Girlanden; Raſenparterre, 
Rafenihmudplag; Parterre-Symnaitifer, m. 
Turnkünſtler aufdem Erdboden, Flachturnkünſtler. 
partes 2c,, pl. von pars, j. unter Bart. 
Partezettel, m. (v. fr. partir, abjcheiden, fterben, 
Todesanzeige (in Oſterreich). 

Parthenie, f. gr. (v. parthenos, Jungfrau) die 
Sungfern- od. Mädchen-Blumes Parthenien, pl. 
(gr. parthönia) Heilf. die Zeichen der Sungfrau- 
ihaft; Parthenios, f. eine Sungfrauenfrankheit, 
bef. die Bleichſucht: Parthenier, pl. Sungfern- 
föhne, angeblih aus Ehen jpartanifher Sung- 
frauen niit Heloten während des ersten mefjenischen 
Krieges hervorgegangene Spartaner, welche nad) 
Stalien auswanderten und QTarent gründeten; 
Barthenogenejis, f. jungfräuliche Zeugung, die 
eigentumliche Fortpflanzung der Bienen und ans 
derer Inſektenarten; parthenogetiſch, unbefruch— 
tet; Parthẽnon, m. gr. das Jungfrauenzimmer, 
Name des Tempels der Minerva auf der Burg zu 
Athen; Parthenöpe, k. die erſte der Sirenen; ein 
von de Gasparis zu Neapel 1850 in der Wage 
entdecktes Aiteroid; parthenopeiſche Republit, 
f. der Freiſtaat, in welchen das Königreih Neapel, 
früher Barthenope genannt, durch die franz. Re— 
publifaner umgewandelt wurde. 

Parther-Pfeil, m. ein hinterliftiger Ausfall (weil 
nad Herodot die Barther im Fliehen noch nad) 
rückwärts ihre Pfeile abichojjen). 

bartial, Partizipant, partizipieren, Partizis 
piumzc.i.unt. Bart;partibel, j.unt.partieren. 
particüle, f. I. (Berfl. v. pars, Teil) oder gem. 
Bartifel, f. ein Teilen, Stückchen, Stoffteildyen; 
Spradjl. Redeteilchen, unbiegjame, d.i.unabänder- 
fihe Wörter, wohin die Neben-, Bor- und Binde- 
wörter gehören; partifular oder partikulär (1. 
particuläris), bejonder, einzeln, abgejondert; um— 
tändlih, genau; Partitulär-Afzeptation, f. 
Kfipr. nur teilweife erfolgende Annahme oder Ein- 
löfung eines Wechſels; P.-Geſchichte, f. die Ge- 
Ihichte einzelner Staaten; P.-Recht, n. Sonder- 
od. Einzelrecht, Recht eines deutichen Staates aus 
feiner eigenen Gejeßgebung od. Landesgewohnheit, 
entg. dem gemeinen Recht; P.-Zahlung, f. Ab— 
Ihlagszahlung; Partikularia od.Bartifnlarien, 


| 
| 


dartieren 


auch Partiknlaritäten, pl. nl. die beionderen, 
näheren Umjtände od. genaueren Nachrichten, Ein- 
zelheiten; partifulartiieren (fr. partieulariser), 
abjondern, vereinzeln; umständlich darftellen; Bar 
tikularismus, m. die Selbftfucht, befondere Mici- 
nung, Gejinnung und Handlungsweife, Sonder- 
bejtrebungen, Sondertüntelei; be. 1. die Meinung 
der Juden, Gott forge unter allen Völkern nur 
für fie und laſſe nur fie an der ewigen Seligfeit 
teilnehmen; 2. die Lehre von der befonderen Gnade, 
dag nämlich Chriitus nur für etliche geftorden fei, 
und daß nur etliche felig würden; 3. in der Politik 


. die Anficht, daß die Borrechte oder die Selbjtändig- 


feit eines einzelnen Teiles dem Wohle des großen 
Ganzen nit unterzuordnnen od. aufzuopfern ſeien; 
Bartitulariiten, pl. Anhänger diefer Meinungen; 
particularit-r u. partieulatim, l., oder fr. en 
particulier oder particulierement (fpr. parti- 
küljähr'mcing), insbeſondere, befonders, einzel, 
allein; en partienlier, aud: al3 Privatmänn; 
Bartifulter, m. fr. (fpr. partitüljeh) ein Brivat- 
mann, Rentner; Bartitulation, f. (fpätl. parti- 
eulatio) die Zerteilung, Zerſtückelung. 


Partie, f. fr. (la partie, it. partita, I. gleichf. par- 


tita, v. partitus, a, um, geteilt, v. partire, partiri, 
teilen; vgl. partieren) ein Teil, Stüd, z. B. eines 
Semäldes 2c.; eine Anzahl, Menge, 3. B. Waren; 
Geſellſchaft; auch Luſtbarkeit oder Luſtreiſe, Spa— 
zierfahrt; Luſtpartie (fr. partie de plaisier), 
$agdpartie (partie de chasse) 2c.; ein ganzes 
Spiel, z. B. eine Bartie Billard; Beirat od. Ber- 
bindung; Tonk. eine einzelne ausgejchriebene 
Stimme; in Rechnungen eine Poſt Schuldpoft; 
aud) = Wartet, f. (fr. le parti) Seite, Anhang, 
. B. jemands Partie nehmen, d.1. fi auf 
Beine Seite ſchlagen, ihn verteidigen 2c.; - partie 
blanche, f. (jpr. —blanafch’) im Billard ein ein- 
faches Spiel unter zivei Berfonen mit zwei Spiel- 
bällen, dah. der Ausruf „Partie! gleichbedeu- 
tend mit „gewonnen“ ift; p. morteyf.(fpr.—mort’) 
Krſpr. ein unbeftrichener Wintel; parties hon- 
teuses, pl. (fpr. partihongtöhf’) die Schamteile, 
uneig. die Unfittlichfeiten oder Schändlichkeiten, 
3.8. einer Gefellichaft; partiell, ſ. partial unter 
Bart 


partieren, [. (partire und partiri, v. pars, Gen. 


partis, Teil) teilen, ab- od. einteilen, verteilen od. 
zuteilen; auch Ränke gebrauchen, um etwas zu er- 
langen, etwas betrüglicherweife an jich bringen od. 
veräußern, heimlich entwenden; teilnehmen an 
einer Entwendung; jerner=pafdhen u. konter— 
bandieren; Partierer, m. ein Stüdfrämer, 
Kleinhändler; ein Hehler, Diebsgenoſſe, Betrüger; 
Partiereret, k. Unterjchleif, Schleihhandel,Dieb- 
jtahlsunterjtugung; im Bergbau: Erzentwendung, 
betrügerifcher Kurhandel 2c.; partibel (Npätl.par- 
tibilis, fr. partible) teilbar; Bartibilität, . nl. 
die Teilbarkeit; Bartite, f. (it. partita) Teil, Poit, 
Schuldpoſt, ſ. Partie; Bartiten, pl. (ml. partı- 
tum, heimliche Beratichlagung, Verabredung, An- 
ichlag; it. partito, Vertrag. Entihluß, Art und 
Weije ꝛe.) liftige Ränke, Schelmftreihe, Spigbübe- 
reien, =Braftifen: Partitenmacher, m. ein 
Ränkemacher, liftiger Betrüger; — — 
voll, betrügeriſch; Partition, f. I. (partitio) die 
Teilung, Einteilung; partitiv, Biv., nl. teilend, 
einen Teilbegriff ausdriidend, eine Einteilung be— 
wirkend; Partitivlum), n. ein Zeilungswort, 

.B. teil — teils, bald — bald ıc.; partito, it. 
E ont. in Stimmen verteilt; Partitür, f. nl. ein 


Partikel 


Stimmenbuch, die überſichtliche Zuſammenſtellung 
aller Stimmen eines mehrſtimmigen Muſikwerks. 

Partikel, ſ. particula, 

partim, [. (v. pars, Teil) teilweiſe; auch zu gleichen 
Teilen, von jeder Art einen gleich großen Teil (z. B. 
in deutichen Meierbriefen: „der Meier gibt jähr- 
lic an Weizen, Roggen, Hafer 30Malter partim“, 
d. i. von jeder Art 10 Malter); daher Partim— 


ſchule, f. eine Schule, in welcher Knaben u. Mäd-. 


chen jind. 

partim6nto, n. it. (eig. Teilung, Einteilung, Ver— 
teilung, von partire, teilen; vgl. partieren) Tont. 
bezifferte Baßſtimme; Begleitung nach den Regeln 
des Generalbafies; partim6nti, pl. Übungsftüce 
zur Begleitung bezifferter Läufe. — 

Partiſan, m. fr. (ſpr. —ſcing; von le parti, die 
PBartei;it.partigiano) ein Anhänger, Barteigänger; 
Freibeuter; Partijdne, f. (it. partigiana; fr.per- 
tuisane, umgebildet, al3 ob von pertuiser, durc)- 
bohren; wahrjch. urjpr. die einem Barteigänger 

ukommende Waffe) eine Art Lanze od. Spieß, ein 
Knebelſpieß mit einem zweijchneidigen Beile unter 
dem Stecheifen. 

Partite, Partition, partitin, Partitur, |. unter 
partieren. 

Paͤrtner, m. engl. ein Teilhaber, Genojje Kom— 
pagnon); Mittänzer, Mitjpieler, Spiel- od. Tanz— 
genoſſe; Partnerſhip, f. engl. (pr. —jchipp) Ge⸗ 
noſſenſchaft zwischen Arbeitern und Arbeitgebern, 
—— der Arbeiter am Gewinne einer 
Fabrit. 

partout, f. (pr. partüh); überall; gem. f. durchaus, 
Ichlechterdings; Partoutbillett, n. od. Partout⸗ 
farte, f. Freipaß, eine Einlaßfarte zu allen Auf- 
führungen in einem Theater ꝛc. 

»arturient, I. (parturiens, v. parturire, gebären 
wollen, freien, von parere, gebären) freißend, ge- 
bärend; parturiunt montes, nascetur ridicũ- 
lus mus, [. a Berge freißen, und e3 fonımt 
eine läherliche Maus zur Welt, d. h. große Erwar— 
tungen werden erregt und am Ende wenig zuftande 
gebracht, viel Geichrei und wenig Wolle; Paturi⸗ 
tion, f. (fpätl. parturitio) das Kreißen, Gebären; 
Partus, ın. [. (partus, pl. partus, v. parere, ge- 
bären) die Geburt, Niederfunft; ein gebornes Kind. 

Parülis,f.gr.(par-ülis, von ũlis, Zahnfleiſch) Heilk. 
ein Zahngeſchwür, ein Zahnfleiſchgeſchwulſt. 

parum rofert, l. es liegt wenig daran. 

Parüre, k. fr. (ſpr. parühr'; von parer, ſchmücken, 
vgl. Parade) der Buß, Schmuck, Prunk; en pa- 
rure (jpr. ang parühr’), im Ruß, Schmud, Glanz; 
pl. Parures, Küchenſpr. Abfälle, Abgang. 

Parurie, f. gr. (von parä, ſ. d., u. urein, harnen) 
Heilf. krankhaftes Harnen, Urinverjegung. 

Paruſie, f. gr. (par-üsia, von pareinai, anwejend 
jein) die Gegenwart, Anweſenheit; dieWiederiunft, 
Wiedererfcheinung Chriſti. 

VBarbenü, m. fr. (pr. parw’nüh; v. parvenir, zu 
etwas gelangen) ein Emporkömmling. 

Barbis, m. fr. (jpr. parwih; it. paraviso, paradiso, 
ein Borhof, wo in der alten Kirche die Büßenden 
itehen mußten, v. I. paradisus, j. Baradies) der 
Borhof, Borplaß einer Kirche. 

Varvität, f. l. (parvitas, von parvus, Klein) die 
Kleinheit, Geringheit. 

Barze, f., pl. Barzen, I. (Parca, pl. Parcae) Fabell. 
—= gt. Moiren, die drei Schickſalsgöttinnen, die 
als Jupiters Dienerinnen dem menschlichen Zeben, 
unter dem Bilde eines Fadens, vorftehen, von 
denen die eine, Klotho, den Rocken hält und den 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


Bafigraphie 625 


Faden anfnüpft, die andere, Lacheſis, den Faden 
fortjpinnt und die dritte, Atröpos, ihn ab- 
jchneidet. 

Parzelle, f., pl. —en, ml. (parcella, fr. parcelle, v. 
(. pars, Teil) Stückchen, Teilchen eines Ganzen; 
Nipr. ein zu einer rechtlich feſtſtehenden Güter-Ge— 
jamtheit zu rechnender u. nicht davon zu trennen- 
der Teil; parzellieren (ml. parcelläre), in Stücke 
zerteilen, alle 4. B. ein Landgut; Parzel— 
lterung, \. Berteilung, Zerfällung, Zerftüdelung 
bon Gütern. 

Pas, m. fr. (fpr. pah; vd. [. passus, vol. Paß) ein 
Schritt, Tritt; beſ. fünitliher Tanzſchritt; Vor-, 
Seiten-, Rüdpas, Bor-, Seiten-, Rückſchritt; 
pas bourr& (jpr. — burreh), der Tanzichritt vor 
und zwiichen dem Walzen; p. redouble& (ſpr. 
— vdubleh’) der Gejchwindfchritt; 2 seul (jpr. 
— $öl), p. de denx (jpr. — dö), p. de trois (pr. 
— trod), beim Ballett- od. Bühnentanz, bedeuten: 
einen Solotanz od. Alleintanz, einen Tanz jelb- 
ander oder Zweitanz, u. einen Tanz jelbdritt oder 
Dreitanz; Pas de geant, m.fr.(fpr.pahd’kkhedng; 
v. geant, Rieſe, vgl. Gigant; eigentl. Riejenjchritt), 
ein Lauf- und Schwingjpiel oder eine fliegende 
Schaufel,gemöhnlihNRundlaufgenannt,beitehend 
aus einem Majtbaum mit oben befeitigtem dreh— 
barem Eijenring u. lang herabhängenden GSeilen, 
an deren Enden die Mitfpielenden Schlingen um 
den Leib nehmen und durch fräftiges Aufſtoßen 
der Füße ſich freisförmig durch die Quft ſchwingen; 
Bas, Schiffipr. eine Weerenge, 3. B. Pas de 
Calais: die Meerenge oder Yahrt bei der Stadt 
Calais. 

Paſacalle, |. Bajjacaille 

Paſan, Vaſen od. Paſeng, m. die Bezoarziege od. 
Antilope, eine Art wilder Ziegen auf den perj. Ge— 
birgen, von welchen der Bezoar (j. d.) fommt. 

Paſch, m. (v. fr. passe-diz, Knöcheln, ein Spiel mit 
drei Würfeln) ein Gleihmwurf, Wurf von gleichviel 
Augen auf zwei oder drei Würfeln. N 

Paſcha, auch Bafſa, m. (perj. bäschä, verfürzt aus 
bädischäh; vgl. Padiſchah) ein türf. Statthalter, 
Zandpfleger, Staatsrat; vornehmer Kriegsbefehls— 
haber, Heerführer; Päſchalit, n. dag Gebiet und 
die Würde eines Paſcha, ein Gau; Paſcha, n. 


1. Baija. j 

Paſchälis, m. I. eig. Oftern betreffend (vgl. Paſſa), 
männlicher Name. 

paſchen (wahrſch. v. fr. passer, mi. passare, d. i. 
überjchreiten, nämlich die Yandesgrenze, vgl. paj- 
ſieren), Schleichhandel treiben, ſchmuggeln; auch 
ſich durchſchleichen; Paſcher, m. Schleichhändler, 
Schmuggler. 

Paſchmaklik, n. türk. (von paschmak, bäschmak, 
Sandale, Pantoffel) eig. das Schuhgeld; das Na— 
delgeld für die Mutter des Sultans, wozu die Ein— 
künfte von eroberten Städten angewieſen ſind. 
aſcholl! ruſſ. ſcher' dich, packe dich, geh fort! 
zaſen, Paſeng, ſ. Paſan. 

Paſéo, m., pl. Paſéos, ſpan. (v. paseär, ſpazieren 
gehen, it. passeggiäre, v. l. passus, Schritt) öffent— 
liche Spaziergänge in den ſpan. Städten. 

Paſigraphie od. Paſigraͤphil, f. gr. (v. päs, päsa, 
päan, ganz, all) die Allgemeinfchrift, die Kunst, durch 
—— allverſtändliche Schriftzeichen ſeine Gedan— 
ken darzuſtellen; paſigräphiſch, die Allgemein— 
ſchrift betreffend, allichriftlih; Paſilalie, Paſi— 
lonie od. Paſiphraſie, auch Paſilingua, f. eine 
Allgemeinjprache, Weltiprache, welche die Borziige 
aller Sprachen in fich vereinigt, wie fie Leibniz, 

40 


626 Pasma 
Wolke, Wilkins, Siccard u. Kalmar vergeb— 
lich wünſchten; Bene egvaphie, f. eine Art Tele- 
graphic, deren Zeichen allen Völkern verftändlic) 
jein follten. 

Pasına,n. ar. (v. pässein, ftreuen) Heilf. ein Streu- 
mittel, eingeftreutes Heilmittel. — 
Paſo, m. ſpan. (v. paso, Schritt, Zwiſchenereignis, 

vom l. passus, Schritt) eine Zwifchenhandlung, ein 
Zwifchenjpiel,Boripiel,eine Gattung ſpan. Dramen. 
Paſpel, m., pl. die Paſpel (aus fr. passepoil), die 
Kige, Vorſtoß, Borte, ſ. Baffepoil unter paj- 
fieren. 
vofpelieren,[;paffepoilieren; Bafpoili-? aſſe— 
poi 


Pasquino oder Pasquin, m. it. ein Schalfsnarr, 
bösartiger Wigling, eig. und urjpr. der Name 
eines fehr wißigen und N nöttifchen Schuhfliders in 
Rom; dann der Name einer verftiimmelten Bild- 
Säule an der Ecke des Balajtes Orfini (mo ſonſt die 
Bude jenes Schuhflider3 geitanden haben joll), an 
welche Schmäh- od. Spottihriften angeſchlagen zu 
werden pflegten; dah. Pasqnindde, f. (it. pas- 
quinäta), pl. Basauindden, Schalkspoſſen, Spott- 
reden, mehr wigige, als boShafte Scherze; Pas— 
quill, n. (it. pasquillo) eine Schmäh-, Schand- 
oder Läſterſchrift; Pasquillaͤnt, m. ein Schmäh- 
ichriftiteller, grober Verleumder, Läſterer; pas— 
quillantiſch, ſchmähſchriftartig, ehrenrührig; pas⸗ 
os od pasquinieren, läſtern, ſchmähen, 

chmähſchriften machen; Pasquillverſchluß, = 
Baskuleverſchluß (ſ. d.). 

Paß, m. (v. l. passus, it. passo, fr. pas, Schritt ꝛc. 
vgl.pafjieren) ein gewiſſer Gang der Pferde, nad) 
welchem fie Border- u. Hinterfuß auf einer Seite 
zugleich erheben; ein Engweg, Durdgang; ein 
Sreibrief, Geleitbrief, Reifefchein zu ungehinderter 
Fortjegungdes Weges, fr. Paſſeport; Paßkarte, 
f. ein Ausweisſchein, ohne Angabe eines beitimm- 
ten Reifezieled, gemw. auf ein Jahr ausgeſtellt; 
Baßtugel, Bolltugel, die dem Kaliber genau ent- 
ſpricht. 

paſſable, fr, od. paijabel, als Adverb pafſable⸗ 
ment (ſpr. —b’Imäng; vgl. paſſieren, dah. eig. 
was durchgehen, hingehen mag), erträglich, leid» 
ih, mittelmäßig. ? 

PBailacaille oder Paſſecaille, f. fr. (pr. —Edi’), 
u. Baflacaglio, m. oder Paſſacaglia, f. it. (ſpr. 
—fälja), von jpan. Bafacalle, m. (ipr. —fdlje; v. 
pasar, d. i. pajfieren, hindurchgehen, u. calle —=1. 
callis, Straße, aljo eig. Straßengänger, Gafjen- 
bauer) ein Gejang mit Begleitung der Gitarre, 
womit man durd) die Straßen zieht; ein langfamer 
Tanz mit anmutiger Bewegung und das denjelben 
begleitende Tonitüd. 

Paflade, f. fr. (von passer, f. pajlieren) die Durch- 
reije, der Durchgang durd einen Ort; der Huf- 
Ihlag, Hin- und Hermweg eines Pferdes auf dem- 
felben Blage; Reitf. ein Hin- und Herreiten immer 
auf ein und derjelben, gleich langen Linie, indem 
man an den beiden Enden von der Rechten zur 
Linken und von der Linken zur Rechten tmechjelt; 
Baflage, f., r. n. fr. (fpr. paſſcihſche) die Straße, 
Fahrbahn, Durchfahrt, Durdhreije, Überfahrt, der 
Durchgang, Durdritt, Durchmarſch; bef. ein be- 
dedter Durchgang, eine überdedte Straße; das Hin- 
und Hergehen, Reiten und Fahren an einem Orte, 
der Berfehr; ein Sag oder eine Stelle eines Buchs 
oder Tonſtücks; ein melodiſcher Gang, eine Ton- 
folge; Reitf. ein abgemejjener u. fhulrechter Gang 
eines Pferdes oder „ſpaniſcher Schritt”, vom ital, 


paſſibel 


spassegio (Spaziergang) abgeleitet, d. i. ein taft- 
mäßiger Schritt, wobei da3 Pferd feine beiden, wie 
beim Trab im Kreuz ftehenden und einander ent- 
gegemgefeptent Schenkel längere Zeit in der Luft 
alten, jedoch viel langſamer und erhabener wie im 
gewöhnlichen Trab gehen muß und beijedem Schritt 
nicht mehr als einen Fuß vorrüden darf; Paſ— 
jagesInftrument, n. Mittagsrohr, ein Fernrohr, 
das n Beobachtung der — d. i. Meridian- 
durchgänge der Sterne dient; pafjagere (pr. 
—ähr), vorübergehend, zeitweilig, flüchtig; Paſ⸗ 
fagier, m. (jpr. pafjajegier; aus dem fr. passager 
entit.) ein Reiſender, Yahrgaft, beſ. mit.der Boft, 
Eiſenbahn od. einem Schiff; ein blinder Paſſa— 
gier, ein blinder (nicht bezahlt habender) Zahı- 
gaſt; ein Ioderer Paſſagier, jcherzhaft für ein 
Ioderer Burſche; Paffagier-Billett, n. ein Fahr- 
ihein; B,-dampfer, Berfonendampfer; P,s&f- 
fetten, pl. od. =Gepäd,n. Reifegepäd; P.-Geld, 
n. Fahrgeld; P.⸗Stube, f. Wartezimmer; Paſ⸗ 
fagium, n. ml. ein Heereszug, Kreuzzug. 

Paſſah, auch Paſcha, n. hebr. (pesach, v. päsäch, 
vorübergehen, verichonen) eig. der Vorübergang, 
die Verihonung; das jüdiſche Oſterfeſt zum An- 
denten an den Auszug der Juden aus Agypten, 
ſowie daran, daß der die ägyptiichen Eritgebor- 
nen tötende Würgengel (die Beit) bei den — 
der a ſchonend vorüberging, 2. Mo]. 12. 

Bafidnt, en passant, j. pajjieren. 

Pafſfarillen oder Paſarillen, pl. (fr. passarilles, 
v.l. uva passa, getrodnete Weintraube, Rofine, v. 
passus, a, um, getrodnet, v. pand£re, ausbreiten, 
ausbreitend trocdnen; jpan. pasa, uva pasa, port. 
passa, Roſine) jehr gute ſpan. Rofinen, getrodnete 
Deintrauben in Spanien und Franfreid. 

passäto, m. it. (v. passare, f. paſſieren) Kſſpr. der 
vergangene od. verwichene Monat, 3. B. am 6. pas- 
sato, d.i. am 6. des vergangenen od. vorigen Mo— 
nat3; tempi passäti, ß unter Tempo. 

PBalldtwind, m. beitändiger Wind, gleichförmiger 
Zugwind, der zwilchen den Wendekreiſen in allen 
Meeren mwehende beitändine Ditwind (verſch. von 
Mouſſons, Monfun, ſ. ®.). 

Baflaner Kunſt, f. die Kunft, ſich ſchuß-⸗ und hieb- 
feit zu machen, jo genannt, infolge der Zettel, die 
einft ein Paſſauer Scharfrichter unter Truppen 
verteilte, worin ihnen die angebliche Yeltigfeit ver- 
bürgt war. i 

Paffabant, ſ. unter pas ieren. 

Paffe, £. fr. (v. passer, f. paifieren) Fechtk. ein Aus— 
fall, Sprung gegen den Gegner; Paffé vd. passe- 
dix (jpr. —dihs, über 10 oder mehr al3 10, Elfer, 
Knöcheln, Paichen, ein Würfeljpiel, in welchem 
man mit 3 Würfeln wenigſtens 11 mit Einſchluß 
eines Paſches geworfen haben muB, um zu ge- 
winnen; Baifeballe, |. unter pafjieren; Paſſe— 
caille, ſ. Paſſacaille. 

Paſſementen, pl. (fr. passements, ſpr. pajj'ındng; 
it. passamano) Borten, Schnüre, Treffen; Paſſe⸗ 
menterie, Pofamentierhandlung, Bortenhand- 
lung; Baifementier, j. Bojamentier. 

paifen (aus engl. to pass, ſenden) beim Fußball 
einen Ball zuſpielen. 

Bafleparofe, Paſſepartout, Paſſepaſſe, Paile- 
poil, Paſſetemps 2c., |. unter paſſieren. 

pajlibel, jpätl. (passibilis, v. pati, leiden) empfind- 
lich, leidfam, leidensfähig, empfänglid) für Leider 
und Freuden; Paſſibilität, f. (passibilitas) Die 
Reidend-Empfänglichkeit, Empfindlichkeit. 


u 


bailieren 


vaſſteren (it. passare, fr, passer, v. l. passus, der 
Schritt, j. d.), vorbei» od. durchreifen, «geben od. 
-wandern, vorüberfahren; überjchreiten; vorfallen, 
begegnen, fich zutragen, ereianen; durchgehen, be- 
willigt oder angenommen werden; angehen, leid» 
lich, erträglich fein (vgl. paſſable); für etwas 
paſſieren, gehalten werden, gelten; die Zeit 
paſſieren, zubringen, hinbringen, vertreiben; 
paffieren und repaflieren laffen, frei hin- 
und hergeben lafien; paſſieren, in der Küchenfpr.: 
pucchfeihen,durchichlagen: Baffterftupf,Rüchenipr. 
————— Paſſiertuch, Seihtuch; paſſiert, fr. 
passe, passée (vgl. it. passäto), vorübergegangen, 
vorüber; vergangen, verbraudt, abitändig; non 
ass6e, |. non; Paſſierung, f. die Bahnung; der 
urchgang, das Durchgehen ; paſſierbar, wegſam, 
fahrbar, gangbar uw. ; in Bezug auf Rechnungen: 
Be: Paſſier-Gewicht, n., B.-Stein, m. 
indejtgewicht, Durchlaßgewicht, ein etwas Leich- 
teres Gewicht, als da3 vorgejchriebene Vollgewicht 
der Goldmünzen, melches aber im Handel nod; 
aid ist; Paſſiermaſchine, f., Durchziehmafchine 
in der Färberei); P.-Zettel, m. ein Durchgangs- 
ſchein, Zaufzettel, Freizettel, Paß vd. Geleit3brief 
für Waren; pour passer le temps, fr. (ſpr. pur 
paſſeh Vtang; in der gem. Volksſpr. verderbt: 
zum Bajjerlantant, Buffeltant od. Bafjel- 
tant) die Zeit zu vertreiben od. — Zeitvertreib; 
auch oft: jo nebenher, beiläufig; Passe-temps, m. 
fr. (ipr. paß-tdng) Zeitvertreib; en passant (fpr. 
ang bafläng), im Vorbeigehen, beiläufig, gelegent- 
lich, nebenbei; Paffaͤnt, m. ein Durchreifender, 
Vorübergehender; pl. Baffanten, auch Durchſteck⸗ 
borten für die Offizier-Epauletten; Paſſanten- 
Kifte, f. Verzeichnis der Durchreifenden; Pafſa⸗ 
vant, m. fr. (Ipr. —twdng) ein Paſſierzettel, Durch⸗ 
gangsſchein, Zollſchein; Vailchälfe, m. ein Kugel— 
maß, Kugelmejjer, die Kugelprode; Paffepardfe, 
f. Krſpr. ein Laufbefehl, Kriegsbefehl, der von der 
Spite bis and Ende einer Armee von Mund zu 
Mund geht; Pafjedartont, m. (fpr. paßpartuh) 
ein Hauptichlüfjel, Dietrich; eine Freifarte fiir alle 
Vorſtellungen, Dauerfarte; eine in Kupfer ge- 
ftochene od. aus Karton zugefchnittene Einfaffung 
zum Hineinjegen einer beliebigen Figur od. Zeich- 
nung; bei Buchdr. ein al3 Einfaffung eines Buch- 
ftaben3 2c. dienendes Bieratitödhen; Pafſepaſſe, 
n. d. i. eig. gehgeh!) ein Taſchenſpielerſtückchen; 
Zours de Paffepafie, pl. (pr. tuhr — ) Zaichen- 
fpielerfünfte; aüch Spigbübereien; Paſſepied, m. 
(tpr. paßpjeh) ein ehemals üblicher, der Menuett 
ähnlicher, aber lebhafter und gejchwinder Tanz; 
Baflepoil, 7 paßpocil), auch Paſpel, ein Vor⸗ 
ſtoß, eine ſchmale Borte od. ein Streifen am Kleide, 
bunter Hojenitreif (bej. bei Uniformen u. Livreen); 
Baffepoilieren, au: pafpelieren, mit ſchmalen 
Streifen beſetzen, voritoßen, jäumen; Pafſepoilie— 
rung, auch: Pafpelierung, f. die Bejegung, Säu- 
mung; Baffeport, m. (ipr. paßpohr) ein Paß, Ge- 
leitsbrief; Scebrief; Paſſebolant, m. (ſpr paßwo⸗ 
(dng) Krſpr. ein Blinder, bei der Muſterung unter— 
gel chobener, zum Schein eingeftellterSoldat Lücken⸗ 
über; auch ein blinder, d. i. nicht eingejchriebener 
Fahrgaſt; ein Einfchleiher in Schaufpielen u. dgl. 
Vaſſiflora, f., pl. Paſſifidren, barb.-. eine Pflan- 
g" attung, wozu die Paſſionsblume (f. unter 
alfion) gehört. 
Baffion, f. 1. (l. passio, v. pati, leiden) das Leiden, 
die Marter, körperliche Schmerzen; bei. das letzte 
Zeiden Ehrifti, u. die dem Andenken desjelben ge- 


Baite 627 


widmete Zeit; ‘auch die ganze En fions- oder 
Leidensgeſchichte u. die dramatiſche od. mufi- 
kaliſche Vorſtellung derſelben (Paſſions-Muſik; 
vgl. Oratorium); P.-Woche, f. Leidens- oder 

arterwoche; B.- Predigt, f. Leidens- od. Mar- 
terpredigt; B.-Blume,f. ein zahlreiches Pilanzen- 
geichlecht mit Blumen, auf deren Blättern man 
die Werkzeuge der Kreuzigung Chrilti, Dornen- 
frone, Nägel, Speer 2c., zu ſehen glaubt; ir 
fir 2. (fr. passion, it. passione), die Leidenſchaft, 
eftige Empfindung, Neigung, Begierde, Liebe, 
Eifer; con passiöne oder passionäto, it. Ton!. 
mit Leidenschaft, leidenschaftlich, nachdrücklich; Paſ⸗ 
fional, n.nl eine Sammlung hriftlicher Legenden 
des Mittelalters, hauptjächlich von Chriſtus, Maria 
und den Apofteln, fo genannt, weil die Baffion, 
d. i. das Leiden Ehrifti, der Angelpunft des ganzen 
Werkes ift; fich paſſionieren, fr. (se passionner) 
inLeidenfchaftgeraten, ich) begeiftern; paſſioniert, 
leidenschaftlich, eifrig für etwas eingenommen: ; 
Paſſioniſten, pl. Mitglieder der Geſellſchaft vom 
heiligen Kreuz oder vom Leiden Chrifti, eine geijt- 
liche Brüderfchaft in Stalien. 

Bafjip, I. (passivus, von pati, leiden) leidend, dul⸗ 
dend, leidſam, unwirkſam, untätig, entg. aktiv; 
Pafline, pl. oder Paſſivſchulden, Schulden, die 
man zu bezahlen hat, Berbindlichkeiten, entg. Af- 
tivihulden; Paſſivhandel, |. Altivhandel; 
Paſſivlegitimation, f. Beklagbarteit, Klaghaf- 
tung; paſſiv legitimiert, verflagbar, der rechte 
Beilagte; verbum passivum,.n. ein leidentliches 
oder in der Leideform jtehendes Rede⸗ oder ne 
wort, |. Berbum; Pafſivum, n. die Leideform 
der Verba oder Zeitwörter; paſſivieren, barb.-|. 
in Leidensſtand verfegen, untätig maden; Paſ— 
finität, f. (ſpätl. passivitas) dag untätige Ver» 
halten; Bafjivitätdes Eiſens, derZuſtanddes 
Eifend, wenn e3, in Salpeterjäure getaucht, fich 
mit einer Lage von Oxyd bededt und dann weiterer 
Einwirkung unzugänglid) ift. 

Paſſo, ın. it. (fpan. paso; vom l. passus, ſ. d.) der 
Schritt, ein früheres ital. Längenmaß, in Venedig 
— 5 Fuß (Piedi) — 1,739 m; passo passo, Schritt 
für Schritt, langfam, bedächtig; Pafſometer, n. 
Schrittzähler. 

Paffulãt, m. nl. (v.it. pässola od. pässula, Rofine, 
v. passo, welf, troden; vgl. Bafjarillen) Heilk. ein— 
gedickter Rofinenfaft, Traubenhonig. 

Paffus, m., pl. Paſſus, I. (von pand£re, passum, 
ausbreiten, alſo eig.dag Ausbreiten der Füße beim 
Gehen) der Schritt, als Längenmaß ein doppelter 
Schritt = 5 Fuß; Vorfall; die Schriftitelle, der 
Punkt; in hoc passu, in diefem Falle, für dieſen 
Tall; passus geometricus, ein geometriicher 
Schritt, Feldmefjerfchritt, von 5 Fuß; pari passu, 
l. in gleihem Schritt, gleichmäßig. 

Paſte, £. (v. ml., prov., jpan. u. it. pasta, fr. paste, 
päte, Teig, von I. pistus, gejtampft, gefnetet, mit 
Anlehnung an pascere, pastum, füttern, nähren, 

astus, Nahrung, und pastillus, Mehlküglein), pl. 

aiten,1. zu einer gäben Maſſe eingedidter Pflau— 
menauszug; Teig, Maſſe, Teigpräparat; 2. Teig- 
ſteine, Teig⸗Abgüſſe od. Abdrücke alter geſchnittener 
Steine (Rameen) aus einem Teige von Siegellack, 
Schwefel, Gips od. Glas 2c.; Paite, f. engl. (ſpr. 
pet), eine zu einer Breimafje verrührte Zuſpeiſe, 
die auf Brot, Semmel ufw. aufgetragen und bei 
falten Büfetts mit aufgejtellt wird, 3. B. Sardel- 
fen-Bafte, Anchovypaſte ujm.; Paſtawaren, Han⸗ 
delswaren aus Mehlteig, z. B. Nudeln u. a.; pa⸗ 

40* 


623 


Paſteke 


ſtös u. paſtös (it. pastöso, fr. päteux), teigicht, 
teigartig, weich, ſanft, fett im Kolorit; Paſtéll, m. 
u.n. (it. pastello, fr. u. jpan. pastel) Farbenſtift, 
Farbenteig-Stift, ein farbiaer Stift aus fein ge 
ihlemmter Farbe; Paſtell-Maler, m. ein Farben— 
ſtiftmaler, Trockenmaler; P.-zMalerei, f. Farben— 
jtift- oder Trockenmalerei, Stiftmalerei; P.zGe⸗ 
mälde, n. ein Farbenftift-Gemälde, Stiftgemälde, 
Trocdengemälde; en pastel, fr. (pr. ang) mit 
Raitellfarben, trodnen Farben (malen); Bajtete, 
f. (mI. pastata, fr. päte, m.) eine Teig- od. Bad- 
ſpeiſe, ein Fleiſchkuchen; Paſteten-Bäcker, m. ein 
Fleiſchkuchen-⸗Bäcker; Paſticcio, m. it. (pr. pa- 
ſtitſcho) oder Paftiche, m. fr. (ſpr. paſtihſch') eig. 
eine Paſtete, ein Gemijch, eine Miſchſpeiſe, Mal. 
eine Nachahmung in der Manier eines berühmten 
Malers, die für deſſen Arbeit ausgegeben wird; 
Tonf. eine aus Tonstüden verfhiedener Meijter 
zufammengefegteOpernmufif(Quodlibet);überh. 
für Täufchung, Betrug, Borfpiegelung; Paftillus, 
m. L., pl. Baitifen, Kügelhen aus Mehl, Frucht- 
faft, Zuder 2c., Zeltchen, Bläschen; auch Räucher— 
kügelchen od. Räucherferzen; pastilles du serail, 
pl. fr. (fpr. paftij’ dü Berdj) in Indien aus Ka— 
tehu, Zuder, Zimt und Wohlgerüchen bereitete 
Kügelchen, die man im Munde zergehen läßt; p— 
roborantes, pl. (ſprich: — roborangt’) ſtärkende 
Kügelchen; Bajtild, pl. Paſtilas, ruf. eingedicdter 
und gepreßter FSruchtjaft, vergl. Marmelade; 
Baitillages, pl. fr. (ipr.paftijdhi”) Feines Zuder- 
werk, zu allerlei Figuren ——— 

Pafteke, f. fr. (pasteque, ſpan. und port. pateca, 
v. arab. bathich, biththich, Melone) die Wafjer- 
melone. 

saftenrifieren (ſpr. paſtör—), den Wein, die Milch 
ulm. durch Erwärmung auf55—60°C. zur Tötung 
der Defezellen und anderer Keimgebilde haltbar 
machen, nach dem Berfahren v. 2. Paſteur; entfei- 
men, feimfrei machen; Baftenrifierer, Entkeimer. 

Paſticcio, Baftillus ꝛc., |. unter Bafte. _ 

Baitinäfe, £. (I. pastinäca) eine befannte Schirn- 
pflanze und ihre eßbare ſüßliche Wurzel. 

Bajtine, k. fr. der Gurtjattel von Zwillich und mit 
Nchhaaren gefüttert bei jungen Pferden. 

Raftor, m.,pl. Paſtören, l. (pästor, pl. pastöres, 
von pascere, weiden) eig. ein Hirt; Seelenhirt, 
Seeljorger, Diakonus, Brediger; PBajtarin, f. 
die Bfarrerin, Pfarrfrau; Pastor fidus animä- 
rum fidelium, treuer Hirt der gläubigen Seelen 
(aus dejjen Abkürzung P. f. a. f. man das Wort 
Pfaff herleiten wollte, welches jedoch aus dem 
griech. pappäs, d. i. niederer Geiltlicher, clericus 
minor, niederd. Bade, entitanden iſt); Pastor 
loci, der Drtöpfarrer; P. primarius, der 
erite Bjarrer, Oberpfarrer; P. seenndarins, der 
ziveite Bfarrer, Unterprediger; paſtoräl (l. pasto- 
ralis),hirtenmäßig, Ihäferlich, ländlich; den Pfarrer 
und das Pfarramt betreffend, feelforgerifch, pfarr- 


amtlih; Paftoräl-Briefe, pl. die Briefe des 


Apoſtels Baulus an Timotheus u. Titus, welche 
Anmeilungen zur Amtsführung enthalten; P.⸗— 
Geſchäfte, pl. Riarramts-Gejchäfte, B,-Mlug= 
heit, f. die Seeljorgerklugheit in der Führung 
eines Bredigtamts; B,-Schreiben,n. ein Hirten- 
brief; B.-Symphonie, f. das Hirtentonſtück; P.— 
Zheologie od.-Wiſſenſchaft, f. Anleitung zur 
Bredigtamtsführung; Baftorälle),n. ein Schäfer- 
oder Hirtengedicht, Hirtenlied over Hirtenfpiel; 
auch Schäferjpiel, ländliches Schaufpiel od. Sing- 
jpiel; Paſtoralia, pl. Bfarranıt3- od. Prediger- 





Pate 


Angelegenheiten; Paſtorät, n.n!. Pfarre, Pfarr— 
amt, Stelle u. Wohnung eines Predigers; Bafto- 
rela, f. ſpan. u. prov., fr. Baftorelfe, ein Hirten- 
lied von ſcherzhaftem Inhalt und lebhafter Sing- 
weile; Baftordlio,n. it. ein eines Hirtengedicht; 
Baftorite, f. die Hirtenflöte, das Hirten- und 
Wächterhorn; Paſtoritium, n. I. ein Hirtenlied, 
paſtös, ſ. Paſte. (Hirtengeſang. 
dat od. patt, ſ. ſchachpatt unter Schach. 

Pataca, f. oder Patacoͤn, m. ſpan. eine Silber— 
münze, ein ſpaniſcher Taler, etwa ein Konven— 
tions-Taler an Wert; Patäca, f. auch eine Rech— 
nungsmünze in Braſilien, früher = 820, jetzt — 
640 Reis oder 1,46 .4; Pataͤcca, k. it. ehemals 
eine Nechnungsmünze in Neapel, = 1, Ducato 
di regno — 1,72 4; Patacão, m. (fpr. —fanjo) 
eine brafilian. Rechnungsmünze von 3 Patacas od. 
1920 Reis, im Handel aber meijt höher, bis zu 
2000 Reis od. 2 Milreis gerechnet. 

Patache, f. ſpan. u. fr., auch Pataͤſche (vol. arab. 
batash, pl. batas, ein Kriegs- u. auch Laftichiff), 
ein Wachtfchiff, Auslieger, zweimaftiges Kauffahr- 
teifchiff, be. in Spanien u. Bortugal. 

Patagon, m. eine ehemal. brabanter Silbermünze, 
ein brabanter Taler = 48 Patars (Stüber oder 
Spus) — ungef. 3 —A A. 

Patagsnen od. Patagonier, pl. eine Völkerſchaft 
in Sidamerifa von ungewöhnlicher Leibesgröße. 
Piütdt, m., pl. Pätali, ruſſ. (von pätj, fünf) eine 

ruſſiſche Münze von 5 Kopefen. 

Batate, f. (wahrſch. entitellt aus Patate, ſ. Ba- 
tate) eine gelbichalige ſpäte Kartoffel-Art. 

Patdr, Patdrd, m. fr. (uripr. flamänd. patar, an- 
gebl. v. Betrus, Beter, weil diefe Münze den 
Apoſtel Petrus im Gepräge hat) ein Stüber oder 
Sou, früher eine Scheidemünge in Brabant, Flan— 
dern 2c., ungef. 0,07 bi3 0.08 4 wert. l 

Pataria, f. u. Batarener, pl. it. (patareni, von 
pataria, dem Yumpenjammlerviertel in Mailand 
benannt, wo fi) 1053 diefelben verfammelten) 
Spottname der Befämpfer der Prieſterehe zur Zeit 
Gregors VII. 

Batas, m. der rote Affe in Afrika, bei. in Sene— 
gambien. 

Vataten, pl. Kartoffeln (im Italieniſchen u. Spa- 
niichen); au) — Bataten. 

Batatichof, |. Piataf. f 

Batapinttät, f. I. (Patavinitas, v. Patavium, Pa- 
dua) die Mundart der Bewohner der ital. Stadt 
Padua; bej. die nach) den Alten etwas unrömiſche 
Schreibart des in Badua geborenen Geſchichtſchrei— 
bers Livius. 

Paͤtcholi od. Paͤtchouli, m. (ſpr. patſcholi, patſchuli) 
ein ſtarkriechendes Kraut in Neuholland (Plectran- 
thus graveölens) und ein daraus bereiteter ſtark 
duftender Riechſtoff; als ätheriſches DI: Pat— 
chouliöl. 

Pate, k., pl. Paten, fr. (päte, pl. pätes, dv. jpan. 
pasta, Teig, Metallmaffe, zujammengejchmolgener 
Klumpen, Gold- od. Silberitange; val. Bafte) Teig; 
Silberbarren, die durch den Schleihhandel unge- 
jtempelt aus den fpan. Beſitzungen in Amerika 
ausgeführt wurden; päte pectorale (jpr. paht 
peftorapl), Bruftteig, ein angebl. Bruftheilmittel; 
Päte sur päte (fpr. paht Bür paht) farbiges gla- 
jiertes Borzellan, auf dem erhabene weiße u. durch⸗ 
ſcheinende Verzierungen ſich befinden; en päte 
(ipr. ang paht), in: Teigform 6; B. Farbeitoffe); 
Päte d’Italie (pr. paht v’italih), Formnudeln, 
italien. Nudeln; Päte, m. fr. (fpr. pateh) Paſtete. 


Patefaktion 


Patefaktion, f. I. (patefactio, von patefacẽre, öff- 
nen, eröffnen) die Eröffnung, Entdedung, Befannt- 
machung. 

Patelin, m fr. (jpr.—läng; v. Pathelin, dem Na- 
men der Hauptperfon in einer gegen Ende des 
15. Jahrh. von Pierre Blanchet gedichteten Poſſe) 
ein jchmeichlerischer Betrüger, Schleicher, Fuchs— 
Ihmänzer, Fuchs; Ppatelinteren (fr. pateliner), 
fuchsſchwänzen, fchleichen; — — —— 
(ſſpr. —ndhieh’) die Schleicherei, Fuchsſchwänzerei; 
VBatelineur, m. (fpr. —nöhr) = Patelin. 

Patella, f. I. (eia. Schale, Schüffel) Knieſcheibe. 

Patélle, £., pl. Batellen (von lat. patella, Schale, 
Schüſſel, Verkl. von patéra, f. d.) Napffchneden; 
Hatelliförm, nl. tellerförmig; Patellit, m., pl. 
en, verteinerte Napfichnede; Patẽne, f. mlat. 
patena, [. patina, Schale, f. d.) das Kelchſchüſſel— 
chen od. Hojtientellerchen beim Abendmahl. 

Patent, n. (nl. patens, patenta, v. [. pätens, offen, 
b. patere, offen jein) ein offener Brief, öffentlic) 
angejchlagener oder befannt gemachter obrigteit- 
licher Befehl (I. littörae patentes); die Urkunde 
einer Anftellung, eine Bejtallung, Beftallung3- 
urkunde; eineSchugurfunde, ein Schußbrief, worin 
jemand gewilje Vorteile, Vorzüge oder Vorrechte 
zugelichert werden, daher VBatent-Strümpfe, 
P.⸗Knöpfe, B.-Papier 2c., überhaupt Pa— 
tentwaren, mit Bevorreshtigung verfertigte Wa- 
ren; befond. ein Erfindungs-Patent, wodurch 
den Urheber einer nützlichen Erfindung das Recht 
der ausschließlichen Nutzung derjelben auf eine 
Reihe von Schren zugeftanden wird; ferner: der 
Gewerbeſchein, d. i. ver Erlaubnisfchein, ein Ge- 
werbe zu treiben, der in Staaten, mo Gewerbefrei— 
heit beiteht, gegen eine gejeliche Steuer (Batent- 
oder Gewerbe- Steuer) erteilt wird; daher: Pa— 
tentlizenz, f. Batentabgabe, Batent- oder Aus— 
fügrungsbefugnis; Watentmeifter, m. ein Hand- 
werfer, der nur auf jeinen Gewerbeſchein das Mei- 
jterreht übt; patent, Studentenipr. fauber, nett, 
modiſch; patente netta, f. it. Geſundheitsſchein, 
Beicheinigung, daß am Abgangsort eines Reijen- 
den od. einer Ware ein reiner Gejundheitszuftand, 
feine anjtedende Krankheit herrſche; patente 
sporca, f. ein Zeugnis, daß der Gefundheitszu- 
jtand des betr. Ortes nicht rein jei; patentieren 
oder Hatentiiicren, ein Vorrecht erteilen, durch 
ein Patent ſchützen. 

®ater, m., I. päter (gr. pater), pl.patres, der Ba- 
ter; Rirchenvater, chriftlicher Kirchenlehrer in den 
eriten Sahrhunderten; Mönch oder Ordensgeift- 
fiher; Bater-Bier, n. das ftärfere Bier für die 
Oberen in Klöftern, entgegen dem Konventbier 
(Kofent); pater adoptıvus, der Wahlvater, der 
jemand an Kindes Statt angenommen hat; p. fa- 
milias, der Haus- od. Samilienvater, unabhängi- 

er Hausherr; der nach) röm. Recht Kinder und 
Sfaven in jeiner Gewalt hat od. haben fann; p. 

atriae, Vater des Vaterlands; pater peccävi, 
Bater, ich habe gejündigt (aus der Parabel vonı 
verlorenen Sohn, Luk. 15, 21), dah. pat. peccavi 
jagen, — flehentlich bitten, fich auf Gnade u. Un- 
gnade ergeben; pater provinciälis, ſ. Brovin- 
etalis (unter Provinz); ad patres, zu den Vä— 
tern (gehen oder jchiden, d. i. jterben oder aus der 
Welt jchaffen); patres od. patres conscripti, 
Ehrenname u. Anredetitel der altrömifchen Sena- 
toren; p. apostolici, ſ. apoftolifche Väter; 
p. ecelesiästiei, Kirchenväter; paterneil, fr. (pa- 


ternel) väterlich; Paternttät, f. (I.paternitas) die | 


Pathos 629 


Baterichaft, Baterwürde, der Vaterſtand; Pater— 
nöfter, n. (v. I. pater noster,d. i. unjer Vater) 
der Anfang des chriftl. Hauptgebetes u. dab. überh. 
für das Vaterunjer; die beim katholiſchen Rofen- 
franzgebet gebrauchte Perlenſchnur (Roſenkranz); 
auch eine Verzierung am Gefimfe; das Pater— 
nojterwerf od. die Baternofterfunft, da3 Roſen— 
franzwerf, Tafchenwerf, die Tajchenkunft, eine 
Schöpf- od. Zugwafler-Mafchine, mit einer aus 
federnen Kugeln bejtehenden Kette, das Waſſer 
aus der Tiefe zu holen; Vaternoſter-Aufzug, 
Kettenaufzug, Becherwerk; Baternofter=&ebläfe, 
Kettengebläfe. 
Batera, [., od. Patere, £., pl. Pateren (fr. patöre), 
ein flaches Trink» od. Opfergeſchirr, eine vömifche 
Opferſchale. 
Päterik, m. ruſſ. (v. pätj, fünf; vol. Pätah)ein ruſſ. 
Gewicht = Pud = 5 ruf). Pfund — 2,047 kg. 
paterna zc,, paternell, Paternität, Paternofter, 
j. unter Bater. L[feierlich, wiirdevoll, erhaben. 
patetico, it. (= pathetifch, |. unter Pathos) Tonk. 
datenz, fr. (ſpr. patöh) = paſtös, Paſte. 
Pathos, n. gr. (päthos, v. päschein, pathein, lei- 
ven, auch überh. ſich in einem Zuftande befinden) 
das Leiden, die Krankheit; der Leidenszuſtand, bei. 
der Seele; die Leidenſchaft, Iebhafte Gemütsbewe— 
gung; bef. das Bewegende, Rihrende im Ausdrud, 
die leidenschaftliche Erhabenheit, hohe Rührung od. 
Empfindung eines Redners od. Dichters, Wärme, 
Glut, Schwung, Nachdruck, die leidenjchaftliche u. 
zugleich begeijternde Sprache im Drama, bej. in 
der Tragödie und überh. jede höhere Ausdruds- 
weise; auch: hochtrabende Art; Pathos der Di— 
ftanz, nach Niegiche: das leidenſchaftliche Streben 
des Wenjchen, andere Menjchen zu überholen und 
diefe in großer Diſtanz hinter ſich zurüdzulafien, 
auch wenn jie unferes Mitgefühls u. unferer Dilfe 
bedürfen, ala Übermenſch fühllos über fie hinweg— 
ſchreiten; Pathos der Reſonanz, nad) yon: das 
leidenschaftliche Streben nad) Widerhall in gleich» 
empfindenden Wejen, um mit diefen immer neue 
und höhere Einheiten zu bilden, al3 wejentliche 
Eigenjchaft des Genies; Pathẽma, n. gr. (p&- 
thema) Leiden, Unglück, bei. Seelenleiden; Leiden— 
haft; pathemätiſch, die Leidenjchaften betr.; 
Pathematologie, f. die Lehre von den Leiden» 
ſchaften; pathetifch (gr. pathetikö ss), leidenſchaft- 
lid) empfindend, empfindungsvoll; erſchütternd, 
eindringlich, Hohe Einpfindungen erregend; Fraft- 
und wirdevoll, feierlich; Wathifer, m. (gr. pathi- 
kös, [. pathicus) ein Luſtknabe, der jich zu wider- 
natütrlicherUnzuchtmißgbrauchen läßt (vgl. Cinäd); 
Paͤthik, f. widernatürliche Unzucht, Knabenſchän— 
derei; Pathogenie, f. Heilf. die Lehre von Ent- 
ftehung der Kranfyeiten; pathogeniſch, Krankheit 
erzeugend; Pathognömit, f. die Lehre von den 
Zeichen der Krankheiten und deren richtiger Be- 
urteilung; pathognömiſch oder pathognöſtiſch, 
Krankheiten bejtimmend und unterjiheidend; Pa— 
thographie,f.Bejchreibung derKrankheitsformen; 
Batholdg, m. einsrantgeitsfenner: Pathologie, 
f. die Krankheitskunde, od.dieXehre von den Krank— 
heiten, ihren verjchiedenen Gattungen und Arten 
(Nojologie, auch Bhänomenologie), ihren 
Urfachen u. Beranlafjungen(Atiologie),u.ihren 
Anzeigen oder fi äußernden Erjcheinungen und 
BZufällen (Symptomatologie); patholögiſch, 
ur Krankheitslehre gehörig; kranthaft; im der 
Philos. ſinnlich, durch finnliche Antriebe; Patho— 
nöie, f.(gr.pathopoiia) die Leidenſchaft-Erreguug. 


530 patibel 


batibel, I. (patibilis, v. pati,leiden) leidlich, erträg- 
lic); leidend; Patient, m. (I. patiens) ein Leiden— 
der, Kranker: Batientenftube, f. die Kranken— 
itube; patientia, f. I. oder verf. Patienz u. Pa— 
tience, fr. (pr. paßjangß’) die Geduld, Duldung, 
Ertragung; Patience, f. auch das Geduldſpiel, ein 
Kartenspiel unter zwei Perfonen, das auch einer 
allein jpielen kann, und verichiedene Spiele mit 
Rarten zum Zeitvertreib für eine einzelne Berjon; 
auch das Skapulier der Nonnen; patientia vineit 
omnia, I. Geduld überwindet alles; Patienz- 
fraut, n.(Rumex patientia), dag Öeduldfraut, der 
Gartenampfer, engliicher Spinat, ein befanntes 
Küchengewächs; fih patientieren (fr. patienter), 
jich gedulden, mit Geduld warten. 

Rating oder Batine, f. I. (vgl. Batelle u. aerugo) 
Scale, Schüffel; Edelroft, der braune oder grüne 
Roit-Überzug auf antiken fupfernen oder erzenen 
Münzen, Standbildern, Kunſtwerken u. dgl., aud) 
durch chemiſche Mittel dem alten Roſte künſtlich 
nachgemacht; patinieren, dieſen Überzug erzeu— 
gen; ſ. auch unter Patins. 

Patins, pl. fr. (ſpr. patängs; sing. patin, ml. pa- 
tinus, it. pattino), oder Patinen, Stelsfchuhe, 
Stödelihuhe, Damenſchuhe mit hohen Abfägen; 
Pantoffelſchuhe; Überfchuhe; auch Schlittſchuͤhe; 
patinieren, Schlittihuh laufen; Patineur, m. 
(ipr. —öhr) der Schlitticduhläufer. 

Paͤtio, m.ipan.(port.päteo, pätio, fatal. pati, ſpan. 
auch patin, v. I. patere, offen jein, unbedeckt fein) 
der innere Hofraum der Wohnhäufer, der Wohn- 
hof, im Sommer der gewöhnt. Aufenthaltgort der 
Yamilien im ſüdl. Spanien. 

Patira, f. fpan. (aus einer füdamerifan. Sprade) 
das Biſamſchwein, Moſchusſchwein. 

Batifferte, £. fr. (v. päte, Teig, päte, Paſtete; vgl. 
Paſte) Backwerk, Pafteten-Gebäd; auch die Ba- 
jtetenbäderei; Patiſſier, m. (fpr. patißjeh) ein 
Paſtetenbäcker; Patiſſoire, m. (pr. —odhr’) ein 
Paſtetenbäckertiſch. 

Patiffote, f. fr. (pr. —B0d’) ein ſchweres chineſiſches 
Seidenzeug. 

Patois, n. fr. (fpr. —tod; v. gleichj. altfr. paois, 
mit euphonifch eingefchobenen t, um den Hiatug 
zu vermeiden, v. gleich]. [. oder ml. pagensis, e, 
ländlich, v.[.pagus, Dorf, Gau) die gemeine (platte) 
Mundart, Blatt, Bauerniprade; Kauderwelſch. 

Patraͤque, f. fr. (pr. —traf) altes abgenutztes Ge— 
rät, Gerümpel, Trödelware. 

Patres, I. pl. v. Pater, .d.; Batrin, f. da3 Ba- 
terland; in patria, im Baterlande, in der Hei— 
mat; pro patria, für daS Vaterland; patria po- 
testas, j. unter Boteftät. 

Patriaͤrch, m. gr.(patriärchös, v.patria, Geſchlecht, 
Stamm u. arche, Anfang) der Stammovater eines 
Geſchlechts, Urvater, Erz- oder Altvater; bef. die 
Stammoäter u. Samilienhäupter der jüd. Nation; 
jeit dem 5. Jahrh. Titel der Biſchöfe zu Rom, 
Konjtantinopel, Alerandria, Antiochia und Seru- 
falem; jpäter nur Titel der Oberbifchöfe in der 
morgenländiichen Kirche; uneig. ein ehrwürdiger 
Sreis; patriarchaͤliſch, nl. (patriarchälis) erz- 
väterlich, altväterlicd, ehrwürdig; patriardha- 
liſcheKegierung, hausväterlicheFamilienregie— 
rung; Patriarchäl-Kirche, f. eine Hauptkirche; 
Batriardhät, n. das Erzvatertum; die Wirde u. 
das Gebiet eines Oberbijchof3. 

Batrimontum, n. I. (v. pater, Vater) das väter- 
liche Erbe, Erbgut, Stammgut, Erbvermögen, an- 
geſtammte Vermögen; Patrimonium Petri, das 


Patron 


vorgebliche Erbteil des heil. Petrus, ein Teil des 
Kirchenſtaates, das Gebiet um Rom, welches Kon- 
ftantin d. Gr. im 4. Jahrh. dem Papſte geſchenkt 
haben joll; patrimoniäl (jpätl. patrimoniälis), 
zum väterlichen Erbgute gehörig, (vom Bater) er- 
erbt, angeſtammt, ureigen; erbherrlih; Patri— 
moniäl-Güter, pl. Erbgüter, väterliche Zehen; 
P.-Gericht, n. ein erb- oder grundherrliches Ge- 
richt, Deirengeriht; P.-Jurisdiktion, f. oder 
P.: Gerichtsbarkeit, f. die gutsherrlihe, am 
Grundbeſiztz haftende Gerichtsbarkeit iiber die Guts— 
eingefeffenen,entg.der Gerichtöbarfeit des Staates; 
P.-Pfarre, f. guts- od. erbherrliche Pfarre. 

Patrinus, m ml. (v. l. pater) der Taufvater, Bate. 

Patriomanie, f. l.-gr. (v. I. patria, Vaterland; vgl. 
u Baterlandswut, übertriebene Baterlands- 
iebe. 

Patriot, m. (ml. patriöta, v. gr. patridtes, Lands⸗ 
mann, d. pätrios, väterlich, vaterländiich) ein Ba- 
terlandsfreund, vaterländifch Öejinnter; patrig- 
tiſch, vaterländiich gelinnt, vaterlandsliebend, va- 
terländiſch; Patriotismus, m. die Vaterland3- 
liebe, der Baterlandsiinn; Patriotenliga, f. eine 
Bereinigung franzöfiicher Batrioten (v. Deroulede 
gearündet), die den Zweck hat, Elſaß-Lothringen 
wieder Frankreich einzuverleiben. 

Natriiieren, nl. (ſchon altl. patrissäre, von pater, 
Bater) den Bater nacharten od. nachichlagen, ihm 
ähnlich werden. e 

Patriſtik oder Batrologie, f. gr. (vgl. Pater) die 
Kirchenväterkunde, Kenntnis der hriftlichen Kir- 
chenväter und ihrer Lehrmeinungen; Patriſtiker 
oder Patrolog, m. ein Kenner der Kirchenväter 
und ihrer Schriften, Kirchenväter-Kundiger; pa— 
triftiſch oder patroloͤgiſch, kirchenväterkundig, 
die Lehren der Kirchenväter betreffend. 

Batrize, f. (vom I. pater, Vater) die Urform, der 
SAME eanpel od.Stempelbeim Schhriftgießen;vgl. 
Matrize. 

Patrisier, m. I. (Patrickus, pl. Patrieti, b. i. von 
Senatoren od. patres abftammend, dal. Pater) ein 
Edelbürger, Ratsfähiger im alten Rom, gewiſſe 
Familien, welche wegen ihrer Abkunft in den frü- 
heren Zeiten de3 römischen Staates bedeutende 
Vorrechte genofjen, entg. ven Plebejern; in ehe- 
mals deutichen Reichsſtädten Stadtadelige, rats— 
fähige Gefchlechter; Watrieins, m. Titel der ehem. 
kathol. deutichen Kaiſer als Schugherren von Rom; 
patriziſch, edelbürgerlic),ftadtadelig; Batriztät, 
n.,t.ım.(l. patriciätus) derBürger- od. Stadtadel. 

Patrociniuin, n., pl. Batrocinia oder Patroci⸗ 
nien, [. (von patrönus; vg!. Patron) der Öönner- 
ihuß, Schirm, Rechtsbeiftand;diellbernahme einer 
anvertrauten Prozeßführung; auch ein Schugmit- 
tel; atrozinteren (l.patrocinari), beihügen, be» 
ſchirmen, unterjtügen; Batrozinatton, Vatrozi⸗ 
nanz, f. nl. die Beſchützung, Fürſorge. 

Batrolle, f. Batrouille; Patrologie, |. Pa- 
triſtik. 

Patron, m. l. (patrönus) ein Schutzherr, Beſchützer, 
Schiemvogt, Gönner; Schugheiliger (Schußpa- 
tron); Schiffsherr, Handlungsherr; Kirchenherr 
(Rirhenpatron);Amtövergeber,Lehnsherrüber 
geiſtliche Amter; auch fcherzd. f. Menih, Mann, 
3.B. ein Iuftiger Patron; patrönus causae, ein 
Nechtsbeiftand, Anwalt; p. flsci, = Fiskal; 

atrönag oder Patrönin, f. die Schutzherrin, 
chutzheilige; Patronage, f. ſſpr. —nahſch) 
oder Patronanz, f. lat. Günſtlingswirtſchaft, 
SGönnertum; Batrenat, n., r. m. ([, patronatus) 


Patrone 


die Würde od. das Amt des Schußherrn; aud = 
Vatronät-Ncht, |. jus patronatus; Patronat- 
Bfarre, Gutsherrn- oder Herrenpfarre. 
Batröne, f. (fr. und jpan. patron; ml. patrönus; 
bildliche Anmendung des |. patronus, ſ. Batron; 
it. padröna) Form, Mufter; Schußhülſe, Ladung; 
Schablone; Schugjtreifen (in der Druderei); Pa— 
tronnenr, m. (jpr. —öhr) der Mujfterzeichner; 


Hatronnieren, nach einem Mufter durchzeichnen, 


paujen. jchablonieren; Patronenholz, m. der Lehr⸗ 
ſtock; Patronen-Taſche, k. Schußtaſche, Ladungs— 
taſche, Soldaten-Taſche für die Patronen; patros 
nieren, Patronen machen. 

Vatronymifon, gr., oder I. Patronhmicum, n., 
pl. Batronymila od. — ca (von pater, Vater, u. 
önyma == 6noma, Name), der Bater-, Geſchlechts— 
od. Stammmame, ein vom Namen de3 Vaters ab- 
geleiteter Name, 3. B. Herakliden v. Herakles ꝛc.; 
patronijmiſch, nach des Vaters Namen genannt, 
nad) dem Abkunftsnamen. 

Patrouille, f. fr. (jpr. patrüj'; altfr. patrouille, v. 
patrouiller, altfr. patouiller, d. i. eig. mit den 
Pfoten oder Händen in ſchmutzigem Waffer man- 
jchen, daher im Kote herumtreten, v. pate, patte, 
Pfote, Hand) die Streif- od. Scharwade, Streif- 
ſchar; nächtlich HerumgehendeSoldatenwacde; Pa— 
gronillentrveppe, Schleichtreppe; patrouillieren 
{ = patrouiller), die Runde machen, jtreifen, ab- 
Uchen. 

Vatruẽlis, m. l. (v. patruus, des Vaters Bruder, 
der Oheim) ein Vaterbrudersſohn; pl. Patruẽles, 
Geſchwiſterkinder von väterlicher Seite. 

Patſchuli, ſ. Patchouli. 

Patte, f. fr. (d. i. eig. Pfote; dann das Faſſende, 
Ubergreifende, Deckende; it. patta, Klappe an Klei— 
dern) Taſchenklappe, Tafchendedel;patte Aregler, 
Linienzieher (für Mufitnoten), vgl. Raſtral. 

pattieren, fr. (patter) mit einem Najtral liniieren, 
Notenlinien ziehen, mit Notenlinien beziehen. 

Ban, n. ein Längenmaß in Afrika, von 0,400 bis 
0,750 m. 

Baucität, f. [. (paucitas, von paucus, wenig) Die 
er geringe Anzahl. 

Baul, 1. Paulus. 

paulätim, [. (von paulus, wenig) allmählich; pau- 
latim longius itur, allmählich fommt man weiter. 

Paulette, f. fr. (ipr. polett’) eine jährliche Abgabe 
von erfauften Amtern im ehemaligen Frankreich 
(nadı Charles Baulet benannt, der fie 1604 in 
Borichlag bradite); dah. überh. Amier- od. Stellen- 
verfauf. “ 

Baulteianer, pl. Überreite der Manichäer u. Gno— 
itifer in Armenien feit dem 8. Sahrh., nach einem 
Barteihaupte Paulus jo genannt; Pauliner od. 
Paulaner, ſ. Minimen; Baulinismus, m. die 
eigentümliche Lehre des Apojtels Paulus, entg. 
dem ſogen. Judenchriſtentum u. anderen befonderen 
Anſichten der Apojtel Betrug und Johannes. 

®Baulit, m. (nach dem Fundorte, der St. Bauls- 
Inſel an der Küſte von Labrador) = Hyper— 
ithen, f. d. 

Paulus oder Paul, m. [. (v. paulus, a, um — gr. 
pauros, flein, gering) männl. Name: der Geringe, 
Kleine, Shlihte; Pauline u. Pauliska, f. weibt. 
Name: die Geringe, Kleine, Schlihte; Paulö— 


Pabie 631 

PBauperes; panperiäs u. paupértas, vd. Pau⸗ 
er, f., fr. Pauprete, f. (fpr. pom’rteh) die 

Irmut, Dürftigfeit, Armfeligfeit; pauperies, 
Rſpr. ein Schaden (fofern er den Befchädigten är- 
mer mad)t), bei. der durch ein Tier bewirkte Scha- 
den; actio de pauperie, Klage wegen des durch 
ein Tier verurfachten Schaden gegen den Beſitzer 
de3 Tiere; paupertätis juramentum, j. jura- 
mentum; p. testimonium, j. testimonium p—; 
p- votum, ſ. Botum; Panperismus, m. (ein 
neugemachtes Wort franzöfifcher Erfindung) das 
Armenwejen, die Vollsarmut, Mafjenarmut, die 
Lehre von derBerarmung, deren Urſachen und Ab- 
hilfe; Banprehonteug, m. fr. (fpr. pow’rhong- 
töh) ein verſchämter Armer, Hausarmer, der ſich 
Ihämt zu betteln; Paubret, m. (fpr. pow'reh) ein 
armer Schelm, armer Teufel; Paubreétte vder 
Pauvräfſe, f. eine Arme, Bettelfrau. N 

Pauſchäle, n. barb.-I. Durchſchnitts- oder Über— 
ſchlagsſumme, in Ofterreich amtlicher Ausdruck für 
Beſoldungs- od. Dienitkoiten-Fonds; Pauſchaͤl⸗ 
Vergütung, f. Boftd. Durhicnittsvergütung, 
an in Baufch u. Bogen; Pauſchalierung, 
Feſtſetzung einer jolchen Summe over Vergütung. 

Bande, f. I. (pausa, v. gr. pausis, von patein, auf- 
hören machen) der Ruhepunft, Stillitand, Rajt, ein 
Stillhalten, Schweigen, bei. in der Muſik; Schwei- 
gezeichen oder Ruhezeichen; Pauſis, f. gr. Heilk. 
das Aufhören, Nachlafjen, die Beruhigung; pau— 
fieren, l.(pausäre) innehalten od. einhalten, ruhen, 
eine Zeitlang aufhören, ſchweigen, Halt maden; 
PBanjant, m. ein Säumiger. 

Paudre, Paubreté 2c., |. unter pauper. 

Bapage, |. unter Bave. 

Babdıme, m. fr. (in Ylorida palame) = Saſſa— 
fras. 


| Bapdne, k. fr. (ſpr. v wie w; ſpan. pavana, vom 


ſpan. pavon, pavo, Pfau — lJ. pavo) der Pfauen— 
tanz, ein ſpan. ſehr ernſthaft ſich fortbewegender 
Tanz und das denſelben begleitende Tonſtück; auch 
der ernſtfeierliche ſtolze Gang, ſpaniſche Schritt, 
Pfauentritt; ſich papanieren (fr. sepavaner),jic) 
brüſten, wie ein Pfau, ſtolz einherſchreiten. 

Band, n. fr. (ſpr. paweh; von paver, pflaſtern, vom 
{. pavire, fejtichlagen, pavimentum, Eitrich) Stein- 
pflaiter, Pflajter, bei. nahe an den Häujern; au 
pav6 (pr. o pamweh) ſetzen, aufdie Gafjejegen, hin— 
austerfen, brot= oder nahrungslos maden; Pa— 
vage, n. (jpr. pawahſch') das Straßenpflafter; das 
Pflaſtern; Pflaftergeld. 

Pabvedette, f. die Brief- oder Poſttaube. 

Paveſen, pl. (jpan. paves, it. pavese, fr. pavois, 
wahrjch. von der Stadt Pavia, mo fie etwa ver- 
fertigt wurden) ehemals große mit Eifenblech be- 
ichlagene Schilde, untenmit einemeijernen Stachel, 
um bei Belagerungen zum Schuß der Armbruft- 
fügen in die Erde geſtoßen zu Nerden; auc) ein 
ihildförmiges Gebäd, j. Boffejen; Papejdde, 
f. fr. Schiffipr. die Schirmwand, das Schanztleid 
auf Kriegsihiffen. 

Paͤvian, m. (it. babbuino, fpan. babuino, fr. ba- 
bouin, engl. baboon, altengl. babion, babian, 
niederd. bavian, ml. baboynus, babovinus, papio) 
eine Art kurzgeſchwänzter, jehr wilder Affen in 
Afrika; Seejpr. der Bootswächter. 


witſch, m. u. Pauloͤwna, f. ruſſiſch, Pauls Sohn, Pavbie, f., pl. Pavien, fr. (ipan. pavia; angeblich 


Bauls Todter. 

uper; |. fr. pauvbre, al3 Adv. paubrement (pr. 
vow’rmdng), arm, dürftig, ad ärmlich; 
Pauper, m. ein Armer, beſ. armer Schüler, pl. 


| 


| 
| 
| 
j 
| 


von der ital. Stadt Bavia, woher fie ſtammen 
jollen) Härtlinge, Pitrfiche, deren Stein fich nicht 
vom Sleijche löft; eine feine weiße gemufterte 
Flachsleinwand. 


632 Pabillon 


Papillon, m. fr. (ſpr. pemljong; vom l. papilio, 
Schmetterling, dann uneig. Zelt; ml. auchpavilio) 
ein Zelthaus Zeltdach, Gartenzelt; Zeltbett; Ne- 
bengebäude, Flügel od.Zeltflügel bei einemPalaſte; 
bej. ein Sommer-, Luſt- od. Gartenhäuschen mit 
rundem Dache, Rundgebäude, Kurppelgebäude; Die 
Krone od. der obere Teil eines gefaßten Brillanten; 
der Wappenmantel; jede Fahne, auf welcher die 
Nationalfarben eines Volkes zuſammengeſtellt find, 
beſ. die Flagge, Schiffsfahne; auch die Stürze der 
Blasinſtrumente. 

Papiment, n. l. (pavimentum; vgl. Pavé) Getäfel, 
buntes Rflafter, Eſtrich. 
Pavonie, f. nl. (pavonia, von pavo, der Pfau) eine 
Art Korallen, zuden Madreporen(l.d.)gehörend; 
auch eine Pflanzengattung aus der Yamilie der 

Malvengewächſe. 

Pavor, m. I. (von pavere, vor Furcht oder Angſt 
beten) Furcht, Schreden; Heilk. ſchreckhaftes Auf- 
fahren im Schlafen. 2 

PBatwoinif, m. rufj.(v. powiwatj, entbinden, pawöoi, 
Entbindung) eine reichgeftidte Haube oder Kappe, 
Kopfputz der rufj. Bauerfrau, bef. der Amme. 

Par, f. (Gen. pacis) I. der Friede; röm. Yabell. die 
Friedensgättin: auch als Zurufpax? Friede! halt! 
Nuhe! bei Wettläufern; pax vobiseum, Triede 
(jei) mit euch! in pace od. in bona pace, in Frie- 
den, in guter Ruhe; pace tua, mit deiner Erlaub- 
nis; pacem od. Pacem, ein Yrieden3bild oder 
ein agnus Dei. agnus), welches der fathol. Brie- 
jter nad) der Meſſe dem Bolfe zum Küſſen dar- 
reicht, mit den Worten: pax Domini vobiscum! 
der Friede des Herrn fei mit euch! auch der Backen— 
jtreich, den der firmelnde Bijchof erteilt. 

payabie, fr. (pr. päjdb’L; v. payer, zahlen = prov. 
payar, pagar, it. pagare, ſpan. pagar, vom I. pa- 
cäre, befriedigen) zahlbar, fällig; Payement over 
Paiement, n. (fpr. päj'mdng) die Bezahlung; der 
Sold; auch die Zahlwoche auf Meilen und die Zah— 
lungsfriit, vgl. BPagament; Bayenr, m. (jpr. 
päjöhr) der Zahlmeilter; payeur gen6ral(jpr. — 
ſchenercil) der Oberzahlmeiiter. 

Pahaͤnne, f. eine Gattung roher Seide aus Neapel; 
Baya, m. eine Art levantiſcher Seide; aud) grobes 
Baummollengarn von Aleppo. 

Payement, Bayenr, j. unter payabie. 

Pays, n. fr. (jpr. pe-ih; prov. paes, it. paese, vom 
gleich). I. pagense; vgl. Patois) daS Land; pays 
de cocagne, ſ. unter Cocagna; Pahſage, f.,r. 
n. (ſpr. pe-ijahfeh’) eine Zandichaft; Bayiagift, m. 
ein Landſchafismaler; paysage intime (jpr. — 
ängtihm), Stimmungslandiaft, Stimmungsbild. 

Bazonales, j. Paramos. 

Pazzo, ın. it. (vom it. pazziare, unfinnig fein) ein 
Narr; in Biemont = Rretin. 

Peane, n. fr. (fpr. pedbi&; it. pedaggio, vom mi. 
pedagiunn, ſ. d.) das Wegegeld, der Zoll; die Mit- 
benugung einer Bahnftrede, 3. B. Beage-Ver- 
trag, Péeage-Recht. 

Peajackett, n. enal. (pr. pih —) blauer Tuchüber— 
zieher der Watrojen; Seemanns-Flaus gegen Un- 
wetter; anliegende furze Jade aus didem Stoff 
für Kinder. 

Beat, n. engl. (jpr. piht) Berggipfel; der Specht; 
eine Art Meerichnedenichalen, die in Nordamerika 
anstatt der Münzen diente, 

Peate-Boot, n. (ipr.pihl—) eine Art Rettungsboot, 
das der Wiederaufrihtung fähig ift. 

Pears Soap, f. engl. (jpr. pärs ßop, von engl. pear, 
Birne, und soap, Seife), eine englifche Seife. 


Perunia 


ı Peau, f. pl. Peaux, fr. (fpr. poh) die Haut, das 
Gel; Leder; peau d’Espagne (|pr. —despanj), 
Ipanijches Leder; peaux de chamois (jpr. — 
dD’ichdmoah), mit ÖL zugerichtete Gemfen-, auch 
Biegen- u. Schaffelle; p. de diable (pr. —d’jabl), 

ı eig. Teufelsfelfe, englifches Leder. 

Pebeco, ein Buchjtabenwort (aus Paul Beiers— 
an u. &o.), ein Hamburger Gefchäft für Zahn— 

aſta. 

Pecado, ſpan. Sünde, Pecadillo, ſpan. kleine 
| Becart, ſ. Pekari. ſ(Sünde. 
Peccadille, f. fr. (ſpr. — dij) eine kleine Sünde, 
geringes Vergehen. 

peccieren, I. peccäre) fehlen, verſehen, verſtoßen, 

ſich vergehen, ſündigen; peccävi, ich habe geſün— 
digt oder gefehlt; als Hauptw. n. das Siindenbe- 
kenntnis; peceätum, n. das Verſehen, Vergehen, 
die Sünde; p. commissiönis, Begehungsjünde; 
p. ommissionis, Unterlaljungsjünde; p. origi- 
nis, eig. die Urſprungsſünde, die Erbfünde; Per— 
cätor, m. ſpätl. der Sünder; peccatöriſch und 
Beccäbßel, nl. (fr. peccable) fündhaft, ſündig; 
Peccabilität, k. die Sindhaftigkeit. 

Pecco od. Pecco-Tee, m. (v. chineſ. pih-haou) ein 

feiner chinejilcher Tee. 

Pechtmals, pl. türk. feidene od. halbjeidene Teller- 

oder Handtüder. 

Pechhägra, n. gr. (von p&chys, der Ellbogen) Heil. 

| 

| 

| 


die Elldogengict. 

Bel, n. (unt. Bed) engl. ein Viertel (näml. Bujhel), 
Hohlmaß für trodene Dinge — 9,087 1, vgl. 
Quarter. | 

VBecten, m. l. (eig. der Kamm, dv. pect£re, kämmen) 
die Kammuſchel; Heilf. die Schamhaare; auch 
der Schamfnochen dabei. 

Bectin od. VBektin, n. (v. gr. pektös, feit, verdidt, 
geronnen, dv. pegnynai, feſtmachen) der Pflanzen- 
aallertitoff, ein eigentiimlicher, daS gallertartige 
Fa eingefochter Pflanzenfäfte bedingender 

| Stoff. 
| Beetinit, m. nl. (v. I. pecten, der Kamm) eine ver- 
jteinerte Kammuſchel, ein Kammitein. 

pectus, n. (Gen. pectöris) I. die Bruſt; das Herz, 
Gemüt zc.; pectus est, quod facit disertum, 
das Herz iſt's, das beredt macht; p. facit theolö- 
gum, das Herz macht den Theologen; Pectoräle, 
n., pl. Pectoralia, das’ Bruftitüd, Bruſtſchild des 
Prieſters in der vöm.-Fathol. Kirche; aud) Bruft- 

mittel, Bruftarzuei; Pectoriloquie, f. nl. die 
Bruſtſprache der Schwindfüchiigen. 

Pecul, ſ. Pikul. 

Peculät, m. l. oder Pekulät, (peculätus, von pe- 
culäri, öffentliche Gelder veruntreuen, v. pecu- 
lium, ſ. d.) Diebitahl, bei. Kafjen-Diebjtahl, Un- 
terfchlagung öffentlicher Gelder, Staatsdiebſtahl, 
vgl. crimen peeulatus; Peculũtor, m. der Ber- 
untreuer, Staatödieb. 

Peculium, n. I. (von pecus, Vieh) oder Peculiar⸗ 
| Vermögen, n. das Eigengut, Sondergut, jelbit- 
| erworbene Eigentum _od. eigentiimliche Vermögen 
| eines Sohnes, eines Sklaven ıc., woran der Vater 
vd. Herr feinen Teil at; Peenliären, pl. von der 
Gerichtsbarkeit ihres Biſchofs befreite Kirchen; 
Peeuliarität, £. nl. die Eigenheit, Eigentümlich- 
feit, Sonderheit; peculiariſieren, barb.-l. zum 
Eigentum machen, zueignen. | 
Pecunia, f. I. (von pecus, Vieh) Geld, Vermögen, 

Habe und Gut; gefuntär (1. pecuniarius), Gel 
betreffend, in Geld beitehend, bar; pekuniös (l. 
pecuniosus), geldreic), vermögend, voll Geld. 


1 


Pecus 


Pecus, n. (pl. pecöra), l. Vieh; ein viehiſch dummer, 
roher Menſch; auch pecus campi, ein Feld- oder 
Rindvieh, Erzdummkopf. 

Pedagium, nmml. (v. l. pes, Gen. pedis, Fuß, weil 
es von den Vorübergehenden bezahlt wird, vgl. 
Peage) Weg- oder Geleitgeld, Zoll. 

Pedäl, n. I. (pedälis, e, den Fuß betreffend, v. pes, 
Sen. pedis, der Fuß) die Fußtaften, Trittbrettchen 
an einer Orgel; auch Züge zum Klavier oder zur 
Harfe; fcherzh. auch f. die Fühe, das Fußgeſtell; 
Vedal-Harfe, f. eine Trittharfe; P.-Schiene, 
Druckſchiene. 

Pedant, m. (fr. pédant, it. pedänte, urſpr. ein Er— 
zteher od. Hofmeilter, al3 Bartiz. v. gleich]. it. pe- 
däre, von gr. paideüein, erziehen, vgl. Bädagog) 
ein Schulfuchg, Rleingeift, Silbenftecher; Wedan: 
terie, Vedanteret, f. oder Bedantismus, m. 
barb.»[.Schulfuchferei jteifesWefen,Silbenftecherei, 
Kleinigkeitsgeiſt, geſchmackloſe Einjeitigfeit, od. die 
läcyerliche Neigung, alles zu verachten, außer was 
man felbjt kann und treibt; peddntifch, ſteif, ge- 
ſchmacklos, kleinlich, ſilbenſtecheriſch Hedantijieren 
(fr. pédantiser), ſich jteif und kleinlich benehmen. 

Peddig, Abfall, Hornzapfen (von Tierhörnern) ge— 
ſchältes Rohr. 

Pedéll, m. (ml. pedellus, bedellus, bidellus, it. bi- 
dello, ſpan. und prov. bedel, fr. bedeau, Gericht3- 
bote, vgl.althochd. butil, mhochd. bütel, d. i. Büt— 
tel) ein Diener, bej. Gerichtsdiener, Gericht3bote, 
Häſcher; Hochjchuldiener, in der Studentenſpr. ver- 
derbt: Pudel. 

pede plıno, it. = Barterre. 

pedes, [. pl. von pes, j. d. 

Pedẽſis, ku. Pedẽthmos, m.gr.(v.pedän,springen) 
Heilk. das Springen, Pulſieren, Schlagen, nämlich 
des Herzens und Pulſes. 

vedeſtriſch, l(pedéster, v. pes, Fuß) auf den Füßen 
gehend oder ſtehend, zu Fuß; auch = proſaiſch; 
pedetentim, Fuß für Fuß, Schritt für Schritt, 
allmählich; Vertalgte, f. I.-gr. der Schmerz in 
den Fußſohlen. 

Vedethmos, j. Pedeſis. 

Pediculãris, f. l. (v. pedieülus, m. die Laus) das 
Läuſekraut, eine Pflanzengattung; pediculäris 
morbus, m. die Läuſeſucht; HBedieuläs, — 

Pedicure, f.Fubpflege, die von Perſonen gewerbs— 
mäßig übernommen und ausgeübt wird. 

Vedinree, m. engl. (fpr. pedigrt) Stammbaum (in 
der Sportſprache üblid: Stammbaum eines Rfer- 
des). 

Vedilavinum, n. nl. (v. pes, Gen. pedis, Fuß, und 
laväre, wajchen) das Fußbad, kirchliche oder chriit- 
liche Fußwaſchen. 

Pediffẽequus, m. l. (von pes, Gen. pedis, Fuß, und 
sequi, folgen) ein Diener, Nachtreter. 

Pedlar, m., pl. Bedlars, engl. (ſpr. pedlers) wan— 
dernde Krämer, Haujierer, bei. in den Vereinigten 
Staaten von Nordamerifa. 

Pedometer, m. od. n. gr. —=Hedometer, ſ.d. 

Pedro, m. jpan. = Peter; Pedroiſten, pl. An- 
hänger de3 Kaiſers Dom Pedro, welche namentlich 
1633 durch die Vertreibung verMigueliften(f.d.) 
sürdieBefignahmevon®Portugalfämpften ; Pedro— 
Ximenes, m. ein vortrefflicher weißer ſpaniſcher 
Wein aus dem Bezirk von Granada: Pedrolino, 
m. it. Berkleinerungsmwort von Pedro, Beterchen, 
eine fomijche Charatterrolle des ital. Theaters. 

Pedum, n. !. ein altrömijcher Hirtenftab; pedum 
episcopale, der Biſchofsſtab, Krummitab. 

declen, enthaaren (in der Gerberei die Häute). 


Peirama 633 

Peer, Peereß, ſ. Bair; Peerage, n. engl. (ſpr. 
pihredſch) die Pairſchaft, die Würde eines Pairs. 

Pẽgä, pl. gr. (pẽgai, von sing. pẽgé, die Quelle) 
Quellen, bef. — Mineralwaſſer; Heilk. 
die inneren Augenwinkel, Tränenquellen; Pegia— 
trie, £. Heilung durch Mineralquellen; Begologie, 
f. die Heilquellenlehre; Wegomantie, f. Wahr- 
ſagung aus Brunnenwaſſer; Pegäſus, m. (gr. 
Pegaſos) das fabelhafte Flügelroß, Mufen- oder 
Dichterpferd, aus dem Blute der von Perſeus ge- 
töteten Medufa entfprungen in der Nähe der Quel— 
len (p&gai) des Ozeanus (daher der Name; ſ. jedoch 
auch Hippofrene); aud) ein Sternbild am nörd— 
lihen Himmel; den Begafusfatteln oder rei- 
ten, d. i. fih al3 Dichter verfuchen, Gedichte oder 
Verſe machen, dichten; Pegaſus-Fiſch, m. das 
Meerpferd, ein Knorpelfiſch in Indien; Pegaſi— 
den, pl. ein Beiname der Mufen. 

PBeganit, ın. (v.peganon, die Raute) ein grünliches, 
fettglänzende3, mufchelige3 Gejtein, aus phosphor— 
jaurer Tonerde und Waſſer beitehend, bei. bei 
Frankenberg in Sadjen. 

Penafus ꝛc. ſ. unter Begä. 

Pegel, m. (fein Sremdmwort, nicht vom ml. pagella, 
jondern vom niederd. pegel, eine Art Map, das 
zunächit im Niederländtichen in der Form pegel, 
d. i. Eichmarke, Muttermaß, und peil, d. i. Eich— 
marke, vorkommt, dann ins Niederdeutſche über— 
ging in der Form pegel und von da ins Neuhoch— 
deutſche) eine zur Abmeſſung der Waſſerhöhe in 
Grade eingeteilte Latte, Waſſermeſſer; pegeln, 
peilen, den Waſſerſtand unterfuchen. 

Pẽeẽgma, n. gr. (v. pegnynai, fejtmachen, zufammen- 
fitgen) ein Gerüft, be. Bühnen» oder Schaugerüft; 
Benmatit, m. gr. (v. pegnynai, fejtmachen, indem 
der Quarz in den Feldſpatſchriftartig eingewachjen 
it) Schriftgranit, Granit mit jchriftähnlichen 
geichnungen. 

»egologie, Pegomaitte, |. unter Begä. 

Pehlewi, n. die alte Sprache de3 weitlichen Per- 
jieng, eine Mifhung von Perſiſchem und Semi- 
tiſchem, mit vorherrichender perſiſcher Grammatik. 

Pehliwän, r. Pehluwãn, m. per). (v. pehlu, ftarf, 
tühn, Eriegerijch) ein türkiſcher Ringer, Kämpfer, 
Held. ſthodoxen polnifchen Juden. 

Veies, pl. (jüd. Jargon) die Schläfenloden der or» 

Peignoir, m. fr. (pr. pänjodr; v. peigner, kämmen 
— [. pectinäre, d. pecten, der Kamm) ein Buder- 
mantel, Frifiermantel; auch ein weiter, bequemer 
Damen-Oberrod als Morgen- oder Abendkleid; 
Peignée (laine), Kammgarn; Veignees, pl. far- 
bige Kammſeide; Peigneur, m. (ſpr. —öhr) Kamm— 
walze, Abnehmer; Peignenſe, f- (ſpr. —öhſ') die 
Kämmaſchine (in der Baummollenfpinnerei). 

Peit, m., plur. Peiks, perj. (paik, von pai, Fuß) 
Boten, Käufer, Lakaien; Wächter; in der Türkei 
die Nobelgarde des Sultans. 

Beil,n.— Pegel, ſ. d.; Peilungen vornehmen, 
die Tiefe des Waſſers mejjen. 

Peine, k. fr. (fpr. pähn’; vom I. poena, Strafe) die 
Bein, Mühe, Beſchwerlichkeit, Schwierigkeit; Sorge, 
Unruhe, Berlegenheit, Angit, Not; en peine (ſpr. 
ang — fein, in Berlegenheit, in Sorge oder be» 
jorgt 2c. jein. 

Beträme, n. gr. (von peirän, verſuchen) der Ver— 
juch; dag Erprobte, der Erfahrungsjaß; Peiräfis, 
f. das Berfuchen, die Probe; Beiramologie oder 
Beirasmologie, f. gr. (peirasmös), das Verſuchen) 
Erfahrungs- od. Berfuchslehre, Anweiſung zu Ber- 
juchen (Erperimenten). 


Peiſa 


Peiſa, auch Pehs oder Pyyſa, m. (hindoſt. paisä, 
perj. paisah) eine oftindische Rechnungsmünze = 
Ygs Rupie = 0,03 A. 

Peitho, ſ. Pitho. 

pejerieren, I. (pejeräre, aus perjuräre entjt.) falſch 
ſchwören, einen Meineid begehen; Pejeration, f. 
nl. Ripr. der Meineid. 

peior, pejus, I. (al3 Kompar. zu malus, a, um 
dienend) Schlimmer, ſchlechter; In pejus oder in 
durins erfennen od. reformieren, Ripr. (von 
einem Obergerichte) noch härter, noch nachteiliger 
für den Angeklagten urteilen, ihm eine härtere 
Strafe zuerfennen; pejorieren (jpätl. pejoräre), 
verjchlimmern, verichlechtern, jchlechter maden; 
ärger oder fhhlechter werden; Pejoration, f. nl. 
Verſchlimmerung, Verſchlechterung. 

Bela, Pẽkas, m. eine oſtind. Rechnungsmünze, 
ungef. = 29. 

Pekan, m. eine Art Steinmarder und deijen Foft- 
bares Fell, in Kanada. 

Vekan-⸗Walnuß, f. die walnugähnliche Frucht eines 
Baumes in Rouifiana (Carya olivaeformis). 

Pekaͤri, n. da3 Warzenſchwein, Nabelſchwein, Bi- 
ſamſchwein, auch Tajaſſu, in Siidamerifa her- 
denweiſe lebend, höchitens 30 kg ſchwer. 

Pekeſche vd. r. Belieſche, f. (poln bekiesza, ungar. 
bekes) ein polnifcher od. ungarischer Belz-Überrod, 
mit Schnüren und Quaſten befegt. 

Belin, |. Bequin. 

VBelmes, m. türk. bis zur Sirupsdide eingekochter 
Beintraubenjaft. 

Vekul, ſ. Pikul. 

Pelaͤche, k. fr. (ſpr. di’; vom altfr. pel, Haar, 
jet poil, I. pilus; vgl. Plüſch) grober Plüſch, 1. d. 

Pelaͤde, f. fr. (vgl. das fpan. pelada, ein Schaffell, 
dem die Wolle ausgerupft wird, von pelado, tahl, 
gerupft, von pelär, ausrupfen, das Haar od. die 

olle, v. pelo, Haar, I. pilus) abgebeizte, nicht ab» 
aefhorne Wolle, Raufwolle, Gerbermwolle. 

Belagiäner, pl. eine chriſtliche Sekte, Anhänger des 
Pelagius, eines engl. Mönchs im 5. Sahrh., der 
die Erbjünde leugnete und behauptete, daß der 
Menſch aus eigenen Kräften jelig werden fünne; 
Belsgianismus, m. die Lehre desselben. 

pelaͤgiſch, gr. (v. pelagos, dad Meer) im Meer ge- 
bildet, bei. von Juras und Kreidebildungen; Bes 
Ianoftön, n. ein Meerſchauer, Werkzeug zum 
Sinabjehen in die Tiefe des Meeres (von dem 
Engländer Collins erfunden); Velagüren, pl. 
eine Art Ammonshörner, ].d. 

Pelams, Pelangs od. Pelings, pl. Hinefiihe und 
oſtindiſche ſeiden- oder atlasartige Zeuge. 

Belämys, f. Name verjhiedener Thunfiſche; aud) 
die geſchuppte Blättchenjchlange. 

Pelargonium, n. gr. (von pelargös, der Storch) 
Storchſchnabel od. Kranichſchnabel, ein Pflanzen- 
geichleht von mehr al3 300 Arten. 

Beldsger, pl. gr. (Pelasgoi, urfpr. die Altvordern) 
die Urbewohner Griechenlands, an deren Stelle 
ſpäter die Hellenen traten. 

Pelekan, ſ. Pelikan. 

pele-mele, fr. (ſpr. pähl’-mähl’; wahrſch. v. pelle, 
Schaufel, u. meler, mijchen) bunt durcheinander; 
Miſchmaſch. 

Pelerinage, f., r. n. fr. (jpr. —nähſch'; v. pélerin, 
der Pilger, aus dem lat. peregrinus, Fremdling, 
entjt.) die Bilgerung, Bußwanderung; Pelerine, 
f. ein Bilgerfragen, Pelzkragen, Frauenkragen. 

Peltdnöma und Pelioma, n. gr. (v. pelidnös od. 
peliös,jchwärzlich,bleifarbig) Heilf. eine bleifarbige, 


634 


— nn nn nn nee 


Pelotte 


auch grüne oder gelbe, gequetſchte Hautſtelle; Pe⸗ 
lidnus, m. eine Art der A] ” 

Pelitan oder Pelekan, m. (I. pelecänus, gr. pele- 
kan od. pelekäs, uripr. der Baumſpecht; v. pele- 
kan, baden) die Kropfgang, der größte Schwimm- 
— mit einem beutelförmigen Kropfe; auch die 
Schnabelzange, ein Werkzeug zum Ausziehen der 
Zähne; ein veraltetes —— ein gläſernes De- 
itilliergefäß. 

Peltöme, n. ar. ſ. Belidnoma; Peliöm, m., auch 
Dihroit und Jolith, blauer durdicheinender 
Schörl; Peliöſis, f. gr. (v. peliün, ſchwärzlich od. 

„bleifarbig machen, v. peliös, ſchwärzlich oder blei- 
farbig) Heilf. die Blutunterlaufung, Blutfleden- 
krankheit. 

Peliſſe, k. fr. (mi. pellicia, it. pelliccia, althochd. 
pelliz, mhochd. belliz, belz — Pelz, v. l. pellic&us, 
a, um, aus Pelzen gemacht, von pellis, Fell, Pelz) 
ein Belz, Belzrod; gefütterter®inter-Überrod für 
rauen. 

Pelifiier, m. (fpr. pelifjjeh) Mod. ein nad) unten 
ſich weitender Überzieher mit fehr weiten Ärmeln, 
nad) Belilfier, Herzog von Malafom, dem Beendiger 
des Krimfrieges, benannt. 

Belite, pl. Tongefteine. 

Vellägra, n. gr. lübereinſtimmend mit lat. pellis, f., 
abgezogene Tierhaut, und zu griech. pelma, n., 
Sohle am Fuß, gehörig) Heilf. eine fhmerzhafte, 
flechtenartige Hautkrankheit, beſ. in Italien, die 
ſogen. mailändiſche Roſe od. der lombardiſche Aug» 
ſatz; sellagrös, gr.-lat. mit dieſer Flechtenfrant- 
beit behaftet. 

Pelle, f. niederd. (fein Fremdwort, niederl. pel, engl. 
peeljSchale; Pellkartoffeln, Kartoffeln mitSchale. 

Teienim pl. {. (von pellre, treiben) Abtreibe- 
mittel. 

Belleterie, f. fr. (v.pelletier, Belzhändler, I. gleichſ. 
pellitiarius, v. pellis, Fell, Velz) Pelz- od. Raud)- 
wert, Kürfchnerware; auch Belzhandel. 

Bellteteren, I. (pellicere, von per u. lacere, loden) 
durch ſchöne Worte Ioden, anloden. 

veil⸗meſſ, engl. = fr. pele-möle, ſ. d. 

Pelloͤnes, pl. (von sing. pellon) ſpan. Belzdeden, 
gem. von Ziegenfellen, in Südamerika bei Reifen 
zu Pferde über den Sattel gelegt. 

Belluzid, I. (peilucidus, f. perlucidus, von lucidus, 
lichtvoll, hell, v. lux, Gen. lueis, Licht) durchſichtig 
durchſcheinend; Pelluzidität, f. (pelluciditas) die 
Durchſichtigkeit. 

Pelopium, n. nl. (v. Pelops, ſ. u.) ein neue von 
H. Roſe im Tantalit entdecktes Metall; Belop- 
ſäure, k. Verbindung des P. mit Sauerſtoff; Pe— 
lopennẽs, m. (gr. Beloponnejos, zujfanmen- 
gejeßt aus Pelops und nesos, die Inſel, aljo In— 
jel des Pelops, nad) altgrieh. Sage Sohn des 
Zantalus und der Euryanafja, der dort einwans- 
derte und in Elis herrichte) der füdliche Teil Grie- 
chenlandg, die Halbinfel Mora. 

Belorion od. Peldron, n. gr. (von pelöros, &, on, 
ungeheuer groß) Heilk. ein Glied oder Körperteil 
von libermäßiger Größe. . 

Pelotage, f., r. n. fr. (fpr.—tdhie’) feines Kämel- 
haar, }. Kämelziege; auch eine geringe Art Vi— 
gogne-Wolle fir Hutmacher (ſ. Vigogne). 

Pelotte, f. fr. (prov., jpan. und port. pelota, it. 

illotta, ml. pelota, pilota; v. I. pila, Ball) ein 
Ball, Knäuel; bei. in der Heilf. Drudpoliter, der 
gepoljterte Ballen am Bruchbande, womit der her- 
ausgetretene Teil Hineingedrücdt und zurüdgehal- 
ten wird; auch die Bläffe am Kopfe der Pferde; |. 


Pel-Seide 


auch Plate 2.; Veloton,n. (fpr. p’lotöng) Kripr. 
die Rotte, Truppenabteilung, ein Heiner Haufe 
Soldaten zu Fuß von 20 bis 40 Dann, die zugleich 
abfeuern; dah. das Peloton-Feuer, Rottenfeuer; 
Peloͤtte, f. fr. ein Heines Rennſchiff. 

Pel-Seide, f. (v. it. pelo = I. pilus, Haar) Haar- 
jeide, Seide mit grobem Faden von den ſchwächſten 
Cocons, entg. der Organfin- und Tram- Seide. 

Pelta, f gr. (pelte) ein fleiner runder Schild; daher 
Peltäft, m. (griech. peltastes), pl. Peltaſten, mit 
ſolchen Schilden verjehene leichtbewafjnete Krieger 
bei den alten Völkern, beſ. bei ven Griechen. 

Belüche, f. fr. (pr. p'lüſch) = Plüſch, |. d. 

Pelnimeter, l.gr. (v. I. pelvis, Beden), r. Pelhko⸗ 
meter, n. gr. (v. pelyx, pelik&, Beden) Heil. ein 
Beckenmeſſer, Werkzeug zur Mefjung des weiblichen 
Beckens. 

Pembe, f. perj.(pembeh;türk.auchpambük,pamuk) 
Baummolle. h 
Pemmilan od. Pemmelin, n. nordamerik. gedürr- 
tes und zerſtoßenes fonzentriertes Zleifh vom Bi- 
ſon⸗Ochſen, als Nahrungsmittel für Jäger und 

Reiſende im hohen Norden von Amerika. 

Pemphigus, m. ul. od. Pemphtg, f. gr. (eig. Hauch, 
Luft, Zuftblafe) Heilk. der Blafenansichlag, die 
Neſſelſucht; pemphisndtich, blafenähnlich; blafen- 
od. blatterntreibend, 3.8. ein ſolches Fieber. 

Vemptäos, m. griech. (pemptäios, fünftänig, von 
— fünfte) Heilk. ein fünftägiges Wechſel— 
fieber. 

Penalität, f. barb.J. (fr. pénalité, v. I. poenälis, 
zur Strafe gehörig, v. poena, ſ. d.) die Straffällig— 
teit; Strafbeitimmung; code penale, m. fr. das 
franzöfiiche Strafgeſetzbuch. 

Penãten, pl. I. (Penätes, v. penitus, inwendig, im 
Innerſten) Schußgötter des Staates u. einzelner 
Samilien bei den alten Römern, Hausgötter, die 
im Innern des Haufes verchrt wurden; uneig. 
Wohnung, eigenes Haus, Herd. 

Bence, ſ. Benny. 

Veuchant, m. fr. (jpr. pangichang; v. pencher, nei- 
acn, prov. pengar, v. gleich]. [. pendicäre, v. pen- 
dere, hangen) der Hang, dieNeigung, Borliebe für 
etwas; Venchement, n. (pr. pangih’mäng) die 
Neigung, Sentung. 

Pendacülum, n. nl. (von I. pendere, hängen) ein 
Schuggehäng, Zaubergehent am Halfe; Bendant, 
m. fr. (jpr. pangddng) ein Gegenjtüd, Gegenbild, 
Geitenjtüd, ein Gemälde, das einem andern gegen- 
über gehängt zu werden geeianet ift; bei dem 
Strumpfnirteistuhl die an beiden Seiten ange- 
brachten Stangen; Pendard, m. (pr. pangddhr) 
ein Galgenſtrick, wer gehängt zu werden verdient; 
Pendeloque, f., pl. Bendeloquen (pr. pangd’- 
löden; fr. loque, Fetzen, Yappen; vgl. Breloque), 
die Anhängfel, ſchmückende Kleinigkeiten an Ohr— 
ringen, Uhrketten, Kronleuchtern 2c.; Pendentif, 
m. fr. Bauf.der Strebebogen, überhängende Bo en 
eine® Gewölbes, Gemwölbzwidel; Pendul oder 
Pendel, n. (vom lat. pendülus, a, um, hängend) 
auch Pendüle, fr. (le pendule, fpr.pangdühl') ein 
an gewichtlojer gerader Linie hängender, hin und 
her jhwingender Körper (einfaches od. mathe» 
matiſches Pendel); ein Schwingfjtab mit ange- 
hängtem Gewicht, ein Schwing- oder Schwung- 
aewicht, bei. an einer Uhr (Perpenpdifel); dab. 
Pendüle, f. (la pendule) oder Pendeluhr, eine 
Wanduhr; gew. Stuß- od. Standuhr; Pendel— 
flinte u. baltiftiihes Pendel, ſ. unt. Balliite; 
Kompeniationspendel, Roſtpendel; ideales 


Benny 035 
Vendel, einiaches Bendel; Neveriionspendel, 
Umfehrungspendel; Torfionspendel, Drehwage; 
ſphäriſches Pendel, Kegelpendel; Pendulin, ſ. 
Kottonvogel. 

Penelöpe, f. gr. des Ulyſſes (ſ. d.) Gemahlin, be— 
rühmt wegen der ehelichen Treue gegen ihren 
zwanzig Jahre abweſenden Gatten ꝛc. 

penetrieren, I. (peneträre, von penitus, inwendig 
binein, ins Innerſte) durchdringen, eindringen; 
durchſchauen, eraründen, erforſchen; Henetränt 
pen£trans), durchdringend, 3. B. eine ſolche Kälte, 
ein folcher Geruch; eindringend, ſcharſſinnig, z. B. 
ein folcher Berftand; Venetrantia, pl. durchdrin— 
gende Heilmittel; Heneträbel (I. penetrabilis), 
durchdringlich, durchdringbar; Venetrabilität, f. 
nl. die Durdpringlichkeit; Benetralien, pl.!. (pe- 
netralia) das Innerite, die geheimſten Tiefen einer 
Sache; Penetranz, f. nl. dic eindringende Kraft; 
Scharfſinn; Benetratipn, f. (penetratio)da3 Ein- 
dringen, Durddringen; Ergründung, Scharfſinn. 

Penguin, ſ. Pinguin. 

Rente, f. gr. (v. penesthai, arm od. dürftig fein) die 
Armut, Dürftigfeit; Fabell. die Göttin der Armut. 

henibel, fr. (p&nible, von gleichſ. I. poenibilis, von 
poena, Strafe, fr.peine, Mithe) mühſam, mühjelig, 
peinlich Ba ängitlih; Benibilität, f. barb.el. 
die Beinlichkeit, Ängftlichkeit. 

Beniche, f. fr. (pr. penihſch) eine Art Kanonen- 
ſchiffe in Frankreich. 

Penicill(um), m. I. (eig. ein Schwänzchen, Verkl. v. 
penis) ein Pinſel, beſ. Wundenpinſel von Pflückſel. 

Pentd-Zueder,n. (fr. nenide; nl. saccharum peni- 
dium, v. perj. panid, pänidh, fänid, arab. fänidh, 
türk. fanid, gereinigter Zucker, Zuckerwerk, perl. 
fanidan, Zucker reinigen) Elarer, gereinigter Zucker 
in Stangenform; aud) Gerſtenzucker. 

VBeninfüle, £. (l. paeninsula, von paene, faft, und 
insüla, Snfel) eine Halbinjel; peninsulär oder 
peninſulãriſch, zu einer Halbinjel gehörig oder 


dieſelbe betreffend; Beninfularfrieg, m. der 


ſpaniſch-portugieſiſche Befreiungsfrieg. 

Penis, m. l. (eig. und urſpr. der Schwanz, ſpäter 
cauda genannt) das männliche Glied. 

PBenitenzinria, f. it. = PBönitentiaria, ſ. d.; 
VBenitenziere, m. it. u. Penitencier, m. fr. (fpr. 
—tangßjeh) = Pönitentiarius, ]. d. 

penna, f. [. die Feder, Schreibfeder; penna duplex, 
f. I. eig. die doppelte Schreibfeder, eine Kopier— 
maschine; Bennäl, n. (ml. pennäle) die Feder- 
büchſe; ehedem lateinische Schule, Oyminafium, da— 
her friiher (jeit dem Ende des 16. durd) das ganze 
17. Sahrh.) Spottname für den neuangelommenen 
Studenten, jeßt Fuchs; dagegen Pennal in der 
heutigen Studentenfpr. ein Schüler; Bennalis= 
mus, m. das ehemalige Fuchsrecht, eine jchimpf- 
liche Behandlung od. Mißhandlung der Ankömm— 
linge auf hohen Schulen durd) ihre älteren rohen 
Mitihüler, im Sahre 1662 durd) ein Reichsgeſetz 
förmlich verboten. 

Menne, f. fr. oder Benne, Gaunerſpr. eine Nacht- 
kneipe der niedrigsten Art, die Herberge der joge- 
nannten PBennbrüder, d. i. Strolde, Vaga— 
bunden. \ 

penniglvaniiches Straf: oder Gefüngnisſhſtem, 
n.dasSjolierungsijyftem (f. d.), zuerjt von den 
Quäkern in Benniylvanien eingeführt. 

Penny, m., pl. Bence (fpr. penn), engl. ein Pfen- 
nig, Stüber, Schilling, die kleinſte engl. Silber» 
müngze, = 8,5 ®f.; Penny-a-liner, m. (jpr. — ä⸗ 
feiner) ein Pfennigſchreiber, Zeilenfchreiber, d. t. 


636 Penombre 


einer, der gleichſam einen Pfennig fiir die Zeile 
erhält, eine herabfeßende Bezeichnung für einen 
Reporter (ſ. d.); VPenny-Bank, f. eine Sparkafje 
für die Armeren in London; P.-Poſt, k. die Pfen- | 
nigpoſt, Stadtpoft in London; P.⸗-Wight, |. unter 
Pound. 

Venombre, ſ. Penu mbra. 

Venſa, ſ. Penſum. as 

Beniacola-Baumtvolle, f. eine im Handel ſehr 
aangbare Baummolle von der Benjacola- Bat in 
Florida. 

Venjätor, m. nıl. (v. 1. pensäre, wägen 2c.) eig. ein 
Wäger; ein Schäßer, = Tarator. 

Penfee, f. fr. (fpr. pangße'; v. penser, denken, prov. 
u. jpan. pensär, it. pensäre, u. dies v. [. pensäre, 
mägen, uneig. erwägen) Gedanfe, Betradhtung, 
Meinung, Einfall; auch das Stiefmütterchen, eine 
befannte Blume; die Stiefmütterchenfarbe, in3 
Rotbraune fallende Violett; pensée fugitive 
(fpr. — füſchitiw'), ein flüchtiger Gedanke; venſin 
(fr. pensif, jpr. pangßif) od. it. pensieröso, pen- 
ser0so, in Gedanken, nachdentend, nachdenklich, 
ſchwermütig. 

Penſion, £. fr. (ſpr. pangßjoͤhn; von l. pensio, Ab- 
wägung, Zahlung, Abgabe, Mietzins ꝛc.; v. pen- 
dẽre, wägen, zahlen) die Dienſtbelohnung, beſ. der 
Ruhegehalt, Ehren- oder Gnadengehalt, Ehren— 
ſold, das Jahrgeld; auch Koſtgeld, Beköſtigung, 
Verpflegung, Koſt u. Wohnung, Pflegegeld; Koft- 
od. Erziehungshans, Erziehungsanftalt, = Ben: 
jionsanftalt, aud Penſionät, n.; Benitenär, 
m. (fr. pensionnaire) ein im Ruheſtand Befind- 
licher; ein Kojtgänger, Koſtſchüler, Zögling, PVfleg- 
ling; Gaſt, Fremder; penſionieren (fr. pension- 
ner), einen —, ihm ein Sahrgeld od. Gnadengehalt 
geben; bei. ihn mit einem Sahrgehalt in Ruheſtand 
ſetzen; Venſionsfonds, m. das zum Zwecke der 
Ruhegehalte angejammelte Kapital, Ruhegehalts- 
falje; penſionsfühige Kompetenzen, Dienjtbe- 
züige, die bei Bemejjung des Ruhegehaltes ange-. 
rechnet werden. 

Penſum, n., pl. Benfa oder Benfen, I. (eig. das 
Zugewogene, von pendere, wägen) daS Zugeteilte, 
Aufgegebene, Zugemefjene, die Aufgabe, einem 
Schüler aufgegebene Arbeit. 

Pentachörd, n.gr. (von pEnte, fünf) ein Fünfſaiter, 
fünfjaitiges Tonwerkzeug; Pentadaktylos, m. ein 
Sinffingeriger; der Fünffingerfiſch; Hentadafty- 
Lich, fünffingerig; Wentäde, f. (gr. pentäs) fünf | 
Stud zufammengenommen, ein Gefünft, z. B. ein 
Sahrfünft, ee 
tagdn, n. ein Sünfzehned; Ventadit, f. Zahlen- 
ſyſtem, deſſen Grundzahl fünf ift; Pentadräch-⸗ 
mon, n. eine altgriechiſche Münze von fünf Drach— 
men, |. d.; Bentacdrum od. Bentadder, n. Meßk. 
ein Fünfflächner; pentadärtich, fünfflächig; Pen— 
taglötte vd. Bentäpfe, f. ein Fünfſprachenwerk, 
fünſſprachiges Bud, die Bibel in fünf Sprachen | 
oder Zungen; Bentagan,n. ein Fünfeck; Benta- 
gonäl-Dodefadder, n.j.unter Dodefadit; Hen- 
tagoniſch, Tünfedig; Ventagrammla), Venta-⸗ 

vamme, Pentaäͤlpha, n. der Drudenfuß, das 
Fünfwintelzeichen, uripr. die Figur, welche ent- 
iteht, wenn alle Seiten eine3 regelmäßigen Fünf- 
eds jo weit verlängert werden, da die Verlänge- 
rungslinien einander berühren; dann auch die aus 
zivei ineinandergejchobenen Dreieden gebildete Fi- | 
gur, als geheimnisvollesSinnbild und zauberfräf- 
tiges Zeichen in Altertum und im Mittelalter; 





Ben 


Piftillen; Pentakoſiarch, m. ein Anführer von 
fünfhundert Mann; Pentakrinit, m. eine zur 
Familie der Krinoideen (}. d.) gehörige Verſteine— 
rung, mit fünffantigem Stiel; Pentakroſtichon, 
n. (vgl. Akroſtichon) ein fünfzeiliges Namen- oder 
Anfangsbuchitaben-Gediht, Pentalemma, n. ein 
fünfgliederiger Schluß; Ventalpha, |. Benta- 
granına; Ventameter, m. ein Fünffuß, Fünf- 
füßler, fünffüßiger Vers, bef. im elegiichen Vers— 
maße (im Diftichon) dev mit dem Herameter wech— 
jeinde daktyliſche Vers; pentametriſch, fünffüßig, 
in fünffüßigen Berfen; Pentamäron,n.eineSalbe 


aus finf Beftandteilen; Ventandrin, pl. fünf- 


männige Bilanzen, deren Zmwitterblumen 5 Staub- 
täden haben (die 5. Kaffe in Kinnes Syitem); 
Pentangülum, n. gr... = Bentagsn u. Ben- 
tagramma, |. o.; Hentangulär, fünfwinkelig, 
fünfedig; pentanetdtifch, gr. fünf Blumenblätter 
babend; Pentapharmäkon, n. Heilk. ein fünf- 
faches Heilmittel; Bentaphoninm, n. ein fünf- 
ſtimmiges Tonftüc; ventaphhlliſch, fünfblätte- 
tig; Bentapla, ſ. Bentaglotie; Pentapölis, f. 
der Fünfſtädtebezirk; pentaptériſch, fünfflügelig; 
Bentabtöton,. n. ein Hauptwort mit fünf Beu- 
gungsfällen; Pentärch, m. ein Fünfherrſcher, einer 
von fünf gemeinichaftlihen Herrſchern; Pentar— 
chũt, n. od. VBentardhie, f. eine Fünfherrſchaft; 
Bentas, f. die Fünf, Finfzahl, fünf Stüd (vgl. 
Pentade); Bentajpdit, m. ein Flaſchenzug, Zug 
oder loben mit fünf Rollen; pentaſpermiſch, 
fünffamig; Bentaftichen, n. ein fünfzeiliges Ge— 
dicht; Pentaſthlon, n. ein Gebäude mit fünf Säu- 
lenreihen; Pentaſhlläbum, n. ein fünfſilbiges 
Wort; Pentateuch, m. (v. teuchos, n. urſpr. Ge— 
rät, Rüſtzeug, ſpäter auch Buch) der Fünfband, die 
fünf Bücher Moſis; Pentäthlon, n. = Quin— 
quertium, ſ. d.; Pentatönon, n. Tonk. ein 
Zwiſchenraum von fünf ganzen Tönen, die kleine 
Septime; Pentekontärch, m. (von pentekonta, 
fünfzig) ein Befehlshaber od. Anführer von fünf- 
zig Mann; Wentefodfte, f. (v. pentekostös, &, On, 
der ꝛc. fünfzigfte) der 50. Tag nad) Oſtern, Pfing- 
jten; Penthemẽron, n. eine Zeit von fünf Tagen; 
VBenihemimerts, f. (v. pente, fünf, u.hemimeres, 
halbteilig) Versk. ein aus fünf halben oder dritte- 
halb ganzen Füßen beitehender Versteil; bej. die 
nach drittehalb Füßen oder im dritten Zube (des 
Herameters) befindliche Zäfur; Pentere, Pen⸗ 
treime, f. ein Fünfruderer, Schiff mit fünf Reihen 
von Ruderbänken. 


eit von fünf Jahren; Bentades | Bente, f. fr. (fpr. pangt’; I. gleich]. pendita, vor 


pendöre, bangen, fr. pendre) ein Yang, Abhang, 
der Fall, das Gefälle des Waſſers. 


Pentekoſte, Penthemeron 2c., |. unter Benta- 


hord. 


Bentheiilen, f. gr. Fabell. eine Tochter des Mars 


und Königin der Amazonen (ſ. d.), die den Tro- 
janern zu Hilfe zog und gegen die Griechen focht, 
bis fie von Achilles getötet wurde; daher Penthe⸗ 
ſilẽen, pl. kriegeriſche, krieggluſtige Frauen. 


Pentimenti, it. eig. Neue, Anderungen, die nach— 


träglich in einem Kunſtwerk angebradjt werden. 


Benuftime, f. I. (v. pene od. paene, faſt, ultimus, 


a, um, der 2c. lebte) die vorleßte Silbe eines Wor- 
te3; Penultimus, m. der Vorletzte, bei. in Schul- 
Hafien; Benumbra, nl. (v. umbra, Schatten) od. 
fr. Penombre, f. (jpr. —Sngb’r) der Halbſchatten, 
der ſich unmerklich ın Licht verliert. 


Mennvie, k. I. (penuria) drüdender Mangel. 


Ventaghnien, pl. fünfmweibige Pflanzen mit fünf Wen, n. port. Kfipr. = Fuſti, ſ. d. 


People 


People, m. engl. (fpr. pihp!) Volk. | 

Peoͤte oder Ventte, f. it. (peota, peotta, v. deutſch. 
Boot) ein Feines Fahrzeug, bei. bei den Benetia- 
nern, verdecter Kahn, Gondel. 

Pepaͤnſis, f. od. Pepdsmmg, m. gr. (v. pepainein, 
reifen, p6pon, reif) Deilf. Zeitigung einer Krank— 
heit; Berdauung, Kochung; Pepaſticum, n. ein 
Beitigungs3- oder Beförderungsmittel; pepäftiſch, 
zeitigend; fochend, verdauend. Be 

Penerin od. Peperino, m. it. (v. pepe = l. piper, 
Pfeffer) Pfefferitein, eine graue vulfaniiche Ge- 
ſteinsart, häufig in der Ebene von Ron; Peperd- 
nis, pl. unreife Schoten des fpanischen Pfeffers in 
Eſſig eingemadt. 

Bepin, |. Pippin. — N 

Pepiniere, f. fr. (jpr. pepinjähr’; von pepin, der 
Fruchtkern) die Baumſchule, Pflanzenichule; uneig. 
eine Bildungsanftalt, bei. die für Feldärzte zu 
Berlin feit 1796; uneig. auch Seminariftin, Schü— 
lerin eines Zehrerinnenjeminars. 

PBeniten, pl. jpan. die in den Goldbezirten gefun- 
denen größeren Körner und Klumpen gediegenen 
Goldes. 

Peplos, m. gr., oder Peplum, n. lat. ein Falten— 
mantel, faltige3 Brachtkleid, ein griechifches weites 
und feines Frauengewand; aud) ein Schleier, Tep- 
pic, Umhang. 

Peppo, m. it. männl. Name, verderbt aus Giuseppe 
(pr. dſchuſeppe), Joſeph. 

Pepſis, f. gr. (von péssein, péptein, kochen, ver- 
dauen) Heilf. die Verdauung; Pepſin, n. der Ver— 
dauungsitoff, durch Auflöjfung der Nahrungsſtoffe 
die Verdauung bewirfend, und von Wasmann 
und Shwann aus dem Magenfafte zuerit dar- 
gejtellt; Heptifch, verdauend, die Verdauung 
befördernd; Peptika, pl. Berdauungsmittel, .die 
die Verdauung befördern; Peptöm od. Peptön, 
n. der durch die Verdauung umgeänderte Nah- 
rungsſtoff; aus Eiweißförpern durd Einwirkung 
des Magenjaftes gebildete Stieitoffverbindungen; 
Fleiih-Vepton, künſtlich aus Fleiſch hergeſtelltes 
Pepton, das Kranken, die an ſchlechter Verdauung 
leiden, als Nahrung dient. 

Vepuziäner, ſ. Montaniften unter mons. 

Pequin oder Pekin, m. fr, (fpr. pefäng), pl. Bes 
quins, chineſiſche geftreifte Seidenzeuge (von der 
gleihnam. Stadt in China); auch = Bhilifter, 
im Gegenjag zum Militär. 

per; !. durch, hindurch; mittel3; wegen, für; in Zu- 
jammenjeß. auch — au$-, er=, ver⸗ 2c.; it. Kfipr. 
für, 3. ®. per Zentner, für den Zentner ꝛc.; 
ver abusum, p. accidens und ähnliche Berbins 
dungen j. unter dem Folgemorte. 

Bere, eine Boritadt von Konstantinopel, der Aufent- 
halt der meijten vornehmeren Chrijten umd der 
Sit der Gejandten. 

peragieren, [.(per-ag£re, vgl. agieren) durchführen, 
vollenden, vollbringen; auch behandeln, abhan- 
deln; peräctis peragendis, nad Vollendung 
deſſen, was geſchehen follte; Peraftion, f. (1. per- 
actlo) die Bollendung. 

Keragrieren, |. (per-agräre, v. ager, Acker, Gebiet) 
durhmwandern, durchitreifen; Peragration (f. 
per-agratio), die Durchwanderung. 

Peraͤlta, m. jpanijcher Seft (ſ. d.) aus Peralta in 
Navarra. 

perambulieren, I. (per-ambuläre) durchwandern, 
PBerampulation, f. nl. die Durchwanderung, Be- 
reijung, Beſichtigungsreiſe; Berambuläter, n.— 
Hodometer. 


perdurieren 637 

peräguieren, l. (per-aequäre) völlig gleich machen, 
ausgleichen, gleich verteilen; Peränuation, f 
(per-aequatio) die Ausgleichung, Gleichmachung, 
be. von Schufdenlaften; Peräquätor, m. ein Ver- 
gleichitifter, Schiedsmann. 

perarieren,l.(per-aräre)durchpflügen,durchfurchen; 
Buchſtaben eingraben, fchreiben. 

per bacco! it., al3 Beteuerungsforntel: 
Bacchus! 

Veras, Brennziegel aus Teer u. Steinfohlenkleie. 

Bercale, f. fr. ſ. Perkal. 

Bercent oder por Cent, ſ. Brozent. 

Bercepteur, perceptibel, Perception ꝛc., |. unter 
percipieren. 

Perche 1., £. fr. (fpr. perfch’; vom I. pertica, ſ. d.), 
engl. Perch vd. Pearch (ipr. pertich), eine Stange, 
Rute, bef. Meßrute, ein englisches Längenmaß von 
5,5 Yards oder 16,5 engl. Fuß — 5,0% m; in 
Frankreich früher 18 bis 22 franz. Fuß oder 5,847 
bis 7,146 m. 

Perche 2., f. (ſpr. perjch’) franz. Leinwand, nad) der 
gleichnamigen Provinz benannt; Percheron— 
dferde, pl. eine Art Pferde, urjpr. aus der Pro— 
vinz Berce. 

Bereipieren, lat. (percipere, von capere, nehmen, 
fafien) einnehmen; faljen, wahrnehnen; Perci— 
pidnt, m. (percipiens) ein Empfänger; percep— 
tibel, nl. vernehinlich, faßlich, wahrnehmbar; 
Perceptibilität, f. die Haplichkeit, Wahrnehm- 
barkeit; Perception, f. lat. (perceptio) Rſpr. die 
Einnahme, Erhebung der Einkünfte oder Gefälle, 
Gelder, Früchte; Philoſ. Wahrnehmung, Vor— 
jtellung mit Bemußtfein; perceptiv, nl. emp- 
fangend, wahrnehmend; Werceptinität, f. das 
Wahrnehmungsvermüögen; Berceptenr, m. fr. 
(pr. — ßeptöhr) der Einnehmer von Abgaben, 
Zöllen, Steuern. 

perdable, fr. (ſpr. —dab’L; von perdre, verlieren; 
vom lat. perdere) verlierbar; Perdant, m. (pr. 
— ding) der Verlierer, Verfpieler; perdu (jpr. 
— di), verloren. 

per deliguium, j. unter deliqueszieren. 

perdendo und perdendosiz it. TZonf. jich verlierend, 
allmählich abnehmend. 

Berdiciten, pl. nl. (vom I. perdix, Rebhuhn) Reb— 
huhniteine, mit Rebhuhnsfedern ähnlichen Figuren, 
ein Naturſpiel. 

perdita, f. it. — fr. perte, ſ. d. 

Berdition, f. l. (perditio, von perdere, verderben) 
die ewige Verdammnis, der ewige Tod. 

Perdrix, £. fr. (pr. perdrih; vom lat. perdix, Gen. 
perdicis) das Rebhuhn; toujours perdrix (jpr. 
tuſchühr) —), immer Rebhuhn! d. i. immer etwas 
Leckeres, ein Ausruf der Überſättigung oder des 
Widerwillend; Werdrean, n. (Üpr. perdroh) ein 
junges Rebhuhn; pl. Perdreaux (ipr. perdröhß), 
Kripr. Rebhühnergranaten, Hagelgranaten, welche 
in Menge, wie ein Bolt Rebhühner, aus einen 
Mörjer geworfen werden; Perdrigon, m. fr. (pr. 
—göng; don perdrix, wegen der dem Nebhuhn- 
halje ähnlichen Färbung) verichiedene, ſehr ſchmack— 
Hafte Bflaumenarten, weiß, blau, vot oder ſchwarz. 

perdu, f. unter perdable. 

VBerdnelltön, f. I. (perduellio, v. duellum = bel- 
lum, Krieg) der Hochverrat; auch die Tötung oder 
der Mord eines Mitbürgers; Verdnellis, m. ein 
Staatsfeind (Rebell) Aufrührer. 

Berdnrieren, I.(per-duräre)ausdauern, aushalten; 
Herduräßel, ni. beharrlich, dauerhaft; Perdura= 
Bilisät, £. die Fortdauer, Beharrlichkeit. 


beint 


638 pereat 

per£at! [. (von perire, umkommen) er, fie oder es 
gehe unter! pl. Herkant, fie mögen untergehen! 
das Perkat, als Sachw. in der Studentenipr. entg. 
dem VBivat, 3. B. jemand ein Pereatbringen, 
d. i. ihm feinen Untergang anwünſchen, ihn zum 
Henker wünichen. 

Peregourdine, |. Perigourdine. 

Beregrinus, m. [. (v. peregre, über Land, von per 
und ager, Ader, Land) ein Fremder, auch männl. 
Name; Peregrina, f. weibl. Name: die Fremde; 
peregrinieren (I. peregrinäri), in der Fremde le— 
ben, auf der Wanderſchaft jein, umherreifen, mall- 
fahrten, wallen; Beregrination, f.(peregrinatio) 
die Wanderung, das Reiſen od. der Aufenthalt in 
der Fremde; VBeregrinätor, m. der Wanderer; 
Beregrinität, f. (l. peregrinitas) die Fremdheit, 
Fremdartigkeit, Ausländerei; Beregrinumdn, m. 
l.-gr. ein Fremdſüchtiger, Reifefüchtiger, Wander— 
lujtiger; Beregrinomanie, f. die Wander- oder 
Reiſeſucht. 

Pereuption, f. I. (peremptio, von perim£re, ver⸗ 
nichten) eig. Bernihtung, Tötung; Rſpr. der Ver— 
fall, die Berjährung, Ungültigwerdungeiner Klage; 
der endliche Beſcheid; peremptöriſch oder gew. 
peremtöriich (lat. peremtorlus, und al3 Adverb 
peremtorie),enticheidend ;unverziiglich, unbedingt, 
ein für allemal oder zum legten Wale; pereni- 
toriſche Einreden, zeritörende, die des Gegners 
zugeſtandenes oder bemwiejenes Recht dennoch ver- 
nichten. 

perendinus diös, m. l. (v. perendie, übermorgen) 
der dritte Tag von heute an, übermorgen. 

perennieren, lat. (perennäre, von perennis, das 
Jahr hindurch dauernd, von annus, Jahr) durch 
dDauern,ausdauern,überwintern;perennierende 
Pflanzen, durd)- oder ausdauernde, überſtändige 
Pflanzen, die ven Winter überleben, Dauerpflan- 
zen, Wintergewächſe; Perennität, f. (perennitas) 
die Fortdauer, Überwinterung. 

Bererration, £. nl. (vom l. per-erräre, durchirren) 
das Durgirren, Durchitreifen. 

Peretẽrion, n. gr. (v. perän, duchdringen, durch— 
bohren) Heilf. ein Bohrer, bei. Schädelbohrer, vgl. 
Trepan. 

Verdtte, £. fr. (vom it. pera, die Birne) die Birn- 
zitrone, eine Art Kleiner, blaßgelber, ſüßer, birn- 
förmiger Zitronen. 

Perewoͤs, m. ruf. (von pere, über, hiniiber, und 
wositj, führen, fahren), die Fähre, Überfahrt; Pe— 
rewöstichif, m. der Fährmann, Flöß- od. Boot- 
führer, Ferge. 

perfeft, perfeltibel, Perfeltion ꝛc., j. unter per- 
fizieren. 

perfer et obdüra, [. trage und dulde: ————— 
f. (ſpätl. perferentia) die — rduldung. 

perfide, fr. (ſpr. perfihd'; vom [. perfidus) treulos, 
argliſtig, verräteriſch; Perfidie, £. (perfidia) oder 
Perfidität, f. nt. Treubruch, Verrät. 

verfizieren, l. (perficöre, v. per u. facẽre, machen) 
zujtande bringen, vollenden; perfett, (1. perféctus, 
a, um), vollfommen, fertig; gejchidt; es wird 
etwas perfekt, es fommt zum Abſchluß, zu— 
itande; Berfeltum, n. Sprachl. die Zeitform der 
vollendeten Handlung in der Gegenwart, vollendete 
Gegenwart, z. B. ich habe gelejen 2c.; perfeftibel 
nl. vervolllommnungsfähig; Perfektibilität, f. 
dieBervollfommnungsfähigfeit; Bildſamkeit; Per— 
— m. die Behauptung einer fort- 
chreitenden anni de3 Menihenge- 
ſchlechts; Perfektibiltiten, pl. 


peri 


Lehre; Perfektion, k.l. perfectio) die Vollendung, 
Vollkommenheit; perfektionieren, nl. (fr. per- 
fectionner)vervollfommnen ;ausbilden,vollenden; 
Berfcktionierung, f-die Bervolllommnung; per- 
etto ‚modo, it. Tonk. volllommenes Zeitmaß 
(heißt der Dreitakt, weil die Zahl 3 nicht gerade 
geteilt werden fann). 

perforieren, [.(per-foräre)durchbohren; Perfora⸗ 
tton, f. nl. die Durhbohrung, Durchlöcherung; 
Berforiers od. Beriorations:Mafchine, Loch— 
maſchine, die dazu dient, Bapier mit Köcherftichen 
zu verjehen, z. B. bei Briefmarken; B.-Stempel, 

Lochſtempel; Werforatin oder Perforatarium, 
n. ein inochen- oder Schädelbohrer; Verfpratid- 
Trepdn, m. ein Bohrer, womit man einen Kno— 
chen einfach durchbohrt, ohne ein rundes Stüd 
auszubohren. 

Perfriktion, f. I. (perfrietio, v. perfrigesc£re, jich 
erfälten) die Erkältung, Eritarrung; Perfrige— 
rium, n. nl. (von I. perfrigeräre, abfühlen) ein 
hober Grad von Froſtgefühl in Fieberfrankheiten. 

Perfunktion, f. I. (perfunctio, von perfungi, ver- 
tichten, verwalten) die Verwaltung, Berrichtung, 
Reiltung; perfunftärtich (I. perfunctorius, a, um, 
und als Adverb perfunctorie), oberflächlidy ab- 
gemacht, nachläſſig. 

Berfufion, f. L. (perfusio, v. perfund£re, begießen) 
die Begiegung, Übergießung. —* 

Pergament oder r. Bergamen, n. (I. pergamena, 
sc. charta, d. i. Bapier von der Stadt Bergamus 
in Aſien, wo man es als Erſatz derBapyrusblätter 
verfertigte, deren Ausfuhr aus a Die eifer- 
jüchtigen Ptolemäer verboten, als Eumenes II. von 
Pergamus auch eine Bibliothek ſammelte)Schreib— 
leder, gegerbteg, mit Half gebeigtes und auf eigen- 
tümliche Weife zubereitetes Cjeld-, Schaf- oder 
Kalbsleder ꝛc. bei. zum Schreiben; eine auf ſolches 
Leder geichriebene Schrift oder Urkunde; Perga— 
ment-Drucke, pl. Bücher, welche wenigjtens in 
einigen Exemplaren auf Pergament abgezogeit 
find; P.⸗Papier, n. ein ſehr feites, durchſcheinen— 
de3, ungeleimtes Bapier, auch vegetabiliiches Per- 
gament genannt, das zum VBerpaden, zu fünftlichen 
Wurjtdärmen zc. dient; P.⸗Leder, ein lederähn- 
liches PBergamentpapier, das zu Büchereinbänden 
verwendet wird; P.⸗Ton, m. der Ton bei der 
Ausfultation, ſ. d. 2 

perge, I. fahre fort! weiter! pergieren (I. pergere), 
fortfahren, bei. im Reden ıc. | 

Pergola, f. it. (v. I. pergüla, Weingeländer) Laube, 
Weinlaube; ein überwachjener Bl in Gär⸗ 
ten; lauhenähnlicher Anbau an einem Gebäude; 
Pergolaͤto, n. Bauk. Bindewerk, Gitterwerk. 

per grato governo, ſ. unter gouvernieren. 

perhovreizieren, I. (perhorrescere, v. per u. hor- 
rescöre, Beginnzeitwort von horrere, jtarren, 
ihauern, ſchaudern) eig. vor etivas ſchaudern, ſich 
entjegen; etwa3 verabfäjeuen, abmwehren, von ſich 
weijen; Nfpr. verwerfen, für parteiifh erklären 
(einen Richter od. Zeugen); Perhorreſzenz. f. nl. 
Rſpr. Furcht vor Barteilichkeit eines Richters, — 
gen 2c. und rechtliche Verwerfung desſelben; Per— 
horreſzenz⸗ Eid, m. die eidliche Verficherung, daß 
man einen Nichter od. Zeugen nicht für unpar- 
teiiich halten fünne. 7 

Bert, m. u. f., pl. Peris, per. (v. peri, beflügelt, 
v. per, Flügel) Fabell. zarte, liebliche, feen- oder 
elfenähnliche Weſen, welche Schugengel der Men- 
ſchen find. 


Anhänger diejer ! gerk, gr. Vorw., um, herum; über, wegen ze. be- 


Perialgie 


zeichnet in Zuſammenſetz. bej. Umgebung, Berbrei- 
tung, auch Bollendung eines Kreisfaufes, = um-, 
herum-, umber-; ferner ein Überfchreiten, Über- 
reifen, eine Steigerung od. Verſtärkung, — über-, 
ehr. 

Perialgie, f. gr. (v. älgos, n. Schmerz) Heilf. ein 
jehr heftiger allgemeiner Schmerz; periälgiſch, 
daran leidend oder davon herrührend. 

Peridmma, n. gr. (v. peri-Aptein, umbinden) 
Amulet, ſ.d. 

Pertanthium, n. gr. (vgl. Anthos) die Blumenhülle, 
Blumenſcheide, Blütendede. 

Periäreſis oder Vertärdie, f. gr. (v. periaireın, 
tingsherum wegnehmen) das Wegjchneiden, Ab— 
nehmen von Gelhwüren ꝛc. 

Periaftrum, n. gr. (v. aster od. Astron, der Stern) 
der dem Hauptitern eines Doppelſternes am näch— 
jten liegende Punkt. 

Periantologie, f. gr. (v. autös, jelbit, u. legein, 
reden) Selbjtlob, Nuhmredigfeit; Periautoloͤg, 
m. ein ruhmrediger Menjch, Prahler. 

Periblẽma, n. gr. (v. peri-bällein, umwerfen; vgl. 
Beribole) der Ummurf, Umhang, die Hülle; der 
Büchereinband. 

Periblépfis, f. gr. (von blöpein, blicken) das Um— 
blicken, die Umſicht; Heilk. das ängſtliche Umher— 
ſehen der Irrſinnigen, das Stieren. 

Periböle, f. gr. (von peri-bällein, umwerfen, um- 
legen)der Umfang, Umfreis ; Redek.derRedeſchmuck; 
abgerundeter Sag; ein Umjchweif, eine weitläufige 
Beichreibung: Heilt— PB erikardion; Peribölos 
od. Peribölus, m. das Gehege, die Einfriedigung; 
Tempelhof. 

Peribronditis, f. Entzündung der Häute, welche 
die Quftröhrenäfte umgeben, vgl. Bronditis. 
Peribröſis, f. gr. (v. bibroskein, frefjen,nagen) eig. 
da3 Umnagen; Heilf. die Augenmwinfelzerfreffung, 

Augenliderfräße. 

Pericardium, j. Perifardion; Pericarpium, 
j. Perikarpion. 

Pericharie, f. gr. (v. chairein, ſich freuen) Entzük— 
fung, große, lebhafte Freude. J 

Pericholie, f. gr. (v. chölos od. chole, Galle) Heilk. 

bermaß an Galle; Perichölus, m. ein Gall 
füchtiger. 

Berihondrium, n. gr. (v. chöndros, Knorpel) die 
Knorpelhaut; Perichondritis, f.diefinorpelhaut- 
Entzimdung. 

Hericlitieren ꝛc., ſ. unter periculum. 

Verieranium, |. Berifranion. 

pericälum, n., pl. perieüla, I. der Verſuch, die 
Brobe; die Gefahr; pericülum in mora (fr. peril 
en demeure), Gefahr beim Berzuge, dringende Ge— 
fahr beim Zaudern; Yerifulds (1. pcriculösus), 

efährlich, mißlich; Perikuloſität, f. nl. die Ge- 
ährlichkeit; geriflitieren (1. periclitäri) Gefahr 
laufen, in Gefahr jein; wagen, verjuchen; peri— 
tlitaͤnt (periclitans), wagend, Gefahr laufend; 
Beritlitation, f. (l.periclitatio) die Gefährdung, 
das Wageſtück. i 

Perieyititis, f. gr., ſ. Perikyſtitis. 

Peridesmium, n. gr. (v. desmös, Band) Heilf. die 
Bänderhaut; Veridesmitis, f. Entzündung der 
Bänderhaut. 
eridät, m, fr. = Chryfolith. 
eridrömis, f. od. Peridrängs, m. verf. Peri⸗ 
droͤm, gi. (von drömos, Lauf) ein Säulengang, 
Gang zwiichen Säulen u. Mauern; auch eine Art 
Geiltanz. 

Periegẽſe, Perieneiis, f. gr. (von peri-ögeisthai, 


Perimyſium 639 


herumführen) dag Herumführen u. Vorzeigen von 
Merkwürdigkeiten, die Fremdenführung, die Orts— 
und Länderbeſchreibung; Periegẽt, m. (gr. perie- 
getes) ein Herumführer u. Erklärer des Merkwür— 
digen; Städte und RYänderbefchreiber. 

Periergie, f. gr. (v. peri-ergos, überfleißig, über- 
trieben jorgfältig) übermäßige Sorgfalt, Kleinlich 
feit u. SBeinlichkeit; bef. die allzukünſtliche, gefucht: 
Schreibart. 

Perigäum, n. gr. (peri-gaion; vgl. Gäa) die Erd— 
nähe, der Standpunft eines Planeten, bef. des 
Mondes, wo er der Erde am nächiten fommt, enteo. 
Apogäum. | 

Beriglöttis, f. gr. (vgl. Gloſſe) die Zungenhaut. 

Perigonium, n. gr. (d. gone, das Erzeugende, die 

eugung) die innere Blumenfrone oder Blüten- 
hülle; Berigoniafien, pl. die die innere Blumen- 
frone bildenden Blätter. 

Perigord (pr. —göhr) od. Berinneng (pr. —göb), 
m. fr. ea ai Braunſteinerz, nach einer Pro— 
binz gleichen Namens in Frankreich genannt; kfr, 
Trüffel aus diefer Zandichaft, die Trüffel über- 
haupt; A la Perigord od. Périgueux, mit Trüf— 
feln; Perigourdine oder Peregourdine, f. ein 
franz. Tanz im ®s-Taft u. in Form der Menuett. 

Perighnien, pl.(v. ar.gyne, Weib, d.h. Biftill, ſ. d.) 

flanzen, deren Blütengejchlecht3teile auf dem 
Kelche fißen. 

Perihelium, n. ar. (v. hölios, Sonne) die Sonnen- 
nähe der Planeten, entg. Aphelium. 

Peritardion od. Pericardium, n. gr. (v. kardia, 
Herz) der Herzbeutel, das Herzfell; perikaͤrdiſch. 
zum Herzbeutel gehörig oder ſich darauf beziehen. 
(4. B. perifardiihe Arterien, Venen ıc.); 
Perifarditis, f. Entziindung des Herzbeutel®. 

Perilarpion oder Bericarpinm, n., pl. —ien, gt. 
(von karpös, Frucht) das Samengehäufe bei ven 
Pflanzen; Heilf. (von karpös, die Handwurzel) ein 
— welches um die Handwurzel gelegt 
wird. 

Perikläſis, f.gr.(vonperi-kläein, umbrechen) Heilk. 
ein Bruch, beſ. Beinbruch. 

Periklin, m. gr. (von peri-klines, ſich ringsum 
neigend, abſchüſſig, in Beziehung auf die Lage der 

Endfläche der Prismen) der Kieſelſpat, eine Art 
Feldſpat. 

Beritochlion, n. Esch (von kochlias, Schnede, 
Schraube) die Schraubenmutter. 

Beriföße, £., pl. —n, gr. (v. periköptein, ringsum 
bejchneiden, abjchneiden) ein Abfchnitt; bej.ein Ab— 
Schnitt aus den Evangelien und Epijteln, welcher 
bejtimmt ijt, an Sonn- und Feittagen vorgelejen 
und erklärt zu werden. 

Perifranion od. Perieranium, n. gr. (vgl. Kra- 
nion) die Schädelhaut, das Hirnſchalhäutchen. 

Verifgkitis, f. gr. (v. kyste od. kystis, die Harn— 
blaje, vgl. Kyittis) eig. Entzündung der Blaſen— 
umbüllung, d. i. Bauchfellentziimdung. 

herimaddriich, gr. (v. madarös, fahl) Heil. haut» 
verderbend, hautzerfrejjend. 

Perimöter, m. gr. (peri-metros) der Umfang, Unı- 
kreis; perimétriſch od. perimeträl, umkreiſig, im 
Unmfange, dem Umfange nad). 

Berimetritis, f. gr. (v. möter, Mutter, vgl. Metri- 
ti3) Entzündung des die Gebärmutter umbülle::- 
den Bauchfelles. 4 

perimieren, lat. (per-imöre) vernichten, zerſtören, 
umbringen. 

Perimyfinm, n. gr. (von ms, Maus, Muste!) 
Heilk. die Muskelhaut. 


640 Perinäum 


Perinäum od. Perinkum, n. gr. (perinaion oder 
perineon) Heil. die Schamleiſte, das Mittelfleifch, 
der Damnı, Verbindung zwifchen Scham u. After; 
Perinäockle, f. ein Schamleiftenbrud, Mittel- 
fleiſchbruch. 

Berinephritis, f. ar. (von nephrös, Niere; vgl. 
Nephritis) Nierenktapfelentzündung. 

Rerinyftides, pl. qr. Heilk. = Epinyktides, ſ.d. 

Periöcha, f. gr. (periochg, v. periechein, umfaſſen) 
der Umfang, die Umgebung; der Inbegriff oder 
Furze, gedrängte Anhalt, 3. 3 eines Buches; auch 
ein umgrenzter Abfchnitt, ein Stüd einer Schrift, 
welches ein Ganzes bildet. 

Bertöct od. Bertöfen, pl. gr. (peri-oikoi, v. 01kos, 
Wohnung) Ummohner, Nahbarn; Erdb. Neben- 
wohner unter einerlei Breiten od. Parallelfreifen 
der Erde; freie Bauern in Sparta. 

%eriode, f. gr. (periödos, v. hodös, f. der Weg; l. 
periödus, eig. Umgang, Umlauf) Sternf. der Kreis- 
lauf, regelmäßige Umlauf eine Planeten; Chro- 
nol. eine Neihe von Fahren, nad) deren Verlauf 
die nämliche Begebenheit oder das nämliche Zeit- 
merkmalwiederkehrt, j.Z ykel; ein Zeitraum, Beit- 
abſchnitt; Heilf. die monatliche Neinigung des 
weiblichen Geſchlechts; Redek. ein kunſtvoller, ge- 
gliederter Sag; Periodenbau, m. der Öliederjab- 
bau, Redebau; Periodent, m. (gr. periodeutes, v. 
periodeuein, umreiſen „Bl Periodeuten, Herum⸗ 
ziehende; wandernde Arzte, Marktſchreier ꝛc.; im 
Mittelalter auch wandernde Gehilfen der Biſchöfe; 
deriodeutiſch, herumziehend, wandernd; markt⸗ 
ſchreieriſch; Periodizität, £. nl. der Umlauf, die 
Viederfehr in gewiflen Zeiträumen; der Kreislauf 
derNiatur;perisdifch (gr. periodikös),umlaufend, 
regelmäßig wiederkehrend; zeitweilig wechſelnd; 
vorübergehend; periodiſche Kontrolle, regel- 
mäßige,wiederfehrendellberwahung Nachprüfung 
— — 
nale ꝛc.) periodiſche Krankheiten, Wechſel— 
krankheiten; periodiſche Winde, Zeit-od. Wech— 
ſelwinde; periodiſcher Monat, die Umlaufs— 
zeit des Mondes von dem Frühlingspunkt an ge— 
rechnet bis wieder dahin (vgl. ſideriſcher Mo— 
nat); periodiſchſchreiben, in Gliederſätzen od. 
wohlgerundeten Redeſätzen jchreiben; periodiſie⸗ 
ren, in Berioden einteilen, die Perioden feitjegen; 
Beriodift, m. (fr. periodiste) ein Zeitjchriften- 
ichreiber; Berivdnlogte, f. griech. die Lehre vom 
Periodenbau; periodoloͤgiſch, vedejaß- od. rede- 
baufundlid. 

Periodynie, f. gr. (von odyne, Schmerz) Heilk. ein 
heftiger Shmerzim ganzen Körper, —=Berialgie. 

Peridbe, f. gr. (v. Ops, Geficht) die Umschau, eine 
Sternwarte; Perioͤptrik, f. die Umjtrahlungs- 
lehre, Lehre von ver Beugung der Lichtitrahlen an 
Dberflächen der Körper; perisptrifch, auf dieſe 
Lehre bezüglich. 

Periorama, n. griech. (v. periorän, umherſchauen) 
ein Umſchaugemälde, Rundſchaubild; vgl. Pano— 
rama. 

Periorbita, f. gral. (vgl. Orcbita) Heilk. die Augen— 
höhlhaut. 

Perioſtẽum od. Perioſt, n. gr. (von ostéon, Kno— 
chen) die Bein- oder Knochenhaut, das Beinhäut- 
hen; Berioftitis, f. die Entzündung der Bein- 
haut; Perioſtöſis, f. die oberflächliche Knochen— 
geſchwulſt. 

Peripätos, mn. gr. (v. pexi- patein, herumgehen) der 
Spaziergang, das Luſtwandeln und der dazu be— 
ſtimmte Ort; Peripatẽma, n. od. Peripateſis, 


Periſcii 


f. das Umhergehen, Spazierengehen; ernſte Unter- 
haltung; Peribatetiker, m. Anhänger der Lehre 
des Ariitoteles, der in einem Spaziergange, dem 
Lykeion bei Athen, zu lehren pflegte (ogl.Xyzeum); 
deripatetiich, umherwandelnd; der Lehre und 
Schule des Ariftoteles angehörend, ariftotelifch; 
Peripatetismus,m. die Lehre der Beripatetifer. 

Peripetaͤsma, n. gr. (von petannynai, ausbreiten) 
das ringsumher Ausgebreitete, die Umhüllung, 
ein Teppich, Vorhang. 

Peripetie, f. gr. (peripsteia, v. peripiptein, um- 
fallen, umfchlagen) das plößliche Umfchlagen der 
Glücksumſtände, die unerwartete Veränderung, 
en des Knotens in Schaufpielen, die Um— 


ehr. 

Beriphacitis od. Periphafitis, f. gr. (v. phake, 
a Heilf. die ———— der Linſenkapſel des 

uges. 

Peripherie, f. gr. (periphéreia, von peripherein, 
herumtragen, periphéresthai, fich herumbemwegen) 
der Umfang eines Kreijes; Bezirk; Peripherie— 
Geichwindigfeit, en P.⸗ 
Winkel, m. ein von 2 Sehnen gebildeter Winkel, 
deſſen Scheitelpunft im Kreisumfang liegt; peri— 
uhcriich, umkreifend, umlaufend; am Umtreije 
od. äußeren Umfang befindlich; periphertiieren, 
im Umfang meffen. 

Periphräſis oder Veriphrdie, f. gr. = Para— 
phraiis; periphrditiih, — paraphraſtiſch. 
Peribphrixis, f. gr. (v. phrissein, ſchaudern, frieren) 

Heilf. der Froitichauer. 

Peripleröma, n. gr. (vgl. Pleroma) die Erfüllung, 
Erjegung. , 

Beriplöce, f. gr. (periploke, von periplekein, um» 
mwiceln) das Umwickeln, die künſtliche Einhüllung 
von Dingen, die verſteckte Rede. 

Periplũs, m. gr. (von plöos, plüs, die Schiffahrt) 
Umſchiffung, Küftenbejchreidung. 

Peripneumonie, k gr. (vgl. Prreuntonie)dieQungen- 
Entzündung; beripneumanifh, zur Lungen— 
Entzündung gehörig oder daran leidend. 

Heripolygäntich, gr. (vgl. Polygon) vielfantig, viel- 
flächi 


g. 
Peripſema, n. gr. (v. peripsän, abwiſchen) eig. ab— 
gewijchte Unreinigkeit; ein laſterhafter Menſch; ein 
a is, RB Bir 
eripſhris, f. gr. (v.psyxıs, Kühlung, d.psychein, 
— völlige Abkühlung oder Erkältung; Heilk. 
ein allgemeines Fröſteln, die jog. Gänſehaut. 
Beripteros, m. gr. (eig. rings beflügelt; v. pteron, 
Flügel; vgl. Dipteros) ein von Säulengängen 
rings umgebened Gebäude; Peripterium, n. ein 
äußerer Säulengang, eine Säulenhalle. 
Periptöſis, f. gr. (von peripiptein, umfallen, um— 
ichlagen) Beil, die entfcheidende Wendung; der 
Umſchlag einer Krankheit. | 
Periphema, n. gr. (v. pyon, Eiter) Heilf. Umeite- 
rung, Eitererzeugung. 1 ; 
Bertrrhanterion,n. gr. (v. perirrhainein, bejpren- 
gen) ein Sprenggefäß od.-Gerät, Weihwaljergefäß; 
Beihmaffer- od. Sprengmwedel. E21? 
Perirrhexis, f. gr. (vgl. Rhexis) Heilk. die Ab- 
reißung, Abbrechung, z.B. eines Knochens. 
Berirrhde, k. gr. (perirrhoia, v. perirrhein, rings 
umfliegen) Heilf. das Umfliegen, mehr- od. all- 
ortiges Ausfließen. 
Peris, f. gr. (von pera, Sad, Taſche) Heilk. Die 
Mutterſcheide. 


Berifckt, pl. gr. (peri-skioi, v. skiä, der Schatten) 


Erdbeichr. Umfchattige, Kreisfchattige, nahe an den 


Perijchthismus 


Polen wohnende Bölker, denen die Sonne mehrere ı 
Zage od. Monate gar nicht untergeht, fo daß ihr 


Schatten in 24 Stunden um fie herumläuft. 

Berifeythlsmus, m. oder Beriichtbifls, f. griech. 
(periskythismös) die friiher bei den Schthen üb- 
lihe Schindung, das Hautabziehen, Schinden 
Stalpieren,} h 

veriſtoͤpiſch, gr. (von peri-skopein, rings umher- 
fchauen) sh, umſichtig; 53 he 
Gläſer, Umfichtögläfer, fonverfonfave (von Wol— 
laſton, ſpr. Usläjt’n, erfundene) Augengläſer, bei 
denen man an den Rändern ebenſo gut ſieht, wie 
in der Mitte. 

Periſpermium, n. gr. (von sperma, der Samen) 
— Berifarpion. 

Periſuhhrion, n. gr. (sphyrön, Knöchel) ein Band 
oder Ring um die Knöchel, Fußring als Schmud. 

Periſprit, m. nach Anficht der Spiritiften (f. d.) ein 
Mittelglied zwiſchen Geift und Körper, das ins 
Denfeit3 übergeht, ein geiftiger, verklärter Leib. 

Beriffodaktylus, m. gr. (von perissös, überflüſſig, 
übermäßig) ein mit überzähligem Finger od. mit 
überzähligen un Verſehener, aud) der über- 
zählige Finger jelbit. 

Berifiologie, f. gr. (von perissös, übermäßig, und 
legein, reden) der Wortſchwall, Überfluß in Worten 
oder in Reden, die Weitjchweifigfeit; Beriffäng, 
n. f. Berittoma. 

Berifiomeros,n. gr. (von perissös, übermäßig viel, 
überflüffig, und meros, Teil, Glied) mit über- 
zähligen Gliedmaßen. 

geriftältifch, gr. (von peristellein, umgeben, um- 
fafien) Heilf. wurmförmig, ſ. motus peristalticus. 

periitätiich, gr. (von peristasis, der Umftand, von 
periistemi, ich jtelle oder ftehe herum) umständlich, 
ausführlich. 

Berifterien, n. gr. (Verkl. v. peristerä, f. Taube) 
ehem. eine über dem Altar ſchwebende Fünjtliche 
Taube zur Aufbewahrung der gemweihten Hoftien. 

Beriftöle, f. gr. (vgl. periftaltifch) Heilf. die wurm- 
fürmige Darmbemwegung. 

Veriftöma od. Periſtomium, n. gr. (von stöma, 
der Mund) Heilf. der Mundrand, die Mündung. 

Periftröma, n. griech. (vgl. Stroma) = Peripe- 
tasma. 

Periſftröphe, f. gr. (vgl. Strophe) die Umkehrung 
des gegenteiligen Beweiſes. 

Periftijl od. Beriftylium, n. gr. (peristylon, von 
stylos, Säule) Bauf. ein Säulengang, eine Säu- 
fenhalle, ein freier Pla ringgum mit Säulen 

Beriinftäte, £gr.(ogl. Syftofe) heilt. der d 

yſtöle, f. gr. (vgl. Syftole) Heilf. der Herzens— 
— die Zeit zwiſchen zwei Pulsſchlägen, 
perite, j. peritus. (Pulspauſe. 

Peritonãum od. Peritonẽum, u. gr. (peritönaion, 
eig. das Darübergejpannte, von peri-teinein, Dar» 
überfpannen) Heilf. das Bauchjell; peritonääl, 
nl., oder peritondiich, zum Bauchjell gehörig; 
Peritonnitis od. Peritonitis, f. gr. die Baud)- 
fell-Entziimdung. 

Veritrochion od. Peritrochium, n. gr. (von tro- 
chös, Rad) die Achſe oder Welle eines Rades; auch 
ein an feiner Achſe feites Rad. 

Perrittümg,,n. gr. (v. perittos — perissös, über- 
fifiie) das Ubriggebliebene, der Überfhuß; Heilf. 

er nad) der Verdauung übrigbleibende Reit von 
Speifen, Unrat; Rüditand von Krankheiten. 
peritus, a, um, |. erfahren; al3 Adverb perite, 
erfahrnermweije, mit Einfiht; peritus artis,m. ein 
Kunitverjtändiger; p. juris, ein Rechtskundiger. 
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


—— — —— — — — —— — — — — — — — —— —— — — — — 


perluſtrieren 641 


Perithphlitis, f. gr. (von typhlös, blind) Entzün- 
dung des den Blinddarm einhüllenden Bauchfells. 

Perizöma, n. gr. (von peri-zönnynai, umgürten) 
eig. Gürtel, Schürze; Heilf. ein Brudhband an 
Nabelbrüchen; auch das Zwerchfell; Perizöſis, f. 
die Umgürtung, Umbindung. 

Perjurium, n.!. ein Meineid, falfcher Eid; poena 
perjurii, f. die Strafe de3 Meeineides; Herjuridg 
(perjuriosus), meineidig; perjurieren (l. perju- 
rare). faljch ſchwören, einen Meineid begehen; 
Perjuration, f. nl. das Falſchſchwören, Schwören 
eines Meineides; Perjürus, m. ein Meineidiger. 

Perkaͤl, m. (fr. percale, vom perf. pergälah, grobes 
Zeug) ein dichtgewebtes oftindisches Baummollen- 
zeug, feiner als Mitkal, ].d. 

Perkan, ſ. Bercan. 

Berkinismus, m. das Heilungdverfahren dur 
Streichen der krankhaften Teile mit zwei. Nadeln 
von verſchiedenen Metallen, von Perkins (geſt. 
1799) in Nordamerifa erfunden. 

perfolieren, I. (percoläre) durchſeihen; Perlola⸗ 
tion, f. I. (percolatio) die Durchjeihung, Läute- 


rung. 

perlontieren od. perfutitieren, |. (percontäri 
od. percunctäri) erforichen, jich erfundigen; Per⸗ 
fontation oder Perfunftaston, f. (percontatio) 
die Erfundigung, Nachfrage. 

Berfünds, m. Gewitter- und Feuergott der alten 
heidniſchen Breußen. 

perfurrieren, [. (per-currere) durchlaufen, flüchtig 
durchjehen ; Perfurfion,f.(l.percursio)das Durd)- 
laufen; dag flüchtige Durchgehen, Überdenten. 

perfutieren, I. (percutöre, v. per u. quat£re, jchüt- 
teln, ſtoßen) erſchüttern, ſtoßen; perkutient (lat. 
percütiens), erſchütternd, ſchlagend; beklopfen, 
durch Beklopfen unterſuchen; Perkuſſion, f. (lat. 
percussio) der Stoß, Schlag, die et: 
bef. in der Heilk. die Unterſuchung durch Beklopfen; 
Perkuſſions⸗Gewehr, n.die Schlagſchloß⸗Büchſe, 
deren Ladung mittels einer Knallmiſchung durch 
den Schlag des als Hammer geſtalteten Hahns ent- 
zündet wird; P.⸗-Maſchine, f. eine Stogmajchine 
zu Verſuchen über die Geſchwindigkeit bemwegter 
Körper nad) dem Stoße 2c.; P.-Satz, Bümbiap, 
Zündmaſſe; B.-Schloß, u. Schlagſchloß, Hammer- 
ſchloß; B.-Zundung, Schlagzündung; Perküſſor, 
m. der Totſchläger, Mörder; ein Zermalmungs⸗ 
werfzeug. 

Berl, eine Leine Letternart, Kleindrud. 

Verla, f. ml. (auch perüla, pirüla — Birnden, 
Bernlein) die Berle; Heilf. ein milchweißer, perl- 

—— Perl⸗Aſche, f.reine Pott⸗ 

aſche aus Amerika; Perlcantille, Cantille (ſ. d. 
unter Canna) von halbrundem gepreßtem Drahte; 
Perlen-Efſenz, eine Gelatinelöſ ung, die mit dem 
filberglänzenden Stoffe aus den Schuppen des 
Weißſiſches vermifcht ift und mit der Glasperlen 
im Innern überzogen werden: P.-Kupfer, in 
Körnern gegofienes Kupfer; B.=&erfte od. Berls 
graue, die feinfte Öraupenjorte; Verlit, m. Berl- 
jtein; Berlfraniheit, Zinnentraniheit; Perls 
mutter, n. die innere Schicht der PBerlmutter- 
Muscelichalen; Periſucht, Tuberfulofe des Rind- 
vieh3; Werlüre, f. fr. die perlähnlichen Knoten 
am Hirſchgeweih; Perlzwiebel, kleineLauchzwiebel, 
in der Küche und als Würzgewächs verwendet. 

perludieren, I. (von ludöre, jpielen) jcherzen, vor- 
ipiegeln; perluſöriſch, I. (perlusorius) jcherzend, 
Ipielend, täujchend, zum Schein. 

perinftrieren, I. (perlusträre)durchmwandern; durch⸗ 

41 


642 Perma 


ſehen, durchmuſtern, genau durchgehen und beſich— 
tigen; Perluſtration od. Perluſtrierung. k. nl. 
die Durchſicht, Durchmuſterung. 

Perma, n. ein ruſſiſches Gewicht — 3582 kg. 

Bermanganät, n. übermanganfaures Kali. 

dermanieren, I. (permanere) fortdauern, verblei- 
ben; permanent (permänens), fortdauernd, be- 
harrlich, beitändig, ununterbrochen, entg. interi- 
miſtiſch; Permanentweiß, n. eine dauernde 
Waſſerfarbe, aus Schwerjpat od. Witherit gefertigt, 
auch Barytweiß genannt; Bermandnz od. Per⸗ 
manfion, f. nl. die Fortdauer, Ständigfeit, Be- 
barrlichkeit; das Verbleiben, 3.B. einer gefeßgeben- 
den oder u Verſammlung. 

Verme, m. türf. (peremeh, v. gr. peräma, Ort zum 
Überjegen, Überfahrt) ein Fleines Fahrzeug zum 
Überjegen, ähnlich einer Gondel. | 

per me, l. meinetivegen; per me licet, j. licet. 

bermeäbel, I. (permeabilis, v. permeäre, hindurd)- 
gehen) durchdringli, durchdringbar (penetra- 
bel); Bermenbilität, f. nl. die Durchdringlichkeit, 
Durchdringbarkeit; Permeation, f. das wechſel— 
ſeitige Durchdringen zweier Körper. 

vermiſche Formation, f. die beſ. im Gouverne— 
ment Perm in Rußland entwickelte, zwiſchen der 
Steinkohlenformation und der ſogenannten Trias 
liegende Gebirgsformation, welche in Deutſchland 
die Formationen des Rotliegenden und des Zech— 
ſteins umfaßt. 

permiſzieren, l. (per-miscere) vermiſchen, ver- 
mengen, verwirren; permiſzibel, nl. vermiſchbar; 
Permixtion, f. (l. permixtio) die Vermiſchung. 

Hermittieren, I. (permittere) erlauben, geſtatten, 
gulalien, beivilligen; Permittierte, pl. Beur- 

aubte; Permiß, m. (l. permissus, Erlaubniß) ein 

Erlaubnisichein, Sreifchein, fr. permis; permis 
de sejour, m. (fpr. permi d’ ßeſchuͤhr) eine Aufent- 
heitsfarte; Permißgeld, n. Wechjelgeld, eine (fin- 
gierte) Rechnungsmünze, in welcher zu Antwerpen, 
Brüfjel, Gent 2c. Wechjel ausgeftellt werden; per- 
missu superiörum, I. mit Erlaubnis oder Ge- 
nehmigung der Öbern ; Permiſſion, f.([.permissio) 
die Erlaubnis, Bewilligung; Permiſſionär, m. 
bei wandernden Kunftreiter- oder Schaujpieler- 
truppen der vorausreiſende Geſchäftsführer, der 
an jedem Orte die Erlaubnis zum Auftreten ein» 
zuholen und alles Erforderliche vorzubereiten hat; 
Permiſſioniſten, pl. Fremde, welche die Erlaub- 
nis zum Wohnen in einer Stadt haben; avec per- 
mission, fr. (fpr. — miffjöng) und con permis- 
sione, it. mit Erlaubnis; permissive, nl. er- 
laubnismeije. 

Permigtion, j. unter permifzieren. 

bermobieren, I. (per-movere) bewegen, erregen, 
rühren, reizen; Permotion, f. (permotio) die Be- 
mwegung, Erregung. 

sermutieren, |. (per-mutäre) umtauschen, vertan» 
ichen, verwechjeln; permutdbel, nl. vertaufchbar; 
Bermutdnt, m. (l. permütans) der Umtaujcher; 
Bermutatton, f.(l.permutatio) die Bertaufchung, 
Verwechſelung, der Umtauſch; Größenl. Berjegung. 

Pernaubük, = Fernambuk, ſ.d. 

vernegieren, [.(per-negäre) gänzlich leugnen, durch⸗ 
aus verneinen. [beulen an den Füßen. 

PBerniönen, pl. [. (pernio, pl. perniönes) Froſt— 

Bernife vd. Perniſſe, f. fr. (vgl. it. pernice, Reb- 
huhn = perdice, v. l. perdixz) das Rothuhn, eine 
Art Rebhuhn. 

Berniten, pl. gr. (von perna, der Schinken) verftei- 
nerte Schinfenmuscheln. 





nn — — — — — —— — — — — nn — — —— —— —— —— — — — 


perquirieren 


pernizids, |. (perniciösus, v. pernicies, das Ver— 
derben) jchädlich, zerjtörend; bösartig, 3. B. Heilf. 
perniziöfe Wedfelficher, 

Pernizität, f. I. (pernicitas, von pernix, behend, 
ſchnell) die Behendigkeit, Hurtigkeit. i 

pernnoftieren, I. (pernoctäre, von nox, G. noctis, 
die Nacht) iibernachten, Nachtlager Halten; Pers 
noftänt, m. (pernöctans) ein Übernachtender; 
Pernoftation, f. (ſpätl. pernoctatio) das Über- 
nachten. 

Pero, m. it. männl. Name — Peter. 

Perodẽéell, m. ein gelblicher, grau untermiſchter To- 
pas in Brafilien. 

Perodynie, f. gr. (v. pera, Taſche, Sad, ſ. Magen) 
Heilf. Magenweh, = Kardialgie. 

PBeröntg, n. gr. (v. perün, lähmen) Heilt. Lähmung, 
Beihädigung an den Sinneswerkzeugen; Peröſis, 
f. die Verſtümmelung. : 

per omnes passus et instantias, ſ. unt. Paſſus. 

Peröne, f. gr. (peröne) eig. Spite, Stachel, Zunge 
einer Schnalle, Spindel; Heilf. das Wadenbein, 
die Heine Beinröhre; Peronẽen, pl. (nl. muscüli 
peron&i) die Wadenbeinmusfeln. 

Peronoſporaſpritzeſvon Peronospöra, einem ſchäd— 
lichen Pilze), k. Rebenſpritze. 

perorieren, I. (per-oräre) eine Rede (bei. Schulrede 
halten; eine Rede zum Schluß bringen, endigen; 
Peroration, f. (peroratio) die Schlußrede, der 
Redeſchluß; eine öffentliche Rede, be. Schul- oder 
Übungsrede. 

Peröſis, ſ. unter Beroma. 

Perogyd, j. unter Dryd. R 

perpendieren, [.(perpend£re) eig. genau abivägen; 
erwägen, unterjuchen. { 

Verpendifel, m. r. n. [. (perpendicülum, n. vor 
pendöre, bangen) die jenkrechte Linie oder Senk— 
rechte, Yotrechte, da3 Rot, Senkblei; das Pendel; 
Berpendifulär (I.perpendiculäris), fenfrecht, lot⸗ 
vecht, ſchnurgerade nad) dem Mittelpunkte der Erde 
a Perpendikularität, f. nl. die jenkrechte 


age. 
Berpefiion, f. {. (perpessio, von perp&ti, erdulden) 
das Erdulden, Ausſtehen, die Ertragung. 
perpetrieren, [.(perpeträre, von paträre, zujtande- 
bringen) begehen, vollbringen; Perpetration, f. 
(jpätl.perpetratio) die Bollziehung, Vollbringung; 
Perpeträtor, m. der VBollzieher, Täter. 
perpetüus, a, um, l. ununterbrochen, bejtändig; 
Perpetün, f. weibl. Name: die Beitändige; in 
perpetüum, fiir immer, zu ewigen Zeiten; Ber- 
petüum mobile, |. Mobile perpetuum; per- 
petuum silentium, |. Silentium; Perbe— 
tuäne, Perpetudlle, auh Sempiterne, £. fr. 
Dauerzeug, ein ſehr dauerhaftes Wollenzeug, eine 
Art Serge; perpetuch (fr. perpetuel) oder per⸗ 
petuierlich, fortwährend, ununterbrochen, ewig; 
PBerpetudle, f. = Smmortelle; auch eine Pa⸗ 
pierblume; perbetuieren, I. (perpetuäre) immer- 
während erhalten oder fortjegen, in die Länge 
zichen; immer fortdauern; Perpetuation, f. nl. 
immermwährende Fortdauer; VPerpetuität, f- I. 
(perpetuitas) ununterbrochene Yortdauer z. B. 
eines Amtes; Perpetuitäten, pl. eig. Unaufhör— 
lichkeiten; liegende Stiftungsgiter. 5 
perpieg, |. (perplexus, eig. verflochten, verivorren, 
von plectere, flechten) verwirrt, betreten, beſtürzt; 
vperplexieren, verblüffen; Perplexität, f. (ſpätl. 
perplexitas) die Verworrenheit, Beſtürzung, Un- 
ſchlüſſigkeit. 
perquirieren, I. (perquirere, v. quaerẽre, ſuchen) 


Perron 


unterſuchen, nachſuchen, erforſchen; Perquiſition, 
k. nl. die gerichtliche Nachforſchung, Unterſuchung; 
Bitte domestica, f. die gan) uchung; 

erquiſitions⸗Proteſt, m. die Wechſel-Ver— 
werfung, wenn der Bezogene zur Verfallzeit des 
Wechſels nicht ausfindig zu machen ist; Perqui— 
fitor, m. I. der Nachforſcher, Unterfucher. 

Perron, m. fr. (fpr. perröng; f. pierron, v. pierre, 
Stein) ein fteinerner Auftritt, eine Freitreppe vor 
einem Haufe; der Platz zum Ein- und Ynötteigen 
auf Bahnhöfen, Bahnfteig. 

Perroquet, m. fr. (fpr. perrofeh) eig. der Papagei 
(it. parrocchetto, etwa Pfäffchen, v. l. parochus, 
ſpan. parroque, Pfaffe, weil die Geistlichen diejen 
Bogel zuerst gehalten haben, fowie das fpan. pa- 
pagayo, it. papagallo wörtlich Pfaffenhahn be- 
deuten); eine Art Feldftuhl; die Schiffsftrenge; in 
Baris auch: der Abfinth (wegen der grünen Farbe); 
Be: f. (pr. perrüſch) ein langgeſchwänzter 

apagei. 

Berrotine f. eine von Berrotin Rouen erfundene 
Zeugdrudmafchine, mit welcher 3 Farben zugleich 
gedruckt werden fünnen. 

Perrüche, |. unter Berroquet. 

Berrüde, f. (fr. perruque, it. perruca, parruca; 
ipan. peluca, v. pelo —=!. pilus, Haar) eine Kopf- 
bededung von fremden Haaren, der Haaraufjaß; 
Perrüguier, m. (fpr. perrüdjeh) ein Perrüden- 
macer, Haarfräugler. 

Perry, m. engl. (fr. poire, von poire, Birne = |. 
pirum) Birnenmoft; aud) ein roter Champagner- 
weit. 

Perſan, mm. fr. (pr. perkdng) eig. ein Perſer; Bauk. 
eine tragende Bildjäule, ein Balfenträger (vgl. 
perfiihe Ordnung unter PBerjien). 

perjeribieren, I. (perscriböre) aufichreiben, auf- 
zeichnen; verzeichnen, überſchreiben; Perſeription, 
f. (l. perscriptio) die Niederſchreibung, Aufzeich- 
nung, Eintragung. 

verjerutieren, I. (perscrutäri) durchforichen, Durch» 
juchen, genau unterfuchen ;Berferutation, f.(per- 
scrutatio) die Durchſuchung, Erforichung. 
er se, [. an fich, für fich, von ſelbſt. 
ersea gratissima oder Laurus persea (vom |. 
Pers£&a, qr. perseia, d. i. zu Perſeus gehörig, ein 
heiliger Baum Agyptens, der wohl zu Ehren de3 
Berjeus jo genannt wurde, aber mit dem Baume, 
der jeßt Werten heißt, nichts gemein hat), ein 40 bis 
50 Fuß hoher, zu den Yaurazeen gehöriger Baum 
Brafiliens und Weftindiens, der in feiner Heimat 
Abafatebaum od. Abafäde, bei uns auch Ad- 
vogatebaum oder Advofatenbaum genannt 
wird. Die fleiichigen, fauftgroßen, birnförmigen 
Früchte heißen Advogator- oder Alligator- 
birnen und werden mit Gewürzen und Salz als 
Obſt gegeffen. 

perfelutant, Perſelution ꝛc., ſ. unter perje- 
quieren; Perſebhöne, |. Brojerpina. 

Perſenning, n., pl. Berfenninge, Schifferipr. ge- 
teerte3 Segeltuch, daS über freiliegende Waren 
ulm. gedecdt wird. 

perjequieren, I. (pers&qui) u. perjefutieren, fr. 
(pers&cuter)verfolgen, ausführen; gerichtlich nad)- 
jegen, belangen, drängen; Perſekution, f. l. (per- 
secutio) die Verfolgung; Perſekũtor, m. jpätl. der 
Verfolger, Nachſteller; ein zudringlicher, läftiger 
Menſch; perſekutänt, fr. verfolgend, zudringlic). 

-Perfeus, m. gr. Fabell. ein griech. Held, Sohn Ju— 
piterö u. der Danas, tötete die Gorgone Meduja; 
auch ein Sternbild am nördl. Himmel. 


persona 643 


Berfevdnten, pl. (v. jr. poursuivants, Part. von 
poursuivre, verfolgen, nachgehen, l. prosequi) die 
Sehilfen eines Herold2. 

herfeverieren, (.(perseveräre) beharren ; Perſebe⸗ 
vantia u. Perſeveraͤnz, f. (perseverantia) Die 
Beharrlichkeit, Ausdauer. — 

Perſien, n. (gr. Persis, l. Persis, Persia) ein Land 
in Aſien; der Perſer, die Perſerin, Eingeborne 
dieſes Landes; Perſer od. Berfiäner, m. Naturk 
eine perſiſche Vogelart mit weißen und ſchwarzen 
Federn u. einem langen Schwanze; auch eine Art 
Borzellanmalzen, u. eine Art Klippfiiche; Pelzwerk, 
delle perfiiher Schafe; perſiſch, zu Perſien ge— 
hörig, dort einheimifch, daher fommend; pers iſche 
Erde, das engliſche Braunrot; perſiſch-blau 
(fr.pers od. bleu de Perse), grünblau, dunkelblau; 
perjifch-rot, korallenrot; die perſiſche Ord- 
nung, eine Säulenordnung, wo Sklaven-Bilder 
die Stelle der Säulen vertreten; Perfienne, f. fr. 
(pr. —Bijenn’) fein gemufterter perfiicher Zits; aud) 
ein leichter Fenſterladen, Saloufie. 

berfiflieren, fr. (persifler, eig. auszifchen, auspfei— 
jen, v. siffler, I. sibiläre, zifchen, pfeifen) auf eine 
feine Art verfpotten, lächerlich machen; Perfiflage, 
f. (fpr. perhifldhfeh’) die Spötterei, das Aufziehen, 
feiner Spott; Perſifleur, m.(jpr.—flöhr) ein Auf- 
zieher, Berfpotter. 

Verfifo, m. it. (von persica, Pfirfich, ſpan. persigo, 
v. [. persicum, eig. perſiſche Frucht; fr. persicot) 
Pfirfich-Branntwein, ein mit Bittermandelöl ver- 
milchter Likör. 

Perfimon, m., pl. Perfimönen, die Dattelpflaune, 
der virginifche Lotusbaum, eine Zierpflanze aus 
Amerika mit großen Blättern u. purpurroten Blu- 
men (Diospyros virginiana). 

Perſio, j. Cudbeard; perſiſch, |. unt. Perſien. 

Perititieren (1. persistere), auf etwas beharren, be- 
ſtehen; perfiftent (I. persistens), beharrlich, feit 
bleibend; Perſiſtenz, f. nl. Beharrlichkeit, auch 
Hartnädigkeit, Eigenfinn. | | 

perſolvieren, I. (persolvere; vgl. folvieren) bezah- 
len, völlig abtragen. 

persona, f. I. (eig. eine Maske) eine Perfon, d. i. 
ein ſelbſtbewußtes, fittlich-Ffreies Einzelmejen, bei. 
hinfichtlich jeiner Lebenzitellung oder, der Rolle, 
welche e3 im Leben oder auf der Bühne fpielt; 
Ripr. eine Berjon od. ein Menjch, jofern er in der 
bürgerlichen Gejellihaft gewiſſe Rechte zur haben 
fähig ift, ein vechtsfähiger Menfch (jeder, der nicht 
Sklave ift); in persona, in Perſon, perſönlich, 
jelbit; pro persona, für od. auf die Perjon, auf 
den Mann; moraliihe Perſon, j. unt. Moral; 

ersona grata, eine bei den Vorgeſetzten od. bei 
Eochgefteltten gern gefehene Perſon; persona in- 
fämis, ehrloie Berjon; p. miserabilis, mitleids- 
würdige, bedrängte Perſon, z. B. Waije; p. pu- 
blica, in einem öffentlichen Amte ftehende Perſon, 
(in Beziehung auf das Amt) ein Staat3beamter, 
Schriftiteller, Schaufpteler; ſpottweiſe auch ein 
öffentliches Frauenzimmer; p. susp6cta, eine ver- 
dächtige Perſon; p. turpis, eine beriihtigte Per- 
ion; derjonäl (I. personälis) oder perjonek (fr. 
personnel), als Nebenw. I. personaliter, fr.per- 
sonnellement (pr. perhonnell’mdng), perfönlich, 
in Berfon, in eigener Perfon, felbit; Perfonal- 
Alten, pl. die Akten über die perfünlichen Berhält- 
niſſe, Fähigkeiten, Leiſtungen 2c. eines Menjchen, 
bej. eines Bedntten: P.-Arreft, |. Arreſt; P.— 
Konto, Rechnungen, die bejtimmten Perſonen er- 
öffnet u. geführt werden (Gegenf. Sahen-Konto); 

41* 


644 Verſpektiv 


P.⸗Ktredit, m. Kfſpr. perſönliches Zutrauen; P.⸗ 
Släubiger, m. wer für ſeine Schuldforderung kein 
Unterpfand bat; P.-Steuer, f. Perſonen- oder 
Kopfiteuer; P.⸗Unidn, f. die Vereinigung zweier 
od. mehrerer übrigens jelbjtändiger Staaten unter 
der Regierung eines Fürjten oder einer Fürften- 
familie; Bol, m. Perjonen- oder Leibzoll; 
Berfonälle), n. die Berfonenzahl, aus welcher ein 
Kollegiumzc. bejteht; die Gefamtzahl der bei einem 
Unternehmen 2c. angeftellten oder mitwirkenden 


Perſonen; Berfonalien, pl. ((. personalia) Ber- | 


jönlichkeiten, perfönliche Anzüglichkeiten od. Belei- 
digungen; bej. die näheren Umftände od. Lebens» 
umftände einer Berjon, 3.8. eines Verſtorbenen; 
pronomina personalia, j. unter Pronomen; 
perfonalifieren, fr.(personaliser)PBerjönlichkeiten 
od. perjünliche Anzüglichkeiten angeben, anzüglich 
fein od. ſchildern; Perſonalift, m. nl. dem ein ge- 
wiſſes Recht, (3.8. die deutſche Reichsſtandſchaft) 
nur für feine Berfon (nicht jeiner Güter wegen) zu- 
iteht; Perſonalität, f. die Berjönlichkeit, Eigen» 
Schaft einer Perſon; auch das Fürſich-beſtehen eines 
vernünftigdenfendenWejens: pl. Berjonalitäten, 
perjönliche Anfpielungen; Berjonät, n. eine Kir- 
hen-Wiürde od. Pfründe in einer Dom- od. Stiftö- 
firhe; bloß perſönlicher Vorrang ohne Kirchen- 
gemwalt (entg. der wahren Dignität mit Kirchen- 
gewalt); gerjonifizteren, in eine Berfon verwan- 
deli, allgemeine Begriffe, Eigenjchaftenzc., leblofe, 
unbejeelte Dinge oder audy Tiere, als Perſonen 
bandelnd od. redend einführen; Perſonifizierung 
oder Perſonifikation, f. die Darjtellung einer 
Sache zc. als Perſon, Berfonendihtung, — Pro- 
jopopödie; Perjonnage, f. (ipr. perßonnähſch') 
fr. (le personnage) eig. = Perſon, bej. eine vor- 
nehme Perſon; gem. im Scherz oder Spott: ein 
jeltfjamer Menſch. 

Beripeftip, n. nl. (v. perspicere, ſ. peripizieren) ein 
Fernrohr, Fernglas; Werfpeftin-Tineäl, n. die 
Kippregei, ein am Fuße des Fernrohrs zum rich» 
tigen Stellen angebradhtes Lineal; Perſpektive, 
f. die Ferndarftellung, Fernzeichnung, Ferndar— 
ſtellungskunſt, Sernfihtsmalerei, Schaubild, Fern⸗ 
bild; die Ausſicht; auch bildlich für Aussicht in die 
Zukunft; Vogel-Perſpektive, Bogelihau,Dar- 
ſtellung, Zeichnung od. Anſicht eines Gegenſtandes 
ſchräg von oben; role, dieſelbe orig bon 
unten; vgl. Ravalier-B.; perfpeftihifch, in die 
‚serne gezeichnet oder gemalt, ſchaubildlich, im 
Schaubild; perfpettivifhdes Gemälde, ein 
Schaubild, Ternjichts - Gemälde; Perfpneftin- 
Schnede, f. das Wirbelhorn, eine fehr fchöne 
Kreiſelſchnecke. 

deripirieren, I. (perspiräre, von spiräre, hauchen, 
atmen) ausdünſten, ſchwitzen; perſpiräbel, ni. 
ausdünſtbar, ausdünſtend, ſchweißig; Perſpira⸗ 
tion, f. die Ausdünſtung, der Schweiß; perjpt- 
ratsöriſch, die Ausdünftung befördernd. 

deripizieren, I. (perspicere, von spec£re, fehen, 
hauen) durchſehen, durchſchauen, befichtigen, er- 
fennen, perjpifäbel, jihtbar, erfennbar; Perſpi⸗ 
fazität, f. |. (perspicacitas) die Scharffichtigfeit, 
der Scharfſinn; Scharfblid, Hellblid; perspicüe, 
Adverb, deutlid, Far, offenbar; Perſpikuität, f. 
(f. perspicuitas) die Durchſichtigkeit, Deutlichfeit, 
Berjtändlichkeit. 

perjtringieren, |. (perstringere, vgl. jtringieren) 
durchziehen, durchhecheln, jehr tadeln. 

perfuadieren, |. (persuadere, v. suadöre, zureden, 
überreden) überreden, bereden, glauben machen, 


| 
| 


| 





Berüde, |. 
perüla, £. !. (Verkl. v. pera, Ranzen, Duerjad) ein 


pervertieren 


ich perfundieren, ſich einbilden, glauben; er= 
uaſibel (I. persuasibilis, fr. persuasible), über- 
— einleuchtend, auch leicht, zu überreden; 

erſuaſion, f. (I. persuasio) die Überredung, Be- 
redung; persuasio dolösa, Liftige oder argliftige 


'Überredung; persuasoria od. Berfuaforien, pl. 


nl. Überredungsmittel. 


per sub=-et obreptiönem, ſ. unt. fubrepieren. 
perte, f. fr. oder p6rdita, 


f. it. (v. fr. perdre, it. 
pördere, verlieren) Kfipr. Verluft, bef. an Wechjel- 
zahlungen. 


gerterrieren, I.(perterrere; vgl. terrieren)erfchref- 
ken, in Furcht ſetzen. 
Pertika, f. !. eine Stange; Meßrute; it. früher ein 


Längenmaß, bej.inRorvditalien,v.verjchied. Größe, 
in Sardinien —3,0s3m; Pertica quadräta, ein 
Flächenmaß, in Mailand — 6,545, in Piacenza — 
7,83 franz. Are. 


Pertinar, m. I. (von tenax, feithaltend, f. d.) ein 


Halsſtarriger, Hartnädiger; Pertinazität, f. nl. 
Hartnäcdigkeit, Halsſtarrigkeit, Beritocktheit. 


Bertinieren, I.(pertinere, v.tenere, halten) fich auf 


etwas beziehen, dazu gehören; pertinent (!. per- 
tinens), fhielih, zur Sache gehörig, pafjend, zweck— 
dienlich, a Pertinentien oder Pertis 
ntenzien, pl. (l. pertinentia) daS Zubehör; zu- 
ehörige Grundftüde; cum pertinentiis, mitZu- 
Ans Pertinenz⸗Stück, n. ein zugehöriges 
üd. | 


Berturbieren, !.(perturbäre; vgl. turbieren)ftören, 


beunruhigen, verwirren, in Schrecken ſetzen, aus der 
Faſſung bringen, bejtürzt machen; perturbiert, 
beunruhigt, beftürzt2c.; Berturbatton, f.(pertur- 
batio) die Unruhe, Beſtürzung, Verwirrung; Vers 
turbatiönen,pl-Sternf. Störungen, Abweichungen 
der Planeten von ihren elliptiihen Bahnen um 
die Sonne, durch die Einwirkung anderer Planeten 
hervorgebracht; perturbatio critica, Heilk. die 
Aufregung, welche der Entfcheidung (Krife) einer 
Krankheit vorangeht. | 


Perubalſam ⸗perubianiſcher Balfam, . d.; Peru⸗ 


ummi, die zu Pulver geſtoßene Wurzel einer 
Asphodelus- oder Schopflilienart, die anitatt des 
Gummi-Tragant3 und des Dertrind verwendet 
wird; Peruſalpeter = Chilifalpeter, ſ. d.; Peru⸗ 
Berrüde. ſſilber, Neufilber. 


Säckchen; Bot. eine häutige od. rindige Hülle eines 
Pflanzenteils, 3.8. einer Knoſpe. 


perunianifcher Balſam, ın. (1. balsamum peru- 


viänum), ein didjlüffiger Balfam, der aus dem 
peruvianifchen Balfamholze (Myroxylon peruife- 
rum) gewonnen und der Schofolade zugejeßt oder 
zu Räüchereſſenzen gebraucht wird; auch zum Schuß 
offener Wunden auf diejelben geftrichen; perubia⸗ 
niſche Rinde (v. Beruin Südamerika), j.China- 
Rinde; Berüptenne, £. fr. (fpr. perümjenn’) eig. 
peruanifcher Seidenſtoff: geblümter Gros de Tours, 
auch Brüfienne. 


perbagteren, I. (pervagäri; vgl. vagieren) durch⸗ 


Ichweifen, durchſtreifen; ſich ausbreiten. 


Pervaſion, f. nl. (v. 1. per-vadöre, Hindurchgehen) 


die Durchſtreifung, Durchdringung. 


pervertieren, I. (pervertere; vgl. vertieren) ber- 


drehen, verderben; perpers(l.perversus), verfehrt, 
verwirrt, verdorben; midernatürlich, im engern 
Sinne=homoferuell, .d.; Berberfion, I 
versio)die Verkehrung, Berichlimmerung, das Ver— 
derben; Perverſität, f. (1. perversitas) die Ver- 
fehrtheit, Verderbtheit, z. B. des Herzens. 


perbeitigieren 


»erbeitigieren, I. (pervestigäre, v. vestigäre, auf» 
jpüren, von vestigium, Fußftapfe) durchſuchen, 
unterfuchen; Perveftigation, f. (pervestigatio) 
die Durhfuchung, Austpürung. 

Berbigilien, pl. I. (pervigilia, eig. Nachtwachen) 
nächtliche eier od. Feſte, welche von den Alten der 
Ceres, Benus und dem Apollee. zu Ehren ge- 
feiert wurden. 

herbolvieren, [. (pervolvere; vgl. volvieren) durch⸗ 
blättern, durchſuchen; gründlich ftudieren. 

bervulgieren, I. (pervulgäre; vgl. Vulgus zc.) ge- 
mein oder befannt, ruchbar machen, ausbreiten, 
unter die Leute bringen; Perbulgation, f. nl. die 
Ausbreitung, Ruchbarmachung. 

Perwenez, m.ruff. (v.perwüi, dererite), Erjtgebor- 
ner, erites Kind, Erſtling; auch Name eines ruf. 
Kriegsichiffes. 

pes, m., pl. pedes, I. der Fuß, bei. Versfuß; pes 
equinus, Heilf. der Bferdefuß, Klumpfup; per 
pedes, zu Fuß; per pedes apostolörum, zu Fuß, 
wie die Apojtel, gem. auf Schufter8 Rappen. 

Peſaͤde, f. fr. (v. peser, wägen und wiegen, durch 
ein Gemwicht niederdrüden und aufheben; v. l. pen- 
säre, it. pesare) Reitk. das Bäumen, das Aufheben 
der Borderfühe eines Pferdes ohne Bewegung der 
Hinterfüße; peſänt, ſchwer, wichtig; läjtig, be- 
ichwerlich; pesänte, it. Tonf. ſchwer, Behr langjam 
und mit Würde. 

Peſchito, f. ſyr. (eig. die einfache, mortgetreue) Be- 
nennung der älteiten ſyriſchen Überlesung des 
Alten und Neuen Tejtament3 aus dem 2. Jahr). 

Peſeéta, f. Verkl.v. Peſo, f.d.) feit 1871 die Grund» 
lage de3 jpan. Münzſyſtems, eine Silbermünze = 
100 &entimos — 0,80 M. 

Belo, m. it. (v. l. pend£re, wägen, pensum, das Ge— 
mwogene) Kfipr. die Laſt, das Gewicht; in Bologna 
u. Brescia früher ein Handelsgewicht v. 25 Libbre 

. zu 361,851 g, aljo— 9,046 kg; al peso, nad) der 
Schwere, nad) dem Gewicht, = al marco (f. unter 
Mark; verich. alnumero; peso grosso, ſchweres 
Gewicht, Schiffsgewicht; p. sottile, leichtes Ge- 
wicht; Peſo, m. früher auch eine jpan. und jegt 
nod) eine merifanifche u. füdamerifan. Rechnungs— 
münze von durchſchnittl. Wert — 4,20 bis 440 M. ; 
Peſo Dura oder P. fuerte, d. i. harter P. (gem. 
kurzweg Duro, Harter, genannt), der ſpan. Piaſter 
od. harte Taler — 4,20 bis 4,0 M.; P. de Plata, 
der Silberpiaſter, eine früher im jpan. Handel übl. 
Rehnungsmünze — ?/, P. duro. 

pessarium, pessülum u. pessum, n., pessülus 
u. pessus, m. [. (gr. pessös, pessön) Heilk. ein 
Mutterfranzg, Mutterzäpfchen, ein länglichrundes 
Zäpfchen, aus Wolle, Seiderc. mit Harz oder Wachs 

emacht u. mit Heilmitteln gemijcht, in die Mutter- 
Pheibe oder den After zu jteden. 
pessime,!.(Superl.v.pejus,j.pejor) ſehr ſchlecht, am 
ſchlechteſten, amfjchlimmitenzc.; Beifimismus, m. 
nl. die Zehre oder Meinung, daß die Welt durch— 
aus fchlecht fei; die Neigung, alle Dinge von der 
Weisheiten Seite zu nehmen; Peſſimiſt, m. ein 
erteidiger des Peſſimismus; ein Menſch, der alles 
bon der nlimmiften Seite betradtet, ein Schwarz- 
jeher; entg. Optimismus zc., j.d.; peſſimiſtiſch, 
dem Peſſimismus entjprechend, ihm huldigend, 
ſchwarzſeheriſch. 
ssulus, pessus, ſ. pessarium. 

BR, n. in den Gegenden des Schwarzen Meeres 
ein ſtark eingekochtes Pflaumenmus. 

Peftildnz, f. lat. (pestilentia—= pestis) die Peſt, 

uche; Peſtilenzwurz, f. der große Huflattich; 


petillieren 645 
peſtilenziäliſch, nl. peitartig, peſtähnlich; der Peſt 
ausgeſe t; verpeſtet anſteckend; Peſtilentiarius, 
m, ein Peſtpfleger; Peſtprediger, welcher Peſtkranke 
zu beſuchen hat; in Leipzig noch jetzt Titel einer 

ae Predigerjtelle fürr einen der jüngſten Geift- 
ichen. 

Petälon, n. gr., oder Petälum, n. ml. ein Blatt 
bei. ein Blumenblatt; Betalismus, m. eine Ber- 
bannung auf fünf Jahre aus Syrafus, wobei die 
Abftimmung über den zu Verbannenden auf 
Dlivenblättern (p&tala) gejchah, vgl. Ditrazis- 
mu3; Petalit, m. eine (&ithion enthaltende) Art 
Feldſpat; petaloTdiich, blattähnlich, be. blumen- 
blattähnlid; Betaloferen, pl. Kerbtiere mitblätt- 
tigen Fühlhörnern; Petaloſömen, pl. Blattfiiche, 
me: Vetalürg, m, ein Blechſchläger, Gold- 

äger. 

Betärde, f. fr. (p&tard, m., v. peter, eine Blähung 
hörbar abgehen lafjen, uneig. krachen, lat. ped£re, 
peditum, it. und fpan. petardo) eine Spreng- 
büchfe, ein Sprengftüd, kegelförmiges Geſchütz zur 
Sprengung der Tore und Mauern; ein Bulver- 
ſchwärmer, Froſch zu Luſtfeuerwerken 2c.; petars 
dieren (fr. petarder), Sprenggefhüß anmwenden, 
Tore 2c. aufiprengen; Petardier (jpr. —djeh) od. 
Petardierer, m. ein Feuermerfer. 

Petäfus, m. gr. (petäsos) ein Hut mit breiter 
Krempe, Schirmhut; bei. Merkur geflügelter 
— — uneig. das breite Schirmblatt mancher 

anzen. 

Petauriſt, m. gr. (von petaurizein, auf dem Geile 
tanzen, petauron, dag Gerüſt der Gaukler zc.) ein 
Seiltänzer, Luftſchwinger. 

Petechen, Petechien od. Peteſchen, pl. (it. petec- 
chia, fr. petechie, nl. petechia, ml. peteccia, v. l. 

etigo, Räude; vgl. peticulae) Heilf. Feine rote 

lecken auf der Haut der Menjchen, gew. Zeichen 
von einer Art Nervenfieber; Petehiäls o . Bes 
teſchen⸗Fieber, Aledfieber. ger 

Pet en Y’air, m. fr. (fpr. petanglähr) ein Nacht» 
leibhen für Frauen, Nachtjäckchen mit langen 
Schößen; Schlafrod. 

Betent, |. unter petere. 

Peter, m. (v. gr. Petros, ein Stein, Fels) männl. 
Name: Felfenmann; Peter-Simons-WBein, m. 
eine Art ſpaniſcher Weine, aus rheinischen Reben 

ewonnen, die ein Holländer Peter Simon nad 

panien brachte; Petriſſe oder Vetrondle, f. 
weibl. Name: die Feite, Beitändige; Petröwitſch, 
m. und Petrowna, f. ruſſiſch — Peters Sohn, 
Tochter. 

petere licet, lat. (petere, jtreben, ſuchen 2c.; vgl. 
Petition) bitten ijt erlaubt, man darf anſuchen; 
Vetent, m. (lat. p&tens) ein Anjucher, Bewerber, 
Bittjteller. 

Peter-pence, m. engl. (ſprich: pit'rpenß), Peters- 


pfennig. 

Beterfilie, f. (v. [. petroselinum, gr. petroselinon, 
v. petra, Stein u. selinon, Eppich) der Stein- od. 
Felſen-Eppich, das Eppichfraut. 

Peteſchen, |. Petechen. 

Peteſter, m. ein türkiſcher Wein. 

peticülae, pl. nl. = Betedhen. 

petieren ([. petöre), bitten, anfuchen; vgl. Petition 
und petere licet. 

petillieren, fr. (petiller, jpr. petij—; v. peter, vgl. 
PBetarde) praffeln, kniſtern; vom Wein: ſchäumen, 
iprudeln, perlen; funfeln; petillierend vd. pe= 
tillant (jpr. petijäng od. gem. — ſchäumend, 
ſprudelnd, perlend; PR, lebhaft. 


646 Petinet 

Petindt, m. feines ſpitzenähnliches Gewebe aus 
Seide, Baumwolle oder Leinenzwirn zum Putz. 

Vetinotheologle od. Petenotb—, f. ar. (von pe- 
tenös, ẽ, Ön, geflügelt, von petomai, ich fliege) 
fromme geiftliche Betrachtung der Vögel; Beiveis 
von dem Dafein und dem Wirken Gottes aus den 
Vögeln. 2 

Petiölus, m. 1. eig. ein Füßchen (Verf. von pes); 
der Blattjtiel, Fruchtitiel; petislär, nl. zum Blatt⸗ 
itiel gehörend, daraus entipringend zc. 9 

vetiotiſieren (nach dem Verfahren von Petiot in 
Burgund), fauren Wein dadurd) verbejlern, daß 
man die gequetfchten Trauben wiederholt mit 
Zuderwafjer gären läßt. 

petit, fr. (fpr. p’tih) Klein, gering, niedrig; Wetit, 
n. bei Buchdr. eine Art Mittelfchrift zwiihen Bor- 
gis und Kolonel, vgl. Lettern; Petit-Bour— 
gogne, m. (pr. —burgönj’) geringer Burgunder, 
ein franz. roter Wein, der auch ald Tavel, Lirac 
uſw. befannt ift; Betit-Grain, m. (fpr.—gräng) 
eine Art Gro3 de Tours; Petitgrainsöl, n. ein 
ätherijches DI; Petitzgris,m. (jpr. —grih) Grau⸗ 
werk, Pelzwerk vom jibir. Eichhorn; Petit⸗lard, 
m. (fpr. —lahr) Kochk. Bruftfped; Petitloup, m. 
(ipr. lu) eine halbe, nur Augen und Nafe bevedende 
Larve; Betitmaitre, m. (pr. ptimät’r) ein Stut- 
zer, vgl. Elegant; Petit-ſalé, n. (von fr. saler, 
ſalzen); Kochk. Feines Pöfelfleijch (viande salee, 
Pötelfleiſch) Petit⸗velours, m. der Mancheſter⸗ 
jamt; pétite misere, j. Miſere; petites 6coles, 
pl. (pr. p'tit'ſekol) d. i. Heine Schulen: unentgelt- 
liche Kleinkinderihulen in Frankreich; petit chou, 
m., pl. petits choux (jpr. — hub, vom fr. chou, 
Kohl. Windbeutel; petits fours, pl. (fpr. fuhr; 
four, m. Ofen, Badofen), Kleines Backwerk, Tee- 
gebäd; Petitäffe, f. die Kleinheit, Geringheit, 
Ge ringrügigteit, Wenigfeit. 

Petition, f. I. (petitio, von petere, ftreben fuchen, 
verlangen) das Gefuch, die Bitte, Bittſchrift; peti- 
tio prineipli, f. die Scheinbegründung oder An- 
führung desjenigen als eines Beweisgrundes, was 
telbit erjt beiviefen werden muß (ein Yehler im 
Schließen ꝛc.); petition of rights, engl. (fpr. 
pitiſch'n ow reihts) Bittihrift um Herjtellung der 
Rechte, die vom engl. Parlament 1628 dem König 
Karl I. überreichte Beſchwerdeſchrift, weiche die 
BWiederheritellung der alten oft verlegten Rechte 
und Freiheiten bezweckte und erzielte, und ſpäter 
durd) die Habeas-Korpus-Akte und die de- 
claration ofrights (f. d.) bejtätigt und vervoll- 
tändigt wurde; Petitions-Recht, das Recht zur 
Einreihung von Bittfchriften; aud) das Antrags- 
und Beſchwerdenrecht, die grundgefegliche Befug- 
nis der Staatsbürger, Beſchwerden 2c. an die 
Staat3gemwalt gelangen zu laſſen; Betitionär, m. 
nl. (fr. petitionnaire) ein Bittender, ver höhern 
Orts eine Bitte einbringt; Hetitionieren, eine 
Bittfhrift einreichen, bitten; Wetiter, m. lat. ein 
Bewerber, Amtsbewerber; Ripr. der Kläger in 
Zivilfahen, Zivilkläger; Petitorium, n., aud) 
Petitorien-flage, f. Ripr. Klage oder Rechts- 
itreit zum Zweck der Rechtserlangung felbjt, 3. U. 
von hoffelforinm, worin vorläufig nur die 
Frage über den Befi einer Sache erörtert wird; 
vetitõriſch (lat. petitorius), zur Rechtsforderung 
gehörig, die Anſpruchsklage betreffend; Petitum, 
n. [. das Geſuch, Anjuchen, Begehren; in der Phi— 
lofophie ein Grundjaß, um deſſen Annahme gebeten 
wird, oder deſſen Annahme man von vornherein 
vorausjegt; eum annéxo petito, mit beigefügter 


— — — — ⸗—e Ú ñ—S —h — — — e r — — — — — — — — — — — — — — — — — —— — —— — — — 


Petum 


Bitte, mit suachEn ke Geſuch; sub petito re- 
missiönis, unter Erfuchen oder mit der Bitte um 
Zurücdjendung. 

peträtfch (I. petraeus, gr. peträios, v. pétra, Fels, 
Stein) felſig, ſteinig; das —— 
das ſteinige Arabien; Petrefaͤkt, n., pl. Betre- 
ae: (petrefäcta), gr.-lat. Verjteinerungen, ver- 

teinerte Tiere oder ——— Vorweſen; als Bei— 
wort: Hetrefaft = petrifiziert, f.d.; Petre- 
faktenfunde = Paläontologie, f.d. 

Petrdt, m. fr. und engl. (lat. gleich]. petrellus, der 
Heine Betrug, Verkl. von Petrus, Beter, ſ. d.) der 

. &t.-Beterövogel, Sturmvogel, die Sturmſchwalbe, 
der kleinſte aſſervogel. 

Petreläum, n. = Petroleum. 

petrifizieren, nl. (von petra, Stein, und facere, 
machen; fr. petrifier) verjteinern, zuStein werden; 
petrifiziert, veriteinert, vgl. Falziniert u. me— 
tallijiert; Betrififation, f. Die Verfteinerung; 
Petrilith, m. gr. ehem. für Feldſpat. 

Betriner, pl. nl. die in feinem Mönch3orden leben- 
den Fatholifchen Weltgeiftlihen, welche in Hof» und 
Hausfapellen für beifinmte Bezahlung Gottes- 
dienft verrichten. 

Hetrinifh, vom Apoitel Petrus Herrührend, ihn: 
anhängend; Petrinismus, m. nl. die von Betrus 
vertretene Xehre des urjprünglichen Sudenchriften- 
tum3; vol. Baulinismus. } 

Betriffe, Petronelle, Petrowitſch, |. Beter. 

Petrobruſianer, plur. eine kirchliche Sekte des 
12. Sahrh. in Languedoc, welche die Kindertaufe 
und dag Abendmahl verwarf und die Kirchen zer- 
jtörte, nad) ihrem Stifter Peter Bruys benannt. 

Petrographie, f. gr. (von petra, Stein) Geſtein— 
beſchreibung; petrogrdphifch, geiteinbejchreibend; 
petrographifche Karten, Landkarten, auf wel- 
hen die Gebirgsarten und deren Grenzen bezeidh- 
net find; Petrolẽum, n. nl. Steinöl, Erdöl, bei. 
aus Nordamerika fommend und gereinigt als jehr 
guter Zeuchtftoff dienend; vgl. Naphtha; Petro⸗ 
leum= Benzin, n. daraus bereitetes Benzin (. d.); 
P.-Spiritns, m. Erdölgeift, der beim Reinigen 
des Petroleums zuerit in Dampfform übergehende 
Teil, als Erjag für Terpentinöl gebraucht; Petro⸗ 
leur, ın. (pr. —öhr) u. Betrolenfe, f. (pr. — hl’) 
neufr. die (männlichen und weiblichen) Betroleum- 
Mordbrennerin Paris von 1871; Vetrologte, f- 
gr. die Gejteinfunde. 

Vetichier, n. veraltet für das Petſchaft (ein ſlav. 
Wort, aus dem böhm. petschet im 15. Sahrh. ins 
Deutiche übergegangen; rufj. petschätj), Siegel; 
Petſchier⸗Ring, m. ein Siegelting; Petſchierer, 
m. ein Betichaftitecher, Siegelitecher; auch ein Ver⸗ 
fiegeler; petſchieren, petichaften, verjiegeln. 

Pettö, m. it. (vom I. pectus) die Bruft, der Buſen 
das Herz, das Innere; etwas in petto oder in 
Petto haben, behalten, d. h. im Herzen haben, bei 
ji) behalten, vorbehalten, gutbehalten, geheim: 
halten, verjchweigen. 

petulänt, I. (petülans) mutwillig, ausgelaffen, un- 
geſtüm, leichtfertig; Vetuldnz, £. (lat. petulantia) 
der Mutwille, Leichtiinn, die Ausgelafjenheit. 

Petum, n. nl. der Rauchtabak; Tabak zum Kauen 
(eig. der einheimijche Name des Rauchtabaks auf 
der Inſel Tabago, unter dem er zuerjt in Europa 
[1598] befannt wurde, altſpan. petun); Petunia, 
f. barb.»I. (von Petum) Bot. eine Pflanzengat- 
tung aus der Familie der Nachtichatten, die ſich 
dem Tabak nähert. 


PBetuntie 


Petuntſe, n. in China: weißer Feldipat, zur Be— 
veitung des Porzellan benutzt. 

pen, fr. (pr. pöh; vom lat. paucum) wenig; pour 
peu (jpr. pur —), um ein Geringes, es fehlte nicht 
viel, bei einem Haare; peu ä peu, nad) und nach, 

allmählich. 
Peucedänum, m. l. (v. gr. peukedanon) Haarſtrang, 
Saufenchel, eine Gattung Doldengewächſe; Pens 
cedanin, n. nlat. ein aus der Wurzel des Haar- 
ſtrangs gezogener jcharf bitterer Stoff. 

peupflieren, fr. (peupler; jpr. pöpl— ; v. peuple = 
[. popülus, Bol) bevölfern; peupliert, bevölkert; 
Peuplade, f. (ſpr. pöpldd’) eine Bölterichaft; auch 
für Kolonie. 

Pexis, f. griech. (von pẽgnynai, feſt, ſteif od. hart 
machen, gerinnen laſſen) Heilf. die Gerinnung, das 
Gerinnen. 

Peys, m. eine bleierne Rehnungsmünze in Bom- 
bay, etwas über 2 5; vgl. Peiſa. Na 
Peza, f. portugiej. (pega = fr. piece, Stüd) eine 
Rechnungsmünze in Cambaja, Delhy und Surate 

— 1/,, Rupie oder ungef. 3 9. ’ 

Pezza, f. it. (= fr. piece) eig. ein Stüd, beſ. Tuch 
en: ein ehemal. Feld» oder Flächenmaß in 
Rom; eine frühere Rechnungsmünze, in Toskana 

53/, tosfan. Lire = 3,86 M, auf Malta vor 
dem Jahre 1800 = 4,42 bi$ 4,45 „4; alla pezza, 
ftüdweije; Pezzo, m. überh. ein Stüd (in jedem 
Sinne; 3. B. pezzo d’artigleria, ein (Stüd) 
Grobgeſchütz; un pezzo di donna, ein tüchtiges 
Weib; un p. d’uomo, ein gewaltiger Kerl (von 
Geſtalt), oder auch jpottweife: ein jauberes Stüd 
von einem Menjchen; un bel pezzo, eine gute 
Weile; pl. Pezzt, bei. Münzen, Geldjorten; al 
pez70, nad) dem Stück oder der Stüdzahl, Stüd 
für Stüd, ſtückweiſe; Bezzoldjo, m. ein Kleidungs⸗ 
ſtück der Frauen in Genua. 

Pfaffe, m. (niederd. Bape; nicht vom J. papa, wie 
gew. angenommen wird, jondern vom gr. pappäs, 
d. i. clericus minor, niederer Geijtlicher; ehemals 
ohne üble Nebenbedeutung) ein Geiftlicher, beſ. 
ein fatholifcher Prieſter, jegt nur in verächtlichem 
Sinne. 

Pfalz, f. (vom I. palatium, m{. palantia, althochd. 
pfalanza, mittelhochd. phalenze, pfalze = Balaft, 
j. d.) ehem. Schloß, Balaft; bei. kaiſerl. Palaſt, in 
welchem ein Bfalzgraf als Richter und oberfter 
Beamter waltete; auch das dazu gehörende, dem 
Raifer unmittelbar untergebene Gebiet, dah. noch 
die Pfalz am Rheine, die Oberpfalz in 
Bayern uſw. 

Pfffikus, m. (deutfch mit I. Endung) ein pfiffiger 

enſch, Schlaufopf. 

®päälen. pl. (ar. Phaiäkes) die fabelhaften alt- 
aricchifchen Bewohner der InjelScheria (Eorcyra?), 

u denen nad) Homer3 Erzählung Odyſſeus ver- 
— wurde durch Schifahrtatunde, Reichtum 
und Gaftlichfeit ausgezeichnet; dah. uneig. reiche, 
in Üppigfeit febende Menjchen. 

Vhacéllus, m. nl. (v. gr. phäkelos oder phäkellos) 
ein Bündel (Faszikel). 

Tharit, m. gr. (v. phake, Linſe) Linſen-, Pfennig. 
od. Fruchtitein, eine verjteinerte Kammerjchnede, 
— Lenticulit; Phacitis, f. Heilf. Linjenent- 
zündung, Entzündung der Rriftaltinfe. 

Phädra, f. gr. (Phaidra) Fabell. die Gemahlin des 
Theſeus, Schweiter der Ariadne, Tochter des Fre- 
tiihen Könige Minos. Sie liebte ihren Stieffohn 
HippolYtos und wurde durd) ihre Verleumdung 
die Urfache feines Todes, worauf fie fich erhängte. 


Te ———— —⸗—⸗—⸗— M— ——————————— ——————————— —SEnBeS SEK 


Phalaris 647 


Vhadthon, m. gr. eig. der Leuchtende (v. phaéthein, 
leuchten); Fabell. des Sonnengottes Sohn, der 
den Sonnenwagen am Himmel fo fchlecht regierte, 
daß er damit die Erde beinahe verbrannte und von 

eus durd einen Blipftrahl getötet wurde; ein 

ober, leichter, unbededter Wagen; auch ein Schirm- 
wagen, an den Seiten offen und nur oben mit 
einem Sonnendade. 

Pha äna, f. gr. (phägaina, v. phagein, eſſen) Heilk. 
Heißhunger, Freßſucht; Phagedäna, f. (gr. pha- 

gédeina) ein bösartiges, freſſendes Geſchwür; 
phagedãniſche Mittel, Heilmittel gegen ſolche 
Geſchwüre; phagedäniiches Waſſer (aqua pha- 
— Altſchadenwaſſer, eine Auflöſung von 
Atzſublimat (Chlor-Queckilber) in Kalkwaſſer; 
Phago, m. l. (v. gr. phagön) ein Freſſer. 

Phai-nung, m. u. n., auch Painung, 
Gold- und Silbergewicht in Siam — !/g; 
Tifal = 32 Saga — 0,239 g. 

Thaton, m. gr. (phakös, eig. Zinfenpflange, Linfe) 
Heilf. ein linſenförmiger Hautfled, bei. Summer- 
ſproſſe; Phakochftitis, f. Heilf. die Entzündung 
der Kapſel der Kriftallinfe im Auge; phatödiſch 
ae linfenförmig, leber- oder jonnen- 

edig; Phakopalingencie, f. die Wiedererzeugung 
der Linje im Auge; Phaͤkobs, m. ein Sommer- 
Ipeoliget; Phakoͤpſis, f. Linjenfledigkeit; Pha— 
toptifäne, f. (vgl. Btijane) ein Abſud von Linen, 
Kinjentrant; Phaköſis, f. ein Linſenfleck, dunkler 
led im Auge; vhaloſtotoma. n. die Verdunke— 
lung der Kriſtallinſe; Phakötos, m. ein linjen- 
fürmiges, wundärztliches Meſſer. 

phalãciſcher Vers, m. gr. ein elffilbiger, trochäiſch— 
daktyliſcher Vers, nach dem griechiſchen Dichter 
— genannt, auch Hendekaſylläbus 
——— | zu | 2a, | 70). 

Phaläfre, f. griech. (von phalakrös, kahl) Heilk. die 
Kahlheit; phalatrõdiſch (gr. phalakrödes), fahl- 
köpfig; Phalakröma, n. Kahltopf; Phalakröſis 
f. das Kahlſein und Kahlwerden; Phalatrötes, 
die Kahlköpfigkeit, Kahlheit. 

PBhaläne, f., pl. Phalänen, gr. (phäleina, von 
phälos, licht, hell) Lichtmotten, Nachtfchmetterlinge, 
Nachtfalter, Nachtvögel. j 

Phalanz oder Phaldnge, f. gr. der gejchlojjene 
Kriegerhaufen; die Kernſchar des mazedonijchen 
Fußvolks, ein eng aneinander im Biere ge- 
ichlofjenes Kriegsheer (von 4-, 8- bi8 16 000 Mann), 
mit langen Spießen bewaffnet, das durd) die Stärke 
feines Anſturzes in Schlachten gewöhnlich den Aus— 
ihlag gab; pl. Phaldngen, Kriegerreihen, Fuße 
ſcharen; Anat. eine Gliederreihe der Finger oder 
Zehen; Phalaͤnge, f. auch die Fußſohlen⸗Züch— 
tigung (Baftonnade), eine im Orient jehr ge- 
bräudliche Strafe; Phalanger, m. (fr. phalanger 
u.phalangiste, wegen der eigentümlichen Stellung 
feiner Bhalangen oder Zehenglieder jo genannt) 
das morgenländifche Beuteltier, be. auf den mo— 
lukkiſchen Inſeln; Phalangafis, f.=Tridhiafis; 
Phalanſterium, n. barb.-i. od. fr. Phalanitere, 
n. (jpr. jalangftäbr) gemeinjhaftliher Wohnort 
und Wrbeitsanftalt für eine Phalanx, d. i. eine 
Sejamtheit von 400 Familien, nad) dem Syitem 
de3 franzöfischen Sozialijten Fourier (geft. 1857). 

Phalärifa, f. gr. od. Phalärica, [. (v. phalarös, 
heil, leuchtend, glänzend), Brandfadel, Heuerbrand, 
eine Art Brandgeſchoß. 

Phaläris, f. Slanzgras; Phaläris canariensis, 
deren Samedient alsBogelfutter: Glanz,Ranarien- 
Tante, 


ai, n. 
at od. 


648 Phalarismus 


Vhalarismus, m. gr. grauſame Regierung, wie die 
des Tyrannen Bhaläris von Agrigent in Sizilien 
tm 6. Sahrhundert v. Chr. 

Phallos oder Phallus, m. gr. (phallös) das männ- 
liche Glied, die Nute, bei den alten Griechen ein 
Sinnbild der Zeugungskraft der Natur, welches, 
aus Glas oder Holz nachgeahmt, bei den Bacchus— 
Br in feierlichen Umzügen getragen wurde, dgl. 

ingam; Phallika, pl. bei ven Phallos-Umzügen 
an Bachusfeiten übliche Gfänge; Phallophoͤr, 
m. ein Phallusträger bei Feſtzügen; Phallor— 
rhanie, f. Heilf. Blutfluß oder Blutabgang aus 
dem männlichen Gliede; Phallorrhöe, f. Samen- 
fluß aus demfelben. 

Thänaliftojföp, n. = Strobofkop, ſ. >. 

Bhanerogdmen, pl. gr. (von phanerös, ſichtbar u. 
gamos, Che) oder phanerogdamiihe Pflanzen, 
Pflanzen mit deutlichen, ſichtbaren Sefchledhtsteilen 
(entg. Eryptogamijche Pflanzen); phaneromer, 
mit bloßen Augen unterjcheidbar, bei. ein Geſtein, 
deſſen einzelne Teile, aus denen es zufammengejeßt 
ift, mit bloßem Auge unterjchieden werden können 
(Gegen. mitromer oder fryptomer, d. h. nur 
mit dem Mifrojfop zu unterjcheiden). 

Bhänomen, n. (gr. phainömenon, v. phainesthai, 
jihtbar werden, erjcheinen), pl. —e, Ericheinung, 
bei. Lufterſcheinung, Naturbegebenheit; Ereignis; 
auch eine außerordentliche Erſcheinung, ein Wun— 
der; Phänomenogenĩie oder Phänomenogonie, 
f. die Entitehung der — Bhanomeno- 
soniologie, f. Lehre von der Entjtehung der Er- 
Iheinungen, beſ. bei Krankheiten; Bhanomeno- 

rapbie, f. die Beichreibung von Exrjcheinungen; 

bänomenglogie, f. die Exfheimungslehre, Lehre 
von den Naturerſcheinungen, auch von den Er- 
Iheinungen, Außerungen, Kräften 2c. des Geiftes 
in ihrer Entwidelung und ihrem Zufammenhange; 
Phänomennflopie, f. Beobachtung der Er- 
icheinungen. 

"hanfigaren oder Phanſeguren, pl. hindoftan. 

ürger, indifhe Raubmörder, = Thugs, |. d. 

Phantajie, f. gr. (phantasia, das Sihtbarmaden, 
Scauftellen, und das Sichtbarwerden, Erjcheinen, 
bon phantäzein, jihtbar machen) die Einbildung3- 
kraft, Dichtungs- oder Erfindungsfraft, das fünft- 
leriihe Darjtellungsvermögen; eine Geiftesjchöp- 
fung, Dichtung, Einbildung, Gedantenbild, Hirn- 
geſpinſt, Trugbild; Tonk. ſ. Fantafie: phane 
tafteren, mit feinen Gedanken herumirren, ſich 
lebhaften Borftellungen überlafjen, Erſcheinungen 
haben, Gelichte fehen; in Krankheiten: irre reden; 
Zonf. |. fantafieren; Phantaſieſtoff, ein bun- 
ter Möbelftoff, Gardinenftoff ufw.; Phantaſie⸗ 
waren, allerlei bunte fein gewirkte oder geitricte 
Modewaren; Phantaffdp oder Phantofkoͤp, n. 
eine Zauberleuchte; aud = Strobojfop (j. d.) 
oder PBhänaliftojfop, Phantdsma u. Phan- 
töm, n. eine lebhafte Einbilvung; ein Scheinbild, 
Zrugbild, Hirngeipinit; Phantasmätik, f. die 
Erklärung der äußern Erfcheinungen; Bhantöm, 
auch eine aus Leder verfertigte fünftliche Nachbil- 
dung des meiblihen Bedens und der weiblichen 
Seburt3teile zum Unterricht in der Geburtshilfe; 
VBhantomift und Bhantasmatift, m. ein Träu- 
mer, Schwärmer; auch Traumbdeuter; Phantas— 
magorie, f. die Scheingauberei, oder die Kunft, 
dur Hoblfpiegel, Rauch 2c. menschliche Geftalten 
eriheinen zu lafjen, Scheinbild, auch — Hallu- 
gination, .D; Foantasmoflupte, f. das Ge- 
'peniterjehen, eine Art Wahnſinn, wobei der Kranfe 


— — — — — 


Pharmakon 


Geſpenſter ſieht; Phantdft, m. ein Schwärmer, 
wer ſeine Einbildungen für wirkliche Dinge hält 
und die Wirklichkeit danach behandelt; ein Menſch 
mit überreizter Einbildungskräft; Phantaftifen, 
n. das Einbildungsvermögen; phantaftiſch, auf 
Einbildung beruhend, wunderlich, abenteuerlich; 
Phantäſus, m. Fabell. der Traumgott, ein Bru- 
der des Morpheus, weldher ven Menjchen ar- 
genehme Gegenftände im Traume daritellt. 


| VBhäoretin, n. gr. (von phaios, dunfelfarbig, und 


| 


Bharmäleon, n., pl. Pharmäle, 


nn nn — — — 


rhetinẽ, Harz) ein aus der Rhabarberwurzel ger 
ſchiedenes eigentüimliches Harz. | 


Pharamund, |. FZaramund. ' 
Phaͤrao, m. (hebr. paroh, foptifch pouro, v. ouro, 


König, mit dem männl. Artikel p; qr. pharaö)bibli- 
ſcher Name der Könige des alten — 
raons-Feige, f. = Paradiesapfel; Ph.⸗Maus 
oder Ph.⸗Ratze, f. |. Ichneumon; Pharao— 
Schlange, f. ein kleiner Kegel, der, oben ange— 
zündet, in fehlangenartigen Windungen fich aus- 
dehnt, wohl nach dem Stabe, den Mofes vor Pharao 
zurSchlange werden läßt, benannt; Ph.⸗Schnecke, 
f. eine Art Nabelfreifel im Noten Meere; Ph.= 
Spiel, auch Pharo und Faro, n. das Bankipiel, 
ein Hazard- oder Wagfpiel mit franzöſiſchen Karten 
(jo genannt, weil ehem. auf einem derKartenblätter 
der aus der Gejhichte Joſephs befannte König 
Pharao abgebildet war). 


Phaͤriſaer, m. (firchen-[. Pharisaei, pl. rabbiniſch 


parüschim,sing. pärüsch,v.hebr.päräsch, trennen, 
abjondern) eig. Abgefonderte, Somderlinge, eine 
Sefte unter den ehemal. Juden, die mehr auf den 
äußern al3 innern Oottesdienit hielt und das mo— 
ſaiſche Geſetz durch eine Menge willfirrliherZebens- 
regeln, viele Falten und Beten, oft nur mit ſchein— 
barer Strenge und Heiligkeit, verehrte; Heuchler, 
Scheinheiliger; phariſäiſch, heuchleriſch, jchein- 
heilig; Phartiätsmus, m. Heuchelei, Schein- 
heiligfeit. 
gr ein Arznei⸗ 
mittel; Baubermittel, Zaubertrant, Gift; Phar⸗ 
maceum, n. (gr. pharmakeion) = Xpothefe; 
Pharmacent od. Pharmacentifer, m. (gr.phar- 
makeüs od. pharmakeutes) ein Apotheker, Arznei- 
bereiter; Bharmacemtit oder Pharmacke, f. die 
Apothefer- oder Arzneibereitungstunit; Hharma= 
ceutiſch oder pharmacentiich, arzneikundlich, Die 
Arzneibereitung betreffend; Wharmacites,m. (gr. 
pharmakites) Kräuterwein; Bharmalschemie, !. 
die arzneiliche Scheidefunft, Bharmalodypnndmik, 
f. Arzneikraftkunde oder »lehre; Pharmakognoſte 
oder Pharmalognöftif, f. Arzneimitteliunde; 
Pharmafofstagiapholagie, f. Arzneimittelver— 
ichreibungsichre, auch bloß Katagraphologie, 
j.d.; Pharmakolith, m. Giftitein, arjenitfaurer 
Ralf; Pharmakologie, f. Arzneilehre, Heilmittel- 
fehre; VWharmalomante, f. Arzneiſucht, über- 
triebener Arzneigebrauch oder Verlangen danach; 
Pharmalometer,n.das Arzneimaß; Pharmalo⸗ 
metrie, f. die Arzneimeßkunde; Pharmalopsa, 
Pharmafopöe oder Pharmakopðöie, f. (gr. phar- 
makopoiia)die Arzneibereitung; die Apothefer- od. 
Arzneibereitungsvorfchrift; ein Arzneibereitungs- 
buch (Dispenfatorium); Vharmealondle, m. 
(gr. pharmakopoöles) ein Arzneiverfäufer; Phar⸗ 
mafopolium, n. die Arzneimarenhandlung; ver 
Arzmeiladen, = Apotheke; Pharmalopofie, f. 
das Arzneitrinfen oder -einnehmen; das Gift 
trinken; Pharmakoſiderit, m. Würfelerz, aus 
Arſenikſäure u. Eifen beitehend; Pharmalotbäke, 


Pharos 


f, eine Hau3- und Reiſeapotheke, ein Arzneikaſten; 
Pharmabkotript, m. (gr. pharmakotriptẽs) oder 
Bharmatdtrips, m. ein Arzneiveiber od. -jtößer. 

Plerae od. Pharus, m. (urfpr. Name einer Infel 

ei Alerandria an der Mündung des Nils, auf 
welcher ein zu den Weltwundern gezählter, jehr 
hoher Leuchtturm Stand) ein Leuchtturm, bei einem 
Seehafen. 

Phaͤrynx. m., rt. f. gr. (von phärein, ſpalten) der 
Schlund, Anfang der Speiferöhre; Pharyngem— 
phraͤxis, f. Heilf. Verſtopfung des Schlundes; 
VBharhnigeurhsme, n. die Schlund- Erweiterung; 
PVharyngitis, f. Entzündung des Schlundkopfes; 
Pharyngocẽkle, f. ein Schlundbrud) oder -fang; 
Bharyngographie, f. die Schlundbefchreibung; 
Pharyngoläiis, f.dieSchlundlähmung; vharyn⸗ 

opalatiniih, Schlund und Gaumen betreffend; 
Pharpngoparalgiis, f. Schlundfopflähmung; 
Vharyngoperiftöle, f. die Schlundverenqung; 
Pharyngoplegte, f. = Pharyngolyiis; Pha= 
tungorrhagte, f. Schlundblutfluß; Pharynngo- 
ipdsmugs, m. der Schlundframpf; Pharyngo⸗ 
ftenie, f. Schlundyerengung; Pharyngotoͤm, n. 
das Werkzeug zur Offnung der Speijeröhre ; Pha— 
rungotomie, f. der Einſchnitt in den Schlund. 

Vhaſe, f., pl. —n, gr. (phäsis, pl. phäseis, d. i. 

Hein, Erſcheinung; v. phainesthai, fidtbar wer⸗ 
den, erſcheinen) Lihtgeitalten, Lichttvandlungen, 
bef. die verjchiedenen Gejtalten, in melchen der 
Mondinfolge jeinerverjiedenen Stellungen gegen 
die Sonne und Erde ung erfcheint; überh. für 
Wandlungen, Wechſel, wechjelnde Geftaltungen; 
Beränderungen in den Zuständen des menschlichen 
Lebens, wechſelnde Schidfale 2c.; Phasma, n.,pl. 
PBhasmäte, eine Erſcheinung, Gejtalt, ein Geſicht, 
Geſpenſt; die Geſpenſterheuſchrecke, Stabheufchrede. 

Phaſeoͤle, f. ar. (phäselos, phaseolos, J. phasẽlus, 
phaseölus) ein Bflanzengefchlecht mit Hülfenfrüch- 
ten oder Bohnen, von denen mehrere Arten ſehr 
nahrhaftund wohlichmedendfind,z.B.dieSchminf- 
bone, türfifche oder Vitsbohne, aud) Fafeole, 
Faſeéle oder Fiſole; Phnfenlit, m. Bohnenftein, 
Erbfenitein. 

Phasma, j. unter Phaſe. 

Team. m. (fr. phatagin, v. gr. phattägds, das 

chuppentier) das langgeſchwänzte od. vierfingerige 
Schuppentier in Aſien. 

Phatne, f. u. Phatnion, n. gr. (phätne, eig. Krippe, 

rog) die Zahnhöhle. 

Phelloplaͤftik, f. gr. (von phellös, der Kork) die 

orfbildnerei, Kunſt in Kork zu bilden; phello⸗ 
plaftiſch, Dazu gehörig. 

Bhenatiftojtöp, n. gr. = Strobojtop. 

Phengit, m. gr. (von phöngos, Licht, Glanz) der 
Leuchtitein, Würfelfpat, = Unhydrit; Phengo— 
shobie, f. Heilk. die Glanzſcheu, der Widerwille, 

egen glänzende Gegenjtände, ein Zeichen der 
Sundamut; daher auch f. Hydrophobie; phen= 
gophoͤbiſch, Licht- od. glanzicheu. 

Phenol, n. nl. (vom gr. phainein, leuchten, u. I. 
ol&um, Of), bei. ph6nol sodique, n. fr. (fpr. —$o- 
did) ein neueres Univerjalmittel, bef. auch gegen 
Cholera, erfunden vom franz. Chemifer Bobeuf; 
bhenoliertes Waſſer, damit verjeßtes Waffer; 
Phenyl, a. nl. (v. gr. hyle, Stoff) ein angenom- 
menes, aus Kohlen- und Wafjeritoff beitehendes 
Radifal; Phenylhydrät, n. oder Phenylfäure, 
f. = Karboljäure (f. d.); Phenylamin, n. = 
Anilin; Phenyiwafleritofi, m. = Benzin. 


Vherefratiiher Vers, ın. ein fiebenfilbiger tro- | 


Philipp 649 


hätjch-Daktyliicher Vers (27 | zw | 20), nad) dem 

griech. Dichter Pherefrätes benannt. 

un. f. ein oftind. Getreidemaß von verjchiedener 
röße. 

Pheugidron, n. gr. (v. pheügein, fliehen, u. hydör, 
das Waffen) die Waffer cheu, = Hydrophobie; 
Pheugidros, m. ein Waljerjcheuer. 

Bhidle, i. gr. = Phiole, ſad. Drau 

Phiditia oder Phiditien, pl. gr. (pheiditia, von 
pheidesthai, ſchonen, jparen) öffentliche u. gemein- 
Ichaftliche mäßige Mahlzeiten der Männer u. Kna— 
ben in dem alten Sparta, aud) Syj — 

Bhiladelphen, pl. gr. (von philos, lieb, Freund, u. 
adelphös, Bruder) Bruderliebende, feit 1808 ein 
geheimer Bund in dem franzöfiihen Heere, um 
das Kaiſertum zu jtürzen u. die Republik wieder- 
herzuitellen; Philadelphrie, f. die Bruderliebe, 
Nächitenliebe; philadelphiſch, bruderliebend, dab. 
die philadelphHijche Geſellſchaft in England 
u. Schweden, welche Wohltätigfeit zum Zwecke hat; 
Philalẽth(es), m. ein Wahrheitsfreund; Phila—⸗ 
lethie, f£. (ogl. Aletheia) die Wahrheitsliebe; Phi⸗ 
lander, ſ. Opofjum; Philandrie, f. (gr. phi- 
landria) Männerliebe; Philanthräp, m. gr. phi- 
länthröpos)ein Menjchenfreund; Ph ilanthronte, 
f. die Menjchenliebe, Menjchenfreundlichkeit; Phi— 
lanthropin(um), n. nl. eig. eine Erziehungs- od. 
Bildungsanftalt nad) Bat edows Grundjäßen, 
unter diefem Namen-zuerit 1774 in Defjau gejtiftet; 
Philanthropinismus, m. das Erziehungd- und 
Unterricht3-Syjtem Baſedows u. feiner Freunde, 
wonach die reine Menfchennatur u. die urjprüng- 
(ihen, rein menſchlichen Verhältniffe zur Grund- 
lage und die Bildung der Zöglinge zu praktifc 
brauchbaren, lebensfrohen u. wohlmollenden Men- 
jhen zum Zweck der Erziehung gemacht werden 
jollte; vgl. Humanismus; philanthröpiich, 
menschenfreundlich, liebreich; Philanthropoma⸗ 
nie, kiſchwärmeriſche Menſchenliebe; Philargyrie, 
{. (gr. philargyria, v. ärgyros, Silber, Geld) Geld— 
liebe, Geiz, — Philaͤſter, m. und Phila⸗ 
fterie, f. männl. u. weibl. Name: Liebhaber der 
Sterne, Himmelsfreunde; Philatelie, f. (v. ngr. 
Atelie, die Briefmarke) Lehre von den Bojtwert- 
zeichen der Erde, Briefmarkenkunde; Ppilatelift, 
m. Briefmarkfenfammler; namentlich nennen fi 
die Mitglieder des 1877 in Dresden gegründeten 
Vereins der Briefmarkenfammler PBhilateliften, 
— Timbrophiles, ſ. d.; philateliftiſch, die 
Briefmarfenfunde betreffend; Philautie, f. (gr. 
philautia, v. autös, felbjt) die Eigenliebe, Selbit- 
ſucht, = Egoismus; Phildmon, m. männl. 
Name: der Liebende; Philemon u. Baucis, gr. 
Fabell. ein Ehepaar, welches durch jeine treue 
Liebe bis ins hohe Alter ausgezeichnet war; dab. 
für alte, treu und einträchtig lebende Eheleute; 
Philharmöniker, pl. Tonkunſtfreunde, ein muſi— 
kaliſcher Verein in Rom; philharmöniſch, die 
Tonkunſt liebend; Philhellene, m. ein Griechen— 
freund, beſond. Unterſtützer des griech. Freiheits— 
kampfes; philhellẽniſch, griechenfreundlich; Phi— 
liãter, m. (v. iatrös, Arzt) ein Freund od. Lieb— 
haber der Arzneiwiſſenſchaft. 

Phileuſe, ſ. unter Philiſter. 

Philipp oder Philippus, m. gr. (Philippos, von 
philos, lieb, Freund, und hippos, Pferd) männl. 
Name, wörtl. Bferdefreund, Roßlieb; Philippine, 
f. weiblicher Name: PBferdefreundin; Philippila, 
f. od. Philippiſche Rede, eine heftige, beigende 
Strafrede wie dergleichen gegen den König Phi— 


650 Philiſter 


lipp von Mazedonien von dem atheniſchen Redner 
Demoſthenes gehalten wurden, un die Griechen 
abzumahnen, fi ihm zu unterwerfen; Tolip« 
piften, pl. Anhänger des Philipp Meland)- 
thon, die man des Krypto-Ralvinismus befchul- 
digte; Talttppönen; pl. eine ruſſiſche Sefte, die 
ein geiftliches Oberhaupt, den heiligen Synod und 
die Priesterweihe der ruffiihen Geijtlichfeit nicht 
anerkennt, genannt nad Philipp Puſtoſwiät, der 
jie 1700 aus Rußland nad) Polniſch Litauen führte. 
Philifter, m. (hebr. Plischthi, pl. Plischthim, von 
päläsch, umberjchiweifen, wandern, einmwandern; 
vgl. Baläftina) die alten Grenznachbarn der Sjrae- 
liten im füdweſtlichen Baläftina; verächtliche Be- 
nennung der Bürger od. auch aller Nicht-Studen- 
ten in der Studentenjpradje; überh. ein Spieß- 
bürger oder ſpießbürgerlich gefinnter Menſch, ein 
Menſch von beſchränktem Geift u. gemeiner, hand- 
werfsmäßiger Sinnesart; in engerer Bed. der 
Haus- od. Kneipmwirt eines Studenten; ferner ein 
Pferdeverleiher, od. ein geliehenes Pferd; auch ein 
alter Tabaksreſt in einer Pfeife; PHiliftreffe od. 
Phileuſe, f. (ipr. filöhfe) Studentenpr. die Phili— 
iterin, Haus⸗ od. Kneipwirtin; Philifteret, f. be- 
Ichränfte, Handiwerfsmäßige Dentweife, vgl. Ba- 
naufie; philifterhaft od. philiftrös, beſchränk— 
ten Geiftes, einfeitig, engherzig, Handwerfsmäßig; 
Philifterium, n. der Bhilifterftand. 
Philodendron, n. gr., d. i. Baumfreund, eine Klet- 
terpflanze. 

Fhilodorie, f. gr. (philodoxia, von philos, lieb, 
Freund, u. d6xa, Meinung, Ruf, Ruhm) Ehr- od. 
Rubmliebe; Philofenier, m. ein Anhänger der 
Zenier (f.d.); Philagin, m. (gr. philögynos, von 
gyne, Weib) ein Weiberfreund, Frauenliebhaber; 
Philogynie, f. die Srauenliebe; Neigung für das 
weibliche Geſchlecht; Philsifos od. Bhildcus, m. 
ein Hausfreund, Familienfreund; Philokalie, f. 
Liebe zum Schönen, Ehrbaren, Sittſamen; Phi— 
Iolög, m. (gr. philölogos, v. lögos, Rede) Sprad)- 
— Sprachkundiger, Sprach- u. Altertums⸗ 
forſcher; beſ. wer ſich dem wiſſenſchaftlichen Stu— 
dium der Sprachen, der Literatur und Geſchichte 
des klaſſiſchen Altertums (der alten Griechen und 
Römer) widmet; auch Altphilolog od. Flafji- 
ſcherphilologgenannt; dagegen Reuphilolog, 
ein der modernen (romaniſchen, germaniſchen, ſla— 
viſchen uſw.) Sprachen Kundiger; Philologie, f. 
die Sprachliebe, Sprach- und Altertumskunde, 
Sprachwiſſenſchaft; beſ. klaſſiſche Philologie, 
die Wiſſenſchaft od. gelehrte Kenntnis der altgrie— 
chiſchen und römiſchen Sprade, Literatur u. Ge- 
ſchichte; philoloͤgiſch, Tprachliebend, ſprach- und 
altertumskundig, jprachgelehrt; zur Sprach- und 
Altertumsfunde gehörig od. dieje betreffend; Phi: 
fomathie, f. (gr. philomätheia, v. manthänein, 
lernen) die Lernluft, Wißbegierde; philomäthiſch, 
lernluftig, wißbegierig; Philomẽle, f. gr. (eig. Die 
Apfel oder Obſt Liebende, von melon, der Apfel) 
Fabell. Name der Tochter des Königs Bandion 
von Athen, welche der Sage nad), um fie der Ver— 
ſolgung des thraciihen Fürſten Tereus zu ent- 
ziehen, in eine Nachtigall verwandelt wurde; dah. 
t. Die Nachtigall; Philomẽtor, m. ein Mutter- 
liebender, Mutterfreund; Philomimeſie, f. (vgl. 
Mime rn ae hr Philomiios,ın. 
ein Diujenfreund, Runftfreund. 


Philonium, n. !. (v. gr. philönion, sc. phärmakon, 
(1. d.) Heilf. ein jhmerzitillendes Heilmittel (nad) 


einem alten Arzte Bhilon benannt). 


Philtrum 


Philoönus, m. gr. (philoinos,v. philos, lieb, Freund, 


und oinos, Wein) ein Weinfreund, Zecher; Philo⸗ 
pädie, f. (v. pais, Gen. paidös, Knabe, Kind) die 
Knaben und Erziehungsliebe; philopädifch, kna⸗ 
ben⸗ und erziehungsliebend; Philspdtär, m. ein 
Vaterfreund, der Vaterliebende; Philopatrie, f. 
die Baterlandsliebe; — m. ein Na— 
turforſcher; Philopinacium vd. Philopinafton, 
n. ein Stammbuch; ghilopolemiſch (vgl. pole- 
mifch),Itreitliebend; Whilopofte, f. Trinkluſt, Zech— 
liebe; Philopfychie, f. Liebe zum Leben, Feigheit, 
Baghaftigkeit; PHiloriftie, f. (v. horizein, be- 


-grenzen,bejtimmen, definieren) die Erklärungsſucht, 


Vortklauberei; Bhilorthudsg,m.(vgl.orthodorze.) 
ein Freund oder Anhänger der Rechtgläubigfeit; 
Philofarkie, f. die Fleiſchesliebe, der Hang zu 
feifchlichen Lüften; Philofemit, m. der Zuden- 
freund (Gegenſatz Antijemit); philoſemitiſch, ju⸗ 
denfreundlich; Philofomatie, f. Leibesliebe, über⸗ 
triebene Leibespflege. 


——— m. (gr. philösophos, von philos, lieb, 


reund, u. sophös, weiſe, sophia, Weiöheit; I. phi- 
losöphus) eig. ein WeisHeitöfreund; Weifer, Welt- 
weiler, Begriffsforicher, Denker, Weisheitslehrer; 
philosöphus non curat, [. ein Philoſoph achtet 
das nicht, jegt fi) darüber weg; Philoſophänt, 
m. nl. (philosöphans, von philosophäri, philojo- 
phieren) ein Handwerfsmäßiger Bernünftler Phi⸗ 
Iofophäjfter, m. ein Afterweifer, Vernünftler; 


P — n. (gr. philosöphama) eine philo- 


ſophiſche Frage oder Unterfuhung, Betrachtung, 
Meinung, ein Vernunft oder Weisheitsſpruch; 
Bhilofophie, f. (gr. philosophia) die Weisheits- 
liebe; Weisheitsfunde, Weisheitslehre (Weltweis⸗ 
heit), Erkenntnislehre oder Wiffenfchaft der Geſetze 
und Bedingungen begriffmäßiger Erfenutnis Got- 
tes, des Menschen und der Welt; aud) Benennung 
einer Art Zettern (f.d.) = Brevier; philofophie= 
ren (gr. philosophäin, {.philosophäri), gründlich, 
vernunftmäßig denken, forichen; aus Gründen er- 
fennen, ſchließen, beweiſen; fich deutliche Begriffe 
von etwas zu machen fuchen; das Philoſophieren, 
das gründliche Forihen, die Begriffsforihung; 
philoſoͤphiſch (1. philosophicus), vernunftmäßig, 
begriffmäßig, vernunftwifienjchaftlich; gründlich 
forjchend, denkend; philoſophiſches Ei, n ein 


. bauchiges, gläjernes Gefäß mit langem, engem 


Halſe, deſſen fich die Alchymiſten zurHeritellung des 
Steines der Weijen bedienten; Philoſophismus, 
ın. nl. Scheinphilofophie, Scheinweisheit, Bernünf- 
telei; Philoſophift, m. ein Scheinweijer, Ber- 
nünftler; shilofophiftieren, vernünfteln, ſchein— 
philoſophiſch ſprechen. 


Philoſtorgie, f. gr. (v. philos, lieb, Freund, und 


stergein, zärtlich lieben) Verliebtheit; Philo— 
technie, f. die Kunſtliebe; philotechniſch, funit- 
liebend; auch die Gewerbe liebend, Kunſt- u. Ge— 
werbtätigfeit begünftigend (vgl. Technik 2c.); Phi= 
lotechnos, m. ein Kunitfreund; Philotefnos, m. 
ein Kinderfreund; Bhilnteknie, f. Kinderliebe; 


Phitotpeus m. Name, — Gottlieb; Philothẽa, 
. die Gottliebende, Name einer religiöſen Zeit— 
ſchrift; Philotimie, f. die Ruhmſucht, der Ehr- 


geiz; Wetteifer; Philoxenie, f. Fremdenliebe, 
Saftfreundlichkeit; Whilozote, f. Liebe zum Leben, 
— Bhilopfydie. 


Philstten, pl. (vielleicht von mittelhochd. villen, 


itoßen) Balken, die in die Erde eingerammt find. 


' Philteum, n. I. (v. gt. philtron, v. philein, lieben) 
| ⸗ 


ein Liebesmittel, Liebeszauber, bei. Liebes- oder 


Phimofis 


Zaubertrant; Ppiltromanie, f. eingetränkte Lie 
beswut, Riebesraufch, durch einen Liebestrank ver- 
urſachte Liebeswut. 

Phimdfis, f. gr. (v.phimün, ſchnüren, binden) Heilk. 
die Berengerung der Borhaut; phimösis femi- 
narum, I. Scheidenverengung. 

Phioͤle, f. (entitellt aus 1. phiäla, v. gr. phiäle, 
Schale, Urne) eine Kugelflafche, Scheideflafche, ein 
baucdiges gläfernes Gefäß mit langem, engem 
Halſe, von Chemikern gebraudt; Kripr. eine Art 
Sturmtöpfe, mit Sandgranaten uſw. gefüllt: 
Sturm-Phiolen. 

Phlaſis, f. gr. (phläsis, v. phlaein, zerdrücken, zer» 
quetichen) Heil. der Bruch eines platten Knochens. 

Vplebitis, f. gr. (von phlebs, Gen. phlebös, Blut— 
ader), Blutader-Entzündung ;phlebades,adervoll; 
aderähnlich; Phlebographie, f. dic Blutaderbe- 
ichreibung: Phlebolith, m. der Aderjtein, jtein- 
Ei Körper in den Blutadern: Phlebologie, f. 
die Xehre von den Blutadern; Phlebotoͤm, n. das 
Laßeiſen, ein Werkzeug zum Aderlafjen, der Schnep- 
per; Bhlebotomie, f. das Aderlajien; Phleboto⸗ 
mift, m. ein Aderlaſſer; Phlebotomomanie, f. 
die Aderlaßwut, iibertriebene Neigung zum Ader- 
laſſen; Phlebotraume, n. eine Ölutaderwunde. 

Phledonie, f. gr. eig. Geihwäßigteit (von phledön, 
Schwäßer, v. phleö, ich ſchwätze); Heilf. Irr- oder 
Bahnfınn; phledonõdes, irreredend. j 

Phlegẽthon, m. gr. (von phlegethein — phlegein, 
brennen) ein fabelhafter Feuerfluß, Höllenfluß, 
welcher jtatt des Waſſers Feuerſtröme mit glühen- 
den Felſenſtücken forttrieb,auh Byriphlegethon. 

Phlegma, n. gr. (v. phlegein, brennen, verbrennen, 
uripr. Brand, Flamme 2c.; Heilk. ſchleimige, zähe 
Feuchtigkeit im Geblüte, zäher Schleim (viell. des— 
wegen ſo genannt, weil am Feuer eingekochte 
Flüſſigkeiten ſo zäh u. ſchleimicht werden); natür— 
liche Unempfindlichkeit u. Trägheit, Gleichgültigkeit, 
Läſſigkeit; Scheidek. das Wäſſerige, Unſchmackhafte, 
was nach der Deſtillation der geiſtigen Teile, z. B. 
des Branntweins zurückbleibt; Phlegmagogicum, 
n. nlat., pl. Bhleamagogica, r. Phlegmagöga, 
gr. Heil. Schleim abführende od. zerteilende Mit— 
tel; Phlegmapäre, ı- Phlegmatopäre, f. das, 
Scleimfieber; Phlegmaiie, f. — Phlogojis 
j.d.; = phlegmatia alba dolens puerperärum, 
J. d.; Phlegmaticus, I. oder Phlegmatifer, m. 
(gr. phlegmatikös) ein Schleimblütiger, Kaltblü— 
tiger, Unempfindlicher und Träger: Bhlegmatie, 
f, (nl. phlegmatia) Heilf. Bafter- oder Schleim- 
Geſchwulſt; phlegmatia alba dolens puerperä- 
rum, die weiße Schenkelgeſchwulſt der Wöchnerin- 
nen; phlegmaͤtiſch, voll zähen Schleims; gleich- 
gültig, unempfindlich, untätıg, faul, läſſig, ſchwer— 

ällig; träger, Falter Natur (vgl. Temperament); 
phlegmatiſche Zeichen, in der Nitrologie die 
Zeichen des Krebjes, des Skorpions u. der Sifche, 

Phlegmöne, f. Heilf. Entziindung; eine Blutge- 

ihmulit. 

khlegräifch (I. phlegraeus, v. gr. phlegraios), von 
Phlegra (entit. aus phlegyra, sc. ge, d. i. bren- 
nendes Land, v. phlegein, brennen), einer Land— 
ihaft in Mazedonien, wo die mit den Göttern 
fämpfenden Giganten durch Zeus’ Bliße vernichtet 
wurden; überh. f. brennend, feurig; phlegräifche 
Gefilde, Brandfelder, Brandgefilde, bejond. eine 
fchwefelreiche Ebene bei Cumä in Unter-Stalien. 

Phloͤgiſton, n. gr. (von phlogizein, verbrennen, 

rennen; phlöx, ;lamme) in der älteren Scheide. 
der Brennitoff,dasbrennbare Wefen; phlontitifch, 


Phonascie 651 


brennbar, mit Brennſtoff angefüllt; phlogiſtiſie— 
ren, mit Brennſtoff verbinden; — let: 
Luft oder phlogiſtiſſertes Gas..Gas; Phlo— 
iſtik oder Phlogurgie, auch Phlogochemie, f. 
ehre von den brennbaren Körpern; phlogndes, 
entzündet, flammig; Phlogopijra, f. ein Entzün- 
dungsfieber; Phlogafis, f. Heilk. örtliche Entzün- 
dung; auch eine fliegende Hige, ein flüchtiges Rot- 
werden des Geſichts; Phlogofföp, n. d. i. eigentl. 
Slammenzeiger, ein von Thilorier 1801 erfun- 
dener, Rauch verbrennender Sparofen, der nicht 
bloß wärmen, fondern aud) leuchten fol; ein In— 
itrument, welches die Hißgrade angibt. 

Phlomis, f. gr. (phlomis ıı. phlömos, für phlogmis 
u. phlogmös, v. phlegein, brennen, weil die diden 
und fetten Blätter ftatt der Dochte in den Qampen 
dienten) Wollblume, Kerzenkraut, Jeruſalemsſalbei, 
eine Zierpflanze von vielen Gattungen, z. B. der 
Salbeiftrauch,derföwenihwanz,das Löwenrohr ꝛc. 

Phloridzin od. r. Phlorrhizin, n. barb.-gr. (von 
gr. phloiörrhizos, mit rindenartiger Wurzel, von 

hloiös, Rinde, und rhiza, Wurzel) Sceidef. der 
Burzelrindenitoff; ein indifferenter, Friftallinifcher 
Stoff in der Wurzelrinde der Apfel-, Birn-, Kirich- 
und Pflaumenbäumte. 

Phlor, f. gr. (eig. die Flamme, von phlegein, bren- 
nen) die Flammenblume, eine Gattung Winden» 
gewächje von mehreren Arten. 

Phlyatographie, f. gr. (v. phlyax, Geſchwätz, Pof- 
jen; auch der Poſſenreißer; v. phlyein,überquellen:, 
überjprudeln, unnützes Zeug reden) ein Poſſenſpiel, 
pofjenhaftes Schaufpiel. 

Phlyktäne, f., pl. Phlyktänd od. Phinktides, gr. 
(phlyktaina, phlyktis,pl.phlyktainai,phlyktides, 
v. phlyein, phlyzein, iiberquellen,aufwallen) Heilf. 
Hikblätterchen, Wafferblajen, befonders im Auge; 
phlyftänödes, friejelartig; Phlyſis, f. der Aus» 
bruch von Waflerbläschen auf der Haut; Phly— 
zafion od. Phlyzactum, n. = Phlyftäna. 

Bhöbe, j. unter Phöbus. 

phobodipſos, gr. (v. phöbos, Furcht, Schreden, u. 
dipsa, Durst) Heilf. eigentl.durjticheu; waſſerſchen, 
hundstoll; Phobodipſon, n. die Waſſerſcheu. 

Phöbus, m. g (Phoibos) d.i. der Leuchtende, Glän- 
zende, ein Beiname des Apollo, der Sonnengott, 
die Sonne; uneig. Redeſchwulſt, ſchwülſtige, hoch— 
trabende Scyreibart (Bombait); post nubila 
Phoebus, lat. Sprw. nad) den Wolken die Sorte, 
auf Regen folgt Sonnenſchein; Phöbe, f. (gr. 
Phoibe&), d.i.die Klare, Glänzende, ein Beinameder 
Mondgöttin, Artemis od. Diana; Phöbolepiie, f. 
Dichtwut. 

Phõca, f. I. (v. gr. phöke) der Robbe, Seehund; 
Phocãna, f. (gr. phökaina) eine Walfiſchart. 

Phocäa, f. gr. eine alte Seejtadt in Jonien, von 
welcher Marfeille abjtammt; Stern. ein Ajteroid, 
1853 von Chacornac in Marjeille entdedt. 

Phois, f. gr. (v. phözein, röften, erhigen) Heilf. eine 
— Phoides oder Phodes, pl. Brand— 

aſen. 

Phoites⸗Arbeit, eine Zirkusnummer, jo benannt 
nad) ihren amerifanifchen Erfindern, zivei als Teu- 
fel verkleideten Künſtlern, die mit künſtlich verlän- 
gerten Beinen ihre Sprünge machen. 

PBholdde, f. gr. (phöläs, v. pholein, ſich verfriechen) 
pl. Bholaden, Bohrmuſcheln, Steinbohrer, Meer- 
Datteln, die ſich in die härteſten Uferfelfen ze. Gänge 
bohren und im Finftern leuchten; Pholaditen, pl. 
verjteinerte Bohrmuſcheln. y 

Bhonascie, f. gr. (phonaskia, von phöne, Laut, 


652 Phönicin 


Stimme, u.askein, üben) eig. Stimmübung, Sing- 
u. Redekunſt der Alten; Phondsens, m. (gr. phö- 
naskös) ein Gejangslehrer; Phonautogrdph, m. 
Vorrichtung, um die Schwingungen eines tönenden 
Körpers aufzuzeichnen (auf einer gedrehten u. zu- 
leich längs einer Schraube fortgehenden berußten 
rommel); phoneleftrifche Ströme, die elektri⸗ 
ſchen Ströme, die durch eine ſchwingende Stimm« 
abelunterbrochen werden; En 
— tönen), lautend, den Laut, beſ. Sprachlaut, 
betreffend oder darſtellend, lautlich; phonetiſche 
Schrift, Lautſchrift, Schreibweiſe, die genau die 
Aussprache wiedergibt; Phonẽtik, f. Lautlehre, 
Stimmlehre, richtiger Gebrauch der Stimme beim 
Spreden und Singen; Phonik, f. die Schall- od. 
Tonlehre; phoniſch, tönend, jchallend, 3.8. der 
phonifche Mittelpunkt, der Stimm- od. Hall- 
punkt, die Stelle, wo fich die rufende Perſon bei 
einem einfachen Echo befinden muß; phoniſches 
Kaletdoftop, |. Kaleidojtop; phoniſches Nad, 
ein rotierender Elektromotor, bei dem der eleftrifche 
Strom dur eine ſchwingende Stimmgabel unter- 
brochen wird; Phonismus, m. der Kunitihall; 
phonochromatiſche Therapie, f. die Heilung» 
verjuche, die Durch die Einwirkung farbigen Lichts 
an Geiſteskranken angeftellt werden; Phonognd⸗ 
mit, f. die Kunſt aus der Stimme oder Sprache 
eines Menſchen jeine Denkart zu erkennen; PBhos 
nograuh, m. der Laut-, Schall» od. Tonjchreiber, 
eine 1877 von Thom. Edifon in New-Jerſey er- 
fundene Sprechmaſchine, welche durch Vermittelung 
eines künſtl. Trommelfells (einer Papiermembrane) 
und eines Metallſtiftes laut geſprochene Worte in 
Form einer Reihe von kleinen Vertiefungen auf 
einem Staniolblatt aufzeichnet und nach beliebiger 
Zeit das Geſprochene hörbar wiedergibt; Phones 
graphle, k. Lautſchrift, Kurzſchrift auf phonetiſcher 
Brundlage; Phonograͤphit, f. Lautſchreibekunſt, 
Darſtellung der Worte durch Schriftzeichen für die 
Sprachlaute; phonograͤbhiſch, lautſchreibend; 
phonographiſche Schrift, welche durchaus mit 
der Ausſprache übereinſtimmt, indem ſie nur die 
wirklich geſprochenen Laute durch beſtimmte Schrift— 
zeichen darſtellt; Phonokampfre, f. die Schall- 
brechung; phonokamptiſch, ſchallbrechend; pho⸗ 
nofamptijherMitttelpunft,derStimmbeuge- 
punkt, der Ort, von welchem der Schall beim Echo 
zurüdgemorfen wird; de ftimmbre- 
hend; bef. von oder bei Widerhallen; Phonolith, 
m. der Klingjtein, Porphyrſchiefer; Phonologie, 
f. die Yautlehre, Wiſſenſchaft von den Sprachlau- 
ten; Phonsmeter, n. der Schallmefjer, Rlang- 
mejjer; Werkzeug, um den Atemdrud beim Spre- 
chen zu meſſen; Phonometrie, f.dieflangmefjung; 
Heilk. Unterſuchung der Reſonanz einzelner Kör— 
perteile, indem man eine ſchwingende Stimmgabel 
daraufſetzt; Phonoſophĩe, k. die Klanglehre; Pho⸗ 
noſhnaktẽr, m. der Schallfänger, das Hörrohr; 
Phonurgie, f. die Schallehre, Stimmlehre. 
Phönicin, n. gr. (v. phofnix, Burpur, Burpurröte) 
Indigopurpur, der purpurrote Niederjchlag, der in 
der Auflöſung der Indigopurpurſchwefelſäure durch 
Allalien entſteht; Phönicismus, ın. Heilf. die 
Maſern; Phönigmus, ın. (gr. phoinigmös) Heilk. 
Hautröte; ein Reizmittel zur Rötung der Haut. 
Phönif, m. eine kleine türkiſche Silbermünze von 
verjchiedenem, aber geringem Wert. 


Phonit, phoniſch, Phonismus, j. unter Pho— 
nascie. 


Phönix, m. gr. (phoinix, d. i. der Purpurrote oder 


Phosgen-Gas 


Feuerfarbige) der Sonnenvogel, ein fabelhafter 
ägyptiſcherWundervogel, der 600 Jahreleben, dann. 
auf einem von ihm ſelbſt bereiteten Lager ſich ver- 
brennen und aus feiner Aſche verjüngt wieder er- 
jtehen ſoll; das Sinnbild der Seltenheit, Vortreff- 
lichkeit u. Unvergänglichkeit; Phönix⸗Kompagnie 
oder -Geſellſchaft, f. Name jehr vieler Verjiche- 
rung3-Anftalten in Deutfchland und England; 
— f. Chronol. ein Zeitraum von 500 
ahren. 

Bhonognomil, Phonograbh zc. — Phonurgie, 
ſ. unter Bhonascie. 

Phoranthium, n. nl. (v. M pherein. tragen, und 
anthos, die Blume) der Blumenboden. 

Phorkos oder Phorcus, auch Phorlijs, m. gr. 
Fabell. ein Meergott u. Valer wunderbarer Meer- 
geftalten; Phortiden oder Phoriyaden, pl. (gr- 
Phorkides), die Töchter des Phorkys, die drei Gor⸗ 
gonen (ſ. d.) 

Phoͤrminx, f. 
tragbar) die tragbare 
Tongerät, das älteſte 
geiecifchen Sänger. 

Phormium, n. nl. (v. gr. phormion, Flechtarbeit 
von Binjen od. Schilf, auch Name einer unbelann- 
ten Pflanze, Veril. von phormös, etwas aus Bin- 
jen oder Schilf Geflochtenes) die Flachslilie, der 
—— Flachs, bei uns hauptſächlich Zier— 
pflanze. — 

Phorometer, n. gr. (von phérein, tragen; führen, 
bewegen) Tragfähigteit3-Meifer, eine Vorrichtung 
zur Beſtimmung der Tragfähigkeit von Brüden, 
Semölben 2c.; auch Ertragsfähigfeits-Mefjer im 
Landbau; Phorometrie, f. die Laftmefjungs- u. 
Rafttraglehre, ein Teil der höheren Mechanik; 
— f. gr. dieehrevon den Bewegungs⸗ 

ejegen; Bewegungsmeßkunſt, Wiſſenſchaft vonder 
Bemegung fefter und flüfliger Körper, ein Teil der 
höheren Mechanik; phoronoͤmiſch orono⸗ 
metriſch, Bewegung meſſend oder Die Geſetze der- 
ſelben und die Bewegungsmeßkunſt betreffend. 

Phousgen⸗Gas, n. gr. (v. phös, Licht, u. genein, 
herborbringen) vom Licht erzeugte Luft, durch das 
Sonnenlicht bewirkte Verbindung von Kohlenoryd- 
ga mit Chlorgas; Phosphör(us), m. (von gr. 
phösphörus, Licht bringend, von pherein, tragen, 
bringen) Lichtträger, Leuchtſtoff, ein 1669 durd) 
Brand in Hamburg entdedter nichtmetallifcher 
Grundftoff; pl. Phosphoͤren, Lichtträger, leuch— 
tende Körper (in früherer Zeit jehr verjchiedene 
Körper bezeichnend); phosphörus bononiensis, 
derZeuchtitein, [.Bologneterjpat; Bhosphäte, 
pl. phosphorfaure Salze; Phosphite, pl. phos⸗ 
phorigfaureSalze; Phosphorbronze, keine Zünd⸗ 
maſſe aus Kupfer, Zinn u. — vphospho⸗ 
reſzieren, im Dunkeln od. Finſtern leuchten, wie 
z.B. die Johanniswürmchen und viele Seetiere; 
das Phosphoreſzieren od. die Phosphoreizenz, 
das Finjterleuchten, dag ſelbſtändige Lichtausſtrah— 
lungsvermögen od. die Eigenſchaft mancher Körper, 
ohne Verbreunung im Dunkeln zu leuchten; Phos⸗ 
phorchalcit, m. ein grünes, phosphorjaures Kup⸗ 
feroxyd, meift in fugeligen Maſſen erſcheinend; 
Phosphorẽte, pl. Bhosphormetalle, Verbindun- 
gen von Wetallen — Phosßhoriſten, 
pl. ein Dichterverein in Schweden, der ſich Die Ro— 
mantifer zum Vorbild nahm; Phosphorit ın. 
phosphorfaurer Kalk, eine Art Apatit (j. d.), al? 
gutes Düngemittel benußt; Whosphornekräfe, f- 
der Rieferfraß, eine beim Arbeiten mit Phosphor 


gr. (von ph£rein, tragen, phörimos, 
Biber, ein harfenähnliches 
aiten⸗Inſtrument der alt- 


Photochallographie 


entitehende Knochenkrankheit, bef. der Kinnbaden ; 
— Phosphor, der in Mandelöl aufge- 
Löjt ift, ein Einreibungsmittel; Phosphoroſtoͤp, 
n. gr. (skopeln, ſchauen) ein von Becquerel erfund. 
Apparat, um aud) jehr ſchwache Grade der Phos⸗ 
phoreizenz jihtbar zu machen; Phosphorfäure 
und phosphorige Säure, f. Verbindungen des 
Phosphors mit Sauerjtoff zu Säuren. 
Photochaltographie, f. gr. (v. phös, Gen. phötös, 
das Licht) die Erzeugung von Bhototypen auf Me- 
tal; Photochemie, f. Lehre von der hemifchen 
Wirkung des Lichts; Photochromie, f. Lichtmale- 
rei in natürlichen Farben, Wiedergabe der Farben 
auf photographiihem Wege; Photochrom, n. Far— 
benaufnahme, Farbenbild; Photochromometer, 
n. Farbwage; Photochromoſtöop, n. Tarbenbild- 
ſchauglas, Farbenlichtbildfpiegler; Photochrono⸗ 
graph, m. Bewegungsbildaufnehmer; Photogal⸗ 
banographie, f. die Erzeugung von Drudplatten 
mittels der Photographie und der Galvanoplaftif; 
Bootonen, n. gr. Schieferöl, ein Licht erzeugender 
toff, ein fünftliches Mineralöl; photogeniſch, 
durch Licht hervorgebracht 4 B. Zeichnungen, Bil- 
der); Photogrammetrie, f.Lichtbildmeptunit, die 
Kunſt, nach Photographien die wirkliche Größe u. 
Ausdehnung des photographierten Gegenjtandes 
und die genauen Maße desſelben zu beitimmen; 
Photogramm, n., auch: Meibildaufnahme; pho— 
togrammetrieren, durch Meßbildverfahren auf- 
nchmen oder ermitteln; Photogrammeter, m. 
Mepbildaufnehmer; photogrammetriſch, meß⸗ 
bildlich; Photographie, f. Lichtzeichnung, Licht— 
malerei, das Verfahren, durch Einwirkung des 
Lichtes auf dadurch zerlegbare Stoffe von den Ge— 
genſtänden, welche das Licht ausſenden, Bilder her— 
zuſtellen; auch ein ſolches Lichtbild, beſ. auf Papier, 
—= Photogrämm, n. (veri. v. Phototyp oder 
Daguerreotyp); Photograph, m. ein Licht— 
zeichner; Heriteler von Lichtbildern; photogrd= 
Lhiſch, Lichtbildlich, im Lichtbilde dargejtellt; auch) 
u Lichtbildern dienlich; z. B. photographijches 
Bapier) Bhotographometer,n.einvon Claudet 
erfundenes Injtrument zum Mefjen der Lichtemp- 
findlichkeit photographiiher Präparate; Phote- 
ee — e,).d.; Photofdmpiis, 
. die Biegung oder Brehung der Lidhtftrahlen; 
Bhotolithographie, f.die Wiedergabe von Photo- 
typen auf Stein; photolithographiſche Karten, 
nad) erhaben gearbeiteten Gypskarten photogra- 
phierte u. durch Steindrud verbieifältigte Karten; 
Photologie, f. die Lichtlehre; Photomagnetis⸗ 
mus, m. duch Einwirkung des Lichts erregter 
Magnetismus; Photometedre, pl. leuchtendeRuft- 
eriheinungen; Photométer, n. ein Lichtmeſſer, 
Leuchtkraftmeffer; Photometrie, f. die Lichtmeß- 
funit; auch Mefjung nad) photographiicher Auf- 
nahme; Austemerttie, lihtmefjend; Photopho⸗ 
bie, f. die Lichtſcheu der Augenkranken; photophoͤ⸗ 
biſch, lichtſcheu; Photophõon, ein Werkzeug, das 
dazu dient, Töne dürch Licht in hörbarer Weiſe zu 
übertragen, erfunden von dem Prof. der Phyſio— 
logie Alex. Graham Bell zu Boſton; Photopſfie, f. 
krankhaftes Lichtſehen, Leuchten vor den Augen aus 
innern Urſachen, =Waraugie; Photerrheris, 
f.= Bhototampjis; Photoflulptür, f. ar.1. 
die mechanijche Verwendung photographiicher Auf- 
nahmen für plaſtiſche Zwecke, 3.8. zur Anfertigung 
von Büjten, Bildjäulen ze. (indem aus 24 gleich- 
zeitig von allen Seiten eines Gegenstandes aufge 
nommenen Tichtbildern durch Storchichnabelvor- | 


Phryne 653 


rihtung ein förperliches Geſamtbild zufammenge- 

jtellt wird),nahWillemein Paris ; Photoſtiatẽrit, 

f. die Lehre von Licht u. Schatten; botojtöp, n. 

ein Lichtfchauer, Lichtmefjer; Photoſphäre, f. der 

Lichtkreis, die den Sonnenkörper umgebende Licht- 

hülle; Phototechnik, f. Erleuchtungskunſt; Pho— 

eng n., pl. Phototijpen, durch das Daguerreo- 

typ (1.d.)erzeugte Bilder, Lichtbilder; Phototypie, 
f. die Kunſt der Berfertigung folder Bilder; Pho— 
totypiit, m. der Verfertiger julher Bilder; Pho⸗ 
torylographie, f. die Erzeugung folder Bilder 
auf Holz; Bhotozinkographie, f. Übertragung 
einer Photographie auf eine Zintplatte. 

Phoros oder Phorus, m. gr. (von phoxös, ſpitz) 
Heilk. ein Spigfopf, ein Menfch mit ſtark zugejpig- 
tem Kopfe. 

Phrdfe, f. gr. (phräsis, v. phräzein, ſprechen), pl. 

braten, die Redensart, Nedeformel, der Aus- 
drudim Reden; verächtl.inhaltleere, ſchönklingende 
Redensarten; Bhrafeologie, f. eine Sammlung v. 
Redensarten; auch die Lehre von den einer Sprache 
eigentümlichen Redensarten; Phraſeologismus, 
m. inhaltleere Schönrednerei und die Neigung 
dazu; Phraſeur, m. fr. (fpr. —föhr) ein Vhrajen- 
macer, Schönredner, Schwätzer; phrafieren, 
Tonk. ein Tonſtück oder einen Gejang funjtvoll 
ausführen. 

Phratria od. Phratrie, f. gr. (phrätra, phratria) 
im alten Griechenland eine uripr. durch Stamm- 
verwandfchaft verbundene Bolf3abteilung; in 
Athen eine Unterabteilung der Vhyle, ſ.d.; Phra= 
triarch, m. Stamm-, Zunft-Vorſteher; Phra⸗ 
tridit, Phratör od. Phräter, m. Stamm⸗ od. 
Bunftgenojffe. 

Phrenefie, f. (I. phrenösis, fr. feenesie) u. Phre⸗ 
nitis, f. gr. (von phrön, urjpr. Zwerchfell; dann 
Geift, Sinn, Gemüt, Verſtand) die Hirnentzün- 
dung; Wahnfinn, Aberwiß; phrenätifch vd. phre= 
nitiſch, unfinnig, raſend, aberwigig: phrenogd= 
ſtriſch, Zmwerchfell und Magen betreffend; Phre— 
nolpgie, f. Lehre vom Bau des Gehirns; die Lehre 
von dem Zufammenhang des Schädelbaues mit 
den geiftigen Eigenjchaften; Bhrenopathie, f. Ge- 
hirnkrankheit, Geiſteskrankheit; phrenpiplenifch, 
Zwerchfell und Milz betreffend. 

Phrikaͤsmus oder Phrikodes, m. gr. (von phrix, 
Gen. phrikös, rauhe Oberfläche, da3 Rauhwerden) 
Heilf. Frieren, fogenannte Gänſehaut. 

Phronkſis, f. gr. (v. phronein, denken, verjtändig 
jein) Verſtand, Klugheit, Einficht. 

Phrontift, m. gr. (phrontistes, von phrontizein, 
nachdenten, überlegen), pl. Phrontiſten, Denker, 
Forſcher; Klügler, fterweiſe; Bhrontifterion,.n- 
der Ort zum Grübeln; vie Grübelei, Schulfucdjjerei 
(ein ſcherzhaft gebildetes Wort); jpäter auch Hör- 
faal,Schuleeines Phrontiften, pl. Phrontifterien. 

Phryjgien, n. (gr. u. [. Phrygia) ehent. Name einer 
Landſchaft in Borderafien; phrygiſch, in Phry- 
gien einheimifch od. daher jtammend; phrygiſche 

üße, eine den Kopf umſchließende, vorn über— 
bängende Mütze auf alten Kunſtwerken; eine vote 
Mige von folder Form, als Sinnbild der Frei— 
er in der erften franz. Revolution; phrygiſcher 

tein, ein zum Rotfärben gebrauchter ſchwam— 
michter Stein, phrygiiche Tonart, eine Tonart 
der alten Griechen von heftig aufregender Wirkung. 

Phryne, f. gr. Name einer Buhlerin od. Luſtdirne 

u Athen, wegen ihrer — und ihres durch 
uhlerei zuſammengebrachten Reichtums berühmt; 


654 Phtha 
daher überh. eine verführeriſche, buhleriſche und 
ſehr freche Schöne; ſ. Hetäre. 
Phtha, m. gr. oder Phthas, m. nl. (hieroglyphiſch 
Ptah) ein ägyptiſcher Gott, dargeſtellt mit dickem 
Bauch, großem Mund, großen Ohren und Augen, 
im alten Memphis verehrt, von den Griechen mit 
Hephäſtos (ſ. d.) gleichgeſetzt, als Symbol des 
Naturfeuers. 
Phthaleinfarben, Teerfarben aus Phthalſäure ꝛc. 
gewonnen; Phthalſäure, aus Naphthalin und 
Salpeterfäure gewonnen. 
shthinodes, ſ. unter Phthijis. Bill 
Thtbiriäfis, f. gr. (phtheiriasis, von phtheiriän, 
Zäufe haben, von phtheir, die Laus) Heilf. die 
Läuſeſucht, Läuſekränkheit; Phthirophäg, m., pl. 
Phthirobhaͤgen, Läuſefreſſer, Spottname einer 
Voͤlkerſchaft in Kleinaſien, welche die Kätzchen der 
Fichten aß; Phtbivophagie, f. Läufefrefjerei. 
Phthiſis, f. gr. (v. phthiein, phthinein, ſchwinden, 
jid) verzehren) die Schwindjucht, Aus- oder Ab- 
zehrung, Dörrfucht; phthisis bronchialis, Zuft- 
röhrenſchwindſucht; ph. pulmonälis, die Lungen- 
ſchwindſucht; Phthiſicus, m. ein Schwindfüchtiger; 
phthiſiſch od. phthinndes, gr. ſchwindſüchtig ꝛc.; 
Phthiſiologie, f. die Auszehrungslehre, Lehre od— 
Abhandlung von der Schwindſucht; Phthiſio⸗ 
sneumonie, f. eiterige Lungenſucht mit Entzün- 
dung; Phthiſiurie, f. Harnruhr, = Diabete2. 
wotdas, 00. BHtpifis; phtbäith, — phthi- 
} 


ſiſch. 

Phthora, f. gr. (phthörä, v. phtheirein, verderben) 
Vernihtung, Zeritörung; Phthoricum, n. (gr. 
phthorikön) Heilf. ein ab» od. austreibendes Heil- 
mittel; Phthor, Phthorin,n., oder Phthorine, 
f. der mit Wafjeritoff verbundene Beitandteil der 
Flußſäure (fo genannt, weil die Flußſäure die 
— Stoffe anfrißt und zerſetzt), 
Fluor, ].». 

PBhycit, m., pl. Phycĩten, gr. (von phykos, Meer- 
gras, Seetang) verjteinerter Seetang; Phylo⸗ 
Kram, n. gr. der grüne Farbeſtoff in einzelligen 
Algen; Eisler an, n. gr. ein blauer — in 
einigen Sußwaſſeralgen; Phyfologie, f. die Lehre 
von den Tangen. ' } 

Phyganthropte, f. gr. (v. phygein, pheügein, flie- 
ben, und Anthröpos, Menich) die Menſchenſcheu. 

Bhyfohrom, Phyfologie, |. unter Phycit. 

Phylar, m. gr. (von phylässein, wachen, bewachen) 
ein Wächter, Hüter, Bejchüger, al3 Hundename 
gebräuchlich; Phylaciſt, m. (I. phylacista, v. gr. 
phylakistes) der Gefangenmwärter, Kerfermeifter; 
Phylafterium, n. (gr. phylakterion) ein Wacht— 
poiten, Wahthaus; ein Berwahrungsmittel; An— 
bängjel gegen Zauberei 2c., vgl. Amulet; ein 
Dentzettel der Zuden mit den zehn Geboten, au 
der Stirn, Brujt oder am Kleide getragen; phy⸗ 
litt (gr. phylaktikös), bewachend, beſchüßend. 

Phyile, f. griech. (phyle) im alten Griechenland eine 

olfSabteilung, ein Volksſtamm; in Athen an- 
fangs eine Gejellichaftsflafje, veren e3 4 gab; dann 
jeit der Verfaſſung des Kliſthenes ein Landbezirk, 
Gau, 10 an Zahl, die in 174 Demen (vgl. Demos) 
oder Gemeinden zerfielen; Phylaͤrch, nm. Vorfteher 
oder Anführer einer Phyle, be. im Kriege; phy⸗ 
lẽtiſch, den Stamm betreffend. 

Phylon, n. gr. das Blatt, bei. Kelhblatt; Phyll⸗ 
aͤnthus, m.,r.n. die Blätterblume, eine Gattung 
Rautengewächſe; Phyllis, f. d. i. die Sprofjende, 
Blühende, war der ame der Tochter des thra- 
chen Königs Sithon, die den Demophoon liebte, 


— — — — — — — — — — — — — — — 
— ——— — — ——— — —— —— — — ———— ———— —— ————— 


Phyſik 


und ſtarb, da dieſer ihre Liebe nicht erhörte, daher 
dieſer Name fehr viel in Schäfergedichten ala Be— 
nennung einer liebesfiechen Schäferin gebraucht 
wurde; Phijlliten, pl. veriteinerte Pflanzenblätter, 
Blätter-Abdrüde; Phyllobläſten, pl. Blattkeimer, 
= Di- und Bolyfotyledonen,; Hhyladiich, 
blattähnlich; Phyllophägen, pl. Laubfreſſer, bei. 
eine Familie der Beuteltiere; Phyllorhodoman⸗ 
tie, f. Wahrjagung aus Rofenblättern, die man 
auf dem Handrücken zerflaticht; Phylloſtöma, n., 
pl. Bhnlloftomäte, Blattmaul, Blattnafe, eine 
Art Fledermäuſe; Phylloxẽra, f. (v. xẽrös, troden) 
die blattausdörrende Reblaus, den Weinſtöcken 
durch Vertrocknen der Blätter fehadend. 

Phnlon, n. gr., pl. Bhyle, Bhylen (vgl. Phyle), 
Stamm, Oartung, Familie; Ppylogenie, f.Stam- 
mesgeſchichte. 

Phyma, n. gr. (phyma, eig. Gewächs, von phyein, 
hervorbringen, wachjen lafjen, wachen), pl. Bhy= 
mäta, Heilt. jede Geſchwulſt oder Hauterhöhung, 
beſ. Drüfengeihwulft; phhmätiſch, geihmulitig, 
geihwollen; Phymation, auc Phymatödes, rn. 
eine kleine Beule, ein Beulchen. 

Phinſa od. Phyiälis, f. gr. (von physän, blajen) 
eig. Hauch, Wind; Heilf. eine Blafe, Wafjerblafe; 
Phyſagögum, n., pl. —güga, Deilmittel zum 
Abtreiben der Blähungen — Karminativ; 
Bhnfaliten, pl. Blajenichneden, Kibigeier, eine 
Schnedenverfteinerung ; Phyſalith, m. eig. Blafen- 
ſtein od. Feuerblaſenſtein, eine Art Topas, die im 
Lötrohrfener Luftblajen entwidelt, auch Pyro- 
phyfalith; Phyſema, n. oder Phyſeſis, f. die 
Aufblädung, Auftreibung, Trommeljudht; Phy— 
ſeter, m. ein Blajebalg, Bülter; auch) de. Sprig- 
fie, eine Art Walfiſch; Physharmonita, f. ein 
1821 von Hanfel in Wien erfundenes orgelartiges 
Tonwerkzeug, dejjen Töne durch vom Wind an- 
geblajene metallene Zungen hervorgebracht werden. 

Physcon, physconia, j. Physkon. 

Vhyiema 2c., |. unter Phyſa. — 

Phiſiüter, m. gr. (von physis, Natur, und iätrös, 
der Arzt) ein Naturarzt, welcher vorziiglich der 
Heilkraft der Natur vertraut; Phyſiatrie, f. (von 
physis und iatreia, Heilung) Naturheilung, Heil- 
fraft der Natur; —— ſelbſtheilend; 
Phyſiautokratie, f. (vgl. Autofratie) eig. Selbit- 
herrichaft der Natur, die Naturheilkraft. 

Phyſit, f. gr. (physike, v. physis, Natur, u. dieſes 
von phyein, hervorbringen, wachen Lafjen) überh. 
Naturkunde, Naturwifjenichaft; gew. in engerem 
Sinne die Wiſſenſchaft von den Gejegen und Ur- 
fachen der Naturerfcheinungen, ſoweit diejelben 
nit von organischen od. chemiſchen Orundfräften 
abhängen, die Naturlehre; Erperimentalphy- 
ſik, f. Erperiment; Phyſik-Bad, n. verjchiedene 
Farbenbrühen, mit denen man Seide färbt; phy— 
ſiſch (gr. physikös), natürlid, in der Natur be- 
gründet, ſinnlich, körperlich, auch bisw. irdiſch; 
pphyſiſche Unmöglichkeit, was nad) den Natur— 
geſetzen nicht ausfuͤhrbar iſt; phyſiſches Bild, 
Naturl. das durch wirkliche Wiedervereinigung der 
von einem Punkte fommenden zurückgeworfenen 
oder gebrochenen Strahlen entiteht; phhſiläliſch, 
gr.-i. der Naturlehre gemäß, dazu gehörig, natur- 
kundlich; phyiitaliichetechniihe Neihsanftalt, 
eine vom Deutjchen Reiche begründete wiljenjchaft- 
liche Anftalt, zur Unterfuhung phyſikaliſcher und 
technologifcher Fragen und zur Förderung diejer 
Wiſſenſchaften in Theorie und Praxis; Phyſifus, 
m. l. od. Phyſiker, m. ein Naturforjcher, Natur⸗ 


Phyſiogenie 


kundiger; Phyſikus, auch ein von der Obrigkeit 
für einen gewiſſen Kreis als Medizinal-Aufſeher 
angeſetzter Arzt, Gerichtsarzt, Kreisarzt ꝛc.; daher 
Phijſikũt, n. nl. das Amt desſelben; Bonitäns, 
m. ein handwerfsmäßiger Naturlchrer; Phyſik— 
farben, Farben, die durch Zinnchlorid gewonnen 
und in der Färberei verwendet werden; bhyſiko— 
mathemdtifch, die Natur- und Größenlehre zu- 
gleich betreffend; Phyſilotheologie, f. griech). Die 
Natur-Gotteslehre, oder die Lehre don der Not- 
wendigfeit des Dafeins Gottes aus der vernünf— 
tigen Betrachtung der Natur und ihrer Zivede ge- 
ihöpft; phyſilotheoloͤgiſch, darauf bezüglich oder 
dazu gehörend; der — Be⸗ 
weis de3 Daſeins Gottes, der aus der Be— 
ihaffenheit und Anordnung der Dinge der gegen- 
wärtigen Welt gefiihrt wird. 
Phhiogenie, j. Phyfiogonie. ; 
Phyfiognom od. Phyiiognomift, m. gr. (v. phy- 
sis, Natur, und gnömon, Kenner, Beurteiler) ein 
Geſichtsforſcher, Geficht3- od. Mienendeuter; Phy⸗ 
anomie, f. das Ausfehen oder Anjehen eines 
denſchen, und in weiterer Bedeutung aud) eines 
Tieres, einer Pflanze, einer Gegend ꝛc., als Aus— 
druc der inneren Eigentiimlichkeit; bej. die Ge— 
ſichtszüge, die Gefichtsbildung, jofern fie eine blei- 
bende natürliche Bejichaffenheit des Geijtes aus— 
drüdt, der Gefichtsausdrud; Phyſiognömil, T. 
Phyiiognomönik od. Phyiiognomie, f. die Ge— 
ſichts- od. Mienendeutung, oder die Wiſſenſchaft, 
aus den Gefichtszügen auf die Geijtes- und Ge- 
mütSbejchaffenheit, die Anlagen 2c. des Menjchen 
zu ſchließen, wie Lavater verfucht hat; Hhhyiie= 
anõmiſch od. phyſiognomõoniſch, gelichts- oder 
mienendeutend;phyfiognomiihegragmente, 
pl. Bruchſtücke zur Gefichtsdeutung; phyſiogno⸗ 
miſieren, ſich mit der Gefichtsdeutung bejchäftigen, 
den Mienendeuter mahen; Phhyſiognoſie, f. Na- 
turfenntnis, Naturforſchung; Ben onnatüp, n. 
od. fr. Phyſionothpe, f. der Gejicht3zeichner, ein 
neu erfundenes Werkzeug zur jchnellen Auffaflung 
der Geſichtszüge u. Ausführung von Bruftbildern; 
Bhyfiognotypie, f. Naturfelbitdrud. 
Phyſiogonie oder Phyiiogente, f. gr. (v. physis, 
atur, u. ginesthai, werden, entjtehen) die eigent- 
liche Naturgefhichte oder Naturentitehungsichre; 
Phyiiograph, m. ein Naturbefchreiber; Bhyiio- 
srabhie, f. die Naturbefchreibung; phyſiogra⸗ 
phiſch, Phnyiioferamit, f. (vgl. Phyſiognotyp) die 
Kunst, Medaillonbilder nach Photographien her- 
zuſtellen; Phyſſiokratie, f. die Naturkraft, das 
ermögen der Natur; phhſſiokraͤtiſch, die Natur- 
fraft betreffend oder darauf gegründet; phyſio— 
fratifhes Syſtem, in der Staatswiljenichaft 
der Lehrbegriff, nad) dejien Grundſatze die höchſte 
Blüte des Landbaus die einzige Duelle des Volks— 
reichtums ift, deſſen reiner Ertrag mithin den 
Staatzu einer einzigen Steuer (Örundjteuer) be- 
vechtige, auch Agrikultur-Syſtem genannt,vgl. 
Merfantil-Syitem; Phyſiokräten oder Oko— 
nomiften, pl. Anhänger jenes ba en 
lichen Syftems; Phyſiokratismus, m. die philo- 
ſophiſche Anficht, nach welcher die Natur die höchite 
mwirfende Urſache iſt; PWhhyiiolög, mn. (gr. physio- 
lögos) ein Erforſcher der menjchlich-tierifchen Na- 
tur; Phyfiologie, f. eigentl. Naturlehre (Phyſik); 
Naturlehre der tierijhen (Bo0-Phyfiologie) und 
Pflanzenkörper (Phyto- od. Vflanzen-Phy tologie); 
bef. die Zehre von Bau und Einrichtung, Leben 
und Lebensäußerungen des menschlichen —5* 


Phytalie 655 


phiyjſiologiſch, dazu gebörig; Poyiionomie, f. 
(val. Nomos 2.) die Naturgejeßkunde od. Lehre; 
Phyfiophilos, m. ein Naturfreund; Phyſio⸗ 
bbiloföph, m. ein Naturphilojoph; Phyſiovhilo⸗ 
fophie, f. = Naturphilojophie, ſ. d.; Phyſio⸗ 

laͤſtik, f. 1. die natitrliche ee nun 2. künſt— 
icher Erjaß verlorener Körperteile, z. B. der Naſe 
aus der Stirnhaut, auch plaftifche Operationen 
genannt; Foreſtor n. ein Werkzeug, durch wel— 
ches lebende Wejen in übergroßen Bildern zur 
Anſchauung gebracht werden; Phyſſioſophĩie, f. 
Naturweisbett: hijſioſoͤph, m. ein Naturmweijer; 
phyiinteleolögiich (vgl. Teleologie), auf der zweck⸗ 
mäßigen Einrichtung der Natur beruhend; phy- 
fioteleoldgifhe Glaubensgründe, jolche,die 
von der Zweckmäßigkeit der Natur hergeholt, aljo 
erfahrungsmäßig find; Phyjiotäpe und Phyſio— 
ynie, f. he Anyfiognntppe, Phyſiogno— 
ypte 


phnyiiich, i. unter Phyſik. 
Physfön, m. gr. (v. physk&, der Unterleib mit dein 


dicken Darme) ein Dickbauch; Physkonie od. lat. 
physconia, f. die Bauchſchwellung, Auftreibung 
des Unterleibes; überh. Anfchwellung eines Or— 
gan. 


Phyſocẽle, f. gr. (v. physa, j.d.)— Pneumato— 


cele; Phyſocephälus, m. Heilf. ein Windfopf, 
die Kopfſchwindſucht; Toytocälte f. die Wind- 
bauchigkeit; Phyfodes, = ECmph yf ema; Phyſo⸗ 
mẽtra, f. Heilk. die Mutterwindſucht, Windjucht 
der Gebärmutter; Phyſoͤncus, m. Heilk. die Wind- 
geſchwulſt; Phyſoſpäsmus, m. dev Windframpf; 
Phyſoſtigmin, n. ein giftiger Stoff, der von den 
Früchten der Physostigma venenosum, den og. 
Kalabar-Bohnen (nad) der britischen, an der Küfte 
von Oberguinea gelegenen Landſchaft Kalabar jo 
genannt) gewonnen und in der Heilkunde zur 
Berengerung der Pupille u. ähnl., von den Ein- 
gebornen zu Pfeilgift verwendet wird; Phyſo— 
{hörog, m. Windgeſchwulſt der Zungen u. Bruft- 
Ö 


e. 
Phytalie, f. gr. (phytaliä, von phytön, das Ge- 


wachlene,v.phfein, hervorbringen, wachjen) Pflan- 
zung und Pflanzzeit; Phnteume,n. (v. phyteüein, 
pflanzen) das Gepflanzte, die Pflanze; Phyteuma⸗ 
koͤlla, f. Pflanzenleim, ein gummiähnlicher Pflan- 
zenitoff; Phytenſis, f. das Pflanzen, Säen; Phy— 
teutẽrion, n. eine Baumſchule; Bhytobiblia, pl. 
verfteinerte Pflanzenblätter od. Blätter-Abdritde; 
Phyſtobiologie, f. die Lehre vom Pflanzenleben; 
VBhytochemie, f. Pflanzen-Stofffunde, Üffanzen. 
Scheidekunſt; Phytochlorainon, n. — Chloro- 
phyll, ſ.de; Phytogen, n. das Pflanzenzeugende, 
der — “” Bohtonene, pl. aus Bilanzen 
entitandene Mineralien und Gefteine, 3.8. Stein- 
fohle, Torf; phytogéniſch, aus Pflanzen erzeugt; 
Vhyiogeographie, f. die Pflanzen-Erdkunde, 
Wiſſenſchaft von der Verbreitung der Pflanzen auf 
der Erde; phytogeog raͤphiſch, diejelbe betreffend 
oder dazu gehörig; Phytoglph, m., pl. Phyto⸗ 
glüphen, Steine mit —— Phyto= 
gnomönik, f. die Pflanzen-Erfennung, Beur- 
teilungsfunst der Pflanzen und ihrer Kräfte nad) 
ihrer äußern Befchaffenheit; Phytognoſie, f. Na- 
turgefhichte der Pflanzen; Phytogrdpb, m. ein 
Pflanzen od. Gewächsbeichreiber; PBhytographie 
und Phhtologie, f. die Pflanzenbejchreibung, Ge— 
wächs⸗ oder Pflanzenfunde (Botanik); ꝓAhhto⸗ 
graͤphiſch, pflanzenbefchreibend; Poytollih, m, 
pl.PHYtolithen, Sewächsiteine, Pflanzenverſteine— 


656 Pi 
rungen; Pbutologte, © | E 
tomörph, m., pl. Bhytomärphen, Steine mit 
pflanzenähnlihen Zeichnungen; Phytonomie, f. 
Naturlehre der Pflanzen, Geſetzlehre des Pflanzen- 
lebens; Phytonymie, f. Pilanzenbenennung; 
Phytopaläographie, Beſchreibung der vorwelt- 
lichen Pflanzen; Phytopathologie, f. — 
krankheitslehre; Phytophäg, m. ein Pflanzeneſſer; 
Phyytophhlacium, n. ein Gewächshaus; Phyto⸗ 

hyſiologie, f. Rebenslehre der Pflanzen, Geſetz⸗ 
ehre des Pflanzenlebens; Phytoſaurus, m. die 
Pflanzeneidechſe, eine ausgejtorbene Eidechſenart; 
zhytotheologie, f. Pflanzen-Gotteslehre, die 
ehre von Gott aus der vernünftigen Betrachtung 
der Gewächſe; Phntotherapie, f. die Pflanzen- 
Beilfunde; Phytotomie, f. die Pflanzenzerlegung, 
Gewächszergliederung; Phytotopologie, f. die 
Lehre von den Standorten der Rflanzen; Phhto⸗ 
tropbie, f. die Pflanzenernährung; Phytotropie, 
f, die Pflanzenummwandlung, bie Kunſt, Pflanzen 
zu verändern; Phytotyvpolithen, pl. Pflanzenab- 
drüde auf Steinen; Phytozöon, n. ein Pflanzen- 
* Poyturgie, 5 der A die An⸗ 
pflanzung3ftunde; phutũrgiſch, dazu gehörig. 
=, griech Name des B (z, MM); in der Größenl. 
(als Abfürz. von periphereia) da3 Verhältnis des 
Kreisumfangs zum Durchmefjer, = 3,1415926 :1. 
pia causa, . causa. 

piacere, it. (fpr. piatjchere; = I. placere, gefallen, 
belieben; a oder al piacere, oder a oder al pia- 
eim&nto, auch bloß piacimenteo (pr. piatſchim —), 
Tonf. nach Gefallen, nad) Belieben, — I. ad libi- 
tum; piacevole (pr. piatjchewole) oder piace- 
volme&nte, Tonf. gefällig, angenehm. 

Biaculüm, n. I. (von piäre, duch ein Opfer ver- 
jöhnen, von pius, fromm) ein Sühnopfer, Ber- 
a Piation, f. (piatio) die Verſöh— 
nung, Sühne. 

Piadeh vder nad) fr. Schreibung Piadet, f. türk. 
(v. perj. piädah, ein Fußgänger, Lafai) ein jchnell- 
zuderndes Fahrzeug, eine Gondel. 

»ia desideria, j. Dejiderium; piae memoriae, 
j. memoria. 

staffieren, fr. (piaffer) ſtolztreten, die fünftliche Be- 
megung bes Pferdes, wobei es, auf derjelben Stelle 
bleibend, die Borderichentel jehr hoch erhebt und 
mit Heftigfeit niederjegt und nur durch die Hinter- 
füße ſich im Schwerpunft erhält; Piaffe, f. Reitk. 
der abgemefjene, taftmäßige Trab auf der Stelle; 
das Biaffieren nad) vorwärts ift der fogenannte 
„paniſche Tritt”. 

pia fraus, ſ. fraus, 

VBiali⸗Paſcha od. Piri⸗Paſcha, eine Vorſtadt Kon⸗ 
ſtantinopels jenſeit des Hafens. 

zia mater, ſ. unter Mater. 

plano, it. I. plänus, eig. flach, eben) Tonk. ge- 
finde, ſchwach, leiſe, janft; planissimo, fehr leiſe, 
ſehr ſchwach; pianoforte, mäßig ſtark; Pidne, 
n. = Pianoforte, ſ. Sortepiano; Pianing, n. 
oder piano droit, fr. (jpr. — drod) ein kleines 
Piano mit aufwärts gerichteten Saiten; Pianiſt, 
m. ein Yortepiano-Spieler; PBiantftin, f. eine 
Zortepiano-©pielerin; Bianola,n.,ein durch einen 
mechaniſchen — von großer Vollkommenheit 
zu ſpielendes Klavier; Pianothp, n. die Sep- 
maſchine (in der Druderei). 

Biariiten od. Piären, pl. Lehr- od. Schulmönde, 
ein geiftlihder Orden im — 5— 17. Jahrh. in 
Rom geſtiftet, deſſen Glieder ſich Patres scholärum 
piärum, d.i. Bäter frommer Schulen nennen und 


|. Phytographie; Phy⸗ 


Birus 


die — in Volksſchulen ꝛc. unentgeltlich unter- 
richten. 

Piaffava, f. eine von den Antillen fommende, bei. 
u. ejen verwendete Binfenart; auch ein zu Befen, 

ürſten 2c. verwendeter Faſerſtoff von einer füd- 

amerifan. Balmenart (Attal&a funifera Mart.). 

Piditen, pl. eine alte polniſche Herricherfamilie, 
Abkömmlinge des Piaſt, der im 9. Jahrh. aus 
niederem Stande zum Herzog von Polen erhoben 
worden jein joll. 

Piditer, ın. (it. piästra, d. i. eig. Metallplatte; ml. 


2 


plastra) eine frühere Rechnungsmünze in verſchie— 


. denen Ländern und von verichiedenem Wert; 3.8. 


in Italien = 3,0— 3,55 M., in Spanien — 4,20— 
440 M., in der Türkei anfänglic) mehr als 3M., 
jegt 0,18 M. (vgl. Guruſch); Piaſtrino, m. eine 
ehemal. jilberne Rechnungsmünze in Toskana, 
ungef. = 1M. 

Piation, ſ. unter Piaculum. 

Bidtte, f. it. (von piatto — platt, flach, verwandt 
mit gr. platys, platt, breit) ein plattes, majt» und 
jegellofes Fahrzeug, auf Reeden zum Lichten grö- 
Berer Schiffe gebräuchlich; Pidtto, m., pl. Piatti 
(eig. ein Teller) Beden bei der Sanitiharenmufil. 

Pidzza, f. it. (prov. plassa, vom I. platea, platea, 
Straße, breiter Platz, gr.plateia, Straße, v.platys, 
platt, breit; vgl. Blace) ein öffentliher Bla in 
Stalien, Marftplaß; breite Straße. 

Pibroch, m. engl. (pr. peibrod oder pibbrock; vom 
gäl. piobaireachd, ein Tonſtück auf der Sackpfeife, 
von piobair, ein Sadpfeifer, von piob, die Pfeife, 
Sackpfeife) der Kriegsgefang, die Schlachtmuſik der 
Bergſchotten für Die Sndpfeife, 

Pie, m. fr.,— Pico; f. au Pit. 

pica, f. (v. l. pica, die Elfter) Heilk. eine Sucht, ein 
Gelüft der Schwangeren zu fonft ungenießdaren 
Dingen (nad Art der Elitern). 

Piccaͤnte, m. it. (eig. Scharf, jtechend, von piccare, 
ſtechen; vgl. pifant) ein ital. Wein aus der Gegend 
von Pavia. 

Piccoldto oder Biccolet, m. ital. Wein aus Friaul 
und der Gegend von Görz. } 
piccolo, piccolino, it.(von picco,fpan. pico, walliſ. 
pig, Spige; verw. mit piden) Klein; der Kleine, 
Kieiner; dah. Piccolo-Flöte, f. gem. Pickelflöte, 
eine Zeine Duerpfeife mit hellem Ton; Piccolo, 
auch Picciolo, m. eine alte Rechnungsmünze, in 
Benedig = 2,5 Pf., in Sizilien etwas über 1; Pf. 

mert; Piccolo, m. DENN R 

Picht oder Witt, f. neugr. (peche, gejpr. pichi, vom 

— pẽckys, Ellbogen, Elle) die griech. Elle (feit 
18386 =1m = 1,543 alte, fogen. Feine Piki (oder 
Endafeh) = 1,495 alte jogen. große Piki. 

Picholines, pl. fr. (ſpr. bifcholihm’) Oliven der klein⸗ 
ften Art, auch eingemachte Dliven. 

Bichurimbohne, ſ unter faba. f 

Pictles, pl. engl. (jpr. pidel3; von pickle = Pöfel, 
Salzbrüde) in Eſſig und Salz eingemachte ſcharf 
gewürzte Bflanzenjpeifen, Ejitgfrüchte. _ 

Pidnid_oder Pidenid, m. (fr. piquenique) ein 
au chußmahl, Beitragsmahl, eingemeinj chaftlicher 

chmaus, wozu jeder Teilnehmer beiträgt. 

Pickpocket, m. pl. Pidpodets, engl. (von pick, 
pfluden, klauben, bejtehlen, und pocket, Taſche) 
Zafchendiebe in England. _ ; 

Pico, m. fpan. (it. picco, fr. pic; vgl. piccolo) eig. 
eine Spie; ein hoher ſpitziger Berg, Spitzberg. 

Picus, m. (eig. der Specht, der als mweisjagender 
Bogel galt) ein altitalijcher weisjagender Wald- 
gott, Sohn des Saturnus, Vater des Faunus, 


Pie 


durch Circe, deren Liebe er verſchmähte, in einen 
Specht verwandelt. 

Pie, engl. (fpr. pei), 1. n. Raftete; 2. m: auch Pice, 
oftind. Kupfermünze =! Anna = Yıga Comp. 
Rupie = 1 Pr. 

Bid, m. fpan. (= fr. pied, vom l. pes) der Fuß, 
vor 1852 die Grundlage des fpan. Längenmaßes 
zu 12 Pulgadas zu 12 Lineas zu 12 Punto) = 
0,279 ım. 

Piece, f. fr. (pr. piäß’; = it. pezza, pezzo, prov. 
peza, pessa, ml.pecia, pechia, petia,petium,felt. 
Urfprungs, wallif. peth, m. eine Sache, etwas, ein 
Teil, armor. pez, pech, m. ein Stüd, ein Teil, 
gäl. pios, m. ein Stüd, Feten) ein Stüd, Geld— 
ſtück; ein Stüd, Geihüß; Theaterftüd, Schaufpiel; 
ein Tonftüd; eine Nummer in einem Klonzertpro- 
gramm; Schriftſtück, Schriftchen, fliegendes Blatt; 
ein gerichtliche8 Beweisſtück; ein Gemach, eine 
Stube, Kammer, be. pl. Biecen; z.B. eine Woh- 
nung von 12 Biecen u. dgl.; piece A tiroir (fpr. 
— tirodhr), ein Schubladenftüd, ein unzufammen- 
bängendes Schaufpiel, in welchem es mehr auf die 
Wirkung einzelner Szenen als auf Einheit der 
Handlung abgefehen ijt (vgl. Komedie); piece de 
resistance (jpr. — dð reſißtangß) Rochk. ein großes, 
viel hergebendes Stüd Fleiſch Hauptgericht; eijer- 
ner Bejtand; in der Kiteratur: ein bombaftifch ge- 
ichriebener Reitartifel; pi&cemonteeifpr.—mong- 
teh), ein Tafelaufjaß aus Badwerf, Torte; Pie— 
cette, £. fr. (fpr. piäßett’, Verkl. von piece, ſpan. 
peseta, ſ. d.) eine alte fpanifche Silbermünze — 
2 Realen oder ungef. 0,5 M. 

pied, m. fr. (fpr. pjeh; vom I. pes) der Fuß; auch 
die &rundlage des alten franz. Längenmaßes (pied 
de roi, pr. — tod, fünigl. Fuß) 0,335 m; äpied, 
zu Fuß; pied-A-terre, m. ein Abjteigequartier; 
Pieds-courts, pl. fr. (fpr. — führ), jamtartige 
Möbelitoffe aus Franfreih; Wiedeftdl, n. (d. i. 
pied-estal, v. pied u. estal, Stelle, Stellung; vol. 
etalieren; it. piedeställo) daS Fußgeitell, der 
Säulenfuß, Unterfaß; Sodel; Zirk. auch die Säule, 
auf deren oberem Ende der Akrobat feine Kunſt— 
ſtücke vollführt; Piedouche, n. fr. (pr. piedühſch') 
das Bildgeftell. 

Piéde, m. it. der alte ital. Fuß, in Sardinien (p. 
liprando) = 0,614 m, in Mailand — 0,435 m, in 

enedig — 0,748 m, in Rom — 0,298 ın. 

pieno, it. (= I. plenus) Tonf. voll, vollftimmig; 
pieno 6rgano, mit vollem Werke; con suono 
pieno, mit vollem Ton; coro pieno, voller Chor. 

Bier, m. engl. (jpr.pihr) der Pfeiler; das Pfahljoch; 
der Wandelfteg, Landungsbrücke; Buhne, Strand- 
buhne; Hafendanın. 

Bierhend, n. engl. (fpr. pihrhed, von pier, Pfeiler, 
Hafendamm, u. head, Haupt) der Dammktopf, das 
Dammende. 

$ieriden, pl. gr. (Pierides) Benennung der Mufen 
(j.d.), als Töchter degPieros, od. nad) dem Berge 
Piero in Thracien. 

Riero, m. it. Name (= fr. Pierre), Peter; auf der 
ital. Bühne die Rolle des einfältigen Dieners (vgl. 
Pierrot). ee ’ 

Pierrier, m. fr. (pr. pjerrjeh; von pierre, Stein) 
Krk. ein Steinböller, Steinjtüd, ein Geſchütz, wo— 
mit fteinerne Kugeln gejchofjen werden. 

®ierrot, m. fr. (pr. pjerröh; Verkl. von Pierre, 
Peter) eig. Peterchen ; der töfpelhafte,dummpfiffige, 
immer gefoppte, oft geprügelte Bediente als Hans- 
wurſt der franz. Bühne (vgl. Harlefin). 

Vierutſch oder Pirutſche, F. in Wien verderbt für 

Seceyies Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


pignus 657 


Barutſche, f.d.; Pierutſchade od. Pirutfchade, 
f. eine fejtliche Umfahrt un —— koſt⸗ 
barer Beſpannung. 

Pietät, f. 1. (piẽtas, dv. pius, ſ. d.) die Frömmigkeit, 
Gottſeligkeit; auch kindliche Liebe, liebevolles An— 
denken, dankbare Liebe und Ergebenheit, Ehrfurcht 
gegen Eltern, Wohltäter 2c., beſ. Verſtorbene; it. 
Pier, aucheine DarftellungdesLeichnams Chrifti, 
der vom Kreuze abgenommen auf dem Schofe der 
Mutter ruht und von ihr beweint wird; Pietift, 
m. nl. (pietista) ein Srömmler, in der lutheriichen 
und reformierten Kirche (ſeit Spener 1670) eine 
Seite, welche befond. Zufammenfünfte zullbungen 
der Frömmigkeit hält; ein Betbruder, Kopfhänger; 
Pietifterei, f. od.Pietismns, m. die Frömmelei; 
die Neigung, die Religion vorzugsweiſe durch das 
Gefühl aufzufaffen und befondere geheime Fröm— 
migfeitsübungen zu halten; franthafte religiöje 
Gefühlsrichtung, welcher die menschliche Natur ala 
gänzlich verdorben und alles durch Menjchen ge» 

ſchehende Gute al3 ein Werf unmittelbarer gött- 
licher Gnade erſcheint; pietiſtiſch, frömmelnd; 
pietoso, it. Tonk. andächtig, feierlich; teilnehmend; 
Mitleid erregend. 

Pieton, m. fr. (pr. pjetöng; f. piedon, it. pedone, 
v. fr. pied, I. pes, ©. pedis, Fuß) ein Fußgänger. 

pietoso, j. unter Pietät. 

Piezometer, n. gr. (v. piezein, driiden) der Drud- 
mefjer, eine Borrichtung zur — der Zujam- 
— von Flüſſigkeiten, Verdichtungs— 
meſſer. 

Piffero, m. u. Piffera, f. it. (pifaro, auch pifara, 
vom deutjchen Pfeifer) eine Pfeife, Querpfeife; 
aud) ein Orgelregifter; Piffer no m. ein Quer- 
pfeifchen ; Pifferart, pl. Pfeifer, Leute mit Pfeife 
und Dudeljad. 4 

Bigeon, m. fr. (fpr. piſchöng; altfr. pipion, prov. 
pijon, it. piccione, vd. I. pipio, ein junger piepen- 
der Vogel, ein Täubchen 2c., v. pipire, piepen) Die 
Taube; der Taubenapfel, eine Art feiner Apfel; 
auch eine Art franz. Papier; ein Tanz, ähnlich) 
dem Schottifch; Pigeonnette, f. (jpr. pigeonnet, 
m.) der Taubenapfel; Pigeonnier, m. (jpr. pi» 
ſchonnieh) ein Taubenfchlag, TZaubenhaus. 

Pigeon-English, n. engl (jpr. piddſchen⸗ingliſch; 
richtig: Pidgin-Engliſch, von engl. pidgin, d. i. 
Geſchäft, eine chineſiſche Entitellung des engl. 
Wortes business, Gejchäft) das Chineliic-Englitc) 
in den chineſiſchen Hafenorten; hineftsch-englijcher 
Dialekt in den chineſiſchen Seejtädten. 

Pigmäen, |. Pygmäen. — 

Pigment, n. I. (pigmöntum, von pingere, malen) 
Sarbeitoff, Färbeitoff; Aufjtrich od. Anſtrich, Farbe, 
Schminke; adjeftive Pigmente, Zarbeitoffe, 
welche zur Befeltigung auf einem — eines Beiz⸗ 
mittels bedürfen, ſubſtantive B., jolche, welche 
unmittelbar haften; piméntum indicum, n. — 
Indigo; p. nigrum, n. das Augenjchwarz an 
der inneren Fläche der Aderhaut des Auges; 
pinmentteren, nl. färben, jchminten, TF 

— f. it. (pignölo, m.; jpr. pinj -), = Pinie, 


Pignon, m. fr. (pr. pinjong) der Giebel. 

—— n., pl. pignöra, |. ein Pfand, Unterpfand; 
PVfandvertrag, Pfandrecht; pignus imperii, ein 
Neichs- od. Negierungsunterpfand; pignorierett, 
(l. pignoräri, oder pigneräri) pfänden, etwas zum 
Pfande nehmen oder geben, verpfänden, verſeßen; 
Pignoration, f. (pignoratio) die Pfändung, Ver⸗ 
pfändung; bona pignoratitia, ſ. unter bonus; 

42 


658 piis manibus | Bilatus 


pignoratid, nl. pfandiveile; Vignoräter, m. !. | aus einer einfachen, fondern aus verfchiedenen 
ein Pfandnehmer. Yarben, jo Heißt die Nelke ein Pikott⸗Bizard. 
piis manibus, ſ. unter Manen. Piloterie, ſ. unter pikotieren. 
Pijacke, f. engl. große anliegende dicke Tuchjacke, Hifotteren, fr. (picoter, von piquer, ſ. pikieren 
Jockeyjacke, = pea-jacket, ſ. d. ſſtechen, ſticheln, ſchrauben; in der Formenftecherei, 
Bit 1., m. türk, Pili, f. neugr. die Elle, ein bis welche die Holzplatten zum Drude von Heugen ꝛc. 
1871 in der Türkei u. noch jet in Griechenland bereitet: mittelS des Pikotier-Eiſens Stifte in 
gebrauchtes Längenmaß; vgl. Pichi, Enddfeh | das Holz ſetzen, um damit feine Punkte zu druden; 
und Hälebi. Bifotage, kE(ſpr. pikotcihſche), ein aus lauter feinen 
Pit 2.,n. ſ. Pike unt. pifieren. Punkten zufammengefeßter Grund eines Beichen- 
Vikadoͤr, m. jpan. eig. der Stecher (v. picar, ftechen), | mufters; Wifgterte, f. (nicht Bifanterie) Stiche- 
der mit einer Lanze bewaffnete Kämpfer zu Pferde | et, Anzüglichkeit, Nederei, Streit um Kleinigkeiten; 
bei den Stiergefechten in Spanien; Pilade, f. Bifots, pl. (Ipr. —kohs) feine Punkte, Pünktchen, 


Durchhauung eines Weges durd) den Urwald. Zäckchen an Spiben oder Kanten: ſchmale Zwirn— 
Bifal, m. eine Rechnungsmünze auf der Küſte Koro- fanten, Randfchleifen (b. Geweben); pikottert, ge- 
mandel, etwa 15 Bf. iprenfelt (in der Wappenmalerei). 
gilant, |. pikieren; Pikanterie, |. Pikoterie. Pikotin, m. fr. (pr. —täng, eig. Berl. von picot, 
unter pifotieren; Pifarden, j. Adamianer. Baumjtumpf, Zäckchen, Spishaue, von picoter, 


bube, Schelm; daher pikariſcher Roman, ein Metze, ein franz. Maß zu Hafer. 
Schelmen- oder Bettlerroman, wie fie die Spanier | Pilrin, n. gr. (v. pikrös, bitter) ein eigentümlicher 
Mendoza u. Quevedo lieferten. bitterer Stoff aus der Digitälis purpur&a, — Di- 
Fifatton, f. und Bteätum,n. [.(v. picäre, mit Pech, gitalin, f.d.; Vikrinſaure, f. auch Pilrinfal- 
pix, bejtreichen) ein Bechpflafter. peterſäure, Nitrophenhlſäure, Kohlenſtickſioff- 
Pike, f. (fr. pique, ſpan. u. port. pica, it. picca; jäure, Ditterfäure, ein gelber, blätterig kriſtallini— 
val. pifieren) der Spieß, die Lanze mit einem iher, leicht explodierender Farbejtoff, dargeſtellt 
langen Schafte; ſ. auch Pike unter pikieren; aus Indigo, Teer, Salicin u. a.; vgl. Kalipikrat; 
Bilenter, m. (fr. piquier) ein Spieß- od. Lanzen- silrochslifeh, gr. (von pikrös, bitter und chölos, 
Fifett, |. pifieren. [träger. Galle) jähzornig; Pikrochölos, m. ein Gallſüch— 
gifteren, fr. (piquer; vgl. das deutiche piden) tiger; Pikroglheion, n. (v.glykys,füß) das Bitter- 
itechen; fticheln, veizen zum Zorn, aufbringen, be- | füß, ein eigentümlicher Stoff der Bitterfühftengel 
leidigen, enipfindlich machen, Eränten, wurmen; | (von Solänum dulcamära); Bifrgfigentin, n. 
pifiert fein, empfindlich, beleidigt fein; ſich pi⸗ Tlechtenbitter, ein aus der Variolaria amära 
kieren, fig) eine Ehre aus etwas machen, fid) auf | durch Abdampfen des weingeijtigen Auszuges der 
etwas jteifen, ſich einbilden, etwas darin ſuchen, ſich gepulverten Flechte dargeftellter Stoff; Pifrolite, 
viel wijjen mit 2c.; pikieren, fr., oder Biccteren m. Bitterftein, fafriger Serpentin; Bilromelt 
(ital. piecare), Tonk. auf einen Bogenjtrich viele | vd. Pikromeél, n. Bitter- oder Gallenſüß, Sallen- 
nacheinander folgende Töne ganz furz abftoßen; | stoff, ein eigentiimlicher Stoff in der Ochſengalle; 
pitant, ſtechend, pridelnd, ſtarkreizend, ätzend, Pilroterin, n. (vgl. Torieum) das Bittergift, ein 
ſpitzig, jtichelnd, treffend; reizend, anziehend; Bike, eigentümlicher bafifcher Pflanzenbildungsteil in 
f. der Groll, Ingrimm, heimliher Haß; Bike, den Kodel3- od. Fifhförnern (von Menispermum 
Spieß; Pique, n. auch Bil, Kartenfp. die Farbe, | coceülus). 
deren Zeichen das Eijen einer Bike ift, = Brün in | Biltographie, f. gr.-l. (v. I. pietus, gemalt, v. pin- 
der deutfchen Karte (vgl. Karte), Schaufel, Spa- | gere, malen) Schriftmalerei, wodurch jede Hand- 
ten; Pique⸗Madrille od. -Mtedrille, ın. eine Art od. Drucjchrift Schneller al3 durch den Buchdruder 
Bifetifpiel; Piqué, m. (fpr. pifeh) Gteppftoff, | vervielfältigt wird. 
Baffelmufter, ein der geiteppten Arbeit ähnliches | Pilul oder Bien, aud) Pikol, Pekul ꝛc., m. oder 
Baumwollenzeug zu Weiten 2c., mit eingewebten | n. malay. (von pikul, tragen, eine Bürde) ein Han- 
Muftern, fr. coton pique, engl. Duilting ge- | delsgewicht in Hinterindien, den Sundainjeln, 
nannt;Bifett,n.(fr.piquet/Xripr.einegeldwade, | China ꝛc. = 100 Kattis oder Pfund —= 60,5 bis 
ein Trupp Soldaten (gewv.50 Mann), um den Feind 61,5 kg; vgl. auch Tan. 
zu beobachten und einen plößlichen Überfall zu | pilay f. I. ein Ball, Spielball; Heilf. ein Ball, Knäuel 
verhüten; auch ein Kartenipiel unter 2 PBerfonen | von Wundfäden; piiae marinae, pl. Meerbäle, 
mit 32 Blätteın; Piketts, pl. Fluchtftäbe, Merk im Mittelmeer aus den Fafern der abgeftorbenen 
pflöcke (beim Feldmeſſen); Pikette, f. (pr. pifett’) Posidonia oceanica, eines Seegewächjes, von den 
der Lauer, Treſterwein, geringer, ſchwacher, [hlech- | Wellen zufammengerollte Kugeln. ——— 
ter, ſaurer Wein, im franz. Handel, auch Krätzer, Wildde, f. pl. Piladen, nl. (v. I. pila, Pfeiler) höl⸗ 
Rachenputzer genannt; Piqueur, m. (fpr. piköhr) | zerne Pfeiler mitten auf der Reitbahn, um welche 
od. Biför, ein Spießjäger, reitender Fäger, Sagd- | man Pferde an derLeine herumlaufen läßt; Bilgr, 
tnecht bei der Parforce-Jagd; aud) ein Vorreiter; | m. (fpan. pilar) ein Pfeiler; bei. in Pferdejtällen 
Aureiter; Piquo, Marke, Anfappunft (in der | der zwei Pferdeftände trennende hölzerne Pfeiler; 


Bifaro, m. ſpan. (altit. piccäro) ein Gauner, Spig- | ſtechen, j. pilotieren) ein Mäßchen, Vierling, eine 


Druderei). Pilaren, pl. Cire. zwei ftarfe, 2 m voneinander 
Fifnometer, VBilnofföp, n. gr. häufig fälihlih | entfernte Säulen, zwiſchen denen das Pferd in 
für Phtnometer, Pylnaffop (f. d.). Drefiur genommen wird; Pilären-Gérüſt, n. 
Bilol, tr. Pitul, f. d.; Piloleto, f. Biccoleto; | ein Säulengerüſt bei hüttenmännifchen Walzwer- 
Pikotage, ſ. unter pifotieren. fen; Bildfter, m. (fr. pilastre, ſpan. pilastra) ein 


Bitöte oder Pikotte, f. (wahrſch. v. fr. picoter, j. | vierediger Pfeiler, Wandpfeiler. 
pifotieren) eine Nelfe mit einfarbigen zarten Sei- | WBilätus, m. I. (v. pilum, Surlipieh), fr. Pilatre, 
tenjtrihen am Rande der Blätter, mit weigem od. | männl. Name: der mit einem Wurfſpieße Bewaff⸗ 
gelbem Grunde. Beſtehen dieje Seitenftriche nicht nete, Kriegerifche. 





Pilau 


Pilau oder Pilaw, n. perſ. u. türk. (perſ. piläw) 
Reismus, türkiſcher Reis, eine beliebte Speiſe der 
Türken und andrer Morgenländer, aus Reis in 
Waſſer od. Fleiſchbrühe gekocht, über den zerlaſſene 
Butter gegoſſen twird. 

Pilchard od. Bildjer, m. engl. (jpr. piltſcherd, pilt- 
iher; Eelt.-ir. pilseir) der Bilfcher, ein dem Hering 
ähnlicher Fisch, der an der Küſte von England ge- 
fangen und gleich dem Heringe zubereitet wird. 

Vile, n. fr. (von piler, ſtampfen, weil in die Fäſſer 
eingeftampft), ungeformter Zuder, Klumpenzuder. 

pilöus, m. [. der * (in der Heilk. und Botanik); 

tleata major, f. (v. [. pileätus, a, um, mit einem 
Hute verjehen) Tonf. grobes Geded(8- bis 16-füßige 
Orgeljtimme);p. minor;tleines vierfüßiges Geded. 
sillieren, fr. (piller; jpr. pii—; v. I. pilare, expi- 
lare 2c.) plündern, rauben; Bilferie, £. (fpr. pijerih) 
die Erprefjung, Blünderung. 

Pillory, n. engl. (pr. pilleri; ml. pilorium, pillo- 
ricum, pilaricum, v. [. pila, Pfeiler) in England 
der Pranger, fr. Pilori, m., in der Schweiz der 


Laſterſtein; pillorieren (engl. pillory, fr. pilorier), | 


am Stode zur Schau ftellen. \ 

Pillow, n. engl. (pr. pillo) ein Kopfkiſſen; Pillows, 
pl. (jpr. pilloh8) Bettbarchent, halb leinenes u. halb 
baumwollenes geichorenes Zeug. 

silds, 1. (pilösus, v.pilus, das Haar)behaart, haarig; 
Bilofitat, f. nl. die Haarigfeit. 

Piloöt, m. (fr. pilote, it. piloto, pilota, altital. 
pedota; die Quelle iſt niederländ. piloot) ein 
Steuermann, Lotſe, Führer, der des Hafens 
und der umliegenden Gegend Fundig und dazu 
beftimmt ift, den ein- u. auslaufenden Sciffen 
den Weg zu zeigen; Naturf. ein Kleiner Fiſch, 
melcher den Hai begleitet und ihn zu feinem 
Raube zu leiten jcheint; pilotieren (fr. pilo- 
ter), totfen, Schiffe durch gefährliche Orter füh- 
ven; Bauf. rammen, Pfähle einſchlagen; Pilo— 
tage, £., r..n. (ſpr. pilotaͤhſch') die Steuermanns- 
kunñſt; das Lotsgeld, die Lotſengebühr; Bauf. das 
Pfahlwerk, Einrammen der Pfähle, z. B. zum 
Grunde eines Wafjerbaues; Pilotiden, pl. die 
Kuppeln oder Tonjpäne in den Orgelpfeifen, = 
Abitraften od. — 

pilüla, f., pl. pilülae, I. Verkl. v. pila, ſ. d.) Kiigel- 
hen, Pillen. 

Pilum, n. I. der Wurfipieß des altröm. Fußvolks. 

Pimelith, m. ar. (unrichtig gebildet von pimele, 
Fett, und lithos, Stein) Fettjtein, grüne Chryfo- 
praserde, eine aus Kiejelfäure, Nideloryd 2c. be- 
Itehende Steinart; Pimelorrhöe, f. Heilf. ein 
frankhafter Fettabgang. 

Viment, m. fr. ((pan. pimienta, Pfeffer; mi. pig- 
mentum, Gewürz, gewürzter Wein, I. Färbeſtoff, 
Kräuterfaft, und dad. etwas Gemwiürzhaftes oder 
Wohlriehendes; vgl. Pigment) Samaifa-Pfeffer, 
Nelken» od. Wunderpfeffer, englijches Gewürz, die 
unreif getrodneten,jhwarzbraunen und gemürzhaf- 
ten Beeren der®ewürzmmprte (Myrtus pimenta) 
in Oſtindien 2c.; Pimentöl, n. ein daraus berei- 
tetes ätherifches DL. 

Pimpinélle, f. (nl. pimpinella, ml. bipinnella, f. 
bipinnüla, d. i. doppelt — gem. auch Pim- 
pernelle,ft.pimprenelle;vgl.Bibernelle)eine 
als Heilmittel gebrauchte Pflanze mit einer Wur- 
gel von ſcharf brennenden —— auch eine 

rt Becherblume, ein gutes Futterkraut; die Pim— 
pinellroſe, eine Art niedrigwachſender Roſen. 

Simpleiden, pl. gr. Name der Muſen, von der 


— — — — — — — — — — — — — — —— nn nn nn 


Pinhoen⸗Ol 659 


ihnen geheiligten Duelle und Bergſtadt PimpIe 
vd. Bimpleia in der Landſchaft Bieria. 

Pinalel,n. Spigfäulcen der gotischen Strebepfeiler, 
oder an Fenſter- und Türgiebeln, Fiale ſ. d. 

Pinafotd,n. gr. (v. pinax, Fläche, Tafel, Gemälde) 
das Flächenpaar. 

Pinakothẽk, f. gr. (von pinax, m. Tafel, Gemälde) 
eine Gemälde- oder Bilderfammlung, ein Bilder- 
faal, Runjtfaal für Gemälde, beſ. eine jo benannte 
Kunſthalle in München. 

Binang, m. malay. = Wrefa, ſ. d. 

Pinas,m. Nipis de ptita (pr. pinja, d. i. Ananas), 
Gewebe von Ananasfafern, oftindisches Zeug aus 
Baumbaft oder aus den Fajern der Ananas» 
Blätter. 

Bindife, f. fr. (ſpan. pinaza, it. pinassa, pinazza, 
engl. pinnace; v. I. pinus, Fichte, Schiff aus Fich— 
tenholz) eine Art Schaluppe (f. d.) mit wenigitens 
6 Rudern; auch ein langes ſchmales Rennſchiff ob. 
Jachtſchiff (Korvette) mit plattem Sinterteil und 
mit Rudern; ferner ein Kleines ziweimaftiges Tahr- 

zeug, ungefähr wie ein Schoner zugetalelt. 

Kinditer, m. |. (v. pinus, Fichte) Die gemeine Kiefer. 

pinc6, fr. (fpr. pängßeh; v. pincer, fneipen, zwicken) 
Tonk. gelniffen (auf Saiteninftrumenten); Binces 
nez, n. fr. (fpr. pängßeneh) der Kneifer, Naſen— 
klemmer; Pincette, £. (pr. pängßett') die Feder— 
zange, Haarzange, Zwickzange der Wundärzte ꝛc.; 
vpineieren, junge Triebe der Obſtbäume über dent 
3. od. 4. Blatte abjchneiden. 

Bincerna, m. |. ein Mundſchenk. 

Pinchbeck, n.engl.(fpr. pinſch ) das Tombat, Geld- 
fupfer, ein Mifchmetall, ähnl. dem Prinzmetall, 
Similor 2e., aus Kupfer, Zink u. Eijen befteheud 
und nad) feinem Erfinder, einem engl. Mechaniker, 
benannt, auch Pinchbeak, (pr. pintſchbihk), Kupfer» 
bronze. 

Pincher, m. engl. (ſpr. pinſcher; v. pinch, kneipen, 

wicken) der Pinſcher, ein Kneiper, Zwickhund, eine 
rt engl. Hunde mit ſcharfem Gebiß. 

Pincop, pl. Pincops, Spindelgarn; Garnſpule, 
Garnſpindel. 
Pindarees, pl. engl. (ſpr. —rihs; dv. hindoſt. pin- 
därä, ein Blünderer, eutemacher) Freibeuter, be» 
rittene et im britijchen Oftindien, im 

Jahre 1816 bejiegt und zerjtreut. 
sindariiieren, barb.-l. A pindariser) dent alt» 
griech. lyriſchen Dichter Pindar (eig. Pindärog, 
eſt. 441 v. Chr.) nahahmend fchwungvoll, erha— 
en, hochdichteriich reden oder jchreiben; pinddz 
rijch erhaben, ſchwungvoll; Pindarismus, m. 
die Nahahmung der pindariſchen Schreibart. 

Pindus, m. gr. (Pindos) ein Mufenberg oder dem 
Apollo und den Mufen Heiliger Berg im alten 
Griechenland (jet Mezzovo). 

Pinse, f. fr. die bejte Sorte getrodneten Stod« 
fiſches. 

Bincolen, ſ. unter Pinie. 

Biney=-Talg, m. engl. (piney-tallow, peinitällo) ein 
meißgelbliches, angenehm riechendes Pflanzenfett, 
von Vateria indica. 

pinguis, pingue, [. fett; pingue remedium, n.|. 
unter Remedium; pinguior emtor, m. ein fet» 
terer,d.i. bejferer, mehr bietender Käufer; pingue- 
cüla, f. nl. Heilf. ein Fettfell im Auge; Pinguin, 
m. die Fettgans, ein Schwimmovogel in Afrika, 
Amerika und Siüdindien; Pinguit, m. der Fett⸗ 
jtein, ein —6 aus Kieſelſäure, Eiſen⸗ 
oryd, Eiſenoxydul u. Waſſer beſtehendes Mineral. 

Binhosn=dl,n. port. ein ſark abführendes Ol aus 


42* 


660 Pinie 


Brafilien, wahrſch. aus den Fruchtkernen der Ja- 
Perg ir ida. — 
nie, £., pl. Pinien (fr. pignon, jpr. pinjöng; vd. 
{. nux pin&a, von pinus, Fichte) Zirbelnüffe, den 
Mandeln an Geſchmack und Größe ähnliche eßbare 
Samenterne des Binienbaums od. der Pinio- 
lenfiefer (it. pignolo) im füdlichen Europa; auch 
der Pinienbaum felbft; Pinioͤlen od. Pineoͤlen, 
pl. die Fruchtkerne der Binien, Biniennüfje; Pinin, 
n. nl. das Fichtenharz; Pinin⸗Säure, f. Fichten⸗ 
harzſäure, ein Beſtandteil des Kolophoniums; 
Pinolin, n. Harzöl, Sarzgelit, Harzeſſenz, eine 
ſtark riechende, hellgelbe Flüfjigfeit, die aus 
tenharzöl gewonnen und zur Beleuchtung, ſowie 
al3 Firnis verwendet wird. 


Vinik, f. gr. (v. pinein, trinken) die Trinklehre, Lehre | 


von Trinken; piniſch, zur Trinklehre gehörig 
(iherzhaft gebildete Wörter). 


Pink-colonr, engl. (ſpr. —foller) Neltenfarbe, eine | 


rote Farbe aus Zinnoryd u. Chromoryd od. Hrom- 
'aurem Rali u. a.; auch Minerallad genannt. 

Pink Pearl, f. engl. (fpr. pink pörl, d. i. blaßrote 
— eine blaßrote, nelkenfarbige Dahlie, Edel— 
dahlie. 

Pinke, k. (engl. pink, fr. pinque) ein plattes, großes 
Laſtſchiff mit einem fangen und hohen Hinterteil; 
in der Djtjee ein dreimaftiges Schiff mit Raajegeln, 
das unten ziemlich jchief gebaut und Hinten hoch 
it; ein ruffifches Kriegsichiff mit 18—24 Sechs— 
pfündern. 

Pinkſalz, n. (von engl. pink, hellcot) Ammonium- 
Zinndlorid, ein in Kattundrudereien als Beize be- 
nutztes Friitallinifches Pulver. 

pinna, f. Pinne. 

Binnase, f. engl. (pr. pinnäh) = Pinaſſe. 

Sinne, £., pl. —n, [. (pinna, pl. pinnae, die Feder; 
Floſſe) 1. Schwungfedern, Federfiele, die Federn 
der fpanifchen Reiter; 2. eine Art Eleiner Nägel 
mit flachen Köpfen; der Stift im Kompaß, der die 
Magnetnadel trägt; 3. Kleine, fpißige Stäbe beim 
Feldmeſſen; 4. eine Art langer jpigiger Mufcheln, 
die Stickmuſchel (Pinna marina), deren Berfteine- 
zungen Binniten heißen; Binnipeden, pl. (von 
pinna, Floſſe u. pes, Fuß), Floſſenfüßer, Floßen— 
tiere. 

Bint,n. engl. (fpr. peint; von jpan. u. port. piata, 
ein Mal, Zeichen, ein Flüſſigkeitsmaß, v. pintar, 
malen) in England ein Hohlmaß für trodene und 
füffige Dinge = 0,568 1 (vgl. Quarter und Tun); 
Binte, f. it. ein früheres Flüſſigkeitsmaß in Sta- 
lien; Binte, f. fr. (pr. pängt’) eine Kanne, ein 
Map, ein früheres Flüſſigkeitsmaß in Frankreich 
= 0,931 1, die jeßt no) im Großhandel gebrauchte 
3. — 0,951 1; in den Niederlanden ehemals ein 
Getreide, Wein- und Branntweinmaß — 0,68]; 
auch) eine Schenfe, Sneipe. 

Pintaͤdos, pl. jpan. (pintädo, gemalt, von pintar, 
nalen) gemalte od. gedrudte oitind. Baunmollen- 
od. Leinenzeuge. 

Binte, |. Pint. 

pinxit, [. (v. pingere, malen) er hat’3 gemalt (auf 
Gemälden neben dem Namen de3 Malers). 

2iombi, pl. it. (von sing. piombo = l. plumbum, 
Blei) Bleiftüde; Bleidächer, z. B. der Gefängnifie 
in Venedig. 

Bien, ın. fr. (fpr. pjong; eig. ein Fußgänger, prov. 
peon, pezon, it. pedone v. l. pes, G. pedis, Fuß, 
tr. pied), pl. —8, ein Bauer, gemeiner Soldat im 
Schadjpiel; ein einfacher Stein im Damenſpiel; 
Pisnier, ın. (fr. pionnier, fpr. pjonnieh) urfpr. 


Bid. - 


Pirogue 


ein Fußſoldat; ein Schanzgräber, Wegebahner; 
Bahnbrecher; Pfadfinder; Pionier-Korbps, n. die 
Truppe für militärtechnifche Arbeiten; Pioncers, 
pl. engl. (fpr. peionidrs) die Schanzgräber oder 
Wegebahner, in Nordamerifa die erſten Anfiedler 
in einem noch unangebauten Gebiete, die den nach» 
folgenden Einmwanderern gewifjermaßen den Weg 
bahnen; pionieren, fr. im Schachſp. Bauern neh⸗ 
men; auch ſchanzen; Bahn brechen. 

' Biofföp,n. gr. (von pion, fett) Milhprüfer, Wert- 

| zeug, um den Fettgehalt der Milch zu mefien. 

ı Pipe, 5 ( — Name) diefurinamifche Kröte; 

ſ. au ipe. 

Bindla, f. oſtind. (pipal, m.) der heilige Feigenbaum 
(Ficus religiösa) in Sndien, auch Aswcittha ges 
nannt, und die Frucht desjelben. 

: Pipe, £. (fpan. und port. pipa, ital. pippa — dem 

. niederd. Pipe, d. i. Pfeife, Röhre; wegen der röh— 
tenartigen Form) ein langes, jhmales Faß zur 

Verſendung von Wein und DL, bei. in Spanien u. 
Portugal; ein Flüffigfeitsmaß in England (fpr. 
peip; auch Butt gen.) = 572,491 1 (vgl. Tun); ein 
ehemal. Flüſſigkeitsmaß in Spanien — ungef. 
434 1, in Bortugal = 5021, auf Madeira = 4161]; 
Pinenfeabe, pl. im Holzhandel: eichenes Stab- od. 

lappholz zur Berfertigung von Bipen und andern 

Fäſſern; Pipettte, £. fr. ein Pfeifchen; Stechheber, 

eine in der Witte zu einerugel ausgeblaſene Glas— 

röhre, um Flüfligfeiten, die auf andern ſchwim— 
men, einzufaugen und abzunehmen. 

Piperie, f. ft (von piper, d. i. eig. Vögel mit der 
Lockpfeife loden, ein Schallwort = piepen, pfeifen) 
Betrügerei im Spiele. 

Piberin, n. ul. (v. (. piper, Pfeffer) der Pfefferitoff, 
ein eigentiimlicher Stoff im ſchwarzen Pfeffer; Pi— 
perinen, pl. Bfefferminzplägchen; Piperino, m. 

| it. = Peperino, ].d.; Piperitis, f. I. Pfeffer- 

Ripette, f. unter Pipe. [Eraut. 

| Bipin od. Wippin, m. männl. Name: wahrſch. der 

eine, Kurze u. Dide, Unterjeßte (vgl. I. pepo, die 
Pfebe, Melone, der Kürbiß). — 

Pippin oder Goldpippin, m. (engl. pippin, viell. 
von pip, Punkt, Sled, wegen der gefledten Schale; 
altholl. pipping, pupping), aud) Bepin, Beping, 
Pippiug ꝛc., der Rußling, ein ſehr gemwürzhafter 
Apfel, beſ. in England. 

Pips, m. niederd. und mitteld. (althochd. mhochd. 
pfipfiz, pfiffiz, älter. neuhochd. Pfipfs, entlehnt 
aus ml. pipita, it. pipita, vgl. dazu fr. pepie und 
engl. pip; alle diefe Wörter gehen zurüd auf lat. 
pituita, Schleim, Schnupfen, Pips), eine fatarrha- 
liſche Krankheit der Bögel, die mit Schwellung der 
Halsdrüſen und Berftopfung der Nafenlöcher ver— 
bunden ift. — 

Piquenique, ſ. Picknick. 

Piraſchki, ſ. unter Pirog. —— 

Wirät, m. |. (piräta, gr. peiratés, von peiran, ver⸗ 
juchen, fein Glüd verjuchen, auf Abenteuer oder 
Raub ausgehen) ein Seeräuber, — Korjar; Pis 
rätif, £. (1. piratica) od. Piraterie, f. fr. die See- 
väuberei; piratieren (fr. pirater), Seeräuberei 

ni —— —— | 
iri⸗Paſcha, |. Piali-Paſcha. | 

Piroͤg, Ser pl. Biröggen, ruſſ. ein Backwerk, mit 

gehadtem Fleifche vd. auch Fiſch, Kohl, Reis oder 

dergleichen gefüllt, Baitete; Pirafchkt, pl. (ruſſ. 

—— Ya pre 3 aa 
trögne, f. fr. (ſpan. piragua), Biroge od. Pirole, 
f. ( ei urjpr. amerifan. Wort) ein Nachen, Ruder⸗ 
kahn der Indianer in Südamerika, aus einem ein» 


5 
4 
2 
a 





Pirol 


zigen ausgehöhlten Baume, größer und höher als 

ein Kanu. 

Birol, ſ. Bülom. 

Pirouette, f. fr. (pr. piruette; eig. das Drehrädcden, 
v. pied, Fuß, u. roue, Rad, alfo rouette, Rädchen, 
weil es auf einem Zapfen wie auf einem Fuße 
ſteht) Tanzk. der Kreisſchwung, Hackenſchwung, 
eine Kreiswendung auf einem Fuße; Reitk. die 
ähnliche Wendung eines Pferdes, ohne die Stelle 
zu verändern; beim Kunſtreiter, der fich auf dent 
Pferde ftehend produziert, die einmalige Kreijel- 
drehung des Körpers umdie eigene Achje; pirouet⸗ 
tieren (fr. pirouetter), fich im Kreiſe herumdreben, 
einen Kreisfchwung maden. 

Virutſche u. Pirutſchade, j. unter Pierutſch. 

pis-aller, n. fr. (fpr. pijalleh; v. pis, jchlinmer, le 
pis, das Schlimmite, und aller, gehen) das Miß— 
lingen, der ſchlimmſte Fall; au pis-aller (fpr.o —), 
im ſchlimmſten Falle; wenn alles fehl gebt. 

Pifang, m. 1. malay. der Adamsapfel- od. Bara- 
diesfeigenbaum, ein Prachtgewächs in Afien, Afrika 
und Weftindien, vgl. Banane; daher: die Pifang- 
Sohle, -Droſſel, eine amerikaniſche Dohlen- und 
Drojjel-Art; 2. (vom fr. paysan, Bauer) ein ein- 
fältiger Menſch. 

Bild, m. fr. (v. l. pinsere, pisere, jtoßen, ſtampfen) 
Stoßerde, geftampfte Erde zum Bauen, Erdbau- 
ftoff; dah. Pije-Bau, Pife-Wände, Bau, Wände 
von gejtampfter Erde oder mit Kies gemengtem 
Kaltmörtel, Stampfbau. 

Piskatiõon, f. jpätl. (piscatio, von piscäri, fijchen, 
piscis, m. der Fiſch, pl. pisces) der Fiſchfang, die 
Fiſcherei; pisfatöriich (1. piscatorius, a, um), die 
Fiſcherei betreffend od. dazu gehörig; Piscina, f. 
l. ein Fiſchteich, Fiſchbehälter; Piseinarius, m. 
ein Freund von Zijchteichen, der ſich dergleichen zu 
jeinem Bergnügen hält; piscivöriſch, nl. Fiſche 
freſſend. 

Piſolith, m. gr. (von pisos oder pison, l. pisum, 
Erbje) der Erbenſtein, ein rundkörnig abgeſonderter 
Kalkſtein. 

Piſſaſphaͤlt, m. gr. (von pissa, Pech, u. äsphaltos, 
ſ. Aſphalt) Bergteer, Dergped; Biffeläum,n. Ver⸗ 
bindung von Harz u. DL, aud) Teer; Piſſophän, 
m. ein im friihen Zustande Elebriges, bräunlich- 
grimes Mineral, aus Schwefelſäure, Tonerde, 
Eiſenoxyd und Wafler bejtehend. 

Piffoir, n. fr. (ſpr. piffodhr; von pisser — pifjen) 

edürfnisanitalt, Abort; Piffotiere, f. (ſpr. piſ— 
jotjähr’) ein Pißraum. 

Biltazie, f. (gr. pistäke, pistäkion, [. pistacium, 
v. per. pistah, arab. fustak od. fustuk), pl. —n, 
grüne Mandeln, den Haſelnüſſen ähnliche ölige u. 
wohlſchmeckende Früchte des Piftazienbaums (Pi- 
stacia vera L.) im Orient und im jüdlichen Eu- 
ropa; die wilde Biitazie (Staphyl&a pinnäta L.) 
beißt auch Bimpernuß, Klapper- od. Blaſennuß; 
Biltazit, m. grüner Epidot, eine meift piftazien- 
grüne Steinart. 

Biite, £. fr. (jpan. pista, it. pesta, v. ſpan. pistar, 
it. pestare — |. pistare, jtampfen, zertreten) die 
Spur der Pferde, Fährte des Wildes; auch die Um— 
randung der Reitbahn im Zirkus. 

Piſteodite, f. gr. (von pistis, f. der Glaube, u. dike, 
da3 Recht) Rechtfertigung oder Verteidigung des 
Glaubens; Pifteologie, f. Slaubenslehre; Piſtẽ⸗ 
von oder Piftenon, m. (von pistetein, glauben, 
trauen) der Öläubige; Piftik, f. die Glaubenslehre 
od. -verteidigung. 

pistillum oder Piſtill, n. I. (von pinsöre, pistum, 


— ——— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —— — 


Pityriaſis 661 


zerſtoßen) der Stempel, Stampfer, die Mörſerkeule 

(in Apotheken auch: die Piſtille); Bot. die Be— 

fruchtungs-Nöhre, der Staubweg, das weibliche 

Befruchtungs-Werkzeug in den Blüten der Pflan— 

zen, welches aus drei Stüden, nämlihdem Frucht— 

Inoten od. Eierſtock (germen od. ovarium), dent 

Griffel (stilus) und der Narbe (stigma) beiteht; 

vol. Antheren. 

Piſtoͤle, f. 1. (fr. pistole) eine ehemalige franz. und 
ſpan. Goldmünze, ein Fünftalerjtüd, auch Piſto— 
fette (nicht von Pijtoja in Italien, wo ſie zuerit 
geprägt fein follten, fondern aus itaf. piastruola 
entjtanden); 2. (fr. pistolet, m.) ein furzes Sattel; 
gewehr, Sattel» oder Fauſtbüchſe; par pistolet, 
fr. (fpr. — piftoleh) im Billardfpiel: aus freier 
Hand, ohne Auflegen der Hand auf das Billard 
(togen); Piſtoletſtoßz m. der Freiſtoß; Piftolter, 
m.(jpr. pijtoljeh) ein Piſtolenſchütz; Piſtolenmacher. 

Pifton, m. fr. (fpr. —Ing; it. pestone, ein großer 
Stößel, v. pestäre, I. pistäre, jtoßen, ſtampfen) der 
Bumpenftod, die Ziehitange; der Stempel, Stift 
für Zündhütchen, die Schlagröhre; auch ein Blas- 
injtrument, ſ. cornet à piston unter corno. 

Pitahanf, m. Aloshanf, Indiafaſer, ſ. d. 

Pitch-Pine, f. engl. (ſpr. pitſchpain) amerikaniſche 
Pechkiefer; Beſenkiefer (in Auſtralien); amerika— 
niſches Pechkieferholz, auſtraliſches Beſenkieferholz. 

Pithanologie, f. gr. (v. pithanös, leicht überredend, 
glaubhaft,v.peithein,überreden)diellberzeugungs» 
lehre; Pitho, f. (griech. Peitho) Fabell. die Göttin 
der Überredung bei,den Griechen, vergl. Suada; 
auch die Gabe der Uberredung, überzeugende Be— 
redſamkeit. 

Pithométer, n. gr. (von pithos, m. Faß) ein Faß⸗ 
meſſer; Pithometrie, f. die Faßmeſſung, Fabmeh- 
kunſt; pithometriſch, dieſe betreffend. 

Pitis, m. malay, Pitſchis, javan., auch Pitjes 
(nach holländ. Schreibung), eine kleine (mitunter 
bleierne) Münze (vgl. Liang); auch überhaupt fr 
Scheidemünze, kleines Geld. 

Pito, n. ein aus Mais gebrautes Bier im innern 
Afrika. 

Biton, m. fr. (fpr. pitöng) das Spiralklöbchen in 

. U . 


der Uhr. 

Bitot’iche Röhre, f. (ſpr. pitofhe—) Strömung3- 

— dem franz. Waſſerbaumeiſter H. 
Pitot 1732 beſchriebenes Inſtrument a Beitim- 
mung der Geſchwindigkeit Fliegender —— 

pitoyabfe, fr. ſpr. pitoajdb’L; v. pitie, Mitleid — 
{. pietas) erbärmlich, jämmerlich, elend, armfelig. 

Bits, Pitje, Lumpenfleckchen (in der Papierfabri- 
fation). 

Pittakall, n. gr. (von pftta, Pech, u. källos, Schön- 
heit) ein von Reichenbach) 1833 aus Teerölen dar- 
gejtellter, prächtig blauer Stoff. 

Bittizit, m. (v. gr. pittizein, dem Pech ähnlich fein, 
von pitta, pissa, Pech) Eijenpecherz, Eiſenſinter, 
ichwefel- und arſenikſaures Eijen. 

pittordst, it. (pittoresco, I. gleich]. pictoriscus, vd. 
pictor, Maler, v. pingére, pictum, malen) male- 
riſch Schön, zur malerifhen Behandlung geeignet, 
z. B. eine Gegend; malerische Darjtellungen oder 
Schilderungen enthaltend (3.8. pittoresfe Gedichte, 
Reifen 2c.); Pittordsten, pl. maleriihe Scilde- 
rungen. ‚up 

Pituite, f. l. Heilf. Schleim, zähe Feuchtigkeit im 
Körper; pituitös, (1. pituitösus), jchleimig, ver» 
ihleimt, voll Schleim. at 

Bityriäjis, f. gr. (von pityron, Kleie) Heilk. der 
Kleiengrind, die Kleienſchwinde. 


662 Pithuſen 


Plaid 


Vityñſen, pl. (v. gr. pitys, Fichte) die Fichteninſeln, Plachmal oder Plachmahl, n. Hüttenw. durch- 


eine ſpan. Inſelgruppe im Mittelmeere. 

piü (fpr. pjüb), it. (1. plus) mehr; 3. B. piu ada- 
gio (pr. — adadio), Tonk. langjamer; p. alle- 
gro, geſchwinder; p. forte, jtärfer; p. lento, 
iangjamer; p. moto, p. mosso, p. presto oder 
p. stretto, jchneller; p. piäno, leifer; p. tosto, 
viel mehr, viel lieber. * I AR 

pius, a, umy J. fromm, gemwifjenhaft, pflihtmäßig; 
Pins, m. männl. Name: der Fromme, Gemeihte; 
pius usus, m.—=pia causa, j.causa; pium cor- 
pus, n. eine milde od. wohltätige Stiftung; pium 
desiderium, j. Defiderium; piae memoriae, 
frommen Andenfens. 

Vius-⸗Orden, m. ein vom Papſte Pius IX. geftifte- 
ter Orden; P.-Verein, eine Vereinigung fatho- 
liſcher Chriſten, namentlich Geistlicher, die die Kirche 
zu größerer Selbitändigfeit führen will. 

Ribot, m. fr. (ſpr. piwöh; f. pipot, v. pipe, Pfeife; 
it. piuolo, Pflock, Sproſſe ander Leiter) der Zapfen, 
Angel-, Schwenf- oder Drehpuntft. 

ix, f.1. Pech; pix alba, weißes Pech; p. liquida, 
flüſſiges Veh, Teer; p. navälis, Schiffspech; p. 
nigra, ſchwarzes Bed. 

Biete od. Piſét, m. ungar. ein ehem. Gewicht für 
Waſchgold in Ungarn, Siebenbürgen 2c. = 5,2088. 

»izzieändo od. pizzicäto, it. (v. pizzicäre, vondem 
deutſchen pfigen, d. i. zividen, piden, fneipen; 
altHoll. pitsen; vgl. pince) Tonk. gefnippen oder 
gefniffen, kneipend, gepickt oder gejchnellt mit den 
Fingern: entg. coll’ arco. 

2igtgf, ın. uf (von pjatj, fünf) od. gebräudhlicher 
die Berl. Batatihat, m. ein Fünfkopekenſlück 
(vgl. Kopeke), eine rufj. Scheidemünze in Silber u. 
Kupfer, 16 Bfennige an Wert; Pjfatjaltynnit, 
m. ruſſ. (5 Altin ſ. d.), eine ruf). Silbermünze von 
15 Ropelen. 

face, £. fr. (fpr. plaß’: prov. plassa, it. piazza, 
'varı. plaza, d. [. platea, gr. plateia, d. i. eig. die 
Breite; dann I. Straße; fpäter Hausflur, Hof- 
raum ꝛc.; vgl. Piazza) der Platz, jeder freie, offene 
Raum, bei. Maritplag; Place Beife, k. ei niede- 
rer Wall; Plage d'armes, f. (pr. —darm), ein 
Waffenplatz, Ubungsplab für eine Befagung; 
place de ralliement (jpr. — ralli'mang), der 
Sammelplas; Place de Repos (pr. — v’poh), 
ein Ruheplaß; placieren (fr. placer; (pr. plaB—), 
einen —, ihm einen Bla anweiſen, ihn an jeinen 
Platz Stellen, jegen, legen, anjtellen; anlegen, an- 
dringen, unterbringen, 4. B. Geld; Placement, 
2. (fpr. plaß’mäng) oder Placierung, f. Stellung, 
Anftellung; Unterbringung, Anlegung des Geldes. 

»lac6nta, f. (gr. plaküs, plaköeis, flach, flacher Ku- 
hen) der Kuchen; Heilf. der Mutterkuchen; Bot. 
der Samenkuchen, Samenlappen; placenta san- 
zuinis, £. Deilf. der Blutkuchen; p. uterina, der 
Mutterkuchen; Slacentäl, nl. zum Mutterfuchen 
gehörig; Placentation, f. Bot. die Bildung des 
Samenlappens. 

#lacentiner, m. nl. (vom l. placere, gefallen) ein 
Gefallſüchtiger, Augendiener, ein Jaherr; pläcet, 
fat. es gefällt, wird genehmigt, bewilligt; Plaäcet, 
2.nl. = Blacitum; placet oder placetum re- 
gium, n. fönigliche od. landesherrliche Genehmi- 
gung, 3.8. zur Befanntmadung und Ausführung 
päpitliher Verordnungen; Placet. n. fr. (ſpr. 
plaße) ein Bittichreiben eine Bittichrift. 

Flache, £. fr. (pr. plaich’) großes Tuch od. Leinen- 
zeug; Sagdtücher; Plachenpaärtei, f. die Leute, 
welche die Jagdtücher unter ſich haben. 


ichwefeltes Silber, Schwefelfilber. 

Placidus, m. I. (placidus, fanft, mild, von placöre, 
gefallen) männl. Name: der Sanfte, Gefällige, 
Freundliche; Placida, k. weibl. Name; dieSanfte; 
pläcido und placidamente, it. (pr. platſch — 
Zonf. ruhig, janft, gefällig; Placidität, f. (1. pla- 
ceiditas) Sanftmut, Gelaffenheit. 

Blacteren, ſ. unter Place. 

Placitum, n., pl. Biacita, l. (v. placere, gefallen) 
eig. iiberh. das Gefallende, Beliebige od. Beliebte; 
das. Gutachten, die Willensmeinung, Verordnung, 
ad bene placitum oder ex bene placito, nad; 
Gefallen, nach Belieben, beliebig, vgl. a bene pla- 
cito; placitum imperii, ein Reichs-Gutachten; 
blacitieren, ni. gut Heißen, genehmigen, eingehen, 
belieben; davon franz. plaid, m. frz. (ipr. plä), 
ehemals Verſammlung zur Aburteilung von Pro» 
zeſſen, Gerichtsſitzung, wovon Plaidoher abge- 
leitet iſt, ſiehe unter plädieren. 

Blacsiden, r. Plakotden, pl. gr. (von pläx, Gen. 
plakös, Platte, Blatt, Brett) Knorpelfiſche. 

Pladaröma, 2. u. Bladardiis, f. gr. (v. pladarös, 
naß, plädos, n. Feuchtigkeit, Shwammigfeit) Heilk. 
Balg- oder Breigeſchwulſt, Dei. der Augenlider. 

piädteren, fr. (plaider; jpr. pläd—; von plaid — 
fat. placitum, ſ. d.; ml. placitare, plaitare) einen 
Rechtshandel führen, bei. mündlih als Advokat 
vor Gericht verhandeln, für etwas eintreten, ſpre— 
hen; VPlaideur, m. (fpr. plädöhr) der Sachführer, 
wortführende Sachmalter; Plaidoyer, n. (pr. 
plädvajeh) eine VBerteidigungsrede eines Advo— 
faten vor Gericht; Schlugrede oder Schlußvortrag 
des Staatsanwaltes und des Verteidiger; plai— 
dohieren (lat. gleich].placiticare, prov.plaideiar) 
—= plädieren. RR 

Plafond, m. fr. (fpr. plaföng; entjt. aus plat fond, 
d. 1. platter Boden oder Grund, platte Ausfüllung 
zwiichen den Balfen) die Zimmeirdede, das Ober» 
getäfel; ein Dedenjtüd; Deckengemälde; Plafond⸗ 
malerei, f. Decenmalerei; plafonnieren (IT- 

‚piafonner), die Dede eines Zimmers befleiden. 

pläga, f. lat. (gr. plöge, von plessein, jchlagen) ein 
Schlag, Hieb, Stoß; Heilk. eine Geſchwulſt durch 
Schlag, Fallıc., Beule, Brauſceh. 

Plagiarius, Plagist 2c., . unter Plagium. 

Plagiedron vd. Plagieder, n. gr.(v.plägios, quer, 
ſchief) ein Duerflähner; Plagioſtöma, Das 
Schiefmaul, Quermaul, eine nur verjteinert (im 
Muſchelkalk) vorkommende Muſchelart; Plagio⸗ 
ftönmt, pl. Quermäuler, eine Ordnung der Fiſche 
(Haie und Rochen). 

Plagionit, m. nl. ein aus Schwefelblei u. Schwefel» 
antinon LE — 
lagium od. Blagiät, n. l. Rſpr. Menſchenraub; 

hi, uneig. — — — Gedankenraub, die Aus⸗ 
ichreibung, Bücherplünderung (Plagium littera- 
rum); Plagiarius od. Blagtäter, m. Ripr. ein 
Menfchenräuber, Seelenverfäufer; ein Abihreiber, 
Bücherausſchreiber, Gedantendieb oder Gedanten- 
väuber, Bücherplünderer; plagtärifcg ausgeihrie- 
ben; Plagiarismus, ın. die Ausſchreibeſucht. 

Plagoſtopium od. vert. Plagoſtoͤn, n. gr. (v. pla- 
gos, 1. pläga, Seite, Gegend) eig. ein Anzeiger der 
Himmelsgegend, ein Windzeiger. k j 

Plaid, mm. engl. (fpr. plädd, ichott.: pled; von gäl. 
plaide, Bettdede, grobes Wollenzeug, zgez. aus 
peallaid, Schaffell) der Mantel der Bergſchotten 
von gewürfeltem Wollenzeuge; ſchottiſcher, aus fa- 
riertem Wollitoff gefertigter Überwurf; auch 


Plaidoyer 


Plaiding, n. (ſpr. pläding) ein grobes, buntge- | 


mürfeltes Umfchlagetuch, bejond. auch ſchwarzweiß 
gewürfelter Wolljtoff und ein Umſchlagetuch aus 
jolhem Stoffe. 

Plaidoher, ſ. unter plädieren. 

Vlaine, ſ. Pläne unter plan; Plain-chant, m. 
fr. (fpr. pläng-jchang) einfacher Choral oder Kir— 
hengejang; Plainbied, n. (fpr. —pjeh) das Erd- 
aefchoß eines Gebäudes. 

plaiſant, fr. (fpr. pläfäng; v. plaire = l. placere, 
gefallen) anmutig, ergötzlich, luſtig, drollig, ſelt— 
ſam; plaifantieren (fr. plaisanter), [herzen, ſpa— 
Gen, einenzum beiten haben; Platfanterte,£.(ipr. 
plälangt’rih) Scherz, Spaß, Beluſtigung; plaisan- 
terie ä part (for. — appähr), Scherz beijeite, im 
vollen Ernjte; Bläfter, n. (ipr. pläſihr) Vergnü— 
gen, Freude, Belujtigung, Quftbarkeit, Annehm- 
lichkeit, Ergöglichfeit; mon plaisir (ſpr. mong —), 
mein Vergnügen (Namen von Quftörtern); tel est 


notre plaisir (fpr. täll eh not’r—), das ift unfer | 


Vergnügen, jo beliebt oder gefällt es ung, in der 
Kanzleiſprache der altfranz. Regierung die her- 
fümmliche Schlußformel der Verordnungen ꝛc., 
bat das deutſche „hieran gefchieht unfer gnäbdigfter 
Wille’; pläfierlich, Fr.-dtich, angenehm, luſtig. 

Hlafäßel, I. (placabilis, v. placäre, bejänftigen) ver- 
jöhnlich, Friedfertig ; Plakabilität, f.(placabilitas) 
die Verjöhnlichkeit. 

Plakage, f.,r.n. fr. (ſpr. plafahie’; v. plaquer, be- 
fegen, befleiden, plattieren, plaque, Blatte; nieder. 
pladen, holl. ee feftichlagen, anſchlagen, 
aufleben, plak, f. flaches Holz, Scheibe) eingelegte 
(furnierte) en Plalard, m. (pr. plaidhr) 
eine zierliche Berkleidung über einer Tür; auch — 
Plafät, n. (ml. placätum, v. placäre = pladen) 
ein öffentliher Anfchlag, Bekanntmachung, ein 
Maueranſchlag, eine angejchlagene Anzeige 2c.; 
Plafat-Fahrblan, Wandfehrplan; platardie⸗ 
zen (fr. placarder) öffentlich anfchlagen; ein Zeug 
mit einem Beizmittel überzichen und mit Muſter 

Er (fpr. plak'; vgl. Plakage) die Pl 

ale, f. fr. (ſpr. plak'; vgl. Plakage) die Platte, 
das Blatt, Blech, z. B. —6 Stichblatt ꝛc.; 
Biafer, m. (fpr. plakeh) ein dünner Blechleuchter; 
ein Wandleuchter mit Armen; sfafieren (fr. 
plaquer) oder Hlattieren, mit Blättchen belegen 
oder überziehen, bej. nıit Gold» oder Silberblätt- 
chen vergolden oder verfilbern; Plaqué, n. pla= 
fierte oder plattierte Arbeit, mitSilberblätt- 
chen belegte, iiberjilberte Arbeit; Plakette, f. die 
Platte, Tafel, bejonders: KReliefplaite, Gedenf- 
platte (vgl. Blaquette). 

sien, I. (plänus) eben, gleich, flach); uneig. allgemein 
verjtändlich, deutlich, fahlich; de plano, Rſpr. 
schlechthin, furzweg, ohne Umstände; Plan, m. pl. 
Plane, I. planum, n., aud) Pläne, f. (fr. plaine), 
re die Ebene, Fläche, ein ebener Platz, Flach— 

and oder Flachfeld, Blachfeld; Plan, uneig. ein 
Abriß, Grundriß, Riß eines Gebäudes; der Ent- 
wurf, das Vorhaben, die Abficht (pl. gew. Pläne); 
508 Planum, bei. der geebnete Platz zu einer 
Bauanlage, 3. B. einer Chaufjee; planum ineli- 
aatum, n.[. eine Schieffläche, Sente, ein Abhang; 
plan desite, m. fr. (pr. plang d’ ßiht) der Sohl- 
riß, die Sohl- oder Örundflähe; pPlankontäb, 
ebenhohl, fachhoHl, daher Planfonfauglas, |. 
!tonfad; Klantondeg, ebenrund, jlad) und ge- 
wölbt, dah. Plankonverglas, j.tonver; Plani— 
atöb(tum), auch Plantippärlium), n. nl. (vgl. 
Sobus und Sphäre) eine flache Kuͤgelzeichnung, 


PBlantagenet 663 


ein Kugelaufriß, Erd- oder Himmelgkugelfarte, 
Weltiarte, Darjtellung einer Erd» oder Himmels 
Halbfugel auf einer ebenen Fläche; vgl. Aſtrola— 
bium; Planimeter, n. l.gr. der Flächenmeffer, 
ein Werkzeug zur Beſtimmung des Flächenraums 
ebener Figuren, erf. von Ernit in Paris; Plani— 
metrie, f. die Flächenmeßkunſt, Flächenmefjung ; 
die Lehre von den in einer Ebene liegenden 
Raumgrößen; slanimetrifch, flächenmeßkundlich; 
zur 2*— von den ebenen Raumgrößen — 
Planibennen, pl. nl. Blattflügler, eine Inſekten— 
Gattung; Planiroͤſtrum, n. nl. ein Flach- oder 
PBlattichnabel; planieren, nl. (fr. planer), ebnen, 
planen, glätten, eben od. glatt machen; bei Buchb. 
leimen oder mit Leimwaſſer tränfen, Drudpapier 
durch ein mit Alaun gejottenes Leimmwafjer Pla— 
niermwaffer) ziehen; Planierhammer, m. ein 
Hammer der Gold» und Kupferſchmiede zum Glät- 
ten des Metalls; Planeur, m. fr. (pr. —nöhr) 
ein Glätter, Ebner (Bolierer); Planſichter, 
Flachſichter (Maſchine). 

Blanche, k. fr. (ſpr. plangſch'; prov. planca, plan- 
cha, vom I. planca, deutjch Planke, Brett) auch 
Planſche od. Plantſche, eine Platte, Metalltafel 
in der Münze; aud) ein Kupferſtich, eine Kupfer» 
platte; Planchette, £. (ſpr. plangfgett’) ein Meß⸗ 
tiſchchen, eine Meftafel; auch eine Schnürleib- 
Schiene, ein Mieder-Stab- oder «Holz bei Schnür- 
brüften, Blankſcheit (welches au planchette ent- 
ftanden ift), auh Büsc genannt. 

Planẽt, m. gr. (planet&s, von planästhai, umher» 
irren), pl. Blaneten, ein Lauf» oder Wandeljtern, 
der, wie die Erde, an und für ſich dunkel iſt, ji} 
um die Sonne von Abend nach Morgen bewegt, 
und von ihr fein Licht erhält; z.B. Merkur, 
Venuszꝛc.; das Planetenjahr, die Umlaufszeit 
eines Planeten um die Some; Planetenrad, 
Umlaufrad (Maſchine); planẽtiſch vder planetäs 
riſch, herumirrend, umherſchweifend; auf Planeten 
ſich beziehend; Planetarium, n. nl. ein Berzeich- 
nis der Wandeljterne; auch ein Kunftgetriebe zur 
Darſtellung ihrer Bewegung um die Sonne; Pla— 
netoiden, pl. = Wterviden, ſ. d.z Planetolas 
bium, n. ein Wandeljtern-Mefjer, Werfzeug zur 
Beybachtung der Wanpdeljterne. 

Blanete, f. ml. und fpan. (planeta, v. gr. planetes, 
unıherirrend, umherſchweifend; vgl. Blauet) ein 
langes Meßgewand. 

Planeur, Planiglod, Planimetrie, planieren, 
Planiroſtrum ꝛc., ſ. unter plan. er 

Blaniten, pl. (vom [. planus, flach) verjteinerte 
Meer- oder Seeohren, eine Schnedenverjteinerung. 

ulantontavb, planfonneg, |. unter plan. 

Plankton, n. gr. (eig. das Treibende, Haly- 
planiton, das im Meer Treibende) das im Meer 
Umphertreibende, das Kleinleben im Weltmeere; 
Biankton-Erpeditton, f. eine Meerreiſe zur Er- 
forſchung des Kleinlebens im Weltmeer, wie z. B. 
eine ſolche im Juli 1889 von Kiel aus angetreten 
wurde. 

Planodie, f. gr. (planodia, v. plänos, irrend, irre» 
führend, u. hodös, Weg) ein falſcher Weg, Irrweg. 

Blanorbiten, pl. nl. (von planus, flach, und orbis,. 
Kreis, Scheibe) verfteinerte Tellerjchneden, Nabel 
ihneden; Planoſpiriten, pl. (v. I. spira, Win- 
dung) verfteinerte Windel- od. Scheibenjchneden. 

Plantage, j. unter plantieren. 

Plantagenet, m. engl. (fpr. pläntedſch'net; vom 1. 
planta genista, die Ginfterpflanze) Beiname des 
1154—1399 in England regierenden Haufes An⸗ 


664 Blantago 


jou, nad) dem Öinfterzweige benannt, welchen Hein- 
rich II. (1154—1189) an * Barett trug. 

Plantägo, f. lat. Wegerich, Wegebreit; Plantagi⸗ 
neen, pl. nl. Wegeriche, Wegerich- Arten, eine 
Pflanzenfamilie. 

planta pedis, f. [. die Fußſohle; plantär (l. plan- 
täris), die Fußſohle betreffend; plantigrad, nl. 
auf den Fußjohlen gehend; Plantigräda, pl. nl. 
Sohlengänger, eine Abteilung der Raubtiere (Bä- 
ren 2C.). ö 

blantieren, I. (plantäre, v. planta, Pflanze) pflan- 
zen, jeßen; uneig. (fr. planter) jemand irgendivo 
itehen, ſtecken oder ſitzen lafjen, im Stiche lafien; 
Plantiermafchine, Mafchine zum ©eradehängen, 
Anreißer (in der Uhrenfabrifation); Plantage, £. 
fr. (fpr. plantcihſch) und Plantation, f. lat. (plan- 
tatio, das Pflanzen) die Bflanzung, Anpflanzung, 
bei. Raffee-, Zuder-, Baummollen-Pflanzungen ꝛc. 
der Europäer in Oft- und Weltindien, pl. Plan— 
tagen; Plantarium, n. eine Baumſchule; Plan: 
teur, m. fr. (ſpr. plangtöhr) ein Pflanzer, An— 
bauer, Anfiedler; bei. Baumpflanzer, Bauntgärt- 
ner; Plantifüg, m. nl. ein Pflanzenfauger. 

Planulit, m., pl. Planuliten, nl. (von planülus, 
Verkl. vom lat. planus, flach) verjteinerte Wendel- 
ſchnecken mit flacher, ſcheibenartiger Schale. 

planum :c., Planum, |. unter plan. 

Blanurie, f. gr. (v. plänos, umherirrend, u. üron, 
Harn) Heilk. Harnabgang dur ungewöhnliche 


ege. 

Plaquette, f. frz. (pr. plafett), oder Plãkette, Kleine 
Metallplatte; befonders: eine künſtleriſch plaſtiſch 
bearbeitete Kleine Metallplatte (Bronze ujmw.), die 
mit Figuren von kleinem Umfang gerchmitdt it; 
Plaquetten-Kunſt, f-, die Kunſt, jolde kleine 
Platten künſtleriſch zu bearbeiten, eine wichtige 
Art plaftifcher Kleinkunft, die von Franfreih aus 
nad) Deutihland und anderen Ländern Fan; 
Plaquetten⸗Sammlung, f., eine jegt mit jedem 
größeren Mufeum verbundene befondere Abteilung 
Er nz diefer Kunſt (vgl. Blafette unter 
Pläke). 

Plasma, n. gr. (von plässein, bilden) das Gebilde, 
Bildwerk; Naturbeſchr. der Smaragdprafer, eine 
lauchgrüne Abänderung des Chalcedon; Heilf. — 
Blutliguor, der flüflige, ftoffbildende Teil des 
Blutes; Plaͤſtik od. plaftiihe Kunſt, f. (gr. pla- 
stike, sc. téchnẽ, Kunſt) die Bildnerei, bildende 
Kunft, Bildhauerkunft; Plaftiker, m. ein Bildner; 
Blaftilina, f., oder Plaftilin, n. (ital.-griedh.), 
künſtlicher Erfag für Ton zum Formen, namentlich 
im Handfertigfeitsunterrichte verwendet; plaſtiſch 
(gr. plastikös, l. plasticus), förperlich bildend, 
gejtaltend, formend; ſchöpferiſch; auch bildfam; 
Form gebend, zur Formbildung verwendbar, 3.8. 
plajtiiher Ton; plaftiihe Lymphe, Heilf. 
Bilditoff, eine infolge von — oder auch 
in Wunden ausſchwitzende Flüſſigkeit, welche ge— 
einnt und organiſche Form annimmt; Hlaftifche 
Dnerationen, pl. = Phyjioplaftif, j.d.; pla= 
ftiihe Kohle, Formkohle (im amtlichen Waren- 
verzeichnis zum neuen Zolltarif); plaſtiſche Ma— 
terinlien, Formftoffe (ebenda); Wilaftizität, Ent. 
Bildſamkeit; Formbarkeit; Plaſtizismus, m. der 
Bildetrieb; Plaſtidul, n. das kleinſte organiſche 
Lebensteilchen, das ſowohl die höchſten, wie die 
niedrigſten Geſchöpfe zuſammenſetzt nach Häckel); 
Plaftogräph, m. gr. ein Schriftverfälſcher 
Plaſtographie, f. verfälſchte nachgeaymte Schrift; 
Schriftverfälſchung; Plaſtolög, m. ein Lügner; 








Platina 


\ Blaftron,n. fr.(fpr. —Sng;it.piastrone,bonpiastra, 


Metallplatte, mI.plastra) ein Bruftharnifch, Bruft- 
ſtück der Yechtmeifter; auch) das Stichblatt. 

Plaftümi, pl. Vorpoften von Koſaken, die nicht be- 

nr De — J erh 

at, m. ft. (jpr. plah; v. plat, plate, eben, flach) 

die Platte, das Gericht, die Schüſſel voll; Plat de 
menage (fpr. — dö mendi), |. Platmenage; 
Plat du jour (ſpr. — dit fuhr), Tagesſchüſſel, 
Stammgeridt. 

Plata, f. ſpan. (eig. Metallplatte, altfr. plate, verw. 
m. gr. platys plat&ja, platy, platt, breit) Silber, 
bei Münzen im Gegenjat von Vellon (Kupfer) 
gebraucht. 

Platänus od. Plataͤnenbaum, m., auch Plataͤne, 
f. (I. platänus, gr. plätänos, f., von platys, breit; 
wegen der Breite feiner Blätter od. der Ausbreitung 
feiner Zweige) der ausländische Ahorn od. Mass 
holder, auch Kleiderbaum. 

Plate 1., f. (wahrſch. fr. plat, f. plate, platt, flach, 
verw. mit gr. platys, platt, breit) eine Sandfläcdhe, 
Anhäufung von Sand u, Steinen vor Häfen und 
Flußmündungen. 

Plate 2.,£., auch Pelote, Plotar, eine unförmlich 
große, viereckige ſchwediſche Kupfermünze, ungef. 
von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrh. 
zum Werte von 10,8, 4,2,1 und ⸗ Daler (Taler 
— 4,60 M wert) geprägt. 

Platẽa, f. (v. gr. platys, plateia, platy, platt, breit) 
Heilf. der breite Bandwurm. 

Plateau, n. fr. (fpr. —töh; v. plat = platt; vgl. 
Plate 1.) ein Wagebrett; Tiſchaufſatz, ein Auftrage- 
brett, Bräfentierbrett; auch Gebirgsebene, Hoch— 
fläche, Hochebene, Tafelland; Platebande, f. (fpr- 
plat’bangd’) das Saumbeet, female Einfaffungs- 
beet um ein Gartenftücd, vgl. Rabatte; auch das 
Tür- od. Fenjterfutter; eiferne Schienen zur Unter— 
ſtützung gemwölbter Feniterfturze; Plateforme, f- 
(pr. plat’fsrm’) oder Plattform, f. ein flaches 
Hausdach, Söller; bei Uhrm. die Teiljcheibe, zur 
Abteilung der Räder; Krbauf. die Bettung, Stüd- 
bettung, das Stiidgerüft; bei Eiſenbahnwagen mit 
in der Mitte durchgehendem Gange, der Austritt 
vor der Eingangstür; eine Bergebene, Hochebene, 
eine abgepfattete Höhe; in Gärten, Spaziergängen 
2c. ein künſtlicherhöhter u. geebneter Blaß, two man 
die Ausficht genießt, vgl. Terraſſe; Platfond, ſ. 
Plafond. 

plated, engl. (ſpr. pleht—) mit Gold⸗ oder Silber- 
bfättchen belegt, beplattet, plattiert; plated- 
Waren, plattierte Waren. 

Platform, £. engl. (jpr. plättform, eigentl. Platt— 
form, dann Tribüne, Nednerbühne, daher auch: 
politifches oder kirchliches Barteiprogramm) ein 
programmatischer Beſchluß einer Partei, einer Ver— 
jammlung, auch: Volksbeſchluß. Lie: 

Blatidsmus, m. gr. (plateiasmös, v. plateiäzein, 
platt od. breit aussprechen, v. platys, platt, breit) 
das fehlerhafte Breitfprechen, die breite Ausſprache 
wegen Yungenfehlers. 

slatieren, = plafieren. 

Platilles, ol. fr. (ſpr. platij; ſpan. platillas) ver- 
ſchiedene Arten feiner ſchleſiſcher und böhmifcher, 
aud) ab und engliiher Leinwand. 

Plaͤtina, f. jpan. (von plata, Silber, f. d.) oder 
Platin, n. Halbfilber, Kleinfilber, Schwerlilber, 
Weißgold, ein ſehr ſchweres und ftrengflüfliges, 
ſtahlgraues edles Metall, das 1736 in Brafilien 
entdeckt und 1752 al3 bejonderes Metall erfannt 
wurde und fih auch in Peru, am Ural ze. findet; 


ss u 


Platine 


Platin-⸗Amalgäma, n. Platinqueckſilber, eine 
Berbindung von Platina und Queckſilber, mittels 
deren man platinteren, d. i. mit Platin über- 
ziehen, kann; Platin au titre, n. fr. (fpr. platäng 
o tihtr) eine Metallmiſchung aus Platin u. Silber, 
die zu Schmuckwaren verarbeitet wird; Platin= 
Panıpe, ein der Luftreinigung dienendes Glüh— 
lämpchen, bei welchem fic über der Flamme ein 
Blatindraht oder durchbrochener Platinzylinder 
findet, der noch weiterglüht, wenn die Flamme aus— 
gelöſcht iſt P.-Mopr,m.ichtwarzes,feingepufvertes 
Platinmetall, P.⸗Schwamm, Platinmetall in 
Form einer ſchwammigen Maſſe, durch Glühen 
des Platinſalmiaks gewonnen; P,-Spiegel, der 
Platinüberzug über ein Metall, der durch Mreiben 
hergeſtellt wird; Platinothpie, f. Herſtellung 
kupferſtichartiger Photographien unter Einwirkung 
von Platinſalzen. 

Platine, £. fr. WVerkl. v. altfr. plate; vgl. Plata) 
ein Metall-Plättchen od. Blech; eine Rohrſchiene, 
bei Wırkitühlen. 

Platitüde, £. fr. (v. plat, platt; vgl. Plate 1.) die 
PBlattheit, Seichtheit, ein niedriger, platter, abge» 
nüster Ausdrud. 

Blatonifer,n. Schüler des berühmten griech. Philo- 
jophen Platon (geft. 348 dv. Chr.) und Anhänger 
jeiner Lehre; platöniſch, den Platon betreffend, 
von ihm herrührend, feiner philofophifchen Lehre 
gemäß; platonijche Xiebe, eine überfinnliche, 
bloß geiitige, von aller Sinnlichkeit freie Liebe; 
platonijhe Republik, das Muſter einer voll- 
fommenen Staatsverfafjung, wie es Platon ent- 
warf; platoniſieren, Dem Blaton folgen; geiftig 
lieben; Platonismus, m. Platons Lehrgebäude 
u. die Anhänglichkeit an dasſelbe; beſ. das Stre— 
ben der Kirchenväter, die platoniſche Weisheit mit 
der chriſtlichen Lehre in Verbindung zu bringen. 


Platta, Platte, ſ. Plate 2. 
pꝓlattieren, 


. plafieren; plattierte Garne, 
überjponnene Garne, bunte Garne. 


Plattmennge, f. eig. Plat de Mienage, fr. (pr. 


pla d’ menahſch'; v. le plat, die Schüfjel,, Tafel. v. 


plat, platt; vgl. Plat) Tiſchaufſatz, Olftänder, 


- BWiürzitänder, Geitell mit allerlei Gefäßen für 


Zuder, Pfeffer, DL, Eſſig ze. (in Frankreich nicht üb— 
li, fondern in denselben Sinne: surtout). 

Platũrus, m. gr. (von platys, platt, breit u. ürä 
Schwanz), Plattjehwanz, Breitichwanz, eine Schlan- 
gengattung; Platyeephäfus, m. Breittopf, Schau- 
relfopf, eine Art Fiſche; Platykriniten, pl. eine 
Gattung der Enkfriniten, ſ.d.; Platypns,m. Platt- 
fuß, eine Gattung Borkenfäfer; aud) das Schnabel- 
tier; Platyrrhünchus, m. Plattſchnabel, eine 
Gattung Singvögel; Platyipermen, p].d.i. Platt- 
jamige, eine Gattung Doldengewächje; Blatysma, 
n. eine breite Fläche. (Major, ſ. Major. 

Platz-Rommandant, ſ. Kommandant; Plaf- 

plaudite! l. (v. plaudere, klatſchen) Flatjchet, gebt 
Beifall! bei. das Ende eines Schauſpiels bezeich- 
nend; plauſibel, (I. plausibilis), eig. —— 

wert, beifallswürdig; — einleuchtend; 
Blaujibilität,f.nl.dieBeifallswürdigfeit; Glaub- 
wirdigfeit; Plauſus, m. I. das Beifallflatfchen, 
der Beifall. 

Play, (ſpr. pleh) Spiel (beim Tennis, Rennen 
ujw.); Bühnenſtück; Play or pay (jpr. — orr peh), 
ein Nennen, bei dem Einſaß und Renngeld von 
gleicher Höhe find. 

Plaza de tores, f. jpan. (vgl. Place u. Torea- 
dor) ein Stiergefehtplag. 


4 
— Banterott. 


Plemmprie 665 


Plea, n. engl. (jpr. plih; altengl. ple, plee, vom fr. 
plaid, mi. placitum) ein Rechtsſtreit; bef. die Ein- 
rede oder Antwort des Berklagten; Pleading, n. 
(ſpr. plibding; v. plead = fr. plaider, ſ. plädieren) 
die Führung eines Rechtsſtreits; pl. Pleadings, 
Nechtsverhandlungen, Streitihriften zc. 

' Wlenafuresground, m. engl. (fpr. pleſch'r gräund) 

|  Spielpla, Rafenplag, bei. Borgärtchen am Haufe. 

Plebs, f. I. (Gen. plebis, v. plere, füllen, urſpr. 
die Fülle, Menge, der große — gemeines 
Volk, Pöbel; misera plebs, f. lat. das arme 

Volk (Horaz Satiren 1, 8, 10: „miserae plebi“, 

d. i. für das arme Volk; dann erweitert zu der 

Wendung misera contribuens plebs, d. i. das 

arme fteuerzahlende Volk, von dem ungarischen 

Juriſten Berböczi in feinem Decretum triparti- 

tum 1514); Plebãnus, m. mi. ein Zeuteprieiter, 

fathol. Geijtlicher einer Stadtkirche; SIEDLER m. 

({. plebejus, pl. pleb&ji) ein Bürger oder Bürger» 

licher im alten Rom, der nicht zu dem Stande der 

Senatoren und Ritter gehörte, entg. Patrizier; 

der gemeine Mann, verächtl. für Birrgerliche, enta. 

dem Adel; plebẽöjiſch, unadlig; gemein, pöbelhaft, 
pöbelartig; plebejijche oder plebeje Gejin- 
nungen, Sitten 2c., gemeine oder niedrige Ges 
finnungen 2c.; Plebiscit(um), n., pl. Blebisciie, 
ein Volksbeſchluß; in Frankreich (ſpr. plebiſſiht): 
eine Bolksabftimmung, Urabjtimmung des Volkes 
mit Umgehung der verfaffungsmäßigen Vertreter; 
plebifcitär, volfsabitimmungsmäßig; Plebo⸗ 
kratie, £.1.-gr. Pöbelherrſchaft (r. Ochlofratie). 

Bleetrum, n. L., od. Blektron, n. gr. (v. plessein, 
ichlagen) der Griffel od. Kiel v. Elfenbein, Holz 
od. Metall, womit die Alten die Saiten der Zither 
ihlugen; Plectraͤnthus vd. Pleftranthos, n. die 
Harfenblume, ein Ziergewächs vom Kap. 

Pleggorrhiza, f. gr. (v. plẽgẽ, Schlag, Wunde, v. 

- plessein, jchlagen) Wundmwurzel. 

Plein air, n. fr. (jpr. plähnähr, eigentl. en plein 
air, d. h. in freier Quft, unter freiem Himmel, in 
vollem Tageslicht) Freilicht; Freilichtmalerei; 
Plein-air-Maferet, Treilichtmalerei, d. h. Dar» 
jtellung der Gegenstände auf dem Bilde in voller 
nat durch) das Sonnenliht von allen 
Seiten, ohne Schatten aufzufegen (im Gegenfag 
zum Malen im abgedämpften Atelierlicht); Plein- 
airist, m. Freilichtmaler, Impreſſioniſt; Plein— 
pouboir, ſ. Plenipotenz unter plenus. 

sleiftocän, gr. (v. gr. pleistos, am meijten) bezeich- 
net die obere od. jüngite Abteilung der plivcänen 

Formation, j. unter eocän. 

pleite, jüd. ſ. v. w. banferott, |. d.; Pleite, f. 


Plejaͤden, pl. gr. (Pleiädes, v. plein, ſchiffen, weil 
die Schiffahrt mit dem Aufgange diejes Geſtirns 
anhob, mit deſſen Untergange aufhörte)das Sieben- 
geftirn, die Gluckhenne, ein Geftirn im Sternbilde 
de3 Stiers; nad) der Fabell. die von Zeus unter 
die Sterne verjeßten ſieben ſchönen Töchter des 
Atlas und der Plejöne. 

Plettopode, m. gr. (v. plektös, geflochten, u. püs, 
Gen. podös, Fuß) Flechtfüßler mit verflochtenen 
Füßen oder verwachſenen Hinterflofjen; Plekto— 
ptẽra, pl. Flechtflügler mit vereinigten Flügeln 
oder Bauchfloſſen. 

Blektranthos, Blektvon, j. Plectrum. — 

Plemmprie, £. gr. (plemmyris od. plömmyria) die 
Flut, das Überfließen; Heilk. die Volljaftigkeit, 
die Überfaftigfeit; plemmüriſch, vollfaftig, von 
Bollfaftigkeit herrührend. 


666 plenus 
»ienus, a, um, I. voll; Plenum, n. die Öejamt- 
beit, vollzählige Verſammlung; In pleno, in voller 
Berfammlung, vollzählig; ex pleno, aus dent 
vollen, nämlich Glaſe; plena potestas, =Pleni- 
patıny: j. u.; plenus venter non studet 
bönter, Sprw. ein voller Bauch jtudiert nicht 
gern, oder mit vollem Magen ift Schwer lernen; 
pleno chöro, Tonk. mit vollem Chor, mit allen 
Stimmen; pl. jüre, mit vollem Rechte; pl. titulo, 
mit vollem Titel; plenarie, nl. völlig, gänz— 
id; plenarie reftituieren, völlig erftatten; 
Plenãr-⸗Kongreß, m. od. B.-Berfammlung, 


f. voller Verein, volljtändige od. vollzählige VBer- ' 


fammlung; Ph.⸗Sitzung, f. eine Sisung, an wel⸗ 
her alle Mitglieder eines Kollegiums teilzunehmen 
haben; Gefamtiigung; plenaria fides, f. völliger, 
rehtsgültiger Glaube; Blenavriuns, n. ein bud)- 
förmiges Reliquien-Behältnis; Bfentilnnium, n. 
!. der Vollmond; Plenipotenz, f. nl. u. plena 
potestas, f. l. vd. Pleinpouvoir, n., fr. plein 
souyvoir (pr. pfängpumodhr), die Vollmacht, völ— 
itge oo. unbeichränite Gewalt, Vollgewalt; auch 
ein Bolmadtigreiben; Plenipotentiarius, nl., 
sd. Plenipotentiũr, m. (fr. plenipotentiaire) ein 
Bevollmächtigter, bevollmächtigter Öejandter; ple— 
wifleren, barb.-Tat. rollitändig verfammeln, zu- 
sammenberufen; Wlenift, m., plur. Pleniſten, 
Anhänger der Xehre, daß es in der Natur feinen 
ieeren Raum gibt. 

eochroismus, m. gr. (vd. pleon, mehr, u..chrös, 
ehroös, Farbe) die Eigenihaft mander Eriftalli- 
Rerten Mineralien, verjchiedene Farben zu zeigen, 
se nachdem die Strahlen in der Richtung der einen 
od. der andern Achſe od. ſchräg durchgehen; ples— 
Srõom, verihiedenfarbig, zu — 

Bieondsmus,ın. gr. (pleonssmös, überh. Überfluß, 
Abermaß, dv. pleonäzein, überflüſſig fein, v. pleon 
od. pleiön, mehr) Nedek. der Wortüberfluß, über- 
Jüſſige od. überladene Ausdrud, bei. die Hinzu- 
rügung von Worten, deren Bedeutung fihon in den: 
Hauptiworie enthalten ijt, 3. B. ein alter Greis; 
Deilf. zu jtarfe Ausbildung oder Überzähligfeit 
eines Körperteils; pleonäſtiſch, überflüſſig, über- 
füllt von gleichbedeutenden Ausdrücken; Pleonaſt, 
m. ſchwarzer Spinell, Eiſenſpinell, eine Abände- 
rung des Spinell. 

Dleontegie, f. ar. (pleonexia od. pléon, mehr, und 
£chein, haben; Habſucht, Gewinnfucht, Unerjätt- 
lichkeit; Pleonekten, pl. Habſüchtige, Begehrliche; 
Szleonettiſch, habſüchtig. 

Slegrämag, n. gr. (v. plein, ſchiffen, und höräma, 
Schau, Bild, v. horän, ſchauen, ſehen) ein Schiff- 
fahrtsbild, Ufergemälde, welches an dem Befchauer 
fich vorüberbemwegt, während er in einem fchaufeln- 
den Fahrzeuge an den dargeitellten Gegenftänden 
opgrbeizujegeln jcheint. j 

SZleröma, n. gr. (v. plerün, füllen, pleres, voll) eig. 
Fülle, Unfüllung; das Lichtmeer, nad) der Lehre 
der Önojtifer die Wohnung Gottes, des Urquells 
alfes Guten; Pleropkorie, f. volle Überzeugung, 
Bewißheit; voller Beifall; Pleroſis od. Pferöje, 
£. Heilf. die Füllung, das Wiederzunehmen, Wieder- 
eritarfen eines Genejenden; Pferatifa, pl. anfül- 
iende, ausjtopfende Heilmittel, vgl. Sarkotifa; 
lerophonie, f. Zonfüle, Macht u. Anſchwellung 
bed Tone2. 

Biefionfie, f. gr. (von pl&sios, nahe, Adv. plesion) 
Rurzlictigfeit. | 

Biehsiaurus, m. gr. (eig. der Eidechje nahe ſtehend, 
»on pläsios, nahe, u. sauros, Eidechje) der Dieer- 


PBlinth 


dradje, die Halseidechje, eine vorweltliche Eidechſen— 
art von 1,5 bi3 8m Länge, mit fehr langem Halſe 
und feinem Kopfe. 
Pleffigräph, m. gr. Dämpfungszeiger, eine Vor— 
| richtung zur Umfchreibung der Schallräume bei 
Verkuffions-Unterfuhungen, vgl. Beriuffion; 
Blefiimeter, n. Schallplatte, Klopfplatte. 

Bletht, ſ. Krethi. 

Bletbomerie, f. gr. (von plöthos,n. Fülle, Menge, 
und méros, n. Teil) Heiſk. die Überzahl der Teile 
des Körpers, z. B. ſechs Finger; Plethöra, f. (gr. 
plöthöre, von plöthein, fich füllen) die Fülle, An— 
füllung; Heil. die Saftfülle, Vollblütigkeit; ple— 
horiſch, vollblütig. | 

Plethrön, n. griech. ein altgriech. Längenmaß (= 

| 1), Stadion) und Flächenmaß (= jugerum). 

Pletkau, f. ruf). (gejpr. pliotfa; Verklein. von pletj, 

| Beitiche von zujammengeflochtenen Riemen) eine 

| Keine, vorn gefpaltene Beitfche zu Züchtigungen in 
Rußland. 

VPleumddes, m. gr. (von pleimon — pneümön, 
| Zunge) Heilk. ein Lungenfüchtiger; pleomödiſch, 
fungenfüdtig; Pleumontie, = Pneumonie. 
Pleura, f. gr. (pleurä) die Seiten des Leibes, die 


| Rippen, das Bruſt- od. Rippenfel; Pleuralgĩie, 

| 8. Heilf. der Seitenjchmerz, Schmerz unter den Rip— 

ı pen; Blenvwitis, ar. k. die Brujtjell-Entzimdung; 

| Seitenitechen; pleuritiſch, an Bruſtfellentzündung 
leidend oder davon herrührend. 

Plenres, f. fr. (ſpr. plöhrs) Sterblingswolle, d. t. 
Wolle von gefallenen Schafen. 

Pleurense, £. fr. ({pr. plöröhl’; v. pleurer, = [. plo- 
räre, weinen), pl. Pleurenſen, Traueraufſchläge, 
Trauerbinden; ſchwarzer Trauerrand am Papter. 

Pleuritis 2c., |. unter Bleura. 

Plexeoblaſten, pl. gr. (von plexis, dag Schlagen, 
Stoßen, Spalten, Reiten, von plessein, ſchlagen, 
ſtoßen ꝛc., u. blastös, Keim) Bot. Einfchnittfeimer, 
Pflanzen mit doppelten Samenlappen. 

Sierus, ın. I. (von plectöre, flechten) das Geflecht; 
bei. Heilk. ein Geflecht oder Gewebe von Gefäßen 

. und von Nerven; plexus soläris,m. da3 Sonnen- 
geflecht, das Gewebe der Sangliennerven (vergl. 
Sanglion) im Mittelbauch oder in der Magen— 
gegend; plexifoͤrm, nl. aeflechtartig. 

PBlt,m. fr. die Zalte, der Bug, das Gelenk, Die Ge— 
wandtheit, leichter Anitand, gefällige äußere Hal- 
tung; pᷣltieren (fr. plier, prov. plegar, v. l. pli- 
cäre) falten, in Falten legen; biegen od. beugen, 
bef. von Karten; Krk. weichen, ſich zurüdziehen; 
Reitk. ein Pferd gewöhnen, ſich leicht rechts und 
links zu wenden; Plivir, n. (ſpr. pliodhr) das 
Falzbein, Pr BE * 

Blica oder Plite, f. (plica polonica; jr. plique, v. 
I. plieäre, falten) die polniſche Slechte, der Weichjel- 
zopf od. Judenzopf, eine in Polen nicht ungewöhn⸗ 
liche, von unreinen Säften herrührende Haarkrank— 
heit; Plicaria, f. der gemeine Bärlapp, als ver- 
meintliches Heilmittel gegen den Weichjelgopf; pli⸗ 
Täßel, nl. (v. 1. plicäre, falten) biegjam, gelenf, 
gewandt; Plicatula, f. die Zaltenmufchel; Pli— 
fatür, f. (I. plicatüra) das Falten; die Einbiegung, 
Falte. 
lieren, ſ. unter Pli—. 

linie, . rufj. (aus ruſſ. blinec, Fladen, im 16. Jahr⸗ 
hundert entlehnt) Fladen. 

Plinth, m. oder Wlinthe, f. (gr. plinthos, f. eig. 
Biegei) Bauf. die Tafel, Säulen- od. Unterplatte, 
das Fußgefims bei Säulen und Standbildern, Ge— 
bäuden, Simfen 2c.; Plattziegel. 


— — — ——— — — — — — 


pliveän 


gun, f. unter eocän. 

Hoir, f. unter Pli. | 

Stine, n., eig. m. fr. (jpr. plikeh; von plisser, fal- 
ten, in Yalten legen, vergl. Pli) Preßfalte, ein in 
Falten gelegter oder gerippter Beſatz an Frauen— 
kleidern; pliffiert, gefältelt. 

Ploce od. Plote, f. gr. (plok&, v. plekein, flechten; 
eig. das Geflecht) vermwicelte Nede; die Wieder- 
holung eines Wortes in verfchiedenem Sinne. 

Plomb, n. fr. (fpr. plong; vom l. plumbum, . d.) 
das Blei, Bleigewicht 2c.; à plomb. nach dem Blei 
oder Senkblei, jenfrecht, lotrecht; Wlomb, n., gem. 
Blomibe, f. das Bleizeichen, Bleifiegel; Füllung 
eines hohlen Zahnes, Bahnfüllung; plombieren 
(fr. plomber), mit Blei ftempeln, verjiegeln, mit 
dem Bleifiegel verjeben; mit Blei oder auch) an— 
derem Metall ausfüllen (hohle Zähne); auch 
überh. hohle Zähne ausfüllen; Plombage, f., r. 
n. (for. plongbähſch') das Verbleien, die Blei- 
ſiegelung; dah.: das Blombage- Amt :c; Plome 
berie, f. die Bleigießerei, Bleiarbeit; Bleifiegelung; 
Plombine, f. Walzendruckmaſchine; Drucdwalze. 

alongieren, fr. (plonger, jpr. plongfd—; v. gleichſ. 
{. plumbicäre, prov. plombar, einfenfen, eintau- 
Sen, piombare, ſenkrecht herabfallen, nad) dem 
Blei od. Senkblei fallen, von [. plumbum, Blei) 
tauchen, untertauchen, verjenten; Krk. die Min- 
dung der Kanone jenien, unterwärts jchießen; 
Blongier-Schuß, m. ein Senk- od. Teufſchuß; 
B.-Bad,n. ein Sturzbad; Plongee, f. (pr. plong- 
ſcheh') Krk. die Abdachung der Bruſtwehr, Teufe; 
Blongenr, m. (jpr. plongſchöhr) ein Taucher. 

algräbel, I. (plorabilis, v. ploräre, flagen, weinen) 
beklagenswert, kläglich. 

Ploſchtſchad', f. a der Plab. 

fat, m. ruf. (jpr. plott; von plötnüj, dicht, feit; 

lotitj, Bretter zufammenfügen) das Floß, die 
—— Ploͤtnik, m. der Zimmermann. 

Bieter, |. Blate 2. 

Sipten, ſ. Beloton. 

VBlotus, m. gr. (plötös, ſchiffend, ſchwimmend) der 
Schwimmer, Schlangenvogel,eine Art Sumpfvogel. 

&ishteren, jr. (ployer; jpr. ploaj—; v. I. plicäre, 
falten, wie plier, j. pliteren) jchichten, aujammen- 
legen; Plohement, n. (ſpr. ploaf'mang) die Schid)- 
tung, Bujammenlegung; ſ. deplonieren. 

Btüde, |, Plüſch. 

Same, f. 1. die Flaumfeder; Plumatella, £. nl. der 
Federbuſchpolyp; Plümage, 1. unter Blüme. 
Slumbum, n. lat. daS Blei; Bfeifiegel; plumbum 
album, bei den alten Römern für Sinn; plum- 
bägo,f. Reißblei, ⸗ Graphit; aud eine Pflan— 
zengattung au3 der Familie der Plumbaginéen, 
pl.; Plumbagin, n. ein aus dem abgedampjften 
Auszug der Wurzel v. plumbago europaea dar- 
zuitellender Stoff; Blumbäte, f. nl. ein mit Blei 
ejhwerter Wurfpfeil, eine mit Blei verjchene 
Martergeigel; Plumbation od. Plumbatür, £. 

die Berbleiung, = fr. Blombage. 

»lüme, f. fr. (pr. plühm’; = I. pluma) Feder; bei. 
Schmudjeder; Plüncan, n. (jpr. pliimöh) eine 
— ein leichtes Federkiſſen zum Zudecken; 
Daunenbett; Plůmet, n. (pr. —meh) die Hutfeder; 
der Federhut; Plümage, f., r. n. (pr. —mähſch') 
das Gefieder; der Federbufh, Federſchmuck, das 
Zederwerk auf Hüten u. Helmen; Plümagekohl, 
m. franzöf. bunter Kohl; Plumaſſeau, m. fr. 


nn 


Plunger, m. engl. (fpr. plön 


Plupialke) 667 


— aus Weſtindien mit großen, roten 
od. weißen wohlriechenden Blumen; plumieren, 
lat. (plumäre) mit Federn bedecken oder ſchmücken; 
plumõs (I. plumösus), befiedert, mit Federn oder 
jederartigen Haaren bejegt (von Pflanzen). 


Plumpudding, m. engl. (fpr. plümm—; v. plum, 


Pflaume, Rojine) ein Budding (f. d.) mit Rofinen, 
Zitronat und Rum, der angeziindet wird. 

Kar) der Taucher, bei. 
der Zaucherfolben bei Drucpumpen, Mönchs- od. 
Brabmatolben. 


PBlurälis ꝛc., ſ. unter plus. 1 
PBluran,n. ein von Oſann im uraliichen Platinerz 


entdecktes, noch wenig unterjuchtes Metall. 


plus (Gen. pluris), I. mehr; Plus, n. ein Mehr, Üb- 


riges, Mehrbetrag; plus minus, mehr oder we— 
niger, ungefähr jo viel; Pluselektrizität, = po— 
jitive Elektrizität, f. d.; Plusmacher, m. ladtſch. 
ein Bergrößererder Staatseinfünfte; vᷣlusmache⸗ 


rei, f. die übertriebene Vermehrung der Staats» 


einkünfte zum Nachteile der Untertanen; Geld— 
ſchneiderei; Plusquamperfektum, n. (d.i. eigentl- 
mehr als vollendei!) Sprachl. die vollendete Ver— 
gangenheit, oder genauer die Zeitform (das Tem— 
pus) der vollendeten Handlung in der Vergangen- 
heit, 3. B. ich Hatte gejchrieben; Pluszeichen, n. 
das Hinzufügungszeichen (+); Blurälis, [. (plu- 
rälis numörus) od. Bluräl,m. Sprachl. die Mehr— 
heit, Mehrzahl (vgl. Singular); pluralis ma- 
jestatieus, m. die Redeweiſe, wonad ein Fürſt 
im Blural von ſich ſpricht, alfo „wir jtatt „ich“ 2c.; 
plurale täntum, ein Wort, welches nur in der 
Mehrzahl gebraudit wird; Plurglismus, m. nl. 
der Gemeinfinn, Gemeingeift; Pluraliſien, pl. 
Inhaber mehrerer Pfründen; Plurglität, 2. (plu- 
ralitas votörum) die Mehrheit, Stimmenmehr— 
heit, die meiſten Stimmen; Pluralwahl, f., ein 
in verfchiedenen Ländern, z. B. in Belgien und im 
Königreich Sachſen, eingeführtes Wahliyitem, bei 
dem ein Wähler mehrere Stimmen in ich vereinigen 
ann (je nach Alter, Vermögen, Xebenzitellung u. 
Bildungsgrad); pluraliter, [. in der Mehrzahl; 
piurima vota valent; f. unfer Votum. 


Plüſch, m. (engl. plush, fr. peluche, it. peluccio, 


vom [. pilus, Haar; vgl. Pelache) Wollen-Sanıt, 
Halbſamt. 


Pluto, m. l. od. Pluton, gr. Fabell. der Höllen— 


gott, Gott der Unterwelt, des Toten- od. Schatten- 
teichs, bei den Griechen auch Hades, Bruder des 
Supiter u. Neptun, u. Gemahl der Proſerpina. 
Außer den Barzenu. Furien gehörten zu einem 
Hofitaat die drei Höllenrichter: Minos, Rakus 
u. Rhadamdnthys, die das Schidjal der in der 
Unterwelt anfomntenden, vom Fährmann Charon 
hinübergeführten Schatten entjchieden. Am Ein- 
gange des Schattenreich$ (Tartäru), vor Plu— 
to3 Balafte, lag der Cerberus, ein dreiföpfiger 
Hund, um die Rückkehr in die Oberwelt zu ver- 
wehren; Plutoniſten, pl. Anhänger der Lehre, 
da; die Gebirgsarten aus glühenden Maſſen ent- 
ftanden feien; plutonifch, Durch unterirdiſches 
Teuer hervorgebracht, aber verjd. von vulfa- 
niſch; Plutonium, n. nl. = Barium. 


Plutos od. Piutus, m. gr. (plütos, der Reichtum) 


Fabell. ver Gott des Reihtums; Plutokratie, f. 
(v. kratEin, herrſchen) die Herrſchaft der Reichen, 
Geldherrſchaft; Plutotrat, m. ein Geldherrſcher. 


Ipr. plühmaſſoh), ein Bauſch, Bäuſchchen (z. B. Plubiäl(e), m.nl. (v. pluvia, Regen, pluviälis, den 


Scharpie; Heilt.); ein Beſen aus Schmuckfedern, 
Federbeſen; Plumerie, f. nl. (plumeria) eine hohe 


Regen betreffend) ein Regenmantel; ein mantel» 
ähnliches, vorn offenes Priejtergewand, beim kathol. 


663 p. m. 


Nahmittagsgottesdienft und einigen andern feier: 
lihen Verrichtungen außer der Mefje getragen; 
Pluvioméͤter, n. L.gr. der Regenmefjer, eine Bor- 
rihtung, um den gefallenen Negen zu meflen; 
plupids (I. pluviösus), vegnicht, regneriſch; Plũ⸗ 
visje, m. fr. der Negenmonat, der 5. Monat im 
neuen Kalender der erjten franz. Republif, vom 
20. Januar bis 18. Februar; Plupins, m. I. der 
Regner, Regengeber, ein Beiname des Jupiter. 

p. m., engl. (fpr. pisem, d. i. lat. post meridiem, 
nah Mittag) Nachmittag (englifche Bezeichnung 
der Nahmittagsjtunden, entgegen a.m., |pr. &-em, 
d. i. lat. ante meridiem, Vormittag). 

Pneuma, n. gr. (von pnein, hauden, atmen) der 
Hauch, tem; Wind, die Luft; der Lebensgeiſt, die 
Seele; auch der heilige Geilt; Prrenmatins oder 
Pneumatö des, m.ein Kurzatmiger, Engbrüftiger, 
Pueumatici, ſMontaniſten unt.mons; Pneu⸗ 
mätik, k. der Luftreifen (an einem Fahrrad), 
Gummiluftreifen; die Luftbewegungs-Lehre oder 
Lehre von dem Gewichte, dem Druck und der Be— 
wegung der Luft- oder Gasarten; die Geiſterlehre, 
Geiſterkunde, auch Preumatologĩie, f.; pneuma⸗ 
tiſch, dazu gehörig, luftig, geiſtig, auch das Atmen 
betreffend; duch Luftdrück, Luftdruck⸗, Preßluft⸗; 
pneumatiſche Eiſenbahn, eine gew. unter- 
irdiſche, beſ. Pakete durch Luftdruck befördernde 
Eiſenbahn; pneumatiſches Bett, Luftkiſſen, 
pneumatiſches oder Kompreſſions-Feuer— 
zeug, beſteht aus einer Röhre mit beweglichem 
Kolben, der durch heftiges Zuſammendrücken der 
Luft ein unter ihm befefligtes Stückſschwamm ent— 
zündet; pneumatijhe Kuren, Luftfuren, dur) 
Aufenthalt an einen Höhenkurorte oder durch das 
Einatmen zufammengeprehter Luft in einem pneu— 
matiſchen Kabinette; pneumatiſche Maſchine, 
die Luftpumpe; pneumatiſche Poſt, Rohrpoſt, 
Druckluftpoſt; pneumatiſche Schule, Arzte im 
Altertum, welche alle Lebenserſcheinungen aus 
einer den Körper durchdringenden Luft erklärten; 
pneumatiſcherTelegraph, einLuftdruck-Fern⸗ 
ſchreiber, bei welchem Depeſchen als Röllchen in 
luftleeren Röhren fortgeſchnellt werden; pneu— 
matiſche Wanne; ein mit Waſſer od. Queckſilber 
gefüllter Kaſten, in welchem bei dem. Arbeiten die 
Gaſe in Gläfern aufgefangen werden, Pneuma— 
tismus, m. = Spiritualismu3,.d.; Bneu: 
matocele, f. Heilf. ein Luft- oder Windbrud; 
Pneumatochemẽe, f. die chemiſche Bearbeitung 
der Öasarten; Pneumatochoͤrd, n dieWindharfe; 
pneumatõdes oderpneumatoddiſch, aufgeblafen, 
aufgebläht; auch engbrüſtig, keuchend; Pneuma— 
tologie, auch: die Lehre vom heiligen Geiſte; 
Pneumatomuäch, ın. ein Beitreiter der Berjönlid)- 
feit und Gottheit des heiligen Geiltes; Pneuma— 
tomadjie, f. deſſen Lehrmeinung, auch Geijtes- 
leugnung, Berleugnung des Geiltigen im Men— 
ihen; Pneumatophobie, f. die Geiſterfurcht, 
Geiſterſcheu; PBrreumatsjis, f. Aufblähung des 
Unterleibes, Blähung; Windgeſchwulſt; Pneu— 
matothörng, f. die Luftbruit, das Eingedrungen- 
jein der Luft in den Bruſtkaſten. 

PBneumeineter, n. gr. (von pneümön, Zunge, von 
pneuma, Hauch, Atem, [.d.) der Lungenmeſſer, ein 
von Kentijh erfundenes und von Himly ver- 
bejjertes Werfzeug, die Räumigfeit (Kapazität) der 
Zungen für Luft im gefunden und franfen Zu- 
ſtande zu beitimmen; Pneumometrie, f. die 
Lungenmeſſung (Hinfichtlich der Größe des Luft- 
raums); Pneumonalgie,f.Lungenſchmerz; Piren- 


Podagra 


monemphraͤxis, f. Lungenverſtopfung; Pneu— 
monie, f. eine Rungenfrankheit; bei. = Pneu⸗ 
monttis, f. Lungenentzündung; pneumoöͤniſch. 
die Lunge betreffend; pneumontiche Mittel oder 
Pneumonila, pl.Zungenmittel, Zungenheilmittel; 
Pnreumonocele, f. Lungenbruch; pneumono— 
gaͤſtriſch, die Qungen und den Magen betreffend; 
Pneumonographie, f. die Lungenbefchreibung; 
Pueumonologie, f. die Lehre von den Lungen; 
Prreumonomantie, f. Weisfagung aus den Lun— 
gen; Pneumonométer, n. = Bneumometer, 
1.0. Breumonopathie, k.Lungenkrankheit; pneu⸗ 
monopaͤthiſch, lungenkrank, Pneumonophthiſis 
oder Pneumonophthoͤe, f. Lungenſucht, Lungen⸗ 
ſchwindſucht. 

Pnigalion, n. gr. (von pnigein) erſticken) Heilk. 
der Alp, das Alpdrüden; Pnigmus, m. (gr. 
pnigmös) das Stiden, Erſticken; Pnigma, n. der 

„ Stidfluß. 

Puyr, f. gr. der Blaß zu Volfsverfammlungen im 
— Athen; auch vie Volksverſammlungen das 
elbft. 

PBoneiten, pl. gr. (v. pda, Gras, Kraut) Verſteine— 
rungen oder Abdrücke grasartiger Pflanzen. 

Pöbel, m. (mhd. povel, bovel, v. I. populus, fr. 
peuple, engl. people, Bolt) daS gemeine Volf, bei. 
der roheſte, ungebildetite Teil desſelben. 

Voche, f. fr. (ſpr. poſch'; landſch. pogue, pouque, 
engl. poke, pocket, angelſ. poca, poha, pocca, is- 
länd. poki, ınl. pochia) die Tajche, der Sad; pl. 
Bochen (ipr. poſchen), Taſchen, Rockſäcke; dietion- 
naire de poche, engl. pocket- dietionary (jpr. 
pöcit dickſchönäri) n. ein Taſchen-Wörterbuch; 
Bochade, £. fr. (fpr. poſchcihd') der erjte Entwurf 
eines Bildes, Umriß, Skizze; Pochette, f. (ſpr. 
—ſchétt; it. poccetta, jpr. potjchetta) eine kleine 
Taſche für Frauen; eine Taſchengeige, kleine Geige; 
vpochieren, fr. (pr. poſchieren, von pocher, ſchla— 
gen [im Küchengebrauch 3.8. des oeufs, Eier ein- 
Ichlagen], geht zuriid auf poche) bezeichnet in der 
Küchenſpräche: ftocen laſſen, jteif machen, in braus 
ner Butter baden; pochierte Eier (ſpr. pofchierte), 
verlorene Eier (ein Geridt). 

pochissimo, j. unter poco. | 

Pöcile od. Pötile, näml. Stoa, f. gr. (poikile, v. 
poikilos, bunt) die bunte Halle, eine berühmte 
Säulenhalle im alten Athen mit Wandgemälden 
von Polygnotos. 

Pocillãtor, ın. ſpätl. (v. pocillum, Berfl. v. pocu- 
lum, f. d.) der Mundjchenf. 

pocket dietionary, j. unter Bode. 

poco, it. (= I. paucum) Tonf. wenig, etwas; & 
poco a poco, nad u. nad), allmählich; um poco, 
ein wenig; un poco all&gro oder poco allegro, 
ein wenig geſchwind, etwas munter; p. forte, et- 
was ſtark; p. lento, etwas langſam, nicht zu lang- 
jan; p. piäuno, etwas ſchwach: p. piu u. p.menc, 
etwas mehr und etwas weniger; p. presto, etwas 
raſch; pochissimo (pr. pofi—), jehr wenig. 

Bocilum, n., pl. pocüla, I. der Becher; Trank od. 
Trunk; inter pocüla, bei den Bechern, beim 
Trinfen oder Zehen; pocülum hilaritatis, n. 
der Fröfichkeitstrunf; pocülum vomitorlum, 
je Brech- oder Speibecher; pokulieren, 1. 
echen. 

Podägra, eig. f., gew. n. gr. (v. püs, podös, Fuß) 
die Fußgicht, das Zipperlein; podaͤgriſch od. ho⸗ 
dagrös (I. podagricus und podagrösus), mit der 
Fußgicht behaftet; Podagricus oder Podagriſt. 
m. ein Fußgichtkranker; Mudnlaie, f, gr. nervöfer 


Poderbrood 


Fußſohlenſchmerz; aud = Rodagra; Podar: 
thritis, f. — Podagra; Podarthrocäce, f. 
Heilf. Fußgelenk-Entzündung; Podaͤri, m. neugr. 
ein Fuß, Schuh. 

Poderbrood, Poterbrood od. Poierbrood, w hol. 
eine Sorte Auder, welche die Mitte zwiſchen Melis 
und Raffinade hält. 

Podẽéſt, m. u. n. (vgl. Podium) der Ruheplatz, die 
breitere Stufe einer Treppe, Treppenabfab. 
Podejtd, auch Podeftdt, m. it. (v. podestä, f.=1. 
otestas, en ein Gewalthaber; Amtmann, 
andvogt; Stadtherr, Stadtrichter oder Bürger— 

meifter in Stalien. 

Podetinm, n. nl. (Berl. von gr. püs, podös, Fuß) 
Bot. das Geitell, der Fruchtitiel der Laubmooſe. 
Vodewilsgewehr, n. ein nach dem Erfinder, Major 

Bodewils, benanntes weittragendes Gemehr. 

Podex, m. lJ. (v. pedẽre, einen Wind ftreichen laſſen) 
der Hintere, das Geſäß, der Steiß. 

Podjäsd od. Podjésd, m. ruſſ. (v. pod’, unter, u. 
jächatj, fahren) die Anfahrt, der Treppenaufgang 
eines Haufes, die Rampe. 

Podium, n. I. (v. gr. pödion, Verkl. v. püs, podös, 
Fuß) eig. ein Godel, Tritt, eine Erhöhung; der 
porderite Teil der Schaubühne, der durch den Vor— 
hang abgejchnitten wird. 

Vodolatrie, f. gr. (von püs, podös, der Fuß) die 
Sußverehrung, der Fußgögendienft; Podologie, 
f. die Lehre von den Füßen; Podométer, m. ein 
Fußmeſſer, Schrittzähler, Wegmefjer; auch Huf- 
meſſer; Podonipten, pl.(v.niptein, wachen) Fuß⸗ 
waſcher, ſchwärmeriſche Wiedertäufer im 16. Jahr— 
Hundert, die im Fußwaſchen ein beſonderes Ver- 
dienſt ſüchten; Podophyllon, n. Fußblatt, Enten- 
fuß, eine Pflanze; Podoptẽra, pl. Fußflügler, 
Schwimmer, plattfüßige Schwimmvögel; po— 
dopteriſch, flügelfüßig; Podorrheuma, n. Heilt. 
gelinder Grad der Fußgicht; Podoſpermium, 
n. Bot. der aus der Keimgrube hervorgehende 
Keimgang; Podozöon, n., pl. Podozõa, Fußtiere, 
Vielfüßler, eine Tierklafje, welche die Inſekten, 
Arachniden, Kruftentiere 2c. umfaßt; Podüre, 
f., pl.—n (v. ürä, Schwanz) Fußſchwanztierchen, 
Springfchwan;, jehr Kleine Inſekten. 

Podwörje, f. ruſſ. n.(v. po, bei, am, u. dwor, Hof) 
das einem auswärtigen Klojter gehörige Abiteige- 
haus nebſtHauskirche in größeren ruffifchenStädten; 
der Kloſterhof. 

Poẽlon, m. fr. (ſpr. pöalong) eine irdene Kaſſerolle, 
Zuckerpfanne. 

Poẽema od. Poẽm, n. gr. (poieẽma; vgl. Poeſie) ein 
Gedicht, Dichtwerk. 

poena, f. l. (gr. poine), auch Pön, Strafe, Buße; 
poena conv6enta oder conventionälis, der Reu- 
fauf; pro poena, in der Studentenfpr. zur Strafe, 

.B. trinfen; sub poena, unter oder bei Strafe; 
ün-Fall, m. ein Straffall; jträfliches Vergehen; 
Pöno-Mandat, n. Strafgejeß; pönen und ders 
pönen, mit Strafe belegen, durch Strafgefeße ver- 
bieten: pönäl (I. poenälis), die Strafe betreffend 
od. dahin gehörig; Pönal-Koder, m. das Straf- 
geſetzbuch; P.-Geſetz, n. ein Strafgejeß; P.⸗Ur⸗ 
teil, n. Strafurteil. 

poenitentes od. paenitentes, pl. l. (v. poenitere, 
bereuen) die Büßenden: una poenitentium, eine 
der Bühenden;_Poenitentia, f. unt. BPönitenz. 

PVoefie, f. (l. poësis, vom gr. poiesis, von poiein, 
machen, hervorbringen, dichten) die Dichtkunſt, das 
Dichten; eine Dichtung, ein Gedicht; entg. Proſa; 


Point 


Poẽt, ın. (I. poeta, gr. poietes) u. Poẽtin, f. ein 
Dichter, eine Dichterin; po&ta Jaureätus, J. ein 
mit dem Lorberkranggefrönter Dichter; Poetaͤſter, 
m. nl. ein Dichterling; Poetaſterei, f. Dichterei, 
Versmacherei; Poeterei, f. Dichterei, das Dichten; 
Poẽtik, f. ([. poätica, gr. poietike) die Dihtungs- 
lehre, Theorie der Dichtkunft; Pogtifer, m. ein 
Kenner u. Zehrer der Dichtkunſt; poẽtiſch (1. poë- 
ticus, gr. poietikös), dichterijch, ſchwungvoll; boe⸗ 
tiſieren, dichten, Verſe machen; der dichteriſchen 
Darſtellungsweiſe ſich annähern. 

Pognerde, kOfr. (ſpr. ponjereh) ein altes Hohlmaß 
in Montpellier —=!/,s Setier oder ungef. 3,81; 
Pognouod.Pognoul, pl. Pognoug (pr. ponjüh), 
ein —— in Lüttich — Setier oder 
1,921. j 

Pogonias, m. u. f. gr. (v. pogon, der Bart) der u. 
die Bärtige; der Bartfifch; auch der Haarfomet; 
Vogonidiis, f. Heilf. Starfbärtigfeit; der Weiber- 
bart; Pogonologie, f. die Bartlehre; Pogono— 

pBlt, m. ein Bartliebhaber; Pogonotoͤm, m. ein 

artabjchneider, Barticherer; Pogenotomie, f. 
das Bartabnehmen; Pogonotrophie, f. die Bart- 
pflege, das Wachlenlafjen des Bartes. 

Pohl, Pohle, j- Pol. 

poids, n. fr. (fpr. pod; altfr. pois, peis, pes, prov. 
pes, pens, it. u. jpan. peso, v. [. pensum, gewich— 
tige oder ſchwere Sache, v. pendére, wiegen, ſchwer 
fein, neufr. poids, vertwechjelt mit l. pondus) das 
Gewicht; poids de fer, Schwergewicht; p. de 
marc, Markgewicht. 

Poierbrood, j. Boderbrood. 

Potgnede, f. fr. (pr. poanjeh’; v. poing=I. pugnus, 
die Fauft) eine Handvoll; der Griff, dag Heft. 

poil, m. fr. (fpr. podl; v. I. pilus) dag Haar, der 
Strich des Tuches; das rauhe Haar am Samt, 
gem. Pohl, Pole, j. d.; poil de chevre (pr. 
—ſchäwr') eig. Ziegenhaar, ein Zeug ans Wolle u. 
Baumwolle; p. de laine (fpr. —lähn’) d. i. eig. 
Wollenhaar; Mod. feine Straußfedern. 

Poinciana, j. Boinziane. 

Baincon, m. fr. (pr. poängköng; eig. der Pfriem, 
Stecher, Grabftichel, Bunzen, ſpan. punzon, it. 
punzone, v. [. punctio, der Stid), das Stechen, v. 
pung£re, ftechen) ein Wein- und Branntweinmaß 
Ir age \ har —* 
eint, m. fr. (ſpr. poüng; prov. point, ponh, v. l. 

ne ſ. d) ein Punkt; Stich, Stoß; ein Auge 
auf Würfeln und Karten; Apoint od. auf dem 
Point fein, im Begriff oder auf dem Punkte; 
point, auch: nicht3; daher A point, zunichtS (beim 
Billavd);pointd’alignement(ipr.— dalinj'mäng), 
Krk. der Richtpunkt, Stellpuntt; p. d’appui (jpr. 
—dapüi, der Ruhepunkt, Stützpunkt; p. d’argent, 
p. de Suisses, fr. (fpr. poäng d'arſchäng, poäng 
dö ßwiſſ') fein Geld, Tein Schweizer; p. d’attaque 
(fpr. — dattaf), der Angriffspunft; p. de devant 
(jpr. —d’wang), der Vorſtich (beim Nähen); p. de 
direetion (jpr. — direfgjöng), der Nichtpunft, 
Stellpuntt; p. de poste (pr. — pojt), der Poſt- 
ftich (beim Nähen); p. de ralliement (jpr. —ralli’- 
mäng), Wiederverfammlungspunft; p.dereunion 
(fpr. — reühnjöng), der Sammelplag; p. de vue 
ipr. —mwüh’), Gefihtspuntt, Richtpunkt; P. d’hon- 
neur (fpr. — donnöhr), Ehrenpunkt; Ehrenſache: 
Ehrgefühl; p. du tout (ſpr. — dü tuh), feines» 
wegs, ganz und gar nicht; Points, pl.(ipr. poängS) 
genähte Spitzen, Kanten (v. point für Stich beim 
Nähen, Näharbeit 2c.); points d’Alengon (ſpr. 
— dalanghöng), Spigen aus Alengon; P. à la 


669 


670 Bointer 
Reine (pr. — rähn’), eig. Spigen wie die Königin, 
Spigenfanten ohne Bogen; p. de France (jpr. 
— d’frangf’), weiße Zwirnjpigen aus Frankreich); 
p. de Turquie (fpr. — türkih), feine ſeidene Spitzen, 
die in den Harems der Türfen gemacht werden; 
p. de Valenciennes(fpr. — walangbiänn), Spigen 
von Balenciennes; p. de Venise (jpr. — wenihs), 
Spigen von Venedig; Points, pl. (von point, 
Stich beim Nähen) genähte Spigen, Nadelſpitzen 
im Gegenfag zu den Klöppeljpigen); Points 
tivgs, pl. (pr. — tireh) Ausziehſpitzen; · Pointe, 
f. (jpr. poängt’; I. gleich]. puncta) Spite, Stachel, 
Schärfe, bei. Spibe eines Wied; Pointe machen, 
jpi$ einziehen (in der Weberei); pointieren (fr. 
pointer; jpr.poängtieren), tüpfeln (punftieren); 
mit Bointen verſehen, zufpiten; richten, 3. B. ein 
Geihüg, uneig. zielen, tradhten, ftreben, zeigen, 
tweifen; in Hazardſpielen: auf eine Karte jegen, 
wagen, r. pontieren (ſ. Bonte); Pointeur, m. 
(fpr. poängtöhr) der Kanonier, welcher die Geſchütze 
richtet, Pharaoſp. der Gegenspieler, Ausſetzer, der 
auf ein Kartenblatt eine Summe Geldes jet; 
beintiert, betont, zugeſpitzt, nachdrücklich; Hain 
tiiteren (fr. pointiller; jpr. poängtijieren), eig. 
tipfeln; uneig gritbeln, Eritteln; ſticheln; Poin— 
tilferte, f. (pr. poängtijerth) Zankjucht, Streit 
über Kleinigkeiten; Stichelei; pointilleur (pr. 
poängtijöhs), Ipisfindig, Frittlig, Heintich. 

Pointer, m. engl. (fpr. peun—) der Vorftehhund, 
kurzhaariger Hühnerhund. 

Point-lace, f. engl. (jpr. point⸗lehß), genähte Spit- 
zen, Bändchenfpigen, Bändchenarbeit (vgl. Lace). 

Poinziãne, £. (nl. poinciäna) Pfauenſchwanz, eine 
Treibhauspflanze aus Wejtindien (jo genannt zu 
Ehren des franzöſ. General-Gouverneurs in Weit- 
indien Poinci um 1650, der die Naturgefchichte 
der Antillen bearbeitet hat). 

Voiré, m. fr. (ſpr. poareh; v. la poire = |. pirum, 
die Birne) Birnmoſt. { 

Boifidrde, f. fr. (ſpr. poafi—; v. poisson, Fiſch, it. 
pescione, ein großer, ftarfer Fiſch, von pesce, I. 
piscis, Fiſch) ein franzöſ. Fiſchweib, pöbelhaftes 
Weib; voiſſard (pr. poaſſähr), pöbelhaft, gemein. 

Poitos, pl. jpan. indianiſche Silaven (aus wilden 
Indianern zu Sflaven gemacht). 

Pojas, m. ruſſ. (poln. pas) die Xeibbinde, bei dem 
höheren Adel gew. aus Gold gewirit. 

®Bofäl, m., pl. —e (fr. u. fpan. bocal, it. boccale, 
nl. baucalis, v. gr. baükalis, baukälion, Gefäß) 
der Becher, Kelch, das Dedelglas, der Humpen. 

sofern, ein amerifanisches Kartenfpiel, jehr beliebt 
bei den fahrenden Künftlern. 

Pol, m., pl. Pole (1. polus, v. gr. pölos, d. i. Dreh- 
punkt, v. pelein, drehen), der Dreh- od. Angelpunft; 
die beiden Endpunkte der Achje einer Kugel, 3.8. 
der Erde, um welche ſie ſich herumdreht; der äußerfte 
Bunft der Erdachje gegen Norden heißt der Word- 
polod. arktiſche Bol (polusarcticus),derandere 
gegen Süden der Südpol od. antarktifche Pol 
(polus antarcticus); Bole des Himmels oder 
Weltpole, die Weltangeln, um melche jich die 
iheinbare Himmel3fugel binnen 24 Stunden ein- 
mal zu drehen jcheint; Naturl. die Punkte od. Stel- 
fen, welche der Siß entgegengejeßter Kräfte oder 
Eigenichaften find, 3.8. die Pole des Magnets, 
die Zugpunkte od. die nach entgegengejeßten Rich— 
tungen ftrebenden Stellen des Magnet3,in welchen 
jeine Anziehung am jtärfiten ijt, vgl. Magnet; 
Bolhöhe eines Drt3,f.geographiiche Breite; 


EEE EEE EEE —— — — 





Polemarch 


polär, nl. die Pole betreffend, von den Polen her; 
ettgegengefeßt, gerade entgegen; Polär-Zirkel 
od. =ftreife, pl. Angelfreije, die Kreislinien, welche 
man ſich um jeden der beiden Erdpole mit einem 
Halbmeſſer von 231/, Graden gezogen denkt; P.⸗ 
Distanz, f. die Entfernung des Bars vom Sceitel- 
punkt eines Ortes; P.⸗Dreieck, n. Größenl. Er- 
gänzungsdreied; P.-Fuchs, m. Blaufuchs, ein 
ichneeweißer, im Sommer grauer Fuchs des Nor- 
dens mit geſchätztem Pelz; P.-Länder, pl. die um 
den Nord- und Südpol bis zu den Polarkreiſen 
gelegenen Länder; P.-Lichter, pl. Nord- u Süd— 
lichter, Richterfcheinungen in der Atmoſphäre nahe 
den Erdpolen, magnetifche Gewitter; P.⸗Men— 
Ichen, pl. Bolmenjchen, Bewohner der Bolgegen- 
den; B,=Brojeftton, j. Brojeftion; B.=Stern, 
m. der Nordſtern am äußerſten Ende des Schwan» 
368 von feinen Bären, ehem. Leitftern für Schiffer 
(vergl. Cynofura); B.-Strömmmg, f. die Be— 
wegung des Meerwaſſers von den Polen nad dent 
Aquator; Bolgrimeter, Polariſkoͤp, u. Werk- 
zeuge zur Unterfuchung des polarijierten Lichtes; 
Bolarifatenr, m. (jpr. —töhr) ein Spiegel am 
Polarijationsinftrument; polariſteren, Bolarität 
erteilen od. annehmen; Balarifation od. Polari⸗ 
fterung, f. Erteilung oder Verleihung von Pola— 
rität; auch Annahme derjelden; Bolarijation 
des Lichtes: die durch Brechung (bef. in doppelt⸗ 
brechenden lörpern, 3. B. Kalkſpat) dem Lichtitrahl 
erteilte Eigenſchaft, nad) zwei jenfrecht aufeinander 
jtehenden Richtungen entweder vollitändig, oder 
gar nicht zurückgeworfen od. gebrochen zu werden; 


Bolarität, f. die Neigung oder Richtung frei 
ichwebender Magnete nad) den magnetischen Bolen 


der Erde; im weiteren Sinne: das Beſitzen zweier 
Pole oder entgegengefeßter Stellen mit — 
gefesten (anziehenden und abſtoßenden) Eigen— 
ihaften, daher magnetijhe und elettrilge 
Bolarität; überhaupt das Auseinandertreten 
einer Kraft in zwei enigegengejebe und zur Wie- 
dervereinigung ftrebende Tätigfeiten, der Gegen» 
jag zweier in Wechjelbeziehung zueinander fiehen- 
den Eigenihaften oder Kräfte; Polographie, ?. 
die Bolbejchreibung. 

Boldcen, £. it. ein polniſcher Volkstanz = Polo» 
naije; Poläcke, m. (vom it. Polacco od. fr. Po- 
laque) ein Pole, polnischer Reiter; poln. Rio 
ein gefchnittenes Huhn; Tabaksreſt in der Pfeife. 

Bolafer, m. (fr. polacre, auch polaque) eine Art 
dreimaltiger Laſtſchiffe (mit Rudern), bef. auf dem 
Mittelmeere. 

polar ꝛc., polartiieren, Polarität, ſ. unter Pol. 

Bolder, ın., pl. Polders, Hol. und niederd. ein- 

gedeichtes od. eingedämmtes Land; Poldermühle, 

f. eine zur Entwäſſerung deafelben dienende Wind⸗ 


mühle. 

—— m. pofn., ſ. Polturak, Polturg. 

Pole vd. Pohle, f. (v. fr. poil, Haar) das Haar des 
Samts, auch der Pohl genannt; die vbere Kette 

— — es cn a ea 
ole, n. engl. (= Pfa eine Stange, Meßſtange, 
a als Maß j.v. w. Perch (f. d.) od. Rod 
(Rute). 

Polei, m. (v. I. pulegium, pulejum, v. pulex, Floh; 
it. puleggio, poleggio, prov. pulegi, fr. pouliot) 
eig. Slohfraut (wegen — Wirkung gegen die 
löße), eine bitter und würzhaft ſchmeckende und 
ſtark riechende Pflanze, 

Polemaͤrch, m. gr. (von pölemos, Krieg) ein Feld» 
herr, Oberfelbberr; Kriegsrat, Kriegsiminifter bei 





Bolenta 


den alten Griechen; Polemardie, f. die Würde 
de3 Oberfeldherrn od. Kriegsminiiters; Polemik, 
f. die Streitfunft, die Kunſt, einen wiſſenſchaftlichen 
Streit zu führen; auch die Führung des Streites 
ſelbſt, der Federkrieg; Polemiker, m. ein Streit- 
kundiger, wiſſenſchaftlicher Streiter; polemiſch, 
ſtreitend, angreifend; polemiſche Schriften, 
Streit- od. Haderſchriften; polemiſieren, ſtreiten, 
beſ. über wiſſenſchaftliche Meinungen; Polemo⸗ 
graphie, f. Kriegsbeſchreibung; Polemograͤphilk, 
kKriegsbeſchreibekunſt; — — kriegs⸗ 
beſchreibend; Polemoſkoͤp, n. ein von Hevel 1637 
zu Danzig erfundenes Kriegsfernrohr, auch Opern- 
gucker, bei. im Kriege und in Opernhäufern 2c. ge- 
bräuchlich. 

Polenta, f. it. (v. l. polenta, Gerſtengraupen, verw. 
mit pollen, feines Mehl) ein Breigericht, ein dicker 
Brei von Mais-, Koaſtanien- od. anderm geröſteten 
Mehl mit Butter, Ol oder Speck u. Parmeſankäſe 
gemiſcht, eine Lieblingsſpeiſe der Italiener. 

Poleographĩie, f. gr. (von pölis, Stadt) Städte- 
bef&reibung; poleonraͤphiſch, ſtädtebeſchreibend 
od. ⸗ſchildernd. [Muskaten u. Zitronenſaft. 

Polepoͤnze, f. ein Getränk von Branntwein, Zucker, 

Polẽten, pl. gr. (v. Sing. pöletes, v. pölein, verfau- 
fen) eig. Berfäufer; im alten Athen zehn obrig- 
keitliche Perſonen, welche die Staat3gefälle und 
öffentlichen Abgaben zu verpachten hatten. 

poli, ſ. unter polieren. 

Boliäter, m. gr. (von pölis, Stadt, u. iatrös, Arzt) 
ein Stadtarzt (Stadt-Phyſikus). 

Police, f. fr. (pr. pohlihß') 1. die Polizei, ſ. d.; 
2. auch Polizza, it., gem. Polize oder Politze 
(engl. policy, ſpan. poliza, mi. poletum, poleti- 
cum, polecticum, entjtellt aus ſpätl. polypty- 
chum, polyptycha, Rechnungsbuch, Verzeichnis, 
vom gr. polyptychon, viele Blätter haben, von 
ptyche, Kalle, Shit, Lage, Blatt, v. ptyssein, 
falten) ein Berfiherungsichein, eine Berficherung3- 
ichrift oder -urfunde nebjt einen genauen Ber- 
zeichniffe der verficherten Güter nad) Zahl und 
Gewicht 2c., vgl. Aſſekuranz; policieren (fr. 
policer), gute Ordnung (Polizei) einführen, wohl 
einrichten; policiert, wohl eingerichtet, gebildet, 
gefittet (poli). 

Polichinel, m. fr. (polichinelle, jpr. polifchinel), 
od. Pulcinella, m. it. (fpr. pultichi —) der Yuftig- 
macher, Bofjenreißer od. Hanswurſt, eine Masken— 
rolle in den italien., bei. neapolitan. Bofjenfpielen. 

solicieren, policiert, j. unter Police. 

Polier, ſ. Bolierer unter polieren. 

polieren, I. (polire, fr. polir) feilen, außsfeilen; 
abreiben, glatt machen, pugen, blanf machen; 
verfeinern, höflicher, gefitteter machen, vgl.zivili- 
fieren; (daher Bolierfeile,-hHammer, -fol- 
ben, »itahl, -ftein, Lie 2c., überh. Bolier- 
mittel, Mittel oder Werkzeuge zum Glätten; 
Bolierpapier, mit einem Firnis überzogenes 
Badpapier zum Busen verrojteter Waren; Po— 
lierrot,n.j.v. w. Engliſch-Rot); aucd einen Ge— 
wehrlauf bohren (dab. Wolierb ohrer); Holtert, 
geglättet, aejchliffen, gepußt; uneig. verfeinert, ge- 
jitiet ꝛc.; Polierer, gem. verkürzt Wolter, m. 3.8. 
Maurer-, Zimmer-Bolierer, Obergefellen, 
welche die grobe Arbeit ins Feine bringen und des 
Meisters Stelle vertreten (nad) anderen von 
Parleur, Spreder); holt, fr., oder poltt, ! 
(politus — poliert) geglättet, geplättet, blank ge- 
ichliffen; höflich, fein, auch Tiftig; euivre poli, m. 


fr. (euivre, Kupfer, fpr. ftir), eigentl. poliertes Polizza, |. Police. 


Bolizza 671 
Kupfer, blank gejchliffenes Meſſing, Blankmeſſing; 
oliment, n. fr. (ſpr. polimdng) die Glättung, 
chleifung, der Glanz, Goldgrund; Poliſſeur, m. 
(jpr. —jöhr) Schleifer, Slätter bei Goldarbeitern, 
Steinfchleifern 2c.; Politũr, f. l. (politüra) Glät- 
tung, Verfeinerung; Glätte, Glanz; aud) = Bas 
litefſe, £. fr. Sefchliffenheit, Feinheit, Artigfeit im 
Betragen, feine Lebensart, feine Sitte. 
Poliklinik, f. gr. (von pölis, Stadt) Stadt-Klinit 
(j. Klinik), Stadtfranfenbehandlung oder -pflege; 
Behandlung der Kranken in ihren Wohnungen; 
Poliorcẽtes, m. (von poliorkein, eine Stadt be- 
lagern) der rd ein Städtebezmwinger; 
Poliourcẽtil, f. die Belagerungsfunde; polioreẽ⸗ 
tiſch, belagerungskundlich. 

Boliment, |. unter polieren. 
Boltn,n. ein von Oſann im uraliſchen Blatin-Erz 
entdeckte Metall (vgl. Pluran). | 
Veltdfis, f. gr. (v. poliün, grau machen, v. poliös, 
— 755 das Grauwerdender Haare; Poltoͤtẽs 

das Grauſein, greiſes Haar. 
Polis, f. gr. die Stadt, der ſtädtiſche Staat (jetzt 
auch bei —— gebrauchter Ausdruck). 
Poliſander⸗Holz, r. Palixander-Holzſed. 
Boliffon, m. fr. (fpr. poliſſöng; urſpr. ein Hand 
mwerfsjunge, der etwas glatt oder blanf mad, db. 
I. politio, das Glätten, perfönlich genommen, v. 
polire, glätten) ein Bube, Wicht, Rn 
olifjonnieren (fr. polissonner), Gafjenbuben- 
treiche begehen, Boten reißen; VBoltffonnerie, f. 
die Ungezogenheit, Bubenitreich; die Hote. 
Polite, f. (vgl. Bolice) eine kurze Schrift, ein Zettel, 
bei. Handlungszettel. 
Politeſſe, ſ. unter polieren. 
Politicalgossip, m.engl.(jpr. pölttifölgogip,v. engl. 
gossip, Gevatterin, Klatjchbafe) politiſcher Klatjch. 
Soltsik, £. gr. (politike, v. pölis, Stadt, Staat) die 
Staatswifjenfhaft, Staatskunſt, Staat3klugheit, 
Staatöweisheit; Weltflugheit, Klugheit im Umt- 
gange, Schlauheit, Liſt; Politica, pl. I. (v. poli-. 
ticus, a, um, ftaatlich, politiih) StaatSangelegen- 
heiten, Staatsſachen; Politikus oder Politiker, 
m.(gr. politikös) ein ftaats- od. weltfluger Mann, 
Staatsmann, Staatsfundiger; uneig. ein Welt 
Eluger, verjchlagener Kopf; Polttifditer, m. a 
tiſcher Kannegießer; politiſch itaatswitjenf aft⸗ 
lich, ſtaatskundig, ſtaatsklug; Staatlich, ſtaatsbür⸗ 
gerlich, bürgerlih, 3. 8. politifche (bürgerliche) 
Berfaffung; politiihe Verhältniſſe ꝛc, 
Staatsverhältniffe; politifhe Geographie, ſ. 
Geographie; politifche Verſe (vomgr. politi- 
kös, f. volfsmäßig), nach dem Akzent gemefjere 
griech. jambifche Verſe, die im Mittelalter der da- 
maligen Volksſprache gemäß üblich wurden; im 
gem. Leben: klug, weltflug, vorfichtig, ſchlau, ver- 
Klagen; politiſieren, barb.-I. von Staatsfachen 
reden. 
Politur, j. unter polieren; Polixander⸗-Holz, 
ſ. Balirander-Holz; Polize, ſ. Bolice. 
VPolizẽi, f. (vom gr. politeia, l. politia, Staats- 
verwaltung, Staat) die Staat3anftalt, welche die 
öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Per- 
jonen und des Eigentums aufrecht erhält, die 
Staatsauflicht, Sicherheit3behörde ; Polizei-Kom⸗ 
miffer u. P.-Inſpektor. m. Sicherheitsaufjeher; 
P.⸗Direltor, P.-Präfident, m. der Vorjteher, 
Oberſte der Kolizei; P.:Staat, m. ein Staat, in 
welchem die Verwaltung unbeichränft ift, entg. 
Rechtsſtaat; Poliziſt, m. ein Polizeibeamter, 
[Bolizeidiener. 


672 Poll 


Folk, Pult, m. (ruſſ. polk, poln. pölek, pulk; türk. 


büluk, viell. veriw. mit Volk), eine Truppen- 
abteilung, ein Regiment, ein Trupp, be. Koſaken; 
Bolkötwnif, m. der ruf). Oberit. 

Rolfa, f. ein Tanz in ?/;Takt, der in Polen (daher 
der Name, von polka, Polin) und von da aus in 
Böhmen und Ungarn beim Volfe gebräuchlich und 
feit 1842 auch in Deutfchland und Frankreich be= | 
Fannt und beliebt geworden ift; Polfa-Liför, m. | 
pr. —föhr) ein eigentüntlicher feiner Branntwein; | 
Volkaſchlächter, m. ein Schlächter, der fchlechtes, | 
krankes Vieh ſchlachtet und in den Handel bringt | 
(entgegen dem polizeilichen Verbot). | 

Voll, n. engl. (fpr. pohl) eig. Kopf; die Verfonen- i 
lite, Namenliſte, Stimmenzahl; die Abſtimmung | 
bei ven Wahlen der Barlaments-Mitglieder; Poll: 
ſchreiber, m. engl.-dtich., wer bei Barlament3- 
mwahlen das Eintragen der Namen und die Stim- 
menzählung bejorgt; Poll-Tar, n. die Kopfiteuer, 
das Kopfgeld. | 

Pollen, n. lat. Staubmehl; Bot. der Blütenftaub, | 
Samenjtaub an den Staubfäden der Blumen; Pol— | 
ienin, n. nl. der Blütenjtaubftoff, ein eigentüm- | 
fiher, aus Blütenftaub darftellbarer Pffanzen- | 
beitandteil. | 

pollicitieren, I. (pollicitäri, Verſtärkungszeitwort | 

| 





v.pollic&ri)verfprechen, verheißen; Pollteitation, 
f. (£. pollieitatio) Ripr. das einfeitige Berjprechen, 
Gelübde; Pollicitätor, m. der Verſprecher. 

Vollinktur, £. nl. (vom lat. pollingöreé, Leichen ab— 
waſchen) die Leichenwäſche; die Einölung toter 
Körper. 

Vollution, f. lat. pollutio, von polluére, beſudeln) 
Befleckung; beſ. unwillkürliche nächtliche Befledung 
oder Samenergießung; polintio templi oder p. 
ecclesiae, Rſpr. die Gerunreinigung oder Ent- | 
weihung eines Tempels oder einer Kirche. 

Vollux, |. Kaftor. | 

Bolly, f. Abkürzung für Apollonia. | 

Bolmaifcheizung, f. engl.-dtih. (pr. pofmähf”—) | 
nad) dem Erfinder, dem ſchottiſchen Särtner Bol- | 
maije, benannte Heizungsmethode in Gewächs-— 

Polograbhie, j. unter Bot. ‚ [häufern. 

Polonaiſe, £. fr. (pr. — nähſ'; v. polonais, f. polo- 
naise, polnisch; ein Pole, eine Bolin) ein polnischer 
Tanz und deſſen Tonweife im %4-Takt; ein weib- 
licher Pelzmantel oder Pelzumhang nad) polni- 
ſcher Art. laltes Getreidemaß in Trieft. 

Poloͤnico, m. it. (von nl. polonicus, polniſch) ein 

Poltina, f. uff. (von pol, Hälfte) ein halber Rubel 
oder 50 Kopeken, eine ruſſ. filberne Rechnungs— 
münze — 1,62 4; Boltinnif, m. ein Halbrubel- 
ſtück; Polupoltina, f. ein Biertefrubel; Bolt: 
Holtinnif, m. ein Biertelrubeljtüd. 

Boltron, ın. fr. (fpr. poltröng; it. poltröne, ein 
Faulenzer, poltro, faul, poltrire, im Bette fau- 
lenzen, v. althochd. bolstar, mhd. polster, Polſter, 
Pfühl; gem. unr. abgeleitet v. [. pollice truncus, 
d. i. am Daumen verjtümmelt, weil man im alten 
Kom den Feigen den Daumen abgejchnitten) ein 
Feiger, Feigling (im gewöhnlichen Xeben irrtümlich 
a für Bolterer, Schreier, Zänfer gebraudt); 
aud) ein ſcheues Pferd; Poltronnerie, f. die Feig— 
beit, Berzagtheit. 

Poltura, Polturat,m.(polu.pöltorak, ein Andert⸗ 
halbgroſchenſtück, v. pöltora, ruſſ. poltorä, andert- 
halb, v. poln. pol, rufj. pol, halb, u. pol. wtöry, 
rufj. wtoröi, f. dwatoröi, der zweite, andere) eine 
ehemal. Rechnungsmünze in Ungarn u. Ofterreich, 
— 1/0 Thr oder etwa 7 Pf. 





polyeephaliich 


Poluosmin, m. (halber Osmin, f. d.) ruff. Getreide- 
maß — 52,476 1 (f. a. Tihetwert). 

Polnpolting, ſ. unter Boltina. 

polus arcticus und antaretieus, ſ. unt. Bol. 

Polüfchke, f. ruſſ. Verkl. v. pul, pulo — perf. und 
türk. pül, eine Fiſchſchuppe, kleine Münze, Heller) 

— ——— — 100 Rubel od. . Ko⸗ 

= (08). 

Polutſchetwerik, m. (halber Tſchetwerik, ſ. d.) ruff. 
Getreidemaß — 13,12 1 (f. a. Tihetmwert). 

Tolyadelphia, pl. gr. (von polys, polle, poly, viel; 
Su Adelphie) vielbrüdrige Pflanzen mit Zivitter- 
blumen, deren Staubfäden in drei oder mehr Bün- 
del zufammengewachfen find (in Linnés Syftem 
die 18. Kaffe); polhyadelphiſch, vielbrüderig; 
Volyadelphit, m. ein Eifengranat; polyakdii= 
thiſch (v. akantha, Dorn) vieldornig, vielftachelig; 
Polyanmie, f. (von haima, Blut) Heilf. die Voll- 
blütigfeit: polhämiſch, vollblütig; Polhama— 
tynie, f. Wortichriftiag (in der Druderei); Poly⸗ 
andrie, f. (von aner, Gen. andrös, Mann) die 
VBielmännerei, Verbindung einer Frau mit mehre- 
ven Männern; PBolyandria, pl. vielmännrige 
Pflanzen mit 20 bis 100 freien Staubfäden in dem 
Boden einer Zwitterblume (in Linnes Syitem die 
13. Klaſſe); polyandrifch, vielmännrig; Bolyan- 
gien, pl. (v. ängos, Gefäß) vielfächerige Pflanzen, 
mit vielen Sachenfächern; Polhanthẽa, f. (vgl. 
Anthos) eine Blumenfammlung. bunte Sammlung 
belletrijtifcher Aufſätze; polydnthifch, vielblumig; 
Bolyardie, f. (von ärchein, herrichen) eine Viel⸗ 
herrichaft, Staatsverfaffung, wo viele herrſchen; 
bolhaͤrchiſch, vielherrſchend; Polhautograbhie. 
f. (vgl. Autograph) die Vervielfältigungskunſt von 
Zeichnungen, Schriften 2c. durch Abdrüde auf 
Marmorpiatten 2c.; auch für Lithogräphik, 
Steindrudfunft. 

Polybins, m. gr. (von poly, viel, und bios, Leben) 
männl. Name: derLanglebende; Polybia, f. weibl. 
Name: die Zanglebende. 

Bolyblaftie, f. gr. (v. poly, viel, u. blästos, Kein, 
Sproß) Bielzweigigfeit, Wuchsfülle; nolyhlditiih, 

vielzweigig; Bolyblennte, f. (v. blenna, Schleint) 
Heil. ftarfe Verſchleimung. 

solycephälifch (von poly, viel, und kephale, Kopf), 
vieltöpfig, Polychezie, k. anhaltender, Durdfall; - 
Polycholie, f. (0. chölos, Galle) Heilf. Überfüllung 
mit Galle, Gallenfucht; Polychoͤrd(on). n. (vgl. 
Chorde), Bielfaiter, ein von Hilmer 1799 erfun- 
denes vieljaitige8 Tonwerkzeug; polhychrẽſt (von 
chröstös, braudbar), zu vielen Dingen brauchbar, 
3.8. Bolycreftpillen, Bolychreitjalz,).sal 
polychrestus; Polhchroin oder Bolychroit, n. 
Saffrangelb, der ausgezugene Färbeſtoff des Saf- 
franz; Balychramdiih) oder Holychromatiich 
(vgl. Chronta), vielfarbig; Polhchröm, n. PhoS- 
phorbleierz, Buntbleierz, Grün- od. Braunbleierz, 
phosphorfaures Blei; auch Schillerſtoff, = Hjen- 
fin (j. unter aesculus); Polhchromie, f. Bicl- 
farbigfeit, bef. die Bemalung alter Bau- u. Bild- 
werfe mit verjchiedenen Farben; Polychromo— 
graphie, f. die Kunft, auf der Buchdruderprefje 
mehrere Farben gleichzeitig zu druden; polhchron 
oder polhchroͤniſch (von chrönos, Zeit), viel- od. 
fangzeitig, langdauernd; Bolychylie, f. (vgl. Chy⸗ 
fus) Überfluß an Nährftoff, welcher viel Milchſaft, 
mithin Nahrung gibt; polhchhliſch, Taftreich, voll» 
iaftig; Bolychymie, f. (vgl. Chymus) die Viel- od. 
Bolltaftigtent, Polyijcheſie, f. (v. kKyein, ſchwanger 
jein) Heilf. mehrfache Schwangerſchaft; PBolyda= 


Polydor 


trie, f. Tränenfülle, Tränenfluß; polydaktyliſch, 
(vgl. Daktylus), vielfingerig; Polhdaktylismus, 
m. Vielfingerigkeit, die Erben eines jechiten 
Singers an einer Hand, an beiden Händen, oder 
an Händen und Fügen; Polydipfie, f. (von dipsa, 
Durft) großer, unmäßiger, widernatürlicher Durft. 
Polydor, m., Polydöre, f. gr. (von poly, viel, u. 
döron, Gejchenf) männl. u. weibl. Name: der und 
die Yreigebige. 
Bolydynamie,f.ar.(v.poly,viel,u.dynamis, Kraft) 
Kraftfülle, aroge Stärke; Polyedron, Polye- 
drum oder Volyeder, n. (v. hedra, Sig, Grund— 
fage) ein Bielflächner, vieledig geichliffenes Glas, 
welches einen Gegenjtand vervielfältigt; palye= 
driſch, vieljeitig, vielflächig; Polhgäla, f. I. (v. 
gr. polygalon) dag Milchkraut, die Kreuzblume, 
eine a ognitung non vielen Arten, worunter 
bei. die heilfräftigen Polygala amära u. P. sen&ga 
(vgl. Senega-Wurzel); PBolygalin, n. Kreuzwurz— 
bitter, ein au8 der Wurzel von Polygala senega 
ausgezogener Stoff; Polygalaftie od. Bolygalie, 
f. (v. gäla, Gen. gälaktos, Milch) Heil. Milchfülle, 
Milhüberfluß; polygaldttiich, milchreich; Poly⸗ 
amie, f. (von gämos, Ehe) die vielfache od. mehr- 
ache Ehe, Bielmännerei (Bolyandrie) od. Viel- 
weiberei (Bolyaynie); Polhgamia, pl. vielgat- 
tige oder vielehelihe Pflanzen, welche außer den 
Awitterblumen zugleich entweder mänzl.od. weibl. 
Blumen, oder auch beide zugleichtragen (inLinnes 
Syitem die 23. Klafje); polhgaämiſch, vielgattig; 
Polygamiſt m. ein Verteidiger der Vielweiberei; 
Polijgaftrica, pl. Magentiere, eine Art Infufions- 
tierhen; Polyglötte, f. (ogl. Gloſſe) ein viel- 
üngigeg, d. i. in mehreren Sprachen gefchriebenes 
Bud, bej. eine in verjchievdenen Sprachen verfaßte 
Bibel, auch Polyglottenbibel; Polyglotten- 
Lexikon, n. ein vielfpradhiges Wörterbud); poly- 
glottif vielſprachig; Polhgön, n. (von gönos, 
Winkel, Edle) ein Bieled; Krgsk. eine vielfeitige ge- 
ſchloſſene Schanze; Volygenmanern, pl. die alt 
griehiichen, aus vieledig behauenen Steinen auf- 
geführten Mauern; polygonäl, vieledig; auf ein 
Vieleck bezüglich; VWolygonälzahlen, pl. Vieled- 
zahlen, Diejenigen Arten von figurierten Zahlen 
(j. d.), welche ſich Durch — weit entfernte Punkte 
in die Fläche eines regelmäßigen Vielecks eintragen 
laſſen, z. B. eines Quadrats (Quadratzahlen), 
einesgunfeds(Bentagonalzahlen),einesSech3- 
eds(Heragonalzahlen) zc.; Pplygonometer, 
n. ein Bieledmejjer; Polygonometrie, f. Vieled- 
mejjung, die Lehre von der Ausmeflung grad« 
liniger Figuren von mehr al3 drei Seiten; Poly— 
gonneß, n. Stredenneg; Bolygonalräder, nicht 
runde Räder, vieledige Räder; Polygonpunkt, 
Knotenpunkt, Brechungspunkt; Polygonmwintel, 
Brechungswinkel; Kräftepolygon, Kräfteplan, 
F der Kraftlinien; Seilpolhgon, Seil- oder 
elented; Polygonie, f. (von göneia, Zeuaung) 
große Beugungsfähtgeeit od. Fruchtbarkeit; Poly: 
sönum, f. der Knöterich, eine Pflanzengattung von 
vielen Arten; Polhgraͤmm, n. (von grämma, 
Schrift, Zeichnung; gräphein, ſchreiben 2c.) eine 
duch viele Seiten begrenzte Figur; Umdrud, Durch⸗ 
iHrift; polygrammadtiich, vielbuchſtabig, Poly- 
graͤph, m. ein Bielfchreiber; Umdruder, Schnell» 
drucker; Bolygraphie, f. die Vielichreiberei; poly= 
araphiich, vielihreibend ; Bolygynie, f. (v. gyne, 
Weib) die Bielweiberei; Polygynia, pl. vielmeibe- 
rige Pflanzen, Pflanzen mit vielen Piſtillen; Poly⸗ 
bydrie, f. (v. hidrös, Schweiß) Heilf. das zu ftarfe 
Heyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl. 


Polyp 673 


Schwitzen; Polhhiftor, m. (von histör, der Kun— 
vige) ein Bielwifjer, Bielgelehrter, in vielen Wifjen- 
Ichaften Bewanderter, oft tadelnd von dem, der 
vielerlei, aber auf Koften der Griindlichkeit ftu- 
diert; Polyhiftorie, aud) Polyidrie, f. die Viel- 
gelehrſamkeit, große Belejenheit auf allen Gebie- 
ten; polyhiſtoͤriſch, vielgelehrt. — 
Polyhynnia oder Polhinnia, f. gr. (v. poly, viel, 
und hymnos) die Gefangreihe, eine der Mujen 
(ſ. d.); Name eined von Chacornac 1754 ent- 
deckten Planetoiden. [Hidrie, ſ. d. 
Polyidrie, f. ſ. Polyhiſtorie; Heilf. = Poly- 
Polytärp oder Polhkaͤrpus, m. gr. (vd. poly, viel, 
u. karp6s, Frucht) männl. Name: derFruchtreiche. 
bolykephaliich, |. polycephaliſch. 
Polytotyledonen, pl. gr. (v. poly, viel, vgl. Koty- 
tedonen) viellamenlappige Gewächje, deren Keim 
mehr al3 zwei Samenlappen hat; polhtotyhle⸗ 
doͤniſch, vielſamenlappig; Polykrätes, Polykrät, 
m. (gr. polykrätes) ein Vielherr, mächtiger Herr— 
icher; auch wer mit vielen gemeinschaftlich herrſcht; 
Bolyfratie, f. die Vielherrſchaft, Vielherricherei, 
— Volyardie; Polylalie, f. die Bauchredner- 
kunit; Polylalens, m. ein Bauchredner; Poly- 
logie, f. (vgl. Logos) Redſeligkeit; polyloͤgiſch, 
redjelig, geihmäßig; Polymdth, m. (gr. poly- 
mathes, v. mathein, lernen) wer viel arlerut hat; 
auch — Volyhiftor; Polymathie, f. das Viel- 
wiſſen; polymdthiih, — polytehnijd, j.b.; 
Bolymerie, f. (von meros, Teil) Vielteiligkeit; 
Scheidek. der Zuftand zweier od. mehrerer VBerbin- 
dungen, die zwar eine gleiche relative, aber un- 
gleiche abfolute Anzahlchemifch gleichartiger Atome 
haben; polymerifch, vielteilig, vielgliedrig; Poly 
merismus, m. die Bielgliedrigfeit; Polymeter, 
m. (vgl. Metrum) ein Vielfuß, Stredvers; aud) der 
Bielmefjer, ein Werkzeug zum Mejjen oder Map- 
nehmen; auch: Name eines Haarbündel-Feuchtig- 
keitsmeſſers; Bolymetrie, f. Vielheit des Maßes, 
bei. des Silbenmaßes; polymetriich, vielmefjend ; 
et auch enthaltend. | 
olymnia, |. Bolyhymnia. 
belgmirpäii (v. poly, viel, u. morphe, Geitalt), 
vielgeftaltig; Bolymorphie, f. od.Polymorphis- 
mus, m. die Vielgeitaltigteit; Bolympthie, t. (vgl. 
Mythos) eig. Vieldichtung, Anhäufung dichterifcher 
BEENDEN: Überhäufung oder Überladung ver- 
wicelter Begebenheiten in Schauſpielen; poly= 
mythifch, mit Begebenheiten überhäuft. 
olgnefien, n. gr. (von poly, viel, u. nesos, Inſel) 
Biel-Snfelland,— Auftralien, j.d.; aud) Ozea— 
nien; polynẽſiſch, zu den Inſeln der Südſee ge- 
börig od. dort einheimiſch; polynejiihe Spra- 
den, = ozeaniſche. 
poiinomiſch, gr. (von poly, viel, u. nomos, j. No- 
mös 2.) vielteilig, vielgliederig, von vielfacher 
Größe; polynomticher Lehrſatz, m. lehrt Die Ent- 
mwidelung der Botenzen einer vielgliedrigen Zahlen- 
größe; Polynöm od. Volynomium, n. eine viel- 
teilige, vielgliedrige Zahlengröße; polhonijm (vgl. 
anonym), vielnamig; Polyonymie, f. die Viel- 
namigfeit; Polyopie oder Volyspiis, f. (vom 
Stamme op-, jehen) das Vielfachſehen, Doppelt- 
jehen, ein Geſichtsfehler; Polhoͤpter oder Poly⸗ 
öptron, n. ein vieljichtiges Glas, Vervielfälti— 
ungöglas, auf der einen Seite mit gejchliffenen 
J—— x. Kr 3 
Polyp, m., pl. Polnpen, gr. (polypüs, von poly, 
viel, u. pus) der Vielfuß, Vielarm, Heine gallert- 
artige Pflanzentierchen mit vielen Armen od. Fühl⸗ 
43 


= 


674 Polypädie 


fäden; ein Fleiſchgewächs in oder an dem menſch— 

lichen Körper, z. B. ein Herz-, Naſenpolyp ꝛc.; 

Volyparium, n. nl. Polypengehäuſe; Bolypiten, 

pl. = Koralliten:; Bolypäs, I. (polypösus) po- 

Iypenartig, mit einem Fleiſchgewächs behaftet; 

Polypodium, n. gr. das gemeine Engelfüß, Tüp— 

fel-Farnfraut, Süßfarnwurz, auf alten Baum— 

jtämmen, Mauern zc., aud) Ajpidium; Poly 
podiolithen, pl. Abdrücke und Verjteinerungen 

von Yarnfräutern. x 5 

olypädie, f. gr. (v. poly, viel, und pais, paidös, 
Kind) die Kindermenge; Polhpathie, f. (vgl. Pa- 
thos) das Vielleiden, vielfaches Leiden; — 
thiſch, vielfach leidend; polhpetaliſch(vgl. Petalon), 
viel Blumenblätter habend, mehr als 6 Blumen— 
blätter habend; Polhbhäg, m. (v. phagein, eſſen) 
ein Vielfraß; Polyphagie, f. die Vieleſſerei, Ge— 
fräßigfeit; Polypharmäton od. —cum, n. (vgl. 
Pharmakon) Heilf. ein vielfach) zuſammengeſetztes 
od. vielfach nüßliches Heilmittel; Polypharmacie, 
f. Arzneiüberladung, übertriebene Anwendung von 
Heilmitteln. 

Polypham,m. gr. (Polyphömos, v.poly,viel,u.phe- 
me, Huf) männl. Name: der Vielberühmte oder 
sberufene; Fabell. der Fürchterlichſte unter den 
Zyklopen, f.d. 

Polyphilie, f. gr. (v. poly, viel, ır. phileın, lieben) 
die Vielliebe, Liebe zu vielen, Menge von Fteun- 
den; Polyphonismus, m. od. Polhphonie, f. (v. 
phöne, Zaut) Vieltönigfeit (Gegenfat von Homo- 
phonie); Holyphönliich), vielitinnmig; polh⸗ 
pböriih, fruchtbar; Wolyphylie, f. (vgl. Phyl- 
lon), Bielblättrigfeit, von der regelmäßigen Ge— 

ftaltung abweichende Bervielfältigung der Blätter 

einer Pflanze od. Blüte; polhphülliſch, vielblättrig; 
olypiliich, griech.-!. (v. pilus, Haar) vielhaarig; 
olypionie, f. gr. (von piön, fett) Heilf. die zu 
toße Menge Fettes, Fettfucht; Bolypirie, f. (po- 
ypeiria, v. peira, Erfahrung) die Bielerfahren- 
heit, Lebensklugheit; Polhpiten, ſ. unt. Bolyp; 

Polyplafidsmus, m. (v. polypläsios, vielfältig) 

die Servielfältigungsfunft v. Zeichnungen 2c., = 

Polyautographie; Bolypodium, Polypodio- 

lithen, |. unter Polyp; Bolypolium, n. (von 

pöleın, verkaufen) der Vielverfauf, entg. Mono- 
polium; polypös, j. unt. Polyp; Volypoiie, 

f. (v. pösis, f. Trunk) die Trinkſucht; Polhorag⸗ 

mdtifer, m. (von prägma, Gejchäft) ein Vielge— 

Ihäftiger, Unruhiger; polhpragmätiſch, vielge- 

ſchäftig; Bolypragmofäne, f. die berufloje Viel- 

tuerei, „Vielgeſchäftigkeit“ (Goethe); Wolyptere, 
pl. (v. pterön, Flügel) Bielflügler, Inſekten mit 
mehreren Flügelpaaren; Bielflofjer, Fiſche mit 
vielen Rüdenflofjen; polhptériſch, viel- od. mehr- 
fügelig; PBolyptäton, n. (von ptösis, Yall) die 
häufige Wiederholung eines Wortes mit veränder- 
ter Endung; Polyptächon,n. (eig. vielfach gefaltet, 

v. ptych&, alte) eine aus mehreren Blättern be» 

ftehende Schrift oder Schreibtafel; bef. ehem. ein 

Verzeichnis der Kirchengüter (Polyptychon ecele- 

siasticum); Polypus, |. Polyp; Polyſarkie ı. 

Polyiarköfe, f. (von sarx, Gen. sarkös, Fleiſch) 

die ungewöhnliche Beleibtheit, Muskelſtärke, Fett 

ſucht; polyihemattitiich (vgl. Schema), viel- oder 
verjchiedengeftaltig; Versk. polyfchematiftifche 

Berje, pl. Berjevon regelwidrigſcheinenderForm; 

PBolyichidie, f. (von schizein, alten) Teilungs⸗ 

ſucht; yoluiialte, f. (v. sialon, Speichel) Heilf. zu 

ftarfe AUbjonderung des Speichels, Speichelüber- 
fluß; Polhſtop, n. (v. skopein, hauen) ein Ver- 


= 


Pomerium 


vielfältigungsglas; Bolyfomatie, f. (v. söma, n. 
Leib) Wohlbeleibtheit; Polyipdft, m. (v. späein, 
ziehen) eig. ein Flaſchenzug, eine Zugwinde; Tulde 
fpevmie, f. (v. sperma, n. Samen) Samenfülle; 
Bolyipermifch od. polyſpermaͤtiſch jamenreich; 
Polyftöma, n. Vielmaul, eine Art Ouallen- und 
Eingemeidewirmer; polyſthliſch, vielſäulig; Polh⸗ 
ſtlon, n. ein vielfäuliges Gebäude; Polhſylläbon 
od. Polyſhlläbum, n. (vgl. Silbe) ein vieliilbiges 
Wort; polyiylidbiich, vielfilbig; VBolyiyndehte, 
f., Bolyiyndeten, n. (vgl. Syndefis) Redek. das 
Bielverbundene, die Häufung der Bindemörter, 
entg. Afyndeton; Polyſhnodie, f. (vgl. Synode) 

- oftmalige Zufammenkunft; polyſyntheétiſch (vgl. 
—— viel verbindend; vielfach zuſammen— 
geſetzt; haben ie f. (vgl. Technik) die Lehrkunſt 
der höheren Wertgeſchicklichkeit od.eig. vieler Kunit- 

eſchicklichkeiten; pol veauiic, viele Künſte und 
iſſenſchaften —*2 3.8. polytechniſche 
od. polymathifhe Schule; auch Polhytéchni⸗ 
tum, n. d. i. technische Hochſchule, Gewerbe-Hoch— 
ihule; Polhteknie, f.(v. teknon, Kind)—PBoly- 
pädie; Poihtheismus, m. die Vielgötteret, Ver— 
ehrung mehrerer Götter, entg. Monotheismus; 
Polytheift,m. Anhänger derſelben; polytheiſtiſch, 
vielgöttiſch; Polythenrie, f. (vgl. Theorie) Viel⸗ 
lehre, mehr Lehrfunft als Anwendung; Poly⸗ 
theorift, m. ein Lehrklügler; Polytokie, f. das 
ielgebären, die Fruchtbarkeit; polhtoͤmiſch, viel- 
ſchniktig; polhtoͤpiſch vielortig, z.B. eine poly- 
topifche Uhr, eine Sonnenuhr, welche die Zeit 
von mehreren Städten anzeigt; Polhtrophiĩe, f. 
(von trophe, Nahrung) Heil. viele und zu ſtarke 
Ernährung; Überernährung; bolytröpbiieh, ſtark 
genährt, übernährt; allzu nahrhaft; Polhtrobpie, 
f. Vielgewandtheit; Geſchmacksrichtung auf Vieler⸗ 
lei; Polhtypie, f. (vgl. Typus) Vervielfältigung 
des Drudes; Drud v. Verzierungen, Vignetten 2c.; 
Bolytype, f. Berbundbuchitabe (in der Druderei); 
Polyureſie, f. gr. (vgl. Ureſis) Bielharnen, häu- 
figes Harnabfondern; Polyxen, n. (d. i. eig. jehr 
gaftlich) eifenhaltiges Platinerz, mit anderen Me- 
tollen gemengtes Platin. 

Bone, n. gr. der Dedel; Kiemendedel. 

poma, [. pl. v. pomum, ſ. d. 

Bomaden, pl. Bergvölfer Bulgariens, die zum 
Islam üibergetreten find. 

Bomadde, f. 1. (fr. pommade, it. pomata, v. pomme, 
pomo, Apfel, weil man fte ehem. mit Apfelfchnitten 
bereitete), die Haarjalbe, da3 Haarwachs; aud) 
Lippenpomade; Homadieren od. pomadiſie⸗ 
ren (fr. pommader), mit Pomade beftreichen; 
pommade glaciale, fr. ſpr. glabidll), Eispomade, 
durchſcheinende Pomade; 2. (jlav. pomade, poln. 

omalu, langfam, gemädlich) in devStudentenfpr. 
Beauemlichfeit, Gemädhlichkeit; pomadig, lang- 
ſam, gemächlich. 

Pomeraͤnze, f. (aus dem it. pomarancia, das aus 
it. pomo, Apfel, und arancia, Orange, zujammen- 

ejeßt ift; f. Orange 1.) Goldapfel, die goldgelbe 
Frucht des Pomeranzenbaumes. 

pomeridiäniich, [. (pomeridiänus f. postmeridia- 

nus, von meridies, Mittag) nahmittägig; von 
Pflanzen: nur nachmittags blühend. 

Pomerium, n. gr.-lat. (v. gr. pomerion) im alten 
Rom der unbebaute Heilige Raum auf beiden 
Seiten. der Stadtmauer; nah Mommſen der 
innere Fdiesfeit der Mauer zur Verteidigung 
—— durch cippi — d.) abgeſteckte 

aum. 


Pomeſine 


Pomeſine, ſ. Pommeſine unter pomme. 
omiform, ſ. unter pomum. 
ommdde, f. fr. (v. pomme, pommeau, Sattel- 
knopf) Reitk. ein Sprung über das Pferd, wobei 
man fi) am Sattelfnopf anhält; j. auch Po— 
madel. 

pomme, f. fr. (ipr. ponım’; vd. . pomum) der Apfel; 
pomme d’amour (jpr. — damühr), der Liebes— 
apfel, Baradiesapfel, ein vortrefflicher hochroter, 
etwas jäuerlich ſchmeckender Apfel, bei. in der Krim 
u. dem füdl. Rußland; p. de Chine (fpr.— ſchihn') 
od. Sine, landih. gem. Pommeſine, f. hinejiicher 
Apfel, = Xpfelfine; p. de terre (jpr. — d’tär), 
Erdapfel, Kartoffel; pommes(deterre)bouillies 
pl. (fpr. — bujih), Salzfartoffeln; pommes (de 
terre) frites (ipr. — friht), Schmorkfartoffeln, ge- 
bratene Kartoffeln, auch Kartoffeln, die nicht erft 
gekocht, jondern gleich roh in Scheiben gefchnitten 
und jo gebraten werden. (China. 

Bommert, pl. gemufterte feidene Schlafröcde aus 
ommery, eine Sorte frz. Champagners (nad) dem 
Befiger der Firma benannt). 

Pomoloͤg, m. [.-gr. (v.(. pomum, Baumfrucht) ein 
Obſtkenner; Pomologie, f. die Obſtkunde, Lehre 
von den Baumfrüdhten; pomoloͤgiſch, die Obit- 
kunde oder Objtlehre betreffend; Pomöna, f. 1. 
Tabell. die Obit- od. Gartengöttin; Bejchreibung 
der&artenfrüchte od. eine Schrift iiber den Garten- 
od. Obſtbau; auch ein von Goldſchmidt 1854 
entdecktes Ajteroid. ’ 

Pomörium, n. l. (aus pone (Hinter) oder post und 
moerus, altl. f. murus, Mauer) der Zwinger, 
Stadtgraben, das Stadtgebiet, Weichbild; aud) 

* —— — 
omp, m. (l. pompa, v. gr. pompẽ, d. i. eig. Sen- 
I Geleit, Aufzug) Pracht, Sepränge, feierlicher 
Aufzug, Brunf; pompe funebre, f. gem. m. fr. 
(ipr. pongb fünähbr), Zeichenfeierlichfeit, feierlicher 
Reihenzug; pompäs, (ſpätl. pompösus, fr. pom- 
peux) prächtig, glänzend, herrlich; pompöso, it. 
Tonk. prädtig. 

Ponpadonr, m. fr. (ſpr. —duühr) ein Kleiner Strid- 
oder Arbeit3beutel, eine Gürteltafche der Frauen 
(nad) der Marguife von Bompadour, der Mä- 
trejje Ludwigs XV., benannt); auch der rote 
Schmucdvogel in Südamerika. 

Pompelmite od. Bompelmus, f. (hol. pompel- 
moes, engl. pumplemoos und pumplenose) eine 


Art oſtindiſcher Apfelfinen, welche die Größe eines 


FE — ae decumäna). 

omphölyz, f. griech. (pomphölyx = pomphös, 

—8 Werterbiafe) Zinkblumen, Hüttennichtg, 
weiße leichte Floden von Zinforyd. 

Pompier, mm. I (fpr. pongpjeh; von pompe — 
Pumpe) der Aufjeher über die öffentlichen Pum— 
pen und Sprigen einer Stadt, Sprigenmeifter; 
pl. Bompiers, Sprigenleute, Löjch- u. Rettungs- 
mannſchaft bei Feuersbrüniten, eine Art Bolizei- 
foldaten in Paris und anderen Städten. 

Pompon, m., pl. Bompons, fr. (pr. pongpöng; 
v. pompe, Brad, I. pompa, j. Pomp) jeidene Blu- 
men mit Gold oder Silber durchwirkt, zum Kopf- 
puße der Frauenzimmer, Flitterftaat; Krk. die 
Kopfzierde, der Wollfnopf auf Soldatenhüten, 
Tſchakoknauf, Quaſte 2c.; auch der Regenſpund od. 
ſeidene Büſchel zur Sicherung des Gewehrs vor dem 
Regen; pomponnteren (fr. pomponner), mit klei— 
nen Bieraten ſchmücken, verzieren. 


Vompoͤna, f. ſpan. eine ſchlechtere od. mittlere Sorte 


Banille, 


Pönitenz 675 


pompds, pomposa, f. unter Bomp. 

Yomptiniihe Sümpfe, ſ. pontiniiche. 

pomum, n. !. Baumfrucht, bef. Apfel; pl. poma, 
Obft; pomum Adami, n. der Adamsapfel, Para- 
dDiesapfel, eine Art Bomeranzen; aud) der Luft— 
röhrenfnorpel, Quftröhrentnopf, Kehlfopf;pomum 
aurantium, n., pl. poma aurantia, Soldapfel, 
Pomeranze, irrtüimliche gelehrte Umdeutung von 
ital. pomo u. arancia, Orange, f. unt. Bomerdnze; 
nos poma natämus, [.Spriw. wir Früchte ſchwim⸗ 
men oben, d. i. wir find geſchickte Leute; wird von 
denen aejagt, die jich das Verdienst ihrer Anführer 
oder Obern mit aneignen; pomiform, nl. apfel- 
förmig, fugelrund mit einer fegelförmigen Ber- 

Vön, pönal ꝛc., ſ. unter poena. [tiefung. 

Poncean, m. fr. (pr. pongßoh; v. I. punicdus, verkl. 
punicellus, gr. phoinikeos, dunfel- od. purpurrot) 
die Klatſchroſe; das Hochrot = Coquelicot. 

Poncette, |. unter poncieren. 

Voncho, m. fpan. (fpr. pontſcho; aus der chileſiſchen 
od. araufanischen Sprache) eine Art grober Mäntel, 
beitehend in einem vieredigen Stüd Zeug mit einer 
Offnung in der Mitte, durch welche man den Kopf 
jteckt, bef. in Beru und Chile gebräuchlich. 

doncieren, fr. (poncer; fpr. pong&—; v. ponce, it. 
pomice= [. pumex, Bimsſtein) mit Bimsſtein ab- 
reiben vd. glätten; durchitochene Zeichnungen durch 
Betupfen mit einem Kohlenjtaubbeutelchen über— 
tragen, durchpaufen, durchitäuben; Poncette, f. 
(ipr. ponggett’) ein Kohlenftaubbeutelchen, ein klei— 
nes Säckchen zum Durchſtäuben BEER LO EEBLER- 

Bond,n. hol. = Pfund, v. l. pondus) die Grund- 
lage de3 ſeit 1821 gültigen niederländ. (metrifchen) 
Gewichtsſyſtems, — 1 Kilogramm zu 10 Hefto- 
gramm od. Onfen (Unzen) zu 10 Dekagramm od. 
Rooden (Rot) zu 1O Gramm od. Wigtjes, — 2,024 
alte Amjterdamer Handel3pfund. 

ponderabel 2c., j. unter pondus. 

Pondichery, m. fr. (pr. pongdifcheri) ein halb— 
feidener Stoff, von dem gleichnamigen Gebiet der 
Franzoſen in Ojtindien. 

pondus, n., pl. pond£ra, [. das Gewicht; ad pon- 
dus omniun, Heiff. jo viel wie von allen anderen 
Zeilen einer Arzneimifchung; inutile pondus ter- 
rag, eine unnuͤtze Zaft der Erde, uneig. für einen 
untätigen, unnißen, nur genießenden Menjchen; 
pondus eivile, biürgerliches, d. i. gemeines Ge— 
wicht; Ps» medieinä 6, Arzneigewicht; ponde⸗ 
rieren (U. ponderäre), abtwägen, erwägen, über» 
legen; ponderäbel (jpätl. ponderabilis), wägbar, 
was man wägen kann; Bonderabilien, pl.(ponde- 
rabilia) wägbare Körper; PBonderabilität, f. nl. 
die Wägbarfeit; Ponderation, f. I. (ponderatio) 
das Wägen, Abwägen; Mal. das Gleichgewicht in 
der Stellung u. Bewegung einer Figur; Ponde— 
rometer, m. ein Zajtmefjer, bej. auf Landſtraßen; 
ponderõs (l.ponderösus), ſchwer, gewichtig, nach— 
drücklich; erwägungswert; ponderöso, it. Tonk. 
gewichtvoll, ſchwer; Ponderoſität, f. neulat. die 
Schwere. 

Ponént, m. l. (v. pönens, Gen. ponentis, Bart. v. 
pon£öre, jegen, angeben, jagen) der Ausſagende, der 
eine Ausfage über etwas macht, bej. vor Gericht; 
ponieren, jeßen; Studentenfpr, auftifchen laſſen, 
etwas zum beiten geben. 

Ponerologie, f. gr. (v. ponẽros, jchlecht, böje) das 
Schlechtreden; die Lehre von Böſen, z. B. in der 
menschlichen Natur. 

Pongo, ſ. Barris; Honieren, |. unter Ponent. 

Pönitenz, f. (. (poenitentia, v. poenitere, bereuen) 

43” 


676 ponktuell Popolano 


die Neue, Bereuung; die Buße, Bußübung, Strafe, | Pontlenis, m. fr. (ſpr. pongl'wih; von pont — l. 
Pein; Pönttenz-Piarre, f. eine Buß⸗ od. Straf- pons, Brüde, u. levis, prov. levaditz, ſpan. leva- 
pfarre; wegenihrergeringen Einkünfte einem Geiſt— dizo, I. gleichj. levaticius, v. leväre, erleichtern, 
lichen zur Strafe wegen eines Bergehens gegeben; heben, fr. lever, prov. und altipan. levar; vgl. 
Pönttentiäle, n. nl. ein Beichtbuch, Kirchenbuch | Ievieren) eine Zugbrüde; Pont-neuf, m. (ſpr. 
der Katholifen über Beihte, Buße und Ablaß; pong-nöff) die neue Brüde in Baris; Ponttour⸗ 
Pönitentiarius,m. ein Beichtvater; beſ. der Vor— nant, m. (jpr. pong turndng) die Drehbrücke, 
iteher der päpftlichen Behörde, welche in befonderen welche die Stelle einer Zugbrüde vertritt; Pont— 
Gemwifjensfällen im Namen de3 Papſtes Dispen- voͤlant, m. (ſpr. —woldng) die fliegende Brüde 
fationenerteilt; auch der Inhaber einer Bußpfarre; od. Fähre: Ponton, m.(ipr.pongtöng) ein Prahm; 
önitentiaria, f. oder Pönitentiär-Kammer, eine Schiffbrücke; ein — —6 Brückenkahn; 
. (it. la Penitenziaria), die päpſtliche Gerichtsbe— pl.Boantons (pr. pongtöngs), Brüdenfchiffe, Hleine 
börde über Pönitenz- Sachen, welche Dispenfationen Fahrzeuge, mit Kupfer od. weißem Blech beichla- 
erteilt und Ablaßbußen ausfertigt. Aue ‚gen, deren man ſich im Kriege zur Unterlage be- 
vonttuéll, fr. (ponctuel, v. [. punctum) pünktlich, dient, um Schiffbrücken Bonton-Brüden) über 
enau. einen Fluß zu fchlagen; dab. Ponton⸗-Blech, n. 
Pönn, Bonnes, Ponnt od. Vonn „an: 1. Bunn. die ftärkite Eifenblechforte, Weißbledh; P.⸗Train. 
pons asinörum, m.!. eig. eine Ejel3brüde, d. h. m. (jpr. —träng) Brüdenzeug; Pontonage, f-; r- 
ein Hilf3- od. Erleihterungsmittel für Unwiſſende m. (jpr. cihſch') das Brücdengeld, der Yährzoll; 
Vont, Bunt, n. |. Pant. [oder Schwache. Pontonier, m. (jpr. —tonijeh), pl. —8, Brüden» 
Vontac oder Pontaf, m. ein franzöfifcher dunfel- Ihläger, Brüdenbauer; Pontonier-Korps, n. 
toter ſchwerer Wein von der Gegend des gleich die Truppe der Brüdenjchläger. 
namigen Ortes im jüdlichen Frankreich. Ponto, m., pl. Bonti, eine alte Rechnungsmünze 
Bonte, f. fr. (ponte, m., jpr. pongt'; jpan. punto, in Sizilin—!,so Scudo oder etwas iiber 2 Pf. 
v. I.punctum, vgl. Point, pointieren) einA&(Herz- | Ponton ꝛc., Bonttournant, ſ. unt. Bontlevis. 
od. Rautenaß), al3 vierter Trumpf im Uhombre- | Pontus, m. I. (gr. pontos) das Meer, bei. —= Pon- 
fpiel; Ponte, m. der einfegende Spieler, Gegen- | tus Euxinus, m. das Schwarze Meer. 
jpieler im Pharao, =Pointeur; Hointieren (fr. | Pontvolant, j. unter Bontlevis. 
onter) einen Preis auf eine Karte jegen im | Pony, m. engl. (aus den gälifchen ponaidh, fleines 
barao, gegen den Banfhalter. Pierd) eine eigene Art Kleiner fchottifcher Reit- od. 
ponte de’ sospiri, m. it. (d. ponte, I. pons, die | Wagenpferde. 
Brüde, u. sospiro, der Seufzer) die Seufzerbrüde | Ponzine, f. it. (limöne ponzino od. ponzinäto, v. 
in Benedig, über welche die zum Tode Verurteilten | I. punic£us; vgl. Bonceau) die dunfelrote Apfel- 
geführt wurden. fine; aud) eine Spielart der Zitrone. 
Ponti, pl. von Bonto, |. d. Pool, n. engl. (ſpr. puhl) 1. ein Handelsgewicht im 
Bontia, ſ. unter Pontius. Ralifut — 0 engl. Piund; 2. ein Pfuhl, Teich, 
Vonticello, n. it. (fpr. pontitfchelo; Berl. von | Sumpf, 3. B. der Stanley-pool in Afrika. 
ponte — lJ. pons, Brüde) Tonf. eig. ein Brüdchen, | Poop, f. engl. (fpr. püp, v. lat. puppis, Hinterteil), 
Steg an Saiten-Tonmwerfzeugen; sul ponticello, die Achterhütte, Aufbau iiber dem Hinterteil, dem 
it. Tonk. mit dem Bogen nahe am Steg. Achterdeck eines Schiffes. 
hontieren, j. unter Bonte. Poͤpanz, m. (aus tſchech. bobek, d. i. Schredgeftalt, 
Vontifex, m., pl. Pontifices, f. (eig. Brüdenfhlä- | im 17. Sahrhundert entlehnt, tihechiiche Dialekt- 
ger, v.pons, Brüde, u.facere, machen) ein Briejier formen bubak und bobak) ein Schredensmann, 
od. Auffeher des Religionsweſens im alten Rom, Schreckbild. net di 
Mitglied des Kollegiums der Bontifices, denen ur- | Pope, m. rufj. (pop, dv. neugr. papäs, Prieſter, v. 
jprünglich das wichtige Gefchäft des Baues u. der gr. päppas, Vater; vgl. Papa) ein Prieſter der 
Unterhaltung der Tiberbrüde oblag (allmählic) griechiſchen Kirche in Rußland. 
bis auf 15 Mitglieder vermehrt); ein Oberprieiter, | Popeline, £. fr. = Bapeline. 
Biſchof; Pontifex maximus, der Vorfteher der ! Vopetichitel, m. rujj. (v. popetschenije, Sorge, 
PBontifices im alten Rom; Briefterfürt, Papſt; Pflege) Sürforger, Pfleger = Kurator. 
Bontififäle, n. (v. I. pontificälis, e, priefterlich) | Popine, f. I. (popina) eine Garküche, Kneipe. 
ein Kirchenbuch, welches die Obliegenheiten oder | Poplifugien, pl. I. (poplifugia, v. populus, Volk, 
Berrichtungen eines Biſchofs enthält, erichienen und fugere, fliehen) das Feſt der Volksflucht im 
unter Clemens VII. im Jahre 1596; Bonti= | alten Rom. 
— od.pontificalia, plbiſchöfliche Kleidung; Poplins, pl. engl. (popleens) Halbſeidenzeuge aus 
rieſterkleid; Feiergewand; in pontiflcalibus, Seide und Wolle, beſ. in Irland verfertigt, = fr. 
im Teiergewwande, in Amtskleidung; Bontifität, Papeline oder Bopeline. i 
n., t. m. ([. pontificätus) das Amt eines Bontifer; | poplitiſch, nl. (v. I. poples, Gen. poplitis, Knie- 
Oberpriejtertum, Bapjttum, die Papſtwürde; pon= fehle) an der Kniekehle befindlich. } 
tifizieren, nl. das Amt eines Oberpriefterg ver- | Popocatéeoͤpétl, m. (v. dem aztef. popocani, rauchen, 
jehen; das Hochamt halten. und tepetl, Berg) rauchender Berg, Vulkan (in 
bontiniiche oder pomptiniſche Sümpfe, pl. (lat. | Wnahuac). 
palüdes pontinae od.pomptinae, entjt.au&pome- | Popoͤwlta, f. ruſſ. eine Art runder Panzerſchiffe, 
tinae von der Stadt Pometia, der mächtigjten der | nad) dem Erfinder, dem ruff. Admiral Popoff be- 
33 Städte, welche früher dort jtanden; it. paludi THE: -. j 
pontine), ein moraſtiger Landſtrich von3QDuadrat- | Wopoläno, m. it. Volksfreund; Popolo, m. it. das 
meilen im ehem. Kirchenjtaate, jüdlid von Rom. Bolt; Bopülnce, f. fr. (pr. popüldß’; I. gleich]. 
Bontins, m. gr. (v. pöntos, Meer) männl. Name: populac£a, v. populac&us, populacius, pöbelhaft,. 
der Meermann; Poutia, f. ein Beinanıe der v. popülus, Volk) die Bevölferung, bei. die große, 
Venus, als der Meergeborenen. gemeine, der Pöbel, die Volksmenge, gemeines: 


—— — — — — — — — — — — — — — — — — — nn — 


Populin 


Volk; popülacier, (pr. — Bieh), pöbelhaft, ge— 
mein, unedel ſich herablaſſend od. gemein machend; 
vopulãr, I. (populäris, fr. populaire) volf» oder 
volksmäßig; gemeinnützig; gemeinverſtändlich, faß⸗ 
lich; volksliebend, leutſelig, freundlich, beim Volk 
beliebt, volkstümlich; popular, engl. (ſpr. pöpju— 
lör) volksmäßig, volkstümlich; Popularität, f. 
(l. popularitas), die Volksmäßigkeit; Volksſprache, 
der Bolfston, die Gemeinveritändlichfeit, Gemein- 
nüßigfeit; Leutſeligkeit, Herablaſſung, Volksgunſt; 
Popularklage, Bürgerklage, Eigenklage (Privat- 
klage); „opularifieren (fr. populariser), etwas 
volksmäßig, gemeinfaßlich, gemeinverſtändlich 
oder gemeinnützig machen; ſich populariſieren, 
ſich beim Volk beliebt machen, in die Gunſt desſelben 
ſetzen; populieren, nl. (fr. peupler; das l. po- 
pulari heißt verheeren, plündern, entvölkern) be— 
völkern; Population, f. (ſpätl. populatio) die 
Bevölkerung, Volksmenge; Populationiſtik, f. 

Bevölkerungskunde, die Lehre von den Bevölke— 
rungsverhältnifien; Popufationiften, pl.in Eng- 
land: Gegner der Übervölkerungslehre des Staats— 
wirtichaftslehrere Malthus; Hopulds (popu- 
lösus), volfreich, zahlreich, ſtark bevölkert; Popu— 
loſität, f. (ſpätl. populositas) die Volfämenge, 
ftarfe Bevölkerung; Populonia, f. Tabell. ein 
Beiname der Juno, unter dem die Römer fie ver- 
ehrten. 

Populin, n. nl. (vom I. popülus, f. die Bappel) 
Bappelitoff, aus der Rinde und den Blättern der 
Bitterpappel (Popülus tremüla) gezogen. 

Poͤpulo, m. oder Poͤpulus-Wein (v. l. pöpülus, 
das Volk) ein Gewürzwein, aus Rheinwein ır. fpa> 
I chem Wein mit Zuder, Zimt, Gewürznäglein ꝛc. 

yereitet. 

Populonia, populös ꝛc. ſ. unter Bopolano. 

Popülus, m. I. das Volk; bei. das Geſamtvolk der 
Römer, Batrizier u. Blebejer umfaſſend; populus 
Romanus, m. da3 römiſche Volk; ſ. Pleb&. 

Porche, m. fr. (fpr. porſch'; prov. porge, vom |. 
porticus) Säufenhalle, Vorhalfe an Kirchen und 
anderen großen Gebäuden. 

®oren, pl. gr. (v. pöros, m., pl. pöroi, d. i. eig. 
Durchgang, Ausgang; [. porus, m., pl. pori) die 
Heinen Zmwifchenräume, Offnungen oder Löcherchen 
der Körper; Schweißlöcher, Hautarübchen; Poro— 
Höie, f. Die durch Heilmittel bewirkte Eröffnung der 
Schweißlöcher; porös, nl. (fr. poreux) [öcherig, 
mit Zroifchenräumen verfehen, voll Heiner Offnun- 
gen; Poroſität, f. die Löcherigkeit, Durchdring- 

arfeit der Körper. 

Porisma, n.gqr.(pörisma, v.porizein 
gen, berbeilchaffen, herleiten) ein Solgefaß; pl. 
Porismäta od. Porismen, Folgefäbe od. Folge⸗ 
rungen aus einem bereit3 bewieſenen Saße, 3.8. 
in der Größenlehre; porismatiſch, lehr⸗ od. folge 
täglich; Poriſtik, k. die Schlußſatzlehre; portitiich, 
lehrſätzlich. 

Vörkelt, n. ungar. ſ. Gulaſch, Sulyas. 

Pornĩe, f. ar. (porneia) Hurerei, Buhlerei; Por⸗ 
nographie, f. fr. Ichriftitelleriiche Verherrlichung 
der Hureret, unſittliches Schrifttum, Hurenfchrift- 
tum; Pornograph, m. ein Schriftiteller diejer 
Richtung, aud) Name eines in Paris kurze Zeit er- 
Ihienenen Blattes; pornographtich, dieſer Rich- 
tung angehörig; pornograpyiiche Publifatio- 
nen, umfittliche Veröffentlichungen, unfittliche 
Schriften und Bilder; Pornokratie, f. Huren- 
——— die Zeit der größten Verderbnis des 

apſttums im 10. Jahrh., als die Buhlerinnen 


zuwege brin⸗ 


portabel 677 


der Päpſte dieſe beherrſchten, den Staat regierten 
und den heiligen Stuhl wie nach Erbrecht Bea: 
Porocele, f.gr.(v.pöros, m. Tuffitein, Sinter, uneig. 
eine fteinartig verhärtete Knochengeſchwulſt) Heilk. 
ein Steingewächsbruch, Hartbruch, falfcher, aus 
Berhärtungen entitandener Bruch; Voromphä— 
fon, n. od. Boromphälus, m. auch Boromphas 
Iocefe, f. NRabelfteinbruch, Hervorragung des Na- 
bels durch eine Berhärtung; Poröſis, f. Verhär- 
tung; Heilk. Verwachſung gebrochener Knochen; bei 
den Neueren auch f. lodere Auftreibung, Auflocke— 
rung; Poroticum, n. ein Bernarbungsmittel; 
vorotiſch, verbärtend. 
Poropdie, vorös, Poroſität, ſ. unter Boren; 
Porofis, Porotienm 2c., ſ. unter Borocele. 
Porpezit, m. ein aus gediegenem Golde mit 4 Proz. 
Silber und 10 Proz. Palladium beitehendes Erz 
in Brafilien. 
Poͤrphhr, m. gr. (fr. porphyre, engl. porphyry, 
[. phorphyrites, 3. gr. porphyrites, dem Burpur 
ähnlich, v. porphfra, Purpur) der Purpuritein, 
ein gemengtes Gejtein von verfchiedener Grund» 
maſſe mit eingewachſenen Feldſpatkriſtallen 2c.; 
Porphyrſchnecke oder ene f. die Lagerwalze, 
eine Walzenschnede in Braſilien; porphhriic, 
purpurn, purpurfarbig: porphhyriiieren, purpur- 
farbig machen; verpurpurn,; Porphyrisma, n. 
Heilk. das Scharladh; Horphyriftiich, das Schar- 
lach betreffend od. davon herrührend; Porphyris 
tis oder Porphyrit, m. Marmor mit Purpur- 
itreifen; Porphärogenitus, m. gr.l. ein im 
Purpur Geborner, ein Beiname der während der 
Regierung des Vaters geborenen Prinzen des grie- 
chiſchen Raifertums nad Konſtantin. 
Porpiten, pl. gr. (von pörpe, Ring, Spange) eine 
Art Ereis- oder eirunder verjteinerter Schwamm— 
forallen. 
Porporino, m.it. (d. i. purpurn) Burpuritein, eine 
fünftliche farbige Steinmafje, ehem. in Italien vor- 
züglih zum Ausſchmücken der Kirchen gebraudt; 
auch = Hämatinon. 
Porree, m. (fr. porreau od. poireau, it. porro, d. |. 
porrum, Lauch) ſpaniſcher Lauch, ein zwiebelartiges 
Küchengewächs. 
Porrektion, ſ. unter porrigieren. 
porrigieren, l. (porrigẽöre) ausſtrecken, darreichen; 
Porrektion, f. (porrectio) die Ausſtreckung, Dar- 
reichung. 
sorriginds, ſ. unter Porrigo. 
Borrigo, k. I. Heilf. der Kleiengrind = Pityria- 
ji3; vorriginds (I. porriginösus), grindig. 
orrum, n. oder Porrus, m, I. Lauch; Porrus, 
m. Heilf. eine Lauchwarze, Warze mit Hödern und 
Baden; ſ. Boree. 
Port, m. (v. I. portus) ein Seehafen; Zufluchtsort, 
Ort der Ruhe u. Sicherheit; ein enger Gebirgspaß, 
bei. in den Pyrenäen, = Puerto (vgl. Col). 
Porta, f. l. Tor, Tür, Pforte. 
portäßel, I. (portabilis, von portäre, tragen) und 
portatip, nl. (fr. portatif) tragbar; dah. Porta⸗ 
tiv, n. ein Taſchenbuch; Portäge, f., r. n. fr. (ſpr. 
ortähieh’), auch Bacotille, f. (jpr. pafotij’) das 
—— die wenigen Waren und Güter, welche 
die auf dem Schiff ängeſtellten Perſonen mit ſich 
führen dürfen; auch) dag Recht, Freigepäd laden zu 
dürfen; der Trägerlohn; Portament, n. it. Bir 
tamento di voce (fpr. —mwötjche), Tonf. die Füh— 
rung der Stimme, das Halten und Tragen des 
Tons im Wechjelgefnng der Melodie; Portaten, 
pl. (it. portäta, f., Shihsladung) in Seehäfen und 


678 Portal 
Handelsitädten: Verzeichnijje der täglich ankom— 
menden Waren und von deren Empfängern. 

Portäl, n. (altfr., prov. u. fpan. portal, neufr. por- 
tail, ml. portäle, v. I. porta, die Tiir) Haupttor, 
Haupteingang, Pradttor; ein Bogen von Latten— 
wert mit Ranfengewächjen überzogen. 

Bertament, Portaten, bortatin, |. unter por» 

abel. | 

Vort d'armes, m. fr. (pr. pohr darm’; von porter 
=. portare, tragen)ein Waffenjchein, Erlaubnis- 
ichein, Waffen tragen zu dürfen; Porte⸗aiguille, 
n. (fpr. vort-ägütj) der Nadelhalter, ein wundärzt⸗ 
liches Werkzeug; Portesafiiette, m.(ipr. —aflieir') 
der Tellerträger, Strohteller, Schüfjelring; Porte— 
bras (ipr. portbrã, wohl verſtümmelt aus port de 
bras, Armbhaltung, wie port detete,Kopfhaltung), 
Haltung u. Bewegung der Arme; Leſſing gebraucht 
da3 Wort in feiner Hamburgiſchen Dramarturgie 
im 4. Stüd, auch Lewald in feiner Schrift: „Sey- 
delmann und das deutiche Theater 1835, in fran- 
zöſiſchen Wörterbüchern findet fich das Wort nicht; 
Vorte⸗chaiſe, £. (ipr. portichäje; fr. chaise & por- 
teurs) die Sänfte, der Tragſeſſel; Portecrayon, 
n.(jpr. —Erejöng) ein Bleiftift- od. Sarbeitifthalter, 
eine Hülfe, Neibfeder (. Crayon); Portecroix, 
m. (fpr. port’frod) der Kreuzträger, der bei fathol. 
feierlihen Umgängen das Kreuz trägt; Porte— 
Dten, m. (fpr. — djöh) ein Gottesträger, kathol. 
Priefter, der die gemweihte Hoftie zum Kranken 
trägt; Portee, f. die Haltung, Faſſungskraft; 
Schußweite, Tragmeite; Tonf. die fünf Noten- 
finien; à (la) port&e, im Bereich, in der Schuß— 
weite; Portesenfeigne, m. (ſpr. portangjänj?) der 
Sahnenträger, Fähnrich; Portepee, n. (frz. porte- 
épée, ın.) eig. ein Schwertträger; Degengehenf,De- 
genquafte; Portepeefähnrich, m., die Voritufe 
zum Offizier; Portesdperon (jpr. — Ep’röng), ein 
Spornträger, an den Stiefeln; Portefenille, n. 
(ipr. port’föj’) die Brieftafhe, Mappe, Dienjtmappe; 
bei. die Dienjtmappe eines Minifters, dah. auch für 
Minijteramt, 3.8. fein Bortefeuille nieder- 
legen, jein Minifteramt niederlegen; Kfſpr. Geld- 
tafche, Geldmappe; das Behältnis, worin öffent- 
lihe Geldinftitute ihre Wertpapiere aufbewahren, 
und die Gejamtheit diefer Bapiere; Portefoudre, 
m. (pr. — fud’r) wörtl. ein Bliß- od. Donnerträger; 
die Kanone; Porte-jupe, f. (jpr. — ſchühp) Klei- 
derhalter, zum Aufſchürzen der Frauentleider; 
Portelettre, n. (ſpr. —lett'r) die Brieftajche; 
Portemanteau, m. (jpr. —mangtöh) ein Mantel- 
iad; Portemonnaie, n. (v. monnaie, Münze) ein 
Geldtäſchchen; Porteplume, m. (pr. —plühm) 
Federhalter; Portenv, m.(jpr. portöhr), pl. —$, 
ein Sänftenträger, auch Gepädträger; in Wechſel⸗ 
ſachen, bei Shuldscheinen ꝛc. der Überreicher od. In— 
haber; au porteur lauten, d. i. auf den In— 
baber;auporteur-PBapiere, Inhaberpapiere. 

Portentum, n. (pl. portenta) I. (von portendere, 
heuvoritreden, anzeigen, ein Wahrzeichen geben) 
ein Anzeichen, Vorzeichen, Wunderzeichen; ein Uns 
geheuer, eine Mißgeburt; vgl. Brodigium. 

Porter, m. engl. (jpr. pöhrter) ein ſtarkes engliſches 
Bier, Starkbier (angeblich jo genannt, weil e3 
megen jeiner Stärke vorzüglich für Laſtträger 
[porters] tauge). 

Portenr, m. j. unter Port d'armes. 

vn n. engl. (fpr. pohrtföhlio) — Porte— 

euille. 
Portt, pl. v. Porto, ſ. d. 
Porticüs, f. u. geiv. ın. I. (von porta, Tor, wegen 


Portulak 


der vielen offenen Tore, welche die Säulen bilden) 
eine Säulenhalle, ein Säulengang, Bogengang. 

Portier, m. fr. (fpr. portjeh; prov. portier, it. por- 
tiere, jpan. portero, ml. portarius, v. I. porta, 
Tür) ein Türhüter, Pförtner; Bortiere, f. (fpr. 
—tjähr’) 1. die Türhüterin, Pförtnerin; 2. die 
Bagentür, der Kutfchenfchlag; 3. der Türvorhang. 

porticrt fein für jemand (fr. se porter oder etre 
porte à quelque chose, ſich zu eſwas neigen) ihm 
geneigt, günftig fein; auch fich für jemand por— 
tieren, verivenden. 

‚Portion, £. 1. portio (fr. portion), der Teil, abge- 
mefjene Teil; ein Erbfchaftsanteil; Speifengabe, 
Gericht, Teller, auch die Gabe; portio gratialis, 
Ripr. ein Gnadenteil,Önadengeld;p. hereditaria, 
dag Erxbteil; p. legitima, geſetzlicher Teil oder 
Pflichtteil; p. statutaria, der Witwen-Pflichtteil, 
landesübliche oder gefeßliche Erbteil von dem Nach— 
lafje eines veritorbenen Gatten ;p. virtlis, Manns⸗ 
teil, gleiche3 Erxbteil, Rindesteil; Portiuncũla, 
Portiunkel, £. ein Kleiner Teil, ein Teilchen, bei. 
vom Efjen; auch eine fleine Kirche unmeit Affiit, 
an einer Benediktiner- Abtei gehörend und von den 

önhen Bortiuncula genannt, weil fie auf 
einem fleinen, ihnen angehörigen Grundſtücke 
lag; von Franz von Aſſiſi im Jahre 1207 herge— 
itellt, jpäter von einer größern Kirche überbaut; 
in alten Kalendern Bezeihnung des 2. Auguit, 
weil an diefem Tage den Befuchern der Portiun- 
cula-Kirhe Ablaß verliehen wird. 

Portique, m. fr. (ſpr. —tP) = Portieus. 

Portiuncula, |. unter Portion. 

Portlanditone, m. ngl. (ſpr. —länditohn) — 
landſtein, ein auf der Inſel Portland gebrochener 
dichter oolithiſcher Kaltſtein; Portland⸗gement, 
n. aus Portlandſtein gebranntes od. auch künſtlich 
durch Brennen von Ton und Kalk bereitetes Ze— 
ment (f. d.); P.⸗Vaſe, k. früher Barberina- 
Bafe, eine zwiſchen 1623 und 1644 zu Rom ger 
fundene altrömijche Vaſe aus Glasfluß, vom Her- 
zog don Portland für das britiihe Mufeum in 
London erworben. 

Porto, n., pl. Porti, it. (v. portare, tragen, fort» 
Ballen) der Botenlohn, Fracht; bef. das Poſtgeld, 

viefgcld; porto-franco, it., franc de port, fr. 
(fpr. — pshr) oder portofrei, poitfrei; Porto⸗ 
Kontogebühr, f. Poſtd. Stundungsgebühr; P.= 
Freiheit, f. Befreiung vom Pojtgelde, Poſtfreiheit. 

Porto-franco, m. it. (v. porto — |. portus, Hafen) 
ein Freihafen; P.⸗morto, m. ein toter Hafen, in 
welchen den Kauffahrern einzulaufen verboten ift; 
Portorico, m. (fpan. Puerto rico) d. i. reicher 
Hafen, Name einer fpanifchen Inſel in Wejtindien, 
und des daher fommenden Rauchtabaks. 

Porträt, n. fr. (fpr. —träh); altfr. portraict, eig. 
Partizip des vlt. portraire, abbilden, v. [. protra- 
höre, protractum, d. i. hervorziehen, ans Licht 
bringen), pl. Borträts, das Bildnis, bei. Brujt- 
bild, Abbild eines Menfchen; uneig. Gemälde, 
Bild, Schilderung; Porträtitatue, f. fr.-I. oder 
fr. (fpr. porträh-itatüh) das Abbild in Form 
einer Bildfäule; Porträtenr (pr. — trätöhr), 
Borträtift oder Porträtmaler, m. ein Bildnis- 
maler; porträtieren, abbilden, abmalen. 

Bortugaldfer, m. (von Portugal) eine portugie- 
jifche Soldmünze von verſchiedenem Gehalte; auch 
eine Hamburger Schaumünze, 10 Dulaten wert. 

Portülaf, m.(l.portuläca), entit. aus dem urfprüng- 
licheren poreciläca; it. u. prov. auch portulaca) das 


PBortulan 


Purzelfraut, eine bekannte jährige Gartenpflanze 
zu Gemüſe und Salat. | 

Rortulan, m. fr. (fpr. portüldng; it. portulano, 
portoläno, der Steuermann, u. das Buch, worin 
die Seehäfen bejchrieben werden; v. porto, fr. port 
[. portus, Hafen) Schiffipr. das Gradbuch, welches 
die Lage der Küften und Seehäfen 2c. bejtimmt an» 
gibt; Portumnus oder Bortünus, m. !. Zabell. 
der Hafengott, Gott und Beichüger der Seehäfen; 
bei den Griehen Balämon. 

Portwein, m. ein portugiefiicher Rotwein, der von 
— Porto oder Oporto aus verſendet 
wird. 

Porus, m. l. (ar. põros, vgl. Porocele 2c.) der Tuff⸗ 
ſtein; Heilk. Knochenauswuchs, Schwiele. 

Porzellän,n. (it.porcellana, fr. porcelaine; urſpr. 
Name einer Schnede: PBorzellanjchnede, I. porcel- 
läna, concha cypraea, wonach das Borzellan we— 
gen jeiner Glätte und feines milchweißen Glanzes 

enannt wurde, vd. weil der Ölaube herrichte, daß 
e3 daraus verfertigt wiirde) Edelton, Weißton, 
Weißgeſchirr, eine im Feuer halb verglaite, durch— 
fcheinende Mafje, und die daraus bereitete Fünit- 
lihe Töpferware; Porzellan-Bilder, pl. durch- 
fcheinende, aus dünnem Borzellan hergeitellte Re— 
liefbilder; P.-eJaſpis, m. eine durch Erdbrände 
ausSchieferton 2c. erzeugte jafpisähnliche Steinart. 

Voſaͤda, f. ſpan. (jpr. poada; v. posar, ſich nieder- 
lajjen, ausruhen 2c., dv. l. pausare, prov. pausar, 
it. posare; vgl. pofe) ein Wirtshaus, Gajthof, eine 
Herberge; Poſadéro, m. der Gajtwirt. — 

Poſaͤdnit od. v. Pofſädnik, m. (von po, vor, über, 
und ssaditj, jegen) im alten Nowgorod u. Pſkow 
der Vorfigende bei der Berfammlung der Dorf- 
richter, Schultheiß, Schulze. 

Poſamentierer oder Poſamentier, m. (ip: ft. 
Bajjementier, vgl. Bajjementen; wahrid. v 
passare, passer, durchziehen, nämlid) die Süden) 
Bortenwirker, Bortenmader; Bejfaghändler; Po— 
famentier= oder Paſſement-Arbeit, f. Borten- 
arbeit, Bortenwerk; Beſatzſtoff; Poſamente, pl. 
Beſatz, Borten; Poſamentierwaren, Beſatz-⸗ vd. 
Bortenwaren. 

Bojaune, f.(mhochd. busune, bosüne, busine, altfr. 
buisine, bozine, buccine, prov. bozina, buccina, 
v. [. buccina, bücina, gr. bykäne) ein trompeten- 
ähnliches Blas-Inſtrument mit gewundener Röhre, 
deren bewegliche Teile auf und ab geſchohen wer— 
den, um die Unterſchiede der Töne hervorzubringen; 
Pojaunenfeft, n. da3 mit Poſaunenſchall ange- 
tündigte jüdiſche Neujahrsfeſt. 

Posca, k. I. Eſſigwaſſer, = Oxykrat. 

Poſchega-Tabaf, m. eine feine Tabaksart aus 
Ungarn. 

Boichen, j- Bode. i 

Hofe, ir. (von poser; it. posare, jpan. posar, prov. 
pausar, ruhen und ruhen machen, niederjegen, v. 
{. pausare, inne halten) aejeßt, ernithaft; Pöſe, f. 
fr. (fpr. pohs) förperliche Stellung, Lage, Haltung, 
bej. fünjtlerijche, theatraliihe — Attitüde, f. d.). 

Poſeidon, m. der griech. Name des Meergottes, — 
Neptun, f. d.; Pofeideon, m. ein Herbftmonat 
der Uthener. 

Pofition, f. l. (positio, v. pon£re, jegen, ftellen 2c.) 
die Stellung, Lage, der Zuftand, Stand; Krk. die 
Heeritellung, Truppenjtellung; Kfipr. Aufftellung 
von Rechnungspoſten; Zanzf. die Fußſtellung 
(erite, zweite, dritte FZußitelung); Tonk. = Appli- 
fatur, j. d.; Fechtt. die Grundjtellung des Fech— 
tenden; Versk. das Zuſammentreffen zweier oder 


pojjidieren 679 


mehrerer Mitlauter, wodurch im Griechifchen und 
Lateinischen eine Silbe zur Länge wird; Poſitio— 
nen, pl. Sätze, Angaben, Einträge, Beträge; po- 
sitiönes captiösae, pl. Rſpr. verfängliche Süße 
oder Rechtsfragen; Poſitions-Beſtimmung, f. 
die Lagebeſtimmung; P.⸗Krieg, m. Krk. ein Schup- 
frieg; P=tanone, f. od.-Geſchütz, n. ein ſchwe— 
res Geihüß; Poſitionswinkel, Sehwinkel; pofi= 
tiert, ni. geſetzt, geſtellt, gelegt; poſitiv, I. (posi- 
tivus) feſtgefetzt oder beſtimmt, ausgemacht; feſt, 
gewiß, wirklich; behauptend,bejahend; wirklich vor— 
yanden oder zu Null hinzugezählt (von Zahlen— 
größen, entgeg. negativ); pojitive Elektri— 
zität, f. Elettrizität; da3 pofitive Recht, 
jejtgejeßte oder Satzungsrecht (im Gegenfaß des 
Naturrecht3); pofitiveteligion, die feitgeießte, 
geoffenbarte und überlieferte R. (im Gegentap der 
natürlichen); der Poͤſitiv oder Positions, 
Sprachl. das ohne Bergleichung beigelegteBeimwort, 
die Grundftufe, ſ. Grad; das Poſitib, eine Heine 
Stuben» od. Stellorgel; Bild, Abzug (in der Pho- 
tographie); Siapoiitib, Glasbild, Teniterbild; 
Poſitibprozeßz, m. Bildentwicelung, Abziehver- 
fahren (in der Photographie); Poſitivismus, m. 
grundjägliche Annahme und bevorzugende Be- 
hauptung des Pofitiven, im Gegenfaß bloßer Ber- 
nunftergebniffe; Poſitivität, £. nl. die Beitimmt- 
heit, Gemwißheit, Auverläjfigteit; das Behauptungs- 
oder Bejahungsverhältnis, entg. Negativität; po- 
sito, gejeßt oder angenonmten, daß 2c.; posito, 
sed non conc6sso, gejeht, aber nicht zugegeben 
oder zugeitanden; Poſitür, f. (lat. positura) die 
Stellung, Haltung des Leibes, der Anitand; ſich 
in Bojiturfegen, fich zu etwas anſchicken, bereit 
oder gefaßt halten, ſich in eine feierliche Stellung 
begeben. 

Poſologiĩe, f. gr. (von pösos, wie viel, wie groß) die 
Lehre von der Größe der Arzneigaben, =Dojio- 
logie; poſoloͤgiſch, hierauf bezüglich. 

posse, |. (zgez. aus potis esse, vermögend fein) fün- 
nen, vermögen; a posse ad esse, Xog. der unrich— 
tige Schluß von der Möglichkeit auf die Wirklid)- 
feit einer Sadıe; ultra posse nemo obligätur, 
Spriw. über Vermögen etwas zu tun, ijt niemand 
verbunden; Pofſe, al3 subst. n. die bewaffnete 
Macht (bei. in England); poffihel (lat. possibilis, 
fr. possible), möglich, tunlich; Poſſibilität, f. 
(fpätf. possibilitas) die Möglichkeit; mom pössü- 
mus, |. wir fönnen nicht! (päpſtliche Antwort auf 
verjchiedene Forderungen, zuerjt gebraudt von 
Papſt Clemens VII. in der Scheidungsfache Hein- 
richs VII). 

Poſſeß, Poſſeſſion, poſſeſſiv 2c., ſ. unter poſſi— 

ieren. 

poſſibel 2c., j. unter posse. 2 

pofidieren, l. (possidäre, v. po, bei, zu, u.sedere, 
ſißen) befigen, inne haben; Poſſeß, m. (jpätl. pos- 
sesgus) od. Poſſeſſion, f. l possessio, der Bejiß, 
Beſitzſtand, die Bejignahme; Beligung, Habe, das 
Beſitztum; p. praeseripta, verjährter Beſitz; poſ⸗ 
ſeſſioniert fein, ul. angeſeſſen, begütert jein, Be— 
jigungen, Güter 2c. haben; pofſeſſib, I. (possessi- 
vus) den Beſitz betreffend, befiganzeiaend; prono- 
mina possessiva, j. Pronomen; Pofjeffor, od. 
fr. —* (ipr. =Böhr), it. Poſſidente, m. der 
Beliger, Inhaber; possessor bonae fid£i, lat. 
Ripr. ein ehrlicher Befiger, wer im rechtmäßigen 
Beſitz einer Sache zu fein glaubt; p. malae fiddi, 
ein wiſſentlich untechtmäßiger Beliter; poſſeſſö— 
rifch(possessorius), den Bett betrefjend oder Dazu 


680 poſſierlich 


gehörig; possessorium, n., oder Voffefforten- 
Klage, f. oder poſſeſſoriſcher Vrozei, m. Be— 
figungs- oder Befistumstlage, ein Rechtsitveit, der 
bloß den Beſitz betrifft; beati possidentes, !. die 
glüdlichen Befigenden. 

poſſierlich (von dem alten Zeitwort pofjjieren, 
(ujtige Gebärden machen, mit fremdartiger Endung 
abgel. von dem deutihen Pofje),ipaßhaft, drollig, 
Ihnurrig; Votiterlichteit, f. die Drolligkeit. 

Poſt, f., pl. —en (it. posta, vom I. ponere, jeßen, 
itellen) 1. der Anja, eine für etwas beſtimmte od. 
ausgegebene Geldjumme, fofern fie in Rechnung 
geitelt wird; Schuldpoſt, Schuldfumme; 2. (fr. 
la poste, it., jpan. u. port. posta, v. I. positus, a, 
um, gejtellt, von ponere, ftellen; von der Auf— 
jtellung der Pferde, aljo eig. = Station, Stand» 
ort) die öffentliche Anstalt zur Beförderung von 
Briefen, Gütern und Berfonen; aud) f. Nachricht, 
Kunde (3.8. eine ſchlimme Poſt); Poſt-Direèttor, 
m. Rojtamtsvoriteber; P.⸗Expedient, m. ein 
Poſtabfertiger; B.-Infpeltor, m. ein Boftamtz- 
aufjeher; P.⸗Sekretär, m. ein höherer Boitjchrei- 
ber; P.-Inſtitut, n. Boltanftalt, Boftverwaltung; 
P.-Mandat, n. Boltauftrag; P.⸗-Regal, n. das 
landesherrlicdhe Vorrecht, das Poſtweſen zu befor- 
gen; P.zNeglement, n. (fpr. —mang) Pojtord- 
nung: B.-Station, . Station; B.- Transport, 
m. Poſtladung, Roftbeförderung, Bojtverjand; 
per posta, it. mit der Poſt; poste restante, fr. 
(ipr. poſt' reftängt’) poitlagernd; Poſtalien, pl. 
Poſtſachen; poſtäliſch, die Poſt betreffend, pojt- 
amtlich, poſtdienſtlich; Poſtillon, m. fr. (pr. po⸗ 
jtiljöng, gew. —ishn) ein Poſtkutſcher; postillon 
d’amour (jpr. — damuhr) ein Liebe3bote. 

post, I. Hinten, hinter; nach, hernad), jpäter als —; 
post hoc, ergo propter hoe, d. i. nad) dieſem, 
alſo wegen diefes, fehlerhafter Schluß aus der Auf- 
einanderfolge auf den urfächlichen Zufammenhang 
zweier Erjcheinungen. 

post, m. engl. (ipr. pohſt) Pfoſten, Pfahl, meijt 
Blur. posts, Pfähle zu Seiten der Rennbahn. 

Poſtage, n. engl. (fpr. — ehdſch') Briefporto; Po—⸗ 
——— m. (pr. — ſtemp) die Freimarke auf 

oſtſendungen. 

Poſtaͤki, pl. ruſſ. Schaffelle aus den Gegenden am 

poftãliſch, ſ. unter Poſt. [Schwarzen Meere. 

Poſtament oder Poſtement. n. barb.-I. (vom lat. 
pon£re, jegen, ftellen) das Fuß- oder Untergejtell 
(Biedejtal), der Säulenstuhl, Sodel, Unterbau; 
Boftanentofen, m. Kaſtenofen, ein vierediger 
Dien. 

post coenam stabis etc., j. unter coena. 

pojtdatieren, nl. (vgl. datieren unt. datum) zu— 
rüddatieren, einen früheren, ſchon vergangenen 
Tag unterzeichnen. 

boftdilusiäniich, nl. (vgl. Diluvium) nahfündflut- 
ih, nad) der großen Flut gefchehen od. entitanden, 
entg. antediluvianiid. 

Poſtdirektor, ſ. unter Bot. 

post efflüxum (näml. terminum), ſ. unter ter- 

Boitement, ſ. Bojtament. [minus, 

Pojten, m. (fr. le poste, it. posto, vom I. pon£re, 
jtellen) der Stand, Plaß, die Stelle; eine Schild- 
wache und der Ort ihrer Aufftellung; uneig. Amt; 
im Handel und Rechnungsweſen eine Geldjumme; 
pojtieren (fr. poster), hinitellen oder -jegen an 
einen Ort, jemand einen Blaß, ein Amt ꝛc. an— 
weiſen; Poftierung, f. die Stellung; Poſtier⸗ 
maſchine, die Kurbelrauhmaſchine; Poſto failen, 
ſ. unter vPoſto 


m—— — — eú ñ — — — — — — — — —— — — — 


Poſtlitz 


poste restante, ſ. unter Poſt. 
posterus, a, um, I. nachher folgend, künftig; PO« 
steri, pl. die Nachkommen; posterius, n. dag 
Hintere, Spätere; der hintere, legtere Sat; a po- 
steriöri, von hinten her, aus der Folge, d. i. von 
der Wirkung auf die Urſache (hliegen), oder aus 
der Erfahrung (bemweifen); entg. a priori; poste- 
rior terminus, der Hinterjaß, Nachſatz; Poſte— 
riare, pl. die Hinterteile, der Hintere, das Geſäß; 
ad posteriöra, auf den Hintern; Poſteriorität, 
f. ııl. das Süngerfein, Nachſtehen im Nange, Nach— 
fommen, entg. Briorität; Poſterität, f. latein. 
 (posteritas) die Nachkommenſchaft, Nachwelt. 
BVofteriftenz, k. neulat. (vgl. Exiftenz) das fünftige 
post festum, j. festum. [Dafein. 
Poſthia, f. griech. (posthia) Heilk. eine harte Balg- 
geihwulft am Augenlide, ein Gerſtenkorn. 
Poſthioplaͤſtik, f. gr. (von pösthe, pösthion, das 
männliche Glied, die Vorhaut) Heil. Fünitliche 
Bildung der Borhaut; Poſthitis, f. die Entzün- 
dung der Borhaut; Poſthoͤncus, m. Geſchwulſt 
der Vorhaut. 
post hoc est, f. unter post. 
post hominum memorlam, lat. feit Menſchen⸗ 
gedenken. 
posthümus, r. postümus,m. (Superl. v. posterus) 
und posthüma, f. I. ein Spätling, Nachgeborner, 
nach des Vater Tode geborenes Kind; Libri 
posthümi, pl. nachgeborne Kinder; opus post- 
hümum oder postumum, n. ein erjt nad) des 
Berfaflerd Tode Herausgefommened Werk; plur. 
opera posthüma, oder fr. oeuvres posthumes 
(ſpr. öw'r poftühm’), Hintexlaffene od. nachgelaſſene 
erke, Schriften; poſthüm, nachgelaſſen; auch 
nachträglich. 
poſtiche, fr. (ſpr.poſtiſch; it. posticcio, apposticcio, 
ſpan postizo, apostizo, prov. apostitz, I. gleich]. 
appositicius, an die Stelle gejeßt, von apponere, 
hinzuftellen, an die Seite Itellen) ſpäter hinzu— 
efonımen, nachgemacht, falich, 3. B. von falſchen 
Bahnen oder Haaren gebräuchlich, vgl. cheveux 
postiches, cul postiche, dents postiches; homne 
postiche,m. (jpr. omm’ —) der faljche od. After- 
mensch, d.i. der Affe. | 
Bofticenm, n. l. (v. posticus, hinten befindlich) ein 
Hinterhaus, Hintergebäude; auch Hintertür. 
oftieren, ſ. unter Boften. 
oitilfe, £. (ml.u.it. postilla; fr.apostille, postille; 
ipan. postilla, Randbemerfung) ein Vredigtbud) 
iiber die Sonn- und Felttags- Evangelien 2c. (v. 1. 
post illa [verba], nad) jenen Worten des Bibel- 
textes); poftillieren, die Bibel erklären; Poſtil⸗ 
laͤnt, m. ein Bibelerklärer, Bredigtenjammler, Her- 
ausgeber von PBredigt- und Erbauungsbüdern. 
bo ı ftiche: als Hauptw. Poſtiſch, m. im 
d „ſ. poſtiche; als Yaupiw. Wo ‚m. in 
ne der Blinde, eine verdedte Karte, die 
man auf gut Glüd gegen feine eigene Karte ein- 
taujchen kann. J 
Poſtkommuniön, f. nl. (vgl. Kommunion) in der 
fatholifhen Kirche ein Gebet od. Gejang nad) dem 
Abendmahl. 


Poſtliminium, n. l. (von limen, Gen. liminis, die 


Schwelle, Wohnung) die Rückkehr, die Heimkehr; 
jus postliminii, Rſpr. der Wiedereintritt in den 
vorigen Befiß, das Recht, welches für jemand dur) 
jeine Wiederkehr aus der Gefangenjchaft oder aus 
der Ferne neu entiteht. 

Poſtlitz, n. L.-dtich. (fcherzh. gebildet ala Gegenjag 
zu Antliß) der Hintere. 


Poſtludium 


Poſtludium, n. nl. (vom [. ludus, das Spiel) das 
Nachipiel auf der Orgel beim Kirchenfchluß, der 
Ausgang. 

pojtmeridiäniich, j. pomeridianiic. 

Poitnojesmäkla, f. ruf). (don post, Faſtenzeit, die 
Faſten, und mässla, OT) das Faſtenöl, Hanföl. 

post nubila Phoebus, ſ. unter Phöbus. 

poſtnumerieren, nl. (vd. numeräre, zählen, zahlen) 
nachbezahlen od. nachzahlen, entg. pränumerie- 
ren; postnumerändo, nachzahlend, nachträglich. 

Pojto, m. it. (vom J. ponere, jtellen) feſte Stellung, 
Stand, Stelle; Pete faſſen, Stellung nehmen, 
jich aufitellen; fejten Fuß faſſen. 

pojtpliocän, nach den pliocänen Gebilden ent» 
ftanden, vgl. eocän. 

voſtponieren, lat. (postpondre) nachſetzen, hintan- 
jegen, geringer achten; Poſtpoſition, f. nl. die 
Nachſetzung, Hintanfegung; Sprachl. ein Verhält- 
niswort, welches hinter da3 zu beftimmende Haupt- 
wort, nicht, wie die Präpofitionen, demselben vor— 
an gefeßt wird; 3. B. in den finnifchen Sprachen; 
pl. Roftpofitionten; postpositis postponendis, 
mit Hintanſetzung deſſen, was hintangefegt wer— 

Poſtregal, ſ. unter Poſt. ſden muß. 

postremus, a, um, [. (Superl. v. posterus) der ꝛ⁊c. 
binterite, legte; Poſtrẽmum, n. das Letzte; das 
Yette Wort vor Gericht, ein Recht, weiches dem 
Beklagten zukommt; postremo, zuletzt, endlich); 
Pojtremität, f. (jpätl. postremitas) die Stellung 
des Letzten. [der Bühne. 

Boitjcenium, n. lat. (vgl.Szene) der Raum hinter 

voſtſtribieren, lat. (postseribere) dahinter- oder 
darunterjchreiben, einem Schreiben noch etivas 
hinzufügen, anhängen; Poſtſtript(um), n. die 
Nachſchrift in Briefen. 

Bojtitation, |. Station. 

voſt Zrinitätis, |. unter Trinität. 

pojtulieren, I. (postuläre) fordern, veriangen, nad)- 

ſüuchen, als Bedingung vorausjegen, begehren; bei 
Buchdr. fih um die Würde eines Gefellen bemer- 
ben, vgl. Cornut; auch: außergewöhnlich zum 
Biichof ernennen; Poſtulaͤnt, m. (postülans) ein 
Bewerber, Anſucher; Poſtulãtus, m. ein Ernann- 
ter, Berufener, bef. zu einem Bistum; Bojtulät, 
n. (postulätum), pl. Bojtuläta oder Poſtulate, 
das Geforderte, das Verlangen; der Forderungs— 
oaß der ohne Beweis angenommen werden und 
gelten ſoll, wegen eines andern notwendigen und 
gewiſſen Satzes, die Vorausſetzung; Größenl. eine 
Forderung, Aufgabe; Buchdr. die Bewerbung um 
die Geſellenwürde und Aufnahme dazu; Pofſtula— 
tion,f. (postulatio) die Anforderung, das Begeh- 
ren; bej. die Ernennung einer Berfon zu einer 
geistlichen Würde, zu welcher fie eigentlich nad) dem 
fanonifhen Recht nicht ernannt werden fann; 
Fojtulailandtage, pl. die alten Ständeverfamm- 
lungen, injofern fie zu Steuerbemwilligungen zu- 
fammentraten. 

Poſtuma, Poſtumus, ſ. posthumus. 

Poftumät, n., r. m. ſpätl. (postumätus) die letzte 
Stelle, der unterfte Rang. 

Poſtũr, f. (it. postära) — Poſitur. 

Pot, m. fr. (fpr. poh; = niederd. Pott) ein Topf; 
ein altfranzöf. Flüſſigkeitsmaß — 2 Bintes (f. d.); 
Pot de Chambre, m. ſſpr. poh de jchdnab’r) ein 
Nachtgeſchirr; pot de vin, ın. (fpr. — wäng) der 
Weinkauf, die Bunube: ein über den bedungenen 
Kaufpreis gegebenes Geſchenk; Pottaſche, f. (nie- 
derd. Pott, Topf; niederländ. pot, Topf; engl. pot, 
Topf; daraus engl. potash, Bottafche, und darnadı 


Boterie 681 


ital. potassa, fr. potasse) fohlenfanres Kali, aus 
Bflanzenafche gelaugt, u. (früher in Töpfen) ab- 
gedampft und geglüht; Pottfiſch, ſ. Kachelot; 
Botpourri, m. ſpr. pohpurri; v. pourrir, faulen) 
eig. ein Faultopf, ein Riech- od. Düftetopf; uneig. 
ein Allerlei, Mifchgericht, vgl. Ola potrida;Tont. 
ein aus mehreren ſchon befannten Stiiden zufam- 
mengeſetztes Tonſtück; Pot-Roſinen, pl. Topf- 
roſinen, die beſten ſpaniſchen Roſinen in Töpfen. 

Potage, f., r.n. fr. (ſpr. potdhfe’; von pot, Topf; 
eig. etwas im Topf Bereitetes, it. potaggio, jpan. 
potage, ml. potagfum) eine Suppe, Fleifchjuppe; 
franz. Semüfe mit verfchiedenem Zubehör, nament!l. 
Reis od. Graupen mit Klößchen, Kohlrabi, Spar- 
gel, Schoten, Möhren 2c.; Allerlei; Potagelöffel, 
m.einSuppentlöffel,Borlegelöffel; Potageſchüſſel, 
f. große Suppenfchüffel; Jean Potage, j. unter 
Sean; Potager, m. (fpr. —fcheh) der Suppen» 
herd; die Suppenfchüffel; der Küchengarten. 

Potamiden, gr. (v. potamös, Fluß) Flußnymphen 
(f. Nymphe); Potamegrdph, m. ein Flußbe— 
Ichreiber; Botamographie, f. dDieBejchreibung der 
Flüſſe; potamographiſch, flußbeſchreibend; Po— 
tamologie, f. die Lehre von den Flüſſen u. Strö— 
men; potamploͤgiſch, flußkundlich. 

Potauſche, potassa, ſ. unter Bot; Potaſſium, n. 
barb = Ralium. : 

Potation, f. I. (potatio, von potäre, trinfen) das 
Zrinfen, Zehen, Trinigelag; Potätur, m. der 
Becher, Trinfer, Säufer. 

Poteau, m. fr. (fpr. potöh; altfr. u. prov. postel, 
mi. postellum, v. I. postis, der Pfoften) Bauf. ein 
Pfoten, Ständer, eine Säule von Holz. 

Botentce, m. (fpr. potängß’) der Galgen; Krfpr. eine 
bejondere, der Figur eines Galgens ähnliche Auf- 
itellung von Truppen. 

sotent, |. (pötens) mächtig, vermögend; Votentät, 
m. (ml. potentätus) ein Macht oder Gemwaltbaber, 
gefröntes Haupt, Kaiſer, König 2c.; pl. Potenta= 
ten, die Mächte, Macht: oder Gemwalthaber; Pos 
tentilfe, f. nl. (potentilla, von potens, wegen der 
Heilfräfte) Name verjchiedener Pflanzen: Tormen» 
till (ſ. d); Sänferich; Finffingertraut; Potenz, f. 
[. (potentia) die Macht, Gewalt, Kraft, Stärfe; 
Grad, Steigerung; belebende oder das Leben er- 
haltende, iiberh. wirkende oder bewegende Kraft; 
Zeugungskraft; Recent. die Zahlenwürde, Bahl- 
Itufe, auch Dianität, das Produft aus einer zwei 
oder mehrere Male als Faktor geſetzten Zahl (die 
zweite Potenz — Duadratzahl od. Duadrat, 
die dritte PB. —= Kubus 2c.); jtrahlende Po— 
tenzen, Naturl. die unmwägbaren einfachen Stoffe, 
nämlic Licht», Wärmes, eleftrifcher u. magnetifcher 
Stoff = Smponderabilien u. Inkoerzibi— 
lien; potential, nl. od. potentiell (fr. potentiel), 
vermögend, mwirfend, wirkende Kraft habend; bei. 
nicht unmittelbar, fondern verborgen wirkend, 3. B. 
dergleichen Arzneimittel (entg. aktuell); poten— 
tielle Energie, Arbeitsvermögen; Spanntraft; 
®otentiäl, n. Größenl. ein mathentatiicher Aus— 
drud, aus welchem ſich das Anziehungsvermögen 
eines Körpers berechnen läßt; Botentiälis, m. 
(se. modus) Sprachl. die Möglichkeit3- oder Ver— 
mutungsweife, die Augsfageform des Heitworts, 
welche etwas al3 möglich oder wahrjcheinlich dar— 
jtellt (im Deutfchen gewöhnlich durch können od. 
mögen gebildet); potenzieren, nl. Macht geben, 
bevollmäcdtigen; erhöhen, verjtärken, jteigern. 

Voterbrood, |. Poderbrood. 3 

Boterie, f. fr. (v. pot, Topf, ſ. Pot) Töpferware. 


682 Poterium 


Poterium, f. gr. (poterion = poter) ein Becher; die 
Becherblume, eine Glashauspflanze von Paläſtina, 
mit ältigen Stadheln u. Blumenähren mit Heinen 
Knöpfen von vötlicher Farbe. 

Potéerne, £. fr. (ehem. posterne, posterle, prov. po- 
sterla, it. postierla, nıl. posterna, posterla, v. l. 
posterüla, Seitenweg, Nebenweg) eine heimliche 
Tür, ein Ausfalltor, verborgenesNebentor in einer 
Feftung, wodurch man unvermerft einen Ausfall 
tun kann; auch der Ausfall jelbit. 

Boteftät, f. I. potsstas, Kraft, Macht, Vermögen; 
potestas imperii, Reich3- oder Staatsmacht; p. 


patria, väterliche Gewalt, väterliches Recht oder | 


Anjehen, Vaterrecht; In potestäte, in Gewalt, in 
den Händen. 

Potihomanie, f. fr.-gr. (fpr. ch wie ſch; vom fr. 
potiche, ein bemaltes chinefifches Porzellangefäß) 
die Kunst, Glasgefäßen durch Aufflebung von bun- 
teın Bapier, Zeichnungen, Blumen 2c. das Anfehen 
von echten chinefischen und japanischen Borzellan- 
gefäßen zu geben. 

Botin, n. (fr. potin) das Geldfupfer, eine Metall- 
miſchung von Kupfer, Blei, Zinn und Galmei. 
Potion, f. (.(potio, v.potäre, trinken) das Trinken, 
der Tranf; potio mortifera, ein tödlicher Tranf; 

p. Riveri, j. Riveriiches Tränfden. 

potior,-potius, [. (Kom. v. potis, vermögend, im- 
itande) vorzüglicher, wichtiger; a potiori, nad) 
dem Wichtigeren, nach) der Mehrzahl; a potiori 
fit denominatio, nad) der Hauptjache od. Mehr- 
zahl gejchieht die Benennung eines Gegenjtandes; 
potior ereditor, Ripr. ein bevorrechtigter Gläu— 
biger; potior tempöre, potior jure, Sprw. wer 
früher fonımt, geht mit Recht vor, od. gew.: wer 
zuerjt fommt, mahlt zuerft. 

Potiphar, m. Name eines ägyptiichen Beamten, 
dejjen Frau den Joſeph zur Unkeuſchheit verleiten 
wollte, daher Potiphars Weib, Bezeihnung für 
eine unfeujche Frau, treuloje Gattin. 

Potniaͤden, pl. gr. (Potniädes) Benennung der 
Backhantinnen; auch der Eumeniden. 

Botngraphie, f. gr. (v. potön, Tranf, Getränf) eine 
Beichreibung der Getränke; Potolonie, f. die 
Tranf- oder Getränklehre; potologiſch, die Lehre 
von den Getränfen betreffend; Potomanie, f. die 
Trunkſucht. 

Potpourri, Pot-Roſinen, ſ. unter Bot. 

Pott, m. niederd. der Krug, Topf (vgl. Bot); die 
Einheit des däniſchen Flüfligkeitsmages—!/,,dän. 
Kubiffuß = 54 dän. Kubikzoll = 0,96612 1; Wott- 
aſche, ſ. unter Bot. h 

Botterie, f. fr. — Boterie, j. d. 

Bottle, n. engl. (fpr. pott'l; — deutſch Buttel; fr. 
bouteille, ſ. d.) eine Flaſche; ein engl. Hohlmaß 
für trodene Dinge = 2,2721 (vgl. Duarter). 

Pou de soie, ſ. poult. 

Poudre, f. fr. (ipr. pud’r; v. l. pulvis, Gen. pul- 
veris) Staub, Pulver, Streujand, Puber (f. d.); 
poudre d’Arles (jpr. — darl), eine Art Spaniol 
aus der franz. Stadt Arles; p. d. riz (jpr. — 
rih) Reispulver, ein Hautverfhönerungsmittel; 
p. de succession (jpr.— Bücdhekjöng), Erbpulver, 
ein Gift der Marquije v. Brinvilliers; p. d’or, 
Goldjand; Vondrier, m. (jpr.pudrieh) die Streu- 
büchſe, das Sandfaß; Poudrette, f. (pr. pudrett') 
Staubmift, Düngſtoff, kurzer, zu Staub gewordener 
od. nach einem an von %. Thon zu Kafjel 
künſtlich eingedampfter Menſchenkot, ein treffliches 
Düngungsmittel; jo auch der zu einem fünftlichen 
Dünger gefertigte Harn: Urate,f.; Boudretten- 


pouſſieren 


Fabritk, f. eine Anſtalt, in welcher Dünger zu 
Düngerſtaub verarbeitet wird. 

Bont, 1. Pul. 

Poulain, m. fr. pr. puläng; eig. ein Füllen, prov. 
polin, v. I. pullus, jung, ein junges Tier; daher 
—5— equinus, ein Füllen) eine veneriſche Leiſten⸗ 

beule. 

Poulan, m. fr. (ſpr. puliing) Zuſatz, doppelter Ein- 
ſatz des Kartengebers in einigen Spielen. 

Poularde, k. fr. ſpr. puldrd’; v. poule, Huhn, v. J. 
pullus, jung, beſ. junges Huhn, Küchlein) ein 
Kapphuhn, junges verichnittenes und gemäſtetes 
Huhn; Poularderie, f. eine Hühnerzüchterei, ein 
Federviehhof, wo verſchnittenes Geflügel im großen 
gemäftet wird; Poulardier, m. (pr. poulardjeh) 
ein Hühnerzüchter; Wonle, m. fr. (fpr. puhl, v. J. 
pullus, das Huhn) und Bonlefpiel, n. auf dem 
Billard das Huhnſpiel, Einfagjpiel. 

Ponliahs, ſ. unter Baria. 

Poulpeton, m. fr. (pr. nutpehdugs von poulpe, I. 
pulpa, da3 Fleifchige, das derbe Fleisch am tierifchen 
Körper) ein Fleiſchklößchen, eine Fleifchpaftete mit 
eßbarem ande. 

poult (auch pou, pout oder poux) de sole, m. fr. 
(ſpr. puh de Bod; engl. Paduasoy, angeblich von 
Padua in S$talien und altfr. soye, Seide) ſtarkes, 
glanzlojes Seidenzeug, den Gros de Naples ähn- 
liher Seidenftoff. 

Pound, n. engl. (jpr. päund) ein Pfund, al Avoir- 
düpois-Pfund — 16 Unzen (Ounce3)—256 Drad)- 
men (Drams) = 453,593 g; al3 Troypfund = 
12 Unzen = 240 Pfenniggewicht (Pennymweight) = 
5760 Grän (Grains) = 373,222 g; aud) ein Pfund 
Sterling; Poundage, n. (Ipr. paͤundädſch) Der 
Pfundzoll, ein in England üblicher Zoll von allen 
ausgehenden Waren. 

Poupon, m. fr. (fpr. pupöng), Pouponne, f. (ipr- 
puponn'; Verkl. von poupee, v. l. pupa, Mädchen 
und Buppe) Buppe, Docde, Püppchen. 

pour, fr. (jpr. pur; v. l. pro) für; zu, um zu; pour 
acquit, |. Acquit; pour-boire, n. (jpr. pur- 
boaͤr; wörtl. zum Trinken) daS Trinfgeld; pour 
faire visite, pour rendre visite, j. Vijite; 
pour felieiter (jpr. — feligited) um Glück zu 
wünſchen; pour la bonne bouche, ſ. bouche; 
pour la raret6 du fait, ſ. unter rar; pour le 
m6rite, j. unter meritum; ein pour-parler, n. 
(ſpr. — parleh) eine Unterredung, Beſprechung, 
ein Meinungsaustauſch bej. zwiſchen Staatsmän— 
nern; pour passer le temps, ſ. unt. pajjieren; 
pour peu, j. peu; pour prendre cong6, j. unt. 
Conge; Pourſept, n. (ſpr. purjett) ein Gejell- 
ſchaftsſpiel mit Bändern od. um die Zeche, wel- 
ches darin beſteht, daß beim Zählen im Kreife jtatt 
der Zahl 7 und jeder durd) 7 teilbaren Zahl pour 
gejagt werden muß 2c. Em 

pourpre francaise, £. fr. (pr. purp’r frangkähj') 
eine aus ‚Steinfohlenteer gewonnene farminrote 
Flüffigfeit. * 

pourſuivieren (fpr. purkiiim—), fr. (poursuivre; 
mi. prosevere f. [. prosöqui) verfolgen, nachjegen; 
fich um etwas bewerben, darum anhalten; etwas 
betreiben; Pourſuivant, m. (jpr. purküimäang) 
ein Bewerber, Betreiber; Pourſuite, f. (pr. pur- 
ßüit') die Verfolgung, Bewerbung. Betreibung. 

pouffieren, fr. (pousser, jpr. Hl ‚ptov. polsar, 
jpan. pulsar, v. (.pulsäre) jtopen, treiben, ſchieben; 
uneig. einen —, ihm forthelfen, förderlich fein, ihn 
befördern, unterftügen; etwas durchjeßen; gem 
auch — den Hof maden; daher Pouſſade oder 


Pouboir 


Pouſſage, £. (ſpr. puſſahſch') die Geliebte, Herzens— 
dame; ih pouſſieren, ſich emporſchwingen, heben; 
Fortſchriſte machen, weiter kommen; auch für bof- 
fieren oder bojjeln, 5.d.; Pouſſeur u. Pouſ⸗ 
fadenr, m. (ipr.— Öhr) ein Frauenjäger; Pousse- 
caf6, m. fr. (ipr. puſſ-kafeh) ein Kaffee-Nachſchub, 
in Frankreich jcherzh. für das Schälhen Kognaf 
nad) dem Kaffee. 

Ponbvoir, n. fr. (pr. pumodhr; v. pouvoir, fünnen, 
altfr. pooir f. podoir, prov. und ſpan. poder, it. 
pot£re, [. posse f. potis esse, j. posse) die Macht, 
Gewalt, Straft, das Vermögen, etwas zu tun, val. 
Pleinpouvoir; pouvoir ex6cutif, die voll- 
ziebende, ausübende Macht oder Gewalt; p. legis- 
latif (ſpr. leſchis —), gejeßgebende Macht. 

Poverino, m. it. (Werft. von pövero — l. pauper, 
arm) ein armer Schelm, armer Teufel. 

Powerloom, m. engl. (fpr. päuerlühin), der Ma- 
ichinenwebjtuhl, auch Kraftituhl genannt. 

Vowiäsfe, f. ruf). (v.powiäsätj, umbinden, bewin- 
den) das Stirnband, die Stirnbinde, Haube unver- 
heirateter Frauenzimnter. 

Pozzolana, Pozzolan-Erde, |. Pu 530 lana. 

pra—, ſ. prae; das Prä haben, den Vorzug oder 
Vorrang behaupten. 

Praadamiten, pl. nl. Voradamer, Menichen, die 
ichon vor Adam gelebt Haben jollen; präadami- 
tiſch, fich auf die Präadamiten bezichend; aud) vor 
Adam gejchehen oder bejtanden. 

Prändpis, m. barb.-I. (vgl. Advis, Avis) vorläu- 
figes Gutachten, vorläuftge Meinung. 

präambulieren, ſpätl. (praeambuläre; val. ambu- 
lieren) eine Borrede od. Einleitung vorausfchiden, 
einleiten, vorbereiten, Umjchweife machen; Bra- 
ambülnm, n. od. fr. Breambüle, n. (pr. —ang- 
bühl’) der Eingang, die Borrede, Einleitung, 3. B 
zu einer Rede; uneig. das Borfpiel, der mine, 
die Weitläufigfeit. 

PBräanteceifor, m. nl. (vgl. antecedieren) der Bor- 
vorgänger, Ehvorwefer im Amte. 

Präapprehenſion, £. nl. (vgl. apprehendieren) vor- 
gefagte Meinung, Vorurteil. 

Präbende, f. ml. (praebenda, v. [. praebere, dar- 
veichen, gewähren) die Pfründe, kirchliche Verſor— 
gung, Stiftsitelle, ein gewiſſes jährliches Einfom- 
men von einer geijtlichen Stiftung, ſowie ein geift- 
fihe3 Ant, welchem ein Teil der Kirchengüter vd. 
Einfünfte zugeteilt ift; au) Zeibrente: Präben— 
därlins), auch Präbendät, m. ein Pfründner, 
Stift3- oder Domherr; auch der Genießer einer 
Leibrente; präbendieren, mit einer Pfründe be- 
gaben; Präbitor, m. [. der Scyaffner, Austeiler. 

Prädamnätion, f.ipatl.(praedamnatio, von prae- 
«damnäre, vorher verdammen) Die VBorher- oder 
Borausverdammung. 

Prädäter, m. l. (von pra&dari, Beute machen, rau— 
ben, praeda, die Beute) ein Beutemacher, Blün- 
derer, Räuber; prädatsriſch (I. praedatorius), 
plündernd, räuberiſch. 

Pradecéeſſor, m. ſpätl. (v. I. decéssor, Vorgänger, 
von deced£re, weggehen) der Vorgänger, Borfahr 
im Anıte. 

prädeliberteren, nl. (ogl.deliberieren) vorher über« 
legen, vorher beratjchlagen; Prädeliberation, f. 
die Borherberatung. 

Prädelineation, f. nl. (vgl. delineieren) die Vor— 
zeihnung. Borausbezeichnung, der Borentwurf. 
prüdeftinieren, l. (praedestinäre, vgl. deftinieren) 
vorausbejtimmen,auserwählen ; Bradeftination, 
f. praedestinatio)die Borherbeftimmung, Gnaden- 


prae 683 


wahl, die von alleın Anfang an beſtimmte Erwäh— 
lung des Menjchen zur Geligfeit, oder zur Ver— 
dammnis; Prädeftinatiäner, m. nl. ein Anhän— 
er der Önadenwahllegre (Prädeſtinations— 
ehre, aud Prädeterminismus). 
prädeterminieren, nl. (vgl. determinieren) vorher— 
bejtinmen; Prädetermination, f. die Vorher— 
bejlimmung; Prädeterminismus, m. die Vor— 
herbeſtimmungslehre, nach welcher der Menſch ohne 
Rückſicht auf * Willen nicht nur zum Glück 
oder Unglück, ſondern auch zur Tugend oder zum 
Laſter, zur Seligfeit od. zur Verdammnis voraus— 
bejtimmut fein fol; Praädeterminift, m. ein An— 
hänger der Vorherbeſtimmungslehre, prädeter— 
miniſtiſch, diefer Lehre gemäß oder darin ge» 
gründet. 

Prädialift, Pradiäl-Raften, ſ. unter Brädium. 

Pıradiktion, f.l.(praedictio, v.praedicdre, vorher- 
jagen)dieBorherjfagung, Weisſagung; Prädictus, 
m. Vorgenannter. 

Prädigeſtion, £. nl. (vgl. Digeſtion) die zu frühe 

erdauung. 

Prädilektion, f.nI. (von dilectio, Liebe, diligere, 
auserleſen, lieben) die Vorliebe, das günjtige Vor— 
urteil für etwas. 

prädisponieren, l. (praedisponere; vgl. dispo— 
nieren) anordnen, veranstalten, vorbereiten; im 
voraus geneigt od. empfänglich machen; Pradis- 
poſition, £. nl. die Vorbereitung; Geneigtheit, 
Empfänglicjfeit, 3.8. zu einer Krankheit. 

Bradium,n. I. (eig. ein einzuſetzendes Beſitztum, v. 
praes, Gen. praedis, der Bürge, der mit ſeinem 
Beſitze haftet) ein Landgut, Vorwerk; ji unbe⸗ 
wegliche Grundſtück; Prädialiſt, m. ni. ein Guts— 
herr, Gutsbeſitzer; Prädial-Laſten, pl. Güter- 
beiteuerungen. 

prädizieren, |. (praedicäre, v. dicäre, laut ver- 
fündigen, Berjtärfungszeitivort von dicere, jagen) 
eig. etwas öffentlich verfündigen od. befannt machen, 
rühmend äußern; ausfagen, behaupten, beilegen; 
pradiziert, eine Ehrenbenennung führend; prä= 
difäbel praedicabilis), rühmlich; ausfagbar, bei» 
legbar; Pradifabile, n. das von einem Gegen— 
itande Auszuſagende, die ihm beizulegende Eigen- 
daft; ein allgemeiner Begriff, abgeleiteter reiner 
er le: pl. Brädifabilien; Prädika= 
bilität, £. nl. die Fähigleit, eine Eigenjchaft zu 
bezeichnen, od. als Eigenjchaft beigelegt zu werden; 
Prädikament, n. die Eigenjchaft, vd. was von je— 
mand geiagt, ihm beigelegt werden kann; 3. B. je- 
mand durd alle Brädifamente loben oder 
tadeln, d.i. ihm alle möglichen auten oder böſen 
Eigenſchaften beilegen; Philoſ. dag Begriffsfach, die 
Abteilung oder Ordnung, — Kategorie; Prä— 
Difänt, m. nl. ein Prediger, Hilfsprediger; Prä= 
difänten=Örden, ın. der'Brediger-Orden, =Do- 
minifaner-Orden, j.d.; Bradifät,n. (praedi- 
cätum) dag Ausgejagte oder Beigelegte, die einen 
Subjefte od. Dinge beigelegte Eigenſchaft; Sprachl. 
„ Snsnue age; aud) per Ehren- oder Amtsname, 

itel. 

Prado, m. ſpan. eig. eine Wieſe (= I. pratum), ein 
Spaziergang, Luſtwald, Yujtgarten (der Haupt» 
jpaziergang in Mapdrid). 

prädominieren, nl. (vgl. dominieren unter domi- 
nus) herrſchen, vorherrichen, überwiegen, die Ober- 
hand oder das Übergewicht Haben; Prädomina⸗ 
tion, f. das Vorherrſchen, die Obergewalt, das 
Übergewicht. 

prae, (prü—), lat. Vorwort bedeutet vor, voran, 


684 praecox 


voraus 2c., ſowohl dem Orte, als der Zeit und dem 
Range oder Vorzuge nad). 

praecox, Öen. praecöeis, [. (v. praecoquere, vor- 
ber fochen)frühreif, vorzeitig; Ingenium praecox, 
. Ängenium; praecox partus, |. Partus; 
Präfozität, f. nl. die Friihreife, Notreife. 

präcmindnt, [. (v. praeeminere, hervorragen; vgl. 
eminieren) vorzüglich, hervorftehend; Präemi— 
nenz, f. (ſpätl. praeeminentia) der Vorzug, Vor— 
rang, das Hervorragen; Borredt. 

praemisse etc., praemissis etc., |. prämit- 
tieren. 

Präemtion, f. nl. (vgl. emtio) der Vorkauf. 

praennmerando, j. pränumerieren. 

praepostöre,[. (v.praeposterus,eig.der hintennach 
Folgende voran, v. pesterus, hintennac folgend) 
verfehrt, verkehrterweiſe, widerſinnig, zweckwidrig; 
prüßojterteren (ſpätl. praeposteräre), verkehrt 
handeln; etwas umfehren, verſetzen; Präpoſteri⸗ 
tat, f. (praeposteritas) verfehrte Ordnung. 

praeter propter, I. ungefähr, etwa, mehr oder 

praetexta toga, }. unter Toga. [meniger. 

praevius, a, um, [.(v. via, der Weg) vorausgehend, 
vorläufig; praevia admonitiöne, Rſpr. nad 
vorgängiger Erinnerung; praevio examine, nad) 
vorhergegangener Prüfung. 

präcriftieren, nl. (val. eriitieren) vorher da fein, 
eher da jein; Präexiſtenz, f. das vorher Mein 
Borleben; bef. fruͤheres Beftehen der eele vor 
dem jeßgigen Dafein ; Braeriftenttiäner diejenigen, 
welche behaupten, daß die menjchlichen Seelen ſchon 
vor der Geburt des Menfchen dagemwefen jeien; 
Präcxiſtentianismus, m. die Lehre derjelben. 

Präfation, f. I. 'praefatio,v.praefäri,vorherjagen) 
die Borrede; Präfatiuncüla, f. eine Heine Bor- 
rede, ein Vorwort. 

Präfelt, Präfektur, ſ. unter präfizieren. 

prüferieren (I. praeferre; fr. preferer), vorziehen, 
höher achten, den Vorzug geben; präferäbel, nl. 
(fr. preferable) vorzüglich; Braferenz,od. fr. Bre= 
ference (fpr. preferdangß”), f. der Vorzug, Vorrang; 
im Kartenſpiel die Vorzugsfarbe oder Borfarbe, ſ. 
Eouleur; auch ein Stichſpiel mit deutſcher Karte 
unter 3 oder gew. 4 PBerjonen; par prefereuve, 
vorzugsweiſe, vorzüglich. 

präfejtinteren, [.(prae-festinäre)jehrbecilen,üiber- 
eilen; Präfeftination, f. nl. die Übereilung. 

Bräfica, f. (pl. praeficae) I. ein Klageweib, der- 
aleichen bei altrömijchen Zeichenbegängniffen zum 
Weinen gedungen wurden. 

bräfigieren, [. (praefigere; vgl. figieren) eig. porn 
anheften od. anfügen, vorfegen, 3. B. eine Silbe; 
beitimmen, anfegen, anberaumen, z. B. einen Tag; 
dah. Präfirxion, f. nl. die Borfegung, Borfügung; 
Anberaumung, Anfegung; Präfix(um), n., pl. 
Präfixa, das Vorgejegte, die Borfilbe od. Borjeß- 
jilbe, entq. Suffirum; auch eine Zahlung, bei der 
feine Reipefttage gelten, — prefisso, ſ. d.; prae- 
fixo termino, im anberaumten Termine. 

präfigurieren, jpätl.(prae-figuräre ;vgl.figurieren) 
vorher bilden, vorbilden; Brafiguration,f.(prae- 
figuratio) die Borbildung. 

präfinieren, l. (praefinire, von finire, abgrenzen, 
durch Grenzen bejtimmen, von finis,Örenze) vor— 
her beitimmen oder feitiegen, vorjchreiben; Prä— 
iinition, f. (praefinitio) die Vorbejtimmung, 
Vorſchrift. 

Präfixion, Präfixum, ſ. unter präfigieren, 

präfizieren, I. (praeficäre, von prae und facäre, 
machen) zum Vorgejegten machen, voritellen, vor— 


Präjudicium 


ſetzen; Präfekt(us), m. der Vorgeſetzte, Befehls— 
haber, Statthalter, Landvogt; auch ein Vorſänger 
od. Chorführer; Präfektur, f.(l. praefectüra) das 
Vorfteherant, die Befehlshaberftelle; Landvogtei, 
Statthalterfhaft. 

Präfofation, f. I. (praefocatio, v. praefocäre, er- 
Itiden, von faux, Schlund, Kehle) Heilk. das Er- 
itiden, die Erfticlung. 

sräformieren, fat. (praeformäre; val. Form ꝛc.) 
vorherbilden: präformiert, zuvorgeformt, zuvor- 


gebildet; Braformation, ẽ nlat. die Vorausbil— 
dung im Keime; Präformativ(um), n. Sprachl. 


- ein Vorſetzwort. 

srönlactat, nl. (v. glacies, da3 Eis) vor der Eiözeit 
iegend. 

PBrägita, n. gr. (von prässein, tun, handeln) das 
Getane, die Tat, das Geichäft, die Sache 2c.; pl. 
Pragmäta; Pragmaätit, f. die Gefchäftstätig- 
keit, Geſchäftskunde, Sachkunde; Gemeinnüßigfeit; 
pragmaͤtiſch (gr. pragmatikös), eig. geichäfts- 
kundig, werftätig (praftifch); gemeinnüßig. lehr- 
reich, belehrenden Aufjchluß gebend; dah. prag- 
matiihe Geſchichtſchreibung, melde über die 
Urfachen und Folgen der Begebenheiten Betrach— 
tungen anſtellt u. Nutzanwendungen daran fnüpft; 
sragmatiihe Sanktion, f. eine gemeinnüßige 

andesderordnung, ein allgemeines Gejeß zur all- 
gemeinen Wohlfahrt in geiftlichen und meltlichen 
Sadıen; bei. die Berordnung Kaiſer Karls VI. im 
Sahre 1713, durch welche er die Erbfolge in feinen 
Staaten beitimmte; Pragmatismus, m. nl. 1. die 
Art u. Weile, Gefchichte vorzutragen, nad) welcher 
man die Erzählung der Begebenheiten mit Be— 
trachtungen über die Urſachen u. Folgen derfelben 
begleitet; 2. eine neue philoſophiſche Richtung, von 
dem amerifanifhen Philofophen William Sames 
begründet, d. i. die Lehre, wonach alles Erfennen 
Ichlehterdings nur an jeinem praftifchen Nußen 
zu mefjen ift und wonach nur das als „wahr an- 
zuerfennen ift, was praftiihen Nuten gewährt 
(eine jet auch in England und Frankreich ver- 
breitete Richtung, die feit 2Yahren auch in Deutlich» 
land viele Anhänger hat). 

prägnant, I. (praegnans) [hmanger, trächtig; uneig. 
wichtig, vieljagend, fruchtbar, gedankenſchwer, finn- 
voll, bedeutungsvoll; Prägnänz, f. neulat. das 
Schmwangerfein, die Fruchtbarkeit, Fülle; uneig. 
die Gedanfen-, Sini- oder Begriffsfülle, Gedan- 
kenſchwere; Brägnatton, f. lat. (praegnatio) die 
Schwängerung, Befruchtung; die Schwangerſchaft. 

prägravieren, [. (praegraväre; vgl. gravieren 2.) 
vor andern beläftigen, überladen; Arägrapiert, 
vor andern beſchwert, überlaitet; Pragrapation, 
f. ni. die Überfadung, Überlaitung. 

Praguerie, f. fr. (fpr. pragherih; nach dem huſſit. 
Aufftande in Prag benannt) die Verſchwörung des 
franz. Adels gegen König Karl VII. im 3. 1440, 
um den damaligen Dauphin, jpäteren König Lud— 
twig XL, auf den Thron zu erheben. 

Präglitus, m. nl. (vgl. Guftus) ein Vorgeſchmack; 
prägititieren, [.(prae-pustäre) vorher koſten, vor⸗ 
toften; Präguſtätor, m. der Vorkofler, Kredenzer, 
Mundfchent am Hofe der römischen Raijer; Prä— 
anftation, f. nl. das Vorkoſten. 

Prahm, m. jlav. (wahrſch. aus tſchech. präm, klei— 
nes Flußſchiff) kleines Flußſchiff, Fähre. 

Prairie, f. frz, ſ. Prärie! reg 

Vrajudicium od. Prajudiz, n. 1. (pradjudicinm, 

(vgl. Judizium) ein vorhergehendes Urteil, Bor- 
beihei; Vorurteil; ——— Meinung; Rſpr. 


präfapieren 


Nachteil, Eintrag, Schaden durch Nichtbefolgung | 


einer gejeglichen Vorſchrift oder richterlichen Ver— 
ordnung; Präjudikat, n. älterer Richterſpruch; 
präjudiziaf ſpatl. praejudiciälis, e) od. prãju⸗ 
diziell, vor der Hauptjache zu unterfuchen ı. zu 
enticheiden; Prajudiziäl-Antrag, m. im parla- 
mentarijchen Leben ein Antrag, durch deifen An— 
nahme andere Anträge felbitveritändlich fallen 


müſſen; P.-Klage, f. Ripr. Feititellungsflage, eine 


Klage, welche zum Schuß der bürgerlichen u. na— 
türlihen Rechtsfähigkeit gebraucht wird und da» 
durch gleichjam die Vorbedingung jeder anderen 
Klage ausmachen fann; P.-Sache, f. Ripr. eine 
Streitfache, welche einem Hauptitreite vorangehen 
muß und für die Hauptfache von entjcheidendem 
Einfluſſe iſt; präjndizieren(l. praejudicäre),vor- 
läufig urteilen oder vorher entjcheiden; Vorurteile 
beibringen, vorher einnehmen; benachteiligen, be» 
einträchtigen; durch einen Antrag andere Anträge 
beijeite ſchieben; de non praejudieändo, ohne 
Beeinträchtigung der Rechte eines andern; prä— 
judizierlich, ſchädlich, nachteilig, beeinträchtigend. 

präfapieren, [.(praecavere; val. favieren) ſich vor- 
ſehen, fic vor etwas in acht nehmen; vorbeugen, 
Vorſicht gebrauchen 2c.; präkavirlich, lat.-dtic. 
Borficht erfordernd, bedenklich; auch verhütend; 
Präkaution, f. (jpätl.praecautio; fr.pr&caution) 
die Borjicht, Verhütung, Borkehrung, Behutjam- 
feit; pl. VorfichtSmaßregeln; par pr6caution, fr. 
(fpr. —koßjong) durch oder aus Vorſicht. 

präfludieren, I. (praeclud£re, v. claud£re, jchlie- 
Ben; vergl. klaudieren) verſchließen, ausſchließen; 
Rſpr. abweiſen u. zwar für immer, des Rechts 
od.der Anſprüche verluſtig erklären; ad praeclu- 
dendum, zum Ausſchluß; Präkluſion, f. (prae- 
elusio) die Rechtsausſchließung oder Abweifung; 
präklunſib(iſch), nl. ausſchließend, völlig abwei— 
ſend; präkluſiviſche Frift,f.eine ausſchließende 
Friſt, nach deren Ablauf jemand ſeiner Anſprüche 
verluſtig wird; Präkluſiv-Urteil, n. Abweis— 
od. Ausſchlußurteil oder »bejcheid. 

Bräfo, m. l., pl. Bräfunen, ein Austufer, Herold 
im alten Rom; praeco verbi divini, der Ver- 
künder des göttlichen Worts, Prediger. 

sräfogitieren, I. (praecogitäre; vgl.fogitieren) vor- 
ber bedenien; präfogitiert, vorherbedadht; Prä— 
fogitation, f. (jpätl. praecogitatio) das Vorher- 
bedenfen. 

Präfognition, f. jpätl. (praecognitio; vgl. Kogni- 
tion) die Vorkenntnis, das Borwijjen,.Brognoje. 

Prälonen, pl. von Präko, f.d. 

Bräfoninm,n. I. (von Präfo, ſ. d) eig. die Aus— 
rufung, Bekanntmachung; die Lobrede, Xobeser- 
hebung; präfuntiieren, barb.-I. (fr. pr&coniser) 
ausrufen; rühmen, preiſen, heraugftreihen; einen 
Br Biſchof vorjhlagen, ihn dazu für tüchtig, 

ähig oder wiirdig erklären; Präfonifation oder 

Präfonijierung, f. die Lobpreiſung; ein übertrie— 
bener Lobſpruch; päpftlihe Fähigipredung zum 
Bistum. 

präfonjumieren, I. (praeconsum£re; vgl. konſu— 
mieren) voraus verzehren od. aufzehren; Präkon— 
fumtion, f. nl. die Vorausverzehrung. 

präfonzipteren, nl. (vgl. konzipieren) zum voraus 
ji) einbilden, vorgefaßte Meinung haben; präfon= 
zept, vorgefaßt, z. B. eine ſolche Meinung. 

Prätordien, pl. I. (praecordia, von cor, Gen. cor- 
dis, daS Herz) die Gegend ums Herz, die Herzgrube, 
Magengegend; präfordiäl, nl. zu dieſer Gegend 
gehörig; Präfordialangit, f. ein ftarkes Angit- 


bralegieren 685 
gefühl, das mit Beklemmungen in der Herzgrube 
verbunden iſt. 

Präkozität, j. unter praecox. 

Prafrit, n. (von dem janzfrit. präkrita, gemein, 
gewöhnlich) Benennung der verichiedenen Volks— 
ſprachen (Provinzial-Dialekte) in Indien, urſpr. 
aus dem Sanskrit, aber ſehr verändert und ver- 
ſchlechtert, entitanden. 

Praftit, ml. nractica, f. gr. (v. praktikös, &, 6n, 
ausiibend, tätig, von prässein, tun, handeln) die 
Ausübung der Regeln einer Kunſt 2c., gewöhn— 
liher Braris (f. u.); die VBerfahrungsart; in der 
Kalenderfpradhe: die Witterungslehre, Wetter- 
prophezeiung (Bauernpraftik); welſche oder 
italienische Praftik, eine Rechnungsart zur be- 
quemeren Auflöjung einer Regel de tri, deren 
erſter Satz ift; practiea est multiplex,1.Sprw. 
das Gewerbe, die Betriebſamkeit iſt mannigfaltig; 
pl. ®raftifen, unerlaubte Kunjtgriffe, Ränte, 
Griffe, Schlihe; Praktikenmacher, m. ein Ränke— 
macher, Ränkeſchmied; Praftikus (gr. praktikös), 
auch Praftifer, m. ein etwas augübender und 
darin erfahrener Mann; prdftiich (gr. praktikös, 
e, ön), ausübend, tätig, werktätig, 3. 8 ein jol- 
her Arzt; angewandt, anwendbar, ausführbar, 
3. B. eine folche Wiſſenſchaft oder Lehre (entgeg. 
thbeoretijch); wirkſam; die praktiſche Ver— 
nunft, das Vermögen, die Willenskraft durch Er— 
kenntnis zu beſtimmen, oder die Vernunft als 
Geſetzgeberin für den Willen; lebensnützlich; praf- 
tizieren (mlat. practicäre), üben, ausüben, Ge— 
ſchäfte treiben, beſ. als Arzt od. Sachwalter; weg- 
praktizieren, unvermerkt auf die Seite ſchaffen 
oder wegbringen; praktizierend, ausübend, beſ. 
von Arzten; praftifäbel, barb.lL(fr. praticable) 
ausführbar, anwendbar, brauchbar; gangbar, 
wegſam, fahrbar; praftitable Dekorationen; 
pl. Vorſetzſtücke; Praftifabilität, f. die Ausführ- 
barkeit, Möglichkeit; Praftilänt, m. ein ohne Ge- 
halt jeine Kunſt auf Probe Ausübender; 3. B. 
Rechts⸗, Schul⸗Praktikant, Br. der Arzneikunit; 
Praxis, f. gr. die Ausübung, Übung, Anwendung, 
die Erfahrung, Runfterfahrung, entg. Theorie; 
bej. der Gerichtsbrauch; auc der Berufskreis, die 
Kundſchaft eines Arztes, Rechtsanwalts 2c.; Im 
praxi, nl. in der Ausübung od. Anwendung. 

präfurrieren, I.(praecurr&re) vorherlaufen, zůvor⸗ 
fommen; Präkürſus, m., verf. Präkürs, und 
Präkurſion, f. ((. praecursio) das Vorherlaufen, 
Zuvorkommen; Präkürſor, m. ein Kundſchafter, 
Vorbote; präkurſöriſch, vorläufig, einleitend. 

Prälãt, m. (v.l. praelätus, vorgezogen, von prae- 
ferre, vorziehen) ein vornehmer Geijtlicher, welcher 
eigene GerichtSbarfeit auszuüben hat, Hochwür— 
diger, 3. B. Biſchof Abt, nicht bloß in der kathol. 
Kirche, ſondern auch in protejtantiichen Ländern, 
die geiſtl. Würdenträger an der Spitze jäfulari- 
fierter Klöfter u. Stifter; auch ein von Burgunder 
bereitete Getränf; Brälatenjtriimpfe, pl. vio- 
fette feidene Strümpfe für die höheren Fatholiichen 
Geiftlichen; Brälatür,f.nl. eines Prälaten Würde 
und Stelle; Prälation, f. I. (praelatio) die Vor— 
züglichkeit, der Vorzug, das Vorzugsredt. 

prälegieren, I. (praelegäre; vgl. legieren 1.) Ripr. 
vorausvermaden, vorvermaden; Prälegät, n. 
(praelegätum) etwas Vorausvermachtes, dag Vor- 
vermädtnis; praelegätum dotis od. p. dotis 
restitu6ndae, ein Vermächtnis, das ein Emp- 
fänger de3 Brautichages an die Frau madt und 
das deren Brautſchatz enthält. 


686 Prälektion 


Prälektion, f. I. (von prae, vor, und lectio, Vor— 
lefung), Vorlefung auf der Hochſchule, Kolleg, Kol- 
legium, ſ.d. 

Hrälchieren, nl. (val. levieren) vorher erheben. 

prälibieren, I. (praelibäre; vgl. Libation) vorher- 


präoffupieren 


m. ſchriftliche Verpflichtung zur Zahlung der Ver- 
jiherungsgebühren; prämiteren, nl. belohnen, 
den Preis zuerfennen; Prämidnt oder r. Prä= 
miat, und Brämtierter, m. cin Belohnter, Emp- 
fänger eines Ehrenlohnee. 


koſten, vorichmeden; Prältbation, f.(praelibatio) | prämittieren, I. (praemittere; vgl. mittieren) vor- 


das Vorkoſten, der Vorſchmack. 

präliminär, nl. (praeliminarius, a, um, und als 
Adverb. praeliminarie,d. prae limine, d. i. vor der 
Schwelle) einleitend, vorläufig; Präliminarien, 
ylur. oder Präliminär-Artikel, Einleitungen, 

orbereitungen, vorläufige Übereinfunftspunite; 
Friedens-Bräliminarien, Friedens-Vorbe— 
veitungen od. »-Einleitungen; Praliminär-Kon= 
vention, f. vorläufige Übereinkunft; Prälimina⸗ 
riften, pl. noch nicht immatrifulierte Studenten 
in Chrütiania. i 

Pralines, pl. fr. (ſpr. pralihn’; fr. praline, f. ge- 
brannte Mandel, praliner, in Zuder bräunen 
lajjen) od. gew. Pralinés (pr. pralinehs) pl. ge— 
brannte oder in Zuder geröjtete Mandeln (angeb- 
lich jo benannt von einem Diener des Marſchalls 
du Plessis-Praslin, der fie zu Ludwigs XIV. 
Zeit zuerjt bereitete), gebrannte Mandeln, gefüllte 

hofoladeplägchen, mit Marzipan, Mandelcreme, 

Fruchtſaft uſw. gefüllte Schokolade; auch Kot— 
körnchen mit einer Kalkrinde, bei Desinfektionen 
(. d.) ſich bildend; pralinieren, in Zucker röſten. 

prälognieren, I. (praelöqui; vgl. Lokution) vorher⸗ 
veden, eine Vorrede oder einen Eingang maden; 
Präloquium, n. nl. die Borrede, der Eingang. 

prälucieren, I. (von lucöre, feuchten, von lux, das 
Licht) vorleuchten; prälucid, vorleuchtend. 

präludieren, I. (praeludöre; vgl. lusus) vorberei- 
tend oder zur Einleitung jpielen; Präludium, n. 
nl. Tonk. das Vorſpiel, Eingangsſpiel; auch ein | 
Borzeihen, Vorläufer; Präluſion, f. (I. prae- 
lusio) da3 Borjpiel. 

prämatür, |. (praematürus, a, um, u. al3 Adverb 
praematüre; vgl. maturieren) frühzeitig, vorzeitig, | 
unzeitig; prämaturieren, nl. zu früh reifen, ver- 
frühen; prämaturiert, zu zeitig, vorſchnell, über- 
eilt, verfrüht; Prämaturität, f. die Frühreife, | 
erziwungene Reife, Voreiligfeit. 

prämeditieren, I. (praemeditäri; vgl. meditieren) 
vorher bedenken; prämeditiert, vorbedacht, über- 
legt; Brameditation, f.(praemeditatio) derBor- | 
bedacht, daS Vorherbedenken. | 

prämelieren, [.-fr., od. premelieren, fr. (v. möler, | 
miſchen; vgl. melieren) bein Rartentpiel: das eine 
Spiel Karten vorher mifchen, während mit dem 
andern Starten gegeben werden. 

Brämie, f. (v. l. praemium, n.) der Preis, Ehren- 
lohn, die Bergütung; der Verficherungspreig, die 
Berjiherungsgebühr, daS Geld für die Berfiche- 
rung eines Schiffes 2c., |. Ajjefuranz; in-Lotte- | 
rien u. dgl. Nebengemwinne, welche gewifjen Num— 
mern zufallen, die unmittelbar, vor od. nach Haupt— 
gewinnen gezogen werden; praemium virtuti et 
pietäti, Belohnung der Tugend u. Frömmigkeit, 
Sinnjprud des Ordens des heil. Johann von La— 
teran; Prämien= Anleihe, f. eine Anleihe mit 
bejonderen Beraiinjtigungen oder Gemwinnverfpre- 
hungen; P.-Geſchäft, n. bei dem Handel mit 





ausichieen, voranfenden; praemissis praemit- 
tendis, abgef. P. P., d. i. vorausgeſchickt, was 
vorausgeſchickt werden muß (in Briefen ftatt der 
Anrede oder des Titels gewöhnlich); praemisso 
titulo, mit vorausgeichicdtem Titel oder Boraus- 
jeßung des Titels; Prämiſſe, f. nl., pl. Prä⸗ 
mifjen (I. praemissa), etwas Vorausgefchictes, 

Vorausgeſetztes; die Vorderſätze eines Vernunft— 
ſchluſſes, überh. die Urteile, aus welchen man einen 
Schluß zieht; vgl. auch Premiſſe. 

pramniſcher Wein, m. ein ftarfer, herber, bei den 
Griechen fehr beliebter Wein von der Küſte Klein- 
aſiens. 

prämonieren, I. praemonẽre; vgl. monieren) vor- 
her erinnern, warnen, anzeigen; Bramonition, f. 
(jpätl. praemonitio) die Borerinnerung, Warnung. 

Bramonftratenfer, pl. Mönde eines geiftlihen Or- 
dens, welchen der heil. Norbert (früher Einfied- 
ler und nachher Erzbilchof von Magdeburg) 1120 
jtiftete, und nad) der ihm, ſeinem Vorgeben nad), 
vom Himmel gezeigten Wiefe (fr. pr& montre, 
altfr. pre monstre, J. pratum monsträtum) im 
Walde von Couch nannte, wo das erite Klojter 
Premontre gebaut werden jollte. 

prämonſtrieren, I. (praemonsträre, v.monsträre, 
zeigen) vorzeigen, vormahen; Pramonfträtor, 
m. ein VBorzeiger, Vorgänger, bej. bei Leibesübun— 
gen, Vorjpringer, Vorſchwimmer 2c.; Pramen= 
ftration, k. (jpätl. praemonstratio) die Vorher- 
zeigung, Vorzeigung. 

prämunieren, l. (praemunire; vgl. munieren) eig. 
im voraus verwahren, wohl verwahren, mwaffnen; 
Prämunition, f. (praemunitio) Verſchanzung; 
Berwahrung im voraus, Vorbehalt. 

Brandmen, n. I. (vgl. Nomen) der Vorname, der 
vor dem Gejchlechtsnamen fteht. 

Pränotation, ſ. unter pränotieren. 

hranotieren, l. (praenotäre; vgl. notieren) vorbe— 
merfen; Branotation, f. nl. die gerichtliche Vor— 
bemerfung, Borerinnerung der Gläubiger bei mut- 
maßlihen Bantkerotten. 

Bränotion, f. I. (praenotio; vgl. Notion) der vor» 
fäufige Begriff, Vorbegriff, die Borfenntnis, Vor— 
empfindung. 

Pranſo, Branzo, m. it. das Mittagsefjen. 

pränumerieren, nl. (v. numeräre, zählen, zahlen) 
porausbezahlen: praenumerändo, mit od. durd) 
Borausbezahlung, vorausbezahlend; Pränume⸗ 
ränt, m. ein Borausbezahler over Vorauszahler; 
auch — Abonnent; Pranumeration, f. die 
Vorausbezahlung; auch — Abonnement. 

pränunciieren,!.(prae-nunciäre; vgl. Nunciuszc.) 
vorherverfündigen, melden, anzeigen; Pranuın- 
ciation, f. (jpätl. praenunciatio) die Vorherver- 
fündigung. 

Praͤo, m. malay. (japan. prau, Boot, Schiff) ein ſehr 
langes u. ſchmales Boot auf den Sundainjeln. 

präoffupteren, I. (praeoccupäre; vgl. olfupieren) 





Wertpapieren ein Geſchäft, bei welchem fiir das 
Recht des Rüdtritts vor dem Abſchluſſe ein Erſatz 
(Brämie) bedungen iſt; P.-Öbligationen oder 
P.:PBapiere, pl. Schuldverjchreibungen mit An- 
wartichaft auf bejondere Gewinne; P.-Taler, m. 
ein doppelter ſächſiſcher Speziestaler; P.-Zettel, 


vorher einnehmen, vorgreifen, vorherbeſetzen, zu— 
vorkommen; befangen machen, Vorurteile einflößen; 
präoffupiert ſein, von einer Sache ſchon zum vor⸗ 
aus eingenommen ſein, ein Borurteil od. eine vor- 


gefahte Meinung haben; Puöotinnnlien: LH. 
praeoccupatio) die Boreinnahme, Vorwegnahme 


Präopinant 


eines Ortes; das Zuvorkommen; auch das VBorur- 
teil, die Befangenheit, Eingenommenheit; präs 
offupatörtiich, nl. Rſpr. vorauszugreifend; jo 
heißt derAntrag eines beim Obergerichte weiter Be- 
angten, bevorerzur Verteidigung auf die Weiterbe- 
langung aufgefordert ift; feine nicht geforderte Ver— 
teidigung heißt: Präoffupations-Libell,n. 
Präopindnt, m. nl. (v. opinäri; meinen) ein Vor- 
jtimmer, wer zuerft ftimmt od. feine Meinung jagt. 
sräbarieren, |. (praeparäre; vgl. parieren 1.) vor» 
bereiten, zubereiten, verfertigen oder fertigen, zu- 
richten, veranftalten, bereit machen; Heilf. aud — 
fezieren; fi präparieren, ſich vorbereiten, ſich 
rüſten zu etwas, fich gefaßt madyen auf etwas; der 
Präparierjtein,in Apotheken— Reibeſtein; Prä— 
vparierſalz, n. zinnſaures Natron; Präparan⸗ 
dus od. Bräpardnd, m., pl. —en, ein Vorzube— 
reitender, 3. B. zur Konfirmation ꝛc., ein Vorbe— 
reitungsſchüler, beſonders ein ſolcher, der für den 
Beſuch eines Lehrerſeminars vorbereitet wird; 
PBräpardnde, f. nl. eine Vorbereitungsſchule; 
Präbaraͤnt, m. l. (praepärans) ein Zubereiter, 
Arzneibereiter; Praparät, n. ((. praeparätum), 
pl. Bräparäta oder Präparäte, etwas Bor- 
oder Zubereitetes, z. B. bereitete Arzneimittel 
u. dgl.; bei. anatomijhe Präparate, d. i. 
zum Vorzeigen und Aufbewahren abgejonderte 
und Tinftlich zubereitete menjchliche oder tierijche 
Körperteile; milroffopifches Präparat, Dünn- 
ſchnitt, Dünnichliff zum Einlegen in das Mikroſkop, 
Einlage; Präparation, f.I.(praeparatio)die Vor- 
bereitung, be. für eine Lehrſtunde, oder für die 
Konfirmation; Zubereitung, Zurüftung, Borfeh- 
rung, Boranftalt, Anitalt; präparatsriſch (Tpätl. 
praeparatorius), vorbereitend, vorläufig; Präpa⸗ 
ratoria oder Präparatorien, pl. vorläufige An— 
italten oder Voranftalten, Vorbereitungen; Prä— 


paratür, f. (l. praeparatüra) die Vorbereitung, 


Zubereitung. 

Hräpilierte Waffen, pl. (v. I. praepilätus, v. pila, 
Ball) Stogwaffen, die an der Spige mit einem 
Knopfe oder Balle verfehen find. 

präpouderieren, I.(praeponderäre; vgl. ponderie- 
ren unt.pondus) vorwiegen, überwiegen; präpon= 
derant, überwiegend; Bräponderdnz, nl., oder 
ir. Breponderance, k. (jpr. prepongderdngß’) das 
Übergewicht. 

sräponieren, l. (praeponere; vgl. Poſition) vor— 
jegen, voranjtellen; Präpoſition, f. (l. praeposi- 
tio) Spradl. ein Vorwort, Berhältniswort, z. B. 
an, auf, bei, in ꝛc, Bräpofitus, m. ein Vorge- 
jegter, Aufjeher, Propit; Präpeiitür, f. nl. die 
Propſtei, Stelle und Würde eines Probftes; das 
Stiftamt, Oberfirchenamt. [stere. 

präpofterieren, Prüpofterität, ſ. unter praepo- 

Srüpotent, !.(praepötens; vgl. potent) übermächtig, 
überlegen; Präpotenz, f. (ſpätl. praepotentia) die 
Übermacht, Überlegenheit, höhere Gewalt, über— 
mäßige Zeugungskraft., 

Präputium, n. I. die Vorhaut; präputiiert (I. 
praeputiätus), die Borhaut habend, unbefchnitten. 

Bräraffaeliten, pl. in der Malerei: Nachahmer der 
Borgänger Raffaels, bei. in England iſt dieſe 
Ma J ſeit 1850 aufgetreten. 

Prärie, f. fr. (fpr. prärih; prov. pradaria, fpan. 
praderia, it. prateria, nıl. prataria, prateria, ein 
Strich Wiejen, v. I. — Wieſe, fr. pré) eine 
Wieſe, Aue; große Wieſenfläche od. Grasebene in 
Vordamerika; pl. Prärieen, vol. Savanne; 

Vrärial, m. (pr. prärial) der Wiejenmonat, 


Präſens 687 


3. Frühlingsmonat oder 9. Monat im neuen Ka— 
lender der erſten franz. Republik, vom 20. Mai 
bis 18. Juni. 

präripieren, [.(praerip£re,v.rapere,raffen,veißen) 
vorwegnchmen, wegreißen; Präreption, f. nl. die 
Vorwegnahme; Entreißung, Entziehung. 

prärogieren, I. (praerogäre, v.rogäre, fragen) eig. 
vorher fragen; voraus begehrten, als Vorrecht for- 
dern; Prärogatis, n. oder Prärsgatibe, f. (1. 
praerogat!va, f.) eig. die Vorwahl; ein Vorzug, 
Borzugsreht(PBrivilegium);pl.Brärpgatiden, 
Vorrechte; praerogativa pignörum seu hypo- 
thecärumy f. der Vorzug der Pfandrechte bein 
Zufammenlaufe der Pfandgläubiger. 

präjagieren, [.(praesagire, v.sagire, jharfempfin- 
den oder ſpüren) vorherempfinden, ahnen, mut» 
maßen;vorherjagen (prophezeien);andeuten; Prä- 
ſagium, n. das Borgefühl, die Ahnung, Bermu- 
tung; Vorzeichen, Borbedeutung. 

Prafem oder Praſer, m. (l. prasius, gr. präsios, 
d. i. lauchgrün, von präson, Lauch) der Lauchitein, 
eine lauchgrüne, durchicheinende Abänderung des 
Ditarzes; Praſium, n. der weiße Andorn, eine 
füdeuropäiiche Pflanze; Praſoid, m. hellgrüner 
Chryſopras; Prasopal, m. apjelgrüner gemeiner 
Opal (f. d.). 

Bräjens, n. [. (praesens, gegenwärtig, v. praeesse, 
vor etwas fein) Spradl. die Gegenwart, Zeitform 
der Gegenwart; m. ein Gegenmwärtiger, Anwejen- 
der; pl. praes6ntes, die Gegenmwärtigen, Anwe— 
jenden; praesentibus N. N., in Gegenwart oder 
vor den N. N.; pro praesenti, für daS Gegen- 
wärtige oder die Gegenwart, für jet; praesens 
historieum, oder hiftorisches Präfens, eine Er- 
— durch welche die Erzählung des 

er in die Gegenwartverſetzt wird —— 
sente medico nihil nocet, Sprchw. im Beiſein 
des Arztes ſchadet nichts; Prafent,n.(fr.present; 
eig. das Dargebotene) das Geſchenk, die Gabe; 

PBräjent-Gelder, pl. = Donativ-Gelder; 

praesentia, l. oder Präſenz, fr. Preſence, f. 

(fpr. prefäang$’) die Gegenwart, Anmwejenheit; Prä— 

ſenz-Gelder, pl. Anweſenheits- vd. Tagegelder, 

die ein Domherr während feines Aufenthalts bei 
einem Stifte empfängt; Präſenzliſte, VBerzeich- 
ni3 der Anwejenden; Präſenzſtärke einer Armee, 
die Zahl der in Friedenszeiten wirklich unter den 
Waffen ftehenden Soldaten, Friedensſtärke; im 
praesentia, l. in Gegenwart 2c.; a ned 
jebt; Preſence d'eſprit, f. fr. (pr. pre ängß des⸗ 
prih) Geiſtesgegenwart, Beſonnenheit, auch Geiſtes— 
mächtigkeit; präſentieren, |. (praesentäre; fr. 
prösenter) vorzeigen, vorhalten. darreichen, dar- 
bieten; iiberreichen oder einreichen; vorjtellen, dar- 
jtellen; da8 Gewehr präjentieren, es jenfrecht 
vorhalten: ſich präſentieren, ſich daritellen, ſich 
zeigen, erſcheinen, ſich gut oder übel ausnehmen, 
gut oder nicht gut in die Augen fallen; Präſen— 
tier-Teller, m. ein Darreihungsteller, Borlege- 
teller; prüfentäbel, nl. (fr. presentable) vor— 
ftellbar, darjtellbar, vorſtellig; Präſentänt, an. 
der Borzeiger und Inhaber eines Wechjels; der 

Dariteller, Worichläger zu einem Amte; Präſen⸗ 

tation, f. (jpätl. praesentatio) die Überreichung, 

Einreichung. VBorzeigung, 3. B. eines Wechſels; die 

Borftellung, Daritellung, das Darjtellungsichrei- 

ben eines Sircenherm oder Batrons, wodurd) je- 

mand zu einem erledigten Kirchenamte vorgejchla- 
gen wird; PBräfentationg-Nedt, das Bor- 
ſchlagsrecht; Pr.-Zeit (auch -Tag) geſetzlich be- 


638 Präſenſion 
ſtimmte Zeit der Vorzeigung eines Wechſels bei 
dem Bezogenen; Br.»Bermerf, m. Poſtd. Ein— 
gangsvermerk; praesentätum, vorgelegt, einge— 
reicht, eingelaufen; das Präſentät(um) be— 
merken, den Tag der Einreichung anmerken. 

Präſenſion, f. l. (pr̃aesensio, v. praesentire, vor- 
ber empfinden) das Vorgefühl, die Vorempfindung. 

Präſent, präſentieren ꝛc., Präſenz, ſ. unter 
Präſens. 

Präſẽve od. Präſepium, n. I. (v. praesepire, vorn 
verzäunen oder verichliegen) die Krippe; bei Ma- 
lern: die Szene der Geburt Jeſu in der Krippe; 
Präjepien, pl. in Stalien Voltsunterhaltungen 


in der Adventäzeit, wobei die Geburt Ehrifti dar= |- 


geitellt wird und Krippe, Stall, Hirten, Haus, hei- 
lige Samilie 2c., aus Holz geſchnitzt, unentgeltlich 
gezeigt werden. 

prälerbieren, nl. (praeserväre, v. serväre, retten, 
bewahren; fr. preserver) verwahren, abmwehren, 
vorbeugen, beihügen; Bräferbation, f. die Ver⸗ 
wahrung, Verhütung; präferhatin. vorbeugen, 
verhütend,; Präferpatin, n. od. Prälerpatin- 
mittel, ein Berwahrmittel, VBerhütungs-, Ver— 
wahrungs- od. Schugmittel. 

Bräjes, m. I. (praeses, Gen. praesidis) od. Präſi⸗ 
Dent,m. (l.praesidens, v. praesidere, voranſitzen) 
ein Borjigender, Borjteher, da3 Haupt, der Oberfie 
in einem Kollegium; in Nordamerika der Inhaber 
der höchiten — Gewalt über die Union; 
Präſidentũr, f. nl. od. Präfidentichaft, f. die 
Borjteherichaft, das Amt und die Würde des Vor 
jigenden; präſidieren, |. (praesidere) vorfißen, 
vorjtehen, die Verhandlungen leiten, den Borfiß 
haben; den Ton angeben, das Wort führen; Prä— 
ſidium, n. der Vorſitz, das VBoriteheramt; der 
Schuß; prafidiäl (ſpätl. praesidiälis), den Bor- 
jiß habend, das Präſidium betreffend; Präſidiäl⸗ 
geſandter, m. der Bundestagsgejandte, welcher 
nn ehemaligen deutjchen Bundestage den Vorſitz 
führte. 

präſignifizieren, I. (prae-significäre) vorher an⸗ 
zeigen; Bräfigrifilation, f. (ſpätl. prae-signifi- 
catio) die Boranzeine, vorläufige Ankündigung. 

Prafium, Praſoid, Prasapal, |. unter Brajem. 

Präſtkribieren, I. (praescribere) vorſchreiben, ver- 


ordnen, gebieten; Rſpr. verjähren und für verjährt | 


erklären; präſtribiert, verjährt; präftrintibel, 
nlat. verjährbar, verjährlidh; praeseriptio oder 
Präftkription, f. lat. die Borjchrift 2c:; Rſpr. die 
präajtäbel, j. unter präftieren. [Berjährung. 
präjtabilieren, ul. (vgl. jtabilieren) vorherbeitint- 
men; präſtabilierte Harmonie, ſ. unter Har- 
monie; Praftabilisums, m. die Vorherbeitim- 
mungslehre oder Meinung von einer von Gott ge- 
ſchehenen Vorherbeſtimmung. 
Präſtanda, Präſtanz, Präftarei, Präftation, 
ſ. unter präſtieren. 
präftieren, I. (praestäre, eig. vorſtehen; dann für 
etwas einjtehen, Gewähr leijten 2c.) leilten, abtra- 
en, entrichten; präftäbel, nl. leiſtbar; leiſtungs— 
bio; Präitdndum, n. I. das zu Leiſtende, die 
Gebühr; Leitung, Pflichtleiftung; pl. Präftända, 
od. praestanda, was man zu leiten verpflichtet 
ist, Pflichtleiftungen, Abgaben ıc.; praestanda 
präftieren, feine Scyuldigkeit tun, Schuld od. Ge- 
bühr bezahlen; praestita cautiöne, nach geleijte- 
ter Bürgichaft; praestitis praeständis. nad) ge- 
leiſteter Schuldigkeit, nach geſchehener Pflichtleiſtung 
oder Pflichterfüllung; Präſtaͤnten, pl. Tonk. die 


vorſtehenden großen, zinnernen Orgelpfeifen, vgl. 


pruterieren 


Prinzipal; Präſtänz, f. (1. praestantia) die 
Vorzüglichkeit, Würde, das würdevolle Anfehen 
einer Perſon; der Vorſitz, Vorrang; Präftarei, 
f. nl. (praestaria), pl. Präſtareien, nad) Willfür 
des Biſchofs zurückzunehmende Prründen in der 
kathol. Kirche, auh Brefareien, Brefatorien; 
Präitation, f. l praestatio,die Leitung, Pflicht- 
erweilung, Lieferung, Abgabe; praestatiodamni, 
der Schadenerfaß, die Vergütung des erlittenen 
Schadens; p. doli, der Erjag des in böfer Abficht 
zugefügten Schadens; p, evietionis, | Eviftion; 
ern annüae, pl. jährliche Zahlungen, 
Hinfen, Abgaben, Gefälle der Untertanen oder der 
Pächter; p. publicae, pl. öffentliche Leiſtungen 
oder Abgaben. | 

Präftigien, pl. lat. (praestigiae, pl.) Bfendwerfte, 
Zäufchungen, Zaubereien; Bräftigtation, f. Ta- 
ichenfpielerei, Taſchenſpielerkunſt; Braitigtätor, 
m ‚pl. Braftigtatoren, ein Tajchenipieler, Gauf- 
lex bei den alten Römern; praftigiög (I. praesti- 
giösus) voll Blendwerf, gauflerijch, betrüglich. 

Präſtinabilität, f. l. (v. praestinäre, kaufen, er- 
handeln) die Käuflichkeit. 

präjtituieren, I. (praestituere, v. statuöre, auf- 
itellen, fejtjegen; val. jtatuieren) vorher bejtimmen, 
feitfegen, vorjchreiben. 

präftruieren, [. (prae-struere; vgl. Struftur) vor⸗ 
bauen, einen Borbau machen; uneig. vorbereiten; 
verbauen, unzugänglich machen. 

präſumieren, I. (praesümere; vgl. Sumtion) eig. 
vorhernehmen; annehmen,vorausjegen, vermuten; 
ji) einbilden, vermefjen; präſumäbel, nl., od. fr. 
preſümable, mutmaßlid, vorausjeglid; PBra- 
fumtion, I. (praesumtio, oder praesumptio) ft. 
Preſomption (pr. —jongBiöng), f. die auf Wahr- 
Icheinlichkeitsgründen beruhende Vorausſetzung, 
Vermutung, Mutmabung; der Verdacht, Arg- 
wohn; die Einbilduna, der Dinkel, die Verme- 
jeuheit; praesumtio juridica vd. p. juris, eine 
rechtliche Vermutung; prafumtid vd. als Adverb 
praesumtive, nl. mutmaßlich, vermutlid; prü⸗ 
tumtuds, anmaßend, eingebildet, jtolz, vermejjen. 

präſupponieren, nlat. (vgl. jupponieren) voraug- 
jegen, al3 wahr annehmen; Präſuppoſition, f. 
die Vorausſetzung; Präſuppoſitum, n. das Bor- 
ausgejegte, Angenvinmene. — 

Präfzienz, f. nl. (v. praescire, vorherwiſſen; vgl. 
Szienz) dag Borausmwiflen; präſzibel. vorher- 
wißbar. 

prätendieren, lat. (praetendére; eig. vorſpannen, 
vorhalten, vorſchütßen, fr. pretendre) vorgeben, 
behaupten; etwas fordern, verlangen, ſich um et- 
was bewerben, Anjprud) darauf madjen, fich etivag 
anmaßen; Prätendent, m. ein Bewerber, For— 
derer, einer, der Anſprüche auf etwas erhebt; 
Kronbewerber, ein Prinz, der feine Rechte auf 
einen ihm vorenthaltenen Thron geltend madıt; 
Prätenſion, f. nl. (fr. pretention) das Verlan- 

en, die Forderung, der Anſpruch auf etwas, die 
nmaßung, der Dünfel; aud) der Vorwand; präs 

tenfionslos, anſpruchslos; prätentiös (fr. pre&- 
tentieux), anfpruchspoll, anmaßend, eingebildet, 
vol eingebildeter Anſprüche; Prätentiofität, f. 
Anmaßlichkeit. 

Prater, m. (I. gleichſ. pratarium, v. pratum, Wieſe) 
öffentlicher Luſtwald und Spaziergang bei 

ien. 

präterieren, [. (praeter-ire, von praeter, vorbei, 
darüber hinaus, außer) vorübergehen, übergehen, 
auslafjen; Präterition, f. (jpätl. praeteritio) die 


prätermittieren 


Übergehung, Verſchweigung, Nichterwähnung, die | 
Sprahmendung, wo man jagt, man wolle etwas | 


nicht erwähnen, und es dabei recht nachdrücklich 
erwähnt; Rſpr. bei. die Übergehung eines Erb- 
en: Präteritum, n. Spradl. 
ie vergangene Zeit, Vergangenheit, Zeitform 
der Vergangenheit; pro praeterito, für die Ber- 
gangenbheit. 
bratermittieren, l. (praeter-mittere; vgl. mittie- 
ren) vorbeilajjen, unterlafien, übergehen; Präter= 
miſſion, f. (praetermissio) die Vorbeilafjung, 
Auslafjung, Übergehung, Unterlafjung. 
sräternaturäl, nl. (v. I. naturälis, natürlich; vgl. 
Natur) widernatürlid. 
praeter propter, lat. eig. nahe vorbei, daher an» 
näbernd, ungefähr, mehr oder weniger. 
Prätert, m. lat. (praetöxtus, von praetexere, d. i. 
eig. vorweben; dann vorwenden) der Vorwand, der 
Sceingrund, die Beſchönigung, Ausfluht; sub 
raetextu, unter dem Vorwande; sub prae- 
extu juris, unter dem Schein des Rechts; präs 


tertieren, nlat. (fr. pretexter) vorwenden, vor⸗ 


geben, zum Vorwand nehmen. 


Praͤtica, f. ital. (eig. — Praktik, Ausübung) die 


Erlaubnis zu landen oder zu handeln, bei. wenn 
man aus einen Lande fommt, two gem. die Peſt 
oder eine andere anftedende Krankheit herricht. 


Brätor, m. lat. (praetor, entjt. aus praeitor, von 
praeire, vorangehen) überh. ein Vorfteher, Bor- 
gejegter; urjpr. bei. ver Anführer im Kriege, Feld» | 


herr; dann der Oberrichter, Vorsteher des Gerichts— 
weſens, die vornehmſte Magijtratsperjon nächſt 
den Konſuln im alten Rom; Prätoriäner, pl. 
(praetoriäni) oder prätorianiſche Kohorte, f. 
(cohors praetoria) die Zeibwache der altrömifchen 
Kaiſer, welche fich durch Übermut u. Gemalttätig- 
feit hervortat, ſelbſt Kaiſer ermordete und neue 
wählte, daher: Prätorianerherrſchaft, f. Sol- 
datenherrihhaft; Prätorium, n. das Feldherrn— 
zelt; das Richthaus, der Gerichtshof; Prätür, f. 
(lat. praetüra) das Amt des Prätors, das Stadt- 
richteramt 2c , bei. in den Stadtgemeinden Latiums. 

präbalieren, lat. (praevalere; vgl. valieren) über⸗ 
legen jein, das Übergewicht, den Vorzug oder die 
Oberhand haben; bei Kaufl. ſich präpalieren, 
fih wieder bezahlt machen, feine Auslagen nad)- 
nehmen, ſich etwas zunuge machen; präbvalent 
(lat. praevalens), überlegen, übermächtig, itarf; 
Prävalenz, f. (jpätlat. praevalentia) die Über— 
legenheit, das Ubergewicht; Präbpalation, fibarb.J. 
die Schadloshaltung, Erholung, Nachnahme. 

präbarizieren, |. (praevaricärl, eig. in die Quere 
gehen, nicht gerade gehen) oder fr. predarifieren 
(prevariquer), den geraden Weg verlafjjen, treulos 
handeln, daS Bertrauen miibrauden; Präbari— 
fation, f. (praevaricatio) die Pflichtvergefjenheit, 
Treulofigfeit, Verräterei; Präparifätor oder fr. 
Prevaricateur (ſpr. —töhr), m. ein Pflichtver- 
geſſener, Treulofer, Achjelträger. 

präbenieren, l. (praevenire; fr. pr&venir) zubor- 
kommen, borgreifen, vorbeugen, verhüten, hin- 
dern; zuvor benadjrichtigen, aufmerkſam machen; 
das Prävenire Spielen, jemand zuvorkom— 
men, feine Abficht vereiteln; präbentert, zuvor 
benachrichtigt; Prevenance, f. fr. (jpr. premw’- 
ndngß’) Zuvorkommenheit, zuvorfommendes We- 
fen; prevenant (pr. prew’ndng), zuvorfommend; 
einnehmend, dienjtfertig; Prävention, f. nl. das 
Zuvorkommen, die Vorbeugung, Verhütung; Wir 
derlegung vorausgejehener Einwürfe; vorgefaßte 

Heyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl. 





Prazipitium 689 


Meinung, Vorurteil; warnende Benachrichtigung, 
früheres Einfchreiten der Gerichte und der darauf 
gegründete Kechtäaniprud; Präbentionstheorze, 
.die Anficht in der Strafrecht3iehre, nad) welcher 
die Strafen den Verbrecher in Zukunft unfchädlich 
machen jollen; präventib, zuvorkommend, vor- 
beugend, verhütend; Präventivknoſpen, Säum- 
augen, jchlafende Augen; Präventiv-Zenſur, f. 
die Prüfung von Drudichriften gewifjer Bogenzahl 
vor einer Ausgabe, um fie nötigenfalls mit Be- 
jchlag belegen zu können. 

Prävigilien, pl. nl. (vgl. Bigilien) der Tag vor 
dem Vorabend eines hohen Feites. 

Präpifion, f. nl. (von praevidere, porherjehen) die 
Borherjehung, das Borausfehen künftiger Be- 
gebenheiten. 

Brapität, f. I. (pravitas, von pravus, eig. frumm) 
die Schlechtigkeit, Bosheit, Berderbtheit, Berkehrt- 
heit des Herzens. 

Prawitelitwennüj Weftnif, m. rufj. (von pra- 
witelstwo, Regierung, und westj, Nachricht) der 
Negierungsanzeiger, eine rufj. Zeitung. 

Praxis, ſ. unter Praktik. 

präzedieren, I. (praecedere; vgl. zedieren) voran» 
gehen, den Vorrang haben, übertreffen; Präze— 
Denz, f. nl. der Bortritt, Borrang, Vorzug; Pra= 
zedenz-Streitigfeiten, Rangſtreitigkeiten; Prä⸗ 
zedenzien oder Präzedenz-Fälle, pl. vorausge— 
gangene Fälle, Urteile ꝛc. weiche in ihrer Behand— 
lung für fpätere Fälle maßgebend find; jus prae- 
cedentiae, n. oder das Präzedenz-Recht, das 
Borgangs- od. Vorzugs-Recht; Präzeſſion, f. der 
Vorgang, das Vorrücken; Sternf. die jcheinbare 
Ortsperänderung der Firiterne durch Verjchiebung 
de3 Aquators auf der Ekliptik, das Vorrücken der 
Nachtgleichen; Präzeſſor, m. der Vorgänger im 
Amte, = Antezejjor. 

präzellteren, l. (praecellere) hervorragen, fich her- 
vortun, vortrefflich fein in einer Sache, übertreffen; 
Prazellenz, f. (jpätlat. praecellentia) die Bor- 
trefflichkeit. 

Präzentor, m. !. (vgl. Kantor) der Borjänger, Titel 
eines Chorherrn. i 

Präzepta, präzeptin, Brüzeptor, Präzeptum 2ı., 
j. unter präzipieren. Kr 

Präzeſſion, Präzefior, |. präzedieren. 

präzingteren, I. (praecingere; vgl. Cingulum) um«- 
gürten; umgeben, umringen. 

präzipieren, I. (praecipere, von capere, fangen, 
nehmen) vorausnehmen, vorausbefommen; aud) 
vorſchreiben, Vorfchriften geben; Bräzeptum, n., 
pl. Präzepta, die Lehre, Vorſchrift, Regel, das 
Gebot; aͤuch gerichtliche Auflage; präzeptiv (lat. 
praeceptivus), belehrend, ermahnend; praecep- 
tive, befehlöweife, gebietend; Präzeptor, m. der 
Lehrer, Unterrichter; in den Ritterorden der Vor— 
jteher von Ordenshäuſern; Präzeptorät, n. nl. 

das Zehramt; präzeptorieren,Lehritunden geben, 

den Zehrmeifter fpielen. 

räztpitium,n. I. (v. praeceps, d.i. eig. mit dem 

Kopfe voran, Hals über Kopf, eilfertig; jäh, ab- 

jhüffig; v. caput, Gen. capitis, Kopf), verk. Prü⸗ 

ipiz od. Precipice, fr. (pr. prehßipthß’) der Tel- 

Im bntend: auch das Berderben, der Unter- 

gang, die plößliche große Gefahr; prazipitieren 

(I.praecipitäre, eig. hinabftürzen, fenten), Scheidef. 

niederfchlagen, fällen; auch zu Boden fallen, ſich 

ſetzen; uneig. zu ſehr befchleunigen,übereilen; pras= 

zipitiert, niedergeichlagen, gefällt; übereilt; Prä— 

zipitälfalbe, f. gew. weiße Präzipitäljalbe, 
44 


= 


690 Präzipuum Presbyodochium 


eine Queckſilberſalbe gegen Hautkrankheiten; prae- Schiff mit dem Sprachrohr begrüßen, anrufen, be— 
cipitândo, [., precipitando, it. (ſpr. pretichi—) fragen. - | 
Tonk. eilend, rajch, vorwärts treibend; präzipi- Preis-furdnt, m. dtjch.-fr. (vgl. kurant) Preis— 
tänt, I. (praecipitans) vorjchnell, über Hals md zettel, Preisliste, 
Kopf; Präzipitans, n., plur. Präzipitantia, | Prejüge, n. fr. (fpr. —ſchüſcheh) ein Vorurteil — 
Scheidek. Fälungsmittel; Heilk. niederjchlagende, Präjudiz. 
jäuretilgende Mittel; Präzipitänz, f. (praecipi- | prefär (I. precarius, von precäri, bitten), bittiveife, 
tantia) der Herabjturz ‚von einem jähen, abjchüf- bettelhaft; vergünitigt, aus Bergünftigung, auf 
figen Orte; uneig. die Übereilung, Unbedachtſam— Widerruf eingeräumt oderzuerteilt; abhängig, un- 
feit; Wräzipität, n. (praecipitätum) Scheidef. der ſicher, ſchwankend; ala Adverb auch precario oder 
Niederschlag vd. gefällte Körper, Bodenfag; Prä— precario modo; Prelarium, n. Ripr. die Ber- 
ipitation, f. (praecipitatio) die Übereilung, Eil- günftigung, Einräumung oder Geſtattung eines 
——* Haſt; Scheidek. die Niederſchlagung, Fäl— echts auf Bitte, ohne Begründung eines recht— 
lung oder Scheidung eines aufgelöſten Körpers von | - lichen Anſpruchs; etwas Vergünſtigtes; ein wider— 
feinem Auflöfungsmittel duch Hilfe eines zuge- rufliher Zuftand; Prekaria, pl. Bittdienfte; Pre⸗ 
jegten dritten; Prägtpitätor, m. eig. der Herab- fareien oder Brefarei-Güter. pl. ml. precaria, 
jturzer, eine Vorrichtung bei der Gasbeleuchtung. f., pl. precariae) Güter, welche dem Nießbraucher 
Präzibpüum, n. l. (v. praecipüus, vorzüglich, von nicht erb= oder eigentümlich gehören; vgl. auch 
raecip£re, borher- oder vorausnehmen) Ripr.ein | PBräftareiunterpräftieren; B.:Handel, m.der 
Boraus, Vorzug bei Erbteilungen (vgl. Präle— von einem neutralen Bolfe mit den im Kriege be- 
at), auch bei Teilung anderer Einkünfte, 3. B. der griffenen Männern geführte Handel; prekatib, 
Bollerträne unter die — des Zollvereins. ſpätl. (precativus, und als Adverb precative) bit- 
prũzĩs (praecisus) oder als Adverb praecise, I. (v. tend, bittweife; Brefatiuus (sc. modus) od. verf. 
praecidere, d. i. abjchneiden, eig. abgejchnitten; Brefativ, m. die Bittmweije, die Redeweiſe des 
genau, fejtgejebt, gerade, unverzüglich, pünktlich,, Zeitwortes, welche die Bitte ausdrüdt. 
jogleich (fr. pr&cis); Präziſion, f.(l.praecisio)eig. | prémelieren, |. prämelieren, Eu 
die Abjchneidung des Überflüfjigen; (fr.precision( | Bremices, pl. fr. (fpr. prehmihß'; v.!.primitiae)die 
Genauigkeit, Pünktlichkeit; genaue Bejtimmung u. | Eritlinge. 
Beitimmtheit der Begriffe; bündige Kürze des Aus- Premier, m. fr. (fpr. premjeh, v. l. primarius, der 
druds; Präziſionsgewehre, pl. Genäugewehre; erfte, vornehmifte) der erite, oberite, vornehmite, 
Präziſionsräder, Feinräder, Feingriffräder, Lehr— .B. BPremier-Leutnant, Ober-Leutnant; B.- 
räder; Präziſions-Steuerung, Feinſteuerung, iniſter, erſter Miniſter; bei Zeitungen: der 
Schaltſteuerung; präziſieren, nl. fr. préciser) ge- | vorangehende Leitartikel; au premier, im erſten 
nau beſtimmen oder darſtellen, z. B. einen Antrag, Stock (wohnen); premiers, pl. (jpr. —jehs) die 
eine Anſicht, ſich präziſieren, fich ſchärfer beftim- Erſten, d. i. die fünf erſten Stiche in verſchiedenen 
men, beſtimmter herausſtellen; Präziſierung, f. Kartenſpielen; Bremiere, Erſtaufführung eines 
die genaue Beſtimmung, die beftimmteDarlegung; | neuen Theaterſtücks; Premierenpublikum, n.die 
Bräazifift, m. ein jtrenger eifriger Sittenlehrer. ftändigen Bejucher der Erjtaufführungen. 
hrealäbel (fr. pr&alable, v. pre = I. prae, u. aller, | premieren, I. (prem£re) drüden, bedrängen; hemi- 
gehen) vorläufig, vorgängig. men, beihränfen; auf etwas dringen. 
Breambüle, j. Braambulum. Premis oder Prems, f. (von [. praemittere, vor- 
Precedent, n. fr. (pr. —Beddng; v. pr&ceder, vgl. ausichiden) das Vorausgeſchickte, ein mittelhod- 
präzediren) ein vorgängiges Beifpiel. deutſches Rechtsbüchlein des 14. Sahrh., prozefiua- 
Brecepteur, m. fr. (pr. preßeptöhr) der Lehrer, liſche Klugheitsregeln enthaltend. 
Hofmeiſter — l. Präceptor. Preneur, ın. fr. (ſpr. — nöhr; v. prendre, nehmen, 
precieng, Precieufe, preeiös, f. pretiös unter | v. I. prendere, prehendere, fallen, ergreifen; neh- 
Pretium; Precipice, precipitando, f. Brä- | men) der Abnehmer oder Käufer eines Wechſels; 


zipitium. — garde (ſpr. preneh gard'), habt acht! ſeht 
Precis, m. fr. (pr. prehßi; vgl. präzis) furzer Ab- euch vor! — 
riß, Inbegriff, Hauptinhalt. Breparatöre, m. it. der Vorbereitende bei den Kar- 


Brecilion, j. Präzilion. bonari (j..). 

Breeift, nl. (v. l. prex, Gen. precis, Bitte, precäri, 
bitten) ein Bittpfründner, Berforgter, = Banift, 
j. d. unter panis. 

Predella, f. it. (vgl. althochd. mhd. bret, Brett) eig. 
Schemel, Stuhl; Bauk. der feite Hinterbau am 
Altare, auf welchem der gotiſche Schrank ſteht; die 
untere Stufe eines Altarbildes. 


Bresbyodochium, n. gr. (v. presbys, alt) eine Ber- 
| pflegungsanitalt für Alte: Presbit(es), m. ein 
Welt- oder Fernfichtiger (entg. Myops); Pres⸗ 

büter, m. jpätl. (vom gr. presbyteros, der ältere) 

| ein Alteiter, Gemeinde- oder Kirchenvoriteher, an- 

geſehene (nicht prieiterliche) Kirhenbeamte bei Den 

R | eriten Chriften, welche von den Gemeinden als ihre 

Preswaditi, mi. rujj. der Adelsmarſchall. | Vertreter gewählt wurden; Trigfter, Pfarrherr; 
Bellen 3. on ab pmehlam: 38— 
BR ; dgl. prä- | Fajjung; ner, nl. Puritä— 
———— Kfſpr. Wechſelzahlung ohne Aufſchub, | un: und 3 EN DE ne in 
Sichtzablung. inen Biſc en, fon- 
—— [.{prehensiö, v.prehend£re, eigrei- Ä a — —— durch 
fen, faljen) die Ergreiſfung; Heilk. die Staͤrrſucht. | Altefte regiert willen wollen 2c.; Prespyterias 
Prehnit, m. ehem. "ir Siörl, eine nach dem | nismus, Wdie Lehre dieſer nichtbiſchöflichen engl. 
holländ. Oberjt v. Prehn benannte grüne Stein- | Chriften; Presbyterium, 2. der Kirchenrat, Die 
art vom Kieſelgeſchlecht; Prehnitoid, m. ein dem Beriammlung der Kirchenälteften, der Kirchen— 
Prehnit ähnliches Mineral. | boritand; auch — Presbyteriãt, n., x. m. das 
preien, hol. praahen, praaijen, Schiffſpr. ein Alteſtenamt, die Würde des Kirchenvorſtehers; 


preiceriptible 


Presbytismus, m. Weitfichtigfeit, Altersfichtig- 
feit, aud) Presbiopie, f., genannt (weil im Alter 
Weitfichtigfeit eintritt). 

srcieriptible, fr. = präffriptibel, f. unt. prä- 
jöribieren. 

Brefence, j. Präfenz unter Präſens. 
reſenning, niederd. und holländ. Schiffipt. ein 
Stüd überteertes Segeltuch zum Überziehen der 
Schiffslufen = Berjenning, ſ. d. 

®rejede, ſ. Bräjepe. 

President of the Royal Academy, m. engl. Prä— 
jident (ſ. d.) der königlichen Akademie; Pr. ofthe 
Royal Society (jpr. —foßetitih), Vorfigender der 
fönigl. Geſellſchaft der Wiffenichaften in London. 

#refldio, m., pl. Preſidios, jpan. (vom I. praesi- 
dium, Schuß, Bedeckung, Bejagung, Schanze) eine 
Heine Feſtung, worin eine Bejagung liegt, bef. die 
vier ſpaniſchen Feitungen an der afrikanischen 
Küſte in Marokko: Ceuta, Melilla, Peñon de Belez 
und Alhucemas. 

Vrẽſis, f., od. Prẽsma, n. gr. (von prethein, ver- 
brennen) Heilt. Entzündung, Geſchwulſt mit Ent- 
zündung. 

Preiomption, ſ. BPräjumtion. 

sreflant, j. unter prefjieren. 

Brefientiment, m. u. n. fr. (fpr. preffangtimdng; 
v. pressentir — [.praesentire) das Vorgefühl, die 
Borempfindung, Ahnung. 

sreiiieren, fr. (presser,v.|.pressäre, Verſtärkungs⸗ 
zeitwort von premere, j. premieren) prefien, 
drücden, drängen, treiben, nötigen; auch eilig oder 
dringend jein, Eile haben, feinen Aufjchub leiden; 
beeilen oder übereilen, 3. B. das Zeitmaß eines 
Tonſtücks; preſſiert fein, gedrängt fein, dringende 
Geſchäfte haben; preifant, dringend, eilig, an— 
gelegentlich, feinen Aufichub leidend; Preſſion, f. 
der Drud; zwingende Drud, Nötigung; Prefjür, 
f. I. (pressüra) Drud, Bejchwerde; Prefleur, m. 
fr. (fpr. — öhr), die Trommel (beim Zeugdruck). 

Brefionftift, m. fr.-dtich., Zwanggsſtift, Feſtſtift. 

Preß⸗ſteptilien, pl., ſ. Reptilienprej je 

Breitidigitateur, m. jr. (jpr. —diſchitatöhr, eig. 
ein Schneilfingerer, v. it. presto, raſch, w.L diei- 
tus, Singer; wohl entft. durch wigige Urdung 
von Preiligiateur) der Taichenfpicler; Preſtidigi⸗ 
tation, f. Taſchenſpielerkunſt. 

#reftige, n. fr. (ſpr. —ſtihſch'; v. I. praestigia, vgl. 
Präſtigien) die Gaufelei, zauberiſche Berblendung, 
das Blendwerf, die Wunderbarfeit; aud) über— 
legene Machtitellung, hohes, unerſchüttertes An— 
fehen, Überlegenheit; Preftigiatenr, m. (pr. 
—Hiatöhr) = PBräftigiator. 

presto, it. (prov. prest, fr. pr&t, vom I. praestus, 
praesto, bei der Hand, bereit) Tonk. ſehr geſchwind, 
ichnell; presto assäi oder prestissimo, äußerſt 
ſchnell oder geſchwind. 

Bretention ꝛc., ſ. Prätenſion unter präten- 
dieren. 

pretia, ſ. unter Pretium. 

pr6tintailles, pl. fr. (ſpr. —tängtdj’) ausgezackte 
Bieraten als Bejaß an Damentleidern. 

Pretium, n. (pl. pretia) lat. der Wert, Kaufpreis; 
der Kohn, die Belohnung; pretium affectionis, 
Liebhaberwert, nicht wirklicher, jondern bloß wegen 
liebevoller Zuneigung des Geber3 oder befonderer 
Kiebhaberei des Beſitzers einer Sache beigeiegter 
Wert; auch eine Liebesgabe, ein Sreundichatts- 
eichent, welches als ſolches bejonders hoch ge- 
alten wird; pretia rerum, pl. Warenpreife, bef. 
Breife der Xebensmittel; pretids (v. I. pretiösus, 


primus 691 


fr. precieux, fpr. —Bjöh), koſtbar, teuer, ſchätzbar, 
wertvoll; uneig. geziert, aeihraubt, gezwungen, 
geinct (affeftiert);eine Pretiöſe od. Precieufe, 
. ein gezierte3 Frauenzimmer, ein Zieraffe; Pre— 
ttöfe, f. weibl. Name: die Köftliche, Vortreffliche;; 
Pretiofa oder Pretiöjen, pl. Koitbarkeiten, Ge— 
ſchmeide, Edeljteine 2c.; Pretioſität, f. (lat. pre- 
tiosItas) die Kojtbarfeit; auch f. die Ziererei, das 
Sprödetun. 


| Prevaricateur, prebariquieren, ſ. prävari— 


zieren; Prevenance, prevenant, predenieren 
nit,, |. prävenieren. 

Prevot, m. fr. (fpr. preiwöh; it. prevosto, v. [. prae- 
positus) ein Borgejegter, in der älteren Verfaſſung 
Frankreichs Titel verjchiedener hohen Gericht3- 
beamten; bef. = Bropft (ſ. d.); auch Profos 
( d., Heldgewaltiger; Vrepptdl-Gericht, n. vor 
der Revolution eine Art außerordentlicher Kri- 
minalgerihte in Frankreich, die über gewiſſe 
Verbrechen mit ſehr abgetürzten Formen Recht 
ſprachen. * 

Prevohance, f. fr. (ſpr. prewoajangß'; von pré⸗ 
— a) die Vorausſicht, Borherfehung, 

orjicht. 

Bridmel, f., pl. Pridmeln oder Pridmbeln (eig. 
v. I. praeambülum, j. d. unter präambulieren) Be- 
nennung einer eigentümlichen Art deutjcher Sinn- 
gedichte im 14. und 15. Jahrhundert. 

Priäpus, l. oder Briäpos, gr. abgef. Priäp, m. 
Fabell. der Weingärtengott, Garten» und Feldgott, 
Gott der Fruchtbarkeit und Geilheit, Sohn des 
Bachus und der Venus; auch: ein unzüchtiger 
Menſch; priäpiſch, den Priap betreffend, unziich- 
tig, 3. B. priäpiſche Lieder oder Priapzja, pl. 
l. unziichtige Lieder oder Gedichte, Zoten; Pria⸗ 
pismus, ın. eine krankhafte ſchmerzhafte Aufrich- 
tung de3 männlichen Gliedes; Priapitis, f. Ent- 
zündung des männlichen Gliedes; Priapolith, m. 
gr. ein Priapftein, eine Spielart des Kaltſteins, 
deren Form dem männlichen Gliede ähnelt. 

Priden, pl. engl. Seezeichen am Rande des Fahr- 
wajjers, gewöhnlich in den Boden geſteckte Baum— 
ſtämme oder Ruten {vom engl. prick, Stadel, 
Spite). 

Prickmandeln, pl. holl. (v. prik, Mandel in ihrer 
Scale) Krachmandeln, Mandeln in der Schale. 
Briejter, m. (v. I. presbyter, j. d.; altfr. prebstre, 
prestre, jet pr&tre) ein ®eiftlicher, bej. in der 
röm.»fathol. Kirche; ein Geijtlicher, der da Sa— 

frament der Priejterweihe empfangen hat. 

Prikaͤs, m. rufj. (v. kasätj, zeigen, reden; betrafen) 
Auftrag, Befehl; Gerichtshof, Kanzlei, pl. Pri⸗ 
kaͤſen, Zoll- od. Gerichtshöje, vor welche die Han— 
delsangelegenheiten gehören. [Schlüfjelblume. 

primrose, r engl. (jpr. primröf’), Primel, gelbe 

primus, a, um, [. der, die, das erite, Primus, m. 
der Erfte, Oberſte, bef. in Schulilaffen; auch pri=- 
mus omnium, der Eijte von allen; p. inter 
päres, der Erjte unter den Gleichen (d. 5. von 
gleihem Range; Prime, f. (näml. classis) die 
erite Klafje oder Abteilung in einer Schule; Kfipr. 
— prima sorte, it. die erjte, bejte oder feinjte 
Waren-Sorte; alla prima, it. Mal. auf einmal, 
ohne vorangegangene Gründung (gemalt); Prima 
Donna, f. it. die erjte Sängerin in der Oper; 
prima facie, l. dem erjten Anjehen nach, anjchei- 
nend; p. vice, I. zum erſten Male; p. vista oder 
a p. it. (fpr. — wiſta) a auf Sicht od. 
— Anblick (zahlen oder bezahlen); Tont. gleid) 
auf den eriten Blick, vom Blatt, 3.2. etwas fpielen; 

44” 


692 primus 


prima elem6nta, p. prineipia od. rudim6nta, 
pl. 1. die Anfangsgründe, 3.B. einer ®ifjenjchaftze.; 
primo oder pro primo, zuerit, erſtens; p. can- 
tänte, m. it. der Hauptfänger, erſte Tenorift einer 
Oper, auch p. u6ömo, d. i. der erjte Mann; pri- 
mum esse, tum philosophäri, [. (nad) Seneca) 
zuerſt fein, dann philofophieren, d.t. exit muß man 
überhaupt beftehen fönnen, ehemanphilofophieren 
tan; primum mobile, n.[.dererjte Beweggrund, 
die Haupttriebfeder; Sternf. die erite oder tägliche 
(icheinbare) Bewegung des Himmels mit allen 
Sternen in 24 Stunden; — Brimage, f.,r.n. fr. 


(ipr. —mahſch) der Verfiherungspreis, = (Affe> |- 


furanz-) Brämie,.d.; Brima Note, f.it. das 
Memorial, d.i. das Geſchäftsbuch, in das bei einem 
Kaufmann alle Gejchäftsvorfälle des Tages zuerit 
eingetragen werden; Brimäner, m. (.(primäus) 
Schüler der eriten Klaſſe; Prima-Plana, pl. !. 
Offiziere, Unteroffiziere und Spielleute einerKom— 
pagnie, die nicht in Reih und Gliedſtehen; primär 
(l. primarius, vornehm, vorzüglich; fr. primaire) 
uriprünglih, = primitiv, z. B. primäre Ge- 
birge, Ur- oder Grundgebirge, die eriten od. äl- 
tejten Gebirge; Primärform, f. die Grundform, 
Grundgeſtalt von Kriftallen; primäre Erſchei— 
nungen, urjprünglide, nicht von andern ab- 
bängende Erjcheinungen, 3. B. von Krankheiten; 
Primärmaſchine, elektriſche Vordermaſchine; 
Primärſchulen, pl. inFrankreich: Anfangsſchulen, 
Elementarſchulen; Brimar-Spirale, f. Haupt- 
ſpule; Brimärftetion, f. Aufgabeftelle, Kraftort 
(gegenüber der Sefundärftation, ſ. d.); Pri— 
märjtrom, Hauptitrom (eleftr.); Br.-Berfamm- 
Jungen, Zujammentritt aller Staatsbürger zum 
Behuf von Wahlen u. dgl.; Primarius, m. der 
Erſte oder Oberite, 3. B. Bajtor primarius, 
eriter Prediger oder Oberprediger; Prĩmas, ın., 
pl. Brimäten (Il. primätes), der erfte, oberite od. 
vornehmite Erzbiichof eines Reiches; Primät,n., 
rt. m. (l. primätus) dieOberitelle, daS Oberbistum; 
erite Würde und Gerichtsbarkeit eines Primas; 
überh. der Vorrang, Bortritt; primätifch, Die 
Oberitelle od. den Vorrang betreffend; oberbijchöf- 
ih; Primawechſel, m. das erite Eremplar eines 
gezogenen Wechjels, im Unterjchied zum zweiten 
Eremplar, das Sekundawechſel heit ujw., ſ. 
Tratte; Prime, f. (v. [. prima, die erfte) Tonf. 
der erite Ton einer Ditave; die erite Stimme, erfte 
Geige 2c.; in den Klöftern die erjte Betftunde oder 
zweite kanoniſche Stunde(ſ. horae canonicae) mor- 
gens 6 Uhr; Fechtk. erite Fechtjtellung oder Tage; 
bei Buchdr. der Schöndrud, die erfte Fläche eines 
jeden gejeßten und bedrudten Bogen3; bei Mark— 
icheidern der zehnte Teil eines Ganzen, beſ. eines 
Aolles; bei Kaufl. die allerfeinfte Spanische Wolle; 
Primel (vom [. primüla veris, die Erjtlingin des 
srühlings), die Schlüfjelblume, gem. Hinimel- 
ſchlüſſel; Primicerius, m. I. ein Oberfter (Chef); 
der erſte Domherr bei einem Stifte; Wrimtcertät, 
n., t. m. die Alteſten-Würde, dag Erjtwürden-Amt; 
Primidi, fr.]. Dekade; primieren, fr. (primer) 
der Erite fein, die erite Stelle Haben; ſich über an- 
dere erheben; Primitid, l. (primitiae) oder Pri⸗ 
mitien (fpr. t== 3), pl.die Eritlinge, eriten Früchte; 
erſte Meſſe eines jungen Priejters (auch Primiz, 
f.); daS erite Werf, die Erjtlingsichrift oder das 
Jugendwerk; primitib (L. er, a, um), ur⸗ 


ſprünglich, anfänglich, uranfänglich; unvollkommen, 


nur das Notwendigſte enthaltend; Primitivum 
od. verbum primitivum, n. Sprachl. einWur;el- 


Printen 


oder Stammwort, Ur- oder Grundwort, pl. verba 
primitiva; Primitiv-Nerven, pl. Nervenitäm- 
me, die unmittelbar aus dent Gehirn oder Rücken— 
mar? hervorgehen; Primogenitus, m. der Erit- 
geborene; Brimogenitür, f. nl. die Erfigeburt; 
auch das Erſtgeburtsrecht (jus primogenitürae); 
Primopläft,m. [.-gr. der Erftgebildete; Primor⸗ 
dium, n. L., pl. Primordia od. Primordien, der 
Anfang, Urjprung, die Gründung; primerdtäfl 
(ſpätl. primordiälis), urfprünglich, uranfänglich 
Primordialität, f. nl. Urſprünglichkeit, Uran- 
fänglichkeit; Primordial-Schlauch, m. in der 
Botanik: die erſte innere Zellichicht, Die unmittelbar 
das Plasma umschließt; P.-Zone, die unterfte 
Bone der filurifchen Formation (f. d.); P.-Faunga, 
f. die verjteinerte Tierwelt der Primordialzone; 
primiignieren, mit dem erjten Zeichen verjehen, 
d. h. Statechumenen vorläufig mit dem Kreuze be- 
zeihnen als künftige Chrüten; Brim- Tabellen, 
pl.in der Buchdrucderei: Tabellen, welche die Seiten- 
zahl für jeden neu anzufangenden Bogen angeben; 
B.:3ahlen, pl. ſolche Zahlen, die fich mit feiner 
andern Zahl, außer der Einheit, ohne Reſt teilen 
laffen, wie 3.8.7, 11, 13, 17 ꝛc. 


Prince of Wales, m. engl. (fpr. prinß of uelf), 


d. i. Fürſt von Wales; Titel des engliihen Thron- 
folgers (der Titel geht zurück auf die Eroberung 
des Fürſtentums Wales im Sahre 1283 durch 
Eduardl. von England, der feinen Sohn Eduard II. 
mit dieſem Fürſtentum belehnte und ihn alfo zum 
„Fürſten“ (nicht zum „Prinzen“, der er doch von 
Geburt an war) erhob (vgl. Dunger, Engländeret 
in der deutjchen Sprade, ©. 50). | 


Brinceps, m. !. (v. primus, der Erſte, und cap£re, 


nehmen; alfo eig. die erite Stelle einnehmend) der 
Erite, Vornehmſte, das Oberhaupt, der Anführer, 
Fürſt; pl. Brineipes, auch die zweite Reihe der 
röm. Schlachtordnung, vgl. Haftati u. Triarii; 
Principe, m. it. (pr. printichipe) ein Fürſt, Brinz; 
Principeſſa, f. Fürſtin, Prinzeſſin; Prinzipät, 
n., x. m.l. {principätus) der Vorzug, Vorrang, die 
erite od. Oberitelle in einem Staate od. Heere; die 
Herrſchaft, Alleinherrihaft; das Fürjtentum. 


Principium, [. (v. princeps, f. d.) od. abgef. Prin⸗ 


zip, u., pl. Prineipia oder Prinzipien, auch 
Principe, fr. (pr. prängßihp) der Anfang, Ur- 
jprung, die Duelle; der Grund oder Urgrumd, die 
Grundurſache, das Urweſen, der Urheber; ferner 
der Grunditoff, Uritoff; die Grundlage, Grund- 
regel, Grundlehre, der Grundbegriff einer Wijjen- 
Tchaft; die Erfenntnisquelle, der Erienntnisgrund; 
endlich auch der Grundſatz, die Serhaltungsregel 
(Maxime), der Bemweagrund der Handlungen 
eines Menſchen; Prinzinien, pl. Anfangslehren, 
Grundlehren; Örundfäge;omne principium dif- 
fleile (oder zum. unr. grave), aller Anfang ift 
ichwer;principlum cognoscöndi,der&rfenntnig- 

rund, Grundbegriff, Grundjaß; p. contradic- 
ionis, der Grundjag des Widerjpruchs; prin- 
eiplis obsta, mideritehe den eriten Anfängen, 
nänd. Verſuchungen, Reizungen, Irrtümern, fal- 
ſchen Grundjägen 2c.; prinzipiell ({. prineipiälis), 
urſprünglich; grundſätzlich. 


Prinfile, m. fr. (ſpr. prängfileh; zuſammengeſ. aus 


prime u. filer, ſpinnen) feinſte Sorte franzöſiſchen 
Tabaks, feinjtes Tabafsgejpinit. 


Prinſepſche Legierung, f. eine Miſchung aus Gold 


u. Silber oder Platin, die dazu dient, die Bejtim- 
mung jehr hoher Temperaturen zu ermöglichen. 


Printen, pl. (vom holl. prent, print, Bild, weit 


Brinters 


dieſe Backwaren früher eine menfhliche Tigur dar- 
ſtellten) ſehr hart gebackene, aus ſtarkgewürztem, 
ſüßem Teige beſtehende Konditorwaren. 

Printers, pl. engl. (v. print, drucken) glatte, unge— 
bleichte Kattune, auf welche fpäter gedruct wird, 
Drudtücher. 

Prints, pl. engl. glatte gedructe Baumtmollenftoffe. 

Prinz, m. (fr. prince, jpr. prängß, v. [. princeps, 
der Erjte, Vornehmite, ſ. d.) Fürst, Fürftenfohn; 
Prinzeſſin, f. (fr. princesse) Fürftin, Fürjten- 
tochter; Brinz-Confort, m. engl. Prinzmitregent; 
Gemahlder Köniain; B.-Metall,n. gelbes Kupfer, 
ein Gemiſch aus 6 Tin. Kupfer u. 1 1. Zink, nad) 
jeinem Erfinder, dem pfälziihen BrinzenRobert 
(geit. 1682) genannt; B,-Megent, m. Neichöver- 
wejer aus einem Herricherhauje. 

Pprinzipäfl, l. (principälis, von princeps, ſ. d.) ur— 
jprünglich, vornehm, vorzüglich, hauptjächlich, ala 
Adverb: prineipaliter; Brinzipäl, m., pl.—e, 
die Hauptperfon, der Vornehmſte, Vorsteher, Herr, 
da3 Haupt, be. der Lehrherr, Haus- u. Brotherr, 
Geichäftsinhaber; auch Bevollmäcdhtigter; das 
Brinzipäl, in einer Orgel das vornehmite oder 
Haupt-PVfeifenwerf, gem. vorn; Prinzipãl-Baß, 
m. der Hauptbaß; P.-Kommiſſarius, m. der 
erite oder oberite Bevollmädhtigte; P.-Gläubiger, 
m. der Hauptgläubiger; P.-Schuldner, m. der 
Hauptſchuldner; B.-Stimme, f. (it. principäle) 
die Hauptitimme; auch Solo-Stimme; Prinzi— 
pälin, f.dieHausherrin; Prinzipalttät, f. (Ipätl. 
prineipalitas) die Vorzüglichkeit, Oberherrichaft, 
Obermacht; Vorſteherſchaft, Hausherrichaft. 

Pringipät, Principe, Principeſſa, ſ. unt. Brin- 
cep 


Prion, m. gr. (priön, von priein, fägen) die Säge; 
Heilt. Schädelbohrer, Schädeljäge; prionödes, 
jägeförmig. 3 

prior, prius, [. ber, die, das Eritere, Frühere, Vor— 

üglichere; prior tempore, prior jure, [. = p0- 

ior tempore etc., ſ. d.; prius, n., pl. priöra, 
das Borhergehende, Erſte od. Erjtere (entg. poste- 
rius); friihere Dinge od. Vorgänge; a pridri od. 
aprioriſtiſch, von vorn herein, zum voraus, durch 
ſich jelbit, oder aus Bernunftgründen (ohne Er- 
fahrung) erfannt (entg. a posteriöri); Prior, m., 
pl. Pridren, u. Priorin, f. der oder die Erite, 
Obere, Voriteher oder Borgejette, bejonders eines 
Kloſters; Briprät, n., r. m. (ipätl. priorätus) die 
Oberitelle, der Vorfiß, auch Priorei, f. mi. prio- 
ria) das Vorfteheramt, Amt, Gebiet und Würde 
eines Priors oder einer Priorin; Priorität, k. nl. 
(fr. priorite) der Vorgang, Vorzug, das Vorrecht; 
der Vorrang in bezug auf die Zeit, das Alterfein, 
Srüherjein; prioritätifch, vorrcchtlich, vorzüglich; 
Priorität3-Aftien oder-Obligationen,pl. 
Schuldicheine iiber Anleihen v. Aktiengejellfchaften, 
deren Zinjen zuvor bezahlt oder abgerechnet jein 
müſſen, che von dem dann itbrigbleibenden Betrag 
die Aktionäre ihren Anteil (Dividende) erhalten; 
P.-Recht, n. das Vorgangs- oder Vorzugsrecht, 
Eherrecht, Näherrecht; R.-Shulden, pl. jolche, 
welche bei einem Konkurſe zuerſt berückſichtigt wer- 
den müſſen; B.-Urteil, n. (Lokations- oder 
Klaffififations-Sentenz, Kollofations- 
Urteil 2c.), das Borzugs- oder Borgangs-Urteil 
oder die gerichtliche Enticheidung, welche Gläubiger 
den andern hinfichtlich der Befriedigung beim Kon- 
furje —— ſollen. 

Priſcus, m.l. (priscus,a,um, alt, vormalig) männl. 


prius 693 


Alte; Prisen, pl. alte, ehemalige Zuſtände oder 
Ereignijje; Priſciän(us), m. ein berühmter lat. 
Sprachlehrer (zur Zeit des Kaiſers Juſtinianus); 
dem Prifeian eine Ohrfeige geben, d. h. 
wider die Grammatik verftoßen, — ſpre⸗ 
chen und ſchreiben; Priscilla, f. nl. die Ältliche; 
Priscilitäner, pl.eine hrijtliche Sekte de34.Jahr- 
hunderts. 

Priſe, k. fr. (v. prendre, nehmen, faſſen, pris, ge— 
nommen 2c.; vgl. Preneur) ein Griff, eine Naſevoll 
Schnupftabaf; der Fang, Raub, die Beute, Weg- 
nahme, bef. ein erbeutetes Schiff und die darauf 
befindlichen Waren; etwa für bonne prise 
ertlären, d. h. für einen guten Fang, eine gute 
Beute, es wegnehmen oder fich aneignen; en prise 
jteht im Schacdhipiel ein Stein, wenn er gejchlagen 
werden kann; Prifen=- Gericht, n. ein Gericht, 
welches beurteilt, ob die weggenommenen Schiffe 
behalten od. freigegeben werden jollen; P.-Rechte, 
pl. der Teil des Seerechts, welcher die Gejeße iiber 
Wegnahme und Auslöſung erbeuteter-Schiffe und 
Gitter enthält. 

Priiis, f. gr. (von priein, prizein, fägen) Heilk. das 
Sägen, Schädelbohren; auchdas frampfhafteKnir- 
ichen mit den Zähnen; Brise, n.,pl. Prismäta 
aud Prismen, das Gejägte, Gefeilte, Säge- over 
Feilſpäne; Größen!. eine Kantenjäule, ein von drei 
oder mehr PBarallelogrammen (f. d.) als Seiten» 
flächen und von zwei untereinander gleichen und 

leichlaufenden Liefeden als Grundflächen einge- 
chloffener Körper; in der Naturl. ein gläfernes 
Brisma, ein Ticht- od. Strahlipalter, ein läng- 
liches, — und ſehr eben geſchliffenes Glas 
zur Brechung des Lichtes in ſieben verſchiedene 
Farben; prismätiſch, kantenſäulig; dem Prisma 
eigen oder durch dasſelbe erzeugt, .B. prisma— 
tiihe Farben, Regenbogenfarben, einfache oder 
Grundfarben, wie fie durch ein gläjernes Prisma 
entjtehen; prismatiſches Pulver, zur Ladung 
ſchwerer Geſchütze dienendes Bulver, das zu Pris— 
men zuſammengepreßt iſt; Prismen-Kreis, m. 
ein Winkelmeſſer, Werkzeug zum Winktelmeſſen; 
P.-⸗Kreuz, m. ein Feldmeßwerkzeug, mit deſſen Hilfe 
rechte Winkel und gerade Linien abgeſteckt werden; 
Prismoĩd, Prismatoid, n. ein Körper mit vier- 
eigen Seitenflächen und gleichlaufenden gerad- 
linigen Grundflächen, die gleichviel Seiten haben, 
aber unähnlich find. 

Priſon, k. fr. (ſpr. priföng; prov. preisö, ſpan. pri- 
sion, it. prigione, v. [. prensio, prehensio, Er» 

reifung, Verhaftung; vgl. PBrehenfion) das Ge- 

Pingnis, der Kerker, bej. fir Soldaten, die Haft; 
prison privee, die Haushaft; Prifonnter, m 
(Ipr. —njeh) ein Öefangener, Kriegsgefangener. 

Priſsjaͤſhnüj, ruf). (pr. ſh wie ſch; v. prissjäga, 
Schwur, Eid), als Adj. vereidigt; als Hauptw. 
(näml. Sassädätel, d. i. Befiter) m., der Ge— 
ſchworne, vereidigte Beiliger eines Gejchwornen- 
gerichts, Schwurgerihtsbeifißer. 

Brisitan, m. od. r. f., ruſſ. (v. prisstatj, landen, ab- 
— Landungsplatz, Halteſtelle der Schiffe, An— 

ahrt. 

Prifstaw, m. ruſſ. (v. prisstäwitj, jemanden an— 
jtellen, zum Vorgeſetzten machen) der Aufjeher; 

. B. Tjuremnüj-VPriſstaw, Gefängnis + Auf- 

ÜCher; ZTſchaſtnüj⸗P., Stadtteil3-Aufjeher. _ 
pristinus, a, um, [. vorig, ehemalig; pristinus 

status, m. voriger od. vormaliger Auftand. 


Name: der Alte; Brifen, f. weibl. Name: die | prins, j. unter prior, 


694 Privado 


Privaͤdo, m. jpan. (= I. privatus, f. u.) der Günft- ; 


ling, Bertraute, der erſte Minifter in Spanien. 
privät, I. (privätus, a, um, vd. priväre, berauben; 
abjondern, be. von dem Staat3verbande) in Zu- 
fammenjegungen: nicht öffentlich, geheim, ver- 
borgen, einfam; amtlos, nicht dienjtlich, außer- 
dienjtlih, nicht amtlich außeramtlich, häuslich; 
perſönlich, eigen; z. B. Privat-Audidnz, f. be- 
fondere, geheime Unterredung, z. B. mit einem 
Fürften; B,-Bibliothek, f. nicht öffentliche, jon- 
dern einer einzelnen Perfon gehörige Bücherei; 
P.⸗Kommuniõon, f. das Einzel- od. Haus Abend- 
mahl; B.-Korrefbondenz, f. eigener Briefwechſel; 
B.=Dogent, m. auf deutichen Univerlitäten: ein 
ehrer, der noch nicht öffentlich angeltellter Pro- 
feſſor iſt; Privatklage, Eigenklage, Bürgerflage; 
P.⸗Leben, n. außeramtliches, Häusliches Leben; 
B,-Intereffen, pl. eigene Angelegenheiten; P.⸗ 
Nutzen, m. der bejondere oder eigene Nuten; P.⸗ 
Verſon, f. ein amtfreier Mann; P.-Recht ver 
Snbegriff der Rechtöbejtimmungen, welche ſich auf 
Familiens, Eigentums- und Forderungsrechte der 
Einzelnen beziehen; P.⸗Sache, f. außeramtliche, 
bejondere od. eigene Sache, häusliche Angelegen- 
beit; P.⸗Theater, n. Zamilen- oder Xiebhaber- 
theater; WB, Unterricht, m. Haus- oder Einzel- 
unterricht; eine B,-Vorlefung od. ein Pripätum 
(näml. Kollegium), n. eine VBorlefung für fid) 
meldende und bezahlende Zuhörer, entg. Bubli- 
fum oder öffentliche Vorlefung; Privatier, m. 
(ipr. —tjeh; nicht fr., nur mit fr. Endung) ein 
Privatmann, amt- u. geihäftsfreier Mann; pri- 
vatim, bejonders, für jich, insgeheim; privatis- 
sime, ganz allein; Privatifſimum (näml. Kolle— 
gium),n. eine ganz bejondereBorlejung für einen 
allein oder nur wenige; privatificren, barb.-L. 
amtlos, amtfrei oder frei von Berufsgefchäften 
leben; Pribẽt oder fr. Privé. n. (ml. priväta) 
ber Abtritt, da3 heimliche Gemach; Privy Coun- 
eil,.n. engl. (fpr. priwwi kaunßil) der geheime Rat. 

Privation, pribatin 2c., j. unter privieren. 

pribatijieren, Privatiſſimum, Brivet, |. unter 
privat. 

Privaut6,f. fr. (jpr. pritvoteh) Vertraulichkeit, große 
Bertraulichkeit. 

privieren, [. (priväre; vgl. privat) berauben, ent- 
ziehen; Privation, f. (l. privatio) die Beraubung, 
Entziehung, Abjegung; Entblößung, Entbehrung, 
der Beruf, ae des Notwendigen; auch die 
Abmefenheit, das Kichtjein einer Eigenſchaft; prt= 
bativ, I. (privativus, a, um) beraubend, ausjchlie- 
Bend, entziehend; abgejondert; daS Alpha pri- 
vativum, Sf. unter Alpha; ein privatives 
Recht, ein ausfchliegliches Recht; privative, aus⸗ 
ſchließlich; ausſchließungsweiſe; Pripatibe, f. ni. 
das Regierungd-Borreht der Regalien-Bermwal- 

* in Rom. 

Privignus, m. l. der Stiefſohn; Privigna, f. die 
Stieftochter. 

Privilegium, n. l. pl. —legia oder —legien (v. 
privus, einzeln, eigen, und lex, Geſetz) ein Einzel⸗ 
recht, Ausnahmsrecht, Vorrecht; Freibrief, Gnaden— 
brief; auch Schutzbrief; cum privilegio, mit Er- 
laubnis od. Vergünitigung; privilegium de non 
appelländo, auch p. de non evocAndo, die von 
Kaifer Karl IV. den fieben Rurfürften ꝛc. erteilte 
Bergünftigung, feine Berufung ihrer Untertanen 
an die Reichögerichte zu verjtatten zu brauden; p. 
exclusivum,ein ausjchließendes er Allein- 
recht; p. gratiösum, ein gejchenftes Vorrecht; p. 


probieren 


onerosum, ein läftiges, mit Zaften verbundenes, 
oder erfauftes Vorrecht; p. personäle,ein perjön- 
lihe3 Vorrecht; p. prioritatis, = PBrivrität3- 
Recht; p. reäle, ein dingliches, d. h. am Beſitz 
eines Grundſtücks haftendes Vorrecht; privile— 
gieren, nl. bevorrechtigen od. ein Vorrecht erteilen, 
mit einer Freiheit verfehen, befreien; priptlegiert 
(nl. privilegiatus), ———— durch ein 
Vorrecht. 

Privy Council, ſ. unter privat. 

prix, m. fr. (fpr. prih; prov. pretz, it. prezzo, jpan. 
precio, v. I. pretium) der Preis; prix fixe (fpr. 
— fir), feiter Preis; A prix fixe, zu feſtem Preife; 

-& tout prix (fpr. a tuh —), um jeden Preis, es 
fofte, was e3 wolle; auch um jeden (ſelbſt den ge- 
tingften) Preis (etwas verkaufen). 

pro —, griechifches Vorwort in vielen Zufammen- 
jegungen bedeutet: vor, vorwärts, fort; vorher, zu- 
vor; vor, d. i. eher, lieber. | 

Pro, !. vor. u. gew. für; nad), in Hinfiht, gemäß, 
bermöge 2c.; pro et contra, für und wider; das 
Bro und Kontra einer Sade, d.i. das Für und 
Wider, was fich dafür und dagegen fagen läßt; 
pro aris et focis, pro arrha, und andere der- 
artige Verbindungen f. unter dem Folgeworte. 

Proagogie, f. gr. (von proägein, vorführen, zu— 
führen) Zuführerei, Kuppierei. 

Broapoddiis, f. gr. (v. proapodidönai, vorher zu- 
rüdgeben) Redek. eine Wortfügung, in welcher dag- 
felbe Wort den Saß beginnt und jchließt._ 

Proarefis, f. gr. (proairesis, v. proairein, vor— 
nehmen) Vorhaben; Abjiht; proärétiſch, vor- 
ſätzlich, abſichtlich. 

Proaulia, pl. gr. der Tag vor der Hochzeit. 

Broanlion, n. gr. (v. aulös, Flöte) Flötenvorjpiel. 


| Proäpus, m. I. (v. avus, der Großvater) der Ur- 


großvater; Proavia, f. die Urgroßmutter. 
probieren, (vom I. probäre), prüfen, proben, ver- 
juchen, erforfchen; im Hütten- und Münzweſen: 
den wahren Gehalt der Erze oder Metalle unter- 
ſuchen u. bejtimmen; Probier-Gewicht, n. ein 
Rechnungsgewicht, nach welchem man den Anteil 
des edlen Metalles bei einer Verſetzung desſelben 
mit geringerem Metall beitimmt, in Deutichland 
früher die Mark von 24 Karat beim Golde und 
16 Lot beim Silber; P.-Kunſt, f. die Prüfkunfi 
(gr. Dofimaftif), Lehre von der Prüfung der 
Erze 2c. auf ihren Gehalt, Lehre vom Ausbringen 
im Heinen; ®,-Mehl, n. ganz klein gejtoßenes 
Erz zur Erzprüfung; B.-Nadeln, pl. Brüfnadeln, 
Streichnadeln, aus befannten Berhältnifjen von 
Gold und Silber, oder von Silber und Kupfer 
verfertigte Nadeln,deren Strid) auf einem Probier» 
ftein mit dem Strich unbefannter Miſchungen ver» 
glichen wird; P.-Stein, m. der Brüfitein, Streich⸗ 
jtein, gewöhnt. Kiejeljhiefer, auch Baſalt, zum 
Prüfen des Gehalts der edlen Metallmiihungen; 
—srobäbel, I. (probabilis), od. probable, fr. er- 
meislich, glaublich, wahrſcheinlich, beifallawert; 
Brobabilität, f. 1.(probabilitas) die Wahrichein- 
lichfeit, Glaublichfeit; Probabilismus, m. nlat. 
in der fatholifhen Moraltheologie eine Richtung, 
die in befonderen Fällen eine Handlung auf Grund 
wirklich wichtiger Gründe erlaubt, ſelbſt wenn 
wichtige, aber nicht entfcheidende Gründe entgegen- 
ſtehen wofern eine Gewißheit unmöglich) ift; Pro— 
babiliiten, pl. die Anhänger jenes Grundfages, 
oder diejer Lehre; Probabiltorift, m. ein Theo- 
(og, welcher das Erweislichere dem Ermweislichen 
‚vorzieht; — probät, I. (probätus a, um) geprüft, 


Probität 


erprobt, bewährt, gut; probätum est, es ift gut, : 


bewährt, zwedmäßig, es hilft; Probation, f., I. 
probatio, die Prüfung, Probe, Unterfuhung; 
der Beweis; Probätor, m. ein Prüfer, Durd)- 
jeher, 3. B. von Rechnungen; Wrobatorium, n. 
nl. die robe, Brobeichrift, ein Brüfungsschreiben, 
Tüchtigfeit3zeugnis; Probatoriäl-deuge, m. Be- 
meiß-Beuge; probatoriſch, verjuchgmeije. 
Brobität, j. unter Probus. | 
Problem, n. gr. (pröblöma, eig. Vorwurf; von pro- 
bällein, vormwerfen, vorlegen) eine zu löſende Auf- 
gabe, vorgelegte Streitfrage, sweifelgatte Trage, 
einefchtwierige Yufgabe, ein Rätjel;problemdtiich, 


zweifelhaft, ungewiß, unentjchieden, fraglic); Pro= | 


böle, f. (eig. da3 Vorwerfen) Heilf. eine Hervor« 
ragung; Probölos, m. ein vorjpringender Zeljen- 
topf, Borgebirge; Heilf. Knochen-Fortfaß. 

®Broböscis, f. gr. (proboskis) der Rüſſel; die Fänge 
der Tintenfiiche, mancher Inſekten 2c.; Broboscid, 
m. der Rüſſelwurm. 

Vrobrachys, m. gr. (v. pro, vor, und brachys, furz) 
Berst, ein Bersglied, aus einer furzen und vier 
langen Silben bejtehend (v----). 

Proͤbrum, n. 1. eineSchandtat; Schmach, Beihimp- 
fung, Läſterung; pl. Probra, probrös (1. pro- 
broösus), ſchimpflich, ſchändlich; Probroſität, f. 
(ſpätl. probrositas) die Schimpflichkeit, Schänd— 

Probſt, j. Propſt. (lichkeit. 

Probus, m. I. (probus, rehtichaffen, redlich) männl. 
Name: der Redliche; Probität, f. (I. probitas) die 
Redlichkeit, Rechtichaffenheit. 

Procelensmaticns, ın. gr. (v. prokeletein, durd) 
Buruf antreiben) Bert. eig. der Roller, Doppel- 
läufer, ein Berdglied oder Fuß von vier Furzen 
Silben (vvuu). 

Brocellaria, f. nl. (v. I. procella, Sturmmind) der 
Sturmovogel; procellös (l. procellösus), ftürmifch. 

Vrockres, pl. I. die Bornehmften einer Stadt oder 
eines Landes; in Spanien die Mitglieder des Ober- 
haujes oder der eriten Kammer, — Pairs. 

Brocerität, f. I. (proceritas, v. procerus, hod), 
ſchlank) der hohe Wuchs, die Schlankheit. 

Brodjila und Prodilidie, pl. gr. (pröcheila, pro- 
cheilfdia, von cheilos, Lippe) Borlippen, Lippen» 
ränder. 

Prochronismus, m. gr. (v. chrönos, Beit) ein Zeit- 
verſtoß oder Zeitrehnungsfehler, durch melden 
etwas früher gejeßt wird, als e3 fich zugetragen 
bat (vgl. Anachronismus,. 

Brocdlius, m. nl. (v. gr. prokotlios, v. koilfa, 
Bauchhöhle) Heilk. ein Didbaud;, Hängebaud). 
Brocdten, m. gr. (prokoitön, v. koite, Lager) das 

Borgemad), Borzimmer. 

procul, [. fern, weit! procul absit, möge er weit 
weg von hier fein! oder drei Schritte vom Leibe! 
procul a Jove, procul a fulmine, Sprw. weit 
vom Jupiter (dem Donnerer), weit vom Blige —, 
oder weit vom Ziel ift gut vorm Schuß. 

Prochon, m. gr. eig. der Vorhund (weil er beim 
Aufgang dem Sirius voraufgeht), ein Stern erjter 
Größe im Bilde des Heinen Hundes. 

Brodatärlius), m. nl. Vorſteher der päpitlichen 
Pirundenfammer; vgl. Dataria unter datum. 
rodest, j. prosit. , 1 
rodigia oder Prodigien, prodigiös, j. unter 
Brodigium. 

srodigieren, [. (prodigere, v. pro und agẽre, eig. 
forttreiben, Daher vertun) verſchwenden, vergeuden; 
Prodigus, m. (prodigus, perfehtnenberitih) ein 
Verſchwender; pro prodigo —, für einen Ber- 


| vgl. 


produzieren 695 


ſchwender erflären und deshalb unter Bormund- 
ſchaft jegen; Prodigalität, f. (prodigalitas) die 
Verſchwendung, Verſchwendungsſucht; Prodiga— 
litätserklärung, k. die gerichtliche Erklärung, 
daß jemand ein Verſchwender ſei. 

Prodigium, n. J. (entit. aus prodicium, v. prodi- 
cere, vorherjagen), pl. Prodigia od. Prodigien, 
ein weisfagendes Wunder, Wunderzeichen, Wunder- 
werk; ein Wundertier, eine Mißgeburt, auch im 
guten Sinne ein Wundermenſch 2c.; prodigtäß (1. 
prodigiösus), wunderbar, erſtaunlich. 

' Brodigus, ſ. unter prodigieren. 

' Brodition, f. I. (proditio, v. prodöre, eig. hervor- 
geben, befannt machen, verraten) die VBerräterei, 
der Verrat; proditio eivitätis, der Landesver- 
rat; Proditor, m. ein Verräter; proditsriſch, 
nl. verräterifch. 

pro dolor, j. proh. 

Prodominium, n. ml. Recht auf Ausübung der 
Lehnsherrlidykeit; prodominium sublime, n. die 
Oberlehnsherrlichteit des Herrfchers. 

Prodömos, m. gr. (v. dömos, das Haus) das Vor— 
haus, Borgemad), die Borhalle, = Atrium. 

Prodoͤtto, m. it. (= Produkt) Kfipr. der reine 
Betrag von Wechjeln und Waren. 

Prodröm oder Prodrömus, m. gr. (prödromos, 
vorlaufend, v. dramein, trechein, laufen) ein Vor⸗ 
läufer, Borbote (3.8. einer Krankheit), eine Vor- 
rede, —— Abhandlung. 

———— . (produc£re, von duc£re, jühren; 

ur) vorführen, vorzeigen, darlegen; aufwei— 
jen, aufführen; bervorbringen, erzeugen, bauen, 

3. B. Früchte 2c., liefern, verfertigen; ſich pProdu⸗ 
teren, feine Fertigkeiten od. Eigenfchaften öffent- 

ich zeigen, fich fehen oder hören laſſen; aud) ſich 
ausnehmen; Prodnzierung, f. die Vorzeigung, 

Borführung; Erzeugung, ee Produzent, 

m.(prodücens) jeder, der durch Arbeit etwas her- 

vorbringt, ein Erzeuger, Yabrifant, Erbauer (von 

Feldfrüchten ufm.), entg. Konjument; Ripr. der 

Borführer, Vorzeiger, VBorbringer von Zeugen, 

Beweijen 2c.; Jeugenführer; produgibel, nl. vor- 

führbar, vorlegbar; erzeugbar; Produkt, m. (I. 

prodüctus) Ripr.der®egner des Produzenten, .d.; 

PBroduft, n. (prodüctum) ein Erzeugnis, 3. B. des 

Landes, der Natur (Naturproduft, Natur- 

erzeugnis, Naturgut, Naturgabe), oder der Kunft 

(Kunjtprodufßt), ein Werk; die Wirkung, Frucht; 

der Ertrag, das Ergebnis in der Rechenk, = Fa— 

zit; be. vie durch Vervielfältigung (Multiplifa- 
tion) gefundene Zahl; ehem. in der Schulipradhe 
auch ein Schlag, eine Züchtigung auf den Hintern; 

Scheidek. (entg. Edukt) ein bei einen: chemifchen 

Vorgange neuterzeugter zuſammengeſetzter Stoff; 

Broduften-Geichäft, n. ein Verkauf von land— 

wirtfchaftlichen Erzeugnifjen, bef. Nahrungsmit- 

teln; B,.-Handel, m. der Handel mit Natur- od. 

Landeserzeugniſſen; P.-Karte, f. eine Karte, auf 

welcher die Erzeugnifje eines Landes verzeichnet 

1m; Produktion, f. (productio, altlat. nur für 
usdehnung, Verlängerung) Ripr. die Vorbrin- 
gung, Darjtellung, Beibringung, 3. B. der Zeugen 

(productio testium), oder der Urfunden (pr. do- 

cumentörum); die Hervorbringung, Schöpfung; 

auch das Hervorgebrachte, = Produkt; Pros 

Dultions- Termin, m. die Darlegefrijt, der Zeit— 

raum eines Prozeſſes, in welchem der Beweis ge- 

führt wird; produftin,nl. hervorbringend, ſchöp— 
ferifch, wirkjam, fruchtbar; produftive Ein- 
bildungsfraft, = Phantajie; Produttib— 


696 Proedrie 


Aſſoziation, kieine Arbeit2-, Erwerbs-, Gewerks— 
oder Erzeugungs-Genoſſenſchaft (vgl. Aſſozia— 
tion); Produktivität, f.das Wirkungsvermögen, 
die Schöpferkraft, ſchöpferiſche Tätigkeit, Frucht— 
barkeit; produktive Steinkohlenformation, flöz⸗ 
führendes Steinkohlengebirge. 

roedrĩe, f. gr. (proedria, v hedra, Sitz) der Vor⸗ 
fig im Rat, in Bolfsverfammlungene.; Proẽdros,. 
m. der Borjitende, = Präfident. 
roögumäng, pl. gr. (v.pro-hegeisthai, vorangehen 
und den Weg zeigen) Heilf. entfernte oder vorbe- 
reitende Urfachen einer Krankheit; proegumeniich, 
borbereitend. 

proeminent, nl. (vgl. eminieren 2c.) hervorragend, 

ausgezeichnet; Proeminenz, f. das Hervorragen 

die ———— der hervorragende Teil einer 
Sache. 

profän, l. (profänus, von pro und fanum, Tempel, 
aljo eig. vor od. außer dem Tempel befindlich) un— 
geweiht; unheilig, entweihend, frevelnd; meltlich, 
nicht ficchlich; gemein, unedel; Brofan-Bauten, 
Bauten, die weltlichen Zmweden dienen; B.-&e- 
ſchichte, f. die mweltliche, entg. der Kirchen-Ge— 
ſchichte; B.-Skribenten, pl. weltlide Schrift 
jteller, entg. den biblifchen u. irchlichen; B.- Trie- 
den,n. Landfrieden; Brofanität, l. (jpätl. pro- 
fanitas) die Unheiligkeit, ver Weltjinn, die Ruch— 
Iofigkeit;. profanieren (l. profanäre), entweihen, 
entheiligen, zu niedern Sweden mikbrauchen, Ge— 
heimes ausplaudern, migbrauden; Brofanation, 
f. (fpätl. profanatio) die Entweihung, Entmürdi- 
gung, der Mißbrauch; Profanätor, m. ein Ent- 
weiher, Entheiliger, Gottverächter. 

Profeéctus, j. unter profizieren. 

sroferieren, I. (proferre; fr. proferer) hervor⸗ 
bringen; hinausſetzen, aufſchieben. 

Proféß, 12. nl. (proféssus, vl. profiteri, öffentlich 
erklären, befennen; fich zu etwas befennen od. für 
etwas ausgeben) das Bekenntnis, Ordensgelübde 
eines Mönches oder einer Nonne; 3.8. Profeß 
tun, das Ordensgelübde feierlich ablegen; Pro— 
feifen, pl. diejenigen Mitglieder des Sefuitenor- 
dens, die in alle Ordensgeheimniſſe eingeweiht, or- 
diniert und im Befibe höherer Amter find, und in 
fogenannten Brofephäufern wohnen; ex pro- 
f6sso, l. zugeſtandenerweiſe, vorjäßlich, geflifient- 
(ih; berufsmäßig, von Amts wegen; Brofeilion, 
f.(I.professio, eig. öffentliche Erklärung, Befennt- 
nis) 1.=Wrofe$; 2. der Beruf, das Gewerbe, 
Berufsgefchäft, bei. daS Handwerk; Brofeifion 
von etwas maden: etwas berufd- oder hand- 
werf3mäßig treiben; auch es ohne Scheu u. öffent- 
ih treiben; Arofefftonell, nl. handwerksmäßig, 
berufsmäßig; Profeſſioniſt, m. ein Handmerfer, 
Gewerbetreibenver; Profeéſſor, m. L.ein öffentlicher 
Lehrer auf einer Hohen Schule, der eine Wiſſen— 
ſchaft pflicht- und berufsmäßig lehrt, Hochſchul— 
lehrer; auch Titel der Lehrer an Gymnajien ꝛc.; 
Professor (publicus) extraordinarius, außer- 
ordentlicher, und P. (publ.) ordinarius, ordent— 
fiher Hochſchullehrer; P. honorarius, ſ. unter 
honor; Profeijur, f. od. Brofefiorät, n. nl. das 
Öffentliche Lehramt; der Lehrſtuhl. 

Profil, n. fr. (it. profilo, ſpan. perfil, v. (. filum, 
Faden, uneig. Umriß, Geitalt, Form, Bildung) der 
ſenkrechte Durchſchnittsriß, Querſchnitt, die Seiten- 
Anſicht, der Seiten-Umriß, das Seitenbild; Ge— 
fälle, Neigungsverhältnis; Bauk. Durchſchnitts— 
Anſicht, der Durchſchnitt; Querſchnittsfläche; auch 
Stickereien, welche nicht in.das Zeug, ſondern auf 


progenerieren 


dasſelbe aufgenäht werden; en profil (fpr.ang- ). 

nach der Seitenanficht, im Durchſchnitt gezeichnet; 

Profilporträt, n. (jpr. — träh) ein Seitenbild, 

Halbgefiht; profilieren (fr. profiler, it. profiläre, 

jpan. perfiläre) gliedern, den Durchfchnitt eines 

Gebäudes u. dergl. angeben, zeichnen, im Durch— 

ſchnitte darjtellen, die Querſchnitisformen od. die 

Gliederung ausführen; Durchflußprofil, Durch— 

flußöffnung; Querprofil, Querſchnitt; Strom: 

profil, Strombett; Profileiſen, Formeiſen. 

rofit, m. fr. (prov. profieg, it. profitto, vom l. 
profectus, j. unter profizieren) der Gewinn, Nuten, 
Ertrag, Genuß; profit tout clair (jpr. profih tu 
klähr), reiner Gewinn; das Profitchen oder der 
Brofiter, ein Lichthalter, Lichtſparer, ein Werk— 
zeug mit Stacheln zur Benutzung kleinerLichtſtücke; 
profitieren (fr. profiter, it. profittäre, prov. pro- 
feitär), gewinnen, Vorteil od. Nutzen ziehen; pro= 
fitäbel (fr. profitable), einträglich, vorteilhaft, ge- 
winnbringend; erjprießlic. 

profizieren, l. (proficere, v. facere, aljo eig. fort- 
machen) fortichreiten, weiter fommen; etwas aus— 
richten, bewirken, nüßen; proflclat! wohl be- 
komm's; Profiztent, m. (l. (proficiens) ein Fort- 
Ichreitender, Vorrücdender, etwas Ausrichtender; 
Profizienz, f.nl.dasgortichreiten, Weiterfomment, 
der Erfolg; Brofdctus, m. l. das Sortjchreiten; 
das Wachstum, die Zunahme; der Vorteil, Nuten; 
pl. Brofeetus, Fortſchritte in Kenntniffen ꝛc. 

hrofligieren, |. (profligare, von fligere, ſchlagen) 
niederichlagen, zu Grunde richten, überwältigen; 
Brofligation, * (fpätl. profligatio), dieÜberwäl- 
tigung, Vernichtung. 

sroffuieren, I. (profluere, von fluere, fließen; vgl. 
fluid) hervorfließen, entipringen; Profluvium, n. 
Heilf. ein (widernatürlicher) Erguß, eine Ergießung 
von Slüffigfeiten, 3.8. profluvium album, ivei- 
Ber Fluß, Schleimfluß; p. alvi, d. i. eig. Baud)- 
fluß, Durchfall; p. cruentum oder sanguinis, 
Blutfuß,=Hämorrhagie; p.seminis,Sanıen- 
fluß; p. urInae, Harnfluß, = DiabeteS. 

Profoͤs oder Broföß, ın. (altfr. provos, provost, 
prevost, neufr. prevöt, prov. prebost, ſpan. pre- 
boste, it.prevosto,preposto,preposito,v.l.prae- 
positus) eig. ein Vorgeſetzter; Regiments⸗Scharf⸗ 
richter oder -Stodmeijter, ein Unteroffizier, welcher 
Auffeher der verhafteten Soldaten ilt; ein höherer 
Polizeioffizier der Landsknechte; der Gefängnis- 
— auf Schiffen; in Oſterreich: Gefangenauf— 
eher. 

profugieren, |. (pro-fugere, v. fugẽre, fliehen; vg 
fuga) entfliehen, ſich flüchten; Profugium, n. die 
Bufludt; Profügus, m. ein Flüchtling, Ver— 
bannter. 

profünd, I. (profündus, a, um) tief, tiefjinnig: 

ründlich; de profündis, d. i. aus den Tiefen, die 

——— und daher der Name eines kathol. 
Bußpſalms (nach katholiſcher Zählung Pſ. 129: 
„Aus den Tiefen rufe ich zu dir”); o profündis, 
aus der Tiefe (3. D. fingen); Brofundität, £. \i. 
profunditas) die Tiefe, Gründlichkeit, Profundi- 
metrie, f. l.-gr. die Tiefenmefjung. 

profüs, I. (profüsus, von profund£re, vergießen 
uneig. verjchiwenden2c.) überſchwenglich, verſchwen— 
derijch; mweitläufig, umſtändlich; Profuſion, f. (. 
profusio) eig. die Bergiegung, die Verſchwen ung, 
Überichwenglichkeit, der Überfluß, Überjchivang. 

Progditor, m. gr. (von gaster, Bauch) Heilf. ein 
Hängebaud, Dickbauchiger. 

brogenerieren, |. (pro-generäre, vgl. generieren) 


= 


progerminieren 


erzeugen, hervorbringen ; Brogeneration, f. (pro- 
generatio) die Erzeugung. | 
progerminieren, |. (pro-germinäre, vgl. germi«- 
nieren) hervorſproſſen, auffeimen. hibe 
Vroglöfiis, f. gr. (von glössa, Zunge) die Zungen» 
Prognöjis oder Prognose, f. gr. (vgl. Gnoſis) die 
Borherjagung, Borausbejtiimmung, befonders des 
Ganges einer Krankheit, 3. B. Wetterprognoie, 
Bettervorausfage; Progndft, ın. (gr-prognöstes) 
oder Prognoftifer, ein Vorherwiſſer, — 
Vorherſager; Prognöſtit, f. die Vorherſagungs— 
kunſt; Prognoftiton oder Prognoſtieum, n. ein 
Borzeichen, Vorbote; ein Wahrzeichen; eine Vor— 
ausjagung; auch eine Art Wetterglas, welches das 
Wetter durch das Trübemwerden der Flüffigkeit, 
womit e3 gefüllt ift, anzeigen joll, auch Baro— 
ſköp genannt; einem das Prognoſtikon jtel» 
len, d. i. ihm etwas voraus verfündigen, bei. jein 
Schidjal; vgl. Nativität; prognoftizieren, vor- 
berjagen; prognöftifch, vordeutend, weisjagend. 
Programm, n., pl. —e, gt. (prögramma, pl. pro- 
grämmuta, v.progräphein, öffentlic ausfchreiben) 
eig. eine öffentliche jchriftliche Bekanntmachung, ein 
öffentlicher Anſchlag; bej. eine Antündigungs- od. 
Einladungsschrift zu einer Feierlichleit aufhoheren 
Schulen 2c.; gelehrte Schulfchrift, Schulbericht, 
auch Feitjchrift; bei einem Feſte die Angabe der 
Aufeinanderfolge der verjchiedenen Feitlichkeiten, 
Seflordnung; Berzeichnig der Muſikſtücke einer 
Muſikaufführung; in der Politik die Darlegung 
der Grundjäße einer politijchen Bartei oder eines 
Minijteriums; VBrogrammeatarius, mm. nl. ein 
PBrogrammfchreiber, Verfaſſer von Gelegenheit3- 
Ichriften bei Hochſchulen, Gymnafien nſw.; Bro= 
gramm Duft, Muſik, die einen bejtimmten, durch 
orte angegebenen Gegenstand jchildern ſoll (z.B. 
Muſikwerke v. Liſzt, Berlioz u. a.). 
$Srogredieren, |. (progr&di, von gradi, jchreiten, 
vgl. Grad) fortichreiten, Fortichritte machen; Pro— 
greß m. (l. progréssus), pl. Progreſſen, der 
ortgang, das Wachstum, die Fortjchritte, bei. der 
Hortichritt von den Gründen zu den Folgen; Pro— 
rejlion, f. (l. progressio) die Stufenjolge, das 
—— Rechenk. eine Reihe, nach einem ge— 
gebenen Verhältniſſe fortſchreitende Zahlenreihe, 
entweder arithmetiſch, gleichreſtig, z. B. J. 3. 5. 
7. 9. ILꝛe. oder geometriſch, gleichteilig, z. B. 
L2.4. 8. 16. 32 2c.; Tonk. die Wiederholung einer 
Figur in verſchiedenen Tonarten; Progreſſift, m., 
pl. Progreſſiſten, barb.-I. Fortſchrittsfreunde, 
Fortſchrittsmänner, polit. Partei in Spanien ſeit 
1842; progreſſiv, nl. (fr. progressif) fortſchrei— 
tend, ſtufenweiſe, nah und nad; Progreſſiv— 
Steuer, f. eine Steuer, welche im Verhältniffe mit 
dem steigenden Einfommen od. Kapitalvermögen 
ſteigt; P.-Züge, pl. Gewehrzüge, weldhe an der 
Mündung enger al3 am Anfang find. 
Proghmnaſium, n. gr. (vgl. Gymnaſium) eine für 
die Voll-Gymnaſien vorbildende Lehranftalt; 
Proghmnäsma, n. eineBorübung; pl. BProgym= 
nasmäte, Vorübungen. 
proh oder pro, I. Ausruf der Bermwunderung oder 
Klage: o! ad! proh dolor! o Schmerz! leider! 
proh pudor! o Scham! o Schande! 
hrohibieren, [.(prohibere, v.hab£re, haben, halten) 
abhalten, verhindern, Einhalt tun, hemmen, ver- 
bieten; Prohibita, pl. verbotene Dinge, Berbote- 
ne3; Prohibition, f. ([. prohibitio) die Berhinde- 
rung, das Verbot, der Einhalt; Prohibitions⸗ 
oder Brohibitiv-Syftem, n. die Ein- und Aus- 


Profatalepiis 697 


fuhr-Befchränfung, Dandelsjperre, eine auf das 
Berbot der Ein- od. Ausfuhr v. Waren ſich grün- 
dende Staat3einrichtung ; Prohibitivzoll, Schub- 
zoll, Sperrzoll; Prohibitionift, m., pl. —en, 

arb.-I. Anhänger der Handelöfperre u.derSchuß- 
ölle; prohibitiv, nl., u. prohibitöriich (1. pro- 

ibitorius), zurüd- oder abhaltend, verbietend; 
Brohibitorium, n. ein Einhaltbefehl, Verbot der 
Ein- oder Ausfuhr von Waren. 


projizieren, I. (projicere, von jacere, werfen) eig. 


vorwerfen; fortwerfen, verwerfen; ſpäter auch: ent» 
werfen, darstellen, auf eine Fläche od. Ebene über— 
tragen, im Grund- od. Standriß 55 Pro⸗ 
jeft, n. nl. (fr. projet, ſpr. —ſcheh) der Entwurf, 
Abriß, Vorschlag, Anjchlag, das Vorhaben; Ges 
neralprojeft, allgemeiner Entwurf, Borentwurf; 
Spezialprojeft, Einzelentwurf; Projeftant, m. 
der Entwerjende; PBrojeftmakher, m. ein Ent- 
wurf- od. Planmacher; Projettil, n. ein Geſchoß, 
jeder durch irgend eine Kraft fortgeſchleuderte Kör— 
per, bef. die Geſchoſſe der Artillerie; Projektion, 
f. ({. projectio, da3 Hervorwerfen) Mechanik: der 
Wurf, das Werfen eines Körpers; Zeichenk. der Riß, 
die Darſtellung, Zeichnung der ſcheinbaren Lage 
und Geſtalt eines Gegenſtandes, beſ. die Entwer— 
fung der Landkarten; dieſe iſt vierfach: LZentral— 
projeftion od. perſpektiviſche Projektion, 
die Entwerfung einer Karte, wobei man das Auge 
in den Mittelpunkt der Erde denkt und von hier 
aus die Länder um ſich her Sieht; 2. orthogra- 
phiſche Br., wo man das Auge in unendlicher 
Entfernung von der Erde denit und die Länder 
wie auf einer ebenen Tafel nebeneinander erblidt; 
3. ftereographijche Br., wo man das Auge in 
einem Punkte der Rugeloberfläche befindlich denkt 
und durch die Erde diegegenüberjtehende Halbfugel 
auffaßt, als wenn fie ſich auf einer die Erde in 
2 Hälften abteilenden Ebene abjpiegelte; 4. homa— 
lographijche (von griech. homalös, gleich) oder 
ifjographiiche Projektion, wo man das Auge 
einen Erdradius über der Erde befindlich denkt; 
in Hinficht des Teiles der Erdoberfläche, den man 
projiziert, ift die Projektion entweder: Polär— 
Projektion, ‚wenn man ſich einem der Pole gegen— 
itber, dder Aquatorial-Pr., wenn man jich im 
Aquator, oder Horizontäl-Br., wenn man fic 
in irgend einem beliebigen Punkte der Erdober- 
fläche denkt und ihn zum Mittelpunfte des Ent- 
wurfs macht; Horizontal-Brojektion, f. 
Grundriß, Darftellung in der wagerechten Fläche; 
VertikalPr., Standriß, Darftelluna in der ſenk— 
rechten Fläche; äquivalente Projektion, flächen— 
treue Darjtellung; Projektions-Apparat oder 
Brojeftor, m. Bildwerfer, Wandbildwerfer; Pro— 
jeftionsbilder, Wand⸗Lichtbilder; Projektions= 
linte, Wandbildlinſe; Projektions-Ebene, f. 
Grimdebene; Pr. Achte, f. der Durchſchnitt der- 
jelben; Pr.-Kunſt, die Borführung von Abbil- 
dungen uſw. mittels des Stioptifong, |. d.; pro⸗ 
jeftieren (fr. projeter, jpr. —ſch —) entwerfen, 
Entwürfe, Anichläge machen, worauf ausgehen, 
etwas erjinnen, vorhaben, beabfichtigen, in Aus- 
jicht nehmen; projektiv werden Figuren genannt, 
die fich durch Verjchiebung in eine perſpektiviſche 
Lage bringen lafjen; Brojektür, f. I. (projectüra) 
od. Projecta, pl. Bauf. der Vorſprung, Auslauf, 
das Hervorragen, 3. B. eines Geſimſes. 


Brofanzellar(ins), m. nl. (vgl. Kanzellarius) ein 


Stellvertreter des Kanzlers. 


| Brofatalepiis, f. gr. (vgl. Katalepſis) eig. das Vor- 


628 profatarttiich 


greifen, die Borwegnahme; Redek. die Wendung 
von Anklagepunkten zum Borteil des Verklagten. 
protataͤrktiſch, gr. (vgl. Katarktikon) Heilk. vorauf- 
gebend, vorbereitend; Prokataͤrxis, f. die Vor- 
ereitung, vorbereitende Urſache. 

®rofazität, f.1.(procacitas, von procax, frech, mut- 
willig) die Frechheit, Ausgelafjenheit, der Mut- 
wille. 

proflamieren, I. (proclamäre, v. clamäre, ſchreien, 
rufen) ausrufen, verfündigen, auch Berlobte von 
der Kanzel abfündigen oder durch jtandesamtlichen 
Anfchlag aufbieten; Profläme, n.nl.,od.Profla= 
mation, f. (.proclamatio) der Ausruf, die öffent- 
liche Ausrufung, Befanntmadhung, das Aufgebot; 
Broflamäter, m. ein Ausrufer bei Verſteige— 
rungen. | 

sroffinieren, I. (pro-clinare, gr. pro-klinein; vgl. 
Proklitika) vorwärts neigen, beugen; Proklina⸗ 
tion, f. (l. proclinatio) die Borneigung, das Vor- 
hängen von Gebäuden ꝛc. 

Broflitife, n., pl. gr. (v. proklinein) vorwärts nei- 
gen oder beugen; vgl. proflinieren) die tonlojen 
Wörter, die ihren Ton auf das folgende Wort 
werfen; proklitiſch, den Ton auf das folgende 
Wort werfend, entg. enklitifch. 

Prokoͤnſul, m.l.(vgl.Ronful) bei den alten Römern 
ein gemwejener Konſul, welcher nad) Ablauf feiner 
Amtsführung eine Provinz verwaltet, ein Statt- 
halter, Unter- oder Vizekonſul; prokonſuläriſch 
(l. proconsuläris), jtatthalterifch; von einem Pro⸗ 
konſul verwaltet; Brofoninlät, n., tr. m.(procon- 
sulätus), Statthalterwirde, Amteines Profonjuls. 

srofraftinieren, [.(procrastinäre, eig.auf morgen 
verfchieben, von cras, morgen, erastinus, morgend) 
vertagen, aufjchieben, zögern, zaudern; Prokraſti⸗ 
nation, f. (procrastinatio) Rp. die Vertagung, 
Berzögerung, der Aufihub von einem Morgen oo. 
Tage zum andeın; Brofraitinäter, m. nl. ein 
Zauderer, Aufſchieber. 

srofreieren, I. (procreäre; vgl. Freieren) zeigen, 
erzeugen, berborbringen; Profreation, f. (pro- 
creätio) die Zeugung, Hervorbringung; Profreä= 
tor, m. der Erzeuger, Bater; Profreätrig, f. die 
Sebärerin, Mutter. 

Brofrüstes, m. gr. (von prokrüein, durd) Schlagen 
ausdehnen, überh. gewaltſam ausreden und mar- 
tern) der Ausrecker, Marterer, Name eines fabel- 
haften Unholdes in Attifa, der zwei Bettitellen 
hatte, eine furze und eine lange. Hatte er einen 
Gaſt zu beherbergen von langer Statur, fo führte 
er ihn zu der kurzen Bettitelle u. hieb jo viel von 
ihm ab, bi3 er hinein paßte; mar der Saft Klein, 
jo wurde er zur langen Bettftelle geführt und fo 

lange gedehnt, bi3 ihm die Seele ausfuhr. Dah 

ſprw. das Bett des Brofruftes, d. i. eine mwill- 
fürlihe Form, in welche man einen Gegenstand 
gewaltjam hineinzwängt. 

roftägra, n. gr. (v. proktös, der After) Heilf. ver 

gichtiſche Afterfchmerz; Proktalgie, f. Afterweh, 

Schmerz am After; Prokt-atreſie, f. Maſtdarm⸗ 

verſtopfung; Wroftitis, f. die Entzündung des 

Afters; Proltocẽle, f. Aiter-Brud) od. -Vorfall; 

Broftzudynie, f. Schmerz im After; Proktoͤn⸗ 


= 


eus, n. eine Aftergeſchwulſt; Broftophantasntit, | 


Prolepfis 


ſchließmuskels; Proftoftenäfis,f. Verengung des 
Maſtdarms. 

Broftor, m. engl. (pr. proͤckter; zuſammengez. aus 
Profurator) ein Anwalt, Gefchäftsträger; Auf- 
jeher, Berwalter. 

srofulgieren, I. 'proculcäre, von calcäre, treten, 
und dies von calx, Gen. caleis, Ferſe) niedertreten, 
mit Füßen treten. 


| srofumbieren, lat. (procumböre), niederfallen, 


ER 


ftürzen. 

srofurieren, lat. (procuräre; vgl. furieren unter 
cura) beforgen, verwalten, pflegen; verfchaffen,ver- 

. mitteln, zuwege bringen, wozu verhelfen; Pros 
für, f. nl., od. PBrofuration, f. I. (procuratio) 
die Verwaltung, Stellvertretung, Beſorgung, Über- 
nehmung einerSade; ſchriftliche Ermächtigung od. 
Vollmacht; Profuration, in der Fathol. Kirche 
bej. die Bifitations-Gebühren der Bifchöfe; Pro— 
kũra, Kfipr. die Gefchäfts- od. Beſorgungsgebühr; 
bei. das von dem Vorſteher eines Handelshaufes 
einem andern erteilte Recht, in feinem Namen zu 
unterzeichnen, Geſchäftsvollmacht, Vollmacht, Fir- 
menzeihnung; Prefüra-Führer oder -Träger, 
Profurant, Profurift, m. Kfipr. der Bevol- 
mächtigte oder Gejhäftsführer eines Handlungs- 
hauſes; per procuratiönem, [.od.per procura, 
it. dur) Vollmacht oder durch einen Bevollmäch— 
tigten, Stellvertreter 2c.; Brofuräter, !., fr. Bros 
cureur (jpr. profüröhr), jpan. Brefuradar, m. 
ein Geſchäftsträger; Schaffner, Pfleger eines Stifts; 
Bevollmächtigter, Abgeordneter; Sachwalter, An- 
walt; der Eaijerliche Statthalter in römifchen Pro⸗ 
binzen; Prokuraddres, pl. in Spanien die Mit- 
glieder der zweiten Kammer, abgeordnete Volks— 
vertreter; per procuratörem, [. duch einen Be- 
vollmächtigten oder Stellvertreter; Procureur 
général od. du Roi (ſpr. —Ienerdl od. dũ rod), 
in Frankreich der königliche oder Staat3-Anwalt; 
PBrofuratorium, n. nl. die bejondere Vollmacht 
eines Prokurators; PBrofuratür,f.dieBejorgung, 
Gejchäftsvermwaltung. 

prolabieren, I. (proläbi, von labi, fallen, gleiten; 
vgl. labent) vorfallen, hervortreten; Prolaͤpſus, 
m. nl. der Borfall, Austritt, daS Hervortreten 
weicher Körperteile, vgl. Procidenz; 3. B. pro⸗ 
lApsus ani, der Majtvarmvorfall; p. ocüli, Bor- 
fall des Auges; p. uteri, Muttervorfall zc. 

Brolabium, n. nl. (von labium, f. d.), pl. Prola⸗ 
bien, die Bor- oder Borderlippe, der vordere rote 
Streif an jeder Kippe. 

Prolapſus, j. unter prolabieren. 

Prolation, f. I. (prolatio, v. proferre; vgl. profe- 
tieren) die Hervorbringung, Erzählung, Erwäh- 

I die Erweiterung, Verfchiebung; im Singen 

die Tonverlängerung, Verlängerung des Wertes 
einer Vote. 

Prolenät, m. nl. (vgl. Zegat unter legieren 1.) ein 
päpftliher Statthalter in einer Provinz des Kir- 
chenſtaates. 

Prolegomẽna, pl. gr. (v. prolégein, vorherjagen) 
das Vorhergelagte, die Vorerinnerungen, Vorbe— 
merfungen, Borrede zu einem größeren Werke, 
Vorbereitung zu einer Wiſſenſchaft; auf Hoch— 
ſchulen: Borbereitungsvorlejungen. 


m. der infolge von After» od. Unterleibsleiven Er- Prolẽpſfis od. Prolẽpſe, f. gr. (vgl. Lepſis) die Vor- 


ſcheinungen hat oder Gefpeniter fieht (in Goethes 
Fauſt); Broftoptöme, n. der Aftervorfall; Prof- 
iorrhagie, f. Afterbluten; Proktorrheuma, n. 
cheumaliſcher Afterſchmerz; Proktorrhoe, k. After⸗ 


Muh; Proktoſpaͤsmus, m. Krampf des After- 





wegnahme, das Vorhernehmen; Heilf.das Früher- 
eintreten, 3.B.eine3 Fieberanfalls; Bot.das Früher— 
eintreten der Knoſpen, wenn die für das nächſte 
Sahr angefegten Knoſpen noch in dem Jahr vor- 
her fich entwideln; Redek. Borausbeantwortung 


Proletarier 


eines möglichen Einwurfs, auch Anticipation; 
prolöptiich,vorgreifend,vorläufig, zuvorfommend. 

Proletarier, m. |. (proletarius, pl. proletarii, von 
proles, Kinder, Nachkommenſchaft) im alten Rom: 
arme Bürger der unterjten Klaffe, die den Staate 
nicht mit Gelde, fondern nur mit ihren Kindern 
dienen können; dah. üiberh.f. befitlofe, unbemittelte 
Menschen niederen Standes; Broletariät, n. nl. 
der Stand und die Gefamtheit der Proletarier; die 
Armenbevölferung, die Befitlofen, die Arbeiter- 
bevölferung; proletäriich, zur befitlofen Volks— 
klaſſe gehörig; Proletariiieren, auf den niedrig- 
ften Stand und Wert herabiegen, beſitzlos maden. 

prolifer, nl. (v. proles, Nachkommenſchaft, u. ferre, 
tragen, bringen) fprofiend, hervorbringend, 3. D. 
Blumen, welche inmitten des Kelches eine neue 
Blume hervorbringen; prolifif, nl. (prolificus, 
v. proles, u. facere, machen; fr. prolifique) frucht- 
bar, zur Zeugung tüchtig; fruchtbar machend, 
Leibesfrucht gebend; Prolififation, f. die Be— 
fruchtung, Craeugung: prolifizterende Blumen 
oder Früchte find folche, die aus andern an einem 
bejonderen Stiele hervorwachfen. 

prolir, I. (prolixus, und als Adverb prolixe, v. pro 
1. laxus, weit, geräumig) weitläufig, weitſchweifig; 
Prolirität, f.(prolixitas) die Weitläufigfeit, Weit- 
jchweifigfeit; Arolizieren (l. prolixäre, ausdeh- 
nen), mweitjchweifig fein. 

Prolögus od. Proldg, m. gr. (prölogus, vgl. Lo⸗ 
> die Vorrede, Eröffnungsrede; be. eine vor 

ufführung eines Schaufpiels gefprochene Anrede 

an das Publikum; auch der Sprecher diefer Anrede, 
der Eröffnungsredner; prologus galeätus,!. eine 
geharniichte Eingangsrede, in welcher fich jemand 
wider die Einwendungen feiner Gegner verteidigt. 

Brolofütor, m. I. (von prolöqui, herausfagen) der 
Redner, Wortführer, Sprecher; Prolokntorium, 
n. nl. ein öffentlicher Unterredungsort. 

srolongieren, nl. (prolongäre, fr. prolonger) ver- 
längern, aujichieben,hinausfchieben, weiter hinaus— 
jeßen; ein prolongierter Wechjel, wobei der 
bejtimmte Zahltag mit gegenfeitiger Bewilligung 
weiter hinausgeſetzt wird; prolongäbel, auffejieb- 
lich, zur Verlängerung, Verzögerung od. zum Auf- 
ſchube geeignet; Brolongation, f. die Berlänge- 
rung der Beit, Frifi, der Aufſchub; Prolonga— 
tions-Gejhäft, n. Kfipr. beim Berfauf von 
Staat3papieren, fofortiger Biederanfauf derjelben 
auf Zeit; Prolonge, f. fr. (jpr. — longſch') das 
Schlepptau, Zugjeil, bef. zum Yortziehen des Ge- 
ſchützes; Prolongement, n. fr. (pr. prolongi- 
mäng), eine VBedalvorrichtung an Klavieren, um 
Baßtöne längere Zeit auszuhalten (neue Erfin- 

pro Iubito, ſ. p. libito unt. libitum. ſdung). 

sroludieren, |. (proludẽre, v. ludẽre, ſpielen; vgl. 
Luſus) vorſpielen, vorüben; Proluſion, f. (I. pro- 
lusio) das Vorſpiel, die Vorübung; auch eine Ein— 
ladung3- od. Ankündigungsſchrift; proluſiv und 
proluſõ riſch, nl. voruͤbend. 

Promädhos, m. gr. (v. pro u.mächesthai, kämpfen) 
ein Borfämpfer, Kämpfer in vorderfter Reihe; auch 


Verteidiger; Name d. Göttin Athene als Stadtgöt- 


Bromemorig, j. unter memoria. [tin Athens 
promenieren, ir. (promener, jpazieren führen od. 
gehen; fr. se promener, fpazieren gehen; altfr. 
pourmener, se pourmener, v. [. prominäre, fort- 
treiben, vor jich hintreiben, v.minäre, drohend an- 
treiben, fr. mener, führen) luſtwandeln, fich er— 
gehen; Bromenäde, f.der Spaziergang; die Wan- 
delbahn, der Spaziermweg; die Anlagen, die Baum— 


promt 699 


anlage, Parkanlage; Promenadenpier, m. engl. 
(vd. Pier, ſ. d., Wandeljteg, Bandelbuhne; Pro— 
meneur, m, fr. (fpr. —nöhr) ein Spaziergänger. 

Bromeile, f., pl. Bromefjen, fr. (v. promettre = 
[. promittere, verfpredhen) Verſprechung, Zufage, 
Verheißung; Kifpr. eine Schuldverfchreibung, vor- 
läufige Zuficherung, zu einer bejtimmten Zeit Zah— 
fung leijten zu wollen. 


| Bromöthens, m. gr. der Vorbedächtige, Vorjor- 


gende, Fabell. der Sohn des Titanen Japetos, Er- 
—— vieler Künſte, beſ. der bildenden. Er bildete 
denſchen aus Ton und Waſſer und ſtahl zu ihrer 
Belebung das Feuer vom Himmel, weshalb ihn 
Jupiter aus Zorn an einen Felſen des Kaukaſus 
anſchmieden ließ, wo ihm ein Geier die immer 
wieder wachſende Leber aushacken mußte, welche 
ſchreckliche Strafe Prometheus ſolange erduldete, 
bis Herkules ihn von dem Felſen befreite ꝛc. 
Daher: ein verſtändiger, geſchickter Künſtler, beſ. 
Bildner; prometheiſch, wie Prometheus, ent- 
weder titanenhaft, himmelſtürmend mie dieſer, 
oder qualvoll leidend wie er. 
prominent, . (prominens, v. prominere,vorragen) 
hervorragend, voripringend; Prominenz, f. (lat. 
prominentia)da3 Hervorragen, = Broeminenz; 
auch das Vorragende, der Borbau. 
promiscüe, [. (v. miscöre, mijchen; vgl. mifeieren) 
vermengt, durcheinander, ohne Unterjchied oder 
Ordnung; Promiſcuität, f. nl. Gemeinſchaft der 
Weiber. 
sromtittieren, I. (promittere) verjprechen, zujagen, 
verheißen; Bromittent, m. (lat. promittens) = 
Promifjor; Promifjär, m. nl. der Verſprecher, 
der leicht etwas verſpricht; auch der Empfänger 
eines Verſprechens, der, welchem ein Verſprechen 
gemacht worden it; Promiſſion, f. I. promissio, 
die (rechtliche) Verſprechung, Verheißung; Pro— 
mifjor, m. der Verſprecher, Verheißer (entg. 
Aizeptant, |. d.); promiſſöriſch, nl. veripre- 
chend, verheißend, zuſicherungsweiſe; promiſſo—⸗ 
riſcher Eid, Eid vor der Ausjage, Verjprehungs- 
eid (im Gegenſatz zum ajjertoriihen Eid, 
j. d.); Promiiforium, n. ein jchriftliches Ver— 
— Promifſum, n. J. das Verſprochene, das 
erſprechen; promissa caduntin debitum, Ber- 
ſprechen madıt Schuld; Promiffory notes, pl. 
engl. (ipr. prömmijjori) = Promeſſen. 
Bromontorium, n. I. (vd. mons, Gen. montis, der 
Berg) ein Borgebirge. 
pro mortüo, I. ſ. unter mortuus. 
sromobieren, |. (promovere, eig. fort- oder vor» 
wärts bewegen, vgl. movieren) befördern, erhöhen; 
auf Univerfitäten: einen —, ihm eine gelehrte 
Würde erteilen; auch promovieren, f. eine ſolche 
Würde annehmen oder jich erteilen lafjen, Doktor 
od. Magifter werden; Promovendus, m der be- 
fördert werden fol, vgl. Doftorandus; Promö— 
tus, m. ein Beförderter; Promotion, f. (jpätl. 
promotio) die Beförderung, Erhebung, Standes- 
erhöhung, bej. Beförderung zu einer Gelehrten» 
Würde auf Hochſchulen (Doftor-PBromotion); 
in limine promotiönis, auf der Schwelle der Be— 
förderung, d. i. derjelben ganz nahe; Promötor, 
m. nl. der Würden-Erteiler; Beförderer; Urheber, 
Aufheger; promotoriäles (littörae) oder Pro- 
motoriälen, pl. ein Erinnerungs- oder Beförde- 
rungsjchreiben eines Oberrichterg an einen Unter» 
tichter; auch Erinnerungsjchreiben eines Gerichts - 
hofes an ein ausmwärtiges Spruchgericht. 
| sromt od. b. prompt, I. (promptus, a, um, und als 


700 promulgieren 


Adverb prompte, dv. promere, hervornehmen oder 
«bringen, ans Licht bringen) bereit, fertig, rültig; 
underzüglich, geſchwind, raſch, flink gewandt; püntt- 
lich, bar, 3. B. prompte Be ahhung; etwas in 
promptu haben, in Bereitfchatt oder bei der Hand 
baben, vgl. Smpromprü; Promptitüde, f. fr. 
die Geſchwindigkeit, Hurtigfeit, Fertigkeit, Behen- 
digkeit; Pünktlichkeit im Bezahlen u. dgl.; Prom⸗ 
tuarium, n. I. ein Vorratsbehältnis; Handbuch, 
auch Ratgeber, Hilfsquelle. 

prommfgieren, I. (promulgäre) öffentlich befannt 
machen, verfündigen, 3.8. ein Gejeb; Promul⸗ 
gation, f. (promulgatio) die öffentliche Befannt- 
madhung; Bromulgäter, m. der Berfündiger. 

Promhthion od.Brompthtum,n. gr. (vgl. Mythos) 
Vorerzählung, Sageneingang, Vorſage; pl. Bro= 
mhtbien. 

Pronäos, m. od. Pronäon, n. gr. (v.naös, Tem- 
pel) der Vorraum oder Vorhof eines Tempels, 
Eingang des Tempels; Heilf. der vordere Teil der 
Muttericheide. 


Pronation, f. nl. (pronatio, v. pronäre, vorwärts |. 


neigen) Deilf. die Vorwärtsdrehung od. -beugung 
(3. B. der Gebärmutter); bef. die Bewegung der 
Armfpeiche ı n den Ellenbogen, jo daß die innere 
Handflähe nach unten liegt, entg. Supination; 
Bronätor, m. der Vorwärtsdreher, der die Hand 
nac) vorn drehende Muskel. 

Pronẽbos, m. J. (0. nepos, der Enfel) der Urenkel, 
Enkelsſohn; Broneptis, f. die Urenkelin. 

pronieren, fr. (pröner, eig. predigen, dann uneig. 
rühmen, preifen, dv. le pröne, Predigt, Rede, v. 1. 
praeconium, ſ. d. übermäßig loben, auspofaunen; 
auf eine läftige und verdrießliche Art ſchwatzen; 
Broneur, m.(jpr. —nöhr) ein Lobredner, Lobhud⸗ 
ler; Schwäßer. 

Pronömen, n., pl. Pronomina, l. (v. pro, für, u. 
nomen, Namen, Nennwort) Spradl. Fürwort; 
pronömen substantıivum, hauptwörtliches Für— 
wort; p. adjectivum, beiwörtliches Fürwort, das 
attributiv od. prädifativ ſteht; insbeſ. pronomina 
demonstrativa, hinmweijende Fürwörter, 3.B. der, 
diejer, jener 2c.; p. determinativa, beſtimmende: 
derjenige, derſelbe 2c.; p. indefinita,unbejtimmte, 
3.8. man, jemand, etwas 2c.; p. interrogativa, 
fragend: welcher? wer? was? 2c.; p. personalia, 
perjönliche: ich, du, er, wir 2c.; P. POssessiva, zu- 
eignende oder beſitzanzeigende: mein, dein, fein 2c.; 
p. recipröca, wechjeljeitige, Gegenfeitigfeit an- 
zeigende, 3. B. einander; p. reflexiva, zurückdeu—⸗ 
tende, rüdzielende: ſich; p. relativa, beziehende: 
welcher, der, was; pronominãl (pronominälis, e), 
fürwörtlich; Pronominalia, pl. Formen, welche 
in einigen Sprachen zur Undeutung von Quantität 
und Dualität, Größe oder Zahl der Gegenftände 
dienen; Pronomination, f. I. (pronominatio) 
Vermeidung der Nennung eines Namens durch An- 
gabe eines Umſtandes, } DB. der Gieger bei Roß— 
bad) anjtatt Friedrich D.; der Schwan von Avon 
anitatt Shafeipeare. 

prononcieren, j. pronunciieren. 

Bronübe, f. l. (von nubere, heiraten) Vorſteherin 
der Ehen, Eheitifterin, ein Beiname der Juno. 

pro nunc, [. für jet, vorläufig. 

pronnneiieren od. pronumneieren,[.(pronunciäre), 
od.fr.Brononceteren(prononcer,jpr.pronongB—), 
aussprechen, enticheiden; fich prononeieren, fich ſtark 
ausdrücken, deutlich erklären, entſchieden äußern; 
prononciert, ſtark ausgedrückt, ſcharf ausgeprägt 
(Muskeln, Geſichtszüge); pronunciäbel, ſpätl. 


Prophaſis 


(pronuneciabilis, e) ausſprechbar; Pronuncia⸗ 
miento, m. ſpan. eine öffentliche Kundmachung, bei. 
Aufitandserklärung; pronunciatum juris, [. ein 
Rechtsausſpruch, Rechtsbefcheid; Pronunciation, 
f. ([. pronunciatio) die Ausſprache; auch öffentliche 
Bekanntmachung. 

Pronyſcher Zaum, m. (nach dem franz. Mathe- 
matiter u. Ingenieur Prony, geb. 1755, gejt. 1839) 
ein Kraftmefjer, bei welchem 2 Bremsflöge, die mit 
einem am andern Ende belajteten Hebel verbunden 
find, gegen eine ſich drehende Welle gepreßt werden. 

vrooͤdiſch, gr. (von hodös, f. der Weg) vorgängig, 
vorläufig. 


bar engl. (pr. prubf), pl. Proofs, Proben, 


bei. Brobebogen, Probedrude, Brobeblätter von 
Schrift-, Kupfer- und Steindruden. 

Proömium, um. l. (v. gr. pro-oimion, v. 01mos, Weg, 
Gang) der Eingang, die Vorrede, das Vorſpiel. 

Propüdeütik, k. gr. (vgl. Pädeutik) die Vorübung, 
Vorſchule, die Vorkenntniſſe zu einer Wiſſenſchaft; 
vorbereitender Unterricht, Vorbereitungswiſſen— 
ſchaft; propädeütiſch, vorübend, vorbereitend; 
propädeutiſche Anſtalt, Verbereitungsſchule. 

propagieren, |. (propagare) fortpflanzen, verbrei- 
ten, erweitern; Brogagande od. Bropagande, f. 
nl. d.i. congregatio de propaganda fide, die vom 
Papit Urban VII. 1623 in Rom gegriindete Ge- 
jellfchaft oder Anftalt zur Ausbreitung des katho— 
liigen Glaubens; Bekehrungsanſtalt, auch Mij- 
jions-Rollegium; überh. jede Geſellſchaft zur 
Ausbreitung religiöſer od. politiiher Lehren und 
Grundſätze; Bropagande machen, für die Aus— 
breitung einer Meinung, eines Planes ꝛc. wirken; 
Bropagandismus, ın die —— und Hand⸗ 
lungsweiſe einer Propaganda, der Verbreitungs— 
oder Bekehrungseifer; Propagandiſten, pl. Mit⸗ 
glieder od. Anhänger einer Propaganda; Propa— 
nation, f. l.propagatio) die Fortpflanzung; Aus- 
breitung; Propagätor, m. ein Fortpflanzer, Ver- 
breiter; Bropagülnm, n. nl. der Fortpflanzungs⸗ 
ftaub der Flechten, das Keimmehl. 

propalieren, ![. (propaläre, v. propälam, öffentlich) 
offenbar machen, ausplaudern, unter die Leute 
bringen. 

pro parte virili, j. unter viril. 

Bropathie, f. ar. (vgl. Pathos) die Borempfindung 
einer Krankheit. 

Propatria⸗Papier, n. eine Art Schreibpapier mit 
den Worten pro patria als Wafjerzeichen. 

Bropeller, m. engl. (v. propel, I. propellere, fort— 
treiben, fortftoßen) eig. der Vorwärtstreiber, daher 
— screw-propeller (von screw, jpr. ßkruh, die 
Schraube) die archimedifhe Schraube, Waſſer— 
ihraube, Treibſchraube; als bewegende Kraft bei 
Dampfichiffen ; auch: Luftſchraube; auch derSchraus- 
bendampfer, das Schraubenboot jelbit. 

Propemptikon oder Propempticum, n. gr. (von 
propempein, entlaffen, begleiten) ein Begleitungs=, 
Abſchieds⸗ od. Neifegedicht, von den Zurückbleiben— 
den an den Scheidenden gerichtet; entg. Upopem- 
tifon. 

propendieren, I. (propendEre, v.pendere, hängen) 
herabhängen, fi) hinneigen; Propendenz, f. nl. 
die Zuneigung, Geneigtheit; Bropenfion, f. (I. 
propensio) der Hang, die Neigung, Zuneigung; 
Broneniität, f. nl. die Öeneigtheit. 

Proper-Gut, Handel, j. unter propre. 

Propetie, f.gr. (propeteia, eig. das Vorwärtsfallen 
v. propiptein) Boreiligfeit, Unbeſonnenheit. 

PBrophäfis, f. gr. (von prophainein, vorzeigen, er- 


Prophet 


fcheinen lafjen) ein Borwand, Scheingrund, eine 
Ausflucht; auch eine (be. entfernte) Beranlaffung; 
Heilf. die verftedtere Urſache einer Krankheit. 

Prophet, m. ar. ee v. prophänai, vorher- 
jagen) ein Weisjager, Wahrfager, Seher, Vorver- 
fünder; Religionslehrer des jüdischen Volks; Pro— 
phetin, f. die Seherin, Wahrjagerin; Prophetie, 
f. (qr. propheteia) die Weisfagung, Offenbarung; 
prophẽtiſch, weisjagend; ahnungsvoll; propbes 
zeien (gr. propheteuein), weisiagen, wahrjagen, 
vorberjagen; Prophezeiung, f. die Borherfagung, 
BVeisjagung. 

prophpläftiieh, gr. (vgl. Phylax, phylaktiich) Heilk. 
verhütend, abiwendend; Prophylacticum, n. ein 
geuittet, Berwahrungsmittel; Pro— 
shyläris, f. die Verhütung, Vorbeugung. 

Bropinstion, f. l. (propinatio, das Zutrinten, von 
propinäre, zutrinfen, auch einem zu trinfen geben) 
—— Brau⸗ und Brenngerechtigkeit eines 

utes. 

Propinquität, f. I. propinquĩtas, v. propinquus, 
nahe; verwandt) das Nahejein, die Nähe; vie Ver— 
wandtſchaft. 

Propionſäure, f. eine farbloſe, waſſerhelle, ſauer 
riechende Flüſſigkeit, u. a. durch Einwirkung ſchar— 
fer Kalilauge auf Zucker entſtehend. 

propitiãbel, l. (propitiabilis, von propitiäre, be- 
jfänftigen, verjühnen) verſöhnlich; Propitiation, 
f.(propitiatio)die Berfühnung, Bejänftigung ;pro= 
pitiatorifch, nl. verjöhnend, begnadigend. 

Proplaͤſsma, n. gr. (vgl. Plasma) ein Vorbild, Ton- 
Modell, wonach der Künstler etwas bildet. 

Propölis, f. gr. (v. pölis, Stadt) eine Vorſtadt, ein 
Borbau; be}. der Borbau oder Vorſtoß eines Bie- 
nenſtockes, das Bor- od. Stopfwachs, Bienenharz. 

Propolium, n. nl. (v.gr. pro-pölein, vorher kaufen) 
der Vorkauf, das Vorkaufsrecht; Propoliſt, m. 
der Borfäufer; wer etwas aus dereriten Hand fauft 
und dann wieder einzeln verkauft. 

Propömg, n. gr. (v. poma, Tranf, v. pinein, trin- 
fen) Bortranf, Trunf zum Frühſtück: bef. ein Trant 
von Wein, Ejfig und Honig. 

srohonieren, I. (propönere; eig. verjegen) vortra- 
gen, vorjchlagen, vorjtellen, vorlegen; im Ecarte: 
das Spiel annehmen; Bropondnt, n.(propönens) 
der Antragjteller, Borichlagende; ein unberufener 
Zwiſchenredner; Propoſition, f. l. (propositio) 
der Vorſchlag, Antrag, das Anerbieten; ein Satz, 
Hauptjaß einer Rede; propositio major, der 
Oberjaß;p. minor, der Unterjagin einem Schluffe; 
propositum, n. od. fr. Probos, m. (ſpr. propsh) 
die Außerung, Rede; der VBorichlag, Antrag; das 
Borhaben, der Anſchlag, Entihluß; ad proposi- 
tum, [. zum Borhaben, zur Sache felbit; à pro- 
pos, fr. eben vecht, gelegen, wie gerufen (fommen); 
paſſend, ſchicklich (fein) ; im Geſpräch als Übergang: 
ehe ich e3 vergefje, was ich jagen wollte; mal- 
propos, zur Unzeit, ungelegen, unſchicklich; Pro— 
Bojant, m. fr. (fpr. —jdng; v. proposer, vorjchla- 
gen, auf etwas antragen, bej. auf ein Amt) bei den 
franz. Reformierten: ein zum Predigtamt Geprüfs 
ter (Kandidat), der aber nicht daS heil. Abendmahl 
reihen darf; Propoͤſta, f. it. der Vorſchlag, Bor- 
ja; Kfipr. ein Antrag, Unerbieten; Tonf. der erfte 
er in Wechjelgejängen. 

Proportion, f. [.(proportio, von pro und portio; 
vgl. Portion) das Verhältnis, Ebenmaß, die Uber- 
einftimmung; Recent. die Gleichheit zweier Ber- 
hältnifje,Berhältnisgleihung; arithmetiſche Pro⸗ 
portion, gleichreſtige Verhaͤltnisgleichung, z. B. 


proprius 701 


11— 8=10—7; geometriſche Pr, gleichteilige 
Verhältnisgleichung, z. B. 12 mr 6:2; ———— 
niſche Pr. findet zwiſchen 4 Größen ſtatt. wenn 
der Unterſchied der beiden erſten ſich zum Unter— 
ſchiede der dritten und vierten verhält. wie die erſte 
zur letzten; proportio continüa, f. eine gebun— 
dene od. jtetige Berhältnisgleichung, in welcher dag 
dritte Glied gleich dem zweiten ijt, ,. 8.12 —8— 
8—4; p. diser6ta, eine ungebundene oder un— 
jtetige Berhältnisgleichung, in welcher das dritte 
Glied von dem zweiten verjchieden ift, z.B. 12 — 8 
=7— 3; ä proportion, fr. (pr. —Bjöng) nad 
Berhältnis, verhältnismäßig; proportionäl, |. 
(proportionälis) verhältnismäßig, im Berhältni 
jtehend, im Berhältnis, angemefjen; Proportio— 
näl-Größen, pl. Größen, die einerlei Berhältnis 
zueinanderhaben,z.B.Broportionallinien ec; 
Proportionaltwahl f. oder Proporz, m., ein 
Wahliyiten, bei dem nach dem Berbältnis der Zahl 
der überhaupt im Lande abgegebenen Stimmen 
für die einzelnen Parteien die Zahl der Abgeord- 
neten bejtimmt wird; P.-Zirkel, m. Verhältnis- 
zirkel; VBronortionalität, £. nl. die Berhältnis- 
mäßigfeit, Gleichheit ver Berhältniffe; proportio⸗ 
nieren, nl. (fr. proportionner) in Verhältnis 
jegen, ausgleichen, abmeſſen; proportionierlich 
od. Arpportiontert, verhältnismäßig, ebenmäßig, 
im Verhältnis oder Ebenmaß mit etwas jtehend; 
wohlgeordnet, eingerichtet oder eingeteilt, wohl 
abgemejjen oder gewachjen, gleich“ oder mohlge- 
gliedert 2c.; Broportionsgleihung, Verhältnis— 

Proporz, m., j. unter Broportion. [gleichung. 

Propos, Bropofant, Bropofition, Bropofta zc., 
j. unter proponieren. 

Propötiden, pl. (l. Propoetides, gr. Propoitides) 
gr. Fabell. Mädchen in Amathus auf der Inſel 
Cypern, welde die Göttlichfeit der Venus leugne- 
ten und dafür von der Ööttin zu ſchamloſer Liebes» 
wut entflammt, endlich in Stein verwandelt wur— 
den; dah. f. Shamlofe, freche Frauen. 

Propotisma, n. u. Propotismus, m. gr. (v. pro- 
potizein, einen Trank darreichen) Heilf. ein Arz- 
neitranf und deſſen Darreichung. 

Proprätor, m. I. (vgl. Brätor) ein altröm. Land» 
vogt oder Oberrichter in einer Provinz. 

propre, fr. ({pr. pröp’r; =. proprius) od. groper, 
eigen, eigentümlich; gem. f. reinlich, nett; Broper= 

ut, Ripr. da3 Sondergut des Mannes oder der 
Frau, entg. der Gütergemeinſchaft; Proprege— 
ſchäft, Eigengeſchäft; Propre- oder Proper— 
Handlung, f.od.-Handel, mn. Kfſpr. Eigenhandel, 
d. i. der Handel mit ſelbſterzeugten Waren, jelbit- 
verlegten Büchern u. dgl.; auch eine für eigene 
Rechnung geführte Handlung; Wroprete, f. die 
Reinlichkeit, Sauberkeit, Nettigfeit.  [proprius. 
propria ete., PBroprietär, Proprietät zc., |. 
proprius, a, um, l. eigen, eigentümlich, befonder; 
eigentlich; als Adverb. proprie, eigentlich, im 
eigentlichen VBeritande od. Sinne genommen; pro- 
prium, n.Dda3 Eigene, Eigentum; das Eigentünt- 
liche, die Eigenart; de proprio, an feinem Eigen- 
tum; ex proprlis, aus feinem Eigenen od. Eigen- 
tümlichen, au3 eigenem Vermögen, aus eigener 
Einfiht; propria laus sordet, Sprw. Eigenlob 
ſtinkt; p. auctoritäte, aus eigener Macht oder 
Gewalt, eigenmächtig; p. causa, eigene Sadıe od. 
Angelegenheit; p. mann, j. unter manus; pro- 
prio Marte (d. i. eig. mit eigenem Mar3, j. d., 
als Sinnbild der Kraft), aus eigener Kraft, ohne 
fremde Hilfe; proprio motu, aus eigener Bewe— 


102 Propit 
gung oder eigenem Antriebe; Proprietät, £. (I. 
roprietas) das Eigentum, Eigentumsrecht, Die 
igentümlichfeit; plena propriẽtas, Rſpr. völliges 
Eigentum; Broprietarius, ipätl;, od. Proprie— 
tär (fr. proprietaire), m. der Eigentümer, Beſitzer, 
Inhaber, Randbefiger, ein Angeſeſſener; Propriiſt, 
m. der Beſitzer eines unmittelbaren Rittergutes. 

Propft, m., pl. Bröpfte (vom I. propositus oder r. 
praepositus, d. praepon£re, vorjegen; vgl. Pro» 
fos) ein Vorgefegter, Klofter-, Stifts- oder Pfarr— 
vorſteher, Obergeiftlicher; Propftei, f. der Bezirk, 
die Wohnung und Würde eines PBropites. ’ 

Proptöme, n. u. Proptöfis, f. gr. (v. propiptein, 
vorwärts fallen) Heilf. = I. Procidenz. 

srepugnieren, I. (propugnäre, v. pugnare, fämp- 
fen) vorfechten, für etwas fechten, es verteidigen; 
Propugnacälum,n. eine Schutzwehr, Bormauer; 
Bropugnation, f. (propugnatio) die Verfechtung, 
Verteidigung; Propugnätor, m. der Verfechter, 
Berteidiger. 

Bropuliion, f. nl. (v. propellöre, forttreiben) das 
Forttreiben, Fortſtoßen; Schiffs-Antrieb; propul⸗ 
ſieren, l. (propulsäre) zurücktreiben, abwehren, 
ausſtoßen; Propulſation, f. (l. propulsatio) Die 
Zurücktreibung, Abhaltung, Ausſtoßung; Pro— 
pulſionstoẽffizient, —————— Wider⸗ 
ſtandszahl. 

Prophilãen, pl. gr. (propylaia, v. propylaios, vor 
der Tür, pyle, befindlich) die Vorhalle, der Vorhof, 
Pradt-Eingang eines großen Gebäudes, bej. der 
prachtvolle Eingang zu der Burg im alten Athen; 
dah. auch Einleitungsichriften, Einführungsfchrif- 
ten, 3. B. zu Kunſtſammlungen. 

Broquäjtor, m. l. bei den alten Römern ein Quä— 
jtor (ſ. d) od. Staateinnehmer in einer Provinz. 

Broratijierung, f. barb.-lat. Rſpr. Abteilung in 
Raten, d.i. Anteile oder Teilzahlungen; prora⸗ 
tarifch, anteilig, nad) Verhältnis (pro rata); pro 
rata tempöris, zeitanteilig, im Berhältnis zur 
Zeit (gefürzt p. r. t.). 

Bröreftor, m. nl. (vgl. Rektor) ein ftellvertretender 
Boriteher, Nebenvorfteher einer Schule; auf einer 
Hochſchule: der jährlich gewählte und vom Landes- 
herrn bejtätigte Brofeffor, der als Obervor— 
ſteher im akademiſchen Senate die Stelle des 
Landesherrn (des Rektors der Univerfität) vertritt; 
oder auch der Landesherr ſelbſt als oberiter Schuß- 
berr der Univerfität; Bropreftorät, n. das Amt 
und die Würde desjelben. 

grorogieren, I. (prorogäre, v.rogäre, fragen, beim 
Volte wegen eines Geſetzvorſchlages anfragen) auf- 
ihieben, weiter Hinausiegen, verlegen, verlängern, 
vertagen, 3.B.einen Wechiel, vgl. prolongieren; 
Prorogation, f. (prorogatio) der Aufſchub, die 
Bertagung, Verlängerung, 3. B. eines Termins 
(prorogatio termini); prorogatib (prorogativus, 
Aufihub leidend od. betreffend), aufichiebend oder 
verlängernd, vertagend. 

srorumpteren, !. (prorump£re; vgl. rumpieren) 
hervorbrechen, hervordringen; Broruption, f. (I. 
proruptio) das Hervorbrechen, der Ausbrud. 

pros—, gr. Vorwort, bedeutet: an, zu, gegen, hin; 
dazu, obendrein, überdies: bei, neben. 

Proſa od. Profe, f. (lat. prosa, entit. aus prorsa, 
sc. oratio, d. i. die vorwärts gerichtete, geradeaus 
gehende Rede, vor: prorsus, a, um, nad) vorn ge- 
wendet, geradehin) ungebundene Rede (enta. 
Poejie); uneigentl. Trodenheit, Poefielofigkeit; 
pl. Brofen, im Mittelalter die (anfänglich pro- 
ſaiſchen) Texte der Sequenzen (f. d.), erbauliche 


— — ———— — — 


proſkribieren 


Schilderungen von Leben und Taten der Heiliger ; 

profdtich (fpätl. prosaicus), ungebunden, nidt- 

dichteriſch; auch alltäglich, platt, nüchtern; Bres 

faismus, m. n!. eine Eigenheit der ungebundenen, 

nicht dichteriſchen Sprache; Projatfer od. Pro— 

faift, m. ein Schriftiteller in ungebundener Rede. 
pro saldo, zum Ausgleich (vgl. Saldo). 

Prosapodöſis, k. gr. (v. pros-apodidönai, noch da- 
zu Miedergeben) die Hinzufügung des Beweiſes 
zu jedem der aufgezählten Säßtze. 

Prosdring, n. gr. (prösarma, dv. prosairein, zu ſich 
nehmen) Genofjenes, Speife; Arznei. 

Profeenium, n. l. (v. gr. pro-skenion; vgl. Szene) 

‚die Vorbühne, der VBorpla der Schaubühne. 

Proſchematismus, m. gr. (von schẽmatizein, ge- 
ſtalten, formen, bilden) Sprachl. Verlängerung 
eines Wortes durch Anfügung einer Silbe. 

Brofe, |. Proſa. | 

Proſerco od. Brofeccer Reinfall, m. ein | üßlicher, 
dunfelroter Wein, von dem Dorfe PBrojecco in 
der Gegend von Görz in Illyrien. 

Profeftor, m. I. (v. pro-secäre, vorjchneiden, zer- 
Ihneiden; vgl. fezieren) der Vorjchneider, Ober- 
od. Vorzergliederer menjchlicher Körper unter Auf- 
ſicht eiues Zergliederungslehrerz, der erſte Aſſiſtent 
einer anatomiſchen Anſtalt; auch der, welcher jelbit- 
ſtändig Unterfuhungen durchZergliederung menſch— 
licher Körper anſtellt. 

Proſekution, Proſekutor, ſ. unt. proſequieren. 

Proſelit, m. gr. (pros-élytos, hinzugekommen, v. 
pros-érchesthai, hinzukommen) ein Hinzukömm— 
ling, Neubekehrter, Glaubensüberläufer, wer von 
einer Partei, beſ. Religionspartei, die ein früheres 
Anrecht an ihn hatte, zu einer andern übergeht; 
Proſelhtenmacher, m. ein Befehrungsfüchtiger; 
Proſelhtenmacherei, f., od. Brojelytismus, m. 

efehrungsjucht, Die Bemühung derjenigen, welche 
andere bej. durch unredliche und jchlechte Mittel zu 
ihrer Religiongpartei Herüberzuziehen juchen; pro⸗ 
ſelhtiſch, Neubefehrten eigen; Yrojelytiiieren, 
zum Neirbefehrten machen. 

Brofemination, f. nl. (vom l. proseminäre, aus- 
ſäen; vgl. semen) die Ausfäung, Beſamung, Fort» 
pflanzung durch Samen. J 

profeguieren, I. (prosequi, v. sequi, folgen; vgl. 
Sequens) folgen, begleiten; fortjegen, fortfahren; 
verfolgen, auch gerichtlich belangen, verfiagen; 
Proſekution, f. (prosecutio) die Fortſetzung, Ber- 
feigung, Bollführung; auch gerichtliche Belangung; 
prosecutio arr&sti, Fortſetzung des Arrejt-Pro- 
zelle3 od. der Kummerklage; Proſetũtor, m. jpätl. 
ein Begleiter, Verfolger, Kläger. 

Proferpine, f. lat. od. Perfephöne, f. gr. Fabell. 
die Tochter der Ceres und des Jupiter, Plutos 
Gemahlin u. Königin der Unterwelt, og: Pluto; 
Sternf. Name eines von Luther in Bilf 1853 
entdedten Blanetoiden. 

Proseucha, f. gr. (pros-euchg, d. i. eigentl. ©ebet, 
Bitte, von eüchesthai, beten, flehen) ein jüdiſches 
Bethaus an Wegen, Brunnen 2c.; auh = Sy— 
—— 

prosit! I. (v. prosum, prodésse, nützen; gem. 3i93- 

röſt) eig. es nübe! wohl befomme e3! zur Ge— 
Fndbeit: is feeit cui prodest, Spriv. der hat 
e3 getan, welchem e3 nüsßt. 


| projfrisieren, |. (pro-scrib£re, eig. öffentlich aus⸗ 





ſchreiben, jchriftlich befannt machen) ächten, ver- 
bannen; ein Proſtribierter, ein Geächteter, Ver— 
bannter; Proffription, f.(1.proscriptio) die Acht, 
Achtserflärung, Verbannung; VBerwerfung, Ab- 





Proskhneſis 


ſchaffung; proſkriptiv, nl. ächtend, verbannend; 

— — dup — — 
rostynẽſis od. Prosſfyneẽſe, f.gr.(v. Proskynein, 
en anflehen) das Anbeten, fußfällige Ver- 
ehren der Herricher im Morgenlande, = Pro— 
jternation, Kotau. 

Brofodie, f. gr. (prosödia, d. i. eig. Zugelang, von 
pros, zu, u. od&, Geſang; dah. urjpr. der Silben- 
ton, = Ufzent, dann das Tonzeichen, ſowie andere 
die Aussprache bejtimmende Zeichen, namentlid) 
die Zeichen der Länge und Kürze), die Silbenmeſ— 
fung, Silbenwägung, das Silbenmaß; die Silben- 
maßlehre, Zeitmeffung, ein Teil der Metrif oder 
Verskunſt; Profüdit, f. Silbenmaß- und Beto- 
nungslehre; proſödiſch, dazu gehörig; das Sil- 
benmaß u.die Betonungslehre betreffend; Profo= 
domanie, f.die Verſemacherwut, das Boetenficber. 

Brofopalgie, f. gr. (v. prösopon, Geſicht, Perſon) 
Heilt. der Geſichtsſchmerz; proſopalgiſch, den 
Geſichtsſchmerz betreffend od. daran leidend; Pro— 
ſöpographie, Perſonenbeſchreibung, Charatter- 
ſchilderung; Proſobpolepſie, f. das Anſehen der 
Perſon, Parteilichkeit; Proſopologie, f. die Lehre 
vom Angeſicht, vgl. Phyſiognomik; Proſopo— 
maͤnt, m. ein Gefichtswahrjager, Geſichtsgucker; 
Projopomantie, f. die Gefihtswahrjagerei; Pro⸗ 
{opopoie, f. Rede. die Vermenſchlichung, Perſo— 
nendichtung, Darjtellung des Unperjönlichen und 
Reblojen als Perſon, = Perſonifikation; Be- | 
lebung; Brofoppffopie, f. die Geſichtsbeſchauung, 
Gefihtsprüfung; bei. die Xehre von dem Franf- 
haften Gefihtsausdrud,—pathologifhhe Phy— 

Brofpekt, j. unter projpizieren. ſſiognomik. 

Brojper, ın. l. (prosper, glüdlih) männl. Name: 
der Glüdlihe; profperieren (1. prosperäre), be- 
glüden, glücklich machen; gem. gedeihen, gelingen, 
glüden; glücklich jein, gut fortlommen, jein Glüd 
maden, in blühende od. glüdliche Umftände fom- 
men; PBrofperität, f. (I. prosperitas) da3 Ge— 
deihen, Wohlergehen, Glück, der Wohlitand, die 
Wohlfahrt. 

Brospheromeng, pl. gr. (von prospherein, hinzu- 
tragen, »bringen) eig. hinzugebrachte Dinge; Heilf. 
von außen einwirfende Dinge od. Heilmittel. 

Prosphäiis, f. gr. (von pros-phyein, anwachſen) 
Heilf. das Anwachſen, Zufammenwacdjen von 
Sliedern, die Verwachſung. 

srofipizieren, lat. (pro-spicere) vorausjehen, hin- 
bliden, vorwärts bliden; vorjehen, Vorſichtsmaß— 
vegeln nehmen; profpizient (L.prospiciens), vor- 
jorgend, nd: Proipizienz,f.(prospicientia) 
die Vorſicht, Vorſorge; Profpeft(us), m. der An- 

blid, die Ausſicht, Fernſicht; der Aufriß, Riß, Plan, 

die Zeichnung, Überſicht, Darftellung eines Ge- 

bäudes nach der äußern Anficht; eine Anzeige od. | 
Ankündigung, öffentliche Bekanntmachung, z. B 
über da3 Erjcheinen einer Schrift, die Einrichtung 
einer Anftalı u. dal. 

prössimo (mese), it. (= [. proximus, ſ. d.) Kffpr. 
nächſtens, des nächſten (Monats); prossimo pas- 
säto, jüngitvergangenen Monat; p. ventäro, für 
nächſten Monat. 

Projtafie od. Broftäfis, f. gr. (v. prostenai, vor- 
anjtehen) der Boritand, Vorrang, Vorzug; Pros 
Aa (gr. prostät&s), od.i. prostäta, m. ein Vor⸗ 
teher, Borgefegter, Anführer; im alten Athen: 
Vertreter, Anwalt, Schugherr eines Nichtbürgers; 
—— das Vorragende; f. (sc. glandüla) die Vor- 
teherdriife am oberen Teile der Harnröhre; Pro—⸗ 
ftatalgie, f.Heilf. der Schmerz der Vorſteherdrüſe; 


vrotegieren 103 


Broftatheltöfis, f. Verihmärung derielben; pro⸗ 
Kati. — an Nenn; Broftatitis, f. 

ntziimdung der Vorjteherdrüfe; Proſtatoͤncus, 
m. Gefehmulft derielben. ———— 

Profternation, |. unter proſternieren. 

Proſternidium, n. gr. (v. stérnon, die Bruſt) Heilt. 
ein Bruſtpflaſter. 

proſternieren, I.(pro-stern£re;pgl. Stratum) hin⸗ 
ſtrecken, niederwerfen; ſich —, ſich niederwerfen, 
einen Fußfall tun; Proſternation, f. barb.-l. u. 
fr., I. r. Brojtration, f. (prostratio) die Nieder- 
mwerfung, Kniebeugung, der Fußfall; prostratio 
virium, Heilf. Entfräftung. 

Proſthẽtis, f. gr. (von stethos,n. die Bruft) Heilk.- 
der Fleiſchwulſt vorn an der Bruft bei jtarfen 
Männern; aud) der Fleiſchwulſt an Händen und 
Füßen, die fogen. Maus an der Hand und der 
Ballen hinter der großen Zehe am Fuße. 

Prostheſis od. Protheſis, f. gr. (v. pros-theinai, 
hinzujeßen, pro-theinai,vorfegen)Spradl.die®or- 
jegung, der Zuſatz eines Buchſtabens oder einer 
Silbe im Anfang eines Wortes; Prostheſis, Heilk. 
die künſtliche Anfegung eines Gliedes, z. B. eines 
hölzernen Beines ıc.; Brostheta, pl. Deilf. äußer— 
ih angewandte Mittel 2c., be. Meutter- od. Stuhl- 
zäpfchert. 

Proftibüle, Proſtibilis, f. od. Proftibiilum, n. 
l. (von pro-stäre, öffentlich feil ftehen) ein Gafjen- 
od. Straßenmenjd, eine Mege, öffentliche Hure. 

Proftituieren, l. (pro-stituere, d.i. eig. vor/ oder 
ausitellen; vgl. ftatuieren) öffentlich preisgeben, 
beihimpfen, entehren, jhänden, zur Schande aus- 
ftellen; gemein, verächtlich oder lächerlic; machen; 
Proititution, f.(prostitutio) die öffentliche Brei3 - 
gebung, Entehrung, Schändung, Verächtlichma— 
hung; bef. die gemerbsmäßige weibliche Preis— 
gebung, gewerbsmäßige Unzucht. 

Projtration, ſ. unter profternieren. 

Profthl(on), n. gr. (v. stylos, Säule) ein Säulen- 
tor, Säuleneingang; projtylifch, mit einem Säu- 
leneingange, vornfäulig. 

Profylogismus, m. ar. (vgl. Syllogismus) ein 
Borihluß, Voranſchluß, Einleitungsichluß. 

Protagonift, m. gr. (pröt-agonistes, v. prötos, der 
erfte, u. agonistes, Kämpfer) der erite Kämpfer; 
Obfieger, Obfämpfer; auch der Schaufpieler, wel— 
cher die Hauptrolle jpielt auf der altgriehijchen 
Bühne; Protapoitolär, m. ein Obergeijtlicher der 
morgenländijchen Kirche. 

PBrotäfis, f. gr. (v. pro-teinein, eig. vor etwas aus⸗ 
breiten, vorhalten; vorlegen, — J eine vor⸗ 
gelegte Frage; Spradl. der Vorderſatz; auch der 

ingang oder erite Teil eines Schaufpiels, in 
welchem die Schlingung des Knotens beginnt. 

Protẽa, f. nl. der Silberbaum, ein Gewächs von 
verichiedenen jhönen Arten (von Proteus, f.d., 
benannt, weil einige Arten famtähnliche, die Far— 
ben wechſelnde Blätter haben); Proteacéen, pl- 
die Silberbaumarten. 

Protective silk, m. eng!. (jpr. proteftim Bilf) 
Schustaffet, Schubfeide; Heilf. ein mit Harz über- 
zogene3 dünnes Gewebe zum Schuß der Wunden 
(beim Lifterfchen antifeptijchen Verbande). 

protegieren, I. (pro-tegere, d. i. eig. vorn bededen; 
gew.nach dem fr. protéger geſprochen proteſchieren) 
ſchützen, ſchirmen, in Schuß nehmen; Protdge, m. 
fr. (fpr. protefheh) ein Schützling, Günſtling; Pros 
teftion, f. (jpätl. protectio) der Schug, die Be- 
Kap Stütze, Unterftügung, Obhut, Oönner- 
daft; jus protectiönis, n. das Schuß- oder 


704 Protein 


Schirmredt; Proteltiontjt, m., pl. Proteftio- 
niiten, barb.-l. Schußzöllner, die Anhänger und 
Verteidiger des Zolihußes für die Erzeugniffe der 
Landwirtſchaft und des Gemwerbefleißes, in Eng- 
fand eine politifche Partei unter dem Miniſterium 
Robert Beels (1846); proteftin, ſchützend, beſchir— 


Prottätros od. 


PBrotomedicus 


L: rottäter, m. gr. (v. prötos, der 
erſte u. iätrös, Arzt) ein Oberarzt. — Archiater 
und Protomedicus. 


Protimeſis, f. gr. (v. pro-timän, vor andern ehren, 


vorziehen) der Vorzug, der Vorkauf (jus protimi- 
seos oder protimeseos). 


mend; Protéktor, m. jpätl. ein Schuß- oder 
Schirmherr, Beichirmer, Gönner, bei. Titel des 
Dliver Crommell nad) Abſchaffung des Königtums 
in England; Broteftorät, n., r. m. nl. das Amt, 
die Stelle und Würde desjelben; Broteftorium, 
n. od. Proteftür, f. das Schirm- oder Schugamt; 
die Schugjchrift; Beichirmung. 

Vrotein, n. nl. (protöinum, von gr. prötos, der |- 
erite?) Scheidef. die Grundlage (da3 Radikal) des 
pflanzlichen und tierifhen Eiweiß-, Käfe-, Fafer- 
und Harnitoffes; Proteinkörper, Eimeisitoffe 


Protogäla, n. gr. (von prötos, der erfte, und gäla, 
Milch) Heilf. die erfte(Meutter-) Milch; Brotogän, 
f. die erite Geftalt der Erde (nad) Leibniz), Ur- 
erde; protogeniſch, zuerit erzeugt, zuerit gebildet; 
Protograpbie, f. die erite Behaning: Entwurfs» 
zeihnung; Rißzeichnungslehre, Rinzeichnungs- 
kunſt; erſte Schrift, Vorſchrift; Protoflepht, m. 
neugr. (vgl. Klephten) ein Räuberhauptmann, An- 
führer einer neugr. Räuberbande. 

protogẽniſch, gr. zuerit erzeugt. 

Broto=erej, m. ruſſ. (v. gr. protos, der erfte) Ober- 


(ſtickſtoffhaltig). 

Protenſion, f. l. (protensio, von protendére, vor- 
itreden) die Ausjtredung, Ausdehnung; aud — 
Protaſis; Hrotenfin od. als Adverb. proten- 
sIve, nl. der Dauer nad), dauerhaft. 

Broterktität, f. l. (protervitas, von protervus, fed, 
frech) die Keckheit, Frechheit, Unverſchämtheit. 

sroteftieren, l. (protestäri, eig. bezeugen, öffentlich 
erklären; vgl. teftieren) fich gegen etwas erflären, 
Verwahrung einlegen; einen Wechjel prote- 
tieren, dur) einen Notar eine Urkunde darüber 
ausstellen laſſen, daß ver Bechielinhaber Annahme 
od. Zahlung des Wechſels nicht habe erlangen fün- 
nen troß aller gejeglich vorgejchriebenen Schritte; 
Broteit, m. nl. (it. protesto) der Widerſpruch, Die 
Berwahrung, der Rechtsvorbehalt; die durch einen 
Notar ausgefertigte Urkunde über nicht erfolgte 
Bahlung eines Wechſels; Proteſt lebieren, |. 
unter levieren; senza protesto, it. Kfipr. ohne 
Widerfprud od. Widerrede; sopra protesto, über 
den Proteſt, d.i. aus Freundichaft (einen Wechfel 
annehmen); Broteftänt, m. (vom l. Partizip pro- 
testans), pl. Proteftänten, evangelijch-Tutherifche 
Ehriften, Benennung der Lutheraner, jeit die- 
jelben auf dem Reichsſstage zu Speier 1529 gegen 
die Beichlüffe der Katholiken eine Berwahrung ein- 


priefter = Protopop. 


Brotoföll,n.(mi.protocällum, jpätgr.prötökollon, 


v. gr. prötos, der erite, u. kollän, leimen, anfleben, 
aljo eig. daS zuerſt oder vorn Angefügte, das erfte 
Blatt, welches eine chronologiſche Angabe enthielt 
und an den Notariatsurkunden nicht fehlen durfte) 
überh. eine fchriftlich aufgezeichnete Verhandlung, 
Erklä ung oder Ausfage befragter Berjonenzc., 
ein Berhandlungsjchreiben; in bürgerlichen Ange- 
legenheiten: Situngsbericht, Berhandlungsichrift; 
in Unterfuhungsjadhen: Vernehmungsſchrift; ad 
protocöllum od. zu Protokoll nehmen od. pro= 
tofollieren, gerichtlich aufzeichnen oder nieder- 
j reiben; öffentliche Verhandlungen fogleid) nach— 
Ihreiben od. entwerfen, einen Sißungs- od. Ver— 
nehmungsberichtmadhen;&ebärdenprotofoll, 
die Schrift über die Art und Weife, wie fi 3.8. 
ein Angeſchuldigter während feiner Gernehmung 
gezeigt hat; Arotofolläriich, der Vernehmungs- 
ſchrift zufolge, ihr gemäß; durch Verhandlungs- 
ſchrift (vernehmen); Protokolliſt, auch Protofols 
laͤnt oder Protokollführer, m. der Schriftführer. 


Brotolög, m. gr. (pröto-lögos, zuerſt ſprechend) der 


Hauptichaufpieler; Wrotomdrtyr, m. der erite 
Märtyrer (f. d.) oder Blutzeuge des Chriftentums, 
Stephanus. 


legten; feit dem Weſtfäliſchen Frieden aucd den | Protöme, f.gr.(protome, v. protémnein, vorfchnei- 


KReformierten beigelegt; Broteftantismus,m. 
die Lehre und der Glaube der Proteftanten, entg. 
Katholizismus; proteſtäntiſch, dieſem Glau— 
ben od. Rechte gemäß, angehörig; Proteftation, 
f. ([. protestatio) die öffentliche od. feierliche Ver— 
jicherung; die Verwahrung der Gerechtſame durch 
einen förmlichen Widerſpruch, Gegenerflärung; 
Zurüdweifung oder Abmweifung (eines Wechjels); 
cum protestatiöne, mit Widerjpruc oder Ein- 
rede; Broteftatorium,n.nl.eine Zurückweiſungs— 
oder Berwahrungsichrift, ein Schußbrief. 

Pröteus (zweijilbig), m. gr. Zabell. ein Meergott, 
der die Gabe der Weisjagung und die Kraft beſaß, 
fich in allerlei Geftalten zu verwandeln; uneig. ein 
Wandelbarer, Bielgeitaltiger; der Olm, eine Molch⸗ 
art in den unterirdiichen Gewäfjern Krains; in der 
Alchemie das Duedjilber. 

Brotevangelium, n. gr. (v. prötos, der erfte, und 
Evangelium, ſ. d.) das erite Evangelium, Ürevan- 

elium, die erite angebliche Weisjagung vom Mej- 

ſias, 1. sa 3, er dig 

Brotheiis, ſ. Prostheſis. 

Prothymie, f. gt. (prothymia; vgl. Thymus 1.) 
Geneigtheit, Bereitwilligfeit; Gunſt, Gewogenheit. 

Brothärum, n. gr. (pröthyron, v.thyra, Tür) der 
Plaß vor der Tür, der Vorhof, die Borhalle. 


den, vorn abſchneiden) der Vorderriß, Vorſchnitt; 
auch ein Brujtbild, eine Büſte; Protömus, m.der 
Borfchneider = Profeltor. 


PBrotomedicus, m. gr.-!. (v. gr. prötos, der erite, u. 


l. medicus, ſ. d.) ein Oberarzt: Brotonotarius, 
m. Oberjchreiber, Obergeheimjchreiber; aud) der 
erjte Geiftlihe nächit vem Patriarchen in Konſtan— 
tinopel; am römischen Hofe zwölf zu einem Amt3- 
verein verbundene vornehme Geiſtliche zur Leitung 
aller das Papſttum und die Kirche betreffenden 
Geichäfte, pl. Protonotarien; Protonstariät, 
n. Amt u. Würde eines Brotonotarius; Proton⸗ 
Pſeudos, n. gr. eig. erſte Lüge; Grundirrtum; ein 
falſcher Vorderſatz in einer Schlußfolge od. einem 
Bemeije; Protopaͤpas, m. der eritc Priefter, Kar— 
dinal der griedh. Kirche; Protopaſchiten, pl. eine 
Ketzerſekte, welche das Paſſah früher feierte als die 
übrigen Chriften; Protopathie, f. die Vorliebe 
für etwas; auch erftes Leiden; protondthiich, zu⸗ 
erit leidend; zuerft erfranfend; Brotophäten, pl. 
die zuerſt gejchaffenen Pflanzen; Protoplaͤsma, 
n. das Urvorbild oder Urbild; Protoplaſten, pl. 
die Eritgebildeten(Menjchen), Urmenſchen; proto⸗ 

laͤſtiſch, urbildlich, urmenſchlich; Protopop vd. 

rotopüpe, m. gr.ruff. (vgl. Pope) ein ruſſiſcher 
Oberprieſter; Protoprazie, f. dad Vorrecht bei 


protrahieren 


Schuldforderungen; Protopresbijter, m. gr. = 
Arhipresbyter bei den Domtfirchen einiger Stif- 
ter, jeßt gem. Dechant; Protoprevinziälts, m. 
qr.l. Oberlandpfleger: Protoſcholaͤrch, m. gr. ein 
Oberſchulvorſteher; Protoſcholarchüt, n. das 
Oberjchulvorjteheramt; Wrotofeeretarins, m. 
t.el. der Ober- od. erite Geheimſchreiber; Proto— 
enätor, m. gr.el. der erite Ratsherr; protojld- 

sifch, urſlaviſch (einft in Thracien; vgl. Slaven); 
Brotoitafie, f. gr. die Oberitelle, der erite Rang; 
Vrotoſyndifus, m. Oberanwalt oder Oberrid)- 
ter; Prototjpus oder Brototdp, m. (vgl. Ty- 
pus) das Urbild, Mujterbild; der erite Abdrud von 
geformten u. geitochenen Arbeiten; pretotäpiich, 
urbildlich, vorbildlich); Protoxijd, ſ. unter Oryd; 
Brotozdon, n. ein Anfangstier, ein Tier auf der 
unterjten Stufe der organiichen Ausbildung; auch 
Eitierhen; protogoifch, ein ſolches Behrefrenb. 

srotrahieren, |. (pro-trahöre) hervorziehen, in die 
Zänge ziehen, zögern, auffchieben; Brotraktion, 
£.(protractio) die Hervorziehung; Verzögerung, der 
Berzug; Protraͤktor, m. nl. der Vorzieher, Her- 
vorzieher, ein Werkzeug zum Reinigen von Wun- 
den; der Winkelfafjer, der Gradboger. 

xrotreptiſch, gr. (protreptikös,v.pro-trepein, vor» 
wärt3 wenden, antreiben 2c.) anregend, erwedend, 
ermahnen?. 

&ratuberieren, I. (pro-tuberäre, v. tuber, Höder) 
Beule, Geſchwulſt) yerporragen, aufichwellen; Bro= 
tuberaͤnz, £. nl. Heilk. eine ringförmige Erhöhung, 
Beule, ein Auswuchs, Höcker; Sternk. eine Licht— 
erhöhung, glühende Waſſerſtoffmaſſen in den leuch— 
tenden Hüllen der Himmelskörper; protuberantia 
oculörum, f. Glotzaugen. 

Srotutel, f. I. (protutela, vgl. Tutel) die jtellver- 
tretende Bormundichaft; Protũtor, m.nl. ein Bei- 
oder Nebenvormund. 

weotunogrägbiich, gt. (ogl. Pro— u. ypograpfif) 
vor der Erfindung der Buchdruderkunjt gemad)t. 

Srotänus, m. od. Brotäpen, n. gr. (vgl. Typus) 
ein Vorbild, Muſter, Modell; prothypiſch, vorge 
bildet, vorgeformt. 


Srobajdlins, m. ml. (vgl. Bajall) jtellvertretender | 


Rehnsträger, zur Verrihtung der Lehnsdienſte. 

Vrobatura, f., pl. Probature, it. Büffelfäfe, bei. 
eine Art Heiner Käſe in Sizilien. 

Pröbe, f. altd. Rſpr. (wahrih. aus Präbende 
entjt.) Vergütung in Geld und Naturalien an die 
arbeitenden Dienjtbauern oder an die Mitglieder 
eines Stift3, einer Berjorgungsanftalt ze. 

Broͤbeeles, pl. it. (vgl. Brovatura) eine Art neapo- 
litaniſcher Käfe aus der Milch der Büffelfühe. 

Brovencalen, prodengaliich, |. Brovenzalen; 
Provencer⸗Ol, n. fr. (jpr. promangk—) feinites 
Dliven- oder Baumöl aus der Brovence, d.i. 
dem füdlihen Frankreich, welches im Altertum al3 
rom. Provinz den Namen Provincia (dad. Bro- 
vence) führte. 

Vrobenda, f. it. (eig. Mundteil, Mundvorrat, ml. 
provenda; vgl. Proviant) ein früheres Getreide- 
maß in Ancona von fast 91 Inhalt. 

zrovenieren, lat. (pro-venire) eig. hervorfommen; 
dabei Herausfommen, Nuben bringen, eintragen 
oder abwerfin; Provenienz, f. ni. Herkunft, Ur- 
ſprung eines aus fremdem Lande eingeführten Er- 
zeugnifjes; Provenienzhafen, Auslaufhafen; pl. 
Brobenienzen, aus der Fremde angefommene 
Berjonen od. Baren; Probenü,n. fr. (}pr. promw’- 
nü) der Ertrag, Vorteil, Gewinn; Betrag. 

Erosenzälen od. provenzaliſche Dichter, pl. die 

Heyſes Frembwörterbuch. 21. Auf. : 


Probinz 105 


ritterlichen Dichter des 12. und 13. Sahrh. im füo!. 
Sranfreich, d. i. in der Provence u. im nordöftl. 
Spanien; fie heißen aud) romanische Dichterund 
Troubadours, .d.; prodenzaliiche Sprache. 
die eigentüimliche Sprache des art Frankreichs, 
jest nur Volksmundart, ehem. ſelbſtändige Schrift» 
jprache neben dem Nordfranzöſiſchen; vgl.occitas 
niſche Sprade. 

Provberbium, n. I. (v. verbum, Wort) ein Sprich» 
wort; pl. Proverbig oder Proberbien, Sprid- 
wörter, Denk- od. Sittenfprüche, 3.8, Salomos, 
Proberbe, m. fr. (jpr. prowerb’) ein Sprichwort; 
bej. ein Schaufpiel, das fidy auf ein Sprichwort. 
gründet; eine befondere Gattung franzöſiſcher dra- 
matijcher Stüde; groberbiäliich (1. proverbiälis, 
ala Adverb — ſprichwörtlich; pro⸗ 
verbiös, nl. ſprichwortreich, z. B. eine ſolche 
Schreibart. 

Broberfion, f. I. (von pro u. vertere, wenden) die 
Bormwärtsbeugung. 

PBrobidnt, m. (ehem. f., it. proviända, provenda, 
altfr. provende, m{. provenda, providenda, alſo 
bon providere, bejorgen, anſchaffen) der Mund» 
vorrat, Vorrat, Xebensmittel; Proviant-Haus, 
n. Mundvorratshaus; P.-Kammer, f. die Bor» 
ratskammer auf Schiffen; B.-Magazin, n. Krk. 
ein Mundvorratslager; P,-Metfter od. B.-Dffis 
ter, m. der Borratsverwalter; P.⸗Syſtem, n. die 
Berpflegungs- od. Beköſtigungsweiſe; P.-Train, 
ın. (jpr. —träng) der VBorratstroß; P.-Wagen, 
m. Brotwagen; da3 P.-Weſen, das Pflegweſen, 
die Berwaltung derlebensmittel; propiantieren, 
berhropiantieren, mit Lebensmitteln verjorgen 
oder verjehen. 

Provicarins, m. nlat. (vgl. Vifarius) ein Unter» 
od. Neben-Stellvertreter; Brobifariät, n. Unter» 
Stellvertretung. 

probident, I. (providens, von providere, voraus- 
jehen, ſich vorjehen, jorgen) vorfichtig, vor] orgend; 
Propidenz, f. (I. providentia) die Vorſicht, Bor» 
jehung, Fürjorge(Öottes); providentiaememor, 
der Vorſicht eingedenk (Denkſpruch auf dem Kreuze 
des königl. ſächſiſchen Rautenordens); prodidens 
tief, nl. vorſichtig, fürſorglich; verhängnisvoll; 
Providentia, f. lat. auch Name von Vexſiche— 
rungögejellihaften; probidieren, die legte Dlung 
geben; Proviſion, f. l. (provisio, das Vorher» 

ehen, die Borjorge) der Borrat, bei. Mundvorrat, 
Berforgung mit Yebensmitteln (Broviant); in 
der kathol. Kirche: Anftellung zu einem Kirchen» 
amte nebjt Pfründe; Kfipr. Vergütung, Abzug, 
Bermittlungsgebühr eines Agenten, eines Spe— 
diteurs oder Kommiffionärs für feine Mühe; 
Proviſions-Konto, n. Kfipr. Vergütunggrech- 
nung; zeunitendı oder proviſionéll (fr. provi- 
sionnel), als Adverb provisionaliter, aud) pro⸗ 
viſöriſch, nl. vorforglich, vorfehrungsweife; vor» 
täufig, einſtweilig, aushilfsweife, probemeije; 
Proviſional-Dekrẽt, n. die Entſcheidung, durch 
welche eine Partei in den Beſitz der ftreitigen 
Sade gejegt wird, Probifoner, m. ein Söldling, 
der für Brot dient; Proviſor, m. I. ein Aufjeher, 
Borjieher, Verwalter, 3.8. einer Apothefe, eines 
Fonds 2c.; provisor imperii, ein Reichsverweſer; 
Proviforät, n. nl. Amt u. Stelle eines Proviſors; 
proviſöriſch, ſ. 0. provifional; provisorio 
modo, nl. aus Vorfiht; Proviſorium, n. eine 
Berwahrungsichrift; auch der Zujtand vorläufiger 
oder einjtweiliger Einrichtungen. B 
Provinz, f. I. (provincia) urfpr. bei den alten Rö— 
45 


706 PBropvijion 


mern: ein erobertes od. ererbte3 Gebiet; die Land— 
haft, das Gebiet, Land; bef. ein Landesbezirk 
außer dem Hauptlande oder der Hauptitadt eines 
Reiches; im der kathol. Kirche auch f. Erzbistums- 
Bezirt; Provinzroſe, f. die aemeine rote Garten» 
toje; probinziãi ([. provinciälis, fr. provincial) 
oder provinziell. landſchaftlich; Sprachl. mund- 
artlich; in Zuſammenſetz. Landſchafts-, z.B. Br o⸗ 
vinzial-Blatt,n. ein Blatt, welches nur für die 
Bedürfnifje einer bejtimmtenLandichafteingerichtet 
;B.-Chirurgus,m.Land-Wundarzt; B-Sta- 
tuten,pl.Qandesverordnungen; Propinztällis), 


m. nl. der Vorgeſetzte über die Ktlöfter eines Ordens | 


in einem Bezirke; Probinzialãt, n. das Amt und 
die Würde eines folhen; Provinzialen, pl. Pro- 
vinzbewohner, entg. den Nejidenzbemohnern; 
Provinzialismus, m., pl. —men, ein landichaft- 
liches oder mundartliches Wort, auch landfchaft- 
licher Spradhgebraud, probinzialiiieren, zueiner 
Provinz ade. 

Probviſion, Probiſor 2c., j. unter prodident. 

provozieren, I. (provocäre; vgl. vozieren) einen—, 
herausfordern, zu etwas reizen od. auffordern; et- 
was —, esveranlafjen, herbeiführen; auf etwas —, 
jich darauf berufen, auch: Höhere Hilfe in Anſpruch 
nehmen (appellieren); auf etwas gerichtlich an— 
tragen; provocändo, berufend, durch Berufung; 
provocando ad acta, durch Berufung auf die 
Aiten od. Gerichtsverhandlungen; Provokaͤnt, m. 
(provöcans) Ripr. ein Herausforderer, Aufforderer 
zum Klagen; auch = Appellant; der provo— 
tantiſche Teil, der zum Klagen herausfordernde 
Zeil; Brovafät, m. (provocatus) der Herausge- 
forderte, zum Klagen Aufgeforderte, auch — Ap - 
pellat;Brospfatton, f.(provocatio)dieHeraus- 
forderung, Anreizung ; Herausforderung zumZwei— 
famıpf; Aufforderung zur Klagerhebung im Pro— 
zeß; Berufung auf ein höheres Gericht (Appel— 
lativı); provotativ, nl. berufend, herausfor- 
dernd. 

Proxenẽt, m. gr. (proxentös,d. proxenein, einem 
als prö-xenos, d. i. öffentlicher Gaftfreund, bei- 
ſtehen, überh.jich feiner annehmen, ihm etwas ver- 
mitteln, verjchaffen 2c.) ein Vermittler, Mäfler, 
Heiratzitifter; Proxeneticum, n. |pätl. gr. (pro- 
xen&tikön) die Unterhändler- od. Maklergebühr, 
der Mällerlohn; Progenie, f. gr. (proxenia) bei 
den alten Griechen Staats-Gaftfreundfchaft, das 
Berhältnis u.Recht des öffentlichen Gaſtfreundes, 
d. i. eines Gejandten oder Gefchäftsträgers eines 
andern Staates, welchem durd) einen vom Staate 
damit beauftragten Bürger (PBrorenos) alle 
Pflichten der Gaſtfreundſchaft eriviefen wurden. 

proximus, a, um, [. der, die, daS nädjite; pro- 
ximus, est sibi quisque, Sprw. jeder ift ſich 
jelbjt der Nächite; proximus sum egomet mihi, 
id) bin mir felbjt der Nächite; proximus suc- 
cessor, m. der nächſte Nachfolger od. Erbe; pro- 
xımo (näml. mense), od. it. prössimo, Kffpr. 
des nächſten Monats; Proxima, k. Kfipr. die 
nädjte Zeit, die ein Wechjelausfteller bejtimmit; 
ad proximum, zur nädjten Sißung oder Ver— 
jammlung; proxime, nächſtens; Proximität, f. 
(l.proximitas) Die Nähe, Nachbarſchaft; nahe Ver- 
wandtichaft. 

Proͤxy, f. engl. (zgez. aus procuracy; vgl. pro- 
furieren) die Verwaltung, Gejhäftsbejorgung, 
Gtellvertretung; m. der Gejchäftsträger, Bevoll- 
mädtigte, Anwalt. 

prozedieren, I. (proced£re) fortgehen, vorrüden; 


Prünelle 


von ftatten gehen, zu Werke gehen, verfahren; non 
procedätur, Ripr. man fchreitenicht weiter; Bro= 
zedür, f. nl. (fr. procedure, fpr. —Behdühr’) aud) 
das Procedẽre, die Handlungsweiſe Verfahrungs— 
art; der Rechtsgang, die Gerichtsordnung; Prozeß, 
m. |. proc&ssus,der Fortgang, Hergang, Entivid- 
lungsgang, Vorgang (z.B. ein chemiſcher Prozeß); 
da3 Verfahren; bef.der Rechtshandel; proc6ssus, 
m. Heil. ein Knochenfortſatz; p. verbälis, fr. 
proces (jpr. proßäh) verbal, od. Verbäl-Bru= 
ei, m. ein mündlicher Nechtshandel, gerichtliche 
Verhör; ſchriftliche Darftellung eines Vorfalles, 
niedergeſchriebene Ausſage, im franz. Rechte — 
Protokoll; Prozeß-Ordnung, f. die Gerichts— 
ordnung, die landesherrliche Verordnung, nach 
welcher die Rechtsſachen vor Gericht verhandelt 
werden ſollen; Prozeſſion, f.(l.processio,eig.da3 
Vorrücken, Fortſchreiten) ein feierlicher Aufzug, 
Umgang, beſ. Leichen-Begängnis; beiden Katho- . 
liken eine Wallfahrt, Bittfahrt; Prozeſſions⸗ 
Raupe, f. die Zug- od. Wanderraupe; prozeſ⸗ 
jieren, nl. rechten, einen Rechtzitreit od. Rechts— 
handel haben oder führen; prozeffſuäliſch, einen 
Rechtsſtreit betreffend, gerichtlich, anhängig. 

Prozent, n. (vgl. pro und Cent 1.) oder Percent, 
n. (it. per cento, jpr. tſchento) der Gewinn oder 
Zins vom Hundert, z. B. 4 od. 5 Prozent — 4 
oder 5 Mar? von 100 Mark; prozentiſch, auch 
prozentuãl, nad) Prozenten bejtimmt. 

Prozeß, Prozeilion, vrozeſſieren 2c., |. unter 
prozedieren. 

srozidieren, I. (procidere, v. cadere, fallen, vgl. 
cadent) hervorfallen; Heilt. dervortreten (von Kör— 
perteilen); Prozidenz, f.(l.procidentia) Heilk. das 
Vorfallen oder der Vorfall, das Ausweichen oder 
Austreten eines Körperteiles; vgl. Prolapſus. 

Brozymiten, pl. gr. (v. zymẽ, Sauerteig) Chriſten, 
die beim Abendmahl gejäuertes Brot genießen; 
fo wurden die griech. Chrilten von den lateinifchen 
genannt; vgl. Azymiten. 

prüde, fr. (altfr. prod, prud, f. prode, prude, 
bieder, tugendhaft, Flug, v. I. probus, fittlich gut, 
tugendhaft, mit Einmiſchung vom lat. prudens, 
Hug) jcheinfittiam, ſcheinſpröde, geziert, ſpröde, 
zimperlich; als Hauptw. Prüde, f. die Schein- 
Ipröde, Zimperliche; Prüderie, f. das Spröde— 
tun, Scheinjittfamfeit, Zierevei, Zimperlichkeit. 

prüdens, [. (aus providens, 3ge3.) vorjichtig, Klug, 
befonnen; als Adverb prudenter, klüglich, vor- 
fichtig, verjtändig; Prudenz, f. (l. prudentia) od. 
Prüdence, f. fr. (jpr. prüddngß’) die Klugheit, 
Borjichtigkeit, Bedachtſamkeit; Prudentius, ın. 
und Brudentia, f. männl. u weibl. Name: der, 

Prüderie, j. unter prüde. [die Kluge. 

Prüd’pomme, m., pl. Prüd'hommes, fr. (ſpr. 
prüddmm’, vom altfr. prud, bieder, flug; prud’- 
homme, ein Biedermann; vgl. prüde) Kunftver- 
ftändige, Sadjverftändige, beſ. Schiedsrichter zur 
Vermittlung von Streitigfeiten zwiſchen Yabri- 
fanten und Wrbeitern ꝛc. in den franzöfiichen 
Fabrikſtädten. 

Pruina, £. l. (v. prunum, Pflaume) der Pflaumen- 
überzug, Pflaumenftaub; pruinösus,a,um,den- 
felben ähnlich, bereift, duftig. 

Prünéil, m. (engl. prunello, fr. prunelle, f.) ein 
feines, dichtes Seidenzeug; ein Wollenzeug, aud) 
Zafting genannt. 

Pründke, k, pl. Brünellen, fr. (la prunelle, die 
Schlehe, Berkl.v. prune = [. prunum, Pflaume), 
n. a. Brünellen, r. Brignolen (fr. brignoles od. 


PBrünellenjalz 


prunes de Brignoles, ſpr. brinjsl’), Schälpflau- 
men, vorzüglich ſchöne, erft ausgefernte und ge- 
Ihälte,dann netrocdnete Pflaumen, die bef.in u. bei 
der Stadt Brignoles in Franfreich, aber auch in 
Franken wachſen; einLiför; auch —Prünell, j.d. 

Prünellenſalz, n. (nl. sal prunellae, v. I. pruna, 
Bbende Kohle) eine weiße Maffe von dl 
igem Bruche, aus Salpeter, der in der Rotglüh— 
bite geſchmolzen ift, und etwas Schwefel bereitet. 

Prunus, f. I. der Pilaumenbaum; Prunus ar- 
meniäca, die Aprifofe; P. avium, die Zwieſel— 
beere, Süßkirſche; P. ceräsus, die Sauerfiriche; 
P. domestica, die gemeine Pflaume, Zmwetiche ; 
P. lauroceräsus, der Kirichlorbeer, die Lorbeer— 
firiche; P. padus,die Traubenkirſche, Vogelkirſche; 
P. spinösa, der Schlehdorn; Prunin, n. nlat. 
Bflaumen-Öummiftoff, au) Cerafin, ]. d. 

Prurigo, f. oder Pruritus, m. I. (von prurire, 
juden) das Juden in der Haut, Hautjuden; ein 
unzeitiger Trieb, unzeitiges Verlangen, heftige 
Begierde. 

Prussiäcum acidum,.n. nl. (v. Prussia, Preußen) 
Scheidef. eig. preußifche Säure: die Blaufäure; 
Brufiist,n.blaufauresSalz; Brüfiienne, ſ. Pe— 
rudienne; Pruſſin oder Pruſſiün, n. ein Ra— 
difal im Berlinerblau, der Eijenblaufäure 2c.; 
Pruſſobphil, m. [.-gr. ein Breußenfreund. 

Prytan, m., pl. Prytänen, gr. prytänis, pl. pry- 
täneis) im alten Athen ein Ausſchuͤß von 50 Rats— 
männern, welche den Borfi im Nat und in der 
Volksverſammlung hatten; Wrytanzum, n. (gr. 
prytaneion) ein öffentliches Gebäude in Athen, 
worin die Brytdnen fpeiften und wo zugleid) um 
den Staat verdiente Männer lebenslang unter- 
halten wurden; auch eine große Kriegsjchule in 
a. für die auf Koften des Staates erzogenen 
inder; Prytanie, f. (gr. prytaneia) die Dauer 
des Prytanenamtes, die Zeit von 35 od. 36 Tagen, 
während welcher die jedegmaligen Prytanen die 
Geſchäfte des Rats leiteten. 

Pſalis, f. gr. (psalis, v. psäein, ſchaben, zermals- 
men 2c.) die Schere; das Gewölbe, der Bogen, 
Schmwibbogen; Bialtdium,n. gr. (psalidion) ein 
Scherden; ein Feines Gemölbe; Heilf. das ſo— 
genannte Gewölbe im Gehirn; Pſalidöma, n. 
das Gewölbe; die innere Schädelfläche. 

siallieren od. pfaltieren (1. psallere, v. gr. psäl- 
lein, überh. berühren, zupfen 2c., be. die Saiten 
reißen, ein Saiten-Inſtrument fpielen), Pſalmen 
fingen od. leſen; Pfallende, pl. lat. eig. ji Sin- 
gendes, Gefänge, ein Wechjelgefang an heil. Tagen 
in der kathol. Kirche; Pinllette, f. fr. eine Chor- 
knabenſchule; CHorfängerichule; Pfaln, m. (v. gr. 
psalmös, eig.Saitenfpiel) ein frommes Lied, feier- 
liher Gejang zur Ehre Gottes; bei. die größten- 
teils dem König David zugeichriebenen geiftlichen 
Geſänge in der Bibel; Pſalmiſt oder Pſalmo— 
gedbb, m. gr. der Berfaffer der Palmen in der 

ibel; auch überhaupt ein PBjalmendichter, Ver— 
faſſer geiftlicher Lieder; Pſalmodie, f. die Ab- 
fingung der Pjalmen; pſalmodieren, fingen, er- 

ählen; gem. mit einem üblen Nebenbegriff: ab- 
fingen, herleiern; pjalddes oder pſfallödiſch, 
pjalterförmig; Pjalter, m. od. Pfalterion, gr 
u. Pſalterium, I. n. ein jehr altes, einer Harfe 
ähnliches Saiteninjtrument; das bibl. Pſalmbuch 
od. Geſangbuch; ein jehr langer Roſenkranz der 
Nonnen in einigen Klöjtern; der Blättermagen der 
wiederfäuenden Tiere; Pfaltrin, f. eine Aikhere 
Spielerin und Sängerin bei den alten Römern. 


piendo 1707 


Pfaͤmmos, m. gr. der Sand; Heilf. der Harngrieg, 


Harngrand; Plammismus, m. Heilf. das Ab— 
gehen von fandigem Harn beim Nierenfteine; auch 
ein warmes Sandbad; pſammddes od. pſam— 
mõdiſch, fandig; Pfammomantie, f. die Sand- 
wahrjagerei, Prophezeiung aus Sand. 


Pjanharoiis, auch Piapherdiis u. Pſaphhröſis. 


. oder Pſatharöſis und Piathyrofis, f. gr. (v. 
psaphärös, psathärös od. psathyrös,loder,mürbe) 
Heilf. das Zerreiben, Mürbewerden der Knochen; 
Pinthyrötes, f. Mürbheit od. Zerreiblichkeit. 


Bielaphetif, f. gr. (v. pselaphän, berühren, be- 


tajten) die Kehre od, Kunft, etwas durch Betaftung 
zu erkennen; Bielaphie, f.die Betaftung, Reibung 
mit den Händen. 


Pielismus,m.gr.(v.psellizein,itammeln,psellös, 


ſtammelnd) das Stammeln, Stottern. 


Pfephisma, n. gr. (psöphisma, v. psöphizesthai, 


mit einem Steinchen, psephos, abjtimmen) ein 
Boltsbefchluß, durch Stimmenmehrheit in der 
Boltsverfanmlung gefaßt; pl. Pfeppismäte; 
vſephotratiſch, durch Stimmenmehrheit regie- 
vend; Pſephobäktä, pl. Steinfpieler, und Pſe— 
HHokleptä, pl. Steindiebe, Tafchenfpieler bei den 
alten Griechen. 


pſeudo — od. Hiend—, gr. (v. pseüdos, n. Lüge, 


Erdichtung, pseudes, unwahr, erlogen 2c.) falſch, 
unecht, täuſchend, Fehl— 2e.,in Zufammenfeßungen 
— z. B. Piend=aföe od. Pſeud-alũſis, 
. die Gehörtäufhung; Pſeud-angelie, f. falſche 
Botſchaft; Wiend-angelos, m. der eine ſolche 
bringt, ein Trugbote; Pſeud-aphie, f. (vgl. hap— 
tiſch) Täuſchung des Taſtſinns, Sefühlstäufhung; 
———— n. Heilk. ein unechtes Eiter— 
geſchwür; Pſeud-arthröſis, f. ein falſches Gelenk; 
die bei einem nicht verheilten Knochenbruche blei— 
bende Beweglichkeit der Bruchenden gegeneinander; 
Piend-äitheiis, f. die Gefühlstäuſchung; Pſeud⸗ 
aſthma, n. falihe (von Gejchwulft herrührende) 
Engbrüftigkeit; Pfend-täter, m. (v. jätrös, Arzt) 
ein —— Pſfeudoapoſtel, m. ein falſcher 
Apoſtel; Pſeudoblepſie, f. die Geſichtstäuſchung; 
jeder Augenfehler; Pſeudochriſt, m. unechter 
Chriſt, Scheinchriſt; Pſeudochryſolith od. Bou- 
teillenſtein, unechter Chryjolith, grüner Ob— 
ſidian (f.d.); Piendocyziis, f. falſche Schwanger— 
ſchaft; Pſeudodipteros, m. (vgl. Dipteros) ein 
Tempel, deſſen Zelle nur mit einer Säulenreihe 
umgeben iſt, während der Zwiſchenraum zwiſchen 
Zelle und Säulen zwei Reihen erwarten ließe; 
Piend=odontdiis, f. krankhafte Zahnbildung; 
Pſeudodoxie, f. (von déxa, Meinung) falſche 
Meinung, Irrwahn, Irrlehre; Pfeudodoxologie, 
f. die Lehre von den Irrlehren; Biendoepis 
gräpha oder r. Pſeud-ebigrapha, pl. (v. epi- 
gräphein, iberjchreiben) falſch überjchriebene, 
untergefchobene, d. i. nicht von dent angeblichen 
Verfaſſer herrührende Schriften; Pſeudogeuſie, 
f. (v. geusis, das Koſten, Schmeden) Geſchmacks— 
täufhung; Pſeudogräph, m. der Schriftfälicher; 
Piendographie, £.dieSchriftfälihung; Pſeudo— 
——— n. eine Falſchſchrift, untergefchobene 

Hrift; Pſeudo-Iſidör, m. der faljche Iſidor, 
Berfafjer einer päpstlichen Defretalen-Samm- 
fung (der pfeudo-ifidoriihen Defretalen, 
wilden 829 und 857, vgl. Hijpana), unter dem 

amen des heil. Iſidorus, Erzbiſchofs von Se— 
villa (gejt.636); Pfendofletein, f- (v. klöteüein, 
vor Gericht laden) falſche Borladung vor Gericht; 
falſche Zeugen-Unterfchrift; Piendofrifis,f. Heilt. 


45* 


708 pshaw 


falſche, unvollkommene Arifis (f. d.); Pjendoldg, | 


m. ein Lügner, Wiendologie, f- Falſchſprechen, 
Unwahrheit; falfche Lehre; Pſeudomaͤnt(is), m: 
ein lügenhafter®eisfager Lügenpropbet; Pſeudo— 
wmarthyrie, f. das feliche Zeugnis; Pfendomedt- 
ens, m. gr... = Pjeudiater; Pfendomef- 
Has. m. ein falfcher Meffias (f. d.); Pſeudo— 
morkhönm, n. (von morphün, geftalten, bilden) 
ein jalch:s od. franihaftes Gebilde, Pſeudo— 
morphöjis oder Pſeudomorbhöſe, f. Franf- 
bafte Biivung, Taufchgeitait; pl. Pſeudomor⸗ 
shojen. Afterkriftalle; Vfendongmus, m. (v. 
onyma — 6noma, Name, vgl. anonym) ein 
Schriftfteler mit erdichtetem Namen; Kfend- 
onymlifch), mit erdichtetem Namen, unter einem 
Dednamen; Pfendsonymie oder Pſeud⸗onh⸗ 
mität, f. die Falſchnamigkeit; Pſeud-oväl, m. 
unechter Opal, Kagenauge; pſeudobaradieſiſch, 
ſcheinparadieſiſch, als Bezeichnung der Völker 
gebraucht, welchen die Natur alles, was ſie 
zum Leben brauchen, auch jetzt noch bietet, wo— 
durch ſie aber in tiefſter Barbarei erhalten wer— 
den; Pieudonarafiten, pl. Schmarotzerpflanzen 
od. Schmarogertiere, welche zwar auf anderen 
organijchen Körpern leben, aber nicht ihre Nah— 
rung aus ihnen ziehen (vgl. Barafiten); Wfende= 
philoſoph, m. ein faljcher, unechter Weisheits— 
lehrer, Afterweiſer, welcher die Bhilofophie zum 
Kacteil der Religion anwendet; Pſeudophihi⸗ 
ns, f. Scheinfchwindfuht; Pſeudoplaͤsma, n. 
Aftergebilde, krankhafte Bildung; Pſeudopleu⸗ 
ritis od. Pſeudopleureſie, f. falſches Seiten— 
ſtechen, Bruftihmerz; Piendopnemmonte oder 
Fieudopneumonitis, f. die ſcheinbare Lungen— 
entzüundung; Pſeudopodien, pl. Scheinfüße (die 
bei den Rhizopoden [f. d.] aus der Leibesmaffe 
heroorragen); Pſeudopolijb, f. ein Scheinpolyp; 
Pieudsprophet,m. ein falicher Brophet; Pſeud⸗ 
opjie (vgl. Opſis) oder Pfendzohte, f., auch 
Vſeudorãſis, f. (v. höräsis, das Sehen) das ein- 
gebildete Sehen, Zalichjehen, Geſichtstäuſchung, 
—=%jeudoblepfie;Pfend=prerie,f.(vgl.Irerie) 
der falſche Hungerreiz; Pſeudoſkoͤp, n. der Falſch— 
jeher, eine von Wheatſtone 1852 erjundene op— 
tiihe Vorrichtung, Durch welche man die Gegen- 
tände anders zu * glaubt, als ſie wirklich ſind, 
3. B. Aushöhlungen als Erhabenheiten und um- 
gekehrt; pſeudoſköpiſche Zäuſchungen, optiſche 
Täuſchungen, die darin beſtehen, daß man ſich in 
Bezug auf das Augenmaß täuſcht, z. B. über 
die Höhe einer aufgeſtellten kleinen Münze, über 
ſchräg durchſtrichene ſenkrechte Parallelen, die 
ausſehen, als ob fie nicht parallel liefen uſw.; 
Pſeudo-Smerdis, m. der falſche Smerdis, ein 
Diagier, der jih für Smerdi3, den ermordeten 
Bruder d. Kambyſes, ausgab; Piend-osmie, od. 
Piend-oshhraite, f. Geruchstäuſchung, faljcher 
Geruch; Pſeud-oftöma, n. ein Afterknochenge— 
bilde; Pſeudoſhphilis, f. der Luſtſeuche ähnelnde 
Geſchwüce; Pſeudothanätos, m. der Scheintod; 
Pſeudothijron, n. eine falſche oder blinde Tür; 
geheime Hintertür; Pſeudotürkis, m. (vgl. Tür- 
fis) unehter Türkis, blaugrün gefärbte fofjile 
Knochen, zum Schmud verwendet; Pſeud-ydro⸗ 
piſie, f. (vgl. Hydropiſie) falſche oder ſcheinbare 
Waſſerſucht. ; 
pshaw, eugl. Ausrufewort (fpr. pſchaͤ oder jcha), 
puh! pah! Poſſen! 

RPſfillientkraut, j. Piyllion. 

RPſilöma, nu. gr. (von psilös, fahl, psilün, kahl ma— 


Pſyche 


chen) eine kahle Stelle; das Kahlſein; dis, f. 
das Kahlmachen, die Entblößung von it 
Kahlwerden; pilõthriſch. En fahl ma- 
hend; Pſilometrie, f. (0. psilös, uneig. nadt,bloß, 
ohne Gefang) die nicht von Muſik begleitete Helden- 
Dichtung (epifche Poeſie) bei den alten Griechen. 


Pfimithos, Piimäythos, m. od. Biimitbion, Pils 


mhthion, n. gr. Das Bleiweiß. 


Pfittich, m. (vom ar. psittakos, I. psittäcus) der 


Tapagei; Puttacismus, m. Papageiengeſchwätz 
Fertigkeit oder Gewößnung, Unverftandenes nad)- 
zuſchwatzen; Piittecint, pl. papageiartige Vögel. 


Biön, f. gr. Die Lenden⸗ und Nierengegend; Pſoas 


näml. museulus), m. Zendenmusfel; Pfoasab⸗ 
tech, m. Eiterung in dem Lendenmusfel; Pipitis, 
f. die Lendenmusfel-Entzündung. - 


ı Büren, f. gr. (v. psäein, haben, fragen) Heilk. die 


— — — — — 


— — 


ſchuppige Krätze, Räude; nach Hahnemann die 
unterdrückte Krätze, wovon die meisten chroniſchen 
Krankheiten herrühren ſollen; Pſoralka, f. Kräß- 
kraut, Harzklee, Wanzenkraut; Pſoriäſis, f. das 
Kräbig- od. Räudigwerden; Pſoricum od. Bios 
vifon, n., pl. Pſorika, Krätzmittel, Heilmittel der 
Krätze; pſoriſch, krätzig, krätzartig; gegen die Krätze 
dienend; Pſoromiasma, n. der Änſteckungsſtoff 
der Krätze, das — Biprouhtkafmie, £. das 
Augenjuden, die Augenliderkräße; Pſoroſper⸗ 
mien, pl. Schmaroterwürmer der Fiſche. 


Binde, f. gr. (psyche, urfpr. Hauch, Odem, von 


psychein, hauchen, atmen) die Seele, der Geift; 
auch ein Schmetterling, al3 Sinnbild des Lebens 
und der Unjterblichkeit der Seele; Fabell. Amors 
©eliebte, mit außerordentlicher Schönheit, mit 
Schnietterlingsflügeln dargeftellt; Mod. ein großer 
Stehjpiegel, von Damen beim Anfleiden gebraudjt; 
— — — a de . af Ban [A a 

et; giychifch (gr. psychikös), geiftig, jeelifch, die 
Seele A 3 B.pſychiſche Krankheiten, 
Geiſteskrankheiten; Pfychagög, m. der Seelen» 
führer, Seelenverfäufer; piychagagtich(gr.psych- 
agögös),jeelenleitend,lebenerhaltend;Piyhaguge, 
Pſhchagogica, pl. Heilf. Mittel gegen Ohnmacht 
und Sceintod; Biyehagogte, f. die Seelenleitung, 
Lebenserhaltung; Biychentonie, f. (vgl. Entonie) 
übermäßige Geijtesanftrengung; piychentöniich, 
geiltanftrengend; Biychtäter, m. (v. iatros, Arzt) 
ein Srrenarzt; Pſhchiatrie, f. Irrenheilkunde; 
siychtätrisch, irrenheilkundlich; Piyhismms,m. 
die philojophifcheXehre, daß die Seele etwas Stoff- 
liches oder Flüſſiges fei; auch die Lehre, daß jie 
etwas rein Geiftiges und Überfinnliches jei; Pihe 
chiſt, m. der Anhänger diefer Lehren; Pſhcho— 
anofte, f.dieSeeleniräftelunde; Piuchograph, m. 
eig. der Seelenſchreiber; der Storchſchnabel bei der 
Punktierkunſt und den Tifchrüden; Pſhcholoͤg, 
m. ein Seelenforjcher, Seelentenner; Piychologie, 
f. die Seelenlehre, Seelenfunde, die Wijjenjchaft 
bon dem Weſen, den Kräften, Veränderungen und 
Tätigkeiten der Seele als der Trägerin des geifti- 
gen Air phcholoͤgiſch, zur Seeleniunde ge- 
hörig, ſeelenkündlich; Piychomadhte, f.ein Seelen- 
oder Gemütsfampf; Piyhomant(is), m. ein 
Seifterbejchtwörer, Geilierbanner; Piyhomantie, 
f. die angebliche Geiſterbeſchwörung, Beilterban- 
nung; Piyhonomie, f. die Lehre von den Geſetzen 
der Entfaltung des Seelenlebens; Pſychonoſo⸗ 
Iogie, f. die Lehre von den Seelenirantheiten; 
PBiyhonannhchie, f. (v. pannychios, ganz näct- 
lid, eig. die ganze Nacht dauernd) Seelenfchlaf, 
Zotenjchlaf big zur Auferjtehung; Pſhchopanny⸗ 


Pſychrologie 


chẽten, pl. Scelen- od. Totenſchläfer, Seelenſchlaf— 

Gläubige; Pfhchopathie, f. gr. ſeeliſche — 

beſonders: ſexuelle Biychopathie, k. ſeeliſche 

Störung auf geſchlechtlicher Grundlage, aus dem 

Geſchlechtsleben zu erklärendes Seelenleiden (nach 

dem Titel des Buches: Psychopathia sexualis, 

verfaßt von dem Pſychiater Krafft-Ebing); pfh= 
chopathiſch, an feeliihen Störungen leidenp; 

Pindhopathologte, f. gr. Lehre von den ſeeliſchen 

Störungen; Pſhychophyſit, f. die Lehre von den 

Beziehungen zwijchen Leib und Seele; Pſhchopoͤm⸗ 

008, m. (vd. pempein, jenden, geleiten) der Seelen» 

führer od. »geleiter, Fabell. Beiname des Hermes 

od. Merkur, welcher die Seelen der Albgefchiedenen 

in die Unterwelt führt, auch des Charon (j. d.); 

Pſhchöoſis, f. (v.psychün, befeclen) die Bejeelung; 

die Seelenjtörung, Geiſteskrankheit. 

ſychrologie, f.gr. (v.psychrös, &, 6n, falt, froftig, 
frisch) Frojtiges, abgejchmadtes Reden; Piychro- 
Infie, f. Kaltbaden; Pſychrolũt, m. ein Kalt- 
bavdender; Piychrolitron, n. ein Faltes Bad; 
Pſychromeͤter, n. eig. Kältemefjer, Quftfeuchtig- 
keitsmeſſer, ein von Auguft in Berlin angegebenes 
Hygrometer (f. d.); Pſychrometrie, f. die Kälte- 
meffung Quftfeuchtigtettgmeffung Mr chrophobĩe, 
f. Scheu vor Kälte, beſ. vor kaltem Waſſer; pſh— 
chrobphoͤbiſch, kälteſcheuend, kaltwaſſerſcheu; Vſhh⸗ 
chropoſie oder —vöſis, f. das Kalttrinken; Pf— 
chrotẽr, m. ein Abkühler, Kühlwedel; Pſhchro⸗ 
terium, n. ein Kühlzimmer; pfſhchrötiſch (von 
psychrün, kalt machen), erkältend, von Kälte her» 
rührend. 

Fiydrasium, n. gr. (psydräkion, Verkl. von psy- 

rax, von psydrös — pseudös, lügenhaft, faljch) 
Heilk. ein judendes Wafjerbläschen, bef. auf der 
Naſe und der Zungenjpiße, eig. Lügenbläschen 
(weil man glaubte, es entjtche, wenn einer gelogen 
habe); Biydracia, pl. falſche Kräge, Fräßartige 
Ausfchläge. 

Pfſijttẽr, m. gr. (von psychein, hauchen, blaſen, ab- 
fühlen) ein von Bremer in Erfurt erfundener 
Kühler, Kühlgefäß; Biyftife, pl. Heilk. kühlende 
Heilmittel; piyktiich, kältend, kuͤhlend; Pſyris, f. 
die Kühlung, Abkühlung; Erfältung. 

Tinten, pl. (gr. Psylloi) ein Volk in Cyrenaica in 

ybien, als Schlangenbeſchwörer berühmt (Goethes 

— 2. Tl). vB Pr 
ſyllton, n. gr., od. Pfhllium, Piylientrant (v. 
psylla, Floh) Flohkraut, Sotfamen. 

Piyris, ſ. unter Pſykter. 

Ptarmicum, n., pl. Btarmila, or. (ptarmicä, v. 
ptairein, niejen) Niejemittel; ptaͤrmiſch, Niejen 
erregend. 

Bteldn, f. gr. (ptelea) die Ulme, Rüſter; die drei- 
Jlättrige Btelea, die Lederblume, ein jtrauch- 
artiges Ziergewächs in Nordamerifa. 

Bteris, f. gr. (von pterön, Yeder, wegen feiner ge- 
fiederfen Blätter) der Saumfarn, ein Farnfraut; 
Pteris aquilina, der Adlerfarn, Adlerfaumfarn. 

Pterodattjlus, m. gr. (von pterön, Feder, Flügel, 
u. däktylos, Zinger)—=Drnithocephalus,f.d.; 
steroidiic, flügelfürmig; Pteroma, n. der Flü- 
gel eines Gebäudes; u — Torticu3; ptero⸗ 
phoͤriſch, flügeltragend; Pteropũs, m., pl. Pte⸗ 
ropoͤden, Fußflügler, der fliegende Hund, eine 
Gattung großer Fledermäuſe in Oftindien; Pteryr, 
f. der Flügel; Heilf. Najenflügel; Pterygium, n. 
(gr. pterfgion, eig. ein Heiner Zlügel) das Augen- 
fell, Slügelfell; da3 Nagelgeſchwür; pterygödes, 
sterugadiic, flügelförmig. 


= 


publicus 109 


Ptilõſis, f.gr. (v. ptilon, Flaumfeder) das Mauſern 
oder Federn der Vögel; Ausfallen der Haare; 
Heilk. bei. der Verluft der Augenbrauen u. Augen- 
twimpern. 

Ptiſaͤne, f. gr. (ptisäne, v. ptissein, Gerſte ꝛc. ent» 
bitlfen, Schroten), fr. Tifane, Gerſtenwaſſer, ein 
Gerſten- od. Gefundheitstranf; verdünnter Aufouß. 

Ptochiũter, m. gr. (v. ptöchös, Bettler, u. iätrös, 
Arzt) ein Armenarzt; Ptochiatrie, f. die Armen- 
heilkunde; Ptochodochium, n. (v. docheion, Be— 
bälter) ein Armenhaus; Ptochokomium u. Pto⸗ 
chotrobphẽum, n. ein Armenpflegehaus. 

Ptolemãus, m. gr. (Ptolemaios, von ptölemos = 
pölemos, Krieg) männl. Name: der Kriegeriiche. 

Ptomain, n., pl. Btomaine, gr. in Leichen, bei 
Fäulnisvorgängen und beim Stoffwechſel bös— 
artiger Bakterien fich entwickelnde jtiejtoffhaltige 
Bafen (vgl. Baſis, Scheidek.), auch Leichenalkaloide 
genannt. 

Ptoſis, f. gr. (von piptein, fallen) der Hall; Heilk. 
das Niederfallen, 3.8. des oberen Augenlides; auch 
f. Vorfall, = Prolapſus; Spradl. = Kafus. 

Ptyalagöge, pl. gr. (v. ptyalon, Speichel) Speichel 
abführende Mittel; Pthalin, n. Scheidef. der 
Speichelſtoff; Pthalismus, m. (von ptyalizein, 
viel fpuden) Heilf. häufiges Spuden; der Speichel» 
fluß (Salivation). 

Benis, f. gr. (von ptyein, fpuden) dag Spuden; 
Ptysma, n. dad Ausgeſpieene, der Auswurf; 
Bteysmagöge, pl. Auswurf fördernde Mittel. 

Pu, n. (der Schritt) ein hineftsches Längen- od. Weg- 
maß, = Y, Tihang = 1,228 m; auch ein dhinef. 
Feldmaß = 2,8 qm (j. King) und ein japan. Feld- 
maß (f. Tſjubo). 

Pubes, f. I. der Schamort, das Schambaar; die 
Mannbarfeit; Buberes, pl. mannbare junge Ber- 
jonen; Pubertät, f. (I. pubértas) die Mannbar- 
Zeit, Geſchlechtsreife, Mündigfeit, das reife, mann- 
bare Alter; pubeſzieren (l. pubesc£re), mannbar 
werden; pubeſzent pubéscens), mannbarwerdend, 
heranreifend; Bot. mit feinen, weichen Haaren be— 
ſetzt; Pubeſzenz, f. nl. das Keimen des Scham- 
und Barthaares, das Mannbarwerden; die Be- 
Heidung mit weihem Haar oder Ylaum. 

publicus, a, um, al3 Adverb publice, l. aud 
publik (fr. public, publique), urjpr. das Volf, den 
Staat,die Gemeinde betreffend; öffentlich, offenbar, 
vor aller Welt, allgemein; allbefannt, land» oder 
weltfundig;publica auetoritäte, mit öffentlichem 
Anjehen, d. i. mit obrigfeitlicher Genehmigung od. 
nach höherer Verfügung; publicum meritörum 
pretium, öffentlicher Lohn der Verdienite (Denk⸗ 
ſpruch desungar. St. Stephans-Ordens); Puͤblica, 
f. eine Rechnungsmünze er ungef. 4Rf.; 
Publikum, n. das Geſamtweſen, Gemeinmwejen, 
die Öffentlichkeit, Allgemeinheit; die Welt, bef. Leje- 
welt, Zufchauer- oder Zuhörerkreis, das Volk, die 
Reute; ein Publikum, näml. Kollegium, eine 
öffentliche Vorlefung, Freivorlefung auf hoben 
Schulen (entg. Brivatum, Privat-VBorlefung); 
Bublifäner, m.(l.publicänus)einZöllner,altröm. 
Zoll- od.Steuerpädhter; publizieren (l. publicäre), 
veröffentlichen, befannt machen, eröffnen, heraus- 

eben; Bublifändum, n., pl. —da, etwas Be- 
anntzumachendes, eine öffentliche Anzeige, auch 
das Blatt, worauf fie ſteht; ad publicandum, 
zur Nachricht; publicatum, öffentlic) befannt ge— 
macht; Bublifätlum), n. das Belanntgemachte; 
Publikation (publicatio) oder Publizierung, f. 
die Bekanntmachung, öffentliche Anzeige, Kund— 


710 Publikſpieler 


machung, Herausgabe, Veröffentlichung; publi- 
eatio bonõrum, die öffentliche Einziehung (Kon- 
tisfation) des Bermögens; Publizift, m. ni. ein 
Staat3gelehrter, Staatsrechtskundiger, Lehrer od. 
Kenner des Staatsreht3 und der Staatswiſſen— 
Ihaften; ein Schriftjteller über öffentlihe Ange- 
legenheiten, = Sournalift; Publiziſtik, f. 
Staatsrechtslehre, Staatswiffenichaft; publizi⸗ 
ſtiſch, ſtaatsrechtlich; Publizität, k. die Offentlich- 
keit, Offenkundigkeit. | 

PBublifipieler, m. pl. fahrende Künftler, die auf 
offener Straße, nur durch einen Strid von den 
Zuſchauern getrennt, fpielen und dann mit dem 
Zeller einfammeln gehen. 

Püce, j. Couleur de Püce. 

Fücelle, £. fr. (fpr. —Bell’; ml. u. prov. pucella, it. 
pulcella, altınl. pulicella, Berff. v. [. pullus, jung, 
u. Dies von puellus, zgez. au$ puerülus, Verkl. v. 
puer, Kind, Knabe) die Sungfrau; P. d’Orleans, 
die Jungfrau von Orleans; Pücelage, f.,r.n. (pr. 
püßelcihſch“ die Sungferfchaft; Sunggejellenfchaft; 
die Sungfernfchnede; ein Halsband von Chenille 
mit vorn herunterhängenden Quaſten. 

Pud, n. ein ruffiihes Gewicht von 40 ruf. Pfund 
— 16,381 kg. 

suddeln, das Eijen in Flammöfen frischen, um- 
rühren; plantſchen, manſchen, ſchlämmen; Pudd- 
ler, m., Puddelmaſchine. 

Pudding, m.engl.(niederd. Pudden, Budden; wahr⸗ 
ſcheinlich aus gäl. putag, vermiſcht mit frz. boudin, 
Blutwurſt) eig. ein in ein Leintuch geſchlagener ge— 
kochter Mehlkloß; auch eine feinere, in einer Form 
bereitete Mehlſpeiſe verſchiedener Art; Pudding⸗ 
ftein, m. Kloß- od. Rundſtein, aus runden Stücken 
von Feuerſtein u.quarzigem Bindemittel beſtehend, 
bej. in England. 

puddle, engl. (fpr. pöddl) im Flammofen umrühren, 
friſchen, puddeln; plantfchen, manſchen, ſchlämmen 
(vgl. Puddlingarbeit und puddeln). 

Fuddlingarbeit oder das Puddlingfriſchen (v. 
niederd. puddeln oder buddeln; engl. puddle, 
manichen, Shlämmen), im Hüttenwejen: die Rühr— 
arbeit, in England übliches Friſchen des Eifens in 
Flammenöfen; Puddlingofen, m. ein Rührofen, 
Slammofen zur Rührarbeit. 

Puddh od. Puddie, n. in Madras ein Getreidemaß 
— Yo Barah = 1,586 1; aud für Ol, Mil ze. 
von demjelben Inhalt und = Yıs, Kandy. 

PBudende, pl. l. (v. pudẽre, ſich ſchämen) die Scham- 
teile, Geſchlechtsglieder, Die Blöße; Püdeur, f. fr. 
(ipr. pitdöhr; —=I.pudor) die Verſchämtheit, Scham; 
Vudien, f. (L. pudicus, a, um, jhamhaft) die 
Schambafte, Keuſche; pudizieren, jih ſchämen; 
Pudicitia, f. Schamhaftigkeit, Keuſchheit; auch 
Göttin der Keuſchheit ꝛc. 

Puder, m. (v. fr. poudre, [. pulvis, Gen. pulveris) 
feines Mehlpulver, Haarjtaub, Haarmehl; pudern 
(fr. poudrer), mit Buder beftreuen, beftäuben. 

Füdenr, Pudica ww., ſ. unter Budenda. 

Pueril, [. (puerilis, v. puer, Kind, Knabe) findifch, 
fnabenhaft, läppiſch; Puerilia, pl. Kindereien, 
Kinderpojjen, Jungenſtreiche; pueri puerilia 
tractant, Kindertreiben Kindereien; Puerilität, 


f. ([. puerilitas) findijches Wefen, Kinderei; Pue— 


ritia, f. die Kindheit, das Kıurabenalter. 


Pulpa 


Seehafen; auch ein Hohlweg, Engpaß zwiſchen 
Bergen, beſ. in den, Korcnden, = Wo an 5 
Buff, m. engl. (pr. pöff; eig. wie das deutfche Puff: 
etwas Aufgeblafenes, Gedunjenes, Windiges) eine 
marftfchreierifche Anpreifung, Lobpreiſung 2c.; ein 

auf lügenhafter Übertreibung beruhender Spaß. 

Pusilätus, m. od. Bugilation, f. (1. pugilatio, v. 
pugil, der Fauſtkämpfer, v. pugnus, die Fauft) das 
Fauſtkämpfen, der Fauſtkampf; Pugilift, m. ni. 
ein Fauſtkämpfer, Klopffechter Boxer; pn iliftiſch. 
fauſtkämpferartig, klopffechtermäßig, unit 
mus, m. der Fauſtkampf; Pugillus, m. L eig. 
eine Heine Fauft; eine Handvoll; Silk ein Finger- 
‚maß, jo viel man von Kräutern, Blumen-2c. mit 
drei Fingern faßt. 

Pugnazität, f. [. (pugnacitas, v. pugnax, fampf- 
Iujtig, jtreitbar; pugna, k. Kampf, Gefecht) die 
Kampfluft, Streitjucht. | 

puique oder pique (v holf. puik, verff. puikje, das 
Auserlefene, Befte feiner Art, in Hamburg: pief) 
Kfipr. auserlefen, untadelhaft, zur Bezeichnung vor 
Waren, bei. Südfrüchten; pieffein, auserlejen fein. 

Paiflance, f. fr. (pr. püifjangß’; I. gleich]. possen- 
tia, f. potentia, v. possens, f. potens, v. posse, 
fönnen, vermögen) die Macht, Gewalt, Herrichaft; 
suiffancieren, eine große Macht, Staatsmacht 
ſpielen wollen. 

Put oder Poul, m. in Perſien allgemeine Bezeich- 
nung für Kupfermünzen überhaupt; früher eine 
perfiihe und georgiſche Rechnungs münze = Yıe 
Schahi = !eooo Toman und v. verjchied., aber ge- 
ringen Wert (faum Yes Pf.). 

Pulcherius, m. u. Pulcheria, °. (von I. pulcher, 
Ihön) Name: der u die Schöne, Holde; Pulcherin, 
n. nl. ein Hautverfhönerungsmittel. 

Bulcinella, m. it. (fpr.pultichinella) der Hanswurit, 
Spakmader in der it. Komödie, j. Bolidhinel. 

Puleginm, n. I. das Flohfraut, = Polei, f.d. 

Pulgaͤda, f. jpan. (v. pulgar, Daumen, v. I. pollex} 
vor 1852 ein fpan. Zoll = !ıa Bik (f. d.). 

Bulk, l. Bol. ie 

pull, engl. (jpr. pull) ziehen, zerren, reißen; rudern 
(vgl. pullen). 

Pullänen, pl. zur Zeit der Kreuzzüge die in Palä— 
itina geborenen Nachkommen der Franken. 

Bullarier, m. [. (pullarius, v. pullus, junges Huhn) 
ein Hühnerwärter, bei den alten Römern der Pfle- 
ger der heiligen Hühner, aus deren Freſſen geweis— 
jagt wurd; Pullomantie, f.1.-gr. die Wahrſagung 
durch Hühner. 

pullen, niederdeutic) (vgl. engl. to pull, ziehen) See- 
mannsausdruck: anziehen, rudern. 

Pullman, m. engl. (nad) dem amerikanischen Fa— 
brifanten Pullman, benannter Eifenbahmwagen: 
Pullman-car, jpr. piilmön-fär), Pullmanſcher Sa- 
lon⸗ und Schlafwagen. "a 

pullulieren, I. (pulluläre, von pullulüs, ein junger 
Zweig, Sprößling) hervorfproffen, auffeimen, wu— 
‘ern, ſich ftarf vermehren; Bullnfation, f. nt. 
das Auffeimen; Wuchern, die ftarfe Bermehrung. 


‚sulmonäl, nl., od. pulmonär, I. (pulmonarius, v. 


pulmo, Gen. pulmonis, die Zunge) die Lungen be= 
treffend oder dazu gehörig; die Lungenkränkheit 
beilend; Pulmonaria, f. das Zungenfraut, eine 
Sartenpflanze von verſch. Arten; Pulmonie, £.nl. 
die Lungenſchwindſucht; auch Qungenentzundung; 
pulmoniich, l. (pulmonzus) fungenfüchtig; die 


Puerpera, f.1. (v. puer, Sind, u. parere, gebären) 
eine Wöchnerin; Puerperäl-Fieber, n. das Kind- 
bettfieber; Wuerperium, n. das Kindbett 

Puéèrto, m. jpan. (= |. portus, it. porto) der Hafen, | 


Zunge betreffend. 
Pulpa, f. I. das Fleifchige an tierifchen Körpern; 
in Upothefen: das eingedicte Fleiſch od. Mark der 


Bulpet 


Wurzeln und Früchte, das Mus; pul pös (l. pul- 
pösus), fleijhig, marfig; Pulpoſität, f. nl. die 
Fleiſchigkeit, Markigkeit. 

Pulpẽt, n. (v. l. pulpitum, ſ. d.) ein Pult, Geſtell 
mit einer ſchrägen, abhängigen Fläche, Hängetiſch, 
die Schreib» oder Notenlehne. 

Bulpitum, n. I. ein Bult, eine Rednerbühne (Ka— 
theder); bef. der erhöhte Plaß auf dem Border- 
raum der altröm. Schaubühne, wo die ſprechenden 
Berfonen ftanden. 

sulp3s, j. unter Bulpa. 

PBulgue, m. ſpan. (fpr. pulke) ein allgemein belieb— 
te3 ſüßes Getränf in Mexiko, aus dem gegorenen 
Safte der Agave; abgezogen wird diefer Saft ein 
beraufchendes Getränk, Mexikal, Mercal ge- 
nannt; Pulqueria, f. eine Bude, wo dieſes Ges 
tränf verfauft wird. 

Puls, m., pl. Bulfe (v. I. pulsus, v. pellöre, jtoßen, 
ichlagen) der Schlag, Aderichlag; die Schlagader 
(Arterie) hinfichtlich ihrer fchlagenden Bewegung; 
landſch. auch das Glodengeläut von einer Baufe 
bis zur andern (mi. pulsatio, pulsus); Pulsham— 
mer, m. Waſſerhammer, eine luftleere,verjchlofjene 
Slasröhre, in welcher Waſſer ſchon bei niederer 
Temperatur zum Aufwallen gebracht wird; Pul— 
fimantie, £. l.-gr. Aderjchlag-Wahrjagerei; Pul— 
ſiméter, n. ein Aderf —— Pulſion, k(ſpätl. 
pulsio) die Schwungbewegung; der Stoß; der 
Schlag; pulſieren (I. pulsäre), fchlagen, klopfen; 
Puͤlſans, m. eig. der Klopfende, der Nächite zu 
einer erledigten Pfarre in der kathol. Kirche, pl. 
Pulſanten, Anwärter, die zu einer Pfarre od. in 
ein Kloster fonımen wollen; auch die bei den Stadt- 
firhen mancher Orte angeftellten Glodenläuter, 
Glödner; Pulſatille, k. nl die Küchenſchelle, Dfter- 
blume, das Windkraut, ein perennierendes Scho— 
tengewächs; Pulſation, f.[.(pulsatio), das Schla— 
gen, Klopfen, bei. des Herzens, der Pulsſchlag; 
das periodiſche Anſchwellen und Zufammenziehen 
des Strahls von ausfließendem Wajjer; pulsatio 
aurium, f. Heilf. das Ohrenflopfen oder -pochen; 
p. capitis, daS Kopf», bei. Schläfeflopfen; p. 
eordis, das Herzklopfen; Bulfometer, n. I.-gr. 
oder Pulſometerpumpe, f. eine von dem Ameri- 
faner W. Hall erfundene Wafjerhebemafchine, mit 
ſtoßweiſe (pulsartig) wirfendem Dampfdrud ohne 
Anwendung eines Kolbens. 

Wultiphdg, m. [.-gr. (pultiphägus, v. [.puls, Mehl- 
brei, und gr. phägein, efjen) ein Breieffer. 

®ulper, n., [. pulvis, m. (Gen. pulveris, jeder 
ſtaubähnlich zerriebene Stoff, bef. als Arzneimit- 
tel2c.; pl. pulvöres, Rulver; pulveres compo- 
siti, zujammengejchte, gemengte Pulver; Pulbe⸗ 
raticum, n.(v. pulvis, f. Feld, Kampfplaß, uneig. 
Arbeit, Mühe) Rſpr. Arbeitslohn, bei. Feldmeſſer⸗ 
Lohn oder «Gebühr; vulberiſieren und pulbern, 
nl. (fr. pulveriser) Rulver fertigen, in Staub ver- 
wandeln; Pulverijation, f. die Zerftäubung; 
Pulderifateur, m. fr. (jpr. puliwerijatöhr) der 
Beritäuber, jomohleine Vorrichtung, um feſte Stoffe 
in Bulver, als auch ein Werkzeug, um Flüffigfeiten 
in Staub zu verwandeln; Pulberfege, f. ein Bul- 
verfich. 

Puldinus, m. 1. Brühl, Kiſſen, Polſter; Bot. eine Heine 
Erhöhung; ein hervorragender Teil; Pulbillus, 
m. [. (Berff. v. pulvinus) Heilf. ein Berbanpdfifjen 
v. Plückjel oder Wundfäden; Pulbillum, n. ni. 
ein Mijtbeet; Pulvinar oder Pulbinarium, n. 
I. eine mit Polſtern befegte Zagerftätte, ein Bol- 
ſterſitz; Götterfig und Göttermahlzeit; Heilf. ein 


Punctum ut 


Kräuterkiſſen; Bauf. Bolfter an der Echnede der 
—— Säule; pulbiniförm, nl. Bot. kiſſen- 
rmig. 

pulvis ete., f. Pulver. 

Pulwaͤne, m.(entitellt aus poln.polowanie,agd ?) 
iin ausgeftopfter Birfhahn zur Jagd der Birk— 
ſühner. 

Punta, m. peruaniſch, der amerikaniſche Löwe oder 
rote Tiger, auh Kuguar. 


| pumex, m. l. (Gen. pumiecis) der Bimzjtein; pu= 


mizieren (. pumicäre), mit Bimsſtein abreiben, 

glätten. 

VBunmpernidel, m. das ohne Gärungsmittel aus 
Roggenmehl bereitete grobe Schwarzbrot in Weſt— 
falen, oft gegen 30 kg jchwer. 

Bun, n. 1.engl.(fpr. pönn) ein Wortjpiel; pl. Puns; 
2. ein japan. Gewicht (ſ. Meb). 

Bunamn:Stein, m. der Beilftein, Nierenftein, vom 
Talfgejchlecht, in Neufeeland gefunden. 

Punch, m. engl. (fpr. pönjch oder pöntich; abgek. f. 
punchinello, v. it. pulcinella, f. d.) der Hans- 
wurſt oder Kolichinel im engl. Puppenſpiel (feine 
Frau heißt Judy d. i. Judith); auch der Name 
eines engl. Wißblattes; der Punſch, j. d. 

Puncheon, n. engl. (fpr. pönjchen; fr. poingon, ſ. d.) 
ein Flüſſigkeitsmaß, — 381,661 1 (vgl. Tun). 

Punctum, n., pl. puncta, [. (v. pungere, ftechen), 
oder abgef. Punkt, m. eig. das Gejtochene, der 
Stich; uneig. ein Tüpfel, Tüpfelchen, Tüttel, 
be. inder Rechtſchreib. das Schlußzeichen eines voll- 
ſtändigen — auch Abkürzungszeichen beieinem 
abgekürzten Worte (dah. Punktum! als Ausruf: 
abgemacht, fertig); Meßk. die Grenze, der Anfang 
und das Ende einer Linie; Nedef. ein vollſtändiger 
Sat, Redefaß; auch ein bejtimmter Abfchnitt einer 
Schrift, Gegenstand der Rede, Umftand, Stüd, 
Sade;Hinficht, Betreff; aufdem Punkte fein:c., 
vgl. Point; a punto oder al punto, it. auf den 
Punkt, pünktlich genau, völlig übereinſtimmend; 
Punkttierchen, |. unter Monas; puncta diae- 
res6&os, pl. I.-.gr. Trennungspunfte über Selbſt— 
lautern, z. B. AKronaut, Aneide2c.; punetum 
litis, n. I. der Gegenſtand des Streites, bei. Rechts— 
jtreite3; p. sallens, eig. der fpringende Punkt, 
Brütpunkt im Ei der Vögel; uneig. der Xebens- 
punkt, Sauptpunft, worauf alles anfommt, Kern— 
punft; in puncto oder bloß puncto, in Betreff, 
anlangend; puncto adulterii, wegen Ehebruchs; 
p. debiti, in Betreff der Schuld; p. furti et 
vitae vagae, wegen Diebitahl3 und herumſchwei— 
fenden Lebens; p. homieidii, Mordes oder Tot- 
ichlag3 wegen; p. sexti (sc. mandäti, Gebots), 
auch) wohl in puncto puncti, in Hinficht des 
fehlten Gebots oder gegen das jechite Gebot; 
p- stupri, wegen Schändung; puncticula, pl. 
nl. Bünftchen; Heilf. = Pekechen; Punktion 
und Bunftür, f. (l. punctio, punctüra) der Stich); 
pl. Bunftüren, Heilk. Offnung mittels eines 
Stiches oder Durchbohrung eines leidenden Tei— 
les, bei. zur Abzapfung des Waſſers bei Waſſer— 
ſüchtigen; bei Buchdr. zwei Stacheln am Dedel der 
Preſſe zur Feithaltung des zum Drud bejtimmten 
Bogen3; auch die dadurch in einen Bogen gejtoche- 
nen Löcher: Punkturlöcher, Stiftlöcher; punk— 
tieren, nl. mit Bunften bezeichnen; austüpfeln 
(verborgene Dinge); Vertrags-Bedingungen vor— 
läufig auflegen; Affhr. feine Zahlungen einitellen; 
Punktierung, Bezeihnung mit Punkten; Punk⸗ 
tierbuch, n. eine Anleitung zur Bunktierfunft; ein 
Bud), das beftimmte, auf das menſchliche Schidjal 


712 Pundit 


bezügliche Fragen enthält, deren Beantwortung 
man dadurch fucht, daß man raſch einige Reihen 
von Punkten macht; Punktiereiſen, n. ein In— 
ſtrument für Buchbinder; Punktierkunſt, f. die 
Kunſt, durch einige Reihen mit flüchtiger Hand hin— 
geworfener Punkte die Zukunft zu erfahren; bei 
den Bildhauern die Kunft, ein Modell genau in 
Steinzc. wiederzugeben; bei Kupferft. punftierte 
Manier, f. getiipfelte oder geftippte Art; Tonf. 

unftierte Noten, pl. bepunftete, die um die 
Hälfte ihres Wertes länger ausgehalten werden 
müſſen; Punktation, f. der Entwurf, Vertrags— 
Entwurf, die VBertragspunfte, Vertragsbeitim- 
mungen, Feitfeßungen; auch eine Art Wahrjagnerei 
duch Punkte (ſ.unt. Bırnftierbud); Punktuation, 
k. die Punktung, Bezeichnung durch Punkte; punk⸗ 
tell (fr. ponctuel), pünktlich, ſehr genau, ſtrenge; 
Bunftualift, m. ein ſehr pünktlicher oder genauer 
Menſch; Punktualilät, f. die Pünktlichkeit, Ge— 
nauigkeit, Strenge. 

Pundit, m. ind. ein brahmaniſcher Schriftgelehrter 
in Indien. 

Vung, n. engl. (ſpr. pöng) in Amerika eine Art ein- 
ipänniger Schlitten. - 

Pungal, m. ein indifches Feft zur Ehre der Sonne 
im Januar gefeiert. (Der Name bedeutet eig. 
Reisbrei, und rührt daher, weil man diefen der 
Sonne darbringt). 

sungent, I. (püngens, v. pung£re, ftechen) ſtechend, 
icharf, beißend. 

buntich, I. (punicus) die Bunier (1. Poeni) od. Phö— 
nizier u. be. die Karthager betreffend, von ihnen 
herrührend, ihnen eigen oder angehörend; falſch, 
treulos, wortbrüdig; punifche Treue, ſ. fides 
punica; punifches (eläodoriſches) Wachs, 
Malerwachs, Wachsfeife zum Malen, von den 
Phöniziern erfunden u. zur eingebrannten Wachs⸗ 
malerei gebraucht, |. Enkauſtik. 

Runition, f. l. (punitio, v. punire, ftrafen) die Be- 
itrafung. 

Bunn oder Pönn, m. eine oftind. Münze — 1so 
Komp.-Rupie = 2,4 Pf. 

®unfch, m. (engl. punch) ein befanntes Getränt 
(au3 dem Bindott panch, pantsch, fan3fr.pancha, 
pantscha, fünf, meil diefes Getränf aus 5 Be- 
standteilen bereitet wird: Zuder, Araf, Tee, Waj- 
fer und Zitronen); Punſch-Bowle, f. (pr. —bole) 
der Punſchnapf, das Punſchgefäß; der Punſch (das 
Getränt jelbit); P.-Eſſenz, f. oder P.-Erträft, 
m. Punfchgeift, Punſchauszug, Punſchſirup, die 
Beltandteile des Punſches ohne Waſſer. 

punta, f. it. (= fr. pointe, v. l. pung£re, ftechen) 
die Spitze; punta d’arco od. p. deli’arco, Tonf. 
bie Bogenfpige; a punta d’arco. mit der Spitze 
des Bogens; Puntelle, n. eine Stübe an Bau- 
od. Bildwerken zur Befeftigung und Verbindung 
freiftehender Teile. 

Punto, ın. ſpan. der Bunft oder Strich, friiher das 
fleinjte jpan. Längenmaß — !/; Linen = Yu 
Pulgada (f. Pie). 

Punze, f. 09. Bunzen, m., aud) Bunzen (it. pun- 
zöne, jpan. punzon, fr. poingon, eig. ein Stichel, 
v. [. pungere, jtechen, punctio, it.punziöne, Stich) 
ein jtählener Stempel zu erhabener Metallarbeit; 
ein Winzitempel; punzieren od. punzenieren, 
bunzeln, Metallarbeit mit Bunzen maden, er- 
babene od. vertiefte Figuren mit dem Bunzen- 
hammer in Metell treiben. 

Pupill, m. u. Bupike, f. (1. pupillus, u. pupilla, 
eig. Vertl. von pıpus, Knabe, pupa, Mädchen, | 


purgieren 


Puppe) der, auch die und das Mündel, Pflegling, 
Pflegeſohn u. Pflegetochter, die unmündige % if 
unter der Aufficht eines Vormundes; Pupillens 
Kollegium, n. das Obervormundfchaftsamt; Pu⸗ 
pille, f. ({. pupilla od. pupüla, d. i. eig. Meines 
Mädchen, oder überh. Kindlein, Menfchlein, jo 
benannt wegen de3 Spiegelbildes des Beſchauers 
im Auge des andern) das Seheloch, der Augen» 
ftern; Bupillenbildung, Bildung eines neuen 
Sehelochs, wenn das natürliche für das Licht un« 
wegſam geworden ift; pupillär (1. pupillärie), 
Waifen oder Unmiündige betreffend; auch zum 
Augenftern gehörig; Pupillär-Depofita od. 
-Depojiten, pl, auch Bupillen-Gelder, 

“ gerichtlich niedergelegte Mündelgelder, Waifer- 
gelder; Pupillarität, f. nl. die Minderjährigteit. 

sur, lat. pürus, a, um, al3 Neben. pure, rein, 
lauter, unvermifcht, unverfälicht, klar; unbedingt, 
unummwunden, ohne Einſchränkung, z. B. einen 
Wechſel pure afzeptieren; eitel, bloß, durchaus, 
nichts als 2c.; purus putus, m. ein bloßer Ken— 
ner feines Faches, der von andern Dingen nichts 
veriteht; pure püte,rein,nur,bloß; Puro, n.rei- 
nerzsleifchjaftals ſtärkendes Heilmittel; Puros, pl. 
jpan. eig. die Keinen: die Königlichen (Koyaliften) 
von reinitem Waſſer, eine politifche Bartei in Spa— 
nien; purifizieren ([. purificäre), reinigen, lät- 
tern, ſäubern; Purifikation, f. (purificatio) die 
Reinigung, Läuterung; Rurififationgeid,m. 
der Neinigungseid; purificatio Mariae, f. das 
Feſt der Reinigung Mariä, ihr Gang nad dem 
Kindbette zum Tempel in Serufalen, am 2 Fe— 
bruar; Purificatorium, n. nlat. Handtuch des 
fathol. Briefters zum firdlihen Gebraud; Pus 
rismus, m. die Spracdjreinigung (von unndtigen 
fremden Wörtern), der ee 
Burtit, m. ein Sprachreiniger; im Gegenf. vor 
Impuriſten, Sprachmenger, Sprachbeſudler; 
Burifterei, f. die Sprachreinigungsſucht; Puri⸗ 
tät, f. (1. puritas) die Zauterfeit; Sittenreinheit, 
Keufchheit; Puritäner, pl. nl. Reingläubige, '. 
Presbyterianer; Buritanismus, m. das 
Bırritanertum, die Lehre der Neingläubigen. 

Puraͤnas, pl. (ſanskr. sing. puräna, n., als Ad⸗ 
jeftiv: altertümlich, v. pura, ehemals) eine Gat- 
tung mythologischer Werfe der Inder, welche zu» 
gleich Hiltoriiche Sagen enthalten. 

Würee, f. fr. (von purer, abſchäumen, von pur, 
rein) Küch. ein Mus oder Brei von durchge— 
ichlagenen Erbfen od.anderen Hülfenfrüchten, auch 
von Kartoffeln; auch = Purree, d.i. jaune in⸗ 
dien (fpr. ſchohn' ängdjeng), n. Kamelharn, ein 
aus Indien und China fommender gelber Färbe- 
ftoff, der nad) einigen aus Büffelhorn od. Kamel- 
galle gewonnen tird, nad) anderen der mit Talt- 
erde eingedicteSaft einer unbefannten Pflanze ift. 

Purgas, Schneeftürme in Kamtſchatka. | 

vpurgieren, lat. (purgäre, v. purus, rein) reinigen, 
rein machen; beſ. den Leib reinigen, abführen 
(larieren); Rſpr.ſich von einer Befchuldigungbe - 
freien, fich entfchuldigen, rechtfertigen; Geide zur 
Aufnahme von Farbe vorbereiten; der Purgier— 
flach, eine Art Flachs im füdlichen Europa; die 
Purgierkirſche, eine Urt Kreuzdorn, aud) eine 
Heckeñkirſche Burgierförner (grana tiglii), Die 
Samentörnereines oftind.Bauntes;dasPurgier- 
fraut od. die Burgiermwinde, eine Winden Art 
in Syrien, welche ſämtlich als Purgiermittel, 
d.1. Ubführungsmittel, dienen; die Burgiernuß, 
Brehnuß, die Früchte eines amerifaniihen Bou—⸗ 


durifizieren 


mes; die Burgierpflaume, ſ. Myrobala- 
nus; Purgierſalz, Bitterfalz; Purgantia, 


pl. Heilt. Reinigungs- od. Abführmittel; Pur— 


gänz, f. nl. eine Abführung, ein Reinigungs- od. 
Abführmittel; auch VBurgativ, n. u. Burgier- 
mittel; Purgation, f. I. (purgatio) die Reini— 
gung;nerichtliche Rechtfertigung; Verantwortung; 
purgatio alvi, Heilf. Unterleibsreinigung, Ab- 
führung; p. contumaciae, die Entjchuldigung 
vor dent Richter wegen ungehorjamen Ausblei— 


ben3; p. menstrüa, monatliche Reinigung; Ps | 


morae, die Aufhebung der nachteiligen Folgen 
einer rechtswidrigen Dergögerung; Purgato⸗ 
rium, n. der Reinigungsei 


| 


; ein Reinigungs | 


mittel; bei den Kathol. das Fegefeuer; purgeur | 
automatique,m. fr. (fpr. pürſchöhr otomatff) der 


Selbitleerer, ein na Dampfwaflertopf, | BT | j 
| Put, n. ein hinterindifches Gewicht — 14, engl. 


Kondenjationswafjerableiter, auh Automat und 
Kondenfationstopf genannt. 

surifigieren 2c,, ſ. unter pur. 

Prim od. Purimfeſt, n. hebr. (v. pür, Los, ein 
perj. Wort; vgl. per). pärah, Stück, Teil, u. bah- 
rah, Zeil, 203, Schicjal) eig. das Loſungsfeſt od. 
Feſt der Rofe, welches die Juden in März (den 
14. und 15. Adar) zum Andenken der Rettung 
durch Mardochai und Efther von der ihnen durd) 
Haman zugedadhten Wertilgung feiern, |. B. 
Either, Kap. 9. 

Purismus, Purift, Puritaner, Buros 2c., |. 
unfer pur. 

purple, m. engl. (fpr. pörpl), der Purpur, die Pur- 
purfarbe; purple ores, pl. engl. (fpr. pörpl ors; 
von engl. ore, Erz), im Berg- und Hüttenweſen: 
Riesabbrände (wörtl.: Purpurerze). 

Puürpur, m. ([. purpüra, v. gr. porphyra, f. eig. die 
Burpurfchnede) Burpurfarbe, die koſtbarſte hoch— 
tote Farbe, im Altertum aus dem Safte der Bur- 
purſchnecke bereitet; ein purpurnes Gewand, Pur—⸗ 
purkleid, Burpurmantel, beſ. der Kardinäle; uneig. 
Schönheit, Glanz, Pracht, Koftbarfeit 2c.; pur- 

‚ püra, f. Heilf. das Sieberfriefel, Fledficher; Bur= 
purãten, pl. (l. purpurätus, in Burpur gekleidet) 
in Burpur gekleidete Kardinäle; Bırpurin,n.nl. 
Sceidek. da3 Krapprot; Purpurino od. Porz 
vorino, m. it. ein durch Kupfer rotbraun ge- 
färbter, undurhfichtiger Glasfluß; Purpurit, 
ın. nl. eine verſteinerte Purpurſchnecke; Purpur⸗ 
törner, j. Kermes; Purpurſäure, f. (purpuri- 
cum acidum) eine tierische Säure, aus dem Harn 
dargeſtellt. 

Purree od. Puree, ſ. unter Püree. 

gurnlent, I. (purul&ntus, v. püs, Gen. puris, Eiter) 
eiterig; Purulenta, pl. Heilf. Eiter machende od. 
erzeugende Mittel; Purulenz, f. (ſpätlat. puru- 
lentia) die Eiterung, das Eitern; Puruleſzenz, 
f. nl. die Bereiterung. 

purus, |. pur. 

Buchen, n. (perj. puschtü) der einheimiſche Name 
für die Sprade der Afghanen. 

Puſeyismus, m. die Lehre einer von dem Profefjor 
Bujey (jpr. pjühſi) in Oxford (feit1833) gejtifteten 
Nteligionspartei, welche durch Anerkennung der 
firhlichen Tradition, Wiedereinführung der Faften, 
der Kirchenbuße, der Mefje 2c., die englifche Hoch— 
fire der fatholiichen anzunähern und den ratio» 
naliftiichen Broteftantismus zu befämpfen ftrebt; 
jetzt gew. Ritualismus genannt; Pufeyit oder 
Puſeyiſt, m., pl. —en, Anhänger diefer Lehre u. 
Religionspartei, auch Traftarläner (enal. Trac- 
tarians, weil diefe Lehre zuerjt in den Meit 1833 


| 


Phgmalion 713 


herausgegebenen Zeit-Traktaten, Tracts for 
the times, hervortrat). 


Puſill od. Puſille, pl. —en, m. l. (pusillus, klein 


ein Heiner Burfche (z.B. Freytag, Neft der Zaumf. 
©. 30); mufillanim, l. (pusillanimis, dv. pusillus, 
fein, u. animus, Geiſt, Gemüt) Heinmütig, ber 
zagt, feige; Puſillanimität, f. (jpätl. pusillani- 
mitas) die Kleinmütigkeit, Berzagtheit, Feigber- 
zigkeit, Mleingeifterei, Meinmeifterei, 


Puftel. £. (v. I. pustüla), pl. Puſteln, Bläschen ir 


der Haut, Hibläschen, Eiterblattern, Finnen; 
puſtulũüs (1. pustulösus), ausgefhlagen, finnig. 
ußte, f., pl. Pußten, ungar. wüſte, aber zum 
Zeil grasreiche Ebenen, Heiden, Steppen im mitt, 
leren Ungarn, mit vereinzelt liegenden Meiereien 
und Wirfſchaftsgebäuden und bei. als Viehweiden 
benußt. 


Pfund = 680,388 g; auch eine Minze von Zinn, 


: Putämen, n. der Kern des Steinobſtes. 
Vutäana, |. Buttäna. 


| 


® 


Putation, f. jpätl. (putatio, v. putäre, glauben) 


die Meinung, das Dafürhalten; putatin (ſpätl. 
putativus), vermeintlich, eingebildet; putative 
Ehe, eine Ehe, welche von dem einen Teile ohne 
Kenntnis eines wirklich beitehenden -Hinderungs- 
grundes eingegangen wird. 

utrẽdo, f. |. (von puter, putris, putre, faul) bie 
Fäulnis; putrefiziceren (vom I. putrefacere), tx 
Fäulnis bringen, auflöjen; Putrefaftion, f. mi. 
die Verweſung, Fäulnis; putreſzieren I. (putre- 
scere) faulen, in Fäulnis übergehen; Putreſzenz 
f. nl. das Faulwerden, Faulen; hutreizikel, ver- 
faulbar, der Fäulnis unterworfen; putrid (I. pu- 
tridus, a, um), faul, morſch; Putridität, f. ni. 
die Faule, 


Putſch, m. ſchweiz. eine plößliche Aufregung, bes 


waffneter Aufitand, Handſtreich. 


Buttana od. Putãng, f. it. (von putta, Mäder) 


eine Hure, Mebe; Putto, m. pl. Buttt, Pırtten, 
Heiner Snabe, Bube; Engelfnabe, nadtes Kind. 


puzzle, n. engl. (fpr. pojl; aus älterem opposal; 


Nätfel, Schwierige Aufgabe; Puzzle, n. Spielgeuz 
für Rinder zur Übung des Nachvenfens, ein Zu— 
fammenjeßjpiel, auch: Geduldſpiel genannt. 


Buzzoldna od. Pozzolaͤna, f. it., Porzulän-Erpe, 


| 


Pyanepfiön, m. ein Herbitmonat der Athener, is 


vultaniſcher Tuff, eine vulfaniiche Erdart, woraus 
ein unter Waſſer erhärtender Mörtel bereitet wird, 
bejond. bei Pozzuͤoli od. Puzzuolo in Italien 


äufig. 

hate; f. (v. gr. pyon, Eiter, und haima, Blut} 
Heilt. Eiterblut, eine Art der Blutverderbnis; 65% 
ämifch, diejelbe betreffend, damit behaftet; Pie 
elchyſis, f. die Eiterergiehung; Pyemefis, f. das 
Eiterbrechen; Pyẽſis, 1. (vd. pyein, eitern) die Eite- 
rung; Pynrie, f. das Eiterharnen. 


welchem die Pyanepfia, das Bohnenfefi, zu 
Ehren des Apollo u. der Artemis gefeiert wurdeit. 


Vygmäen, pl. ar. (sing. Pygmäios, d. i. gleichf, 


jaufthoher Menfch, von pygme, die Fauſt) fabel- 
hafte Zwerge in Athiopien, jehr Heine, winzige 
Menſchen; pygmäiſch, ziwergartig, jehr Klein, 
winzig. 


Pygmalion, m. gr. ein fabelh. König von Zypern, 


ein geſchickter Bildhauer, der, als er fein 
Mädchen nad feinem Wunſche finden Tonnte, ſich 
ſelbſt eines aus Elfenbein fertigte und ſich ſo ſeht 
in dieſes Meiſterwerk verliebte, daß er die Venu? 
bat, dieſes tote Bild zu beleben. Die Göttin er» 


114 Pylnit 


füllte feine Bitte, und das reizende Geſchöpf wurde 
feine Gattin. 

Byfnit,m. ar.(v. pyknös, dicht, feit,derb) Stangen | 
jtein, eine Art Topas; Pyfnometer od. Byfıto- 
fföp, n. eine von Zemeck erfundene Vorrichtung 
zur Beitimmung des fpezififchen Gewichts pulver- 
förmiger Körper; Dichtigkeitsmeſſer; Dickenmeſſer 
(in der Napierfabrifation); pyfnoftälos, dicht 
fäulig; Ryfnoftäfon, n. Bauf. ein dichtfäuliges 
Baumerf, in welchem die Säulen um anderthalb 
Säulendicen voneinander abftehen; Pyknöſis, f. 
(v. pyknün, verdichten) die Verdichtung, Verdik— 
fung; Pyknotika, pl. Heilf. verdidende Heilmit- 
tel; pyknotiſch, verdidend; Pyknotroͤp, m. eine 
Art Serpentin. 

Vylädes, m. gr. männl. Name: der treue Freund 
und unzertrennliche Gefährte des Oreſtes (f. d.), 
fiir den er in den Tod gehen wollte; uneig. ein 
mufterhafter, fich aufopfernder Freund. , 

Pylön, m. pl. Pylonen, gr. (von pyle, Tür) Tor, 
forte; Torfeite, Giebel; bej. hohe, fajt turmähn- 
ihe Gebäude am Eingang ägyptifcher Baläfte ı. 
Tempel; Pylörus, m. (pylörös, eig. der Türhüter) 
der Magenpförtner, der untere Magenmund; py— 
löriſch, Dazu gehörig; Pyloriten, pl. verfteinerte 
zweißchalige, Mufcheln, deren Schalen nit recht 
aufeinander pafjen. 

Bhocendfis, f. gr. (von pyon, Eiter) Heilk. Eiter- 
Ausleerung; Byodhezie, f. Eiterabgang od. -durd)- 
fall; Pyocölie, f. der Eiterbauch, eine Eiteran- 
ſammlung im Unterleibe; Pyochſtis, £. der Eiter- 
fad, die Eiterbeufe; Pyogenẽeſis od. Pyogenĩe, 
f. Eiterbildung od. »erzeugung; pyogeniſch, eiter- 
erzeugend; Byohamte, f. die Eiterigfeit des Blu— 
tes; Pyofarzinöm, n.. Heilf. der Eiterfrebg; 
Pyomẽtra, f. Eiteranfammfung in der Gebär- 
mutter; Pyophthalme, f. die eiterige Augen- 
entzündung; Py-ophthaͤlmus, m. ein Eiterauge; 
Eyopfanie, f. Eiter-Verirrung od. -Verbreitung; 
Tyosneumothärer, m. Yuftanfammlung und 
Eiterbildung in der Ripvenfellgegend; Pyopae= 
3, f. = Pyogeneſis; Pyoptäfis, f. das Eiter- 
ipeien; Pyurrhanie, f. Eiterausbrud; Pyor— 
rhöe, f. Eiterabflug; Pyöſis, f. Eiterung, Ver— 
eiterung; Pyothörar, m. die Eiterbruft; Pyozele, 
f. der Eiterbruch; Pyozyſte = Piscyitis, ſ. d. 

Pyraͤme, m. fr. (v. Pyramus, . d.) eine Art Eeiner 
furzhaariger Bolognejerhunde. 

Pyramide, f. (gr. pyrämis, v. ägypt. piromi) ägyp— 
tiſche Spitzſäule, Sonnen- od. Strahlfäule, große, 
uralte jteinerne Gebäude in Agypten, deren vier 
ihief in die Höhe gehende Geitenflächen fi in 
eine Spige vereinigen; Größen. Spibjäule, ein 
von einer beliebigen, geradlinig begrenzten 
Grundflähe und fauter dreiedigen Seitenflächen 
eingejhlofjener Körper; pyramiddl od. pyra= 
midenförmig, jpibläulenartig, ſpitzzulaufend; 
Phramidäl-Dodekaẽder, j. unter Dodekadik; 
Pyramidal-Zahlen, pl. figurierte Zahlen, d. h. 
fortijchreitende Zahlenreihen, deren Glieder durch 
almähliche Addition der Reihen der Dreiedszah- 
len entitehen, 3. B. Dreiefözahlen: 1,3, 6, 10,15 
uſw., Pyramidalzahlen: 1, 4, 10, 20, 35 uſw.; 
Phramidenholz, das Majerholz od. Mahagoni- 
hoiz, das Holz des ſüdamerikaniſchen und weſt— 
indiihen Mahagonibaumes (Swietenia); Pyra— 
midion,n. eig. kleine Pyramide, Bauf. die pyra- 
midenfürmige Spite eines Obelisken; ſich pyra= 
midieren, die Form einer Eyramide haben, ſpitz 
zulaufen. 


| 
| 
N 


Pyria 


Phrämus und Thisbe, gr. ein Paar Liebende zu 
En DIR — Ba er weder von den 
ern, noch von dem Schieffal begünftigt, ein un— 

Pa Ende nahm. günſtig 

rarghrit, m. (vom gr. pyr, Feuer, und aͤrgyros 
Cilken) Manor — 

Poramtit, f. gr. (v. pyr, Feuer, und aulös, Röhre) 
die Feuerbewegungslehre, Lehre von der Bewegung 
oder dem Durchfluffe des Feuers. 

Porenätt, m. eine Abänderung des Granats, in 
ven Pyrenäen. 

Phretertum, n. gr. (v. pr, Feuer) der Feuerherd; 
der Zeil eines chemiſchen Ofens, welcher das Feuer 

‚enthält, Phreẽthrum, n. (gr. pyrethron) der Ber- 
ram (welcher Name aus Pyrethrum entitanden ift), 
eine Öattung gewürzhafter Pflanzen; PByrethrin, 
n. ein eigentüimlicher Stoff der Bertrammurzel; 
Pyretin, n. Brandharz, ein aus dem Brennöl 
ausgejchiedener,einemfflangenharzähnlicherStoff. 

Phretifa, pl. gr. (von pyrötös. Fieberhike, Fieber, 
v.pyr, Seuer) Heilf. Fiebermittel; pyretiich, fieber- 
haft, fiebervertreibend; PWyretion, n. ein feichtes- 
Fieber; Phretogenie od. Phretogenefie, f. Fie- 
ber-Entjtehung u. -Ausbildung; Phretographie, 
f. Fieberbefchreibung; Phreteldg, m ein Ficher- 
kundiger, Sieberlehrer; Phretologie, f. die Fieber- 
Ichre; phretoloͤgiſch, die Fieberlehre betreffend; 
Pyhrexie, f. (gr.pyrexis, v.pyressein, ficbern) das 
Fiebern, der Fieberanfall. 

Pyrgos, m. pl.Pyrgoi, gr. ein Turm, bei. Fejtungs- 
tum; auch ein auf Rädern bemwegliches Belage- 
rungsgerät; Pyrgam, n. ein augitartiges Mi- 
neral. 

Pyrheliométer, m. u. n. gr. (d. pyr, Feuer, helios, 
— und mötron, Maß) ein Sonnenwärme- 
meſſer. 

Pyrfka, k. gr. (von pyr, Feuer) Heilk. ein trocknes 

Schwißbad, heißes Sand- oder Dampfbad; eine 

warme Bähung; Pyriphlegethön, — Bhlege- 

thon, .d.; pyriſch, feurig, Das Teuer betreffend; 

Pyrit, m. (gr. pyrites) eig. Feuerſtein, Schtoefel- 

fies, Eiſenkies, Katzengold; Phriten oder Phri— 

teiden, pl. Kieſelmaſſen in Muſchelkalk, Kreide, 

Sand; pyritiih, Feuergebend; Byritologie, f. 

Beichreibung der Kiefe; pyritußs, Tiesartig; Py— 

roballiſt, m.(v. bällein, werfen) ein Feuerkörper; 

Pyroballiſtik oder Pyroboͤlik, £. die Feueriverf- 

und Seuerwerkerkunft; Pyrodmalith = Byro3- 

malith (ſ. d.); Pyrodynaͤmik, f. die Lehre bon 
den Kräften des Feuerz; Pyroseleftrizität, f. die 
durc Feuer oder Wärme entwickelte Elektrizität, 
def. an Rriftallen (Turmalin); sYyrocleftriich, 
durh Wärme efeftrifch geworden; Pyrogallus— 
fäure oder Brenzgallusfäure, durch Sublimation 
aus gut getrodnetem Galläpfelertraft al3 weiße 
blättrige geruchlofe Maſſe dargeitellt, bei der Pho- 
tographie zur Auflöfung der Silberfalze öfters an- 
gewandt; Phrogeneſie, f. Entitehung des Feuers, 

Feuererzeugung; Hyrogendtifch, feuererzeugend; 

phrogeniſch oder pyrogen, aus dem Feuer ent- 

itanden; Phrohhdrophylacium, n. gr. (phyla- 
keion, Wade), Feuer- und Waſſerwache; Phro— 

Idter, m. ein Seuer-Anbeter; Byrolatrie, f. (von 

latreia, Dienft, Oottesdienft) die Feuer-Anbetung 

oder -Verehrung; Pyr-olein, n. mit Mennige 
gefochtes Rüböl; Pyrologte, f. die Lehre von 

Le phroloͤgiſch, zur Feuerlehre gehürend; 

Pyroluſit, m. Öraubraunfteinerz oder Mangan» 

ſuperoxyd; Phromachite, pl. (von pyrömachos, 

dem Feuer twirerjtehend) feldfpatartige Minera— 





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Pyromanie 


lien; Phromanie, f. die Sucht, Feuer anzulegen; 
Poromant, m. ein Feuerwahrſager; Phromanz 
tie, f. die Feuerwahrjagerei; Pyrometer oder 
PByrofföp, n. ein Feuermeſſer, Werkzeug zur Meſ— 
jung hoher Hißgrade, oder eig. der Ausdehnung 
fejter Körper durch das Feuer; Byrometrie, f. die 
Feuermeßkunſt; Pyromernpit, m. Grünbleierz 
od. phosphorjaures Bleivryd; Phronomie, f. die 
Teuerleitung, Kunſt der — und -ver- 
teilung; Phröp, mm. eig. Feuerauge: blutiger ſcha— 
liger Öranat aus Böhmen; Pyrophäg, m. (von 
phageın, eſſen) ein(vorgeblicher) Feuerfreſſer; Ph— 
rophagie, f. das Feuer-Verſchlucken; Byrophän, 
m. (von phainein, fcheinen) mit Wachs getränites 
Weltauge, Opal, welcher durch Einjaugung von 
gejhmolzenem Wachs durchfichtig wird, vgl. Hy— 
drophan; Phrophön, n., eine Gasorgel, ein 
1879 von Friedr. Kaſtner in Straßburg erfunde- 
nes Snftrument, das jeine Töne vermitteld Waſſer— 
ſtoffgas erzeugt; Phrophörus oder Phrophör, 
m. (von pherein, tragen) eig. Feuerträger; Luft— 
zünder, ein Stoff, der fi) an der Luft von jelbit 
entzündet, wie z.B. der Phosphor (f. d.); nyro= 
shoriich, feuertragend, jelbjtzündend; Pyro— 
shotograpbie, f. Heritellung von Lichtbildern auf 
ſchmelzbarerGrundfläche mit ſchmelzbaren Farben; 
Pyrophyſalith. = Phyſalith; Pyrvſfiderit, 
m. Rubinglimmer, ſchuppiger Braumeiſenſtein; 
Pyroſie oder Phröſis, f. (von pyrün, brennen) 
überh. daS Brennen, die Entzündung; Heilf. das 
Sodbrennen; brennende Gefichtsröte; Pyroſkäph, 
n.({v. skäphos, Schiff) ein Feuerkahn, Dämpfſchiff; 
Pyroſtoͤp, n. ein Meßwerkzeug für ftrahlende 
Wärme; auh = PByrometer; Pyrosmalith, 
auch Phrodmalith, m. Berlglimmier, eine fiejels 
jautes Eijen, Mangan ꝛc. enthaltende Steinatt; 
Porofome, n., pl. Pyrofomen, Leuchtiwürnter, 
leuchtende Sectiere mit knorpelartigem, faft durch— 
jihtigem Körper; Phroſophie, f. die Feuerweis— 
heit, Tpöttife für Scheidekunſt; Pyroſtätik, f. die 
Feuer⸗Gleichgewichtslehre; Pyrotechnik od Phro⸗ 
technie, f. die Feuerwerkerkunſt, Feuerwerkerei; 
pyrotechniſch, Dazu gehörig, feuerwerkskünſtlich; 
Vyrotelegraͤuh, m. (vgl. Telearaph) ein Feuers 
Fernſchreiber, Feueranzeiger; Phrotheologĩe, f. 
Beweis vom Dafein Gottes aus dem Feuer; Ph— 
rothonid, n. Rapieröl, der braune, brenzliche 
Stoff, der fich aus zufammengerollten, langjam 


abbrennendem Bapier entwidelt; Phroticum, n. | 


(gr. pyrötikön,brennend, v. pyrün,bıennen)Beilf. 
ein brennendes oder ätzendes Heilmittel, = Ad u- 
tens, 3. B. ſpaniſche Fliegen; Phrotika, pl. Atz⸗ 
mittel; syratiich, brennend, entzuͤndend, beißend, 
ätzend; Phroxanthin, n. = ECblanin, f. d.; 
Bhroxeu, m. (von xEnos, der Yremde) eig. ein 
Fremdling im Feuer, = Augit; HHrordnisch, 
die Eigenichaften desjelben befigend; Pyroxhlin, 
n. Schießbaummolle, 


Q 115 


Pyrrha, ſ. Deufalion. 

Phyrrhichius, m. gr. (v. pyrrhichẽ, ein Waffentanz, 
und auch das dazu gejungenetied) Verst. der Tän— 
zer, ein Versfuß von zwei kurzen Silben: vu 

Porrhonismus, m. gr. die Zweifellchre des Pyr— 
rho, eines altgrichh. Philoſophen, welcher lehrte, 
man müſſe an allen zweifeln, um die Wahrheit 
zu erforichen; dah. überh. für Zweifelſucht, vgl. 
Sfeptizismus; Pyrrkontäner, miein Zweifler 


. an allem, vgl. Skeptiker; phrrhöniſch, zweifel— 


ſüchtig. 

Pyrrhoͤtin, m. gr. (v. pyrrhötes, feuerfarben, röt— 
ih, von pyr, Feuer) der Maanetfies. 

Vyrrhus-Steg, ın. ein fruchtlofer od. Schein-Sieg, 
der mehr den Sieger ſchwächt als dei Beliegten; 
fo benannt nach dem vom Könige Pyrrhus bei 
Epirus im J. 279 v. Chr. bei Asculum über die 
Republik Nom erfochtenen Siege. 

PHrrdf, r. Phrrhol, n. gyel. (von pyrrhös, feuer» 
farben, und lat. oleum, Ol) Rotöl, von Runge im 
Steinkohlenteer entdeckt. 

PByrnlit, m. (nl. pyrüla, fr. pyrule), ph.Pyrulĩiten,. 
verſteinerte Feigenſchnecken, = Bulliten. 

Fyſa, ſJ. Peiſa. 

Pythaͤgöras, m. ein berühmter griech. Philoſoph 
um 600 v. Chr.; Pythagorẽer, pl. (gr. Pythagö- 
reioi, l. Pythagorei), un. Bythagoräer, Schü— 
ler, Anhänger oder Freunde desjelben; sythagu- 
rẽiſch oder phthagöriſch, von ihm Herrührend, 
jeiner Zehre gemäß; 3. B. das pythagoreiſche 
Täfelden, das Einmalein mit den Produkten 
aller einfachen Zahlen; der pythagoreijche 
Lehrſatz, j. magister matheseos. 

Pythia, f. gr. (Pythia) die PBriefterin des Apollo, 
welche zu Delphi od. Pytho, einer berühmten, am 
Parnaß gelegenen Stadt in Griechenland, Orakel— 
jprüche erteilte, auch pythiiche Priejterin; ph= 
thifch od. delphiſch, den Apollo betreffend, ihm 
heilig; 3. B. pythiſche Spiele, Feſtſpiele und 
Wettkämpfe, welche zu Ehren des Apollo alle 
4 Sahre in Delphi gehalten wurden; Python, m. 
eine fabelhafte furchtbare Schlange od. ein Drache, 
von deſſen Erlegung Apollo den Beinamen Py— 
tbius erhalten haben joll; Pythoniſſa oder Py— 
thoniffe, f. eine Weisfagerin, Wahrjagerin. 

Byuffie, f. gr. (von pyon, Eiter, u. helkein, ziehen) 
Heilt. die Ausziehung oder Ablaflung des Eiters; 
Phuͤlkon, n. ein Eiterröhrchen; Phyurie, f. (von 
urein, harnen) Eiterharnen. 

Paris, f. gr. (pyxis, v.pyxos, Buxbaum) eig. eine 
Büchle aus Burbaumbolz; ein Gefäß, worin die 
Katholiken die geweihte Hoſtie aufbewahren; pyxis 
nautica, die Schifferbüchſe, d. i. der Schiff- oder 
See-Kompaß; Phridium, m. ein Büchschen; py⸗ 
züdeR oder pyxodiſch, büchſenförmig, ſchachtel— 
ähnlich. 

— kai lax, gr. mit Händen und Füßen, mit allen 
Kräften. 


D. 


Abkürzungen: Q, al3 16. Buchitabe in der Rubri- 
zierung 16, als Bahlzeihen—=500, Q—= 500000; 
he auf römiſchen Inſchriften zc. als Abkürz. für 

uintus, Quaestor, Quartus, que u, quinquenna- 
lis; in der Örögenl. für Quadrat; auf fpanijchen 
Bolljäden für Quarta, vierte Sorte; Q. B. F. 


F. (F. Q.) S., [., j. quod bonum, felix, faustum 
(fortunatumque) sit; gem — Quadratzentimeter; 

. D. B. V. = quod Deus bene vertat, ſ. unter 
Deus; Q. E. (auf Rezepten) = quinta essentia, |. 
Quintefjenz; aud) quod est; Q. E.D. — quod 
erat demonstrandum, f. unter demonſtrieren; 


116 Q 
qkm = Quadratkilometer; q. 1. = quantum li- 
bet, qm. (bei Firmen) = quondam, d.i. vormals; 
qm — Ditadratmeter; qmm — Quadratmilli— 
meter; @. P. 0d.q. pl. = quantum placet; g. 8 
— quantum satis od. quantum suffcit; g V. — 
quantum vis; qu. — quäftioniert, fraglich, betref- 
fend, in Frage jtehend; dasjelbe bedeutet quaest. 
— quaestionis, f. Duäftion. 

Q als Münzzeichen, und zwar auf älteren franzöſ. 
Münzen: Chalons, auf neueren: Berpignan. 

Dober, m. ein trocener Nebel in Athiopien. 

qua, lat. als, injofern, in feiner Eigenfchaft als —, 
3. 3. qua König, qua Richter, als König ꝛc.; qua 
talis. als folcher, als der er fein foll. 

Duaadichilling, m.holl. (eig. ein Schlechter Schilling, 
von quaad, kwaad, ſchlecht) eine holländ. Silber- 

Ditans, ſ. Kwas. [münze = ungef. 0,48. M. 

Quacamaͤthas, ın. der merifanifche Papagei. 

Ondegitere, m. it. ein Quäfer, f. d. 

Quaden, pl. die jüdöftliche fuevifche Völkerſchaft, 
welche vom 1.—4. Jahrh. im heutigen Mähren u. 
am Weftrande Ungarns wohnte. 

Quäder, f. u. m. (vom l. quadra, f. ein viereckiges 
Stück, quadrus, a, um, vieredig); Quaderſtein od. 
Dnadrätitein, m. ein Viereditein, vieredig zuge 
hauener Stein; Onaderfandftein, m. eine Sand- 
steinbildung im mittleren Ylözgebirge. 

Quadernario, m. it. (vom I. quaternarlus, geviert, 
vierfadh) Versk. ein Bierling, vierzeilige Strophe 
des Sonettes, — fr. Quatrain. 

Quadragẽna, nl. (v. I. quadrageni, ae, a, je bier- 
zig, von quadraginta, vierzig) eine vierzigtägige 
Bußübung bei den Katholifen; auch ein Ablaß von 
40 Tagen; Quadragenarftus, m. !. ein Vierziger, 
in den vierzigerSahren ftehender Mann; Quadra⸗ 
geſima, f. (v. quadragesimus, a, um, der ꝛc. vier- 
zigite) 1. (sc. pars) der vierzigfte Teil, bef. ala Ab- 
gabe oder Steuer bei den alten Römern; 2. (sc. 
dies) od. Sonntag Quadrageſimä, der 6.Sonn- 
tag vor Djtern, der Sonntag Invocavit (f. d.), 
20 Tage vor dem Rarfreitag; Onadrageiimäle, 
n. nl. die vierzigtägige Yaftenzeit vor Oſtern bet 
den Katholiken. 

Dnadrangülım, n. L. (vgl. Angulus) etwas Bier- 
winkliges, ein Biered; guadrangulär, nl. vier- 
edig, vierwinkelig; quadrangnlieren, vieredig 
maden; Worte in ein Biered einſchließen. 

Auddrans, m. lat. (eig. Bartizip von quadräre, ſ. 
auadrieren) ein Vierteil eines Aß (f. 2.); Oua⸗ 
arant, m. (l. quadrans) daS Viertel eines Ganzen, 
bei. eines Kreiſes, der Biertelfreis; Winfelmeijer, 
Sradbogen Höhenmeſſer, ein mathematifches Werk— 
zeug; der Stellſchraubſtock, ein Werkzeug der 
Steinihneider und Stahlidhleifer; Quadrantäl⸗ 
Uhr, £. eine auf einem Duadranten befhriebene 
Sonnenuhr; Quadrantenelektrométer, n. eine 
Borrihtung zum Meſſen der eleftriihen Spannung 
auf dem Konduftor. 

Duadrät, n. I. (quadrätum, v. quadräre, vieredig 
machen, j. quadrieren) ein regelmäßiges Vierer 
von vier gleichen Seiten und reiten Winkeln, ein 
gleichſeitiges Rechteck; daS Geviert, z. B. ing 
Auadrat, ins Geviert od. geviert, vieredig; auch 
— Quadratzahl, ſ. unten; Oundräte, pl. Die 
Fülftifte, ver Durchſchuß, Block in Buchdrudereien; 
Quadratmaß, n. das Geviert- oder Flächenmaß; 
3.8. ehemals Qu.-Zoll, Qu.⸗Fußß, Du. Rute, 


— 


Qu.⸗Meile ꝛc. dev Gebiert⸗ oder Flächenzoll ıc.; | Quadrimanen, 


jetzt Qu.⸗Meter, Qu.⸗-Kentimeter, Qu.⸗Milli- Quadrin, m. | 
meter, Qu.⸗Kilometer ꝛc., das Flächenmeter ꝛc.; 


Quadrin 


Quadratſchrift, f. die eckigen Buchſtaben in den 
Handſchriften der hebr. Bibel, z. U. don der mehr 
abgerumdeten famaritanifchen oder Münz-Schrift: 
Duadrattafel. f. ein Verzeichnis der Quadrate 
aller Zahlen; Quadratzahl, f. Geviert-Zahl, die 
zweite Botenz, d.h. das Prodult einer mit fich ſelbſt 
murltiplizierten Zahl, welche, fofern fie der Qua— 
drafzahl zugrumde Tiegt, die Quadratwurzel 
heißt; quadrätifch, geviert od. ins Geviert; qua- 
dratiſche Gleihungen, Gleichungen zweiten 

Grades, in denen die unbefannte Größe in der 

zweiten Potenz fteht; Quadration, f. I. die Tei- 

lung ins Geviert, das Viereck; Quadrato, m. it. 
ein früheres to3fan. DA — 34,065 3; Öues 
dratoriſt, m. nl. eig. ein Viereckmaler, Wand⸗ 
maler; Onadratrig, £. nl. Größenl. eine Frumme 

Linie, mittel3 deren man eine gerade Linie von 

leiher Länge mit einem beliebigen Kreisbogen 

nden und die man daher zur mechanifchen Duag- 
dratur des Preifes benugen fann; Ouadratür, ?. 
lat. (quadratüra) die Verwandlung in ein Viered: 
Sterne. Geviertichein, diejenige Stellung eines 
Blaneten zu Sonne und Erde, durch welche an der 
Erde ein rechter Winkel gebildet wird; Größenl. die 
Snhaltsbeitimmung Frummlinig begrenzter Flä— 
hen, 3.8. Duadratür des Zirkels, die Ver- 
mandlung des Kreijes in ein gleich-großes Viered, 
überh. Berechnung der Kreisfläche, die auf der Be- 
itimmung des Berhältnifjes vom Umfang zum 
Durchmeſſer des Kreifes beruht; uneig. (weil jerte 
Aufgabe nicht rein zu Löfen ift) etwas Unmögliches, 
ein Hirngeſpinſt; quadratus homo, f.unter qua - 
drieren. 

Quadriennium, n. [. (von annus, das Jahr) vier 
Sahre, eine Zeit von vier Jahren; guadriennei 
(l. quadriennalis), vierjährig; quadrifidiſch Ü. 
quadrifidus) vierjpaltig, in vier Teile geſpalten; 
Dnadrifintum,n.ipätl.(v. finis, Grenze) ein Ort, 
109 vier Grenzen zufammenftoßen; Quadrife⸗ 
um, a. nf. (vgl. Folium) ein Vierblatt; quadris 
foͤliſch, vierblättrig; quadrifoͤrm, nl. viergeſtal⸗ 
tig; Quadriga oder Quadrige, f. I. (zgez, aus 
quadri-juga; vgl. Biga) ein Viergefpann bei feſt⸗ 
lihen Aufzügen u. die plaftifche Nachbildung des- 
jelben; Heilf. eine Kreuzbinde; quadrigälife. 
bierfpännig; Quadrigarius, m. der Wagenlenker 
eines wettfahrenden Viergeſpanns; guadrijügti® 
(1. quadrijügus, v. jugum, Jod), vierjodjig; qua⸗ 
drilateräl ([. quadrilatärus, v.latus, Seite) vier⸗ 
feitig; Quadrilaͤtero, n. it. (eig. vierjeitig) das 
Feſtungsviereck in Venetien. “a 

quadrieren, I. (quadräre, von quadrus, vieredig; 
vierecig machen, ins Geviert bringen, den Inhalt 
einer Fläche beftimmen; im Abpuße einer Mauer 
folge Einfchnitte mit dem Duadriereijen ma- 
chen, daß diefelbe aus Duaderjteinen zuſammen- 
gefügt ſcheint; (eine Zahl) mit jich jelbit vermeh- 
ren oder multiplizieren; uneig. angemefjen ſein, 
fich zufammen ſchicken, paffen; quadratus home, 
m, ein kurzer, unterfegter vierjchrötiger Mann. 

Quadrille, £. fr. (fpr. kadrije) ein Vierpaartanz, 
Gevierttanz; Bierjpiel, L'hombreſpiel mit vier 
Berfonen; aud) eine NRitter-Abteilung bei Turnie⸗ 
ven 2c.; Quadrillen-Zaft, m. Taft mit vierfar- 
bigen Streifen; quadrilliert, gegattert, von Zeu⸗ 
gen 20; Quadrill ion, f. taujend mal taufend Tril⸗ 
lionen, eine Million in der 4. Potenz. 

j. DQuadrumanen. 

pan. eine Heine Kupfermünze, erw 


Pfennig. 


a FE Zu — 


quadrinomiſch 


suadrindmifch, Logr. vierteilig, viergliedrig, vgl. 
sinomisch; Quadrinomium od. Quadrindom, 
2. eine vierteilige, viergliedrige Größe; ein vier— 
piedriger Ausdrucd; guadripartieren, !.(quadri- 
partire) vierteilen; quadripartit (quadriparti- 
tus, a, um), vierteilia; Quadripartition 
Gripartitio) u. nlat. Quadriſektion, f. die Vier— 
teilung, Biertelung; quadriphülliſch. lgr. vier: 
blätterig; Quadrirẽme, f. I. (quadrirämis, von 
remus, Ruder) ein Vierruderer, ein mit vier Rei- 
hen von Ruderbänken verfehenes Schiff; quadri— 
rẽmiſch, vierruderig. 

Dnwdrifeftion, ſ. Duadripartition. 

uadriſiſllaͤbiſch, nl. (v. sylläba, Silbe, f. d.) vier- 
ſilbig; Quadriſhlläbum, mein vierjilbiges Wort; 
auadrivalent, Scheidek. vierwertig; quadribdl- 
viſch (v. valva, valvüla, Klappe. Hülfe), vierklap— 
pig, vierhüljig; quadrivastulär (v. vascülum, 
Heines Gefäß) viergefüßig, vierbäufig, vierkelchig; 
Duadribinm,n.!.(v. via, Weg) ein Ort, mo vier 
Wege zufammenftoßen, ein Kreuzweg; ehem. auch 
die vier Teile der Mathematik: Arithmetik, Geo- 
metrie, Aſtronomie und Muſik, welche nebit dem 
Trivium, Grammatik, Dialeftif und Rhetorik, 
unter der Benennung .der fieben freien Künſte die 
Hauptwiſſenſchaften des höheren Schulunterricht? 
im Mittelalter waren. 

Quadro, n. it. — Quartett; au der Würfel 
eines Säulenſtuhls (Poftaments). 

Quadroon, m. engl. (fpr. —drühn) = jpan.Duar- 
teron, ].2. 

Duadrumdnen, pl. I. (quadrimäna od. quadru- 
mana, d. manus, Hand) Bierhänder, Tiere mit vier 
Händen od. vierhändige Tiere, Affen, Bavianeıc.; 
Quadrupeéden, pl. (l. quadrup£des, sing. qua- 
drüpes, v. yes, Fuß) vierfüßige Tiere, Vierfüßler. 

Duadrüplum, n. I. (v. quadrüplus, vierfach) das 
Vierfache, Bierfältige; ſuadrüpel (fr. quadruple), 
vierfach, viermal fo groß; quadrupel (im Whiſt— 
ipiel) wird eine Bartie gewonnen, wenn die Gegner 
gar nichts angelegt od. geaäplt haben; Dnadrüpel, 
m. u. f. vierfache Zahl od. Größe, welche viermal 
jo groß iſt als eine andere, z. B. eine jpan. Gold» 
münze von 4 Piſtolen od. Dufaten; Quadrupel⸗ 
Alliance, f. L.-fr. ein Vierbund, vierfaches Buͤnd— 
nis; Quadruplifation, f. 1. die Vervierfachung; 
Duadrüpfit, f. nl. Rſpr. die Gegenantwort oder 
Berteidigungsfchrift des Beklagten auf die dritte 
Klageſchrift od. Triplif des Ülägers: vgl. Du— 
plif; quadruplizieren oder quadruplieren, 1. 
(quadruplicäre und quadrupläre) vervierfachen, 
vervielfältigen; guadrupkizteren, Ripr. eineQua- 
druplif einreichen; Quadruplizität, f. nlat. die 
Bierfachheit. 

quae nocent, docent, lat. Spriv. was fchadet, be- 
lehrt, vder durch Schaden wird man Flug. 

yuae, qualis, quanta, l. was, wie bejchaffen, wie 
groß? die ——— in Hinſicht der Eigen— 
chaften eines Dinges; auch als Ausdruck der Ver— 
wunderung gebräuchlich. 

quaeritur, |. (v. quaer£re, ſuchen, fragen) es wird 
gefragt, e3 fragt fich, od. es entiteht die Frage; 
quaesıtum jus, j. jus; quaestio, qnaestionis, 
j. Duäjftion. 

Quagga, n. (hottentottifch quagga od. guacha) ein 
jüdafrifantiches, dem Zebra am nädjten ver- 
mandtes Tier, nur etwas Heiner. 

Dust, m. fr. (jpr. fäh), niederd. der Kai oder die 
Kaje (hol. kaai, ein urſpr. feltiiches Wort), ein 


Duando 717 


dungsplatz, landich. der Staden,die gemauerte Ein- 
fajjung eines Fluffes oder Hafens, nebſt dem ge» 
pflafterten Platze, wo die Schiffe ein- und ausge» 
laden werden; Quaiage, f. (pr. —ahſch) der darauf 
gelegte Zoll; Quaimauer, Dafenmauer, Ufer- 
maner. 

Qnafer, m. engl. (fpr. quef’c) od. Qnäfer, m. eig. 
Sitterer (von to quake, jpr. kwehk, zittern, beben, 
jo genannt, weil fich ihre religiöfe Begeifterung 
durch Zittern und VBerzudungen anzukündigen 
pflegte; dal. Shafer3) Anhänger der von einen: 
Schufter Georg Fox 1850 in England geftifteten 
riftlichen Sekte, die fich felbft die Gefellichaft. 
der Freunde nennt. 

Quaker-oats, pl. engl. (fpr. que®’r öt3; von engl, 
oat, Hafer) Hafermehl (auch Oat-meal, fpr.—mil, 
d. i. Hafermehl, genannt). 

qualibet ex re, lat. aus allerlei Dingen, aus be- 
liebigen Sachen. 

quälis, quaie, I. wie bejchaffen, von welcher Art, 
welcherlei; qualis rex, talis grex, Spriv. wie der 
König, fo die Herde, d. i. die Untertanen; wie der 
Herr, fo der Knecht; qualis vir, talis oratio, tie 
der Mann, jo die Rede, d. i. aus der Rede erkennt 
man den Menfchen; qualiter, taliter, wie — jo, 
d. i. wie es auch jei, od. es jei wie es wolle, Quali⸗ 
tät, f. (latein. qualitas) die Beichaffenheit, Güte, 
Wirde; der Titel, Rang; Dualitätdes Tones, 
Naturl. der von der Art de3 mitihwingenden Kör- 
pers abhängige und durch die Obertüne bedingte 
Klang; Qualitäts-Zigarren, Zigarren von dor» 

üglicher Qualität; Ou.-Eiſen, Stabeiſen, daszum 
Verkaufe fertig iſt; Qu.-Unterſuchung, Unter- 
ſuchung der Feſtigkeit des Eiſens, des Stahls ıc., 
Feſtigkeitsprüfung, deren Ergebniſſe Q.-Reſul⸗ 
tate genannt werden; Qu.⸗Wein, Wein von vor⸗ 
züglicher Qualität; qualttatip, nl. der Beſchaffen— 
heit, der Güte, dem Werte nach, die Beichaffenheit 
einer Sache betreffend; qualifizieren, mit Eigen» 
ichaften belegen, Eigenjchaften zuteilen od. beilegen; 
benennen, betiteln; ſich qualifizieren, ſich wozu 
eignen, geeignet fein, geſchickt zu einer Sache oder 
würdig derſelben fein, fähig und würdig befunden 
werden; qualifizterbar, der näheren Beftimmung 
oder Bezeichnung fähig; qualifiziert, geeignet, 
fähig, geihidt tauglich 2e.; ein qualifiziertes 
Berbrechen, ein qualifizierter Diebitahl 
u. dgl., Ripr. f. delictum, furtum, qualificatum; 
ein qualifiziertes Geftändnis, ein Einge- 
ſtändnis mit Beſchränkungen und Zujüßen; glaub» 
würdiges Geſtändnis; Qualifikation, f. die Eig- 
nung, Beilegung einer Eigenſchaft; Benennung; 
auch Tauglichkeit, Brauchbarfeit, Befähigung, Tüch— 
tigkeit; Rſpr. die Beſchwerung eines Verbrechens, 
einer Strafe 2c. durch bejondere, verjchlimmernde 
Umftände; qualififativ, näber beitinnmend, eine 
Eigenſchaft beilegend; Qualifikätor, m. der Be- 
— (Referent) in peinlichen Unterſuchungs⸗ 
ſachen. 

Quaͤmaſch, m. nordamerikan. die eßbare u. von den 
Eingebornen in Nordamerifa geröjtet genojjene 
Wurzel von Anthericum esculentum. 

Quan od. Kwan, ın. (der Faden) eine Rehnungs- 
itufe in Cogindina, aus 600 auf einen Faden ge 
reihten Dongs (Bronze, Blei- od. Zinkmünzen) 
beitehend u. ungef. 0,96 „4 wert. 

quand-möme, fr. (pr. fangmähm), troß alledem, 
wenn auch, gleichwohl, dennoch. 

Quando, n. I. (quando, warn) das Wann, Die Beit 


Ufergang,Uferplag,Uferdamm, Hafendamm,Lan- | eines Ereigniſſes od. Vorfalls. 


718 Duang 


Quang od. Quoan, m. hinef. — Negent, Benen⸗ 
nung der Mandarinen in China. 

quant-ä..., fr. (fpr. Fangta—) was ... betrifft, 
anlanat; anlangend, hinſichtlich. 

quantite negligeable, f. fr. (fpr. Fangtiteh negli- 
ſchäbl) eine wegzulaffende Größe, dah. aud): eine 
bei einer politiihen oder wirtſchaftlichen Frage 
auszuſcheidende Angelegenheit. 

quantus, a, um. [. wie groß, wieviel; jo groß od. 
jo viel als 2c.: Quantum, n. die Größe, Menge, 
Vielheit, das Maß; derBetrag, Anteil, dieSumme; 
pl. Quanta; quanta continüa, jtetige Größen; 
qu. disereta, unterbrochene oder Zahl-Größen 
(val.disfret); Onantität, f. (I. quantitas) die Viel- 
beit, Menge, Anzahl, Größe; das Gewicht, Maß; 
Spradt. das Lautmaß, Silbenmaß, die Länge od. 
Kürze der Silben; Tonf. das Zeitmaß, Tonmaß; 
die durch die Anzahl der Schwingungen beſtimmte 
Höhe des Tones; guantitatin, nl. der Menge od. 
Größe nad), vielheitlich, größen- oder zahlmäßig; 
Quantitatiĩva (näml. nomina), Hauptwörter, die 
eine Menge anzeigen; guanttitieren, die Vers— 
glieder nad) Länge und Kürze bilden. 

ES narantäne, k. fr. (ipr. farangtähn’; it. quaran- 
tina, nıl. quadragintana, dv. 1. quadraginta, vier- 
zig, fr. quarante, it. quaranta) eine Zahl von vier- 
zig; bej. vierzigtägige, jest gewöhnt. fürzere Be- 
obachtungsſperre fir Schiffe und Reijende, die aus 
fremden, wegen der Belt ꝛc. verdächtigen Gegenden 
fonımen, auh Kontumaz (zuerjt in Venedig im 
15. Sahrhundert Aufgefommen); Quarantäne 
halten, die Gefundheitsprobe beitehen, der Be- 
obachtungsſperre unterliegen, Xiegezeit halten od. 
Reife-Haft haben; Quarantia, f. it. (v. quaränta, 
vierzig) das Gericht der Bierzig im ehem. Venedig. 

auarderonnieren, fr. (quarderonner, ſpr. far—) 
eig. viertelfreisförmig machen; Bauf. Eden an 
Brettern und Balfen abrumden. 

Quareſima, f. it. = lat. Quadrageſima unter 
Diradragena. 

Quarré od. Karree (j. d.), n. fr. (ſpr. karreh; v. l. 
quadrätum, j. Quadrat) das Viered, Geviert; 
beſ. die Bieredjtellung (der Soldaten); en quarre 
({pr. ang —), ins Geviert; Önarrean, n- (ipr. 
farıöh) = Rarreau; aud) ein Richtfcheit (Lineal) 
von vierediger Form zum Sichen gleichweit ent» 
fernter Linien; Quarreograͤph, m. fr.-gr. = 
Rarreograph, |. 2. 

Quart, 2. [. (von quartus, a, um, der 2c. vierte) ein 
Bierteil, Viertel; Viertelmaß, ein früheres deut- 
ſches Flüſſigkeitsmaß; in England jet noch ein 
Hohlmaß für trodene und flüjfige Dinge = 1,136 1 
(vgl. Duarter und Tun); aud) ein friiheres Ge- 
treidemaß in Preußen 2c.; Scheidung durch die 
Quart, j. unter quartieren; eine Recdhnungs- 
münze in Genf, etwa — 9, 9; Biertelbogengröße, 
3. B. ein Buch in Quart od. in quarto, aud) 
ein Quartaͤnt, m. ein Buch in Viertelbogengrüße 
od. in Biertelgröße, Biertelform; Quart-Band, 
ein Biertelband, = Duartant: Qu.-Blatt, ein 
Biertelbogenblatt, Biertelblatt; Quarta, f. (nämt. 
classis) die vierte Klajje einerSchule; die Quarte, 
der vierte Teil einesGanzen; Tonf. der vierte Ton 
von einem angenommenen eriten Tone; die dritte 
Biolinjaite (A); Fechtk. die vierte Stoßart, Tage 
od. Stellung; Kartenjp. vier aufeinanderfolgende 
Karten in einer Farbe; Schiffipr. ſ. Quartier; 
quarta falecidia, j. falcidia; Quartäl, n. nl. das 


Vierteljahr, Fahresviertel, die vierteljährige Ein- | 


nahme oder Ausgabe, Bejoldung 2c.; bei Handw. 


Quartier 


vierteljährliche Zunft- od. Innungsverſammlung, 
Morgenſprache, der Morgenrat (vgl. Duatem- 
ber); Qnartäl:Schrift, eine vierteljährlich er- 
ſcheinende Zeitſchrift; On.=Stufe, Bergb. das Zei- 
chen, welches der Geſchworene in das Geftein macht, 
um zu jehen, wieviel in einem Vierteljahre gear- 
beitet wurde; quartaliter, vierteljährlich, alle 
Vierteljahre; qnartän, l. (quartänus) viertägig; 
Duartän=gieber, n. od. OQuartanga, f. das vier- 
tägige Fieber; Quartäner, m. ein Schüler der 
vierten Klaſſe od. Ordnung (Ouarta); quartär, 
nl. die vierte Stelle in einer Folge einnehmend, 
3. B. quartäre Gefteinbildungen (vgl. ter- 
tiär); Qnartärperiode, f.dielegte, gegenwärtige 
Bildungszeit unferer Erde; Quartarius, m l.ein 
Viertel eines Maßes, ein Duart, Mäßchen; Quar⸗ 
tario, m. ital. früher ein Flüſſigkeits- u. Öetreide- 
maß in Venedig; Quartaͤro, m. ehemals ein Fliif- 
tigfeitSmaß in der Lombardei und in Meilina; 
Quartarusla, f. ehemaliges Getreide- u. Flüſſig— 
feitsmaß in Barma und Bologna, = 19,648 1, 
Quartation, |. unter quartieren; Onartant, 
m. fr. ſſpr. fartöh) ein Viertel, eine Vierteltonne 
—= Y/, Feuillette = 1), Muid (f.d.); Onartel oder 
Kwarteel n. in Holland ehem. ein Tranmaß — 
232,835 1; Quarter, m. (jpr. quahrt’r) ein engliſch. 
Naummap für trodene Gegenftände, = 2 Coom3 
—=8 Buſhels — 32 Pecks — 64 Gallons — 128 
Pottles = 256 Quarts — 512 Pintes — 2048 
Gills = 290,78924 1; ferner ein engl. Viertelzent- 
ner = 12,701 kg; auch eine Münze in Malabar 
—=0,50M.; Quarter Eagle, m. engl. (fpr. fiwdhr- 
ter ihg’f) ein Bierteladler, eine Goldmünze in den 
Vereinigten Staaten von Nordamerika von 2, 
Doll. 0d. 10,50 M. (vgl. Eagle); Onartera, f. 
jpan. ehemals ein Getreidenaß, und Qunrtero, 
m. ehemals ein Flüſſigkeitsmaß in Barcelona, 
Mahon und Balma; Quarteroͤlla, k. ein früheres 
Getreidemah in Nom; Quarteron, m. fr. (fpr. 
farteröng) früher ein franz. u. ſchweiz. Getreide- 
maß; Quarteroͤn, m. ſpan. (ſpr. fmarteröhn) ein 
Abkömmling von einem Europäer und einer Ter- 
ceronin (ſ. d.) oder Meſtize (f. d.); Quarterone, 
m. in Spanien früher ein Olmaß von 0,126 1, aud) 
ein Gewicht von 115,023 g; Quartett, n. it. Quar⸗ 
tetto u. Quadro, fr. Quatuor; Tonf. ein vier- 
jtimmiges Singftüd, Viergefang; auch ein Vier- 
ſpiel, Tonſtück für vier Injtrumente, gem. Zwei 
eigen, Bratſche u. Violoncello, od. Piano, Geige, 
Bratiche und Violoncello; Versk. = Duarder- 
nario, ].d.; Quartettino, n. ein Fleines vier- 
ftimmiges Stüd. 


Onartadezimäner, pl. eine Keßerjefte, melde das 


Diterfeft am 14. Niſan (quartus decimus, |. der 
vierzehnte), dem jüdischen Paſſah feierte. 


Onarticeno od. Onarticino, m. it. (pr. —tjcheno, 


—tjchino) ehemals ein Getreidemaß in Bologna— 
1/, Quartirolo = 1,229 1. 


Duartidt, fr. |. Dekade. 
Quartier, n. (vom fr. quartier) daS Biertel eines 


Sanzen; Viertelmas, —=Duart; das Wappenfeld; 
Ferſenleder an Schuhen; Schiffipr. die Zeit der 
Wache bis zur Ablöfung, auch Duartier-Wade 
und Duarte; Bauf, ein Viertel- (Mauer-) Stein, 
daher Dreiquartier, der Dreiviertelftein; bei. 
ein Stadtviertel u. überh. Stadtbezirk; daher für 
Aufenthalts» oder Wohnort, Wohnung; bei Sol- 
daten: das Einlager oder Lager, die Herberge, 
Unterkunft, Raft, Standort; Haupt-Duartier, 
Hauptitandort;Stand-Du., Standlager,Radht- 


er EN 


quartieren 


Du, Nachtherberge, Nachtlager, Winter-Ou., 
Winterrajt, der Winterjtand; — umeig. Krfpr. 
Schonung des Lebens, Gnade, 3. B.um Quartier 
bitten, um Verſchonung des Lebens bitten; je» 
mand Du. geben, ihm das Leben fchenfen oder 
friften; quartieren od. einguartieren, Soldaten 
einlegen od. einlagern, ihnen Herberge, Wohnung 
oder Obdach verschaffen oder anweiſen; Einquar— 
tierung, f. die Einlegung, Einlagerung, das Ein- 
fager: Quartier Amt, n.das Einlageranıt; Qu.— 
Meiſter, m. ein Wohnungsbeforger, Raſtmeiſter; 
auf Schiffen, Schirmmann, Gehilfe des Steuer- 
manns, Auffeher der Schiffswachen ꝛc. 

quartieren, nl. (v. [. quartus, der vierte) Gold u. 
Silber in dem Verhältnis von 1 zu 3 zuſammen— 
ſchmelzen, um e8 dann durch die Duart zu jchei- 
den; Quartation oder Onartierung, f. Schei- 
dung durch die Quart, d. i. die Scheidung des 
Goldes vom Silber durch Salpeterfänre (Scheide- 
wafjer), wenn das Verhältnis beider Metalle = 
1zu 8 ift. 

Quartilla, f. ſpan. (ſpr. —tilja) ein ehem. ſpan. 
Getreidemaß — Fanega = 13,8751; auch ein 
Wein- u. Branntweinmaß — . Mayo—4,034 1; 
Quartillo, m. jpan. (ſpr. —tiljo) eine ſpan. Kup— 
fermünze — Neal od. 81/;, Maravedi; auch ein 
fpan. Gewicht, ungef. 1 Pfund; ein Flüfjigfeits- 
maß — A Quartilla = 05041; ein Getreidenaß 
—1/,, Duartila = 1,1561; auc ein Flächenmaß 
— 1/,,; Fanegada = 1,351 3; Quartilho, m. ein 
früheres portugiefiihes Flüſſigkeitsmaß, —!/4, Al- 
mude = 0,355 1; Quartino, m. it. ein Fliffigfeit3- 
maß in Aleffandria und Florenz = 19%, Barifer 
Kubikzoll; eine ehem. Rechnungsmünze in Neapel, 
etwas über 1 Pf. 

Quartiroͤlo, m. it. ein Fruchtmaß in Bologna, — 
1/, Stajv = 4,915 |. 

quarto, l. ſ. unter quartus. 

Quarto, m. jpan. u. it. ein Biertel (Duart); eine 
Rechnungsmünze von verichied. Wert, in Spanien, 
Gibraltar, Marokko u. in Merito; ein Flüſſigkeits— 
maß in Barcelona; auch ein ital. Getreidemaß; in 
quarto, j. Quart. 

Duartodezimaner, pl. = Duartadezimaner. 

Duartuccio, m. it. (jpr. —tütticho) ein Fliiffigfeits- 
map in Mejfina, der achte Teil einer Kanne, ein 
Achtelquart; in Toskana früher ein Getreidemaß 
— Y,.», Stajo — 0,190 1; aud ein Weinmaß — 
eo Barile de vino — 0,285 1. 

quartus, a, nm, l. der ꝛc. vierte (vgl. Duart); 
Quartus, m. derBierte, bef. ver vierteXehrer, od. 
Lehrer der vierten Klajje einer Gelehrten-Schule; 
quarto, zum vierten, vierten?. 

Quarz, m. dtich. (wahrſch. von Warze, gleichjam 
Benarz, wegen der Kriftall-Erhöhungen auf der 
Oberfläche) eine aus mehr od. wenigerreiner Kiefel- 
ſäure beitehende —— häufig in Kriſtall— 
form; Quarzit, m. Quarzfel3, eine Gebirgsart. 

Quas, j. Kwas. 

quasi, [. gleichſam, als wenn, oder wie wenn, ge— 
wilfermaßen, einigermaßen, ungefähr; it. Tonf. 
faft, beinahe; in — 3. B. ein Quaſi— 
Gelehrter, Qu⸗Doktor, ein angeblicher Ge— 
lehrter ꝛc. Schein» oder Halbgelehrter, Afterarzt, 
od. gem. ein Stück von einem Gelehrten ꝛc.; Qu.⸗ 
Affinität, f. ein der Verfhmwägerung ähnliches 
Verhältnis; Qu.-Kontrakt, m.ein Scheinvertrag; 
ein Rechtsverhältnis, welches wie ein Vertrag be- 
handelt wird, ohne ein wahrer Kontrakt zu ein; 
Qu.⸗Delikt, n. eine an ein Vergehen grenzende 


Dnatember 119 


Handlung, die inihren privatrechtfichen Wirkungen 
wie ein Vergehen behandelt wird; Qu.-Deſertion 
oder quasi-desertio, f. (val. Dejertion) eine der 
Berlajjung gleichfommende Berfäumung des Ehe- 
aatten, Verweigerung der ehelichen Pflicht; Qu.— 
Dominium, n. ein Schein- Eigentum, welches für- 
erit wie ein Eigentum behandelt wird; Qu.-Legi⸗ 
timität, f. angebliche od. Schein-Nechtmäßigfeit; 
Qu.⸗-Poſſeſſion, f. ein uneigentlicher Beſitz, Beſitz 
unförperlicher Dinge, bei denen ein Beſitz im enge— 
ven und eigentlichen Sinne nicht denkbar ilt; Qu.— 
Tradition, f. eine die Stelle förmlicher übergabe 
vertretende Handlung; Qu.-Uſusfructus, m. das 
jemand erteilte Necht, eine Sache beliebig zu ge- 
brauden, mit der Bedingung, diefelbe ent von 
gleicher Art und Güte oder den Wert dafiir zu er- 
itatten; uneigentlicher Niegbrauch, da der Nich- 
brauch im eig. Sinne auf Sachen befchräntt ift, die 
gebraucht und zurückgegeben werden fünnen; Quga= 
ſimodogeniti, der erite Sonntag nad) Oſtern (eig. 
quasi modo geniti, „mie die Neugeborenen” von 
den Worten der lat. Meffe: 1. Petri 2,2): quasi 
re bene (optime) gesta, gleich]. al3 wäre alles 
vecht gut (vortrefflich) getan. 

wüfttor, m. [. (vd. quaer£re, fuchen, fragen ꝛc.) eig. 
Suder; Unterfucher, Rechtſucher; Quäſitum, n. 
das Gejuchte, 


Quaͤſſia oder Quaſſie, f. Bitterholz, Bitterwurzel, 


oder Bitterrinde, ein magenjtärfendes Heilmittel 
von einem Baume in Surinam (angeblid von 
einem Neger, Namens Eoaffi entdedt und nad 
demſelben benannt); Quaſſienbecher, m. ein aus 
Quaſſiaholz gedrechjelter Becher, welcher dem eine 
Beitlang darin gejtandenen Weine die Bitterfeit 
und Heilkraft der Quaſſia mitteilt; Quaſſia- Ex— 
traft, m. ein durch Auskochung des Duafjiaholzes 
gewonnener Dickſaft; Quaſſitn, n. der eigentüm— 
liche Bitterftoff der Quassia amara u. excelsa. 
Dusaftion, f. I. quaestio (von quaerere, juchen, 
fragen) oder Queſtion (fpr. keſtjong), die Trage, 
Streitfrage, Aufgabe, Unterfuhung, der Streit» 
punft; die peinlihe Frage, Folter; quaestiofacti, 
die Frage nach dem Tatfächlichen, im Gegen). der 
Unterfuchung des Rechtsgrundſatzes; qu. juris, 
Nechtsfrage; der Mann oder die Sache quae- 
stiönis oder en question (pr. ang feitjöng), die 
Perſon oder Sadıe, wovon die Nede oder Frage 
it, die fragliche Sache, die bewirgte oder in Rede 
ſtehende Sache, der vorliegende Fall, der fragliche 
oder erwähnte Mann, oder unfer Mann; Quäſtio— 
narii, pl. Scholaftifer (f. d.) im 13. Sahrh., welche 
eine Menge ſchwieriger Fragen in der Theologie 
aufwarfen; quäftionteren, nl. (fr. questionner) 
fragen, ausfragen, befragen, jemand mit Fragen 
zujegen, peinigen; quäjttontert, fraglich, betvei- 
fend, in Frage jtehend; auch — quaestionis, 3. B. 
die quäftionierte Sade; Quäſtor, m. pl. 
Quäjftoren, l. im alten Rom eine den öffentlichen 
Schatze vorstehende Magijtratsperjon, welche die 
Einfünfte des Staates eintrieb (quaerebat): ein 
Schatzmeiſter, Rentmeifter, Stadtfänmerer, Ned)- 
nungsführer der Einnahmen und Ausgaben; auf 
Univerfitäten der Einnehmer der Honorare für die 
Borlefungen ; Quäſtur, f. (I. quaestüra) das Amt 
und das Einnehmezimmer eines Quäſtors. 
Dnatember, m. (mi. quatempöra, vom l. quatuor 
tempdra, Bierzeitentage) das Jahresviertel, = 
Quartal; der —— — vd, Vierteljahrs« 
tag, mit welchem ein Quatember oder Viertel» 
jahr anfängt; das Quatembergeld, Abgabe, weldhe 


720 Quaterne 
am dieſe Zeit entrichtet wird; bei Kathol. drei 
DENE Faſttage (Mittwoch, Freitag, Sonn» 
abend). 

Quaterne, f. nl. (v. I. quaterni, ae, a, je vier) in 
der Zahlenlotterie ein Biertreffer od. Viergewinn; 
bei Buchdr. ein Vierheft, eine Lage von vier Bo— 
gen. die mit demfelben Buchjtaben bezeichnet find; 
guaternär, [.(quaternarius)vierfach, geviert, aus 
vier bejtehend; quaternäre Gebilde jind die 
vierten und legten Qagerungen in den Geitein- 
Sildungen; Quaternarius, ſ. Dimeter; Qua—⸗ 
ternio, m., pl. Quaterniẽnen, nl. ein aus vier 
Stüden beſtehendes Ganzes; be}. in alten Hand- 
chriften und Büchern: eine Lage von vier inein- 
andergelegten Doppelblättern; Onaternität, £. 

‚nl. Vierfältigkeit. 

Dueterson, m. — ſpan. Duateron, ſ.d. 

ausire, fr. (/pr.fattv’; v.L.quatuor)vier; enquatre 
souleurs (jpr. ang kattr' fulöhr), in vier Farben; 
a quatre Epingles (jpr. a Fattr’ epängl’), eig. mit 
vier Stednadein, d. i. jehr gepußt, gejchniegelt; 
(von einer Rede) geziert; à quatre mains ({pr. 
— mäng), zu bier Händen, — (zu ſpielen); 


— pl. vierhändige Tonſtücke für das 


Vianoforte; quatre mendiants (ſpr. — mangd— 
jäng), pl. eig. vier Bettler: Bettler-Naſchwerk, 
vielerlei Früchte beim Nachtiſch, nämlich Mandeln, 
Nüſſe, Feigen und Roſinen, auch Studentenfutter 
genannt; Onatretour, f. beim Billardſpiel eine 
Partie unter vier Spielern; Quatrain, m. (jpr. 
Saträng) ein Biervers, Strophe od. kleines Gedicht 
in vier Verſen. 


Zuatrieinium, n. nl. Tonk. ein Tonftüd für vier | 


Dörner od. Trompeten; Quatridüum, n. |. eine 
viertägige Friſt, Zeit von vier Tagen. 

guaitro, it. (v. I. quatuor) vier; a quattro oder 
a quattro voei (jpr. — wotſchi), Toni. (ein Ton- 
id) zu vier Stimmen; Quattrocentiſften, pl. 
italieniſche Schriftſteller, Künſtler ꝛc. des Quattro⸗ 


cento, n. (wo man 400, näml. zu 1000 ſchreibt), 


d. i. de3 15. Jahrhunderts; Quattrino, m. eine 
tleine Rechnungsmünze von verſch. Wert, im ehem. 
Kirchenſtaat, Florenz, Piemontze. jo genannt, weil 
jie vier Denari (ſ. d.) gilt. 

yuatüor, l. vier; Quatuor, n. |. Duarteti; Qua⸗ 
tuorbir, m. l. ein Biermann, Bierherr, Mitglied 
eines Amts (Rollegiums) von vier Männern im 
alten Nom; pl. quatuorviriz; aud) ein obrigfeit- 
Sicher Poſten in den ehem .Reihsftädten; Onatuors 
sirät, n. daS Bierherrenamt. 

Dun, ;. Duai. 

Quebracho, m. portug. (engl.-amerifanifch, pr. 
kebrãtſcho) ein ſüdamerikaniſcher Baum, beſonders 
der weiße Quebrachobaum; auch: die Rinde dieſes 
Baumes. 

Dueens-Bench, n.engl.(pr.fwihnsbenjch;v.queen, 
Königin) eig. Bank der Königin, das Obergericht 
in London unter der Regierung einer Königin (vgl. 
KingsBend); Queens-Metall, n. ein Miſch— 
metall aus Zinn, Blei, Antimon und Wismut; 
Du.-PBipe, k. (ſpr. — peip) eine Niederlage in 
Zondon, in welcher die mit Befchlag belegten Waren 
aufbewahrt werden, ſcherzhaft der Königin Pfeife 
genannt; Qu.⸗Ware, f. (ſpr. — währ) eine Art 
Steingut. 

Quei, m. eine alte Kine. Minze in Form eine 
langen Rechteckes mit einem vieredigen Loche. 

suelgue chose, fr. (ipr. kelkſchohſ') irgend eine 


Sade, irgend etwas; Quelquecheſerien, pl.Klei- 
| 


nigfeiten, kurze Ware. 


guid 


Quemaders, m. jpan. (von quemar, verbrennen, I. 
eremäre) die Brandftätte, der Verbrennungsortder 
zum Feuertode verteilten Reber. 

Querens, f. [. die Eiche, der Eihbaum; Querein, 
a. nl. der Eichenftoff, ein in der Rinde der Siein- 
eihe (Quercus robur) aufgefundener kriſtallin. 
Ditteritoff; Quercitrin oder Önereitreitt, n. 
barb.-L., aud; Quercitroͤngelb und Ouereitrin= 
fäure, ein gelber Färbeftoff von der gemahlenen 
| — der nordamerikaniſchen Färbereiche (G. tinc- 
toria). 

Querẽl, f. [. querela, die Klage, Beſchwerde, Klag⸗ 

ſucht der Zank, Zwiſt Hader, fr. Querelle, f. (ſpr. 
kerell pl. Querellen, Händel und Zankereien; 
querelanullitätis, =Nullitäts-Rlage;gues 
reilieren, fr. (quereller, pr. ferell—) zanken fei- 
jen, ftreiten, hadern; Querelleur, m. ipr. ferellöhr) 
ein Hänfer, Händelfucher; Querelle d’Allemand, 
ſJ. unter Allemande; querulieren nl. (vom J. 
querülus, klagend, kläglich) gern klagen, ohne er- 
hebliche Urfache Beſchwerde führen; Ouerulint, 
m. ein Klagjüchtiger, Klagluftiger; Rſpr. (ohne ge— 
häſſigen Nebenbegriff) wer eine Klage ind Gericht 
gibt; Querulũt, m. der, gegen welchen eine Klage 
eingegeben wird. 

Dnene, f. fr. (ſpr. köh'; altfr. coe, prov. coa, ital. 
coda, d. I. cauda) der Schwanz, Schweif; der Roß⸗ 
ſchweif des türf. Statthalters; der Billardſtock, 
Stoßftod (in diefer Bed. gem. da3 Queue); das 
Saitenbrett an eigen 2c.; ein franzöf. Weinmaß; 
Krk. die legte Abteilung, das Ende, der Nachtrab, 
der !chte Re 3.8. Aufmarſch in 
die Dueue, Aufmarſch auf das Ende; Gefolge, 
Gefolgſchaft; bei öffentlichen Feierlichkeiten, Thea- 
tern 2c. die Reihe der hintereinander aufgeftellten 
fih zum Eingange oder Zufhauen drängenden 
Perionen; aud) ein vergitterter Raum vor dem Ein- 
sang zu Theater-Rafjen u. dgl. zur Verhütung des 
Men chenandranges; jemandemeinQueuelegen 
heißt daher, ihm ein Hindernis in den Weg legen. 

Quibble, n. engl. (ſpr. kwibbel) ein Wortfpiel, ein 
wißiger, mutwilliger Worttaufh, eine Zweideu— 
tigfeit, 

Quichua, n. jpan. (ſpr. kitſchua) od. Kechua (ipr. 
fetfchua) die einheimifche Sprache von Peru jeit 
der Herrichaft der Inkas, die noch jetzt jelbit vor 
vielen Spaniern gejprochen wird. 3 

Quick Lunch, m. engl. (ſpr. kwick lönſch; v. quick, 
febendig, jchnell) ein fehr rajch eingenommenes 
Frühſtück, wie es der amerifanifche Geſchäftsmann 
in wenigen Minuten zu verzehren pflegt, um ſo— 
fort wieder an ſeine ——— gehen zu können; 
„atemloſes Frühſtück“. . 

quid, I. (neutr. v. quis, wer) was? quid facien- 
dum? was ift zu tun? qu. faciemus nos, mas 
werden oder follen wir tun? qu. hoc sibi vult, 
was will daS? was foll das heißen? — qu. juris, 
was Rechtens ift; qu. juvat aspectus, si non 
conceditur usus? was hilft das Sehen, wenn 
man e3 nicht genießen darf? qu. novi? was gibt’s 
Neues? qu.reit was gibt’3?quidditas od Quid⸗ 
dität, £. barb.-lat. in der ehemaligen philojoph. 
Runftipr. eig. die Washeit, Wefenheit, der abitrafte 
oder abgezogene Begriff der Behauptung, daß eine 
Sache etwa fei; Quidproquo od. qui-pro-qUO, 
n.nl. ein Was⸗für-was, Eins fürs andere, ein 
Verſehen, eine Vertaufhung, ein Mißverſtändnis, 
eine Begriffs- Perfonen- od. Namenverwechſelung; 
quiäquid agis, prud6nter agas, et respice 
finem! was du tuft, das tue vorjichtig und be— 


BEE RER — 


EEE EN 


Quidam 


denke das Ende! quidquid delirant reges, plec- 
tüntar Archivi, d. i. die dehler der durnen 
müſſen die Untertanen büßen, oder Herrenfünde, 
Bauernbufße; „wenn jich die Könige raufen, müſſen 
die Bauern Haare lafjen” (Seume). 

Quidam, m. I. (quidam, quaedam, quoddam) ein 
gewiljer, jemand. 

Dutddität, quid faciendum etc., Quidproquo, 
quidquid, . unter quid. 

quieſzieren, [. (quiescere, v. quies, Gen. quietis, 
die Ruhe) ruhen, ruhig fein; fich beruhigen; ftillen, 
bejänftigen; einen —,in Ruheſtand verjegen; autiej= 
ztert, beruhigt, befänftigt; auch in Ruheſtand 
verſetzt; Quieſzent, m. (quiescens) ein in Ruhe— 
Stand Verjegter; Quieſzenz, f. (ſpätl. quiescentia) 
die Ruhe, der Ruheſtand; Ontetift, m., pl. Quie⸗ 
tiften, nl. Nuhefreunde, Gefühls- oder Empfin- 
dungstöter, eine ſchwärmeriſche chriſtl. Sekte, im 
17. Jahrh. von einem ſpaniſchen Prieſter, Mi- 
hael Malinos, begründet; Quiktismus, m. 
die Rehrederjelben: Ruhe durch völlige Verjenfung 
des Gemüts in Gott; die Gemütsruhe; Onietid, 
n. Beruhigungs-, Befänftigungsmittel; quieto, 
it. Tonf. mit Ruhe vorgetragen, gelafjen. 

Quieta non movere, d. i. das Ruhende nicht ſtören 
(al3 Grundſatz Bismardicher Staatsklugheit, War- 
nung vor übertriebenenm Streben der Regierung 
nach Reformen). 

Quilat, Quilaͤte, m. jpan. und port. (fpr. fildte, 
entit. au arab. kirät = farat, f. d.) das Karat, 
früher ein fpan. Goldprobiergewicht = !/o, Marco 
— 9585 g; aud ein jpan. Edellteingewiht — 
1/40 Onca (Unze) = 0,199693 g; in Bortugal früher 
als Goldprobiergewicht = 1/y, Marco — 9,563 g, 
als Jumelen- und Perlengewicht der Einheit = 
0,20583 g. 

Quillage, f.,r.n. fr. (ſpr. fijdi’; v. quille = Kiel) 
der Landezoll, das Kielrecht, Kielgeld, Zoll von 
Handelsjchiffen, diezum erjten Male in einen franz. 
Hafen einlaufen. 

Quillot, m. fr. (ſpr. tij6), Killo, Kilo, &hild oder 
Ehile, der Kübel, ehemals ein tiirf. Getreidemaj; 
von Fortin — 35 bis 37 1; vgl. Killo. 

Stine. n. engl. (v. quilt, durchnähen, fteppen) 
= BSTLEE, 1. d. 

Quimos, pl. (pr. ii— ; madagaijiich: anachimusse, 
Zwerg) ein angebliche Zwergvölkchen auf Mada- 
gasfar (eine Art Kretins). 

Quina od. Quinaquina, f. ſpan. = China, China- 
rinde, dgl. Quinquina; Ouinät,n. nlat. china- 
faures oder fieberrindenjaures Salz; Oninin = 
Ehinin. 

quinär, I. (quinarius, v. quini, je fünf) aus fünf 
bejtehend, gefünft, fünffach. 

Quineaillerie, £. fr. (fpr. fängfajerih; v. quincaille, 
furze Ware, Klingware, — clincaille, v. holländ. 
klinken = fingen) Kurzware, Eifenfram, Klin- 
gelfram. 

Duindecagon, n. [.-gr. (v. l. quind&cim, fünfzehn, 
und gr. gonia, Winkel, Ede) ein Fünfzehned. 

Duine, f. fr. j. Quinterne unter quintus. 

Dninette, f. fr. (ſpr. fin—; ſpan. quinete) eine Art 


Kamrlot, entweder ganz von Wolle oder mit Zie- 


genhaar vermiſcht. 

qui nimium probat, nihil probat, [. wer zu viel 
beweiſt, bemweift nichts. 

Dninin, ſ. unter Duina. 

quinfelieren(einemitder fremden Endung —ieren 
verjehene Weiterbildung zu quengeln, das wieder 
ein mitteldeutiche® Intenfivum zu dem hochd. 

Heyſes Fremdmwörterbud. 21. Aufl. 


—— — —ñ —ñ — — — — ee — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — ee ee —— 


Quintiniſten 721 


twengen, d.i. zwängen, bedrängen, iſt, eig. quenge- 
fieren, quingelieren, das i erflärt fich aus den oit- 
mitteldeutfhen Formen: quingen, Quinger für 
bchdtich.twingen, Twinger,d.i.zwingen, Zwinger), 
über Kleinigteiten Hagen, jemand durch ſolche Kla— 
gen fortgeſ Fü beläitigen, ua prejjen, drängen; 
in weinerlich Häglichem Tone mufizieren, dudeln. 

Quinfung, m. l. (v. quinque, fünf, und unica, j. 
Unze) 5/8 eines Ganzen; ein Gewicht von 5 Unzen, 
j. d.; eine Minze von ’/ıo AS; die Gejtalt einer 
röm.V, die Fünfform, z.B. Bäume 2c.; in quin- 
euncem, in Fünfform oder ins Kreuz, pflanzen: 
373; die Aufftellungsart der römijchen 
Soldaten. 

Quinoa, f. (ipan. quinda, peritan. kenua) meiß- 
jamiger Gänſefuß (Chenopodium quinoa), eine 
hirfenähnliche Pflanze in Peru, deren nahrhafte 
Samenförner zu Brei, Suppen, aud) zu gegorenen 
Setränfen benußt werden. 

Quinola, f. jpan. (fpr. ki ) ein fpanifches Karten- 
jpiel mit vier Karten; auch der Herzbube im Re— 
verfispiel. 

quinque, lat. fünf; Oninguagenarins, m. (von 
quinquaginta, fünfzig) ein Sünfzigjähriger, Fünf— 
ziaer; Quinquageſima, f. (sc. dies) od. Sonntag 
Duingnagefima,der7. Sonntag (eig. der 50. Tag) 
vor Oſtern, gem. Eſtomihi (. d.), Faſtnachts— 
Sonntag, vgl. Septuageſima; Quinquangülum, 
n. nl. ein Fünfeck; quinguangulär, fünfwinklig, 
«eig; Quinquecentiſten, pl. nl. (it. cinquecen- 
tisti) italienische Schriftiteller des 16. Jahrh.; 
Quinquennium, n. [. (v. annus, Jahr) ein Jahr- 
fünft, die Fiünfjährigfeit; ein Zeitraum von 
5 Sahren; quinguennäl (1. quinquennälis, e) 
fünfjährig od. fünfjährlih; Oninguennäl, n., od. 
Quinquenöelle, f. nl. eine fünfjährige Mahnfriſt, 
ein Anftandsbrief auf fünf Jahre, vgl. Mora- 
torium; Quinquennalien, pl. Feſte aus der 
röm. Raiferzeit, alle 5 Jahre gefeiert; Oningue- 
rẽme, f. I. (quinquer&mis, v. remus, Ruder) ein 
Fünfruderer, fünfrudriges Schiff, ein mit fünf 
Reihen von Ruderbänfen verſehenes Schiff; Quin⸗ 
quertium, n. 1. = gr. Bentäthlon, der Zünf- 
kampf, oder die fünferlei Arten von Kampfübungen 
bei den Alten: das Springen, Scheibenwerfen, 
Spießwerſen, Wettlaufen und Ringen, welche der 
Kämpfer in einem Kampfipiele fiegend durch— 
machen mußte, wenn er den Preis erringen wollte. 

Quinquets, pl. fr. (pr. kängkehs) Argandiche Lam- 
ven mit doppeltem Lichtjtrome (nach dem Erfinder 
Quinquet benannt). 

Quinquevir, m. I. ein Fünfmann, Fünfherr oder 
Fünfherrider, einer von fünf Männern, melde 
zuſammen ein obrigfeitlicheg Amt verwalten, pl. 
quinqueviri; Quinquevirũt, n., r.m. (I. quin- 
quevirätus) das Yünfherrenamt; die Fünfherr- 
Ichaft, vgl. Bentardie. 

Quinguille, |. Cinquille, * 

Quinquillion, f. Millionen mal Quadrillion, oder 
die fünfte Potenz einer Million. 

Quinquina, f. (ſpan. quinaquina) eig. die Rinde 
der Rinden, der amerikanische Name der Fieber- 
rinde oder China, ].d. 

Quinta 2c., |. unter quintus. 

Quintal, m. fr. (fpr. fängtal; ſpan. quintal, v. arab. 
kintär, ein Gewicht von 100 Pfund, und dies v. 1. 
centenarfus, aus hundert bejtehend, wovon auch 
unfer früherer Zentner ftammt, ml. centena- 
rius, centenarium) ein Zentner von 100 Pfund. 

Quintiniſten, pl. die Anhänger des freigeifteriichen 

46 


122 quintus 

und unfittlihen Schneiders Jean Quin!in aus der 
Pikardie im 16. Sahrh. 

quintus, a, um, [. der.:c. fünfte; Quintus, m. der 
Fünfte; bei. der Lehrer der fünften Klaſſe einer 
Säule; Quinta, f. die fünfte Schulklajje od. Ord- 
nung; jpan. und port. (jpr. finta) ein Landhaus, 
Meierhof) (jo genannt, weil der Pächter ehemalß */s 
des Ertrages an den Eigentümer red mußte); 
Quintäner, m. I. (quintänus, die fünfte Stelle in 
einer Reihe einnehmend) ein Schüler der fünften 
Klafje; Onintäng, f., od. Quintãn-Fieber, n. das 
fünftägige Fieber; Quintatön, n. Tont. ein geded- 
tes Flötenwerfinder Orgel; Quinte, f.(v.1. quinta) 
Tonf. der fünfte Ton vom Grundton; die fünfte, 
jegt die vierte, od. feinste, dünnfte Violinjaite (E); 
die Altgeige; im Pikettſpiel fünf aufeinander fol- 
gende gleichfarbige Blätter; Fechtk. die fünfte Stop- 
art; daher pl. Ouinten, eig. wohl Fechteritreiche; 
liſtige Streiche, Kniffe, Flauſen (Finten); Quin- 
tenmader, m.ein Flauſenmacher, Ränkeſchmied; 
Quinterne, f. nl. auch Duine, beim Lottofp. ein 
Sünftreffer, vgl. Duaterne; Oninterne, aud) 
ein ehem. in Stalien übliches, der Zither ähnliches 
Saiteninftrument; Oninternio, m., pl. Quin⸗ 
terniönen, eine Lage von 5 ineinander gelegten 
Doppelblättern (vgl. Duaternio); Quintersn, 
m. jpan. eig. ein Fünftelneger, ein Abkömmling 
von einem Europäer und einer Duarteronin (vgl. 
Duarteron); Oninteffenz, f. (fr. quintessence, 
v.l. quinta essentia, d. i. eig. fiinfte Sein3- oder 
Weſensſtufe, urfpr. Überfegung der p&mpte usia 
des Pythagoras) der Kraft-Auszug od. Kern, der 
Snbegriff, die Hauptjache, das Feinjte, Edelite und 
Beite von einer Sache, eig.der durch chemiſche Kunſt 
fünfmal ausgezogene Geiſt eines Stofjes; quint- 
effenziert,barb.=!. in einen Kraftauszug gebracht; 
Duintett, n. (it. quintetto) Tonf. ein Fünffpiel 
od. Fünfgeſang, fünfftimmiges Tonſtück; Quin— 
ticlãvus, m. nl. (fr. quinticlave) der bewegliche 
Teil am Waldhorne zur Veränderung der Töne; 
Quintidi, m. fr. ſprkängtidi) der fünfte Tag der 
Defade (ſ. d.); Duintilts, m. I. der fünfte und 
jpäter der fiebente Monat im rom. Kalender, 
welcher algdann Julius genannt wurde; Quin—⸗ 
tilfe, j. Cinquille; Quintilſchein, m. Sternt. 
der Gefünftichein; quiutieren, fr. (quinter) Tont. 
durch Duinten fortjchreiten; mit dem Probeſtempel 
zeichnen, ftempeln, bei. Gold u. Silber; Quinto, 
n. ein Gold» u. Handelögewicht auf der Weſtküſte 
Afrikas; Quintoͤle, f. Tonk. eine Tonfigur aus 
fünf Noten, welche, zufammenhängend vorgetragen, 
den Wert von 4 jolden Noten befommen; Quin- 
tüpfum, n. nl. das Fünffache; Quintünel⸗Al⸗ 
liance, f. ein Fünfbund, Bündnis von fünf Mäch— 
ten; Ou.-Traftät, m. ein fünfjeitiger Vertrag, 
eine Übereinkunft unter fünf Mächten; quintup= 
lieren od. quinfuplizieven,berfünffachen; Quin⸗ 
tuplit, f. Rſpr. die fünfte Gegenſchrift. 

Quinze, k.fri(ſprikängſ') fünfzehn; ein Haſardſpiel mit 
Karten; Quinze⸗et⸗le⸗va, das Fünfzehnfache des 
Einjages als Gewinn im Rharaoipiel, ſ. Baroli. 
Duipos oder Quippos, pl. (ipr. fipos; v. peruan. 
quipu, Knoten) Knotenſchrift der alten Beruaner, 
farbige Schnüre, auf manderlei Art verfnüpft und 
verjehlungen, welde den Beruanern als Schrift- 
zeichen dienten. 

qui proficit in artibus et deficit in moribus, 
plus deficit quam profieit, lat. wer im Wifjen 
zunimmt und in den Gitten abnimmt, der nimmt 
mehr ab als zu. 





nn ar — — 


quomodo 


ui pro quo, j. Quidproquo. 

uirat,.n. (= arab. kirät, ſ. Karat und Quilat) in 
Ägypten ein Medizinafgewicht u. ein Gewicht fiir 
Edelmetalle = !/, Drachme = 0,772 g. 


—— I. (v. fabin. quiris od. curis, Speer 


bei den Sabinern ein Beiname de3 Mars, bei 
den Römern Beinante des vergötterten Romulus; 
Quirinäl, m. der (früher päpftliche, jest könig⸗ 
liche) Palaſt auf dem gleichnamigen Hügel (1. collis 
Quirinälis) in Rom; Quirinalia, pl. ein dem Ro- 
mulus zu Ehren gefeiertes Feſt im alten Rom; 
Quiriten, pl. (lat. Quirites) ein Ehrenname der 


. altröm. Bürger, feitdem ſich die Sabiner mit ihnen: 


vereinigt hatten, von gleicher Abitammung mit 
Quirinus, od. n. a. weil fie eine Stadt Quiris 
oder Cures befaßen. 


Quisisana, it. (qui = hier, si — man, sana — ge- 


neit, gejundet, alfo: „Bier geneit man’), Name 
eines füniglichen Luſtſchloſſes in Stalien; danach: 
Name vieler Villen und Sanatorien in Badeorten. 


Quisquilien, pl. lat. (quisquiliae) ſchlechter, un- 


braudhbarer Abfall, Unrat, Ausfehricht; Lumpe— 
reien, Plunder. 


guitt (fr. quitte, prov. quiti, ſpan. quito, dv. [.quie- 


tus, ruhig) frei oder befreit, ledig der Verbindlich— 
feit zu bezahlen, ohne Anſpruch; quitte ou double 
jpielen, fr. (pr. fit u. dub'l) los od. doppelt, das 
Verlorene enttv. gar nicht, oder doppelt bezahlen; 
uneig. alles aufs Spiel jegen, alles wagen, um 
th aus einem verdrießlichen Handel zu helfen; 
quittieren (fr. quitter, überh. verlafjen), quitt, 
frei oder von Anfpruch los maden; fich entledigen 
einer Verbindlichkeit; fosfprechen; den Empfang 
einer Geldſumme ſchriftlich bejcheinigen, beglau- 
digen; ein Amt, Spiel od. Vergnügen 2c. guitttes 
ren, d. i eö niederlegen, aufgeben, Verzicht darauf 
tun; Onittance, f.fr.(fpr. fittdngß’) die Quittung, 
der Empfangſchein. 


qui tacet consentit. ſ. unter tace. 
auisva-la? 0d. qui vive? fr. (jpr. fimald, Fimim’) 


wörtl. wer geht da? wer lebt? — wer da? (der 
Anruf franzöliiher Schildwachen, wenn fich je- 
mand nähert). 


Qui vivra, verra, fr. (jpr. fi wiwra, werra) wer 


lebt, wird es jehen, d. h. die Zukunft wird es 
zeigen. 


quod, l. (neutr. von qui, wer) was; quod bene 


notändum, ſ. unter notieren; quod bonum, 
felix faustam-(fortunatum-)que sit! mas 
gut, glüdlich, zum Heil und gejegnet jei; od. möge 
e3 gut und glüdlich vonjtatten gehen! — quod 
eito fit, eito perit, was jchnell zuitande fommt, 
vergeht auch ſchnell; quod Deus bene vertat! 
j. unter Deus; quod erat demonsträndum, ſ. 
demonftrieren; quod non est in actis, non 
est in mundo, l. alter Grundſatz des früheren 
Prozeßrechtes: was nicht in den Akten jteht, ift 
(fürden Richter) nicht vorhanden; quod licet Jovi, 
non licet bovi, was dem Supiter erlaubt iſt, ift 
darum dem Ochſen nicht erlaubt, d. i. eins ſchickt 
fich nicht für alle. 


Quodlibet, n. I. (eig. quod libet, was beliebt) ein 


Wa3- beliebt, od. Was-man-will; etwas ohne Ord- 
nung u. Zuſammenhang oder doc mit jcheinbarer 
WillkürZuſammengeſtelltes, z.B. ein ſolches Mufif- 
ſtück, Gemälde 2c., ein Allerlei, Allerhand, Miſch— 
maſch, auch ein Allerhandgemälde zc.; ein aus meb- 
teren Spielen bejtehendes KRartenjpiel. 


quomödo, l. wie, auf weldhe Weife; das Quomöde, 


die Verfahrungs- oder Behandlungsart. 








quondam Rabuliſt 123 


uöndam, [. einſtmals, ehemals, weiland. ten; Quotation od. Ouotiſation, f. die Unteil3- 
worum, engl. die gejetzlich feitgejeßte Zahl der in Berechnung u. -Verteilung; Quotität. f. das An- 
eine Körverthaft Mitglieder. teilsverhältnis. 

quos ego!L. ich will euch! — wörtlich: die ich ſnäml. quot capita, tot sensus, l. jo viel Köpfe, jo viel 
hart züchtigen werde), abgebrochener, drohbender | Sinne, 
garıf des Neptun an die Winde, die wider feinen quotidiäna od. cotidiäna vil6scunt, I. (quotidiä- 

illen gejtiivmt Hatten, bei Virgil (Aneas J. 135), 

ſprw. f. eineStrafandrohung überh.; ein Gemälde, 
welches den Neptun als Beihmwichtiger der Wogen 
darjtellt. 


nus, &,um,od.cotidiänus, v. quotidie od. cotidie, 
täglich) Alltägliches wird wertlos od. wird gering 
. geachtet; quotidiänus typus, m. die tägliche 
(pünktliche) Wiederkehr einerKrankheit (vgl. Typus); 
Quöta od. Quote, f., auch Quotum, m. I.(v. quo- | Quotidiãn⸗-Fieber, n. das tägliche Fieber; Quo⸗ 
tus, a, um, der wievielite; quota, Sc. pars, der wie— tidienne, f. fr. (pr. kotidi ) eine tägliche oder Ta- 
vielite Teil) der verhältnismäßige Anteil, gebüh- | ges-Beitung. 
rende Teil, der Berhältnisanteil, die Teilgebühr; Quotient, guotieren, quotiſieren, Onotifation, 
pro quota, nad) dem Verhältnisteil, verhältnis- | Quöotität, j. unter Duota. 
mäßig; QOnotidnt, m. nl. v. l. quotiens od. quo- | quot verba, tot pond£ra, I. fo viel Worte, jo viel 
ties, wie oft, wie vielmal?) Rechenk. der Teilzähler, Gewichte, 
die Teilzahl, die durch die Diviiion herausgebracht | Quotum, j. unter Quota. 
wird; quotieren, Ripr. verhältnismäßig verteilen; | quoüsque tandem! I. wie lange denn, oder wie 
die zu einem Prozeß gehörigen Schriften mit Zay- u noch (näml.joll e8 dauern oder jo fortgehen)! 
fen verjehen, beziffern (vgl. Fotieren); quoti— die Anfangsworte der erſten Rede des Cicero gegen 
tieren, verhältnismäßig verteilen (auch kotiſie— Gatilina. 
ten, (. d.); Quotifierung eines Verfehrs, d.h. | quovis modo, j. unter Modus. 
Berteilung eines Verkehrs auf die einzelnen Rou— 


Ri. 


Abkürzungen: R, al3 17. Buchitabe in der Rubri- | herabſetzen; im Preiſe fallen, wohlfeiler werben; 
zierung —17, als Zahlzeichen griehiih e—=100, | Wabaiffement, n. (fpr. rabäß’ındng) die Erniedri- 
‚e = 100 000, Tateinijch R = 80, R = 80 000; R. gung, Breisherabjegung. 
als Abkürz. auf römischen Handjchriften 2c. = | Rabanne, f. eine Art Trommel der Neger an der 
Roma, Romanus, Regia, Regnum, Restitutor; Gold- und Sklavenküſte. 
auf Rezepten recipe; in Münzwerken rarus, jelten, | Nahdtt, m. (vom it. rabättere, abziehen; im Ital. 
und bei jehr aroßer Seltenheit jteht RR, d. i. ra- ſelbſt aber ribasso, fr. rabais) der Abzug, Nachlaß 
rior, und RRR, d. i. rarissimus; r. — rectius, an dem bejtimmten PBreife einer Ware, reisnac, 
d. i. richtiger; R. A. — Royal Academy, engl. | laß, Ermäßigung; Rabatt-ſtonto, n. die Abzugs- 
{fpr. reu-el äfädemi), d. i. die königliche Akademie, Rechnung; Konſumrabatt, Umſatzvergütung; ra⸗ 
den Namen von Mitgliedern derſelben werden dieſe battieren, abziehen, abkürzen, nachlaſſen; Mas 
Buchſtaben als Titelbezeichnung angefügt; BR. D. | bitte, f. (fr. le rabat) der Auf» oder Umſchlag, ein 
— Reverendus Dominus; RP. Do. — Reverendo | umgejchlagener Saum, Saumbejaß, die (farbige) 
Domino, j. reverendus; — Rec. — Rezenſent; | Rockklappe an Mannskleidern; ein Schmal- oder 
Ref. — Referent; rel. — reliqua; repr. = re- | Saumbeet, ſchmales Garten- oder Blumenbeet. 
producätur, j. unter reproduzieren; requ.—= Rabbach, |. Rebbes. 
tequiriert; resp. — respondeatur, Reſponſum, | Rabbi od. Nabbiner, m. hebr. (von rab, d.i. viel, 
Reſpekt, respectu, auch respective, j.d.; R.I.— |; groß, älter; der Oberjte, Vornehmſte, Meijter) eig. 
Rhode Island in Nordamerifa; R. I. P. = re- mein Meifter; ein jüdischer Schriftgelehrter, jüdi— 
quiescat in pace, j. unt. Requiem; R. J. S. A. cher Prediger u. Religionglehrer; Rabbinismus, 
— Romani Imperii Semper Augustus; R.M.= | m. nl. die jüdiſche Schrift» oder Neligionslehre; 
Regia Majestas; r. m. — reverendum ministe- | rabbiniſch, dazugehörig;rabbinifheSprade, 
rium; R.M.C.— ReverendiMinisteriiCandida- | das durd) die Rabbiner ausgebildete Hebräiſch, 
tus, ſ. Miniſterium; r.r.— reservatis reser- | bej. die wiſſenſchaftliche Schrift rache der jüdijchen 
vandis, j. refervieren; chemijche Zeichen find: | Scriftiteller jeit dem 10. Zahrh.; Nabbiniten, j- 
R od. Rh= Rhodium; Rb — Rubidium; Ru= | Talmud; Rabböth, pl. die alte jüdiſche Aus- 
Ruthenium. legung der biblifchen Bücher, bef. der Bücher Mo- 
Rals Miünzzeichen, u. zwar auf franzöfiichen Mnzn.: | is; Nabbüint, m. unfer Lehrer, unſer Herr und 
Orleans; aufpäpftliden: Nom; auf portugieftfen | Meifter, Anrede der Jünger an Jeſus. 
und brafilianiihen: Rio de Janeiro, rabbiãt und rabiat (viell. dv. it. arrabbiato, von 
Ba, m. Ägypt. (fopt. re, mit dem Artikel phre, die | rabies, f. d.), wütend, troßig, zum Außerſten ent- 
Sonne) der altägyptiiche Sonnengott, der höchſte ſchloſſen. 
und ältefte der ägyptijchen Götter, dem der Sper- | Nabdologie, ſ. Rhabdologie. 
ber heilig mar und der daher auch meift mit einem | Babes de morne, fr. — raves de morue, ſ. d. 
Sperberfopfe dargeftellt wurde. rabies, f. [. die Wut, Raferei, Tollheit; rabies ca« 
Raak, r. Rad, |. Ha 2. nina, f. die Hundswut. 
Rabäb, n. arab. die arabiſche Geige (ogl.Rebab). Rabouge, ſ. Grabouge, auch Rapuſe. 
rabaiſſieren, fr. (rabaisser, jpr. rabäß —; v. abais- Nabulift, m.nl. (vom I, rabüla) ein Rechtsverdreher, 
ser, niederlaſſen; vgl. abaiſſieren) Krgsk. niedrigen Zungendreſcher, Schwätzer; Rabuliſterei, f. die 
od. erniedrigen; ſenken, verſenken; Kfſpr. im Preiſe Nechtsverdreherei, Bungendreicherei; rabuliſtiſch 
| 46* 





124 Nacahout 
nach Art eines Rechtsverdrehers, Schwätzers, einem 
ſolchen eigen. 

Racahout, n. (fpr. —hü) türk. ein aus Kraftmehl 
u. Schokoladenpulver mit allerlei Zuſätzen berei— 
tetes ſtärkendes — für Kranke. 

Macaille, f. fr. (ſpr. rafdj’) das Lumpengeſindel, 
Pack; der Ausſchuß, das Verdorbene, Unreine von 
einer Ware. 

Btaccölte, f. it. (raccölta, v. raccögliare, ſammeln) 
die Einfammlung, Ernte. 

raccommandieren, fr. (raccommoder, v. re— u. 
accommoder; vgl. accommodieren) oder ralfo= 


mandieren, ausbeſſern, fliden, aufjtußen, wieder. 


injtandjegen, wieder gut machen ; Naccommındane. 
f., r.n. (fpr. —dahfeg’) die Ausbeſſerung, die Slid- 
arbeit; Naccommodement, n. (pr. —mäng) die 
Ausbefferung, Ausgleihung, Verſöhnung. 

Rac(e)oon, m. engl. (jpr. rafuhn) der amerifanifche 
Waſchbär. 

raccordieren, fr. (raccorder, v. re— u. accorder; 
vgl. Accord 2c.) oder raffordieren, Tonmwerkzeuge 
wieder jtimmen; wieder vereinigen, verjühnen; 
wieder einjtimmen,fich wieder vertragen; Gemälde 
ausbeſſern; Raccordement, n. (fpr. —mäng) Die 
Wiedervereinigung; das Eben- vd. Gleichmachen, 


bei. das Zufammenjtimmen der Tinten beim Aus= | 


bejjern von Gemälden. 

raccrochieren (ſpr. rackroſch —), fr. (raccrocher, v. 
re— u. accrocher; vgl. accrochieren) oder rallkro⸗ 
ſchieren, wieder an= oder aufhängen; uneig. fi) —, 
ſich wieder anſchließen, anſchmeicheln, anvettern. 

Race, £. fr. (ſpr. räße) od. Raſſe, k. (prov. u. ſpan. 
raza, it. razza) der Stamm, Schlag, die Art uſw., 
von Menjchen und Tieren. 

race, m. engl. (jpr. rẽß), Wettkampf, Wettlauf, 
Wettrennen, Wettfahren (Sportsausdrud); race- 
hoat, n. engl. (ſpr. — böt), Rennboot. 

Racemation, f. l. (von racemäri, Nacjlefe halten, 
racemus, Traube) die Nachleje, bei. von Wein- 
trauben ꝛc. 

Racha (hebr. eig. rakä; wahrſch. verw. mit rak, 
dünn, Dürr), ein. hebräiſches Schimpfwort, das 
einen ſchlechten, nichtswürdigen Menjchen bezeich- 
net; vgl. Matth. 5, 22. 

Rachat, m. fr. (fpr. rafchd; v. racheter, wiederfau- 
fen, von re— u. acheter, faufen) der Wiederfauf, 
Rückkauf, die Auslöfung. 

Rachat lukum, n. türk. eine durch Kochen aus Reis- 
mehl bereitete ſteife gallertartige Majje, mit Zuder- 
fruchtſäften, Mandeln, Hafelnüfjen u. a. vermischt, 
die al3 allgemeines Konfekt im Orient in finger- 
langen Stüden ferviert wird. 

Raächel, = Rahel. 

Rachentonſille (vol. Tonfillen), eine Anhäufung 
von Drüjen im Rachen, die fi) durch häufiges 
Anſchwellen vergrößern. 

Bachitis, f. engl. (jpr. refaitig) = Rhachitis, |. d. 
unter Rhadiagra. 

Pad 1., n. deutich (verw. mit reden, ausdehnen, 
rad, oberd. f. jtrafj) Schiffipr. ein Werkzeug zur 
Befeitigung der Rahen an den Maft. 

Rad 2., m. engl. = Vrraf, ſ. d. 

Racket 1., n. auch Rankett oder Ranquet, ein ehe- 
mal. furzes hölzernes Pfeifen-Tonwerkzeug vom 
Zone eined Doppelfagott3; auch ein den Ton des- 
jelben nachahmendes Schnarrwerk in alten Orgeln. 

Siadet 2.,n. engl.(jpr.räffet) Ballſchlagnetz, Schlag- 
neß, Rafett(fry.raquette), befonder3 beim Tennis- 
Ipiel zum Schlagen der Bälle gebraucht. 

Rackh, ſ. Raky. 





Radius 


raclieren, fr. (racler, altfr. rascler, it. raschiare, 
I. gleich, rasiculäre, von radöre, rasum, fchaben, 
tragen) oder raflieren, jehaben, raipeln. 

Racquit, m. fr. (fpr.radid; vgl. Xcquit) der Wieder- 
gewinn, das — EBENE racquittieren 
(fr. racquitter), daS Verlorene wieder gewinnen, 
jeinen Schaden erfegen. 

Radau, ſ. Randal. 

raddoleendo, it.ſpr. e — tſch; v. raddolcire, ver- 
ſüßen) Tonk. mildernd, lieblich. 

raddoppiäto, it. (v.raddopiare, verdoppeln) Tonk. 
verdoppelt; raddoppiam6nto, m. die Verdop— 

A (it. u. f d ſchen Urſ 
ade, f. fr. (it. u. ſpan. rada, deutſchen Urſprungs) 
der Ankerplatz, Reede (ſ. d.). * — 

Radegais und Radegaſt, m. (ruſſ. Radogastj, v. 
rad, freudig, vergnügt, und gostj, Gaft, alſo: der 
Gott der Gajtfreundfhaft?) ein Gott der alten 
Slaven, dem das Pferd heilig war (nad) Grimm 
der flavifhe Merkur). 

Radeſhge, f. dän. (v. vlt. rade, heftig, bösartig, u. 
syge, Seuche, Krankheit) eine fehr langwierige u. 
bösartige, dem Ausfaß ähnliche Krankheit in Nor— 
wegen, Schweden, Island ıc. 

vadiäl, Nadiarien, Radiaten, Nadiation, Ra⸗ 
Diolith, radios, |. unter Radius. 

radieren, l. (radére) ſchaben, wegſchaben, ausſcha— 
ben, abfragen, auskratzen; bei Kupferſt. ätzen; 
Radier-Eiſen, n. ein wundärztl. Werkzeug beim 
Trepanieren (1,d.) gebraudt; R.=$irnis, m. bei 
Kupferft. der Ätzfirnis; N.:&rund, m. der Ap- 
grund; Neftunft, f. die Abkunft; R.=Nadel, f. 
:te Arnadel; R.-Meſſer, ein Schabemeffer; R.— 
Pulvber, n. ein Bulver zum Glätten gejchabter 
Stellen auf dem Papier; R.⸗Waſſer. n. das Atz- 
waſſer. 

radikal, radizieren ꝛc., ſ. unter Radix. 

Radium, n. ein neues Element, das der polniſche 
Forſcher Curie in Paris in dem Mineral „Pech— 
blende‘ neben dem Uran, das Becquerel in dem— 
jfelben Mineral entdeckt hatte, und dem Bolonium 
entdeckte; das Radium ftrömt diegrünlichen Ticht- 

Strahlen, die Becquerel am Uran nachgewieſen 
hatte, in noch weit höherem Grade au; diefe Ra - 
dium- oder Becquerelftrahlen leuchten durch 
die Wände eines verjchloffenen Bleikäſtchens un- 
unterbrodhen und ungeſchwächt hindurch und drin- 
gen mit unvermindertem Glanze ſelbſt durch die 
geichloffenen Xider in das Auge; das Bolonium 
itrahlt das gleiche Licht aus; Radivaktivität, f- 
die Fähigkeit der Radiumftrahlen, durd) fejte, un» 
durchſichtige Körper hindurch auf eine photogra- 
phiſche, lihtempfindliche Platte zu wirfen ujw.: 
radioaktiv, dieje Fähigkeit beſitzend. 

Radius, m. i., pl. Radii od. Nadten, der Strahl, 
die Speidhe; die Speiche im Knochen des Vorder- 
arm3, Armipindel; Größenl. der Kreishalbmeffer, 
halbe Durchmefjer des Kreifes (vgl. Diameter); 
radius oscüli, höhere Größen. der Kriümmungs- 
balbmefjer, od. diejenige gerade Linie, mit welcher 
man ein unendlich fleines Stück einer Frummenr 
Linie freißartig bejchrieben denken fann; r. vec- 
tor, jede gerade Linie, welhe aus dem Brenn- 
punite einer frummen Linie nad) irgend einem 

unfte des Umfangs gezogen wird; bei. in der 
tern. die jedegmalige Entfernung des in ellip- 
tiicher Bahn bewegten Planeten vom Brennpunft 
diefer Bahn, d.i. der Sonne; radtäl, nl. jtrahlig; 
die Speiche betreffend od. dazu gehörig, z. B. Ra— 
dDiäl-Arterien,-Nerven2c;Radial-Krone, 


EEE Enid n run. 


— — 


ee 





_ 


Y 


Nadir 


Strahlenkrone; Radtarien,pl.verjteinerteStrahl- 
tiere; Radtäten, pl. Strahltiere; Radiation, f. 
I. (radiatio, von radiäre, Strahlen) die Strahlung, 
Strahlenwerfung; auc die Durchſtreichung eines 
Poſtens in einer Rechnuna: radiös (l. radiösus), 
itrahlend, heiter, fröhlich; Radiolith, m.L.-gr, eine 
Strahlmufchel-Berfteinerung; aug=Natrolith, 
j.d.; Nadiometer, n. ein Gradbogen, Polhöhe— 
Mefler (Jakobsſtab); auch die Lichtmiühle, ein von 
W. Crookes 1874 erfundener Flügel-Apparat, um 
die Bewegung erzeugende Kraft der Licht- und 
Wärmeftrahlen nachzumweifen; Nadtophonie, f. 
Schallerregung durch Licht- oder Wärmejftrahlen, 
die in regelmäßiger Unterbrechung auf eine dünne 
Blatte geworfen werden. 

Nadiz, f., pl.Radices, [.die Wurzel; der Urſprung, 
Stamm; Recent. die Wurzelzahl, vgl. Potenz; 
Sprachl. die Wurzel, Baur serfotm: Wurzel» oder 
Stammſilbe, der einer ganzen Rortfamilie zu 
Grunde liegende Urbeitandteil; radikäl, nl. einge- 
wurzelt, uriprünglich, gründlich, angeboren, von 
Natur; auch mit der Wurzel, von der Wurzel an, 
von Grumd aus; das radikale Böſe vd. Übel, das 
Grundübel, Erbiübel (im Menſchen; Nedifäl, n. 
Scheidek. die Grundlage der Baſen u. Säuren, ein 
einfacher od. & ammengeſetzter Stoff, dermiteinem 
andern eineSäure od. Baje bildet; Radikal-Kur, 
f. gründliche oder völlige Heilung, entg. Ballia- 
tiv-Kur; R.⸗Eſſig, m. möglichit reiner, verdich- 
teter (konzentrierter) Eſſig; R.-Werderben, n. ein 
Grundverderben, Grundübel: R.⸗-Wort, n. ein 
Wurzel- oder Stammwort; R.-Zeichen, n. das 
Wurzelzeihen; die Radikolen heigen in der pro- 
teitantiichen Kirche diejenigen, welche das reine 
Chriſtentum von Grund aus wiederheritellen wol— 
ten; Die Radikälen oder engl. Radifäl-Nefor- 
mers, pl. der Name einer Volkspartei in England 
und andern Rändern, welche die Staatsverfafjung 
von Grund aus zu verändern ftrebt; Radikalis— 
mus, m. die Grundſätze und Beftrebungen diejer 
Bartei; radiealiter (l. r.radicitus), mit ver®ur- 
zel, von Grund aus, 3.8. etwas vernichten; radt= 
teren, I. (radieäri) wurzeln, Wurzel fafjen; auf 
jeinen Urſprung zurüdführen; aud) gründen, fejt- 
jegen, auf etwas fejtes anweifen, vgl. fundieren 
(3. B. Stiftungen auf bejtimmte Einkünfte radi- 
zieren); die Wurzel einer Bahl aufiuchen; radi⸗ 
ziert, tief gewurzelt, gegriindet; Radikand, m. 
(radicändus) Nechenf. diejenige Zahl od. der Aus— 
drud, aus welchen die Wurzel irgend eines Gra- 
des gezogen werden joll. 

Radomontade, r. Rodomontade, j.d. 

radotieren, fr. (radoter; altfr. redoter, v. altholl. 
‚doten, engl.dote, fajeln)albern,abgejchmadtreden, 
aberwigig jein, fajeln; Radotage, f., r. n. (ipr. 
—tdhie), od. Radoterie, f. unſinniges Geſchwätz, 
Vafelei; Radoteur, m. (jpr. —töhr) ein alberner 
Schwäger, Faſelhans. 

radoucieren (ipr. radug—), fr. (radoucir, von re— 
u. adoucir, vgl. adoucieren) mildern, ftillen; mä— 
Bigen, bejänftigen; einem Metall die Spröpigteit 
nehmen, es geſchmeidig machen. 

Radiha, j.Raja. e 

Rafate, f. fr. (vgl. affaler, Herablajjen, 3.8. Taue, 
v. holl. afhalen, herabholen) dev Windſtoß, Stoß— 
wind, Yallwind; mil. ftohartiger Feuerüberfall. 

raffinieren, fr. (raffiuer, v. re— und attiner, vgl. 
affinieren) läutern, reinigen, verfeinern; aufetwas 
rafiinieren, auf etwas finnen, über etwas grü- 
bein oder klügeln, fein ausfinnen; raffiniert, ver- 


Nail 125 
feinert, gereinigt; gerieben, verſchmitzt, liſtig, durdh- 
trieben, abgefeimt; jpißfindia, übertrieben; raffi— 
nierter&tahl, Gerbſtahl; Raffinierfeuer,n. 
im Hüttenweſen: Feineifenfeuer, Schmelzherde zum 
Weißmachen des Roheiſens; Raffinag SEE. 
(ipr. — nähſch') auch Naffindde, f. die Käuterung, 
Berfeinerung des Zuckers; geläuterter, feiner 
Zuder, Feinzuder, Hutzuder; Naffinement, n. 
(ipr. vaffın'mang) das Nachgrübeln, die Klügelei, 

Käünſtelei, feineNusfinnung, Spipfindigfeit, Schlau- 
heit; Überfeinerung; Raffinerie, £. die Verfeine- 
rung; Zuckerſiederei, Zucderbereitung; uneig. Er- 
künſtelung; Raffineur, m. (fpr. =nöhr) der Ber- _ 
feinerer, Qäuterer; def. Zuderläuterer, Zuderfieder. 

Raffleſia, f. (Rafflesia Arnoldi) die Riefenblume, 
ein um 1818 auf Suntatra von dem Dr. Joſ. Ar— 
nold auf einer Reife, welche der engl. Gouverneur 
Raffles ins Innere diefer Inſel machte, entdeck— 
tes Gewächs, deſſen Blüte über 3 Fuß im Durd)- 
mejjer hat. 

rafreichteren (pr. rafräih—), fr. (rafraichir, von 
frais, fraiche, friſch) erfrifchen, abfühlen, erquicken; 
auffriichen, erneuern; Krſpr. auf dem Marie an⸗ 
halten, um auszuruhen; rafraichiſſant, erfriſchend, 
abkühlend; Rafraichiſſement, mi(ſpr.rafräſchiſſ'- 
mäng) die Erfriſchung, Abkühlung, Erquickung, 
Labung, das Labſal; Rafraichiſſeur, m. ſſpr. 
—öhr) der Erfriſcher, eine Vorrichtung, ſich küh— 
lende und erfriſchende Waſſer mittelſt feiner Röhr- 
chen ins Geſicht zu ſpritzen. 

Rage, k. fr. (ſpr. rahſch'; v. l.rabies) die Aufregung, 
Wut, tolle Hitze, Tobſucht, Raſerei. 

Ragione, k. it. (fpr. radſchoͤne; v. l. ratio; eig. Ver⸗ 
nunft, Urſache, Rechnung, Verhältnis ꝛc) eine 
Handelsgejelihaft, = Firma, fr. auch Raiſon, 
ſ. d.; Ragionen-Buch, n. in größeren Handels— 
ſtädten ein auf der Börſe oder dem Rathauſe offen 
liegendes Buch, in welches jedes Handlungshaus 
feine Firma ꝛc. einſchreibt. 

Ragl, arab. Bezeichnung der Fata Morgana (ſ. d.) 
bei den Beduinen. 

Raäglan, m. engl. ſſpr. Räglän) ein nach unten 
jchmal zugehender Überrod, nach dem engl. Befehls- 
haber der Landarmee im Krimkriege, Lord Raglan, 
benannt. 

Ragout, n. fr. (ſpr. raguͤh; v. ragoüter, einer Sache 
wiederGeſchmackgeben, einem wieder Eßluſt machen, 
l. gleich). re-ad-gustäre, dv. gustus, Geſchmack, gu- 
stäre, fojten, ſchmecken, fr. goüt, goüter) einaufge- 
mwärmtes, durch gewürzhafte Brithe wohlichmedend 
gemachtes Fleifchgericht, Milchgericht, Würzfleiich, 
uneig. ein Gemiſch, Miſchmaſch; ragoft fin, n. 
(ipr. — fäng) ein- feines Mifchgericht, von gutem 
Fleiſch, Geflügel, Auftern u. dgl. bereitet und gem. 
in Mujcheln aufgetragen; Ragoüt fin en coguil- 
les, feines Würzfleiih in Muſcheln; ragoutant, 
(ſpr. ragutdng), die Eßluſt erregend, ſchmackhaft, 
reizend; ragontieren, Eßluſt erzeugen. 


Naguet, m. fr. (jpr. raged; eig. ausgejchoffener 


xtabeljau, v. raguer, abreiben, isl. raka) eine Art 
tleiner gejalzener Kabeljau. 

Raguſino, Ragnſine, aud Tallaro od. Vislino, 
m. bis 1800 eine Rehnungsmünze in Raguja, 
zu 1%/, Ducati, ungefähr 3 M. wert. 

Rahel, f. hebr. (rächel, d. i. Schaf, Mutterichaf) 

ars rn — i * 
ail, n. engl. (ſpr. rehl; zgez, aus angelj. raegel, 
althochd. nigil, Riegel) pl. Rails, Siegel, Duer- 
holz, Schiene; die eijernen Schienen der Eifen- 
bahnen; auf welchen die Wagenräder fortrollen; 


126 raillieren 


dah. Railroad (pr. —rohd) od. Rail-wah (vr. 
ueh), pl. Schienenmweg, Eifenbahn; Railway spine 
({pr. rehlueh jpein), d. i. Eifenbahntrankheit, eine 
Rüdenmarkserjchütterung bei Eifenbahnunfällen, 
Unfall-Wervenjucht uſw. 

raillieren (ſpr. raj—). fr. (railler, entw. zgez. aus 
ml.ridieuläri, verlachen, verhöhnen, v.L.ridicülus, 
(ächerlich, od. = fpan. rallar, port. ralar, reiben, 
uneig. beläftigen, quälen, I. gleich]. radiculäre, v. 
radere, ſchaben, fragen) ſcherzen, jpotten; über je- 
mand ſich luftig machen, ihn ſchrauben, zum beiten 
baben; Maillerie, f. (ſpr. rajerih) Scherz, Spöt- 
terei, Stichelei, Neckerei, Höhnerei; par raillerie, 
icherzmweife, aus Nederei; Railleur, m. (pr. ra- 
jöhr) ein Spaßvogel, Spötter, Spottvogel. 

Rainette, ſ. Reinette unter Reine. 

Raiſiné, n. fr. (fpr. räfineh; v. raisin, prov. razim, 
Weintraube, dv. I. rac&mus) Weinbeermus, Trau- 


benmuß. 

Naiſon, f. fr. (pr. rälöng; v. I. ratio) od. Räſon, 
die Vernunft, Erkenntnis, Einfiht; vernünftige 
Vorstellung, Vernunftgründe, Urſache, Grund; 
Recht, Verhältnis; Kfipr. der Handlungsname, 
— Firma, it. Ragione; Raifonannehmen, 
Bernunftgründe annehmen und fich denjelben 
fiigen; einen ‚zur R. bringen, zur Vernunft, zu 
vernünftigerllberlegung und Handlungsweiſe be- 
wegen; raison d’etre, f. fr. (jpr. räfong-dähtr’; 
v. etre, fein) die Daſeins-Berechtigung, das Recht 
ins Leben zu treten; à raison, nad) Maßgabe, 
nad) Verhältnis; raiſonnable oder ratfonnabel 
(pr. räfonndb’l), räſonabel, vernünftig, billig, 
anftändig, ziemlich, mäßig, ordentlich; edel, frei- 
gebig; raifonnieren (fr. raisonner), oder räſo— 
nieren, verjtändig betrachten, verjtändig reden, 
urteilen und ſchließen; nach Bernunftgründen et- 
was unterjuchen und beurteilen; verächtlich: ver- 
nünfteln, viel Redens machen, widerſprechen, 
gegenreden, Einwendungen oder Gegenreden ma- 
hen; jich aufhalten über etwas, bemängeln, nör- 
gein; auch verleumderifch über andere reden; 
räjonierender Katalog (vgl. fr. raisonne, 
ausführlich), ein Katalog, der bei feltenen Werfen 
den Wert, das Schickſal, den Beſitzer desjelben od. 
das Merkwürdigſte des Inhalt od. einer darüber 
erichienenen Beurteilung angibt; Raiſonnement, 
n. (jpr. räjonn’mdng) oder Räſonnement, das 
Urteilen, die Beurteilung, verſtändige Betrachtung; 
vernünftige Gedanfenfolge, Vernunftſchlüſſe; 
Schlußkette; verächtl. Vernünftelei, Geſchwätz; 
auch Einwendung, Widerrede, die Bemängelung; 
Raiſonneur, m. (fpr. räſonnöhr) oder Räſo— 
neur, ein Vernünftler, Klügler, Schwätzer, Tad— 
ler, Tadelſüchtiger. 

raiten, alt= u. oberd. f. rechnen; Raitpfennige u. 
Raitgroſchen, Rechenpfennige, Rechengroſchen, 
tupferne Zahlpfennige, beſ. im 16. u. 17. Jahrh. 
in den öjterr. u. böhm. Raitkammern, d. i Rech— 
nungsfammern, gebraudt; Raitoffizier, m. der 
Rednungsbeamte; Raitung, f.tacmäßige Berech— 
nung. 

Naizen oder Raizen, eig. Rätzen, Nafcier, pl. 
Serben griechiſchen Befenntnifies, nach der ehemal. 
Hauptſtadt Serbiens, Raß, benannt. 

Rajah od. r. Naja, m. (fpr. rahdſcha; ſanskr. rä- 
dschan, N. rädschä, König, — l. rex) ein oftin- 
diiher Stammfürſt od. eingeborner Fürft der Hin- 
dus, jegt größtenteil3 von den Europäern ab- 
bängig (vgl. Maharadida). 

Rajas, pl. (arab. ra’ijah, weidendes Vieh, Herde; 


Rambour⸗Apfel 


Untertan; v. ra’a, meiden, bewachen) —— e 
Untertanen, die ſich nicht zur mohammedan. ir 
gion befennen, bei. die unter dem Drude der Tür- 
ten lebenden Ehriiten. 

rojofen, f. rigolen. 

Kat, ſ. Arrak; Raka, ſ. Racha. 

Rake, m. engl. (fpr. rehf) ein Liederlicher, Wüſtling, 

tr. Roue. 

Vafete, f. 1. (vom it. rocchetto, die Spindel, engl. 
rocket, wie im $ranzöf. fusee, Rafete u Spindel 
voll, fuseau, Spindel) ein Brandgefchob, ein jtei- 
gendes Luftfeuer, beftehend in einer mit Pulver ge- 
rüllten Papierhülfe, die mit langem, feurigem 
Schweife in die Höhe fteigt 2c.; Signalratete, ein 
Seuerzeichen, Quftfeuerzeichen; Raketierer, m.ein 
Berfertiger und Werfer von Brandgeſchoſſen; Ra⸗ 
fetenapparat, m. eine Vorrichtung, durch die 
mittel3 einer Rafete von der Meeresküſte oder von 
einer Inſel aus eine Rettungsleine nad) einem ge- 
ſtrandeten Schiffe gejchoffen wird (zur Rettung 
Sciffbrüdiger); 2. b. Rakette (it. racchetta, fr. 
raquette, I. gleich]. retichetta, von rete, Neß), ein 
Ballneg, Schlagneg, zum Federballipiel; auch 
Stadet, n. engl. (fpr. rädet); vgl. Chikane. 
zafıın, m. ſ. Raccoon. 

| Kafy, m. ſlav. (vgl.das rufj.rakä, der Vorlauf von 
Branntwein, und Raf, Arrak) Pflaumenbrannt- 
mein in Slavonien; auch Kumiß, m. d. i tata- 
riſcher Branntmein aus Pferdemild. 

ralentieren (ipr. ralangt—), fr. (ralentir,it.rallen- 
tare; dv. lento, fr. lent,—!. lentus, langjam) hen» 

men, langjamer machen, ſchwächen, mäßigen; 30- 

gern, nadlafjen, abnehmen; ralientändo, ital. 

Tonk. zügernd, allmählich langjamer. 

ralitieren, fr. (rallier, v. re- u. allier; vgl. alfiie- 
ven) wieder vereinigen, zuſammenziehen; Rallie— 
ment,n. (pr. ralli'mang) Krk. die Wiedervereini- 
gung, Berjammlung, das Wiederzujammenzieher 
der vom Feinde zeritreuten Truppen; place de 
ralliement, Sammelplag (meift: point de ral- 
liement). 

Ralph, m. engl. männ!. Name, = Rudoff. 

Ramadän oder Ramaſün, auch Namazan, m. 
urab. (ramadän, v. ramida, ſehr heiß-jein) eig. der 
heiße Monat (weil zur Zeit der Einführung des 
Namens diefer Monat in die heißefte Jahreszeit 
fiel), Faftenmmonat, der 9. Monat im arabiſchen 
Kalender, in welchen die Faften der Mohamme- 
daner fallen; die großen Faſten der Türken. 

Ramuaͤjanga, n. ind. Ramas (eines indischen Königs— 
ſohnes) Wandel oder Lebenslauf, Name eines 
großen, in der Sanskritſprache abgefaßten epi- 
chen Gedichtes von ungef. 25000 Berjen. 

ramaſſieren, fr. (ramasser, v. re- u. amasser, vgl. 
amajjieren) fammeln, zufanımenraffen; rantaj= 
fiert, eig. gefammelt; jtarf, nervig; unterjegt, ge- 
drungen, brüftig. | 

Ramazan (nad) fr. Orthographie gefchrieben, dah. 
3 —) — Namadan, ſ.d. 

Rambade, k. fr. = Regeling, ſ.d. 

Ramberge, f. fr. u. engl. (v. fr. rame, Ruder, und 
berge, eine Barfe) eine Art leichter Ruderſchiffe, 
der Renner, das Rennſchiff, bef. auf engl. Flüſſen. 

Rambouillet, n. fr. (jpr.rangbujeh) ein weißer, rot- 
getreifter Apfel, fo benannt nad) der gleichnamie 
gen Stadt in dem franzöſ. Departement Seine et 
Vise; eine Pfirfihart; Rambouillet-Böcke, pl. 
eine Art guter Zuchtböde. 

Rambour-Apfel, pl. fr. (pr. rangbühr—; angeb- 
ih von dem Orte Rambures bei Amiens be- 


— 


Rambourrage 


nannt) eine Art großer gerippter Apfel von an— 
genehm ſäuerlichem Geſchmack. 

Rambourrage, m. fr. (ſpr. rangburrähſch; vgl. 
Bourre) die Bereitung der gefärbten Wolle zu 
vermijchten Tüchern. 

Stamenu, m. fr. (pr. ramöh; vom I. ramus, verkl. 
gleich}. ramellus f. ramülus) ein Zweig, Getriebe. 

Kameguin,m. (fpr. —fäng, vom deutihen Rahm, 
niederd. verkl. gleich}. rahmken, hochd. rahmchen) 
ent mit Käſe, Eiern ꝛc. bededte Brot- 

nitte. 

Sidmer, m. I. pl. ramices; v. ramus, j. u.) der Wit; 
Beilk. ein Bruch, Leibſchaden; ramifizieren, nl. 
(v. I. ramus, Aſt, Ziveig) verajten, veräjteln, ver- 
zweigen; Ramiſikation, f. die Veräftelung, Ber- 

meigung, Ausbreitung in Afte, Zweige 2c.; pl. 
amtfifationen, j. Apophyſen. 

Hamie, f. die flachsähnliche Gejpinitfafer aus dem 
Stengel einer von Java ftammenden Pflanze 
(Boehmeria tenacissima). 

ramoliffdnt, ir. (v.ramollir, wieder erweichen; vgl. 
mollis) erweichend; Ramollitib, n. barb.>l. ein 
ertveichendes Mittel. 

tamonieren, fr. (ramoner; von ramon, ftumpfer 
Bejen, v. I. ramus, Zweig) den Schornitein fegen 
od. fehren. 

Rampe, f. fr. (von ramper, friechen, altfr. Hettern, 
rampant, aufjteigend, in der Wappenkunde) Bauf. 
eine schief aufgehende Fläche, die An- od. Auffahrt, 
& B. auf den Wall; das Stüd einer gebrochenen 
Zreppe zwiſchen zwei Abjägen oder Ruhepläßen; 
die Rampenreihe auf einem Gejtell vorn an der 
Bühne. 

ramponiert (vgl. altfr. ramponer, verhöhnen, zer- 
ven, fneifen u. ftacheln, it. rampognare, höhnen, 
v. rampone, Hafen) nn erfnittert, jchad- 
haft, von Büchern, Waren ꝛc. nebraudit. 

Han, f. altnord. Yabell. die Seekönigin, 
Sattin, als häßlich und boshaft geichildert. 

rana, verfl. ranüla, f. lat. eig. Froſch, Fröfchlein; 
Heilf. Benennung einer Zungengeſchwulſt, Srofch- 
geihmwulft; rana in fabüla, e3 iſt der Froſch in 
der Yabel, d. i. er bläht ſich auf wie der Froſch, der 
zulegt zerplaßte. 

Nancheéros, pl. ſpan. (eigentl. die Bewohner eines 
rancho, eines einzeln liegenden Hauſes) in Mexiko 
Zandleute von ſpaniſch-indianiſcher Abfunft, die 
vortreffliche Reiter u. Jäger find und den größten 
Zeil der berittenen Truppen ausmachen. 

rancid, I. (rancidus, v.rancere, zanzig jein) ranzig, 
ſtinkend; Rancidität, f. nl. die Ranzigfeit, der 
ranzige Geruch od. Geſchmack. 

Rancüne, f. fr. (pr. rangtühn’; altfr. rancune, ran- 
cure, rancore, rancor, ml. rancura, rancuna, v. 
[. rancor, Ranzigfeit; uneig. alter Haß) tief ein- 
gemurzelter Haß, Groll. 

Randäl, m. (viell. vom it. randello, der Prügel, 
randelläre, priigeln) der Lärm, Unfug, Spektatel. 
davon dtſch. Radau; randalteren, lärmen, Spet- 
tafel machen. 

Randem, n. Zirk., ein Kabriolett oder leichter zwei— 
rädriger Wagen mit drei voreinander gejpannten 
Pferden (entg. Tandem). 

Randglofje, ſ. Gloſſe., 

Aanger, m. engl. (jpr. rehndſcher, v. range, herum- 
wandern) der Waldhüter, Forjtauffeher, Forit- 
meifter; der Spürhund. 

zangieren (ipr. rangſch —), fr. (ranger) ordnen, 
reihen, in Ordnung jtellen, bringen oder ſetzen; 
einen Rang, eine Stelle, einen Bla einnehmen; 


Agirs 


Rappahanock 727 


einen —, ihm einen Platz anweiſen; einen Eiſen— 
bahnzug ordnen, verſchieben ꝛc.; ſich rangieren. 
jeine häuslichen Angelegenheiten ordnen; Ran— 
nierung, f. das Ordnen od. Anorönen, die Ein- 
veihung; das Wagenjchieben; Kripr. das Einftellen 
der Soldaten in die Glieder einer KRompaanie; 
Rangierer, ein Wagenichieber; Hangter-Ma- 
nöber, n. Verſchiebung; R.-Schema, Berichiebe- 
Vorſchrift. 

Räni, oder nach engl. Schreibung zum. Ranee, f. 
(hindoſt. räni) eine indiſche Prinzeſſin od. Königin. 

ranimiereıt, fr. (ranimer; vgl. animieren) wieder 
beleben, wieder bejeelen, ermuntern, auffriihen 
(eine Farbe). 

Rankett od. Ranquett, n. |. Radet 1. 

ranula, j. unter rana. 

Nanıınfel, m. ı. £., pl. —n (v. I. ranuncülus, d. i. 
eig. Fröſchchen, Froſchkraut), der Gartenhahnenfuß, 
eine Zierpflanze. 

ranz des vaches, m. fr. (ſpr. rangs dä waſch') der 
(ſchweizeriſche) Kuhreigen. 

Nanzion, f. (niederd. Ranzun, aus dem altit. ran- 
zöne, fr. rancon, vom I. redemtio) das Löſegeld; 
ranzionieren (fr.ranconner), loskaufen, befreien 
oder der Gefangenjchaft entreigen durch Grlegung 
des Löſegeldes; ih ranzionieren, ſich ohne Töje- 
n freimachen, davonitehlen; feine Verhältnifje 

ejfern; uneig. einen Selbitmord begehen; ein 
Ranzionierter, m. ein aus der Kriegsgefangen- 
ihaft Erlöfter od. Entflohener. 

Yap, ena!. f. Lea. 

Rapatelle, f. fr. roßhärnes Tuch, Beuteltuch. 
dpar, m. ı. (rapax, Gen. rapäcis, räuberiſch, vor 
rapere, raffen, rauben) ein raubfüchtiger Menſch; 
Rapazität, f. (I. rapacitas) Raubgier, Raubjudt. 

Rape, ft. fr. das Reibeijen, die Rajpel oder Reibe; 
rapieren (fr. räper = it. raspare, rajpeln, alt» 
hochd. raspön, zujammenjcharren) reiben, ſchaben; 
Rap, m., auch Rapee, geriebener Schnupftabaf; 
Rapüres, pl. (Ipr.—pühr’) Rafpelipäne, Schabſel. 

Räpert, m. ein Rollpferd, Rädergeſtell für Schiffs- 
fanonen. 

Raphael, m. yebr. (v. rapha, heilen) männl. Name: 
Gott hat geheilt; befond. einer der drei Erzengel 
(Raphael, Gabriel u. Michael); auch einer der 
größten Maler (Raffael Sanzio, geb. 1483), und 
ein Bild von ihm. 

Naphanie, |. Rhaphanie. 

Raphänus, m. I. u. gr. der Rettig (gr. der Kohl). 

NRapiät, n. (r. wohl Rapiär, ml. rapiarium, ein 
Sammelbud, v. [.rapere, raffen) ein Rechnungs— 
Buch od. »Heft, eine Kladde. - 

rapid od. rapide, I. (rapidus, fr. rapide, v. I. ra- 
pere, raffen, reigen) reißend, jchnell, raſch, haftig, 
lebhaft, hinreifend; rapidamente, räpido, it. 
Tont. ſchnell, flüchtig; Napidttät, f. I. (rapiditas) 
reißende Schnelligkeit, Geſchwindigkeit, Haſtigkeit, 
Ungeſtüm; Rapiden, Rapides, engl. Rapids, 
pl. Strömungen, reigende Stellen in den Flüſſen 
Amerifag. — 

Rapier, n. (fr. rapière, f. Raufdegen; urſprüngl. 
deutſchen Stammes, von rappen — raffen, rau— 
fen) ‚der Fechtdegen, das Fecht- oder Stoßeiſen 
zur Übung im Schten; rapteren, mit Rapieren 
fechten. 

rapteren, ſ. Rape; Räppel, ſ. Raptus. 

rapina, f. fat. (von rapere, raffen, rauben) Raub, 

traßenraub, Plünderung; Beute, 

Rappahaͤnock, m. (nad, einem gleichnamigen Dit 
und Fluß) eine Art Blättertabat in Nordamerita. 


123 Rappell 

Rappell, m. fr. (rappel, von rappeler, zurück— 
rufen, von re- u. appeler; vgl. Appell) der Ab— 
ruf, die Zurückberüfung, das Zurüdberufungs- 
ihreiben, bej. für Gejandte; Krſpr. das Zurüd- 
rufungszeihen mit der Trommel 20.; Mal. die 
Zurüditrahlung des Lichts; den Rappell be- 
fommen, d. i. zuriidgerufen werden; rappelie= 
ren, zurückrufen, wiederkommen laſſen; Mal. das 
Licht zurüdftrahlen Lafjen. 

Napper, engl. wrapper, Säcke, Matten, die als 
Hüllen zum Einpaden verwendet werden, gutes 
Badtud). 

Rappert = Rapert,f.d. 

Rabniälle, f. die Musfatblüte von abgefallenen 
Nüſſen. 

Rapuiſten, pl. eine durch den Deutſchen Rapp ge— 
gründete jozialiftifch -pietiftiiche Geſellſchaft bei 
Bittsburg in Nordamerika. 

Raphoͤrt, ın. fr. (v. rapporter, wieder- od. zuritd- 
bringen, v. re- u. apporter; vgl. apportieren) eig. 
das Wiederbringen; der Bericht, die Nachricht, An- 
zeige, Meldung, Ausiage; auch Beziehung, Rüd- 
ſicht, Wechielbezug, Verhältnis, Zufammenhang; 
Einklang, 53. B. magnetifher Rapport; Kap: 
vort-Journal, n. das Meldebuch, Berihtbud); 


N.-3ettel, m. ein Meldezettel; rapportieren, 


berichten, Bericht erjtatten, melden; Jich beziehen, 
Bezug haben; Kffpr. Geſchäftspoſten aus einem 
Bude in das andere übertragen; Rapporteur, 
m. (jpr. —töhr) ein Berichterftatter; verächtl. An— 
geber, Ziwifchenträger; auch ein Winkelmeſſer 
(Zransporteur); der Richtzirkel der Uhrmacher. 

rapprochieren (pr. rapprojd—),fr.(rapprocher, v. 
re- u. approcher, nähern; vgl. approfchieren) wie- 
der nähern, näher bringen; wieder ausjühnen, wie- 
der vereinigen; Napprochement, n. (jpr. —mdng) 
die Wiederannäherung, das Aneinanderrüden; die 
Wiederverjöhnung. 

Rapſodie, |. Rhapſodie. 

räptim, [. (v.rapere, raffen, rauben, reißen ꝛc.) in 
Eile, flüchtig, raſch; Raͤptus, m. l. der Raub, die 
Entführung, vgl. crimen raptus; auch das Hin— 
gerijjenfein, die Verzückung, Begeilterung; ein An- 
fall von Raferei, der Wutanfall (Räppel). 

Rapulär, n. (verderbt aus ml.rapiarium) der flüch— 
tige Entwurf; vgl. Rapiat. 

Rapüres, j. unter Rape. 

Rapũſe od. Rappuſe, f. deutſch mit fremdartiger 
Endung (vd. rappen, rappſen f. raffen; landſch. 
auch Rabbuſe, Rappſe, altihwed.rabbus; vgl. 
das fr. grabuge, Gezänk) die gewaltſame Weg— 
nahme, Plünderung, der Raub; etwas in Die 
Rapuſe geben, zum Raube geben, preisgeben; 
aud ein Spiel mit franzöſiſchen Karten. 

Raquette, j. Rakete 2. 

rär, lat. (rarus, a, um, eig. nicht dicht beifammen, 
dünn, einzeln) jelten, fojtbar; rara avis, f. ein 
jeltener Vogel, etwas Seltenes; rarissime, jehr 
jelten; Rarität, f. (I. raritas, fr. rarete) die Sel- 
tenheit, Stojtbarfeit; auch ein jeltenes oder merf- 
würdiges Ding, pl. Raritäten, Seltenheiten; ra- 
ritas dentium, f. Heilk. das allzumweite Augein- 
anderjtehen der Zähne; pour la rarete du fait, 
fr. (pr. pur la rar’teh) dü fäh) der Seltenheit der 
Sade wegen, wundershalber; Rarefacientia, pl. 


I. (v.rarefacere, Ioder machen) Heilmittel, welche | 


die Schweißlöcher erweitern; Rarefaktion, f. nl. 
die Erweiterung der Schweißlöcer; Verdünnung, 
Zerteilung der Zuft duch Wärme. 


Nas, m.1. arab. Kopf, Haupt; Fürst; Vorgebirge; | 


Naitral 


2. ital. Elle, f. Rajo; 3. franz. (ipr. rad) = 

| Hate. | franz. (ip 9) 
Raſade, raſant, j. unter rajieren. 

| Nascation, f. (von mlat. rascare, fr. mundartl. 

|  rasquer, prod. und jpan. rascar, fragen, I. gleich!. 

rasicäre, v. rad£re, rasum, jchaben, fragen) das 
Räufpern, der Schleimanswurf aus dem Hintern 
Zeile der Mundhöhle. 

Raſch, m. (engl. rash, fr. ras, it. raso; angeblich 
verkürzt aus arras, von der franz. Stadt Arras, 
wahrſch. aber vom lat. rasus, fr. ras, it. raso, ge- 

ſchoren, glatt) ein leichtes, glattes, lockeres Wollen- 

zeug, auch GSeidenzeug. 

Raſcier, ſ. Raizen. 

Kash, m. engl. Apr. räſch; verwandt mit deutſchem 
raſch) Heilk. ein flüchtiger, raſch vorübergehender 
Hautausſchlag, Hitzblatter. 

Raſiera und Raſiere, ſ. unter raſieren. | 

raſieren, fr. (raser, jpan. rasar, it. rasare, vom I. 
radere, rasum, ſchaben) jcheren, abjcheren, abneh- 

ı men (den Bart); niederreißen, fchleifen, dem Boden 

gleich machen (Feſtungswerke); jtreifen (von Stüd- 
fugeln); Raſiermeſſer, n. Schermeſſer; Najade, 

f. das ganz volle, geitrichen volle Glas; vafant 
od. raſierend, Krk. niedrig ftreichend, ftreifend 

| (von Kugeln), auf und längs einer Fläche hin— 
itreifend (wenn die Flugbahn ſich der horizontalen 

Linie nähert); Raſette, f. das Schabeifen; Na= 

ſeur, m. (ſpr. raſöhr; erſt in Deutſchland gebildet) 

der Scherer, Bartſcherer Garbier); Raſiera, f. 

| itein Streichholz; Schabeijen; auch ein fizil. und 

| fardin. Getreidemaß, — Reftiera, |.d.; Raflere, 

f. fr. (ſpr. rasjähr) ein altes Brüfjeler Getreide- 

maß — 48,76 1; Raſierung, f. das Schleifen, 

Niederreigen von Fejtungsmwerfen. 

Rastol, |. Raßkol. 

Ras noͤſchtſchik, m. ruſſ. (von rasnossitj, herum- 
tragen, feilbieten) der Straßenverfäufer, Herum- 
träger, Haujierer. 

Nato, m. it. (v. it. raso, fr. ras, gejtrichen) ein frü- 

| here Längenmaß im nördl. Stalien, eine Elle = 

0,599 m; auch ein jchwerer Atlas. ' 

Raspation oder Naspatür, f. ml. (vgl. das ital. 
raspare, raipeln, jharren) Heilf. das Abreiben, 
Abſchaben; Raspatorium, n. od. Natüle, f. ein 
Schabwerkzeug, Schaber, der Zahnmeißel. 

| Nasputen, pl. Indier, welche an die Seelenwande- 

rung glauben. 

Nailade, f. fr. Glasperlen, Glaskorallen. 

Paile, |- Nace. \ FR 

Nakkol, m. ruff. (fpr. raßköll; v. rasskolötj, rass- 
kälywatj, fpalten; alfo eig. Spaltung), das Geften- 
weſen, Seftierertum in Rußland; Raßkoͤlnik, m., 
pl. Raßklolniten, die Srrgläubigen, Abtrünnigen, 
Altgläubigen, die fie) 1666 von der in Rußland 
herrichenden griehifchen orthodoxen Landeskirche 
getrennt haben, = Schismatiker (ruſſ. Staro- 
werzen) in zahlreiche weitere Sekten verzweigt, ſ. 
Molofanen, Morelidili, Stranitfi. 

raffürdnt, fr. (v.rassurer, eig. wieder fiher machen, 
von re- u. assurer) beruhigend, wieder Mut ein— 

flößend. 

Raſfél oder Raſtell, n. fr. ein Austritt, eine Auf— 

fahrt aus dem bevedten Wege einer Feſtung nad 

dem Felde; ein Kontumazhaus, ein abgejperrter 

Raum in den Kontumazanitalten auf der öfter- 

reich. Militärgrenze gegen die Türken. 

Kafträl, minder richtig Roſtral, n. nl. (vom |. ra- 

Strum, Karjt, Rechen) ein Zinienzieher zu Noten, 

Noten⸗Rechen; raſtrieren, Notenlinien ziehen; 








I 

















Raſtrojo 


Raftrierarbeit, f. das Linienziehen in Handels— 
und Geſchäftsbüchern. 

Raftrojo, m. ſpan. Maisſtroh, Futter der Maultiere 
und Pferde in Mexiko. 

Nafür, f. lat. (rasüra, von radEre, j. radieren) das 
Schaben, Abfchaben, die Austragung in Schriften; 
eine ausgekratzte Stelle, Lücke; bei fathol. Geilt- 
lichen das feierliche Abicheren der Haare; das Ab— 
geihabte, Feilipäne; Raſura, f. durch Raſpeln 
zerkleinerte Apotheferware, 3.8. r. ligni guajaci, 
nucis vomicae, suceini, gerajpeltes Guajakholz, 
Krähenaugen, Bernitein. 

Rata od. Rate, f.(v. I. ratus, a, um, ausgerechnet, 
v. reri, rechnen; daher rata, sc. pars) der verhält- 
nismäßige Beitrag oder Anteil jedes einzelnen, 
Zahlungsteil; Teilzahlung; ratierlich, pro rata 
(nänıl. parte), nac) Verhältnis, anteilmäßig; Ra— 
ten, pl. die Zahlungsteile; Naten- Zahlung, f. 
die Teilzahlung, 3. B. Zahlung in vierteljährlichen 
ratis oder Raten, in vierteljährlichen Teilen. 

Rataͤfia, Rataͤffia oder Taffia, m. (fpan., it., fr., 
engl. ratafia; aus dem malay. arak [j. Arrak, Rad) 
und täfia, ein aus Zuckerſatz abgezogene3 geiftiges 
Waſſer; dad. ſpan. u. fr. tafia, der Zucerbrannt- 
wein, Rum) ein Würzbranntiwein, der mit Obſt— 
jaft, Gewürz und Zucker abgezogen ift. 

Ratanhia, f. (ſpan. ratania) eine Wurzel in Ame— 
rifa von ſtark zufammenziehendem Geſchmack, als 
blutjtillendes Mittel gebraucht. 

Ratapoil, m. fr. (ſpr. vatapodl; v. rat & poil, Ratte 
mit Haar, von franz. Wigblättern erfunden) ein 
Anhänger Napoleons III. ein eingefleijchter Bo- 
napartift. 

Natatulla, f. jpan. (ſpr. —tülja) Breifuppe aus 
Brot, Kräutern und Wurzeln. 

rat de cave, m. fr. (jpr. rah d'kaw') eig. eine Keller- 
ratte; ein geheimer Kundſchafter; eine Art Zaterne, 
dünner, zufammengewundener Wachsitod. 

Raäteau, m. und n., pl. Rateaux, fr. (fpr. —töh, 
—töh8) der Rechen, die Harfe, be). zum Ausſetzen 
und Einziehen des Geldes an Spielbanfen. 

Natel oder Rattel, m. der Honigdachs, das Honig- 
wiejel, am Vorgebirge der guten Hoffnung. 

Ratel oder Rottel, auch Artal oder Rotal (arab. 
rathl), n. ein orientalifches, bef. marokkaniſches 
ER 1 Pfund von 14 Udien (Unzen) = ungef. 
540 g. 

Raätelier, n. (ſpr. vateljeh; I. gleich]. rastellarius, 
v. rastellus, ein Feiner Karft, Rechen, fr. räteau) 
ein Wehrgerüjt, Waffengeftell, zu Gemehren in 
Wacht- und Zeughäufern; auch der Kleiderrechen; 
die Zahnreihe, das Gebik faljcher Zähne. 

Raten, ſ. unt. Nata; rati cautio, j. cautio rati. 

Rati-Coatings, pl. engl. (ſpr. — kohtings) Wollen⸗ 
zeuge. 

rattfizieren od. ratihabieren, nl. (vgl. ratus; fr. 
ratifier) genehmigen, gutheißen, bejtätigen, voll- 
ziehen; ad ratifilcändum, zur Genehmigung; Na— 
tififation, Ratihabition, f. die Genehmigung, 
Beitätigung, daß der Bevollmäcdtigte im Sinne 
des Auftraggebers gehandelt hat, Bejtätigungs- 
urkunde, na trägliche Gutheißung. 

Natin, m. (fr. ratine, f. v. altfr. ratin, Farnfraut) 
ein dem Raſch ähnl. geköpertes Wollenzeug; rati— 
tieren, Tuche und andere Wollenzeuge Fräujeln, 
auf einer Seite knöteln, aud) frilieren, 

ratio, f. I. (v. reor, ratus, sum, reri, eig. rechnen; 
afauben, urteilen) die Rechnung, Nechenichaft; 
Rückſicht; Überlegung, Meinun 5, Vernunft; Grund- 


nn — — — — — — — 
— — — — — — — — — — — —— — — 
— — — — — — ——— — — 


Rabage 129 
jaß, Regel; regelmäßige Einrichtung, Artund Weife, 
Maß; die Urjache, der Grund; contra rationem, 
gegen die Vernunft, vernunftwidrig; Nipr. ratio 
legis, der Grund des Geſetzes, gefegliche Grund; 
auch der Zived, die Abjicht des Geſetzes; r. suffl- 
ciens, zureichender Grund; ratiöne, in Betracht; 
Natiön, f.(fr.ration) ein abgeteilteg Maß, Tages- 
futter, tägliches Speije- od. Futtermaß an Hafer, 
Heu 2c. bei der Neiterei für die Pferde; auch das 
täglich beftimmte Maß und Gewicht an Speije für 
jeden Schiffsmann, Portion; ratiozinieren, |. 
(ratiocinäri) folgern, Schließen, überlegen, berech- 
nen; Ratiocintum, n. u. Nattozination, f. (I. 
ratiocinatio) Berehnung,vernünftigesNachjinnen; 
ein Vernunftſchluß, eine Beweisführung, Folge— 
rung; eineRedewendung, in welcher einSchriftiteller 
od. Rednerſich jelbjt auffordert, ven Grund zu einer 
aufgejtellten Behauptung anzugeben: Ratiblatrie, 
f. [.»gr. die Bernunft-Anbetung; rationäbel u. 
gew. rationäl, !. (rationabilis u. rationälis), auch 
rationdl (fr.rationnel), vernünftig, vernunftmä 
Big, wiſſenſchaftlich; Rechenk. völlig ausrechenba 
(entg. irrational); Mationabilität, f. jpätl. 
(rationabilitas) die Bernunftmäßigfeit; Rationa— 
lismus, m. nl. die Anwendung der Vernunft auf 
allıs, was dem Menjchen in der Erfahrung ge- 
geben it, um es danach zu beurteilen, zu prüfen 
und zu begreifen; Nationalismus in der Re— 
ligion: der Grundjag, feinen Glaubensjag ohne 
vernünftige Prüfung anzunehmen; die Überzeu- 
aung, daß die denfende Bernunft in Sachen der 
Religion die höchſte Schiedgrichterin fei, der Ver— 
nunftglaube, die Bernunftreligion; entg. Super- 
naturalismus; Rationaliſt, m. ein Bernunft- 
gläubiger, Denfgläubiger, weldyer die Xehre und 
Grundſätze feines Glaubens aus der Vernunft her- 
leitet und die geoffenbarte Religion denfend zu be- 
greifen ftrebt; rationaliſtiſch, der Vernunft 
forschung oder den Bernunftglauben gemäß; va- 
tionaliſtiſch denken od. rationaltfieren, eig- 
— philojophieren; Nationalität, f. die Ber- 
nünftigfeit, daS Denfvermögen; Bernunftmäßig- 
feit; auch Berechenbarkeit. 

Ratis, n. ein oftind. Gewicht für Edelmetalle, Perlen 
u. Sumwelen = Tola = 0,121 8. 

Natiſſoir, m. fr. (fpr. —ßochr; v. ratisser, jchaben, 
ſcharren) ein Abſtreich- Kraß- od. Schabeifen. 

ratium jus, n. I. das Floßrecht. 

Rätnik, m., pl. Rätniki, ruſſ. (v. veralt. jlav. rätai, 
Krieger, Soldat) der militärpflichtige, doch nicht 
im aktiven Dienft ftehenderuffiihe Landwehrmann, 
entg. Opoltjcheneß, ſ. d. 

Nutoffit, m. erdiger Fluß od. Flußerde, nach dem 
Fundorte Ratofka in Rußland. 

Naton, m. fr. (fpr. rätöng) der Waſchbär vgl. 
Raccvon. 

rattenendo, rattenuto, it. Tonf. zurückhaltend, 
zögernd. 

rattrapieren, ft. (rattraper, v. re- und attraper, 
vgl. attrapieren) wieder erwiſchen, wieder einholen, 
wiederbekommen. 

Natula, ſ. Raspatorium. 

Rätzen, |. Raizen. 

Naucedo, £. nl. u. Raucitas, f. I. (v. raucus, hei- 
er) Heilk. die Heijerkeit. 

Navane, f., r. n. fr. (fpr. rawähſch'; I. gleich]. ra- 
pagium, v. rapere, rauben) die Berheerung, Her 
jtörung; ravagieren (fr. ravager), verheeren Der- 
wüſten, plündern; Ravageur, m. (pr. —ſchoöhr) 
en Verheerer, Verwüſter. 


130 Rabaudage 


Rabaudage, f., r. n. ir. (ſpr. rawodähſch'; v. ra- 
vauder, flicen, d. gleich]. I. re-ad-validare, v. vali- 
das, gefund, ſtark, ml. validare, gejund od. ſtark 
machen, fr. valider) das Flicken, Flickwerk; Rabau—⸗ 
deur, m. (pr. —twodöhr) ein Flider. 

Ravbvelin, m. u. n. (fpr. ram’läng) Krk. die Vor- 
ichanze, Außenwerk einer Feftung, welches in der 
Regel vor der Kurtine zwiſchen zwei Baſtionen 
liegt. 

— de morue, pl. fr. (fpr. ram dö morũh; v. 
rave, f. Rübe, Rogen, u. morue, f. Kabeljau, Stod- 
fiich) Rogen vom Stodfifch als Köder zum Fangen 
der Sardellen. 


Nabiggiuolo, m. it. (fpr. rawidſchudlo) eine Art |. 


tleiner friiher und fetter Ziegenfäfe aus der Ge— 
gend von Breſcia. 

Rabigoͤte, f. fr. (v. ravigoter, wieder jtärfen, er- 
auiden) od. Ravigoteſauce, eine Brühe der franz. 
Küche von Schalotten und anderen Würzpflanzen, 
icharfe Kräuterfauce. 

Ravin, mm. fr. (jpr. rawäng) ein Hohlweg, eine 
Schlucht. 

Raviolen, pl. gefüllte Nudelfleckchen. 

Ravis, f. — Raucedo, ſ. d. 

Ravbiſfſement, n. fr. (fpr. —mäng; v. ravir = |. 
rapere, rauben, hinreigen) das Entzüden. 

rabitaillieren, fr. (fpr. ramwitajteren, ravitailler; 
vgl. avitaillieren) Krk. wieder mit Xebensmitteln 
verjehen; Ravitaillierung, f. die Wiederverjor- 
gung eines Ortes mit Lebensmitteln. 

Nayas, |. Rajas. 

Saygras, n. engl. (fpr. reh—; engl. ray-grass), 
der gemeine Lolch, welcher al das beite Futter- 
gras angebaut und kultiviert wird, hoher Glatt- 
hafer; der Same diejes Graſes (in Kleefaat-Marft- 
berichten). 

Rahon, ın. fr. (fpr. räjöng; it. raggio, fpan. rayo, 
v. I. radius), der Strahl, die Speidhe; der Halb- 
meſſer eines Rreifes; Rahon, einer Zeitung: Be- 
zirt,Gejhüßfreis,Bereih;rayonndntiv.rayonner, 
itrahlen), ftrahlend; glänzend, prächtig. 

Rahpour, n. eine Art ojtindischer Seide. 

Räzzia, f. (arab. rgazä, rgazia, jpr. 3 =, Kampf, 
Feldzug, bef. der Mohammedaner gegen die Un- 
gläubigen, von rgeza, fänıpfen, angreifen) ein 
Plünderungszug, Streifzug, urſpr. der franz. 
a in Nord- Afrika; Streifjagd auf Ge- 

indel. 

re—, lat. und roman. Borfilbe (it. aud) ri—, be- 
deutet in den mit ihr zufaınmengejegten Wörtern: 

urüd, gegen, wider, oder wieder, nochmals. Im 
K ranzöfiichen ſteht vor Wörtern, die mit a an- 
fangen, und vor en, jtatt re- bloß r, welches bis» 
mweilen auch bloß verſtärkend ift; j. 3. B. Rabatt, 
raccommodieren, raffinieren, rembargquieren, ren- 
cherieren ꝛc. 

Re, m.it. König; Be galantuomo, ſ. unter Galan. 

Readoption, f. nl. die Wiederannahme; readop— 
tieren, wieder annehmen, vgl. adoptieren. 

ready, engl. (fpr. redi), bereit, fertig; beim Sport: 
fertig! (zum Spiel, zum Abgang uſw.). 

reagieren, nl. (v. re u. agere vgl. agieren) gegen- 
wirken, rückwirken; entgegenitreben, Widerftand 
leiſten; Reaͤgens, pl. Nengentia, oder Reagen— 
tien, rüd- od. entgegenwirtende Dinge; Sceidef. 
Stoffe, welche durch die finnlic) wahrnehmbaren 
Beränderungen, welche fie beim Zufammentreffen 
mit gewiſſen andern Stoffen erleiden oder hervor- 
bringen, zum Auffinden der leßtern in deren Ber- 


Te ag szzs see see 


bindungen benugt werden; Reaktion, f. (fr. reac- | 


real 


tion) die Gegenwirkung, Gegenftrömung, Rückwir⸗ 
fung, der Widerſtand od. Gegendrud eines beiveg- 
ten oder gedrüdten Körpers gegen einen andern; 
Heilk. die durch einen Eindrud auf einen reizbaren 
Körperteil in demſelben hervorgebrachte Tätigkeit; 
Ripr. die Erneuerung eines Rechtsftreites; in polit. 
Hinficht eine Rückſtrömung, Rückwärtsbewegung, 
Rückſchritt, bei. das abfichtliche Hindern des Hort- 
ſchreitens zum Beſſern im Staatäleben, und das 
Vernichten des bereit eritrebten Beſſern um ar 
deſſen Stelle das früher Beftandene, aber Veraltete 
und bereit3 Untergegangene wieder einzujeßen; 
veattionär, zurücddrängend, rückſchrittlich, rüd- 
läufig, rückwärtsſtrebend; Reaktionär, m. ein 
Zurüddränger, Rückſchrittler; realtivieren, wie— 
der in —— ſetzen, wieder anſtellen; Reakti— 
vierung, f. das Wieder-in-Tätigkeit-Setzen; 
Reaktivität, f. die erneute Tätigkeit; auch die 
Rückwirkungskraft. 
reaktivieren, ſ. unter reagieren. 

Nedl, m. ſpan. u. port. (v. real, — I. regälis, fünig- 
!ich), pl. port. Weis (vgl. Milreis) eine Rechnungs⸗ 
münze in verjch. Ländern u. v. verjch. Wert, vor 
1864 bei. in Spanien, wo ein Real ve Plata od. 
Silber-Real (durd) ein Münzjtüc nicht vertreten): 
— 0,41 M, ein Real de Bellon (fpr. weljön) 
oder Kupfer-Real (durch ein Silbermünzſtück ver- 
treten) = 0,22 M wert war; Keale, f. it. u. fr. 
(jpan. real; vgl. Riala-Bey) die fünigl. od. HYaupt- 
Galeere. 

en 1 Buchdr. das Schriftkaſten-Geſtell (vgl. Re— 

a 


gall.). 
reäl, nl. (reälis, v. I. res, die Sache) fachlich, ding- 
lich (entg. verbal u. perfonal), auch wirflid), 
wahr, wahrhaft jeiend od. vorhanden (entg. ideal. 
vgl. reell); Reãl⸗Kontraͤtt, ın. die Art von Obli- 
gation, die durch Hingeben einer Sache, in der Er- 
martung,daß fie zurückgegeben oder etwas anderes 
dafür geleiftet werde, nicht durd) die bloße Ein- 
mwilligung, begründet wird,3.B.Darlehn-, Leih— 
kontrakt, Fauſtpfandvertrag; R.-8itation, 
f. die Vorladung durch Abholung mittels eines 
Gerichtsdieners; R.⸗Definition, f. eine Sach-Er— 
klärung; R.⸗Enzyklopadie, f. ein Sachwörter— 
buch, Jubegriff von Sachwiſſenſchaften; R.-&xelu= 
tion, f. die Hilsvollſtreckung in das Vermögen, 
entg. Perſonal-Exekution; R.-Geld, n. ge- 
münztes Geld, (entg. Bapierge lo und fingierte 
Münze); R-Gymnafinm, n. eine höhere Lehr- 
anstalt, welche Zweck und Bildungsmittel der Gym- 
nafien und Realſchulen möglichit zu verbinden 
ſucht, iudem fie neuere Spradhen, Mathematik und 
Zatein als Hauptbildungsmittel anwendet; N.= 
Index, m. ein Sachverzeichnis, ein Sachnachweiſer; 
R.⸗Injurie, £. eine tätliche Beleidigung, Ehrver- 
legung durch Tätlichteiten, entg. Ser] al⸗In— 
jurie; R.-Katalog, m. ein Bücherverzeichnis nach 
dem wiſſenſchaftlichen Inhalt, entg. Nominal- 
Katalog; R.⸗Kenntniffe, pl. Sachkenntniſſe; 
P.-Raften, pl. Leiſtungen, die auf einem unbe- 
weglichen Veſißtum haften und von dem jedegma- 
ligen Befißer übernommen werden müſſen; R.— 
Lerifon od. R.-Wärterbuch, n. ein Sachwörter⸗ 
buch), ein Wörterbuch fürSachkenntniſſe; R.-Recht, 
dingliches Recht, Sachrecht, das man auf eine 
Sache hat ohne Rückſicht auf eine Perſon; W,= 
Schule, f. eine Lehranſtalt, in welcher ſtatt der 
alter bej. neuere Sprachen, Mathematit, Natur: 
wiſſenſchaft 2c. als BildungSmittel benußt werden; 
R.-Zerritton, f. wirkliche Schredung durch Hen— 


Real-turtie soup 


Receiber 131 


fer» und Marterwerlkzeuge; R.-Union, f. (entg. ! Reät(us), m. I. (v.reus, der Berflagte) der Stand 


Berfonal-Union) die Verſchmelzung zweier 
Zänder zu einem; R.-Wert, m. der Sachwert, 
wirkliche Schalt der Münzen (enta. Nominal— 
Bert); das Reäle, n. od. etwas Reales, etwas 
Wahres, Wirkliches; Realien, pl. (realia) Saden, 
Sach-Inhalt, erhebliche Dinge(entg.VBerbalien); 
auch Sachkenntniſſe, Sachwiſſenſchaften; realifie= 
ren (fr. realiser), verwirklichen, wirklich machen, 
ausführen, bewerkitelligen, betätigen; veräußern, 
zu &elde machen, einlöjen, erheben, bei. Bapiergeld 
sc. in Eingende Münze umfegen; Realiſation u. 
Realiſierung, k. die Verwirklichung, Ausführung; 
die Auszahlung, Umſetzung in klingende Münze; 
Realismus, m.Wirklichkeitslehre, die philoſ.Lehre, 
welche den Außendingen ein von unſern Vor— 
ſtellungenunabhängiges wirklichesWeſenzuſchreibt, 
entg. Idealismus; Wirklichkeitsſinn; Realiſt, 
m. der Anhänger dieſer Lehre; Wirklichkeits- oder 
Nützlichkeitsmenſch; Nealiften, pl. im Mittelalter 
diejenigen Scholaftifer (f. d.), welche die allgemei- 
nen Begriffe der Dinge fir etwas Reelles oder 
Wirkliches hielten, entg.denRominalijten; rea= 
liſtiſch, die Wirklichfeit auffafjend oder als maß— 
gebend herportreten laſſend, im engen Anſchluß 
an das Tatjächliche, Wirkliche; auf das Wirfliche, 
Nützliche gerichtet; auch: ſinnlich; Realität, f. die 
Wirklichkeit, Wejenheit, Sachlichkeit, Tatjächlichkeit, 
ba3 Sein, entg. dem Scheine; aud) Wahrheit, Zu— 
verläſſigkeit; Rechtſchaffenheit des Charakters (vgl. 
reell); ſubjektive Realität, Denkbarkeit; ob— 
jektive Realität, Wirklichkeit, Ausführbarkeit; 
Realitäten, pl. Grundſtücke, Grundeigentum; 
Realitäten-Beſitzer, m. ein Grundbeſitzer, 
Gutsbeſitzer, beſ. in Öfterreih; R-Verkauf, m. 
Verkauf von Grundſtücken; realiter, wirklich, an 
ſich ſelbſt, in Wahrheit, wahrhaftig; realiter 
zitieren, vorladen, verhaften. 

Real-turtle soup, f. (jpr. ri-el-törtl-Buhp) echte 
Schildkrötenſuppe (vgl. Mocd-turtle Soup unt. 
mod, j.d.). 

Réalgar, m. arab. (fr.realgar, r&algal, fpan. rejal- 
gar, it. risigallo, risagallo, nl. risigallum) rotes 
Rauſchgelb, Rubinjchwefel, rotes Schwefelarjen 
(vgl. Arfenif. 

Neälſche Prefje, ein mafjerdichtes Gefäß mit einem 
ſenkrechten Rohr, das mit Waſſer gefüllt ift, wel— 
ches einen hohen Wafjerdrud ausübt, hydroſta— 
tiiche Preſſe. 

resppellieren, nl. (vgl. appellieren) wieder an- 
rufen. 

respprezieren, nl. (v. l.apprecäri, betend anrufen) 
dagegen oder hinwiederum anwünſchen. 

Hear-Admiral, m.engl.(jpr.rihr-ädmiräl; v.rear 
= fr. arriere) —Konter-Admiral, der Gegen- 
od. Unter-Flottenführer bei ven Engländern, weil 
er das Rear, d. i. das Hintertreffen der Flotte, 
befehligt. 

renrmieren, nl. (vgl. armieren) wieder bewaffnen; 
ein Schiff wieder ausrüften. 

reaſſekurieren, nl. (vgl. ajiefurieren) wieder ver- 
ſichern, rüdverfihern; Reafſekuraͤnz, f. die Wie- 
derverjicherung, Rüdverfiherung, Doppelverfiche- 
rung, wenn ein Berjicherer oder Aſſekürant fein 
übernommtenes Rififo fich wieder durch einen andern 
verjicyern läßt. 

reaſſumieren, nl. (vgl. aſſumieren) wieder aufneh- 
men, wieder vornehmen, erneuern; Reafſumtion, 
f. die Wiederaufnahme, Erneuerung, 3. B. eines 
Prozeſſes (reassumtio litis), 


eines Verklagten, der Anklagejtand, das Verklagt- 
fein; ein Frevel, Berichulden, frevelhaftes Unter- 
nehmen. 

Reaumürſches Thermometer, . Thermometer; 
Reaumürſches Porzellan, ſ. unter devitrifi— 
zieren. 

Rebäb oder Rubãb, n. (arab. rabäb, perſ. rubäb; 
vgl. Rabab) eine türfiiche Geige mit höchſtens drei 
Saiten. 

Nchattement, n. fr. (fpr. — mäng; v. rebattre, eig. 
wieder jchlagen; oft wiederholen) öftere Wieder- 
bolung derjelben Töne oder Worte. 

Rebbes oder Rebes, m., aud) Rabbach, Rebbach, 
m, jüd. (rabbinifch ribbis, von rovav, vermehren, 
rav, viel) Gewinn, Wucher, Zinfen. 

Rebebe, m. cin Getreidemaß in Alerandrien. 

Jichee, m. fr. (it. ribeca, port. rabeca, prov. rabey; 
vgl. Kebab) die dreijaitige Geige. 

Viebeffa, f. hebr. (Ribkäh; v. dald. räbak, mäjten 

. oder anbinden; arab. ribkat, Strid mit einer 
Schlinge) weibl. Name: die Feifte, Wohlbeleibte, 
oder die. durch ihre Schönheit Fejjelnde; Anführer 
des Aufitandes in Wales 1839 gegen die Wege- 
zölfe (gejtüßt auf 1. Moſes 24, 60); Rebekkatten, 
pl. die Anhänger und Teilnehmer daran, welche 
nachts in Weiberfleidern und mit geſchwärzten 
Geſichtern die Schlagbäume, Zollämter 2c. zer- 
Itörten. 

Schell, m. J. (rebellis, d. i. eig. wer den Krieg er- 
neuert, von bellum, Strieg; fr. reb&lle), pl. —eıt, 
ein Empörer, Aufrührer, Rebellhölzer, pl.über 
die Zuge zweier zufammengefegten Bohlen gena- 
gelte Leiſten; rebelliſch, aufrührerifch, empöreriſch; 
rebellieren (I. rebelläre, eig. den Krieg erneuern), 
ſich empören, fich auflehnen, im Aufruhr begriffen 
Jin; Rebellion, f. (l. rebellio) die Empörung, der 
Aufruhr, Aufftand. 

Nebt, m. arab. der Frühling; Name des 3. und 4. 
Monats im arab.flalender,dererjtereR.el-ewmwet 
(dererſte R.) der letztere R. el-acher (der letzte R.). 

rebondieren (ſpr. rebongd—), fr. (rebondir, von 
bondir, aufprallen) aufjpringen, aufprallen (von 
Kugeln und Bällen gebräuchlich). 

Sichdgos, pl. fpan. (von rebozar, verhüllen) in 
Mexiko lange Umfchlagetücher. 

Rebs, pl. engl. (jpr. rebs) Kurzwort für rebels, 
d. i. Rebellen. 

Rebülla, m. cin Wein aus der Grafſchaft —* 

Rebus, n. oder m. (fr. rébus, v. l. rebus, Abl. pl. v. 
res, d. i. durchSachen: nämlich: Gedanken-Aus— 
druck durch Bilder, ſtatt der Schriftzeichen) ein 
Zeichenrätſel, Bilderrätſel, eine Art Bilderſchrift, 
welche zu enträtſeln iſt. 

rohus sie stantibus, |. res. 

Rebüt, m. fr. (fpr. rebüh; eig. der Rückwurf, Rück— 
jtoß; vgl. Debüt) Abweijung, abjchlägige Antwort; 
Ausſchuß, Auswurf, be. bei Kaufl. ſchlechte, ver- 
dorbene Ware; Nebüt-Briefe, pl. verworfene 
nicht angebrachte oder nicht angenommene Briefe; 
rebütieren (fr. rebuter), abweijen, ausjchießen, 
vermwerjen; ab- od. zurüdjchreden; rebütant (pr. 
—täng),abjchredend,zurücjtogend,niederfchlagend, 
widermärtig, widrig. j 

Neceipts, pl. engl. (fpr. reßits, von receipt, Ans 
nahme, von lat. receptus), eingehende Gelder, 
Eingänge, Einkünfte. f 

Receiber, m. engl. (fpr. ehr w’r), Zwijchenbehälter; 
Chemie: Rezipient, Vorlage; Phyſ.: NRezipient, 
Glocke der Luftpumpe. 


132 Necepiiie 


Recebiffe, Necept, vecentid ꝛc., ſ. unter vezi- | 


pieren. 

Reeette, f. fr. (ſpr. reßett; entit. aus altfr. recepte) 
die Einnahme; das Einnehmeramt; die beiteSorte 
desfaninchenhaares; Recebeur, w.(ſpr.reßewöhr; 
v. recevoir — l. recipere) der Einnehmer; Ge— 
neral-Receveur, m. (fr. receveur general) 
Obereinnehmer. i 

rechangieren (Ipr. r'ſchangſch —), fr. (rechanger, 
val. hangieren) wieder ändern oder wechieln; Re— 
hänge, m.j.Ricambiv; Rechangen, pl.Wechſel⸗ 
ſtücke, Borratsitiide, zumWechſeln od.Erjegen(z.d. 
Wagenräder zc.). 

Rehaud, mn. fr. (pr. reſchöh; v. re u. &chauder, er- 
wärmen) ein Kohlenbeden, eine Spiritusflamme, 
ein Wärmbeden, Tellerwärmer, Kaffeewärmer. 

rehanffieren, fr. (fpr. refchoffieren; v. rechauffer, 
wieder erwärmen), Küchenſpr. aufwärmen. 

recherchieren (pr. r'ſcherſchieren), fr. (rechercher, 
v. chercher, ſuchen, vgl. cherche) eig. wiederholt 
juchen; nachſuchen, nachforſchen, unterjuchen, ver- 
folgen; Recherche, f. (ſpr. viherich’) die Nach— 
juhung, bej. eines Gerichts, Unterfuhung, Er- 
inittlung, Erhebung, Erfundigung; recherchiert 
(fr. recherche), gejucht. 

Rechimdar, j. Reſchimdar. 

Nechute, k. fr. (ſpr. röſchüht), der Rückfall. 

Recief, m. holl. u. Recif, m. fr. (ſpr. reßiff) ein 
Empfangsſchein (SRecepiſſe); beſ. in Amſter— 
dam ein Ladungsſchein, den der Schiffer über die 
von ihm übernommenen Güter ausſtellt. 

Rerit, mefr. ſpr.reßih) die Erzählung, Beſchreibung, 

der Bericht. 

Recital, m. engl. (ſpr. reßait'l), Vortrag. 

Recollets, pl. fr. = Rekollekten, ſ. d. 

Reconnaiſſance, f. fr. (pr. r'konnäſſängß'; von re- 
connaitre, wieder erkennen, anerkennen; (vgl. Con— 
naiſſance) die Wiedererfennung, Anerkennung; Er- 
kenntlichkeit, Dankbarkeit; Kfſpr. Empfangichein; 
reconnaissance de liquidation (pr. —likidaß⸗ 
jöng), eine Sattung franz. Staatöpapiere; recon— 
naiffant (ipr. —ſſcug), erkenntlich, dankbar. 

Record, j. Rekord. 

Recovery, k. engl. (ſpr. riköweri) die Wiederer- 
langung. 

rectus, a, um, l. (eig. Partizip von regere, richten, 
leiten, lenken; vgl. regieren) gerade, recht, richtig, 
gehörig; recta (sc. via), gerades Weges, gerade od. 
geradezu, ohne Umſchweif; Recta-Wechſel, m. 
Kfſpr. ein Wechſel, der nur an die Berjon (nicht 
an die Drder)des eriten Inhabers zahlbar lautet, 
und aljo feinem andern abgetreten werden kann; 
reetum (nänl. intestinum), n. Heilf. der Majt- 
darm; daher Rektitis, f. barb.-I. Maftdarm-Ent- 
zindung; Weltozele, f. Maſtdarmbruch; recto 
folio, I. auf der eriten oder vordern Seite eines 
Blattes; recte und recte bene, richtig, vecht, 
wohl; Rektangülum, n., pl. Rettangüla, nl. ein 
Rechteck, rechtwinkliges Bieved; rektangulär, recht— 
winklig; Rektaſzenſion, f. (vgl. Aſcenſion) Sternk. 
das Geradaufſteigen, die vom Durchſchnittspunkte 
des Aquators und der Ekliptik nach Oſten hin auf 
dem Aquator ne Stellung eines Sterneg; 
reftifizieren, berichtigen, verbejjern, ins reine 
bringen; Größenl. frumme Linien mit geraden 
vergleichen oder ihre Länge beitimmen; Scheidek. 
eine abgezogene Flüffigkeit durch abermaliges Ab— 
giehen noch mehr reinigen und verjtärfen; refti- 

izierter Weingeiſt, höchjt gereinigter oder ge- 
läüterter Weingeiit; rektifikäbel, gleich od. gerade 





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| 





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redigieren 


zu maden; Rektifilation, f. die Berichtigung 
Verbejjerung: Größenl. das Gerademachen oder 
die Längenbeftimmung krummer Linien; Scheidet. 
größere Neiniguna, Entwäfjerung, wiederholte 
Deitillation, auch Rektifizierung Vonzgentrie- 
rung und Dephlegmierung; Rektifikütor, m. 
ein Snftrument zum einigen und Verbeſſern; 
rektilinẽar, geradlinig; Rectilinkum, n. eine 
geradliniae Geſtalt. 

requ, fr. (fpr. v’Bi; don recevoir —=[, recipere) 
empfangen; Reçü, n. ein Empfangfchein. 

Recueil, m. fr. (pr. v’Edj) die Sammlung; vecneil- 
teren (fr. recueillir, v. l. recolligöre; f. reiolli- 
gieren) fammeln. 

Recül, m. fr. (fpr. r'kül) Krk. der Rückprall, das 
Zurückſtoßen einer Kanone; recülieren (fr. re- 
culer, prov. u. ſpan. recular, it. rinculare, v. i. 
culus, der Hintere, fr. u. prov. cul, it. u. jpan. 
culo), zurückziehen, zurückſtoßen; rückprallen, rück— 
laufen; zurückweichen, ſich zurückziehen; NReculade, 
k. der Rückzug, das Zurückweichen; à reculons 
(ſpr. —különg), rückwaͤrts, rücklings. 

Redakteur, Redaktion, ſ. unter redigieren. 

Redan, m. fr. (ſpr. redaäng; f. redent, von dent, l. 
dens, Gen. dentis, Zahn) Krf. dus Sägewerk — 
Fleche. 

redanimieren (ſpätl. redanimäre; vgl. animieren, 
ranimieren), wiederbeleben, ermuntern. 

redarguieren, |. (red-arguere; vgl. arguieren) 
widerlegen, überführen. R 

vedatieren, nl. (vgl. datieren unter datum) zurüd- 
tagen, dad Datum eines Schriftitüds zurüdiegen. 

Neddition, f. I. redditio (v. reddöre, wieder-, zu- 
vücdgeben), die Rückgabe; das Angeben eines Grun— 
der Nachſatz einer Periode oder eines Gleich— 
niſſes. 

Redecilla, f. jpan. (fpr. —ßilja; redecilla, Verkl. 
v. red, I. rete, das Netz; vgl. reticulum) eine Kopf⸗ 
bedeckung in Form eines Netzes in Katalonien. 

Redemtion, Redemtor ꝛc., |. unter redimieren. 

redenſieren, nl. (vgl. denſieren) wieder dicht machen, 
verdichten. ee 

Nederijfersfamer, f. Hol. (jpr. ij wie ei; v. rede- 
rijker, der Rhetoriker, Redekünſtler) die Redner— 
fammer, ejem.in den Niederlanden ein dichteriicher 
Verein, deffen Mitglieder fi) zu dichteriſchen 
Übungen und Vorträgen verjammelten. 

vedebabfe, fr. (fpr. —wäb'l; vun redevoir, noch 
ihuldig fein; vgl. Devoir) eig. noch jhuldig, imi 
Rückſtand; erkenntlich, verbunden, verpflichtet; 
Redevance, f. (pr. —wängß der Grundzing, die 
Berbindlichkeit. 

redhibieren, l (red-hiböre) zuriidgeben od. zurüd- 
nehmen; Redhibition, f. (redhibitio) die Rück— 
gabe und Rücknahme einer —— (ſchadhaften) 
Sade; Redhibitions-Klage, f. Klage wegen 
Wiedererſtattung des bezahlten Preiſes gegen Zu— 
rückgabe der Ware; redhibitsriſch (Tpätlat. red- 
hibitorius), die Zurüdnahme betreffend. 

Redhoſtiméentum, n. neul. (von altl. redhostire, 
wieder gut machen, v. hostire, durch ein Opfertier 
fühnen, vergelten, von hostia, Opfertier) Rſpr. Die 
Wiedervergeltung;redhostimentiloco, jtatteiner 
Wiedervergeltung. 

Redif, in. (avab. redif, eig. ein Hintennahlfommen- 
der, v.radafa, nachfolgen) die türfiiche Landwehr, 
die nur in Kriegszeiten einberufen wird und 
15 Jahre hindurch zum Dienfte verpflichtet iſt. 

redigieren, |. (redigöre, v. re- u. agere, eig. zu⸗ 
rücktreiben od. »bringen; dann zujanınenbringen) 


redimieren 


ſchriftliche Aufſätze zufammentragen, ſammeln, in 
Ordnung bringen und für den Druck und die Her— 
ausgabe als Buch, Zeitſchrift 2c. vorbereiten, fertig 
jtellen, itberarbeiten; ein Blatt leiten, herausgeben 
uſw.; In ordinem redigieren, in Ordnung brin- 
gen; Redakteur, fr. (ipr.redattöhr) u. Redaktor, 
I. m. der Leiter, Schriftleiter, der Anoroner und 
Herausgeber von Werfen, die aus den Beiträgen 
mehrerer zufammengefegt find, 3. B. von Zeit 
schriften (Zeitungs-Redakteur); Chefredak— 
ter, m. der Ober- od. Hauptleiter des Blattes; 
Redaktion, f. nl. die Zufammentragung, Samm- 
hung und Anordnung; Abfaffung, Ausfertigung 
und Drudbeforgung, Feitfegung der Ausdruds- 
weiſe, des Wortlautes uſw.; die Keitung, Schrift- 
feitung, der Inbegriff aller bei Herausgabe einer 
Zeitung beſchäftigten Schriftiteller;auch die Schrift- 
ſtelle, das Abfaſſungs- u. Ausfertigungslokal, bei. 
von Zeitungen; redaktionéll, die Redaktion be— 
treffend, von ihr ausgehend. 

redimieren, [. (redim£re, v. re- u. em£re, faufen) 
zurückkaufen, losfaufen, wieder einlöjen, befreien 
(tanzionieren); pro redimenda rixa, I. Ripr. 
zur Beilegung der Streitigkeiten, oder zur Aufhe— 
bung, Bermeidung, Befeitigung des Rechtshandels; 
Nedemtion, f. (l. redemtio, od. b. redemptio) dic 
Befreiung, Loskaufung (Ranzion), Erlöfung; 
redömtor od. redemptor, m. ein Befreier, Er- 
(öfer; redemtor litium, ein Brozeh- Käufer; 
Redemptioners, pl. engl. (pr. ridemmſch'ners) 
Auslöstinge, Einwanderer in Nordamerifa, die 
ihre Fracht nicht bezahlen fünnen, und daher ver- 
pflichtet jind, ihre Schuld abzuarbeiten; Redem— 
toriften oder Redemptoriften, pl. Glieder des 
Ordens vom heil. Erlöjer (redemtor), — Ligo- 
rianer, j.d. 

Sedingote, f. fr. (pr. r'dängöt) v. engl. Riding— 
coat (jpr. reidingkoht; von ride, reiten, u. coat, 
Rod) ein Reitrod, Reiferod, langer Überrod. 

redintegrieren, I. (red-integräre; val. integrieren) 
wieder beritellen, ergänzen, erneuern; Redinte— 
gration, f. (redintegratio) die Wiederheritellung, 
Erneuerung. 

reditus, m. l. (v. redire, zurückkommen) die Rück— 
fehr, Rückkunft; pl. reditus, Einkünfte; reditus 
annüi, pl. jährliche Einfünfte od. Gefälle; r. irre- 
dimibiles, nl. unabfäufliche Fa r. redimi- 
biles, abfäufliche od. ablösliche Zinſen. 

redivivus, a, um, I. (vgl. vivus) wieder aufgelebt, 
erweckt, erneuert. 

Redondilien, jpan.redondillas (ſpr. —diljas), pl. 
(v. redöndo = [.rotundus, rund) eine fpan. und 
portug. Versform, beitehend in einer Strophe von 
vier ſechs- oder achtiilbigen Reimzeilen; jpäter 
überh. jech3- und achtſilbige Verſe. 

Redop, m. fr. die halbe Volte od. der Viertempo— 
galopp der hohen Schule (bei der Runitreiterei); 
redoppieren, fr. das Pferd mit halber Volte 
wenden, es einen Redop macen laffen. 

redoublieren, fr. (redoubler; jpr. ’dubl—; vgl. 
double 2c.) verdoppeln, vermehren, verſtärken; Re— 
doublement, n. (pr. —mäng) die Verdoppelung, 
Beritärfung. 

Redoute, f. jr. (ipr.redüht; v. I. reducta, v. reduc- 
tus, d. i. eig. ein zuriidgezogener Ort, dv. reducere, 
vgl. reduzieren u. Reduit) 1. eine Feldfchanze, Heine 
vieredige Berihanzung; 2. ein Masfenball, ein 
Mummenſchanz (ital. ridotto, eig. Sammelplaß, 
AufenthaltZort, bei. der öffentliche Ort in Venedig, 


reduplizieren 133 


an welchem mährend des Karnevals von mas— 
fierten Perſonen Glücksſpiele geipielt wurden.) 

vedontieren, fr. (redouter, I. gleich]. redubitäre, v. 
dubitäre, zweifeln, fr. douter), fürchten, ſcheuen; 
redontäbel (fr. redoutable), furchtbar, jchredtich. 

Nedomwa (böhm. reydowäk) od. Redowazka, f. ein 
böhmiſcher Tanz, abwechjelnd im ?/;- u. Takt; 
vgl. Regdowa. 

redreflieren, fr. (redresser; vgl. drefjieren) wieder 
zurecht od. gerade machen, twieder ind reine, auf 
den rechten Weg bringen, wieder heritellen, gut 
machen; auch rückgängig machen; Kfjpr. = ftor- 
nieren. | 

Nedruthit, m. der Kupferglanz, jo genannt von 
Redruth in Cornwallis. 

Redſcheb, m. arab. (redscheb, urſpr. Verehrung, 
Ehrfurcht, von radschaba, fürchten) Name des 
7. Monats im mohammedan. Kalender (weil in 
dieſem Monate der Kampf verboten war). 

Red-Star-Linie, f. die belgiihe Dampferlinie 
zwifchen Antwerpen und Philadelphia. 

reduzieren, I. (reducöre, v. ducere, führen) zurüd- 
führen od. «bringen; umwandeln, umrechnen, bei. 
Minzen, Maheu. Gewichte; herabfegen,verringern, 
vermindern; einjchränfen, einziehen; Tonf. eine 
Partitur reduzieren, die Harmonie vieler In— 
ſtrumente auf wenige zufammenziehen; Scheidel. 

- Metalle aus ihren Beinibuitgen mit Saueritoff, ° 
Schwefel od. einem andern eleftronegativen Stoffe 
rein darjtellen; der Reduzier-Ofen, Schmelz- 
ofen, worin die Metalle aus ihren natitrlichen Ver— 
bindungen abgejchieden werden; Küchenſpr. ein— 
tochen; reduzibel, nl. zuriidführbar, heritellbar, 
dariteflbar; Reducidos, pl. ipan. Bekehrte, die- 
jenigen, welche vor dem Jnquifitionsgericht unter 
der Folter widerriefen; Reduzierung od. Reduk— 
tion, f. I. (reduetio) die Wiederherſtellung, Wiceder« 
zurücbringung in den vorigen Zuſtand; Heilk. 
Wiedereinrihtung; Umwandlung, Umrednung, 
VBergleihung von Maßen, Münzſorten 2c.; Ver— 
vingerung, Beihräntung der Zahl, 3. B. der Trup— 
pen; Derabfetung, Verminderung des Preiſes einer 
Ware; Zeichent. Verkleinerung, Berjüngung einer 
Figur; Scheidek. Darjtellung der reinen Metalle 
aus deren Verbindungen mit Saueritoff, Schwefel, 
Salzbildnern 2e.; Tonk. Auszug einer Partitur; 
auch wohl Übertraaung aus einer fremden Tonart 
ineinebefanntere; Neduftionscftolumme, f. Um- 
wandlungsipalte; R.-Tabelle, f. Tafel zur Um— 
rechnung od. Bergleihung verſch. Münzen, Maße 
und Gewichte; Redüktor, m. der Einrichter, eine 
Mafchine zur Einrichtung verreniter od. zerbroche— 
ner Glieder; Reduit, n. fr. (fpr. rediit; vgl. Re— 
doute) Krſpr. Rückenſchanze, Rüdzugsturm, »mwerk 
uſw., die als legter Stützpunkt dienende Verſchan— 
zung innerhalb einer Befeſtigung. 

redulzerieren (l. redulceräre, vgl. Uleus), Heilt. 
wieder ſchwärend od. wund machen. 

redundieren, I. (redundäre, eig. zurückwallen od. 
»fluten, von re- und undäre, wallen) überitrömen, 
überflichen ; auch hinauslaufen aufetwas; Redun— 
daͤnz, f. (L. redundantia) die Überfülle, der Über- 
fluß; die Weitichweifigfeit, ver Wortihmwall. 

reduplizieren, ipätl.(re-duplicäre; vgl.duplizieren 
unter Duplum) wieder verdoppeln; Silben oder 
Buchftaben wiederholen; Reduplikation, f.nl. die 
Wiederverdoppelung; Spradt. Buchjtaben- oder 
Silbenverdoppelung od. Wiederholung; redubp— 
Kifatip, verdoppelnd, Verdoppelung bewirkend od. 
darjtellend; auch als Sachwort Neduplifatto, " 


734 Reduvia 


ein Satz, in welchem einer von den Hauptbegriffen 
verdoppelt, das Subjekt wiederholt wird. 
Redubia, f. I. der Niednagel, Not- oder Neidnagel 
(am Finger); Redubvius, m. nlat. die Kotwanze, 
Reede ſ. Rhede. (Schreitwanze. 
Reefer, m. enal. (fpr. rif'r; von engl. to reef, ref— 
fen) Reffer, Seefadett; daher der Name für ein 
furzes Sadett (mie e3 die Seefadetten tragen, ree- 
fing-jacket). 
Reel, m. engl. (ipr. rihl; eig. eine Garnmwinde, ein 
Hajpel) ein lebhafter ſchottiſcher und irländijcher 
Tanz. 
recl, E (reel; vgl.real) wirklich, wahrhaft, wejent- 
li; tätig; —— ſicher; ni: rechtlich; 
Reellität, f. die Zuverläſſigkeit, Rechtlichkeit. 
Reelſeſaft, m. landſch. deutſch: der friſch ausgepreßte 
Saft der Schafgarbe, ein Heilmittel in Abzehrungs— 
franfbeiten. 
Reemtion, f. nl. (vgl.emtio) die Zurüdfaufung, der 
Rees, pl. unt. f. Reis, ].d. [Wiederfauf. 
Reerekution, £. nl. Ripr. die Zurüderjtattung des 
gerichtlich Eingetriebenen; vgl. Erefution. 
reerbibteren, nl. (vgl. erbibieren) wieder aushän- 
digen. 
teerportieren, nlat. (vgl. exportieren) wieder aus— 


jühren; Reexportation, f. die Wiederausfuhr | 


von eingefügrten Waren. 

Siefaltion, f. fr., od. Refaktie, f. holl. Kfipr. der. 
Zahlungs-Abzug wegenjhadhafterBaren,aud) (ge— 
heime) Frachtvergütung, Frachtnachlaß, — Fuſti; 
refaktieren, insgeheim Frachtnachlaß gewähren. 

Ftefaits, pl. fr. (ſpr. —fäh) unentſchiedene Spiele 
bei Trente et quarante od. Rouge et noir. 

Hefe, m. in Madagaskar (refi, refe = malay. und 
javan. depa, tagaliſch dipa, tahitiſch rea) ein 
Längenmaß von vericied. Größe, etwa 1 Klafter. 

Refeltion, Refeltorium, Refeltur, ſ. unter re- 
fizieren. 

refellieren (I. refellere, von re, wieder, u. fallere, 
:äujchen), widerlegen, al3 irrig zurückweiſen. 

Referee, m. engl. (fpr. veföri; eigentl. Referent) 
Schiedsrichter (beim Spott). 

referieren, i.(referre,eig.zurüctvagen od.»bringen, 
wiederbringen; fr. referer) berichten, Bericht er- 
ſtatten, melden, erzählen, vortragen; Juramentum 
teferieren, einem den Eid zurüdihieben; Refe— 
rierfunft, f. die Berichteritattungsfunft; Referät, 
no. nl. der Vortrag, die Berichterjtattung; Refe— 
rence, f. engl. (jpr. refferens), pl. References, 
deutſch Referenzen, in der Handelsſpr. Beziehun— 

en, Auskunft-Erteilungen; Empfehlungen durch 

ekannte und hochgeſchätzte Häuſer; Referent, m. 
(l. referens), Referendarius od. Feferendär,m. 
nl. eigentl. ein Berichterjtatter, aus dem Inhalt 
der Alten Bortragender 2c.; ein vortragender Be- 
amter ineinem Minijterium; bej.ein junger Rechts— 
gelehrter, welcher die erite Prüfung beſtanden hat 
und jich bei einer Gerichtsbehörde auf die zweite 
Prüfung (zum Afjeffor) praktiſch vorbereitet; daher 
Heferendariät, n. dejjen Bildungsjtufe u. Amt3- 
jtellung; Referendum, n. [. das zu Berichtende, 
bei. an das Bolf zur Abjtimmung über einzelne 
Gejege; etwas ad referendum nehmen, zur Be- 
richterſtattung od. gerichtlichen Überlegungnehmeı, 
etwas annehmen, um bei der Behörde Bericht da- 
von abzujtatten, zum Bericht annehmen. 

Neff, n. niederd. 1. (engl. reef, hol. reef u. rif) ein 
feines Hilfsjegel, das bei jhivahem Winde an die 
großen geſetzt wird; 2. (altyochd., mittelhochd. räf) 
ein Geſtell, in welchem man Laſten auf dem Rüden 


refluieren 


trägt (Tragreff):dah.ein Reffträgereꝛc. Reff⸗ 
gatt,n. Reffbandloch; reffen, einreffen (nieder. 
reven, die Segel einbinden), ein Segel durch Ein— 
binden kürzer machen. 

tefigteren, lat. (refigere, vgl. figieren) wieder ab- 
Dee od. herumterreißen, 3. B. öffentliche An— 
lage. 

Refin, ın. fr. (fpr. —fäng) od. Nefino, ſpan. (eig. 
überd. jehr fein) die feinjte jpanische Wolle, aus 
daraus verfertigte Zeuge. 

vefizieren, I. (refic£re, v. facẽre, machen; eigentl. 
wieder machen) wieder herjteien, ausbefjern; auf- 
richten, erquiden; refleientia, pl. Heilt. jtärtende 
erquidende Arzneimittel; Refeltion, f. (l.refectio) 

die Wiederherſtellung, Ausbeijerung; die Erholung, 
Labung; bei Kathol. ein Erholungs- oder Er- 
quidungs-Mahl zur Zeit der Faften u. in Klöftern; 
Refeltorium, n. nlat. zgez. auc der Reventer, 
Remter, der Eß- oder Speijejaal, das Speije- 
zimmer in Klöjtern; Refeltũr, f. nl. das Recht, zur 
| Ausbefjerung eines Gebäudes Holz aus dem Walde 
zu entnehmen. 
; reffeftieren, I. (reflectere, d. i. eig. zurückbiegen; 
vgl. fleftieren) Lichtſtrahlen zurückwerfen, zurück— 
| ſtrahlen, zurüdprallen; nachdenken, verjtändig er— 
wägen, beurteilen; zurückdenken; auf etwas reflef- 
tieren, Rückſicht nehmen od. achthaben, ſein Augen— 
merk richten; etwas überlegen, überdenken; daher: 

Reflektäͤnt, m. wer etwas ins Ange faßt, darauf 

Rückſicht nimmt; aud: ein Kaufluitiger; Reflek— 

tor, m. nlat. der Zurückwerfer der Vichtſtrahlen, 

Strahlenwerfer; ein Spiegel-njtrunent, um ge— 

gebene Nachtſignale bemerkbar zu maden, Spie> 

gel-Teleikop; Heiler, m. der Wiederſchein, Ab- 
glanz, die Spiegelung; Keflex- Apparat, m. Spie- 
gellampe; ReezBewegung, R.-Erſcheinung, un- 
willfürlicye Übertragung einer körperlichen oder 
geijtigen Erregung der Empfindung auf andere 

Nerven, beſ. Bewegungs- u. Abionderungsmerver, 

3. B. Erröten, Blinzeln uſw.; R.-Hemmung, die 

Unterdrüdung folder Reflererigeinungen dur 

die Kraft des Willens; R.⸗Krämpfe, die Steige- 

rung der Reflerericheinungen bis zu Pränpfen 

(bei gewiſſen Nervenleiden uſw.); R.«Licht, Blend— 

licht; R.⸗Ton, zurückgeworfener, gebrochener Ton; 

Reflexion, f. lat. (reflexlo, Umbeugung) die Zu— 

rückprällung, Zurüdwerfung der Lichtitrahlen, 

Zurüdjtrahlung;der Wiederihein, Abglanz; uneig. 

das Nachdenken, Erwägen, die Betradhtung; Rüd- 

ſicht, Aufmerkſamkeit auf etwas; Reflexions-Go⸗ 
niometer, m. ein von Wollaſton erfundener, au 
die Zurückſtrahlung des Lichts gegründeter Wintei- 
meſſer für Kriſtalle; R.-Kreis, m. ein von Borda 

erfundenes Winfelmepinjtrument; R.-Punkt, m. 

der Punkt im Spiegel, von welchem ein Lichtjtrahl 

ins Auge gelangt; R.-Vermögen, n. das Ver— 
mögen des Nachdenkens, Überlegungspermögen; 

R.-Winkel, m. der Zurüdwerfungs- oder Aus— 

fallwinkel, den ein zurückgeworfener Lichtſtrahl mit 

der zurüdmwerfenden Fläche macht (entg. Inci— 
dent-Winke l);refleribel,nl.zurüdwerfbar; Re⸗ 
ſeribbnitut f. die Zürückprallungsfähigkeit oder 

A— 

zurückwirkend, rückzielend; reflexive Prönomina, 

ſ. unter Bronomen; verbum reflexivum, od. 

bloß Reflexivum, ſ. Berbum. 

reiforeszieren, I. (rellorescere, v. flos, die Blume; 
vgl. florieren) wieder blühen, wieder aufblühen; 
reflorieren, I. (reflorere) wieder blühen. _ 

| reffiiteren, I. (refluöre, v. fluere, fliegen) zurüd- 








Nefonte 


fließen, zurüdtreten, zurückwirken; Reflürx(us), 
m. nl. der Rückfluß, das Zurüdfliegen des Blutes 
aus dem Körper zum Herzen; aud) die Ebbe. 
Refonte, f. fr. (fpr. — fongt'; dv. refondre, um- 
ſchmelzen) die Umſchmelzung, das Umgießen. 
Reform, Reformation ꝛc. |. unt.reformieren. 
reformidäbel, nl. (von [.reformidäre, heftig fürch— 
ten) furchtbar, ſchrecklich. | 
veformieren, I. (reformäre, vgl. formieren) umfor- 
men, umgejtalten, umjchaffen, ändern; verbefjern, 
von Mißbräuchen 2c. reinigen; reformiert, um— 
gebildet; verbejlert; der, die Reformierte, pl. Re— 
formierte, auch Zwinglianeru.Kalviniiten, 
Anhänger und Genojjen der dur Zwingli und 
Kalvin umgejtalteten Glaubenslehre; Neförm, 
f. nl. (fr. reforme) die Umgeitaltung, Umände- 
rung, Verbefjerung eines Zujtandes, ohne defjen 
Weſen zu ändern; aud) Reformation, f. (I. refor- 
matio, Umgeftaltung; Verbeſſerung) bef. die Kir- 
chenverbeſſerung, Wiederherjtellung der reinen 
chrüitlichen Lehre durch Luther und feine Gehilfen; 
Reformäten, pl.—Relolleften; Reformätor, 
m. l. ein Umformer, Umgeſtalter, Verbeſſerer; 
Glaubensreiniaer od. Wiederherfteller der reinen 
Lehre Ehrifti; Reformbankette, pl. Gaſtmähler, 
bei denen die liberalen Kamımermitgliederzu Paris 
in den Sahren 1847 und 1848 für eine Reform 
des ———— wirkten und durch deren Verbot 
die Februar-Revolution veranlaßt wurde; Re— 
foͤrmbill, f. in England jede Bill (ſ. d.), welche ir— 
gend eine Reform beabfichtigt, beſ. aber die, welche | 
die Barlanıentsreform am 23. Nov. 1830 bean- | 
tragte; Refoͤrmer oder Neformift, m. engl. ein | 
Berbejlerer, Verbeijerungsjüchtiger, bei. der Ver— 
fafjung, Anhänger ver Partei des Fortjchritt3 od. | 
der Bewegung, entg. dem Konfervativen; in | 
Frankreich diejenigen, welche hauptfächlich in der 
Verbeſſerung des Zujtandes der Arbeiterbevölfe- 
rung Neuerungen anjtreben; in Deutichland auch 
Bezeichnung einer politiichen antifemitischen Partei; 
Reformghmnaſium, m ein Oymnafium,dasinden 
unterſten dreiKlaſſen lateinlos iſtu. den fremdſprach— 
lichen Unterricht mit dem Franzöſiſchen beginnt. 
refournieren, fr. (refournir) aufs neue verſehen; 
neu mit feinem Holze auslegen; vgl. fournieren. 
Refractarius, m. |. (refringere, d.i. eig. twieder 
brechen, zerbrechen, vernichten) oder Nefraktär(ft. 
refractaire), ein Widerjpenftiger; auch Bann⸗ od. 
nungen, d. i. einer, der ſich der Ableiftung 
feiner Militärpflicht zu entziehen jucht, auch un— 
ficherer Kantonift genannt; refrattarifh, wider- 
ſpenſtig; bannflüchtig; auch ketzeriſch; Refraktion, 
k. nl. (vgl. Fraktion) die Brechung derLichtſtrahlen, 
Strahlenbrechung; Refräktor, m. ein Strahlen- 
brecher; ein Fernrohr, welches durch Brechung der 
Lichtſtrahlen die Vergrößerung erzeugt, diop- 
trifhes Fernrohr; refraktib, itrahlenbrechend, 
Strahlenbrechung bewiriend. 
refragieren, |. (refragäri) widerjtreben, fich wider- 
ſetzen. 
refraichieren u. Refraichiſſement, richtiger ra— 
fraichieren und Rafraichiſſement, ſad. 
Refrain, m. fr. (ſpr. r'fräng; prov. refranh, refrim, 
v. ml. refrangere jtatt refringere, wiederholt 
brechen, altfr. refraindre) der ——— Rund⸗ 
reim; etwas, auf das man immer wieder zurück— 
kommt, ſtete Wiederholung, Loſung. 
refrangibel, nl. (v. I. frangére, brechen; vgl. Re— 
fraftion) brechbar; Refrangibilität, f. die Brech- 
barkeit der Lichtitrahlen. 





regal 735 

refrenieren, l. (refrenäre, v. frenum, der Zaum) 
mit dem Zaum oder Zügel zurückhalten, zügeln, 
bändigen; Refrenation, f.die Wiederbezähmung. 

Refreſhment-Room, m. engl. (ſpr. refreſchment— 
ruhm, von engl. refreshment, Erfriſchung, Er— 
quidung), Erfriſchungsraum, Schenkzimmer, Re— 
itauration, Konditorei. 

vefrigerieren, l. (refrigeräre, v. frigus, n. Kälte) 
oder fr. refroidieren (refroidir, fpr. r'froad —) 
abkühlen, erfrifchen, auch der Wärme oder Diße 
berauben, fühlen; Refrigerantia, pl. fühlende 
Mittel od. Kühlmittel; Refrigeration, f. (l. re- 
frigeratio) od. fr. Refrotdiffement,n. (pr. —froa- 
diſſ'meing) die Abkühlung, Erfaltung; Refrige— 
rätor, m. nl. der Kühler, das Kühlrohr, eine Vor— 
ar zum fchnelleren Abkühlen des Brannt- 
weins bei der Branntweinbrennerei; Refrigera— 
torium, n. ein Kühlfaß; Nefrigeriums, n. jpätl. 
die Erfrifchung, das Kühlmittel. 

refrizieren, I. (refricäre, v. fricäre, reiben) wieder 
reiben, aufreiben, auffragen (Wunden). 

Refugium, n. |. (v. refugere, zurüdfliehen, hin- 
jlieden, v. fugere, fliehen; fuga, Flucht; fr. refuge) 
die Zuflucht, Ausflucht, das Notmittel; der Zur 
fluchtsort; refugieren(l. refugere; fr. ser&fugier), 
flüchten, ſeine Bun! nehmen; Refugié, m. fr. 
(ſpr. refüſchjeh), pl. —8, ein Flüchtling, bei. Glau— 
ben3-Flüchtling; die unter Ludwig XIV. 1685 aus 
Frankreich entflohenen Reformierten. 

Refulgenz, f. (jpätl. refulgentia, v. refulgẽre, zu- 
rückglänzen; vgl. fulgent) der Widerjchein; der 
helle Schein, ftrahlende Schimmer, Glanz. 

refundiren, l.(refund£re, eig. zuricgießen,ergießen, 
v. fundẽreé, gießen) zurüdgeben, zurüdzahlen, ver- 
güten; refusis expensis, Ripr. nad) Nüdzahlung 
der Koſten; aber auch: unter Verweigerung der 
Koſten, die man vielmehr vom Gegner ——— zu 
ſehen verlangt; Refuſion, £.(l.refusio, Ergießung) 
die Zurückgabe, Wiedererſtattung oder Erſtattung. 

refüſieren, fr. (refuser, prov. refusar, it. rifusare, 
v. l. recusäre, ausjchlagen, mit Einmifchung v. re- 
futäre, zurückweiſen) abichlagen, verweigern, aus— 
ichlagen, ablehnen; Refüs, m. (fpr. r'füh) die ab- 
ichlägige Antwort, Ablehnung, Zurüdweilung. 

refutieren, I. (refutäre, eig. zurückweiſen) wider— 
legen; Refutation, f.(refutatio) die Widerlegung; 
auch Lehnsauffündigung. 

Siegätll., n., pl. Regäle (v. ml. rega, althochd. riga, 
Linie, Kreislinie, mhochd. rige, Reihe, Linie, nie- 
derd. Riege f. Reihe), ein Biicherbrett oder »gejteli 
(Repojitorium); ein Orgelvegifter, die joge- 
nannte Menfchenjtimme (vox humana). 

Regal 2., I. unter regal. 

Regal 3., |. unter regalieren. 

vegäl, l. (regälis, v. rex, Gen. regis, der König), 
töniglich, fr. royal; Regãl-Papier, n. Königs- 
papier, eine jehr große Sorte Papier zu Landkar— 
ten, Kupferftichen 2c. (vgl. Smperial-Bapier); 
Negäle oder Negäl, n., pl. Negalien (regalia', 
fönigl. oder landesherrl. Rechte oder Borredte, 
Serehtfame, Hoheitsrechte, z. B. 5 oder 
Bergwerks-Regal, das ausſchließliche Recht 

des Erantes, die unter der Erdoberfläche lie— 

genden Metalle, Kohlen, Salze zc. für feine Red) 
nung aufjuchen zu laſſen; fo auch Poſt-, Salz-, 

Münze, Stempel-Regalzc.; Negalien, auch 

die Zeichen der königlichen Würde; Negäl, u. Kö— 

nigsichrift, eine große Druckſchrift, die nad der 

Imperial» od. Kaiſerfchrift folgt; Negalia, f. eine 

Bigarrenart vonbejonderer Größe, Königszigarte; 


736 regalieren 


Negalität, f. nl. das Recht der Regierung, Res 
aaften zu befißen. 
regalteren, fr. (rögaler; it.regalare, fpan. regalar, 
v.[.regalare) föftlich bewirten, bedienen, ein präch- 
tiges Gaſtmahl geben; auch ergüßen, bejchenfen: 
Regäl, n., pl. —e (fr. rögal; fpan. regalo, auch 
fiir Gefchent, Ergötzung, Lederbiffen), ein Gajt- 
mahl, Shmaus, eine Gaſterei. r 
vegardieren, fr. (regarder, v. garder, wahren, hü- 
ten, vgl. Garde) anblicen, betrachten, wahrnehmen; 
Rückſicht nehmen, achten auf etwas, oder es be- 
merfen, beriicjichtigen; angehen, betreffen; re- 
gardez-moi, n. (pr. —deh nıod) eig. betrachtet 
mich !ein weiblicher Stirnſchmuck, eine Stirnfpange; 
Regard, m. (fpr. r'gahr) der Anblid, die Rückſicht, 
Beziehung, die Wahrnehmung, Achtung, Ehrfurcht 
gegen jemand; auh Scheu (allen Regard, 
mundartlich „Rekord“ vor jemand haben, ihn 
ſcheuen); Mal. das Gegenſtück; en regard (fpr. 
ang—), in Hinficht, mit Rückſicht, aus Achtung; 
auch auf der gegenüber befindlichen Blattſeite. 
Negätta oder Kegatte, f. it. (regatta und rigatta, 
v. riga, die Reihe, niederd. Niege, althd. riga, mhd. 
rige; vgl. das fpan. regate, m. das Entſchlüpfen, 
die Ausflucht, regatear, um die Wette rudern) ein 
Wettrennen mit Gondeln; Preis- od. Wettrudern. 
Regdowa, gem. Raͤdowa, Redowa, f. böhm. (reg- 
dowäk u. reydowäk, veriv. m. d. dtfch. Reihen) 
ein böhmijcher Tanz, eine Art Walzer; Regdo— 
waͤika, f. (böhm. reydowätschka) eine Abart die- 
ſes Tanzes. 
Negel, f. (v. I. regüla, d. i. eig. Richtfceit, fr. rögle) 
die Richtſchnur, Vorſchrift, ein Grundfag, welcher 
eine Erfenntnis od. Handlungsweiſe beitimmt; auch 
— Menjtrunation; in regüla, in der Regel, ge- 
mwöhnlich, der Ordnung gemäß, mehrenteil3; nulla 
regula sine exceptiöne, feine Regel (ift) ohne 
Ausnahme; regüla juris, eine Rechtsregel; Pegel 
de Zri od. Hegel Detri (eig. regula de tribus, 
näml. numöris od. terminis), Rechenk. die Regel, 
nach welcher man aus drei befannten Größen die 
zu ihnen im Berhältnis ftehende vierte unbefannte 
findet, der Dreiſatz, die Regel des Dreifages, aud) 
Proportiond- oder VBerhältnig-Regel; regula 
coeci, die Blindregel, Willkiirregel, eine Art der 
Geſellſchaftsrechnung; r. de quinque oder r. 
quinque oder duplex, der Fünfſatz, die Doppelte 
erhältnisregel; r. falsi, eine Rechnungsweiſe, 
wobei man für die gefuchte Größe eine willfürrliche 
annimmt und aus dem daraus erfolgenden Fehler 
auf die wahre Größe zurüdichließt; r. multiplex, 
die Kettenrehnung, der Kettenſatz; r. septen, 
der Siebenjaß; regulär (l.reguläris), regelmäßig, 
regelrecht, richtig, ordentlih; reguläre od. regu⸗ 
lierte Truppen, Linientruppen, ftehende Trup- 
pen, entg. der Land-Miliz; reguläres od. Regu⸗ 
laͤren, pl., au) regulierte Geiftlidhe, Ordens— 
geiftliche oder Mönche, die einer gewiſſen Ordens— 
regel folgen; regulariter, regelmäßig, in der 
Regel; Negularift, m. nl. ein Regelgeber, Reg- 
ler; Regularität, f. die Regelmäßigfeit, Richtig- 
feit, ordentliche Einrihtung; Beobachtung der Re- 
oeln; regulieren (fpätl. reguläre) od. regulari⸗ 
fteren (fr. regulariser), regeln, einrichten, anord- 
ren, in Ordnung bringen; Regulariſation oder 
Regulierung, f. die Regelung, Ordnung, Berich- 
ugung,Auseinanderfegung;Regulier-Wechfel, 
m. Kfipr. ein Meßwechſel oder ein zu einer Meije 
zahlbarer Wechjel mit bejtimmter Berfallzeit; Re— 
aulatid, n. od. Negulative, f. die regelnde An- 


regieren 


ordnung, Vorſchrift, Richtſchnur: Geſchäftsordnung; 
Verordnung, Verfügung (vgl. Reglement); die 
Schul-Regulative, in Preußen bei. die vom Ge— 
heimrat Stiehl entworfenen. von 1854 bis 1872 
wirkſam gewefenen Beſtimmungen fiir den Volks— 
Ihul-, Bräparanden- u. Seminarunterricht; Re— 
gulãtor, m. nl. ein Ordner, Regler, Einrichter, bei 
verichiedenen Mafchinen, 3. B. bei Uhren: die 
Richtſcheibe, Stellicheibe; auch eine befondere Art 
jehr regelmäßig gehender Uhren; bei Gebläfen: 
eine Vorrichtung zur Bewirkung eines gleich- 
mäßigeren Windſtroms 2c.; bei Dampfmafchinen: 
eine mit einer Drofjelflappe oder einem Ventil in 


Verbindung stehende, mitSchwungfugeln verjehene 


Borrichtung, die den Zufluß des Dampfes in den 
Zylinder beftimmt; der Stempelbogenzähler, eine 
Vorrichtung; in Nordamerika : einegewählteKrimi- 
nalgerichtSperion, welche zugleich Richter, Gendarm 
und Erefutor ift, eine Art Volksgericht. 

Fegelation, f. das Auftauen; auch das Zufammen- 
frieren tauender Eisſtücke. 

Regeling, f. (v. niederd. Regel f. Riegel. Querholz) 
eg Geländer auf Schiffen, = fr. Ram- 

ade, ſ.d. 

Regence, f. fr. (ſpr. reſchängß'; v. regent, Regent, 
j.unt. regieren) die Regentſchaft, Regierung, Reichs⸗ 
verweſung, beſ. die zwiſchen die Regierungszeit v. 
Ludwig XIV. und Ludwig XV. fallende Regent- 
Ichaft des Herzogs Philipp von Orleans, berüch— 
tigt durch ihre Sittenlofigfeit. 

regenerieren, |. (regeneräre; vgl. generieren) wie- 
der erzeugen, wieder heritellen; neu beleben, er- 
neuern,umfchaffen; wieder wachſen od. nachwachſen; 
Regeneration, f. (jpätl.regeneratio) die Wieder- 
erzeugung, Wiedergeburt, Umwandlung, Wieder- 
beritellung; Negeneräter, m. nl., od. fr. Rege⸗ 
nerateur, (ſpr. reſcheneratöhr), der Wiederheritel- 
ler; eine aus Drahtſieben beſtehende Vorrichtung, 
durch welche die Luft der kaloriſchen Maſchine 
ſtreichen muß. 

Regens, Regent, ſ. unter regieren. 

regerieren, |. (re-gerere, eig. zurücktragen oder 
bringen; jpäter auch: eintragen, einfchreiben, — 
referre) erwidern, von neuem einivenden, antwor— 
ten; Negeita, pl. (v. sing. regestum, Eingetrage- 
nes) ml., Wegeiten, aud) registra, jpäter acta 
registrata, Ylftenbände, in Büchern vereinigte 
Abſchriften aller erheblichen Schriftitiide, Urkunden, 
Briefe ꝛc. in den Kanzleien u. Archiven an könig— 
lichen Höfen, Bifhofsiigen, Klöſtern 2c.; chrono⸗ 
Logifch geordnete Urfunden-Berzeichnifje,Urfunden- 
Saminlung. up 

regerminieren, I. (regerminäre; vgl. germinieren) 
wieder ausjchlagen, wieder ——— Neger: 
mination, f. A. regerminatio) das Wiederaug- 
ſchlagen, Wiederhervorſproſſen. 

regla majestas, f. [. königliche Hoheit. Hr 

Regicidium, n. nl. (fr. regieide, v. I. rex, König, 
u. caedöre, niederhauen, töten) ein Königsmord; 
regicide, m., pl. regicides, fr. (pr. reiehikthd') 
Königgmörder, beſ. Benennung derjenigen, welche 
für die Hinrichtung Ludwigs XVI. geſtimmt hatten; 
Regifugium, n. J. die Königsflucht oder Vertrei— 
bung der Könige in Rom, 509 v. Chr. 

regieren (v. I. regere, fr. regir), eig. richten, leiten, 
ſenken; herrfchen, beherrjchen, verwalten; Sprachl. 
in Abhängigkeit ſetzen, fordern (ein Wort regiert 
da3 andere); Regierung, f. die Lenkung, Zeitung; 
Herrichaft, Verwaltung; Ausübung der höchiten 
Staatögemalt; Regierungsform, f. die Art und 


Regina 


Weife, wie in einem Staate die oberjte Gewalt aus— 
geübt wird, in Hinficht auf die Zahl der Perſonen, 
die fie ausüben, und auf das Maß von Gewalt, 
welche fie in Händen haben (vgl. Autofratie, 
Monarchie, Ariftofratie, Öligardie, De— 
mofratie, Ochlokratie und Anardie); = 
gens, m. I. eig. der Herrichende; ein Oberlehrer, 
Aufjeher in Fatholifhen Stiftern; Negent,m. der 
Herricher, Landesherr; Reichsverweſer; Megte, f. 
fr. (fpr. reſchih) die mit Verantwortlichkeit u. Rech— 
nungsablegung verbundene Verwaltung gewiſſer 
Handelszweige, Gefälle u. Staat3einfünfte, 3. B. 
die Verwaltung des Holzes, Salzes, Tabaks ıc.; 
auch die Leitung einer Bühne in künſtleriſcher Hin- 
fiht und die damit beauftragten Verjonen; Regie— 
bau, ein Bau, den die Verwaltung ala Gelbit- 
unternehmer ausführt; Regimen, n. [., oder jr. 
Negime, n. (jpr. reſchihm; prov. regisme) die 
Staatsverwaltung, Regierung; Lebensordnung, 
Nahrungsvorſchrift (Diät); ancien regime, n. 
(fpr. angpjeng —) die alte Regierungsweiſe, bei. 
vor der * Revolution; der ehemalige Zuſtand; 
Regiment, n. (ſpätl. regimentum, fr. regiment, 
it. reggimento, |pan. regimiento) die Herrichaft, 
Reichs⸗ oder Staatverwaltun (Regierung); 
Kripr. eine Schar oder Priegakhar, eine große 
Truppenabteilung von 2- bi3 3000 Mann Fußvolk 
(Snfanterie-Regiment),od. gegen 1000 Mann 
Reiterei(Kavallerie-Regiment); Regiments— 
Auditeur, m. ein Regiment3-Richter; N.-&ht- 
rurg, m. ein Stab3-Wundarzt; R.-Koften, ge- 
meinſchaftliche Koſten; regimentiert, einem Ne» 
gimente einverleibt; regiminell, regierungzjeitig; 
Regiſſeur, m. fr. (ſpr. reſchiſſöhr) der Verwalter, 
Borjteher, Steuerverwalter, Rechnungsführer; bei 
Schaubühnen: der Anordner der Stüde und Aus— 
teiler der Rollen, der Bühnenverweſer. 

Regina od. Vegine, f. (v. l. regina) weibl. Name: 
Königin, Herrſcherin. 

Region, f. lat. (regio; fr. region) die Gegend, der 


Bezirk, die Landichaft; die Luftgegend, Kuftfchicht, | 
der Luftkreis; Megtonarius, m. nl. der Bezirks⸗ 


notar, Bezirksdiakonus, Bezirksbiſchof. 

Regiſſeur, ſ. unter regieren. 

Regiſter, n. (fr. u. prov. registre, it. u. ſpan. regi- 
stro, port. registo, v. ml. registrum, aud) re- 
gestrum, regestorium, d. regestum, das Einge- 
tragene, Verzeichnete; vgl. regerieren) dag Ber- 
zeihnis, Wort- od. Sachverzeichnis, Inhaltsver⸗ 
zeichni3; die Überficht, der Nachweis; Kfipr. ein 
nad) der Buchitabenfolge geordnetes Handlungs- 
buch; auch eine Reihenfolge oder Gejfamtheit meh- 
rerer Dinge einer Art; dah. ein Pfeifen- oder 
Stimmenzug in den Orgeln; ein Quftzug, d. i. Zug- 
oder Luftlöcher bei Schmelzöfen; Regiſter-Ofen, 
m, ein Schieberofen; R.⸗Papier, n. großes, ftar- 
kes Papier zu Rechnungsbüchern zc.; N.-Schiff, 
n. ein Einzeichnungsſchiff, ſpan. Handelsſchiff mit 
öffentlicher Befugnis zum Handel in Amerika; res 

iftrieren (ml. registräre), ing Regifter oder 

achmweijebuch einfchreiben oder eintragen; Regi— 
ſtraͤnde, f. ein Eintragebuch, Merkbuch; Verzeich- 
nis der amtlichen Eingänge; die Eintragebehörbe; 
Regiftration, f. (mIl.registratio)die Eintragung; 
Eintragungsgebühr; Negiiträtor, m. ein Urkun- 
den od. Schriftenordner u, -einjchreiber; Regiſtra⸗ 
tür, f. das gerichtliche Einſchreibe / u Nachweiſebuch; 
die Schriftenkammer, das Schriften- od. Urkunden— 
lager; auch die einzelne gerichtliche Niederſchrei— 
bung, welche wegen mangelnder Form nicht: die 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 








regurgitieren 
Gültigkeit des Protokolls hat; kurzer Verhand— 
lungsbericht, Verhandlungsauszug. 

regius morbus, m. |. eig. die königliche Krankheit, 
die Gelbjucht. 

Nieglement, n. fr. (fpr. regl’mäng; von regler, re- 
geln, anordnen) die Anordnung, be. Dienit- od. 
Seihäftsordnung,, Dienftvorfhrift; Exerzier— 
Reglement, die Übungsvorſchrift; reglement— 
mäßig, fr.-dtich., — ordnungs⸗ 
mäßig; Reglementar⸗-Artikel, pl. der zweite Ab— 
Ichnitt der ehemaligen deutfchen Bundesakte, wel» 
cher bejondere Bejtimmungen enthält. 

Neglette, f. fr. Form- oder Schließſteg (in der 
Druckerei), Zeilendurchſchuß. 

Regliſſe, f. fr. (prov. regalicia, regulecia, it. rego- 
lizia, legorizia, fpan. u. port. regaliz, v. l. liqui- 
ritia, glycyrrhiza, gr. glykyrrhiza, Süßwurzel, v. 
glykys, ſüß, und rhiza, Wurzel; vgl. Lafrige) gem. 
auch Regliſe, Süßholzzuder, Lederzucker. 

regnum, n. |. das Reich, Königreich; regnum na« 
turae, da3 Naturreid; r. animäle, da3 Tier- 
rei; r. vegetabile, das Pflanzenreid); r. mine- 
räle, da3 Stein- od. Mineralreih; Regnätor, 
m. der Beherricher, König; Regnicöla, m. (von 
colere, bewohnen) ein Reich3einwohner, Reich3- 
genofle; regnicolär, die Einwohner des Reichs 

etreffend od. von ihnen ausgehend; Regnicolãr⸗ 
Deputation, f. die Abordnung der Königreichd- 
einmwohner, in der öfterreichifch-ungariihen Mon- 
archie ein Ausſchuß, der die Ausgleichsverhand— 
lungen zwifchen beiden Nationen zu führen hat. 
regractieren, fr. (regracier; vgl. Grace) wieder be- 
gnadigen;fiegraciation,f.dieWiederbegnadigung. 
regrattieren, fr. (regratter, v. gratter, fragen) wie⸗ 
der aufkratzen, abfragen, ausbeſſern, übertünchen; 

im Heinen verkaufen; Regratterie, f. das Höfen, 
die Hökerei; die Trödelwarte, der Trödelkram. 

regredieren, I. (regr&di, v. gradi, ſchreiten) und 

regreſſieren, nl. zurückſchreiten, zurückgehen, zu⸗ 
rückgreifen; Regredienz, f. nl. u. Regreß, m. |. 

(regr6ssus) die Rückkehr, der Rüdgang; die Zu- 

flucht, Ripr.— Rekurs, [.d.; Regreß nehmen, 

in Anſpruch nehmen (zur Schadloshaltung), eine 

Entſchädigungsklage anitellen; regressus proba- 

tionum, der Wechſelbeweis (in der Denklehre); 

Regredient- oder Regreß-⸗Erbe, m. ein Riücd- 

anjpruch3erbe,dem eine Erbjchaft für den Fall vor- 

behalten wird, daß fie einem andern nicht zufällt, 
od. durch defjen Tod wieder erledigt wird; vegsch® 
sflichtig, eriagpflichtig; regreſſib, nl. rückgehend, 
rücichreitend, riidwirtend; regreffide Methode, 

— analytijde, ].d. 

regrettieren, fr. (regretter, von re- u. |. queritäri 
— queri, flagen) bedauern; bereuen, erſehnen, fich 

zurückſehnen; Negret, m. (jpr. v’greh) das Be- 
dauern, der Schmerz, Kummer, Neue; A regret, 
ungern; regrettäbel (fr. regrettable), bedauerng- 
wert. 

regula, Regularen, Regularität, Negulativ, 
Neaulator, regulieren ꝛc., j. unter Regel. 

Negülus, m. I. (Verkl. von rex, König) eig. Heiner 
König; der Zaunfönig, das Goldhähnden; Sceidel. 
der Metallfönig, völlig reines, von fremden Be- 
ftandteilen freie (regulinifches) Metall; z. B. 
regulus antimonii, Spießglanzfönig, reines An— 
timon; r. arsenici, Arjenikfönig; reguliniſch, 
völlig rein, gereinigt. \ 

euch, nl. (von I. gurges, Gen. gurgitis, 

chlund) fich erbrechen od. übergeben; Regurgi— 
47 


138 rehabilitieren 


tatton, f. Heilk. die Erbrechung; auch das Wieder- 
einſchlucken. 

rebabilitieren, nl. (vgl. habilitieren unter habil) 
wieder einjegen in den vorigen Zuftand; wieder in 
guten Ruf bringen; Rehabilitation oder Reha— 
bilitierumg, f.die Wiedereinjegung in den vorigen 
Stand, Wiederheritellung des guten Rufes. 

rehauſſieren (fpr. vehoßieren), fr. (rehausser, von 
hausser, erhöhen; vgl. Haufje) Mal. hervorheben, 
erhöhen; Rehauts, pl. (pr. ı’d0H8) Erhöhungen, 
lichte Stellen in Gemälden, Blide. 

teimponieren, nl. (vgl. imponieren) wieder auf- 
legen, wieder verteilen (Steuern 2c.). 

Reimportation, f. nlat. (vgl. Importation) die 
———— 

reimprimieren, nl. (vgl. imprimieren) wieder druk⸗ 
fen, wieder auflegen (ein Buch); Reĩmprimätur, 
n. das Eriauben od. Geſtatten des Wiederdrudes; 

Neinpreiiion, f. der Wiederdruck, d a3 abermalige 

bdruden. 

Seine, f. fr. (fpr.rähn’; v. I. regina) die Königin, 
3.8. im Schadhipiel; Reiue⸗Claude, f. (pr. rähn’- 
160’; d. i. eig. Königin Claudia, angeblich, weil die 


Gemahlin von Franz I. diefeg Namen? fie fehr 


liebte) die Königspflaume, eine Art jehr faftiger 
grüner Pflaumen; Reinette, f. (pr. rähnett') 
Königsapfel, od. Rainette, f. (v. raine, rainette, 
Laubfroſch, wegen ver Farbe) ein rojtfarbiger, ſehr 
ſchmackhafter, urfpr. franzöſiſcher Apfel. 
reinftallieren, nl. (ogl.initallieren) wieder beftallen, 
wieder in ein Amt einjegen; Reinftallation, f. die 
Wiedereinjegung. — 
Neintegration, |. Redintegration. 
Reis, port. pl. v. Real, ſ. d. u. vgl. Milreis. 
Reis (fpr. reis; v. arab. reis, rées, der Kopf, An- 
fügrer), m. türf. der Kapitän oder Hauptmann 
Eier er Reis⸗Efendi, ſ. unter 
endi. 


Neispapier,n. ein papierartiger Stoff, der aus dem 
Mark des Stammes der Reisvapierpflanze (Aralia 
papyrifera) in China hergeftellt wird. 

reiterieren, nl. (re-iteräre, vgl. iterieren) wieder⸗ 
holen,erneuern;Reiteration, f.dieWiederholung; 
reiteratip, wiederholt, abermalig. 

rei vindicatio, f. unter res. 

rejizieren, I. (rejicere, von jacdre, werfen) zurüds- 
werfen, verwerfen, ausichlagen, nicht zulafjen; Re⸗ 
jettion, f. (lat. rejectio), auch Rejet, m. fr. (ſpr. 
r'ſcheh) die Verwerfung, Abweilung; Nejeftorium, 
n. nl. Rſpr. abweiſendes Urteil des Obergerichts 
auf die Berufung eines ftreitenden Teiles; Reje⸗— 
ton, m. fr. (fpr. reſch'toͤng; von rejeter, f. wieder 
— chlagen) ver Schößling, Sprößling, Nachkömm⸗ 


ing. 

Rejouiſſance. f. fr. (ſpr. reſchuiſſängß v. réjouir, 
erfreuen) Beluſtigung, Ergötzlichkeit; die Setzkarte 
im Landsknechtſpiel. 

Rejuveneſzenz, f. l. (v juvenescöre, jung werden, 
Juve&uis, jung) das Wiederjungwerden, das Er- 
ſcheinen jugendlicher Eigenſchaften im Alter, 3.8. 
das Hervorbrechen neuer Zähne ıc. 

Nietadenz, f. nl. (von recadöre, f. recidöre, zurück⸗ 
fallen) der Rüdfall, die Rüdfchr, z.B. eines Rech» 
tes an feinen vorigen Befiger; der Heimfall; jus 
recadentiae,n. da3 Heimtalleredit in Bezug auf 
Erbſchaften. 

retalzitrant, l.(v. re⸗ calcitrãre, mit der Ferſe, calx, 
hinten ausſchlagen) widerſpenſtig, ſtörrig; Rekal⸗ 
zitranz, f. nl. die Widerſpenſtigkeit. 

Retambio, |. Rikambio. 


rekolligieren 


retantieren,l. (re-cantãre, eig. zurückſingen) wider⸗ 
rufen, zurücknehmen; Rekantätion, f. neulat. der 
Widerruf deſſen, was man geredet od. geſchrieben 
hat, auch Retraktation. 
retapitieren, Rekaͤpito, ſ. Rikapito. 
retapitulieren, nlat. (recapituläre; vgl. Kapitel) 
etwas dem Hauptinhalte nach wieder durchgehen, 
zufammenfafien; Nefapituldnt, m. ein Wieder- 
holer; Rekapitulation, f. die kurze Wiederholung 
de3 Hauptinhalts, bei. am Schluffe einer Rede, um 
mit Nachdruck auf die Zuhörer zu wirken; im Rech⸗ 
nungsweſen die überfihtlihe Zufammenftellun 
Rekiet, |. Rikfat. [der Rechnungstitel. 
reflamieren, [. (reclamäre, eig. dagegen fchreien, v. 
clamäre, ſchreien; fr. r&clamer) laut wieder- od. 
urüdfordern, in Anspruch nehmen, Einſpruch er- 
eben; Nellamdnt, m. (reclämans) ein Zurüd- 
forderer, Einfpruc) Erhebender, Beschwerdeführer; 
Reklamation (reclamatio) od. Reklamierung, f. 
nl. aud Reklãma, n. die Zurüdforderung; Rſpr. 
der Einjpruc, jede Beſchwerde wegen Rechtsver— 
legung; auch der rechtliche Anſpruch; Reklama, 
Schiffſpr. die den Verficherten u. Verficherern ob— 
liegende Sorge zur Befreiung eines gefaperten 
Sciffes; Reklaͤme, f. fr. eine empfehlende An- 
zeige, marätjchreiertiche Anpreifung von Waren, 
Heilmitteln, Künſten ıc. 
reflinieren, l. (reclinäre, v. clinäre, beugen, zurüd- 
oder niederwärt3 beugen) umlegen, zurüdlehnen; 
Ele: einen Star umlegen; Reflination, £. nl. die 
urüdbeugung, Zurücklehnung, Umlegung; Heilt. 
eine Star-Operation, wobei man den Star um- 
legt; Hellinatorium,n. ein Ort zum Niederlegen, 
ein Ruhebett. 
refludieren, I. (recludöre, von claudöre, fchließen) 
aufichließen, eröffnen, entdeden; aud) einschließen, 
einjperren; Rekluſion, f. nlat. die Einjperrung, 
Verhaftung; Abgejchloffenheit, Eingezogenheit; 
auch Ausschliegung vom bisherigen Aufenthalts- 
orte; Melludiät, m. ein Eingejchlofjener; Aus⸗ 
geichlojjener. t 
refogitieren, I. (recogitäre; vgl. fogitieren) zurück⸗ 
denken, ji) befinnen; Rekogitation, £. (l. recogi- 
tatio) die Überdenfung, Erwägung. 
relognoszieren,|.(recognosc£re; vgl.fognoszieren) 
wieder erfennen; anerkennen, für richtig erklären 
nad) vorhergegangener Prüfung; Kripr. ausfor- 
ſchen, ausjpähen, auskundſchaften, bejichtigen, un- 
terfuchen, mujtern; pro recognitis et liquidis, 
Rſpr. für anerkannt und erwiejen (erilären), von 
Forderungen; refognofzibel, anerfennbar, anzu- 
erkennen; Nelognoszterung, f. die Erkundung, 
Kundſchaft, Ausipähung; Nelognition, f. ([. re- 
cognitio) die Wiedererfennung; Anerkennung, da3 
gerichtliche Anerfenntnis einer Berjon, einer Sache 
oder Schrift für dasjenige, wofür fie ausgegeben 
wird; prüfende und bejjernde Durchlicht eines 
Schriftwerkes; ne an An- 
erfennung3-Gelver; R.- Schein, m. der Anerken⸗ 
nungsſchein, durch welchen man fich zu einer Lei- 
ftung verbindlih macht; = Interim3-Scein. 
refolieren, 1. Ripr. (fr. r&coler, ml. recoläre) den 
Beugen ihre Ausfage noch einmal vorlejen; 2. (l. 
recoläre) wieder durchſeihen; vgl. folieren; Re⸗ 
folement, m. fr. (fpr. rekol maͤng) das Wiedervor- 
lejen der Zeugenaugjage. 
refolligieren, |.(recolligere; vgl. folligieren) wieder 
—— ſich — ſich wieder erholen, ſich faſſen, 
ich wieder beſinnen; Rekollektion, fnl. Samm⸗ 
lung der Gedanken, beſ. zu geiſtlichen Betrachtungen; 


Rekolte 


daher Rekollekten, pl. (fr. récollets, ſpr. —koleh) 
ein Mönchsorden, Mitglieder des Franziskaner— 
Ordens (Minoriten), die auf Holzſchühen mit 
bloßen güben gehen; vgl. Zoccolanti. 
Niekolte, f. fr. (jpr. refölt; vom lat. recollecta), die 
Ernte, auch die eingeernteten Feldfrüchte. 
zelummandteren, fr.recommander; vgl. fomınan- 
dieren) anbejehlen; empfehlen, anpreijfen; auch re= 
fommendieren, nl. (vgl. fommendieren); vefom- 
mendierte Briefe od. Sendungen der Poſt, 
bef. empfohlene Briefe oder Sendungen, die einge- 
fchrieben werden und iiber welche der Abfender ſich 
einen Empfangfchein ausftellen läßt; daher: res 
fommandiert, Poitd. eingefchrieben; refommen= 
däbel, nl., oder refommenddbfe, fr. empfehlens⸗ 
wert,preiswiürdig, lobenswert; Rekommendation 
oder Rekoumandation, f. die Empfehlung, Für- 
ſprache; Poſtd. Einichreibung; Retommanda- 
tiond-Brief,m.ein Empfehlungöbrief; R.-Ge- 
bühr, f. Poſtd. Einjchreibegebühr. 
Nelomparetion, f. nl. (v. I. comparäre, erwerben, 
anſchaffen) die Wiedererwerbung, der Wiederfauf 
oder Vorkauf. 
refompbensieren, nl. (re-compensare, vgl. fompen- 
jieren; fr. recompenser) entichädigen, erjegen, ver» 
gelten, belohnen: Rekompens, f.nl.(recompensa) 
oder Rekompenſe, f. fr. (jpr. refungpdngß’) die 
Entihädigung, Belohnung, Vergütung, der Erſatz, 
Lohn; recompensa dotis, [. Ripr. Widerlage od. 
Gegenſteuer zur Sicherung de3 Heiratögutes; das 
ur Berforgung füritlicher oder adeliger Witwen 
lusgejeßte, = donatio propter nuptias, |. d. 
zefompingieren, nl. (v. [. comping£ere, zuſammen⸗ 
fügen, v. pangere, befejtigen, einjchlagen) wieder 
a — beften, jeßen. 
zelomplettieren, nl. (vgl. fomplettieren) wieder er⸗ 
gänzen. 
refomponteren, |.(re-compon£re,vgl.fomponieren) 
wieder zuſammenſetzen, umarbeiten Rekomponiſt, 
m. nl. od. Rekompoſitenr, m. fr. (ſpr. —töhr) ein 
Umſetzer, Umarbeiter; Rekompoſition, f. nl. die 
Wiederheritellung zerjegter Körper. 
telomptieren (pr. refongt—), fr. (recompter, vgl. 
Kompte) nachzählen, 3.8. erhaltenes Geld, oder 
den Beitand der Kaffe. 
zefonfrontieren, nl. (vgl. fonfrontieren) abermals 
en od.entgegenitellen, Nefonfrontation, 
. die abermalige Zufammen- od. Entgegenitellung. 
NRekonſtitution, tni. (vgl. konſtitueren ꝛc.) die 
Wiederherftellung; auch) die Übertragung eines Ge- 
fälles, Eintritt in eines andern Rechte. 
vefonftruieren, nl. (vgl. fonftruieren) eig. wieder 
‚ aufbauen, wieder heritellen; aus einzelnen Bruch— 
en oder Reiten das urjprüngliche Ganze er- 
liegen und wiederzujammenjegen; Nefonftrufs 
tion, f.die Wiederheritellung; Auflöjfung der&igen- 
tiimlichkeiten, bef. der eigentümlichen Wortfolge 
einer Sprade. 
retonvaleszieren, nl. (vgl. fonvaleszieren) ſich er- 
holen, genejen, auch gejunden; Rekonvaleszent, 
m, ein Öenejender, ſich (von einer Krankheit wie— 
der) Erholender; Rekonvaleszenz, f. die Wieder- 
genefung, Gejundung. 
refonvenieren, nl. (vom l. convenire aliquem, für 
einen verklagen, belangen; fr. reconvenir) Gegen- 
Hage anjtellen, mittel® Widerflage gegen eine 
Klage einfommen; Rekonvenient, m. Ripr. der 
Wider- od.Gegenkläger; Rekonvent, m.der®ider- 
beklagte oder Gegenbelangte; Rekonvention oder 
Nekonventionsklage, f. die Gegen- oder Wider- 


Nelrement(um) 739 


klage, Klage, welche der Beklagte gegen den Kläger 
bei demfelben Gerichte anitellt. 

refonziliteren, I. (re-conciliäre, vgl. konziliteren) 
twieder vereinigen, ausgleichen od. vergleichen, aus» 
ſöhnen; refonziltäbel, nl.ausföhnbar,verfühnfic; 
Nefonziliation, f. (l. reconciliatio) die Wieder- 
vereinigung, Ausſöhnung, Ausgleichung; auch feier- 
liche — oder Reinigung eines entheiligten 
Teils von Kirchenſachen. 

Nekonzinnätor, m. nl. (v. l.reconcinnãre, wieder 
einrichten; vgl. konzinn) der Wiedereinrichter, Wie— 
derordner. ſſchreiben. 

rekopieren, fr. (recopier, vgl. kopieren) wieder ab- 

refoguieren, l. (re-coqu£re, von coquöre, fochen) 
wieder kochen, aufkochen, erwärmen. 

Rekoͤrd, n. engl. (fpr. ritöhrd; v. ml. recordum, fr. 
record, Zeugnis, unmiderrufliches Urteil, Erinne- 
rung, d. I. recordäri,in Erinnerung bringen, altfr. 
recorder, die Zeugen abhören, wiederholen, ein- 
fragen, verzeichnen; vgl. refordieren) der Bericht, 
die Urkunde, eine in einem Gerichtöhofe (court of 
record) aufbewahrte Urkunde über eine gerichtliche 
Berhandlung unddasdaraufgefällte Erkenntnis, ſo 
daß ſie fpäterhinzueinem Zeugniffe, Beweije dienen 
kann; der Rekord, m.Höchitleiitung(beieinemWett- 
ſport), Erfolg, Meiſterſchaft, der Vorrang; Wett- 
vorlage; Rekoͤrder, m. der Gerichtsſchreiber, Stadt- 
ſchreiber, Urkundenbewahrer (= Archivairus, 
Regiftrator); in größeren Städten, namentlich 
in London, ein mit Gerichtöbarfeit verfehener ange» 
jfehener Beamter, Friedensrichter; Aufnahme» oder 
Hörplatte, Aufnahmemalze (einer Sprechmaſchine). 

retordieren, I. (recordäri, von cor, Gen. cordis, 
da3 Herz) in Gedanken wiederholen, fid) erinnern; 
auch das Umfingen oder den Umgang halten, to» 
durch die Lehrer mit den Schülern ehemals einige 
Male des Kahres vor den Häufern an dag zu ge- 
bende Gefchent erinnern (refordieren) und es 
IR als einen Teil des Gehalts, vor den Türen ein- 

ammeln mußten; Nefordation, f. (l.recordatio) 
die Erinnerung, das Andenten. 

refoubrieren (jpr. r'kuwrieren; fr. recouvrer, vom 
l. recuperäre, vgl. refuperieren) wieder erlangen 
oder befommen, wieder an ſich bringen oder er- 
obern; Recoubremement (ipr. r'kuw rmäng) die 
Wiedererlangung, Wiedererwerbung (l. Refupe- 
ration). 

Nekraftination, f. ml. (v. I. cras, morgen, cras- 
tinus, morgend) die Verſchiebung, Vertagung; 
refraftinieren ([. recrastinäre), verjchieben, auf- 
jchieben. / 

Rekreation, rekreativ, |. unt. refreieren. 

Rekredenz, f. (mi. recredentia, v. ml. recred£re, 
j. eredo, cred£re, fr. r&cr&ance) Ripr. der einit- 
weilige Genuß oder Befig einer ftreitigen Pfründe 
od. eines ftreitigen Gutes; Meeredentiarius, m. 
nl. der einſtweilige Befigereiner jtreitigen Pfrunde. 

Nekreditiv, n. nl. das Abrufungsichreiben eines 
Hofes an jeinen Gejandten, wodurch das Kreditiv 
(1. d.) od. Beglaubigungsfchreiben entfräftet wird. 

refreiren, I. (recreäre, v. creäre, jhaffen, hervor- 
bringen; fr.r&cr&er)eig.wiederheritellen;erheitern, 
erquiden, laben; ergögen, beluftigen, ſich erholen; 
Nekreation, f. (I. recreatio) die Erholung, Er- 
quidung, Erfrifhung; Ergögung, Belujtigung; res 
freativ, nl. (fr. recrastif) erquidend, jtärkend, er- 
friſchend; ergößlich, beluftigend. 

Nekrement(um), n. I. (vgl. Erfrement) der Abgang; 
Untat, ze. Schaum, dieSchladen; Heilf. die 
Feuchtigkeit, welche fich vom Blute abjondert. 

47* 


740 refreizieren 


rekreſzieren (I. recrescöre, von crescöre, wachen) 
twieder wachſen. 

refriminieren, nl. (fv.r&criminer; vgl.triminieren 
unter Krimen) wieder befchuldigen oder Öegenbe- 
ſchuldigungen machen, ſeinen Kläger auch verklagen ; 
wieder ſchelten; Rekrimination, f. die Gegenbe— 
ſchuldigung, Gegenklage; Erwiderung empfangener 
Schmähungen; vefriminatöriich, eine Gegenbe— 
ſchuldigung enthaltend. 

Rekrudeſzenz, f. nl. (vom I. recrudescère, eig. 
wieder roh twerden, dv. crudus, roh, blutig) eig. der 
Wiederaufbrechen einer Wunde; Heil. die Wieder- 
verfchlimmerung einer Krankheit im Geneſungs— 
zujtande. 

Rekrũt, m. (fr. la recrue, die Refruten, eig. der 
Nachwuchs, von re-croitre=|.recrescere, wieder 
wachen; it. reclüta) din Neugemworbener, Neuling, 
ein neu eingejtellter Soldat, der noch eingeübt 
werden muß; pl. Rekrũten, Ergänzungs-DMann- 
haft; Rekruten⸗-Depot (pr. — depöh), n. der 
SammelplagderKeuausgehobenen; refrutieren, 
(fr. recruter, it. reclutare), ergänzen, wieder voll- 
zählig maden; anmwerben, ausheben; Meerute= 
ment, n. (ſpr. — mäng) oder Rekrutierung, f. die 
Ergänzung oder Mannjchafts-Ergänzung, An— 
werbung; Rekrutierungs-Kanton, m. der Aus⸗ 
hebungsfreis. 

Sektion, f. I. (rectio, von regere, vgl. regieren) 
Spradl. die Regierung, Verbindung oder Ver- 
fnüpfung rvegierender oder regierter Wörter, die 
Kraft eines Wortes, im Sabgefüge ein anderes 
(al3 Folgewort) von ſich abhängig zu maden; 
Rektor, m., pl. Rektören (I. rectores), eig. ein 
Leiter, Lenker, Führer; überh. ein Vorfteher, Vor- 
gejegter, bei. Schulvorfteher; in England ein Ober- 
pfarrer; Rector magnificus, j. unter Magni- 
fifat; Rektorät, n. nl. Amt und Wohnung des 
Rektors Vorſteheramt 2c.; Rectorh, f. engl. die 
Pfarre, Pfarrei, welcher der Rektor vorfteht. 

refuperieren, 1. a ar — refoudrieren, 
1. d.; Refuperation, 1. — Recouprement; Re⸗— 
fuperatorien=lage, ſ. Reunionsklage. 

refurrieren, I. (recurrere, v. curr£re, laufen) eig. 
zurüdlaufen; zu oder auf jemand —, fi) an ihn 
menden od. halten, feine Zuflucht zu ihm nehmen; 
recürrens series, f. Größenl. die rüdlaufende 
Reihe; Rekurrent, m. ein Hilfefuchender; Ripr. 
bej. wer von dem Rechtsmittel des Rekurſes (ſ. d.) 
Gebrauch macht; Rekürs (l. recürsus), m., auch 
Regreß, m. u. Regredienz, f., it. Ricövero, 
m. der Rüdgang, Rüdtritt,. ver Rüd-Anjprud, 
Schadloshaltung; Rekurs, Ripr. die Berufung an 


einen Höheren, oder die bei einer Höheren Behörde. 


egen das Verfahren einer niederen erhobene Be- 
—— beſ. als Rechtsmittel in Steuer- u. Ver⸗ 
waltungs⸗Sachen; ſeinen Rekurs od. Regreß 
anjemand nehmen, Zzu ihmrefurrieren 
(. o.), ſich an ihn, als Gewährsmann, wenden od. 
halten, ſich von ihm ſchadlos halten laſſen; Re— 
kurs-Wechſel, m. Rückwechſel, Gegenwechſel; 
recursus ab abusu, Berufung an den Staat, 
Beſchwerde über Mißbrauch geiſtlicherAmtsgewalt; 
r. ad comitia, ehem. Berufung (Appellation) an 
den — — 
rekurvieren, |. (recurväre) zuxück⸗ oder rückwärts 
krümmen od. biegen; Recurvirostrae, pl.nl.(v.1. 
recuryus, zurüdgefriimmt oder -»gebogen) Säbler, 
Bögel mit nad) oben zurüdgebogenen Schnabel. 
refufieren, |. (recusäre) verweigern, ab» oder aus⸗ 
Ichlagen, ablehnen, verwerfen; rekuſäbel (ipättl. 


Releaſe 


recusabilis),abfejläglich,verwerflic; Retuſänten, 
pl. ¶. recũsans) Verweigerer des Religio useides, 
Gegner der biſchöfl. Kirche Englands im 17. Jahrh.; 
J— f. ([. recusatio) die Weigerung; Ab- 
ehnung. 

Rekuſſion, n. nl. (v. I. recutöre, recussum, zurid- 
ſchlagen) das Zurüdichlagen; Zurückprallen. 

relabieren, I. (re-läbi; vgl. fabent) zurückfallen; 
Reldpfus,m.nl.einRüdfall; auch einRückfälliger, 
beſ. in abermalige een 

relachieren, (ipr. v’lahjchieren), fr. (relächer; vgl. 
lachieren) etwas Geſpanntes nachlaffen, ſchlaff ma- 
hen, abjpannen; ſchlaff werden, nachlaffen, ermat- 
ten; Relache, m. (ſpr. r'lcihſch) die Abſpannung, 
nn, der Arbeit; Relachement, 
n. die Erſchlaffung, Schlaffheit. | 

Welats, m. od. n. fr. (fpr. v’läh, relayer, in der 
Arbeit ablöfen od. wechjeln) der Pferdewechſel, die 
Umfpannung; Umfpannort; uneig. der Raftort; 
Vachlaß, Ruhe von der Arbeit; in Feitungen der 
Weg zwiſchen Wal u. Graben; bei eleftromagne- 
tifchen Telegraphen der Übertrager, Auslöfer: eine 
Vorrichtung, um den Strom der Rofalbatterie auf 
Zelegraphenitationen zu fließen; Relaisbuch, 
— Poſt); Nelais-Pferde, pl. Vor⸗ 
ſpannpferde, Wechſelpferde; R.-Kommiſſarius, 
m. der Umſpann-Aufſeher. 

relancieren (ſpr. r'langßieren), fr. (relancer; vgl. 
lanzieren unter Lanze) Säg. ein entflommenes Wild 
wieder auftreiben, aufjagen. 

Ntelapfus, ſ. velabieren. 

relargieren (pr. —larſch —) fr. (relargir, v. large, 
breit) verbreitern, weiter machen. 

reläta reföro, I. (von refero, retüli, relätum, re- 
ferre, vgl. veferieren) ich erzähle, was od. wie ich 
gehört habe (vgl. Narrata), nad) Hörenjagen; Re⸗ 
lation, f. (relatio) eig. die Zurüdtragung oder 
»bringung; der Bericht, die Nahricht, Erzählung; 
die Berichterftattung, der gerichtliche Vortrag (vgl. 
Referent); Bezug, Berhältnis; Verkehr, Verbindung, 
Gemeinſchaft; relatip (jpätl. relativus), Bezug 
habend auf etwas, bezüglich; relative Begriffe, 
Beziehungsbegriffe, die erit aus der Vergleihung 
eines Gegenſtandes mit einem andern —— 
entg. den abſoluten; relativer Wert, ein 
Wert, der je nach den Umſtänden ſehr verſchieden 
jein kann, entg. dem abſoluten Wert; relative 
Translation, Öleitung; Nelativ-PBronoming, 
ſ. Bronomen; relative, BE rück—⸗ 
ſichtlich; Relatibität, f. nl. die Bezüglichkeit; 
Relãtor, m. I. der Vortragende, Berichterſtatter; 
relatöriich, nl. berichtmäßig; Relatorium (näml. 
Kollegium),n. auf hohen Schulen: Vorleſungen 
über die Kunſt, Berichte zu entwerfen. 

relaxieren, I. (relaxäre; vgl. lax ıc.) ſchlaff, los od. 
lojer machen, ausdehnen, weitern; entbinden, lö— 
fen; befreien, erleichtern, mildern; Relaxantig, 
pl. Heilf. abjpannende, erichlaffende, ermweichende 
Mittel; Relaxation, f. (relaxatio) die Los- oder 
Nachlaſſung, Entbindung; Erſchlaffung, z.B. der . 
Nerven, Ausdehnung oder Erweiterung; Erleich— 
terung oder Milderung, 3. B. einer Strafe (vgl. 
Relahement); relaxatio arresti, Ripr. die 
Wiederaufhebung des Beichlags; r. juramenti, 
Eidesentbindung, Losſprechung von Erfüllung 
eine (erziwungenen) eidlichen Verſprechens; r. Ju- 
ris, die Nichtanmwendung eines Gejeßes im ein- 
zelnen Yalle. 

Releaſe, m. engl. (fpr. rilihß; von lease, verpacdhten, 
Pacdtvertrag) die gefegliche Übertragung eines 


relegieren 


Rechts auf Ländereien od. Pachtungen auf einen 
andern, der jchon mittels eines Pachtvertrages fich 
im Sie derjelben befand; auch ein Bachtvertrag 
auf Jahresfriſt. 

telegieren, I. (relegäre; vgl. legieren 1.) verweifen, 
entfernen, fortfchiden (von hohen Schulen); Rele— 

ation, f. (relegatio) die Vermweifung, Landes od. 

tadtvermweilung, bef. das Fortſchicken von einer 
Hochſchule; relegatio cum infamia, die ra 
liche Hochjchulvermweifung, welche das Ausjchliegen 
bon jeder andern Hochſchule zur Folge haben fann 
(vgl. cum infamia unter infanı); r. in perpe- 
tüum, die Wegweifung für immer. 

relebieren, lat. (releväre, vgl. levieren, fr. relever) 
eig. wieder erheben, erleichtern; von einer Laſt 
vd. Verbindlichkeit befreien, freifprechen, derjelben 
überheben oder fie erlafjfen; heraus- oder hervor- 
heben, erheben, auszeichnen; abhängen, abhängig 
fein, zu einer Behörde, einem Lehnhoferc. gehören; 
relevant, nlat. erheblich, wichtig, Ausrlegend, 
jachdienlich, bündig; Relebanz, f. die Erheblich— 
feit, be. einer gerichtlichen Handlung; Nelevanz- 
Bejheid,m.Ripr.das Erkenntnis über Zuläffig- 
feit, Förmlichkeit und Erheblichfeit eines Rechts— 
mittels; Relebation, f. die Überhebung, Befrei- 
ung, Erleichterung; Relebé, m. fr. ein Auszug, 
bej. aus Rechnungen; Kocht. (auch Melepde) ein 
Zwiſchengericht; Relebailles, £. pl. fr. (pr. —waj’) 
die Einjegnung einer Wöchnerin bei ihrem erjten 
Kirchgange. 

Stelleta od. Nelikte, f. I. (relictus, a, um, Partiz. 
v.relinqu£re, zurücdlaffen, hinterlafjen) die Hinter» 
lafjene od. Hinterbliebene, näml. Gattin, Witwe; 
Relikten, pl. (l.relicti) die Hinterlafjenen, Hinter- 
bliebenen, nämlich Frau und Rinder; auch Hinter- 
laſſenſchaft (I. relicta, pl.); Reliktion, £. (l. relic- 
tio) die Zurüclaffung, Weglafjung. 

Nelief, m. fr. (jpr. reljeff; v. it. rilievo, v. rilevare 
= [.releväre, erheben) Erhabenheit, Vorſprung; 
Glanz, Ruhm; erhabene Arbeit in Marmor, Me- 
tall 2c., die mit der Fläche zufammenhängt oder 
aus derjelben Herausgearbeitet iſt; Basrelief (jpr. 
bahreljeff); flach- oder halberhabene Arbeit, wobei 
fih die Figuren nur ſchwach über den Grund er- 
heben; Hantrelief (fpr. hohreljeff), itark- od. hoch- 
erhabene Arbeit, two die Figuren ftärfer über den 
Grund hervoripringen; Neliei-Drud, .Cftypo- 
graphie;W.-@lnben, R.-Rartenzc,, Grblugeln, 

arten mit Erhöhungen, Erhebungstarten; Taft- 
Erdbälle ꝛc. (für Blinde); R.⸗Maſchine, eine Vor⸗ 
richtung, um reliefähnliche Kupferſtiche od. Stein— 
drücke ſſog. Collas-Manier) nächzubilden; einer 
Sade Relief geben, d. i. machen, daß fie hervor— 
tritt, ins Licht jegen; Nachdruck geben; Relikf⸗ 
papier, geprebtes Papier. 

eligiön, f. (. (religio; fr. religion) überh. die Er- 

fenntnis u. Verehrung Gottes 1. als Wiſſenſchaft: 

Gotteslehre, Glaubens- und Tugendlehre, auch 

theoretiſche Religion, Religionslehre od. Reli- 
ionswiſſenſchaft; auch eine bejtimmte Glaubens— 

* ein Glaube, z. B.ſchriſtliche, jüdiſche Reli— 

gion 2c.; 2. als Geſinnung und Ausübung: prak— 

tiiche Religion, auch Religioſität (pätl.religio- 
sitas), Sotteöglaube, Gottesliebe und »verehrung, 

Gottesfurcht; auch beſ. in Bereinigung mit andern: 

Religions-Ubung, Gottesdienſt, gemeinſchaftliche 

Gottesverehrung und Anbetung; M.-Edikt, n. 

eine Glaubensvorſchrift; R.-Partei, k. die Slau- 

benszunft ober »genofienjchaft; N.-WHilofophte, 

f. die philoſophiſche Erfenntnislehre der Gottheit 


3 


remigrieren 7141 


und de3 Glaubens an Gott; religiös (I. religiö- 
sus; fr. religieux), gottesfüicchtig, gottfelig, an- 
dächtig, Fromm; gewiſſenhaft, voll — 
auch gottesdienſtlich; religiosamente und reli- 
giöso, it. (fpr. g wie dich) Tonk. ernft, feierlich, 
würdevoll, mit dem Ausdrud frommer Empfin- 
dung; der und die Religiöſe (fr. religieux, reli- 
gieuse; pr. reliſchiöh, reliſchiöhſ'), in der fatho- 
liſchen Kirche: Mitglieder geiftlicher Orden. 
reliqua, pl. l. eig. da3 übrige — uſw. 

Neliquie f., pl.—n (I. reliquiae, pl.; v. reliquus, 
zurücdgeblieben, übrig, v. relinqu£re, zurüdlafien; 
vgl. Relicta), ein Überbleibfel, Überreit od. Reit, 
bef. von einen: Heiligen in der röm. Kirche, Hei- 
ligenreft, Heiligtum; Reliquiarium, n. nl. eine 
Sammlung heiliger Überbleibfel. 

Nelizitation, f.die anderweitige Verfteigerung, vgl. 
Rizitation. 

Rellianiſten, pl. die Anhänger der Johanna 
Kelly in England im 18. Sahrh., welche die 
Safrantente für Sinnbilder hielt; Rellianismus, 

m. die Lehre derfelben. i 

NRelokation, f. nl. (von re-locare, wieder verdingen; 
vgl. locieren unter locus) die Wiedervermietung, 
Verlängerung der Pachtzeit. 

reluieren, I. (re-luere) wieder einlöfen, vergüten; 
reluöndi jus, n. Ripr. das Einlöfungsrecht; Re— 
luition, £. nl. die Wiedereinlöfung eines Pfandes. 

rom acu tetigisti, ſ. unter res. 

remandnt, lat. (remänens, von remanöre, zurüd- 
bleiben) zuricbleibend, übrig bleibend. 

remarauieren (jpr remarkieren), fr. (remarquer; 
vgl. markieren unter Marf) bemerken, anmerfen, 
bezeichnen; wahrnehmen; beobachten, auf etwas 
achtgeben od. «haben; Remarque, f. (pr. ('maif’) 
die Bemerkung, Anmerkung; remarquable (ipr. 
v’marfäbl), bemerkenswert, merkwürdig. 

rembarguieren(ipr.rangbarlieren),fr.rembarquer, 
bon re- u. embarquer; vgl. embarquieren) wieder 
einſchiffen; Nembarguement,n. (pr. —mdng) bie 
Wiedereinichiffung- 

rembourſieren (fpr. vangburßieren), fr. (rembour- 
ser; vgl. embourjieren) oder rimborfieren, ital. 
(rimborsare) wieder eritatten, vergüten; decken, Die 
Dedung einfenden; fi rembourſieren, ſich be- 
zahlt machen, eine Forderung, einen Vorſchuß ein⸗ 
ziehen; Nembouriement,n. (ſpr. rangburß mäng) 
bei Kaufl. auch Rembours, m. (pr. rangbühr), 
Nimborfo, m. die Wiederbezahlung, der Erjaß, 
die Vergütung; die Dedung (für einen gezogenen 
Wechſel). 

Remedium, n. l. (v. medẽri, heilen; vgl. Medikus), 
pl. Remedia od. Remedien, das Mittel, Gegen- 
mittel, Heilmittel; Rſpr. ein Rechtsmittel; im 
Münzweſen: der gejeglich erlaubte Nachlaß an 
Schrot u. Korn einer Münze, der gejtattete Min- 
dergehalt an Gold und Silber; r. juris, ein 
Rechtsmittel; remedieren od. remediieren (L. re- 
mediäre), abhelfen, abjtellen, heilen; remediäbel 
(l. remediäbilis), heilbar, abhelfbar; Remedũr J 
nl. gerichtl. Abhilfe, Abſtellung eines Mißbrauchs, 
Verbeſſerung. 

Nemerciment, un. fr. (ſpr. —— v. remercier, 
danken; vgl. merci) Dankſagung, Dankabſtattung. 

Remeſſe, £., r. Rimeſſe, ſ. d- 

Nemiges, pl. nl. (v.[.remex, Ruderer) die Schwung- 
federn, Flugfedern. Re; 2 
vemigrieren, I. (remigräre, vgl. migrieren) Arch. 
wandern oder »ziehen; Nemigrierte, pl. Burüd- 

gewanderte, 


742 Remington 


Remington, m. engl. eine nach dem Namen des Er- 
nders benannte Gewehrart (Hinterlader), bei der 
chwedifchen und dänifchen Infanterie eingeführt; 
eine nach dem Namen des Erfinder8 benannte 
Schreibmaidine. 
Neminiscere, I. (reminiscäre, erinnere did, Im— 
erativ von reminisci) der Gedenfjonntag, zweiter 
Saftenfonntag, von den Anfangsworten SC 25, 6 
in der latein. Bibel: reminiscere, Domine etc.; 
Reminiszenz, f. (jpätl. reminiscentia) die Er- 
innerung; Anklang; bewußt oder unbemußt ent- 
lehnter Gedante. 

remis, fr. (ſprr'mih; v. remettre, wieder hinlegen, 
binjtellen; in den vorigen Stand bringen; auf— 
ſchieben; nachlaſſen 2c.) Karten- u. Schachſp. zurüd- 
geſtellt, unentſchieden, ſo daß keiner der Spieler 
gewonnen hat; beim l'Hombre einfach verloren; 
Remiſfe, f. der Aufſchub, die Hinausſchiebung; der 
Erla od. Nachlaß; bei Kaufl. auh = Rimeſſe; 
ein Wagenhaus oder «[huppen; Jäg. ein Gebüfch, 
worin bei ftarfem Froſt das Wild gefüttert wird; 
auch die Ruhe, d. i. der Ort, wo fich die Rebhühner 

efegt haben; remiſieren (fr. remiser), unter den 
chuppen ftellen, unterjtellen. 

remitticren, l. (remittere, vgl. mittieren) zurüd- 
fenden; wieder —— überliefern; bei Kaufl. 
Geld od. Wechſel überſenden; etwas an einer For- 
derung erlafjen od. nachlaſſen; Nemittdnde, pl. 
zuriiczufendende Dinge, Rüdfendungen, bei Buch— 
händlern Bücher, die den Verlegern wieder zuriid- 
gejendet werden, Krebje; Nemittent, m. (remit- 
tens) ein Überjender; Kfipr. der erjte Wechjelneh- 
mer, Wechjelfäufer od. -»empfänger; Remiß, m. 
nl. Aufſchub einer Zahlungsfrift; Erlaß bei einer 
Zahlung, bef. von Pachtgeldern; Nachlaß eines 
Teils der Kaufjumme, = Rabatt; remiffibel, 
jpätl. (remissibilis) erfaßbar; Remiſſion, f. lat. 
(remissio) die Zurückſendung; Erlaſſung, Nachlaß, 
3. B. an Abgaben, Milderung, Nachſicht, = Re⸗— 
miß; die Aufhebung eines Verbotes; das Nach— 
laſſen eines Krankheits-Anfalles; Ripr. remissio 
juraménti, Erlaſſung des Eides; Hemifforiäles 
oder remissoriäles (litterae), pl. nl. Zurück— 
weijungd- oder Zurüdjendungsfchreiben, wodurd) 
ein Prozeß von dem Obergeridht an das untere 
zum weiteren Berfahren zurückgeſandt wird; Re⸗ 
mifiionär,m. nl. (fr. remissionnaire) ein Begna- 
digter; remifjis, jpätl. (remissivus) nachlaſſend, 
mildernd; nachweiſend, beziehend. 

Nemoldde od. Remoulaͤde, f. fr. (pr. —muldd’; 
v. I. mol£re, fr. moudre, mahlen) eine Art Würz- 
brühe od. Würztunke, Ol-Senftunfe (von Senf, 
Buder u. Zitronenjaft), aud) Remonladen-Sauce 
(fpr. — ßohße), £.; Heil. eine Salbe für Pferde, 
Hornialbe. 

Nemollientia, pl. I. (v.remollire, wieder erweichen; 
vgl. mollis ꝛc.) Heilt. Erweihungsmittel. 

remonftrieren, nl. (remonsträre, von monsträre, 
zeigen, dartun) Gegenvorſtellungen maden, eine 
wenden; Hemonftränten, pl. Gegenvoriteller, Ge- 

enredner, eine Religionspartei der reformierten 

irche in Holland, die 1609 den Staaten von Hol- 
land eine die fünf vornehmften Säße ihres Glau- 
ben? enthaltende Remonjtration übergab, auch 
Arminianer genannt nad) ihrem Stifter Jakob 
Arminius (geb. 1560, geit. 1609); Remonſtra⸗ 
tion od. Remonſtraͤnz, f. die Gegenvoritellung, 
Einmwendung. 

remontieren (jpr. —mongt—), jr. (remonter, vgl. 
montieren) überf wieder einrichten, bejonders den 


Remplage 


Pferdebeſtand ergänzen, den Abgang der Pferde 
eines Regiments wieder durch neue erſetzen; es 
monte, f. (ſprich: r'mongt') die Ergänzung (des 
Pferdebeſtandes) neue Ausrüftung, der Erjaß; 
Remonte-Depat,n. Zuchtanftalt für Erfaßpferde, 
vgl. Depot; N.:Pferde, pl. Ergänzungspferde; 
Remonteweſen, n. Roßweien; Nemontierungs- 
en pl. Anlagen, Auflagen zur Ergänzung des 

riegsheeres; R.-Infpeftton, f. Aufſicht uͤber das 
Roß⸗Ergänzungsweſen; Nemontanten od. Ne 
montant-Rofen. pl. Roſen, welche immer neue 
Blüten anfegen ; Femontoir, n.fr.(ipr.e'montodhr) 
der Aufzug, das Stellrad an Uhren, eine befondere 
Vorrichtung an Uhren zum Aufziehen und Stellen 
derfelben; Nemontüre, f. die Achſelſtücke an 
Frauenkleidern. 

Memoräl, m. nl. (vom lat. remus, das Ruder) der 
Auderwerfauffeher, der Auffeher über die Ruder 
auf den Galeeren. 

Remords, pl. fr. (fpr. x'mohrs; v. remordre = lat. 
remordere, wiederbeien oder uneig. quälen) Ge— 
wiſſensbiſſe, Gewiſſensangſt. [veripäten. 

remorieren, |. (remoräri; vgl.mora 2c.) aufhalten, 

remorguieren (pr. —fieren), fr. (remorquer, it. 
remorchiäre,jpan.remolcär;!.gleichj.remulcäre, 
bon remulcum, da3 Schlenptau) ins Schlepptau 
nehmen, S bugfieren; Remorqueur, m. (fpr. 
—föhr) ein Schlepper, Schlepp-Danıpfichiff oder 

Remoulade, |. Remolade. [-Dampfwagen. 

remobieren, |. (removere; vgl. movieren) zurüd- 
oder hinwegbewegen, entfernen, befeitigen, weg⸗ 
räumen; abjeßen; remöte, von weiten, entfernt; 
remötis arbitris, Nipr. nad) Entfernung der 
Zeugen, ohne Zeugen, unter vier Augen; r. par- 
tibus, nad) Entlafjung der Parteien; Nemotion, 
f. 1. (remotio) die Entfernung, Bejeitigung; Ab- 
jegung; remotio ab offlcio, Amt3-Entjegung. 

rempaillieren (ipr.rangpajieren), fr. (rempailler; 
(vergl. empaillieren) wiederbeflechten, twieder mit 
Stroh umwickeln, umflehten; Nempaillage, f., r- 
n. fr. (fpr.rangpajdhieh) das Ummideln mit Stroh, 
das Wiederbeflechten der Stühle. 

rempaquettieren(ipr.rangpafet—), fr. (rempaque- 
ter; vgl. empaquetieren) wieder einpaden. 

rempaquieren, fr. (ipr. rangpaf—; v. rampaquer, 
von paquer, Heringe in Tonnen paden oder ein- 
ſchlagen; vgl. Paket) die Heringe (wieder) in Ton- 
nen einpaden; Nempaquement,n. (ſpr. rangpaf’- 
mdng) das Wievereinpaden oder Einpaden der 
Heringe in Tonnen. 

remparieren(ipr.rangpar—), fr.(remparer; s’em- 
parer, fid) bemädhtigen, prov. und jpan. emparar, 
amparar, ergreifen, in Beſitz nehmen, bejhügen, 
mi. amparäre, beſchützen, I. gleich]. imparäre, ad- 
imparäre, v.paräre, bereiten, ſich rüjten) verſchan⸗ 
zen; Nempart, m. (fpr. rangpdhr; altfr. rempar) 
der Wall, Hauptwall. 

Nemphan (poitelgeich. 7, 43), wahrſch. die Sonne, 
welche die Israeliten, die ägyptiſche Abgütterei 
nahahmend, unter dem Namen der Himmelstöni- 
gin verehrten. 

remplacieren (pr. vangplabieren), fr. (remplacer; 
vgl.eniplacieren) erfegen, bejegen, eine Stelle; ver- 
treten, in eines andern Stelle treten; wieder an- 
legen od. anbringen (Geld); Remplagant, m. (pr. 
rangplakdng) der Stellvertreter, Erjagmann, Ein- 
ſtandsmann, Einfteher. j 

Remplage, f. fr. (ſpr. —— v. remplir, er⸗ 
füllen, anfüllen) das Füllſel, die Füllſteine beim 
Mauerwerk,die man in die Zmwifchenräume einfügt. 


remployieren 


7 (fpr. vangplonjieren), fr. (remployer; 

vgl. empioyieren) wieder anwenden, wieder anjtel- 
len, wieder in Dienſt nehmen. t 

empiänleren ({pr. rangplü—), fr. (remplumer; 
vgl. emplümieren) wieder befiedern oder befielen; 
fich wieder erholen. 

Nemter, m. = Refectorium, f.unt. refizieren. 

remunerieren, |. (remuneräri, v.muneräri. jchen- 
fen, vergelten, belohnen, vergüten; remuneräbel, 
nl. ———— vergeltbar; Remuneration, f. 
I. (remuneratio) die Bergeltung, Belohnung, Ver- 
gütung; remuneratid, nl. vergeltend, belohnend. 

tenaiffance, f. fr. (ipr. r'näßcingß'; von renaitre, 
wieder entitehen, wieder aufleben) die Wicderge- 
burt, das Wiederaufleben, 3. B. der Wiljenjchaften, 
Künfte ꝛe.; bef. die Wiedergeburt der Kunft durd) 
die Einwirkung des klaſſiſchen Altertums, die im 
16. Jahrh. von Stalien nad) Deutichland u. Franf- 
reich drang und der diejer entjprechende Kunjtitil. 
renäl, I. (v. ren, die Niere) fich auf die Nieren be- 
gehend: Nienalarterien, pl. Nierenarterien (vgl. 
rterien). 

Nenätus, m. l. (v. renäsci, wieder geboren werben) 
männl. Name: der Wiedergeborene, fr. Rene; 
NHenäta oder Renäte, f. weibl. Name: die Wie- 
dergeborene. 

rendherieren (jpr. rangjcherieren), fr. (rencherir; 
dgl. encherieren)verteuern;überbieten,überfteigern. 

rencontrierenipr.tangfongtrieren),fr.(rencontrer, 
v. vlt. encontre, entgegen, das Begegnis; I. gleich]. 
re-in-contrare, d. contra, entgegen; vgl. Malen- 
contre) einen oder etwas —, antreffen, treffen, da- 
mit zufammentreffen, ihm begegnen, darauf ftoßen; 
Kfipr. in einem Handlungsbuche auf ein anderes 
mit Angabe der Seitenzahl zurüdweifen; Renu— 
contre, f. (pr. rangföngt’r) die zufällige Begeg- 
nung, das unvermutete Zufammentreffen, Zufam- 
Bin: ein plöglicher vd. unvermuteter Zwiſt, 
eine feindliche Begegnung, ein Scharmügel im 
Kriege, Duni; auch Gelegenheit. Rage, Um- 
ftände; Kfſpr. das Hinmeijen, Auridkweilen, Nach⸗ 
weiſen von einem Bud) od. Blatt auf ein anderes; 
die Nachweiſezahl am Rande eines Artifel3 im 
Tagebuch, oder von der Rechnung des Schuldners 
auf die des Gläubigers, und umgekehrt. 

rencouragieren(jpr. rangkuraſchieren), fr.(rencou- 
rager; vgl. encouragieren) wieder ermutigen oder 
Mut einflößen. 

Stenddnt, m. (fr. rendant, v. rendre, wieder-, ab», 
übergeben, it. rendere, v. I. redd£re, wiedergeben, 
mit Eingefügten n., vgl. Rente) ein Rechnungs- 
führer, Einnehmer und Auszahler öffentlicher Gel— 
der, Schagmeifter; Rendezvous, n. fr. (rendez- 
vous, ſpr. rangdehwuh, d. i. eig. begebt euch dahin, 
von se rendre, jid) wohin begeben) die Bejtellung 
an einen Ort, aud) (verabredete) Zuſammenkunft, 
ein Stell-didj-ein; der Sammelplag; Zujammen- 
kunftsort (bej. bei Liebenden gebräudlich); Halte» 
plag, Halt; einem od. fi ein Rendezvous 
geben, eine Zufammenfunft verabreden; Mendes 
ment, n. fr. (pr. rangd'mang) Ertrag, Ausbeute, 
bei. von einem techniſchen Herjtcllungsverfahren. 

rendieren, j. ventieren. 

Send, j. Renatus. 

renegieren, nl. (renegäre; vgl. negieren) wieder 
verleugnen, ableugnen; Renegät, m. ein Glau- 
bens-Berleugner,Abtrünniger,bej.einabgefallener, 
zu Mobammeds Glauben übergegangener Chrift. 

Sienegrida, f. jpan. (v. renegrido, jehr ſchwarz, v. 
negro, ſchwarz, und der verjtärfenden Borfilbe re; 


Rente 743 


vgl. niger) in der Sonne gedörrte u. daher braun- 
rote Rochenille. 

Stenette, — Reinette, ſ. d. 

Renfan, Rifan, f. (v. altnord. hreinn, dän. und 
ſchwed. ren, rein, und fana, die Sahne) die heilige 
Fahne der Normannen. 

Nenflement, n. fr. (fpr. rangfl’mdng; von renfler, 
quellen, auffchwellen, v. re- u. enfler, =. inflare, 
—— die Bauchung, Ausbauchung einer 

äule. 

renforcieren (ſpr. rangforßieren), fr. (renforcer; 
vgl. Force 2c.) verſtärken, ſich —, ſtärker werden, 
— Nenforcds, pl. (ſpr. —forßeh's) eine 

rt Taftband; Renfort, m. (fpr. rangföhr) die 
Berftärkung, Hilfe. 

Reniflard, m. fr. (jpr. —fldhr; v. renifler, ſchnüf- 
feln, jchnauben, v. niederd. Niff, Nüff, Nibbe, 
i8länd. nef, nebbi, Schnabel, Schnauze, Naſe) das 
Ausblafeventil an einigen älteren Mafchinen. 

reniförm, nl. (reniförmis, von ren, die Niere; vgl. 
renal) Bot. nierenförmig, v. Blättern. 

renlieren, fr. (renier = |. renegäre) verleugnen, 
abſchwören; abfallen, entjagen; venidbel (fr. re- 
niable), leugbar. 

renitieren, !. (reniti, v. niti, fich ftemmen) wieder» 
jtreben, ſich widerfegen, fträuben; renttent, wider- 
jtrebend, widerjpenitia; Renitent, m. (renitens) 
ein Widerfpenjtiger; Renitenz, f. nl. der Wider— 
ftand, die Widerjpenftigfeit, dag Auflehnen. 

Rennkött, bejier Renkött, n. ſchwed. (v. ren, Renn- 
tier, n. kött, Fleiſch) aus Lappland in Schweden 
eingeführtes geſalzenes Renntierfleifch. 

renommieren, fr. (renommer, d. i. eig. wiederholt 
nennen, d. re- u. nommer, nennen) einen berühmt 
machen; gew.fich berühmt(auch berüchtigt) machen, 
fid) einen Namen maden; bef. auf hohen Schulen 
den rohen Burfchen oder Raufer jpielen; aud) ſich 
wichtig machen, groß tun, prahlen; renommiert 
(fr. renomme£), berühmt; felten: berüchtigt, ver- 
rufen, verfchrien; Nenommee, f. der Ruf, Name; 
par renomme6e, dem Rufe od. Namen nad; Res 
nommdge, f. barb.-fr. (ſpr. g wie ſch) die eitle 
Prablerei; Renommiſt, m. ein Raufbold, Schlä- 
Ela ne in 
hahn, Haußteufel, ein Sumpfvogel. 

renoncieren (fpr. renongBieren), fr. (renoncer, v. I. 
renunciäre, vgl.renunciieren)einerSade entiagen, 
darauf verzichten; Kartenſp. Farbe verleugnen, 
nicht befennen, nicht haben; Renonce, f. (ſpr. 
r'noͤngß') die Fehlfarbe od. der Mangel einer ge- 
wiſſen Farbe im Rartenfpiel; Studentenpr. das 
außerordentliche Mitglied einer Verbindung; auch 
eine widerliche Perſon. 

renobieren, |. (renoväre, v. novus, f. d.) erneuern, 
auffrischen, ausbefjern; einen Wechſel reno- 
vieren, ihn erneuern, die Berfallzeit desjelben 
meiter hinausfegen; renovätum, erneuert, ade: 
befiert, aufgefriicht; Nenovation, f. (renovatio) 
od. Renovierung, f. die Erneuerung, Wiederher- 
ftellung; Nenovatür, f. die erneuerte Aufzeich- 
nung und Bejchreibung eines Gutes. 

Renſeignements, pl. fr. (fpr. rangkenj'mängs; v. 
renseigner, wiederholt zeigen, v. enseigner, unter“ 
weifen, unterrichten, jpan. engeüar, it. insignäre, 
I. gleich]. insignäre, einzeichnen, einprägen, von 
HER, Zeichen) Nachwelſungen, Anzeichen, Aus- 
fünfte. 

Nente, f., pl. —n, fr. (mi. renda, it. rendita, von 
rendere, F ndre, l. reddðre, wiedergeben, ein- 
bringen; vgl. Rendant) eig. der Ertrag von ber 


144 rentoilieren 


Arbeit eine andern, dem man eine Sache zur Be- 
nußung überlaffen bat; itberh. jährliches Einfom- 
men, jährl. Geld-Einfünfte, Zinfen; Leibrente, 
erhöhte Zinfen, welche fich jemand von einem meg- 
geliehenen Kapital auf Lebenszeit bedingt, wäh— 
rend das Kapital nad) des Rentners od. Verleihers 
Tode dem Zinsgeber zufällt; Nentier, fr. (ſpr. 
rangtjeb, gew. Nentjeh), m. Rentner, wer von 
feinen Renten od. Einfünften lebt; rentieren od. 
renten, einbringen, abwerfen, Gewinn bringen; 
rentäbel, barb.-l. gewinnbringend, einträglich; 
Rentabilität, f. die Einträglichkeit; Mentet, 
Rentenei oder Rentkammer, f. die Zahlfammer, 
Einnehmerei; Rentmeiſter, m. der Vorgeſetzte der- 
ſelben, der die Renten einnimmt und berechnet; 
Renten-Reduktion, f. die Herabſetzung der vom 
Staate zu bezahlenden Renten. 

rentoilieren (pr. rangtoal—), fr. (rentoiler, von 
re- u. entoiler, v. toile, Leinwand) ein altes Ge- 
mälde auf neue Leinwand ziehen. | 

ventrieren (jpr. rangtrieren), fr. (rentrer; vgl. en- 
trieren) eig. wieder hineingehen, zurüdfehren; Tuch 
2c. zufammenftoßen, anftoßen, — oder ſo zu⸗ 
ſammennähen, daß man die Naht nicht ſieht; Ren— 
trant, m. fr. (ſpr. rangtrdng) Krk. der eingehende 
Winkel eines Zangenwerks. 

renuieren, l. (renuere) ablehnen, verneinen, ab— 
ſchlagen, verweigern. — 

renumerieren, |. (re-numeräre, vgl. numerieren 
unter Numerus) wiederzahlen, zurüd- od. wieder 
herauszahlen, eingenommenes Geld wieder heraus» 

eben; Henumeration, £. nl. die Rüdzahlung, 
Nachzahlung; Wiederherausgabe. 

renunciieren, I. (renunciäre; vgl. nunciieren unt. 
Nuncius). berichten; etwas ankündigen, aufjagen; 
einer Sache entjagen, auf diefelbe Verzicht tun; 

vgl. renoncieren; Renunciation, f..(renuncia- 
tio) der Bericht; die Auffündigung einer Sache; 

die Entjagung, —— Verzichtleiſtung; Re⸗ 
nunciations⸗LAlte, f. die Entſagung eines her— 

kömmlichen Rechtes, beſ. die Akte des Königs Phi— 
lipp V. von Spanien, in welcher er der Erbfolge 
in Frankreich entſagte; renunciatĩo litis, die Auf⸗ 
hebung eines Rechtsſtreites; r. succesionis, die 
Entſagung der Erbfolge; renunciatorium (jura- 
mentum), n. nl. ein Verzichtunggeid. 

renberfieren (ſpr. een. fr. (renverser, v. 
re- u. envers ⸗ J. inversum, umgefehrt, verfehrt) 
umfehren, umftürzen, über den Haufen werfen, in 
Unordnung bringen; à la renverse (|pr. — rang- 
werk’), Tonk. umgekehrt, umgewendet. 

Nenvi, n. (pr. rangwih; v. envi-in & l’envi, um die 
Wette, gleich). zum Neide eines andern, v. envie, 
der Neid, I. invidia) da3 Übergebot beim Spiele. 

Renvoi, m. fr. (fpr. rangmwod; dgl. Envoi) die Riid- 
jendung, Verabſchiedung; die Nach- oder Rück— 
weiſung in Büchern, bei Blanzeichnungen 2c.; ren⸗ 
voyieren (jpr. rangmwoajieren; fr. renvoyer), zu- 
rüdihiden, zurüdweijen; fortihiden, abdanken; 
verweiſen, verjchieben. 

reoffupieren, nl. (vgl. vecupieren) wieder oder von 
neuem bejegen od. einnehmen; Reoklupation, f. 
die Wiederbejegung. 

reolen, ſ. rigolen. 

reordinieren, nl. (v.l. ordinäre, ordnen; vgl, or— 
dinieren) wieder ordnen oder verordnen; abermals 
le ; Neordination, f.die nochmalige Brieiter- 

weihe. — 

reorganiſieren, batb.-L. (fr. réorganiser; vgl. or- 
ganifieren unt. Organ) wieder neu einrichten, um- 


Repertorium 


geitalten; Reorganiſation, f. die Wiedereinrich- 
tung; bei. die Neugeflaltung eines Kriegsheeres; 
Arniee-Reorganifation. 
reorhdieren, I.-gr. (vgl. orydieren) wieder mit 
Sauterftoff verbinden, wieder verfalten; Reoxyda⸗ 
tion, f. die Wiederverbindung mit Saueritoff, 
Wiederverfalfung. 
rebandteren (ipr. —pangd—), fr. (repandre, v. I. 
pand£re, ausbreiten) vergießen; verbreiten, aus- 
breiten; ſehr repandiert fein, an vielen Orten 
— ſein, viele Bekanntſchaften, viel Umgang 
aben. 
reparieren, l.(reparãre; v.parãre, bereiten) wieder⸗ 
herſtellen, erſetzen, vergüten, ausbeſſern; reparäbel 
(l. reparabilis), erſetzbar; verbeſſerlich, wieder gut 
zu maden; Reparation, f.(reparatio)die Wieder- 
beritellung, Erneuerung, der Erfaß, die Entihädi- 
gung, Vergütung; reparation d’honneur, fr. 
(pr.reparakiöngdonnöhr)die&hrenrettung, Ehren- 
erklärung; Neparatür, f.nl. die Wiederheritellung, 
Ausbeſſerung. 
Reparon, m. fr. (ſpr. —röng) Flachs zweiter oder 
mittlerer Sorte. 
repartieren, nl. (vgl. partieren; fr. répartir) ver⸗ 
teilen; Nepartition, f. die Verteilung. 
epas, mn. fr. (jpr. repdh; urfpr. repast, ml. re- 
pastus, v. I. pascöre, meiden, nähren) die Mahl- 
zeit, das Mahl, Gaſtmahl. ke 
repaſſieren, fr. (repasser; vgl. paflieren) zurück— 
reifen, zurückkommen, wieder durchgehen; etwas 
abziehen, fchleifen, bügeln, plätten; eine neue Uhr 
vor der Benußung genau nachſehen; Rechnungen, 
Schriften ꝛc. nachſehen, unterfuchen, wiederholt 
durchgehen; Mepdi, m. der Rücktritt eines Pfer- 
des; Repaffage, £., r. n. fr. (ſpr. Iſſahſch) das 
Wiederdurchgehen; Abziehen, Ausbügeln. 
Repatriattion, k. nl. (v. I. repatriäre, ins Vater- 
land zurüdfehren, v. re- u. patria) die Wiederkehr 
oder Wiederaufnahme ins Vaterland. 
Repeal, n. engl. (ſpr. ripihl; v. peal, Schall, Lärm, 
Ruf, v. fr. appel, Ruf, Zuſammenruf, v. appeler, 
rufen; fr. rappel, der Yurüdruf, v. rappeler, zu- 
rückrufen; vgl. appellieren) der Widerruf, die Ab- 
weiſung od. Aufhebung, beſ. der Bereinigung von 
England und Srland; genauer: die Auflöjung der 
jeßt beitehenden Bereinigung des Legislatur- und 
Gerichtsweſens Irlands mitdem Großbritanniens; 
Repealer, m. (pr. ripihler) d. i. Widerrufer, Auf» 
heber, diejenigen irländ. Mitglieder des engl. Bar» 
lament3, welche den Widerruf der Union zwiſchen 
England und Srland verlangen. 
repellieren, I. (re-pellere, von pellere, ſchlagen, 
jtoßen, treiben) zurüdtreiben, abmeifen, verſchmä— 
hen, verftoßen; repellentia, pl. Heilk. zurück— 
treibende Heilmittel. 
Nepenting, pl. I. (v. repentinus, plötzlich, von re- 
Pens plöglich) Apr. dringende Sadıen, bei. Klag- 
achen. 
reperfutieren, [.(re-percut£ere, vgl. perfutieren) zu- 
vüditoßen, zurüdwerfen;abprallen; Reperkufften, 
f. (repercussio) die Zurüdwerfung, der Zurüd- 
ftoß; das Zurüdprallen, z. B. des Scalles, der 
Lichtftrahlen 2c. n 
Repertorium, n., pl. —toria od. —torien, ſpätl. 
(v. reperire, finden) ein Nachweiſebuch, Sachver⸗ 
zeichnis od. Regifter, eine Aktenlifte; kritiſche Uber⸗ 
ſicht; Sammelwerk; fr. Repertoire, n.(ipr.—todhr) 
dag ern: der Rollen, welche ein Schaufpie- 
ler oder Enger einftudiert act Rollenverzeichnis; 
erzeichnis der 


desgl. das tücke, welche an einer 


repetieren 


Bühne einftudiert od. in Vorbereitung find, Spiels 
plan; der Wocenplan, Verzeichnis der in einer 
Woche aufzuführenden Stüde. 

repetieren, I. (repetere) wiederholen; Mepetier- 
Gewehr, n. R.-Piſtole, f. Gewehr oder Alu 
aus denen nad) einmaligem Laden mehrere Schüffe 
abgefeuert werden; Mehrlader, Magazingemwehr; 
M.-Geſchütz — Infanteriefanone j.d.; R.-Uhr, 
f. eine Taſchen-Schlaguhr; Repetent, m.(repötens) 
ein Nachhelfer, Nadhhilfslehrer, an Hohen chulen 
ein Unterlehrer zum Wiederholen der Kollegien; 
Mepetition, f. (1. repetitio) die Wiederholung; 
Probe eines Schaufpiels; repetitio est mater 
studiorum, die Wiederholung ift die Mutter der 
Studien, d.h. die Wiederholung ift beim Erlernen 
einer Wiſſenſchaft mit die Hauptſache; Nepetitto= 
nen, pl. die Erklärungen einzelner Geſetze der ital. 
Rechtslehrer im 14. und 15. Sahrh., weil fie bloße 
Wiederholungen der Kommentarien und Entjchei- 
dungen ihrer Lehrer waren; Nepetitionsfreis — 
Theodolit, j. d.; Nepetitor, m. I. ein Wiederholer, 
Einübender bei Theaterproben; auch Zurüdforde- 
ver; Nepetitorium, n. nl. ein Wiederholungs— 
Unterricht, eine Wiederholung3-Vorlefung; repe- 
tundae (sc. res pecuniae), pl. Sachen oder Geld, 
welche zurücgefordert werden fonnten; erimen 
repetundarum, ſ. unter crimen. 

vepignerieren, ſpätl. (repignorare; vgl. pignus) 
gegenpfänden; Nepignoration, f. Ripr. die Ge- 
genpfändung, Pfand- Einlöfung. 

Vepit, m. fr. (pr. repih; urjpr. respit, prod. re- 
spieit, it. rispitto, Raft, Ruhe, Seit ſich zu erholen; 
v. I. respectus, Rüdficht, Nahficht, Nadjlaß, von 
respicere; vgl. refpizieren) die Nachſicht, Friſt, der 
Aufſchub. 

replacieren (ſpr. replaßieren), fr. (replacer; vgl. 
placieren) wieder ordnen oder ſtellen. 

replaidieren (ſpr. —pläd—), fr. (replaider; vgl. 
plädieren) wieder vortragen, einen Prozeß aufs 
neue führen oder verteidigen. 

Peplantation, f. nl. die Wiedereinpflanzung z. B. 
ausgezogener Zähne. 

replatrieren, fr. (replätrer, v. plätre, Gips, altfr. 

lastre, plaistre, emplastre, emplaistre, mit Gips 
überzogener Boden, Eſtrich, Plajter auf Wunden, 
ml. plastrum, amplastrum, vd. l. emplastrum, gr. 
emplastron, Pflaster aufWunden, Salbe zum Auf- 
fchmieren, v. emplässein, darauf bilden od. ſchmie— 
ten) übergipjen; bemänteln, entichuldigen; Repla⸗ 
trage, f., t.n. (ſpr. replatraͤhſch) Übergipjung, Be- 
werfung mit Gips; Bemäntelung. 

Repletion, f. l. (repletio, von replere, erfüllen) die 
Anfülung, Angefülltheit, Vollblütigfeit; Über- 
ladung, 3.8. des Magen3; auch Schmwängerung. 

replitieren, fr. (replier; vgl. pliieren unt. Pli) wie- 
der zujammenlegen, wieder in Halten legen; Krk. 
ſich zurüdziehen, zurüctweichen; auch fich auf etwas 
jtügen od. verlaffen; Repli, m. der Rückzugspunkt 
der Truppen; Rüdhalt oder Dedung fir einzelne 
BR Dche Poiten durch eine größere Truppen- 
zahl (Replipoſten, Replijtellung). 

replizieren, ſpätl. Ripr. (replicäre, d. i. altl. eig. 
zurudfalten, beugen, v. plicäre, jalten; fr. repli- 
quer) antworten, erividern; adreplicäudum, zum 
Ermidern, um Einwendungen vorzutragen; Bi r6- 
plica, it. Ton. wiederholt fi, man wiederhole; 
replicäto, mwicderholt; Replitk, f. ml.(replica; fr. 
replique) od. Meplifation, f. barb.-I. die Ermwide- 
rung, Entgegnung, bej. treffende oder wißige Ant- 
twort, der Öegenbefcheid; die Wiederholung, Nad)- 


repvräſentieren 745 


bildung (Kopie) eines Kunſtwerks; Nipr. die Gegen— 
rede, Gegenjchrift, d. i. Gegenrede auf eine Einrede 
(Erzeption), und die Schrift, in welcher die Einrede- 
Ihrift beantwortet wird, I. replicatio (vgl. Du- 
lik); röpliea, f. it. Tonk. die Biederholung einer 
onfolge, be. durch eine andere Stimme. 

replumbieren, barb.-I.(v.plumbum, das Blei) Blei 
von Silber jcheiden, Silber von Blei reinigen. 

Replh⸗letter, m. engl. (pr. ripfet—: v. reply, die 
Antwort; vgl. replizieren) der Aufſchubsbrief der 
engliſchen Könige zugunſten eines Verurteilten, 
beſ. Befehl zur Verſchiebung einer Hinrichtung. 

Nepolon, m. fr. (fpr. löng) Reitk. die halbe Volte, 
Volte in fünf Tempos, ? Bolte. 

repondteren (jpr. repongd—), fr. (r&pondre, von l. 
respondöre) antworten, entiprechen od. anſprechen, 
ujagen oder gemäß fein einer Sache; gutfagen, 
Fakten, fich verbürgen für eine Sache. 

redonieren, |. (repönere, v.ponere, jeßen, legenze.) 
zurüdlegen, hinlegen, aufheben, verwahren; Heilt. 
einen vorgefallenen Teil, 3.8. einen Bruch, wie- 
der zurüdbringen; ein verrenktes Glied einrichten; 
Nepofitarius oder Nepofitär, m. nl. ein Aufbe— 
wahrer, Auffeher von Akten 2c.; Repoſition, f. 1. 
nl 
i 5. ausgetretener od. verrenkter Glieder; Zurüd- 
Hiebung; Mepofitorium, n., pl. —torig oder 
—$orien, ein Geftell, Fachgeſtell, Büchergeſtell; 
Aufbewahrungsort; auch Neppfitär, f. 

reportieren, |. (reportäre, v. portäre, tragen; fr. 
reporter) zuridtragen, zurüdbringen; nachſagen, 
Hatjchen‘; eintragen, gutjchreiben; Repoͤrt, m.engl. 
(jpr. ripoͤhrt) Riyr, ericht, Berichterftattung (— 
Relation); Übertrag in Handelsbüchern; fr. (fpr. 
vpohr) im Staatspapierhandel: der Unterfchied 
zwilchen den Preijen einer Staatsrente am Ende 
de3 laufenden und am Ende des nächitfolgenden 
Monats, ſ. Deport; Report-Geſchäft, Koitge- 
ſchäft, Verkauf eines Wertpapiers unter der Ber- 
pflihtung, es fpäter höherzuridzufaufen; Repoͤr⸗ 
ter, m. engl. (fpr. rihporter) ein Berichteritatter, 
beſ. Nachſchreiber englifcher Parlamentsreden für 
eine Zeitung. 

repos, m. fr. (jpr. r'poh: v. l. re- u. pausäre; vgl. 
pauſieren) die Ruhe; der Ruheplatz, z.B. auf einer 
Treppe; mon repos (fpr. mong —), meine Ruhe 
oder Erholung, mein Ruheplag (Name verfchied. 
Zuftichlöffer); Neppfotr, m. fr. (pr. —jodhr) der 
Ruhealtar, bei firchlichen Aufzügen, beſ. am $ron- 
leichnamzfejte, auf der Strade errichtet, um mit 
dem Hochwürdigſten darauf zu ruhen; der GStell- 
bottid) der Färber. 

Repofitarins, Repoſition, Repoſitorium zc., |. 
unter reponteren. 

repouſſieren (jpr. repufj—), fr. (repousser; vgl. 
pouſſieren)zurückſtoßen zurückdrängen, zurückgeben, 
z. B. Spott, heimſchicken (einen pötter ac); res 
pouffabel, zurücktreibbar, was fich zurüctreiben 
od. ſtoßen läßt; Repouſſoir, m. (jpr. —pufloddr) 
ein Nageleijen, Treibeifen, Steinmeißel, Hohlitem- 
pel; Mal. ein dunkler Vordergrund, um dieandern 
Gegenſtände eines Gemäldes defto entfernter er- 
iheinen zu laſſen. 

reposzieren, I. (re poscẽre) wieder verlangen, zu- 
rückfoördern. 

repräjentieren, [.(repraesentäre; vgl.präfentieven 
unter Präſens) vergegenwärtigen, vertreten, dar- 
ftellen; eines Abweſenden Perſon vertreten oder 
porjtellen; bedeuten, bezeichnen; in ſich jejlen; auch 
etwas vorſtellen, äüßeres Anſehen, Würde haben; 


746 reprehendieren 


Repräfentdnd(us), m. der Vorzuftellende, zu 
Bertretende; Repräſentänt, m. (repraesentans) 
Vertreter, Stellvertreter eines Abmwefenden; bei. 
der Vertreter einer Landſchaft, Stadt oder Körper- 
ſchaft bei einer ftändifchen Berfanımlung, Volks— 
vertreter, Randesvertreter, vgl. Deputierier; 
tepräfentation, f. I. (repraesentatio) die Ver- 
gegenwärtigung; Stellvertretung oder Bertretung; 
Daritellung, Abbildung, Borftellung eines Schau- 
fpiels 2c.; jtandesgemäßer Aufwand; Nepräfen= 
tations-Koften, Amtsaufwand und defjen Koiten, 
Standesaufwands-Koften für Gefandte 2; W.= 
Necht, das Vertretungsredht; bei Erbſchaften das 
Eintreten in die Rechte eines bereits verftorbenen 
Azendenten; repräfentatin, nl daritellend; ftell- 
vertretend od. vertretend; auch repräfentierend; 
Nepräfentativ-Snftem, n. od. -Verfaffung, f- 
Volksvertretungs-Verfaſſung, diejenigeStaatsein- 
rihtung, nad) welcher das Volk durch eine Ver— 
fammlung abgeordneter Vertreter an der Staat$- 
verwaltung und Gejetgebung teilnimmt. 

reprehendieren, l.(reprehendere, eig.zurüdhalten 
oder »ziehen, v. prehend£re, faſſen, halten) tadeln, 
rigen, verweilen; reprchenfibel (ipätl.reprehen- 
sibilis), tadelnswert; Reprehenſion, f. (l. repre- 
hensio) der Tadel, die Rüge, der Verweis; Repreſ⸗ 
falien, pl. (fr. represalle, jpan. represalia, it. 
ripresaglia, rappresaglia, altfr. reprehensaille, 
ml. reprensaliae, eig. Jurüdnahme des Genom- 
menen, von reprehendere, reprehensum, zurüd- 
nehmen) jelbjtgenommene Entfhädigung; Wieder- 
vergeltung harter, ungerechter Handlungen oder 
Beleidigungen von jeiten eine3 Staates gegeneinen 
andern, Gegenmaßregeln; auch Vergeltung, ®e- 
nugtuung, Ahndung; Reprefialien=Briefe, pl. 
Erlaubnisicheine eine Landesherın gegen die 
Untertanen eine3 andern Staates Gegengemalt zu 
gebrauchen. 

Stepreflalien, ſ. unter veprehendieren. 

Reprefiton 2c., j. unter reprimieren. 

Reprieve, m. engl. (jpr. riprihw; altengl. repreve 
f.reprove, v.[.reprobäre, verwerfen) der Auffchub 
einer Hinrichtung, die einem zum Tode Verurteils 
ten bewilligte Friſt; auch der Befehl zu diefem 
Aufſchub. 

Reprimande, f. fr. (ſpr. —mängd'; I. gleich]. re- 
primenda, von reprim£re, fr. reprimer, ſ. tepri- 
mieren) die Zurechtweifung, der Verweis, Tadel 
(mundartl.:Refirmande); reprimandieren(fr. 
reprimander), verweilen, tadeln, ſchelten. 

reprimieren, l. (reprim£re, von prem£re, drüden) 
unterdrüden, dämpfen, hemmen; 
Repreſſion, f. nl. die Unterdrüdung, Abwehr; 
repreſſiv (fr. repressif), hemmend, hindernd, 
wehrend; Repreſſiv⸗Maßregeln, pl. hemmende, 
abwehrende Maßregeln, Unterdrückungsmaßregeln. 

Repriſe, £. fr.(vgl.Brife) die Wiedernahme, Wieder— 
eroberung eines Schiffes; die Wiederholung, das 
Wiederaufführen eines Schaufpiels 2c.; Tonk. Wie- 
berholung eines Hauptteil3 von einem Stüd; auch 
das Wiederholungzzeihen; der Kauf im Lands— 
fnechtjpiele; Reyriſen, pl. im Zirkus die Baufen, 
die durch Ermüdung de3 Reiters entjtehen und 
dann durch einige Späße des Clowns — daher 
Reprifenclomn — ausgefüllt werden. 

Kepriftination, f. nl. (v. pristinus, j. d.) die Wie- 
derheritelung von etwas Früherem, Abgeitelltem. 

teprobieren, I.(reprobäre, von probäre, billigen) 
verwerfen, mißbilligen; Rſpr. den Gegenbeweis 
führen; Reprobation, f. (ſpätl. reprobatio) die 


Reptilien 


— Verdammung; Rſpr. der Gegenbe- 
eis. 


reprochieren (ſpr. v’profchieren) fr. reprocher; v. 
proche, nahe, I.prope, alfo gleicyfam nahe legen; 
dab. prov. noch repropchar) einem etwa3 vorwer⸗ 
fen, zum Vorwurf machen, vorrüden; repracdhäbel 
(fr.reprochabie), tadelnswert. fträflich, verwerflich; 
Nebrode, m. (fpr. r'proſch) der Vorwurf, harte 

erweis. 

reproduzieren, nl.(vgl.produzieren) wieder hervor⸗ 
bringen, nacherzeugen, wiederſchaffen, ergänzen, 
wieder herſtellen oder erſetzen; wieder vorführen, 
vorlegen; Rſpr. Gegenbeweiſe vorbringen, Gegen— 
zeugen aufſtellen, eine reproduzierende Kunft 

iſt diejenige Kunſt, welche etwas bereits Gefchaffe- 
nes zur Erſcheinung bringt, wie z. B. die Schau— 
ſpielkunſt, entg.derproduzierenden; ſich repro⸗ 
duzieren, ſich von neuem zeigen, wiedererſcheinen; 
reprodueätur, Rſpr. es (das Aktenſtück) werde 
wieder vorgelegt; Reproduzent, m. ein Wiederer⸗ 
zeuger; Rſpr.ein Gegenbeweisführer; Reprodükt, 
m. der Gegenteil, wider den der Gegenbeweis ge— 
führt wird; Reproduktion, f. die Wiederhervor- 
bringung, Wiederherftellung, Erfegung oder Er- 

änzung zeritörter od. verlegter Teile an tieriichen 
drpern, wie auch der aus denorganifchen Körpern 
ausgejonderten Stoffe; Neproduftionsmethode, 
Bervielfältigungsverfahren;reprodnftip, twieder- 
hervorbringend,naderzeugend,ergänzend; Repro⸗ 
duftinität oder Neproduftions-Nraft, f. die 
Wiederherſtellungs- oder Wiedererzeugungäfraft, 
das Ergänzungsvermögen veritümmelter od. völlig 
verlorener Körperteile bei Pflanzen und Tieren, 
bef. Gewürmen und Amphibien. 
rebromittieren,1.(repromittere,vgl.promittieren) 
ein Gegenverfprechen tun; Repromiſſion, f.(l.re- 
promissio) das Gegenverſprechen. 
Reproſelujt, m. L.-gr. (vgl. Proſelyt) ein Wiederhin⸗ 
zugefommener, Zurüdgefehrter. 
reprösit! gem. repröft u. bloß re, nl. (vgl. prosit) 
es befomme (dir) wieder wohl! (Erwiderung des 
Profit!) 

veproteftieren, nl. (vgl.proteftieren)eine Gegen— 
verwahrung einlegen, oder gegen den Brotejleines 
andern Einwendungen machen u. denjelben für un— 
fräftig erklären; Neproteft, m. oder Reproteſta⸗ 
tion, f. die Gegenverwahrung. | 

Reptilien, I.(reptilia, v.rep£re, friechen) friechende 
Tiere, Kriechtiere, Kürmer; auch — Amphibien, 
3.8. Schlangen, Fröſche, Eidechien, Schildkröten; 
neuerdings bildlih: Neptilien-Preffe, f. im 
Dienfte der Regierung ftehende Zeitungen zur Be- 
fämpfung geheimer Staatsfeinde; R.⸗Fonds, m. 
(ipr.—fong)die zurUnterjtügungderfelben vonder 
Staat3behörde ausgemworfene Geldfumme. (Zurüd- 
uführen auf eine Außerung Bismard3 in der 
Sipung de3 preußiichen Abgeordnetenhaujes vom 
30. $an. 1869, wo er jene geheimen Staatsfeinde 
„bösartigen Reptilien” verglich). „Man müſſe!, 
fagte Bismarck, „dieſe Reptilien bis in ihre Höh— 
len hinein verfolgen“. Abwehr der Angriffe 
der Welfenpreſſe ſollten ſpäter die Zinſen des jo- 

enannten Welfenfonds [f. d.] verwandt werden. 

Bismard nannte alfo die Welfenjchriftiteller np 
tifien. Dies Wort wurde aber im Volksmunde 
eradezu umgedreht, und bald nannte man die— 
jenigen Beitungamänner, welche die welfiſchen Rep- 
tilien befämpfen follten, ſelbſt Reptilien. So 
fam es, daß der Welfenfonds als Reptilien- 
fonds bezeichnet wurde.) 


Nepublit 


Republik, £. (jpr. republique, v. [. res publica) ein 
Gemeinwejen, Freiftaat, eine Staatöverfaflung, 
wobei die höchite Gewalt und Herrjchaft über eine 
bürgerliche Gejellichaft entweder einem beftimmten 
Ausſchuß von angefehenen Gliedern anvertraut iſt 
(Ariftofratie), oder von dem Volke felbjt und 
den daraus Gemwählten ausgeübt wird (Demo— 
fratie); Nepubliquette, f. fr. (fpr. repüblitett’) 
ein Feiner Freiftaat, 3. B. St. Marino; Republi— 
fäner, m. fr. (republicain) ein Mitglied eines Ge- 
meinftaats, Freiſtaatsbürger, auch ein Anhänger 
dieferStaatsform; republifäniich, Freibürgerlich, 
freiftaatlich, republikaniſche Verfaffung, die 
Sreiltaatsverfaffung ꝛe.; Nepublifanismus, m. 
barb.-l. die Anhänglichfeit an freiftaatliche Ver⸗ 
faſſung; republifanifieren, zu einem Freiſtaat 
macen; dazu geneigt fein; dazu geneigt maden. 

republizieren, nl. (v. publizieren, ſ. d.) wiederholt 
befannt machen; Nepublifation, f. wiederholte 
Bekanntmachung oder öffentliche Anzeige. 

repudtieren, I. (repudiäre, v. pudöre, fich ſchämen) 
verjchmähen, verjtoßen; fich vom Gatten jcheiden, 
die Ehe trennen; Nepudiation, f. (l. repudiatio) 
od. Repudium, n. die Verſchmähung, Verſtoßung, 
Burüdweijung; Rſpr. Eheſcheidung; die Erklärung 
einiger nordamerifanischer Freiftaaten, die Staat3- 
chulden und die Zinſen derjelben nicht im vollen 
Detrage bezahlen zu wollen; repudium necessa- 
rıum, rechtlich bearündete od. gebotene Eheſchei— 
dung; r. voluntarium, freiwillige Aufhebung des 
Ehebündnijjes. 

repugnieren, [. (repugnäre, v. pugnäre, kämpfen) 
widerjtreiten, widerjtreben, ſich miderjegen; zu— 
wider fein, widerſtehen; Abneigung empfinden; 
repugnänt (repügnans), widerftreitend, widerſtre— 
bend, zumider, entgegen; Nepugndnz, f. (I. re- 
pugnantia) und Pepugnation, f. (jpätl. repu- 
gnatio) der Widerjtreit, Widerjpruch, Widerjtand; 
der Widermwille, die Abneigung. 

Ntepüls, m. [. (repülsus, m. u. gem. repülsa, f. v. 
repellere, zuricdtreiben, -ftoßen) die Abweifung, 
Verwerfung, abfchlägige Antwort, Fehlbitte, vgl. 
Refüs; Repulſion, f. (jpätl.repulsio) die Aurüd- 
ſtoßung, Rüdjhlag; repulfio u. repulföriich, nl. 

urüdtreibend, zurüditoßend, abftoßend; repul- 
Hide Kraft,die urückſtoßungskraft; repulſieren, 
I. (repulsäre) zurückſtoßen, abſchlagen, abweiſen, 
eine abſchlägige Antwort, einen Korb erteilen. 
repunzieren (vgl. Punze), Gold⸗ u. Silbergefäßen, 
als Zeichen des richtigen Gehalts, außer dem ge- 
wöhnlichen Stempel (der Punze) noch einen be- 
fonderen Stempel, eine Repunze, aufdrücden. 

Repurchaſe, m. engl.(fpr.ripörtiche)’) das Abſtands⸗ 
geld, der Wieder- od. Reufauf. 

repurgieren, I. (repurgäre; vgl. purgieren) wieder 
reinigen, wieder abführen. 

Reputaäation, f. (v. fr. reputation, v. r&puter, für 
etwas halten, achten; das lat. reputatio heißt Be— 
rechnung, Erwägung) der Ruf, bef. gute Auf, das 
Anfehen, die Achtung, Ehre; reputäbel, n!., oder 
reputierlich, ehrbar, ehrenvoll, wohlanftändig, 
bear rühmlich, angefehen, einen guten Namen 

abend. 

Requet, ın. fr. (ſpr. rekeh) eine Art breiter Leinwand 
aus der Bretagne. 

Niequete, f. fr. (ihr. refät’; requ&te, altfr. requeste, 
v. mi. requesta f. requisita, v. lat. requirere, fr. 
requ£rir, erfuchen, anfuchen; vgl. requirieren, re- 

uisitus) die Bitte, Bittichrift, da3 Anfuchen, Ge- 
ud (Supplit); Requetenmeiſfter oder maitre 


reſakrieren 747 


des requötes (jpr. mäht’r dä refäht’), m. der Bitt- 
Ichriftenmeifter, Berichterftatter über die Bittfchrifr 
ten beim Staatsrat in Frankreich. 

Nequiem,n. I. (eig. Akk. v requies, die Ruhe) Fathol. 
Seelenmefje zu Ehren eines Berftorbenen und das 
Tonftüd dazu (von den Anfangsworten ‚„requiem 
aeternam dona eis, Domine etc., gib ihnen die 
ewige Ruhe, o Herr! ꝛc.“); requitfzieren (I. re- 
quiesc£re), ruhen, fi) beruhigen, zufrieden ftel- 
len; reqniöscat in pace, er (oder fie) ruhe in 
Hrieden! Requiktorium, n. nlat. die Ruheſtätte, 
das Grab. 

Nequintersn, m. der Sohn eines Duinterong (f. d.) 
mit einer Europäerin, oder umgelehrt. 

requirieren, I. (requiröre,v. quaeröre, fuchen) wie- 
der juchen od. forjchen, verlangen, erfordern; er— 
bitten, nachſuchen; beſ. eine fremde Obrigkeit oder 
eine andere Behörde um Beihilfe od. Mitwirkun 
erjuchen; zurüctfordern, in Anspruch nehmen; au 
unterfuchen, erforschen, auskundſchaften; Kriegsk. 
Lieferungen fordern od. ausſchreiben; Requirent, 
m. (requirens) ein Nachſucher, Nachforicher; ro- 
quisitus, a, um, erjucht, erfordert, bejtellt; Re— 
anifit, n. ((. requisitum), pl. —a od. —en, das 
Erfordernis, Zubehör, namentlich alle die kleinen 
Gegenſtände, welche außer der Dekoration zur Auf⸗ 
führung eines Theaterſtücks notwendig find; er- 
forderlihe Eigenihaft; Requiſiteur, fr. (ſprich: 
—töhr) der Herbeifchaffer der erforderlichen Dinge 
(für Schaubühnen); Requiſitrice (pr. —trihß) 
die Herbeifchafferin von dergl.; Requiſition, £. (I. 
requisitio) das Anhalten, Begehren, Verlangen, 
Erfuchen; be. die Aufforderung einer Behörde an 
eine andere zur verfafjungsmäßigen Hilfleiſtung; 
die Ausfchreibung von Lieferungen; der Veichlag 
od. Anſpruch auf etwas, 3.B. etwas in Requi— 
fition nehmen oder jegen, etwas in Beſchlag 
od. Anſpruch nehmen; das infolge von ſolchen Aus- 
ſchreibungen ®elieferte jelbit, Lieferung; Nequtits 
tions= od. Nequijitoriäl- Schreiben, auch Re⸗ 
quifitorinm, n. oder Neguifitoriälen, pl. niat. 
(requisitoriäles, näml. littörae) ein amtliches An⸗ 
juchen, Erfuhungsichreiben von einer Behörde an 
die andere; Requiſitions⸗Syſtẽm, m. die Krieg- 
führung, wonach ein Heer durch die in dem Lande 
ausgejchriebenen Lieferungen unterhalten wird; 
Hequifitionarius, m. nl. oder Nequifitionär, 
m. fr. (r&quisitionnaire) der etwas in Anſpruch 
nimmt (in Requifition jeßt). 

res, f. (Gen. rei, pl. gleichjall3 res) I. die Sache, das 
Ding; Vermögen, Gut ꝛc. re vera, in der Tat, in 
Wahrheit; ad rem, auch e re, zur Sadıe, ſachge⸗ 
mäß, dienlich, nützlich; pafiend, gehörig; o od. pro 
re nata, nach der Natur od. Lage der Sache, nad 
Befchaffenheit der Umſtände; rebus sie stanti- 
bus, da die Sachen fo ftehen, bei diefer Sachlage; 
res commünis, ein Gemeingut; r. controversa, 
eine jtreitige Sadıe; r. dubia, zweifelhafte Sache; 
r. ecelesiasticae, pl. geiitlihe Saden, Kirchen⸗ 
güter; r.facti, Tatjache; r.familiäris, das Haus- 
weſen; r. integra, nod) unverjehrte Sache, wobei 
noch nichts verjehen ift; re intögra, bei noch un- 
veränderter, unangetafteter Sache; res judicata, 
f. unter judizieren; r. naturäles, pl. natürliche 
Dinge; r. publica, da3 öffentliche, allgemeine 
Wohl; dad Gemeinwefen, der Staat, j. aud Re— 
publif; r. publicae, pl. I. Staatögüter. 

refafrieren, ni. (resacräre, fr. resacrer; vgl. fa» 
frieren) mwiederweihen od. -jalben; Rejafration, 
f. die Wiederweihe. 


148 rejalutieren 


rejalutieren, I. (von salutäre) eine Begrüßung er- 
widern; Nefalutation, f. (lat. resalutatio; vgl. 
Salutation) die Wiederbegrügung, der Gegengruß. 

rejaneszieren,!.(resanescöre,v.sanescöre, gefund 
werden, d. sanus, gejund) wieder genejen. 

refarzieren, I. (re-sarcire) eig. wieder flicken, aus⸗ 
befjern; eritatten; erſetzen. 

Reihimdar, m. od., nad) franzöj. Schreibart, Mes 
Himder, tür. (v perf. reschmeh, eine jilberne 

ette als Kopfſchmuck des Pferdes, u. dar, haltend) 

der Zaumbalter des Sultans. 

rejeindieren, I. (re-scind£re) eig. ab⸗ od. losreißen, 
zerreißen; vernichten, aufheben, umjtoßen, für un» 


gültig erklären, 3.8. ein Teſtament; Reſeciſſion, 


(l. reseissio) die Aufhebung, gerichtliche Um- 
ftoßung oder Bermwerfung (Kaſſierung) eines 
Teſtaments. 

reſcontrieren, Reſcontro, ſ. Scontro ze. 

Reſẽda od. Reſede, k. l. (reseda; v. resedäre, wie- 
der ſtillen, beruhigen; weil dies Kraut ehem. als 
ſchmerzſtillendes Mittel gebraucht wurde) das Still- 
kraut, der Wau, ein, bekanntes wohlriechendes Ge— 
wächs, urſpr. aus Agypten; Reſedazeen, pl. nl. 
(resedac&ae) Reſedagewächſe, Reſeda⸗Arten. 

reſerieren, I. (reseräre, v. sera, der Riegel (entrie- 
geln; aufichliegen, eröffnen; Reſerantia, pl. Heilf. 
eröffnende Heilmittel. 

veferbieren, [. (reserväre, v. serväre, beobachten, 
hüten, erhalten) aufbehalten, verjparen, aufſparen, 
aufbewahren;verwahren,vorbehalten,ausbedingen, 
fiherftellen, 3. B. feine Rechte; refervierte Mo- 
nate (menses papäles),6 Monate des Jahres, dar- 
um jo genannt, weil der Papſt die darin erledig- 
ten niedern geijtlichen Pfründen zu vergeben fich 
vorbehalten hat; fich referviert halten, ſich zu- 
rüdhaltendbenehmen; eine refervierteMiene, 
eine Miene voll Zurüdhaltung; reservändo, vor⸗ 
behaltlich, mit Vorbehalt; reservatis reservän- 
dis, mit Vorbehalt deffen, was vorbehalten mwer- 
den muß, mit dem nötigen Vorbehalt; Reſer— 
dage, f., r. n. fr. (ſpr. —wahſch') die Schubbeize in 
Särbereien; auch Schußpafte; Mefernät, n. (lat. 
reservätum) das Borbehaltene, Ausbedungene, 
der Vorbehalt; aud) — Reſervation, f. nl. und 
Reſerve, f. fr. der Vorbehalt, die Ausbedingung; 
der Hinterhalt, Rückhalt; Reſerve, auch Berädı, 
tigkeit, Borficht, Zurüdhaltung; Unterſtützung, Not⸗ 
Hilfe, Ergänzung, und was dazu dient; Krſpr. die- 
jenigen Mannjchaften, welche ausgedient haben, 
oder von vornherein zuriidgeftellt find, und nur 
im Falle eines Krieges unter die Waffen gerufen 
werden; zur Rejerve (3.8. etwas aufbewahren), 
ur Nothilfe, Unteritügung, aus Vorjorge für den 
Notfall; Neferve-Beamter,m.ein Aushilfsbeam— 
ter; R.=Morps, j. Korps; W.-Dtenft, Aushilfs- 
dienit; R.-Fonds, m. Rüdlagefajje, die Rücklage; 
R.⸗Kette (bei Eiſenbahnwagen) Sicherheitzfette; 
R.-Miaterial,n. Bojtd. Vorrat; N,=-Pferde, pl. 
Aushilfspferde; Reſerb ãt-Recht, ein vorbehalte- 
nes Recht; Reſervaten⸗Kommiſſarius od.⸗Kom⸗ 
miffär, m. ein Bewahrer landeshoheitlicher Vor— 
rechte; reservatum ecelesiasticum, n. der kirch⸗ 
liche Vorbehalt von 1555, wonach jeder zum Pro- 
teſtantismus übertretende Fathol. Geijtlihe auf 
fein Amt verzichten mußte; cum reservatione, 
mit Vorbehalt; reservatio mentälis, f. ein Ge⸗ 
danfenvorbehalt, arglijtiger, geheimer Vorbehalt 
in Gedanfen, z.B. beim Schwören, indem man 


Worten in Gedanken eine andere, al? ihre natür— 


Reſina 


liche, Auslegung gibt; r. hondris, Vorbehalt der 
Ehre, Ehrenverwahrung, nad) welcher die durch 
ein Urteil jemand zuertannte Strafe feiner Ehre 
nicht ſchaden fol; Keſervationen, pl. in Nord- 
amerita die für die Indianer zurüdgeftellten Län- 
dereien, auf denen allein fie ſich aufhalten dürfen 
umd die ihnen nicht genommen werden dürfen; Mes 
ſervations⸗Klaufel. — clausüla salvatoria; re- 
servative, nlat. vorbehaltend; Neferboir, n. fr. 
(pr. —mwodhr) ein Behälter, Wafler- od. Fiſchbe⸗ 
hälter, Röhrkaften. - | 

Reſervoir Ben, f. engl. (fpr. ref’rwüdr; d. i. Be- 
hältnis) Füllfederhalter, Füllfeder. 

reſezieren, l. (re-secäre; vgl.fezieren) abſchneiden; 
Reſektion, k. (1. resectio) das Abſchneiden, beſ. in 
der neueren Heilk. das Entfernen von Knochen od. 
Gelenken, während die Weichteile wie die Fort- 
jegung des Stelett3 erhalten bleiben. 

retidieren, I. (residäre, v.sedere, fiten; fr. resider) 
wohnen, ſich aufhalten, feinen Hof u. feinen Wohn- 
tiß haben, thronen; Reſident, m. (residens) ein 
Abgeordneter, Bevollmächtigter einer Regierung, 
Geſchäftsführer an einem auswärtigen Orte, von 
geringerem Range als ein Gefandter; ein Geift- 
licher, welcher wirklich an dem Orte wohnt, wo er 
zu fungieren hat; resident, m. engl. (fpr. reje- 
dent; eigentl. Bemohner, Reftdierender) Meinijter- 
Refident, englifher Gefhäftsträger; Reſidenz, f 
nl. (fr. residence) die Hauptftadt, das Hoflager, 
auch der Fürſtenſitz, Wohnſitz, Aufenthalt eines 
Fürſten 2c.; daher: Reſidenzler, pl. die Bewohner 
derjelben; WKefidunm,n I. (residüus, a, um, zit- 
rücdbleibend, rücjtändig), der Net, Rüditand, — 
Neildentia, pl. ni. das Über-od. Rückbleibſel, der 
Bodenfag in einemDeltilliev-Gefäße; reſiduariſch, 
überſchüſſig; In residüo, im Reſte, noch übrig. 

reſignieren, I. (resignäre, v. signäre, bezeichnen, 
bejiegeln; vgl. jignieren) eig. entjiegeln, eröffnen 
(ein ZTeftament); ungültig machen, brechen; auf 
etwas —, Verzicht Leiten oder verzichten auf eine 
Sache, ihr entjagen; abdanfen, niederlegen ein 
Amt; fic ergeben, fügen in fein Schidjal 2c.; res 
figniert, ergeben, gefaßt; Reſignaͤnt od. Nefig- 
natarius, m. nl. ein Verzichtleifter, bejond. auf 
PBfründen; Reſignatär, m. fr. (resignataire) der- 
jenige, dem ein mt, eine Pfründe 2c. abgetreten 
wird; Reſignation, f. eig. die Entjiegelung, Er- 
öffnung; Verzicht od. Verzihtleiftung, Entjagung, 
Ergebung; a Abdankung; Hin- 
gebung in den göttlichen Willen; Gelbitverleug- 
nung, Aufopferung; resignatio fendi, f. Ripr. 
die Verzichtleiftung auf ein Lehn. _ 

reſilieren, |. (resilire, v. salire, jpringen) u. reſi⸗ 
literen (fr. resilier, I. gleich]. resiliäre, altfr. re- 
silir), zurückſpringen, abprallen; Ripr. zurüdtreten, 
etwas aufheben, wieder abgehen von einem Ver— 
trage 2c.; Nefiliation, f. nl. die Zurüdtretung, 
Hulbebuika od. Vernichtung eines Vertrages. 

Reſilla, k. ſpan. (fpr. relilja) u. Reſille, f. fr. (ipr. 
tefjij;; v. jpan. redecilla, ſ. d.) Mod. ein Neß von 
Seide, Band ıc. als Kopfpug für Damen, bef. it 
Andalufien. e 

Selina, f. 1. das Harz; resina alba, weißes Harz, 
eingetrodneter Terpentin; r. balsämi copaivae, 
Ropaivbalfamharz; r. eupri, Kupferharz; r. 
cautschuk over elastica, Re [. Gummi 
elafticum; r. guajäeci, Öuajafharz; r. pini od. 
commünis, Zichtenharz; refinteren, nl. mit Harz 
überziehen; ein Stück ur in den Wein hängen; 
Neftnät, n. nl. das als; Reſinein, n. da 


Reſipiſcenz 


Harzöl; Reſinit, m. = Retinit; refinds, I. (re- 
i sinösus) harzig, harzicht. | 
Reſipiſcenz, f. (jpätl. resipiscentia, v. resipiscöre, 
wiederzujihfommen)dieWiedererholung(von einer 
Ohnmacht zc.); die Sinnesänderung, Belehrung. 
reſiſtieren, I. (resistere; vgl. fiitieren) widerftehen, 
fid) widerjegen; ertragen, aushalten, ausdauern; 
Reiftenz, f. nl., od. Reſiſtance, f. fr. (pr. refi- 
tängß’) der Widerjtand, die Gegenmehr. 
rejfribieren, I. (re-scriböre, vgl. Scriba) zurüd- 
jchreiben, einen Bejcheid oder Befehl erlaffen, bei. 
von Behörden an einzelne; auch wieder bejchreiben, 
z. B. reftribierte Handſchrift — codex re- 
scriptus und Palimpſeſt (ſ. d.); Mejfript, n. (I. 
rescriptum, pl. rescripta) die Antwort, das Rück— 
ichreiben eines Fürjten oder höheren Landes-Kolle— 
giums an Untergeordnete zur Antwort auf An— 
fragen, Bitten 2c.; die Verfügung; Nefkription, 
f. fpätl. (rescripio) der Befehl; Kfſpr. ein jchrift- 
licher Auftrag zur Erhebung oder Auszahlung 
einer Geldjumme; Reſlriptiönen, pl. (fr. re- 
scriptions) franz. Staatsjchuldicheine, während der 
Revolution zur Tilgung der Affignaten eingeführt. 
re sol, it. Ton. die Beränderung, nach welcher auf 
den Ton d oder g nicht mehr re, fondern sol ge- 
fungen wird. 
rejolvieren, I. (resolvere; vgl. folvieren) auflöjen, 
—— ſich entſchließen; obrigkeitl. erkennen od. 
eſchließen; Reſolvier-Tabellen, pl. Verglei— 
chungstafeln verſchied. Münzen, Gewichte u. Maße 
in Hinficht ihres Wertes u. Betrages; Reſoͤlvenz, 
pl. Rejolventia, Heilt. auflöfende od. zerteilende 
Mittel; reſolũt, nl. (it. risoluto; fr. resolu; das 
l. resolütus heißt: aufgelöft, jchlaff, ausgelaſſen) 
zur Tat entichlofjen; gefaßt, itandhaft, beherzt; 
Reſolution, f. I. (resolutio) die Auflöfung, Ber- 
teilung; das Nachlaſſen, die Erihlaffung; nl. (fr. 
resolution) der Beſchluß, Beſcheid; Entjchloffen- 
heit, Standhaftigfeit; resolutio dominii, f.Ripr. 
Aufhebung des Eigentumsrechts; r. nervörum, 
Heilk. Auflöjfung der Nerven, Nervenlähmung; r. 
pignöris, Rſpr. Aufhebung des Pfandrechts; 
rejolutin, auflöfend. 
vejonieren, I. (resonäre, v. sonäre, ſchallen) zurück- 
ichallen, wiedertönen, nachflingen; auchmitflingen; 
| refondnt (resönans), wiederhallend, nachklingend; 
| Nefondnz, f. l (resonantia), auch m. der Wieder- 
| od. Nachklang, Schallverftärfung durd) Mitſchwin— 
ung von flächenfürmigen Körpern; Widerhall, 
titempfinden ;Refonanz-Boden, m. Schallboden 
an Gaitentonwertzeugen; R.-Decke, Schalldede; 
N.-9014, Injtrumentenholz, Klangboik; „= 
Töne, pl. Nebentöne; Nejonätor, m. Vorrid) 
tung, um die Nebentöne vernehmbar zu machen. 
reforbieren, I. (resorbere, von sorböre, fchlürfen) 
wieder einjchluden, einjaugen oder einziehen; im 
Körper abgejegte Flüjfigkeiten wieder aufjaugen; 
Reſorbentia, pl. Einjaugemittel, einziehenpe geil, 
mittel; Reſorption, f. nl. das Wiedereinfchlucen, 
Einziehen oder Einfaugen 3. B. einer Flüſſigkeit 
durch die Kreide 2c.; die Wiederauffaugung einer 
Flüſſigkeit im Körper. 
refbirieren, I. (respiräre, von spiräre, hauchen) 
atmen, Atem holen; reſhiräbel, nl. zum Ein- 
atmen dienlich oder tauglid; Reſpiration, f. 1. 
(respiratio)das Atemholen, Atmen; die Erholung; 
Nteipirations-Apparat, m.die Atmungsorgane; 
Borrihtung, um einem in Schlechter Luft arbeiten- 
den Menjchen gute Luft zuzuführen; Werkzeug, um 








Neipit-Tage, — Re 


reipondieren 149 


die Beichaffenheit ver Tier-Atmung zu unterfuden; 
R.⸗Muskeln, R.⸗-Wege ꝛc. die am Atmen ge- 
börigen oder notwendigen Muste n, Kanäle ıc.; 
Reſpiräütor, m. nl. ein Utembeförderer, Werkzeug 
zur Derjtellung de3 gehemmten Atemholens; aud) 
ein Werkzeug, um das unmittelbare Eindringen 
allzufalter oder ſonſt Schädlicher Luft zu verhindern, 
Lungenſchützer; Reſpiro, mm. it. eig. der Atem; bei 
Kauff. die Geduld, verlängerte Zahlungsfriſt, der 
Aufichub, daher Refpiro-Tage, = Reſpekt— 
Tage, ſ. unt. refpizteren. 
Ipelt-Tage, f. unter reſpi— 

zieren, und vgl. Repit 


rejpizieren, J (respieöre) zurücbliden; berückſich— 


tigen; Rückſicht nehmen, bedenken, auf etwas jehen 
oder achten; Reſpizient, m. Berichterjtatter; Re— 
ſpizienz, f. nl. die Rückſicht, Sorge, Auffiht; Re— 
fbeft, m. [. (resp&ctus, eig. das Zurückſehen, Um— 
jehen) die Rückſicht, Berüdfichtigung; die Achtung, 
Hochachtung, Ehrerbietung, Ehrfurdt, Scheu; der 
Nand an Kupferitichen 2e.; mit Reſpekt, mit Er- 
laubni3 (zu jagen); resp6ctus parent@lae, m. 
eig. das gejeßliche Verhältnis zu den Gejchwiltern 
oder unmittelbaren Seitenverwandten der Eltern, 
findliche Ehrfurcht; respectu, in Rückſicht, in Hin- 
fit einer Sache; Reſpektblatt, Schußblatt, leeres 
Blatt; Reſpekt-Tage, pl. aud) Reſpit- od. Ri- 
jpett- Tage (vgl. Repit Reſpiro-(it Honor- 
Fapdeur- (fr., jpr. fawöhr) oder Diskretions— 
Tage, bei Kaufl. Friſttage, Wechjelfrift, welche 
nad) dem Berfalltage eines Wechſels noch veritattet 
wird (durch die deutjche Wechſelordnung abgeſchafft, 
dafür dem Inhaber zwei Tage Zeit zur Proteſt— 
erhebung gewährt); rvejpeftin und als Adverb ro- 
spective, nl. rüctjichtlich, nach Beichaffenheit der 
Umjtände; beziehentlich, beziehungsmweije; respec« 
tivement, fr. (pr. —tim’mdng) beziehungsweiſe; 
reipeltuös (fr. respectueux), ehrerbietig, ehr- 
furhtsvoll; — refpeftieren, I. (respectäre, eig. 
uriidjehen; fr. respecter) Kücdjicht nehmen auf. 
jemand, ihn achten, ehren; ſchonen; bei Kaufl. einen 
Wechſel annehmen und bezahlen; refpeftäbel, nl. 
(fr. respectable), auch rejpeftierlich, anjehnlich, 
ehrenmert, achtungswert; Mefpeftabilität, f. die 
Achtbarkeit, das Anjehen. 


reipondieren, I. (respondEre, eig. dagegen ver— 


jprechen, v. spond£re; vgl. jpondieren) antworten, 
erwidern, beantworten, widerlegen; entſprechen, ſ. 
trepondieren; respondeätur, e3 werde geant- 
mwortet oder man antworte; Reſpondent, m. (l. 
respöndens) der Antworter, Verteidiger einer ges 
lehrten Streitichrift auf Hohen Schulen; Reſpon⸗ 
dentia, pl. nl. die Sicherheit für ein Darlehn auf 
Güter, die zur See ausgeführt werden; Reſpon⸗ 
äles, pl. nl. geijtliche Gejchäftsträger oder Ge- 
andte, bef. im 4. Jahrh.; Reſpoͤnſum, n., pl. 
—fa, das Antwortichreiben, Gutachten, jede jehrift- 
liche Antwort einer öffentlichen Behörde auf An— 
fragen von Privatperſonen; bej. = respönsum 
Juris, der Rechtsausſpruch, das Gutachten von 
einer Rechts ehren un oder Fakultät auf 
einer hoben Schule in Hinficht einer zweifelhaften 
Frage; Reſpoͤns-Gelder, pl. Gewähr- od. Ver— 
fiherungsgelder, Abgaben, welche die Ritter oder 
Kommentureien jährlich an ihren Orden zahlen; 
reiponfäbel, nI. (mi. responsabilis, v. I. respon- 
säre; fr. responsable) verantwortlich für etwas; 
Reiponjabilität, f. (fr. responsabilite) die Ver- 
antwortlichteit; reſponſiv, antwortend, Antwort 
erteilend; Reſponſorium, n.ein kirchlicher Wechſel⸗ 


750 reipuieren 


gefang zwiſchen dem Geiftlichen und dem Chor od. 
der Gemeinde. 

refpuieren, I. (eig. zurückſpeien, v. spu&re, fpeien, 
val. sputum) von Sich ſtoßen, vermwerfen. 

Keffaut, m. fr. (ipr. reſſoöh; von sauter, — |. sal- 
nr ipringen) Bauf. der Borjprung, Auslauf, vgl. 

iſalit. 

Reſſemblance, f. fr. (ſpr. en, ; bon res- 
sembler, ähnlich fein, von sembler, |cheinen, v. |. 
similäre, simuläre, ähnlich machen, von similis, 
ähnlich) die Ahnlichkeit; reſſemblaͤnt (fpr. refiang- 
blang), ähnlich; ce qui se ressemble s’assemble 
(fpr. Be fi Be reſſingbl' ßaſſcingbl'), Sprw. was fich 
gleicht, verjammelt jich, d. i. gleich und gleich gefellt 
jich gern. 

rejlentieren (ſpr. rellangtieren), fr. (ressentir, von 
sentir, fühlen) nahempfinden, übel nehmen, ahn- 
den; Reffentiment, n. (ſpr. reſſangtimcing) die 
chmerzliche Erinnerung, das Nachweh; die Emp— 
indlichfeit, der Unwille, Groll; die Rache. 

teiferrieren, fr. (resserrer, von serrer, ſchnüren, 
drüden) zujammenziehen, zujchnüren, verftopfen; 
Nefferrement, n. (fpr. —mdng) die Zufammen- 
ziehung, Zufammendrüdung, Beklemmung, Ber- 
itopfung. 

Neſſort, m. fr. (ſpr. reſſohr; von ressortir, wieder 
binaus- oder hervorgehen, dv. sortir, ausgehen 2c.), 
pl. —8, die Feder, Triebfeder; die Spanntraft, 
Schwungkraft; das Getriebe, Triebwerk; VBerwal- 
tung, Verwaltungskreis, Gefchäftsfreis einer Be- 
börde, Auffichtsbezirk, Dienjtbereih; das Fach, 

ereich, Öebiet; Geheimfach; reffortieren (fr. res- 
sortir; altfr. resortir, fich zurüdziehen, Zuflucht 
oder Schuß fuchen, resort, Rüczug, Zuflucht) in 
einen gewiſſen Geſchäftskreis gehören, unterftehen, 
unterjtellt fein; in ein gewiſſes Fach fchlagen. 

Reflource, £. fr. (ſpr. reſſürß'; von source, Duelle), 
pl. — en, die Hilfsquelle, Erwerbsquelle, da3 Ret- 
tung3mittel,die Zuflucht; Erholung, ein Erholung?» 
mittel; auch ein Erholungsort, eine gejchlojjene 
Gejellihaft, ein Gejellihaftshaus. 

Net, m. (it. resto, fr. reste, m. vom J. restäre, zu- 
rüdbleiben) da3 Übrige, Üiberbleibfel, der Ruͤck— 
ſtand; die rüdjtändige Schuld; Rechenk. das Er- 

ebni3 der Abzichung (Subtraftion); reste pour 
6 chancelier, fr. (fpr. reft pur le ſchangßeljeh) 
iprw. beim Kartenjpiel: Reſt für mid) (eig. den 
Kanzler); au reste (fpr. o —) und da reste (jpr. 
dü —), fr. übrigens, außerdem, zudem; Neftdnt, 
m.nl.ein Rüditändiger, Schuldner; pl. Rejtanten, 
auch ausitehende Schulden, rücitändige Yorde- 
tungen: bei Kaufl. auch liegengebliebene Waren, 
Ladenhüter; in Holland bie Obligationen der auf⸗ 
geichobenen od. unverzinslichen Staatsſchuld; re= 
ftieren (fr. rester), übrig fein oder bleiben, nod) 
rückſtändig oder noch jchuldig fein. 
rejtaurieren, |. (restaurare) wieder heritellen, aus⸗ 
bejjern, wieder aufrichten od. aufbauen; erfrijchen, 
ſtärken; Reſtaurant, m. fr. (ſpr. rejtordng) ein 
Schanf- u. Speijehaus, Wirtshaus, eine Schenfe, 
Bier- oder Weinstube; Reſtaurantia, pl. Heilf. 
Wiederheritellunggmittel, Stärfemittel; Reſtau— 
ration, f. (ipätl. restauratio) die Wiederheritel- 
fung, Ausbefjerung von Kunſtwerken 2c.; die Wie- 
bereinjegung einer durch Revolution oder Ujur- 
ation vertriebenen Dynajtie, bei. der Bourbons 
n Frankreich 1814, der Stuart3 in England 1660; 
Erfrifhung; auch eine Gaftwirtichaft; Neftauräs 
tor, nl. oder Reſtaurateur, fr. (pr. reitoratöhr), 
m.einWiederheriteller, Wiederaufrichter, Erneuerer, 


refurgieren 


Verbefjerer; beſ. wer jchadhafte Kunftjachen, Ge- 
mälde 2c. ausbeſſert und wiederheritellt; ein Gaft- 


wirt. 

Reftiera, f. auch Raſiẽra, f. oder Ruggero, m. 

RN ae auf der Inſel Sardinien — 
‚51. 

reftieren, ſ. unter Reit. 

reitingnieren, I. (restinguere) auslöfchen, Löfchen, 
dämpfen. 

Reſtio, m. l. (eig. der Seiler, v. restis, Seil, Strid, 
wegen ihrer Anwendung zu Striden) eine Pflanze 
auf dem Kap und Neuholland, = Chondrope- 
talum. . 

reſtipulieren, I. (restipuläri, vgl. ftipulieren) da- 
gegen verjprechen oder ausbedingen; Reſtipu— 
lation, f. (restipulatio) die Gegenverheißung, Ge— 
genzujage; Forderung eines Gegenverfprechen?. 

reſtituieren, |. (restituere, von statuöre, vgl. fta- 
tuieren) wieder heritellen oder injtandiegen; wieder 
eritatten, zuriücdgeben; ad restituendum, zur 
Wiedererjtattung, Vergeltung, Vergütung; Reſti— 
tution, f. (I. restitutio) die Wiederherftellung; 
Wiedereritattung, Ergänzung; Wiedergabe oder 
Rückgabe; restitntio expensärum, der Roften- 
erjaß; r. in intögrum, Wiedereinjegung in den 
vorigen Stand, Befiß 2c.; r. naturalium, Ehr- 
lichſprechung unehelich geborener Kinder; Feiti- 
tutions⸗Edikt, n. ein Befehl de3 Kaiſers Ferdi» 
nand II. vom Jahre 1629, nach welchem die Pro— 
teitanten alle feit dem Paſſauer VBertrage (1552) 
eingezogenen Stifter und Kirchengüter den Katho- 
lifen zurückgeben ſollten; R.⸗Krieg, m. der Krieg 
Ludwigs XIV. gegen Deutjchland ſeit 1694. 

resto, m. it. — Reit. 

reftringieren, |. (restringere, von stringere, vgl. 
Itringieren)eig. zurüdziehen od. -binden; einjchrän- 
fen, begrenzen; Reſtriktion, f. (ſpätl. restrictio) 
die Einihränfung, der Vorbehalt; reftriftin, nl. 
einjchräntend, beſchränkend. 

Reſul-Allah, m. arab. (von resül, Gejandter, von 
rasala, ſenden; vgl. Allah) Gejandter Gottes, ein 
Beiname Mohammeds. 

refulticren (v. l. resultäre, d. i. eig. zurüdipringen, 
zurüdprallen, von saltäre, jpringen, fr. resulter), 
aus einer Sache entipringen, folgen, herrühren: 
fi ergeben, herausfommen; Reſultante, f. oder 
tejultierende Kraft, Größe, Linie ıc., die 
durchZufanımenfegung mehrerer gegebenenfräfte, 
Größen ıc. erhaltene Kraft, Größe ꝛc., Mittelfraft, 
Gefamtfraft; Reſultät, n. nl. (fr. resultat) das 
Ergebnis, der Ausjchlag, Ausfall oder Erfolg, die 
Folge; die Ausbeute, der Ertrag; der Schluß, 
Hauptinhalt, Schlußſatz aus einer Unterfuchung. 

reſumieren, |. (resum£re, eig. wiedernehmen, von 
sum£re, nehmen; fr. rögumer) furz wiederholen, _ 
ul ammenfafjen; Nefimd, n. fr., auch Reſumtion. 

. und Keftimt, n. nl. die Zufammenfaljung, ge— 

drängte Wiederholung derHauptpunite; reſumtib 
(jpätl. resumptivus, a, um, von resume£re, f. er- 
quiden, beritellen), Heilt. zur Erholung dienlich, 
ſtärkend; Refumtin, n. ein Stärfemittel; pl. Re⸗ 
fumtide. al; 4 

Nejupination, f.nl. (v. [.resupinäre, zurüdbeugen; 
vgl. Supination) die Zurüdbeugung, Rüdwärts- 
trümmung. j 

rejurgieren, [. (resurg&re, von surgere, ſich auf⸗ 
richten) wieder aufſtehen, auferſtehen; wieder em— 
porfommen; Reſurrektion, k. (pätl. resurrectio) 
die Auferſtehung der Toten; auch ein Gemälde, 
das dieſelbe —*2 Reſurreltioniſten, pl. nl., 


rejuseitieren 


oder Nejurrektions- Männer, Auferitehungs- 
männer, Zeichendiebe in England, welche Leichen 
ausgraben, um fie den Anatomen zu verfaufen. 

reijuseitieren, lat. (re-suscitäre, vgl. fuscitieren) 
wieder erweden, wieder erregen, erneuern: Heiss 
eitation, f. (jpätlat. resuscitatio) die Wiederer- 
wecung vom Tode; die Erneuerung, 3. B. eines 
Rechtsſtreites. 


Netable, m. fr. (ſpr. retab'l; vd. I. tabüla, Brett, 


Tafel, fr. table) das Altarblatt; die Tür eines 
Altargemäldes, ein Bilderrahmen. 

retablieren, fr. (r&tablir, v. ml. restabilire; vgl. 
jtabil 2c.) wieder heritellen, wieder aufrichten, wie— 
der einjegen; retabliert (fr. r&tabli), wiederher- 
geftellt, genefen; Netabliffement,n. (pr. —mäng) 
die Wiederheritellung, Wievereinfegung. 

Retail, m. engl. (fpr. ritehl), der Kleinverfauf, — 
Detail, f.d.; Retailer, der Kleinverfäufer, De- 
taillift. 

retaliieren, l. (retaliäre; vgl. talio) wieder ver- 
gelten; Retaliation, f. nl. die Wiedervergeltung. 

tetapieren, fr. (retaper, von taper; vgl. tapieren) 


wieder aufjtülpen, auffrempen, aufjtugen; durch“ 


ziehen, durchhecheln. 


vetardieren, l. (retardäre, fr. retarder; vgl. tar- 
dieren) die Gejchwindigfeit vermindern, aufhalten, 


verzögern, hemmen; zögern, zurüdbleiben, zu ſpät 
od. zu langjam es (von Uhren); Netardät, n. 
(retardätum), pl. Retardãten, Rüdjtände, ver- 
jpätete, noch zu zahlende Geldabgaben, Zinſen zc.; 
im Bergrecht: die Ausſchließung eines Gewerfen 
aus der Gewerkſchaft wegen nicht bezahlter Zu— 
buße; Retardat-Kuxe, pl. wegen nicht bezahlter 
Bubuße der Gewerfichaft zugefallene Bergwerks— 
anteile; Netardation, f. (I. retardatio) die Ver- 
zögerung, Verminderung der Bewegung, Berjpä- 
tung: Retard, m. fr. (ſpr. rötdhr) Bezeichnung auf 
der Stellicheibe der Uhren, um die Gegend anzu- 
eigen, nach welcher ein dazu gehöriger Weifer zu 
Keen ift, wenn die Uhr langjamer gehen foll; 
Netardement, n. fr. (pr. v’tard'mäng) die Ver— 
zögerung, der Aufichub, Verzug. 

retarieren, nl. (vgl. tarieren) auf3 neue oder nod) 

einmal jhäßen. 

retenieren, Netention, retentiv, retenuto, |. 

unter retinieren. 

Netentiffement, n. fr. (ſprich: v’tangtiff'mäng) der 

Widerhall, Widerjchall. 

Retepoͤren, pl. [.-gr. (v. Yat. rete, das * u. gt. 
öros; dgl. Boren) eine Gattung Porenkorallen, 
egforallen ; Heteporiten, pl.= Ejdhariten,f.d. 

Petiarier, m. [. (retiarius, pl. —ii, v. rete, Neb) 

Netzfechter, eine Art Fechter bei den alten Römern, 
die fich eines Netzes bedienten, um ihren Gegner 
damit zu fangen. 

Reticellagläſer, —— [.Reticulum). 

Netichlum. n. I. (Verkl. von rete, Weg) Heilf. ein 

Negchen; Riticule, fr. (pr. — tũhl)—Ridiküle, 
j. unter ridendo; retifulär od. retifuliert, nl. 
(fr. reticulaire, [. reticulätus) neßicht, negförmig; 
Netina, f. die Neghaut, Schhaut im Auge, die 
innerjte Haut des Augapfels; Retinitis, f. nl. 
gr. Heilk. Neghaut-Entzündung; Retinitis pig- 
mentösa, Ablagerung Ihwarzen Farbſtoffes in 
der Neghaut, die Erblindung herbeiführt, tritt be- 
ſonders bei Kindern auf, die aus Ehen Blutsver- 
wandter ſtammen; Retipéden, pl. ni. Negfüßler, 
Bögel mit nepförmiger Haut an den Füßen. 
retinieren, |. (retinere, v. tenere, halten) und res 
tinieren, fr. (retenir)zurüdhalten, zurücbehalten; 


retouchieren 751 


vorbehalten, vorenthalten; behalten, aufbewahren; 
bejtellen, mieten, dingen, z.B. einen Wagen, einen 
Gig; retinierte Feftung, eine Feſtungsanlage, 
welche jelbftändig in einer Feitung liegt; Reten— 
tion, f. l. (retentio) die Zurüdbaltung, Borent- 
haltung; der Vorbehalt; retentio alvi, Leibes— 
veritopfung, Stuhlverhaltung; r. mensium, das 
Ausbleiben dermonatlichen Reinigung; r.urinae, 
die Harnverhaltung, Harniperre; Netentionss 
Ncht, Zurücbehaltungsreht; retentin, nl. zu- 
rudhaltend, zufammenziehend; Netentum, n. nl. 
ein Niücd- od. Vorbehalt; reteuuto, ritenüto, it, 
Tont. gehalten, zurückgehalten. 

Netinit, m. ar. (v. rhetins, — I. resina, Harz) od. 
Retin-Aſphalt, m. ein aus Pflanzen- und Erd- 
harz bejtehender Körper in Braunfohlengebirgen, 
auch Refinit; MetinvTd, n. Arznei mit zufam- 
mengefegter barziger Grundlage; Retindl, n. 
Arznei mit einfacher harziger Grundlage; Mes 
tinyl,n. Harzöl. 

Netinitis, Netipeden, ſ. unter Reticulum. 

retirieren od. fih retirieren, fr. (se retirer, von 
tirer, ziehen) jich zurückziehen, flüchten; fich in Ruhe 
begeben; retird, zurücaezogen, abgefondert, ein- 
jam, ſtill für fich lebend; Metirdde, — im Franzöſ. 
eig. im Feſtungsbau: der Abſchnitt, Zufluchtsort 
in einer Verſchanzung, — Reduit; gew. f. der 
Rückzug, die Flucht; Zuflucht, ein Zufluchtsort (fr. 
retraite, ſ. d.); bei. der Abtritt, das heimliche Ge— 
mad; Netiration, f. nl. u. fr. Buchdr. der Wi- 
derdrud,der Drud der zweiten Seite eine Bogen3. 

retizieren, I. (reticere, von tacere, ſchweigen ver- 
Schweigen, mit Stillfjehweigen übergehen; Reti— 
senz, f. (l. reticentia) die Verſchweigung; Redek. 
— Wpofiopefis. 

Netometer, n. Meß- und Legmafchine (Weberei). 

retorguieren, |. (retorqu£re, vgl. torquieren) zu— 
rücdrehen, ummwenden; jemandes Reden wider ihn 
jelbjt kehren, ihn mit feinen eigenen Gründen wider- 
legen oder ſchlagen; empfangene Beleidigungen ꝛc. 
zurüdgeben; retorquéudo, erwidernd, vergel- 
tungsweife; Netorjion, f. nl. die Zurüdichiebung, 
Zurüdftoßung; Zurücdgabe, Vergeltung empfan- 

ener Beleidigungen; Ermiderung der nachteiligen 

nordnungen eines Staates gegen Ausländer; 
Retorſions-Recht, Bergeltungsreht;N.-<uftem, 
n., R.-Zölle, Bergeltungszölle, Kampfzölle, bei. 
diehohe Beiteuerungder Ausfuhr nach einem Staat, 
der ſelbſt Ausfuhrverbote erlafjen hat. 

Netörte, f. fr. (v. [. retortus, a, um, zurückgedreht, 
wiederholt gedreht od. gewunden, PBartiz von re- 
torquere, fr, retordre) Sceidef. ein trummhalfi« 
ge3 Gefäß zum Deftillieren, Heine Deitillierblafe 
von Glas, Metall, Borzellan 2c.; Netortengra= 
phit, m. Gaskohle, metalliich glänzende u. ſchwer— 
verbrennliche Kohle, die ji in Gasretorten ab- 
fcheidet; fie wird zu galvanijchen Elementen und 
ähnl. verwendet. 

retouchieren (ipr. retufchieren), fr. (retoucher, von 
toucher, berühren), aud) wohl retuſchieren, eig. 
twieder berühren od.angreifen; überarbeiten, nach— 
bejjern, die legte Hand od. Feile an etwas legen; 
ein Gemälde wieder aufmalen, auffriichen; bei einer 

hotographie die lichten Punkte und jonitige Feh— 
er nachtuſchen, übertufchen;; eine abgenupte Kupfer- 
platte wieder aufftehen; Tonf. ein Tonſtück durch 
Koloraturen verzieren; Retouche od. Retüſche, f. 
die Überarbeitung, Aus- od. Nachbeſſerung; das 
Nach- od. Übertujchen: auch eine überarbeitete od. 
ausgebefierte Stelle eines Gemäldes 2c.; Retou⸗ 


152 Retour reunieren 


eur, m. (ipr. —tufchöhr) ein Überarbeiter, AuS« 
beſſerer, Nach- od. Übertufcher bef. von Photo» 
graphien; Retouchier-Pinſel, m. der Binfel, | 
mit welchem der Maler die fette Hand an ein 
Gemälde legt. | 
Stetonr,m. u. f. fr. (le retour, fpr.v’tuhr; vgl. Tour) 


vgl. tranchieren) abſchneiden, abjondern; vermin- 
a — Ve Retranchement, 
n. (ſpPr. xtrangſch'meing) die Verſchanzung, ⸗ 
od. Feldſchan ſch ——— 
Reträtta, r. Ritratta, f.d. 
retribuieren, l.(re-tribuẽre, vgl. tribuieren)wieder⸗ 


die Rückkehr, Rückfahrt, Rüdreife; pl. Retouren, 
Kfſpr. Waren-Rückladungen, zurückgeſandte, unver⸗ 
fäufliche Waren; auch Geld- od. Wechſel-Rückſen— 
dungen (Gegen-Rimejjen); als Bemerkung für 
unbejtellbare od. nicht angenommene Briefe: zurück! 
Retour-Billett,un. Rückfahrkarte; Wiedereintritts- 
karte; R.-Brief, m. ein durch die Poſt an den 
Abſendex zurüciehrender Brief, Rüdbrief; R.— 
Brief-Öffnungs:Kommifiten, f. Poſtd. Ausſchuß 
zur Eröffnung unbejtellbarer Boftfendungen; R.— 
d'eau, n. (pr. —doh) Sammelgefäh für die zu 
Waſſer verdichteten Dämpfe bei Dampfmaſchinen; 
RFracht, f. die Rückfracht; R.-Marte, f. Poſtd. 
Rückkarte; R.-Kutſche, f. eine Rückkehrkutſche; un- 
eig. ſcherzh. die Zurückgebung od. Umfehrung eines 
Witzes oder einer Anjpielung; R.-Pferde, pl. 
Poitd. Rückkehrpferde; R.⸗Porto. n. Rüdporto; 
R.-Neceptije,n. Rüdihein; R.-Nechnung, f. die 
Rüdrehnung; R.⸗Speſen, pl.fr..it.(vgl.Speien) 
Kfipr. Rückſendungskoſten; R.-Schiffe, R.-%a- 
gen 2c., Rückkehrſchiffe 2c.; R.⸗-Wechſel, m. — Ni- 
cambio; de retour, zurüd, nach Haufe, heim- 
gekehrt; retournieren (fr. retourner, vgl. tour— 
nieren) zurüdiehren, zurüdjenden. 

retracieren (jpr. retraßieren), fr. (retracer, von 
tracer, zeichnen, entwerfen) wieder- od. neuzeich- 
nen; wieder in Erinnerung bringen. 
retradieren, jpätl. (retradere, vgl. tradieren) zu- 
rücgeben, wieder überliefern; Retradition, f. nl. 
die Rückgabe, Zurüditellung. 
retrabieren od. retraftieren, lat. (retrahere, re- 
tractäre, von trahöre, ziehen) zurüdziehen; fein 
Wort 2c. zurüdncehmen, widerrufen; auch einen 
Rückwechſel ausftellen; Netrdft, m. (fpätl. retrac- 
tus) da3 Zurücziehen, Anfichziehen; Rſpr. der Ein- 
ftand, Eintritt in die Rechte eines Vorkäufers; 
Borkauf; Retraͤkts-Recht od. jus reträctus, n. 
da3 Einitandsreht, Näher- oder Vorkaufsrecht; 
Retraktion, f. (l. retractio) die Zurüdziehung; 
Heilf. die Zufammenziehung, Verkürzung der Ner- 
ven; das Schrumpfen von Karben; Petraftation, 
f. ([.retractatio) die Zuriidnahmejeines Wortes 2c., 
der Widerruf; retractatio juram6nti, die An— 
fechtung eines Eideg, weil er ein faljcher Eid mar; 
Retraͤktor, m. ein zurüdziehender Muskel, auch 
ein Werfzeug beim Amputieren zum Zurückziehen 
der Muskeln, der Zurüdzieher; retraktöriſch, nl. 
Anziehung erleidend, der Anziehung folgend; Re⸗ 
trahent, m. ein das Näher-Recht Ausübender; 
Retraite, f. fr. (pr. v’träht') der Rückzug, Abzug 
(gew.die Retirade), Heimkehr; die Zurüdziehung 


von Geſchäften, Abjonderung von der Welt, Eins | 


.. gehenden Seite des B 


geben, vergelten; Retribution, f. (fpätl. retribu- 
tio) die Zurücgabe, Wiedereritattung. 


Netriment, n. |. (retrimentum, von re- u. teröre, 


reiben) der Abgang, bei. von zerreiblichen Dingen. 


retro, I. zurüd, rüdwärts; nt retro, eig. wie riid- 


wärts, d. i. wie —— oder auf der vorher— 

n es Blattes; retroagieren (lat. 
retroagere, v. agere, treiben, führen, wirken 2c.), 
zurücktreiben, Hintertreiben, rücdgängig machen; 
Retroaftion, f. nl. die Zurücwirfung; retro⸗ 
aftis, rückwirkend; Retroaktivität, f. die rüd- 
wirkende Kraft oder Tätigkeit; retrozedieren, I. 
(retrocedEre, vgl. cedieren) zuriictweichen; etwas 
wieder abtreten; Retrozeſſion, f. nl. die Wieder- 
abtretung; Retrochörus, m. mi. (vgl. Chor) eine 
hinter dem Chor gelegene Kapelle, in den Klofter- 
firchen der Benediftiner; retrodatieren, nl. (vgl. 
datieren unt. datum) da3 Datum zurüdjegen; Re⸗ 
trodatierung, f. Die tee Retro⸗ 
feudum, n. mlat. (vgl. Feudum) das Afterlehen; 
Retroflexion, f. ni. die Rückbeugung; auch: die 
Knidung der Gebärmutter nad hinken; retro⸗ 
grad, I. (retrogrädus) od. vetrogradis, nl. rück⸗ 
gängig, zurüdgehend; retrogradieren, I. (retro- 
gradi) rückwärts⸗ od. zurückgehen, den Krebsgang 
gehen; Netrogradation, f. (ſpätl. retrogradatio) 
der Rückgang; die ſcheinbar rücgängige Bewegung 
eines Planeten; retrögrado, it. Tonk. rücgängig, 
nah und nad) langjamer; Ketrofpektion, f. nl. 
(von retrospicöre, zurückblicken) das Zurüdjehen, 
Rückwärtsſehen, der Rückblick, die Riiderinnerung; 
retroſpeltĩs, nl. (retrospectivus) zurückblickend; 
Retrotraktion, f. bei Gehalten von Geiſtlichen 
und Lehrern die Einrichtung, wonach gewiſſe Be— 
ſoldungsſtücke als bereits verdient noch zu dem 
früheren Beſoldungsjahr ea werden; Re⸗ 
trovafzination, f. die Wiedererneuerung des 
Smpfitoffes durch Zurücimpfen auf Kinder; re= 
trovendieren, nl. (v. vend£re, verfaufen) wieder- 
verkaufen, zurüdverfaufen; Retrovendition, f. 
die Wiederverfaufung; retrobertieren, I. (retro- 
vertere) zurückwenden, zurückbiegen; zurücküber— 
ſetzen; Retroverſion, £. nl. (retroversio) die Rück⸗ 
überſetzung; Heilk. die Zurückbeugung, Rückwärts⸗ 
wendung; retroversio uteri, die Umbeugung des 
Uterus nad) Hinten. 


retronfjieren (fpr. r’truff—), fr. (retrousser) zu⸗ 


Ko agen, aufichlagen. aufſchürzen (Armel, Klei- 
er 2c.). 


Rettulit, n. I. (retülit, er trug zurüd, von referre; 


vgl. referieren) die notarielle Ausfertigung eines 
vom Vorgänger aufgenommenen Protofolles. 


retundieren, |. (retundere; von tund£re, ſtoßen) 
zurüditoßen, zuriidtreiben. 

retuſchieren 2c., |. vetouchieren. 

Reuchlinſche Ausſprache des Griechiſchen, die von 
und nad Reuchlin im Anfange des 18. Jahrh. 
angenommene, mit der neugriechifchen übereinfom- 
mende Ausſprache desfelben = Itaciſsmus, ſ. d. 

reunieren, nl. (von unire, vereinigen; fr. réunir) 
wieder vereinigen, verfühnen; ſich —, ſich verjant- 
meln, zufammenfommen; Rennion,f.(fr.reunion) 
die Wiedervereinigung; die Berfühnung; auch der 
Berein, Name von Verbindungen zu gejelligen 


geaogendeit, Einjamfeit, Ruhe; ein Ruheſitz; die 

etraite blajen od. ſchlagen, zum NRüdzuge 
blajen od. trommeln; den Zapfenſtreich Schlagen; 
en retraite (jpr. ang r’träht'), in Zurüdgezogen- 
heit, einfam; Retraite-Penfion, f. ein Zahr- od. 
Gnadengehalt für alte, dienjtunfähige Krieger; 
R.-⸗Schuß, m. ein Zurüdziehungs- od. Abru- 
fungsſchuß, wodurch die Soldaten des Abends ins 
Lager zurüdgerufen werden. 

Hetraft, Retraltion, retraftieren ꝛc., j. unter 
retrahieren. 

retrandieren (ſpr. —trangſch ), fr. (retrancher; 


reus 


Zwecken; befonders in Badeorten eine gefelligeBer- 
einigung der Badegefellichaft; ein Spiel unter drei 
Berjonen mit deutſcherKarte; Heilk. die Vereinigung 
einer Wunde, dah Reunions-Verband; Reu— 
nions=-Nlage, auch Rekuperations-Klage,k. 
actio recuperatöria vd. revocatoria), Wiederver— 
einigungsklage wegen abgekommener vd. entrifjener 
Beiflüde, N.=Rammern, pl. vonLudwig XIV. er- 
richtete Behörden, um zu unterfuchen, welche®ebiete 


früher einmal zu Frankreich achört hätten, durch. 


welche er unter anderm von Deutichland Straß- 
burg und das Elfaß in Anſpruch nahnı und befam. 

reus, m. [. Rſpr. der Beklagte, vor Gericht Ange— 
klagte, Schuldige. 

reüſſieren, fr. (rEussir, v. altfr. ussir, eissir, — it. 
uscire, escire, ausgehen, heraus», hervorgehen, v. 
[. exire, gut ausfallen oder ausjchlagen, glüden, 
wohl geraten; glüdlich worin fein, feinen Zweck 
erreichen; reüſſiert (fr. r&ussi), geglüct, gelungen; 
Neüfjite, £. ein glücdlicher Ausgang, erwünjcter 
Fortgang. 

revatzinieven, nl. (vgl. vafzinieren) einen —, ihm 
wiederholt od. nochmals die Kuhpocken einimpfen; 
Kevakzination, f. Widerimpfung; Revalzina⸗ 
tions-Atteft, n. Wiederimpfichein. 

Revalenta ꝛc., j. unter revalieren. 

revalidieren, nl. (vgl. valide, validieren) wieder 
gültig machen, aufs neue für gültig erklären; Re— 
palidation, f. die Wiedergültigmachung. 

revalieren, nl. (v. I. valere, gejund jein, vermögen, 
gelten; it. rivalere) beiflaufl. wegen einer Auslage 
od. Bezahlung an jemand ſich wieder erhofen, ſich 
wieder bezahlt machen, fich jhadlos halten: Reva— 
lenta arabica, f. arabijches Gefundheitsmittel, 
ein aus Mehl von Hülfenfrüchten bejtehendes, zeit- 
weiſe angepriefenes Geheimmittel zur Stärkung. 

Hevandhe, f. fr. (fpr. rewängſch'; v. I. revindicatio, 
zunächſt v. I. vindicta, gleichſ. re-vindicta; Zeit. 
revancher, altfr. revenger, v. venger, rächen, d. |. 
vindicäre, N vindizieren)die Genugtuung, Rache, 
Wiedervergeltung; Gegengefchent; bej. ein zweites 
Spiel, wozu man feinen Mitjpieler auffordert, um 
feinen Berluft erfeßt zu erhalten; jemandem Re— 
vanche geben, ihm durch ein ziveites Spiel Ge— 
fegenheit geben, feinen Berluft zurücdzugewinnen; 
revanchieren (fr. revancher), vergelten, rächen; 
fi) —, ſich rächen, ſich Genugtuung verjchafjen; 
ein Gegengeſchenk maden. 

Neveche (ipr. d = Id), £. fr. (v. revöche, herbe, un» 
freundlich, rauh, altfr. revois, v. |. reversus, um« 
gefehrt, it. rivescio, rovescio, die Rückſeite, fr. re- 
vers, . d.) ein grobe3, leichtes flonellartigeg, wol» 
lenes Zeug zu Unterfuttern, Futterflanell. 

Steveille, f. fr. (fpr. rewej’; von reveiller, erwecken, 
v. re- u. &veiller, weden, v. I. evigilare) der Wed- 
ruf, die Wedtrommel, der Morgenmarich der Sol» 
daten; be. zur Feier von Feittagen ausgeführt; 
Reveillon, m (jpr. rewejöng) das Nachmittags- 
brot, auch Nachtmahlzeit nach einem Balle; bei 
Malern der Drüder, ein kräftiger Pinſelſtrich, wo» 
mit man gewifjen Gegenftänden mehr Licht und 
Stärfe gibt; r&veil du Jion, m. fr. (fpr. rewej dü 
liong) das Erwachen des Löwen, Titel eines weit— 
verbreiteten Muſitſtückes; reveil du peuple, ın. 
fr. (ſpr. reivej’ dü pöp’l) da3 Erwachen des Volks, 
eine franzöfiiche, von Gavaux fomponierte Volks— 
hymne, welche nad) Robespierres Tall an die 
Stelle der Marfeillaije (j. d.) trat. 

zevclicren, I. (reveläre, von veläre, verhülfen) ent» 
hüllen, offenbaren, verraten; Rebelation, f.(jpätl. 

Heyſes Fremdmwörterbud. 21. Aufl. 


Rebers 753 


revelatio) die Enthüllung, Entdeckung, Offen— 
barung; Revelantismus, m. nl. die Offen— 
barungs-Philoſophie; Revelantiſt, m. der Offen- 
barungs-Philoſoph. 


rebenieren, l. (revenire, dv. venire, kommen; fr. re- 


venir) zurücfommen; wieder zu ſich fonımen, ſich 
erholen; Revenant, m. fr. (pr. rew’nang) ein ab» 
gefchiedener, wiederfehrender Geiſt, ein Geſpenſt; 
revenant-bon, m. fr. (jpr. rew’'nang-böng) der 
Dr Gewinn, Nebengewinn; der Kaſſenüber— 
uk, afjenbeitand; Nevenü, n. (fr. le revenu, 
pl. revenus) od. Revenüe, f. das Einfommen, der 
Ertrag; pl. Rebenüen, Einkünfte Renten). 


Neventer, m.— Refektorium, ſ. unter refi— 
re vera, ſ. unter res. (zieren. 
teverberieren, lat. (reverberäre, vgl.verberieren) 


zurücichlagen, Lichtjtrahlen zurückwerfen; aud) zu— 
rücjtrahlen, zurüdprallen; Reverberier-Fener. 
n. im Hüttenwefen: Streichfeuer; Prallfeuer; R.— 
Dfen, m. Slammofen, ein Ofen, in dem der Stoff, 
der erhigt werdenfoll, unmittelbar vonder lammıe 
getroffen wird; Reverberation, f. nl. die Zurück— 
Itrahlung, der Widerſchein; Meverbere, ın. jr. 
(ipr. rewerbähr’) ein Stüd glänzendes Blech, wel» 
che3 hinter einer Flamme angebradt, dag Licht od. 
die Wärme nad) einer Richtung verjtärkt hinwirft, 
ein Kichtfcheinmwerfer, Spiegelungsteller; aud = 
Reverberier-Lampe, f. eine Spiegelleudte, 
große Straßenlaterne, deren Licht von einem glän— 
zenden Metallblec) zurüdpralit. 


rever6endus, A, um, [. (v. rever£ri, verehren) ehr» 


wirdig, verehrungswirdig, bei. als Titelwort für 
Geiftliche; rever&ndus dominus, der ehrwürdige 
oder hochwürdige Herr; reverendo domino, dem 
ehrwürdigen Herrn; reverendissimus, Hochwür— 
digiter; rever6ndum ministerium, die ehrwür— 
dige Beiftlichkeit, das ehrwürdige Bredigtamt(j. Mi— 
nilterium); Neverend, m (engl.)-lat. (jpr. rewive- 
trend) der Hochwürdige, Hodhwürden, Titeldereng- 
liſchen Beijtlichen; Reberende, £. nl. ein Vriejter- 
rock, Chorrod, langesihwarzes Oberkleid der evan— 
— Geiſtlichen; reverent l.revẽerens), ehrer- 

ietig; reverenter. mit Ehrerbietung; Reverenz, 
f. (lat. reverentia) Scheu, Ehrfurcht, Ehrfurchtsbe— 
zeigung; Verbeugung, Berneigung (fr.reverence). 


Neverie, k. fr. (pr. rew’rih; v. röver, träumen) die 


Träumerei, Einbildung, Schwärmerei; aud ein 
Muſikſtück von träumerticher Stimmung; Reveur, 
ın. (jpr. — wöhr) ein Träumer, Schwärmer. 


Nevéers, m. nl. (v. [. reversus, von revert£re, um— 


kehren; fr. revers) die Rückſeite oder Kehrſeite, 
Wappenfeite einer Münze, auf welcher das Wap- 
pen, Sinnbild geprägt ijt (entg. Avers); der 
Aufſchlag an einem Mannsrode; die Nüdjeite 
der Laufgräben; Ripr. ein Rückſchein; Gegen- 
ichein, eine Beicheinigung; Meverjalien vder 
littörae reversales, pl. Berjiherungsideine, 
Verſicherungsſchreiben, in denen z. B. ein Fürſt 
beim Antritt ſeiner Regierung ſich anheiſchig macht, 
die Rechte und Freiheiten ſeiner Untertanen nicht 
anzutaiten; Reberſe, f. ein tuchartiges Wollen- 
zeug; Neveriion, f. I. (reversio) die Rückkehr, der 
Kückfall eines Gutes an jeinen Herrn, daher Re— 
verſions-Recht, das Heimfallsreht; Rever— 
ſions-Pendel, n. ein Pendel mit zwei Schneien, 
die jo angebracht find, daß es jowohl um die obere, 
al3 die untere aleich ſchnell Shwingt: reverjibel, 
nf. rüdfällig; Reverſibilität, f. Rucdrältigseit; 
fich reveriieren, ſich durch einen Gegenſchein ver» 
bindlich machen oder verpflichten. 
48 


754 Reberſino 


Reverſino n. oder Revérſi-Spiel (fr. reversis), 

eine Art Kartenfpiel unter vier Berjonen. 

Reveſche, ſ. Reveche. 

rebeſtieren, ſpätl. (revestire, von vestire, kleiden) 
wieder eintleiden, in ein voriges Amt wieder ein— 
ſetzen; Rebeſtiarium, n., nl., od. Reveſtiaire, fr. 
(fpr. —ähr”) ein Ans u. Umfleidezimmer der Geiſt— 
lihen in der Kirche; revetieren, ft. (rev&tir) be- 
Heiden, abpflaftern, plaitern; Nepetement, n.(fpr. 
rewätmdng) u. Rebetierung, f. Krk. die Beklei⸗ 
dung, Bekleidungsmauer, Yuttermauer; Beklei— 
dung der Böſchung, Uferbekleidung. 

Reveür, j. unter Reverie. 

rebidieren, l. (revidẽre, von vidẽre, ſehen) etwas 
wieder durchſehen, beſichtigen, prüfen, durch— 
muſtern; Kebident, m. nl. wer ſich des Rechts— 
mittels der Reviſion bedient; auch — Reviſor, 
m.nl. ein Unterſucher, Rechnungsprüfer, Nach— 
rechner; auch Druckberichtiger; Reviſion, k. (ſpätl. 
revisio, das Wiederſehen) die (wiederholte) Durch— 
jicht, Mufterung od. Durchmuſterung, Befichtigung, 
Prüfung: Ripr. ein Rechtsmittel zur nochmaligen 
Durcdficht der Akten und Abänderung des erfolg- 
ten Erfenntnifjes; die Duchficht und Abänderung 
von Geſetzen, BerträgenundBerfafjungsurfunden; 
Buchdr. der zweite Brobebogen zur Durchſicht 
und Berbefferung; Reviſions-Atteſt, n. Prü— 
fungsvermerk Beſcheinigung der Unterfuchung; 
R.⸗Kommiſſien, f. Prüfungsausihuß, Unter- 
juhungsamt; P.-Ynitanz, f. Rſpr. die Prüfungs— 
Behörde; R.-⸗Stelle, £. Prüfungsitelle; R.-Ver⸗ 
wert, m. Brüfungspermerf. 

Bebier, n. (mittelhochd. rivier, riviere, vom altfr. 
riviere, Ufer, Ufergebiet, Fluß, it. riviera, Ufer, 
Uferland, Gegend, prov. ribeira, ml. riparia, v.!. 
riparius, am Ufer befindlich, v. ripa, Ufer) ein Be- 

ick, Umkreis, Landitrich, Gebiet; Bergwerksbezirk; 
Jagdrevier, der Jagdbezirk; Revierblume, f. 
der gemeine Rainfarn; revieren, bei den Jägern 
von Hühner- oder Spürhunden ꝛc. gebräuchlich, in 
einem Revier hin und wieder fuchen, fpüren; aud) 
— herborijieren, [.d. 

NReview, f. engl. (ſpr. riwjuüh; v. fr. revue, |. Revue) 
die Übersicht, Rundſchau; bei. eine literarifche und 
fritifche Zeitichrift (3. ®. The Monthly Review, 
The Quarterly Review); Rebiewer, m. (jpr. rim- 
jüher) der Verfaſſer od. Herausgeber einer ſolchen 
Wochen- oder Monatsſchrift, Rundfchauer. 

revindizieren, nl. (vgl. vindizieren, etivas wieder 
in Anſpruch nehmen, jih etwas Verlorenes oder 
Entrifjenes wieder zueignen; Revindikation, L. 
die Zurüdforderung eines Eigentums. 

Nevirement, n. fr. (ſpr. r'vir'mcing; von revirer, 
von virer, viell.— lat. gyräre, im Kreiſe drehen, 
umdrehen) Schiffipr. das Wenden eines Schiffes; 
Kfipr. die Abrechnung zwifchen mehreren Schuld» 
nern und Gläubigern durd) Übertragung und Aus— 
gleihung; im franzöfiihen Staatsleben: die Ver- 
wendung der Ubexrſchüſſe eines Etats-Titels zu 
andermeitigen, nicht im Etat vorgefehenen, oder 
doch nicht bewilligten Ausgaben. 

Reviſion, Reviſor, j. unter revidieren. 

Revbivals, pl. engl. (ſpr. riweihwäls; v. revive, wie— 
der aufleben oder beleben) eig. Wiederbelebungen, 
Erweckungen, in Nordamerika die religiöſen Er— 
ſcheinungen in einer Kirche, wo in einer kurzen 
Zeit das Frömmigkeitsgefühl neu belebt wird und 
vorher ungläubige Ehrijten fich plößlich bekehren; 


daher: Nevivaliften, pl. Seelenerwecker; Revi⸗ 


valismus, m. Seelenerwedung. 


Rebüe 


revibifizieren, ſpätl. (v. vivificare, lebendig machen) 
wieder beleben, ins Leben zurückrufen; Rebibi— 
Matten, f. nl. (vgl. Bivififation unter vivus) die 

iederbefebung, Neubelebung; Revivifikation 
des Duedjilbers, Wiederheritellung desselben 
in feiner flüſſigen metalliichen Form aus feinen 
Oxyden; R.der Knochenkohle, Wiederbelebung 
oder Wiederherſtellung der bei der Zuderfiederei 
zum Entfärben gebrauchten Knochenkohle; revi— 
viſzieren, I. (reviviscere) wieder lebendig werden 
oder machen; bef. verfaltten Erzen ihre erite Ge— 
ſtalt wieder geben; Rebibiſzenz, f. nl.das Wieder- 
aufleben, Wiederlebendigmwerden, 3.8. der Kleiſter⸗ 
aale, des Rädertierchens ꝛc. - 

revoir, fr. (fpr. r'wocihr; von voir— lat. videre, 
jehen) twiederjehen: A oderr. au (fpr. oh) revoir, 
auf Wiederjehen! 

Revolte, £. fr. (jpr. remwölte; v. l. revolvere, zurück— 
umwälzen) die Empörung, der Aufruhr, Aufitand; 
revoltieren (fr. revolter), empören, aufrühreriſch 
machen, aufwiegeln; auch ſich empören, ſich auf- 
lehnen; revoltaͤnt, empörend. 

revolvieren, [. (re-volvere) zurückwälzen, z. B. Be— 
ſchuldigungen; Rebolber, m. engl.(ſpr. rüvölwer; 
v. revolve, umdrehen) eine Drehpiſtole, entw. mit 
mehreren ſich nach jedem Schuß drehenden Läufen, 
oder mit einem Lauf und einer drehbaren Ladungs— 
ſcheibe für mehrere Schüſſe; Fevolverkanone, f. 
ein ähnlich gebautes Geſchütz; Revolberofen, 
Drehherd, Drehofen; Rebolverpreſſe, eine käuf— 
liche oder beſtechliche Zeitungspreſſe, die z. B. mit 
Schmähungen oder Aufdeckung von Geheimniſſen 
droht, um dadurch Schweigegelder zu erpreſſen; 
Revolverſchütz, m. ein Schütze, der mit Revol— 
vern funjtgerecht umzugehen weiß; Revolutton, 
f. (fpätl. revolutio) die — Rückkehr; 
getv. (fr.r&volution) die Umwälzung, Umſtürzung, 
Umfehrung, Umdrehung; Sternf. die Bewegung 
eines Eeineren Weltförpers un einen größeren; 
völlige Veränderung oder Umwandlung, 3. B. 
de tierischen Organismus, der Erde durch große 
Waſſerfluten, Erdbeben ꝛc. (Erdrevolutionen); 
im Boftonfpiel mehr als 11 Stiche; bei. po— 
litiſche R., Staatzummälzung, Umbildung der 
ganzen Berfafjung, bei. auf en Wege; 
Revolutionstribunäl, n. (fr. tribunal revolu- 
tionnaire) ein in der franz. Revolution 1793 am 
11. März zuerft unter dem Namen eines außer- 
ordentlichen Kriminalgericht3 entjtandenerblutiger 
Gericht3hof zur Beitrafung aller Gegner der Re— 
volution und Anhänger des Königshauſes; rebo⸗ 
lutionär (fr.r&volutionnaire), revolutioniſtiſch 
od. rebolutionsmäßig, aufrühreriich, empörend, 
ſtaatsumwälzend; Rebolutionär od. Revolutio⸗ 
niſt, m.der Staatsumwälzerze.; rebolutionieren 
(fr. revolutionner), umwälzen, umſchaffen, um— 
wandeln, eine Staatsumwälzung erregen oder be— 
wirken. 

revozieren, [. (revocäre, von vocäre, rufen) zurück— 
berufen, abberufen; widerrufen, jein Wort zurüid- 
nehmen; revoläbel (I. revocabilis), widerruflich, 
zurücknehmbar; Rebolabilität, f. nl. die Wider- 
ruflichkeit; Nebofatton, f. I. (revocatio) die Ab— 
berufung; Widerruf, Zurücknahme; Revolato— 
rium, n., pl. —toria od. — torien, ein Abberı- 
fungs- od. Zurückberufungsſchreiben; Revokato⸗ 
rientlage, = Reunionsklage, ſ.d— 

Rebüe, f. fr. (fpr. rewüh; von revoir, wieder ſehen, 
durchſehen) die Mufterung, Heerſchau, Waffenſchau; 
die Revüe paffieren laffen, zur Muſterung 


Rebulſion 


durchgehen laſſen oder muſtern, durchmuſtern, be— 
ſichtigen; eine literariſche und kritiſche Sa 
(= engl.review, und davon entlehnt), die Umſchau, 
Rundihau; Wochenrebũe, die Wochenſchau. 
Henulfion, f. l. (revulsio, von revellöre, weg-, ab» 
reißen) die Abreißung, Cosreigung; Nipr. ander- 
weitige Bejichtigung oder Durchſicht; Heilk. heftige 
Bewegung der Körperfäfte; auch Ableitung und 


— der Feuchtigkeiten im Körper; revul— 
i 


bliich), nl. zerteilend, abteilend. 

Rex, m. [. (Gen. regis, pl. reges) der König; Rex 
apostolieus, der apoftoliiche König (v. Ungarn); 
R. catholicus, der Fatholiiche König (vd. Spanien); 
R. christianissimus, der allerehriftlichite König 
(v. Frankreich); R. Mdelissimus, der allergläu- 
bigite König (vd. Portugal); regis voluntas su- 
prema lex esto, des Königs Wille muß das höchſte 
Geſetz fein. 

Rezal, m. fr. (ſpr. rejall; ml. resale, resallum, ra- 
sallum, altfr. rasal, rezeau, v. [. rasus, glatt ge- 
ftrihen; vgl. Rafiera, Rafo) ein altes franz. Ge— 
treidemaß. 

Nez de Chanfide, m. fr. (pr. rehd'ſchoſſeh; v. rez, 
altfr. ralz, res, ras, die wagerechte Fläche, als 
Vorw. dicht an, dem Erdboden gleich, v. I. rasus, 
Bartiz. v. radere, jchaben, Rn berühren, und 
chausse6e, j. d.) das Erdgeichoß, Parterre. 

vezedieren, lat. (recedöre, zurückweichen) zurück— 
weichen, abitehen; einem etwas wieder abtreten. 

vezent, lat. (recens, Gen. recentis; frz. recent) 
neu, friih; Rezentioren (lat. recentiores), die 
Neueren, befonders neueren Schriftfteller. 

rezenſieren, I. (recensäre, vgl. zenfieren) etwas 
unterfuchend durchgehen; beſ. ein Buch, eine Thea- 
tervorftellung beurteilen, Bericht eritatten, beur- 
teilend anzeigen, bejprechen; Rezenſent, m. ein 
Beurteiler, Kunftrichter, Berichteritatter; Rezen— 
fion, f. I. (recensio) die Unterfuhung, Mufterung; 
bej. Beurteilung oder Würdigung eined Buches, 
einer Theatervorftellung, Beſprechung; auch die 
Beititellung der alten Texte nad) den Handfchriften 
und danad)veranjtaltete Neuausgabe einer Schrift; 
Rezenſions-Exemplär, n. ein Beurteilungsab- 
drud, der Abzug eines Buches, den man den Zei- 
tungen behufs der Beiprehung zujendet; R.⸗In⸗ 
ftitit, n. eine Beurteilungsanitalt. 

Rezẽeß, m. I. (recessus, eig. Rückgang, Rüdzug; v. 
recedere, ſ. rezedieren) die Auseinanderfeßung, der 
Abſchluß, Vergleich, Vertrag, 3.8. Erbrezeß, 
Erbvertrag; der Abjchied, d. i. das Endergebnis 
gepflogener Unterhandlungen; Kfipr. Rückſtand 
nicht bezahlter Gelder, verjäumte Zahlung, ſchul— 
dige Summe; dah.: im Rezeß fein, im Rückſtand 
ſein; das Rezeßbuch, Bergw. Rechnungsbuch über 
die Koſten, Vorräte und Schulden einer Zeche; der 
Rezeßſchreiber, wer dieſes Buch führt; Rezeß— 
gelder; pl. im Bergrecht: die fiir die (meitteng 
vierteljährliche) Einſchreibung der Zechenbejiger 
en Zahlungen an den verleihenden 

erghern;Rezepherrichaften,pl.mediatifierte 
Herrichaften, deren Verhältnis zum Staat durd) 
bejondere Verträge fejtgejtellt ijt;z recessus im— 
perli, m. ein Reichs abſchied; r. orälis, ein mind- 
liher Vortrag zu Protofoll, entg. r. seriptus, 
der ſchriftlich als Anlage zum Protofoll gegeben 
wird; r. provinciälis, der Landtagsabfchied; res 
zeffteren, nl. einen Vertrag abſchließen, einen 
endlichen Vergleich od. Abſchluß machen; auch ab- 
Schließen. 


reziprof 155 


Nezidib, n., pl. —e (v. l. recidivus, rüdfällig, von 
recidere, zurücfallen), ein Rücfall in eine Krant- 
heit, neuer Anfall od. Anstoß, die Wiederkehr; fr. 
auch Rechüte, f. (ſpr. r'ſchüt'; v. chute, der Fall, 
das Fallen, prov. cazuta, it. caduta, ſpan. caida, 
v. I. cadöre, fallen). 

vezipieren, I. (recip£re, v. re- u. cap£re, nehmen) 
eig. twieder- od. zurüchnehmen; annehmen, auf- 
nehmen in eine Gejellfchaft, zulafien; rezipiert, 
aufgenommen, angenommen; bej. rezipiertes 
Recht, das römische in Deutfchland angenommene 
Recht; ne reeipiatur, Nipr. es werde nicht ange» 
nommen; Neeipiangülum, n. od. Nezipiangel, 
n. [. ein von Tobias Mayer erfundenes Winkel— 
RE EURE LER ZU UFER: 
m. ([. recipiens) der Nufnehmer, Empfänger; der 
Behälter, das Gefäß, Sammelbeden; Scheidel. die 
Borlage, ein Gefäh zum Aufnehmen und Anſam— 
meln flüchtiger Stoffe, auch die gläſerne Glode, 
das Glockenglas bei der Quftpumpe; Rezipiend, 
m.(l.recipiendus)der Aufzunehmende; Recepiſſe, 
n. (v. l. Infinitiv recepisse, d.i. empfangen haben) 
einen Empfangichein über erhaltene Waren 2c.; 
recepiflieren, barb.-L. einen Empfangjchein aus— 
jtellen; Nezept, n. (v.[. receptum, genommen, ein- 
genommen 2c.) dDieVorjchrift zur Zubereitung, 3-8. 
einer Speife 2c.; bei. Arzneivorſchrift od. »verjchrei- 
bung; aud) das Recipe (eig. recipe, nimm!) auf 
Arzneimitteln; recépta sententia, f.vder rec6p- 
tum juris, n. l!. die angenommene Meinung, 
Nechtsregel; Rezeptacülum, n. das Vorhalttuch 
beim Abendmahl; ein Sammelort, Behälter, bei. 
Wafferbehälter; die Blumenſcheide, bei den Pflan- 
zen der Teil einer Blume, wo die Befruchtungs- 
teile zufammengemwacdjen find; Nezeptarius, m. 
nl. der Beforger der Arzneivorjchriften in großen 
Apothefen; Rezeptätor, m. I. (v. receptäre) der 
Aufnehmer; Rſpr. der Hehler; vege tibel oder 
vezeptin, nl. aufncehmbar, empfänglich; Rezepti— 
bilität od. Nezeptivität, f. die Aufnehmbarieit; 
Empjänglichteit, Säbigteit, etwas an» oder aufzu- 
nehmen; Rezeption, f.I.(receptio) die Aufnahme, 
Annahme, der Empfang, die Einführung; Rezep— 
tions-Schein, m. der Aufnahmeſchein; der In— 
nungsbrief; R.⸗Termin, m. der Aufnahmetag; 

rezeptieren, nl. Arznei verjchreiben u. nad) Bor- 

An verfertigen; Rezeptierkunſt, f. die Kunſt, 
Nezepte zu jchreiben, ein Zeil der angewandten 
Heilfunde; Pezentor, m. ein Empfänger, Ein- 
nehmer gewiljer Gelder; Rezeptorät, n. nl. die 
Einnahme, Einnegmerei, bei. Steuern- und Zoll- 
Einnehmerei; Rezeptrix, f. die —— Rezep⸗ 
tür, f. die Einnahme; auch die Kunſt des Arznei— 
Berichreibeng (Rezeptierfunjt), und dag Zube- 
reiten und Ausgeben von Arzneien in Apothefen. 

vezipröf, I. recipröcus, a, um (fr. r&ciproque), 
od. als Nebenwort recipröce, wechſelsweiſe, wech⸗ 
ſelſeitig, wechſelbezüglich, aufeinander ſich beziehend; 
Recipröcum, n. oder vorbum recipröcum, ein 
mwechjelbezügliches Wort; z. B. fie ſchlagen fich od. 
einander; Resiprosität, f. nl. (fr. r&ciprocite) die 
Gegenfeitigkeit; Wechjelbeziehung; Gegendienft; 
reziprozieren, I. (reciprocäre, eig. zurückgehen, 
wiederholen) erwidern, einen Gegendienſt leiſten; 
veziprofäbel, nl. wechſelbar, gleichgeltend, z. B. 
ſolche Begriffe; reziprozierlich, twechjeljeitig, wed)- 
jelbezüglich, 3.B. ein reziprozierliches Tejta- 
ment, ein gegenfeitiges Vermächtnis; Rezipro— 
fabilität, f. die Wechfelbarkeit; Neziprolation, 
f. I. (reciprocatio, eig. das Zurüdgehen auf dem— 

48* 


756 rezitieren 


jelben Wege) die gegenieitige Abwechfelung, Gegen» 
leitung; gegenfeitige Beziehung. 

reziticren, I. (recitäre) auswendig herjagen, vor— 
tragen; erzählen; reeitändo, it. (ſpr. retihi—) 
Tonk. im Nedegefang vorzutragen; Recita, f. it. 
(ſpr. retſchita) die Aufführung eines Schaufpiel3; 
Rezitation, f. I. (recitatio) das Herfagen, Vor— 
lejen, der Vortrag eines Gedicht; Mezitatib, n. 
nl. (it. recitativo, fpr. retichi—) ein Redegejang, 
Sprechfang, die Art eines Gefangvortrag3, welche 
fich dem Sprechen nähert und gew. ohne vollitim- 
mige Begleitung ift; reeitativo obbligäto, ein 
Nedegefang mit Inſtrumentalſätzen begleitet; r. 
parlänte, rs, als gejungener Bor- 
trag, mit bloßer Baßbegleitung; r. semplice, 
(pr. —Bemplitiche) od. secco, ein Redegeſang, bei 
dem bloß die Hauptafforde zu den gejungenen 
Tönen angefhlagen werden; resitatibifch, nad) 
Art oder in Form eines Nedegejanges; rezitie= 
rend, jprechend; rezitierendes Schaufpiel, 
das Schaufpiel im allgemeinen, entg. der Oper 
u. dem Ballett. 

Rhabärber, m. u. f. (gr. rbä, oder rhöon, n.; nl. 
rheum, rha od. rheum ponticum; v. Fluſſe Aha, 
d. i. Wolga, u. d. gr. bärbaron, fremd, benannt) 
eine befannte Pflanze mit heilfräftiger Wurzel, am 
beiten in Aſien aufdem Himalaya(Rheum emödi); 
Nhabarbarin, n. aud) Rheĩn od. Chryſophan⸗ 
jäure, f. ein eigentümlicher Pflanzenbildungsteil 
im Rhabarber, der Xhabarberitoff, die Rhabarber— 
ſäure. 

Rhabdion, n. gr. (Verkl. von rhäbdos, f., Gerte, 
Stab) ein Stift zum Einbrennen des Wachſes bei 
enkauſtiſchen (ſ. d. Malereien); Rhabdologfe, f. 
die Stabrechenkunſt, z. B. von Neper; rhabdei- 
diſch, ſtabförmig; Rhabdomachie, f. das Fechten 
mit Stäben oder Rappieren in den Fechtſchulen; 
Rhabdomantie, f. die Stabwahrfagerei, Ent— 
deefung unter der Erde verborgener Dinge, bef. der 
Erze und des Waſſers, durd) Stäbe, 3. B. mit der 
Bünjhelrute;NHabdomant,m.einStabwahr- 
jager, der durch bejondere Körperanlage unter- 
irdiiche Erze, Quellen 2c. empfindet; Rhabduͤch 
od.Rhabdonoͤm, m. derStabträger, Kampfrichter 
bei ven poetiihen und mufifalifchen Wetttämpfen 
in Athen. 

Nhachiägra, n. gr. (v. rhächis, f., Rückgrat) Heilk. 
Rückengicht; Ahadtalgie, f. das Rückgratsweh; 
Nhadialgitis, f.Entzüundung des Rückenmarks; 
Rhachiokyphöſis, f. Krümmung des Rückgrats 
nad) Hinten; Rhachiolorddſis, f. Krümmung des 
Rückgrats nach vorn; Rhachiomhelitis, f.Riüden- 
marksentzündung; Rhachiomüelophthiſis, f. 
Rückendarre; Rhachiobaralüſis, f. die Rücken— 
markslähmung; Rhachiophijma, n. Rückgratge— 
ſchwulſt; Rhachioblegie, f. Lähmung der Rüden- 
marksnerven; Rhachiorrheũma, n. der Kreuz— 
ſchmerz; Rhachtotoͤm, n. ein anatomiſches Werk- 
zeug zur Eröffnung der Rückgratshöhle; Yihadht- 
118, f. die Krümmung des Rüdgrats; die englijche 
Krankheit; aud) eine Krankheit des Weizens; rha⸗ 
chĩtiſch, mit diejer Krankheit behaftet. 

Nhadamdnthus, m. gr. (Rhadämanthys) Fabell. 
ein Sohn des Jupiter und der Europa, Bruder des 
Minos, wegen jeiner Gerechtigkeit zum Richter in 
der Unterwelt ernannt; f. unter Bluto. 

Nhagädes, pl. gr. (sing. rhagäs, f.) Heilf. Riffe, 
Hautſchrunden, zumalveneriiche an den Geſchlechts— 


teilen und in der Nähe des Afters; Rhagadium, 


n. eine Heine Hautjchrunde, 


Rhede 


Rhagium, n. nl. (vom gr. rhögnynai, reißen, zer- 
reißen) der Schrotfäfer, Zangenbod. 

rhagödes oder rhanetdiich, gr. (von rhax, Gen. 
rhägös, Beere) beeren- oder traubenfürmig; Rha—⸗ 
BP I. Heilf. die Traubenhaut des Auges (1. 
uvea). 

Rhakömag, n. gr. (v.rhakün, zerreißen) Heilf. eine 
aufgerifjene Stelle; Nhaföfis, f. das Aufreiken, 
Runzligwerden; Heil£. die Erjchlaffung od. Schlaff- 
heit des Hodenfades. 

Rhamnus, f. gr. (rhämnos) der Kreuzdorn; Rha— 
main, m. der im Kreuzdorn enthaltene Färbeitoff; 
Nihammden,pl.(ni.rhamneae) Kreuzdorngewächfe; 

" Nhamno-Kanthin, n. der gelbe Färbeitoff des 
glatten Kreuzdorn. 

Rhamphäſtus, m. gr. (v. rhämphos, n. krummer 
Schnabel) ein Großſchnäbler, eine Gattung Vögel 
mit unverhältnismäßig großem Schnabel, zB. der 
Bfefferfreffer; Ayamphoftäme, n. das Schnabel- 
mal, Schnabelfrotodil, eine Krotodilartim Ganges, 
— Öapdial. 

Jihanteren, pl. gr. (rhantöres, v. sing. rhant£r, v. 
rhainein, jprengen) eig. Bejprenger, Beneger; die 
inneren Augenwinkel. 

Jhaphanie, f. gr. (v. rhaphanis oder rhäphanos, 

ettich, Kohl; weil man diefe Krankheit von der 
Verunreinigung des Getreides durch den Samen 
einer Rhaphanus-Art Herleitete) Heilf. die Krie— 
beifranfheit, der ruſſiſche Katarrh. 

ru f. gr. (rhaphe, v. rhäptein, nähen, fliden) 
Jeilk. die Naht, 3.8. Schädelnaht; Rhaphoſhm⸗ 
phyſis, f. Verwachſung der Schädelnähte; Rhap— 
ſoöde, m., pl. Rhauſoden (gr. rhapsödös, pl. —oi, 
v. rhäptein, u. öde, Sejang) eig. Zufammenfüger 
von Gefängen, herummandernde Bolksfänger bei 
den alten Griechen, welche bei. die einzelnen Ho— 
meriſchen Geſänge zu größeren Ganzen verbanden 
u. öffentlich vortrugen; Nhapfodie, f. gr. (rha- 
psödia) da3 von einem Rhapſoden vorgetragene 
Gedicht, bei. dieeinzelnen Abjchnitteder Homeriſchen 
Gedichte; daher überh. für ein abgeriljenes Stüd, 
Bruchſtück eines größeren Gedichtes; Gedicht von 
völlig freier Form; auch eine muſikaliſche Phan— 
tafie von freier Form, meijt an Volksweiſen ſich 
anlehnend; rhapſödiſch, abgeriſſen, bruchſtückartig; 
völlig frei in der Form, zuſammenhanglos; Rha— 
Hiodift, m. einer, der zuſammenhangsloſe, in der 
Form ganz freie Dichtungen oder Tonſtücke ver- 
faßt; Rhapſodomantie, f. Wahrjagung auseinem 
Verſe, der fich bein Auffchlagen zuerjt dem Auge 
darbietet. 

Rhapoͤntik, m., Rhapontilwurzel, f = Rha— 
barber, — 
Rhathyhmẽe, F. gr. 
thymös, Gemüt; 

der Leichtjinn. 

Nhätizit, m. eine nach ihrem Vaterlande, dem alter 
Khätien (d.i. Graubünden), benannte Abände- 
rung des Zyanit. . 

Rheéa, f. gr. (= Era, Erde) Fabell. eine der Titar 
niden (ſ. d.), die Gattin des Kronos od. Saturn u. 
Mutter des Zeus (vgl. Cybele); Rhea Sylvia, f. 
röm. Fabell. die Tochter des Königs Numitor von 
Alba, welche vom Mars (f.d.) die Zwillinge Ro— 
mulus u. Remus, die Erbauer Roms, gebar. 

Rhede od. Reede, f. (hol. reede, v. niederd. reed, 
rede, hol. reed, gereed, bereit, gerüftet, reeden, 
bereiten,verfertigen,ausrüften; isländ.reida, Aus» 
rüftung, Bereitſchaft der Schiffe, engl. road, Iteede, 
wovon fr. rade, it. u. ſpan. rada, Reede) ein be— 


(bon rhäos, rhädios, leicht, und 
vgl. Thymus) die Sorglofigfeit, 


Rhegma 


quemer Ankerplatz in einiger Entfernung von der 
üſte, wo ausgerüſtete Schiffe zur Abfahrt, und 

angekommene vor Wind und Sturm ſicher vor 

Anker liegen können; Reeder, m. ein Schiffsherr, 

Eigentümer eines Schiffes; auch der ein Schiff ent— 

weder ganz od. zum Teil ausrüſtet; Reederei, f. 

die Ausrüjtung von Schiffen durch die Needer; auch 

eine Gejellichaft von Reedern; Reedung, f. das zu 

einem Schiffe nötige Takelwerk. . 

Rhẽegma, n. od. Nihcgmos, m. gr. (v. rhegnynai, 

zerreigen, brechen) Heilk. Berftung, Riß, Spalte; 

Quetſchung, das Reigen, der Krampf; Rheẽxis, f. 

das Zerreißen, Aufbrechen, z. B. von Geſchwüren, 

Adern ꝛc. 

Nheinfänre, = Rhabarbarin, ſ.d. 

Rhembasmus, m. gr. (rhembasmös, v. rhömbein, 

rhembäzein, herummälzen) das Umherſchweifen; 

Heil. = Nyftobatefis. 

Rheophoͤr, m. gr. (von rheos, Fluß, und ph£rein, 

tragen, bringen) der Flußträger, der Leitungsdraht 

bei dem galvanijchen Apparat; Rheoſkoͤp, n. ein 

Stromzeiger, eine VBorrihtung, um die Anweſen— 

heit eleitrischer Ströme anzuzeigen (Froſchſchenkel 

mit herauspräpariertem Nerv); Rheoſtät, m. od. 

Agomäéter, n. der Stromiteller, ein von Wheat- 

ftone erfundenes Werkzeug, wodurd man den Lei— 

tungsdraht ohne Unterbrechung des galvaniichen 

Stroms verlängern oder verkürzen nd dadurch 

ohne Offnung der Kette den Leitungswiderftand 

im Schließungsbogen fteigern oder mindern kann; 

Rheotoͤm, m. ein von Jafobi erfundenes Werf- 
eug, durch welches eine galvanijche Kette ſchnell 

Dintereinander geſchloſſen und unterbrochen wird. 

Rüößktor, m. gr. (rh*tör, v. rh&d, erö, id) rede) ein 

Nedner; Lehrer der Beredjamfeit, Nedefünitler; 

NiHetörif, f. (gr. rhetorike, die Redekunſt, Lehre 

von derBeredjamfeit; auch Schönrednerei; Rheto— 

rifation, f. nl. die redneriſche Künitelei; vhetd= 
riſch, gr. (rhetorikös) rednerifch, ſchönredneriſch; 

Rhetorismus, m. die rednerische Ausdrucks- vd. 

Vortragsweiſe; verächtl. Schünrednerei, Wort- 

gepränge; Rhẽtra, f. ein Orakelſpruch, beſ. auf 

die Ausurglicen Gefege in Sparta angewandt, 
weil fie als kurze Sprüche abgefaßt waren; ein 

Geſetzesvorſchlag, ein Geſetz, ein Senatsbeſchluß 

in Sparta. 

Rhreum, n. — Rhabarber, ſ. d.; Rheumĩn, n. 

— Nhabarberin, i.d. 

Rheuma, ehem. aud Ahevma,n. gr. (von rhein, 

fließen) eig. das Fliegende, der Fluß Strom; Heiff. 

— Rheumatismus, m. und Rheumatalgie, f. 

das Reißen, das Sliederreißen; pl. Nhenmatise 

men, rheumatiich, mit Reigen behaftet, vom 

Reißen herrührend; Ahenmatspäre, f. ein rheu— 

Rheẽris, ſ. unter Rhegma. [matijches Fieber. 

Nhigometer, n. gr. der Kältemejjer, ein von U. 

Duhring erfundener Apparat zur Beitimmung 

der miedrigiten Temperaturen. 

Rhiknöſis, f. gr. (von rhiknös, jtarr, runzlig) das 
Runzligwerden. 

Pihinalgie, f. gr. (v. rhis, pl. rhines, Nafe) Heilf. 
der Naſenſchmerz; Rhinanchöne, f. die Nafenver- 
engung; Rhinaͤnthus, u der Hahnenkamm Klap- 
— eine Pflanzengattung; Rhinenchyſie, f. 
das Einſpritzen in die Naſe; Nhinenchätes, m. 
die Najeniprige; Rhinoblennorrhöe, f. ein Na- 
jenschleimfluß; Rhinozẽros, n. (gr. rhinö-kerös, 
v. keras, Horn) das Nashorn (pl. Rhinozeronten 
und Nhinozerofje); Ahinofarzinämg, n. der Nas 
ſenkrebs; Rhinoknesmus, m. das Nafenjuden; 


Rhodeläon 157 


Rhinolöbhus, m. (von löphos, Bush, Kamm, 
Schopf) die Blattnafe, eine Fledermausgattung; 
Nhinophiden, pl. Nafenihlangen, Schlangen mit 
rüſſelförmiger Naſe; Rhinophonie, f. das Näſeln; 
Rhinopläſt, m. der Naſenbildner, Naſenmacher; 
Rhinoplaͤſtit, f. (vgl. Plaſtik) Heilk. Naſenbil— 
dungskunſt, od. Kunſt, verſtümmelte od. verlorene 
Nafen wieder herzuſtellen; Rhinoptie, f. das 
Schielen über die Nafe; Rhinorrhagie, f. das 
Nafenbluten; Rhinoſtegnöſis, f. die Najenver- 
ftopfung von zu vielem Schleim, einem Bolyp ze. 


Npiptasmus, m. gr. (v. rhiptäzein, hin und her 


werfen) = Ballismu®. 


Rhizägra, f. gr. (von rhiza, Wurzel) Heilf. eine 


Wurzelzange der Zahnärzte; Rhizanthéen, pl. 
aus der Wurzel blühende Pflanzen; Rhizias, m. 
Wurzelfaft, aus Wurzeln bereitete Arznei; Rhi— 
zoblditen, pl. Bot. Wurzelfeimer; rhizöodiſch, 
wurzelartig, wurzelähnlich; Rhizoĩden, pl. wur» 
zelüiönliche Berftemerungensveric).v.ORpizofüitgen, 
pl. Wurzelfteine, Berjteinerungen von Baumwur— 
gein; Rhizoloͤg, m. ein Wurzel Kenner u. -Sanım- 
er; Rhizöma, n. (von rhizün, einwurzeln) der 
Wurzelitod, die Pfahlwurzel; Rhizomoͤrphen, pl. 
twurzelartige Pflanzen in tiefen Schachten vorkom— 
mend; rhizomoͤrphiſch, wurzelähnlich, wurzel- 
artig; Nyizuphdg, m. ein Wurzelneſſer; Rhizo— 
hhöra, f. der Wurzelbaum, Leuchterbaum, Mangle— 
baum in Weftindien, mit zahlreichen in den Boden 
hinabfteigenden Luftwurzeln; Rhizopoden, pl. 
Wurzelfüher, eine Gattung der Urweſen, j. unter 
Amöbe; Rhizöſis, f. (v.rhizün) das en die 
Bewurzelung; Rhizoſpermen, pl. Tarnfräuter, 
deren Samen (sperma) an der Wurzel erjcheint; 
Rhizotöm, m. ein Wurzelichneider, Sammler heil» 
fräftiger Wurzeln; Rhizotomĩe, f. Wurzelzerle- 
gung; Rhizotrögus, m.der Brachtäfer, Junikäfer. 


Rhöadéen, pl. ni. (rhoead£ae, v. I. rhoea, rhoeas, 


wilder Mohn) mohnblütige Pflanzen. 


Nhodan, n. Schwefelzyan. ‚eng 
Pihodeläon,n. gr. (v.rhödon, n. Rofe, u.elaion, OT) 


Roſenöl; Rhodinon, n. u. Rhodis, f. ein Rojen- 
pflafter, Rojenpuiver; Rhodiſerholz, n (verderbt 
aus lignum rhodinum, vd. gr. rhodinon, d. i. 
rofig) Rofenholz, fehr feines weißgelbliches Holz 
mit einem Roſengeruch auf der Inſel Rhodus 
(d.i. Roſen-Inſel) 2c., aibt das fojtbare Rofen- 
holz⸗Ol; Rhodiſer-Ritter, ſ.Johanniter- 
Ritter; rhoͤdiſches Seerecht, die auf der Inſel 
Rhodus geltenden See- und Schiffahrtsgeſetze, 
welche in vielen andern Ländern aut Richtſchnur 
genommen wurden; Rhoditen, pl. Korallenver⸗ 
jteinerungen in Roſenform; Rhodites, m. die 
Nofen-Gallweipe; Rhodium, n. ein 1804 von 
Wollafton im latinerz entdecktes einfaches Me— 
tal; Rhodochroſit, m. Rot-Braunfteinerz, Man— 
ganſpat; Rhodocrinus, m. der Roßhaarſtern, 
zu den Crindideen gehörend; Rhododähhne, f. 
(vgl. Daphne) die Lorbeerrofe, od. der Roſenlorbeer; 
Rhododendron oder Rhododendrum, n. (von 
dendron, Baum) der Rojenbaunı, die Alpenroſe, 
Bergrofe, ein Ziergewächs, Straud von verid. 
Arten; NHodvologie, f. die Nojenbejchreibung; 
Rhodomél, m. Kojenhonig; Nhodomelon, n. 
Nojenapfel; Rhodonken, pl. gewilje krumme, in 
einem Kreife konitruierte Linien (wegen der Ahn- 
Lichfeit mit einer Nofe jo genannt); NHodonit, m. 
Rofenitein, Manganfpat, eine Art des Kieſel-Man— 
ganz; Rhodoſacchäron, n. Nofenzuder; Rhodo— 
ſtägma, n. Rojenwajler. 


a] 


58 Rhomb 


Rhomb od. Rhumb, m. (engl. rhumb, fr. rumb, 
ipan. rumbo, it. rombo; d. gr. rhömbos, Kreis, 
Kreifel, Rad, v. rhembein, im reife drehen) bei 
Schiffern ein Windftrich od. einer von den 32 Stri- 
hen auf dem Seekompaß; Rhombus, m. griech. 
(rhömbos) Meßk. eine Raute, ein Parallelogramm 
mit gleichen Seiten, aber jchiefen Winkeln; ad 
rhombum, eigentl. nad) der Raute; geſchickt, taug- 
lich; rhoͤmbiſch od. rhombifoͤrm, rautenfürmig; 
Rhomben-RPhhllit, m Strahlerz, Strahlenkupfer, 
arieniffaures Kupfer mit arjeniffaurem Eifen; 
Rhombiten, pl. Veriteinerungen von fchiefer, 
gleichjeitig viereckiger Geſtalt; Rhomboeder, n. 
(von hedra, Sitz, Grundfläche) ein von ſechs glei— 
hen Rauten begrenzter Körper, Nautenflächner, 
gen: verichobener Würfel; rhombridal, gr.-lat. 
länglich-rautenförmig; Rhomboidal⸗Dodela⸗ 
Eder, ſ. unt Dodekadik; Rhomboĩdes, Rhom⸗ 
boid, m. od. Rhomboide, f. gr. eine längliche od. 
geitredte Haute, ein jchiefwinkliges Barallelogramm 
mit 2 längeren und 2 kürzeren Seiten; rhomboĩ⸗ 
diſch, = rhomboidal. 

Rhomma, nm. gr. (v. rhophein, ſchlürfen) Heilf. ein 
Schlürfmittel, Gejchlürftes. 

Fhonchus, m. gr. (rhönchos, v. rhenchein, ſchnar— 
en) Heilk. das Schnarchen, Röcheln. 

rhopaͤliſch, gr. (rhopalikös, €, ön, von rhöpälon, 
Keule) Feulen- oder Eolbenfürmig, unten immer 
jtärfer werdend; rhopaliſche Verje, folde, in 
denen jedes folgende Wort um eine Silbe zunimmt; 
Rhopalismus, m. das Schlagen mit der Keule. 

Rhotacismus, m. gt. (rhötakismös,v.rhotakizein, 
das rho, den Buchſt. r, gebrauchen) der Gebraud) 
oder Mißbrauch des R, das Schnarren; Sprad)- 
mwifjenjch.: der Übergang des s in r. 

Rhübarbe, f. fr. (jpr. rübdrb’; eig. der Rhabarber) 
der Schabfelfäfe, ein aus Käſeſchabſeln beſtehender 
franz. Käſe, in Rugelform. 

Rhumb = Rhomb, f.d. 

Ras, m. gr. = Sumad), |.d. 

Khusma, |. Rusma. 

Rhhas, f. gr. (Thyäs, v. rhein, fließen) der Tränen- 
flüß, das Triefen der Augen. 

Rannnes, m. gr. (von rhyzein, fnurren, grunzen) 
der Rüſſel, die Schnauze; Rhynchophoͤren, pl. 
Rüſſelkäfer; Rhhnuchops, f. der Scherenjchnabel, 
® Sturmvogel; Rhynchoſpöra, f. der Schnabel- 
amen. 

Rhyvparia, f. gr. (v. rhyparös, ſchmutzig, rhypos, 
Schmutz) Heilf. Unreinigfeit, Unrat in den erften 
Wegen; Rhyparograͤph, m. ein Sudler, Schmuß- 
maler, Shmierer; aud) wer ſchmutzige Gegenstände 
malt; Rhhyparopraphie, f. die Sudelmalerei, 
Scmiererei, Kledjerei; Phypia, f. Heilf. die 
Schmutzflechte; Rhhptika, pl. (v. rhyptein, den 
Schmutz wegnehmen, reinigen) Heilf. reinigende 
Mittel; rhyptiſch, veinigend, bei. blutreinigend, 

—— nahen, 2 

8, f. gr. (v. rhein, fließen) Heilf. das Fließen, 
hen Rieſeln. 

Rhithmus, m. gr. (rhythmös) iiberh. die gleich— 
mäßige, abgemejjene Bewegung; Tonf. u. Dichtk. 
das Zeitmaß, Ebenmaß, der nad) beftimmten Maß— 
und Zonverhältnifjen geregelte Redegang, eben- 
mäßige Wohlklang der Rede, Verstakt, vgl. Nu- 
merüs u.Takt; rhhthmiſch (gr.rhythmikös, &, 
ön), abgemeſſen, ebenmäßig bewegt, taktmäßig, 
wohlgeordnet;rhythmiſcherGeſang,— Cho— 
ralgeſang; Rhüthmil, k. die Lehre v. Rhythmus, 
Beit- und Tonmaßlehre; Rhythmomachie, f. ein 


Nicercare 


Bahlenipiel, mit Steinen auf dem Schachbrett 
auszuführen “ Rhythmomöter, n. ein Taktmeſſer; 

— k. die Rhythmüslehre in der Ton- 
etzüng. 

Rhtidöſis, f. gr. (v. rhytidün, runzeln, v. rhytis, 

Nunzel) Heilf. das Nunzeln; Schwinden des 
Augapfel3 durch Vertrocdnung der Feuchtigkeit. 

ri—, it. Borfilbe = re, ſ. d. 

Ri,n. japan. Wegmaß v. ungef. 3909 ın. 

Pte, f. Ipan. (v. rio, Fluß, od. f. riba, v. I. ripa, 
Ufer, it. riva, auch Ziel) die Flußmündung, der 
Meeresarm, die Bucht. 

Rial, m. der Löwe, eine durch Münzſtücke nicht ver- 
tretene Rechnungsſtufe in Perſien von 1Y/, Kran 

(ſ. d.) oder 5 Schahi; Rial Budſchu, m. ältere, 
aber noch gebräuchliche Rechnungsmünze in Al- 
gerien 2c., — 1,50 M. 

Niäla oder Riäleh-Bey, m. (türf. entlehnt v. it. 
reale od. galera reale,die vornehmſte Galeere, das 
Admiralſchiff, vgl. Reale) der dritte Befehlshaber 
in der türk. Flotte, der Kontre-Admiral (ſ. 2.). 

Riäſat, m. arab. (v. räsa, üben, zähmen) die Selbit- 
bezähmung, eine Bußübung im Morgenlande. 

Ribadävia od. Rivadabia, m. ein ſpan. weiher 
Wein d. dem gleichnam. Orte in Galizien. 

Ribas od. Ribes, m. ein fpan. roter Wein von 
Ribas in Katalonien. 

Ribäfſo, m. it. Kfipr.— Rabatt. 

Ribattuüta, f. it. (v.ribättere, zuriidichlagen) Tonk. 
der Zurüdfall, Zurückſchlag (eine Spieltveife). 

Ribbonmen, pl. engl. (fpr. ribbönmen; v. ribbon, 
Band, and men, Männer) Bandmänner, geheime 
politiihe Verbindung in Irland, jetzt aud) über 
England und Schottland verbreitet, die fid) Durch 
ein Band bezeichnet; auch Rikhon-Society,;£. (ſpr. 
—poßeiiti) Band⸗-Genoſſenſchaft. 

Ribeſel od. Rübſel, m. (nl. ribes, v. arab. ribäs, 
eine ſauerſchmeckende Pflanze, rheum ribes, Die 
man fälſchlich für unſern Johannisbeerſtrauch hielt) 
die Johannisbeere, im Oſterreichiſchen. 

Ribetillos, pl. ſpan. (ſpr.—-tiljos; v. ribete, Beſatz, 
Verbrämung) Seiden- und Samtbänder, an der 
Weſtküſte Amerikas. 

Riblette, f. fr. ein gebratenes Fleiſchſchnittchen, 
Speckpfannkuchen. 

Riboͤlla, m. ein iſtriſcher Wein; vgl. Rebulla. 

Ribs, pl. engl. (v. ribe, die Rippe) eine Art Baum⸗ 
wollenzeug deſſen Kette aus gezwirnten Fäden vor 
Watertwiſtgarn (ſ. d.) beſteht. 

Nicaͤmbio, m. ital. (vgl. Cambio), auch Ricoͤrs— 
od. Netour-Wecfel u. Rechange, fr. Kfipr. 
ein Rückwechſel, Gegenmwechfel, der mit Proteſt 
zurückgeht. 

ricanieren, fr. (ricaner, altfr. recaner, prov. Te- 
ganar, reganhar, fpr. regaüar) höhniſch laden, 

rinfen; Ricaneur, m. (jpr. —nöhr) ein Hohu- 
Inhender. e 

Nicaͤpite, m. it. die Weifung, Behörde; die Auf- 
Schrift (Adreffe); der Ort, too ein Wechfel abgegeben 
wird; die Annahme od. Einföfung eines Wechſels; 
per ricnpito, durch Ablieferung vd. Zuftellung; 
ricapitieren (it. ricapitäre), etwas an feine Be⸗ 
hoͤrde abgeben; Kffpr.überjchreiben, befördern, be» 
Stellen: einen Wechjel annehmen, einlöfen. 

Nicaͤbio, m. it. (v. ricaväre, herausnehmen, Nut— 

en ziehen) Kfſpr. der reine Ertrag von verkaufter 
are. 

Nicercaͤre, n. u. Ricercaͤta, f. it. (fpr. ritihert—) 
eig. das Aufſuchen; Tonf. das fünftliche Probe— 
oder Vorſpiel auf der Orgel. 


Nichard 


Richard, m. fr. und deutſch (althochd. Rihhart, 
Richard, Ric-hart, neuhochd. Reichard, engl. jpr. 
Ritihärd) männ!. Name: der Mächtig- Kräftige. 

Hicinus, m. l. der Wunderbaum, eine Pflanzen- 
gattung, bef. der gemeine Wunderbaum (Ricinus 
commünis) auch Chriftuspalme genannt, aus 
deſſen Samentörnern das gelblich-grüneRicinus- 
Ol, Wunderbaumöl, gewonnen wird, das als 
Arznei, bei. gegen Würmer, Berjtopfungen 2c. ge- 
braucht wird; vgl. Kaſtoröl. 

Ricochet, m. fr. (fpr. rifofcheh) der Prallwurf, das 
wiederholte Aufprallen eines geworfenen Steines 
auf der Fläche des Wafjers; par ricochets, vom 
Hörenjagen, aus der dritten Hand; Ricochet— 
Schuß, on. ein Prell- od. r. Brallichuß, ein Bogen- 
ſchüß, bei welchem die Kugel wiederholt auf die 
Erde oder auf das Wafjer aufprallt und fich wieder 
bebt; ricochetieren, Prellſchüſſe tun; mehrere 
Male aufſchlagen. 

Nicognitoͤri, pl. it. ſſpr. —fonji—; vom nl. reco- 
gnitor, vgl.refognoszieren) Auf- od. Nachſeher (bei 
der Tapitwahl). 

rieolieren (vom it. ricoläre, wieder durchſeihen, — 
I. re-coläre), Abzugsrinnen oder tiefe Furchen zur 
Entwäfjerung des Feldes ziehen. 

Ricorſo, m. it. (1. recursus) Kfipr. ſ. Refurs 
u. Ricambio. 

Nicos Hömbres, pl. fpan. (von rico, reich, und 
hombre, Mann) die Großen, die hohen Adligen in 
Spanien. 

Slicstta, f. it. (v.ricotto, Bart. v.rieuöcere, wieder 
fochen) eine Art feiner und füher Käſe; Ricotta 
forte, ein Schaf- oder Ziegenfäfe aus Dtranto. 

Nicoͤvbero, m. it. (vd. ricoveräre — [. recuperäre, 
wieder erlangen) die Wiedererlangung; Stfipr. 
Schadloshaltung, = Regreß u. Rekurs, f.d. 

Rideau, mn. fr. (ſpr. riddh; viel. v. arab. rudhat, 
ng) derBorhangeinesBettes,Seniterszec.; 

rk. eine Reihe von janften Höhen, wellenfürmig 
erhobene Fläche, eine eine Anhöhe, von der ein 
Ort befchofjen werden kann, aud) ein Schußgraben. 
ridendo dicere verum, l. (von ridere, lachen) 
fachend die Wahrheit fagen; ridiküle, fr. (pr. ridi- 
fühl; v. l. ridicülus, a, um) lächerlich; Ridiküle, 
1. n. das Lächerliche; ich ein Ridifüle geben, 
ſich lächerlich machen; 2. m. (verderbt aus reticule 
—[|. reticülum, ein Netzchen, netzartiges Säckchen) 
ein Strid- oder Tragbeutel der Frauen. 

Nidingeoat, m. engl. (jpr. reidingtoht), ſ. Re— 
dingote. 

Nidoͤtto, m. it. (—redüctus) einabgefonderter Ort, 
Zufluchtsort, Spielzimmer für mastfierte Berjonen 
(vgl. Redoute). 

Niẽniſt, m. pl. Nieniften, barb.-[. (vom fr. rien, 
etwas, nichts, v. I. rem, Accuſ. v. res, die Cache) 
— Nihilift. 

Nieurs, pl. fr. (fpr. riöhr, vom fr. rier, [. ridöre, 
lachen) im franz. Theater Leute, welche auf Be- 
ftellung bei den Späßen lachen müſſen, Lacher, 
Lohnlacher. 

Niff-Piraten, pl. die ſeeräuberiſchen Bewohner der 
felfigen Nordfiijte von Marofto. 

RNifiorimenti, pl. it. eig. Berblümungen; Tonf. twill« 
kürliche Verzierungen im Bortrag. 

Nifle, engl. (jpr. reif'l; vom deutichen Niefe, eine 
halbrunde vertiefte Rinne; riefen,riefeln, mit 
Riefen verjehen) das geriefte oder gezogene Feuer— 

ewehr, die Büchſe, bei. auch bei den nordamerikan. 
nfiedlern; Riflemen, pl. die Scharfſchützen. 


— — — — — — 
—— — — —— —— —— —— —— —— — — — — —— — ——— —— — — — —— —— — — nn 


Rimeſſe 759 

Nifoͤndo, m. it. (vgl. refundieren) Kfſpr. die Gegen— 
anſchaffung ſür gezogene (traſſierte) Wechſel. 

Rigandon. ſ. Rigodon. 

NRight-Bohs, pl. engl. (ſpr. reihtbeus, von right, 
recht u. boy, Kun e, Burfche) die rechten Jungen, 
— Whiteboys, , 

right of petition, n. engl. (fpr. reiht off pitifch’n), 
— Petitionsrecht, b; right ofsearch (fpr. 
— Förtih) das Durchſuchungsrecht. 

rigide, I. (rigidus, von rigöre, ftarren) u. fr. (fpr. 
riſchid') ſtarr, fteif, fpröde; ftreng, unerbittlich; Ri— 

idiſten, pl. eine ſtrengere Bartei der Janſeniſten, 
.d.; Nigtdität, f. I. (rigiditas) Starrheit, entg. 
der Flüſſigkeit; auf — rigor, f. d. : 

Ninocephälus, m. lagr. (v. [.rigäre, eine Flüſſig— 
feit wohin leiten u. dem gr. kephale, Kopf, fr. ri- 
goc6phale) eine von Blatine erfundene Borrid)- 
tung, um bei Krankheiten einen durd) Wafjer er» 
zeugten Strom von Kälte auf den Kopf zu leiten. 

Rigodon oder Niganden, n. fr. (fpr. —godöng; 
angeblich von dem Refrain eine3 alten Tanzliedes: 
ric-din-don; vgl. jedoch auch das it. rigodere, ſich 
wieder freuen) ein in Stalien und dem ſüdl. Frank— 
reich üblicher Tanz u. das begleitende Tonftüd. 

Stindle, f. fr. (vom Feltifch-wallif. rhigol, Furche, 
fleiner Graben, rhig, Einfchnitt; vgl. ricolieren) 
die Rinne, der Abzuggraben, Abzug; rigsfen (fr. 
rigoler), gem. auch riolen, reolenu.rajolen, 
die Erde tief aus- und umgraben, umftürzen, um 
jie von Steinen und Unfraut zu reinigen. 

rigor, m. [. oder Rigueur, £. fr. (jpr. rigöhr) die 
Strenge, Härte, Schärfe; de rigueur fein, d.i. 
unerläßlich, ftreng zu beobachten fein; rigor, auch 
der Starrfroft, die Erftarrung vor Kälte; rigore 
juris, od. der. j., nach ftrengem Rechte; al ri« 
göre di tempo, it. Tonf. im — Zeitmaße; 
Rigorismus, m. nl. zu große Strenge; Starrheit, 
Engherzigkeit; Rigoriſt, w. ein überſtrenger Sit- 
tenrichter; (entg.Lätitudinariey); im peinlichen 
Rechte: ein Anhänger der ſtrengeren Grundſätze 
des Strafrechts; rigoriſtiſch, rigorös und ri— 

orõos (nl.xigorõsus, fr. rigoureux), hart, ſtreng, 
Ener ————— 
j.d.; Rigoroſität, f. Strenge, Schärfe. 

Rigsbant, f. dän. die dänische Reichsbank; Rigs— 
Banftegn, n. das Neichsbankzeichen, der Reichs— 
bankſchuldſchein; Rigsdaler, m. bis 1874 ein dä— 
niſcher Reichstaler zu 6 Marf oder 96 Skillinger 
— 480 däniſche Pfennige (Bengen) — 2,28 M, vgl. 
Rixdaler; Rigsort, mpl. Rigsorter, ein Orts» 
taler, Viertelreichstaler. 

Nikat oder Rekiet, m. türf.-arab. (v. arab. rakaa, 
beugen) die Verbeugung beim Gebete. 

Rikiabdar oder Nifidbdar-Aga, m. türk-arab.- 
perj. (v. arab. rikiab, der Steigbügel, u. d. per). 
där, einer, welcher hält) der Steigbügelhalter des 
Sultans. 

rilaseiando, it. (fpr. rilafchando; von rilasciäre = 
fr. relächer; j.reladieren) Tonk. allmählich lang— 
famer, nachlaſſend. 

Rilé, m. (ruf. rylje) die einfache Leier der gemeinen 
Ruſſen. 
Nima, f. I. die Ritze, Spalte; rima glottidis, die 
Stimmritze; r. pudendorum, die Schamfpalte. 
Nimailleur, m. fr. (fpr. rimajöhr, von rimailler, 
Reimereien machen, vime, der Reim) ein Reim— 

Schmied, Versmacher. | 

BR men, Rimboͤrſo, it. Kfipr. .rembour- 

ieren. 

Nimefſe, f., pl. —n, it. (rimessa, v. rimettere — 


760 Rimpel 


l. remittöre, ſ. remittieren) Kfſpr. eig. — 
Anſchaffung, bef durch Wechſel, Geld- od. Wechſel⸗ 
ſendung, der Wechſel ſelbſt, fr. Remiſe; Rimeſſen— 
Buch, n. ein Handlungsbuch, worin alle Wechſel⸗ 
briefe 2c. aufgezeichnet werden. 

Nimpel, m. ein Getreidemaß in Ungarn. 

Yiindldo, m. it. Name — Neginald, Reinald, Rein 
hold, d.i. der ſtark und feit Herrfihende, fr. Re— 
gnault. j ! 

Hincondda, £. fpan. (v. rincon, Winfel) jüdanteri- 
kaniſches Staubgold. 

rinforzändo oder rinforzäto, it. (von rinforzäre 
—fr.renforcer)Tonf. verjtärfend, wieder verſtärkt; 
jtärfer. 

Ninfraͤnco, n. it. (von rinfrancäre, ftärfen, ver- 
wahren, entſchädigen) Kfſpr. Auslagen-Erftattung; 
Ninfranco geben, ausgelegte od. auszulegende 
Gelder wieder eritatten. 

rinfuso, it. vermengt, alla rinfasa, durcheinander, 
ungejondert. 

Ring oder in, |. Shafu u. Meh. 

Sito, m. fpan. (jpr. rid) u. port. (ſpr. riu; v. L. ri- 
vus, fliegendes Wafjer) der Fluß, Strom; 3.9. Rio 
de fa Plata, jpan. der Silberitrom; R. de Ja—⸗ 
neiro, port. (fpr. riu de ſchaneh-iru) der Sanuar- 
fluß; Rio-Häute, pl. Rindshäute aus Brafilien, 
fo genannt, weil fie be. über Rio de Janeiro aus— 
geführt werden. 

Std, n. japan. Bezeichnung f. das chineſ. Gewichts⸗ 
Liang (ſ. d.). 

riolen, ſ. rigolen. | 

Rions, m.(ipr.risng) eine Art weißen franz. Weines 
von dem gleichnamigen Städtchen im Departement 
der Gironde. 

Niot, n. engl. (fpr. reiöt; vom altfr. riote, Lärm, 
Geräuſch; provenz. riota, it. riotta, Zank, Hader, 
altholl. revot, ravot; Zeitw. ravotten, fich heftig 
und wild hin und her bewegen, altfr. rioter, it. ri- 
ottare, jtreiten) der Aufruhr, Aufſtand; Riot⸗Akt, 
m.(jpr. reiöt-äkt) die Aufruhrakte, eine Parlaments— 
akte, welche Zuſammenrottungen verbietet. 

Nipaticum, n. ml. (v. [. ripa, das Ufer) das Ufer- 
geld, Fahrgeld, der Wafjerzoll. 

Pipieno, m. it. (vd. pieno —=[. plenus, voll) Tonf. 
die Ausfüllung, Stimmenfillung; ripi6no, als 
Beim. voll, mit vollem Chor; Ripienſtimme, f. 
die Füllſtimme, nur begleitende und verjtärfende 
Stimme (entg. Soloftimme); Ripieniſt, m. ein 
Ausfüller, der nicht Solo fingt oder jpielt, jondern 
nur die Stimme verftärken hilft und fi) genau 
nad) dem Vorſpieler richten muß. 

Ripopé. n. od. Ripopee, f. fr. zufammengegofjene 
Weinreſte, Überbleibjel, Miſchmaſch. 

Ripoͤſo, n. it. (= fr. repos, ſ. d.) Ruhe, Stille; Mat. 
ein Stilleben; Ripoſte, |. Rifpoite. 

Ribprẽéſa, f. it. (—reprise, v. it. riprendere, fr. re- 
prendre, tviedernehmen) Zonf.Wiederholungeines 
Hauptjaßes; in der Dichtkunſt eine Art der Stanze. 

Slips, ın. (engl. rep; vermutlich aus engl. ribe, 
Kippe) gerippter Stleider- oder Möbelbezugzitoff. 

Nipuarier, pl. L. (v. ripa, Ufer) Uferbewohner, alt- 
röm. Benennung der Franken, welche am Rhein— 
ufer von der Lahn bis an die Lippe wohnten. 

Sifalit, m. (it. risälto, v. risalire, risaltäre, vor- 
jpringen, vorragen) Bauf, ein Borfprung, Vorge— 
lege, hervortretender Zeil eines Gebäudes durch 
alle Stodwerfe. 

Wisberme,m.fr.die flache Abdachung eines Feftungs- 
werte am Hafendamm. 

riscant, |. unter Rififo. 


ritardando 


Miſchi, m. ind. (v. ſanskr. rischi, weile, heilig) ein 
weijer. und —— Mann, beſ. der Erzieher von 
Königsſöhnen; Name einer Klaſſe von Brahma 
(j. d.) zuerit gefchaffener Weſen (9—10), die durch 
ihre Heiligkeit die Kraft erlangten, Götter, Men- 
Ihen und Tiere Hervorzubringen. 

Nifköntro, m., pl. Niffäntrt, it. (riscontro, eig. 
Begegnung, Nachricht, Anzeige 2e.; vgl. Sfontro) 
Kfipr. Wechfelzahlungen Wechlelzahlungs-Anmweis 
jungen, Abzahlungen; riffentrieren, ſ.ſtontrie— 
ren unter Sfontro. 

risentito, it. (v. risentire, empfinden) Tonf. aus- 
drucksvoll, lebhaft. 


Riſiko, m. oder n. it., risque (fpr. risk'), fr. (ſpan. 


riesgo, v. risco, ſchroffer Fels, Klippe, alfo zunächft 
die den Schiffen duch Klippen und Felſen drohende 
Gefahr zur See) die Gefahr, Gefährdung, das 
Wageſtück, gewagter Einſatz, Wageunternehmen; 
im Verſicherungsweſen: die in Verſicherung ge— 
nommene Gefahr, auch der verſicherte Gegenſtand 
ſelbſt; riskieren (fr. risquer), wagen, in Gefahr 
od. aufs Spiel feßen; Gefahr laufen; risfänt, ge- 
wagt, gefährlid; auch risquable (ſpr. ristab’l). 
riskieren, |. unter Riſiko. 

riso fior&tto, m. it. (prov. ris, fr. riz, Reis, vom 
I. oryza, gr. öryza) eig. Blumen-Reis, die feinfte 
Reis Sorte; Nifette, f. die geringite Sorte Reis. 

risolato, it. (vgl. rejolut unter rejolvieren) Tonf. 
entichlofjen, beherzt, Fräftig. 

Riſotto, m. italienischer Reis, in Butter u. Fleiſch— 
brühe gekocht. 

rifhedteren, it. (vgl. [pedieren) Kfſpr. wieder ab- 
jenden, Waren 2c. weiter befördern od. verjenden. 

Riſpett- oder Riſpitt-Tage, ſ. Reſpekt-Tage 
unter reſpizieren. 

Nifpoͤſte od. Ripoͤſte, f. it.(rispösta, v.rispöndere, 
anttvorten, u. ripösta, d.ripönere,ripörre, tvieder 
hinlegen) ein Gegenjtid), eine ſchnelle und treffende 
Antwort; Fechtk. ein rafher Gegenſtoß; rifpofties= 
ren od. ripoſtieren, auf einen Spott jchnell und 
treffend antworten, auf der Stelle erwidern; Fechtk. 
nad) ausgejchlagenem Stoß dem Gegner einen 
Gegenftoß verſetzen; ausihlagen, bei Pferden, wenn 
man ihnen die Sporen gibt. 

risquieren, riskteren, ſ. unter Riſiko. 

Niffſoöͤle, £. fr. (v. rissoler, braun braten) braun od. 
jcharf gebraten; ein Fleifchpaftetchen; Wiffoldtten, 
pl. geröftete, mit Fleiſch gefüllte Brotjchnitte. 

riſtornieren, it. (vgl. stornieren) Kfipr. zurückſchrei— 
ben, ab- u. zufchreiben; im Aſſekuranzweſen: von 
einer fhon abgeſchloſſenen VBerficherung gegen eine 
Vergütung wieder abjtchen; Riſtorno, ſ. Ri— 
torno. 

Siiftretto, m. it. 1. restrictum, v. restringere, 
it. ristringere, zufammenziehen) ein furzer Aus— 
zug, Hauptinhalt einer Rechnung 2c.; auch der 
billigfte Preis einer Ware; Staat3-Nijtretto, 
furze Erzählung der StaatSbegebenheite. 

risus, m. I. (v. ridere, lachen) das Laden; risus 
sardonius, m. f. ſardoniſches Laden; risum 
teneätis amiei? [. enthaltet euch, Freunde, des 
Lachens! lachet nit! — ein gewöhnlicher Ausruf 
bei lächerlichen Außerungen; per risum multum 

 debes cognoseöre stultum, Sprw. an vielen: 
Rachen erfennt man den Narren. | 

risvegliato, it. (fpr. risweljdto, von risvegliare, 
aufwecken) Tonf. erweckt, aufgewedt, lebhaft, mit 
zunehmender Mumnterfeit. 


| ritardändo,ritardäto, it.(v.ritardäre, verzögern; 


rite 


feit\nachlafiend. 

rite, I. (vgl. Ritus) nach feierlihem Religionsge— 
brauch; förmlich, ordentlich, vorſchriftsmäßig, her- 
fömmlicher- od. üblichermweije. 

ritenüto, it. (v. ritenöre = |. retinöre, vgl. rete- 
nuto unter retinieren) Ton, zurücdhaltend, ange- 
balten. 

Ritörno, m. it. (v. ritornäre = fr. retourner; vgl. 
Netour ꝛc. u. riſtornieren) eig. die Rückkehr; Kfipr. 
Ab- und Zurücichreibung eines Poſtens im Haupt» 
buche, auch Riftorno u. Storno; Ritornäll, n. 
(it. ritornello) Wiederkehr, alfo urfpr. jeder wieder- 
fehrende Sat eines Sing- oder anderen Tonſtücks, 
Ningelfaß (Refrain); dann auch jede Stelle, wo die 
Soloſtimme schweigt u. die Mafjen(Ripienjtimmen) 
allein eintreten; Dichtf. eine Art Eleiner dreizeiliger 
italienischer, bef. römischer Volkslieder. 

Nitraͤtta, f. it. (vgl. Tratte unter traſſieren) Kfſpr. 
der Rückwechſel, die Zurückziehung eines gezogenen 
Wechſels. 

NRitus, m., pl. gleichfalls Ritus, I. dev Gebrauch, 
feierliche Brauch, beſ. Kirchengebrauch, Form der 
Religionsübung; das Rituäl(e) (v. rituälis, e, 
die Gebräuche betreffend), die Anordnung kirchlicher 
Gebräuche, Kirchenordnung, das Kirchenbuch, vgl. 
Agende, der Inbegriff ſämtlicher Formeln und 
Handlungen, welche auf die Freimaurerei Bezug 
haben; Rituallsmus, m. mi. ſ. Bujeyismus; 
Ritualiſft, m.ni. ein Kenner der Kirchengebräuche; 
auch ein Verfechter derjelben; Ritualifſtik, f. die 
Lehre vonder Anordnung der kirchlichen Gebräuche; 
ritnell, zum Kirchengebraud) gehörend, feier- 
bräuchlich. 

Rivadavbia, |. Ribadavia. 

Nibäl, mm. fr. (vom l. rivälis, d. i. eig. ein Bachnach⸗ 
bar, der einerlei Bach, rivus, auf dem Ader mit 
jemand gemein hat und mit ihm darüber oft in 


Streit fommmt) ein Nebenbuhler, Mitbewverber, bef. | 


in der Liebe; Mitjtreiter oder Mitfämpfer, Wett- 
beiwerber; rivaliſteren (fr. rivaliser), wetteifern, 
um die Wette jtreiten, in Wettbewerb treten; Ri— 
balität, f. (. rivalitas) die Nebenbuhlerichaft, der 
Mit- oder Wettbewerb; Eiferfucht; der Wettftreit, 
Wetteifer. 

Nibaͤlſo, m. it. (v. ri-valere, fich erholen) bei Kauft. 
die Erholung wegen eines Vorſchuſſes, Schadlos— 
haltung (Regreß). 

River, m. engl. (fpr. riwwer; v. fr. riviere, ml. ri- 
vera, riveria, riparia; vgl. Revier) der Fluß, in 
geographiihen Namen, 3. B. the Red River, der 
rote Fluß. 

Mivbẽriſches Tränkchen, n. ein ac dem Arzte 
Laz. Riviere (Riverius, geft. 1655) benanntes, 
aus kohlenſaurem Kali und Zitronenjäure bes 
ftehendes Mittel gegen Magenbejchwerden. 

riverso, it. (v. rivertere, unfehren) oder riv6seio 
(pr. —weidho; dv. rivesciare, umwerfen; vgl. Re— 
veche) Tonk. umgefehrt, von hinten zu fpielen, eine 
bei. von Haydn belichte tonkünſtleriſche Spielerei. 

Mivesaltes, fr.(Ipr.vimfält; von dent gleichnamigen 
Flecken jo benannt, wörtlich Hochufer) die vorzüg- 
lichſte Art Roufjillonwein, 

Niviera, f. it. (vgl. Revier) Ufer- od. Küftengegend, 
bei. der durch fein warmes Klima ausgezeichnete 
Küſtenſtrich am Mittelländiſchen Meere, am Fuß 
der Meer-Alpen, mit den Nuftkurorten Nizza, 
Monaco, Mentone und San Nemo. 

Nivolgimento, n. it. (fpr. —dſchi—; v. rivölgere, 
ummenden = I. revolväre) Tonf. die Umkehrung 


vgl. retardieren) Tonk. zögernd, (an Geſchwindig— 


Nobinia 761 


der Stimmen im doppelten Kontrapunkt; rivol« 
täto, Tonf. umgefehrt, umgemendet. 

rixa, £. I. Streit, Zank. 

au Shi eig. Riksdaler, m. ſchwed. vor 1875 ein 

eichstaler, eine Rechnungsmünze in Schweden zu 
100 Öre = 1,15 4; vgl. Rigsdaler. 

Riz, m. fr. (fpr. rih) der Reis; riz-an-lait, m. fr. 
(ipr. rioläh) Milchreis, eine kalte ſüße Speife. 

Rizzaͤto, it. (v. rizzare, aufrichten, I. gleich]. rec- 
tiäre, v. rectus, gerichtet, gerade, v. regere, rich* 
ten, lenfen) frifierter Samt. 

Rjad, m., pl. Rjadh, ruſſ. (die Reihe, Reihenfolge; 
fanskr. radh, ordnen, per. red-&, Ordnung, Rang) 
eine Reihe Handelsbuden, Budenreihe in rufjiichen 
Kaufhöfen. 

Noaſtbeef, n. engl. (ſpr. rohſtbihf; v. roast, röſten, 
u. beef, Rindfleiſch) engliſcher Roſtbraten, geröſte— 
tes, nur halbgebratenes Rindfleiſch. 

Nob od. Roob, vr. Robb, arab. (robb) Heilk. einge- 
dickter Fruchtfaft, Diejaft, Mus, rob eydonis- 
rum, Quitten-Dickſaft; r. Junipöri, Wacolder- 
Dickſaft; r. sambüei, Holunder- oder Ylieder- 
Dickſaft. 

Noba, k. pl. Nobe, it. (vgl. Robe) im Seehandel: 
Güter, Waren. 

Nobbe, m. u. k. (niederd. Rubbe, hol. rob) eine Gat- 
tung im Waffer und auf dem Lande lebender fiſch— 
ähnlicher Säugetiere: Seehund,Seelalb,Seelömwerc. 

Nobber, r. Rubber, m. (engl. eig. der Reiber, Scha- 
ber) im Whiſtſp. die doppelte Bartie, der Ausſchlag. 

Robe, f. fr. (v. deutſchen Raub, althochd. roub; 
vgl. das angelf. reaf, ml. rauba, Beute u. Kleid, 
u. das fr. derober, berauben) ein langes Kleid der 
Damen oder das Stüd Zeug, welches dazu aus— 
reicht; auch Amtsgewand, bef. ein langes Ober- 
Heid der Recht3gelehrten in Frankreich, und dab. 
der Richteritand, die Gefamtheit der Gerichtsbe- 
amten de3 Staates; robe de chambre (fpr. rob’ 
d' ſchängb'r), ein Schlafrod; r. de cour (jpr. 
— fuhr), Hoftleid; r. de denil (fpr.—döj), Trauer⸗ 
Heid; r. de noces (pr. — nohß) Hochzeitskleid; 
Roberonde, f. (pr. —töngd’) ein weites Oberfleid 
fir Frauen. a 

Nobert Macnire, m. fr. (pr. —fähr; d. gr. ma- 
kärios, glückjelig) der Held aus dem Schauſpiel 
„Der Hund des Aubry“, angewandt auf jeden füh- 
nen, vor nicht3 zurückſchreckenden Verbrecher; je- 
doch auch als Stuger, Arzt ujw. auftretend; die 
Lieblingsmaske der Parifer Theater, dab. oft eine 
icherzhafte Bezeichnung des franzöfiihen Volks 
überhaupt. 

Robillard, m. fr. (fpr. robijdr) ein feiner Pariſer 
Schnupftabaf, nad) dem Namen des Verfertigerd 
benannt. 

Robin, m. fr. (pr. —bäng; vgl. Robe) der Gericht3- 
rock, der Rechtsmann, jpöttii her Ausdrud für einen 
Rechtsgelehrten. 

Nobin Hood, m. engl. (ſpr. robbin hudd; Robin 
als engl. Veränderung von Robert) Name eines 
ehemal. berühmten Näuberhauptmanns; Nebins 
hood⸗Societies (fpr. —Bobeüitis), pl. Biertrint- 
gejellihaften in England, die ohne Unterſchied der 
Stände in Wirtshäufern zufammenfommen und 
über Staat und Religion Keen. | 

Mobinet, m. fr. (fpr. —neh) der Hahn an einem 
Faſſe, einer Waflerleitung ꝛc. 

Robinia, f. die falfche Akazie, ſ. Akazie (mad) dem 
franz. Botaniker Vefpafien Robin benannt, wel⸗ 
cher im 17. ar dieſe Pflanzengattung zuerit 
ou3 amerikan. Samen zog). 


762 Robinſonade 


Robinfondde, f. (nach dem berühmten, zuerſt 1719 
erichienenen Roman des Engländer de %oe: 
Robinfon Cruſoe) eine Robinſon-Geſchichte, 
abenteuerliche Gejhichte von verfchlagenen See— 
fahrern. 

Roͤble, m. jpan. (eig. die Eiche, Steineiche; vom I. 
robur), eine füdamerifan. rote Holzart, die unter 
dem Waffer ausdauert und als Bauholz dient. 

voborteren, I. (roboräre, v. robur, eig. Steineiche; 
dann Härte, Stärke) ftärken, Fräftigen; Roboran— 
tig, pl. Stärkungsmittel, ftärfende Arzneimittel; 
Roboration, f. nl. die Stärkung, Kräftigung; 
Roboratib u.Hebörans,n. ein Stärkungsmittel; 
robitit, I. (robüstus) ftarf, kräftig, derb, rüftig. 

Roboͤt, auch Robat, m. (ein ſlav. Wort, poln. u. 
böhm. roböta, ruſſ. raböta, Arbeit, Knechtſchaft, 
von rab, rob, Knecht, Sklave) oberd. (bef.in Bayern, 
Oſterreich, Böhmen u. Schlefien) f. die Frone, der 
Srondienit; Robot-Bauern, Fronbauern; R.⸗ 
Dienſte, Frondienſte; R.⸗«Taäge, Frontage; ro— 
boten od. robaten, fronen, Frondienſte tun. 

Roc, m. fr. Rok; im L'hombre ſ. Rod unter Roc— 
anıbole. 

Hoca, f. port. in den braſil. Kolonien ein ange- 
zindetes Stüd Waldes zum Urbarmaden; Nocdi- 
ros, pl. Pflanzer in Brafilien. 

Rocaille, f., pl. -s, fr. (ſpr. rofdj; dv. roc, Fels, 
it. rocca, roccia, d. gleich]. [. rupicus, od. rupeus, 
a, um, d. rupes, der Fels) Grottenwerf, Grotten- 
arbeit von Muſcheln, Korallen, Steinen ıc.; Ro— 
eailleur, m. (jpr. rofajöhr) ein Grottenfünitler. 

Nocamboöoͤle, £. fr. (v. deutihen Nodenbolle, d.i. 
Roggen-Zwiebel, weilder Stengeldemdes Roggens 
ahnlich ijt) die ſpaniſche Schalotte, der Schlangen- 
ſchlauch; uneig. das Beite von od. bei einer Sache; 
im ’hombrejpiel eine gemwiffe Anzahl Marken, 
wozu jeder, der ein Spiel gewinnt, beitragen muß, 
und die nachher miteinander aufs Spiel gejegt 
werden, auch Rock od. Roc, m. 

KRoccella, f. it. (pr. rotjchella) die bejte Art Weizen 
in Stalien und Sizilien; nl. eine Flechtengattung: 
die echte Lackmusflechte (v. rocca, Fels, weil jte 
auf Felſen wächſt; vgl. Rocaille). 

Noccetto und Rocchetto, m. it. (ſpr. rotſchetto und 
rodetto) u. Rochet, m. fr. (ſpr. roſcheh; ſpan. ro- 
quete, ml. rochetum, v. deutſchen Rod, althochd. 
roc, ml. roceus) ein kurzes Chorhemd der Bifchöfe. 

Rochhetta, it. (pr. rodetta, v. rocca, Feld; vgl. 
Kocaille) eine Felſenfeſtung oder Feſte. 

Poceiros, ſ. unter Roca. 

Rochambeau, ın. fr. (fpr. rofhangböh; urfpr. Per⸗ 
fonenname) eine Art Gebäd. 

Rode, m. 1. niederd. Ruche, engl. roach u. ray; 
(. raja) eine Öattung Knorpelfiſche; 2. (mittelhochd. 
roch, fr. roc, jpan. roque, it. rocco, engl. rook; 
v. arab. roch oder ruch, ſ. Rof) im Schadhfp. der 
Zurm, Kriegs-Elefant; Rochade, k. fr. (ſpr. ro» 
ſchãd') ein Zug im Schadhfpiel, durch welchen gleich- 
zeitig König u. Turm ihren Pla wechſeln; ro— 
chieren od. rockieren (fr. roquer), diefen Zug vor- 
nehmen, rochen. 

rocher de bronze,m.ftanz, (ipr.röfcheh dö brongf’) 
ein Felſen von Erz. Am 25. April 1716 ſchrieb 
König Friedrich Wilhelm I. von Preußen folgende 
Randbemerkung zu einer Denkſchrift des Grafen 
Rarl Truchjeß wegen einer neuen Befteuerung: 
„SH komme zu meinem Zwed und jtabiliere die 
Souveränität und ſetze die Krone feſt wie einen 
rocher von bronze ımd lafje den Herrn Jun— 
ger? den Wind von Landtag.” 


sch 


rollieren 


Rochet, ſ. unter Roccetto. | 

Rochette, f. fr. (ſpr. roſchett; it. rocchetta, ſpr. 
— levantiſche Salzaſche, zur Bereitung des 

aſes. 

Rochus, m. männl. Name: der Erhabene. 

Rod, m. (im L'hombre) f. unter Rocambole. 

Norfelor, m. fr. j. Roquelaure. | 

Rocks, pl. engl. eigentl. Steine; eine Art Zuder- 
— a: 

roco, it. (= 1. raucus, heifer) Tonf. rauh, dumpf. 

Rod, n. engl. = PBerd), [. d. 

Rodomoͤnte, m. it., od. Rodomont, fr. (eig. roda- 
monte, d. i. Bergfsrtwälzer, einer, der fid) gleich— 
‚Jam vermißt, felbft Berge von der Stelle zu be— 
wegen und fortzurollen, von dem lombardiſchen 
Worte rodare, im Rreife herumdrehen und fort 
rollen, vom J. rota, Rad, u. it. monte, der Berg) 
ein zuerjt von Bojarda in feinen: Orlando inna- 
morato und nachher von Arioſto in feinem Orlando 
furioso in Rodomonte verwandelter Name, welchen 
ſie einem prahleriſchen Helden beilegten; dah. über— 
haupt ein Prahler, Großſprecher, Eiſenfreſſer; Ro— 
tomontaͤde, f. fr. (it. rodomontäta) die Prahlerei, 
Auffchneiderei, Großjprecherei, vgl. Fanfaron- 
nade; rodomontieren, großſprechen, aufſchneiden. 

Rodöndos, pl. (von jpan. redondo — l. rotundus, 
rund; lienzo redondo, Leinwand in runden Ballen) 
eine Art weißer flandriſcher Leinwand. 

Rodrigo, m. ſpan. Name = Roderich. 

Roef, holl. (fpr. ruhf) eig. Dach (niederd. Roof, 
engl. roof), ein Schiffsverſchlag, ein abgeſondertes 
Zimmer in den Schiffen und Zugbarken. 

Rogäte, m. !. (rogãte, Imperativ d. rogäre, bitten, 
beten) Betfonntag od. Sonntag vor Himmelfahrt, 
von dem Anfange der lat. Bibelmworte: rogate etc., 
bittet 2c., Joh. 16, 14; Rogation, f. (I. rogatio) 
eine Bitte, Bittfhrift; Fürbitte, für Verftorbene; 
Betfeft zur Abwendung ſchwerer Übel; ein Gefeses- 
vorſchlag; rogatoriäles (näml. litterae), pl., auch 
Rogatorium, n. nl. Rſpr. Bittichreiben. 

Fonatiften, pl. eine chrütliche Sefte im 4. und 5. 
Sahrh.. nad) ihrem Stifter Rogatus benannt. 

Roger, m. = Rüdiger, f.d. 

Nognüres, pl. fr. (fpr. ronjühr’; von rogner, be» 
ſchneiden, prov. redonhar, urfpr. ründen, v. l. ro- 
tundus, rund) der Abfall von Papier, Münzen ꝛc. 

Rogoͤſha, f., pl. Rogoͤſhi, ruf. (pr. ragoſcha, ra- 
goͤſchi; von rogös, Binje, Binjengras, Rohrfolbe) 
ruſſiſche Matten, Baftdeden, v. geflochtener Baunı- 
rinde od. aus Schilf. 

Rogus, m. I. der Scheiterhanfen. — 

Roi @armes, m. fr. (jpr. roci darm'; v. roi, König, 
u. arme, Waffe) der Wappenfönig. 

Not, Roc, r. Rokh, m. (arab. u. per].) ein fabel» 
hafter Vogel von ungeheurer Größe u. Stärke in 
den arab. Märchen; auch der Turm im Schadhipiel, 
gemöhnl. Roche. h 

Roͤköko, n. neufr. (wahrſch. von rocaille, Grotten⸗ 
merk, Mufchelmwerf, ſ. d. Gerät, Geſchirr, Geſchmeide 
u. dgl. m. aus der Zeit der Regentſchaft Philipps 
von Orleans und der Regierung Ludwigs XV. 
(dah. bei den Franzoſen: Style de Louis XV.), 
welches nad) dem neueſten Zeitgeſchmack wieder 
Mode geworden iſt; dah. Rofofogefhmad, 
NRofokoftil ac. 

Notkoß, m. poln. (fpr. rökoſch; angeblich aus dem 
Ungarifchen entlehnt) die bewaffnete Verbindung 
des Adels wider den König und den Senat. 

Rolette, f. fr. flandrifche Batiftleinmand. 

rolfieren, ſ. roulieren. 





| 


Rollo 


Rollo, n. it. = Noulement, f. d. 

Rolls, pl. engl. (fpr. rohls; v. roll, die Rolle) eine 
Urt roher Leinwand, bef. aus Heſſen u. Weftfalen. 

Romagna, f. it. (pr. vomdnja) der nordöftliche Teil 
de3 ehemal. Kirchenftantg (die Bezirke v. Bologna, 
Ferrara, Forli u. Ravenna); Namagnole, m. ein 
Einwohner dieſes Gebiets. 

Romaifa, f. (neugr. rhömaika, v. rhömaikos, neu» 
griechifch) ein neugriechiſcher Volke tanz, im reife, 
meiſt nur von Männern getanzt. (Antiqua. 

Romain, fr. (fpr. romäng) die fateinifche Schrift, 

Romaine, f. fr. (fpr. romähn’; v. romain, romaine, 
römijch; it. romano, das Gewicht an der Schnell» 
wage) eine römische Wage, Schnellwage; Koch. rö— 
miſcher Bindjalat, Spargelfalat. 

Bemän,m. (fr. roman, it. romanzo, engl.romance, 
urjpr. alles in einer romaniſchen Spracde Ge- 
fchriebene, v. [. Romanicus, Adv. Romanice, rö— 
miſch) jeit der Einführung des Amadis aus Frank— 
reich in Deutjchland, um 1570: eine auf alten 
epiſchem Hintergrunde ruhende abenteuerliche Hel- 
den», Ritter- u. Liebesgejchichte; dann überhaupt: 
eine erdichtete längere Erzählung, Darftellung er- 
dihteter menschlicher Begebenheiten, deven Haupt- 
zweck Charafterzeihnung u. Sittenſchilderung iſt, 
dah. beſ. die Bildungsgeſchichte u. die Lebensſchick— 
ſale eines einzelnen enthaltend; in engerer Bed. 
eine abenteuerliche Liebesgeſchichte; einen Ro— 
man ſpielen, einen Liebeshandel anſpinnen und 
durchführen; romanhaft, erdichtet, märchenhaft, 
abenteuerlich, ſchwärmeriſch; Romancier, m. fr. 
(ſpr. romangßjeh) ein Romanzendichter; auch Ro— 
manjchriftiteler; vomanesf (fr. romanesque), ro- 
manbhaft; Roͤmanomanie, f. nl.-gr. Romanwut, 
Romanleſeſucht; romäniſch (v. [. romänus, rö— 
milch), vom Altrömijchen od. Lateinischen abjtam- 
mend, wie die im Mittelalter aus dem Lateinifchen 
entiiandenen romaniſchen Spraden: die ita- 
lieniſche, jpanifche, portugiefifche, Franzöfifche, pro— 
venzaliihe ꝛe; romaniſcher Bauſtil, der Rund— 
bogenſtil in der Baukunſt, der ſich vom 10. bis 
15. Sahrh. ausbildete, = byzantiniſcher Bau— 
til; romantijch (fr. romantique), eig. in einer 
der romanijchen Sprachen verfaßt; überh. im Geift 
und Geſchmack des hriftlichen Mittelalters, entg. 
dem Antifen, Rlaffiihen u. dem Modernen; 
dab. die romantiſche Schule, diejenige Dichter- 
ſchule in der deutichen Literatur, welche fich mit 
Vorliebe dem chriſtl. Mittelalter zumandte, wie die 
Gebrüder Schlegel, Novalis, Ticck 2c.; auch) dich— 
teriſch⸗ſchön, maleriſch, anmutvoll, reizend (3. ©. 
eine romantische Gegend); Nomantit, f. u. Ro— 
mantizismus, m. barb.-!. der mittelalterliche u. 
von neueren Dichtern und Kunftrichtern wieder er- 
weckte (romantifche) Gefhmad in Kunſt u. Litera— 
tur; Romaͤntiker, m. Anhängerdiefes Geſchmacks; 
Romdnze, f. (ſpan. u. fr. romance, v. I. Roma- 
nice cantare, d. h. romaniſch fingen) eine Eleine 
abenteuerliche Geichichte in Form eines Liedes, 
eigentl. das ſpaniſche Volkslied, ein Erzählungs- 
liedchen, Geihichtslied, vgl. Ballade; Roman— 
eero, m. jpan., Sammlung von Romanzen, os 
manzenbuch, Liederbuch; Romänzo, n. ital. = 
lingua romanza) die romanijche Sprade. 

Romand-Conti, m. vorzüglicher Burgunderiwein. 

Romania, f. it. ein guter Weizen in der nea- 
politaniichen Provinz Terra di Lavoro. 

Romänen od. Rumänen, pl. (Romeni, Romuni) 
der einheimiſche Name der Waladhen, den fie ſich 
wegen ihrer römiſchen Abſtammung beilegen. 


Roquelaure 763 


Romanésco, m. it. (romanesco, römiſch) ein guter 
Wein im römischen Gebiete; Nomandsca od Ro— 
mandsfe, f. ein ital. Tanz von heiterem Charaf- 
ter und Schneller Bewegung. 

Romani Imperii Semper Augustus, m. de3 rö- 
miſchen Reiches allzeit Mehrer, ein Titel der 
deutſchen Raifer. 

romantisch, j. unter Roman; Romanismus, m. 
nl. die römisch-fatholifche Religion, deren Lehr— 
ende 

er römijch-Fatholiichen Kirchenlehre, Römlinge; 
Anhänger und Verteidiger des römischen Rechts, 
entg.dermaniften; auch Kennerderromanifchen 
Sprachen; romaniſtiſch, die Kenntnis der roma- - 
niſchen Sprachen betreffend; Romaͤntik, roman⸗ 
tiſch, Romanze, ſ. unter Roman. 

NRoman-Zement, n. ein natürlicher hydrauliſcher 
Kalk (ſ. d. unter Hydraulifch), durch Brennen 
von aus kieſelſaurem Kalk und Ton bejtehenden 
nierenförmigen Sinollen bereitet, u. verjch. dv. dem 
in ganz beftimmtem Mifchungsverhältnis künſtlich 
bergeitelten Bortland-Zement. 

römische Säulenordnung, f. die jüngite, aus der 
ioniſchen und forinthifchen (f. d.) im alten Rom 
zufammengefegte Säulenordnung. 

Romuliden, pl. I. (Romulidae) Nachkommen des 
Romülus, des Gründer und eriten Königs von 
Kom, Römer k: 

Ronas, m. per. (rönäs) die fyrifche oder perjiiche 
Krappwurzel. 

Nond, m. fr. (fpr. rong’; von rond, rund, dv. I. ro- 
tundus) das Rund; Rond d'eau (ſpr. rongdsh), 
ein großer, runder Wafjerbehälter mit einer Raſen— 
einfafjung; Monde, f. (fpr. rongd') die Runde, der 
Rundgang, Kreisgang; Rundtanz;Kripr.dieRtund- 
twache, Befichtigungs- od. Streifiwache; eine ftehende 
franz. Schreibichrift, entg. Coulee; A la ronde, 
rund herum, im Umkreis; eine Urt des Billard- 
ſpiels, mit 12 Kleinen Bällen u. einem Spielballe; 
Nondenn, n. (pri: rongdöh) ein Ringelgedicht, 
Stingellied, kleines, meijt 13 zeilige3 Gedicht in zwei 
Abteilungen mit einem nad) beitimmten Gefegen 
wiederkehrenden Refrain; Tonk. (aud) Monde, it.) 
ein Muſikſtück gew. in 2 Teilen, in welchem das 
Hauptthema mehrmals wiederfehrt; auch Schluß- 
jag einer Sonate; Ronde-Boſſe, f. Rundwerk, 
runderhabene Arbeit, vgl. Boſſe; Rondeél, n. (v. 
fr. la rondelle) ein Rundwerk oder Rund, Rund- 
gemäuer, Aundturm; Rundbeet, Rundplaß; die 
Rundſchanze, Rundflähe; Rondino od. Rondo⸗ 
(dtto, n. it. Tonk. ein kleines, weniger ausgeführ— 
tes Rondo, ' d. Ada) 

Rongerie, £. fr. (pr. rongſcherih; v. ronger, nagen; 
prov. romiar, ſpan. rumiar, wiederfäuen, vom l. 
rumigäre) in Kattundruckereien dag Wegbeizen der 
Farben dur Ätzmittel. 

Noob, ſ. Rob. 

Roof, f. engl. (fpr. xuhf) eigentl. das Dach, eine Art 
Hütte auf dem Dee der kleineren Schiffe(vgl.Roef). 

Rookeries, pl. engl. (fpr. ruhkeris; v. engl. rook, 
Art Krähe, rookery, das Krähengenifte) Zager- 
pläte der Seevögel, 3.B.auf den Falklands-Inſeln. 

Noot⸗Blower, m. engl. (pr. rut-bläuer; nad) dem 
Erfinder Root genannt),das Kapfelgebläje; Root— 
fefjel, der Röhrentejjel. 

Ropegraſs, n. engl. (jpr. rohpgraß; v. rope, Strid, 
Tau, u. grass, Gras) da3 Perlgrag (Melica nu- 
tans, L.) zu Fiſchernetzen. 

Roquelaure od. Roquelaur, m. fr. (pr. rod’-[öhr) 
ein Mantel-, Reife od. Negenrod, Negenmantel, 


764 Roquetin 
nach ſeinem franz. Erfinder, 
Roquelaure, genannt. 

Moquetin, m. fr. (fpr. rock'täng) eine kleine Rolle, 
worauf Seide und Goldfäden gewickelt werden, 
die Seidenſpule, Lahnſpule. 

Roquette, k. fr. (ſpr. rockett'; fpan. ruqueta, ital. 
ruchetta; v.l. erüca) die Ranke, Brunnkreſſe ein 
Küchenfraut, welches nıan als Salat ißt; au) = 
Rochette. 

roquieren, ſ. rochieren unter Roche. 

Noräte, I. (v. roräre, tauen, beträufeln) eig. tauet, 
Benennung einer in der fathol. Kirche während 
der Adventzeit gehaltenen Meffe, nach ihren An— 


fangsworten: rorate coeli,d.i.tauet, ihr Himmel! |. 


welche aus Jeſ. 45, 8 genommen find. 

rosa, f. I. die Roſe; roſa od. roſarot, beifer rofen- 
rot, rofenfarben; sub rosa, unter der Roſe, dem 
Bilde der Vertraulichkeit, d. i. im Vertrauen, ins— 
acheim; Roſe bon Jericho, ſ. Serihorofe; 
Rofazéen, pl. nl. (rosackae) Rofenarten, Rofen- 
blütler; Koſenholz, [-Rhodijerh lg Roſaͤlba, 
f. nf., weibl. Name (v. I. rosa alba): Weißröschen; 
Roſaälia, pl.nl. Heilf. die Nöteln, das Purpur— 
frieſel; Roſalie u. Roſalinde, f. weibl. Namen: 
die NRofige, Roſenſchöne; Roſalie, f. fr. Tonf. 
die Wiederholung einer mufifal. Stelle in höheren: 
od.tieferem Tone; Roſamunde, k. ldtſch. Roſen⸗ 
mund“ (Luther); Roſarium, n. (I. rosarium, ein 
Rofengarten) ein Roſenkranz; Roſengarten, Ro— 
ſenzucht; rosarii fraternitas, f. die Rofenfranz- 
brüderſchaft; Roſein, n. der Roſenſtoff, ein roter 
Färbeſtoff; Roſenöble od. Roſenobel, m. (d. i. 
eig. edle Roſe) ein Roſenſtück, von 1528 bis 1649 
geprägte englifche Goldmünze, mit einem Schiffe 
und einer Roſe bezeichnet, etiva 19,50 .4 an Wert; 
Roſenoble-Gold, Gold, das nur Yısz Silber 
enthält; Roſeétte, £. fr. eine Eleine Roſe, ein Rös— 
chen, vofenförmige Berzierung in Gold- od. Silber- 
blech 2c., rojenförmig verihlungene Bandichleife, 
Bandrofe; die Stellicheibe in Taſchenuhren; aud) 
Roſenſtein, ein unten platt und oben eig geichlif- 
fener (in rautenfürmige od. dreiedige Flächen ge- 
teilter) Diamant; als mweibl. Name: Röschen; 
rojettieren, mit Goldröschen bejeßen, verzieren; 
den Diamant fo fchleifen, daß er lauter rauten- 
förmige od, dreiedige Flächen zeigt; Roſilda, f. 
weibl. Name: die Roſenholde, Unihuldholde; ro— 
teren, (die gefärbten Garne) Schönen; roſa färben; 
Roſine, f. weibl. Name: die Roſenrote, Blühende. 

Roſch chodeſch, m. hebr. (eig. Haupt des Monats) 
der erite Tag des Monats bei den Siraeliten. 

Roſciaͤde, f. (von Roscius, einem berühmten röm. 
Schauſpieler) ein englijches Lehrgedicht über die 
Schauſpielkunſt von Churdill. 

Roſcönne, £. fr. weiße Leinwand aus der Bretagne. 

rosee de fleurs, £. fr. (jpr. —flöhr) eig. Blütentau, 
ein verfeinertes Duftwaſſer. 

Roſelit oder Nofelith, m. ein nach ©. Nofe be- 
nanntes, der Kobaltblüte verwandtes Mineral in 

Pofenübel, m. j. unter rosa. [Sadıjen. 

Roſereaux, pl. fr. (ipr. roſ'roöh) ruſſiſches Pelzwerf 
zu Mügen, Müßenpelz. 

rer) n. engl. (jpr. roſ'wudd) = Rhodiſer— 

olz, ſ. d. 

Roſier, m. (ſpr. roſjeh) ein altes niederländiſches 
Getreidemaß (j. Raſiere,. 

Nofindnte od. Rozinante, m. ſpan. (rocinante, 
fr. rossinante, v. jpan. rocin, fr. rosse, ſchlechtes 
Dferd, von: Deutfhen Roß, u. ante, vorher) eine 
Mähre, Schindmähre, bej. u. urjpr. Don Qui— 


dem Herzog “| 


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| 


Notation 


rotes (ſ. d.) elender Neitklepper, von ihm felbft 
jo benannt. 

Nofine, f., pl. Roſinen (v. fr. raisin, Weintraube, 
fat. rac&mus), getrocnete, jehr zuckerreiche Wein- 
beeren, entiv. an der Sonne, od. im Ofen gedörrt, 
vgl. Zibeben und Korinthen; aud) ein weibl. 
Name (f. unter rosa); Roſinenmet od. Roſinen⸗ 
twein, m. ein wohljchntedendes, gejundes Getränk, 
aus Rofinen, Honig und Wafjer durch die Gä— 

— bereitet. 

Roskoͤlnik, fälſchlich für Raßkölnik, ſ. d. 

Nosmarin,m. (v. l. ros marinus) eig. Meertau, ein 
bekanntes wohlriechendes Gewächs, im Orient und 
ſüdl. Europa, bei. nahe am Meere, wild. wachjend. 

Noſoͤlio od. Roſoglio, m. it. Rojenbranntwein, ein 
italien. Würzbranntwein, aus NRojenblättern be- 
reitet; n. a. it der Name aus ros solis entjt., weil 
man früher zu einem ähnlichen geiftigen Trant das 
Blümchen Sonnentau benußte; vgl. Drofera und 
Roſſöli; Raſölſäure, f. 1. (aus roseus, roſenrot, 
und ol&um, DL) eine aus Teeröl od. Karbolfäure 
dargeltellte ſchöne rote Flüſſigkeit. 

Roſoinak, m. (poln.rosomak, ungar.rozomäk, ruſſ. 
rossomächa) der Bielfraß, Naubtier vom Bären- 
gejchlecht im nördl. Europa ac. 

rosso antico, m.it.(d. eig. antikes Not; rosso, rot, 
v. [. russus) rötliher Marmor. 

Rofföli od. r. Roſſolis, m. fr. Sonnentau, ein 
feiner, gewürzhafter Branntwein, bej. über dem 
Kraut Sonnentau (l. ros solis) abgezogen. 

Sioftbeef, n. ſ. Roaſtbeef. 

Roſtellum, m. I. (Verkl. v. rostrum) ein Schnäbel«- 
chen, Rüſſelchen, Schnäuzchen. 

Nostontichinäf,n.ein zuſammengeſetztes ätheriſches 
Ol zur Likörbereitung (nad) dem ruſſ. General be» 
nannt, der den Brand von Moskau befohlen 
haben ſoll). — 

Noͤſtra, pl. l. (von rostrum, der Schnabeh) eig. die 
Schnäbel; die Rednerbühne auf dem Marite im 
alten Rom, fo genannt nach) den dort angebraditen 
Schiffsſchnäbeln der erbeuteten Schiffe; daher pro 
rostris, eig. vor den Schnäbeln, d. i. von od. auf 
der Rednerbiühne, öffentlich (reden). 

Noftral, r. Raftral, |.d. 

Röt, m. fr. (jpr. ro) = Röti, ſ. d. 

Rota vd. Ruota, f. it. (eig. Rad, = 1. rota; jo ge- 
nannt, weil der Gerichtsfaal mit radfürmiger 
Blatten gepflaftert ift) das Höchfte päpitliche Ap— 
pellationsgericht, Obergericht zu Nom über Die ge- 
famte fathol. Chriftenheit; daS Rad od. der Dreher 
an Kloſterpforten; ein runder Kichenmantel. 

Rotabäga, Rotabanne, Rutabaga, f. eine ſchwe⸗ 
diſche Abart der Kohlrübe. 

Noracismus, |. Rhotacismus. 

Stotafvottenv, m. fr. (pr. —töhr) eine Majchine, 
die in der Baummollfpinnerei verivendet wird, 
Feinſtreckbank, Würgelwerk, Nitjchel. 

Notalith, m. lagr. (von I. rota, Rad, u. gr. lithos 
Stein) ein Radſtein, Strahlitein. 

Hotang, Nottang od. Notting, n. (ſpan. rota, 
engl. ratan; v. malay. rötan) das oftindifche oder 
fog. ſpaniſche Rohr, Balmengattung. 

Stetation, f. I. (rotatio, v. rotare,im Kreife herum- 
drehen, v. rota, das Rad) der Radlauf, Rundgang, 
Wirbel, Freisförnige Bewegung eines Körpers 
(4. B. der Erde) um die eigene Achſe; Rotations⸗ 
Achte, f. Drehungsadje; R.-Fläche, f. die um 
eine fejte gerade Linie jich bewegende Fläche; R.⸗ 
Kegel, m. der durch Umdrehung eines Winkels um 
feinen einen feiten Schenkel umjchrievene Raum; 


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Rotel 


R.-Mapnetismms, m. die Beweqgunasbeziehun- 
en zwischen Magneten u. eleftriichen Leitern ; R.— 
aſchine, f. Dampfmaſchine, in welcher die vont 
Dampf bewirkte Bewegung unmittelbar eine rotie- 
vende jein fol, Drehmaschine; Schnellprefie, Rund» 
druckpreſſe (in der Druderei); R.:Pumpe, Dreb- 
kolbenpumpe, eine Vorrichtung zum Heben von 
Slüffigfeiten, bei der das Pumpwerk durch rotie- 
rende Flügel getrieben wird; Rotatoria, pl. nl. 
(fo genannt, weil fie jehr beweglich find) Näder- 
tierhen, Aufgußtierhen; votieren, I. (rotäre) fich 
int Sreife herumdrehen, fich um feine eigene Achie 
Rotel, |. Rotulus. (bewegen. 
Röti, m. fr. (fpr. röti) der Braten; Rötie, f. ge- 
röftete Brotichnitte, Röſtbrot (mit Sardellen 2e.). 

Motonde, ſ. Rotunde. 

Biotte, f. früher ein Flüſſigkeitsmaß in Madrid. 

Nettang, j. Rotang. 

Nötte, f. (mhd. rote, rotte, ml. rota, ruta, rupta, 
vom [. Bart. ruptus, gebrochen; ruſſ. röta) Heine 
Schar, Abteilung eines Heeres. 

Nottel, Roͤttolo, m. (von arab. rathl, Pfund; vgl. 
Ratel) ein Handelsgewicht im Morgenlande von 
ſehr verichiedener Größe. 

rotten-boroughs, pl. engl. (ſpr. rött'n börros; v. 
engl. rotten, verfauft) verfallene Marktfleden, in 
denen das Recht, Abgeordnete ins Parlament zu 
jenden, in die Hände weniger Eigentümer gekom— 
men war und denen durch die Barlament3-Reform 
von 1332 das Stimmrecht genommen wurde. 

Rotting, ſ. Rotang. 

rottieren (von Rotte, altfr. rote, prov. rota, ml. 
rotta, ruta, rupta, Haufen, Schar, v. [.rumpe£re, 
brechen), eine Rotte bilden, zufammenrotten; Rot⸗ 
tierer, m. ein Meuterer. 

Rottmelich oder Rotwelſch, n. (v. Rot, welches in 
diefer Sprache ſelbſt einen Bettler bezeichnet, und 
welich f. fremd, ausländiſch) Spitzbubenſprache, 
Gaunerſprache. 

Notülus oder verkürzt Roͤtul, Roͤtel, m. mi. (ft. 
rotüla, Verkl. v. rota, alſo eig. Rädchen, dann et— 
was Zuſammengewickeltes, eine Rolle) ein Bündel 
oder Stoß Akten oder gerichtliche Verhandlungen; 
rotulus testĩum, die Zeugenrolle, das niederge— 
ſchriebene Zeugenverhör od. die Zeugen-Ausſagen; 
Rotüli oder rotülae, pl. Arzneikügelchen; rotu— 
lieren (nıl. rotuläre, d. i. eig. rollen), Akten nad) 
ihrer Folge bezeichnen, zufammenordnen und ein» 
heften; Rotulation, f. das oronungsmäßige Zu- 
fammenbheften jchriftliher Verhandlungen. 

rotiünde, I. (Adverb von rotundus, rund) Rſpr. 
rund, rundweg, ohne Umjchweife; auch in runder 
Bahl; Rotünde oder Rotönde, f. (it. rotonda, fr. 
rotonde) einRundgebäude, oft als Luſthaus; jedes 
außen und innen runde Gebäude, bei. das berühmte 
Bantheon (f.d.) zu Rom; Mod. ein Rundfragen; 
runder Damenmantel. 

Notüre, f. fr. (von nıl. ruptura, ein neugepflügter 
Acer, tleines Gut, Bauerngut, d. l. rumpöre, bre- 
chen) der unadelige Stand, Bürger- und Bauern« 
itand; Rotürier, m. (fpr.—rjeh; ml.rupturarius, 
einer der den Ader bricht oder anbaut) ein Bürger- 
licher, Unadeliger; en roturier (fpr. ang —), wie 
ein Bürger; bäuriſch, gemein. 

Rotwelſch, ſ. Rottwelſch. 

Roucon, ſ. Orlean. 

Roué, m. fr. (pr. rueh; v. rouer, rädern) eig. ein 
Geräderter oder Rädernswerter, ein Wüſtling, 
Schlemmer; im Jahr1719 durd) eine zufällige Ber» 
anlafjung zum Modenamen der vornehmen, galan- 


Route 165 


ten Rollüftlinge geworden, —=Ribertin: aimable 
rou6 (jpr. üämab’I—), ein liebenswürdiger Wült- 
ling, ein im Benehmen feiner Menſch von ſchlech— 
ten Orundfäßen; Rouerie, f. fr. (fpr. ruh'rih) das 
Benehmen eines Nous, wüſtes Leben; Gauner- 
jtreich, Schelmenſtreich. 

Nouennes, pl. fr. (fpr. ruenn’) halbbaumwollene 
Zeuge, jo benannt nad) der Stadt Rouen, woher 
jie fommen. 

rouge, fr. (ſpr. rubih’; v. I. rub&us—=ruber, ru- 
bidus) rot; Rouge, n. Rot, vote Schminke; rouge 
et noir (fpr. ruhſch' e nodhr), Rot und Schwarz, 
ein franz. Glüdsjpiel mit Kugeln und Karten; 
rouge végétal (jpr. — weicetdl), Bflanzenrot, 
Schminkrot, portugiefifche Schminke, aus Safflor 
bereitet. 

roulieren (fpr. rul—), fr. (rouler, prov. rotlar, it. 
rotolare, v. ml. rotuläre, v. [. rotülus, rotüla, ein 
Rädchen) rollen; umlaufen, im Umlauf od. Gange 
jein, gangbar, gang u. gäbe fein; Rouläde, f. Ge— 
rolltes, ein Röllchen, Me nA ner Fleiſchſchei⸗ 
ben mit Füllung, Rollfleiſch; Tonk. ein Lauf, eine 
Sejangsverzierung, ein Läufer; Nonlage, f.,r. n. 
(ſpr.— lähſch') der guhrlohn; Bauf. eine drüftung; 
Noulance, f. (ſpr. ruldngß’) Geldumlauf; Rou— 
leau, m. und n., pl. Nonleaug (pr. rulöh, pl. 
rulöhs), Rolle, Walze, Rollholz, Nollvorhang vor 
Senftern, Rolladen; Roulement, n. (pr. rl’ 
mang) der Wirbel auf der Trommel und Pauke; 
Rouléette, f. eine Rollicheibe, ein Rollrädchen, 
Werkzeug der Kupferitecher; auch ein Glücksſpiel 
mit Kugeln, Glüdsrad; Noulier, m. (jpr. ruljeb) 
ein Süterfuhrmann; Kärrner. 

Nound-heads, pl. engl.(ipr.raund-hedd3; v.round, 
rund, u.head, Kopf) Rundköpfe, Stubföpfe, Spott- 
name der Buritaner oder der dem Könige Karll. 
von England feindlichen Partei, wegen —* rund 
verſchnittenen Haares. 

Rouffelet, m. fr. (ſpr. ruſſ'leh; v. roux, rousse, — 
[. russus, a, um, tot) die Zuderbirne, eine muska— 
tellerartig ſchmeckende Birnenart von rötlicher 
Sarbe; Rouſſeline, f. fr. eine Birnen» und eine 
Weintrauben-Sorte. 

Rouſſillon, m. fr. (ſpr. ruſſijöng) ein ſehr ſtarker 
jüßer franzöſ. Wein aus der Provinz Rouſſillon 
im füdl. Frankreich. _ 

Pont, m. engl. (fpr. raut; eig. = Rotte; Schar; 
vgl. rottieren) eine aroße, vornehme engl. Abend- 
geſellſchaft, Teegefellichaft. 

Route, f. fr. (fpr. rut’; v. I. rupta, sc. via, d. i. ge- 
brochene Bahn, gebahnter Weg) der Weg, Reiſeweg, 
die Straße, Fahrt, Strecke, Linie, Richtung der 
Reife: Reiferoute; Marſchroute der Soldaten, 
der ihnen angewieſene Weg; Routier, m. (jpr. 
rutjeh) ein Scewegweifer, Wegweijerfürßeefahrer, 
Seeipiegel, Seefartenbud; Routiers, pl. im 
14. Jahrh. um Sold dienende Abenteurerin Frank— 
reich, die da3 Land verwüſtend durchzogen; Nous 
tine, f. (pr. rutine) die Gejchäftsferttgleit, Ge— 
läufigfeit und Gemwandtheit, der Handgriff, das 
Handeln nach erfahrungsmäßigen Verhaltungs- 
regeln ohne Einsicht in die Gründe; Routinier, 
m, (fpr. —njeh) ein Erfahrener, Geübter, Gewand— 
ter, Erfahrungsmann, der bloß aus Übung han» 
delt; auch ein Pfufcher, der nur durch Zuſehen ge 
lernt, aber feine gründlichen Kenntnifje bat, z. B. 
ein jolcher Arzt; fih rontinieren (fr. routiner), 
fich Fertigkeit oder Geläufigkeit in einem Geſchäfte 
eriverben; ich einüben; rontiniert (fr. routine), 
geübt, bewandert, erfahren. 


766 Rover 


Rover, m. engl. (ſpr. Rowwr; nad) dem Erfinder 


benannt) ein Bicyele (ſ. d.) od. Zweirad mit zwei | 


sleih großen Rädern. 

Hoveiciamento, n. it. (pr. —weih—; vd. rove- 
sciare, umwerfen; vgl. riverso) Tonf. die Umfeh- 
rung od. Verwechfelung der Stinmen im Kontra» 
punkte. 

MNowdy, m. engl. (ſpr. räüdi), pl. Rowdies (v. row, 
Lärm) Schwelger und Lärmmacher der niedrigſten 
Art, rohe, freche Bummler, beſ. junge, auf Aben- 
teurer und Unfug ausgehende Müßiggänger in den 
größeren Städten der Vereinigten Staaten Nord- 
amerifas (vgl. Zoafer); Rowdhtum, n. der Un- 
fug, der durch foldhe freche Burfchen veranlagt 
wird, und die daraus hervorgehenden Zuſtände; 
Rowdhismus, m. die Zuitände, die durch ſolche 
Leute in einer Stadt hervorgerufen werden. 

rohaͤl, fr. (pr. roajal; v. L. regälis, ſowie roi v. rex) 
königlich, auch: königstreu; val. regal; Rohal— 
Affent, m. engl. (fpr. renäl-äfjent) die Fünigliche 
Genehmigung einer Bil; Rohaͤl⸗-Papier, n. Rö- 
nigspagier, jehr großes Bapier; R.⸗WPunſch, m. 
Königs-Bunfdh mit Wein; Royal, m. eine franz., 
von 1295 bis 1422 mit dem Bilde des Königs ge- 
prägte Goldmünze von Dulatengröße; Rohal, m. 
u. n., ein nur auf einer Längsjeite gejchweifter 
Flügel, entg. Impérial, ſ. da royaliſieren (fr. 
royaliser), königlich geſinnt machen, nach monar- 
chiſchen Grundſätzen einrichten; auch königstreu ge— 
ſinnt ſein; Rohalismus, m.barb.-L.(fr.royalisme) 
der Königsſinn, die Königstreue, Anhänglichkeit 
an die königlichePartei; Royaliſt, m.fr.(royaliste) 
ein Anhänger des Königtums, ein königstreu Ge— 
ſinnter; rohaliſtiſch, dem König oder dem König— 
tum ergeben, königstreurc., königlich; Rohauté, f. 
(pr. rojoteh) die königliche Würde, das Königtum; 
Royal Socioty, f. engl. (ſpr. reul ßoͤßeiheti) Name 
gelehrter Geſellſchaften in London, auch in Edin— 
burgh und Dublin. 

Rüagde, f. fr. (ſpr. rücid; v. ruer, ſchleudern, hinten 
ausſchlagen, v. l. ruöre, ſtürzen) Dad Ausſchlagen 
der Pferde; der Schlag mitdem Hufe; fig. die Grob— 
heit, der grobe Ausfall. 

Rub, m. arab. (rub, ein Viertel, v. arba, vier) eine 
türkiſche Münze = Piaſter oder 10 Paras (ſ. 
Piaſter). 

rubäto tempo, ſ. unter Tempo. 

Rubber, |. Robber. 

Nübbia, f. od. Rubbio, m. it. ein ehemal. Getreide- 
maß in Ancona, Rom 2c., ungef. 280 bis 2951]; 
ein ehemal. %eld- oder Flächenmaß in Rom; ein 
ehemal. ital. Gewicht von 25 Pfund zu 12 Unzen; 
Rubbiatelle, f. ein ehemal. Getreidemaß in Kom 
= Us Rubbio. 

rubefacientia, pl. l. (v. rubefacere, röten) Heilk. 
ätzende, Röte und Hitze verurſachende Heilmittel. 

RNubel. m. ruſſ. (rubl, urſpr. ein abgehauenes Stück, 
v. rubitj, ſchneiden, hauen; n. a. v. d. arab. rub, 
j.d.) eine ruſſiſche Silbermünze von 100 Kopeken. 
Nach dem Miüngzitatut vom J. 1839, das die Sil- 
berwährung einführte, hatte der Silber- oder 
Metallrubel einen Wert von 3,24 .%, im Gegen- 
jaß zu dem al3 Banknote ausgegebenen Bapier- 
od. Kreditrubel, defjen Wert Kursſchwankungen 
unterworfen war. Nach dem neuen ruſſiſchen Minz- 
ſyſtem vom 7. (19.) Juni 1899, das auf Goldwäh— 
rung berubt, iſt der Rubel die jtaatliche ruſſiſche 
Münzeinheit und enthält17,424Dolireinen Goldes, 
wird aber in Goldſtücken nicht unter 5 Rubel ge- 
prägt (1Doliais ruf. Bfund—0,0444 Gramm). 











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rüde 


Nubelle, k. (wahrſch. verw. mit reiben, engl. rub) 
Hüttenm. eine Neibeplatte, ein eifernes Blech, auf 
weldem die Erze zum Probieren Hein gerieben 
twerden. 

Rubellit, m. (vd. I. rubellus, rötlich, dv. ruber, rot 
a pfirfichblütroter, unfchmelzbarer 

ör 


Rubentia, f. nl. (v. l. rubens, rot ſeiend, gerötet, 
rot) das Rotholz. 

Rubia, f. I. (von rub&us, rot) die Färberröte, der 
Krapp, ni. rubia tinetorum; Rubiazeen, pl. nl. 
(rubiac&ae) Krappgewächſe, Krapparten; Rubia⸗ 
zin, n. der orangegelbe Farbſtoff des Krapp. 

Rubicell, m. f. Rubin. 

Rubidium, n.nl.(v.1.rubidus, rot) ein von Bun- 
jen u. Kirchhoff entdedtes Alfalimetall, nach Zroten 
Linien, die fein Spektrum zeigt, fo benannt. 

Rubie, f. (vgl. Rub und Rupie) eine ehem. goldene 
Rechnungsmünze in Algier. 

rubifizieren, nl. ((. rubefacere), töten, rotmachen; 
Nubifikation, f. das Rotmachen, Röten; Rubi— 
ficantie, pl. rotmachende Mittel. 

Rubikon, m. ein Kleiner Fluß in Oberitalien, jest 
Pilatello, der die Grenze zwiſchen Italien und dem 
diesfeitigen Gallien (d. ti. Oberitalien) bildete, be- 
rühmt durch Cäſars Übergang über denjelben, 
welcher das Zeichen zum Bürgerfriege war; daher 
fig. über den Rubikon gehen oder den Ru- 
bifon überfchreiten, den legten, entſcheidenden 
Schritt tun; vgl. alea. 

Rubin, m. (it. rubino, fpan. rubin, rubi, prob. 
robin, fr. rubis, vom ml. rubinus, — l. rub&us, 
ruber, rot) ein durchſichtiger roter Edelftein, der 
bärtefte und koſtbarſte nächit dem Diamant, am 
ſchönſten in Ceylon, Begu ꝛc.; der ſchönſte, hochrote 
heißt Almadin, Almandin oder Karbunfel 
(gem. Karfunfel), weil er einer glühenden Kohle 
(carbo) gleicht; derviolettrote: Spinell; der blaß— 
rote: Balais (f.d.), au) Ballas oder Balaß, 
und der rotgelbe: Rubicell, welcher weniger ge» 
achtet wird; Nabin-Glimmer, m. = Pyro— 
jiderit; R.-«Schwefel, m. rotes Rauſchgelb, vgl. 
Nealgar ımd Arſenik; Ri-Spat, m. — Rho— 
donit. 

Rubrik. f. I. (rubrica f. ruberica, von ruber, rot), 
au uͤbrum, n. (d.i. eig. das Note) die Über- 
Schrift, Auffchrift, der Titel eines Buches, Kapitels, 
Geſetzes, Aitenftüds 2c. (ehem. mit Rötel, rubrica, 
gezeichnet); Die Bezeichnung: der Abjchnitt, die Ab- 
teilung, Spalte, das Fach; Oattung; Rubrum, 
auch: Snhaltsangabe; rubrizieren (jpätl. rubri- 
cäre, rot färben), mit einer (roten) Überjchrift ver- 
jehen, mit roten Buchftaben überfchreiben; bezeich— 
nen, betiteln; nad) Abſchnitten, Fächern zc. ordnen; 
einteihen, einordnen; Rubrikãat, n. nl. Abteilung, 
bezeichneter Abichnitt; Aubrifätor, m. ein Rot- 
jchreiber, Aotfärber, im Mittelalter Schreiber, 
welche die großen Anfangsbuchſtaben in Hand» u. 
Drudichriften bunt ausmalten; Rubriceile, f. ein 
fathol. Meßgebetbüchlein. 

Nüpfel, — Ribefel, |. d. _ 

Rubus, m. I. der Brombeerjtraud. 

Ruchadlopfiug, m. Sturzpflug, Krümelpflug. 

Suche, £. fr. (for. rüſch'; v. ruche, der Bienenkorb, 
ehedem aus Baumrinde verfertigt, prod. rusca, 
ruscha, die Rinde) oder Rüſche, ein gekräufelter, 
aufrecht ſtehender Bejat der Slleider, Heine ſchmale 
Hal3- und Handkrauſe zc. 


Nudbert, m. f. Robert. 


rüde, £. (v. I. rudis) rauf, grob, voh, ungejchliffen; 


u en A 


Rudera 


ungeſchickt, unwiſſend; Rudität (fpätl.ruditas) od. 
Rüdefſſe, k. fr. die Roͤheit, Ungeſchliffenheit; Ru— 
diménte, pl. (lat. rudimenta) die Anfänge, erſten 
Verſuche in einer Sache oder Kunft; die Anfangs» 
gründe, die Grundlage des Unterrichts; rudimen= 
tär, im Entjtehen begriffen; verfiimmert; rudis 
indigesta ue möles, eine rohe, ungeordnete 
Maife, zuerit bei Dvid vom Chaos (f.d.) gebraucht. 
Nudẽra, pl. (von sing. rudus, n.) lat. eig. Schutt, 


Schutthaufen; Trümmer, Überbleibfel; gewöhnt. 


—= Ruinen, f.d.; Nuderalen, pl. Schuttpflanzen, 
die auf Baufchutt, eingejtürzten Gebäuden oder 
längs der Mauern wachen; Nuderation, f. (l. 
ruderatio, v. ruderäre, einen Eſtrich aus Schutt 
ujw. machen) die Ejtrichbereitung, das Eſtrich— 

RKudimente, Nudität, |. unter rüde. [ichlagen. 

Rufai, r. Rufaai, pl. türk. heulende Derwiſche, ih- 
rer an Wahnſinn grenzenden Schwärmerei wegen 
bekannt (nach dem Stifter Ahmed Rufaai, 
geſt. 1184 n. Chr., benannt). 

Ruffiäno, it. (ſpan. u. prov. rufian, fr. rufien, ruf- 
fien, engl. ruffian, vom deutjchen raufen, it. ar- 
ruffare) ein Kuppler, urfpr. ein Raufbold. 

Rufus u. Rufinus, ın. !. (v. rufus, rötlich) männl. 
Nanıe: der Rötliche, Rothaarige. 

Ruggẽéro, m. . Reſtiera. 

Rugghio, m. it. (ſpr. rüggio) od. Ruggio, m. (ſpr. 
rudſcho) ehem. ital. Getreidemaß, = Rubbio. 
Rugier, pl.ein germanifches Volk, vermutlich urfpr. 
an den Odermündungen und auf der Inſel Rügen; 
Rugiewit od. Rugeivit, m. eine von den alten 
Norddeutihen, bei. in Mecklenburg und auf der 
Inſel Rügen, verehrte friegerifche Gottheit. 

rugös, [. (rugösus, dv. rüga, Runzel, Falte) vunzlig, 
faltig; Rugoſität, f. (l. rugositas) die Nunzelig- 
feit, das Runzeln. 

MRurn, m. fat. (ruina, f.; fr. la ruine) der Berfall, 
Sturz, Untergang, Umsturz, Berluft, das Ver— 
derben, die Jerrüttung, £ ed Nuine, k. Ge⸗ 
trümmer, Trümmerhaufe, beſ. ein zerfallenes Ge— 
bäude, verfallener Bau; pl. Auinen, Trümmer, 
Bruchitücke, Überbleibſel von zerjtörten Gebäuden; 
ruinieren, nl. (fr. ruiner) zerjtören, verwüſten, 
niederreigen, verderben, zugrunde richten; rui— 
nõs ([.ruinösus, a, um), baufällig, ſchadhaft, den 
end; verderblih; Auinojität,f. Bau- 

ülligfeit. 

Ruktätion, f. nl. (vom lat. ructäre, rülpfen), aud) 
Rüctus, m. I. Deilf. das Aufitoßen aus dem Ma— 

Ruku, ). Orlean. fgen, Rülpfen. 

Rule Britannia, engl. (pr. ruhl britäuniä) ein be- 
liebtes engl. Bolfslied, nach den zwei erſten Wor- 
ten des Refrains (f. d.) jo benannt, welcher voll- 
jtändig heißt: Rule Britannia, Britannia rule the 
waves! Britonsnevershallbe slaves! (Beherrjche 
Britannia, Br. beherrfche die Wogen! Briten follen 
niemals Sklaven jein!) geichrieben von Thomfon, 
dem Dichter der Jahreszeiten. 

Rum, m. engl. (fpr. röm; wohl verfürzt aus rum- 
bullion, ftarfer Branntwein diefer Art, angeblich 
ein amerifan. Wort) Zucerbranntwein, urfpr. aus 
dem Safte des Zuderrohrs oder den Zucker-Ab— 
gängen bereitet, Rum, Schnaps. 

Rumb, ſ. Rhomb. 

Rumfordſche Suppe, f. eine von dem Engländer 
Gr. v. Rumford (pr. Römförd, geſt. 1814) erfun- 
dene und zuerjt in einer von ihm gegründeten 
Armen-Suppenanftalt in Bayern zur Anwendung 
gebrachte billige und nahrhafte Suppe aus Kno— 
chen, Blut, Gemüſe ꝛc. 


Nupie 157 


Ruͤmer, m. u. f. [. der Ampfer, Sauerampfer; Ru— 
micin, n. der Ertraft aus der Wurzel von Ru- 
mex patientia, in feinen Eigenjchaften dem Rha— 
barbarin gleich. 

ruminieren, l. (ruminäre, v. rumen, der Schlund) 
twiederfäuen; etwas wieder erwägen, durchgrübeln, 
reiflich iiberlegen; ruminantia (sc. animalia), pl. 
die tiederfäuenden Tiere, Wiederfäuer; Rumina— 
tion, f. (ruminatio) dag Wiederfäuen; Wieder- 
erwägen, Durchdenfen. 

Humor, m. (zumächjt v. it. rumöre, entlehnt, v. I. 
rümor) der Lärm, Aufruhr, das Getöfe, Getümmel, 
Geräuſch, Gepolter; das Geritcht, der gute od. üble 
Ruf; rumoren, — f. lärmen, poltern, toben, 
ſein Weſen oder Unweſen treiben; Rumorhaus, 
n. in Wien ein öffentliches Haus, wohin die ge— 
bracht werden, die bei Nacht auf den Straßen Lär- 
men verurſachen; Pumormeiſter, m. der General» 
gewaltige, ehem. der oberjte, mit der Handhabung 
der Polizei, jelbft mit dem Rechte iiber Leben und 
Tod, bei einem Heere beauftragte Offizier. 

rumpieren, lat. (rumpöre) zevreißen, zerbrechen, 
trennen; Fechtk. entwaffnen; Nuptür, f. nl. (fr. 
rupture) die ade ih Bruch; Friedendbrud, 
die ee aa ia eit; Ruptortum, n. Heilk. 
ein ätzendes Mittel, das die Haut zerfrißt und da- 
dur ein Geſchwür öffnet. 

Rumupfteal, n. engl. (pr. römpfteht) ein Numpf- 
ſtück, — oder geröſtetes Stück Rindfleiſch 
vom Rumpfe, beſond. vom Kreuz, auch der Lende 
eines Rindes. 

Jun, m. engl. (fpr. rön) Anſturm auf die Kaſſe 
(wenn fic) das Geriicht verbreitet, ein Bankhaus 
breche zufammen); Wettrennen. 

rundieren (dtich. mit Fremdartiger Endung), runden 
od. rund machen, z. B. die Zinnplatten, aus denen 
die Orgelpfeifen gemacht werden, vollenden, aus- 
malen, au3arbeiten ıc.; Rundiffe, f. der Rand de3 
Brillanten, in welchen diejer gefaßt wird. 

Rundlet od. Runlet, n. engl. (pr. röndlätt) ein 
Fäßchen, engl. Flüſſigkeitsmaß — 81,785 1, als 
Biermaß Kilderkin genannt (vgl. Tun). 

Runen, pl. (got. rüna, Geheimnis; mhd. rüne, 
angelj. rün, Seflüfter, Geſpräch, Buchftabe; alt- 
hodyd.rünen, raunen, flüſtern) geradlinige Buch- 
jtaben, deren fi) die germanischen Völker bedien- 
ten, ehe fie das lat. Alphabet kennen lernten; ru- 
niſche Münzen, alte Münzen mit Runenjchrift; 
Runenkalender, mit Runenichrift auf Stäbe ge- 
jchriebene Kalender aus chriſtl. Zeit, in Skandi— 
navien gefunden; Runographie, f. deutjch-grich. 
Runenſchrift. 

Runner, m. engl. (ſpr. rönner) Nenner, Rennpferd; 
Wettläufer; Schmuggler, Bajjagiermafler (für 
Dampfer und Eifenbahnen). 

Nunot, pl. finn.(sing.runo; verwandt mit Runen; 
j. d.) finnifche Bolfslieder, die nad) der Kantele, 
dem mit fünf Metalljaiten beipannten National« 
instrument, gejungen werden; Runolginen, Ru⸗— 
noja, Runottaſa, Runoſeppä, Runonielka, 
pl. die Sänger derſelben. 

Runſen, pl. (altd. runse, v. rinnen) Bergbäche in 
der Schweiz. 

Nuote, |. Rota. | 

Rupia, f. nl. = Rhypia. N 

Rubicöla, f. nl. (v. I. rupes, Fels, und colere, be- 
wohnen) das Feljenhuhn in Guiana. 

Nupie, f. (Hindoft.u. perj. rüpiyah, v. jansfr. rüpya, 
ſchön, Schönheit; dann Silber, bef. bearbeitetes) 
eine oftind. und perf. Minze; in Oftindien |. 1835 


168 Ruptorium 
geſetzlich die (ſilberne) Pompagnie-Rupie zu 
16 Annas zu 11 Pies — 1,924529 A. 

Ruptorium, Ruptür, ſ. unter rumpieren. 

rurãl(iſch), I. (v. ruralis, dv. rus, ruris, Land, Feld) 
ländlich, dörflich; Ruräl-Kapitel, n. jährliche 
Zuſammenkünfte der fathol. Geijtlihen zur Be— 
ſprechung über Seeljforger-Angelegenbeiten; $.= 
Exfurfion, f. die Landfahrt, Zandreife; R.-Ge⸗— 
Dichte, pl. ländliche Gedichte, Kandgedichte; R.— 
Gemeinde, f. Landgemeinde. 

Hüfe, £. fr. (v. altfr. reüser, rehuser, prov. reüsar, 
rehuzar, ausweichen, Nebenform vom fr. refuser, 
prod. refusar, fpan. rehusar, weigern; vgl. refü- 
jieren) die Berjchlagendeit, Lift, Arglift. 

Ruſette, f. (fr. roussette, dv. roux, rousse = [.rus- 
sus, rot) der fliegende Hund, eine Gattung großer 
Fledermäufe, = Pteropus. 

Ruſch, m. engl. (ſpr. röſch) das Nafen, Losſtürzen 
(am Schluß eines Rennens, um den Gieg zu er- 
langen) = Endipurt, ſ.d. 

Rüſche, ſ. Ruche. 

Rusma od. unr. Rhusma, n. die bei den Orien— 
talen und Juden gebräuchliche oriental. Haarbeize, 
Enthaarungsfalbe, aus 1 Teil Realgar und 6 big 
8 Teilen Ralf beitehend. 

Nusbo, m. it. (als Adjektiv: rauf, ganz, neu) eine 
frühere to3fanische goldene Rechnungsmünze, auch 
Zechino gigliato,d. h. Liliendufaten genannt, 
ſav. m. Zechine — 9,73.%; Ruspoͤno, Ruspoͤne, 
m. früher eine goldene Rechnungsmünze in Tos— 
tana, ein dreifacher Zecchino und 29,19 .4 wert. 

Rufjalka, £., pl. Ruſſaälki, ruf. (von rüssüj, d. t. 
jlahshaarig, blond) Wald» und Wafjernymphen 
bei den Slaven. 

Ruſſienne, £. fr. (ſpr. rüfljenn; v. Russie, Rußland) 
der rufjische Mantel, ein Belzimäntelchen mit Arm— 
löchern; rufjifizieren, ruſſiſch maden; Ruſſi⸗ 
filation, f. das Ruſſiſchmachen; Ruſſinen, pl. 
Kleinruſſen, ein von den Ruſſen verſchiedener ſſa— 
viſcher Volksſtamm in Galizien, Nord-Ungarn, 
Podolien, Volhynien und Litauen; Rußniaken 
Ruthenen find (nach G. X. v. Klöden) nicht Klein- 
rujjen, fondern Rotruffen und ſprechen einen be- 
fonderen Dialekt; der Name jtammt vom ſlav. 
rüssüj, blond, flahshaarig; Ruſſomanie, f. über- 
mäßige Borliebe für Rußland; Ruſſophil, m. ein 
Ruſſenfreund; Rufſophobie, f. Ruſſenſcheu; Ru— 
thenien, n. das Gebiet ver Rußniaken. 

Nuſtan, m. Name des Leibmameluken Napoleons L, 
daher: ein Ruſtan, d. i. ein willenloſer, blinderge- 


© 


vuftit, lat. (rusticus, a, um, von rus, Land, fr. ru- 
stique) bäuerlich, ländlich; bäuerifch, grob, plump; 
Nuftica, f. I. Bauk. die Bofjen, Boͤſſenwerk; ein 
Bau aus Boffenquadern, d.i. aus rauh gelaffenen, 
nur an den Fugen behauenen Quaderiteinen; ru— 
ſtifäl, nl. ländlich, bäuerlih; Nuftifal-Stener, 
f. Zandfteuer; Ruſtikäle, n. die Bauerichaft oder 
Bauerländerei eines Dorfes; Nuftilaltiten, pl. 
die Sreifajfen in Böhmen; Ruſtikation, £. (rusti- 
catio) die Wohnung auf dem Lande, das Rand» 
leben; auch die Berbauerung, das Bäuriſchwerden; 
ruſtizieren, lat. (rusticäri) auf dem Lande oder 
ländlich leben, ein Land- od. Bauerleben führen; 


Ruſftizitüt, f. (lat. rustieitas) bäurifches Weſen, 


Grobheit, Roheit, Tölpelei. 

Rutabaga, ſ. Rotabaga. 

ruta caesa, pl. J. (eig. ruta et caesa, d. i. was ſich 
abreißen u. abfchlagen läßt, v. ruere, herabreißen, 
und caed£re, hauen) Ripr. fahrende Habe; alles 
nicht Erd», Niet- u. Nagelfejte an Gebäuden und 
Grundſtücken. 

Rutazéen, pl. I. (rutacẽae, v. ruta, die Raute, ein 
— Kraut) rautenartige Pflanzen, Rauten⸗ 
gewächſe. 

Ruth, f. hebr. weibl. Name (viell. zgez. aus reuth, 
Anſehen, Schönheit, von raäh, jehen). 

Ruthenen, Ruthenien, ſ. unter Ruffienne. 

Ruthenium, n. ein von Claus 1845 im Platinerze 
entdedtes Metall. 

Rutil, m. nl. (v. I. rutilus, rötlich) ein in quadra— 
tiichen Prismen Friftallifiertes, aus Titanfäure be— 
itehendes braunrotes Mineral, der Napdeljtein, 
Titanfhörl; Rutilit, m. brauner Granat. 

Rutine, |. Routine. 

Ruttee, n. engl. (pr. rötti) = Ratis, f.d. , 

Ruyhter, m. (jpr. reuter) alte holländ. Goldmünge, 
etwa 25,44 #. 

Ryakolith, m. glafiger Teldfpat, Eisjpat, ein dem 
Labrador verwandtes Mineral. 

Ryksdaalder, m. holl. S Reichstaler) eine ehe» 
nalige, duch Münzſtücke nicht vertretene Rech— 
nungswährung in Batavia — 2,4 Gulden, indijch 
= 3,36 M. 

Pyno, m. Felt. (gäl. Raoinne, von raon, das Feld, 
die Ebene) männl. Name: der Feld- od. Ebenen» 
bemohner. 

Rype, f. (ſchwed. snöripa, das Schneehuhn — fjäll- 
ripa, das Felſenhuhn) das Schneehuhn auf den 
nördlichen Gebirgen. 

ryptiſch, ſ. rhyptiſch; Rythmus, |. Rhythmus. 


bener Diener (ſ. Ebeling, Pariſer Bilder II, 359). | Rhut, m. ein indiſcher Bauer, Landmann. 


S. 


Abkürzungen: S als 18. Buchſtabe in der Rubri— 
zierung — 18, als Zahlzeichen griech. 0" 200, 
os — 200000; fat. S=%, S = 90000; 8. al3 
Abfürzung für sacer, sanctus, senatus, signum, 
salutein, j. salus; auf engl. Uhren f. slower, lang» 
famer; Zonf. = solo; 8. — salvo, salva, unbe- 
jchadet, vorbehaltlich; 8. — seu od. sive,signa od, 
signetur; S., St. vd. Sct.= Sanft; 8. a., Heilk. 
ſ. secundum artem unter secundus; bei Bücher- 
titeln: sine anno, ohne Sahr; sacch. — saccha- 
rum; salv. cur, = salvis curiälibus; salv. rat. 
— salva ratificatione; salv. rem. — salva re- 
ınissione; 8. C. — Südcarolina in Nordamerifa; 
8. C. (Studentenjpr.), Senioren-Konvent, Senio- 


| 


ren werden die erſten Chargierten jedes Korps ge- 
nannt; die fämtlichen Senioren einer einzigen Uni- 
verfitätsjtadt heißen „der Kleine 8. C.“, während 
die Senioren aller auf den 8. C.-Komment ver- 
pflihteten Korps ſämtlicher Univerfitäten den 
„großen 8. C.“ bilden. (Die entjprechende Ein- 
rihtung bei den Burſchenſchaften heißt D. C., 
ſ. 2.);.8% scilicet; sc. oder seulps. = 
sculpsit; 8. C. M. = sacra caesarea mA- 
jestas; 8: D. G. = soli Deo gloria; 8. e. c- 
— salvo erröre calcüli (j. unter dem betreffen- 
den Stihwort); see. — secans, Sefante; S. & 
€. 0. = salvo errore et omissione; sem. — Se- 
men; sell. — senior; sequ. od. BY. — Sequens; 


S 


Sf. od. sfz.— sforzando; s. f.r.—= sub fide re- 
ınissionis, f. unter Fides; 8. h. = salvo honore; 
Sh. = Shilling; sign. = signatum, ſ. unt. Si- 
num; 8. J.—= salvo jure, unbejchadet des Rechts; 
NS. J. = societas Jesu; Sin. = Sinus; Sing. — 
Eingularis; 8.1. = suo loco; 8. L. = sigilli 
loco, anftatt des Siegel3 — L. S.; SId.— Saldo; 
s. 1. e. a. = sine loco et anno; s. l. r. = sub 
lege remissionis, ſ. unt. lex; 8. m. — salvo me- 
liore;S.O.—=servusobservantissimus od. summa 
observantia; solv. — solve od. solvatur; 8. p. = 
si placet, wenn es gefällig ift; auch = senza pre- 
giudizio, it., d.i. ohne Verbindlichkeit; . pr. = 
sub petitoremissionis;8.P.Q. R.= senatus po- 
pulusque Romanus; s. q. — sufficiens quanti- 
tas, j. unter sufücit; s. r. = salva ratificatione 
u. salva remissione; 8. red. — salva redactione, 
ſprachliche Faflung vorbehalten; S. S. — santis- 
sima sede, it. der päpftlicye Stuhl; in England = 
screw steamer, d. i. Schraubendampfer; 8. 8. od. 
S. Ser. = sacra scriptura; s. 8. n. — signa suo 
nomine, j. unter Signum; S. T., j. salvo titülo 
od. salvo pleno titulo; 8. t., d. i. sine tempöre, 
d. h. ohne afademifches Viertel, ganz pünttlich 
(aus der Studenteniprade); stacec. — staccato; 
Sterl. = Staling; s. v. = salva venia, aud) 
sub voce u. sotto voce; 8 V. P. = s'il vous 
plait, wenn’3 gefällig it; s. v. r. — sub voto 
remissionis, f. unt. Botum; 8. v. v.= sit venia 
verbo, j. unt. venia; hemijche Zeichen find: S = 
Sulphur, Schwefel; Sb — Stibium, Antimon; So 
— Scandium; Se = Selenium; Si= Silicium, 
Riefel; Sn — Stannum, Zinn; $r— Strontium. 

8 als Miünzzeichen, ı.. zwar auf ſpaniſchen Münzen: 
Sevilla; auf Frangöfiiden: Rheims und (gekrönt) 
Troyes; auf öfterreihiihen: Schmöllnitz; auf alten 
preußiihen: Schwabach. 

8 romänum, n. |. (d.i. eig. römiſches ©) Heilf. die 
S-fürmige Krümmung des Dickdarms, wo er in 
den Moltdarın übergeht. 

Enä, n. arab. (v. saä, mefjen) ein Getreidemaß im 
en, bei. in Tunis, — !jps Caſis = 
2,588 1. 

Sabadille, Sabadillin, n. j. Veratrin. 

Sabäer, pl. 1. (1. Sabaei) ehem. die Bewohner der 
heutigen Provinz Jemen in Arabien, deren Haupt- 
ſtadt Saba hieß; 2. (v. hebr. zäbä, Heer, bef. das 
himmliſche Heer der Engel u. die Gejtirne) Stern- 
anbeter; auch) Kohannes-Sünger am Libanon, — 
Sabier od. Zabier, ſ. d.; Sabäisſsmus, m. der 
Sternendienft, die Anbetung der Sejtirne, bej. der 
Sonne und des Mondes, die alte Religion in Ara- 
bien, Agypten ꝛc. $ 

Eabäh, m. arab. (v. sabaha, friih fein) der Morgen, 
der Zagesanbrud). 

Sabal, eine Balmenart, deren Blattfafern zu Hüten 
verarbeitet werden: Sabalhiüte oderSombrerog, 
j. d., be. Sabal palmetto, die am weitejten im 
Norden vorfommende Palme Nordamerikas. 

Sabaillon, m. fr. (fpr. —bajsng) der mit Zuder 
verjüßte weiße Wein; Weinfauce, Weinſchaum, auch 
Sabayon gejchrieben. 

Snbattine, f. fr. eine kleine ode Streit» 

- übung der Anfänger in den philoſophiſchen Schu— 
fen am Sonnabend; jcherzh. ein Sonnabend» 
ſchmäuschen. 

Saͤbbath, m. hebr. (schabbäth, von schäbäth, von 
der Arbeit ruhen, feiern; gem. jüd. Schabbe3) der 
Ruhetag, Feiertag, bei den Juden der Sonnabend; 
Sabbathjahr od. Sabbatherjahr,n. jedes 7.Jahr 

Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


Saccage 769 


bei den Iſraëliten, in welchem die Felder nicht be— 
ſtellt und die Schulden nicht eingetrieben werden 
jollten; Sabbathſchnur od. Sabbatherfchnur, f. 
(hebr. Aireph) die in jüdischen Orten und in bloß 
von Juden bewohnten Stadtquartieren von Dad) 
zu Dad) oder über die Straßen hinweg gezogene 
Schnur, innerhalb welcher die Kuden am Sabbath 
alles in Tafchen und Händen tragen dürfen, was 
ihnen außerhalb derjelben zu tragen verboten ift; 
Sabbathsweg, m. eine Strede Weges von ungef- 
einer halben Stunde, fo weit fih ein Jude am 
Sabbath von feinem Aufenthalt3orte entfernen 
durfte (f. Apoftelgeih. 1, 12); Sabbathianer, 
Schabbatianer o.Schabfe.nl. eine bej. in Ruß⸗ 
land blühende judenchriſtliche Sekte; Sabbathie> 
rer, pl. jtrenge Beobachter des Sabbaths. 
Sabelliäner, m. pl. eine chrijtliche Sefte, Anhänger 
des afrifan. Biſchofs Sabellius im 3. Jahrh., 
welcher im göttlichen Weſen nur eine Berjon an- 
nahm; Sabellianismus, m. die Lehre derjelben. 
Säbel:BIacd, j. unter Glace. | 
abier, j. Zabier. 
Sabina, f. I. 1. weibl. Name, eig. eine Sabinerin 
(von der altital. Bölferichaft der Sabiner);2. der 
Säbenbaum, Sadebaum. 
Sable, m. fr. (ſpr. ßab'l) 1. (v. I. sabülum) Sand; 
Sable,n. eig. mit Sand befireut (v. fr. sabler, mit 
Sand beftreuen) das Sandmufter (in Geweben); 
Sable, m. jr. 2. Wappenf. (v. deutichen Hobel, 
j. d.) die Schwarze Yarbe; ſablonnös, jandig. 
Sabon, n. eine grobe Drudjchrift zu Titeln ꝛc. (vgl. 
Lettern). 
Sabords, pl. fr. (ſpr. ßaboöhr) die Stückpforten od. 
Schießlöcher eines Schiffes. 
Sabot, m., pl. Sabots, fr. (ſpr. ßaboh; angebl. v. 
mi. Sabaudia, Savoyen, als eigentümliche Fuß— 
bekleidung der Savoher, richtiger iberiſchen Ur— 
ſprungs, jpan. zapato, prov. sabata, ml. sabba- 
tum, der Schuh; vgl. Savatte) Holzihuhe; auch 
ein Kreiſel; Sabotage, m. frz. (im Deutjchen meijt 
Femininum; jpr. Babötdie), die Holzihuhfabrifa- 
tion; diePfahlbefhuhung, Einbau hölzerner Stüß- 
pfeiler in Kohlengruben uſw.; Sabotiere, f. (ſpr. 
—tjähr’) ein Tanz mit Holsihuhen; fabotieren 
(fr. saboter), eig. mit dem Kreiſel jpielen; neden, 
zum beiten haben. 
fabrieren, fr. (sabrer, von sabre = Säbel, jpan. 
sable, it. sciabla, sciabole, jlav. sabla) nieder- 
jäbeln, mit dem Säbel nieverhauen; Sabrdden, 
pl. Säbeleien, Megeleien; Sabrenr, m. (jpr. Ba- 
bröhr), Austeiler von Säbelhieben, Haudegen. 
Sabürra, f. I. (v. sabülum, der Sand; vgl. Sable) 
eig. Schiffjand, Ballaſt; Heilf. unverdaute Stoffe, 
Unrat im Darm-Kanal; faburräl (I. saburrälis, 
—— damit zuſammenhängend, daher rührend, 
aburral-Rolit;Sabnrralzuftand, Ma— 


z.B. 
ſ. Sanbenito. [genfatarrh. 


Sachenito, | 
Saccdde, f fr. (v. altfr. saquer, sachier, jpan. sa- 
car, ziehen) der Schneller, ein heftiger Rud, den 
man einem Pferde mit dem Zügel gibt; uneig. ein 
derber Verweis; Tonf. ein fejter Strich mit dem 
Geigenbogen, der mehrere Noten zugleich jpielt; 
faccadieren (fr. saccader), dem pferde einen 
Schneller mit dem Zaume geben. 

Saeccage, f., r..n. fr. (fpr. ßäckähſch'; von sac = 1. 
saccus, Sad) das Sadgeld, eine Abgabe vom Ge— 
treide; faceagieren (ipr. g = 1b; fr. saccager, 
mettre à sac, einjacden, dah. it. sacco — Plün⸗ 
derung) plündern; Saccagement, n. (ſpr. —ſch⸗ 
mäng) die Ausplünderung. 

49 


T7O Sactato 


Saccdto, m. oder Saccäta, f. it. ein ehemaliges 
Feld- oder Flächenmaß in Toskana; 1. Saccata 
Ausſaat = 12 Stiori = 63 a. 
sacchärum, n. J. (gr. säkchar, d. i. eig. der aus den 
Knoten de3 Bambusrohrs ausſchwitzende Saft, 
ſanskr. garkarä. Kies, Zuder) Zuder, Zuderrohr; 
sacchärum lactis, Milchzuder; s. Saturni, Blei- 
zuder, eſſigſaures Blei; Sacharät, n. nl. ſalz— 
artige Verbindung des Rohrzuckers mit verich. 
Bajen; ſaccharifizieren, nl. in Juderverwandeln; 
Sacharififation, f. die Verwandlung in Buder, 
Zuderbereitung; Sacharin, n. der Zuderftoff; 
auch ein aus Toluol (ſ. d.) gewonnener Süßitoff, 
der dreihundertmal fo ſüß iſt als Zuder und be- 
fonders den an Zuderkrantheit Leidenden empfoh- 
len wird; Sacharine, pl. zuderhaltige Arznei- 
mittel; Sacharoldctas, gew.unt. Sacholaetas, 
m. (ein von franz. Chemikern barbarijch gebildetes 
Wort) ein milchzuderjaures Salz; Sacharometer 
od. Sacharimeter, n.gr. ein Zuckermeſſer, Zuder- 
gehaltmeljer; Saccharometrie oder Sacchari⸗ 
metrie, f. die Zudermefiung, Zudergehaltmeifung, 
Beitimmung des im Safte der Runfelrüben, des 
Buderrohrszc. enthaltenen kriftallifierbaren Zuckers; 
Sacharöfe, f. Rohrzuder. 
Sacco, m. oder Sacca, f. it. (1. saccus, Sad) 
früher ein Getreidemaß in Stalien; ein ehemaliges 
Salzgewicht auf Korfu und Baro; auch ein ehemal. 
Holzmaß in Stalien und der Schweiz. 
Sacco, m. it. (von lat. saccus, Sad) eigentlich ein 
Sadjadett,eine Art furzer, eng anliegenderSadette 
für Herren; Saccaanzug, m. (im Gegenſatz zum 
— ein Herrenanzug mit Sacco, ſtatt mit 
ock. 
Sacco di Roma, m. ital. (ital. sacco, Sad, Beutel, 
Taſche; Blünderung) Blünderung Roms durd) die 
Truppen Karls V. (im Sahre 1525); eigentl. Weg- 
tragen von Gegenftänden in Säden. 


Sadduzäer 


f, die heilige Schrift; sacrum 08, n. Heilk. das 
heilige Bein, der Kreuzknochen; fakräl, nl. auf 
heilige Handlungen bezüglich; auch dag Kreuzbein 
betreffend; Sakrament, n. I. (acraméntum, pl. 
—a, eig. ein Mittel, wodurch man fich oder einen 
andern zu etwas verbindlich macht, bef. ein Eid‘ 
ein hriftlicher Religionsbrauch, eine feierliche Re— 
ligionshandlung, ein Gnadenmittel; in derevangel. 
Kirche nur: Taufe und Abendmahl; in der kathol. 
außerdem: Firmelung, Buße, letzte Ölung, Prieſter— 
mweihe und Ehe; in engerer Bedeutung bef. das 
heilige Abendmahl (z. B. einen Kranken mit dem 
heil. Saframente verjehen); niedr. al3 Fluchwort 
gemißbraucht, mo es gewöhnl. Saderment oder 
verderbt Sapperment lautet; Saframents- 
Häuschen, = Monftranz; S.:Streit, m. de 
Streit zwijchen Lutheranern u. Reformierten über 
die leibliche Gegenwart Chrifti beim Abendmahl; 
©.=Tag, m. der Frohleichnamstag; ſalramen⸗ 
tãl(iſch), nl. auf die feierlichen Religionshand- 
lungen bezüglich, ihnen angemeſſen, heilig und un- 
auflöslich, feierlih; Saftramentäl, m., pl. Sa⸗ 
fvamentälen, Eideshelfer, eidliche Beteuerer der 
Unſchuld eines andern; Saframentalien, pl. in 
der kathol. Kirche alle diejenigen heiligen Hand— 
fungen, welche nicht Saframente find; Saframen= 
tarium, n. das Buch, welches die Anweifung zur 
Erteilung der Saframente enthält; Iaframentie= 
ren, fluchen, ſchwören; Sakramentierer, pl. die 
Anhänger der jchiweizerifhen Meinung in dem 
Saframentöftreit (ſ. d.) der Neformatoren; 
Sakrarium, n. !. eig. ein Aufbewahrungsort von 
Heiligtiimern, Heiligenſchrank; das Heiligtum, Bet- 
haus; Hojtienbehältnis; Sacr6 coeur, n. fr. (pr. 
—föhr) das heilige Herz Sefu (als Gegenitand des 
fatholifhen Kultus); Geſellſchaft vom heiligen 
Herzen Jeſu (Frauen); Sarrifieium, n. L, abgef. 
Safrifiz, oder fr. Sacrifice (|pr. ßakrifihß), das 
Opfer; fatrifizieren ([. sacrificäre), opfern, auf- 


Saecophoren, |. Sakkophoren. 

Saecularius, m. I. (v. saceülus, Säckchen, Beutel) 
ein Tajchendieb, Taſchenſpieler. 

saccus, m. l. der Sad; Heilf. saceus hernidsus, 
der Bruchſack; s. lacrymälis, der Tränenjad. 

Saeelium, n. I. (von sacer; vgl. sacra) eine Fleine 
Kapelle mit einem Altar, einem Heiligen geweiht; 
Sacellän, m. nl. = Kapellan, |. d.; Sucella= 
rius, m. nl. ein Kirchenſchatzmeiſter, bej. einer der 
vornehmiten Diener des Papites. 

Sacerdus, m. I. Priefter; Sacerdotium, n. dag 
Priejtertum; facerdotäl, prieſterlich. 

Saͤchem, m. ein Sndianer-Häuptling, der Anführer, 
da3 Stammesoberhaupt bei den Wilden in Nord- 
amerifa; u. a. die Berjammlung der alten Krieger 
der Indianer. 

Sachet, m. fr. (fpr. Bajcheh; Verl. v. sac — 1. sac- 
cus, Sad),pl.Sadets (ſpr. ßaſchehs), ein Säckchen, 
bej. ein Kräuterjäcden. 

Sadhibarsnes, j. Sagibarone?. 

Sadab, unt. f. Saffa, ſ. d. 

Sadi, m. eine Rechnungsmünze in Samarland, = 
Y,00 Zolerdad oder = 1,3 Pf. 

Sacra, pl. !.(v. sacer, sacra, sacrum, heilig) heilige 
Sachen, Heiligtüimer; Religions- od. Kirchenhand- 
lungen, 3. B. die Sacra adminiftrieren, hei- 


opfern; Sacrifizio dell’ inteletto, it. eig. Auf- 
opferung der Vernunft, die Erhebung des Glau- 
beng über Veritand und Vernunft; Safrilegium, 
n., pl. —a oder —en, Gottesraub, Kirchenfrevel, 
Verlegung eines Heiligtums, Gottegläfterung; 
Safrilögus, m. ein Tempel= oder Kirchenräuber; 
Heiligtumsſchänder, Gottesläfterer; fafrieren (I. 
sacräre), heiligen, weihen; jalben; auch —=jafra- 
mentieren; Safriftän, nm. ml. (sacristänus) 
der Kirchner, Küfter, Meßner, alt und landſch. 
auch Sigrift; Salrifter, f. (ml. sacristia) das 
Kirchengerät-Zimmer, Priejterjtube in der Kirche; 
da3 Zimmer in der Kirche, wo der Geijtliche ſich 
aufhält, wenn er nicht öffentlich in der Berfamm- 
lung tätig ift, der Pfarrſtuhl, das Pfarreritübchen; 
Satrijtitium, n. nl. ein Stillftand oder eine Ein- 
ſtellung alles Gottesdienftes durch Strafverbot; 
Safropolitit, £. logr. die Verbindung des Geilt- 
lichen mit dem Weltlichen, wie im Papſttum; ja= 
frofantt oder fakrofant, I. (sacrosanctus) hod)- 
heilig; sacrosanctae possessiönes, pl. unver- 
leglihe od. unverjehrbare Beligtiimer; sacro- 
saneta pot6stas, f. unangreifliche, hochheilige 
Gemalt. | 

Sadder, m. per. (sad-dar, die Hundert Tore oder. 


lige, zum äußeren Gottesdienste gehörige Gejchäfte 
verrihten, nämlich taufen und das Abendmahl 
austeilen; sacra caesarda maj6stas, f. heilige 
kaiſerliche Majeftät; s. consulta, f. höchſtes Kri- 


minalgeriht und Kafjationshof zu Rom für die |' 
Untertanen de3 päpftlihen Stuhles; 8. seriptura, | 


Wege, v. sad, ſanskr. gata, hundert, und dar, Tor, 
Weg) das heilige Buch, Glaubensbuch der Gebern 
(f. d.) oder perfifchen Feueranbeter. 


Endduzäer, m. (hebr. zaddükim, angebl. nad) dem 


Stifter, Zädök, Schüler des Antigonus Sochäus, 
im 2. Jahrh. v. Chr.) eine altjüdiſche Sefte, welche 


Saudi 


die mündliche Überlieferung verwarf und weder 
Engel, noch Unsterblichkeit der Seele glaubte, aber 
in ſittlicher Hinficht ftreng u.tadellos war; Saddu⸗ 
zäismus, m. die Lehre derfelben. 

Sadi,pl.(v.arab.zähid, enthaltfam, andächtig, Ein- 
ftedler) türkische Mönche ohne bleibende Wohnung, 
jehr abergläubifch und betrügerifch. 

Sadisınus, m. (jo genannt nad) dem franzöfifchen 
Marquis de Sade, den Napoleon I. deshalb ein- 


jperrte), eine perverje Leidenſchaft, die ihre Wolluft 


durch körperliche Qualen, die dem Gegenjtande 
der Wolluft zugefügt werden, zu fteigern ftrebt; 
Sadijt, m., Sadiftin, f, ein Mann oder eine 
Frau, die ſolche Neigungen befiten; ſadiſtiſch, zu 
ſolcher gejchlechtlichen Perverjität geneigt. Das 
Wort ift jeit den Unterfuchungen von Prof. Krafft- 
Ebing jehr in Gebrauch gekommen. 

Saͤdrach, m. hebr. (Schadrach, haldäischer Name, 
den Chananja, Daniel3 Genoſſe, am babylon. Hofe 
erhielt, j. Dan. 1, 7) ein Geifterfürit; gem. f. ein 
Wüterih, boshafter Menſch. 

Sadri-Aſam, m. türk. (v. arab. sadr, vorzüglid), 
— und asem, größer, der größte) der Groß— 

ezier. 

Safe,m.engl.(jpr.Bef; von engl. safe, jicher; jiherer 
Aufbewahrungsort) a den Die 
Banken jet eingerichtet haben, feuerfefter und 

- diebesficherer Raum zur Aufbewahrung von Wert- 
Papieren und »jachen mit verjchließbaren Einzel- 
fächern für den einzelnen Kunden; saferoom, m. 
engl. (fpr. Befruhm), ein folder Raum zur Auf- 
bewahrung von Wertpapieren. 

Safer od. Safar, m. arab. (safar) der zweite Monat 
im mohammedanijchen Kalender. 

Siäffien, m. (poln. und böhm. safian, rufj. safjan, 
walach. saftian, türf. sachtian, arab. sichtijan, 
perj. sachtijan, v. sacht, hart, derb, feit, did; n. a. 
von der Stadt Saffi oder Safı in Maroffo) — 
Maroguin, ſ.d. 

Safflör oder Saflör, m. (v. Safran u. I. flor, 
Blume; dab. auch Florſafran, engl. safflower, 

enannt, jpan.alazor) 1.Dijtelgelb,die getrodneten 

lumenkronen der Färbediſtel od. des jogenannten 
wilden Safrans(Carthämus tinctorius, L.); 2. ge- 
röſtetes und meijt mit Sand gemengtes Kobalterz, 
woraus dieSmalte(f.d.) bereitet wird, —Baffer, 
Baffra. 

Safran, m. (fr. safran, fpan. azafran, it.zafferano, 
v. arab. u. perſ. za’farän) j. Krokus. 

Saga, f. altuord.— Sage, Erzählung, fagenhafte 
Geſchichte (Mythe); perſönlich gedacht als altnord. 
Göttin derSagen u. Geſchichte, eine Geliebte Odins. 

Saga, n., pl. Sagas, (eig. rote Bohnen, der Same 
von Abrus precatorius L.) das tleinjte Gold- u. 
Silbergewidht in Siam — "yoga Tifal = 0,015 g. 

Sagazität, f.1.(sagacitas, v.sagax, ſpürend, [harf- 
finnig) Spürfraft, Scharffinn. 

Sagadis, m. (fr. sagatis, engl. sagathy) eine Art 
Wollenzeug. 

Sagaje, f. (fr. sagaie, jpan. und port. zagaya, aza- 

aya, it. zagaglia, arab. Urjprungs) der lange 
pieh der Neger, Kaffern u. Hottentotten. 

Sagan, m. hebr. der Stellvertreter des oberften 
Opferpriejterg. 

Sogapen, Sagapingummt, Sagapenum, n. (I. 
sacopenium, sagapenum, gr. sapäpenon. fr. sa- 
gapin) Schleimbarz von dem perfifchen Steden- 
fraute (Ferüla persica), ähnlich der Asa foetida. 

sage, fr. (pr. ßahſch; v. I. sagus, sagax) weiſe, ver- 
jtändig; Fromm, fittjam, artig. 


laillant 771 


Sage-fenıme, f. fr. (pr. Bafch-fdaın’) die Hebamme. 

Sagenit, m. (v. gr. sagene, Net) nadelfürmiger 
Titanſchörl oder Rutil, f. d. 

Sagettennarn, n. r. Sayettgarn, Halblamımgarn 
(vgl. Sayette). 

Saggio, m. it. (fpr. Bddio; d. i.eig. Probe, Muſter, 
fr. essai, prov. essay, v. ml. exagium, Schäßung) 
ein Gewicht in Venedig — !/, Unze. 

Saghalin, n. ein v. der gleihnamigen japan. Inſel 
—— Waſchpulver und Fleckenreinigungs— 
mittel. 

Sagibardnes od. Sachibarönes, pl. m. (von dent 
deutichen jagen und ml. und altd. baro, Mann) 
Rechtsſpruchmänner, Streitfahmännner, Rechts— 
kundige bei den alten Franken. 

Sagina, f. nl. (l. sagina, Maſt, Mäſtung) das 
Maßkraut. 

Sagittarius, m. I. (v. sagitta, f. Pfeil) der Bogen⸗ 
ſchütze; der Schiüße im Tierkreiſe; Sagittaria, f. 
nl. das Pfeilfraut. 

Sage od. Sagu, m. (malay. u. javan. sägu) Balm- 
mehl, Palmgraupe, das nahrhafte Mark der 
Sagopalme (nl. sagus) in Aſien, dejjen Kennt- 
nis man Marco Bolo verdankt, der die erften 
Proben davon nad) Venedig brachte, doc) iſt der 
echte Sago jelten, ftatt defjen hat man meiſt Sago 
von Balmfarnen (Cycas), namentlicd) von Cycas 
eircinalis, geradezu Sagobaum genannt, in Dft- 
indien, oder er wird aus amerifanischen Bataten 
(d. i. indischen Kartoffeln, auch Knollenwinden ge- 
nannt) bereitet oder aus Kartoffeln (Kartoffel- 
graupen). ; 

Saͤgoma, f. it. (I. sacoma, gr. seköma, saköma, 
v. sekün, abwägen, ins Gleichgewicht bringen) das 
GegengewichtderSchnellwage; Kugelmaß, Kaliber; 
der Durchmejjer einer Säule. 

Sagra Conſulta, f. it. — sacra consulta. 

Sagum, n. I. Kriegsmantel, Reifemantel der alten 
Römer. 

Sah, m. ein perſ. Gewicht, der alte S. —= 1200, de 
neue = 1280 Miskal (f. d.). 
Sahära, f. arab. (sahrä, weite Ebene, pl. sahära; 
v. sahara, weit ausgedehnt jein) Name der über 
340 Millionen ha großen Sandwüſte in Nord- 

Afrika. 

Sahbä, m. arab. (v. sahbä, rötlich) roter Wein in 
Diorgenlande (vgl. Khamar). . 

Sahib el Schorta, m. arab. (sahib eschschorat) 
Befehlshaber der Leibwache, Vogt unter den Ka— 
lifen; Sahibi⸗Fetwa, m. Herr der Urteiljprüche, 
türf, Name des Groß-Mufti. 

Sahlband, = Salband, ſ. d. 

Saplit, j. Salit. 

Sahm, m. (ungar. szäm, Zahl, Rechnung) ein altes 
stohlenmaß in Ungarn, ungef. = 0,216 cbm. 

Sat, ſ. unter Schoo; Seit, |. Sait. 

saigner A blanc, frz. (jpr. Bänjeh a blang; von 
lat. sanguinare) jemand ſtark zur Ader lafjen; 
jemand ganz zu runde richten. Bismarck jagte 
oft, man müſſe die Feinde im Kriege saigner A 
blanc, d.i. ihnen zur Ader lafjen, bis fein Blut 
mehr fommt. 

Saitke, Saique, |. Tihaite —* 

fatllant, fr. (fpr. Bajdng, gew. —jänt; v. saillir = 
(.salire, hervorfpringen) vorjpringend, vorragend; 
hervorjtechend, ſich auszeichnend; treffend, jchnei- 
dend, 3. B. folder Witz; als Hauptw. Saillant, 
m. ein vorjpringender Winkel bei Befejtigungen u. 
bei Sägewerten; Saillie, f. (ipr. Bajih’) Bau. ein 
Borjprung, Auslauf, Austragung; uneig. Auf 

49* 


172 Saiman-Baidi 
braujen, Auffahren; ein wißiger, finnreiher Ein- 
fall, ein Witzwort. 

Saiman-Baſchi, m. türk. der dritte Stab3offizier 
bei den Janitſcharen. 

Saime, m. eine Rechnungsmünze in Algier, = 
50 Aſper oder ungef. 90 Pf. 

Saiment, pl. türf. berittene Bogenſchützen mit 
Tiger u. Pantherhäuten über den Schultern. 

Sainete, n. jpan. (Verfl. v. sain, prob. sain, sa- 
gin, I. sagina, Maſt, Yett; sainete, ein bißchen 
Fett, fig. Xederbiffen, Würze) ein Nachſpiel, Zwi— 
ichenjpiel, mit Mufif- und Zanzbegleitung. 

saint, sainte, fr. (jpr. Bäng, Bängt’; v. I. sanctus, 
a, um) heilig, der, die heilige 2c.; Saint⸗Gilles, 
m. (pr. —ſchill') ein roter franz. Wein aus Cette; 
St. Simonismus, m. (nad) dem Gtifter, dem 
Grafen Claude Henri St. Simon, 1760— 1825, fo 
benaunt) ein jozialiftiihes Syftem, die Lehre von 
der Vereinigung der Menſchen zu einer großen 
moralifchpolitiihen Gejellfchaft unter Aufhebung 
de3 Erbrechts (jpäter von Enfantin 1796—1864, 
dem Hauptvertreter des Simonismus, durch Hin- 
zunahme des Grundſatzes der Weibergemeinichaft 
eriveitert). e 

Sais, m. ein Roßknecht in Agypten. 

faitieren (pr. Bäl—), fr. (saisir; prov. sazir, it. 
sagire, v. althochd. sazjan, ſetzen, bisazjan, be- 
jegen, in Beliß nehmen) ergreifen, faſſen; Ripr. 
in Beſchlag nehmen, wegnehmen; Saiſie, f. (ſpr. 
ßäſih') Beichlagnahme, Einziehung, Verhaftung v. 
Perjonen u. Waren; Saiſie⸗Execution, f. (Ipr. 
—-egjefükföng) die Auspfändung; Satfine, £. (pr. 
Bäfihn’)Befigergreifung von feiten des rechtmäßigen 
Beſitzers. 

Saiſon, f. fr. (ſpr. ßäſöng; v. I. satio, die Saat, 
Saatzeit; er sazon) die Sahreszeit,Haupt- 
zeit, bei. Badezeit, Kurzeit, auch — Ge⸗ 
ſchäftszeit, Hauptgeſchäftszeit; Geſellſchaftszeit, Zeit 
derBälle; Schauſpielzeit, Spielzeit; haute-saison, 
f. ( pr. hoht'ßäſong), Hochſaiſon, die belebtefte, be- 
ſuchteſte, vornehmſte Kurzeit in Badeorten, die Höhe 
der Kurzeit; der Hochſommer; Demisaison oder 
mi-saison, f. (verf. aus demi) die mittlere Jahres- 
zeit; Übergangszeit vom Winter zum Sommer u. 
umgefehrt; aud) die Frühjahrs- u. Herbft-Moden, 
3.B. ein chapeau de mi-saison, ein Frühjahrs— 
hut; morte-saison, f. jpr. mort’Bäjsng) oder 
saison morte (jpr. Bäjong-mort’), die ftille, ge- 
ihäftslofe Zeit, gem. (ſaure) Gurfenzeit; & la 
saison, zeitgemäß, der Jahreszeit gemäß, zu ge- 
höriger Zeit; hors de saison (ſpr. Hohr—), außer 
der Sahreszeit; zur Unzeit; Saiſoninduſtrie, 
Monat3- oder Zeitenbetriebe; Saiſonkarte, Mo- 
natsfarte, Dauerkarte. 

Sait oder Saif, m. Hohlmaß in Birma u. Pegu; 
4.©.=1 Ten (Korb), welder an gefchälten Reis 
26,49 kg enthält. 

Saiura, f. eine Art Leier in Djtindien. 


Saizh, pl. ruſſ. (v. sajaz, for. jdjeß, der Hafe, ſanskr. 
zaza, von zaz, jpringen; arab. khouzez), weiße 
Dajenjelle. [der Balme Mauritia. 

Snjetta, f. Getränk von dem Fleiſche der Frucht 

Zulali-:Scherif, m. türf. (v. sakäl, Bart, u. d. arab. 
scherif, edel, heilig) der heilige Bart, Haare aus 
Mohammeds Bart, welche dem Volke in Konftan- 
tinopel jährlich feierlich vorgezeigt werden. 

Salar, m. arab. (v. sakara, jtarf brennen) eine der 
jieben Höllen der Mohammedaner, für die Magier 
und Gebern. 


Sala 


Saft, n.1. ein aus Reis bereitetes beraufchendes 
Lieblingsgetränf der Sapaner; 2. (von dem arab. 
sakai, bewäſſern; vgl. Saffa) eine Wafferleitung 
in Agypten; 3. die zweite Sorte des arabifchen 
Kaffees. 

Sata, m. arab. (v. sakai, Waſſer darreichen, be- 
wäſſern) der Wafferträger im Morgenlande. 

Sata, m. arab., im Handel Sacca, Abfälle beim 
Abjieben und Reinigen der Kaffeebohnen, die aus 
Stüdchen der trodenen Haut der Kaffeefirfche be- 
ſtehen und die gleichen Beftandteile enthalten wie 
die Bohnen, namentlid) das Coffein; fie werden 
daher zu gleichem Gebrauche wie die Kaffeebohnen 

. verwendet und geben einen Mokka von geringerem 
Werte, Mocca Sacca genannt. Rathreiner nimmt 
zu jeinem Malzgejundheitsfaffee einen Auszug 
von Saffafaffee als Zuſatz, um feinem Gefund- 
heitsfaffee den Kaffeegeſchmack zu verleihen. 

Saklophoͤren, pl. gr. (v. säkkos, Sad, u. pherein, 
tragen) Sadträger, in Säden oder grober härener 
Kleidung Büßende. 

Safon, m. ruſſ. (jpr. ſakoönn), das Gefeß, gefchrie- 
bene Recht, Sagung, Religion. | 

Safülum, n., pl. Säfule, lat. ein Jahrhundert; 
überh. ein langer Zeitraum, ein Menjchenalter; 
im Mittelalter: Welt, Zeitlichfeit, irdijches Leben ; 
ſäkulär(iſch), (lat. seculäris), Hundertjährig, ein 
Sahrhundert betreffend; zeitlich, weltlich, nicht- 
geiſtlich; Säkular-Feier, f. eine De 
oder Sahrhundert3-Zeier; ſükularifieren, nl. (fr. 
seculariser) weltlich machen, vermweltlichen, ein 
geiftlihes Gebiet, z. B. Bistum, Klofter zc. in ein 
weitliche8 verwandeln, feine Güter einziehen; Sü— 
fnlariiation, f. die Verweltlihung, Weltlich— 
machung, Einziehung geitlicher Beligungen, Stif- 
ter, Staaten 2c.; Saͤkularität, f. die weltliche 
Gerichtöbarfeit einer Kirche. 

Sethilfe, f. ruſſ. (v. sa, für, anitatt, u. kussitj, bei- 
Ben) der Imbiß, das Gabelfrühftüd. 

sal, m. u. n. [. Salz; sal amärum, Bitterjalz; S« 
ammoniäcum oder —cus, |. Salmial; s. ca- 
tharticum, abführendes Salz, Bitterfalz; 8. 
cornu cervi, Hirſchhornſalz; 8. eulinäre, Kü⸗ 
chenſalz; s. digestivus Silvii, aud) febrifügus 
Silvii u. Digejtivjalz, Chlorfalium; s. essen- 
tiale tartäri, reine Weinjteinjäure; s. gemmae, 
Kriftallfalz; s. Martis, Eiſenſalz, Eifenvitriol; s. 
microcosmicus, od. mifrofosmijdes Gal;, 
Harnſalz, Phosphorjalz, phosphorjaures Natron 
Ammoniaf; s. mirabilis Glauberi, Slauberjalz, 
ichwefelfaures Natron; s. nitri oder petrae, |. 
Salpeter; s. polychrestus Glaseri, aud) Bo- 
Iychreit- od. Duplifatjalz, neutrales ſchwefel— 
jaures Kali; 8. polychrestus Seignettiy j. Sei⸗ 
gnette-Salz; s. sedativumHombergii, j. Se- 
dativ-Galz; s. tartari, Weinjteinjalz; sales 
deliquescentes, pl. zerjließliche Salze; s. fati- 
scöntes, verwitternde oder zerfallende Salze; Sa= 
itfifation, f. nl. die Salzbildung; Saline, f. I. 
(salina) das Salzwerk, die Salzfiederei, Salzfote; 
Salinen=Infpektor, m. Salzwerk-Auffeher; ja= 
ſiniſch, falzig, jalzhaltig, falzartig, ji) auf Salz 
oder Salzbildung beziehend, Salinogrädus, m. 
nf. die Salzwage, Soljpindel. 

Sale, f. mlat. (von althochd. sal, Haus, Saal, 
Wohnung) herrihaftlihe Wohnung; auch: Be- 
jigübergabe, Befigübertragung; Salbuch, Ber- 
zeichnis der Grundſtücke, die zu einem Bezirke ge⸗ 
hören, Flurbuch; Salgut, freier Haupthof, Allo- 

dialgut, j.d.; Salmannen, Teſtamentsvollſtrecker 


Cala 


Sala, r. Salah, n. arab. (salah, von sala, beten) 
dag Gebet der Türken morgens um 9 Uhr. 

Salacität, f. I. (salacitas, v. salax, geil) die Geil- 
heit, Wolluft, Unteufchheit. 

Salade, f£. fr. (ſpan. celada, it. celata, v. I. cassis 
caelata, ein mit erhabener Arbeit geſchmückter 
Helm, v. caeläre, erhabene Arbeit machen) ehedem 
eine die Augen mit einem Gitter oder Schirm be» 
dedende Pickelhaube oder Sturmhaube. 

Saladero, n. jpan. (eig. Ort, wo man das Fleiſch 
einjalzt; v. salar, einjalzen) Gefängnis für Staat3- 
verbrecher in Madrid; Saladeros, pl. jpan. die 
großen Sclachtpläße in Buenos-Aires, rohe 
Häute, die dorther Fommen, 

Saladier, m. fr. (jpr. Baladjeh; von la salade, Sa- 
fat), Salatkorb, Salatjichwente. 

Saladiere, f. (ipr. ßaladjähr') eine Salatichüffel. 

Salaire oder Salär, |. Salariumı. 

Salatfon, f. fr. (jpr. Baläjong; von saler, einjalzen) 
das Einjalzen, eingefalzene Ehwaren. 

Salam, j. Salem. 

Salanıdnder, m. (gr. u. 1. salamändra; ſanskr. sa- 
lamandala; perj. samander, samandel) der Molch, 
Erdmolch, auch die Mulle, Ulme, ſchwarz u. orange- 
gelb gefleckt, von welchem man ehemals fabelte, 
daß er im Feuer lebe; daher auch der Feuergeiit (1. 
Elementargeüter); eine SorteNtelten; Salaman- 
der reiben (Exereitium Salamandri), Studen- 
tenſpr. eine bejondere Art, auf jemands Geſund— 
beit zu trinken, indem die Trinfgefäße auf dem 
Tiiche Freisförmig herumgerieben werden 2c.; der 
Salamandrin (Lacerta salamandrina), die Sa- 
lamander-Eidechje. 

Edlamenie, f, (fr. salamanie) die Rohrflöte der 
Türken. 

Saläme, m., pl. Salami, it. (v. saläre, ſalzen) eine 
Art italieniiher Schladwurjt, aus Eſels- oder 
Schweinefleijch, ſtark geräuchert, mit Knoblauch. 

Salamine, f. ein einfarbiges, ſchweres franz. Sei— 
denzeug. 

Salamlit, n. arab. |. Salem. 

Salampöre, n. (fr. salampouris) ojtind. Baum— 

. wollenzeug (nad) der Stadt Salampore3 auf Ko— 
romandel benannt). 

Saläna, f. nl. die Saaljchule, Hochſchule an der 
Saale, zu Jena. 

Salangäne, f.(vonderSnfelSalang bei derHalb- 
inſel Malaifa) die oſtindiſche Schwalbe, ihrer eß— 
baren Nefter (indianijche Vogelneiter od. Tun- 
kinsneſter) wegen befannt. 

Salarium, n. (urjpr. Salzgeld, v. sal, Salz) od. 
Salär (fr. salaire), daS Gehalt, Jahrgehalt, der 
Sahresbezug, Sahrlohn, die Bejoldung; ſalarie— 
ren, nl. (fr.salarier) bejolden, belohnen, ein Jahr— 
gehalt geben. 

Salaſchen, pl. (ungar. szälläs, ſpr. ßählahſch) Fleine 
Bauergehöfte in Ungarn. 

Salät, m. (v. it. saläto, saläta, gejalzen, v. salare, 
jalzen; fr. salade, it. insalata, der Salat) urfpr. 
eine gejalzene, gem. eine mit Eſſig und DI ange- 
machte falte Speiſe, bei. der Gartenlattich. 

Salbader, m. (der Urjprung des Wortes iſt dun- 
fel; die Herleitungen von Salb-bader, Seelbad, 
salvator u. a. find unhaltbare Vermutungen; viel- 
leicht ift das Wort einfach zu Sole zu jtellen; 
urjprünglich verſtand man unter einem Salbader 
eine alberne Redensart, einen faulen Wiß, dann: 
„eine Sache, die man und mehrmals erzehlet, wird 
ein Salbader genennet” Schwenter 1653: Er- 
quickſtunden III, 199, vgl. 5. Kluge, Et. Wörterb. 


Salicin 713 

7. Aufl. ©. 383) ein langweiliger Schwägßer; ſal— 

adern, langweilig ſchwatzen; Salbaderei, f. 
langweiliges, leeres Geſchwätz. 

Salbei, f. (v. I. salvia, v. salvus, heil, gejund) ein 
befanntes. wohlriechende® Gewürz- und Arznei— 
gewächs mit rundlichen, dien Blättern. 

faldieren (it. saldäre,v.[.solidäre, feſtmachen, voll» 
jtändig machen, v. solidus, feft), berichtigen, Rech» 
nungen abjchliegen, ausgleichen, einen Rüditand 
abmachen, eine Schuld tilgen; Saldierbud), n. 
ein kaufmänniſches Hilfsbuch zum Eintragen der 
monatlichen Rechnungs-Abichluffe; ſich ſaldieren, 
gerade aufgehen, ſich heben, 3. B. die Rechnung 
jaldiert jih; Saldierung, f. die Ausgleichung, der 
Nehnungs-Abichluß; auch Tilgung, Abtragung 
einer Schuld; Saldo, m. it. Kfipr. der Rechnungs— 
bejtand, Überreſt, dernach abgeichlofjener Rechnung 
noch zu zahlen bleibt; auch der Rechnungs-Abſchluß 
— Saldierung; die Rechnung iſt saldo, ift ab- 
geſchloſſen, ins Reine gebracht; in saldo, oder im 
Saldo bleiben, im Reſte bleiben, noch ſchuldig 
fein; per saldo u. pro saldo, für Überſchuß, als 
Beitand od. Neft von vorjtehender oder letzter Ab— 
vehnung; Saldo-Kontobuch, n. ein Handelsbuch, 
in welchem jedem Handelsfreunde eine Rechnung 
eröffnet wird, damit man leicht überjfehen Fann, 
wie man mit demjelben jteht; S..Bortrag, m. 
Anmerkung des Saldo auf der Haben- od. Soll— 
jeite nach Abichluß einer Rechnung; S.-Zahlung, 
f. Zahlung eines ſchuldigen Reſtes zur völligen 
Ausgleichung einer Rechnung; Kaffenialde, Kaj- 
fenbeitand. 

ſalebrös, I. (salebrösus, v. sal&bra, etwas Holpc- 
tige) Holperig, taub, uneben. 

Salem, od. Selam, r. Salam,m. arab. (saläm) eig. 
Frieden; der Friedenswunſch, die Begrüßung; der 
Engel der Liebe (bei Klopjtod); türk. Blumen- 
ipradje, od. die Kunst, Gedanken und be. Empfin- 
dungen durch einen Strauß natürlider Blumen 
auszudrücen, eine Unterhaltung der Frauen des 
Harems; Salemzalet oder Salamzalel, türt.- 
arab. Grußformel: Friede fei mit euch! Salamlik, 
n. arab. Empfangszimmıer. 4 

Salench, fr. (pr. ßalangßi) gedämpftes Geflügel. 

Salep, auch Saleb, m. arab. (sahleb, türf. salleb) 
die Wurzel verfchiedener Arten des Knabenkrautes 
(Orchis) und das daraus bereitete Pulver, welches, 
mit Wafjer gefocht, ein ſchleimiges, nahrhaftes Ge- 
tränf gibt, bef. bei den Türken gebräuchlich; vgl. 


Salup. 

Salernitaͤniſche Schule, f. (I. schola salernitäna), 
die 1150 gejtiftete, im Mittelalter berühmte ärzt- 
liche Lehranitalt zu Salerno in Stalien; auch die 
von den Arzten ge Salerno gegebenen Berhal- 
tungsregeln zur Bewahrung der —— 

Saleſianerinnen, pl. ein Nonnenorden für Wit— 
wen und kränkliche Frauen und zur Ausübung der 
Krankenpflege u. Erziehung junger Mädchen, z. B. 
in Wien und Breslau, geftiftet von Franz won 
Sales zu Annecy in Savoyen. 

Salgan, i Sjalgan. r 

Salibazart, eine Vorſtadt Konſtantinopels jenfeit 
de3 Hafens. 

Salicin,n. nl. (v. I. salix, Gen. salicis, die Weide) 
Sceidef. der Weidenftoff oder das Weidenbitter, 
ein in der Rinde und den Blättern der Weiden ent- 
haltener indifferenter Bitterftoff; Salteinden, pl. 
(nl.salicinẽae, salicinae) Weidengewächje, Weiden- 
‚arten; Salteit, m. der Weidenblattjtein, ein Stein 
mitNbdriücen von Weidenblättern; Saltehl, Salt» 


7174 Salicoques 


genin, Saltvetin, n., jaltchlige Säure u. Sali⸗ 
ehlfänre, f. aus dem Salicin bereitete Stoffe; die 
legtere Säure, von Piria entdedt, von 9. Kolbe 
wegen ihrer antijeptifchen (gärunghemmenden) 
Wirkung empfohlen, fommt in den Blüten von 
Spiraea ulmarja vor; S.⸗Vaſeline, f. od. n. mit 
Salichl vermifchte Vaſeline (ſ. d.) zu Einreibungen 
beiQuetihungen, Brandwunden ujw.; S.⸗Watte, 
f. mit Salicyllöfung getränfte, reine Watte, die als 
Berbandmittel ufw. dient; Saltipyrin, n. ein 
Arzneimittel aus der Gruppe der gemiſchten Sali- 
eylpräparate, als Heilmittel gegen die Influenza 
angemendet. 

Salicoques, pl. fr. (fpr. —Eof‘) Seegarneele, Säge- 
frebje, eine an Franfreihs und Staliens Küſten 
häufige ſehr ſchmackhafte Krebsart. 

Salicornia,f.nl.(fr.salicornie, salicorne, salicor, 
salicot) das Salzfraut, der Glasfchmelz, Seekrapp; 
Salicor, m. die daraus bereitete Soda. 

Salier, pl. I. (Salii, v. salire, jpringen) Prieſter des 
Mars bei den alten Römern, die am 1. März 
a Tänze aufführten; ſ. auch ſaliſches 

eſe 


Enliere, f. fr. (ſpr. ßaljähr') ein Salzfaß; Salt: 
fifation, Saline, Jalinifch zc., ſ. unter sal. 

Saliretin, j. unter Salicin. 

Salijation, f. I. (salisatio, von gleich]. (. salisäre, 
salissäre, v. salire, jpringen) da3 Springen, Bit- 
tern, die hüpfende Bewegung der Muskeln. 

ſaliſches Geſetz, n. (l.leges salicae) die im 5. Jahrh. 
veranſtaltete Sammlung von Rechtsgewohnheiten 
des deutſchen Volksſtammes der Salier od. Sal— 
franken, die älteſte Sammlung deutſcher Geſetze; 
beſ. der 62. Artikel dieſer Geſetze, zufolge deſſen die 
Töchter von der Erbſchaft und Thronfolge aus— 
geſchloſſen ſind; daher ſaliſche Güter, ſolche, die 
nur auf die männlichen Nachkommen vererben; 
ſaliſches Land oder Salland, n. !. terra salica, 
da3 zu einem freien Haupthofe (Salhofe), auf wel- 
chem die herrfchaftlihe Wohnung (sala) ſtand, ge- 
hörende und von dort aus bewirtichaftete Land, 
jpäter das ererbte Grundvermögen überhaupt. 

Salit oder Sahlit, m. (von der Stadt Sala oder 
Sahla in Schweden) blätteriger Augit, ſ. d. 

saliva, f. [. der Speichel; salivalis ductus, m. 
Heilf. der Speichelgang; ſalivieren (I. saliväre), 
iveicheln, durch den Speichelfluß reinigen; viel 
Speichel ausmwerfen; Speichelflußmittelgebrauchen; 
salivantia, pl. Heilk. jpeicheltreibende Mittel; 
Salivation (jpätl. salivatio) od. Salivierung, 
f. der Speichelfluß, Speichelreiz, die Speichel-Kur; 
Salivin, n. der Speichelftoff, der wejentlichite Be- 
itandteil des Speichels. 

Sally, f. engl. weibl. Name, Abkürz. f. Rofalie. 

Salm, m. 1. (v.1.salmo) der Lachs, ein befannter 
Fiſch; 2. (mittelhochd. salme, it. salmo — Palm, 
j.d.) der Kirchengeſang; uneig. verächtlich ein mweit- 
läufiges, unnützes Geſchwätz. 

Salma, f. it. überh. Laſt, Bürde (vgl. d. gr. sagma, 
u. d. deutſche Saum), beſ. ein ehemaliges Gewicht 
von 12—13 kg; ferner ein früheres ital. Flüſſig— 
feitSmaß von 160— 250 1; auch ein früheres Ge- 
treidemaß in Barcelona, Malta u. Meſſina, von 
ungef. 2751. 

Salmagindi od. Salmigondis, n. (v. I. salgäma 
condita, pl. mit Salz eingemachte Früchte 2c., od. 
nah der Gräfin Salmagondi, Hofdame der 
Maria von Medici, benannt, melde für die Erfin— 
derin des Heringsfalates gilt), urfpr. ein Salat 
von Hering und Äpfeln 2c., Heringsfalat; ein Ge- 


Salpeter 


miſch aus verſchied. Bejtandteilen, von Fleifch zc., 
ein Überbleibſelgericht; uneig. f. Gewäſch, unzu⸗ 
ſammenhängende Rede; Salmi, n. (fr. salmis, 
wahrſch. zgez. aus salmigondis) ein Wiürzgericht 
(Ragout) von gebratenem wilden Geflügel, Braun- 
eingemachtes. 

Salmiat, m. ([. sal ammoniäcum,n., woraus Sal- 
miak durch Zufammenziehung entitanden ift, vgl. 
Ammoniaf) Ammoniat-Salz, ſalzſaures Ammo- 
niak oder Chlorammonium; Salmtatblumen (I. 
flores salis ammoniaci), dur) Sublimieren 2c. ge- 
veinigterSalmial; Salmtafgeift, m. ein mit Am- 
moniafgas gejättigtes Wafjer. 


Salmigondis, |. Salmagundi. 


Salniter, j. Salpeter. 

Salog, m. ruſſ. (jpr. jalsag, v. saloshitj, einlegen, 
hinterlegen), das Pfand, Unterpfand, die Kaution, 
def. bei Tieferungsgejchäften an die ruſſ. Krone. 

Saͤlomo, m. hebr. (Sch’lömöh, v. schälöm, Heil, 
Glück, Frieden) männl, Name: der Friedlide, 
Sriedreiche; überh. f. ein weiſer Herrfcher od. Rich» 
ter; Salomenis-Schlüffel, m. I. clavicüla Salo- 
monis, ein urjpr. hebräifch abgefaßtes und dem 
Könige Salomo Fälfchlich beigelegtes kabbaliſtiſches 
Zauberbud; Saͤlome, f. die Friedliche, Friederike; 
jalomänifch, weiſe wie König Salomo; ein falos 
monifches Urteil, ein Icharfjinniges Urteil, wie 
es Salomo bei dem Streit der beiden Mütter um 
ein Rind fällte. 

Salon, m. fr. (ſpr. Balöng; von salle, it., fpan. u. 
prov. sala, Saal, v. althodhd. sal, Haus, Saal, 
Wohnung) urfpr. ein großer hoher Saal (= it. 
salone); jet gem. ein Eleiner Saal, ein elegantes 
Geſellſchaftszimmer, auch in Gafthäufern; ein Ge- 
mäldejaal, Bilderfaal, Ausftellungszimmer für 
Gemälde, bef. die jährl. Kunſtausſtellung v. Wer- 
fen lebender Rünftler in Paris; uneig. die gute 
Geſellſchaft, vornehme Welt, daher z. B. Salon— 
dame, f. eine feine, elegante Dame; Salon— 
wagen, m. ein als Gejellfchaftszimmer bequem 
eingerichteter befonderer Wagen bei Eifenbahn- 
zügen. 

Salonichi, n. ein in der gleichnamigen Stadt Ma- 
zedoniens gefertigtes farblofed Wollenzeug. 

saloon, m. engl. (fpr. Bäluhn) Salon, Empfangs- 
zimmer; Runfthalle, Saal. 

ialopp, fr. (salope; von fr. sale, ſchmutzig, unrein 
oder vom engl. slop, Pfütze, Schmußfled, sloppy, 
ſchmutzig, kotig) nadhläflig, unjauber, ſchmutzig, 
ſchlumpig; Saloperie, f. Unreinlichkeit, Schmuß; 
Salope, gew. Saloppe, f. eig. eine unſaubere 
Frau, Schlumpe; ein großes Umjchlagetud), ein 
Morgen- od. Srühmantel. | 

Salpen, pl. (v. gr. sälpe, I. salpa) der Doppelreiher, 
eine Gattung der Seejcheiden, durchſichtige See— 
tierchen in den füdlichen Breiten des Ozeans, Die 
nacht3 mit einem bläulich glänzenden Lichte leuchten. 

Salpeter, m. (vom [. sal petrae, d.i. Felſen- oder 
Steinjalz, mweil er bef. an feuchten Mauern und 
Wänden der Gejteine anichieht), auch Salniter 
(v.sal nitri), Mauer- od. Erdfalz, Verbindung von 
Salpeterfäure mit einem Alkali oder einer alkali- 
ſchen Erde, im engeren Sinne: falpeterjaures Kali; 
Salpeter:Fraß, m. das Verwittern der Steine 
u. des Mörtels durd) die Bildung von Salpeter- 
jäure, die fi) mit dem Kalf verbindet und als 
Kalfjalpeter vom Regen weggewaſchen wird; ©.= 
Gas, n. Stidjtofforyd; S.=-Bapier, Papier, das 
mit Salpeterfäure geträntt ift und verbrannt wird, 

dient al3 Mittel gegen Aſthma; S,-Plantagen, 


Salpicon 


pl. Anjtalten zur Erzeugung und Gewinnung des 
Salpeter3; d-Säure, f. od. S,=&eift, m. eine 
ſtarke, aus Stickſtoff und Sauerftoff bejtehende 
Säure, im verdiünnten Zuftande: Scheidemwajler; 
Salpetritre, f. fr. (jpr. —triähr') eine Salpeter- 
jiederei; auch ein früher zur Salpeterjiederei be- 
nüßtes Verpflegungshaus für arme weibliche Ir— 
ren, fowie fiir früppelhafte oder altersſchwache 
Frauen in Paris. | 
Salpicon, n. fr. (jpr. Balpitöng; ſpan. salpicon, 
prov. und fpan. salpicar, mit Salz bejtreuen, d. 
‘ sal, Salz, u. picar, jtechen, tüpfeln; vgl. fr. sau- 
poudrer, mit Salz bejtreuen) ein aus Gurken, 
Schinken, Trüffeln ze. mit Ejjig bereitetes Gericht. 
Salping, f. ar., pl. Salpingen, eine Trompete; 
eine Seemuſchel; Heilk. die euftachifche Röhre; 
Salpingemphräris, f. Heilt. die Verſtopfung der 
euſtachiſchen Röhre; Salpingopharyngeus, m. 
derRöhrenſchlundmuskel; Salpingoftaphylinns, 
m. der Röhrenzäpfchenmusfel; Salpingofteno- 
chorie, f. Verengung der euſtachiſchen Röhre; 
Salpiiten, pl. Trompeter. 
Saliamente, pl. I. (salsamenta, sing. salsamen- 
tum, v. gleich]. I. salsäre, einjalzen, v. salsus, ge- 
ſalzen, jalzig) eingeſalzene Sachen, beſ. Speijen; 


Salfe, k. (it. u. fpan. salsa) eine Salzbrühe, Tunfe 
— peifen, = Sauce; Salſen, pl. (it. salse) 
a 


mmovulfane, Kleine Bulfane, die jtatt derLava 
Schlamm und Schwefelgad auswerfen; Saltöle, 
f. nl. (v. sal, ſ. d.) das Salzkraut, von dejien Arten 
bef. Salsola Kali, u. S. Soda, durch Einäfcherung 
zur Bereitung der Soda benutzt werden. 

Saltarello,m. it. (v. I. u. it. saltäre, jpringen, tan- 
gr) der Hüpfer, ein röm. Volkstanz in trippelnder 

ewegung, bei wechjelnden Gebärden (der Arme), 
meilt von der Handtrommel begleitet; Ton. eine 
hüpfende Tonfigur; Saltatton, k. l. (saltatio) das 
Springen, Tanzen, bef.der Gebärdentanz im Alter- 
tum; das Schlagen, Klopfen der Pulsadern; Sal- 
tätor,m. Tänzer, Gebärdenkünitler; Saltatorig, 
pl. Springer, —** der Geradflügler; Saltä— 
trix, f. Tänzerin. 

Salterio, m. it. (= Pfalterium, ſ. d. die Davids- 
harfe; eine Art Hadebrett. 

Saltimbangue, m.fr.(fpr. Baltängbang’; v.it. salt- 
im-banco, der auf eine Bank fpringt) ein Marft- 
jchreier, Duadjalber, Gaukler; auch franzöfifche 
Bezeihnung für den kleinen Kunftreiter. 

saltus, m. lat. (von salire, fpringen) der Sprung; 
saltus in conelud&ndo, ein Sprungim Schließen; 
per saltum, durch einen Sprung, fprungweife, 
3. B. bei Schlüfjen; Salto, m. it. der Sprung; 
Salto mortdle,m. ein Todesſprung, halsbrechen- 
der Kunſtſprung, das Überfchlagen des Körpers in 
der Quft nad) vorn, im Gegenjag zu Sautperil- 
leux (f. d.); uneig. ein zu großes Wagejtüd. 

Salubrität, f. I. (salubritas, v. salüber, heiljanı) 
die Geſundheit, gefunde Beichaffenheit, Heilſamteit, 
Zuträglichfeit, bej. der Luft. 

Salung, n. ein Gold- u. Silbergewicht in Siam — 
1/, Tital = 2 Fuang = 3,8 g. ; 

Salup, m. (= Salep, ſ. d.) ein köſtliches Getränk 
der Morgenländer; ein Salzgewicht auf Sumatra 
— 2 engl. Pfunde. 

Salus, f.(Gen.salütis) [.dieGejundheit, Wohlfahrt, 
das Wohlſein, Gedeihen, Heil, Glück 2c.; Fabell. die 
Sefundheitsgöttin, eine allegorifcheGottheitder Rö— 
mer, jo viel als Hygiea bei den Griechen; salus 
publica, f. die öffentliche oder Staat3-Wohlfahrt, 


das Gemeinwohl, mırrde ebenfall3 von den Nönıern | 


salvus 175 


göttlich verehrt und ıhr ein Tempel gebaut; salus 
puhlica supr&ma lex esto, die Staat3-Wohl- 
tahrt muß das höchſte Geſetz Fein: salutem, (Akk. 
v, salus) näml. dieo, Wohlſein, Gejundheit, Heil, 
Gedeihen, nämlich wünsche ich (als Grußformel); 
ſalutäriſch, I. (salutäris) heilfam, zur Gefundheit 
dienlih; Salüt, m. fr. (fpr. Balüh) Gruß, Be- 
grüßung mit Kanonenſchüſſen; salut du tröne, 
Begrüßung einer auf dem Throne fißenden fürſt— 
lichen Berjon bei feierlichen Gelegenheiten, 3. B. 
Bermählungen; Jalntieren, 1. (salutäre) grüßen, 
bewilllommmen; bej. militäriſch begrüßen, auch 
mit Kanonenſchüſſen (vgl. Salve); Salutation, 
f. [. (salutatio) die Begrüßung, der Gruß; salu- 
tatio ecclesiastica, die firchliche Begrüßung, der 
Priejtergruß mit dem Abfingen der Worte: „Do- 
minus vobiscum“, d. i. der Herr fei mit euch! Sa= 
Intatorium, n. das Sprehzimmer in Klöjtern; 
die Kapelle, in welcher der Bijchof vor dem Gottes— 
dienjte empfangen wird. 

salva ete., j. unter salvus; Salbage, Salvatells 
Ader, Salvation, Salvator, j. unt. falvieren. 

salvo! I. (Smperativ v. salvere, gejund fein) eig. fei 
geſund! befinde dich wohl! dah. ald Grußwort: jet 
gegrüßt! oder willkommen! salve regina [mi- 
sericordiae]! jei gegrüßt, —— lder Barm— 
herzigkeit)! ein an die Jungfrau Maria gerichteter 
Gejang in der fathol. Kirche; Salve, f. fr. ein 
Ehrenſchuß, Freudenſchuß, Begrüßungsſchießen 
durch Kanonen; uneig. auch das gleichzeitige Ab— 
feuern einer größeren oder geringeren Anzahl von 
Gewehren, ein gleichzeitigeg Abfenern von Kanonen 
oder Flinten, z. B. bei militärischen Begräbnifien ; 
landich. (3. B. am Harz) ein Nachmittags⸗-Gottes⸗ 
dienst für Konfirmanden. 

Salvegarde, j. unter jalvieren. 

salvia, f. I. die Salbei, j. d.; Salviaͤti, f. (fr. sal- 
viati,m.) eine zuderjüße jaftige Sommerbirne mit 
zartem Fleifche. 

falpieren, jpätl. (salväre, von salvus, ſ. d.) retten, 
in Sicherheit bringen, flüchten, bergen; Salvage, 
f., r. n. fr. (fpr. ßalwähſch; ml. salvagium) Seejpr. 
das Bergegeld, der Bergelohn; Salvatell-Ader, 
f. (ml. salvatella, fr. salvatelle; jo genannt, weil 
man das Öffnen diefer Ader in gewiſſen Krank— 
heiten für jehr heilfam hielt), Heilk. Milz. Bfut- 
ader; Salbation, f. nl. Rettung, Verteidigung, 
Verwahrung; auh = Salbationsſchrift, f. eine 
Berteidigungs- od. Rettungsſchrift, be. zur Nach— 
weifung, daß man den fchuldigen Beweis ge 
habe; Salbvätor, m. jpätl. der Retter, Erlöjer, 
Heiland; Salbator-Bier, n. das Erlöjerbier, ein 
zur Paſſionszeit in Bayern zur Verſchrotung fom«- 
mendes ausgezeichnetes Bier; S.⸗Orden, m. der 
Erlöjerorden; Salvegarde oder Saubegarde, f. 
fr. (jpr. Bow’gard’) die Sicherheitswache, Schuß- 
od. Schirmwache, Bedeckung; auch ⸗Salvatorium, 
n. nl. ein Schuß- u. Geleitsbrief. 

Salpiner:WBein,m.einejchwarzblaue®eintrauben- 
Art in Oſterreich. 

salvus, a, um, I. unverlett, unbejchädigt, ficher, 
wohlbehalten; salvas condüctus, m. ſicheres Ge— 
leit, Schußgeleit; auch ein Schuß od. Geleitäbrief; 
Ss. locus, m. ein unbejchwerter, von aller Leiftung 
freier Ort; a salvo, Kfipr. wohlbehalten, unbe» 
Ihädigt (auf Frachtbriefen); in salvo. in Sicher⸗ 
heit, ficher, wohlbehalten, geborgen; salvo erröre 
calcüli, mit Vorbehalt eines nıöglichen Rechnungs⸗ 
fehlers, auch ohne Rehnungsverjtoß; 8. errore 
et omissiöne, mit Vorbehalt von Irrtum und 


776 Sam 


Auslafjung, unter Rechnungen und Rechnungs— 
auszüge gelebt; 8. honöre, unbejchadet der Ehre 
oder mit Erlaubnis zu jagen; s. jure, unbejchadet 
jeines Rechts; 8. jure cujüsvis, jedermanns Rech— 
ten unbejchadet; 8. Jure quocunque, mit Vorbe— 
halt eines jeglichen Rechts oder aller Rechte, fie 
mögen Namen haben, wie fie wollen; 8. Jure 
tertii, mit Vorbehalt der Rechte eines Dritten; 
s. meliöre, unbejchadet de3 Befjern; s. regressu, 
der Rückkehr oder Rückwendung unbejchadet; 8. 
r6espectu, der Achtung — — s. titũlo, 
auch s. pleno titũlo, mit Vorbehalt oder ohne 
Nachteil des Titels, unbeſchadet des Ranges und 
Titels, mit Auslaſſung des Titels; — salva ap- 
probatiöne, unter Vorbehalt der Genehmigung; 
s. auctoritäte judieiäli oder salvo honöre ju- 
dieis, unbejchadet des richterlichen Anſehens, od. 
ohne Nachteil für die Ehre des Richters; salva 
conscientia, mit guten Gewiſſen; s. fama, ohne 
Nachteil des guten Namens; s. ratificatiöne, mit 
Vorbehalt der höhern Genehmigung; 8. remis- 
sione, mitBorbehalt der Zurüdjendung; s.venia, 
mit Erlaubnis zu jagen; — salvis curialibus, 
derFörmlichkeiten unbefchadet; 8. exeeptionibus, 
mit Vorbehalt der Einwendungen; s. omissis, mit 
Borbehalt des Weggelajjenen; s. ulterioribus, 
mit Vorbehalt des Weiteren. 

Sam, Uncle, j. Samuel. 

Samädan, m. der neunte Monat bei den Mrabern. 

— oder Saniaſſi, pl. indiſche Büßer und 
Heilige. 

Samar, m. Fruchtmaß in Georgien, — 19, ruſſ. 
Tſchetwert od. 3,1485 hl: 

Samariter, m. pl. die bei der babyloniichen Ge- 
fangenjchaftzurüdgebliebenen und mit eingeführten 
heidnijchen Bewohnern gemifchten Landeseinge— 
borenen in Paläftina, von den zurücfgefehrten 
Suden fehr gehabt; nach der bei Luk. 10, 33 er- 
zählten Begebenheit bedeutet Samariter in der 
Kirhenjprade überh.: barmherziger Mann; Sa— 
mariterbereine, zuerit von Prof. Esmarch nach 
engliihem Borbilde eingerichtete Vereine, die den 
Zweckhaben, Berunglücten die erfteHilfezu leiſten, 
und deren Mitglieder dazu in bejonderen Übungen 
vorbereitet werden. 

Sambal, m.per]. (zambak) nl. nyetanthes sambac) 
der arab. Jasmin; die oftind. Nachtblume. 

Sambos, r. Zambo3, f. Zambo. 

Sambüca, f. I. (gr.sambyke) ein dreieckiges Saiten- 
injtrument von ſehr ſcharfen Tönen, eine ArtHarfe; 
ein Belagerungsmwerkzeug von ähnlicher Geftalt, 
modurd man auf Mauern gelangte, die Sturm- 
brücke, Sturmleiter. 

Sambücus, f. I. der Holunder; S. nigra, gemeiner 
Holunder, Flieder. 

Samet, m. rufj. (fpr. jamiött; von sametätj; mit 
Schnee zumehen) Die Schneeverwehung, ein heftiges 
Schneegeitöber in den Steppen de3 ſüdl. Rußland, 
deſſen ſchlimmſte Art, wobei der Schnee von oben 
berab- u. von unten emporgetrieben wird, Wjuga, 
Schneemirbel, heißt. 

Samia, f. gr. Beiname der Hera od. Kuno von der 
Inſel Samos, wo fie einen Tempel hatte. 

Samiel, m. 1.= Samum; 2. r. Samael, ein böſer 
Geiſt oder Teufel, urſpr. nach orient. Anſicht: ein 
Engel, welcher die Menſchen verführte und dafür 
aus dem Himmel geſtürzt ward; bei den Juden: 
der Oberſte der Teufel. 

Samiſche Erde (fr. terre Samienne), f. Mergelerde 
von der griech. Inſel Samos. 


Sanatogen 


Samita, f. ein ſüßes Getränk in der Berberei, aus 
Honigfuchen und Waffer bereitet. 

Samkin od. Samutin, m. (fr. samequin) ein tür— 
kiſches Fahrzeug, das nur zu Küftenfahrten ge- 
braudt wird. 

Sammelfurium, n. (dtjeh. von fammeln, mit 
ſcherzweiſe angehängter lat.lautender Endung) eine 
Sammelei, Gemengfet. — 

Sammet oder zgez. Samt, m. mhochd. samit, it. 
sciamito, altfr. samit, ſchwed. sammet, dv. ml. sa- 
mitum, samitus, abgef. aus examitum, entft. aus 
dem gr. exämitos, d. i. jechsfädig, mit ſechs Fäden 

.gewebt) ein ſchweres Seidenzeug, defjen Fäden über 

die Oberfläche hervorgehen, und, wenn fie aufge- 

lag find, einen weichen, feinen Haarüberzug 
ilden. | 

Samnite, f. (v. 1.Samnis, Samnitis, aus Samnium 
im alten Stalien?) ein Hausfleid der Frauen mit 
jteifem Kragen. 

Samogitien oder Shmupdien, n. lit. (von zmudz, 
Tiefland), der von den Niederlitauern od. Shmuden 
bewohnte, an der Oſtſee liegende Teil Litauens 
(Reg.-Bez. Gumbinnen und rufj. Gouv. Kowno u. 
Sjumalfi). 

Samojede od. r. Sfamojede, m., pl. Samojeden, 
ein zum altaifchen Bölferftamm gehöriges Volk 
im Norden Rußlands und Sibirien; Samojede, 
f. eine Art Srauen-Überrod od. -Mantel mit mei- 
ten, langen Armeln. 

Samölus, f. I. (felt. Urjprung3; fr. samole) der 
Strandpungen, Salzpıngen, das Samenfraut. 

Samobar od. Samowar, |. Sjamomar. 

Sampdn, m. hin. (auch zuweilen „Sampang“ ge- 
ſprochen; din. san = Drei; pan — Brett, alſo 
eigentl. Dreibrett), eine chineſiſche Barke. 

Suamsblätter, = Senneöblätter, ].d. 

Samſchu, n. (fr. samsou) ein aus Reis bereitetes, 
jehr beraufchendes Getränk in China. 

Samuel, m. hebr. (Sch’mü£l, v. schamä’, hören, u. 
el, Gott, . 1. Sam. 1, 20; gem. jüd. zgez. Schmul) 
männl. Name: der von Gott Erhörte; n. a. viel- 
mehr: Name Gottes; Sam, engl. Abkürzung für 
Samuel; Uncle Sam (ſpr. öngf’l Bämm), m. ſcherz⸗ 
hafte Benennung der Nordamerifaner und ihrer 
Regierung. Im nordamerikaniſchen Freigeitsfriege 
war Elbert Anderfon Armeelieferant, u. Samuel 
Wilſon, allbefannt unter vem Namen Uncle Sam, 
von der Regierung bejtellter Aufjeher über den ge- 
lieferten Broviant. Die gepadten Vorräte wurden 
mit E. A. (Elbert Anderson) und U. S. (United 
States, Vereinigte Staaten) bezeichnet. Auf die 
Trage, was dieje Buchjtaben bedeuteten, äußerte 
der mit dem Bezeichnen Beauftragte: Elbert An- 
derson und Uncle Sam. Diejer Spaß fand als- 
bald durch die Preſſe allgemeine Verbreitung. 

Samulin, j. Samfin. 

Samum, m. arab. (samüm, von samma, bergiften, 
samm, Gift) od. Sam-Helt (Samiel, vom türf. 
yel, der Wind), auch Chamjin, Kamfin oder 
Harmattan, m, ein Glühs oder Giftwind, ein 
zum Erftiden heißer, oft tödlicher Wind, bef. im 
nordöftl. Afrita, Arabien (Wüfte), Syrien ce. 

Samuröſe, f. (fr. samoreux, m; von dem Fluſſe 
Sambre, I. Samära) ein langes, ſchmales und 
plattes Fahrzeug zum Holzhandel 2c. in —— 

san, it. u. ſpan. abgef. für santo, heilig, Heiliger. 

sanae mentis, |. unter mens. 

Sans, m. (fr. sanas) ein oftindifches Baumtollen- 


zeug. 
Sanatogen, n. lat.-griedh. (d. h. gejundheiterzei- 


Sanatorium Sanicula 177 
die Bienen zu ihrer Nahrung in die Brotwaben 
eintragen; Sandarazin,n. derSandarafitoff, das 
Sandarafharz. 

Sandel= oder Santelholz, n. (nl. santälum, arab. 
sandel, d. ſanstr. tschandana, malay. u. javaniſch 
tschendana) ein feines Holz, bei. aus Oftindien u. 


gend), der Gejundheiterzeuger, ein befanntes Er 
zeugni3 der Chemie, das al3 Nervenftärkungs- 
una und ſtärkendes Nährmittel viel gebraucht 
wird. 

Sanatorium, n. j. unter janieren. 

Sanbenito od. Sambenito, ſpan, auch Sachenito, 


m.(v. I. saccus benedictus) ein Marderhemd, ein 
elbe3, mit einem roten Andreasfreuze und mit 
lammen und Teufeln bemaltes Hemd, womit die 

von der ſpan. Inquifition zum Scheiterhaufen ver- 


von den Inſeln der Südſee; das gelbe wird zum 
Räuchern und zu eingelegter Arbeit, das rote 
(Raliaturholz) zum Färben gebraudt; Sans 
talin, n. das Sandelrot, Farbejtoff aus dem roten 


urteilten Ketzer bekleidet wurden und welches auch 
diejenigen eine Zeitlang tragen mußten, die ihre 
Ketzerei abgeſchworen hatten u. freigelaffen wurden; 
auch eine ſolche Mütze. 

faneieren, I. (sancire) oder ſanktionieren, nl. (fr. 
sanctionner) ein Geſetz heilig und unverletzlich 


Eandelholz. [melone. 
Sandie, f. (jpan. sandia) die füdamerifan. Wafjer- 
Sandir vd. Sandy, f. u. gew. m., gr. Mennig 

od. dem Mennig ähnliches Rot; rötliches Bleigelb, 

vol. Mafficot. 
Sandſchak, m. türk. (sandschäk) eig. Fahne; Pro- 


machen, bejtätigen, befräftigen, genehmigen; etwas 
feſtſetzen, zum Geſetz machen, Öejeßesfraft erteilen; 
sanctus, a, um, [., oder fanet, heilig, abgek. S., 
Set. oder St., 3.8. Sct. oder St. Paulus, der 
heilige Baulus; Sankt-Barbara (nad) einer Dei- 
ligen diejes Namens benannt, fr. sainte-barbe, die 
Bırlderfammer aufSchiffen) uneig. ein Gemach für 
die Stückſchützen (Artilleriften) im Hinterteil der 
Kriegsschiffe; o sancta simplicitas! o heilige 
Einfalt; sanetum offleium, n. eig. das heilige 
Amt,die heilige Pflicht, Benennung des ehemaligen 
Keßergerichtes in Spanien, vgl. Inquiſition; 
Sanctitas, f. Heiligkeit, Titel der Bifchöfe, bef. des 
Bapites; Sanctus, n. das Heilig, ein mit dieſem 
Worte beginnender Teil des Meßgeſangs in der 
fathol. Kirche; Sanctiſſimum, n. bei den Katho— 
liken das Allerheiligite, die geweihte Hojtie; Sank— 
tion, f. (I. sanctio) die Betätigung, Genehmigung, 
ng eines Geſetzes, Feſtſetzung, Heiligung, 
Beihe; Erteilung der Gejehesfraft; pragmatiſche 
Sanftion, j-unt. pragmatiich; Sanftuarium, 
n. [. oder Sanctüsire, n. fr. (fpr. ßanktüähr') das 
Heiligtum, Allerheiligite im Tempel der alten Ju— 
den; aud) das innere Chor in Kirchen; der Raum 
um den Hauptaltar; der Aufbewahrungsort von 
Reliquien und Heiligtiimern; der heilige Schußort, 
die Freiſtätte; ſanktifizieren, jpätl. (sanctificäre) 
heiligſprechen; Sanftififation, f. (sanctificatio) 
die Heiligung, Deiligjprechung, Weihung; Santti= 
monium, n. nl. ein Deiligtum. 

Sancus, m. |. eine altitalijche Gottheit, |. Semo. 
Sanddlen oder Sandalien, pl. gr. (sändäla, von 
sing. sändalon; I. sandalia, v. sing. sandalium, 
perj. sandal; viell. f. gr. sanidalon, von sanis, 
Brett; vgl. Sanidin) 1. Bindejohlen, Schnürfohlen 
von Holz bei den alten Griechen; jpäter eine Art 
feiner Frauenſchuhe; Pracht-Socken mit Gold und 
Berlen gejtidt, fiir vornehmere kathol. Geistliche bei 
feierlichen Gelegenheiten; lederne Schnürfohlen, 
Mönchsſchuhe; 2. (perf. sandal) eine Art Fahrzeuge 
zum Richten der Schiffe im Mittelländifchen Meere 
22.; Sandaline, f. ein venetianisches Wollenzeug; 
Sandalivlith, m. eine fojjile Meerforalle, ein 
toffiler Bolyp ; Sandalit, m. verjteinerteBantoffel- 
muſchel. 

Sandang, n. die königliche birmaniſche Elle von 
0,485 m; vgl. Taim. 

Sandärach oder Sandäraf, m. (gr. sandaräche 
od. sandaräke, |. sandaräca, fr.sandaraque, perſ. 
sandar für sandarüs, janzfr. sindüra) 1. rotes 
Rauſchgelb, rotes Schwefelarjen, j. Arfenit; 
2. (vd. perj. sandarah) ein blaßgelbes Wacholder— 
Pr Bereitung von Firnis gebraucht; auch 
ür 


tenenbrot, d. 1. der mehlige Stoff, welchen ! 


vinz, Statthalterfchaft einer Kleinen türf. Land— 
ſchaft; Sandſchat-Beg, m. der Statthalter der- 
ask &.:Scherif, m. (v. arab. scherif, heilig) 

ohammeds heilige Fahne in Konjtantinopel, die 
in Striegszeiten öffentlich ausgeftellt wird; Sans 
dſchaktor, m. Bannerträger, Benennung der vier- 
zig, die die heilige Sahne Mohammeds zu tragen 
haben. 


Sandwich, n. engl. (fpr. ßänduitſch; angeblich nad) 


dem Grafen Sandwid, Earl of Sandwich, +1792, 
benannt) Butterbrot mit darauf oder dazwiſchen 
gelegten Falten Fleifchjchnittchen; belegtes Butter» 
brot. 


Sanfedtften, pl. it. (von santo, heilig, u. fede, der 


Slaube) die Mitglieder einer politischen und reli- 
giöfen Verbindung im ehem. Kirchenftaate, zur 
Befeftigung der päpftlichen Gewalt, welche in allen 
Aufitänden von den Zeiten Napoleons biszu denen 
der zwanziger Jahre als Gegner der Karbonari 
(ſ. d.) fämpften. 


saug, m. fr. (fpr. Bang; vom J. sanguis) das Blut; 


sang de dragon, n. (jpr. Bang d'dragoͤng) Dra- 
chenblut, ein rote8 Harz; Sang-froid, n. (pr. 
Bang-frod) Faltes Blut, Kaltblütigfeit; sauglant 
(pr. —Idng), blutig; bitter, verlegen. 


Sangaree, n. engl. (jpr. Bängärih) Getränt aus 


Waſſer, Rum, Zuder, Zitronen und Gewürz. 


ſanguifizieren, nl. (v. I. sanguis, Gen. sanguinis, 


das Blut) Blut erzeugen; Sanguificantie, pl. 
bluterzeugende Mittel; Sangnififation od. Sans 
guinififation, f. die Bluterzeugung in den tierifch. 
Körpern; fanguinärtich, I. (sanguinarius) blut- 
gierig, mordlujtig, graujam; Sanguination, f. 
die Blutung, das Bluten; Sanguineus, m. (l. 
sanguine&us, blutig) od. Sanguinifer, m. nl. ein 
blutreicher, leichtblütiger, leicht erregbarer, feuriger 
Menſch; ſanguiniſch, blutreich, leichtblütig, ſehr 
lebhaft, hitzig, leicht empfänglich für frohe und 
traurige Stimmung; auch leichtſinnig, hoffnungs— 
reich, ſhwärmeriſch; ſanguiniſches Tempera- 
ment, leichtblütige, lebhafte Körper- u. Gemüts— 
art (vgl.Temperament); Sanguinden, n.1.-dijch., 
eine Gattung fleiner geſchwänzter Affen in Süd— 
amerifa, wozu 3. B. der äußerſt Heine Wiftiti ge- 
hört; Sanguinofratie, f. lat.-gr. die Blutherr- 
Ihaft, 3. DB. in Frankreich unter Robespierre; 
Sanguiſörba, f. nl. der Wiefentnopf, ein gutes 
Futterfraut, früher auch als blutjtilendes Heil— 
mittel gebraucht. 


Sanhedrin, j. Synedrium. 
Saniaſſi = Samanäer, f.d. . 
Sanicüla od. Sanikel, f. nl. (v. l. sanus, gejund, 


heil) das Heil aller Schäden, eine Pflanze, als 
Heilmittel angewandt. 


178 Sanidin 


Saniditt, n. (v. gr. sanis, Gen.sanidos, das Brett, 
verfl.sanidion, das Täfelchen) der glafige Feldfpat, 
in tafelförmigen Prismen ꝛc. 

Sanies, f. I. Heilf. die Jauche, der blutige Eiter; 
fanids (Il. sanicsus), jauchig oder jauchicht, voN 
Eiter. 

fanteren, lat. (von sanus, gejund) heilen, gefund 

machen; verbeſſern; ergänzen; Santerung, auch 

Sanation oder Sanitation, Heilung; Aufhilfe; 

Ergänzung; Wohlfahrtseinrichtungen; fanitär, 

Adj. fr. (sanitaire) die Gejundheit betreffend, be» 

fördernd, ſchützend, geſundheitlich; Sanitarium 


od. Sanatorium, n. Heilanſtalt; Sanität, f. l. 


(sanitas) die Geſundheit; Kranfenpflege; Sani— 
täts-Roflenium, n. der Gejundheit3-Rat; S.= 
Kompagnie, f. bei dem Deere die Soldaten, welche 
den Kranfendienit haben, Gefundheitg- od. Kran- 
fenwärterfhar; S.-Geſchirr,e n. Gefundheit3-Ges 
ſchirr; S.«Polizei, f. = medizinifche Polizei; 
S.-Rat, m. Gejundheitsrat, Titel für Arzte; S.⸗ 
Wache, ärztlihe Wache. 

Sankhja⸗Philoſophie, k. ſanskr. (v.sankhjä, Nad)- 
denken, Betrachtung, v. khjä, ſagen, erzählen, mit 
dem Präfix sam, zuſammenzählen, berechnen) ein 
indiſches philoſophiſches Syſtem, welches ſtatt der 
Einheit des Seins nur deſſen Vielheit als wirklich 
anerfennt (vgl. Mimanſa). 

Sanlei, m., Sanlei-Wurzel, k. chineſiſcher Kal- 
mus, von heilender Kraft gegen den Biß giftiger 
Tiere. 

sans, fr. (jpr. Bang; altfr. sens, altjpan. sines, v. I. 
sine) ohne; sans cer@monie (ſpr. Bang Beremont) 
u. 8, complimens (jpr. —mäng), ohne Unftände; 
s. comparaison, j. unter fomparieren 1.; 
Sansculotte, m. fr. (ſpr. Bangfülstt; vgl. Cü- 
Iotten) eig. ein Hofenlojer, Ohnehoſe (d. h. ohne 
Kniehofen, dafür mit neumodiſchen Patalon?), 
Spottname der nicht mit Kniehoſen, wie die Ade- 
ligen, beffeideten Anhänger der freibürgerlichen 
Regierung od. vielmehr Pöbelherrſchaft zur Zeit 
der franzöfifhen Revolution, Schredensmann; 
Sansculotterie, k, auch Sansculottismus, m. 
barb.-lat. od. Sansculottisme, m. fr. die Hoſen— 
fofigkeit, Freiheitsihwindel, Anhänglichkeit an die 
Grundſätze der Sansculotten, Zügellofigieit;fans- 
culoͤttiſch, nach Art der Sansculotten, der zügel— 
loſen Pöbelherrſchaft anhängend; ſansculotti— 
fieren (fr.sansculottiser), zum Sansculotten ma— 
chen; ſanscülottiſch gefinnt fein; sans donte, fr. 
(pr. Bangduht’) ohne Zweifel, allerdings; s.facon, 
ſ. Faſſon; 8. gene, d. h. ohne fich zu genieren 
(j. gene), bejonders geläufig geworden duch das 
befannte franzöſiſche Luſtſpiel: Madame Sans 
Gene. 

Sanfära, n. ind. der dem Nirwäna entgegengefehte 
Zuitand, |. Nirwana. 

Sanstrit-Sprade, Sanskrita, f. (d. i. eig. ge- 
arbeitet, ausgearbeitet, vollkommen) oder das 
Sanskrit, in der Urſprache Sanskritam, d.i. 
die vollkommene (klaſſiſche) Sprade, die alte 
Spradje der Hindus od. Brahminen in Hindoftan, 
in welcher ihre Religions- und Geſetzbücher, ſowie 
ihre alten Dichtwerke abgefaßt find. 
Sans-Nuance, n. fr. (jpr. Bangnüdngß’) ſchwer— 
jeidenes Zeug mit goldenen Blumen; sans par- 
don (jpr. Bang pardöng) ohne Schonung, ohne 
Önade; s. pareil (jpr.—paırej’), ohnegleichen, un- 
vergleichlih, Name einiger Arten v. Apfeln; Sans⸗ 
geine,n. (pr. —pähn’; d. i. eig. ohne Mühe) eine 
Urt geiteppte® Baummollenzeug; sans phrase, 


sapo 


ohne Redeumjchweif, er ; Sansprendre 
(ipr. Bangprängd’r), d.i. eig. ohne zu nehmen, im 
L'hombre = Soloſpielen, d. i. mit den zuerft 
erhaltenen neun Karten ohne Gehilfen und ohne 
Bufauf anderer Karten von dem Talon ein Spiel 
unternehmen und mit vier oder fünf Stichen das 
Spiel zu gewinnen fuchen; sans rime et sans 
raison (pr. — räföng), ohne Reim und Sinn, d.i. 
ohne Grund und Urfache, ohne Kopf, ohne Maß 
und Biel; Sansſouci, n. (ſpr. ßangßüßi; wörtlich: 
ohne Sorge, von souci, Sorge) ein Sorgenftei, 
Sorgenlo3, Name eines fönigl. Luſtſchloſſes bet 
Potsdam. 

santa casa, Santiago, |. unter santo. 

Santalin, Santelholz, |. Sandelholz. 

Sante, £. fr. (jpr. Bangteh; vom I. sanitas) die Ge— 
jundheit; ein Geſundheitsgürtel, Leibgurt zur Ver- 
hütung einer Erfältung des Unterleibes. 

santo, santa, jpan. u. it. (1. sanctus etc.) heilig, 
der, die Heilige 2c.; ein edler goldgelber Wein aus 
dem Benetianijchen; santa casa, f. ſpan. (casa, 
das Haus) das Snauifitiong-Gebäude in Madrid; 
8. fede, f. it. heiliger Glaube; das ungebildete, 
blindaläubige Bolf; s. hermandad, |. herman- 
dad; Santidge, m. jpan. der heilige Jakob; das 
Kriegsgejchrei der Spanier gegen die Mauren; 
santo oficio, jpan.—=sanctum officium, j.d. unt. 
jancieren; Santon, m.ſpan. (Berjtärfungsform 
von santo) ein türkiſcher Heiliger oder Mönch, 
Derwiſch. 

Santonin, n. das Alkaloid vom Wurmſamen (lat. 
santonicum, gr. santönion). — 

Santorin, m. oder Santorinerde, f. eine vulka⸗ 
nifche Erde von der griehiihen Inſel Santorin, 
zu Waffermörteln und Bementen verwandt. 

Saoria, f. eine abyffin. Pflanze, borjäurehaltig und 
als Bandiwurmmittel gebraudt. 

Saba, f. lat. das Trauben- od. Weinbeermug, der 
Moitfaft, Moft, den man bis auf die Hälfte oder 
ein Drittel einkochen läßt. ; R 

Sapajeau, ın. fr. (pr. ßapaſchoͤh) ein Getränk aus 
Zitronen, Zuder, Eiern u. weißen Wein, welches 
gekocht und mit Ruten auf dem Feuer gejchlagen 


wird. 

Saͤpajon oder Saͤpaju, m., pl. Sapajus, Feine 
Kollihwanz-Affen in Südamerifa wozu z.B. der 
Coaita od. Beelzebub gehört. 

Sapdn= od. Sappan=Holz, n. jpan. (sapan) oſt⸗ 
indiſches Rotholz, dunfelrotes Sandelholz, ein 
— dem Fernambuk ähnlich. 

Sape, ſ. Sappe. 

ae aude, [. wage es, weije zu fein, verjuche es, 
verjtändig zu fein. a EN 

Saphena (sc.vena), f. nl. (übelgebildet v. gr. saphes 
od. saphönes, offenbar, deutlich) Heilf. eigentl. Die 
deutliche Blutader: die Hauptblutader am Zuße, 
Roſenader. 

Saphir, x. Sapphir, m. (v. gr. säppheiros; hebr. 
sappir, chald. sampir, arab. safir) ein geſchätzter 
Edelftein von blauer Farbe. 

sapiens, I. vernünftig, weife; sapienti ‚sat! dem 

eifen genug! genug für den Verjtändigen; Sa— 
pienza, f. it. (eig. die Weisheit) eine Univerfität 
oder hohe Schule, z. B. in Rom, Pija; der Ver⸗ 
ſammlungsort der röm. Mäkler. 

Sapin, m. fr. (ſpr. Bapäng; vom I. sapinus) 1. die 
Tanne; 2. = Biacre. 3 — 

sapo, m. I. die Seife; sapo medicinälis, Heilſeife, 
Geife zu arzneilihem Gebrauch; Saponarig, f. 
nl. Seifenfraut, eine Gartenpflanze von verſchied. 


Ba Ehe w»w—e 


Sapota 


Arten; Sapindns, m. der Seijenbaum auf den 
weſtindiſchen Inſeln Sapindustränen, pl. das 
Harz der orientalischen Fichte; Inponifizieren, in 
Seife vertvandeln; verjeifen; Saponififation, f. 
die Seifenbildung, Berfeifung; Saponin, n. der 
Seifenjtoff, in den Wurzeln des Seifenkrautes 2c.; 
Saponit, m. der Seifenftein. 

Sapöta, f. od. Sapotillbaum, m. nlat. (mezifan. 
cochit-zapotl) der Breiapfel, ein ſüdamerika— 
niiher Baum mit milchjaftreihen Früchten, die 
auch Sapotillpflaumen genannt werden. 

Sappar, m. (fr. sappare) = Cyanit. 

Sappe od. Sape, f. fr. (sape; nıl. sappa, sapa, it. 
zappa, jpan. zapa, rumän. sape, Haue, Schaufel; 
oberd. die Sappe, Spighade; vgl. altd. ſappen 
für ergreifen, vaffen, u. gr. skäptein, graben; ru— 
män.sapu, ich grabe) Krk. ein Zaufgraben, unter- 
irdischer Bau zu einer Feſtung; Schanzarbeit; 
sape couverte (jpr. — kuwert'), eine Dach- od. 
Sturmjenfe; s. double (jpr. — düb'l), eine Dop- 
peljenfe; s. pleine (fpr. — plähn’), eine volle 
Senke, mit ausgefüllten Schanztörben; 8. tour- 
nante (jpr. — turndngt’), eine Schlangen oder 
Wendejenfe; s. volante (fpr. — woldngt’), eine 
flüchtige Senfe, Fluchtſenke, two die leeren Schanz- 
törde erjt nachher ausgefüllt werden; Sappeur, 
m. (jpr.Bappöhr), auch Sappierer, ein Xaufgra- 
ben-Arbeiter bei Belagerungen, Schanzgräber; 
Sappeur-Korps,n. die Schanzgräberidar; ſau— 
pieven (fr. saper), jappen, unterivdiiche Gänge 
machen, Schanzarbeit ausführen. 

Sappphir, j. Saphir. 

ſaͤpphiſcher Vers, m. eine nach der griechifchen 
Dichterin Sappho (um 600 v. Chr.) genannte 
Bersart (Zu-S|Zuu|2u|20; die ſapphiſche 
Stronhe bejteht aus drei ſolchen Berfen u. einen 
adoniichen, ſ. d.; Sappho, f. ein Ajteroid, 1864 

ae — — —— 

ropijra, f. gr. (v. saprös, faul, u. pyr, Feuer, 
— Heilk. das Faulfieber; Saprophyt, n. 
gr. (von phytön, Gewächs) ein Fäulnisgewächs, 
Schmaroger, Pilze, auf faufenden Überreften. 

Cara, f. hebr. (säräh, v. särär, herrichen) weibl. 
Name: die Fürftin, Herrin; nad) biblifcher Aus— 
legung jpäter: die Fruchtbare. 

Sarabande, f. fr. (it. sarabanda; fpan. zarabanda) 
ein jpan. menuettähnlicher ernithafter Tanz im 
Gedritt-Tafte; auch ein taftmäßiges Schreiten deg 
Pferdes in der Reitſchule. 

Sarabaren, p). (l. u. gr. sarabära und saraballa, 
tatar. schalawar, ungar. salawari) die Pluder- 
ofen, die langen und weiten Beinkleider der Berjer 
und Meder. 

Saraf ».Sarraf,m. arab. (sarraf, v. sarafa, wen— 
den, verwenden, ausgeben) ein Wechfler (Bantier); 
in der Türkei ein Mäkler. 

Sarafän, |. Sjarafan. 

Sarape oder Serape, f. jpaıt., mexik, eine bunte 
Dede, die im jpan. Amerifa als Oberkleid, Schal, 
auch bloß zur Verzierung getragen wird. 

Sardpüs,ın. gr. (v. sairein, fehren, fegen, u. püs, 
Fuß; eig. wer mit den Füßen fegt) Heilf. ein Breit» 
fuß, Plattfup. 

Saraiin, f. wahrſch. v. fr. Sarrasin, Sarazene, aud) 
Buchweizen) eine mittelgroße feine Butterbirne. 
Sarazenen, pl. (l. Saraceni; fr. Sarrasins; dv. arab. 
scharki, öſtlich, morgenländifch, scharaka, auf» 
gehen) Morgenländer, = Dirientalen; urfpr. Be- 
nennung der Araber in Europa; dann überh. für 


Mohammedaner, Türken und alle nicht-chriftlichen 


I 


Sarlasın(us) 179 
Völker, gegen welche die Kreuzzüge unternommen 
wurden; uneig. rohe, verheerende Kriegsvölter. 

Sarbas, m. (v. perf. sarbäz, tapfer, unerjchroden) 
ein perfiicher Krieger zu Fuß. 

Sarcasmus, Sarcepiplocele, Sarcepiploms 
phälns 2c., ſ. Sarkasmus 2c.; Sarcidium, n. 
nl. (v. gr. sarx, Fleiſch) Heil. ein Fleiſchwärzchen; 
Sareitis oder Sarfitis, f. Fleiſchentzündung; 
Sarca-—, |. Sarto— unter Sarkasmus. 

sareina ventricüli, f. l. Heilf. eig. Biirde des Ma— 
gens, ein kleines rundliches Gebilde, ein Heiner 
Härungspilz in den ausgebrochenen Stoffen des 
Mageninhalts. 

Sard, Sarder oder Saärdachat, m. (gr. särdion 
oder särdios sc. lithos, d. i. ſardiſcher Stein, von 
Sardes, der Hauptitadt von Lydien) ein fleijch- 
roter oder bräunlicher Achat, Karneol. 

Sardanapäl, m. eig. der Name des legten und 
wollüjtigiten KönigsderAfiyrerim9.Sahrh.v.Chr.; 
dab. uneig. ein üppiger, weibiicher u. wollüftiger 
Fürst, Wollüftling; ſardanapäliſch, ſchwelgeriſch, 
wollüſtig. 

Sardelle, auch Sardine, f. (it. sardina, sardella, 
jpan. sardina, fr. sardine, gr. sardine, [. sardina, 
sarda, von der Inſel Sardinien benannt) eine 
Art Kleiner Heringe ım Mittelländiichen Meere, 
welche eingejalzen und in Fäßchen gepadt ver» 
jendet werden; vgl. Anjchovis; sardines & 
Phuile, fr. in Ol eingemacdte Sardinen; 8. & 
mixed pickles, engl. (vgl. mixed pickles) Sar— 
dinen mit fcharfen Gewürzen eingemadt; Sardi— 
naye, = Aiſſaugue. 

Sarder, 1.j.Sard; 2.m.,pl. Sarden, ein Bermoh- 
ner der Inſel Sardinien oder aud) de3 ſardiniſch— 
ſavoyiſchen Königreichs; Jardo-franzöſiſch, Sar- 
dinien u. Frankreich betreifend; ſardo-—italieniſch, 
Sardinien und Jtalien betreffend. ji 

ſardöniſches Lachen, n. gr. (l. risus Sardonius, 
urjpr. sardänios gelös, vielleicht von sairein, die 
Zähne fletſchen, grinjen) ein gezivungenes, krampf— 
haftes, bittere Lachen, Hohnlachen; auch ein dem 
Lachen ähnliches krampfhaftes Verziehen der Ge— 
ſichtsmuskeln, angeblich von einem gijtigen Ge— 
wächſe in Sardinien (Sardonia herba), deſſen 
Genuß den Mund zc. wie zum Lachen verzieht; 
auch Sardoniäſis od. Sardiäſis, f. der Hunds— 
krampf, = Baraftremma, ſ.d. 

Sardänyg, m. (zuſammengeſ. aus särdios u. Onyx, 
vgl. Sard u. DOnyg) ein aus ei 
Schichten bejtehender Onyx, der von den Alten bei 
zu Kameen benußt wurde. 

Saranfjuim, n. nl. (port. sargasso, sargago, ſpan. 
sargazo) das ſchwimmende Seegrag, der ſchwim— 
mende Seetang, welder auf dem Atlantijchen 
Meere ſchwimmende, oft mehrere taufend Duadrat- 
meilen große Inſeln bildet, Sargaſſo-Bänke, 
oder Tangwieſen genannt, 
durch welche jich 3. B. Kolumbus 14 Tage lang 
hindurcharbeiten mußte. 

Sarge od. Sarſche, ſ. Serge; Sargon, ſ. Zirkon. 

<arl. hindoſt. Umjchlagetuch, als Mantel u. Unter- 
ro von den Hindufrauen gebraud!t. r 

Sariäma, f. ein hühnerartiger Sumpfvogel in Sid- 
amerifa. 

Saribupalme, f. malay. (saribu) die rundblätte- 
rigeSchirnpalme(Saribusrotundifolius,Corypha 
rotundifolia), deren Blätter zu Sonnenſchirmen u. 
Fächern dienen. 

Sarkaͤsm(us), m., pl. Sartdsmen, gr. (sarkas- 
ınös) von sarkäzein, zerfleiichen; im et auf die 


780 Sarntaten 
Lippen beiken; von sarx, sarkös, Fleisch) eig. das 
Zerren am Fleiiche; fchneidender oder beißender 
Spott;farfaftifch.zerfleiichend,Schneidend; beißend, 
bitter, höhniſch; Sarfitis, £., Fleifhentzündung; 
Sarkockle, f. Heilt. ein Fleiſchbruch, krankhafte 
Berhärtung od. Verwandlung der Hoden; Sarfo= 
hydrocele, r. Sarhhdrocele, f. ein Yleifch- 
Wafferbrud; Sarkoköoͤlla,k.Fleiſchleim, ein gummi— 
oder ſchleimartiger Pflanzenbildungsteil, aus dem 
afrikaniſchen Strauche Penaea sarcocolla; Sar- 
fologie, f. Heil. die Fleiſchlehre, Lehre von den 
fleiichigen Teilen des Körpers; ſarkoloͤgiſch, die 
Fleiſchlehre od. Fleiſchkunde betreffend; Sarkom(a), 
n. ein Fleiſchgewächs; ſarkomatös, gral. mit 
einem Fleiſchgewächs behaftet; Sarkomphälus, 
m. oder Sarkomphälon, n. gr. das Nabelfleijch- 
gewächs, die Nabelgeihwulft: Sarkophäg, m. (gr. 
sarkophägos, v. phagein, efjen) eig. ein Fleiſch— 
frejjer, Fleiſchzehrer; bei den Alten ein fteinerner 
Sarg von einem ſchwammichten, äbenden, den 
Leichnam bald verzehrenden Kalkitein in Vorder— 
ajien; dann überh. ein Steinjarg, Prachtſarg, Mar- 
morjarg, ein jargfürmiges Grabmal; Sarfo= 
phãga, pl. Heilf. Fleiſch verzehrende, äßende Heil- 
mittel; Sarfophyia, f. Fleiſch-Auswuchs, wildes 
Fleiſch; Sarköſis, f. (v. sarkün, Fleiſch erzeugen) 
die Fleiſchbildung; Sarkoftöjis, f. die Fleiſch— 
verhärtung; jartätiich (gr. sarkotikös), Kilo. 
anjegend, fleiiherzeugend; Sarkotika, pl. fleiſch— 
erzeugende oder -heilende Mittel. 

Sarmaten, pl. (gr. Sauromätai, Sarmätai, I. Sar- 
mätae) im Altertum die jlavifchen Völker, welche 
Sarmatien, d.i. das nordöftl. Europa und an- 
grenzende Aiten, bewohnten; daher ſarmatiſche 
(polnijche) Krankheit, der Weichjelzopf, j. plica 
polonica. 

Sarmentum, n. |. ein Reis, eine Rebe, Ranfe; 
Sarmentac&ae, pl. ni. Weinrebengewächſe; Sar- 
mentiferae, pl. jic) durch Ranken fortpflanzende 
Gewächſe. 

Sarraches, pl. (fr. saraches, ſpr. Bardich’) eine Art 
Sardellen im Mittelländ. Meere, Strömlinge. 

Sarras od. Sarraß, m. (entw. von Sarazene, fr. 


| 


Satire 


der Saffafras-Baum in Nordamerika, u. deſſen 
gelbbraunes, gewürzhaftes, als Heilmittel ge- 
brauchtes Holz: S.:Holz,, Fenchelholz; daraus 
S.⸗Holzöl, ein ätheriiches Of. 

Saffaparilfe oder Sarſaparille, f. (jpan. zarza- 
parrilla, angebl. v. zarza, Dornbuſch, Brombeer- 
ſtrauch, baff. zartzia, u. dem Arzte Barillo, der 
ſie entdedte und zuerſt nah Europa brachte; befjer 
aber von dem jpan. parrilla, ein kleiner Weinftod, 
eine junge Weinrebe) die heilfame Wurzel von der 
amerikanischen Stehtwinde (Smilax sarsaparilla). 

Saffeddtel od. r. Saffädätel, m. rufj. (von sassä- 

‚ datj, beiligen) der Beifiger, — Aſſeſſor. 

Safjinet, = Sarjenet. 

ſaſſiſch f. ſächſiſch — niederdeutſch. 

Saſſolin, m. natürliche waſſerhaltige Borſäure, an 
den Rändern heißer Quellen bei Saſſo unweit 
Florenz vorkommend. | — 

Saſtaͤwaä, £. ruſſ. (ſpr. ſaßtiiwa; von sasstäwitj, 
iperren, verſperren, ſchließen) die Sperre, Tor- 
ſperre, der Schlagbaum, das Stadttor, vgl. Bar- 
tiere. 

sat od. satis, I. genug, hHinlänglich; in magnis vo- 
Inisse sat est, bei großen u. ſchwierigen Dingen 
genügt ſchon der gute Wille; sat prata biberunt, 
genug haben die Wieſen getrunten; jcherzh. f. ich 
habe genug. 

Sat, n. ein ſiameſiſches Getreidema von 25 Kanang 
—=13 bis 14. 

Sätan, m. hebr. (sätän, vorn sätan, aud) schatana, 
widerjpenftig fein; die griehifche Form des Wortes 
lautet satanäs oder satän) eig. ein Widerjacher, 
Feind; gefallener, böjer Engel, Teufel, bei. das 
Haupt der gefallenen Engel, der oberite Teufel; 
uneig. al3 ——— ein boshaftes, widerwär⸗ 
tiges Weſen; Satanino, m. it. Verkleinerungs⸗ 
wort von Satan: ein Teufelchen; ſataäniſch, teuf- 
liſch, boshaft; Satanismus, m. nl. die teufliſche 
Geſinnung. 

Satellit, m. (vom I. satélles, Gen. satellitis; fr. 
satellite) ein begleitender u. beſchützender Diener, 
Begleiter, Leibwächter; Sternk. ein Nebenplanet 
(Zrabant). 


Sarrasin, oder wahrſch. v. I. u. gr. sarissa, eine | fattäbel, ni. (v. I. satiäre, fättigen) zu erfättigen, 


lange Lanze) ein großer Säbel, Haudegen; Sarra= 
jine, f. fr. das Yallgatter. 

Sarſaparille, j. Sajjaparille. 

Sarſenét, m. (altfr. sarcenet, nıl. saracenicum, 
urjpr. bei den Sarazenen gemwebtes Zeug, Taft) 
leihtes leinwandartig gemwebtes, gefärbte u. ftarf 
geglättetes Baummollenzeug, einfarbiger Futter- 
fattun, aud) zum Buchbinden benußt; daher: Sar- 
ſenet-Band. 

Sarter, j. Charter. 

Sartie, f. fr. (jpr. Bartih; it. sartie, sarte, v. I. ser- 
tus, von serere, fnüpfen, flechten) Schiffipr. das 
Takelwerk, Tauwerk, die Majtjeile. 

Sartor, ın. [. (v. sarcire, fliden) der Slider, Schnei- 
der; daher Sartorins, m. nl. al3 Name für 
Schneider; Sartorius, m. Heilf. der Schneider- 
muöfel am Oberſchentel. 

olden, ſ. r. Sjajhen; Saft, ſ. Schaku. 

Sad, f. Zither, Saitentonwertzeug armenifcher u. 
tatarischer Sänger. 

Saft, ſ. Shafu u. Schoo. 

Saͤſſafras, m. (jpaı. salsafras, salsifrax, salsifra- 
gia, saxifragia — |. saxifräga, ſ. d, indem man 
ihm ebenfalls die Kraft, die Blafenjteine zu zer- 
Heinen u. fortzufchaffen, zuſchrieb; vgl. Pabame) 
eine Gattung lorbeerartiger Gewächſe; bejonders 


! 








erjättlich; Sattabilität, f. die Erjättlichkeit; Sa⸗ 
tietät, f. I. (satietas) die Sattheit, Genüge; die 
Überfättigung. KEN i 

Satin, m. fr. (fpr. Batäng; it. setino, d. it. u. ml. 
seta, Seide, urjpr. seta serica, d. i. Seidenhaar, 
v. l. seta, jtarfes Haar, Borite; dah. prov. u. jpan. 
seda, fr. soie, dtſch. Seide) ein Seidenzeug, Atlas; 
ein atlagartiger Wollitofj; satin de laine (jpr. 
—lähn), geföperter Überzugsſtoff; 8. turc, tür— 
fiicher Atlas, ein dem Atlas ähnliches, ſchweres 
Seidenzeug; Satin=Holz, n. kaitaniengelbes At- 
lasholz; Satindde, f. leichter, halbjeidener Atlas; 
Satindt, mn. ein ftreifiges Halbjeidenzeug, Halb- 
atlas;fatinieren(fr.satiner),atlasähnlid) maden, 
einen janften atlasähnlichen Glanz geben; Gold— 
fäden auf erhabene Stickerei nähen; glätten (beſ. 
Papier); Satinierwalzen, rotierende Walzen, 
durch die das zu glättende Papier gezogen wird; 
iatiniert (fr.satine), atlagartig, atlasähnlid); ge⸗ 
glättet; Satiné, m. Atlas; atlasähnlicher Stoff; 
Sntinepanier, Atlaspapier, Ölanzpapier. 

Satire, f. (v. l. satira, alt satüra, von Satur, fatt, 
fruchtbar, voll; urſpr. sc. lanx, eine mit allerlei 
Früchten angefüllte Sruchtichale, dah. ein Gemiſch, 
Allerlei, ein Miſchgedicht) nicht richtig Sathre. Die 
Seißel- od. Spottihrift, Spott- od. Stachelrede, Das 


satis 


EC pott- od. Strafgedicht, worin Torheiten u. Laſter 
fähherlih gemacht werden; Spott, VBerhöhnung; 
Satiricus oder Satirifer, m. ein Spötter, Ber- 
faſſer von Spottgedichten ufw.; ſatiriſch, ſpot— 
tend od. jpättifch, beißend, geihelnd; fatirifieren, 
barb.-l. (fr.satiriser) durch Spott lächerlich machen, 
geißeln. 

satis — sat, ſ. d. 

fatisdieren, !. (satisdäre, d.i. eig. genug geben) 
od.nl.fatisdatieren, Bürgichaft leiiten od. ftellen; 
Satisdation, f. (I. satisdatio) Ripr. die Verbür- 
gung, Bürgſchaft; ſatisfazieren (1. satisfacere; 
jr.satisfaire), genugtun, Genügeleiften, zufrieden» 
itellen, befriedigen; Satisfaltion, f.(l.satisfactio) 
die Genugtuung (bei. durch Zweikampf), Genüge- 
leiftung, Befriedigung, Schabloahaltung, der Scha⸗ 
denerſatz; ſatisfaiſant, fr. (jpr. —fäjang) genug- 
tuend, befriedigend; jatisfait (ſpr. Batisfäh), be- 
friedigt, zufrieden, vergnügt. 

Sato, n.ein Boot der Korallenſchiffer in der Levante. 

Saträp, m. gr. (saträpes; ein urfpr. perj. Wort: 
sitrab) ein perſiſcher Statthalter, Kandvogt, Land— 
pfleger; uneig. ein iippiger, übermütiger, u. herri- 
jher Menſch; Satrapie, f. (gr. satrapeia) die 
Statthalterfchaft; ſaträpiſch, deipotiich u. ſchwel— 

eriſch; ſatrapiſieren, wie ein Satrap in großem 
lanze leben und feine Untertanen drüden und 
quälen. 

fsturieren, I. (saturäre, von satur, ſatt) jättigen; 
anfüllen; Saturantia, pl. Heilmittel, welche die 
Säure des Magens einjaugen und abführen; Sa— 
turation, f. (jpätl. saturatio) Scheidef. die Sät— 
tigung, 3. Teil—Neutralijation, ſ. d.; Ent- 
talfung. 

Saͤturdah, m. engl. (ſpr. Bätterdeh, aus Saturn, u. 
day, der Tag, nennt) Saturnstag, Sonn— 
abend; Saturday Review (jpr. —rewjuh), Die 
Sonnabendrevie, Sonnabendſchau, eine weitver- 
breitete engliſche Wochenſchrift. 

Säturel, m. (v. I. satureja,) Pfeffer- oder Bohnen- 

raut. 

Satüurn(us), m. l., Sabell. nad) altröm. Sage der 
ältejte König Latiums, dann als Gott des Ader- 
baue3 und der geordneten menjchlichen Geſellſchaft 
verehrt; jpäter = gr. Kronos, der Zeitgott, 
Gott und Bild der alles verjchlingenden Zeit, ein 
Sohn des Uranus u. der Gäa od. des Himmels 
u. der Erde, Vater des Supiter 2c., beherrichte 
vor diefem den Himmel, bis er von ihm entthront 
wurde; unter jeiner Herrichaft mar das goldene 
Be die ſaturniſche Zeit; aud) der dem 

upiter, an Größe, wie der Sonnenferne nad), zu- 
nächſtkommende Planet, mit einem Doppelring u. 
8 Monden; Scheidek. das Blei, dah. ſaturniniſch, 
Blei enthaltend; Saturnalien, pl. (l. Saturnalia) 
das Saturnsfeſt, ein im Dezember gefeiertes rö- 
miſches Freudenfeſt oder Volksfeſt der Muße, der 
Freiheit und Gleichheit, wobei man ſich durch ge— 
ſellige Freude und Freigebigkeit in Geſchenken auf 
einige Tage gleichſam in das goldene Zeitalter zu- 
rüdzuverjegen ſuchte; Saturnia, f. ein Beiname 
der Juno, als Tochter des Saturn; aud) dichte- 
riſche Benennung von Italien, weil Saturn dort 
einjt geherrſcht haben foll; ſaturniſch ([. satur- 
nius), uralt, altertümlich (der jaturniiche Berg, 
der uralte, eigentümliche Vers der altröm. Volks— 
Dichtung); einfach, glücklich, unſchuldig; Saturnit, 
m. nl. braunes Bleierz, brauner Bleijpat. 

Satyr, m. gr. (Sätyros), pl. Säthrn, Fabell. ein 
Feld⸗ oder Waldgeiit, Waldgott mit Biegenfüßen, 


| 


Savatte 181 


Heinen Hörnern und Schwanz, Bild der rohen 
grobſinnlichen, halbtieriichen Menfchennatur; auch 
—=Drang-Utang; Satyrdräma, jatyriihes 
Drama od. Sätyrjpiel, n. eine Art parodiftiicher 
Nachipiele der altgriedhiichen Tragödie, worin Sa- 
tyın den Chor bildeten; Satyriäfis, f. wider- 
natürliche gefchlechtlihe Erregung beim Manne; 
Satyre, j. Satire. 

Sauce, £. fr. (ſpr. Böße; ml., prov., it. u. ſpan. salsa, 
eig. Salzbrühe; val. Salfe) od. Söße, die Brühe, 
Tunfe, der Beiguß; sauce remoulade, die Re— 
mouladen- od. alte Kräuterbrühe; Sauciere, f. 
(ipr. ßoßjähr' Soßengießer, Brühgießer, Beiguß— 
ſchale; ſaucieren (ſpri Boßieren), mit einer Brühe 
oder Beize durchziehen, z. B. den Rauch- oder 
Schnupftäbak; Sauciſſe, f. (ſpr. ßoßiß'; it. sal- 
siccia, ſpan. salchicha, l. gleichſ. salsitia) oder 
verfl. Halbdeutich: Saucischen, n., fr. Saueiffon. 
m.(fpr. BoBifjöng) eine Heine Bratwurft, ein Brüh— 
würſtchen; Krk. ein Bulverfhlaud, eine Mine da- 
duch anzuzünden. 

sauf-conduit, m. fr. (fpr. ßohfkongdwih, — 1. sal- 
vus conductus, f. salvus) ein ſicheres Geleit, Ge— 
leitsbrief. 

Saul, m. hebr. (schä’ül) männl. Name: der Ge— 
forderte, Erbetene. 

Saurier, pl. gr. (v. saura, die Eidechje) die verſchie— 
denen Arten der Eidechje; Saurit, m. der Eided)- 
jenftein; Sauroktönos, m. (v. kteinein, töten) der 
Eidechjentöter, Beiname des Apollo; Sauro= 
lithen, pl. Berjteinerungen von Eidechjen od. von 
einzelnen Teilen derjelben. 

Saut6, fr. (jpr. Bohteh; von sauter, jpringen, auf- 
ihütteln; vgl. Sautoir) gejchmort, geſchwenkt; 
Sautee, f. (pr. ßohteh) Frikaſſee oder dide Brühe 
von Mufcheln u. dgl. mit gebratenen od. gedämpf- 
ten Hühnerbrüften od. Lachs belegt. 

Sauternes, m. fr. (fpr. Botern’) eine Gattung feiner 
franzöj. Weißweine, von dem gleichnamigen Darft- 
flecken im Departement der Gironde. 

Sautoir, m. fr. (fpr. Botoddr; dv. sauter — 1. sal- 
tare, fpringen, ab- od. zur Seite jpringen) 1. ein 
gejchobenes Kreuz, Andreasfreuz; 2. ein Kleines 
Srauenhalstuch, ein Umfnüpftüchelchen; en sau- 
toir (fpr. ang—), freuzweife um den Hals getan 
od. über die Bruft gefreuzt, von Orden u. Bändern. 

Sautperilleux, m. fr. (fpr. Bö—perijd, von saut, 
Sprung, u. perilleux, gefährlich) das Überjchlagen 
des Körpers in der Luft nach rückwärts (im Öegen- 
jfaß zum Saltomortale, ſ. d. 

Saupdagerie, f. fr. (jpr. ßowaſch'rih; von sauvage, 
wild, jpan. salvage, prov. salvatge, it. salvaggio, 
salveggio, vom I. silvaticus, zum Walde gehörig, 
wild, v. silva, der Wald) die Menſchenſcheu. 

Sauvegarde, f. fr. (v. sauver = [. salväre, retten) 
j. Salvegarde unter falvieren; Saudement, 
n. (ſpr.ßohw'meing) Rettung, Heil; die Rettgebühr, 
das Bergegeld; droit de sauvement, n. (jpr. 
drod—) das Bergerecht, Strandredt, das landes- 
herrliche Recht, die von verunglüdten Schiffen ge- 
vetteten Güter den Eigentümern derjelben bis zur 
Entrichtung einer verhältnigmäßigen Gebühr vor« 
enthalten zu dürfen. (kann. 

Sauve qui peut, fr. (jpr. Bow Fi pö) Nette ſich, wer 

Sapdnne, f. (fpan. saväna, aus der Sprache von 
Hayti), pl. Sapannen, große Gras-Ebenen oder 
Waldwieſen in Nordamerika. 

Sapvätte, f., pl. Savattent, fr. (saväte, it. ciabatta, 
jpan. zapata; vgl. sabot) alte Schuhe; Neben- 
boten der Poſt. 


82 


Sabing-Bauk 


Sabing-Bank, f. engl. (ſpr. ßehwing-bängk; von 
save, jparen) die Sparbank, Sparkaſſe. 

Süpitien, pl.!.(saevitiae,v.saevus,graufam)Ripr. 
harte Behandlungen, Mifhandlungen. 

Savoir-faire, n. oder das savoir-faire, fr. (ſpr. 
ßawoahrfähr'; dv. savoir, mwiffen, prov.u.fpan. sa- 
ber, it. sapere, savere, v. l. sapere, einfichtig fein, 
verjtehen) wörtl. das Zu-machen⸗-wiſſen, die Ge— 
ſchicllichkeit Gewandtheit, Findigfeit;savoir-vivre 
(ſpr. ßawocihr-wiw'r), n. eig. das Zu leben-wiſſen, 
die Lebensklugheit, Lebensart, das feine Benehmen. 

Sabon, ın. fr. (fpr. ßawong; = I. sapo) Seife; sa- 
von au suc de laitue (jpr. —oh ßück d'lätüh), 
Sattichfeife; Ss. ’amandes ameres (jpr. — d’a- 
mangd amähr), Bittermandelfeife; s. de Naples 
(pr. — nahp’I), Seife von Neapel; s. de riz iſpr. 
— rih), Reismehljeife; 8. en tables (fpr. — ang 
tdb’I), Tafelfeife; 8. ponce (fpr. —pongß), Bim3- 
tteinfeife; Saponnerte, f. (pr. Batw—) eig. eine 
Seifenfiederei; bef. eine türfifche Teppichweberei in 
Paris, welche in einem urſpr. zur Geifenjiederei 
gebrauchten Gebäudeeingerichtetift; Sabonnerte- 
Zapeten, pl. türfifhe Teppiche; Savonnette, f. 
eine Seifen- oder Fleckkugel; auch ein Klappdeckel 
über das Glas gemwifjer Tafchenuhren (Jagduhren). 

Sapvoydrd, m. fr. ein Savoyer, Sinabe od. Mann 
aus Savoyen (fr. Savoie, ml. Sabaudia); auch 
für ſchmutziger, roher Menſch; Heiner Schornitein- 
teger; Sapopdrdin, f. (fr. Savoyarde) eine Sa- 
voyerin; Saboyer-Kohl, m. weißer Wirſingkohl. 

Savoy,n. engl. (jpr.Bämot) Savoyen; davoy-Kohl, 
m. Wirſingkohl od. Wirfingkraut. 

Sawod, m. ruſſ. (pr. ſawoͤdd; v. sawoditj, gründen, 
anlegen) die Fabritanlage, Manufaktur. 

ſaxifräg, I. (saxifrägus, Steine zerbrechend, v. sa- 
xum, Fels, und frangere, zerbrechen) Heilf. den 
Stein auflöjend; Sarifräge (sc. herba), f. der 
Steinbred, ein zahlreiches Bflanzengefchledt; Sa— 
xifragẽen, pl.nl.(saxifrag&ae) Steinbrechgewächſe. 

Saronia, f. l. Name für Sachſen; Saxonienne, f. 
fr. (von saxon, ſächſiſch) kleingemuſtertes, ein— 
farbiges Seidenzeug. 

Sawyer, m. enal. (jpr. ßaͤj'r), der Säger, Brett— 
ichneider; losgeriſſener [hwimmender Baum (auf 
dem Miftiffippi ujw.); Sawyers, pl. Sperre unter 
dem Wafjer durch Balken. 

Sahette, k. fr. (sayette, saiette, Verkl. v. saie, prov. 
ı. jpan. saya, it. saja, Nod, Leibchen, vom I. saga, 
sagum, ein Stüd wollene® Tuch, Gewand) ein 
Wollenzeug, eine Art Serge. 

Saynete, |. Sainete. | 

Shaglio, m. it. (jpr. ſbeilgo) Kfipr. ein Fehler, Ver- 
jehen, Srrtum, Verſtoß in Rechnungen; die Ver— 
gütung dafür. 

Sbirre, m., pl.—n, it. (sbirro, birro, jpan.esbirro) 
ein Häfcher, Straßenwächter, Scherge, Gericht3- od. 
Stadtinecht, Bolizeidiener in Stalien. 

Shiten od. Shitjen, m. rufj. (von ssbitj, ſchlagen, 
miſchen, brauen) ein rufj. Getränf aus Waſſer, 
Honig u. Zorbeerblättern od. Salbei; Sbitenſcht⸗ 
ſchit, m. der Berfäufer dieſes Getränks. 

ſborſieren, it. (sborsäre, eig. ausbeuteln, v. borsa, 
Beutel, Börje, und s = |. ex) Kfipr. auszahlen, 
Geld auslegen, vorſchießen; Sborſo, m. die Aus— 
lage, der Vorſchuß. 

Scabellum oder Scabillum, n. I. (Verklein. von 
scamnum, Banf) od. halb⸗dtſch. das Scabellchen, 
ein Fußbänkchen; ein Fußgeſtell für Brujtbilder, 
Schmuckgefäße 2c.; auch ein eintöniges Tonwerk- 
zeug der Alten, das mit dem Fuß in Bewegung 


lcartieren 


gejegt wurde; Seallellon, n. fr. (pr. —löng) ein 
hohes Fußgeſtell zu Standbildern. 

Scabinus, m., pl. Scabint oder Scabinen, mi. 
(dv. dtſch. Schöppe, Schöffe, altniederd. scepino, 
althochd. sceffino, wer das Recht Schafft, d. i. 
Ipricht, erteilt; it.scabino, fr. &chevin) Schöppen, 
Gerichtsbeiſitzer; Scabinät, m. (ml. scabinätus) 
das Gerichtsamt, der Schöppenſtuhl. 

ſcadieren, it. (scädere, v.s — l. ex, u. cadäre, fal- 
len) Kfipr. verfallen, von Wechſeln; Scadenz(a), 
f. der Verfall oder die Verfallzeit eines Wedhlels; 
Seadenz⸗Buch, n. Handlungsbuch, in welchem die 
Wechlel und ihre Berfallzeit eingetragen werden, 
Wechſelbuch. 

Scagliola, £. it. (ſpr. ſtaljola; eig. kleine Schuppe, 
Verkl.v. scaglia, Schuppe, Rinde, v. dtſch. Schale) 
eine Due aus feinem Gips und gepulvertem 
Ölimmer, welche durch Leim zu einem Teige ver- 
bunden wird; dah.Scagliola-Arbeiten, Stein» 
gemälde aus diejer Mafje, eine Art Mofait. 

Scalde, ſ. Stalde; ſcaleniſch, ſ. ſkal —. 

ſcalieren, ital. (von scagliare) abſchuppen; uneig. 
jemand läſtern. 

Scallops, — Scollops, ſ. d. 

Scalzi, pl. it. Barfüßer, |. Discalceaten. 

Scammonium, n. I. Heilt. Windenharz, ein äßen- 
des u. jtarf abführende? Harz von der Scamme= 
nium-Winde od. Harzivinde (l. scammonia, gr. 
skamönia). 

scamnunı Hippocrätis, n. lat. eig. die Banf des 
Hippofrates, eine Borrihtung zum Einrichten der 
Ölieder, bef. eines verrenkten Oberarms. 

scandix, f. I. (gr. skandix) der Kerbel. 

Scapin, m. it. (Scapino:; von scappino, scarpino, 
altfr. escapin, escarpin, jpan. escarpin, Sode, 
leihter Schuh, v. it. scarpa, Schuh; komiſch jo ge— 
nannt) der verfhmißte Bediente, Ränfemacher, die 
Bedientenrolle, als ftehende Charakter-Maske auf 
dem ital. Theater. 

seäpito, m. it. (v. scapitare, einbüßen, prov. de- 
scaptar, vom lat. caput, Kopf, Stüd, nänıl. einer 
Herde) der Verlust, die Einbuße. 

Scaramüz, m. (it. scaramuccia, |pr. —muͤttſcha; 
fr.scaramouche, ſpr. — mujd)’; |pan.escaramuza; 
urjpr. Eigenname eines berühmten ital. komiſchen 
Scaufpielers; vgl. das it.scaramuccia,scaramüc- 
cio, ft. escarmouche, ſpan. u. prov. escaramuza, 
Scharmügel; it. scaramuceciäre, ſcharmutzieren, v. 
schermire, fehten, firmen, althocdjd.schirmen) 
Pickelhering, Hanswurſt, die ſtehende Charafter- 
Rolle des Aufſchneiders od. feigen Großſprechers 
auf den alten ital.u. franz. Theatern, ganz ſchwarz, 
in ſpaniſcher Tracht. 

Scardamygmus zc., |. Skard—. 

Searfs, pl. engl. (jpr. ßkahrfs; von scarf, Schärpe) 
bunte, ſchmale Schärpen aug feiner Wolle, dv. Nor- 
wid) fommend. 

scarlatina, f. nl. Scharlad) (f. d.), das Scharlad)- 
jieber; ftarlatinds, ſcharlachen, ſcharlachartig. 

Scarpe, |. Estarpe; ffarpieren, böſchen. 

scarso, it. (Prod. escars, escas, altfr. escars, ſpan. 
escaso, engi.scarce, holl.schaars, schaarsch, von 
ml. scarpsus, excarpsus, f. 1. excerptus, von eX- 
cerpere, ausziehen, ins Kleine od. Kurze zujam- 
menziehen) fmapp, gering, farg; Kfſpr. (abgef. 
icars) felten, ſchwer zu befommen, von Wechjeln 

Scartefe, j. Scharteke. [und Münzen. 

fcartieren, it.(scartäre,— fr. Ecarter; j.ecartieren) 
ausſchießen, abjondern, eig. die Karten im Spiele; 
überh. augmerzen, wegwerfen das Unbrauchbare, 


scatula 


Verdorbene einer Ware ꝛc.; scarta faccia, f. (ſpr. 
—fdticha) Kfſpr. ein Auszug od. Verzeichnis von 
Mepgeihäften; scarto, n. das Wegiwerfen von 
Karten, Kaufen im Kartenfpiel; der Ausſchuß. 

scatüla, f. mittell. (it. scätola = Schadtel; vgl. 
Schatulle) Heil. Schachtel zu Arzneien. 

Scaurus, m. I. gr. Sarapıs. 

Scavage, n. engl. br. ſtäwwidſch) das Standgeld, 
Krangeld, der Stadtzoll, Kramzoll in London. 


Scavia oder Scapie, auch Cavia, f. (von brafil. 


cabiai, fr. cabiai, engl. cavy) das Halbfaninden, 
Meerſchweinchen oder Ferkelfaninchen, rötlichgelb 
od. ſchwarz und weiß gefledt, in Südamerifa, bei. 
Brafilien. 

Scavifjön od. Escabifjän, m. fr. (pr. on = ong; 
v. it. scavezzone, Bruch, Bruchitüce, 3.8. di can- 
nella, vom Zimt, von scavezzare, Scapezzare, 
brechen, jpan. descabezar, v. ſpan. cabeza, Kopf, 
it. cavezza, Halfter, Kopf eines Pferdes) rötlid)- 
gelber Zimt. 

Scäpöle, m. I. (eig. Verkl. v. scaeva, der Linkhän— 
dDige, von scaevus, gr. skaiös, linf) Linkhand, der 
Zuname der Familie Mucius im alten Rom. 

scemando, it. (fpr. jhemdndo; von scemäre, ver- 
mindern, prov.semar, ml.simäre,urfpr. halbieren, 
von I. semis, halb) Tonf. abnehmend, jchwindenn. 

Scepticismus, j. Steptizismug unt. Skepſis. 

Schabän, m. arab. der adhte Monat im mohamme- 
daniſchen Kalender, Ende Mat und Anfang Juni. 

Schäbbes, m. jüd. — Sabbath, ſ. d.; Schabbes⸗ 
Got, m. der Ehrijt, welcher am Sabbath die dem 
Juden unerlaubten Handlungen für ihn verrichtet, 
vgl. Gojim; Sh.-Schmus, n. (schmus oder richt. 
schmues, von hebr. schämä, hören) ein müßiges, 
unnüßes u. gew.ungegründetes Gerede; Schabba⸗ 
tianer, j. Sabbathianer. 

Schäbernad, m. (fein Fremdwort; zu althd. ir- 
scabarön, herausfragen, zujanımenfcharren; mh. 
schabernac, eine rauhhaarige Pelzmütze, die den 
Naden jchabt, dann: Spott, Nederei) eine Nederei, 
ein Poſſen, argliftiger Streich. 

Schaͤbi, m. bei den Thibetanern und Mongolen ein 
Klofterdiener, Laienbruder, geiftliher Zügling, 
Novize. : 

Schabin, j. Shawine 

Schablon, n. oder Schabläne, f. (entjtellt aus fr. 
eschantillon, &chantillon, ®robe, Formbrett der 
Stückgießer, v. echantil, Maßſtab, dv. eschanteler, 
zerjchneiden, v. chant, cant, Ede, Stück) das Forms 
brett, 3. B. der.Glodengießer; Baumufter, Bild» 
mufter, Malermuiter zc., vgl. Modell; nad) der 
Schablone arbeiten, auch ſchablonieren oder 
ihablonifieren, nad allgemeiner Form arbeiten, 
ohne Rüdjicht auf das eigentümliche Weſen der 
Dinge, über einen Kamm jcheren; Schablonis- 
mus, m. geijtloje3 mechanijches Arbeiten nad) der 
Schablone. 

Schabräde, f. (von türk. tschaprak) eine zierliche 
Pferdedecke. 

Schabſis = Sabbathianer, ſ. d. | 

Schad, 1. m. perf., r. Schah, König; 2. n. das 
Shah od. Schadhipieltit.scacco, fr.&chee, engl. 
chess u. check, v. perj. schäh, König, al3 Haupt» 
figur) Königsſpiel, ein uraltes, in Indien erfun— 
denes, aus Perſien nad) Europa gefommenes Brett- 
jpiel; 3.m. eine perſ. Rechnungs münze, — !/goo To— 
man od. ungef. 30 Pf.; Schach bieten, den König 
durch einen andern Stein nötigen, jeine Stelle zu 
verlajien; ſchachmatt (peri. schäh mät), der Kö— 
nig iſt eingejperrt, befiegt; uneig. am legten Ende; 


Schalotte 783 


ſchach-patt oder pat (fr. échec pat, v. it. patto 
= [. pactum, Bund, Vertrag; auch mat suffoqué) 
ift der König, wenn man ihn ziehen foll und nit 
fann, indem die ihn umgebenden Felder alle ent- 
weder im Schach liegen, oder bejegt find. 

Schacharith, n. od. vollitändig Tephillath Scha— 
charith (v. hebr. schächar, der Morgen, u tephil- 
läh, Gebet), das Morgengebet in jüdiſchen Schulen. 

ſchachern, jüd. (v. hebr. sachär, umberziehen, und 
als Subft. Erwerb durch Handel) handeln, jüdeln, 
Kleinhandel treiben; Schacher-Jude, m. Haufier- 
jude, Trödeljude. 

ſchächten, jüid. (v. hebr. schachät) ſchlachten, nad) 
religiöfer Borjchriftichlachten ;uneig.übervorteilen, 
über? Ohr hauen; Schädter, m. ein jüdijcher 
Viehſchlächter. 

Schaͤdchen, Schaͤdchan, mm. jüd. der Eheſtifter, Hei- 
ratsvermittler, Freiwerber. 

—— — holl. (v. schadde, Raſen) abgeſtochene 

aſenſtücke mit furzem Heidekraut, die als Torf 
verbrannt werden. 

Schadehkam, n. per. (v. schädeh, froh, vergnügt) 
da3 Land der Ergöglichkeit, Schlaraffenland in den 
morgenländijchen Märchen. 

Schafoͤtt, m. (altholl.scafaut, aus altfr. escadafaut, 
neufr. &chafaud, engl. scaffold, jpan. cadafalso, 
ml. escafaldus, it. catafalco, vgl. Katafalf) das 
Gerüſt, Blutgerüft; auf Schiffen der Pla am 
VBorderrande des Quarterded3. 

Schagrin, ſ. Chagrin 1; Schah, |. Schach. 

Schahindſchi-Baſchi, m. türk. (von perj. schähin, 
der Falke) der Oberjalfenmeifter. 

Schuhndmeh, n. perj. (vgl. Schach) eig. Königsbuch, 
ein in neuperſ. Sprache — großes epiſches 
Gedicht von 170000 Verſen, welches die älteſte 
ſagenhafte Geſchichte Perſiens behandelt, verfaßt 
von Firduſi um 1000 n. Chr. 

Schajaktuch, bulgariſches Tuch, gew. blau geſtreift. 

Schakaͤl, m. (perſ. schagäl oder schigäl; ſanskr. 
srigäla; vgl. das hebr.schuäl, Fuchs), auh Thös, 
gr., der Goldwolf, ein dem Wolf ähnliches Raub- 
tier mit grauen und goldgelben Haaren, in Afien 
und Afrika. 

Schalu, Iſchalu, Safi vder Saſchi, m. der Fuß, 
die Einheit des japan. Längenmaßes, zu 10 Sung 
(Sun) zu 10 Bu (Bun) zu 10 Ring (Rin), gem. als 
Kane Schafu (metallener Fuß) = 0,3041 m; ſtu⸗ 
dichira ſchalu (Fiſchbein⸗Schaku) oder Kudſchira 
ſaſi, die japanefijche Elle = 0,380 m. 

Schal, m. engl. (shawl, jpr. jhähl, von perf. schäl, 
fr. Chäle, eigentl. das feinjte Wollenzeug, im Mor- 
genland aus der Wolle einer in Tibet einheimijchen 
Bienenert verfertigt; dann ein in Kajchmir daraus 
gearbeitetes Tuh (Kaſchmirſchal, türkifcher 
Schal); überh. ein EL get der Damen, ein 
langes Halstuch, aud für Männer. 

Schalaune, f. (v. nl. scholäna sc. vestis, Schulffeid) 
ein turzer Schülermantel ohne Armel, bej. ehemals 
auf den ſächſiſchen Fürftenjchulen. 

Schalmei, f. (v. fr. chalumeau, altfr. chalemel, v. 
I. calämus, Halm, Rohr) die Hirtenflöte, Rohrflöte; 
die Pfeife am Dudeljad; das Schnarrwerk in der 


Orgel. / 

Schalopüt, m.rufj. (vielleicht v. schalapaı, Herum- 
treiber) Anhänger einer den Stundijten ähnlichen 
Sekte in Südrußland. 

Schaloͤtte, f., pl.-n (fr. escalotte, échalotte; mi. 
ascalonium, it. scalogno, jpan. escalona, I. cepa 
ascalonia, von der Stadt Askälon in Paläjtina 
benannt), Levantiniſcher Lauch, Aſch- od. Eſchlauch 


784 Schaluppe | Schegar 


———— eine Art kleiner, rötlicher, wohl— it. cartaccia, ſchlechtes, unnützes Papier) eine un— 
ihmedender Zwiebeln; Schalötten-Sauce, f. ir. | nütze, unbedeutende Schrift; Afpr. ein zum Beweis 
(ipr. — bohß) Zwiebelbrühe. einer Behauptung oder Forderung untaugliches 

Schalüppe, gem. auch Schluppe, f. (fr. chaloupe; Papier; ein jchlechtes od. Ausfhuß-Bud. 
uripr. deutfch: niederd. Slup,Slupe, hol. sloep, | Schafchle, f. Schwert der Ciraffier. 
engl. sloop, v. niederd. ſlupen, holl. sloepen = Schaſis, f. gr. (v. schäzein, jtechen, rigen 2c.) Heilf. 
'hlüpfen, gleiten) einSchiffsboot, kleines fchnel | das Riten, Einfchneiden, Schröpfen; Schasma, n. 
gehendes Ruderfahrzeug bei großen Schiffen. |. „udte grribte od. geichröpfte Stelle; Schafterion, n. 

Schamade, ſ. Chamade. der Aderlaß- oder Schröpfichnepper. 

Schamäne, m., pl. Schamänen (v. ſanskr. schama, ſchaffen (v. fr. chasser, ſ. chaſſen), gem. für fort 
Mitleid gegen Irrende und Aufmerffantleit auf | jagen; derb abfertigen. 
jich felbit), in der Tatarei, Mongolei zc. die unterſte ſchattieren (dtih. v. Schatten mit lat. Endung), 
Klaſſe der buddhiftiichen PVriefter, zugleich Arzte, | Schatten geben, anbringen; abtünen, abitufen; 
Zauberer und Beſchwörer. Sbattierung, f. die Schattengebung; Abjtufung, 

ihamarieren, |. Hamarieren. bergang, Abtönung, vgl. Nuance. 

Schaͤmes od. Schdmmes m. (vabbin. schammäsch, | Schatuͤlle, £. (mi. scatüla, it. scätola, = Schad- 
ein Diener, bej. beim Gottesdienft, Vrieftergehilfe, tel) das Schaß- oder Geldfäftchen; das Ausgabe- 
v. chald. schammösch, dienen) ein jüdischer Küſter, geld; die Brivateinnahmen u. das Privatvermögen 
bei welchem fich fremde angefommene Juden mel- | eines Fürften; Schatull-Gelder od. Güter, pl., 
den müſſen. Privatihatulle, Hausſchatz, Haus- oder Privat- 

Schampaͤne, rihtig.: Sampan, ſ. d. Gelder od. «Güter eines Fürſten, worüber derſelbe 

Schan, Tſchang od. Xang, n. ein ſiameſiſches Ge- frei verfügen kann, verſch. von den Domänen, 
wicht von 1,210 kg. Kron- oder Erbgütern. s 

Schanzlooper, m. niederd. u.holl.einSchanzläufer, | Schaute, m. oder Schöte, jüd. (au jüd. schöteh, 
d. i. ein kurzer, vorn offener mantelähnlicher Ober- | Narr) Ged, Narr; zumeilen auch f., Närrin (z.B. 
rock, Ärmelmantel; aud eine Art leichter Frauen- alte Schaute oder Schote). 
tleider. Schawell, f. = scabellum, |. d. 

Schäpka, f. ruſſ. (vom türk. schäbka, Hut) eine | Schawine, f. oder Schabin (dtſch, v. haben, mit 
Müge, Pelzmütze, f. auch Ezapfa. fremder Endung), das Gekrätze, Schabjel, der Ab- 

Schaph, f. ein Gewicht in Georgien für Wein 2c. = gang von gejchlagenen Goldblättchen; Schawĩn⸗ 
3 Tunga = 12 Tſchürek = 11,057 ke. Bapier, n. Metallpapier. 

Scharab⸗Emini, m. türk. (v. arab. scharäb, Wein, | Schebat oder Schebath, m. hebr. der elfte Monat 
und emin, Aufjeher) der Weinaufjeher. im jüdifchen Kalender, — Februar. 

Scharbe, f. (mhd. scharbe, althd. scarba) = Roı- | Schebelfe, f. (fr. chebec, m., engl. shebeck, xebec, 
moran,f.d. jpan. xabeque, port. xabeco, it. sciabecco, zam- 

Scharborf, m. (aus mi. scorbütus) = Storbut | becco, vom türk. sumbeki, eine Art aſiatiſches 
1. d. Schiff, ein Taucher, perj. sumbuk, arab. sumbük, 

ein kleines Schiff) ein langes, ſchmales, dreimajti- 
ges Kriegsichiff von 12—40 Kanonen, früher auf 
dem Mittelländiichen Meere gebräuchlich. 

Schech, m. = Scheid oder Scheik. 

Scherf, m. engl.-amerif., Zahlungsanmeifung, Bank» 
anweifung (j. Ched). br 

scheda od. verkl. schedüla, f. I. (auch scida, von 
scindere, gr. schizein, fpalten, abreißen) ein ab» 
gerifjenes Blatt, ein Zettel, offenes Briefchen; 
erga schedam od. schedülam, gegen einen Bet- 
tel od. Erlaubnisſchein (verbotene Bücher lejen od. 
faufen); ex schedüla, vom Zettel oder Blatte 
(lefen);schedula appellatiönis,Berufungszettel; 
sch. testamentaria, Legtwillens-Zettel; Sche= 
del, f. Zettel, bef. Papiergeld. 

Schedidsme, n. gr. (von schediäzein, etwas aus 
dem Stegreif machen) ein kurzer, flüchtiger Aufjag, 
hedüla, hed 

schedüla, j. scheda. gen 

Scheel od. 1 Scheelium, n. das Schwerftein-Me- 
tall (nad) feinem Entdeder Scheele), = Wolf— 
vam; Scheelit, m. Tungſtein, Schwerjtein, natür- 
fiche wolframjaure Kalterde. h N 

Scheeren, pl. (ſchwed. skären, jpr. jhären, v. skär, 
Kelippe, Felſen) kleine Klippen od. Felsinſeln an 
ven Küften von Schweden u. Finnland; Scheeren- 
Flotte, f. (jchwed. skärgärdsilotta), Die aus lauter 
tleinen Schiffen beftehende Flotte zur Dedung 
diejer Snieln. 

PH I, Scheege, m. Schiffſpr. dag Vorderteil des 
Schiffsſchnabels, dag Kried). 

| Schegar, m. der Sultan od. Oberherr des afrifa- 

niſchen Reiches Tombuktu. 


Schariwari, ſ. Charivari. 

Scharlach, m. (it. scarlatto, fpan. escarlate, prov. 
escarlat, fr.&carlate, engl. scarlet, ml.scarlatum; 
wahrſch. morgenländ. Urſprungs, türf. iskerlet, 
perj. sakarlät) brennend rote Farbe, Tuch von 
diefer Farbe; Scharlach-Beeren u. Sch.-Wurm, 
j. Kermes u. Codenille; Sch.-Fieber, n. eine 
mit Fieber verbundene Kindertrantheit, wobei der 
ganze Körper mit einem ſcharlachroten Ausſchlag 
bededt iſt; Sch.-Lilie, f. afrikaniſche Narzifjen- 
lilie mit purpurtioten Blumen. 

Siharlatan, m BuasjalberDrausiemeiciziihez- 

atan. 

Iharmieren zc., |. Harmieren. 

Scharmützel, n. (v. it. scaramuccio, scaramuccia, 
jr. escarmouche, urjpr. v.deutih. ſchirmen, ahd. 
mhd. schirmen, daher it. schermare, schermire, 
jpan. esgrimir, fr. escrimer, f. fechten; vgl. Scara- 
muz) ein Kleines Gefecht, Handgemenge; ſchar— 
mutßieren, jharmüßeln, plänfeln. 

Scharnier, n. j. Charniere. 

Echärpe, f. (altfr. escharpe, neufr. Echarpe, it. 
sciarpa, ciarpa,engl.scarf, Shärpe, Gürtel, urſpr. 
dtſch. v. mhd. ahd. scherbe, scharpe, Tajche, urjpr. 
war aud) altfr. escharpe,escherpe, die dem Pilger 
um den Hals Hängende Tajche) eine Binde, bei. das 
Leibband, die Yeldbinde, der Ehren- oder Dienit- 
gürtel eines Offiziers. 

— f. frz. Wundfäden, Zupflinnen (= Char- 
pie, j.d.). 

Schartefe, f. (v. [. chartae theca, d. i. ein Papier⸗ 
Umſchlag, od. v. it. scartata, Ausſchuß, v.scartare, 
wegwerfen, ausjchießen, vgl. jfartieren; vgl. auch 


Scheich 


Scheich od. Scheik, m. arab. eig. Greis; ein Alte— 
jter, Vorſteher, Unterbefehl3haber einer arab. 
Horde; Scheik⸗al⸗Islam (od.scheich-ül-islam), 
das türk. Haupt der Gläubigen od. Auserwählten, 
der vornehmite Geijtliche, Mufti. 

Scheig vd. Scheit, m. (vgl. Tichaife u. Schebete) ein 
furzes rundes Boot in der Nordfee zum Fiſch- u. 
Austernfang. 

Schẽkel, m. j. Sedel. 


Scheiben oder Schelpen, pl. (Schelfe, landichaft- 


lich = Schale, Hülfe) das von den Wellen an das 
Ufer geworfene Keine Muſchelwerk. 

Schelein, m., gew. Schlemm, ſ. Slam. 

Schöne, n. gr., Pl. Schemäta oder Schẽmen (von 
schein oder &chein, haben, halten, fic) verhalten), 
die Haltung (Habitus), ejtalt, Form; das Bild, 
Borbild; der Abriß, Entwurf, das Muſter; Uber- 
fiht, Tafel, Grundriß; Sprach- u. Redek. = Figur 
(j.d.); schema genealogicum, derStammbaum; 
ſchemaͤtiſch, abriß- oder entwurfsmäßig, muiter- 
mäßig, vorbildlich, in Überfichtsform,inden Haupt- 
digen; ſchematiſieren (gr. schematizein), in eine 

berfichtsform, in eine abrißmäßige Form bringen, 
entwerfen, anordnen; Schematismus, ın. (gr. 
schematismös) die abrigmäßige Form, Fachwerk, 
Formenweſen; auch fteifer, einförmiger Geſchäfts— 
gang; in einigen Ländern auch der Staatskalender, 
in welchem alle Londesbehörden verzeichnet find, 
Rauglifte (z. B. in Ofterreich); Schematogranhie, 
k. da3 Geftalten- od. Bilderzeichnen; Schemato⸗ 
pöĩe, f. Darjtellung einer Handlung durd) Gebär- 
den)dieKunitdes Gebärdenjpieler3 (Bantomimen). 

Schembamphordich, m. jüd. (v. hebr. schem, der 

ame, ha, der, und päräsch, erflären, ausdrüden) 
der ausdrücdliche, eigentliche Name Gottes, d. i. 
Sehova, der nad) der Kabbala (f. d.) geſprochen u. 
geichrieben, wunderfräftig ift. 

Schenille, j. Chenille. 

Scheöl, m. hebr. das Totenreich, die Unterwelt der 
Hebräer (vgl. Hades und Orkus) 

Scherbe, k. ein Erzmaß von 150—200 kg, bejtchend 
aus einem Kaſten ohne Boden. 

Scherbet, j. Sorbet. 

Scherif, m. arab. (scherif, eig. edel, heilig, von 
scharafa, hoch oder ausgezeichnet jein)—= Cmir; 
ein Titel der Nachkommen Mohammeds; auc eine 
Goldmünze in Marokko, =5.4; Scherefie, f. 
periiihe Goldmünze = 6.4. 

ea, In engl. ein Landrichter in England, 7. 

heriff. 

Scherliduo oder Ecarlicho, m. it. (pr. jd = ff) 
die jeit 1790 in den Küjtengegenden Illyriens und 
Dalmatiens vorfommende jyphilitifhe Krankheit, 
auch Grobmiher Krankheit, iſtriſche oder illyrijche 
Küſtenſeuche genannt. 

Scheröma, n. (v. gr. scherös, feit, troden, daher 
feites, trocdenes Land) befjer eroma, ſ. d. 

Echerry, j. Sherry. 

scherzo, m. it. (jpr. ſterzo; Zeitw. scherzäre, v. 
dtſch. Scherz, fcherzen), pl. scherzi(musicäli), 
fcherzbafte, launige Tonſtücke; scherzAäudo und 
scherz6so (jpr. jter—), Tont. ſcherzend, jd,erzhaft, 
tändelnd, 

Scheiis, f. gr. (v. schein od. &chein, haben, ſich ver- 
halten) Heilf. Anlage, Neigung; val. Deris. 

Schewwäl, m. arab. der zehnte Monat im mo» 
hammedaniichen Kalender, der am 7. Juli (gleich 
nad dem Ramadan) beginnt. 

Schiadit, ſ. Sihbiadik. 

Sciböleth, n. hebr. (schibböleth, d. i. Ähre) das 

Heyjes Fremdwörterbuch. 21. Aufi. 


Schlachtſchitz 785 


Erkennungswort, Loſungswort, Erkennungszeichen 
ſ. Buch der Richter 12, 6. 

Schibuk, j. Tihibuf. 

Schickſel, n. jüd. (v. hebr. schäkäz, abjcheulich fein, 
schikkaz, verunreinigen,verabjcheuen;dahersche- 
kez, schikküz, schikzah, eig. Greuel, etwa3 Un» 
reines; jüd. für Chriftenfnabe, Chrijtenmädchen) 
gem. einnochnicht mannbares Mädchen; ein Juden— 
mädchen, eine Judendirne. 

Schiddach oder hide, m, jüd. die Heirat. 

schietto, schiettam6nte, it. (fpr. jfi—; v. dtſch. 
ſchlicht, ſchlecht, althochd. sleht, got. slaihts), 
überh. echt, rein; Tonk. einfach, ohne Verzierung. 

Ihiffonnieren, j. biffonnieren. 

Echiiten (d. i. Seftierer) u. Sonniten oder Sun— 
niten, pl. zwei mohammedaniſche Sekten, von 
denen die an nur den Koran, die legtere neben 
dem Koran aucd die mündliche Überlieferung 
(Sonna oder Sunna) annimmt. 

Schijaku oder Ejat’, ſ. Schoo. 

Schitane, ſchikanieren, |. unter Chicane. 

Scifargahs, pl. (v. perj. schikar, die Jagd, das 
Wild) große Waldgehege der indischen Fürſten für 
das Wild, bei. in der oe Sind. 

Schi-King, n. d.i. das Buch der Lieder, eins der 
wichtigjten Denkmäler der älteren hinefijchen Kite» 
ratur; vgl. Schu-King. 

Schilling oder engl. Chilfing, m. (got. skilligs, 
althd, scillinc, v. scellan, jyallen, alſo: klingende 
Münze) eine engl. Münze, = 1.4; früher auch 
eine deutjche Münze — 9 Pf. 

Schimpanſe, |. Barris. 

Schimfchirlif, m. türk. (v. perſ. schimschir, der 
Säbel) ver Waffenſaal, Benennung der Gemächer 
der ottomanijchen Prinzen. \ 

Schindaleiis, f. od. Schindaͤlmus, m. gr. schin- 
dyl&sis, v. schindylein, f. schindaleın, jpalten) 
Heilf. die Spalte, der Spaltbrud). 

Sching, ſ. Schoo. 

Schinn, n. (althd. skinn, engl. skin, Haut, Tell) die 
dünne, fteinige Unterlage unter der guten Ader» 
frume; pl. Schinnen, Hautabjhuppungen, bef. 
der Kopfhaut. 

Schinſeng, |. Ginſeng. — 

Chipömfe, f. ruſſ. (v. schipöwnik, die Hagebutte, 
der wilde Roſenſtrauch, schipök, die wilde Roſe, 
abgel. v. schip, Stachel, Dorn ein ſtark brauſen— 
des und beraufchende3 Getränk von einigen fibis 
riichen Bölferfchaften aus den Blättern der wilden 
Roſe bereitet, 

Schisma, n. gr. (v.schizein, fpalten) die Spaltung, 
Scheidung, bei. Kirchen- oder Slaubenstrennung; 
Schismaticus od. Echismatifer, m. (gr. schis- 
matikos)ein Abtrünniger, Anhänger einer Kirchen» 
fpaltung; ſchismätiſch, die Spaltung betreffend, 
abtrünnig; zwieträchtig ſchismaätiſieren, trennen, 
abſondern; Kirchenſpaltungen machen; Schiſtus, 
m. (v. gr. schistös, gejpalten, jpaltbar) der Zune 

Schiwa, ſ. Siwa. ſſchiefer. 

Schizotrichie, r. Trichoſchiſis, f.gr.(v.schizein, 
jpalten, u. thrix, Haar) das Haarſpalten; Heilk. 
das Sefpaltenjein der Haare an der Spitze. 

schizzi, pl. it. (fpr. ſtizzi; v. sing. schizzo, dv. I. 
schedius, gr.schedios, eilig, feihtiertig, nachlällig, 
aus dem Stegreif gemacht) Zeichnungen oder Ent— 
würfe mit Feder, Kreide od. Koble,— Stizzen,j.d. 

Schfipetaren, m., pl. = Stipetaren, ſ. d. 

Chluhtihit, m. (poln. szlacheic, ruſſ. schlach- 
tisch, Adel, v. deutſchen Gejchlecht) ein poln. 
Edelmann. 

50 


786 Schlante 


Schlante, f. ſchwed. (slant) überh. Kupfermünze, 
bei. eine Rechnungsmünze v. 3Or Kupfermünze. 
Schlaraͤffe, ehem. auch Schlauraffe, m., fein Fremd⸗ 
mwort,(v.mhd.slär-affe, gedankenloſer, üppig leben⸗ 
der Müßiggänger, zu mihd. slür, Müßiggang, ſo— 
wie slüren, oberd. — hlauren f. müßig geben u. 

* Affe)einforgenlojer, nurdem Sinnengenuß leben- 
der Menich; dah. Schlaraffengeſicht (= Fratze), 
Schlarafienleben, Schlaraffenland (vgl. Uto- 
pien). 

Schlemihl, m. jüd. (v. hebr. schlömiel, mein Heil 
filt] Gott, v. schalom, Heil, i, mein, u. El, ©ott) 
der Unglüdsvogel, eig. der immer fein Heil von 
Gott erwartet. 

Schlemm, j. Slam. 

Schlendrian, m. dtih. (vd. ſchlendern, mit fremd- 
artiger Endung) der Schlendergang, Xeiergang, 
die Nachläſſigkeit, das Herkommen, bej. der ber- 
fommliche langſame Gejhäftsgang. 

Slips, m. engl. (engl. slips, völlig verkehrt ift die 
—— Shlips) die Halsbinde, Krawatte, ſ. 
Slips. 

Schmack, |. Sumad; Schmake, |. Smak. 

ſchmadden, jüd.⸗dtſch. (v. hebr. sehämäd, verderben) 

berderben, vertilgen; ſpottweiſe: taufen. 

Schmalte u. Schmaragd, ſ. Smalteꝛe. 

Schmant, m., im 15. Jahrh. in der ſpät mittel— 
hochd. Form smant aus dem Slav. entlehnt, ſ. u. 
Schmetten) urfpr. Mildrahm; dann: Schmutz. 

Schmetten, auch Smetten, f., pl. flav. (v. böhm. 
u. ruſſ. ssmetäna, Rahm, woher aud) da3 deutſche 
Wort Shmant, jpät mittelhochd. smant, d.i. 

Milchrahm) landſchaftl. in Öfterreich für dicken 
Milchrahm, Sahne, auch für fauren Schmant. 

Schhmieralien, pl. (dtjch. mit I. Endung) Schmie- 
rereien, Sudeleien. 

Schmoͤllis, n. u. m, (angeblich entft. aus d. lat. sis 
mihi mollis,fei mirhold) Studentenfpr.der Trint- 

Bub beim Brüderfchafttrinfen; vgl. Fiducit unt. 
ides. 

Schmu, m. jüd. gem. Gewinn, Vorteil, (Profit); 
Schmu maden, aud: ſich unrechtmäßig einen 
Profit verſchaffen, unterſchlagen: ſchmuſen, unter⸗ 
handeln, Gewinn ſuchen, zureden; auch f. reden, 
erzählen, müßig ſchwatzen oder plaudern. 

ſchmuggeln (niederd. [muggeln, engl. smuggle, 
poll. smockelen, verw. mit ſchmiegen, althp. 
smiugen, angel}. smugan, ſchleichen, kriechen), 
Schleihhandel treiben, paſchen; Schmuggel, m. 
oder Schmuggelei, f. Schleihhandel, Pajcherei; 
Schmuggler, m. Schleihhändler, Paſcher; vgl. 
Konterbande. 

ſchmuſen, ſ. unter Schmu. 

Schnaderhüpfel, pl. improviſierte, nad) einer Melo- 
die geſungene Liederepigranıme in den bayerijchen 
und Tiroler Alpen, auf welche dann ein Teil der 
Geſellſchaft Iuftig antwortet. 

Schnau oder Schnaue, f. niederd. eig. Schnauze, 
Schnabel; eine Art Eleiner, vorn jpig zulaufender 
zweimaſtiger Seejchiffe (hol. snaauw, engl. snow). 

Schnick, m.derKernfrucht- od. Rartoffelbranntmwein. 

Schofar, m., nr! Schofarät, hebr. die Trompete, 
Bojaune, 

Schöfel, jüd. (v. hebr. schäfäl, niedrig, gering, v. 
schäfel, ſinken) äußerſt jchlecht, armfelig, werilos, 
untauglich; Schofel, m. ſchlechte Ware, Ausschuß. 

Schofetim, pl. hebr. (v. schöfet, Richter, schäfät, 
richten) die Richter (vgl. Suffeten). 

ſchoitaſchieren, ungar miteinemLigenbefaß(Sou- 


tache, ſ. d.) verzieren; ſchoitaſchierte Hoſen, Be⸗ 


Schoriſten 


kleidungsſtück der Huſaren-Offiziere in der Staats— 
uniform. 

Schokolaͤde (ſpan. chocolate, aus dem Mexikan., 
entweder von cacauatl, Kakao, oder von xocoatl, 
ein Getränf aus Mais; fr. chocolat, it. ciocco- 
lata), eine aus dem Brei der geröfteten Kakao— 
bohnen mit Zuder, Vanille 2c. gemiſchte Mafie 
und das Getränf daraus. 

Scholam lechem, jüd. (verderbt für hebr. schalöm 
alechem, Friede zu eich) Friede fei mit euch! der 
Gruß der Suden. 

Schola, f. lat. Schule; schola Palatina, die Schule 
am Hofe Karls d. Gr.; schola vernacula (b. lat. 


‘ vernaculus, inländifch, einheimifch), eine ſchon von 


Luther, fpäternamentlich von Comenius gebrauchte 
Bezeichnung für die deutſche Volksſchule, im Ge- 
genjaß zu der schola Latina. Non scholae, sed 
vitae (sc. discimus), man lernt nichtfür die Schule, 
jondern fürs Leben. 

Scholaͤr, m., pl. —en, I. (scholäris, von schola, 
Schule, v. gr. schole, Muße, wiſſenſchaftliche Be- 
IHäftigung, Schule) ein Schüler; Schofdrd, m., 
pl. —en, gr. (schol-ärches) ein Schulaufjeher, 
Schulpfleger, Schulvorficher, Schulmeifter; Scho— 
larchũt, n. gr..1.dasSchulauffeheramt, der Schul- 
voritand; Scholdfter, m. ml. ein Schulherr und 
Lehrer an einer fathol. Domſchule, Stiftslehrer; 
Scholaſtica, £. (v. I. scholasticus, zur Schule ge- 
hörig 2c.) eine Lehrnonne; Scholaſticus, m. ein 
Domherr bei Hochſtiftern; Schefdftif, f.die Schul- 
weisheit bef. des Mittelalters, = ſcholaſtiſche 
Philoſophie; Schalaitifer (mi. scholastici), 
Schulgelehrte od. Schulmweife; chriſtliche Philoſ —2 
des Mittelalters, welche vermittels der Ariſto— 
teliſchen u. Platoniſchen Philoſophie das Lehrge— 
bäude der chriſtl. Kirche zu befeſtigen ſuchten; ver- 
ächtlich: Wortkrämer, deren Weisheit oder Wort- 
krämerei mehr für die Schule, als für das Leben 
berechnet iſt; ſcholaͤſtiſch, ſchulmäßig, ſchulgerecht; 
ſpitzfindig, geklügelt; ſcholaſtiſche Fragen, Schul⸗ 
fragen, ſpitzfindige Fragen; ſcholaſtiſche Philo⸗ 
ſobhie oder Scholaſtizismus, m. das Lehrge— 
bäude, die Anſichten und Grundſätze der Schola— 
ſtiker im Mittelalter; Scholion, n.gr., 0d.Schofte, 
f., pl. Scholten (gr.schölia), gelehrte Auslegungen, 
erklärende Anmerkungen; bei. die von alten Gram— 
matitern herrührenden erflärenden Anmerkungen 
zu griech. und lat. Schriftftellern; Scholiaͤſt und 
Scholiogrdph, m. ein Scholienfchreiber, alter Er 
flärer, Auslegereines alten griech. oder lat. Schrift. 
ſtellers. 

Schoner od. Schooner, m. (v. engl. schooner, ſpr. 
ſkuhner) ein ſchmales, zweimaſtiges, ſchnellſegeln- 
des Fahrzeug. 

Schönobat, m. gr. (schoinobätes, von schoinos, 
die Binfe, das Seil, und bainein, gehen, fchreiten) 
a DR Schönobätif, f. die Seiltänzer- 
funit. 

Son, n. (japan.-hinef. Sching od. Maſu, v.d. 
Kiederländern Gantung genanıt) ‚die Einheit 
des japaniſchen Hohlmaßes für trodene u. flüſſige 
Dinge, = 16 Ngoo = 100 Schijaku (Sjak' Saſi) 
= 1000 Sai; es hat 4,9 Sung im Quadrat als 
Grundfläche, 2,7 Sung Höhe u. iſt 1,8151. 

Schorbaͤdſchi oder Tſchorbaͤdſchi, m. türk. ein 


Hauptmann, Anführer einer Kompagnie Jani- 


ticharen. 

Schoriſften, pl. (wahrſch. v. dtſch. —— quälen, 
ehem. (im 17. Jahrh.) auf deutſchen Univerſitäten 
die aus dem Stande der Bennale (j. d.) heraus⸗ 


Schoſcha 


tretenden Studenten, welche nun die Quäler der 

neuangelommtenen Pennale wurden. 

Schöſcha, f. eine unter Aufficht der Negierung 

ftehende Handelsgeſellſchaft auf Aktien in Jeddo 
(Japan). N 

Schoſtal, ſ. Szoftat. 

Schout-by:Racht, m. holl. (ſpr. ſchaut bei —; von 
schout = Schulze, Schultheiß) = Konter-Ad— 
miral, Unteradmiral. 


Schraffieren (it. sgraffiare, v. s — l. ex, oder dis, 


u. graffiare, fragen; vgl. Sraffito), bei Zeichnern 
u. ferjtechern, Schattenlinien ziehen oder ein» 
graben, mit einerStrichlageverjehen ; ſchrafferte 
Zeichnung, eine Federzeihnung; Schraffierung, 
f. die Schattengebung, Strichlage. 

Shreibmaterinlien, pl. f. Materialien unter 
Materie. 

ſchtoͤrnibudj, ruſſ. (eig. was nicht ift) irgend etwas, 
was es auch fei, vgl. Fdf-nibudj (. d.). 

Schtſchi, rufi. f. pl., im deutjchen Sprachgebr. m. 
die Kohlſuppe, ein Nationalgericht der Rufen, aus 
gehadtem Weißkohl mit Fleiſch, Fiſch, Erdſchwäm— 
men 2c., in Butter od. DI bereitet. 

Schu od. Scht,m. vor1871 übliche japanifche Silber- 
miüngze,einefleinerechtedige Platte = bis !/, Bu 
— 0,35 bi3 0,47 A wert. 

Schübta, f. ruff. (Verkl. v. schüba, Pelz) das Pelz- 
chen, ein Furzer Frauenpelz. 

Schuit od. Schuite, f. hol. (fpr. jheutle)), niederd. 
Schute (engl. scout, isländ. skuta, dän. skude), 
einNachen, ein Kleines maſt⸗ und jegellofes Fahr⸗ 
zeug zum Überſetzen auf holländ. Slüfjen; ein kur— 

„3 und breites dreimaftiges Schiff auf der Oftfee; 

redfhuit(p.treden, niederd.u.holl.. ziehen), 
ein Zugſchiff, Poſtſchiff auf den Kanälenin Holland, 
von Menſchen oder Pferden gezogen. 

Schu-fling,n. der Geſchichts-Kanon, eines der 5 äl- 
tejten u. beiligiten Bücher (Kings) der Chinejen, 
welches die älteite chineſiſche Geſchichte, namentlich 
die der Raifer Yao und Schün und der Dynaltieen 
Hia, Schang und Tſcheu enthält; vgl. Schi-King. 

Schupp, m. der Waſchbär, = Coati; dah. Schup= 
penpelz, Pelz vom Waſchbären. 

Schürfeh, n. türf. (v. arab. scharufa, hervorragen) 
die Galerie um den Minaret einer Mofchee, von 
wo der Muezzin die Stunde des Gebet3 verfündigt. 

Schutter, pl. (v. altholl. schutten, ſchießen) hollän— 
diſche Schützen, Bürgerfoldaten, Landwehrmänner; 
Schuttery od. Schutterei, f. holländiſche Schüt- 
zengeſellſchaft, Landwehr. 

Schwachmaticus, m. (deutſch von ſchwach mit lat. 
—— gem. ſcherzh.f. ein Schwächling, ſchwacher 

e 


Held. 

Schwadrön, f. ſ. Eskadron; ſchwadronieren, 
in Schwadronen od. Geſchwadern zuſammenſtoßen; 
mit dem Degen vorſchriftsmäßig um ſich hauen; 
uneig. prahlen, ſchwatzen (in — Bed. wahrſch. 
von dem oberd. ſchwadern für ſchwatzen, mit 
fremdartiger Endung gebildet); Echwadrenör,m. 
ein Schmwäher, Maulheld. 

Shmwärmattäde, f. dtich.- fr. (vgl. Attade) Krſpr. 
ein Angriff in zeritreuter Ordnung. 

Schwertmagen, |. Mage. — 

Schwulität, f. (diſch. von ſchwül, gem. ſchwul, 
IE a icherzh. für Schwüle, Angit, Ver- 

egenheit. 

Sciaena,f. l. (gr.skiaina) der Umberfiſch, Seeadler; 
Sciaenoiddi, pl. nl. Umberfifche. 

Seiagraphie zc., |. Stiagraphie. 

Zribile od. seibile, n. fpätl. (v. seire, willen) das 


Scriba 187 
Wißbare, Erkennbare; In omni seibili od. in 
seibilibus verjiert fein, in allem Wißbaren be- 
wandert fein, fi) in allen Fächern des Willens 
umgejehen haben; Sceiendum, n. I. die Amtsan— 
weijung (eigentl. das zu Willende); Scienz, f. I. 
(scientia) das Wiſſen, die Wiſſenſchaft; fetentis 
biſch od. —ifiſch, nl. (engl. scientific[al]), wij- 
ſenſchaftlich; auch — ſyſtematiſch, f.d. 

scilicet, lat. (entſt. aus scire licet, d. i. man kann 
oder muß wiſſen), nämlich; auch ſpottweife: man 
denke! ei, eil 

Scilla od. Sauilla, f. lat. (gr. skilla) die Meer- 
zwwiebel, blaue Sternzwiebel, ein Zwiebelgewächs 
von verſch. Arten; Scillitin, n. nl. das Meer- 
ziwiebelbitter, der Meerzwiebelitoff, ein eigentüm⸗ 
licher Friftallinifcher Bitterftoff der Meerzwiebel; 
ſeillitiſch, Meerzmwiebelfaft enthaltend; Scillo— 
cephäfus od. Scillokephãlos, m. gr. ein Meer- 
zwiebelfopf, Großkopf. 

Scimpodium, n. I. (v. gr. skimpüs, skimpödion, 
v. skimptein, hocen, fauern, u. püs, Fuß) Heilt. 
ein Klappftuhl, Feldſtuhl, Feldbett, Geburtsſtuhl. 

seineus, f. Stint. 

feintilfteren, I. (scintilläre, von scintilla, Funke) 
funfeln, ſchimmern, flimmern; Seintilffation, f. 
(seintillatio) da8 Funfeln, Schimmern, Funken 
fprühen. 

sciolto, it. (fpr. ſcholto; von seiögliere, löfen, v. l. 
exsolvere u. dissolvere) Tonk. frei, ungebunden, 
mit freiem, leichtem Vortrage; eon seioltezza, 
mit Freiheit, mit Ungebundenheit. 

Seiölus, m. fpätl. (v. scire, willen) ein Wißling, 
der alles wifjen will, Überkluger, Naſeweis. 

Seioptikon od. Skioptikon, n. griech. (aus griech. 
skia, Schatten, Schattentiß, Trugbild, Gejpenft, 
und griech. optikös, ẽ, Ön, zum Sehen gehörig, 
alfo eigentl.: zum Sehen im Dunkeln gehörig, 
engl. scioptikon) ein Apparat zur Bilddarftel- 
fung im Dunkeln, eine verbejjerte Laterna ma- 
gica, die beſonders bei wiljenjchaftlihen Vorfüh— 
rungen verwendet wird; Bildwerfer. 

Scirocco, it. (pr. fi), od. Schiroffo, m. (prov. 
u. fr. siroc, v. arab. schoruk, v. schark, Diten) 
ein fehr heißer, trodner Südoſtwind, Brenn- oder 
Glühwind, welcher in Stalien gew. im Frühjahr 
und Herbit einige Wochen lang mweht. 

Setürns, m. I. (v. gr. skfüros, v. skiä, Schatten, u. 
ür&, Schwanz) das Eichhörnchen; Sctüren, Seins 
riden, pl. (nl. seiurina) eihhornartige Tiere, 

Seollops, engl., eig. Mufchelihalen, Schuppen- od. 
Mufhelverzierungen;scolloped,mit Schuppen be- 
jeßt (namentl. bei Bauwerken romanijchen Stils). 

Scomber, m. I. (gr. skömbros) ein fojtbarer See- 
fiſch im Altertum, die Mafrele; Scomberoidei, 
pl. nl. Makrelen oder Thunfifche, ſ. Skumbrija. 

Serap-Bool, n. engl. (jpr. ßkräp; von engl. scrap, 
Bild, Ausfchnitt für ein Album) Sammelbud, 
Ausſchnittbuch, ein — Einkleben von Zei— 
tungsausſchnitten oder Bildern. 

sereatus, m.l.(v.screãare, räuſpern) das Räuſpern. 

Serew-steamer, m. engl. (fprich: ftruch-ftihmer) 
Schraubendampfer. 

Scribe, m. l. (v. scribere, ſchreiben) Schreiber (Se- 
fretär); aud) als männl. Name; Sfribsr oder 
seribax,m. nl. ein Bielfchreiber; ffribeln, L.-dtid). 
ihmieren; Stribler, m. ein Schmierer, jchlechter 
Bielfhreiber, Büchermacher; Skribelei, f. die Biel- 
ſchreiberei; Sfribent, m. I. (scribens), pl. Stri⸗ 
benten, Schreiber, ſowohl Lohn- und Abſchreiber 
(= Kopiſt), als = Skriptor, pl. Sfriptoren, lat« 

50* 


188 Serinium 


scriptöres, Schriftiteller; in Bibliothefen der Titel 
eines Hilfsbeamten, der dem Kuſtos unterſtellt ift; 
seriptores graeei, griechifche —, 8. latini, la— 
teiniiche Schriftitelier; s. histeriae augustae, 
Verfaſſer der röm. Kaifergefhichte; Sfribonen, 
pl. Bevollmächtigte der ipäteren römischen Kaifer 
an die Armeen in den Provinzen, um deren Ans 
führern Befehle zu überbringen od. aud) fie ſelbſt 
zu vollziehen; Seriptum, n., pl. Scriptg, Die 
Schrift, das Schreiben; eine Shulübung im Über- 
fegen 2c.: Sfriptür, f. (I. scriptüra) das Schrei— 
ben, die Schreibart; das Geſchriebene, die Schrift; 
pl. Sfriptüren, Schriften, Schreibereien; Sfrip= 
turijt, m. nl. ein Schriftforſcher Schriftgelehrter; 
daher Sfripturiften, pl. eine Sekte der Wieder- 
täufer, welche nur an das glaubte, was Klar und 
deutlich in der Bibel zu lefen fei; ffripturieren 
oder ffritturieren, it. (sceritturäre) Kffpr. in 
* Rechnungs- oder Handlungsbücher eintragen, 
uchen. 

Serintum, n. l. ein Schrank, Schrein, eine Kiſte, 
bef. zur Aufbewahrung von Büchern u. Urkunden. 

Serips, engl.(Börjfenausdrud, Abkürzung von In— 
j£riptiong) in England die einftweilen ausge- 
—— Scheine als Erſatz für die noch nicht voll- 

ezahlten oder noch nicht ausgefertigten Original— 
ſtaatspapiere. 

Seroͤtum, n. l. der Hodenſack; ſkrotäl, nl. zum 
Hodenſack gehörig; flrotiförm, hodenförmig; 
Skrotozẽle, f. Lagr. Heilk. ein Hodenbruch. 

Serubs, enal. pl. die geringeren Tabaksblätter, die 
nicht al$ Dedblätter verwendet werden fünnen. 

Serubber, m. engl. (fpr. jtröbber) eig. Schrupper, 
Krageifen, Kraßbeien; ein mit Koaksſtücken ans 
gefüllter Behälter, durch welchen man das Leucht— 
gas zu deſſen Reinigung ftrömen läßt. 

scülpsit, I. (v. sculpere, durch Stechen, Schneiden 
od. Hauen etwas bilden) N. N. hat's geftochen (auf 
Rupferitihen beim Namen des Künitlers); Skulp⸗ 
tür, f. 1. (sculptüra) die Bildhauerfunft, Bildnerei 
mittels des Meigel3,Bildnerfunft; Bildhauerarbeit, 
Bildwerk, Schnigmwerf; Kupferjtecherfunit. 

Ecurra,m.l. ein Poſſenreißer, Luſtigmacher, Spaß- 
vogel; ſcurril(iſch) (1. scurrilis, e), pofjenhaft, 
ſpaßhaft, zotig; Scurrilta oder Scurrilien, pl. 
SE aemeine Scherze, Poſſen, Zoten (vgl. bur- 

est); Scurrilität, f. (l. scurrilitas) die Poſſen— 
reißerei, Bofienhaftigfeit. 

fcüfieren od. ffüjieren (v. it. scusare, fr. excuser, 
[. excusare), (ſich) entſchuldigen; jich wegfchleichen, 
— entfernen oder davon machen; Scüs, |. 
Tarot. 

scutum stomachieum, n. [. (scutum, Schild) eig. 
ein Magenſchild; Heilf. ein auf den Magen ge= 
legtes Kräuterjädchen, Kräuterfifjen; seutiformis, 
e, jhildförmig. 

Schbäle, pl.gr. (v. skybalon, Mit, Kot) Heilf. ver- 
bärtete Darmkotballen. 

Ecylla, f. l. (gr. Skylla) eine gefährliche Kiippe bei 
Meſſina im Mittelländifchen Meere, dem gefähr- 
lihen Schlunde oder Meerjtrudel Charybdis 
gegenüber; in der griech. Fabell. al3 ein weibliche3 
Ungeheuer vorgeitellt, welches die vorbeifchiffende 
Mannſchaft verichlang; uneig. drohende Gefahren; 
daher das lat. Epriw.: incidit in Scyllam, qui 
vult vitäre Charybdin, wer der Charybdig ent— 
gehen will, jtürzt auf die Scylla, d. i. fommt aus 
dem Regen in die Traufe. 

Schphus, m. l. (v. gr. skyphos) ein Becher, Wein- 
glas, Humpen; Scyhphoide oder Styphoide, f. (v. 


SseccO. 


ar. skyphoeidäs, becherfürmig) die Becherlinie: 
Schuhoiden, pl. beherförmige Verfteinerungen; 
scyphati nummi, pl. nl. Beder- od. Hohlmünzen, 
gotische Silbermünzen von der Form eines Uhr- 
glafes, meiftens in Spanien gefunden. 

Scytäle, f. gr. (skytale) überh. Stab, Stod; beſ. 
ein um einen Stab gewidelter Leder-⸗Riemen, auf 
welchen die alten Spartaner geheime Nachrichten 
Ichrieben; dah. ein Geheimſchreiben, Gcheimbefehl. 

Scythe, ſ. Szythe. | 

Scytitis, f. gr. (v. skytos,n. Haut, Xeder) Heilf. die 
Hautentzündung; Schtogenium, n.der®erbejtoff. 

sdegnoso (fpr. fvenjsfo), auch con sdegno, con 


isdegno, it. (v. sdegno, Beratung, Unmwillen, — 


fr. dedain) Tonf. trogig, unmwillig, aufgebradht. 

säruccioli, versi sdrüccioli, pl. it. (v. sdrücciolo, 
gleitend, ftrauchelnd, ſchlüpfrig, verw. mit deutich 
ſtraucheln) Springverfe, ital. Verſe, welche mit 
einem furzfilbigen Worte endigen; sdruceio- 
lando, Tonf. über die Taſten gleitend. 

Sealskin. Seal-jfin, m. od. n. engl. (fpr. Bihl—), 
wörtl. Seehundgfell, urfpr. diefes, jegt ein feines 
Pelzwerk, das mit dem Seehund nichts zu tun hat, 
angeblih Kamtſchatka-Biber. 

Seam, n. engl. (jpr. ßihm; = Saum) ein altes engl. - 
Maß, bef. Getreidemaß von 8 Bufhels; aud) ein 
altes Gewicht. 

Séance, f. fr. (jpr. Bedngß; von seoir — l. sedöre, 
jigen) die Sigung (Seſſion); insbef. eine Sitzung 
der Epiritiften, in der ein Medium den angeblichen 
Verkehr mit Geiftern vermittelt. 

Seapohs, engl. (fpr. Bihpeus), ſ. Sipoys. 

Senton,f. engl. (ſpr. Bijn) Jahreszeit; Geſellſchafts⸗ 
zeit, Saijon. 

Seb,m. eine ägyptifche Gottheit, Vater des Typhon, 
von den Griechen mit Kronos verglichen; Schaf 
oder Sebek, m. ein ägyptifcher Gott, welchem das 
Krokodil heilig war, daher mit einem Krofodiltopf 

— * — Be — 
ebaptiſten, pl. L-gr. (v. I. se, ſich, u. gr. bapti- 
ee vgl. Baptiit) Selbſttäufer, Br Partei 
der Wiedertäufer im 17.Sahrh., die fich felbjt noch 
einmal tauften. 

Sebaͤſtian, m. gr. (Sebastianös, von sebastös, ehr- 
würdig, sebas, Scheu, Ehrfurdt) männl. Name: 
der Ehrwürdige, Erhabene. 

Sebchah oder Sebchat, m. türf. (arab. subchat, v. 
sabacha, Gott loben, beten) ein großer Roſenkranz, 
mit taufend Kugeln von d. Grüße eines Taubeneies. 

Sebeiten, pl. (nl. sebestes, fr. sebeste, engl. se- 
besten, v. arab. sebestän) ſchwarze Bruftbeeren, 
f. Cordie. 

Sebezt, m. türk. (eig. Dſchebedſchi, v. perſ. dschebeh, 
Panzer) eine Art türfifcher Reiter, unfern Küraſ— 
ſieren ähnlid). | \ 

Seborrhöe, f. ar. Heilf. Hautabſchuppung mit tar» 
fer Hauttalgabfonderung verbunden. J 

Secäle, n. I. der Roggen, das Korn; 8. cornutum, 
da3 Mutterforn. 

Secante, j.unt. ſezie ren; Seccatür, ſ. unt. secco. 

Sechia, f. it. (v.1.stitüla; prov. selha, altfr. seille) 
ein Eimer; ein altes Flüffigfeitsmaß in Stalien, 
von 500—750 Pariſ. Kubilzoll. 

secco, it. (= fr. sec, dv. 1. siccus) troden; al secco 
malen, d. i. auf trodenen Grund (entg. al fresco);, 
feccieren od. feffieren (it. seccare), eig. trodnen, 
austroenen, verzehren; beläftigen, langweilen, 

quälen; Scecatür, f. (it. seccatüra) trodenes. 
langweiliges Zeug; Beläſtigung, Quälerei. 


Gereders 


Seceders, pl. engl. (fpr. —ßihders; v. secede, v. [. | 


secedere, abgeben, fich trennen) eine Sekte in 
Schottland, welche fich 1733 von der herrfchenden 
presbpterianischen Kirche getrennt hat und jeit1744 
in Burghers und Antiburghers zerfällt. 

Sechir oder Chequis, ein ehemaliges türk. Gewicht 
zu 2 Ofen (ſ. Oka). 

Seel, m. hebr. (schekel, von schäkäl, wägen) ein 
Gold» undSilbergewicht; auch Benennung fremder 
Münzen,mwelchejenem&emwichtentiprachen; der ge- 
meine Sedel war von der Größe eines jeßigen 
Markſtücks und 3, fehwer; der Sedel des 
Heiligtum war 16%, g jchwer. 

Second, m. fr. (pr. ß'kong; vom I. secundus) der 
zweite; Sekonde-Leutnant (d. i. de seconde 

. elasse), zweiter oder Unter-Leutnant (vgl. Leut- 
nant); second-sight, n. enal. (fpr. ßekkend Beiht) 
— Deuteroffopie; fecondair oder ſekondär, 
j. fefundär unter secundus. 

Jecouriereu, fr. (secourir — lat. succurrere) — 
jncceurrieren; Secours, m. (jpr. ß'kuhr) = 
Suffurs. 

sechndus, a, um, l. (v. sequi, folgen) der ꝛc. fol- 

gende, zweite; Sekundus, m. der Zweite in Schul- 

Haflen; Sekuͤnda, f. die zweite Schulklaſſe; Se— 

kunda⸗Wechſel, m. der zweite Wechiel, f. Tratte; 

©.:Wolle u. dgl., weniger feine Wolle; secunda 

Petri, f. — Beurteilungöfraft, 3.8. „es fehlt ihm 

die secunda (sc. pars) Petri” hergenommen von 

der Logik des Petrus Ramus, in welcher der 
weite Teil von dvenUrteilen handelt); Sekuͤnde, 
. (d.i. secunda sc. pars oder divisio, aljo über- 

Haupt ein Maß, welches die zweite Stelle nad) 

einem andern in einer Einteilung einnimmt) der 

60ſte Teil eines Grades oder einer Minute (daher 

Sefundenuhr, Sefundenzeigerac.); bei den 

Markicheidern Y,, Prime, und diefe = !/ın Zoll; 

Tonf. der zweite Ton nad) dem Grundton; Fechtk. 

die zweite Stoßart; pro secundo, zum ziveiten od. 

zweitens; Sefunden-Pendel, n.ein Pendel, deſſen 

{einfache oder halbe) Schwingung eine Sekunde 

dauert; Sekundaner, m. ((.secundänus, ein Sol- 

dat der zweiten Legion) ein Schüler der zweiten 

Klaſſe; ſekundär (l.secundarius), diezmweite Stelle, 

den zweiten Rang ineiner Folge a nach⸗ 

folgend, untergeordnet, abhängig, vgl. primär; 

3.8. fefundäre Folgen oder Krankheits— 

eriheinungen, diejenigenFolgen od. Krankheits— 

eriheinungen, welche durch erite (primäre), her- 
vorgerufen werden; jefundäre Gebirge, Über- 
gangs- u. Flözgebirge, Mittelgebirge; Sefundär: 
bahn, Nebenbabn; fetundäres Licht, Licht aus 
zweiter Hand; Sefundärlius), m. der Zweite 
nad dem Abte oder Propite in Stiftern; der zweite 

Prediger, Nahmittagsprediger, in der evangel. 

Kirche; Tonf. der Begleiter, der in einem Orcheſter 

bei einerlei $nitrumenten diezmweite Stimmefpielt; 

Sefundärftation, f. Abgabe oder Empfang3- 

jtelle, Arbeitsort (gegenüber der Primärſtation, 

1.2.); Sefundina, f. nl. Heilf. die Nachgeburt; 

secundina retenta, die verhaltene oder zurück— 

— — fefundieren/(.secundäre), 
egünjtigen, helfen, unterjtügen, beijtehen, bef. im 

Bweifampfe; Tont. die zweite Stimme ipielen, (auf 

einem Initrument) begleiten; Sefundant, m. (se- 

cudans) ein Beiftandim Zmweifampfe, Rampfgcuge; 

Sekundiz, f. nl. Feier des fünfzigjährigen Meſſe— 

leſens von römischen Prieſtern; Setundogenitür, 

f. die Zweitgeburt, die Rechte des zweiten Sohnes; 

sechndum, [. zufolge, nad, gemäß; sechndum 


segno 189 


artem, Heilt. nach der Kunft, Funftmäßig; 8. or- 
dinem, nad) der Ordnung oder Reihe. 

Sedal-Kirche, ſ. unter Sedes. 

Scdantia, pl. l. ſv. sedäre, machen, daß ſich etwas 
ſetzt, ſtillen) Heilk. beruhigende Heilmittel, Stil— 
lungs- oder Beſänftigungsmittel; ſedät (I. sedä- 
tus), gelaſſen, ruhig; fedatin, nl. beruhigend, be- 
fänftigend, fchmerzitillend; Sedativa, pl. = Se- 
dantia; Sedativ-Salz, n. Stillſalz, beruhigen- 
des, Schmerzitillendes Salz, Borjäure, Borarjäure; 
©&.:Spat, m. ſ. Borazit. 

sedes, f. lat. (von sedere, fiten) der Sit, Wohnſitz; 
sedes apostolica, f. eig. der apoftolifche Sig, 
päpitlihe Stuhl; sede vacante, bei erledigtem 
päpitlichem od. bifchöflichem Stuhl; sedem flixam 
haben, feiten Wohnfiß, bejtimmten Wohnort ha- 
ben; sedes, Heilf. Stuhlgang, Leibes-Öffnung; 
per sedes, durch den Stuhlgang; Sedalkirche, £. 
die Sietivhe,— Pathebralfirde, 1.d.; Sedis⸗ 
bafdnz, f. nl. (vgl. Vakanz) die Erledigung des 
päpitlichen oder eines bifchöflichen Stuhles; Ges 
dentia, pl. lat. (von sedöre, figen) unbemegliche 
Saden; ſedentär (l. sedentarius, fr. sedentaire), 
jigend, anhaltend ſitzend; auch ſeßhaft, anfällig; 
jedentäres oder fedentarifches Leben (vita 
sedentaria), ſitzende Lebensweiſe; Eedentarins 
od. Sedentär, m. ein Vielſitzender, Stubenhoder, 
der viel jißt oder fißend arbeitet; Sediment, n. 
({. sedimentum) der Bodenfag einer Flüſſigkeit, 
Ablagerung; fedimentär, nl. (sedimentarius; fr. 
sedimentaire) bodenjagartig abgelagert; Sedi— 
ment= od. Sedimentärgebirge, n. Slözgebirge; 
fedimentds, nl. trübe, einen Niedericlag oder 
Bodenjaß gebend. 

Sedéz, n. (abgef. v. I. sedecimus, der jechzehnte, v. 
sedecim, jechzehn) dieScchzehntelform, Sechzehntel- 
grüße eines Bogeng u. Buches; in sedecimo, in 

echzehntelgröße der Bogen. 

Sedilien, pl. I. das Gefäß. 

Sediment, ſ. unter sedes. 

Sedition, f. I. (seditio, v. sed, d.i. sine, ohne, u. 
itio, das Gehen, urjpr. das Abjeitögehen) die Em- 
pörung, der Aufitand; feditids (I. seditiosus, a, 
um), aufrührerifch: Sedittofität, f. nl. Aufiwiege- 
lungsſucht. 

Sedulität, f. l. (sedulitas, v. sedülus, emſig) die 
Emſigkeit, Geſchäftigkeit. 

Sedum, n. 1. Hauslauch, Hauswurzkraut. 

feduzieren, I. (seducöre) verführen, verleiten, ver- 
locken; Seduktion, f. (seductio) die Verführung; 
Sedufter. m. ein Berführer; ſeduiſant, fr. (pr. 
ßedüiſcing; Bartiz. v. seduire) verſführeriſch. 

See-Anemonen, = Aktinien. 

Seelers, pl. engl. (ipr. Bihfer3; v. seek, fuchen) die 
Sudenden, I. Qnaerentes, eine Sekte unter den 
Presbyterianern im 17. Sahrh., welche behauptete, 
J die wahre Religion erſt aufgeſucht werden 
müſſe. 

Seeproteſt, m. (vgl. engl. ship's protest) die Ver⸗ 
klarung, eine gerichtliche, unter Eid abgegebene 
Erklärung eines Schiffers über einen Unfall auf 
der See; auch der von der Obrigkeit dariiber aus— 

Seer, |. Ser. [(geitellte Schein. 

Segment, n. I. (segmentum, von secäre, ſchneiden) 
ein Schnitt, Abjchnitt; bejonders Größenl. ein 
Kreisabichnitt. 

segno, it. (fpr. Benjo; — I. signum) Tonf. das Bei- 
chen; dal segno, v. Zeichen an (näml. zu fpielen, 
zu twiederholen); fin al segno, Zont. bis zum 
Zeichen. 


790 Segobiana 

Segobiäana, f. ſpan. (v. der Stadt Segovia) feine 
Paniſche Wolle; Segopias, pl. eine Art gedrudter 
Köperflanelle; Segobia-Tuch, n. ein feines dop— 
veltes Halbtuch; Segovienne, f. oder Segobia⸗ 
Ftamin, m. ferner englifcher Etamin. 

ſegregieren, |. (segregäre, v. grex, Herde, Schar) 
von der Schar abjondern, trennen; Segregät,n. 
das Abgejchiedene; Segregation, f. (ſpätl. segre- 
gatio) die Abjonderung, Trennung; Teilung ge- 
meinschaftliher Grundjtüde; Segregatorinm, n. 
nl. ein Abfonderungs- oder Scheidungsmwerfzeug 
für verfchiedene Flüjfigkeiten. Ä 

s6gue, it. (v. seguire, ſpan. seguir, prod, seguir u. 


segre, = |. sequi, folgen) Tonf. es folgt; SEegui⸗ 


die, f. ſpan. ſpr. ßegidilja; Verkl. von seguida, 
Folge, muſikal. Fuge) eigentüml. ſpan. Geſang in 
Strophen aus vier abwechſelnd ſieben- und fünf— 
ſilbigen aſſonierenden Verſen mit Tanz im 3/,-Taft 


u. Öitarres oder Kaftagnetten-Begleitung; Segnis | 


dillera (ſpr. ßeghidilhera), eine Frau, welche die 
Seguidilla fingt oder tanzt. 


Seh, n. ein japan. Feldmaß von 6 Keng Länge u. | 


5 eng Breite = 30 Tfjjubo = 0,996 a. 

Seide, fr. (pr. ßähſch'; — seche, f. v. sec, troden) 
1. eine Sandbank, Dregbantf, ein Sandriff; 2. ebbe- 
u. flutartige Strömung auf dem Genferjee. 

Seide, m. (v. arab. seid, Fürſt, Gebieter, Nad)- 
komme de3 Propheten Mohammed, auch Name 
eines Sklaven u. fanatiihen Anhänger® Moham- 
meds, der unbewußt zum Vatermörder wurde) 
figürl. ein blindes Werkzeug der Glaubenswut u. 
der Gewalt, bei. im Franzöſiſchen gebräuchlich. 

Seidlier Salz, n. ein Bitterfalz (ſchwefelſaure 


Magnefia), welches aus Bitterfalzwafjer zu Seid- | 


lit in Böhmen gewonnen wird. 

Seignette-Salz, n. (ſpr. Bänjett' —) auch Boly- 
Hreitjalzod. Sodameinitein, einjäurebrechen- 
des, gelinde abführendes Salz (weinfaures Kali- 
Natron), aus Weinfteinlauge u. fohlenfaurem Na- 
tron bereitet und nad jeinem franzöliihen Er- 
finder B. Seignette (zu Rochelle 1672) benannt. 

Selanenr, m. fr. (fpr, Bänjöhr; ſpan. seüor, port. 
u. prov. senhor, it. signore; d. I. senior, d. i. eig. 
der Ultere, dann: Borjieher, Gebieter) Herr, ge- 
bietender oder gnädiger Herr, Lehnsherr, Erbherr; 
Seigneurie, f. Herrlichkeit, als Titel; Herrichaft, 
Lehns-⸗, Gerichtsherrſchaft. 

ſeismiſch, gr. (v. seismös, Erſchütterung) auf das 
Erdbeben bezüglidy od. von einem ſolchen herrüh— 
end; Seismograph, m. gr. (v. gräphein, fchrei- 
ben) eine Vorrichtung zur Beobachtung von Exrd- 


beben, hauptjächlich in einem Fonifchen Pendel be- | 


jtehend; dejjen Linje eine ſchwere Metallfugel ift; 
oder Seismometer, n. gr. Erdbebenmeffer, ein 
demjelben Zwecke dienendes, v. Kacciatore in Pa- 
lermo erfundenes Werkzeug; Seismologĩe, f. Erd⸗ 
bebenlehre. 

Seißi⸗Silber, n. chineſ. fehr feines Silber in 
Barren. 

Seim, |. Seym. 

Zeiour, m. (pr. Befguhr) der Sig, Aufenthalt an 
einem Orte; Gajt- oder Ruhetag; fejournieren 
(fr. sejourner, v. ml. diurnare, verweilen, mit 
sub, j. d.; prov. sojornar, it. soggiornare), ver» 
weilen. 

jeiungieren, I. (sejungere) abfondern, trennen; 
ejlinkt (I. sejünctus), —5 abgeſondert; Se= 
unttion, f. (1. sejunctio) die Abfonderung, Tren⸗ 
nung. 

Jekkieren, f. unter gecco. 





felett 


jeffudteren, I. (secludäre, von claud£re, ſchließen 
ausſchließen; Sekluſion, f. nl. die Ausſchließung 
Abjonderung; Seklufions=- Akte, f. die Aus— 
ſchließungs-Urkunde. 

Sekret, Sekrétage, Sekretär, Sekretien ꝛc. 
unter jecernieren. i 
Set, m. (verderbt aus Sec, v.it. vino secco; vgl. 
secco) Trodenbeerwein, aus welten Trauben ge 
preßter Föitlicher Wein aus Spanien, Stalien ıc.; 
allgemeine Benennung der weißen Weine aus Spa- 
nien u. den Kanarischen Inſeln; dah. Ranarien- 
Seft, Palm-Sekt (von der Injel Palma) 2c.; 
— hauptſ. auch für Champagner ge 
raucht. 

Sefte, f. lat. (secta, sc. via, d. i. eig. der betretene 
eg, von secäre, vucchichneiden, durchlaufen 2c.; 
dann Handlung3- oder Lebensweiſe; Bartei, An- 
hang)kleinere Glaubens-Partei od.⸗Genoſſenſchaft, 
welche ſich von den größeren, herrſchenden Reli— 

ionsparteien abſondert; der Anhang; seeta non 
imentinm Deum, Seite der Gott nicht Fürchten— 
den, die Anhänger des Hohenſtaufen Friedrich IL. 
in Deutſchland, von den Anhängern des Papſtes 
ſo genannt, weil ſie vor letzterem keine Ehrfurcht 
mehr hatten; Seftierer, m. nl. Anhänger einer 
Sekte; Seftiereret, f. die Glaubensparteiung; 
ſeltiereriſch, jeftenbildend,die Ölaubensparteiung 
betreffend, dazu gehörig. 

Sektion und Sektor, |. unter fecieren. 

jeturieren, nl. (securäre, von fat. secürus, fiher} 
jichern, ficher ftellen, gewiß machen; Sefurität, f. 
fat. (securltas) die Sorgloſigkeit; Zuverläffigfeit, 
Sicherheit; securitas publica, die öffentliche 
Sicherheit; Sefnritätshroteft, m. Sicherheits- 
proteit, der Wechjel-Broteit, welcher aufgenommen 
wird, weil der Bezogene, d.i. der, welcher die auf 
ihn gezogene Summe zur Berfallzeit des Wechſels 
bei Borzeigung des Wechſels zu zahlen hat, zah- 
Iungsunfähig geworden it oder jeine Zahlungen 
eingeftellt hat, u. ähnl. 

Séla vder Selah, n. {v. hebr. säläh, ruhen, ſchwei⸗ 
gen) ein hebr. Miufilzeichen in den Pjalmen, gem. 
am Ende eines kleinen Abfchnittes; viell. Pauſe, 
Zwiſchen- oder Nachſpiel oder Schlußzeichen (dab. 
die Redensart: Und damit abgemacht, Selal); n.a. 
Anderung des Rhythmus od. der Stimme. 

Scladen, m. ſpan. (Seladön, fr. Celadon; aus dem 
Roman Aströe von d’Urfe) ein verliebter Schäfer, 
Ihmactender Liebhaber; Seladon od. Seladon⸗ 
grün, n. das Meergrün, Maigrün, mit Blau und 
Grau gemiſchtes Grin (jo benannt von der mai» 

rünen Kleidung derSchäfer in den franz. Schäfer- 
Bhielen des 17. Sahrhunderts). 

Selam, r. Salem, ſ. d. 

Selamlit, m. arab.-türk. (von arab. seläm, saläm 
fſ. Salem], u. der türk. Subjtantiv-Endung lik} 
der Gejellichaftsjaal, das Audienzzimmer, Begnii- 

a er 

Sel Clement, m. gew. n., fr. (fpr. Bel Elemang; v. 
sel, Salz) Silberjalpeter, der mit Natronfalpeter 
od. auch mit Magneftafalpeter vermilcht ift (wichtig 
zum Photographieren); sel d’or (jpr. Bel d’sr), 
Soldfalz, Natriumgoldchlorid (gleichfalls beim 
Photographieren verwendet). 

Seldjchulen, pl. ein aus der Bucharei jftammendes, 
nad jeinem Stammmvater Seldjchuf benanntes 
türk. Gefchlecht, welches im 11. u. 12. Jahr). meh- 
rere Reiche ftiftete: ſeldſchukiſche Dynaſtieen, 

Jelett, I. (selectus, a, um, v. —3 ausleſen) aus⸗ 
erlefen,auserwähli; Selekta, f. (sc. pars) Aus die⸗ 


Selene 


wahl, ein auserlefener Teil; (sc. classis) die höchſte 
Schulklaſſe oder Oberabteilung in manchen Schu- 
len; Seleftäner, m. ein Schüler diejer Abteilung; 
Selektion, f. Auswahl; Seleftions-Theorie, f. 
die Zuchtwahllehre, Entwidelungsiehre, = Dar- 
winismuß, ſ. d. 

Selöne, f. or. (selöng, von selas, Licht, Glanz) der 
Mond; Fabell. die Mondgöttin, j. Quna und 
Diana; auch ein weißer Fled auf dem Nagel; 
Seleninm od. Selen, n. nl. ein von Berzelius 
1817 entdedter nicht-metallijcher Grundftoff; Se— 
leniãte, pl. jelenfaure Salze; Selenit, m. gr. 
(selenites)Mondbewohner; Mondſtein, mondſchein⸗ 
farbiger Stein, beſ. Marienglas, Fraueneis oder 
Gipsſpat; künſtlicher Gips od. ſchwefelſaurer Kalk; 
auch Selẽnkupfer; ſelenitiſch, gipsartig; Sele— 
niäſis, f. od. Selenogamie (d. i. eig. Mondver- 
mählung), Heilk. die Mondſucht, das Nachtwan— 
deln, vgl. Somnambulismus; Selenogrdbh, 
m. ein Mondbefchreiber; Selenographie u. Se— 
Tenologie, f. die Mondbeichreibung; ſelenograͤ⸗ 
ghiſch, mondbeichreibend,; Selenolabium, n. = 
Zunarium; Selenpftät, m. ein ajtronomijches 
Werkzeug zur Beobadıtung des Mondes; Seleno—⸗ 
topographie, f. die Ortsbeichreibung des Mon— 
des; jelenotopographiihe Fragmente, pl. 
Bruchſtücke aus der Ort3beichreibung des Mondes. 

Selfaktor, m. engl. (jpr. Belf-äft’r;von self, jelbit, 
und actor, der Handelnde) eıne bei ver Baummoll- 
fabritation gebraudte, jelbitipinnende Mule— 
maſchine; Halbfelfaftor, eine jolche, bei der noch 
Handarbeit nötig iſt; self-Acting, engl. (jpr. 
—äfting), felbjtwirfend, felbjttätig; bef. zur Be— 
zeichnung von Gummiſchuhen, die Hinten jelbit 
über die Hade herauffpringen, jo daß fie nicht erſt 
mit der Hand angezogen werden müfjen; Self⸗ 

eeder, m. (pr. —fid’r), eig. der Selbſtfütterer, eine 
Vorrichtung, durch die von ſelbſt Kohlen zur Hei— 
zung eines Kefjels, einer Machine uſw. nachgefüllt 
werden; Selfgevernment, n. eugl. (ſpr. ßelf— 
gömmernment; v. self, u. government, Regierung) 
Selbjtverwaltung, die Leitung der Bolis- und 
Semeindeangelegenheiten durch daS Volk oder Die 
Gemeinde felbit; felfmade (ſpr. —mehd), jelbit- 
gemadt; Selfmademan,m. (pr. —mehdmän) ein 
alles fich jelbjt verdantender Mann. 

Selichöth, pl. hebr. (pl. v. selichäh, Vergebung, v. 
säläch, vergeben) Bußgebete (vor dem großen Ber- 
jühnungstage). — 

Selittar⸗Aga, m. |. Silihdar. 

Selim, m. arab. (selim, ganz, vollſtändig; mild, 
friedlich) männl. Name: der Milde, Friedliche; 
Selims-⸗Körner, pl. Mohrenpfeffer. 

solla curülis, £. I. der kuruliſche Seſſel, der mit 
Elfenbein ausgelegte u. wie ein Feldſtuhl geital- 
tetezufammenlegbare Amtsſtuhl der höchſten obrig- 
keitlichen Perſonen im alten Rom. 

Sellerei, f. (v. fr. sel, I. sal, das Salz) eine Salz— 
niederlage, in welcher fir Rechnung de3 Staats 
da3 Salz zu den jogenannten Regiepreijen in klei» 
nen Duantitäten verkauft wird; der Detailhandel 
mit Salz. 

Séelleri oder Selferie, m. (fr. celeri; v. [. selinum, 
gr. selinon, Eppich, im jpäteren Griechiſch Selleri) 
ein Wurzelgewädhs vom Gejchlecht der Peterfilie; 
bef. der Gartenjellerie od. ſüße Eppich mit eß— 
barer Wurzel. 

a f. felt. weibl. Name: die Befigreiche, Glück— 

iche. 

Semainier ın. fr. (fpr. Bemänjeh; von semaine, 


semilunaris 191 


Woche, prob. setmana, it. settimana, v. [. septi- 
mäna) der die Woche hat, beſ. Bühnenauffeher. 
Scmaphör, m. gr. (v. sema,n. Zeichen, u. pherein, 
tragen; fr. semaphore) ein Beichenträger, Zeichen- 
telegraph, Scetelegraph; bei Eifenbahnen: ein bei 
Tag und Nacht zu gebrauchender Zeichengeber; 
jemaphärifch, Zeichen in die Ferne gebend; den 
Seetelegraphen betreffend; Semaſie, f. (gr. sema- 
sia) daS Beichengeben; Heilk. Andeutung, Bor- 
zeichen; Semafiologie, f. gr. (v. sömasia, das Be- 
— — von semainein, durch ein Zeichen kennt» 
ih machen) die Wort-Bedeutungslehre, ein von 
neueren Spradiforfchern aufgejtellter Teil Der 
— ſemaſiologiſch, Die Bezeichnung be» 

treffend. 

Semblant, m. fr. (fpr. Bangbläng; von sembler, 
icheinen, v. l. simulare; fpan. semblante, prov. 
semblan, it. sembiante) Schein, blauer Dunft. 

Semeisgrapkie, f. gr. (v. sömeion — sema, Zei— 
hen) Zeichenſchrift, Geſchwindſchrift; Zeichenlehre; 
Tonk. die muſikaliſche Zeichenlehre oder Kunſt, die 
Töne auf Noten zu ſetzen, Notenſchrift; Semeiöſis, 
f. ſ. Semiofis. 

Semife, f. gr. Fabell. die Tochter des Kadmus und 
Mutter des Bacchus, mit dem fie vor Schreden 
über Jupiters Bliberfcheinung zur Unzeit nieder- 
fam, wobei ſie ihrLeben verlor; Sternk. ein Xiteroid, 
1866 von Tietgen entdedt. 

semel pro semper, |. ein- für allemal. 

semen, n. [. (Gen. seminis, pl. semina) der Sanıe; 
. B. semen einae, der Wurm- od. Zittwerſame, 
— unter Artemifia; s. Iycopodii, ſ. Lykopo⸗- 
dium; ſeminäl, I. (seminälis) den Samen be» 
treffend; bejamend, befruchtend, belebend; Semi⸗ 
nar(ium), n. eig. eine Baumfchule; eine Bilanz. 
ſchule, Borbereitungsanftalt, bef. eine Lehrer-Bil- 
dungsanftalt; aud) Erziehungzanftalt für Fathol. 
Beiftliche; an Univerfitäten Übungsanftalten für 
verjchiedene Wiſſenſchaften, 3. B. philologifches, hir 
ftoriiches, deutiches Seminar ujw.; Seminartit, 
m.nl. ein Schüler eines Xehrer- oder Prieſterſemi— 
nars; Seminärdirdftor, m. VBorfteher eines Se— 
minars; Seminstion, f. Befamung, Befruchtung. 

Semeiter, n. l. (von semestris, e, jeh3 Monate 
lang, von sex, u. mensis, Monat; fr. semestre) 
ein Dalbjahr; semestre aestivum, das Sommer- 
Halbjahr; s. hibernum, Vinter- Halbjahr; Se— 
meitral-Prüfung, f. nl-dtid. die halbjährliche 
Prüfung. 

ſeini⸗, I. (= gr. hemi—) halb, in Zufammenf. wie: 
Scmibrevis, f. nl. die ganze Taktnote; Semi⸗ 
eireũlus, m.l. ein Halbkrels; Semidiamẽter, 
m. l.-gr. ein Halbmeſſer eines Kreiſes, gew. Ra— 
dius semidéctus, l. halbgelehrt, ein Halbgelehr— 
ter; Semifũſa, f. nl. Tonk. eine Sechzehntelnote; 
Semikölon, n. [.-gr. (vgl. Kolon) ein Strihpunkt 
oder Bunftitrid) (5). 

Scemiartäner, pl. nl. (val. femi) Halb-Nrianer 
(ſ. d.), die Anhänger des Eufebius v. Nifomedien, 
welche behaupteten, daß Ehrijtus Gott nicht gleich, 
jondern nur ähnlid) ſei. 

jemillant, fr. (fpr. —mijdng; vom felt.-wallif. sim, 
voll Bewegung, leicht, oje) munter, jehr lebhait. 

Semilor, ſ. Similor. 

semiiunäris, nl. (v. semi, f. d., u. luna) halbmon- 
dig, halbmondförmig; Semilugatton, f. (vgl. 
[urieren)Heilk. einedalbverrenfung; Semimetalle, 
pl. Halbmetalle; Semimedter, m. der Halbmeſſer; 
Semiminima, f. (vgl. Minima)Tont. eine Biertel- 
note. 


792 feminal 


Base Semingrium ꝛc. j. unter semen. 

emioflogie od. Semiötif, f. gr. (v. sömeion, das 

eichen, semeiün, bezeichnen) Heilt. die Zeichen» 
ehre, Krankheitszeichen'ehre; ſemiötiſch, anzei- 
end, bezeichnend; Semiöſis, f. (gr. semeiösis) die 
ezeihnung, Vorandeutung. 

Semipelantäner, pl. nl. (vgl. ſemi) Halb-Rela- 
gianer (j. d.), eine chrijtliche Sekte des 5. Jahrh., 
welche den Lehrſatz von der gänzlichen Untüchtig- 
keit des Menſchen zum Guten etwas milderte, in» 
dem fie annahm, die Erbſünde beftehe nur in einer 
gewiſſen angeborenen Schwäche, welche der Menſch 
bejiegen könne. 

Semipite, f. fr. (vgl. femi) halbe Pite) entit. aus 
pite, pitte, picte, kleine Münze der Grafen 
vd. Boitou, = !/, Denier), ehemalige kleinſte Rech— 
nungsmünze in Frankreich; Semtplata, f. eig. 
Halbjilber (v. fpan. plata, Silber), eine Metall- 
miſchung aus aleichen Teilen Zinn u. Zink; semi- 
plena probatio, f. [. Ripr. ein Halbvoller, unzu— 
länglicher Beweis; semitestes, pl. Halbzeugen, 
d. i. halbgültige, verdächtige Zeugen. 

Semiramts, m. (nach der Königin Semiramis 
von Aſſyrien fo benannt) ein leichter Seidenjtoff zu 
Frauenffeidern. 

Semiſäkulum, nt. (vgl. Säfulum) das halbeSahr- 
hundert. 

Semiten, pl. die von Sem (einem der drei Söhne 
Noah) abjtammenden morgenländifchen Bölfer 
Faufafiiher Rafie; dad. femitifche Sprachen, die 
Spracden derjelben, be. die hebräifche, fyriſche, 
chaldäiſche, arabilche ꝛc. 

Semitoͤn(ium), n. I. (vgl. ſemi) ein Halbton; pl. 
Semitonia oder Semitonien, halbe Töne oder 
Halbtöne; Semibofäl, m. (I. semivocälis; vgl. 
Bofal) ein Halblauter, halber Stimmlaut; die 
flüſſigen Mitlaute l, m, n, r, und die Schmelzlaute 


w, 1, 1. | 

Semljaͤnka, f. ruſſ. (v. semljä, die Erde) eine Erd- 
hütte, bej. der Steppenbemwohner im ſüdl. Rußland. 

Semmologie, f. gr. (v. semnös, &, on, ehrmwirdig, 
feierlich) daS Reden im feierlichen Tone. 

Semnönen, pl. ein germanifches Bolt, das ange» 
[ehenfte unter den Sueben, welches an beiden Ufern 

er Spree, in der Nähe der Hermunduren u. Bur— 
gundionen, wohnte. 

Semo, j. Saucus. 

Semonce, f. tr. (ſpr. Bemöngß’; v. altfr. semondre, 
prov. semondre, somondre, einladen, v.I.submo- 
nere) Einladung, Ermahnung, Aufforderung, die 
von Kriegsſchiffen od. Kapern durch Kanonenſchüſſe 
gejhehende Aufforderung an Handelsfchiffe, ſich 
unterfuchen zu lafjen; auch coup d’assurance. 

Semoventien, pl. I. (v. se movere, ſich bewegen, 
nit von semovere, eitfernen) die beweglichen 
Dinge, deren Beweglichkeit eine Folge ihnen inne- 
mohnender Kraft als lebendiger Weſen ift. 

semper,l.allezeit,immer;semperaliquid haeret, 
es bleibt immer etwas hängen, 3. B. von falfchen 
Angaben od. Berleumdungen;semper Augustus, 
m. allezeit Diehrer des Reich, im Faiferl. Titel; 
semper idem, [.immerderjelbe,immerfic) gleich; 
8. virens, immer grünend od. immergrün; sem- 
pervivum oder Semperbibum, n. (d. i. eig. im- 
mer lebend) Hauswurz, eine Zierpflanze von ver- 
Ichiedenen Arten. 

femperfrei(mhocd. sempervri, von Send, mhochd. 
sent, d. i. lat. senätus, Reichstag, Landtag, ſowie 
althochd. senot, d. i. gr.-I. synödus, d. i. geiftliche 
Berfammlung) eig. zur Abhaltung eines Sendes 


Senhor 


berechtigt und in einen folchen wählbar, reichs- 
unmittelbar, unmittelbar dem Reiche unterworfen; 
in den Reichstag, Landtag, Stadtrat wahlfähig. 

Sempiterne, f. (v. [. sempiternus, immermwährend) 
— Berpetuane,f.d.; Scmpiternell,n. ein gro- 
bes geköpertes Zeug. 

semplice, it. (fpr. —plitfehe; = I. simplex) Tonk. 
einfach, ohne Verzierung, mit einfachem Vortrage; 
semplicissimo, Tonf. mit höchfter Einfalt oder 
Einfachheit. 

sempre, it. (= l. semper) Tonf. immer, fortiväh- 
rend; sempre pianissimo, fortwährend fehrleife; 
s. piüt mosso, stretto, presto, vivo, immer 

Sempronius, m. vgl. Cajus. ſſchneller. 

Sen, n. 1. ſeit 1871 japan. Rechnungsmünze = 
4,00 Den = 4,19 d; das friihere Sen (Seni, Zeni, 
cine). Tſien, bei den Holländern Pitje, bei den 
Amerifanern u. Engländern Cafh [Käſch] genannt) 
tar eine fupferne, Später eine eiferne Scheibe mit 
quadrat. Rod) in der Mitte, und von fehr geringem 
Bert; 2. ein Längenmaß in Siam, = Yıoo Juta 
oder Meile. 

Senarius od. abgef. Senär, m. I. (v. senarius, 
fechsteilig, fehögliedrig) = Trimeter, ſ. d. 

Senät, m. (l. senätus, von senex, Gen. senis, der 
Alte, Greis) eig. der Rat der Alten, Stadtrat, 
Staatsrat; Senätus populusque Romanus 
Senat und Volf von Rom; Senätus academi- 
cus, I. der afademifche Rat, der aus den ordent- 
lihen Profefforen zuſammengeſetzte Nat einer 
Hochſchule; senatusconsültum od. Senatuss 
Konſuͤlt, n. der Ratsbeſchluß, eine Rats-Ver— 
ordnung; Senätor, m., pl. Senatören, ein Mit- 
glied de3 Senats, Ratsherr; Senatorie, k. fr. 
Reichsrats-Bezirk und ⸗-Würde (unter Napoleon). 

Send, m. oder Sende, k. (v. althochd. senot, d. i. 
Synode, f. d., u. mhd. sent, d. i. senatus, f. d.) eine 
beratende geiftlihe Berfammlung, ein geiftliches 
Gericht; auch: Reichstag, Landtag; landſch. überh. 
Gerichtöverfammlung. y 

Sendel, ſ. Zindeltaft. 

Senecio, m. l. Kreuzkraut, Kreuzwurz, eine Bier» 
pflanze von verjchievenen Arten. 

Sénega-Wurzel, f. (auch Senefa, viell. von den 
Senefa-Fndianern in Nordamerika), die Wurzel 
der nordamerifan. Pflanze Polygäla senega (vgl. 
Polygala), Klapperichlangenwurzel, gegen die 
gefährlihen Folgen des Klapperichlangen-Bifjes 
gebraudt; Senegin, n. der jcharfe Stoff der 
Senega-Wurzel. 

Senes-Baum, Blätter, |. Senne. 

Stunefhal,m.(fr.senechal, prov.u.fpan.senescal, 
it. siniscalco, mhd. seneschalt, ml. seniscalcus, 
siniscalcus; von dem deutſchen Stamm Gin, wel- 
cher Kraft, Dauer, Alter 2c. bezeichnet, vgl. got. si- 
nista, Alteſter, verw. mit lat. senex, senior, und 
scalch, Schalt, d.i. Knecht, vgl. Marichall; aljo 
eig. Altknecht, der ältejte od. oberſte Hausdiener), 
ehem. ein hoher Hof» u. Reichsbeamter am Hofe 
Karls des Großen, jpäter noch in Frankreich und 
England, der das Innere des königlichen Haus» 
weſens zu beforgen hatte; dann auch oberiter Ge- 
richt3beamter eines Bezirks u. Anführer der Rit- 
terschaft, Landeshauptmann, Ritterhauptmann. 

Seneſzenz, £. nl. (v. I. senescere, altern) das Alt- 
werden, Altern; Veralten. 

Sengo, |. Mook. 

Senhor, m. port., Senor, fpan. (jpr.Benjör; v. lat. 
‚senior, f. d., und vgl. Seigneur) Herr, Gebieter; 
Senhora, f. port. u. Senora, ſpan. (fpr. Benjöra) 


Seni 


Frau, Gebieterin; Senorita, f. ein junges vor— 
nehmes Mädchen; Senorito, m. ein junger, vor« 

Sent, I, Sen. [nehmer Herr. 

jenil, I. . venilis, v. senex, Gen. senis, Greis) grei— 
fenhaft: Senior, m. (eig. Kompargtiv dv. senex), 
pl. Sewidren (l. seniöres), der Ältere, Attefte, 
Oberältefte, Altmeifter; bei den Studentenver- 
bindungen der Erfte od. Vorſitzende; Senioren: 
Konvent, m. die beratende Zuſammenkunft von 
Senioren verfchiedener ftudentiiher Korps; Se- 
nior ministerii, der Älteſte der Geiftlichkeit in 
einerStadt; collegium seniörum,n. der Rat der 
Alteſten, die Alteften-VBerfammlung ;Sentorät,n. 
nl. des Älteften Anfehen und Würde; die Alters- 
folge; Ripr. der Altersvorzug des Altejten in der 
Familie bei Erbichaften (eine Art von Majorat). 

Senne, f., Sennesblätter (it. u. fpan. sena, fr. 
sen&; d. arab. senä) ein befanntes Abführungs— 
mittel von dem Sennes= od. Senesbaum (Sen- 
ne3-Rajjie, Cassia senna, L.), einem Stauden- 
gewächs in Ägypten, Syrien ıc. 

Sennonen, pl. ein alter gallifcher Volksſtamm in 
der Nähe von Lugdunum (jegt: Lyon). 

se non & vero, & ben troväto, it. Spriv. wenn's 
nicht wahr ift, iſt's doch gut erfunden. 

Senor, f. Senhor. 

Senfäl, m., pl. —en (it. sensäle, fr. censal, prov. 
cessal,v.[.censuälis, Zinseinnehmer) ein Mäfler, 
Börfenmaller, Unterhändler (Courtier); Sen: 
fnlie u.Senjarie, f. (fr. censerie) = Courtage. 

Senfation, j. unter sensus. 

$enfibel, I. (sensibilis, v. sentire, fühlen, empfin- 
den) od. fr. ſenſible (Tpr. ßangßib'l) empfindbar, 
fühlbar, durch die Sinne wahrnehmbar; empfind- 
ih, reizbar; empfindiam, zartfüihlend; Senſi— 
bilität, £. nl. (fr. sensibilite) die Empfindbarteit, 
Fühlbarkeit; die Nerven -Reizbarkeit, Empfindlich- 
teit der Nerven; die Empfindjamkeit, daS Bart- 
gefühl; Seniiblerie, f. fr. Empfindelei. 

sensus, m. I. (von sentire, fühlen, empfinden) die 
Empfindung, das Gefühl, der Sinn; sensus com- 
münis,m.der&emeinfinn; der gefunde Menjchen- 
veritand, die gefunde Vernunft; eo sensu, in dem 
Sinne od. Berjtande, in der Abſicht; hoc sensu,in 
diefem Sinne; sensu bono, im guten Ginne; 8. 
malo, im üblen od. ſchlimmen Sinne; s.latiöri, 
im weitern Siune; 8. strietiöri, imengern Sinne; 
s. strietissimo, im engiten Sinne, in der engſten 
Bedeutung; in sano sensu, in gutem (eig. geſun— 
dem) Sinne, in gutem Berjtande; Senſation, k. nl. 
die finnlihe Empfindung od. Wahrnehmung; das 
Auffehen, die Aufmerkſamkeit, Bewegung; ſenſa— 
tionell, Auffehen erregend; fenfifizieren, ſpätl. 
(sensificäre) verjinnlichen, den Sinnen anfchaulich 
machen; fenfitis, nl. (fr.sensitif) empfindlich, emp⸗ 
findungsfähig; Senſitiva, f. [. Mimofe; Sen— 
Sitivität, £. = Senjibilität, ſ. d.; be}. aud) die 
Fähigkeit der Wahrnehmung des Dd (f. d.) od. die 
Empfängfichteit fiir diefe von K.v. Reichenbach be- 
hauptete eigentüntliche Naturfraft; Sensitive, pl. 
die Träger oder Befiger diejer Fähigkeit; Senſo— 
rium,n. das Sinnes- od. Empfindungs-Werfzeug, 
der Empfindungsjig im Gehirn; sensorium com- 
müne, der allgemeine ———— oder der 
Punkt im Gehirn, wo die von allen Sinnen er— 
regten Empfindungen zuſammentreffen; ſenſoriéll, 
den Empfindungsſitz betreffend; ſenſuäl, ſpätl. 
(sensuälis)od. fenjuecll (fr.sensuel), ſinnlich; wol⸗ 
Lüftig; Senfualismus, m. nlat. der Hang, nad) 
finnlihen Antrieben zu handeln; auch der Lehr— 


feparieren 193 


begriff der Senfualiften oder Senſual-Philo⸗ 
fophen, welche die Wahrheit und das Wejen der 
Dinge in den finnfihen Wahrnehmungen, Ein- 
drüden und Empfindungen fuchen, entg. Sntel- 
leftualiiten; Senfnalift,m. auch ein finnlicher 
Menſch, nt Scninalttät, f. (ſpätl. sen- 
sualitas) die Sinnlichkeit, Neigung zu finnlichen 
Genüſſen; das finnliche Anfchauungsvermögen. 


Sentenz, f. I. (sententia) überh. Meinung, Gefin- 


nung, Urteil; Ausspruch; bef. ein Sinn- od. Denk⸗ 
ſpruch, Lehr- od. Sittenſpruch; ein Rechtsſpruch, 
richterliches Erkenntnis; ſententionieren, nl. ab- 
urteilen, ein Urteil abfaſſen; sententionändo, im 
od. beim Urteilſprechen od. Urteilabfafjjen; Sen— 
tentiondnt, m. Nipr. ein Urteilender, Urteils» 
verfafier; fententids, I. (sententiösus; fr. sen- 
tencieux) jpruchreich, gedanfen« od. finnreich, bün- 
dig, gedrungen, 3. B. eine folche Schreibart; Gens 
tentioſität, f. barb.-[. der Gedankenreichtum. 


fentieren, I. (sentire) fühlen, empfinden; urteilen, 


eine Meinung haben oder äußern. 


Sentiment, n., pl. —s, fr. (pr. Bangtimdng; von 


sentir = [.sentire, fühlen, empfinden) die fittliche 
Empfindung; das Gefühl; bef. im pl. die Geſin— 
nung, Denfungsdart, Meinung; Gedanken, Urteile 
und ſchriftliche Außerung derielben; Sentiment, 
früher auch ein Schmud, z.B. ein Armband, Me- 
daillon 2c. mit Haaren oder dem Bildniffe teurer 
Angehörigen; con sentim6nto, ital. Tonf. mit 
Gefühl; ſentimentälliſch), barb.-l. empfindfam, 
gefühlvoll; verächtl.empfindelnd; das Sentimenz 
tale, in den fchönen Künſten, bef. der Poeſie, entg. 
dem Naiven; fentimentalifieren, lächerlich od. 
überfpannt empfindfam fein, empfindeln; Senti— 
mentalität, f. die Empfindfamfeit, Empfindelei; 
in der dichterifchen Darjtellung das Übergewicht 
des Subjektiven über das Objeltive, entg. Naivität. 


Sentina, lat., oder Sentine, f. (fr. sentine) der 


Schiffsgrund, der unterfte Raum im Schiff, mo die 
Grundfuppe fi) ſammelt, u.die Grundfuppe jelbit, 
der Unflat; auch Rumpengefindel, Auswurf der 
Menſchheit. 


Sentinelle, k. fr. (ſpr. ßangtinéll'; v. it. sentinella, 


von sentina, unterſter Schiffsraum, welchen der 
sentinätor wegen des eindringenden Meerwaſſers 
beſtändig hüten mußte; nachher von der Flotte auf 
das Heer übergetragen) dieSchildwache, Fußſchild— 
wache (entg. Webette); sentinelle perdue (jpr. 
—perdiüh), die verlorene, äußerſte Schildwache. 


senza, it. (S l. sine, fr. sans) ohne; senza orna- 


menti, ſ. unter ornieren; s. prot6sto, j. unter 
protejtieren; 8. repetitione, ohne Wiederho- 
lung; 8. sordini, ohne Dämpfer, |. unter sordo; 
s. tempo, Tonf. ohne bejtinimtes Zeitmaß. 


feparieren, l. (sepäräre) abfondern oder jondern, 


trennen, jcheiden; jeparübel, I. (separabilis) od. 
feparable, fr. (pr. Bepardb’f) trennbar, ablöslich, 
zertrennlich; ſeparät (l. separätus), abgefondert, 
einzeln, unterschieden, 3. B. Separat-Abdruck, 
Sonderabdrud; S.-Frieden, m. ein Einzel» oder 
Sonderfrieden, den eine einzelne Macht mit einer 
andern abjchliegt ohne Teilnahme derübrigen Ber- 
bündeten; ©.:&rain, m. ein Sonderzug; ©. 
Bentilation im Bergbau: Sonderverjorgung mit 
friiher Luft; S.-Wotum, n. eine Einzel- od. Son- 
derjtimme, von den andern abmeichende Abjtim- 
mung; ad separätum verweifen, Ripr. zur be- 
fonderen Ausführung verweiſen; Separätt, pl. 
Wiedertäufer im 17. Zahrh., welche fich ganz dem 
Irdiſchen entzogen; separätim, bejonders, abye- 


794 Sepedon 


fondert; Separation ([. separatio) od. Separie⸗ 
zung, f. die Sonderung, Trennung, Auflöfung, 
Scheidung, Teilung, z. B. der Gemeindegiter; 
separatio a thoro et mensa vd. 8. quoad tho- 
rum et mensam, die Eheſcheidung von Tiſch u. 
Bett; 8.quoad vineülum, gänzliche Ehefheidung 
oder Trennung des Ehebandes; Separations- 
Kommiſſion, f. Nuseinanderjegungsbehörde; S.⸗ 
Necht, n. das Recht der Erbichaftsgläubiger u. Ber- 
mächtnisnehmer, bei einem Konkurſe im voraus 
befriedigt zu werden; Separatismns, m. nl. der 
Abjonderungsgeift in Glaubensſachen, Sonder» 
glaube; Separatift, m. ein ſich Abjondernder, 
Abjonderungsfreund, Sonderbündler, beſ. Glau- 
bens⸗ od. Meinungssonderling, Abweichende vom 
Kirchenglauben, die fi) von dem Gottesdienft der 
berrjchenden Kirche abjondernu. eigene Zuſammen⸗ 
fünften. Religionsübungen halten; feperatiftiich, 
fondergläubig, nad) Art der Separatiften; ſepa— 
ratib, jpätl. (separatıvus, a, um) abfjondernd, 
trennen, Trennung ausdrüdend; Separatorium, 
na. nl. Heilk. ein Scheideglag, Scheide⸗Kolben oder 
»Trichter. i 

Sepẽdon, f. gr. (söpedon, v. sepein, faulen) Heilt. 
die Fäulnis, ein faulichtes Geſchwür; Sepedoge⸗ 
nes, f., r. Sepedonogenefis, die Fäulnisent⸗ 
ftehung; ſepedoͤniſch, mit Fäulnis verhunden. 

Sephardim, pl. hebr. die Spanier (nad s’phärad, 
Kame einer auf Spanien gedeuteten, jonft unbe- 
kannten — vgl. Obadja, 20), be}. die ſpan. 

Sehher, = Safer, ſ. d. [Buden. 

Sepia vd. Sepie, f. griech. (söpia) der Tintenfiſch, 
Blackfiſch, Kuttelfiſch; auch — Septentinte, f. der 
ſchwarzbraune Saft des Tintenfiſches (vgl. Cal- 
mar); Sepigzeichnungen, pl. Zeichnungen mit 
Sepiafarbe; Sepinliten, pl. eine Gattung verftei- 
nerter Schaltiere. 

Sepimient,n. |. (v. sepire, umzäunen) die Umzäu- 
zung, Verzäunung. 

Seplafiarius, m. ſpätl. (v. Seplasia, einer Straße 
in Kapua, wo Salben verfauft wurden, Davon se- 
plasium, sc.unguentum, jeplajifche Salbe) eig. der 
mit jeplajiiher Salbe Handelnde; dah. ehemals der 
—— Arzneiwarenhändler; jetzt ein 

rzneimarenhändler im großen, = Drogiſt, ].d. 
ſebonieren, I. (sepönöäre) beijeite ftellen od. legen, 
entfernen, ablegen; Sepoſita, pl. beifeite gelegte 
Sadıen; Sepoſition, £. (pätl. sepositio) die Auf- 
Hebung, Beijeitelegung, Abfonderung. 

Sepoys, |. Sipoy2. 

Sepfis, f. gr. (sepsis, v. sepein, faulen) die Fäul- 
nis; ſeptiſch, faul machend, durchfreſſend; Sets 
file, pl. Heilf. beizende oder durchfreſſende Heil- 
mittel; Septifämie, f. da3 Borfommen faulender 
Stoffe im Blute; ſeptikämiſch, dieſe Krankheit be- 
treffend od. damit behaftet; Septochumĩe, f. gr. 
(chymös, Flüſſigkeit, Saft) die Fäulnis der Säfte, 
die — — derſelben zur Fäulnis; Septen, n. 
Faulſtoff; Septophra, f. Faulfieber. 

Soptaria, f. nl. eine Battung der Röhrenbewohner 
od. Bohrwiürmer; Septarien-Ton, m. ein viele 
Septarien enthaltender jandfreier Ton mit Kalk— 
mergelnieren. 

septem, I. jieben; Septãn⸗Fieber, n. (nl.septäna) 

tebentägiges Fieber, daS alle fieben Tage wieder» 
kehrt; Septangülum, n. nl. (v. I. septem, und 
angälus, Winkel) ein Siebened; feptangulär, jie- 
benedig; September, m. I. der Herbftmonat, in 
dern ältejten röm. Kalender der 7., bei und der 
9. Monat; feptembriiicren, fr. (septermbriser) 


| 


ſeptiſch 


September⸗-Greuel begehen, politiſche Gegner in 
Menge-niedermegeln, mit oder ohne gerichtliches 
Verfahren (wie dies am 2. und 3. Septeniber 1792 
bon feiten der Schreckensmänner in den Gefäng- 

niſſen zu Paris gejchah); daher Septembrifdden 
(fr. septembrisades), Meheleien, Greueltaten zu 
Paris; Septembrijenv, m. (jpr.—jöhr) ein Sep- 
tembermörder, der an jenen Greueln teilnahm; 
Septembriften, pl. in Portugal die Anhänger 
des Staatögrundgejeges von 1820, ein Bruchteil 
der freifinnigen Partei (nach ihrem fiegreichen Auf- 
ſtand vom 9. September 1836 fo genannt); Sehe 
tempunctäta, f.n!.(Coccinellaseptempunctata) 

. der Siebenpunft, mit 7 Bunften gegeichneter Son» 
nenfäfer, Marientäfer, vgl. Coccinella; Sep— 
temsir, m., pl. Sebtemviri, I. ein Siebenherr, 
Siebenherrjcher, Mitglied eines Amtsvereins von 
7 Männern; feptembiräl (l. septemvirälis), die 
Siebenherren betreffend; Septembirũt, n., r.m. 
(l. septemvirätus) das Amt, die Würde eines Sie- 
benherrn; dieSiebenherrjchaft, Staatsvermaltung 
durch 7 verbundene Herren; Septembirũts⸗ oder 
Septempträl=-Tafel, £. die Siebenmänner-Tafel, 
das höchſte ungar. Keichsgeriht; Sentenärltum), 
n.(von septenarius, jiebenteilig)das Siebenteilige, 
die ſieben Feiergebräuche (Sakramente) der röm. 
Kirche; Septẽne, f.l.(septena, v. septäni,jeftieben) 
eine fiebentägige Klofterjtrafe durch Faſten und 
Geißeln; Seßtenninum, n. (v. septem, u. annus, 
da3 Jahr) eine Zeit oder Friſt von jieben Jahren; 
festenzäf, nl. jiebenjährig: Septennalität, 1. 
die Sicbenjährigfeit, jiebenjährige Dauer, bei. des 
englijhen Barlaments; Septennät, n.l.diefieben- 
jährige Dauer, das Sahrfiebent, namentlich wurde 
das Wort gebraucht zur Bezeichnung der auf ſieben 
Sahre bemefjenen Amtsdauer des Bräfidenten der 
franzöſiſchen Republif von 1871, ferner zur Be- 
zeichnung der Bewilligung der Ausgaben für das 
Militär auf fieben Sahre Hinaus in Deutichen 
Reichſtage; Septentrio, ın. I. (eig. septem trio- 
nes, d. i. die ſieben Pflugochjen, Benennung der 
7 Sterne am Nordpol, welche den Wagen bilden, 
im Sternbild des großen Bären) Mitternacht, 
Norden; Septentrienäl(l.septentrionalis), nörd- 
lich, mitternächtlich; Septett, n. nl. (it. seitetto) 
od. fr. Septuor, n. ein jiebenitimmiges Tonftüd; 
Septidt, fr. |. Defade; septidüum, n. nl. fieben- 
tägige Friſt; s. duplicätum, ‚verdoppelte, d. it. 
14tägige Friſt; Tepttlateräl, fiebenfeitig; Sep⸗ 
tillton, f. eine Million Sertillionen; septimus 
a, umy l. der.ac. fiebente; Septimus, m. der Sie- 
bente (Zehrereiner Schule od. Schüler einer Klaſſe); 
Septimu (sc. elassis), f. die jiebente Schulklafje; 
Sentime, f. Tonk. der 7. Ton vom Orundton; die 
tleine Septime, Hauptfeptime od. wejent- 
liche Septime beiteht aus & ganzen u. 2 halben 
Tönen; die große Septime, = Leitton, bejteht 
aus 5 ganzen und einem großen halben Tune; die 
verminderte Septime aus 3 ganzen u. 3 gro» 
Gen halben Tönen; der Septimen-Akkord, ein 
Bierklang, aus Grundton, Terz, Quinteu. Septime 
beitehend; Septimäne, f.jpätl. eine Woche; Sep⸗ 
timäner, m. (l. septimänus) ein Schüler der ſie⸗ 
benten Klafje od. Abteilung; Septimän=&id, m. 
Eid von 7 Verwandten oder Nadybarn; ſeptime⸗ 
ſtriſch, fiebenmonatlid; Septimole od. Septole, 
f. Tonf. eine Figur von 7 Xoten, die als 4 Noten 
gleichen Wertes zu nehmen find. 

Sept⸗et⸗ le⸗va, ſ. Baroli. 

ſeptiſch, Septika, Septopyra ꝛc., |. unt. Sepſis. 


Septizonium 
Septizonium, auch Septizodinm, n, 1. (v. septem, 
fieben, u. dem gr. zone, Gurt, Fries) ein hohes 


ſiebenſtöckiges Gebäude. 

Septuaginta, I. ſiebzig; dah. die 70 Dolmetjcher, 
oder die griech. Überebung des alten Teſtaments, 
die der Sage nach von 72 gelehrten Juden zu Alc- 
zandria (200 Jahre v. Chr.) auf Befehl des ägyp- 
tiichen Königs Ptolemäus u a verfertigt | 
wurde, auch alerandriniiche VBerjion oder | 

berjegung; Septuagenarius, m. ein Siebziger, 
Siebzigjähriger; Septuagefima, f. od Sonntag 
Septuagefimä (v. septuagesimus, der jiebzigite), 
der 9. Sonntag vor Ojtern; eig. der ficbzigjte Tag 
vor Ditern, zum Andenken der jichzigjährigen ba- 
bylonijchen Gefangenjchaft jo benannt; nad) an» 
deren bezeichnete der Sonntag den Beginn des vier— 
ziptägigen Faſtens im Morgenlande, das, da im 

orgenlande nur 4 Tage in der Woche gefaitet 
wurde, etwa 10 Wochen vor Dftern (Montag vor 
Septuagesimae) begann; da aber jener Sonntag 
nur der 64. Tag dor Djtern ift, jo nennt man ihn 
genauer dominica in septuagesima oder infra 
septuagesimam. 

ssptum, n.![.(v.sepire,umzäunen) die Berzäunung; 

eilt. Die häufige Scjeidewand, Scheidetwand ziwi- 
chen zwei Höhlen; septa, pl. durch einen Zaun 
od. Mauern eingeſchloſſene Orte; septülum, n.nl. 
(Berfl. v. septum) die kleine Zwiſchenwand. 

Septuor, j. unter septem. 

Septüplum, n. jpätl. das Siebenfadhe; feptupfic= 
ren, nl. verjiebenfachen. 

fepulfräl, [, (v. sepülcrum, Grab, v. sepelire, be» 

aben) zum Grabe oder Begräbnis gehörig, das— 





r 
—* betreffend; Sepultũr, f. I. (Sepultũra) das 
ung; sepultura asinina | 


egräbnis; die Beerdi 
oder caninA, eig. ein eis od. Hundebegräbnis; 
fig. ein unehrlicheg Begräbni3; 8. honésta, eine 
anitändige, ehrenvolle Beerdigung. 
Sequens, m. |. (v. sequi, folgen) der od. das Fol⸗ 
geabe; vivat sequens, e3 lebe der Folgende, bei 
rintgelagen der Studenten, wenn in der Reihe 
herum getrunfen vd. gejungen wird; pl. sequen- 
tes, die Holgenden; Sequenz, f. (l. sequentia) die 
Folge, Reihe; Sequenz-Karten, pl. die Karten— 
folge, Blattfolge oder Folgekarten im Pikettſpiel; 
im Pochſpiel der Folgeſatz; Sequenze, f. (mi. se- 
quentia, it. sequenza) im Mittelalter eine Art 


Kirchengeſang, nielodijch gehaltene Modulationen | 
roßen Dorologie (j.d.), denen | 


über den Schluß der 
man jpäter Texte fi PBrofen) unterlegte (fo ge- 
nannt, weil er auf den tertlofen Jubel, pneuma 
jubili, folgte); sequitur, I. e3 folgt vd. ergibt fich. 
Seguefter, m. I. (überh. Mittelsperfon) oder Se= 
aurkrülut, m. jpätl. der vom Staate od. Gerichte 
ejtellte Verwalter oder Berwahrer folcher Güter 
u. Gegenstände, über die ein Befibftreit fich ent- 
fponnien hat, Zwangsverwalter; auch verordneter 
Es oder Gutspfleger; Seguefter, n. (jpätl. se- 
questrum od. sequestre) der gerichtliche Befchlag 
anf ein Gut big zur Entjcheivung der ftreitigen 
Sache, Zwangsverwaltung; Heilf.derabgeftorbene 
Knochen, welcher in der neu abgeſetzten Knochen— 
maſſe noch feſtſitzt; ſe 
sträre), ein ſtreitiges ut gerichtlich in Beſchlag 


nehmen und es einem Dritten zur Aufbewahrung | 


od. Verwaltung übergeben; Sequeftration (se- 
questratio) od. Sequeftrierung, f. die Beichlag- 
nahme, einjtweilige ——— ſtreitiger Güter; 
Zwangsverwaltung; auch wohl Zwiſchenverwal⸗ 


| 
| 








ejtrieren (jpätl. seque- | 


Sereihaner 195 


tung; Sequeftrotomie, f.Heilf. Entfernung eines 
Knochenſtückes bei eingetretenem Knochenfraß. 
Semin, m. eine ägyptiihe Münze im Werte von 
5 Mb. 

sequitur, f. unter Sequens. 

Ser, Scer, Sier, Sihr, Ger, n. hindoft. (sEr) ein 
Gewicht in Hindojtan von 850 -— 950 g; in Surate 
ein Gold- und Silbergewicdyt von 424,563 g; als 
perſiſche Elle ſ. Guẽze. 

Seräb, Saräb od. Siräb, n. arab.-perf. (v. arab. 
saraba, fließen) die Quftjpiegelung, j. Fata Mor— 
gana und Mirage. 

S:rail, n. fr. (pr. — prov. serralh, it. serrag- 
lio, eig. Verſchluß, eingeichloffener Ort, dann für 
per. seräi, Palaſt) od. türk.perj. Serät, der Ba- 
laft des türk. Kaifers; Wohnung eines morgen- 
ländischen großen Herrn und feiner Weiber, wovon 
der Harem (die Frauentwohnung) nur ein Teil ift; 
vgl. Sfarai; Serails und Serailstüder, pl. 
Iodere Halbtücheraus feinem Garn; Serai-Agaii, 
m. türf. der Oberauffeher de3 Serails. 

Séraph, m., pl. —e oder Seraphim, hebr. (von 
säräph, verbrennen) Seuer- od. Kicht-Engel, höhere 
Geifter, Engel mit ſechs Flügeln; Serapbine, f. 
weibl. Name: die einem Seraph Ahnliche, die Edle, 
die Himmlische; Seraphinen-Huß, m. — 
fuß der ſogen. Mucker od. evang. Frömmler; ſe— 
raͤphiſch, engelsgleich; Engels⸗ſz. B. Mufik) herr- 
lich, hinmliſch; ſeraphiſcher Orden oder Sera= 

hinen-Örden, ſeraphiſche Brüder, m. der 

ranziskaner⸗Orden; pater seraphicus, m. nl. 
der jeraphifche Vater, Benennung des Stifters des 
Sranzisfaner-Orden?. 

Serapie, f. I. und gr. (serapias) das Niesblatt, 
Niejefraut, eine Pflanze aus der Familie der Or- 
ideen. 2 

Seräpis, m. eine Gottheit der alten Agypter, Sinn» 
bild des die Fruchtbarkeit fürdernden Nils; ſpäter 
auch als Jupiter Serapis in Stalien verehrt; 
Serapzum, n. I. (gr. Serapelon und Serapieion) 
ein Tempel des Serapis, Serapistenipel, bejonders 

in Alexandrien. 

Seruaͤsſkier oder beſſer Seriaͤsler u. Serdster, m. 
türk. (per. ser’asker, von ser, Haupt, u. d. arab. 
asker, Heer, türf. Seri asker; die Form Seraskier 
ift eine von den vielen fränkiſchen Formen, die den 
türkifchen Ausdrücken aufgedrängt wurden) d. i. 
Haupt des Heeres, Kriegsminifter; Serastertät 
oder Serastierät, n. die Amtswohnung desſelben, 
das Gebäude des Kriegaminifteriums in Konftan- 
tinopel. 

Seraſſe od. Saraſſe, pl. Serafien, f. eine Act oft- 
indiicher Kattun. 

Serbet, j. Sorbet. 

Serdar efrem, m. türf. türfifcher Oberfeldherr, 
Generaliſſimus; f. auch Sirdar. 

Serena, ſ. unter Serenus. 

Serendde, fr., od. Eerendta, it. f. (v. it. sera, fr. 
soir, Abend, vom I. serus, jpät) eine Abend» oder 
Nachtmuſik, ein Ständchen, Ständchenlied; auch 
eine Abendgeſellſchaft. 

Serẽenus, m. u. Seräng, f. l. (serönus, heiter, hell, 
tar) männl. u. weibl. Name: der u. die Heitere, 
rohe; ser6no, it. Tonk. heiter, vergnügt; Seres 
nifjimus, m. Il. (Superlativ v. ser&nus) als Titel» 
wort für Fürſten: der Durchlauchtigfte Fürſt oder 
Se. Durdylaudht; ad Serenissimum, au den 
Durchlauchtigſten Landesherrn; Sereniffime, f- 
die Durchlauchtigite, regierende Fürſtin. 

Sereihäner oder Serefjäner, pl. eine auserlejene 





796 Serge 


Mannfchaftausjedemftegimenteder öfterreichifchen 
obern Militärgrenze, bei. zum Gendarmeriedienit 
daſelbſt beitimmt. 

Serge, f. fr. (ſpr. Berk’; it. sargia, prov. serga, 
mi. sargia, sargium, vd. [. sericus, feiden; urſpr. 
ein Seidenftoff) die Sarjche, ein leichtes geköpertes 
Wollenzeug von verjchied. Art u. Benennung nad) 
dem Orte, wo e3 zuerjt verfertigt wurde, 3. ©. 
Sergede Berry, Sergede Rome und Serge 
de Nimes. 

Sergeant, m. (fpr. ßerſchänt; fr. sergent, v. !. ser- 
viens, dienend, Part. v. servire; vgl. jervieren) die 
älteftellnteroffizierklaffe, der Nächſte nach demFeld— 
webel, Rottmeiſter, Oberrottmeiſter; auch Gericht3- 
oderPolizeidiener, SchergePolizei-Sergeant); 
sergeant at arms, m. engl. (jpr. ßördſchent ät 
—) der Stabträger im Parlament; s. at law, m. 
(ſpr. — läh) der Sachmalter, Rechtsgelehrte vom 
eriten Range; Sergeant-Winior, m. der oberite 
Wachtmeiſter in einer Zeitung; franz. Yeldivebel. 

Sergi-Emini, m. türk. (von sergi, das Tuch, auf 
welchem das zu empfangende Geld gezählt wird, u. 
dem arab. emin, fiher, treu, Verwalter, Auffeher) 
eig. der Verwalter des Zahltuchs, Schatzmeiſter 
der Flotte. 

Serhadd-Aga, m. türk. (v. perſ. serhadd, Grenze, 
Grenzfejtung, und Aga, ſ. d.) Befehlöhaber einer 
Feſtung, Fejtungsfommandant. 

seria, |. unter serius. 

Series, k. l, aud) Seriẽ, pl. —en, die Reihe, Zah- 
lenreihe od -folge; in una serie, in einer Reihe, 
ununterbrochen. 

Serindtte, f. fr. (v. serin, Zeifig, Kanarienvogel) 
die Bogelorgel, eine Heine Drehorgel zum Abrichten 
der Kanarienvögel 2c. 

serius, a, ums [. ernithaft, ernit; seria, pl. ernit- 
hafte Dinge; serio, seriöse, it. Tonk. ernit, feier- 
lich, gemeſſen, nahdrüdlich; ſeriös (fr. serieux), 
ernitbaft, feierlich, wichtig; serieunsement, fr. (pr. 
Beriöf’'mäng) ernitlich, ohne Spaß. 

Sermön, mn. (v. l.sermo; fr.sermon, fpr. Bermöng) 
eine Rede, ein Vortrag, bei. eine Leichenrede; auch 
eine langweilige trodene Rede oder Bredigt; Ser 
mocination, f. (l. sermocinatio, v. sermocinäri, 
ji) unterreden) die Unterredung; die Redeeinfüh— 
rung, eine Redefiaur, nach welcher jemand redend 
eingeführt wird; Sermologinm, n. nl. eine Pre— 
digtiammlung. 

sero, I. (Adverb v. serus, a, um) jpät; Sprw. sero 
sapiunt Phryges od. Trojäni, die Phryger (od. 
Zrojaner) werden [zu] jpät Hug; sero venien- 
tibus ossa, den zu jpät Kommenden (gehören) die 
Knochen, d. h. fie befommen nicht3 oder nur das 
Schlechteſte. 

Serone, ſ. Surone. 

ſerös, ſ. unter serum. 

Serpent, m. fr. (ſpr. Berpdng; eig. die Schlange, 
— |. serpens, v. serpeEre, friechen, fchlüpfen) das 
Schlangenrohr, ein ſchlangenförmiges Blasinftru- 
ment für den tiefiten Ba& (bei der Feldmufif); 
Serpentlit, m. der es bläſt, ein Schlangenrohr— 
blöjer; Serpentarius, m. nl. der Schlangenträ- 
ger, ein Gejtirn; auch eine Falkenart; Serpentin, 
ın., oderSerpentinftein(v.[.serpentinus, a, um, 
Ihlangenartig), gr.Ophit, derSchlangenftein, ein 
Ihmwarzgrüner, ſchlangenähnlich gefleckterTalkſtein, 
der zu allerlei Gefäßen gedrechſelt wird; ehem. auch 
ein vierundzwanzigpfündiges grobes Geſchütz; auch 
der Hahn des Gewehrſchloſſes; Serpentine, f. 
die Schlangenlinie; ferpentinifhe Verſe, pl. 


Gerbice 


Schlangenverfe, deren Anfang und Ende gleiche 
Worte enthalten; ferpentieren (fr. serpenter), 
ſich Ichlängeln, fchlangenförmig winden; Serpen— 
tofen, pl. (v. it. serpentöso, voll Schlangen) eine 
Art Schwärmer zu Luſtfeuerwerken. 

Serpigp, £. nl. (v. I. serp£re, kriechen, fich ausbrei- 
ten) Heilk. die Wanderflechte, Zitterflechte; fers 
piginds. damit behaftet, oder der Wanderflechte 
ähnlich; Serpnliten, pl. (v. I. serpüla, Kleine 
Schlange) Berfteinerungen aus der Familie der 
Röhrenwürmer 

Serpyllum, n. I. (gr. hérpyllon; fr. serpolet) Feld⸗ 
thymian, Feldfiimmel, Quendel. | 

Serras, f. port. = Sierra, f.d. / 

Serratüla, f. 1. (eig. Heine Säge, v. serra, die Säge) 
eine Sartenpflanze von verjchiedenen 

rten. 

Sertoes, pl. port.(v.sing. sertäo, das Innere eines 
unbebauten Landes) weite hügelige Steppen und 
Grasebenen in Brafilien. 

Sertularia od. Sertulariẽ, £., pl. —n, nl. (v. ser- 
tülum, Verkl. v. sertum, Kranz, Strauß) die Bla- 
jenforalline, der Blafenpolyp, die Meertanne, ein 
forallenartiges Wurmgeſchlecht; gegliedertes Ko— 
rallenmoo3; sertulätus, einem Blumenſtrauß 
ähnlich. 

Serum, n. 1. wäſſerige Flüſſigkeit; das Blutwaſſer; 
Molken; serum lactis, n. Molken, Käſewaſſer; 
s. J. factitium, künſtliche Molken zum Arzneige— 
brauch; 8. 1. dulce, ſüße Molken; 8. sanguinis, 
das Blutwaſſer, der wäſſerige Teil des Blutes; 
ſerds, nl. (fr. sereux) wäſſerig, blutwäſſerig, dem 
Blutwaffer äbnlih; Seroſität, f. wäſſerige Be— 
ihaffenheit; Serum al3 Heilferum, ein durch 
Prof. Behring eingeführtes Heilmittel gegen Di- 
phtherie (die Heilftoffe, die im kranken Körper felbft 
gegen eine Infektion gebildet werden, werden 
Fiinftlich vermehrt, gefammelt und einem Kranken 
eingeimpft); neuerdings auch für and. Krankheiten. 

ſervant, fr. (fpr. Berväng; v. servir, dienen) die— 
nend, den Dienſt habend; Servants d’arınes, pl- 
(pr. —darm’) Waffenknechte, Knappen, dienende 
Brüder der Maltejer-Ritter; Serbante, f. (ſpr. 
Berwdngt’) eine Dienerin, Magd; auch ein Tafjen- 
und Tellergeftell, Tellertifch, Geftell von mehreren 
Tiichplatten übereinander, um allerlei kleine Ge— 
räte darauf zu ftellen, ein Dientiſchchen, Neben- 
tiſchchen; auch ein Schranf mit mehreren Fächern 
zu demjelben Zweck. 5 

erbätus, ın. I. (v.serväre, beobachten, hüten, er- 
halten) ein Erhaltener, Geretteter; Serbäta od. 

Serpäte, f. die Erhaltene; Servatius od. Ser⸗ 

valius, m. nl. männl. Name: der Erhalter; Ser— 

batia, k. die Erhalterin, Retterin; Serpatitium, 

n. Erhaltungs- od. NRettungslohn für gejtrandete 

Güter. 

Servelatwurſt, r. Cervelatmwurft, |.d. | 

Service, m. u. n. fr. (fpr. Berwihß’; v. |. servitium) 
der Dienft, die Bedienung, Dienftleiftung; die Be- 
zahlung für Bedienung in Gajthöfen; das Tafel- 
geſchirr, Tafelgerät, Tafel- od. Tiſchzeug; Serbis, 
Krſpr. alles, was der Wirt den einquartierten 
Solvaten zu geben hat; auch) Servis-Gelder, pl. 
Berpflegungsbedarf, Einlagergeld der Bürger zur 
Verpflegung der Soldaten; Wohnungsgeld; Ser⸗ 
bis⸗Klaſſen, pl. die Klafjen der Städte nad) ihren 
Zeuerungsverhältniffen, wonad) dag Wohnungs- 
geld der Beamten u. Offiziere bemeſſen wird; S.⸗ 

Kommiſſion, f. dag Einla er-Bejorgungsamt; 
Serviskompetenz, f. die Servisgebühr (beim 


Q 


Serbiette 


Heere); S.⸗-Weſen, n. Herbergsweſen; Serbvi— 
dümbre, f. jpan. (eig. der Dienſt, die Bedienung, 
Dienerichaft) das aus Granden bejtehende fünigl. 
Gefolge in Spanien. 

Servictte, f. fr. (von servir, dienen, bedienen 2c.) 
das Tellertuh, Mundtuch; Servietten-Kloß, m. 
— Pudding. 

ſervil(iſch) (1. servilis, v.servus, Sklave) knechtiſch, 
ſtlaviſch; liebedieneriſch, kriechend; die Servilen, 
als politiſche Partei = Abfolutiften; Servilis— 
mus, m. u. Serbilität, f. nlat. der Knechtsſinn, 
Bedientengeift, die Kriecherei; auch — Abjolu- 
tismus. 

ſervieren (v. l. servire, fr. servir), dienen; bedie— 
nen (den Tiſch), aufwarten, anrichten, Speiſen auf— 
tragen, vorlegen 2c.; Serviteur, m. fr. (ſpr. Ber» 
twitöhr) der Diener; die Berbeugung (vgl. Kom» 

liment); Serpitenv beit auch ein kleines, wei— 

e3, geftärktes Vorhemdchen; Serviten, pl. nlat. 
Diener der heil. Jungfrau, Briider des Leidens 
unjer3 Herrn Sefu, Brüder des Ave Maria, 
Mönde eines 1233 zu Florenz aeftifteten Ordens, 
der zu den Bettelorden gehört; Servitium, n. |. 
Dienjtbarfeit, Sklaverei; pl. Serbitia, Derren- 
dienjte, Frondienite od. Fronen; Serbitors, pl. 
engl. (fpr. Berwiters) auf den engl. Hochſchulen 
ärmere Schüler; Serpitüt, f., unt. n. (l. servi- 
tus, f.) die Dienftbarfeit; Gruͤndgerechtigkeit; ding- 
lihe8 Recht am Eigentum eines andern; die 
Bwangspflicht, Yaft, die mit einem Vermögen?» 
teile od. dem ganzen Bermögen verbunden ijt, und 
die der Beliger desjelben ſich gefallen lafjen muß, 
3. B. Durchgang durd) jein Haus od. feinen Gar» 
ten 2c.; Aktip-Servituten, Rechte, die auf einem 
Belig haften, Gerechtſame; Pafiin-S,, die Laſten, 
die darauf haften; Prädial-Serpitut, Real-S., 
Grumddienitbarkeit, Grundgerechtigfeit. 

Servis, j. Service. ſervieren. 

Serbiteur, Servitium, Serbitut ꝛc., ſ. unter 

Servus, m. (pl. servi) der Diener, Knecht; servus 
observantissimus, unter Briefen: gehorjamfier 
Diener; servus servöorum Dei, ein Diener der 
Diener Gottes (Beiname des Papſtes). 

Seſam, m. (gr. sesämon, I. sesämum; arab. sim- 
sim), auch Kunjchut, m. der Flachsdotter, ägypt. 

lſamen, ein morgenländijches Schotengewächs, 
aus deſſen Samen das ſehr klare und fühe Se- 
fam-Öl gepreßt wird; Seſambeine od. Seſam— 
tnöchelchen, pl. (1. ossa sesamoidea) Heine Knö— 
chelchen in den Sehnen der Öelenfgegenden, welche 
die Bewegung erleichtern. Ä 

Sesauioryd,n., u. Sesquiorydül, n. [. (v. sesqui, 
anderthalb; vgl. Oryd) Orydationsitufen, die auf 
die gleiche Menge des Radifals anderthafbntal jo 
viel Sauerjtoff al3 das Oryd od. Orydul enthalten; 
fesquipedäliich, [.(v. pes, pedis,der Fuß) eigent!. 
anderthalbichuhig; jehr lang, ellenlang, hochtra— 
bend, von Wörtern gebräuchlich). 

Seſſion, f. I. (sessio, v. sedere, figen) die Sikung, 
bei. Gerichtsſitzung; Sitzungszeit; in Schottland 
ein hohes Gericht; Stuhlgang; auch für Befigtum 
(3. B. in Oſterreich: Colonical-Seffion, ein 

auernjiß); Seſſionstag, m. Situngstag; cum 
sessiöne et voto, mit Siß und Stimme. 

Seſter, m. oberd. (v. I. sextarius; jpan. sextario, 
it. sestiere, prov. sestier, fr. setier, j. d.) ein ehe- 
maliges Maß für trodene Dinge (im Elia = 
4 Duart) und für Flüfjigfeiten (in der Schweiz 
— 8 Slannen). 

Cefterz, m. [. (sestertius, sc. nummus, v. sester- 


sex 197 


tius, a, um, drittehalb, v. semis, halb, u. tertius, 
der dritte), pl. Seiterze (I. sestertii), eine altröm. 
Silbermünze — 21, AB, der vierte Teil des Denar, 
unarf. 0.15 .4 an Wert; Eejterz, n. (sestert{um), 
pl. Sefterzien (1. sestertia), eine Rechnungsmünze 
von taujend Gefterzen, etiva 150 M. 

sestetto, j. Sertett. 

Seſtine, f. it. (sestina) eine bei den Provenzalen 
von Dan. Arnaud zuerjt aufgebrachte it. u. jpan. 
Dichtform die aus ſechs jech3zeiligen Strophen u. 
einer dreizeiligen bejteht, mit ſehr künſtlicher Reim— 
verichlingung. 

Setackum, n., pl. Setacea, nl. (v. I. seta, Borite) 
ein Boritentier; Heilt. ein Haarfeil; Setaria, f- 
nl. die Borftenhirie, ein gutes Vichfutter. 

Seth, m. hebr. (scheth, eig. das Gefäh, der Hintere, 
von schüth, fegen) männl. Name: der Erjaß od. 
b. Setzling, Sproß; Sethiten, pl. die Nahfommen 
des Seth; auc eine Abart der gnoſtiſchen Ophi— 
tenjelte. 

Setier, m. fr. (Betjeh; v. [. sextarius; vgl. Seiter) 
ein ehemaliges franz. u. niederländ. Getreidemaß 
von jehr verfchied. Größe; ein Weinmaß, aud 
Belte genannt, — !ıs Yeuillette — 4 Pots od. 
8 Pinten (j.d.). 

Setnif, m. poln. (v. sto, pl. sta, Gen. set, Hundert) 
der Hauptmann, vgl. Sſotnik. 

Seite commüni, it. pl. d. i. jieben Gemeinden, die 
fieben deutichen Gemeinden in Stalien und zwar 
in der Provinz Vicenza. 

Setter, m. der engliihe langhaarige Vorſtehhund. 

Settlement, n. engl. (jpr. Bettl’ment; v. settle, feſt- 
jegen, anfiedeln) die Niederlafjung, Anfiedelung, 
Kolonie; die Einrichtung von Unterrichtögelegen- 
heiten für Arbeiter durch Studenten; Settlers, 
pl. engl. UAnfiedler. R 

Setztartiche, f. (vgl. Tartfche) ein großer, läng- 
lihrunder Schild, der auf den Boden aufgejtellt 
und dort mit der Spiße eingebohrt wird. 

seu od. Sive, |. oder. 

Sevef, m. — Sebak. at 

jepör, I. (severus) ernſt, ftrenge, hart, unerbittlic); 
Severin, m. nl. männl. Name: der Ernithafte; 
aucd eine Münze, — Souverain; Sederität, f- 
(severitas) die Strenge, Härte. 

Severdmbien, n. eine Art Schlaraffenland oder 
Utopien (ſ. d.), ein mit einer möglichſt vollfon- 
menen Staat3verfafjung gedadhtes Land. 

Sevigné, f. fr. (ipr. Bewinjeh) eine Art Geichmeide, 
von Frauen vor der Bruft getragen (nad) der Frau 
von Sevigne, einer berühmten franzöſ. Schrift« 
ftellerin des 17. Sahı). benannt). 

Sepresmanufaltur, f. die Porzellan und Glas— 
bereitung in Sevres bei Paris oder nad) Art der 
dortigen; auch die bereiteten Stoffe jelbit. 

Sevum,.n. |. Talg- 

Sewer, m. engl. (fpr. fjuör) ein Abzug, Kanal; 
Scwageiyitem, n. (fpr. ſjuähdſch —) das Spül— 
ſyſtem für die Reinigung der Aborte. 

Scewing=Boof, n. engl. (jpr. Böing-bud, von sew, 
heften, nähen) eine Heftmaſchine. di 

sex, I. ſechs; sexaginta, ſechzig; sexageni, je 
ſechzig; Seragenärius, m. ein Sechzigjähriger; 
Seraacjima, f. (v. sexagesimus, der jechzigite) 
oder Sonntag Scragefimä (aud) dominica in 
sexagesima od. infra sexagesimam), der 8. Sonn- 
tag vor Ditern (vgl. Scptuagefima); Segagelimäls 
Einteilung, f. die Einteilung der Zeit ın 60 Zeile, 
näml. der Stunde in 60 Minuten, der Minute in 
60 Sekunden ’r ; S.-Rechnung, f. die Berech— 


198 sextus 


nung mit Seragefimal-Brücden, d.h. foldhen 
Brüchen, deren Nenner 60, 600 :c. iſt; Seragün, 
n. [.gr., r. Hexagon, ].d.; Segangülum, n. I. 
(v. sex u. angülus, Winfel) ein Sechseck; ſexan⸗ 
gulär od. ſexangüläriſch, nl. — Seren⸗ 
ntum, nm. I. (v. annus, Sahr) ein Jahrſechſt, eine 
Beit von 6 Jahren. 

sextus, a, um, I. der ꝛc. jechite; contra sextum 
(sc.mandatum od. praeceptum) Heceieren, wider 
das fechfte Gebot fündigen; Sertus, m.der Sechſte, 

. 8. Schiller einer_Klafje; guch der Lehrer der 
Ppiten Klafje einer Schule; Sexta, f. (sc. classis) 
die ſechſte Schulflaffe; Sexte, f. der ſechſte Ton der 
Tonleiter; im Kartenfpiel ſechs aufeinander fol- 
gende Karten derfelben Farbe, Sechsfolge; Ser: 
taner, m. nl. (sextänus) ein Schüler der ſechſten 
Klaſſe; Sertänt, m. (I. sextans) ein Sechſtelkreis, 
ein aftronomifches Werkzeug, welches den ſechſten 
Teil eines reife od. 60 Grade umfaßt; Sexta⸗ 
rius, m. ein altrömiſches Maß für Flüſſigkeiten 
und trodene Dinge = Congius, ein halbes 
Quart od. ein Nößel; Sertett, n. nl., sestetto, 
n. it., od. Sextuor, n. jr. ein jechsitimmiges Ton- 
ſtück; Sertidi, fr. |. Dekade; Sextillion, f. eine 
Million Duinquillionen; Sertilts, m. lat. der 6., 
fpäter 8. Monat im altröm. Kalender, feit ver 
Raiferzeit Auguſtus genannt; Sertoͤle, f. neulat. 
Ton. eine Gruppe von 6 Tönen, welche nur den 
Zeitwert von 4 ihres Zeichens haben; Sertü= 
plum, n. das Sechsfache. 

Serus, w. l. das Geſchlecht, Naturgeſchlecht; ſexuãl 
(jpätl.sexuälis) od ſexuell(fr.sexuel) geſchlechtlich, 
das natürliche Geſchlecht bezeichnend und betref— 
fend; Sexualhhgiene, die Geſundheitslehre für 
das Geſchlechtsleben; Sernäl-Syftem,n L.gr. die 
Geſchlechtsordnung, oder Einteilung der Pflanzen 
nad ihren Geſchlechtsteilen (Cvon Linneé); Sexual⸗ 
trieb, m. der Geſchlechtstrieb; Sexugliſt, ın. nl. 
ein Anhänger des Sexualſyſtems od. Befolger der 
Linneſchen Pflanzenordnung; Sernalttät, f. das 
Geſchlechtsleben. [Dragonern ähnlich. 

Sehbani, pl. eine Art türkiſcher Soldaten, unſern 

Seym 0d. Sejm, m. poln. der Reichstag. 

fegernieren, |. (secernere, secr&vi, secrötum) ab- 
jondern, treunen, entfernen, unterjcheiden, fichten; 
Sefret, n. (l. secrätum, abgejonderter Ort; Ge— 
heimnis) das Geheimfiegel, Siegel eines Fürſten; 
auch das geheime Gemadh, der Abtritt; auch — 
Sefretion, ſ. d.; Sekrẽt⸗Buch, m. Kfipr. Das Ge- 
heimbuch, welches der Handlungd-PBrinzipal für 
fi allein hält; en secret, fr. (fpr. ang ß'kreh) im 
Vertrauen, insgeheim; Seer6tage, f. fr. (fpr. 
-ahſch) Salpeterfäure, in der Duedfilber gelöft tft, 
durch die vom Hutmacher die Haare zum Filzen 

ubereitet werden (v. fr. secreter, d.h. ein secret 

'art, d.i. einen Kunftgriff, ein Geheimmittel an- 
menden; dann: die Haare zum Filzen vorbereiten); 
Selretär, m. 1. aud) Sefretär(ins), nl. (fr. se- 
cretaire) ein Geheimfchreiber, Schriftführer einer 
Berjammlung, Behörde 2c., oft mißbräuchlich ein 
gewöhnliher Schreiber, Abjchreiber (Kopiſt); 

rivatfefretär, ein Hausſchriftführer; 2. ein 
Seheimjchreibepult, Schreibepult; 3. eine Art 
Talfen mit langen Federn hinten am Kopfe; 
Sefretariät, n. nl. die Stelle und Würde eine 
Geheimfchreibers, dad Schriftführeramt, Schreib- 
jtube, Kanzlei; Sekretarium, n. lat. ein abge- 
jonderter geheimer Ort, dag Geheimzimmer, die 
Verhörſtube; Sefräte, f. nl. (secreta, fr. secrète) 
ba3 ftille Gebet vor der Meſſe; Sefretion, f. I. 


Shampooing 


(secretio) die Abjonderung körperlicher Feuchtig- 
feiten, Ausſcheidung; das Abgejonderte; pl. Ges 
kretionen, aud) Sefrete (I. secreta); fefretieren, 
nl. geheim halten, verſchweigen; auc im Schreibe- 
pult (Sekretär) unter Verſchluß halten; abfondern, 
trennen; Selretiften, pl. Ybgel onderte, Sonder» 
linge; auch Geheimarbeiter, Geheimnisbewahrer 
in Gemwerfhäufern. 

Sezei, m. I. (sec&ssus, v. seced£re, beifeite gehen, 
lid) trennen) Trennung, Entfernung; entfernter, 
einfamer Ort; Abgang, Stuhlgang; Sezeiften, f- 
(lat. secessio) die Trennung, Abjonderung, Ent- 

. weihung; jet vor allem Name einer modernen 
Malergruppe, die ſich von den Vertretern der äl- 
teren Richtung vollftändig losgelöft hat u. höchſte 
Kunft auf neuen Wegen ſucht; Sezeffionift, m. 
ein Sonderbündler, Vertreter der. modernen Fich- 
tung in der Malerei. 

ſezieren, J. (secäre) fchneiden, zerjchneiden, teilen; 
zerlegen, zergliedern, öffnen (tote Körper); Ses 
fänte, f. (1. secans) Größenl. die Schnittlinie, d. i. 
die gerade Linie, welche eine krumme in zwei od. 
mehr Punkten ſchneidet; secans externa, äußere 
Selante = Tangentenhöhe; vgl. Tangente; 
sectio, f. der Schnitt, Die en ; Heilt. 
wundärztlicher Einschnitt; bei. der Steinfänitt, e⸗ 
nauer sectio mariäna (nad) einem gewiſſen Ma- 
rianusSanctus de Barletta im 16. Jahrh.); sectie 
caesarea, der Kaiſerſchnitt; Sektion, f. die Lei- 
chenöffnung, onen t. Difjeftion (l. dis- 
sectio); die Abteilung, der Abichnitt, Abjag eines 
Buchs; Abteilung einer Staat3behörde und dgl.; 
auch eine Heeresabteilung, die kleinſte Unterabtei- 
fung der Kompagnie; Teiljtüd, Strede; Seltions⸗ 
bericht, ım. der LeichenöffnungSbericht; Tarif⸗ 

Seltion, Frachtklaſſe; Sektor, m. eig. der Her- 
ſchneider; der Ausschnitt eines Kreifes, Kreisaus- 
ſchnitt; auch ein aftronomijches Werkzeug. 
sforzändo od. sforzato, it. (von sforzare = fir. 
eforcer, anftrengen) Tonk. verjtärkt, ſtärker. 
sfumäto, ital. (v. sfumare, verrauchen, verfliegen) 
Mar. gleich]. verraucht, verdünitet, wie duftig oder 
mit unbeitimmten Umriſſen gemalt. 
Spoͤntſchik, m. ruff. (v. sgoniätj, zufanmentreiben, 
goniätj, treiben) der Ochientreiber. 
nraffito, m. it. (vgl. jhraffieren) gefraßte Malerei 
auf naffen Kalk od. Gips. 
Sgudrdio, m. it. (von sguardare, anfchauen, ber 
irachten) das höchſte Rittergericht des Maltejeror- 
dens, dem ſelbſt der Großmeiſter unterworfen war. 
Shatehand, f. engl. (Ipr..iheihänd), pl. Shaker 
Hands (v. engl. shake, jchütteln) das Händejchüt- 
teln, der Händedrud. * 
Shakers, pl. engl. (ſpr. ſchehkers; von shake, er- 
ſchuͤltern, zittern; vgl. Quäker) od. Shakling⸗Qua⸗ 
fers, Bitterer, Schüttler, Schütter-Quäfer, eine 
Duäfer-Sefte in England und Nordamerika. 
Shaleſbeare⸗Galerie, f., S.⸗Literatur, f. ulw. 
(pr. ſchelßpirſ), auf den großen engl. Dichter W. 
Shafefpeare (geb. 1564, geit. 1616) jich beziehende 
Kunſtwerke, Schriften 2c.; Shalefpenromdn, m. 
en — ein Shakeſpeareſchwärmer, leidenſchaft— 
licher Verehrer des Dichters; Shaleſpearomanie. 
f. die Schwärmerei für Shakeſpeare. 
Shambooing, n. engl. (pr. ſchämpuh⸗ing; vd. engl. 
to champoo, bei einent heißen Bade den Körper 
fueten und abreiben, den Kopf einfetten und wa— 
chen, aus indifh chämpnä) Kopfwaſchung mit 
einer fpirituöfen Seifenlöfung; aud) das Waſchen 
und Frottieren nach dem Bade überhaupt. 


Shamrock 


Shamrock, m. engl. (ſpr. ſchäm —) das Kleeblatt (als 

ymbol Irlands). 

Shaͤnth, m. engl. (fpr. ſchänti; von shanty, janty, 
wild, didag leichtfertig) eine Art Hütte od. Blod- 
haus der nordamerifanifchen Hinterwäldler. 

Shabingmaſchine, f. engl. (pr. Ichehping—), Me- 
tallhobel, eine Naſchine zum Abhobelm kleiner 
Metallwaren, Feilmaſchine. 

Share, f. engl. (ſpr. ſchehr) die Aktie. 

Sharper, m. engl. (pr. fchärper) ein Gauner, 
bube, Tafchendieb in England. 

Shawi,i Schal; Longfhaivl, m. ein langes großes 
Umjchlagetud. 

Shed-Dach, n. engl.-dtich. (v. engl. shed, der Schup- 
pen, die Werkjtatt) das Säge-Dad), eine in einzelne 
Heine Winteldächer zerlegte Dachfläche, deren tie 
die Zähne einer Säge aneinander gereihte Teile 
nad einer Seite (meijt nach Norden) mit Zenitern 

verjehen find du Beleuchtun großer Fabrikräume 


Spitz⸗ 


mit Oberlicht), Schuppendach, Schirmdach. 
Sheetings, pl. engl.(ipr. ſchiht —), Bettleinen, Lein— 
wand zu Bettiiberzügen. 


Sherardie, f. nl. (Sherardia, ſpr. sh wie fd), nad) 
demengl.BotaniferW.Sherard genannt) die Ader- 
töte, ein den Schafen nachteiliges Kraut. 

Sheriff, m. engl. (ſpr. ſcherrif; 9. angelf. scir-gerefa, 
seire-gerefa, v. seir, scire, eagl. shire, Landſchaft, 
und gerefa, engl. reeve — Graf, d. i. Verwalter, 
Bogt) ein Landrichter in England, der Oberbeamte 
einer&raffhaft(Shire),welderdie Taren, Straf 
u. andern Gelder an die Regierung zu liefern, die 
Geſchwornen zu wählen Hat 2c.; ſſauch Scherif. 

Sherry, m. engl. (pr. ſcherri) der paniſche Keres- 
wein, Xeresfeit (von der Stadt Zeres in Anda— 
Iufien); Sherry: Brandy,m.eng:. (pr. —brändi; 
vgl. Brandy), Keresiwein mit Sranzbranntwein, 
mit Kognaf; Sherry-Cobbler, m. (vgl. Cobbler), 
ein Getränt aus Sherry, Zuder, ——— Eis 
u. a., das durch ein Röhrchen getrunken wird; 
Cobbler aus Xereswein. 

Shilling, |. Schilling. 

Shinners, pl. (fpr. ih wie ſch; v. shin, Schienbein, 
to shin, fich ans Schienbein ftoßen) Kaufleute in 
Nordamerika, dievon einem Bekannten zum andern 
faufen, um Geld zu borgen, aus Not od. auch aus 
betrüglicher Gewinnſucht; Spinning, n. das Bor- 
gen auf diefe Art. 

Shire, m. engl. (fpr. ſchihr; angelf. scir, seire, von 
sceran = |heren, jchneiden, teilen) ein Land— 
bezirk, engliiche Graf» oder Landichaft. 

Shirting, m. od.n, engl. (fpr. ſchirting; bon shirt, 
das Hemd) urſpr. eine Art Hemdleinwand, jeßt 
meift feines Baumwollenzeug zu denselben Zweck. 

Shlipfe, ſ. Slips. 

Emarting, engl. (ſpriſch —)ein Ing hi Segel- 
uch, das nur nod zur Umhüllung von Tauen ver- 
wendet wird. 

Shmuden, m. pl. (sh jpr. ſch) lit. (v. zmudz, Tief- 
and) nennen Sich die Niederlitauer oder Bervohner 
von Samogitien, welche die ältefte aller lebenden 
indogermanifchen Sprachen redeıt. 

Shof,m.engl. (pr. ſch—), od. Schock, Stoß, Schlag; 
Heilk. das plögliche Hinftrömen des Blutes zum 
Herzen, verbunden mit fcheinbarem Ausfeßen des 
Atems (z.B. durch Übergiehen mit faltem Waffer, 
beim Secbade ufw.), Erſchütterung; auch Nerven- 
erichöpfung. 

shocking,engl.(fpr.Shoding)erihütternd;anftößig. 

Shoddh, n. ü. m. engl. (fpr. ſch), aud; Shudd 
(pr. ſchö —, die gröbere Lırmpen- od. Kunſtwolle, 


| 


Sibylle 139 


die Durch Aufreigen der Qumpen aus ungewalt- 
ten,gewebten und geſtrickten Wollſtoffen hergeitellt 
wird, verfch. von Mungo, f.d.; auch das daraus 
bereitete Zeug; uneig. ein äußerlich feiner, aber 
gebeitiofer Menſch, Windbeutel; dah. für Wind» 
eutelei: Shoddyismus, m. 

he n. engl. (fpr. ſchopp; verw. mit Schoppen, 
uppen) ein Kaufladen; dah. — (engl. 

to go shopping), in alle Raufläden laufen, die 
Waren durchwühlen, nach dem Preife aller fragen 
und nicht oder — etwas kaufen. 

Shout, n. engl. (ſpr. ſchaut) das Freudengeſchrei, 
Sejauchze, Vivatrufen. | 

Show, f. er (fpr. ſchoh) die Schau, das Schau— 
gepränge; be. der Aufzug des Lordmayors. 

Shrapnels, pl. engl. Epr. ſchräpnels) Granat- 
fartätihen, mit Gejchoffen gefüllte Hohl- oder 
Brandkugeln, verbefjerte Kartätfchen, die, aus Ge- 
en geworfen, vor dem Feinde auseinander- 

pringen und eine fehr mörderifche Wirkung haben 
(nad) dem engl. Erfinder, Artillerie-Oberft Shrap- 
nel [gejt. 1842] benannt). 

Shrimps, engl. pl. (ipr. ſch—) Tafchentrebfe. 

Shruß, m. engl. (fpr. fchröbb) ein engl. Getränt 
von Branntwein, Zitronen» oder Apfelfinenfaft 
u. Zuder. 

Shylod, m. engl. (ſpr. [ehei—) der auf —* Schein 
beſtehende geldgierige Jude in Shakeſpeares Kauf- 
mann von Venedig; daher ein graufamer, geld» 
gieriger Wucherer überhaupt. 

si, I. wenn; it. ja, auch: fich, man, dah. si replica, 
ſ. replizieren; si volti, f. unter Volte zc. 

Siagonägra, n. gr. (v. siagön, Kinnbaden) Heilk. 
die Kiefer- oder Rinnbaden-Gidt. 

Sialagäpn, pl. gr. (von sialon, Speichel) Heilk. 
Speichel befördernde Mittel; ſtalagẽgiſch, Tpei- 
cheltreibend; Stalism(us), in., aud Sialor⸗ 
rhög, k. der Speichelfluß, = Bty alismus; Sias 
Iologie, f. die Lehre vom Speichel; Sialoncus, 
m. Speicheldrüſengſchwulſt oder Fröſchleinge— 
ſchwulſt; Stalosheiis, f. (pr. —1os-he—) Spei- 
helverhaltung ; Sialoſhrinx, f. eine Speichelfiltel; 
eine Mundſpritze; Sialozemie, f. Speihelverluft. 

Stämet, n.türf.(v.arab.saamat, Adel, größter Erd» 
fchaftsteil) ein Kriegslehen, welches 20 000 Aſper 
und mehr einträgt, vgl. Timar. 

Siamoiſe, f. fr. (pr. Biamodi’) Siamftoff, ein Zeug 
an Seide und Baummolle gemifcht, urjpr. aus 

iam. 

Siãni, m. eineRechnungsmünze in Aleppo⸗ türk. 
Piaſter, ſ. d. 

Sibar, m. hebr. der neunte bürgerliche und dritte 
geiftlihe Monat der Suden. 

Sibbens oder Sibbens, n. engl. (vom Felt.-gäl. 
subhag, Himbeere, wegen des Ausſehens der Ge- 
—— eine Art Luſtſeuche im ſchottiſchen Hoch— 
ande. 

Siberienne, k. fr. (ſpr. Biberiänn’) ein dem Kalmuck 
ähnliches Zeug zu Winterröcken. 

Stberit, m. roter edler Schörl aus Sibirien. 

Sibilus, m. I. das Dilchen, Pfeifen; Stbildnt, m. 
(sibilans, von sibiläre, ziihen), pl. Sibilanten, 
Spradl. Ziſcher, Ziſch- Pfeiflaute: ß, ſch, f; Sie 
bilation, f. oder Sibilismus, m. nl. — Sy⸗ 
rigmuß, 

Sibirifche Peit, f. Milzbrand. 

Sibylle, f. gr. (Sibylla, angeblich vom —— dida 
böla — Diös bulẽ, d. i. Zeus’ Ratſchluß, alſo: 
die vom Zeus Beratene; I. Sibylla) bei den Alten 


800 sic 


eine Sottbegeijterte, Wahrjagerin, Prophetin, Ber- 
füindigerin der Götterbeſchlüſſe: fherzbaft für ein 
altes Weib, eine alte Here; Sibyllenwurz, f. der 
Kreuz: Enzian, eine Pflanze; ſibylliniſch (l. sihyl- 
linus,a, um). wahrjageriich, weisjagend; die fibyl= 
liniichen Bücher, im alten Rom: drei, alte Weig- 
fagungen enthaltende Bücher, die durch die Sibylle 
von Cumä dem König Tarquinius dem Gtolzen 
überbradht worden fein follen und in bedenklichen 
Fällen von Stgats wegen zu Rate gezogen wurden; 
Se ge Drakel, pl. in chriſtl. Seh v. Heiden, 
Juden u. aud) Chriften gegen das Heidentum ver- 
faßte Weisjagungen. 

sic, I. fo; sie! fo! jo ſteht's wörtlich; (gem. in Re— 
zenjionen 2c. bei auffälligen Ausdrüden). 

Sicamor, m. fr. Wappenf. der Reif. 

Sicarlius), m. J. (v. sica, Dolch) oder Sicaire, fr. 
(pr. ßikähr) der Meuchelmörder, Bandit. 

siccantia, pl. |. (v. siccäre, trodnen, siccus, a, um, 
troden) Heilk. trocknende Heilmittel; ſikkatib (sic- 
cativus), trodnend; Siffativ, n. ein Trocken— 
mittel aus Bleizucder, Leinölfirnis u. Terpentinöl 
bei Olfarben und Zaden; siceatif zumatique, n. 
fr. (fpr. — Büntatid) Zintweiß mit borfaurem Mans 

Sicca-Rupie, |. Sikka. ſganoxydul. 

Sicchaſie, f. gr. (sikchasia, von sikchäzein, ekeln) 
Heilk. ver Eifel, Widermillen. 

Sicherheitsvroteſt = Sefuritätsproteit, ſ. d. 

siceray f. |. (gr. sikera, n., hebr. sch&kär) ein be- 
rauſchendes Getränk bei den Hebräern, Scherbet. 

sic eunt fata hominum, f. unter Fatum. 

Eiciliment, n. l. (sicilimentum, von sicilire, mit 
der Sigel [sicilis] abſchneiden) die Nachmahd, 
Nachleſe. 

Sicinnis-Tanz, m. (gr. sikinnis, l. sicinnium) ein 
dem Satyr-Drama eigener Gebärden-Tanz; Si— 
einnijt, m. (gr. sikinnistes, |. sicinnista) ein Ge⸗ 
bärdentänzer. _ 

sie itur ad astra, . unter Aſtrum; sie transit 
gloria mundi, j. unter Gloria; sic volo, sic 
jubeo, j. volo. 

Eicyedon, n. gr. (sikyedön, d. i. eig. fürbisartig, 
bej. wenn bei einem Knochenbruche der Knochen 
glatt ohne Splitter bricht, von sikya, Kürbis) der 
Duerbrud eines Knochens, = Kauledon. 

Sida, f. nl. (v. gr. side, welches aber eine Granate 
und eine Art Waflerpflanze ijt) die Samtpappel, 
* Eibiſch, eine malvenartige Pflanze, = Abu- 
tilon. 

Sidera, r. Sidrah, f. (hebr. seder, rabbin. sidrah, 
Reihe, Ordnung, Abſchnitt; v. sädär, ordnen, ab⸗ 
teilen) ein Textabſchnitt in der hebr. Bibel. 

fideräl, |. (siderälis) oder ſideériſch (von sidus, n., 
Gen. sidẽris, pl. sidera, Gejtirne) die Geftirne be- 
treffend, zu den Sternen gehörig oder durch die— 
jelben beitimmt; ſideriſches Jahr, das Sternen- 
jahr, die Zeit de3 jcheinbaren Umlauf der Sonne 


von einem Fixſtern an gerechnet. bi fie wieder | 


u demjelben fommt; fideriiher Monat, Stern- 
Monat, die wahre Umlaufszeit des Mondes um 
die Erde, welche 27 Tage, 7 Stunden, 43 Minuten 
beträgt, die fich aber dürch feine Doppelbewegung 
(da_er der Erde auch um die Sonne folgt) um 
29 Stunden vermehrt; vgl. Iynodiiher Monat; 
Cideräl-Piht, n. oder Hydroorygengaslicht, 
das Stnallgaslicht, eine von Beale ın Yondon er» 


fundene neue Beleuhtung; ©. Magnetismus, 


zn. der magnetijche Einfluß der Sterne auf Kranke; 


Eideration, f.(sideratio)derStand der Geſtirne, 
Heilt. der Schlag, das gänzliche Abjterben eines 


fifflieren 


Gliedes oder der falte Brand (eig. eine durch das 
Seftirn erzeugte Kranfheit); Siderismus, m. 
1. ni. Lehre vom Einfluß der Sterne, Glauben 
daran: Sideroftät, m.gr.Sonnenftrahlenrefleftor, 
ein Spiegel, durch den die Sonnenftrahlen in fait 
immer gleicher Richtung zurüdgeworfen werden 
(auch Helioftät genannt). 

Siderismus, m. 2. gr. (v. gr. sideros, Eifen) eine 
eigentüimliche magnetiiche Behandlung der Krank— 
heiten mittel3 eines Zeitungsverhältniffes, in wel— 
chem Eifen u. andere Stoffe jich befinden; Siderit, 
m. ein durd) phosphorjaures Eifen blau gefärbter 
Quarz, Sapphirquarz;auch ein dem Blaufpat (La— 

- zulith) verwandtes, phosphorſaures Eifen zc. ent- 
haltendes Foſſil; Siderocalcit, m. gr.-I. Eijen- 
falf; Sideroddndron, n. gr. Eiienbaum; Siderg= 
sraphie, f.Eijen- od Stahlſchreibekunſt, Stahlitich; 
die Kunſt, auf Stahl oder Eifen zu ftehen; Si— 
Derofonit, m. ein aus fohlenfaurem Kalk und 
Eifenorydhydrat beftehendes Mineral; Sidẽro— 
lith, m. eig. Eifenftein, eine aus Steinjtaub ge— 
brannte Maſſe zu Gefähen; Sideromantie, f- 
Eifenwahrjagerei, Funfendeuterei durch Verbren— 
nen d. Strohhalmen auf einem glühenden Eijen; 
Stoerofföp, n. der Eifenzeiger, ein von Baillif 
erfundenes, von Becquerel und Saigey ver- 
ändertes Werkzeug, welches indenihmnahegebrad- 
ten Körpern die kleinſte Spur von Eifen nachweiſt; 
Siderotechnik oder Stiderurgie, f. die Eijen- 
hüttenfunde; Stderorälon, n. Eiſenholz oder 
eijernes Holz, d. i. uneig. etwas Widerjprechen- 
des, ein fich jelbjt widerjprechendes Ding. 

Sidi, m. arab. (sajjid; neuarab. sejid, seid; vgl. 
Ceide) Herr, als Titel v.Stammhäuptern, Fürſten, 

si Diis placet, ſ. unt. Deus. [Statthaltern ꝛc. 

Sidpnie, f. hebr. (v. der Stadt Sidon, hebr. Zidön, 
d. i. eig. Fiſchfang, von züd, fangen, jagen) weibl. 
Name: Fiicherin, Sägerin. 

Sidrah, |. Sidera. 

Siecle, m. fr. (fpr. ßjähkl; vom I. saeculum) das 
Sahrhundert; fin de siecle,n. fr. (fpr. füng dö —), 
Ende de3 Sahrhunderts, Bezeihnung der modern«- 
ften Geiſtes- und Kunftrihtung, Gipfelpuntt des 
Realismus und Naturalismus. 

Sief,arab.(entiteltausschijäf)eintrodenes Augen- 
mittel, eine Augenjalbe. 

Sienit, ſ. Syenit. 

Sier, j. Ser. 

Sierra, f. jpan. (prov., port. u. altit. serra, eig. 
Säge, — |. serra, felt. searr; dah. wegen der 
Badengeftalt der Berggipfel) ein Gebirge, eine Ge— 
birgskette (in Spanien); Sierra Mordna, die 
braune Gebirgstette; ©. Nevaäda, das Schnee» 
gebirge in Spanien. 

Sieite, f. jpan. (port. sesta, v. I. sexta sc. hora, 
aljo eig. die ſechſte Tagesitunde, näml. nad) Son- 
nenaufgang, aljo die Wittagsitunde) die Mittags» 
ruhe, der Mittagsjchlaf, während der ſtärkſten 
Sonnenhite in Spanien u. Stalien; ein Mittags» 
Ihläfchen. 

Si fabüla vera, I. wenn die Geſchichte wahr iſt, 
wenn e3 wahr üt. f 

Sieur, m. fr. (fpr. Bjöhr; durch Abkürzung aus 
seigneur entit., ſ. d.; vgl. das engl. Sir) Herr, 
Grundherr, Lehnherr (vgl. Monfieur). 

jifflieren, fr. (siffler, vom I. sibiläre) auspfeifen, 

iſchen; Sifflet, m. (pr. Bifleh) eine ‘Pfeife, Kleine 

löte, eine Orgel-Slötenjtimme oder der fleine 
Flötenzug; Sifflenr, m. (fpr. —öhr) ein Ziſcher, 
Auspfeifer. 


Eigambern 


Sigdmbern, pl. ein altes deutſches Volt am Rhein, 
u beiden Seiten der Ruhr und bei. im heutigen 

Sieg-Rreife, gegen welches Cäſar im $. 55 v. Chr. 
einen Zug unternahm. 

Sielll(um), n. I. (Berfl. v. signum, alfo eig. kleines 
Zeichen oder Bild) das Siegel, Verſicherungs-Zei— 
hen; loco sigilli, anjtatt de3 Siegel3; sigillum 
confessiönis, eig. das Beichtliegel, die Verſchwei— 
gung anvertrauter Geheimniſſe; sub sigillo con- 
fessionis, —silentil, unterdemSiegelderBeichte, 
der Verſchwiegenheit; 8. Ss. volänte, unter fliegen- 
dem, d.h. offenem Siegel; sigillum hermeticum, 
die fuftdichte Verfiegelung od. Verſchließung, das 
Zuſchmelzen v. Slafchenbälfen (vgl. hermetijch); 
Sigillaria, f. I. Farnſtrunk, urweltlihe Baum- 

tänıme im Steintohlengebirge, mit jiegeläbnlichen 

lattnarben; sigilläta terra, f. Siegelerde, |. 
Bolus; ſigillieren, n!. fiegeln, beficgeln, ver- 
jiegeln. 

Sigel, n. lat. (siglum, zgez. aus sigillum, pl. sigla), 
ku die Sigel oder Siglen, Abkürzungszeichen für 
ganze Silben und Wörter (in der Stenographie). 

sigillätim, I. bejonders, insbeſondere, einzeln. 

Sigma, n. das griechiſche S (2 od. C); Sigmatis= 
mus, m. nl. die Abwerfung des s von den End— 
filben is u. us vor Konſonanken, um die Poſitions— 
länge zu vermeiden, bei den älteren röm. Dichtern; 
fiomatifch, auf s ausgehend (Wortjtamm); fig- 
moDdes oder ſigmoĩdes, gr. jichel- od. halbmond⸗ 
förmig. 

signa etc., ſ. unter Signum. 

Signäl, n. fr. (v.1.signum, mi.signale)dag Zeichen, 
der Ruf mit einem Tonwerkzeuge, Ruf, Loſung, 
ein Meldezeichen, Fahr⸗ od. Haltezeihen; Signäl- 
coder, m. ein Verzeichnis der Meldezeicen; S.⸗ 
Horn, n. Krk. das Hiefhorn, Kriegshorn, Jagd- 
horn; fignalteren (fr. signaler), od. gew. figna= 
liſieren, durch Zeichen melden, 3.8. ein Schiff, 
einen Eijenbahnzug uſw., Nachricht geben, anzei- 
gen, melden; ſich fignaliiieren, ſich auszeichnen, 
hervortun; fignalisiert, angezeigt, ausgezeichnet, 
bemerfensmwert; Signalifierung, Zeichengebung, 
Meldung; Sienaltit, m. ein Zeihengeber, Signal- 
bläjer (Horniit); Signalement, n. (jpr. Binjal’- 
mdng) die genaue Bejchreibung einer Perſon in 
Päſſen, Stedbriefen ꝛc. 

Signatur, Signet ꝛc., |. unter Signum. 

Signette, f. fr. (pr. Binjett’) od. Siguette, f(ſpr. 
Bighett’; v. scie, für sie, it. sega,ml.seca, die Säge, 
meil derjelbe mit eifernen Zähnen, wie diejenigen 
einer Säge, bejegt ift) eine Art Kappzaum, um 
wilde Pferde zu zähmen. 

fignifizieren, ſignieren 2c. j. unter Signum. 

Signore, m. it. (jpr. Binjöre), od. abgel. Signoͤr, 
(o. I. senior, vgl. Seigneur), Herr, Gebieter; Si— 
gnora, f. (pr. Binjdra) Frau, Gebieterin (Ma- 
dame); Signoria, f. (jpr. ßinjoria) Herrlichkeit, 
Herrſchaft, bei. als Anredewort für VBornehme, 
wie Ew. Erzellenz, aber von allgemeinerem Ge- 
braud; auch der Adel, die Adeljichaft. 

Signum od. signum, n., pl. signa, [. da3 Zeichen, 

erfmal, Kennzeichen; sub signo, unter od. mit 
dem Zeichen; signum exelamändi od. exclama- 
tiönis, Ausrufungszeichen (); 8. interrogändi, 
Fragezeichen (?); 8. repetitiönis, Wiederholungs- 
zeichen (:,:); in hoc signo vince oder vinces, in 
diejem Zeichen jiege oder wirft du fiegen, die In— 
fchrift auf dem dem röm. Kaiſer Konftantin am 
Himmel erfhienenen jlanımenden Kreuze; Signöt, 

Heyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl. 


Silejien 801 


n. ml. (signetum)dasHandfiegel, Petſchaft; Zeichen 
oder Merkzeichen in einem Buche, bej. die Titel» 
vignette der Verlagsbuchhandlungen; fignieren, 
l. (signäre) zeichnen, unterzeichnen, bezeichnen; be- 
fiegeln, ſtempeln; unterjchreiben; signa od. signẽ- 
tur, bezeichne od. es werde bezeichnet; signa suo 
nomine, bezeichne e3 mit dem gehörigen Namen; 
signätum, auf Urkunden 2c. unterzeicynet und be» 
fiegelt; dab. Stignät, n.— Verordnung, Urkunde; 
Signatär, m. I. oder Siguatär, m. fr. (ſpr. 
—tähr)der Unterzeichner; Signatär- od. Signa> 
turmäcdhte,Staaten,dieeinenStaat3vertragunter- 
zeichnen und die Gewähr dafür übernehmen, ver- 
tragfchließende Mächte, Signatür, f. (l. signa- 
türa) die Bezeihnung (bei Kaufmannsgütern); 
Unterzeihnung, Befiegelung und Namenzunter- 
ſchrift einer öffentlichen Urkunde ꝛc.; bej. die Be- 
—— mit einem bloßen Namenszuge; bei 

uchdr. Bogenbezeichnung, Bogen⸗ od. Blattzeichen 
durch Buchſtaben oder Zahlen; Aufſchrift, Bezeich— 
nung oder Gebrauchszettel an Arzneigläſern ꝛc.; 
Tonk. die Bezeichnung der Noten durch Ziffern (beſ. 
beim Baß); auch die Vorzeichnung, der Schlüſſel; 
fignifizieren (l. significare, fr. signifier), andeu- 
ten, anzeigen, zu erfennen od. zu veritehen geben; 
jignififänt (1. significans) od. fr. fignifiant (Ipr- 
Binjifidng) u. fignifilatin (pätl. significativus), 
bedeutfanı, fehrbezeichnend, ausdprudsvoll; Signi⸗ 
fifation, f. (I. significatio) die Bedeutung, der 
Sinn eines Wortes; gerichtliche Anzeige, Bekannt— 
madhung; das Kennzeichen, Merfmal; Signo, it. 
Beiden (= segno, ]. d.) 

Sigrijt, m. landfd. f. Sakriſtan, ſ. d. 

Sihr, a. ſ. Ser. 

Sikhs, nad engl. Orthographie auch Seilhs, pl. 
bindoft. (sikh, von ſanskr. sikscha, ein Schüler, 
Singer) eine von Yänak od. Nänak im 16. Jahrh. 
gejtiftete Neligionsgejellfchaft im nördl. Indien, 
die im Pendſchab einen eigenen Staat gegründet 
— der ſeit 1849 zu dem indo⸗britiſchen Reiche 
gehört. 

Siffe, r. Silfah-NRupie, f. per. (v. sikkah, der 
Münzitempel, das Gepräge) eine oſtindiſche Rech— 
nungsmünze (ſ. Rupie). 

Silbe, f. (1. sylläba, von gr. syllabe, d. i. eig. Zu⸗ 
jammenfafjung) ein Zautverein, Wortglied, Ver— 
bindung mehrerer Spradjlaute zu einer Einheit, 
überhaupt jedes mit einem Stimmabſatze ger 
ſprochene Wortglied. 

Silen, m. (l. Silenus, v. gr. Seilenös) Yabell. der 
Erzieher u. Begleiter des Bacchus, gew. mit didem 
Bauch u. fahlem Kopf, betrunfen und auf einem 
Ejel reitend vorgejtellt, da8 Bild der Trunfenbeit. 

Silentium,n.!.(v.silere, ſchweigen) Stilljchweigen; 
al3 Ausruf: ftill! ruhig! silentium imponiteren, 
Stillſchweigen auflegen, Stille gebieten; altum 
silentium, tiefes Schweigen; perpetüumn S., 
immerwährendes Stillichweigen; GSilentiarier, 
Se Silentiarli) eig. Schweiger, Schweigende; eine 

rtpornehmer Beamten am Hofeder griech. Kaijer, 
etwa Geheimräte; zum Schweigen verpflichtete 
Mönde, welche ein ewiges Stilſſchweigen gelobt 
haben, wozu 3.8. die Trappijten geliren: fis 
lentiös (1. silentiösus), ſchweigſam, wortfarg, ſtill; 
Silent-Fan, m. engl. (fpr. jeilentfan, dv. fan, 
Fächer, Wedel) ein geräufchlos arbeitender Venti- 


lator. 
Silesia, f. lat. Schlefien. 
Silefien, n. fr. (pr. Bilefiäng; v.sil&sien, ſchleſiſch?) 


eine jtarfe Barijer Magentinktur aus Aloe, Bitwer, 
51 


802 si levano i sordini 


Enzian, Safran, Gummi ammoniacum, benetia- 
niſchem Theriaf, Agaricus und Spiritus. 
si leväno i sordini, it. Tonf. man nehme Die 

Dämpfer ab (val. sordo). 

Sitbidicheh, |. Sulhidiheh. \ 

Silhouette, f. fr. (pr. Biluette) ein Schattenriß, 
Schattenbild (nach dem fparjamen franzöſ. Finanz- 
miniiter Etienne de Silhouette im 18. Jahrh., 
wegenihrerBilligfeitfogenannt), Umriß; ſilhouet⸗ 
tieren (fr. silhouetter), im Umriſſe od. Schatten— 
riſſe oder fchattenbildlich darftellen; ſich ſilhouet⸗ 
tieren, fich (im Umriß) abheben, abzeichnen uſw.; 
Eilhouetteur, m. (pr. —=töhr) ein Schattenriß- 
oder Schattenbild- Zeichner. 

Silicium, n. nl. (v. d. lat. silex, Kiefel) der Kiefel, 
die zu den nichtmetalliſchen Grunditoffen gehörende 
Örundlage der Kieſelſäure od. früher fogenannten 
Kiefelerde; Stlietum=:Bronze, f. Kieſelbronze, 
Bronze, der durch Beimiſchung von Silicium grö- 
Bere Härte gegeben worden iſt; S.:Oryd,n. Kiefel- 
jäure oder Kiefelerde; Siftetäte oder Silikäte, 
pl. kieſelſaure Salze, Kiejeljäure-Verbindungen; 
flieifizteren oder ſilicieren, unr. zumeilen filt= 
fizieven, verfiejeln, in Kiejelfäure verwandeln; 
Silicifikation, f. VBerkiefelung, Verwandlung in 
Kieſelſäure. 

Silihdar oder Silikdar, Silikdar-Aga, m. türf. 
(v. arab. siläh, Waffe, und perſ. där, haltend) der 
Waffen- oder Säbelträger de3 Sultans. 

Eilt, engl., die Seide; Silkeen, n.engl. (ſpr.ßilkihn) 
eine Art ſchweres geripptes Mancheiterzeug, jeiden- 
artig auf farbigem Grunde, — Thidjet, ſ. d.; 
Silk-Nankeens, pl. engl. (ſpr. —nankihns) halb- 
jeidener Nanking bunt atlasartig gejtreift. 

Silfadch, ſ. Sulfadeh. 

Eilfgras, Faſern einiger Ananasgewächſe, Ananas- 
faſer, zu Geweben verarbeitet. 

Sillabub oder ſelten Sillibub, n. engl. (fpr. ßillä⸗ 
böb) ein engl. ſüßes Getränk aus Milch, Wein od. 
Rum und Zuder. 

Eillen, pl. gr. (silloi, v. sing. sillos, Hohn, Spott; 
l. silli) eine Art Spottgedichte der alten Griechen, 
worin die Ausjprüche berühmter Philoſophen ver- 
jpottet und die Berfe berühmter Dichter in einem 
lächerlichen Sinne auf andere Gegenitände ange- 
wandt werden; Sillograͤph, m. ein Spottichrift- 
jteller, Spottdichter. 

Eillery, m. fr. (fpr. ßiljerih) eine vorzügliche Gat- 
tung weißer Champagner-Weine aus den Wein- 
gärten von Verſenay, Mailly ꝛc., welche früher 
einem Marquis v. Sillery gehörten; die beite 
Sorte: Fleur de Sillery, f. (jpr. flöhr —) die 
Blume de3 Gillery. . 

Eilo, m. jpan. (iberifhen Urfprungs, bask. siloo, 
ciloa, zuloa, chuloa, cilla, daS Loch) ein unter= 
irdiiher, luftdicht verſchloſſener Getreidebehälter, 
Getreidefeller in Spanien, jeßt auch in Deutich- 
land, z. B. im Mansfeldiihen; Siloſpeicher, Ge⸗ 
treideſpeicher mit Schächten, Kellern. 

Eilphe, ſ. Sylphe. 

filurifhe Formation, f. Geogr. (nach dem alten 
britanniiyen Königreiche der Silurier von dem 
engl. Geognojten Murchirſon jo genannt) die mitt- 
lere Abteilung des Übergangs- oder Graumaden- 
gebirgeß, über der fambrijhen und unter der 

evonifhen Yormation. 

Eilvän, m. l. (Silvänus, v silva, der Wald) Fabell. 
der Waldgott, Gott der Wälder und Hirten ıc.; 
auh — Tellür (nad) Transsylvania od. GSieben- 
bürgen, mo e3 zuerſt gefunden wurde); Silpeiter 


fimpel 


oder Silbius, m. nl. männl. Name: der Wald- 
mann, Waldfreund; Silbeſter-Abend, m. der 
legte Abend des Jahres, jo benannt nach Papſt 
Silvefterl., welcher am legten Tage des Kahres 
335 jtarb; Silvia, f. weibl. Name: Waldfreundin; 
Sternf. ein Niterotd, 1866 von Bogjon entdedt. 

Silver Cords, pl. engl.eig. Sitberfchniicchen, ſchmal, 
gerippter Manchefter zu Beinfleidern. 

Simärre, f. fr. (auch cimarre; it. zimärra, fpan. 
zamarra, zamarro, Schafpelz, dv. arab. sammür, 
Hobel, Zobelpelz; vgl. Chamarre) ein Schleppfleid 
der Frauen; langes Obergewand der Bräfidenten 
und Brälaten. 

Simaruͤba, f. (einheimischer Name in Guiana) eine 

. y den Rautengewächſen gehörende ausländifche 

fanzengattung von verjchied. Arten. Von dem 
hohen Simaruba-Baum in Jamaica fommt das 
Quaſſienholz; von einer andern Art in Cayenne, 
Jamaica 2c. das S.-Holz und die ſehr bittere, heil- 
Träftige S.-Rinde. 

Simbipuri, |. Kauri. 

Simeon, j. Simon. 

similis, simile, [. ähnlich, gleich; similis simili 
gaudet, wörtlih: der Ähnliche erfreut fich des 
Ahnlichen; gleich und gleich gelellt fich gern; Si— 
mile, n. ein Gleichnis, eine Ahnlichkeit; simile 
claudicans, n. eine binfende, d.i. unpaljende Ber- 
gfeichung; omne simile elaudicat, Sprw. jedes 
Sleichnis hinkt, d. i. es paßt nur einjeitig, niemals 
vollflommen; similia similibas cognoscäntur, 
AÄhnliches wird durch Ahnliches erkannt; similiasi- 
milibuscuräntur, Ähnliches wird durchühnliches 
geheilt, Grundſatz der Homöopathen (ſ. d.); ſimi⸗ 
lär, (v. fr. similaire, nl. similarius) gleichartig: 
Similor, n. fr. (v. l. similis, u. d. fr. or, Gold) 
Scheingold, Mannheimer Gold, ein Mijchmetall, 
aus 4 Teilen Kupfer und 1 Teil Zink; Stmils 
argent, m. od. n. (fpr. -arſchang) Scheinfilber, 
Keufilber, Argentän; Stimili-Brillanten, pl. 
aus Glas, das durch Beimiſchung von Thallium 
(f. d.) ftark lihtbrechend gemacht worden iſt, nach— 
geahmte Diamanten;S.=&ravüre, f.Übertraguit 
dv. Vhotographien auf Platten, um diefelben dur 
Drud zu vervielfältigen. 

Simen vd. Simeon, ım.hebr. (schimön, Erhörung, 
vd. schämä’, hören) männl. Name: der Erhörte; 
das Simeonskraut die Rojen- od. Augenpappel 
(Malva alcea L.); Simonie, f. nl. die Simon$- 
fünde (nad) dem chaldäiſchen Magus Simon be- 
nannt, |. Apoſt.Geſch. 8), jtrafbare Erwerbung od. 
Erteilung eines Kichenamts, Wucher od. Schadher 
mit geiftlihen Amtern; Simoniäcns, m. ein 
Pfarre oder Pfründenfäufer, der ſich des Pfarr- 
Schachers ſchuldig macht oder ein geiftliches Amt 
durch Geſchenke 2c. an fich bringt (vgl. crimen am- 
bitus). E 

Simoni:Sent, m. eine kupferne Rechnungsmünze 
in Sapan, ungef. = 2 'bf. H 

Simontjten oder St. Simoniften, pl. Anhänger 
des Stimonismus, d.i. der Lehre des verftorbenen 
franz. Grafen St. Simon, eine in der neueren Zeit 
in Frankreich entjtandene religiög-politijche Sekte; 
vgl. Saint-Simonismus. 

Simons, I Simus. 

ſimpel (. fr. simple,— I. simplex), einfach, kunſt⸗ 
los; ungekünſtelt, ſchlicht; einfältig, dumm; sım- 
plex sigillum veri, I. das Einfache iſt ein Siegel 
des Wahren; Simpfeg, m. [. od. Simpficius, nl. 
‚ein einfältiger Menſch, Tropf; Simpliciſſimus, 
m. I. (Superl. v. simplex) d, t. der feyr Einfältige, 


Simſon 


ein berühmter deutſcher Roman aus der Zeit des 
dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1669 erſchienen 
und Grimmelshauſen zugeſchrieben; Simplicien 
(lat. simplicia), pl. SHE Arzneimittel; simpli« 
eiter, I. od. simplement, fr. (jpr. Bängp’imang) 
ſchlechthin, jchlechterdings, geradezu, unbedingt; 
Eimpfizität, f. lat. (simplicitas) die Einfachheit, 
Einfalt. Runftlofigfeit. Ungezwungenheit, Unfchuld; 
auch: Einfalt des Verftandes, Dummheit; ſimpli— 
fisteren, nl. vereinfachen, einfacher machen; Sim= 
plifitation, f. die Vereinfahung; Simplum, n., 
pl. Eimpla oder Simplen, |. das Einfache, Ein» 
eine; die einfache Abgabe oder Steuer (entg. 
uplum). 

Simſon, m. hebr. (Schimschön; verw. mit sche- 
mesch, Sonne) männl. Name. 

Simuläcrum, n. l. ein Bild, Abbild, Schatten- od. 
Trugbild. 

fimufieren, I. (simuläre, eig. ähnlich machen, von 
similis) etwas nachahmen, vorgeben, erdichten, vor» 
ſchützen, erheucheln; ſich veritellen oder ſich den 
Schein geben; gem. auch S nachſinnen, überlegen; 
Eimulant, m. ein fich Verjtellender, Verſteller, 
bei. Kranfheitsheuchler; Simulation, f. (l. simu- 
latio) die Nahahmung, der Schein oder Vorwand, 
die Verftellung (3. B. als hätte man eine Kranf- 
heit, die man in Wirklichkeit nicht bejigt), das 
Scheinweſen. 

jimultänliich), nl. (simultancus, vom I. simul, zu— 
jamımen, zugleich) gemeinjchaftlich, gleichzeitig ; Si— 
multancum, n. ein gemeinjames oder gemein— 
ſchaftliches Ding; bej. der gemeinfchaftliche Ge— 
braud) einer Kirche von zwei verjchied. Religions» 
parteien (simultandum religiönis exercitium); 
Eimultän-Kirde, f. eine Gemeinkirche oder ge— 
meinjchaftliche Kirche für verjchiedene Religionss 
parteien; jo auch S.-Schule, Simultaneität, f. 
die Gleichzeitigfeit, Gemeinſamkeit. 

Simus, m. |, od. Simos, gr. ein Stumpfnafiger, 
Stülpnafiger. 
ina, n. = China, da3 Land; Sina=-Apfel, m. = 
Apfelfine; S.-Scide, f. feine chinejiiche Seide; 
Eineje, m. = Chineſe; die Sineſernelke, eine Art 
in China einheimiiher Nelken; Sinoloͤg, m. ein 
chineſiſcher Sprachforſcher, Kenner der hinefischen 
Sprade und Literatur. 

sin al fine, it. Tonf. (bi3 zum Ende), man wieder- 
hole es bis zum Schluſſe. 

Sinäpis, f. (I. sinäpi, gr. sinäpi) der Senf; Eina= 
yinm, n. nl. eine Senfbrühe; finapijieren (gr- 
Sinapizein), mit Senfumjchlägen beveden; Sina— 
pisumus, m. [. (gr. sinapismös), pl. Sinapisinen 
Senipflajter, Senfumjcläge; Sinapiſation, f. 
nl. "ag Hautreizung und Hautröte durch Senf- 
pflaiter; Sinapeläon, n. gr. (sinapelaion) Senföl; 
Sinapin, n. friitalliniiher Senffamenertraft; 
Sinapolin, n. ein Zerfegungsproduft des Senf- 
öls durch Bleiorydhydrat. 

sincerus, a, um, [. rein, echt, aufrichtig; sincere 
et constänter, aufrichtig und jtandhaft (Wahl« 
ſpruch des preußiichen roten Adlerordens); Sin— 
cerität, f. (I. sinceritas) die Aufrichtigfeit, Yauter- 
feit, Unverfälichtheit; Sinceration, f. nl. die 
Scein-Ehrlichkeit. | 

Sinciput, n. lat. (entit. aus semi-caput, eig. der 
* op) das Borderhaupt, der VBorderteil des 

opfes. 

Sindon, f. l. (gr. sindön) ein feines gewebtes Zeug 
aus Indien, indische Leinwand, eine Art Muflelin 
oder Neſſeltuch. 


Sinumbra⸗Lampe 803 


sine, l. ohne; sine anno, ohne Jahr oder Jahres— 


zabl; 8. Ceröre et Baccho friget Venus, eig. 
ohne Ceres und Bacchus friert die Venus, d. t. 
ohne Wein und Brot ift die Liebe tot; Eincfüre, 
f. engl. (sinecure; v. l. sine cura, ohne Sorge) eig- 
eine Obhneforge; ein gejchäftlojes Amt, ber eine 
Pfründe ohne Arbeit; sine die et consüle, lat. 
ohne Tag und Konſul, d. i. ohne Tag und Fahres- 
zahl, weil bei den Römern die Kahre nad) den re- 
gierenden Konfuln benannt wurden; 8. dubio, 
ohne Zweifel; s. ira et studio, ohne Haß und 

orliebe, feinem zu lieb und feinem zu leid, d i. 
leidenfchaftslos, unparteiifch, unbefangen; 8. Ioco 
et anno, ohne Ort und Jahr; 8. mora, ohne 
Borzug, ungefäumt; 8. qua non, f. unter Kon- 
dition; sine tempöre, ohne afademijches Vier- 
tel, pünktlich (auch kurz: sine, 3. B. 8 Uhr sine, 
d. i. pünftlich 8 Uhr). 

Sineſe ꝛc., ſ. unter Sina; Sinfonte, ſ. Sym- 
phonie. 

Singerie, f. fr. (fpr. ßängſcherih; v. singe — [. si- 
mia, Affe)Affenpoſſe, Affenjtreich, boshafter Streid) ; 
Nahäffung, Äfferei. 

Singhalifen, pl. die Bewohner von Zeylon; |. 
Bingalejen. 

jingle, fr. (ſpr. Bängl’, v. l. singülus, einzeln) ein- 
fad); Eingles, pl. einfache Stoffe; Singleton, m. 
engl. (jpr. Bing’lt’n) die alleinige Karte von einer 
Farbe, bef. im Whiſtſpiel. 

jingulär, lat. (singuläris) einzeln; —— 
einzig, ſonderbar, ſeltſam, eigen, wunderlich; ein 
ſingulärer Menſch, ein Sonderling; Singu 
lär(is) singuläris num£rus), m. Sprachl. die Ein- 

ahl, ventg. Plural); fingufäriich, in der Ein- 
itsform, singulare täntum, ein nur in der 
Einzahl gebrauchtes Wort; Singularität, f. 
(jpätl. singularitas) das Einzeln- oder Alleinvor- 
fommen; die Sonderbarfeit, Eigenheit, Seltfam- 
feit; singnlaritas testium, od. testes singüli, 
Nipr. die Einzelheit der Zeugenausfagen od. Zeug- 
nifje, wenn für jede zu bemweijende Tatiae nur 
ein Zeuge vorhanden üt; Singularium, n. Heilf. 
ein bejondere3 od. beſonders wirkſames Heilmittel 
gegen eine gewiſſe Krankheit. 

Singültus, m. I. (von singülus, einzeln; alfo eig. 
dag Ausſtoßen einzelner Laute) das Schluchſen, der 
Scluden. 

jinljter, I. (sinister, sinistra, sinistrum) link, lin- 
fijch, verfehrt; ungünſtig, unglücklich, Unheil ver- 
fündend, ſchrecklich wiverwärtig; colla sinistra, 
it. Tonf. mit der linfen Hand. 

Sinking-Fund, n. engl. (ipr. ßinkingfönd) engl. 
Tilgungs-Stammgeld, die aus gewiſſen Einnah- 
en herrührenden Gelder zum Tilgen der Staats— 
ſchuld. 

Sinolog, ſ. unter Sina. 

Einopfe, fr., vd. Sinoͤpel, m. (von der alten Stadt 
Sinope am Schwarzen Meer; daher ſchon im 
Altertum sinopis, eine rote Erdfarbe) Wappent. 
die grüne Farbe, das Grün; auch Eifentiefel, 
Jaſpis und eijenhaltiger Hornitein. 

Sinſonte, f. (merifan. eig. centzontli, d. i. vier- 
hundert, abgef. ftatt centzontlatolli, die Vier- 
— 1* v. tlatolli, Wort) die amerikaniſche 

achtigall, Spottdroſſel. 

Sinto od. Shinto, m. die urſprünglich in Japan 
herrſchende Religion, aus Buddhismus und Kami- 
Kultus gemiſcht. 

Sinumbra=fampe, f. (vom lat. sine umbra, ohne 
Schatten) eine ichattenloje Lampe, eine Urt in 


51* 


804 Sinus 
England erfundener Lampen, welche feinen Schat- 
ten werfen. 

Sinus, m. l. iiberh. eine gebogene halbrunde Fläche, 
der Buſen, Faltenwinkel des Kleides, Schoß; 
der Meerbujen (Golf); Heilf. eine Gefhwürhöhle; 
Größenl. das vom Endpunkte eines SKreishalb- 
meſſers auf einen andern Halbmefjer gefällte ot 
(Berpendikel) oder eig. das Verhältnis diejes Votes 
zum Halbmefjer (it der Sinus des von beiden 
Halbmefjern eingejchloffenen Winfels od. Bogen), 
das Verhältnis der gegenüberliegenden Kathete 

ur Hypotenufe im rechtwinkeligen Dreied; sinus 
——— der Sinus des rechten Winkels, der dem 
Kreishalbmeſſer gleich iſt; s. versus, der Teil 
des Halbmeſſers zwiſchen dem Sinus und der Tan— 
ente; Sinusbuſſoͤle, f. Magnetnadel mit beweg— 
ichem Stromleiter zur Meſſung des galvaniſchen 
Stroms; ſinuös (l. sinuösus, a, um), buſig, faltig, 
ekrümmt, eingebogen, ſchlangenförmig, wellen— 
HR Sinusfität, f.nl. die bogenförmige Krüm- 
mung, Wellenförmigfeit; Sinuſoĩde, f. die Gleich— 
gewichtslinie. 

Eion = Bion, |.d. 

Siöna, f. altnord. Fabell. die Göttin der Huld u. 
der erften füßen Empfindungen. 

Sipahi, ſ. Spabi. _ 

Eisho, m. I. (v. gr. siphön), Siphon, m. ft. (pr. 
ſifong) und Syphon, engl. (j.d.), eine Saugröhre, 
der Heber, Weinheber; Sprigenröhre; bef. Flaſchen 
mouffierender Getränfe mit Ausflußvorridtung; 
Nervenröhre, Verbindungsröhre, z. B. bei einigen 
Schaltieren; Siphonia, f. nl. der Federharzbaum, 
Kautſchukbaum; Stpheneid, n. ein neueres heber- 
artig gefrünmtes Hebemwerf zum Anjaugen und 
Weiterdrüden von Waller durch) Wirkung des 
Dampfes, ohne maschinelle Zwiſchenglieder; Si— 
phonophären, pl. Shwimmpolypen od. Röhren- 

Siphulis, \ Syphilis. [quallen. 

si pläcet, I. wenn e3 gefällig ift. 

Sipoys, pl. (pr. Bihpeus; engl. seapoys u. sepoys 
geichr.; vom perf. sipähi, zum Heere gehörig, ein 
Soldat, von sipäh, Herr, — türk. spahi) aus Ein- 
geborenen gebildete Truppen (Infanterie) der oft- 
indifchen Kontpagnie; vgl. Spahi. 

si quid fecisti nega oder nega quod feecisti, 
auch abgef. feeisti nega, lat. wenn du etivag be— 
gangen haft, jo leugne es, oder leugne, was du 
(Böſes) getan haft. 

Sir, engl. (ſpr. ßörr; vd. fr. sieur, ſ. d.) oder Sire, 
fr. (fpr. Bihr; dieſes wie sieur v. I. senior) Herr! 
gnädiger Herr! als Anredewort; vor den Eigen- 
namen nur dann, wenn die Perjon vom Ritter- 
ſtande iſt. 

Sirdar, r. Serdar, m. perſ. (eig. Haupthalter, von 
sar, ser, Kopf, u. där, haltend) ein Häuptling, Be- 
fehlshaber, Statthalter in der Türfei u. Oftindien. 

Eire, fr. (pr. Bihr’; vom J. senior, wie Sieur und 
Seigneur, ſ. d.) allergnädigjter Herr! Anrede an 
einen König; pauvre Sire, m. (fpr. pohw'r —; 
eig. armer Herr) ein beſchränkter Kopf, fchlaffer 
Charafter. 

Sirene, f. (lat. Siren, vom gr. Seiren) pl. —n, gr. 
Tabell. Meernymphen mit verführerifcher Stinme, 
die Durch ihren bezaubernden Geſang die Seefahrer 
anlodten, um fie zu töten; bezaubernde Sängerin, 
reizende Berführerin, Zauberdirne; ein von Cag- 
niard-Latour erfundenes Werkzeug zur Erklä— 
rung der Entſtehung der Töne und zur Mefjung 
der Anzahl der Schallihiwingungen; das Nebel- 
horn, ein Rohr, aus dem ———— Luft 


Siſy phus 


oder Dampf unter ſtarken langgezogenen Tönen 
ausſtrömt, die bei Nebel als Signale für die Schiff- 
fahrt dienen; Sirinen-Bildung, eine Mißgeburt, 
bei der die Beine zufammengewadjen find; &.= 
Lied, n. Lockgeſang, Zaubergeſang. 

Sirenia, f. die Seekuh, ein pflanzenfreffendes Fiſch— 

si replica, |. unter replizieren. [läugetier. 

Sirius, m. I. (v. gr. Seirios, v. seirös, &, On, bren- 
nend; n. a. v. arab. schira, gleichſam Haarjtern, 
ivegen feiner Strahlen) der Hundzftern, l canicula, 
der glänzendſte und fcheinbar größte aller Fixſterne 
(im Sternbild des großen Hundes), der in den 
Hundstagen der Sonne am nächſten fteht; Strins- 

veriode, f. = Kanifularperiode; f. d.; St 
riafis, f. gr. seiriasis) Heilf. eig. Hundstagsfranf- 
heit, der Sonnenftich, die Entzündung des Gehirns 
und der Hirnhaut. 

Sirkar, m. (v. perſ. sarkär, Auffeher, von sar, ser, 
Kopf, und kär, ſanskr. kera, Handlung, Arbeit) 
ein Vorgefegter, Auffeher, auch Hauptiflave in 
Oftindien. 

Sirocco, j. Scirocco. 

Siridcas, pl. ojtind. geitreiftes Zeug aus Seide und 
Baummole. 

Sirte, ſ. Syrte. 

Sirup oder Sirop, m. (fr. sirop, it. siroppo, engl. 
sirup; nl. syrüpus; [pan. xarabe; vgl. arab. scha- 
räb, Öetränf, v. schariba, trinfen) brauner Yuder- 
dickſaft; eingekochter Pflanzen- oder Fruchtſaft; 
sirop de capillaire, fr. j. Kapillär-Sirup; 
s. de Charpentier (ſpr. Bird de Sharpangtiet) 
ein aus dem Kraute der Justitia pectoralis be> 
reiteter Girup, als Bruſtmittel auf den Antillen 
gebräuchlich; s. de Parmentier (pr. —mangtjeh), 
Sirup aus Weintrauben, nad) Barmentier ge- 
nannt, der ihn 1807 erfunden hat; syrüpus sim» 
plex, nl. reiner oder weißer Zuderdidjaft. 

Sirpente, n., pl. Sirventes (prov. sirventes, von 
Servir, sirvir, |. servire, dienen; it. serventese; eig. 
ein Dienjtgedicht, zuerſt ein geiftliches, im Dienfte 
der Heiligen und der Mutter Gottes, jpäter auch 
ein weltlicheg, tın Dienste der Fürjten, Damen ꝛc., 
anfangs zum Lobe, dann auc) oft bitter tadelnd), 
eine Art Iyrifcher Gedichte der Troubadours (ſ. d.), 
dem Inhalte nad) teils Lob- und Rlagelieder, teils 
Kriegslieder, teild Rüge- oder Straflieder. 

Stialhanf, m. Indiafaſer, Aloehanf, ſ. d. 

Stiettipiel, ſ. Sizette. 5 

ſismiſch, nl. (v. gr. seismös, Erfehütterung) die Erd» 
beben betreffend, davon herrührend ıc.; Stsme= 
grapp — Seismograpb; Sismometer — 
Seismometer; Sismothenlogie, f. Beweis 
vom Dafein Gottes aus den Erdbeben. 

Sifter, m. (vgl. Sefter) ein altes niederländ. Ge— 
treivemaß. ö 
Sifter od. Siſtrum, n. I. (v. gr. seistron, v. seiein, 
ichütteln) erjchüttern) ein Schellenftab od. klapper⸗ 
ähnliches Tonwerkzeug mit kleinen Stäben und 
Scellen, die man durch Schütteln in Klang jebt 
und beim Dienfte der Göttin Iſis in Ägypten ge- 

brauchte; noch jegt in Abyſſinien gebräuchlich. 

fitteren, f. (l. sistere) ein over anhalten, hemmen, 
Einhalt tun, einstellen; bringen od. fich einfinden 
vor Gericht; Siſtierung, f. Einftellung, Einhal- 
tung. 

Siimubrinm, n. [. (gr. sisymbrion) die Brunnen» 
frefje, = Naiturtium. 

Sifünuns, m. gr. (Sisyphos) ein fabelh. Held des 
Altertums, Sohn des Aolus, Erbauer u. König, 

von Korinth, ein berüchtigter Frevler, der für feine 


= 


si tace 


vielen Verbrechen verurteilt wurde, in der Unter- 
welt einen jchweren Stein auf einen teilen Berg 
hinauf zu wälzen, von dem aber derjelbe immer 
mieder herabrollte; dah. Siſyphus-Arbeit oder 
ſiſhphiſche Arbeit, eine Arbeit, die nie zum Ziele 
gebracht wird. 

si tace, u. si tacuisses, philosöphus mansisses, 
ſ. unter tace. 

Sitafratie, f. gr. (v. sitos, Speije, und Afratie, 
j. d. Heilf. das Unvermögen, Speifen zu behalten; 
Eitologie oder Sitiplogie, f. (ar. sition, Speife 
von Getreide, Brot, v. sitos) Nahrungs- oder Le- 
bensmittelfunde; Sitometer, n.einvon Weißen— 
bad) in Dresden erfundenes u. vom Mechanikus 
Lubiſch dafelbit hergeftelltes Werkzeug zum Wägen 
des Getreides. 

sit illi (tibi) terra levis, j. unter terra. 

Sitologie, j. unter Sitafratie. 

ituteren, nl. (fr. situer, v. l. situs, a, um, liegend, 
gelegen) legen, jtellen, Sage geben; ſitniert (fr. 
situe), gelegen, geſtelli; befindlih; Situation, f. 
die Stellung, Lage, Gegend; der Zuftand, die Ver- 
fafjung; beſ. die gegenwärtige Keule Rage, Welt- 
od. Beitlage; das Verhältnis einer Perfon, die Le- 
benslage; Situations⸗Artikel (in Zeitſchriften), 
3 Auffäge über die gegenwärtige politifche Tage; 

Blan od. -Zeichnung, ein Zageplan; S.-Zei⸗ 
chenkunſt⸗ Planzeichnen, Rartenzeichnen; Situs, 
m. l. die Lage, Stellung; situs obliquus utöri, 
ichiefe Yage der Gebärmutter. 

sit venia verbo, |. unter venia. 

Sipadiere, f. fr. (ſpr. — diähr’, prov. civaier, altfr. 
eivadier, ml. civaderium, vd. prov. civada, Hafer, 
ml. civata, ſpan. cebada, port. cevada, Gerite, v. 
I. eibatus, Bartiz. von cibäre, füttern, von cibus, 
Speife, Futter) ein altes franz. Getreidemaß, bei. 
in der Provence, etwa — 4,5 kg. 

sive, j. seu; si volti, j. volti. 

si vis pacem, para bellum, I. wenn du Frieden 
willſt, jo rüſte dich zum Kriege. 

Sinnens, — Sibben3, f. d. 

Siwa od. Schiwa, m. (ſanskr. Siwa, d. i. eig. glüd- 
lich; nach der heutigen bengal. Ausfprache Schiwa) 
eine der höchiten Gottheiten der Indier, wahrſch. 
urſpr. die Feuerfraft, al3 Beleberin u. Zerftörerin 
des Weltalls, darftellend. 

Six⸗et⸗le⸗vpa, ſ. Paroli. 

Sixpence, engl. (pr. ßixpenß) 6 Pence (f. Penny), 
ein halber Schilling oder 0,50 M. 

ſirtiniſche Kapelle, f. die unter Papſt Sixtus IV. 
1473 gebaute Hoffapelle im Vatikan zu Nom; die 
in berfelben an hohen Seiten große Kirchenmufifen 
aufführende Tonkünſtlergeſellſchäft. 

Sizettefpiel od. Stjettfpiel, n. (fr. sizette, v. six, 
ſechs) ein Kartenfpiel zu jech8 Berjonen. 

Sizilter, m., Sizilterin, f., b. als Siziltäner ze. 
(it. Sieiliäno), Bewohner der großen Infel Sizilien 
im Mittelländ. Meere; Steiltäne oder fr. Si— 
cilienne, f. der fizilifche Schäfertanz, deifen Weife 
und Beitmaß; Siciliano, m. oder alla siciliäna, 
it. (fpr. ce = ti) nad) fizilifher Art und Weife, in 
ſiziliſcher Schäfertracht; nach Art des ——— 
Schäfertanzes; ſtzilianiſche Veſper, ſ. unter 


eiper. 

Sizingmaſchine, f. die Zeim- oder Schlihtmafchine 
(in der Weberei). 

Stabies, f. (1. (v. scab£re, — ſchaben) Heilk. 
die Krätze, Räude; ffabids (I. scabiosus), krätzig, 
grindig; Stabiöfe, f. nl. (scabiösa) das Grind⸗ 
raut, Räudefraut, ein Gartengewächs. 


Skandinavien 805 


ftabrös, I. (scabrösus, von scaber, vauh) rauh, 
— höckerig, unausgeputzt; mißlich, ſchwierig, 
gefährlich; ſchäbig. 

Skäla, f. I. und it., oder Skale, die Leiter, Stiege, 
Stufenfolge; Tonf. die Tonleiter, ununterbrochene 
Stufenfolge der Töne; auch die Gradleiter bei 
Wettergläjern und ähnlichen Werkzeugen, Gradab— 
teilung od. Gradeinteihung; im Verficherungsfad): 
der wechjelnde Warenwert einer Berficherung wäh— 
rend der Verficherungsdauer; daher: Sfala-Ber- 
fiherung, eine Warenverficherung mit zu» und 
abnehmenden Werten; sealäres anni, pl. Stufen- 
jahre; scalaria, f. nl. die Treppenmufchel. 

Sfalde, m. (altnord. u. ſchwed. skald) ein Dichter 
oder Sänger der alten jfandinav. Völker. 

ſtalẽniſch, gr. (skaldnös, &, ön, eig. hinfend, wan- 
fend) uneben, fchief, ungleich, def. ungleichfeitig (v. 
Dreieden gebräuhlidh); Sfalenoeder, n. eine von 
(3 oder 12) ungleichjeitigen Dreieden begrenzte 
Kriſtallform. 

ſtalpieren, I. scalpẽre) ſchneiden, eingraben (z. B. 
ein Bild in Stein ꝛc.); abhäuten, die Haut von der 
Hirnschale abziehen, wie die nordamerikaniſchen 
Wilden ihren Feinden zu tun pflegten;’Stalp, m. 
(engl. scalp) die Kopfhaut, bef. die von norbameri- 
fanifchen Wilden den Feinden abgezogene Hirn- 
ihalhaut; Skalpéll, n. I. (scalpellum) ein Zer— 

liederungsmefjer der Wundärzte mit feftftehender 

linge (verjchied. von Biſtouri, wo die Klinge 
eingejchlagen wird); Skulptür, f. (1. scalptüra) das 
Schneiden, Graben mit dem Grabftichel; Def. Die 
Kunſt, Heine erhabene Arbeiten (Reliefs) auf Stei- 
nen und Stempeln darzustellen (verjchieden von 
Sfulptur). 

Skalſis, f. gr. (v. skällein, ſcharren, hacken) Heilk. 
das Haden, Kragen, Scharren. 

Stamillen, pl. I. (scamillus, Bänkchen, Verl. von 
scamnum, Bank) Bauf. Vorfprünge, niedrige Auf- 
fäße, Platten an Säulen. 

Sfandal, n. u. m. (fpätl. scandalum, v. gr. skän- 
dälon, eig. das Stellholz in einer Falle, der Fall— 
ſtrick) Argernis, Auffehen, Anstoß; eine ärgerliche, 
ſchändliche Sache; Geräufh, Lärm; Studenten- 
ipradhe: ein Zmeifampf; scandälum accöptum, 
n. ein genommenes —, sc. datum, ein gegebene 
oder veranlaßtes Argernis; flandalieren, Stan- 
dal machen; ſtandaliſieren (ipätl. scandalizäre, 
fr. scandaliser), ärgern, zum Böjen — ein 
Ärgernis geben; in geräuſchvoller Weiſe ſich über 
etwas aufhalten; ſich ſtand—, ſich ärgern oder 
ftoßen an etwas; ffandalds, nl. (fr. scandaleux) 
ſchändlich, ärgerlich, anftößig; Standal-Chro- 
nik od. ffandaldje Chronik, j. Chronik. 

Standium, n. nl. ein von Nilfon entdedtes eigen- 
tümliches Metall, jo genannt, weil die Mineralien, 
aus denen e3 bis jeßt dargeftellt wurde (Gadolinit 
u. Eurenit), nur inSfandinavien (j.d.) vorfommen. 

ffandieren, I. (scandöre, d. i. eig. fteigen, hinan— 
jteigen) einen Vers nad) feinen Gliedern abmeffen, 
taftmäßig abteilen, ohne Rüdfiht auf den Inhalt 
des Berjes; Sfanfion, f. (I. scansio) die Versmeſ— 
jung, Bersteilung; scansdres, pl.nl. Klettervögel. 

Sfandinapien, n. (l. Scandia od. Scandinavia, f.; 
wahrjc). von ſanskr. skand, fpringen, jo daß die 
Sfanden od. Sfandinavier urfpr. = Scythen, d. 1. 
Nomaden, waren) die nordeuropäijche Halbinfel, 
welche Dänemark, Norwegen u. Schweden begreift; 
dah. ffandinäpifche Spraden, Literaturae., 
nordiſche, bef. altnordische 2c.; Sfandinapismus, 
m. od. Skandinaventum, n. das Beſtreben, dieje 


806 Standir 


drei Reiche zu einer Geſamtheit od. auch zu einem | 


Schutz- u. Trugbindnig zu vereinigen; die litera- 
riſche Richtung Ibſens und Björnfone. 

Standir, ın. gr. der Kerbel. 

Stapha, f: 1. (v. gr. skäph&, von skäptein, graben) 
überh. ein ausgehöblter Körper, Trog, Wanne; 
Kahn, Schiff; Heilt. dad Kahnbein, Ohrſchiff, die 
Bertiefuug am äußeren Ohre; scapham scapham 
dieöre, einen Kahn Kahn nennen, d. i. das Kind 
beim rechten Namen nennen, frei herausſprechen; 
Staphander, m.gr. ein Schwimmkleid, Shwimms 
gürtel von Kork zc.; Staphiten, pl. Kahn-Ammo- 
niten: ffapheotdifch, fabniörmig, Ichiffförmig. 

Sfaphander, Sfaphiten 2c., |. unt. Scapha. 

Stapulalgie, £. I.-gr. (v. I. scapüla, Schulterblatt) 
Heilf. Schulterſchmerz; Sfapulier, n. (nl. scapu- 
läre od. scapularfum) ein Schulterrod, Schulter- 
Heid der fathol. Ordensgeiftlichen, welches vorn u. 
hinten über die Schultern herabhängt; Heilf. die 
Scuiterbinde; aud) der Roſenkranz (Baternojter), 
altd. Schapel (fr. chapelet). 

Starabius oder Sfarabäus, m. I. (gr. kärabos, 
ägypt. cheper), pl. Starabien oder Sfarabäen, 
Naturk. Käfer; auch Käferiteine, altägyptilche, für 
heilig gehaltene gejchnittene Steine (Gemmen) 
die auf der erhabenen Seite die Form eines Käferg, 
in der Einjenkung ein Feines Götterbild haben. 

Sfardammpgmus, m. od. Sfardampris, f. gr. (v. 
skardamyssein, blinzeln) Heilk. das Blinzeln; 
Stardanınft(cs), m. ein Blinzler. 

Stären, i. Scheeren. FE 

Starififätor, m. lat. }. jfarifizieren. 

ffarifisteren, I. (scarificäre) fhröpfen; auffchligen 
mit der Zanzette, 3. B. das Zahnfleiſch; Skariſika⸗ 
tion, f. (scarificatio) das Schröpfen; Sfarififä= 
tor, m.nl. ein wundärztliches Werfzeug zum Auf- 
rigen der Haut; auch der Schröpfichnepper; ein 
Aderwerkzeug zum Aufrigen u. Lockern des Bodens, 
— Eritirpator if. d.) u. d. engl. Grubber (pr. 

röbber); Sfarififatorien, pl. zufanmengejegte 
erfzeuge zum Schröpfen. 

Skat, n. (v. altfr. escart, jet Ecart, das Ablegen im 
Kartenspiel, die abgelegten Karten; vgl. it. scatto, 
das Abjchnellen, — der Abfall, Wegmwurf) ein deut- 
ſches Kartenjpiel unter drei Perſonen; Sfat legen, 
= ecartieren. 

Skating-Rink oder -Ning, m. engl.-amerif. (fpr. 
ßkehting —; von skate, der Schlittſchuh, to skate, 
Schlittſchuh laufen, u. ring, amerif. rink, der ge- 
ihlofjene Kreis) die Rollſchuhbahn, eine die Eis— 
bahn erjegende Aſphaltfläche, auf welcher mit 
Räderſchuhen gelaufen wird. 

Statol, übelriehende, farbloje Kriftalle, die Ian in 
faulenden Eiweißjtoffen, in den menjhlichen Exkre— 
menten bilden. 

Clason und ſtazoͤntiſch, gr. (von skäzein, Hinfen) 
j. Choliambus. 

Efein od. Efain, engl. (ſpr. jfehn) ſ. Lea. 

Efeireins, f. got. (jpr. ſtihrihns) Erklärung, Aus- 
egung. 

Stelalgie, f., gr. (v. skelos, n. Schenkel) Heilk. 
Schentelſchmerz; Skelonkus, m. eine Schenfelge- 
ſchwulſt; Stelotärbe, f. das Wanken der Schentel 
aus Schwäche; aud) der Veitstanz od. die Kriebel- 
franfheit. 

Skelett, n. (v. gr. skeletös, €, On, d. i. ausgetrodnet, 
dürr, v. skellein, dörren; dah. skeletön, sc. 8öma, 
ein ausgetrodneter Körper, eine Mumie) das Ge- 
rippe, Knochengebäude, Beingerüjt; fkefettieren, 
ausrippen, das Gerippe eines Körpers bloßlegen; 


Stirten 


Stelettift, m. Mal. ein Gerippmaler, ein Spott- 
name derer, die, um den menschlichen Körper recht 
wahr zu zeichnen, überall das Grundgebäude des- 
jelben und die Muskeln grell durchſcheinen laſſen; 
Efeclettit, m. eine Öerippverfteinerung ; Sfeletto= 
graphic, f. gr. Beichreibung von Gerippen; Sfe= 
lettopöie, f. die Ausrippungsfunit. 

Skeleton, n. engl. (fpr. Blel’t'n; engl. skeleton, das 
Skelett, Gerippe, Knochengerüſt; Geſtell eines 
Regenſchirms, Schlittens ufm.), Schußgeitell, 
Schupleifte, Holzverichlag; ein Schlittengeitell, 
gleichſam das Gerippe eines Schlittens, lediglich 
aus Holzrippen gebaut daher ftelettähnlich; Latten— 
Ichlitten, leichtes Geſtell; Efeletonfahrt, f., ein 
jeßt jehr beliebter Winterjport (das Fahren mit 
folhen Sfelettichlitten, die der Fahrer auf dem 
Bauche liegend fteuert); skeleton-case, f. engl.. 
(ipr. — feß, von engl. case, Behälter, Kaſten, Kite), 
ein Zattenbehälter, Lattenfiite, Zattenverichlag 
G B. zur Berpadung von ZTonpfeifen, feinen 

ofinen uſw.). 

Skenographie 2c., |. unter Scene. J 

Stkepaſterion oder Skepäͤſtron, m. gr. (Skepäzein, 
bedecken) Heilk. eine bedeckende Hauptbinde. 

Sfepjis od. Skeͤpſe, f.gr. (v. skeptesthai, betrachten; 
eig. Betrachtung, Unterfuchung) der Zweifel, die 
Biweifelfucht; Steptifer, m. (gr skeptikös) eig. 

um Betrachten oder Unterfuhen geneigt) ein 

Aeifter, Zweifeljüchtiger; bef. eine pilofophen- 
Schule im Altertum; Skeptizismus, m. Die Lehre 
der Skeptiker, Zweifellehre, vgl. Byrrhonig- 
mu3; die Zweifelfucht, der Zweifelgeilt; ſteptiſch, 
an allem zweifelnd, zweifeljüichtig. 

sketches, pl. engl. (ſpr. ſtetſches) = Skizzen. 

Ski, m. dän. der Schneeſchuh (aud) Sfier, von dem 
dänischen Plural skier); Sfilänfer, m.der Schnee» 
ſchuhläufer. 

Skiagraphĩe oder Sfingraphie, f. gr. (v. skiä, f. 
der Schatten) ein Schattenrig, die Abjchattung; 
Durchleuchtung; Seitenanficht, Grund- oder Auf- 
riß, Entwurf; aud) die Kunjt, die Zeit nach dem 
Schatten zu beitimmen, Sonnenuhrfunft; Skia— 
machte oder Sfiomadjie, f. ein Schattengefecht, 
eine SP Sfiäther, m. (gr. skiathe- 
ras, eig. Schattenfänger, von therän, fangen) der 
Schattenzeiger, Schattenweiler; Sfieropte, f. (v- 
skierös, Hattig) Heilf. dag Schatten- od. Dunfel- 
ſehen, die Gefihtstäufchung, wobei der Kranke alle 
Gegenftände dunkler ſieht; Sfiomantie, f. das 
Wahrjagen ausdem Schatten, die Schattendeutung; 
auch — Nefromantie; Skioptikon, n. Xebel- 
bildwerfer = Scioptifon, | d.); Stiaftap, n. 
Schattenprüfer, Sonnenuhr; Sfioftat, m. Son- 
nenzeituhr; Skiatrophie, f. die Erziehung im 
Schatten, d.i. im Zimmer, ohne wohltätigen Ein» 
fluß der äußeren Welt, dah. weichliche Erziehung; 
auch Stubengelehriamteit. 

Skidlöpare vd. Stielöpare, m. ſchwed. u. norweg. 
(v. skid, eine Art hölzerner Schlittſchuhe, um da— 
mit über den gefrorenen Schnee zu gehen, u. 1ö- 
pare, ein Zäufer, v. löpa, laufen) ein Schlittſchuh— 
läufer über den gefrorenen Schnee, in Norwegen 
und Lappland, auch unter den Truppen. 

Stint, ſ. Stink; Sfirrhus, |. Scirrhus; flifie- 
ren, ſ. jfüfieren. j 
Sfipetären, m. pl.(d. h. Felsbewohner) nennen ſich 
die zur griechifchen Sprachfamilie gehörenden Al- 

banier od. Arnauten. 

Skirten, pl. (tufj. skird, poln. styrt, styrta, Scho- 
ber) die großen, im Freien aufgefegten Heu- und 


Skizze 


Getreidehaufen der Steppenbewohner des ſüdlichen 
Rußlands. 
Skizze, f (vom it. schizzo, m., pl. schizzi, ſ. d.; es- 
uisse) eine flüchtig hingeworfene, nicht ausge— 
(ine Zeichnung; der Umriß, flüchtige Entwurf, 
orentwurf, die Grund» od. Hauptziige einer Rede, 
Sache ꝛc.; ſtizzieren (it. schizzare), einen Vorent- 
wurf maden, die erjten Grundziige oder Grund- 
Linien zeichnen, flüchtig hinwerfen, andeuten u. ſ. w.; 
Sfiszift, m. Mal. ein Entwerfer, der ſich immer 
nur mit charakteriftiihen Umriſſen begnügt u. die 
forgfältige Ausführung unterläßt. 
— m. ſchwed. (fpr. ſchuts) der Vorſpann, die 
ojtfuhre, Boftpferde; Stjutsbonde, m. der Poſt— 
bauer, Boitillon. 

Sflave, m., Sflavin, f. (fr. esclave, prov. esclau, 
ipan. esclavo, it. schiavo, engl. slave; von den 
Stan, ehem. Sklaven, ml. Sclavi genannt, die 
von den alten Deutſchen zu Gefangenen gemacht 
u. als Knechte verfauft wurden) Zeibeigene, Men- 
Ichen, die al3 das Eigentum anderer wie eine recht- 
It7e Ware behandelt werden; dah. die Sklaberei, 
ſtlatiſch 2c. \ 

Sklerin od. Sfleriäfis, f. gr. (von sklerös, &, Ön, 
troden, hart, rauh ꝛc.) Heilf. die Schwiele, das 
Hühner od. Krähenauge; Sflera od. Sklerotika, 
die 15 des Auges; Sfferitis, f. Entzün- 
— ugenhornhaut; Skleröma, n. Heilk. 
eine Verhärtung; Sflerometer, n.eine von Grai— 
lich und Pekarek erfundene Vorrichtung zur 
Meſſung der Härte der Kriſtalle; Skleröſis, f. (v. 
sklerün, verhärten) die Trodnung, — 
Verkalkung; Sklerotika, pl. austrodnende Mitte 
Sklerötiich, verhärtend, austrodnenv. 

Sfog, m. ſchwed. dichter Wald. 

Stoleftäjis, f. gr. (v. skölex, der Wurm) Heilf. die 
Wurmfrankheit; ſtolekẽdiſch, murmartig; Sfole= 
tologie, f. Naturgefhichte der Ringelwürmer. 

Skolion, n., pl. Sfulia od. Sfolien, gr. (v. skoliös, 
frumm, gewunden) Tijch- oder Rundgelänge der 
alten Griechen, bei Gaftmählern und Gelagen nicht 
der Reihe nad), jondern je nach der Neigung der 
Gäſte gefungen (dah. der Name, gleich Schlangen 
od. Ziczadlied); Stoliodoxie, f. (von döxa, Mei- 
nung) verfehrte Meinung, Querföpfigfeit; Sko— 
liõnia, n., od. Skoliõſis, f. (v. skoliün, krümmen) 
— eine Seitenkrümmung des Rückgrates, ein 

eitenbuckel. 

Stolopender, ın. gr. (Skolopendra, f.) die Aſſel, der 
Kellerwurm, Tauſendfuß, ein Kerbtiergefchlecht mit 
ſehr vielen Füßen. 

Sfomma, n. gr. (skömma, von sköptein, nadhäffen, 
verjpotten) eine Spottrede, ein Wiß- oder Stichel- 
wort; Spott, Nederei; ———— od. ſtöptiſch 
(gr. sköptikös), ſpitzig, ſtichelnd, anzüglich; Skop— 
tifer, m. ein Spötter, Höhner, Necker; ſtoptiſie— 
ren, ſpötteln, neden, höhnen. 

Skonto, it. = Diskonto, j. d.; ffontieren (it. 
scontäre), =di3fontieren, abrechnen, abziehen; 
bei. Waren, die auf Zeit verfauft, od. Wedel, die 
auf eine entferntere Bet fällig find, unter Abzug 
einer Vergütung ſogleich bar bezahlen. 

flontricren u. reſtontrieren, od.r.riffontrieren, 
it. (scouträre, risconträre, eig. begegnen, antreffen, 


| 


t 


von 8— l. ex, u. contra, gegen) Kfipr. gegen- od. | 


miteinander abrechnen, abgleichen, Schuld und 
Forderun — halten und ausgleichen; 
auch Be nmeijungen abrechnen; Skontro und 
Reſtontro oder r. Riſtontro, m. gegenjeitige Ab- 
gleichung, Abrechnung der Schuld und Forderung; 


Storzonere 807 


Skontro-Buch, n. ein Se zum täg- 

lichen Eintragen der gegenfeitigen Gefchäftsvorfäle, 

welche fich auf gewiſſe Gegenjtände beziehen, wo— 
nah man 3. B. Meß-, Schulden-, Wechſel- 

Waren-Skontro-Bücher hat; Sk.-Tage, p). 

Abrehnungstage, Zahlungstage in der Mefzeit; 

Sfontrino, m. der —— —— — Gegen— 

oder Ausſchnittbogen, ein Stück Pergament, im 

Zickzack aus einem Buche herausgefchnitten, das 

die ——— enthält (beim Friedenſchließen mit 
den Barbaresken gebräuchlich, damit die Reis od. 
Kapitäne der Kaperſchiffe, wenn ſie nicht leſen 
können, durch Vergleichung mit dem herausge— 
ſchnittenen Blatte [scontrino], welches dem Kauf— 
fahrteiſchiffe mitgegeben wird, ſehen können, wem 
das Schiff gehört ac.). 

Skopétz, m., pl. Stopzy, Sfopzen, ruſſ. (v. ssko- 
pit), gr. köptein, fappen, bejchneiden, faftrieren) 
Selbſtverſtümmler, die fich ver Fähigkeit zur Fort- 
pflanzung berauben, eine religiöfe Sefte (dab. unfer 
Subſt. Schöp3, d. i. verjchnittener Scafbod, 
tichech. skopec, Hammel). 

Skopus oder Skopos, m. gr. (sköpös, skopein 
ſchauen, jpähen) das Augenmerf, Biel, der End— 
zweck, die Abficht. 

Storbüt, m. (nl. scorbütus, it. scorbuto, fr. scor- 
but, holl. scheurbuik, niederd Schärbuf, ſchwed. 
skörbjugg, engl. scurvy, wahrſch. v. Schorf, engl. 
scurf)Scharbod, Mundfäule, Zahnfleiſchfäule, eine 
aus verdorbenen, ſcharfen Säften entſtehende Kranf- 
heit, welche beſ. die Seefahrenden befällt; ſtor— 
bũtiſch, mit der Mundfäule behaftet. 

Skordien-Kraut, n. (v. gr. skördion, l. scordium) 
Sumpf-®amander, Lachenknoblauch, eine ſchweiß— 
treibende Arzneipflanze. 

Sfordinimea, n. = Kordinema, j.d. 

Efore, n. engl. (fpr.jfohr; verw. mit ſche ren, angelj. 
und althod)d. scéran, scar 2c., fchneiden) eig. dag 
Kerbholz; eine Zahl von zwanzig, die Stiege; Früher 
ein Steinfohlenmaß in London = 21 Chaldrong 
(eig. nur 20 Ch. mit 1 Ch. Aufmap). 

Sforie, f. gr. (sköria, v. skör, Kot; I. scoria, die 
Sclade, Eifenfchlade; ſtoriſch, ſchlackenartig, ſchül— 
ferig; Skorifikation, t. nl. die Verſchlackung, das 
Berwandeln in Schladen. 

Storififation, ſ. unter Skorie. 

Sfurodit, m. gr. (v. skörodon, Knoblauch) Knob—⸗ 
lauchjtein, Arjeniffinter, ein grünes Mineral, das 
vor dem Lötrohre Knoblauchgeruch gibt und aus 
arjeniffaurem Eifen beiteht. 

Sforpiän, m. (v. gr. skorpfos, I. scorpio u. scor- 
pius) ein frebsähnliches Kerbtier mit einem geglie> 
derten Schwanze, deſſen mit Gift gefüllter fcharfer 
Stachel oft gefährlich verwundet; in der Gternf. 
eines von den 12 Sternbildern des Tierfreifes; im 
Altertum auch eine bei Belagerungen ꝛc. gebrauchte 
Kriegamafchine; auch eine durch eingeflochtene 
Knochen⸗ u. Metallſtücke jehr ſchmerzhaft wirfende 
Seibel; Sforptonilithen, pl. ſtorpionähnliche 
Beriteinerungen. 

Skorſo, m. it. (von scörrere, verfließen — I. ex- 
currere) Kfſpr. der verflojjene Monat, — passato; 
auch die Verfallzeit eines Wechjels. 

Skortum, n. I. ein liederliches Weibsbild, gemeine 
Dirne; Stortation, f. nl. die Unzudt. 

Eforzo, m. it. ein ehem. Getreidemaß in Nom — 
Ya Rubbio = 13,385 1. 

Storzondre f. (it. scorzonera, v.scorzöne, ſchwarze 
Natter, jpan. escorzon, escuerzo, Krüte; fr. scor- 


808 Skoſſion 


sondre) die ſpaniſche Haferwurzel, Schwarzwurzel, 


auch Schlangen- oder Naturwürzel. 


Sleepinp-car 


Silber (im Werte von 4-6 Mar) und von Gold 
im Werte von 113—116 Mar). 


Stoffton, f. (v. it. scossäre, rütteln, fhütteln, — I. , Sfuld(a), f. nord. Fabell. eine der Nornen, f. d. 


gleich). excussäre, v. excussus, aa dv. excutẽre) 
Kfipr. die Gelderhebung, der 

Wechlelgeldern. 

Sfotäsma od. Stotöma, n., Skotomic, 
skotäzein, skotün, verfinftern) od. Sfotodinie, f. 
(v. skötos, Finsternis, u. dine, Wirbel, Schwindel) 
Heilf. die Verfiniterung, das Schwarziverden vor 


gehemmt wird; Stotograph, m. ein Werkzeug, 
im Dunkeln zu fchreiben, ein Dunfelfchreiber. 
Sfotation, f. ml. (v. dtſch. Schoß, isländ. skaut, 
ſchwed. skot, od. v. Schoß, isländ. skot, engl. scot, 
shot, Abgabe 2c.?) eine altdeutſche und altnord. 
Form der Bejigübertragung eines Grundſtückes, 
indem der Übertragende ein wenig Erde od. reines 
Kraut von dem Grundſtücke dem Erwerber in den 
Schoß warf. 

Sfotismus, m. nl. (vom I. Scoti, die Schotten) die 
ſchottiſche rn a 

Skottiten, pl. Anhänger des Duns Sfotus, eine 
rijtl. Sekte feit dem Ende des 13. Sahrh. 
Skfrans, Grus, Tabafgrus (vgl. Scrubs). _ 
Ströphel od. Sfrofel, f., pl. —n (I. scrophüla oo. 
scrofüla, v. scrofa, Sau, weil die Schweine häufig 
damit behaftet find), die Driüfengefchwulit, ge- 
ſchwollene und verhärtete Drüſen am Halfe; aud) 
ein Kropf; Sfrofulds, ni. drüſenkrank; Eröpfig 
oder Fropfartig; Sfrofularinden (l- Scrophu- 
larin&ae), Sadjenblümler, eine Pflanzenfamilie; 
Skrofularia, f. Braunwurz, eine dazu gehörige 
Pflanze, früher gegen Drüſengeſchwülſte u. Bräune 
gebraudtt; Skrofülismus, m. nl. die ffrofelhafte 
oder drüſenkranke Befchaffenheit. 

Sfrüpel, 1) m., tr. n. (l. scrupülum od. scripülum, 
n. v. scribere, fchreiben; eig. ein Strich, eine Linie) 
Meßk. ein Zehntel einer Linie, ſ. d.; auch der fech- 
zigite Teil eines Grades (eine Minute); beim frihe- 
ren preuß. Medizinalgewicht !/;, Drachme oder Y, 
des alten Quentchen, Y/;s Xot 0d.20 ran — 1,218 g; 
2) m. (l. (scrupülus, eig. ein ſpitzes Steindjen) der 
Zweifel, Anftoß, die Bedenflichkeit, der Gemifjens- 
et ſtrupulieren, nl. nachfinnen, grübeln, 
ich Bedenflichkeiten u. Zweifel madıen; ffrupulös, | 


mpfang, bef. von | 


f. gr. (d. | 
Skumbrija od. Skumbra, f. ruff. (v. gr. skömbros, 


| 
| 
den Augen, ein Schwindel, wodurd die Sehfraft 


Stythe, |. Saythe. 
Slaͤchta, f. poln., 


Sfuller od. Sculler, m., pl. Sfulfers, engl. (von 


scull, ein Boot mit einem Ruder von hinten be- 
wegen) Kühne od. Nachen zum Überfegen, be. auf 
der Themſe. 


{. scomber) die Mafrele, bef. des Schwarzen Mee- 
res, ſ. Scomber. 


Sfunf, m.engl. das amerifanifche Stinftier; Stunts 


od. Skunken, m. pl. Stinftierfelle, ein ſchwarzes 
Pelzwerk aus dem Felle des GStinftiers. 


Skuͤptſchina, f. ferb. (v. sküpiti, verfammeln) die 


beratende Verfammlung, Landesvertretung oder 
der Landtag bei den Serben. 


Skuta, f. (vgl. Schuit, Schüte) ein finnifches ſpitzi— 


ges, einmaftiges Fracht-Fahrzeug. 


Sfutelliten, pl. nl. (vom l. scutella, Schäldhen, 


Schüffelhen, Verkl. von scutra, Schale) eine Art 
— oder eirunder, flach gewölbter verſteinerter 
eeigel. 


Sky-scraper, m. engl. (ſpr. ßkaißkrep'r; von engl. 


sky, Himmel, Wolfenhimmel, Yuftraum, und to 
serape, jhaben, kratzen) Himmels- oder Wolten- 
fraßer, befonder3 hohe Häufer in Amerifa (17 bis 
24 Stod hoch); skylight, n. engl. (fpr. ßkailait), 
Oberlicht. 


polniſche Adelsverſammlung, 
polniſcher Adel. 


Slam, m. engl. (ſpr. ßläm; v. slam, das Zuſchmei— 


Ben, der Schmiß, zuſchmeißen, zuſchlagen, erſchla— 
a im Whiſt alle Stiche, der Allſtich, Matſch, auch 

hlemm, Slam oder Shlemm maden, alle 
Stiche maden. 


Slang, n. engl. (pr. Bläng) die jedem Stande eigen- 


tümliche Kunſtſprache, die bejonderen Ausdrücke, 
z. B. bei den Wettrennen, Hahnenkämpfen, Fauſt— 
kämpfen, die den Laien unverſtändliche Kunſtſprache 
od. das Kauderwelſch der Arzte, Advokaten, das 
Rotwelſch der Gauner, Diebe, Bettler u. ſ. w. 


Slant, m.,pl.Sfantar, eine alte ſchwediſche Kupfer— 


münze, gegen 4 Pf. an Wert. 


slargändo, it. (von slargare — fr. elargir, erivei- 


tern, ausdehnen) Tonf. abnehmend, hinſchwindend. 


[. (scrupulösus; fr. scrupuleux) bedenflih, voll Slate, m. Se ein freier Neger in Afrika, 


Bedenflichkeiten, ängftlich, peinlich. allzu behutſam | 
oder vorlichtig; Skrupuloſität, f. (scrupulositas) | 
die Bedenflichfeit, Angitlichkeit, Beinlichkeit. | 
ffrutieren, I. (scrutäri) oder ffrutinieren, nl. (it. | 

scrutinare) durchſuchen, nachjpüren, ausgrübeln; 
Stimmen jfammeln; firutäbel, nl. erforſchlich; 
Stfrutätor, m. I. oder serutatöre, m. it. iiberh. 
Forſcher, Prüfer; bef. ein Stimmenfammler; Wahl- 
prüfer; Hr serutatöri, die drei Stimmenfanmler 


bei der Biſchofs- od. Bapftwahl; Efrutinium, n. 
l. die Durchſuchung, Nachforſchung, Unterfuchung, 
beſ. vor Übertragung eines geiſtlichen Amtes; 


Biſchofswahl durch Stimmenſammlung in der ka— 
tholiſchen Kirche; dah. überh. Wahl mittels Stimnt- 
zettel od. Kugelung, Wahl, geheime Wahl; Stim— 
menjammlung, verbunden mit Stimmenprüfung 
oder -unterſuchung hinfichtlid) der Gültigkeit, Ab- 
ffimmung; per serutinium, durch Stimmen- 


jammlung, bef. bei ver Bapitwahl; Mitenffruti- | 


nium (fr. scrutin des listes), Liſtenwahl. 


der mit Sklaven handelt. 


Slaͤva oder Siamwa (Ipr. Hldwa), f. eig. Ruhm, ala 


Subelruf der Slaven: Heil dir! Hoch! Hurra! 


Sfaven oder Slawen, pl. jlav. od. ruff. (gew. von 


ssläwa, Ruhm, abgel.; n. a. von sslöwo, Wort, als 
Redende od. Völker einer Sprache; wahrſch. urjpr.: 
die Selbftändigen, Freien) ein großer, bef. im öſt— 
lihen Europa verbreiteter Volksſtamm, wozu Die 
Böhmen, Polen, Ruffen, Wenden ıc. gehören; ſlä— 
viſch od. ſlaͤwiſch, den Slaven eigen, ihnen ähnlich, 
gehörig,dah. flavifhe Spraden Literatur:c.; 
jlaviſieren, ſlaviſch machen; Slavismus, m. das 
Slaventum; auch = PBanflaviemus,f.d.; Sla⸗ 
vomanie, f. die übertriebene Vorliebe für das 
Slaventum; Siabomane, m. ein für das Slaven- 
tum an Stavophile, m. Slaven- 
freund. 


' &lee, n., r. f. (zgez. aus slede, Schlitten) im Hol. 


eine Machine, um Schiffe ans Land zu ziehen, 
Schiffſchlitten. 


Sfudo, n., pl. Studi, it. eig. ein Schild, Wappen- Sleeber, m. Schwellholz, Schwelle. _ 
ihild (v. I.scutum; vgl. fr. 6cu, prov. escut, jpan. | Sleeping-car, m. engl. (fpr. ßlipingkär), Schlaf- 
escudo) ein Schildtaler, der alte ital. Taler, von wagen. 


slentändo 


slentändo, it. Tonf. dämpfend. 

Slibowiz, |. Sliwowiza. er 

Slip, n. engl. ein engliiches Map für Leinengarn 
— 1800 engl. Ellen od. Yards (f. d.); der Helling, 
ein Pfahlwerk auf Schiffswerften, das fich nad) 
dem Waſſer zu neigt und von dem die Schiffe von 
Stapel gelafjen werden. H 

Slipper, m. engl., pl. Slippers, Zubichlüpfer, 

antoffel; Gummiſchuh, die auch die Oberfeite des 
chuhs bededen; auch eine Art Fußmwärmer. 
ſſipping, engl. ſchlüpfend, ausgleitend. 

Slips “ gem. sing. m., engl. (v. slip, eine Schlinge 
— gew.der Schlips, lange ſchmale ER 
tücher mit großen Schleifen, die Halsjchleife, Hals— 

slissäto, it. Tonf. ſanft, gejchleift. [binde. 

Slitage, k(ſpr. —ahſch) die Abnußung eines Schiffes. 

Stiver=bor, f.engl.die Anlegemafchine (in derSpin- 
nerei), vgl. Bor. 

Sliwowiza, f. u. Sliwowiz, m. jlav. (von ruf. u. 
poln. ssliwa, Schlehe, Pflaume) Bflaumenbrannt- 





| 


wein, aus Bflaumenfernen u. Weintrejtern bereite- | 


ter Branntivein in Böhmen. 


Sloboͤde, f., pl. Sloboͤden, rufj. (sslobodä, verderbt | 


aus sswoböda, Freiheit) ein großes, aus einer 


— Ober Zeile bejtehende3 Dorf; lange Straße, | 


Boritadt. 

Slogan, m. engl. u. ſchott. (v. gäl. slogan, zgez. aus 
sluag-ghairm, Heergejchrei; fchott. auch) sluggorne, 
slughorne) das uralte rhythmiſche Kriegögefchrei 
der feltiihen Schotten oder Hochländer, der Ver- 
jammlungsruf der Krieger eines Clans. 

Slöka, m. ſanskr., in den epifchen Gedichten der In— 


der ein Doppelvers, der aus zwei en 


a deren jede in der Mitte eine Zäfur 

. d.) hat. 

Sloop, engl. (ipr. ßluhp) oder SIup, n. (= Sca- 
luppe, j. d.) ein engl. Heineg, —— ſchnell⸗ 
ſegelndes Fahrzeug, beſonders zum Auskundſchaf— 
ten dienend. 

Slops, pl. engl. (vom dtſch. ſchlapp, ſchlaff) weite 
Schifferhofen. 

Slowaͤlen od. Slawaͤken, pl. ein Zweig der Nord- 
Haven in Oſt-Mähren und Nordweit-Ungarn; 
Stomwenen, Slowenzen od. Slowinzen, pl. ein 
ſüdſlaviſcher Volksſtanim in Krain, Kärnten, Steier- 
marf und Sitrien. 

Smad, j. unter Eoffre. 

Smaf, m. niederd. (holl. smak, engl. smack; fr. se- 
maque) od. Schmale, f. eine Art einmajtiger Han- 
delsichiffe, bej. bei ven Holländern. 

Smala, f. arab. (semalah, samalat, Schar, Familie) 
die Familie und die Angehörigen, der Hof, d. i. die 
Umgebung, Dienerſchaft 1.Gelolge eines arabischen 
Emir3 oder Füriten. 


Smalfen, n. (von holl. smal, ſchmal; fr. smaleken) | 


eine Art dünnes Zeug aus Harlem. 


small-beer, n. engl. (fpr. Bmählbihr; von small, | 


flein; ſchwäch, dünn) Dünnbier, Halbbier. 

Smalte oder Schwmalte, f. engl. smalt; aus it. 
smalto, jpan. esmalte, fr. &mail, ml. smaltum, tvel- 
ches aber von dem deutfchen Schmelz abftammt) 
Schmelzblau, Blaufarbenglag, Kobaltglas, gepul— 
vertes, durch Kobaltoryd blau gefärbtes Glag, als 
Färbeſtoff benußt. 

smaniöso od. con smänia, it. (v. smania, Wut, v. 
gr. mania, ſ. Manie) Tonf. wiitend, rafend, mit 
dem Ausdrud des Wahnſinns. 


Smardgd, m. (vom gr. märagdos, smäragdos, grü- | 


ner Krijtall, I. smaragdus; dieſe aber vom perf. 


t 





ſobre 809 


ein grüner Edelſtein, aus Kieſelſäure, Tonerde u. 
Berhllerde beſtehend; Suaragd-Opal, m. grün- 
licher Opal; &,-Prafer, m. |. Plasma; Smas 
ragdit,m.fürnigerStrahlftein aus Korſika; Smea= 
ragdochalcit, m. Salzkupfererz. 

ſmart, engl. (pr. Bmärt) gepußt, elegant; feiner, 
flotter Kerl; amerifan. auch: gerieben, geriffen, 
durchtrieben, Schlau (ein ſmarter Yankee). 

Smeeſche Kette, f. eine galvaniſche Kette, deren ne— 
gatived Metall aus Silberplatten befteht, die auf 

alvanijchen Wege mit einer Schicht fein zerteilten 
Blatins überzogen find. 

Smögma, n. gr. (v. smöchein, reiben, wiſchen) Seife, 
Schmiere; Talgdrüfenfettigfeit; Smiettifa, pl. 
Heilk. reinigende, abſpülende Heilmittel; ſmektiſch, 
reinigend, abſpülend; Smektin, m.der Seifenſtein; 
Smektit, Walkererde; Smẽxis, f. das Abreiben, 
Reinigen, Glätten. 

Smetten, |. Schmetten. | 

Smilar, m. gr. Benennung verſchiedener Gewächſe, 
Saſſapärille; Smilazin, n. ein Friftallifier- 
barer Beftandteil der Safjaparillewurzel; China— 
Smilar, j. Chinawurzel. 

Smintheus, m. gr. (Smintheüs) ein Beiname des 
Apollo: der Sminthifche, von Sminthe, einer 
Stadt im Gebiet von Troja; n.a.— Mäufetöter, 
von dem fretifchen Worte sminthos, eine Feldmaus. 

sminuendo, sminnito, it. (= diminuendo, dimi- 
nuto) Tonf, abnehmend. 

Smirgel, m. (it.smeriglio, fpan.esmeril, fr.&meri, 
altfr. emeril; v. gr. smiris, smyris) der Schmir- 
gel oder Schmergel, zum Schleifen und Polieren 
der Steine und Metalle gebrauchte Körper von 
verjchiedener Art, bej. ein Krengflüffiges Eijenerz; 
Berg. körniger Korund (1. d.). 

Smoking, m. engl. die Morgenjade, Hausjoppe; 
Smoking jadet, n. (gew. furz: Smofing) das 
Tradjadett, ſchwarzes Gejelichaftsjadett. 

Smolis, ſ. Shmolli2. ' 

smor6ndo, it. (v. smorire — l. emori) Tonk. hin- 
ſterbend. 

Smorfien, pl. it. (sing. smorfia, entweder v. gr. 
morphg, Form, Geitalt, und dem it. verneinenden 
u. trennenden s für dis, ſ. d.; oder v. it. morfia, 
das Maul, die Freffe, morfire, tüchtig frefjen, altfr. 
morfier, v. altholl. morfen, nıhochd. murpfen, ab- 
freffen) = Grimaſſen (. d.), Biererei. 

smorzändo od. smorzäto, it. (vd. smorzäre, aus- 
löſchen, von morire, jterben) Tonf. verlöfchend, 
ſchwindend, immer ſchwächer. 

ſmuüggeln, Smuggler, ſ. ſchmuggeln ıc. 

Smyrna-Stid, m. = Kaiſerſtich, eine Art des 
Stickens mit Kreuzftic). 

Sneer, m. engl. (fpr. ßnihr) der Hohn, Spott, das 

Johnlahhen, Nafenriimpfen, die höhniſche Miene; 
tichelrede; Grinjen. 

Snegürotſchka, f. ruſſ. (jpr. Bne—; von snegg, 
Schnee) Schneewittchen, Titel eines befannten 
Tonſtücks von Tſchaikowſky. 

Snob, m. engl. (ſpr. hnöb) einer, der den feinen 
Herrin Spielt, ohne das Talent und die Mittel da- 

u zu befigen; Ged, Laffe; Snobbismus, m. das 
Doch: rückſichtsloſe Geckentum. 

soäve od. suAve, auch soaveme£nte, it. (vom lat. 
suavis, ſüß, lieblich) Tonf. Lieblich, fanft, anmutig. 

Sobranje oder r. Sfohrdnje, f. ruſſ. (eig. n. von 
ssobirätj, fammeln, verfjammeln), die Berjammt- 
fung; uneig. auch) das Abgeordnetenhaus in Bul—⸗ 
gari 


en. 
sumurrud, sumrud, ſanskr. marakata u. marakta) ſobre, fr. (fpr. Bob’r; v. I. sobrius) mäßig, nüchtern; 


810 Sobriguet 


befonnen, aelaffen, vorfichtig, ehrbar, beicheiden; 

Sobrietät, f. 1. (sobritas) die Mähigfeit, Mäßi- 

ung, ge Gelafjenheit, Bejcheidenheit, 
rbarfeit. 


Sobriquet, m. fr. (ſpr. ßobrikeh; ehem. sotbriquet, | So { 
Sodel, m. (fr. socle; v. I. soccülus, Verf. v. soc- 


zgez. aus fr. sot u. altfr. briquet, dumm, einfältig, 
Verft. v. bric, Schelm) ein Spott-, Schimpf> or. 
Ekelname, Spig- od. Stichelname. 

Socevlänten, ſ. Zoffolanten. 

Soreus, m., pl. socei, I. die Sode, ein Frauenſchuh, 
niedriger, leichter Schuh, bef. für Schaufpieler in 
den uftipielen der Alten; daher uneig. für die 
Sprade oder Ausdrucksweiſe (den Stil) des Luſt— 
fpiel8 (entg. Kothurn). 

Sprintäner, pl. Anhänger der Religiondmeinungen 
des Lälius u. Fauftus Socinus, welche die Gott« 
heit Chrijtileugneten, im16.Sahrh.; Socinianis⸗ 
mus, m. Lehren und Grumdfäge derjelben; ſoci— 
niänifch, denfelben gemäß. 

Speins,m., pl. Soeit, I. ein Genofje, Gefährte, Ge- 
jellihafter, Gejellichaftsglied, oder Mitglied, Teil- 
nehmer ; Geichäftsteilhaber: foztäbel(!.sociabilis; 
fr. sociable), gejellig. umgänglich; vereinbar, ver- 
träglich, pefjend; Soziabilität, f. die Berträglich- 
feit, Gejelligfeit; Speiable, m. fr. (fpr. BoRidb’I) 
eine Art offener vierfigiger Luftwagen; ſoziäl (I. 
sociälis), gejellichaftlich, die Geſellſchaft betreffend; 
Soziãl-Konträkt, m. ein Gejellichafts- Vertrag; 
©.:Temotratie, f. eine auf das Genofjenihafts- 
weſen und gejellfchaftliche oder ftaat3bürgerliche 
Gleichheit begründete vemofratifche Regierung?» 
form, entitanden aus dem Allgemeinen deutjchen 
Arbeiterverein, den 1863 Lafjalle gründete, ©.= 
Demofrat, m.ein Befennerdieler Staatälehre; S.= 
Politit, f. ein auf die Bedürfniffe der bürgerlichen 
Geſellſchaft wiſſenſchaftlich gegründetes Staats— 
ſyſtem, welches die Grundſätze des Sozialismus zu 
verwirklichen ſucht; S.-Recht, n. ein Geſellſchafts⸗— 
recht; S.:Neförm, f. eine allmählich verbeſſernde 
Umgeſtaltung der ſozialen Verhältniſſe; So— 
zialismus, m. nl. die Genoſſenſchaftslehre, das 
Syſtem und der Plan einer neuen Geſtaltung der 
bürgerlichen Geſellſchaft, auf den Grundſatz der 
Gemeinſamkeit der Arbeit und verhältnis mäßigen 
Berteilung des Ertrages gegründet; Sozialift,m., 
pl. Sozialiſten, Anhänger der Grundiäße des 
Sozialismus; auch ein religiöfer Verein für Phil— 
anthropismus und Rationaliemus in England; 
foziatiitifch, dem Sozialismus gemäß od. darin 
gegründet; Spztalität, f. (lat. socialitas) die 
Genoſſenſchaft; Geſelligkeit, Gejellichaftlichkeit; 
Sociativus, m. nl. in einigen Sprachen, 3 
der böhmijchen, der Berhältnisfall der Begleitung; 


| 


| 


| 


j 
I 
| 


Soffite 


rechte; ſoziieren, I. (sociäre) zufammenfügen, ver 
einigen, vergejellfchaften; Soziologie, f. die Lehre 
von den Örundbedingungen der Geſellſchaft; ſozio⸗ 
le betreffend, dazu gehörig. 

‚1. So 


cus, Schuh) Bauf. Unterfag, Fußgeſtell eines 
Bruftbildes, Säulenfuß. 108, STUNDE) 


Soda od. Sode, f. 1. (fr. soude, it. u. port. soda, 


fpan. soda, sosa, Salzfraut, Glasfraut, Salzajche, 
v. I. salsus, falzig; nl. salsöla, Salzfraut, verkl. v. 
salsus; ml. salsa, ein Kraut = angelf. sure) Salz: 
aſche, Afchenfalz, ein feuerbejtändiges Laugenſalz, 
durh Verbrennen verfchiedener, bef. des Soda- 
fraute3 oder Salzfrautes, gewonnen, unreines 
fohlenfaures Natron (j. d.), wie es im Handel vor- 
fommt(auc Kelp, Varec, bei den AltenNatron, 
in der Berberei Trona, in Berjien Borech ge- 
nannt; die beſte ſpaniſche Soda heißt Barilla); 
2) ml. u. prov. soda, arab. sudäa, v. sadaa, jpalten) 
der Kopffchinerz, das Kopfweh; fanitiihe Soda, 
f. Soda mit Atznatron vermifcht; Spdalith, m. nl. 
Aſchenſalzſtein, eine natronhaltige, dem Laſurſtein 
verwandte Steinart; Sodajtannät, n. zinnjaures 
Natron; Soda-Waſſer, n. ein fohlenfaures (mit 
Kohlenſäure geichwängertes)Wafler mit etwas auf- 
gelöhen Eohlenjaurem Natron; S.-Weinſtein, ſ. 
eignette-Salz; Sodium, n. nl. = Natrium 


4. 2.). | 
Sedälts, l. oder Sodäle, m., pl. Sodälen (I. so- 


däles), ein Genoſſe, Gefährte, Gejell; Sodalität, 
f. (lat. sodalitas) die Genoſſenſchaft, die (geiltliche) 
Brüderſchaft, Gefellichaft, Zunft; Sodalitium, n. 
der Freundſchaftsbund, die Genofjenfchaft, Brüder: 
fchaft, ver Schmaus, den mehrere Genofjen gemein- 
ichaftlich geben. 


a f. it. (v. sodo = solido, I. solidus, feſt 2c.} 


Stärfe, Feftigfeit, Tiichtigfeit. 


Saoͤdom, n. Stadt in PBaläftina am Toten Meere, 


deren Einwohner fid) durch ſchlechten Lebenswandel 
augzeichneten; dab. überh. eine Stadt, in der tiefe 
Sittenverderbnis herricht; Sodumie oder Sodo⸗ 
miteret, f. widernatürliche Befriedigung des Ge— 
ichledhtstriebes, dergleichen einjt zu Sodom (nad) 
1. Mof. 19) getrieben wurde, Bäderaftie (1. d.); 
Eodomit, m. der fich jenes Verbrechens ſchuldi 

madt; Sodomsapfel, m. wahrſch. fabelh. Apfe 
in der Gegend der ehem. Stadt Sodom am Toten 
Meere, welche, wenn fie am Stamm vertrodnen, 
inmendig voll Staub find. 


soeur, £. fr. (pr. Böhr; vom lat. soror) Schweiter, 


Nonne; Soenrgrife, f. fr. (pr. ßöhrgrihſ'; v. gris, 
grise, grau) graue Schweter, Nonne in grauem 


Socida, f. od. contractus socidae, ml. (it. soc- 
citä, v. [. soci&tas) ein Gejellichaftövertrag, eine 
Art Pachtvertrag, wodurch der Pachter das Guts— 
Inventar, beſ. das Vieh, gegen eine Schätzung über— 


Gewande. Krankenpflegerin. 

Sof, m. türf. (vom arab. süf, Wolle) ein Zeug aus 
Ramelziegenhaaren, = Kamlot, j.d. 

Sofa, m. u. n. (fpan. u. it. sofa, perj. söfah, vom 


liefert erhält, alfo eigentlid) fauft; Societär, m. fr. 
(pri: ßoßietãhr) ein Gejellichaftsglied, Mitglied 
einer Gejellihajt; Sozietät, f. (I. societas, fr. so- 
eiete, ſpr. BoBieteh) die Sejellfchaft, Verbindung 
oder Genojjenichaft; bei. Handelögejellichaft; Ge— 
fehrtenverein; Soztetäts-Kontraft, = Spzial- 
Kontraft; S.⸗Flirma—, f. die Firma (f. d.) einer 
Geſellſchaftshandlung; ©.:Handel, m. ein Geſell— 
ihaftshandel, vgl. Kompagnie; societas Jesu, 
f. 1. die Geſellſchaft Zefu (jo nennen ſich die Je— 
fuiten); s. leonina, ſ. leoniniſche Gejell- 
fhaft; societ6 des droits des hommes (fpr. 
— dä drod däſomm') die Geſellſchaft ver Menjchen- 


| 


arab. soffah, v. saffa, in Reihe u. Ordnung ftellen) 
ein Ruhebeit, Polſterbett, ſcherzh. Lotterbett, = 
Ranapee; vgl. Divan u. Engareb. 


offener, m. die Quetſchmaſchine (in der Jute- 


ſpinnerei). 


Soffiöni, it. pl. DE Dämpfe, die in 


Toskana der Erde entweichen und aus denen durch 
Abdampfen Borjäure gewonnen wird. 


Soffte, f. it. (soffitta, f., und soffitto, ın., eig. da3 


darunter Befeftigte, v. fitto. angeheftet, v. figgere 
— [at. figöre, heften; fr. soffitte) eine Felderdecke, 
ein Dedgetäfel, ein mit Bildhauerzierat oder Ma- 
lerei verjehenes Getäfel; bef. auf der Schaubühne 


Sofi 


die beweglichen Deckſtücke, z. B. blaue, rote Luft— 
Soffitten ꝛc.; Bühnenhimmel; Soffitenlicht, Ober- 
licht, Deckenbeleuchtung. 

Sofi. Sofismus, ſ. Sufi, Sufismus. 

Sofraͤdſchi, mtuͤrk. (v.arab.sufrat, Reiſekoſt, Tiſch; 
gem. arab. u. türk. sofrah) der Tafeldecker am Hofe 
des Sultans. 

Softa, m., pl. Softas, tür. (per. söchta, v. söch- 
tan, brennen, in Brand fteden) eig. Entflanımte, 
Erglühte (für die Wiſſenſchaft) Studenten od. Schü— 


ler der höheren Schulen (f. Medrifja); Gräber 


mönche, od. Beiltliche, die an den Gräbern der ver- 
ftorbenen Sultane täglich) für fie beten. 

soggetto oder suggetto, m. it. (fpr. ßodſchetto zc., 
= [. subjectum, ir. sujet, vgl. Subjekt) überh. Un- 
terlage, Orund, Stoff xc.; Tonf. ein Sat od. Text, 
welcher tonfünftlerifch ausgefiihrt werden fol. 

soi-disant, fr. (for. Boadifäng) fogenanıt, angeb- 
lic, ein Sogenannter. 

Epierie,f. fr. (soierie, jpr. Boa-rih, Seidenbereitung, 


Seivenfabrif, von sole, f. Seide) Geidengeihäft, 


Seidenware. 

soigneux, fr. (fpr. Boänjöh), und al3 Adverb soi- 
gneusement (jpr. Boänjöj'mang; v. soin, Sorge), 
jorglic, jorgiam, jorgfältig; foignieren, (fi. soi- 
gner, ml. soniare; wahrſch. nebjt soin und besoin, 
mit Rüdficht auf das I. videre, providere, Für— 
jorge tragen, von got. siuns, Geficht, abzuleiten; 
vgl. Bejogne), bejorgen, jorgfältigabmwarten, pfle— 
gen; Sor alt auf etwas verwenden. 

Spiree, f. fr. (jpr. ßoareh; v. soir, it. sera, Abend, 
v. [. serus, a,um, ſpät) die Abendzeit; auch Abend- 
gejellichaft, Abendfeſt. 

Epja=Bohnen, pl. (Dolichos soja L.) eine in Japan 
wachſende, den Lupinen ähnliche Bohnenart, deren 
Mehl jtatt der Butter zu Speifen, bei. zur Soja— 
Brühe gebraucht wird. 

Soje, j. Spy. 

Sot oder Sock, m. ein ſiameſiſches Längenmaß (die 
Armlänge, Elle), — !/, Ken = !|, Wa = 0,5 m. 

Sofrätif od. ſokraͤtiſche Methode, f. die Lehrart 
des grieh. Weifen Sokrätes, welche darin be— 
jteht, daß man die Ideen aus dem Geifte des Schü- 
ler? jelbjt entwidelt, indem man.ihn durch gejchickte 
Fragen nach und nach dahin bringt, Be er den 
Begriff, welchen man ihm deutlich machen will, 


jelbjt findet; ſokratiſche Ironie, f. die feine Art 
und Weiſe, ſich unwiſſend zu ſtellen, um die Xdeen | 


des andern befjer fennen zu lernen; ſokratiſche 
Schulen, pl. aus Sokrates’ Lehre hervorgegangene 


Philoſophen⸗Schulen des Altertums; Spfratifer, 


pl. Schüler und Freunde des Sofrates. 
Sol, m. jranz. Münze, ſ. Sou: peruanijche Silber- 
münze=4,05 4, peruaniſche Goldmünze S64,8.4. 
Sol, m. I. die Sonne; der Sonnengott,. |. Helios; 
Sceidef. der Name des Goldes; folarliich) (I. 
soläris), zur Sonne gehörig od. diefelbe betreffend; 
Enlarifation, Bejonnung; Überbelichtung (beim 
Photographieren); Epfarlicht, Sonnenlicht; So— 
larmajchine, Sonnenmajdine; Solär-Mikro— 
1töp, n. ein Sonnen-Vergrößerungsglas (vgl. Mi- 
ojfop); S.⸗«Ol, n. eig. Sonnenöl, aus Bi 
fohle gewonnenes DI von großer Leuchtkraft; ©.- 
Zubus, m. ein Sonnen-Sehrohr; Solſtitium, 
n. (vd. sol u. sistere, jtellen, zum Stehen bringen‘, 
pl. Eotjtitia oder Sofjtitien, auch Solſtitiãl⸗ 
unfte, Sonnenftillftandspunfte, Sonnenwenden ; 
ommerjoljtitium (solstitiium aestivum), die 
Sonmer-Sonnenwende (den 21. Suni); Winter- 
foljtitium (solstitium hibernum oder brumäle), 


Solfanaria 811 


ı die Winter-Sonnenmwende, der Winter-Wendepunkt 
(den 21. er 

' Sole, f. j. solus. 

Solaks pl. türk. ehemals die Bogenſchützen der Leib— 
wache de3 Sultans, die aus Zanitfcharenregimen- 
tern ausgewählt wurden; Solakbäſchi, m. der An— 
führer derfelben. 

solämen, n. l. (soläri, tröften) der Troft; solamen 
misöris (vd. miserüm) socios habnisse malo- 
rum, Sprw. e3 ijt ein Troft für Unglücliche (od. 
der Unglüclichen), Genoffen im Unglücd gehabt zu 
haben; öfter verändert in: solamen miserum 

8. h. m., es ift ein trauriger Troft zc. 

' Solandgans, f. (engl. soland-goose, solan-goose, 
noriveg. sule, isländ. sula, häf-sula, nl. sula) die 
ihottiihe Gans, Schottengang, — Baffaner. 

Seldno, m. ſpan. (l. solänus, sc. ventus, Wind, v. 
sol, Sonne) eig. der Sonnenwind; der Djtwind, 
Morgenwind. 

Solänum, n. 1. Nachtichatten, ein Pflanzengeichlecht 
von jehr vielen Arten, bej. solanum nigrum, 
der ſchwarze Nachtſchatten; 8. tuberösum, der 
fnollige Nachtichatten, die Kartoffeipflanze; So— 

| Ianden, pl. nl. (solan&ae, solonac&ae) Nadıt- 

ſchattengewächſe, meift mit betäubenden Kräften; 

Splanin,n.Nadtichattenftoff,ein bafıfcher Pilan- 

N (Alkalvid) in den Stengeln und 

Blättern des Nachtſchattens. 

' folar, folariich zc-, ſ. unter Sol. 

' Splarium, n. 1. (sc. vectigal) [. (v. solum, der Bo⸗ 

den) Apr. der Grundzins, Bodenzins; 2. (d. sol, 

die Sonne) die Sonnenuhr; dann überh. Uhr; ein 
| der Sonne ausgefegter Dit, ein Söller (welches 

Wort daraus entitanden ijt), Erfer, Altan, platte3 
| Dad, Sonnenbad. 

Sola⸗Wechſel, m. it. (v. solo, sola, allein) ein Allein- 

wechſel, einziger Wechſel (vgl. Tratte). 

Soldät, m. (it. soldäto, fr. soldat, ml. soldätus; v. 
Sold,v. l. solidus, Münze, f. d.) eig. in einem 
jtehenden Heere um Sold dienender Krieger, ein 
Söldner, jet überh. Krieggmann; ſoldatiſch, 
kriegsmänniſch, kriegeriſch; Soldatesque, fr.,.Sols 
datéske, f. (it. soldatesca) das Kriegsvolk, die 
Kriegsmannichaft, der Wehritand, bei. mit dem 
Nebenbegriff des Zügellojen. 

Soldo, m. it. (v. I. solidus, f. d.; vgl. Sou) der 
zwanzigiteTeil einer Lira, eine alte italien. Rech— 
nungsmünze von fehr verjchiedenem Wert; aud 
der Sold, die Löhnung. 

| Solea, f. l. Sohle, Fußfohle; die Zunge, ein zu den 

Schollen gehöriger Fiſch. 

| Soleniten, pl. gr. (v. sölen, Rinne, Röhre) Scheide» 

mujcheln, eine Art verfieinerter Schaltiere, einer 

Mefiericheide ähnelnd. 

| foldnn,l.(solönnis, od.solemnis) als Umſtandswort 

solenniter, eig. alljährlid, regelmäßig mwieder- 
fehrend, jeitgejegt, üblich; gewöhnt. feierlich, feit- 
lid; Solennität, f. (I. solennitas) die Yeierlich- 
feit, eitlichkeit, daS Gepränge; solennitas testa- 
mönti, Ripr. die zu einer legten Willens Erflä- 
rung. erforderliben Gebräude; folennifieren, 
barb.-I. (fr. solenniser) feiern, feſtlich begehen; 
feierlich machen, durch gefeßliche Feierlichkeiten be» 
tätigen; Solennijation, f. Feier, feierliche Be— 
gehung. , 

Solenvid, n. gr. (v. sölen, Röhre) röhernfürmige 
Draptipirale, die fich bei Durchleitung eines eleftri« 
Ihen Stromes wie ein Magnet verhält (= elek— 
trodynamifcdher Zylinder). 

Soliandria vd. Solfatdra, f. it. (v. solfo = I. sul- 











812 jolfeggieren 


fur, Schwefel; fr. soufriere, dv. soufre, Schivefel) | 
die Schwefelgrube; der Schwefelſee; derSteflel eines | 
Bulfans,dermitandern Ruftarten Schwefelwaffer- | 
jtoff ausſtößt, aus welchem fich gediegenerSchwefel | 
abjest; Solfi,pl. Schwefelabdrüde (von Gemmen). | 
folfensteren, it. (solfeggiare, jpr. ßolfedſch —; von | 
solfa, die Tonleiter) od. jolmifieren (v. den it. Ton= | 
namen sol, fa, u. sol, mi, gebildet; vgl. ut, re.:c.), 
die Tonleiter fingen (nur nach dem Notennamen 
od. auf Bofale): Solfegaten (pr. ßolfedſchen; sol- 
feggi od. solfeggiamenti) pl. Übungaftüde für den 
Geſang ohne Tert; Solmiſation, f. barb.-!. das 
Singen der Tonleiter, überh. jede Stimmübung. 

Solfi, ſ. unter Solfanaria. 

Soliciter, ſ. unter follizitieren. 

folide, I. (solidus, fr. solide) feſt, dicht, derb, gedie- 
gen, dauerhaft, tüchtig; gründlich, gewiß, zuver— 
(äfftg, wahr, ehrlich; nüchtern, mäßig, rechtſchaffen; 
Solidus (sc. nummus), pl. Spliden (l. nummi 
solidi), eine altrömijche, zweiſeitig geprägte Gold— 
münze, an Öehalt ungefähr = 9 4; im Mittel- 
alter, feit dem 7. Jahrhundert: eine Silbermüngze, 
ein Silbergeldſtück— solidus argent£us, je fpäter, 
von defto geringerem Werte; Solidum, n. das 
Ganze, die Gejamtheit; in solidum oder nl. fo= 
lidãriſch kavieren, gemeinbürgfchaftli, d. i. für 
das Ganze jamt u. jonders haften, od. ſich alle für 
einen und einer für alle verbirgen; folidarisch, 
gefamthaftend; Solidarbürge, Selbſtzahler; So— 
lidarität, f. nl. gemeinfame Verpflichtung meh- 
verer für jeden Mitverpflichteten auf alle Teile des 
Öanzen (entgegen dem Haften pro rata), Gefamt- 
baft(ung); Soltdär-Pathologie, £. L.-gr. Krank⸗ 
heitslehre, welche al& Grundiage zu Krankheiten 
die feiten Teile des Körpers, bei. die Nerven, be- 
trachtet, im Gegenfaß zur Humoral-PBatho- 
logie, ſ. d.; ©,-Patholdnen, pl. Ärzte, welche 
diejer2ehre anhängen; S.-zSchuld, Geſamtſchuld; 
folidieren, I. (solidäre) befeitigen, verfihern; So⸗ 
lidation, f. (solidatio) die Befeftigung, Verfiche- 
rung; foltdeszteren, ([.solidesc£re),feit, ſtarr od. 
hart werden; Solideszeng, f. nl. das Feſtwerden, 
Erſtarren; Soltdität, k.l. (soliditas) dieDichtheit, 
Derbheit, Feſtigkeit, Gediegenheit, Dauerhaftigfeit, 
der Beitand; die Biederfeit, daS geſetzte Wefen. 
Gründlichkeit, Echtheit, Nechtlichkeit, Zuverläffig- 
teit, Tüchtigkeit. 

soli Deo gloria, j. unter Deus 

Solidüngüla, pl. nl. (von solidus, dicht, derb, und 
ungüla, Klaue) Einhufer. 

Spliloguium, n. I. (von solus, allein, und loqui, 
reden) ein Alleingeipräd, Selbitgejpräd, = gr. 
Monolog; Solipfismus, m. barb.-I. (v.solus u. 
ipse, j.d.) Selbitjudt, = Egoismus; die philo- 
jophifche Richtung, die nur das Ich als eriftierend 
annimmt und alles, was außer demſelben erjcheint, 
als bloße Vorjtellungen des Ich anfieht (Fichte); 
Solipfift,m.= Egoift, Spottname der Jeſuiten, 
weil jie an jich jelbjt zuerſt denken; ein Anhänger 
der philojophifhen Richtung des Solipſismus. 

Solinglas, n. Zafelglas von beijerer Art al3 das 
gewöhnliche böhmijche, dah. häufig zu Spiegeln 
vermendet. 

Eolift, j. unter solo. 

Solitarius, m. l. (solitarius, einjam) od. Solitär 
(fr.solitaire), einEinjamer,Einfiedler,Ungejelliger; 
aud ein einzeln gefaßter Diamant; ein Sternbild 
am Südhimmel, zwiichen der Jungfrau und der ! 
Wage; als Beim. folitär, einjam, ungejellig, zu- 
rückgezogen; ver solitaire, m. fr. (jpr. währ do- | 


— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — ———— 000.2 





ſolbieren 


litär') der Bandwurm; Solitaire, n. das Sril- 
lenſpiel. 

Solitüde, f. fr. (v. I. solitudo) die Einſamkeit, Ein— 
öde; Name verjchied. einfam liegender Schlöffer. 

soll6eite, it. (fpr. —tſchito; = I. sollicitus) Ton. 
befüimmert, traurig, betriübt. u 

follizitieven, I. (sollicitäre) in Bewegung fegen, 
erregen, reizen, beunruhigen, befümmern; bej. ge- 
richtlich etwas betreiben, anfuchen, um Rechtshilfe 
bitten; Sollizitaͤnt, m. (sollicitans) ein Anfucher, 
Bittſteller; ſannttabe, nl. nachſuchbar; Sollizi⸗ 
tation, f. l. (sollicitatio) die Beunruhigung, Auf- 
reizung; die injtändige Bitte, dad Anhalten, Mab- 
nen; die Betreibung einer Nechtsfache; sollicita- 
tiönes importünae, pl. zudringliches Anliegen; 
Sollizitätor, m. ein Rechtsbetreiber, Rechtsfür— 
ſprecher; Solicitor, m. engl. (ehem.sollicitor; ſpr. 
Boliffiter; eig. der Anhaltende, Anforderer) der An— 
malt, Sachwalter; S. general, m. (fpr. —dſchen⸗ 
neräl) der General-Anmalt, Staatsanwalt. 
folmifieren, Solmifation, ſ. jolfeggieren. 
solo, it. (= l. solus) allein, ohne Begleitung, ohne 
Hilfe; Sole, n. das Allein, bef. Tonk. ein Allein» 
gefang,Alleinfpiel, Einzelftimme; Tanzk. der Allein- 
od. Eintanz; im Kartenspiel: dag Alleinfpiel; auch 
Benennung eines Kartenſpiels zu vier Perſonen; 
Solo=-Fänger, ın. ein Alleinfänger, ein Windhund, 
der allein Hafen fängt; S.s Partie, f. eine nur von 
einem Sänger auszuführende Stelle;S.-Sänger 
oder Splift, m. ein Einzelfänger; ©..Scherz, m. 
eine dramatische ſpaßhafte Szene, in der nur eine 
— aa —— wird, ein Einzelſpiel; 
tout, |. Vole. 

Solöcismus, m. I. (v. gr. soloikismös), pl. Sold= 
cismen, ein Sprachfehler, beſ. gegen die richtige 
Ausſprache, die Sprachrichtigkeit und die Wort- 
fügung, jo genannt von derStadt Soli (gr. S0loi) 
in Cilicien, deren Einwohner ihre attiſche Mutter- 
ſprache unter der fremden Umgebung allmählich 
verdarben. 

Solokraͤt, m. l⸗gr.⸗ Monofrdt, Monard), ſ.d. 

Solota od. Zelota, f.(vom ſlav. s6loto, Gold; urfpr. 
von diefem Metall u. in den jlav. Gebieten de3 
türk. Reichs; fr. Szelotte, j. d.) eine alte türf. Sil- 
bermüngze von 30 Bara2. 

Solotnik, m. ruſſ. (solotnik, v. söloto, ſpr.sß, 
Gold) ein Handelsgewidht, = !/os ruſſiſche Pfund 
oder 42668. _ 

Solititium zc., j. unter Sol. N 

folubel, Sotubilität, |. unter ſolvieren. 

solus, a, um, i. allein, einzig; solus cum Se 
er mit ihr allein, einpaarig, felbander; Spla, f. 
(v.sola,sc.fide,durch den Glauben allein) dieZehre 
von der Rechtfertigung durch den Glauben in der 
lutheriſchen Kirche. ' 5 

folnieren, I. (solvere) auflöfen, löſen; enthüllen, er- 
klären; erledigen, eine Schuld bezahlen; solve od. 
solvätur! (auf Rezepten) löfe auf! oder e3 merde 
aufgelöft! (auf Zahlungsanmweifungen) e8 werde 
gezahlt, man zahle; Soͤlbens, n. Heilt. das Auf- 
—568 pl.Solventia oder Solutiva, auflöſende 
Heilmittel, Löſemittel; ſolyent (sölvens) und sol- 
v6ndo (sc.idoneus),!.,od.foldable, fr. ( Bolmab 1) 
zahlungsfähig; Solbenz, f. nl., od. Solvabilität, 
f. (fr. solvabilite) die Zahlungsfähigkeit; in solu- 
tum, I. zur Bezahlung oder anjtatt barer Bezah- 
fung annehmen oder geben; ſolũbel (jpätl. solu- 
bilis), auflöslich, auflögbar; Solubilität, f. al. 
die Auflöglichkeit; Solution, f.1.(solutio)die Auf- 
löfung; etwas Aufgelöftes; die Erflärung, Ent- 


Epnta 


widelung, Beantwortung; Ripr. solutio, die Zab- 
e ‚ Aufhebung einer Verbindlichkeit durch Be- 
zahluna. 

Some, Somma, f. it. (eig. Bürde, Laft = Saum) 
ein altes Getreide- u. Flüſſigkeitsmaß in Ober- u. 
Mittelitalien, von ſehr verfchiedenem Wert. 

Somatenen, pl. (v. fatalon. somaten, die Sturm- 
glocke) der fatalonifche Landſtuem im fpanifchen 

nabhängigfeitfriege von 1808—1813, der ſich 
beim Läuten der —— vereinigte. 

ſomaͤtiſch, gr. (v. söma, 

lich, körperlich, den Körper betreffend; Somatiſt, 
m.— Materialiſt; Somatologie, k. die Körper— 
lehre, Beſchreibung des Menſchenkörpers, ein Teil 
der Anthropologie; Somatomimikt, f. die Dar- 
itellung des GSeelenzuftandes vermittel® der Be— 
wegung des Körpers; Somatotomie, f. = Ana— 
tomie, ſ. d. 

ſombre, fr. (ſpr. ßongb'r; vgl. das ſpan. sombra, 
Schatten; v. l. umbra, mit vorgeſetztem, aus dem 
l. sub entſtandenem s) düſter, trübe, finfter, mür— 
riſch, traurig, ſchwermütig; Sombréro, m. ſpan. 
(v. sombra, der Schatten) der Schattenhut, breit» 
randige ſpaniſche Hut. 

Sombrerophusphat, n. oder Sombrerit, m. ein 
dem Phosphorit ähnliches tierifches Düngemittel, 
bon der Antilleninjel Sombrero. 

Sommation, £. fr. (v. sommer, auffordern, altfr. 
semoner, semondre, prov. semondre, somondre, 
engl. summon, v. [. summonere, erinnern, ml. = 
citare, vocare) Aufforderung, Ladung vor Gericht 
(mit Rechtsnachteil beim Nichterjiheinen). 

Somme, f. (fr. somme, some) ein großes Fahrzeug 
der Siamefen zum Seehandel, = Dſchonke— 

Sommijta, m. it. (v. sommäre, ſummieren, ſ. d.) 
ein Sammler, Rompilator theologifcher Werke; ein 
Abjchreiber, Ausfertiger päpftiiher Bullen. 

Summit, m. (von dem Berge Somma bei Neapel, 
als eritem Fundorte) = WNephelin. 

Sommitäten, pl. (v. I. summitas, fr. sommite, 
Gipfel) die Höchſten, Bornehmiten. 

Somniation, f.nl.(somniatio,v.[.somniäre, träu- 
men, somnium, Traum) der magnetifche Schlaf; 
somniatio in statn vigili, das Träumen in 
wachendem Zuſtande, das Wacdhträumen. 

Somnus, m. l. der Schlaf; Somnambüle, m. u. 
f. fr. = nl. Noctambülus, vom I. ambuläre, 
wandeln) ein Nachtwandler, Mondſüchtiger; Hell- 
jeher od. Helljeherin infolge dveg Mt agnetifierens 
(1. d.); ſomnambulieren, nI.nachtwandeln, mond- 
füchtig fein; Somnambulismus, m. das Nacht: 
wandeln, die Mondjucht; das Helljeben; Somni— 
fera, pl. l. ſchlafbrin ende Mittel; Somniloque, 
m.fr.(jpr. — löhf) ein Schlafſprecher, Kautträumer; 
fomnolent, jpätl.(somnolentus od.somnulentus) 
ſchläferig, ſchlafſüchtig Somnolenz, f. (somnolen- 
tia od. somnulentia) die Schläfrigteit, Schlaffucht. 

sonänte, it. (v. I. sonäre, tönen) Tonf. klingend, 
tönend; Sondte, f.(it.sonäta) ein Ton- od. Klang⸗ 
jtüd, ein Mufifjtüd für das Klavier allein, od. in 
Begleitung weniger Inſtrumente, beftehend aus 

mei bis vier, gem. aber aus drei Säßen: einem 

egro, einem Andante oder Adagio und einen 
Preito oder Rondo; Sonatine, f. kleine Sonate; 
Sonata da camera, Sammerjonate — Suite, 
1.d.; Sonedtt, n. (it. sonetto; fr.sonnet) ein Klang- 
oder Neimgedicht von 10 gem. jambifchen Verſen 
od. Reimzeilen, die in zei vierzeilige u. zwei drei» 
geilige Strophen eingeteilt find, mit eigentüimlicher 

eimftellung; Spnettift, m. ein Sonettdidhter. 


en. somätos, Leib) leib- 


sopra 813 


Sonchus, m. l., od. das Sonchenkraut (v. gr. sön- 
chos u. sönkos), die Sau- od. Gänſediſtel. 

Sonde, f. fr. (fpan. u. port. sonda) die Senknadel, 
Sente od. Wundeifen bei Wundärzten, ein filberner 
Stift zur Unterſ ng der Wunden; das Senfblei, 
die Senkſchnur zur Mefjung der Meerestiefe zc.; 
der Bergbohrer, Erdbohrer; die Unterſuchungs— 
ftange der Zollbeamten; fondieren (fr. sonder; 
jpan. u. port. sondar, wahrjch. v. gleich]. I. sub- 
undäre, unter die Welle od. ins Meer tauchen, v. 
unda, die Welle), mit dem Senkblei ıc. die Tiefe 
ergründen, unterfuchen; lotfen; uneig. einen prü— 
fen, ausforfchen, ausholen; Sondier-Rute, f. ein 
Werkzeug zum Unterjuchen, wie tief unter dem 
Sande Feljen vorhanden ift. 

Sonett, j. unter sonante. 

Soͤnica, f. fr. im Pharao- und Bafletipiele: eine 
Karte, die gerade zur rechten Zeit kommt, um Ge- 
winn od. Berluft zu entſcheiden; auch f. zur rechten 
Beit, fogleid). 

Sonna u. Sonniten, j. Schiiten. 

Sonomedter, n. l.-gr. (vd. [.sonus, Schall, Klang) ein 
Klangmeſſer, Tonmaß, bef. zur Beltimmung der 
relativen Tonſchwingzahlen, vol. Monochord; 
ein von Wakley erfundenes Werkzeug, um den 
Grad der Schwerhörigfeit bei einer Berlon zu be- 
jtimmen; ſondrliſch), I. (sonörus) klangvoll, tö- 
nend, hellilingend, volltönig, wohlklingend; so— 
nöro od. sonoramente, it. Tonf. klingend, hell» 
tönend, wohlilingend. 

Sonber, m. hebr. (söpher, Partizip von säphär, 
ſchreiben, zählen) ein Schreiber; Schriftgelehrter, 
Geſetzlehrer; ein Schulmeijter, Zehngebotjchreiber 
bei ven Suden, Klügler. 

Sophi, m. perf. (vgl. Sufismus) ein Weifer, Reli- 
gidjer; dab. Titel des Königs von Berfien. 

Sophia, f. gr. (v. sophös, weiſe) eig. Weisheit; ein 
weibl. Name; Sophisma, n., pl. Sophisinen od. 
Sophismata (v. sophizein, einen wigigen, Flug 
machen, sophizesthai, flug jein, liftig handeln, et— 
was künſtlich erfinnen, einen überliften), eig. etwas 
flug od. liftig Erfonnenes, eine ſchlaue Erfindung; 
bei. der Trugſchluß, Scheingrund; Sophiſt, m. (gr. 
sophistes) urfprüngl. ein lebens- u. ſtaatskluger 
Mann, ein Weltweijer (Philoſoph); fpäter u. jetzt 
gem. ein Bernünftler, Afterweiler, Klügler; So— 
shiftit od. Spphiiterei, f. die Trugweisheit, 
Spipfindigteit; jpigfindige Trugſchlüſſe, Klügelei; 
fophiftiich, ſpitzfindig, verfänglich, trüglich; So— 
phiftifation, f. nl. Dintergehung, Verfälfhung; 
fophiftifieren, vernünfteln, Trugfchlüffe machen 
und jemand dadurd) zu fangen juchen. 

Sophron, m. gr. (sCphrön, gefunden Sinnes, be- 
jonnen) ein enthaltjamer, mäßiger, bejonnener 
Mann, ala männl. Name; Sophronia, f. weibl. 
Name: die Enthaltfame, Befonnene; Spphronift, 
m. (bon söphronfzein, bejonnen od. flug machen, 
bejiern) ein Sittenaufjeher; Sophreonifteres, pl. 
Heilf. die Weisheitszähne; Sophronifterium, n. 
ein Beſſerungshaus, Jrrenhaus; Sophrofüne, f. 
die Bejonnenheit, Enthaltjamteit. 

Soͤpor, m. lat. der Schlaf, Schlummer; die Betäu- 
bung, Schlafſucht; fopieren od. foporieren (1.s0- 
pire, soperäre) einjchläfern, betäuben, jtillen, lin- 
dern,— affoupieren; ſoporös, im tiefen Schlafe 
liegend; Sopientia, pl. Heilf. jtillende, lindernde 
Heilmittel; foppratid, nlat. einjchläfernd; lang» 
weilig; Soporifera, pl. I. Einfchläferungsmittel. 

sopra, it. (= I. supra) Kfſpr. über, mehr als —; 
auf, oben; sopra agio, j. Agio; 8. protésto, j. 


814 Sora Sou 


unt proteſtieren; s.tara, |. Tara; Sopräno | Sorte, f. fr. (ml. u. it. sorta, v. lat. sors) die Art, 
od. Soprän, m. it. (eig. der zc. obere, erite) Tont. | Gattung; fortieren (it. sortire), auslefen, nach 
die Oberitimme, höchſte Stimme, — Diskant. Sorten abjondern, abteilen, vgl. afjortieren, 
Sora, f. (fr. sora, sare, essera, essere; arab. Ur- Sortiment, n. ein Vorrat ausgejonderter Waren, 
ſprungs: sur) die Flirgbeulenfrantheit, das Por- ein Verfaufs- od. Warenlager; bei Buchhändl ein 
zellanfieber,ein Nefjelfieber mit Borzellanausichlag. Borrat fremder Verlagsſchriften; vgl. Aſſorti— 
Sorbäte, pl. nl. (vom lat. sorbum, fr. sorbe, der ment; dab. derSortiments-Handel, Handel mit 
Sorbapfel, die Frucht des Sperber- od. Speier- Büchern fremden Verlags, entg. VBerlagshandel; 
(ingsbaumes), aud) Malate (v. mälum, Apfel), | ©.-Büder, pl. Bücher Tıemaen Berlags, die ein 
apfelfaure Salze. Buchhändler einfauft oder eintaufcht, um fie zum 
Sorben 0d.Sorbentvenden, pl. Name eines wen- Einzelverfauf vorrätig zu haben; das S.-Lager, 
diichen Volkes von jlaviihem Urfprung, das im Berfaufslager; Sprtimenter oder Sortiments 
5. Jahrh. in Deutſchland, bef. ing Meignifche und ; Buchhändler, m. ein VBerfäufer, BVertreiber frem- 
Altenburgifche eindrang. der Verlagswerke; S.⸗Stücke, pl. die ſchönen und 
Sorbet oder Scherbet, m. u. n. arab. (fr. sorbet, großen Stücke Bernitein. 
jpan. sorbete, ıt, sorbetto, engl. sherbet, v. arab. | Sortie, f. fr. (v. sortir, dieſes v. I. sortiri, (fen, 
scherbet,schorbet,eig.Tranf,v.schariba,trinten) ein Los ziehen; dann im it. sortire, fr. sortir, ganz 
1. bei den Türken: ein Kühltrank von Waſſer, zer- allgemein: herausziehen, u. ziello8: herausgeben, 
ſtoßenen Rofinen, Zitronenjaft, Zuder, Ambra ꝛc.; ausgehen) der Ausgang, die Ausfahrt; der Aus— 


2. in Italien 2c.: Gefrornes von Früdten; Sor— fall, die Ausfalltür. [f. unter Sorte. 
betiere, f. fr. (ipr. —betjähr‘) ein Kühl- vd. Ge- Sortilegium, |. unt. sors; Sortiment, fortieren, 
friergefäß; Sorbettdro, m. ein Eishändler. Soſier, m. (lat. Sosius, pl. Sosii) Name einer be- 


Sorbönne, k. fr. urjpr. die Hauptbildungsanftalt rühmten Buchhändler-Fanilie im alten Rom; dab. 
(Kollegium) für Geiſtliche auf der Socläne zu überhaupt fiir Buchhändler. 

Paris und die dazu gehörigen Gebäude (nad) | Spfpieren, pl. it. (sing. sospiro = fr. soupir, v.l. 

Robert v. Sorbon, fo benannt nad) feinem Ge- suspirium) Seufzer; Zonf. Heine Ruhepunkte, Pau— 

burtSorte, vem Dorfe Sorbon im Departement | fen im Singen, die den Sängern des Atemholens 

der Ardennen, einem Theologen, der diefe Anitalt ivegen nötig find; sospirändo, sospiräute, so- 

um 1250 ftiftete); jpäter überh. die gejamte theo- spirevöle, sospir68s0, it. Tonf. jeufzend, flagend. 

logische Fakultät zu Paris; jest das Univerfitäts- | Sospttät, f. I. (sospitas, v. sospes, wohlbehalten) 
ebäude in Paris. das Wohlfein, der Wohlitand. 

Cirdes, pl. I. Unreinigfeiten, Shmuß, Unrat, Un- | sostenüto, it. (v. sostenere — I. sustinere, auf- 
flat; sordes primärum viärum, Heilf. Unreinig- recht erhalten) Tonk. ausgehalten, anhaltend, ge- 
keiten od. Verunreinigung der eriten Wege, d.i.der | halten, gejeßt, mit ausgehaltenen Tönen. 
Speijewege; fordtd (I. sordidus), ſchmutzig, un- Söſtrum, n. gr. (söstron, von sözein, retten) der 
flätig; niedrig, niederträcdhtig, geizig; Sordidität, Rettungslohn; die Belohnung des Arztes für Er- 
f. nl. die Schmugigfeit, Unflätigfeit; Niederträch- haltung des Lebens, das Heilgeld. 
tigkeit, Filzigkeit. Sot, m. fr. (ſpr. Bob; f. sotte; ml. sottus, angel]. 

sordo, it. (eig. taub, —= I. surdus) Tonk. gedämpft; sot, fpan.zote, v. rabbinijchen schoteh, töridht) ein 
sordamente, it. dumpf; Sordino, m. it., Sor= dummer, einfältiger Menich; Sotie od. Sotiſe, f. 
dine od. Sonrdine, f. fr.(Ipr. Burdihn’) derDämp- eine ſatiriſche Pofje od. ein dergl. Poſſenſpiel der 
fer bei Tonmwerfzeugen; à la sourdine, gedämpft; alten franz. Bühne; aud) ein Narrenverein; Sot⸗ 
inögeheim, verftohlen; con sordine, it. gedämpft, tife, f. die Narrheit, Albernheit; eine Grobheit, 
mit dem Dämpfer, 3.8. ſpielen; Sordünen, pl. Flegelei, ungezogene, beleidigende Rede. 
gedämpfte Orgelpfeifen. fotddisch(l.sotadicus u.sotad&us,a,um), ſchmutzig, 

Sorghum, n. (holcus sorghum; ind. sorghi) der | unzüchtig; ſota diſche Verfe, nad) einem altgrie- 

| 


Sorghjamen, die indianiiche Hirfe, Mohrenhirfe, chiſchen Dichter Sotaded. , his? 
eine Getreideart, bef. in Afrika, aud) Durra, f. | Soterien, pl. gr. (söteria, v. söter, Retter, sözein, 
Soria, f. jpan. (nad) der gleichnamigen jpanifchen | retten) Rettungsfeſte, Danfopfer für die Errettung; 
Provinz) die gemeine fpanische Wolle. Soterologie, f. die Seligfeitölehre, Heilandslehre, 
Sorites, m. gr. (sorites, d. i eig. gehäuft, v. sor6s, | Lehre von Chriftus als dem Soter, Erlöjer und 
Haufen) ein Häufel- oder Kettenihluß, eine ver- | Beleliger der Menſchen; foterifch, vettend, erhal- 
| 





fürzte Schlußreihe, welche die Form eines einzigen tend, beglüdend; ſote riſche Münzen, Heilands- 
Schlufies hat; ein verfänglicher Vernunftſchluß. münzen, Münzen mit dem Kreuze od. dem Bilde 

Sornetten, pl. fr. (sernettes, Verkl. v. altfr. sorne, ori, wie die fpäteren griechischen Kaiſer fie prä- 
ein kleines Märchen; felt. Urſprungs) ungereimte gen ließen. } 
Reden, Albernheiten. Sothisperiode, |. Kanikular- Periode. 

Eoröde, f. ipan. (jpr. Stiche), die Bergfrankheit, | Sotnie, j. Siötnja; Sötnit, j. Sistnil. 
dur Verminderung de3 Luftdrucks bei. beim Er- | sottile peso, it. (sottile = I. subtilis, fein, dünn; 
jteigen der ſüdameritaniſchen Gebirge erzeugt. vgl. Peſo) Kfipr. leichtes Gewicht. 

Sorofotwoi, f. r. Siorofomoi. Sottife, j. unter Sot. 

fororiiieren, barb.-L. (v. I. soror, Schwefter) ſchwe⸗ sotto voce, it. (jpr. —woͤhtſche; sotto —= 1. subtus, 
jterlich miteinander umgehen; Sorortation, f. nl. unterhalb; vgl. sous) Tonf. eig. unter der Stimme, 
die Entwidlung der weiblihen Brüfte; Sorori— d. i. mit leiſer, gedämpfter Stimme, mit leijen 
eida, m. |. ein Schweitermörder. nen. 

sors, f. lat. (Gen. sortis) Los, Anteil; Lebenslos, Son, urfpr. Sol, m., pl. Sons, fr. (pr. Bub; v. 1. 
Schickſal, Stand, Rang ıc.; auch die Hauptfumme | solidus, f. d.,— it. soldo, jpan. sueldo) eine alte 
(da3 Kapital); dah.sorte u. per sortem, durchs franz. Rechnungsmünze = !/ge Livre, jetzt allge 
203, durch Berlofung; Sprtilegium, n. nl. (v. | mein auch für das Stud von 5 Centimen (= 4 9) 
sortilögus, Wahrjager) die Weisjagung durch Loſe. gebraudt. 


To 
0 


Soubaſſement 


Soubaſſement, n. fr. (ſpr. Bubafj'mang) Bauk. die 


Grundmauer; Säulenunterlage. 


Soubrette, k. fr. (fpr Bubrett’; f. sobrette, von | 


sobre, I. sobrfus, nüchtern, befonnen, geicheit) die 
Zofe, Rammerjungfer; bef. Rolle der verſchmitzten 
Rammermädcen auf der Bühne; Soubrettes 
Partie, k. die Rolle derſelben; &.-Süngerin, f. 
die Sängerin der heiteren und fomijchen Rollen. 

Souche, f. fr. (pr. ßuſch; v. I. soccus) eigentl. der 
Baumftumpf; der Stamm, dad Stammregifter, 
d. i. der in einem Regiſter, Duittungs-Checbuch 
uf. auf der linfen Seite zurückbleibende Reit. der 
(der Kontrolle wegen) durch einen zickzack- od. wel» 
lenförmigen Schnitt von den Wertpapieren, der 
Quittung ufw. abgetrennt it; durch Aneinander» 
halten kann dann ſpäter die Echtheit feitgeitellt 
iverden. 


Soucoupe, f. fr. (pr. Bufühp’; von soup, u. coupe, | 


Schale) die Unterfchale, z. B. einer Taffe, Unter- 
taſſe. 

ſoufflieren, fr. (souffler, — jpr. ßuffl—; prov. u. 
alıipan.suflar,— I. suffläre, hauchen, blafen) vor» 
Jagen, einhelfen; Souffleur, m. (ſpr. Bufflöhr) der 
Einhelfer, Borfager bei Schaufpielen ; ſcherzh. auch 
Souffleuſe, f. (pr. jufflöj’) die Vorfagerin, Ein- 
heiferin; Souffld, n. der Auflauf, Eier-Auflauf 
(omelette souftlee). 

Sonuffrance, f. fr. (jpr. Buffrdngß’; v. souffrir, er⸗ 
tragen, erdulden, v. l.sufferre) Erduldung, Xeiden; 
Kfipr. ein offenitehender (nicht getilgter) und mit 
den gegenjeitigen Rechnungen nicht übereinjtim- 
mender Nechnungspoiten; verlängerte Zahlungs» 
friſt; Sonffredoulenrv, m. (pr. Ruff’rdulöhr) eig. 
ein Schmerzleider; Wearterholz, Badefel, Sünden- 
bod überh. ein Ding, da3 zu allem gebraudt od. 
gemißbraucht wird. 


foulagieren, fr. (soulager, jpr. ßulahſch —; f.sou- 
leger, jpan. soliviar, v.[. subleviäre, f. subleväre, 


erleichtern, v. levis, leicht) unterftügen, erleichtern, 

lindern, beruhigen, tröften; Soulagement, n. (pr. 

gulaleı mdng) die Unterjtügung, Linderung, der 
roit. 

Soulevement,n. fr. (fpr. Buläm’ntäng; v. soulever, 
empören, v. I. subleväre) der Aufftand, Aufiupr, 
die rung. 

Soumiſſion, f. fr. = Submifjion. 

Soupgon, m. fr. (ßupßong; altfr. soupegon, prov. 
sospeissö, d. [. suspicYo) der Argwohn, Verdacht; 
jonpgonneug(ipr. ßupßonnöhs, eig. fr.— 56), arg- 
wöhniſch, migtrauiih; foupgonnteren (fr. soup- 
gonner),argmwöhnen. im Verdacht Haben ; vermuten; 
foupgonnable, verdächtig. 

Soupente, f. fr. (fpr. Bupdngt’; v. sous u. pendre, 
hängen, I. suspend&re) der Tragriemen, Hang- 
a einer Kutjche; Bauf. ein Hängeboden, Ber- 

ag. 

Souper od. Soupe, m. fr. (pr. Bupeh; v. la soupe, 
die Suppe, prov. u. fpan. sopa, v. altnord. saup, 
althochd. sauf, Brühe, Suppe; verivandt mit mb. 
supfen, ſchlürfen, und nho. jaufen, niederd. fupen) 
das Abend- od. Nachteſſen, Abendbrot; Sonpiere, 
f. (pr. Bupjähr) eine Suppenſchüſſel; fonpteren (fr. 
souper), zu Abend fpeifen, da3 Abendbrot ein- 
nebmen. 

soupir, n. fr. (fpr. Bupihr; v. [. suspirium, vgl. 
Soipieren) Seufzer; Tonk. eine Biertelpaufe. 
soupir de croche (pr. —kroſch') Achtelpaufe; 
8. de double croche, !/,, Pauſe; s. de triple cr., 


10 Pauſe. 
ſouple, fr. (ſpr. ßup'l; vom I. supplex, die Knie 


Sowjet 815 


beugend; it. söffice) geſchmeidig, biegſam; nach— 

iebig, folgſam; Souple, Weichſeide; Soupleſſe, 

. Geihmeidigfeit, Biegſamkeit, Gewandtheit. 

Source, f. fr. IN ßurß'; f. sourse, r. sors, veralt. 
PBartiz. von sourdre, quellen, v. l. surgöre, auf- 
fteigen, prov. sörzer, it. sörgere, fpan. surgir) die 

‚Duelle, der Ursprung; uneig. bef. dieYandelsquelle, 
wo eine Ware aus der eriten Hand bezogen wird. 

Sourdine, 1. Sordine. 

sous fr. (jpr. Bub; in Zuſammenſetz. aud) bl. sou-, 
v. (. subtus, u. aud) f. sub, sus-) unter; 3. B. sous 
bande (jpr. —bdngd’), unter Bande, d. it. mittels 
eines ſchmalen Rapieritreifens verfiegelt, ohne voll- 

tändiges Kuvert; Sousamendement, n. (pi. 

ubhamangd’'mäng)ein Unteramendement, Unter- 
antrag, ‚weiter Antrag zu einem Zuſatz- od. Ver- 
bejierungsantrag; Souslteutenant, m. Unter- 
leutnant, j. Qeutnant; Souspied, m. fr. (ipr. 
Buhpieh) das Spornleder; Sousporte, f. (ipr. 
ßuhpoͤrt'; d. i. eig. unter der Tür ı Untereinfafiung 
bei Malereiund Tapeten; Souspräfekt, m.Unter- 
präfett, vgl. Bräfeft. 

Soutadhe, k. fr. (ſpr. ßutahſch'; vgl. ſchoitaſchiert) 
platte, feine Litze zu Beſatz; ſoutachieren, belitzen; 
Soutacheur, m. (ipr. —ſchöhr, Belitzer. 

Soutäne, £. fr. (fpr.Bu —; mi.subtana,subtaneum, 
jpan. sotana, it. sottäna, Unterrod, von sottano, 
unterit, v. I. subtus, unterhalb) der Xeibrod der 
fathol.Seiftlichen, ein faltenlos herunterhängender, 
langer Rod mit engen Armeln unter dem Ober- 
Heide; oft zur Bezeichnung des geiltlichen Standes 
jelbit; 3.8. die Soutane anziehen, in den 
Stand der Geiſtlichen treten; Sontandlie, f. ein 
furzer Zeibrod der angehenden Beijtlichen. 

foutenieren, fr. (soutenir, jpr. But—, v. l. susti- 
nere) unterhalten, unterjtügen; aufrecht erhalten, 
behaupten, worauf beitehen; aushalten, ertragen; 
foutenable, fr. (ipr. But'ndb’l) aufrechterhaltbar, 
zu verteidigen; Soutien, m. u. n. (jpr. Butjäng) 
die Stütze, Unterftügung, der Beiltand; der Stüß- 
punit; femme soutenue, f. eine Beijchläferin, 
eine ausgehaltene Dirne. 

Souterrain, n. fr., pl. —s (fpr. Buterräng; v. I. 
subterraneus, unterirdiich) Kellergefchoß, Keller- 
wohnung. 

south, engl. (pr. Baush) Süden, Süd-, in vielen 
Zuſammenſetzungen vorfommend. 

Souvenir, n. fr. (jpr. Buw’nir; v. [. subvenire, eig. 
herzu⸗, zu Hilfe kommen; einfommen, einfallen)das 
Andenken, die Erinnerung; Denkbuch, Denktafel. 

ſouverän (it.sovräno, v.mi.superänus,supranus, 
v. I. super, supra, oben, iiber) oberit, höchſt, un» 
umſchränkt, ſelbſtherrlich; Souverän, m. (ipr. 
ßuwerähn) ein unumſchränkter Herr, Landesherr; 
auch eine Goldmünze in England—20 Schilling 
Sterl. (=Sovereign, ſ.dy; Souveränität od. 
Souverainetät, f. (fr. souverainete) Landes— 
hoheit, Oberherrihaft, unumſchränkte Herrichaft, 
Souveränitäts-NRechte, pl. Hoheits- Rechte. 

Souvereigu, m.engl.(jpr.Böiwwerin) eine engl. Gold⸗ 
münze = 1 Pfund od. 20 Schilling Sterling, — 
2040 M an Wert. 

Sowas, n.(javan.suwäsa, malay.swäsa) ein Miſch— 
metall aus Gold und japaniſchem Kupfer, welchem 
durch Anftreichen einer blauen od. ſchwarzen Farbe 
ein Wert gegeben wird, der es dem feinjten Golde 
gleich macht. 

Soͤwjet, od. r. Saͤwjet, m. ſerb. (von säwjetowati, 
taten) der Rat, Senat; Söwjetnil od. r. Sawijet⸗ 
nif, m. der Ratsherr, Senator. 


816 Sorhlet 

Sorhlet, m., oder Sorhlet:Upparat, m. Mild)- | 
Entkeinmer (nach dem Erfinder Sorhlet benannt). 

Soy. m. od. Soje, f. ultit.soja,—seta, Seide, altfr. 
Ra ul. essajum) ein Wollenzeug, die beſte Art 
Ra 

ſozial, Desinlpcmatre: ujtw., f. unter Socius. 

Spadaflin, m. fr. (jpr. ipadaffäng; it. spadaccino, 
v. spada, Degen) ein Schläger, Kaufer, Raufbold; 
Spadille, £. fr. (pr. jpadij’; v. — espadilla, 
Verkl. v. espada, Degen; vgl. Eſpadilla) das 
Spatendaus od. Pique-AB, der höchſte Trumpf 
im L'hombreſpiel. 

Spddir, f. gr. (v. späein, ziehen, reißen) ein abge- 
cijiener Zweig, bei. Palmzweig; ein Ährenfolben. 

Spddo, m. L., pl. Spadänen (v. gr. spädön), ein 
Entmannter, Verſchnittener; ſpadöniſch, ent- 
mannt, verichnitten. 

Spasät, m. (v. it. spago, spaghetto, ml. spacus, 
sparcus, von gleich. I. sparticus, v. l. spartum, 

friemengras, u. ein daraus oa: Seil od. 
Schnur; vgl.Spartogras)öſterreichiſch: Bindfaden. 

Spagnolette, f. (v. ßp an. espaüoleta) eine eiſerne 
Tür- od. — zu deren befjerer Berivah- 
tung; die ſpaniſche Menuett. 

Spasyrie, f. (ars spagyrica, im Mittelalter übel» 
gebildet v.gr.späein, span, ziehen, zerreigen, tren- 
nen, und ageirein, ſammeln, vereinigen) ehemals 
& "Scheidetunft (Chemie), bei. die Scheidung zur 

eredlung der Erze; das Goldmachen; ſpaghriſch, 
ausziehend,erzveredelnd; Fpagyrifhefinnftitüde, 
Kunſtſtücke, durch welche Erze aufgelöft, gereinigt 
und in edle Metalle verwandelt werden jollen. 

Spahi, m., pl. —8, 1. (vgl. Sipoys) türkifche Reiter; 
jest aud) in Algerien ein größtenteil® aus Einge- 
borenen beitehendes Korps Keiterei in franz. Dien- 
iten, auch Mamelufen und gegenwärtig chasseurs 
d’Afrique genannt; 2. ein Beliger von Kronlehen, 
ie; IR daher Spahilik, n.ein Kron⸗Lehn⸗ 


it, m. odern., Hirt. das Auseinanderſpreizen 
der Beine, nz Gefäß den Boden berührt; aud) 
— Spagät 

Spalier, n.j. Ejpalier; Spalierobft, n. Tatten- 
obit; fpalteren, eine Band od. Mauer mit einem 
Baumgeländer befleiden, einen Garten mit Wein- 
geländer verſehen; oberd. f. tapezieren. 

Spalm, m. (it. spalmo, fr. espalme) Teer, Schiffs⸗ 
pech; ſpalmieren (fr. espaimer u. spalmer, it. 
spalmare), teeren; = Falfatern. 

Spampandten, pl.it.spampanäta,v.spampanäre, 
abranfen, abſchneiden; fig. aufichneiden; prahlen; 
v.papano, pampino, Weinranke, l.pampinus) Auf- 
ichneidereien, Großiprechereien, Windbeuteleien. 

Spanämie, f. gr. von spanös, Mangel leidend, 
kärglich, dünn, u. haima, Blut) der krankhafte Bu- 
itand des Blutes mit Verminderung der Blut- 
fiigelchen und des Faferftoffes. 

Spaniel, m. engl. (jpr. jpänjel; fr. epagneul, altfr. 
espagneul, nl. hispaniölus, von Hiſpaniola oder 
Sant, wo die bejte Art diefer Hunde war) der 

achtelhund, Hühnerhund. 

Spaniöl, m. (v. it. Spagnuolo, fpan. Espaüol, fr. 
Espagnol, Spanier) ipanifcher Schnupftabak; 
Spanioletta, ſ. Eſpagnolette. 

Spanopõgon, m. gr. (v. spanös, ſelten, dünn, u 
pogön, der Bart) ein Dünnbärtiger. 

Spanten, pl. Schiffipr. Inhölzer, Rippen eines 
Seeſchiffs, eine Art ſtarker, krummer Bauhölzer beim 
Schiffsbau; Spanten-Rifßß, m. eine Zeichnung, 
welche die ganze Geſtalt eines Schiffes — 


Spatium 


ı Spdradrap,m.(fr.sparadrap,nl.sparadräpa, spa- 
radräpuın) Heilf. dev gontanelldurchzug, das Fon— 
tanellpflaiter, ein auf beiden Seiten mit Wachs od. 
——— gefülltes, gewebtes Zeug zum Ver- 

ae künſtlicher Geſchwüre; geitrichenes Heft- 
pflafter. 

| Spardgmms, m. gr. (sparagmös, von sparässein, 
zerren, reiben) ein heftiger Krampf; fparagmod= 
diſch, Heilf. zu heftigen Krämpfen geneigt und 
daran leidend; ſparattiſch, reißend, Ri end. 

Spargandiis, f. gt. (vd. spärganon, Windel, spar- 
ganün, einmindeln) die Einwindelung; das Ein- 
wieeln eines kranken Gliedes. 

ſbargieren, I. (spärg&re) ausſtreuen, ausſprengen, 
ins Gerede bringen: Spargtment oder Sparge: 

ment, n. nl. ein ausgeiprengtes Gerücht, Gerede; 
landſch. auch für Umſtändlichkeit, Zeremonie (viel 
— machen); sparsimy [.zerjtreut, hier 
und da 

— n. I. der Weihwedel. 

argöſis, f. gr. (v. spärgän, ſchwellen, ſtrotzen) 
Prag das Stroßen; die jtrogende Bruft, Anſpan—⸗ 
— = Geſchwulſt weiblicher Brüfte durch Milch— 
überfluß. 

Shar ette, — Ejparfette, ſ. d. 

sparsim, j. unter ſpargieren 

Spartam et Martham (Haben), Amt und Weib, 
Pfarre und Knarre (haben). 

Spartäner (Il. Spartänus, pl. —i; gr. Spartiätai), 
m. Einwohrer der berühmten Stadt Sparta im 
alten Griechenland; daher ſpartäniſch, den Spar- 
tanern eigen, bej. für ftreng, hart, z. B.ſpartaniſche 
Kinderzudt, Sitten, Tugend ꝛe. 

Sparte, f. it. (von it. sparte, d. i. abgefondert, bei- 
jeite, = in disparte), eine Abteilung, 3. B. Die 
ee einer Zeitfchrift, d.i. die Mufitabtei- 


Sparkite, n. it. Ton. = Partitur; bei den Ita⸗ 
lienern überhaupt = Kompoſition, Tonſtück. 

Spartogras Ay Spartinm, n. (ſpan. esparto, v. 
l.spartum, gr. spärtos, spartön,spartion) Faden- 
oder Stridgras, friemengras, ſpaniſcher Giniter, 
defjen fadenförmige, zähe Blätter, wie Hanf, zu 
Schiffsſeilen ꝛc. bejond. in Spanien benugt werden; 
Sparterie, f. fr. eine Mattenfabrif; das Flecht- 
wert; Sparterie⸗Hũte, pl. von Spartogras ꝛc. 
geflacjtene Hüte. 
paſis, f. & (v. späein, ziehen) Heil. das Ziehen, 
Zucken; Spaͤsma, n. oder Spdsmus, m. |. (gr. 
Spasınös) Fr Krampf,dieZudung; Spasmätten, 
n. ein Kleiner, leichter Krampf; Ibasmätije, an 
Krämpfen leidend; ſpasmödiſch, auch ſpaäftiſch, 
krampfhaft, fcampfartig; auch frampfitillend, 3.8. 
Heilmittel (beſſer antiſpasmodiſch); Spasuo⸗ 
logie, f. die Lehre von den Krämpfen; Spasmo⸗ 
philie, f. große Neigung zu Krämpfen. 

Syatangiten, Pl. gr. (v. spatangos, Meerigel) eine 
Art verjteinerter Er el. 

Spatel, f._(v. 1. AN Verklein. v. spatha, gr 
späthe, Sceit; vgl. Eſpadilla) ein breites, flaches 
Holzicheit, 3.8. der Maler zum Bufanmenftreichen 
der De rei Heilk. ein Streicheifen, 
AU ; Spathazeen, pl.ni.(spathacäae) 

cheidenlilien, deren Blumein einer breitblättrigen 
Scheide jtedt. 

Spatentultur, f. Bearbeitung des Bodens mit dem 
Spaten (nicht mit dem Pfluge). 

Spatium, n. l., pl. spatia od. Spatien, derRaum, 

wiihenraum; die Friſt; Füllung oder wifchen- 
jtifte der Schriftfeßer (vgl. Quadrate); Tonk. der 


„Q 


Spealer 


Raum zwiſchen zwei Notenlinien; spatium deli- 
berändi oder dellheratiönis, die Überlegungs— 
riſt; fpatiniert, fpatitert od. fpationiert, ge- 
perrt, (in der Druderei); jpatidg (1. spatiösus, a, 
um), geräumig, weit, umfajjend, ausgedehnt; ſpa— 
— (v. I. spatiäri, eig. einen Raum durchwan— 
ein), fich ergehen, vgl. promenieren. 
Speafer, m. engl. (fpr. ſpihker, v. speak, fprechen) 
der Sprecher, der Bräfident im engl. Parlamente, 


weil er vorfommenden Falles für das ganze Haus 


das Wort zu ergreifen hat. | 
Species, f. (pl. Species) I. (v. specere, spicöre, 
ehen) eigentl. der Anblid, da3 äußere Anjehen, der 
Schein; der Begriff; gem. die Art, von geringeren: 
Umfang, al® Genus, die Öattung; Rechenk. eine 
Daupt- oder Grundrechnungsart; auch a Be- 
itandteil dv. Arznei, Speije 2c.; Heilk. bei. eine Mi- 
chung v.gröblich zerkleinerten‘Pflanzenteilen; ehem. 
Bezeichnung für eine größere Geld» od. Münzforte, 
3. 1. von — und Papiergeld (urſpr. 
nad) den aufgeprägten Bruſtbildern benannt) z. B. 
ein Species-Taler, Sp.-Dulaten, eineSp.- 
Mark; ad speciem, zum Scheine; in specie, be- 
fonders, namentlich; auch in barem Gelde, bar; 
sub specie, unter der Geſtalt oder dem Scheine; 
sub una specie, unter einerlei Geſtalt, näml. 
nur des Brotes, wie die Katholifen da3 heilige 
Abendmahl genießen; sub uträque specie oder 
bloß sub uträque, unter beiderlei Gejtalt, näml. 
Brot u. Wein, bein Abendmahl der Broteftanten 
(ogl.Utraquiiten); species facti, Ripr. Darlegung 
des Gejchehenen, Tatbeftand; fpeziäl (l.speciälis) 
oder fpeztell, beionderg, einzeln; bejtimmt, genau, 
näher; seriällie), m. ein beſonders Belannter, 
Bertrauter, Bujenfreund; aud) eine Art großer 
Beingläjer; ein Getränt, ein bejonders gut zube- 
reitetes Bier; im Bayrijchen auch: ein oberer 
Geiftliher, Dekan, Superintendent; Spezial: 
Kommiſſion, f. bejonderer Ausihuß; Sp.⸗In⸗ 
quifition. f. im Unterfuchungsprozeß die zweite 
nterfuhungsweije; Sp.-Inſtruktion, f. bejon- 
dere Dienſtanweiſung; Sp.⸗Karte, f. eine Karte, 
die einen einzelnen Landesſtrich varjtellt, ente. 
Seneralfarte; Sp.-Reſolution, f. eine be- 
iondere Verfügung; Sp.-Train, m. Sonderzug; 
Sp.⸗Vollmacht, f. Vollmacht für eine einzelne 
Seihäftsangelegenheit; Sp.⸗Waffen, pl. die Ar- 
tillerie und das Genieforps zujammengenommen, 
weil diejelben ihre eigene Technik und Wiſſenſchaft 
Haben; specialia, auch specialiöra, pl.bejondere 
Umstände, Bejonderheiten; das Nähere, Genauere; 
specialissima, pl. die fleinjten oder geringfügig- 
ften Umftände; specialissime, ganz bejonderg, 
aufs genaueite; specialiter — in speciߣ, ſ. o.; 
fpezialifieren, barb.-L. einzeln od. beſonders be- 
zeihnen und angeben; Spezialität, f. jpätl. 
(specialitas, fr. sp£cialite) die Bejonderheit, be- 
fondere Eigentümlichkeit, Art-Eigenheit (entg. Ge— 
neralität); ein bejonderes Sach, ein bejonderer 
Zweig einer Kunft oder Wiſſenſchaft, dem fich je- 
mand ausſchließlich widmet, der dann Spezialift 
heißt; — ſpezifiſch, nl.(specificus, fr.specifique) 
eigentümlich, eigen, bejonders, in der befonderen 
Art oder Eigentümlichkeit gegründet, der natür- 
fihen Beſchaffenheit oder der Gattungseigenheii 
nad; ſpeziñiſche Differenz, ein artbildenderlinter- 
ſchied; fpegifiiger Effekt, Einheitsleiftung; ſpe— 
sifiicher Heizeffett, Wärmevermögen der Maß— 
einheit; fpezififches Gewicht, Eigengewicht, das 
Verhältnis des Gewichts eines Körpers zu dem 
Kepfes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


Ipeltabel 817 


eines andern von gleichem er he (nämlich 
zu dem des Waſſers für feſte und flüjfige, od. der 
atmofph.Ruft für luftförmigeförper); ſpezifiſches 
Mittel, ein Heilmittel, welches eine bejondere 
Wirkungsweiſe hat, in gewiſſen Krankheiten heil- 
jam ijt, wie 3.8. China in Wechjelfiebern, od. vor- 
zugsweiſe auf ein bejtimmtes Organ wirft, wie 

.d. Digitaliß aufs Herz; Ipesififibe Wärme, 

igenwärme, die ungleiche Wärmemenge, welche 
verichiedene Körper von gleihem Gewicht bei glei- 
her Temperatur enthalten (vgl. Wärme-Kapa- 
zitätunterfapable); Specificum, n., pl. Spe⸗ 
cifica, ein Eigenmittel, eigentünliches, ficheres, 
zweckmäßiges Heilmittel für eine beſtimmte Krank— 
heit; specifice, ſtückweiſe, Stüd fürStüd, einzeln; 
ſpezifizieren (hr. specifier), namentlich angeben, 
einzeln oder genau bejtimmen, verzeichnen, von 
Punkt zu Punkt oder befonders aufführen, ſtück— 
weife benennen od. bezeichnen, vereinzeln; Spezis 
fifation, f. ein genaues Verzeichnis, Einzelauf- 
ſtellung, das Stückverzeichnis. 

Specillüm, n. I. (von specöre, ſehen) Heilk. eine 
Suchnadel, = Sonde. 

Specimen, n., pl. Speeiming, I. (von specere, 
ehen, fchauen) eine Brobe, Probearbeit, ein Ber- 
ſuch, Beweis; ſpeciminieren, jeine Probearbeit 
machen, bej.von jungen Rechtskandidaten; fpectds 
(lat. speciösus; vgl. Spezies), anſehnlich, ſchön; 
ſcheinbar, täuſchend. 

Specüla, f. l. (v. specẽre, ſchauen) eine Anhöhe zur 
Beobachtung der umliegenden Gegend, eine Warte, 
specüla Hercülis, pl. die Warten od. Säulen des 
Herkules, zwei Berge an der Meerenge von Gibral- 
tar, Kalpe in Europa und Abyla in Afrika. 

Specülum, n. I. der Spiegel; bei Wundärzten ein 

perrer, oder ein Werkzeug, um gemifje Teile des 
Körpers offen zu nr zu eriveitern oder in fie 
hineinzufehen; 3. B. speculum äni, der After- 
jpiegel, zur Erweiterung und Unterſuchung des 
Maſtdarms; 8. ocüli, der Augenfpiegel, Augen- 
negjpiegel, Augenfperrer; 8. oris, der Mundjper- 
rer; 8. utöri, der Gebärmutterjpiegel. 

fpedieren (v. it. spedire, v. I. expedire; vgl. erpe- 
dieren), fördern, abfertigen, verjenden, weiterſenden 
(Waren 2c. auf Rechnung anderer); Spediteur, 
m. (jpr.—tödr; it. mit fr. Endung; fr. expediteur) 
der Berjender, Güter- od. Warenverjender; Spes 
dition, f. (it. spedizione) die Abfertigung, Abjen- 
dung oder Weiterfendung, Waren - Berjendung; 
Poſtd. Leitung; Speditions-Konte, n. die Ver- 
jendungsrehnung; Sp.:&üter, pl. Sendgüter; 
Beriendungsgüter; Sp.-Handel,m. od. Sp.=&es 
Koäfte, pl. Berfandgeichäfte; Sp.sJuftitut, n. 

erjandanftalt; &p.:Presifion, f. die Verjen- 
dung&gebühr; Sp.⸗Material, n. Poſtd. Leitbe- 
helf; Sp.-Poftanftalt, f. Leitpoſtanſtalt; Sp.= 

unkt, m. Leitpuntt: Sp.=Tabelle, f. Zeittafel, 

eitüberfiht; Sp.-Weg, m. Leitweg, Beförde— 
rungsweg. 

Speech, m. engl. (ſpr. ſpihtſch) die Anſprache, Rede. 

fpettäbel, I. (spectabilis, von spectäre, anſehen, 
betrachten) ſehenswert, anſehnlich; Speftabilität, 
f, (jpätl. spectabilitas) Anjehnlichkeit, ein Titel für 
Staat3beamte im jpäteren röm. Altertum und für 
die Dekane auf heutigen Hochſchulen; Speftäfel, 
n.(l.spectacülum, fr.spectacle) Betradytung, An— 
blid; das Schaujpiel; gem. ein Lärm, Getöſe (in 
diefer Bed. gew.der Spettafel);Speftatelftüde, 
l. Ausftattungsftüde, Theaterjtüde, in denen be— 
Tonbers viel zu jehen ift, als Märjche, Aufzüge, 

52 


818 Spektrum 


Tänze, um die große Menge anzuziehen; ſpekta— 
fulieren, nl., oder Spektatel machen, Aufiehen 
erregen, lärmen; fpeftatulös, jeltiam, Aufjehen 
erregend; ſchimpflich |händlich; Spektäter, m. 1. 
der, Zuſchauer, Beobachter; auch engl. (fpr. ßpek⸗ 
tötör) als Titel von Zeitichriften; Speftatorium, 
n. ııl. ein Zufchauerfreis. H 
Spektrum, n., pl. Speftra, nl. (von: I. specere, 
jehen, jchauen; spectrum, ein Bild in der Seele, 
eine Vorftellung; fr. spectre, Gejpenit) ein &e- 
ſpenſt, eine Erſcheinung; eine begrenzte Stelle im 
Raume oder auf einer Fläche, auf der fid) irgend 
ein ftrahlendes, — Fluidum gleichſam 
abbildet, 3.B. ein Farben-, Sonnen-, Licht-, 
Wärme-Spektrumze.; bei. das Farbenbild od. 
die Farbenreihe des durch ein Glasprisma ge— 
brochenen und zerſtreuten Lichts; speotra ocu- 
lorum, pl. Augentäuſchungen; Spektralanalyſe, 
f. die von Bunſen und Kirchhoff 1860 eingeführte 
chemiſche Erforihung der Stoffe durch die ihnen 
eigentümlichen farbigen Linien, welche fte (in einer 
Flamme verflüchtigt und dur Prisma u. Tern- 
rohr unterfucht) im Farbenfpeitrum wahrnehmen 
fafjen; Speftralapparate, pl. Vorrichtungen zur 
Hervorbringung oder Beobachtung der Speftral- 
eriheinungen; Speltro-Rolorimeter, n. oder 
Ophthalmo⸗Spektroſkoͤp, n. ein von Prof. Vier⸗ 
ordt erfundener Apparat zur Unterſuchung auf 
Farbenblindheit; Speftrometer,n. ein Werizeug, 
um die Größe der Ablentung der farbigen Spet- 
trumftrahlen zu beitimmen; Speftrofföp, n. eine 
aus enger Spalte, Prisma und Konverglas zu- 
jammengefegte Vorrichtung zur Unterjuchung der 
Speftralerjcheinungen der Stoffe; fpeftroffopiich, 
derartige Unterſuchungen betreffend. 
fpefulteren, I. (speculäri) eig. fpähen, ausfund- 
ihaften; im Geijte ſpähen, nachſinnen, grübeln, 
tieffinnig denfen, forichen; Handelsentwürfe ma- 
hen, Gewinn bereiten, auf HandelSvorteilefinnen, 
ſpähen; Speluldnt, m. (v. l. specülans) oder fr. 
Spekulatenr, (ipr. —töhr), ein Späher, Forſcher, 
Srübler; Unternehmer, Gewinnjuder, bef. Börfen- 
unternehmer, Ausbeuter; Spefulant ä la hausse 
und ä la baisse, j. Hauſſe u. Baiffe; Spefu: 
fation, f. (jpätl. speculatio) die Erforfhung, gei- 
jtige Anſchauung oder Betrachtung, bejchauliches 
Denken, Bernunftforfchung, Streben nad) über- 
iinnlicher Erkenntnis; kaufmänniſches Gewinn- 
ſuchen, Berechnung eines Unternehmens auf wahr- 
iheinlichen Gewinn oder Verluft, Unternehmung, 
bejond. Börjenunternehmung; ein fein ausgefon- 
nener Handelsvorteil; Spetulations-Effelten, 
pl. Handel3spapiere von ſchwankendem Werte, die 
daher vorzugsmweife Gegenstand der Spekulation 
werden; ſpekulatib, nl. forjchend, nachſinnend, 
grübelnd; tieffinnig, beſchaulich denkend; außer- 
oder überfinnlich; bevechnend, ſchlau, auf Vorteile 
finnend; fpelulatine Philoſophie, bejchauliche 
Vernunftwiſſenſchaft, tieflinnige Wernunftfor- 
ſchung, die unabhängig von den in der Erfahrung 
gegebenen Erſcheinungen duch den denkenden 
Geiſt die Wahrheit jucht, entg. empirifche Phi— 
[ojopbie. [vereinfachte „Weltfprache”. 
Spelin, n. eine dem Volapük nachgebildete, aber 
Spelter, m. engl. (niederd. Spialter, ml. peutreum, 
pestrum, altfr. peutre, jpan. peltre, it. peltro; 
vgl. Spiauter) — int. 
Spelünte, f.!.(spelünca) eine Höhle, ein Neit, Raub- 
PR eine finitere, Shmugige Wohnung od. Wirt- 
aft. 


- werden; 


Sphäre 


Spencemetal,n. Miſchung von Schwefel und ver- 


jhiedenen Schwefelmetallen, die Roft und Säuren 
widerjteht und zu Zapfenlagern, Klifchees u. ähnl. 
berivendet wird. 


Spencer, m. engl. eine Übermwefte, ein Weſtrock od. 


urzer Roc ohne Schöße, nad) feinem enal. Erfin- 

der Lord Spencer genannt; Spencer⸗Gewehr, 
n. älteres amerifanijches Magazingemwehr, bei wel⸗ 
chem das Magazin im Kolben angebracht war. 


ſpendieren (durch die Endung ieren vom deutjchen 


fpenden a welches jelbit ſchon im altd. 
spentön,v.|. expendere,it. spendere,entlehntift), 
jpenden, aufwenden: austeilen, zum, beiten geben, 


. Ichenfen; ſpendäbel, barb.-1. freigebig, mitteilend; 


Spendage, f. (ſpr. —dähſche; deutſch mit fr. En- 
dung) die Spende, Schenkung. 


speränzas f. it. (v. l. u. it. speräre, hoffen) Hoff» 


nung! als aufmunternder Zuruf gebräudlid; 
Sperätus, m. u. Speräte, f. I. der und die Er- 
wünſchte, Exfehnte. 


Sperma, n. gr. (en. spermatos, v. speirein, aus- 


Itreuen, fäen) der Samen; Spermacet, n. gr..!. 
Sen ceti, d. i. eigentl. Samen des Walfiſches 

alrat (ſKachelot), dab. Spermacetilichte, 
Walratlichte; Spermatias, m. ein Sämling; eine 
jamenreihe Frudt; Spermatine, f. der Samen- 
ſtoff; Spermätis, f.dieSamenader; ſpermätiſch, 
Samen enthaltend oder erzeugend, z. B. ein ſolches 
Mittel; fpermatiihe Gefäße, Samengefäße; 
Spermatologie, f.dieSamenlehre; Svermator⸗ 
rhöe, f. ein Samenfluß; Spermolithen, pl. Sa⸗ 
menverfteinerungen, verjteinerter Same; Spermos 
Iög, m. gr. (spermolögos, eig. wer Samenförner 
aufliejt) ein Schwäßer, Schmeichler, Schniaroger; 
Spermologie, f. Shwaßhaftigfeit, Schmarogerei; 
Spermozöon od. Spermatozuon, n., pl. —z0en, 
das Samentierchen (im männliden Samen). 


Speranära, £. it. (v. sperone, sprone, der Sporn, 


speronare,spronare, |pornen) ein Eilſchiff, Schnell- 
ſegler. 


Spes, f. (Gen. spei) I. die Hoffnung, auch als weib- 


liche Gottheit vorgeftellt; spes succedendi, f. die 
Hoffnung nachzurolgen oder auf Amtsnachfolge; 
cum spe succedendi, mit Hoffnung der Amts- 
nachfolge; spes vana, eine eitle, trügeriſche Hofj- 
nung; im spe, in Hoffnung, hoffentlidy; inter 
spem et metum, zwiſchen Hoffnung und Zurdt. 


Spefen, pl. (it.spese, v. [. expensae, d. expendere, 


ital. spendere, ausgeben, veriwenden) die Keiten, 
Auslagen, bej. Handlungsunkoſten, Berjendungs- 
£often, Beforgungsgebühren, Reijekoften. 


| Spegeret, f. (mi. espiciae, it. spezie, spezieria, fr. 


epices, Epicerie, jpan. especia, v. I. species, Art, 
Gattung, bej. von Kräutern, Gewürzen u. dgl. 
jpätl. Gewürz, Apotheferwaren) Gewürz, wohl- 
tiechende Kräuter 2c.; Spezereihändler, m. Ge— 
wiürzhändler, vgl. Materialift. 


Sphacelus, m. gr. (sphäkelos) Heilf. der kalte 


Brand; ſphacelieren (gr. sphakelizein), brandig 
uparelismng, m. da3 Brandigwerden; 


iphacelödes od. fphacelös, kaltbrandig. 


Sphafioten, m., pl. griechifche Bewohner der Inſel 


Kreta. 


Sphäre, f. ([. sphaera, v. gr. sphäira) die Kugel, 


der Ball; bef. die Himmelg- vder Weltfugel; der 
Kreis, die Wandelbahn; der Wirfungs- oder 
Geſchäftskreis; Geſichiskreis; Geſellſchaftskreis; 
sphaera armilläris, ſ. Armillar-Sphäre; 
höhere Sphären, ‚pl. überirdiiche Welten oder 
Segenden; Sphärenmuſik, f. die nad) der Vor— 


Sphen 


jtellung des Pythagoras duch die Bewegung der 
Weltförper entjtehende himmlifche Muh, auch 
Harmonie der Sphären; ſphäriſch, kugel— 
förmig; zur Kugel oder Kugeloberfläche gehörig; 
—— Grzei, ſ. Exzeß unter exzedieren; 

phäriſches Polygan, jedes durch Bogen größter 
Kreife auf der Kugeloberfläche begrenzte Bieled; 
Ipbärifer Triangel, ein von drei Bogen größter 
Kreiſe eingeichlofjenes Dreied; fphäriicher Win— 
fel, ein von zwei Bogen größter Kreiſe gebildeter 
Winkel; Sppärizität, f. ni. die Rundung, Kugel- 
geitalt der Körper; Sphärtiterium, n. ein Ball⸗ 
ſpielplatz; SpHärif oder Sphärologie, f. gr. die 
Kugellehre, Lehre von der Erd- u. Dimmelöfugel; 
Sphärvid, n. ein fugelähnlicher Körper, unvoll- 
fommene Rundung; Sphärsidalzuftand oder 
bäroidaler Zuftand, auch Leidenfroſtſches 
hänomen genannt (nad) Joh. Gottl. Leidenfroſt, 
1715 —1794, Brofefjor in Duisburg, der zuerit 
dieſen Zuſtand beobachtete) der Kugelzuftand, be- 
steht darin, daß ein Tropfen irgend einer Flüfiig- 
feit, der auf eine jehr beige Metallplatte gebracht 
wird, fugelige Form annimmt u. langjam, ohne 
zu fieden, verdanıpft, weil eine feine Gasſchicht, 
die durch die hohe Wärme hervorgerufen wird, den 
Tropfen immer von der Unterlage trennt; Sphäs 
roidizität, f. Neigung zur Kugelbildung, Streben 
gu Kugelform, z.B. des Waſſers; Fpharotdiich, 
gelig, kugelähnlich; Sphärolith od. Sphärulit, 
am. rundkörnig abgejonderter Berlitein, dem Pech— 
jtein und —5 verwandt; Sphäröma, n. ein 
gerundeter Körper; Sphäromadie, f. das Ball- 
ipiel; Sphärometer, n. ein Kugelmejjer, ein Werf- 
zeug, um den Durchmefjer einer Kugel zu finden, 
von deren Oberfläche nur ein kleines Stiid gegeben 
it; Sphärometrie, f. Kugel» oder Kreismeſſung, 
Kreismeßkunſt; Sphärefiderit, m. Eifenipat, 
Spateijenftein in kugel- u. nierenfürmiger Geſtalt, 
Sphärulithen, pl. neulat. eine Art veriteinerter 
Scyaltiere von fugelähnlicher Geitalt. 
Sphen,m. griech. (sphen, der Keil; wegen der feil- 
örmigen Kriitallilation) = Titanit, j.d.; Jphes 
noides oder ſphenoĩdiſch, Feilfürmig; 08 spbe- 
noides (nicht sphenoidöum), n. das eilbein; 
Sphenüjis, f. die Einfeilung. 

Sphendöne, f. gr. (sphendöne) dieSchleuder; Heilt. 
eine jchleuderfürmige Kopfbinde. 

jphenvides, Sphenoſis, j. unter Sphen. 

Sphingoͤnta, pl. gr. (v. sphingein, fchnüren) Heilk. 
ſtaärk zujammenziehende Mittel; Sphinfter, m. 
Heilk. ein Schließmusfel; sphineter ani, der 
After-Schliegmuäfel; s. vesicae, der Biafen- 
Schliegmustel; Sphinxis, f. das Einſchnüren, 
Umſchnüren. 

Sophinx, f. gr. Fabell. ein räuberiſches Ungeheuer, 
an Kopf und Brujt einer Sungfrau, im. übrigen 
einem Löwen ähnlich, bisweilen auch mit Flügeln 
abgebildet, welches auf einem Felſen bei Theben 
haufend den Borübergehenden ein Rätjel aufgab 
und jeden verjchlang, der e3 nicht löſen Fonnte. 
Odipus (f. d.) erriet es, worauf die Sphinx fid) 
vom Felſen hinabftürzte. Sie wird bald ala Sinn— 
bild der Fruchtbarkeit des Landes, bald als Sinn- 
bild der Weisheit und der Geheimniſſe in der Natur 
angeſehen. In Hgypten war die aus einem Löwen— 
feibe und Menfchenkopfe zufammengejegte männ- 
Tiche Geftalt ein Symbol des Königs. Naturbeſchr. 
ein Abendvogel, Abendſchwärmer, oder Dämme— 
rungsfalter; pl. Sphinges, auch Sphinge; vol 
Papillon und Phaläne, 


Spinell 819 


Sphinris, j. unter Sphingonta. 
Subragin, m. gr. (von sphragis, f. das Siegel) 
iegelitein, Siegelerde; Sphragtitif, f. die Siegel- 
funde, Kenntnis der Urfundenfiegel ; ſphragiſtiſch, 
jiegelfundig, die Siegellehre betreffend. 
fphyamiich, gr. (v. sphygmös, der Puls, v. sphy- 
zein, heftig wallen od. jchlagen) den Puls betref- 
fend; ſphyamẽdiſch, pulsähnlid; Sphygmo⸗ 
raph, m. gr. Inſtrument zum Aufzeichnen der 
ulsturven; Sphyamogranhie, f. die Puls- 
beichreibung; Sphygmologie, f. die Pulsichre; 
Sphyamometer od. Sphynmofföp, n. ein Puls- 
mejjer, Bulsprüfer; Sphyamoffopie, f. die Unter- 
ſuchung des ulfes; Spbhgmopbön, n. ein töneıt- 
der Pulsmeſſer, ein von Dr. ©. Th. Stein erfun- 
dener, mit dem Telephon verbundener Apparat, 
um Pulsbewegung und Herzichlag weithin hörbar 
zu machen. 

spianäto, it. (von spianäre, — |. explanäre, aus- 
gleichen, erklären) Tonk. einfach, ungekünftelt. 

Spiauter, m. (niederd. Spialter, holl. speauter, 
spiauter, peauter, piauter, fr. spiautre, altfr. 
peautre, piautre, peutre, engl. spelter, pewter; 
vgl. Spelter) = Zink. 

Spica, Ef. I. die Kornähre; ein Stern zweiter Größe 
in der Hand der Jungfrau; spicula, das Ahrchen. 

spiecäto, it. (von spiccare, hervorſtechen, piccare, 
ftechen) Tonk. deutlich betont, vernehmlich aus- 
jprechend beim Singen. f - 

Spiecilegium, n. I. (v. spica, Ahre) die Ahrenlefe, 
Nachleſe, uneig. eine Auswahl von Stellen oder 
Gedanken aus Schriften; Spile oder Shiefe, 
Spifendrde(entjt.ausspicanardi, Narden-Ahre), 
f. = Lavendel, ]. d. 

Spielhonorär, n. dtich.-L. (vgl. Honorar) ein be— 
ſtimnites Geld, welches ein Schaufpieler od. Sänger 
außer jeinem Gehalt noch für jeden Abend, wenn 
er jpielt, oder wenn er an einem Abend zweimal 
ipielt, erhält. 

Spillage, f. (Ipr. — ahſche; von Spilfe, f. od. Spill, 
n. neuhochdeutiher Nebenform zu Spindel, die 
Welle, die Schiffswinde; Gengipit mit fenfrech- 
ter, Bratſpill mit wagerechter Welle; Warenab- 
gang, Berluft durch Eindringen von Feuchtigkeit 
in trodene Waren auf Schiffen (wegen nicht ge- 
nügend dichter Berpadung). 

Spildma, n. gr. (ein: led, Schmuß, v. spilün, be- 
flecken) Heilt ein Muttermal; Spilöſis, f. die Be— 
fleckung, Beſchmutzung; die Fleckſucht. 

Spina, k. l. eig. Dorn, Stachel, Gräte; das Rück— 
grat; auch die mit Säulen und Bildwerken ge— 
ſchmückte Duermauer, welche eine altröm. Renn— 
bahn der Länge nad) durchzog, und um melde der 
Wettlauf fich bewegte; spina bifida, f. Heil. ge- 
ipaltene Wirbeljäule, angeborene Spaltung der 
Rückenwirbel und DOffenftehen der Wirbeihöhle; 
s. nodösa oder ventösa, Winddorn, Knöchen— 
wurm, englische Krankheit; fpinäl (lat. spinalis), 
rückgratartig, zum NRüdgrat gehörig; Spinal- 
Irritation, f. die Rückenmarksreizung; S.«Me— 
ningitis, f. Rücdenmarkshaut-Entzündung; S.— 
Syſtem, n. Rückenmarksſyſtem, dag Rücdenmart 
und dejjen Nerven. 

Spinät, m. (ml. spinachium,spinathia, spinachia, 
spinacia, spinacium, spinarium, spinargium, d. 
fat. spina, Dorn, Spige, wegen der jpißgezadten 
Blätter; it. spinaca, jpan. espinaca, prov. espi- 
nar, fr. &pinards, engl. spinage) ſpaniſcher Kohl, 
Grünkohl. 

Spindel, m. fr. (spinelle) j. Rubin; Spinellãn, m. 


52* 


820 Spinelle 
eine ſchwärzlichbraune, dem Laſurſtein verwandte 
Steinart; Spinellin, m. = Titanit. 

Spindle, f. (v. I. spina) die Stachelbeere; Spindtt, 
n. (it. spinetta, jpan. espineta, fr. Epinette, v. 1. 
spina) ein von J. A. Stein erfundenes Klavier, 
deſſen Saiten mit Federkielfpigen geſchlagen wer- 
den; spinöla, f. nl. = spina bifida; ſpinõos (I. 
spinösus), dornig, ftachelig, ſchwierig, bedenklich). 

Spinvzismus, m. das von Spinödza, einem jüd. 
Gelehrten zu Amfterdam (geb. 1632), aufgeitellte 
philoſophiſche Syjtem, bef. der pantheiſtiſche Grund⸗ 
ſatz desſelben, daß Gott und die Welt Eins ſei, 
wonach Gott mithin nur als Subſtanz, nicht als 
Subjekt und Geiſt beſtimmt wird; Spinoziſt, m. 
ein Anhänger dieſer Lehre. 

—— m. und f. engl. eig. eine Spinnerin; ein 

üdchen, eine Jungfer, ein Fräulein, in England 
der jelbft amtliche und urkundliche Name für ein 
Mädchen, das feinen Mann gefunden hat. 

Spintbherismus,m. gr. (v. spinthör, Funken, spin- 
therizein, Funken jprühen) das Funfenfprühen; 
Spintherometer, m. ein Funkenmeſſer, zur Be- 
ftimmung der Länge eleftriicher Funken. 

Spinthrien, pl. l. (spinthria oder spintria, m. ein 
unzüdtiger Mann) Münzen oder gejchnittene 
Steine, welde unzüchtige Gegenftände darftellen. 

feintifieren, (viel. auf eine eigentümliche Art von 
jpinnen gebildet, oder v. deutichen Spint, Holz- 
ipan, Splitter, Mehlſtoff im Korn) grübeln, nad)- 
innen, fein ausjpinnen. 

Spion, ın. (it. spiöne, fr. u. jpan. espion; Zeitwort 
it. splare, ſpan. und prov. espiar, jr. Epier, von: 
altd. sp&hön, ſpähen, engl. spy; vgl. Eſpion) ein: 
Späher, feindliher Kundſchaffer; Spionage (pr. 
—ndhiß’, fr. espionnage, m.) und Spisnerie, f. 
das Ausfpähen, die Kundichafterei; ſpionieren 
(fr. espionner), augfundjchnften, ausſpähen. 

Spiräg, f. |. (v. gr. speiraia) die Spierjtaude, eine 
Pflanzengattung von vielerlei Arten; Spträain, 
n. der gelbe Sarbeitoff in ven Blüten der Spiraea 
ulmaria oder Ulmenjpierjtaude. 

ipiräbel, I. (spirabilis, v. spiräre, hauen, atmen) 
atenıbar, verhauchbar; Spirabilität, f. nl. die 
Atembarkeit der Luft; Berdunitbarkeit eines Kör— 
vers; Spiracũlum, n. I. ein Quftloch, eine Off- 
nung; Spirdnt, m. (spirans), pl. Spirdnten, 
Spradl. der Reibelaut. 

ſpirãl, nl. (v. 1. spira, gr. speira, Windung, Kreis) 
ihnedenförmig gewunden; Spiräle od. Spträl- 
Linie, f. die Schnedenlinie, Schraubenlinie; Spi— 
räle, auch der Schraubendrabt, d. h. ein ſchrauben⸗ 
jürmig gemundener Draht, zur Hervorrufung elef- 
triſcher Snduftionen oder zur Magnetifierung ge- 
braudt; Spiral: Bohrer, Schrauben - Bohrer; 


Spiral⸗Feder, f. die Schnedenfeder in Tafchen- | 


uhren u. Belitern; Sp.-Gefäße, pl. (nl. vasa spi- 
ralia), die feinen luftführenden, bündelartig zu— 
Jammenftoßenden Röhren im Zellengewebe der 
Pflanzen, deren Wandung aus fehrauben- oder 
ringförmig gebildeten Faſern bejteht, und durch 
welche der Saft in alle Zeile der Gewächſe auf- 
Hteigt; Sb.⸗Pumbe, f. Schraubenrohr-Bumpe; 
zylindriſche Spirale, Schraubenlinie. 
Spirant, I. unter jpirabel. 


spiräto, it. (v.spiräre,—l.exspiräre,f.eripirieren) ' 


Kfſpr. im verflojjenen Monate oder Jahre. 
Spiridion u. Spiridius, ın. (v. gr. speirein, fäen) 

mönn!. Name: ein Säender, Sämann. 
Spirilius, m. (pl. Spirillen), Schraubenpilz, Schrau- 


Spiendenr 


benfeim (wie Bazillus, Stäbchenpilz, und Mi- 
krokokkus, Kugelpilz, gebildet). 

— m. l. eig: der Hauch, Wind; Atem; das 

eben, der Geift, die Kraft; ein abgezogenes gei- 
ſtiges Waffer; spiritus asper u. s. lenis, m. der 
sauhe Hauch, H-laut in der griech. Sprache, be- 
zeichnet durch“ und der fanfte Hauch vor anlauten- 
dem Vokal, bezeichnet durd) '; 8. familiäris, ein 
Schutzgeiſt, dienftbarer Geift; s. rector, der be- 
lebende Geiſt, die geiftige, belebende Kraft; der 
Kiechftoff bei den Pflanzen; s. sanctus, der heilige 
Geift; Spirituälen, pl. nl. (spirituäles, vom lat. 
spirituälis, luftig, geiltig) bejondere Sittlichfeit3- 

Aufſeher in den Prieiter-Seminarien; auch die 
itvengere Bartei unter den Franzisfanern; spiri- 
tualia od. Spiritnalien, pl. geiitliche od. geiſtige 
Angelegenheiten, Slaubengfaden, Seeljorge; in 
spiritualibus, in geijtigen oder in geiftlihen An— 
gelegenheiten; fpiritnalifieren, Scheidef. ver- 
geiftigen, geiftig machen, den Spiritus oder eilt 
aus etwas herausziehen; uneig. begeiftern; aud) 
eine geiftige, bef. Fromme oder geiltlihe Richtung 

eben, vergeiſtlichen; Spiritualtfation, f. die 
ergeiftigung, Ausziehung des Geiltigen; Spiri— 
tnalismus, m. die Geilterlehre, Xehre von dem 
Wejen des Geiftes; auch) die philoſophiſche Anficht, 
daß alles Geiſt ſei und das Körperlide aus dem 

Geijte hervorgehe, entg. dem Materialismug; 

auch unr. gebraudht ir Spiritisuns, m. Die 
Klopfgeiſterei, daS Geilterklopfen, der Verkehr mit 
Geiltern durch ein Iog: Medium; Spiritnaliſt, 
m. ein Anhänger der Geiſterlehre, und ſütritua— 
liſtiſch, dieſe Lehre betreffend, (im Sinne des 
Geifterflopfens r. Spiritift u. ſpiritiſtiſch oder 
ſpiritiſch); Spiritualität, f. die Geiſtigkeit, das 
geiftige Wefen; spiritualiter, geijtiger over geijt- 
licher Weife; fpiritucil (fr. spirituel), geiſtreich, 
geiſtvoll; finnreich, geiſtlich; Tpirttunds (fr. spiri- 
tueux), geiltig, feurig, Fräftig, jtark (von Geträn— 
fen); spirituöso od. spirit6so, auch con spirito, 
it. Tonf. mit Geift und Feuer, oder geiftig, feurig, 
lebhaft vorgetragen; Spiritudfen, pl. geilige Ge⸗ 
tränke, d. h. alle Getränke, in denen Alkohol oder 
Weingeiſt enthalten iſt. 

Spirometer, n. lgr. (von spirare, atmen) Atent- 
mefjer, eine von Hutchinfon erfundene Vorrichtung, 
En Menge der aus⸗ und eingeatmeten Luft zu 
meſſen. 

spissitas oder spissitũdo, f.l. (von spissus, dicht 
die Dichtheit, Verdichtung, Verdickung flüfliger 
Dinge, jo daß fie weniger fließen, z. B. sanguinis 
des Blutes. 

Spitäl, n. abgekürzt au Hofpital, ſ. d. 

Splanchnographie, f. gr. (von splänchnon, n., pl. 
splanchna, Eingeweide) Beſchreibung der Ein- 
geweide; Splanchnologiĩe, f. die Eingemweidelehre, 
Lehre von den Eingemweiden; ſplanchniſch, auf bie 
Eingeweide N a a 

Spleen, m. engl. (Ipr. ſplihn; vom gr. u. I. spien, 
Min Heilf. bie Milafacht, Schwermut, eine Art 
Hypodondrie (f. d.), welche oft Lebensüberdruß 
erzeugt u. meift Wirkung der Langeweile iſt; üble 
Laune, Grille, Verdrießlichkeit. er 

Splenalgie, f. gr. (v. splen, Milz) das Milzleiden, 

ilzweh; ſplenalgiſch, an der Milz leiden, milz- 
frank; Splenitis, f. die Milgentziindung; Sple— 
nographie, f. re; Spienologie, f 
die Lehre von der Milz. * 

Splendeur, f. fr. (ſpr. Plangdöhr; — |. splendor, 
v. splendere, glänzen) ver Ölanz, die Pracht, Herr⸗ 


ö— — nn — — — —— ——— —— — — — — TEE EEE SEELE Be 
— — — 


Splenia 


lichkeit; ſplendid, lat. (splendidus, fr. splendide), 
länzend, prächtig; uneig. auch freigebig; in Druck— 
Er weitläufig, mit großen — 
entg. kompreß. 
Splenia, pl(l. sing. splenium, von splen, Milz; 
wegen der Ähnlichkeit an Form und Farbe) Heilt. 
Berbandtücer, Binden; Baufchen, Dructücher, |. 
Kompreſſe. 
Spodium, n. I. (v. gr. spödion, v. spodös, f. Aſche) 
Metallafche, Ofenbruch, = Tutia; Beinſchwarz, 
Knochenkohle, gebranntes Elfenbein (spodium ni- 
grum); weißes Spodtum, Knochenaſche; Spo— 
diumfabrik, f. Knochenbrennerei mit Knochen— 
mübhle; Spodomdnt, m. gr. ein Wahrfager aus 
der Aſche; Syodomantie, f. das Wahrjagen aus 
der Aſche, = Trephomantie; Spodumen, mm. 
gr. (spodümenon, von spodün, zu Aſche brennen) 
eine grüne, perlmutterglänzende Steinart, aus 
Biefelfäure, Tonerde und Lithion beftehend, welche 
gebrannt der Aſche ähnlich wird. 
Spoglio, m. it. (jpr. jpölgo; = I. spolium) eig. 
eute; Gepäd, Kleider; in Dutarantaine-Anjtalten: 
Kleiderwechjel und — 
Spolium, n., pl. Spolia od. Spolien, I. der Raub, 
die Beute; be. erbeutete Waffen 2c. als Sieges— 
zeichen; Rſpr. Befig-Entfegung, Entwährungr 
spolia opima, pl. eig. fette, reiche Beute, die 
Waffenrüjtung, welche ein altröm. Feldherr dem 
bon ihm ſelbſt erlegten Anführer der Feinde abge- 
nommen batte; Spolien, auch die ritterlichen 
Ehrenzeichen, ala Schild, Helm ꝛc. bei Xeichenbe- 
gängniflen u. andern Öeprängen; Spolien-Klage, 
. (actio spolii) Ripr. die Klage auf augenblidliche 
Wiedergabe od. Erjaß einer geraubten Sache; Sp,= 
Hecht, das Recht eines Yandesherrn, bef. des Kai— 
jer3 od. des Papſtes, jolche Güter an fich zu bringen, 
die von katholiſchen Geijtlichen Hinterlaffen worden 
find; ſpoliieren (I. spoliäre), berauben, plündern, 
gewaltjam nehmen; Spoltdtt (spolians) od. Syo⸗ 
fierer, m. der Raub— Be Sholiät, m. (spo- 
liätus) der Kläger in einer Spolienklage; Spolin= 
tion, f.(l.spoliatio) die Beraubung, Blimderung; 
Spoliätor, m. ein Berauber, Blünderer. 
Sponde oder Bettſponde, f. (vom I. sponda) da 
Settgeitell, die Bettitatt. 
Spondäus, m. |. (v. gr. spond&ios, d.i. eig. zu den 
feierlihen Opferfpenden, spondai, gehörig, welche 
von langjamen, ernjten Melodien begleitet wurden) 
Versk. der Gleichſchritt, Zweifchlag, Doppelichlag, 
ein Versfuß von 2 langen Silben (--), 3. B. Voll- 
mond, aufgehn 2c.; Syondaieus od. Spondiäcns, 
m. ein Herameter, deſſen fünfter Fuß ein Spon— 
deus ift. 
fpondteren, !. (spondäre) feierlich oder heilig ver- 
jprechen, geloben, zufagen; Sponfus, m. der Ver- 
lobte, Bräutigam; Sponſa, f. die Berlobte, Braut; 
Sponfalien, pl. (l. sponsalia) das feierliche Ehe— 
verjprechen, Berlöbnis, Verlobung u. Verlobungs— 
feier; Ehevertrag, Eheſachen; Sponfion, f. (I. 
sponsio) die feierliche Verſprechung, Zuſage, dag 
Gelöbnis; sponsio de futuro, Öelobung od. Ver- 
lobung für die Zufunft; s. publica, öffentliche 
Berlobung od. rum: Gabafor. uch Bürge; 
sponsor fid®i, eig. ein Ölaubensbürge, Taufpate; 
s. paecis, ein Sriedensbürge; ſponſieren (vom I. 
sponsäre), gem. f. buhlen, liebeln, um ein Mäd- 
hen werben. 
Spondijlus, vi (spöndylos od. sphöndylos), pl. 
Spondülen, Wirbeltnochen, bef. Rüdgratwirbel; 
ſpondijliſch, die Rückenwirbel betreffend; Spon- 


— — — — — — — — — — — 


sporco 


Short n. engl. ( 


Sporteln 821 
dyliten, pl. Lazarusklappen, eine Art verfteiner- 
ter Schaltiere; Epond fitis, f. die Wirbelentzüne 
dung, Eiterung eines Wirbels; Spondylolithen, 


hr verjteinerte Fiichwirbel; Spondylozden, pl. 
irbeltiere. 


Spongia, f. gr. u.l. der Schwanım; spongla offl« 


einälis, [. der gemeine Badefhwamm; Spongptög 
((. spongiösus), ſchwammicht, loder; Snpongioli— 
then od. Spongiten, pl. gr. Shwammiteine, ver- 
jteinerte Schwanmforallen; Spongöſis, f. Heilk. 
der Gliedſchwamm; Spongozden, pl. Meer- 
ſchwämme. fpoͤndieren. 


Sponja, Sponſalien, Sponſion ꝛc., |. unter 
sponte od. r. sua sponte, |. ige von freien 
e 


Stücken, von felbft, aus eignem Triebe; fpontän 
(l.spontan&us), — ungezwungen, auf eignen 
Antrieb; willkürlich; Heilt. ſpontane Verrentuns, 
d. i. Verrenkung infolge einer Krankheit des Ge- 
lenkes ohne Einwirkung einer äußeren Gewalt; 
Spontaneität, Spontanttät, f. nl. die freie 
Willenskraft, freiwillige Entichliegung ; Selbjttätig- 
feit; Willfür, Selbſtbeſtimmung. 


Sponton, m. (ſpr. |pongtöng; fr. sponton, espon- 


ton, jpan. esponton, v. it.spontöne od. spuntöne, 
vb. spuntare, abipigen, abftumpfen, ſtutzen; vgl. it. 
puntone, eine lange und jtarfe Spiße, von punta, 
Spiße, v. püngere, pügnere = |. pungöre, ſtechen) 
das Kurzgemwehr, die halbe Pike, ein Spieß der 
Unteroffiziere. 


Spordden, pl. gr. (Sporädes, v. sporäs, zerjtreut, 


v. speirein, ausjtreuen, fäen) zerjtreut liegende In— 
jeln, bef. im griech. Archipelagus; ſporaͤdiſch, zer- 
jtreut, einzeln und außer Gejellfchaft lebend, ein- 
zeln ſtehend, vereinzelt; ſporadiſche Krankheiten. 
die nur einzelnen Perſonen u. nicht ganzen Län- 
dern zuſtoßen, entg. den epidemiſchen; Spore, f. 
(v. gr. sporä, Saat) Keimforn, der Samen frypto= 
gamijcher Pflanzen; Sporangium od. Sporan⸗ 
gidium, n. (v. Angos, Gefäß) ein kleines Samen» 
gefäß; die Fruchtgülle der Kryptogamen, Mutter- 
zelle ver Sporen bei den Algen; Sporogontum, 
n. gr. (vd. Spore u. gönos, die Geburt, das unge), 
bei ven Mooſen die aus der befruchteten Eizelle der 
Archegonien, d. i. der weiblichen Geſchlechtsorgane, 
ſich entwicelnde jporenbildende Frudt. 

it. — 1. spurcus) unrein (3. B. in Quaran- 


tänen); bei Kaufl. — brutto. 


Sporenorden, der von Gregor XVI. 1841 gegrün- 


dete Orden des heil. Sylveiter. 


Spores Raffel, n. (jüd. und rotwelſch) bares Gelb, 


Elingende Münze. 
—* ſpohrt mit langem offenem o, 
ehemal3 auch disport, v. altfr. desport, deport, 
prov. deport, it. diporto, Beluftigung, Bergnügen; 
das völlig eingedeutfchte Wort ifi in deutſcher Aus— 
ſprache: Schpört zu |prechen) Spiel, Scherz, länd⸗ 
liche Vergnügen, bei. alle Leibesübungen u. Ver- 
nügungen, welche Gejchielichkeit, Kraft u. Kühn- 
Beit erfordern, als: Pferderennen, Jagd, Wettlauf 
u.Wettenaller Art; Sportsman,m.(jpr.—männ), 
pl. Sportsmen, Liebhaber von Jagd, Wettrennen 
2c., Sportliebhaber. 


Sporteln, pl. (vom I. sportüla, eig. ein Körbchen, 


worin man jemand Speifen zum Geſchenk jandte; 
dann überh. Geſchenk) gerichtliche Nebengebübren, 
Schreibgelder, Nebeneinkünfte; Sporteltafie, f. 
Kaſſe für die einfommenden Sportein; Sportels 
tare, f. die gefetliche Borjchrift über die Gebühren 
für Gerihtshandlungen; Sportuldnt, m. ni. 
Sportelmacher od. »erheber. 


822 Sposalizio 


Sposalizio, n. ital. (vgl.jpondieren) Benennung des 
befannten Gemäldes von Rafael „Mariä und 
Joſephs Verlobung”, in der Breragalerie zu Mai- 
land, gemalt 1504. 

Spradorgane, pl. die Teile des Körpers, durch 
deren Mitwirfung die Spradhlaute erzeugt werden: 
Kehlkopf, Munde, Rachen- und Nafenhöhle, Gau— 
men, Zunge, Zähne, Lippen. 

Spragen, a3 Entfliehen des Sauerjtoffs beim 
daltwerden gefhmolzener Metalle. 

Spray, m. engl. (fpr. ſpreh) Sprüher, Zeritäubung, 
zerſtäubte Flüffigfeiten, die fäulnisverhittend wir— 
en, bei Operationen angewandt, um Wundfranf- 
heiten zu verhüten. 

Sprenggelatine, f. d.fr. (pr. —ſchelatihn', vgl. 
Selatine)ein gallertartiges Sprengmittel, das gelb- 
(ih ausfieht und bejonders aus Nitroglyzerin be- 
iteht, auch Gelatinedynamit genannt. 

Sprengaummt, n. = Sprenggelatine, |. d. 

Sprengftultur, f. durch Dynamit geloderterBoden. 

Sprinter, m. Flieger (in der Sportiprade). 

Sprit, m. = Spiritus, abgezogenes geiftiges 
Waſſer, bei. Branntiwein,welcher wenigiten350 Pro- 
zent Alkohol hat. | 

Spuma, f. !. der Schaum; ſpumös (1. spumösus), 
ſchaumig, ſchäumend. 

Spureitien, pl. (v. l. spurcitia, spurcities, Unrei— 
nigfeit; sporco) Unflätereien, Zoten. 

Spurius, m. l. (spurius, unecht) ein unehelicher 
Knabe, Baſtard; Spurig, f. eine uneheliche Toch— 
ter; ſpuriſch, unecht, untergejchoben, faljch. 

sputum, n.[.(v. spuere, jpeien) daS Ausgeſpieene, 
der Ausmwurf. 

fquamds, I. (squamösus, von squama, Schuppe) 
ſchuppig, geihuppt. 

are, m. engl. (jpr. ſtwehr; v. altfr. esquarre, 
iered, I. gleidjj. exquädra, von quädra, Viereck, 
altfr. esquierre, jet equerre, Winkelmaß, jpan. 
esquadra, it. squadra) ein Biered, Häuferquadrat, 
Häujerblod; bej.ein vierediger, oft jedoch auch run— 
der Schmudplag in den engl. Hauptitädten; Gar- 
tenanlage; aud ein Flächenmaß — 55,3 qm; 
Square mile, Quadratmeile. 

Sanatter, m. nordamerifan. (pr. jfwätter; v. engl. 
squat, fauern, niederhoden, altfr. esquachier, it. 
quatto, gedudt, gebüdt, v. I. coäctus, zufammen- 
getrieben) ein Anfiedler im weſtl. Amerika, der ſich 
ohne irgend einen Rechtstitel auf nicht urbaren 
Ländereien niederläßt; in Auftralien derjenige, 
welcher außerhalb der Grenzen des bereit3 ver- 
mefjenen Landes Weideland pachtet, um darauf 
Schaf- und Rindviehzucht zu betreiben; vgl. Bad- 
woodsmen. 

Sauaw, f. engl. (ſpr. ſtwaͤh) eine Indianerin in 
Nordamerika. 

Squilla, ſ. Scilla. 

Squire, = Esquire. 

Sſalgän, m., pl. Sſalgaͤnen, ruſſ. (v. ssälo, Talg, 
u. viell. v. gonjat) od. gnatj, treiben, deſtillieren) 
eine Zalgjiederei, bei. in und um Odeſſa und in 
den Steppen de3 jüdl. Rußlands. 

Sfamoderigez, m. ruſſ. (ſpr. ſh wie ſch; ssam, felbft, 
u. dershawa, Macht, Herrſchaft) Selbitherricher, 
Titel des ruſſiſchen Kaiſers. 

Sſamoſwänez, m. ruſſ. (v. ssam, ſelbſt, u. swatj. 
rufen, nennen) einer, der ſich einen falſchen Namen 
beilegt, der Falſchnamige; dah. z.B. Dimitri-Ssa- 
moswänez, PBjeudo-Demetrius (1605 —1606), der 
falſche Demetriuß. 

Zjamewdr, m. ruſſ. (ſpr. Bamamdr; eig. Selbit- 


Sſwod 


kocher, v. ssam, ſelbſt, u. waritj, kochen) ein kleiner 
kupferner Keſſel, bef. zum Teekochen, ein Kochkeſſel, 
Teekeſſel, Teekocher, Teemaſchine. 

Sſarafäͤn, m. ruff. (gr. särapis, ein perſiſches Kleid, 
aus d. per. seräpä, d. h. von Kopf bis zu Füßen) 
ein Rod der rufj. Bäuerinnen ohne Armel, big 
auf die Ferſen gehend und vorn zugefnöpft. 

Siarat, m. rufj. (aus d. perf. sersi, Ralaft Haus; 
vgl. Serail) der Schuppen, Schauer; dab. auch 
Karawanßarat, f.d. 

Sieihen od. Siaihen, m., eig. f. ruſſ. (fpr. ßaſchen; 
abgel. v. ungebräuchl. ssjagätj, faljen, erreichen, 
berühren, reichen) der Faden, ein ruſſ. Kängenmaß 
= 3 Arſchin (f. d.) = 7 ruſſ. Fuß = 48 Werſchok 
(1. d.) = 84 ruſſ. Zoll = 2,134 m. 

Sihörnoje Uloſhenije, f. od. eig. n. ruſſ. (fpr. ſh 
wie kb; v. ssbornüj, aja, oje, gejammelt, u. ulo- 
shenije, Verordnung, Geſetzbuch) das alte, aus 
lauter einzelnen Verordnungen bejtehende, allge- 
meine ruf). Landrecht von 1649, entg. Sſwod, ſid— 

oe 3% Sit, n. kleinſte Rehnungsmünge in China 
ſ. Liang). | 

Siennäja (näml. Ploöſchtſchad“ f. d.), f. ruſſ. (v- 
sseno, Heu) der Heumarkk. j 

Siig, m., pl. Sſigi, ruſſ. (for. Bigg; ſchwed. sik) der 
Schnäpel, die Seeforelle (Salmo lavaretus). 

Sürotffii Sfud, j. Siud., . 

Siijatelftivn, f. ruf. (v. ssijätj, glänzen, leuchten) 
Erlaucht, Titel für Grafen, — Clarissimus oder 
Illustrissimus. 3 

Simotritel, m. rufj. (von ssmotr"tj, jehen, beauf- 
ſichtigen) der Auffeher. U DIR 

Sſorokowdi, m. rufj. (von ssörok, vierzig) eig. der 
bierzigfte, ein rufj. Flüſſigkeitsmaß = 40 Wedro 
(Eimer) = 491.871 1. 5 

Sſoͤtnie od. r. Sſoͤtnja, f, pl. Sſoͤtnien, ruſſ. (v- 
ssto, hundert, gen. pl. ssot), daS Hundert, z. B. 
Koſaken; Sfötnif, m. ein Hauptmann (über 100 
Mann), vgl. Setnik. 

Sſowremeénnik, m. rufj. (v. Vorw. sso, mit, und 
wremja, Zeit) der Zeitgenofje, Mitlebende; Titel 
ruſſ. Zeitungen. 

Sfud, m. * das Urteil, Gericht, z.B. Sſirotſlij 
Sſud, m. (v.ssirotä, die Waiſe) das Waiſ engericht; 
Sindjd, m. der Richter; Sſudjebnũj Sſlädowa⸗ 
tel, m. (von ssladowatj, folgen, unterfuchen) der 
Unterfudjungsrichter. 

Siuddf, m. ruſſ. (ſpr. Buddd) der Sander, Sand- 
barjch (Lucioperca). j | 
Sfüudarj, m. ruff. (verf. aus Gofjuddrj, ſ. d.) als 
Anrede: mein Herr! gnädiger Herr! Sfuddrynia, 
f. (verk. aus Gofjuddrynja) Madame! gnädige 

Frau! oder auch mein Fräulein! — 

Sſüßlik, n. ruf. (ssüsslik, m.) Die Zieſelmaus, 
Steppenratte, Erdzeiſelchen (Citellusvulgaris,Mus 
ponticus), ein in Südrußland häufiges Tier von 
der Größe eines Hamſters, mit gefledtem Selle, der 
als Pelzwerk unter dem Namen „Sufjelden” 
befannt ift. : AR 2: 

Siwätlait, f. ruſſ. (v. sswät, Licht; sswätlü), hell, 
heiter) Durchlaucht, Titel für jlav. Fürſten — 
ee hrſch itj, einwickeln, zu 

Sſwita, f. ruſſ. (wahrſch. d. sswit), ein zu⸗ 
—— ein jlav. Oberhemd, Kittel, beſ. der 
aus brauner Schafwolle gewirkte, mit Kappe ver- 
ſehene Mantel der Hirten im füdl. Rußland. 

Sitvod, m. ruſſ. (eig. Übereinitimmung, Verglei- 
hung, Zufammenftellung, v. sswodit), zuſammen⸗ 
bringen, vergleichen) oder Sſwod ſaloͤnow (ſpr. 
—— v. sakon. ſ. d.) das neue, ſeit 1833 


Sſynod 


eingeführte ruſſ. Geſetzbuch, entg. Sſbornoje 
Uloſhenije, |. d. 

Eiynön, m. ruff. (fpr. Bynsdd; v. gr. synödos, vgl. 
Synode) die oberjte Verwaltungs- u. Gerichtöbe- 
hörde der griecdh.-orthodoren Kirche und zugleich 
höchſte Kompetenz in firchlichen Streitfragen. 

Stants-Bewind, n. holl. (von bewind, Regierung, 
Verwaltung, vom altholl. bewinden, verwalten) 
die Staatsregierung; St.-Aktionen, Staat3be- 

- gebenheiten; in der Berbindung Haupt» und 
Staat3aftionen, Dramen erniten Inhalts, die 
Ereignifje aus der Staats- und Herrjchergeichichte 
darstellten, gegen Ende des 17. Jahrh üblich; 
&t.:Banfrott, m. der Zuſammenbruch der Fir 
nanzen eines Staates, indem ein Staat nicht im- 
itande ift, die von ihm ausgegebenen Staat3papiere 
einzulöfen und feine Schulden zu tilgen; St.-Ef— 
fetten, pl. dtich.-I. Staatspapiere, — Effekten; 
St.-Garantie, f. Sicherheit, die der Staat einem 
Brivatunternehmer gewährleiftet, indem er für die 
Kapitalverzinfung garantiert ujw.; St.⸗Marl, 
f. eine alte gemeinjchaftliche Silbermünze der 
Städte Lübeck, Hamburg, Liineburg und Wismar 
(um 1550), etwas über 3 Mark an Wert; St.-Ri— 

tto,j.Rijtretto; St.-Sekretär, m. Miniſter; 
oriteher eines Reichsamtes im Deutichen Reiche; 
Unterftaatsijetretär, Stellvertreter eines Mini- 
jters in Preußen; Staats:Serbituten, pl. Ein- 
griffe eines Staatesin die Verwaltung eines andern, 
die auf völferrehtlihem Wege geordnet find; St.⸗ 
Sozialismus, Fürſorge des Staate2 für die volf3- 
wirtichaftlichen Berhältnifjeinnerhal& der beftehen- 
den Geſellſchaftsordnung und Bewirtſchaftung ge- 
wifjer Betriebe durch den Staat (z. B. Poſt, Eifen- 
bahn u. a.). 

Stäbat mater, n. I. d. i. die Mutter (Jeſu, ſtand 
(am Kreuze), ein mit dieſen Worten anfangender 
berühmter Gejang der Fathol. Kirche, in Muſik ge- 
ſetzt v. Baleitrina, Pergolefi, Haydn u. a. 

ftabil, I.(stabilis, e,v. stare, ftehen! beftehend, jtand- 
haft,dauerhaft, jtändig, nicht veränderlich, feit, fejt- 
geſetzt; ftabilieren (I. stabilire),auch ftabilifieren, 
ftabilitieren, feitiegen, befejtigen oder fejtigen; 
Stabilift, m. nl. ein Anhänger des Beſtehenden; 
Stabilität, f. 1. (stabilitas), die Feſtigkeit, Dauer- 
baftigfeit, Dauer, die Bejtändigfeit, dag Verblei— 
ben; Stabilitäts-Syſtem, n. das Syſtem des 
Beharrens bei den Bejtehenden, Herfümmlichen. 

Stabsquartier, n. Hauptquartier, wo der Feldherı 
mit dem Stabe der Armee liegt. 

staccäto, it. Ton. (v. it.staccare, distaccare, prob. 
destacar, fr. detacher, losmachen; vgl. detachieren 
u. attacjıeren, gejtoßen, abgeftopen, kurz, gebrochen 

Stadion, 1. Stadtım. 

j. Stafet. 

Stadera, f. ſ. Ota. 

Stadhonder, m. (fpr. —hauder) holl. Statthalter. 

Stadium, n. I. (v. gr. städion) ein altes Längen— 
oder Wegemaß dv. 125 Schritt od. 600 griech). und 
625 rom. Sup, 40 Stadien = 1 geogr. Meile; die 
Renn- od. Yaufbahn, bei den Wettfpielen der alten 
Griechen; uneig. die Berlaufgzeit, ein Zeitabjchnitt 
oder Zeitraum in der fortjchreitenden Entwidelung 
einer Begebenheit oder eines Zuſtandes, z. B. einer 
Krankheit (stadium morbi),Stufe, Entwidelungs- 
ſtufe; Stand, Lage, Sachlage. 

Staffane, ſ. jtaffieren. 

Etaffette od. Stafette, f. (v. it. staffetta, fr. esta- 
fette, v. it. staffa, Steigbügel, Stegreif, v. althochd. 
stapfe, stapfo, &tapr, Tritt, stepfen, ftapfen, 


| 


Stalagma 823 


ſtaffen, ſtappen, treten) ein außerordentlicher 
ee od. reitender Poſtbote, Eilbote zu Pferde, 
Haftreiter; ein auf diefe Weife abgeichidter Brief; 
der Prachtkäfer. 

ftaffieren (deutich mit jremdartiger Endung, von 
Stoff, alio ftatt ftoffieren; holl. stoffeeren, 
altfr. estoffer, fr. etoffer) mit Stoff oder Zubehör 
verfehen, ausrüften, bejegen; verzieren, aufpußen; 
Mal. mit Beiwerk auszieren; Staffterung, f. Die 
Berfehung oder Ausrüftung G B. eines Zimmer?) 
mit Zubehör; Aufpugung, Beſetzung eines Klei- 
dungsſtückes, Steifung eines Hutes; Mal. Staf- 
fierung oder gew. Staffane, f. (Ipr. —ähſch) die 
Belebung eines Gemäldes mit einzelnen Figuren 
oder ganzen Gruppen von Menfchen, Tieren ꝛc.; 
u. dieje Figuren ꝛc. jelbit; Beiwerk; Staffierer u. 
Stafftermaler, m. ein Anftreicher, Vergolder, 
Stubenmaler. ; 

Stage⸗coach, f. engl. (ſpr. ſtehdſchkohtſch; v. engl. 
u. fr. stage= Station; altfr. estage,prov.estatge; 
it. stagglo, Stelle, Wohnung, Aufenthaltsort, 1. 
gleich]. staticum, v. stäre, ftehen, eine Landkutſche, 
Boftkutiche; Stagiaire, m. fr. (pr. ſtaſchiähr') ein 
junger Recht3gelehrter, der beieinen Rechtsanwalt 
jeinen Stand (stage) hat, bei ihm arbeitet zu feiner 
Ausbildung; ftagieren {ipr. geſch, jeine Probe— 
zeit bei berihledenen Gerichten u. Rechtsanwälten 
durhmaden; ſtagionär, in diefer Probezeit be- 
findlih; vgl. Etage. 

Stapione, f. it. (fpr. ſtadſchone) Jahreszeit; bei. 
DOpernzeit (vgl. Saijon); stagione di sartello, 
der Zeitraum für Verſchreibung von Künitlern an 
einer Bühne. 

Stagirit, m. Bezeichnung des Aristoteles, n. ſ. Ge— 
burtsorie Stagira in Mazedonien; pl. Stagi⸗ 
viten, Anhänger desfelben, Ariftoteliter. 

Staglio, m.it.(jpr.itdljo; v.stagliäre, f.distagliare, 
fr. detailler, zerjchneiden; vgl. Detail; Kfipr. die 
Durchſchnittsrechnung, der Überſchlag in Bauſch 
und Bogen. J 

ſtagnieren, I. (stagnäre, von stagnum, ſtehendes 
Waſſer) ſtillſtehen, ftocen, faulen, jumpfen \v. 
Waſſer und anderen Flüffigkeiten); ftagndnt, ftill- 
jtehend, ſtockend, Stagnation, f.nl. derStillitand, 
die Stodung, Fäulnis. 

Stagnol, j. Stannio!. | 

Stahlbronze, f.dtih.-fr.(ipr.—brongie;vgl.Bronze) 
Geihütmetall, das aus 91 Teilen Kupfer und 
5 Teilen Zinn bejteht und in gußeifernen Formen 
gegoffen it; auch Uchatiusſtahl genannt; Stahls 
sräparate, Zubereitungen aus Eifen, dieals Heil» 
mittel gegen die Bleichſücht verwendet werden. 

Stajo, m. it. (vgl. Staro) der Scheffel, ein ehema- 
liges ital. Getreidemaß von 24—100 1; Stajsle, 
m. ein Feld- oder Flächenmaß in Florenz. 

State, n., pl. Stafcs, engl. (jpr. ſtehk, ſtehls, vom 
deutich. fteden) der Sa, Einfag im Spiele, bei 
Wetten, bef. bei Bferderennen. 

Etafet, n. (niederd. Stafet, Stadete, Hol. 
staket, staketsel, it. steccata, dv. niederd. Stafe, 
Stafen, Stade, Steden, holl. staak, angel. 
staka, engl. stake, it.stecca,stacca, prov.u.fpan. 
estaca, altfr. estaque, estache, Pfahl) ein Pfahl— 
— Bfahlgehege, Pfahl- oder Lattenzaun, Ge- 

jtäbe. 

Staldema, n. gr. (von staläzein, tröpfeln) das 
Tröpfelnde, der Tropfen; Heilk. Abgetropftes; 
Staldgmus, m. u. Staldris, f. das Abtröpfelt, 
die Abtröpfelung; Stalagmit, Tropfſtein, auf dem 
Boden dur Auftröpfeln gebildet ; Stalaftit, m. 


824 Stallaggio 
Tropfitein, anı Dad) od. an den Seiten einer Höhle 
durch Abtröpfeln gebildet; auch überh. Tropfitein, 
Sinter oder Kalkſinter, ein aus fohlenfauren Kalt 
enthaltendem Waſſer abgejegterfaferiger Kalkſtein, 
3. B. in der Baumannshöhle am Harz ıc.; ſtalak⸗ 
titiſch. tropfiteinartig, zapfenförmig. 

Stallaͤggio, m.it.(ipr. —ddjcho; v. stalläre, bleiben, 
verweilen, prov. u. altfr. estal, it. stallo, Stelle, 
Aufenthalt, vom althochd. stal, Stelle) das Tager- 

eld, Hafengeld (deutjch mundartl. das Stallgeld, 

. Standgeld, Stättegeld). 

ftaltiich, gr. (staltikös) v. stellein, zufammenziehen) 
zuſammenziehend, zurüdtreibend, hemmend; Stals 
tifa, pl. Heilf. zufanımenziehende, blutjtilleiide, 
auch wegätzende Heilmittel. 

Staltwarts, pl. in den Vereinigten Staaten von 
Nordamerika die entſchiedenſten Republikaner. 

Stambul, n. türk. eig. Iſtaͤmbul (entit. aus gr. 
eis ten pölin, in die Stadt) eig. nur die Altitadt 
od. der innere Teil von Konftantinopel, jest gem. 


nungsmünze v. Gold, etwa — 74, M; Stambul- 
Efendi-Baſchi, oberiter Richter in bürgerlichen u. 
peinlihen Sachen in Konjtantinopel. 

Etamen, n., pl. Staming, I. (v. stäre, ftehen) eig. 
der Aufzug oder die Kleite eines Gewebes; Staub- 
fäden und über. Staubgefäße in den Blüten der 
Pflanzen, vgl. Anthere; uneig. f. Anfänge; Sta⸗ 
minodium, ein Nebenjtaubgefäß, das feine An— 
theren (ſ. d. unter Anthos) befigt und daher umn- 
fruchtbar ift. 


Stamım-BrioritätssAttte, f. eine nicht gleich bei | 


Übernahme des Grundfapitals, fondernfpäteraus- 


en Aktie, die aber Geminnanteil und felte | 


Zinſen gewährt; Stammregiiter, ein Regiſter, 
aus dem wichtige u. wertvolle Scheine (3.8. Schecks 
u.a.) geihnitten werden, in dem aber ein Streifen 
zurüdbleibt, vermittel3 deſſen jederzeit die Echtheit 
eine3 ſolchen Scheines feitgejtellt werden fann. 

Stampa, f. it. (v. stampäre, jpan. estampar, autf- 
drüden, prägen 2c.,=althodhd. stampfön, ſta mp⸗ 
fen, ftempeln) der Drud, das Gepräge einer 
Münze; auch Druckſachen; Stampilie, f.(mi.stam- 
pilla, fr. estampille) einStempel, beſ. zu Namens⸗ 

zügen unter Urkunden. 

Etampiglien, = Stampille, |. d. 

Ständer, n. engl. (v. stand, ftehen; eig. ein frei⸗ 
jtehender Baumftamm, eine Richtpfoſte; vgl.jedoch 
Standarte) jedes durch das Geſetz beitimmte Maß, 
Eichmaß, Richtmaß; der gejeglihe Münzfuß ꝛc.; 
Standard-Gold, n. Normal- od. Münzgold = 
22 Karat feines Goͤld; Standard: od. Standart⸗ 
Probe, f. Kfipr. das Warenmufter, welchem eine 
Lieferung entiprehen muß; daher in Zuſammen⸗ 
jegungen: Standard= foviel wie muftergültig, 
maßgebend, 4.8. standard work, n. ein muſter⸗ 
gültiges (klaſſiſches) Werk. 


Stange, f. it. (stanza 
die ganze Stadt bezeichnend; m. eine türkiſche Rech⸗ 3 


| 
| 


1 


| 


Staroſt 


ſern beſtehenden Wohnorte der Koſaken, ein Ro 
ſakendorf. 

stannum, n. l. das Zinn; bei ven Alten: Wert, 
Werkblei, eine Verbindung von Blei und Silber; 
Stannäte, pl. zinnfaure Salze; Stannisl, n. 
nl. (it. stagnuölo, v. stagno, Zinn, v. ml. ste- 
gnum f. stannum) ganz dünn gemwalztes Zinn- 
blech; Blatizinn oder tunblättgien; Zinnfolie; 
Stannin, ein Zinnkies, der aus Kupfer, Eifer, 
Sinn u. Zink beiteht; Stannit, m. der Zinnties. 

Stanowoi oder Stanowoi Priſtaw, m. ruſſ. (ſpr. 
ßtanowð ak von stan, Zager, Feldlager, aljo 
eig. der PBrifjaw [j. d.] eine Stan) uneig. der 
Kreisrichter, Yandpolizeileutnant. 

stante, it. (v. l. u. it. stare, jtehen, bejtehen ze.) 
Kfipr. in diefem oder gegenwärtigem Monate; 
— podo, l. ſtehenden Fußes, auf der Stelle, 

ogleich. 

ftantiert, j. stentato. | | 

l. gleich]. stantia, von stäre, 
stehen, fichaufhalten, anhalten) 1.der Aufenthaltig- 
ort, ein Zimmer, eine Stube; auch ein Wandge- 
mälde zur Zimmerverzierung, be. die berühmten 
Wandgemälde Rafaels im vatikaniſchen Palaſt 
in Rom; 2. der Haltpunkt od. Abjchnitt in einem: 
Gedichte; ein Reimſatz, Geſätz, = Strophe; bei. 
die adıtzeiligeital. Strophe(ottaverime), beſtehend 
aus acht fünffüßigen jambifchen Berjen, worir. 
zwei Reime dreimal miteinander wecdjeln u. die 
dann mit zwei gepaarten ſchließen; doch gibt e2 
auch unregelmäßige, die mit dem Reim beliebig 
wechſeln und die man deshalb wilde Stanzen 
genannt hat; 3. eine ftählerne, vertieft gearbeitete 
Form, um dDiefelbe vermittel3 eines Prägwerks 
auf Metallblech zu drüden; auch ein jtählerner 
Zylinder zum Ausjchneiden von Metallftiiden ver- 
ſchiedener Form durch Drudkraft. 

Stapelie, f. (nl. Stapelia; nach Bodeu3 Stapel, 
einem holländifchen Arzte, gejt. 1616, benannt) eine 
Treibhauspflanze von jehr vielen ſchönen Arten 

— Südafrika. hyIs, Tran 
taphylägre, n. gr. (v. staphyle, Zraube, uneig. 
——— im Schlunde) Heilk. die Zäpfchen- 
zange, ver Zäpfchenhalter, Staphylee, f.die Bim- 
pernuß, ein Baum von verjchiedenen Arten; Sta— 
ghyfton, n.ein Weinbeeriernden; Heilf, ein dieſem 
aähnliches er ee ber a ſta⸗ 

liſch, das Zäpfchen betreffend. 

a * engl. ein Stern; namentlich bildlich von 
einer Theatergröße, einem Virtuoſen und ähnl. 

Star oder Stär, m. (= it. staro, ſ. d.) ein Getreide⸗ 
maß in Tirol, = Ye Wiener Metze =30,74]; au 
ein Rübel, als Maß für Erze, Salz ıe. 

Starboard, n. engl. (pr. —bohrd; aus dem deut⸗ 
ſchen Steuer, engl.steer, entjtellt; vgl. Striborb) 
das Steuerbord, die rechte Schiffgfeite; vgl. Lar- 
board u. Badboro. 


Standsrte, f. (engl. standard; prov. estandart, Stareſchin, m., pl. Starefginen, ſlav. (Ipr.Bta—-: 


estendart, jpan.estandarte, altfr. estendard, fr. 
etendard, it. stendardo, vom l. extendöre, prov. 
estendre, fr. etendre, it. stendere, ausbreiten, 
entfalten) urjprüngl. das Eaiferliche Reichsbanner; 
eine Reiterfahne, ein Fähnlein; die Rute des Wolfs. 

Stangiew, j. Stongiemw. 

Stäanislaus, ın. jlav. (jpr. Bta—; poln. Stanislaw, 
v. sstan, Stand, Staat, u. sslawa, Ruhm) männl, 
Name: Ruhm des Standes oder Staates. 

©tanize, f., pl. Stanizen (ipr. Btaniza; rufj. ssta- 
niza, von sstan, Standort, Aufenthalt, Lager, 
sstatj, jich ftellen) die aus 50 bis 300 kleinen Hätt« 


| Staröjt, m. (ſpr. 


| 


jerb. starjeschina, altjl. starjeischina, rufj. star- 
schinä, v. jlav. star, alt) Yamilienoberhaupi, 
Stammoberhaupt. nd 

Starie, £. fr. (v. 1. u. it. stäre, jtehen) Schiffipr. bie 
Ziegezeit, Liegetage der Schiffe in den levantiſchen 
Häfen über die vorgeſchriebene Zeit hinaus und 
die Gebühren dafür. 

Staro, ın. it. (auch Staja; 2 aus sestaro, 88- 
stajo, dv. I. sextarius; vgl. Geiter) |. Stajo. 

— ruſſ. sstärosta, v. ſſab 

star, alt) eig. ein Älteſter; in Polen ein Landhaupt⸗ 

mann, vornehmer Beamter, Statthalter; in Ruß⸗ 


Start 


land ein aus den Bauern gewählter Aufjeher zur 
Aufrechthaltung der Ordnung, Dorffchulge; in der 
Lauſitz ein Aufſeher über die Zeidler oder Bienen- 
pfleger; Stavofter, f. Würde u. Gebiet eines Sta- 
rojten, die Landhauptmannschaft; Staromerzen, 
pl. rufj. (starowier, ein Altgläubiger, von wieritj, 
glauben) Altgläubige, Raßkölniki. 

Stärt, engl. m. Ablauf (dev Rennpferde uſw.); 
Rennpfoften, von dem aus abaelaufen wird; ſtür— 


ten, im Rennen mitlaufen, wettrennen, »jegeln, 


-rudern ufw.; geftartet werden, an den Renn— 
pfojten geitellt werden; Starter, m. der Ablaſſer, 
Rennmwart, welcher das Zeichen zum Ablaufen der 
Pferde gibt. Die Ausdrücde find ſämtlich von den 


Vferderennen auch auf die Wettrennen der Rad- 
ſtatiſch, ſ. unter Statik. 


fahrer und Wettfahrten der Ruderer uſw. über— 
tragen worden. 

Startin, Starting, m. od. Startine, f. das Faß, 
ein ehemaliges Flüffigfeitsmaß in Steiermarf, = 
10 öfterr. Eimer — 565,89 1. 

Stafimen, n. gr., pl. Staſima, (v. stäsimos, feft- 
ftehend, von stenai, jtehen) ein Chorgejang im alt- 
griech. Trauerfpiel, der gefungen wurde, wenn der 
Chor feinen Stand in der Orcheſtra genommen 
hatte; vgl. Parodos; Staͤſis oder Stäfe, f. gr. 
das Stellen, Seten; die Stellung, das Stehen, der 
Stand; Heilt. die Stockung von Säften. 

Staßfurtit, m. ein dem ee zu Staß⸗ 
furt vorkommendes Mineral. 

ftatäriich, I. (statarius, v.stäre, jtehen) jtehend, ver- 
weilend, langjam fortichreitend; ſtata riſche Lek— 
türe, ein Leſen mit Unterbrecjungen behufs der 
Erklärung, entg. kurſoriſch, |. d. 

Stäte, f. das ſtarke dreiedige Eijen am Pfluge, wor- 
auf der ganze Pfug gebt, 

Stater, m. gr. eig. ewicht; verjchiedene aſiatiſche 
und griechiſche Silber- und Goldmünzen, im alten 
Athen eine Silbermünze von 4 Drachmen; auch 
eine ehem. jüd. Silbermünze, der Silberling, = 
1,50 M. 

Staͤthmik, f. gr. (v. stathmös, m. Ständer, Pfeiler; 
Wage, Gewicht) die Gewichtfunde, Gemichtälehre; 
Statbmograph, m.derahrtzeichner, Borrichtung 
um jeldfttätigen Aufzeichnen der Sahrtzeiten und 

(ufenthaltszeiten eines Eiſenbahnzuges. 

&tätit, f.or. (v. statikös, ftehen machend, v. stönai, 
jtehen) die Standlehre, Gleichgewichtslehre, Lehre 
vom Gleichgewicht der Kräfte, ein Teil der Mecha- 
nit; ſtaͤtiſch, gleichgewichtig, die Gleihgemichts- 
lehre betreffend; ſtatiſcher Kalkul, m. Berechnung 
der Feltigfeit, der Kräfte, der Stanpficherheit; fta— 
tiiches Gefühl, Gefühl für Gleichgewichts- oder 
Standficherheitsverhältnifje; ft. Moment, ſ. unt. 
Moment. 

&tatiön, f.!..(statio, v. stäre, ftehen) überh. das 
Stehen, der Stand, Aufenthalt, Standort; bef. im 
Poſtweſen die Poſtſtation, der Stilftand, Stand- 
ort, Aufenthalt an einen Orte, wo die Pferde ge- 
wechjelt werden, wie aud) die Entfernung eines jol- 
chen Ortes von dem andern, die Poſtraſt, Rait; 
Eifenbahnftation, f. der Haltepunft auf Eifen- 
bahnen, wo der Zug anhält, Neifende und Güter 
aufnimmt und abjegt; Stationsinfpeftor, m. 
Bahnhofsvorſtand; uneig. Stattonen des Lebens, 
d.i. Lebensabſchnitte, Altersſtufen; in der kathol. 
Kirche Betgänge, Vorſtellungen aus der Leidens— 
geldichte Chriſti, bei melden man ftill jteht, um zu 

eten; bei Schiffern die Schifflände, Anlände od, 
Anfuhr; der Stand, Poſten, die Stelle, das Amt; 
dab. Stationsert, ın. der Anftellunasort, Dienit- 


— — — — — — ER 


status 825 


ort, Aıntsort; ftationär oder ſtationär (ſpätl. 
Stationarius, a, um, fr. stationnaire) ftilfftehend; 
feftgeftellt, beitändig, bleibend, grundfeit; Statio— 
när, m.einStilftchender, vor einem Heiligenbilde 
Betender; aucheinHilfspfarrer, Bfarramtsgehilfe; 
ehem. ein Bücherhändler = Antiquar; jtattes 
nieren, nl. wohin ftellen, z. B. eine Schildwache, 
einen Amtsboten 2c.; anſtellen; ftationtert, an- 
geftellt, aufgejtellt, auf Dauer ——— Statio⸗ 
nterung, Anſtellung, Aufſtellung; Anweiſung des 
Amtsſitzes; Verſetzung, Einteilung. 

Stationers Hall, f. engl. (jpr. ſtehſcheners haͤhl) die 
Londoner Buchhändlerbörſe. 
ftatiös, barb.-l. (von Staat f. Prunk, Gepränge, 

Buß) Staat machend, prunfend. 


Statijt,m.nl. (v stäre, ftehen) eine ſtumme Perfon 
auf den Bühnen, welche nur zu ftehen u. zu gehen 
braucht, wogegen der Komparfe(j.d.) beweglicher 
fein und mithandeln muß; vgl. auch Figurant. 

Statiftif, f. nl. (v. status, Zuftand, und im Mittel- 
alter auch Staat) die Staatenfunde, Staatenbe- 
ſchreibung, die Wiſſenſchaft von den Zuſtänden der 
Staaten, von den Staatsformen, Verhältniffen der 
Länder u. Reiche, von ihren Bevölferungsverhält- 
nijjen, Erwerbszweigen 2c.; zahlenmäßige Über- 
ſicht, Aufftellung, Angabe nadı Zahlen; zahlen- 
mäßige Nachweile; Statiftifer, m. ein Staaten- 
fundiger, Staatenfenner; einer, der zahlenmäßige 
Nachweiſe od. Darlegungen gibt; ftatiitifch, eig- 
den Zuſtand (des Staates) befchreibend, jtaaten- 
befchreibend, jtaatenfundlich, zur Staatenfunde 
gehörig oder diejelbe betreffend; zahlenmäßig, auf 
zahlenmäßiger Darlegung beruhend; daher ſtati— 
ſtiſches Burean, ein vom Staate beftelltes Amt, 
welches ſich mit Erforichung u. Zufammenftellung 
der ftaatlihen Verhältniſſe durch zahlenmäßige 
Nachweile, 3. B. Volkszählungen ujw. beichät- 
tigt; ftatiftiihe Gebühr, eine im Zollwefen feit 
1880 eingeführte Steuer, die dazu dient, die Koften 
für die Statiftit über die Ein- und Ausfuhr der 
Waren aufzubringen. 

Stativ, n. (von l. stätivus, feitftehend) ein Geſtell 
als Unterlage für den Meßtiſch und andere Werk— 
zeuge beim Feldmeſſen 2c. 

stat pro ratiöne volüntas, j. voluntas; stat sus 
cniane dies, lat. (bei Vergil) einen jeden ift fein 
Tag beftimmit, ein jeder muß einmal fterben. 

Statue, f. I. (statüa, von statuere, aufſtellen; fr. 
statue, pr. ſtatüh) eine Bildſäule, Ehrenfäule, ein 
Standbild zu Fuß od. zu Pferde; statüa equé- 
stris, ein Neiter- od. Yiitterbild; 8. pedéstris, 
ein Standbild zu Fuß; Statunrius,m. ein Bild- 
'äulenverfertiger, Bildhauer od. Bildgieher; Sta— 
tudtte, f. (v. it. statuetta, Verkl. v. statua) eine 
tleine Bildjäule, ein kleines Standbild. 

itatuteren, !. (statu&re) Hinjtellen, aufitellen; feit- 
jegen, verordnen; behaupten, annehmen; zuge— 
ftehen, erlauben, dulden, ftattfinden laſſen; ein 
Erempel ftatuieren, ein Beijpiel zur Warnung 
geben oder aufitellen. 

Statür, f. I. (statüra, v. stäre, ftehen) die Xeibes- 
Größe od. «Höhe, Keibesgeftalt, ver Wuchs. 

status, m. [. (v. stäre, ftehen) der Stand, Beſtand, 
Auftand, die Berfafjung, Lage, Bejchaffenheit; der 
Staat; status in statu, ein Staat im GStaate; 
8. actıvus et passivus, der Bermögens-u.Schul- 
denbeitand, das Verhältnis des Vermögens zu den 
Schulden; s. affinitätis, die Schwägerfchaft; 8. 
cognatidnis, Verwandtſchaft; 8. conjugälis, der 


826 Statut 
Eheitand; s. causae, die Lage oder Beichaffenheit 
der Sadıe; s. controversiae, der eigentliche Zu- 
itand des Streites, die Beichaffenheit und nähere 
Beftimmung der Streitpuntte; s. dignitatis, die 
Würde; s.insolventiae. die Zahlungsunfähigkeit 
eines Schuldner; s.naturälis et praeternatu- 
rälis, der natürliche od. gejunde u.der widernatür- 
liche od. krankhafte Zuftand; s. personarum, der 
Berfonen-Zuftand; s. uti possidetis, wörtl. der 
Zuſtand, wie ihr ihn befitt, d. i. der bisherige Be- 
itzſtand der Länder (in Friedenzjchlüffen); ad sta- 
tum legeudi, zum Durchleien; in statu quo, in 
dem Zujtande, worin (eine Sache bißher war), un» 
verändert; in statu quo ante, in dem Zuſtande, 
wie früher (die Sache, nämlich vor dem Gtreite, 
Kriege 2c. geweſen war); den status oder statum 
quo wieder heritellen oder eine Sade in pristi- 
num statum (in ihren vorigen Zustand) zurüd- 
führen, alles wieder auf den alten oder vorigen 
Fuß jeßen. 

Statüt, n. |. (statütum) feitgejeßt, v.statuere, j.jta- 
tuieren) pl. Statüten, Gejeße, Sagungen, Grund- 
geſetze, Stadt Rechte; bef. die Satzungen einer Ge- 
jellfchaft; statuta opifieum, pl. Handwerfs- od. 
Sunungsgeiege; ſtatutäriſch, nl. nach den Sta— 
tuten, gejeß- od. verordnungsmäßig, jaBungs- 
gemäß; ſtatutariſche Bortion, j. portio statu- 
taria; Statutton, f. öjterr. Amtsſpr. Einweijung, 
Einjegung in föniglihe Schenkungsgüter. 

Etaurodnlie, f.. gr. (v. staurös, Pfahl, Kreuz und 
Dulie, ſ. d.) Anbetung des Kreuzes, Kreuzvereh- 
rung; Stauroldter, m. Kreuzanbeter; Stauro⸗ 
fith, m., auch Granatit, eine dem Öranat ver- 
wandte, häufiginfreuzförmigen Zwillingskriſtallen 
vorfommende Steinart; Staurophoͤren, pl.Kreuz⸗ 
träger, bei kirchlichen Aufzügen der Statholifen; 
Stauröphälar, m. der Kreuzhüter, chem. Benen- 
nung des Batriarchen in Serufalent, welcher die 
Überrefte des Kreuzes Chrifti bewahrte; ſtauro⸗ 
pigianiſch (das altgr. pege,f. Duelle, wird neugr. 
pigi gelejen), alles, was chriſtliche Geſchichtsquel— 
ien und die Gejchichte des Chriſtentums betrifft, 
3. B. ſtauropigianiſches Inftitut in Lemberg, 
da3 ſich mit ven Gejchichtsquellen des Ehriften- 
tums beihäftigt; Stauroſköp, n. Kreuzjeher, ein 
Snitrument, das zur Unterfuhung von Krijtall- 
platten verwendet wird. 

Eteaf, n. engl. (fpr. ſtek) Fleiſchſtück, Fleifchjchnitte. 

Steambont, n. engl. (jpr. jtihmboht; von steam, 
Dampf) Dampfboot, Dampfſchiff; Steamer, m. 
1 ſtihmer) der Dampfer, dad Dampfboot, — 
Steamboat; Stern Wheel Steamer, Hinter- 
raddampfer; Steam: cablestomwing, j-Towing; 
Steampot,n. (jpr. jtihmpott) ein Dampftopf, auch 
Inhaler (jpr. inhehler), d. i. Einhaucher, Haud)- 
röhre, um warme Dünſte in die Lunge zu leiten; 
— ——— k. (fpr. ſtihm⸗) Dampfpreſſe. 

Steäras, r. Steätas,n. gr.(v. stéar, Gen. stéatos, 
Bett, Zalg) talgjaures Salz; Stearin, r Steatin, 
n. der eigentümliche Talgjtoff, daher Stearin— 
Lichte, pl. ee Talglichte; St.-Säure, f. 
Talgſäure, Perlſäure; Stearopten, n. feites äthe- 
riſches DL; fteatinifch, talgig; Steatit, m. der 
Speditein, Seifenitein; Steatitis, £. Heilf. die 
Bettjuht (Hyperpimele); Steatörnis, m. der 
Spedvogel in Südamerika; Steatorrhöe, f. Fett- 
fluß, franfhafter Abgang von Yett beim Stuhl- 
gang; Steatöſis, f. die Sped- od. Talgbildung, 
bei. die tranthafte. 

Steenbolf, m. holl. (von steen, Stein, und bolk, 


Stenochorie 


Weißling, ein dem Schellfiſch verwandter Seefiſch) 
der Steinfiſch, Klippfiſch, Schellfiſch. 

Steeblechaſe, f. od. n. engl. (ſpr. ſtihp'ltſchehß; v. 
steeple, Kirchturm, u. chase, Jagd) die Kirchturm- 
jagd, das Kirchturmrennen, das Wettrennen mit 
Hindernifien, eine Art Wettrennen zu Pferde, wo 
man einen Kirchturm oder einen andern hohen 
Gegenſtand zum Ziele beftimmt hat, welches man 
auf dem geradeiten Wege, iiber Gräben, Heden 
uſw. jegend, zu erreichen jucht. 

Steganogranhie, f. gr. (von steganös, &, On, ver- 
deckt, verjtect, von stegein, deden) die Geheim- 
ſchreibekunſt, Geheimſchrift; die Lehre vom Schadh- 

ſpiel; ſteganograͤphiſch, geheimfchriftlich; Ste= 
gänopdden, pl. Säugetiere mit Schwimmhäuten; 
aud) Belifane, Ruderfüßer. 

Stegnöſis, f. gr. (v.stegnös, zgez. steganös, bedeckt, 
dicht; stegnün, verdichten) Heilk. das Verdichten; 
die Zufammenziehung, Berfchließung oder Ver— 
ſtopfung, z.B. der Schweißlöcher; ſtegnöotiſch, gr. 
zuſammenziehend, verſtopfend; Stegnotika, pl- 
zuſammenziehende Heilmittel. 

Stegentera, pl. gr. (v. stégos, das Dad), die Dede, 
u. pteron, der Flügel) Dachflügler, Dedenflügler, 
eine Abteilung der Kerbtiere. 

Steigerjunrnal,n. bei den Bergleuten (Steigern) 
die Liſte iiber gelieferte Arbeit und Löhne, 

Steinmine, f. eine Mine (ſ. d.), die mit Bulver u. 
Steinen gefüllt ift. 

Steirofis, f.gr. (v.steiros, ftarr, unfruchtbar) Heilk. 
die Unfruchtbarteit. R N 

Stẽle, f., pl. Stelen, gr. (steld, v. stenai, ſtehen) 
eine aufgerichtete Säule, ein Strebepfeiler; bejond. 
Grabſäule, jäulenähnlicher Grabitein; Stelogra— 
phĩe, f. die Säulenſchrift. 

Steledhiten, pl. gr. (v.stel&chos,das Stamm-Ende) 
Berjteinerungen von Stammholz. 

Stellage, f. (pr. —läiſche; deutich v. jtellen mit fr. 
Endung) ein Gejtell, Gerüft, Blumenbreit. 

stellätim gehen, nl. (v. l. stella, Stern) jherzh. auf 
die Sternjchau ausgehen, nächtlich auf Liebesaben- 
teuer ausgehen. MCBL} 

Stellivnät, m. I. (stellionätus, v. stellio, Eidechie, 
als Bild eines Betrügers wegen ihrer Behendigteit 
u. Geſchicklichkeit im Entſchlüpfen) eine Betrügerei, 
welche nicht zuderbefonders hervorftechenden Klaſſe 
der Fälfhungen gehört, z. B. ein betrüglicher 
Bankrott. ; 

Stellit, m. nl. (v. [. stella, Stern) ein verjteinerter 

Stelographie, ſ. unter Stele. ‚ [Seeitern. 

Stemima,n., pl. Stemmäte, gr. (v. stephein, um- 
geben, fränzen) eig. Kranz, Yauptbinde; bei den 
alten Römern die Kränge, mit denen die Ahnen» 
bilder geſchmückt waren; dah. die Ahnenreihe, dev 
Stammbaum, die Verwandiſchafts- oder Ahnen- 
tafel; Stennmatogranhie, f. die Stamm- od. Ge⸗ 
ichlechtstunde, = Benecalogie, |.d. | | 

Stempelafte, f. ein englifches Geſetz, das im Jahre 
1765 in Nordamerifa die Geſchäftspapiere einem 
Stempel unterwarf. 

Stendama, n., Stendgmus, m. und Stenaͤxis, f- 
gr. (v.stenächein, stenäzein, ftöhnen, jeufzen) das 
Stöhnen, Seufzen. 

Stenif, ein Schrägbalken in einem Wappen. 

Stenodhorie, f. gr. (v. stenös, eng, 11, chöra, Raum) 
Heilt. Berengung einernatirlichen Öffnung, bei. der 
Mutterfcheide; Stenochromie, f. ein Verfahren 
bein Farbendrud, bei dem teigartige Farbentörper 
zufammengefegt werden; Stenogrdämm, n. Kurz- 
ihrift; Stenograͤph, m. ein Kurz⸗ od. Engſchreiber, 


stentändo 


Geſchwind⸗ oder Schnellichreiber; Stenographie, 
f, die Eng- od. Kurzichreibefunit, Schnellichreibe- 
kunſt mittel3 gewiffer Zeichen und Abfürzungen; 
auh — Stenogramm; ftenogrdphiich, eng— 
ſchreibendre; Stenofardie, f. Heilt. Herzensangit, 
Bruftbeinschmerz und Beklemmung, Bruftbräune, 
Herz- oder Brujtframpf; auch Sternodynie; 
ſtenoniſcher Gang, der Sana. der aus der Ohr- 
jpeichelorüje führt; ftenopäticher Apparat, m. 


Spaltbrille, Sehipalt; ſtenophülliſch, Dichtblättes 


rig; Stenafls, f.—= Stegnoiis, j.d.; Stenoftes 

mie, f. die Mundflemme; Stenotelegraph, m. 

ein von Cafjagnes erfundener eleftromagnetijcher 

Stenographierapparat ; Stenothärag,m. ein Eng- 

brüftiger; Stenotife, pl. Verengungsmittel; fte= 

Hape BR nr aaa Stenntrifographie, 

f. gr.-fr. Beſchreibung von Stridmuitern durch 

jtenographifche Zeichen; Stenothpie, f. jtenogra- 

phiicher Drud; ſtenotypiſch, Denjelben betreffend; 

Stenotypift, m., Stenotyniftin, f. (engliichen 

Urjprungs), Perſonen, die jtenographieren und 

das Stenvaraphierte durch Schreibmaſchine in ger 

ER FHER Schrift übertragen. 

stentändo, it. (von stentäre, zaudern, erſchweren, 

auch Mühe haben, Not leiden, vom l. abstentäre 
für abstingre, ſich enthalten) Tonf. zögernd in Die 
Längeziehend zurücdhaltend; stentafo, Tonk müh- 
jam, wehmütig, mit einem Tone, weldyer Schmerz 
ausdrüct; Mal. ängitlich, gezwungen, fteif, ſchwer— 
fällig; aud) germanifiert: ftentiert und minder 
richtig jtantiert. 

Stentor, m. gr. Name eines griech. Kriegerd vor 
Troja, welcher 50 Männer überfchrie; dah. überh. 
ein gewaltiger Schreier; auch der Brüllaffe; Sten= 
torftinme, f. cine ungewöhnlich ſtarke Stimme; 
ſtentoͤriſch, überlaut ſchreiend, marktſchreieriſch. 

Stephänus_ od. Stephan, m. gr. ſstéphanos, Um- 
fränzung, Kranz, Krone, Preis) ein männl. Name: 
der Bekränzte, Gefrönte; Stephania vd. Ste— 
phanie, f. die Bekränzte, Gefrönte; Stephans- 
Taler, St.:&ulden ꝛc., Taler, Gulden zc. mit 
den Bilde des Heil. Stephanus. 

Steppe, f. ruſſ. (sstepj) hochliegendes, wüſtes, un⸗ 
fruhtbares and, Heide; Steppenhußn, ein Hüh— 
nervogel, Syrrhaptes paradoxa, der aus Aſien 
1863 nach Deutichland kam, jeit 1883 in Deutjch- 
land wieder vielfach gejehen wurde. 

Stere, m. fr. (fpr. jtähr’; v. gr. stereös, jtarr, hart, 
feft) die Einheit des Klörper- od. Raummaßes, bei. 
für trodene Körper, in Frankreich, — 1 Kubik— 
meter od. ein Würfel von einem Meter Seite (als 
Map für Flüffigkeiten Kilolitre genannt). De- 
caftere = 106tere3; Hectojtere — 100 Sttreg; 
Kilojtere=10008teres; Myriajtere= 10000 
Steres; Deciftere (jpr.degiltähr) od. für Flüſſig— 
feiten Hectolitre =), Stere; Gentiftere (pr. 
Bangtiitähr’) oder für Flüſſigkeiten Decalitre= 
300 Stere; Millijtere (für Flüffigfeiten Litre) 
= 1; 000 Stere. N 

Stereobät, m. griech. (von stereös, jtarr, feit, jteif) 
Grundbau, Unterbau; Stereohromie, f. gr. eine 
von Z.N.v. Fuchs in Münden unter Mitwir- 
fung von Raulbad u. Schlotthauer 1816 er- 
fundene Art der Wandmalerei, bei welcher durch 
einen Überzug von Wafjerglas die Farben nicht 
nur an Dauerhaftigkeit, jondern aud an Feuer u. 
Tiefe gewinnen; ftereodrömifch, dieje Art der 
Wandmalerei betreffend; Stereographie, f. die 
Körperzeihnung, Zeichnung fefter Körper auf einer 


Fläche, entg. Shnograpbie; fterepgraphiich, | 


Stern-Anis 827 
förperzeichnend, vol. Brojektion; Stereomans 
tie, f. Wahrfagung aus Urftoffen; Stereoumeter, 
n Vorrichtung zur Raumbeftimmung der Waffe 
pulverförmiger u. poröjer Körper; Steresmetrie, 
f. die Körpermeßkunſt, Ausmeflung des förper- 
lihen Inhalts; Lehre von den Naumgrögen, zu 
deren Darftellung mehr als eine Ebene erjorder- 
lich ift, entg. Planimetrie, f.d.; ſtereometriſch, 
dazu gehörig, körperlich gemefien; Stereoftöp, n. 
ein Körperzeiger, ein Sehrohr, vermittels dejjen 
zwei, den beiden Augen entſprechende Bilder des— 
jelben Gegenjtandes zu einer förperlihen An— 
ihauung verbunden werden; fterdätifch, Heilk. 
dürr, ausgedürrt, od. durch Ausdörren entitanden; 
Stereotomie, £. dev Körperſchnitt, Lehre von den 
Durchſchnittsfiguren feiter Körper; Bauf.—= Stein» 
fonjtrultion, da3 Schneiden und Behauen großer 
Steine; Stereotäpen, pl. (val. Typus ꝛc) feit- 
jtehende Drucdformen, Schriftplatten, unbewegliche 
Schriften oder Drucdbuchitaben und deren Abdrud, 
eine Erfindung von Did ot dem Jüngeren in Franf- 
reich; Stereotypie, f. Plattenſchrifidruck, Platten- 
druck; metallographiiche Stereotypie, ein 
neues Berfahren, gedrudte Schrift auf Metall- 
platten zu übertragen, welche man dann mit 
Säuren äßt; Stereothyp-Ausgabe, Plattendrud- 
Ausgabe; Stereothöitk, f. Plattenfchriftlunft; 
jtereotypieren, Schriftplatten macden und ab— 
druden; in Blattendrud Herftellen; ſtereotp(iſch), 
mit feſter od. feſtſtehender Schrift; uneig. in ſtehen— 
der Form, unabänderlich. 

Stereiis, f. gr. (von störein, berauben) Beraubung,. 
Vegnahme; fteretifch, beraubend, wegnehmend. 

ſteril, I. (sterilis) unfruchtbar, mager, dürr, feim- 
unfähig, gehaltlos; fterififieren, feimunfähig od. 
fortpflanzungsunfähig machen; Steime töten; auch 
—=desinfizieren, j.d.; fterilifierte Milch, 
Milch. in der alle etwaigen Krantheitsfeime ertötet 
jind; Sterilifierung, ünfruchtbarmachung, Keim— 
oder Sporentötung; Sterifität, f. (sterilitas) die 
Magerfeit, Unfruchtbarkeit, Dürre. 

ſterlorieren, I. (stercoräre, v. stercus, Gen. ster-. 
cöris, Mift) düngen, bemiften; ſterkoral, auf Mit 
bezüglih; Sterforation, f. (stercoratio) die 
Düngung, Bemiltung; Sterforantiten, pl. eine 
rijtl. Sefte des 9. Jahrh., welche behauptete, daß 
der im Abendmahl genojjene wahre Leib Chrifti 
verdaut werde und in Unrat (stercus) übergehe, 
woraus die jterforanijtifchen Streitigkeiten 
entjtanden; Sterforit, m. ein aus dem Guano 
von Ichaboe gewonnener Frijtallinifcher Körper. 

Sterfet, m. (jpr. Bterlet; ruſſ. ssterliadj, f.) die 
Fleinjte Art des Störs (Acipenser ruthenus), im 
Kajpiihen Meere und in der Wolga, der beite von 
Archangeljt im Weihen Meere. 

Sterling, engl. (entjt. aus easterling, d. i. eig. Oft- 
länder, Münze von Often, Benennung einer Sil- 
bermünze im Mittelalter, welche Aueh Rihardl. 
um 1190 durch deutſche Münzmeiſter in deutfcher 
Reinheit des Silbers fchlagen ließ, vgl. Eiterlin; 
n. a. von steare, Regel, Gejeß) das echte Geld nach 
engl. Münzfuß, der gefegmäßige Münzfuß; dab. 
ein Pfund (oder Linre) Sterling, eine ehemal. 
wirklich geprägte, dann bloße Rechnungsmünze = 
20 engl. Schilling- ungef. — 20,40 .#, jeßt wieder 
als Spvereign geprägt; Sterling auch überh. 
für echt, gültig, bewährt. 

Stern-Anis, m. (I. semen, beffer fructus anisi 
stellati, aud) Badian genannt) die vom Ende des 
Fruchtſtieles ſternförmig auglaufenden,gewürzigen: 


828 Sternkatalog 
Früchte eines immergrünen aſiatiſchen, nament— 
lich in China angebauten Baumes von niedrigem 
Wuchſe, Ilicium anisatum, der zur Familie der 
Viagnoliazeen gehört; aus dem Stern-Anis wird 
ein ätberifches Ol bereitet, das bef. zur Likörfabri— 
kation dient. 

Sternfatalog, m. eine Lifte, in der die Fixſterne 
nach Delligfeit, Stellung uſw. verzeichnet find. 

Sternpagdde, f. eine indische Gold- und Sil- 
bermiünze mit einem Stern im Avers = Pa— 
gode,j.d. 

Sternum, n. gr. (sternon, Bruft) das Brujtbein; 
fternal, dasjelbe betreffend; Sternalgie u. Ster⸗ 
nodynie, f. die Bruftbräune, der Bruſtſchmerz, = 
Stenofardie. 

Sternutation, f. I. (sternutatio, von sternutäre, 
sternuere, niejen) das Niejen; Sternutament,n. 
ein Mittel gegen den Schnupfen; Sternutato= 
rium, o.nl. ein Niefemittel, Nieſepulver; ſternu⸗ 
tativ, niefenerregend. 

Sterz, m. flav. (poln. starty, zerrieben, zerquetjcht, 
rufj. ssteretj, untereinander reiben) Buchweizen- 
brei, ein Hauptnahrungsinittel der Bergbemohner 
Steiermarf2. 

steso moto, it. (steso, gedehnt, v. ständere, — 1. 
ee) Tonf. langjame Bewegung, langjam, 
gedehnt. 

Stethodesmis, f. od. Stethodesmium, n. gr. (v. 
stöthos, n. die Bruft, und desmös, Band) Heil. 
eine Bruſtbinde; Stethogrdph, m. ein Werkzeug, 
durch das die Atembewegung graphiich dargeſtellt 
wird; Stethoſtoöͤp, n. Heilt. ein Bruftfpäher, ein 
trichterförmiges hölzernes Hörrohr mit Platte zur 
Beobachtung der Geräufche im Innern des Leibes; 
Stethopolyſtonium, n. ein Stetheftop, Durch wel⸗ 
ches mehrere zugleich ausfultieren können; Ste: 
tbojtopte, f. die Brultunterfuhung, = Austul- 
a F ſtethoſtoͤpiſch, dadurch erlangt, auf ſie 
bezüglich. 

Stewärd, m. engl. (ſpr. ſtjüard, isländ. stivardr, 
angelſ. stiward, angebl.ausstedeward, d. i. Platz⸗ 
halter, Stellvertreter, entſt.) ein Haushofmeiſter, 
Rentmeijter, Verwalter; Proviantmeifter, Kiichen- 
meifter auf einem Schiffe; Aufmwärter, Kellner auf 
einem Schiffe; Lord⸗High⸗Steward (Ipr. —hei- 
Kran). m. der Oberrichter, einer der höchſten 

eichöbeamten in England. 

Sthenie, f. or. (v. sthenos, n. Kraft) die Vollkraft, 
Stärke, erhöhte Xebenstätigfeit des Körpers, entg. 
Aſthenie; ſtheniſch, vollkräftig, aus Kraft; 
Sthenopära, f. vd. ſtheniſches Fieber, ein ent- 
zündliches Sieber; jihenijieren, kräftigen, bie 
Wirkung der Lebenskraft erhöhen, ftärfere Er- 
regungen veranlafjen; entg. afthenijieren. 

Stihens, f. gr. (Stheinö) eine der Öorgonen, f. d. 

stibium, n. [. (gr. stibi, stimmi) Spießglanz, — 
YUntimonium; Stibialia, pl. nl. Heilf. von od. 
mit Spießglanz bereitete Heilmittel; Stibio-kali- 
tartäricum, n. Brechweinſtein. 

Stiecdto, f. die Strohfiedel. 

Stichcon pon, m. dtic.-fr. (pr. —fupsng) der lebte 
Coupon eines Zinsbogens von einem Wertpapier, 
gegen den der neue Zinsbogen eingetaufjcht wird. 

Stihomantie, f. gr. (v. stichos, m. Reihe, Beile, 
Bers) Wahrjagerei Durch Berje, Loſe oder Zettel; 
man fchrieb Verſe aus den ſibylliniſchen Büchern 
auf Zettel, mifchte fie durcheinander und zog einen 
heraus, um fein zufünftiges Schidjal zu erfahren; 
fichumdntiich, vers⸗ oder zettelwahrjagerifch; 
Stichometrie, f. die Bersmefjung, Zeilenzählung 





ö— — — — — — — —t — 








Stimulus 


bei Handſchriſten; ſtichometriſch, versabmeſſend, 
zeilenzählend; Stihomythie, £. daS Herjagen u. 
Antworten Zeile für Zeile oder Vers auf Vers, 

Stickſtofforydũl, n. Lachgas, das befonders von 
Zahnärzten angeivendet wird; es entiteht dadurch, 
dag jalpeterfaures Ammoniak ftark erwärmt wird. 

Stiefeldtten, pl. deutich, v. Stiefel, mit der franz. 
Verkleinerungsendung) Stiefeichen, ein Mittelding 
zwiihen Schuh und Stiefel, auch = Gamaſchen 

Stigma, n., pl. Stigmäte, gr. (v. stizein, ſtechen 
der Stih, Punkt, Tüpfel, Fleck; die Narbe auf 
dem Biftill(f. d.) der Blüten; das Wundmal, die 
Narbe; Brandmal; der Schandfled, Schimpf, die 
‚Schande; Stigimatias, ın. (gr. stigmatias) ein 
Sebrandmariter;ftigmatifieren( er.stigmatizein; 
ir. stigmatiser), mit Wundinalen, bef. mit den 
fünf Wundmalendes gekreuzigtenChriſtus, zeichnen; 
brandmarken; uneig. verleumden; Stigmatiſa⸗ 
tion, f. barb⸗lat. Zeichnung mit Wundmalen; 
Brandmarkung; Stigmatograph, m. gr. ein 
Tüpfelfchreiber; Stigmatoarauhie, f. Tüpfel- 
ihreiberei; Stigmeolonie, f. (von stigmß, f. dag 
Punkten, Zeichnen; ee — Uls 
zentuation; Stigmit, ın. ein Tüpfelitein; Sti— 
218, f. das Stechen; Brandmarken. 

Stil, m. (v. I. stilus, der Schreibftift, Griffel zum 
Schreiben, = gr. stylos, d. i. eig. Säule, Pfahl 2c.) 
die Schreibart, Darſtellungs- vd. Ausdrudsmeife, 
der Vortrag u. Ausdrud im Schreiben; das Her- 
fommen, der Gebraud), die Gewohnheit; in den 
bildenden Künſten: der Kunſtgeſchmack, die Dar- 
ſtellungsform, un un Formengebung; bei. 
die reine, edle, unverfünftelte, natur= und jachge- 
mäße Darjtellungsmeije, u; Manier, aud) die 
Beit- oder Tagrechnung, z.B. der alte und neue 
Stil, f. julianifcher Kalender; stilus curiae, 
ſ. Ruriale u. Kanzleiſtil; ftilifieren, barb.aı. 
abfaffen, einfleiven, darjtellen durch Worte 26.5 
gut jtilifiert, gut abgefaßt oder geſchrieben; 
kunſt⸗ oder ftoffgerecht umbilden; Tunftmäßig ent» 
mwiceln, daritellen; Stiliſt, m. ein Schreibender 
od. Schriftftelfer rückſichtlich feiner Schreibart, 3. B. 
ein guter Stilift, Kenner u. Meifter der beiten 
Screibart, der den un Ausdruck in feiner Ge- 
walt hat; Stiliſtik, £. die Vortrags» od. Schreib- 
artfunde, Kunſt der ſchriftlichen Varſtellung oder 
de3 guten Ausdruds; Stiliſticum, n. eine Vor- 
lefung über die unit des ſchriftlichen Ausdrucks, 
od. eine Übung in derſelben; stilistica, pl. Dinge, 
die fih auf Die Lehre von der Schreibart beziehen; 
ſtiliſtiſch, dieſe Kunft betreffend; hinfichtlich Der 
ſprachlichen Darjtellung; der Schreibart; ein jtili- 
ſtiſcher Fehler, ein Fehler gegen die gute Schreib- 
art; Stifett, n. (fr. stilet, it. stiletto) ein Feiner 
Doich; das Stecheiſen; die Senfnadel der Wund- 
ärzte; der Griffel der Zergliederer. 5 

Stifte, f. (v. gr. stilbe, Glanz, Schimmer, v. stil- 
bein, glänzen) ein ausländifches Pflanzengeſchlecht 
mit Zwitterblumen auf einem Stod u. mit männ- 
lichen Blumen auf dem andern; Stilbit, m. Dläi- 
ter-Beolith, eine Art Zeolith, ſ. d. 

Stilett, Stiliſt, Stiliſtik 2c., ſ unter Stil. 

Stifation, f. |pätl. (stillatio, v. I. stilläre, tröpfeln, 
stilla, der Tropfen) die Tröpfelung, das Durch⸗ 
ſickern; Stillicidium, n. I. das Tröpfeln, Träu- 
feln; die Dachtraufe; das Traufrecht; stillieidinm 
laerymärum, da3 Tränenträufeln. 

Stilpnofiderit, m. gr. (von stilpnös, glänzend, u. 

 sideros, Eijen) [hladiger Brauneifenftein. 

Stimülus, m., pl. Stimült, 1. der Stachel, Reiz, 


Stint 


Antrieb oder Trieb; ſtimulieren (I. stimuläre), ! 


fpornen, antreiben; reizen, aufregen, lilftern ma— 
hen; Stimülans, n., pl. Stimmlantia od. ſti⸗ 
mulierende Wiittel, 
f. (1. stimulatio) die Reizung, Anregung. 

Stinf, m. (Lacerta stincus, |. r. scincus, Scincus 
marinus, v. ar. skingos, stinkos) eine Art Eidechje 
in Arabien, Agypten 2c., getrocknet als Reizmittel 
zur Wolluft gebraucht. 

Stink-Aſant, m. = Asa foetida, hartgewordener 
Harzſaft aus der Wurzel der perfiichen Ferüla 
Nathex; diefe Pflanze felbit. 

Stiöro, m. it. (entjt. aus stajoro, stajuoro,stajuolo, 
v. stajo, Scheffel, ſ.d.) Früher ein Feld» od. Flächen- 
maß in Seren — 1/,, Saccata = 5,35 a. 

Stipation, f. |. (stipatio, von stipäre, jtopfen) 
Stopfung, Berdihtung; gedrängte Umgebung od. 
Begleitung. 

Stipendinin, n., pl. — din od. — dien, I. (3zgez. aus 
stipi-pendium, v. stips, Gen. stipis, Geldbeitrag, 
u. pendere, zahlen) bei den alten Römern der 
Sold, die Löhnung; Abgabe, Zins (Tribut); jetzt 
ein Unterjtüßungs- od. Stiftungsgeld für ärmere, 
bef. jtudierende Sünglinge; bei den Katholiken 
auch ein Vermächtnis, um Mefien lefen zu laſſen; 
Familienftipendium, eine Stiitung, melde zu- 
nächſt od. ausschließlich nur für Angehörige einer 
Familie bejtimmt it; Stipendiarins, m. ein 
Söldner; ein Zinspflihtiger; auch = Stinendiät, 
m., pl. —en, ein Stiftungsgenojje, Stipendien- 
empfänger, der die Wohltat einer Stiftung genießt. 

stipites, pl., m. l. (v. sing. stipes, stipitis) Stengel, 
3. B. stipites dulcamärae, Bitterfühftengel. 

ftipnlieren, I. (stipuläri) eig. ſich etwas verfprechen 
lajjen; verabreden, feitjegen, bedingen, vertrags- 
mäßig übereinfommen; verjprechen, fich zu etwas 
verpflichten; ſtipuliert, feitgeleßt, verabredet, ver- 
ſprochen ꝛc.; stipulata manu, mit Handichlag, 
> etwas verſprechen; Stinnldnt, m. (stipü- 
ns) ein Bedinger, Feſtſetzer; Stipnlation, f. (sti- 
ulatio) die Feitjegung, Übereinkunft, bejtimmte 
brede; Zufege, das Angelöbnis, Berfprechen; der 
Bertrag, Vergleich. 

stirato, stiracchiato, it. auseinandergezogen, ge- 
dehnt, gezertt. 

Stirdfis, f. gr. (steirösis, dv. steiros, ftarr, unfrucht- 
bar) = 1. Sterilität. 

stirps, f., pl. stirpes, I. der Stamm; in stirpes, 
j. in capita unter caput; per stirpes, nad) dei 
Stämmen, be. bei Erbverteilungen. 

Etiris, f. gr. j. unter Stigma. 

Stön, f. gr. eig. eine Säule; eine Säulen-Halle, bei. 
die bunte Säulenhalle (8tos poikile, f. Pöcile) zu 
Athen, in welcher der Philoſoph Zeno und fein: 
Nachfolger lehrten; aud) f. v. w. die ſtoͤſche Schule 
oder die Etsifer (gr. Stoikoi, I. Stöici), die durch 
Zeno begründete altgriechiſche Philofophen-Schule, 
die fi) durd) ai Tugend, Verleugnung aller 
weicdheren Gefühle, Verachtung des Schmerzes und 
Sleihmut in den Wechlelfällen des Lebens aus— 
zeichnete; dah. uneig. Etöifer, m. ein Gleichmüti— 
ger, ein ftrenger, N ndhafter, unerſchütterlicher, 
ünempfindlicher Mann; Stoizismus, m. nl. die 
Lehre der Stoiker; die Gleichmuͤtslehre; die Stand— 
haftigkeit, Unempfindlichkeit in dengrößten Schmer— 
zen ꝛc.z Erf, zur Lehre der Stoifer gehörig; 
Se By Be — 

Stäbe, f., oder Stübenfrant, n. (I. stoebe, v. gr. 
stoibe, d. i. das Stopjen, weil die Blätter diejer 
Pflanze zum Ausjtopfen von Kiſſen 2c. dienten) ein 


eizmittel; Stimulation, 


ee: — — —— ————— —— — — — — 


J 


ſtolzieren 829 


Pflanzengeſchlecht mit zuſammengeſetzten Blumen, 
die aus krichterförmigen Blümchen beſtehen, und 
ſchuppigem Kelch. 

Stöcharium, n. nl. u. neugr. ein weißer Chorrock 
der höheren griechiſchen Geijtlichkeit. 

Stöchaskraut, gew. Stochesfraut, n. (1. stoechas, 
vom gr. stoichäs; angeblicd) von den 3 Stüdhd- 
den, Infeln bei Marfeille: wahrſch. unmittelbar 
v. gr. stoichäs, reihenweife, wegen der reihenweife 
einander gegenüber ftehenden Blätter) eine Art 
Lavendel. 

Stohdsmus, m. gr. (von stochäzesthai, bezielen, 
bezwecen, mutmaßen, v. stöchos, Ziel) die Ver- 
mutung, Wahrfcheinlichkeitsrehnung; Stochaͤſtil, 
f. die Mutmaßungskunſt, Lehre von der Wahr- 
Icheinlichkeit; ſtochaͤſtiſch, mutmaßlich, wahr— 
ſcheinlich. 

Stöchiogente oder Stöchtogonſe, f. pr. (von stoi- 
cheion, urſpr. Stab, Stift; Buchltabe, und daher 
pl. stoicheia, uneig. für einfachſte Grundbejtand- 
‚teile; Anfangdgründe) die Bildung od. Entjtehung 
der®rundftoffe (Elemente); Stöchiologie,f.Orund- 
oder Uritofflehre, = Chemie; Stöchtometrie, F. 
Grundſtoff-Meßkunſt, chemiſche Meßkunſt, hemifche 
Proportionslehre, die Lehre von den feſten Ge— 
wichts⸗ oder Raumverhältniſſen, nach welchen ſich 
ungleichartige Stoffe zu neuen, gleichartigen Kör— 
pern chemiſch verbinden; ſtöch iometriſch, die che⸗ 
miſche Meßkunſt oder Proportionslehre betreffend; 
ſtöchiometriſche Zahl, ein Miſchungsgewicht, Ver⸗ 
hältniszahl der diem. Verbindungen, auch Atom» 
Gewicht od. hemijhes Aquivalent. 

Stod, n. engl. (ſpr. Btöt — dem deutſchen Stod), 
Borrat, Lager, Beſtände; der Gelditod, das Stamnı- 
geld (Kapital); bei. das Staats-Kapital; Anleihe- 
Tapital, Anleihe-Anteil, Einlage; pl. Stors, in 
England die in Umlauf befindlichen Staatsjhuld- 
iheine; auch = Mitien,f.d.; Effekten (j. d.); 
Stodbrofer, m. engl. Mäfler in Staatöpapieren; 
Stockchange, f. (ſpr. —tſchehndſch) Berfammlungs- 
ort der bei den Stocks Beteiligten an der Börſe 
von London; Stockexchange, f. (ipr. extſchehndſch) 
die Fondsbörſe, Boͤrſe, der Geldmarkt; Stdds 
höfder, m. der Eigentümer von Staatsſchuld— 
Icheinen; Stockjobber, m. (vgl. Jobber) (jpr. 
dſchöb'r), ein Bantier, der auf eigene Rechnung 
ipefuliert, Aktienhändler, Agioteur, Effektenhänd— 
ler; Stockjobbery, f.Börienfpiel, Aktienſpekulation, 
Effeftenhandel; Stofshandel, m. Handel mit 
Stod3; Altienhandel; Etorfszettel, m. Schein 
über den Anteil an den Stods, Aktie, 

Stoffage, f. (ſpr. —fähſche, deutich, von Stoff mit 
fr. Endung, oder von: it. u. mi. stoffa) Kijpr. die 
Hille oder das Behältnis zum Verpacken trodener 
Waren. 

Stoizismus, Stoiker, ftoifch, |. unter Stoa. 

Stoͤla, f. I. (vom gr. stole, Rüſtung, Kleidung) ein 
langes Frauenkleid bei den alten Römern; Mod. 
ein breites Band, welches Damen über dem Stleide 
um den Hal3 tragen; die Priejterkleidung, der 
Chorrod; dah. Stol-Gebühren vd. jura stolae, 
j. d. unter jus. 

Stolidität, f. I. (stoliditas, von stolidus, albern, 
dunm) die Albernheit, Dummpeit. 

Stoͤlnik, m. ruſſ. (ipr. ßtoölnik; v. sstol, Tifch) der 
Haushofmeifter, Truchjeh, ein vornehmer Hofbe- 
amter bei den alten Zaren (ſ. d.), der für deren 
Tafel zu forgen hatte. 

ftolzicren (dtich., v. Stolz, mit I. Endung), ſtolzen, 
prunken, jtolz einherfchreiten. 


830 Stomachale 


Stomachäle, n. nl. (v. stomächus, gr. stömachos, 
der Magenmund, Magen) ein Magenmittel, etwas 
Magenitärkendes,dieMagenftärkung ; Stomachäl⸗ 
Tropfen 2c., Magentropfen, magenftärfende Mit- 
tel; Stomadalgie, f. gr. Magenihmerz; Ste: 
machita, pl. Wiagenmittel; ftomachieren, nl. am 
Magen kränkeln. J 

Stomatitis, f. gr. (von stöma, n. der Mund) Die 
Entzündung der Mundhöhle; st. aphthösa, die 
Schwämmchen; Stomatofföp, n. Mundipiegel, 
Werkzeug, um den Mund zu unterſuchen; Stomea= 
tographiec, f. Bejchreibung des Mundes oder der 
Mundhöhle. 

Stone, m. engl. der Stein, ein engl. Gewicht, bei. 
für Wolle, = 14 Pfund (Pound, f.d.)= 1, Hund- 
redweight (f. d.); Stonehenge (ipr. jtohnhendfch, 
d. h. hängende Steine), Ruinen aus vorgeichicht- 
licher Zeit bei Salisbury in England. 

Stoͤngiew oder an m. poln. f. (vom ſlav. 
stojäti, jtehen) ein Wafjeritänder, eine Rufe; ein 
—— Flüſſigkeitsmaß, — 2Beczka od. Tonnen 


Stoof, m. zuff. Flüffigleitsmak — 1, Wedro. — 


‚8 1. 


Stooter, m. (wörtl. ein Stößer, niederd. Stöter, v. 


stooten, stoßen) eine alte Holländische ſilberne Rech⸗ 


nungsmiüngze, ungefähr 0,18 M. 

stop! engl. (jpr.Bt0p; von to stop, ftopfen, jperren, 
Maſchinen anhalten, engl. stop her, halt!) halt! 
halt an! niederd. Schifffpr. ftopp! (von jtoppen = 
ftopfen, d. i. hemmen); stop him! halt ihn feit! 
stopsen, anhalten (Schiff, Maſchine). 

Ston od. Stoop, m. ſchwed. (engl, holl. u. niederd. 
stoop, oberd. Stauf, preuß. Stof, deutſch verkl. 
Stübchen) ein Flüſſigkeitsmaß, auch ein Getreide- 
maß. 

Stoppine, f.it .(stoppino, v. stoppa — [. stuppa, 
Berg) Krk. eine Werglunte, Zündſchnur; eine ble— 
cherne Zündröhre; der Zimdhütchenfegel des Ber- 
tufjionsgemwehres. 

Stoͤrax, |., oder gr. Stäraxg, m.,r.n. ein baljami- 
ſches Gummiharz von dem Storar-Baum in den 
Diorgenländern und in Süd-Europa; flüffiger 


Storar(storax liquidus) od. flüffiger Amber | 


fommt von dem Amberbaunte (Liquidämber sty- 
raciflüa). 

Store, m. fr. (fpr. ſtohr) Rollvorhang; aud) eine die 
ganze Breite des Fenſters verhüllende Gardine. 


Store, n. engl. (jpr. ſtohr) eig. der Vorrat; ein Bor- | 


ratshaus, Nager; bej. in Kordamerifa ein Kram— 
laden, ein Laden, in welchem alle Lebensbedürf— 
niſſe zugleich verfauft werden. 

ftornieren, it. (stornäre, eig. abwenden, zum Wei- 
chen bringen) Kfſpr. in Ordnung bringen, ordnen; 
berichtigen, verbejjern (einen Schreib» oder Rech» 
nung3fehler, aber nicht durch Ausſtreichen 2ec., jon- 
dern durch Ab» und Zufchreiben), gegenbuchen; 
Storno, m. Berichtigung eines faljch eingetragenen 
Voſtens durch Ab- u. Zufchreiben; j. Ritorno. 


Storthing, n. ſchwed. (v. stor, groß, u. thing, Ver- | 


jammlung, ©ericht) eig. die große Bolfsverjamni- 
lung; der ReichStag, die Reichs- oder Ständever- 
jammlung in Norwegen. 

Stotsbaſchi, m. = Zaifun, j. >. 

Stovbe, n. (engl. stove, Ofen, Hochofen) Trodenraunı 
(in der Zuderfiederei); ſtoben, dämpfen (Speifen). 

Strabaten, f. pl.it. (von strabalzare, hin- u. her- 
ſchaukeln) Birk. Lederhenfel, bei Trapez-Arbeit be- 
nuͤtzt. 

Strabo, m. I. (vom gr. strabön, oder strabös) ein 


Stratard) 


Schielender, Schieler, Strabismus, m. gr. (stra- 
bismös) od. Strabofität, f.ni. Heilk. das Schielen, 
Sciefjehen, Verdrehen der Augen, beſ. das Ein- 
wärtichielen; ſtrabttiſch, ſchielend. 

Stracchino, m. it. ein ſehr guter, fetter italien. Käſe, 
bef. in der Lombardei. 

Stradidt, m. (it. stradiötto, vom gr. stratiotös, 
Soldat) ein Streifreiter, leichter albanefifcher oder 
griech. Reiter aus Morea im Mittelalter, befond. 
In venetianiſchen Dienften. 

ı Stragel, |. Aſtragalos. 

| Streit, f. engl. (fpr. ftreht) die Meerenge. 

' Straftion, £. (wahrſch. vom nl. extractio, das Der- 
nusziehen) die Aushebung von Zeilen od. Wörtern, 
welche bunt oder rot gedrudt werden follen. 

Straͤlcio, m. it. (fpr. c = ti) od. Stralgierung, 
Kfipr. der gütliche Vergleich, die Übereinkunft, 
Auseinanderfegung; ftralzieren (it. sträleiäre, 
eig. den Weinſtock abreben, von tralcio, die Rebe) 
gütlich ausgleichen, augeinanderjegen beiluflöfung 
eines Geſchäfts. 

Stramin, m. (vom I. stramen, it. strame, Streu, 
Stroh, Lager; alfo eig. die Unterlage, das Unter- 

|  gebreitete?) feiner Kanevas (ſ. d.) zur Teppich» 

ſtickerei; auch ein dickes baumwollenes Zeug zu 

Pantoffeln 2c. 

Strangalie, f. gr. (strangalia, Strang, Schlinge, 
von strängein, ſchnüren zufammendrehen) die Ein- 
ſchnürung, Berftridung (eines Bruches); durch 
Einjhnürung entjtandeneBerhärtung; Strange 
liden, pl. Milchinoten in den weiblichen Brüſten; 
Strangurie, f. gr. (stranguria, v. urein, harnen) 
die Harnijtrenge, der Harnzwang. 

ſtrangulieren, I. (stranguläre, fr. Etrangler, gr. 
strangalizein, strangalün, verw. mit dem deutſchen 
Strang) mit einem Strange od.Stride erwürgen, 
erhängen; Steangulation, f. (strangulatio) Die 
Erwürgung, Erpdrofielung, das Erhängen; Ein- 
klemmung einesBruches; Strangulationsmarte, 
k. der bei der Erdroſſelung am Halſe ſich bildende 

rote Ring, Strangmarke. 

Strangurie, ſ. unter Strangalie. 

Stranifi, ru). pl. eine ruſſiſche Sekte der Raskol— 
nifen (f. d.), die feinerlei gejeßliche Ordnung au- 
erfennen. 

| Strapäge, f. (v. it. strapäzzo) eine ermüdende An- 

ftrengung, Abmattung, Mühſeligkeit; ſtrapazieren 
(it. strapazzäre, eig. übermäßig narıen, von Stra 
— l. extra, außerhalb, außerdem, außerordentlich, 
u. pazzo, töricht, Narr), verächtlid) oder hart be» 
bandein; plagen, quälen, anftrengen, ermatten, er- 
müden; auch durch übermäßigen Gebraud) an Wert 
verringern; ſich ftrap—, ſich abarbeiten, ſich ab- 
üfchern 2c.; ſtrapaziert, bei Mal. verzerrt, verziert. 
verfünftelt gezeichnet 2e.; ftrapazant, ermüdend, 
ermattend, angreifend. 
straseicando, strascinando;, it. (pr. jirajchifando 
2c.; von strascicäre, strascinäre, ſchleppen, fehler- 
fen) Tonf. fehleppend; strascinande Parco, mit 
aufliegendem Bogen. J 

Straß, m. (fr. strass) eine leichtflüſſige farbloſe 
Glasmaſſe, die durch Zuſatz von Metalloryden ꝛc. 
farbige Glasflüffe und die jogenannten fünftlichen 
Edelſteine bildet (nach feinem Erfinder, einem Straß⸗ 
burger Künftler, jo benannt). 

Strata, |. unter Stratum. ) 

Strataͤrch, m. gr. (strat-Arches, von stratös, Heer, 
u. ärchein, herrſchen) ein Oberbefehlshaber Yeld- 
herr, Stratzarithmetil, f. die Heerſcharberech⸗ 
nung; Stratẽg, m. ein Kriegskundiger, Kriegs— 

















Stratum 


tinjtler; Strategem, n. (nicht Stratagem; gr. 
strat-egema, von stratögein, Heerführer jein, eine 
Kriegslift gebrauchen) die Kriegsliit; ein liitiger 
Anſchlag oder Streich, Kunftariff;_ Strategie, 
Stratögif oder Strategetit, f. die Heerführung, 
Heerführungslehre, Feldherrn- oder Kriegskunſt; 
ſtratẽgiſch oder ſtrategẽtiſch, vie Heerführung 
betreffend, kriegskundlich; Strattät, m. der Gol- 
dat, Krieger; Stratographie, f. die Heerbeichrei- 
bung, Kriegsbeſchreibung, Geichichte der Kriege 
überhaupt; Stratofratie, f. die Soldatenherr- 
ihaft; Stratopedie oder Stratopedit, f. (gr. 
stratopedeia,das Lagern, Lagerſchlagen) die Lager— 
aufſchlagungskunſt, die Lehre von der Auswahl der 
Lagerplaätze für Truppen und der Art, ein Lager 
aufzuichlagen und einzurichten. 

Strätum, n., pl. Strata oder Straten, I. (von 
stern£re, strävi, strätum, hinjtreden, hinbreiten) 
eig. das Hin- od. Ausgebreitete, Lager, Schichten; 
stratum super stratum, Schicht auf Schicht, 
ichichtweife; ftratifizteren, nl. ſchichten, aufichic)- 
ten, ſchichtweiſe übereinander legen (bejond. in der 
Gebirgät.); Stratififation, f. die Schichtung, 
Aufihichtung(der®ebirgsarten); Stratigraphie, 
f.Gebirgsbau; Lehre vom Schichtenverband, Schich— 
tenkunde. 

Strazze, f. (it. strazza, dv. ml. u. it. strazzare, für 
it. stracciare, zerreißen, prov. estrassar, jpan. 
estrazar, lat. gleihl. extractiäre, herausreißen, v. l. 
exträctum,extrahere,herausziehen)Kfjpr. Kladde, 
Ladenbud — Brouillon. 

Streblöfis, f. gr. (von streblün, drehen, winden, 
verdreben) Heilf. die Verjtauchung, Verrenkung 
der Ölieder. * 

Streif, m. ftreifen, j. Strike. jr 

Strelitz, m., pl. Strelitgen, ruf). (sstreliez, pl. 

sstreljzy,v. sstrjäla, Pfeil, v.jlav. sstreljät), jchie- 

ben) Schüiben, ehem. ruſſ. Soldaten von der Leib— 
wache, jeit der legten Hälfte des 16. Jahrh. big 
zur Regierung Peters d. Gr. 


Stremma 1., n. gr. (von strephein, drehen) Heilf. 


Berrenfung, Verdrehung eines Gliedes. 

Stremma 2. oder Stremme, f., pl. Stremmen, 
ein'neugr. Feldmaß — 1000 franz. qm. 

Strenuität, f. I. (strenuitas, von strenüus, hurtig, 
munter 2c.) Hurtigfeit, Betriebjantkeit; Tapferkeit; 
Genauigkeit. 

strepitus, m. l. (v. strepere, rauchen, lärmen) das 
Geräuſch, meter strepitöso, con str&epito, con 
El 9 it. Ton. lärmend, rauſchend, mit Ge— 
räuſch. 

stretto, it.(l.strictus) end ſchmal; Kfſpr.ſelten, 
fnapp; Tonf. kurz, geſchwind; alla streita, Tonk. 
in zufammengezogener Weile, gedrängt, beſonders 
zur Bezeihnung der Engführung in der Zuge; 
Stretto, m., und Stretta, f. ein Engpaß 

Stria, k. I. die Riefe, der Streif, die Aushöhlung; 
Striatür, f.(striatüra, v. striäre, furchen, ferben) 
die Hohlfehlung, Falzung. 

Stribord, m. fr. (aus dem dtjch. Steuer, fteuern, 
holl. stieren, niederd. jtüren, entjtellt; vgl. Star- 
board, angelj.steörbord) der Steuerbord, die rechte 
Seite des Schiffes, dem Badbord gegemüber, 

ſtrict ꝛc., ſ. unter ftringieren. 

stridor, m.l.ſv.stridẽre, stridẽre, ʒiſchen, knirſchen, 
ſchwirren) das Ziſchen, Knirſchen; stridor den- 
tium, das Zähneknirſchen. 

strignendo, ſ. unter ſtringieren. 

Strife, n., gew. m, engl. (ſpr. ſtreik; dv. to strike, 
ichlagen, die Arbeit einstellen, jtreichen, davon- 


Struftur 831 


gehen)die maſſenhafte Arbeitseinjtellung von feiten 
der Arbeiter, um höheren Kohn oder VBerminde- 
rung der Arbeitsjtunden zu erzwingen, der Streif; 
ftrifen (ſpr. i = ei), ftreifen, die Arbeit einjtellen, 
um höheren Lohn zu erzivingen. 

' ftringieren, l. (string£re) ftreifen, jtreifend berüh- 
ren, verlegen; eng zufammenzichen; genau neh— 
men; Fechtk. die Klinge des Gegenfechters ftreifen, 
auffangen; ftringent (stringens) bündig, ſcharf, 
nachdrücklich, ſtreng, z. B. ein ſolcher Beweis; 
stringendo (ſpr. —dſchendo) od. strignendo, it. 
(ſpr. ſtrinjendo) Tonk. preſſend, zuſammenziehend, 
verkürzend, eine etwas geſchwinde Bewegung an— 
zeigend; ſtrikt, lat. (strietus) als Adverb auch 
striete, eng, genau, ftreng, pünktlich; jtrifte Ob- 
fervanz, ſ. Obfervanz; strieto jure, nad 
ſtrengem Rechte; stricto sensu, im engern Sinne, 
jtreng oder genau genommen; strietissime, aufs 
genauefte, im engiten oder ſtrengſten Sinne des 
Worts; strietissimo sensu, im engiten Sinne; 
Striftür, f. (1. strictüra) das Streifen; die Zu- 
jammenziehung, Verengung eines natürlichen Ka— 
* z. B. des Darm-Kanals, und beſ. der Harn— 
röhre. 

Strips, m. engl. eine Peitſche mit knotigem Bind- 
faden, dah. pl. Stripfe od. Strippfe, Beitichen- 
ſchläge, Nutenftreiche. 

strisciando, ital. (fpr. ſtriſchändo; von strisciäre, 
jtreichen, ſtreifen) Tonk. jchleifend, einen Ton in 
den andern hinüberziehend. 

Strobifns (auch Strobilus), m. gr. (strobilös, 
v.strobeın, im Kreiſe drehen, strobös, Wirbel) ein 
gewundener Körper, Kreijel, Tannenzapfen; ſtro— 
biloidiich, zapfenfürmig; Stroboſtöp, n. Schei— 
benbild, Drehficht, ein von Stampfer erfundenes 
optisches Spielwerk, eine Scheibe mit Bildern, die 
denjelben Gegenstand in verjchiedenen Stellungen 
zeigen, fo daß er beim rajchen Drehen der Scheibe 
bewegt erfcheint; ſtroboſtoͤpiſche Scheiben, op⸗ 
tiiche Zauberjcheiben. 

Stroma,n. gr. (v.strönnynai,hinbreiten) die Unter— 
lage, Streu, Dede, Teppich; pl. Stromäte, Tep- 
piche, beſ. buntgewirkte Teppiche; dah. uneig. Bü— 
cher vermiſchten Inhalts; Stromatif, k. die Tep- 

| pichweberei, Teppichwebelunit. 
Strombiten, pl. gr. (von strömbus 
Kreiſel) verjteinerte Flügelichneden. 

Strongyliden, pl. gr. Yadenmwirmer (im Darm, 
in den Lungen, der Xeber :c.). 

Strontiän, m. oder Strontiänerde, f. eine 1790 
entdeckte, der Baryterde ähnliche eigentiimliche 
Erde, die mit Kohlenſäure verbunden im Strons 
tianit,m. (nach dem erſten Fundorte Strontian 
in Schottland benannt) und mit Schwefelläure ver- 
bunden im Zöleſtin vorfommt; Strontium, n. 
nl. die metalliiche Grundlage der Strontianerde. 

Stroͤphe, f. qr. (ströph&, von ströphein, wenden) 

|  eigentl. die Wendung des jingenden und tanzenden 

Chores bei den alten Griechen, und der während 


— 
= 


ströbos, 





einer folchen Tangbewegung ige onen Abſchnitt 
des Chorgeſanges; überh. der Versſatz, Versverein, 
das Bersgebäude, ein Geſangglied, Abſatz od. Ab- 
ichnitt in einem Gedichte od. Kiede, vgl. Couplet 
und Stanze; Tonf, veränderte Wiederholung der 
Melodie; Stroͤphit, f. die Zeilenabmejiung, Ab- 
mefjung der Süße in den poetifchen Büchern des 
Alten Teftaments; Strophäfis, f. die Verkrüm— 
mung; Ströphus,m. (gr.ströphos) Heilf. Bauch— 
grimmen, wobei der Kranke fich wendet und dreht. 
Sitruttũr, f. 1. (structüra, v. strußre, ſchichten, auf» 


832 Struie 
ihichten, zufanımenfügen, bauen 2c.) die Fügung 
oder das Gefüge, der Bau, die Bauart, das Auf- 
gebäude; die Zufammenfekung. Anordnung; die 
Verbindungsweife der Teile bei Stein u. Gebirgs— 
arten; der ER eines Nedeganzen, der 
Redebau; vgl. Konſtruktion. 

Strufe, k. pl. Struſen (verderbtaus dem ruſſ ‚sstrug, 
der lange Hobel, v.sstrogätj od.sstrushitj, hobeln, 
wahrich. wegen ähnlicher Geftalt), eine Art großer 
Barken auf der Düna und dem Njemen. 

Strumit,n. ein in der Movrerde von Hamburg un. 
beionders an der Küſte von Afrifa vorfommiendes 
Mineral von gelbliher Farbe. 

Strychnin, nm. gr. (v.strychnos, Nachtſchatten, ein 
Pflanzengeſchlecht) ein eigentümlicher baſiſcher u. 
ſehr giftiger Pflanzenbildungsteil in den Sgnatius- 
bohnen, Brechnüſſen, dem Schlangenholze (Strych- 
nos colubrina) ꝛc.; Strychnomande, f. der Durch 
Genuß von Belladonna erzeugte Wahnſinn. 

Stryphna, pl. griech. (stryphnös, 6n, zuſammen— 
ziehend, herbe) = Aditringentia, ſ. d. 

Stucco, it. oder Stud, m. (fr. stuc, engl. stuck, 
jvan. estuque, d. althochd. stucchi, Stüd, Rinde, 
Kruſte) Gipsmörtel, aus durchſiebtem weißem 
Marmor und Gips beſtehend, zu Verzierungen in 
erhabener Arbeit gebraucht; Stucco luſtro, Glanz 
ſtuck; Stuecatũr od. Stuckarbeit, f. Gipsmörtel 
arbeit; Stuccateur, m. (pr. —töhr)Studarbeiter. 

ftudieren, |. (studöre, ſich bemühen, beftreben) ſich 
einer Sache befleißigen, fie zu erforjchen ſuchen, 
genau unterſuchen od. nachdenfen; beſ. den Wiljen- 
Ichaften obliegen, fich ihnen widmen, etwas lernen, 
üben, darin emſig fein; fich mit gelehrten Arbeiten 
beſchäftigen; fich wegen Erlernung einer Wiſſen⸗ 
haft auf einer Hochſchule aufhalten; einftudie- 
ren, einlernen, einüben; Siudierftube, £. die Ar- 
beitsfiube eines Gelehrten; ein ftudierter Diane, 
ein wijjenichaftlich gebildeter Dann; ſtudiertes 
Benehmen, gefünfteites Benehmen; Stunent, m. | 
(v. 1. Partiz. städens, ſich befleißigend) od. Sit: | 
diõoſus (lat. studiösus, eifrig, beflilien), verderbt; | 
Studfo,m. ein der Wiſſenſchaft Befliſſener, Hoch⸗ 
ſchüler, Mufenfohn, Burſche; Studie, mi, gem. | 
n., it. das Arbeitszimmer eines Kiünitlers, bei. 
Malers, Bildhauers; studiosus licentiatus, |. 

unt. licet; Studium, n. überh. Eifer, Bemühung; 


ö— — — — — — — nn — — — 
— 


beſ. der Fleiß, Eifer, Trieb zu Wiſſenſchaften; an⸗ 
haltendes Nachdenken über etwas, »gelehrte oder 
wiſſenſchaftliche Erlernung, Anſtrengung, Beſchäf— 
tigung, Gefliſſenheit, Forſchung, z.B. Sprach— 
Studium, die Sprachforſchung; pl. Studia od. 
Studien, gelehrte Bemühungen, Forſchungen, 

ründliche Beobachtungen; Wiſſenſchaften, erlangte 
Kenntniſſe, Gelehrſamkeit; gelehrte od. wiſſenſchaft— 
liche Laufbahn, Lernzeit auf Schulen; bei Mal. ꝛc. 
Arbeiten, bei denen man lernen will, Kunſtverſuche, 
UÜbungs- od. Muſterſtücke, Vorle eblätter zum Nach⸗ 
eichnen 2c.; pro studio et laböre, für gehabte 

emühung und Arbeit. 

Stuiber, m. ber Stüber oder Stüver, frühere holl. 
Münze = 16 4 (Renningen) = !/ Gulden Holl. 
— 5 jeßigen Cents = 0,085 A. 

stultus, a, um, I. töricht, einfältig,albern; stultus, 
m. ein Tor, Narr; stulte, töricht, törichterweije; 
Stultitig, f. die Dummheit, Torheit. 

Stumbe, Slodjeide, Seidenwerg. | 


Stumpredner, m. engl.-btid). (jpr. Btömp— ; von 
engl. stump, Stumpf, Baumjtumpf, Zahuftumpf | 
ujw., dann: Nednerbühne, die urjprünglic in | 

merika ein Baumftumpf war, davon to take the | 


Stypfis 


stump, politiſche Rundreiſen machen und Wahl⸗ 
reden halten) ein Wahlredner. 

Stundiſt, m., pl. Stundiſten, ruſſ. (pl. stundisty; 
abgel. vom deutſch. Stunde in der Bedeut. Bet- 
jtunde, Bibelftunde). Stundenbrüder od. Betbrüpder, 
eine im Sahre 1862 unter den Bauern Südruß- 
lands entjtandene, v. der griech. orthodoxen Kirche 
abgefallene Sefte, die ſich zu geiftlichen Geſprächen 
berjammelt, kein Priejtertum anerfennt und im 
Bibellejen Erleuchtung durch den heil.Geift ſucht; 
Stundismus, m. die Zehre der Stundiften. 

Stupefacientie, pl.!. (v.stupefacöre, in Eritaunen 
jegen, betäuben, v. stupere, ftarren, jtaunen, be- 

. täubt fein) betäubende Mittel; Stunefaftion, f. 
nl. die Beftürzung, Betäubung, das Eritaunen; 
stup6fait, fr. (fpr. jtüpefä) erſtaunt, verbußt, be- 
ſtürzt; ſtupend, I. (stupendus) erſtaunlich, ftau- 
nenswert, zum Erſtaunen; ft id od. ſtupide (I. 
stupidus, eig. betäubt, fühllos; fr. stupide), dumm, 
einfältig, ftumpfiinnig; Stupidität, f. (1. stupi- 
ditas) die Dummheit, der Stumpflinn; stüpor,m. 
l. Gefühllofigleit, Unempfindlichleit, Dummheit; 
Staunen. 

Stuͤprum, n. I. die Schändung, Entehrung, Schtwä- 
hung einer unverheirateten Weibsperjon; Un- 
zucht; ſtuprieren (I.stupräre), ſchänden, entehren, 
ſchwächen; Stupräte, f. eine Gejchändete, Ent- 
ehrte; Stuprätsr,m. der Schwängerer, Schänder. 

ſtugiſch, Stysins, |. unter Styr. | 

Styl, j. Stil. — 

Stylit, m., pl. Styliten, gr. (stylites, von stylos, 
Säule, Griffel) Säulenheilige, rijtliche Einfiedler 
u. Schwärmer, die zur Bußübung den größten Teil 
ihres Lebens auf den Spigen hoher Säulen zu- 
braten; der erjte diefer Art war ein ſyriſcher 
Mönch Simeon im b. Jahrh.; Stylobdt, m. (gr. 
stylobätes) Bauf. ein Säulenfuß, Säulenftuhl, 
Sußgeftell; ſtylsdiſch od. ſtyloĩdiſch, ariffelartig, 
griffelfürmig; Styloglöfjus, m. der riffelzungen- 
muskel, welher vom griffelfürmigen Fortſatz des 
Schläfenbeins nad) der Zunge läuft; Stylogras 
phie, f. das Gravieren in eine Maſſe, die nicht 
Glektrizitätgleiter ift, zur Herftellung von Kupfer- 
drudplatten auf galvanoplaftiicem Wege; Styles 
lithen, pl. Säuleniteine, gewiſſe ſäulen⸗ od. ſtengel⸗ 
artige Abſonderungsformen, in manchen Kalk— 
ſteinen u. Mergeln; Stylometer, m. ein Säulen⸗ 
verhältnismefjer, — zur leichtern Auffin- 
dung u. Berzeichnung der Verhältnifje an Säulen; 
Stylometrie, f. die Säulen-⸗Meßkunſt; Stylopi⸗ 
ttafia, pl. (griech. sing. stylopinäkion) Säulen- 
gemälve, Säulenreliefs, welche mythologiſche und 
hiſtoriſche Gemälde darſtellten; Stylus, m. I. in 
der Pflanzenblüte ein Teil des Stempel od. Pi- 
ſtills (ſ. d.), Staubweg od. Griffel genannt. 

Stymatöõſis, Z. gr. (übel gebildet aus styma, Auf⸗ 
richtung des männlichen Gliedes) Heilf. der Blut⸗ 
fluß aus der Harnröhre mit Vo Aufrich⸗ 
tung des männlichen Gliedes, auch Urethror— 
rhagie. Kr 

Stymphaliden, pl. gr. (stymphälides) fabelh. un- 

cheure Raubvögel mit ehernen Krallen u. Schnü- 
Dr u. ehernen, wie Pfeile abſchießbaren Federn, 
die, in den Waldungen am See Stymphälis in 
Arkadien fi aufpaltend, großen Schaden taten, bis 
fie durch Herkules erlegt wurden. 

Stypüis, f. gr. (v. styphein, zufammtenziehen, ver- 
richten) Heilk. dag Sieifmachen, Zufammenziehen, 
Berftopfen; Blutſtillung; Stuhlverhaltung; ftäß- 
tijch (ar.styptilös), Heil. zufammenziehend, ſtop⸗ 


Styrar 


jend,blutftillend; styptica od. ftyptifche Mittel, 
pl. Heilf. jtopfende, bej. blutjtillende Mittel. 

Styrag, gr. = Storar, j.d. 

Sthr, m, tr. f. gr. (eig. der Gehaßte, Verabjcheute, 
v.stygein, hafjen ꝛc. Sabell. ein Höllenfluß, Unter- 
weltfluß, bei dejjen Wafjer die Götter den heiligiten 
Eid Jeifteten (vgl. Aheron, Phlegeton u. Ko— 
eytus); Beim Styr! bei. nachdrückliche Schwur— 
formel der Alten; fingifch (gr. stygios), dem Styr 
und überh. der Unterwelt angehörig; verabjcheut, 
fürchterlich ſchauerlich; Scheide. ätzend, zerfrefiend, 
wie 3. B. Scheidemwafjer (wegen des gifthaltenden u. 
zerireffenden Waſſers des Styr, jet Mavronero, 
in Arkadien); Stygius, m. Beiname des Pluto. 

Suäda, f. I. (v. suadere, zureden, überreden), oder 
Suade (fpr. ſwade), auch Suadela, Yabell. die 
Göttin der Überredung, gr. Peitho; die Bered- 
ſamkeit, rs I der Redefluß, ein an- 
genehm fliegender Vortrag; gem. verächtlich das 
Mundwerk, die Zungenfertigteit; ſuaſöriſch (lat. 
suasorius, d. suadäre, zureden, überreden), iiber» 
redend,antatend; Suaforien, pl. (suasoria) Übers 
redungsmittel, Überredungsgründe. 

sua sponte, j. sponte. 

Sudije, n. in Dftindien eine natürlide Metall» 
miſchung von Kupfer und Gold; auch eine fünft- 
lihe aus Kupfer, Stahl und Gol. 

SUAY®, ſ. soave. 

sub, lat. Vorwort: unter; bei; gegen, um; auch in 
vielen Zufammenfegungen, wo es vor c gewöhnt. 
uc—, dor f juf—, vor p ſup— lautet; sub co- 
ore juris, sub conditione u. ähnliche Verbin— 
dungen ſ. unter dem Yolgewort. 

Euba, f. ungar. (fpr. jhuba; aus dem Slaviſchen 
entlehnt; rufj. schüba) der Pelz, bef. der Bauern. 

Subah, m. perj. eine aus mehreren Bezirken be- 
ftehende Landſchaft (Provinz); Subah:dar, m. 
Statthalter od. Bizefönig einer Provinz, bej. in 
Indien. 

Subaltion, f. I. (subactio, v. subigere, d. i. eig. 
unterbringen; durcharbeiten) Heilf. die Unterarbeis- 
tung, Durcharbeitung, Erweichung, Vermengung. 

fubatüt, nl. (vgl. akut) Heilk. etwas hitzig, nicht jehr 
Higig, mäßig hisig, vom Fieber. 

fubaltern, ml. (subalternus, fr. subalterne; v. sub 
u. alter, alternus, ein anderer, alſo: unter einem 
anderntehend) abhängig,untergeordnet; ein Enb= 
alterner, m., pl. —e, od. Subaltern=-Beamte, 
ein Unterbeamter; S.-Offizier, m. ein niederer 
Offizier, jeder Offizier vom Hauptmann abwärts, 
entg. den Graben fiaferen; Subalternität, f. 
die Untergebenheit; Subalternation, f. in der 
Logik: das Verhältnis des allgemeinen Urteils zu 
den ihn untergeordneten bejonderen. 

ubapenninisch, am Fuße der Apenninen befindlic. 
ubäräten, pl.!. (v.subaeratus,inmwendig fupfern, 
bon aes, Erz, Kupfer) überjilberte Münzen oder 
Münzen von Erz, aber mit Silberplatten belegt. 

Aubarktifch, nl. unter dem Pol, d. h. in der Falten 
Bone vorfommend; vgl. arktifch. 

fubarrendieren, ml.(vgl.arrendieren)unterpadhten, 
wieder in Bacht nehmen; Subarrende od. Sub— 
arrendation, f. die Unterpacht, Wiederpadhtung; 
Subarrendäter, ın. der Unterpadter. 

Subbaß, m. lat.-it. (vgl. sub u. Baß) d. i. Unter- 
baß, eın hölzernes gedecktes Orgelregilter. 

Zubbrandiäten, pl.(vgl.Brandyus,Brandien) 
Kehiflofjer, eine Gattung Fiſche (Jugulares L.). 

Zubdclegieren, nl. (vgl. delegieren) an eines andern 
Stelle bevollmädhtigen, zum Unterbevollmädtigten 


Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


jubjizieren 833 
ernennen, Untervollmacht geben; Subdelegät od. 
Subdelegierter, m. ein Unterbevollmäctigter; 
Nebengejandter; Subdelegation, f. die Unterab- 
ordnung, Unterbevollmächtigung. 

Subdiakönus, m. I.-gr. (vgl. Diakonus) ein geijt- 
licher Unterhelfer, zweiter Hilfsprediger. 

Subdiäle,n. I. (v. sub dio, unter freiem Himmel, 
j. d.) ein unüberbauter Ort, ein Altan. 

Subdiftinttion, f.nl.(vgl.Diftinktion) die feinere 
Unterſcheidung, Unterabteilung. 

subdititius, a, um, l. (von subd£re, unterlegen) 
untergeſchoben, unecht; subdititius infans, m. 
ein untergefchobenes Kind; Wechjelbalg. 

fubdividteren, lat. (subdividöre, vgl. dividieren) 
unterabteilen Unterabteilungen machen; Subdints 
fion, f. (subdivisio) die Unterabteilung, Unter» 
einteilung. 

sub divo, sub dio od. sub Jove, I. unter freiem 
Himmel. 

subdominus, ın. nl. (vgl. dominus) ein Unterherr, 
Afterlehnsherr. 

ſubduzieren, lat. (Sub-ducẽre, eig. darunter weg- 
ziehen) entziehen, unvermerkt wegnehmen od. ent⸗ 
fernen; durchſeihen; Subdnftion, f. I. subductio) 
die Entziehung; die Abführung der Unreinigkeiten 
im Körper; auch Durchfeihung. 

Suberät, n. nl. (v. I. suber, Kork) forffaures Salz, 
ſuberös, forfartig. 

sub-et obreptio ꝛc., |. Subreption. 

Subferräten, pl. nl. (v. ferrum, Eifen, ferratus, 
eijern, und sub, f. d.) Silbermünzen mit eijernem 
Kerne. 

fubhaftieren, I. (subhastäre) od. sub hasta ver— 
faufen, D. i. wörtl. unter dem Spieße (hasta; weil 
im alten Rom anfangs nur bei Berjteigerung der 
im Kriege erbeuteten Gegenjtände,. jpäter aber 
überhaupt bei gerichtlichen Berfteigerungen, Ber- 
pachtungen 2c. ein Spieß aufgejtedt wurde), gericht- 
lic) verjteigern, verganten, an den Meijtbietenden 
verlaufen; Subhaftation, f. (subhastatio) die 
öffentliche, gerichtliche Verjteigerung, Zwangsver— 
fteigerung, deröffentl. Ausruf,=Auftion; Sub— 
baftationsprozch, m. oder Subhaitationsords 
nung, Zwangsvollitredungsverjahren, Zwang3- 
vollitredungsordnung. 

sub hodierno die, ſ. unter dies. 

fubigieren, [.(subigöre) unterjochen, überwältigen; 
Heilk. unterarbeiten, vermengen (vgl. Subalftion); 
dah. auf Rezepten subige, abgef. sub., d. i. ver» 
arbeite oder vermenge es. 

Subinfendation, f. mi. die Erteilung eines Lehens 
jeitens des Bajallen an einen Untervajallen. 

Subingrefiion, f. nl. (v. l.ingressio, das Hinein— 
gehen) die Eintretung in eines andern Stelle. 

fubintellinieren, I. (sub-intelligere, v.intelligöre, 
einjehen, verjtehen) darunter veritehen; ſubintelli⸗ 
niert, hinzugedacht, hinzuveritanden. 

subito, I. plößlich, gleich; Ton. geihwind, ſchnell. 

inbjizieren, I. (subjicere, v. jacere, werfen, legen) 
unterwerfen, unterlegen -itellen,- ordnen; eingeben, 
unter den Fuß geben; Eubjekt, n. (l. subjectum) 
eig. das Untergelegte, die Unter- oder Örundlage; 
der Grundbegriff, der Gegenstand, von welchem in 
einem Sage etwas ausgejagt wird (entg. Prädi— 
fat); auch eine Berjon, entg. dem Objeft od. der 
Sade; ein Menſch Hinfichtlih der Fähigkeit oder 
Tüchtigkeit zu einem (untergeordneten) Geſchäſte; 
bei. ein Gehilfe in einer Apotheke; auch in verächt— 
lihem Sinne jtatt Perſon gebraucht; jubjektid 
(jpätl. subjectivus) over fubjettivtich, perjonlich, 

53 


834 sub Jove 


innerlich, twa3 jeinen Grund und Beſtand in der 
Berjon hat, nicht in der Sache (entg. objektiv); 
dab. auch = einfeitig, parteiiſch; ſubjektivieren, 
verjönlich oder innerlich machen, entg. objetti- 
dieren; Subjeftivismus od. Subjeltinität, f- 
nl. die Beſchaffenheit und Eigentümlichteit eines 
Gegenſtandes; — — Innerlichkeit, das 
Daſein in unſerm Vorſtellungs- und Erkenntnis— 
vermögen; perſönliche Anſchauung od. Auffaſſung; 
ſubjektives Verbum, ergänzungsloſes Zeitwort; 
Suöjektion, f. I. (subjectio) die Unterwerfung; 
Redet. die Selbjtbefragung. 

sub Jove, j. sub divo. 

fubjugäl, nl. (v. [. subjugäre, d. i. eig. unterjochen) 
untergeordnet; Subjugäls-Tun, m. nl. ein unter» 
geordneter Ton. 

fnbjungteren, I. (subjungere) unterordnend ver- 
binden, beifügen, anfnüpfen; Subjunttion, k. nl. 
die Beifügung, Anfügung ; ſjubjunttiv (jpätl.sub- 
junctivus), beigefiigt, verbunden; anfügend, ver- 
bindend; Subjunktiv, m. (subjunctivus modus) 
Spradl. = Konjunktiv, f. Modus. 

Subtolleftation oder Sublolleltion, f. nl. (vgl. 
Kollefte 2c.) eine Untereinfammlung; Subfolfef- 
teur (pr. —öhr), m. Untereinnehmer, Unterein- 
jammler, 3. B. bei der Lotterie. 

Subkumitee, n. ein Unterausihuß (vgl.Romtitee); 

Sublommitiiion, f. eine Unterkommiſſion (vol. 
Rommijjion). 

Subfonfenuenz, f. nl. (vgl. Konjequenz) die Folge 
aus einer Folge, untere oder zweite Folge. 

Sublontrabieren, nl.(vgl.fontrahieren) einenneuen 
Bertrag eingehen, durch einen neuen Vertrag ver- 
binden. 

fubfutän, nl. (v. l. sub, unter, u. cutis, die Haut) 
zunädjt unter der Haut befindlich; ſubkutane In— 
jeftion, f. Heilf. Einfprigung von Arzneijtoffen 
(3. B. Morphium, Ehinin ze.) in das Unterhaut- 
zellgewebe; Hauteiniprigung. 

Sublanjarier, auh Infralapiarier, pl. barb.-l. 
(v. lapsus, der all, bej. der Sündenfall) diejenige 
Bartei unter den Kalviniſten, welche annimmt, daß 
Gott die Menſchen nur unter Borausjeßung der 
Sünde zur Berdammnis beftimmt habe, entg. den 
ee 

Eußlation. f. I. (v. tollo, sustüli, sublätum, auf- 
heben) dıe Erhebung, Aufhebung. 

fublevieren, I. (sub-leväre)unteritiigen, erleichtern, 
beiitehen, bei. Amtshilfe leiften; Sublebant, m. 
(sublevans) ein Erleidhterer, Helfer, Amtsgehilfe; 
Sublevämen, m. nl. eine Erleihterung, Unter- 
ſtützung; Sublepation, f.I.(sublevatio)die Unter⸗ 
tigung, Amtshilfe. 

fubligieren, I. (sub-ligäre, unten anbinden, unter» 
binden) verbinden; verpflichten; Subligacihlum, 
n. l. Schurz, Schürze; Heilf. ein Bruchband; Sub⸗ 
ligation, f. (subligatio) die Unterbindung. 

fublim, I. (sublimis; fr. sublime) erhaben, hoch; 
Sublimität, f. (l. sublimitas) die Erhabenpeit, 
das Hohe und Große in der Rede, in den Schönen 
Künſten 2c.; Jublimieren (L sublimäre), erhöhen, 
emportreiben, verflüchtigen, durch Zeuereinen lör- 
per in Dampf verwandeln und diefen durch Ab- 
tühlung wieder eritarren lajjen u. auffangen, vgl. 
dejtillieren; fublimiert, emporgetrieben, ver- 
flüchtigt u. in feſter Form wiedergewonnen; Sub— 
limät, n. (sublimaätum) das Emporgetriebene, 
Hinaufgeläuterte, was in Dampf verwandelt und 
in feiter your wiedergewonnen it; im engern 
Sinne=Wbfublimat, äßendesQuedfilber- 


fubordinieren 


jublimat, falzjaures QDuedjilberoryd, 
Quedjilberhlorid oder Doppelt-Chlor- 
quedjilber, die durch Sublimation eines Ge: 
menges von ſchwefelſaurem Duedfilberoryd und 
Kochſalz erzeugte höchſte Verbindungsitufe des 
Duedfilbers mit Chlor; natürliches od. gedie- 
genesSublimat, Duedfilberhornerz. Hornqued- 
jilber; Sublimation, f. nl. die Erhöhung, Em- 
ortreibung, Berflüchtigung eines Körpers und 
erdichtung feines Dampfes zu feiter Form; vgl. 
Deitillation; Sublimatorinm, n. der Empor- 
treibungsort, die Läuterungsftätte; auch ein Ber- 
flühtigungsmittel. 
fublizitieren, nl. (vgl. lizitieren) an den Mindeit- 
- fordernden ausbieten; Sublizitation, f. die Aus- 
bietung an den Mindejtfordernden. 
ſublozieren, nl. (vgl. lozieren unter locus) wieder 
vermieten, in Afterpacht geben; Sublokation, f. 
die Unterpacht, Aftermiete. 
ſublunär(iſch), nl. (v. sub, unter, u. luna, Mond) 
unter dem Monde befindlich, irdilch; vergänglidh, 
veränderlich. 
Subluxation, f. nl. (vgl. Luxation) Heilk. die Ver— 
— Verſtauchung, unvollkommene Verren— 
ung. 
ſubmarin(iſch), nl. (v. sub, unter, u. mare, Meer) 
unterſeeiſch, unter dem Meere befindlich. 
ſubmentäl, nl. (v. mentum, das Kinn) unter dem 
Kinn befindlich. 
ſubmergieren, l. (sub-merg£re) untertauchen, ver- 
ſenken; überſchwemmen, unter Waſſer ſetzen; Sub— 
meérſus, m. ein Ertrunkener; Submerſion, f. 
(jpätl. submersio) die Untertauchung; gänzliche 
Überſchwemmung. 
fubminiſtrieren, [. (sub-ministräre; vgl. Miniſter 
und minijtrieren) behilflich fein; darreichen, an die 
Hand gehen, Vorſchub tun; Subminiftration, f. 
(fpätl. subministratio) die Darreihung, der Vor— 
HERE Handbietung zum Unterjchleife, der Unter- 
Jleif. 
ſubmittieren (ich), [.(sub-mittere) ich unterwerfen, 
demütigen, ſich ergeben, gem. zu Kreuze Friechen; 
ſubmiß (l. submissus), unterwürfig, untertänig, 
ergeben, demütig; Submijfien, f. (l. submissio, 
Nächlaſſung, Senfung der Stimme) die Unterwer- 
fung, Demütigung; Demut, Untertänigfeit, der 
Gehorjam; (fr. soumission) die Lieferung einer Ar- 
beit für einen beſtimmten od. den geringjten Preis; 
Berdingung, Ausihreibung; Submiijions-Df- 
ferte, Angebot bei Verdingungen; Submiſſarius 
(au Summiſſarius), m. nl. eig. der Gtellver- 
treter eines Fathol. Domherrn, ein Geijtlicher, der 
itatt eine Domherrn eine firchliche Verrichtung 
bejorgt; Submittent, m. (fr. soumissionnaire) ein 
Bietender, der die Lieferung einer Arbeit für einen 
bejtimmten Preis überninmt od. übernehmen will. 
ſubinobieren, |. (sub-movere) zuridtreiben, weg⸗ 
ſchaffen, entfernen. F 
ſubnectieren, l. (sub-nectöre, v. nectöre, knüpfen; 
vgl. Nexus) unten anknüpfen; hinten anhängen, 
anfügen. 
Subnormãle oder Subnormal-Liunie, f. nl. höh. 
Groͤßenl. das von der Normale (j. d.) und Or⸗ 
dinate begrenzte Stück der Abſciſſenlinie, für einen 
Punkt einer frummen Linie. A 
Suboffizial, m. nl. (vgl. Offizial unter Officium) 
ein Stellvertreter, bej. der Kurfürjten bei der ehem. 
Krönung deutjher Kaijer. 
ſubordinieren, nl. (v. l. ordinäre, ordnen) unter- 
ordnen, unterjtellen; ſubordiniert, untergeordnet, 


nbornieren 


untergeben, unterjtellt; Subordination, f. die 
Unterordnung; Dienjtgehorfam, Zucht, bei. im 
Soldatenweien; Subordinatianismns, m. die 
Unterordnungslehre, in der Kicchengejchichte die 
Lehre, nach welcher in der Dreieinigfeit der Sohn 
dent Vater, und der heilige Geift beiden unterge- 
ordnet fei; Subordinatiäner, pl. die Anhänger 
diefer Lehre, eine hrijtlihe Sekte im 4. Jahrh., 
auch: Affuritäner. 

fubornieren, l. (sub-ornäre, d. i. eig. augrüften, 
Ihmüden) zum Böſen abrichten, verleiten, heimlich 
anftiften; Subornation, f. nl. die heimliche An— 
jtiftung, Abrichtung, Verführung zum Böſen, beſ. 
heimliche Beſtechung. 

Suboryd, n. l.gr. (vgl. Oxyd) Scheidek. Unteroxyd, 
diejenige Oxydationsſtufe eines Metalls, welche 
weniger Sauerſtoff enthält, als die von demſelben 
Metall gebildete Baſis; vgl. Hyperoxyd. 

subplantieren, I. (sub- od. supplantäre, eig. unter- 
pflanzen, unterjtellen) einem ein Bein jtellen, ihn 
ausſtechen, durch Hinterlift ftürzen; Subplanta— 
tion, f. nl. die Ausftechung, liftige Stürzung eines 
andern. 

Subplumbäten, &ı nl. (v. sub, j. d., u. plumbum, 
Blei)altrömisheSilbermüngenmitbleiernemferne. 

Subprior, m. nl. (vgl. Prior) ein Unter-Vorfteher; 
Subpriorin, f. Unter-Vorfteherin in Klöftern. 

sub quocängue titülo, j. unter Titel. 

Subreftor, m. nl. (vgl. Rektor) UntersBorfteher 
auf Gelehrten-Schulen. 

fubrepieren, I. (subrepere, von repere, friechen) er- 
ihleihen; Subreption, f. (1. subreptio) Rſpr. die 
Erſchleichung durch Berbergung od. Entjtellung der 
Wahrheit; Subreptionsichler, m. Fehler im 
Denken und Urteilen, welche durch finnliche Täu— 
ſchung, Mangel an Aufmerkſamkeit, Übereilung, 
Unbefonnenbeit 2c. entitehen. 

Subrebifion, f. nl. (vgl. Revijion) die nochmalige 
Durchſicht od. Durchmuſterung. 

Subrogieren, |. (subrogäre) unterſchreiben, an eines 
andern Stelle wählen od. feßen; einem andern fein 
Recht abtreten; Subrogation, f. nl. die Untere 
ihiebung, Einfegung an eines andern Stelle. 

ſubſecibe Stunden od. Arbeiten, pl. (l. tempöra 
subseciva, op£erae subsecivae, v. subsecivus, eig. 
unten abgejchnitten, dah. was der Hauptjache ent- 
gogen wird, was nebenher gejchieht) Nebenjtunden, 

ebenarbeiten; Subſektion, f.nl.(vgl. Sektion un- 

ter jezieren) die Unterabteilung, der Unterabfchnitt. 

fubſekutib, nl. (v. I. subsöqui, nachfolgen) nadyfol- 

gend; Area n. I. das Nacjfolgende, wel» 
ches fid) auf etwas Vorhergehendes bezieht. 

Subſellia od. Subjellten, pl. I. (sing. subsellium; 
sub, unter, u. sella, Stuhl, Siß) niedrige Site für 
Zufhauer od. Zuhörer im Theater, im Gericht 2c., 
bej. im Gegenjaß der höheren Sitze; Schulbänfe; 
auch die Richterbanf. 

Subjemifufa, f. nl. (vgl. Semifuja) Tonf. eine 
32jtel Taftnote. 

Zubfenior, m. nl. (vgl. Senior) ein Nachältefter, 
Unterälteiter; inStudentenverbindungen derzweite 
Vorſtand. 

Subſequens, j. unter ſubſekutiv. 

Subſidénz, f. I. (subsidentia, von subsidöre, ſich 
niederjegen, ſenken) Heilf. das Niederfinfen, Zus 
jammenfinfen, die Berengerung, bef. der Pupille; 
der Bodenſatz, Niederichlag. 

Subſidium, n. I. (v. subsidere, jich niederlafien, in 
einen Hinterhalt legen) eig der Hinterhalt, Rück— 
Halt (die Reſerve); überh. ver Beiftand, die Unter— 


ſubſtituieren 835 


ſtützung; Hilfsſteuer; pl. Subſidien (I. subsidia), 

Hilfsmittel, beſ. Hilfsgelder, z. B. zur Führung 

eines Krieges, Hilfsſteüern; Subſidien-Allianz, 

ein Bindnisvertrag, durch den ein Staat dem an» 
dern Hilfsgelder oder Hilfstruppen, die aber in 

Sold des andern Staates treten, veripridt; ©.» 

Traktät, m. ein Hilfsvertrag; in subsidium ju- 

ris, zur Rechtshilfe, zu KEEP Mithilfe, Bei- 

hilfe, Unterſtützung 2c.; Subjidtäriich ([. subsidia- 
rius), od. ſubſidiär, fr. unterſtützend, Hilfreich, Hilf- 
leijtend, zur Hilfe; dab. fu bfidiariicheBerbind- 
lichkeit, die erit dann eintritt, wenn ein anderer 
der feinigen nicht nachgekommen ift; fubfidia- 
riſches Recht, deſſen Grundſätze erſt in Anwen— 
dung kommen, wenn ein anderes nicht ausreicht; 

—— Ladung, die durch Hilfe eines 
anderen Richters od. Gerichts geſchehen kann; Sub- 
sidia charitativa, Steuern, die die Nitterichaft 
an Kaifer Karl V. und feitdem an alle nachfolgen— 
den Kaifer zu zahlen hatte. 

fubfignieren, I. (subsignäre, vgl. fignieren) unter» 
zeichnen, unterfertigen; Subſignation, f. (ſpätl. 
subsignatio) Unterzeichnung jeines Namens. 

fubfiftteren, I. (subsistere; vgl. fiitieren) beitehen, 
fortdauern, Beſtand haben, ſich halten; zu leben 
haben, auskommen, feinen Unterhalt haben; Subs 
fiftenz, f. nl. der Beitand, die Fortdauer; der Le— 
ben3unterhalt, dag Austommen. 

inbjfribteren, I. (sub-scribere) unterjchreiben, 
ſchriftlich ſich anheiſchig machen; Subffribent, m. 
(l. subscribens) ein Unterſchreiber, Unterzeichner; 
Subifription, f. (I. subscriptio) die Unterjchrei- 
bung, Unterzeihnung, Unterihrift; Subjfrips 
tionsliite, f. das Verzeichnis derjenigen, welche 
ſich durch Unterfchrift im voraus zu etwas verbind- 
lic) gemacht haben. 

sub sole, I. unter der Sonne; 8. 8. ni[hi]l per» 
f6etum, unter der Sonne gibt es nichts Bolltom- 
menes. 

sub spe rati, ſ. unter ratus. 

Subftänz, f. I. (substantia, von substäre, dafein, 
beitehen) das Weſen, ein felbitändiges, für ſich be- 
ftehende3 Ding; der Stoff, das Ganze eines Kör— 
pers, infofern es al3 aus ungleichartigen Teilen 
zufammengefegt (alfomehrchemifch, als mechanisch) 
betrachtet wird, verſch. Maſſe; die Wejenheit, das 
Grundweſen, das Wichtigſte, der wejentlihe Inhalt, 
der Kern od. Hauptbeitandteil, das Beite, Kräftigite 
einer Sadıe; pl. Subjtänzen, Stoffe, Beitandteile; 
Wejenheiten; salva substantia, Ripr. ohne dag 
der Stoff felbjt angegriffen oder verbraucht werden 
darf; fubftanttäl (ſpätl. substantiälis) oder ſub⸗ 

tantiell (fr. substantiel), weſentlich, wejenhaft, 
— —— nahrhaft, auch ſubſtantiös 
nl.; substantialiter, — ſelbſtändig, dem 
Weſen, weſentlichen Inhalte nach; Subftantialis 
tät, f. die Weſenheit, Selbſtändigkeit; ſubſtan⸗— 
tiieren, Rſpr. jemand mit den geſetzlichen Erfor- 
derniſſen verſehen; rechtlich begründen, mit Tat— 
ſachen begründen, mit Beweiſen verſehen; Sub— 
ſtantiierung, f. die Beſtandteiligung; Subſtan— 
tiv(um), n. pl.— da 0d.— ve, Sprachl. ein Haupt⸗ 
wort, Dingwort (entg. Attributiv, Adjektiv); 
Subitantipum verbäle, =Berbal-Gubftan» 
tiv, ſ. d.; ſubſtantivpiſch (ſpätl. substantivus), u. 
als Adverb auhsubstantive, hauptwörtlich, ſelb— 
ſtändig. 

Subſtilar⸗Linie, f. nl. (von sub, unter, u. stilus, 
Stift) die Zeigerlinie auf Sonnenuhren. 

ſubſtituieren, I. (substituere, v. statu£re, jtellen) 

53° 


836 Subſtra(tum) 


eig. unterſtellen; an eines andern Stelleſetzen, nach— 
verordnen, erſetzen, unterſchieben; Rſpr.zum Nach— 
erben ernennen (vgl. heres substitutus); cum fa- 
enltate (od. jure) substituendi, I. Ripr. mit der 
Befugnis (od. dem Rechte), einen Stellvertreter zu 
ernennen, 3.8, in Vollmachten; Subftitüt, m. (l. 
substitütus)ein Stellvertreter, Amtsvertreter, Bei- 
geſetzter od. Nachgeordneter im Amtecines Älteren; 
Subjtitution, f.(jpätl.substitutio)die Beifegung, 
Nacheinſetzung, Amtsvertretung, Erfegung, Unter- 
ihiebung; Rſpr. Nahbevollmädtigung; Ernen— 
nung zum Nacherben; Subjtituttonsmethode, f. 
das Einfegungsverfahren; Schriftliche Subititu= 
tion, Vollmacht. 

Subfträtlum), n. I. (v. substernere, unterbreiten) 
eig. daS Untergebreitete; die Grundlage, der zu 
Grunde liegende Stoff od. Gegenitand, dergegebene 
Fall (vgl. casu substrato); die Schicht, Lage; pro 
substrata materia, in Beziehung auf den vor- 
liegenden Gegenjtand. 

Subitruftion, f. I. (substructio, von substruere, 
unterbauen) daS Unterbauen; der Unterbau, da3 
Srundgebäude, die Örundlage. 

Subsultus tendinum, m, [. (v. I. tendo, die Sehne) 
das Hüpfen der Sehnen, namentl. daS Juden der 
Muskeln des Vorderarmes im Todestampfe. 

fubjumieren, nl. (subsumere, v. sum£re, nehmen) 
eig. darunter nehmen, mit befaflen od. begreifen, 
unterjtellen; folgern, daS Beſondere auf das All— 
gemeine, od. diejes auf jenes zurückführen und an- 
wenden; auh=präfumieren; Subjumtion, f. 
die Mitbegreifung, Unterftellung, Unterordnung; 
Folgerung, Zurückführung oder Anwendung des 
Bejonderen auf etwas Aligemeines ıc.; Voraus- 
fegung; ſubſumtib, unterjtellend, unterordnend, 
vorausjegen?. 

Subtangente, f. nl. (vgl. Tangente) höh. Größen. 
die Untertajte, Unterberührungslinie, da3 von der 
Tangente u. Ordinate begrenzte Stück der Abfzifjen- 
linie, für einen Bunft einer frummen Linie. 

Subterfugium, n., pl.—gia, ni. (v. I. subterfu- 
gere, unter der Hand entfliehen, entwifchen) die 
Ausflucht, der Vorwand, Behelf. 

{ubtil, I. (subtilis) fein, zart, dünn; genau, ſcharf; 
liſtig, jpigfindig, ſcharfſinnig, verſteckt; Suptilität, 
f. (1. subtilitas) die Feinheit, Zartheit; Genauig— 
feit, Schärfe; der Scharfiinn; dieSchlauheit, Spiß- 
findigfeit; fubtilifieren, barb.-I. (fr. subtiliser) 
feiner machen, verdünnen, verfeinern; grübeln, 
tlügeln, jpigfindig fein; Eubtilifation, f. DieVer- 
feinerung, Verdünnung. 

jubtraßteren, I. (sub-trah£re, eig. darunter weg— 
ziehen, abrechnen, wegnehmen eine Zahl von der 
andern; Subtraheͤnd(us), auch Subtrahent, 
Subiräftor, m. die adzuziehende oder abziehende 
Zahl, ver Abzieher, die Abziehzahl, entg. Minuen- 
dus; Subtraftion, f. nl. die Abziehung, der Ab- 
zug; jubırafiiv, abziehbar, was ſich abrechnen 
läßt; Größen. von Größen, die mit dem Subtraf- 
tionszeichen (—) verjehen oder negativ find, entg. 
additiv. 

fubtropifh, unter den Tropen (f. d.), in der heißen 
Hone befindlich oder vortommend; auch: halb- 
tropiich. 

Subularia, f. nl. (v. l. subüla, die Bfrieme) Waffer- 
pfriemiraut od. »pflanze; fubulärıfch, pfriemen- 
förmig; Subulivröftrum, n. Bfriemjchnabel. 

sub una speeci, ſ. unter Species. 

Zuburbänum (sc.praedium),n.l.(v.sub-urbänus, 
nahe bei ver Stadt befindlich, v. sub, ſ. d., u. urbs, 


succinum 


Stadt) ein vorftädtifches Landgut, Landgut nahe 
bei der Stadt, Stadtgut; Suburbänus, m. ein 
Boritädter; ein vorftädtifcher Geiitlicher, der die 
Amtsverrichtungen in den Vorftädten od. in nahe» 
gelegenen Dörfern zu beforgen hat; Suburbium, 
n. die Voritadt. 


sub utraque etc., f. unter Species. 
Subpdjall, m. mi. (subvasällus, vgl. Bafall) ein 


Unter- oder After Lchnamann. 


fübsenteren, I. (sub-venire) zu Hilfe fommen,: 


unterftügen, beiſtehen; Subvention, f. nl., auch 
Subbentionierung, f. die Hilfe, Beihilfe; Unter- 
fügung, bef. Staatsunterftügung; ſubventio— 
niert, was eine Staat3unterjtüßung erhält. 


ſubvertieren, I. (sub-vertere)umtfehren, umftürzen, 


verwititen, zerjtören; Subverfion, f. (fpätl. sub- 
versio) die Umftürzung, Umfehrung; der Umſturz, 
Untergang, Verfall; subversio stomächi, f£. 
Heilf. eigentl. Umkehrung des Magens, ſtarkes 
Erbrechen; ſubverſib, nl. umjtürzend, zerſtörend, 
zerrüttend. 


Succdde, £. (it. succada, vd. [. succus, Saft) einge> 


tochter Fruchtſaft; eingefochte Früchte, Wurzeln 2c. 
© a u. trodner Geſtalt; eingemachte Zitronen- 
alen. 


ſuecedieren, l. (succed£re, von sub u. ced£re, eig. 


unter etwas fommen od. gehen, hinein= od. heran- 
gehen) od. fnfzedteren, nachfolgen im Amte, in der 
Regierung zc.: auch glücklich vonjtatten gehen, gelin- 
gen; ſuecedãn (l.succedan&us), nachfolgend, tell» 
vertretend, Succedandus, m. ein Stellvertreter, — 
Vicarius; Succedandum, n. das Notmittel, die 
Nothilfe; Succedent, m. der Nachfolger; Suecki, 
m. (l. successus; fr. suceös) der glückliche Erfolg, 
Fortgang, Ausgang, das Glüd, der Beifall: succes 
d’estime, fr. (ipr. ßükßäh deftihm’) ein aus Ach— 
tung errungener Erfolg oder Beifall, Achtungser— 
folg,d. i. ein Erfolg, den ein zwar achtungswertes, 
aber nicht außerorvdentliches Werk erhält, beſ. aus 
Achtung vor dem fonft verdienten Verfafjer; suc⸗ 
ces de vogue (vgl. Vogue), ein glängzender, ein 
raufchender Erfolg, der aber mehr der Mode und: 
der Zeitftimmung, als dem wirklichen Verdienſt des 
Werkes zuzufchreiben ift; Suecefiion, £. (l. suc- 
cessio) die Folge, Folgereihe, bei. Thronfolge vor 
Regenten, Nachfolge, Erbfolge; die Erbichait, der 
Nachlaß; Succeſſions-Pulver, n. eig. Nachfolger 
pulver, d. i. Giftpulver, injofern es bisweilen ge— 
geben worden ift, um eine Erbichaft zu erlangen: 
od. Thronfolge zu bewirken; S.-Vertrag, ſ. pac- 
tum successorium; Univerſal⸗Succeſſion, Ge⸗ 
ſamtnachfolge, Exrbfoige in die ganze Vermögens— 
mafle; Singular=Suecefiion, Sondernachfolge, 
in eine einzelne körperliche Sache; sucvessio ab- 
intestäto, die geſetzliche oder natürliche Erbfolge 
ohne Tejtament; fueceijtv (pätl.successivus),alg 
Adverb successive, allmäblih, nach und nad), 
aufeinanderfolgend; Succeſſor, m. der Nachfolger, 
Amtsfolger, „Nachfahr“ (Goͤethe), Erbe; Thron» 


Succin, Succinat, ſ. succinum. _ lfolger. 
ſuceinet, I. (succinetus, v. succingere, aufgürten, 


aufichüirzen) eig. aufgeichürzt; kurz, un ge⸗ 
drängt, körnicht; Succinctorium, n. ſpätl. eine 
Schürze; ein Gürtel, beſ. an Prieſterkleidung; ein 
Bruchband. 


succinum, abgek. Succin, n. I. (von succus, Saft) 


der Bernſtein, Agtſtein; Succinät, n. nl. Bern⸗ 
ſteinſalz, bernſteinſaures Salz; Succinit, m. der 
Bernſtein, auch eine Art Granat von berniteingel- 
ber Farbe. | | 


Succoth 


Suecöth, pl. hebr.(v.sukkah, Laubhütte) das Laub⸗ 
hüttenfeſt der Juden (jüd. Sßuükes). 

Succübus, m. nl. (v. succubäre, unten liegen) ein 
böjer Geijt oder Kobold, welcher in weiblicher Ge- 
ftalt die Männer bei Nacht plagen foll; vgl. In» 
kubus. 

ſucculent, ſ. unter succus. 

ſuccumbieren, I. (succumböre) unterliegen; ver- 
lieren einen Prozeß, einbüßen, ftraffällig werden; 
Suecumbenz, f. nl. das Erliegen, Unterliegen; 
Succumbenz-belder, gerichtlich niedergelegte 
Straf- eder Berlujtgelder. 

Syuceurrieren (l. succurr£re, von sub und curröre, 
laufen) zu Hilfe fommen, beifpringen; Succuͤrs, 
m. nl. die Beihilfe, Hilfe, Verjtärkfung; be. Hilfs- 
mannjschaft, Zuzug; Suceurfälen, pl. (succursä- 
— = ecclesiae) Hilfs⸗ oder Nebenkirchen; vgl. 
Filial. 

süccus, m.l. der Saft; pl.sucei: etwas in succum 
et sanguinem vertieren, in Saft und Blut ver- 
wandeln, ın Fleisch und Blut übergehen lafjen, 
d. i. es fich ganz eigen machen; fneculent (1. suc- 
culentus), faftig, faftvoll; nahrhaft, träftig; Sue— 
eulenz, f.ni.dieSaftigfeit, Saftfülle; Nahrhaftig- 
feit, Kräftigfeit. 

Succuſſion, £.(.(succussio, v.succut£re, aufwärts 
ſchütteln, in die Höhe ſchütteln, aufrütteln) die Auf- 
ichüttelung, Erihütterung; Heilf. das gemwaltjame 
Schütteln od. Rütteln eined Kranken, um gewiſſe 
Krankheiten zu erfennen od. zu erleichtern; ſuccuſ⸗ 
ſöriſch, nl. (succussorius) aufwärts erjchüitternd, 
aufwärts ftogend, 3.8. juccujjorifhe Bewe— 
gung eine3 Erdbebeng, entg. undulatorifd). 

Sücrerie, £. fr. (fpr. ßükr —; v. sucre, Zuder) eine 
BZuderliederei; Zuderwerf. 

Sudamina, pl. nl. (v. I. sudäre, ſchwitzen) Heilk. 
Hiß- oder Schweißblätterhen; Sudartum, n. |. 
das Schweißtuch; das Schwitbad; Sudatien, f. 
(l. sudatio) das Schwigen; Sudatorium, n. ein 
Schwitzbad, Schwirkaiten. 

sudetto, it. (v. su, oben, u. detto = |. dictus ıc., 
gejagt)oben gemeldet, oben gejagt; als Hauptwort: 
der Obengenannte. 

Sudra, m. ſanskr. (südra), pl. Sudras, die vierte 
u. unterjte Bolf3abteilung od. Ktafte bei den Hin- 
dus, aus Handwerkern beitehend. 

Sueben, pl. (I. Suevi, d. i. die Schweifenden, die 
Freien) ein altdeuticher Volksſtamm oder Völker— 
bund, Rejte derjelben waren die Chatten; jpäter 
entitand aus Sueben das Wort Shwaben;dah. 
fuebiſieren oder juedifieren, barb.-!. Schwaben- 
ſtreiche machen. 

Sueldo, m. jpan. (= it. soldo, fr. sou, v.1.solfdus) 
eine alte jpanifche Rehnungsmünze, = 12 Dine- 
103, aber von ungleihem Wert; aud) einealte®old- 
münze, ungef.—=1 Dulaten. 

Sueven, pl. j. Sucben. 

Suffeten (hebr.schöfetim, sing.schöfet,v.schäfät, 
richten herrſchen), pl. Staatsvorfteher im alten 
Karthago. 

sufficit, l. (sufficere, darreichen, verſchaffen; hin— 
länglich vorhanden fein) es genügt, reicht Hin; das 
Süfficit, als Hauptw. das Genügende, Hinrei- 
chende; Iuffizient (1. sufficiens), hinlänglich, zu» 
reichend, fattiam; suffleciens quantitas, f. die 
binreihende Menge; Suffizienz, f. (jpätl. suffi- 
cientia) die Hinlänglichkeit, Zulänglichkeit; Süffi— 
fance, £. fr. (ipr. hüffifängß) Selbſtgefälligkeit, 
Aufgeblaſenheit, Dünkel; füffifant (] —5 
gew. —ſänt), ſelbſtgefällig, dünkelhaft. 


ſugillieren 837 


ſuffigieren, I. (suffigẽre) unten od. hinten anheften. 
anfügen; Suffixum, n., pl. Suffixa, Sprachl. 
eine Ableitungsjilbe am Ende eines Wortes, An- 
bängefilbe (entg. Bräfirum). 

Suffimen oder Suffimentum, n. I. (von suffire, 
räuchern) das Näucherwerf, Räuchermittel; suf- 
floni, pl. it. dem Erdboden entjteigende Wafjer- 
dämpfe, welche Borjäure u. verjchiedene Gafe mit 
fih führen, bei Siena ꝛc. 

fuffogteren, I. (suffocäre, v.subu.faux, Gen. faucis, 
die Kehle) durch Zufchnüren der Kehle erwürgen; 
überh. erjtiden; Suffofation, f. (l. suffocatio) die 
Erftictung. 

Suffraginm, n. L., pl. —gia oder —gien (fr. suf- 
frage, ſpr. ßüffrähſch), die Stimme, Beiftimmung, 
Wahlitimme; suffrage universel (fpr. u wie ii), 
m.dasallgemeine Wahlrecht, das von NapoleonIll. 
den Völkern zuerfannte und von ihm ſelbſt mehr- 
fach angewandte Recht, ihre Regierungsform durch 
allgemeine Abſtimmung felbft zu beftimmen; suf- 
fragia sanctörum, pl. dieFürbitten der Heiligen; 
fuffvagieren (1. suffragäri), einen durch jeine 
Stimme begünjtigen, zu einem Amte wählen, be» 
fördern; Suffragandus oder Suffragän, m. nl. 
jedes zu Sig u. Stimme berechtigte Mitglied eines 
Kollegiums von Geiltlichen; bej. der einem Erz- 
biihof untergeordnete Bifhof; Suffragäns 
Biſchof, m. Unter- od. Weihbiihof; Suffragiſtin⸗ 
nen, f. Frauen, die das weibliche Stimmrecht 
fordern, Stimmredtlerinnen. 

Suffrage, f. engl. (pr. Böffredfeg; von lat. suffra- 
gium, die Stimme), die Wahljitimme, Stimme; 
Suffragettes, pl.engl.(jpr. ßöffredſchetts) Frauen 
und Mädchen, die das weibliche Stimmredt ver- 
langen, Stimmmrechtlerinnen(bejondersinEngland). 

Suffrutex, m. I. eine Staude, ein Halbſtrauch. 

ſuffulzieren, I.(suffulcire, v. sub u. fulcire, ftüßen) 
unterjtügen. 

Suffumigation, f. l. (v. fumus, Rauch) die Beräu- 
cherung, j. Apofapnismun?. 

Suffufion, f.l.(suffusio, v. suffund£re, untergießeit) 
die Untergießung, Unterlaufung; suffusio cor- 
nöae, Heilk. die Berdunfelung der Hornhaut im 
Auge; s. lentis erystallinae, die Verdunkelung 
der Rriftallinfe, der graue Star; 8. nigra, ſchwar⸗ 
zer Star; s. sanguinis, der Blutunterlauf. 

Sufi od. Soft, ın. perj. (v. arab. süfi, in Wolle ge- 
kleidet, v. süf, Wolle, weil derjelbe, feiner ftrengen 
Lebensart gemäß, fich nur in Wolle Heidet; vgl. 
Sof) ein mohammedaniſcher Myſtiker; Suflsmus 
oder Soflsmus, m. die myſtiſche Lehre einer 
Glaubenspartei im Morgenlande, bei. in Perfien 
und Indien, nad) weldher alles in diejer Welt als 
identisch erfcheint, der Menſch ein Ausflug (vgl. 
Emanation) Gottes ift und zur Wiedervereinigung 
mit demfelben zurücditrebt. 

fuggerieren, I. (sugger£re, eigentl. unterbringen, 
unterlegen; auc) häufen,erhöhen; v.sub u. gerere) 
einem etwas eingeben, beibringen, ihn bereden; 
bei. Hypnotifierten (f. d.) etwas einflüftern, was fie 
im hypnotifchen Schlafe oder aud) erjt nad) dem 
Erwachen ausführen müfen; Suggeftion, f. (ipätl. 
suggestio) die Eingebung, Einflüjterung, bej. den 
im bypnotifhen Schlafe Befindlichen; ſuggeſtib, 
nl.eingebend od. einredend, verleitend; Suggeſtĩb⸗ 
Fragen, pl. verfängliche Fragen des Richters an 
den Ängeklagten, d. i. folche, in welche Die zu be- 
fennenden Tatjachen ſchon .—.o find; Sug⸗ 
aeitus, m. I. ein erhöhter Auftritt, ! ednerjtuhl. 

ſugillieren, I. (sugilläre, entjt. aus subecillare, von 


838 Suhel 


sub, unter, u. cilium, Augenwimper) jemand ins 
Geſicht Schlagen, jo daß er blaue Flecke befommt, 
blaufchlagen, bläuen; auch verhöhnen, befhimpfen; 
ſugilliert, blutunterlaufen; Sugillat, n. oder 
Sugillation, f. (sugillatio) der Blutunterlauf, die 
Blutgefhmwulit, ein blauer led; eine Verhöhnung, 
Beihimpfung. 

Subel,m.arab. Name verſchiedener größerer Sterne, 
bei. des Kanopus am Südhimmel. 

Euieent, |. Swicent. Ak 

Enieid(a), m. nl. (suicida; fr. suicide, v. I. sui, 
jeiner, u. caedere, töten) ein Selbjtmörder; Sui— 
etdium, n. der Selbjtmord. 

sui juris (fein), jelbftändig, mündig, |. auch unt. jus. 

suisse, fr.(jpr. Bütjj od. Bwilj’)jchweizeriich; Suisse, 
m. u. f. al3 Hauptw. Schweizer, Schweizerin; bei. 
ein Türfieher, Zeibwächter, weil fich ehemals bei. 
Schweizer in Frankreich al3 ſolche verdangen; 
ä la suisse, auf ſchweizeriſche Art, nad) Schweizer- 
fitte; point d’argent, point de Suisses, fr. 
Spriw. (fpr. pöäng darſchäng, pdäng d'ßwiſſ'), fein 
Geld, keine Schweizer (näml. Söldner). 

Euite, f. fr. (fpr. Biwit’; von suivre, folgen = |. 
sequi) das Gefolge, eine Begleitung, bef. die mili- 
tärifche; die Dienerſchaft eines gropen Herrn; die 
Folge oder Folgereibe von Zimmern, Fortjegung, 
der Zufammenhang; die Sammlung; Tont. ein 
mehrteilige3 Tonftüd, aus einer Folge von Kleinen 
Tonſätzen, meiſt Tänzen beitehend, ohne notwen— 
digen Zuſammenhang dieſer Teile, wie ihn die 
Symphonie oder Sonate verlangt; die Suite wird 
auch Kammerjonate od. Tanzſonate genannt; Stu- 
dentenfpr. (gem. geſpr. Shwite)= Duell; aud) 
ein Iujtiger, mutwilliger Streich, ein Schwanf; 
dad. Suitier, m. (fpr. Bwitjeh, gem. Schwitjeh) 
ein lujtiger Bruder, Schwänfemader ꝛc., ein Zech- 
bruder, Nachtich wärmer, liederliher Burſche; & la 
suite, im Gefolge, von Offizieren, die augenblid- 
li nicht zu einer bejtimmten Heeresabteilung ge 
hören, fondern fich im Gefolge des Feldherrn, bei. 
des Königs befinden, damit nad) Bedarf über fie 
verfügt werden fann; en suite (jpr. ang—), nad) 
der Keihe, in einem weg; Suite maden, im 
Billardfpielohne Unterbrechung die nötigen Points 
erreihen; Suibante, f. (fpr. Bwitwängt’) die Be- 
gleiterin, Zofe, das Kammermädden. 

Eujet, n. jr. (fpr. züſcheh; v. I. subjectum, vgl. 
Subjeft) der Gegenitand, Stoff einer Rede, Schrift, 
eines Kunſtwerkes 2c.; Tonf. der Hauptjag, — 
Thema; mauvais sujet (fpr. mowäh ßüſcheh) ein 
ſchlechter Menſch, ein jchlechtes Subjelt. 

Sukmana, f. poln. (von sukno, Tuch) der aus gro- 
bem Tuch verfertigte Bauernrod der Polen und 
Galizier. 

Suffu, m. = Kuskus, f. d. 

Eulamith, f.hebr. (v. schälöm, Friede, Heil?) weibl. 
Name: die Friedfertige. 

Sülfur oder Sulphur, n. I. der Schwefel, ein be- 
tannter einfacher, nicht metallifcher Körper; Sul⸗ 
fät, n., pl. Sulfäte, ſchwefelſaure Salze, Vitriole; 
sulfas ammoniae, m. nl. ſchwefelſaures Ammo— 
niaf,(Glauber3)geheimerSalmiaf;s.ferrösus, 
Eijenvitriol; 8. lixivae, jchwefelfaures Kali, Dop- 
veljalz, (Duplikat- od. Polychreſtſalz); Suls 
Ir od. Sulphid, n. die Terbindung eines Grund» 
toff3,bej. Metalls, mit Schwefel; imengern Sinne: 
die höhere Schwefelungsſtufe, während die niedri— 
gere Sulfür od. Sulphäir heißt; Berzelius nannte 
Sulfide die eleftronegativen, Sulfurẽte die elel- 
sropvjitiven Schwefelverbindungen; Schwefelme- 


Summa 


tale; Sulfite, pl. ſchwefligſaure Salze; Sulfo—⸗ 
näl, n. ein in der Heiltunde als Schlafmittel die- 
nendes Orydationgerzeugnisvon Effiggeift( Aceton; 
und Athylmerkaptan; Sulfozun, n. mit ſchwef⸗ 
liger Säure durchtränkter Schwefel, der als Des— 
infeltiongmittel dient; Sulfurätoer, m. der 
Schiwefeler, eine Keine Maſchine zum Beſtreuen 
der Pflanzen mit feinzerteilter Schmwefelblume; 
Sulfuranrätpaftillen, pl. Goldſchwefeltügelchen, 
.Antimonfuperjulphid; Sulfurid,n.Schwe- 
fel-Berbindung, beſ. Schwefelmetall; ſulfurieren, 
ſchwefeln, mit Schwefel fättigen; jalfnrient (l. 
‚sulfurätus), gefhwefelt; Yalfurds (l. sulfurösus), 
ſchweflig, ſchweflicht; Suifuration, f. (I. sulfura- 
tio) Schwefelung, Verbindung mit Schwefel. 

Sulhidſcheh, in den casus obliqui Silhidſcheh, m- 
F — od. legte Monat des türkischen Mond» 
jahres. | 

Euliöten, pl. ein aus Illyriern und Griechen ge» 
mifchter hriftlicher Bolfsitamm im Süden der Pro⸗ 
vinz Janina in den Gebirgen von Suli. 

Sulfadeh und in den casus obliqui Siffadeh, m: 
der elfte Monat des türfifhen Mondjahres. 

Sulphur, Sulbhid, Sulphuret 2e., j. Sulfurze. 

Sultan, m. arab. (sultän, d. i. eig. Heftigfeit, hef- 
tige Erregung, v. salita, hart, heftig fein, Gewalt 
ausüben; dann Macht, bef.königliche; König, Fürſt) 
der türkische Machthaber, Großherr, Kaiſer, aud> 
Großſultan; Sultan Ahmed, Sultan Wehe: 
med, Sultan Selim, drei der vorzüglichiten Dio- 
jcheen in Stambul (od. Konftantinvpel); Sultdiie 
od. Sultdnin, f. Name der Gemahlinnen u. Töch⸗ 
ter des türkiſchen Kaiſers; Sultäne, f. aud) eine 
türkiſche Frauenkleidung nad) Art der Sultanin; 
ein Federſtrauß oder eine einzelne Feder; eine Art 
Zeug, Sommerftoff; ein türkiſches Kriegsſchiff; eine 
türkiſche Goldmünze, etwa 10 .# wert; legtere auch: 
Sultanine, f. (arab. sultäni); Sultan⸗Feige, f- 
eine Urt großer Feigen; desgl. S.-Roſine, f.: 
Sultane Aſfſaki, r. Khaſſell (arab. khässekz: 
sultän), j. Khajiefi; Sultane Balide, f. (türk, 
wälideh sultän, dv. arab. wälideh, d. i. Gebärerin, 
v. walada, gebärent) die Mutter des jederzeit regie-- 
renden Sultans; aud) eine der vorzüglichſten Mo— 
een in Stambul; ſultaͤniſch, großherrlich, groß⸗ 
vd. zwingherriſch. 

Suluſchmiede, f. eine Abart des deutjchen Eifen- 
friſchens. 

Sumach, m. arab. (fr. u. prov. sumac, jpan. zu- 
maque, it. sommaco, v.arab.summäk, v.samaka, 
hoch, lang fein), auh Echmack, der Gerber- oder: 
Fürberbaum in Südeuropa, und deifen Blätter, 
Beeren, Wurzeln u. Rinde, zum Rotfärben und 
Gerben, aud) zur Bereitung de3 Corduans ꝛc. ge» 
braudt. Von einer Art Sumad, dem Kopal- 
und) fol das Baumharz Kopal fommen, 
i. Kopal. 

Sumbul⸗Wurzel, dieMojhuswurzel(Radix Sum- 
bul), eine bitter ſchmeckende, ſtark nad Moſchus 
riechende Wurzel, die von einer chineſiſchen Dolden- 
pflanze, Euryangium Sumbul, von den Chineſen 
Zsouma-Tschentuk genannt, herkommen joll; fie 
wurde früher zu Heilzwecden verwendet, jegt nur: 
noch) in der Parfümerie; Sumbulo-Säure, aus: 
der Sumbulwurzel gewonnen, gew. aber aus der 
Angelifa-Wurzel, d. i. aus der Wurzel einer. 
Dolde, die Angelica, d. i. Engelwurz, heißt, dah. 
auch a 

Summe, f. [. (v. summus, a, um, f.d.; dab. summa, 
sc. res, die Hauptſache, dann dag Ganzeeiner Sadıe, 


Summanus 


die Summe, Gefamtzahl, der Inbegriff, Betrag, 
Belauf, Inhalt; in summa, im ganzen, zufam- 
mengenommen; summa summärum,die Summe 
der Summen, der Öefamtbetrag, alles in allem, 
überhaupt; ad summam,in derSumme; Samma 
per se, Summe wie oben oder wie vorher; ſum— 
märifch, nl. nad) den Hauptftücen od. nad) dem 
Hauptinhalte, Sin A abgefürzt, bündig; 
in Bauſch und Bogen; ſummariſcher Prozeß, 
m. abgefürztes, unverzügliches® Recht3verfahren; 
Summarium, n 1.,pl. —ria od. — rien, Haupt- 
inhalt; der furze Inhalt einer Schrift; auch ein 
Priefter-Oberhemd, Chor- od. Meßgewand; ſum— 
mieren, nl. zufammenrechnen oder »zählen, zu- 
jammenziehen in ein Ganzes; Summation oder 
Summierung, f. da3 Bufammenzählen, vgl. Ad— 
dition; Summanden, pl.die zufammenzuziehen- 
den oder zu addierenden Größen. 

Summänus, m. l. eine urjpr. etruskiſche, dann 
römische Gottheit, angeblich Beiname des Pluto, 
als oberjten Gebieter3 über die Manen oder 
Seelen der Abgejchiedenen. 

summa observantia, ſ. unter summus. 

ſummariſch, Summarium, funtmieren, |. unter 
Summa. 

summus, A, um, |. (Superl. von superus, a, um, 
oben befindlich, der 2c. obere), der ꝛc. oberſte, höchite, 
äußerfte, vornehmfte; summa observantia, mit 

rößter Hochachtung; in summo gradu, im höch- 
ten Grade, höchſtmöglicherweiſe; ad summum, 
aufs äußerſte, aufs höchite, höchſtens; summum 
bönum;, n. das höchite Gut; summum jus ete., 
f. jus; summus episcöpus, m. der höchſte Bifchof 
(in evangel. Staaten der Kandesherr); Summe: 
—— m. die Würde und Macht des oberſten 
Biſchofs; Oberbiſchofswürde; Summität, f. (lat. 
summitas) der Gipfel, die höchſte Höhe oder Ober— 
madt; Summitätes, blühende Stengelipigen (in 
a ngerätäen Wiſſenſchaft üblicher Aus- 

ru 


Sumtion, tr. Sumption, f. I. (sumptio, v. sum£re, 
nehmen) eig. das Nehmen; die Annahme, Boraus- 
fegung; Spradl. ein bedingender Vorderſatz zu 
einem bedingten Nachſatze, z.B. wüßte ih —, jo —; 
beiKathol. die Genießung der geweihten Hoftie von 
Mekprieftern; Sumtorium, n. nl. ein Empfang- 
röhrchen oder Röffelhen für ven Abendmahl3wein 
in der griech. Kirche; Sumptum, n. lat. eig. das 
Genommene; nl. eine Abichrift (Kopie), entg. dem 

Original; daher eine zweite Ausfertigung in der 

päpflichen Kanzlei, nad) Berluft der eriten; Sum— 
tuärgefetze, pl. (l.leges sumptuariae) Aufwands- 

ejeße, Gejeße gegen den übermäßigen Luxus, be- 
Fonders Zafellurus; fumtuds (I. sumptuösus, a, 
um), ee foftbar, prächtig; Sumptuofität, 
f. (fpätl. sumptuositas) der Aufwand, die Ktojtbar- 
keit, Pracht. 

Sum, 1. m. eine ehemal. pommerſche Rechnungs— 
münze, = Y/, Schilling Lübiſch; ſ. auch Tfun. 
Sun od. Sunn, 2. m. der Sunhanf, Madrashanf, 
oftindifcher Hanf, eine der Jute ähnliche Spinn- 
fafer, von der oſtindiſchen Pflanze Crotolaria jun- 
cea (binfenähnlihe Klapperhülfe) gewonnen; in 
England zu Badtuch, Seilerwaren ꝛc. verarbeitet. 

Pe n. ein —— 7— waldiges und 
meiſtens überſchwemmtes 
in der Provinz Bengalen. 

Sunn, ſ. Sun 2. 

Sunna, f. (arab. sunnah, Geſetz, v. sanna, einrich- 
ten, als Geſetz vorſchreiben) auch Sunnat, Sun— 


ferland in Indien, beſ. 


superfleies 839 


net, die Sammlung aller Nachrichten von Mo— 
hammeds Leben, Reden und Taten, welche den 
danach genannten Sunniten nächſt dem Koran 
als göttliches Geſetz gilt; vgl. Schiiten. 

suo conto, ſ. Konto. 

Susmi od. Sudmen=man (d. i. Seenland), n. des 
einheimifche Name für Finnland; Suomaldinen, 
m. Sinnländer; ſuömiſche Sprache, die Titera- 
turſprache der zum finniſch-tſchudiſchen Sprach— 
ſtamm gehörenden Völkerſchaften. 

Suovetaurilia, pl. l. (v. sus, Schwein, ovis, Schaf, 
u. taurus, Stier) da3 bei den alten Römern nad 
geendigter Volkszählung üblihe Sühnopfer, im 
einem Schweine, einem Schafe und einem Rinde 
beitehend. 

super, lat. Vorwort: über, in vielen Zujammenf. 
auch mit deutfchen Wörtern, 3. B. ſuperklug zc. 

Superabundangz,, f. jpätl. (superabundantia; vol. 
Abundanz) der Überfluß. 

füuperarbitrieren, nl. (vgl. arbitrieren unter Ar» 
biter) über etwas entfcheiden in höherer Inſtanz 
wenn schon einmal entichieden worden ilt; Supers 
arbitrium, n. die Entjcheidung in höherer In— 
jtanz, Obergutachten, Oberentſcheidung. 

ſuberaſzendieren, nl. (vgl.afcendieren) überjteigen. 

Superation, ſ. unter fuperieren. ne 

fuperb, I. (superbus) od. füperbe, fr. (pr. Büperb’) 
eig. jtolz, übermütig; prächtig, koſtbar, vortreff- 
lich, herrlich), ſehr fhön; Superbiloquens, f. lat. 
(superbiloquentia) Großſprecherei, daS übermütige 
Reden. 

Supercargn, ſ. unter Cargo. 

Supercefftsnten, pl. nl. Freiſprechungen. 

Süperderie, £. fr. (pr. ßüperſch'rih; jpan. super- 
cheria, it. superchieria, soverchieria, von sover- 
chio, überflüffig, iibermäßig, lat. gleichi. super- 
cülus, von super, iiber, f. d.) die Überliftung, Be- 
trügeret, Talichheit. ur 

fnperciliär, nl. (superciliäris, v. lat. supercilium, 
Augenbraue, uneig. für Ernſt, Stolz) zu den 
Augenbrauen gehörend, oder diefelben betreffend; 
—— {. (superciliösus) zu ernithaft, finfter, 
treng; ſtolz, anmaßlid; Supereiltofität, f. nl. 
Anmaplichkeit, Dünfelhaftigfeit. 

Superdipidende, f. ein den vertragmäßigen Ge— 
winnanteil überjteigender Betrag, Übergemwinn- 
anteil (vgl. Dividende). R l 

Supereldcta, f. l. (super-electa, vgl. eli ieren) die 
Auserwählteſte, näml. Schafwolle, die Feinfte Art 
von Schafmwolle. 

fupereminent, I. (super-eminens, vgl. eminieren) 
iiberragend, jehr übertreffend; Superemindnz, f. 
(fpätl. supereminentia) die höhere Würde, der 
Oberrang, Vorrang. J 

ſupererogieren, jpätl. (super-erogäre, eig. über» 
mäßig ausgeben od. auszahlen, vgl. erogieren), nl. 
aud) ſupererogativ Handeln, über die Gebühr 
oder liberpflichtig handeln, ſich verjteigen, mehr 
geben oder tun, al3 man ſchuldig it; Super 
erogation, f. die Übergebühr, Überpflicht, über 
das Pilichtmah hinausgehende Leiftung; Über- 
treibung; opus supererogatiönis oder super- 
erogätum, n. ein überpflichtiges gutes Werk, bei 
den Scholaftifern: die Verdienſte der Heiligen, 
welche fie fich iiber das von den Menſchen ver» 
langte Maß guter Handlungen erwarben. 

fuperfein, L.-dtich. überfein, überaus fein. 

superficies, f. l. (v. super u. facies, j. d.) die Ober- 
fläde; Außenfeite; Rſpr. das Übergebäude, alles, 
was auf der Oberfläche eines rundes od. Bodens 


840 Superflunm 


gebaut od. gepflanzt ift; Superficiarins, m. ſpätl. 
eig. ein Oberflächner; Nipr. Bebauer eines frent- 
den Grumdes, der fremden Grund und Boden be- 
bauen und das darauf Errichtete gegen eine jähr- 
lihe Abgabe nuten darf; fuperfizial od. ſuper— 

sicht (lat. superficiälis, fr. superficiel), auf der 

berfläche befindlich oder dieſelbe betreffend, ober- 
flächlich, feicht, obenhin. 

Superflüum, n., pl. superflua, [. (v. superfluere, 
überfliegen etwas Uberflüffiges, das Zuviel;super- 
flüa non nocent, Überflüjliges fchadet nicht, befjer 
zu viel als zu wenig. 

Superfötetion u. Superföchndation, f. nl. (vgl. 
Fötus und Föcundation) die Überfruchtung, Über- 
Ihmwängerung, Nahempfängnis, nochmalige Be— 
fruchtung während der Schwangerschaft; auch ein 
üppiges Wachstum, Überwuchs bei Pflanzen. 

ſuperieren, [. (superäre) überjchreiten, überjteigen; 
übertreffen, überlegen fein; Supergtion, f. (lat. 
superatio) das Überjteigen, Übertreffen, der Vor— 
zug; Sternf. der Überjchuß des Laufes eines Pla- 
ıeten, um wieviel er ſich geſchwinder bewegt, als 
ein anderer. 

füperienr 2c., |. unter superior. 

Superimprägnäation, f. nl. (vgl. imprägnieren 2c.) 

berihwängerung. 

Superindüft, n. nl. (v. super-induc£re, eig. dar- 
überziehen) eine außerordentliche Steuer, Aufab- 
jteuer, welche aufgelegt wird, wenn die gewöhn— 
lichen für die Staatsbedürfnifje nicht hinreichen. 

Superindument, n.,ipätl. (v. superinduere, dar- 
über anziehen) das Überkleid, Oberfleid. 

ſuperinſpizieren, ſpätl. (vgl. injpizieren) die Ober- 
aufficht führen. 

Superintendent, m. nl. (v. superintend£re, iiber 
etwas die Aufſicht haben; vgl. intendieren) ein 
Dberauffeher, bei. Kirhen- und Schul-Auffeher 
eines Bezirks, der gem. zugleich auch jelbjt ein 
Pfarr- und Predigtamt befleidet. im Sahrhundert 
nad) der Reformation Aufmerfer (niederd. Op- 
merfer) an: der oberite Geiftliche einer evan— 

eliſchen Ephorie; Superintendentür, f. das 
mt, die Würde, aud) die Wohnung und der Bezirk 
oder Aufiichtsfreis desfelben, die Oberauflicht. 

Superinnentarinm, n. nl. (vgl. Snventarium) der 

bervorrat, die Beltandsvermehrung; dasjenige, 
was ein Pachter an Wirtſchaftsſachen verbefjert 
oder vermehrt hat. 

superior, l. Kompar. v. superus, oben befindlich) 
der ıc. obere, höhere, vornehmere; fr. ſüperieur 
({pr. Büiperiöhr), höher, erhabener, vorzüglich, über- 
legen, hervorragend; der Superipr, l. od. Süpe⸗ 
rieur, f. der Obere, Vorgeſetzte, Vorſteher; Die 
Superisrin, die Borfteherin, Vorgeſetzte, 4. B; 
in Klöjtern; das Süperieur, Übergewicht, z. B. 
ein Süperieur über jemand haben, d. i. ihm 
überlegen jein; Superiorität, f. nl. (fr. superio- 
rité) die Erhabenheit, Überlegenheit, Obergemalt, 
das Übergewicht, Borrecht, der Vorrang; superio- 
ritas territoriälis, die Landeshoheit, Landes— 
herrlichkeit, landesherrliche Gewalt. 

ESüperlativ(us) (sc. gradus), m. lat. Sprachl. die 
höchſte Steigerungsftufe, der höchſte Grad, f. Grad; 
in superlativo, im höchſten Grade. 

Supernatänz, f. nl. (v. l supernatäre, oben oder 
darüber jhiwinmen) Heilf.Uberjhwimmmung ; Über- 
fülle an Säften. 

Supernaturalismus od. Supranaturalismus, 
m. nl. (vgl. Naturalismus) der Offenbarungs— 
glaube, der Glaube an eine unmittelbare u. über— 


Supinum 


natürliche, über die Prüfung der menschlichen Ver— 
nunft erhabene göttliche Offenbarung der Religion, 
entg. Naturalismus und Rationalismus; 
Supernaturalift, m. ein Offenbarungsgläubiger 
(entg. Naturaliit und Rationalift.. 

Supernumerar(ins), m. ſpätl. (vgl. Numerus ıc.) 
od. Supernumerär, m. ein Überzähliger, der über 
die gewöhnliche Beamtenzahl und daher noch nicht 
feſt angejtellt iſt; ſupernumerär, überzählig. 

ſuperordinieren, überordnen, höher ordnen. 

ſuverorthodor, l.gr., b. hyperorthodox, ſ. d., 
Superoryd, n. L.gr., b. Hyperoryd, |. d., 
fuperoryadniich, |. byperorngeniert. . 

Superpeifteenm, n. nl. (v. I. super, über und pel- 
lic&us, aus Fell od. Pelz [pellis] gemacht) das lei- 
nene Öewand der Priejter, das fie bei geiftlichen 
Verrichtungen über dem Pelzmantel (pelliceum) 
trugen, das Chorhemd; vgl. Sürplis. 

Superphosphät, n. nl. überphosphorſaurer oder 
phosphorjaurer Kalk, mit Schwefelfäure behandel- 
tes Sinochenmehl, ein Diingemittel. 

Superparte, f.nl.(v. 1. super porta, über der Tür) 
ein Türſtück, eine Verzierung oder ein Gemälde 
über einer Tür; vgl. Sürporte. 

Superpofition, f. 1. (superpositio, v. superponöre, 
darüberjegen) Übereinanderfegung; die Berlänge- 
rung, Ausdehnung über die geordnete Zeit, 4. ©. 
des Faſtens. 

Superproportion, f. nlat. (vgl. Proportion) das 
überfteigende Verhältnis, Ubermaß. 

Superpurgation, f. nl. (vgl. purgieren 2c.) eine zu 
übermäßige Reinigung oder Abjührung; ſuper— 
purgatin, übermäßig reinigend. 

Superreviiion, f.nl. (vgl. revidieren 2c.) die Nach}. 
prüfung, nochmalige Durchficht od. Prüfung, bei. 
von Rechnungen; Superreviſions-Inſtanz, E 
Nachprüfungsbehörde oder -jtelle; ſuperrebidie⸗ 
ven, nachprüfen. R 

Suberrohal⸗Papier, nm. [.-fr. (v. [. super, über, u. 
fr. royal, ſ. d. ein fehr großes Bapierfornat, die 
Mitte zwiſchen Royal- u. Smperialpapier halten. 

futnerfaturteren, nl. (vgl. ſaturieren) überjättigen; 
Superfaturation, f. Überfättigung. 

ſuperſedieren, lat. (supersed£re, eig. über etwas 
figen) fi) einer Sache überheben, fie verichieben, 
unterlafien; fuperjedatin, barb.-!. aufjchiebbar; 
Superfedens, n. nl. (eig. man unterlafje) ein ge- 
rihtliher Einhaltbefehl in England; Super— 
ſeſſion, £. ni. die Ausſetzung, der Aufſchub. 

Superjfription, f. nl. (v. super-scribere,darüber- 
reiben) die Überſchrift, Aufichrift. 

Superitition, f. I. (superstitio, v. superstäre, aljo 
eig. das Stehenbleiben über od. bei etwas, das Be— 
troffenfein, die Angft vor etwas) der Aberglaube; 
ſußperſtitios (1. superstitiösus), abergläubiſch. 

Superjtruftion, f. nl. (v. [. superstruere, darüber— 
bauen) die Überbauumg. * > 

Supertunifa, f.nl.(ogl.Zunifa) ein Überfleid, Über- 
rock, bej.dervon Goldſtoff gemachte für einen König 
von Großbritannien bei jeiner Krönung. 

ſuperwitzig, L.-dtich., ſ. super. hl 

Supinum, n.[. (von supinus, a, um, rückwärts ge- 
bogen) Sprachl. eine Foͤrm der lat. Zeitwörter, im 
Deutſchen durch den Infinitiv mit zu oder um zu 
ausgedrüct, eigentl. ein Berbalfubitantiv nad) der 
4. Deklination, von dem jedoch nur Affufativ und 
Ablativ gebräuchlich find; Supination, — (su- 
pinatio,v.supinäre,rüdmwärts beugen) die Zurüd- 
beugung, dag Ziegen auf dem Rüden; be). die Be— 
megung der Armfpeiche um die Ellbogenröhre, 


Suppedaneum 


Sürintendant 341 


wobei der Handrücken nach unten liegt, entg. Bro- | Suppofition, Suppoſitum ꝛc., ſ. unter ſuppo⸗ 


nation; Supinätor, m. neulat. der Nüdwärts- 
dreher, einer der Muskeln, welche jene Bewegung 
vollziehen. 

Suppedancum od. Supplantandum, n. nl. (v. I. 
sub, unter, u. pes, Fuß, planta, Fußſohle) Heilk. 
ein breiiger Umjchlag um die Füße; Supplantäls 
Mittel, n. Fußioblen-Mittel; fnppeditteren, I. 
( suppeditäre) Borichub tun, darreichen, ausbelfen, 
bebitftich fein; zujchieben, leihen; fupplantieren 
(ſ. supplantäre), den Fuß unterjchlagen, einem ein 
Bein stellen, ibn ftürzen. 

Suppleant, Suppleuient, ſuppletsriſch zc., ſ. 
unter jupplieren. 

jupplizieren ([. supplicäre. eigentl.niederfnien, die 
Knie beugen, v. sub, u. plicäre, falten), demütig 
bitten, anjuchen, eine Bittichrift einreichen, bittend 
einfommen, auch supplicändo einfommen; Sup= 
plifdut, m. (supplicans), pl. —en, ein Bittiteller, 
Anjucher, Eingeber einer Bittjchrift; Nipr. wer eine 
Supplifation (f. d.) vorträgt; Supplifation, f. 
({. supplicatio) die Demittigung bej. vor Gott, ein 
Dankfeſt, Buß- u. Betfeft bei den alten Römern; 
jegt gew. = Supplik, f. (fr. supplique) eine de— 
mütige Bitte, bittende Vorſtellung, Bittichrift, ein 
Geſuch; Rſpr. nohmalige Erläuterung des Rechts 
eines Beklagten. nad) einem ihm nachteiligen Ur- 
teile; Supplicium, n. lat. eig. das Niederfnien; 
dah. das demütige Bitten; die Lebens- od. Leibes— 
itrafe, Hinrichtung, Marter. 

äuppflieren, I. (supplere; fr. suppl&er) ergänzen, 
nachtragen, erfegen, hinzudenfen; Supplednt, m. 
fr. (fpr. ßüpplecing) ein Aushelfer, Stellvertreter, 
überzähliger Dienjthelfer, der eines andern Stelle 
in deſſen Abmwejenheit vertritt; Bittiteller; Sup— 
slement,n., pl.—e, I. (supplementum, pl. —a) 
ein Erſatz, Zufatz Nachtrag, die Ergänzung, Ver— 
vollſtändigung, Nachtrag, Anhang, Zugabe eines 
Buchs; Mepk. der Ergänzungsbogen od. -Winkel, 
der Kreisbogen, der einen andern zum Halbkreiſe, 
oder der Winkel, der einen andern zu 1800 ergänzt, 
auhSupplementarbogen2c; Supplement- 
band,m. ein Ergänzungsband; Supplementär=- 
od. Fuppfementärtiich), nl. supplementarius, fr. 
supplementaire) Ergänzungs-, ergänzend; Sup— 
sient, m. Hilfslehrer; ſuppletõöriſch od. als Ad- 
verb suppletorie, nl. ergänzend, nachträglich, zu- 
ſätzlich Suppletorien-Slage, f. eine Ergänzungs- 
flage,gegendieeingejegten Erben geführt von dem- 
jenigen, welder an jeinem Bflichtteil verlegt 
worden iſt. 

Aupponteren, lat. (suppon£@re) unterlegen, unter- 
jchieben ; porausjeßen, annehmen, meinen, glauben, 
wähnen; Supbofitum, n.das Vorausgejeßte, An- 
genommene; Suppofita oder Suppofititin, pl. 
untergejchobene Dinge; Suppoſition, f. (l. sup- 
positio) die Unterſchiebung; Vorausſetzung, An- 
nahme, Vermutung, der angenonımene Saß (HY- 
potheie); Suppofitorisiim,n.nl.Heilf. ein Stupf- 
od. Geifenzäpfchen, eine Seßfugel, Stechpille; sup- 
positorium uterinum, ein Mutterkranzhalter. 

Supbort, m. fr. (fpr. Büppshr, vom [. supportäre, 
herbeitragen) die Stüße, Auflage, an Drehbänfen 
eine (von Maudslay in London erfundene)fich jelbft- 
tätig fortbewegende Vorrichtung, in welche der 
Drehitahl eingejpannt wird, Werkzeugiclitten; 
Supportbewegung, Kreuzbeiwegung. 

jupportäbel, I.-fr. (fr. supportable, v. supporter, 
ertragen) erträglich, leidlich. (und Tag. 

Suppoͤrto, m. it. Zins auf Wechjel für den Monat 


nieren. 

fupprimieren, !. (supprim£re, v. prem£re, drüden) 
unterdrüden, dämpfen, verhalten; weglaſſen, ſtrei— 
chen; verbergen, vertuichen; suppr6sso nomine, 
mit Unterdrüdung od. Verſchweigung des Namens; 
Supprefiion, £. (l.suppressio) die Unterdrüdung, 
Berhaltung auszuleerender Stoffe; Berheim- 
lihung, Berichweigung. 

supra, lat. iiber, oben, oberhalb; auf der oberen 
Fläche, am oberen Teile; ut supra, wie oben, wie 
vorhin. 

Supralapfarier, pl. barb.-I. unter den Kalviniiten 
diejenige Bartei, welche glaubte, daß Gott ſchon 
vor dem Gündenfalle die Menjchen zur Geligfeit 
oder zur Verdammnis beitimmt habe; vgl. Sub- 
lapfarier. 

Supraneturalismus, 1. Supernat—. 

Supraporte, f. nl. = Superporte, f.d. 

Supremms, m. [. (supr@mus, a, um, Superl. von 
superus,a,um, oben befindlich) der Oberite, Höchite; 
Suprematie, f. (fr. supr&matie) u. Supremät, 
n. od. m. nl. die Oberaufficht u. Obergemwalt, bei, 
des Bapftes über die Biſchöfe und Kirchen; Su— 
premat-&id, m. (engl. oath of supremacy, fpr. 
oh'ß öw ßjupremmäßi) ein Eid, der dem Könige 
von England als Oberhaupt der Kirche geleiltet 
werden u. durch welchen man fi) von Roms geift- 
licher Oberherrichaft losjagen mußte, von De 
ric VII. eingeführt und 1791 aufgehoben. 

sury fr. (ipr. Bür; v. I. super, prov., fpan. u. port. 
sobre) über, auf 2c., in Zufammen]. wie Sürcharge, 
Sürporte 2c., |. d.; als Hauptw. n. die höchſte 
Tarbe im !’hombrefpiel. 

sür, fr. (ſpr. Bühr; altjr. seür, segur, prov. segur, 
v. l. secürus) ſicher, gewiß. 

Sura, f. 1.5. Sure; 2. auch Suri, malabar. ein 
geijtiges Getränf, aus dem Safte der Kokosnuß 
bereitet. 3 

Sürabondance, f. fr. (pr. Bürabongdängh’) = 
Superabundanz, ].d. : 

ſüranniert (fr. suranne), verjährt, veraltet, ver⸗— 
blüht. 

Surbeiterfeide, f. die beſte u. feinste perfische Seide. 

Sürdarge, f.fr. (pr. ßürchcirſch'; vgl. Charge) Über- 
laft, Überladung; ſürchargieren (fr.surcharger), 
überladen, überlajten. 

Sürconp, m. fr. (fpr. ßürküh; vgl. Coup) ein Über- 
jtih im Kartenſpiel mit einem höheren Trumpf 
über den Trumpf des andern; fürcoupieren (fr. 
surcouper), miteinem höheren Trumpf überjtechen. 

Surdität, f. [. (surditas, v.surdus, taub) die Taub- 
heit, das üble Gehör; surditas nervösa, die von 
den Nerven herrührende Taubheit; s. organica, 
die von den Gehörwerkzeugen herrührende Taub- 
heit; surdomutitas. f. nl. die Taubſtummheit. 

Sure, Sura, f., pl. Suren od. Suraten (v. arab. 
surä, pl. surat, eig. Zeichen, Spur; Ehrenſtufe, 
Grad), die Abfchnitte oder Kapitel des Korans, 
deren 115 Sind. 

Surf, m. engl. (fpr.Börf) die Brandung, der Wellen- 
ichlag, das ſich am Ufer zu Wellen auftürmende 
Meerwafier. 

Sürface, f. fr. (pr. ßürfcihß'; vgl. Face) die Ober» 
fläche, YLußenfeite. 

Surge, f. fette, ungewafchene Wolle aus der Levante 
und Berberei. 

Sürtitenddnt, m. fr. (vgl. Intendant) ein Ober« 
aufjeher (Superintendent); Sürintendance. 
f, (ſpr. Bürängtangdangß') die Oberaufficht. 


842 Surifaft 


Suriſaft, Saft der Wein- und Kokospalme, der 
dur Anbohren des Stammes gewonnen wird, 
Balmmein; er wird frifch und gegoren genojjen. 

Surlo od. Zurlo, m. früher ein Gewicht in Aleppo, 
— 27,5 Rottel = 63,113 kg. 

Surme, m. perj.-türf. ein feines Augenpulver aus 
Spiehglad, womit die Türfinnen den Glanz und 
Reiz des Auges erhöhen. 

Sürmülot, m. fr. (fpr. ßürmülöh; v. mulot, Yeld- 
maus, Hamiter) die große Waldratte oder Wan- 
derratte. [merär. 

fürnumerär, fir. (surnumeraire) — jupernu- 

Surone od. Serone, f. (fr. suron; vgl. fpan. sera, 
seron, großer Korb zum Fortſchaffen von Waren) 
ungegerbte Ochjenhaut zum Einballen trodener 
Waren, 3.B. Mandeln, Indigo 2c., und der damit 
zufammengeihnürte Warenballen jelbft; ein Reit- 


tod. 

Särplis, f. fr. (fpr. Bürplih; fiir surpelis, prov. 
sobrepelitz — nlat. superpelliceum, j. d.) da3 
Chorhemd der fatholifhen Geiftlichen. 

färplomb, fr. (fpr. Biirplöng; von plomb, Blei; 
eig. über da3 Bleilot hinaus) fchief Hängend, nicht 
ſenkrecht. 

Sürplüs, m. fr. (ſpr. ßürplüh; v. plus, mehr, das 
Mehr) der Überihuß, Reit; die Mehrbezahlung; 
Särplus-Neferbat, n. Vorbehalt des Mehreren. 

Särpoids, n. fr. (ſpr. Bürpod; von poids, das Ge— 
wicht) dag Übergewicht. 

Sürporte, n. fr. (ſpr. ßürpoört'; d. i. eig. über der 
Zür) Mal. das Türſtück; vgl. Superporte. 

färprenieren (pr. BüT—), fr. (surprendre) über- 
raſchen, überrumpeln, bejtürzen, in Erjtaunen 
fegen; fürpreniert (fr. v. surpris), überraſcht, 
beſtürzt; fürprenant (pr. Bürpe'ndng), über- 
raſchend, eritaunlid, wunderbar; Sürpriſe, f. 
(pr. Bürprihj’) die Überrafchung, Überrumpelung; 
die Beftürzung, das Erftaunen. 

&urra, f. türf. (wohl = arab. surd, Zeichen, ſ. 
Sure) der Stempel mit dem Namenszuge des 
Sultans; vgl. Tughra. 

Strraf-&mini, m. tiiık.-arab. (v. arab. surrah, 
Geldbeutel, und emin, Xufjeher) der Schatmeifter 
euf der Mektapilgerfahrt. 

furripieren, |. (surripere; v. rapere, raffen, rau- 
ben) heimlich wegnehmen, entivenden. 

furrogieren, |. r. jubrogieren, j.d.; auch Sur— 
rogät, n. nl. ein Stellvertreter, Erſatz, Erjap- 
mittel; bef. eine Ware, welche die Stelle einer an- 
dern vertritt, ihr aber an Güte nicht gleihfommt. 

Eurfdt, n. türk. (auch sersät; zſgeſ. aus den beiden 
S$mperativen sur u. sät, d.i. führe aus und ver- 
faufe) ein den Slaufleuten erteilter Erlaubnisſchein 
zur Ausfuhr und zum Verkauf von Getreide. 

Sürfeance, f. fr. ((pr. Bürßedngß’; v. surseoir, aus⸗ 
jegen, aufſchieben) Aufſchub, Anftand, Frift, ver- 
längerte Zahlungzfrift. 

sursum;, |. aufwärts, in die Höhe, empor; sursum 
eorda! empor die — erhebet die Herzen; in 
der kathol. Kirche eine Aufforderung an das Volk, 
welches darauf erwidert: habemus ad dominum, 
d. i. wir haben jie zu dem Herrn (gerichtet); Sur⸗ 
zumberſion, f. nl. die Aufwendung, beſond. der 
Augen; Überfichtigfeit. 

@urtaxe, f. fr. (jpr. Bürtar) Zollaufſchlag, Nad)- 
teuer, Zufdlag; surtaxe d’entrepöt (jprid;: 
— döngtrpdh) —— — 

Zürtout, m. fr. (ſpr. ßürtuͤh) eig. ein Überzieher, 
großer UÜberrock; ein Tafelaufſatz oder Geſchirr, 
weiches Zucker, Salz, Pfeffer ꝛc. enthält. 


fuszipieren 


Surtur,.m. altnord. (v. isländ. surtr, dän. sort, 
ſchwarz) Fabel. ein Kiefe, mit glühendem Schwerte 
bewaffnet, welcher in Muspelhein (f. d.) Herrfcht 
und ein underföhnlicher Feind der Aſen ift; Sur— 
tur=-Brand, m. (isl. surtar-brandr, dän. sorte- 
brand) ein in Island gefundenes Foffil, welches 
für verfteinertes Holz gehalten wird und aus mwel- 
‚Hem man Kohlen brennt, Holzige Braunfohle. 

fürbeillieren (ipr. Bürtwej—), fr. (surveiller, von 
veiller, wachen) etwas überwachen, Aufficht füh- 
ren; Sürbeillance, f. (fpr. Bürtwejängh’) die Auf- 
ficht, Überwachung, Waͤchſamkeit; bef. polizeiliche 

‚Auffiht; Sürbeille, m. ein Beauffichtigter. 

Sürvivance, f. fr. (ſpr. ßürwiwangß'; v. survivre, 
überleben) Überlebung, Anwartſchäft, verfprodhene 
— beim Überleben jemands; vgl. Er- 
peftanz. | 

Sofanın f. hebr. (schüschän, schüschannäh) 
weibl. Name: die Weihe, Lilienreine. 

Sufette, f., oder Suschen, n. weibl. Name, Verkl. 
von Sufanna. 

Suͤslick, |. Sſuͤßlik. | 

sus Minervam (docet), I. Sprichwort eig. das 
Schwein (belehrt) die Minerva, d. i. der Diimmere 
den Klügeren, od. das Ei will flüger fein als die 
Henne; auch ne sus Minervam (doceat), möge 
nicht das Schwein die Minerva (belehren). 

{nspeft, I. (suspectus, v. suspic£re, d. i. eig. von 
unten her ansehen; dann: im Berdacdht Haben) ver- 
dädhtig, im Verdacht, anrüdig; Suspiztön, f. (l. 
suspicio) der Verdacht, Argwohn; Tusptziss (l. 
suspiciosus), Berdacht habend, argwöhniſch, mip- 
trauiſch. 

fuspendteren, l. (suspend£re, fr. suspendre, pr. 
Büßpdngdr’, eig. aufhängen) auffchieben, anjtehen 
lafjen, unentfchieden laffen, ausfegen, z. B. fein Ur- 
teil; auf einige Zeit des Amtes entjehen, od. außer 
Amtstätigkeit fegen, auf eine Zeitlang abjegen; 
Kffipr.die Abm einstellen; fu spendterte Stoffe, 
ſchwebende Stoffe, Shwimm-od. Sintitoffe; Sus⸗ 

endierungsfraft, Kraft zu löſen; Kraft, Sint- 
toffe ſchwebend zu erhalten; suspendu, fr. (ſpr. 
Büspangdü) aufgehoben; etwas in suspenso laſ⸗ 
fen, unentſchieden jein lafjen, in Zweifel lafjen, in 
der Schwebe laſſen; a Suspen⸗ 
ſion, kinl. der Aufſchub, Anſtand, die Unterbrechung, 
Ausſetzung, Einſtellung, Zögerung, Hinhaltung; 
Ungewißheit, Unſchlüſſigkeit, der Zweifel, Bedacht; 
vorläufige Amtsenthebung; Suspenſioniſt, m. 
barb.⸗l. eig. ein Aufhänger, ein Gaukler, der an 
Händen od. Füßen fich aufhängt, bei. am Trapez; 
fuspenfin, aufjchiebend, hinhaltend; Suspenio=- 
rium, n. Heilf. eine Tragbinde, ein Tragbeutel. 

Suspizton, ſuspiziös, |. unter ſuspekt. 

susque deque, l. auf und nieder, oben und unten, 
a und drüber, obenhin, geringfügig, gleidy> 

ültig. 

—— it. Tonk. ſäuſelnd, liſpelnd. 

Suſſelchen, ſ. Sſußlik. 

ſuſtentieren, l. (sustentäre) unterſtützen, unter⸗ 
halten,ernähren, verſorgen; Suſtentation, f. (su- 
stentatio) die Unterjtüßung, Unterhaltung od. Er» 
haltung, Verpflegung, Berjorgung, der Unterhalt. 

sustine et abstine! I. dulde und meide! ertrage 
und entbehre! 

ſuszipieren, I. (suscip£re, d. capere, nehmen) aufs 
nehmen, auf fi) nehmen, an- oder übernehmen; 
suseipere ot finire, unternehmen und zu Ende 
führen, Wahlfprud) des Königs Ernft Auguft von 
Hannover, unter dem hannoverſchen Wappen be» 


fuszitieren 


findlih; Suszeption, f. (l. susceptio) die An- 
nahme, Übernahme, bef. eines geiftlihen Ordens; 
fuszeptibel, nl. (fr. susceptible) empfänglich; 
empfindlich, veizbar; Suszeptibilttät, f. die Cmp- 
fänglichfeit; Empfindlichteit, Reizbarteit. 
Tuszitieren, I. (suscitäre) erregen, erweden; auf- 
fordern, aufmuntern; Suszitation, f. (jpätl. 


suscitatio) Erwedung; Reizung, Aufmunterung, 


ag 

Sutane, |. Soutane. 

Suteraͤzzi, m.türk. Wafjerfünftler, Brunnenmeifter. 

Sütre, n. ſanskr. (sätra, Faden, Zeile, Regel, Ge- 
je) das heilige Buch, das Buch mit religiöjen 
Sagungen der Hindus. 

Suttieh, f., pl. Sutties (nach engl. Schreibung, v. 

ſanskr. sati, d.i. eig. die Gute, tugendhafte Frau, 
v. sat, wahr, gut 2c.) in Indien Witwen, welche fich 
mit der Leiche ihres Mannes felbft verbrennen od. 
lebendig begraben lafjen (die Handlung ſelbſt heißt 
im Bali: satya). 

Sutür, f. (I. sutüra; von su&re, nähen) die Naht, 
Fuge, Berbindung, z.B. der Hirnfchalfnochen; pl. 
Sutüren, Nähte, Fugen ꝛc. 

suus, 2, um, |. fein, jeine, fein; der 2c., feine 2c.; 
suum cuĩque, jeden das Seine, od. was ihm zu- 
fommt, Sinniprud) des preußifchen Schwarzen 
Adlerordend; suus cuique mos, jeder hat jeine 
eigene Weife. 


Sütwn, m. der Gott der Jagd bei den Japanern, | 
dem jährlih am 9. Tage des 6. und 9. Monats | 


prächtige Feſte gefeiert werden. 


Süzerain od. Sügerän, m. fr. (fpr. Büferähn; von | 


sus, lat. susum f. sursum, aufwärts, oben, nad) 


dem Mufter von souverain — der Ober⸗ 


lehnsherr; Sügeränttät, f. (fr. suzerainete) die 
Oberlehnsherrihaft, Oberlehnsherrlichkeit. 

svegliato, it. (jpr. jweljdto; von svegliare = ft. 
eveiller, aufweden, erınuntern) Tont. munter, auf 
geweckt, lebhaft. 

ſwelte od. ſwelt, it. (svelto, v. svellere, losreißen, 
v. L. evellöre; fr. svelte) ſchmächtig, ſchlank; Tonk. 
(svelto) u. Mal. leicht, ungezivungen, Ted. 

Swaddlers, pl. — (ſpr. ſwöddlers, von engl. to 
swaddle, wideln) Widelbälge, Dickköpfe, verächtl. 
Bezeichnung der Methodiften in Srland. 

Swaga, f. (bengal. söhäga; fansfr. subhaga), |. 
Borar unter Bor. 

Swamps, m. nordamerilanifher Moraft. 

Swanboh, m. engl. der Schwanenboi, ein engl. jehr 
weicher u. feiner Boi (f. d.); Emanbilde, f. alto. 
weibl. Name: Schwanenfämpferin, Schwanen- 
jungfrau. 

Stwäntomwit od. Swäntewit, m. jlav. (vgl. poln. 
swienty, heilig, und wid, das Gehen) da3 heilige 
Richt, bei den Slaven und Wenden ein Gott der 
Sonne und de3 Krieges. 

Sweater, m. engl. (fpr. ſweter, nicht wie meijt zu 
hören: jwihter; von engl. to sweat, ſchwitzen) 
Schwitzer, Schmweißfauger, dide, gejtridte, eng an- 
liegende wollene od. baummollene, gewöhnlich ge- 
ftreifte Jade zum Schutze gegen den Nachteil des 
zu ftarten Schwibens beim Radfahren, Rudern 
ufm., Hemdjade, Sportwams. 

Smwedenborgiäner, pl. Anhänger des ſchwed. Na- 
turforſchers, Theofophen u. Geifterfehers Swe— 
denborg (geb. 1688, geit. 1772). 

Stweepftales, pl. engl. (jpr. jwihpftehls; von to 
sweep, fegen, fortnehmen, einftreichen, und stake, 
ber Einfah, .d.) eine Art von Wetten bei den land- 
wirtſchaftlichen Berfammlungen in England, wo 





iyllogifieren 843 


die Eigentiimer der um den Preis ſich bewerbenden 
Tiere gewiffe Sumnten einfeßen, welche der Beſitzer 
de3 von den Preisrichtern für das vorzüglichſte er- 
Härten Tieres fämtlich an 

Stwell,m. engl. (v.to swell, ſchwellen, ſich aufblafen, 
brüſten) in Nordamerifa ein Stußer. 

fiwelt, ſ. ſvelte. 

Swicent, m. eine Art Rauchtabak von der meit- 
indiſchen Snfel St. Vincent. 

Swita, ſ. Sfwita. 

Swod, ſ. Sſwod. 

Syalismus, ſ. Sialismus. 

Shamſia, f. eine — Gitarre mit 3 Saiten. 

Sybarit, m. gr, (Sybarites), 2 — en, eig. Bewoh⸗ 
ner der ihrer Uppigfeit und Schwelgerei wegen be- 
rüchtigten Eine Stadt Sybäris in Unter- 
italien; dab. überh. f. Lebemann, Lüftling, Weich- 
ar ſijbaritiſch, üppig, weichlich, 

ollüſtig. 

Shenit, m. eine aus Feldſpat und Hornblende ge- 
mengte förnige Gebirgsart (nad) der Stadt Syene 
in Oberägypten benannt); Shenitporphhr, m- 
Porphyr (f. d.) mit Syenit-Grundmafje. 

ffert, m. eine alte ojtfrief. Rechnungsmünze vor 
itber, = 2,5 J. 
Syfam(a), n. gr. (von sykon, n, Feige) Heilf. ein 
feigenähnliches Fleiſchgewächs, Feigwarze; eine 
echtenartige Rauheit der Augenliver, deren innere 
läche mit Knötchen bejegt ilt, die den Feigenkör— 
nern ähnlich) find; Syköſis, f. Feigmarzenbildung; 
auch Feigwarzenkrankheit; das Feigmal, die Augen— 
liderrauhigkeit; Eyfomantte, f. das Wahrſagen 
aus Feigenblättern; Sykomöre, k, pl. Sylomoͤren, 
(gr. sykömoron, v.sỹkon, Feige, u.möron, Maul» 
beere: die Frucht; sykömoros, f. der Baum) die 
Daufbeer- od. Adamzfeige, wilde ägyptiiche Fei— 
genbäume und deren Früchte; Sylophdnt, m. (ar. 
sykophäntös, v.phainein, zeigen, anzeigen)eig. ein. 
Seigen-Angeber oder «Antläger, der in Athen an- 
zeigte, wenn jemand gegen das Verbot Feigen un— 
verzollt ausführte oder verfaufte; überh. ein An— 
eber, Berräter, Obrenbläfer; Sylophantie, f. die 
ngeberei, Berräterei, Ohrenbläjerei, Verleum— 
dung; ſhkophaͤntiſch, angeberisch, verräterifch, 
ohrenbläſeriſch, verleumderiſch. 

Syllabarium, n. nl (v. l. sylläba, gr. —— ein 
ABC-⸗Buch, eine Fibel; ſhllabieren, Buchſtaben 
zufammen» oder ſilbenmäßig ausſprechen; Sylla— 
bierung, f. die Silbenbildung, Silbenjprehung, 
Silbenjtellung; IuNdbifch (gr. syllabikös), jilben- 
mweife, filbenmäßig, in oder nad) einzelnen Silben; 
Syiläbus, m. furzer Begriff, Auszug, Überfict, 
— —— beſ. die von Papſt Pius IX. ams. ve⸗ 

ember 1864 veröffentlichte Zuſammenſtellung der 
—— verwerflichen Irrtümer Die 
Zeit in religiöfer, — — u. ſozialer Beziehung. 

Syllẽgon, mgr.(Syllégõn, v.syllegein, zuſammen- 
leſen) ein Sammler. 

Syllẽpſis, f. gr. (von syllambänein, zufanımenneh- 
men; dgl. jyn—) Sprachl. Zufammenfaflung von 
vielerlei Gegenftändendurd ein Wort; Zuſammen- 

tehung zweier ©ilben in eine; der Gebrauch eines 
————— von mehreren Subjekten, wenn es nur 
einem zukommt. 

ſyllogiſieren, gr. (syllogizesthai), v. syn, ſ. d., und 
logizesthai, rechnen, ſchließen) zufammenrechnen, 
im Geift zufammenfaffen, fließen, folgern; Syllo⸗ 

ismus, m. (gr. — 5—— ein förmlicher oder 
chulgerechter Schluß, Vernunftſchluß, Schlußfol- 
gerung, beſtehend aus drei Sätzen, dem Oberſatz, 


844 Sylphe 


(major), Unterſatz (minor) und Schlußſatz (con- 
clusio), eine Schluhform oder Folgerung, Schlup- 
folge, Schlußreihe; syllogismus contractus; |. 
ein zufammengezogener Schluß, in welchem der 
Mittelbegriff nur kurz angedeutet ift u. die Voraus— 
ſetzungen unvolltommen angegeben find, 3.8. Ca- 
jus ift als Menich fterblich; s. eornutus, m. ein 
gebörnter Schluß, in deſſen Oberjage der Nachſatz 
mebrgliedrig ift (man bedient ſich desjelben am 
bäufigiten, um dem Gegner zu zeigen, er habe et- 
was Ungereimtes behauptet); Ss. erypticus, ein 
veritedter Schluß, dem die eine Vorausſetzung fehlt; 
Syllogiſtik, f.gr.dieSchlußformlehre, Anweilung, 
Vernunftſchlüſſe zu bilden; ſyllogiſtiſch, Ichluß- 
mäßig, in Form eines Schlufjes, zu einem Ber- 
nunftichluffe gehörig. 

Sylphe, m., pl. —n (Ewahrſch. v. gr. silpbe, Motte, 
von Baraceljus fo benannt) fabelh. Quftgeifter (vgl. 
Elementargeifter); Sylphide, £., pl. Sylphi⸗ 
dent, weibliche Quftgeifter; uneig. zarte, anmutige 
Srauengeftalten. 

Shlvan, ſ. Silvan. 

Sylvefter, S.⸗-Abend, ſ. Silveiter. 

Sylein, m. nl. in den Salzlagern bei Staßfurt, 
Aſchersleben ꝛc. vorfommendes natürliches Chlor: 
falium; Sylvinſäure, f. (v. sylva, Wald, als ein 
Beitandteil von Waldbäumen) das kriftallifierbare 
jaure Harz des Kolophoniums. 

Symbioſe, f. gr. (0. syn, ſ. d, und bios, Leben) das 
genoſſenſchaftliche Zuſammenleben zweier od. meh- 
rerer ungleichartiger Organismen, beſ. daS Ber- 
hältnis der Barafiten zu den Orgenismen, auf oder 
in denen fie leben. 

Symblephäron, n., od. Symblepbardiis, f. gr. (d. 
syn und blepharon, Augenlid) Heilf, Die Ver— 

Wwachſung des Augenlides mit den Augapfel, 

Symbol oder I. Symbölum, n. (v. gr. symbölon, 
v. symbällein, zujammeniwverfen od. »bringen, ver- 
gleichen, Schließen, erratenzc.) ein Zeichen, aus wel⸗ 
hem man etwas jchließt od. erkennt, Kennzeichen, 
Wahrzeihen, Merimal, Unterjcheidungszeichen; 
Sinnbild, finnliches Zeichen für einen Begriff; ein 
verabredetes miindliches Zeichen (Parole), Xo- 
fungswort; Wahlſpruch; Slaubensbeienntnis(sym- 
bolum fid&i); symbolum apostolicum, daS apo— 
ſtoliſche Glaubensbekenntnis; 8. Athanasianum, 
1.Athanajius;fymbaliich(gr.symbolikös),jinn- 
bildlich oder bildliy; auch die Symbolif oder die 
iymbolischen Bücher betreffend, dazu gehörig; ſym⸗ 
boliſche Bücher, pl. Glaubensbefenntnisbilcher, 
Befenntnisichriften einer Religionspartei, welche 
ihre Unterjcheidungslehren von anderen Parteien 
enthalten; Symboͤlik, f. die Lehre od. Wifjenjchaft 
von der Eintleidung religiöfer Vorſtellungen in 
jinnliche Zeichen; die Sinnbilderlehre, Vorbilds— 
lehre; auch die Prüfung und Erklärung der Lehr— 
füge der chriſtl. Kirche; die Wilfenfchaft von den 
Bekenntnisſchriften (ſymboliſchen Büchern) einer 
Tirhlichen Partei; Symboͤliker, m. ein Lehrer der 
Symbolif auf Hochſchulen auch ein unbedingter 
Anhänger der Bekenntnisſchriften, der dieſelben 
neben und faſt über die Bibelitellt; ſymboliſieren, 
barb.-!. verfinnlichen, ſinnbildlich vorjtellen; in ge— 
wiſſer Verbindung mit etwas ſtehen, zu einander 
pajien; Eymbolismus, m. die Bereinigung, Mit- 
wirfung mehrerer zu einem Zwecke; Symbolo⸗ 
Hdftik, f. gr., oder Symbolofldsmus, m. Sinn- 
bilder-Zertrüimmerung oder -Zerſtörung; Sym— 
Solofatrie, f.Sinnbilder-Berehrung; übertriebene 
Verehrung der ſymboliſchen Bücher, Symbololo⸗ 


Symphonie 


nie, f. Zeichenlehre, bei.v. Krankheiten; Symbole 
madie, f. Sinnbilder-Befämpfung; Streit gegen 
die ſymboliſchen Bücher. 

Syummägus, m. gr. (symmachos, v. syn u.mächs, 
Kampf) männl. Name: ein Mitfämpfer,Mitjtreiter; 
Symmanhie, f. (gr. symmachia, eig. dag Mitjtrei- 
ten) ein Schuß- u. Trußbündnis der griedh. Staaten 
untereinander. 

Shpmmetrie, f. gr. (symmetria, v. syn u. mötron, 
Ma) das Gleich» oder Ebenmaß, die Zufammen- 
ftimmung oder das abgemefjene Verhältnis der 
Zeile eines Ganzen; Symmetriegchſe, Mittel- 

. ahje,Schwerpunftsachfe ;Iymmetrifch(gr.symme- 
tros), ebenmäßig, gleihmäßig, in gleicher Anord- 
nung, verhältnismäßig, übereinftimmend in der 
Anordnungderkeile; ſymmetriſieren, ebenmäßig 
machen, in ein gehöriges Verhältnis bringen. 

Symmifkta, pl. ar. (symmiktä) Vermiſchtes, ver⸗ 
nuſchte Dinge, Mannigfaltigfeiten, ein Allerlei; 
bei. vermijchte Auffäße. 

Eympdsma, n. gr. = Ratapadma. 

Sympathie, f. gr.(sympätheia, v. sympathös, mit- 
leidend; vgl. Pathos) das Mitgefühl, Gleichgefühl, 
auch zumeilen Gegengefühl, die Mitempfindung, 
Teilnahme; die natürlihe Gefühls-Übereinftim- 
mung, Seelenverwandtſchaft, ©leihempfindung, 
geheime Neigung, der Naturhang zu einem an— 
dern; Bauberfraft, vernieintliche Geheimfraft od. 
gemein-wirfende Kraft und Wirkung eines Kür- 
per3 auf andere 2c.; dad. Sympathievögel, 
pl. ungertrennlich lebende Vögel, |. Injepara- 
b les; ſympathẽtiſch, gleichenpfindend; geheim- 
kräftig, geheimwirkend, zauberhaft; ſympathetiſche 
Kurven, pl. Heilungen durch angeblich geheimnis- 
volle Kraft von Körpern, die Teine Arzneimittel 
find; 5, Tinte, f. geheime od. Wundertinte, deren 
Züge nicht jogleich, fondern erjt nad) gewiſſen vor⸗ 
genommenen Veränderungen (z. B. durch Wärme, 
od. durch eine Flüffigkeit gezogen) fihtbar werden; 
fynındthifch (gr. sympathes), Heilf. mitleidend, 
mitfühlend, gleichempfindend, jeelenverwandt; an 
dem Leiden od. der Empfindung eines Körperteils 
2e.teilnehmend; angenehm berührend, wohlwollend, 
anmutend; ſympathiſche Färbung, Schutzfär⸗ 
bung der Tiere, d. i. eine Färbung, die genau aus⸗ 
fieht, wie die Gegenstände, auf denen ſich ein Tier 
aufzuhalten pflegt, od. überh. wie die Umgebung, 
in der die Tiere leben, jo dak das Tier nur ſchwer 
wahrgenommen u. verfolgt werden fann; ſ. Krank⸗ 
heiten, d.i. Krankheiten, die durch andere hervor» 
gerufen werden und durch Mitleidenjchaftentitehen, 
im Gegenjaß zu denidiopathifhen Kranthei- 
ten, die jelbjtändig und nicht im Gefolge einer an- 
dern Krankheitauftreten; ſympathiſches Nerven⸗ 
ſyſtem, Ganglienſyſtem (j.d.); ſympathiſieren 
(gr. sympathẽin; fr. sympathiser), mit jemand 

leich empfinden, mitfühlen,übereinjtimmen; gleiche 
a haben; Sympathicus, m. der ſympa⸗ 
thiſche Nerv, Ganglien (. d.). 

Sympepfis, f. gr. (vgl. ſyn⸗ und Bepfis) Heilk. eig. 
die Zuſammenkochung; Verdauung, Bereitung der 
Flüſſigkeiten im menjhlichen Körper. 

ſymperielektriſch, gr. nur durch Mitteilung elet- 

triich (werdend). j ’ 
ſympetaͤliſch, gr. (v. syn u. petälon, ſ. d.) Bot. mit 
ven Blumenblättern verbunden oder verwachſen; 
Sympetälen, Gewächſe mit einblätterigen Blu- 
men, auch Monopetälen genannt. X 

Symphonie, f. gr. (symphonia, v. syn u. phöne, 

Zon, Stimme)diegufammenftimmung, Zufammen- 


Symphorefis 


tönung, der Einklang; ein arg Tonſtück 


für Inſtrumente, gewöhnlich aus vier Hauptſätzen: 
Allegro, Adagio od. Andante, Scherzo, Preſto od. 
ähnl., beſtehend; auch Sinfonie (it. sinfonia); 
fyumphonifch (gr. symphönos, on), zujammen- 
klingend, einhellig; zu einer Symphonie gehörig, 
nach Art einer Symphonie; ſymphoniſche Dich— 
tung, eine namentlich von Liſzt und Berlioz ge- 


Syndikus 845 


von den Zufällen in einzelnen Krankheiten, vgl. 
Pathologie; Symptöns, f. das Zuſammen— 
fallen; Heilf.fchnelles Zufammenfallen,Abmagern ; 
die Erihlaffung, Entfräftung. 

fyn—, vor einem I $yl—, vor b, m u. p fym, vor 
| und z fy—, gr. Borwort in vielen Zujammen- 
jeßungen, bedeutet: mit, zufammen, zugleich, ge» 
meinſam (S l. cum, con—). 


pflegte Tongattung, jymphonicähnliches Tonwerk Shynagöge, f.gr.(synagöge,v.synägein, zuſammen⸗ 


gewöhnlich im Anſchluß an eine Dichtung, Pro» 


grammufit; Symphonion, n. ein von Kaufmann | 


erfundenes Flötenwerf mit Klavierbegleitung; eine 
Spieldofe, welche eine unbeſchränkte Zahl von Mu— 
fitftüicfen fpielt, indem immer beliebig viele neue 
Scheiben, von denen jede ein anderes Muſikſtück 
daritellt, eingefegt werden fünnen; Symphontit, 
. „m. er vielitimmige Tonſtücke fchreibt oder jpielt. 
Symphoreiis, f. gr. (von symphorein, zuſammen⸗ 
tragen) Zujammentragung; Anhäufung, be. de3 
Blutes oder anderer Säfte, = Kongeition. _ 
Symphijtum, n. (gr. symphyton, von symphyein, 
zujammenmwachjen) Zuſammenverwachſenes; auch 
die Schwarzwurzel; Beinwurz, ein Heilkraut, wel— 
ches das Zuͤheilen der Wunden befördert. 
Sympieiis, f. gr. (von sympiézein, zujammen- 
drücden) da3 Zufammendrüden, Preſſen; Sym— 
siefometer, n. ein Luftdruckmeſſer, eine Art Ba— 
rometer. 
Shmplegaͤden, pl. gr. (symplögädes, vonsymples- 
sein, zujammenjchlagen) Fabell. zuſammenſchla— 
gende &eifen bei der Einfahrt ins Schwarze Meer 
im Thracifchen Bosporus, die nad) der Odyſſee 
Orpheus durd) fein Saitenfpiel unbeweglich made. 
Symplegmätn, pl. ar. (symplegma, v.symplekein, 
zujammenflechten) Bildjäulen von Ringern, die fich 
egenjeitig mit den Armen gefaßt u. umſchlungen 
Elm: Gruppen au3 mehreren Bildjäulen u. Re— 
lief (j. d.) zufammengejegt, 3.8. Laokoon, Niobe; 
verbundene Köpfe und Brujtbilder auf Münzen; 
Sympleridsmus, m. Zufammenflehtung, Um- 
armung. 
Symplöce, f. gr. (symplök&, von symplekein, zu- 
ammenflechten) die Berflehtung, Berfnüpfung; 
öftere Wiederholung oder Zufammenziehung von 
Wörtern. 
Sympodia, f. gr. (v.syn u. püs, podös, der Fuß) 
die Verwaächſung der Füße, eine Mißgeburt mit 
fifch- oder firenenartiger Verſchmelzung der Füße. 
Sympofion oder Sympoſium, n., pl. Sympojia, 
00. Sympofien, gr.(sympösion, v.sympınein, zu» 
fammen srinfen, ſchmauſen) ein Gaſtmahl, Gelag; 
Name von Scriftitellergejelljchaften (nad) Platos 
Sympofion); Sympojidreh, m. der Vorſteher od. 
Borfiger eines Gaſtmahls 2c.; Sympoflaft, m. 
Mitglied eines Gaſtmahls ıc. 
Sympiydhie, f. gr.(v.syn, j.d., u.psyche, die Seele) 
die Seeleneintracht, die Einmütigfeit, der Einklang. 
Symptom, n., pl. —e oder — ata (gr. symptöma, 
eig. Zufall; von sympiptein, zujammenfallen oder 
«treffen, jich zutragen) Anzeichen, Kennzeichen, Um— 
ftand, beſ. Kranfheitszeichen, -zufall od. »umftand; 
iymptomdtifch, anzeigend, vorbedeutend, fenn- 
zeichnend; zu den Symptonıen einer Krankheit ge- 
hörig; auch von ſchlimmer Bedeutung 3. B. ſympto⸗ 
——— ſymptomatiſcheBehand— 
lung, ſymptomatiſche Kur, die nur gegen die 
Symptome, nicht gegen die Krantheitsurjache ge» 
richtet it: Symptomatographie, f. Beihreibung 


der Krankheitzerſcheinungen u. -zulälle; Symptos | 
Synditus, m. I. (v. gr. syndikos, d. i. vor Gericht 


matologie, f. die Krankheitszeichenlehre, Lehre 


fuhren od. «bringen) die Berfammlung, Gemeinde; 
beſonders die Judenjchule, der Judentempel; Syns 
aftifa, pl. gr. Heilk. Zufammenziehmittel, zu» 
ſammenziehende Heilmittel; fyndftifch, ſammelnd, 
zujanmenziehend; Synaxarium, a. in der griech. 
Kirche ein Beiligenbuch, die Lebensbeſchreibungen 
der Märtyrer und Heiligen enthaltend, welche bei 
den religiöjen Berfammlungen vorgelefen wurden; 
Syndrts, f. die Berfammlung, Zufammentunft, 
be). kirchliche. 

Synalläge, k, u. Synallaͤgma, n. gr. (von syn- 
»llässein, mit jemand etwas wechjeln, taufchen 2c.) 
ein gegenſeitigerVertrag; ſynallagmätiſch, gegen- 
ſeitig, wechſelſeitig verbindend. 

Synalsiphe oder Synalöphe, f. gr. (synaloiphe, 
v. syn-aleiphein, zujammenjchmelzen)Spradl.das 
Zuſammenfließen, Berichmelzen oder Vereinigen 
zweier Bofale od. Diphthonge am Ende des einen 
u. im Anfange des folgenden Wortes — Kraſis. 

Syndude, f. gr. (von syn u. änchein, zufchnüren) 
Heil. die Kehlentzündung, Bräune; ſynänchiſch, 
die Bräune betreffend, bewirkend oder davon her» 
rührend. _ 

Sunaptäs, ſ. Emuljin. 

Synarchie, f. gr. (synarchia, v. syn-ärchein, mit- 
herrſchen) die Mitherrſchaft, gemeinjchaftliche Re— 
gierung. 

Synärẽſis, gr. Syngireſis, (f. von synairẽin, zu- 
ſammenfaſſen) od. Synizeiis, f. gr. (synizein, zu» 
fammenfigen) Spradl.diegujammenfafjungzmeier 
Bofale in eine Silbe. 

Synätie, f., oder Synätlon, n. gr. (synaitia, syn- 
altion, von aitia, aition, Urſache) die Miturjache, 
Mitſchuld. 

Sıymararium, Synäxis, ſ. unter Synagoge. 

Synceéllus, m. gr.-1. (v. I. cella, die Selle, und gr. 
syn, j. d.) ein Hellbruder, ein Hausgeijtlicher, in 
der griech. und röm. Kirche ein geijtliches Amt, 
das zu verichiedenen Zeiten verjchieden war, fo ge- 
nannt, weil derjelbe urjprüngl. von dem Biſchof 
in diejelbe Zelle oder in jeine Wohnung aufge- 
nommen wurde. 

Synchronismus, m. gr. (synchronismös, von syn- 
chronos, gleichzeitig, von chrönos, Zeit) die Mit— 
oder Öleichzeitigfeit, Zeitgleiche, Zufammenitellung 
gleichzeitiger Begebenheiten in der Sejchichte; ſyn— 
chroniſtiſch, gleichzeitig, zeitgleichend, mitzeitig; 
fyuchrontitiihe Tabellen, pl. Geſchichts-Tafeln, 
in welchen die gleichzeitigen Begebenheiten zuſam— 
mengejtellt find. 

Synchijſis, f. gr. (von syn- chöein, zufammengießen, 
mischen) Heilk. Vermiſchung oder Verſchmelzung, 
z. B. innerer Augenteile; auch Entmiſchung, Auf» 
löſung des Glaskörpers; Sprachl. Vermengung 
der zu ſcheidenden Wörter; Verkehrung der Satz— 
ordnung. 

Syndẽeſis, f. gr. (von syn-deein, zujammenbinden) 
das Zujammenbinden, die Bindung; Synddsmus, 
m. (gr. syndesmos) der Verband; das Welenfband; 
Syndesmitis, f. Bänderentzündung. 


846 Syndrome 


beiſtehend, Anwalt; von syn und dike, Recht ꝛc.) 
ein Stadt- oder Rat3-Bevollmäcdhtigter, Land⸗ od. 
Stadt-Anmwalt, Berater od. Ratgeber der Bürger, 
en Mitglied einerBehörde, Rechts— 
verwalter od. NechtSvertreter eines Unternehmens 
2c.; Handelskammer-Sekretär; auch Stadtrats- od. 
Gerichtsſchreiber; Syndifät, n. nl. deſſen Amt od. 
Stelle, Borftand, Leitung; Kffpr. Anſtandsbrief; 
Firmenverband, Geſchäftsausſchuß, Handelsring, 
Ring, Genoſſenſchaft (vgl. Kartell); Syndifäts- 
Klage, f.(T. actio syndicätus in factum) Schaden» 
erſaßklage gegen den Richter wegen Berleßung 
feiner Amtspflichten; S.:Verbreden, n. (l. cri- 
men syndicätus) Verlegung der Richterpflicht, 
Beugung des Rechtes aus Parteilichkeit; ſyndi⸗ 

teren, genoſſenſchaftlich ein- und verfaufen, einen 
— bilden und die Waren den Verband— 
preiſen unterwerfen; Rechtsrat erteilen (an eine 
Geſellſchaft). 

Syndrösme, f. gr. (syndrome, v. drömos, Lauf) eig. 
Zufammenlauf;das Zufammentreffen,Zufammen- 
wirken mehrerer Umjtände; Heilk. Häufung vieler 
Krankdeitszufälle. 

Synedie, f. (gr. synecheia, von syn-Echein, zu- 
jammenhalten) Zufommenhang;anhaltende Dauer 
einer Krankheit; Synecheiologie oder Synechiv⸗ 
Iogte, f. Lehre von Zufammendang der Dinge, 
von der Stetigfeit der Dinge im Raum, oder vom 
Zufammenhang der Materie. 

Synedrium, n. gr. (syn&drion, von syn-edros, zu- 
jammenfigend, von hedra, Sit) die Rat3-Sigung 
oder -Berfammlung; bef. der ehem. jüdifche Ge- 
richt3hof, hohe Kat in Serufalem, aus 72 Mit- 
gliedern bejtehend, au Sanhedrin, m. f.d. 

Syneldöche, f. gr. (synekdoch®, von syn-ekde- 
chesthai, mit aufnehmen, auffaffen od. verstehen) 
eig. das Mitverjtehen; Rede. die Wortvertaufchung, 
bloße Andeutung des eigentlichen Begriffes, indem 
man das Ganze für einen Teil od. umgekehrt fegt; 
ſynekdoͤchiſch, auf Solche Art geſprochen. 

Syneldröme, f. gr. (v. syn u. ekdromẽ, das Aus— 
laufen) Sprachl. das gemeinſchaftliche Auslaufen 
verſchiedener Wortbegriffe von einem Bunte. 

Synekphonẽſis, f. gr. (v. syn-ekphonein, zugleich 
ausfprechen) die Silbenzufammenziehung, Zuſam— 
menſprechung der getrennt gefchriebenen Vokale 
oder Silben eines Wortes. 

fynektiich, ſ. ſynechiſch. 

Synephẽeben, pl. gr. (v. éphẽbos, ſ. Ephebe, u. syn, 
j.d.) Mitjünglinge, Mitauferzogene, Jugendge— 
noſſen. 

Synergie, f. gr. (synergia, von synergös, mit- 
arbeitend, v. ergon, Werk, Arbeit) die Zuſammen— 
wirkung, Mitwirkung, Hilfe, bef. die Mitwirkung 
Gottes zur Befferung der Menſchen; ſynergẽtiſch 
(v. synergein, mitarbeiten), behilflich, mitwirfend; 
Zymergismus, m. die Mitwirkungslehre, od. die 
Lehre von der freien Mitwirkung der Menfchen zu 
ihrer Befjerung und Seligkeit; Synergift, m. ein 
Anhänger jener Lehre, ein Mitwirfer zu feiner 
Belehrung; fynergtitiich, in jener Lehre gegründet 
od. darauf bezüglich, 3.8. |ynergiftifche Strei- 
tigteiten im 16. Jahrhundert; Synergide, f.die 
Gehilfin, Hilfszelle. 

Synẽeẽſis, f.gr.(v.syniemi, eig. ich bringe zuſammen; 
dann: ich vernehme, faſſe, begreife) —— 
Verſtand, Klugheit: in der Sprachl. die Wort— 
fügung nad) dem Sinne; Syneſius, m. u. Syn⸗ 
eiin, f. Name: der, die Einjichtsvolle, Verftändige, 
Kluge. 


Synkretismus 


Syngeneſie oder —ſis, f. gr. (syngönesis, v. syn- 
ginesthai, zufammen entjtehen oder fein) die Mit- 
entjtehung, gleichzeitiges Entjtehen; Syngenefie, 
pl. zufammengemwachjene Pflanzen, deren Staub- 
fäden an den Antheren zuſammengewachſen find 
(in Linnes Syftem die 19. Klaſſe); ſhngenẽtiſch, 
gleichzeitig entitanden. 
unglöffe, f. gr. (von es Zunge, Sprache) Zu- 
jammett- od. Öefamt-Spradhe; Unterfuchung über 

den Zufammenhang der Begriffe und Formen der 
menſchlichen Sprache; Darftellung der Verwandt- 
haft der Sprachen aus den Wurzelmörtern bon 
ähnlichem Laut und gleicher Bedeutung. 

Sungräpba,f.l.(v.gr.syngraphe, v.syn-gräphein, 

æaufſchreiben, ſchriftlich abfafjen) eine Befcheinigung, 
en —— Syngraphie, f. Schriftiteller- 

unde. 

Synizejis, f. gr. (von syn-izein, Bo 
sjinten oder ⸗chmelzen) da3 Zufammenfallen, Zu» 
ſammenſchmelzen; Sprachl. |. Synärefis. 

Suntatatheie, f. gr. (syn-katäthesis, v. syn-kata- 
tithenai,zufammenftellen,beijtimmen) Zufammen- 
ſtellung der Meinung des einen mit der des andern, 
um fie in Einflang zu bringen; auch der Beifall, 
den man fremder Meinung gibt. 

Shynkategorẽma, n. gr. (vgl. Kategorie 2c.) dag in 
Gemeinschaft mit andern von einer Perjon oder 
Sache Geſagte; das Flickwort, um z. B. einen Vers 
an zu machen; ſhnkategoͤriſch, eingeichräntt, be- 

ingt. 

& nlinefe, f. gr. (synkinösis) die Mitbewegung; 
ynkinẽtiſch, mitbewegend. SE 
ſyntlinal, abwärts gebogen, muldenförmig (ein 
Ausdrud, der in der Mineralogie und Geognoſie 
gebräuchlich ift, zur Bezeichnung von Geiteinlage- 

rungen). 

Synklönus, m. gr. (v. syn-klonein, durcheinander⸗ 
jhütteln) ein allgemeiner Krampf über alle Zeile 
de3 Körpers. ! 

Shnköpe, f. gr. (synköpe, von syn-köptein, zu- 
ſammenſchlagen, zerſchlagen; a 
ziehen) Sprachl. die ——— Zuſammen⸗ 
ziehung eines Wortes dur egwerfung einer 
mittleren Silbe oder eines Vokals zwiſchen zwei 
Konſonanten (3. B. heitrer ft. heiterer); Tonk. dag 
Anſchlagen eines Tons in einem leichten Taktteile 
und das Forthalten desſelben auf dem folgenden 
ſchweren Taftteile; Heil. das Zerjchlagenfein, eine 
plötzliche Entkräftung; ſynlopieren, zufammen- 
ziehen (ein Wort durch Weglaſſung eines oder 
mehrerer Buchftaben); Syntopiſt, m. der Wort- 
kürzer, Zufammenzieher; ſhnkoöͤptiſch, "entkräftet, 
ohnmächtig. 

ſynkräniſch, gr. (vgl. Kranion) Heilk. mit dem Schä- 
dei verbunden. 

Symlränis,f.gr.(vgl.Krafis)die Zuſammenmiſchung, 
Vermiſchung. he i 

Synkratie, f. gr. (von syn-kratein, mitherrſchen) 
Mitherrfgaft, eine Staatsverfafjung, vermöge 
deren das Volk durch ſelbſterwählte Mittelöper- 
fonen an der Ausübung der höchiten Gewalt einen 
Anteil hat. N: 

Synkretismus, m. gr. (synkretismös; wahrſch. v. 
kretizein, wie ein Kreter reden oder handeln, d.i. 
fügen u.trügen) die Bereinigung zweier ftreitender 
Barteien gegen einen dritten Feind; bej. die Ver- 
einigung verjchiedener Glaubensparteien, Reli⸗ 
aiong- od. Glaubens⸗Mengerei, Vereinigungsſucht; 
Synfretiit, m. ein Vereinigungsſtifter oder Ver⸗ 
einiger entgegengejegter Glaubensparteien, Glau— 


@ 


Synkriſis 


bensmenger; ſynkretiftiſch, einigend, mengend, 
glaubensvereinigend. 

Synkriſis, k gr.(v. syn- krinein, zuſammenſetzen, ver⸗ 
gleichend re. Be re die Zufammenfegung, 
Miihung; die Vergleichung, vergleichende Beurtei- 
lung; ſhnkritiſch, vergleichend, zufammenftellend; 
Synkritita, pl. Heil. vereinigende Mittel. 

Synneurdfis, f. ar. (von syn u. neuron, Sehne, 
Band ac.) Heilk. Verbindung von Knochen durch 
Nechfichte Häute u. Bänder. 

Synöcha, f. gr. (synoche, Zufammenhalt, Zufant- 
menbang, v syn-Echein; vgl. ſynechiſch) Heilk. ein 
anhaltendes Fieber, welches einige Tage dauert 
und bald fteigt, bald fällt; Synöchus, m. ein ent- 
zündliches Fieber. 

ſhnöciſch, gr. (syn-oikos, von dikos, Haus) zufam- 
mentohnend, beimohnend, inwohnend. 

Synode od. Synödus, f. (v. gr. sfn-Ödos, v. syn 
ut. hodös, f. Weg, Gang) die J der 
Verein oder die Verſammlung, bef. der Geiſtlichen 
in Religions» oder Kirchen-Angelegenheiten, Kir- 
chenveriammlung; auch Firchliche Negierungsbe- 
hörde, Kirchenrat (vgl. Siyndd); ſynodäl hätt. 
synodälis), diejelbe betreffend oder von derjelben 
ausgehend; Synodale, m. Mitglied des Kirchen- 
rat3, Mitglied einer Kirchenverſammlung; Syno— 
Däl-Defret, n. Beichluß einer Kirchenverfamm- 
lung; S.-Fragen, pl. Rirchenverfammlungs- 
Fragen; S.= u. Presbhteriäl-Verfaſſung, f- 
freie Kirchenverfafjung, bejtehend in der Verwal— 
tung der firchlichen Angelegenheiten durch Vereine 

. von Geiitlihen u. Gemeindegliedern; ſhnoͤdiſcher 
Monat, m.(v.gr.synödion, da3 Zufammentreffen 
de3 Mondes mit der Sonne zur Zeit des Neu- 
mondes), die völlige Dauer eines Mondenmwechjels, 
od. Umlaufszeit von einem Neumonde bis wieder 
zum Neumonde, 29 Tage 12 Stunden 44 Minuten, 
vgl.fideriiherMonat;fynodiihellmlaufs- 
zeit des Mondes, der Zeitraum ziviichen zwei 
aufeinanderfolgenden Neu- od. Vollmonden. 

fonondmliich), gr. (synönymos, v. syn u. önyma 
— 6noma, Kame)jinnähnlich, ſinnverwandt; Syn⸗— 
onijmon od. Synonuͤm, n., pl. Synonijma od. 
Synonijmen, jinnverwandte Wörter; Synonh— 

ie, f. die Sinnverwandtihaft; Synenymit, f. 

die Sinnverwandtihaftslehre, Sammlung u. Er- 
läuterung finnverwandter Wörter. 

Synoͤpſis, f. gr. (vgl. Opfis) die Überficht; ein Ab- 
tip, Entwurf, furzer Begriff einer Wiſſenſchaft; Zu- 
fammenftellung verihiedener Schriften über den- 
jelben Gegenitand, dab. Synopji3 der Evan- 
gelien, die Zufammenftellung ber da3 Leben und 
die Lehre Jeſu auf ziemlich gleiche Weiſe erzäh- 
fenden drei Evangelien des Matthäus, Markus u. 
Lukas; ſhnoͤptiſch, überjichtlich, kurzgefaßt, ent- 
wurfsmäßig; Synoptiker, pl. die erſten drei 
Evangeliſten, deren Berichte ſich zu einem über— 
ſichtlichen Ganzen zuſammenordnen laſſen. 

Synorganisınus, m. gr. (f. Organismus u. ſyn) 
ein aus einem tierichen Körper hervorgegangenes 
organiiches Wefen, z. B. ein Eingemweidewurm. 

Suntdgma, n. gr. (von syn-tässein, zuſammen— 
ordnen) Die —— Anordnung; ein 
Sammelwerk, eine Sammlung von zuſammen— 
geſtellten Schriften, Bemerkungen 2c.; Syntag= 
matifer, m. ein Sammler, Zujammenfteller; ſhyn⸗ 
tagmaͤtiſch, gefammelt, zufammengetragen ;Syne 
ta 1), f. die Zufammenordnung, Aufftellung 2c.; 
ni prachl. die Zufammenfstellung, Anordnung der 
Wörter, Wort- und Sapfiigung; Saplehre; syn« 


Syphilis 847 


täxis ornäta, die geihmiücdte Wortfügung, die 
— u. Darlegung gewiſſer Eigentümlich- 
keiten des Ausdrucks, deren Anwendung der Rede 
den nationalen Anſtrich gibt, entg. s. regularis, 
die regelmäßige Wortfügung; ſyntäktiſch, zufam- 
menjtellend, mortfügend, ſatzkuündlich. 

Syntäjfis, f. gr. (von synteinein, anfpannen) An- 
jpannung, Anftrengung; Syntatita, pl. anjpan- 
nende Mittel. 

Syntax, ſ. unter Syntagma. 

Syntheme, n. gr. (synthema, von syntithenai, zu- 
jammenjtellen, verbinden; syntithesthai, verab- 
reden) was auf einer Verabredung beruht; ein 
verabredete3 Zeichen, ein furzer, dunkler Sprud), 
den man fast wie ein Rätſel erraten muß; der Ver- 
trag; ſynthemaͤtiſch, auf Verträgen beruhend; 
Synthematographie, f. die Geheimzeichenfhrift, 
Anweiſung, ſich durch verabredete Zeichen fo deut- 
lid) wie durch eine Sprache auszudrüden; Shnz 
theſis oder Syntheſe, f. die ———— 

egriffsverbindung; Verknüpfung eines Mannig- 
faltigen zur Einheit; Fortſchreitung vom Einfachen 
zum Zujammengefepten, entg. Analyfis; fyns 
thetiſch, zufammenjegend, verbindend, entg. ana - 
ytiich; fynthetiihe Methode, f. Lehrart, die 
bon den Gründen zu den Folgen führt, auch Syns 
thetismus, m.; ſhuthetiſcher Satz, m. ein Sag, 
dejjen Prädikat nicht im Subjekt jchon enthalten 
ift, jo daß man jenes nur herausziehen darf, jon- 
dern der anderweitig mit dem Subjekt verknüpft 
wird; ſynthetiſches Urteil, n. ein erweiterndes 
Urteil durch Hinzufügung von Merkmalen. 

Syntomie, f. gr. (syntomia, von syn-t@mnein, zu- 
jammenjchneivden, abkirzen) Kürze des Ausdruds, 
kurzer, gedrängter Ausdrud. 

Syntonin, n. gr. Scheidef. Fleiſch- oder Muskel— 
aſerſtoff, Be ihren P 

Synufiditen, pl. gr. (sing. synusiastes, eig. Ge— 
ellficyafter, v. synuziäzein, zufanınıen fein) Sek— 
tierer, welche eine Vermifchung beider Naturen 
in Chriſtus annahmen. 

Syphilis, f. (im Mittelalter v. gr. sys, Schwein, 
u. philos, lieb, gebildet; der Name jcheint zuerſt 
in dem „Syphilis“ betitelten lat. Gedichte des 
Hieronymus Fracajtoro 1550 vorzufommen, je- 
doch als bereits gangbare Benennung, melde der 
Dichter von feinem erdichteten Helden, einem Hir- 
ten Syphilus, ableitet; da die Krankheit zuerſt 
in einem franzoj. Heere, nämlich dem Karla VIII. 
bon Frankreich, auftrat, wurde fie auch franzö— 
ſiſcheKrankheit, dieFranzoſen, Franzoſen— 
krankheit [morbus Gallicus)] genannt) Heilk. die 
Luſtſeuche, chroniſche Geſchlechtskrankheit, = vene- 
riſche Krankheit (f. unter Venus); primäre Sh⸗ 
philis, hartes Geſchwür an den Geſchlechtsteilen, 
auch harter Schanker genannt; felundäre ©., 
aud) Fonftitutionelle S., Erkrankung des geſam— 
ten Körpers durch diefe Geſchlechtskrankheit, ver- 
bunden mit Drüſenanſchwellung, er 
Schleimwucherungen in Hals u. Mund; tertiäre 
S., die aus der fefundären Syphilis hervorgehen- 
den Erfranfungen der Leber, des Gehirns, der 
Lunge, der Knochen, der Därme ujw., kurz der 
verſchiedenſten Organe; Inn ande derjelben 
behaftet, dazu gehörig, lujtlich (venerifch); SYy= 
philid od. Syunitam, n. Gummigeſchwulſt, eın 
weicher Knoten, der ſich bei Syphilis in den ver- 
ſchiedenſten Organen bildet und bald zerfällt und 
vernarbt; Syphiliden, pl. veneriſche Hautkranf- 
beiten; Syphilidetlinitum, u. Heilanitalt für die 


848 Syphon 


an der Luftjeuche Keidenden; Syphilidolage, m. | 
Spezialarzt für&yphilis; Syphtlamanie, t.Luft- 
feuchenwut,eine Art Hypochondrie, wobei der Kranke 
fih ohne Grund für veneriſch hält; Syphilopho= 
bie, f. Luſtſeuchenfurcht. 

Shphon, m. engl. (jpr. jeifön, vgl. Sipho) Wafler- 
opt, Wafferbehälter, an den Gasleitungen ange— 
draht zum Auffangen von Niederjchlägen, aud) 
— GSiphon, S.d. 

Spria Den, f. die phönizijche Fiſchgöttin Atargätis. 

Syriaiis, f. = Elephantiafis, ].d. 

Striging,n. gr. (v. syrizein, syrittein, pfeifen) das 
Pfeifen, der Pfiff; Syrigmus, m. (gr. syrigmös) 
Heilk. das Pfeifen, der pfeifende oder ſchwirrende 
Ton im Ohre, da3 Ohrenbraufen: Syrigmopho⸗ 
nie, f. die pfeifende Stimme; Shring, f. (gr. sy- 
rinx, Gen. syringos) Röhre, Pfeife, Rohrpfeife, 
Hirtenflöte, Banpfeife; Yabell. eine Najade, die 
vor der Berfolgung des Ban (f. d.) floh und in 
Schilfrohr verwandelt wurde; diefem entlodte der 
Wind fühflagende Töne, die das Herz des Pan 
rührten, weshalb er fi) aus dem Schilf eine Pfeife 
Schnitt, der er den Namen Syrinx gab; Heil. 
Fiſtel, Hohlgeſchwür; Syringe, f. (nl.syringa) der 
Ppaniſche Flieder, f. Lilac; Eyringotomie, f. 
— der Fiſtelſchnitt Syringossm,n. das Filtel- 
meſſer. 

Shrjänen, pl. eine früher ſehr verbreitete finniſche 
Völkerſchaft in den ruf. Statthaltereien Wologda, 
Perm, Tobolst, Arhangel und Wjatka. 

Shyrma,n. gr. (v. syrein, jchleppen) ein altertüm- 
liches Schleppfleid, bej. auf der Bühne. 

Eyrmän, f. gr. (syrmaia, von syrmös, da3 Er- 
drechen) Heilf ein Bredy- und Abführungsmittel; 
Syrmaismms, m. der Gebraud) eines ftarfen Ab- 
führungsmittels. 

Ehrte, f. gr. (syrtis, v. syrein, jchleppen, fegen, zu- 
jammenfegen, jpülen), pl. —n, Sandbanf von be— 
weglihem, zufammengeführtem Sande, Untiefe; 
bej. zwei gefährliche Sandbänfe an der nordafri- 

Syrub, ſ. Sirup. [anifchen Küſte. 

Snfijitien, pl. gr. (syssitia, v. sing. syssition, von 
syn u. sitos, Speije) Gejellfhaftsmahle, bej. der 
alten Spartaner. £ 

Syftäſis, f. gr. (v. syn-histänai, syst&nai, zuſam— 
menjtellen, zujammentreten od. »jtehen) Auf- od. 
Bufammenitellung; Vereinigung, Unordnung; 8y- 
staticae littörae, pl. gr.-I. (v. gr. systatikös, zu- 
fammenitellend, vorjtellend, empfehlend) eig. ein 
Empfehlung3brief, dah. Zeugnifje, die ein Geiſt— 
liher oder Mönch von feinen Obern, bei. feinem 
Biſchofe, mitnehmen muß, jobald er fich in einen 
fremden Sprengel begibt; Syftäim,n.(gr.systema) 
eig. daS Zujammengeftellte; ein Gebäude, Bau, 
Plan, zweckmäßig zufammengefegtes Ganzes, Zus 
ſammenhang gleichartiger Dinge, 3. B. Welt: 
Syitem, Weltgebäude, Sonnen⸗-S., Sonnen» 

ebäude od. Sonnenreich; Anordnung, Gruppe, 
a; ein mijienjchaftliche8 Lehrgebäude, Lehr— 
jorm; Achſen-S., Achſenkreuz; Flußz-S. Tluß- 
gebiet; Noten-S. die 5 Notenlinien, die Tonreihe; 
Schrauben-S.,Schraubengewinde; ſyſtemättſch, 
in ein Ganzes, in eine Kunſt od. Wiſſenſchaft ge— 
ordnet, planmäßig, ordnungsmäßig, ordentlich 
u. zuſammenhängend, wifjenichaftlid) (3.8. Bud, 
Bortrag); Syftematif, f. planmäßige, jtreng wij- 
fenichaftliche Darſtellung; Kunst der planmäßigen 
Daritelung; fyftematifieren, wiſſenſchaftlich ord- 
nen, in wiſſenſchaftlichen Zuſammenhang bringen; 
planmäßig behandeln; Syjtematismus, m. das | 


Szepter 


wiſſenſchaftliche Anordnen, die Grundſätze od. die 
Kunſt desſelben, und die Neigung dazu; Syſte— 
matologie, f. die Lehre von der wiſſenſchaftlichen 
Anordnung; Syftematomanie, f. übertriebenes 
Streben, alles in ein Lehrgebäude zu bringen; 
ſhyſtemlos, zufammenhanglos, planlos. 

Syſtöle, f. gr. (von systellein; vgl. Syſtaſis) die 

ujammenziehung des Herzens (entg. Diaftole); 
da3 Herzipannen; Spradl. die Silbenfürzung, 
kurze Ausſprache einer langen Silbe. 

Spitröphe, f. gr. (von sy-strephein, zufammen- 
drehen) Aufammendrehung; Heil. Geſchwulſt. 

Syſthl(on), n. gr. (von syn, zufammen, u. stylos, 

äule) Bauf. ein dicht» od. nahejäuliges Werf, eine 

- Halle, deren Säulen nur um zwei Säulendiden 
voneinander abitehen; vg: Bajaltjafpis; Suſty⸗ 
lien, pl. Säulengänge, Säulenhallen; ſyſtliſch 
od ſiyſtylos, nahejäulig, dichtjäulig. Alan 

Syzygie, f. pl. Syzygien, gr. (syzygia, d. i. eig. 
Zuſammenjochung, Zweigeſpann, d. Syn u. zygön,, 
Sch) Sternk. Zufammenfunft und Gegenicdein 
zweier Planeten, bej. die Neu- u. Bollmondzzeit; 
Epradl. — Konjugation; aud die Weglafjung 
einer Mittelfilbe; Verf, = Dipodie. 

Szegeͤny Legeny, m. ungar. (fpr. Begen’leggen’, v. 
szegeny, arın, und legeny, Sunggeiell, Burſche) 
Selbſtbenennung der Räuber in Ungarn. 

Szekler, m. (ſpr. Sz — ß; ungar.szekely, v. szekel, 
ſitzen, szek, der Sitz, —* ein beſonderer unga— 
riſcher Volksſtamm im öjtl. Teile Siebenbürgens, 
wahrſch. ein Reſt der erſten Hunneneinwanderung, 
in fünf Sitze oder Stühle verteilt. 

zetſo od. Szilſo, n. (ſpr. Sz — ß; v. ungar. szek, 

szik, Soda, u. s6, Salz) unreines (Glauberſalz 
I Kochſalz enthaltendes) kohlenſaures Natron 
(Soda). i 

Szelong vd. Schelong, m. poln. (= Schilling) ein 
polnischer Schilling. 

Szelns,n. (nl. scelera) I. eine Schandtat, ein Ver⸗ 
brechen; ©gelerät, m. I. (scelerätus) oder fr. (ſpr. 
Belerdh) ein Böfewicht, Frevler, Bube; Szelera— 
teife, £. fr. Rucjlofigkeit, Berruchtheit. Ä 

Szene, f. (I. scena, v. gr. skene, eig. Zelt, Hütte) Die 
Bühne, Schaubühne, der Schauplag (Theater); 
ein Auftritt, Kleiner Abſchnitt eines Schaufpiels; 
eine Vorstellung, Handlung, Begebenheit, ein Bor- 
gang; Bild, Gemälde; der Ort, wo eine Handlung 
vorgeht; in Szene fegen, ein Stüd zur Auf 
führung einrichten, die Anordnungen dazu maden; 
Szenarinm,n. nl. od. it.scenario (fpr.jchenario), 
das Ezenenbud), die Ungabe der Verwandlungen, 
Auftritte 2c. in Schaufpielen; Szenerie, f. Düh- 
nenwerk, Bühnengerüft; Gemälde; Landſchaft, 
Gegend; ſzẽniſch (1. scenicus, a, um), die Schau- 
biihne betreffend od. dazu gehörend; bühnenmäßig; 
Szeniten, pl. gr. Beltbewohner; Szenogräph, 
m. ein Werkzeug, welches die perjpektiviiche Ab— 
zeichnung eines Gegenstandes erleichtert; eine Vor— 
richtung zum Aufnabmezeichnen von Panoramen; 
Szenpgrashie od. Stenographie, f. die Büh— 
neunmalerei; Gernmalerei, Sernzeichnung, perſpek⸗ 
tivifche Dealerei oder Abbildung eines Gebäudes 
od. einer Gegend; ſzenograͤphiſch od. ſtenogra⸗ 
phiſch, fernfichtartig, fernmaleriſch erſpektiviſch, 
.Perſpektive); Szenopegĩe, f. Zelt- od. Hüt⸗ 
tenbau, jüd. Laubhüttenfeſt. 

Szepter, n. (l. sceptrum, v. gr. skẽptron, Stab, v. 
skeptein, ſtützen) der ee Königsitab, 
feit dem Mittelalter ein Zeichen der Herrſchermacht 
der Kaifer und Könige. 


Q 


Szirrhus 


Szirrhus, m. gr. (seirrhos) Heilk. frebsartige Kno— 
tenverhärtung, harte Drüſengeſchwulſt; ſzirrhös, 
gr.-lat. hart geſchwollen, verhärtet, knotig; Szir⸗ 
rhozẽle, f. gr. Heilk. ein bösartiger Kerihbrac: 
Szirrhöma, n. eine krebsartige Verhärtung; 
Szirrhophthalmie, f. der Augenkrebs; Szir⸗ 
rhöſis, f. Bildung des Szirrhus, Verhärtung. 

Szifialien, pl. nl. (ml. seissaliae, scissiliae, v. I. 
scind£öre, zerreißen, jpalten) Geldſtücke, die aus der 
—— mit irgend einem Makel hervorgehen; 

| 


iffibel, nl. (I. scissilis, v. scindöre, fpalten, fr. 
scissile) jpaltbar, teilbar; Satiiion, f. (1. scissio) | 
die Spaltung, Trennung, vgl. Schis ma; Sziſſio— 
när, m. der eine Spaltung Herbeiführende; Szifs 
niften, pl. nl. ehem. in Bolen diejenigen, welche 
ich von der Partei des Königs trennten; Sziſſür, 


table 849 


f. lat. (scissüra) die Spaltung, Spalte, der Riß; 
Heilf. der Einjchnitt. 

Szladeie, |. Schlachtſchitz. 

Szoͤpa, f. poln. (pr. jchöpa) der Schoppen auf dem 
Felde von Wola, wo die ehemaligen Könige von 
Polen gewählt wurden. 

Szöftal, m. poln. (fpr. ſchoſt —; eig. ein Sechjer, von 
szesc, jech8) eine alte Rechnungsmünze, in Polen 
— !/, poln.Gulden od. 0,10 .4, in Ungarn ungef. 
— 0,20 M. 

Szür od. Szurdolmaͤnh, n. ungar. (fpr. Sz — $) 
ein grober Bauernmantel, 

Szuthe, m., pl. Szythen (I. Scythae, gr. Skythai) 
im Atertum: nomadijche Bölterfchaften nördlich 
vom Schwarzen und Kaſpiſchen Meere bis tief ins 
öſtliche Aſien. 


— 


Abkürzungen: % als 19. Buchſtabe in der Rubri— 
zierung = 19, ald Bahlzeichen griech. = 300, lat. 
—= 160; T. als Abfürz. = Titus, Tertiug, 
Tribun, Teſtament, Tomu3s; auf span. Woll- 
fäden = Tercera; t = Tonne (al3 Gewidt); t. 
= tenor, titulo, tutti; t. B. od. t. aa. — testan- 
tibus actis; tab. = tabula; tang. oder tg. — 
tangens, Tangente; Tenn. — Tennefjee in Nord» 
amerifa; Test. = Teitament; Tex. — Tera3 
in Nordamerifa; T. F., eingebrannt auf der 
Schulter der franz. Sträflinge, — travail force; 
Ti. = Tiberius; t. p. = titulo pleno, d. i. mit 
vollem Titel; t. 8. v. pl. = tournez s’il vous 
plait; t. t.= titulo toto; hemifche Zeichen find: 
Ta — Tantalum, Tantal; Tb = Terbium; Te 
— Tellurium, Tellur; Th = Thorium; Ti = 
Titanium, Zitan; TI = Thallium. | 

T als Münzzeichen, u. zwar auf franzöf. Münzen: 
Nantes; auf ungariſchen: Telkibanya; auf jpani- 
ihen Kupfer-Münzen: Tarragona. 

Zaadil, m. arab. (v. ’adala, richtig machen) Markt- 
— eine Auflage auf Kaufläden bei den Mos— 


emin. 
Tabaäͤlt, m. (gew. Täbak, gem. auch Tobak; fr. 
tabac, ſpan. tabaco, it. tabacco) ein befanntes, 
um Rauchen und Schnupfen dienendes Gewächs 
5— der Provinz Tabaco in St. Domingo be— 
nannt, wo es 1496 zuerſt gefunden wurde; n. a. 
war in der Sprache von Hayti tabaco der Name 
des Gefäßes, woraus die Eingeborenen rauchten); 
ZTabals-Kollegium, n. eine zwangloſe, geſellige 
Abendzuſ anmentunft, die Friedrich WilhelmI.von 
en abhielt und bei der Bier getrunfen und 
abaf geraucht wurde; T.⸗Monopol, n. die Allein- 
berechtigung des Staates zur Erzeugung und zum 
Verlaufe von Zigarren, Zigaretten, Raud)-, Kau- 
und Schnupftabaf (in 8 terreih, Frankreich und 
Stalien); Tabagie, f. fr. (fpr. tabafchih) eine Ta- 
bafitube, Tabak-Schenke od. -Geſellſchaft; Schenfe, 
Kneipe; Tabatiere, f. (ipr. tabatjähr') Tabakdoſe, 
Schnupftabatoofe. 
Täbala, f. (arab. tabl, große Trommel) eine Trom- 


mel der Neger. 
Han (fpr. I = Ij) 


Zabardete u. Tabardillo, m. 
das Scharladhfieber in Südamerika. 

Tabaͤrro, m. it. (ml.tabarrus, tabardus, fr.tabard) 
alt- u. niederd. der Tappert, Tabbert: ein Mantel, 
Überrod (Roquelaure); aud) eine mastierte Berfon 


Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 


in diefer Kleidung in Italien; Tabarin, m. fr. 
(pr. tabaräng) der Hanswurſt, Pidelhering; Tas 
barinage, f. fr. (ſpr. —nähſch) die Narrenspojje. 

Tabatiere, 1. unter Tabat. 

Tabaͤxir (Tabaſchir), n. port. (urjpr. perf., vgl. 
per]. tabschir, Ton, Lehm) oſtindiſcher Bambus⸗ 
zucker od. a a 

Tabelle, f. (v. I. tabella, Verkl. von tabüla, Brett, 
Tafel) die Tafel, Überfichtstafel, Lifte, Verzeichnis, 
ein überjichtlich geordnetes Verzeichnis u. dgl.; 
biftoriihe Tabellen, Geihichtstafeln; genealo⸗ 
giſche T., Geſchlechts- od. Abjtammungstafeln; 
chronologiſche Z., Zeittafeln; Tabellarier, m. 
(l.tabellarius,v.tabella für Schreibtafel, Schriftee.) 
ein Briefbote; tabelläriſch, nl. tafelförmig, in 
Fächer geteilt, in Geſtalt einer Tabelle; tabellas 
rijieren, in Tabellen bringen; Tabéllio, m. (I. 
tabellio) der Ausfertiger von Urkunden, Notar; 
Tabellion, m. fr. (fpr. tabelljöng) der Amtsſchrei— 
ber, be. auf dem Rande; tabellieren, bei den Apo- 
thefern: vermitteld des Zuckerſtoffes in Tafeln 
bringen, } B. Schokolade. 

Zaberne, f. I. (taberna; gem. oberd. die Tabern, 
Tafern od. Tavern, niederd. Taverne) die Bude, 
Scenfe, das Gaſthaus; aud) Meßbude, Markt- 
hütte; Tabernäfel,n. (l. tabernacülum) das Zelt, 
die Stiftshütte, Laubhütte der alten Juden; bei 
Kathol. das Saframent3häuschen, worin die Mon- 
ftranz mit dem gemweihten Nachtmahlsbrot aufbe- 
mwahrt wird: eine Blende für Heiligenbilder. 

Tabes, f. [. (v. tabere, allmählich vergehen, ſchwin⸗ 
den) Heilk. Schwindfucht, Auszehrung; tabes ab- 
dominälis, die Unterleibsſchwindſucht; t. dor« 
suälis, Rücgratdarre, Rückenmarksſchwindſucht; 
t. pulmonälis, die Lungenſchwindſucht; tabeſzie⸗ 
ren (Il. tabescere), austrodnen, ſchwinden, ab— 
zehren, außmergeln. 

Tabis, fr. (pr. tabth, v. perf. utabi, fojtbarer Sei— 
denjtoff) oder Tabin, m. (oberd. auch Tobin; it. 
tabi, tabino, engl.tabby) gewäfjerterDoppeltaffet, 
Silbermohr. 

table, f fr. (ſpr.tab'l; v. I. tabüla, Brett) die Tafel, 
der Tiih; Table D’hote, f. (jpr. tab'ldoht, nicht 
tab'ldoh!) der Wirtstiich, die Wirt3- od. Gaſttafel; 
der Gejellihaftstiich in Gaſthäuſern: die Tafel- od. 
Gerihte-Drdnung; Table d'höte ſpeiſen, an der 
Gajttafel fpeifen, die Speifen in der Reihenfolge, 
wie fie aufgetragen werden, genießen, entgegen dem 

54 


850 Tableau 


& la carte, two man beliebige ausmwählt; table- 
ronde, f. (fpr. —rongd’) die Tafelrunde König 
Arthurs (f. d.), des Königs Artus der Sage. 

Tableau, n. fr. (fpr. tablöh; dv. I. tabüla, Tafel) ein 
Gemälde, Bild; eine Schilderung; Entwurf, Ver- 
zeihnis; im Schaufpiel eine neu eingeführte Ein- 
teilung, zwifchen Akt und Szene ftehend; Tableau 
vivant (pr. —wimdng), ein lebendes Bild, Dar- 
jtellung eines Gemäldes durch lebende Perſonen 
(pl. tableaux vivants). 

table, m. engl. (jpr. teb’)), Tiſch, Tafel; table- 
moving, n.engl.(jpr.—-mumwing),das Tiſchrücken; 
table-rapping, n. engl. (pr. —⸗räpping) das 
Tiihflopfen. 

Tablette, £. fr. (tablette, Brettchen, Täfelcden), pl. 
Tabletten, die Schreibtafel, Täfelhen; Kaffee- 
brett, Teebrett, Platte; Tabletterie, f. Täfelwerk, 


Kunftichreinerei oder Drechſelei; Tablettier oder : 


Tabletier, m. (ſpr. —tjeh) ein Kunſtſchreiner od. 
»Dredjler. 

Tabor, m. hebr. (thäbör, eig. Bruch, Stein, von 
chald. thebär, brechen) ein Berg in Galiläa ; daher 
böhm. und ungar. eine befeftigte Anhöhe, Wagen- 
burg oder Artillerieparf, Yager (oberd. Taber, 
Täber); bei. die von Zisfa zum Waffenplag für 
die Hufliten eingerichtete Bergfefte (jegt Stadt) in 
Böhmen, dah. die Hufliten auch Taboriten ge- 
nannt wurden; in neuerer BeiteineBolfsverfamm- 
lung in den ſlaviſchen Ländern Dfterreich3, bei. in 
Böhmen; — aud) (vom altfr. tabour) eine Trom- 
mel bei der Reiterei; eine türk. Soldaten-Abtei- 
lung (etwa ein Bataillon). 

Tabouret, n. fr. (ſpr. tabureh; Verkl. dv. altfr. ta- 
bour, tabor, jest tambour, prov.tabor, Trommel, 
wegen der Honlichfeit damit; fpan. taborete; vgl. 
Tambour), gew. Taburett, ein Sefjel ohne Lehne; 
auch eine Art Florett-Zeug mit bunten Blumen. 

Tabu, n. bei den Südſeeinſulanern die Heiligkeit u. 
Unverleglichfeit gottgeweihter Gegenftände, Orte 
oder Perſonen; unverleglich, heilig. 

tabuüla, f. [. Brett, Tafel, bei. Schreibtafel; tabü- 
lae, pl. Schriften, Urkunden, Rechnungsbücher; 
tabüla Pythagorica, f. das Einmaleins; t.rasa, 
f. (fr.table rase) eig. eine gejchabte, glattgeftrichene 
Wachstafel: dad. eine glatte, leere Kupfer- oder 
Steinplatte, ein unbejchriebenes Blatt; t. r. ma= 
Ken = etwa vollitändig wegſchaffen; gründlich 
aufräumen, reine Wirtiaft maden; t. votiva, 
eine Weihtafel, vgl. Botivtafel; Tabularius, 
m. ein Schreiber, Rechnungsführer; Tabulariuım, 
n.=Xrdiv (f.d.); Tabulãt, n. (l.tabulätum; v. 
tabuläre, täfeln) ein getäfelter Boden; ein gedielter 
ang in einem Kloſter; Tabulatür, f. nl. die ge- 
nauelte Drdnung und Regelmäßigteit; Tonf. Be— 
ee der Töne durch Buchſtaben und ee 
tatt der Noten; ehemals auch die Singgejege in 
den Schulen de3 Meiſtergeſanges; jprw. eg geht 
ganz nad der TZabulatur (gem. Tippel- 
tappeltur), d.i. ftreng und fteif, regelrecht: Ta— 
buldtt, n.(v. mi. tabuleta, Feiner Tijch) ein leich- 
ter Bretterfaften mit Schubfächern; dab. der Ta— 
bulettfrämer, ein Kaſtenkrämer, Kleinhändter, 
der jeine Waren in einem ſolchen Kaſten herumträgt. 

Zabün, m., pl. Zabünen, ruſſ. große, herumzie- 
bende Geitüte in den Steppen Rußlands; Ta— 
bunihtichif, m. der Wächter, Auffeher iiber die- 

Tacamahaca, |. Takamahak. Ijetsen. 

tace! 1. (v. tacere, ſchweigen) ſchweig! ftill! si tace, 
it. (pr. — tatſche) Tonf. man ſchweigt oder man 


ſchweige! tac6ndo, l. ſchweigend, dur oder mit | 


A Taful 


Schweigen; tacet, Tonf. er (fie, es) ſchweigt; qui 
tacet, consentit od. consentire videtur, Sprw. 
wer ſchweigt, willigt ein od. fcheint einzumilligen; 
si tacuisses, philosöphus mansisses, Sprw. 
wenn du gefchtwiegen hätteft, jo wäreſt du ein Phi- 
loſoph geblieben od. ferner für weife gehalten wor- 
den, d. i. fo hätteft du nicht deine Unwiſſenheit ver- 
raten; tacitus, a, um, ald Adverb tacite, jtill- 
ſchweigend, geheim; tacitns cons6nsus, m. eine 
ſtillſchweigende Einwilligung; Tacita, f. die Göttin 
des Schweigens; ex Tacito, od. aus dem Ta- 
eitus antworten (Wortjpiel mit tacitus, ſchwei— 

gend, u. Tacitus, Name eines berühmten rom. 
Geſchichtſchreibers) d. h. ſtillſchweigen oder nicht3 
zu antworten willen, 3.B. auf die in einer Prüfung 
gegebenen Fragen; taciteifch, kurz, gedrängt, ge- 
danfenjchwer, wie der Stil oder die Schreibart des 
Tacitus; taciturn (I. tacitürnus), ſchweigſam, 
mwortfarg, verſchloſſen, verſchwiegen, nicht gern re- 
dend; Tariturnität,f.(l.taciturnitas'dieSchweig- 
ſamkeit, Berjchlofjenheit, ftilles Wefen. 

Zachhydrit, m. ar. (v. tachys, jchnell, und hydor, 
Waſſer) eine in Staßfurt vorkommende, leicht zer» 
fliegliche natürliche Berbindung von Chlorkalzium, 
Chiormagnefium und Waſſer. 

Tachin, n. Sejambutter, eine fettige, zähe, aus den 
Seſamkörnern gepreßte Mafje, bei. zur Faſtenzeit 
an Speifen verwandt. N 

Zachmischäneh, n. arab. (von arab. ta'hmis, zu 
Pulver machen, mahlen, und dem perj. chänah od. 
chäneh, Haus) die im Morgenlande gebräuchliche 
Raffeeftampfe, wo der Kaffee zuerſt geröftet und 
dann geſtoßen oder gejtampft wird. 

Tachometer, m. gr. (v. tächos, Schnelligkeit, und 
metron, j. Dletrum) der Geſchwindigkeitsmeſſer, ein 
Inſtrument an Mafchinen, Fahrzeugen zc., bei. 
zur Meffung der Umdrehungsgeſchwindigkeit bei 
elektrodynamiſchen Maſchinen. 

Tachyblaſtie, f. gr. (v. tachys, ſchnell, und blastä- 
nein, feimen, ſproſſen) Schnellfeimung, ſchnelle 
Entwidelung; tachyblaͤftiſch ſchnellkeimend: Ta⸗ 
chydrit. ſ. Tachhydrit; Tachydroͤm, m. ein 
Schnelläufer; Tahydromie, t. der Schnellauf; 
Tachhepfſẽt, m. (v. hepsein, kochen) ein Schnell» 
kocher, gejchloffener Kochtopf; Tachharaͤph, m. 
ein Geſchwindſchreiber; Tachygraphie, f. die 
Geſchwindſchreibekunſt, Schnellichreiberei; tachhy⸗ 
araphiich, ſchnellſchreibend; Tachymẽter, m. 
Wertzeug zur Schnellmeſſung von Entfernungen; 
Tahymetrie,f.Schnellmefjung Schnellaufnahme; 
tachymetriſch, vermittels des Schnellaufnahme— 
verfahrens, dürchſSchnellaufnahme; Tachypyrion, 
n. ein Schnellzünder, ein Schnellfeuerzeug; tachy⸗ 
thanätos, ſchnellſterbend, ſchnelltötend. 

tacite etc., taciturn, |. unter tace. 

tüdids, I. (taediösus, v. taedium, Efel, Überdruß) 
efelhaft, verdrießlich, langweilig, beſchwerlich; Täs 
Ddionität, f. nl. die Ekelhaftigkeit, Überläftigfeit. 

Tadſchiks, pl. (perj.tätschik) die mit fremdem Blut 
vermiichten Nachlommen der alten Berjer, Meder 
und Balftrier, im Gegenſatz zu den herrichenden 

Tael, ſ. Tail. ktatariſchen Stämmen. 

Taffet, Taft, m. (fr. taffetas, it. taffetà, ſpan. ta- 
fetan, v. perſ. täftah, d. i. eig. geſponnen, gewebt, 
v. täftan, drehen, ſpinnen) ein leichtes, glattes 
Seidenzeug, leinwandartig, aus gefochter Seide 

Taffia oder Tafia, m. f. Ratafia. [gewebt. 

Taft, |. Taffet. 

Tatil, m. port. (prov. u. altfr. tafur, ein Schelm, 
Spigbube, jpan.tahur, ein falfcher Spieler, v.arab. 


Tagalen 


taihfr, ein unbefonnener, ftolger, irregeleiteter 
Menich, von hära, niederjtürzen; vgl. tahawwur, 


ſich unbeſonnen in etwas ftürzend) ein Stußer, Lebe» 


mann; Spieler von Gewerbe, falicher Spieler. 

Tagälen, pl. eine malayifche Völferichaft auf den 
Philippinen, welche die zu dem malay. Sprad)- 
ſtamm gehörige und in zwei Hauptmundarten zer- 
fallende tagaliihe Sprache jpridt. 

Taplidrt, Tagliarini, Tagliatellt, Tagliolint, 
l. it. (fpr. gli=1j; v. tagliare, jchneiden, f. tail» 
ieren) eine Art italienischer Nudeln. 

Talaut, j. Tayan. 

Zaifun, m. hin. ſ. Typhon. 

Taitun, m. japan. der frühere weltliche Herricher 
von Sapan (neben dem Mikado als geiſtlichem 
Oberhaupt), durch die neuejte Revolution bejeitigt; 
Zaifunät, n. nl. die Würde des Taikun. 

Tail oder Tacl, Tehl, Tale, n. malay. eine Unze; 
val. Kin, Liang und Tan. 

taillieren (ipr. tajieren), fr. (tailler; prov. talar, 
talhar, taillar, it. tagliare, fpan. tajar, ml. taläre, 
talliäre, taleäre, v. I. talda, abgejchnittenes Reis), 
eig. ſchneiden, zufchneiden; Karten mijchen und ab» 
ziehen; Taille, f. (pr. tdj’) der Schnitt, Leibfchnitt 
eines Kleides; der Wuchs, die Teibesgeitalt; be. 
der Teil des Leibes und eines Kleidungsſtückes 
groiichen den Hüften und der Bruft; im Kartenſp., 

ei. im Pharao, das Abziehen der Karten, um zu 
jehen, welche gewinnt oder verliert; aud) die ſämt— 
lichen Karten, weiche abgezogen werden, der Abzug 
fämtlicher Karten in einem Spiele; im Münzweſen 
die Ausftüdelung; Tonf. der Tenor; die Bratjche; 
in Franfreih vor der Revolution: die gemeine 
Steuer; Tailledouce (pr. —duhß’; eig. fanfter od. 
feiner Schnitt), Kupferſtich; Taille fanife (Ipr. 
—fohß'“), falfches Abziehen der Karten; Taillan— 
derie, f. (jpr. tajangderth) fchneidende ne 
oder Werkzeuge; Tailleur, m. (jpr. tajühr) ein 
Schneider; Bankhalter im Pharao; Tailloir, m. 
(pr. tajodr; wovon unſer Teller) ein Hadebrett; 
Zaillon, m. (fpr. tajöng) Nachſteuer (vgl. Akziſe); 
Zaillüre, k. (ſpr. tajühr )Stiderei auf Beſetzungen. 
tailor made, n. engl. (ſpr. tel’r med; von engl. 
tailor, Schneider) das vom Schneider gemachte 
Kleid, Schneiderkleid. 

Taim, Tehm, Teong oder Taong, Toöng oder 
Toung, n. die birmanifhe Elle (als königl. Elle 
auch Sandang genannt) = 0,485 m. 

Taing, auch Tchny oder Dain, n. die birmanifche 
Meile = 3,4 km. 

Zaipings, pl. hin. Name der feit 1850 im Auf- 
vun gegen die Mandihudyneitie begriffenen Re— 

ellen. 

Zai=tjing, m. Name der jeit 1644 in China herr- 
ihenden Mandihudynaftie. 

ZTajaſſü, n. (brajil. tayaqü, das Schwein; port. ta- 
jacü), ſ. Pekari. 

Takaniahakl, n. ein aus Dft- u. Weſtindien fommen- 
de3 heiljames, wohlriechendes Harz; das ojtind. 
von Calophyllum tacamahaca ijt gelblich-grün; 
da3 weitind. von der adhtfadigen Sagara(Fagara 
octandra) hellbraun. 

Takel, n. niederd. u. holl. das Zugfeil, Hiktau am 
Maft eines Schiffes; auch ein Hebe- oder Winde- 
geug, Flaſchenzug; Zalelage, f. (jpr. takelähſche; 

eutich mit franzöſ. Endung) das Tafelwerf, Tau- 
werk eines Schiffes; ein Schiff tafeln, es mit den 
nötigen Tauen und Seilen verjehen. 

Zallidi-Seif, n. türf. (v. arab. taklid, Umgürtung, 
u. seif, der Säbel, das Schwert) die Säbelumgür— 


| 
| 


en ÖL 


Taleth 851 


— des Sultans, eine Zeremonie, welche die 

Stelle der Krönung vertritt. 

Takos, m. eine Rechnungsmünze in Surate, — 
1a, Kupie oder ungefähr 9 Bf. 

Taft, m. (v. I. tactus, v. tangere, berühren) 1. das 
Berühren, Betaften, Taftungsvermögen, Gefühl; 
uneig. Feingefühl, Gefühl für das Schidliche, Paſ— 
fende, Feinheit und Sicherheit des Benehmen im 
Umgang; 2. Tont. (wahrich. von dem Greifen od. 
Schlagen der Saiten) da3 Zeitmaß, Einteilung der 
Tonfolge in bejtimmte Zeiträume, gleichförmige 
Beitabteilung, gleihmäßige Bewegung, (4. B. im 
Tanze); auch ein einzelner Zeitabjchnitt * einer 
er abgeteilten Zeitreihe, ein Taftglied; 

altıneffer, m. — Chronometer oder Metro- 
nom; taftil (l. tactilis), fühlbar, empfindbar; 
Zaftilität, f. nl. Fühlbarkeit, Empfindbarkeit; 
Zaftion, f. I. die Berührung, das Fühlen, der 
Gefühlsſinn; taktieren, ni.das Zeitmaß bezeichnen, 
den Takt ſchlagen. 

Taktik, f. (gr. taktikẽ, d. i. eig. die Kunſt des An- 
ordnens, von tässein, ordnen) die Kriegsfunde, 
Kriegsfunft, Heerführungskunft, Heeresführung, 
die Kunft, ein Kriegsheer in den Waffen zu üben 
und in Schlachtordnung zu Stellen; zweckmäßiges 
Berfahren, Borgeben; Taftifer, m. einSchladhten- 
lenfer, Kriegsleiter; ein planmäßig VBorgehender; 
taͤktiſch, Friegskfundlich, zur Kriegskunde od. Waf- 
fenkunſt gehörig, der Kriegskunſt gemäß; planvoll. 

Talapoin, m., pl. —en, Sriefter des Buddha oder 
Fo (f.d.) bei den Siamejen; aud) ein jehr Heiner 
ojtindischer Affe. 

Talär, m. (v. I. taläris, bis auf die Knöchel, tali, 
reihend) ein langes Feierfleid, Königsmantel; 
langes Oberkleid der Geiftlichen od. Richter, Amt3- 
gewand; Talarien, pl.(l.talaria) die Flügelſchuhe 
des Merkurius oder an Merfurbildern. 

Taͤlar od. Taler, m. poln. (aus dem Deutfchen ent- 
lehnt) ein polnifcher Zaler zu 6 Gulden, von 1794 
bi 1814,3 .4 wert. 

Zaldiius od. Taldijins, m. I. Fabell. der Gott der 
Ehen, der jeit dem Raube der fabinifchen Jung— 
frauen in Rom verehrt wurde. 

Talbotypie, f. das nad) dem Erfinder, dem Eng- 
länder Fox Talbot, benannte Berfahren, Lichtbilder 
auf Papier zu erzeugen — Photographie und 
Ralotypie. 

Zaleium, n. nl. = Magnefium; vgl. Talk. 

Taleb, m. türk. (arab. tälib, von talaba, fuchen) eig. 
ein Sucher, Foricher, bei. der Wiſſenſchaft; ein 
Student; ein Gelehrter; in der Berberei ein Lizen- 
tiat der Rechte. 

Täleman, m. fchived. (von tala, jprechen, und man, 
Mann) der Sprecher des Bauernitandes auf den 
ſchwediſchen Reichstagen. 

Talent, n., pl.—e, (lat. talöntum, v. gr. tälanton, 
eig. Wage, Gewicht), 1. bei den alten Griechen und 
Suden: ein beſtimmtes Gewicht und eine Geld- 
fumme; das attiſche Talent betrug nad) unſerm 
Gelde etwa 4125 M, und ein Talent Goldes galt 
nad) attiihem Gehalt 10 Talent Silbers; 2. feit 
1896 ein griech. Gewicht von 100Minen = 150 kg; 
3. uneig. gleich]. da Zugewogene, das anvertraute 
Pfund (bibl.), die Naturgabe, natürlihe Anlage, 
Begabung, Fähigkeit und Geſchicklichkeit; auch ein 
mit Fähigkeiten ausgeſtatteter Menſch; talentiert, 
talentvoll, voll natürlicher Anlagen oder Fähig- 
feiten, begabt, hochbegabt. 

Taleron, Talera, ſ. Talirio 


n. 
 Taleth, r. Talith, m. hebr. (rabbin. tallith, jüd. 


54* 


852 Talil 
geſpr. Tallis [gem. Dalles], v. hebr. täläl, be- 
decken) der Judenſchleier, die viereckige Decke, wo— 
mit die Juden beim Gebet in der Synagoge ſich 
den Kopf u. Hals verhüllen; auch das Totenkleid, 
Totenhemd; daher: erhat feinen Tallis an, erbe- 
fommt denTallis,— er a 

ZTalif, n. arab. (v. 'alaka, ſchwebend hängen) eine 
liegende Schriftart der Verjer, jpäter von den Tür- 
fen bef. zu Gedichten angewandt. 

talio, £. I. (v. talis, jolch, jo beſchaffen) die Vergel— 
tung, Erwiderung; Justaliönis, da3 Vergeltungs⸗ 
recht; Taltöns-SHftem, n. im peinlihen Rechte: 
der auf dem Wiedervergeltungs-Grundfage be- 
ruhende Lehrbegriff; talionifch, nl. wiedervergel- 
tend, die Wiedervergeltung betreffend. 

Talipes, m.nl.(v. 1. talus, Knöchel, Knorren) Heilk. 
der Klumpfuß. 

Zalirion oder Taleron, n., pl. Taltria, Talera, 
neugr. (talörion, v. deutſch. Taler, it. tällero) vor 
1866 eine gried. Silbermünze von 5 Drachmen, 
3,63 4 wert. 

talis, e, lat. ein folder 2c.; qua talis, als jolcher 
(vgl. qua); taliter qualiter, I. jo jo, mittelmäßig, 
einigermaßen. | 

Taͤlisman, m. (fr. u. fpan. talisman, it. talismano, 
v. arab. tilism, "tilsam, Bauberbild, pl. taläsim 
und "tilsamät, entlehnt v. mittelgr.t&lesma, Weihe, 
Bezauberung, Zauberformel— gr. telos) ein unter 
einer geutilen Konftellation mit abergläubifchen 
Förmlichkeiten gefertigtes Zaubermittel, Zauber- 
bild, Schußzauber 2c., vgl. Amulett; bei den Tür- 
fen ein Geijtlicher, der an der Moſchee dient; talis⸗ 
maniſch, zauberifch, vgl. magiſch. 

Talt, Zalfftein, m. (fr. talc, fpan. talco, ml.taleus, 
v. arab. talq) eine aus Fiefelfaurer Bittererde be- 
itehende fettige Steinart von grünlich- weißer Farbe; 
Zalt-Erde,f.Bittererde,f.Magnefia; 3,:Spat, 
m. Bitterfpat, Rautenfpat, aus kohlenſaurer Bit- 
— und etwas kohlenſaurem Eiſenoxydul be- 
tehend. 

Taͤllaro od. Taͤllero, m. (vom deutſch. Taler) eine 
Silbermünze der Republik Raguſa = Ragufino, 
Bislino, — d.; eine ehemal. venetianiſche Silber- 
münze zu 10 Lire piccole. 

Taͤllipotbaum, m. (fr. tallipot, port. talaga, zeyl. 
talgala, malay. saribu, nl. corypha) die Schirm- 
palme, ein jehr großer Baum, bej. auf Zeylon, mit 
ungeheuer großen Blättern. 

Zalis, Tallith, j. Taleth. } 

Zalmi, n., Talmigold, eine eigentümlich vergoldete 
Art von Meifing, benannt nad) dem Fabrifanten 
Tallois in Paris u. demi-or, abgefürzt Talmi-or; 
die Pariſer Händler bezeichneten diejen Handels— 
artifel; Tal. mi-or, fo entitand der Name. 

ZTaͤlmud, m. hebr. (cabbin. thalmüd, d. i. eig. münd⸗ 
lie Lehre, Unterricht; von lämäd, fchlagen, ab- 
gerichtet werden, lernen; limmad, üben, lehren; 
davon talmid, der Schüler) das Geſetzbuch der 
neueren Juden od. die zwiſchen dem 2. u. 6. Jahrh. 
veranitaltete Sammlung jüdijcher Überlieferungen 
u. Geſetze, welche die ganze Lehre u. Wiſſenſchaft 
der Juden, das göttliche u. menfchliche Recht ent- 
hält. Sie beiteht aus der Mifchna (rabb. misch- 
näh, d. i. eig. Wiederholung, Verdoppelung, — 
Deuterofis, vom hebr. schänäh, fi) verändern, 
wiederholen, nämlich) Wiederholung und Entwide- 
lung des göttlichen Gejeges), welche die Grund- 
Ihrift oder den eigentliden Text enthält, und der 
Gemära(gemärä), welche die —— J— des Tex⸗ 
tes, die Erörterung der verſchiedenen M 


einungen 


Tambour 


und die Entſcheidung über dieſelben enthält und 
auch vorzugsweiſe Talmud heißt. Juden, welche 
den Talmud annehmen, heißen Talmudiften od. 
Rab biniten, zum Unterſchied der Karaͤer oder 
Karaiten, die ihn und alle mündlich überliefer- 
ten Satungen vermwerfen. | 

Zalon, m., pl. —8, fr. (jpr. talöng; prov. u. fpan. 
talon, it. tallone, vom l. talus, Knöchel) die Ferſe, 
Hade, der Abja am Schuh; Krk. der Borfprung 
der Außenmauer an Baftivnen; ein fpatenähnliches 
Werkzeug, bei Gipsarbeiten; dag nicht gehärtete 
Ende an der Klinge eines Scyermeffers; Kartenfp. 
der Stamm, Kartenreft, die Kauffarten, die nach 
dem Berteilen übrig gebliebenen Karten; bei 
Staatöpapieren der Bapierftreif, von welchem die 
en (Coupons) abgejchnitten werden, die 

insleiſte, derginsbogen; die Zinsſcheinanweiſung, 
Stammſchein, Erneuerungsſchein, der Teil des 
Couponbogens, gegen den, nachdem die fälligen 
Coupons abgelöft find, ein neuer Couponbogen 
ausgehändigt wird; Talonniere, f. (pr. talon- 
jähr) die Kahnenbüchje, ver Fahnenſchuh. 

talpa, £. I. der Maulwurf, Talpa oder Talparia, 
f. nl. Heilf. der Kopf-Maulwurf oder die Maul- 
wurf3-Gefchwulit, eine Kopfgeſchwulſt. 

Talpatſch, |. Tolpatid. 

Zalus, m., pl. Zalt, I. Knöchel, Knorren; Knöchel 
zum Spielen, Würfel; nl. auch Abdachung, Bö— 
hung; talutieren, barb.-l. abdadhen, böjchen. 

Tamandu od. Tamdndug, za. (brafil. tamandus, 
port. tamandüa, jpan. tamandöoa) der Ameifenbär, 
ein zahnloſes Säugetier in Südamerika. 

Tamarinde, f. (it. u. fpan. tamarindo, fr. tamarin, 
ni. tamarindus indica; v. arab. tamrhindi, d. i. 
indische Dattel, von tamr, getrocknete Dattel) der 
ojtind. Sauerdattel- oder Sonnenbaum und deſſen 
heiljame Schotenfrudht; Tamarindenmark (lat. 
pulpa tamarindorum), da3 zwijchen den Häuten 
der Schalen befindliche ſäuerlich-ſüße Mark, in den 
Apotheken gebraucht. 

Zamariste, f. od. der Tamaristenbaum (l. tama- 
riscus, tamärix, tamarice, tamaricum; gr. my- 
rik6), ein ftrauchartiger Baum im Morgenlande 
und füdlihen Europa, deſſen jalzreiche che zum 
Gerben und Färben gebraucht wird. 

Zamboule, f. (vgl. Tabala und Tambour) eine 
Trommel der Neger von dem Holze ded Trommel» 
baumes. 

Tambour, m. fr. (ſpr. tangbühr, gew. tdmbuhr; 
gem. unt. Tambauer; it. tambüro, port. tambor, 
|pan. tambor, atambor, prov. tabor; v. arab. und 
perj. tumbär, timbär, tambür, d.i. eine Art Zither 
und die Trommel; vgl. arab. tabl, tebl, perj. tam- 
bal, Trommel) eig. die Trommel; gem. die Trom- 
meljchläger, Trommler; eine dichte Palifaden- 
Beridanzung; ein Vorbau an den Türen zum 
Schutze gegen ven Wind; der zylindrifche (trommel- 
fürmige) Unterbau einer Kuppel, Kuppeltrommel; 
Tambour⸗Major, m. der Obertrommler, Trom- 
melmeifter; Tamburin, n. (pr. tangburäng), it. 
Tamburino oder Tamburdiio, m. eine Hand- 
trommel, Schellentrommel, mit einem Fell und 
Scellen; ein Näh- oder Stidrahmen, eine Stid- 
trommel; auch ein jpan. und ſüdfranz. munterer 
Zanz, der Gavotte ähnlich, wobei ſich der Tänzer 
jelbft mit dem Tamburin begleitet; Tamburine 
Stich, m. der Hakenſtich, Kettenſtich T.=Stiderei, 
f. Häkchenſtickerei, Kettenſtichſtickerei auf der Zam- 
buriermafchine; tamburieren, häkeln, mit Häkchen 
ftiden; Tamburier-Nadel, f. ein Stickhäkchen, 


Tambur 


etme Hülelnadel; T.-Stickerei — Tamburin- 
jtiderei, f. d. 

Zambur, Tamburin, Tamburiers, tamburies 
ren, j. Tambour. 

tamdiu, l. fo lange. 

tamen est laudäuda volüntas, j. voluntas. 

Tamenes, pl. fpan. (sing. tam&n) indianifche Laſt⸗ 

räger. 

Tamfäna od. Tanfana, f. bei Taecitus die germa- 
niſche Göttin des Herdes und Feuers (S l. Vesta), 
deren Hain und Heiligtum von Germanicus zer- 
ſtört wurde; viell. die ſcythiſche Tabiti. 

Tamis, m. fr. (fpr. tamih; prov.tamis, jpan.tamiz, 
it. tamiso, tamigio, ml. tamisium, holl. teems, 
tems, temst, niederd. temse, f.; vgl. althochd. 
zemisa, Kleie) ein Haarficb; (fr. tamise, f.) ge- 
glättete8 Wollenzeug; tamifieren (fr. tamiser), 
durchſieben, fichten. 

Tampon, m. fr. (jpr. tangpöng; fpan. tapon, auch 
fr. tapon, v. tape, Zapfen, ml. tappus, v. niederd. 
tappe = Zapfen; Beitiv. fr. taper, ſpan. tapar, 
prov. tampir, zujtopfen) der Bapfen, Pfropf, 
Stöpſel bei Kanonen; das Tupfbällchen der 
Kupferdrucker; Heilk. ein Pfropf von Zupflein— 
wand (Charpie), welcher in natürliche oder 
krankhafte Öffnungen des Körpers eingebracht 
wird, um Blutungen zu jtillen, überh. ein Pfropf, 
Baufh von Watte, Gaze, Leinwand zc., Watte- 
pfropf, der 3.8. bei Gebärmutterleiden eingelegt 
wird 2c.; Dihtungsring; tamponteren (fr. tam- 
ponner), mit einem ſolchen Pfropf verjchließen, 
zupfropfen; verpfropfen, verjchließen, dichten; 
Tampondde, f. die Verſchließung, Zupfropfung 
mit einem Tampon, Einlegung eines Watte-, 
Gaze- oder Leinwandpfropfens in eine Körper- 
böhlung zu Heilzweden, 3. B. Blutftillung ze. 

Zamtam, m. (wahrſch. ein Schallwort) eine dhine- 
ſiſche oder indiſche Handtrommel aus Kupfer, in 
Form einer Zimbel, die mit einem Klöpfel ge— 
ſchlagen wird; uneig. marktſchreieriſche Reklame. 

Tamülen, pl. (einheimifch tamil) ein über zehn 
Millionen jtarkes Volk in Oftindien, dravidiſchen 
oder dekaniſchen Stammes; vgl. dravidiſche 
Spraden. 


Tan, n. hin. die Laft, das größte chineſ. u. japan. 


yenpeiigenicht, auch Pikul zc. genannt, hat 100 

in oder Kattis zu 16 Liang zu 10 Tfien zu 
10 Sen zu 10 Li, = 60,453 big 60,479 kg; aud) 
ein japan. Yeldmaß (f. Tang). 

Zänärus, m.!.(vom gr. Tainaros) eig. Stadt und 
Borgebirge in Lafonien mit einer Höhle, welche 
man für den Eingang in die Unterwelt hielt; dab. 
f. die Unterwelt, das Totenreich. 

tändem, l. endlih; tandem aliquändo, endlich 
einmal: 
jiegt die gute Sache. 

Tandem, n. engl. (pr. tänndem) ein leichter zwei— 
rädriger Wagen mit zwei Pferden, eines hinter das 
andere gejpannt; ein Tricyele (f. d.) oder Dreirad 





| 


Tantalus 853 


tangle, verwideln) = Fucus; 2. eine Gattung 
oftindifcher Neffeltiicher; 3.n.(auh Yan) ein japan. 
ae bon 20 Keng Länge und 15 Keng 
— 9,957 a. 

Tanga, f. eine Rechnungsmünze, in Goa zu !/, Ke- 
rafın oder PBardao, — 0,15 4; in Turan (freie 
Tatarei) auch Tenge, Tenga, Tonga (eig. 
Tjanje) genannt, von verihiedenem Wert, durd)- 
Ichnittlich O,58 A. 

tangieren, I. (tangere) berühren, ftreifen; treffen, 
Eindrud maden; erwähnen, anführen; Tangent, 
m. (v. I. Partizip tängens, berührend), pl. —en, 
der Berührungsjftift, das Hämmerchen an Saiten- 
inftrumentenu. Spieluhren; Bangente, f.Größenl. 
die Tafte od. Berührungslinie, eine gerade Linie, 


reite, 


. melde eine frumme (3. B. einen Kreis) nur in 


einem Punfte berührt, ohne fie, bei beliebiger Ver— 
längerung, zu durchichneiden; die Tangente 
eines (von 2 Kreishalbmefjern eingeihloflenen) 
Winfels oder Bogen ift das am Endpuntte des 
einen Halbmefjers errichtete und bis zum Durch— 
jhnitt mit der Verlängerung des andern Halb- 
meſſers fortgeführte Lot (Perpendikel), od. eig. das 
Verhältnis diefes Lots zum Halbmeſſer; die —* 
welche durch jene Verlängerung des Halbmeſſers 
bi zur Durchſchneidung der Tangente entiteht, 
heißt die Sefante des Winkels; Langentens 
Buſſole, f. ein Werkzeug, das aug einer im Mittel« 
punkte eines Freisförmigen Kupferſtreifens befind- 
lihen Magnetnadel beiteht, deren Ablenkung die 
Stärke ſchwacher galvaniiher Ströme angibt (vgl. 
Galvanometer);%.-Punkt,Berührungspunft; 
Krümmungsanfang; tangential, berührend, in 
der Richtung der Berührungslinie; ftreifend; Fans 
gentinl-Bewegung, die Bewegung eines freijen- 
den Körpers in der Kichtung der Tangente, indem 
die Zentripetalkraft in irgend einem Punkte der 
freisförmigen Bahn nicht wirft und der Körper in 
— Richtung weiter fliegt; T.-Kraft, f. die 

raft, ng deren die Planeten in der Tan- 
— ihrer Bahn fortzugehen oder ſich von der 

onne fern zu halten fuchen, entg. Zentripetal- 
fraft; tangibel (ſpätl. tangibilis), berührbar; 
empfindbar; Tangibilität, £. nl. die Berührbar- 
feit; Empfindbarfeit. 

Tant, m. die feinjte bengalifche Seide. 

Tank, m. ojtind. ein ausgemauerter Waflerbehälter 
zum Baden ; beweglider Kampfwagen. 

Tania, f.,pl.Zänten, 1. (taenIa, pl. taeniae) Band, 
Binde, Haarband, bei. altertiimliche Opferbinden; 
der Bandwurm; Tänidium, n. nl. ein Bändchen; 
ein fleiner Bandiwurm. 

Tanfred oder Danfred, m. altd. (dankrät) männl. 
Name: ftarf an Gedanken, ein Gedankenkräftiger. 


;tandem bona causa triümphat,endlid) Tannim, pl. hebr. große Seeungeheuer, Draden, 


Schlangen, Krofodile. 

Tannin, n.fr. (von tanner,niederd.tanen, gerben; 
fr. tan, Lohe, vom felt.-armor. tann, Eiche) Gerb- 
jäure, Gerbitoff, bei. in Galläpfeln, = Scyto- 


für zwei Perfonen, Doppelfigrad; Tandem: genium. 


Maſchine, £. eine befondere Art Dampfmajcine. 
Zänpdftidor, pl. ſchwed. Zündfteden, —— * 
Zandur, m. türk. (vom arab. tannür, Ofen, Glut— 

Due ein vierediger, mit einem Teppich bededter 

ich, unter welhen man ein Kohlenbeden ftellt, 
über welches diejenigen, die fi) wärmen wollen, 
die Füße halten. 
Zanfäna, j. Tamfana. 
Zang, m. 1. (dän. tang, i8länd. thang, urſprüngl. 


Tanſa, f. eine tatar. Silbermünze, = 1,85 A. 

Taͤnſimat, od. gew. mit franz. Orthographie Fans 
zimat, m. arab. (tansim, Anordnung, pl. tansi- 
mät, v. natsama, neuarab. nasama, anordnen, vgl. 
Nizam) die Regelung, Anordnung des am 3. Nov. 
1839 von dem Sultan Abdul-Medihid gegebenen 
Khattifcherif (f. Haticherif) von Gülhane oder deö 
neuen türkiſchen Grundgefeßes. 

tant, fr. j. unter tantum. 


niederd. von tengen, anfaflen, angreifen, engl. | antälus, m. I. (v. gr. Täntalos) ein fabelhafter 


854 Tante 


König in Phrygien, der Ahnherr der Belopiden, 
der durch Übermut, Verrat und Graufamkeit an 
feinem eigenen Sohne die Götter beleidigt hatte. 
Zur Strafe mußte er in der Unterwelt, bejtändig 
durch die Gefahr, von einem ſchweren Steine zer- 
jchmettert zu werden, geängitigt, bis zum Halfe im 
SBaffer fiehenb,auälenpen Duckkind Hungerleiden, 
den er durch labende, iiber ihm hängende Früchte 
vergebens zu Stillen juchte, weil fie bei jeder An- 
näherung von ihm zurüctwichen. Dah. tantdlifch 
der Qual des Tantalus ähnlich, unbefriedigt nad) 
etwas hungernd od. duritend, vergeblich ſich nad) 
etwas fehnend; tantalijieren, barb.-!. durch Täu- 
hung reizen, zappeln lafjen, hinhalten; Tan— 
tallıım), n. nl. ein 1801 entdedtes einfaches Mes 
tal, von Efeberg darum fo genannt, weil fein 
Oxyd (näml. die Säure) in Säuren, welche es um- 
geben, als darin unauflöslich, ſich nicht fättigen 
ann; auch Kolumbium; Tantaläte, pl. tantal- 
ſaure Salze; Tantalit, m. aud) Kolumbit, ein 
ſchwarzes metalliiches Foſſil, aus Tantalfäure, 
Mangan- und Eiſenoxydul beſtehend. 

Tante, f. fr. (mit vorgeihobenem t, v. altfr. ante, 
prov. amda, v. I. amita; engl. aunt) die Muhme, 
Bafe, des Vaters oder der Mutter Schweiter; des 
Oheims Ehefrau. 

tanti palpiti, ſ. palpitieren. 

tantum, I: fo viel; genug; in tantum, Ripr. auf 
jeden Teil, fomweit e3 ee anteilig; tänti, jo 
viel wert, von ſolchem Werte; non tanto, it. Tonk. 
nicht jo ſehr, nicht zu jehr; Tantes, m. (von jpan. 
tanto, pl. tantos) in Oberdeutichland f.Spielmarfe, 
Babipfennig; tant, fr. (ſpr. tang) jo viel, jo jehr; 

ant mieux (fpr. — mid), deito befjer; tant pis 
(ipr. — pi), um fo ihlimmer; Tantieme, f. fr. 
(ſpr. tangtjähm’) die Teilgebühr, der Gebührteil 
oder bejtimmte Anteil an etwas; Anteil an einer 
Einnahme, Geminnteil. 

Tanya, f. ungar. ein einzelnftehendes Haus, eine 
Herberge, ein Meierhof. 

Zanzimat, |. Tanjimat. 

Taong, n. f. Taim. 

Teotai od. Tautai, m. hin. der Statthalter einer 
Provinz in China, etwa gleich einem preußijchen 

Oberpräfidenten. 

Taotjſe, pl. die Anhänger der Taoreligion in China, 
j. Zaofiun. 

Täpa, f. ein aus Pflanzenfafern verfertigtes Zeug | 
auf den Sandwidinjeln, welches, um die Schulter | 
geihlagen, bis auf die Hüften reicht. 

Zapage, n. fr. (ſpr. tapdhie'; v. taper — tappen, 
Hapjen, fchlagen, tape, Schlag mit der Hand) das 
Getöje, Oetümmel, der Lärm; tapagieren (pr. 
— ſchieren), lärmen, poltern; tapagös (ſprich: 
— 08), voll Getöſe, lärmend. 

Tabanhoakaͤnga, n. eig. Negerkopf; ein Eifenftein- | 
Konglomerat in Brafilien. | 

Zapeindjis, Tapindfis od. Tapinöfe, f. gr. (ta- | 
peinösis, von tapeinün, erniedrigen, tapeinos, | 
niedrig) die Senkung, Erniedrigung, Milderung | 
der Ausdrüde. 

Zapefong, n. chineſ. dad Gößenbild. 

Tapẽte, f. (v. gr. täpes, Gen. täpetos; [. tapetum, 
fr. tapis, |pan. u. port. tapete, tapiz, it. tappeto; 
uripr. viell. v. perj. tabseh, tabeh) urfpr. Teppich 
zum Behängen der Wände, Wandteppich, fpäter 
aus Wahstud, je aus Papier, die Wandbeflei- 
dung od. «Dede, das Wandpapier; landſchaftl. auch 
das Zapet, bei. f. Fußdecke u. gewirkte Tiſchdecke; 





dah. etwas auf Zapet bringen: etwas auf: | 


Tarantel 


tiſchen, zum Gegenstand eines Geſprächs machen 
od. auf die Bahn bringen, zur Sprache bringen; 
aufdem Tapete fein, im Werke fein, vorliegen; 
tapezieren If tapisser), mit Qeppichen oder 
Wandpapier befleiden, Zimmermwände ausſchmük⸗ 
fen; Tapezierer, gem. Tapezier, m. (fr. tapis- 
sier) ein Jimmereintichter od. ausſchmücker; Pol- 
ſterer; Tabezerei od. Tapezier⸗ Arbeit, Teppich 
arbeit, Zimmerbeffeidung; Tapifferie, k. fr. Tep- 
pichiticerei, eine Art Stiderei, gewirften Teppichen 
ähnlich; Tapiſſeriegeſchäft, Stickereigeſchäft. 

Tapeur, m. fr. iſpr. tapöhr; v. tapoter, klimpern, 
— ein zum Tanz aufſpielender Klavier— 
pieler. 

tapieren, fr. (taper; vgl. Tapage) die Haare mittels 
eines Kammes auffchlagen, aufitülpen u. fräufeln, 
auch toupieren, f.d. 

Zapindfis, |. Tapeinofis. | 

Tapioca, f. brafil. (fpr. tapiöfa) die Tapiofa, Mehl 
aus den Wurzeln des Kaſſäwaſtrauches. 

Zapir, m. brajil. (tapy’ra), au) Anta, m. fpan. 
und port. das Waſſerſchwein, die Waldfuh, das 
größte Landtier in Siidamerifa. 

Tapiffendis, m. fr. (pr. —angdt) gemalter Kattun 
ar durchgehenden Farben; Tapiſſerie, j. unter 

apete. 

Tanfel, m. ein Ba: grober oftind. Kattun, 
gem. von blauer Yarbe. £ 
Taquinerie, f. fr. (v. taquiner, quälen od. ftreiten 
über unbedeutende Dinge, von taquin, farg, knik— 
ferig, eigenfinnig, it. taccagno) das Gtreiten über 

Kleinigkeiten. 

Tara, £. it., fpan. u. prov. (fr. tare, v. arab. “tarah, 
d. i. eig weit, fern, v. taraha, wegwerfen, entfer- 
nen) bei Kaufl. der Abzug, Abgang der Berpadung 
von der verpadten Ware, daS Gewicht des Ge- 
fäßes, Sackes ıc. (vgl. netto) Leergewicht; sopra 
tara, it. iiber die gewöhnliche Tara bemilligter 
Abzug; Tara⸗Rechnung, f. Abzugs- oder Ab- 
eng: tarteren, das reine Gewicht einer 

are vor ihrem Einpaden in Fäſſer, Kiſten ıc. 
bejtimmen und die Tara berechnen. 

Taͤrabat, m. arab. (dharabat, Schlag, v. dharaba, 
lagen; fr. tarabat) eine Klofterflapper, womit 
die Mönche gewedt u. im Orient die Chriften zum 
Gebet gerufen werden. —— 

Tarabiten, pl. ſpan. u. ſüdamerik. Seilbrücken. 

Tarabüfe, f. türk. ein mit Glöckchen oder Scellen 
behangened Tamburin, zur Begleitung des Ge- 
janges, eine Handtrommel. 


| Tarät od. Tarjänt, pl. die Luft verpeftende Sümpfe 


mit reichſtem Pflanzenwuchs, am Himalaja. 
Taraldnen, pl. rufj. (tarakän, poln. dragan, und 
karaczan) Schabfäfer, Küchenfchaben, Brotjchaben, 
Raterlafen (j.d.), ſchwarze Haugfäfer (bei Blumen⸗ 
bad) aud) Tarofanen). 
Taͤrant, m. eine mit dem Enzian verwandte Pflan- 
zengattung: blauer Tarant (Swertia peren- 
Zarantdi, m. ruf). ein Reifewagen. [nis L.). 
Taräntel, f. (v. it. taräntola) eine giftige Spinne 
in Stalien, bef. bei der Stadt Taranto (Zarent); 
auch im wärmeren Aſien u. Amerika; Tarantis⸗ 
mus, m. nl. der Tarantelbiß, und die vorgeblich 
dadurch entjtandene Krankheit, der Taranteltanz, 
die Tanzwut, der Veitstanz; Tarantella, it., od. 
Zarantelle, fr. f. ein Volkstanz u. die begleitende 
Bolts-Weije (-Melodie), bei. in Sizilien und Kala- 
brien üblich und nach der Stadt Taranto ge- 
nannt; Tarantöle, f. blaue® Tuch, welches im 
Neapolitanifchen verfertigt wird. 


Tarak 


Zara od. Tarras, m., auch die Taraßbüchſe (vgl. 
das böhm. taras, Bollwerk von Erde, Erdwall, 
Terraſſe, ml. tarrassaria), ehem. eine Art groben 
Geſchützes. 

Zardris, f. gr. (v. tarässein, aufrühren, erregen) 
Heil. Störung, Verwirrung, bei. im Unterleibe; 
auch eine leichtere Augenentziindung; Tararäs 
cum, n. nl. (Leontödon taraxäcum L.) Pfaffen- 
röhrlein, gemeiner Löwenzahn, ein ſehr heilfames 
Gemwäch (fo genannt, weil e8, in großen Gaben 
genommen, Unruhe im Leibe und Durchfall macht). 

Taͤrbuſch, m. türk. (vom perj. sar-püsch, Kopf— 

——— von sar, Kopf, und pusch, Kleidung) in 

gypten die rote wollene Mütze mit dunkelblauer 
Quaſte, — türk. Fez (f. d.). 

tardieren, I. (tardãre, fr. tarder) ſäumen, zaudern, 
verziehen, verweilen, aufhalten; tardaͤndo oder 
tardäto, it. Tonk. zögernd, jchleppend; tardif, 
fr. Bu, faumfelig; fpätreif, fich ſpät entwik— 
felnd; tardo, it. (= en a, um) Tonf. lang» 
ſam, fäumig. 

Tare Beer f. eine malabarifche Silbermüngze, 
ungef. 3 9. 

Tareüm, m. chald. (eig. Erklärung, von targem, 
erflären, dolmetichen; vgl. Dragoman), pl. ars 

(men (targumim), die alten Überſetzungen der 
ibl. Bücher des A. T. in chaldäiſcher Sprache. 

Tarhoͤnhya, f. ungar. (von tarhö, jaure Milch) eine 
mit Milch und Eiern bereitete Mehlſpeiſe. 

Zart, m. Balmbranntwein aus Dftindien. 

zart, Tarin, Tarino, Taro, m. it. eine frühere 
Rehnungsmünze in Malta (= !he Scudo), in 
Neapel und in Eizilien, von verſchiedenem Wert. 

tarieren, ſ. unter Tara. 

Tarif, m. (fr. u. engl. tarif; it. tariffa, fpan. tarifa, 
v. arab. "ta’rif, Erklärung, Nachricht, von ’arafa, 
fennen; fennen lehren) Feſtſetzung der verjchiede- 
nen Preiſe für die verjchieden abgeftuften Lei— 
Kurden, 3 B. Lohntarif, Drotmfentarif, 

ührertarif, Dienftmannstarif,d. i. Zohn- 
ſatz, Drofchfengebühr oder Fahrpreis, Führer-, 
Dienfimannsgebühr, ferner: Frachtſatz, Fracht— 
preis, Gebühren; das Warenverzeichnis, der Wa- 
ren-Anjchlag, das Preisverzeichnis, die Preisbe- 
nn Frachtſatzverzeichnis, Fahrpreiſe; oll- 
arif, Zollſatz, Zollgebühr; Zolltafel, Zollver- 
zeichnis; Münz-T., Münz-Anſchlag oder Münz— 
tafel über Verhältnis u. Vergleichung der Mün— 
zen 2c.; Tarif: Reduktion, f. Herabjeßung der 
Gebührenjäge, ver Frachtſätze ufw.; T.-Sektion, 
f. Frachtklaſſe; Differentialtarif, häufig joviel 
wie: Ausnahme⸗-Frachtſatz; Perſonentarif, die 
hrpreiſe; Kilometertariftabelle, f. ein 
erzeichnis der Frachtſätze für eine Kilometer— 
ſtrecke, Kilometerfrachttafel; tarifieren (fr.tarifer), 
verzeichnen, anſetzen, die Frachtſätze feſtſtellen; 
Tarifierung, f. die Schätzung, Aufſtellung der 
Sradııläge. 
Tarja, f. jpan. (fpr. tarcha; vgl. Tartjche), pl. Tar⸗ 


jas, eine alte jpanifch-navarrefiihe Redynungs- | 


münze — 1, Rupfer-Real. 

Zarlatan, m. ein feiner, leichter Stoff zu Ballklei— 
dern für Damen. 

Tarma, f. it. (eig. Motte, Milbe, v. I. tarmes, Holz- 
wurm) ein altes Gewicht in Venedig — 3 Skrupel. 

Zarntappe, f. germ. (fein Fremdwort; aus alt- 
german. darni, d. i. heimlich, althochd. tarni, vgl. 
mittelengl. dären, fi) verbergen, u.mhochd.kappe, 
d. i. ein mantelartiges Kleid, da3 mit einer Kapuze 
zugleich den Kopf bededte, Mantel, Mütze; dem 


Tartüffe 855 


mhochd. kappe liegt mlat. cappa, d. i. Mantel, 
üße, zugrunde) ein unfichtbar machender Mantel. 

Zaro, |. Tarro. 

Tarock, n. (it. taröcco, pl. tarocchi, fr. tarots) auch 
Trapelier-Spiel, das Siebenkönigsſpiel, ein 
wahrich. aus Agypten ftammendes Kartenipiel mit 
78 Blättern, worunter 22 Tarod3 od. Triimpfe, 
wovon der XXL, der Bagat, und der Seüs (Er- 
ciije) die wichtigften Matadors find; alle andern 
Blätter, die nicht zu den Tarod3 und Figuren ge- 
hören, heißen Ladons; Tarock-Hombre, n. ein 
aus Tarod u. L'hombre zujammengejeptes Spiel, 
L'hombre mit Tarod-Rarten, welches an die Stelle 
des eigentlichen Tarock getreten ijt. 

Tardfan, ſ. Kakerlak. 

Tarras, Tarraß, ſ. Taraß u. Traß. 

Tarri, in. ein Getreidemaß in Algier. 

Tarro oder Tarp, f. eine auf feuchten Feldern 
(Tarrofeldern) angebaute Knollenwurzel auf 
den Sandwichinjfeln (Arum od. Caladium escu- 
lentum L.), aus welcher die Snjulaner ihr Haupt- 
nahrungsmittel, Bo& genannt, bereiten. 

Tarſchich, m. hebr. ein Edeljtein, viel. Türkis, 

Tarfia, f. it. eingelegte Arbeit, Holzmofait, ſ. In— 
tarfiatura. 

Tarfus,m.gr.(tarsös, überh. breite Fläche) die Fuß- 
joble, Fußmwurzel; der Augenlidfnorpel; Tarſo— 
phijma, n. Heilf. eine Fußwurzel⸗Geſchwulſt; Ge- 
ſchwulſt des Augenlidfnorpel3. 

Zartaglia, m. ital. (pi. —tdlja; von tartagliäre, 
ftottern, jtammeln, prov. tartagliar, jpan. tarta- 
lear) eine Charaftermaste de3 neapolitanijchen 
Volksluſtſpiels. 

Taͤrtan, m. ſchottiſches, bunt gewürfeltes Wollen- 
Ba — auch der ſchottiſche Mantel, = 


Plaid. 

Taͤrtane, f. it. (it. und ſpan. tartäna, fr. tartane; 
von avab. tarrädun, ein bej. zum Transport der 
Pferdedienendes Schiff) jegt: eine Art HeinerSchiffe 
mit einem Maft auf dem Mittelländ. Meere; in 
Spanien, beſ. in Katalonien und Valencia, ein 

weirädriger, vorn u. hinten offener, mit Seiten- 
Dänen verjehener und mit Zeinwand bededter 
NReifewagen, ein Bankwagen. 

Zartar, ſ. Tatar. 

Tartärus, m. l. (v. gr. Tärtaros) das Toten- oder 
Schattenteich, die Unterwelt, auch Orkus; bef. der 
unterirdifche Strafort der Titanen u. Verdammten, 
die Hölle, entg. dem Elyfium; Scheidef. der Wein» 
itein (vgl. cremor tartari); t. vitriolätus, neu- 
trales jchwefelfaures Kali (auch Polychreftjalz, 
und natürlich vorfommend:Tartarin); tartaris 
fieren, barb.-I. mit Weinjtein reinigen; Weinjtein 
bilden; Tartarifation, f. Bildung von Weinitein; 
Reinigung mit Weinſtein; Tartarite oder Tar⸗ 
träte, pl. weinfteinfaure Salze; Weinjäurebildung; 
Zarträlfänre u. Bartreifanre, f. Abänderungen 
der Weinjteinjäure. 

Tarte, £. fr. (jpr. tart) Torte, Fruchtkuchen; Tar— 
telette, f. fr. (ſpr. tart’lett’) kleine Rahm- vder 
Obſttorte, Törtchen, Fruchttörtchen. 

Tartine, f. fr. (fpr.—tihn’, verw. mit tarte, Torte) 
eıne dünne Brotichnitte, Butterjchnitte. 

| Tartſche, f. (mi. targa, targia, tarcia, it. targa, fr. 

targe, ein Schild von Leder od. Holz; althd. zarga, 
Schutzwehr, mhd.zarge, Schild) ein länglichrunder, 
(ederner Schild. 
Tartüffe, m. (fr. Tartufe) eig. Name eines jchein- 
heiligen Heuchlers, welcher die Hauptperjon in 
einem berühmten Luftjpiele von Moliere iſt (v. it. 


856 taſchieren 


tartufo, Trüffel, welches die Lieblingsſpeiſe jenes 
Heuchler8 war); dah. überh. ein Heuchler, Schein- 
heiliger, Kopfhänger u. Augenverdreher; Mucder; 
Vartüfferie, f. Scheinheiligkeit, Heuchelei; Muder- 
tum; tartüffifieren (fr. tartufier), heucheln, den 
Sceinheiligen fpielen; mucdern. 
tafchieren, Bildfäulen von Holz und Leinwand mit 
Gips überziehen. 
Tafchlich,n. hebr. (v.schalach, ſchicken) das Wafler- 
gebet oder Reinigungsfeſt der Juden, am erjten 
Tage de3 Neujahrzfeltes. 
Taſis, f. gr. (täsis, v. teinein, dehnen) die Dehnung, 
Spannung, Ausdehnung; Tafimeter, m. Deb- 
— eine Vorrichtung, um die Ausdeh— 
nung eines Körpers infolge der Wärme uſw. nach— 
zumeifen, von Edifon erfunden. 
Taſſe, f. (tritt exit im Neuhochdeutichen auf; v. fr. 
tasse, it. tazza, ſpan. taza, von arab. täs, “tass, 
“tassah, tassat,Napf, Becken, v. tassa, eintauchen; 
vgl. Dofe) eine Kleine Trinfichale, bef. zu warınen 
Getränfen. 
taffen (ſchon mhd. tassen, fr. tasser, von tas, der 
Haufen, prov. tatz, angel. tass, hol. tas, althochd. 
zasi) aufhäufen, banjen, in einen beftimmten Raum 
einfchichten, bei. Getreide, Heu ꝛc. 
Taflette, £. fr. die Schenkelihiene an Harnijchen. 
Taite, £., pl. Saften (v. taſten, v. it. tastare, alt- 
fpan. u. prov. tastar, fr. täter, I. gleich]. taxitäre, 
v. jpätl. taxäre, berühren; it. tasto, Griff an der 
Laute) Finger- oder Griffbrettchen (Claves) an 
Orgeln, Klavieren 2c.; Taten Instrumente, mit 
Taten verjehene Saiten- od. Pfeifen-Inſtrumente, 
als Klavier, Orgel ꝛc.; Taſte⸗ od. Taſter⸗Zirlel. 
m. ein Krumm⸗ od. Bogenzirkel zur ——— 
Durchmeſſers von runden Körpern, beſ. von Ma— 
ſchinenteilen; Saftatür,f.(it.tastatüra)dasTajten- 
werk, Taſtenbrett, die ſaͤmtlichen Taften eines In— 
ſtrumentes (vgl. Klaviatur, Manual und Be- 
dal); tasto solo, it.das An der einfachen, 
unbegleiteten Baßtöne; tastiera, f. das Griffbrett; 
sulla tasti6ra bezeichnet bei Bogeninftrumenten 
das Anftreichen der Saiten fehr weit vom Stege. 
Zafterzirfel, j. unter Taſte. 
Zatär, m., pl. Zatären, gew. verderbt Tartaren, 
perf.-türf (tätär, tatär, tatar) im Mittelalter ein 
Sammelname für verjchiedene friegeriiche Völker⸗ 
horden in Mittelafien; jest ein mit den Türken ver- 
wandter Volksſtamm in den nördlih amSchwarzen 
Meere gelegenen Ländern; fie find ihrer Schnellig- 
feit und Ort3funde wegen berühmt und werden 
daher in der Türkei als KRuriere gebraucht; 
landſch. auch für Zigeuner, gem. Täter, pl. Taͤ—⸗ 
tern; der Tatar-Khan, Zatarfürit (j. Khan); 
Zataren-Radhricht, unverbürgte, wenig Ölauben 
verdienende %. (jeit vem Krimfriege 1854—56, mo 
ein Zatar die faljche Nachricht vom Falle Sebaſto— 
pol3 bradte); à la Tartare, fr. (bei Speifen) auf 
tatarijche Weife, halb oderganz roh; tataͤriſch, den 
Zataren eigen, angehörend 2c.; die Tatarei, das 
Land der Zataren. 
Zataͤrta, f. jlav. polnische Mütze. 
Tote, m. jüd.-dtich., der Vater. 


Zatianiften, pl. eine gnojtijche Sekte, im 2. Zahr- | 


hundert von Tatianus aus Aſſyrien geitiftet, 
auh Severianer u. Enfratiten — 

tatiſlonieren (ſpr. tatijo—), fr. (tatillonner, von 
täter, vgl. Zajte) herumfchnüffeln, ſich um Kleinig- 
feiten befümmern; auch ſchwatzen, klatſchen; Tatil⸗ 
lonage, n. (ſpr. tatijonähſch') Schnüffelei; Ge— 
ſchwäß, Klatſcherei; tatonnieren (fr. tätonner), 


Tare 


herumtaſten; bei Malern: tappen, proben, eine 
unfichere Hand Haben, mit Furchtſamkeit oder za- 
gender Hand arbeiten; unficher handeln. 
Tatterfäll, m. engl. (jpr. —Ball) eine zuerft von R. 
Zatterfall 1777 in London begründete, jet auch 
in andern großen Städten bejtehende Pferdebörfe 
für Freunde des Turfs u. Sport3 (f. d.), zum Ber- 
fauf von Pferden, Liquidierung von Wetten ber, 
Pferdemarkt. | 
tattowieren oder tättowieren, auch tatouieren 
(fr. tatouer, engl.tattoo, tattow; polynefijchen Ur- 
ſprungs; inder Tonga-Sprache tattau, marquefifc 
tatu, tahitifch tatau, welches überh. Zeichen, Zeich- 
nung, Schrift, Malerei und, wie das neufeeländifche 
tatau, zählen, rechnen bedeutet), den Leib mit ein- 
gejchnittenen und gefärbten Figuren bezeichnen. 
atıı, m. braf. und port. (jpan. tato) das Gürtel- 
tier, = Armadill, f.d. 
Taurat, m. hebr. das alte Tejtament bei den Juden. 
Taureaddr, n. (v. gr. taurea dorä, v. täuros, l. 
taurus, Stier, und dorä, Fell) eig. ein Sell von 
Rindsleder; eine Peitfche, Geißel; Taurilien, |. 
(taurilia) und Taurobolien, gr. (taurobolia) pl. 
Stieropfer der Cybele od. Rhea zu &hren; Tauro⸗ 
koͤlla, f. gr. (v.kölla, Leim) Stierleim, aus Füßen, 
Ohren und Nerven de3 Rindviehs, der beſte Tier- 
leim; Sanromanhie, £. die Stierfechterei, Kunſt 
desG&tiergefechts ; Taurobhaͤg, m. ein Stierfreffer; 
Taurophönus, m. ein Stiertöter. 
tauſchieren, feine — und geätzte Metall- 
arbeit herjtellen; 3. B. eine tauſchierte Klinge; 
tauſchiertes Silber — Tulajilber, ſ.d. 
Taut, ſ. Thot. 
Tautacismus, m. nl. (v. gr. tauté, zſgez. aus t6 
auto, dasjelbe, das nämliche) Redek fehlerhafter 
Gleichlaut naher Silben, oder Anhäufung gleich- 
und ähnlich lautender Stellen; Tautochroͤne, f. 
gr., od. tautochroniſche Kurve, Größen. —Iſo⸗ 
Hrone, f.d.; tautochroͤniſch, gleichzeitig, gleich- 
dauernd; Tautochronismus, m. die Gleichzeitig» 
teit; Sautogrdamm, n. einÖleihhucdhitabengedicht, 
mit gleichen Anfangsbuchſtaben der Zeilen oder 
Wörter; Tautologie, f. (gr. tautologia) die un- 
nötige Wiederholung des bereit3 Geſagten mit an- 
dern Worten, Wortverfchwendung, der Wortſchwall, 
vgl. Pleonasmus; tautoloͤgiſch, gleichiagend, 
DE wiederholt; Tautometrie, 
das Gleihmap; Tautophonde, f. die fortgejeßte 
Wiederholung desjelben Tons. 
tavelieren, fr. (taveler, v. table, altfr. tavele, das 
Brettjpiel, alſo urfpr. daS Anjehen eines Brett- 
ſpiels geben) Mal. tüpfeln, ſprenkeln. 
Taverne, fr. |. Taberne ; Tavernicus, m. ml. 
En Magnaten in Ungarn, Erzftatt- 
alter. 
Zavöle, f. it. (tävola — I. tabüla, Brett) in Nord- 
italien früherein Flähenmaß = 1Quadrat-Bertica 
oder Y/;9o Giornata (f. d.); Tavoletta oder Tapes 
loͤzza, f. it. das Yarbenbrett, die Palette. 
Tawär, Towdr, m. ruſſ. Ware, Kram. _ 
Taxe, f. (fr. taxe, prob. u. ml. taxa, v.l. taxare, ab- 
ſchatzen)der feſtgeſetzte Preis, Schätzungspreis, Preis⸗ 
ſatz, Wertanſchlag, Preisvorſchrift oder ⸗Satzung, 
be der Brot- od. Fleiſchſatz; Gebührenſatz, Fracht⸗ 
ja; die Abgabe; taxa stolae, ml.—jura stolae, 
Stolgebühren, Gebühren eines Pfarrers; tarfret, 
gebührenftei; Taxprobe, f. im Bergmejen: zur 
Beitimmung des Wertes angejftellte Erzprobe; 
tarieren, |. (taxäre) ſchätzen, würdigen, an] lagen, 
den Wert beftimmen; Taxãtum, n. das Geſchätzte, 


Taris 


Beitimmte; pro taxäto (etiwas iibernehmen), fürs 
Geſchätzte od.zu dem gelhäbten Breife; Taration, 
f.(l.taxatio) die Wertbejtimmung, Breisfeitiegung; 
Abſchätzung, Würdigung einer Sache, auch Taries 
rung; Tarätor, m., pl.—en, nl. ein Schäßer, 
Bertbeftimmer, Anichäger. 

Taris, f. gr. (v. tässein, ftellen, ordnen) überh. 
Anordnung, Stellung, bei. die Schlahtordnung, 
Schlachtreihe; auch eine Heeresabteilung; Heilt. 
die Zurüdbringung oder Wiedereinrichtung, z. B. 
eines Bruches durch bloßes Zufammendrücen des» 
jelben; Taxiaͤrch, m. (gr. taxiarchos) Anführer 
einer größeren Heeresabteilung, Feldhauptmann; 
Tariardhie, f. das Amt desjelben, die Haupt- 
mannjchaft; Taridermie, f. (richt. Dermo- oder 
Dermatotarig; von derma, Haut) eig. das Ord— 
nen der Haut, das funftgemäße Ausitopfen der 
Tierhäute; auch die Anweifung, Tiere regelrecht 
auszuftopfen und aufzubewahren; Karidermiit, 
m. ein Ausftopfer von Tieren; Sariderme, f. ein 
auzgeitopftes Tier; Zaxiologie od. Tartonomie, 
f. Ordnungslehre, Anordnungsktunde, = Syitem- 
fehre, Syſtemkunde. 

Taxödon, n. gr. ein mäufeartiges urweltliches Tier 
bon der Größe des Elefanten, in Amerifa gefunden. 

Taxus, m. od. Ever (gr. täxos, |. taxus), der 
Eibenbaum, ein Nadelholzbaum mit giftigen Ei- 
genſchaften. 

Tayau, Tahant oder Taraut, fr. (ſpr. tajoh) ho, 
ha, ho, Zuruf des Jägers an die Hunde, wenn er 
den Hirſch ſieht. 

Tazette, f. (v. it. tazzetta, d. i. Täßchen, Schälchen) 
eine Art Narziffen im füdlichen Europa, deren 
Blumen ein glodenförmiges, abgejtumpftes Honig- 
behältnig haben. 

Teakholz, aud) Tek- oder Tiekholz, n. malabar. 
(theka oder tekka) ein jehr feites und dauerhaftes 
Schiffsbauholz, von dem oſtindiſchen riefigen Tief- 
baume (Tectonia grandis). 

Zentötaler, fälihlich für Teetötaler, m., |. d. 

Teberärss, pl. perj. Bettelmönde in Perfien, nach 
Art der Derwiſche. 

Tebẽth, m. der 4. Monat des bürgerlichen und der 
10. Monat de3 Kirchenjahres bei den Hebräern, 
unjerm Dezember entjprechend. 

Tebib, m. arab. (thabib) ein Arzt. 

Teeödon, f. (gr. tekedon, v. tekein, ſchmelzen, fich 
— ec.) Heilk. Zehrung, Auszehrung, Schwind—⸗ 
ucht 


Terhnematothet, f. gr. (von téchnẽma, künſtlich 
Gearbeitetes, Runftwerf, v. technän‘, künſtlich ar» 
beiten, t&chne, Runjt) eine Kunſtkammer, Runit- 
fammlung, Sammlung v.technijchen Gegenftänden; 
Technik, f. (gr. technikẽ, v. techn, Kunſt) überh. 
Kunſt⸗ u.Gewerbetätigfeit; äußerliche Kunſtmäßig— 
feit oder Runftfertigkeit, Handgriffe; Kunſtregel— 
lehre, die Lehre von der regelrechten Behandlung 
des äußerlichen (materiellen) Teiles der bildenden 
Künste; Verfahren, Bauart; die Kunftiprache, 
Kunſtwörter⸗Lehre; Baufunde; Technifer, m. ein 
Runitfertiger, Kenner u. Ausüber der äuperlichen 
Kunftregeln; ein in Bezug auf Anlage u. Betrieb 
gewerbliher Anftalten Kundiger oder Geibter; 
technisch (gr- technikös), kunt. oder handwerks⸗ 
mäßig, gewerblich, kunſtgerecht, zur Kunſt gehörig, 
nad der Kunſtſprache; baufundlid; technische 
Ausdrücke (I. termini technici, vgl. terminus), 
Kunſtausdrücke, Fahausdrüde, eigentümliche Be- 
nennungen der zu einer Kunjt od. einem Gewerbe 
gehörenden Gegenstände; t. Kommiſſion, Tach- 


— — 


Teint 857 


ausſchuß; Technizismus, m. nl. kunſtmäßige Be- 
handlung; Technogluͤph, m. gr. ein künſtlich ger 
jchnittener Stein; ——— m. ein Kunſtſtein, 
eine finftlihe Steinmafje; Technologie, f. die 
Kunftlehre, Kunit- und Handwerfsbeichreibung, 
Gemwerbfunde; wiſſenſchaftl. Darjtellung der Ber- 
arbeitung der Rohjtoffe, z.B. des Eifens; techno— 
loͤgiſch, kunſtbeſchreibend, gewerbfundtich, gewerb- 
wiſſenſchaftlich Technomoͤrphen, pl. Bilderiteine ; 
Technopägnion, n. ein Kunfticherz, eine fünjt- 
liche Spielerei, bef. ein Gedicht von künſtlicher, 
ſchwieriger Form, 3.8. mit bedeutjamen Anfangs- 
buchſtaben der Zeilen. 

Techum Sabbat, m. hebr. die Sabbatgrenze, der 
Sabbatsweg, j. Sabbat. 

tectum, n. L (von tegere, deden) dad Dad; sub 
tecto eoeli od. eaeli, unter dem Dache des Him- 
mel3, unter freiem Himmel; tecte, bededt, verdedt, 
geheim, heimlich, unter der Hand; tecto nomine, 
mit verdedtem, verfchtwiegenem Namen; Tektür, 
f. nl. die Bedeckung, der Karola, die papierne 
Dede eines Oblatenfiegel3, eines Arzneiglaſes ꝛc. 

Te-Deum oder Tedenm, n. (von den lat. Anfangs- 
worten Te Deum laudämus etc., d. i. ir Gott! 
dich Toben wir 2c.) der ambrofianijche Kobgefang, 
vom heil. Ambroſius, Biſchof zu Mailand, im 
4. Zahrh. verfaßt und von Luther überjept. 

Tee, m. (fr. the, it. t&, jpan. te, engl. tea, ruſſ. 
tschai, von chinef. tschä, nach ſüdlicher Mundart 
the) die getrodneten Blätter der chinef. und Jun. 
Teeftaude und das daraus bereitete Getränk; auch 
f. eine Teegejellichaft (4.8. ein äfthetifcher Tee, 
eine ZTeegejellichaft, in der ſchön-wiſſenſchaftliche 
Dinge bejprochen werden); auch überh. ein Kräuter- 
aufguß, bef. zu Heilzweden; Teeakte, f. das Geſetz, 
a welchen die Amerifaner 4 Pence für das 
Pfund Tee bezahlen jollten, und durch welches der 
nordamerifanische Freiheitäfrieg zum Ausbruch 
fan; Techn, m. (fr. the bou, holl. theeboei, engl. 
bohea, nad) einem Berge Wui in China benannt) 
brauner oder jchwarzer Tee; the dansant, m. fr. 
(pr. —dangßaͤng) ein Tanz-Tee od. Tee-Tanz, ein 

anzfeit, wobei zunächſt Tee gereicht wird; überh. 
ein Tanzkränzchen; Sein, n. der im Tee enthaltene 
eigentümliche Stoff, = Caffein. 

Zeetotaler, m. engl. (fpr. titotäl’r), Mäpigteits- 
vereinler, Abjtinenzler (von tee, der Buchftabe T, 
als Abfürzung von Temperance, aljo Vertreter 
der totalen Temperance, des totalen T, des T 
total); Teetotalism(us), m., Grundfäße und Le- 
ben3ordnung der Abitınenzler. 

Tefnu oder Tefnet, f. eine ägyptiſche Göttin, die 
löwenköpfig dargejtellt wird. 

Zeiterdar, |. Dejterdar. Bine 

tenieren, . (tegöre) decken, verdeden, verheimlichen; 
Tenument, n. (l. tegumentum) überh. Dede; bei. 
Haut, häutige Bedeckung. 

Tchm, n. |. Zaim. 

Tchny, |. Taing. 

Teifun, m. din. = Tpphon, j. d. 

Teint, m. fr. (jpr. täng; von teindre = |. ting£re, 
färben) die Farbe, bej. Geſichts- oder Hautfarbe; 
Teinte de passage, fr. (jpr. tängt dö paſſahſch') 
Übergangsfarbe, eine beim Drehen des Analy- 
fator3 im Saccharimeter rajc auftretende und 
wieder verſchwindende Yarbe, auf welche nıan bei 
der Beitimmung des Zudergehalt3 das Sacchari- 
meter einstellt; Teintüre, f. (pr. ‚tängtühr’) Die 
Farbe, Färbung, Tünche, der Anftrich (vgl. TZint- 
tur); uneig. die oberflächliche Kenntnis. 


858 Teirejias 

Teirefias, f. Tirejia3. 

Tekkie, türk. (tekkieh) ein Derwijchklofter, Mönchs— 
flojter in der Türkei. 

teftiich, ar. (tEktikös, dv. tökein, ſchmelzen) ſchmel— 
zend, auflöjend. 

Tektönik, f. gr. (tektonik&, die Kunſt des tekton, 
Zimmermanns oder Tiſchlers) eig. die Zimmer- 
manns« u. Tifchlerfunft; die Kunft, auf hölzernen 
od. metallenen Geräten Bildwerfe anzubringen. 

Tefwimi-Mafat, pl. türk. (vom arab. takwim, 
Schreibtafel, u. wakäi, pl. v. wakyat, Begebenheit) 
Tagebuch der Begebenheiten, Name der 1831: ge- 
ariimdeten amtlichen türkiſchen Zeitung. 

Tele, f. DI. Gewebe; it. Gewebe, Leinwand; 2) perf. 
(tilä, Gold) ein perfifches Goldſtück, welches früher 
zu Anfang jedes Jahres und bei Regierungsver- 
änderungen gejchlagen wurde und 1 perj. Dufaten 
oder ungef. 9,60 M wert war. 

Telamon,m.gr.(telamon!'ein ledernex Tragrienten, 
ein Wehrgehent; Heilf. eine leinene Binde, bef. zur 
Unterftügung und zum Tragen; Selamönen, p). 
Bauf. Tragbalken, Träger, männtiche Bildfäulen, 
die ein Gebälf tragen, = Atlanten. 

Zelchinen, pl. (gr. Telchines, wohl von thelgein, 
bezaubern) metallkundigeSchwarzkünſtler aufKreta 
u. Rhodus; überh. Zauberer; Hexenmeiſter. 

Zeldga oder Teléege, f. ruſſ. und poln. ein leichter 
Bauernmwagen. 

Telegraͤmm, n. gr. (v. tele, fern, weithin, u. grä- 
phein, ſchreiben) das durch) den Fernſchreiber (Tele— 
grep) Gemeldete, die durch denfeiben mitgeteilte 

achricht, ein Drahtbericht, Drahtantwort; Tele— 
graph, m. ein Fernjchreiber, jede (optifche oder 
elektromagnetiſche) Vorrichtung zur ſchnellen Mit- 
teilung von Nachrichten auf weite Entfernungen, 
Drabrleitung; Telegraphen= Bureau, n. Das 
Fernſchreibeamt; Zelegrappie, f. die Fernſchrei— 
berei; Telegraͤphit, f. die Fernſchreibekunſt; tele⸗ 
grabuhieren, Durch den Telegraph mitteilen, Draht- 
nachricht jenden, fernfchreiben; telegraͤphiſch, die 
Fernſchreibekunſt betreffend, dazu gehörig; durch 
den Fernſchreiber mitgeteilt, fernſchreibend, durch 
Draht; Telegraphiſt, m. ein Telegraphenbeamter; 
Zelcitonographie, f. die Kunſt, Bilder von ſehr 
fernen Gegenjtänden aufzunehmen; Seleläl, m. 
(von lalein, reden) ein Fernrufer; Teleldg, ım. ein 
Teldtelegraph für Artilleriefchießübungen, 1877 
von Leutnant Adermann erfunden; Zelelalie, f- 
die Fernſprache, Fernſprecherei; Telemach, m.(gr- 
Telemachos, der aus der Ferne Kämpfende), 
männl. Name, der Sohn des Ulyſſes, ſ. d.; Tele⸗ 
meter, n. Ternenmefler, namentl. um die Ent- 
fernung einesGeſchützes zu beitimmen; Telemetrie, 
f. Fernenmeſſung; Telemifroftöp, n. Werkzeug 
zur Bergrößerung des Bildes ferner Gegenstände; 
Zelepathie, f. die Wirkung in die Ferne,dieFähig- 
feit, weit entfernt, an einem ganz andern Orte ge- 
ihehende Dinge fo zu empfinden, als ob fie in 
unmittelbarerNähe geihähen; telepathifch, in die 
Herne wirkend; Telephön, m. Fernſprecher, Sprech- 
leitung, Vorrichtung zur Fortleitung von Tönen 
mittels des elektriſchen Stromes; Telephonie, f. 
der Fernſprechdienſt, die Fernprechkunſt; das Fern— 
ſprechweſen; die Übermittlung von Tönen durch 
den elektriſchen Strom; Telephoͤnik, f. die dazu 
gehörige Kunit; telephonieren, durch das Tele- 
phon mitteilen; telephaniich, das Fernſprechen 
betreffend; durch oder mittels Fernſprecher; Tele⸗ 
photogranph, m. eine Vorrichtung, um mittel3 
des eleitriihen Stromes Bilder an entfernteren 


telodynamifch 


Orten bervorzubringen, 1847 von Bakewell erfun- 
den, von Bidwell 1881 verbeffert; Telephraſie, f. 
die Fernſprechkunſt; Teleſkoͤßp, n. (von skopein, 
jpähen) ein Fernrohr, aus Rinfengläfern oder aus 
ſolchen undSpiegeln zuſammengeſetzte Vorrichtung, 
um don fernen Gegenftänden deutliche Bilder zu 
geben; Spiegelteleffop, Spiegel- Fernrohr; 
Telefkopie, f. die Fernrohrfunde, der Teil der 
Optik, welcher von den Fernrohren, ihrer Zufam- 
menfegung und Benugung handelt; teleffopiert, 
ineinander fchiebbar, ausziehbar; teleftöpifch, die 
Sernrohre betreffend; nur durch Fernrohre fichtbar; 
Teleftereofföp, n. ein von Helmholtz erfundenes, 
in großem Mabjtabe unter Benutzung von Spie- 
geln angelegteg Stereojfop (. d.), um körperliche 
Anfichten von fernenegenftänden(Landfchaftenze.) 
zu gewinnen. 

Teleobranchien, pl. gr. (von tel&os, a, on, voll- 
fommen, ganz, und bränchion, Fiſchkieme) Ganz- 
fiemer, Knorpelfiſche mit vollfommenen Kiemen 
oder mit Riemendedeln und Kiemenhäuten; teleo= 
braͤnchiſch, fiſchklappig, fiihohrig; Teleofaurus, 
m. gr. (vgl. Saurier) ein vormeltliches, foſſiles 
Krokodil. 

Teleologĩe, f. gr. (v. tElos, n. Ziel, Zweck) die Zweck⸗ 
Lehre, Lehre von den Endzwecken der Dinge u. der 
Zweckmäßigkeit in ver Einrichtung der Welt; teleo⸗ 
lögifch, den Zweck oder die Zweckmäßigkeitslehre 
betreffend, der Zweckbeſtimmung gemäß. 

Telephiuni, n. Heilt. ein bösartiges, unheilbares 
Geſchwür (von Telephus, dem Sohne des Her- 
fules, der bei Troja von Achilles eine Wunde er- 
hielt, die nicht heilen wollte); telephiſch, ſchwer⸗ 
heilend. ſgramm. 

Telephön, Telephonie ꝛc., Teleſtop, ſ. unt. Tele— 

Telesma, n.(v. gr. teldin, vollenden) die Vollendung, 
Weihe; auch Weihegabe; ein Zaubermittel (ogl. 
Talisman); Telét und Teleſt, m. ein Einge- 
weihter; Weiheprieſter. k 

Telesphörus od. Telesphör, m. gr. (telesphöros, 

. zum Biel bringend, vollendend, v. telos, Ziel, und 
pherein, tragen, bringen) der Vollender; Fabell. 
der Gott der Genefung, Krantheit3-Endiger, gem. 
Begleiter des u und der Hygiea, neben 
welchen er als Heiner Knabe mit einer Mütze auf 
dem Kopfe und in einen Mantel gehüllt erjcheint. 

Teleſtereoſtop, |. unter Telegramm. 

te! est notre plaisir, j. unter Plaiſir. 

| Zelinga, |. Telugu. 

' Zelline, £.gr. (tellind) die Tellmujchel, Sonne, eine 
Art flacher zweischaliger Muſcheln; Telliniten, pl. 
Berjteinerungen davon. KR 

Tellus, f. 1. (Gen. tellüris) die Erde, en gt. 
GSäa,f. d.; telluriſch, nl. irdiſch, irdiſchen Ur- 
Iprungs, der Erde angehörend, von ihrer Kraft 
oder Wirkfamfeit ausgehend; Tellurismus, m. 
das Erdganze, Erdweſen, der Erobau; die Natur- 
fraft der Erde, das Erd-Syftem; auch tieriſcher 
Magnetismus; Tellurium, n. eine Majchine zur 
Veranſchaulichung der Erd- und Mondbewegung; 
aud = Telür, n., Tellurmetall, ein 1782 ent- 
dedted, dem Antimon ähnliches, eigentümliches 
Metall; in Verbindung mit Sauerftoff bildet es 
die tellurige Säure und die Tellurfäure; 
Zelluride, pl. Verbindungen des Tellurs mit 
eleftronegativen Metallen; Tellurẽte, pl. dezgl. 
mit eleftropofitiven Metallen. 

telodynamiich, gr. auf große Entfernung wirkend 
oder Kraft fortpflangend (v. Transmiſſionswerken, 

- Kabeln :c.). 


ö Telpherage 


Zelpherage, engl. (fpr. tellferidfeh) eine 1883 von ı 


Jenkin erfundene elektriiche Drahtfeilbahn, deren 
Wagen fich in hängender Lage bewegen. 

Telügu oder Telinga, n. Name einer oftindifchen 
Sprade dravidifchen Stammes, die von etwa 
7 Millionen geſprochen wird; vgl. dravidiſche 
Spraden. 

Telyn, f. die harfenartige Lyra der altnordifchen 
Sänger. 

Temenna, m. arab. (v. manai, wünfchen, tamanni 
oder tamanna, wünſchend) der morgenländijche 
Zeichengruß, wobei die Hand zuerjt ang Herz und 
dann an die Stirn aelegt wird. 

tem?re, I. von ıingefähr, ohne Überlegung, auf gut 
Glück; temerelitigans, mutwill aan a ührer; 
temerär(l.temerarius, fr.temöraire),unbejonnen, 
verwegen, vermeſſen; Temerität, f. (1. temeritas) 
die Unbejonnenheit, Tolltühnheit; temeritas li- 
tigändi, mutwillige Streitjucht. 

Temin, m. (türf. timin) eine kleine Rechnungsmünze 

in Algier und Smyrna. 

Temonaticnm, n. nl. (vom l. temo, m. Deichſel) 
Deichjelgeld. 

Tempe, n. gr. eig. eine von den Alten wegen ihrer 
Reize gepriefene Talgegend in Thefjalien zwijchen 
den Bergen Olympus und Ofja; dah. überh. ein 
malerijch-jchönes Gebirgstal, ein Lufthain. 

Tempel, m. (v. I. templum, n. urjpr. ein abge- 
grenzter heiliger Ort) ein Öotteshaus, dem Gottes» 
dienst gewidmetes Gebäude (be. dem heidnifchen u. 
jüdischen, verjchied. Kirche); auch ein durch die 
Gefangenschaft Ludwigs XVI. befannt gewordenes 
großes Gebäude in Paris, 1222 als Wohnung für 
die Temipelherren erbaut; Tempelherren, aud 
Templer, pl. (ml. Templarii), ein durch die Rreuz- 
züge 1119 entjtandener geiftlicher Ritterorden, wel— 
her von König Balduin II. von Serufalem eine 
Wohnung in der Nähe des ehem. jüdischen Tem- 
pel3 erhielt, und 1514 durch Philipp den Schönen 
von Frankreich aufgehoben und ausgerottet wurde. 

ZTemvera= oder a tempera-Malcrei, Tempera⸗ 
Bilder ꝛc., it. (v. tEmpera, d. i. eig. jedes flüſſige 
Miihmittel für trocene Farben), foldhe, wobei die 
Farben mit der Milch junger Feigenſpryuſſen, Ei- 
gelb, Leim ꝛc. gemifcht find; die vor der Olmalerei 
allgemeinüblihe Malerei mit Mineralfarben auf 
Kreidegrund, die fpäter mit Ol überzogen wurde; 
tempera al secco, Malerei auf trodene Wände. 

tempericren, |. (temperäre) mäßigen, mildern, lin— 
dern; im Hüttenmwejen: Gußwaren durch Glühen 

wiichen Kohlenſtaub und Knochenaſche weicher u. 
— machen, ihnen die Sprödigkeit benehmen, 
Metalle ſchmiedbar machen, auch tempern und 
adoucieren; temperierte Luft, gemilderte, mä— 
Big warme Luft; Temperier= od. Tember-Ofen, 
m. ein Kühlofen; Temperier-Pulver, n. Kühl- 
ulver; Temperans, n. Heilf. ein Kühl- oder 

ämpfmittel; pl. Temperantia; Temperament, 
n. l. (temperamentum) eig. ein Milderungs« oder 
Mäßigungsmittel, Mittelweg, Vermittelung; bei. 
die eigentumliche Geblütsmifchung od. Verbindung 
des Geiftigen und Körperlichen im Menjchen, von 
welcher dejien Empfindungs- und Denfweije ab- 
hängt, der beharrliche Zuftand des Gefühlvermö- 

n3, die natürliche Gemütsftimmung, eigentüm- 
ide Gemütsart, der Naturhang (die vier Tem- 
peramente: das holerijche, janguinifche, 
—— und melancholiſche, nach dem 
Vorſchlage eines neueren —8— „das ſtark— 
mütige, Ko hmätige, gleichmütige, ſchwermütige“); 


temporal 859 


auch lebhafte Sinnlichkeit, 3. B. viel Tempera— 
ment a en, viel Anlage zur Sinnlichkeit, zu 
leidenfchaftlichem Empfinden haben; Tempera— 
mentenplas, n. Naturl. der Bulshammer; Tem— 
eraments-Fehler, m. ein Fehler, dem ein Menjch 
einer Gemütsbejchaffenheit nach Leicht verfällt; 
Tugend, f. eine Tugend, die einem Menfchen 
vermöge feiner Natur —* leicht wird; Tempe— 
raͤnz, Temperdnz, f. (l. temperantia) die Mäßi— 
gung, Mäbigfeit; Zemperanzler, Zemperenzler, 
m.Witgliedeines Mäßigfeitsvereins, die Mäßigkeit 
der Temperenzler beziebt ich vor allem anf Mäßig— 
feit im Genuß alfoholifcher Getränke, in der Regel 
jogar auf völlige Enthaltfamteit; Temperenz=- 
geiellihnften, englifche u. amerifanifche Mäßig— 
eitSvereine, Die 3. B. in den Vereinigten Staaten 
auch politiich wirkſam find; Zemperatür, ET. 
temperatüra) die Mäßigung, Meilderung; der 
Wärmezuftand, Wärmegrad, das Wärmemaß, bei. 
der uf; Tonf. die Einrichtung der Tonleiter, 


° nach) welcher man bejtimmten Tönen derjelben et- 


was von ihrer 7—— benimmt, damit alle Inter— 
valle im ree erhältniſſe bleiben. 
Tempefſt, f. I. (tempéstas, v. tempus, die Zeit; it. 
tempesta) ein Ungewitter; Seejturn; pl. Tem= 
hejta’s, bei Malern Gemitter- od. Sturmgemulpe, 
Seejtiirme; Tempefta, m. it. eine fomijche Figur 
de3 ital. Theaters; tempestöso, it. Tonf. ftür- 
mifch, ungeftiim; Tempẽte, £. fr. (fpr. tangpät’) ein 
Sturm, Ungemitter; ein ſtürmiſcher Tanz. 
tenthejtid, I. (tempestivus. dv. tempus, ſ. d.) zeitig, 
rechtzeitig, zeitgemäß, pafjend. 
Tempete, j. unter Tempeft; tempieren, j. unter 
empo. (holzöl. 
Tenplin=Öl, n. (nl. ol&um templinum) Krumm- 
Temp, n., pl. Tempi, it. (v. I. tempus) die Zeit; 
bei. die rechte Zeit; das Zeitmaß in der Ton- und 
Tanzfunft;z Krk. abgemefjene Bewegung, Hand— 
griff; a tempo, it., od. à temps, fr (jpr. —tang), 
de tempöre, |. zeitig, den Zeitumftänden gemäß, 
zur rechten Zeit, eben recht; Kfſpr. auch: auf Zeit, 
d. i. erſt nad) Verlauf einer gewiljen Zeit zahlbar; 
a tempo-Hich, m. Techtf. ein mit dem des Geg— 
ner3 zu gleicher Zeit geführter Hieb; al tempo 
od. al rigöre di tempo, it. Tonf. genau od. jtreng 
nad dem Zeitmaße oder Takte; nel tempo, im 
ER empo commödo, Tonk. im bequemen 
eitmaß, in rechter Bewegung; t. di ballo, in 
Tanzbewegung; t. di prima (parte), a, 
de3 eriten Teils; t. giusto (jpr. —dſchüſto), Tonk. 
die rechte, angemefjene Bewegung nach der Eigen- 
heit od. dem Geijte des Stüces; a t. giusto, in 
angemefjener Bewegung; a t. primo, im erjten 
Beitmaß; t. rubäto (von rubäre, rauben), eig. 
geraubtes Zeitmaß, eine eigentiimliche Urt des ge- 
fühlvollen Bortrages, wobei man jich in der Ober- 
ftimme nicht ftreng an den Takt bindet; tempi 
assäti! vergangene Beiten;dasiftdahin; Tempo— 
aus, = conto di tempo, j. d.; tempieren, 
Kfipr. eine Frift bejtimmen; Krf. die Brennzeit 
des Zünders für Hohlgeihofje nach dem Erfordern 
ihrer Flugzeit beſtimmen, den Zeitziinder ein» 
ſtellen; Tempierer, m. ein Friftner; einer, der den 
Beitziimdereinstellt; Tempierung, f. die Friſtung; 
Brennlänge; Tempierzünder, tempierterZän= 
der, m. ein Friſtzünder, Beitzünder. 
temporäl, I. 1) (temporälis, von tempus, pl. tem- 
pöra, die Schläfe) Heil. zu den Schläfen gehörig; 
daher Temporäl-Arterie, f. Schläfen-Bulsader; 
2) j. unter Tempus. 


860 Tempus 


Tempus, n., pl. Tempöra, I. die Zeit; Beitform 


eines VBerbums oder Zeitiwortes (vgl. Präſens, 
Präteritum u. Suturum); tempus clausum, 
eichlofjene Zeit (Faften- u. Adventzeit, worin das 
Socgeithalten verboten ift); ad tempus, eine Zeit 
lang,einjtweilen; adtempus vitae, auf Lebenszeit, 
eitlebens; eum tempöre, Beginn mit einviertels 
Mündiger Verzögerung (wie bei den afademijchen 
Borlejungen); sine tempöre, pünftlicher Beginn, 
ohne Verzögerung; de tempöre, = it. a tempo, 
f. unter Tempo; ex t., ohne Weile od. Anſtand, 
aus dem Stegreife, fogleich, auf der Stelle; hoct., 
zu diefer Zeit, derzeit, gegenwärtig; ommi t., jeder- 
zeit, immer; pro t., zur Zeit, für jeßt, dermalen; 
0 tempöra, 0 mores! o Zeiten, o Sitten! ein 
Weheruf über die Sitten der Zeit; teinpöra mu- 
tantur nos et mutämur in illis, l. Sprw. die 
Zeiten ändern jich, und wir ändern ung mit ihnen; 
temboräl (I. temporälis), zeitlich, weltlich; Tem⸗ 
poralien, pl. (temporalia) weltliche Vorteile, Ein- 
fünfte, Gefälle, welche die Geiftlichfeit genießt; 
Temporaliit, m. ein Anhänger u. Verteidiger der 
weltlichen Macht des Bapites; temporär (I. tem- 
porarius), zeitweije, einjtweilig, dermalig, vorüber- 
gehend; Temporarium, n. etwas VBergängliches, 
nbeftändiges; temporell, fr. (temporel) zeit- 
gemäß, zeitlich, vergänglich, irdiſch, weltlich; tem— 
poriſieren (fr. temporiser, ml. temporizare), auf 
die Zeit jehen, fich in die Zeit ſchicken, ſich nach den 
eitläufen fügen oder richten; auf eine günftigere 
eit warten, zögern, etwas hinhalten ; landſch. auch 
tempern; Temporifation, f. die Verzögerung, 
Auffhiebung auf gewiſſe Zeiten. 

temilent, I. (temulöntus, von temötum, jedes be- 
rauſchende Getränk, Met, Wein) taumelnd, trunfen; 
Temulenz, f. (I. temulentia) die Trunfenheit, der 
Taumel. 

tenable, fr. (ſpr. tendb’L, v. tenir, halten) haltbar. 

Zenacität, Tenaculum, |. unter tenax 

Zennille, f. fr. (fpr. tendj’; prov. tenalha, it. ta- 
naglia, v. 1. tenacülum, pl. tenacüla, v. tenax, feſt 
haltend) die Zange; Krk. die Zangenſchanze, die 
Schere im Feitungsbaue; tenaillteren (fr. te- 
nailler), zwiden, fillen, keilförmig jpigen; Te— 
naiffon, m. (jpr.tenajöng) ein Mondhorn, Zangen- 
od. Scherwerf im Feitungsbane. 

Tenant, m. engl. (jpr. tennänt; fr. tenant, v. lJ. 
tenens, haltend, sc. locum, die Stelle, alfo urfpr. 
Stellvertreter) Pachtbauer; Lehnmann. 

tenax, l.(v. tenẽre, halten) feſthaltend, zähe; feſt, 
beharrlich, karg, zurückhaltend; Tenazität, f. (I. 
tenacitas) das Feſthalten, die Anhänglichkeit, Be— 

arrlichkeit, Hartnäckigkeit; Zäheit, Kargheit; auch 
Zähigkeit, Streckbarkeit, Dehnbarkeit der Metalle; 

enafulum od. Tenäfel, n. der — Schrift⸗ 
od. Handſchrifthalter der Setzer in Buchdruckereien; 
auch ein wundärztliches Werkzeug, beſ. um Ge— 
ſchwülſte zu halten, die man aufſchneiden will. 

ZTendaf, n. (malay. tandak, Tanz, javan. Tänze- 
rin) ein javanijches einfaches Ballet, von nadten 
Tänzerinnen aufgeführt. 

Zendenz, |. unter tendinös. 

Tender, m. engl. (v. tend — attend, fr. attendre, 
warten, bedienen, begleiten) das Begleitungsichiff 
eines Linienjchiffes zurüberbringung von Befehlen 
u. Nadridten; —— der einem Dampfwagen an— 
gehängte Karren od. Vorratswagen, welcher Kohlen 
und Wafler nahführt. 

tendinõs, nl. (fr. tendineux; v. nl. tendo, fr. ten- 
don, die Flechſe, Spannader) flechſig, fehnig; ten= 


Tentacnla 


dieren, |. (tendöre) jpannen, ausdehnen; ftreben, 
zielen od. abzielen, beziveden, fich hinneigen; Ten⸗ 
denz, f. nl. (fr. tendance) das Streben, die Neigung 
oder Richtung nad) einem Ziel, Abzielung, Abficht, 
der Zweck, 3. B. eines Buches; Tendenzroman,m. 
ein Roman, welcher bejtimmte fünftlerifche, poli— 
tifche, religiöfe od. joziale Lehren entwidelt; ten= 
dentids od. tendenzids, nad) einem bejtimmten 
Zweck hin gerichtet, abſichtsvoll; Tenſion, f. J. 
(tensĩo) die Dehnung, Ausſpannung, Geſpanntheit 
tendre, fr. (fpr. tangd'r; v. J. tener) zart, zärtlich; 
weich, mild, lieblich; empfindlich, mweichherzig; 
mürbe; Tendre, n. zärtliche Neigung oder Vor- 
liebe (ein Tendre für etwas od. jemand haben); 

Tendrefie, k. (ſpr. tangdreſſ') die Zärtlichkeit, zärt- 

liche Quneigung; Weichheit; Tendrete, f. die Zart- 

heit, Mürbigfeit von Speisen. 

Zenebrarins,m.pätl.,od. Tenebrio, m. I. (v.tene- 
brae ‚ Pl. Finfternis) ein Finfterling, Duckmäuſer; 
Betrüger; Tenebrivniten, pl. nl. Schlupffäfer. 

t6nero od. teneramente, auch con temer6zza, 
it. (v. l. tener, zart) Tonf. zärtlich, weich, ſchmei— 
chelnd, mit Zärtlichkeit. 

Tenesmus, m. l. (v. gr. tönesmös od. teinesmös, 
v. teinein, dehnen, ſpannen) Heilf. ver Stuhlzwang, 
Leibzwang. 

Tendtte, f. fr. (von tenir, halten, faſſen) Heilf. das 
Blafenftein- Zängelden; aud der Gteinlöffel; 
tenez! (fpr. teneh) eig. haltet od. halten Sie! da, 
nehmt hin, da haben Sie! 

Tenge od. Tenga, |. Tanga. 

Tennantit, m. eine Art Schwefelfupfererz od. Fahl- 
erz in Cornwallis (nad) dem engliſchen Chemiler 
Tennant, ft. 1815, benannt), Arfeniffahlerz. 

Tennis, n. engl. Balljpiel; Lawn-tennis, Rafen- 
Ballipiel (von lawn, Rafen, Wiefe); Tennishall, 
Spielball. 

Tenoͤchten od. Tenoͤchchi, pl. — Azteken (f. d.), 
von denen ihre Hauptitadt Tenodtitlan (oder 
Mexiko) ven Namen hat. 

Tenontägra, n. gr. (v. tenon, Sehne, Flechſe) Heilf. 
die Flechjen- od. Muskelgicht; Tenantographie, 
f. Sehnenbejchreibung; Tenuntologie, f. Sehnen- 
lehre; Tenontomie od. Tenotomie, f. die Durch⸗ 
ſchneidung der Sehnen, der Sehnenſchnitt. 

Tenor, m. l. (von tenẽre, halten) die Haltung, un- 
unterbrochene Fortdauer, Währung; daher uno 
tenöre, ununterbrochen, in einem fort; ferner der 
Sinn, Anhalt eines Geſetzes, Urteils, einer Ber- 
fügung ꝛc.; auch die Art und Weife; ein faufmän- 
niſches Gutachten; Tonk. Tenör_(v. it. tenöre, 
d. i. eig. Weife, Melodie), die höhere Mannsſtimme; 
Iyrifher Tenor, eine weichere, zum Xiede bef. 
geeignete Tenorftimme, entgeg. Heldentenor; 
Tenore primo, m. der erite, Döbere Tenor; T. se- 
cundo, m. der zweite, tiefere Tenor; T. buffo, m. 
der in der fomifchen Oper die höhere Männerjtimme 
fingt (vgl. Buffo); Tenorift, m. ein Tenorjänger; 
Tenor=Horn, ein Flügelhorn, deſſen Umfang von 
As bis c reicht und deſſen Partie in der Partitur im 
Tenorſchlüſſel gefchrieben wird; T.-Schlüſſel, der 
auf der vierten Notenlinie — Muͤſikſchlüſſel, 
der angibt, daß die auf dieſer Linie ſtehende Note c 
heißt und dementſprechend die übrigen zu leſen find 

Tenotomie, j. unter Tenontägra. 

Tenſion, j. unter tendinös. 

Tenſon, ſ. TZenzone. 

Tent, n. engl. Zelt, auch ein fliegender Zirkus. 

Zentacäla, pl. nl. (v. I. tentäre, befühlen; vgl. ten⸗ 
tieren) Fühlhörner, Fühlfäden; Tentakuliten, pi 


Tentamen 


eine Art verjteinerter Pflanzentiere in Geftalt von 
Fühlhörnern oder fegelfürmigen Röhren. 
Tentämen, l. (v. tentare, —— prüfen) Vor⸗ 


prüfung, Zwiſchenprüfung; Tentämen physi- | 


cum, Borprüfung der Mediziner in Naturbejchrei- 

. bung, Anatomie und ont nad zweijährigem 
Studium; durch diefe werden fie Kandidaten der 
Medizin und erſt dann, nachdem fie diefes Ten- 
tamen abgelegt haben, beginnt ihre eigentliche ärzt- 
lihe Ausbildung. 

Tente-abrij f. fr. (jpr. tangt-abrih; v. tente, 
u. abri, ſ. d.), franz. Benennung für das in Algier 
und überh. im Orient gebräuchliche Schußzelt od. 
Raftzelt, da8 nad) der Schattenfeite offen ijt und 
nicht als Wohnzelt dient. 

tentieren, I. (tentäre) eig. betajten, angreifen; pri» 
fen, unterſuchen; verfuchen; in Verſuchung führen, 
reizen, verleiten; Tentation, f. (I. tentatio) die 
Berfuhung, Anfechtung; tentatin, verſuchend; 
Tentätor, m. ein Berjucher, Prüfer. 

Tentüre, f. fr. (Ipr-tongtütr; ml. tentüra, v. ten- 
dere, ausfpannen) die Tapezierung, der Tapeten» 
behang, die Tapete. 

Tenüe, f. fr. (jpr. t'nüh; v. tenir, halten) die Hal- 
tung, Führung; der Anftand; die anjtändige Klei- 
dung, bei. der Soldaten; dah. en grande tenue, 
in großem oder Prachtanzug; em petite t., in 
Hleinem oder Übungsanzug; Marichtenüe, f. 
———— 

Tennis, f., pl. Zenues, l. (v. tenüis, dünn, sc. lit- 
tera) die ſtarren und harten Mitlauter p, t,E (vgl. 
Media); Tenuität, f. (lat. tenuitas) die Dünne, 
Magerkeit; Armut, Armfeligfeit, Geringfügigfeit. 

Tenüta, f. it. (von tenére, halten, befigen, bewoh— 
nen 2c.) 1. ein Landgut, Gehöft; 2. auch Tenüte, 
Tonk. ein Halt- od. Ruhepunkt in einem Tonjtüde; 
ein Ton, den man eine Zeitlang aushält, vgl. 
Fermate; tendto, gehalten. 

Tenzöne,f. (it. tenzone, tenza, prov.tenson, tensa, 
altfr. tenson, tence, Streit, Streitgedicht, v. prov. 
tensar, altfr. tencer, jtreiten, en vertei⸗ 
digen, neufr. tancer, ausſchelten, lat. gleichſ. ten- 
tiare, von tenẽre, tentum, feithalten, behaupten) 
Wechſel- od. Wettgejang, Streitgedicht, eine Gat— 
tung wißiger poetifcher Spiele bei den provenza- 
lichen Dichtern. 

Teocaͤlli, n. mexikan. eig. Gotteshaus; din Tempel- 
bau der Azteken in Mexiko. 

Tephillim od. Thephillim, pl. rabbiniſch (v. hebr. 
tephilläh, ®ebet) jchmale ſchwarze lederne Bet- 
Riemen, welche die Juden beim Gedet um Kopf 
und Arme zu binden pflegen. 

Zephroit,m. gr. (v. téphra, Ajche) der Afchenftein, 
eine en. Steinart, aus Fiejelfaurem Mangan- 
orydul beitebend; Tephromantie, f. die Wahr- 
fagung aus Ajche, bejond. ver Opfer, = Spodo- 
mantie. 

Zepidarium, n.!. (v. tepidus, laumarm) ein Lau- 
bad, Zimmer, wo lau gebadet wird; auch ein lau— 
warmes Gewächshaus mit 5—-IINR. Temperatur. 

Teplizh, pl. jlav. (v. tepla, warm) warme Quellen, 
daher der ähnlich Tautende Name von Badeorten, 
wie Tepliß ıc. 

Zeratologie, f. gr. (v. teras, pl. terata, Wunder» 
eichen) die (bibl.) Wunderlehre, Wundererzählung; 
Seile. Lehre von den Mißgeburten; Naturf. Lehre 
von ber regelwidrigen —— der Pflanzen und 
Mineralien; teratoloͤgiſch, die —* von den 
Wundern betreffend; Teratolith, m. Wundererde, 
Steinmark, Eiſenſteinmark; Teratojfopte, f. das 


eit, 


terminus 861 


Wunderfehen, 3. B. in vermeintem Blutregen ꝛc.; 

| die Wunderdeutung. 

' Zerbium, n. nl. ein von Mofander entdedtes Me— 
tall, defjen Oryd (Terbiumoryd, Terbinerde) 

mit der Hitererde gemengt vorkommt. 

| Tercera,_f. jpan. (v. tercero, der dritte) die dritte 
Sorte; Terceroͤn, m., pl. Tercerönes od. Terces 
röng, ipan. Abkömmlinge von einem Europäer u. 
einer Mulattin. 

Terebelliten, pl. I. (von ter&öbra, Bohrer) verftei- 
nerte Schneden von der Gattung Terebellum, n. 
Kammekiemenfchnede mit Yänglicher, fpindelför- 
miger Schale. 

Terebinthe, f. f. unter Terpentin. 

Terebra, f. I. der Bohrer, bef. ala —6 
Werkzeug, vgl. Trepan; Terebräteln, pl. nlat. 
(terebratülae) Bohrmuſcheln, Lochmuſcheln; Tere⸗ 
bratulit, m. eine verſteinerte Bohrmuſchel; Teres 
bration, f. (l. terebratio, v. terebräre, bohren) 
die Anbohrung, Anzapfung, z.B. eines Baumes, 
um den Saft daraus zu befommen. 

Teredo, f. |. (v. gr. teredon) der Holzwurm, Bohr- 
od. Schiffswurm; Heilf. = spina ventosa; Tere⸗ 
dinen, pl. neulat. eine Art verjteinerter Röhren- 

Zerella, j. Terrella. ſmuſcheln. 

Terem, m. od. n. altruſſ. (ſpr. tjerömm; verw. d. 
dtſch. Turm) der Frauenturm, das Frauengemach, 
Frauen-Abteilung in den Burgen der ruſſ. 

aren. Ä 

Terefis, f. gr. (v.terein, beobachten, hüten 2c.) ge- 
naue Beobachtung, Bewachung. 

Tereẽtrum, n. gr. (ter&tron, v.terein, bohren) Boh- 
rer, = Trepan, |.d. 

tergum, n. l. tergo, m. it. der Rüden, die Rüd- 
jeite; in tergo, auf dem Rüden, auf der Rüdfeite 
eines Wechſels (vgl. endojjieren); tergiverfies 
ren, !. (tergiversäri, eig. den Rücken wenden) ſich 
tweigern, ausweichen, Ausflüchte juchen, Hinhalten, 
Dinaichen ; Zergiverfation, f.(l.tergiversatio)die 

usfludht, Weigerung, Zögerung, der Winkelzug. 

Zerme,m., pl. Termen, ft. (terme, v. l. terminus, 
j.d.) Grenziteine, Grenzfäulen, Bildfäulen. 

Termin, Termination, terminieren zc., |. unt. 
terminus. 

Terminthus, f. gr.(t£rminthos, eig. = Terebinthe) 
Heilk. Hundsblattern, ſchwarzblaue Blutſchwären, 
beſ. an ven Schenfeln (jo genannt wegen Ahnlichkeit 
mit der Terebinthenfrudt). 

terminus, m. l. die Grenze, das Biel; als Eigen- 
name: Terminus, der Grenzgott bei den alten 
Römern; dah. Termin, m. ein Grenzpunkt in der 
Be bejtimmter Zeitpunkt; auch Sri bis zu einer 
ejtimmten Grenze; bej. Rſpr. ein anberaumter 
Gerichtstag, gerichtlihe Vorladung, Gerichtöver- 
handlung, ehem. die Tagefahrt, friſt; ——— 
Lieferzeit; Terminus, m., pl. Termini, Sprach⸗ 
u. Denkl. ein beſtimmt begrenzter, genau bezeich— 
nender Ausdruck, Wort, beſ Kunſtausdruck; Haupt» 
begriff in einem Schluſſe, Glied eines Verhältniſſes; 
in terminis (bleiben), in den gehörigen Schran— 
fen; in suis terminis (lafjen), bei ten Aus» 
drücden, in feinen Grenzen, bei feinem Amte 2c.; 
terminus a quo, der Anfangspunft oder Zeit» 
Den von welchem man etwas rechnen muß, die 
eginnzeit, der Tag, von wo ab; t. ad quem, 
der Zeitpunft, biß zu welchem man etwas rechnen 
muß, die ——— Endfriſt, der Tag, bis wo— 
bin; t. major, Oberſatz beim Schluß; t. minor, 
Unterfag beim Schluß; medius t., der Mittelbe- 
griff, Berbindungsbegriff, das Mittelglied in einem 





862 Terminus 


Bernunftichluffe; t. peremtorius od. perempto= 
riiher Termin, der lebte od. entjcheidende Ge— 
richts- od. Stichtag, die unverjäumbare Frilt, aud) 
t. praeclusivus, ſ. präkluſiviſche Friſt; t. 
techniecus, ein Kunftwort, Fahausdrud, Kunjt- 
ausdruck (pl. termini techniei, vgl.tehnifch); — 
terminäl, die Grenze betreffend, zur Grenze ge- 
börig; Terminalien, pl. (. Terminalia) Grenz- 
feite zu Ehren des Gottes Terminus; termina- 
liter, ziel- oder friftgemäß von Friſt zu Frilt; 
terminieren (I. terminäre), begrenzen, endigen, 
beichliegen; ablaufen, aufhören; auch von den 
Bettelmöncden 2c. einen gewifien Bezirk bereifen, 
darin herumftreihen, um Almofen zubetteln: Ripr. 
GerichtStag halten; Terminarius, T rminant 
oder Berminterer,m. nl. ein Bettel'v rich, Betts 
ler, p!. Termindnten; Terminäte. >. I. Ripr. 
beendigte, abgemachte Sachen; Termination, f. 
(l. terminatio) die Begrenzung, Grenzſetzung od. 
Le Beendung; Verminet, £. (mi. ter- 
minia) der Bezirk; Sammelfreig eines Mönches, 
worin er für jein Klofter Almofen fammelt :c.; 
Terminismus, m. nlat. die Zielſetzung, Zielbe— 
ftimmungslehre, Lehre der Vermintiten, pl. Ona- 
denfriltler, Leute, welche lehrten, Gott habe jedem 
Menjchen eine Önadenfrift (Termin) zur Befferung 
gejegt, nach deren Verfluß er feine Vergebung zu 
erwarten habe; Terminologie, f. l.-gr. die Kunſt⸗ 
ſprache, das Kunſtwörtertum, die Kunftwörter- 
kunde, Kunſtwörtererklärung, Lehre und Inbegriff 
der gebräuchlichen Runfiausdrüde einer Wiſſen— 
ſchaft 2c.; terminoldgtfch, zur Kunſtſprache ge- 
börend, die Kunjtwörter ‚betreffend. 

Terminus, m. engl. (ipr.töhrmenöß) Grenze; End- 
itation, Hauptbahnhof; befonders: Hötel Ter- 
minus, Öafthof zum Hauptbahnhof. 

Zermite, f., pl. Zermiten (fr. termite, termös; v. 
l. termes, tarmes, Gen.tarmitis, Holzwurm) aus⸗ 
ländijche weiße Ameijen, Holzläufe in den Tropen- 
ländern, wegen ihres Kunjttriebes merkwürdige 
Inſekten, die in Afrifa in großen Gejellfchaften 
leben, und fich fegelförmige, 3 bis 4 m hohe Ge- 
bäude von Lehm und Sand aufführen, aber aud) 
an allen Holzwerk ꝛc. furchtbare Verwüſtungen 
anrichten. 

Ternaux⸗Wolle, k. (ſpr. terno —; öfters auch jo ge- 
ſchrieben) nach einem franz. Schafzüchter benannte 
verfeinerte Wolle. 

Terne, f. (fr. le terne, it. terno, m.; v. lat. terni, je 
drei) ein Dreitreffer in Zablenlotterien, der dritte 
Gewinn; ternätim, nl. Bot. zu dreien jtehend; 
ternär, !.(ternarius, fr.ternaire) dreifach, gedritt; 
ternäre VBeriode, die dritte und jüngfte Periode 
der Erobildung; Serniön, f. eine Verbindung von 
drei Dingen; in der öjterreich. Amtsſpr.: ein Band 
od. Abſchnitt gefchäftlicher Aufſchreibungen. 

ternieren, fr. (ternir, v. terne, matt, triibe) trübe 
od. matt machen; den Glanz verlieren; Ternier⸗ 
jarpett, pl. im Beugdrud: Berwandlungsfarben, 
* bergreifen zweier benachbarter Farben ent⸗ 
ſtehend. 

Terven, pl. in Friesland gegen Uberſchwemmungen 
angelegte und zur Zuflucht dienende Hügel. 

Zerpentin, m. (v. l. terebinthina, sc. resina; perſ. 
termentin) flüffiges Harz od. harziges DI, urfpr. 
v. dem Terpentinbaum od. der Terebinthe 
(gr. ter&binthos, terminthos) auf der Inſel Chio 
u. Zypern; aud) von andern Nadelhölzern, nur 
geringer an Güte. Durch Deitillationde3 Terpen- 
tins mit Wafjer erhält man Terpentinöl (im 


| 


terrieren 


gereinigten ZuftandeauhmwohlTerpentinfpiri- 
tus genannt), und als Rüdjtand Kolophonium. 

Terpodion, n. gr. (von terpein, erquicden, ergötzen, 
u. öde, Gefang) Klangergögung, ein von dur ⸗ 
mann zu Friedrichroda bei Gotha 1813 erfundenes 
Tonwerkzeug, das durch Reibung von Holzſtäben 
an einer durch Treten in Umſchwung geſetzten 
Be Flöten⸗, Horn- und Fagott-Töne hervor- 

ringt. 

Terpiichöre, f. gr. (v. terpein, ergößen, u. chorös, 
Tanz) die Tanzfrohe, die Muſe ( d.) des Tanzes; 
dah.eine Tochter, einSchülerTerpfihöres, 
eine Tänzerin, ein Tänzer; Sternf. ein Aſteroid, 


.. 1864 von Tempel entdedt. 


terra, f. 1. Erde, Land; sit illi (tibi) terra levis, 
e3 jei ihm (dir) die Erde leicht! od. janft ruhe feine 
(deine) Ajche! — terra cotta, f. it. (v. cotta — l. 
cocta) eig. gefochte, gebadene, d.i. gebrannte Erde; 
gebrannter Ton, Töpferton; antite Bildwerfe aus 
diejem Stoffe, bei. Tongefäße; t. di Siena, Gie- 
niſche Erde, eine bräunlichrote Aquarellfarbe; t. 
firma, J. feites Land; t. incognita, unbefanntes 
Land; t. foliäta, blätterige Erde, Blättererde; t. 
novälis, Neuland, Neubruch, Rottland; erit vor 
furzem urbar gemachtes Land; t. sigilläta, ſ. 
Bolus; Terrain, n. fr. (fpr. terräng) das Erd— 
reich, der Grund u. Boden, dad Gelände, die Erd- 
gegend, Bodengeitaltung, bef. in der Kriegsk. hin- 
fichtlich ihres Einfluffes auf Stellung u. Bewegung 
der Truppen; daher Terrain Abfall, Bodenab- 
dachung; T.⸗Erwerbung, Bodenerwerbung; T. 
gewinnen, Boden gewinnen; Fortſchritte machen; 
2.-Schwierigfeiten,ungünitige Bodengeſtaltung; 
die T.-Kunde, T.⸗Lehre, Orksbenützungskunde, 
Lehre von den Bodenverhältniſſen; T.-Verhält⸗ 
niffe, Bodenverhältniſſe; Bau-⸗T., Bauplatz, Bau- 
gebiet; Bahn-T., Bahngebiet 2c.; Terrarium, n. 
mit Erde gefüllter Glaskaſten, in dem tropiſche 
Pflanzen, Schlangen, Eidechſen zc. gezüchtet wer- 
den; Terrafie, f. die ſtufenweiſe aufiteigende Erd- 
erhöhung, die Erdftufe, die Erdbanf, Rafentreppe; 
Erdivall, Bergitaffel; Plattform; Mal.der Border- 
rund, 3.8. einer Laͤndſchaft; terrafiieren (fr. 
terrasser),abjtufen, ſtufenweiſe erhöhen, Erdjiufen 
machen; auch niederwerfen, zu Boden werfen; ters 
raſſierte Werle, Kriegsk. an Bergabhängen in 
Abitufungen angelegte Befejtigungswerfe; Ter⸗ 
Tajlierer, m. (fr.terrassier) ein Schanz⸗ od. Wall- 
gräber; Terrazzs, n. it. ein venetianijcher Ejtrich, 
Slanz-Eitrih; Terréèlla vd. Terrelle, f. nl. (Di- 
minutiv v. terra) ein fugelfürmiger Magnet zur 
VBeranjchaulihung des Erdmagnetismus; Terre⸗ 
neuve, £. fr. (fpr. tär’ nömw’) Neuland, neues Land, 
neu entdedtes Land, bejond. =Nemfoundland; 
terreiter, I. (terrestris, e) od terreſtriſch, erdicht, 
irdiſch; von der Erde, dem Erdförper herrührend, 
den Erdförper, aud) das Feltland betreffend. 
Terre-A-terre, n. fr. ein Galopp in kurzen, fehr 
niedrigen Sprüngen, bei dem dag Pferd beide Bor- 
derichenfel zugleich hebt und dann zugleich nieder- 
fegt, während die Hinterjchentel den vorderen fol- 
gen. [fel und Kalt). 
Terreiin,n. Aſphalt (aus Steinfohlenteer, Schwe- 
Zerreur, terribel, |. unter terrieren. ! 
Zerrier, m. engl. (pr. terreör; aud) franz. terrier, 
eig. chien terrier, Dachshund, ml. terrarius, von 
l. terra, frz. terre, Erde) Erdhund. 
terrieren, I. (terrere) einen fchreden, ihm Schreden 
einjagen, ihn furchtſam machen; fochende Zuder- 
maſſen durch plögliches Hinzugießen von kaltem 


Terrine 


Waſſer fären; terribel (l. terribilis, fr. terrible), 
ſchrecklich, fürchterlich, grauenvoll, entjeglich; Ter— 
rition, f. pätl.territio)dieSschredung, das Bange- 
maden; Terror, m. l. der Schreden, fr. Terreur, 
f. (pr. terröhr) befond. die Schreckenszeit der franz. 
Nevolution;terror paniceus,j.paniiherSchret- 
fen unter Ban: Terrorismus, m. neulat. die 
Schredensherrihaft, Regierung durch Schreden, 
bei. die Schredengzeit der franz. Revolution von 
1793— 1794: Terroriſt, m., pl. —en, ein Schref- 
kensmann, ein Anhänger der Schredensregierung; 
terroviitiich, ihredend;terrerifieren, mit Furcht 
und Schreden erfüllen, fchreden; durch Schreden an 
der Betätigung der freien Meinung behindern. 
Terrine, f. fr. (v. terre, Erde) eine irdene Suppen» 
Schüfjel, Tief Schüfjel. 
Territorium, n. l. (v. terra, Land) der Grund, Bo— 
den, Bezirk, das Gebiet; in den Vereinigten Staa- 
ten von Nordamerifa ein dur Kongreßakte abge- 
grenztes Landgebiet, das noch nicht die zur Auf 
nahme in den Staatenverband erforderliche Ein- 
mwohnerzahl enthält u. durch einen von der Unions— 
regierung ernannten Statthalter regiert wird (engl. 
territory); territoriäl, I. zu einem Gebiete ge- 
rl dasjelbe betreffend; Territorial-Armece, 
. die franzöfische Landwehr; T.-Kondominät, n- 
die Gefamtregierung mehrerer Fürjten über ein 
Gebiet; T.-Heer, Landesheer; T.-Politil, f. die 


Art der Staatskunſt, welche Das eigene Gebiet zu , 


vermehren u. die Vergrößerung anderer Staaten 
zu verhindern ſucht; &.=Prinzin, n. der Rechts» 
grundjaß, nad) dem alle Berjonen, die jich in einem 
Staate aufhalten, der Oberhoheit und den Gejegen 
diejes Staates unterworfen find; T.-Rechte, p)- 
Gebiet3-Nechte, Grundgerechtigkeiten, landesherr— 
liche Rechte in Hinſicht des Grundes und Bodens; 
bei. im ehem. deutſchen Reiche: die Rechte der Lan— 
desherren im Gegen]. des Kaijers und Reichs; T.— 
Syſtem, n. die Anficht, wonach die Kirche als ein 
Zeil im Gebiete des Staates demjelben völlig un- 
tergeoronet ift, 3. U. v. Episfopal- und Kolle— 
gial-Syitem; ein Wehrſyſtem, deſſen Einrichtung 
ih genau an die Zandeseinteilung anjchließt. 
Terror, Terrorismus, j. unter terrieren. 
tertius, a, um, J. der, die, das dritte; Tertlus, m. 
der Dritte, dritte Lehrer; tertius interveniens, 
ein dritter Dazwiſchenkommender, ein Schiedgrid)- 
ter; per tertium, durch einen dritten, 3. B. etwas 
bejorgen lafjen; tertia vice, l. zum dritten Male; 
Zertia, f. die dritte Klafie; eine Gattung Buch» 
druderjchriften, j. unter Lettern; Tertie, aud) 
Terzie oder abgef. Terz, f. (it. terza) Tonf. der 
dritte Ton vom Örundton an; Fechtk. die dritte 
Stoßart; Mepf. der 60. Teil einer Sekunde; Bil- 
lardip.das Machen eines Balles durch einen dritten 
Ball, der zwifchen dem Ball des Spieler3 und dem 
zu machenden jteht; Kartenfp. die Dreiblattfolge, 
drei aufeinander folgende Blätter gleicher Farbe; 
in Klöjtern die Betzeit von 9 Uhr vormittags an 
(tertia horärum canonicärum); Tertia-Wechſel, 
m, ein dritter Wechjel od. Drittwechjel, ein Wechjel 
in drei Eremplaren, ſ. Tratte; tertium, n. das 
Dritte; pro tertio, zum dritten, drittens; das 
tertium comparatiönis,derVergleihungspunft, 
Ahnlichkeitspunkt zweier verglichenen Gegenftände, 
das zum Bergleicd) Herangezogene Dritte; tertium 
non datur, ein Drittes over ein dritter Fall fin- 
det nicht itatt, d. i. e8 gibt fein Drittes od. Mitt- 
lere3 zwijchen zwei entgegengejegten Dingen; Ter— 
tiäl, n. nl. ein Dritteljadr; Tertiäner, m. (lat. 


| 
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| 


Zeit 863 


tertiänus) ein Schüler der dritten Klaſſe; Yertiän- 
Fieber, n. (Il. febris tertiäna) ein dreitügiges Fie— 
ber, Wechjelfieber, welches einen Tag um ven an- 
dern, alfo immer am dritten Tage eintritt; tertiär 
(l. tertiarius, eig. das Drittel enthaltend), die dritte 
Stelle in einer Solge einnehmend, 3. B. tertiäre 
Gebirge od. Tertiärformation, £. die jüngeren 

eichichteten Gebirgsmaſſen, zwiichen den jefun- 

ären (f. d.) und den Diluvial-Bildungen 
(ſ. d. — vgl. auch evcän); Zertiarius, m. ein 
unter dem Provinzial ſtehender Sefuitenoberer; 
Tertiarier, pl. Franzisfaner-Mönde von der 
dritten Klaſſe; Terzett, n. (v.it. terzetto) ein Drei- 
gejang, Dreifpiel, Tonftüc für drei Stimmen; Ter— 
sine, f., pl. Terzinen (it. terzine), Dreizeilen, 
Drillingsreime, dreizeilige, durch die Neimftellung 
verfettete Strophen, aus fünffüßigen jambifchen 
Berjen beftehend. 

Tertülia, £. in Spanien die Galerie im Schaufpiel- 
hauſe; eine Abendgefellichaft, Kränzchen. (Sonannte 
man jeit der Mitte des 17. Zahrh. die Logen der 
oberen Reihe in den beiden Haupttheatern zu 
Madrid, die früher desvanes, Oberböden, geheißen 
de und in denen vorzugsmeije die gebildete 

elt und die Geiftlichen ihre Sige nahmen. Es 
war danıal3 Mode, den Kirchenjchriftiteller Ter- 
tullian zu Studieren, und die Prieſter pflegten ihre 
Predigten mit Stellen aus ihm zu zieren, weshalb 
man jte ſcherzweiſe Tertullianten und ihren Plaß 
die Tertulia nannte). 

Terzeröl, n. (v. it. terzeruölo, von terzuolo, das 
Männchen von einem Falken oder Habicht, prov. 
tersol, fr. tiercelet, ml. tertiölus, v. I. tertius, 
der dritte, weil der Sage nad) der dritte im Neſt 
ein Männchen ift) eine Tafchenpiftole, eine fleine 
Piſtole. 

Terzerons, ſ. Terc—; Terzett, Terzie, Terzine, 
ſ. unter tertius. 

Tefa, f. it. Ort zum Negftellen, Bogelfang mit Leim— 
au auc) die Klafter, ein jardin. Längenmaß — 

‚12 m. 

Tesbih, m. arab. (pr. h fait wie ch; von sabaha, 
beten) das Gebet; der Gebrauch des Roſenkranzes 
beim Beten, und der türkiſche Roſenkranz jelbit. 

Teichine, f., pl. Teſchinen, gezogene Büchjenröhre 
v. Zeichen (im öjterr. Schleften); Teſching oder 
Teſchink, m. oder n. eine Windbüchje mit jehr 
engen Rohr, ein leichtes Gewehr jehr kleinen Ka— 
liber3, Zimmergewehr. 

Teſchrifädſchi, m. türk. (v. arab. teschrifät, Ehren» 
bezeigungen, Gebrauch3vorjchrift bei Feierlichkeiten) 
der Seremonienmeifter. 

Tesferch, m. arab. (tedskereh, von dsakar, ſich er- 
innern, erwähnen) ein Denfzettel, Handjchreiben, 
eine VBerfchreibung; Schuldſchein; Beglaubigungs- 
ſchein (Bertififat); türk. Beftallung; Teskeredſchi— 

Baſchi— m. (vgl. Baſch) ein türf. Beamter, welcher 

die Bittfchriften Tiejt, der erjte Sefretär, eine Art 
Vizekanzler. 

Teslalicht, n. (nad) dem Phyſiker Tesla benannt, 
der e3 erfand), elektriiches Büſchellicht, durch elef- 
triſche Wechjelftröme von befonders hoher Span- 
nung erzeugt. 

te — l. (tessellarius, von tessella, Würfel, 

erkl. v. tessöra, vierediges Stück, Würfel) würf- 
lig, gewürfelt; teffellieren, nl. Moſaikarbeit (ſ. d.) 
verfertigen; Teſſeral-Kies, m. Hartkobalterz, 
Arſenikkobaltkies. 

Zejt 1., m. engl. (v. I. testäri, bezeugen) die Probe; 
die Abſchwörung des Papites, ein engl. Neligions- 


864 Teit 


Eid, womit jeder, der ein öffentliches Amt antreten 
will, bezeugt, daß er fein heimlicher Katholif jei, 
auch der Teſt-Eid; dah. die Teſt-Akte, Das Ge— 
jeg, welches die Abſchwoöͤrung der päpftlichen Ober- 
berrichaft verlangt, vgl. Akte. 

Teft 2., m. (v. I. testum, testa, irdenes Geſchirr, 
Scherbe) ein flaches, rundes Probierſchälchen aus 
feuerfeftem Ton; auch die aus ausgelaugter Aſche 
gebildete Vertiefung im Treibherde, mo das abzu- 
treibende Metall geſchmolzen wird. 

Teſta, f. 1. Schale, Hülle, auch: Samenhülle. 

Teſtacéen, pl. |. (testac£a, v. testa, irdenes Geſchirr; 
Schale der Schaltiere ꝛc.) Schaltiere, Schneden u. 
Muſcheln; Tejtaciten, pl. nl. verjteinerte Schal- 
tiere. 

ZTeitament, Teftator 2c., j. unter teftieren. 

Zeitäo oder Tuftän, port. (fpr. teftdong), Teſtoͤn, 
jpan., Teſtöne, it., m. (v. ſpan. u. it. testa, Kopf, 
weil das Gepräge ein Kopf war) eig. ein Kopfitüd, 
eine Rehnungsmünze, in Portugal jet ein Stüd 
von 100 Reis — 0,4125 M, früher 0,49 bi3 0,59 .4 
wert; in Stalien (Teftone) = 1,28 bis 1,32 „4 wert. 

$eftieren, I. (testäri) bezeugen, befräftigen, dartun; 
bei. jeinen legten Willen jchriftlich bezeugen oder 
feitfegen, ein Vermächtnis maden, testantibus 
actis, Rſpr. nad) Ausfage der Verhandlungen, 
od. wie die Urkunden bezeugen; testäto, legtwillig, 
mit N, einer Erbverfügung (jterben); 
Teftament, n. (l. testamentum) der legte Wille, 
Villens-Erklärung, legtwillige Verfügung; aud) 
der jogen. göttliche Gnadenbund und die denfelben 
bezeugenden Religionzurfunden: das alte u. das 
neue Zejtament, der alte und neue Bund, die 
alte und neue Glaubens- od. Religionsverfafiung; 
der Inbegriff der diefelben enthaltenden Bücher, 
die Bibel; pertestamentum, durch förmliche letzt⸗ 
mwillige Berfügung; teftamentdriich (l.testamen- 
tarlus) oder feftamentlich, lestwillig, den legten 
Willen oder Nachwillen betreffend oder ihm zu— 
folge; Zeſtamentarius od. eitamentserelütor, 
m. ein Vollzieher des letten Willens; Teſtät, n. 
Zeugnis, Bejcheinigung; Veftäter, m. der Erb- 
jeger oder Erblaſſer; teſtatöriſch, nl. nach dem 
Willen des Erblafjers, von ihm verordnet; Teſtä⸗ 
trix, f. die Erbfegerin, Erblafferin. 

seitifizieren, I. (testificäri, von testis, |. d.) durch 
HBeugen erhärten; —— f. (l. testificatio) 
die Bezeugung, der Beweis durch Zeugen. 

—— m., pl. Zeftifeln (I. testicülus, pl. —i), 

IE Pode. 

Zeitimoninm, n., pl. Zeftimonig, I. (vgl. testis 
und tejtieren) daS Zeugnis, Beglaubigungsichrei- 
ben; testimonium egestätis, Bebür tigkeits⸗ od. 
Dürftigfeitszeugnig; t. integritätis, ein Zeugnis 
der Unverjehrtheit oder Unbefcholtenheit, beſ. das 
Ledigkeitszeuügnis der Berjonen, die fich verheiraten 
wollen; t. maturitätis, Zeugnis der Reife; t. 
morum, Sittenzeugni3; t. paupertätis, Armut3- 

eugnis; testimoniäles, pl. (sc.litt£rae) Beglau- 
igungsſchreiben für reilende Mönche. 

testis, m., pl. testes, I. ein Zeuge; t. classicus, 
vollgültiger Zeuge. 

testo di lingua, mn. it. jede ſprachlich muftergültige 
(affiihe) Schrift, Muſterſtück. 

Zeiton, Zeitone, |. Teitän. 

Zeſtũdo, £. (l. Gen. testudinis) die Schildfröte; ein 
urfpr. von einer Schildkrötenſchale gemachtes Sai- 
teninftrument, die Raute; ein im Altertum bei Be- 
lagerungen gebrauchtes Schuß- oder Schirmdad,, 
Sturmdadj; Heilf. die Schildfrötengeihwulft; ein 


Tetrab 


Verband, der bei Berlegungen des Knies angelegt 
wird. 


Tetänus, m.l., oder Tetänos, gr. (v. tetanös, ge- 


|pannt, b. teinein, fpannen) Heilf. Spannung, Er- 

ftarrung, beſ. de3 Haljes, Halzftarre (tetanus col- 

läris); Zotenftarre,derStarrframpf, Totenframpf; 

tetaniſch. ſtarrſüchtig, ſtarrkrampfig; tetaniſcher 
nal, Starrkrampfanfall. 


Zetartäg, f. gr. (tetartaia, v. tétartos, der vierte) 


Heill. daS viertägige Fieber; Tetartin, m. (von 
N wegen der Kriftallifation) Kiejeljpat, — 
it. 


Zete, f. fr. (pr. tät’; altfr. teste, prov., it. u. ſpan. 


testa, v.l. testa, Gefäß, Topf, Hirnfchale) der Kopf; 
Borderteil, die Oberitelle, Spite; Tete machen, 
die Stirn oder Spiße bieten, ich entgegen ftellen, 
Widerſtand zeigen; A la töte, an der Spitze, 3. B. 
eines a ftehen; tete à töte, Kopf an 
Kopf, von Angeficht zu Angeficht, unter vier Augen, 
Aug in Auge, jelbander; ein Titesd=-Tete, eine 
geheime Zuſammenkunft oder Unterredung unter 
vier Augen; ein Stelldihein; t&te-carr6ey f. (ſpr. 
=farreh) eig. ein vierediger Kopf, ein Querkopf, 
mit dem nicht viel anzufangen it; töte de pont 
neigen ), einBrüdentopf,eineßrüdenichange; 
&tes de lettres, pl. (pr. —d’letter) Brieflöpfe, 
Schriftföpfe in Kupfer- oder Steindrud. 


Teterka, j. Tjetjerka. 
Tethrippon, n. gr. (v. tettara, tetra—, vier, und 


hippos, Pferd) ein Viergefpann, vierfpänniger Wa— 
gen — Quadriga. 


Tẽths, f. gr. (verw. mit tẽthẽ, Amme, alſo etwa 


die Allnährende, Allmutter) Fabell. die Gemahlin 
des Meergottes Okeanos (f. unter Ozean); verſch. 
v. Thetis,f.d. 


Tetrachoͤrd, n. gr. (v. t6ssara, tettara, in Zuſam— 


menſ. tetra—, vier, u. chorde, Darmfaite) ein 
vierjaitige8 Tonwerkzeug; ein auf vier Saiten er- 
zeugter Akkord; tetradatthliſch (vgl. Daktylus), 
vierfingerig; Tetradraͤchmon, n. (vgl. Drachme) 
ein altgriech. Bierdrachmenftüd, ungef. = 2,42 4; 
Tetradynamia, pl. (v.dynamis, Kraft) viermäch⸗ 
tige Pflanzen mit Zwitterblumen, die 6 Staub- 
fäden haben, wovon 4 länger (mächtiger) als die 
beiden übrigen find, in Linnes Syitem Die 15. 
Klaſſe; Tetracdron od. Tetraäder, n. (v. hedra, 
Sig, Grundfläche) Größen!. ein Vierflächner, von 
4 gleichfeitigen Dreieden begrenzter Körper; Tex 
traetie, f. (v. &tos, Jahr) ein Jahrviert, Zeitraum 
von vier Jahren; Tetragön, n. ein Biere; Te⸗ 
tragonismus, m. die Kreisvierung, vgl. Dua- 
Dratur; Tetragrammäton, n. (von gramma, 
Buchftabe) ein vierbuchſtabiges Wort, beſ. der Name 
Gottes, weil er in mehreren Sprachen aus vier 
Buchſtaben befteht, 3.8. hebr. 717 (Jehovah), gr. 
®eög, I. Deus, fr. Dieu, jpan. Dios, dtjch. Gott; 
Zeiragynien, pl. Gewächſe, deren Blüten vier 
Staubwege haben; tetrakeriſch (v. keras, Horn), 
vierhörnig; Tetraͤktys, f. die Bierzahl; Tetra⸗ 
lemma, n. (vgl. Zenıma) ein viergliedriger hypo⸗ 
thetiſcher Schluß ; Tetralogie, f. das Vierfpiel, die 
Verbindung u. Aufführung von einem Satyripiele 
u. einer Trilogie (1. d.); Tetrameter, m. Verst. 
ein Viermeſſer, viergliedriger od. achtfüßiger Vers, 
auch lat. Octonarius, Achtfüßler; Tetrandria, 
pl. viermännrige Pflanzen, deren Zwitterblumen 
4 gleichlange Staubfäden haben, die 4. Klaſſe in 
Linnes Syitem. 


Zeträo, m. |. (gr. teträön) der Auerhahn; überh. 


das Waldhuhn. 


tetrapetaliich 


tetravetaͤliſch, gr. (v. tettara, tetra—, vier, und 
petalon, j. d.) vierblättrig, mit vier Blumenblät- 
tern; Tetrapharmäfon, n. (vgl. Pharmakon) 
Heilf. ein aus vielerlei Dingen beftehendes Heil- 
mittel; Tetraphylin, n. ein Mineral von gelber 
Sarbe, das bei Reiti in Finnland gefunden wird; 
tetraphhliich (vol. Phyllon), vierblättrig, mit 
vier Kelchblättern; Teträpla, f. eine vierſprachige 
od. vierfache Bibelüberfegung, Zufammenftellung 
der vier griechiichen Überfegungen des Alten Teita- 
ments; Tetrapddn od. Tetrapdden, pl. (v. püs, 
Gen. podös, Fuß) vierfüßige Tiere; Tetrapodos 
fithen, pl. Verjteinerungen von Vierfüßlern; 
Tetrapodologie, f. die Lehre od. Kunde von den 
Vierfüplern; Tetrapodte, f. die Vierfüßigkeit der 
Verſe od. das Meſſen derjelben nach 4 Füßen; auch 
4 zu einem Ganzen verbundene Versfüße; tetra- 
solttäntich, gr.-I. vieritädtiih; tetrapolitäna 
confessio, f. vierjtädtiiches Glaubensbefenntnis 
(der vier Städte Straßburg, Konitanz, Memmingen 
u. Lindau vom Jahre 1530); Tetrapterien, pl. 
gr. (vd. pteron, Flügel; nl. tetraptera) Vierflügler; 
tetrapteriich, vierflügelig; tetraptöta, pl. (vgl. 
Ptoſis) Wörter von nur vier Beugefällen; Te— 
traͤrch, m. (gr. teträrches, v. ärchein, herrſchen) 
ein Vierfürit, Beherricher des vierten Teils eines 
Landes, 3.8. von Paläftina; Tetrardhie, f. (gr. 
tetrarchia) oder nl. Tetrarchät, n. die Herrſchaft 
und Würde eines Bierfürjten; auch deifen Bezirk, 
das Bierfürjtentum; Tetrarrhändus, m. (vgl. 
Rhynchos) der Vierrüßler, ein Bandwurm mit vier 
Rüffeln; Tetras, f. (gr. teträs) die Vierzahl; te= 
trafpermiich (vgl. Sperma), vierjamig, mit vier 
Samenkörnern; Tetraſtichon, n. ein vierzeiliges 
Gedicht, eine vierzeilige Strophe; Tetraſtröphon, 
n. ein aus vier Strophen beitehendes Gedicht; 
Zetraitälen, ein vierfäuliges Bauwerk; Tetra 
ſyſläbon, n. ein vierjilbiges Wort; Tetrathien= 
| ure, f. (v. gr. theion, Schwefel) zweifach geſchwe— 
elte Unterfchwefelfäure; Zetroböfon, n. eine alt- 
grieh. Münze von 4 Obolen (j. Obolus), ungef. 
— 0,0 M.; Zetrödon, m. (von odũs, odon, der 
Bahn) der Bierzahn, Stachelbaud), eine Fifchgat- 
tung; Zetronerythrin, n. (von Erythrin, d. i. 
Kobaltblüte, folumbinrote Farbe) ein roter Farb- 
ftoff, der im ZTierreiche vielfach vorkommt. 
Sei f. gr. das Birkhuhn; nl. auch der Gras— 
üpfer. 
Teucrium, n. I. (von gr. teükrion) Gamander, ein 
ſtrauchartiges Ziergewächs von vielen Arten, z. B. 
Teucrium marum, ſ. Marum verum. 
Teut, m. ein fabelh. vergötterter Kriegsheld der 
alten Deutſchen, vgl. Tuisco; Teutoͤnen, pl. (l. 
Teutöni u. Teutönes) ein Volksſtamm der alten 
Deutſchen; teutoͤniſch, altdeutih; Tentomanie, 
f. die Deutſchtümelei; Teutonia, f. eine burjchen- 
ihaftliche Verbindung auf Hochſchulen; Teuto⸗ 
— ge ‚ie Shmel 
8, f. gr. (v. tekein, Schmelzen) die Schmelzung; 
ea — 5 
zer m. (v. I. textus, eig. das Gewebe; dann überh. 
efüge, Bufammenfügung, v. tex&re, weben ıc.; 
das zufammenhängende Wortgefüge einer Rede 
oder Schrift; die Grundſprache, Hauptworte eines 
Schriftiteller3 im Gegenjaß zu den Anmerkungen 
11. f. w.; bef. ein bibfither rundſpruch od. Haupt- 
Iap, die Örundlage einer Predigt; dah. uneig. eine 
gebührende Pflichtweifung, ein Verweis, 4. B. 


einem den Tert lefen; die Worte eines Gejang- 


ſtückes, im Gegenfag zur Muſik (z.B. ein Lieder- ; Thara 


Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Anft. 


Ihara 865 


tert, Operntert 20.); auch eine Gattung von 
Buͤchdruckerſchriffen, ſ. unter Lettern; textil 
(lat. textilis), die Weberei betreffend; Textil-In— 
duftrie, f. die verjchiedenen Ziveige der Spinnerei, 
Weberei, Wirferei, Näherei, Sticerei, Bleicherei 
u. ſ. w., zur Heritellung von Befleidungsftoffen ; 
ZT.⸗Pflanzen, Öejpinitpflanzen; Tertür, f. [. (tex- 
türa) daS Gewebe, Gefüge; die Fügung, Verbin— 
dung, Anordnung. 

Thaddäus, m. fyr. männl. Name: der Kluge. 

<halämng m. gt. (v. thälamos, eig. Sclafgemad), 

— Bot. die Lageritelle, das Fruchtlager der 
Blumen. 

Thalafjardhie od. Thalafjofratie, f. gr. (von thä- 
assa, Das Meer) die eeherrichaft; Thalaſſo⸗ 
meter, m. ein Meeresmeſſer, Werkzeug zur Meſ— 
fung der Ebbe und Flut, Meertiefenmeifer. 

Thalia, f. gr. (thalfa, eig. Blüte) Sabell. eine der 

razien (ſ. d.); Thalia, f. (gr. Thäleia) die Mufe 
(1. d.) des Schaufpiels, dah. Thalieng Tempel, 
Schüler ıc. fir Schaufpielhaus, Schaufpieler ꝛc.; 
Stern. ein Afteroid, 1852 von Hind entdedt. 

Thallit, m. grüner Epidot, = Piftazit. 

Thallium, n. nl. (v. gr. thällos, grüner Zweig) ein 
von Croofes 1861 entdectes, ım Schlamm der 
Bleifammern von Schwefelfäurefabrifen vorkom— 
mende3 eigentümliches Metall, das im Spektrum 
Ben grüne Yinien zeigt; es dient dazu, Glas ſtark 
ihtbrechend zu machen (vgl. Similibrillanten). 

—— m. ältere Benennung des grünen Farb⸗ 
toff3 der Flechten. 

Thallophoͤren, pl. gr. (von thallös, Zweig, und 
pherein, tragen) in dem alten Athen: Leute, Die 
an Feiten, bei. an den Banathenäen (f. d.), Ols 
zeige trugen, le 

Shallophäten, Pl. ar. Pflanzen, die ſich lagerartig 
ausbreiten, Lagerpflanzen. 

Thallus, m. gr. Lager, die eigentliche Kernmaſſe der 
Flechten und Algen, in der die Fortpflanzungs- 
organe enthalten find. 

Thalpiis, f. gr. (von thälpein, erwärmen) Erwär- 
mung, bei. — Wärmung; Thalpos, n. (gr. 
thälpos) feuchte Wärme. 

Than, m. in Schottland (Thane, angelj. thögen, 
thögn, then, Diener, Diener des Königs, Ritter, 
Edelmann) ein Adelstitel, dem Range eines Grafen» 
fohnes entiprehend; auch Statthalter, Landvogt. 

Thanätos, m. gr. der Tod; Fabell. der Gott des 
Todes, ein Sohn der Nacht, von unerbittlicher 
Strenge; Thanatoiden, pl. dem Tode ähnliche 
Krankheitszuſtände, wie Scheintod, Schlafjudt, 
Ohnmacht, Starrframpf; Thanatologie, f. die 
Todeslehre, Lehre von der Natur u. den Urfachen 
des Todes; auc Denkwiürdigfeiten von Toten; 
Thanatoindter, n. ein Todmeffer, Vorrichtung 
zur Feititellung des Todes; —— f. Heilf. 
das Abſterben, Brandigwerden eines Körperteils; 
Thanstophobie, f. die übermäßige Furcht vor 
dem Tode; Thanatuſia, pl. die Totenfeier, das 
Totenfeft. 

Thanksgivingdah, m. engl. (fpr. tshänksgivingdeh) 
Dankjagungstag, Landesdanktag, ein einfacher 
Dankfagungstag der Amerifaner, an dem für die 
im Jahre genofjenen Wohltaten gedankt wird. Er 
wird jedesmal vom Präfidenten bejtimmt, fait 
immer der legte Donnerstag im November. Diefer 
Tag darf nicht verwechfelt werden mit dem Set der 
Amerikaner zum Dante für die Heritellung ihrer 
ag N das am 4. Juli gefeiert wird. 

Fan Ad 

55 


866 Thargelion 


Thargeliön, m. gr. ein Frühlingsmonat der Athe— 
ner, Ende Mai und Anfang Juni. 

Thaumatologie, f. gr. (v. thauma, pl. thaumäta, 
Wunder) die Lehre von den Wundern; thaumato— 
loͤgiſch, die Wunderlehre betreffend oder dazu ge- 
hörig; Thaumatomadhie, f. die Wunderbeitrei- 
tung; Thaumatomächus, m. ein Wunderbejitrei- 
ter, Wunderfeind; Thaumatroͤp, m. der Wunder- 
dreher, die Wunderjcheibe, eine auf beiden Geiten 
mit den Beitandteilen eines Bildes bemalte Scheibe, 
die bei jchneller Drehung dasjelbe vervollitändigt 
ericheinen läßt; Thanmatürg, m. ein Wunder⸗ 
täter; Thaumaturgie, f. Wundertätigfeit, Wun— 
dertuerei; Zauberfunftitiide der Indier; thauma— 

Thaut, ſ. Thot. ſtũrgiſch, wundertätig. 

Theagõög, m. gr. (theagögös, von theös, Gott, und 
ägein, fiihren, herbringen 2c.) ein Götterbanner, 
Götterbeſchwörer; Theagogie, f. das Bannen, 
Herbeirufen der Götter; theaͤndriſch (von aner, 
Gen. andrös, Mann, Menſch) gottmenſchlich, gütt- 
li) und menſchlich; Thednthröpns oder Thean— 
thrõp, m. (v. änthröpos, Menſch) der Gottmenſch, 
Beiname von Sefus Ehriftus; Theanthropie, f. 
die Gottvermenſchlichung; Sheanthropologie, f. 
die Gottmenſch-Lehre, od. Lehre von der Bereini- 
gung der zwei Naturen in Sejus Chriftus. 

Theäter, n. (von gr. theätron, eig. der Zujchauer- 
plag, von theästhai, fchauen) die Bühne, Schau- 
bühne; der Handlungs: oder Schauplaß; Das 
Schauspielhaus; VBorftellung; Theater-⸗Conp, m. 
(fpr. —fuh) fr. (coup de theätre; vgl. Coup) ein 
Bühnenſtreich, überrafchender Augenblid od. Vor— 
fall eines Schaufpiels, eine Überraſchung, wie fie 
auf der Bühne üblich ift; Th.-Dichter, m. Schau- 
Ipiel- od. Bühnendidter; Th.⸗Entrepreneur, m. 
(fpr. —angt’rprenöhr) ein Bühnenunternehmer; 
theätrum anatomicum; n. [.ein Jergliederungs- 
Saal, eine Hergliederungs-Bühne; th. mundi, 
Theater der Welt, ein kleines Theater mit allem 
Zubehör, in welchem ganze Landichaften u. Städte 
mit ihren Bewohnern dargeſtellt werden; theaträ= 
liſch (I. theaträlis), bühnenmäßig, ſchauſpielmäßig; 

aufelhaft; Theatromanie, £. der leidenſchaftliche 
Theaterbeſuch; Theätik, f. gr. Die Sehlehre, Lehre 
vom Schauen. 

Thentiner, m., pl. Glieder eines Mönchsordens, 
zum Predigen gegen die Ketzer, zur Geeljorge, 
Krankenpflege 2c. verpflichtet, geitiftet 1524 vom 
h. Eajetan und dem nachmaligen Bapfte Baul IV., 
damals Biſchof zu Theate over Chieti. 

Thebain, n. (nach opium thebaicum, einer befjeren 
Opiumſorte, und dieſe nach der alten ägyptijchen 
Stadt Theben benannt) eine der im Opium nad)- 
gewieſenen organijchen Salzbafen. 

Theca, ſ. Theke. 

Theismus, m. gr. (v. theös, Gott) der Glaube an 
einen Öott, die Anerkennung der Öottheit; Theiſt, 
m. ein Sottgläubiger; wer das Dafein eines Gottes 
anerkennt (entg. Atheiſt), ganz allgemein, ohne 
nähere Beitimmung der Natur Diele Glaubens 
(verichied. Deift, ſ. d.). 

— m. (vgl. Teafholz) ein oſtindiſcher ſehr 

oher Baum, deſſen dauerhaftes Holz beſ. zum 
Schiffbau brauchbar iſt. 

Sue, m. gr. (v. tithEnai, jegen, legen) od. Theca, 
(. eine Kiſte, ein Schranf, eine Büchfe, Kapſel, ein 
Behältnis, eine Taſche: am Rhein ein Ladentifgh. 

Thekla, f. jpätgr. weibl. Name (vom gr. Theokles, 

ottesruhm, = altd. Godomar; vgl. Theofles), die 
Gottes Ruhm verkündet. 


Iheodofius 


heläfis, f. od. Theldsmus, m. gr. (v. thöläzein, 
jäugen; thele, Saugwarze, Nutterbruft) Heilf. das 
Säugen; Tpelitis, f. die Bruftwarzenentzündung; 
Thelönens, m. Anfchwellung der weiblichen Bruft 
Bruftwarzen-Schwellung oder -Geſchwulſt. 

Thelematulogie, f. gr. (v. thelöma, Wille, thelein, 
Ka die Willenglehre, ein Teil der Piychologie 
(ſ. d.). 

Thelfterion, n., pl. —ia od. —ten, gr. (v. thelgein, 
bezaubern) ein Jaubermittel. 

Thema, n., pl. Themäte, Themen und Themas, 
gr. (eig. das Geſetzte, Aufgeftellte; von tithenai, 
legen, Netfen) der Hauptſatz, Grundgedanke, Haupt- 

gedanke einer Rede 2c.; die Aufgabe zu einem Auf- 
jage, einer Abhandlung u. dgl.; der Grundgedanke 
eines Tonjtüds; Stoff, Beratungs- od. Gejprädhg- 
jtoff ; ver Vorwurf zu Bariationen, f.d.; thema 
probändum, L. ein zu beweiſender Satz; theind- 
tiſch, was ſich jtreng an fein Thema hält. 
hemis, f. gr. (eig. Satzung, Geſetz, Sitte, v. tithe- 
nai, jegen) Sabell. die Göttin der gejeßlichen Ord- 
nung und der Gerechtigfeit; (ihre drei Töchter, die 
Horen, heißen: Dife, Gerechtigkeit, Eunontia, 
gute gelebliche Berfaffung, u. Srene, Eintradt; 
auch Aiträa, Göttin des Eigentumsrechts, wird 
eine Tochter der Themis genannt); Sternf. ein 
Alteroid, 1853 von de Gasparis entdedt. 

Thenardit, m. (nad) dem franzöfifchen Chemifer 
Shenard genannt) natürliches Eriftallifiertes ſchwe— 
felfaures Natron, zu Espartina in Spanien vor- 
fommend und zur Bereitung des fohlenfauren Na- 
trons (Soda) benußt. 

Theobül, m. gr. Name (v. theös, Gott, und büle, 
Nat) der Oottberatene; Theobuline, f. die Gott— 
Dberatene. 

Shendicee, f. gr. (v. theös, Gott, und dike, Recht, 
Gerechtigkeit) die Gottesverteidigung, Nechtferti- 
gung der göttlichen Vorſehung wegen des Übels in 
der Welt. 

Theodolit, m. (von dunkler Herkunft; wahrſch. übel- 
gebildet entiv. vom gr. theäomai, theomai, ich 
ſchaue, od. the&ö, ich laufe, u. dolichös, lang) eine 
Mepicheibe zu Höhenmefjungen, ein vervollfommt- 
netes Aitrolabium mit Fernrohren jtatt der 
Diopter, Multiplifationskreis, f.d. 

Theodor, m. u. Thendäre, f. gr. (v. theös, Gott, 
und döron, Gefchenf) männl. und weibl. Name; 
Gottes-Geſchenk oder Gotte3-Gabe, der u. die von 
Gott Geſchenkte. 

Theoͤdorich, m. altd. männl. Name, = Dietrid. 

Theodoſius. m., Theodoſia, f. gr. (v. theös, Gott 
uͤ. dösis, Gabe) männl. u. weibl. Name: Gottes» 
gabe; Theodũl, m. u. Theodulia, f. (von dulos, 
Knecht, Diener) männl. u. weibl, Name: Gottes— 
diener und Gottesdienerin; Theodulie, f. der 
Sottesdienit; Thengamie, f. eig. Öötterheirat; ein 
Hoczeit3gejang Ag od. fiir Götter, Theongnofie, 
f. Gottesfenntnis; Theogonie, f. (gr. theogonia) 
die Götter-Entjtehung, Lehre von der Erzeugung 
od. Abſtammung der Gottheiten; Name eines Ge⸗ 
dichtes von Hefiod; Theoklẽs, m. männl. Name: 
Gottes-Ruhm, Gottes-Ehre; Theokratie, f. (gr. 
theokratia, v. krat&in, herrjchen) die Gotte3-Herr- 
haft, unmittelbare Regierung Öottes, das Öottes- 
reich, Priefterreich, die — der Prieſter, als 
unmittelbarer Diener Gottes, wie bei den alten 
Juden; theokraͤtiſch, gottesherrſchaftlich; Theu⸗ 
latrie, k. (vom lat. latreia, Dienſt) Gottesdienſt, 
Gottesverehrung; Thenlatrentik, f. die Lehre von 
der Öottesverehrung od. dem Gottesdienite; Theo⸗ 


’ 


Theorbe 


lepſie, f. göttliche Begeiſterung; Theoloͤg, m. ein 
Gottesgelehrter; Religions- oder Glaubenslehrer, 
Geiſtlicher; Theologaͤſter, m. ein Aftergottes— 
gelehrter; Theulogie, f. die Gotteslehre, Gottes— 
gelahrtheit, Neligions- oder Glaubenswiſſenſchaft, 
wiſſenſchaftliche Behandlung der Religion; theo— 
loͤgiſch, gotteslehrlich; gottesgelehrt; theologi— 
fieren, von Gott und göttlichen Dingen gelehrt 
reden, den Gottesgelehrten machen oder jpielen; 
Theologuminon, n. (v. theologein, von Gott 2c- 
reden) eine Aufgabe aus der Öottesgelehrjamteit; 
1. Theologumena, gotteslehrliche Aufgaben od. 
erhandlungen; Theomachie, f. Sötterfampf od. 
Götterkrieg; theomägiſch (vgl. Magie), — theo— 
ſophiſch, auch rojenkreuzeriich; Theomanie, f. 
(vgl. Manie) göttliche Wut, religiöjer Wahnfinn, 
vermeintliche Öottesbegeifterung; Theomantie, f. 
(vgl. Mantik), Weisjagung durd, göttliche Ein- 
ebung; Theomdntis, m. ein Gottbegeiiterter, 
eisjager durch göttliche Eingebung; Theüne, f. 
weibl. Name: die Göttliche, Theonomie, f. (vgl. 
Nomos 2.) Gottes-Gejeggebung; Theophanie, f. 
{gr.theophäneia,v.phainesthai,erjceinen)Sötter- 
eriheinung im Heidentum, Gotteserſcheinung im 
AT ; aud) der Lichttag, das Feſt der heiligen drei 
Könige, = Epiphania; Theophänt, m. der ſich 
göttliher Offenbarungen rühmt; Theophilan⸗ 
thröpen, pl. (vgl. Bhilanthrop) Bottes- u. Men⸗ 
jchenfreunde, eine bloß die natürliche Religion an» 
erkennende religiöje Geſellſchaft, die fih in Frank— 
veich 1775 und 1796 bildete, aber jeit dev Wieder- 
einführung des Katholizismus im Jahre 1802 nicht 
mehr geduldet wurde; Theophilanthropismus, 
an. die Berfafjung und Gottesverehrung jener Ge— 
jellichaft; Theophilus, m. (gr. philos, lieb) gem. 
verderbt in Töffel, männl. Name: Gottlieb; 
Theophobie, f. (v. phöbos, Furcht, phobeisthai, 
fürchten) die Furcht vor Gott; Theophrön, m. der 
Göttlichgefinnte; Theopiſta, f. die Sottgläubige 
(Name einer religiöjen Zeitichrift); Theopläſtik, 
f. (vgl. Plaſtik) Götterbildnerei, Darjtellung der 
Gottheit durch Bildwerfe; THeoplegie od. Theo 
Blexie, f. (v. plössein, jchlagen) eig. Gottesſchlag; 
Heilf. ein plöglich tötender Schlag; Theopnenitie, 
f. (vgl. Pneuma 2c.) die Gottesbegeiiterung, gütt- 
fie Eingebung (Infpiration); Theopornie, f. 
(vgl. Bornie) Pfaffenunzudt; Theopite, f. (vgl. 
Opſis) die Götter-Erjheinung; Theofebie, f. Got- 
tesfurcht, echte Frömmigkeit; Theoſoͤph, m., pl. 
—en (vgl. Sophia zc.) ein Gottesweijer, in gött— 
lichen Dingen Erfahrener, angeblicher Geiſterſeher, 
wie z. B. Jak. Böh meu. Swedenborg; Theo— 
ſophĩe, f. die vermeintliche Gottesweisheit, Geiſter- 
funde; theoſoͤphiſch, gottweiſe, geiſterkundig; 
Theotĩmus, m. gr. (vd. time, Ehre)männi. Name: 
Ehregott; Theorenie, f. (von xenos, Gaſt, xenia, 
gaſtliche Bewirtung)Gotte3- od.Götter-Bewirtung. 
beörbe, f. (fr. theorbe, t&orbe, tuorbe, jpan. 
teorba, tiorba, it. tiorba) die große Baßlaute, ein 
Tonwerkzeug von 14 bi 16 Saiten, jeßt außer 
Gebraud) gelonmen., 
Theorẽm, n. gr. (theor&ma, eig. das Angeſchaute, 
Betradhtete; v. theörein, betrachten) ein durch Be- 
trachtung gefundener, zu ermweijender Lehrſatz, 
Grundjaß; theoremaͤtiſch, in Lehrſätzen beitehen; 
Theorie, f. (gr.theöria) eig. Anjchauung, Betrad)- 
tung; eine Feſtfeier u. eftgefandtichaft der alten 
Griehen;-die geiftige Betrachtung, Einfiht; Er- 
Zenntnis- od. Berftandeslehre der Regeln u. Grund⸗ 
jäße einer Wiſſenſchaft od. Kunſt, wififenchaftliche 


2 


Ihermä 867 
Ansicht als Grundlage einer bejtimmtenHandlungs- 
weiſe (entg. Praxis); oft auch bloß Lehre (3. B. 
das iſt in der Theorie und Praxis gültig — in 
der Lehre und Anwendung); Wiſſenſchaft, Lehrbe— 
griff, Lehrmeinung, Lehrgebäude; Schulweisheit; 
theorẽtiſch (gr. theöretikös), beſchauend, betrach⸗ 
tend, erkennend, der Betrachtung oder Erkenntnis 
nad, wiſſenſchaftlich (enta. praftifch 2c.) ſchul— 
wiſſenſchaftlich. lehrmäßig; Theoreticns od. Theo⸗ 
vetifer, m. ein Betrachter, Unterſucher, Kenner 
einer Wiſſenſchaft, ohne fich mit ihrer Ausübung 
abzugeben; Mann der Wiſſenſchaft, Schulmeiiter; 
theoretifieren, Theorien entwerfen, über dieſelben 
nachdenken, grübeln, klügeln; Theoriſt, m. der die 
Theorie verjteht. 

Theoſoph 2c., j. unter Theodoſius; Thephillim, 
ſ. Tephillim. 

Therapie od. Therapentif, f.gr. (therapeia, Dienft, 
Pflege; therapeuein, dienen, warten) eig. Kranken⸗ 
pflege, Krantenbehandlung; die Lehre von der ärzt- 
lihen Behandlung der Krankheiten, die Heilkunft, 
Heilkunde; Therapent, m. (gr. therapeutes) eig. 
ein Diener, Pfleger, bei den alten Siraeliten = 
Ejfäer, f.d.; ein Heilfundiger, ausübender Arzt; 
—* Zerapeutiter: therabeũtiſch, heilkundlich, 
yeilend. 

Therefia oder Theräfe, f. (vom gr. thörän, wilde 
ZLiere jagen) weibl. Name: Tierfreundin, Jägerin. 

Theriaf, m. gr. (theriäkön, sc. antidöton, eig. ein 
Segenmittel gegen tieriſches Gift, v. therion, ein 
wildes Tier) Tierheil, ein tieriiches Heilmittel, 
Gegengift, von Teilen giftiger Schlangen ꝛc. ge- 
macht und wider den Biß giftiger Tiere bei den 
Alten gebraucht; auch ein vormals angemwendetes, 
jehr zuſammengeſetztes u. bei. Opium enthalten- 
de3 Arzneimittel, welches vorzüglih in Venedig 
bereitet wurde; Theriaͤki, pl. Opium-Efjer im 
Morgenlande; theriatäliich, gr.-l. Theriaf ent- 
haltend; Sherinkfologie, f. gr. Tiergiftlehre, Kunde 
von der Gegengiftbereitung; Theriodẽxis, f. (von 
thörion, wildes Tier, und dexis, das Beißen) der 
Biß von wilden und giftigen Tieren; theriddifch 
(gr. theriodes), eig. tierifch, wild; Heilt. bösartig, 
jehr heftig u. gefährlich; Theriolithen, pl. Tier- 
jteine, Verjteinerungen aus dem Tierreich; The⸗ 
riömdle), n. ein bösartiges freſſendes Geſchwür, 
beſ. Lungengeſchwür; Theriomorphie, f. (gr. 
morphe, Gejtalt) tierähnliche Mißbildung; The— 
riotom, m. ein Tierzergliederer; Theriotomie, 
f. die Tierzergliederung, = Zootomie. 

Thermä oder Thermen, pl. (l. thermae, gr. ther- 
mai, dv. sing. therme, Wärme, d. thermös, warın) 
heiße Quellen, warme Bäder, und bei. bei den Rö— 
mern die zum Gebrauch derjelben dienenden pracht— 
vollen Gebäude; thermäl, nl. warme Quellen be- 
treffend oder dazu gehörig; Thermanteria oder 
Thermantifa, pl. gr. (v.thermainein, erwärmen) 
Heil. Wärm- od. Erwärmungsmittel; Thermans 
tit, m. = Porzellan-Jaſpis; Thermaſie, f. 
(gr. thermasia) Erwärmung; Thermäsma, n. Er- 
märmtes, ein warmer Umjchlag; Thermäfthefio- 
möter, m, ein Werkzeug, um die Wärmeempfin- 
dung zu unterfuchen; Thermäſtris, f. eig. eine 
Feuerzange; Heil. Zahnzange; Thermiddr oder 
Bern r, m. der Higmonat, 11. Monatimneuen 

alender der ehem. franzöfiihen Republik, vom 
19. Juli bis 17. Auguſt; Thermif, f.Wärmelehre; 
Thermobarometer, n. ein feingeteilter Wärme— 
mefjer zur Beitimmung des Luftdrud3 und zu 
Höhenmefjungen, auf der Abhängigkeit des Siede- 


55* 


868 Thermocautere | Thickſet 


punkts des Waſſers vom Luftdruckberuhend; Ther⸗ Therſites, m. gr. Name des häßlichſten Mannes 
mocautere, m. fr. (jpr. —fotähr) ein aus Platin | an a u. Seele, u. größten Schwätzers, Läſte— 
hergeitelltes hohles ärztliches Werkzeug, das bei rers u. Prahlers von allen Öriechen, die vor Troja 
Operationen gebraucht wird, um Glühhige anzu- ; zogen, von Odyſſeus gefchlagen und von Achill, 
wenden; Thermochemie, f. die Lehre von den Be- |; den er verleumbet Hatte, getütet; daher überh. 
ziehungen zwiſchen Wärme und hemifchen Erſcheiz Fein häßlicher ſchmähſüchtiger Menſch, ein Läfter- 
nungen; Thermochroſe, f. gr. (chröa, Farbe) | maul. 
Wärmefarbigkeit, die Eigenſchaft, nurgemifle Arten | Theſauürus, m. I. (vom gr. thösaurös) ein Schatz, 
Wärmeſtrahlen durchzulaſſen; thermochroiſch,.nur niedergelegter und aufbewahrter Vorrat; thesau- 
gewiſſe Arten Wärmeſtrahlen durchlaſſend, teil- | rus ecclesiae, der Kirchenſchatz, bei den Katho— 
weije oder ausmwählend diatherman, 8: B- Ther⸗ liken die überflüſſigen guten Werke (opera super- 
moeleftrizität, f. durch Erwärmung erregte Elef- | erogationis) ver heil. Jungfrau Maria, der Hei- 
trizität; thermoelekltriſch od.thermeldktrifcg,die | Ligen und aller Mönde und Nonnen, welche den 
durch Wärme bemirite Elektrizität betreffend oder | . Laien zu gute fommen follen; th. eruditionis, 
davon herrührend: Thermogen, n. der Wärme- | od. bloß ein Theſaurus, ein Schag von Gelehr— 
ſtoff; die Grundurſache derwärme; Thermogranh, | jamteit, ein großes, reichhaltiges Wörterbuch, 
v. Thermometrograpd, j.u.; Thermolampe, | Sprachfchatz. oder Sammelwerf; Thefanrins, m. 
f. gr.-dtjch. eine Wärmleudte, ein Wärm- und | ein Schatmeifter; thefanrieren, nl. (gr. thesau- 
Leuchtofen, Sparofen, welder zu gleicher Zeit | rizein) Schäge fammeln, auffpeichern. 
wärmt, erleuchtet und Majchinen in Bewegung | Theẽſeus, m. einer der berühmteften Heroen (vgl. 
jet; Thermologie, f. die Lehre von den warmen | Heros deraltgriech. Sagengeſchichte, Sohn des Ageus 
Mineralquellen und den Bädern überhaupt; Ther= und König von Athen. 
molufie, f. das, Barmbaden; Thermomagnetis= Theſis od. Thefe, f, pl. Theſes oder Thefen, gr. 
mus, m. durch Erwärmung hervorgerufener Ma— (thesis, pl. theseis, von tithénai, ſetzen) eig. das 
gnetismus; Thermometer, auch Thermoflöp,n. | Gegen, Stellen, die Stellung; der Sat, bef.ein zu 
gr. der Wärmemefier, Wärmezeiger, eine mitQued- | heweijender Sag, Streitjaß; der Niederfchlag, die 
ſilber oder Weingeijt gefüllte, Iuftdicht verſchloſſene Senkung der Stimme, in der Dicht- und Tonkunft 
und in Örade — Glasröhre, die durch Aus— (entg. Arfis); in thesi, im Satz, in der Regel, 
dehnung oder Zufammenziehung jener Flüffigkeit | als allgemeinen Sat genommen (entg. in hypo- 
den Bärmegradbeitimmt; Reaumürihes Ther- | thösi, in der Anwendung auf den gegenwärtigen 
mometer(von dem franz. Phyſiker Reaumür, ſpr. Fall); Thetik, f. die Sagung, der &nbegrif von 
Reohmühr, geſt. 1757), daS (zwijchen Öefrierpunft | Leprfägen, bei. Glaubenslehrfägen; thetiſch 
und Siedepunft des Waſſers) in 80 Grade geteilte; | (gr. thetikös), fagweife, jegend, aufitellend (po- 
ee Th. —— Don fitiv). 
heit, geſt. 1736), das in rade geteilte; daS | Thesmo en, pl. gr. (thesmophöria) ein uraltes 
des Schweden Celſius (geſt. 1744) od. dag Cen- mens: A— En Sean in Athen zu 
tejimäl- Thermometer, daS Hunbertteilige; hren der Demeter (f. d.) gefeiert, nach ihrem 
thermometrifch, wärmemefiend; Thermometro- | Beinamen: Thesmophöros, d. i. Gejeßgeberin 
graph, m.gr. ein Thermometer zur Beobahtung | (Honthesmös, Satung, Beleg, u.pherein, bringen), 
der höchiten und niedrigiten Zuftwärme; auch ein | sofern fie durch Einführung des Aderbaues den 
Ihreibenber Wärmemeſſer, der auf einem Papier- | Grumd zur bürgerlichen Gejellfchaft und Gefepge- 
ftreifen alle Veränderungen ber Luftwärme angibt; | Yung legte; Thesmothet, m. (gr. thesmothetes) 
reger m. gt L ( l; — der Geſchgebee 
plifator unter multus) eine Art des Nobiliſchen ee ber ob Beirtlinber Daran. 
— — —— —— ee — Chr.; De der —— 
elien; — —— adiopbonie, |. d.; Thespis (plaustrum Thespis bei Horaz) für eine 
* — —————— Bühne, weil derſelbe ſeine kleine Bühne 
Möller und Walter erfundener, keiner Exploſion felbft umhergefahren haben fol; Thespiade, £. ein. 
—— App er Theateritreih; aud) eine Theatergefchichte, ſchnur— 
D P . = . „ * 
bädern; Thermopoftum, n. I. (v. gr. thermopo- anne oder Abenteuer aus dem Theater 
lion, von pöleın, verfaufen) im Altertum ein Ort, 2 


ivo warme Getränfe verfauft wurden; Thermo- Thetil, thetifch, |. unter Theſis. 
pofie, f. gr. Heiktrinfen; Thermopplen, 3 (pyle, Thetis, ? gr. eine Meernymphe, Tochter des Ne- 


* i . Mutter des Achil⸗ 
das Tor) heiße Tore oder Piorten, ein durch den | reus, Öattin des Peleus u 
Helventod des Leonidas berühmt gewordener Eng- | 1; — Be hi d.; Sternk. ein 
poB; Thermofänfe, f. eine Verbindung von zu- | Aſteroid, 1852 von zu her entdedt. j 
jammengelöteten Wismut- u. Antimonftäben zur | Theürg, m. gr. (theürgös, v. theös, Gott, u. ergon, 
Erzeugung v. Thermoeleftrizität; Thermojiphen, | Werkſ wer mit göttlicher Hilfe übernatürliche Dinge 

.(v L Sipho) eine Borrihtung zur Erwärmung | tut, ein vorgeblicher Wundertäter, — Gei⸗ 
ver Gewächshäuſer und Miftbeete durch Rohre, in | ſterſeher, Geiſterbanner; Zheurgie, f.(gr.theurgia) 
senen warmes Waſſer umläuft; Thermoftsg, |. | Die vorgebliche Wunderfraft, Geiiterjeherei, eiiter- 
Thermometer; Thermoftät, m. ein von Heeren | bannung; theürgiſch, geiſterbannend, wundertätig. 
erfundener Apparat, um Flüſſigkeiten in unver- | Thibaut, m. fr. (pr. tiboh von althochd. diotbald, 
änderter Wärme zu erhalten; Thermoitätif, f. | ver Boltstapfere, Kühne) männl. Name, = Theo- 
(vgl. Statif) Wärmeſtands⸗- od. Öleichgewichtslehre; | bald, der Zapfere. 

Thermoſterẽſis, f. (vgl. Sterefis) Wärmeent- Thibet, j. Tibet. DS 

ziehung: thermofterättich, die Wärme entziehend; | Thickſet, m. od. a. engl. (wörtlich: dichtgejegt) eine 
Thermoͤtik, die Wärmelehre; thermötiſch, duch | Art ſchweren Mancheſterzeuges (ſ. d.), = Stil» 
Wärme entitanden. U „Seen... | | 


Thierry 


Thierry, ın. fr. (v. althochd. diotrih) männl. Name, 
Dietrich, der Bolksfürft. 
Thinenholz, n.(v. gr. thyinon), ein ausländ. wohl« 
riechendes Holz (j. Offenb. Soh. 18, 12), von einem 
afrifanischen Baume (gr. thyia, I. citrus). 
Thing, n. altnord. (dän. u. ſchwed. ting, altd. Ding) 
olks- oder Gerichtsverfammlung, vgl. Stor- 


thing. 
Thisbe, f. ſ. unt. Pyramus; Sternf. ein Ajteroid, 


— von Peters eg hr ſierbüch 

Thnetopiychiten, pl. gr. (von thnetös, ſterblich, u. 

sych®, —* Seelentodgläubige, welche die Seele 

ür ſterblich halten. 

Thoͤadar, m. türk. großherrlicher Kammerherr. 

— — 

Thoͤhn-waböhun, ſ. Tohuwabohu. 

Tholus, m. l. oder Thole, f. (vom gr. thölos, f.) 
uppel; Bauf. ein Kugel⸗, Keſſel-⸗ od. Helmgewölbe, 

übermauerter Abzug. 

Thoman, j. Toman. h 

Thomas, gem. abgek. Thoms, m. hebr. (fpätgr. 
Thöomäs, v. hebr. theöm, Zwilling, v. thäam, Dop- 
pelt jein) männl. Name: der Zwilling, Zwillings— 

bruder; Name eine3 der zwölf Apoftel, — 
Chriſti Wiedererſcheinung nach der Kreuzigung 
nicht eher glaubte, bis er ihn ſelbſt ſah und be— 
fühlte: daher jprw. ein ungläubiger Thomas 
f. ein Schwergläubiger; Thomashriften, pl. eine 
zu den Nejtorianern (j. d.) gehörende Ehriften- 
partei auf der Küſte Malabar in Oftindien, wohin 
der Apoftel Thomas das Evangelium gebradt 
Haben voll; Thomiſten, pl. ehbemal. Anhänger des 
Thomas von Aquino im 13. Jahrhundert(entg. 
den Scotijten); Thomasichiade, f. eine Art 
Sclade, die nach) einem von Thomas erfundenen 
u beim Schmelzen von Erzen gewonnen 
wird. 

Thomſonit, m., auh Comptonit, m. ein dem 
eolith verwandtes frijtalliniiches Mineral, aus 
iefelfäure, Tonerde, Kalt, Natron u. Waſſer be- 

ftehend (nad) dem engl. Chemiker Thomjon in 
Glasgow, geit. 1852, jo benannt). 

Thor, m. altnord. (vgl. Donar) Fabell. der Donner- 
gott,nähft Odin der mächtigfte der jfandinavifchen 
Götter, nad) dem der Thorstag (engl. thursday, 
Donnerstag) benannt ift. 

Thora 1., f. nl. (vom gr. phthorä, Verderben, d. i. 
@ift, v. phtheirein, verderben) die Giftranunfel; 
vgl. Anthora. 

Thora 2., f. hebr. (thöräh, Lehre, Belehrung; Ge- 
jeg; v. järäh, werfen, die Hand ausſtrecken, zeigen, 
lehren) das moſaiſche Geſetzbuch, derPentakeüch, 
aus welchem der Vorſänger in den Synagogen am 
Sabbat ein Stück ſingt. 

Zhörax, m. gr. Bruſtharniſch; Heilk. der Bruſt— 
fajten; Thoracica, pl. Bruſtmittel; Thoracici, 

J. Fiſche, deren Bauchfloſſen gerade unter den 
ruſtfloſſen ſitzen; Thorẽxis, f. die Bepanzerung, 
Verſtärkung. 

Thorbaſchi, m. (vgl. Baſch) ein türk. Kriegsbefehls- 
haber, Offizier. 

Thorit, n. (nad) dem Donnergott Thor benannt) 
ein in Norivegen entdedtes Mineral, aus fiejel- 
faurer Thorerde und Waſſer bejtehend; Thorerde, 
f. die darin enthaltene Erdart; Thorium, n. die 
von Berzelius dargeitellte metalliihe Grundlage 
der Thorerde, ein dunfelbleigraues Pulver ıc. 

Thoros, m. gr. (thörös) der Same der Tiere. 

Thos, ſ. Schakal. 

Tpot, Thaut oder Taut, m. eine ägypt. Gottheit, 





| 
\ 
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— — nn — 


Thymiama 869 


Gott der Weisheit und Wiſſenſchaft, Ocdner des 
Laufes der Geſtirne, Urheber des aſtronomiſchen 
Jahres, auch Erfinder der Schrift, mit einem Ibis— 
oder Sperberkopfe abgebildet (vgl. Ibis); auch 
der erite Monat des ägyptiichen Jahres. 

Thraſo, m. gr. (v. thrasys, fühn, tapfer 2c.) Name 
eines prablerifchen Offizier3 in einem Quftipiele 
de3 Terentiug; dah. überh. ein Brahler, Haudegen 
(Bramarbas);thraföntich, prahleriſch; Thra= 
ſonismus, m. die Großſprechexei; Thrafybülos, 

tr. Name (v. thrasys und bule, Rat) — fühn im 
at, Konrad. 

Thrönt, pl. gr. (thrönoi, von sing. thr&nos, das 
Weinen, Wehllagen) Rlagegefänge, Klagelieder; 
bei. die Klagelieder dvesPropheten Jeremias; Thres 
nodie, f. od. Threnodion, n. ein Trauergejang, 
Klagelied. 

Thugra, |. Tugra. 

Thugs, pl. (nad) engl. Orthographie, fpr. thöggs; 
v. hindojt. thag, ein Betrüger, Räuber, v. thagna, 
betrügen) geheime Mord- u. Raub-Brübderichaften 
in Indien, Würger, welche aus religiöfen Grund- 
ſätzen nach der Vorschrift ihrer Göttin Bhamani, 
welche Menjchenopfer verlangt, die Reifenden über- 
fallen und erdrojjeln, = Bhanfigaren, ſ. d.; 
Thuggismus, midas methodisch betriebene Mord- 
handwerk diefer oſtindiſchen Erdroffeler. 

Thuia od. Tuba, f. gr. der Lebensbaum, ein immer- 
grüner, wohlriehender Baum, be. in Nordafrika; 
vgl. Thinenholz. 

Thuiston, ſ. Tuisco. 

Thüle, od. Thäle, f. gr. u. I. ein fabelhaftes Infel- 
land, das an die äußerite Grenze der Erde nach 
Norden verlegt wird; man veritand bald Nord- 
ſchottland, bald die norwegifche Küfte, gem. Island 
darunter. 

Thummim, ſ. Urim. 

Thun, m., Thunfiſch (gr. thynnos, v. thynein, ſich 
ſchnell bewegen, jpringen; I. thynnus oder thun- 
nus), der Springer, die ſpaniſche Mafrele, deren 
eingepöfeltes Zleifch unter dem Namen Ton- 
nine (gejalzener Thunfiſch) Häufig aus Sizilien 
geführt wird. 

Thuribulum, j. Turibulum. 

Thusnelde, f. altdeuticher weibl. Name (f. Tussin- 
hilda, Tursinhilda, v.althocjd.turs, durs, mhochd. 
türse, angelf. thyrs, isländ. thuss, thurs, Rieje): 
die Riejenbefämpferin, die Gattin Armins, des 
Befiegerd der Römer. 

Thydden,pl.gr. (thyädes, v. sing. thyäs, v. thyein, 
toben, rajen) = Mänaden, Bachantinnen. 
Thhlaxr od. Thyläcus, m. gr. (thylax u. ihylakos), 
verfl. Thylacium, n. (gr. thyläkion) ein Beutel, 

Sad, Schlauch. 

Thume, n. gr. (v. thfein, verbrennen, opfern) das 
verbrannte Räucherwerk, Opfer; Heilk.: eine Hiß- 
blatter, auch Thymalöps, m.; Thymion, n. ein 
rat bei. an Augenlidern; Thymiöſis, 

. Hißblatterbildung. 

Thymberpflanze, f. (or. thymbra) ein im fiidl. 
Europa einheimuifches itteveg, gewürziges Küchen 
traut, Saturei. 

Thymẽele, f. gr. (thymele, urjpr. ein Ort, wo ge- 
opfert wird, Altar, v. thyein, opfern) im altgried). 
Theater die altarförmige Erhöhung in der Mitte 
des Tanzraumes, woder Chorjpielte; Thymeliler, 
pl. die Chortänzer. 

Thymiãma, n. gr. (von thymiän, beräuchern, von 
thyma, das Geräucherte, Geopferte, ſ. d.)das Raud- 
werk, ein Räuchermittel; Thymiafis, f. die Räu- 


870 Ihymitig 
herung; Thymian, m. (l. thymus, gr. thymos, 
von thyein, als Räucherwerkverbrennen)römifcher 
Quendel, Wurftfraut, eine wohlriechende Gemwürz- 
pflanze; daraus Thymianöl, n. ein ätheriiches Ol; 
Thymfeide, f. Flachsjeide, jofern fie auf dem 
T ? ymian wählt; Thymion, Thhmioſis, ſ. unt. 
Thyma. 

Thymitis, |. unter Thymus 2. 

Thymus 1., m. gr. (thymös, überh. Herz, Seele, 
Gemüt, ala Sig der Empfindungen und Leiden- 
ichaften) Leidenſchaft, Zorn; Heilk. trockner Blafe- 
huſten; Thymopatbie, f. (v. gr. pathein, leiden) 
dag Gemütsleiden, die Seelenftörung; Thymöſis, 
f. (von thymun, erzürnen) die Erzürnung, das 
Zornigmwerden. 

Thuüͤmus 2., m. gr. (thymos) eine Hitblatter, (= 
Ihyma); die Bruftdrüfe (angeblich wegen Ahn- 
lichfeit mit den Blütenfnöpfchen des Thymian); 
thmiſch, ae Bruftdrüfe gehörig, drüfig; She 
mitis, f. Bruftdrüfen- Entzündung. 

Thyreönens, m. gr. (v. thyreös, Türftein; tür— 
fürmiger, vierediger Schild) Heilk. Geſchwulſt der 
Schilddrüſe; der Kropf; Thyreophyma, n. Schild- 
drüfengefhwulft; Thyreotomie, f. Schildfnorpel- 
fpaltung, Schilöfnorpelichnitt. 

Thyrſus, m.gr. (thyrsos) der Weinlaub- od. Reben» 
itab, ein mit Efeu und Weinlaub ummındener 
Stab, den die Bachanten an den Bacchugfeiten 
trugen; thyrsiger, I. den Rebenſtab tragend; 
thyrsigeri multi, paucos afflävit Iacchus, 
e3 gibt viele Stabträger, aber twenige von Bacchus 
Begeijterte, d. i. viele find zwar berufen, aber nur 
wenige auserwählt. 

Tiära oder Tiäre, f. gr. (tiära) die eigentümliche 
Kopfbedeckung der alten Berfer, bef. der Haupt— 
ſchmuck oder Kopfpuß der perfischen Könige, auch 
der päpftliche Hauptſchmuck, die dreifahe Bapit- 
frone, bezeichnenddie dreifache Herrichaftder Bäpite 
über die jtreiteride, leidende und triumphierende 
Kirche, oder über die Seelen auf der Erde, im 
Fegefeuer und im Himmel. 

Tibet, n. ein großes Hochland im fühl. Mittelafien, 
welches die höchſten Berge der Erde enthält; Ti— 
betäner, pl. Eingeborne dieſes Landes; tibetä- 
nisch, diejes Land betreffend; Tibet, m., pl. Ti⸗ 
bets, eine Art jehr feiner dichter Wollenzeuge. 

Tibẽta, gem. Tibbke, f. ein niederd. weibl. Name 
auch Schimpfw. für ein nafeweifes Frauenzimmer. 

tibia, f. 1. das Schienbein; die urfpr. aus den Röhr— 
fnoden der Schienbeine verfertigte, geradeaus 
gehende Flöte oder Pfeife der Alten; tibiäl (I. ti- 
bialis, e), zum Schienbein gehörig; Sibiäle, n.,pl. 
Tibialia, Schienbeinbefleidung, Strumpf, Bein- 
harniſch, Stiefel; Heilf. das Schienbeinbäufchchen. 

Tiböſe, f. die oftindifche Doppel-Rupie. 

Tie oder Tik, m. fr. (wohl = Tid; vgl. ticken, 
berühren, anjtoßen) das Krippenbeißen der Pferde; 
das Gelicht3- oder Mienenzuden; eine fonderbare, 
lächerlihe Gewohnheit, Grille, Laune, Dünkel; 
tic douloureux (jpr. duluröh), nervöfer Geficht3- 
ihmerz, = Projopalgie; tie convulsif, Ge— 
ſichts muskelkrampf. 

Ticket, n. engl. = fr. Etiquette, ſ. d., alſo urfpr. 
ein ae rat Bettel, Stimmzettel, 2os; Eins» 


laß- oder Eintrittsfarte; Yahrfarte auf Eifen- 
bahnen ac. 
Tietholz, ſ. Teakholz. 


Zien, m. inef. Himmel; Gott. 
Zierce, £. fr. (jpr. tiärß’; von tiers, tierce, der ꝛc. 
Dritte) = Teıtie, Terz; dreitägiges Fieber; aud) 


timide 


ein engl. Flüſſigkeitsmaß (fpr. töhrk od. tihıß; fr. 
tiergon, Drittelmaß) Y/s Pipe = 190,830 1 (vgl. 
(Zun); Tiers-Etat, m. (pr. tiärsetäh) der dritte 
Stand, Bürger- und Bauernftand in Frankreich. 

Tier⸗Chemie, dtih.-gr. (vgl. Zoochemie) Anwen- 
dung der Chemie auf die Unterſuchung der Beitand- 
teile de3 tieriichen Körpers; T.zGeographie, f. 
die Lehre von der Verbreitung der Here: EA 
Kultus, m. Tierverehrung, Tieranbetung; T.⸗ 
Piychologie, f. die Lehre von dem Seelenleben 
der Tiere. 

tierra caliente, f. jpan. heißes Land, die heißen 
und meift ungefunden Küftenländer im ſpaniſchen 


. Amerifa; t. fria, f. kaltes Land, die Landſchaften 


auf den Hocjhebenen im Innern; t. templäday f. 
gemäßigtes Land, die zwijchen beiden liegenden 
Gebiete. 

Tigre,m.fr.der Tiger, der kleine Bediente des franz. 
Stußers oder Löwen, engl. Groom, ſ. d. 

Zifal, m. oder Bat, n. die Münzeinheit in Sianı, 
Pegu (Birma) ꝛc, etwa 2,50 bis 2,80 M wert; 
Bene das größte Gold» und Silbergewidt, — 

‚292 8. 

Tilbury, m. engl. (pr. tilböri; wahrſch. von der 
Feſtung Tilbury-Fort in der Örafichaft Eſſex) ein 
leichter unbedeckter Gabelwagen mit 2 Rädern und 
einem Pferde. 4 

Tilde, m. ſpan. (port. til, v. l. titülus, Überfchrift, 
Zeichen, deutich Tüttel, Tüpfel, Tippel, engl. tittle) 
ein fleiner Strich, ein Ton» oder Yautzeichen; bei. 
der gebogene Strid) über dem n (ü), Durch welchen 
der Laut nj bezeichnet wird (3. B. dyena, jpr. 
duenja). 

Tilia, £. l. die Linde. 

Zilme, n. gr. (v. tillein, rupfen, zupfen) Gezupftes, 
— Charpie; Tilmos, m. das Zupfen, Rupfen; 
Tilos, m. die Fafer, Tlode. . 

Timar, n. türk. (timär, neugr. timäri) ein türf. 
Tehngut oder eine Pfründe, welche weniger als 
20 000 Afper (j. d.) jährlich einträgt und die einem 
Militär unter der Bedingung erteilt wird, daß er 
für jede 3000 Afper jährl. Einkünfte einen Reiter 
ins Feld jtelle und felbjt mit zu Felde ziehe, vgl. 
Siämet; Timartiöt, m. neugr. der Beliter eines 
folden Gutes. 

Zimartitan, n.(v. perj. timär, Krankheit, Kranfen- 
wartung, u. stän, Ort) ein türkiſches Irrenhaus. 

Timbang oder Tompong, n. (v. malay. — 
een ein Gewicht in Hinterindien von 60 dinej. 

ättis. 

Zimbre, m. fr. (fpr. tängb’r; vom J. tympänum, 
r. tympanon, einSchallbeden) 1. eine Ölode ohne 
löpfel; davon Tont. die Klangfarbe der Stimme; 

2. das Schlagwerkzeug, der Schlägel; daher der 
Stempel, ſowohl der Prägſtock, als das geprägte 
Zeichen; der Schlag, die Art und Weife; 3. der 
Helm aufdem Wappenfchilde; Klang, Klangfarbe; 
Timbre-poste, m. fr. das Pojtwertzeichen, die 
Briefmarke; Timbrophilen, m. pl. fr.-gr. Brief- 
marfenfammler — Bhilatelijten, j.d. 
time is money, engl. (|pr. tdim if mönt), Zeit ift 


Geld. 

Times, pl. engl. (fpr. teim3) die Zeiten, Name der 
größten * Zeitung, 1783 von J. Walther ge- 

ründet. 

timide, fr. (v. I. timidus, v.timöre, fürchten) furcht- 
jam, jhüchtern, blöde, zaghaft, mutlos; Zimidi= 
tät, f.(l.timiditas, fr. timidite) die Furchtſamkeit, 
Schüchternheit, Blödigkeit, Verzagtheit, Mutlofig- 
feit; timorosamente oder timoröso, it. (vom |. 


Timofratie 


timor, Furt) Tonk. furchtſam, zaghaft, ſchüch— 
tern, leije. ; 

Zimofratie, f. gr. (timokratia, v. time, Schäßung, 
Wertbeſtimmung, und kratein, herrichen) Ver— 


mögens⸗Herrſchaft, ein Staat, in welchem die Amter. 


und Ehrenſtellen nach der Shäßung des Vermögens" 


erteilt werden. 
Timon, m. gr. Name eines Atheners zur Zeit des 
eloponnef. Krieged, der durch die Treuloſigkeit 
* Freunde zum Menſchenhaſſer wurde; daher 
überh. ein Menſchenfeind; timöniſch, mürriſch, 
menſchenfeindlich; Timonium, n. (gr. timönion) 
ein Schmollwinfel, Shmollyaus. 

timoroso, j. unter timide. 

Zimotheus, ın. gr. (von timän, ehren, und theös, 
Gott) männl. Name: Ehregott, Fürchtegott; Ti— 
motheusgras od. Timothy, n. engl. das Wiejen- 
liefchgras oder große Lieſchgras (Phleum pra- 
tense L.). 

Zimpano, m. it. (v. [. tympänum, ſ. d.) die Paufe; 

l. TZimpani, Bauten. 

Timpoſt, m. auf Celebe3 ein dem Bibergeil ähn- 
ficher tierifcher Stoff, dort als Arzneimittel ge- 
braucht. 

Tine, f., verkl. Tinchen, n. weibl. Name, Verfür- 
zung von Chrijtine. 

tinea, f. I. Schabe, Motte; Schorf, Grind; tina 
eapitis, Heilf. Kopfkrätze, Erbgrind; t. favosa, 
gelber, borfenartiger Kopfgrind; t. maligna, bös— 

Tinesmus, = Tenesmus. [artiger Grind. 

Ting, m. ein hinef. Luſthäuschen, Gartenhäuschen. 

ZTingeltangel, m. dtjch. eine niedrige Abart des 
Cate-chantant (f. d.) mit Gejangsvorträgen durch 
feile Dirnen. 

tingieren, I. (tingöre) eintauchen, färben, einen 
Anſtrich geben; tingierte Münzen, röm. Kailer- 
münzen,die nur oberflächlich verfilbert find; Tink⸗ 
tür, f. (l. tinctüra) die Färbung, der Anſtrich (vgl. 
Teintüre); Heil. ein farbige Kraftwafjer, ein 
geiftiger Kräuter-Auszug; Tinte, f. (v. it. tinta) 
die Farbe, Malerfarbe, bef. farbige Flüffigfeit zum 
Schreiben; Tinto, m. |pan. u. it. (vino tinto, von 
tinto, gefärbt) Tintenwein, roter ſpaniſcher Wein, 
deſſen befter der von Alicante und der von Rota 
an der Bai von Cadiz ift; Tintillo, m. (pr. tin- 
tiljo) roter Wein aus der Umgegend von Sevilla. 

Tintal, m. malay. (tingkal), j. Borar. 

Tinttur, j. unter tingieren. 

Zintamaresgque, n. (vgl. franz. tintamarre, m. Ge⸗ 
polter, Setöje: pr. tängtamahr)ein Heines Theater, 
in dem nur das Geficht des Spielers wirkt, wäh— 
rend feine Glieder in Heinfter Form fünftlich her- 
gejtellt find. 

Tinte, Tinto, j. unter tingieren. 

Tintinnabula, pl. I. Keine Glödchen, die abge- 
jtimmt al3 Glodenjpiel bei Orgeln zur Verwen— 
dung famen. 

Zinusbaum,m.ein DBaumauffamaifa mit büfchel- 
förmigen Blüten u. einer glatten, blaßgelben oder 
grünen Beere (Tinus occidentälis L.). 

tip, m. engl., Wink, Undeutung. 

tiptop, engl. (fpr. tfiptöp; von engl. tip, Spitze, 
äußerftesEnde, und engl. top, oberjier Zeil, Spige, 
Gipfel, Krone, Wipfel)der höchſte Grad, das Höchſte, 
Beite, Vornehmite. 

tiquetiert (ſpr. —fetiert), fr. (tiquete, wahrſcheinl. 
ad SS von étiqueté; vol. Etikette) gefprenfelt. 

Zirade, f. fr., oder it. Zirdte, f. (v. it. tirare, fr. 
tirer, prov. u. jpan. tirar, ziehen) Tonf. ein Zug, 
eine Schleifung oder Reihe Kite oder abfteigender 


Tiſchri 871 
Töne, Läufer, Läuferpafjage; Redek. eine lange 
Wortreihe, Worterguß; verädhtl. Wortſchwall. 

tiraillieren, fr. (tirailler, jpr. tircaj—; von tirer, 
ſchießen, — ziehen, ſpannen, ſ. Tirade) plänkeln, 
viele Schüſſe nacheinander tun; Kfſpr. Wechſelrei— 
terei treiben, Wechſel hin u. her traſſieren, um ſich 
dadurch Geld zu machen oder Geldverlegenheit zu 
verbergen; Tiraillement, n. (ipr. tiraj’mdng) das 
Gefnader, die Plänkelei; Tirailleur, m. (Ipr. 
tirajöhr) Krk. ein Plänkler; franz. Scharfihüg; 
Tirailleur⸗Feuer, Schügenfeuer; I. = Kette, 
Schützenreihe, Schüßenfette. 

Tiraña, f. jpan. (von tiraha, eigentümlicher Kopf- 
puß), pl. TDirañas, vierzeilige anifche Tanzlied- 
chen, ein dem Fandango ähnlicher Tanz. 

Zirdf, m. (fr. la tirasse; v. tirer, ziehen) ein Zug- 
garn, Streichneß, ein vierediged Garn zum Fange 
von Hühnern, Lerchen, Schnepfen 2c.; tirafiteren 
(fr. tirasser), jtreichen, mit dem Streich⸗ od. Zug- 
garn fangen, 3. B. Bügel. 

Tirata, ſ. Tirade, 

Tire, ſ. Tyre. 

Tireballe, fr. (fpr. tihr’bdll; v. tirer, ziehen) oder 
ZTirebourre (jpr. —bürr’), m. ein Kugelzieher, 
Kräger; Tirebotte, m. (fpr. —bött’) ein ei 

ieher, Stiefelfneht; Tirebouchon, m. (fpr. tihr’- 

ujchöng) ein Pfropfzieher, Korkzieher; Tirefond, 
m. (pr. tihr’föng) Heilf. ein Bodenzieher, wund— 
ärztliche Werkzeug beim Schädelbohren; auch die 
BZahnzange; Schienenſchraube; Schraubennagel; 
Zirelire, f. fr. die Sparbüchſe; Ziretete, m. (pr. 
—tät’) ein Ropfzieher, bei der Geburtshilfe. 

Tirefins, m. gr. (Teiresias) in der altgr. Sagen- 
geichichte: ein berühmter blinder Weisfager in 
Theben. 

Tiret, n. fr. (fpr. tireh; urfpr. wahrſch. tirez, ziehen 
Sie, v. tirer, ziehen) eine Berbindungslinie, ein 
— —— 

Ziretaine, f. (ſpr. —tähn’; v. fpan. tiritaha, von 
tiritar, zittern) der Betermann, ein halb wollenes, 
halb hänfenes oder leinenes Zeug. 

Tiretete, ſ. unter Tireballe. 

Zirp, m., pl. Tironen, l. (tiro, pl. tirönes) ehem. 
ein Anfänger in der Kriegsfunft, junger Soldat 
(Rekrut), jeder junge Römer, der im 17. Jahr zum 
Kriegsdienft für fähig erklärt wurde; aud) überh. 
ein Anfänger in Gejchäften, Künften und Wijjen- 
Ichaften; Tirocinium, n.eig. der erſte Kriegsdienſt 
od. Selbaug; die Lehrjahre; ein Probeitüd; Lehr— 
buch für Anfänger; Tironiſche Noten, |. d. 

Zirolienne, f. frz., eigentl. eine Tirolerin, ein Tis 
rolertanz, Tirolerlied, Tiroler. 

Tironiſche Noten, pl. (l. notae Tironiänae, von 
Tiro, einem Freigelaffenen de3 Cicero, erfunden 
od. vermehrt) die Beihen in der Stenographie (ſ. d.) 
der alten Römer; Tironiſche od. Tironianiſche 
Kumft, die Kunft oder Kenntnis, mit joldhen Ab- 
fürzungen zu jchreiben, die Stenographie der alten 
Römer. 

Tiroir, m. fr. (fpr. tirodhr; von tirer, ziehen) die 
Schublade; piece A tiroir, f. unter Piece. 

Tirumäl, n. ein Feſt der Hindus zu Ehren des 
Wiſchnu oder Schiwa (ſ. d.), dejjen Bild auf einen 
reich geſchmückten Wagen geſetzt und unter dem 

Klange mufilalifher Inſtrumente umbergefahren 

Tifane, ſ. Ptifane (wird. 

Tiſchri, m. hebr. (tischri, chald. scherä’, eröffnen, 
anfangen) der erfte Monat des bürgerlichen Jahres 
der Suden, der 7. nad) dem hebr. Kichenjahr, fällt 
in unfern September und Oftober. 


872 Tijiphone 


Tifiphöne, f. gr. (v. tiein, rächen, u. phönos, Mord) 
die Mordräcerin, eine der 3 Furien. 

Tiffotgummi, n. = Dertrin, ſ. d. 

Tıjjü, m. fr.(ipr.tifjüh; v.tisser — J. tex&re, weben) 
Gewebe, Gewirk; 3.8. Gold-Tiſſü, Goldgemebe. 

Titän, m., Titänis, f.,pl. Titänen u. Titaniden, 
gr. Fabell. ein früheres Göttergejchlecht, die Söhne 
u. Töchter des Uranus u. der Gäa, Himmels— 
ſtürmer, die den Jupiter befriegten, welcher fie in 
den Tartarus binabjchleuderte u. ihren Anführer 
Atlas verurteilte, ven Himmel zu tragen; Titan, 
auch bei. Name de3 Titanen Helios: Sonnengott, 
Sonne; Titanium, abgef. Titän, n. ein von 
Gregor 1791 im Menafan aufgefundenes und von 
Klaproth 1794 genauer beſtimmtes eigentümliche3 
Metal; Titania, f. die Elfentönigin, Gemahlin 
des Oberon (j. d.); Titanſchörl, 1. Sagenit; Zi= 
tanäte, pl. titanjaure Salze; Titanit, m., aud) 
Sphen, Gelb- und Braun-Menaferz, ein 
metalliiches Foffil, aus Titanſäure, Kiefelfäure u. 
Kalferde bejtehend. 

Titel, I. titülus, m. die Auf- oder Überſchrift; Be- 
nennung, der Amt3- oder Ehrenname; Rſpr. ein 
Rechtsgrund, Entſtehungsgrund eines Rechts, An— 
ſpruch, Vorwand; titülus possessiönis, der Bes 
figtitel, d.i. der Rechtsgrund od. rechtliche Anfang 
des Beſitzes, od. dasjenige Geſchäft, durch welches 
man in den rechtlichen Belig (bei. eines Grund- 
ſtückes) fommt; quo titulo? mit welchem Rechts⸗ 
grunde oder Borwande? salvo titulo, f. salvo; 
t. pleno od. toto, mit vollem oder vollftändigem 
Zitel; t. praemisso, mit Borausfegung od. Vor⸗ 
anitellung de3 Titels; Rechtstitel, Rechtsgrund; 
titulär oder titulär, nl. dem bloßen Titel oder 
Namen nad; 3. B. Titulär-⸗Rat, m. ein Titel- 
rat, der nur den Titel Kat hat, entgegen dem 
wirfliden; T.⸗-Buch, n. ein Titelbud; Titula⸗ 
rius, m. ein Titelmann, der einen bloßen Titel 
ohne Amt Hat; titulieren, betiteln, benennen, 
mit Amts» od. Ehrennamen bezeichnen; Titula⸗ 
tür, £., pl. —en, das Titelwefen, Betitelung, volle 
Aufihrift od. Benennung; Amts» oder Dienftbe- 
zeihnung, Anrede; Situlomanie, f. L.griech. die 
Titelſucht, Titelmut. 

ZTiti, £. icherzbafte Benennung der Freundin des 
Pariſer Studenten, = Örifette, ſ.d. 

Zitillation, f. I. (titillatio, v. titilläre, fißeln) das 
Kiteln, die Empfindung des Kigels. 

Zitre, m. fr. (jpr. tit'r) Titel, Wertpapier; Stüds 
wert; Urkunde, Schein; Feingehalt (des Goldes 
ujm.); titrieren (v. fr. titrer, betiteln, v. titre = 
I. titülus, Titel), jortieren, in Ordnung bringen; 
bei. Seide fortieren nach der Feinheit od. dem Ver- 
hältnifje des Gewichts und der Länge des Fadens; 
Zitriermethode, f. Sceidef. die Mabanalyje, 
durch welche die Menge eines in einer gegebenen 
Löſung befindlichen Stoffs beftimmt wird durd) 
diejenige Menge einer andern, genau befannten 
Löjung (titrierten Löſung), die bis zum Auf- 
hören einer gewiſſen Reaktion zu jener erfteren 
Löſung binzugefegt werden muß. 

Zitthe, Zitthis, f., und Zitthos, m. gr. Brufts 
mwarze, Biß 


e. 
titulieren, titulo, titulus etc., f. unter 
Titel, 


Titus, m. I. männl. Name: der Geehrte; Titus 
topf, m. ein Kopf mit furzgeichnittenem Eraufem 
Haar, nad) Art des römischen Kaiſers Titus. 

Zitijus, m. griech. (Tityös) Fabell. ein furchtbarer 
Rıeje, Sohn der Gäa, der die Latöna verlegen 


todieren 


wollte und dafür von dem. erziienten Supiter in 
der Unterwelt damit geftraft wurde,daß zwei Geier 
wi SEHE aushaden mußten, die immer wieder 
wuchs. 

Tivöli, nm. eig. eine Stadt in der Nähe Roms am 
Zeverone oder Anio, auf einem Berge gelegen, von 
Dlivenbäumen umgeben und mit vielen Landhäu— 
fern; dah. ein zuerjt in Neapel, dann in Paris, 
Kopenhagen, Wien, Berlin und anderen Haupt- 
ftädten gebrauchter Name für einen Bergnügungs- 
ort mit Garten, worin Zuftpartien veranftaltet 
werden, ein öffentlicher Luſt- oder Gefellichafts- 
— das Kugelſtiftſpiel auf einer geneigten 

Holztafel; Tivolitheater, n. das in ſolchen Gär- 
ten häufig aufgeſchlagene Sommertheater. 

Tiadamo, m. eine bengal. Rechnungsmünze, — 
1/4 Peys oder ungefähr 19. | 

Tialfe, f. (holl. tjalk, fr. tialque) ein holländifches 
ſchmales und plattgebautes Sahrzeug zur Küften- 
fahrt, bef. auf ven Watten zwifchen Hamburg und 

Tianje, ſ. Tanga. (Holland. 

Sietjerfa, f. ruſſ. das Birkhuhn (Teeträo, tetrix).- 

Tjoſt, £. altfr. (v. I. juxta, nahe, dicht bei), der ritter- 
lihe Einzelfampf, Zweikampf mit der Lanze, im 
Gegenfag zum Turnei, bei dem in Scharen ge- 
ritten wurde. 

Zlümatſch, m. ſ. Dolmetſch. 

Tmẽſis. f. gr. (v. témnein, ſchneiden) Sprachl. die 
Wortteilungod. Trennung eines zuſammengeſetßzten 
Wortes durch ein anderes dazwiſchen geſetztes; 
3.8. ob ich gleich ꝛc. anſtatt: obgleich ich ꝛc.; Times 
tife, pl. Heilf. zerteilende Heilmittel. 

22, n. japan. Hohlmaß von 10 Schoo (ſ. d.) = 
‚148 1. 
Toaſt, ın. engl. (fpr. tobt) 1. (v. I. tostus, v. tor- 
rere, töjten) geröftete Brot oder Semmelfchnitte 
zum Tee; Teebrot; 2. ein Trinkſpruch, eine Tiſch⸗ 
rede beim Geſundheittrinken (angebl. von dem ehe» 
maligen Gebraud) in England, daß wer bei einer 
Mahlzeit eine Geſundheit ausbrachte, ein Stüd ge- 
röstetes Brot in feinen Becher tat, denſelben 
dann die Reihe herumgehen ließ, und wenn der 
Becher zu ihm zurüdfehrte, den Reit austranf und 
da3 geröftete Brot ab); toaſten (jpr. töhiten), 
— Trinkſprüche ausbringen, Tiſchreden 

alten. 

Tob, f. Negerhemd, ein Tuch, das um den Körper 
geworfen wird. 

ZToback, m. vlt. u. gem. f. Tabak. 


! Tobias, m. hebr. (Töbijjäh, v. töb, gut, u. Jeho- 


vah), gem. verderbt: Tobies, Tobs, Többe, 
at Name: Güte des Herrn, oder Gott gefal- 
end; der Tobiasfiſch, gem. Tobies, Tobies— 
chen, landſch. für den Sandaal; Tobiasnächte, 
Probenächte vor Beginn der Ehe nach Tob.8, 4-10. 

Zubin, = Tabin, Tabis, ſ.d. ’ 

Zoccata, Toccategli, Toccdto, J unt. todieren. 

Toccolino, m. ital eine Art italienisches Steinöl 
von vorzüglicher Güte. 

Tocke od. Toque, f. fr. (toque, ſpan. toca, it. tocca) 
ein eng anjdließendes Käppchen (= Kalotte), 
das unter dem Hut getragen werden kann; ein 
Kindermügchen; auch eine Art Frauenhaube. 

todieren (it. toccäre, fpan., port. und prov.tocar, 
fr. toquer, toucher, v.althochd. zucchen, zukken, 

uden), berühren, anftogen, die Gläſer beim 
rinfen zufammenftoßen; bei Mal. kecke u. fette 
Striche machen, mit feden und vollen Strichen 
Den malen; Toccata od. Toccating, 
k. it. Tonk. ein ältered Klavier» od. Orgelitüd, im 


Tod 


. welchem beide Hände im Vortrag einer Notenfigur 
häufig abwechſeln; Toccategli, it. (ipr. todatelji; 
von toccätegli, berührt jie), gew. Toccatille (ſpr. 
—tilje) od. Toccadille, n. (ſpan. tocadillo, fr. jeu 
de toc) ein it. Brettipiel, von zwei Perfonen mit 
Würfeln gefpielt, auch Triktrak; Toccaͤto, n. (fr. 
touquet) die vierte oder Grundſtimme in Trom— 
peterchören. 

Tod, n. * (ſpr. todd) im Wollhandel ein Gewicht 
v.28 engl. 

Toddy,m. engl. (entit. aus dem hindoft. täri) Wein⸗ 
palmenfaft, woraus Arrak bereitet wird; eine Art 
Punſch aus Wafler, Zuder, Rum und Musfate; 
Toddy-Wein, m. Getränt aus dem Safte der 
Pflanzengattung Mammtea. 

0808, |. Tout annonce. 

Toel, I. Tail. 

Toffana, ſ. unter aqua; Toffania, f. 
Toffana. 

Töffel,m. gem. männl. Name, Abkürzung von Chris» 
ſtoph, verkl. Ehriftophel, od. von Theophilus. 

ZToͤga, f. lat. ein altröm. weißwollenes männliches 
Dberkleid, eine Art Mantel aus einem Stüd, ohne 
Armel, nur in Friedenzzeiten und fo getragen, daß 
der rechte Arm frei heraushing; uneig. der Frie— 
den, die Friedengzeit. 

Toͤhuboͤhu, r. Toͤhuwaboͤhu, n. hebr. (töhu wa- 
böhu, d.i. Wüſte und Leere, 1. Mof. 1, 2) wüſtes 
Gewirr, grobe Verwirrung, = Chaos. 

Toilette, f. fr. (ſpr. toalette; von toile, Leinwand, 
Leinentuch, I. tela f. texela, v. texere, weben; da- 
ber eig. Tiſchtuch, Tifchdede, bei. das Putztiſch-Tuch) 
der Nacht⸗ od. Morgentifch der Frauen, Putztiſch, 
Anfleide- od. Spiegeltiih; Putzkäſtchen; Putzgerät, 
Putzkram; Antleidezimmer; auch der Anzug oder 
Anpus felbit, die Bekleidung; Toilette maden, 
jih anfleiden, putzen; auch: Waſchraum, Wajdh- 
vorrihtung; Abort; Waſchtoilette, Waſchtiſch; en 
grande toilette (jpr. ang grangd’ —), in Pracht⸗ 
anzug; Zoilinet, m. (jpr. toilineh) eine Art feiner 
mwollener Weitenzeuge. 

Toife, £. fr. (ſpr. todhj’; mi. tesa; vgl. das it. tesa, 
Spannung, von |. tensus, geſpannt, von tendöre, 
ausfpannen, ausdehnen) eine Klafter, altes franz. 
Längenmaß von 6 franz. Fuß, = 1,49 m; toifies 
ren, jemand mit den Augen mejjen. 

Zoifon d’or, m. fr. (fpr. toaföng dohr; toison, it. 
tosone, jpan. tuson, eig. die Schermwolle, v. I. ton- 
sio, die Schur, v. tondẽre, fr. tondre, ſcheren) das 
Goldene Vlies od. Widderfell, auch der Orden des 
Goldenen Vlieſes; dah. Toiſon⸗Feſt, m. ein feier- 
licher Aufzug der Ritter des Goldenen Vlieſes in 
Mien; Totfonift, m. ein Ritter des Goldenen 
Vlieſes. 

Totaher, m. der beſte ungariſche Wein von dem 
Markiflecken Tokay. 

Tola od. Tolah, auch Tol, n. u. f. die Grundlage 
des Gewichtsſyſtems in Bengalen (Kalkutta) — 
11,644 g; ein Gold- u. Silbergewicht in Bombay 
von 11,599 g; in Surate = !],, Ser = 12,130 8: 

tolerabel, tolerant, Toleranz, ſ. unter tole- 
tieren. 

Tolerdat, m. eine Rechnungsmünze in Samarfand 
und der Bucharei, ungefähr — 4! M. 

tolerieren, lat. (toleräre) ertragen, dulden, leiden, 
geitatten; toleriert, geduldet; toleräbel (1. tole- 
rabilis), erträglich, leidlich; mittelmäßig; tolerdnt 
(tölörans), duldend, duldſam, befond.in Religions» 
ſachen; Toleränz, f. (l. tolerantia) die Duldung, 
Duldfannteit, bei. in Sachen der Vernunft und des 


Aqua 


Pfund — 2 Stones (Stein) =12,701kg. 


Ton 873 


Glaubens; Toleranzedift,n. landesherrliche Ver⸗ 
fügung der kirchlichen Duldung; Tolerance, f. fr. 
(fpr. —raängß) im franz. Miünzwefen = Reme— 
dium, S.d. 

Zoͤlpatſch od. Taͤlpatſch, m. ungar. (talpacs, fpr. 
cs wie tjch, Breit- od. Blattfuß, v. talp, Fußſohle) 
Spottname der ungarifhen Yußloldaten, gem. f. 
ein plumper Menſch; auch grobe härene Überichuhe. 

Toltẽten, pl. ein noch vor den Azteken in Mexiko 
eingewanderter Volksſtamm, die Urheber der eriten 
Anfänge von Kunst und Kultur in diefem Lande, 
dah. die Belasger der neuen Welt genannt. 

Tolubalfam, m. Ballam aus Tolu am faraibifchen 
Deere, von Myrospermum od. Myroxylon tolui- 
ferum, mit vanilleartigem Geruch); dient zur Be- 
reitung von Parfüms. 

Toluidin, n. eine dem Anilin ſehr nahe ſtehende 
organiſche Baſe, wird aus Toluol (f. d.) bereitet 
wie das Anilin aus dem Benzol; es Friftallifiert 
in farblojen, nlänzenden Kriftallblättern u. bildet 

; mit dem Anilin den Robftoff der Anilinfarben. 

| Toluol, n. auch Methylbenzol genannt, ein dem 
Benzol ſehr nahe ftehender Kohlenwaſſerſtoff des 
Steinfohlenteers, wird aus Tolubaljam gewonnen, 

ı jedoch gewöhnlich aus Steinkohlenteeröl deftilliert; 

es iſt eine —— brennbare Flüſſigkeit, die zur 

| Herjtellung des Toluidins (f. d.), ſowie des künſt— 

| lichen Bittermandelöls und des Saccharins dient. 

Tom L. ſ. Tomus. 

Tom 2., engl. Abkürzung für Thomas, f.d. 

Toͤmahawk, m. (jpr. —hähf) eine Streitart der 
Indianer in Nordamerika. 

Toman, m. perſ. (tömän, d. i. eig. zehntaufend) eine 
morgenländiiche Rechnungsmünze, in Berfien ein 
Goldſtück (— 10 Kran = 100 Senar = 1000 Biſti 
— 10000 Dinar), jet 9,22 M, früher bi3 16,63 M 
wert; auch ein Zänderbezirt, der 10000 Streiter 
ftellen fann. 

Tomdto, m. od. Tomdte, f. (engl. tomato, fpan., 
port. und fr. tomate) der Liebesapfel, Goldapfel, 
PBaradiesapfel; die eßbare Frucht des Solänum 
lycopersicum; Tomatenſauce, f. eine mit To- 
maten gewürzte Brühe. 

Tombal od. Tombad,m. (fr.tombac, it. tombacco, 
jpan. tumbaga, port. tambaca, tambaque, v. d. 
malay. tambäga, Kupfer, javan. tembaga, taga- 
liih tumbaga) Gelbfupfer, rotes Meffing, Rot- 
guß, Rotmeſſing, ein Miſchmetall von rötlichgelber 
Farbe, aus Kupfer mit etwa3 Zink. 

Tombola, f. (v. tombolare, fallen, jpan. u. prov. 
tumbar, fr. tomber) ein in Italien * beliebtes 
öffentliches Lottoſpiel. 

Toͤmfeld, n. l.-dtich. (val. Toms) das Feld auf dem 
Rücken der Bücher, auf welches die Bezeichnung 
der Teile fommt. 

Tomin, m. fpan. früher ein Gold-, Silber- und 
Münzgewiht in Spanien von gs Marco — 
0,599 E. 

Tomolo, mm. it. (wahrfcheint. dv. l. tumülus, Hügel, 
Haufen) früher ein Getreidemaß in Neapel 55,545 
und in Sizilien = 17,358 1. 

Tomus od. Tom, m. (vd. gr. tömos, Schnitt, Ab- 
jchnitt, v. temnein, fchneiden) ein Abfchnitt, Band 
eined Bucht; Heilf. der Schnitt, die Wunde, das 
Abgeihnittene; Tomomanie, f. die Schnitt od. 
Schneidewut, eine übertriebene Liebe zu chirur— 

iſchen Operationen; Tomotofie, f. Schnittgeburt, 
Entbindung durch den Kaijerjchnitt. 

| on 1.,m. (l. tonus, v. gr. t6nos, von teinein, deh⸗ 

, nen, fpannen) eig. das Anfpannen, die Spannung; 





874 zon 
Spannkraft, Stärke der Nerven, Musfeln ꝛc. (in 
diefer Bed. auch Tonus); der nach Verhältnifjen 
von Höhe u. Tiefe beftimmte Hall, Schall, Klang; 
in der Sprache der Nahdrud der Stimme, = 
Alzent (der Silben-, Wort- ıı. Nedeton); die Ton- 
art, Weije eines Liedes ꝛe, Betonungs- und Aus— 
drudsweife in der Rede, die Art u. Weife des Be- 
nehmens, das Betragen, die herrichende Sitte in 
der Gejellichaft; bei Mal. zc. die Miihung und 
Übereinftimmung der Farben, die Farbengebung 
(der Farbenton); aud) die herrjchende od. Haupt- 
Farbe eines Gemäldes; bisweilen = Manier u. 
Stil; Tonife, f. neulat. Tonf. der Grund» oder 
Hauptton einer Tonart oder Tonleiter; toniſch 
(ar. tonikös, €, ön), ſpannend, jtärfend, belebend; 
toͤniſche Mittel od. Tunika, pl. Heilk. Spann- 
mittel, erquicdende, belebende Mittel, ftärfende 
Arzneimittel; Tonograͤph, m. der Tonjchreiber, 
eine 1841 in Petersburg erfundene Vorrichtung; 
Tonologie, f. die Tonlehre, Lehre von dent Tone; 
Tonometer, m. ein Tonmeſſer (von Chladni und 
Bogler); Tonometrie, f. Ton- oder Schallmef- 
jung; Tondſis, f. (v.tonün, anfpannen) die Span- 
nung, Stärkung; Tonotika, pl. = Tonila; Tone 
Inftem, n. die Gejamtheit der verjchiedenen Töne 
in geordneter Folge. 

Ton 2.,.n. und f. engl. (fpr. tonn) die Tonne, Laſt, 
Sciffslaft; bei der Schiffsvermeſſung das Regi— 
tter- Ton == 100 engl. Kubilfuß; für behauenes 
Schiffskrummholz = 50, für unbehauenes = 40 
engl. Rubitfuß; für Gewichtswaren (ſchwere Güter) 
gem. = 2000, oft aber auch 2240 Pfund avdp. 

Tonadilla, f. jpan. (fpr. U wie li; Verl. v. tonada, 
Lied, dv. tono, Ton) ein luftiges Bolfslied, das gew. 
zwifchen den Aufziigen eines Schaufpiel3 auf der 
Bühne gefungen wird. 

Tonca⸗ vd. Tonkabohne, f. (fr. tonca, tonga) die 
wohlriehende Frucht des Tonkabaums (nl. Dipte- 
ryx odoräta), eines amerifan. Gewächſes; enthält 
Kımarin (f.d.); dah. Tonca od. Tonka, m. |pa- 
niiher Schnupftabaf, mit zerriebenen Tonka— 
bohnen vermifht; Tonfa-Gras, n. Yavendel- 
gras (nl. Anthoxänthum odorätum), mit ähn- 
lihdem Gerud; T.⸗Kampfer, m. = Kumarin. 

Zonelddn, f. jpan. (v. tonel, Tonne; vgl. Tonnage) 
Zonnenmaß, Tonnenlaft; Schiffſpr. früher eine 
Laſt v. 2000 Pfund od. 920,186 kg, jebt als T. de 
pejo = 20 Auintales metrico3 oder 1000 kg. 

Tonga, f. ſ. Tanga. 

Zung=Tiien oder Li, n., v. d. Ausländern Käſch 
(Cash) od. Pitjes genannt, die einzige hinefifhe 
Landesmünze, aus meffingartigen Metallmifchun- 
— gegoſſen, 4 bis 5 g ſchwer, rund und in der 
Mitte zum Auffchnüren mit einem vieredigenLoche 
verjehen, und gew. in Bündel von 100 oder 1000 
Stück aufgereiht; 1000 Tong-Tfien geſetzlich — 

a Liang (f. d.), in Wirklichfeit aber weit weniger 

Tonila, toniſch, j. unter Ton 1. [mert. 

Zonnage, f.,t.n. fr. (fpr. —ndhfe’; v. tonne, ton- 
neau, Zonne, Schiffslaft, jpan. tonel, prov. tona, 
althochd. tunna, Tonne, v. iriſch-gäl. tunna) die 
geſamte Schiffsladung; eine Abgabe davon nach 
dem Tonnenbetrage, das Tonnengeld. 

Zonnine, ſ. unter Thun. 

zonologie ꝛc. — Tonotita, j. unter Ton l. 

Tonſillen, pl. I. (tonsillae) die Mandeln am Halfe 
(= gr. Umphibrandia). R 

Zonfür, f. I. (tonsüra, die Schur, v. tondere, jche- 
ren) die Haarſchur, Scheitelfhur, geichorene Platte 
fathol. Geiftliher; tonsura Pauli, die Vorder- 


Topik 


hauptſchur der griech.kathol. Geiſtlichen; t. Petri, 
die Scheiteljchur der röm.kathol. Geiftlichfeit; ton— 
furieren, nl. den Scheitel fcheren. 

Tontine, f. fr. (it. tontina) eine Reibrenten-Gefell- 
ſchaft, wachjende Leibrenten, wobei die länger le— 
benden Teilhaber die Zinſen der früher ſterbenden 
erben ıc., nad) ihrem Erfinder, dem Italiener 2o- 
renzo Tonti,im 17. Jahrh. benannt; Sontinter, 
m. (jpr. —njeh) Teilhaber an einer Tontine, 

Zonus,m. |. Ton J. 

Toöng, |. Taim. 

Toofent, m. eine japanische Rechnungsmünze von 
2 Seni, = 8,88 8. 

Topaͤrch, m. gr. (töparchos, v. töpos, Ort, Gegend 
2c., u. ärchein, herrjchen) ein Ort3- oder Zandes- 
beherrjcher, Landpfleger; ein Burgherr; Gebieter 
über eine -Toparchie, Burg- oder Freiherrſchaft, 
Be a topuͤrchiſch, ortsherrlich, ſtatt⸗ 

alteriſch. 

Topas, m. (gr. topäzos, topazios, l.topazius; an— 
— von einer Inſel Topazus im arab. Meer- 

ufen, die wohl eher umgekehrt von dem Yu 
dort gefundenen Stein jo benannt wurde; diejer 
aber von dem ſanskr. tapus, Feuer) ein befannter, 
meiſt meißgelber Edeljtein, aus Tonerde, Kiejel- 
jäure und Flußſäure beftehend. 

Topchãna, f. türk. (v. türk. top, Ball, Kugel, Ka— 
none, und dent per). chänah, Haus) die Kanonen- 
giekerei, die Stückgießerei, das Zeughaus; daher 
auch Name einer Vorſtadt von Konjtantinopel. 

Topen, pl. (ſanskr. stüpa, ein Erdhaufen) Grab- 
denfmäler in Afghanijtan od. dem alten Baktrien, 
in welchen Altertiimer, bef. altperj. Münzen ge- 
funden tverden, die unter dem Namen baftrijche 
Münzen befannt find. 

Topveng, m. javan. Larve, Maske; ein verlarbter 
Scaujpieler; ein von folhen aufgeführtes Schaus, 
Luſt⸗ od. Bofjenfpiel. ? 

Topettes, pl. fr. (ſpr. topett; ſpan. tope, äußerſte 
Spitze, Knopf, it. toppo, Kloß, altfr., engl. u. felt. 
top, Gipfel, Spitze, Schopf) Gläfer oder Flaſchen, 
in denen wohlriechende Waſſer verjfandt werden. 

Toph, ſ. Adufe. 

Tophſtein, Tuf od. Tuff, Zuffſtein, m. (1. tophus 
od. tofus; gr. töphos) Kalktuff, Rindenſtein, Duck— 
ftein, Beinbruch, ein Falfartiger, jehr löcheriger 
Stein; tophaceus,a,um, tuffiteinartig; Tophus, 
m. nl. Heilf. eine harte Geſchwulſt, ein loderes, 
brüchiges, meift falfartiges Gewächs, beſ. an Kno— 
hen, = Porus; tophi pulmönum, pl. jteinicht 

a in ai Zungen. — 

Tobigi, Topidſchi, — Toptſchi. 

Zune, f. — v. töpos, Ort, Gegend; Redek. 
Gemeinplatz) die Orts- oder Fach-⸗Anweiſung; die 
Kunſt, die Beweisgründe u. Gemeinſätze zum red⸗ 
neriſchen Gebrauch zu finden und anzuwenden; 
Lehre v. den Beweisſtellen, Beweislehre; Sprachl. 
die Wortfolgelehre; Topica, pl. Schriften, worin 
Bemweisquellen geſammelt find oder angezeigt wer— 
den; daher der Name eines joldhen Werkes von 
Cicero; topifch (gr. topikös, ẽ, On), örtlich, den 
Ort oder die Lage Bo bei Ärzten topiſche 
Mittel oder Topita, pl. örtliche oder äußerliche 
Heilmittel, Pflaſter 2c.; topiſche Methode, f. in 
der Predigtkunft die Predigtmweife, zufolge Deren 
nach furzer Erklärung eines Textes ein jog. Ge- 

ER abgehandelt wird; Topognöm od. To⸗ 

voſtop, m. ein Ortſchauer, Ortzeiger, Ortbeitin- 


», 


mer für Schiffe und bei Feuersbrünften; Tops 


graͤph, m. ein Ortbefchreiber; Topographie, f- 


Topinambur 


die Ort- od. Gegendbejchreibung, Befchreibung von 
Orten u. Gegenden (verſch. Ortsbejchreibung, d. i. 
die Bejchreibung eines einzelnen Ortes); topo- 
raphia anatomica, f. die anatomische Befchrei- 
ung der Lage der Körperteile; topograͤphiſch, 
ortbejchreibend; topographiſche Karten, pl. 
große Karten, auf denen die Bejchaffenheit eines 
einzelnen Landjtriches genau und big ins kleinſte 
verzeichnet it; topographieren, die Beſchaffenheit 
eines Landitriches aufnehmen; Tppplogie, f. die 
Ortslehre; Topofköp, n. j. Topognont. 

Topinambir, m. brafil. (port. topinambor) die 
Erdbirne, Erdartifchode, knollige Sonnenroſe, der 
Stangenerdapfel (1. Heliänthus tuberösus), eine 
der Sonnentofe ähnliche Zier- und Ölpflanze mit 
den Kartoffeln ähnlichen Wurzelfnollen. 

Topp (engl. Top), die Spitze der Schiffsmaſten und 
Stengen. 

Toppe, = Toupet; toppieren, = toupieren. 

Töppenant, m. holl. und niederd. Schiffipr. gewiſſe 
Taue, die dazu dienen, die Nahen teils in wage— 
rechter Lage zu erhalten, teils fie zu toppen, d.i. 
jie jenfrecht aufzurichten. 

Toprakh, pl. türf. leichte Truppen, die von den 
Paſchas der Provinzen geftellt werden. 

topsy-turvy, engl. (jpr. topßi⸗törwi) das Unterjte 
zu oberft, verfehrt, drunter und drüber. 

Toptſchi, m., pl. Toptſchilar, türk. (vgl. Topchana) 
Artillerift, Kanonier; Toptſchi-Baſchi, m. Artil- 
ferie-Dffizier; Toptſchilar-Aga, m. General der 
Artillerie. 

ZToque, 1) f. j. Tode; 2) m. eine Rechnungsmünze 
in Begu, ungef. = 17 Pf. 

Zora, |. Thora. 

Zoraille, £. fr. (ſpr. tordj’) rohe, unbearbeitete Ko— 
rallen. 

Torchenez, m. jr. (ſpr. torſch'neh; von torcher, wi— 
fchen, pugen, u. nez, Nafe; alfo eig. Naſenwiſcher) 
VNaſenklemme, Schnürholz, Bremſe, womit man die 
Naſe der Pferde klemmt. 

Toreũlum u. Torcũlar, n. I. (v. torquöre, drehen) 
die Kelter, Weinprefie; Heilf. = Tourniquet. 

tordieren — torquieren, j. d. 

Toreaddr, m. ſpan. (v. toreär, Stiergefechte halten, 
v. toro = |. taurus, Stier) ein Stierfänpfer zu 
Pferde; Toréro, m. ein Stierfämpfer zu Sub; 
Toros, pl. eig. Stiere, die Stiergefechte. 

Zorenme, n. gr. (von toreuein, eig. durchbohren; 
eingraben, ſchnitzen 2c.) gedrehte, geichnißte od. ge— 
triebene Kunftarbeit; Bildwerk, Schnigiverk; To— 
renmatographie, f. Beihreibung und Kenntnis 
folder Kunjtwerfe; Tprent, m. (gr. toreutẽs) pl. 
Zorenten, Bildjäniger Graveur); Torentif, f. 
die Drechilerfunft, Bearbeitung der Metalle, auch 
des Elfenbeins, mit jharfen Werkzeugen: die Bild- 
fchnigerei und Bildgießerei bei den Alten; toren= 
tiſch, Durch die Dreh» oder Schnigfunft verfertigt, 
gedrechjelt, rund geformt. 

Torgummi, n. vorzügliches Gummi, welches feinen 
Namen von dem arab. Sechafen Tor hat, = aras 
bifhes Gummi. 

Tories, pl. v. Tory, j. d. 

tormentieren, it. (tormentäre, fr. tourmenter) 

martern, peinigen, quälen, foltern; Zormento, 
m. it. der fürchterliche Schneefturm der Hochalpen; 
Tormentum, n. l., pl. —a (vd. [. torquere, drehe, 
quälen, foltern) ein Marterwerfzeug; auch Wurf- 
geſchoß, grobes Geſchütz. 

Tormentill, f., od. das Tormentillkrant (nl. tor- 
mentilla, von tormen, Bauchgrimmen, weil fie ! 


torguieren 875 


diejes jtilfen joll; vgl. Tormina), Heiltwurz, Blut» 
od. Ruhrwurzel, Nabelkraut, Siebenfingerkrant. 

Tormina, pl. I. (von torquere, drehen, verdrehen) 
Heilk. Bauchgrimmen, Leibſchmerzen; Torminä= 
via, f. nl. (v. tormina, in Bezug auf die frühere 
Anwendung der Frucht gegen die Ruhr) der Elfe» 
beerbaumt. 

Tornddo, m., pl. Tornaͤdos, ſpan. (von tornär, 
urjpr. drehen, ml. u. it. tornare; vgl. Torno, Tur⸗ 
nus, tournieren 2c.) ein heftiger Wirbelwind, bei. 
fürchterliche Orkane zur Regenzeit zwijchen den 
Wendefreifen; Tornadüra, f. ipan. ein altes Feld» 
maß von 10 Duadratfuß; Tornatüra, f. it. ein 
altes Feld- oder Flächenmaß in Bologna von 
20,805 a. 

Tornefe, m. it. (— fr. tournois, j. d.) eine ehemal. 
Rechnungsmünze in Neapel — !/goo Ducato di 
regno od. 1,72 Bf. 

Tornehamen, n. (prov. torneyamen, torneiament, 
von torneiar, ſpan. u. port. tornear, it. torneare, 
fr. tournoyer, prov. tornei, it., fpan. u. port. tor- 
neo, jr. tournoi, ritterliches Kampfipiel, v. prov., 
ſpan. und port. tornar, it. tornare, fr. tourner, 
drehen; von den Wendungen mit den Rofjen jo 
genannt; vgl. tonrnieren) eig. ein Tournier- oder 
Kampfipiel; eine Art Tenzonen (ſ. d.), worin mehr 
al3 zwei Troubadours (j. d.) auftraten. 

Torniſter, m. (vgl. poln. taistra, ungar. tarisznya, 
jlav.tiirk. torba) ein lederner Reiſeſack, Ranzen, 
bej. der Soldaten im Felde, Badtajche. 

Torno, m. it. (v. ml. turnus, j. d.) der Umkreis, 
Umlauf, = fr. Tour; auch das drehbare Be- 
hältnis, in welchem Kinder Findelhäujern iiber» 
geben werden. 

Toros, j. unter Toreadsr. 

torõs od. torõs, j. unter Torus. 

Torpedo, m. ſpan. oder Torpilfe, f. fr. (ſpr. —ij’) 
eig. Lähmung; Zitterfiſch, Zitterrochen, Krampf» 
fiſch; eine unterſeeiſche Höllenmafchine, Unter— 
waſſermine, ein durch elektriſche Ströme (Elektro— 
Torpedo) oder durch Berührung fremder Kör— 
per (Kontakt-Torpedo) zu entzündender, mit 
Sprengitoff gefüllter Körper, unterjeeijch entiveder 
zur Verteidigung (Defenfiv- Torpedo) od. zum 
Angriff (Offenfiv»- Torpedo) gegen feind- 
liche Schiffe angewendet, in Linienichiffen und 
Torpedobooten eingebaut; TZorpedo-Boot, Feine, 
ichnelle Boote zum Torpedoangriff bef. gegen 
feindliche Panzerſchiffe; T.-Schule, eine Anjtalt, 
two der Kampf mit Torpedos u. |. mw. gelehrt wird, 
fir die deutjche Marine in Kiel; Torpeder, Offi- 
ziere der Torpedofchule; Torpẽditk, f. die Lehre 
von diefen zerjtörenden Vorrichtungen; Torpil— 
feursforps, n. (pr. torpijöhrfohr) die Bedie— 
nungsmannſchaft der Torpillen. 

torpide, I. (torpidus, dv. torpere, jtarren) gefühllos, 
unempfindlich, reizlos, betäubt; Törpor, m. Heilf. 
Glieder» Erjtarrung, Gefühlloſigkeit, Schwäche, 
Trägheit, aud) Torpidität, f. ııl. 

Torqueton, m. fr. (pr. torftöng; v. T. torquere, 
j. torquieren) ein aſtronomiſches Werkzeug, wel— 
ches die tägliche Bewegung des Aquators in der 
Sonnenbahn darftellt. 

toranieren, l. (torquöre) eig. drehen, krümmen, 
. B. den Tabaktorgquieren (fr. torquer), die 

fätter desfelben zu Rollen drehen und jpinnen; 
martern, peinigen, ängjtigen, nl. auch, tortus 
rieren (fr. torturer); Torfion, f. (ipätl. torsio) 
dag Drehen, die Windung, Krümmung; auch der 
Widerftand, den ein getwundenerKörper deräußeren 


876 Torrefaftion 

Gewalt entgegenjegt; Heilk. die Umdrehung des 

Endes einer abgejchnittenen Ader, um die Blutung 

zu ſtillen; Torſion u. Detorſion, das Hin- und 

—— Torſions-Feftigleit, Drehfeſtigteit; 
age, f. Drehwage, eine von Hooke erfundene 
Wage, bei welcher der Wagebalfen rechtwinklig auf 
einem Draht befeftigt ift, zur Beſtimmung jehr 
Heiner Gewichte; Torticoͤllis, m. nl., fr. torti- 
eolis (v. I. tortus, a, um, gewunden, Mitteliv. v. 
torquẽre, u. collum, der Hals) der ſchiefe Hals; 
tortuss (l. tortuösus, a, um; fr. tortueux), voll 
Krümmungen, verfhlungen, verworren, verſchro— 
ben; Tortur, f. (l.tortüra) eig. Krümmung, Ber- 
drehung; die Folter, Marter; gerihtliche Beini- 
gung, peinliche Frage; Marterbanf; tortüra fa- 
eiei, f. Heilf. die Gefichtsverzerrung; t. orisy die 
Mundflemme, der Mundkrampf. 

Torrefaftion, f. nl. (von torrefacdre, von torrere, 
dörren) die Dörrung, Röftung, be. der Exze. 

Torricelliſche Röhre, L._(ipr. e Z ti), = Ba- 
rometer, nad) feinem Erfinder Torricelli um: 
1644 jo genannt; nad) ihm heißt aud) der oben im 
Barometer befindliche Iuftleere Kaum die Torri- 
cellijche Leere. 

Zörringtons, pl. engl. wollene Bettdecken, nach 
— in Devonſhire benannt. 

Torſion, £. ſ. unter torquieren. 

Torſo, m. it. (eig.derStrunt, Baumſtumpf ꝛc. ſpan. 
u. port. trozo, prov. u. altfr. tros, v. I. thyrsus, 
gr. thyrsus, Strunf, Stengel, Schoß, althchd.turso, 
torso, Stengel, mittelhochd. torse, der Kohlſtrunk, 
neuhochd. Dorjche) der Rumpf einer verſtümmel— 
ten Bildfäule, bei. der berühmte Rumpf eines 
Standbildes des Herkules im Vatikan. 

Zert, m. (v. fr. tort, it. torto, dv. I. tortum, ver- 
dreht; vol. torquieren) Unrecht, Nachteil, Berdruß; 
jemand einen Tort antun, ihm etwas zum 
Zort tun, ihm einen Poſſen fpielen od. Schaden 
zufügen; & tort,et à travers, fr. (ſpr. a tohr ea 
trawähr) ohne Überlegung, unbejonnen, in den 
Tag hinein. 

Torte, f. (fr. tourte, it. u. jpan. torta, v. l. tortus, 
a, um, gedreht, gewunden, vgl. torquieren; urſpr. 
ein ringförmiges Badwerf) eine Art feiner, platter 
Kuchen von Zuderteig; Torteldtihen, n. ein Ge- 
bäd aus Mehl, Eiern, Zucker, Butter, Rofinen u. 
Kirſchen; Tortillen, m. fr. (pr. —tijöng) gefloch- 
tener Haarwulſt auf dem Kopfe. 

Zorticollis, tertuds, Tortur,f.unt.torquieren. 

Tortuga, f. ſpan. u. prov. (fr. tortue, v. ml. tor- 
tuca, von tortus, gedreht, gewunden; wegen der 
frummen Füße jo genannt) die Schildiröte, bef. 
eine Flußſchildkröte in Südamerika. 

Zorus, m. |. ein Pfühl, Wulft, Ruhelager, Bett, 
bej. Ehebett; auch Fleiſchwulſt, Muskel; tori con- 
Scensio, f. die Beiteigung des Ehebetts; terüs od. 
torõs (l. torösus), fleifchig, muskelſtark; Toro⸗ 
fität, f. nl. die Sleifchigkeit, Muskelſtärke. 

Zory, m. engl. (pr. töhri), pl. Tories, Königlich 
eiinnte (Ariſtokraten), Anhänger der alten Ver— 
aſſung des Staates u. der Kirche, die Hofpartei in 

England; in den Bereinigten Staaten von Nord» 
amerifa dagegen verſteht man darunter die De- 
mofraten; (urjpr. ein von der Gegenpartei, den 

Whigs, ausgehender Schimpfname, von dem an- 

geblich irländ. Worte tory, Räuber; vgl. ir.-gäl. 

toir, Berfolgung, Sagd); Zorhsmus, m. die 

Grundſätze od. Anjichten eines Tory; toryſtiſch, 

ihnen gemäß, ſie betreffend. 














— — — — — — — — — — — 





Tostaniſche Säulenordnung, f. (v. [. tuscänus, | 


Toupet 


tuskiſch, etruriſch, Tusci, die Tusker, die Einwohner 
Etruriens, davon ſpäter die Benennung des Groß- 
herzogtums Togfana), die einfachite, bei den Etrus⸗ 
fern entitandene, Säulenordnung mit ftarkem, 
maſſigem Schaft. 

Toft, ſ. Toait; Zoftao, |. Teitao. 

Totem, n. indian. ein Namens-Symbol, Wap- 
penzeihen der Indianer, ähnlich den Steinmek- 
zeichen u. a. 

Totonaͤken, pl. ein Volk in der mexikaniſchen Land— 
ſchaft Tlascdia. 

totus, a, um, ganz; totum, n. das Ganze; im 
totum, fürs Ganze, ganz u. gar, überhaupt; tote 
titülo, ſ. titulo toto unter Titel; tatäl, nl. (fr. 
total) u. als Adverb totaliter u. fr. totalement 
(ipr. total’mang), völlig, gänzlich, durchgängig, 
ganz und gar, durchaus; Total-Bilance, f. fr. 
(pr. —bilengk’) Hauptrehnung3-Sleichung oder 
Abſchluß, Schlugrehnung; T.=&ffett, m. Öefamt- 
leiltung, Gefamtwirkung; T.⸗Eindruck, m. Ge⸗ 
famteindrud, der Eindrud, den ein Gegenjtand als 
Ganzes hervorbringt; T. Finſternis, f. gänzliche 
oder völlige VBerfinfterung; S.:-Summe, f. Die 
Hauptſumme, der ejamtbetrag; T.-Wirtung, f. 
die Wirkung im Ganzen oder Die Geſamtwirkung; 
Totalität, £. (fr. totalite) die Gefamtheit, Ailheit, 
Ganzheit, dad Ganze; Totalitätsiinn, m. der 
Gemeiniinn; Tptalifäter, m. barb.-i., Totali⸗ 
ſateur, fr. (ſpr. —öhr) ein 1872 bei Pferderennen 
aufgefommenes Glücksſpiel oder eine neue Art 
Wette, wobei der Gejamtbetrag, die Totalfumme 
der Wetten berechnet und danach die Gewinne ver— 
teilt werden, ſodaß alſo die Höhe der Geminn- 
ſumme erft, nachdem der Sieger befannt ift, feit- 
geitelt werden fann. 

Tonage, f., eig. m., fr. (pr. tuciſch; entjt. aus dem 
engl. towage, j.d.), Schiffſpr. da Derbeiziehen 
eines Schiffes mittels eines Seile, alſo Schlepp- 
Ihiffahrt; beſ. aber die Ketten-Schleppichiffahrt 
auf Slüffen u. Kanälen; Toueur, m. (jpr. tuödr; 
bon touer, mit einem Geile herbeiziehen, ſchleppen) 
der Ketten-Schleppdampfer, das Ketten-Schlepp- 
ſchiff eine Art Bugfierer oder Remorqueur (f. d.); 
Schiff, das an einem Drahtſeil läuft, fliegende 
Fähre; Kettenſchiff. 

Toucan, ſ. Tukan. 

touchteren, fr. (toucher, ſpr. tufh—; it. toccare, 
vgl. tocieren) oder tufchteren, berühren, anrüh— 
ren; mit der Hand befühlen u. unterfuchen (7. B. 
eine weibl. Verjon, ob fie ſchwanger fei); — 
bewegen zum Mitleid; reizen, beleidigen; einem 
Pferde — — „Hilfen“ (d. i. [eife Zeichen, 
Winke) geben; touchant (ipr. tufhdng), rührend, 
bewegend, beweglich; Touche, f. (Ipr. tuſch) die 
Berührung; Tonf. Anſchlag u. Taſte; die Anrei— 
zung, Ntederei, Beleidigung; bei Malern der Zar» 
DE Pinſelſtrich; als chineſiſche Schwärze, 
Tuſche 


Toueur, ſ. unter Touage. 

toujours, fr. (ſpr. tuſchuͤhr) immer; t. perdrix, ſ. 
unter Perdrix. 

Toung, n. f. Tai. - 

Toupet, ın., gew.n. fr. (fpr. tupeh; Verkl. v. altfr. 
top, Schopf, altnord. toppr, Locke, Zopf, Schopf; 
— niederd. Topp, hochd. Zopf, d.i. Schopf, 
Büfchel) gefräufeltes Stirnhaar; Haartracht, die 

aar- oder Stirnfraufe, der Haarkranz über der 

tirn, Buff- oder Wellenicheitel; Kühnheit, Drei- 
ftigfeit; tonpteren, Fräujeln, aufpuffen, mellig 
macden. 


Tongnet 


Zouquet, m. fr. (pr. tullh)= Toccato, ſ. d. 

Tour (jpr. tuhr), m. u. gem. f., pl. Touren, fr. 
le tour, ml. turnus, f. d.) überh. der Umireis, die 
Wendung, Umdrehung, dah.dieDaar-Tour,ein 
runder —— Haarnetz, Haargeflecht, und 
überh. der Haarbau, die Haartracht; der Gang, 
Spaziergang, die Reife, Fahrt, Ausflug; Abtei- 
fung, Wechiel, Reihe; Poſtd. die Hinfahrt, der Hin- 
weg, Beitellgang (entg. Retour); die Rundfahrt, 
Runde, auc) die Reihe, 3.8. die Tour fommt an 
mich; in der Tanzf. die Wendung, der Tanz, Um- 
tanz, Tanzrunde,; der Streich, das Schelmitüd; 
tour A,tour, wechjel3meije, eins ums andere, nach 
der Reihe; tour de force, m. (jpr. —forß') ein 
Macht- od. Gewaltitreich; tour de passe-passe, 
ſ. unter paffieren; Tour-Billett. n. einfache 
Fahrkarte, Karte zur Hinfahrt; T.-Leiſtung, Din- 
leitung; Leertour, Leerfahrt; Tonrillon, m.(ipr. 
turijöng) ein Zapfen, Drebzapfen, bej. an Ge— 
hüten; Touriſt, m. ein Reijender, der zu feinem 
Vergnügen, od. in Handelsgeichäften, od. zur Be- 
richterftattung an Heitjchriften 2c. eine Bekimmte 
Tour macht; Bergnügungsreifender; Durchreifen- 
der, Fußreijender, Wanderer; Tonriftenbahn, 
VBergnügungsbahn. ; 

Zourbillon, m. fr. (pr. turbijöng) eine Raketenhülſe 
mit Ladung. 

Zourbine (ipr. turbihne), j. Turbine. 

Toure od. Turg, m. eine alte lothringifche jilberne 
Rehnungsmünze, ungef. = 18 Sols. 

Touri, m. wohlriechender roter Balfam aus der 
Rinde des Mycodendron amplexicaule, der ver- 
härtet zum Räuchern dient. 

Tourillon, Tonrift, j. unter Tour. 

tourmentieren (pr. turmangt—), fr. (tourmenter, 
pgl. tormentieren) peinigen, beläftigen. 

tournieren (jpr. turn—), fr. (tourner, jpan., port. 
u. prov. tornar, it. tornare, ml. turnare; vgl. Tur- 
nus) drehen, wenden, oder eine Wendung geben, 
fenten, umfchlagen; Krſpr. den Feind umgehen, 
ihm in den Rüden fallen; tourne, die Karte ums 
gedreht, umgejchlagen; Tonne, n. der Umſchlag, 
das Wählblatt im Kartenjpiel; Tournde, f. (pr. 
turneh) die Rundreife, Geihäftsreife eined Be- 
amten, Raufmannsac., bei. Rundreiſe eines Künit- 
lers, Gaftjpielreife von Ort zu Ort; das Gehen 
eined Füriten bei der Cour Fi d.) oder bei einem 
Seite von einem der Vorgeſtellten zu dem anderen; 
tournez s’il vous plait (jpr. turneh Bil wuh plä; 
am Sclufje von vollgeichriebenen Seiten) wen- 
den Sie gefälligit um; Tournebroche, m. (jpr. 
turn’brösch’) der Bratenwender; Tournement, n. 
(fpr. —mäng) eine fünftlihe Pferd- oder Reit— 
Schwenkung; Tournefol, m. (jpr. turn’Böl) die 
Sonnenwende, die Sonnenblume, |, aud) Kro— 
ton; ein mit Farbftoffen getränftes Leinwand— 
jtüdchen; das zum Färben von Bad- und Zuder- 
waren dient; Fournebent, m.(jpr. turn’mwdng) der 
fih nad) dem Winde richtende Rauchſchirm auf 
einem Schornfteine; Tourniquet, m. (jpr. turni» 
keh) ein Drehfreuz am Eingange eines Weges, 
Weghaſpel; bei Wundärzten eine Aderpreffe, ein 
Verbandſtück, die Schraubenbinde beim Glied- 
ablöjen; Tonrnüre, f. die Wendung; gewandte 
Bortragsart; ficheres Benehmen, Gewandtheit, 
gute Haltung; auch: dag bei Damenkleidern hinten 
angebrachte Sattelkifjen oder Roßhaarkiſſen, Cul 

. de Paris. 

Zournois, fr. (fpr. turnod) ehem. eine in Tours 
geprägte Heine Münze; aud) Benennung des nad) 


— — — — — — — — — — —— — —— — — — — — — — —— — — — —— — — — — — nn — — — nn U nn 


Trabakel 877 


dem Münzfuße von Tours oder in der Stadt 
Tours geprägten Geldes, um ?/, geringer als 
das von Baris, 3. B. livre tournois. 

ZTourte, f. fr. (pr. turt) Torte. 

Sontievehe, f. fr. (v. deutich. Turtel) die Turtel- 

aube. 

Tout, n. fr. (fpr. tuh; v. I. totum) das Ganze, alles, 
der Allſtich od. Durchgang in Kartenipielen; Tout 
annonce (Ipr. tutannongkeh), aud) Todos, ſpan., 
d. i. alle, im L'hombre angefündigter Allſtich, 
oe alles gewonnen (vgl. Vole); A tout, 
auf alles, Zrumpf im Kartenfpiel; dah. ein Atout, 
ein Allitichipiel, wobei der Spieler alle Stiche be- 
fommt; atoutieren (fpr. — tut—), mit Trumpf 
jtechen, trumpfen; en tout (fpr.ang—), im ganzen, 
furz, alle3 zufammengerechnet; tout ensemble 
(jpr. tut angkangb’)), alle miteinander, das Ganze 
in feiner Verbindung; — tout, als Adverb, ganz, 
völlig; daher tout A fait (fpr. tutafäh), gänzlich, 
ganz und gar; t. à P’heure (fpr. tut alöhr’), jo- 
gleich, im Augenblid; t. comme chez nous (fpr. 
tuh komm fcheh nuh) ganz oder gerade jo mie bei 
uns; t. de bon (fpr. tuh d’bong), ganz im Guten 
oder gütlich; auch im Ernite, in vollem Ernſte; t. 
de möme (fpr. tuh d'mähm'), geradeſo, ebenfo, 
ganz einerlei; t. de suite (jpr. tuh d'ßwit'), jo- 
gleich, auf der Stelle; Wiadame Toutlemonde, 
(ſpr. —tuhlemongd’), ſcherzh. Frau Allewelt, jeder- 
mann. 

Tow, m. engl. (jpr. toh) Werg, Hede; auch das Geil, 
Tau, Schlepptau. 

Towage (ipr. toedſch) od. Towing (ſpr. tding) engl. 
(von to tow, ziehen, fchleppen) das Sciff3ziehen, 
Schleppen, Bugiieren (f. d.), überh. die Schlepp- 
ſchiffahrt in Fluffen und Kanälen; Steamz=cables 
toming (pr. Btihm-Füb’l-toing; v. steam, Dampf, 
u. cable, Kabel, Seil, Tau), die Drahtjeil-Schlepp- 
Ichiffahrt, eine Berbejferung der Touage (1. d.), - 
indem ftatt der Kette ein Drahtjeil im Flußbett 
verſenkt wird. 2 

Tower 1., m. engl. (fpr. tau’r; vom fr. la tour, it., 
jpan., port. u. prov. torre, lat. turris, der Turm, 
ein unter Wilhelm dem Eroberer angelegte3 und 
nach und nad) ermweitertes feſtes Schlok in Zondon, 
urſpr. Wohnort der Könige, jpäter Staat3gefäng- 
nis, Zeughaus ıc. 

Tower 2., m. engl. (ſpr. tdör) eig. ein Werkzeug zum 
gieben, der Bieher; Schifffpr. der Schleppdampfer, 

ugfierer, das Schleppiat Buglierboot; Tower⸗ 
Dampfſchiffahrt = Towage. 

Tomwing, ſ. Tomage. 

Townſhip, n. engl. (ipr. taünſchip; v. town, Stadt) 
Stadt- oder Ortſchaft, Stadtbezirk, Ortsbezirk, 
Stadtgemeinde; in den Vereinigten Staaten von 
Nordamerika eine Unterabteilung der Grafſchaft 
oder Provinz (County). 

Toxicum, n., pl. Toxica, I. (vom gr. toxikön, d. i. 
eig. zum Geſchoß gehörig, von töxon, Bogen, Se- 
ſchoß) eig. ein Gift, mit welchem man die Pfeile 
beftrih; dann überh. Gift; Toxikation, f. die Ber- 
giftung; Toxikodendron, n. gr. der Giftbaum, 
defien — Blätterſaft eingetrocknet zur 
ſchwärzeſten Farbe wird: Toxikoloͤg, m. ein Oift- 
fenner, Giftktundiger; Toxikologie, f. die Gift- 
funde, Lehre von den Giften; toxiloloͤgiſch, die 
Giftmittel betreffend. 

Torodonten, pl. gr. verfteinerte Rieſenſäugetiere, 
in Südamerifa a mean 

Trabatel, n. it. ein Küftenfahrzeug im Adriatifchen 

eere. 


878 Trabant 

Trabaänt, m.pl.—en (v. it. u. fpan. trabänte, u. 
dies dv. dtſchtraben, laufen; alfo eig. ein Käufer) 
ein Begleiter, Leibwächter eines Fürften 2c.; ein 
—— Mond vder Nebenplanet; vgl. Sa— 

ellit. 

Trabẽa, k. l. der mit Burpurftreifen befette Mantel 
der Ritter und Auguren in Rom. 

Trabiicco, m. it. (altit. trabucco — jpan. trabuco, 
it. trabocco, ſ. u.) früher ein Längenmaß in Nord— 
italien von verjchiedener Größe, 3. B. in Mailand 
2,s1ıı m; in QTurin 3,0853 m; Trabuco, mm. ſpan. 
prov. trabuc, it. trabocco, dv. ſpan. u. prov. tra- 
bucar, fr. trebucher, zu Boden werfen, eig. mit 
dem Rumpf aus der Richtung bringen, vd. prov. u. 
altfr. buc, Rumpf, v. althochd. büh, mittelhochd. 
büch, i$länd. bükr, altholl. bük, buik, Baud) und 
Rumpf) eine Furze Büchſe mit weiter Mündung, 
ein Stußgemwehr; auch eine Art Zigarren; Trabu— 
carius, pl. mit Stußgewehren bemwaffnete fpa- 
nische Schmuggler. 

Trace, £. fr. (ſpr. traß’; fpan. traza, prov. trassa, 
it. traccia; Zeitw. fr. tracer, fpan. trazar, it. trac- 
ciare, lat. gleich. tractiäre, v. tractum, trah£re, 
ziehen), Linie, die Auf- oder Vorzeichnung; Tra— 
eierung, Track, die Zeichnung, der Abriß, bef. 
eines Feitungswerfes, Umriß; die Spur; vorgezeich— 
nete, abgejtecte Linie, 3.B.einerStraße, Eifenbahn 
ꝛc.; Richkungslinie, Bahnflucht, Abſteckung; tracies 
ren (fr. tracer, ſpr. traß —) abzeichnen, abreißen, 
entwerfen, vorzeichnen, abſtecken; eine Linie feſt— 
ſtellen; Tracier-Leine oder Tr.-Schnur, die 
Steckleine, Abſteckleine; Tr.-Pfahl, Abſteckpfahl. 

Trachẽa oder Trachia, f. |. (sc. artéria, v. gr. tra 
chẽia, von trachys, rauh, uneben; alſo eig. „die 
rauhe“ ſo genannt wegen der erhabenen Knorpel— 
ringe) Heilk. die Luftröhre; tracheal, nl. zur Luft— 
röhre gehörig, dieſelbe betreffend; Tracheitis, f. 
gr. die Luftröhrenentzündung; Trodenblennor- 
rhöe, f. Luftröhren-Cchleimfluß; Tracheocẽle, f. 
der Luftröhrenbruch; Tracheophöſis, f. Luft- 
röhrenvereiterung; Tradhenrrhagie, f. der Luft— 
röhrenblutfluß; Trachenjkopie, f. die Luftröhren- 
unterfuhung mit dem Kehl£opfipiegel; Tracheo⸗ 
tumie, £. der Zuftröhrenfchnitt, vgl. Bronchoto- 
mie; tracheotomieren, den Luftröhrenfchnitt aus⸗ 
führen; Trahielens, m. od. Trachiellköſis, f. ein 
Luftröhrengejchwür. 

Tradelägra, n. gr. (von trächelos, der Naden) die 
Naden- od. Genickgicht; eine Art des fchiefen Hal- 
je8; Trahelopänus, m. Halsdrüſengeſchwulſt; 
Trachelophyma, n. die Halsgeihwulit. _ 

ihn ein ae ꝛe. — Trachielkoſis, ſ. unt. 
Brachea. 

Zrahönda), n. gr. (v. trachün, rauh machen, von 
trachys, rauh) ein flechtenähnlicher Ausschlag, die 
Augenliderfräge. 

Zradyphonie, f. gr. (v. trachys, rauh) eine rauhe, 
heijere Stimme; Tracht, m. ein gemengtes Ge- 
itein, aus einer feinförnig gemengten Grundmafje 
und inliegenden Kriltallen von glafigem Feldſpat 
beitehend; Trachht-Breccie, f. (vgl. Breccie) Tra⸗ 
chyt⸗Trümmergeſtein, ein Gemengjel aus Blöden, 
Bruchſtücken ze. von Trachyt. 

tracieren, j. unter Trace. 

Trade, m. engl. (fpr. trehd) Gewerbe, Handel, Ver- 
fehr; Traders, pl. engl. (ſpr. trehders) Handel3- 
leute; im brit. Nordamerifa die von der Hudſons— 
baifompagnie über deren Gebiet verteilten Leute, 
die den Pelzhandel betreiben und zugleich untere 
Berwaltungsbeamte find; Tradesunion, f. (ſpr. 


Tragödie 


trehd⸗jühnjen) Handwerker⸗ od. Arbeiterverein zum 
Schutze gegen das übermächtige Kapital. 
tradieren, |. (tradäre, von tra — trans, ſ. d., und 
dare, geben) übergeben, überliefern, mündlich fort- 
pflanzen; ‚vortragen, lehren; Tradition, f. (1. tra- 
ditio) diellbergabe; miindlicheiberlieferung, Fort- 
pflanzung von Lehren 2c., Sage, mündlich über- 
liefert; Nachricht; Herfommen, Braud; per tradi- 
tionem, durch Überlieferung; traditio judieiä- 
lis, f. die gerichtfiche Übergabe; traditionell (fr. 
traditionnel) od. tradittp, nl. durch Überlieferung 
fortgepflangt; überlieferungsweie, nad) der Über- 
lieferung oder Sage; überlieferungsgemäß, her— 
kömmlich; ſprichwörtlich; Traditor, m. ein Über- 

‚ lieferer, Überantworter, Auslieferer; bef. Aus— 
Lieferer heiliger Bücher und Gefäße an die heid- 
nische Obrigkeit zur Zeit der Chriftenverfolgungen 
unter Diokletian. 

traducieren, I. (tradücere, von tra — trans, j. d., 
u. duc£re, führen) hinüberführen oder -bringen; 
überjegen; durchziehen, durchhecheln; Traduftion, 
f, (1. traductio) die Hinüberführung, Überfegung; 
Überlieferung ans Gericht; Tradneianismus, m. 
nl. od. Traduktions-Syſtem, n. die Seelenfort- 
pflanzungs-Tehre od. die Meinung, daß die Seelen 
der Eltern auf die Kinder fortgepflanzt würden; 
Traduciäner, m. u. pl. Anhänger dieſer Lehre. 

Trafic oder Traflt, m. fr. (trafic, prov. trafee, 
trafey, it. träffico, ſpan. träfico, träfago, ml. traf- 
ficum, trafica, vd. I. tra = trans, ſ. d., u. facere, 
machen; vgl. das deutſche übermachen) der Han- 
del, be. mit felbitgefertigten Fabrikaten, Verfehr, 
Berfauf, Berfaufsgeichäft; das Gewerbe; bei. 
öfterr. Bezeichnung für eine Berkaufsitelle, ins- 
bejondere für Tabak; trafieteren od. trafilieren 
(fr. trafiquer, it. trafficäre), Handeln, Handlung 
od. Berfehr treiben, verkehren, verhandeln; Tra— 
fifant, ın. (fr. trafiquant, it. trafficänte) ein Han- 
delsinann, der jelbitgearbeitete Dinge verkauft. 

Traͤgala, f. jpan. (v. träga-la, d. i. verfchlinge fie! 
von tragär, verſchlingen; vollitändiger: trägala, 
perro, verichlinge fie, du Hund! welche Worte ſich 
im Refrain des Liedes immer wiederholen) das 
Freiheitslied der Spanier. 

Tragaͤnt, n. gr. (v. trägos, Bod, und Anthos, n. 
Blume) oder Tragakaͤnt, m. (gr. tragäkantha, f., 
v. akantha, Dorn, Bocksdorn, eine Gattung hülſen— 
früchtiger Gewächſe von verjchiedenen Arten; aud) 
— Gummi-Tragant, Bodsdornfaft oder Bods- 
bartharz, ein geldliches oder rötlihes Oummi von 
dem Fretifchen Bodgdorn; Tragant-Arbeit, f- 
Zuderbäder-Arbeit aus Kraftmehl, Zuder und 
Tragant, zu Tafelauffägen u. dgl. J— 

Tragẽa, £., r. Tragẽma, n. gr. (von tragein oder 
trögein, nagen, Enuppern) Knupper⸗ od. Knapper⸗ 
werk: Nüffe, Mandeln, Zudergebäd 2c. zum Nach— 
tiſch; Heil. geöblich gejtoßenes magenftärfendes 
Pulver aus BER: ig 7 5 f 260 

Trageläphus od. Tragelaph, m. gr. (tragelaphos, 
v. — Vock, u. elaphos, Hirſch) der Bockhirſch, 
ein faͤbelhaftes Tier im Altertum; ein Trink— 
geſchirr, auf welchem ein folcher Bockhirſch in er- 

abener Arbeit dargeftellt war; auch eine Anti» 
openart. ————— 

Tragödie, f. gr. (tragödia, d. i. wörtlich Bocks— 
gejang, v. trägos, Bock, u. ode, Geſang; weil die 
Volksgeſänge, aus welchen die fpätere Tragödie 
entiprang, an Bacchusfeſten von einem Chor bod3- 
ähnlich verfleideter Feſttänzer dargejtellt wurden; 
vol. Satyrdrama) ein Trauerjpiel, ernſtes Schau- 


Tragus 


ſpiel, entg. Komödie; uneig, eine traurige Be— 
gebenheit; traͤgiſch (gr. tragikös), der Tragödie 
angehörend, eigen oder gemäß, trauerjpielartig; 
— verhängnisvoll, ſchrecklich, bejammerns— 
wert, Mitleid erregend; Zragiter m. ein Trauer⸗ 
jpieldichter; Schaujpieler im Trauerfpiel, Trauer- 
jpieldarfteller, aud) Tragöde (I. tragoedus, v. gr. 
tragödös), verägtl. Tragödiant; tragifomiich, 
traurigluftig, halbtraurig und halbluitig; Tragi— 


komödie, f. halb trauriges, halb Iuftiges Schaus 


jpiel, od. ein Schaufpiel, in welchem ein tragijcher 
Stoff komiſch behandelt ift. 

Zragus, m. gr. (trägos) der Bod; Heilf. Bod3- 
gejtanf, Achſelgeſtank; große Geilheit, Brunjt; auch 
der vordere Ohrfnorpel vd. ſog. Ohrbod; Trage: 
maſchalie, f. (pr. —mas⸗ch —; vgl. Majchale) 
Bodsgerud) aus den Acjelhöhlen; Tragoma— 

chälus, m. ein Boditinfer; Tragophonie, f. die 
ocksſtimme, das jtarfe Stottern oder Meckern im 

Reden; Tragoppdie, f. die Bocdsbeinbildung; 

Zragopügen, m. Bodsbart, Haferwurz. 

Traille, r. Treille, j. d. 

Train, m. fr. (ſpr. träng; altfr. train, it. traino, 
jpan. tragin, prov. trahi, v. l. trahere, ziehen) der 
Zug vom Gefhüs, Wagenzug auf Eifenbahnen; 
das Gefolge, der Troß, das ſchwere Gepäd einer 
Armee ( 9 Artillerie-Munitions-,Pro— 
viant-Train zc.) Fuhrweſen; auch der gewöhn— 
liche Gang oder Lauf der Dinge (Schlendrian); 
Train⸗Depot, n. Troßamt; Tr.⸗Soldat. m. der 
Troßſoldat, Troßmann, Fuhrknecht; Tr.-Weſen, 
n. Troßweſen, Fuhrweſen; en train (jpr. ang 
träng), im Zuge, im raſchen Gange; trainieren 
(fr. trainer, jpr. trähn —; it. trainäre, prov. tra- 
hinar, v. [. trah£re), ziehen, jchleppen, zögern, hin— 
halten, in die Länge ziehen; ein Klerd trai- 
nieren, abrichten, erziehen, be. durd) eigentiim- 
lihe Behandlung zum Bettrennen gejchidt machen; 
auch einen Menjchen durch bejondere Ernährung 
u. Anordnung der Zebensweife für gewifje Tätig- 
feiten, wie in England bei Borern, Sodeys und 
Tauchern, vorzugsweile fähig machen; Trainard, 
m. (fpr. tränahr) od. Trainenz, m. (ſpr. —nöhr) 
ein Nachzügler (Marodeur); Trainenr, m. fr. 
(ſpr. tränöhr) der Pferdeabrichter, Bereiter; Trai— 
ning, n. engl. (jpr. ung Abrihtung u. Schu- 
lung der Pferde; Schulung, Borübung, namentlich) 
zu Sportübungen; Trainer,m.engl.,beim Sport: 
der Trainierer, Pferdeabrichter, Zureitervon Renn— 
pferden (das englijche Wart ijt jet weit üblicher 
als das frz. Traineun). 

Trait, m. fr. (jpr. träh), pl. Zraits (jpr. trähs; 
v. I. tractus, j. d.) der Zug im Gejicht u. Charalter, 
Gefihtszug, Gemütszug, Beweis der Gemüts- vd. 
Handlungsart; ein Streich, Schelmitreid). 

traitable, j. unter traftieren. 

Traitant, m. fr. (ſpr. trätäng; von traiter—= traf- 
tieren, j. d.) wörtl.: einer, der mit dem Fiskus 
unterhandelt: ein Pächter öffentlicher Gefälle. 

Traité, Traitenr, ſ. unter traftieren. 

Zraitre, mn. fr. (fpr. trät’r; altfr. traitre, jpan. 
traidor, vd. I. traditor, d. i. eig. Überlieferer, von 
tradöre, dab. fr. trahir, verraten) ein Verräter. 

$rajizieren, I. (trajicöre, v. tra — trans, und ja- 
cere, werfen) eig. hinüberwerfen; hinüberfahren, 
überjegen, über ein Waſſer jegen; Trajekt, m. (l. 
trajectus) oder Trajet, fr. (pr. traſcheh) die Über- 
fahrt, das Überjegen; Trajeft:Anftalt, Schiffs- 
Trajett, f. Überjeganftalt, Fähranftalt, Fähre; 
Eifenbahnfähre, Dampf- od. Schiffsfähre; Trajelt= 


- Traminer 879 


ſchiff, ein Schiff, das den Eijenbahnzug aufnimmt 
u. über einen Strom od. Meeresteil ſeßt; Dampf» 
fähre; Trajektion, f. (I. trajectio) das Dinüber- 
jeßen: Scheidek. eine Art Durchſeihung; Sprachl. 
das Verjegen oder Hinüberziehen eines Wortes, 
bej. aus dem Hauptjaß in den Relativfag (eine 
thetorifche Figur); Trajektorie, f. nl. höhere 
Größenl. jede Krummlinie (Kurve), welche ein 
ganzes Syitem gleichartiger Krummlinien unter 
einen gegebenen Winkel jchneidet; auch für Kegel— 
ſchnittslinie. 

trakaſſieren, fr. (tracasser, von tracas, Wirrwarr, 
unrubige Bewegung; v. altfr. trac, Spur, Gang, 

uftritt, Seräufch eines Federſtrichs, fpan. traque, 

nall einer Rakete, Qauffeuer, engl. track, Spur, 
Fährte, Treibjagen, holl. trek, Zug, Nud, Fang, 
Strich), Federzug) Unruhe od. Skidel ftiften; einen 
necen, drillen, plagen; Srakafferie, f. die Neckerei, 
Quälerei, ein boshafter Streich; Klatjcherei. 

Trakt, f. unter Traftoria. 

Traftarianer, pl. j. Pufeyiten. 

traftieren, |. (tractäre, d. i. eig. ziehen, jchleppen, 
vd. trahere; danı: behandeln 2c.; prov. u. altipan. 
tractar, jpan.tratar, it. trattare, fr. traiter) etwas 
behandeln, bearbeiten, treiben, verhandeln; unter- 
handeln; einen behandeln, ihm begegnen; bewirten, 
auftiichen, jemand freihalten; einen Schmaus oder 
ein Gaſtmahl geben; traftäbel (l. tractabilis) od. 
fr. traitable (pr. trätdb'l), was fich behandeln 
läßt, fügjanı, biegfam, lenffam, umgänglich, hand» 
jam, handlich; Traktamént, n. nl. (tractamön- 
tum) oder fr. Traitement, n. (pr. trät'mäng) die 
Behandlung, Begegnung; Bewirtung, Verpflegung; 
Öajterei, dag Ehrenmahl; dieBejoldung, Löhnung, 
der Sold, Gehalt; Traitenr, m. fr. (pr. trätöhr) 
ein Speijewirt, Kunſtkoch, Feinkoch; Traftät, m. 
l. (tractätus) od. fr. Traite, m. (ſpr. träteh) eine 
Abhandlung, Schrift, ein Eleines Bud (pl. Trak⸗ 
täte); eine Unterhandlung; Übereinkunft; ein Ber- 
trag, Vergleich, Abſchluß (pl. Traktaten, 3. B. 
Friedens» Traftaten, Friedens» Unterhand- 
lungen); Traktätchen, n. eine Kleine volkstümliche 
Schrift veligiöfen, bej. pietiftiichen und myſtiſchen 
Inhalts; Fromme Flugichrift; Sraktatshäfen, die 
18 chineſiſchen Häfen, die dem europäiichen Handel 
offenitehen, b B. Shanghai, Kanton u. a.; Trak⸗ 
tation, f. (l. tractatio) die Behandlung, Betrei- 
bung; ein Gaſtmahl. 

Trattoria, f. nl. (v. I. tractorius, ziehend oder ge- 
zogen, v. trah£re, ziehen) höh. Größen. die Zug- 
linie, eine frumme Linie höherer Ordnung; Trak— 
tus, u. abgef. Traft, m. l. eig. Zug, Ausdehnung 
in die Länge; ein Landſtrich, eine Gegend, Strede; 
auch der kathol. Faſtengeſang zwijchen Epijtel und 
Evangelium; Traft, m. uf der Weg, die Land- 
ſtraße, Heerſtraße; tractu tempöris, im Verlaufe 
oder mit der Zeit. 

Tralie, ſ. Treille. 

Tralles, Trallesſches Alfoholometer, n. ein Wein— 
geiftmefjer, der den Gehalt des Spiritus, Brannt- 
wein 2c. an reinem Alfohol in Maßprozenten 
angibt, benannt nad) dem Erfinder. 

Trambahn, £. j. Trammay. 

Trame, f. fr. (v. I. trama) der Einſchlag des Ge- 
webes; Tramfeide, f. Einjchlagjeive (entg. Or- 
ganfinjeide)ausKofongs zweiter Güte hergeitellt; 
tramieren (fr. tramer), eintragen, einſchießen; 
uneig. anzetteln, einfädeln, meuten. 

Traminer, m. eine Sorte weißer u. roter Trauben 
von fühem, gewürzhaftem Geihmad ausTramin, 


880 Tramontane 


einem Yleden in Südtirol (der weiße Traminer 
heißt wegen der Geſtalt feiner Blätter auch: Gänſe— 
fuß; der rote Traminer: Fleifchweiner, frän- 
kiſche Traube); auch eine Apfelart. 

Tramontdne, f. it. (tramontäna, v. tra — trans, 
u. monte, Berg, alfo jenfeit der Berge feiend oder 
herfommend) der Nordwind in Stalien; der Nord- 
itern, Bolarftern; die Tramontaneverlieren, 
die Richtung verlieren, uneig. die Faſſung od. den 
Kopf verlieren, aus aller Fafjung fommen, ſich 
nicht mehr zu helfen willen (au$ der Sprache der 
Schiffer entlehnt, denen der Nordftern zum Richt- 
punkte dient). 

TZramp, m., pl. Zramps, engl. Herumtreiber, Land» 
ftreicher, Bagabund, bef. in den Bereinigt. Staaten 
von Nordamerifa. 

Trampolin, ſ. Tremplin. 

Iramroad, m. = Tramway, ſ. d. 

Zramivay, f., pl. Trammans, eng!. (ſpr. trämueh; 
von tram, da3 flache Geleife, u. way, Weg; n. a. 
nad) dem Berbefferer derjelben, dem engl. In— 
genieur Dutram, benannt) eig. Rinnenbahn, Rill- 
oder Falzbahn, eine Eifenbahn mit flachen Schienen, 
wo da3 Rad in einer Rille oder einem Salz läuft, 
bejond. Straßenbahn für den Berfonenverfehr in 
großen Städten. 

Trance, f. eng. (ipr. trank) Traumzuftand eines 
jpiritiftiihen Mediums; Verzüdung, Ekſtaſe. 

trandhteren (fr. trancher, fpr. trangid—; prob. 
trencar, trenchar, trinquar; fpan. trinchar, it. 
trinciare; wahrſch. dv. I. truncare, bejchneiden, ab⸗ 
fchneiden, mit Einfluß des deutſch. trennen) zer— 
Ichneiden, vorjchneiden, zerlegen; Trandhier-Mei= 
fer, n. ein Vorſchneidemeſſer; tranchant (pr. 
trangſchäng), jehneidend, jehr ſcharf; Trande, f- 
eine Schnitte (von Brot, Fleiſch ıc.); Scheibe, 
Sceibchen; der Rand, die Randſchrift einer Münze; 
Trancheée, f., pl. Zrandheen oder Tranſcheen, 
Laufgräben bei Belagerungen, Schachtwege; Tran: 
deerfgbaltere ‚ Zr. Reiter oder Trieſtatzen, 
pl. erhöhte Angriffswerfe an der lebten Linie der 
Trancheen von Seiten der Belagerer, um von da in 
den bededten Weg des Feindes zu jehen und ihn 
bejtreichen a können; Trandhenr, m. (pr. trang- 
ſchöhr) ein Borichneider; Tranchier:Brett, Vor⸗ 
ſchneidebrett. 

tranquille, fr. (ſpr. trankihl'; vom I. tranquillus) 
ruhig, Still; tranquillamente, it. Tonf. gelafjen, 
ruhig, ftill, heiter; Tranquillität, f. 1. (tranquil- 
litas) die Ruhe, Öelafjenheit. 

trans, I. jenjeit, iiber, hinüber, hindurch, in vielen 
— — wo es auch abgekürzt tra- 

autet (vgl. tradieren, traduzieren, trajizieren 2c.), 
entg. dem cis, ſ. d. 

Transdft, m. nl. (transäctus) oder Transaktion, 
f. jpätl. (transactio, v. transig£re, f. tranfigieren) 
die Verhandlung, Beilegung einer Streitfadhe, der 
Vergleich, die Übereinfunft; engl. transactions, 
pl. (jpr. tränsäktſchens) auch Abhandlungen ge- 
lehrter Geſellſchaften; Transdftor, m. ein Unter- 
händler, Bergleichjtifter, Schiedsmänn. 

transalpiniich, I. (trans-alpinus) jenfeit der Alpen 
gelegen, überalpiſch. 

transandiniſch, nl. jenfeit der Anden gelegen. 

Zrunsanimation, f. nl. (von trans und animäre, 
bejeelen) die Seelenwanderung. 

sransatlantifch, nl. jenfeit des Atlantiſchen Meeres 
gelegen, überſeeiſch. 

transcendent, j. transicendent. 


Tranfition 


transdanübiſch, [.itransdanubiänus, v. Danubius, 
die Donan) überdonauiſch, jenfeit der Donau. 
transeat, I. (v. trans-ire, hinübergehen 2c.) dag gehe 
borüber, werde vergeffen od. nicht weiter erwähnt! 
transeüundo, im Vorbeigehen, kürzlich. 

Transelementation, £.nl.(vgl. Element)die Grund- 
ſtoffverwandlung, vermeintliche chemiſche Verwand⸗ 
lung eines Elements in ein anderes. 

Zranfept, n. engl. (ſpr. tränßept; v. I. trans und 
septum, Verzäunung, von sepire, FAR der 
Kreuzflügel in Baumerfen, ver Flügel, der quer 
durch das Schiff und die Hauptflügel geht. 

transferieren, |. (trans-ferre, fr. transferer) über⸗ 
tragen; überjegen; verlegen; auch den Betrag eines 

Wechſels vom Konto des Zahlenden abfchreiben; 
ad usum transferieven, gangbar maden, in. 

| Gebrauch bringen. 
transfigurieren, I. (transfiguräre; val. Figur ꝛc.) 
umgejtalten; verklären; Transfigurateur, m. fr. 
(pr. —töhr) Kaleidoſkop; Transfiguration, 
“ ne Ne re die Umgeftaltung, Verklärung 

riftt. 

Zransfir, n. 1. Ripr. eine Nachtrag3- od. Beitritt» 
urkunde, an die Haupturfunde durch Pergament- 
ftreifen angeheftet. 

transformieren, |. (traus-formäre; vgl. Form ıc.) 
umformen, umwandeln, umgeltalten; einemmathes 
matiſchen Ausdrude eine andere Form od. Geſtalt 
geben, ohne deffen Wert zu verändern; Trans: 
formation, f. (jpätl. transformatio) die Umbil» 
dung, — Verwandlung; Transfor⸗ 
mationstheorie, f. die Umwandlungs- od. Ab⸗ 
ſtammungslehre, aud) Dejcendenztheorie ge- 
nannt (f. d.), nad) der alle organifchen Weſen ſich 
aus einfacheren Arten u. Formen entwidelt haben 
(Darwinismus); Transforınätor, m. ein Wert- 

eug, da3 dazu dient, die Spannung eleftrifcher 
echjelitröme umzuwandeln. 
transfugieren, I. (trans-fug£re, v. fuge£re, fliehen) 
überlaufen, zum Feinde übergehen. 
transfundteren, I. (trans-fundäre, von fund£re, 
gießen) aug einem Gefäß in ein anderes über- 
gießen, überjchiitten; Transfuſion, f. (I. trans- 
usio) die Umgießung, Blutüberleitung, Umzap— 
ung des Blut eines Tieres oder Menthen in die 
lutgefäße eines andern; Zransfufor, m. ein von 
Dr. Rouſſel in Genf erfonnenes Werkzeug zurBlut- 
überleitung unter Abjchluß der Luft. 
transgredteren, I. (transgr&di), v. gradi, ſchreiten) 
ats Transgreſſion, f. (1. transgressio) 
die Übertretung, Überjhreitung eines Befehles, 

Geſetzes ꝛc. 

transigieren, l. (transigẽre, v. trans u. agẽre) eig. 
durchführen, zu Ende over zu ſtande bringen; ver- 
handeln, einen Vergleich abſchließen, ſich vergleichen, 
fi) abfinden; transigendo, auf den Wege güt- 
lien Vergleichs; durch Vergleih; transigibel, 
was fich verhandeln läßt oder worüber ein Ver- 
trag geſchloſſen werden kann. 

tranfilieren, I. (eig. trans-silire, dv. salire, jpringen) 
überjpringen, überhüpfen, mit Stillſchweigen über» 


| „geben. ER | 
Tranfillas, pl. ipan. (fpr. —iljas), eine Art Hol- 


ländiſcher Spigen. RN 7 | 
Tranfition, f. I. (transitio) oder Tranfitus, m. 
(von transire, hinübergehen, übergehen) der Über- 
gang von einem Gegenftande oder Tone zum an- 
dern; die Übergehung; in transitu, im Borüber- 
sehen; beiläufig, nebenher; Traͤnſito, m.it., abgek. 

| Lrdnfit, der Durchgang, die Durchfuhr von Waren 


Transkolation 


od. Gütern durch ein Land in das andere; Tranſit⸗ 

Einnahme, Einnahme aus dem durchgehenden 

Verkehr; Tranſito-Güter, pl. durchgehende Gü— 

ter; Tr.-Handel, m. Durchfuhrhandel, Handel mit 

durchgehenden Waren; Tranſit-Route, f. Durch— 
gangsitrede; Tr.-Vertchr, Durchgangsverkehr; 

Tr.-3oll, m. Durchgangs- oder Vurchfuhrzoll; 

tranfitieren, l. (trausitäre) vorübergehen, durd)- 

gehen (von Waren gebräuchlich); transitiv (jpätl. 
transitivus), hinübergehend, übergehend; tranfi= 
tives Verbum (verbum transitivum) oder bloß 

Tranfitivum, n. ein übergehendeg, überleitendes 

oder zielendes Zeitwort, defjen Handlung auf einen 

Gegenjtand übergeht oder einwirkt, 5. B. Lieben, 

Hafen 2c. (vgl. Verbum); tranfitärifch (I. transi- 

torius), zum — oder Durchgang geeignet; 

vorübergehend, zeitweilig; vergänglich, flüchtig. 

. Transtolation, f. nl. (von trans u. coläre, jeihen) 
die Durchjeihung. 

trensfontinental, nl. das Feſtland überipannend, 
durchmeſſend; Weltmeere verbindend; Transkon— 
tinentalronte, £. (jpr. —ruhte) Überlandbahn, = 
Bacificbahn, ſ.d. 

Zranstorporation, f. nl. (v. trans u. corporäre, 
mit einem Körper verjehen) eig. die Überförperung; 
Seelenwanderung. 

Zranslation, f. |. (translatio; von transferre, j. 
transferieren) die Übertragung;Überiegung; trans- 
latio juris, f. Übertragung eines Rechts auf einen 
andern; Translätor, oder fr. Trauslateur (pr. 

“—töhr), m. ein Überjeger, Dolmetſcher; transla= 
tieren, nl. Rfipr.übertragen, = transferieren; 
translatdriſch, fortrüdend; 3.8. die transla— 
torijhe Bewegung der Planeten, ihr Umlauf 
um die Sonne. 

Zransleithanien, n. die öfterreichiichen Länder 
jenjeit der Leitha, die außerdeutjchen Kronländer; 
transleithanifch, jenleit der Leitha. 

translozieren, nl.(vgl.lozieren unt.locus) an einen 
andern Ort verjegen; Translofation, f. die Ber- 
fegung, Ortöveränderung. 

translucent, transiucid, [.(translücens, v.trans- 
lucere, durchſcheinen) dDurchicheinend. 

transiunärifch, nl. (v. trans u. luna, j. d.) über- 
mondlich, was jenfeit des Mondes, über ven Mond 
hinaus iſt. 

transmarin(ifch), [.(transmarinus, d.mare, Meer) 
jenjeit des Meeres befindlich, überſeeiſch. 

transmigrieren,!.(trans-migräre, vgl. migrieren) 
mwegziehen, auswandern (emigrieren);, Trans 
migration, f. (jpätl.transmigratio) die Auswan- 
derung, Überfiedelung; auch Seelenwanderung. 

transmittieren, [. (trans-mittöre; vgl. mittieren) 
überjchiden, überliefern, überlafjen; übertragen; 
ransmiflion, f. (transmissio) die Überfendung, 
berlieferung; Übertragung, Kraftübertragung, 
Fortpflanzung; in der Maſchinentechnik joviel mie 
Wellenleitung, Triebwerk, Gejtänge, Getriebe; 
Transmiilions-Riemen, Treibriemen; T.-Ver— 
mögen, n. das Vermögen der Körper, Wärme 
durchzulaſſen; T.-Welle, f. Triebmelle, eine die 
Kraft von Maichinen übertragende eilerne Welle 
(j. Transmiſſionszeug); auch der bei plößlicher Ber- 
größerung eines Flüſſigkeitsquerſchnitts fich bil- 
ende fortichreitende Wellenberg; %.=$eng, n. od. 
Transmiſſion, f. — treibende? Zeug, Triebwert, 
diejenigen Borrihtungen im Maichinenwejen, wie 
verzähnte Räder, Schnur- und Riemenichieber, Ge- 
ſtänge 2c., welche die Triebfraft von dem Motor, 
wie Dampfmaſchine, Wafjerrad zc., auf die eigent- 


Seyſes Fremdwörterbuch. 21, Aufl. 


| transportieren 881 


liche Arbeitgmafchine übertragen; transmiſſibel, 
ul. iberſchickbar; überlaglich; Transmifiibtlität. 
f. Übertragbarfeit. 

transmontän, l. (transmontänus, v. mons, Berg) 
jenfeit ver Berge (Alpen) befindlich; auch⸗ ultra» 
montan,.d. 

transmmtieren, I. (trans-mutäre; vgl. mutieren) 
verwandeln, umwandeln, vertaufchen; transmu— 
täbel, nI. veränderlich, wandelbar; Transmuta— 
bilttät, f. die Veränderlichkeit, Wandelbarteit; 
Transmütatton, f. I. (transmutatio) die Ber- 
wandlung, Ummandlung, Umbildung, Vertau— 
Ihung, Buchftabenveriegung ; Ummandlungstähig- 
feit; Transmutattons- Theorie, f. die Umbil- 
dungsiehre, die Abjtammungslehre, die (Ion vor 
Darwin, vgl. Darwinismus) von Qamard und an- 
dern Naturforicyern aufgeitellte Anficht, daß alle 
Organismen der Erde fich aus einer over einigen 
wenigen höchſt einfachen Stammformen entwicelt 
haben, = Dejzendenz- Theorie. 

transozeãniſch, nl. jenjeit des Ozeans befindlich, 
überſeeiſch. 

transpadäniſch, l. (transpadänus, von Padus, der 
Bo) jenſeit des Po befindlich. 

transparent, nl. (von trans u. parẽre, erſcheinen; 
fr. transparent), durchicheinend, durchſchimmernd; 
hell, flar; Transparent, n. ein Durchſcheinbild, 
dDurchicheinendes Gemälde, auch nächtliches Feit- 
bild, Reuchtbild, eine erfeuchtete Inichrift; Sranss 
Harenz, vd. fr. Transparence, f. (fpr. —rangß)) 
die Durchjcheinung, Durchſichtigkeit, das Durch— 
ſcheinen, die Klarheit. 

Tranipiration ꝛc. |. Transſpiration. 

transpluntieren,ipätl.(transplantäre,v.plantäre, 
pflanzen; fr. transplanter) verpflanzen, verjegen; 
Heilt. einen Hautlappen ablöjen und an einer an— 
dern Stelle anheilen; Transplantation, f. ıl. 
die Berpflanzung, Berfegung; Heilk. die Erjegung 
eines verlorenen Körperteils durch einen anders- 
woher genommenen. 

transponieren, |. (transpön£re, v. pon£re, ſetzen) 
überjegen, verſetzen; Tonf. ein Stüd in eine andere 
Tonart fegen, umfeßen, übertragen, höher od tie- 
fer im Ton jpielen; Transpoſition, f. nl. die Ver— 
ſetzung, Umſetzung(in eınen andern Ton); Größenl. 
Veränderung der Stelle einer Größe in einem 
Größenausdrude, ohne den Wert desjelben zu än— 
dern, Verſetzung der Glieder einer Gleihung von 
der einen Seite des Gfleichheitszeichend auf die 
andere. 

transportieren (l.transportäre,v.portäre,tragen), 
Hinüberbringen od. »fchaffen, Fortichaffen, verladen, 
verfrachten, verfenden, befördern; übertragen; 
Transportatien, f (l.transportatio)od. Zransa 
portierung, f. die Fortbringung, Fortſchaffung; 
Transport, m. nl. (fr. transport) die Überfahrt, 
Berjendung, Beförderung, Fortſchaffung, Ausfuhr 
von Waren; Fracht; auch was fortgefchafft wird, 
die Lieferung, Zufuhr (3.8. ein Transport Lebens— 
mittel 2c.); der Übertrag od. die Übertragung der 
Schlußſumme in Rechnungen von dem Ende der 
einen Seite auf den Anfang der folgenden; Trans— 
port:Anteil, Stredenanteil, Frachtanteil; Z.= 
Artitel, m. DBertehrögegenftand; T.⸗Aufgeber, 
Abſender, Verſender; T.-Vuhn, Arbeitsbahn, 
Hilfsbahn; T.-Brücke, Arbeitsbrücke: T.-?Ge fell 
haft, f. Beförderungsgefellihaft: T.zGewicht, 

adegewicht; T.-Inſtitut, Verfand-Anjtalı, Bes 
förderungs-Gejellihait; T.=Nvften, pl. die Ver— 
jendungstoften, das Fradıtgeld, Fuhrlohn; &.s 
56 


832 Transpofition 


Leitung, Beförderung: T.-Mittel, n. Beförde- 
rungsmittel; T.-OQbjelt, m zu befördernder Gegen- 
tand; T.-Quantum, n. Frachtmenge, zu beför— 
dernde Menge: T.-Route, f. Beförderungsmweg, 
-ihtung; T.:Schein, Frachtſchein; 8.-Schiff,n. 
ein Überfahrts-, Sracht- oder Laftfchiff; T.-Ver⸗— 
cherung, Verliherung der Ladung, Fracht, der 

Fahrzeuge, der Überfahrtsgelder 2c.; I. XBngen, 
Taſtwagen, Frachtwagen, Abfuhrwagen; trans- 
sortäbel, transportierbar, transportfähig, 
deweglich, fortbringlich od. fortſchaffbar, verjend- 
bar, zerlegbar; fliegend; übertragbar (von Schul» 
den u. Verbindlichkeiten); Sransportenr, m. fr. 
{fpr. —töhr) Begleitwächter, Sicherheitäbegleiter; 
Meßk. Winfel-Überträger, Winfel- od. Gradmeſſer, 
ein halbfreisförmiges,in L80 Grade geteilte3 mathe» 
matiſches Werkzeug zur Winfelmefjung und Über- 
tragung. 

Transpoſition, ſ. unter transponieren. 

transthenänijch, [. (transrhenänus, von Rhenus, 
der Rhein)überrheiniich, jenjeit des Rheins liegend; 
Transrhenäner, m. ein Überrheinifcher. 

transicendent und transfcendentäl, nl. (vom I. 
transscendere, iiberjteigen, von scand£re, fteigen) 
Bhilof. das Sinnliche od. das Gebiet der Erfahrung 
überjteigend oder überichreitend, überfinnlich, 3. B. 
ſolche Begriffe 2c.; Größenl. durch eine algebraijche 
Gleichungslehre nicht beftimmbar. 

Transſept, |. Tranjept. 


sransjfribteren, l. (trans-scribere, von scribäre, ; 


fchreiben) 1. umschreiben, aus einem Bud ins an- 
dere, aus einer Form in die andere; 2. überſchrei— 
ben, auf einen andern jchreiben, 3. B. eine Schuld» 
forderung; Transstription, £. die Uberſchreibung 
von einem Namen zum andern; die Übertragung, 
3. B. eines Geſangſtückes auf das Pianoforte. 

gransibirteren, nl. (oon trans, ſ. d. und spiräre, 
bauchen, dünjten; franz. transpirer) ausdünjten, 
ſchwitzen, warm oder heiß werden od. fein; uneig. 
ruchbar oder befannt werden, verlauten, fich ver- 
breiten; Transipiretien, f. Ausdünftung, Aus- 
dampfung, Schweiß. 

Zransjubftantiation, f. nl. (vgl. Subſtanz und 
Ronjubjitantiation) die Wejenverwandlung, Ver— 
mwandlung des Brotes u. Weines beim Abendmahl 
“ — Leib und das Blut Chriſti, nach der kathol. 

ehre. 

transſudieren, nl. (v. l. sudäre, ſchwitzen) durch— 
ſchwitzen, durchſchweißen; durchſickern; Trausſu⸗ 
dãt, n. durchgeſickerte, ausgetretene Flüſſigkeit; 
Transſudation, f. Durchſchwitzung, Durchlide- 
zung; namentlich Austritt von Blutwaſſer aus den 
Gefäßen in die Geivebe des Körpers oder in Kör— 
perhöhlen. 

£ransjumieren, l. (trans-sume&re, von sum£re,neh- 
men) herübernehmen, entlehnen, übertragen, ab- 
Ihreiben; TZransſümt, r. Transfinnpt, n. (lat. 
transsumptum) Rſpr. eine beglaubigte Abfchrift 
(Ropie). 

Zransiyluanien, L. mit deuticher Endung, eig. jen- 
feit des Waldes: Siebenbürgen. 

Zranstevere, Zransteberiner, |. Trastevere. 

transvehieren, |. (trans-vehöre) hinüberfahren; 
Zransbeltton, f.(l.transvectio) die Überfahrung, 
Überfahrt, auch Fronfuhre. 

Zransperie, f. |. (v.transversus, quer, v.transver- 
tere, eig. hinüber- oder hindurchrichten) = Tra- 
verje; transberfäl, nl. quer, überzwerch; jchräg, 
jGief; Transperjäle, f. Größenl. eine Linie oder 
Fläche, welche ein Syftem von Linien oder Flächen 


trajfieren 


auf irgend eine Art durchfchneidet; bef. fchief ge- 
angene Gerade gr feineren Unterabteilung eines 
ai — de u od. ——— Dreieck; 
Querlinie, räglinie; ransberjal-Bahn, 
Duerbahn; T.-Kraft, Schwerkraft; Transverjäs 
les, pl. Ripr. Seitenverwandte. 

Zrabelierzfarte, T.-Spiel, ſ. Tarök. 

Trapezium oder Trapdz, n. gr. (trapezion, eig. 
Tiſchchen, Verkl. v. trapeza, Tiich), pl. —zia oder 
—sien, ı1. Trapezoĩd, n. (vom gr. trapezoeides, 
etwas Tifhförmiges) Größenl. ein Vierer mit un- 
— u. nicht gleichlaufenden Seiten, ungleich— 

eitiges Viereck; auch ein Turngerät, das Hängereck, 
Schwebereck; dah. TZrapez-⸗Aßzenſioniſt, m.barb.- 
l. ein das T. Beſteigender; T.⸗Suspenſioniſt, m. 
ein am T. ſich Aufhängender; Trapez volant, n. 
(pr. voldng) das fliegende Trapez; Trabezoẽder, 
n. ein Körper mit 24 gleichen, ungleichleitig vier- 
eigen Flächen; Trapezophoͤr, m. ein Tifhträger, 
Tiſchhalter. 

Zrapiche, ın. ſpan. (ſpr. trapftfche; v. l. trapẽtum, 
od.trapes, Gen. ẽtis, die Oſpreſſe)eine Zuckermühle; 
in Mittelamerika ein Landgut, worauf ausſchließ— 
lich Zuckerkultur betrieben wird; auch ein Pochwerk 
für das Erz. 

Trapp, m. (ſchwed. trapp, v. trappa, Treppe, in Be- 
zug auf die treppen- od. fuppenfürmige Erhebung 
diejer Sefteinmaffen) Stufenftein, Wade, der ältere 
Name für verjchiedene gemengte Öejteinarten, bei. 
Bafalt, Dolerit, auch für Grünftein. 

Trapper, ın. engl. (v. trap, die Falle, Schlinge, fr. 
trappe, prov. u. ml. trappa, von althochd. trapo, 
Schlinge) ein Falltürhüter in den Kohlengruben; 
ein nordamerifan. Wild- und Pelzjäger, bef. von 
Bibern und Ottern. 

Trappier, Drapier od. Drapterer, m. (vgl. ſpan. 
trapo, =Drap, f.d.) einer der fünf Großbeamten 
des deutichen Ordens, welchem die Bewaffnung u. 
Bekleidung der Ritter oblag. 

Trappiſft, m.,pl. Trappiften, Glieder des Ordens 
De la Trappe, eines 1122 geitifteten, im 17. Jahrh. 
durch den franz. Abt Rance reformierten Mönchs— 
orden3 (von der Abtei la Trappe in einer öden 
Gegend der Normandie benannt), welcher fich durch 
höchſte Strenge und Härte feiner Ordensregel, bei. 
auch durch die Verpflihtung zum völligen Still» 
ſchweigen auszeidjnet. 

traquieren (fpr. —fieren), fr. (traquer; v. trac, Die 
Spur des Wildes) umftellen, treiben, ein Treib- 
jagen anftellen. 

Traß od. Tarraß, m. (viell. dem fr. terrasse, Erd- 
mall, Erdſtufe nachgebildet) vulkaniſcher Schutt 
od. Tuff, Dudftein, ein Gemenge aus Bruchjlüden 
vulkaniſcher Gefteine, al3 Mörtel bei Wafjerbauten 
benutzt. 

an it. (trassäre, vom I. tractum, trahere, 
ziehen) Geld von jemand entnehmen od. — 
ihn ſchriftlich erfuchen, eine Zahlung zu eilten; 
auf einen trafileren, auf ihn einen Wechjel aus⸗ 
jtellen oder ziehen, beziehen; appoint (fr.) oder 
punto (it.) trafjieren, die Gelder bis auf den letz⸗ 
ten Heller einziehen; Traifänt, m. ein Wechſel⸗ 

ieher, Entnehmer oder Ausſteller eines Wechſels; 

vafjät, m. der Bezogene, auf welchen ein Wechjel 
zum Bezahlen ausneteift it, auch Afzeptant; 
ZTratte, f. (it. tratta) ein traffierter Wechjel, Be- 
ziehungstwechjel, gezogener Wechjel, Wechjelbrief 
(gem. werden unter Kaufleuten 2 od. 3 gleichlau- 
tende Tratten, nämlich Brima, Setunda und 
Tertia, eriter, zweiter und dritter Wechjel, auS- 


Trastebere 


geftellt, damit, wenn einer verloren geht, der an- 
dere bezahlt werde); Trattenkudh, n. Wechſelbuch; 
Zrattardlie, f. (it. trattarella) ein Wechjelchen, 
Heiner Wechtel von geringem Belauf. 

Trastévere, n. it. (von tras |. trans, u. Tevere, 
Tiber) das Jenfeit, d. i. öftlich des Tiber gelegene 
Gebiet, Teil Roms am rechten Tiberufer; Trass 
teberiner (it. Trasteverino, pl. —i), Bewohner 
de3 öftlich vom Tiber gelegenen Teild der Stadt 

Tratte, ſ. unter trajfieren. (Nom. 

tratto di corda, m. it. (1. tractus, j.d. unter 
Traftoria) ein Seilzug, eine Strafe fürlbeltäter 
in Stalien, wodurd ihnen die Glieder mit Seilen 
auseinander gezogen werden. 

Trattöria, £. it. (von trattare = traftieren, ſ. d.) 
Speilehaus, Gajtwirtichaft. 

Traulismus, m.gr.(traulismös, v. traulizein)das 
Liſpeln od. Schnarren, als Fehler der Ausſprache. 

Zraumatife, pl. gr. (von trauma, Wunde) Heilf. 
Wundmittel; traumatiih, Wunden betreffend, 
mit Wunden behaftet, von Wunden herrührend; 
Traumaticin, n. Heil. eine Löſung von Gutta— 
Perha in Chloroform; Trauſis, f. die Ver- 
wundung. 

Zrapdde, f. fr. (vgl. ipan. trabado, ſtark, nervicht, 
gedrungen, v. I. trabs, Balfen) Seeſpr. ein unge- 
ſtümer und unbejtändiger, mit Donner und Blig 
begleiteter Wind. 

Zradeillen, pl. (ipr. trawdjen), fr. travail, pl. tra- 
vaux; prov. trabalh, trebalh, port. trabalho, jpan. 
trabajo, it. travaglio, Bein, Hemmmis, Arbeit, 
von prov. travar, jpan. trabar, hemmen, fefieln, 
von I. trabs, Balfen) mühjame Arbeiten, An- 
itrengungen, befhwerliche Geſchäfte; travailforce, 
m. fr. (fpr. trawaj forßeh) Zwangsarbeit; travail⸗ 
lieren (fr. travailler, it. travagliare), arbeiten, bei. 
it Anjtrengung, ſich etwas jauer werden laſſen. 

Tranerie, f. fr., pl. —n (vgl. Transverje), Die Duer- 
linie, Duerftange,derQuerbalfen, Querſtrich, Quer- 
gang, Querwall, eine quer eingelegte Bruſtwehr; 
DAuerbuhne, Schlidzaun; ein widriger Zufall, eine 
Widerwärtigkeit; Traverjiere, f. (pr. trawers— 
jähr’; eig. flüte traversiere) die Querflöte; traver⸗ 
ſieren (fr. traverser), quer durchgehen, durchkreu— 
zen; in die Quere fommen, hindern, hintertreiben; 
von Pferden: quer jpringen, ſich zur Seite od. jeit- 
wärt3 werfen; beim Fechten: feitwärts ausfallen. 

Trapertin, ın. it. (travertino, tibertino, tiburtino, 
{. lapis Tiburtinus, v. Tibur, einer uralten Stadt 
in Latium am Anio, jegt Tivoli) ein durch Nieder- 
ſchläge aus Ealfhaltigen warmen Duellen entjtan- 
dener harter Tuffitein, aus welchem Tempel und 
Säulen in Stalien erbaut find. 

£radeitieren, it. (travestire, tra — trans, ıt. vestire, 
kleiden; fr. travestir) verfleiden, umfleiden; lächer- 
lich od. herzhaft einkleiden, nahdichten, umdichten, 
einen ernithaften Gegenstand in einem lächerlichen 
Gewande darſtellen, bei. eine erhabene Dichtung 
mit Beibehaltung des Stoffes ins Lächerliche um- 
geitalten; traveſtiert, umgekleivet, lächerlich um— 

eitaltet; jcherzhaft umgedichtet; Traveftie oder 

raveftierung, erfleidung, Umkleidung; 
iherzhafte Einkleidung, ein jcherzhaftes Gedicht, 

herzumdidhtung, welche einen erniten, bereits 
dichteriſch behandelten Stoff in ein neues komiſches 
Gewand Heidet; vgl. Parodie. 

tre, it. 1. tres) drei; a tre, a tre voci (ipr. 
—mwötjdi) od. a tre parti, Tonf. für drei Stim- 
men, dreiitimmig. 

Treaſon, m. engl. (fpr. trihſen; v. fr. trahison, v. 





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fremulieren 883 


I. traditio, Übergabe; vgl. Traitre) der Verrat; 
high treason (jpr. hei —), der Hochverrat. 

Treafure, m. engl. (jpr. träjch’r) = Trejor; Trea⸗ 
furer, m. = Trejorier; Lord High Treasurer 
(ipr. heih —), der englijche Großjchagmeifter oder 
Finanzminiſter. 

trebüchieren (jpr. trebüſch —; fr. trébucher, prov. 
u. jpan.trabucar; vgl. Trabuco), ſtolpern, ſtürzen; 
aud) überwiegen; Trebühant (ipr. trebüjchang), 
überwichtig; als Hauptw. m. das Übergewicht, der 
Ausschlag (bei Münzen); Trebuchet, n. (ſpr. tie 
büjcheh) die Goldwage. 

Trechõöma, n. gr. Heilk. Rauhigkeit, Nauhwerden, 
— Trachoma; Trechhsmus, m.das Rauhmachen, 
die Bewirkung des Trachoma. 

Zreckſchuit, Treckſchute, ſ. Shuit. ne 

Trediei communi, it. pl. (jpr. —ditihi—), d. i. die 
13 Gemeinden, nämlich die dreizehn in der Nähe 
ae wohnenden Gemeinden deutjcher Her- 

unft. 

Treff, n.— Zröffe, j. d. | 

Tröfle, fr. (ſpr. träfl; altfr. trefeul, prov. trefueil, 
ipan. tr&bol, it. trifoglio, Klee, von l. trifolium, 
d. i. Dreiblatt), gew. Tref oder Treff, n. Klee oder 
Kleeblatt, Kreuz in der franz. Spielfarte, Eicheln; 
Trefle-Aß, n. Kleedaus, Kreuzdaus, Eicheln-AB. 

Trefoil, m. engl. Kleeſame; vgl. Trefle. 

Treilfe, £. fr. (jpr. trej’; prov. trelha, v. l. trichila, 
Sommerlaube), Treillis, n. (fpr. trejih), auch 
Treillage, £., v. n. (ſpr. trejähſch') Gitter, Gitter» 
werk; Drahtgitter; Rojtjtäbe bei Seuerungen; Wein» 
geländer, landjch. gem. Tralje, Traljewerk. 

Treize, n. fr. (jpr. trähſ') Dreizehn, das Dreizchn- 
jpiel, ein Glüdsjpiel mit arten. 

treffen, holl. ziehen, wegziehen, auswandern, bei. 
von den holländischen Boers oder Buren (Bauern, 
Anbauern, Anftedlern), wenn jie über die Grenzen 
des Kapgebiets auswandern, gebraudt; Treck⸗ 
—— v.Menjchenod. Pferden gezogenes Watten⸗ 

ahrzeug mit plattem Boden (Schute, Schuite, |. d.). 

Treẽma, n. gr. (von trän, titrän, durchbohren) eig. 
das durchbohrte Loch, die Offnung; Spradl. das 
Trennungszeihen, — puncta diaereseos; Tre» 
matoden, pl. (nl. sing. trematöda, gr. tr&mato- 
des, durchlöchert, mit vielen Yöcdhern) Saugwür- 
mer, Plattwürmer, eine Art Eingeweidewürmer; 
Trẽſis, f. Heilk. dag Durchbohren. 

tremändo, tremoländo, it. (von tremäre, verfl 
tremoläre, zittern; vgl. tremulieren) Tonf. bebend, 
zitternd; Tremblenrs, pl. fr. (ſpr. trangblöhrs; 
v. trembler, zittern = it. tremoläre; vgl. tremu— 
lieren) BZitterer, = Quäker; Tremellen, pl. fr. 
(v. trembler, zittern), Bebungen der Stimme, Zit- 
tertüne; Tremolänte, n. it. (v. tremoläre, zittern; 
vgl. tremulieren) das Flittergold, Kniſtergold, wo— 
mit die Staliener, nachdem fie es verfalft, das 
Glas blau färben. 

Tremolit, m. ı. (nach) dem Tremolatale, Val Tre- 
möla in der Schweiz, benannt, wo ſich jebod) dieſes 
Mineral gar nicht finden ſoll) weißer Amphibol. 

Tremor, m. |. (v. tremere, zittern) das Zittern, der 
Scred, die Furcht. 

Tremplin, m. fr. (ſpr. trangpläng; it. tremplino, 
von tremolare. zittern), Häufig aud) Trampolin, 
die Springbanf, der Anlauf, das ſchräge Kaufbrett 
der Springer u. Seiltänzer; Trampoliniprung, 
m. = Salto mortale. 

tremulieren, nl. (tremuläre, it. tremoläre, v. 1. 
tremülus, zitternd, v. treme£re) zittern, bej. von der 
Stimme od. dem Tone, beben, erbeben; Tremus 


56* 


884 Trenie 


laͤnt, m. (it. tremolo) der Zitterer, Beber, Hitter- 
ton, langfamer Triller; ein Zitterfänger; Bebezug 
an der Orgel, der den Stimmen einen bebenden 
Ton gibt; Sreiäktatiun, f. die Bebung, zitternde 
Bewegung. 

Trenſe, f. niederd. (vgl. niederländ. trens) Lenfrie- 
men am Pferdegebip. 

Trenteet Ouarante, n. fr. (pr. trangt e Fardngt) 
Dreißig und Vierzig, ein Glüdsfpiel mit Karten. 

Trepdir, m. (fr. trepan, it. trepano, träpano, ml. 
trepänum, v. gr. trypänon, der Bohrer, v. trypän, 
bohren) ein Schädelbohrer, Werkzeug der Wund- 
ärzte, eine Art Drillbohrer, der von zwei Händen 
bewegt wird; trepanteren(fr.trepaner), den Hirn 
Ihädel bohren; eine Schädelbohrung vornehmen; 
Trepanation od. Trepanterung, f. das Schädel- 
bohren, die Schädelbohrung; Trephine, f. ein 
— nur mit einer Hand bewegter Schädel- 

ohrer. 

Trepang (malayiſch) f. Holothurien. 

trepidieren, |. (trepidäre, von trepidus, unruhig, 
ängjtlich) zittern, zagen, furchtſam oder erſchrocken 
jein; Trehtdation, f. (l. trepidatio) das Zittern, 
die ängjtliche Bewegung, Unruhe; das Zagen. 

Zrepied, m. fr. (fpr. trepjeh) der Dreifuß, bei. an 
Meßwerkzeugen. 

tres, tria, in Zuſammenſetz. tri—, J. drei; tres 
faciunt collegium, drei machen (bilden) ein Kol- 
legium, drei find zu einem Kollegium nötig, drei 
machen ſpruchfähig; tria Juncta in uno, drei in 
einem bereinigt. 

Tresdivo, m. jpan. Sohn eines Meftizen und einer 
Indianerin, oder umgekehrt. 

Treſchak oder Trifchaf, n. (angeblich vom it. itre, 
sciacchi od. vielmehr scacchi, die drei Schachfigu— 
ten oder Könige) ein Rartenjpiel, = Brelan; fres 
ſchaken oder triſcheken, dasſelbe fpiclen. 

Treſeau, ın. fr. (ſpr. —ſo) ein Quentchen, ein altes 
franz. Apothefer- und Silbergewicht. 

Treſen, ın., oder die Erejen, pl. (v. altd. Trefe = 
fr. tresor, ſ. d.) landjchaftl. der Ladentiſch der 
Kaufleute, in welchem die tägliche Einnahme ge- 
jammelt wird. 

Zrejeta, f. eineältere Rehnungsmünze in Majorca, 
—!/,, Libra oder ungefähr 7,2 Pf. 

reis, ſ. unter Trema. 

Zreför, m. fr. (v. I. thesaurus, ſ. d.) der Schaß, die 

Schatzkammer; Geheimfach; das Wandgejtell für 
Gläſer, Tajjen 2c.; ein mit Drahtfeder zum Herab- 
lajjen verſehenerFenſtervorhang; Treſoͤr-Scheine, 
pl.Schatzkammerſcheine, Kaſſenſcheine, Anweiſungen 
auf den Landesſchatz, eine Art Papiergeld; Tre= 
arerie, f. die Schagfammer, alt und landſch. die 
Treſe, Treſekammer; Treſorier, m. (fpr. tres 
jorjeh) ein Schagmeijter, Rentmeiſter: ireſorieren, 
einen Schag anlegen. 

Zrefie, £. fr. (prov. tressa, it. treccia, v. gr. tricha, 
dreifach, dreiteilig, da zu einer Flechte drei Teile 
gehören) die Borte, Gold- oder Silberborte; Pe- 
rüdenm. Haarſchnur, Flechte; trefiteren (fr. tres- 
ser, it. trecciare), Haare flediten, in Fäden ein- 
Ihlagen; Zrefſeur, m. (pr. —höhr) ein Haarflech- 
ter; Treſſeuſe, f. (jpr. —ßöhſ“ eine Haarflechterin. 

treuga Dei, f. ml. (it., ſpan. u. prov. tregua, fr. 
treve, Waffenſtillſtand, Ruhe,eig. Sicherheit, Bürg- 
ihaft; vom deutſch. Treue, althochd. triuwa, got. 
triggwa, Bertrag) der Gottesfrieden im Mittel- 
alter, die Einftellung der Fehden und Räubereien 
vom Freitage bis zum Montage. 

trebe, jüd.-Dijch., unrein, verwerjlich, entg. fofcher. 


Triboulet 


Trevirer, pl. (I. Treviri) eine kelt. Völkerſchaft im 
belgiſchen Gallien, deren Hauptſtadt Trier (Augusta 
Trevirörum) war. 

trezaliert, fr. (trézalé, ſpr. —ja—) gerißelt, riſſig, 
geſprungen (von der Farbe und der Glätte an por= 
zellanenen und irdenen Gefäßen). 

tri—, gr. u. l. in Zufammen]. drei (vgl. tres). 

triay, f. tres; Triade, j. Trias. 

Triage, f., r.n. fr. (fpr. — ahſch'; v. trier, ausleſen, 
ausjuchen, prov. triar, altit. triäre, d. it. tritäre, 
zerreiben, genau unterjuchen, v. I. tritum, ter&re, 
reiben, ausdrejchen) das Auslejen, Abjondern; der 
Ausſchuß. 

Triakontaéder, n. gr. (v. triäkonta, dreißig, und 
hedra, Siß, Grundfläche) ein Dreißigflad, ein Kör- 
per mit 30 gleichen rautenförmigen Flächen. 

Trial, n, engl. (fpr. tretäl; v. to try, prüfen, = fr- 
trier, f. Triage) die gerichtliche Unterfuchung, das 
Berhör, die Prüfung, Brobe; beim Rennſport- 
Probe und Prüfung der an einem Rennen teil- 
nehmenden Pferde vor dem Rennen. 

Triandria, pl. gr. (v. treis; tria, in Zuſammenſ. 
tri—, und aner, Mann) dreimännrige Pflanzen, 
deren Zwitterblumen drei Staubfäden haben, die 
dritte Klafie in Linnes Syitem; Tridngel, m. 
I. (triangülus u. triangülum, v. angülus, Winkel) 
das Dreied; auch ein dreiediges jtählerneg Schlag» 
Snftrument; triangulärtipätl.trianguläris),dreis 
cdig, dreiwinfelig; Triangulärzahlen, die ein- 
fachjten der figurierten (j.d.) Zahlen, nämlid; 
1,3, 6, 10, 15, 21,28,362c., welche man durch gleich 
weit voneinander abſtehende Punkte innerhalb der 
Fläche eines gleichjeitigen Dreieds ausdrüdenfann; 
Sriangnlatton, f. Feldmeßmethode, bei der die 
zu vermejjende Fläche in lauter Dreiede zerlegt 
wird, Bermefjung durch Dreiede, Dreiedsmefjung; 
Randes-Triangulation,Landesvermejlung;tri> 
engulieren, ni. Meiiungen durch Dreiede machen, 
indem man gewifje Punkte als Wintelpuntte von 
Dreieden annimmt; auc) dreiedig propfen, in 
einen dreiecigen Einfchnitt an der Seite des Stam— 
mes da3 Propfreis einlegen; Srierdie, f. gr. 
die Dreiherrichaft; Triariev, pl. I. die Kerntrupe 
pen, die älteften u. verjuchteiten Soldaten der römi— 
chen Legion, jo genannt, weil fie im Treffen das 
dritte Glied bildeten; Trias oder Triäde, f. (gr. 
triäs) die Dreizahl, Dreiheit, Dreieinigfeit; Trinse 
Dee, k. in der Politik der Plan, die deutſchen 
Klein⸗ und Mittelitaaten unter Führung Bayerns 
in engerer Bereinigung den beiden deutichen Groß- 
mächten an die Seite zu ftellen; %.:$ormation 
od. «Gruppe, f. die Formationen des Buntjand- 
fteing, Muͤſchelkalks u. Keupers; Z.-Periode, f. 
die Entſtehungszeit diefer Formationen; trias 
harmonica, der (harmoniſche) Dreiklang. 

Trianon, m. fr. (ſpr. trianoͤng) ein Pavilion oder 
freiitehende3 Gebäude in einem Parke; Greoks 
Trianon, ein fönigliches Luſtſchloß im Park von 
Berjailles; Klein-Trianon, das Lieblingsluſt⸗ 
ſchloß der Königin Marie Antoinette. 

Tribaͤde, f. gr. (tribäs, pl. tribädes,.v. tribein, rei» 
ben) ein Weib, das mit fich felbjt oder mit andern 
ihres Geſchlechts Unzucht treibt; Tribadtsmus, 
m. diefe Urt der Unzucht; Tribométer, n. eim 
Reibemeſſer, Reibungsmeljer, Werfzeug zur Unter⸗ 
ſuchung des Reibungswiderſtandes. 

Zri-Boften, |. Boſton. | 

Triboulet, m. fr. (ſpr. tribuleh; v. altfr. tribouler,. 
tribouiller, heftig bewegen, I. tribuläre, prefjen; 
vgl. tribulieren) ein ZTreibfegel, Rundſchlägel, 


Tribrachys 


ſtumpfer Kegel, worauf etwas rund ausgetrieben 
wird (z. B. von Goldſchmieden). 

Tribrächhys, m. gr. (von tri—, drei, und brachys, 
kurz, Versk. der Dreifurzfuß, Schnelläufer, ein 
aus 3 kurzen Silben beftehender Versfuß („uu)- 

tribuieren, (Il. tribu£&re) beilegen," bewilligen, zu— 
eignen; auch Zinſen geben. j 

$ribulieren (l. tribulare, preſſen, drüden; it. tribo- 
lare, vgl. [. tribülum, Drefchwalze; gr. tribein, 
reiben, drefchen), drängen, plagen, drillen, ängjti- 
gen, quälen; Zribulation, Tribulierung, f. 
ſpätl. tribulatio) die Anfechtung, Angftigung, Angit, 
Quälerei, Drangſal. 

Tribülkon, n. (wahrſch. übel ——— v. gr. tri—, 
drei, fr. boule, Kugel, u.gr.helkein, ziehen ?) Heilf. 
ein dreifacher Kugelzieher zum Ausziehen von Ku— 
geln aus Schußwunden. 

Tribun, f. unter Tribus. 

Zribunäl, n. (v. [. tribünal, der erhöhte Ort, auf 
welchem fitend der Brätor Gericht hielt) der Rich— 
terſtuhl; Gericht3hof, das Gericht, a 
Zribunälrat, m. Obergerichtsrat; pro tribu- 
nali, vor Gericht; Tribüne, f. fr. die Bühne, 
Rednerbühne, der Rednerituhl; die Emporlirche, 
Empore; Zufchauerbühne, Zuhörerbühne. 

Tribus, f., pl. Zribus, I. eine Abteilung, bei. des 
rom. Volks, deren urjpr. drei, zuleßt 35 waren, 
Volksklaſſe, Zunft, Innung; Tribũnnus od. Tri- 
bin, m. Vorgefegter oder Oberjter einer Tribus; 


überh. ein Borgejegter, Borjteher; tribunus mi- 


Yitum od. Srienstribun, ein Kriegsoberſter bei 
den alten Römern; t. plebis oder Vollstribun, 
ein Zunftmeifter, Bolfövertreter od. Bolfsiprecher; 
STribunät, n., r. m. das Amt eines Tribung, 
Bunftmeifter-Amt ꝛc. 

Tribüt, m. (v. l. tribütum, n., v. tribu£re, f. tri- 
buieren) die Abgabe, Steuer, Schagung, der Schoß, 
Zins; tributsr (l. tributarius, fr. tributaire), 
jtenerbar, zinsbar, zinspflichtig; Tributarius, m. 
ein Zinspflichtiger. 

Trie, ſ. Trick. — 

Zrica, f. (ml. trica, tricia, l. tricae, Verwickelungen, 
Widerwärtigkeiten) verworrenes oder verwickeltes 
Haar; Heilf. = Plica. 

Tricennium, n. I. (v. triceni, je dreißig, u. annus, 
Sahr) ein Jahrdreißig, Zeitraum von dreißig 
Sahren; tricennäl (l. tricennälis), dreißigjährig. 

triceps, I. (v. tri—, und caput, Kopf) dreifüpfig. 

Zrieefmatien, f. I. (v. tricesimus, der dreißigfie) 
die Auswahl od. Aushebung des dreißigſten Man— 
nes einer Truppe, zurBeitrafung einzelner für alle. 

Zrichiäſis, auch Trichöſis, f. gr. (v. thrix, Gen. 
trichös, Haar) Heilf. Haarkranfheit; bef. ein Augen- 
haar-Übel, wenn die Augenwimpern falfch oder 
rückwärts wachſen; Trichine, f. (l. trichina spi- 
zälis) der Haarwurnı, ein fehr Keiner Wurm, der 
fi in den Muskelfaſern verjchiedener Tiere, bef. 
Der Schweine, findet, entdedt von Gilton, u. 1835 
von Owen zuerst befhrieben; Trihiniäfis oder 
Zrihindjis, auch Trihindfe, f. die Trichinen- 
Zrankheit, ſchmexzhaft und öfters tödlich, Durch den 
Genuß von trichinöſem Fleiſche entjtehend, indem 
die Würmer die Darmmwände durchbohren und in 
die Muskeln weiter wandern; triginds, mit Tri- 
chinen behaftet; TZrihlsmus, m. Haarjpaltung, 
ein jehr feiner Knochenſpalt; Trihitis, f. Haar- 
Entzündung oder -Krankheit; Trichuläbis, f. od. 
Tricholabium, n. Haarzange; Trichologie, f. die 
Lehre vom Haare; Perg dr Flockenleſen, — 
Karphologie; Trichöma, n. das Behaartſein, 


Trichele 885 


die Behaarung; der Weichſelzopf; Zrihäphthoren, 
pl. Haarvertilgungsmittel; Trihophyca od. Trias 
chophytita, pl. den Haarwuchs befördernde Mittel; 


— — haarblättrig. 


richord, n. gr. (tri-chordos, on, dreiſaitig; vgl. 
— eine dreiſaitige kleine Laute oder Man— 
oline. 


Trichorrhöe und Trichorrhüuſis, f. gr. (von thrix, 


Gen. trichös, Haar) das Haarausfallen; Tricho— 
hits, f. (ſpr. —o2h—) das Spalten der Haare; 

richöſis, f. (v.trichün, behaaren) die Behaarung, 
das Behaartwerden; Trihotomie, f. 1) da3 Haar- 
ſpalten, Haarflauben; 2) (von tricha, dreifach) die 
Dreiteilung; Darjtellung eines Begriffs in drei 
Stufen; in der Piychol.: die Dreiteilung des Men— 
ſchen in Leib, Seele u. Geiſt (vgl. Dihotomie); 
auch Trilogie; trichotoͤmiſch, haarſpaltend; 
dreiteilig. 


Trichrotsmus, m. gr. (vd. tri—, drei, und chrös, 


arbe) die Dreifarbigkeit, dreifacher Farbenwechſel. 


Trichurlde, f. gr. (v. thrix, Gen. trichös, Haar, u. 
, ra, Schwanz, Schweif) eig. Haarfchweif, der Haar— 


wurm, eine Art Eingeweidewürmer; Trichus, m. 
ſteifes, borſtiges Haupthaar. 


Tricinium, n. I. (vd. tri—, drei, u. canöre, fingen) 


Tonf. ein dreiftimmiges Tonftüd für Blasinjtru- 
mente. 


Tri, m. engl. (prov. tric, Trug, engl. trick, hol. 


trek, Zug, Streid), den man einem jpielt, v. trek- 
ken, ziehen, mittelhochd. tröchen, trecken) Kunſt— 
griff, Aniff, Pfiff; im Whiftjpiel jeder Stich iiber 
die erforderlichen 6 Stiche (franz. tric). 


Triftrad, |. Toccategli. 
Triclinium, n. I. (v. tri—, drei, und gr. klins, 


Lager) eig. dreifaches Lager, altrömiiche Speife- 
bauf, Speifetifch, Speifezimmer zu drei Lagern. 


tricölor, nl. (v. tri—, u. color, ſ. d.) dreifarbig; bef. 


heißt fo der dreifarbige Amarant; Trifolöre, 
f. fr. die dreifarbige (weiß-blausrote) franz. Kokarde 
oder Fahn 


e. > 
Zricot, m. fr. (pr. triföh) u. Zricotage, f., v..n. 


(fpr. —tahieh’; v. tricoter — ſtricken, mit unter- 
drüctem Anlaut) Stridarbeit, Stridwaren, ge- 
jtriete Kleidung; bej. eng anjchliegende Strumpf- 

ofen, wie fie die Ballet- und Geiltänzer tragen, 

triefhofen; en tricot (ſpr. ang—), in geſtrickter 
Kleidung, in Stridhojen; Tricoteuſe, f. (fpr. 
—tösf’) eine Striderin; auch ein Gtriczimmer; 
Zricottaille, f. eine geſtrickte Taille, enganſchlie— 
Bende Taille aus geſtricktem Stoff. 


Zrichele, m. fr. ¶ pr. —Bih’l), pl. —8 (v. gr. u. 1. 


tri—, drei, und cyclus, gr. kyklos, Kreis, Rund) 
ein franz. dreirädriger Wagen; ein Dreirädriges 
Beloziped, ein Dreirad; tridaftyliich, ar. (von 
Daftylus) dreifingerig, dreizehig; Tridens oder 
Trident, m. I. (von dens, Gen. dentis, Zahn) der 
Dreizad des Neptun; Tridi, fr. |. Dekade; Tris 
draͤchmon, n. gr. ein Dreidrachmenſtück, ein Geld- 
ftiid von drei Drachmen an Wert; Tridüum, n. 
I. (von dies, Tag), it. Triduo, eine Dreitagsfrift, 
Beit von drei Tagen; ein dreitägiges Gebet in der 
röm.-fathol. Kirche; triedriſch, gr. (v. hedra, Si, 
Grundfläche) dreiflähig; Trienminm, n. I. (von 
annus, $ahr) ein Dreijahr od. Sahrdritt, eine Zeit 
bon drei — triennium academicum, der 
dreijährige Beſuch einer Hochſchule; triennäl, nl. 
dreijährig; Triennal-Akte, f. die von Karl I. am 
16. Februar 1641 dem engl. Barlamente gewährte 
Befugnis, ſich Win: verjammeln zu dirfen, wenn 
e3 drei Jahre lang vom Könige nicht zufammen- 


886 Trier 


berufen worden ift; Trikre, fr. (gr. trieres) ein 
Dreiruderer, = Trireme; Trierardie, f. das 
Amt und Geſchäft der Trierarchen, Schiffsbefehl3- 
haber, oder Ausrüſter des Schiffes, reicher atheni— 
ſcher Bürger, welchem dieſe Leiſtung (Liturgie, ſ. d.) 
oblag; Trieteris, f. gr. (v. trietes, dreijährig, v. 
etos, Jahr) ein dreijähriger Zeitfreis oder Heit- 
raum; ein dreijähriges d. i. alle drei Jahre ge- 
feiertes Feſt, pl. Trieterien; trieteriſch, drei» 
jährig; Trifolium, n. I. (vgl. Folium u. Trefle) 
Dreiblatt, dreiblättriges Kleeblatt, Wiejenflee; 
zeiforium, n. ein Öogengang mit dreigeteilter 
Offnung, Mauergang mit Bogenitellung; Trifur— 
tation, f. Dreigabelung, Spaltung in drei Teile; 
Trias, f. (393. aus trijuga, vgl. Duadriga) ein 
Dreigelpann, Dreifpänner, dreifach beipannter 
Bagen; Trigamie, f. gr. (von gämos, Ehe) drei» 
fache Ehe, Dreimweiberei oder Dreimännerei. 

Trieur, m. frz. (jpr. triöhr), Unkraut-Ausleſema— 
Kine. | [einzigen Segel. 

Trigantine, f.ein Eleines griech. Fahrzeug mit einen: 

trigajtriich, gr. (dv. tri — drei, und gaster, Bauch) 
dreibauchig. 

Trigaud, m. fr. (fpr. —g6h; val-T. trico, ein Ränke— 
mader, trieae, Verwicklungen, Ränfe, tricäri, 
Schwierigfeiten od. Ränfe machen, fr. tricher, it. 
treccare, Detrügen, j. Trid) ein heimtückiſcher 
Menſch, Dudmäufer; trigaudieren (fr. trigau- 
der), mit Tiiden umgehen; Syiganderite, f. Tüde, 
Falſchheit, Betriigerei. 

Triglaw, m. jlav. (v. tri, drei, u. glawä, Kopf) ein 
Hauptgott der alten Wenden mit drei Köpfen, als 
Derr des Himmel3, der Erde und der Unterwelt, 
deſſen vornehmjter Tenipel in Stettin war. 

Triglübh, m. gr. (triglyphos, f. v. tri—, drei, und 
glyphis, vgl. Glyph) Bauf. der Dreiſchlitz, das mit 
drei Schlißen oder Hohlfehlen gezierte Glied im 
Sriefederdorifhen Säulenordnung; Trigön(um) 
n. (gr. trigönon, von gönos, gönia, Winfel) ein 

- Dreied; trigonal_od. trigöniſch, dreicdig; Tri⸗ 

onãlſchein, m. Sterni.: Gedrittjchein, diejenige 
Stellung der Blaneten, der Sonne und des Mon— 
des zueinander, bei der der Längenunterfchied 
120° beträgt; Trigonometrie, f. gr. die Dreiedö- 
fehre, Dreiedsmepkunft, die Wiffenjchaft, welche, 
wenn von den Seiten und Winfeln eines Dreieds 
drei Stüde gegeben jind, die andern drei Stücke 
durch Rechnung finden lehrt; trigonométriſch, 
zur Dreieckslehre gehörend, derjeiben gemäß; Tri— 
gondle, f. ni. (Trigonella L.) eine Pflanzengat- 
tung, wovon das Bodshorn eine Art it; auch eine 
glatte, zweiſchalige Mufchel, deren Schalen je in 
drei Zappen geteilt find, Dreiecksmuſchel; Tri: 
gonelliten, pl. veriteinerte Dreiecksmuſcheln, auch 
Donaciten; Trighnien, pl. (v.gyne, Weib) drei- 
meibige Pflanzen, deren Blüten drei Staubmwege 
Haben; rikälon,n. (Kolon)eindreigliedrigesDding, 
bei. ein Gedicht von dreierlei Bersarten. 

Zriktraf, |. Toccategli. 

trilateräl, nl. (v. tri—, drei, u. latus, Gen. lateris, 
Seite) dreijeitig; Trildemme,n. gr. (vgl. Lemma 
u. Dilemma) ein auf Borausjegungen (Hypothejen) 

egründeter Schluß, mit einem dreigliedrigen Nach- 
IB im Oberjaße; trilinguiſch (von lingua, Die 
Sprade), dreiſprachig, in drei Sprachen; trilt= 
teräl, dreibuchſtabig; Zriliterismus, m. das 
Beitehen der Wörter od. Wortſtämme aus 3 Buch⸗ 
jtaben (3.8. im Hebräijchen). 

Zriliisn, f. (ml. trillio, fr. trillion) taufendmal 
taujend Billionen. 


| 


ee nen ee 


Triole 


Trillo, ın. it. (v. trillare, trillern) Tonk. ein Triller, 
Laute od. Tonheber. 

Zrilobit, m., pl.—en, gr. (v. tri—, drei, u.lobös, 
Lappen) Dreilapptiere, dreihüliige od. dreilappige 
Beriteinerungen von unbekannten Kruftentieren; 
Trilogie, f. (vgl. Logos) eig. eine dreifache oder 
dreiteilige Rede; De eine Dreiheit v. Schaufpielen; 
im alten Griechenland drei Traueripiele eines 
Verfaſſers, welche zufammen ein Ganzes aus» 
machten oder doc nacheinander aufgeführt wure 
den; gem. ſchloß ſich noch ein SE an, 
welches dann mit jenen drei Trauerfpielen zuſam⸗ 
men eine Tetralogie oder Bierheit von Bühnen» 

ſtücken ausmachte; Trilogogriph, m. ein Drei» 
tporträtjel, dreifaches Worträtfel; Trimeſter, n. 
l. (v. trimestris, dreimonatlich) eine Dreimonatg» 
zeit, ein Vierteljahr; Trimeter, m. I. (v. gr. tri- 
metros, vd. metron, Maß) Versk. ein Dreimeſſer, 
dreigliedriger oder ſechsfüßiger Vers; befond. der 
jambifhe Trimeter,audl.Senarius,Seds- 
füßler, das Versmaß der griechifhen Tragiler, 
auch von Goethe im 2. Teil des Fauit ftellenmweile 
angewendet; trimerph(ifch) (v. morphe, Geftalt), 
dreigeitaltig; Srimorphismng,m.die Dreigeftalt, 
Dreigeitaltung. 

Trimurti, m. (ſanskr. trimürti, von tri, drei, und 
mürti, f. Körper) die Dreiheit, Dreigeitalt, die ver» 
einigte Darfiellung de3 Brahma, Wiſchnu und 
Siwa bei den Sndiern. 

Zrinafria, griech. Name von Sizilien. 

Srincadüre, f. (jpan. trincadura; vgl. Trinquart! 
eine Art ſpaniſcher Schiffe. 

Trine, £, verfl. Trinchen, n. weibl. Name, gem. 
Verkürzung von Katharine. er; 

Trinität, f. fpätl. (trinitas, bon trini, je drei) die 
Dreiheit; die Dreieinigfeit od. Dreifaltigkeit; Iris 
nitätis-Yeit, n. das Zeit der Dreieinigteit am 
1. Sonntage nad) Pfingsten, wovon die Sonntage 
nach Trinitatis (post trinitatis sc. festum) 
ihren Namen haben; Trinitatis-Ferten, pl. die 
größere Gejchäftsfreiheit der Geiſtlichen v. Pfingſten 
bis Michaelis; Trinitarler, nl. Dreieinigfeit- 
bekenner, ein 1198 in Spanien geſtifteter geiſtlicher 
Orden, welcher die Verpflichtung übernahm, Als 
mofen zur Loskaufung gefangener Chriitenfflaven 
zu jammeln, in Frankreich Mathuriner genannt, 
weil ihr Klofter in Paris neben einer Kapelle des 
heil. Mathurin war. 

Trinoctium, n. die Zeit von 3 Nächten. : 

trinsmiih, gr. (vgl. binomijch) dreigliedrig, drei» 
teilig; Trinomium, Trinoͤm, n. eine dreiteilige, 
dreiglieorige Zahlengröße; dreigliedriger Ausdrud. 

Zringuart, m. fr. (fpr. trängfdhr; viel. von prov. 
trinquar, trencar, ſchneiden, vgl. trandhieren) auch 
Zrinfart, ein franzöſ. Heringsſchiff von 12 bis 
15 Tonnen. 

Trinum, n. [. das Dreifache; omne trinum bo= 
num, Sprw. aller guten Dinge find drei. 1 
Trio, n. ital. ein Dreifpiel, dreiftimmiges Tonſtück 
für Inſtrumente, nit zu verwechjeln mit Terj- 
zett, bei Tänzen, Märſchen u. ähnl. ein ruhigerer 

melopifcher Mittelfag. 

Triõbolus, m. gr. (v. tri—, drei, u. Obolus, f. d. 
eine alte griech. Münze von drei Obolen; Triöcie 
od. Triötie, f. (v. dikos, Haus) eig. Dreihäufigkeit, 
dreifache Abfonderung von ae die männe 
fie, weiblihe und zwitterarti e Blüten haben. 

Zriöfe, f. it. die Dreinote, der Dreifchlag, drei ver⸗ 
bundene Noten, welche den Zeitwert von zweier 
gleicher Bezeichnung haben; Triolet, n. fr., ober: 


Trionen 


Triolett, ein Dreiklangsgedicht, eines Ringel- 
gediht von mindejtens acht, zumeilen auch von 
neun od. zehn Zeilen deren erite in der Mitte, u. 
deren erjte und zweite am Schluß mwiederfehren. 

Triönen, pl. I. (triönes, von trio, der Pflugochs; 
vgl. Septentrio) eig. Die ingocjen, das Stern⸗ 
bild des großen Bären, der Wagen od. die jieben 
Sterne. 

Trioͤrchos, m. gr. (vgl. Orchis) ein Dreihodiger. 

Tripang (malayiich), ſ. Holothurien. Ä 

tripartit, [. (tripartitus, v. partiri, teilen) dreige- 
teilt, dreifach; Tripartition, f. nl. die Dreiteilung. 

Tripel od. Trippel, m. (fr. tripoli, engl. tripoly, 
nl. terra tripolitäna; nad) der Stadt Tripölis 
benannt, weil fie über diefe Stadt aus Nordafrika 
in den Handel kommt) eine graugelbliche, ſich rauh 
anfühlende erdige Steinart, zum Polieren der Me- 
talle, Steine ꝛc. gebraucht. 

tripel od. triple 2c., j. unter Triplum. 

Brive-Madanıe, i. Tripmadam. 

Zrihes, m. 1. (v. tri—, drei, u. pes, Zuß) ein Dreis 
fuß; tribetdl, gr. (vgl. Betalon) dreiblätterig, mit 
drei Blumenblättern; Tripharmäkon, n. ein aus 
drei Bejtandteilen bejtchendes Arzneimittel; Tri— 
uhtoͤng, m. ein Dreilaut, Dreilauter, d. i. drei zu 
einer Silbe verbundene Selbſtlaute (vgl. Diph- 
thong); tribhthoͤngiſch, dreilautig; triphülliſch 
(ogl. Phyllon), dreiblättrig, mit drei Keichblättern. 

Zripbän,m. gr. — Spodumen, ſ. d.; Triphylin, 
m. gr. ein aus drei Verbindungen der Phosphor- 
fäure, näml. mit Eifenorydul, Manganorydul u. 
Lithion, beſtehendes Mineral. 

Triplẽet, lat. eine Vereinigung von drei Linſen zu 
einer Xupe. 

Triplit, £. nl. (v. l. triplex, dreifach) dritte le 
ſchrift, Beantwortung od. Erwiderung der Duplit 
(f. d.); tripfizieren, I. (triplicäre) verdreifadhen; 
die dritte Klagejchrift eingeben, auf die Duplif 
antworten; Triplifät, n. die dritte Ausfertigung; 
Zriplizität, f. nl., die Dreifachheit. 

Triplit,.n. nl. (v. gr. triplüs, dreifach, in Beziehung 
auf die drei Beftandteile) Eifenpecherz, Phosphor- 
manganerz, eine Verbindung von ee 
mit Eijenorydul und Manganorydul. 

Zriplum, n. I. (v. triplus, a, um, gr. triplüs, drei- 
fach) daS Dreifache; in triplo, dreifach, in dreifacher 
Abſchrift; tripel od. triple, fr. dreifach, dreiglied- 
rig; im Whiſtſpiel wird eine Partie triple oder 
dreifach) geiwvonnen, wenn die Gegner nur zwei 
Stiche Haben; Tripel-Alliance, f. (ipr. —al- 
liängh’) ein Dreibund, Dreibündnis, Bund zwiſchen 
drei Mächten; Tripeltäft, m. dreigliedriged oder 
dreiteiliges Tonmaß, ungerader Takt; Triptikät, 
n. dritte Ausfertigung triplieren, nl. (fr. tripler) 
verdreifachen, dreimal nehmen, dreifach vermehren; 
im Billardipiel einen Ball zweimal an die Bande 
fpielen, auch troifieren Öhr. —09—); Trink, 
n. das zweifache Anjpielen des Balles an die 
Bande, auch Troife genannt. 

Tripmaddm od. Tripe-Madane, f. fr. (v. tripe, 
Gedärm, jpan. und port. tripa, ital. trippa, engl. 
tripe) mwörtl. Srauen-Gedärme, die Heine Haus- 
wurz, eine Salatpflanze. 

Zripuden, ſ. unter Tripus. 

Zripot, n. fr. (fpr. tripoh; von I. tripudium, das 

üpfen, Springen, Stampfen, Tanzen) Ballhaus, 
Spielhaus, Kneipe, fhlechte Geſellſchaft; Tripo— 
tage, f. r..n. (ipr. —tahſch) ein Miſchmaſch, Ge- 
miſch von Speifen 2c.; uneig. Ränte, Kniffe. 

Zripp, m. od. Trippfanit, m. (it. trippa, fr. tripe 


Tritagonift 887 


od. tripe de velours) eine Art Halbfamt, Wollene 
famt, v. roher Seide oder Wolle auf leinenem oder 

Tripsel, |. Tripel. [hänfenem Grunde. 

Tripſis, f. gr. (v. tribein, reiben) die Reibung, das. 
Reiben; triptifeh, durch Reiben bewirkt, gerieben. 

tribteriſch, gr. (von tri—, drei, u. pteron, Flügel) 
dreiflüglig; tripterijgiſch (vgl. Pteryx, dreifloſſig. 

Triptychon, m. gr. (von triptychos, dreifaltig) ein 
dreiflügeliges Altarbild. 

Tripudinm, n. l. (v. ter, dreimal, und pes, Gen. 
pedis, Fuß) das Stampfen, Springen; ein in je 
dreimaligem Stampfen auf die Erde bejtehender 
Feſttanz der falifchen Priefter im alten Rom; der 
Baffentanz der in den Kampf ziehenden Krieger 
wilder Nationen. 

Tripũs od. Tripsde,m., pl. Zriboͤden, gr. (tripüs, 
v. tri—, drei, u.püs, Fuß, pl. tripodes) der Drei- 
fuß, bejond. der goldene Dreifuß, auf welchem die 
delphiiche Pythia ſaß und begeisterte Aussprüche 
tat; dah. ex oder de tripöde dictum, n. l. vom 
— herab geſprochen, ein Orakel- od. Macht- 
pruch. 

Triregno, m. it. (fpr. gn—nj) die dreifache Krone 
des Bapites, = Tiara, f.d. 

Zrirämen, pl. !. (sing. triremis sc. navis, pl. tri- 
r&mes, von tri—, drei, und r&mus, Ruder) Drei- 
ruderer, Fahrzeuge mit drei übereinanderliegender 
Ruderbänfen. 

Triſagium, j.Trishagion; Trifegak,i.Treihak. 

Trifeftion, f. nl. (von tri—, drei, und Sektion, j. 
unt. fezieren) die Dreiteilung od. dreifache Teilung, 
bef. eines Winkels. 

Trifendt, m. fr. Arzt. gröblich zerftoßenes Pulver 
Küch. mit gröblich zeritoßenen Gewürz u. Zuder 
beitreute und in Wein geweichte Semmel. 

Zrifett od. Trefett,n. (v. it. tre setti, drei Sieben; 
fr. tr&-sept) ein Rartenjpiel mit 40 Karten unter 
3 Berfonen, in welchem man gewinnt, wenn mar 
drei Sieben in der Hand hat. 

Trishagton oder Trishagium, n. gr. (von trig, 
dreimal, und hägios, heilig) das Dreimal-Heilig 
in einem Rirchengefange (nad) Jeſ. 6, 3); Trisme⸗ 
gift(us), m. gr. (trismegistos,.von megistos, der 
größte, Sup. dv. mégas, groß) der dreimal Größte, 
Dreimalgroße, BE Beiname des ägypt. 
Hermes oder Merkur; bei den Buchdr. auch eine 
große Drudjcrift. 

Zrismus,m. gr. (trismös) od. Triſis, f. (v.trizein, 
ſchwirren, fnirren) Heil. das Zähneknirſchen; der 
Rinnbadentrampf, die Mundfperre, der Mund— 
itarrframpf. 

Trifpdit(on), n. (v. tri—, drei, u. späein, ziehen) 
ein dreifaher Flaſchenzug; triſpermiſch (vgl. 
Sperma), dreifamig, mit drei Samentörnern. 

$rift (I. tristis, fr. triste, it. tristo), traurig, trüb» 
jinnig, betrübt, leidig, finjter, öde; cou tristezza, 
it. Tonf, mit Traurigfeit od. Betrübnis. 

Triftia od. Triftien, pl. lat. Trauergefänge, na- 
mentlich die Elegien Ovid3, die er in der VBerban- 
nung dichtete. 

Triftichon, n. gr. (v. tri—, drei, u. stichos, Reihe, 
Zeile) ein dreizeiliges Gedicht, eine dreizeilige 

trophe; Triftröphon, n. (vgl. Strophe) ein Ge- 
dicht von drei Strophen; Triſylläbum, n. (vgl. 
a) ein dreililbiges Wort; trifyfdhifch, drei» 
jilbig. { 

Tritagonift, m. gr. (tritagonistös, eig. der dritte 

ämpfer, von agonizesthai, fämpfen) der dritte 
Schauspieler auf der griech. Bühne. 


888 Tritäus 


Tritäus, m. gr. (tritaios, sc. pyretös, Fieber) od. 
Tritäophija, f. Heil, ein dreitägiges Fieber. 

Triterne, f. nl. (triterna) bei Buchdr. ein Dreiheft, 
eine Zage von drei ineinander geftecdten Bogen 
(val. Duarterne). 

Tritheism(us), m. gr. (von tri—, drei, u. theös, 
Gott) der Dreigötteralaube, die Dreigötterei; bej. 
die Annahme dreier Gottheiten in der Dreieinig- 
feit; Sritheift, m. ein Dreigottgläubiger, Beken— 
ner dreier Götter; tritheiſtiſch, dreigöttiſch. 

Trithronſäure, f. (vom ar. tri—, drei, u. thelon, 
Schwefel) die gefchwefelte Unterfchwefelfäure; vgl. 
ZTetrathionfäure. 

Triticin, on. nl. (v. L. triticum, Weizen) der Kleber, 
der tlebrige Stoff des Weizenmehls. 

Triton, 1., m. nl. (it.tritono, dreitönig) Tonk. der 
Dreiton, Dreiflang, die aus 3 ganzen Tönen be- 
itebende-übermäßige Quarte. 

Triton, 2., m. gr. (Tritön) Fabel. ein Meergott, 
Sohn und Begleiter des Neptun; pl. Tritötten, 
untere Meergötter, bisweilen mit Fiſchſchwänzen, 
auch mit Roßfüßen dargeftellt; Naturbefchr. Waf- 
fermolche. 

Tritonia u. Tritogeneia od. Tritogenia, f. gr. 
Beiname der Göttin Athene od. Minerva, von dem 
Fluße Triton, wo fie aus dem Haupte Jupiter 
entjprunaen fein fol, oder von dem libyfchen See 
Tritönig. 

triturteren, jpätl. (trituräre, v. tritüra, das Dre- 
chen, Reiben, v. tritum, ter£re, reiben) drefchen; 
zermalmen, zerreiben 2c.: trituräbel, nl. drefchbar, 
zeritoßbar, zerreiblih,; Trituration, f. die Zer- 
malmung, Zerreibung;. bef. dad Zermalmen der 
Speijen zwijchen den Zähnen. 

Triümph, m. (v. I. triimphus — gr. thriambos, 
d. i. urſpr. ein Bachifcher Feſtzug u. ein dabei ge- 
fungenes Fejtlied), bei ven alten Römern ein feier- 
liher Siegeszug, Siegesfeier, Siegesgepränge, 
GSiegespradt; daher überh. f. Feſtzug, feierliches 
Gepränge; derSieg,Siegesjubel, die Siegesfreude; 
Triumphbogen, m. ein Siegesbogen; trium— 
Hhieren (l.triumphäre), einen Siegeszug halten, 
jiegend einziehen, die Siegesfeier begehen; fiegen; 
frobloden, jauszen; triumphierend, ſiegreich, 
fiegfreudig, frohlodend; Triumphätor, ın. ein 
triumphierender, d. i. mit feierlihem Gepränge 
einziehender Gieger. 

Zriümbir, m., pl. Zriumiri od. Triiimbien, I. 
(vd. tres, Öen. trium, drei, u. vir, Mann) ein Drei- 
herr, Dreiherrfcher im alten Nom, drei Männer, 
welche gemeinjchaftiich den Staat verwalten oder 
einen Amtsverein bilden; triumbiräl (l. trium- 
viralis), dreiherrſchaftlich; Trtumbirũt, n., r. m. 
({. triumvirätus) da3 Amt eines Triumvirn; der 
Dreiherrn-Berein, die Dreiherrichaft. 

trivalent, nl. Scheidek. dreiwertig. 

Trivium, n. I. (v. tri—, drei, u. via, Weg) ein Drei- 
meg, Kreuziveg, wo drei Wege zufamntenjtoßen; 
im Mittelalter die dreifache Kunft od. Schulwifjen- 
Ihaft: Grammatik, Rhetorik und Dialektik (vgl. 
Duadrivium); trivtäl (l. triviälis, d. i. eig. auf 
öffentlicher Straße zu finden), gemein, gering, all- 
täglich, allbefannt; niedrig, abgenugt, verbraucht, 
abgedrofhen; Zrivial-Name, m. der landichaft- 
lic) oder von Laien gebrauchte Name einer Sadıe; 
Zr.-Schule, f. eine niedere oder Unter-Schule, 
Vorbereitungsſchule; Trivialien oder Trivia— 
lismen, pl. nl. allbefannte Sachen, Plattheiten; 
Zrivialitat, f. da3 Gemeine, Niedrige, Platte im 


Tromba 


Ausdrucke, Gemeinplat, abgedrofchene Redensart; 
die Blattheit, Alltäglichkeit. | 

Troe, ſ unter troquieren. 

Trocadero, m. fr., der in Paris 1877 im Stadt- 
viertel von Paſſy erbaute Ausitellungspalaft auf 
einer Anhöhe gleihen Namen?. 

Trocär, Trolar, Traifar oder Troiscart (pr. 
troafdhr), m. fr. (v. trois-quarts, d. i. Drei Viertel), 
einedreiecige od. dreifchneidige Zapfnadel, ein Waſ— 
jer- od. Windzapfenfpieß der Wundärzte zum Ab— 
zapfen des Wafjers bei Wafferfüchtigenze.; troka— 
rieren, mit dem Trofar durchſtechen und abzapfen. 

Trochaͤntẽr, m. gr. (von trochäzein — tröchein, 
laufen; tröchos, der Lauf; trochös, Kreis, Rad) 
eig. der Käufer; Heilf. der Rollhügel am Schentel- 
knochen; trochantẽriſch, denjelben betreffend od. 
dazu gehörig; Traohäus, m. (gr. trochaios), pi. 
Trschäen, Verst. eig. ver Läufer, Faller od. Wäl- 
zer, ein Versfuß mit langer u. kurzer Silbe (-v), 
3. B. Leben, Liebe 2c., auch Choreus,d.i. Tänzer, 
BERN, entg. Sambu3; trohaifeh (gr. trochai- 

68), aus folhen Versglievern beitehend; Tro— 
chilit oder Trochlit, m. eine verfteinerte Kreifel- 
Ihnede; Trochisci od. Trochisken, pl. (gr. sing. 
trochiskos, ın. fleines Rad) bei den Apothefern 
Keine Mund-Kügelchen, Bläschen oder Zeltchen; 
Trochtt, m. ein Sreifel- od. Räderitein, vgl. En- 
frinit; Trochlẽa, £ l. (gr. trochalia) die Winde, 
Rolle; Trochödes, f. gr. (trochödes, radförmig) 
Heilf. eine Gelenfverbindung, wobei der Knochen 
jih in einem andern mie in einer Rolle bewegt; 
Troheide, f.= Cykloide, ſ. d.; Trochomẽter 
m. ein Laufmeſſer, Schifflaufmeſſer; Trochötik, £ 
die Lehre von der Kreisbewegung. N 

Troglodijt, m., pl. —en, gr. (tröglodytai, v. trogle, 
Höhle, u. dyeın, hinabtauchen od. -[cylüpfen) Höh- 
lenbewohner; im Altertum Name eines in Erd» 
höhlen mwohnenden ätbiopifhen Volksſtammes; 
en irrgläubige Chrilten, die fi) in Höhlen ver- 

ammelten; troglodytes, m. nl. der Zaunkönig; 
simia tr., der Schimpanfe, ſ. Barri2. f 

Tröika, f., pl. Tröiki od. Trötten, rufj. (von tri, 
tröje, drei) ein ruf. Gejpann von drei Pferden, 
daS Dreigefpann, der Dreifpann, Dreifpänner, bei. 
ein dreifpänniger Schlitten, deſſen Mittelpferd in 
der Gabel trabt, während die beiden Außenpferde 
(Galopins) galoppieren. 

Troifar, ſ. Trocar. \ 

trois, fr. (fpr. tod; — I. tres) drei; & trois, zu 
drei, für drei; trpifleren ({pr. —a—), = trip» 
lieren; Troiſe (jpr. troafeh), = Triple; Trois⸗ 
Tour (pr. —tuhr), f. das Dreifpiel, Spiel unter 
Dreien. 

Trois⸗Mark, £. (vgl. Troy-Gewicht) ehem. Amiter- 
damer Silbergemicht von 8 Unzen od. 160 Engel 
(Eiterlings) = 5120 holländ. Aſſen = 246,084 g; 
Tr.⸗Pfund, n. ehemal. holländ. Handelsgewicht 
von 32 Lot zu 16 Engel = 494,09 g. ' 

Trojak, m. poln. (eig. Dreizahl, v. troi, drei) eine 
alte polnifhe Rechnungsmünze — Yz Schoſtak od. 
ungef. 89. 

trotieren, fr. troquer; jpan. trocar; engl. truck; 
urſpr. fpan.) taufchen, wechfeln, Zaufchhandel trei- 
ben; Troc od. Trof, m. ein Tauſch-Wechſel. 

Troll vd. Troid, m. (ſchwed. troll, dän. trold, is- 
länd. tröll, Rieſe, Zaubergeift) nord. Fabell. eine 
Art böfer Geifter oder Teufel, Zauberweſen in 
Menſchengeſtalt. 

Tromba, f., pl. Trombe, it. = Trompete, |.d.; 
Tromblon, m. (ſpr. teongblöng) Krk. ein Spreu- 


Trombe 


od. Streuſtück, eine Donnerbüchje; Tromböne, m. 
it., pl. Srombont, Poſaune. 

Trombe, f. fr. (it. tromba, altfr. trompe; ſpan. 
trompa, trompo, Rreifel, viell. v. I. turbo, Wirbel) 
eine Wafferhofe, Wafler- od. Meerfäule; Wirbel» 
fturm; auch f. Tuphon, f. d. 

Zromboiis, f. ſ. Thrombofis im Nachtrag. 

Trompete, f. (zunächſt vom fr. trompette, jpan. 
trompeta, it. trompetta; viel. urfpr. deutjch, ver— 
wandt mit Trommel; altbochdeutich trumpa, 
trumba, mittelhochd trumbe, trumme; it. u. prov. 
tromba, fpan., port. u. prov. trompa, fr. trompe, 
das Sagdhorn; kurw. tiba, das Alphorn, mal. 
tob&, die Trommel) ein Tonwerkzeug zum Blajen; 
auch ein Orgelregijter oder Schnarrwerk (der 
Trompetenzug); etwas Trompetenförmiges, 
3. B. die Euſtachiſche Trompete od. Röhre (f. 
unter Euftahius); ein Sumpfvogel in Süd— 
amerifa, auh Agami u. Makukawa genannt, 
ausnehmend firre 2c.; Tromsbetine, f. eine klei— 
nere Trompete von zarterem Ton. 

Tromus, ın. gr. (trömos, v. tr&mein, zittern) Heilf. 
das Bittern, = Tremor; Troͤmule oder Troͤ— 
mule, f. Zitterftoff, Flimmerfubftanz. 

Tron, n. fr. (fpr. trong) Kleines, leichtes Fahrzeug 
mit Verdeck und vierfantigem Segel. 

Trona, |. Soda. 

‘tronfieren, fr. (tronquer, vont lat. truncäre; vgl. 
Truncus) abjtumpfen, abftugen, verſtümmeln, be- 
ſchneiden. 

Tropa, f. eig. ein Trupp, ſ. d.; im ſpan. und port. 
Amerika eine Maultierfaramane. 

Tropädlum, n. gr.-l. (v. gr. tröpaion, [. tropaeum, 
Siegeszeihen, indem das Blatt te und 
die Blume helmartig iſt; vgl. Trophäe) die Kapu— 
inerblume, ein Ziergewächs von verfchiedenen 

ten; Tropäoline, pl. gelbe und orangerote 
Ralifalze, Sarbitoffe. 

Trope, ſ. Tropus. 

"Trophäe, t. Tropäe, f., pl. Trop(h)äen (l. tro- 
paeum, n., pl. tropaea, v.qr.tröpaion, pl.tropaia, 
von trop&, das Wenden, In⸗die-Flucht-⸗ſchlagen), 
Baffengehäng od. -gehenf al3 Siegeszeichen, Gie- 
gesdenfmäler, aus erbeuteten Waffen u. Kriegs- 
gerät bejtehend; zufammengeftellte Rüſtungsſtücke, 
weiche gew. aus Stein gehauen oder in Erz ge- 
gofien, zu architektonifchen Verzierungen ange- 
wendet werden. 

Zrophologie,f.gr.(v.trophs, Nahrung, v.tr&phein, 
ernähren) Ernährung3- od. Lebensordnungslehre; 
Zrophondfus, f. Krankheit der Ernährung. 

Zrophönius, m. gr. (Trophönios) der fabelhafte 
Erbauer des delphiſchen Apollo-Tempels, der von 
der Erde verſchlungen fein fol und, nad) feinem 
Tode als Heros verehrt, in einer Erdhöhle in Böo— 


tien Drafel erteilte; dab. trophöniiche Höhle, 


Ihauerlihe Höhle mit engem Eingange; tropho- 
niſcher Ernit, ſchwermütiger, trauriger Ernit. 
Tropen, n. gr. (v. gr. 53 nähren, trope, f. 
Nahrung, alfo eig. das Nährende, die Nahrung) 
ein von Prof. Finkler in Bonn 1898 Hergejtelltes 
Nährmittel, das faſt nur aus löslichem, leichtver- 
daulichem Eiweiß beiteht. 

troppo, it. (= fr. trop; vom ml. troppus, prov. 
trop, Herde; vgl. Trupp) zu viel, zu fehr; non 
eronbs; Tonf. nicht zu fehr; non troppo allegro, 
. allegro. 

Zröpus od. Trope, m., pl. Tropen, gr. (tröpos, 
pl. tröpoi; [.tropus, pl. tropi; dv. gr.tr&pein, wen⸗ 


— — ——— —— — ——— —— ————— nn 


Troubaille 889 


ben) eig. Wendung, Umkehr; Redek. ein uneigent- 
licher, bildliher Ausdrud, eine Redeblume, Ber- 
wandlung der Vorſtellung in einanjchaufiches Bild; 
Tropen, pl. Erdbeihr. Sonnenwenden; Tropen- 
länder, pl. die Ränder zwifchen den Wendefreifen; 
Tropicus (sc. circulus) m. I. (v. gr. tropikös sc. 
kyklos) der Wendefreis od. Wendezirkel, pl. Tro⸗ 
Pici; tropicus cancri, Wendefreis des Krebjeg, 
Sonmermwendefreis, gegenNorden; tr. capricörni, 
Wendekreis des Steinbocks, Wintermendefreis, 
gegen Süden; der Tropiftogel, eine Gattung 
der Belifane zwifchen den Wendekreiſen; troͤpiſch 
(gr. tropikös, [. tropicus), eig. die Wendung be- 
treffend od. dazu gehörend; uneigentlich, bildlich, 
verblümt; zu den Wendefreijen gehörend od. dort 
befindlich, 3.8. tröpiiche Gewächſe, die in den 
Tropenländern od. zwiſchen den Wendefreifen ge» 
funden werden und bei und nur in Treibhäufern 
gezogen werden können; tr. Hitze, eine jüdliche, 
den Nordländern ungewöhnliche ftarfe Hige; tr. 
Krankheiten, folche, die vorzugsweiſe in den 
Tropenländern herrfchen und durch das denjelben 
eigentümliche Klima bedingt werden; tr. Jahr, 
die Zeit, welche die Sonne in ihrer ſcheinbaren 
Bahn vom Frühlingspunkt an gerechnet big wieder 
dahin braudt; tr. Umlaufszeit, die Zeit der 
Wiederkehr eines Planeten zu dem Aqummoktial⸗ 
punkte od. anderen Punkten der Ekliptik; Tropo⸗ 
logie, f. die Lehre von den Wendewörtern oder 
bildlihen Ausdrüden; tropoloͤgiſch, in uneigent- 
lichem od. bildlihem Ausdruck. 


Tros, m. eine Rechnungsmünze in Codindina, — 


5 Kwan od. ungef. 5 #. 


Trott, m. (fr. u. prov. trot, it. trotto, fpan. trote) 


der Trab; trottieren (fr. trotter, ital. trottare, 
jpan. u. prov. trotar, vielleicht urſpr. deutſch von 
trotten, abgel. von treten, od. wahrſch. v. I. to- 
lütim, trabend; tolutarius — altfr. trotier, Tra- 
ber, Pferd, das den Trab geht) trotten, traben; 
Trottäde, f. fr. ein kleiner Spnzierritt, eine Spa- 
zierfahrt; Trotteir,n. (ſprich: trottodhr) ein er» 
habener Steinweg, Fußiveg mit breiten Steinen, 
Bürgerfteig, Fußbahn. 


Zroubadonr, m., pl. Troubadours, fr. (ſpr. tru- 


baduhr; prov. trobaire, cas. obliq. trobador, it. 
trovatore, d. i. eig. Erfinder, v. trobar, it. trovare, 
fr. trouver, altfr. treuver, finden; vgl. Trouvere) 
ehemal. füdfranzöfiihe Dichter, Minnefänger der 
Provence im Mittelalter. 


Tronbfe, m. fr. (ſpr. trub'l; v. I. turbüla, Schwarm, 


Verkl. von turba, Verwirrung; turbäre, verivir- 
ren 2c.) oder gew. Trubel; der Wirrwarr, das 
Durcheinander, die Unruhe, — Unord⸗ 
nung, Verwirrung, Störung; beſ. Volksbewegung, 
Volksaufſtand; troublieren (fr. troubler, altfr. 
tourbler), triibe machen od. trüben; beunrubigen, 
ängftiaen, verwirren, ftören. 


Trou-⸗Madame, n. fr. (jpr. tru —; v. trou, Tod, 


prov. trauc) dad Kammerfpiel, ein Spiel mit 
13 Kugeln gegen 13 dazu bejtimmte Löcher. 


Zroupe, ſ. Truppe. 
Tronfjenu, m. fr. (pr. trufjöh; prov. trossel, von 


fr. trousse, Bündel, Pad, prov. trossa, ſpan. 
troxa, port. trouxa, d. fr. trousser, it. torciare, 
zufammendreben, fejtbinden, I. gleich]. tortiäre, v. 
tortum, torquere,drehen; vgl. das deutihe Troß; 
alfo eig. da8 Gepäd) das Brautgerät, die Aus— 
itattung, Ausfteuer, Mitgift an Hausrat und Klei- 
dum 


0. 
Troubaille, f. fr. (fpr. trumdj; v. trouver, finden, 


890 Trohy⸗Gewicht 
dgl. Troubadour) der Fund; Troubvere od. Trou⸗ 
verre, m., pl. TZrouverres (ſprich; trumähr’; 
trouveur, eig. Erfinder; vgl. Troubadour), nord⸗ 
franzöſiſche Dichter im Mittelalter, die befonder3 
märdenhafte Dichtungen (Fabliaux), Romane ıc. 
verfaßten. 

Trohy⸗Gewicht, n. fr.-dtih. (pri: trod—), engl. 
troy-weight, nad) der franz. Stadt Troyes be- 
nanıt, in England das Gewicht für wiſſenſchaftl. 
Beitimmungen. fowie für edle Metalle, Münzen, 
Sumelen, entg. dem Avoirdupois oder Handels- 
gewicht; das ent Zroy-Bound — 373,242 8 (ſ. | 

Trubel, ſ. Trouble. [Bound. | 

Trücheman, m. fr. (jpr. trüſch'mäng; vom arab. | 
tardschamän, tardschumän, turdschumän, Yu3- | 

| 


— 


feger, Überjeger, tardschama, auslegen, v. tarad- 
scha, verhüllt, dunkel fein; vgl. Dragoman) ein 
Dolmetjcher, Ausleger. 

Zend, m. Wagengeſtell; Rollwagen. 

Zrendigiten, Truckweſen, n. (v. engl. truck, fpr. 
tröd, taufhen; vgl. troquieren) das berüchtigte 
Zaufchverfahren, wonach Sabrifarbeiter von ihren 
Ürbeitgebern jtatt des baren Lohnes zum Teil 
Baren und Lebensntittel zu willfürlich befiinumten 
Breifen empfangen. 

Trud, Trude, |. Drud. 

Truffaldino, m. (von it. truffare, hintergehen, ver- 
ipotten) ein Hanswurſt, Poſſenreißer (auf dem ita- 
lieniſchen Theater). 

Trüffel, £. (engl. truffle, landſchaftl. fr. tartoufle, 
meiländ. tartuffol, venezian. tartufola, woher 
unjer Kartoffel, landſchaftl. Tartoffel; Verl. v. it. | 
tartufo, fr. truffe, vd. I. terrae tuber, Erdfnollen, 
Erdſchwamm) Erdmorchel, Erdnuß, Lord), oberd. | 
Srübling, Heine runde eßbare Erdſchwämme, die 
unter der Erde wachſen und fi) in der Reife durch 
ihren ſtarken Geruch verraten. 

Zrugman, ſ. Trücheman und Dragoman. 

ZTrumenau, m. u. n. (pr. trümsh, pl. Trümense 
pr. — moͤhs), fr. (eig. daS Bugſtück od. die Keule 
vom Ochſen, altfr. trumel, vom deutſch. Trumnı, 
Stüd, Ende, althd. mhd. drum, Verfl. drümel) der 
Fenſterpfeiler, d i. der Wandraum zwiſchen zwei | 
Fenſtern; gew. Tenfterwandfpiegel, Pfeilerſpiegel 
zwiihen zwei Fenſtern. 

Zruimpf, m. (au Triumph, l. triumphus, entft., | 
dad. fr. la triomphe; ſchwed. trumf, engl. trump) | 


Tſchi 


Liederdi ter, welche die Taten ihrer Fürſten oder 
Herzoge bei Feſten und in Lagern fangen. 

SEUneNs, f. gr. (von trypän, bohren) Heilf. das 

ohren. 

Tſchüt, m. ruff. (v. chineſ. tschä), der Tee. 

Tiehnife, f., pl. Zichniken, auch Saiten (uff. 
tschäika, eig. die Möve, türk. schaika; vgl. Sche- 
bede und Sceif), leichte und fehr ſchnell fahrende 
Ruderfchiffe der Ungarn, Türken und Koſaken auf 
der Donau und dem Dnieſter; Tſchaikiſten (vgl. 
Szaifijten) die Schiffsfoldaten für jene Ruderjchiffe. 

Zichafo, m. |. Czako. 

Tichang. n. die Kineftiche Rute zu 2 Pu od. 10 Tſchi 
‚= 1,456 m. 2 ; 

Zſchaͤpka, |. Czapka, 

ZTſchaͤrda, f. ung. (csärda, v. perſ. tschärthäk, vier 
Säulen; vgl. Tihardaf) eineinzelnliegendes Wirts⸗ 
haus in den weiten Ebenen Ungarns; Tſchardak, 
m. türf. (v. peri.tschärthäk, vier Säulen) ein nach 
allen Seiten offenes und von vier Pfeilern getra- 
genes Zimmer auf dem Dache morgenländifcher 

äufer, eine Luſtwarte. i 

T ——— oder Tſchardaſch für Cſärdaͤs, unga⸗ 
riſcher Nationaltanz. 

[ang oder Tſchiaus, m. türf. (tschäüsch) ein 
Bolizeidiener; Staatsbote, Hof⸗-Kurier; türfifche 
Leibgarde zu Pferie, die fich durch feidene Kleider, 
eigentiimliche Turtane u. Säbel auszeichnet; jet 
auch) Sergeant (f. d) od. Rottmeiſter; Tſchauſch⸗ 
Vaſchi, m. (vgl. Baſch) ihr Vorgeſetzter, der zugleich 
Reichsmarſchall iſt; jetzt auch Sergeant-Major. 


| a ſ. Czechen 


cherdak, m. ruſſ. (vom türf.tschardak, ſ. d.), der 
Boden, Dachboden, die Dachſtube. 


Tſchereda, f. ruff. (tscheredä, jlav.tschreda, Reihe, 


Herde) eine große Ochjenherde in den Steppen vor 
Südrußland; Tſcherednik (uff. tscherednik) der 
Ochſenhirte. 


Tſcherewitſchli, m. pl. ruſſ. Verkl. v. tscherewik, 


Frauenſchuh mit hohem Abſatzh die kleinen Frauen⸗ 
ſchuhe, Titel einer Oper von Tſchaikowſky. 


Tſcherkefſen od. Sirkäffier, pl. Die Bewohner vor 


Bircaflien, eins der Völker des Kaukaſus. 


ajnergeten od. Cerdaken, pl. in Kroatien 2c. auf 
ü 


len jtehende Kleine und befeftigte Wachhäuſer, 
um die —— der Türken durch Schüſſe an— 
zuzeigen (vgl. Tſchardak). 


die Sieges- oder Stichfarbe im Kartenfpiel; auch Tſcheſſagnoh, f. eine Schellenklapper, womit die 


ein einzelnes Blatt von diefer Farbe, ein Trumpf» 
Blatt; trumpfen, Trumpf fpielen, mit Trumpf 
ſtechen; abfertigen. 

Zrunsus, m. |. ein Baunftamm, -Stuß oder 
-Stumpf, Klotz Bloc; der Rumpf eines Körpers; 
Bürfel, Almoſenſtock. 

Xrupp, m. (fr. la troupe, it. truppa, ſpan. tropa, 
mi. troppus, prov. trop, die Herde; v. lat. turba, 
durch deutſche Ausſprache in turpa und dann in 
truppa, truppus verwandelt; vgl. Trouble, v. I. 
turbüla) eine Schar oder Menge Menjchen oder 
Tiere; Truppe, f. eine Gejellichaft, be. eine her- 
amziehende Schaufpielergefellfchaft; Truppen, pl. | 
(fr. troupes) Kriegsvölker, Heerſcharen. | 

Zenfisn, f. nl. (trusio, von trudöre, ftoßen) das | 
Stoßen, bef. die Stoßbewegung des Herzens. 

Zxuſt, ın. engl. (ſpr. trößt, von to trust, vertrauen) | 
Berband, Ring, Bund. 

Zenftee, m. engl. (ſpr. tröſtih; von to trust, ver» 
trauen) derBetraute, Beglaubigte, Bevollmächtigte, 
Bürforger, Bormund, Kirhenvoriteher. 

Zrutetören, pl. = Zofulatoren, ungarifche 





| 
I 
| 


Tordamerifaner das GSeufzen der Verwundeten 
übertönen. 


Tſcheta, f. türk. (tscheteh, tschetah) ein Raubzug. 


(geiwert, n., eig. £. ruſſ. (tschetwertj, überh. eine 
iertel) die Grundlage des ruſſ. Getreidemaßes, 
— 2 Osmina zu 2 Boluosmina (halbe D.) zu 
2 Tſchetwerik zu 2 Tſchetwerka zu 2 Öar- 
nigi = 2,099 hl; Tſchetwerik, m. (v. ruf]. tsche- 
tiire = fanzfr. tschatur, (ct. quattuor, bier) ruf). 
Getreidemaß (j. 0) = 26,24 1; Tiihetinerka, f. 
als Getreidvemaß (f. 0.) = 13,121; aud) ein Vier- 
gefpann; Tſchetwertaͤk, m. rufj. das Viertel, 
rubelftüc, ehemal. ruſſiſche Silbermünze = 25 Ko» 


pefen. 
IAſcheu⸗tſe, m. chineſ. der chineſiſche Taft. 
Ir Ne et (in den en auch Tſchia, 
Hit, Tſchek, Tſche, Tſcheoh, Tſchioh, Tſia, Ta, 
Tſak, von den Engländern Chih, in den Häfen 
Eovid genannt) die Einheit des chineſ. Längen— 
maßes, der Fuß, zu 10 Tſun (Bol) zu 10 Gen 
(Linien), im amtlichen a — 0,318 m, ‚als 
Wegemaß nur 0,245 m (vgl. Li); auch ein chineſ. 


= 


Tſchiaus 


Getreidemaß von 100 Tſching u. ſehr verſchiedener 
Größe (ungef. 100 ]). 
Iſchiaus, j. Tſchauſch. nl 
Tſchibüke od. Chibonane, f. (türk. tschibük, Stab, 
ohr) eine türkiſche Tabafzpfeife. 

iger n. türf. (von tschift, Feld) das Landgut, 
dejjen Befiger unumſchränkter Herr darüber iſt. 

& chile, !. Chile. h 

Tſchimburak, m. ein perſ. Kamel-Ranonier. 

Tſchin, m. ruf. (von chinef. tschin) der Rang, die 

angitufe; Tſchinoͤwnik, m. ein Beamter. 

Tſching, n. ine. Getreidemaß — !ıoo Tihi = 
ungefähr 11. 

Tſchismen, pl. ungar. (von csizma, der Stiefel, ſpr. 
c8 — tſch) die ungarifchen farbigen Stiefel. 

Tſchoͤban, m. türf. (v. per. tschobän od. tchopän) 
der Schäfer, Schafhirt. 

T Dog, f. ind. ein weites, bis zu den Knöcheln 

erabfallendes und reich geſticktes Gewand der in- 
diihen Häuptlinge. 

Tſchomoͤr, m. ungar. (csomor, Gifthahnenfuß) 
eine von dem Genufje fetter Speifen herrührende 
——— beſtehend in einem mit Ekel verbundenen 

eber. 

ZTſchorba, f. türk. (vom arab.perſ. schorbah oder 
tschorbah, vom arab. schariba, trinken) überh. 
Suppe; ein türf. Gericht aus Reis; Tſchorbadſchi 
oder verderbt Schorbadſchi (j. d.), türk. der An— 
führer od. Hauptmann einer Kohorte Zanitfharen 
(eig. der Suppenverteiler, weil die vorzüglichjten 
Amter diefer Truppe in Beziehung zur Küche 
ftanden). 

Tichu (engl. Choo) od. Maſti (d. h. „eine Straße‘), 
n. ein japanijches Längenmaß von 60 Keng oder 
360 Schaf = 109,310 m; auch ein Feldmaß von 
50 Keng Länge und 50 Keng Breite zu 10 Tang 
oder 100 Seh = 99,573 a. 

Tſchuden, pl. die im ruſſ. Reiche verbreiteten fin- 
niſchen Vöolterſchafien, beſ. eine faſt ausgeſtorbene, 
den Eſthen nahe verwandte Völkerſchaft in Der 
Nähe des Peipusſees, welcher dab. ruſſ. Tſchudskoje 
Dfero, d.i. Tſchudiſcher See heißt; vgl. Sudmi. 

STſchufang, chineſ. Bannertruppen in den Städten 
der Provinz. 

ZTſchumaͤk, m. ruſſ. (v. tschum, der Schöpflöffel) die 
Schöpfielle, der Knecht in einer Schenke; ein Kara— 
wanenführer in den Steppen des ſüdl. Rußlands. 

Tſchüret, n. das Viertel, ein in Georgien übliches 
Gewicht für Wein 2c. = !/, Litra — 0,921 Kg. 

Tichutsra, f. ungar.(csutora) in Ungarn gebräud)- 
fiche hölzerne, mit Leder überzogene Trinkflajce, 
Feldflaſche, auf Reifen und bei Zeldarbeiten an 
einem Riemen um den Hals getragen. 

Ziekt, n. ein chineſiſches Porzellan. 

Tſharadachs, m. pl. kaukaſiſche lange Tragbahren, 
vorn und hinten mit Pferden bejpannt. 

Filen, n. eine chineſiſche Nechnungsmünze, vgl. 

iang und Sen 


ziinbe, Tfubn, oder Pu, n. die Einheit des japan. 


eldmaßes — 1 Duadrat-Keng = 3,319 qm. 

%iun, |. Zidi. REN 

Ztungli Damen, n. das chineſiſche Minifterium für 
die auswärtigen Angelegenheiten. 

Zube, f. lat. die Kriegstrompete bei den alten Rö— 
mern; jebt die tieffte Babpofaune; tuba Eusta- 
chil od. Eustachiäna, j. Euſtachiſche Röhre; 
tuba mirum spargens sonum, d.i. die Bofaune, 
einen wunderbaren Ton verbreitend, die Stelle 
des Requiem (ſ. d.) worin von der Auferftehung 
die Rede ift, und welche gem. al3 der Prüfftein der 


Tnilerien 891 


Komponiften — wird; t. stontorõa (vgl. 
Stentor), das Spradrohr; t. Fallopii, Heilt. 
Muttertrompete. 

Tube, f. (von lat. tubus, Rohr, Röhre, frz. tube, 
engl. tube) Röhre, Schlauh; namentlih aud: 
eine Blechverpadung in Röhrenform für Haut 
creme, Bartwichfe, Vafeline, Lanolin, Senf, Senf- 
butter ufw., bei der die Tube mit einer Blech- 
Schraube verichloffen ift, nad) deren Herausdrehen 
der Inhalt allmählich aus der Tube nad) Bedarf 
herausgedrückt wird. 

Tubboo, m. (wahrich. nad) ae Orthographie, alſo 
többüh zu Sprechen) der afrifanifche u. weſtindiſche 
an dam, die Erdbeerpoden, = Fram— 

öfie, j.d. 

Tuberfel, f., pl. —n (Berfl. von tuber, a. Anollen, 
Beule 2c.), ein Auswuchs an einem Knochen; krank⸗ 
after, grauer, hirfeforngroßer Knoten in verjchie- 
denen Organen des meiden Körpers, bei. in 
den Lungen (tubercula pulmönum,Lungenfnoten); 
Tuberkufofe, £. nämlich Krankheit, die Lungen- 
inotenkranfheit, gew. Lungenfhwindfucht, Aus- 
pebrung; Tuberkelbazillus, m., pl. —en (Bacil- 
us tuberculosis); der Spaltpilz, der durch feine 
Anfiedelung die Schwindfucht erzeugt; Tuberkel⸗ 
infiltration, f. da3 Zufammenfliegen der Tu- 
berkelbazillen in dem erkrankten Organ; Tubers 
fulin, n. das von Prof. Robert Koh in Berlin 
1890 entdecdte Mittel gegen Tuberfulofe; tubers 
kulos, nl. Enotig, Inollig, geſchwollen; lungen— 
ſchwindſüchtig; tüberkuloſe Kaverne, Höhle und 
Geſchwüre, die ſich nad) der Tuberfel-Infiltration 
beim Schmelzen der Bazillen bilden; tuberös, l. 
(tuberösus) fnorrig, höderig, rauh; an der Tu- 
berfelfrantheit leidend, von ihr herrührend; Ts 
beröſe, £. nl. die oftindische Herbithyazinthe (Po- 
lyänthes), ein fnollige3 Zwiebelgewächs mit wei- 
Ben, jehr ſtark- und wohlriechenden lilienförmigere 
Blumen; Tuberofität, f. die Knnolligfeit, Knotig» 
feit, Raubeit; auch Beule, Geſchwulſt. E 

Tubus, m., pl. Tubt, I. eine Röhre; eine Fils 
Öffnung, Aa ein Sehrohr, Fernrohr (Teleſtop); 
tubi capilläres, pl. Haarröhrhen; Tubiboͤre, 
f. lLogr. dje Röhrentoralle; Tubiporiten, pl. ver» 
fteinerte Röhrenforallen; Tubülus, m. lat. ein 
Röhrchen, 3. B. zum Aufblajen; Tubnlarte, f. 
nl. der Federbuſch-Polyp, ein Forallenartiges 
Pflanzentier; Tubuliten, pl. röhrenförnige Ber- 
jteinerungen einer Art Pflanzentiere. 

tudesque, fr. (jpr. tüdéesk'; it. tedesco; aus dem 
altyochd. diutise, deutſch) altdeutſch, altfräntifch, 
altväteriich. 

Zudor, engl. (fpr. tjüdor, verderbt aus Theodor) 
Name einer Herricherfamilie in England von 1485 
bis 1603, welche von Owen Theodorihren Ur- 
ſprung herleitet; Tudorftil, m. ein überladener 
ſpätgotiſcher Bauſtil. 

Zuf oder Tuff, Tuffſtein, ſ. Tophſtein. 

Tufenktſchi, m., pl. Tufenktſchis, türk. (v. tufenk, 
neugr. tupheki, Flinte, Gewehr) Flintenträger 
(Füſeliere) oder Stutzträger Karabiniers) in 
der Türkei; auch Büchſenſchäfter. 

Tug, m. türk. (tüg) der türkiſche Roßſchweif, eine 
Stange mit einem Pferdeſchweif u. einer goldenen 
Rugel, die ftatt der Fahne dient. 

Tughra od. Zugra, f. perj. tugrä od. togrä, gew. 
tura gefvrodhen; vgl. Surra) der Namenszug 
eine3 Fürſten; be. der Namenszug des türkijchen 
Sultans. ’ 2 

Tuilerten, pl. (fpr. tüiferien; fr. tuileries, v. sing. 


892 Tuisco 


tuilerie, d. i. Ziegelhütte, dergleichen ſonſt an die- 
ſem Orte waren, von tuile, Ziegel, altfr. u. prov. 
teule, it. tegola, tegolo, vom I. tegüla, v. tegẽre, 
deden) berühmter (beim Kommune-Aufitand 1871 
nicdergebrannter) Palaſt zu Paris, nebit dem dazu 
gehörigen öffentlihen Garten; Tuilerien-Kabi— 
nett, die franzöſiſche Regierung. 

Tuisco, Thuiscon od. Tuiſto, auch Teut, Tot 
od. Theot, m. altd. Fabell. der erdgeborene Gott 
und Stammhalter der alten Deutſchen (nach den 
Berichten des Tacitus). 

Tufan, m. (fr. toucan, fpan. tucä, tulcan, port. 
tucano, urſpr. amerifanifh; am Amazonenjtrom 
tuleän, in Guyana tucäa, in Brafilien tucano) der 
Pfefferfrefler, ein Vogel in Südamerika. 

Tukea, m. ein Gewicht in Mofka. 


Tula, f. ruff., eine in Tula in Rußland hergeftellte | 


Silberarbeit, eingelegt und geägt, mit Fleinen 
Muftern, neuerdings jehr verarbeitet; aud) Tula⸗ 
ſilber, n.; vgl. Tulametall. 

Tulametall, n. eine aus Silber, Weißkupfer, Blei 
und Schwefel zufammengeichmolzene Maſſe, welche 
auf fein gravierten filbernen Dojen (Tuladoſen), 
eleganten Mefjern und Löffeln ꝛc. eingeftrichen u. 
nach Art des Email feitgebrannt wird; nad) Tula 
in Rußland benannt, wo e3 erfunden wurde. 

Tu Pas voula, George Dandin, f. Dandin. 

Tulban, Tulbend, |. Turban. 

Tulipäne, £. alt u. dichter. für Tulpe (nl. tulipa, 
fr. tulipe, fpan. tulipa, tulipan, it. tulipano; vom 
türf.-perj.tulban, tulbend, dulbend, d. i. Zurban; 
wegen der Ahnlichkeit der Blume mit diefer Kopf— 
bededung); Tulipomanie, f. nl.-gr. die Tulpen- 
fucht, Tulpenwut, ehemal. leidenjchaftliche TZulpen- 
Liebhaberei der Holländer. 

ZTüll od.r.Tülfe, m.fr.(tulle) ein netzartiges Zwirn- 
zeug (von der Stadt Tulle in Frankreich, wo da3- 
jelbe zuerjt verfertigt wurde). 

Zulus, m. nl. (vom gr. tylos, Schwiele 2c.) Heilf. 
—= Kallus. 

Zuman, = Toman, |. d. 

Zumba oder Tumbe, f. I. (vom gr. tymbos, m. 
Leichenftätte, RR ein Grab, Sarg ın röm. 
Kirchen; eine Grube, Vertiefung. 

Zumlung oder TZamlung, Tail od. Tchl, n. eine 
Rehnungsmünze in Siam — 4 Bat over Tifal, 
11 bi3 12 M. wert. 

Tumor, m.[.(vontumöre, ſchwellen) eine Geſchwulſt; 
tumejzteren (1. tumescere), ſchwellen; Tu⸗ 
meizenz oder Tuniefaftion, f. nl. die Anjchwel- 
lung; tumid, I. (tumidus) gejhwollen, ſchwellend; 
Zumidität, f. (ſpätl. tumiditas) die Geſchwulſt, 
das Geſchwollenſein. 

Zumült, m. I. (tumültus) die unruhige heftige Be— 
iwegung einer Menge, das Getiimmel, der Aufſtand, 
Auflauf, Zärm; tumultuäriſch, I. (tumultuarius, 
a, um) unruhig, aufrührifch, ſtürmiſch, ungeſtüm; 
tumultuieren (I. tumultuäri), Aufruhr erregen, 
lärmen, ſtürmen, fi) empören; Tunultudnt, m. 
(tumultuäns) ein Aufrührer, Unruheftifter, Zärm- 
macher. 

Zumülus, m. I. ein Erdhügel, Grabhügel. 

Zun, n. engl. (fpr. tönn; vgl. Tonnage) eine Tonne, 
ein Faß, größtes englifches Flüſſigkeitsmaß (nicht 
zu verwechſeln mit den Handelsgewicht Ton) — 
2 Bipes oder Butt3 — 3 Puncheons — 4 Hogs⸗ 
heads — 6 Tierce = 14 Rundlets — 252 Gallons 
— 18 Quarts —= 2016 Pints = 8064 Gilld — 
11,450 hl. 

Tünder-Iloͤna, f. ungar. (eig. Zauberhelena, von 


türengeln 


tünder, zauberifh, Fee, u. Ilona, Helena) die Na- 
tionalfee der Ungarn. 

Zunge n. in Georgien ein Gewicht für Wein ıc. — 
ij Schapp = 1 Kitra — 3,686 kg. 

Zunifa, £. l. ein altröm. mweißwollener Leibrod, 
von den Mannsperjonen unter der Toga auf dem 
bloßen Leibe getragen; die Tunika der Frauen- 

immer war a auch ein Unterfleid der Fathol. 

eitlihen; eine Urt Eurzer Srauenfleider, fr. Tü— 

nique (pr. if’); Tunikaten, pl. eine Gattung 
neuentdecter mifroffopifcher Tieren. 

Tuͤnisblume, f. die Samt- oder Studentenblume 
(von Tunis in Afrika). 

Tuͤnkins-Neſter, pl. (v. Tunkin in Hinderindien) 
indiſche Bogelnefter, eßbare Nefter der indiſchen 
Schwalbe; j. Salangane. 

Tunnel, m. engl. (fpr. tönnel; eig. ein Trichter, v. 
tun, auf Tonnen oder Fäfler füllen) Röhre; nur. 
noh Tunnel gefproden: ein durch einen Berg 
oder unter einem Fluſſe geführter, gubene od. 
gejprengter Weg, ein unterivdiiher Weg, Höhlen- 
od. Örubenweg; tunnelieren, durchtunneln, un⸗ 
tertunneln. 

Tur, m. die kaukaſiſche Bergziege (Capra caucasica), 
jehr gefhäßt wegen ihres ſchmackhaften Fleiſches 
und ihres gegen die Kälte ſchützenden Felles. 

Turacin, n. nl. ein roter kupferhaltiger tierifcher 
Farbeſtoff, aus den Federn des Turafo oder Pi- 
ſangfreſſers gewonnen. Hl 

Turaniſcher Völker⸗ u. Sprachſtamm = finniid- 
türkifcherstatarifcher B.- u. Spr. (v. Turan, alles 
im Norden von Stan, dem perfiihen Tafellande, 
gelegene Land; vgl. Finnen, Tatar und Jraniſche 
Spraden). 

Zurban, Tulban, Tulbend oder Dulbend, m 
(perj.dulbend, tulbend, eig. Mufjelin) ein türkijcher 
Kopfbund, Türfenbund, Kopfihmud, bejtehend 
aus einem viermal um eine Art Mühe gemidelten 
Beug;denTurban nehmen, ein Mohammedaner 
—— turbaniſiert, barb.⸗l. mit einem Turban 

edeckt. 

Turbation, Turbator, ſ. unter turbieren. 

Turbe oder Turbeh, n., pl. Turbehs, arab. (bot 
turäb, Erde, Staub) mohammedanijche oben offene 
Gräber od. Grabmäler, bei. Grabmäler der türki- 
jhen Kaiſer in den Mojcheen. 

Turbellarien, pl. Strudelwürmer. 

turbieren, I. (turbäre) beunruhigen, ftören, ver- 
irren; Surbation, f. (l. turbatio) die Bermwir- 
rung, Störung, Veunruhigung; Turbätor, m. 
ein Störer, Unruhftifter, ie turbulent 
(l. turbulentus), unruhig, ungejtüm, ſtürmiſch; 
Turbulenz, f. (jpätl. turbulentia) das ungejtüme, 
lärmende Wejen. 

Turbine, f. fr. (v. I. turbo, Gen. turbinis, Wirbel, 
Kreifel) ein Wirbelrad; ein wafjerleitendes Kreifel- 
rad, Schnedenrad, ein horizontales Waſſerrad, das 
der Flüffigkeitzftrahl durch Stoß oder mittels der 
Reaktionswirkung bewegt; Turbintt, m.,pl.—en, 
nl. verfteinerte Schrauben» oder Kreijeljchneden; 
Zurbinolithen, pl. l⸗gr. Verjteinerungen von 
fegelförmigen Sternforallen (Madreporen). 

Zurbot, m. fr. (pr. türböh; vom I. turbo, Kreifel, 
Wirbel) die Flunderſcholle, eine Steinbutte. 

Turbuka, f. eine türfiiche Paufe; vgl. Tarabuka. 

Zurco, m. it. Turmſchiff. 

Turco, m., pl. Zurcos, franzöfiihe Truppen, nad 
türkischer Art gekleidet. 


| türengeln, türingeln, landſch. f. quälen, drüden, 


| Turf 


wird hergeleitet v. dem franz. MarfhalTürenne, 
welcher die Bewohner der Wetterau u. der Main- 
gegend 1646 hart plagte. 

Zurf, m. engl. (fpr. törf; von turf, der Raſen) die 
(berafte\Rennbahn; Turfiten, pl-(engl. gentlemen 
of the turf) Freunde oder Liebhaber der Pferde- 
rennen. k 

turgejzieren, |. (turgesc£re, von turgere, ſtrotzen 
a = aufichwellen; ftrogen; Turgeſzenz, f. od. 
kürzer Turgenz, nl. (turgescentia) die Aufjchwels 
fung, Überfülle, das Aufwallen; Lebensfülle; innere 
Spannung; Turger, m. — Turgejzenz. 

Zuribülum, n. [. (von tus, Öen. turis, Weihraud)) 
ein Weihrauhfaß, eine Räucherpfanne in fatholi- 
ſchen Kirchen ; Turififaten, pl. Räucherer, Chrijten, 
welche durch Opfer vor den Öötteraltären ſich vor 
Verfolgung ſchützten. 

Zürfe, m. (türf. türk, it., jpan. Turco, fr. Turc), 
ein Bewohner der europätjchen Türfei; figürl. ein 

raufamer Menfch; dah. fr. turquerie für Grau— 
Fnteit (da türk im Türkischen ſelbſt Schon Barbar, 
Räuber bedeutet, fo nennen fich wenigftens die weit- 
lichen Türfen lieber Osmanen, Osmanli3, ſ.d.; 
außer den Osmanen gehören zu den Türfen, welche 
einen Hauptzweig der tatarijchen Völferfamilie 
bilden, unter anderen nod) die Turfomanen, Us— 
befen, Nogaier, Bajchfiren, Kirgifen, Kumülen, 
Rumanen ıc.); alla turca, it. Tonf. auf Türfisch, 
in türfifhem Geichmad; Zürkine, f. eine Abart 
des Bomeranzenbaumes; Turkophaͤg, m. gr. ein 
Türkenfreſſer, eifriger Befämpfer der Türken; 
— m. gr. ein Türkenfreund; als Beiwort: 
turfophil, türkenfreundlich; Turkopoͤlen, pl. Ab⸗ 
kömmlinge von Türken und Griechinnen. 

Türkis, m. (fr. turquoise, ſpan. u. prov. turquesa, 
f., it. turchese, m., v. Turco, Türfe, weil die erſten 
Steine diefer Art aus der Tiirfei famen) 1) der 
mineraliihe Türkis oder Kalait, ein undurd)- 
fihtiger, blaugrüner Stein, bej. in Perjien und 
Indien, al Edelitein geihäßt; 2. deranimaliiche 
od. foſſile Türkis, der Zahnitein, ein blaugrüner, 
steinharterstörper, aus fofjilen, durch Kupferoxyd— 
hydrat oder phosphorſaures Eifen gefärbten Tier- 

ähnen und Knochen beſtehend, in Sibirien, Süd— 
ankreich ıc. 

Zurlupin, m. fr. (fpr. türlüpäng) ein abgefchmad- 
ter Wigling, Poſſenreißer, Schwätzer (nad) einem 
berühmten Poſſenreißer zur Zeit Ludwigs XIII.: 
Henrilegrand, mitdem Beinamen Turlupin, 
welcher von der im 14. Jahrhundert entjtandenen, 
fh durch Schamlofigkeit auszeichnenden Sekte der 
Turlupins entlebntift); turlupinieren (fr. tur- 
lupiner), Poſſen reißen; jemand zum beiten haben, 
aufziehen, foppen, ihrauben, äffen; Zurlupindde, 
f. die Bofienreißerei, ein abgeſchmackter Scherz, 
elender Witz. 

Zurmalin, m. (it. turmalino, fr. tourmaline; 
wahrſch. ceylon. oder ind. Urſprungs, da diejer 
Stein zuerſt aus Ceylon dur einen Holländer 
1703 nad Europa gebradjt fein foll) Schörl, bef. 
edler Schörl, Aſchenzieher, Aichentreder, landſch. 
auch Tripp, ein aus Kiefelfäure, Borfäure, Ton- 
erde, Eijenoryd 2c. beftehendes Mineral, defien 
Krijtalle bei TZemperatur-Beränderung eleftrijche 
Polarität zeigen. 

Zurme, f. I. (turma) eine Reiterfchar von 30 Mann. 

Zurmen, m. eine Rehnungsmünze in Siam — 
ungefähr 72... 

Turmino, n. die jieben mitteljten Fächer im Seter- 





| 


\ 


— — — — — — — — ———— —— — — 


Tutel 893 


laſten, weil fie meistens die Buchſtaben infolgender 
Ordnung enthalten: 
tur 
mino 
Zurnter 2c., . unter Turnus. 


| — ſ. Tourniquet. 


urnip, n., pl. Turnips, engl.(fpr. törnip, törnips) 
Rüben; bef. die Runkelrübe, Futterrübe, landich. 
auch die Turnipje. 

Turnzont, n. engl. (fpr. törn-aut, v. turn, wenden, 
geben, u. out, aus) = Strife. 

Turnus, m. ml, (it., fpan. und port. torno, prov. 
torn, fr. tour, v. l. tornus, gr. tornos, Dreheifen, 
Drechjeleifen) Umlauf, die Ordnung, Reihenfolge 
oder Reihe, nach welcher mehrere ein Gejchäft nad» 
einander verrichten; Wechjelfolge; Im turno, in 
der Reihe, im Kreife; per turuum, nad) oder in 
der Reihe; Turnier, n. (ehem. Tornei, Turnai; 
fr. tournoi, prov. tornei, it., fpan. u.port. torneo, 
ml. torneamentum) ein Ritterfampf, feierliches 
Lanzenrennen, Ritterfpiel, Rennspiel, vom 10. bis 
zum 16. Sahrh. gewöhnlich, bei vem Schar gegen 
Schar ritt; im Gegenfaß zur Tjoft(f d.), bei ver 
nur zwei gegen einander titten; turnieren, in 
einem Ritterjpiel fämpfen; gem. f. umherrennen, 
toben. 

turpis persona, ſ. persona. 

Turrilithen, pl. l.-gr. (v. l. turris, Turm, u. gr. 
lithos, Stein) Turmiteine, eine Art verjteinerter 
KRammerjchneden. 

Turtle 1., m. engl. (fpr. tört’l; fr. tortue; vgl. 
Tortuga) die Schildkröte; Turtle-Soup, f. (pr. 
—Fuhp) die Schilöfrötenfuppe. 

Turtle 2., f engl. (fpr. tört’l) die Turteltaube. 

Zurtur, I. Turteltaube. 

Tuſch, m. (vd. oberd. tuſchen, d.i. dumpf fchallen, 
verw. mit tofen) eine fejtlihe Begrüßung mit 
Trompeten- und Baufenfhall, bej. beim Sehnde 
heittrinfen. 

Zufche, f. oder Tuſch, m. (vom fr. la touche, der- 
Tarbenauftrag, von toucher, vgl. touchieren) chi— 
nefiihe Schwärze oder Tinte aus dem Ruß des 
verbrannten DIS von dem Olrettichjamen, Sefamac.;. 
tuſchen, mit Tufche zeichnen oder malen; Wafjer- 
farben flach auftragen und mit dem Pinfel vertrei» 
ben; dah. Tufhmanier, getujhte Manier. 

Tusculãnum, n. I. die berühmte Billa des Cicero 
unmweit Tuscülum (jegt Frascati) in dem alten 
Latium, wo er die glüdlichiten Stunden der Muße 
genoß; daher uneig. der ruhige Landfig eines Ge-- 
lehrten oder StaatSmannes. 

Zufiilägo, f. I. der Huflattich, Brandlattic). 

tussis, £. I. der Huſten. 

Tutämen oder Tutamedntum, n. I. (von tutäri, 
ihügen, Verjtärtungszeitwort von tueri, f. Tutel) 
ein Schußmittel. 

Tutanigo, Tuttanego, n. (fr. toutenague; vgl. 
Tutia), ebemalige Benennung des int; eig. eine 
aus dem Tuttanego-Erzin China gejchmolzene 
Metallmiihung (Pakfong, Argentan, Tutania- 
Metall). 

Zutẽl, f. I. (tutela, von tutus, wohlverwahrt, ficher, 
v. tueri, anſchauen, beſchützen), die Fürforge, Vor— 
mundſchaft, Beſchützung eines Unmündigen; Tu— 
tel-Sachen, pl. Vormundſchaftsſachen; tute— 
färliich) (l.tutelãris, e) ſchützend, vormundſchaft⸗ 
lich; Tutor, m. ein Beſchützer, Bormund; engl. 
Hofmeister, Auffehber;tatorhonorarius,einChren- 
vormund; t. idon&us, ein taualicher, unbejchol- 
tener Vormund; t. testamentarius, ein durch 


894 Tutenag 


festen Willen verordnneter Vormund; Tutorium, 
n. nl. die Vormundſchaftsbeſtellung, gerichtliche 
Beftätigung zum Bormund; tutorio nomine, 
vormundjchaftlich od. vermöge der Bormundjchaft. 

Tutenag, n. ein Miſchmetall aus Kupfer, Zink und 
Nidel (gewöhnlich chineſiſches Neufilber) vgl. Tu- 
tanego. 

Tutia, f. per. (tütijä; mi. tutia, fr. tutie, engl. 
tutty, it. tüzia) au) Spodium, n. oder Cadmia 
fornäcum,Zinffalf Zinf-Hüttenraud),Ofengalmei, 
DOfenbruch, leichte Flocden von Zinkoxyd, die fich 
beim Schmelzen de3 Zints od. zinfhaltiger Erze in 
Dämpfen erheben und wie Ruf an den Ofen an- 
hängen. 

Tutor ꝛc. |. unter Tutel. 

tntta la forza (v. tutto, ganz, all), Tont. die ganze 
Kraft; tutti, pl. it. (v. tutto, ganz, al, —1. totus) 
Zonf. alle, alle Stimmen zujammen; ein Tutti, 
n. ein Allgefang, Bollgejang od. Zuſammenſpiel ac. 
fentg.Solo); tutti frutti, pl. (mörtl. alle Früchte) 
ein italienifches Gericht aus mehreren Früchten als 
Hauptſtoff beitehend; allerhand in Rum aufgefeßte 
Beeren und Früchte, Rumfrüchte; fig. ein Werk, 
das allerhand Aufſätze enthält; = Botpourri; 
tutti quanti, it. alle zufammen. 

Tiviete, f. auch Twete, Tivetje, niederd. (v. twe, 
zwei) eine Zmwifchengafje, eine Neben- oder Duer- 
safe, welche zwei gleiylaufende Straßen verbindet, 

ei. in Hamburg. | 

Twine, £. engl. ein leichter Überrod. 

Twiſt, n., geiv. m. engl. (über. etwas Geflochtenes, 
Geſponnenes, von twist, flechten, ſpinnen 2c.) eng⸗ 
ches baummollenes Garn, auf Mafchinen bereitet 
od. gefponnen; auch ein Getränf aus Branntivein, 
Bier und Eiern. 

Ztzburn, n. engl.(jpr.teibörn) der ehemal. Richtplatz 
in Zondon, wo die Verbrecher gehängt wurden. 
Tyche, f. ar. (tyche) Schiejal, fa Glück; auch 
die Glũcksgöttin, 1. Fortuna: Tycho, m. männl. 

Name: Glücklicher. 

Zhfon, Thfeon, ſ. Typhon. 

Zylöma, n. od. Tylofts, f. gr. (v. tylün, ſchwielig 
merden,v.tylos,j.TZulu8)Heilk.dieSchwiele, Ver⸗ 
— das Hühnerauge; tylõtiſch, ſchwielig. 

Tult, f. dän. (isländ. tylft, v. tölf, dän. tolv, got. 
walif, zwölf) ein Dutzend. 

Tompäanum, n. |. (v. gr. tympänon, entit. aus 
typanon, dv. tfptein, fchlagen) eine altertiimliche 
Handpaufe: Bauf. eine bedenförmige Vertiefung 
an einer Wand, durch ein Standbild u. dgl. aus⸗ 
gefüllt; Giebelfeld, Giebeldreied; Heilf. das Trom- 
melfel im Ohre; Tympanitis, f. gr. Deilf. die 
Trommelſucht, Wind- oder Blähſucht; tympants 
tiſch, trommel- oder blähfüchtig; Hohlklinigend; 
Tympanoide, f. eine Baufengeltalt; ein paufen- 
törmiger Körper; Tympänum bellicum, die rö- 
miſche Heerpaufe, 

Zyndariden, pl.gr.(Tyndaridai)Fabell. die Söhne 
der Leda, der Gemahlin des Tyndareos: Kaſtor 
u. Pollux (f. Raitor). 

Typen u. typifch, ſ. unter Typus. 

Zyshlitis, f. gr. (vd. typhlös, blind) Blinddarm- 
rg; 

Typhlõſis, f. gr. (von typhlün, blenden, typhlös, 
blind) die Blendung, Blindheit; Typhlotropheum, 
n. (v. trephein, ernähren) Heilf. eine Blinden- 
Anftalt, Bflege-Anftalt für Blinde, Thphlotypo⸗ 
granbie, . erhabener Drud der Budjitaben für 

inde. 

Typbhsmanie, ſ. Typhos. 


ö——— — — — — — — — — — — — — — 


— — — — — — — — — 


Typus 


Typhon, m. gr. (typhön u. typhös; arab. tüfän, 
was auch „große Flut, allgemeines Sterben” ıc. 
bedeutet, chineſ. tei-fun) ein heißer verderblicher 
Südmwind, heftiger Wirbelwind, Drehſturm, Wirbel- 
jturm, bej. im großen Indiſchen Meere und längs 
der Süd- und Dftküfte von China, vgl. Trombe; 
bei den alten Agyptern als ein böfer Gott, bei 
den Griechen als ein Ungeheuer vorgejtellt, das 
die Erde mit dem Tartarus erzeugte u. von dem 
—— u. Verderbliche in der Natur her— 
rührte ꝛc. 

Thbhos od. Typhus, m. gr. (typhos, eig. Dampf, 
Qualm, v. typhein, räuchern, dampfen) Heilk. Ge- 

fühlloſigkeit, Betäubung, Wahnſinn; jedes Fieber 
mit Betäubung, bef. ein bösartiges, anſteckendes 
Nervenfieber; Abdominalthphus, d. i. Unter» 
leibstyphus, mit Darmgejhwüren; exanthema⸗ 
tiſcher Typhus, d. i. Fledtyphus, mit mafern- 
artigem Hautausſchlag, auch Hunger-, Laza- 
rett⸗ od. Kriegstyphus genannt, da er bejon- 
ders bei jchlecht ernährten Menſchen auftritt; 
Nädfaltyphus (Febris recurrens), in mehrtä- 
giger Pauſe wiederfehrender Typhus, der bei. ir 
Oſtdeutſchland Häufig epidemiſch erjheint; auch th⸗ 
sHöfes Fieber; Thohoid, m. ein leichter Typhus; 
eine typhusartige Gehirnkrankheit; Typhoid des 
Geflügels, Hühnerpeft, Hühnercholera; Typhes 
made, f. Wahnfinn mit Betäubung; Thpho⸗ 
shthalmie, f. die epidemiſche typhöſe ägyptiſche 
UAugenentzündung, Augenpeit. 

Tybus, m. gr. (typos, d. t. eig. der Schlag u. das 
durch den Schlag Bewirkte, v. typtein, jchlagen; 
der Abdrud, das Gepräge, Gebilde od. Bild einer 
Münze; Mufter, Bor- od. Mufterbild, die Mufter- 
form, Örundgeftalt, vollgültiger, wahrheitägetreuer 
Vertreter (4. B. einer Menjchenklaffe); Heilt. die 
regelmäßige Krankheitötviederfehr; bei Buchdr. ein 
geaof] enerBuchftabe; pl. Typen, Vorbilder; Drud- 

uchltaben, Schriften 5 ettern); Typendruf, m. 
Buchdruck; Typik, f. = Typologie; Thben⸗ 
fehreiber, Schreibmaigine, 1855 von Foucault 
erfunden, bei der die Buchſtaben dur) Drud auf 
Taften erzeugt werden; typiſch, vorbildlich, bild- 
lich, grundformig, urformig, urgeftaltig, ureigen⸗ 
tümlich; einem Typus folgend; auch zu beſtimmten 
Zeiten wiederfehrend, = periodifdh; von fiehen- 
der Form; Thpograͤph, m. ein Buchdruder; The 
pogranbia u. Typographie, f. Die Buchbruderei, 
Buchdruderfunft; typograͤbhiſch, dazu gehörig 
od. dieſelbe betreffend; in Zuſammenſ. Drud«, 4.8. 
typographifge Rückſichten, Rückſichten auf 
den Drud, bef.dietypographifhe Schönheit, 
Drudihönheit oder Schönheit des Druds; tupo⸗ 
kõniſch (vgl. Konus), Tegelförmig; Thbolithen 
pl. Spur- oder Abdruditeine, Steine, worauf fich 
andere Körper abgedrudt zeigen; Typelttho= 
grabphie, f. Drud von lithographiſchen Umdrüden 
eines Holzschnittes oder des Typenjages; Type 
(ög, m. ein Vorbildfenner u. -lehrer; Typologie, 
f. die Vorbilderlehre oder Lehre von den Borbil- 
dern im N. T., d. 1. von den vorbildlichen Be⸗ 
ziehungen im A. T. auf das Chriſtentum, vgl. 
Figurismus; Typometer, m. cin Werkzeug zur 
genauen Beftimmung des körperlichen Inhalt u. 
der Höhe der Drudbuchjftaben (von Didot erfun- 
den); Thpometrie, f. oder typometriſche Kunit, 
der Zandfarten-Drud, die Kunſt, Landfarten wie 
Bücher zu feßen und zu druden; brain n. ein 
Raleidoiföp (f. d.), das nicht nur fternförmige Fi⸗ 
guren zeigt und defien Figuren als Vorlagen für 


Tyr 


das Muſterzeichnen dienen; Thpotelegraph, m. 
ein von Bonelli 1863 erfundener Telegraph, wel— 
cher die Worte der Depeſche ſogleich niederſchreibt; 
Typothẽt, m. ein Drudichriftfeher, Schriftſetzer 
vd. bloß Setzer. 
zy, m. altnord. (angelf. Tiv, got. Tius, althochd. 
iu, dasfelbe Wort wie ind. Dyäus, gried). Zeus) 
Götterl. der altgermaniiche Tiwaz, urfprüngl. der 
Himmeldgott, das als Gottheit verehrte Himmels— 
ewölbe, ipäter der einarmige Schwertgott, bei den 
achſen Sarnot (d.i. Schwertgenofie) genannt, 
der Gott des Krieges und des Ruhms (wovon der 
Dienstag, nordd. Diestac, Tiestac, angelj. 
Tivesdäg, engl. Tuesday, got. Tivisdags, isländ. 
Tysdagr, althochd. Ziestac, Ziuwestac, feinen 
Namen hat). 

Tyrdnm,m.gr.(tyrannos, [.tyrännus) urſpr. überh. 
ein Herrfcher, König (Negent), im Altertum jeder 
Aleinherricher in einem früher freien Staate 
(übrigens ohne tadelnden Nebenbegriff); jetzt bef. 
ein eigenmächtiger, graufamer Herrfcher, Ziving- 
herr, Gewaltherrſcher, Wüterich (Defpot); Th— 
rannis, f. gr. die Alleinherrſchaft; Thrannei, f. 
(ar. tyrannis) die angemaßte Herridaft, Ziwing- 
herrſchaft, Gewalttätigkeit, Grauſamkeit, willfür- 
liche Härte und Strenge; Thrannicid, m. I. (ty- 
rannicida)einTyrannenmörder; Thrannicidium, 
n. Tyrannenmord; thranniſieren, barb.-!. (fr. 
tyranniser) Zwangsherrſchaft ausüben, hart oder 

raufam verfahren, willfürlih und hart beherr- 
hen od. behandeln; tyranniich (gr. tyrannikös), 
gemwaltfam, gewalttätig, herridh'iichtig, graufam. 


Ueba 835 


Tyraß, 1. Tiraß. 

Tyrbe, f. gr. (tyrbẽ —= |. turba) Verwirrung, Un⸗ 
ordnung, Störung, Unruhe; Tyrbafie, f. (gr. tyr- 
basia, von tyrbäzein — l. turbäre, f. turrbieren} 
Störung, Beunruhigung. 

Tyre, n. engl. (fpr. teir) Kranz, Ziehband von Eifer 
od. Gußſtahl, bei. Radreifen an Lokomotiven und 
Eifenbahnmwagen. 

Threin, n. gr. (v. tyrös, Käſe) Käfeftoff. 

Thr⸗-emẽſis, f. gr. (v. tyrös, Käſe, u. Emeſis, ſ. d) 

eilt. käſichtes Erbreden der Säuglinge; Threu⸗ 
fis od. Tyrdfis, f. das Käſemachen, Milchgerinnen, 
bef. im Magen; tyrödes, käſig, käſicht; Tyres 
maͤnt, m. ein Käſe-Deuter od.-Wahrfager; Thro⸗ 
mantie, f. Käſe-Deuterei; Thromorphit, m. 
Käfebildftein. 

Tyria oder Tyriäfis, f. gr. Heilk. der Schlangen- 
ausjaß; auch — Elephantiafi3. 

Tyrolienne, £. fr. |. Tir—. | 

Tyrrhẽener, pl. griechische Benennung der Etrusker, 
eines den Belasgern ſtammverwandten altitalijchen 
Volkes, welches Seeräuberet trieb; tyrrheniſches 
Meer, n. der Teil des Mittelmeeres, der die Weft- 
füfte Italiens begrenzt. 

Tyrtäus, m. (gr. Tyrtaios)derffame eines berühmt 
ten, sche lahmen griech. Dichters, der im 7, 
Jahrh. v. Chr. durch feine begeifternden Kriegs 
lieder den Spartanern den Sieg über die Meffenier 
gewinnen half; tyrtäiſch, in dejjen Weile, ſchwung⸗ 
poll, begeijternd od. begetitert. 

Zzalo, |. Czako. 


kt. 


Asfärzungen: U als zwanzigſter Buchjtabe in der 
Rubrizierung = 20, im Lat. = V; in lat. Sn» 
ichriften, Münzen 2c. f.u.v5 u.c. = urbis con- 
ditae, von der Erbauung der Stadt (d.i. Noms) 
an gerechnet; un. i. — ut infra, wie unten, ſ. unter 
infra; ult. — ultimo, j.d.; u. s. = ut supra, |. 
unter supra; ung. — unguentum; U. P. 
Untertänige3 PBromemoria, f. Diemoria; U, 8, 
United States; U al$ em. Zeichen = Uranium, 
Uran. 

U als Münzzeihen und zwar auf ehemal. franzöfi- 
ihen Münzen (unter Napoleon J.): Turin; auf 
ungariichen: Ujbanya. 

Udnos oder Hanos (richtig: Llanos; Uanos 
icheint fi nur duch undeutliches Schreiben ein- 
gejchlichen zu haben), pl., ſ. Llano. 

Ubboniften, pl. eine 1536 von Phil. Ubbo geftif- 
tete Sekte der Wiedertäufer. 

überfomplett, dtich.-I. (vgl. komplett) übervoll- 
jtändig, überzählig. 

ilbertät, f. I. (ubertas, v. uber, fruchtbar, reich) die 
Fruchtbarkeit, überſchwängliche Hervorbringungs- 
fraft, Fülle, der Überſchwang, Reichtum. 

ubi, I. wo; auch al3 Hauptwort: das ubi, das Wo; 
ubi bene, ibi patria, Sprw. mo mir’3 wohl geht, 
ba ift mein Vaterland; ubi periculum, ibi lex, 
wo eine Gefahr ijt oder entiteht, da ift oder ent- 
ſteht auch ein Geſetz; ubi lex, ibi poena, wo cin 
Gefeh fit, da ift aud) Strafe; Ubitalion od. Ubiẽ⸗ 
tät, f. barb.-I. das Irgendwofein, die Ortlichkeit, 
Eigenſchaft eines Dinges, fich an einem Ort zu be» 


—— 


finden; ubĩque, I. überall; ubiquitär, allgegen- 
märtig; überall borlommend; biquiiät f. xl. 
i; (ubiquitas) die Allgegenwart, das Allenthalben- 
jein; be. die von Zuther behauptete Allgegenwart 





des Leibes Chrifti in dem Brote des Abendmahls; 
das Überallvorfommen; Ubiquiſten, — 
ſten oder Ubiquitarier, pl. Allgegenwartsbeken⸗ 
ner oder Bekenner der Allgegenwart des Leibes 
Chriſti in dem Brote des Abendmahls. 

Ubier, pl. ein germaniſches Volk, das zu Cäſars 

en am rechten Rheinufer zwiſchen Sieg und 

ahn wohnte, aber, v. d. Sueben gedrängt, unter 
Auguſtus auf das linfe Rheinufer verjegt wurde; 
ihre Hauptjtadt mar Colonia Agrippina, jetzt Köln. 

Ucalögon ärdet, paries cum proximus Ardet, 
I. Ücalegon (d. i. dad Haus des lUcalego, eines 
Trojaners) brennt (d. h. du biſt jelbft in Gefahr), 
wenn das benachbarte Haus brennt (nach einem 
Berfe in Vergil® Aeneis 2, 312). 

Ude, f. ruſſ. die Fiſchſuppe. 

Umasiusktanl (nach feinem Erfinder, dem öfterret» 
hifchen Artillerieoffizier Yranz Freiherr v. Ucha— 
tius, 1811—1881, der fih als Generalmajor zu 
Wien felbit den Tod gab) = Stahlbronze,f.b. 

Ndia, |. Okia. 

Uditoͤre, m. it. = Auditor, f.d.; uditöre della 
cämera, Rammer- oder Schahrat; u. di reis, 
Staat3- u. Kirchenrat (vgl. Rota); u. santissime, 
geiftlicher Oberrat und Richter in Rom. 


ide, f. Odo. 
Ueba und Uiba, |. Hucba. 


896 Uhlan 

Uhlan, ſ. Ulan. 

Uiftiti, m. (wegen feines Geſchreis fo genannt) der 
Krallenaffe, j. Sanguinden. 

Witlegger, m. (pr. eut—) holl. ein Ausleger, Wart- 
ichiff, ein bewaffnetes Küſtenſchiff. 

Ui, ung. neu, namentlich in Namen gebräudlid). 

Uids, m., pl. Ukäſe, rufi. (eig. da3 Ausgefagte, 

dikt, Defret, v. kasatj, geigen, jagen, und dem 
Vorworte u) ein ruff. Faiferl. Befehl, Erlap. 

Akraine, f. ruf). (ukraina, Grenzland, v. u, ar, bei, 
und krai, der Rand, Saum) eine Landichaft in 
Sidrußland, Sig des Heinruffiihen Volksſtammes. 

al, arab. Artikel, ſ. al. 

Alak, m. ein türk. Eilbote zu Pferde (vgl. Sta- 
fette), der die Befugnis hat, das Pferd jedes ihm 
begegnenden Reiters gegen fein ermattetes zu neh- 
men. 

Hlalgie, f. gr. (v. ülon, das Zahnfleifch, und älgos, 
n. Schmerz) Heil. Kiefer-Cchmerz oder »-Weh; 
Alttis, f. Zahnfleifchentziindung; Miönens, m. 
ae Ha Ulorrhagie, f. Blutung aus 
dem Zahnfleiſche. 

Yiän, m., pl. Mfänen (poln. ulan, hulan, von türk. 
oghlän, junger Menſch, Burſche) der Lanzen- 
reiter, Lanzner, eine zuerſt in Polen eingeführte 
Art leichter Reiter mit Piſtolen, Säbel u. Lanzen 2c., 
tatarifchen Urjprungs; Ulanka, f. der Waffenrod 

slcerieren ꝛc., |. unter Ulcus. [der Ulanen. 

wleileteren, I. (uleisei) rächen, ahnden. 

Hleus, n. L. (pl. uleöra) ein Geſchwür, eine Eiter- 
beule; ulcerieren (I. ulceräre), ſchwären, eitern; 
Ulceration, £. (l. ulceratio) die Schwärung, Ei- 
terung; Bereiterung, Verſchwärung; Erbitterung; 
tlcerös(l.ulcerösus,a, um) eiterig, vol Schwären. 

Alẽma, m., pl. Ulemas (arab. ulemä, v. alim, ge- 
lehrt, v. alima, wijjen, fennen) Gejegfundiger, die 
Klaſſe der türk. Nechtögelehrten, welche zugleich ala 
Seijtliche betrachtet werden, ald Ausleger des Ko— 
rang und Verwalter des Gottesdienites; vgl. Kadi 
und Molla. 

Alisinerien od. Mligindfen, pl. (v. 1. uligo, Feuch- 
tigfeit des Bodens) Sumpfpflanzen. 

Aiztis, f.gr.1.f. unter Ulalgie; 2. (v. ule, Narbe) 
Entziindung einer Narbe. 

Hlmin,n. nl. (v. I. ulmus, f. Ulme) der Ulmenftoff, 
Moderftoff, ein aus einer alten Ulme bei Pa— 
lermo zuerjt dargeitellter Pflanzenbildungsteil; 
nah Mulder (zum Unterjchiede von Sumin, |. d.) 
der braune, in Ralilauge unlösliche Stoff der 
Dammerde 2c.; ift er in Kalilauge löslich, jo heißt 
er: Uminſäure. 

Alna, f. 1. der Ellbogen, die Elle; Heil. die Eilbogen- 
röhre; ulnär, darauf bezüglid. 

Ylöncus, m. gr. 1. f. unter Ulalgie; 2, (von ule, 
Narbe) Anſchwellung einer Narbe. 

alophulliich, gr. (v. ulos, fraug, u. phylion, Blatt) 
trausblätterig. 

Nlorrhagie, f. j. unter Ulalgie. 

UNlotita, pl. gr. (. ulün, vernarben, und ule, Narbe) 
Heilt. Bernarbungsmittel; uldtiſch, vernarbend. 

Nirich, m. altd. (Uodalrih, Odelrih, von uodal, 
ödil, Erbgut; vgl. Odo, Otto ꝛc.) männl. Name: 
der an Erbgut Reiche, Begüterte; Ulrike, £. weibl. 
Name: die Reiche, Begüterte, 

Alfter, m. engl. (fpr.ölßt’r) ein langer, an der Taille 
zujammengezogener Überrod, Ulitermantel (wie 
er urjprünglich in Uliter, der nördlichſten Provinz 
Irlands, ——— wird). 

alterior, ulterius, !.(Komp.v.ulter, ultra, ultrum, 
jenjeitig) der 2c. jenjeitige, entferntere, weitere (vgl. 


Umpbelle 


citerior; ultimus, a, um (Sup. v. ulter), der ıc.. 

entferntejte, äußerfte, legte; Witimns, m. der Lebte,. 

Unterfte; ultimo, am legten, näml. Monatstage; 

% B. ult. Jan.,am legten Januar; Ende; ultima, 

. die legte Silbe, Endfilbe eines Wortes; ultima. 
ratio, f. die legte Enticheidung, das legte Mittel; 
Ultimum, nm. das Letzte Äußerſte; ad ultimum, 
endlich, ſchließlich; ultimieren, Kartenſp. eine 
Karte für den letzten Stich anſagen; Ultimätum 
oder Ultimät, n. nl. die legte Erklärung, End— 
erklärung oder »Bedingung, der legte Vorichlag 
zum Abjchluß eines Vergleiches; auch Schluß- od. 
Endwort, Schlußſatz; leßtes Wort; Ultimatiſſi— 

mm, n. barb.-lat. allerletzte Erklärung, aller— 
äuperite Bedingung; Mitimogeniturrecht,n. dag 
Recht, der Spätergeburt, wonach) bei Erbteilungen 
der Ältere teilt und der Jüngere wählt; Ultimo— 
regulterung, f. Monat3abjchluß, Monatsabrech⸗ 
nung. | 

ultor,m.!. (v.uleisei, rächen) der Rächer, Beftrafer. 

ultra, !. (vgl.ulterior etc.) jenjeit3, darüber hinaus, 
meiter; jenjeit, über; ultra altörum tantum, 
mehr als noch einmal fo viel, über daS Doppelte; 
u. captum, ſ. Captus; u. dimidium, j. dimi- 
dium; u. posse nemo obligätur.f.posse; Ultra, 
m., pl. die Ultras, nl. ala Subjtantip in der jebt 
em politifhen Bedeutung: Überfpannte, 

bertreiber, die in dem, was fie wollen, aus Leis 
denjchaft und Vorurteil fein Maß halten und das 
Biel verlieren, indem fie über dasſelbe hinausſtre— 
ben; dah. bei. 5. Ultrarevolutionärs, Ultra— 
roYyalijten, Ultramonardiften(.d.,Ultra- 
liberale, Ultrademofraten 2c.; in engerem 
Sinne nennt man Ultras die Ultraroyaliiten od. 
Abjolutiften(.d.),entg.ven Liberalen; Nitratss 
mus oder Ultracismus, m. deren Gefinnung u. 
Grundſätze; Ultramarin, n. (v. ultra, jenfeits, u. 
mare, da3 Meer, weil man es aus überſeeiſchen 
Rändern, bei. China, erhielt) eine befannte ſchöne 
blaue Farbe, früher aus dem Lafurftein bereitet 
und ſehr foitbar, jegt meift künſtlich dargeſtellt aus 
Tohlenfaurem Natron, Kiejelfäure. TZonerde, Schwe- 
fel und Eijen; Ultramonarchiſten, pl. l.-gr. lei- 
denschaftlihe Anhänger und Verehrer der Allein» 
herrſchaft vd. unbeſchränkten Königsmadt; ultra 
montändiich), nl. (von mons, Berg, montänus, 
bergig 2c.) jenjeit der Öebirge, bei. ver Alpen; da- 
her gem. dem Geijte und den Grundjägen des 
Bapittums gemäß; Nitramontäner, m. Vertei- 
diger und eifriger Anhänger der unumſchränkten 
tirhlichen Gewalt des PBapftes, — Rurialift; 
Ultramontanismus, m. deren Lehre u. Grund» 
fäge; ultramumdan, I. ( ultramundänus, db. mun- 
dus, die Weit) überweltlich, überirdiſch; Witrarot, 
Überrot; Ultraſervile, pl. nl. (vgl. jervil) Uber- 
untertänige, Speichelleder. 9— 
ultro l.(vgl. ulterior 2c.) eig. jenſeits, hinüber, dar⸗ 
über hinaus, überdies; freiwillig, von freien Stül- 
ten; ultro citrõque, hinüber und herüber, hin 
und her, hin und wieder. 

Wyijes, m. 1. = gr. Odyffeus, König v. Ithaka, 
ein durch Tapferkeit u. Schlauheit im trojanijhen 
Kriege n.auf der langwierigen Heimreije beruhm- 
ter griech. Held, Gemahl der Penelöpe u. Vater 
des Telemad). 

Umbéẽille, f. I. (umbella, Verkl. v. umbra, Schatten) 
eig. ein Sonnenſchirm; der Blumenſchirm; Umbel⸗ 
lãten od. Umbelliferen, pl. neulat. (umbellätae, 
umbelliförae) Doldengewächſe, Schirmblumen; 
umbeiliflörae, pl. Schirmelütler. 


Umber 


Umber, ın., Umbra, f. oder Umher⸗Erde (von I. 
umbra, Schatten; n. a. v. terra Umbria, d. i. um- 
brijche Erde, von der ital. Landſchaft Umbrien), 
Schattenfarbe, Bergbraun, ein als Malerfarbe be- 
nußte3 braunes Mineral, aus Eifenoryd, Mangan 
oxyd, Wafjer zc. beftehend; die Kölnifhe Umbra 
ift zerriebene Braunkohle. 

Hmbilicns, m. I. (— gr. omphalös) der Nabel; aud) 
der Mittelpunkt, das Mittelſte; Rſpr. der mitt- 
lere (4) Teil der Pandekten v. 20. bis 27. Buche; 
ehem. = Focus, Brennpunkt; umbilicus Vend- 
ris, der Benus-Nabel, Benennung einer Pflanze; 
umbilitäl, nlat. zum Nabel gehörig; Umbilicit, 
m. eine verjteinerte Nabelfchnede, Tellerjchnede. 

Umbo, m. I. Buckel des Schildes, Wurlft. 

Umbrer, pl. (I. Umbri) ein altitalienifches mächtiges 
Bolt, das um 308 v. Chr. von den Römern be- 
fiegt wurde. 

umerbedieren, dtich.-!. (von erpedieren, j.d.) um- 
fertigen, neuabfertigen nl Umexpedi⸗ 
tion, Umerbedierung, f. Neuabfertigung. 

Uminta, £. jpan. ein aus gequetichten jungen Mais- 
körnern bereiteter Brei, der mit Salz, Auer und 
Gewürzen vermifcht und in Wafjer gekocht od. in 
Butter gebraten wird, eine in Südamerifa be- 
liebte Speife. 

umrangieren, umordnen, umjftellen (Eifenbahn- 
wagen). 

umſpedieren, diſch⸗l. (vgl. fpedieren) weiter fenden, 
umarbeiten; AUmfpeditionspuntt, Poitd. Umar- 
beitungsort, Ort der Weiterfendung. 

unabfolviert, dtſch⸗l. (vgl. abjolvieren) unabge- 
macht, nit zum Schluß gebracht. 

una corda, it. nur auf einer Saite zu jpielen; beim 
Klavier mit Verſchiebung, f. unter corda. 

unadäquat, dticy.-!. das Gegenteil von adäquat, 
j. unter- adäquieren. 

unanim, |. (unanimus, v. unus, ein, und animus, 
Gemüt), al3 Adverb auch unanimiter, einmütig, 
einjtimmig, einhellig, aud) ar unanimia (näml. 
suffragia); Nnanimität, f. (lat. unanimitas) die 
Einmütigfeit, Einhelligfeit, Einigkeit. 

unartituliert, dtich.-l. (vgl. artitulieren) ungeglie- 

uma serie, |. j. unter Series. [dert. 

Unau, m. (Name des Tieres in Brafilien; nl. Cho- 
löpus didactylus) das zweifingerige od. zweizehige 
Faultier in Süd» Amerifa, namentl. in Guyana 
und Nordbrafilien; auch der Faule aus Oſtindien. 

Nnctäl-Buchftaben, pl. (v. I. uncia, ein Zmölftel, 
dah. ein Zoll; unciälis, einzöllig), bei Buchdr. große 
(eig. einen Zoll breite) Anfangsbuchſtaben. 

Uncinarius, j. unter Uncu3. 

uncivil, dtich.>l. (vgl. civil) unhöflich, ungebildet, 
roh; unciviliſiert, ungejfittet, roh. 

Uncle Sam, j. unter Samuel. 

Uncus, m. 1.(=gr.önkos) der Hafen; Uneinarius, 
m. nl. (von uncinus, hafig) der Hafenwurm, eine 
Art Eingeweidewürmer. 

unda, f. [. die Welle, Woge; unda maris, f. eig. 
Meereswelle; eine offene Flötenjtimme in Orgeln; 
Undation, f. Wellenihlag, bei. der —— 
Herzſchlag; Undine, f. nl. (fr. Ondine) ein weib- 
liher Wafjergeift, eine Waſſernixe, ri her 
(vgl. Elementargeifter); Undina, f. Sternf. ein 
Uferoib, 1867 von Peters entdedt; undulieren, 
fi) wellenförmig bewegen, Wellen jchlagen, wogen, 
ihmwanfen; Undulation, f. die wellenfürmige Be- 
megung, das Wogen, Wellenichlagen, Beben, die 
—— Undulations-Thesrie, f. die Lehre 
von der wellenfürmigen Bewegung de3 Lichts (auch 

Heyſes Frempwörterbud. 21. Aufl. 


Unilat 897 


Vibrations- Theorie); undulatörifch, wellen- 
förmig, wogend, wiegend,jhaufelnd; Undulismus, 
m. der Wellenfchlag, die Wallung; Undulljten, 
pl. Mal. Schlängler, Weichler, die im Gegenjage 
der Charakteritifer das Weiche ohne Charakter 
lieben und die Schlangenlinie zum VBor- und Sinn» 
bilde der Schönheit nehmen. 

underground line, f. engl. (pr. önd’rgräund lain), 
Untergrundbahn. 

undisziplimiert, dtich.l. (vgl. diszıplinieren) uns 
geordnet, nicht an Zucht gewöhnt, zuchtlos. 

unfrantiert, dtich.=l. (vgl. Franco 2c.) nihtfrei, un- 
— ungalant, dtid.-fr. (vgl. —— unge⸗ 
fällig, unhöflich; ungeniert (vgl. Gene 2c.), unge— 
zwungen, frei, unumwunden. 

Unguentum, n. I. (v. ungöre od. unguöre, jalben) 
Salbe, ein mit Fett zubereitetes Arzneimittel; un⸗ 
auinds (I. unguinösus), fett, fettig. 

unguis, m. l. der Nagel am Finger; die Klaue; ad 
unguem, auf den Nagel; auf die Nagelprobe, d. i. 
jehr genau; ex ungue leönem, Spriw. aus oder 
an der Klaue (erfennt man) den Kömen; unguibus 
et röstro, mit Klauen und Schnabel, d. i. mit 
aller Kraft; ungüla, f. Verkl. von unguis) die 
Klaue, der Huf; unguläta, pl. (l. ungulätus, mit 
Klauen oder Hufen verjehen) aftiere:Iiugntiten, 
pl. Klauenmuſcheln; unguieulata, pl. nl. (von I. 
unguicülus, Berfl. v. unguis) die mit Nägeln an 
den Füßen verjehenen Säugetiere. 

ünt, fr. (jpr. ünih; von unir, einigen, ebnen, von l. 
unire, vereinigen, v.unus, ein) einig, einfach; gleich, 
ichlicht, einfarbig; Untftoffe, pl. (pr. ünih ) ein- 
farbige Stoffe; Uniäti, pl. nl. (von uniäre, f. 
unire) die Vereinigten, in Polen Name der unier- 
ten Griechen, . unter Union. 

unifizieren, nl. einig machen; Unififation, f. die 
ES N 
lands, Italiens; Gleichmachung, 3. B. der Staat» 
ihuld; uniform, I. (uniformis, v. unus, ein, und 
forma, Form) einfürmig, gleihförmig; Uniförm,f. 
nl. (fr. uniforme) die gleihförmige Tradıt; Dienit- 
Kleidung, Amts», oder Standestracht, Amtskleid, 
Dienstrod, bej. der Soldaten: Waffenrod; units 
formieren, leihformen, gleichkleiden; gleich» 
maden, gleihförmig geftalten; uniformiert, im 
Dienftrod; Uniformierung, f. die Gleihformung, 
Gleichmachung; bei. Gleichkleidung; —— 
keit, Gleichgeſtaltung; Uniformiſten, pl. Leufe, 
welche allen Staaten oder Kirchen die gleiche Ge— 
ſtaltung wünſchen; Uniformität, f. (I. uniformi- 
tas) die Ein- oder Gleichförmigkeit, Übereinftim- 
mung, Gleichheit; Uniformitäts-Akte, f. eine 
Verordnung des engl. Parlaments von 1662, wo— 
nad) alle Geiftlichen ihre Übereinftimmung mit der 
Liturgie der hohen bifchöflichen Kirche erflären, 
oder ihre Ämter niederlegen mußten; Unigenitus, 
m. jpätl. (von genitus, geboren, von gignere) der 
Eingeborene (Sohn Gottes); Unigenitus=-Bulfe, 
f. eine mit jenem Worte beginnende Bulle oder 
Verfügung von Bapjt Clemens XI. im Sahre 1713 
gegen bie Kan eniften; uniläbiſch, nl. (vgl. la- 
bium) einlippig; unilateräl (vgl. latus), einfeitig, 
Aa Unilateräl-Kontraft, m. ein einfeitiger 

ertrag, durch melden vorzugsweiſe nur ein 
Teil verbindlicd; gemacht wird; vgl. Bilateral- 
Kontrakt; unilöbiich, lat.-gr. (vgl. lobus) ein- 
lappig; unilofnfär od. unilokulös, nl. (vgl. lo- 
cülus, Ortchen, Zac) einfächerig. 

Nnitat, n. I. (v. unicus, einzig) erjte oder einzige 
Ausfertigung; Urſchrift; Unikum, n. 1.(v. unicos, 

57 


898 unintereflant 


einzig)ein Einziges in feiner Urt, nur einmal Vor- | 


Handenes, bei. ein nur noch in einem Exemplar 
vorhandener Abdrud eines feltenen Buches; eine 
nur noch in einem Exemplar vorhandene Münze 
xc.; Unizität, f. nl. die Einigkeit. 

uninterejlant, dtich.-fr. (vgl. Intereſſe 2c.) feine 
Teilnahme erregend, nicht unterhaltend oder an- 
ziehend, nicht feffein: uniutereſſiert, unbeteiligt, 
uneigennüßig. 

Union, f. jpätl. (unio, v. unus, ein; fr. union) die 
Bereinigung oder Einigung, Einheit, Einigfeit, 
Übereinjtimmung; der Verein, Bund, das Biind- 
nis; beſ. Kirchen- oder Glauben3-Einigung; aud) 
Staaten-Bereinigung; in der Geſchichte: die Ver- 
bindung einer großen Anzahl proteftantifcher 
deutjcher Staaten, welche 1608 zu Ahauſen bei 
Ansbach geichloffen wurde und die fatholiiche Liga 
hervorrief; jeßt die nordamerifanifchen Freiftaaten; 
auch die 1817 zuerit in Preußen vorgenommene 
Bereinigung der Lutheraner und ———— 
unio prolium, die Einkindſchaft, Annahme der 
Stieffinder für leibliche Kinder; Unioniſt, m. nl. 
ein Bereiniger, Bereinigungsitifter; ein Anhänger 
der Union; im nordamerifaniichen Bürgerfriege 
die Anhänger der Norditaaten, entg. den Kon- 
föderierten; unioniſtiſch, vereinigend; unie— 
ren, l. (unire; fr. unir) vereinigen oder vereinen; 
unierte Griechen, mit der römifch-Fatholifchen 
Kirche vereinigte Griechen, welche den Papſt für 
das Oberhaupt der Kirche anerkennen, entg. den 
nicht unierten, welche dies nicht tun; United 
States of North-America, engl. (pr. juneited 
ſtehts om nör'ß ämıerifä) die Vereinigten Staaten 
von Nord-Amerifa; unitis viribus oder viribus 
unitis, mit vereinigten Kräften, mit gejamter 
Macdt; unitin, nl. vereinigend, vereinend. 

untpetäl, [.-gr. (vgl. Betalon) nur ein Ölumenblatt 
habend, einblätterig. 

unipolär, nl. nur den einen 5 betreffend, von 
EDEN: welche nur die eine Art von Elektrizität 
eiten. 

ünique, fr. (pr. ünif; v. l. unicus) einzig, einzig in 
jeiner Urt, ausgezeichnet; feltfant, wunderbar. 

anderen, ſ. unter Union. 

uniſexuãl, unijernell, nl. (v. unus, ein, u. sexus, 
1. d.) eingeſchlechtig; Uniſönus, m. nl. od. it. Uni⸗ 
ſono, n. (v. I. sonus, Schall, lang) der Einklang, 
Gleichklang, die Eintönigfeit, Überein- od. Gleich— 
ſtimmung; unifon od. all’ unisono, it. im Ein- 
ange, einjtimmig; übereinftimmend. 

Unität, £. lat. (unitas, von unus, ein) die Einheit, 
Einigteit, leichförmigfeit, Übereinftimmung: Ge- 
meinſchaft, Brüdergemeinde; Unttarins od. Uni⸗ 
tarier, m. nlat. ein Einheitsgläubiger, Einheits- 
betenner, der nur eine Berjon in der Gottheit 
annimmt, entg. Trinitarier; unitariich, auf 
Einigung oder Einheit abzielend. 

United, unitis viribus, unitis, ſ. unter Union. 

Univdiven, pl. nl. (von unus. ein, und valva, d. i. 
eigentl. Zürflügel)einichaligeScaltiere, Schneden; 
univaͤlviſch, einhüllig, einfhalig; univasfulär 
(vgl. Vastulum unter vas), eingefäßig, eintrich- 
terig, einfelchig. 
niversus, a, um, lat. gejamt, ganz, allgemein; 
Univerfum, n. das AU od. Ganze. der Inbegriff 


aller Dinge, dad Weltall, die ganze Welt; uni⸗ 


verjäl (lat. universälis) od. univerjſẽell (fr. uni- 
versel), dad Ganze betreffend, allen gemeinfam, 
allumfaſſend, ganz, durchgängig, ausnahmslos; 
Univerſal⸗Elixir, n. Lebenselixir, Lebensſaft, 


Unobinärgülden 


ein altes Geheimmittel, gew. Rhabarber, Enzian, 
Aloe u. a. in Alkohol aufgefegt; U.«Erbe, m. 
Haupterbe; U.⸗Fideikommiß, m. die legtwillige 
Verfügung eines Vermächtnifjes, das den ganzen 
Naclak od. einen großen Teil desfelben umfakt; 
U.⸗Fideilommiſſar, m. einer, der ein folches Ver- 
mächtnis empfängt; U.⸗Genre, n. ein Allgeiſt, ein 
Geiſt, der zu allem od. zu jebr vielem Fähigkeiten 
befigt; U.-Hiſtorie od. U.-Geſchichte, f. die all- 
gemeine, alles umfafjende Gefchichte, Weltgejchichte 
ujw.; U.⸗Inftrument, n. in der Sternfunde ein 
Werkzeug, das als Theodolit (f. d.), aber auch 
als Meridian- u. Repetitionsfreis gebraucht wer- 

- den fann; U.⸗Katalögus, m. ein allgemeines Ver- 
zeihnis; W.Periton,n. ein Wörterbuch iiber alle 
od. jehr viele Sprachen; ein Wörterbud) über alle 
Geaenitände, Gejamt- oder Allwörterbud; U.⸗ 
Mecdizin, f. oder U.⸗-Mittel, n. ein allgemeines 
Heilmittel; U. Monarchie, k. Weltberrichaft; U.⸗ 
Sulzeſſion, f. Geſamtnachfolge; N.-Sufzeffor, 
m. Öejamterbe, Haupterbe; U.-Zeit, Weltzeit; 
Univerfäle, n. ein allgemeines, landesherrliches 
Ausichreiben (Manifeit); Univerfalia od. Unis 
derfalien, pl. allgemeine Dinge, Gegenftände ꝛc.; 
bei den icholaft. Bhilojophen: das Allgemeine in 
unſerm Voritellen, bef. die Gattungen und Arten; 
univerfaliiieren, barb⸗l. allgemein machen, ver- 
allgemeinern; Univerſalismus, m. nl. die Kraft 
od. das Streben, alles zu umiajjen; bei. die Lehre 
der Allbegnadigung, die Annahme, daß Gottes 
Gnade fid) auf alle Menjchen eritrede; Univerſa⸗ 
lift, m. (fr.universaliste) wer danach ftrebt, alles 
zu umfaſſen; auch ein Verteidiger der Allbegnadi- 
gungslehre; univerſaliſtiſch, dem Univerſalismus 
huldigend; Univerſalität, k. nl. die Allgemein- 
heit, Geſamtheit; Allumfaſſung, Unbeſchränktheit; 
Univerſität, £. I. (universitas, Allgemeinheit, Ge— 
famtheit; in der Ripr. Gemeinde, Korporation) 
eigentl. eine mit Gemeinde-Rechten begabte Lehr- 
anjtalt, Zehrgemeinde, Wiſſenſchaftsgemeinde, Ge- 
famtheit der Xehrenden und Lernenden; eine hohe 
Schule od. Hochjchule, Höchste wiſſenſchaftliche Lehr— 
anftalt; auch der allgemeine Vertretungsförper der 
Siebenbürger Sadjen; universitas non delin- 
quit, Ripr. die Gejamtheit vergeht ſich nicht, d. h. 
es gibt fein Bergehen der ganzen bürgerlichen Ge— 
ſellſchaft. 

University extension, f. engl. (ſpr. jünewörßiti 
ekßtenſchen) Univerlitätsausdehnung, Volkshoch— 
ſchulkurſe, volkstümliche Hochſchulvorträge. 

univöcus, A, um, oder univoͤk, ſpätl. (von unus, 
ein, und vox, ſ. d.) eindeutig, einjtimmig; auch 
gleichlautend bei verichiedenem inne; Univola⸗ 
tion, £. nlat. die Eindeutigfeit, Gleichbedeutung, 
Gleichbenennung. 

unkanoͤniſch, dtid.-gr. (vgl. Kanon zc.) den Kirchen- 
gejegen widerſprechend; unkritiſch, dtich.-gr. (vgl. 
fritiih) den Gefegen der Beurteilungskunſt ent- 
gegen, unkunftrichterlich. 

untomiortäbel oder unkoͤmfortable, Dtic.-engl. 
(vgl. comfortable) unbehaglidh, ungemädlich, un- 
gemütlich, ohne Geihmad. 

Unttion, f. l. (unctio, dv. ung£re, jalben) die Sal- 
bung, Ölung, Heiligung. 

Unkultuͤr, k. dtich.-I. (vgl. Kultur) der Bildungs- 
mangel, die Ungebildetbeit, Roheit; unkultiviert, 
unangebaut; ungebildet, ungelittet, roh, | 

Unobinärgülden, n. nb.⸗dtſch. (v.1. unus, ein, u. bi- 
narius, zwei enthaltend), hemiprismatijche Rubin» 
blende, Myargyrit, ein lichtitahlgraues, in Split- 


unorganifch 


tern blutrot durchſcheinendes Erz, aus Silber, An- 
timon und Schwefel bejtehend. 

unorgaͤniſch, — anorganifh; unorganifde 
Chemie, die fih mit den einfaheren Verbin— 
dungen der lebivfen Natur bejchäftigende Chemie, 
entg. organijhe Chemie. 

un poco, j. poco. 

ungnalifizierbar, feiner näheren Bezeichnung 
täbig, unglaublich, alle Begriffe überfteigend, un- 
erbört. 

Unterbilance, f. dtich.-fr. (for. —bilängk) Rech— 
nungsabſchluß mit Verluſt, Schulden, Fehlbetrag. 

Unterdrains, pl. dtich.-engl. (jpr. —drehns; vgl. 
Drain) unterirdifhe Waflerabzüge. 

untersminieren, dtich.-fr. (vgl. Mine 4.) unter» 
graben, unterhöhlen. 

Unteroffizier, m. dtih.-fr. Rottenführer, welcher 
zwijchen dem Offizier (f. d.) und den gemeinen Sol- 
daten in der Mitte fteht. 

unus, a, um, lat. ein, eine, ein, oder einer, eine, 
eines; unus post alterum, einer nad) dem an— 
dern; ad unum (omnes), eig. bi auf einen, d. i. 
alle ohne Ausnahme; unum id6mqne; [. ein und 
dasselbe, das Nämliche, eineklei. 

Unze, f. 1. (v. I. uncia, eig. der zwölfte Teil eines 
er ein ehemal. Arzneigewicht von 2 Rot, ein 
Zwölftel eines Medizinal-, ein Sechzehntel eines 
gewöhnlichen Pfundes; früher aud) eine Münze in 
Sizilien ꝛc. = 3 neapolitan. Silberdufaten (du- 
cati di regno); 2. (nl. Felis uncia, fr.once; jpan. 
u. port. onza, it. lonza, v. l. Iynx, Luchs, mit ab- 
geworfenem 1, al3 ob e8 der Artikel wäre) ein dem 
Panther und Leoparden ähnliche® Raubtier in 
Südamerika, auh Jaguar, Tigerlage, Banther- 
katze 2c. 

Upaniſchad, f. ſanskr. (eig. Wahrheit, Tugend) der 

eil der Vedas (f. d.), welcher deren Inhalt philo- 
ſophiſch zu begründen ſucht. 

Upas, n. ind. ein Gift, womit die Bewohner des 
ind. Archipels ihre Pfeile vergiften, dargeftellt aus 
den Säften zweier Bäume, der Antiaris toxicaria, 
welche da3 Gift upas antiar, und der Strychnos 
Tieute, welche da3 Gift Strychnin enthält, |. An- 
tiarin und Boa Upas. 

upper ten(tnousand), engl.(jpr. öpp’r ten tHäuf’ud), 
die oberen Zehntaujend, die vornehme Welt. 

Upraͤwa, f. ruſſ. (eig. Gerechtigkeit, Wahrſpruch, v. 
praw, recht, wahr, = I. probus, dtſch. brav), das 
Gerihtsamt; Uprawa blagotſchinija, f. ruff. (v. 
blagotschinjje, gute Ordnung, Wohlverhalten) die 
Polizeiverwaltung; Npramtldjn chtſchij, m. ruſſ. 

(von uprawljätj, verwalten) der Verwalter, Haus— 
verwalter, Gutsvermwalter. 

Ur, m. ein ehemal. Flüſſigkeits- und Getreidemaß 
in Siebenbürgen, ein Eimer, — 11,57 1. 

Urdca oder Urrdca, f. port. (vgl. Urraf) eine Art 
Wein in Indien, Balmmein. 

Urächus, m. gr. (urachös, von üron, Harn) Heilf. 
der Harnitrang, die Blaſenſchnur, ein Kanal, der 
beim menjchlichen Embryo vom oberen Blafen- 
ende beginnt und dur die Bauchhöhle in den 
Nabeljtrang mündet; Ur-akraſie, f. (vgl. Akrafie) 
üble Miſchung des Harns; Ur-akratie, f. (vgl. 
Afratie) der unmwillfürlihe Harnfluß; Nrämie, f. 
da3 Blutharnen, Harnftoffvergiftung. 

Ural, m. rufj. (ural, der Gürtel) das Grenzgebirge 
wiſchen Rußland und Aſien; Ural-Maus, f. eine 
rt Zug- od. Wandermäufe; Uralit, m. eine Art 

Hornblende vom Ural. 


Urbar "899 


Uränus, m. gr. (üranös) der Himmel; Fabell. der 
Himmelsgott, der ältefte Gott, Gemahl der Säa 
oder Erde 2c.; ein von Herfchel 1781 entdedter 
Planet, aud) Georg3planet, nächft dem Neptun 
der entfernteite unjere3 Sonnensystems; Nrante, 
f. die Himmlifche, eine der Mufen, f. d.; Stern. 
ein Afteroid, 1854 durch Hind entdedt; Venus 
Urania, f£. |. unter Venus; Uranides, m. oder 
der Uranide, d.i. Sohn des Uranus, ein Bei- 
name des Saturn; Uranifon, n. das Himm— 
liihe, ein von Herrn dv. Holbein zu Wien 1806 
erfundenes Tonwerfzeug aus zwei verbundenen 
Harfen, deren Eaiten dur) arten berührt wer» 
den 2c.; Uraniönen, pl. (ar. Uraniönes) Himm— 
liche, Selige, Benennung der alten griech. Götter 
im Homer; Uraniscus, m. (gr. uranfskos) ein 
Heiner Himmel; Thronhimmel; gewölbte Dede 
eines Zimmers; Heilf. der Gaumen; dah. Nranis= 
eitis, f. Saumenentzündung; Uranisforrhaphe 
oder Uranorrhaphẽ, f. die Gaumennaht; Ura= 
nium od. Uran, n. ein 1789 von Klaproth ent» 
dedter einfacher metallifcher Körper; Uranglim— 
mer, m. grüner Glimmer, aus Phosphorjäure, 
Uranoryd, KRupferoryd (oder ftatt deſſen Kalferde) 
und Waller beitehend; Nranit, m. eine (Kalferde 
enthaltende) Art des Uranglimmerd; Urano— 
grapbie, f. die Himmelsbejchreibung, Beſchrei— 

ung des Sternenhimmels; Mranolatrie, f. die 
Verehrung der Himmelskörper, eine Art der Viel- 
ötterei; Uranolithen, pl. Meteorfteine (ſ. d.); 
ranologie, f. die Himmelsfunde; uranoloͤgiſch, 
diejelbe betreffend; Iranometrie, f. die Himmels» 
mejlung; uranometriih, himmelmefiend; Ura— 
noplajtif, f. Bildung eines künstlichen Gaumeng; 
Uranoräma, n. Himmelsanfiht (von Sambon 
erfunden); —— m. ein Himmelſchauer, 
rer ternguder; auch ein von 
r. J. ©. Böhm in Prag erfundenes Werkzeug; 
Uranoftopie, f. die Himmelsbejhauung oder 
Beobachtung; Mranpecherz oder Fehurän, n. 
Pechblende, eine natürliche Verbindung von Uran 
mit Saueritoff. | 

Urao, n. in Sidamerifa — Trona, f. unt. Soda. 

Urdri,n. Pfeilgift, ein aus Pflanzenfäften bereiteter 
Siftitoff, womit die Indianer in Brafilien ihre 
Waffen vergiften. - 

Uras od. rat, n., pl. Uräte, gr. (v. üron, Harn) 
Sceidef. harnfaures Salz; aus Gips und Urin 
gemijchter Dünger; Uräte, £. |. Poudrette. 

urbän, I. (urbänus, v. urbs, Stadt) ſtädtiſch, ftadt- 
mäßig; höflich, fein gebildet, wohlgefittet; Urbä- 
nus oder Urban, m., u. Urbäna, f. männl. u. 
weibl. Name; der und die Höfliche, Artige; Urba= 
ntitinnen, pl. zum Franzisfaner-Orden gehörende 
Nonnen, welche ihre Regel vom Bapft Urban IV. 
haben; Wrbanität, f. (l. urbanitas) die ſtädtiſche 
Feinheit, Höflichkeit, Sittigfeit, feine Lebensart; 
urbanifieren, barb.-l. ftädtifch, d. h. fein u. artig 
maden; Urbaͤnos, ipan. (v. urbano, jtädtijd)) 
um aktiven Dienjte bejtimmte Stadt» od. Bürger- 
——— 

Urbar, n. altd. (auch urbor, urbur, v. ur — er—, 
u. beran, bären, tragen) der Ertrag, die Aus— 
beute von einem Grundſtücke, Bergwerfe ꝛc.; auch 
ein Ertrag gebendes Grundſtück: völlig eigenes, 
in3tragendes Gut; dah. ml. Urbarium, n., pl. 
Nrbaria od. Urbarien, ein Urbarbud), Ertrag-, 
Grund, Lager⸗ od. Dorfbuch, Verzeichnis der ur- 
baren.u. zinspflichtigen Grundſtücke eines Ortes; 
Urbarial-Gejeß, n. in Ungarn jeit 1836 das Ge- 

57* 


900 Urbete 


jeß, welches das Verhältnis der Grundherren und 
ihrer Untertanen fejtitellt. 

Urbẽte oder Urbẽde, f. altd. (v. ur = er—, und 
bete, niederd. bede, d.i. eig. Bitte, dann: erbetene 
oder freiwillige Steuer) eine allgemeine Steuer; 
bej. Grunditeuer von den Häufern in den Städten 
der Marf Brandenburg (exactio originälis). 

urbi et orbi, I. (Dative v. urbs, die Stadt Rom, 
u. orbis [terrärum], der Erdfreis) der Stadt Rom 
und dem Erdkreiſe (befonders al3 Formel von dem 
in der Oſterwoche gejpendeten Segen des Papſtes). 

Urda, f. altnord. (Urdhr, eig. das Gemordene, die 
Vergangenheit, v. verdha, werden) Fabell. eine der 
Nornen, ſ. d. 

Urdu, n. türk. (ordü, Hinduft. urdü, Lager, Markt) 
die Lager- oder Marktſprache, Name der hindufta- 
niſchen Sprache im nördlichen Vorderindien. 

Urẽa, f. oder Uren, Urtcum, n. (v. gr. urein, har- 
nen, üron, Harn) der Harnitoff; Urẽſis, £. Heilk. 
das Harnen; Urẽter, m., pl. Üreteres, der Harn- 
leiter; uretärifch, den a betreffend; Ure⸗ 
teritis, f. Harnleiter-Entzündung; Mreterolith, 
m. Harnleiteritein; Urẽthra, f. die Harnröhre, der 
Harngang; urethräl, nl. zur Harnröhre gehörig; 
VUrethrotomie, f. der Harnröhrenſchnitt, die Aline 
röhrenöffnung; Urethrotömus, m. ein Meſſer 
zur Eröffnung der Harnröhre; urẽtiſch (gr. ure- 
tikös), und uretifäl, gr.el. den Harn betreffend, 
harntreibend; Uretika, pl. harntreibende Mittel. 

Urẽdo, f. l. (v. urere, brennen) brennender, juden- 


der Ausfchlag; auch der Brand am Getreide; - 


urentia, pl. Heilf. ätzende oder beizende Mittel. 

Urẽſis ꝛc. — uretiſch, ſ. unter Urea. 

Urf, m. arab. (urf, d.i. eig. bekannt, billig, gerecht, 
v. 'arafa, fennen; befannt machen) ein türf. faifer- 
licher Kabinett3befehl; auch ein runder wulitförmi- 
ger Turban. 

Urfchde, |. Urpheda. 

Urgicht, f. altd. (urgiht; v. ur =er—, aus, und 
giht, jiht, Gicht, Ausfage, Befenntnis, v. jehan, 
Jehen, jagen, erklären) die Ausſage, das Geftänd- 
nis eines Verhörten vor Gericht; bef. die erft einige 
Tage nad) der Yolterung vor Gericht bejtätigte 
Auzfage. 

urgieren, !. (urgöre) drängen, treiben, preſſen; auf 
etwas dringen; Nachdrud darauflegen, es zu genau 
oder zu ftreng nehmen; urgent (ürgens), dringend, 


unaufſchieblich; Urgenz, nl., od. fr. Urgence (fpr. 


ürksängp’), £. die dringende Not, Notgedrungen- 
beit, Bd he das Drangjal; Urgenzſchrei⸗ 
ben, ein Erinnerungzjchreiben. 

Hrjadnif, m. rufj. (von urjäd, Ordnung, Verwal⸗ 
trnng) der Zandpolizilt, Landgendarm. 

Urian, m. od. Herr Urian, iherzhafte Benennung 
eines tvenig geachteten oder aur Unzeit erjchienenen 
Mannes; niederd. auch der Teufel. 

Wrias, f. gr. (v. üron, Harn) die Harnfiltel; Uriä— 
fis, f. das Harnen; uriſch, harnſauer. 

Wrias, m. hebr. (gr. Urias, hebr. Urijjäh, von Ar, 
Slamme, Feuer, Or, Licht) männl. Name: $lamme 
Jehovahs; Urias-Brief, m. ein für den Über- 
bringer gefährliches, ſchädliches oder verderbliches 
Schreiben (von dem Briefe, ven David an Joab 
fchrieb u. durd) den Urias überjandte, f. 2. Sam. 
11, 14-17); Wriel, m. (hebr. Uriel) Name eines 
Erzengels: Flamme Gottes od. der von Gott Er» 
feuchtete; Urim u. Thummim, un (pl. v.ür u. 
v. thöm, Bollfommenpeit, Unjchuld) Sicht u. Recht, 
Dffenbarung und Wahrheit, dad Bruſtſchild des 
jiid. Hohenpriefterd, aus zwölf Edeliteinen oder 





1 
! 


\ 
1 


Ulnge 


n. a. aus zwei Bildern beitehend, die auf eine un- 
befannte Weije ala ein Mittel zu den Orakelſprü— 
hen dienten, welche der Hohepriefter in wichtigen 
Fällen erteilte. 

Nrin, m. I. (urina) der Harn; Urinäl, n. nl. Harn- 
ges; Urinat, m. ein Düngeftoff, beitehend aus 

ot und Harn; Nrinfiitel, f. Blajenfiitel, durch 
Geſchwüre entitandener Ausflußfanal des Harns 
durch die äußere Haut; urinieren, harnen, piſſen; 
urinds, harnartig, harnftoffhaltig; nah Harn 
riechend. 

Urmeriftẽm, n. dtſch.⸗gr. (vgl. Meriſtẽm), Teilungs- 
gewebe, das ſich in ven äußerſten Wurzel- oder 

Stempelſpitzen befindet u. allen anderen Geweben 
zu Grunde liegt. 

Urne, f. I. (urna) ein Waſſerkrug; ein Aſchenkrug, 
Totentopf; Ziergefäß. 

Urning, m. (von griech. üranös, der Himmel, und 
zwar von Venus Urania, Göttin der hohen, himm⸗ 
lifhen, reinen Liebe, weil der Homoſexxelle die 
Vermiſchung mit gemeinen Dirnen mied und daher 
dem Unfundigen jcheinbare Reinheit vortäuſchte 
und weil bei den alten Griechen die Männerliebe 
höher ftand als die Liebe zum meiblichen Ge- 
jchlechte) ein Vertreter der Männerliebe, des gleich- 

eichlechtlichen Triebe unterMännern, ein Homo» 
Rules ſ. d. 

Urokriterium, n. ein Harnzeichen, Merkmal am 
Harne; Urokriſis u. Urokritik. f. Die Harnprü- 
fung, SHarnbeurteilung; urotritiſche Zeichen, 
aus dem Harn fi) ergebende Zeichen; Mrolith, 
m. der Harnitein; wroltthifch, Harniteine betrej- 
fend; harnfteinjauer; Mromant, m. (v. mäntis, 
Wahrfager) ein Harnmwahrjager od. Wahrjager aus 
dem Harne; Hromantie, f. die Harnwahrſagung; 
Ursfis, f., pl.Uröfen, Harnkrankheiten; Uroſtoͤp, 
m. ein Harnbeſchauer; Uroſkopie, f. die Harnbe- 
Ihauung, Harnunterfuhung. | 

Urphẽda, Urphede oder Urfehde, f. altd. (aus 
mhochd. urv&hede, urv£he; v. ur f. aus; eig. das 
Ausſein od. Aufhören der Fehde od. Feindſchaft) 
die Sühne, der Siühneid, eidliche Berficherung, 
feine Rache zu üben, Verziht auf Rache für er- 
littene Feindſchaft. 

Nrfinus, m. (v. I. ursinus, v. ursus, Bär) männl. 
Name: der Bärenhafte, Bärenitarke; Nrfüle, f. 
gem. verk. rel, verkl. Urſelchen, weibl. Name: 
die Bärenjtarke, eig. die fleine Bärin; Urſuline— 
rinnen, pl. Mitglieder eines im 16. Jahrh. zu 
EhrenderheiligenUr a a geitifteten weibl. Ordens, 
der fi) bej. mit der Erziehung junger Mädchen u. 
mit der Pflege der Kranken befchäftigte. 

— m. —2 (vgl. Text) die Ur⸗ od. Grund— 
ſchrift 


Urticaria, f. nl. (v. l. urtica, Neſſel) die Neſſelſucht, 
das Neſſelfieber; Urtikation, f. Heilk. die Neſſe— 
lung, Neſſelpeitſchung, ein Reizmittel bei Lähmung 
und Unempfindlichkeit der Glieder. 

Uruku, ſ. Orlean. 

Ufage, f. r. n. fr. (ſpr. üſchſch') und Uſance, f. 
(ůſängß'; v. 1. usus, ſ. d.) der Gebrauch od. Brauch, 
das Herkommen, die Gewohnheit; Gewohnheits— 
recht, Handelsgebrauch; usage du monde (ſpr. 
—dü möngd’), der Weltbrauch, die Weltkenntnis, 
auch Weltfitte, Umgangsſitte, der Weltton; Uſance, 
od. it. Uſo, m. Kfſpr. Bene Bin die übliche 
Bahlungs- oder Wechſelfriſt, Wechſelzahlzeit, Mo» 
a Siht; Uſo-Wechſel, m. ein Wechjel, 
deſſen Verfallzeit a uso bejtimmt iſt; a uso, it., 
od. A usance, fr. nad) dem Gebrauche bei Wechfel- 


Usbeken 


briefen, nach üblicher Sicht oder Zahlungsfriſt, 2 

bis 4 Wochen; a uso dopplo, it., oder à deux 

fr. (ſpr. —döhſüſängß) nad) doppelter 
Bahlungsfrift. 

Usbeken, 2 (angeblich nach einem ihrer Khane, 
Namens UÜsbek, jo genannt), ein Foe tatariſcher 
Volksſtamm, der in Bokhara, Balkh, Khokand, 
Chiwa, Turfan ꝛc. die Herrſchaft beſitzt. 

Usföten, pl. ſerb. (vom jlav. u, weg, fort, und ska- 
käti, fpringen, skok, der Sprung) Entiprungene, 
Baterlandflüchtige, Slaven, die fi) im 15. Sahrh. 
aus dem türf. Gebiet in die ungar. und Frainijchen 

Srenzgebirge flüchteten. 

Uſo⸗We — ſ. unter Uſage. 

usque ad nausdam, l., ſ. nausea. nie 

Usquebah od. Usquebaugh, m. engl. (ſpr. ößkwi⸗— 
bab; kelt. Urſprungs, wörtl. Lebenswaſſer, v. irl. 
uisge, Wafjer, u. beatha, Leben; hieraus entjtand 
durch Verderbnig allmählich das Wort Whisky, 
j. d.) ein Gewürzbranntwein in Irland. 

Uſta, m. türk. (ustä, dv. perf. ustäd, Meijter) ein 
Unteroffizier bei den Sanitjcharen. 

Uſtäw, m. flam. (v. rufj. ustanowljätj, ustanowit), 

verordnen, bejtimmen, [eitiegen, einführen, begrün- 

den) 1) die Sagung, Verordnung, Grundbeſtim— 
mung = Statut; 2) die Berfafiung, das Staats— 
rundgejeg (in Serbien, Bulgarien u.. m.) = 
onftitution. 
ön, f. [. (ustio, v. uröre, brennen) Heilf. die 
rennung, das Brennen, auch Kauterijation; 
uftulteren (l. ustuläre), brennen, jengen, röjten; 

Uſtulation, f. nl. die Verfengung, Dörrung. 

Uluarius, ujulapieren, uſuell, uſufruktuieren 

2c., |. unter Uſus. 

für, f. I. usüra, pl. usürae (v. uti, gebrauchen, 
usus, Gebrauch), die Nutzung, der Nießbrauch; 
das upungägeld, der Zins, pl. Binfen; Uſura—⸗ 
rius, m. ein Wucherer. 

ufurpieren, l. (usurpäre, eig. überh. gebrauchen, 
handhaben) etwas — ſich einer Sache bemädhtigen, 
widerrechtlich und mit Gewalt fich etwas aneignen; 
Wiurpdnz, f. nl. das Herfommen, die Gemohn- 
heit; Uſurpation f. I. (usurpatio) die widerrecht- 
liche oder gejegwidrige Befigergreifung oder An- 
eignung, der Gemwalt- od. Machtraub; Rſpr. usur- 
patio, bej. Unterbredjung der Verjährung; Uſur—⸗ 
hätor, m. jpätl., oder fr. Uſurpateur (hr. üſür⸗ 
patöhr), ein widerrechtlicher Beſitznehmer, Macht— 
oder Thronräuber. 

Uſus, m. I. (v. ütor, üsus sum, uti, gebrauchen, 
ic einer Sache bedienen) der Gebrauch, Braud), 
das Herfommen, die Gewohnheit; usus est tyrän- 
nus, Sprw. der Gebraud iſt Tyrann, d. i. herrſcht 
unbefchränft; u.epanorthoticus, Rede. die Nutz⸗ 
anmendung (vgl. epanorthotifch); u. fori (vgl. %o- 
tum), der — ————— u. loquéndi, der 
Sprachgebrauch; ad usum, zum Gebrauch, zum 
Nugen; ad usum transferieren, j. unt. trans» 
ferieren; ad pios usus = ad Be causas, |. 
unt. causa; ex usu, aus dem Gebraud), dur) 
Übung u. Gewohnheit; auch dem Gebraud) gemäß, 
gebräuchlich; dienlich; in usu oder uſnäll (ſpätl. 
usualis, jr. usuel), im Gebraud), gewöhnlich, üb— 
li, herfömmlich; in usum, zum Gebrauch oder 
Nugen; i. u. Delphini, zum Gebraud) de3 franz. 
Kronprinzen oder Dauphins (f. d.) beſonders ge- 
drudt, eine Titel-Bemerfung ehemal. in Frankreich 
gedrudter Ausgaben lateinijcher Schriftiteller, aus 
melchen die anjtößigen Stellen im Texte weggelaffen, 
aber am Schlufje zufammengeitellt find; 1. u. ti- 


u 


Utragniiten 991 


rönum, zum Gebrauch der Anfänger (vgl. Tiro); 

Uſuarius, m. ein Gebrauchnehmer, es 

uiufapieren (l. usu-cap£re), ſich eine Sache wegen 

ihre3 langen ununterbrochenen Gebrauchs oder 

Befiges zueignen, fie erfigen, für fein Eigentum 

erflären, da Verjährungsrecht ausüben; Uſuka— 

pion, f. (l. usucapio) Ripr. die Erfigung od. Er- 
werbung bloß körperlicher Sachen durch Verjäh— 
rungsrecht, vgl. Präſ ——— Uſusfructus, 

m. (d. i. usus et fructus, Gebrauch u. Genuß od. 

Nupen) der Nießbrauch, Nußniegung eines fremden 

Eigentums; usufruftuieren, nl. nießbrauden, 

den Nießbrauch ziehen, auch geben; Uſus- oder 

Uiufruetuarlius), m. fpätl. der( berechtigte) Nieß— 

brauchnehmer, Nutznießer eines fremden Gutes. 

ut, I. wie; 3.8. utinfra, ut supra, ut retro etc., 

ſ. infra etc. 

Htenfilien, pl. I. (utensilia, v. utensilis, brauchbar, 
v. uti,gebrauchen)brauchbare3 Gerät; Wirtichafts«, 
Haus» od. Küchengerät; Gerätjchaften, Werkzeuge, 
3 B. Schreibutenfilien, Schreibgerät, Mal— 
utenfilien, Malgerät u. ſ. w.; Utenſilienkonto, 
n. die im Hauptbuche iiber die Gerätjchaften eines 
Geſchäftes —— — 

Nterus, m. Il. der Mutterleib, die Gebärmutter; 
uteri inflatio, £. Heilf. Mutterblähung; uterin 
(l. uterinus), von einer Mutter geboren; halb» 
bürtig, von Seite der Mutter; nterini (sc. fratres), 
pl. Ripr. Schoßgeſchwiſter, Kinder von einer 
Mutter, oder leibliche Geſchwiſter von miitterlicher 
Seite; Halbgeſchwiſter von einer Mutter; Uterina, 
pl. nl. Mittel — Gebärmutter-Krankheiten; 
uterinäl, zur Gebärmutter gehörig. 

utilis, e, I. (von uti, rauen) braudbar, nüß- 
li; utile, n. das Nugliche, der Nugen, Gewinn; 
utile dulei, I. Redensart: das Nütliche mit dem 
Ungenehmen (vereinigen); utiliter gcceptieren, 
al3 nühlich annehmen; Utilität, f. (Il. utilitas) die 
Brauchbarkeit, Nüglichkeit, Zwedmäßigfeit, der 
Nutzen, Vorteil; utilitas publica, der öffentliche 

Ike SUR allgemeine Beite; Neilitäts-Prinzip, 

n. Nüglichfeitsgrundfag; Ut.-Theorie, f.Nüslich- 

EUR: — Utilitarismus, ſ. d.; utiltfieren, 
barb.l. (fr. utiliser) benutzen, nützlich machen; 
nutzbar machen, ausbeuten; Utiliſation, f. die 
Benutzung, Nutzanwendung; Nugbarmahung,Aus- 
beutung; Utilitarier, m. nl. (fr. utilitaire) ein 
Anhänger der Nüglichfeit od. Gemeinnützigkeit, ein 
Nüglichkeitsfreund, ein Nützlichkeitsmenſch, einer 
der bloß auf den Nutzen oder Schaden fieht, die 
Handlungen bloß nad) dem Nußen od. Erfolg be» 
urteilt; Ntifitarismus, m. (fr. utilitarisme) das 
Syitem des Nugens od. der Gemeinnüpigfeit, eine 
von J. Bentham begründete Staatälehre, nad) 
welcher die Rückſicht auf möglichjt allgemeinen 
Nutzen der Rüdficht auf bejtehende Rechte u, Ge- 
jeße ih Ei muß. 

Ntopia, f., od. Utopien, n. gr. (v. ü, nicht, u. t6- 
pos, Ort) Nirgendland, Nirgendheim, ein nur ge- 
dachtes Land mit dem Nebenbegriff einer nirgend 
— Vortrefflichkeit (zuerſt von Thomas 

orus 1515 beſchrieben und benannt); Traum-, 
Märchen- oder Wunderland, Hirngeſpinſte, Trug- 
ebilde; Luftichlöfler; utäpifch, einem ſolchen 
ande angemefjen vd. darauf bezüglich, eingebildet; 
erträumt, abenteuerlich, unerfüllbar, unausführ- 
bar; Utopiſt, m. ein Zufunftsträumer, Träumer, 
Traumjeliger; ein Bolitifer, der fih mit unaus- 
führbaren Verbefjerungsplänen bejchäftigt. 
| Utragufiten, pl. nl. die gemäßigtere Partei der 


902 ut 


Huffiten, die den Genuß des Abendmahls unter 
beiderlei Gejtalt (sub uträque specie) verlangte 
(entg. sub una specie; f. unter Specieö). 
ut, re, mi, fa, sol, la, si, die in Stalien u. Frank⸗ 

reich gebräuchlichen Venennungen der Töne der 
diatoniſchen Tonleiter. Die Siſben, zu denen die 
legte exit fpäter Hinzugefügt wurde, heißen die 
aretinifhen oder guidonifchen Silben, von 
dem ital. Benediftiner-Mönd Guido Aretinus 
im 11. Sahrh., der fie aus folgendem alten fathol. 
Kirhengefange nahm, in welchem der heil. Jo— 
bannes, al3 Patron der Sänger, wider die Heijer- 
feit angerufen wird: 

Ut queant laxis Re-sonäre fibris 

Mi-ra gestorum Fa-müli tuörum, 

Sol-ve pollüti La-bii reätum, 

Sancte Joannes! 
d. i. Damit Deine Diener mit erweiterter Bruft 
Deine Großtaten befingen fünnen, o fo tilge die 
Schuld der entweihten Rippe, — ohannes! 
Utricũlus, m., pl. Utricüli, J. (Berfl. von uter, 

Schlaud) Feine Schläuche, Saftbehältnifje ver 
Pflanzen. 


bag 


utrieven, |. outrieren. 

utrıusque, [. (Gen. v. uterque, beide) von beiden; 
utriusque juris Doctor, beider Rechte (nämlich) 
des kanoniſchen und des römischen) Doftor. 

Utſchaͤftok, m. ruſſ., pl. ln (von tschastj, 
Teil), eig. ein abgeteiltes Stück (näml. and), dah. 
1) Land-Anteil, 2) Bezirk, hauptſächlich Polizei- 
bezirf in Städten. 

Ntichitel, m. ruſſ. (von utschitj, lehren) ein Haus— 

» lehrer, Erzieher in Rußland. 

Nnda, f. nl. (uva sc. membräna; von uva, 
Traube) Heilf. die Traubenhaut, das Trauben- 
häutchen im Auge; uvüla, f. eig. das Träubchen; 

das Zäpfchen im Halfe; Uvulitis, f. die Zäpfchen- 
entziindung. | 

Umaromit, m. ein in Sibirien entdedter, grüner, 
chromhaltiger Granat, nad) dem ruſſiſchen Minijter 
Umarow benannt. 

uxor; f. I. die Ehefrau, Gattin; eum uxöre, nebit 
Gattin, mit Frau. 

Uzaltun, m. eine ältere Rechnungsmünze im per]. 
Georgien = "iso Toman od. 9 bis 10 Pf. 


3. 


Abkürzungen: V als cömifches Zahlzeidjen = 5; 
Y. a otum, Gutachten; v. — vide, — verte, 
vertas, vertätur, ſ. d.; auf Snfchriften — vivus, 
vixit, vietoria, vale; Va. — Virginien in Nord- 
amerifa; val. = Baluta; val. p. dat. = valuta 
per dato, j. unt. valieren; V. C. = vostro conto; 
v. @& = verbi causa; v. D. = volente Deo; 
Y. D. M. = verbi divini minister; v. gr. = 
verbi gratia; Vt. u. Verm. — Bermont in Nord- 
amerifa; v. 8. Pe = verte si placet, wende um, 
wenn’3 gefällt; wende gefälligft um; V. T. oder 
vet. Test. — vetus testamentum; vid. = vide 
u. videatur; viz. =videlicet; vol.=Bolumen; 
Yv. 8. = volti subito; vdt., vt. = vidit unter 
vide; v. v. — vice versa; Ss. v. V. — sit venia 
verbo, f. unter venia; V als hemifches Zeichen = 
Vanadium. 

Vals Sehe seien, und zwar auf älteren franzöſ. 
Münzen: Amiens; auf lombardifch-venetianifchen: 
Venedig; auf ſavoyiſchen: Bercelli. 

va! fr. pr. wa; v. I. vade, j. d.) eig. geh! oder es 
geht; es feil es gilt! ein Augdrud der Spieler, 
wenn jie Geld auf eine Karte fegen; va banque! 
(ipr. —banf’), e3 gilt die Bank, d. i. die ganze 
Summe d.Banthaltersim Glüdzfpiele;va banque 
ſpielen, alles aufs Spiel jegen; va tout! (ſpr. 
—tub), e8 gilt alles aufs Spiel gefegte Geld! - 

Ba, |. a. 

bacat, bacant, Bacanz, Bacatur, |. unter va⸗ 
zieren. 

vaccetto, it. ¶ pr. watſchetto; von vaccio; abgel. f. 
avaccio, flink, geſchwind) Tonf. gemäßigt, mäßig 
geihmwind. 

Vaccine, f. nl. (vaccina sc. variöla, v. [. vaccinus, 
von der Kuh, vacca) die Kuhblatter, Kuhpode; 
Kuhblatter- oder Schugimpfung; vaccinieren, 
einen —, ihm die Kubpoden oder Schugblattern 
einimpfen, impfen; Vaccinateur, m. fr. (fpr. 
wakßinatöhr) ein Schußpodenimpfer, Impfarzt; 
Baccinatton, f. ni. die Kuhpodenimpfung, Ein- 
impfung der Kuh- od. Schugblattern; Vaccina⸗ 


ttonsatteit, n. Impfſchein; animale Vaccina⸗ 
tion, Impfung mit Tierlymphe; Vaccinoide, f. 
l.-gr. die faljdye od. unechte Kuhpode, Windpode. 

Bade, £. fr. (pr. waſch'; v. I. vacca) eig. Kuh; Kuh- 
haut, Kuhleder (Bacheleder); dah. eine mit Leder 

überzogene Aufichnalltifte, ein Decbehälter auf 
Reifewagen; Poſtd. Dedladeraum, Dedbehältni3; 
Vacherie, £. (ſpr waſcherih) der Kuhſtall, die 
Scmweizerei. 

dacillieren, !.(vacilläre) wanfen, ſchwanken, wadeln, 
wankelmütig fein; vacillänte, it. (ſpr. watih—) 
Zonf. wanfend, ſchwankend; Vacillation, f. 1. 
(vacillatio) das Wanken oder Schwanten; die Un- 
ftetigfeit, Unentjchloffenheit, der Wanfelmut. 

Bade, f. fr. (v. I. vade, geh! Imperat. von vadere, 
aehen; dal. va) der Spieleinjaß; Gefchäftsanteil; 
Bademelum, n. nl. (v. I. vade mecum, d. i. geh 
mit mit!) ein Buch, das al3 Begleiter, Leitfaden 
od. Ratgeber für gewiſſe Zwecke dient, ein Taſchen— 
buch, Ratgeber, Leitfaden, Handbuch; Schwanf- 
Bu, eine Anefdoten-Sammlung; aud ein Dent- 
zettel. 

Badimonium,n.!.(v. vas, Gen. vadis, der Bürge) 
Rſpr. die Bürgichaft, verfprochene Erfcheinung vor 
Gericht, Tagleiftung; vadimonii desertio, f. die 
Verſäumung derjelben. 

vae, I. wehe ach! vae mihi, wehe mir! o ich Un- 
glüdliher! vae misero! wehe dem Elenden; vae 
victis! wehe den Beltegten! 

dag, l. (vagus) oder vague, fr. (pr. wag’) unjtet, 
ſchweifend; weitſchweifig; bef. unbejtimmt, ſchwan—⸗ 
kend, undeutlich im Ausdruck; bagieren, [.(vagari) 
herumſchweifen, herumirren, umherſtreichen oder 
uͤmherſchwärmen; landſch. gem. für hin und her» 
oder herumfahren (3. B. mit der Hand vor dem 
Gefiht —); Bagdnt, m. (vägans) einderumläufer, 
Gauner; Vaganten, pl. im Mittelalter, jeit dem 
12. Sahrh., fayrende Schüler und Sänger, die in 
latein. Liedern (Bagantenliedern) Liebe, Wein 
und gefellige Genüſſe befangen, zunächſt in Sranf- 
reich, dann auch in England u. Deutſchland herum- 


Bagina 


jo en und an den Höfen der Biſchöfe u. Äbte gaft- 
ide Aufnahme u. Lohn fuchten; auch Goliarden 
genannt, nad) einem angeblichen Biſchof Golias, 
als dem Stifter ihres Ordens; Vagabünd, m. |. 
(vagabündus) oder Vagaboͤnd, m. fr. ein Herum- 
fchweifer, Landſtreicher, Yandläufer, Strauchdieb, 
Stromer, Strolch; vagabondieren (it. vagabon- 
dare, fr. vagabonder), als Randjtreicher umher- 
ziehen; fich herumtreiben; Vagabundentum, n., 
oder Vagabondage, f., r. n. (jpr. —daͤhſch) die 
Randitreicherei; das Stromertum, das arbeitsſcheue 
Sefindel: Vagrant, engl. (ſpr. mehgränt) = 


agant. 

Vagina, f. I. die Scheide; Heilf. Mutterfcheide; has 
ginäl, nl. zur Scheide gehörig; Vaginapören, 
pl. Röhrenforallen, mo eine engere Röhre in einer 
weiteren ftedt; Vaginitis, f. Katarıh der weib- 
lichen Scheide. 

vagieren, j. unter dag. 

Baifielle, f. fr. (fpr. wäſſell'; prov. vaysela, vay- 
selha, v. l. vascella, pl. v. vascellum, fleines Ge— 
fäß, v. vas, Gen. vasis, Gefäß) Tafelgefhirr, Tiſch— 
geichirr, bef. filbernes. 

Vakeel, m. engl.-oftind. (pr. wehkihl) oftindifcher 
juriſtiſcher Bevollmädhtigter, Konful. 

Balla, Wakeéa od. Watih, f. arab. wakiyat) eine 
Rechnungsmünze in Abyſſinien, Adowa, Tramaze.; 
auch ein Gewicht (—d.Gemw. eines Maria-Therefia- 
Talers) ungef. 28. 

Batuf = Wakuf, n d. 

Batüum, n. l. (von vacüus, leer, ledig) der leere 
Raum, die Keere, Yuftleere, be. oberhalb de3 in- 
nern Duedjilberfpiegeld beim Barometer, auch 
vacuum Torricelliänum oder Torricellig 
Leere genannt; Vaknum-Apparät, m. od. V.⸗ 
Pfanne, f. Berdampfpfanne, Vorrichtung zum 
fchnelleren Berdampfen im luftverdünnten Raume, 
bei.in Zuderfabriten; V.-Bremſe, f.Saugbremie; 
B.-Meter, n. l.-gr. eine Vorrichtung zum Mefien 
der Quftverdünnung in Luft— 
verdünnungsmeſſer; V.-Rohr, Saugrohr, Lei— 
tungsrohr; vakuieren (1. vacuäre), leeren, aus» 
leeren; —= evafuieren; Bafuift, m. nl. wer einen 
feeren Raum in der Natur annimmt; auch der 
Beobadjter des Vakuums bei Mafchinen 2c.; Ba=- 
fnität, f. I. (vacuitas) die Leere, das Leerſein, die 
Nicht gfeit. Eitelkeit; Vakũna, f. bei den alten 
Sabinern: die Göttin der Muße und Erholung, 
weldyer der Landmann nad) vollbrachter Feldarbeit 
opferte; auch Göttin des Müßiggangs und der 
Faulheit; Vakunalien, pl. (I. Vacunalia) Muße- 
feite, jener Göitin zu Ehren im Dezember ange- 
ftellt; Vakuölen, pl. I. Höhlen in der Gallertmaffe 
gewifjer mikroſtopiſcher Meertierchen; die in der 
Pflanzenzelle fich bildenden Bläschen, welche die 
Ausgangapunfte neuer Zellen find. 

Bal, 1. od. Wal, n. ein oftind. Gewicht je Wägen 
der. Biafter u. Golddufaten, = Tola (f. d.). 

Bal, 2., fizil. (fr. val, m., it. valle, f.,v. l. vallis, f.) 
das Tal; die Infel Sizilien zerfällt in 3 Balli od. 
Zäler: Bal di Mazzära, Bal di Demöna u. Val 
die Noto. 

Bela, f. altnord. (vgl. Velleda) eine Seherin, Zau- 

erin. 

taldbel, fr. (valable, ſpr. waldb’L; v. valoir, — I. 
valere, gelten) gültig, rehtsgültig, recht3fräftig. 

Baland, Balant, m. fein Fremdwort, fondern alt- 
deutihes Wort: der Teufel; Valandinne, f. die 
ZTeufelin (von Victor Scheffel u. a. gebraudtt). 


— — — — — — ————— — — ———— — — — — — — — — — — — — — — —— — — — — — 


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vale! I. (Imper. v. valöre, gefund fein, Fräftig fein, | 


balieren 903 


vermögen, gelten 2c.; ſ. valieren) eig. fei gefund! 
lebe wohl! valete! lebet wohl! auch bene va- 
Jete! Abſchiedswunſch in Briefen ıc., von den 
Päpiten in Form eines Monogramms unter ihre 
Bullen gejegt; valedizieren (1. valedicöre), das 
Lebewohl jagen, Abſchied nehmen, bef. feierlich (auf 
Hochſchulen?e.); Valediktion, f. nl. das Abjchied- 
nehmen, die Abſchiedsrede; Valẽt, n. (v. I. valẽte, 
f. o.) der Abfchied, dad Lebewohl; Valet-Rede, 
f. eine Abjchiedsrede; B.-Schmaud, m. ein Ab- 
ſchiedsſchmaus; dah. valeten gehen für valedi- 
zieren, woraus die gem.Redensart fidtengehn, 
niederſächſ. fleuten gahn, d. i. davon gehen, 
weglaufen, entftanden ein mag; Valentdiſtel, f. 
l.-dtſch, die Krausdiſtel, Mannstreu (Eryngium 
campestre L.); Valentin, gem. Velten, m., u. 
Valentine, f. Namen: der, die Starte, Mächtige; 
Balentinsftrantheit, f. oder Val.⸗Tanz, m. 
die Fallſucht (Epilepfie), der St. Beit3-Tanz (}. d.), 
weil der heil. Balentin als Helfer dabei ange- 
rufen wurde; Val.-Tag, m. der 14. Februar, in 
England und Schottland der Tag, an welchem 
junge Zeute dem geliebten Gegenjtande (in diefem 
Dale der Valentine) zärtlihe Briefe, finnreiche 
Gedichte und Geſchenke überjenden, ein durch die 
Normannen eingeführter Gebrauh; WBalentis 
niäner, pl. eine gnoſtiſche Sekte, Anhänger des 
finnreichen Syſtems des Alerandriner? Balen- 
tinus im 2 Jahrh.; Valerius u. Baleriän, m. 
männl. Name, Valerie, f. weibl. Name: der und 
die Starke, Vielvermögende; Valeriäng, f. eine 
Pflanze, gem. Baldrian, ſ. d. 

Valencias, pl. (fpr. c wie $) jpan. dauerhafte Win- 
terzeuge, nach der Stadt Valencia in Spanien be- 
nannt. 

Valenciennes, pl. fr. (pr. walangßjenn) Spipen 
verjchiedener Art, bei. jchmälere, nach der gleich" 
namigen Stadt im franz. Flandern benannt. 

Bales, pl. fpan. (v. sing. vale, Schuldichein, von 
valer, gelten, wert fein, =. valöre) ſpaniſches Pa- 
piergeld, urjpr. Anmweifungen auf die aus Amerika 
zu erhaltenden GSilberpiajter. 

Valẽt, valete, ſ. unter vale. | 

Balet, m. fr. (fpr. waleh; it. valetto, vom altir. 
vaslet, varlet, Edelfnecht, Knappe; ml. varoletus, 
varletus, von vassus, Dienjtmann; ſ. Vaſall) der 
Diener, Bediente; der Bube oder Bauer im Rarten- 
fpiel; auch ein Türgewidt; Valet de Chambre 
(Ipr. —jchang’br), Kammerdiener; Waletaille, f. 
(ipr.wal’täj’)dieDienerjchaft, das Geſinde (verädhtl.). 

PBaletndinarius, m. I. (v. valetüdo, Geſundheits— 
zujtand, Zeibesbejchaffenheit) oder Valetudinär, 
ein Kränfelnder; Kränklicher, Siedling; Wales 
tudinarium, n. ein Krankenhaus. 

Balenr, |. unt. valieren; Valhalla, Valholl, ſ. 
Balhalla; Bali = Bali. 

palide, I. (validus, eig. gefund, ſtark, Eräftig, von 
valere, j. vale, und valieren) gültig, rechtögültig; 
Validität, f. jpätlat. (validitas) die Gültigkeit, 
Rechtsgültigfeit einer Sache, der Recht3beiftand; 
Gültigkeitserflärung; validieren, nl. (fr. valider) 

ültig oder geltend machen, bejtätigen, befräftigen; 
bei Kaufl. gültig fein, für gute Zahlung gelten; 
rehtsgültig fein; Validation, f.in Wechfelbriefen: 
die Gültigkeit, Gültigerklärung, Geltendmachung, 
Anerkennung.  _ 

Valide Sultane, j. Sultane ıc. 

valteren, |. (valere, vgl. vale) nelten, wert fein; 
Vaͤlor, m. nl. (it. valöre) oder Valeur, f. fr. (pr. 
malöhr) der Wert, die Gültigkeit, Geltung einer 


904 Balinga 


Münze; Valenz, f. die Geltung, der Geltungs⸗ 
wert, 3.8. von Fachzenſuren im Schulzeugnis; 
valor extrinsöcus, der äußere Wert einer 
Münze; v. intrinsdeus, ihr innerer®ert; valeur 
en attente (pr. — an attängt') oder v. en re- 
couvrement (pr. —angr’tumr'mang), inWechſel⸗ 
geihäften: Wert inErwartung; advalörem, nad) 
dem Wert; Valtıta, f. it. der Gert; die Währung, 
der Münzfuß; bei. der Wechfelmert oder Betrag; 
Berbältnis zwifchen dem Nennwert und dem Kurs 
von Wertpapieren; valuta per dato, Wert oder 
Zinsberechnung von heute, Wert von heute; ba⸗ 
Intieren (it. valutäre), au Haluteren (vom fr. 
valuer) od. valdieren, jhägen, würdigen,den Wert 
einer Münze anjchlagen; auch währen, niederd. 
warden (vgl. Wardein); Valvation, f. (fr. Eva- 
luation) die Shäßgung, Würdigung, Wertangabe, 
Wertbeſtimmung, der Wertanſchlag einer Münze; 
Balvations>Tabelle, k. das Wert-Berzeichnis, die 
Wertüberficht, bei. von Münzjorten. 

Balinga, ſ. Balinga. 

Baltyrien, |. Walküren. 

Ballation, f. nl. Ummallung, Verſchanzung. 

Ballisneria, f. nl. (nad) dem 1730 zu Padua ge- 
ſtorbenen Naturforfher Vallisnieri benannt) 
eine wegen ihrer eigentümlichen Befruchtungsart 
merkwürdige füdeuropäifhe Wafferpflanze. 

valuieren. valutieren und Valuta, ſ. unter das 

ieren. 

valva, f., pl. valvae, l. Türflügel; Bot. Schale, 
Klappe, Blatt der Blumenfdeide; Valpäte, f.eine 
Sattung von Süßmwaflerfchneden; Balveln, pl., !. 
valvü!ae (v. sing. valvüla, Verfl. v. valva), Klap⸗ 
pen, Sallhäutchen, zarte Hautkörperchen, die durch 
ihre Höhlungen das Bluteinfaugen; Bot. Spelzen; 
valvülae intestinäles, Heilf. Gedärmflappen. 

Balvation, valvieren, }. unter valieren. 

valvülae, ſ. unter valva. 

Vaͤmphr oder Vampir, m. (it. vampiro, fr. vam- 
pire, jerb. wämpir) im füdofteuropäifchen Volks— 
glauben: Leichname, welche nachts aus ihren Grä- 
bern Steigen und den Menſchen das Blut ausfaugen; 
daher Naturf der Blutfauger, die große ſüdameri— 
fanifche Fledermaus, welche fchlafenden Menſchen 
und Tieren das Blut ausfaugen fol; Bampyriss 
mus, ın. übertriebenes Aderlaſſen. 

Ban, holl. von, im Namen (tft vielfach nicht Zeichen 
des Adels). | 

Banadin oder Banadium, n. (von Vanadis, Bei- 
name der Freyja) ein in Eifen- und Bleierzen auf- 
gefundenes, dem Chrom ähnliches eigentiimliches 
Metall, v. Sefitröm 1830 entdedt; die höchſte Oxy— 
dationgitufe desjelben bildet die Banadinfäure. 

Banddlien, pl. (I. Vandali, Vandalüi) ein deutjch- 
gotiſcher Volksſtamm, welcher feit dem 3. Jahrh. 
n. Chr. die Römer am Rhein befriegte, ſich ſpäter 
in Bannonien (Ungarn) niederliek, im 5. Jahrh. 
aber Gallien, Spanien und Stalien verheerte und 
455 Rom vierzehn Tage lang plünderte und alle 
Kunſtwerte zeritörte; daher überh. für rohe, zer- 
törungsfühtigedarbaren ; Vandallsmus, m.nl. 
(it. vandalismo, fr.vandalisme) der Bandalenfinn, 
die Roheit der Bandalen, rohe Zerftörungsmut, 
Nichtachtung der Kunſtwerke, Kunſtſtürmerei. 

Vanille, f fr. (ſpr. wanije; v. ſpan. vainilla, d. i. 
eig. feine Schote, weil die Samenkörner in kleinen 
Schoten enthalten find, von vaina — l. vagina, 
Scheide) ein Rankengewächs in Dft- u. Weftindien, 
und deſſen gewürzhafte, jchotenförmige Samen- 
kapſeln, bef. zur Schofolade gebraucht; Vanillin, 


Baria 


n. der —— eine v. F. Tiemann u. W. Haar⸗ 
mann aus dem Koniferin (einem aus dem Kam- 
bialjafte der Nadelhölzer dargeitellten elle 
fabritmäßig gewonnener Erſatz für die natürliche 
Banille. | 

Baniloquenz, f I. (vaniloquentia, von vanus, leer, 
eitel, u.loqui, reden) die Brahlerei, Windbeutelet, 
Ruhmrednerei; Vanität, f. (1. vanitas) die Eitel- 
feit, Nichtigkeit, Vergänglichkeit; Prahlerei, Ein- 
bildung, Aufgeblajenheit, Ruhmjudt; vanitas 
vanitätum, Eitelfeit aller Eitelfeiten — d. i. es 
iſt alles eitel oder nichtig; Wanitäts⸗Stück, n. ein 
Blumen- oder Fruchtgemälde. 

bantieren, fr. (vanter, jpr. wangt—; prov. vantar, 
it. vantare, ml. vanitäre, v.!.vanus, eitel, vanitas, 
Eitelkeit) prahlen, rühmen; Vanteur, m. (pr. 
wangtöhr) ein Prahler. 

Bapeurs pl. fr. (fpr. — v. sing. la vapeur 

l. vapor, m. der Dunſt) Magen-Dünſte oder 

Dämpfe, Blähungen, Spannungen im Unterleibe 
und daher rührende üble Laune, Miklaune, bei. 
der Frauenzimmer, vgl. Hyfterifche und hypo— 
chondriſche Beichwerden; auh = Spleen; eine 
Art feiner Muffeline; vaporieren, |. (vaporäre), 
vämpfen, dünften; Vaporation, f. (vaporatio) — 
Evaporation; VBaporimäter, n. nl. der Dunft- 
mefjer, ein Werkzeug zur Beitimmung des Altohol- 
gehalt3 von Flüffigkeiten aus der Spanntraft der 
Dämpfe; Vaporiſateur, m. fr. (fpr. —töhr), der 
VBerdampfer, Zeritäuber, kleines Blaferohr zur 
Verflüchtigung mohlriehender und luftreinigender 
Slüjfigkeiten; Baporifation, f. dieVerdampfung, 
Verflühtigung, Verwandlung eines Körpers in 
Dampf; vaporiſieren (fr. vaporiser), durch Ver- 
dampfung verflüchtigen; vaporös, ſpätl. (vapo- 
rösus, a, um) dunſtvoll, dünitig, blähend 

Bars, f. fan. (vgl. 1. vara, Querholz) überh. Reis, 
Rute, Stab; eine Elle, älteres Längenmaß, in 
Spanien = 0,836 m, in Portugal = 1,ı m. 

VBarding, m. liefländ. ea —50 

Barec, ın. (fr. varec, varech, Meergras, prov. va- 
— v. arab. warak, Baumblatt, Laub, perſ. barg), 
ſ. Soda. 

Varenne, k.fr. ſpr. war—) ein ehemaliges Getreide⸗ 
maß in Savoyen, = 22,41. 

Bart oder Bart, n. ein Goldgewicht auf der Inſel 
Madagaskar, = 1,3 8. 

Varia, pl. I. (v. varius, mannigfaltig, verjchieden) 
vermifhte Sachen, Allerlei, Mancherlei; Verjchie- 
denes, Vermiſchtes; per varlos casus, per tot 
discrimina rerum, durd) manderlei Zufälle, 
durch fo viele gefahrdolle Lagen Bergil, Aeneis, 
1,204); Barietät. f. (L. varietas) die Verſchieden⸗ 
heit, Mannigfaltigkeit; verjchiedene Art, Abart, 
Spielart von Tieren oder Pflanzen in der Naturf.; 
variieren (I. variäre), abmechfeln, verändern, ab- 
ändern; verjchieden fein, abarten; ſchwanken, wan⸗ 
delbar oder unftet fein; Schwankungen, Ab- 
meichungen zeigen; nad) allen Seiten behandeln, 
erörtern; bartäbel (ipätl.variabilis, fr. variable), 
veränderlich, abwechjelnd, unbeitändig; verſtellbar, 
verjchiebbar; variable Belaſtung, zufällige Be— 
laſtung; Variable, f. der veränderliche Wert, die 
veränderliche Größe; Variabilität, f£. nl. (varia- 
bilitas) die Veränderlichkeit; Bariänte,f., pl. —n 
(l. variäntes oder variae lectiönes, oder varietas 
lectiönis), verjchiedene Lesarten eines Textes; 
Spielart, Abart; zweiter Entwurf, Nebenplan ıc.; 
Bartation, f. (l. variatio) die Veränderung, Ab- 
weichung; Tonk. eine duch Bergliederung, Ber- 


Baricellen 


zierung 2c. mannigfaltig veränderte Wiederholung 


eines einfachen Tonſtückes mit ſteter Durchklingung 


der®rundmelobielit.variaziöne) ; Naturl,Schwan- | 
fung, Ungleichheit, 3. B. im Stande des Baro- 


meter3, der Magnetnadel zc., im Taufe des Mon- 
des; Größenl. Zufammenftellung gegebener Größen 
in allen möglihen Anordnungen; Naturbejchr. 
Spielart, Abart; Variations-⸗Kompaß, m. Ab— 
weichungs-Kompaß, = Deklinatorium; V.— 


Rechnung, f.die Rechnung, welche unterfucht, wie- 


vielmal eine gewiſſe Anzahl Größen zuſammen— 
gefegt und in ihren Stellen verändert werden fann; 
con variaziöni, it. Tonk. mit Veränderungen od. 
Ubänderungen der Hauptweije; variatio deldc- 
tat, I. Abwechjelung ergögt od. macht Vergnügen; 
variäto, it. verändert. 

Baricellen, ſ. unter Bariolen. 

varicös 2c., |. unter Varir. 

Varietät, |. unter Varia. 

Varinas, m. variniiher Rauchtabaf (von der ame- 
rifaniihen Stadt Barinas im Bezirk Mainas 
der Provinz Quito). 

Varioͤlen, pl. nl. (varidlae, v. Y. varlus, mannig- 
faltig, bunt; fr. la petite verole, jpan. viruela) 
Blattern, Boden; Barioloiden, pl. gelinderte 
Menfchenpoden, eine Abart der echten, bef. bei 
früher geimpften Perſonen; Variedllen, pl. un- 
echte Menfchenpoden, Windpoden, Waſſerblattern; 
Bartölis, f. die Pockenkrankheit, Blatterntrant- 
beit; Variolith, m. L.-gr. Blatterjtein, eine Ab- 
änderung des Griünfteind? mit runden, grauen 
Fleden; auch eine Art Feldipat; varieldg, nl. 
blatterig, podig. 

Bärir, f. I. die Krampfader, der Blutaderfnoten; 
vparicõs (I. varicösus), frampfadrig; Varikofität, 
f. nl. Rrampfaderbildung; VBorhandenjein von 
Krampfadern; Varicocẽkele, f. L.-gr. Heill. ein 
Rrampfaderbrud, eine Blutadergefhmwulit; Varta 
comphälus, m. ein Krampfadernabelbrudh, Blut- 
aderinoten im Nabel. 

Barndecio, m. it. (pr. —ndticho) ein guter weißer 
Bein auf der Inſel Sardinien. 

Varſobienne, £. fr. (fpr. warkomwienn’; v. Varsovie, 
Warſchau) ein polniiher Nationaltanz. 

Bartias, pl. oſtind. Mönche, Klojterbrüder. 

varus, a, um, [. quer, orig: bei. jperrbeinig, grät- 
ihelnd; Varus, m. eine Art des Klumpfüßes. 

vas, n. |. (Gen. väsis) ein Faß, Gefäß, Gejchirr; 
pl.vasa, 565 Adern; Schubladen; vas electid- 
nis, eig. ein Wahlfaß; euwähltes Gefäß od. Rüſt— 

eug; vasa sacra, heilige Gefäße; v. spermatica, 

re der Blumen 20; Vascülum, n. 
tleines Gefäß, Ader; vaskulär, mit Gefäßen ver- 
jehen; Vaskulariſation, f. die Gefäßbildung, 
Neubildung von Blurgefäßen; vaskulds, nl. ge- 
fähig, gefäßreich, drüfig; Vaskuloſe, f. der Haupt- 
beitandteil der Bflanzengefäße; Vaſe, f. (pr. waſe) 
fr. (vase, m.) ein Geh, Bier- oder Schmuckgefäß, 
ein Fünftliher Blumentopf; bei. Tongefäß aus dem 
Altertum ; baſomotoriſche Nerven, Gefäßnerven, 
dur die die Blutgefäße verengert und erweitert 
werden; v. Neuroſe, Nervenfrantheit, die auf 
Störung der Gefähnerven beruht, 3.8. Baſedowſche 
Rrantheit u. a. 

Bafdll, m. mi. (vasällus, vassallus; fr. und engl. 

vassal; felt. Uripr.; wallij. gwasawl, dienend, 

wäs, junger Mann, Diener, ml. vassus; vgl. 
Balet) ein Lehnsmann, Lehnspflichtiger, Dienit- 
mann; Untertan; Vaſallagium, n. die Dienit- 
od. Lehnspflicht, der Lehnseid. 


1 


i 


Veda 905 


Vasculum 2c., Vaſe, ſ. unter vas. 

Balelin, n. oder Vaſeline, f. als Hautfalbe oder 
Einreibemittel dienende höchitfonzentrierte Eſſenz 
von Petroleum oder Teer; Salicyl-Bafelin, n- 
mit Salicyl vermijchtes Vafelin. 

bait, I. (vastus) wüſt, öde, leer; ausgedehnt, un- 
ermeßlich ; vaſtieren (vastäre), verwilten; Vaſta⸗ 
tion, f. Verwüſtung; Vaſtität, f. Ode, Wüite. 

Bat, n. hol. (= Sah) ein ehemaliges Wein- und 
Branntweinmaß in Amfterdam. 

Batel, m. ein ehemal. Salzmak in Lothringen — 
Yıs Muid (f. d.). 

VBätes, m. J. ein Seher, Dichter. 

daticinieren, I. (vaticinäri, v. vates, ein Weisjager, 
Prophet) mweisfagen, vorherfagen; Vaticinium, 
n., pl. nie, Weisſagungen, Wahrfagungen. 

Batifän, m. (it. vaticäno) der päpftliche Palaft u. 
Hof in Rom auf dem vatifanifchen Berge (I. 
mons Vaticänus); aud) die päpjtliche Regierung 
jelbft, = curia Romana (f. d.); vatifäntich, 
zum Batifan gehörend, denjelben betreffend over 
aufihm befindlich, 3.8. vatitanifher Apollo; 
vatifanijche Bibliothek ufw. 

Bauclüfe, f. fr. (fpr. wohklüſ'; v. l. vallis clausa, 
it. val chiusa, d. i. geſchloſſenes Tal) eine durch 
den ital. Dichter Betrarca und feine geliebte Laura 
berühmt gewordene Duelle bei dem gleichnamigen 
Dorfe im Bezirk Avignon. 

Vaudeville, n. fr. (ſpr. wod'wihl; entit. aus Vau 
vder Val de Vire, d. i. Bire-Tal in der Unter- 
Normandie, wo Dlivier Baffelin zu Ende des 
14. Sahrh. dergleichen Lieder dichtete) ein Volks» 
lied, Gaſſenhauer; ein Xiederjpiel, d. i. ein Meines 
Bühnenftüc mit eingelegten Liedern nach befann- 
ten Sangmeijen; ein Theater, wo ſolche Singſtücke 
aufgeführt werden, Singipielhalle (nad dem 
theätre du Vaudeville in Paris, 1827—1869). 

Vaurien, m. fr. (jpr. woriäng; entft. aus vautrien, 
taugt nicht3; von valoir, gelten, wert fein ıc.) ein 
Taugenichts, Tagedieb. 

Vauxhall, n. engl. (fpr. währhähl, ehem. ein Dorf 
bei London (nach der Bejigerin Jane Baur 1615 
benannt), Kane ein Gept eingegangener) großer 
prächtiger Yuftgarten, Berfammlungsplag zum 
öffentlichen Vergnügen in Zondon, danad) au in 
vielen anderen Städten. 

bazieren, I. (vacäre) erledigt oder leer jein, offen 
jtehen; vazierend, dienſtlos, ledig; vacaty, es fehlt, 
ift nicht da oder unbefegt; als Hauptw. die leere 
Seite hinter dem Titel; Vakatſtrich, m. Poſtd. 
Reeritrich, liegender Strich; vafdnt (1. väcans), er- 
ledigt, frei, leerftehend, unbejegt, offen; yafante 
Erbichaft, erblofer Nachlaß; Wakdnz, f. ni. (it. 
vacanza, fr. vacance), die ver Sp das Erledigt- 
fein einer Stelle, die Amtserledigung, erledigte 
Stelle, ein offener Platz; aud) die Ruhezeit, Be— 
rufsfreiheit, Bund (Ferien); Vakatiön, f. 1. 
(vacatlo) die Befreiung od. das Freilein von einer 
Berpflihtung, Abgabe zc.; Vakatür, f. ni. die 
Stellerledigung, Amt3eröffnung, Dieniteröffnung. 

Bealiteat, n. engl. (fpr. wehliteht), ein Kalbftüd, 
geröftetes oder gebratenes Stüd Kalbfleifch, eng- 
liſches Kalbsſchnitzel. 

Veda, m., gew. pl. die Vedas (ſanskr. veda, eig. 
Kenntnis, Erflärung, d. vid, wiffen) heilige Bücher, 

Religionsbücher der Braminen in Indien, vier an 

der Bas, welche Gebete, Hymnen u. Anrufungen 

an die Götter, fowie religiöfe u. moralijche Vor— 
ſchriften, Mythen u. philofophifhe Betradhtungen 


906 Vedette 


enthalten, die älteſten Denkmäler der Sanskrit— 
literatur. 

Vedette, f. fr. (v. it. vedétta, Wache, entſtellt aus 
veletta, unter Einfluß von vedere — |. videre, 
jehen; vgl. Vegghia) die Reiterwache, Wache zu 
Pferde; Doppelpoiten der Reiterei; auch das Schil- 
derhaus auf dem Walle einer Feſtung; Veduͤte, f. 
it. (vedüta, fpr. dp — m) Anficht, Ausficht, Stadt- 
u. Landihaftsgemälde (— Proſpekt). 

Vega, f. jpan. (port. veiga, von. arab. bak’äh, ein 
niedriger Ort, wo das Waſſer ftilliteht, bak&’, hohes 
u. weit offenftehendes Land) eine fruchtbare Ebene. 

begetieren, nl. (v. l. vegẽtus, belebt, vegetäre, be- 
teben) als Pflanze wachen, ein Pflanzenleben füh- 
ren, gleihjam eingewurzelt u. untätig leben; das 
bloße Leben haben; dahin leben; Wegetabile, n. 
(v. jpätl. vegetabilis, belebend) gem. nur pl. Weges 
tabilien, Pflanzen, Gewächſe; Pflanzenfpeijen; 
vegetabilifch, pflanzenartig, pflanzenhaft; zu den 
Pflanzen gehörig; in der Natur und Beichaffenheit 
derPflanzen gegründet;vegetabilifhesAlfali, 
Gewähslaugenfalz, 1. Kali; vegetabilijche 
Erde, Oartenerde, Adererde: vegetabilifches 
Leben ein Pflangenleben;vegetabiliiheSpei- 
jen, Pflanzenfpeijen, Gemüfe; Begetabilttät, f. 
die Pflanzennatur, die Eigentümlichteit der Pflan— 
zen; Vegetdrier oder Vegetaridner, pl. Bilan- 
zenfojtejjer, Zeute, welche ſich ausſchließlich von 
Pflanzen nähren; Vegetarianismus, m.die aus— 
jhließliche Ernährung durch Bflanzenitoffe; Wege 
tation, f. (ſpätl. vegetatio, die Belebung) der 
Pflanzenwuchs, die Lebenskraft der Pflanzen, das 
Pilanzenleben; Pflanzenwelt; Vegetationspunkt, 
m. das ftärkite Wachstum an der Spige eines 
Organs, vgl. Urmerijtem; Begetatin, zum 
Pflanzenleben gehörig, pflanzenhaft; wachſend; 
belebend. 

Vegghia oder Veglia (ſpr. welja), f. it. (eig. das 
Wachen, veille,veill&e,prov. velha, v. l. vigilia) 
die Abendzeit; bei. eine Abendgejellihaft. 

Vehe, Fähe oder Fehe, f. (v. althochd. fehu, mhd. 
vehe, Vieh, Tier, got. faihu, Vieh) in der Weid- 
mannsſprache: die Hündin, Füchſin, Wölfin, bei. 
dag fibirifche Eichhörnchen; Daher: buntes Pelz- 
werf, Bunt- od. Graumerf, bef. dad Bauchfell des 
im Winter grau getvordenen nordiſchen Eichhörn- 
hend: Fehwamme, f. 

vehement, I. (veh&mens) heftig, ſtürmiſch, hitzig, 
eifrig, glühend, leidenschaftlich, ungeſtüm; Vehe— 
menz, f. (l. vehementia) die Heftigfeit, Gewalt; 
Hige, Eifer, Ungeltüm. 

Vehikel, n. I. (vehicülum, eig. ein Fuhrwerk, von 
veh£re, tragen, fahren) ein Fahrzeug, Fuhrwerk, 
Wagen; Gelegenheit» oder Befürderungsmittel, 
Hilfsmittel, etwas nebenher od. beiläufig zu feiner 
Beitimmung zu befördern; Heilf. ein geftaltgeben- 
des Mittel, ein unmefentlicher Stoff, zu welchem 
man jtarfe Arzneiförper in geringerer Menge jegt, 
um deren Mate, Form 2c. zu verändern. 

Behn,n.(holl.veen,altholl.ven, venne, dtſch. Fenn) 
in Oſtfriesland u. Holland ein durch Dämme und 
Kanäle trocken gelegtes und zum Feldbau und 
Torfgraben benugtes Moorland. 

veille, f. fr. (v. l. vigilia, Wachen, nächtliche Feier; 
vgl. Vegahia) der Vorabend. 


Beit, nl. Bitus, m. (= Guido, f. d.) männl. Name; | 


bef. ver Name eines Heiligen; der Veits- oder 
St. Beits-Tanz (chorea sancti Viti), Tänzer, 
religiöſe Schwärmer (1374— 1418), die fürbefefien 


galten und zu deren Heilung man St. Beit anrief; | 


Belours 


dah. eine Art Krämpfe, eine chronische Nerven- 
franfheit, mit jo heftigen und mannigfaltigen Be- 
wegungen und Zudungen des Körpers, daß der 

. damit Behaftete das Anfehen eines Tanzenden 
befommt. 

Velturant, m. !. (v. vehöre, fahren) ein Kutjcher, 
Fuhrmann; Velturanz, f. das Fuhrmeien; Be- 
förderung zu Wagen. [etwas Ahnliches. 

vel, [. oder; vel quasi, oder ungefähr fo, oder fo 

Veläbrum, n. I. Markt im alten Rom, auf dem 
Delifateßwaren verkauft wurden. 

Velajet, n. auch (forrumpiert) Bilajet, arab. (von 
weli, Helfer, Vorſteher, vgl Wali), eine türkiſche 
Provinz, Bezirk eines Statthalter®. 

Velament, n. I. f. unter velieren. 

Belarium, n. I. über ein Amphitheater 2c. au3- 
gejpanntes großes Tuch; Zeltdach, augaefpannter 
Teppich, aud) = Baldadin, f. d.; pl. Velarien, 
auch Segel- od. Fahnentücher an den verjchiedene 
Maſtbäume verbindenden Seilen. 

belieren, I. (veläre) verhüllen; Velament, n. (lat. 
velamentum) eine Hülle, Dede, eine Binde; ein 
Vorwand, Scheingrund; Honorar eines Künſtlers 
für fein Kunſtwerk. 

Velin od. Velinpapier, n. fr. (fpr. weläng; ni. 
charta vitulina, v. l. vitülus, fr.veau, altfr. veel, 
v. I. vitellus, Verff v. vitülus, Kalb, alfo eig. Per- 
gament von Kalbshaut; vgl. Velot) VPergament- 
papier, feines u. glattes, — Pa⸗ 
pier; auch feine franzöſiſche Spitzen. 

Veliten, pl. I. (velites, v. sing. veles) leicht bewaff⸗ 
nete Soldaten, Plänfler. | 

Vellẽda oder Velẽda, f. (vgl. das altnord. Vala) 
eine altdeutiche Wahrfagerin im 1. Jahrh. n. Chr. 
aus dem Volke der Bructerer. 

velle et nolle, I. da3 Wollen und Nichtwollen; 
Belleität, f. nl. (fr. vell&ite) Eraft- und tatloſes 
Wollen, unflares und ſchwaches Beitreben, An- 
mwandlung. | 

Vellejänum (senatus-consultum), n. I. der el- 
lejanifche, d. i. von dem Konſul Cajus Vellejus 
Tutor herrührende Ratsbeichluß, das Verbot der 
Trauen-Bürgichaft. 

Bellon, m. fpan. (fpr. weljöhn; v. vello — I. vil- 
lus, Fiaum, Wollhaar) eig. abgeſchorene Schaf- 
wolle, Vlies; dann: Kupfergeld, Münzwährung 
in Kupfer (angeblich weil auf alten Kupfermünzen 
ein Schaf geprägt war, richtiger jedoch als Umden- 
tung von billon, ſ. d.); vgl. Plata. 

Belocität, f. I. (velocitas, v. velox, ſchnell) Schnel- 
ligfeit, Gefchwindigfeit; velöce, con velocitä, it. 
(fpr-—tiche, —tſchita) Tonk. geſchwind, ſchnell, flüch- 
tig; velocissimo, Tonk. ſehr geſchwind; Veloci⸗ 
fere, f. fr. (ſpr. weloßifaͤhr') ein franz. Schnellfah- 
ver, Schnellmwagen, die Eilpoft, jehr bequeme und 
Ichnellfahrende Landkutſche, mit niedrigen Rädern; 
velociferiſch, ſchnellpoſtartig; Velocipede, f. fr. 
(ſpr. weloßipäd') od. Velozipẽd, n. Reitrad, Fahr⸗ 
rad; ein vom Engländer Knight erfundenes, mit 
den Füßen in fehr rafche Bewegung zu bringendes 
Fahrzeug mit 3 od. 2 hintereinanderlaufenden Rü- 
dern; Zweirad, Dreirad; vgl. Draifine; Velo— 
zipediſt, m. ein Radfahrer. 

Velodrom, m. die Radfahrbahn (vgl.Hippodrom). 

Belot, n. fr. (ſpr. weloöh; v. veau, altfr. veel, vgl. 
Belin) Pergament von der Haut neugeborener 
Lämmer oder Kälber. : 

Velours, ın. fr. (pr. w’luhr; v. altfr. velous, vil- 
lusse, mit eingejchobenem r, v. I. villösus, zottig) 
"Samt; aud) ein langhaariger Stoff; velours de 


Velpel 


coton (fpr. —kotöna), Baummollenfamt; v. BA- 
tine. Atlasfamt; Velourstapeten, pl. Tapeten 
mit Nachahmung von Samtgeweben; Velontine, 
f. eine Schminfe aus Wismut u. Reismeh!: velons 
tieren (fr.velouter), jamtartig wirken; Veluntd, 
n. ein aufgefchweiftes Mufter (in Geweben); Ve— 
loutoire, m. (fpr. w’lutödr) ein Samtpinfel, pin- 
felförmige Bürfte zum Rauhen glattgewordener 
Töne auf Ölgemälden. 

Belpel, ſ. Felbel. 

Velte, f. fr. ein altfranzöfiiches Flüſſigkeitsmaß, 
auch Setier genannt (j.d.). 

Veltelin od. Veltlin, n. (entit. aus valle od. val 
Tellina) ein fruchtbare Tal in der Rombardei; 
dah. Velteliner, m. Einwohner diefes Tals; auch 
eine Art Weintrauben: die Fleifchtraube. 

Velten,m. männl. Nanıe, verderbt aus Valentin. 

Vẽlum, n. I. Segel; Hülle, Vorhang. 

Belderet, m. engl. (von velvet, Samt, altengl. ve- 
louette, ml. velluetum, vellütum; vgl. Velours) 
oder Velbeteen, m. (jpr. welmwetihn), ein ſchweres 
jamtartiges Baummollenzeug, eine Art ungeföper- 
ter Mandeiter; Velvet, m. engl. Samt. 

vena, f., pl. venae, l., oder Vene, f., pl. —n, die 
Blutader, zurüdführende Ader, welche dad Blut 
zum Herzen führt, entg. Arterie; vena poötica, 
die dichterifche Ader, Dichterfraft; venös (I. venö- 
sus),zu den Blutadern gehöria: aderreich; venöſes 
Blunt, dunkelrotes Blut; Venäſektion, f. (I.venae 
sectio, dgl. jezieren) der Aderſchlag, Aderlaß. 

venäfl, !. (venälis) verfäuflich, Fäuflich, feil; beftech- 
ih; Venalität, f. (ipätl.venalitas) die Verfäuf- 
lichfeit, Feilheit, das Feilfein; die Beftechlichkeit. 

Benäjeltien, ſ. unter vena. 

Benation, f. lat. (venatio, von venäri, jagen) das 
Jagen, die Jagd; Benatärifch (l. venatörlus), die 
Jagd od. die Jäger betreffend, dazu gehörig. 

Venda, f. port. Verfaufslotal. 

Fendange, f. fr. (fpr. wangdängſch'; prov. ven- 
danha, von lat. vindemia) die Weinleſe; Wende 
minire od. Bindeminire, m. fr. (fpr. wangde— 
miähr’ u.weng—; v. l.vindemia) der Weinmonat, 
erite Monat im ehem. neuen Kalender der franzöſ. 
Republik, vom 22. September bis 21. Oftober. 

Vendetta, f. it. (vendetta, die Rache, vom l. vin- 
dicta) die Blutrache, auf der Inſel Korjifa bejon- 
ders einheimiſch. 

Vendidad, n. die ſechſte Abteilung des Zend-Aveſta 
(.d.), welche das bürgerliche und kirchliche Geſetz— 
buch des Zendvolkes enthält; Vendidadſäde, n. 
(von zädah, geboren, Sohn) die zu liturgischen 
Zweden in einem Bande zufammengejchriebene 
Sammlung der drei Zendbücher Yacna, Vispered 
und Vendidad. 

Bendite, f. it. (v. l. u. it. vend£re, verlaufen) eig. 
Verkauf; Berfaufsort, Marktplatz; Sammelort 
(2oge); alta vendita, die Oberloge der Carbonari; 
Bendite, f. Trödel, Trödelware; Vendition, f. 
{. (venditio) die Veräußerung, der Verkauf; ven— 
Ditieren (I. venditäre) zum Berfauf ausbieten, 
feithaben, feilbieten; anpreijen, rühmen. 

Bene, j. vena. 

Bencdienne, f. (ipr. wenedienn’) eine feine Sorte 
von Gros de Tours. 

Veneficus, m. lat. (von venenum, Gift) ein Gift- 
milder; Venefica, f. eine Giftmijcherin; Vene: 
Keen, n. die Giſtmiſchung, Giftmijcherei, Ver— 
giftung. 


Benerie 1., f. fr. (von vener = |, venäri, jagen, 


beten) die Jägerei, das Jagdweſen; der Fägerbof. 


— — — — — —— — — — — — — — — — — — — — — — — — —— — — —— — — — 








Ventil 907 


Venerie 2., veneriſch, ſ. unter Venus. 

benerieren, I. (veneräri) verehren; benerãbel (!. 
venerabilis), chrwürdig, ehrfurchtswürdig, verehr« 
ih; da8 Venerabile, da3 Hochmürdige in der 
röm.-fathol. Kirche, die zur Verehrung vorgezeigte 
aemweihte Hoftie; Veneration, f. (l. veneratio) die 
Verehrung, Ehrerbietung, Ehrfurdt. 

Benetiäner,m. (I. Venetiänus, pl. —i) Einwohner 
der Stadt Venedig (1. Venetia), Benediger; vene⸗ 
tiänifch, venediſch. 

veniay f. J. die Erlaubnis, Vergebung, Erlaffung; 
cum venia, mit Erlaubnis; hona venla od. cum 
bona v.,mit gütiger Erlaubnis od. Genehmigung; 
sit v. verbo, wörtl. es jei Erlaubnis od. Nachficht 
dem Worte (gewährt), mit Erlaubnis zu jagen; 
venia concionändi, die Erlaubnis zu predigen, 
das Kanzelrecht; v. doc&ndi oder lJegendi, die 
Erlaubnis zu lehren oder Vorlefungen zu halten 
an Univerfitäten; penielf (1. veniälis, fr. veniel), 
verzeihlich, erläßlich. 

veni creätor spiritus, [.(v.venire, fommen)fomm, 
Scöpfergeift! ein mit diefen Worten beginnender 
alter Kirchengefang; veni sancte spiritus, [., 
fomm, heiliger Geiſt!, ein mit diefen Worten be- 
ginnender alter Kirhenhymnus; veniät,erfomme; 
al3 Sachw. das Veniat, der Vorbeſcheid od. Stel- 
ae gerichtliche Borladung;veni,vidi, 
viei, ich fam, fah und fiegte, Ausſpruch Cäſars, 
als er den König Pharnäces bei Zela im Pontus 
ichnell befiegt hatte. 

Venitienne, f. fr. (fpr. wenißjenn'; vgl. Venetianer) 
ein venetianijches Gondelfahrerlied. 

bendß, ſ. unter vena. 

Venta, f. jpan. (fpr. wenta; eig. Berfauf, Verfaufs- 
ort, d. vender = |. vend£re, verlaufen) ſpan. Her- 
berge, einzeln liegendes Wirtshaus an der Heer- 
ſtraße; Ventarilla, f. (pr. U — Ij) ein Heines 
derartiges Wirtshaus. 

Ventaroͤle, f., pl. Bentardien, it. (ventaröla, ven- 
tarnöla, fpr. went—; d.vento — l. ventus, Wind) 
Wind-⸗ u. Wetterfahnen; auch Höhlen u. Trommeln 
u Fühler Aufbewahrung von Speifen u. Getränten, 

iskeller, Eisgruben. 

Vente, f. fr. (ſpr. wangt), Verkauf oder Verfteige- 
rung von Kunſtwerken. 

venter, m. l. der Bauch, Unterleib; venträl, auf 
den Bauch bezüglich, ihmangehörig; ihn betreffend; 
Ventricülus, m. (Berl. v. venter) der Magen; 
Bentriteln, pl. Tafchen des Kehlkopfes, unmittel- 
bar über den untern Bändern der Stimmriße; 
ventricüli cordis, die Herztammern; Ventri— 
loquenz, auch Ventriloquie, f. nl. die Baud)- 
redneret, das Bauchreden; Ventriloqguift, m. ein 
Bauchredner. 

Ventil, n., pl. —e (ml. ventile, v. [. ventus, Wind), 
eig. die Auft- oder Windflappe, eine mecdanijche 
Borrihtung zum Verſchließen und Offnen von 
Durhgängen für Luftarten, Dämpfe, Flüffig- 
feiten 2c.; ventilieren, I. (ventiläre) eig. lüften, 
fächeln, jhütteln; mit Lüftungsanlage verjehen; 
Rſpr. uneig. etwas hin und her überlegen, von 
allen Seiten betrachten, unterjuchen; verhandeln, 
abhandeln, gerichtlich betreiben; Ventilation, f. 
(l. ventilatio) eig. dag Lüften, die Lüftung, Yuft- 
erneuerung; Lüftungsanlage, Luftwechſel; die Er- 
örterung, Zurfpradhebringung, ausführliche Ver- 
handlung: auch Schätzung der Güter, die man tei- 
len muß; Bentilationsfanal,m. Luftzuführungs- 
fanal, Quftzuführung od. -abführung; Ventilie— 
rung, Erörterung, Beiprehung; zumeilen aud): 


908 ventre-bleu 


Lüftung, Qufterneuerung; Ventilätor, m. ein 
Quitgieber, Rüftungsvorriötung Windfan ‚Wind- 
einlafjer, Windrad, eine Vorrichtung zum Abjaugen 
od. Eintreiben, überh. zum Fortbewegen von Luft 
od. anderen Gaſen; der Ventilator des Ca— 
ftelli, eine Waſſerhebemaſchine; Ventilogium, 
n. [.»griedh. ein Windanzeiger, eine Wetterfahne; 
Ventofe,m. fr. (fpr. wangtöhf’) der Windmonat, 
6. Monat im ehem. neuen Kalender der franzöſ. 
Republik, vom 19. Februar bi 20. März; Ven= 
touse, f. (ipr. wangtuͤhſ) ein Luft- od. Zugloch; 
ein Schröpffopf, Laßkopf. 

ventre-bleu, fr. (fpr. wangt’v-blöh), ventre-saint- 
gris (fpr. —Bäng grih) zum Henter; alle Teufel! 
Votztauſend! 

Ventriculus, Ventriloquenz ac., ſ. unt. venter. 

Venus, k. l. (Gen. Ven£ris) Yabell. die anmutsvolle 
Göttin der Schönheit und Liebe, bei den Griechen 
Uphrodite;uneig. finnliche Liebe, Schönheit u.An- 
nehmlichkeit; auch Wolluft, Unkeuſchheit; desgl. der 
nad der Göttin genannte Planet: der Morgens u. 
Ubendftern, der Erde am nächſten an Größe und 
Entfernung; Scheidef. das Kupfer; die medi- 
ceifhe Venus, die schönste Darftellung der Göttin 
Venus, eines der größten Meifterwerfe der alten 
Bildhauerkunft, welches ſich in der Kunſtkammer 
der Großherzoge von Florenz aus der Familie der 
Medicker od.dem Haufe Medicibefand; Wenns 
Bon Milo, die im Louvre in Paris aufgeftellte, 
derrlihe Statue der Venus, die auf der Inſel 
Melos im Jahre 1820 aufgefunden wurde; Venus 
sulgibäge, I. (v. vulgus, Volf, u. vagäri, umber- 
ſchweifen) oder gr. Bandemos, die gemeine, um«- 
herfchmeifende Wolluft od. Ullmann3-Benus; Ve- 
nus Urania, f. (v. gr. üranös, der Himmel) die 
hohe, himmlische Venus, die Göttin der hohen, 
reinen Xiebe; der Wenns-Bart, l.-dtich. die Kar- 
den- od. Weberdiftel; V.⸗Berg, m. Schamberg; 
V.⸗Blattern od. -Blümden, pl. von Ausſchwei⸗ 
fungen herrüdrende Blattern im Geſicht; die V.⸗ 
Bruft, eine Art indifher Halbmondjchneden; auch 
— V.-Pfirſich, f. eine wohlichmedende Pfirfic- 
art; der V.⸗Finger, eine Pflanze, au) Hunds⸗ 
zunge od. Liebäugel; die V.-Fliegenfalle, |. Dio- 
näa; da3 V.-Haar, Trauenhaar, eine Pflanze 
(Polytrichum commune L.); die V.⸗Muſchel, 
eine zahlreiche Gattung zweiſchaliger Mujcheln, 
wozu das B.-Herz, der B.-Ramm u. a. m. ge 
hören; der V.⸗Schacht, V.-Schaft, veridiedene 
Röhrenjchneden, vie B,:Schnede, — Porzellan- 
ihnede (j. Borzellan); der V.⸗Schuh, Marien- 
ſchuh, eine Pflanze (Cypripedium L.); der ®,= 
Stein, eine Art zweiichaliger runder Mufcheln, 
auch Mutterjtein; venériſch (von lat. vener&us, 
Venus od. die Liebe betreffend 2c.), wolluſtkrank, 
luſtſiech, mit der Luftfeuche behaftet, angeftedt; 
von der Luſtſeuche herrührend; venerifche Krank⸗ 
pe auch Venerie, f. die Luſtſeuche, Unzucht- 
euche, eine von Unzucht und Ausſchweifung her- 
riihrende anjtedende Krankheit; Venulit, m. nl. 
veriteinerte Venusmuſchel. 

verachãen, dtich.-gr. (bei Klopſtock) zum Achäer od. 
Griechen maden, griechiſch bilden, vergriechen (vgl. 
gräcifieren. 

Zeracität,f.nl.(v.I.verax,Gen. veräcis, wahrhaft) 
die Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Glaubwürdigkeit, 
Wahrbheitgliebe. [verfhönern, ſchmücken. 

deradonifieren, dtſch⸗gr. zum Adonis (ſ. d.) machen, 

seraftordieren, diſch.fr. (vgl. Akkord) verdingen, 
in Stücklohn vergeben; die Koſten vereinbaren. 


Verbum 


veralziſen, dtſch.l. (vgl. Akziſe) verſteuern mit Ab- 
gabe belegen. us 

beralimentteren, dtich.-l. alimentieren. 

Veraͤnda, f. (engl. veranda, v. port. veranda, ſpan. 
baranda, verfl. barandilla; malay. bäranda, bu- 
randa, jandfr. waranda, hindoft. und perf. bar- 
ämadah, v. perſ. bar, auf, herauf, u. ämadah, ge- 
fommen, v. ämadan, fommen) eine offene Borhalle 
oder Sommerlaube längs einem Haufe; Garten- 
halle; überh. ein Borbau. 

verarrendteren (vgl. arrendieren), landſch. f. ver- 
pachten; Kerarreitieren, ſ. unter Arreft. 

Verätrum,.n. 1. Nieswurz; Beratrin od. Saba- 
‚dillin, n. ein —— Pflanzenbildungs⸗ 
teil, aus dem Sabadillſamen (v. Verätrum saba- 
dilla) dargeſtellt. 

verauktionieren, dtſch.l. ſ. Auktion. 

Verba verbal ꝛc. j. unter Verbum. — 

— ——— ballhorni— 

ieren. 

berbarrifadteren, dtſch.fr. (vgl. Barrikade) ver- 
rammen, verzäunen. | 

VBerbeng, 1. f. (I. verbenäca; dagegen verbena, ein 
heiliger Zweig von Xorbeer-, DOL- und Myrtenbäu- 
men), Eifenfraut, ein Ziergewächs von verſchie— 
denen Arten; Verbena chamaedryfolia (vom 
gr: chamaidrys, Gamanderlein), das ſcharlach— 

fühende Eifenfraut; Verbẽna⸗Ol, ätheriſches Ol, 

gewöhnl. Grasöl genannt, aus Andropogon crista- 
tus (Bartgras, das auf Ceylon wächſt) oder A. 
Nardus gewonnen (Nardenöl), zu Parfümerien; 
2.Berbeng, £. die ſpaniſche Kirmes mit Faſching. 

verberieren, |. (verberäre, von verber, n. Geißel) 
prügeln, geißeln, erfhüttern; Verberation, f. (l. 
verberatio) eig. Brügelung, Züchtigung; die Luft» 
erſchütterung, Schwingung, melde ven Schall ver- 

verbi causa, . unter Gerbum. lurſacht. 

Verbum, n., pl. Verba, l. das Wort; beſonders 
Sprachl. ein Zeitwort, Meldewort, Ausſagewort, 
Zuſtandswort, Wandelwort; das Verbum iſt ent- 
weder ziellos, wirkungslos (Intranfitivum, 
Neutrum), 3.8. id) ſchlafe, oder zielend, über- 
leitend (Tranfitivum), 3. B, id} lobe, und jteht, 
wenn e3 zur leßteren Art gehört, entweder in der 
Tatform, als tätiges Zeitwort (Aftivum), 3.8. 
ich Iobe dich, oder in der Leideform, als leidendes 
Beitwort (PBajjivum), z. B. du wirjt gelobt; Ne- 
benarten des zielenden Heitwortes find: das rüd- 
zielende oder rückwirkende (Reflerivum), — B. 
ich freue mich, und das gegen- oder wechſelſeitig 
wirkende (Reziprolum), z.B. wir lieben einan- 
der, fie zantten fi; — verbum anomälon oder 
anomälum, ein unregelmäßige3 et Vs 
auxiliäre, ein Hilfszeitwort; v. defectivum, 
ein in bezug auf jeine Biegungsformen mangel- 
haftes Zeitiwort; v. depönens, ein lateinijches 
Bwitter-Beitwort in pafjiver Form mit aftiver Be- 
deutung; v. factitivum, ein Bewirkungs-Zeit⸗ 
wort, 3. ®. räuchern; v. frequentativum oder 
iterativumy,ein Wiederholungszeitwort, z. B. klap⸗ 
pern, ſtreicheln; v. imporsonale, ein unperjön- 
liches Beitwort, z. B. es regnet; v. inchoativum, 
Beginnzeitwort, welches dag Übergehen in einen 
Zuſtand bezeichnet, 3. B. e3 tagt, er entichläft; v. 
intensivam, ein veritärfendes Beitwort, Ver- 
jtärtungszeitwort, 3. B. horchen von hören; — 
verbi causa oder gratia (eig. des Wortes wegen), 
zum Beijpiele; verbi divini minister, m. Diener 
des göttlichen Wortes; in verba magistri ſchwö⸗ 
ren, auf die Worte des Meifters oder Lehrers 


verchamerieren 


lings, ohne eigene Prüfung annehmen; a verbis 
ad verböra, von Worten zu Schlägen (fommen, 
übergehen 2c.); — verbäl (I. verbälis), und als 
Abverb verbaliter, aus Worten bejtehend; mört- 
(ih, die Worte betreffend, entg. real; buchjtäblich, 
von Wort zu Wort; Verbäl-Definition, f. die 
Bort-Erflärung; V.⸗Exegẽſe, f. die Wort-Erläu- 
terung od. -Erörterung; B.-Injurie, f. eine Be- 
leidigung duch Worte, mörtlicye Beleidigung, entg. 
Real-Injurie; V.⸗Note, f. ein mündlich vor⸗ 
getragenes (nicht ſchriftlich übergebenes) diploma— 
tiſches Schreiben; V.⸗Subſftantiv oder sub- 
stantivum verbäle, n. ein vom Zeitwort, beſ. 
dem Infinitiv und Partizip, unmittelbar abge- 
leitete3 Hauptwort; verbaliſieren, barb.-l. (fr. 
verbaliser) mündlich verhandeln; auch unnüße 
Worte machen, plappern, hin⸗ und herſchwatzen; 
Verbalität, f. nl. die Wörtlichkeit, Buchſtäblich— 
keit, der Wortverſtand; Verbidnz, f. barb.-I. die 
Geihmäßigfeit, Wortmenge; verbös, I. (verbösus) 
oder verbaß (fr. verbeux), wortreich, weitläufig; 
Verboiität, f. (fpätl. verbositas) die Wortfüle, 
Redſeligkeit, das Wortgepränge, der Wortſchwall; 
verbotenus, nl. wörtlich, bis aufs Wort. 

serdhamerieren (jpr. verih—; verderbt aus har- 
mieren, ft. charmer, mit der deutfchen VBorfilbe 
ver), gem. fich vergaffen, verlieben. 

serdartern, = hartern, ſ. d. 

serflaufulieren, diſch⸗l. f. Hlaujulieren. 

sercoafen, j. unter Coaks. 

verde antico, n. it. (v. verde=[!. viridis, e, grün) 
altes oder altertümliches Grün, ein mit Ralfftein 

emengter Serpentin; v. di Corsica, ein dem 
Sabbro verwandtes grünliches Geftein in Korſika 
2c.; v.d’Egitto (jpr.—dehdfgitto), eig. ägyptifches 
Grün, eine Art Cipollinmarmor. 

Berdeitillieren, dtich.-L.(vgl.deftillieren) verdünften, 
—— ngEN; vergeuden, verjchwenden, durch— 

ringen. 

Verdhandi, f. altnord. Fabell.eine der Nornen, ſ. d. 

Verditt, n. — (ſpr. werdickt; v. l. vere dictum, 
etwas wahr Geſprochenes) der Wahrſpruch, Aus— 
ſpruch, die Entſcheidung, beſonders der Geſchwo— 
renen⸗Ausſpruch. 

aloppieren, dtſchfr, (vgl. Galopp :c.), ſich —, 
fih übereilen od. verlaufen, einen Berjtoß machen, 
veritoßen. 

Berge, £. fr. (fpr. werſch'; l. virga, eine Gerte) Rute, 
Meprute, ein altes Längenmaß, — 17/,, alten 
Pariſer Ellen; Vergette, f. (fr. vergettes, jpr. 
werfegett’) die Bürſte (urjpr. von Reiſern gemacht); 
uneig. gejhorenes Stirnhaar, kurz gejchnittenes 
Fe a 

sergieren, I. (vergöre) neigen, fehren, lenken; ſich 
wohin neigen, übergehen. 

Vergue oder Verje, f. ein altes Getreidemaß in 
Amiterdam, von 6 Mingeln oder Mengelen. 

serhafelteren (vgl.hajelieren), auf eineleichtfinnige 
Weile über etwäs weggehen, vertun, vergeuden. 

serbunotbesieren, dtid.-gr. |. unter Hypothek. 

Bericles, pl. fr. (fpr. werif’[; von gleich]. [. vitri- 
cülum, v. vitrum, fr. verre, Glas) falſche Steine, 
Glasflüſſe. 

gerifizieren, nl. (vom I. verus, wahr, und faceẽre, 
maden) wahr madjen, bewahrheiten, die Richtigkeit 
einer Sache prüfen und dann dartun, bemweijen, be- 
fräftigen,beglaubigen,erhärten,beurfunden ; Veri⸗ 
fifation, f. die Bewährung, Bejtätigung, Bekräf— 
tigung, Beglaubigung, Beurfundung, der Erweis, 


ſchwören, d. i. defien Lehrfäge unbedingt, blind- 


Verp 909 


Beleg; Verififätor od. fr. Verificateur, m. (ſpr. 
w—töhr) ein Beglaubiger, Beftätiger der Wahr- 
beit od. Richtigkeit von Urkunden, Recnungen x. 

verintereſſieren, dtich.-L. (vgl. Intereſſe) verzinfen; 
fih verintereſſieren, Zinſen abwerfen oder ein- 
bringen, zinfen. 

veritas, f. I. (von verus, wahr) die Wahrheit; auch 
Verität, 3.8. die Verität einer ausftehenden 
Forderung, d. i. deren Wahrheit oder Richtigkeit 
(entg. Bonität) ;v.odium parit, Wahrheit erzeugt 
Haß od. macht verhaßt; en verite, fr.(jpr.ang weri- 
teh) in Wahrheit, wahrlich, in der Tat; veritable 
(jpr. weritdb’I) od. veritabel, wahrhaft, wirklich, 
—— echt, ungeheuchelt. 

Verje, ſ. Vergue. 

Verker, m. (urſpr. dtſch.; das Verkehren, mit Hin- 
ſicht auf den ſchnellen Glückswechſel; holl. varkeer, 

tr. verquier) ein bej. im Morgenlande bei den 
tabern, Türken 2c. übliches Brettjpiel, nad) Art 
des Damen- und Schachſpiels. 

berlizentieren od.verlizenten, dtich.-I.(vgl.Lizent) 
verzollen, verjteuern. 

berlutieren, dtich.-L. (vgl. Lutum zc.) verkitten, ein 
Geſchirr od. Gefäß, welches man im Feuer gebrau- 
chen will, mit einem genau pafjenden Dedel ver- 
ſchließen und mit einem Ritt verfleben. 

bermaledeien, j. maledizieren. 

Vermeil, n. fr. (fpr. wermäj; prov. vermeil, port. 
vermeilho,it.vermiglio,vomI.vermicülus,Bürm- 
hen, nämlich das die Scharlachfarbe gibt; aljo eig. 
—flermes od. Codyenille, f.d. u. vgl. Bermillon 
unt. vermis) rötlihe Farbe; feuervergoldete Sil- 
bermwaren. 

vermis, m. I. der Wurm, pl. vermes; vermis di- 
giti, m. der jogenannte Wurm am Finger; Vers 
micellen od. Bermickkit, pl. it. (jpr. wermitichelli) 
eig. Würmchen; feine Fadennudeln; vermifulär, 
nl. wurmförmig; Vermiluliten, pl. verjteinerte 
Röhren der Ringtiere; Vermillon, m. fr. (ſpr. 
wermijöng) Scharlahwurm; fein geriebener und 
zubereiteter Zinnober; vermifüga (sc. remedia), 
pl. nl. wurmtreibende Heilmittel, Wurmmittel; 
VBermination, f.|.(verminatio)dieWirmerfrant- 
heit, Wurmfrankheit, Wurmfudt; verminös (l. 
verminösus), voll Würmer, an Würmern leidend. 

vermöbeln, dtich.-fr. (vgl. Meuble u. mobil) gem. 
f. verfaufen, beſ. Haudgerät u. dgl. 

bernäl, I. (vernälis, von ver, Frühling) frühlings- 
mäßig, zum Frühling gehörig; Vernation, f. (l. 
vernatio, von vernäre, Frühling haben, ſich ver- 
jüngen zur Frühlingszeit) die Verjüngung, das. 
Ausſchlagen der Pflanzen im Frühling; das Häu- 

Vernier, — Nonius, f.d. [ten gemifjer Tiere, 

Berole, f. fr. (fpr. werdl; v. nl. variöla, j. Vario» 
len) genauer: Ja grande verole (jpr. — grangpd’ 
—), die Quftfeuche; la petite v6role (jpr.— p’tit’ 
—), die Boden. ; 

Veronitka, f. nl. weibl. Name (it.u.fpan. Verönica, 
fr. Veronique, neugr. Beronik®&, v. maced. Bere- 
nikö, f. gr. Pherenike) die Siegbringende, bej. die 
heilige Veronika, nach der Legende eine jromme 
Frau, die dem kreuztragenden EhriftusihrSchmweiß- 
tuch darreichte, auf welchem fich beim Abtrodnen 
das Angeficht des Heilandes abdrüdte (dab. auch 
der Name irrtümlich von verum icon, d. i. das 
wahre Bild, hergeleitet wird, vgl. Son); Ehren- 
preis, eine Pflanze von verjchiedenen, zum Teil 
arzneilihen Arten, aud Bier — 

Bed, n. ein altes Öetreidemah in Oftfriegland = 
47,81. 


910 derpartieren 


derpartieren, dtſch.l. (vgl. partieren) gem. f. etwas 

» widerrechtlich beifeite Schaffen, verbergen, um es zu 
entiwenden. 

verpönen, dtich.el. ſ. unter poena. 

derpofamentieren, Geld für unnütze Dinge (eig. 
Borten, vgl. Bojamentierer) ausgeben. 

Verrerie, f. fr. (fpr. wärerih; von verre, Glas, v. 
l. vitrum) Glasware; Verrillon, n.({pr. wärijöng) 
Slasfpiel, = Harmonifa; Verroterie, f. (ſpr. 
wäroterih) allerlei Kleine Glaswaren, 3. B. Glas⸗ 
forallen, Slasperlen zc.; Berrothypie, £. die Kunft, 
Kichtbilder auf Glas zu bringen. 

Verrũken, pl. I. (verrücae, v. sing. verrüca) Heilf. 
Warzen, bej. am Auge; verrufös od. berrufös 
(l. verrucösus), warzig; Verrutojität, f. nl. die 
Warzigfeit. 

ers, m. (vom I. versus, pl. versus, d. i. eig. Um⸗ 
fehr; v. vertere, |. vertieren; dann Furche, Reihe) 
eine Gedichtzeile od. Reihe, eine rhythmiſch geregelte 
Wortreihe in einem Gedicht; ein Kleiner Abjag, 
Sprucd eines Bibel-Rapitels, auch Verſikel, m. (I. 
versicülus, Berti. v. versus); versus cancrinus, 
m. ein Kreb3vers, — gr. Balindromo?, |. d.; 
versus memoriäles, pl. Gedächtnisverſe, Verfe, 
die dem Gedächtnis zu Hilfe kommen follen; verso 
sciolto (jpr.— ſcholto) pl. versi sciolti, od. verse 
libero (sc. della rima), pl. versiliberi. meift elf- 
filbige reimloſe Verſe (fr. vers blancs, "vr. währ 
blang, engl. blank verses, ſ. d.); Verfetto, m. it. 
od. Verfett, m. (fr. verset) ein Abjag, Versgeſätz 
(Strophe); Verjetten, pl. Tonk. Zmilchenfpiele, 
bef. in Geſangweiſen auf Orgeln; Verjifer, m. nl. 
ein Bermacher, Beröler, Reimſchmied; Berfifi= 
steren, |. (versificäre) Verſe machen; projaijche 
Gedanken oder Reden in Verſe bringen; reimen ; 
Verſifikation, £. (1. versificatio) die Bersbildung, 
der Versbau; Verjififator, m., Kerle: m. od. 
ft. Berfificateur (ſpr. w—töhr), ein Berjemacher, 
Berstünitler, Bersbauer. 

Berjade, f. fr. (pr. werkdhb’; von verser, aus- 
ſchütten, ummerfen, prov. versar, it. versare, v. |. 
versäre, umfehren,Berjtärfungszeitiwortv.vertöre, 
j. vertieren) da3 Ummerfen mit einem Wagen. 

Berjalien oder Berfäl-Buchftaben, pl. nl. (von 
versus, Zeile, Abiag) große Anfangsbuchſtaben. 

verjatil, [. (versatilis, v. versäre, drehen, umtrei« 
ben; vgl. Verjade) beweglich, wankend, wanfel- 
mütig, veränderlich; Berjatilttät, f. nl.dieDreg- 
barkeit, Gewandtheit, Geichmeidigfeit; WBeränder- 
lichfeit, Wandelbarkeit; Verſation, f. I. (versatio) 
das Drehen und Wenden, das Derumdrehen. 

Berfett, verifizieren ꝛc, Verſikel, |. unt. Vers. 

versicolor, versio, Verſion 2c., j. unter ver- 
tieren. 

berfieren, l. (versäri, d. i. eig. fi) umdrehen, um- 
treiben, v. versäre, umdrehen; vgl. Verjade) ſich 
mit etwa3 beſchäftigen, damit umgehen, in einer 
Sadıe veriiert fein, darin geübt, bewandert oder 
gewandt jetn. 

verso etc., j. unter vertieren. 

beriorten oder verjortieren, dtſch⸗fr. (vgl. Sorte 
ze.) in Sorten verteilen; mit den nötigen Sorten 
oder Warengattungen verjehen, befjer: ajfor- 
tieren. i 

veritudieren, ditſch⸗l. durch Studieren vertun oder 
verlieren; mit Studieren verbringen. 

Beriur ꝛc., verte, f. unter vertieren; versus 
etc., |. Vers. 

bertebräl, nl. (v. I. vertöbra, i. Gelent, Wirbelbein, 
bej. Rückenwirbel) Heilk. mwirbelbeinig, zu den 


Vescobado 


Wirbelknochen gehörig; Vertebräl⸗Arterie,— 
Wirbelſchlagader; V.-Syſtem, n. der vom Rüden- 
mark ausgehende Teil des Nervenſyſtems; Werte- 
bräte, pl I. Wirbeltiere. 

Berter, m. I. (Gen. verticis) der Wirbel, Scheitel, 
Gipfel; vertikäl, nl. ſcheitelrecht, lotrecht, ſenkrecht 
(=perpendifulär); Vertikäl-Feuer, n. Wurf- 
feuer, die in hohen Bogen gelenften Schüffe mit 
Bomben, Granaten 2c.; V.-Fläche, f. ſenkrech— 
itehende Fläche; W,-Mreis, m. der durch Scheitele 
und Fußpunkt des Beobachters gehende größt- 
Kreis der Himmelsfugel; ein Fernrohr mit fenft 
rechter Preisteilung zur Beobadjtung der Geſtirne; 
V.-Linie, f. eine Senflinie oder ſenkrechte Linie; 
B.-Uhr, k. Sonnenuhr aufeiner jenfrechten Fläche; 
B.-Brofil, n. fenfrechter Durchſchnitt; W,-Bro- 
jeftion, f. Standriß, Aufriß; V.⸗-Winkel, m. ein 
Senf od. Scheitelwinfel; Vertikale, f. die Senk— 
rechte; Pfoten; Vertizität, f. die Richtungskraft, 
3. B. der Magnetnadel. 

bertieren, |. (vertöre) wenden, kehren, umwenden, 
umfehren; überjegen, dolmetſchen; vertas, vertä- 
tur od. verte! wende um od. ſchlage um (Blätter, 
bei. Notenblätter); verso folio, Bi der Rehr- od. 
Nüdfeite; versicölor, buntfarbig, von mancherlei 
Farbe; al3 Hauptiwort ein Farbenwechsler, Achjel- 
träger; Verſion, f. nl. (versio) die Wendung, 
Form od. Sajlung einer Erzählung, eines Berid)- 
te3 2c.; die Lesart; Überfegung, Übertragung; 
versio interlineäris, eine zwijchenzeilige Über- 
ſetzung; v. in rem, Rſpr. die Verwendung in je- 
mands Vermögen, zu jemands Vorteil; die auf 
eine Sache gemachte Verwendung, welche dazu be- 
rechtigt, diefe Sache zurüdzuhalten; auch v. in 
utilitätem; v. uteri, Heilk. Umfehrung, Umftül- 
pung der Gebärmutter; Verfür od. Verjüre, f. 
l. da3 Ummwenden; das Öeldaufnehmen, Borgen; 
der Zinſeszinſenwucher; Kfipr. der Barenumjag, 
Umſchlag; in Polen die Zeit um Johannis, wo die 
Gutsbefiger in die größeren Städte fommen, um 
allerhand Gejchäfte abzumadhen; verſurieren, nl. 
umſetzen, umfchlagen. 

Vertigo, f. I. der Schwindel; vertiginds (I. ver- 
tiginosus), ſchwindelig, ſchwindelköpfig, rappel- 


köpfig. 
— (fein Fremdwort, ſondern, v. niederd. ver⸗ 
trecken, verzerren, von niederd. treden, ziehen) 
verzogen, verichroben, verzerrt, ſeltſam gejtaltet. 
Bertügdde oder Vertügaͤle, f.. auch VBertügadin, 
m. fr. (ſpr. — entſt. aus vertu-garde, 
vertu-gardien, d. i. — engl. daraus 
entſtellt farthingale) ein Reif an Frauenkleidern; 
ein Reifrock, ein Wulſt oder Kiſſen, von Frauen 
über den Hüften unter dem Rocke getragen. 
Vertumnus, m. I. (v. vertere, wenden) Fabell. der 
Wendegott, Gott der Veränderung, der wechjeln- 
den Jahreszeiten 2c., guch Öartengott, deſſen Ge- 
liebte Pomona war; Vertumnalia, pl.diediefem 
Gotte zu Ehren im Oktober gefeierten Zelte. 
Verve, f. fr. (jpr. werw'; v. Ipätl, verva, Widder- 
£opf, wegen des — chen Ausſehens desſelben; 
vgl. wegen der Begriffsentwickelung Caprice; n. a. 
v. I. fervor, Glut) eig. wunderliche Laune; Begei— 
jterung, Schwung, Feuer. 
vesania oder Veſanie, f. 1. (v. ve-sänus, unjinnig, 
wahnfinnig, v. sanus, gejund; vgl. Sanität) der 
— — * et ae 
escovado oder Vescobdto, m. it. (— 1. episco- 
atus, f. Epiffopat) dag Bistum, die bifhöfliche 
ürde. | 


vesica 


vesica, f. I. die Blafe, def. Urinblafe; Blatter; Ve— 
jifäl-Arterien, pl. Harnblafenpulsadern; Veſi— 
cantia, pl. nl. Heilf. blafenziehende Heilmittel, 
er Veſicatorium, n. ein Blajen- oder 
ugpflafter, Spantich-Fliegenpflafter, eine ſpaniſche 
dliege; Veſikulãär-Syſtem, n. l.-gr. (v. vesicüla, 
ein Bläschen) die Bläschenlehre, nad) welcher das 
Aufiteigen der Dünfte in der Luft und die Erhal« 
tung derjelben in Geſtalt der Nebel und Wolfen 


aus der Entjtehung hohler Bläschen erklärt wird. 


Veiper, f. I. (vesper, m. u. vesp£ra, f.) eig. Abend, 
—— — der Nachmittagsgottesdienſt, die 
bendmeſſe; in der kathol. Kirche die vorletzte der 
7 kanoniſchen Horen (vgl. hora) oder Tagezeiten, 
amtlichen one und Complet; fizilifche oder ſizi— 
ianijche Befper, die Ermordung aller franzöf. 
Befagungen, welche in Sizilien 12823 zur verab- 
redeten Zeit des Bejper-Läutens durd) die fizi- 
liſchen Bürger geſchah; Veſper-Bild, n. die Dar- 
jtellung de3 vom Kreuze genommenen und in den 
Armen der Mutter Maria gehaltenen Reichnams 
Eprifti; V.-Brot, n. [.-dtich. das Nacjmittagse, 
Halbabendbrot, im füdlichen Deutjchland: Vieruhr- 
brot; V.⸗Predigt, f. die Nachmittagspredigt; 
veſpern, das Nachmittagsbroteſſen; Wejpertiner, 
m. (vom l. vespertinus, abendlich) Nachnıittags- 
oder Abendprediger. 

Veſta, f. I. Fabell. die Göttin des Herdes od. Haus» 
feuers, da3 Sinnbild der häuslichen Glückſeligkeit, 
Sittfamfeit u. Keufchheit, bei ven Griechen Heitia, 
eine Tochter des Saturn und der Rhea; aud ein 
von Olber3 1807 entdedter Blanet; Vejtalien, 

l. (l. Vestalia) der Veſta zu Ehren gefeierte röm. 
Kite im Monat Junius; Wejtälinnen, pl. (I. 
Vestäles, sc. virgines) 'Briejterinnen der Veſta, 
Jungfrauen von unverbrüchlicher Keufchheit und 
jtrenger Eingezogenheit, die das immerwährende 
heilige Feuer im Tempel diejer Göttin unterhalten 
mußten ıc. 

Veſtarius, m. l. (v. vestis, Kleid) ein Kleiderhänd- 
ler; bei ven Katholiken ein Aufjeher über die Kir- 
chengeräte und Meßgewänder. 

Veſtibülum, n. L., fr. Veſtibüle (pr. weſtibühl), 
der Vorhof, Eingang ins Haus; Vorjaal, die Haus- 
fur, Borhalle, das VBorhaus. 

Beitigien, pl. |. (vestigia, v. sing. vestigium) Fuß 
itapfen, Spuren; vestigia me terrent, die Fuh- 
jtapfen jchreden mich ab, d. h. ich jcheue mich, 
weiter zu gehen (fo jprach der Fuchs zum kranken 
Löwen in der befannten Fabel); dad. nec te ve- 
stigia terrent, nahe Gefahren ſchrecken dich nicht, 
Wahlſpruch verichiedener großer Männer; e ve- 
stigio, auf der Stelle, ſogleich; veſtigieren (I. 
vestigäre), nachſpüren. 

Beititür, f. nl. (v. vestire, fleiden, v. vestis, Kleid) 
die Kleidung, Einkleidung. 

Bejün, m. !. (Vesuvius) ein feuerjpeiender Berg bei 
Neapel; Veſuviän, m. nl. eine dem Granat ver- 
wandte Steinart, vom Befuv ıc. 

Beterän, m. |. (veteränus, v. vetus, Gen. vet£ris, 
alt), pl. —en, ein Altföldner, alter erprobter 
Krieger; alter, erfahrener od. bewährter Geſchäfts— 
mann, Gelehrter 2c.; Veteraͤnz, f. nl. die Dienit- 
ruhe, der Stand eines Ausgedienten. 

Beterinarius, m. l. (v. veterinae, sc. bestiae, od. 
veterina, sc. animalia, Zajt- oder Zugvieh, von 
veterinus, tragend oder ziehend, wahriceinl. zgez. 


aus vehiterinus, v. vehere, führen, tragen, ziehen) 


oder Veterinär (fr. veterinaire), ein Vieh- oder 


Viadro 911 


narius), eig. Laſt⸗ vd. Zugvieh betreffend; tierarz- 
neilich, tierärztlih; WVeterinär-Hunde oder V⸗ 
Wiſſenſchaft, f. (I. medicina veterinaria) Tier- 
arzneifunde, Tierheiltunde; B.:Schule, f. Tier- 
arzneiſchule. 


| veto, I. (Inf. vetäre) ich verbiete, verwerfe, willige 


nicht ein, der Ausfpruch, mit welchem die altröm. 
Volkstribunen einen Senatsbeſchluß verwarfen; 
dah. das Veto, das Verwerfungswort, die Ber- 
werfung, das Verbot, die Mißbilligung; das Ver- 
werfungs- od. Berneinungsredt, 3. B. eines Mon- 
archen, die gejeßliche Befugnis, durch feinen Wider- 
ſpruch einen von einer Berfammlung gefaßten Be- 
ſchluß zu entkräften; man unterjcheidet ein abjo- 
lutes Beto, d.i. ein volljtändiges, unbedingtes, 
und ein fuspenfives Veto, d. i. ein aufſchie— 
bendesBerwerfungsrect; liberum veto, dag freie 
Verneinungd- oder Verweigerungsredt. 

Vettel, f. (v. I. vetüla, von vetülus, ältlich, Verkl. 
v. vetus, alt) niedr. ein altes, gemeincs Weib; eine 
‘gemeine, liederliche Dirne. 

Bettlra, f. it. (v. I. vectüra, Fuhre, v. vehi, fahren) 
ein Fuhrwerk, eine Lohnkutſche; Vetturino, m. 
ein Lohnfuhrmann, Lohnkutſcher in Italien. 

vetus testamentum, I. das alte Teftament, |. 
Teftament unter tejtieren. 

Veren od. Yren, = Kretinen, j. Kretin. 

vexieren, |. ‘vexäre) plagen, quälen, beunruhigen, 
bedrängen, neden, foppen, zerren. jheren, hudeln, 
zum beiten haben, täuſchen; Vexiererei, k. lodtſch. 
die Quälerei, Neckerei, Hudelei 2c.; Vexier, n. zum 
Vexieren Dienendes, beſ. eine Sicherheitsvorrich- 
tung an Kunſtſchlöſſern, ohne deren Kenntnis man 
auch mit dem richtigen Schlüſſel nicht öffnen kaun; 
daher: Verier- Schloß, n. Sicherheitsſchloß; V.⸗ 
Becher, ın. ein Neckbecher; V.-Doſe, f. eine Ned» 
dole; B,-Spiegel, m. ein Täuiyungsipiegel, wo— 
mit man angeführt oder getäufcht wird; B.:Mürs 
fel, m. ein Täuſchungswürfel; Vexation, f. (I. 
vexatio) die Beläftigung,, Plage, Bedrückung, 
Kränkung, der Verdruß, Arger, die Nederei. 

Vezier, oder r. Weſir, m. arab.(wesir, wasir, eig. 
Stütze, Zaftträger, von wasara, tragen) ein Unter- 
jtüger, Staatsverwalter, Staatsrat oder Miniiter 
des türk. Kaiſers; Großz-Vezier (türk. wesiri 
asem u. wesir asem), Ober-⸗Miniſter, der oberite 
Staatsbeamte im türfifchen Reide. 

vezzosam6öute,it.(jpr. wez— ; v. vezzo, angewöhnte 
Unart, Beluftigung, Liebkoſung, LZiebreiz, fpan. 
vezo, vicio, prov. vetz, v. |. vitium, Fehler) Tonk. 
zärtlich, weichlich. 

vi, l. f. unter vis. 

via, f. I. der Weg; das Mittel, die Art; via, it. auf 
Briefen, Päſſen ꝛc.: über, durch (Bezeichnung des 
zu nehmenden Weges); via crucis, I. der Kreuz. 
oder Kreuzigungsweg, bei den Kathol. ein Betweg 
mit Bildern aus der Keidenögeichichte Jeſu Chriſti; 
via gratiae, auf dem Wege der Gnade; in via, 
im Wege, d. i. durch das Mittel, 4.8. i. v. juris, 
im Wege Rechtens; Viaduft, r. Viädütt, m. nl. 
(viaeductus) die Wegleitung, Wegbahnung; ein 
fiinftlich angelegter Weg, ein großer Straßenbau, 
bef. durch Überbrüdung eines Tales, Sumpfes ꝛc.; 
Landbrücke, Überführung oder Unterführung; 
Viaduftbahn, Hochbahn, Pfeilerbahn; Viati⸗ 
tum, n. l. ein Reilegeld, Behr- oder —1 
das einem Sterhenden erteilte heilige Abendmahl; 
auch die letzte Olung; Viatorium, n. ein Weg- 
meſſer, = Hodometer. 


Tierarzt, Roßarzt ꝛc.; veterinär(iſch) (I. veteri- | Viädro, wiſ. Wiadro. 


912 VBiädurt 


Viãduct, Viaticum zc., ſ. unter vie. 

vibrteren, lat. (vibräre) erſchüttern, ſchwingen, — 
ofzillieren; zittern, erzittern, beben, trillern; 
vibräto. it. Tonf. bebend, zitternd, en: 
Vihrabilität, f. nl. die Schwingbarkeit, die ab- 
wechjelnde Spanrung und Erſchlaffung von 
Körperteilen; Vibration, f. (ſpätl. vibratio) die 
Schwingung, Bebung, = Dfzillation; das Bit- 
tern, Trilern; Vibrationsſhyftem, n. l.-gr. jede 
Lehre, die gewiffe Erſcheinungen (4. B. die des 
Lichts) aus Schwingungen erklärt, die ſich in 
einem elaftiijhen Mittel fortpflanzen (bezügl. der 
Richterfcheinungen auhUndulation3- Theorie 
genannt); Vibroſkoͤp, n. logr. der Schwingung3- 
beobadhter, ein von A. Töpler in Riga verfertigted 
Snitrument. 

Vibrionen, pl. in faulem Wafjer, im Bodenfaß des 
Bieres ꝛc. entitehende Schimmelpilze. 

Vibuͤrnum, n. 1. eine Pflanzengattung von verichie- 
denen Arten, wozu der Schlingbaum (Viburnum 
lantäna) und der Schneeball (V. opülus), ein be- 
kanntes Ziergewächs, gehören. 

vice, lat. (von einem nicht gebräuchl. Nom. vicis, 
Wechſel, Wechjelfeitigkeit 2c.) eig. an der Stelle, an— 
ftatt; in Zuſammenſ. Unter- oder Vertretungs-, 
3. B. Vize-Admiral, m. Unter-Flottenführer; 
Vize-Direktor, m. jtellvertretender Vorſteher; 
B.:König, m. jtellvertretender König, Unterfönig, 
Statthalter, oberd. aud) Schaltfönig 2c.; Vicedom 
oder Viztum, m. (entjt. aus dem I. vicedominus, 
fr. vidame) eig. ein Statthalter, Stellvertreter eines 
Fürſten; ein 5 geiſtlicher Güter, Stifts— 
hauptmann, Oberamtmann; vice versa, um— 
gekehrt, hinwiederum, im entgegengeſetzten Falle; 

ices, pl. ums oder abwechſelnde Amtsverric- 
tungen, Gtellvertretung, 3. B. jemandes Vices 
vertreten, feine Stelle oder jein Amt verwalten. 

Bice, m. engl. (jpr. weiß) eig. Laſter, Fehler; der 
Hansmwurit des alten ——— Dramas. 

Bicennium, n.!.(v. vicles, zwanzigmal, u. annus, 
Jahr) ein Zeitraum von zwanzig Jahren, eine 
zwanzigjährige Zeit. 

Sicefimieren, nl. (vom l. vicesimus, a, um, der ꝛc. 
zwanzigite) den Zwanzigſten auglofen und ber- 
urteilen oder hinrichten laſſen (vgl. dezimieren); 
Viceſimation, f.Tpätl. (vicesimatio) altröm. Aus— 
lojung des 20ſten Mannes aus einer großen Ber- 
brecherrotte zur Hinrichtung. 

sicinäl, lat. (vieinälis, e, von vicinus, Nachbar ıc.) 
nachbarlich; Vicinal-Bahn, Nebenbahn; V.⸗ 
Wege, V.⸗Straßen, pl. Nachbar⸗ oder Neben- 
wege, die nur benachbarte Dörfer verbinden und 
nicht Poſt⸗ und Landſtraßen find. 

sictdß, j. vitiös unter Vitium. 

Vicogne, |. Bigogne. 

Bicomte, m. fr.(jpr. wilöngt’; entit. aus vicecomte, 
ml. vicecomes, engl. Biscount, jpr. weifaunt; vgl. 
vice) eig. = Bize-Öraf, Untergraf, Sohn eines 
Grafen bei Lebzeiten des Vaters jo genannt, der 
Befiger einer Herrſchaft in Frankreich; auch bloßer 
Adelstitel, zwiſchen Reichsgraf und Baron ftehen- 
der Adel. 

vietus, ın. [. (v. vivere, leben) Lebensweiſe; Lebens⸗ 
mittel, Unterhalt; vietus et amictus, m. Nah- 
vung u. — Viktualien, pl. (jpätl. victua- 
fa) Lebensmittel, Eßwaren; dah. der Viktualien—⸗ 
händler, ein Händler mit allem, was zum Leben 
gehört, bei. Eßwarenhändler ꝛc.; Wiftualien- 
Brüder, Vitalienbrüder oder VBitalianer, pl. 
gefürchtete Seeräuber im 14. und 15. Sahrh. in 


Bigie 


der Djt- und Nordfee, urfpr. Bürger aus Roftod 
und Wismar, die auf Befehl ihres Herzogs Schiffe 
ausrüfteten und den ihnen begegnenden Schiffer 
Viktualien abforderten, die fie den belagerten 
Stodholmern zuführten. 

Vicuna, ſ. Vigogne; Vidar, |. Widar. 

Bidame, ın. fr. = Vicedom, f.d. 

vide oder videätur! I. (v.videre, fehen) fiehe, ſieh 
nad), oder man fehe! (nämlich, die angeführte Seite 
eine3 Buchs 2c.); vid&ant consüles, ne quid res- 
publica detrimenti capiat, mögen die Konfuln 
dahin jehen, daß der Staat feinen Schaden nehme, 
bei den Römern die Faffung eines Beſchluſſes, 

durch welchen die Konfuln in gefahrvollen Zeiten 
mit größerer Gewalt ausgerüftet wurden; jegt ein 
Ruf zur Vorſicht; videlicet (entft. aus videre 
licet, d. i. man kann fehen), wie leicht zu fehen, 
freilich, offenbar; nämlich; videtur, es ſcheint, 
dünlt; das Vidẽtur, die Meinung, das Gutachten, 

. B. jein Videtur geben, feine Meinung oder 
in Gutachten über etwas geben; vidi, ic) hab’3 
gejehen; gejehen; vidit, er hat’3 gejehen od. durch— 
gejehen; vidimus, wir haben es gejehen, durch— 
gejehen u. verglichen; Vidimus, n. eine Beglau- 
bigung, ein Beglaubigungsicein; vidimieren, 
barb.-l. (fr. vidimer, v. I. vidimus, wir haben es 
nelehen oder verglichen) beglaubigen oder gericht- 
ich bezeugen und bejtätigen, daß eine mit dem 
Original verglihene Abſchrift richtig oder gleich— 
lautend jei; pidimiert, beglaubigt; Vidimation, 
f. die Beglaubigung, amtlihe Bergleihung und 
Beitätigung einer Schrift; pro vidimatiöne, 
Durdfichtsgebühr; copia vidimata, f. beglau- 
bigte Abjchrift; pidteren, unterjchreiben; beichei- 
nigen. 

Widelle, f. fr. (von vider, leeren) ein Badrädchen, 
Teigrädchen; auch ein Blech zum Aushöhlen vor 
Früchten. \ 

vidi, vidimus, vidimieren 2c., vidit, ſ. unt. vide. 

Bidnalitium, n. ni. (v. |. vidüus, a, um, getrennt, 
beraubt, gatten!o3, dah. vidüa, Witte) dad Wit- 
tum, der einer Witwe ausgeſetzte ſtandesmäßige 
Unterhalt; Viduität, f. (viduitas) der Witmen- 
od. Witwerjtand, das Verwitwetſein, die Bermit- 
wung. 

Vielfrak, m. (nicht von viel freſſen, jondern ver- 
derbt aus dem finn. fiällfrass, d. i. der Yeljen- od. 
Bergbemwohner) ein bärenartiges Säugetier in den 
Nordländern. 

View, engl. (ipr. wjuh), Blid, Ausficht, Anficht. 

vif, fr. (fpr. wif; v. I. vivus) lebendig, munter, friſch, 
feurig. 

Binte, f. fr. (fpr. wiſchih; v. l. vigilia, das Wachen, 

he Wache) die Maftwache, der Ausguder; wigie 

lieren, 1. (vigiläre, v. vigil, mad), munter) wachen, 
aufmerffam fein, ſcharf beobadıten, aufpafien, 
fahnden; vigildnt (vigilans), wachſam, aufmerf- 
ſam, umfichtig, ſorgſam; Wigtldnt, m. der Wäch⸗ 
ter, Aufſeher Aufpaſſer; vigilantibus leges sunt 
scriptae, für die Wachenden find die Geſetze ge- 
fchrieben, d. t. um fein Recht au ‚wahren, muß man 
wachſam fein; Vigilanz, f. (.vigilantia) die Wad)- 

famleit, Sorgfalt, Vorſicht; Bigilänz-<chein, m. 

Rſpr. ein von der Lehnskanzlei einem Lehnsmann 

erteiltes fchriftliches Zeugnis, daß er Die Erneue- 

rung des Lehen? zu rechter Zeit nachgejucht habe; 

Vigilie, f. (l. vigilia) das Wachen, achtwachen; 

bei den Römern auch die Nachtwache, der vierte 

Zeil der Nacht, ein Zeitabjchnitt von 3 Stunden; 

die Wachlamteit; weibl. Name: die Wachſame; Vi⸗ 


Vigintivir 


gilien, pl. (I. vigiliae) Nachtwachen; in der römi⸗ 
chen Kirche Vorabende der hohen Feſte, Vorfeſte; 
Seelenmefjen, Totenfeier, nächtliche Gebete zum 
Seelenheil eines Berjtorbenen vor der Beerdigung; 
Vigilarius, m. nl. ein klöſterlicher Morgenmweder, 
der Ordensgeiftliche, welcher zur Nacht- od. Mor- 
genandacht weden muß. 

Vigintivir, m. (v. viginti, zwanzig, u. vir, Mann) 
ein Zwanzigmann, Zwanziger, Mitglied des Vi— 
gintiniräts oder Zmwanzigeramtes. 

Bigna, f. it. (fpr. winja) oder Vigne, f. fr. (fpr. 
winj’; v. [. vinea sc. terra, v. vinum, Wein) ein 
Weinberg, ländliches Lufthaus; Vignette, f. (ſpr. 
winjette) ein Verzierungsbildchen, Drudzierat, 
Drudverzierung, Titelbildchen, kleiner Kupferſtich 
oder Holzichnitt als Zierat auf dem Umjchlage, 
zu Anfang oder zu Ende eined Buchs, wozu ehe- 
mals Weinblätter ıc. üblich waren. 4 

Bigogne, f. fr. (ſpr. wigdnj’) oder jpan. Vicuña 
‘pr. wifünja; urſpr. peruaniich) das Schaffamel 
in Beru, von der Öröße einer Ziege, und die feine, 
feidenartige Wolle davon, Vigognewolle (auf) 
Bicognemolle). 

vigor, m. l. (von vigere, leben, lebhaft fein) oder 
Vigueur, f. fr. (ipr. on die Lebenskraft, Xeb- 
baftigkeit, Stärke, Volltraft, der Nachdruck; vigo⸗ 
rös, nl, od. vigoureux. fr. (fpr. wiguröh) ſtark, 
rüftig, kraftvoll, voll Lebenskraft, lebhaft, friſch, 
munter; vigor6so, vigorosamente und con vi- 
göre, it. Tont. Fräftig, mit Nachdrud und Xeb- 
haftigkeit. 

Vitarcius), m.l.(vicarius, ſtellvertretend, v. vice, 
j.d.) ein Amts⸗od. Stellvertreter, Verweſer; beſ. 
ein ſtellvertretender Hilfsgeiſtlicher; vicar, m. 
(ſpr. wikker) in England ein Unterpfarrer, Land— 
prediger, ein Geiſtlicher, der nur den kleinen, nicht 
den ganzen —— bekommt, wie der Rektor; 
Reichs-Vikarius, Reichsverweſer; vicarius 
apostolicus, ein Vikar des Papſtes, ein Groß— 
Vikar, Stellvertreter der höchſten geiſtlichen Macht, 
da, wo kein eigentlicher Biſchof iſt; y. a. caſstron- 
sis, ein katholiſcher oberſter Feldprieſter, Ober- 
feldpropſt; Vikariät, n. od. Vilarie, f. nl. die 
Stellvertretung; Vikariät, bei. das bifchöfliche 
Obergericht, weldyes im Namen des Biſchofs od. 
Erzbiſchofs ſpricht; vikarieren (fr. vicarier), je- 
mandes Stelle vertreten; aushelfen. 

Biling, m.(jpr. wit—) altnord. (vikingr) ein Kämp⸗ 
fer, Krieger, Held, bei. Seeheld; dah. Vikinger— 
fahrten, pl. die abenteuerlichen Seefahrten der 
Normänner, 

Biltor, m. I. (v. vincere, fiegen) männl. Name: der 
Sieger; Viktoria, f. der Steg; Zabell. die Siege3- 

öttin, — gr. Nike; als weibl. Name: Siegerin; 

ternk. ein Ajteroid, 1850 durh Hind entdedt; 
Vittoria Ihieen, den Sieg durch Freudenſchüſſe 
eiern; Vittoria-Orange, n. aus Kreofot und 
Salpeterfäure hergeitellte goldgelbe Farbe, mittels 
deren Wolle und Seide gefärbt wird; Victoria 
regia, f. die Königin der Waflerpflanzen, eine 
große u. ſchöne Art der — ihre (Nym- 
phaeac£ae), der Königin Viktoria von England zu 
Ehren jo benannt; wiltoriös (lat. victoridsus, 
fr. vietorieux), fiegreich, fieghaft; #iktorifieren, 
barb.-l. Per, den Sieg davontragen, 
Biltrig, f. I. die Siegerin, ein Beiname der Ve— 
nus, weil fie, von Paris für die ſchönſte Göttin er- 
Hlärt, die Juno und Minerva befiegte. 

bilain, fr. (jpr. miläng; urfpr. villain, d. i. Bauer, 
bäurifch, gemein, prov. vilan, it. u. fpan. villano, 


Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl, 


Vincenz 913 


ml. villänus, von villa, Dorf; vgl. Villa) niedrig, 
a garftig, ſchmutzig, 
übi 


Bilajet, n., r. Belajet, j.d. 

vilis, e, [. feil; gemein, wertlos, ſchlecht; Miöris 
conditiönis, von ſchlechterer Beichaffenheit od. ae- 
tingerer Güte; experimöntum in corpore vili, 
ein Verſuch an einem wertlojen Körper, z. B. ver- 
juchsweife Anwendung eines das Leben gefährden- 


. den Mitteld an Tieren von geringem Werte; daher 


corpus vile, wertlojes Berfuchsobjett; vilipen⸗ 
dieren (I. vilipendöre), Degen: 

Villa, f. I. pl. Villen (lat.vilia, uripr. Verkl. von 
vicus, alfo Dörſchen, Ortchen, fr. ville, Stadt), ein - 
altröm. od. ital. Landhaus oder Landgut; Land» 
fig, Herrenhaus, Landhaus, Gartenhaus, länd- 
liches Wohnhaus, Sommerfiß; fpan. (pr. wilja) 
ein Flecken, Marttfleden, eine Stadt ohne Stadt- 
rechte und Bilchofsfig, entg. Ciudad; Willens 
Kolonie, f. Landhaus-Anfiedelung, Gartenort; 
V.⸗Terrain, n. Zandhaus-Grundftüde. 

Billaneico, m. jpan. (fpr. willjanßiko; vom ſpan. 
villano — mlat. villanus, fr. vilain [j. d.], urjpr. 
Ländliches Lied, Volkslied) ein ſpan. Kirchenlied 
mit muſikaliſcher Begleitung an gewifjen Feittagen, 
be. Weihnachtslied. 10299 

Billandla, f. it. od. Villanelle. fr. (v. it. villäno, 
ml. villänus, bäuriſch, ländlich) ein Hirtenliedchen, 
eine Art alter, ländlicher oder den Vollston nad)- 
ahmender Xieder, eine Art Bauerntanz; Villeg⸗ 
giatura, f. it. (fpr. willedſchatüra, v. villeggiäre, 
auf dem Lande Ichen; vgl. Billa) Erholungs- 
aufenthalt auf einem — Sommerfriſche. 

Billifation, I. (villicatio, v.villicäre, villicari, ein 
Landgut bewirtichaften, und dieſes v. villa, ſ. d.) 
die Bewirtſchaftung eines Gutes. 

villãs, lat. (villösus, von villus, langes Tierhaar) 
flodig, zottig, haarig, faferig, filzig, rauh; villosa 
tunica, f. eilt Slodenhaut; Villoſität, f. nlat. 
Rauhigkeit, Zottigfeit. 

vin, m. ft. (fpr. wäng; v. [. vinum) Wein; vin 
brul6 (jpr. —brüleh), gebrannter Wein, eine Mi- 
hung von Rotwein, Zuder, Mustatrinde, Zimt, 
Koriander 2c., über glühenden Kohlen mit einem 
Eßlöffel Rum,den man über dem Weine anzündet; 
vin de Bourgogne (fpr. wäng d’burgönj’), Bur- 
gunderwein; v. de Graves, Graveswein uſw.; 
vinaigre, m. fr. (fpr. winäg’r; d. i. eig. jaurer 
Wein, v. aigre, ſauer) Weinejlig, Eſſig; Mag > 
ä Pestragon (fpr. —gong), Dragüneſſig; v. des 

uatre voleurs (fpr. — dä fatt’r wolöhr), der 
Sier-Räuber-Eifig, Spigbuben-Ejfjig, auch Peit- 
Eſſig, ein angeblih von 4 Räubern erfundener 
Eſſig, aus Naute, Salbei, Wermut, Münze und 
Lavendel bereitet, womit fie ſich zur * einer Peſt 
gegen Anſteckung geſichert haben ſollen; v. de 
toilette (jpr. toalett’), Dufteifig, Schönheitseſſig; 
v.sans paroillo(ſpr. Bang parej’), feinſter Tafel⸗ 
eſſig; Vinaigrerie, f. (pr.winägrerib) die Ejjig- 
brauerei, Eſſigfabrik; Vinaigrier, m. (ſpr. —nü- 
grjeh) ein Eſſighändier; die Eſſigflaſche; Vinai— 
grette, f. eine talte Eſſigtunke; Vinalien, lat. ſ. 
unter vinum; Bindfie, f. fr. Halbwein, Nachwein; 
Vinaſſe, f. Treiterwein; Schlempe. 
inen, f. I. Sinngrün, ein Ziergewächs. 

Bincenz, nlat. Vincentius, m. (v. vincöre, fiegen) 
männl. Name: der Überwinder, Sieger; Vincens 
tinsberein, ein 1833 zu Paris gegründeter, feit- 
dem auch in Deutichland, Ofterreid) uſw. verbrei- 
teter Fatholifcher Wohltätigfeitsverein. 

53 


914 Bindeminire 


Vindemiaire, j. Vendemiaire. 

sindizieren, [. (vindicäre) eig. rächen, ſtrafen; ret⸗ 
ten, verteidigen, beichügen; einem od. fich etwas —, 
als Eigentum in Anjpruc nehmen, behaupten od. 
zurüdfordern, es fi anmaßen; zuſchreiben, zueig- 
nen, in Befig nehmen; zuiprechen, zumeifen; Vin— 
difation, f. (I. vindicatio) die Rache, Rettung, 
Verteidigung, Ehrenrettung, Rechtfertigung; die 
rechtliche Zueignung, Behauptung oder —— 
derung einer entwendeten od. rechtlich zuſtändigen 
Sache, der Anipruc darauf als auf ein Eigentum; 
Bindikations=Klane, f. Eigentumsklage, auch = 
Vindicta, ſ. d.; V.-Recht, n. das Zurüdforde- 
rungsrecht von Waren wenn der Käufer vor der 
Bezahlung falliert; vindikativ, nl. ſtrafend, rä- 
chend, rächeriſch, rachgierig; Vindizien, pl.l. vin- 
diciae) = Vindikation; Vindicta, k. Rache, 
Beſtrafung; öffentliche Verfolgung u. Beſtrafung 
der Verbrecher; Klage wegen zugefügten Schadens; 
bei den alten Römern auch der Stab, mit welchem 
ein freizulafjender Sklave berührt wurde. 

Nindoböne, f. l. altlateinifher Name Wiens. 

Rinda, f. I. eig. Weinberg; ein Schutzdach für Be- 

Vingolf, ſ. Wingoff. [lagerer. 

vingt-un, n. fr. (ipr. wängtöng) Einundzmwanzig, 
ein befanntes Glücksſpiel mit franzöſiſchen Karten. 

Vinifikator, vino etc., f. unter vinum. 

Vinktür, f. I. (vinctũra, von vincire, binden) die 
Binde, das Band; Verbindung; Winchlum, n. 
ein Band, eine Feſſel; vincülum conjugäle, da3 
Eheband; vinkulieren, nl. binden, feſſeln; jchlie- 
Ben (Verträge); eingehen(Berpflichtungen), fich ver- 
pflichten. 

Binland, d. i. Weinland, normannifche Anfiedlung 
in Nordamerita (1000 n. Chr.) in der Gegend des 
heutigen Mafjachujets. 

Vintem, Bintin, m. port. (fpr. winteng; v. vinte 
— |. viginti, zwanzig) eine Rechnungsmünze in 
Portugal = 20 Reis oder ungefähr 9 9. 

Vintſchgau, m. das in Süptirol gelegene obere 
Etſchtal. 

vinum,n.[. Wein; vinum admissionis, Antritts- 
wein,da8®ajtmahleines neuaufgenommenenDdont- 
herrn; v. missäle, der Meßwein; vino greco, m. 
it. eig. griechiicher Wein (weil die Reben dazu aus 
Griechenland gefommen find), ein ital. edler Wein, 
der am Veſuv gebaut wird; v. nero, m. ital. Rot⸗ 
wein; v. 8ECCO, m. ital. Trocdenbeerwein, von ges 
trodneten Trauben, vgl. Sekt; v. tinto, f. Tinto; 
Binalien, pl-!.(vinalia) das Weinfejt bei den alten 
Römern am 22. Xpril u. 19. Auguſt; Bintfilätor, 
m.nl. eig. Weinmacher, Weinbereiter, eine röhren- 
artige bleherne Sorrichtung zur verjchloflenen Gä- 
rung des Weinmoftes, erfunden von Gall in Kob⸗ 
lenz 1826; vinolent, I. (vinol&ntus) weintrunfen; 
Binolenz, f.l (vinolentia)die Weintrunfenheit,der 
Weinrauſch; Vinométer, m. L.-gried. ein Wein- 
mefjer; Binophobie, £.die Weinſcheu, der Weinhaß. 

Biöla od. BioleL., £. (I. viöla, it. viöla) dag Veil- 
chen und verſchiedene andere Blumen mit veilchen- 
ähnlidem Gerud, 3. B. die Nadhtviole; aud 
Zaubbüjchel an den Strebebögen, Giebeln u. Spig- 
fäulen gotifher Bauart; Viöla Matronälis, 
Frauenveilchen, gefüllter Nachtſchatten, eine weiß 
oder rötlich gefüllte Blume vom Gefchlechte der 
Nachtviole; Vioͤlen-Wurzel, f. die Beilhenmur- 
zel; eine etwas bittere, veiljame Wurzel mit lieb» 
lihem Beildengerud; Violän, n. ni. ein zu den 
Kiefelfäureverbindungen (Silifaten) gebörendes 
Mineral von veildenblauer Farbe; violett (it. 


Virelai 


violétto, fr. violet) veilchenfarbig, veilchenblau; 
Miſchung von Rot und Blau; Violetten pl. it. 
(violette) eine Art veilchenblauer nadter Pi iche 
mit abgelöſtem Stein; Violin, n. ni. der Veilchen⸗ 
itoff, ein in mehreren Veilchenarten enthaltener 
brechenerregender Stoff. 

Vioͤla oder Bidle 2., £. (prov. viola u. viula, it. u. 
ſpan. viola, fr. viole, ml. vitula, v. [. vituläri, 
jpringen wie ein Kalb, fich Iuftig gebärden, fröhlich 
fein, als Begleiterin der Lujtbarfeiten, dah. lat. 
Vitüla, die Göttin der Freude, des Triuniphes) 
allgemeine Benennung mehrerer Saiten-Tonwerf- 
aeuge, welche mit einem Bogen gejtrichen werden, 

treich- od. eigen-Snitrumente; bejond. — viöla 
di(a) braceio, £. it. (ſpr. —brätjdo), aud) v. alta 
oder Alta Viola, die Altgeige, Armgeige, gem. 
Bratfche genannt; v. di(a) gamba, die Siniegeige, 
ſ. Gambe; v. d’amöre, f. it., od. viole d’amour, 
f. fr. (fpr. —damuͤhr) d. i. eig. Liebesgeige, ein der 
Bratſche ähnliches Tonwerkzeug von Lieblichem 
Ton, ehem. mit 12 bis 14 Saiten, morunter einige 
metallene, jpäter nur mit 7 Darmjaiten befpannt; 
Bioletta, f. it. eine £leine Geige; Viollne, k. (it. 
violino, m., ft. violon, m.) die Disfant-Geige, gew. 
jhlechthin die Geige, gem. Fiedel; Violiniſt, m. 
(it. violinista) ein Geiger, Geigenjpieler, gem. Fied⸗ 
ler; violino piccolo, n. it. die fleinjte Geige, 
Quartgeige; v. primo, die erite Geige; v.sec6ndo, 
die zweite Geige; Vinfin-Schlüffel, m. diejenige 
Bezeichnung der Tonjtufen, wonad) das eingeitri- 
chene g auf die zweite Linie fällt; Violon, m. fr. 
(jpr. wiolöng) eig. die Geige; nad) dem it. violöne: 
die Baßgeige (vgl. Kontrebaß), der Baß; die 
Violöne war im 17. u. 18. Jahrh. das tiefite 
Bapitreihinftrument, an ihre Stelle ift heute der 
Kontrabaß getreten; Violoniſt, m. ein Baßgeiger; 
Violoncello, m. it. (ipr. —tjchello) od. Violoncell. 
n.(jpr. wiolongtichell)die Eleine Baßgeige Kniegeige, 
— viola di gamba, aud) Cello; Violoncelliſt, 
m. ein Sniegeigenfpieler. 

violäre, violata, Violation, ſ. unt. violieren. 

Biofe 1, Violen-Wurzel, violett ꝛc., |. unter 
Viola 1. — Violetta, Violine, j. unt. Viola 2. 

Biolieren, I. (violäre) verlegen, entweihen, entehreıt, 
Ihänden,notzüchtigen; violäata, f.eine Geſchwächte, 
Entjungferte; Viofation, f. (I. violatio) die Ver- 
legung, Entehrung, Entweidung; el. Not- 
üdtigung, der Chrenraub; violent (1. violentus, 
= violent) gewaltig, gewaltjanı, heitig, ungeitüm, 
als Adverb aud) violenter; violöntum stuprum, 
j. stuprum ꝛc.; Violenz, f. (I. violentia) die Ge- 
walt, Gemalttätigfeit, Heitigfeit, der Ungeſtüm. 

Violon, Violoncello ꝛc., j. unter Biola 2. 

Viper, f. w. [. vipera, zgez. aus vivipara, d. i. le- 
bendige Junge gebärend) eine Art giftiger Schlan- 

en, welche lebendige Zunge gebären ſollen; aud 
überb. f. Eleine giftige Schlange, Natter, Otter. 

Bir, m. I. Mann; Birägo, f. |. (v. vir, Mann) ein 
männliche Frauenzimmer, Mannmweib, gen. auch 
wohl weiblicher Dragoner, böfe Sieben, Drache. 

Virelai, n. fr. (fpr. —Ieh; v. virer, drehen, wenden, 
u. lai, Lied)eine alte franzöf. Liederform mit kurzen 
Verſen und wiederfehrendem Keim: Ningellied, 
Zweireimgedicht; Virement, n. ſpr. — mäng) das 
Wenden eines Schiffes; im Rechnungsweſen: Über 
tragung eines Poſtens auf einen andern Titel; im 
Handel: gegenfeitige ak, virement des 
parties, n. (pr. — dä partih) Kfipr. das Abrech- 
— u. Überweiſen einer Schuld auf Meſſen 
— Skontro. 


Bireszieren 


Bireszieren, I. (virescere), grünen. 

Birdy, m. jpan. (fpr. wire; v. [. vice [. d.] u. rex, 
jpan. rey, König) der Vizekönig, Statthalter. 

virginöus morbus, m. [. virgindus, jungfräulich, 
v. virgo, Öen. virginis, Jungfrau) Sungfernfrant- 
heit, Bleichjucht; Virginia u. Virginie, f. weibl. 
Name: die Jungfräuliche; Virginia, Stern. ein 
Afteroid, 1857 von Fergufon entdedt; Virgini— 
tät, f. ([. virginitas) Die —— od. Jung⸗ 
ferſchaft, Jungfräulichkeit, Reinheit, Unbeflecktheit. 

Virgonleuſe, £. fr(ſpr. wirgulöhf”) die Glanzbirne, 
Eisbirne, eine Art ſehr ja er Winterbirnen (v. 
dem Dorfe Virgoulee bei Kimoges). 

virgüla, f. l. (Berfl. von virga, Zweig, Gerte) eine 
Heine Gerte, ein Stäbchen; Ri kleiner Strich; 
virgüla mercuriälis, f. die Wünſchelrute; vir⸗ 
gulieren, nl. anſtreichen, mit kleinen Strichen 
(„—) einichließen. 

viribus unitis, ſ. unter Union. 

Viride aöris, I. (v. viridis, e, griin, u. aör, adris, 
Luft, eig. Luftgrün) Grünjpan; Wiridin, n. der 
grüne Farbitoff der en (= Chlorophyllin). 

siril, [. (virilis, v. vir, der Mann) männlich, mann— 
haft, mannbar; Virilſtimme, j. votum virile; 

ro parte virili, eig. nach männlichen Anteil, 

.i. nad Kräften; Ripr. nad Kopfteilen zu glei> 
chen Teilen; virilis portio, ſ. unter Portion; 
Virileszenz, f. nl. das Hervortreten männlicher 
a bei weiblichen Tieren im Alter, bef. 
bei Vögeln; Virilität, f. (l. virilitas) die Männ- 
lichkeit, Mannbarteit, Mannheit; Viripotenz, f. 
nl. Mannbarkeit, Mannheit, männliches Vermö— 
gen; viritim, I. Mann für Mann. 

Virole, f. fr. die Spiralrolle in der Uhr. 

yirtus, f. [. (Gen. virtütis, von vir, der Mann) eig. 
männliche Kraft, Mannheit, überh. wirkende Kraft, 
ZTüchtigfeit, Tapferkeit; Tugend; virtuti et in- 
genio, der Tugend und dem Talente (Inſchrift 
eines ſächſiſchen Ordens), virtuti et merito, der 
Zugend und dem Verdienſt (Sinnſpruch auf dem 
jpan. Rarlsorden); virtuti in bello, der Tapfer- 
feit im Kriege (Aufichrift auf dem Kreuze des jädh]. 
Militär-St. Heinrihsorden); virtuäl, als Adverb 
virtualiter, nl., oder virtuchl (fr. virtuel), kräftig; 
vermöglich; der Kraft oder Bedeutung nad), be— 
griffmäßig, jeinem Weſen nad) geltend; gedacht, 
angenommen, möglich; virtueller Brennpunkt, 
Dee apuni; virtuelle Geſchwindig— 

eit, die berechnete Gejchwindigfeit ohne Berüd- 
ihtigung der Verminderung durch Reibung und 
Widerjtand des Mittel3; virtuelle Kraft, eine 
zwar vorhandene, aber für den Augenblid nicht 
wirkſame Kraft (entg. aktuell), aufgejpeicherte 
Kraft; virtuelles (Spiegel- oder Linjen-)Bild, 
ein joldhes, das nur durch geometrifche Rückwärts» 
verlängerung der Strahlen gefunden wird (entg. 
mwirfliches oder phyſiſches Bild); Wirtuali- 
tãt, f. die ruhende oder jchlummernde Kraft; die 
vermögende Kraft, Wirfungsfähigfeit; wefentliche 
oder begriffliche Gültigfeit; virtuos (it. virtuoso) 
urfräftig, tüchtig; Virtuöſe oder Virtuds, m. 
ein Meijter in jeiner Kunſt, bef. in der Mufit, 
roßer Künftler, Kunjtmeifter, Fertigfeitsfünitler; 
irtuoͤſin, f.(it. virtuösa)Meijterin große Künſt— 
lerin; Birtuofität, f. die Runjtfertigfeit, Kunſt— 
meiſterſchaft. 

virulent, l.(vixulentus, v. virus, n. Saft, Jauche, 
Gift) eitrig, gütig, voll fcharfer, bösartiger Säfte; 
Virulenz, f. (ipätl. virulentia) die eiterige Be— 


Bifir 915 
—— einer Wunde, Giftigkeit, Bösartigkeit; 
der Ingrimm. 
irus, n. lat., der Geifer, das Gift, beſ. Wutgift 
von tollen Hunden. 

vis, f. I. die Kraft, Macht, Gewalt; vi, mit oder 
durch Gewalt, gewaltfam, auch kraft, vermöge, zu- 
folge; — vis armäta, die bewaffnete Gewalt; v. 
inertiae, die Kraft der Trägheit oder Beharrlich- 
feit, daS Beharrungsvermögen; v. legis, gejeß- 
liche Kraft, Gefegeskraft; v. möjor, j. force ma- 
jeur; v. probändi, die Beweisfraft. 

Bis, auch Bis, Biſſe, Wiſs, n. ein Gold- u. Sil- 
bergewicht in Birma und Pegu — 1,6556 kg, von 
den Eingeborenen Beta und Baitha genannt; 
ein Handelsgewicht in Vorder» und Hinterindien, 
bef. in Madras, = 1); Mönn — 1,42 kg. 

Viſa, n. fr. (v. [. visa, Geſehenes, pl. v. visum, ge» 
jehen, Bartiz. v. videre, jehen) das Gejehen, das 
Zeugnis etwas gejehen zu haben und zu billigen, 
vgl. vijieren; Bifage, f., v.n. (fpr. tin”) das 
Geficht, Angeficht, die Gefihtsbildung; die Berfon; 
vis-ä-vis (jpr. wifamwih) eig. Angeficht gegen An⸗ 
geficht, gegenüber; ala Sachw. n., ein Gegenüber; 
eine jchmale Kutjche, die vorn und hinten nur 
einen Siß hat; Tonf. ein Doppelflügel, ein 1779 
von Hoffmann erfundenes Tonwerfzeug. 

Viscaͤcha, f. ſpan. (ipr. ch = tid)) die — —— 
ein dem Haſen oder Kaninchen ähnliches Tier in 
Südamerika, ſeines Fleiſches und Felles wegen 
ſehr geſchätzt, welches letztere einen bedeutenden 
Handelsartikel bildet. 

viseöra, pl. I. die Eingeweide; viſceräl, nl. ein- 
geweidlic), zu den Eingemweiden ehörig oder die» 
jelben betreffend, 3. B. ifcerales rznei, f. od. 
»Elirier,n. Arznei zur Stärkung der Eingeweide 
oder der Berdauungsfraft. 

Viscin, j. unter Viscus. 

Biscount, m. engl. (Spr.weifaunt; = fr. Bicomte, 
j. d.) ein engl. Untergraf. 

Viscus, m., oder Viscum, n. I. der Bogellein; 
vifeid (jpätl. viscidus), zähe, flebrig (bei. vom 
Scleime); Wisein, n. ein klebriger Pflanzenitoff 
im Bogelleim; Viſtoſität, f. nl. die Klebrigkeit, 
Bäheit; zäher Schleim. 

Viſetholz, ſ. Suitifholz. 

viſibei, I. (visibilis, fr. visible, v. [. visum, vidẽre, 
jehen) zu ſehen, ſichtbar, offenbar, augenſcheinlich; 
Wiftbilität, f. (pätl. visibilitas) Sichtbarkeit, 
Augenjcheinlichkeit. 

Viſion, f. l. (visio, v. vidöre, jehen) eig. das Sehen, 
der Anblid; eine Erfcheinung, ein —88 Traum—⸗ 
bild, Hirngeſpinſt, eine Einbildung, Träumerei; 
Redek. die Anſchauung; Viſionär, m. nl. (fr. vi- 
sionnaire) ein Seher, Öeilterjeher, Schwärmer, 
Träumer (val. Bhantait). 

Viſir oder Vifier, n. (it. visiera, f., fr. la visiere; 
v. I. vidöre, jehen) das Helmgitter, welches das 
Geſicht bededt, ohne das Sehen zu hindern, der 
Schieber an einem Helm, Helmſchieber; der Augen- 
punft, das Korn, Sicht- od. Richtforn am Schieß— 
gewehr; an Mefwerkzeugen die Schipalte, Schau— 
tige, — Diopter; Viſiergrauben, pl. Bat. 
Zwillingskriſtalle von Zinnſtein, mit vilierartig 
einfpringenden Winkeln; viſieren (fr. viser, v. I. 
visere), abjehen, zielen, den Augenpunft nehmen, 
aufs Korn nehmen; eichen, mejjen, den Inhalt 
eines Gefähes, bej. eines Fafjes mit dem Vijier- 
ſtabe unterjuchen und mejjen; einen Paß u. dgl. 
durchſehen u. durch Unterjchrift u. Siegel beglau- 
bigen; ehem. aud) etwas nad) den gehörigen Maßen 

68* 


916 visis actis 


und richtigen —— verfertigen (von Bild- 
u. Baumerfen), be). einen Riß von einem Gebäude 
machen; dab. die Vifierung od. Viſier ſ. der 
Bauplan od. Riß; Wappentf. die Teile u. Figuren 
eines Wappens nad den Regeln der Kunſt be— 
ichreiben ut. benennen; Viſierer, m. ein Faßmeſſer, 
Eicher, Eihmeifter, Vifter-Cimer,m. ein Flüſſig— 
feitsmaß in Bayern; Vifierfunft, f. die Eichkunit, 
Faßmeßkunſt, Kunſt, den Inhalt eines Gefäßes 
zu beftimmen; Viſiermaßz, n. das Eichmaß, das 
eim Bijieren der Fäller zu Grunde gelegte Maß, 
verichieden von dem Schenkmaße; B.-Shuß, m. 
Geſchützk. der höchſte Bogenſchuß, wobei das Ge— 
ſchütz bis in den erſten Graderhöht wird; V.⸗Stab, 
m. od. V.⸗Rute, k. ein Maßſtab für Fäſſer (niederd. 
isis actis, r unter Alten. Roje). 
sifitieren (l. visitäre, eig. wiederholt nad) etwas 
fehen, von videre, visere, fehen; fr. visiter) unter- 
juchen, durchſuchen, befichtigen; Viſitation, f. die 
Unterfuhung, Durchſuchung, Güter» oder Waren» 
ſchau; DO Bund, Hausjuchung; auch Befuchung, 
Heimſuchung; Krk. eine Eleine Adteilung Soldaten, 
die unter der Aufjicht eines Unteroffizier fteht; 
Kirchen⸗ u. Schulfpr. die von einem höheren Vor» 
gejegten unternommene Beſuchung feiner Unter- 
gebenen; VBifitätor, m. nl. ein Durchſucher, Güter⸗ 
beſchauer od. Beſichtiger; Viſite, f. fr. der Befuch, 
Zußpruch, die Aufwartung; auch ein furzes Damen⸗ 
mäntelden; pour faire visite (jpr. pur fähr’ 
wifit’), um Beſuch abzuftatten, um feine Auf- 
wartung zu maden; pour rendre visite (fpr. 
— rangdr —), um den Beſuch zu erwidern; Vi— 
fiten-Ameifen, Zug-Ameijen in Weftindien, von 
der Größe der Welpen; V.-Karte, f. Bejuchlarte 
(j. Karte); ®,.=- Zimmer, n. das Befuchzimmer; 
Bifitandine, f. fr. eine Nonne von dem 1610 
von Franziska v. Chantal gejtifteten Orden der 
Heimfuhung Marias. 

Vistoſimeter, n. lat. (von viscidus, viscosus, fleb- 
tig) Klebrigfeit3- od. Zähigkeitsmeſſer; Visko— 
tat, f., Klebrigkeit, Zähigfeit (von Flebrigen Stof- 
fen); vgl. Viscus. 

Biskino, ſ. Ragufino. 

Viſorium, n. nl. (v. I. vidẽre, jehen) das Geſichts⸗ 
ziel; en Handſchrifthalter bet Buchdr., e⸗ 
nakel. 

Vifta, f. it. (jpr. wiſta; v. l. vidẽre, ſehen) die An— 
ſicht oder Sicht, ee eines Wechjel bei 
Raufl. a vista, ſogleich auf Sicht od. nad) Anficht 
des Wechjel3 (vgl. a prima vista unter primus); 
viſtamente, jehr fchnell.l 

visum, n. l. (v. videre, jehen) das Gejehene, der 
Anblid, Augenſchein; auf — Bifa, f. d.; visus, 
m. das Sehen, das Geſicht. 

vita, f. I. das Leben; der Lebenslauf, die Lebens— 
beihreibung, das curriculum vitae (j. d.); vita 
ante-acta, das vorher geführte Leben, der vorige 
Lebenswandel; vita brevis, ars longa, das 
Leben ijt kurz, die Kunft lang; v. sedentaria, ſ. 
jedentarijc) unter sedes; vitäl (I. vitälis), zum 
Leben gehörig; [ebendig,lebensfähig,lebenafrättig: 
belebend, das Leben fürdernd; wichtig, bedeutend; 
Bitalımdter, n. Lebensmefjer, eine an Särgen an- 
zubringende Vorrihtung zur Rettung Lebendig- 
begrabener; Witäl-Prinzip, n. die Zebensgrund- 
uriade; V.-Wärme, f. die Yebenswärme; Vita— 
liãn, m. u. Bitaliäne, f. nl. Name: der und die 
Zebenskräftige, Lebhafte; Vitaltäner, Bitalien- 
brüder, pl. = Biltualienbrüder, ſ. d.; Vita⸗ 
lismus, ın. die Lehre von dem Lebendigfein an- 


— — 





bid 


iheinend leblofer Körper durch in denfelben wir- 
fende Geiſter, die Klopfgeifterei, das Tifchrüden; 
Vitalift, m. ein Anhänger diefer Lehre; Vita⸗ 
lität, £. 1. (vitalitas) die Lebenskraft, Nebensfähig- 
teit, da8 Leben; Vitalitium, n. ml. der Zebens- 
unterhalt, da3 Leibgedinge. 

bite, fr. (vite, fpr. wit’; altfr. viste, it. visto, vispo, 
flink, munter) geſchwind, ſchnell; Viteſſe, f. Schnel- 
ligkeit, Geſchwindigkeit. 

vitellus, m. I. (eig. Kälbchen, Verkl. von vitülus, 
Kalb) dag Eigelb, Eidottter. 

vitiligo, f. [. (v. vitilis, geflochten, v. viere, flechten) 
eine Art Hautausſchlag, eine Flechte, bei. der Leber— 
fleck (vitiligo hepatica). 

Vitilitigätor, m. I. (v. vitium, ſ. d. u. litigäre, ſ. 
litigieren) ein mutwilliger Streiter (Schifaneur), 
ein Tadler, Schreier, Kläffer; Vitilitigium, o.n!. 
Geſchwätz, Gekläff. 

Vitis, I. der Weinſtock. | 

Vitium, n. L, pl. Bitie, ein Fehler, Mangel, Ge— 
brechen, Beriehen, Laſter ꝛc.; vitia aetatis, Fehler 
deg (jugendlichen) Alters; vitium canonicum, ein 
Gebrechen des Körpers, wodurch jemand zu einem 
geiftlihen Amte unfähig wird; vitios, vitiss 
(l. vitiösus, fr. vieieux), fehlerhaft; lajterhaft, ver- 
derbt; vitioſer Beil, ein Beſitz, der nicht tadel- 
frei, nicht fehlerfrei ift; Zirfel=circulus vitiosus, 
d.; Vitioſität, £. (L. vitiositas) die Fehlerhaftig- 
feit, Bösartigieit, Verderbtheit des menſchlichen 
— Verderbnis. 

vitre zieren, vitriſizieren, Vitrine ꝛc., |. unter 
vitrum. 

Vitriol, m.u.n. (fr. u. pro. vitriol, ipan. vitriolo, 
it. vitriuolo, m. vitriöium, vitreolum, d. |. vi- 
treölus, vitr&us, gläjern, glaartig; von vitrum, 
Glas, wegen feiner im Glanze 2c. dem Ölafe ähn- 
lichen Beſchaffenheit) die Friitallifierte Verbindung 
der Schwefeljäure mit dem Dryde eines ſchweren 
Metalls, bef. von Kupfer, Eifen, Zinf, Blei u. Ko— 
balt; dad. Rupfer-, Eijen-, Zink- Blei- und 
Kobaltvitriol, oder nad) der Farbe: blauer, 
grüner, weißer zc. Vitriol; Vitriöl-Ather, 
m. oder V.⸗Nabhtha, f. Schwefeläther, höchit- 
gereinigter Weingeift mit Schwefeljäure deitilliert, 
äußerjt flüchtig, leicht entzündbar, u. von ſtaxkem, 
durcdringendem Geruch (ogl. Ather); V.⸗Hi, n. 
Schwefeljäure; V.⸗Kies, m. Schwefellies, Eijen- 
kies; V.⸗Spiritus, m. od. B.-Geift, ältere Be- 
nennung für verdinnte Schwefeljäure; vitrio⸗ 
leſzieren, barb.⸗l. zu Bitriol werden, ſich in Vi⸗ 
triol verwandeln; Bitriofifation, f. Schwefel⸗ 
— 

vitriolätus mörbus, m. (.= Epilepfie, ].d. 

vitram, n. I. Glas; vitrum antimonil, Spieß- 
glanzgla3; v. plumbi od. v. Saturni, Hleiglas; 
Sitrelsieren, nl. zu Glas werden, verglajen; vi⸗ 
treſzibel, verglasbar, verglaslich; Vitreſzibili⸗ 
tät, £. die Verglasbarkeit; vitrifizieren, zu Glas 
ihmelzen, in Glas verwandeln, verglajen; Vitri⸗ 
nifation, f. dieVerglafung, Verwandlung in Glas; 
Vitrine, f. Glaskaͤſten, Glasſchrank, auch Schau- 
feniter, zum NAuslegen von Waren: vitrös, glad- 
artig, glafiht; VBitrometer, n. [.-gr. ein Glas 
mefjer, Strahlenbrehungsmefjer; Vitrotypie, f. 
die Kunſt, Fichtbilder ir Glas zu erzeugen. 

bituperieren, I. (vituperäre) mißbilligen, jchelten; 
situperdbel (l. vituperabilis), tadelnswert; Vi⸗ 
tuperation, f. (rituperatio) da3 Tadeln, dev 
Tadel. 

bin =dif, ſ. d. 


viva etc. 


viva eto., Vibazitãt ꝛc., j. unter vivus. 

Vinandier, j. unter Bivres; Vivarium, ſ. unter 
vivus. 

vivat! I. (v. vivöre, leben) oder it. viva! er (fie es) 
lebe! Iebe hoch! vivat sequens! ſ. unter Se- 
quens; das Vivat, das Lebehoch, 3.B. jemand 
ein Vivat bringen, ihm ein Lebehoch bringen, 
ihn hoch Ieben laſſen; vivant! e3 leben, fie leben 
od. jollen leben; vixi, ich habe gelebt; vixit, er 
(fie, es) hat gelebt. | 

Vibeérre, f. I. (viverra), pl. Vibérren, Stinktiere, 
ein dem Marder ähnliches Tiergeſchlecht, auch 
Moufette u. Ronepatl(f. d.). 

Viveur, m. fr. (fpr. wimöhr; von vivre, leben; vgl. 
Vivres)—Bonvivant, ſ.d. 

Vivian, Viviſikation, Viviparen, Viviſeltion, 

. unter vivus. 

Vivbres, pl. fr. (fpr. wiw'r; von vivre = |. viv£re, 
leben) ein Lebensmittel, Mundvorrat; Vibandier, 
m, (fpr.witwangdjeh; d. mi. vivanda, vianda, vi- 
venda, it. vivanda, fr. viande, Lebensmittel, Speiſe, 
Fleiſch zur Nahrung, v. I. vivöre, leben) ein Feld— 
främer,Zagerhändier mit Lebensmitteln, =Mar- 
fetender; Bipandiere, f. (pr. -djähr')=Mar- 
fetenderin. 

vivus, a, um, |. (it. vivo, fr. vif) lebend, lebendig, 
lebhaft; viva vox, j. unter vox; inter vivos, 
unter den Qebenden, fo lange man noch unter den 
Rebenden iſt vder nod) lebt, bei Lebzeiten; vivös 
vöco, mortüös Ban: fulgüra frango, d. i. 
Lebende rufe ich, Tote beflage ich, Blige breche ic} 
{häufig vorfommende Injchrift auf Gloden, daher 
von Schiller als Motto feines „Liedes von der 
Glocke“ verwendet); vivace (jpr. wimdhtiche; v. I. 
vivax, Gen. viväcis, lange lebend; lebhaft), auch 
vivo und con viv6zza, it. Tonk. lebhaft, feurig, 
mit Zehhaftigkeit; vivacissimo, höchſt lebhaft; 
Bivazität, I. (vivacitas) od. fr. Binncite, f. (pr. 
wiwaßiteh)die Lebhaftigkeit, Munterfeit, Tätigkeit, 
das Feuer; Vivarium, n. I. ein Behältnig für 
Ichendige Tiere, ein Tiergarten; Vibiãn, m. und 
Biptäne, f. nl. Name: der u. die Muntere, Leb— 
bafte; Vivbianit, m. jpätiges od. blättriges Eijen- 
blau, aus phosphorjaurem Eifen und Wafjer be- 
ftehend ; Bipififation, f. ſpätl. (vivificatio, v.vivi- 
ficäre, lebendig machen, beleben) die Belebung, 
Lebendigmachung; Vipipdren (jpätl. vivipäri, v. 
parere, gebären) pl. Zebendig-©ebärende, Tiere, 
welche lebendige unge gebären; viviſezieren, nl 
(vgl. — 2c.) lebendige Tiere zergliedern (zu 
phyſiologiſchen Verſuchen); Vivbiſeltion f. ni. 
Zergliederung lebendiger Tierkörper; Vinijektor, 
m. der Zerſchneider, Zergliederer lebender Tiere. 

vix, I. faum; vix eredo, faum glaub’ ich's. 

vixi, vixit, ſ. unter vivat. 

Viz, m. eine Rechnungsmünze in Bengalen = 
Ya Silberrupie oder 6 Pf., auf Koromandel = 
1/0 Silberrupie oder 11/, Pf. 

Wisdom oder Viztum, j. Bicedom. Kerr 

Bizlipugli od. Vitzliputzli, m.(mezifan. Huitzilo- 
pochtli, zufammengef. aus huitzitzilin, Kolibri, u. 
opochtli, lints, weil die Bildjäule des Gottes am 
linken Fuße Kolibrifedern hatte) der Kriegsgott der 
alten Ureinwohner von Merilo. 

Vlaͤdita oder Wlaͤdika, m. (v. ſlav. wladati, rufj. 
wladietj, herrſchen; verwandt mit dem deutjchen 
„walten, Gewalt”) Herr, Titel des Fürſten von 
Montenegro. 

Plamismns, m. deutſch mit lat. Endung, die vlä- 
miſche Sprade, das Vlamentum. 


Volabel 917 


Vleet, f. holl. (= Fließ; von fließen, niederd. 
fleeten) ein Treibnetz zum Heringsfang, Fließgarn; 
auch das Fiſcherzeüug und das Shit zum Wall- 
fifchfange. 

Vlieboot, n. holl. oder Flieboot, niederd. (von 
fliehen, holl. vlieden, dän. flye; vgl. Flibuftier) 
ein holländifches leichtes, weitbauchiges Fahrzeug 
bon 80 bis 100 Tonnen, bef. — Heringsfange. 

Vlies, n. deutſch (niederd. flüs, verwändt mit 

aus, Flaufch; ndl. vlies, angelf. fleös, engl. 
eece; nicht von dem gleichbedeutenden lat. vel- 
lus) ein Wollenfell, Widderfel mit Wolle; das 
goldene Vlies, ein fabelhaftes Widderfell (ſ. A r- 
5 Orden vom goldnen Vlies, ein 
urgundiſch-ſpaniſcher und oͤſterreichiſcher Ritter- 
orden, ſeit 1430, deſſen Ordenszeichen ein goldenes 
Lammfell iſt. 

Vloot, f. Hol. (S Floß; von fließen ꝛc.) ein großes 
holländ. Fahrzeug, zum Walfischfange beftimmt, 
auch Vleet; Vlootſchuit, f. (vgl. Schuit) eine Art 
großer platter Kichterichiffe, auf den Kanälen von 
Amfterdam gebraucht. 

Vocale, it. nelangsmäßig; Vokaliſen (vom it. vo- 
calizze), Geſangsübungen mit ven Silben ut, re, 
mi, fa u. f. w. (Solmifation), zur Ausbildung der 
Stimmen. 

Vocatlon, Vocatid, |. unter vocieren. 

voce, f. it. (jpr. möhtjche; v. I. vox, Gen. vocis) 
Stimme, Singftimne; a mezza voce, |. unter 
mezza; voce di petto, Bruftitimme; v. ditesta, 
Kopfſtimme, Fiftel (Falfett); a voce sola, für 
eine Stimme allein; ad vocem, 1. ſ. unter vox. 

bocieren, I. (vocäre) rufen, berufen; vorladen; Vo⸗ 
fation, £. (I. vocatio) die Berufung, Aufforderung, 
Einladung, der Beruf oder Ruf zu einem Amte; 
Bolativ(us), m. der Ruffall, Anredefall, } Ka⸗ 
ſus; ſcherzh. auch ein Schalk, loſer Vogel, (den 
man oft tadelnd oder warnend anrufen muß). 

Vociferation, f.l.(xocifẽratio, v.vociferari, ſchreien) 
das Lautrufen, Schreien, Geſchrei. 

Vogue, f. fr. (ſpr. wog’; voguer, it. vogäre, rudern, 

inen — wogen) eig. wogende oder jchwanfende 
ewegung, een Rud, Lauf, Gang; Umlauf, 
Gebrauch, Ruf, Anfehen; in Vogue od. en vogu® 
(ipr. ang—) fein, im Umlaufe, im Gange oder 
Schwange fein, im Rufe ftehen, Zulauf haben, be— 
liebt fein, viel gelten; vogus la galere (pr. mog’ 
la galähr’), es woge die Galeere, d. i. es mag gehen, 
wie e3 will, es fei gewagt auf gut Glück! 

voici, fr. (fpr. woaßt) hier (ijt oder feht); voilä, fr. 
(pr. mwoald) da ift, fiehe da; v. tout ſpr. —tuh), 

Bote, |. Voye. [das iſt alles. 

Voiſinage, f., r. n. fr. fpr. woafindhf’); v. voisin 
— [. vicinus, Nachbar) die Nachbarſchaft, Nähe. 

Voitüre, f. fr. (pr. woat—; v. I. vectüra, das 
Fahren, die Suhre, v. vehöre, fahren; vgl. Vet- 
tura) ein Fuhrwerk, Wagen, eine Kutſche; voiture 
2 Ham (pr. — d'plähß), ein Mietwagen = 

iafer. 

Voje od. Vooje, f. (Holländ. vojgeld, — fooi, 
J fee) Schiffſpr. ein Dankgeſchenk, Trinkgeld, 
z. B. Lotſen-Vooje. 

Bofäbel, f. (l. vocabulum, n., pl. vocabüla, v. vo- 
cäre, rufen, nennen) ein Wort; pl. Vofäbeln, 
Wörter, bef. zum Ausmwendiglernen, Lernwörter; 
Bolfabularium, n. nl. ein Wörterbuch; ein Lern- 
wörterbud), ein Bud), in da3 man die Wörter nebit 
ihrer Bedeutung fchreibt, um fie beſſer auswendig 
lernen zu fönnen; Vokabuliſt, m. ein Wörterbuch⸗ 
fchreiber, Wortfrämer. 


bolubel 


volo, l. ich will; sie volo, sie jubdo, jo will, je 
befehle ich, od. ftatt aller Gründe fol mein Wille 
gelten (nach einem Vers aus Juvenäls Satiren: 
höc volo, sic jube6, stat pr6 ratiöne volüntas, 
d. i. das will ic, fo ws ich, Statt der Vernunft 
gelte mein Wille); vol&nte Deo, l. wenn Gott will, 
mit Gottes Willen; volenti non fit injuria, dem 
Wollenden geichieht nicht Unrecht, oder wer es fo 
haben will, dem geichieht e3 recht. 

Volontair od. Bolontär, m. (pr. wolongtähr; fr. 
volontaire, v. I. voluntarius, freimillig) ein Frei» 
williger (Soldat); ein ohne Sold Dienender; un- 
beſoldeter HilfSarbeiter. 

Bolsker, pl. ein altital. Volk in Latium auf beiden 
Ufern des Liris. 

Bolt, n. (benannt nach dem Prof. der Phyſik Alej- 
jandro Volta, geb. 1748 in Como, geit. 1827 
ebenda) praktiſche oder technifche Einheit der elef- 
triſchen Spannung, Maßeinheit der eleftromoto- 
riihen Kraft; Voltmeter, m. Spannungsmeffer, 
ein Galvanometer von jehr großem Widerftand. 

Voltaiſche Säule, f. ſ. unter Galvani3mus; 
Voltait, m. ein ebenfalls nah Prof. Volta be- 
nannte, dem Eijenalaun verwandtes Mineral von 
der Solfatara bei Neapel; Voltaméter, n. eine 
nach demjelden Naturforfcher benannte Borrich- 
tung, um die durch Eleftrolyfe des Waſſers entwidel- 
ten Mengen von Waiferitoff- u. Saueritoffgas u. 
dadurch (mit Berücdfichtigung der Zeit) zugleich die 
Stärfe des galvanijchen Stroms zu meljen, — 
Agometer. 

Voltaire, £. fr. (ſpr. moltähr’) eine (wohl nad) dem 
berühmten franz. Dichter Voltaire, geb. 1694, geit. 
1778, benannte) Art von Seſſel; Voltairismus, 
(pr. ai = ä) oder Voltarismus, m. nl. die fri- 
vole, materialiftifche u. epifurifche Denkweiſe eines 
Boltaire. 

Volte, £. fr. (fpr. wolt’; it. volta, v. I. volütus, a, 
um, gemwälzt, gedreht 2c., v. volvere, j. volvieren) 
die Wendung, der Kreislauf, Kreigritt auf der Reit⸗ 
bahn; der Kartenſchlag, die Kartenwendung, jo 
daß eine gewiſſe Karte an einen bejtimmten Plag 


918 Bolal 


&ofäl, m. (v. I. vocälis, f. sc. littöra, v. vocälis, | 
lautend, tönend, dv. vox, Stimme) ein Selbft- oder 
Stimmlaut, Selbftlauter, lauter Buchitabe, wie a, 
e,i,o, u (entg. Konjonant); voläliſch, jelbit- 
lautend; Voklälkonzert, n. ein Konzert, in dem 
nur Öefangvorträge geboten werden; Bofalmufik, 
f. Gefang (entg. Inſtrumentalmuſit); Voka⸗ 
liſation, barb.-[. oder DEOHn-Enn ‚f. die Ber 
zeichnung der hebräifchen Schrift mit Vofalzeichen; 
das Ausiprechen der Bofale beim Singen; Voka— 
lismus, m. das Gelbitlautwefen, die Geſamtheit 
der Selbjtlaute und deren Befchaffenheit und Ver— 
hältniſſe. 

volãbel, nI. (v. voläre, fr. voler, fliegen) füdtig; 
aud) fr. (volable, v. voler, ftehlen; vgl. Volerie) 
ftehlbar, beitehlbar; Volabilität, f. nl. die Flüch- 
tigfeit; Volaille, £. fr. (fpr. woldj’) Geflügel, Fe⸗ 
dervieh; volaͤnt il. völans, fr. volant), fliegend, 
flatternd; volante Siegel, fliegende oder halb- 
befejtigte Siegel; Volant, m. fr. (fpr. mwoldng) ein 
Federball; ein Lofer Bejag, eine Falbel; Volänte, 
f. ein langes fliegende3, leichtes Frauenkleid; ein 
leichter, nit — Frauen⸗Überrock; vola⸗ 
tif, I. (volatilis’fliegend, geflügelt; leicht verfliegend, 
verdunitend; volatiliſieren, barb.-l.(fr.volatiliser) 
verflüchtigen, flüchtig machen in der Gcheidef.; 
Bolatilifation, f. die Verflichtigung; Volatili⸗ 
tät, f. nl.-die Slüchtigfeit, Verfliegbarkeit; Ver- 
änderlichfeit. 

Volapüt, n. die von Paſtor 3. M. Schleyer in Liz- 
zelſtetten beionftanz1880erjfonnene „Weltiprache”, 
deren — das geſprochene Engliſch iſt und 
die nur eine Deklination und eine Konjugation 

Roland, Bolant, m. |. Balant. lhat. 

Volant, m. frz./ pl. Volants (ſpr. völang; frz. 
volant, d. i. fliegend, von voler, fliegen), Belag auf 
Damenkleidern und zwar unten am Kleiderrod, 
aus dünnem duftigen Gewebe oder aus Spitzen 
(Spigenvolants), aud an Gardinen. 

Vol-au-vent, m. fr. (fpr. wolsoh-wäng) Blätterteig, 
Blätterpaitete, Hohlpaitete. 

Vole, f. fr. (ſpr. wohl’; v. voler, ftehlen, ſchnell weg⸗ 


nehmen; vgl. Bolerie) Kartenſpr. ein Alitih, auch 
Tout, wenn ein Spieler alle Stiche madt; la 
vole annonc6e (jpr. — oder Solo 
tout, Allſtichſpiel im Cinquille, wo der, welcher 
es ankündigt, alle 8 Stiche machen muß. 

Bolde, f. fr. (v. voler, fliegen) der Flug eines Vogels, 
der Flug Vögel, eine — fliegender Vögel; der 
Rang, Stand; haute volée (ſpr. hoht wol&h), Leute 
von hohem Range, die höheren Klaſſen der Ge— 
at, die Bornehmen oder Vornehmiten eines 

5 


es. 

Volerie, £. fr. (ſpr. wolerih; v. voler, ſtehlen; abgek. 
v. l.involäre, im Fluge wegraffen) Dieberei, Spitz⸗ 

— Voleur, m. (jpr. —löhr) ein Dieb, Spißz⸗ 
ube. 


Volet, m. fr. (jpr. woleh; v. voler, fliegen) ein Laden, 
Teniterladen. 


Voliere, f. fr. (ſpr. woljähr’; v. voler, fliegen) ein 


Vogelhaus, ——————— 

Volit od. Wolilk, n. türk. (wolyk) ein kleines, ein⸗ 
majtige3 türfiiches Fahrzeug, zur Küftenfahrt be> 
ftimmt, eine Barfe. 

Bollameria oder Boldameria, f. (benannt nad 
Joh. &. Voldamer, einem Botaniker zu Nürn⸗ 
berg, gejt. 1693) ein Ziergewächs von verſchied. 
Arten, von denen Volkameria frägrans od. Clero- 
dendron fragrans, aud) Volkameria japonica, die 
»ohlriehenditen Blumen bringt. 


zu liegen fommt, ein Runftgriff geübter Karten- 
jpieler, dah. die Bolte ſchlagen; volteface 
(ipr. —fahß) machen, ſich plögli gegen den nach⸗ 
fegenden Feind ummenden u. ihm die Stirn bieten; 
volti oder volti sabito, it. (auf ee 
wende fchnell um! oder fchnell umgewandt! 8 
volti, es wird umgemwendet, man wende um. 


voltigieren (ſpr. woltiſchieren), fr. (voltiger; it.vol- 


teggiare) fih auf ein Pferd ſchwingen, auf und 
abſchwingen; Fünftliche Sprünge machen; das Vol⸗ 
tigteren, Runitipringen, Auf- und Abſchwingen; 
Boltigenr, m. (ſpr. De ein Kunft- oder 
Salt ipingen, SA quilibrtit);pl. 
Voltigeurs, auch eine Art leichter Fußſoldaten, 
Springer, Springioldaten, die fich zur linken Seite 
de3 Bataillons befinden, und die zu jchnellen Be- 
wegungen, zum Plänfeln 2c. bejtimmt find; 1804 
bis 1870 franzöfifche leichte Infanterie; Voltige 
ä la Richard, f. ein vom AmerifanerRichard(pr. 
riſchär) erfundener Ab- und Aufſchwung, bei dem 
der Reiter, während das Pferd über Hürden ſetzt, 
am Halje desſelben ſich nach vorn überjchlägt. 


volübel, I. (volubilis, von volv£re, f. volvieren) eig. 


mwälzbar, drehbar; biegſam, beweglich, geläufig, ge- 
lenk, leicht fließend; Volubilität, f. (1. volubilitas) 
die Beweglichkeit, Gelenkigkeit, Geläufigfeit der 
Zunge, Leichtigkeit, Fluß der Rede; Veränderlich- 
feit. 


Volumen 


Volũmen, n., pl. Volumina, [. (v. volvöre, f. vol- 
vieren; fr. volume) eine Schriftrolle, zuſammen⸗ 
erollte Schrift; ein Bücher- Band, Bad od. Bündel 
chriften; dah. auch f. Buch, Band od. Teil eines 
Buches; auch der Raumgehalt, Inbegriff, körper— 
liche Umfang oder Inhalt, die Größe, Dice, Aus- 
dehnung oder Mafje eines Körpers; Volumeno⸗ 
meter, n. ein Raummeffer, von Kopp erfundenes 
Berkzeug, um den Rauminhalt fefter und flüffiger 
Körper zu beftimmen; Volumeter,n ein phylio- 
logifher Apparat, um Raumveränderungen an 
einzelnen Teilen des lebenden Menfchen- od. Tier- 
förpers zu meſſen; Scheidek. Apparat zur Maß— 
analyje; WVolumetrie, f. Raummeßkunft, in der 
Phyſiologie: die Mefjung von Raumveränderungen 
einzelner Teile des menichlichen od. tieriichen Kör- 
per3; Scheide. chemiſche Maßanalyſe; poluminds, 
nl.(fr.volumineux) vielteilig, ſtark, bändereich; did 
od, didleibig, von beträchtlichem Umfang; Volu— 
minofität, f. Umfänglichkeit; Volumtheorie, f. 
Scheidek die Anficht, nad) welcher die zu chemiſchen 
Verbindungen vereinigten Körpermengen nicht dem 
Gewicht, jondern dem Raume nad) (als Gafe) ge- 
dacht werden. 

volüntas, f. I. (v. volo, j. d.) der Wille; stat pro 
ratiöne voluntas, e3 beiteht od. es gilt ftatt des 
Grundes der Wille oder die Willfür; tamen est 
laudända voluntas, doch ijt ver Wille zu loben; 
voluntarie, Ripr. freiwillig, von felbft. 

»oluptuds,l.(voluptuösus,v. volüptas; Vergnügen, 
Wolluſt; fr. voluptueux) wollüſtig; wonnig, er- 
götzlich, luſtatmend. 

Bolufpe, ſ. unter Wole. 

Solvieren, !.(volvere) wälzen, rollen, drehen, wickeln 
(vgl. auch involvieren); Volũute, f. (I. volüta) 
Bauf die Schnede, ein Schnörfel oder Zierat an 
dem Säulentnopfe ; Naturkunde: dieWalzenichnede, 
einSchnedengeichledht; Voluttragfeder, Schneden- 
feder; Bolutiten, pl. nı. eine Schnedenverfteine- 
rung mit walzenförmigen Gewinden; Volvülus, 
m. Seilt. Darmverichlingung. 

Bomica, f.l.einGeihmwür; bef. ein Lungengeſchwür; 
hemicds (l. vomicosus), voll Geſchwüre, eiterig 
oder eiternd. 

somieren, I. (vom£re, fr. vomir) brechen, fpeien, fich 
übergeben; Vomitus, m. das Erbrechen; v6mito 
negro, m. ſpan. das fchwarze Erbrechen, gelbe 
Fieber; Vomitib, n. nl. (fr. vomitif) u. Vomi⸗ 
torium, n. l. (v. vomitorius, Erbrechen erregend) 
ein Brechmittel. 

Borarcität, f. I. (voracitas, v. vorax, gefräßig, v. 
voräre, verſchlingen) die Gefräßigkeit, Freßgier. 
sordatieren, dtih.-I. ein früheres Datum (f. d.) 
geben, einen Zeitpunkt zurüdverlegen. 

vordozieren, Dtic.-l., ſ. Dozieren. 

vortex, m. I. (= vertex) der ®irbel; Vorticẽlle, 
f. nl. der Wirbelwurm, — ——— 

Vosges, fr. pl. (jpr. wohſch) die Vogeſen. 

vostro, it. (= |. vester ıc.) euer, Sr 2c., vostro 
conto, j. Konto; per vostro (sc. conto), für 

Rechnung. 

Võtum, n., pl. Vota, !. (v. vovere, f. vovieren) ein 
Gelübde; Segenswunſch u. überh. ausgeiprochener 
Wunſch; dah. eine Stimme, Wahlftimme, Beijtim- 
mund; aud die Stimmäußerung, Stimmabgabe, 


Stimmgabe; da3 Gutachten, die a 


rung; Bota colligieren, Stimmen ſammeln; cum 
voto, mir Stimme oder Stimmredt; cum voto 
1llimitäto, mit unbeſchränkter Stimmgebung; ex 
voto, nah Wunſch; einem Gelübde zufolge, daher: 


Boye 919 


ein Weihgeichent zur Erfüllung eines Gelübdes; 
sub voto remissionis, mit dem Wunsch der Rüd- 
fendung; meo voto, nad) meinem Wunjche oder 
nad) meiner Stimme, meined Erachtend, wenn es 
auf mich ankommt; votum castitätis, das (Elöfter- 
liche) Gelübde der Keujchheit; v. consultativum, 
eine beratende oder Beratichlagung3-Stimme, ein 
Gutachten; v. curiatum, Kuriatitimme (vgl. 
curia), eine Gejamtjtimme; v. decisivum, eine 
enticheidende od. Entjcheidungs- Stimme; v. obe- 
dientiae, das (flöfterliche) Seliibde des unbeding- 
ten Gehorſams; v. paupertätis, das (Flöfterliche) 
Gelübde der Armut; v. virile, Viril-Stimme, 
eine Einzelftimme, eine Stimme, die ein einzelner 
für ſich allein, nicht für mehrere zufammen hat, 
z. B. auf dem ehemal. deutichen Seichstage; — 
vota majöra od. plurima, pl. die meiſten Stim- 
men, Stimmenmehrheit; plurima vota valent, 
die meisten Stimmen gelten; per vota majöra, 
durch Stimmenmehrheit; votieren, nl. (it. votäre, 
fr. voter) ftimmen, feine Stimme geben; abjtim- 
men, durch Stimmenmehrheitbeichließen; Votdnt, 
m. ein Abjtimmender, Stimmgeber; Votation 
oder Votierung, f. die Abjtimmung, Stimmen» 
fammiung; botid, I. (votivus) gelobt, eınem Ge⸗ 
lübde gemäß; Votib-Geſchenk oder Exvöto, n. 
(vgl. oben ex voto, ein Gelübde- od. Weihgejchent, 
oberd. ein Verlöbnis, d. i. ein infolge eines Ge- 
lübdes einem Tempel, einer Kirche 2c. gemachte? 
Geſchenk, eine Stiftung in einer Kirche 2c.; V.⸗ 
Gemälde, n. ein Gelobungsbild; Weihgemälve; 
B.Nirhe, Weihkirche, Dankeskirche; ®.: Tafel, 
f. die Geliibde- od. Weihtafel; Gedenktafel, Chren- 
tafel; Votivift, m. ein armer Weltgeiftlicher, der 
bloß vom Meſſeleſen lebt. 
Voua od. Vouah, n. |. W 


Wa. 
| Bone, f. (madekaffiſch voula, vola, Silber) auf Ma- 


| 


dagastar ein ſpaniſcher Taler, Piafter; auch ein 
Gewicht, ungef. */, Kg. 

vobieren, I. (vovere) geloben, ein Gelübde tun, 
feierlich erflären od. verfprechen; widmen, weihen, 

vox, f. (Gen. vocis) die Stimme, der Laut; aud) das 
Wort; dah. ad vocem, zu oder bei dem Worte 
(fällt mir ein 2c.); assa voce (I. assus, troden, 
bloß), mit bloßer Stimme, ohne Begleitung (eines 
Inſtruments); sub voce, unter oder bei dem 
Worte; sub hac voce, unter od. bei diefem Worte 
(bef. bei Bermeifungen auf ein Wörterbucd)); vox 
elamäntis in des6rto, die Stimme de3 Predigers 
in der Wüfte (Sohannes des Täufers); ein ver- 
hallendes, wirkungsloſes Wort der Wahrheit; v. 
humäna, f. die Menjhenitimme, ein Orgelzug; 
v. hybrida ob. hibrida(vgl. Hibrida), ein Zwüter- 
wort, zwei⸗ oder ee Wort, 3.8. ver- 
interefjieren; vox populi vox Dei, I. Sprw. 
Volksſtimme (ift) Gottesjtimme; v. virginda, 
Sungfernftimme, ein nod) lieblichere3 und um eine 
Oktave höheres Orgelregifter, als vox humana; 
viva vox, die lebendige Stimme, da3 lebendige 
Wort, mündliche Belehrung; viva vox docet, die 
lebendige Stimme lehrt, d. i. da3 lebendige Wort 
hat belehrende Kraft; viva voce, mit lebendiger 
Stimme, mündlid). 

Boyageur, m. fr. (fpr. woajaſchöhr; von voyager, 
reifen, voyage, Reiie, v. I. viaticum, das Reijegeld, 
fpätl. der Weg, die Reife; it. viaggio, ſpan. viage, 
prov. viatge; vgl. Voye) ein Reijender, Wanderer; 
commis voyageur. m ein Handlungsreifender. 

Vohe, f. fr. (fpr. wodj’; jegt gem. vole geſchr., eig. 
eg, Strafe, — I. via) eine Fuhre, ein Fuder, ein 


920 voyons 


ehemal. franz. Raummaß für Holz, Gips, Stein- 
foble 2c. = 1,92 cbm. 

voyons, fr. (ſpr. wogjoͤng, v. voir, fehen) laßt uns 
eben; va (fpr. wit), gefehen (gem. auf Päſſen); 

üe, f. (ſpr. wüh') der Anblid, die Anficht, die 
— landſchaftliche Gegend; à vuo, Kfſpr. auf 
Sicht. 

Vulgus oder vulgus, m. u. n. l. das Volk, beſ. das 
gemeine Volk, der gemeine Mann, Pöbel; vulgo, 
eig. beim Volke, im Volke; insgemein, gewöhnlich, 
dem gemeinen Sprachgebrauche nach, im gemeinen 
Leben; vulgo quaesitus, m. Rſpr. ein Hurenkind; 
vulgũr (l. vulgäris, fr. vulgaire), gemein, alltäg⸗ 
li, gering, niedrig. pöbelhaft; Vulgarität, f. 
(jpätl. vulgaritas) die Gemeinheit, gute keit, 
Plumpheit, Roheit, Pöbelhaftigkeit, —— 
sulgieren (I. vulgäre) u. vulgariſieren, barb.I. 
gemein, befannt oder ruchbar machen, unter die 
Leute bringen, ausbreiten; Vulgäta, f. die von 
der Tridentinifchen Kirchenverſammlung als richti 
anerkannte lateinifche Bibelüberjegung, deren fi 
die Katholiken bedienen; überh. der gemeine her» 
kömmliche Text eines Schriftwerkes; pulgindg (T. 
vulgivägus),umberichweifend; Venus vulgivaga, 
j. unter Venus. 

Bulfän, m. 1. (Vulcänus) Fabell. der Feuergott, gr. 
Hepbäftosgenannt, Sohn Jupiters und der Juno, 
der Gott des Feuers und der Metallarbeiter oder 
Schmiede, deſſen Weriftätte man fich in dem Feuer- 
berge Atna dachte; daher ein feuerfpeiender Berg, 
Veuerberg; etwas dem Bulfan opfern, d. i. 
ins euer werfen; Vulkanalien, pl. (I. Vulca- 
nalia) dem Vulkan zu Ehren angeordnete römische 
Seite am 23. Auguft; vulkäniſch (I. vulcanius), 
den Bulfan betreffend; feuerjpeiend, von Feuer: 
bergen herrührend, feuerflüffigen Urfprungs (3.8. 
vulfanijche Produkte); u 
umgewandelt, gebildet; vulkaniſieren, barb.el. in 


Waidalotten 


Feuer ſetzen; erhitzen, ſchwefeln; Kau tſchuk und 

Guttapercha vulkaniſieren, fie durch Bei— 

| — von Schwefel und durch hohe Hitze jo er- 

bärten, daß fie auch bei höherer Temperatur nicht 
mehrkleben; Vulkanismus, mdas Empordringen 
feuerflüſſiger Geſteinsmaſſen aus dem Innern der 
Erde; die wiſſenſchaftliche Anficht od. Lehrmeinung 
der Vulkaniſten, ſ. unter Neptuniften; vul⸗ 
kaniſtiſch. dieler Anficht gemäß oder darin ge 
gründet; Vulkanität, f. die Abkunft oder Ab- 
ſtammung von Feuerbergen; auch die durch Feuer- 
wirfung veranlaßte Bejchaffenheit; Vulkanöl, n. 
Schmieröl aus Rückſtänden von Petroleum, auch 
 Globe-oil (engl., ſpr. glohb’eul) oder Globeöl 
genannt. 

vulnus, n.. pl. vulnöra, !. eine Wunde; vulnus 
letäle, eine tödliche Wunde; vulneraria (medi- 
came6nta), pl. Wundmittel, Wundarzneien; vul⸗ 
nerteren (l. vulneräre), verwunden, verlegen; 
bulmerabel (fpätl. vulnerabilis), verwundbar, 
verleglih; Wulnerabilttät, f. nl. Vermundbar- 
feit; Geneigtheit zu Krankheiten; Vulneraͤnt, m. 
(1. vulnerans) ein Verwundender; Vulnerdntin, 
f. die Berwundende; VBulnerät,m.(l. vulnerätus) 
der Verwundete; Vulnerätin, f. die Berwundete; 
Bulneration, f. (1. vulneratio) die Beriwundung. 

Vulpes, I. ver Fuchs. 

VBulpinit, m. jhuppig-förniger Anhydrit (f. d.), 
nad) dem Fundorte Bulpino in der Lombardei 
genannt. 

Bultifper, m. nl. (v. I. vultus, Geficht, u. specere, 
ihauen) ein Gefichtbeihauer, = Ph 2 iognom. 
Vulva, f. 1. Heilf. die weibliche Scham, äußere 
Offnung der Mutterſcheide; vulva clausa, Die 
verſchloſſene Mutterfcheide; Vulvarfia, f. nl. das 
Schamkraut; vulvo⸗uterĩniſch (vgl. Uterus), zur 
Scham und Gebärmutter gehörig oder dieſelbe 

betreffend. 





W. 


Abkürzungen: W, im deutſchen Alphabet der 
22. Buchſtabe, iſt nur den german. Sprachen eigen, 
während in den übrigen für denſelben das Zeichen 
V gebraudt wird; W als chemiſches Zeichen — 
Wolframium, Bolftam; Wise. — Wisconſin in 
Nordamerika; WVa. — WVeit- Virginia in Nord» 

W als Münggeie { ftangöfife 

als Münzzeihen, und zwar auf franzöfifchen 
Münzen: Ce; auf öfterreihifhen: Wien; auf 
— ſchleſiſchen und Hr (Wratislavia) 

reslau; auf Klevefhen u. Trierſchen: Wefel. 

Ba, Ba, Bouah, n. die Einheit des ſiameſiſchen 
Längenmaßes — 2 fen =4 Sok — 2 m. 

Waalen, pl. Holl.(waal, der Waſſerbehälter, Kanal) 
die Kanäle des durd) Amſterdam gehenden Ylufjes 
Y, auf weldem die Kauffahrteifchiffe bis zu den 
Magazinen der Kaufleute gebracht werden fünnen ; 
die Aufjeher darüber heißen Waal-Reeder. 

®Baarborgsgeld, n. holl. (von waarborg, Pfand, 
Bürgſchaft) eine Bürgihafts-Summe, melde die- 
jenigen, die Torf hen wollen, an den Staat zu 

ahlen haben al3Ulnterpfand, daß das ausgeftochene 
nd jpäter in guten Stand gejeßt wird. 

Wach⸗ od. Wachtparade, |. Karad e. 

Wachs-Boſſierer, ſ. boſſieren unter Boſſe. 

Wad, n. (engl. wadd, wad) Braunfteinrahm, Braun 
ſteinſchaum, Manganſchaum. 


Wadden, ſ. Watten. 

MWädi, n. arab. das Tal, Flußtal, der Fluß; daher 
als Beitandteil geographiiher Namen vorfommend, 
— Wadi Muſa, d. i. Tal des Moſes, im 

teinigen Arabien. 

Waͤdmal, n. ſchwed. (dän. vadmel, von angel). 
vaed, altnord. väd, Wat, Kleiderftoff) eine Art 
grobe3, ungefchornes Wollenzeug in Schweden u. 


Island. 
Waggon, m. engl. (angelſ. waegn, althochd. wagan) 
ein Wagen, Laſtwagen; eine Landkutſche; bef. 


Eifenbahnmwagen, die auf Eifenbahnen gebrauchter 
roßen Perſonenwagen, pl. Waggons. 
Wagnerit, m. ein im Salzburgiſchen gefundenes 
Mineral, aus phosphorſaurer Bittererde u. Fluor⸗ 
magneſium beſtehend. 

Wahabi oder Wehabi, auch Wahnbiten u. We⸗ 
chabĩten, pl. arab. (Wahäbi) Bölferitämme vom 
Glauben des Scheif Mohammed, Abd-el Wahabs 
ar der im 18. Jahrh. lebte u. die Glaubens» 
vorſchriften des Koran nur teilweife annahnı. 

Wahl-Stapitulation, f. dtich.el. (vgl. Kapitulation) 
der Wahlvergleich, die it MWahle 
Konvent, m. (vgl. Konvent) die Wahl-Ber- 
fammilung. 

| Waidaldtten oder Waideloten, pl. eine Priefter- 
Klaſſe der alten Heidnifchen Preußen. 


Waisjas 


Waisjas, pl. ſanskr. (waisja oder wis) Glieder der 
dritten Kaſte bei den Indiern, den Birger- und 
Bauernitand umfafiend. 

Waiter, m. engl. (fpr. uehter; dv. to wait, warten) 
der Aufwärter, Kellner. 

Wakea u. MRatih, ſ. Vakia. ra. 

Waknf, n. türk.-arab. (vakuf, vaki) ein frommes 
Bermädtnis, eine fromme Stiftung; Mojcheen- 
eigentum, ala Lehngut den Moſcheen zinsbar; entg. 
mülk. 

Wal, ſ. Ball. 

Walach, ſ. Wallach; Walaͤchen, pl. = Ro- 
mänen, ſ.d. 

Walhomwit, m. ein dem Retinit verwandtes brenn- 
bares Mineral, aus der Braunkohle bei Walchow 
in Mähren. 

Waldenfer, m. und pl. (Anhänger des Petrus 
Waldus, eines Bürgers zu Lyon; n. a. eig. Tal» 
feute, Talbewohner, v. I. vallis, fr. vallee, Tal) eine 
im 12. Zahrh. entjtandene jtille und ſittlich-ſtrenge 
Religionspartei in Frankreich. 

Walghvogel, j. Dronte. 

Walhaͤlla, f. nord. Valhöll (d. i. Halle der Er- 
ihlagenen, v. altnord. valr, angelj. wael, altd. wal, 
Haufen der Erjchlagenen, Niederlage der Leichen 
auf dem Schladtfelde, Schladt, u. altnord. höll, 
Halle, königliches Schloß) altnord. Tabell. der 
Himmel, das Baradies der alten nordiſchen Völker, 
wohin nur diejenigen gelangen, welche eine3 blu— 
tigen Todes im Kriege fterben (vgl. ZEN: 
Name eines von König Ludwig I. von Bayern 
1830 gegründeten Ehrentempels bei Donauftauf 
an der Donau. 

Wali, m. arab. (v. weli, eig. nahe, Freund, Helfer, 
Vorſteher zc., v. wela, nahe fein, helfen, leiten; vgl. 
Belajet) Unterftatthalter oder Gouverneur einer 
türf. Provinz, durch welche die Emire die Aufjicht 
und Gerichtsbarkeit iiber die Bewohner und die 
Eintreibung der Steuern bejorgen ließen; Walt: 
Alahdi, m. arab. (eig. weli-al-ahd od. weli-ahd; 
v. ahd, Bertrag, Verpflichtung) der Thronfolger. 


Walime, f. arab. (walimeh) Gaftmahl, Schmaus, 


bei. Hochzeitögelag der MoSlemin. 

Walinga, f. ruſſ. r. Wolünfa (von wol, Ochſe, 
weil das Inſtrument aus der Haut eines jungen 
Stiere3 — iſt), eine ruſſiſche Sackpfeife, ein 
Dudelſack. 

MRaltover, engl. (von to walk over the course) bei 
Wettrennen: ein leichter Sieg (durch) Unfähigmwerden 
der Mitbewerber). 

Rolfüren, Walfyren oder Walkhhrien, pl. (alt- 
nord valkyrja, angelf. välcyrie, v. altnord. valr, 
Haufen der Erjchlagenen, die Leichen auf dem 
Schlachtfelde, u. kiöra, kera, kieſen, wählen; vgl. 
Walhalla) altnord. Fabell. Schladhtgöttinnen, die 
Scdidjalsgöttinnen der Känıpfenden, welche die- 
jenigen auswählen, die in der Schlacht fallen follen, 
oder unter den bereit3 Gefallenen auswählen, Bot- 
ihafterinnen Odin u. Dienerinnen der gefallenen 
Helden in Walhalla, denen fie ven Trank der Göt- 
ter reichen. 

Waͤllach, m. ein verfchnittener Hengft (fo benannt, 
weil die erften aus der Walachei und aus Ungarn 
befannt wurden; dab. fr. hongre). 

Wallönen, hol. Malen, pl. (vom althochd. Walh, 
mittelhochd. Walch, ein Fremder, Ausländer, bei. 
der Gallier, Romane, angelj. Wealh, der Relte; 
dah. althochd. walhisc, welſch, fremd, romaniſch) 
Bewohner der ſüdlichen Niederlande, welche eine 
Mundart des Franzöſiſchen reden. 


Water⸗Cloſet 921 


— 9 — n. das aus ſpaniſchem Rohre bereitete 

fünstlihe Fijchbein. 

Wallrat oder Walrat, m. (fchwed. wallraf, von 
Wal, Walfiich) j. unter Kachelot. 

Walpuͤrga vder Walpuͤrgis, f. altd. weibl. Name 
(von wal, j. Walhalla, und althochd. burug, burg, 
Burg) eig. Toten- oder Leichenburg, Beſchützerin 
in der Schlacht; eine Heilige in der fathol. Kirche, 
die Tochter des englifchen Königs Nihard im 
I. Kahıh., die als Abtilfin au Eichjtädt wegen der 
itandhaften Erduldung der Verfolgungen hinjicht- 
lich der Religion unter die Heiligen verjegt und 
als Bewahrerin vor den Zauberkünſten der Hexen 
verehrt wide; dah. Walpurgis-Abend, W.- 
Nacht, die erite Mai-Nacht, wovon der Aberglaube 
ehemals fo viel erdichtete. 

Wampum, n. eine Denkſchnur, ein Denkihnur- 
Gürtel der nordamerifan. Wilden, aus verjchieden- 
farbigen u. verfchieden geformten Muſchelſtückchen 
ujammengejeßt. 

Bann, pl. altnord. d. i. die Strahlenden, ein den 
Aſen feindliches altnordiſches Göttergeſchlecht. 

Wangſi, n. ind. (ſanskr. wangsa, wangsi) das Banı- 
bustohr, der Nohritod. 

Waͤnja, ruſſ. (Verkl. des männ!. Namens Iwdn, 
Sohann), Hans; Waͤnjta, Hänscen. 

Mara, f. altd., War od. Hör, altnord. (eig. Bünd⸗ 
nis, Bertrag; verw. mit wär, wahr, bewähren ꝛc.), 
altnord. Fabell. die Göttin der Eide und Verträge 
der Menjchen, bei. der Ehe u. Hochzeit. 

Maräger oder Wärtinger, pl. (d. i. die Verbün— 
deten) ein normannifches Volkam Baltifchen Meere, 
welches fich im nördlihen und mittlern Rußland 
feftfegte und mit den Ruſſen old die nor» 
mannifchen Vikinger, die im 9. Jahrh. die Oſtküſte 
der Ditjee bedrängten. 

Wardein, chem. auch Guardein, m. (vom ml. u. 
it. guardare, fr. garder = warten, d. i. hüten, 
deauffichtigen, alfo eig. = Guardian, ſ. d.) ein 
beeidigter Metallprüfer (Bergwardein) und bei. 
Münzprüfer Münzmwardein); wardieren, Me- 
talle, Münzen dem Gehalte nach prüfen, jhäßen, 
den Wert beitimmen. 

Waͤreck⸗Soda, k. (vgl. Barec u. Soda) Soda aus 
der Normandie und Alicante. 

Wari, . Bari. 

Warp, n. engl. ſ. Lea. 

Marplines, pl. engl. (ſpr. uarpleins) Kettengarn. 

Warrant, n. od. m. engl. (fpr. usrränt; = Garant, 
Garantie, f. d.) die Vollmacht; der VBerhaftbefehl; 
auch Waren-Berfagfchein; warranted, auf engl. 
Fabrifaten — garantiert. 

Warſowienne = Varjovienne, f. d. 

Warwickit, m. (fpr. Udr—) ein bei Warwid in 
New-York vorfommendes Mineral, aus Berbin- 
dungen de3 Fluors mit Titan, Eifen und Yitrium 
beftehend. 

MRafenmeifter, m. der Rafiller (f. d.), Abdecker. 

Ebafierpoladen, 1. die polnifchen Bewohner Ober- 
fchlefiens, die vielfach Flößerei betreiben. 

Waflerregäl, n. das Recht des Staats, die Ge— 
wäſſer zu nutzen. 

Waßferſtofffuiſid, n. Schwefelwaſſerſtoff. 

Wafilij, m. ruſſ. männl. Name (gr. Basilius oder 
Basil); abgef. Waſſja od. Waitita; —Waſſilifſa, 
f. rufi. weibl. Name. 

Watägen, pl. ruſſ. (watäga, Schar, Familie; tata- 
riſchen Urjprungs) die Niederlafjungen der Fiſcher 
am Ural und am Kaſpiſchen Meere. 


| Water:&lojet, n. engl. (fpr. uäther kloͤſet; von 


922 Waterländer 
water, Waſſer, u. Kloſett, j. d.) ein Abort mit einer 
BWaflerröhre zum Wegfpülen des Unrats; Water: 
maschine, f. eine Spinnmaſchine, bei der die Fä— 
den durch Stredwalzen ausgezogen werden; Wn=- 
terproof, m. engl. ſpr. —pruhf; v. proof, probe- 
baltig) eig. wafferdicht, wafjerdichter Stoff, ein Re- 
genmantel; Water-Twift, n. (vgl. Twilt) Garn 
von Watermajchinen, d. i. Spinnmafcdinen, die 
von Waſſer getrieben werden, Waſſermühlen-Garn. 

Waterländer, pl. die gelindere Kartei ver Men- 
noniten (ſ. d.) oder Taufgelinnten feit der Mitte 
des 16. Sahrh. (weil ihre erjten Gemeinden im 
Waterlande in Nordholland wohnten). 

Watt, n. (benannt nad) vem Bhyfifer und Mecha— 
nifer James Watt, geb.1736 zu Greenod in Schott- 
land, gejt. 1819, VBervollfommner der Dampf» 
maſchine) eleftriihe Arbeitseinheit, Maßeinheit de3 
eleftrifchen Arbeitsvermögeng (—Bolt x Ampere); 
Wattitunde, die Arbeit eines Watt in einer 
Stunde; Wattmeffer, Elektrizitätszähler; Kilo— 
watt = 1000 Watt. 


Watten od. hol. Wadden, pl. (verw. mit waten) 


jeichte Stellen in der Nordfee an der nordholländ. 
Küſte; daher Wattenfahrer, m. eine Art flacher, 
Fahrzeuge zur Befchiffung diefer Kiifte. 
watticren (deutich mit Fremdartiger Endung), Watte 
(ſchwachgefilzte Baumwolle od. Seide) unterlegen; 
mit Watte ausfüllen, füttern; wattiert, mit Watte 
efüttert; Wattierung, Watteeinlage, Wattefutter; 
attons, pl. (jpr. wattöngs) Wattkiffen, zum 
Ausfüllen der Körperformen. 

Wavellĩt oder Wawellit, m. ein nad) dem Ent- 
deder Dr. Wavell benanntes, aus Aluminium⸗ 
fluorid, ee Tonerde und Waſſer be- 
jtehendes Mineral. 

Wayndngs, pl. Hinefische Schaufpiele mit Tanz. 

Wealden-Formation, f. engl.-l. (pr. uihlo’n—) 
eine Gebirg3bildung, die in manchen ändern zwi⸗ 
ſchen der weißen Jüra- und der Kreideformation 
eingeſchaltet iſt (z. B. in dem Teile der Grafſchaften 
Kent, Surrey u. Suſſex, der the Weald, der Wald, 
genannt wird; dah. der Name); Wealdenton, m. 
die obere tonige Schicht der Wealden⸗Formation, 
auch Wälderton genannt. 

Wechabiten, ſ. Wahabi. 

Wechſeliſtrom⸗Kondenſator, m. Strom⸗ od. Span⸗ 
nungsverſtärker zur Verteilung der elektriſchen 
Energie. 

Weda, m. = Wodan, f. d.) ein Kriegsgötze der 
alten Sriejen; ſ. auch Veda. 

Wedgwood, n. engl. (fpr. uedſchwudd) eine Art 
engliſches Steingut, nad) jeinem Erfinder Joſiah 
Wedgwood (1730—1795) genannt. 

Wẽdomoſti, pl. ruff. (fpr. wä—; von wedomostj, 
Nachricht) die Beitungsnadrichten. 

Wedro, m. ruf). (wedrö; vgl. Wiadro) ein Eimer, 
ein ruſſiſches Flüſſigkeitsmaß von 10 Krufchfa od. 

toof — 12,299 1. 

eftlines, pl. engl. (fpr. uöftleins) Gemwebeleinen, 
Schußgarn. 

Wega, m. (vom arab. el nesr el waki, ver fallende 
Adler) ein prächtiger weißglänzender Stern erfter 
Größe in der Leier des Orpheus. 

Weigh, |. Bey. | 

Weimutsfichte oder Weimutökiefer, eig. Wey⸗ 
moutsfichte, f. eine Art großer Nadelholzbäume, 
vom engl. Zord Weymouth zuerit aus Virginien 
und Kanada nad) Europa gebradit. 

Beistum, n., pl. Weistũmer (dtih. von weifen, 
einem das Recht mweijen oder ihn zurecht weifen), 


MWeitnit 


ehemal. Rſpr. eine erteilte Rechtsbelehrung, ein 
Rechtsbeſcheid; eine gerichtliche Urkunde, und eine 
Sammlung folder Urkunden. 

Welajdt, auch Wilajet, ſ. Belaget. 

Welfen (altd.), auch it. Guelfen od. Guelphen, 
pl. (vgl. Guelph) Name einer berühmten Herr- 
icherfamilie, die im 11. Sahrh. aus Stalien nach 
Deutjchland verpflanzt, eine Beitlang über ver- 
Ihiedene Provinzen Deutfchlands, namentl. Bayer 
und Sadjen, herrſchte und in dem entthronten 
Haufe Hannover nod fortlebt; in weiterer Be- 
deutung auch die mächtige Bartei, die ſich im Mit- 
telalter den Unternehmungen der Raifer und ihren: 
Anhängern, den Gibellinen, wiverjeßte; da der 
1866 von Preußen entthronte König Georg von. 
Hannover dem Welfenhaufe — ſo trat in 
der Neuzeit die Welfenpartei in Gegenſatz zu Preu⸗ 
Ben und zu dem neugegründeten Deutſchen Reiche, 
und es iſt wieder viel von ihr die Rede; Welfen= 
fonds, ein Teil des Vermögen? des entthronten 
Königs Georg von Hannover in der Höhe von 
16 Millionen, der1866 von Preußen beſchlagnahmt 
wurde und defjen Zinien verwendet wurden, um 
die Koften für „die Maßregeln zur Überwachung. 
und Abwehr der gegen Preußen gerichteten Unter» 
nehmungen des Königs Georg u. feiner Agenten‘ 
u beitreiten; insbeſondere follten Die Angriffe der 

elfenprefje und anderer geheimer Staatsfeinde 
abgewehrt werden = Reptilienfonds, ſ. d. 

Welitij Knijas, m. ruſſ. (v. welikij, aja, oje, groß, 
und Knjas, j.d.) der Großfürſt, Titel der Prinzen 
de3 ruf). Kaiſerhauſes; Welikaja Knjaghinja, f- 
die Großfürſtin, der Titel der vermählten od. ver- 
witweten Brinzeffinnen; Bselitaje Aniafhnd, f. 
(fh ſpr. ſch), die Großfürjtin, Titel der unver- 
mählten Brinzejfinnen des ruſſiſchen Kaiſerhauſes. 

Welsh rabbit, n. engl. (fpr. welſch räbbit) oder 
Welfch:rarebit. n. engl. Röftbrot mit Käſe, Wal- 
liier Zederbifjen. | 

Welweléeh, n. türf. (v. arab. welwelet, v. walata, 
traurig jein, walwala, heulen, wehklagen) das Weh- 

„_Hagegeichrei der tür. Grauen um einen Toten. 

Wencestäus od. Wenzel, m. ſlav. (poln. u. ruſſ. 
Wenzessläw, von wieniec, Kranz, Krone, und 
ssläwa, Ruhm; ml. Wencesläus) männl. Name: 
der Ruhmgekrönte. 

Wenden, pl. ein Zweig der Slaven (f. d.) im nördl. 
und öftl.Deutjchland feit dem 6. Jahrh., wozu Die 
Obotriten, Heveller, Bommern, Lauſitzer 2c. ge» 
hören. 

Wera, f. ruſſ. (fpr. wära; eig. Glaube, Vertrauen, 
v. wernüj, aja, oje, treu, wahr, = I. verus) ruſ⸗ 
fifher weibliher Name. 

Werjſchoͤt, m. ruſſ. (eig. Spige, Gipfel, Ende) ein 
ruf] Längenmaß = * rſchin ([.d.)= 11 ruſſ. 
Zoll were mm. &), pl: ERerite,einruff. 

Werſt, f. (cufj.wersstä), pl. Werſte, ein ruſſ. Wege- 
maß — 500 Faden od. Sidihen (f. d.) = 1066,79 m 
— etwa !/, geogranhifche Meile. 

Mefir, 1. Vezier; Wefir-Afem, = Großvezier. 


Wesnaͤnka, f. ruſſ. (v. wesna, der Frühling) der 


Frühlingstanz der Kleinrufjen. 

Weite, f. (v. fr. veste, v. I. vestis, Kleid) ein Die 
Bruft und den Oberleib bedeckendes Kleidungs- 
ſtück ohne Ärmel; in Niederdeutihland Rümpfel 

— — er nah a 

en od. Weigh, n. engl. (Ipr. we) ein altes, aber 

0 gebrauchtes engl. Wollgewicht = Ya, Laſt = 
182 engl. Pfund = 82,554 Kg. ; 

Weſtnik, m. ruff. (fpr.mehitnik; v. westj, Nachricht, 


Whig 


Kunde) der Bote, Verkündiger, daher Titel ruſſ. 

Zeitungen. 

big, m. engl. (ſpr. huigg), pl. Whins (angebl. v. 
ſchoti. whig od. wigg, faure Molken, als Getränk 
der niedern Volksklaſſe in Schottland; od. v whig- 

am, einem fchottifchen Zuruf zum Antreiben der 
Rierde, whiggamor, ein Pferdetreiber od. Fuhr— 
mann, weil ein Teil folcher Leute 1648 unter An- 
führung des Marquis v. Argyle nah Edinburg 
marjchierte, um dem Könige Widerftand zu leiſten; 
n. a. unrichtig von den YAnfan 8buchſtaben der 
Worte we hope in God, wir hoffen auf Gott, al3 
Motto des Klubs, aus welchem die Whigpartei 
hervorging) Freiheitsmänner, Freiheitsfreunde, 
gemäßigte Freunde des Volks, die Öegenpartei der 

orie3 (f. d.) in England; in den Vereinigten 
Staaten von Nordamerika veriteht man darunter 
die Ariftofraten vgl. Tory; —— — m. 
barb.-I. (engl. whiggism) deren Grundjäge und 
Anfichten. 

Whim, m. engl. (fpr. huimm) eine Grille, Laune, 
Sonderbarfeit, ein feltfamer Einfall. 

Wohipper, m. engl. (v. to whip, peitfchen) der Peit— 
fcher, eine Aufloderungsmajdine für Baummolle; 
Mpippersin, der Peitſcher, Hineinpeiticher, eig. 
ein Jagdausdrud, einer, der die Hunde beauffichtigt 
und fie in die Jagdlinie Hineintreibt; dann uneig. 
eine Berfon die dafür zuforgen hat, daß die nötige 
Zahl minifterieller Mitglieder fi) im engl. Unter- 
hauſe einfindet, der Herbeitreiber der minifteriellen 
Mitglieder zu Abjtimmungen. 

Whisky 1., m. (fpr. huiski; vgl. Usquebah) in Hod)- 
Schottland u. Irland: Öerften-od.Kornbranntiwein. 

Whisky? ‚n. engl. (fpr. huiski) ein engl. Hochwagen, 
einfpänniger offener Wagen mit jehr hohem Geſtell. 

Whift, n. od. Whiftſpiel, ein urjpr. engl. Karten- 
fpiel (whisk) unter 4 Berfonen (v. engl. whist, d. i. 
pit! ftill! weil e3 große Aufmerkſamkeit und daher 
Stille erfordert); ein Getränf aus Tee, Zuder, 
Zitronen und Rotwein. 

Khiteboys, pl. engl. (fpr. hueitbeus; v. white = 
weiß, u. boy, Knabe, Burfche) Weißburſchen, Weiß⸗ 
banden, Weißburſchenſchaft, Parteiname der ärme— 
ren kathol. Volksklaſſe in Irland um1761, deren 
Bundeszeichen die weiße Farbe iſt, und die ſich 
gegen die harten Grundbeſitzer, Pfarrer uſw. em- 
pörten. 

Whitechapel,n. engl. (jpr. wattfchäppl) der ärmite 
Bezirk im Often Londons, deſſen Bevölkerung die 
geringite Bildung aufweiit; Whitehall, engl. (ſpr. 
watthähl) früher: der königliche Palaſt an der 
Themſe in London; * breite Straße im weſt⸗ 
lihen London mit den Minifterialgebäuden. 

White Star Line, engl. (fpr. ueit tar lein) die 
transatlantifche Dampferlinie zwijchen Liverpool 
und Neuyorf. 

Wiaͤdro, m. poln. (= ruſſ. wedro, f. d.) ein altes 
poln. Kaummaß von 20 Kannen od. Litern. 

Widar, m. altnord. Yabell. Odins Sohn, der Gott 
der Banned nheit. 

Biel, f. niederd. (vd. wiken, weichen, zurücktreten) 
die Bucht, die Bai, der Meerbufen. 

Wigwam, m. u.n. (au3 der Algonkfin-Spradhe) eine 
Lagerhütte oder ein Zelt der Indianer in Nord- 
amerika, gew. aus Büffelhäuten gemadt. 

Wiking, 1. Biking. 

Millefiten, pl. Anhänger des engl. Gottesgelehrten 
ob. Wiklef od. Wiclef, eig. Wicl * eines 
orläufers der Reformation im 14. Sahrh., der 

gegen die kirchlichen Mißbräuche eiferte, auf Ver— 


Wodan 923 
befjerung der Lehre drang u. von dem fatholifchen 
Lehrbegriffe jehr abwich. 


Wila, f. nach dem ferbifchen Volksglauben eine Art 
Nymphen von großer Schönheit und Schnelligkeit, 
mit langem, fliegendem Haar und luftig weißem 
Gewande. 

Wilhelm, m. (altd. Wilihelm, v. willo, der Wille, 
und helm, der Helm), engl. William, m. männl. 
Name: willensfräftiger Selm, d. i. Schirm, Schuß 
od. Beſchützer; Wilhelmine, f. weibl. Name: die 
Schützerin; Willibald, m. (v. altd. balt, engl. bold, 
kühn) der Willensfühne. 

Wilis, pl. (vgl. Wila) nad) der flav. Volfsjage: vor 
dem Hodhzeitstage geftorbene Bräute, die im Grabe 
feine Ruhe finden, fondern als Teidenjchaftliche 
Tänzerinnen um Mitternadht aus ihren Gräbern 
jteigen, fic) an einem Kreuzwege verfammeln und 
ven Mann, welchen fie hier treffen, jo lange zu 
tanzen nötigen, bi3 er tot niederfällt. 

Willemit, m. natürliches kiefelfaures Zinkoxyd, nach 
dem Könige der Niederlande, Willem oder Wil- 
beim I. benannt. 

William, j. Wilhelm. 

Wimperge, f. (diſch, v. Windberge, d. i. Wind- 
ſchutz, vor dem Winde bergen Sſchützen) der Spih- 
giebel im gotijchen Bauitil, 4. B. über einem Tor, 
Senfter; vgl. Ouimberge. 

Mina, m. der Rumigbranntwein, val. Kumiß. 

Mingolf, m. altnord. (vingölf, d. i. Freundeshalle) 
Fabell. der Balaft der Göttinnen, beſ. Freias 
Wohnung, auch = Walhalla überh.; auch eine 
chriſtliches Leben aufrecht erhaltende Studenten- 
verbindung, die Wingolfiten. 

Winkeladvokat, m. einer, der heimlich und unbe- 
fugt Geſchäfte betreibt, zu denen nur ein geprüfter 
Rechtsanwalt berechtigt ift. 

Wiſchnu, m. ind. eig. der Durchdringer, wahrſch. 
der Äther, als lebendes Prinzip des Weltall, die 
erhaltende, beſchützende Gottheit der Indier (vgl. 
Kriihna und Simwa). 

Wismut, n. (nl. bismuthum, n.) das Aſchblei, ein 
rötlich weißes, jehr ſprödes und leichtflüjfiges Me- 
tal; Wismutglanz, m. natürliches Schwefel- 
mwismut. 

Miß,n. ſ. Vis. 

Witfried, Witolf, Witold, Wittelind, m. (altd. 
Wituchint), altd. männl. Name (v. witu, angelj. 
vudu, engl. wood, Holz, Wald, abzuleiten) der 
Waldfriede; Waldwolf; über den Wald Waltende; 
Waldgeborene. 

Mittine, f., pl. Wittinen, preuß. (poln. wicina) 
Baltenflöge mit jchrägem Wetterdadh, die aus den 
ruſſ.⸗litauiſchen Gouvernements außer dem Holze 
Kin ©etreide, Hanf, Flachs ꝛc. nad) Preußen 

ühren. 

Kljatigehläm, altjlav. u. rufj. männl. Name für 

enzel, = poln. Wenceslam. 

Wijuga, f. ruſſ. Schneewirbel, |. Samet. 

Wiadita, j. Vladika. — 

Wladimir, jlav. männl. Name für Woldemar (v. 
wladietj, herrſchen, u. mir, die Welt, Menſchheit); 
als Verfl.: Walddja u. —— 

Wladuko, m. ſlav. (von wladétj, herrſchen, eig. der 
Oberherrſcher, Gebieter) uneigentl. der Erzbiſchof; 
auch Titel und Anrede der höchſten griecdh.-ortho- 
doren Geiftlichkeit. — 

Wloka, t. poln. eine Hufe Landes, früher ein pol» 
niſches Feld» oder Flächenmaß von 30 Morgen = 
10,7962 ha. 

Modan,m.niederd., od. Wuotan,althochd.,od.nord. 


Wodla 


Odhinn, altd. u. altnord. Yabell. der von allen 
germanischen Völkerſchaften verehrte oberfte Gott, 
welcher den Sieg verleiht; daher Wodanstag; 
(engl. Wednesday), Mittwoch. 

Wodka, f. poln. u. ruf. (wödka, pr. poln. wudka, 
Verkl. von woda, Waſſer) Sranntwein, Schnaps. 
Möhlerit, m. ein nach dem berühmten Chemiker 
F. Wöhler benanntes Mineral, aus Verbindungen 
der Kiefelfäure und Tantalfäure mit Zirkonerde, 

Kalkerde und Natron beitehend. 

Woͤrtlok, m. ruf). (von waliätj, filzen, walfen) ein 
dickes gi geug aus Kuhhaar oder Wolle, bei. im 
ſüdl. Me and als Dede, Mantel, Unterbett ıc. 
gebraudt. 

Woit. m. poln. der Dorfſchulze. 

Woiwoͤde od. Wojewode, m. poln. u. ruſſ. (woje- 
wöda, v. rufj. wol, Herr, und woditj, führen) eig. 
Heerführer, Heerfürit, Herzog; ehemals Fürft der 
Moldau u. Walachei; StattHalter im ehem. König- 
veih Polen; auch türk. Pachter der Abgaben eines 
Bezirks; Woiwoͤdſchaft, f. eine Statthalterfchaft, 
Landſchaft. 

Wotßzaͤll, m. ruſſ. (verderbt aus Vauxhall, ſ. d., 
wie ein feit 1838 an die Bahnhalle zu Pawlowsk 
bei Petersburg fich anjchliegendes Gartenlofal ge- 
nannt war; jegt allgemein für:) Bahnhof, Bahn— 
halle, Wartefht auf ruffiihen Eifenbahnen. 

Wole, f. altnord. (völa, völva) Fabell. der ſchützende 
Geiſt der Erde, die uralte Seherin; dab. Woluſpa, 
f. (altnord. völusp&, völvuspä; verwandt mit 
fpäben), d. i. das Gefiht der Wole, Benennung 
des älteiten Teils der Edda (ſ. d.), welcher Haupt- 
ſächlich die Weltfhöpfung und den Weltuntergang 
ſchildert. 

Wolframium, n. Wolfram⸗, Tungſteinmetall, 
Scheel, das Schwerſtein-Metall, ein von Scheele 
1781 im orydierten Zuſtande (als Wolframſäure) 
entdecktes u.1785 zuerſt Daraus rein dargeſtelltes, 
dunkelgraues, ſehr ſchweres, ſprödes und ſtreng— 


924 


flüſſiges Metall; auch die in der Natur vorkom— 
mende Verbindung der Wolframſäure mit Eijen- 
und Man BInEND. | 
Wolik, ſ. Volik. | 
Bollajtunit, m. Tafelipat, Schalftein, ein nad | 
W. H. Wollafton (jpr. Uslläft’n) benanntes Mine- | 
ral, aus Kieſelſäure u. Kalferde beſtehend; Woplla= | 
ftoniche Linien, pl. die von Wollafton 1308 zuerit 


Kanthippe 


entdedten farbigen Streifen in den prismatifchen 
Tarbenbildern. 

Woloſt, r. Wolofti, f. ruſſ. (v. wlastj, Freiheit im 
Handeln, Macht, Herrichaft) der Amtsbezirk, ein 
aus mehreren Gemeinden beftehender Bezirk in 
der Woloftverfammlung dur) Gemeinde- 
abgeorönete vertreten, welche jährlich für Rechts— 
itreitigfeiten, deren Wert unter 100 Rubel beträgt, 
ein Woloftgericht wählen; Woloftnat_Star- 

chind, m. (fpr. Btar—; von sstarschind; Alteſter, 
berhaupt) der Gemeindevoriteher; vgl. Stare- 
ſchinen. 

Wolünka, ſ. — 

Wolverings, pl.engl. (c. wolverins, von wolverin, 
ſpr. uuͤlwerin, der amerikaniſche Vielfraß) ameri- 
kaniſche Vielfraßfelle. | 

Wombat, n. eine Art neuholländifcher Beuteltiere 
(nl. Phascolömys). Past 

Woolcord, n. engl. (ſpr. uüllfohrd; dv. wool, Wolle, 
und cord, Strid) ein feſtes gejtreiftes engliſches 
Wollenzeug, bef. zu Beinfleivern. 

Wuorara, = Urari. 

Wootz oder Wooz, n. ein vortreffliher Stahl in 
Oftindien, Berfien 2c., aus welchem 3. B. die be» 
rühmten Damaszener Klingen verfertigt werden. 

Wör, |. Wara. ; 

Woreeiterfauce, f. engl. (fpr. wuͤßt'r), eine ge- 
wiürzte Sauce. 

Wraf, n. (ein niederd. Wort, vom angelj. vrecan, 
brechen; daher auch Brad) überh. etwas Zerbro- 
chenes, Untaugliches; bef. die Schiffs-Trümmer od. 
:Sceiter, der Numpf eines geiceiterten Schiffs; 
Wrackgut, n. von einem gejtrandeten Schiffe ge- 
vettete Güter; Wrackrecht, n. das Strandredt; 
twraden, wraafen, Waren ausfuchen, abjonvdern, 
— fortieren; Wracker, m. ein Waren-Au2- 
fuder od. -Unterjuger; Wreckers, ei engl. (ſpr. 
reckers) Strandräuber an den engl. $ üften. 

Wroge, Wruge, f. Unzeige über verübte Forft- od. 
Sadgvergeheit. 

Wuotan, |. Wodan. 

Wurali, = Urari. 

Wurte, f. ein künſtlicher Hügel, v. Gräben umgeben 

Wuchuchol, ſ. Desman. lin den Marſchen. 

Wyssotschestwo, f. ruſſ. (eig. n., v. wyssöki), hoch, 
erhaben) Hoheit, Titel eines königlichen Prinzen, 
Großfürſten oder Großherzogs. 


X. 


Abkürzungen: X als 21. Buchſtabe im lateiniſchen | 
Alphabet in der Rubrizierung — 21; als Zahl im 
Griechiſchen = 60, ‚5 = 60000, im Lateiniſchen 
= 10; X. als Abfürzung in röm. Schriften = 
10 As oder ein Denar; x in der Mathematik für 
unbefannte Größe. 

X als Münzzeihen auf franz. Münzen feit 1579: 
Amieng, vorher: Billefrande. 

Xaca, m. ein Gott der Japaner; Xacp, 
oberjte der Bonzen (f. d.) in Japan. 

Xaͤcara oder nad) jegiger Rechtſchreibung Jdcara, 
f. jpan. (fpr. x und j = d); vom arab. schakara, 
danten, lobpreijen) eine Art Romanze, die gefungen 
wird; die Tonweiſe zu einer foldhen Romanze; ein 
Zanz nad) diefer Tonweije. 

ang, ſ. Shan. 


m. der | 





xXãnorphita, f. gr. (v. xainein, Fragen, ſtreichen, u. 


Orphika, f. d.) die Taftengeige, ein von Röllig 


erfundenes Tonwerkzeug mit Geigenbogen u. mit 
Taſten verfehen. 

Xanthippe, f. gr. (von xanthös, gelb, und hippos, 
Pferd) wörtlich dag gelbe Pferd, Name des (nad 
ipäteren Angaben) zanffüchtigen, böfen Weibes des 
Sokrates; dah. ein Plageweib, Hausdrache, eine 
böfe Sieben; Fanthän, n. = Überſchwefelzyan; 
Xanthin, ın. der Gelbſtoff, gelbe Farbeſtoff vom 
Krapp, das Krappgelb; Xanthogen, n. Scheidef. 
ein in den Blättern und Blüten enthaltener Stoff, 
der mit Alfalien gelb wird; bei einigen Chemifern 
früher aud) für — Kanthogen= 
Säure, f. eine meijt gelbe Verbindungen gebende 
organifche Säure, Die fi beim Vermiſchen einer 

eiftigen Kalilöfung mit Schwefelfohlenitoff bildet; 
anthofön, m. (v. gr. könis, Staub, der 
gelben Farbe feines ne ein aus Silber, 
Schwefel und Arſenik beitehendes Erz; XRantho⸗ 


Xarob 


phill, n. das Blattgelb, der Farbſtoff der gelb 
werdenden Blätter; Xanthopſie, f. das Gelbjehen 
(bei der Belbfucht); SRanthorrhöaharz, n. gelbes 
Harz aus dem Stode der Xanthorrhoea arbörea 
— — in Neuholland; Xanthoxijlon, n- 
elbholz. 

Xdrob, * eine Rechnungsmünze in Fez, 20 X. — 
1 Mitskal (j. Miskal) = ungefähr 1,28 M. 
Xaver, m. und Xaveria, f. arab. (jpan. Xavier, 
Javier) Namen: der und die Glänzende. 
Xenelafie, f. gr. (v. x&nos, der Fremde, Gaft, und 
elaGnein, vertreiben) die Sremdenvertreibung; Xe= 
nion, n., pl. Xenia oder Xenien, Gaſtgeſchenke, 
Geſchenke für Gaftfreunde; uneig. eine Art Sinn- 
gedichte, bef. des röm. Dichterd Martial, und die 
in Schiller Mufenalmanad) von 1797 erjchienenen 
Diftihen, in welchen Goethe und Schiller verſchie— 
dene literarische Erfcheinungen und Beitrebungen 
ihrer Zeit geibelten; Xenios oder Xenius, m. der 
Saftliche, Befchüger der Baftfreunde und des Gaſt— 
rechts, Beiname des Zeus; Xenodochium, n. (von 
döchesthai, aufnehmen) ein Ort zur Aufnahnte 
von Fremden, Wirtshaus, Herberge, Pilgerhaus, 
Baftzimmer; auh — Hojpital; Xenodöchus, 
m. (gr. xenodöchos) ein Borjteher desjelben; Xe— 
no hie, f. die Fremdſchreibung, Fremdſchrift, 
Schriftfunde fremder Spraden; Zenofratie, f. 
Fremd» oder Yremdherrichaft; Xenologie, f. die 
Wiſſenſchaft des Fremdartigen, Geheimen — ok— 
kulte Wiſſenſchaft, Okkultismus, ſ. unter: 
Okkulta. (Der Arzt Ferdinand Maack in Ham— 
burg gibt eine „Wiſſenſchaftl. Zeitſchrift für XReno— 


logie” und eine „Bibliographia Xenologica“ her- 


aus); Zenomanie, f. die Fremdſucht, übertriebene 
Borliebe fiir Fremdes; Kenomifie, f. der Frem— 
denhaß; Xenophilie, f. die Fremdenliebe; Kends 
ü ‚ f. (von xenün, fremd machen, entfremden) die 
Entfremdung, das Sremdwerden; Zenotaphium, 
n. (vb. taphos, Grab) eine Fremden-Grabſtätte. 
Xerafin oder Xeraphin, m. (v. port. xerafim, fpr. 
fcherafing, d. t. Seraphim), Rechnungsmünze in 
Goa und auf Malabar, = Pardao, ſ. d. 


Yalos 925 


trodene Nahrung, der Genuß trodner Früchte und 
des Brot3 während der Faften (bei den erjten 
Ehrijten); Xerophthalmie, f. Heilf. die trodene 
Augenentzündung, das Augendrüden, eine mit 
Nöte u. Schmerz verbundene Augen-Entzündung; 
Xer-⸗ouhthaͤlmos, m. ein trodnes, entzündetes 

uge; au = &erophthalmie: Xeröſis, f. das 
Trodnen, Austrodnen; xerötiſch, austrodnend, 
dörrend; Xerotribie oder Xerotripfis, f. das 
trockne Reiben eines kranken Teiles. 


ı Xinto, j. Sinto. 
' Xiphias, m. gr. (v. xiphos, Schwert) der Schwert- 


— — — — — — 











fiſch, ein eßbarer Fiſch, beſ. bei Sizilien, deſſen ein- 
geſalzene Floſſen Callo heißen; XAiphodoͤnten, 
pl. (v. ödus, Zahn), Schwertzähne, eine Art Säuge- 
tier-Berjteinerungen aus der Urwelt; xiphoĩdes 
oder ziphödes, jhwertförmig. 


Xhlander, m. gr. (von xylon, das Holz, und aner, 


Sen. andrös, der Mann) männl. Name: Holz- 
mann; Xylit, m. eine befondere Art des Holz- 
geiftes; auch ein äußerlich dem Bergholze ähnliches 
Mineral, aus Kiejelfäure, Eijenoryd, Kalt» und 
Bittererde bejtehend; Rylobalſämum, n. Balfanı- 
holz; Xyloglänh, m. (vgl. Glyph ac.) ein Holz- 
ſchneider; Xyloglijphit oder Kylogiäntik, f. die 
—— xXyſograͤph, m. der Holzdruder, 

olzichneider; Rylographĩe, f. die Holzſchreiberei; 
der Holzdrud, Druderei mit hölzernen Buchstaben 
und Tareln: auch die Kunst des Umdruckens auf 
Holz; chlographieren, = defalquieren; xijlo⸗ 
graͤphiſch, mit hölzernen Buchſtaben gedrudt; 
durch Umdruck auf Holz hervorgebracht, oder ſich 
damit beſchäftigend, dazu gehörig; xyloĩdes, ch= 
loĩdiſch, Holzähnlich, holzartig; Xyleidin, n. ein 
———— Stoff, durd Einwirkung ſtarker 
Salpeterfäure auf Sägejpäne, Baummolle, Lein- 
wand ac. erhalten; Xylologie, f. die Hölzerlehre 
oder »beichreibung; Xylophägns, m. der Holz- 
wurm; Xylolatrie, f. die Anbetung hölzerner 
Bilder; Xylolith, n. Holzitein; XRylophön, n- 
Holzzither; Xnlophijlla, f. Holzblatt, ein jtraud)- 
artiges Gewächs aus Sitdamerifa, mit jchönen 


Xeranthämum, n. gr. (v. xerös, troden, u. änthe- 
mon — änthos, Blume) die Dürrblume, PBapier- 
od. ine: Xeraphinm, n. Heilf. ein wider 
den Ausichlag dienendes trodnes Heilmittel; Xe— verbundenen Stäben — — Tonwerk⸗ 
raſie, f. oder Xerdsmms, m. (v. Xxerainein, trock- zeug, das wie ein Hackbrett geſchlagen wird. 

nen) Heilt. die Haarvertrodnung, Dünnhaarigkeit, Xylis, f. gr. Die Schwertel, das Wanzenfraut. 
Glatze. xXÿijſis, f. gr. (von xyein, ſchaben, glätten, ebnen, be- 

Xereswein, Zeresielt, |. Sherry. arbeiten) das Schaben, Kratzen; Xysıma, n. das 

Xerif, m. arab. (jpr. icherif; nad) port. Schreibung Geſchabte, Schabfel; auch = Charpie; Xyfter, 
— Scherif, ſ. d.) eine Rechnungsmünze in Ma- | m. ein Schaber, Krapeijen; Xhſtos (gr. xystös, 
rokko — 8 Dfien (ſ. d.). sc. drömos, d. i. eig. geebnete Bahn) oder lat. 

Xerion, n. gr. (v. xerös, troden) ein trodnes Heil- üjſtus, m. ein bededter Säulen» od. Laubengang, 
mittel, bej. ein Streupulver, Kräuterfijien 2c.; Xe= eine, Halle, Kanıpfhalle, ala Fecht- od. Kampfplag 
röme, n. oder Xerotes, f. gr. Heilk. Trockenheit, zu Übungen der Athleten im Winter, auch zum 
bej. der Augen; Kerometer, m. der Trodnungs- Herumfpazieren dienend; Xyſticus, mn. ein Fechter 
mefjer, ein Werkzeug zum Mefjen des beim Trod- in einer Kampfhalle; Xyſtärch, m. der Aufſeher 
nen abgehenden Gewichts; Kernphagie, f. die | eines Kyjtos. 


VB 


— 
Abkürzungen: 9, im deutſchen Alphabete der 24., | at, engl. ſ. Jacht. 
im lat. der 22. Buchſtabe; in der Rubrizierung — Hack oder Wal, m. der Grunzochſe, Ziegenochs (Bos 
22; ala Zahlzeichen griech. v =400, ‚v = 400000; | grunniens) in den Gebirgen Tibet u. in Mittels» 
y in der Mathematik die zweite unbefannte afien bei den Viongolen, Kalmiüden ıc. 
Größe; Y als hemijches Zeichen — Httrium. anonbe, m. ein türkiſcher Arzt. 
Y «al3 Münzzeichen, und zwar auf franzöfijchen alos, m. eine in Afrifa einheimijche Ausſchlags⸗ 
Münzen: Bourges; auf engliihen: Vor. frantheit. 


fächerartigen Blättern; Xylorgänon oder Xylor= 
gänum, n. (vgl. Organ 2c.) die Strohfiedel, ein 
aus trodnen hölzernen, mit dürren Strohrollen 


926 Ya 


Dam, n. engl. (pr. jäm), oder Pamstwurzel (weit- 
ind. ihame, malay. ubi, javan. uwi, oſtind. oebies, 
—— auch Obiswurzel), die Brotwurzel, eine 
dicke, runde, eßbare Wurzel einer ausländiſchen 
Pflanzengattung mit glockenförmiger, ſechsfach ein— 
geſchnittener Blumendede (Dioscorea), in ei und 

eitindien ein gemeines Nahrungsmittel; vgl. 
Igname. 

HYamaktis, pl. türk. (von yamak, Gehilfe, Geſelle ꝛc.) 
griech. Taͤnzerinnen, die von reichen Türken ge— 
halten werden. 

Hankee, m. engl. (ſpr. jänkih; vgl. Sonathan), pl. 
HYankees, Spottname für die Bewohner der unter 
dem Namen Neu-England begriffenen nordameri- 
kaniſchen Staaten, in Europa für Nordamerifaner 
überh., gew. um ihre üblen Eigenjchaften damit zu 
bezeichnen (entjtanden aus English, welches die 
Indianer fehlerhaft wie Jengis, Jengli ꝛc. aus- 
ſprachen); Yankee-Doodle, n. ſſpr. — duo’), 
eigentl. Nordamerikaner, das Nationallied der 
Vordamerikaner, mit ſehr munterer, origineller 
Sangweiſe; kam zuerſt als Siegesgeſang nad) der 
Schlächt bei Bunkershill (17. Juni 1775) vor, dann 
als Mari während der Waffenſtreckung des briti- 
jchen Heeres bei Saratoga (16. Oktbr. 1777). | 

Yard, m. engl. (fpr. jard; eig. —= Gerte, Rute) die | 
engl. Elle, ein Maß von 3 engl. Fuß = 0,91439 m. | 

Day f. daS Gejegbud) der Tataren. | 


atagan, ſ. Satagan. 

atji od. Watfu, türf.(v. yatmak, liegen, ſich nieder- 
legen) die Zeit zum Schlafengehen bei den Türfen, 
etwa 2 Stunden nach Sonnenuntergang. 

Daws, n. engl. (jpr. jahs; eig. das Schwanfen, Tau- 
meln) die Luſtſeuche, eine pejtartige Krankheit in 
Afrika und Weitindien. | 

Yellow, engl. (fpr. jello) gelb; Yellow⸗Pine, f.engl. 
(ipr. — pain) amerifanijche Gelbfiefer; deren Holz; 
Hellowmetal, n. engl. (ſpr. — met’), Hellowme⸗ 
tall, eine Miſchung aus Kupfer und Zinf. 

Yellow-gum, ſ. Ataroidharz. 

Vembie od. Jembie, n. arab. ein langes, gektümm⸗ 
tes, zweijchneidiges, ſehr ſcharfes Meſſer der fiid- 
lihen Araber. 

Den, n. jeit 1871 Rechnungseinheit im Kaiſerreich 
Saparn, = 100 Sen = 4,19 M. 

Hente, f türf. (von arab. yengeh oder engeh) die 
Hrautführerin, Brautbegleiterin, welche die Neu- | 
vermählte nad) dem Hauje des Mannes führt. 

Heoman, m. engl. (jpr. j6hmän) ein engl. nichtade- 
liger Landeigentümer, früher: Befiger eines Gutes, 
Freiſaſſe, großer Pächter; jegt: Kleiner Pächter; 
Hofbedienter, fünigliher Trabant; Yeomanry, f. 
(ipr. jöhmänri) eine aus den Freifafjen gebildete 
engl. berittene Landwehr zur Dämpfung von Un- 
ruhen 2c.; auch eine königliche Leibwache von etiva 
250 Mann. der Paraguaytee, ſ. Mate. 
erba Date, f. (fpan. yerba, Kraut = I. herba) 
eridis, pl. Zeufelsanbeter in Kurdiſtan, Armenien 








Zaar 


und dem ſüdl. Kaukaſus, welche zwar Allah als 
Gott anerkennen, aber den Teufel verehren. 

Het, ſ. Jet. 

Agdrani. m. (ſpr. Ing—) nord Fabell. die Heilige 

Ice, unter welcher der Bau der Welt und dieſe 

jelbft dargeftellt wird, der größte u. herrlichite aller 
Bäume, bei welchem die Götter fich täglich verfam- 
meln, um Gericht Bu halten. 
hre, f. ein Flüſſigkeitsmaß in Tirol. 
in, ein dinef. Zängenmaß — 24,556 m; auch ein 
chineſiſches Gewicht, f. Gin 2. 

Hlang=d lang, n. hin. (fpr. ilänſchilan) Orchideenöl, 
ein zu feinen Riechwällern benutztes, Hyazinthen- 
artig riechendes DL, das aus einer auf der Inſel 
Manila wachjenden Orchideen-Art (Unona odora- 
t1ssima) gewonnen wird. 

Pmir od. Yıner, m. nord. Zabell. der Stammvater 
des Riejengejchlechtes od. der nordischen Giganten. 

Dnka, ſ. Inka. | 

Yo, f. Hinef. eine Flöte, aud) ein Hohlmaß. 

Yo el Rey, jpan. (jpr. id. el rei) Sch der König, Uns» 
terzeichnung des Königs von Spanien. 

Dogburt, ſ. Joghurt. | 

Yokola, n. das Fiihbrot der Kamtſchadalen. 

— — ilön, d. i. ei cktes, nicht ge 
pſilon, n. (gr. y psilön, d. i. eig. nacktes, ni ⸗ 
hauchtes y) das griechiſche ü oder y; MPpilleide, f. 
Heilk. die Zwickelnaht, eine Naht in der Hirnſchale, 
jop, m. j. Iſop. lwegen der Ahnlichkeit mit Y. 
tterit, m. ein ſchwarzer, undurdlichtiger u. glän- 
zender, zu den Silifaten gehörender Stein, zu Yt- 
terby in Schweden, aut Gadolinit; weil®adolin 
1794 darin eine eigentümliche Erde entdedte: die 
Hitererde; Attrium, n., auch wohl Yeterbium, 
n. die von Wöhler zuerjt dargejtellte metallijche 
Grundlage der }ttererde; Piterfpat, m. natürliche 
phosphorjaure Yttererde; Yrtertantal od. Yttros 
tantalit, m., Petrocerit, m. u. Attrotitaniĩt, 
m, verjchiedene Mineralien, in welchen die Ytter— 
erde als Beitandteil vorfommt. 

Yu, m. Hinef.—=Nepprit,f.d. 

Yucca oder r. Duca, fpan. (aus der Sprade von 
Haytı) die Adamsnadel, eine prachtvolle nord» 
amerikaniſche Pflanze von verjchied. Arten; auch die 
Brotwurzel, |. Maniof. 

Yugada, f. (von jpan. yugo, Joch) ein Suchert, ein 
Feld» oder Flähenmaß in Spanien. 

Yung, n. ein bedenartiges Inſtrument bei den Chi- 
nejen, durch welches vermittels des Anfchlagens 
mit einem hölzernen Klöpfelder Wechjelder Tages— 
zeiten angezeigt wird. & 

Yüruf, m., pl. Yürufs (vgl. das türk. yüruk, Her- 
umijtreifer, Zanpdjtreicher) tatarijche Reiterei, Die 
jtatt eines Soldes mit liegenden Gründen abge- 
funden wird. 

Yus=Baicht, m. türk. (von yus, Hundert u. basch, 
Kopf, Anführer, vgl. Baſch; alfo eig. ein Anführer 
von Hundert) ein türk. Amtmann; Hauptmann. 


3) 


Abkürzungen: 3, im deutihen Alphabete der 25., 
im Lat. der legte und im Gried). & der 6. Buchftabe, 
in der Rubrizierung = 23; als BZahlzeichen im 
Griehiigen: 5 — 7, S=1700, im Lat. zuweilen 
— 2000; z in der Mathematik die dritte unbe- 


tannte Größe; z. als Abkürzung auf latein. In⸗ 
ſchriften =!/, U3, zz. —=*, As; hemifche Zeichen 
find: Zu = Zincum, Binf; Zr = Zirconium. 
Z al3 Münzzeichen auf franz. Mnzn.: Grenoble. 
Saar, |. Zar. 


*) Wörter, die nit unter 3 ftehen, fuhe man unter 6. 


Zabier 


Zabier, pl. auch Sabier (vgl. Sabäer), Johannes- 
jünger oder Berehrer Sohannes des Täufers, An- 
hänger einer religiöfen Sekte im Morgenlande, die 
ih aus denjenigen Schülern des Täufers Johan- 
ne3 bildete, die nicht zum Chriftentum übergingen; 
Zabäismus, ſ. Sabäismus. 

Zabra, f. (bask. zabre) ein ſpan. Schiff von 60 bis 
70 Tonnen, eine Art Fregatte, die in dem bisfayi- 
ihen Meerbuſen gebraudjt wird. 

BZadarias, m. bebr. (Secharjäh oder Secharjähu) 
männl. Name: Jehovah (jäh oder jähu) gedenft 
(sachar); Zacharias-Blume, f. die Kornblume. 

Zachäus, m. männi. Name (hebr.sakkai) der Reine, 
Unjchuldige, Fromme. 

Baffer od. Zafira, m. (fr. zafre, safre, saffre, jpan. 
zafra, it. zäffera) zur Bereitung der Smalte zu- 
gerichtetes, geröjtetes u. gepochtes Kobalterz; auch 
der Glasjag zur Smalte. 

Bagäl, m. ſpan. (eig. ein ftarker, junger Mann, v. 
arab. za’ila, munter fein) der Gehilfe des Mayo» 
tal (j. d.) beim Spanischen Poſtfuhrwerk. 

Zaid, m. u. Zaide, f. arab. (v. zäda, fich mehren, 
anwachſen) ame: der u. die Wachjende. 

Zaim, m. arab. (zaim, eig. ein Bürge; v. zaama, 
jprechen, gutfagen) ein Snbaber eines Kriegslehns, 
zum Reiterdienjt verpflichteter Lehngutsbejiger in 
der Türkei, höher algeinTimariot; eintürkiſcher 
Henter, ———— Scherge. 

Buire, f. arab. (v. zära, beſuchen) weibl. Name: die 
Beſuchende. 

Zak, m. niederl. (d. i. Sad) altes niederländiſches 
Getreidemaß — 83,41, auch niederländiſche Be— 
zeichnung für Hektoliter. 

Zalot oder r. Zolot, m. (türk. zoloté od. zolotha; 
vgl. Solota) eine alte türk. Münze — 30 Paras. 
Zambo, m. jpan., pl. Zambos od. Zamben, Miſch⸗ 

linge von einem Neger u. einer Indianerin; Zamı= 
bainos od. Zambaigen, aud) Zamboklaros, pl. 
Miſchlinge von Zambos und Indianerinnen. 
Zamboͤnijche Säutfe, f. trodene galvaniſche Säule, 
. aus Schichten von unechtem Gold- u. Silberpapier 
beitehend, nad) ihrem Erfinder Zamboni (geft. 
1846 in Verona) benannt. 

Zambuls, pl. kleine Srachtfahrzeuge auf dem Archi— 
pelagus. 

Bamire, f. arab. (zämirah, v. zamara, auf einem 
Blasinftrumente fpielen) weibliher Name: die 
Spielende. 

Zampogna, f. it. (pr. —onja) die Schalmei, Hir- 
tenflöte. 

Zanäna, f. perſ. (zenäneh, d. i. weiblich, v. zen, 
zan, Frau) der Weiberhof der gemeinen Perſer, 
das Frauengemach (vgl. Harem). 

Bannetta, f. eine neapolitaniſche Rechnungsmünze, 
—Y, Carlino. 

anni, m. it. (nach einigen v. Il. sannio, bejjer aus 
dem Namen — ran entitanden, in der 
Mundart von Bergamo, welche gi in z zu verwan— 
dein pflegt) der Bollenreiker, Hanswurſt od. Gauk⸗ 
ler in der ital. Komödie, vgl. Bouffon. 

Sapateddo, m. jpan. (v. zapateär, mit dem Schuh 
ſchlagen, v. zapato, Schuh) ein etwas unfittlicher 
jpan. Tanz, wobei der Taft mit dem Schuh oder 
auf der Schuhfohle geichlagen wird. 
aptieh, m. arab. u. türk. der Polizeifoldat. 
ar, m. jlav. (fpr. zahr; rufj. zarj, altpoln. czar, 
jegt car, jpr. zahr; ebenfo wie das dtſch. Kaifer aus 
dem lat. Caesar, gr. Kaisar, entjtanden) der ehem. 
u. beim Bolt noch jeßt gebräuchliche Titel deö Be— 
berrjchers des Auf. Reichs; Zartiza, f. ruſſ. die 


zedieren 927 


5 oder Kaiſerin von Rußland; Gemahlin od. 
Witwe eines Zaren; Zarewitich, m. der Zaren- 
john, vormals Titel der Söhne ruffiiher Zaren, 
jegt nicht mehr gebräuchlich (vgl. Welifij Knjas); 
gardione f die ee vormal3 Titel der 
öchter rufſiſcher aren (jetzt Welikaja Knjaghinja 
od. Knjaſhnä, ſ. d.). 
arathuitra, | Zoroaſter. 
drbat, n. arab. (von zaraba, ſchlagen) eine Art 
Schnarre oder Klapper, um die morgenländifchen 
Chriſten zum Gebete zu rufen, da der Gebraud) 
der Glocken ihnen verboten ilt. 

Zarf, n. türk.-arab. (ſpr. 3 wie weiches f) ein me- 
tallener Teller, auf dem man in der Türkei beim 
Kaffeetrinfen die Kleinen ungehenfelten Tafjen 
herumreicht, ein Präfentierteller. 

Zargrdd oder Zaregrdd, altjlav. (v. zar, ſ. d., u. 
grad, vlt. für görod, Stadt) die Zarenftadt, Kaijer- 
ſtadt, volfstiimliche Bezeichnung bei allen jlavi- 
ſchen Völkern für eh a 

Sarzucdla, f. jpan. ein Schaufpiel von nur zwei 
Aufzügen. i 

Saton, n. (jpr. ſatu; madekaſſiſch 
malay. saratus) ein Getreidemaß auf 
von 100 Wuhl, ungefähr 24,5 kg. 

Bawiye, f. arab. (zäwiyeh, eig. ein verborgener 
Ort, v. zawa, veriteden) eine Einfiedelei, Zelle, ein 
Kloſter; ein Armenhaus bei den Moslemin. 

36a, f. gr. (ze& od. zeiä) Spelt, Dinkel; türfifcher 
Veizen, Mais (zea mais); Zeilithoid, m. der Ge- 
treideftein, ein aus dem Getreide bereiteter harter 
Stoff, aus dem man dur Auflöfung u. Gärung 
Dier erhält; Zein, n. ein cigentümlicher Pflanzen- 
— aus dem Samen von zea mais dar- 

eitellt. 

Zebadth, pl. hebr. (zebäöth, pl. von zäbä, Kriegs- 
heer, v. z&bä, hervorgehen, ausziehen) die himm- 
liſchen Heerfcharen, d. h. die Himmelsförper zu- 
jammengenommen, die Öejtirne, die Welt, daher 
Gott od. Herr Zchbanth. _ 

Schra, n. (jpan. u. port. zebra, it. zebro, der Name 
iſt jüdafrifan.) ein zur Gattung des Pferdes ge- 
hörendes ſchön gezeichnete8 Tier in Sid» und 
Mittelafrifa, afrikanischer Waldejel, gejtreifter Ejel; 
—— ſchön gezeichnetes Palmenholz; 8.— 

unge, k. eine Schollenart. 

Zebu, m. der oſtindiſche Buckelochſe, die von den 
Hindus als heilig verehrte Budelfuh mit einem 
Fetthöder auf dem Rüden. 

Zechine, f. (it. zecchino, m., von la Zecca, da3 
Münzhaus in Venedig, wo diefe Münze zuerjt im 
Sahre 1280 geprägt wurde; zecca jelbit ijt arab. 
Urfprungs, v. sekkah, der Prägeitod, die geprägte 
Münze) eine ehemal. venetianiſche goldne Rech— 
nungsmünze von verjhiedenem Wert in Stalien, 
der Berberei, Arabien, Agypten zc.; fie wurde 
auch von Djterreich geprägt, gewöhnlich im Werte 
von 9,52 M. 

Zcdefia, m. hebr. (Zidkijjähu, v. zedek, Gerechtig- 
feit, u. jähu f. Jehovah) männl. Name: Jchovays 
Gerechtigkeit; Zedefiel,m. der Engel der göttlichen 
Gerechtigkeit. 

Zeder, f. (l. cedrus, gr. kedros) ein der Tanne ähn⸗ 
licher Baum in Aſien, am ſchönſten und mächtig- 
iten auf dem fyrifchen Gebirge Libanon. 

zedieren, I. (cedöre) weichen; abtreten, überlafjen, 
abjtehen, bej.ein Forderungsrecht abtreten, ſ. bonis 
zedieren; cede majöri, gib dem Größeren nad; 
weiche dem Mächtigern; Zedent, m. (1.cödens) der 
Überfaffende, Abtretende,z3.B.einerSchuld an einen 


eiq. Hundert, 
Dovagastar 


928 Zedoarwurzel 


andern; cedo nulli, ich weiche feiner (nämlich 
Schnede an Schönheit), Name einer der ſchönſten 
Kegelſchnecken, Bradht-Kegelichnede, Berl-Admiral; 
Zeſſion, f. die Abtretung einer Sache, eines Rech⸗ 
tes ujw. an einen andern; Zeſſionär, m. der, dem 
etwas abgetreten wird. 

Zedoarwurzel, |. Zitwer. ( 

Bedrät, m. it. (cedräto) eine Art großer, gemwürz- 
hafter Zitronen, deren Rinde mit Zuder eingemacht 
wird; Paradies- od. Adamsapfel. 

Sedrobaum (nlat. cedrela odoräta; jpan. cedro, 
Zeher) die Duftzeder, ein hoher Baum in Nord- u. 

üdamerifa, mit einem mwohlriechenden, bittern u. 
fehr weichen Holze. 

Zedrönſamen, m. der giftige Same eines Baumes 
auf Neugranada, der gegen Schlangenbijje u. Fie— 
ber angewendet wird. 

Zeilanit, m. Eifen-Spinell, ſchwarzer Spinell von 
Zeilan; aud) Pleonaſt. 

Ba j. unter Bea. 
efe, n. ungar. (pr. ſäkke) ein furzer ungarifcher 
Waffenrock. 

Setiät, n. arab. (ſpr. 3 = ſ; von zakä, vermehren, 
fromm fein, Almojen geben) die vom Koran vor- 

eſchriebene Armenabgade, die aus dem vierzigften 
ile des Einkommens befteht. 

Zelamire, f. arab. weibl. Name: die Strahlende. 

zelerieren, I. (celerare) beſchleunigen; eilen; Cele⸗ 
rifere, £. fr. (fpr. Belerifähr’; vom I. celer, jchnell, 
u.ferre,tragen) ein Eilwagen in Frankreich, in der 
Art der engliſchen stage-coaches; Zelerität, f. J. 
(celeritas) die Gejchwindigteit. 

Selibat, 1 Bölibat unter Zöleb3. 

zelteren, |. (celäre) verhehlen, verheimlichen; Zela⸗ 
tion, f. nl. die VBerhehlung. 

Sellarten, pl. nl. (sing. cellaria, f.) Zellenforallen; 
Sellepören, pl. L.-gr. Samenforallen; Zellepori- 
ten, pl. löchrige Korallen-Berfteinerungen; Bel: 
fiten, pl. nl. Zellenbewohner; zefulär u. zellu⸗ 
(88, mit Zellen ee aus Zellen gebildet, zel- 
lig; Zelluloid, n. Zellenhorn, eine aus gemahle- 
ner Schiegbaummolle u. Kampfer geprekte Maffe, 
die wie Horn erfcheint, fehr geſchmeidig it und zu 
Billardlugeln, Kämmen u. ähnl. verarbeitet wird; 
Zellulöfe, f. Scheidel. die Holz> od. Pflanzenfafer, 

elitoff, chem. reine Pflanzenfafer, ein Grund- 
beitanbdteil der Pflanzen; bei. die durch Kochen in 
Natronlauge unter hohem Drud zu Papierftoff 
umgemwandelte fein zerteilte Fafer der Nadelhölzer 
(im Gegenjag zu dem in Holzschleifereien gemon- 
nenen ET od. ——— der alſo nicht 
mit der Zelluloſe verwechſelt werden darf und 
unter dieſen Begriff nicht gehört); Zelluloſe⸗ 
Dynamit, |. Dynamit. 

Belofis, f. gr. (v. zelos, Eifer, SS Eifer- 
ſucht; zelün, nadeifern, beneiden 2c.) die Eiferung, 
das Eifern; zelöso oder con zelo, it. Tonf. mit 
Eifer od. Anftrengung; nachdrücklich; Zeldt, m. 
gr. (zelötes) ein Eiferer, Geſetz⸗ oder Glaubens⸗ 
eiferer; Zelotismus, m. der Glaubenseifer, Glau—⸗ 
benswut; die Geſinnung und die Grundfätze eines 
Ölaubenseiferers; zelotiſch, glaubengeifrig, glau- 
benswiütig; elotynie, f. Eiferfucht; überh. leiden- 
ihaftliher Eifer, Eifertolfheit. 
elöta, Zelotte, = Szelotte u. Solota, ſ. d. 
eifität, f. nl. (v. celsus, erhaben) die Erhabenheit. 
ema, n. gr. (z&ma, v. zeein, kochen, fieden) etwas 
Geſottenes, Abgejottenes, der Abfud. 

Bembalo, m. it. (fpr. tichembalo) die Handtrommel, 
f. Zymbel; früher auch das Klavier. 


zenfieren 


embös, = Zambos, ſ. d. 

ement, n. (it. cemento, fr. ciment; v. l. caemen- 
tum, Bruchitein, von caedere, hauen) ein Binde- 
mittel, Mörtel, inSbef. der aus Kiefelerde u. Kalt 
gemengte, zu Wafjerbauten benugte Steinfitt; ges 
mentieren, verfitten, mit Zement verpugen; aud 
glühen, brennen; Brennitahl verfertigen; Zemen— 
tierofen, Brennitahlofen; Sementation, f. oder 
da3 Zementieren, das Glühen eines Körpers in 
verjchlofjenen Gefäßen zwifchen einem andern — 
veriſierten KörperſßZementier pulver), welcher 
durch Hilfe des Feuers hal Veränderungen in 
jenem hervorbringen fol; Einfchlußerhigung; ze⸗ 
mentieren, ſtählen, kohlen, verihlofien glühen; 
daher: Zementitahl, Brennitahl, durch Glühen v. 
Stabeifen zwifchen Kohlenpulver ergeugter Stahl; 
Zementwaſſer, Rieslauge, eine in manchen Berg- 
werfen fich bildende Auflöſung von Kupferpitriol, 
aus weicher ſich das Kupfer als Bementkupfer 
niederichlagen läßt; Sementpulver, Stählpulver: 
Zementjubitang, Bementfitt, Zahnlitt; zemen— 
tterter Kupferdraht, Goldſchein⸗Kupferdraht. 

Semindar, m. perj. (zemindär oder zemidär, d. i. 
eig. Zandhalter, von zemin, Erde, Land, und där, 
haltend) der Hauptwächter und Aufſeher eines 
— in Oſtindien unter der mongoliſchen 

errſchaft. 

Zend-Aveſta oder Zendabeſte, f. altperſ. (zend, 
zand, zindah, lebendig, Leben, zind, Seele, und 
wastä, äbastä, Teuer) eig. das lebendige Wort, das 
heilige Bud) od. Religiongbud) des Zend-Volkes, 
d. i. der alten Perjer und ihrer Nachkommen, der 
Parſen, Gauern oder Gebern, weldes die Lehren 
— aſters (ſ. d.) enthält: das Zend oder die 

endſprache, die altperſiſche Sprache, zu den 
ariſchen Sprachen (ſ. d) gehörig, in welcher 
dieſe Schriften abgefaßt ſind. 
endale, m. it. ver Schleier der Frauen in nn 
enith, n. (von arab. semt, Weg, Pfad; dad. voll- 
ſtändig; semt-ur-räs, Weg des Kopfes, Scheitel» 
gegend, von räs, Kopf) der Scheitelpunft, d. i. der 
höchste Bunft des Himmels, gerade über dem Schei- 
tel de3 Beobadhters; der gerade ent- 

egengeſetzte Punkt des Himmels heißt Nadir od. 
punkt: vgl. Azimuth; übertragen: Gipfelpunkt, 
Höhepunft; zenitgäl, im Zenith des Beobachters 
befindlich, 3. B. Zenithal-Sterne. 

Zenobius, m. u. Zenobia, f. gr. (eig. durch Zeus 
Leben habend) Name: der und die Lebenskräftige 

zenſieren, I. (censere) beurteilen, prüfen, ſchätzen; 
Senjor, m. im alten Rom ein alle 5 Jahre er- 
wählter Staatsbeamter, welcher die Oberaufſicht 
in Polizeiangelegenheiten, ſowie über das Ver— 
mögen u. die Sitten der Bürger hatte; in neuerer 
Zeit ein von der Behörde angeftellter Überwacher 
der Literatur, der das Recht hat, gewiſſe Stellen 
zu beanftanden; Zenſür, f. (I. censüra) die Mu- 
ſterung, Prüfung, Beurteilung; ———— der 
Bücher, das Buͤcher⸗Gericht, „die Schriftfeme 
(Hoffmann), d. i. eine von Staatswegen verordnete 

eurteilung und Prüfung neuer Schriften und in- 
folge derfelben erteilte od. verweigerte Drudbewil- 
ligung, vgl. imprimatur; Zeugnis (in Schulen); 
consura ecelesiastica, Ripr. die Kirchenſtraf 
Kirchenbuße: geniuräbel, barb.-l. (fr. censurable 
der Prüfung u. Beurteilung unterworfen; tadelus⸗ 
wert, ehem. auch f. zinspflichtig, jteuerbar; Zen⸗ 
ſus, m. die Abſchätzung des Vermögens (nad) alt⸗ 
tömischem Staatsgebrauch ſeit Servius Tullius, 


ſ. Kauri. 


gent 


dem fechiten König); Volkszählung; der Zins, die 
Steuer; Zenfit, m.(l. censitus) der Zinspflichtige, 
der Binjen bezahlen muß; zenfnäl (pätl. censua- 
lis, e), zur Schäßung oder Steuer gehörig, fteuer- 
bar; censuäles, pl. Zinspflichtige. 
Bent 1., m. (v. [. centum, hundert) ein Hundertitel, 
der Name verfchiedener Feiner Münzen, z. B. in 
den Niederlanden eine Kupfermünze — oo Öul- 
den, in Nordamerika — "oo Dollar; cent jours, 
pl. fr. (pr. Bang ſchuhr) die hundert Tage von 
20. März bis 28. Juni 1315, während deren Nas 
poleon nad) feiner Rücfehr von Elba in Frankreich 
regierte; Zentenärtim,n. |. das Feſt des hundert» 
jährigen Beſtehens, Sahrhundertfeier; Fentena— 
rius, m. l. ein Hundertjähriger; zentejimäl, ni. 
in hundert Teile geteilt; Zenteiimälrchnung, 
Rechnung nad) Hundertteilen; Zentefimalwage, 
große Brüdenmwage, Fuhrenwage; zentejimteren, 
. (centesimäre, von centesimus, der Hundertſte) 
den hundertiten Mann herausnehmen, abjondern; 
Bentefimation, f. nl. die Heraushebung des Hun— 
dertiten, bei. zur Beftrafung, Hinrichtung 2c.; Gen 
teſima, m. it. (pr. tjchent—) eine fupferne Scheide» 
müngze in Stalien —= Yo Lira — 3 d; Zentidr 
— 10, Ur (vgl.Ar), fr. Centidre (ſpr. Bangti—); 
Bentifolie, k. [. (centifolia rosa) die Hundertblätte- 
ige Roſe; auch wohl eine Nelfe von vorzüglicher 
Blattfülle; zentifolifch, Hundertblätterig; Zenti— 
grad, m. Celjiusgrad, hundertteiliger Grad; Zen— 
tigramm, — 00 Öramm, ſ. Gramm; Zenti= 
liter, j. Liter; Gentinajo, m. it. (pr. tihent—) 
ein Zentner in Stalien; Zentimdnen, pl. I. (cen- 
timäni) gr. Fabell. Hunderthändige Riefen (3 Söhne 
de3 Himmels und der Erde); Gentime, fr. (ſpr. 
Pen) j. Sranc; Zentimeter, — !/ıoo Meter, 
Meter; zentipedifch, nl. hundertfüßig; Centi— 
#ere, fr. j. unter Stere; Zentner, m. (v. I. cen- 
tenarius, hundert enthaltend) früher ein Gewicht 
von 100 Pfund od. 50 kg; Zentnergeld, im Buch⸗ 
Handel der zentnerweije gezahlte Lohn für das Auf- 
und Abladen der Bücher u. Bapierballen; Gent 
weight, m. engl. (jpr.Bentueht) der Zentner, ſ. v. w. 
Hundredweight. 
Bent 2., f. (mhochd. zente, Bezirk, it. cinta, v. ml. 
centa, centena, welches urjpr. eınen Qandesteil od. 
Gerichtöbezirf von 100 Gehöften und Dörfern be- 
zeichnet), altd. Rſpr. Gerichtsbezirk, Gerichtzipren- 
gel; Damit Gerichtsbarkeit; daher: Zentgericht, 
einliches Gericht, Blutbann; Zentgraf, der Bor- 
teher eine3 Zentgeriht3; Zentfolge, die Pflicht der 
Gerichtsuntertanen, dem Gerichtsherrn bei Verfol- 
gung eines Berbrechens beizuſtehen; Zentherr, der 

ejiger eines mit peinliher Gerichtsbarfeit ver— 
jehenen Gutes; Zentwache, die Pflicht der Zent- 
folge, einen Verbrecher zu bewachen. 

Bentanr, m. gried). eig. Kentauros, d. i. entw. 
Stierantreiber, berittener Hirt, von kentein, jta- 
cheln, und tauros, Stier, oder bloß Reiter, Roſſe— 
Pen kEntores) griech. Fabell. ein Roßmann, 
abelh. Ungeheuer, halb Menjc und halb Pferd; 
aud) ein Sternbild am füdlichen Himmel, in mwel- 
chem zwei Sterne eriter Größe nahe beifammen 
ftehen; Zentaurẽa, f. I. (gr.kentauris, aud) ken- 
tatrion) die Zlodenblume, 3.8. e. eyünus, die 
blaue Kornblume; Zentaurin, n. nl. der Bitter- 
ftoff des Kardobenediftenfrauts (c. benedicta). 

Bentgericht zc., ſ. Zent 2; Zentifolie ꝛc., Zent- 
ner, ſ. Zent l. 

Bentrum, n. 1. (gr. kentron, eig. Spitze, Stachel) 
od. Centre, m. fr. (pr. Bangt’r) der Wlittelpuntt; 

Heyfes Hremdwörterbud. 21. Aufl. 


—— 


Zentrum 929 
die Mitte einer Schlachtordnung, und in Stände— 
fammern: die Mittelpartei; im deutjchen Reichs— 
tage: die Partei der Ultramontanen (f. d.); cen« 
trum gravitätis, der Schwerpuntt; zenträl (lat. 
centrälis, e) was den Mittelpunft einer Sade bil» 
det oder ſich auf ihn bezieht; ein zentraler Stoß 
it ein folcher, deſſen Richtungslinie durch die 
Schwerpuntte der bewegten Körper geht; Zenträl— 


behörde, oberite Behörde; Zentral: Bewegung, 


die freisförmige Bewegung od. die krumme Bahn 
eine3 bewegten Körpers um einen gewiljen ihn an— 
ziehenden Nuntt, 3. B. des Mondes um die Erde; 
3.:Burenau,n. (jpr. — bürdh) das Hauptgefchäfts- _ 
ag 3.:fongregatton, f. I. Hauptverjanm- 
ung, Hauptverein; Z.-Feuer, der vermeintliche 
Mittelpuntt3- od. Kernjener der Erde, als Urſache 
der nad) dem Innern der Erde zunehmenden Wär— 
me 2c; B.:$infternis, eine ringfürmige Sonnen- 
Anfternie:$ -@etalt Einbeitsgewalt; d.-fräfte, 
Strebefräfte, welche den bewegten Körper bei den 
Bentralbewegungen in feiner Bahn erhalten, find 
die Zentripetälfraft, gegen den Mittelpunft hin» 
itrebende Kraft, und die Zentrifugälkraft, Ede 
kraft, Schhwungfraft od. abitrebende Kraft, welche 
den Körper von dem Mittelpunfte feiner treisfür- 
migen Bahn zu entjernentrebt; Zentralmaſchine, 
f. eine Majchine, welche diefe Zentralbewegung ver- 
anſchaulicht; Z.:Organe, pl. die Hauptlebens- 
werkzeuge, 3. B. Herz, Xunge 205 3.-Platean, n. 
Hochebene in Innern eines Yandes; Z.:Pofition, 
f. Krk. Mittel» od. Hauptitellung; Z.⸗-Projektion, 
f. Projektion; 3.:Schule, Kreis- oder Haupt- 
ſchule, die in der Vlitte eines Landkreiſes liegt, für 
welchen fie bejtimmt ift; 3.:Sonne, nad der An» 
nahme der Sternfundigen der gemeinfame Mittel» 
und Schwerpunft der Fixſternwelt, der innerhalb 
der Plejaden (j. d.) zu liegen jcheint; Z.-Stelle, 
oberſte Bermoltungftelle; 3.:Berwaltiung, von 
einem Mittelpunkt ausgehende Verwaltung; Jens 
tralität, f. nl. die Bereinigung auf einen Bunt; 
zentralijieren (fr. centraliser), in einen Mittel- 
punit vereinigen; vereinheitlihen; Zentralifas 
tion, f. die Vereinigung, Vereinheitlihung; Jens 
tralifations-Syftem, n. das Beitreben, die Re— 
gierungsgewalt od. Verwaltung in einen Mittels» 

unft, eine Hauptjtadt 2c. zu vereinigen: jtraffe 

inheit des Staats bei verfüimmerter Freiheit; 
entg. dem Föderalismus, j. d.; Zentraliften, 
pl. Anhänger diejes Syſtems; zentrieren, in den 
Mittelpunkt bringen; den Mittelpunit fuchen, an« 
geben, beitimmen; Räder jo auf die Welle ſtecken, 
dag Mittelpunkt und Achſe zufammenfallen; Lin» 
iengläfer fo jchleifen, daß ihre größte Dice gerade 
in der Mitte iſt, drehrund einjtellen; Zentriers 
ftift, m. Stand» od. Paßſtift; zentrifh = zen- 
tral; die Zentrale, Hauptpuntt, Sammelpunft; 
Mitte, Verband; Hauptitadt; Stammhaus; Werk, 
3. B. eleftrifhe Zentrale, Kraftwerk; Zentris 
füge, f. nl. od. Zentriiugalmafhine, Schleuder⸗ 
majcine, Vorrichtung zum Trocknen verjciedener 
Körper (Zuder, Wolle, Wäſche 2c.) mitteld der Zen 
trifugaltraft; zentrifugäl, nl. (v. fugere, fliehen) 
den Mittelpunkt fliehend, von ihm fih zu entfernen 
jtrebend; Zentrifugalfraft, j.oben ;Zentriiugals 
pendel, un. Raumpenvdel; Zentrifugalpunde, 
Kreijelpumpe; Zentrifugal-Regulator, m. Bor- 
rihtung an der Dampfmajcine, welche durch mä— 
Bige Dampfeinitrömung den regelmäßigen Gang 
der Mafchine bemirtt, Chmungfugel-Wenler, fos 
niſches Pendel; Zentrifugal: Ventilator, m. 

59 


930 Zentumbir 


Wettertrommel, Lüfter; zentrifugieren, ſchleu— 
dern; — nl. (v. petere, auf etwas los— 
gehen) dem Mittelpunkt zujtrebend; Zentripetal: 
kraft, ſ. oben; Zentrobdrif, £. gr. die Schwer- 
punktslehr; zentrobaͤriſch, gr. was einen Bezug 
auf den Schwerpunkt des Körpers hat; Zentro— 
ffopie, f. griech. Beobachtung des Schwerpuntt3; 
Sentriwinfel, Mittelpunftswinfel. 

Zentumbir, m. ein Hundertmann, pl. Fentum⸗ 
virt, die Hundertmänner oder 105 Richter im al» 
ten Rom, welche Brivatjtreitigfeiten über Belik- 
stand, Erbſchaft, Schulden ꝛc. entſchieden; Zen— 
tumsirät,n. (l. centumviratus, m.) das Hundert— 
amt, ein Gericht von Hundert Männern; Zentuns 
kulus, m. ein Komödiantenkleid von grellen, bun— 
ten Farben bei den alten Römern; Zentüplum, 
n. nl. das Hundertfältige; zentuplieren, verhuns- 
dertfahen; Zenturie, f. (l. centuria) eine Anzahl 
von Hundert; insbef. eine Hundertſchar, altröm. 
Heeresabteilung (Konpagnie); auch eine Abteilung 
der röm. Bürger, wonach bei Bolfsverfammlungen 
abgeſtimmt wurde; die Magdeburgiſchen Zen— 
turien, eine auf Koſten der evangeliſchen Fürſten 
unternommene, nach Jahrhunderten eingeteilte 
Kirchengeſchichte von Flacius 1552 begonnen; 
Zenturio, m. ein Hauptmann, Befehlöhaber über 
eine Zenturie. 

Zenzerli oder Zindsjirli, m. eine türk. Rechnungs» 
münze—38/, Biafter, in Alexandrien ungef. 6,62 M. 

Zeolith, m. gr., pl. Zeolithe (eig. Braufeftein, v. 
zeein, jieden, und lithos, Stein, wegen des Auf- 
ihäumens beim Schmelzen vor dem Lötrohr) eine 
Gruppe meift weißer und glänzender, blättriger 
od. ftrahliger Mineralien, die aus wafjerhaltigen 
Verbindungen der Kiejelfäure mit Tonerde, Na— 
tron und Kalkerde beſtehen; Zeolith-Tafeln oder 
Steinpappen, pl. zu feuerfeiter Bedachung ver- 
wendet. | 

Zephyhr, m. (gr. zephyros, überh. Weite od. genauer 
Kordweitwind) 1) ein kühler, ſanfter Weftwind, 
Abendhaud); 2) feinjter Muffelin; 3) (gem. Zephir, 
pl. ephire) eine Art leichter franz. Truppen, meiſt 
aus leichtfertigem, zügellojen Gelindel zufammen- 
gejeßt; zepbhriſ ſanft wehend, ſäuſelnd; Zebphy⸗ 
rine, f. weibl. Name: die Sanfte, Gelinde; Ze— 
vpͤhyhr⸗Shawls, pl. Kleine viereckige Shawls; 8.⸗ 
Tuch, n. feines Damentuch; 3.-&arn u. Wolle, 
feines, weiches Wollengarn, bunte Stietwolle. 

enter, — Scepter, !. d. 

ger, ſ. Gueze. 

Zeraſin, n. nl. (v. l. ceräsus, Kirſchbaum) ein in 
dem Gummi der Kirſch- u. Pflauntenbäume ent- 
haltener Stoff. 

Serdjt, m. gr. (kerästds) die Hornſchlange; cera- 
‚stinm, n. Hornkraut. 

Zeratiajis, Zeratitis ıc., ſ. Kerat—. 

Zerät, n. lat. (von cera, Wachs) Heilf. Salbe aus 
Wachs; Zeration, f. nl. (v. I. ceräre, mit Wachs 
überziehen) Überziehung mit Wachs, z.B. um einen 

— von der Luft gänzlich abzuſchließen; auch 

die Verwandlung in eine wachsartige Mafje durch 
Auflöfung oder Schmelzung. 

Zeraunia, Zeraunometer 2c., ſ. Ker—. 

Zerbẽrus, ın. lat., over gr. Kerberus, Fabell. der 
vreiföpfige Höllenhund, j. Pluto; bildl. ein un— 
freundlicher Türhüter; auch ein nördliches Stern- 
bild neben der Hand des Herkules. 

Zerẽa od. Zeria, k. nl. (gr. kerion, v. keros, Wach) 
Wachsgrind, eine Art Kopfausichlag. 

Zerösrum, n. £. das Gehirn, Hirn; Zerebellum, 


Zerozenſualen 


n. das kleine Gehirn, welches unter u. hinter dem 
Be liegt; zerebräl, das Gehirn betreffend; 

erebralaffeltion, f. Gehirnleiden; Berchral- 
ihftem,n. I.zgr. der Teil des Nervenfyitens, wel- 
cher das Gehirn u. die von demfelben ausgehen» 
den Nerven begreift; Serebrofpinalfgitem, n. 
das Syitem der Gehirn- u. Rückenmarksnerven; 
Serebrin,n. das Gehirnfett, eine phosphorhaltige 
Bettart im Gehirn; Zerebriten, pl. dem Gehirn 
ähnlich ſehende Verfteinerungen einer Art Koral- 
len; Zerebröſis, f. die Hirnwut. 

Zerefolium, n. l. (gr. chaerephyllon, fr. cerfeuil) 
der Kerbel. 

-Beremonie, f. (I. caerimonia; fr. cer&monie), pl. 
Seremonteen, überh. ein Gebraud) od. Braud); 
Veierlichkeit, Hof- od. Kirchengebrauch; aud) feier- 
liches Wefen,das Gepränge; Zeremonienmeifter, 
der Beamte, der an Höfen oder bei bejonderen 
Veltlichfeiten die Beobachtung der Gebräuche zu 
überwaden hat; Jeremontäl,n.n!.dieGebraudhs- 
vorichrift für Feierlichkeiten; Zeremonialgeſetz 
der Juden, die Gefege über Neligionsgebräude, 
Opfer, Gebete, Fasten 2c.; Zeremonichl, n. der 
Inbegriff der bei gewiſſen, bei. feitlichen Gelegen- 
heiten zu beobachtenden Gebräuche; Feremonia⸗ 
rins,m. der die firhlihen Yeiergebräuche leitende 
Priefter; bei Ritterorden ein Beamter, der die 
Ordnung in denfelben erhält; zeremoniös (fr. 
cer&monieux), feierlich, umſtändlich, förmlich. 

Berefin, n. (von I. cera, Wach) der dem Bienen- 
wachs durd chem. Behandlung ähnlich gemachte 
Ozokerit (}. d.). 

Zerevis, das Bier (von I. cerevisia, f. daS Vier); 
Zerebismütze, die Heine runde Studentenmüße 
I Schild; cerevisiärum jus,n. die Braugered- 
tigkeit. 

Serimahbub od. bloß Mahbub, m. türk. (vom perf. 
zer, Gold, u. arab. mahbüb, geliebt, lieblich; aljo 
eig. Tiebliches Gold) das reinite Gold; eine ältere 
goldene Rechnungsmünze in Agypten u. der Türkei, 
ungefähr — 5 M. 

Zerin, n. nl. (von cera, Wachs) Grünharz, Haupt⸗ 
beſtandteil des Bienenwachſes, der Wachsſtoff. 

Zerkarien, pl. (v. gr. kerkos, Schwanz) Schwanz- 
tierchen, eine Art Infuſorien (j. d.), die fich durch 
jeltfame Bewegungen kenntlich madt. 

zernieren (fr. cerner, von I. circinare, zirkelrumd 
machen, abzirkeln, circinus, Zirkel), umringen, bei. 
eine Stadt, Feſtung 2c. mit Kriegsmannjdaft ein- 
ihliegen; Zernierung, f. Einjhließung. 

Zero, n. fr. (fpr. jero; auch it. und ſpan. zero, von 
arab. cafrun, gifrun, leer, Null; vgl. Ziffer) die 
Null im Rechnen. gg 

Zerozenſuãlen, pl. nl. (v. I. cera, Wachs, und cen- 
a eulus Wachszinſige, Leute, welche für die Ein» 
räumung bäuerliher Nutzungen eine jährl. Abgabe 
in Wachs an den Altar einer Kirche zu entrichten 
hatten; Serographte, |. Kerographie; Zero—⸗ 
lith, m. l.-gr. Wachsitein, ein Dem Serpentin ver- 
wandtes Mineral; Zeromantie, |-Reromantie; 
Zeromel, n. neul. eine Salbe aus geihmolzenem 
Wachs u. Honig; Seroplditik, f. ſ.Keroplaſtik; 
Zeroſin, n. barbel. ein wachsartiger Brennitoff 
aus dem auf der Rinde des Zuckerrohrs ſich fin- 
denden graugrünen Staube; Zeroxilon, n. gr. 
d. i. Waͤchsholz, die höchſte Balmenart auf den 
Anden (auch Iriartda andicöla genannt), deren 
Schaft eine wachsartige Mafje ausichwigt; davon 
Zeroxijlin, n. Scheidef. Palmwachsharz, ein aus 


zertifizieren 


dem Palmwachs dargejtelltes farblojes Friitallini- 
ſches Harz. ß * 
zertifizieren, nl. (certificäre, fr. certifier, vom I. 
certus, gewiß, und facere, machen) bejcheinigen, 
beglaubigen; Zertifität, n. ein Zeugnis, Schein, 
Beglaubigungsicreiben; certiflcat d’origine, 
I" (fpr. Bertififdh doriſchihn) ein Herkunfts-, Ur» 
prumgsgeugniß, bej. für Waren; Zertififation, 
f. die Beicheinigung, Beglaubigung; Zertififator, 


m. od. Gertififatenr, fr. (iprich: Hert—öhr) ein 


Gewährsmann, gerichtlicher Beſcheiniger; zertio— 
tieren, jpätl. (certioräre, von certior, gewiſſer, 
Komp. dv. certus) vergewiſſern, verfichern; Fertio— 
ration, f. lat. u. engl. (fpr. dann: Bertioräjch'n) 
Ripr. die Belehrung iiber eine bisher unbefannte 
Sade; die Vergewilferung. 

zertieren, I. (certäre) jtreiten, wettjtreiten, bei. um 
einen höhern Plaß in der Schule; Gertämen, n. 
ein Wettjtreit; Zertation, f. (lat. certatio) der 
Wettkampf. - (Ingwer. 

Serumbeth, m. perj. (zerumbäd, zerumbä) wilder 

Serveldtwurft (fr. cervelas, it. cervelläta, von 
cervello, I. cerebellum, Berfl. von cerebrum, das 
Gehirn), eig. die Hirnwurſt, Brägenmwurft; geräu- 
cherte Fleiſchwurſt, Harte Schladwurft. 

zervifäl, I. (von cervix, f. Naden) den Naden be- 
treffend. 

Sefardwitich oder r. Seharewitih m. ruſſ. (von 
zessarj, der Kaiſer) Titel des ruſſ. Erbprin en od. 
Großfürſten-Thronfolgers, — Cäſarewitſch, vgl. 
Naßlednik; Zeſarewna oder r. Zeßarewna, f. 
(— Cäſarewnaſ die Großfürſtin-Thrönfolger von 
—— Gemahlin des Zeßarewitſch, vgl. Naß— 

niza. 

Zeſis, f. gr. (v. zeein, fieden) das Sieden, Abkochen; 
die Aufwallung; Zeſtä (v. zestös, gefotten, fiedend 


eiß) oder Zetä, pl. gr. warme Dampfbäder; 
eitolufie, f. das Kochbad, Baden oder Waſchen 
in heißem Waſſer. 


zeſſibel, baxb.-I. (vom I. cedöre, ſ. zedieren; fr. 
cessible) abtretbar; Zejfibilität, f.die Abtretbar- 
keit; Zeſſiön, f. I. (cessio) die Übertragung, Über- 
lafjung eines Rechts; Abtretung einer Sade an 
einen andern; cessio bonörum, die Übergebung 
von Gütern oder Habe an die Gläubiger; cessio 
nominis, Namensabtretung; Rſpr. Abtretung 
einer Schuldforderung; Zeſſions-Alte, f. eine Ur- 
funde, durch welche einem andern ein Recht ꝛc. ab» 
getreten wird; Zeſſiongrius, m. nl. od. Zeiftonär 
(fr. cessionnaire), der Übernehmer, dem von einem 
andern (dem BZedenten) eine Sache abgetreten 
wird; Zeſſus, m. der, wider welchen etwas zediert 
wird, der alfo bezahlen joll. 

zeffieren, I. (cessäre) aufhören, ein Ende nehmen; 
cossat, e3 hört auf od. fällt weg; cessänte cuusa 
cossat eff&ctus, mit der Urjache hört die Wirkung 
auf; 3efjation,f (l. cessatio) das Zaudern, Still- 
ftehen, Aufhören. 

Zeſtöden, pl. Tiere, die in den Eingeweiden leben, 
3. B. Spuls, Bandiwürmer uſw. 
eftus, m. lat. (von caedere, hauen, ſchlagen) ein 
Kampfhandſchuh, ſchwerer Handſchich der römi— 
ſchen Fauſtkämpfer; auch ein Frauengürtel, beſ. 
der der Venus (v. gr. kestös, eig. geſtickt). 

Betazeen, pl. nl. (v. I. cetus, 6 ketos, Walfſiſch) 
Walfiſcharten; Zetazeum, n. Walrat; Zeten, n. 
Scheidek. eine ölartige Flüſſigkeit, durch Deſtilla— 
tion des Athals mit waſſerfreier Phosphorſäure 
erzeugt; Zetin, n. Walratfett, ein Hauptbeſtand— 
teil des Walrats. 


Ziment-Amt 931 


Zetẽtil, f. gr. (von zetein, ſuchen, lin die 
Erforfhungstunft, die Kunſt, gemeinjchaftlich mit 
andern dur) Fragen noch unbefannte Wahrheiten 
zu erforjchen ; zetetifch, Suchend, forichend (vgl. ſo— 

ratiſch und dialogiidh). 

Zeuglödon, n. verjteinerte Waltiere in den tertiären 
Erdſchichten, bef. Amerikas. 

Zeug, n. gr. (v.zeugnynai,zufammenjochen, ver- 
binden) Koh, Band, Berbindungsmittel; Redek. 
die Verbindung oder Bereinigung zweier Säße oder 
auch Hauptwörter durch ein Zeittvort, das ſich nur 
zu einem fchict. 

Zens oder Zevs, m. gr. Fabell. der oberjte Gott, 
König und Vater der Götter und Menfchen, Sohn 
on Kronos und der Nhea, bei den Römern Ju» 
piter. 

Zeveãg, m. der Goldwolf, bei. im nördl. Afrika u. 
ſüdlichen Aſien. 

Zeybek, m., pl. Zeybeks, türk. eig. Landſtreicher, Va— 
gabunden, kleinäſiatiſches Seidel aus der Ge— 
gend von Aidin, als irreguläre türk. Truppen vers 
wendet, vgl. Bafhi-Bojufs. 
tan, m. eine algieriiche Goldmünze — 100 per. 

tangl, m. eine oftindifche Nehnungsmünze von 

ilber. 

Bibarien, pl. I. (eibaria, v. cibus, Speiſe) Speije- 
behälter; Eßwaren, Nahrungsmittel. 

Zibẽben, pl. (it. sing. zibibbo; vom arab. zıbib) 
die beften und größten Rofinen. 

Zibeth, m. (it. zibetto, mittelgr. zapetion, fr. ci- 
vette, engl. civet, v. perj. zabäd, arab. zubäd, zab- 
bad, Schaum, Zibeth) eine weißliche, ſtark- und 
wohlriechende Fettigfeit von der Zibethfage im 
ſüdl. Aſien und nördl. Afrika. 

Ziborium, n. gr. (kibörion, urjpr. das Fruchtge— 
häuſe der ägyptiſchen Bohne, dann (viel. der Ahn— 
lichkeit der Beftalt wegen) ein Trinkbecher; in der 
fathol. Kirche der Weihbrotbehälter oder das Ge- 
fäß, worin die geweihten Hoftien verwahrt werden, 
der Speijeleld). j 

Zichorie, f. (l. cichorium, gr. kikorion, it. cicöria, 
cicörea) Wegwart, eine befannte Pflanze u. deren 
Wurzel. 

Siffer, f. (it. cifra, cifera, fr. chiffre, j. d.; v. arab. 
cafar, cifr, leer, Null; und dann auf die übrigen 
neun Zahlzeichen angewandt; vgl. Zero) das Zahl- 
zeichen. ’ 

Zigdrre, f., pl. Zigarren, ipaı. (eig. Benenmung 
einer Tabaksart auf der Inſel Cuba) Heine raud)- 
bare Tabaksröllchen; Zigarritos, pl. ſpan. od. 
Binaveiten. pl. fr. Täbaksröllchen in feinem 

eisjtrohpapier. 
Zigeuner, m., pl. (it. zingani oder zingari, böhm. 
eykani; ungar. ezigäny; jhon im 15. Jahıh. Zi— 
ani od. Zingani genannt, wahric. ein indischer 
ame; val. die heutigen Tihinganen am Aus- 

[ufle des —8 ein in Horden umherſchweifendes 
andervolk, urſpr. aus Indien. 

Zitäde, f. I. (cicada) ein der Grille ähnliches In— 
jeft, das durch Neiben der Flügel einen jhrillen- 
den Ton hervorbringt (häufig in Griechenland u. 
Stalien). 

Silfe, f. hebr. weibl. Name (zilläh, Getön, Geſang, 
von zäläl, tönen) die Gejangreiche. 
imarra, j. Simarre. 
imbi, pl. Heine Seemuſcheln, welche ın Angola, 
auf den Maldivifchen Inſeln und im Neiche Kongo 
als Scheidemüngze dienen. 

Ziment-Amt, n. (von it. cimento, Verſuch, Probe) 
in Wien eine obrigkeitliche Anstalt, wo alle Maße 

69° 


932 Bin 


und Gewichte amtlich unterfucht, geeicht und ge- 
itempelt werden; zimentieren (it. cimentare, ver- 
juchen) jtempeln, eichen, ahmen (Maße u. Gewichte). 

Sin, ſ. Tfien, vgl. auch Tong-Tfien. 

Sindenit, m. ein nad) dem Bergrat C. Zinden be- 
nanntes, am Harz vorfommendes Erz, aus Blei, 
Antimon und Schwefel bejtehend. 

Zindeltaft, m. auch Sendel und Avignon, m. 
arab. gandal, altfr., prov. und fpan. cendal, ml. 
cendalum, it. zendale; vgl. gr. sindön, ein feines 
ind. Zeug) Futtertaft, ein ſehr leichter Taft mit 
wenigern und diinnern Settenfäden. 

Sindifiten, pl. arab. (sing. zendik od. zindik) die 
Sreigeijter und Atheiften unter ven Mohammes 
danern. 

Zingaleſen, pl. die urfprünglichen Bewohner der 
Inſel Ceylon, dah. die Sprache derjelben die Zin— 
galeſiſche Heißt. 

Zingaresca, f. it. (von zingaro, Zigeuner) ein Bis 
geunerlied. i 

inf, m. (wahrſch. verwandt mit Zinn, oder mit 
— althochd. zinko, weil beim Schmelzen 
Sinfen entitehen) ein bläulichweißes einfaches Me— 
tall, aud) Spiauter oder Spelter; Zinflegte- 
rung, Miſchung des Zinks mit andern Metallen, 
3. DB. mit Kupfer und Nidel (gibt Neufilber), mit 
im (gibt Bronze, mit Rupie (gibt Tombaf, 
Mejling); Zinfograph, m- |. gr. der Zinfbilod- 
ſchneider; Zinkographie, f. die Kunſt, Bilder in 
Zinkplatten zu jchneiden und abzudruden: zinfo= 

raphieren, dieſe Kunſt üben; Zinkotypie, f. 
Zinkhochätzung, vgl. Heliogravure; Zinkſilikat, n. 
eine Anjtrichfarbe, die aus gebranntem und ge- 
mahlenem Galmei und Wafjerglas gemifcht it; 
Zinfuitriol, m. ſchwefelſaures Zinkoxyd. 

Zinnamet oder Zinnamöm, m. gr. (kinnämomon, 
debr. kinnämön, lat. cinnamomum;, der Zimt. 

Zinnie, f. (nl. Zinnia, benannt nad) dem Botaniker 
3. ©. Zinn in Ööttingen um 1750) eine ſüd— 
amerifanijche Bflanzengattung von verfchied. Arten, 
mit violetten od. gelben Strahlblumen. 

Zinnlegierung, Miſchung von Zinn mit anderen 


Metallen, 3. B. mit Antimon (gibt Britanniame- |. 


tall), mit Zinf (gibt Neufilber, Blattfilber) u. ſ. w.; 
Zinnfulfid, n. Mufivgold, eine Miſchung von 
Zinn und Schwefel. 

Zinnöber, m. (l. cinnabäris, gr. kinnabäris, kin- 
näbari, jr. cinabre, engl. cinnabar) Schivefelqued- 
filber eine aus Quedfilber und Schwefel bejtehende 
rote Verbindung, ſowohl als natürliches Mineral 
vorfommend, als auch fünftlic) bereitet und in der 
Maferei benust. 

zinzolin, fr. (jpr. Bängkoläng; v. arab. djuldjulän, 
Sejam Samen; fpan. aljonjoli, it. giuggiolena) 
rötlichblau, violettrot. 

Zion, m. hebr. (zijjön. urſpr. Hügel) der höchſte ſüd— 
wejtliche Hügel von Serujalem mit der Burg Da- 
vids und der Oberjtadt; uneig. auch die kirchliche 
Gemeinde, die Kirche mit dem Nebenbegriffe der 
Rechtgläubigkeit; daher Zionswädter, m. ein 
Ätrenger Verfechter des alten Glaubens; Zipniten 
oder Zionsbrüder, pl. norwegiihe Schwärmer, 
melde das Königreid) Zion gründen wollten und 
1743 Landes —— BL. = 
toniftifhe Bewegung, f. moderne Bewegung, 

an —— jüdiſches Reich in Paläſtina zu 
gründen; Zioniſt, Anhänger dieſer Bewegung. 

Sin eſe, ſ. Zypreſſe; Zirene, r. Syringe, ſ. 

ilac. 

Zirkel, m. (v. lat. circülus, Kreis; eig. Verkl. von 


— — — — — — — — — — 


zirkumzentriſch 


eircus) der Kreis, die Kreislinie; der Kreiszeichner 
das Werkzeug, Kreiſe zu machen; die Gejellichaft ; 
der Rundgang; ad eireulum, eig. an den reis; 
zum Umlauf bei den Mitgiiedern od. Beteiligten, 
zirfelförmig, freisförmig; Zirkeltour, f. der 
Kreislauf, Kreisgang; circũlus horarius, m. der 
Stundenfreis; eirculus in demonsträndo oder 
probändo, ein Kreis im Bemeije, (wenn mar 
das, was bewielen werden foll, als Beweisgrund 
braucht) auch wohl eircülus vitiösus (fehlerhafter 
Birfel) und Zirkelſchluß; ec. major, Hilf. der 
große Kreislauf des Blutes durch den Körper; C. 


. minor, der fleine Kreislauf de3 Blutes durch die 


Lungen; zirfulteren (l. circuläre) umlaufen, krei⸗ 
fen; Scheidek. wiederholt dejtillieren od. abziehen, 
indem die verdichteten Dänipfe wieder in den De- 
ſtillierkolben zurücgeleitet werden; zirkulär oder 
ztrfulär (l. circularis, e), freisförmia, freifend; 
Birfulär, nl. eirenläre, n. od. Zirkularſchrei⸗ 
ben, ein Rundſchreiben; Zirkulärbinde, wund- 
ärztliche Kreisbinde; Z.-Kreditbrief, ein auf meh— 
tere an verfchiedenen Orten wohnende Perſonen 
ausgeſtellter Kreditbrief (ſ. d.; Z.⸗Feuer, Ring- 
feuer, ein durch krumme Gänge geleitetes und 
darum nachhaltiger wirkendes Feuer, bej. in Ser 
werten; Z.-Fortifikation, Krſpr. die Ringbefeitie 
gung; Zirkularfrempel, f. Vollfrempel; 8.» 
Predigt, die Umlaufpredigt, Wechfelpredigt; Zir⸗ 
fularveftript, Zirularverfügung, Runderlaß, 
Runvverfügung; 8.-Säge, Kreisſäge, eine Freis- 
fürmige Stahljheibe mit gezahntem Rande; 8- 
Schnitt, Kreisichnitt bei der Amputation; 8.⸗ 
Strumpfwaren freisförmige Webereien; Zirkus 
larität, £. nl. die Kreisförm gkeit; Zirkulation, 
f. (1. eirculatio) der Umlauf, Rundlauf, z. B. des 
Blutes, Geldes, der Waren, eines Gerücht zc.; 
Zirkulationsbank, f. Zettelbanf, eine öffentliche 
Bank, die jtatt baren Geldes furfierende Banknoten 
ausgibt; Zirkulationsheizung, f. Luftheizung, 
Umluftheizung; Zirfulationspußtere, pl-Kredit- 
fcheine und Wecſel, die für einige Zeit das bare 
Geld verireten jollen, ohne daß ein jicherer Fonds 
ihre Zahlung verbürgt; Zirkulätor, m. l. ein 
Zandftreicher, Marftichreier. 


Birken, m. ein rötlid) brauner Edelitein, aus Fiefel- 


jaurer Zirfonerde beftehend und zu einer Gattung 
mit dem Hyazinth gehörend, auch Jargon ges 
nannt; Zirkon-Erde, f. eine 1789 v. Klaproth 
im Zirkon entdedte eigentümliche Erde; Zirco⸗ 
nium, n. die metallifche Grundlage der Zirfonerde. 


Zirtus, m. 1. (= gr. kirkos) überh. der Kreis; bej. 


3 


ein Schaukreis, Kreisplatz, bei den alten Römern 
ein großer, länglich runder Schauplatz (Circus 
maximus) zu allerlei öffentlichen Schauſpielen, 
Circenses, d. i. zirzenjiihe Spiele genannt; 
eine Fecht- und Rennbahn; bef. ein Kunitreiter- 
Schauplag, Reithalle, fr. eirque olympique 
ım. (jpr. Birk’ olängpif’); panem et circenses 
d. i. Brot u. Spiele, der Ruf des römijchen Volkes 
nach den vom Staate zu liefernden Speiſen und 
Vergnügungen. 
irtumzentriſch, nl. (vgl. Zentrum) rings um den 
Mittelpunkt; Zirkumziſion, f. I. (circumcisio) die 
Beichneidung. Zirfumztiions-Feit, das Felt der 
Beichneidung Chriſti; Zirtumduftion, f. (l. cir- 
cumductio)die Hintergeyung, der Betrug; eircum- 
düctus terminus, m. Ripr. ein von beiden Par» 
teien rückgängig gemachter od. nicht abgemarteter 
Serihtstag; Zirkfumferdnter, m. barb.-I. ein 
Bintelmepwertzeug = Aftrolabium, ſ. d.; Zir⸗ 


Zirrus 


Zumferenz, f.(l.circumferentia) a 
freis, |. Peripherie; Zirfumflcx, m. (l. circum- 
flexus, sc. accentus, der umgebogene, d. h. lang- 
gezogene Ton) Spradl. das Tonzeichen einer ge 
dehnten Silbe, Dehnungszeichen ( - od. gr. - ); uns 
eig. ein Hieb, eine Schmarre; Zirfumfluenz, f. 
nl. die Umfliegung; Zirfumgejtation, f. nl. das 
Umbertragen, bef. der Hojtie in der Monftranz; 
Birkumgyration, f.(val Gyrus) die Umkreiſung; 
Heilk. Schwindel, Zirkuminzeſſion, f. nl. das 


Beitehen der drei güttlihen Perſonen ineinander; 


zirfumjazent (I circum-jAcens),umliegend,rings- 
um befindli; Zirktumligatur, f.1.Ummidelung: 
2. = Paraphimoſis, ſ. d.; Zirkumlofkution, 
f.(l.circumlocutio)mweitläufige Umfchreibung einer 
Sade =Baraphraje; Zirkumlubion. f. (l.eir- 
cumluvio) die Ummäfjerung; Zirfummeridtäns 
Höhe der Geitirne, nl. (vgl. Meridian) die Höhe 
derjelben, welche fie in der Nähe des Meridians 
(1. d.) haben; zirfummapigäbel, nl. umſchiffbar; 
Zirkumnavbigation, f. die Umſchiffung; Zirkums 
volär-Sterne, die den Bol umgebenden Firiterne; 
Zirkumpoſition, f. (jpätl. circumpositio) die 
treisformige Aufitelung; Zirfumpotation, f. 
{l.eircumpotatio)dasHerumtrinfen, echerkreifen; 
zirkumſtribieren (I. circumscrib£re), umfjchrei- 
ben, einjchliegen, einichränfen, 3. B. jemands Ge— 
malt; weitläufig befchreiben od. umichreiben; zir= 
Zumffrtpt (l. circumscriptus), umjchrieben, ſcharf 
abgegrenzt; Zirfumjfription, f. die Umfchrei- 
bung, Einihränkung, Einſchließung in bejtimmte 
Grenzen; Umjchreibung mit Worten, Rundung der 
Nede, Beriodenbau; Zirkumffriptionsbulle, f. 
eine päpftliche Bulle zur Regelung der Angelegen- 
heiten der katholiſchen Kirche in einem Lande unter 
nichtlatholifcher Regierung; zirfumffriptie, nl. 
umjchreibend ;zirfumfpizieren(l-circumspic£re), 
fich umfehen ; zirfumspeft(circumspectus,a,um), 
— —2 als Hauptwort Zirlumſpett, 
m. die Umſicht; Zirkumſpektion, f. (l. circum- 
spectio) die Vorſicht, Umſicht; Zirkumſtanz, f. 
{eircumstantya) der Umftand, die Bewandtnis, pl. 
Sirkumftantien; zirkumſftantiéell, nl. von den 
Umjtänden hergenommen, 3. B. eine Wahrheit (im 
Gegenjaßzur pofitiven); zirkumſtantiieren od. 
— zitieren, umständlich bejcyreiben oder erzählen; 
zirtumvallieren, I. (circumvalläre) umſchanzen; 
Zirkumpallation, f. nl. die Umihanzung; aud) 
4. v. mw. Zirtumbvallations-Linie, Schanzlinie, 
äußere Befejtigungslinie eines Lagers; zirkum— 
venteren, [.(circumvenire)umringen; überliften; 
Birkumpention, f. (I. circumventio) die Umge- 
yung, Überliftung; Birkumverfion, f. (l. circum- 
versio) die Umdrehung; Zirfumpolution, f£. nl. 
(vo. l. eircumvolvere, ummideln) die Ummidelung, 
Ummälzung; Birfumpolutionen des Ge- 
hirns, die Windungen der Gehirnmaſſe auf der 
Oberfläche. 

Zirrus, m.[.(pl.cirri) eig. Haarlode od. »-büjchel; 
eine leichte, flodige Wolfe (Goethe), Federwolke; 
auch Ranfen am Wein und andern Gewächſen; 
Zirrägra, n. Heilt. der Weichfelzopf; zirrös od. 
zirriform, nl. rankenähnlich, lodenförmig; Zirs 
rofumülus, m. I. eine fedrige Haufenmwolte; 
Zirroftratus, m. J. eine Feder⸗Schichtwolke. 
Zisleithanien, die öſterr. Länder diesſeit der Leitha, 
die deutfchen Kronländer Ofterreih3; zisleitha⸗ 
nifch, dazu gehörig; zisalpiniſch, diesjeit der 
Alpen, voralpiſch, u. zispadaniſch, diesjeit des 
Bo (bei den Römern natürlich beides vom römi- 


Zitrone 933 


hen Standpunkte aus, alfo füdlich); zisrhend- 
nisch, diesjeit des Rheins. 

Ziſta, Zifte, f. I. (cista, gr. kiste, Kifte) Kaſten, 
Schmudtäftchen, bef. ein rundes Käftchen aus ge- 
triebener Bronze, das man in etruskiſchen Grä— 
bern findet; auch ein vierediges fteinernes od. irde— 
nes Aſchenkiſtchen, mit gemalten od. halberhabenen 
Darftellungen verziert. 

Zifterzienfer, pl. Grauröde, weiße Brüder, ein 
Mönchsorden, geftiftet 1098 von dem Benediktiner- 
Abte Robert zu Citeaur (fpr. Bitöh) oder Eijter- 
cium in Frankreich; Zifterzienferinnen, ein 
weiblicher Orden nach derjelben Hegel gejtiftet 
1120. In Frankreich nannten ſich die Glieder die- 
fe3 Ordens fpäter nach dem heiligen Bernhard 
bon Clairvaux, welcher die Kloſterzucht wiederher- 
ftellte: Bernhatdiner, Bernhardinerinnen. 

Ziſterne, f. I. (cisterna, von eista, Kifte) ein Waſ— 
jerbehälter, eine ausgemauerte Grube zur Auf- 
bewahrung des Regenwaſſers, be. im Orient. 
iſtozẽle, r. Zyſtozele od. yftocele, S.d. 
titophören, pl.gr. (kistöphöroi) eig. Kiftenträger, 
Bauk Fruchtkorbträger. 

Ziſtus, m. oder Ziſt-Roſe, Ziſtenröschen (sr. 
kistos, kisthos, fr. ciste) ein lag eichlecht mit 
rofenähnlichen ſchönen Blüten in Stalien und 
Spanien. 

Zitadelle, f. fr. (vom it. cittadella [fpr. tihi—], 
eig. Städtchen, Verkl. von cittä, Stadt) eine Burg, 
Stadtfefte, eine Heine Feſtung neben einer Stadt; 
Gitadine, £. fr. (pr. Bitadtgn’) eine Urt einipän- 
niger Wagen zu allgemeinem Gebraud) in Paris. 

Zithära, I. (v. gr. Kithära) od. in Zitber, f. ein 
Saiten-Jnftrument der alten Griechen; daher die 
neuere Gitarre; Zitharerhlon, n. das Geigen- 
holz, ein Baum auf Jamaika, dejien Holz haupt- 
fächlich zu Tonmwerfzeugen benutzt wird; Zithas 
rift, m. ein Zither- od. Gitarrenjpieler; Zithas 
rödus, m. ein Zither-Spieler u. Sänger; Zithas 
rödif, f. die Kunſt des Gefangs zum Zitherſpiel. 

zitieren, I. (citäre) vorladen, vor Gericht laden; 
auch anführen (eine Schriftitelle); einen Geijt zi- 
tieren, ihn erfcheinen laſſen; Zitterzeichen, An- 
führungszeihen; Zität, n.,pl.Zitäte, angeführte 
Stellen oder Schriften, Anführungen; eitato loco, 
angeführten Ort3; Zitätus, m. der Borgeladene, 
vor Gericht Bejchiedene; Zitation, f. nl. (citatio) 
die Anführung, Nachweiſung; Nipr. die Borladung 
vors Gericht; Zttätor, m. der Vorlader; eitetur, 
d. h. es werde vorgeladen, vorzuladen (abge. cit.); 
eit. (loc.) ift auch: eitato loco, d. h. am ange» 
führten Orte, a.a.D. 

Ziträt, n. nl. (v. citrus, Zitronenbaum) zitronen- 
faure8&alz; eitrieum acidum,n. Bitronenjäure; 
Zitrin, m. ein weingelber Bergkriitall; das Zi= 
trinchen (fringilla citrinella), der Flachshänfling, 
Zitronenfink. 

Zitrone, f. (fr. eitron, mil. eitro, v. gr. kitron, I. 
citr&um sc. malum; citrus medica, der Zitronen» 
baum) die Frucht des Limonien- oder Zitronen 
baums, der Meberapfel; Zitrondll, m. fr. Bi- 
tronengeift; Zitronät, m. die Frucht des Zitros 
natbaums, von deren Schale eine Zutat zu 
allerlei Bacwerk bereitet wird; auch eingemachte 
Zitronenſchalen (fr. eitronnat); das Zitronen» 

olz, ein ſehr fettiges, leicht brennendes Holz, in 
ul. und Geruch einer Zitrone ähnlich, kommt 
nicht von dem Zitronen-, fondern einem andern 
Baum in Amerifa, bef. von den Lewardsinjeln; 
Zitronenkraut oder Zitronenmellffe, eine Art 


934 Zits 
Meliſſe (ſ. d.) von zitronenähnlichem Geruch (me- 
lissa offieinalis): Zitronenminge, eine Art Minze 


von ſtarkem und lieblidem Geruch, auch Balfam- 
od. Bafilien-Minze(mentha gentilis); zitro⸗ 
nieren, mit Zitronen anmachen. 

Zits, m. gew. Zitz (holl. chits, sits, engl. chintz, 
bindoft. chhint), feiner, bunter Rattun; eig. oftind. 
feines Baumwollenzeug deffen Blumen u. Figuren 
nicht, wie beim gewöhnlichen Kattun mit Formen 
gedrudt, ſondern gemalt find. 

zitti oder zitto, it. ſtill! jet ſcht! (fo ruft man in 
it. Theatern). 

Zitwer, m. (nl. Amömum zedoaria, fr. zedoaire, 
engl. zedoary, arab., perf. u. Hindojt. dschadwär) 
oder Zitwerwurzel, f. eine vjtind. bittere, ge— 
würzhafte Wurzel mit erwärmenden und zerteilen- 
den Kräften; Zitwerfamen, m. (nl. semen cinae 
oder santonicum, holl. zeverzaad), Wurmfamen, 
grüngelb-vötlicher Samen von mwidrigem Geruch 
und bitterm Geſchmack von dem perfifchen Wermut 
oder Beifuß, ein wurmtreibendes Mittel. 

zivif (I. civilis, e), 1. bürgerlich; 2. höflich, gefittet; 
3. mäßig (3. B. ein ziviler Preis); das Zivil, 
auch der Zibilſtand, der bürgerliche oder Bürger— 
jtand, bej. entg. dem Militär; in bezug auf Klei— 
dung: in Zivilgehen, d. H. nicht in Uniform; 
Zinil-Amt, ein Bürgerliches Amt; Z.⸗Anſpruch, 
eın auf Gründen des Zivilvecht3 beruhender An— 
Pruch; 3.:Bediente, bürgerliche Beamte; $.= 
Baukunst, bürgerliche Baufunft für die Bedürf- 
nijje und Zwecke des bürgerlichen Geſamtlebens; 
3.:Che, bürgerliche Ehe, welche nach der bürger— 
lien Gejeßgebung des Staates vor den melt- 
lihen Berwaltungsbehörden, abgejehen von dem 
Zutritt der Firchlichen Einſegnung, eingegangen 
wird; $.:@tat, m. |. Etat; 3.:&ericht, bürger- 
liches Geridt; Z.-Liſte, f. in England (civil list) 
und Frankreich (liste civile) ver Hofhalt3-Bedarf, 
die bejtimmten Hofhaltungs-Kojten od. Einkünfte, 
die dem Landesheren zur Unterhaltung jeines 
Hofitaates bewilligt werden, Krongedinge, Kron- 
rente; Z.⸗Partei, f. (fr. partie civile) ver Kläger 
wegen Privatentihädigung in Kriminalſachen; 
3.:Progeß, m. bürgerliche Rechtsklage; Z.⸗Recht, 
bürgerl. Hecht, entg. dem Rriminal-Redte; Z.= 
Sache, eine bürgerl. Rechtsſache; Z..Senät, m. 
eine zur Entſcheidung bürgerlicher Rechtsfälle be- 
ſtimmte Abteilung eines Gerichtshofes; Zinil- 
ftandsregtfter, n. die Liſte, in welche von welt— 
fihen Beamten die Geburts-, Berehelihungd- und 
Sterbefälle eingetragen werden; Zivil-Verſor⸗ 
gung, die Verjorgung eines ausgedienten Sol- 
daten durch ein bürgerliches Amt; Civilegium, 
n. nl. ein Bürgerſchein; zibiliſieren (fr. civiliser), 
gejittet machen, bilden; ziviliſiert, en Zi⸗ 
viliſation, f. die Geſittung, vgl. Kultur; Zidie 

ift, m. ein Bürger, bef. dem Militär entg.; 
auch Lehrer des Zivilreht3 auf Univerfitäten; 
ziviliſtiſch, bürgerrechtlich, ſtaatswiſſenſchaftlich; 
Zivilität, f. I. (civilitas) die Höflichkeit, Artig- 
feit; eiviliter, bürgerlih;, eiviliter mortüus, 
bürgerlich tot, d. h. für tot angefehen, obgleich 
nod am Leben, ehr- und rechtlos; Cibiloquium, 
n. nl. das Vorleſen der Pflichten und Rechte der 
Bürger, die jogenannte Burfprade; ziviſch, I. 
(eivicus, a, um) den Bürger betreffend; Zibis⸗ 
mus, m. nl. der Bürgerfinn, Gemeinfinn; Zivi— 
tät, f. I. (civitas) die Bürgerfchaft, dag Biürger- 
recht; auch f. vd. wm. Zivis mus. 

Zivio, jerb. Hod). 


Zone 


‚ 91, Slot, Zlutus, m. poln. (von zloto, Bold; vgi 


Solotu, Helota, Zalot oder Bolot), pl. 
ehemal. poln. Gulden, faum N M Kur Bl. 

Imala, |. Smala. 

Soanthropie, f. ‚gr. (von zöon, Tier, u. änthröpos, 
Menjch) eig. Tiermenfchheit, Heilt. die feite Idee 
eines Melancholiichen, er jei in ein Tier verwandelt. 

Zobel, m. (v. ruſſ. ssobolj) der ruffiiche Marder mit 
foftbarem ſchwarzbraunem Felle, bei. in Sibirien; 
Sobelmaus, f.= Lemming. 

Zoccolaͤnten oder Soccolänten, pl. it.(zoccoläute, 
v. z6ccolo, Holzfchuh) Bolsthuhmönde, Barfuß⸗ 
mönche, Franziskaner, — Rekollekten. 

Zodiäcus od. Zodtdf, m. gr. (zodiakôs, sc. kyklos, 

. von zödion, Verkl. von z0on, Tier) der Tierkreis, 
Sternbildbogen oder Gürtel am Himmel mit den 
größtenteils nach Tieren( Widder, Stier, Krebs 
2c.) benannten 12 Sternbildern od. Himmelszeichen, 
welche die Sonne jährlich ſcheinbar durchläuft (vgl. 
Ekliptih; Sodiafäl-Richt, n. oder Z.⸗Schein, 
m. das Tierkreislicht, der Nordſchein, ein dem Nord⸗ 
licht ähnlicher, von der Sonne bei ihrem Auf- od. 
Untergange nach der Richtung des Tierfreifes auf- 
wärts gehender Lichtſchimmer. 

Zoẽtrop. n. gr. (v. zös, Leben) Lebensrad, Wunder- 
trommel, ſtroboſkopiſcher Zylinder, ein ſich drehen— 
der Zylinder mit Spalten, zum Durchſehen nach 
innen, in den Bilder eingelegt werden, die einzeln 
eine Figur, eine Perſon, ein Pferd uſw. in den 
verſchiedenen Augenblicken einer Bewegung dat» 
ſtellen; beim Drehen erſcheinen nun infolge der 
Dauer des Lichteindruckes im menſchlichen Auge 
dieſe Figuren ſo, als ob ſie ſich wirklich bewegten. 

Zographie, f. ſ. Zoographie. _ 

Boidter, ım. gr. (v. zöon, Tier, u. jätrös, Arzt) ein 
ee Zoiatrie oder Zoiätrif, f. Tierarznei⸗ 

unde. 

Zoͤilus, m. gr. ein bitterer, kleinlicher, hämiſcher 
od. neidischer Tadler, nach einem griech. Gelehrten. 
um 270 v. Ehr., der die homerifchen Gedichte auf 
eine hämiſche Weiſe tadelte, daher Homeromaditig, 
d. i. Geißel des Homer, genannt. 

zöiſch, gr. (zöikös, dv. zöon, Tier, u. dv. zöe, Leben) 
tieriich, von Tieren herrührend; Leben frijtend, er- 
näbrend; Zoismus, m. der tierifche Lebensprozeß. 

Zölebs, m. I. (coelebs od.caelebs) ein Ehelojer, Un- 
verehelichter; Zölibät, auch Zalibat u. Zelibäat, 
m. (l. coelibätus, caelibätus) die Ehelojigfeit der 
fatholifchen Geiftlichen, durch Gregor VII. (1074). 
als Geſetz eingeführt; Célibataire, m. fr. (ſpr. 
Belibatähr’) ein Hageitolz. i 

3öleftin, m. (v. I. coelum, Himmel; coelestis, e, 
himmliſch) männl. Name: der Himmliſche; ein meiſt 
blaues Mineral, aus ſchwefelſaurer Strontianerde 
beitehend; Zöleſtina, Zöleftine, f. weibl. Name: 
die Himmliſche, aud) die Klavier- und Orgel» 
harmonifa, ein von Zink 1755 erfundenes Ton- 
werfzeug, daS 14 verjchiedene Inftrumente in ſich 
begreift und 3 Klaviere hat, wovon das obere die 
franflinfche Harmonifa fpielt, da3 mittlere ein. 
PBianoforte und das untere ein Flügel ohne Raben- 
fiele ift; Zöleftiner, pl. ein Mönchsorden, geitif- 
tet von Peter von Murrhone 1264, der im Jahre 
1294 als Zöleftin V. Papſt wurde. 

Zolhan, ſ. unter Haif. MRIDTRUTER 

Zomos, m.od. Zomodium, n.gr.(zömös, zõmidion) 
eine nahrhafte Suppe, Fleiſchbrühe. 

Bone, f. gr. (zöne, |. zona) der Gürtel; Erdbeſchr. 
der Erdgürtel, Erdſtrich, ein von zwei Parallel⸗ 
kreiſen (ſ. d.) eingeſchloſſener Streit der Erdober» 


Zonnar 


fläche; beſond. zona frigida, I. die kalte Zone, 
von den Polarfreifen bis zum Nord» u. Südpole; 
z. temperäta boreälis, die nördliche gemäßigte 
Zone, u. z. temperäta austrälis, die jüdliche ge- 
mäßigte Bone, zwifchen den Wende- und Polar- 
freifen; z. torrida, die heiße Zone, der heiße Erd- 
gürtel zwifchen den beiden Wendefreijen; zöniſch, 
einen Erdgürtel betreffend. 

Zonnar, m. (neugr. zönäri, Gürtel, vom altgr. 
zönärion, Verkl. d. zöng, daher auch arab. zonär, 


zonnär) ein fchwarzlederner Gürtel oder Strid, 


welchen die Chriften und Juden in der Türkei, zur 
Unterjcheidung von den Mohammedanern, um den 
Leib tragen. 
90, m. Kurzwort für zoologifcher Garten. 
öochemie, f. ar. (ſpr. zo o — zweifilbig; von zöon, 
lebendiges Geihöpf, Tier; zäein, zen, leben) die 
Tierförper-Scheidung, Scheidekunſt tierifcher Kör— 
verteile (vgl. Tierchemie); Zöodynamie, f. (vgl. 
Dynamis) das tieriiche Lebensvermögen, die Le— 
benstätigfeit; Soonän, f. tierifche Erde als End- 
produft der Verweſung; Zöogenie, f. die Tier- 
erzeugung, Tiererzeugungs-Lehre; Zöogentum 
oder Zöogen, n. eine Gallerte oder ein Dicjaft 
(Gelatine), durch chemische Mittel aus Knochen 
gewonnen, eine Erfindung des Spanischen Natur- 
forſchers Gimbernat; Zöogeographie, f. der 
Teil der Erdbeſchreunug, welcher von dem Vor— 
fommen der Tiere an diejem oder jenem Orte han- 
delt, Tierheimatsfunde; Zöoglyphit oder Zöo⸗ 
morphit, m. Tierbildftein, Tierabdrud in Stein; 
Zöogonie, f. das Gebären lebendiger Jungen; 
Söogranhie, f. Tierbeichreibung und -abbildung; 
dograͤphiſch, tierbeichreibend ; Zontätrif, f. = 
— u. Zootherapie; Zoodläter, m. (v.gr. 
lätris, Qohnarbeiter, Diener; gr. latreüein, dienen) 
ein Tieranbeter, Tierdiener; Zöolatrie, f. der 
Tierdienft, dieTiervergötterung; Zöolith, m. (von 
lithos, Stein) ein Tierjtein, verfteinerter tieriicher 
Körper, eine Verſteinerung von einem Tiere; Zöo— 
(ogie, f. die Tierlehre, Tierfunde, Naturbejchrei- 
bung der Tiere; Süolög, m. ein Tierfundiger, 
Kenner und Lehrer der Natur der Tiere; zöolö⸗ 
it, tierfundlich; zöologiſche Station, f. eine 
nitalt zur Erforfhung der Tierwelt, bejonders 
der Meerestiere, mit Aquarien, Arbeitsräumen 
ujw. verjehen; Zöomagnetismus, m. tieriicher 
Magnetismus, j.d.; Zöomoͤrphen, pl. tierähnliche 
Bildungen; Zöomorphismus, mdieTierbildung; 
Zöomorphit, j. Zooglyphit; Zöonomie, f. 
(vgl. Nomos 2.) die Lehre von Der Lebenskraft, 
Geſetzkunde des tieriſchen Lebens; Zöonoſologie 
und Zöopathologie, f. Tierkrankheitslehre; Zoo⸗ 
bhagie, f. (v. phagein, ejjen) das Fleiſcheſſen, der 
Fleiſchgenuß; Zöophäg, m., pl. Zönnhägen, 
Fleiſcheſſer; zöophägiſch. ———— fleiſchfreſ⸗ 
ſend; Zöophanomenologie, f. die Lehre bon den 
Lebenserſcheinungen der Tiere im gejunden und 
franfen Zuſtande; Zöopharmakologie, f. Tier- 
arzneimittel-Runde; zöophoͤriſch (von phérein, 
tragen), tiertragend, z. B. zoophoͤriſche Säule, 
eine Tierfäule, worauf ein Tier fteht; Zöophoros 
oder Zophoros, m. ein ioniſcher Fries, Bilder- 
fries; Zöobhyſit, f. Lehre von den hemifchen 
Tiereigenſchaften; Zöophyſiologte, f. die Tier- 
naturlehre; rg n., pl. Zöophäten (von 
phytön, Gewächs, Pflanze), Tierpflanze od. Pflan- 
a (Polypen); Zöonhytolithen, pl. ver- 
teinerte Tierpflanzen; Zuophytologie, f. Tier- 
pflanzenlehre; Zöoblaͤft, m. ein Nachbilder von 


Zwinglianer 935 


GEBE en: zöoblaͤftiſch, ſolche Nachbildungen 

betreffend oder enthaltend, 3.8. zooplajtifches 
Kabinett od. Mufeum, eine Sammlung ausge— 
ftopfter Tiere; Zodfis, f. (von zöün, beleben) die 
Belebung; Lebensrettung oder erhaltung; Zdo⸗ 
therapie, f. Tier- Heilkunde, Zöotinſalz, n. na- 
titrlich vorfommendes falpeterfauresNtatron; Zoo—⸗ 
töfg, pl. gr. (v. t6ökos, das Gebären, von tiktein, 
gebären) lebendiggebärende Tiere; Zöotolie, f. 
das Lebendiggebären; Zöotomie, f. (von tome, 
der Schnitt, témnein, jchneiden) die Tierzerglie- 
derung oder Zergliederung der Tiere; Zdotro— 
pheion, n. gr. ein Tierpflegeort; Zöotypolith, m. 
ein Tierabdruditein, oder Stein mit dem Abdrud 
eines Tieres, 

Zopifie, f. (v. gr. zöpissa) das Pech, welches beim 
in eines Schiffes von demjelben abgefragt 
wird. 

zopp0, it. lahm; dah. alla zoppa, Tonk. hinkend, 
ungleich, mit dem Bogen rückend. 

Zopijron, n. gr. (v. zö0s, lebendig, u. pyr, Feuer) 
Brennjtoff, Seuerung; überh. ein Belebungs-, An- 
fahungsmittel, was die Fortdauer einer Sache, 
bei. des ſchwachen Lebens, erhält; Zophrie, f. 
Wiederbelebung des Feuers, der Kräfte ıc. 

Sorodfter oder perſ. Zerduſcht, m. (altperj. Zara- 
thustra, d. i. Goldjtern) ein Lehrer der Weisheit 
im alten Berfien (ungefähr 600 v. Chr.) und Ver— 
befjerer der Volksreligion, deifen Lehre ſich big jeßt 
unter den Gebern $ d.) in Berjien und Indien 
erhalten hat; vgl. Zend-Aveſta. 

Zörnlin od. Cörulin, m. nl. (vom lat. coerul&us 
od. caerul&us, dunkelblau) blauer Karmin (f. d.); 
Zöruloſis, f. logr., die Blaufucht, v. gr. Zyano- 
ſis; Coeruleum Berolinense,.n.!.BerlinerBlau; 
Coerulöum montänum, n. l. Kupferblau, Berg- 
oder Laſurblau. 

Zofter, m. gr. (v. zönnynai, gürten, vgl. Zone) ein 
Gürtel; Heilf. die Gegend unter den diß en, und 
ein BEE in diefer Gegend: 
gürtel. 

zotiſch, ar. (zötikös, von zäein, zen, leben) lebend, 
das Leben betreffend, belebend; Zotica, f. (gr. 
zötike, sc. dynamis) die tieriſche Lebenskraft. 

Zraſes, pl. poln. (v. jlav. ssräsat)) abjchneiden, aljo 
eig. Schnitte, Schnigel) eine Art Beefſteaks oder 
polnischer Klops (Bogumil Golg, Buch der Kind- 
heit, ©. 193). 

Zuaͤven, pl. eigentl. die Bewohner des Diſtrikts 
BZuavia in der Provinz Konjtantine, die um Sold 
gern in die Kriegsdienfte der Gewalthaber von 
Algier, Tunis und Tripolis treten; daher die ara- 
bijch gefleideten Fußſoldaten in Algerien, welde 
die Franzoſen unter diefen Eingeborenen anwarben 
und mit franzöftfchen Soldaten verbanden. 

Zübitk oder Zübik, m. ruf. eine Teefifte, 1—2 Pud 
Tee enthaltend. 

Zuckerkand, ſ. Randiszuder unter fandieren; 
Zuder:Raffinerie, j. Raffinerie unter raf- 
finieren. 

Zuleifa, f. arab. (zuleichä, zelichä) ein morgen- 
ländifcher, weibliher Name; angebl. Name der 
Frau des Potiphar, welche den Soteph in Ügypten 
verführen wollte. 

Zumburuds, pl. Ramelfanone bei den Sikhs in 

Zurlo, ſ. Surlo. (Oſtindien. 
wingliäner, m. ein Anhänger der Lehre des 
goingli; Zwinglianismus, m. die Lehre des mit 

uther gleichzeitigen ſchweizeriſchen Neformators 
Ulrich Zwingli. 


otlauf- 


936 Zyan 


Zhaͤn oder Zhanogen, n. gr. (v. kyäneos, dunkel⸗ 
blau, weil es mit Eifen eine blaue Verbindung 
bildet) der Blauftoff, Blaufäureftoff, ein aus Koh— 
lenjtoff u. Stidjtoff zufammengejeßter, zu den Galz- 
bildnern gerechneter gasförmiger Körper, der in 
Verbindung mit Wafferftoff die jehr giftige Blau- 
fäure, mit Eifen das Berlinerblau, mit Kalium 
da3 Zyankalium, ein ftarfes Gift, mit Kalium 
und Eifen das Blutlaugenjalz 2c. bildet; Syane, 
f. (gr. kyänos) die Kornblume, niederd. Tremſe; 
Syanclla, f. nl. die Kaplilie; Syanid, n. eine 
Verbindung von Ayan, beſ. mit Metallen; Zyanit, 
m. ein aus Kieſelſäure und Tonerde beitehendes 
blaues Mineral: Zyanonıdter od. Kyanoındter, 
m. ein Bläuemefjer, Werkzeug zur Mefjung oder 
Beitimmung des Grades der blauen Farbe des 
— und dadurch zugleich der Reinheit der 
uft, von Sauſſüre 1790 erfunden; Zyanopa⸗ 
thie od. Zyandfis, f. die Blauſucht; Zyanophra, 
f. dad blaue Fieber; zyandtiſch, blaujüchtig; 
Zyanothpie, f. ein Verfahren, auf photographi- 
ihem Wege etwas auf bejonders (z.B. mit rotem 
Blutlaugenſalz) präpariertem Papier zu fopieren; 
Syantwafjeritsfiiänre, Blaufäure. 
Zygia, f. gr. (v. zygön, Jod, Verbindung) die Che- 
ſchließerin, Hochzeitägöttin, ein Beiname der Juno; 
Zygõma, n. (von zygün, jochen, verbinden) das 
Sohbein; zugomätiſch, zum Jochbein gehörig; 
ygomorph, in der Pflanzen?.: unregelmäßig(vom 
Blittenjlande). a 
Zyklus od. Zäfel, m., pl. Sullen, gr. (kyklos) ein 
Kreis, Umlauf; Zeitfreis, eine gewiſſe Anzahl 
Sahre, die, wenn fie verfloffen, wieder von vorn 
an gezählt wird; Sonnenzyfel, Sonnenfreis 
oder Sonnenzeitring, eine Reihe von 28 Jahren; 
Mondzyfel, Mondzeitring oder Mondenireis, 
eine Reihe von 19 Jahren; Indiktionszykel, 
Steuerzeitfreis, eine Reihe von 15 Sahren; Zh= 
klus auch Sagen- od. Dichtungskreis, Sagenreihe, 
eine zufammenhängende Folge geſchichtlicher Dich- 
tungen, jofern jte einen Gemehkönttlihen Mittel- 
punkt haben; daher zijlliſche Dichter od. Zyklifer, 
griech. epiſche Dichter nad) Homer, deren Dich» 
tungen die weſentlichſten Teile der altgriehijchen 
Götter- u. Heldenfage behandelten und mit den 
Homerifhen (Ilias u. Odyſſee), welche fie ergänz- 
ten und fortjegten, in eine zufammenhängende 
Folge geordnet waren; zhkliſch, regelmäßig wieder- 
tehrend; in fich jelbjt zurückkehrend, Freisläufig; 
Zyklaͤden (gr. Kyklädes) od. zyllaͤdiſche Inſeln, 
pl. die Kreisinfeln, eine Snjelgruppe im ägäijchen 
Meere: Naros, Delos, Paros 2c.; Zyklotde, f. Die 
Radlinie, eine krumme Linie, die von einem Punkte 
im Umkreiſe eines fih in gerader Linie fortwäl— 
zenden Rades befchrieben wird; zyflotdäl, nl. rad» 
linig; Zyffoimber, m. eine Krummilinie (Kurve) 
bon doppelter Krümmung, auf derÖberfläche eines 
Zylinders mit freisfürmiger Baſis verzeichnet; 
Zyllometrie, f. gr. die Kreismefjung, Ausmeſſung 
der Zirtel; Zyklön, m. Wirbeljturm, heftiger 
Sturmmwind mit freisförmiger Drehung der Luft 
(im engern Sinne bezeichnet Zyklon den meit- 
indiihen Wirbeliturm, während der chineſiſche 
Zaifun heikt); Zyklon bezeichnet auch das Tief- 
drudgebiet in der Meteorologie; ferner: Staub- 
jammler, einen Apparat in Mühlen angebradt; 
überhaupt: Schraubenmühle; Zyfloorthoide, die 
Kreisftablinie; Zyfloräme, n. gr. Rundgemälde, 
ein rei verjchievener Landichaften od. aneinander 
gereihter malerifcher Anfichten eines Landes; Zy= 


Zynanche 


foffsp, n. gr. Kreismeſſer, Vorrichtung zur Ab—⸗ 
ftedung von Eifenbahnfriimmungen. a4 


Zyklõp, m. ar. (Kyklöps, I. Cyklöps) Sabell. Rund» 


auge, bei Homer ein uralter, riefenhafter volts- 
ſtamm in Sizilien; in der fpätern Fabell. Vulkans 
tiefenmäßige Schmiedetnechte, mit einem einzigen 
tunden Auge auf der Stirn; Zyffoyie, f. die Ein- 
Burgen ; zyklopiſche Mauern, Niefenmauern 
der Urzeit in Griechenland und Stalien, aus ge- 
waltigen Felsblöden feft zufammengefügt. 


Shlinder, m. gr. (kylindros, v. kylindein, wälzen) 


eine Walze, Trommel, Säule, Rohr; auch f. v. w. 
Hylinderhut,ein walzenförmig geftalteter hoher 
Hut; auch das Zugglas der Lampen, eine Ölas- 


. röhre, die über den Brenner geitiilpt wird; in 


Uhrmwerfen: eine bejondre Art der Hemmung 
(Echappement) des Gangrades, im Gegenfaß von 
Anfer, einer andern Hemmungsform (vgl. 
Ancere); Zylindermafdine od. Kalander, 
eine Maſchine zum Glätten gewebter Zeuge; a 
linderfpiegel, Spiegel mit zylindrifcher Wöl— 
bung, die das Bild in die Länge ziehen und ver- 
Ihmälern; zylindriſch, walzenfürmig; zylindri- 
ſcher Fuß, ein Walzenfuß; Zylindriten, pl. 
Balzenfchneden; eylindrus horodieticus, m. 
eine Stundenjänle, eine Sonnenuhr in Form einer 
Walze; c. pyrotechniens, eine Sturmmalze, ein 
Sturmblod, ein mit Handgranaten gefüllter Zy— 
linder; zylindrokoniſch, walzenfegelfürmig; zy⸗ 
lindroleniſche Geſchoſſe, Spiskugeln; Zplinder= 
brille, f. Längsbrille; Zylinderfondenfäter, m. 
l. in der Eleftrotechnit zwei Zonzentrijche, doch 
poneinander ifolierte Zylinder; Zylinder-Elek⸗ 
triſiermaſchine, kieine Maſchine, um hochgeſpannte 
Elektrizität durch Drehen eines iſolierten Zylinders 
aus Glas, Schwefel oder Ebonit um feine Achſe 
zu erzeugen; zylindrieren, walzen, mangelt. 


Zuülloſis, J. Kylloſis. 
Zyma od. Zume, f. gr. (v. zyme) der Gärſtoff, Gä- 


rungsſtoff, Sauerteig; zymiſch, durch Gärungs- 
ſtoff verurſacht; Zumologie, f. die Gärungskunde, 
Gärungslehre; Zymöma, n. (v. zymüun, ſäuern, 
in Gärung ſetzen) ein Gärungsmittel (= Fer— 
ment); Zymofis, f. die Aa das Säuern (= 
Termentation); Zymoſiométer, n. der Gä— 
rungs⸗ oder Säuremefler, zur — der ver⸗ 
ſchiedenen Grade der Gärung; Zymoſkoͤp, n. ein 
Hefenprüfer; Zymotechnie od. Zymotechnik, f. 
die Gärungskünſt, Lehre der Gärung; Zymo— 
techniker, m. ein Gärungsftundiger; Zymotitum. 
n. ein Gärmittel; zymötiſch, gärend, Gärung 
herborbringend; Zymurgie, f. die &ärungschemie, 
Lehre von der Gärung. 


Zumbäl,n. (v.l. cymbälum, gr. kymbälon, v.kym- 


bos, hohles Gefäß, Beden) Klingipiel, ein Orgel- 
tegifter von zufammenjtimmigen Glöckchen; auch 
das Hadebrett der Zigeuner (it. cembalo); dag 
Schallbeden; bei Stalienern auch Handtrommel 
(Zamburin); Zymbel, f. Schellenbaum; aud) der 
Klingelbeutel. 


Zynaͤuche, f. (gr. kynänchg, d. i. eig. Hundswür⸗ 


gung, Hundsbräune, v. kyon, Hund, und änchein, 
die Rehfe zuſchnüren, würgen) Heilf. die Quftröh- 
ren-Entzindung, die Bräune; Zynaͤnchum, n. nl. 
der Hundswürger, eine giftige Pflanzengattung, 
bei und Bierpflanze; Synanthropie, f. krankhafte 
Einbildung eines Menſchen, ein Hund zu fein; Hs 
nära f. Bot. die Artiſchocke; Zynegetit, f. (gr. 
kynegetik&; von kynögetes, d. i. eig. Hundefüh- 
rer: Jäger) die Zagdfunft, Zägerei; Zyniatrie, 


Zynthius 


Zytoblaſtem 937 


£. (von jätrös, Arzt) die Hundeheilkunſt; Zyniker, | 3 preſſe, f. (lat. cuprössus, gr. kypärissos) ein be- 


m. (v. kynikös, hündiſch) ein Hündischer (Hundes 
philofoph), Spottname einer von Antifthenes 
geſtifteten Selte griech. Vhilofophen, denen nichts 
Natitrliches für unanftändig galt; daher: ein der- 
ber Naturmenſch, der die Sitte verachtet; zuniſch, 
hündiſch; ſchmutzig, ungefittet, ſchamlos; Yyniss 
mus, m. ein zyniſches, unanſtändiges Betragen; 
ee n. er Hundazunge, eine Pflanze; 
ynographie,f. Hundsbeſchreibung; Zynologie, 
Kynologie, f. Wiſſenſchaft vom Hunde, ſemer 
Zucht ujw.; Zynolog, Kynolog, m. Kenner diejer 
iſſenſchaft; Zynoldifa, f. die Hundswut; Zyno⸗ 
madie, f. ein Hundefampf; Zynomorium, n. 
Hundsrute, eine Schmaroßerpflanze, die auf 
Baumwurzeln mwächit, auch unter dem Namen 
Malteſerſchwamm als heilfräftig befannt; Zy— 
nophil, m. ein Hundefreund, Humndeliebhaber; 
Zynophorie, f. das Hundetragen, eine ehemal. 
Strafe; Zynorerie, f. (vgl. Orerie) der Hunds— 
hunger, Wolfshunger; Zynofüra, f. gr. (kynos 
üra) eig. Hundeſchwanz, wie die Griechen uripr. 
das Geſtirn des Fleinen Bären (oder Fleinen Wa- 
gend) nannten, bed. jet den hellſten Stern jener 
Gruppe, den Polarſtern, der ſchon den phönizischen 
Schiffern als Leitſtern diente; daher uneig. das 
Augenmerf, die Richtſchnur; Zynojürns,m. Bot. 
das Kammgras. 

Zynthius, m. und Zynthia, f. I. (gr. Kynthios 
2.) Beiname des Apollo und der Diana (. d.) von 
dem Berge Zynthus auf der Inſel Delos, ihrer 
Geburtsſtätte. 
yophorie, Zyotrophie, |. Kyo — 

Zhper, m. die beſte Urt Baumſeide; Zyper, f. eine 

rt fleiner Pflaumen. 

Zyperkatze. eine Katzenart mit grauem geſtreiftem 
Fell (auf der Inſel Zypern). 

Zyperngras, n. (I. cypẽrus, gr. Kypeiros) ein Ge— 
chlecht von Schilfgräjern, wovon vorzüglich eine 
Gattung, das egbare od. fühe Zyperngras 
oder die Erdmandel, als der beſte Erſaß des 
Kaffees befannt ift; eyperus papyrus (gr. byblos) 
in Aaypten und Sizilien lieferte den Alten Stoff 
zum Papiere. 

Zybernholz-⸗Kordie, j. Kordie; Shpernpulver, 
n. (it. cipria) Staub von verfaultem Fichtenholze, 
in Benedig ftatt des Puders gebräuchlich). 

3yperbitriol, m. u. n. Kupfervitriol. 

Zhperwein, m. ein feuriger ſüßer Wein von der 

njel Zypern. 
yphöma, ſ. Kyphom. BR 
ypräg, f. nl. (vgl. Zypria, Zypris) die Borzellan- 
ſchnecke, Venusſchnecke. 


annter, immergrüner Baum, Sinnbild der Trauer. 
Zypria od. Zypris, f. l. (v. gr. Küpris) Beiname 
der Venus von der Inſel Zypern (I. Cyprus, 
t. Kfpros), wo fie am eifrigiten verehrt ward; 
ypripedium, n. nl. der Benusihuh, Frauen- 
ſchuh, Marienſchuh, eine Zierpflanze; Zypripor, 
m. (von Cypridis puer) ein jetzt veralteter Aus— 
drud bei Dichtern des vorigen Jahrhunderts, der 
Sohn der Venus, Amor od. Rupido. 
Zyrenaifer, pl. eine altgriechifche Philoſophenſekte, 
welche dent Zehrbegriff de8 Arijtipp von Zy— 
rene anhing; auch Hedoniker genannt, weil fie 
ae Vergnügen (gr. hedöne) als höchſtes Gut an— 
ahen. 


Zyrenen, ſ. unter Lilac. 

Byride, f. nl. (eyrilla, nad) dem ital. Arzte Dome» 
nico Eirillo [F 1799) benannt) eine ſchöne Zimmer⸗ 
pflanze mit eirunden Blättern und iharlahroten 
Blumen. 

Zyrilliſche Buchſtaben (flav. kyriliza, böhm. ky- 
rilice), eine alte Schriftart der flavischen Sprache, 
nad) ihrem Erfinder, dem Biſchof Zyrillus im 
9. Jahrhundert, benannt. 

Zyropädie, f. gr. die Erziehung des Cyrus (von 
Perſien), Titel eines politiihen Romans de3 Ke- 
nopbon, welcher darftellt, wie ein rechter Fürſt be— 
[heiten fein ma und wie er ed wird: ein Fürften- 

piegel. 

Zyrtoma, |. Kyrtoma; Zyftalgte, Ziſtis, Zh⸗ 
ftitis rc., Ky ſtis. 
— m.(gr.kyrtös, krumm, bucklig) die Didfliege. 
ythere oder Zutherẽa, f. (gr. Kythereia) Bei— 
name der Benus, von der Inſel Eythera, jebt 

Cerigo, im Agäifchen Meere. 

Zythos, m. gr. Gegorenes, durch Gärung bereitetes 
Setränf, bei. Geriten-Abjud, Bier; auch eig 1C.; 
Zythogäla, n. (v. gäla, Milch) Bier- und Ejfig- 
molten; Zythopdie, f. Bierbrauerei; Zytho— 
technĩe u. Zythotechnit, f. die Bierbraukunſt. 

Zytinns, m. (c. hypocistis) Bot. eine Schmaroper- 
pflange, deren Saft (Hypociſtſaft) für heilfräf- 
tig gilt. 

Syrkius, m. l. (gr. kftisos) der Geiß- od. Biegen- 
tlee, Soldreaen, Schotenftraud), zog augen ein 
kleeartiges Strauchgewächs, deſſen Holz zu feinen 
Tifchlerarbeiten 2c. verwendet wird; Zytifin, n. 
ein aus den Früchten desjelben gemwonnener bit- 
terer Stoff, welcher Erbreden erregt. 

Sytoblaftem, n. (v. gr. kytos, Höhlung, Belle, und 
blästema, Keim), der gallertartige Stoff, aus mel» 
chem ſich daS Zellgewebe der Planzen entmwidelt, 
Belltern. 


Nachträge. 


Die Verweiſungen beziehen ſich auf das Hauptwerk. 


A. 


abteftieren, ſ. anteſtieren. 

— ſ. Accidenz: lat. es geſchieht, es iſt ge— 

ehen. 

Adorant, bekannte griechiſche Statue des betenden 
Knaben, Original des 4. Jahrhunderts aus dem 
Beſitz Friedrichs des Großen. Berlin, Muſeum. 

A.E.G. Buchſtabenwort: Allgemeine Elektrizitäts— 
Geſellſchaft zu Berlin. 

Agnoſtizismus, gegenſätzliche Lehre gegen die 
Gnoſtiker (ſ. d.). 

Akme, gr. Höhepunkt, Blüte, gewöhnlich Blütezeit 
des griehiihen Mannesalters, etwa 40 Jahre. 
Akonach, Buchſtabenwort: Armee-Kommando— 
Nachrichtenabteilung. 
Aktivismus, von lat. agere, handeln, tätig fein; 
Zujtand oder Tätigkeit Fraftvollen Handelns, 

Tätigfeitsdrang. 

Aktivist, ſ. Aktivismus, ein Menſch, der ſolchen 
Tätigkeitsdrang beſitzt. 

Alimente, von lat. alere, ernähren; Ernährungs— 
oder Unterjtüginngsgelder, gewöhnlich fir um» 
ehelihe Kinder. 

Ambarvalien, altrömijches Feſt des Flurumgangs 
zur Entjühnung des Feldes,von Auguſtus erneuert. 

Amtsſchimmel hat nichts mit einem Schimmel 
(weißes Roß) zu tun, ſondern nimmt feinen zwei— 
ten Teil aus lat. simile (vgl. facsimile f. d.) 
und bedeutet „Amtsabſchrift“, hergeleitet von der 
jtändigen Nötigung amtlicher Abſchriftnahme. 

anglophil, englandfreundlich, dv. gr. philos, lieb. 

anglophob, englandfürchtend, v. gr. phöbos, Furcht, 
auch englandfeindlid). 

Animismus, j. animal, Tat. philofophiiches 
Syiten, das die denfende Seele als Prinzip 
jeder Tätigfeit im Körper hinſtellt. 

Annuität, nt. f., jährlicher Wechfel im Amt, z.B. 
bei den römischen Konſuln. 

antejtieren, j. teitieren: Studentenausdrud für 
das Beltätigen der Univerfitätsvorlefungen durch 
den Profeſſor; ebenfo abteftieren. 





antiimperialiftiich, gegen eine Weltmachts- oder 

. Weltherrfchaftspolitifgerichtet,f.imperialiftifch. 

A und O, ſ. den Artikel im Hauptwerk; verbun- 
den mit dem chriftlichen Kultzeichen ftehen dieje 
Buchftaben oft an Altären oder auf Altardeden 
in der Kirche. 

Apache, nordamerifan. Indianeritanım, durch feine 
Wildheit berühmt; danach Barifer Vorftadtver- 
brecher. lzündung. 

Appendizitis, ſ. Appendix: gr. Blinddarment- 

Apteros, aus gr. ptéron, Flügel und dem ver- 
neinenden a „flügellos“; Bezeichnung einer grie- 
hifchen Statue der Nike; ſ. d. 

Argentoratum, lat. Name für Straßburg. 

Arvalaften, Reite der infchriftlichen Protokolle der 
uralten römiſchen Priefterfhaft der Fratres Ar- 
vales, der Arvalbruderfhaft (H'nzen, Acta fra- 
trum Arvalium 1868, Corp.In:cr. Lat. VI2023f., 
32338 ff.). 

Arvallied, Lied diefer uralten römischen Prieiter- 
Ichaft zur Zeier des Flurumganges im Frühling. 

aſexuell, j. ajerual u. feruell, ungeſchlechtig. 

asklepiadeiſcher Vers und Strophe, — 
römiſcher Vers und Strophe, nach Asklepiades 
von Samos benannt, in der latein. Literatur be— 
ſonders von Horaz benutzt. 

Aſpirin, med. Mittel, Erſatz für Salycil (Aſparagen-, 
Spirſäure), daher Aſpirin' geb. 

Affhriologie, Wiſſenſchaft und Lehre von der 

‚Sprade und Kultur der alten Affyrier. 

Aſfthetizismus, ſ. Aſthema, Betätigung eines 

chönheitsſinnes. 

Auguſta Rauracorum ſ. Auguſtus: die nach dem 
Kaifer oder einem Mitglied des Kailerhaufes be— 
nannten Militärpflanzftädte an Rhein und Donau, 
Br I Stadt der Naurafer, d. h. Augſt bei 

afel. 

Autarkie, gr. Erhaltung eines Landes oder einer 
Kolonie aus eignen Mitteln ohne fremde Einfuhr. 

Autotyp, Spielart eines Automobils. 


B. 


Baltikum, rl. Baltenland, -gebiet, auch Gebiet 
der Oſtſee oder dieſe ſelbſt (mare Balticum). 
Batik, davon batifen (Herfunft des Wortes dunkel), 

eine neue Urt Technik in der Seidenmalerei und 
deren Ausübung. 
Beelzebub (j. d-), zuriidgehend auf Bel dabäbi 
(afiyr.)undBaal debabä(fyr.), ‚Herr der Tücke“. 
Blockade, j. d., neuerdings bejonders al3 Hunger- 
Bohon Upas, j. Boa Upas. [blodade. 
Bolihemwiti, ruf. Mehrheitspartei, polit. Bartei 
des Außeriten Kommunismus, jo genannt, weil 
fie in Brüſſel-London 1903 bei der Abftimmung 
in der Mehrheit blieb (Sombart, Sozialismus 
8.4. ©. 143). 


Bolſchewismus, j. Bolſchewiki, Zujtand, den 
dieje Bartei Hervorbringt. 

Boma, afrifan. Hitte, auch _befeitigtes Haus. 

Boſche oder Bode, frz. Schimpfwort für den 
Deutfhen, befonder3 im Anfang des Krieges: 
sales boches! f 

Briſanzgranate, j. brijant. 





bucket shop (engl.), eigentl. Eimerladen: kleine 
Eh für Wetten auf Banf- oder Börſenge— 
Ichäfte. 
Bureaufratins, |. Bureaufratismus, fherz- 
haft: Der Heilige des Bureaufratentums. 
| Buterolle, frz. Schießmaske. 


Gant 


Gromuloſe 939 


C. 


Cant, |. Kant, heuchleriſches Geſchwätz. 

Capriceio, | Kapriceio. | 

Carneades von Kyrene, griech. Philoſoph, be- 
gleitete 155 dv. Chr. die Vhilofophengefandtichaft 
nach Rom, berühmt jeine Auslaffungen iiber das 
höchſte Gut und das natürliche Necht (Brett des 


Carneades), bei Cicero in der Schrift vom | 


Staate. 

Gäfarismus, Lat. ſ. auch Kaiferismus: Zujtand 
der Herrfchaft eines Kaiſers, befonders neuer- 
dings des ehem. deutschen Raifers. 


| Gervelatwurit, ſ. Zervelatwurjt. 

Ghinviferie, f. j. China, zopfige Kleinigkeit, 

| Eigentüimlichkeit (VBismard, Ged. 1, 106). 
Cippus, altlat. Inſchriftenſäule, befonders be- 

|  rühmt der Cippus mit einer Inſchrift im fog- 
NRomulusgrabe auf dem Forum in Rom, 

Clairon, frz. Signalhorn. 

Korditis, v. I. corda, Saite, Stimmband; medizin. 
Erfranfung der Stimmbänder. 


Cutawah, engl. Schoßrock für Männer. 


—* 


Dadaisınus, moderne Richtung der Kindeskunſt 
(das Wort ahmt die Kindeslaute nad). 
Dalles, j. auch Taleth. [gejelichaft. 


D.E. A., Buchſtabenwort: Deutjche Erdöl-Aktien- | 


deblockieren, ſ. Blodade: die Blocdade wieder 
aufheben. 


Flau- oder Mießmacherei. 
Dermatol, ſ. dermatiſch, v. gr. derma, Haut, 


ein hautbildendes Pulverpräparat fir Wund-⸗ 


behandlung. 
Desanneftieren, j. anneftieren; eine einmal ge- 
ichehene Annexion (j. d.) wieder rückgängig machen. 


Elam in Borderaften öftl. Babylon; Ausgrabun— 
gen durch franzöfiiche Gelehrte. 
Elektroſtahl, auf elektriſchem Wege gewonnener 
' Stahl. 


Entente, j. d., neuerdings das Bündnis zwischen 


Frankreich, England und Rußland, auch Amerifa; 


j. Zripleentente, Dreiverband. 
GEntentift, Anhänger dieſes Bündniſſes, Mitglied 
desjelben. 
ententophil, Liebhaber diefes Bündniſſes. 


Falhhinenbündel, ſ. Faſchine. 

sargiiten, daſee— x 
miſchen Liftoren), ital. rechtsjtehende Politiker, 
die al3 Bund der Tat jich zu Berteidigern ftaat- 
liher Einrihtungen und Gegner von Staatsum— 
wälzungen erklären. 

FUAUNR., Buchſtabenwort: Fahrzeugfabriten Ans— 
bad) und Nürnberg. 

Feminismus, lat. Borherrichaft des Weiblichen, 
Bermeiblichung. 


Fiasko machen (j. d.), urjpr. eine Flaſche (ital. | 


fiasco) blajen (vom Glasbläfer) ftatt einer an— 
deren eigentlich gewünſchten Form; danı über» 
haupt Mißerfolg haben. 


Ganef, ſ. ganjen. 

Garane, f. frz. Schuppen, Unterkunft, bef. für 
Automobile. Neſtor. 

gereniſch, aus Gerenia, Beiname des Homeriſchen 

Gillette, nah Eigennamen des amerifan. Erfin— 
ders eines Rafiermefjerblättchens. 


[maden. | 
Defaitieren, fr3.-dtjch. v. defaire, flau- oder mieh- | 
Defaitismus, Frz.dtih. Zuftand des Flaumachens, 


Fajces (lat. Autenbündel der ro» 


| Devaluation, j. Valuta, bed. Abſchwächung der 

Devifenpapiere, j. Deviie. Börſenwerte. 

Devotismus (ſ. Devot), lat. Zuſtand der Unter— 

würfigkeit und Kriecherei. 

dies ater, ſ. dies, ein ſchwarzer Tag, Unglüds- 
tag, in Rom der Trauertag zur Erinnerung an 
die Niederlage an der Allia (dies Alliensis), 

Diggins, ſ. Diggen, die Soldgruben in Auftra- 
lien oder Kalifornien. 

' Diktatfrieden, Frieden nad) dem Diftat (f. d.) der 
andern Mächte, deſſen Bedingungen nur anzuneh- 
men undzuunterichreiben, nicht au diskutieren find. 

D. M.J., Buchſtabenwort: Deutfche Mineralöl- 

Dyskolie, ſ. Eukolie, Gegenſatz davon. 


linduſtrie. 





E. 


Elamologie, Wiſſenſchaft und Lehre von Lande | 


ebakuieren, ſ. d., ausräumen, augleeren, bej. neuer- 
dings vom Ausſiedeln und VBerpflanzen von Ein- 
wohnern bejegter Gebiete und Landesteile. 

Evakuation, j. evafuieren, Zuftand oder Tätig- 

'  feit des Ausſiedelns. 

Gusreiianiämne, j. erprimieren, Ausdrucks— 
unſt. 

Extratour, ſ. extra, Sondertanz mit einem an— 
dern als dem rechtmäßigen Tänzer; auch bezogen 
auf das Berhalten einer der ehemaligen Drei- 
bundmädhte. 


| 
| 


| 

Filet, ſ. d, die Entwicklung dev Bedeutung ijt nicht 
flar; das Gemeinfame der Bedeutungen fcheint 
die längliche Form zu fein. 

Flakbatterie, Buchjtabenwort; Batterie von Flug- 
zeug-Abwehr-Kanonen. 

Flirt (f. d.), altengl. fleard — trifle, folly (An- 
nandale, The coneise English Dictionary 1902 
s. v.) Scherz, Spaß. 

Fragment, j. u. Fraktion. 

fuſionieren, ſ. Fuſion: verichmelzen von Ge» 
ſchäften, Banken, Gefellichaften. 

Futurismus, ſ. futurus, Kunftrihtung mo- 
dernjter Art, die fich erit in Zukunft durchzuſetzen 
gedenft. 


2 


| 


Slaztalperivde, Eiszeit, Zeit der Bergleticherung. 

Glypp, j- Triglypben. 

Goolette, auch Goelette, gewöhnlich Zivei-Mait- 
Bart zum Fifchfang, aucd zur Heineren Küjten- 
fahrt. 

Granuloſe, lat. gr. Körnerfrankheit. 





940 Hethiter 


Sn 


Hethiter, Name eines Fanaanitifhen Stammes; 
auf ägyptiſchen und afiyriichen Denfmälern und 


Infchriften bedeutet der Name Cheta die Völker 


Imperialismus, v. l.imperium, Zuftand der uns 
beichränften Herrfchaft eines Imperators, Kaiſers; 
dann nad) dem Vorbild des römischen Kaifer- 
tums: Weltherrichait, Weltmacht oder das Stre- 
ben, die Politik, die dazu führen fol. 

imberialiftiih, |. Imperialismus. 

Suflation, ſ. d., bed. nicht nur medizinifche Auf- 


non olet 


zwiſchen Euphrat und Orontes, 
der Küftenländer und Kanaans. 


fpäter erft die 





J 
| bläbung des Leibes, ſondern auch börſentechn. 
Anſchwellung der Börſenwerte; Gegenſatz Deva— 
luation ſ. d. 
Interglazialperiode, |. Glazialperiode, Zwi— 
| ſcheneiszeit. 





Inveſtition, ſ. in veſtie ren, feierliche Einkleidung, 
Beſtätigung für ein Amt, vgl. Inveſtitur. 


J (der Konjonant F). | 


Jugo-Slawen, Vereinigung der Heineren füd- 
ſlawiſchen Völker 
Slawenſtaat. 

Jusq'auboutismus, fr. jusqu'aubout, bis zum 


zu einem neuen nationalen 


Ende: Politik eines Revanche» oder Rachekrieges 
oder einer ſolchen Politik bis zum Außerſten. 
Jusqu'auboutiſt, |. Jusqu'auboutismus, 

Anhänger einer ſolchen Politik. 


K. 


Kaiſerismus, lat.-gr., ſ. auch Caeſarismus; aus 
neueſten Zeitungen (1920) des Auslandes über— 
nommene Bezeichnung für den Zuſtand des frühe— 
ren deutſchen Kaiſerreiches. 

Kakhi, Bez. für den Stoff der gelben Tropen-Uni- 
formen und Anzüge. 

Kanñon, fpan. canon, tief eingefchnittenes Spalten- 
tal mit ſenkrecht aufjteigenden Wänden, bej. in 
Nord-Amerika. 

Kapitel, ſ. auch abkapiteln. 

Karbolineum, |. Karbon; Karbolöl, Desinfek— 
tionsmittel. 

Tataftrosphal, ſ. Kataſtrophe, entſcheidend, ver- 
hängnisvoll. 

Kelim, Kilim, türk. kurzgeſchorener Knüpf-Teppich. 

Kicks, engl. Stoß (Fußſtoß), beim Billardſpiel, auch 
falſcher Ton eines Blasinſtrumentes. 

Ninäde, gr. Knabenſchänder, ein Menſch, der wider- 
natürlide Unzucht treibt. 


Lufttorbedo, |. Torpedo. 


L 


Kommißbrot (v. l. commissus, fr. commis), das 
zur regelmäßigen Lieferung an Soldaten zuge» 
richtete Löhnungs⸗- oder Soldatenbrot. 

Kommunismus, Lehre von der Gütergemeinfchaft 
(l. communis, gemeinfam). 
Kommuniſt, Anhänger der Lehre von der Güter- 


gemeinschaft. 
Kompen(mäler, ſ. penna lat, Pennal: Mit- 
üler. 
Somponent, j. fomponieren, zuſammenſetzen⸗ 
der Yaktor. 


Kopromanen, j. Kopragogie (vom gr. köpros 

Miſt, Kot), Kotliebhaber (perverſe Leidenſchaft). 

koramieren, ſ. coram. 

Kriegspropaganda, |. Propaganda, Stim- 
mungsmade für den Krieg oder im Krieg. 

Kubismus, moderne Richtung der Kunft, beſon— 
der3 der Malerei, die fi) in den drei Dimenſionen 
(Kubus) bewegt. 


| 8.8.6., Buchſtabenwort: Luftverkehrsgeſellſchaft. 


M. 


makroſkopiſch, gr. was mit unbemwaffnetem Auge 
wahrnehmbar ijt (Gegenj. mikroſkopiſch, f. d.). 
Maniküre, frz. (vom lat. manus) Se 
maſochiſtiſch, ſ. Maſochismus. 
Maſchinengewehr, modernes kleines tragbares ge— 
wehrartigesGeſchütz mit automatiſcherBetätigung. 
Maqhonnaiſe, ſ. d, Tunke nah) Mayonner Art, 
wie in der Stadt Mayonne üblich. 
Mazzolata, v. it. mazzuolare, ſchlachten; Hinrich— 
tung, Tötung eines Verurteilten mit der Keule. 
Denisewiti, ruf. Minderheitspartei; ſ. Bolſche— 
wii. 


N.A.G., Buchſtabenwort: National - Autontobil- 
gejellichaft. 

Feuorientterung, ſ. Orientierung; Neuan- 
ordnung, Neueinjtcllung. 


N 


Mental, j. lat. mens. 

Mentalität, |. lat. mens, Geifteszuftand, Geiftes- 
art, z. B. eine Menjchen oder eines Volkes. 
Miltterismus, |. Militär; Vorherrſchen des 

Soldatentums, beſonders Deutfchland fälſchlich 
zur Laſt gelegt. 
Motorbatterie. ſ. Motor; Geſchütze, die auf Mo— 
torwagen beweglich find; berühmt die Motorge- 
ſchütze der öfterreihiihen Skoda-Werke. 
Muſikalität, |. Muſik, wohl gem. der Buftand 
a! Empfindens (E. Ludwig, Goethe I, 
. 241). 


non olet, lat. (Geld) riecht nicht; Ausſpruch des 
Befpafian über Steuern aus den von ihm ges 
gründeten Bedürfnisanftalten (daher Vespasien- 
nes), vgl. Sueton, Vespas. 23. 


Okklultismus 


Siliglit 941 


D. 


Dftultismus, lat. von ocenlere verbergen, Ge— 
heimmifjenichaft, Spiritismus. 
Orstasmus, ). orgiaftifch, Zuftand der Raferei. 





Dutfider, engl., Außenfeiter, einer der nicht dazu 
gehört, Nichtfachmann. 


P. 


Parauhe, gr. Namenszeichen, ſ. d. * 
Paludtsmus, frz. paludisme, ſ. lat. palus, die 
Richtung in den bolfchewiftifchen Sumpf hinein. 
Bapalisınus, lat., Zuftand der Oberherrjchaft des 
Bapites (j. papa und Papismus). 
®arlograph, v. frz. parler, fpreden und gr. 
gräphein, fchreiben, ein Apprat, der Sprachen, 
Worte aufzeichnet und wiedergibt: Sprechmaſchine. 

Passegiata, it. passeggiare, Spazieriweg, Prome— 
nade; Straßenname. 

passim (j. passus, Schritt, pandere, auöbreiten, 
[.) überall, in Buchzitaten: an vielen Stellen. 

Paſſivismus, j. paſſiv; Zuftand des Untätigjeins. 

Paſſiviſt, ſ. Baffivismus; Anhänger oder Lieb- 
haver eines ſolchen Zujtandes. 

VBazificismus, Pazifismus, ſ. pax (lat. Friede); 

Bociitata, Zuſtänd des Friedens, Politik, Die 
ſolchen herbeiführen will. 

Basifiit,i. Bazificismus; Anhänger eines ſolchen 
Zuſtandes. 

Pediture, frz. (von lat. pes) Fußpflege. 

Belops, gr. Sagenheld, kämpft mit feinem Schwie— 
ervater Dindmaos um die Hippodameia; Dar» 
tellung im Giebelfeld de3 Zeustempel3 von 
Olympia. 

Perkeo, Name eines Zwerggeiſtes in der Gage 
vom Heidelberger Schloß. 

sphil, dv. gr. philos, lieb, in Bujammenfegungen 
wie anglophil, rufjophil, jlavophil neuerdings 
beliebt. ſbraucht. 

⸗phob, v. gr. phöbos, Furcht, ſ. phil, ebenſo ge- 


Phobie v. gr. phöbos, Furcht, pathologiſche Ph., 
bed. krankhafte Furcht vor etwas. 

Pifte, ſ. d. Fährte, in der Luftſchiffahrt: Flug— 
bahn, Flugſtreifen. 

Pluviograph, ſ. Pluvius, Schreibregenmeſſer. 

Poilu, fr. Bezeichnung für den franzöſiſchen In— 
fanteriſten. 

Point-laces (ſ. Point), frz-engl. Plur. Band- 


pitzen. 

Polonaiſe ſtehen, ſ. Bolonaife; ſcherzhafter Aus- 
druck für das Reihenſtehen zum Empfang von 
Lebensmitteln uſw. während des Krieges. 

Poſteriores, ſ. posterus (lat.); die Nachkommen, 
Nachfahren. 

Poftika, dv. I. post, der hintere Teil des römischen 
Lagers. . 

Präferentialabfommen, |. präferieren; Vor- 
zugdabfommen. 

Probritiſch, v. I. pro, für; fiir Englands Vorteil, 
Sieg, Intereſſe eintretend. 

Projlawiich, v. I. pro, für; für den Vorteil, das 
Jntereſſe ver Slawen eintretend. 

Proſpebkt, ſ. u. ———— auch bühnentech— 
A Durhblid, Ausfiht in eine Bühnenland- 

t 


aft. 
protohiſtoriſch, lat. % urgeſchichtlich. 
Putſchismus, ſ. Putſch (Erklärung des Vorwärts 
vom 18. 10. 18); Zuſtand der plötzlichen Auf- 
regung, Erhebung, eines Handjtreiches. 
Putſchiſtiſch, ſ. Putſchis mus; die Eigenſchaften 
eines ſolchen Handſtreiches zeigend. 


R. 


Naprtiit, Anhänger des ruffiihen Kommuniften 
adek. 


Radiotelegraphie, ſ. Radius; drahtloſe Wellen- 
telegraphie; auch Radiotelegramm, Radioftation, 
Itadiometer, Radiogoniometer (f. Goniometer). 

rationieren, j. Rationierung. 

Hationterung, ſ. ratio, Ration; Zuteilung auf 
den Stopf der Bevölkerung. 

Stealproaymnafium, höhere Lehranstalt realen 
Charafters, bi$ zur Unterjefunda reichend; ſ. Real- 
gymnaſium. 

Neklamation, ſ. reklamieren; im Kriege be— 
ſonders Anforderung zur Befreiung oder Zurück— 
ſtellung vom Waffendienſt. 

Relativismus, lat. j. Relation, relatio: Lehre 


von der Nelativität (Einftein), d. h. der Bezüg— 
lihfeit der Dinge aufeinander. 

Reling, ſ. Regeling. 

Remoulade, ſ. d., die Bedeutung iſt wohl Tunke 
aus „gemahlenem“ Senf. 

Hepublifanismus, lat. ſ. Republik; Zuftand 
eined auf republifanifher Grundlage regierten 
Staates. 

Retikulat, v. I. rete, Net; netzartiges Mauerwerk, 
in dem die Schlußlinien der Steine wie Netzwerk 
ausjehen. 

röntgen, die nad) dem Prof. Röntgen benannte 
Aufnahme mitdemRöntgen-Apparat(X-Strablen) 
ausführen. [Knauf des gotischen Kelches. 

Rotulus, ſ. d., auch kunſtgeſch. kleine Fläche am 


©. 


Sabotage, frz. von fabotieren (frz. saboter, neden, 
um beiten haben) Hinderung an der Arbeit durch 
egnahme von nötigen Werkzeugen, Mafchinen- 
teilen u. a. 
Ealvarfaiı, berühmtes Heilmittel gegen Siphylig, 
v. dem deutjchen Arzte Ehrlich u. dem Japaner 


ata. 
salvis novis, ſ. salvus. 


Sanftion, j. u. jancieren, neuerding3 diplomat. 
gejegliche oder völkerrechtlich vereinbarte Siche- 
rungen. 

Schenen, gr.-lat. schema, Schatten, Schatten— 

ıld. 


Shinto, Chintoismus, jap. m. die Religions- 
vorjtelliingen der alten Adelsfafte in Japan. 
Siliglit, Waſſerglas, Einmachemittel. 


942 Simpliziſſimus 3.6.6. 


Simpliziſſimus, ſ. simplex; neuerdings Illu- Sumerologie, Wiſſenſchaft und Lehre von Sprache 


jtrierte Zeitichrift in München. und Kultur der Sumerer, eines nicht femitifchen 
Skull, engl. Ruder, davon jportl. Einſkuller, Dop— Bolfes in Babylonien. 
pelſkuller. Syndikaliſt, Herkunft ſ. Syndikus, neueſter und 


Spartafift, Anhänger des Spartakusbundes, einer ſchärfſter linker Flügel der Kommuniften, Bedtg. 
radikalſten Gruppe, die ſich nad) dem Gladiator Gleiches Recht fiir alle fordernd. 
Spartafus nennt, der den jogen. Sflavenkfrieg in | ſhſtemiſieren (öfterr. Amtsſtil), die Stelle ift nicht 
Italien entfejjelte (73—72 v. Ehr.), den Pom— ſyſtemiſiert (= in den Sahreshaushalt eingefegt), 
peins und Craffus niederfchlugen. | fondern nur ad personam befett. 


T: 


Tan, m. ojtind., ein ausgemauerter Wafjerbehälter | Totemismus, |. Totem; Sitte, allerlei Tiere als 


zum Baden; überhaupt auch eijerner Behälter Ahnherren des Stammes mit Opfern und gefeß- 
‘3.8. für Ol; Tankdampfer; mil. beweglidyer fihen Gebräuchen zu ehren. 
Kampfwagen. Tradizionalismus, |. tradieren v. l. tradere, 
Tanſenalquartier (von ital. tansa Abgabe?) in Zuftand der Beachtung und Bewertung des Her- 
Biener Gaſthausanzeigen, Bedeutung unbekannt. fömmliden. 
Tektonik, teftonifch, auch Bau und Beihreibung | Traktenr (dti.-fr., v. I. trahere, ziehen), Kraft- 
der Schidjten der Erdrinde (Geologie). Zugmafdine. 
Zeitieren, ſ. d., duch den Hochſchullehrer ſchrift⸗ Transpeftit (jpätlat. transvestire, j. traveſtie— 
lich den Befuc der Vorleſungen beftätigen laſſen; ren, umkleiden, verkleiden); Mann, der in Frauen— 
ſ. auch anteſtieren, —— kleidung oder umgekehrt Frau, die in Männer- 


Thprombofis, Thrombose, auch Trombofe (j. 2.) Fleidung geht und damit einen feruellen Zweck 
von griech. thrombos {Bfutgerinfel), Berftopfung verfolgt. 
der Blutgefäße durch folche Gerinfel. Trawler, engl. Schleppnetzfiſcher, auch deſſen Fahr- 
Tironiſche Noten, pl. lat. von Tiro, einem Frei- zeug, daher als Schiffsgattung. 
gelafienen d. Cicero, die Stenographie der alten | Tripleentente, j. Entente; Dreiverband. 





Römer. Tſchecho-Slowaken, neuer Name für den aus den 
Tonneau, frz. ziweirädiger Kaſtenwagen. | beiden Bölfern gebildeten Nationalftaat. 


u. 


ultimativ, j. Ultimatum, in Form einer legten | Mranier, j. Uranus, die himmliſchen Götter der 
Erflärung oder Bedingung. Griechen. 

Union-Jack, ſ. Jack, Flagge der Vereinigten Urämie, gr. mediz. das Blutharnen. 
Königreiche von Großbritannien. Urologie, lat. med. Lehre vom Harn. 


V. 


Verismus, von lat. verus, wahr: Naturtreue, viritim (nicht viritim), Mann für Dann (lat.). 
Echtheit, befonders eine neue Richtung in der | Vomag, Buditabenwort: Bogtländijche Mafchinen- 
italienifhen Mufif nach 1890 (Mascagni). |  fabrit, Aktiengeſellſchaft in Plauen. 


B 


Wunmba, Buchſtabenwort: Waffen- und Munitions-Beſchaffungsamt. 


8. F.G., Buchſtabenwort: Zentral-Einkaufs-Genoſſenſchaft. 


Dogburt, ſ. Joghurt. 








Segrindet 1a Hahnſche Bud) 792 Hahnſche Budhandlung in Hannover Gegründet 1792. | 


Heyſe, Dr. Joh. Chr. Aug., Kleines Fremdwörterbuch. Ein Auszug aus Heyjes großem 
Fremdwörterbuch in der Bearbeitung von Prof. Dr. D. Lyon. (ca. 14000 Fremdwörter 
nach ihrer Abſtammung erklärt und verdeutiht.) 8. Aufl. 


— Deutihe Grammatit oder Lehrbud) der deutſchen — 28. Aufl. der Schulgrammatik 
Heyſes. 


— Leitfaden zum gründlichen Unterricht in der deutſchen Sprache für Höhere und niedere 
Schulen, jowie zum Selbjtunterricht nach den größeren Lehrbüchern der deutichen Sprache. 
28. verb. Aufl. 


Ahrens, Hein. Ludolf, Kleine Schriften. . Bd. Zur Sprachwiſſenſchaft. Bejorgt von Carl 
Haeberlin. Mit einem Vorwort von S Erufius. 


Brammer, KR. u. U. Heumann, Wortgruppen und Diktatitoffe zur Deutſchen Rehtichreibung. 


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Für die Hand des Lehrers bearbeitet. 8°. 
— MWortgruppen. Gin Schülerheft. 
Budde, Prof. Dr. Gerh., Philoſophiſches Leſebuch für den deutſchen Unterricht der Oberjtufe 


aller Höheren Lehranftalten. Mit biograph. Einleitungen und Anmerkungen herausgegeben. 
Mit einem Begleitwort von Geh. Hofrat Univ.-Prof. Dr. R. Euden. 


— Bhilofophiihes Leſebuch für den engliſchen Unterricht der Oberitufe. 

— Philoſophiſches Leſebuch für den franzöſiſchen Unterricht. 

— Die Theorie des fremdſprachlichen Unterrichts in der Herbartſchen Schule. Eine hiſtoriſch— 
fritiihe Studie, nebſt einem Vorſchlag zu einer Neugeitaltung des gefamten fremdſprach— 
lihen Unterrichts nad) einem einheitlihen Prinzip. 


Feldhaus, Rob., Deutihe Aufſätze, Begriffs-Bejtimmungen und erflärende Umschreibungen 
nebit einer Auswahl von Zitaten. Ein Handbuch für Lehrende und Lernende. 


Hoffmann, Prof. Dr. Ferd., Materialien und Dispojitionen zu deutſchen Aufjäßen für die 
oberen Klaſſen höherer Lehranitalten, jowie zum Gelbjtunterricht bearbeitet. 3 Teile. 


I. Kurze Anleitung zur Abfaſſung deutſcher Aufſätze. Themata zur deutjchen 
Literatur und Geſchichte. 2. vermehrte und verbeiferte Aufl. 


II. Themata zur griechiſchen und römiſchenLiteratur und Geſchichte. Themata 
allgemeinen Inhalts. 2. vermehrte und verbefjerte Aufl. 


III. Aufgaben zur deutihen Literatur und Gefhichte jowie zu Shatejpeares 
Dramen. 

Klipftein, Oberl. W., VBergleihende Syntax des Deutichen, Franzöſiſchen und Englijchen. 
Ein neuer Weg zur Beherrichung der Grammatit. 

Knortz, Prof. Karl, Fremdwörterei. Vortrag gehalten im allgemeinen deutjchen Sprachverein | 
zu New-Port. 

Niebuhr, Prof. Dr. K., Leitfaden der deutſchen Grammatit. 

Nies, Albert, Keine orthographiihen Fehler mehr! 5./6. Auil. 

Übungsichule in ver deutſchen Sprache. Herausgegeben vom Lehrerverein Hannover-Linden. 
E. B. 4 Stufen. (Ausgabe für Volksſchulen.) 

— in der deutihen Sprade. Ausgabe für Mittelfchulen. 2 Teile. 


Zimmermann, Prof. Aufg. Deutſche Texte zu lateiniſchen Extemporalien, zujammengejtellt 
aus Cicero, Dvid und Livius. 


— Dispoſitionen zu deutjchen Aufſätzen für die oberen Klaſſen höherer Lehranitalten. 


EAST — 








Begründer 1792. Hahnſche Buchhandlung in Hannover Gegründet 1792. 





| Meitere wichtige Werke: 


Archiv, Neues, der Gefellfhaft für ältere deutſche Gefhichtstunde zur Beförderung einer 
Gefamtausgabe der Quellenfchriften deutſcher Geſchichten des Mittelalters. Band 1.—43. 

Berliner, Handelsihul-Dir. Manfr., Schwierige Fälle und allgemeine Lehrjäge der Tauf- 
männijhen Buchhaltung. 1. Bd. Praxis der Buchhaltung. 6./7. verbefjerte Aufl. 

— Buhhaltungs- und Bilanzenlehre. (2. Bd. der Schwierigen Fälle ufw. Theoretiſcher 
Teil.) 5./6. Aufl. 

Berliner, Dr. ©., Prof. in Tokio, Weltwirtihaftlide Abhandlungen. Bd. I: Organijation 
und Betrieb des japaniſchen Importhandels. Bd. II: Drganijation und Betrieb des Import⸗ 
geihäfts in China. Bd. III: Die Entwidlung der japanijhen Eifeninduftrie während des 
Krieges. Bd. IV: Organijation und Betrieb des Exportgefchäfts in China. Bd. V: Nuß- 
pflanzen und Nubtiere Chinas. (Meitere Bände in Vorbereitung). 

Billeoth, Theodor, Briefe von, 9. veränd. Aufl. Herausgegeben von Dr. Georg Fiſcher. 

Ebeling, Dr. K., Griechiſch-deutſches Wörterbuch zum Neuen Tejtament. 

Fontes juris germanici antiqui in usum scholarum ex Monumentis Germaniae historieis 
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Forſchungen zur Gefhichte Niederfahfens. Herausgegeben vom hiltoriihen Verein für 
Niederſachſen. Bd. I—-L. 

Georges, Dr. 8. E., Ausführlides deutſch-lateiniſches Handwörterbud. 

— Lateiniſch⸗deutſches Handwörterbuch 

— Kleines lateiniſch⸗deutſches und deutſch-lateiniſches Handwörterbuch. 

Grotefend, H., Taſchenbuch der Zeitrechnung. 

— Zeitrechnung des deutſchen Mittelalters und der Neuzeit, 2 Bände in 3 Abteilungen. 

i Herhold, Ludw., Lateinifher Wort» und Gedankenſchatz. Sprihwörter, Zitate ujw. 
, Kühner, Dr. R., Ausführlihe Grammatik der griehifhen Sprade. Bearbeitet von 
Dr. Blaß und Dr. Gerth. | 

— Ausführlihe Grammatik der Iateinifhen Sprache. Bearbeitet von Dr. Holzweißig und 
Prof. Dr. Stegmann. 

Leunis, D. J., Synopfis der 3 Naturreihe. Bearbeitet von Prof. Ludwig, Prof. Frank und 

| Dr. Senft. (Bände aud) einzeln zu haben.) 
| Gpus palatinum. Sinus= und Kofinus-Tafeln von 10“ zu 10%. Herausgegeben von Prof. 
| Dr. W. Sordan. 

Schmidt⸗Klugkiſt und Dr. Grotewald. Argentinien. 

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Stenzel, A., Seekriegsgeſchichte. Bearbeitet von Vize-Admiral Kirchhoff. 6 Bde. Ergänzungs= 
band: 1913. Kriegführung zur See. (Bände auch einzeln zu haben.) 

Wagner, Geh. Rg.-Rat Prof. Dr. Herm., Lehrbuch der Geographie. 1. Bd. Allgemeine 
Erdkunde. 10. Aufl. Teil I: Einleitung und Mathematiſche Geographie. TI. I: Phyſikal. 
Geographie. 2. Bd, Länderfunde von Europa. 1. Ubtlg.: Allgemeine Länderfunde 

i von Europa. Dazu Method. Atlas zur Länderfunde. Bearbeitet von Prof. Friedrichſen. 
i Lieferung 1 u. 2. (Bollftändig in 5 Lieferungen.) Weitere Teile 1922. | 

| Zimmermann, Dr. A., Etymologifches Wörterbud der Iateinifhen Sprache für Höhere Schulen 
und für klaſſiſche Philologie. 

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