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VICTORIA UNIVERSITY LIBRARY
SHELF NUMBER
As Er
SOURCE:
The gift of Dr. H. E. Ford
Professor Emeritus of French Literature
1940
——
—
Dr. Joh. Chrift. Rug. Heyſes
allgemeines
verdeuffchendes und erklärendes
Fremdwörterbuch
mit Bezeichnung
der Ausſprache und Betonung der Wörter
nebit
genauer Angabe ihrer Abſtammung und Bildung.
Unter Berüdfichtigung
der amtlichen Erlaſſe über Verdeutſchung der Fremdwörter
und der neuen einheiflicken Rechtſchreibung
neu bearbeitet, vielfach berichtigf und vermehrt
von
Profefjor Dr. Otto Ipon,
weil. Stadtfchulrat in Dresden.
nn
Einundzwanzigfte Original-Ansgabe mit Nadträgen
beforgt durch
Dr. Willy Scheel,
Direktor des Althoff-Realgymnafiums zu Nowawes.
Hannover.
Hhahnſche Buchhandlung.
1922.
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Vorwort zur einundzwanzigſten Buflane.
Die vorliegende neue Auflage ift im Texte ein Abdrud der früheren; wo Anderungen und
Berbefferungen notwendig wurden, find fie in den Anhang mit neuem Alphabet Hinten eingefügt
worden. Dort erjehe man auch redaktionelle Bemerkungen zum Terte.
Beſondere Beachtung ift diesmal den Bemerkungen über die Ausfprache geſchenkt worden;
die Schwierigkeit des Satzes und die Koften der Herftellung verboten naturgemäß größere Ande-
rungen im Texte auch) hier; e3 fei daher nachgetragen, daß ein durchftrichenes je} Die weiche Aus—
fpradhe in dem Fremdwort Coupage, pr. Kupaſch, Courage, pr. Kuraf bedeuten foll.
Mit Beendigung des Krieges fcheint auch das Andrängen der Kriegsfremdmwörter gebrochen
zu fein, über das ich in dem Vorwort zur vorigen Auflage zu Hagen und zu berichten hatte.
Das deutjche Volk beginnt fich auf fich felbft zu bejinnen, und e3 begegnen daher ver»
hältnismäßig wenig neue Fremdworte, die der Erwähnung wert wären. Sie find im Anhang
zuſammengeſtellt.
Bei der Erklärung auch älterer Fremdwörter (Belzebub u. a.) bin ich durch das freundliche
Intereſſe meines Freundes Karl Lehmann-Haupt (Univerſitätsprofeſſors in Innsbruck) unter-
ſtützt worden.
Ich bin nach wie vor der Meinung, daß in einem Fremdwörterbuch, das ſeinen Zweck dem
Publikum gegenüber erfüllen ſoll, eine Erklärung der Fremdwörter nicht fehlen darf; denn nur
dadurch kann der wiſſenſchaftliche Boden bereitet werden, auf dem ein deutſcher, nach Sinn und
Bedeutung vollgültiger Erſatz gefunden werden kann.
Nowawes, im März 1922,
Dr. Willy Scheel.
Borivort zur neunzehnten Rırsgabe.
Bei der Bearbeitung der neunzehnten Ausgabe des vorliegenden Werfes bin ich beftrebt
gewejen, möglichit alle Fremdwörter aufzunehmen, die in den legten Jahren in unſere Sprache
eingedrungen find und größere Verwendung und Verbreitung gefunden haben. Nur vorüber-
gehende Erjcheinungen hielt ich mich dagegen für verpflichtet mwegzulajjen. Beſonders find dies-
mal die fremden Fachausdrücke aus der Sprache der Technik, der Luftichiffahrt, des Sports, der
Zirkus und Artiſtenſprache jowie die zahlreichen Fremdausdrüde der Induſtrie, des Handels
- und des gejellichaftlichen Verkehrs berüchichtigt worden. Während früher vie franzöſiſche Sprache
die meijten Fremdwörter auf dieſen Gebieten lieferte, tritt Dieje gegenmärtig ganz weſentlich
hinter der englifchen zurüc, aus der diesmal viele Hundert, die jich in den legten Jahren bei ung
eingebürgert haben, neu aufgenommen werden mußten. Auch die Buchftabenmwörter, die ſich
aus den Anfangsbuchjtaben verjchiedener zu einer wejentlichen Bezeichnung vereinigten Wörter
zujammenjeßen (3. B. la, die internationale Luftſchiffahrt-Ausſtellung), fowie die Kurz—
wörter, die durch Verkürzung eines Wortes entjtehen (3. B. 300, d. 1. Zoologischer Garten),
jind diesmal mit behandelt worden. Da beide Arten von Wörtern, wie Hermann Dunger nad)
gemiejen hat, nad) engliichem Vorbild gebildet worden find, jo mußte ihnen hier Aufnahme ge-
mährt werden. Auch ijt in dem Buche die neue einheitliche deutſche Nechtichreibung durchgeführt
worden. Beiträge find mir von nah und fern in ſo großer Anzahl zugegangen, daß es unmöglich
ift, hier Die Namen aller Einjender aufzuzählen. Allen freundlichen Spendern jolcher Beiträge, durch
die meine Arbeit weſentlich unterjtüßt worden ift, wenn auch viele Einjendungen nicht berüd-
ſichtigt werden konnten, fei für ihren Anteil und ihre bereitwillige Unterjtügung mein herzlichiter
Dank gejagt. ch bitte darum, mir auch fernerhin Beiträge neu gejammelter, oft zufällig auf-
gefundener Wörter freundlichjt zugehen zu laffen, da nur jo, durch freiwillige Mitarbeit weiter
Kreije, die erwünjchte Bolljtändigfeit nach und nach erzielt werden Tann.
Insbeſondere danke ich aufs wärmſte Herrn Theodor Heyſe in Peteröburg, der mir auch
für diefe Ausgabe wertvolle Ergänzungen in der zuvorkommendſten Weile zur Verfügung geftellt
hat, jowie Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Vaihinger an der Univerjität Halle, der mir
nicht nur Briefe voll freundlicher Anerkennung des in meiner Bearbeitung Gebotenen gejchrieben,
jondern auch eine große Zahl jehr wertvoller Beiträge gejandt hat.
Möge jich jo das Werk immer mehr der erwünschten Vollfommenheit nähern. Die be-
nuste Literatur it ©. V verzeichnet.
Dresden, den 1. Juli 1910. Dr. Otto Ayon.
Aus den Borbericht zur neunten und elften Ausgabe.
Ob und inwiefern dieſes Fremdwörterbuch in feiner gegenwärtigen Geſtalt zur Erreichung
des hohen Zweckes der Sprachreinigung förderlich fein kann, ob und welche Vorzüge e3 vor jeinen
zahlreichen Mitbewerbern hat, deren Mehrzahl freilich nur unkritifche Stoppelmwerfe find, Die ihre
ſchnell aufgelejenen und planlos aufgefpeicherten Vorräte großenteil3 den früheren Ausgaben
diejes Werkes verdanken —: darüber mögen fachkundige und gewiſſenhafte Beurteiler entſcheiden,
die, durch marftfchreierifche Anpreifungen und große Zahlen nicht geblendet, den wahren Reich—
tum eines Werkes diefer Art nicht in der Größe einer blindlings aufgehäuften Wörtermaffe juchen.
Zahlreiche jchäßbare Beiträge zur Bereicherung und Berichtigung des Buches verdanfe
ich bejonder3 dem Herrn Dr. juris Mejer in Clausthal, ſowie dem Herrn General-Atzt Dr. Stüve
in Magdeburg, und dem Herrn Pültz in Augsburg, ſowie in etymologifcher Beziehung dem Herrn
Profefjor Buſchmann und dem Heren Dr. Mahn in Berlin, welchen Herren ich hiermit meinen
wärmſten Dank ausipreche.
Berlin, im Junius 1844 und im Dftober 1853.
Dr. K. 8. 8. Sbenle,
Profejjor an der Univerjität zu Berlin.
Verzeichnis
der wichktigſten bei ver Bearbeitung benußten Werke.
I. Beilfchriften.
Kluges Zeitjchrift fiir deutſche Wortforichung, 1901 ff.
Lyons Zeitichrift für den deutfchen Unterricht, 1837 ff.
Paul & Braune, Beiträge zur Gefhichte der deutſchen Sprache und Literatur, 1874 ff.
Brugmann & Streitberg, Snöogermanifche Forſchungen nekit Anzeiger, 1892 ff.
a, eitjchrift fiir deutfches Altertum, 1841 ff.
achers Zeitjchrift für deutjche Philologie, 1868 ff.
Journal of germanie Philologie, 1897 ff.
Bee des Allgemeinen Deutſchen Sprachvereins und Wiſſenſchaftliche Beihefte dazu, 1885 ff.
ahresbericht über die Erfcheinungen auf dem Gebiete der Germaniſchen Philologie, 1883 ff. Leipzig
zulegt 1919. Abſchnitt: Wortforfhung und Fremdwörter.
I Wörterbücher.
Jakob und Wilhelm Grimm, Deutfches Wörterbuch, Leipzig 1854 ff.
F. Kluge, Etymologifches Wörterbuch der deutjchen Sprache. 7. Auflage, Straßburg 1910.
Fr. & 8. Weigand, Deutjches Wörterbuch, 5. Auflage (neu bearbeitet von Karl von Bahder,
Herman Hirt und Karl Kant, herausgegeben von Herman Hirt), Gießen 1908 ff.
— Paul, Deutſches Wörterbuch, 2. Auflage, Halle a. S. 1908.
oritz Heyne, Deutſches Wörterbuch, Leipzig 1890 ff.
Otto Ladendorf, Hiltorifhes Schlagwörterbüch, Straßburg 1906 ff.
Fr. 8. K. Weigand, Wörterbuch der deutfchen Synonymen, Mainz 1852
Hermann Dunger, Wörterbuch von Verdeutihungen entbehrlicher Fremdwörter, Leipzig 1882.
Hermann Dunger, Deutſche Speifefarte, 4. Aufl., 1900.
8 tto Sarrazin, Verdeutſchungswörterbuch, 5. Aufl., 1918. :
Berdeutihungswörterbüder des Allgemeinen Deutihen Sprachvereins, 1883 ff.
Hubertfanfen, Rechtſchreibung der Haturwiffentfchoftl u. techn. Fremdwörter, Berlin-Schöneberg 1907.
F. W. Eigen, Fremdwörter der Handelsſprache, verdeutfhht und erläutert, Leipzig 1894.
Sames Murray, A new english dictionary, Oxford 1888 ff.
Muret-Sander3, Enzyflopädijches englifch-deutiches und deutſch-engliſches Wörterbuch.
gittre, Dictionnaire de la langue francaise, Paris 1863 ff; und: Supplement, 1877.
Sahs-Pillatte, Enzyflopädiiches franzöſiſch-deutſches und deutſch-ſränzöſiſches Wörterbuch. Große
Ausgabe, fowie Hand» und Schulausgabe.
G. Rigutini und Oskar Bulle, Neues italienifch-deutiches und deutich-italienifches Wörterbuch,
. Xeipzig 1896 — 1900.
8 Michaelis, Praktiſches Wörterbuch der italieniſchen und deutſchen Sprache, Leipzig 1903.
. Blattner, Ruffifh-deutfches und deutfch-ruffifches Wörterbuch, Berlin-Schöneberg.
Konrad Duden, DOrthographiiches Wörterbuch der deutichen Sprade, 9. Aufl., Leipzig und Wien 1915.
Rihard M. Meyer, Vierhundert Schlagworte, Leipzig 1900.
Georg Bühmann, Geflügelte Worte, 25. Aufl., bearbeitet von B. Krieger, Berlin 1912.
9. Dunger und E. Lößnitzer, Deutſche Speifelarte, 6. Aufl. (Verdeutfhungsbücher des Allgemeinen
deutichen Sprachvereins 1.)
G Bender, Der Handel, 5. Aufl. (Verdeutihungsbiücher des Allgemeinen deutſchen Sprachvereing 2.)
Dr. Ed. Lohmeyer, Unjere Umgangsſprache, 3. Aufl. (Berdeutichungsbücher des Allgem.d.Sprachvereins 3.)
F. Khull, Deutiches Namenbiüchlein, 6. Aufl. (Verdeutſchungsbücher d. Allgem. deutjchen Sprachvereins 4.)
K. Bruns, Die Amtsſprache, 13. Aufl. (VBerdeutfhungsbiicher des Allgemeinen deutſchen Sprachvereins 5.)
€. Treptow, Das Berg und Hüttenwejen, 3. Aufl. (Verdeutfhungsbücher des Allgemeinen
deutjchen Sprachvereins 6.)
K. Scheffler, Die Schule, 4. Aufl. (Berdeutfhungsbücher des Allgemeinen deutfchen Sprachvereins 7.)
O. Kunow, Die Heilkunde, 8 Aufl. Verdeutſchungsbücher des Allgemeinen deutſchen Sprachvereins 8.)
Dr. Seeliger, Zonkunft, Bühnenweſen und Tanz, 3. Aufl. (Berdeutfchuungsbücher des Allgemeinen
deutjchen Sprachvereins 9.)
v. Fichard, Sport und Spiel. Verdeutſchungsbücher des Allgemeinen deutſchen Sprachvereins 10.)
Dr.£.Reumann, Das Verſicherungsweſen. (Berdeutichungsbiiher des Allgem deutſchen Sprachvereins 11.)
Dr. Friedrich Dufel, Verdeutſchungen. Wörterbuch fürs tägliche Leben. Braunfchweig 1917.
Eduard Engel, Entwelfchung. Verdeutſchungswörterbuch, Leipzig 1918.
III. Schriften.
Euden, Geſchichte der philofophiihen Terminologie, Leipzig 1879
all Hildebrand, Vom deutichen Sprachunterricht, 12. Aufl, Leipzig 1910.
Dtto 3ehaghel, Die deutihe Sprache, 5. Aufl. 1911.
ee Bövası 7 en N a — 1).
£ tman Hirt, mologie der neuhochdeutſchen rache (Handbu e3 deutjchen Unterrichts,
IV. Band, 2. Teil), Min en 1909, en a... Br " ⸗
Hermann Dunger, Engländerei in der deutſchen Sprache, 2. Aufl., Berlin 1909.
Erklärung der gebrauchten Abkürpungen.
a bedeutet:
U. T. „
abgek. —
abgel.
ägypt.
altd. J
altfr. =
althochd. —
altind.
altnord.
altröm. =
altfädl. „
amerif. RN
Anat.
angelj. ER,
arab. r
aram. “
Archäol.
Arzk. Ri
armor. 5
b. „
B.G.
Ar.
altes Teſtament.
abgekürzt.
abgeleitet.
ägyptiſch.
altdeutſch.
altfranzöſiſch.
althochdeutſch.
altindiſch, ſ. ſanſkr.
altnordiſch.
altrömiſch.
altſächſiſch.
amerikaniſch.
Anatomie.
angelſächſiſch.
arabiſch.
aramäiſch.
Archäologie.
Arznei⸗ oder Heilkunde.
armoriſch oder niederbre-
toniſch.
beſſer.
Bürgerliches Geſetzbuch.
barbel. od. ram lat. bedeutet: barbarifches La—
bask. bedeutet:
Bauk.
bed.
Befeſtgsk.
beſ.
böhm.
Bot.
braſ. J
Buchdr.
Buchh.
chald. —
chin. od.chineſ.,
tein, d. i. übelgebildetes od.
mit Deutſch od. einer an—
dern Sprache zufammenge-
ſetztes Latein.
baskiſch.
Baukunſt.
bedeutet.
Befeſtigungskunſt.
beſonders, in beſonderer
Bedeutung; auch beſonders
häufig.
böhmiſch.
Botanik
kunde.
braſilianiſch.
bei Buchdruckern.
im Buchhandel.
chaldäiſch.
chineſiſch.
oder Pflanzen—
——— — ——— ———— ———— —— — —
cm
dan.
Denkt.
dtſch.
dtſch.⸗fr.
dtſch.⸗J.
d. i.
ehem.
eig.
EN.
engl.
entg.
entſt.
entw.
f.
I, 1:00,
bedeutet:
Tab., Fabell. „
fabelh.
Fechtk.
fig.
Forſtw.
„
Zentimeter.
däniſch.
Denklehre oder Logik.
deutſch.
aus Deutſch u. Franzöſiſch
zuſammengeſetzt.
aus Deutſch und Latein zu—
ſammengeſetzt.
das iſt.
ehemals.
eigentlich od. in eigentlicher
Bedeutung.
Eigenname.
engliich.
entgegen oder in entgegen-
gefegter Bedeutung, im Ge-
genſatz von uſw.
entſtanden.
entweder.
für, anſtatt.
femininum oder ein weib—
liches Hauptwort mit dem
Artikel die.
femininum, richtiger neu-
trum.
Fabellehre od. Mythologie.
fabelhaft.
Fechtkunſt.
figürlich, uneigentlich.
Forſtweſen.
fr., frz. oder franz. bedeutet: franzöſiſch.
fr. gr.
bedeutet:
„
aus Franzöſiſch und Grie-
chiſch zuſammengeſetzt.
aus Franzöſiſch und Latein
zuſammengeſetzt.
Gramm.
Genitiv.
gäliſch oder hochſchottiſch.
Gärtnerei.
geboren.
Gegenſatz.
gemein od. in d. alltäglichen,
gewöhnlichenSpracheüblich.
Erklärung der gebrauchten Abkürzungen. vo
gefpr. bedeutet: geſprochen.
geft. 3 —— a er ind
geiv. 2 gewöhnlich. — a —
ieichſ. gleichfam. De Min
got. { gotifch. — ah (Mathematit).
gr. zriechiſch. — mexikaniſch.
ne FR BEN ie 0 ER H . oder mittelh. bedeutet: mittelhochdeutfch).
tein zufammengejegt. N DaHse DittleieD Salt,
Größenl. bedeutet: Größenlehre (Mathematik) d. i. Latein des Mittelalters
ha J Hektar. (zum Teil Wörter deutſcher
Holssw. Sandlungswiſſenſchaft. Aa BR STORERAIDIGT
Hauptm. » Sauptiort(Subftantivum). | mm — ndung und Biegung).
hebr. * hebräiſch. Mod edeutet: Millimeter.
Heilt. „ Heil- oder Arzneikunde im Miünz. — —
weiteſten Sinnedes Wortes | n. 2 — 5
genommen, mit Einſchluß m neutrum, ein ſächliches
der Anatomie, Phyſoie Hauptwort mit dem Artikel
gie ufw. Warn ge
hind. hindoſtaniſch. eig n ei richtiger mascu-
hl „ Heftoliter. er na
holt. — holländiſch. — nach anderen.
ind. — indiſch. Na Ahr etc; " nämlich.
insbeſ. — insbefondere. Um Naturbeſchreibung oder ſo⸗
ir. — irifch oder trländiich. genannte Naturgefchichte.
isländ. * isländiſch. — —— Naturkunde.
it. od. ital. * italieniſch. le " Naturlehre oder Phyſik.
Jäg. — Sügerjprache. * — Nebenwort (Adverbium).
Jahrh. „ Iahrhundert. a Ne:
japan. : japaniſch. Pr Z neuhochdeutſch.
javan. jabaniſch auf der Inſel —— ———
Java. Lateiniſchen in neuerer Zeit
jüd. * üüdiſch. gebildet, alſo der altrömi—
Kartenſp. J Kartenſpiel. — ſchen Sprache fremd.
kaufm. kaufmänniſch. — niederdeutſch
telt eluſch. a ———
Kfſp. Kaufmannsſprache. 1 u | R ke ir
kg „ Kilogramm. m „ nordiſch.
Kochk. Kochkunſt. — oberdeutſch.
Krk. Krgsk. oder Krſpr. bedeutet: Kriegskunſt 5 p t " I
2 oder Kriegskunftiprache. oftind 4 9
Küch. bedeutet: Küchenſ prache. 9 oſtindiſch.
Ener tt „bei Kupferſtechern. — RE
1 „ Kiter. Tag „ Poartizipium, Mittelwort.
I. oder lat. 2 lateinifch. nr " perſiſch.
lL.⸗dtſch. „ aus Latein und Deutſch zu— “Al f run
ſammengeſetzt. P raoſp M lb ;
l.⸗gr. aus Latein und Griechiſch Philoſ un Ki ————
zuſammengeſetzt. " Philoſophie.
landſch. landſchaftlich (provinziell) pluralis, die Mehrheit oder
lit. nr litauiſch. Mehrzahl.
m. Mark. Be m polnisch.
m (hinter Babfen) * Meter. * * portugieſiſch.
m. bedeutet: masculinum oderein männ⸗ Br Ir . n im Poſtdienſt.
liches Hauptwort mit dem | prov. ei en
di Artikel der. gem 3 H Ai are
u. ; —— Quadratzentimeter.
1 PQ0 „ Quadratmeter.
VII
Recent.
Redek.
Reitk.
röm.
roman.
Rſpr.
russ.
j.
j.d.
f. u.
j.v. m.
ſächſ.
ſanskr.
Sc.
ſch
Scheidek.
ſcherzh.
bedeutet:
[24
Erflärung der gebrauchten Abkürzungen.
richtiger, od. der urfprüng-
lihen Abſtammung ge—
mäßer.
Rechenkunſt.
Redekunſt.
Reitkunſt.
römiſch.
romaniſch.
Rechtsſprache.
ruſſiſch.
ſiehe.
ſiehe dieſes Wort.
ſiehe unten.
ſo viel wie.
ſächſiſch.
im Sanskrit oder der alt—
indiſchen Schriftſprache.
scilicet, d. i. nämlich, zu
ergänzen uſw.
weiche Ausſprache des g z. B.
in Courage (ſpr. kuräſch).
Scheidekunſt (Chemie).
ſcherzhaft.
Schiffſpr. oder Seeſpr. bedeutet: Schiffer- oder
ſchott.
ſchwed.
ſerb.
sing.
ſtand.
ſlav.
ſpan.
bedeutet:
„
„
fpätl. oder jpätlat.
Ipr.
bedeutet:
Seeſprache.
ſchottiſch.
ſchwediſch.
ſerbiſch.
singularis, Einheit od. Ein—
zahl.
ſkandinaviſch.
ſlaviſch.
ſpaniſch.
bedeutet: ſpätlateiniſch, d. i.
erſt in den letzten Jahr—
hunderten des röm. Reichs
und beſonders bei Kirchen—
ſchriftſtellern vorkommend.
ſprich oder lies.
Sprachk. oder Sprachl. bedeutet: Sprachkunde,
Sprichw. oder Sprw.
ſprichw.
Sternk.
ſyr.
Tanztk.
tatar.
Zont.
türf.
Die amtliche Schrei
bedeutet:
Spradjlehre.
bedeutet: Sprichwort.
ſprichwörtlich.
Sternkunde.
ſyriſch.
Tanzkunſt
tatariſch.
Tonkunſt.
türkiſch.
bedeutet: und. -
u. dgl. „ und dergleichen.
u. f * und ſo fort.
— f. m. > und ſo meiter.
uberh. 7 überhaupt.
uneig. F uneigentlih, in uneigent-
fiher Bedeutung.
ungar. es ungariſch.
unt. n. unridtig.
ind. ı- + unter.
urjpr. * urſprünglich.
v. * von.
verächtl. u verächtlich, in veraächtlicher
Bedeutung.
Vergr. Vergrößerungswort.
verk. F verkürzt.
verkl. — verkleinert od. verkleinernd
Verkl. Verkleinerungswort (De—
minutiv).
vern. — verneinend.
verſch. oder verſchied. bedeutet: verſchieden, ver—
ſchiedenen uſw.
Verskunſt.
verwandt.
vergleiche, verglichen.
bedeutet: vergleiche dieſes
(nämlich Wort).
Versk. bedeutet:
verw.
vgl. od. vergl. „
vgl. d. oder vergl. d.
viell. a vielleicht.
it. ” veraltet.
vollit. ” vollitändig.
wahrſch. F wahrſcheinlich.
walliſ. walliſiſch.
Wappenk. — Wappenkunde.
wend. wendiſch.
wörtl. 3 wörtlich, dem Wortſinne
nach.
Wz. * Wurzel.
aD. „ zum Beifpiel.
3 Us. —— zum Unterſchiede von uſw.
Zeichenk. Zeichenkunſt.
Zeitw. — Zeitwort.
zgez. od zſgz zuſammengezogen.
Zirk. — Zirkus⸗ u. Artiſtenſprache.
Zuſammenſ. Zuſammenſetzungen.
Ein’ bedeutet, daß die Silbe den Ton hat.
Ein — über einen Bofalbedeutetdie Länge derSilbe.
Ein — bedeutet die Kürze der Silbe. |
Ein — bedeutet Gleichheit, insbeſondere etymolo-
giſche Einerleiheit.
—ñ—i—
Bemerkung über die Schreibung der Fremdwörter.
Allgemein gültige Regeln über die Schreibung der Fremdwörter laſſen ſich nicht aufitellen.
bung iſt im folgenden überall durchgeführt.
gebürgert erſchien, fo ift überall die deut oe
lade, Sekretär.
it, jo wurde die fremde Schreibung beibehalten.
für ce mit dem F-Laut £ gefchrieben worden.
Ihe Schreibung durchgeführt worden,
Bar das Fremdwort als ein : a
Wenn ein Fremdwort hinreichend ein-
3 B. Blufe, Schoko—
ſolches anzufehen, das noch nicht genügend eingedeutfcht
Bür c mit dem z-Laut ift, wo es irgend anging, 5,
A.
Abkürzungen: A— Anlus (röm. Vorname), auch
— Augustus röm. Münzen); A— arzent,
auf Kurözetteln, ſ. argentum; A. auf der Stell
Scheibeder TZafchenuhren=avanc6, j. unter avans
eieren; v. (im frz. Zollivejen) = arquit!e, d.h.
Eingangdzoll bezahlt (Gegenjag: E.= en entre-
pöt, d. h. unter Zollverſchluß, unverzollt, noch nicht
verzollt); a. od. q, Wechſeln = akzeptiert;
a (als Flächenmaß) = Ar; a. = alto (Muf.), d. i.
Altitimme; A. — Altess« (fr3.), Hoheit; A. od. 2.,
auch ao. — anno, im Sahre; A, a. Ü.= anno
ante Christum; A. a.u.c.= anno ab urbe
eondita;5 a. c. = anni currentis od. anno
eurrente; A. Chr. = anno Christi; A.D. =
anno Domini; a. = anni futuri; A.M.=
anno ınundiz a. pr, = anni prarsentis, lau—
jenden Sahres; a. praec., a. praet. = anni
praecedentis od. praeteritiz; A. p. R. c. =
anne post Romam conditam; a. r. = anno
regni; a. 0. & = anno urbis vonditae, ſ. uns
ter annus; a. 2.—= ad acta, j. Akten; auf Res
epten=ana; A. B. = artium haccalaureus.
‘ d.; a. b. = aurẽa bulla, f. Bulle; Scheide.
— arenssum balneum, ſ. Arena; Abl, =
Ublativus; A. C. = Augustana confessios ſ. d.;
acc. = accepiz; Acc. = Aftufatv; a. c. E. n.
{auch bloß: ec. g. n., cgn.)—=nd cetera genera-
la nego, die gewöhnliche Formel bei Gericht hin—
ter den perjöünlichen Fragen an die Zeugen, durch
die in der Hauptjache Berwandtichaft oder Schwä-
gerihaft mit dem Angeklagten oder den Parteien
verneint wird, auch deuti: n. dv. n. v., d. i. nicht
verwandt, nicht verjchwägert; a. Ch. n. = ante
Christum natum, ſ. ante; a.d.=a dato,
von heute; : dd. = addatur, f. addieren; Adj.
— Adjektivum, auch Adjunft u. Adjutant; Adv.
od. adv. = Adverb; A. E. — Archiepiscopusz
A.E.1.0.U., d.i. Austriae Est Imperium Ur-
bis Universi od. Alles Erdreich Fit Ofterreich Un—
tertan, der Wahlipruch mehrerer Kaiſer aus dem
Haufe der Habsburger, od. Allein Evangelium Sit
Ohn Verluſt, Wahliprud des Herzogs Sohann
Friedrich II. von Sachſen; a. i. = ad interim,
einjtweilig, interimijtiich (f. d.); al. = alias, font,
Bar auch; Ar, = Aftufativ; Al. = alinea. neue
Zeile, Abjag (im Drud); A. M. od. Ak. M. =
artium magzister; AA. LL. M. = artium l]i-
beralıum magzister, j. unt.ars; A. M.= ınte
meridiem, Vormittag; a. m., in engl. u. ital
Kursbüchern (d. i ante meridiem), vormittags
(entgegen p. m., d. i. post meridiem, nachmit—
tıgs); a..m c.= a mundo condito, [. mun-
dus; ag. auf Rezep’en — aqua: A. R. — Aca-
demiae Rector; A. SS. = acta sanctorum,
j. Ytten;A. U.8. (unter Krotofollen’c )>=actum
ut supra, geichehen wie oben f. actum; ax. auf
Rezepten = axungia (| d); demifche Zeichn
A und O, od. & und ® (Alpha und Omega), der
erite und fette Buchſtabe der grieh. Buchitabene
folge; daher Anfang und Ende, der Erſte und Letzte,
alles in allem, das Wichtigjte und Liebſte.
A als Münzzeichen bed. die erite Stadt eines Staares,
wo die Miinzen geprägt werden, 3. B. in Frank—
reich: Paris; in Oiterreih: Wien; in Breußen und
im Deutichen Neid: Berlin.
a⸗, gr., das ſogen. Alpha privativum (j. Alpha),
hat vor grieh. Wörtern verneinende Kraft, wie
das deutiche un-; ſ. 3. B. Akratie, Apathie2c. Vor
einem Vokal jteht dafür an=, 3. B. anonym, ans
a, lat. Vorw., h ab. ſorganiſch.
a, it., auf, bei, in, zu, gegen, mit, über, bis in, bis
u, 3. B. a prima vista fpielen, d. 1. vom Blatte
— eigentl. auf den erſten Blick.
ä, fr. (v. I. ad) zu, für, um, je, je zu, das Stück zu,
3. B. das Kilogr. à 1 Mark.
Hat, n., od. Hate, f. (holl.), ein holländiſches Filcher-
fahrzeug, auch Frachtſchiff auf dem Niederrhein,
„fach gebaut und vorn und. hinten abgejtumpft.
Hitus(gr. Aiakös), altgriedh. König von Aging, nach
nn Tode, einer der drei Totenrichter in der
nterwelt; Aukide (Macide), ein Nachkomme des»
felben; Peleus (als Sohn), Achilles (als Entel).
Ham, f. hol. (unjer dich. Ohm od. Ahm, mlat. ama,
Gefäß, Weinmaß, gr. ame, Wafjereimer), die Ahm,
Ohm, Tonne, ein altes holländ. Maß von 1551;
in Brüffel (auch Aime) 1501; in Antwerpen 1421.
Märib u.Aräp, pl. arab., herummandernde Araber,
Beduinen, j. d.
Aaron (Aaron), hebr. Name: der Erfeuchtete (Lu-
cinius), der ältefte Bruder des Moſes und eriter
Hoherpriefter; Aaron, YAaronsbart, Aaronsſtab,
Aaronswurzel, f. dv. w. Aron 2c., ſ. d.
Yat, m. Aalſtein, ein rofafarbener japaniſcher Edel»
itein. — 2) = At, ſ. >.
Ab, m. aram. u. jyr., der elfte Monat des jüdi—
ichen bürgerlichen und der fünfte des geiftlichen
Sahres (einem Teile unjeres Suli und Auguſt ente
ſprechend).
ab, vortu.q abs, vor andern Konſonanten (außer
h) gew. a, lat. Vorw. von; in Zufammenjeß. dem
deutjchen ab⸗, weg-, ent= 2c. entjprechend; j. abs
dizieren, abduzieren, abjurieren, avozieren, abe
ftinieren 2c.; ab hine, 1. Nipr., von diejer Zeit an;
ab hoc et ab hac et ab illa. von diejem u. von
diefer u. von jener, d. i. ohne Ordnung bunt durch»
einander (wird gejprochen u. verhandelt). Andere
Berbindungen ntit ab od. a f. unt. dem mit diejer
_ Silbe unmittelbar verbundenen Worte.
Aba, m. arab., ein grobes Wollenzeug und daraus
gefertigtes ärmellojes Oberfleid der Drientalen.
Abab, m. türk., freier Türke, der als Matrvje od.
Bootsknecht dient.
Abäka, m. die Faſern des Pifang, indischer Hanf,
Wanilahanf.
find: Ag = Argentum, Silber. Al= Aluminium; | Ybufäde, port. u. brafilian., Abakata- vd. Aba—
As = Arsenicum, Arjenif; Au= Aurum, Gold.
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
fatebaum — Pers&a gratissima, j. d.
1
2 Abaches
Abaches, pl.lichtblaue, weißgeſtreifte Baumwollen⸗
tücher aus der Levante.
Abaddön, m. hebr. eig. der Untergang (von Abäd,
zugrunde geben), ein Beiberber. Beritörer, Engel
aus dem Abgrunde, Benennung des jüdijchen
Todesengels OffenE, Joh. 9, 11), in Klopſtocks
Meffias: Abbadona, der gefallene Engel, der
den Abfall von Gott bereut
—— pl. ſpan. (Sing. abadẽjo), Heilk. ſpaniſche
Fliegen.
Abaͤdſchi, m. der Monat Auguſt bei den Türken,
nach dem ſyriſchen Kalender.
abaiſſieren (pr. abäß—), fi. (abaisser), nicderlaj-
fen, jenen, erniedrigen; abgiſſiert, Wappen. mit
den Spigen gejenft oder geichlofien (Adlerflügel);
Abaiife, f. (ſpr. abäß'; abaisser la päte, den Teig
dünn vollen) der Bodenteig, die Unterrinde an Pa-
jteten 2c.; Abaiſſement, n. (ipr. abäßmdngh) die
Erniedrigung. |
Abaktion, f. I. (abactio, vgl. abigieren) die Weg-
treibung; abactio partus od. ſoetus, f. I. die Ab-
treibung der LTeibesfrucht; ab&ctor, m. Viehdieb.
Aaitus, m. [., bei den Römern ein Prunktiſch; dann
Spieldrett; insbeſ. ein mit Sand bejtreuter Tiſch
ur mathematiſche Zeichnungen u. Berechnungen,
ein Rechenbrett, Rechentiſch; auch Kredenztiich
neben dem Altar; Bauf. die obere vieredige Platte,
womit der Knauf (das Kapitäl) einer Säule be⸗
deckt iſt, die Deckplatte; abacus logisticus, die
Tafel zur Multiplikation 60teiliger Brüde; a.
Pythagoricus, m. die Rechentafel od. der Rechen—
tiich des Pythagoras, das Einmaleins in Geitalt
eines Vierecks; Abaziſſus, m. die dünne Platte,
welche den Ubergang zwiſchen dem Abakus u. dem
Kapitäl bildet; Ahaziſt, m. ml. ein Rechenmeiſter.
abälardiiieren, entmannen, wie dem berühmten
Abälard (jpr. Abelär) im 12. Zahrh. auf Anſtif⸗
ten des Oheims feiner Geliebten Heloiſe geſchah.
abalienieren, I. (ab-alienäre; vgl. alienus ıc.) ent»
fremden, abgeneigt, abtvendig oder abipenitig mas
hen; veräußern, auch entwenden; Abalienation,
f. die Entfremdung, Veräußerung, Entwendung.
Abandon, m. = (ihr. abangdoͤng; von dem altfrz.
à bandon, d. i. in Gewalt, nach Belieben, zu ban-
don, Willkür) Abtretung, Verzicht, Rſpr. bei See-
verſicherungen das Abtretungsrecht, d. 1. das Recht
des Verſicherten, dem Verſicherer Schiff und Gut
egen Zahlung der Verſicherungsſumme zu über—
allen; Zeſſionsakte, ſ. d, auch Hingebung, Nach—
läſſigkeit; abandonnieren (fi. abandonner), im
Seew.: von dem oben genannten Rechte Gebrauch
machen; verlafjen, aufgeben (4. B. ein Schiff wegen
Unbrauchbarkeit), preisgeben, Berzicht leiſten; im
ge I abandonnierte Po—
ten, Krk. aufgegebene, verlorene, d. t. jehr gefäßr-
dete Poſten; Abandonrevers (f. Revers), die be-
alaubigte Urkunde, die der Verlicherer, wenn der
Berliherte abandonniert hat, zu feiner Legitima—
tion von dem Berficherten erhält; Ahandonne—
ment (pr. abangdonn'mäng) u. Abandonnie⸗
rung, f., auch engl. Abandonment (ipr. äbänn⸗—
Dönment) = Abandon.
Hbancd, m. hebr. = Abnet, ſ. d.
YAbannation, f. ml. (ab-annatio, dv. ab u. annus)
Rſpr. der Jahresbann, einjährige Landesverwei—
ſung, ſ. auch Ablegation.
Hbaptiiton, n. gr. (v. baptizein, eintauchen) Heilk.
ein (nicht ing Gehirn dringender) Schädelbohrer.
sharzieren, nl. (ab-arcöre) Ripr. aus dem Beſitz
treiben.
' Abbe,
Abbaſſi
a bas, fr. (ſpr. a bäh), nieder! herunter!
Abas, n. perf., ein perf. Perlengewicht, nicht viel
weniger als ein Karat = 0,1458 g (f. d.).
abassam&nto od. r. abbassamento, n. it. (v. ab-
bassare, erniedrigen) die Erniedrigung. das Sin⸗
ten, Gallen; a. di prezzo, die Erniedrigung, Her-
abſetzung des Preiſes; a. di mano, das Sinfen-
laſſen, Senken der Hand beim Taftichlagen, das
dl der einen Sand unter die andere beim
Klavierſpiel; a. di voce, das Sinken der Stimme
beim Vortrag; abbässo — fr. à bas, f. bas.
Abatellement, n. fr. (ſpr. abatell'mdig), das Han⸗
delsverbot des frz. Konfuls in der Levante gegen
franz. Kaufleute, die ihre Berpflichtungen nicht
erfüllten. -
Abatis od. Abattis, m. fr. (pr. abatih; von abat-
tre, niederichlagen, fällen) Bauf. Schutt; Foritw.
Gehau, zum Holzfäleı angewieſener Bezirk, auch
das gefällte oder vom Winde niedergerijjene Holz;
Krk. ein Verhad, Verhau; Jäg. eine Menge erleg-
ten Wildes; bei Schlüchtern Abfall, Haut, Talg ıc;;
Abattage, n. (pr. —iEi) Holzfällen, Hauerlogn;
der Nietitempel; Abattant, m. (pr. —täng) ein
Tall- od. Querladen vor den Fenftern oder Türen
der Kaufmannsgewölbe; Klapptiſch; Ahattement,
n. (jpr. abatt’mäng) die Niedergeſchlagenheit, Er-
mattung; Abatteur, m. (fpr. —öhr), Niederhauer,
Holzfäller; Prater; abattiert,abattü(ipr.-—tüb).
ermattet, entfräftet, kraftlos, hinfällig, müde, mut-
los, niedergeſchlagen; Abattoir, m.(jpr. abatodhr),
das Schlachthaus; Abat⸗chaubee, f. (ſpr. abaſcho⸗
weh), eine geringe franz. Wollſorte; Abat-jour,
n. (ſpr. abaſchüͤhr, von frz. abat, m. das Nieder-
werfen), ein Schrägfenſter, durch welches das Licht
von oben hereinfällt, Oberlichtfenſter; eine Art
Saloufie, durd die man das Licht in beliebiger
Richtung einfallen läßt; ein Reflektor an einem
Beleuchtungsapparat, um den Lichtitrahlen die
Richtung nad unten zu geben; Abat⸗ſons, n.
(ipr. ababöng), od. Abat-⸗vent, n. od. m. (jpr. aba-
weing), ein Windſchirm, Wetterdach, Dedmatte über
Bäume, das Schirmbrett in den Schalllöchern der
Glockentürme zur Abhaltung des Wetter und zum
Abwärtstreiben des Glockenklangs; Abat-voix,
2. od. m. (ſpr. abamoa), Schalldeckel, Kanzeldach,
duch das der Schall von der Stimme des Predi-
gers nad) dem Schiffe der Kirche zu getrieben wird.
Abäton, n.gr.(Abätos, on, unzugänglich), das Aller-
heiligite, der mit SOLDATEN umgebene. Chor in
den griechiſch-katholiſchen Kirchen. —
a hattuta, it. Tonk. nach dem Schlagen des Taktes,
tm Zeitmaße, vgl. battieren.
Abatvent, in
Waziſſus, Abaziſt, |. Abakus.
a. lee s iyr. u. mlat. Vater, Abt (ſ. d.);
AUpbate (it.) od. Abbé (fr.), m. urſpr. ein Abt,
jet: ein fatholifcher Geiftlicher ohne Amt, Welt-
eiſtlicher, der in Frankreich und Ztalien, ohne eine
bei zu haben, fich wie ein Abt Fleidet und trägt;
Ahb6 commendataire (jpr. fommangdatär), m.,
weltlicher Titularabt in Frankreich, der vom König
ernannt wurde und Bejoldung aus einem Kloſter
erhielt, ohne ein Amt zu verwalten; abbatiileren,
zum Abt mahen.
Abbadöne, ſ. Abaddon.
abbalancieren, — (ſ. balancieren).
abbassamento, ſ. abas s—.
MEN: m. eine perjiihe Silbermünge, nach Dem
Raliten Abbas benannt — 4 Schahi=!), Kran
Abbaſſiden
— 10 Mamudi = 18 bis 20 Pf.; eine ruſſiſche
Münze in Georgien = 20 Kopeken = 52 Pr.
Abbaffiden, pl. ein von Abbas, dem Oheim Mo-
— abſtammendes Herrſchergeſchlecht in
agdad und Ägypten, v. 749- 1258; ein Herrſcher⸗
geſchlecht in Perſien, von 1600 -1736. |
ahhasso, ſ. bas. 1
Ahbäte, |. unt. Abba. |
Ahhe, 1. unt. Abba.
abboccamento, it. = Abouchement. |
abbrediteren, ſpätlat. (abbreviäre, von brevis, e |
kurz) abkürzen, verfürzen; Abbreviätor, m. pl.
abbreviatores oder Abbreviatören, Abfürzer,
Schriftkürzer; päpftliche Kanzleiichreiber, Ausfer—
tiger päpftlicher Breven (j. Breve); Abbreblation,
Abbreviatũr, f. die Abkürzung, Schrift oder
Schreibkürzung.
abbruftsiteren, it. anbrennen, röſten (z. B. Brot-
ſchnitte), die Enden der Pfähle brennen.
Abbñng, m. arab. (abuna, unſer Vater), der oberſte
Geiſtliche der abeſſiniſchen Kirche. |
abchungieren, dtich.fr. (vgl. changieren) Reitk. mit
|
dem Rechtsgalopp gegen den Linksgalopp wechſeln.
Abd, arvab. in zutammengejegten Eigennamen:
Knecht, Sklave; 3. B. Abd-allah, Knecht Gottes;
Abd-el-Häder, Knecht des mächtigen (Gottes);
Abd⸗el⸗Medſchĩd, Knecht des glorreichen (Gottes);
Abd-ur-Nahman, Knecht des Barmherzigen, gew
Abderrahman (ſpr. Abderrachmän).
Abdal, m. arab. (eig. pl. von badil, ein Stellver—
treter) mohammedaniſche Wandermönde u. Lehr—⸗
verbreiter in Perſien u. Oftindien, Derwifche, 7. d. !
Hbderiten, pl. gr. die wegen ihrer Alberuhelt be⸗
rüchtigten Einwohner der alten Stadt Abdẽra in |
Thracien; uneig. einfältige und törichte Leute,
Schildbürger, Krähwinkleer (Wieland: Gefchichte |
der Abderiten); Abderitlsmus, m. Albernheit; |
abderitiich, albern, lächerlich; abderiſieren, od.
sb3crelogtiieren, närriſches, Lächerliches Beug
reden, fajeln. |
Abdéſt, n. u. ın. perl. (von Ab, Waffer, und dest,
Hand) das Handivalier; be. das Hand- u. Geficht- |
waichen der Mohammedaner vor dem Gebet. |
abdizieren, I. (abdicäre) abdanten, verzichten, (ei: |
Anit) niederlegen; Abdikatiön, f. Abdantung, |
Verzicht.
abdömen, nm. l. der Unterleib, Bauch; abdomi⸗
näl, ni. den Unterleib betreffend, Unterleib;
A.⸗Thphus, Unterleibstypgus; A.-Venen,
Bauchblutadern; Abdominalen oder Ahdomi-
aales, pl. Bauchfloſſer, Weichfloſſer, wozu Karp
fen, Schmerlen, Lachſe, Heringe, Hechte u. fliegende
— —— rn
Fiſche gehören; Abdominoſkopie, f. L.-gr. Unter-
ſuchung des Unterleibes.
Abdon, m. hebr. der Knecht, vol. Abd.
abdoſſieren, Dtich.-fr. = dofjieren, f. d.
abdoucieren (pr. abdußieren), fr. (von adoucir, ge-
jhmeidig madıen, ein Metall polieren, fchleifen,
von doux, ſüß, mild, fanft), anlafjen (Metall).
Abdulſcheͤms, m. (arab. schems, die Sonne, vgl.
Abd u. ul), der Sonnendiener, Sounnenanbeter.
Abduſt, (ar.) = Abdeſt, f. d.
abduzieren, I. (abduczre), ab- vd. — ab⸗
od. zum: Abduktion, f. die Ab- od. Weg-
führung; Heilt. das Hinwegziehen eines Gliedes;
der Gelenkbruch; Denfl. der Sagübergang, der
Übergang von einem Sage zum andern; Hbdüt-
for, m., pl. Ybduktören, der Abzichnugtel.
Übreedarins, m.(deutich m. lat. Endung) ein Abece⸗
Schütz, Anfänger; pl. Abecedarii, Spottname der
abhorrieren 3
Wiedertäufer, weil fie anfangs alle Wiffenichaften,
jelbjt Lefen und Schreiben, verwarfen; abecedie⸗
ren, das Abe herjagen.
Abednẽgo, m. hebr. (Abednegö) Name: Knecht des
Lichts od. Verehrer des Nego od. Nebo, d. 1. des
Planeten Merkur; einer der drei Sünglinge
im feurigen Ofen (nad dem biblilchen Berichte
Daniels).
Abel, m. Gebr. Name: der Hauch, der Vergängliche.
Abẽle, F. niederd., od. Abelbaum, m. (hol. abeel-
boom, deuſch Albe, Aber, Albel, v. lat. albus,
weiß) die Weiß- od. Silberpappel.
Abelio, Abelltio, T. v. w. Belen.
Abellagium, n. ml. (fr. abeillage, von abeille,
Biene) das Bicnenredit, Beidelrecht, od. Recht eines
en an den Bienenfchwärmen feinerlehng-
räger.
Abelmoſchod. Abelmoſchus, m.(arab. abu-el-misk,
eig. Bazer des Moſchus), Biſamkörner von einer
Pflanze in der Xevante, sum PBarfümieren dienend.
: Aiben, m. arab. = Ebn, Ibn vi. d.).
Abentener, n. entjianden aus Aventüre, ſ. d.
Abenzerraͤgen, pl.ar. ein von dem tapferen Aben—
ahv abjtammendes und nad) Aben-Zerragh
bb. . Sohn des Lichts), nad) andern nah Juſſuff
ben» Zerragh benanntes, von Dichtern viel-
befungenes Fürftengefchlecht der Mauren, das im
14. Jahrhundert in Granada herriite.
ber, m. kelt.— engl. Aber (fpr. äbber), bie Mün-
dung eines Fluſſes, der Hafen, In englijchen Städte-
namen, 3. B. Aberdeen (fpr. —dihn, d.i. Mündung
des Dee, Deen-münde, Deenhafen),
Aberdeen (pr. äbberdihn) und Aberdeenfiſch, m.
eine Art Kabeljau und Dorf aus Aberdeen in
Schottland.
aberrieren, l.(ab-errãre) abirren, abweichen; Mer⸗
ratiõn, f. die Abirrung, Abweichung (3. B. des
Lichts) auch: Verſchwommenheit (der Lichtitr.);
Sternk. derjenige Unterſchied des ſcheinbaren vom
wirklichen Standort eines Sternes, den die zur
Fortbewegung feines Lichts erforderliche Zeit ver-
ürſacht; Nipr. aberratio eriminis, Berirrung
de3 Verbrechens von einem Gegenſtande, den es
treffen wollte, zu dem, den es wirklich trifft (2. ©.
wenn der von Odipus begangene Mord fid) nad-
her als Batermord ausweilt); chromatiſche Aber⸗
ration, Farbenabweichung, auch: Verſchwommen—
heit der Farben; aftigmatiihe Abexration,
Seitenſtrahlenabweichung; ſphäriſche Aberra—
tion, Abweichung der Randſtrahlen.
berraute, umgedeutſcht aus Abrotänum, ſ. d.
ab esperto, j. unter Esperto.
abefiiniiher oder abyſſiniſcher (von frz. abyssi-
nique, abefjiniich) Brunnen, Röhrenbrunnen.
ab eterne, it. von Emwigteit ber.
ab hinc, fe. ab. ”
ab höc et ab häc, [. ab.
abgregieren, | (algregare von er&x, grägis in, Die
Herde) von einer Herde od. Geſellſchaft abfondern,
ausmerzen; Abgregation, f. die Abjonderung.
abhovrieren, l. (abhorrere) zurückſchrecken, verab-
ſcheuen, verwerfen; auch ablehnen, verſchmähen;
abweichen, nicht pafien ; ahhovrent (1. abhörrens),
abweichend, abſchreckend; Abhorrenten, od. engl.
Abhoͤrrers (pr. äbb—), pl. eig. die Berabicheier,
die Negierungspartei in England unter Karl IL,
Gegen).: die Addreſſers od. Betitioners; abs
7 vrefzteren, l.(abhorrescäre),— abhorrieren,
: jbHorreizenz, k. nl. die Verahicheuung, der Ab—
chen.
r°
4 abhortieren-
abhortieren, nl. abmahnen, abraten; Abhortas
tion, f. die Abmahnung.
Abib, m. hebr. der Ahrenmonat, bald. Nifan, der
erite Monat des jüdischen firchlichen Jahres (Ende
März und Anfang April).
Abicle, f. od. Abielbaum, m. = Abelbaum.
Abıes, f. 1. die Tanne: Abietin, n. der Harzitoff
aus dem Terpentin; Abietinẽen, pl. die Familie
der Zapfenbäume.
abigieren, I. (abig&re) wegtreiben, Vieh jtehlen.
abimieren, fr. (abimer, v. abime, Abgrund, von
r. Abyssos, ſ. d.) in den Abgrund jtürzen, ver—
* vernichten; niederſchlagen, entmutigen.
ab initie, j. unter Initium.
ah instantia, ſ. unter Inſtant.
ab intestato, ſ. unter inteftabel.
Abinzen, ein tatariicher Volksſtamm im ruſſiſch⸗
ſibiriſchen Gouvernement Tomsk.
ah irato, ſ. unter Be cr
Abiogenejis, f. gr. die Urzeugung, |. Geneſis.
Abiolonie, f. ar. die Lehre von den leblojen Natur
törpern, |. dazu Biologie. —
Abirritation, k nl. (vgl. itritieren) die Reizvermin⸗
derung, Schwäche aus Mangel des Lebeusreizes.
Hsiturient, m. (abituriens, v. nl. abiturire, als
Begehrungswort von abire, abgehen, gebildet, d. i.
abgehen wollen, im Begriffe fein, die Schule zu ver-
lajlen), ein zur Reifeprüfung Zugelaſſener, ein mit
dem Reifezeugnis Abgehender; Abiturienten
Examen, n. AÜbgangsprüfung, Reifeprüfung.
abjizieren, I. (abjic&re) wegiverfen, verwerfen, ver⸗
achten.
abjudizieren, l. (abyudicäre) gerichtlich abſprechen,
abertennen; Abjudikation, f. die Aberkennung.
abjungieren, I. (abjungere) abſondern; Abjunk⸗
tion, f. Abjonderung:
abjurieren, l. (abjuräre) abſchwören, mit einem
Eide leugnen, eidlih entjagen; Abjuration, f.
die Abſchwörung, feierliche Entſagung.
abjuftieren, — abgleichen.
abkantieren (ſ. kantieren), abgießen.
ablapiteln, diſch⸗l. (vgl. Kapitel) ausſchelten, einen
derben Verweis geben.
abklören, dtich.=fr. (eig. abcouleuren, vgl. Couleur),
entfärben, aus einem Zeuge die Farbe heraus—
ziehen, um es anders zu färben.
abkommandieren, diſch⸗lat. abordnen, entjenden,
ſ. ftommandieren.
abkomslimentieren, dtſchfr. (vgl. Kompliment zc.)
jemand mit Komplimenten abjpeijen; etwas ab—
ichmeicheln.
abfonterfeien, dtich.fr. (vgl. Konterfei) abmalen,
abfopieren, j. fopieren. (abbilden.
abluftieren, I. (ablactäre; vgl. laftieren), von der
Muttermilch entwöhnen; abjäugen, eine Art des
Pfropfens, wobei ein Zweig eines edlen Baumes,
ohne daß er abgejchnitten wird, in den nahen
Stamm eines jungen Wildlings eingefügt wird,
veredeln, pfropjen; Ablaktation, f. die Entwöh—
mung.
Abläta, pl. I. (v. ablätus, a, um, weggenommen,
von auferre, wegtragen 2c.) das Weggenommene,
Entrijjene, Geſtohlene; Ablatiön, f. die Weg-
nahme, bei. eines Rörperteils, Abnahme, Ab-
bebung; Abſchmelzen (der Gleticher); Ablati—
v(us), ſ. Kajus; Ublätor, m. der Wegnehmer,
ein Werkzeug, womit den Schafen die Schwänze
abgehauen werden, Schwanzhauer.
ablegieren, l. (ablegäre; vgl. legieren 1.) verfenden,
wegſchicken; auf ein Jahr verbannen; Ablegät,
abonnieren
m. (ablegätus) ein Abgefandter zweiten Ranges,
bef. des aples für bejondere Fälle (verich. v. De—
legat); in Ungarn Vertreter eines Magneten auf
dem Reichstage; auch ein VBerbannter; Ablega—
tion, f. Ripr. die einjährige Verbannung, der
Jahresbann, = Abannation.
Uzblepfie, f. gr. (ablepsia, vom vern. a- u. blepein,
jehen) Blindheit, Blödjinn; auch VBerblendung,
Gedanfenlojigkeit.
Ablette, f. fr. (fpr. äblett; von lat. albulus), ein
deiner Weißfiſch, bei ung auch die Blicke genannt.
ablozieren, I. (ab-locare; vgl. focieren), vermieten,
verpadten, abpachten; Ablokation, f. die Ver—
mietung, Verpachtung.
abluieren, I. (ab-luere) abwajchen, wegſpülen; abe
Juentia, n. pl. Heilk wegſpülende, d. i. reinigende
- Mittel zur Nuflöfung u. Abführung innerer Schär—
fen; Ablution, f. die Abwaſchung, Reinigung,
das Händewaſchen des Priejters in der röm. Kirche
nad der Kommunion; auch die eu des
Meßkelches und der dazu gebrauchte Wein; Ab—
klatſchung, d. i. des Körpers mit naſſen Tüchern
mit nachfolgendem leiſen Abtrocknen (verſchieden
von der Abreibung); Abmeſſung.
Abınah, m. per). der Monat Auguſt nach dem ſyri⸗
ichen Kalender.
abnegieren, I. (abnegäre) verneinen, abſchlagen;
Ubnegation, £. die Verleugnung, Verneinung.
Ubnet, ın. hebr. der Leibgürktel der jüdiſchen Prie-
iter; der ®ürtel, welcher das Sterbekleid zuſammen—
hält, welches die Juden am langen Tage und am
Neujahrstage anlegen = Abaned.
Ybaöbe, I. m., (nom. pr.) ver Schwarzwald (mong
Abnoba bei Tacitus) am Urfprunge der Donau;
Diana Abnoha (in Scheffels Gaudeamus,, die
Diana des Schwarzwaldes
abnottieren, dtſch.⸗iat. ıl. Dox) auswärts über—
nachten.
abnoͤrm, I. (abnôrmis, e; vgl. Norm) regelmwidrig,
unregelmäßig, abweichend; naturividrig, unge-
wöhnlich; Heil. fehlerhaft, franthaft; Abnormi—
tät, f. nl. (abnormitas) die Abweichung von der
Kegel, Mißbildung, Ylaturwidrigfeit; Sonder»
barfeit. |
abnuieren, I. (abnuere) abwinken, kopfſchüttelnd
verneinen od. veriveigern.
Abobora domata, f. eine Kürbisart in Brafilten.
aboleſzieren, I. (ab-olescere, vgl. abolieren) ver-
geben, verwelfen, abnehmen, abjterben.
abolieren, l. (abolere) abſchaffen, aufheben, tilgen;
Yoolition, f. L. (abolitio) od. Aboliſſement, n.
fr. (pr. —mang), Abſchaffung; Begnadigung, Straf-
erlag; Niederjchlagung der Strafe; Abolitionis—
mus, m. (aus dem Englijchen in unjere Sprache
übergegangen), Bewegung zur Bejeitigung eines
beitehenden Ubeljtandes, z.B. in Nordamerika Ab—
ihaffung des Sklavenhandels, Abjchaffung der
öffentlichen Häufer und der Proftitution; Aboli—
tions-Brich, Begnadigungsbrief; Abolitioni—
jten, pl. politiihe Bartei in Nordamerita, die für
die Abſchaffung der Negerjilaverei wirft; Ver—
ein, der die Abſchaffung der Projtitution und der
öffentlichen Häuſer anitrebt.
Abollagium, j. Abellagium.
Aboma — Boa. br R
Abomãſus, m. u. Abomãſum, n. nl. (v. l. omä-
sum, Jtinderfaldaunen),dverXabmagen, Fettmagen,
der vierte Magen eines wiederfäuenden Tieres.
abominieren, l. abominäri, von omen, vgl. d.) eig...
als böje Borbedeutung abzuwenden juchen, verab-
abondieren
ſcheuen, verfluchen; abominäbel, abſcheulich, vers
abjcheuungswert; Abominãärium, n. das Bann—
ritualbuch, welches die verichiedenen Bannformeln
enthält; Abominatiön, f. die Berabjchenung,
Verwünſchung; der Abſcheu, Grenel.
abondieren, (pr. abongd ), fr. (abonder, vom l.
abundäare) Überfluß haben; auch überflüſſig vor—
handen fein; Abondance, f. (pr. abongdangß)
der Überfluß, Überichwang, die lberfülle; en abon-
dance, (pr. annabongdangß) im Überfiuß (vol.
abundieren); abondant, dj. (pr. abondang),
überflüſſig, reichlich.
abonnieren, fr. (abonner; nl. abonnare), beſtellen
u. gew. vorausbezahlen; (dauernd) beziehen, zeich-
nen; Dauerkarten kaufen; mieten; Alonnént, m.
ein Borbeiteller, Borbezahler, Beſteller; Poſtd. Be—
zieber; Abonnement, n.(pr.abonn’mang)dieüber-
nommene Verpflichtung zur Teilnahme an einem
Unternehmen, Einschreibung, Einzeichnung; feite
Abnahme; Bostd. Bezug, Bejtellung, Boransbezah-
fung; Bezugspreis; Baufchzahlung(Steuerw. ; ab.
suspendn (pr. Biispanadü) aufgehobenes Abon—
nement; Abonnementsbillet, Dauerkarte, Beit-
farte, Dugendfarte; Abonnements-Exträzug,
vorbeitellter Sonderzug; Abonnementsperiode,
F. Poſtd. Bezugszeitraum, Bezugsdauer; Abonne—
mentspreis, Bezugspreis, — Geſamt⸗
preis; Abonnementsquittung, Bezugsſchein, Be—
zugsausweis; Abonnementstarif, Frachtſätze
für Borbeitelluugen; Abonnementstermin, m.
Poſtd. Bezugszeit.
abordieren, fr. (aborder; vgl. Bord) anlanden;
anyeden, angehen; entern: abordable, Adj. (ipr.
- abl)zugänglich; Abordage, f. r. n. (jpr.— deihſch)
das Anſtoßen, Entern von Schiffen.
Aboriginer, Aborigines, pl. L. die Ureinwohner
eines Yandes, die von Anfang an (ab origine) da
gewohnt haben, im Gegenſatz von Kolonisten;
Stammvolf, Urvolf; bef. eins der ältejten Völker
Staliens; aboriginäl, nl. urſprünglich.
Abo inhawurzel, f. die Königswirrzel, dv. einer
brajil. turbisgattung, Erbrechen und Abjührung
bewirfend.
Übornement, n. fr. (pr. — mäng) Abmarkung,
Srenziegung; abornleren, abgrenzen.
Abdrtus, m. (pl. Abortus) l. die Schlgeburt, zu
frühzeitige Niederfunft, Frühgeburt; Abortizi—
dium, n. nl. die Tötung der Frucht im Mutter—
leibe; Abtreibung des Leibesfrucht; abortieren,
l. (abortäre) fehlgebären, zu früh niederfommen;
v. Pflanzen: feine Früchte anfegen; abortid, une
zeitig, unreif; eineFrühgeburt bewirfend; im über—
tragenen Sinne: abgekürzt, Schnell beendigt, aud):
imfteim erſtickt; Abortiv-Rerfuhren, abgefürztes
Verfahren, Abtinzung; Abortivtur, eine Kur,
durch die eine noch nichtvöllig ausgebrochene Arank-
heit durch Brechmittel, Spritzen, Brennen uſw. im
Keime eritickt wird; Abortivheilmethode, f. eine
Methode, wodurch die Krankheit gleich im Entjtehen
erjtict wird; Abortivum, n. (pl. Abortiva),
ein bie Leibesfrucht abtreibendes Mittel, Abtreib-
mittel.
abonieren (ſpr. abufchieren), fr. (aboucher; v.
bouche, Mund) fich beiprechen, unterreden; ineins
anderfügen, einmünden; AUbonchement, n. (pr.
abuſch'mäng) it. abboccamento, mündliche Be-
Iprehung, Sneinanderfügung, Einmündung (zweier
Rühren ineinander).
Abonconuhen, n. fr. (pr. abutufchu), ein grobes
wollenes Tuch im füdlichen Frankreich.
Abroma 5
ab ovo, Lat., f. unter ovum. |
Abozzo, m. ital. Mal. eriter Entwurf = Ebaude
(j. d.); abozzieren, = ebaudieren.
abpurieren, dtich.=frz. (vgl. parieren 1.) ablenfen,
abwenden, abwehren.
abpafiieren, dtich.-fr. (vgl. fr. passer au feu, etwas
dem Feuer ausjegen), gelb röſten (Küchenfpr.).
abpatrouillieren, diſchefr. (ſpr. — trulljieren; vgl.
atrouille 2c.) eine Gegend durch abgeſchickte Sol-
daten unterfuchen lajjen. ’
abprozefiieren, dtich.-1.(vgl. progefiieren unter pro»
An einem etwas gerichtlich abjtreiten, im
echtöjtreit abgewinnen.
ab radieren, dtich.el. abjchaben, abfragen.
Abraham, m. hebr. (Abraham) Name: Vater der
Menge; in Abrahbams Schoß figen, ſprichw.
ſelig fein, in voller Ruhe und Sicherheit fein; da-
her in der Krſpr. Abr. Schoß: eine außer Schuß—
weite liegende Anhöhe; Ab ahamiten oder böh—
mifche Deiſten (Neligions-Seite in Böhmen zu
Ende des 18. Sahrhundert3), die den unmittelbarer
Glauben Abrayams bejigen wollten; eine Sekte
in Syrien im 9. Jahrhundert.
Abrakadabra, n. ein Zauberwort ohne Sinn, auf
einen Zettel in Geftalt eines Dreiecks geichrieben,
als vermeintliches Mittel gegen das Fieber; ſinn—
loſes Gewäld).
Uhraiion, f. nl. (abrasio von abradere) Heilk. die
Abſchabung, Abjchieferung.
à bras ouvertsy ſ. unter bras.
Abraͤxas, m. (wahrſch. nach der Zahlbedeutung der
griech. Buchitaben die Zahl 365 ausdrückend, wo—
mit die gnoſtiſche Sekte der Balilivianer die Ge—
jamtheit ver Weltgeifter bezeichnete), geheimnis—
volle zauberkräftige Wörter oder Zeichen, bej. auf
geichnittenen Steinen (Abrarasjteine od. »gem-
men), die als Amulette dienen.
Ab awiza, f. ſerb. Tragftange für zwei Krüge od.
Eimer.
ab egieren (pr. — ſchieren), fr. abreger, vom I.
abbreviäre, vgl.abbreviieren) abfitrzen, zuſammen—
ziehen, kurz fallen; Mb eg, m. (ipr. abreſcheh)
ein Auszug, kurzer Inbegriff; Uhrdges, aud l.
Abjtraften, pl. die Kuppeln in der Orgel, höl—
erne Stäbe, welche beim Anſchlag der Tajten dag
entil der Pfeife öffnen.
2b -eno, m. ſp. Südweſtwind.
Ubrenuntiation od. nl. abrenuntiatio, f. (val.
renuntiieren), Losfagung des Täuflings oder feiner
Paten von Satan u. feinen Werten; Ab renumnss,
n. I. (d. i. ic) entjage), die Entjagungsformel.
Abrenvoir, m.fr. (jpr.abröwvar), Schwemme, Bieh-
—12
Abreévriateur, m. fr. (ſpr. äbrewiatöhr), Beriafjer
eines Auszuges.
abrı, ın. fr. (jpr. äbri; von lat. apricus, ſonnig)
eig. Schußdach, Obdach (vor dem Regen); Schuß,
Sicherheit; a Pabri (jpr. labrih), geſchützt, gelichert.
abripievren, I. (ab-ripere) gewaltſam wegreißen,
rauben.
Yb-ivent, m. u. n. fr. (fpr. äbritvdng), Wetterdach,
Schilderhaus.
Ab oͤahs vd. Abrohani, pl. eine Art oſtindiſcher
Neſſeltücher (Muſſeline).
abogieren, labrogare, ein Geſetz abſchaffen; Kfſpr.
einen erteilten Auftrag zurücknehmen; Abroga—
tion, f. die Abſchaffung, Aufpebung.
Ab oma, n. od. Abrome, f. gr. (vom vern. a- u.
broma, Nahrung, alſo nicht nährend) die Kakao—
malve, ein ſchönblühender oftindischer Straud).
Abron
Abrõon, m. gr., pl.— en (gr. Abrönu. Habrön, EN.,
ein Weihling in Argos, v. gr. habrös, üppig,
weiblich) Weichling, Wollüſtling.
Abrotanum od. Abrotönum, n. gr. Stabwurz,
Eberreis, ſ. Artemisia abrotanum; vgl. Aber—
raute, Eberraute; Abrotönois, —noide, f.
nlat. ein oſtind. Korallengewächs.
abrumpieren, I. (abrumpere) abbrechen, abreißen;
abrupt (abrüptus,a,um) abgebrochen, abgerifjen;
unzujammenhängend; ex abrüpto, plöß ich, un⸗
verjehens; Abruͤpta, pl. ſchnelle Einfälle, aus
dem Stegreif vorgebrachte wigige Einfälle; Ab—
ruption f. die kurz abgebrochene Weiſe; plögliches
Berjtummen (der Mufif).
a:brütieren : fr. (abrutir, von brut, roh, brute,
Vieh, — I. brutus) zum Bieh machen od. werden,
vertieren, verdummen; abrätiert, verdummt;
Abrütiſſement, n. (pr. abrütiſſ' mang) Berdums
mung; Bertierung. e
Abſalom, Abſalon, m. Hebr. (abſchälöm) Name:
Bater des Friedens.
Abfeite, f. (umgedeutſcht aus ml. absida, von gr.
apsis, d. i. Fügung, Gewölbe, vgl. Apjis), über-
wölbter Seitenraum des Schiffes der Kirche; Gei-
tenffügel am Hauptgebäude; norddeutiche Bezeich—
nung eines abſeits unter dem Dache befindlichen
Raumes, der bejonders zur Aufbewahrung alten
Hausrates und Gerümpels dient.
äbsens od. abſent, l. abwejend, ein Abweſender,
pl. abseutes, Abwejende; inter absentes, unter
Abweſenden; absens carens, ver nicht da iſt, bes
fommt nidt3; Abſentatign, f. die Abwefenheit;
Abtenten, pl. Abwejende; Abſenten-Liſte, ein
Verzeichnis der Abweſenden od. Fehlenden; Ber»
ſäumnisliſte; absentia od. Aßſénz, ir. absence
(pr. abkangk), f. die Abweſenheit, an.
absence d’esprit, fr. (fpr. —prih), Geiftesab-
wejenheit; Abſenz⸗Gelder, Ripr. im Kirchenrecht
die Gelder, weiche der Biſchof dafür bezahlt be—
tommt, daß er einen Geiltlichen von der Bflicht der
Refidenz (des Aufenthalt am Orte feiner Bfrlinde)
dispenjiert; Abſenz⸗Liſte = Abſenten-Liſte;: fich
abſentieren. nl. (absentäre) ſich entfernen; Ab⸗
ſentismus, m. nl. (au eng! absentism, d. :
das Leben ım Auslande, fern von feinem Befig,
in unfere Sprache übergegangen) dad Abmwejend-
fein von einem Orte, wohin man eigentlid) gehört,
def. der Aufenthalt der irischen Gutsbeſitzer auger-
Halb Irlands, die dann dort felbft Abſenters (pr.
äbßenters) Heiken.
abiilieren, I. davonſpringen.
Abſis, Abſiden (fr. absides), j. Apſis.
Abfjluth, n. gr. (absinthion, I. absinthYum) Wer-
mut, j. Artemisia absinthium; auch Wermut-Geif
od. -Branntmwein, fr. extrait d’absinthe; Ab⸗
finthin, n. Wermutbitter, der Bitterftoff des Wer—
muts; Abſinthit oder Mpiinthites, m. gr. (ab-
Ûů—— —— —— —
ö— — — — — ENTE EEE EEE — —
—
abſtinieren
ſolutes Gewicht, das durch gewöhnliches Ab-
wiegen beſtimmte, ohne Rückſicht auf den Raum—
inhalt des Körpers; Höhe über
dem Meeresſpiegel, Seehöhe; abjolutes Ge—
Bus Geſamtfall eines Fluſſes während feines
aufes, der Höhenunterſchied zwifchen zwei Punk—
ten eines Fluſſes; De le unerläßlich, unum—⸗
günglich; unbeſchränkt, unabhängig; ausſchließlich,
durchaus, ganz und gar, grunds (3.B. grundfalſch);
abſoluter Alkohol, wäſſerfreier Bene ah:
foluter Effett, Rohleiſtung; berechnetes Leittungs»
vermögen; berechnete Sefamt-Fähigkeit; abſolu—
ter Heizeffekt, berechnetes Heizvermögen (der Ge—
wichiseinheit); abſolute Feuchtigkeit, Feuchtig-
keitsgehalt, Dunſtſpannung; abſolutes Gefälle;
abſolute Geradführung, reine Geradführung,
Gelenk-Geradführung; abſoluter Nullpuntt,
Rechnungsnullpunkt der Gaſe; abſolute Zahl,
reine Zahl; dns Abſolute, Philoſ. der letzte Grund
aller Erſcheinungen, im Gegenſatz zu den veränder—
lichen, ſich geamicte bedingenden Erjcheinungen
aa das Ewige, Wahre; Abſolutheit, f. L.-dtich.
nbedingtheit, Vollkommenheit; Abjeintiön, f-
l. (absolutio) die Losſprechung, Freiſprechung von
einer Anklage oder Schuld, Straferlafjung; Sün-
denvergebung; auch die Erteilung der Weihe nadı
der Beichte bei den Katholifen; Klagabweiſung;
Abſolntismus, m. nl. die unbeichräntte Herr-
ſchergewalt, Willkürherrſchaft und die Anhänglich—
keit an dieſe; Abſslutiſt, m. Anhänger einer ſol—
chen Staatsform; abſolutiftiſch, ſelbſtherrlich;
dem Abſolutismus entſprechend oder anhängend;
abſolutoͤriſch, losſprechend, freiſprechend; abso-
lutoria sententia f. od. alhsolutoriumy, n. ein
Losſprechungs-Urteil, Entbindungsiprudy, Frei»
oder Losſpruch; Erlaſſungsſchein; Reifeprüfung,
Reifezeugnis; Abſolutorial⸗-Prüfung, Entlal-
fungsprüfung.
abföngsnt, nl. (ab u. sönus, Schall, Klang) miß⸗
fiingend; vernunftwidrig, abgeſchmackt.
| sbforbieren, I. (absorbere) einfaugen, auffaugen,
ö— — — ——— —— —
in ſich ziehen, einatmen, verſchlucken, verſchlingen,
verzehren; in ſich aufnehmen, einſchließen; Ab—
ſorber, Aufſauger; absorbentia, plod. abſorble⸗
rende Mittel, Einſaugemittel, die die Feuchtig—
keiten andrer Körper in ie ziehen; abforbierende
Gefäße im Körper, Iymphatifche od. Lymphgefäße;
Abſorption, £ die Auffaugung, Berzehrung der
Säfte, Verſchluckung, Einfaugung u der Gaſe
u. Dämpfe durch ftarre und flufjige Körper; auch
Verbrauch, Aufbrauch, Aufhebung einer beitimm-
ten Kraftwirkung, 3. B. des Lichtes, der Wärme;
Abſorptionsturm, Gasfaugturm; Abjorptios
meter, n. ein von Bunſen erfünd. Inſtrument zur
Beitimmung der Einfaugungs-Fähigkeit von Flüſ⸗
figfeiten gegen Gaſe; Sättigungsmeifer; abſorp—
tiv, einfaugend, verſchluckend.
Abſtemius, ın. I. (v. abs u. temum für temetum,
eın beraujchende3 Getränk, Met) ein Enthaltiamer,
Wein: od. Genußverächter überhaupt.
Abſtention, ſ. unter abjtinieren.
abftergieren, I. (abstergere) abwilchen, abtrodnen,
reinigen; abstergentia, pl. äußerlich reinigende
Mittel, Wundreinigungsmittel; Abſterſion, f. ul.
das Neinigen, Auswaſchen einer Wunde; abjter=
N, abführend, veinigend; Abſterſorium, n. =
3urififatorium, j.d.
abitinieren, I.(abstinöre) fih enthalten; abſtinent
(l. abstinens), enthaftfam, mäßig; beſonders auch:
alkoholhaltige &oträrke meidend; Apftinenten, DI.
sinthites) der Wermutwein.
absit, I. (von absum, abesse, entfernt fein), das
jei ferne! Gott behüte! ansit „men, I. möge
feine Borbedeutung dabei fein! Unberufen!
abjolüment, fr. (pr. abjoliimdng) ſchlechterdings,
durchaus.
abſolvieren, l. (absolvere) löſen, frei- od. losſpre⸗
en, entbinden, erlaſſen; vollenden, beendigen,
abfertigen; abſolbiert, auch ſoviel wie: geprüft;
abſolũt (absolũtus, a, um), eig. vollendet, voll—
jtändig, in ſich abgeſchloſſen; an und für ſich (4. 8.
unmöglich); unbeziiglich (im Gegenjaß von bezüg—
ih od. relativ, auch von ſpezifiſch z.B. ab-
abftoppen
die Enthaltfamen, eine chriſtliche Sekte des 3. Jahr»
hunderts, die fich des Eheſtandes u. Fleiſchgenuſſes
. enthielt; die an bene die den Alkoholgenuß
Meidenden und Befämpfenden; Abſtinenz, f. (L.
‚ abstinentia), die Enthaltung, Enthaltjamfeit, Ent-
behrung; völlige Enthaltung von Alfoholgenuß;
Satholiich: die Enthaltung von Fleiſchſpeiſen, dah.:
Abſtinenz⸗æ Tage, Faſttage, an denen ſich die Katho-
liten der Sleijchipeifen enthalten; Abſtinenz-Be⸗
wegung, die den Alkoholgenuß befämpfende Tätig-
feit der Enthaltfamfeitsvereine; Abjtention, f.nl.
(abstentio) Nipr. Verzicht auf eine Sroichaft.
abftoppen, deutichengl. (von engl. stop, jperren,
halten, anhalten, Einhalt tun), das Pferd anhal-
ten (beim Pferderennen), auch Swiffl.).
abftrahieren, I. (abs-trahere) ın Gedanken abziehen,
‚ abjondern; von etwas abjehen, etwas aufgeben;
abſtraͤkt, abgezogen (in Gedanien), an und für ſich
od. als reiner Begriff gedacht; rein begrifflich; ab⸗
ftrafte Zahl, unbenannte Zahl; abſtratte Wiſ⸗
ſenſchaften, ſ. v. w. reine Wiſſenſchaften, im Gegen—
jag zu den angewandten; in absträ«to, im all—
gemeinen od. abgezogen, an fid) betrachtet; Atz—
ſitraättum, n. pl. Abitrafte, das Abgezogene, ein
bloßer&edante od. Begriff; Begriffsname; abstrac-
tum pro conereto, I. der allgemeine Begriff an-
att eines wirklichen Gegenstandes; Apfträften,
. Übreges; Abſtraktion, f. 1. Begriffsbildung,
egriffsicheidung, 2. die Geiltesabmejenheit, Zer-
treuung; Abftraftions-Bermögen, die Fähig—
feit, abgezogene Begriffe zu bilden; Abſtraktiv,
a. nl. ein Geiſt⸗ od. Saft-Auszug.
abitrudieren, I. (abs-trudere) eig. wegſtoßen, da—
ber verjteden, verbergen; abſtrũs (abs-trüsus, a,
um), dunfel, ſchwerverſtändlich, verworren.
akjumieren, I. (ab-sumere, vgl. Sumtion) aufs
reiben, verzehren, verbrauchen; Abſumption, f.
die Aufreibung, Berzehrung.
abſurd, I. (absürdus, a, um, von ab u. surdus,
dumpftönend, mißtönend) ungereimt, abgeſchmackt,
widerjinnig od. unfinnig, lächerlich; einen ad abe
surdum führen, ihn der Bernunftwidrigkeit, der
Ungereimtheit überführen; Abſurdität, f.(absur-
‚ ditas) Ungereimtheit, Unfinn.
abſzedieren, I. (abs-cedere) weg-, abgehen; Heilk.
in Eiter übergehen, ſchwären; Abſzeßß, m. (I. abs-
cessus, d. i. eig. Abgang) Abjonderung; Geſchwür,
Eiterbeule, Eitergejchwulft.
abizindieren, I. (ab-scindöre) abreißen, abfchnei-
den, trennen; Abſziß, m. Abſchnitt, Abgang v.
Schneiden; Abſziſſenlinie, Größenl. eine zur Be—
a der Lage eines Punktes od. der Eigen
haften einer krummen Linie od. Fläche angenom-
mene gerade Linie; Abſziſſe, f. der Teil der Abf-
zilfenfinie, der zwifchen ihrem Anfangspunfte und
dem einer Ordinate (f. d.) liegt; Grundabjtand,
Abitand; „Weite” eines Punktes (gegenüber der
Ordinate, d.i. „Höhe” eines Bunttes); Abſziſſen⸗
Achte, Weiten- od. Grumdadhie; Abfzifjion, f. das
Abjchneiden, die Losfchneidung, Trennung; Nedek.
, Unterbrechung.
bt, m. u Abte, (1. abbas, vom fyr. und chald.
ba ater) ein höherer Geiftlicher, Vorgejegter
ner Abtei, d. i. eines flöfterlichen Stiftes; die
Abtifiin, (1. Abbatissa) Vorſteherin eines Klo—
ſters od. geijtl. Stiftes. Vgl. Abba.
— (Baunerjpr.), von einem Diebſtahle ab-
ſtehen.
Abu, m. arab. in zuſammengeſ. Eigennamen: Vater;
3. B. Abu⸗Abdallah, d. i. Vater des Abdallah;
accopi 7
Abubekr, d. i. Vater der Jungfrau; vgl. Abd u.
Abelmoſch.
Abutelb od. Abulkesb, eine ſyriſche Silbermünze
im Werte von 1Y/, türk. Piaſter.
Abul, arab. in Eigennamen, aus abu u. dem Ar-
titel al, 3. 8. Abulfẽda, d. i. Vater der ng
od. Sühne, ein berühmter Geichichtjchreiber un
Geograph.
Abulie, f. gr. (von dem verneinenden a- u. bü-
lesthai, woilen) die Willenlofigteit, al3 Krankheit
des Beiltes.
Abũnga, Abun od. Abbung, m.ar.(d.i.unfer Vater,
von Abba) der höchſte Briejter in Abeſſinien.
abundieren, I. («bundäre) überfließen, N
aber: abundaͤnt (l.abündans), überflüſſig, reich-
ich, überſchwänglich; Abhundaänz, f. die Überfülle;
als Göttin des Uberfluſſes, UAbundantia, auf röm.
Münzen mit dem Füllhorn dargeſtellt; im Mittels
- alterauch DominaAbundiafaltir.DameHabonde).
Abñũſus, m. I. (vgl. Ufus) der Mißbrauch; abusus
non tol!it usum, Mißbrauch hebtden [rechten] Ges
brauch nicht auf; abutieren, I. (abuti) mißbrau-
chen; Abus, m. fr. (ſpr. abüh), Mißbrauch; abu⸗
feur, ın. fr. (pr. äbitföhr), der Verführer, Betrüger;
abüſieren, (abuser) mißbrauchen; täuſchen,
hintergehen, betrügen, gem. anführen, äffen; abu—
fin od. abusive, per abüsum, [., par abus, fr.
(pr. par abüh), mißbräuchlich, durch Mißbrauch;
Uhnfion, f. (l. abusio) der Wortmißbrauch, ſ. v. w.
Statachreiis.
Abutilon, n. gr. (von dem vernein. a, büs, Stier
u.tilos, Durchfall, alfo ein Mittel gegen den Durch»
fall des Rindviehs) die Samtpappel vd. derBaftard-
Eibiſch = Sida.
abviſieren, dtich.=L., durch Viſieren (ſ. d.) abmefjen.
abvotieren, dtid).=1. (vgl. votieren) abſtimmen; durch
Stimmenmehrheit verwerfen.
Abyla od. Abyle, f. gr., diejenige Säule des Her-
kules (ſ. unter Herkules), die — Sage an der
afrikaniſchen Küſte ſtand. alpe.
abyſſiniſcher Brunnen, f. abeſſiniſcher Br.
Abuifus, m. gr. (abyssos) ein Abgrund, Schlund,
grundloje Tiefe; Vielfraß, Nimmerſatt.
Abzucht, f.(nichtvon Sala ondern umgedentjcht
aus lat. aquaeductus, Waflerleitung) Waflergra-
ben, Abzugsgraben, Kioäfe, ſd. — Undaude.
Academy, f. engl. (jpr. äfädemt), Hochſchule, Aka—
demie; A, of arts (ſpr. —at3), Kunſthochſchule,
auch jährliche Kunftausftellung; A. of music (jpr.
— mjujik), Muſikhochſchule.
Acajon, ſ. Anakärdie und Mahagoni.
a capella, (Muſ.) ohne Begleitung, ſ. Kapelle.
accarezz6vole u. accarezzevolmente, ital. Tonk.
jchmeichelnd, koſend.
Accenſus, m. l. Gerichtsdiener bei den alten Rö—
mern; pl. Accenſi; im Kriegsw. waren die Ac—
censi (d.i.ad legionum censum adscripti) Er-
jagleute, Erjaßtruppen.
accepi, I. (vd. accipere) ich habe empfangen; Me=
cepiffe, n. (eig. „eripfangen zu haben”) der Emp—
fangichein; Atzeut, n. Annahme eines Wechjets,
die durch einen schriftlichen Vermerk auf dem Wechſel
erfolgt, in welchem der, auf den der Wechjel gezogen
ift, erklärt, daß er die auf ihn gezogene Summe
zur Berfallzeit auszahlen wolle; der Annahmever—
merk; der angenommene Wechjel jeldit; Atzepta,
l. Einnahmen; Afzeptilation, f. (d. i. accepti
atio), Eintragung einer Schuld im Rehmungsbud)
al3 einer bezahlten, ehe fie wirklich bezahlt iſt, alfo
eig. ein Suteinlaffen; daher in der Theol. (nad)
8 acciaccatura
den Skotiſten): die freie Gnadenhufd Gottes im An—
nehmen der durch Ehriitus dargebotenen Sibnung
menjchlicher Sünde; Alzeption, f. (l. acceptio)
die Annahme, Aufnabme; angenonmene Bedeu—
tung eines Worts; afzeptieren (l. acceptäre, fr.
accepter), annehmen, anerkennen, genehmigen;
einen Wechſel afz., fich zur Zahlung desjelben
durch eine jchriftl. Annahmeerklärung verbindlich
machen; afzeptäbel, annehmbar; Akzeptänt, m.
der Empfänger (bei jedem Vertraa, unter Pas
eifzenten, fteirer Bromittent(f.d.),derandere
Akzeptant); der Genchmiger eines auf ihn aus—
geitellten Wechjel3; der Bezogene; Afzentation,
f. (acceptatio cambii)die Annahme eines Wechjels
— Atzept, T.d.; Atzeptations-Buch, Kfſpr. ein
Buch, in welchem alle akzeptierten Wechſel verzeich—
netwerden; Afzeptations-Zeit, die geſetzlicheFriſt,
in welcher ein Wechſel vorgezeigt und angenommen
werden muß; Akzeptations-Kredit, m. das Ver—
trauen, das jemand dadurch entgegengebracht wird,
das feine Wechjel ohne vorherige Deckung von einem
andern angenommen werden; Akzept-Geſchäfte,
1.Annahmevon Wechſeln gegen Vergütungals bes
Tonderer@eicyftsgmeig; Akzeptibilitit, f.die An—
nehmbarkeit, Atzeptuarium,nn das Schiffchen zum
Weihrauch.
Acciaccatüra, f. it. (v. acciaccare, quetſchen, ſpr.
attſchak—) Tonk. Zuſammenklang od. Verſchmel—
zung eines vorgeſchlagenen Tons mit dem folgen—
den Hauptton; auch Hinzufügung eines Intervalls
zu Akkorden, zur Verſtärkung der Harmonie.
Hecidente, m.it. pr. attih—), pl. Mceidentt, etwas
Burälliges, bei. Unfall, Unglück; »ceidenti mu-
si.ali, it. (pr. attich—), Nebenton u. zufällige Bor-
zeichnungen in einem Muſikſtück
accident, n. engl. (ipr. äkßödent), Zufall, zufälliges
Ereignis; Unfall, befonders Unfall beim Wettkampf.
accipilres, accipifrinae, m. pl. f. \acciplter, der
Habicht, d. i. eigentl. der Flügelſchneue, entipre-
end einer indiſchen Zuſammenſetzung, in der die
Begriffe ſchnell und Flügel enthalten find: gr
ökypteros, v ar. okys, fchnell u. pterön, Feder,
Flügel) eine Ordnung der Raubvögel, bei. das
Falkengeſchlecht.
accohrlienza, f. it. (pr. akkoljenza) guter od. ſchlech—
ter Empfang; Kfſpr. die Annahme eines Wechſels.
acechla m. [. ein Anwohner, Anſiedler, Beiſaſſe;
Arrolät, n. nl. das Beiſaſſenrecht.
Achäer, pl. (gr. Achaioi, (. Acha>i) ein altgriech.
Volesſtamm, urſprüngl. in Theflalien, dann iiber
einen groben Teil des Peloponnes verbreitet, bei
Homer Geſamtname der Griechen überh.
achalaundieren (pr. aſchalangd —) fr. (achalander;
vgl. Chatand) Kunden anloden od. herbeizichen, in
Kundſchaft bringen.
Aduldar, ägypt. Seifenwurzel, beim Wafchen der
Schafe vor der Schur angewandt.
AUdhuriitie, f. gr. (acharistia) der Undank, die Un—
dancbartkeit.
Ach rze, fr., ſ. Charge.
achurnieren (pr. ald—), fr. (acharner vd. l. caro,
fr. chair, Fleisch, eig. ein Tier auf das Fleiſch hegen
u. gierig machen) erbittern, erhitzen; acharniert,
erbirtert, erpiht 2c.; Uharnement, nm. (ipr.
aiharn'mang)die hitzige Begierde nach etwas, Gier,
Erbitterung, Die, Wut; Kampfwut, Rampf- oder
Aharya, ſ. Atſcharya. (Mordgier.
Yichät, m. (vom gr. achätös) ein aus mehreren Ab—
änderungen des Duarzes (Chalcedon, Karnevt ıc.
zuſammengeſetztes Mineral, zu Schmuckſachen ge—
Achroi
braucht und nach der verſchiedenen Zeichnung
„Bande, Moose Trimmer-Achat” ꝛc. ges
nannt; achatiſieren, die Zarbenzeichnung des
Achats geben, achatartig darſtellen.
Achätes, m. gr. Name des Freundes und Kampf—
genojjen des Aneas; daher überhaupt ein treuer
Gefährte, Kampfgehilfe (fidus Achates).
Achein, n. Abfall des Hanfes oder Flachſes beim
Spinnen.
ahemän, gr., Naturl. den chemifch wirkenden Teil
der Lichtſtrahlen ſchwer od. gar nicht durchlaſſend;
Achemanſie, f. die Eigenichaft eines Körpers, den
chemiſch wirkenden Lichtitrahlen ſchwer oder gar
nicht den Durchgang zu geitatten.
acheminieren (pr. aſch ), fr. (acheminer, von
chemin, Weg, |. d.) den Weg bahnen, einleiten, m
Gang bringen; Acheminement, n. (pr. —mang)
die Anbahnung, Einleitung.
Uchernar, ſ. Akarnar.
Achẽron, m. gr. (von achos, Leid, und rheo, rhö,
fließe) Fabel der Trauerſtrom, ein Fluß in der
Unterwelt, auch dieſe ſelbſt.
Acheroyita, pl.ſar acheiropnfeta, v. dem vernein
a-, cheir, die Hand, u. poiẽtos, gemacht) nicht vor:
Menſchenhänden gemachte Bilder des Heilandez
od. der heiligen Jungfrau, al$ deren Urheber mar
Engel od. ſelige Geiſter anjah.
ä cheval, j. unter cheval.
Achia vd. Atſchla, f. auch Atſchiar, Aticher,
(perj. ätschär, eig. gemiſcht) die jungen, mit Kotkos—
nußeſſig u. Gewürzen eingemachten Sprofien de&
Bambusrohrs u. anderer grünen Früchte im ſüd—
fichen Aſien, China uſw al. Mixed pickles.
Achilles vd Achill, m. (gr. Achilleüs) der Haupt
held der Griechen vor Troja; ein Trugſchluß, der
beweiſen foll, daß unter gewifjen Bedingungen der
ſchnellfüßige Achtll die langſame Schildfröte nie
einhofen fann: auch ein prächtiger ſurinamiſcher
Schmetterling; Ayillea, f. od. Achilleukraut, die
Schafgarbe (achilleı millefolium; vgl. Miller
folium); Achiles-Ferſe, f. uneig. der vermund-
barſte Teil eines Menichen, weil Achilfes bis auf
die Ferſe unverwundbar war; Achilles-Sehne, die
ſtärkſte Fußſehne, Stredjehne, von der Wade zur
Ferſe herabgehend. Bi: \
Achlys, f. gr. (achlys, Nebel) die Finiternis; Heilk,
nebelartiger Hornbantfled, ein anfangendes Ges
al des Oberhäutcheng, welches die Hornhaut
edeckt.
Achne. k. gr. (eig. Schaum, leichte Flocke ꝛc., vgl.
Y ne) in der Heilk. bei. für Scharpie, Linnenfaſern.
Acholie, f. gr. (von chölos, Galle, und dem ver-
neinenden a-) Gallenmangel, nicht-gallfüchtige Ge—
— — —
Acholdẽ, k. gr. eine der Harpyien (ſ. d.).
ri m. meiſtens im pl. Achores, gr Kopfgrind,
Mitchichorf (wahrſch. urſpr. achnör uud verwandt
mit — — — ——
dĩ, pl. ar. (ächrooi, von dem verneinenden
— — Farbe) farbloſe, bleiche Menschen, Bleich⸗
füchtige: Achröa, f. gr. Bleichſucht, Achromaſi
f. u. Achromatismus, ın. (von chröma, u. Farbe
Farbenanfhebung, Vernichtung der Zarben durch
Einwirkung der entgegengefegten Farben des pri
matijchen F arbenvildes; Farbenreinheit; ach ru⸗
mitiſch, faͤrbenrein, ſchimmerfrei; achromatiſche
Gläſer (3. B. in einem Fernrohr), die den Gegen—
ftand ohne bunte Ränder und falſche Farben dar⸗
ſtellen; Yhromatopite, f. das Unvermögen, Jar
ben zu unterſcheiden, völlige Farbenblindheit.
achroniſch
achroͤniſch, gr. (ä-chronos, vgl. Chronik) zeitlos,
unzeitig; von Geſtirnen: der Sonne beim Auf u.
Untergange gegenüberjtchend.
aricülae, H pl. (l. acicüla) fleine Nadel, Verkl. v.
acus, f. d.) die Stacheln und Dornen einiger Tiere
und Pflanzen. 1 An
acier, m. (ſpr. aßjeh) fr. (v. ml. aciare, aclarııım
v. I. acies ferri, Schärfe des Eifens, härteres Eijen)
Stahl; acier brut (fpr. —brüt), roher Stahl; a.
eorroge (pr. —ſcheh) Gerbftahl; a. ferreux (pr.
—röh), Stahl mit Eijenadem; a. fondu (ipr.
—fongrüh), gegofiener Stahl, Gußſtahl; a. poule
pr. —puhl), Zementftahl:a.raffing,veinerStahl;
a.refile. Stahldraht; Acierage, k. (ſpr.aßjerahſch)
galvaniſche Verſtählung geitochener Kupferplatten;
Aeierie, £. (ſpr. abjerih) Stahlbereitung; Stahl—
hütte.
acies, f. l. die Spitze, Schärfe, Schneide; auch
Schlachtordnung.
acinacium, n. l. (von acina, Weinbeere), Lauer, ein
Getränk aus Weinbeerhülſen u. Waſſer; acinüs
(l. acinosus) od. aciniform, weinbeerförmig, z. B.
Drüſen.
Heincie, ſ. Akineſie.
LAicipenſer, m. L. ein Fiſchgeſchlecht, wozu der Stör,
der Sterlet, der Haufen uſw. gehört.
A cond'tion. fr. (fpr. kongdißjong) auf Bedingung;
eine Ware unter der Bedingung der Rückgabe an-
nehmen, wenn jienichtverfauftwird,j.Kondition.
Acoenonoetus, m. gr. (v. dem verneinenden a, von
koinös gemeinfam, und nüs, nöos. Sinn, Geilt),
ein Menſch ohne Gemeinfinn, ohne gefunden
Menichenverftand.
a conto, it., ſ. Konto,
Acöpum, |. Akopon.
a costi, it., |. unter Coſta.
ä conp perdu, fr., |. unter Coup.
& couvert, itr., |. Ruvert.
aecanfes'ns conjugälis, m. nl. Rſpr. ehelicher
Acquäſt, gemeinſchaftlicher Gutserwerb der Ehe-
natten ?
acquittieren (pr. aditt—), fr. (acquitter; v. quitte
— quitt, f. d.) einen oder ſich —, von einer Sache
losmachen, bei. fchuldfrei machen, den Empfang be-
Ächeinigen; etwas abtragen, entrichten; im Billard:
ſich ausſetzen; Acquit, n. (ſpr. adıh) Zahlung vd.
Tilgung einer Schuld; Quittung, Empfangsichein;
im Billard: der Ausjag; pour acquit, Kfipr. für
pen Empfang, den Empfang bejcheinigt; erhalten;
bezahlt; acquit à caution, (pr. kohßjoͤng) Ver—
bürgſchein
Acre, m. engl. (ſpr. ehk'r; = Acker; verwandt mit
I. ager) Feldmaß in England und Nordamerika,
ein Morgen Landes — 40,5 a.
aerı», pl. (.(v. Adj. acer, ſpitz, Scharf) Scharfe Mittel;
Acrifoſinm, n. eig. Spigbfatt, Stechbfatt, oder
Aquifolium, n. d. i. eig. Waflerblatt (unr. auch
Agrifolium), die Stehpalme, Hilfe (ilex aqui-
folium),ein Strauch mit federartigen, ringsum mit
Stechenden Dornen bejegten Blättern; Aerimunie,
f. (1. acrimonta) Schärfe, Säure, bej. der Säfte;
Acreté, f. fr. die Schärfe, das Herbe; die Bitter:
keit, Anzüglichkeit.
Hero—, — ro;
aclum, l. (actus, a, um, Part. v. agdre, handeln,
dun) getan, geichehen, verhandelt, bei gerichtlichen
Verhandlungen gebräuchlich, mit Beifiigung der
Zeit, in welcher eine gerichtliche Handhıma vors
genonmen üt; »actum in sen fu, in consilo,
geichehen im Rate; actum ut supra,(jo)geichehen,
Adanjonia 9
wie oben (gemeldet worden iſt), bei wiederholter
Angabe des Schreibtages.
actus, m., ſ. Aktus.
aculcus, m.l.(vgl. acus) der Stachel; aculetfoͤrm,
ſtachelförmig.
Acumbire, m. ein altes ſpan. Weinmaß = 2,02 L
A eunabülis, von der Wiege an.
acus, f. I. die Nadel; acus magnetica, Magnete
nadel; a pro"atoria Probier oder Prüfnadel;
Arnpiktarn, ent. die Nadelſtickerei; Aklupuuttur,
f.nl.ſacupunctũra, von acu pungere, mit der Nadel
ſtechen, punctura, der Stich) der Nadelſtich, das
Nadelſtechen, ein von den Chineſen und Japaneſen
entlehntes Heilverfahren bei gewiſſen Krankheiten;
akupunktieren, mit dem Nadelſtich behandeln,
Henti, |. Aguti. [heilen.
Aecyẽſis, ſ. Akyeſis.
ad, fat. Vorw. zu, an, nad), gegen; in Zuſammen—⸗
jeß. verwandelt e8 das d gew. in den nachfolgenden
Ronfonanten, lautet alſo vor, d,,,w,p,v,\,t:
ac, af, ag, al, an, ap, ar, al, at, und entipricht dem
deutschen: Hinzu—, an—, er—; vgl. 3. B. akkom—
modieren, adhärieren, adjizieren, adınonteren, afs
figieren, alludieren 2c.; mit ad eingeleitete Nedende
arten, wie: ad absurdum, ad acta, ad arma, ad
hoc, ad latus, ad rem ze. |. unter dein jedesmaligen
Folgewort.
adagio, it. (ſpr. adaͤdſcho; gew. fälſchl. adäſchjo ge—
ſprochen; die Franz. ſprechen: ädadjſchio) Tonk. eig.
mit Bequemlichkeit, daher mäßig, langſam, ſanft;
als Subſt. Yd..gio, n. ein langſam u. ſanft zu ſpie—
lendes Tonſtück: Adagietto, n. ein kurzes Adagio,
ein wenigerlangſam zuſpielendes Tonſtück; ad gie
assäl u.a. di molto, ſehr langſam; adagissimo
(pr. —dichiſſ ) äußerſt langſam, aufs langſamſte.
Adaginm, n. pl. Adagia, I. ein Sprichwort; Ad—
agiaring, m. nl. ein Sprichwortjäger, Sprich—
wörtler; Adagiologie, f. L.-gr. Sprichwörter.
ſammlung, auch Lehre.
Ad.ftion, f. I. (adactio, v. adigere) eig. das Hin—
zubringen; die Anhaltung, Nötigung, der Zwang;
adäctus, genötigt, gezwungen.
aduftyliich, ar. (ogl. Daktylus) fingers od. zehenlos.
Hdam, m. hebr. Name: der Mensch, Se einiger
der Note (von der roten Ackererde) d. i. der Erde
mann, der Erdgeborene (von Adämäh, die Erde);
der alte Adam, d. i. der ſündhafte, ungebeſſerte
Mensch, enta. der neue Adam, d. i. der durd
Chriſtus entjindigte; adämiſche Erde, der Rück—
jtand von verweiten Leichen, der Schlamm vor
verfauften Stoffen im Waſſer; Mdamiärer oder
Adam'ten, pl.Nadtläufer, Spottname ziveier ſehr
verſchiedener Schwärmerſekten, im 2. u. 13. Jahr—
hundert, deren ältere das Nacktgehen als Prüfung
der Enthaltſamkeit empfahl, die ſpätere dagegen
(nach ihrem Stifter Pikard auch Pikarden ge—
nannt)Gemeinſchaft der Weiber predigte; Adams-
apfel, der Paradiesapfel (Frucht der Citrus me-
dica); der vorstehende Knorpel an der menschlichen
Luftröhre;s Adanmsfeinenfaum — Pilang;
Adamsholz, n., oder Adausknöchen, pl. hartes
fojitles Holz aus Mtrachan, auc Sintflutholz ges
nannt; Wdamsrudel = Yırcca.
Adimas vd. Adamänt, m. gr. (eig. unbezwinglich)
das härtejte Eifen, der Stahl, Diamant; adamane
ten, Diamanten, ungerbrechlich, ſehr Feit.
Adämonie, v. Ademonie, ſ. d.
Adanſönia, f. (mach den franzöſ. Naturforſcher
Adanſon benannt) eine Pflanzengattung, wozu
der Affenbrotbaum (Adansonia digitata) ger
30 Adapangia
hört, der dickſte aller afrifan. Bäume, 8 bis IOm
dief und meiſt 4m hoch.
Hdavpannia, f. eine Art oſtindiſcher Seide.
adadtieren, I.(ad-aptäre) anpafjen, anfügen, anbe-
quemen; umbauen, neu einrichten; adaptäbel, nl.
paplich, anwendbar; Ydaptabifität, £. die An—
wendbarkeit, Pahlichkeit; Adaption, f. die An⸗
paflung, Anwendung.
a>äquieren, !.(ad-aequäre)gleihmaden,abgleidhen,
ebnen; adäqnät, angemefjen, volltommen entjpres
hend, dedend; Adäquation, f. die Ausgleihung,
Sleichjtellung, Anpaſſung. F
Adär, m. hebr. der ſechſte Monat des bürgerlichen
od. der zwölfte des kirchlichen Jahres der Juden,
entſprechend dem Ende des Februar und Anfange
des März.
adärieren, l. (ad-aeräre, v. ad u. aes, Gen. aeris,
Erz, Kupfer, Geld) in Geld anſchlagen od. verwan—
deln, verfilbern; Adäration, f. Anſchlagung in od.
zu Gelde, bei. der Lehndienſte.
Adaͤrme, m. ipan.(v.arab.ad-dirhem, die Drachme)
kleines Gold- u. Silbergewicht — 1,38.
Adatais, f. fr. (ſpr. ädätäh) = Addafties, ſ. d.
a dato, vom Tage (der Niederſchrift), ſ. Datum.
Addan, m. arab. ein Flächenmaß der Araber.
Addas, pl. ägyptiiche Bezeichnung für die Linſen.
AHddatics, pl. (fr. adatais, adatis) baumwollene,
mujjelinartige Zeuge aus Bengalen.
eddezimieren, ml. Rſpr. bezehnten, den Zehnten
nehmen.
Addi, m. der vierte Monat des indifchen Sahres,
ungefähr unjer Juli.
addie, it. = adien.
addieren, !. (addere; von ad u. dare, geben) hinzu-
fügen, hinzurechnen, zufammenzäblen; anhäufen;
add. addäatur, |. es werde binzugetan, od. man
jeße hinzu! desgl. adde, ſetze zu! (auf Rezepten);
add6nda, pl. Zuſätze, Na träge, Beilagen, An-
Hänge; Addend, m. die Zahl, welche Hinzuzuzählen
it; Addibilität, f. Vermehrbarkeit; Addita⸗
ment, n. I. (additamentum, pl. additamenta) ein
Zujag, Anhang; eine Sugabe, Zulage (zur Bejol-
dung); Yadttion, f. (l. additio) die Hinzufügung,
Zuſammenzählung, das Zufammenzählen, Ber:
mehrung; additionäl, ni, od. additione (fr.
»ddäitionnell), nachträglich, zufäßlich, — ein Ad⸗
ditional-Geſetz; ein neues oder Ergänzungs—
Geſetz; Additionell-Centime, f. (pr. ßangtihm')
Zuſatz-Centime, die außerordentliche Erhöhung
einer Steuer durch eine beſtimmte Anzahl nachge-
forderter Prozente; additin, hinzuzählbar, was
Hinzuzufügen ft; gehäuft,aufzurehnend; Größen.
von Größen, die mit dem Additions-Reichen (+)
verjehen find, entg. fubtraftiv; addita aetäte,
l. im vorgerüdten Alter.
sddizieren, I. (ad-dicere) gerichtlich zuerfennen, zu⸗
prechen, zueignen; Addiktion, addictio, f. Nipr.
ie Anerkennung, Zuſprechung.
addorſiert, I. mit dem Rücken —— aneinander
gelehnt.
addoſſieren, ſ. adoſſ.
Kddubitation, f. fpätfat. (addubitatio, v. I. addu-
bitäre) die Unzweifelung, Bezweifelung, da3 Be-
denfen.
addulzieren, nl. verfügen.
sdduplieren, nl. verdoppeln.
adduzieren, I. (ad-duc£re) herbeiführen, zuführen;
anziehen; Adduktion, f. nl. Heilk das Anziehen
eine3 Bliedes; Addufturen(musculi addnetores),
änziehmusteln.
Adeſpoton
ade, im Mittelalter aus dem Altfranz. ins Deutſche
eingedrungener Abſchiedsgruß — dem ſpäteren
adieu, ſ. d.
Adéeob, n. arab. (adeb, Regel, Geſetz) ein ägyptiſches
Gewicht = Yg kg.
Adebar, m. (von holländ. ooijevaar) der Storch (in
der niederd. Sprache), d.i. eigentl. der Glückbringer
od. Kinderbringer. ©,
Adelantaͤdo, m. jpaı. (eig. ein Befürderter) ehem.
Statthalter einer Provinz; jegt Ehrentitel einiger
Ipan. Familien.
Adelbonden, pl. (ſchwed. u. dän. bonde, Landbauer,
altnord. bondi, ein Freiſaſſe) Erbfreiſaſſen, große
freie Bauern in Holitein, vgl. Odelbonden.
Adeling vder Edeling, m. (angelf. aedheling, alt
yochd. adalinc) ein Adeliger, aus der höhern Klaſſe
der Freien, im friefiichen, engliſchen und ſächſiſchen
Recht des Mittelalters. |
Adelopoͤden, pl. er. (v. Adelos, verftect, verborgen,
und püs, &. podös, Fuß) ſcheinbar fußloje Tiere,
Berborgenfüßler.
Adelphie, £. gr. (von adelphös, Bruder) eig. Ver-
brüderung; Bot. dad Verwachſen der Staubfäden
miteinander; Adelphisnns, m. der Bruderbund,
die Berbrüderung; Adelphiſten, pl. Berbrüderte,
Ordensbrüder in Stalien.
Ademonie, f. gr. (v.ademön, unluftig) die Unluſt,
der Überdruß, die Niedergejchlagenpeit.
à demi, ſ. demi.
Adention od. ademtio, f. |. (von adimere, an ſich
nehmen) Ripr. die Wegnahme, Entziehung; adem«
tio bonörum, die Güterentzicehung; a. eivitätis,
die Bürgerrecht3-Entziehung, Berweilung aus der
Stadt; a. legatörum, die VBermädtnis - Ent»
ziehung; a. libertätis, die Beraubung der Freie
eit; ademtum legätum, ſ. unter legieren 1.
Aden, m. ar., Drüſe; Mdenalgie, f. gr. (v. aden,
Drüfe, n.älgos, Schmerz) Heil. der Drüfenichmerz,
ſchmerzhafte Drüſengeſchwulſt; Adenemphraxis,
f. Mdenitis, k. Drüſenentzün—
dung; Adenogenẽſis, f. die Drüſenbildung; Mdes
negranphie u. Adenologie, f. Drüjenbeichreibung
oder Dririenlehre; Üdenviden, pl. drüjenähnliche
Körper; Adenöm, n. Drüjengejchmulit: Adeno—
ſtlexoöſis, f. Drüſenverhärtung; Adenotomie, f.
die Drüſenzergliederung od. Drüſenzerſchneidung;
Adenotrauma, n. Drüſenwunde; adenoſus, nl.
adenös, die Drüſen betreffend.
Adenos, m. (v. Adene od. Adana, einer Stadt in
Kleinalien) die Seebaummolle, die feinſte Wolle
aus der Levante.
Adent, m. fr. (fpr. Addng; von fat. dens, Zahn)
Verzahnung, Berzapfung.
Adeodaͤt, (v. I. a Deo datus), männl. Name: von
Gott — ee er gr. The ul rt.
Wdephanie, f. gr. (v. Aden, zur Öenuge, u. phagein,
un — — übermäßige Eßluſt, Heißhunger, Ge—
fräßigkeit, Freßſucht. —
Adeps, m. I. Schmer, Fett; a. cẽti, Walfiſchtran;
a. sullis, Schweinefett.
Adépt, ın. I. (adeptus, eig. wer etwas erreicht hat)
ein angeblich in geheime Künfte Eingeweihter, ein
Wundermann, Goldmader, der ſich rühmt, den
Stein der Veilen gefunden zu haben; Adeption,
f. (1. adeptio) die Erlangung, Erwerbung.,
Aderpoſaunne oder Aderpuſſade, f. volkstümliche
Umdeutihung für: Arkebuſade, d. i. Wund⸗
waſſer (ſ. d.).
Ades, m. gr. — r. Hades, ſ.d.
Adeſpöton, n. gr., pl. Adeſpöta (von dem ver»
à dessein
neinenden a u. despötes, Herr), herrenlofes Gut;
Rert von unbefanntem Urheber; adeſpotiſch, gr.
nicht dejpotifch, bejchräntt (an Madıt).
a dessein, fr. (ſpr. deffäng), abſichtlich, |
‚im |
‚ad6sse, it. (auS dem I. ad ipsum entft.) ſoglei
Augenblick.
adhalieren, F. (adhaläre) anhauchen.
Adhäri, m. in Nubien ein Führer, den ſich der Rei-
ſende aus den Bewohnern des Landes wählt, durch
das feine Reiſe ihn führen ſoll, und der fiir alle |
ReifebedürfnifjeSorge trägt, auch die Verteidigung |
gegen Feinde und Räuber übernimmt.
- sdhäriceren, l. (adhaerere)anhangen, anhaften, an»
Heben; Neibung erzeugen, zur Erzeugung der Rei⸗
bung dienen;adhärterendes bessicht, Reibungs⸗
gewicht; Adharent (1. adhaerens) ein Anhänger;
Adhärenz, f. ni. die Anhänglichkeit, der Anhang;
Adhäſion, f. das Anhangen, anhasten, Anziehen; |
Naturl. die Anhaftungsiraft, die Anziehung fi |
berührender Körper gleichen od. verfgiedenen Age |
gregatzuftandes; Klebrigkeit; Anat. krankhafte Ver⸗
wachſung von Körperteilen: (Schienen-Reibung;
Rſpr. ein Rechtsmittel, welches der Berufung der |
einen Partei von der andern entgenengeitellt und
gleihlam angehängt wird; Adhäſſonsklage (ge-
ſchiedener Eheleute), gegen Wiederverehelichung
eines Teil3 oder Antrag auf Wiedervereinigung; |
Aöhntionshakn, Reibungsbahn Raturd.); Adh.⸗
- Spefnzient, Reibungszahl, Neibungswert; Netz |
bungsoerhältnis; Adh.-Gewicht, Neibungsges
wicht; Adh.⸗Platten, Mietallplatten, die en dies |
nen, die Adhäſion feiterörpernachzumeifen ;fiefind
aus demjelben Metalle, von glei großer Fläche
and genau aneinander abgeichliffen, an jeder iſt
ein Hafen angebracht, damit man die obere an
einen Wagebalfen hängen und an der unteren |
i efeſtigen kann; Adh.-Rad, Triebrad; |
adhã ſiv, anhaftend, klebend; Adhaſivp⸗-Pflaſter,
Bewichte
Klebepflaſter, Heftpflaſter.
adheritieren, lefr. (vgl. heritieren) zum Erben ein⸗ |
jegen; Adheritaͤnz, f. die Erbeinjegung.
sdhibieren, I. (adhiböre, v. ad u. habäre, haben) |
ändige; Adhibendum, n. die Akten, Beiaften;
CR anwenden; zuziehen, 3. B. Sachver⸗
dhibende, pl. anzumendende Hilfsmittel; An—
lagen, Adhibitioͤn, £.dieAnwendung, Benußung; |
Anziehung.
ad hoc, d.i. für dieſes, lediglich für den vorliegen—
den Fall.
adhorticeren, I. (adhortäri) ermahnen; Adhorta⸗
adhortatoria (epistö
ichreiben (einer Behörde).
adhue sub judice lis est, I. Spriv. der Streit ift
noch nicht entfchieden.
a di, it. Kiipr. an demjelben Tage, näml. einen |
Wechſel zu bezahlen, auf Gicht, vgl. a vista.
adiabatiſch, gr. (vgl. Diäbafis) ohne Zu- und Ab»
führung von Wärme, wärmeerhaltend.
adiagnoſtiſch, gr. (vgl. Diagnofis 2c.) Heilk. nicht
oder ſchwer untericheinbar.
Adidntum, n. l.gr. (gr. adianton) das Frauen—
ar, Goldhaar, eine Pflanzengattung; Adianti—
cen, eine Farnkrautgattung; Adiantit, Schiefer
mit Farnkrautabdrücken.
adiaphãn, gr. (von dem vern. a- u. diaphanes,
durchſichtig) undurchfichtig.
Mdiapkön, n. gr. (von dem vern. a- u. diäphönos,
miktönend) ein unveritimmbares Tonwerkzeug,
Adipal (voın I. adeps, Gen. a
Aditi
dem Pianoforte und der Orgel ähnlich, 1820
von Schufter in Wien erfunden; Stimmgabel-
Klavier.
Adiaͤphöra, pl. gr. (von dem vern. o- u. diaphö-
ro8, verjchieden; alfo eig. ununterjchieden; I. in-
differentia) gleidygültige Dinge, fittliye Mittel-
dinge, weder gut, noch böfe; im Firchl. Sinne: Ge-
bräuche, die man ohne Gefahr übertreten darf;
adiaphär, Adj. gleichgültig, imdifferent (f. d.);
Adinphurte, f. Sleichgültigfeit, vgl. Indiffe—
rentismus; Adiaphorift, m. ein Gleichgül—
tiger (Indifferentiſth, Freigläubiger, Freigeiſt;
daher adiaphoriſtiſch, 3. B. der adiapho—
riſtiſche Streit, der ſeit 1549 in der proteſtanti—
chen Kirche Sachſens 20 Jahre lang geführte Streit,
ob Kultus und Zeremonien ——— Dinge
(Adiaphora) wären; unweſentlich.
Adiapneuſtĩe, f. gr. (ſ. Diapnoe und Pneuma) der
Mangel an Hantausdünitung; vgl. Anidroſis.
Adiarhle, f. ar. (von dem vern. a- u. Diarrhöe,
— Heilk. die Verhinderung des Stuhlganges,
erſtopfung.
Adiaſtaſſe, f. gr. (vom vern. a- u. Diaſtäſis) un—
mittelbare gäbe des göttlichen Wirken.
adiathermãn vd. 3gez. athermän (aus dem ver.
3 u. diatherman, ſ. d.), Naturl. undurchdringlich
für Wärmeſtrahlen.
adiathẽtiſch, ohne Krankheitsanlage.
Adiautrepfſe, f. gr. Gleichmut, Feſtigkeit.
Adicula, £. 1. (Verkl. von aedes, Haus, Tempeh) ein
Häuschen, Kleiner Tempel, Brivatfapelle,eine Wand—
biende od. Niſche, um Bildfäulen Hineinzujeßeit.
11
| adien?! fr. (ſpr. adjöh; entit. aus à Dieu sc. seyez,
ſ. d.) Gott befohlen! lebe wohl! als Sachw. Adieu,
n. der Abjchied, das Scheiben, 3. B. Adieufagen,
Lebewohl jagen.
adtfigieren, |. (aedificäre) erbauen, ein Gebäude
aufführen; uneig. einen erbauen, aufrichten, be»
ruhigen; Adififation, f. Erbauung.
adinieren, I. (adigöre) nötigen, zwingen.
Adtlis, od. verk. Adil, m. I. (aedilis; v. aedes,
Haus, Tempel) ein Stadtbeamter ım alten Rom,
dem die Aufficht über Bauten, Tempel 2c., Marft-
und Straßenpolizei, Bollsbeluftigungen ꝛc. über-
tragen war; neben zwei plebejiſchen wurden, ins»
bej. für die öffentlichen Spiele (ludi Romani), zmei
patrizifche (aediles curules) gewählt; Adilen
heißen auch jest noch in manchen Städten: Bau»
„neputierte des Rats. 3
Adilität, f. !. (aedilitas) das Adilenamt.
tion, f. die Ermaßnung; Aöhortatorium,n. od. | Adimain (pr. —mäng), Schaf aus Senegal.
2)
‚£.nl. ein Ermahnungs- |
adimieren, Il. (adimöre) entziehen, wegnehmen.
adimpflieren, | (ad-implere) —— vollenden.
ipis, Fett), fettig;
Adipide, pl. nl. fettige Produkte tieriſcher Stoffe;
adipiert,geihmiert; adipos, fett, ihmierig: Adi⸗
poccra (v. cera, Wachs) oder fr. Adipocire (ipr-
— Bihr’), Fettwachs, Leichenfett.
Aoipfon,n. gr pl. Adipſa, Mittel gegen den Durſt;
MHoipfie, f. gr. Durjtlofigieit, ein böfes Zeichen
bei bigigen Krankheiten.
adiräto, it. Tonk. zornig, mit erregtem Vortrag.
adire, ((Präf. adeo) heran⸗, hinzugehen, antreten
2c.; aditus, m. der Zugang, Zutritt, Eingang.
a dirittura, it. ! dirigieren.
Aditi, f. ind. Fab. (ſanskr. aditi, von Adi, der erite,
Anfang) die Mutter der Götter; Aditjas, pl.
(ſanskr. Aditja, die Sonne) die Söhne der vu
zwölf Genien, Berfonifitationen der Sonne na
hrem Stande in zwölf Monaten.
12 Adituus
Aditüus, m. I. (v.aedes, Tempel) der Tempelhüter,
der Kirchner, Küſter.
adjuzentod.adjuzierend, [.(adjäcens v ad-jacere,
anliegen) anliegend, angrenzend, benachbart; Ad—
jayent, m. ein Nachbar, Amvohner, Anlieger; |
rerbeiiger, Uferbewohner.
adjizieren, | (adjieöre) beifügen, hinzutun; nad) |
bevingen; Adjeftion, f. (I. adjeetio) Nipr. die |
Vermehrung, Zırlage zu dem gebotenen Gelde; WD= |
jeftivum od. Adjektiv, n. ein Beiwort, Eigen- |
Ichaftswort: adjective, adjektiviſch, beitvörtlich; |
adjektive Farben, Beiz- od. Entwidelungsfarben,
mitrelbare Farben.
Adjoint, m. fr. (pr. adkhoäng) = Adjunkt, der
Amtsgebilfe, bei. der Maires.
adjournieren, rt. ajonrnieren, ſ. d.
Adjourning, n. engl. (pr. ädkhörning) die Ver- |
tagung des — Parlaments.
adjudizieren, |.
kennung bei. des Eigentums, Zuſchlag: Adjudi⸗
kations-Sentenz, Adjudikations-Beſcheid vd.
Adjudikatoria, f. das Zuſchtagsurteil; Asjudi—
kutions-Termin, m. der Zeitpunkt des gerichtlichen
Zuſprechens; Zuſchlagstermin; adjudikatib, nlat. |
zuerienmend.
Adjument, n. I (adjumentum, f. adjuvieren) das |
Hilfsmittel, der Beiſtand
adjungieren, I. (adjungére) beigeben, beifügen,
beſ. zum Gehiffen u. künftigen Nachfolger geben, |
zuordnen, Adjünktum, n. das Angefügte, die An—
lage, Beilage; Adjünktus od. Adjünkt, m. der |
Gehilfe, Amtsgehilfe, Helfer, nameütlich im Lehr—
oder Pfarramte; Adjunktür, f. nl. das Hilfsamt,
Helferamt, die Nachfolge; Mijunftion, f. I. (ad-
Junetio) die Beifüigung, Zujegung, Hinzufügung,
Bereinigung.
ten; adjurgium, n. Zanf, Hader.
adjurieren, [. (adjuräre) beſchwören, d. i. 1) etwas |
eidlich verjichern; 2) jemand initändig bitten; ad—
jurabef, nl. eideswert, Adjuration, f. die Be—
ſchwörung: Adjurätor, ım. der Eidjchwörer; ad—
juratoriich, eidlich.
adjuſtieren, ul. (adjustäre, ſ. juftieren), od. ajüt= |
fiieren (pr. aſchüſt—), fr. (ajuster) in Nichtigkeit
bringen, berichtigen (3. B. eine Rechnung); (einen
Streit) ausgleihen, beilegen, ſchlichten; Münzen
u. Sewichte) abgleichen, übereinſtimmend machen,
eichen; Schußfertigmachen der Artilleriegeſchoſſe;
ſich adjuſtieren, ſich zurechtmachen, ordentlich
anziehen, anſchicken; adjuſtiertes Geld, fin Nols |
len u. ähnt.) gepadtes Geld; adjuſtierte Ketten,
Paß- oder Treibfetten, gedornte, gepaßte Ketten;
Adjuſtierung, f. die Jurichtung. Ausrüſtung, der
gehörige Anzug; Dienſtkleidung; Adjnſtieramut,
n. das Eichamt; Adjuſtierbank, f. Muüͤnzw. Ab—
gleihungsbant, eine Vorrichtung zum Ebnen der
Münzſchienen; Adjuſtierſchraube, f. die Stell-
jhraube an mathem. Werizeugen und Majchinen;
Arjuitiermwmage, f. Minzm. eine Abgleichungs—
wage; Adjũſtauge oder Ajüſtage, rn. (jpr.
araititäry ) Die Gewichteichung, Münzechtigung,
Münzgleichung; auchein Röhrenaufiag bei Spring»
brummen; Ajüjtement, n. (pr. aſchüſt'mäng) die
Zurichtung, das Anpafien, der Anzug, Buß; Kiipr.
die Berichtigung, Ausgleihung des Aſſekuranz—
Schadens; Ajüjtenr, m. (fpr. aſchüſtöhr) ein Ars
(adjudieäre) gerichtlich zuerken—
nen, zuiprechen; Adjudikatär, m. Erjteher feines |
Grundſtücks) beim Zwangsverkauf; der Meijt- |
bietende; Adjudikation, f. die richterfiche Auterz |
adl&cri od. allécti. pl. 1. (v. ad-legere, a a
adminijtrieren
beiter, der mit der Feile den Minzen das rechte
Gewicht gibt, Juſtierer.
adjunieren, I. (adjuväre) beiftehen, unterſtützen;
Adjuuänt, m. (I. adjuvans) ein Helfer, Gehilfe,
beſ. Mufit-Sehilfe, auch Hilfstehrer; Adjüvans,
(medicamentum) n., pl. Adjuvantia, Untevitiit-
RE. Nebenmittel von geringerer Wirk—
amfeit; Adjuvation, f. ııl. der Beiſtand, die Bei—
hilfe, Unterſtützung, Adjatum, pl Adjãta oder
Wjäten, (von adjutus, Hilfe) Beiyitfe, Zuſchuß,
Zulage; Adjator, m. I. ein Helfer, Gebilfe, Bei-
helfer; adjutöriſch, beihilflih; Adjutorium, n-
I. ein Hilfsmittel; Adjutänt, ın. (v. I abjü-
tans (von adjutäre,), injtarlfer, Breg'viter, ein
H 1fguffizier, der dem Befehlshaber der Trup—
pen zur Beſorgung des Bureaudienſtes oder
zur Hilfe im ausübenden Dienite zugeteilt tft;
Generuls und Slügeladjutanten ſind höhere
Adjutanten, Generale und Stabsoffiziere, die dem
oberiten Kriegsherrn beigegeben find; Adjutan—
tür, £. nl. das Meldeamt. Berwaltamt; Yojutäs
tor, m. = Adjutor; Adiutatorium, n. ni. das
Schulterbein.
adf-ednfieren, nl. (auf den Glauben hin, ſ. Kres
dulität) eine Beſchuldigung eidlich ableugnen.
Adlatus, m. I. (vgl. latus) Sehilfe, Beiſtand; Of
ziere ad latus, in Ojterreich als Beirat, in Ruß—
fand al3 Sehilfen (Pomoschtschnik) den komman—
dierenden Generalen beigegeben, zuweilen aud) als
Stellvertreter.
Hinzugemwählte, Adlektion od. Milcktion, f. die
Wahl, Werbung, Aufnahme.
Wlenation, f. (. das Gejandtichaftsrecht, die Bei-
gejellung der Abgeordneten der Kreiſe zu denen
de3 deutichen Kaiſers im Mittelalter.
Adlenimente, pl. l. lindernde Heilmittel.
Adlervitriol, m. Zinkvitriol von Goslar.
Adlidieren, I., od. allidieren, anitogen: Adliſion.
adjurgieren, nl. (1. jurgare, zanfen) hadern, fchel- |
f. das Anſtoßen, Anjchlagen; j. auch tour.
adımafileren, ni (fr.amasser) aufhäufen, zur Maſſe
bringen; Ahmaſſierung, f. AUnhäufung.
admaturieren, ml. zur Reife bringen, zeitigen.
Admination, f. nl. (vgl. Mination) Rſpr. Bedre-
bung feine iymbolische Injurie).
Adminikülum, n. [. (v. ad u. manus, die Hand)
ein Hilfsmittel, pl. Adminiküla; adminiku—
fieren (f. alminieuläre), unterjtugen, beijtehen;
Adminikulãätor, m. in der fathol. Kirche der
eijtliche Beanıte, der für Witwen und Waijen zu
orgen hat.
adıninijtrieren, [. (administräre; vgl. Minifter)
verwalten, verwefen, leiten; für Rechnung eine
Dritten ein Gejchäft leiten; austeilen, darreichen,
ausſpenden; Adminiſtration, f. die Berwaltung
und Verwaltungsbehörde; Führung eines Hanu—
delsgeichäftes; bei. die Verwaltung ver Maſſe eines
abfungsunfähigen Kaufmanns; Austeilung oder
en der Gnadenmittel; adsiniftrattu, ver-
mwaltend, im Verwaltungswege, von den VBerwaßs
tungsbehörden ausgehend; adminiitrative Vers
ſchickung, in Rußland die Verbannung ohne vor—
herige gerichtliche Unterſuchung; Ayminiftratide
uſtiz, f. die Entſcheidung jtreitigev Berwaltunggs
A ohne Mitwirkung der gewöhnlichen Gerichte,
Verwaltungsrechtspflege; A.-kollegium, n. Ber
waltungsbehörde; Adminiſträtor, m. em Ver⸗
walter, Amts-Verweſer, Pfleger, Statthalter (3. B.
eines Biſchofs), Vollzieher des legten Willens;
Adminiftratorium, m. Verwaltungsbefehl, der.
admirabel
ſchriftliche Auftrag zur Verwaltung fremden Eigen
tums; adminiſtrativ-kontentiöſe Suchen (aus
fr. contentieux administratif), Rechtsfragen aus
dem öffentlichen und Privatredht, die im Berwals
tungsitreitverfahren zu erledigen und den Vers
waltungsbehörden zugewieſen find, 3. B. Gewerbe-
ſachen u. a.
admirabel, ſ. admirieren. ß
Admiral, m. (arab., entjt. mit Auslafjung des
legten Wortes aus amir al ba hr od. amir ul-ma,
da. Fürſt, Befehlshaber aufdem Meere; fr.amiral)
der Flottenführer, Befehlshaber einer Flotte, Sees
—— Naturbeſchr.ein ſchöner Tagſchmetter—
ing; ein mit Zucker, Gewürznelken und Eiern aus
warmem Rotwein bereitetes Getränk; Admiral—
ftab, Generalſtab der Marine; Admiralſchnecke,
k. eine Gattung von Kegelſchnecken oder Tuten;
Admiralität, f. die Flottenbehörde, Seebehörde,
die Berfammlung der Flottenführer; Admirali—
tãts⸗Gericht, n. das Seegericht, der einer Admi—
ralität oder einem Marineminijterium beigeord-
nete Gerichtshof; A.⸗-Kollegium, n. die oberite
Behörde iu Seeangelegenheiten; Admiralitäts-
Portugaleſer, eine Hamburger Schaumünze
{10 Duk.); Admiralſchaft, f. erwählte Anführer:
Schaft unter mehreren Kauffahrteiichiffen, denen
es an Bedeckung durch Kriegsichiffe fehlt; Admi—
ralitäts-Police, eine Urkunde über den Abſchluß
iner Admiralſchaft, ein Zein= oder Reinbrief;
Admiraltuch, n. ein rotes, kaſchmirartiges, wol⸗
lenes Zeug.
admirieren, l.(admirari) bewundern; ſpöttiſch auch:
ſeltſam finden; admtväßel, I. (admirabilis, e) be—
wundernswiürdig, jtaunensivert; Admirateur, m.
fr. (ſpr. —töhr) ein Bewunderer, Aubeter; Ad—
miratiön, f [. (admiratio) die Bewunderung.
Admirante, ſ. Umirante.
admiſzieren, I. (admiscere) beimiſchen.
Admifſarins, m. I (v. admittere, ſ. admittieren)
ein Ahnen, Beichäler.
admitticren, |. (admittere) zulaflen, Zutritt ver-
ſtatten, aufnehmen, gelten Inten, adınittätur, er
darf augelal en werden; das Admittätur, n. ein
Ichriftliches eugnis, dab jemand für tüchtig be—
funden worden tjt, einen Orden zu erlangen, ein
- Zulafiungsichein; admittitur,es wird zugelaſſen;
das Admittitur, n. eine Amtsformel, welche die
Erlaubnis A irgend einer Handlung gibt; Ad—
miſſion, f. l. admissio) die Zulaſſung, der Zutritt
(in der xöm. Kaiſerzeit = Audienz); die Aufnahme;
Einſtrömung; Admiſſionsdampf, friiher Dampf,
Zudampf; Admiſſionsſpannung, Zylinderſpan—
nung, Dampfſpannung; admiffihel, nl. zuläſſig,
an⸗ od. aufnehmbar; Admiſſibilität, f. die Zuͤ—
laſſungs- od. Aufnahmsfähigkeit, Zuläſſigkeit.
Admixtiõon, f, 1. (vgl. admiſzieren) die Beimiſchung,
Beimengung.
admodiieren, ml. (admodiäre), 1) (von modus,
Maß: admodumredigere)ermäßigen,verringern;
2) (fr. amodier, vom lat. modıus, Scheffel, weil
der Eigentiimer einen beftimmten Anteil von dem
geernteten Getreide erhielt) ein Grundſtück in Pacht
geben, verpadhten; Admodiation, f. die Pachtung
u. Berpachtung der Ländereien; Ydmodiäter, m.
[. od Admodiateur (pr. —töyr), fr. (geiw. amo-
diateur) Pächter und Verpächter eines Gutes.
admonieren, I. (admonere) erinnern, ermahnen,
verweilen, warnen; Yomonition,f.((.adınonitYo)
die Erinnerung (an unterlajjene Bflichten), Mah—
zung, Weiſung, Warnung, der Verweis; admo—
adoptieren —
nitiv, admonitärisch, ermahnend, warnend; Ads
monito ium, n. Erinnerungsichreiben.
Admortikation, f. nl. Übergabe von Grundftücden
von der weltlichen Gerichtsbarkeit an die tote Hand
(Kirche).
adınodieren, I.(admovere) herzuführen, beibringen;
Admotion, f. die Beifiigung.
Adnuranmration, f. 1. das Zumurmeln.
adnatay f. 1. (eig. die Ungebo”ze) Heilf. (erg. mem-
brana) die Bindehaut des Auges.
ad n»uscam usque (lat.), bis zum Efel.
adnex — aunex, ſ. unter anneftieren.
„Dirotieren vd. annotieren, |. (annntäre) ſanmer⸗
ten, aufjchreiben, aufzeichnen; Adnotaͤnda, pl.
Anzumertendes, Bemerfenswertes; Adnotäta
pl. Angemerktes, Anmerkungen; Adnotation, f.
(l.annotatio) die Anmerkung, Aufzeichnung, Bore
merkung, Einzeihnung; Adnotätor, m. der Aufs
zeichner.
sönubifieren.!.(adnubiläre)ummölten,verdunteln.
adnuieren, |. annuieren.
Udo, f. gr. die Scham; Adöa, pl. gr. (aidoia — l.
pudenda, v. aidös, Scham), Die Schamteile; Adöo⸗
blennorhue, f. weißer Fluß (ſ. Blennorhöeß Aasie
tis, f. Entzimdung der Schamteile; Adöolatrie,
f. heidniſche göttliche Verehrung der Schamteile;
Adöotomie, f. Zergliederung der Schamteile.
Adoleſzent, m. I. Jüngling, unreifer Burſche,
Srünichnabel; Adoleſzenz, f. I. (adolescent a}
da3 Siinglingsalter, die Jugend; adoleſzieren,
heranwachſen.
Adolfsd'or, m. dtſch.fr. ein goldener Adolf, ein
ichwed.-pommerijches Goldjtud — 10,50 M.
Honda, f. gr. (Adonaia) die mit Adönis Ver—⸗
mählte (Beiname der Venus).
Adonãĩ, m. hebr. mein Herr (eig. pl. meine Herren),
nur in der Anrede an Gott itatt des nie aus—
geſprochenen (Jahwe) gebraudit.
Adönis od. Ydan, m. gr. Fabell. ein ſchöner Jüng—
(ing u. Liebling der Venus; daher die Adöonien,
pl. das Adonisfeſt, das in Borderafien, Agypten,
Griechenland und Rom gefeiert wurde, und bei
dem man an dent eriten Tage das Verſchwinden
des Adonis beklagte, am zweiten mit Jubel jeine
Wiederkunft feierte; es wurde hauptjächlich von
Frauen begangen; ſich adontjleren (Tr. ’adoniser),
ſich hübſch machen, pußen, ſchniegeln; Adoniſa—
tion, f. das Putzen, Schmücken; Adonis, auch
ein deutſcher Schmetterling von blauer Farbe (pa-
pilio adönis); Adonisblume (adönis autumnäa-
lis), das Yeuerröschen; Adonisgärten, bei den
alten Griechen Treibhäufer oder mit Erde gefüillte
flache Gefäße, worin leichtaufgehende Gewächſe
gezogen wurden; adöniſcher Vers (versus ado-
nfus), ein aus einem Dafıylus und einem Spon—
dẽus oder Trochäus beitehender Vers (6 ton
adona) im Mdonisliede (_u_o) 3 B. glück—
liche Jugend; Adoniſeur, m. fr. ſpr. —öhr)
od. Maonifutenr, mm. (jpr. - tür) ein Stutzer,
Bierbenget; Adoniſatüre, £. (pr. — tür) Stuger-
kleidung, Ziertracht.
Adoniſt, m. fr. ein Kräuterſammler.
adoptieren, I. (adoptäre, v. ad u. optäre, wün—
ſchen, wählen) an Kindes Statt annehmen; überh.
anerkennen, billigen, ic) ans od. zuteignen; Ado—
ptätor, m. einer, der jemand an Kindes Gtatt an—
nimmt; Adoption. f. (l. adoptio, zgez. aus adop-
tatio)die Annahme an Kindes Statt; Adoptions—
fogen (ſpr. — oſchen), pl. Schweiterlogen, Neben»
logen der Freimaurer; adoptin (I. adoptivus, a,
14 adorieren
um), zum finde angenommen; durch Adoptioit
erlangt od. angeeignet; Adoptinftnd, angenonts
menes Kind; Adoptivvater, = Adoptator ꝛc.;
Adoptiäner, eine chriſtliche Sekte im 8. Jahr—
hundert, welche behauptete, Chriſtus ſei nach ſeiner
Menſchheit nur ein angenommener (Adoptiv)
Sohn Gottes.
adorieren, [. (adoräre) anbeten, göttlich verehren,
vergöttern, hufdigen; adoräbel, anbetungswür—
dig; Mdoranten, pl. Unbetende, eine Partei der
Sozinianer (j. d.), welche Chriſtus göttliche
Verehrung zueriaunten; Adorateur, m. fr. (pr.
—töhr), ein Anbeter, Liebhaber; Adoration, f.
({. adoratio) Anbetung, Berebkrung, demütige Hul—
digung; 3. B. der Fußkuß in der Audienz des
Bapites.
adornieren, l. (ad-ornäre) ſchmücken, zieren; Ad⸗
ornement, n. fr. ſſpt. —mang) Verzierung.
Ados, ın. fr. (ſpr. adöh; von dos, Rüden, und der
Kräpofition A) ein abhängig gegen die Sonne ges
richtete Gartenbeet, Lehnbeet; adoſſieren (fr.
adosser), mit dem Rüden anlehnen; abvachen,
böjchen, abichrägen; Adoſſement, n. (pr. — mang)
der Abhang, die Abdachung, Böſchung, Lehne.
adoucieren (pr. adußieren, fr. adoucir, v. doux,
jüß), verjüben, ſänftigen, mildern, (Metall) ge-
ichmeidig machen, anlaſſen, gejchneidig machen,
ausglühen, Eifenguß zur Heritellung von ſchmied—
barem Gußeiſen entkohlen; bei Mal. (Farben)
veriviichen, verdünnen, vertreiben; vgl. auch tem⸗
perieren; Adouciffage, f. fr. (ſpr. Adußißäſch')
Verſüßung, Milderung, Verſchmelzung der Farben.
Adpertinentien, |. Appert—.
ad pias causas (lat.), auch ad pios usus, zu from⸗
men, wohltätigen Ziveden, zum beiten der Kicchen,
Schulen, Armen uf.
adplumbicren, |. applombieren.
ndpr.... 1. appr—
Adanieicenz, Adquiſita. |. Aka—.
Adraméelech, m. (bebr. Name eines aſſyriſchen
Abgotteo) bed. herrlicher König.
gdramieren, ml. (adramire; nicht vom l. ramus,
Zweig, ſondern vom altd. rama, Rand, Grenze,
Säule, Stüße; rämen, zielen, trachten, ſtreben;
paher: berahmen, anberahmen od. gew. an—
beraumen), Rſpr. f. feſtſetzen, beſtätigen, ge—
loben; Adramition, f. Beſtimmung, Befeſtigung,
Beſtätigung.
Adraſftẽa, f. gr. die Unentfliehbare, Beiname ber
Nemejis; ein bekanntes Wert Herders.
ad referendum (lat.), zur Berichteritattung.
Adreſſe, f. fr.(w.ä = l.ad u. dresser, it. drizzare,
dirizzare; l.gleidhjj.ad-directio,v. mlat.directiare,
v. directus, Bart. v. dirigere, richten (engl. ad-
dress); bed. 1) die Wohnungsangabe, Namenss
angabe; Wohnort, Aufenthalt; Wohnung, Name;
Aufichrift eines Briefes; Zahlungsort eines Wech—
jelg; feierlihes Schreiben eines Geringern an einen
Höhern, einer Korporation an die Staatsbehörde,
des Parlaments od. der Eonjtitutionellen Kammern
an den Regenten; eine Zufchrift, Vorstellung (Not-
Adreſſe), Bittichrift, Dankichrift, Glückwunſchſchrei—
ben; 2) das Geſchick oder die Gejchiclichkeit, Ges
wandtbeit; per od. r. par adresse, durch Nach—
weifung od. Beſorgung, durch Bermittelung, bei;
adresse an besoin, ſ. Bejoin; Mdreijfalender,
Adreßbuch, Wohnungs-Anzeiger; Adrer-Bu=
reau od Adreßk-ſtomptoir. un jest meiſt Kontor,
eine Nachweiſungsauſtalt fürStelleſuchende od. Per—
fonalfuchende; Sreliuugsnadweis; Adreßhaus,
Adular
Leihhaus; Adreßkarte, Geſchäftskarte, Namen-
karte; adreſſieren(fr. adresser), an jemand richten,
überſchreiben, mit Aufſchrift verſehen, —
hinweiſen, empfehlen; Adreffaͤnt, in. der Ausſteller
eines Schriftſtücks, der Briefſchreiber, Briefſteller;
ein Anweiſender od. Empfehlender; Adreijät, m.
(fr. mit l. Endung) derjenige, an welchen ein Brief
2. gerichtet (adreffiert) iit, der Empfänger, Ab—
zehmer; ein re ie oder Empfohlener;
Kfipr. die auf einem Wechfel genannte gr
an welche der Inhaber desselben fich werden fol,
wenn der Bezogene den Wechſel nit annimmt.
Adreßrecht, in manchen Berfaffungen das Recht
des Parlaments, der Regierung gegenüber eine
Anerkennung, Billigung oder Mißbilligung aus—
uſprechen (nicht in der Berfafjung des Deutſchen
Reiches, wo eine Adreſſe nur auf bejonderen Antrag,
der wie jeder andere Antrag zu behandeln tft, vom
Reichstag an den Kaiſer gerichtet werden kann);
Adreßdeputation, im deutichen Reichstage die
Abordnung, die eine Adreffe überreicht, danach
euch in andern Körperichaften; Adreßpartei,
potitifche ungariiche Partei des ungariſchen Reichs⸗
tages von 1861, die in einer Adreſſe an den König
die eine Wiederherjtellung der Verfaſſung von
1848 bezweckenden Wünfche des Volkes ausdrücken
und im Anſchluß daran verhandeln wollte.
adrett, j.adroit.
Marks od.Hadridn,l. (Hadriänus) männl. Name:
eig. Mann aus Hadria (im alten Unteritalien).
Adrianmennig, volkstüml. Umdeutſchung für:
Agrimonia, }. d.; Adrianopelrot, n. Türfiic-
tot, eine Krappfarbe.
a drittura, j. Dirigieren.
adrogieren, [. (ad- od. ar-rogäre, vgl. arrogieren-
Rſpr. an Kindes Statt annehmen, vgl.adop-
tieren; Adrogation, f. (I. adrogatio) die Au
nahme jemandes, der nicht mehr unter väterlicer.
Gewalt Steht, an Kindes Statt.
adroit, fr. (pr. adrod, l. gleichf. ad directus, vgl.
Adreite), auch adrett, geichict, gewandt, behend,
gelenfig; abgerichtet, Ychlau.
A droite, fr. (fpr. adrödtt) zur Nechten, rechts.
Adſ ... ſ. AN... od. U...
adseitum nomen, n. angenommener Name.
adifrihieren, I. (adscribere) zuſchreiben, zueignen;
adscriptus glöbae, m. ein Grumdhöriger, Leib—
eigner, Erbuntertäniger, der zu einem bejtimmten
Stüd Erde (gleba, d. i. Scholle) gehört und den Dit
feines Aufenthaltes nicht verlafien darf; Adſkrip⸗
tion, l.adseriptio, f. die Zuſchreibung; Adſtrip⸗
tor, Mitunterjchreiber; adffriptin, beigejchrieben,
überzählig. |
Adſtaͤut, m. I. (Adstans v. adstäre, zur Geites, beir
jtchen) ein Gehilfe, Beiltand, z. B. Hilfslehrer.
adftipulieren, l.(adstipulari) beiſtimmen, beipflich⸗
ten, beitreten; Adſtipulation,f. die Beiſtimmung;
Adſtipulãtor, m. ein Beiſtimmer.
aditringieren, I. (adstringöre) zuſammenziehen,
—— Adſtringens, n., pl. Adſtrinugentla. zu⸗
ammenziehende Arzueimittel; adſtriugent od.
adſtringierend, zuͤſammenziehend, ſchließend;
Adfſtriktion, f. die Bufompisunegunn:
Hauch, pl. Aduchen = Andaude, Abzudt,f.d.
Holfe, f. (ipan. adufe, m.,arab.ad-duff, die Trom-
mel) eine Schellentrommel, Handpaufe; bei den
Hebr. Toph, v. Luther durch Pauke überjegt.
Adulmãr, m. edler Feldſpat, auch Mondſtein (fälſch—
lich nach dem Bergrücken Adula am St. Gott-—
hard Benannt, wo er nicht vorkommt).
adulieren
adulieren, I. (aduläri) jchmeicheln, nach dem Munde
reden; Hdufation f. ({. adulatio) Schmeidelei;
Üdulätor od. fr. Hönfatenr (pr. ädiilatöhr), m.
ein Schmeichler; Adulatrice, f. jet. ädülatrihß)
Schmeichlerin; adulatöriſch (1. adulatorius, a,
um), ſchmeichleriſch, ſchmeicheind.
Adulter, m. I. ein Ehebrecher; Adultera,
Ehebrecherin; adulterieren (l. adulterare), ehe—
brechen; verfälichen; Adulteratidn, f. (1. adul-
teratio) die Berfälihung, Fälſchung bei. v. Mün—
‚zen; Ydulterätor, m. ein Fälſcher, Falſchmünzer,
Ripper; Mödnlterinm, n. der Ehebruch; adulte-
rium duplex, doppelter Ehebruch, a. simplex,
einfacher Ehebruch (je nachdem beide ſchuldige Per—
jonen verehelicht find, oder nur eine derjelben).
Adultus, m. l. Erwachiener, Mündiger; ſ. Ado—
leszent.
adumbriereun, I. (ad-umbräre; v.umbra, Schatten)
abjchatten, entwerfen, in Umriſſen darstellen; aud)
befchönigen; Mdumbration, f. die Abſchattung;
der Schatterriß, Abrik, Entwurf; adumbrätim,
I. im Umriß, ungefähr, ſtizzenhaft.
Adunation, f. nl. (unus) Vereinigung, Verfamm:-
lung.
adunzieren, l. hafenfürmig krümmen.
Adũrens, n., pl. Adurentia, I. (v. aduräre, an-
brennen) Heilk. brennende Aß- od. Beizmittel, z. 2:
jpaniiche Sliegen; aduft, entzündet, verjengt; ad—
uitibel, entzimdbar, verbrennlih; aduſtiv, ſen—
gend, brennend ;Ydnftion, f.(l.adustio) das Bren-
nen, Beizen; Anbrennen, Entzünden.
advantage, m. engl. (ſpr. ädwäntedſch), Vorteil,
Vorzug, Borfprung (im Spiel, Tennis).
aduchieren, I. (advehöre) herbeifihafien, zuführen:
Advektion, f. Zuführung; Advektor. m Zuführer.
adrenantod Al’avenant, fr. ipr.-ndng) nad) Ver—
hälinis, den Umſtänden gemäß; angenchm, hübſch
Adveént, m., I. adventus (v. advenire, ankommen)
die Ankunft Chriſti (im Fleiſche); im älteren Sprach-
gebraud): „Ehrilti Zukunft‘; die Adventszeit,
Borbereitungszeit auf die Geburt Chriſti, die leß-
ten vier Boden vor Weihnachten; Hönentsfonn-
fag, einer der vierSonntage vor Weihnachten; ad«
ventus spiritus sancti, Die Ausgießung des heis
tigen Geiſtes; adventiv, hinzugekommen, Neben-,
B. Adventivange od. Adventivknofpe, Fin-
elauge oder oſpe, Adpentipwurzeln, Neben—
wurzeln, Stecklingswurzeln; adventoriſch, die
Ankunft betreffend.
Adventitium, ml. das Hinzugekommene, Beiweſen.
Adverbium, n. [., verk. Adverb, pl. Adverbia od.
Adverbien, ein Umſtandswort; adverbiäl od.
adverbiẽliſch, als Adverb auch adverbialiter,
umſtandswörtlich, als Umſtandswort; das Ad—
verbiale, die Umſtandsbeſtimmung; Adverbiale
loch, Umſtandsb. des Ortes; A. tempöris, Um—
ſtandsb. der Zeit; A. modi, Umſtandsb. der Art
u. Reife; A. eausae, Umſtandsb. des Grundes.
adversus, a, um, I. (v. ad-vertöre, hinkehren od.
wenden) zu⸗ oder entgegengefehrt, entgegengefegt,
widrig; adversa fortuna, der Unfal, das Mip-
eihid; ex adverso, von der Gegenfeite; adverso
umine, mit widrigem Winde, 5. h. unter Wider-
mwärtigfeiten; Adverſarius, m. l., Adverſaire,
fr. (ſpr. adwerßahr) ein Widerſacher, Gegner; Ad—⸗
verſarien (1. adversaria), pl. Schriften od. Bücher,
die gleihlam vor den Augen aufgefchlagen liegen,
Merk- od. Sammelbücher zum vorläufigen Ein-
tragen defien, was nachher geordnet od. verarbeitet
werden fol; adrerſieren (1. adversäri), wider—
f. eine
aequus 15
entgegenſetzend; adverſative Konjunktionen,
entgegenſeßende Bindewörter, z. DB. aber, doch,
dennoch; — — Gegenſatz, beſchrän—
kender Satz; Adverſative, keine Entgegenſetzung;
Adverſität, f. 1. (adversitas) die Widerwärtigkeit,
das Mißgeſchick, der Unfall.
Advertance, f. (pr. —taͤngß) die Aufmerkſamkeit.
Advertiſed, engl. (fpr. äddverteif’d) Schaßfammer-
ſcheine in England, die zur Rückzahlung eingezogen
werden.
Advis, altfr. |. Avis.
ftreben, N jein; adverſatfiv, ni. Sprachl.
Hdvitslität, Advitalitium, nl. (v. l. vitälis, e,
das Leben betreffend od. erhaltend) der lebens-
längliche Gebraudy od. Genuß einer Sache.
Advogatebauu — Abakade od. Persöa gra-
tissıma.
Honufät, m. I. (advocätus, eig. der Herzugerufene,
zu Hilfe Gerufene, von advocäre, herbeirufen) ein
Nechtsbeiitand, Sachwalter, Verteidiger, —
cher (ſchweiz. Fürſprech), Rechtsanwalt, Anwalt;
im Mittelalter: Bogt, Schirmvogt: ad vocatus del,
Gottes-Anwalt, und a.diahöli, Teufele-Anmalt,
heißen bei Heiligſprechungen in der fathol. Kirche
die Anwälte der Barteien fir u. gegen die Kand—
nifation; a.ecclesiae, der Sachwalter einer Kirche
oder geijtlihen Stiftung, Kirhen-Schugherr oder
-Schirmvogt; a. Asci — Fisfal, 1. d.; Advoka—
ter od. —tie, f. nl. Schutzvogtei, Schutzgerechtig⸗
feit; Advokatizier, ehemalige Ripr.: pfleghafte
Leute, d. i. die unter der Schirmherrſchaft des Lan—
desherrn ſtanden; advokatöriſch. einem Anwalt
entſprechend, verteidigend; Udvokatũr, f. die Kechts⸗
anwaltſchaft; adpozieren, Rechtshändel führen,
andere vor Gericht vertreten, zu Recht dienen; Ad—
vokatenbaum, volksetym Biſldungaus Abakäde,
ſ. d. = Pers6a gratissima.
aduolvieren (I. advolvere), heranmälzen.
Ady, m. malaberiiher Fuß = 0,88 m.
Hoynamie f. gr. (adynamia, vom vernein. a- u.
dynamis, f.v.) ie Kraftloſigkeit z. B. infolge Blut-
verluftes od. Fiebers, Schwäche; adynämiſch.
kraftlos, unvermögend.
Adyton, n.gr., od. l. Adhtum (d. i. eig. unzugäng⸗
lich, nicht zu betreten), in d. griech. Kirche: das mit
Vorhängen verdedte Allerheiligite, Innerſte im
Tempel, das nur der Prieſter betreten darf; ein
Geheimplatz.
Adzitatien, f. ni. (von ad u. citare, ſ. zitieren) die
Hinzuladung zu einem Rechtsſtreit; adeitätus
od. Adzitãt, m. der Hinzugeladene; adzitieren,
binzuladen.
aëd, gr. (aẽdẽs), efelhaft, widerwärtig.
Aedituns, Aegide ꝛc., |. Ad. Ag. ꝛc.
Aëdon, f. ar. die —— eigentl. in d. griech.
Mythol. die Gemahlin des Polytechnos, die aus
Unvorſichtigkeit ihren Sohn Itylos tötete und in
eine Nachtigall verwandelt wurde.
Aeipathle, kgr.(aeipätheia, v.aei, immer, u. pathos,
ſ. d. beſtändiges Leiden, anhaltendes Kränkeln.
Aequator, m. lat., ſ. unter Aquation.
aequus, a, um, [. eben, gerade, gleich; billig;
aequa lance, wit gleicher Wage, unparteiiſch;
aequo animo, gleichmütig, mit Seelenruhe; ae=-
qnum et bonum, recht und billig; ex aequ» et
kono od. pro aequo et bono, nadı Billiakeit, der
ne gemäß; Aequinoktium, |. m. u. unter
qu.; aequivöca, pl.!.mehrdeutige Wörter, Zwei⸗
deutigfeiten, vgl. equivoque; generatio aequl-
vooR, f. Urzeugung (Zeugung ohne Samen oder
16 Hera
Fruchtkeim, eine Annahme, die jet als irrig aufs
gegeben iſt). €
Hera, Aerarinm, |. Ar,
aör, m. [. u. gr. die Luft; Akrät, n. ni. das tohlens |
faure Wafjer; Aëration, f. die a.
aeriförm, nl. luftartig, luftförmig; aëriſch, luf- |
tig; aeriiieren, in Luft verwandeln; Aerobät, |
m. gr. ein Luftwandler, Luftſpringer, Seittänger;
Srübler und Schwindler (nach des Ariſtophanes
Bezeichnung der Sophiſten); Akroboͤmbe, f. ein |
Bombentuftball, ein Quftball mit daran befeitigter |
Bombe; Mervduftor, m. Quftzuführer (ein bei
der Beburtshilfe verwendetes St
Dynamik, £. die Lehre von den Kräften der Luft;
Aerograshie, f. die Luftbeſchreibung; Akrokli⸗
nujföp, m. eine Borrichtung für Sturmjignate,
die zugleich die Beichaffenheit der Atmofphäre ans |
turmzeichen; Merofeptuns |
Auftverdiinner, die |
gibt, Sturmivarner,
ter u. Aerotanyiter, m. der
Luftpumpe; Aẽërolithen, pl. Zuftiteine, aus der
Luft berabgefallene Steine, f.v.w.Meteor-Stei-
ne; Aërologĩe, f. die Quftlehre, die Wifienichaft |
von den Eigenschaften der Luft (ihrer Miſchung,
Bewegung und ihrem Gleichgewicht); Akroman-
tie, f. die Quftdeutung, verädhtl. Luftwahrſagerei;
Aeromehpanit, = Bneumatit; Meramel, n.
=Manna; Heromedter, n. der Luftdichtigkeits—
mefjer; Akrometrie, f. die Luftmeßkunſt, Luft⸗
meſſung; Yeronant, m. (pl. —en) ein Zuftichiffer; |
Lufiſchiffkunft, Luftſchiffahrts—
Heronantit, f. die
lehre; AYeronhoßie, f. Luftſcheu, Schen vor der
freien, zumal falten Luft; Akrophön, m. ein von |
Edifon erfundenes Inſtrument, daS dem Tone |
der menichtichen Sıimme die Fähigkeit qeben |
fol, 6 bis 9 Kilometer weit zu jihallen; Yern- |
orgel; Aërophör, m. Atemftarker, Quftbrunger, |
eine Vorrichtüung, die e8 ermöglicht, auch in
ſolcher Luft zn atmen, die fonft Vergiftung |
oder Eritikung herbe führt, oder unter Waffer |
auch eine Bentilationsvorridtung, |
die mit Zeritäubung von Wafl-r verbinden it; |
aerophoͤriſch, luftenthaltend; Mirsphhten, pl. |
im der Xujt verbreitete Tieine Pflanzenkörper,
Heronfan, Ziuazeua; |
au armen;
von Paſteur entdedt;
Flieger, Drachenflieger, Gleitflieger, entweder
Eindrder oder Zweideder; auch: Fallſchirm;
Aeröjis, f. Luftentwickelung
Windgeſchwulſt; Aëroſit, n. Silbererz, aus
Siebenbürgen; Acroſtopie, f. Luftprüfung;
Acroſtaͤt, m. od. akroſtatiſche Maſchine, Luft- |
ballon, Luftichiff (vgl. Montgolfiere u. Char- |
liere); aëroſtatiſche Verſuche, Verſuche in der
Luftſchwebetunſt; akroſtatiſche Lampen, Lam |
pen, bei denen der Leuchtſtoff durch Luftdruck, wel⸗
cher vermittelſt einer Vorrichtung geregelt werden
kann, zum Brenner getrieben wird; aëroſtatiſche
| affamieren, fr. aushungern; affamiert, fr. (affame)
Briffe, ein Apparat, vermitteljt dejjen durch Luft—
verdiinnung Stoffe extrahiert werden, Quftprejie;
Kerojtation, f. das Schweben in der Luft, Luft-⸗
teile; Mersftationift, m. Luftſchiffer; Akroſtier,
m. fr. (jpr. --itjeh) Luftſchiffer, eine 1794 in Frank⸗
reich gebildete militärische Auftichifferabteilung,
Bediener eine Luftichiffes, um die Stellung der
Zeinde zu erfunden; Aërotherapie, f. ein Deil-
verfahren, bei dem bejtimmte Luft eingeatmet
werden muß; Atmungskur; Aërotönon, n. gr. ein
Windbogen, Windgeſchoß, deſſen Pfeile durch die
Gewalt der Luft abgeſchoſſen werden.
aere, ſ. unter ae8, N
aerugo, f. I. Kupferroft, Grünfpan; aerugo no-
trument); Meros |
im förper, |
Affelt
bilis, der edle Roft (Batina), welchen die Bronze
durch Oxydierung der Oberfläche erſt nach längerer
| Re annimmt: aruginieren, nl. Grünſpan an—
e
Ben; Kupfer oder Bronze mit ſcheinbar alter
Grünfpanlage (Patina) überziehen.
aes, ©. aeris, n. I. Erz, Geld; antike, aus Kupfer
und Binn hergeftellte Bronze; aes alienum (fremt-
des Geld), Schulden; aere perennius, l. dauertt-
der al3 Erz (Hor.. od. Ill 30).
aeschlus, f. I. die Roßfaftanie; Aſtulin, n. ein in
der Rinde der Roßkaſtanie aufgefundener eigen»
tümlicher Stoff, Schillferitoff.
aestuarium,.n. L. 1. jeichter Meerbufen, meerbufen-
artige ee großer Ströme (Gegenſatz zu
Delta); 2. Heilf. ein Schwißfajten.
aetas, f. I. das Alter, Menjchenalter; aetas logi-
tima, das gejegliche Alter für einen beſtimmken
wed; a. puhertatis, das Alter der Mannbar-
eit, die Miindigfeit; a. pupilläiris. das Mündel—
alter, die Dlinderjährigkeit; a. virTlixs, das mänıt-
liche Alter; auf Grabinſchriften: aetatis suae, (it
dem u. dem Sahre) feines Alters.
aetérnus, a, um, [. ewig; ab aeterno, von Ewig—
feit ber; in aeternum, auf ewig, in Eiig’eit;
äternieren (aeternäre), veremwigen; Atermität,
f. (aeternitas) Ewigfeit; Üternat, n. ewige Dauer;
eiferner Heeresbeitand.
aether, ſ. Ather.
aethiops, ſ. At h—.
Aethüsa, f. gr. (v. aithõö, brennen, eig. die Glän—
zende) ein giftiges Pflanzengeſchlecht, Gleiße, 3. B.
die Hunds-Peterſilie. |
Aitites od. Metit, m. gr. (v. aötös, m. Adler) der
Adleritein, die Eifenniere; Meta, n. gr. (adtoma)}
Bauf, der Giebel.
affäbel, I. (affabilis, v. affäri, anveden) umgänglich,
freundlich, leutſelig; affähile, it. Tonf. freundlich,
angenehm; Affabilität, f. l. (affabilitas) die Um-
gänglichkeit, Zeutjeligfeit, Herablaſſung.
Affasılatian, f. nt. (vgl. Fabel) die
Nutzanwendung einer Tadel.
affadieren, fr. (affadir, vgl. Fade) abgeſchmackt od.
albern machen, anwidern. 78 $
affniblieren (ipr. ai wie ä), fr. (affaiblir, v. faible,
ſchwach) ſchwächen, entkräften; affaibliert, ge
ſchwächt; Affaibliſſement, n. (pr. —mäng) die
Schwächung, Abnahme an Kräften.
Affaire, f. fr. (pr. ai wie ä; entit. aus à faire, zu
tun) die Angelegenheit, das Geſchäft, der Handel,
die Streitſache; die Begebenheit, der Vorfall; das
Treffen, Gefecht; affaire d’am»ur (pr. damühr),
ein Liebeshandel, eine Liebesgeſchichte, Liebelei;
a. de coeur (fpr. d'köhr), eine Herzensangelegen-
eit; a. d’ho"nenr (fpr. donnöhr), Ehrenjade,
— affairiert(fr.afaire)fetn, bejchäftigt
jein, den Geichäftigen jpielen.
oral oder
ausgehungert, heißhungrig.
Affanaͤto, it. (Tonk.) wehmütig.
Affanien, pl. I. (affaniae) Poſſen, unnütze Dinge,
— Geſchwätz. | u
affatomieren od. affatimieren, ml. (affatimire,
wahrſch. deutſchen Urſprungs) mittel® Hand»
anlegens in Beſitz nehmen, ehem. Ripr. eine
iyinbofifche Umarmung bei der Eigentumsüber—
tragung oder Erbeinfegung; Affatomie, f. dieſe
Erwerbgart od. «Form. — F
Aifekt, m. l. (affectus von afficere, ſ. affizieren)
eine Gemütsbemwegung, Aufregung od. Erregtheit;
Aufmwallung; Seidenfdaft; mit Affekt, ſowohl mit
affeltieren
Wärme, Feuer, ald mit Rührung, Innigkeit; afs
fektuös (jpätlat. affectuosus, fr. affectueux), voll
Neigung, liebevoll; Affektuoſität, f. nl. liebevolle
Neigung, Leidenſchaftlichteit; Affektion, f. (1. af-
fectio) od. Aifizierung, überh. Erregung u. Ver—
änderung des Körper- od. Beijteszujtandes; Heilf.
jeder Eindrud auf den Körper, bet eine franfhafte
Reizung; gew. Gemütsſtimmung, insbeſ. Neigung,
Anhänglichkeit, Gewogenheit, Gunjt, Wohlwollen;
etwas ın Affektion nehmen, e8 lieb aewinnen,
an ihm hängen; Affektions⸗ reis od.⸗Wert, m.
(l. pretium affectionis) der Preis od. Wert, den
man aus befonderer Borliebe einer Sache beilegt;
Riebhaberwert; affeftioniert, nl. (fr. affectionne)
wohlmollend, wohlgeneigt, gewogen, zugetan;
affeftivn, das Gemüt betreffend.
affektieren, I. (affectäre, wonach trachten, haſchen,
r. affecter) etwas erkünſteln, vorgeben, zur Schau
tragen; ſich zieren, jtellen; affektiert, geziert, ge—
ihraubt, zum. zimperlid; A ffektation, f. od. ein
affektiertes Weſen, ein erzwungenes, gefuchtes,
erkünſteltes, Be Betragen, die Biererei.
affektuös 2c., j. Affekt. !
ettu6so od. con affetto, it. (vgl. affektuös) Tonk.
rührend, herzbewegend, leidenschaftlid, mit Wärme,
affettuosissimo ı. affettuosissamente, jehr ge-
fühlvoll.
Afféterie, f. fr. (ſpr. —t'rih) Ziererei.
affibulieren, nl. (affibulãre, v. I. fibüla, Schnalle)
anheften, anſchnallen; Affibulation, f. das An—
ſchnallen.
affichieren (pr. —ſchieren) fr.afficher, vgl. fichieren)
anheften, ankleben, aushängen od. anſchlagen (eine
Bekanntmachung); uneig. etwas zur Schau ſtellen,
damit prahlen; Stiche, £. (ſpr.affiſch') ein Unfchlag,
Anſchlagzettel, Plakat; eine Kundmachung; Af—
ficheur, m. (ſpr. —ſchöhr) ein Der
Affidät, m. mi. (affıdätus, v. afidäre, verfichern,
fich zu etwas verpflichten, v. l. fides, Treue) ein Be-
‚ lehnter, Lehnsmann; Affidation, f. gegenjeitige
Berpflihtung, Vertrag; Affidavit, n. ml., aud)
eng . (pr. äffivehmit; dh. Perfektum v. mittellat.
affidare) eine eidliche Ausſage od. Verſicherung,
beſ. über eine Schiffsladung; Beſcheinigung an
Eides Statt.
affigieren, I. (affigere) anheften, anſchlagen, aus—
hängen; affigendum, anzuſchlagen; af zum, n.,
pl. Affen, etwas Angeheftetes, eine Anfügung,
ein Anhängjel; Spradl. ein Buchftaben- od. Sil-
benanhang, eine Wortverlängerung; auch = Af-
jiche, Anhefteblatt; Ripr. etwas Angebautes, Niet-
u. Nagelfeites; affixio et refixio, f. die Anhef⸗
tung und Abnahme.
aifiliieren, mi. affiliäre, von filius, Sohn) an
indes Statt annehmen, al3 Mitglied eines Ordens
(Klofters)anfehen u. feiner Rechte teilhaftigmachen,
aufnehmen; affiltierte Loge (bei Freimaurern),
eine Zoge, die ſich einer größeren anſchließt; affi=
kiierte Geſellſchaften, verſchwiſterte Vereine,
welche unter gemeinjchaftl. Zeitung ſtehen; Affili—
ation, f. die Annahme an Kindes Statt; Aufnahme
ineinenOrden; Aifiliations=-Briefod. Urkunde,
Urkunde über die Annahme an Kindes Statt.
affingieren, I. (affingere; vgl. fingieren) andichten,
fälſchlich zufchreiben od. beilegen.
affinieren, fr. (affiner, v. fin, fein) verfeinern, rei-
nigen, läutern, beſ. das Silber; vorſchleudern (inder
Buderjiederei), drahtziehen; Affinage, f. r. n. (jpr.
— naͤhſchꝰ) Reinigung od. Läuterung, bef. der edle⸗
zen Erze, des Zuders 2c.; Affinerie, f. dasſ. ſJ. auch
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Au.
à fonds perdu 17
Raffinerie, der Läuterungsort, Treibherd; Roll—
draht, beſ. Eiſendraht in Rollen; Affinieranſtalt,
f. Scheideanſtalt; Affinier-Waſſer, Ätzwaſſer.
affinis, m. I. Schwager, Verwandter durch Heirat;
affiniert, Seeliger, durch Schwägerjchaft ver»
wandt; Affinität, f. (I. affinitas) die Verſchwäge—
rung od. Schwägerfchaft, zufällige Berwandtichaft
(entg. Kognation); Wahlverwandtichaft, Ahnlich—
feit; Scheidef. die ee nr che=
mifche Anziehung, Wahlverwandtichaft; Parallel»
Richtung.
Affiquet, n. fr. (fpr. —feh) Stricknadelbehälter,
Strickhöschen.
affirmieren, l. (afürmäre; vgl. N bejahen, be»
fräftigen, behaupten; affirmändo, zugebend, zuge—
geben; Affirmation, f. (affırmatio) dieBejahung,
ehauptung; affirmatin, ni. bejahend, beziehungs-
weile; Affirmative, f. die bejahende Meinung.
affixio, Affixum, |. affigieren.
affizieren, I. (afticere) Eindruck machen, treffen, er-
regen, bewegen; angreifen, ergreifen, rühren, be-
trüben; affiziert, angegriffen, gereizt, erregt, be-
teoffen; affizierbar, 1.-dtjh. reizbar, empfindlich;
Aifizterung, j. Affektion. ö
aifligieren, I. (afiligere) niederjchlagen, betrüben,
befiimmern, kränken; Affliktion, f. die Betrübnis,
Niedergeſchlagenheit, Trübjal, Not; der Gram,
Kummer, das Herzeleid; afiligeant, fr. (pr. affli—
iehdng) betrübend; afflitto, it. betrübt, kummer—
voll; con affliziöne, it. Tonk. mit Wehmut.
affluieren, I. (afflusre) zufliegen, zujtrömen; Af—
fluent, m. Zufluß, Nebenfluß, Zubringer; Affluenz,
f. (I. affuentia) der Zufluß, berttuß; Affluͤr,
m. u. Affluxion. f. das Zuſtrömen, Anſtrömen.
Affodil, ſ. Aſphodelos.
Afformation f. nl. (v. 1. ad u. formare, bilden)
Andildung, in der hebr. Spradhl. die Bildung der
Berfonenformen de3 Zeitworts duch Anhängung
der abgefürzten Fürwörter: Afformatibe.
Afirdtement, n. (jpr. —mäng) fr. (v. fret = Fracht)
die Schiffsfracht, Schiffsmiete, das Mietgeld; Affre—
ter, m. fr. (fpr. —töhr) Schiffsbefrachter.
affretländo, affretöse, it. (v. fretta, Eile (Tonf.
eilend vorzutragen, bejchlennigt.
affreux, fr. (pr. affröh) od. affrös (vom altfr. afre,
neufr. affre, Schreden, n. dies vielleicht vom alt=
hochd. eivar, eibar, ſcharf, herbe) abjcheulich, häß—
lich, ſchrecklich.
affriandieren (pr. affriangd—), fr. affriander, von
friand) näfchig maden, verwöhnen.
affriolieven, fr. (affrioler) Herbeiziehen, anloden,
füdern, reizen.
Affront, m. fr. (fpr. affröng; von front, Stirn) der
Trotz; Schimpf, Verhöhnung, Beleidigung; Af—
Irensente. f. die Unverjchämtheit; freche Be—
himpfung; affroentieren (fr. affronter), jemand
die Stirne bieten, trogen, ihn befchimpfen.
affrös, ſ. affreur.
affünde! 1. (von affundere, hinzugießen) auf Ro-
zepten: gieß darauf! Affuſion, £. nl. der Aufguß,
Zuguß.
Affüt, m. (ſpr. affiih) fr. (affüt, dv. l. fustis, Knüttel,
tod) der Schaft eines Schießgewehrs; das Geſtell
einer Kanone — Lafette; affütieren (fr. affüter)
auf die Lafette jegen, zum Schuß richten (ein Ge—
ſchütz) aufprogen; affütiert jein, in Bereitichaft
od. verjehen fein, bei der Hand haben; Affütage,
f. r. n. (fpr. —taͤhſch) Krgſpr. Stellbehör des Ger
Ihüßes, die Aufproßung.
à fonds perdn, j. Fond.
18 a forfait
à forfait, j. forfait.
Afpi, f.(ein fogenanntes Buchſtabenwort, vgl. Agfa),
d. 1. Metiengejellichaft für Hhotographifche Indu—
jtrie (Dresden).
Africus (ventus), m. I. der Südweſtwind.
after-dinner, engl. (fpr. aftör-dinnör) nad) Tiſch,
die Erholungszeit unmittelbar nad) der Haupt»
mablzeit.
Aga vd. Agha, m. türk. (aghä, eig. Haupt, Ober-
ſter) bei den Türken ein Herr, Auffeher, Befehls—
haber; 3. B. Janitſcharen-Aga, ein Janit-
Icharen-Hauptmann od. Führer; Siglar aa,
ein Mädchen-Auffeher; Aga-Babi-Sendet
(d. i. des Tors der Glückſeligkeit), Oberaufjeher
der Odalisfen.
agacieren (pr. agallieren), fr. (agacer, v. althochd.
hazjan, hegen) buhlerijch anlocken, reizen, heraus—
fordern; agagant, fr. (jpr. agaßang) herausfor-
dernd, lockend; Agacerie, f. Öpe —jferth) buhle-
„tiche Lockungen, verlichte Neckerei, Anreiz.
Agagropilä, pl. ar.=l. (vom gr. aigagros, Gemſe,
und I. pila, Ball) Gemfenfugeln, Steinkugeln in
Gemſen- u. Ziegenmagen = Bezoar.
Agalaktie od. Agalazie, f. gr. (vom vernein. a- u.
gala, Milch) Heilf. die Milchlofigkeit, dev Milch-
_ mangel in Mutterbrijten.
Agalik, n. türk. AuffichtSbezirk, innerhalb deifen
ein Aga fein Amt ausübt.
Agallochum, n., auch Agallocheholz genannt, eine
Art des Adlerholzes, wegen feines angenehmen
Geruches im Morgenlande ein bedeutender Luxus—
artikel, bei uns zu Fächern u. ähnl. verarbeitet.
Agalına, n. gr. Bild, Schmud, befonders im Tem-
pel; Agalmatolith, m. gr. derBildftein, chineſiſche
Speditein = PBagodit.
Agameémnon, gr. männl. Name: der fehr Beharr-
liche, Standhafte, Name des Königs von Myfene,
der die Griechen vor Troja führte.
Agami, |. Trompete,
Agamie, f. gr. (v. vernein. a- u. gamein, heiraten)
Shelofigfeit; Bot. — Kryptogamie; agamifch,
ehelos; auch = Fryptogamijd; Agamiſt, m.
ein Ehelojer, Hageſtolz.
Aganippe, f. gr. eine Quelle auf dem Mufenberge
Delifon, die durch den Hufichlag des Pegaſus ent-
Itand; Aganippiden, pl. Beiname der Mufen.
Agapaͤnthus, n. ge. m. gr. (von agäpe, Liebe, u.
anthos, n. Blume) die Schmudlilie, eine Pflanzen-
gattung; insbeſ. eine Art derjelben mit ſchönen
großen Blütendolden (agapanthus umbellätus).
Agaͤpen, pl. gr. (agäpai v. agäpe, f. Liebe, Liebes-
bezeigung) Liebesimahle od. religiöfe Mahlzeiten in
der erjten hriftl. Kirche zur Bezeigung der alfge-
meinen Bruderliebe, Agapdtus, m. u. gapete, f.
gr. Namen: der, die Geliebte; Agapeten, pl. aud)
eine Sekte frommer Jungfrauen im 4. $ahrhundert.
Agar-Agar, n. aud) Zeylon- od. Jaffnamoos ge-
nannt, eine Algenart, die zu ung aus Oſtindien in
getrocknetem Zuftande gebracht u. al3 Nahrungs-
mittel uſw. verwendet wird.
Agaricus, m. ıl. (v. gr. agarikön) der Blätterpilz,
eine Gattung Schwämme, wozu eßbare u. giftige
Pilze gehören, 3.8. der eßbare Staiferling, Barafol-
Ihwamm, Champignon und der giftige Fliegen—
ſchwamm (ag. muscarfus); Agaricia, f. Blätter-
foralle,
Agaſch,. |. Agatſch.
Agaſtraires, pl. gr.-fr. (ſpr. —ſtrährs) Infuſions—
tierchen.
Agaͤthe, gr. (von agathös, gut) weibl. Name, bed.
agglomerieren
die Gute, Gütige; Agathon, gr. männl. Name: der
Gute; Agathodämen, m. der gute Geiſt (Genius),
dem die Griechen bei der Mahlzeit eine Weinſpende
darbrachten; Agaͤthökles, m. Name: der in gu—
tem Rufe Stehende; Agathologie, f. ein Teil der
Ethik, der von den Gütern handelt, Lehre vom
böchiten Gute,
Agathoͤſsma, f. Duftraute, eine zu den Rutazeen,
d. i. Rautengewächſen, gehörige en
pflanze, die im Kalthaufe gezogen wird.
Agati-Baſchi, m. per. der Oberhofmeifter.
ae od. Agaſch, n. türk. eine türkische Meile;
vgl. Berri. |
à gauche, linf3, f. gauche. |
Agävus, m. gr. (v. agauös, edel, ruhmvoll) männl.
Name: der Edle, Berühmte; Agäve, f. weibl.
Name: die Edle, Berühmte; auch die Pracht-Aloe,
eine der Aloe ähnl. Pflanze in Amerika; Agabe—
fofer, der Kuba- od. Aloehanf, der von der Yanf-
aloe (Fourcroya od. Agave cubensis) in Kuba,
Brafilien, Mexiko gewonnen ivird.
Apamwät,n. türk. Würde, eines Aga — Agalik, f.d.
age, fr. (ſpr. äſch, gem. ajche), eine franz. Endung,
die in der Bolfsfprache häufig auch deutichen Wör-
tern angehängt wird, 3.8. Stellage (Geftel), Leckage
(Led an einem Schiffe), Tafelage (Tauwerk an
Schiffen), Kleidage (Kleidung) ufw. Ä
Agénde, £. (v. l. pl. agenda, eig. die vorzunehmen-
den Handlungen, von agere, handeln) das Altar-
oder Kirhen-Dandbuch, die er: : das
Formelbuch in der proteftant. Kirche; Kfipr. =
Agenda, Merkbuch, Taſchenbuch; Preisliſte;
Agens od. asens, n. I. die wirkende Kraft oder
Urſache; Treibmittel; Mgentien, pl. (L. agentia)
wirkende Mittel, bef. in der Scheide; Agent, m.
nl. ein Gejchäftsführer, Gejchäftsträger; Bermitt-
ler; Vertreter; Makler; agent de chanze, fr.
(pr. aſching d'ſchangſch') ein Wechjelmäfler; arent
provocateur, m. fr. (jpr. aſchaͤng prowokatöhr),
bezahfter Unruheftifter, Wühler, Aufwiegler, Lock—
jpitel; Agentũr, f. od. Agentichaft, das Ant,
Geſchäft, auch die Geſchäftswöhnung eines Agenten;
Agenturen-Konto (vgl. Konto), Buch vd. Be-
trag für Beftreitung der Agenturen.
Ageneſĩe, f. gr. (vom vernein. a- u. genesis, Zeu—
ung) weiblide Unfruchtbarkeit; unvollitändige
mbryonalbildungen von förperlichen Organen.
Agenouilloir, m. N (ſpr. Aſchenujocihr) Kniepolſter.
Agent, ſ. unter Agende.
ager, m. l. Acker, Feld; a. decimänus od. decu-
manus, Behntader; a. parochiälis, Pfarrader.
Ageratum, n. l. Zeberbalfam, eine Sierpflanze des
Feldes und des Kalthaufes.
Ageraſie, f. gr. (v. dem vernein. a- u. gerän, altern)
das Nichtaltern, die Altersfriſche.
Agfa, f. (ein jogenanntes Buchitabenwort, wie man
diefe Wörter nad) Dungerd Vorgang nennen fann;
ſolche Wörter find aus den Anfangsbuchjtaben der
Zitel- oder Firmenwörter zufammengezogen), d. i.
Aktien-Geſellſchaft fiir Anilinfarben (Berlin).
aggerieven, I. (aggeräre, dv. agger, Haufen, Damm
2c.) an= od. aufhäufen; Aggeration, f. die Anhäu-
fung, das Angehäufte; aggerätim, haufenweife.
Anneition, f. I. (aggestio, v. aggerere) herbeitra-
gen), die Anhäufung. k
aggiustatamönte, it. (pr. adſchuſt ¶) Tonf. pünkt⸗
lich, jehr genau, ordentlich.
agalomerieren, I. (agglomeräre; vgl. Glomus)
ballen, zufammenballen; auch — Agglo⸗
meration, f. nl. die Aufwickelung, das Zuſam—
agglutinieren
wmenballen; äußerliche Anhäufung; Agglomerät,
n. das Zujammengeballte.
agalutinieren, l. (agglutinäre; vgl. Gluten) an—
leimen, äußerlich verbinden; Agglutinantia, pl.
anleimende, Schnell verbindende Heilmittel, Klebe—
mittel; Agalutinatien, f. nl. die Verklebung
derWundlefzen durch Blut und &ymphe; Anfügung
von außen her; Zufammenballung, auch: Fällung;
Sprach. loſe Anfügung der Bildungselemente an
Die Wurzel des Wortes (entg. Flexion); daher
agglutinierende Sprachen, ſolche, in denen die
Bildung durch Aggl. vor ſich geht, 3. B. die kau—
kaſiſchen. |
aggrandieren od. anrandieren(ipr.agrangdieren),
fr. (agrandir, von grand, gro) vergrößern, erwei—
tern; fic) bereichern; Aggranudiſſement, n. (pr.
Agrangdiſſ'mäng) die Vergrößerung.
angratiieren, ml. (aggratiäre, vd. gratia) begna-
digen; das jus aggratiändi, das Begnadigungs-
recht; Aggratiation, f. die Begnadigung; aggra-
tiatio publica, Begnadigung von feiten des Herr—
ſchers bei erfreulichen Yandesbegebenpeiten.
apgradieren, |. (aggraväre; vgl. gravieren) be-
ſchweren, verjchlimmern, vergrößern; Aggrava—
tion, f. die Erſchwerung od. Erhöhung, Steigerung
(der Schuld wie der Strafe).
aggredieren, l. (aggr&di) angreifen, anfallen; Ag—
greſſion, f. (1. aggressio) der Angriff; aggreſſib,
nl. angriffsweije, feindjelig; Aggréſſor, m. I. der
Angreifer od. angreifende Zeil.
aggregieren, |. (aggregäre, v. grex, Herde, Schar)
in einen Verein aufnehmen, zugejellen; verjam-
meln, zu einer Mafje vereinigen; aggregiert, zu >
gejellt, beigegeben, zugemwiefen; bisw. auch über—
ählig; aggregierte Offiziere, nicht etatsmäßige
., die auf Anwartſchaft den wirklichen Offizieren
beigefellt find, ohne noch dem Regimente einver-
leibt zu fein; Aggregãt, n. nl. die Anhäufung,
Erideinung; Recent. die Summe; Bgk. Bereini-
gung verjchiedener Mineralien zu einem Ganzen;
Aggregatform, Aggregatzustand, Erſcheinungs—
uſtand, Naturl. die Art der Verbindung u. Ver—
— der Teile, nach welcher die Körper in
ſtarr(feſt) flüſſig u. luftförmig unterſchieden
werden; Aggregation, f. die Anhäufung.
aggreieren, It: (agréer) zulaſſen, bejtätigen—=agre-
ren .d.
Aggreſſion, Aggreſſor, |. aggredieren.
aggruppieren, it. ſammeln, anhäufen.
Agha, |. Aga.,
Aghirlit, n. türf. (v. aghir, ſchwer, Eoftbar) Hof-
gejichenfe, die ein Paſcha macht, wenn er eine tür-
fiihe Prinzeſſin heiratet.
agiatamento, it.({pr. adjegat—) gemächlich, bequem.
"igibe, f. gr. (aigis) der Schild des Jupiter u. der
„Minerva; Schuß, Schirm.
Agidius, männl. Name: der Schübende.
agil, I. (agtlis, e, von agere, bewegen 2c.) beiveg-
lich, behend, flinf, getwandt, gelenkig; Agilität, f.
(agilitas) Gewandtheit, Behendigfeit, Gelenkigkeit;
con agilitä, it. (jpr. adſchilitaͤſ Tonf. mit Leich—
„tigfeit, Hurtig.
Agilops, m. gr. (aigilops, d. i. eig. Ziegenauge)
Bit ein Augenwinkelgeſchwür; Bot. Wald oder
Bindhafer, eine Grasart.
Ügineten, pl. Kunſtſpr. altgriechiſche Marmorbil—
der (aus der Zeit der Perſerkriege), von der Inſel
Ägina ſtammend, jetzt in Münden (Glyptothek)
Giebeljfulpturen des Athene (Aphaia-) iempels;
äginetiſche Kunſt, die Kunſt diefer Zeit.
agnoſzieren 19
Agio, n. it. (ſpr. gi wie dſch, im Ital. gew. aggio,
entw. von aggiungere, hinzufügen, fr. ajouter,
daher ehem. auch agiot gejchr., alto Zulage; oder
aus agio, fr. aise, Bequemlichkeit, Annehmlichkeit,
in abgeleiteter Bedeutung: Vorteil) das Aufgeld,
der Aufichlag, der Mehrbetrag des Kursmwertes
über den Nominalwert einer Münzſorte, eines
Wechſels oder Wertpapieres; sopra agio, über—
gewöhnliches Aufgeld; Disagio, Abichlag; Agio—
Konto, n. Rechnung über Gewinn od. Verluſt aus
dem Umſatz von Wechjeln und Münzforten; agio—
tieren (pr. aſchiot—, fr. agioter), Agiotage trei-
ben; Agiotage, f. r. n. (jpr. tahi’) das Börſen—
jpiel mit Aufgeld, überh. der auf Steigen u. Fallen
der Wertpapiere, Aktien 2c. berechneteDandel (engl.
stock-jobbery); Agioteur, m.(fpr.—töhr) der ge-
werbsmäßige Börjenjpieler (engl. stock-jobber).
Aniojfop, n. qr. (von skopein, ſpähen, ſchauen)
älterer Apparat zur Erzeugung von Nebelbildern
„jeher wirfungsvoller Urt.
Agir od. Ager, m. altnordd. Tabell. der Gott des
Meeres.
agieren, I. (agere) Handeln, wirken, ſich gebärden;
jpielen, darjtellen als Schaufpieler; gegen jemand
agieren, auch: ihn gerichtlich) belangen, vgl.
Attion.
agitieren, l. (agitäre) tätig betreiben, fördern; auf-
regen, bei. in politiſchem Sinne: aufwiegeln, wüh—
fen, hegen; agitiert, bewegt; agitäbel, beweg—
lich; fraglid; Agitäkel, n. nl. (agitaculum) ein
Stäbchen oder eine Keule zum Umrühren bei che-
mijchen oder Arzenei-Bereitungen; Agitation, f.
(l.agitatio) fubj. die Bewegung, Wallung; Unruhe;
obj. die Aufreizung, Anftachelung, Wühlerei; das
Schüren, Heben; Agitätor, m. der Betreiber,
Börderer, Borfämpfer einer Sache; auch der Auf-
wiegler, Anjtacheler, Heer, Wühler; agitatarifch,
aufreizend; agitäta res, £. I. eine oft bejprochene
od. behandelte Sache; abgetane Sache; agitato, it.
(jpr. adjehitdto) od. com agitazione (jpr. adſchit —)
Tonk. unruhig, bewegt.
Agläja, f. gr. Fabell. (eig. Glanz, Schmud) eine der
Grazien; Sternf. ein Ajteroid, 1857 von Luther
entdedt.
Agloſſie u. Agloſſoſtomie, f. Mangel der Zunge,
Zungenloſigkeit.
Aglution, Aglutition, f. grel. Unvermögen zu
ſchlucken.
agmen,.n. |. Heerzug.
Agnät, m. !. (agnätus) ein Verwandter männlicher:
jeit3, Schtwertmagen im ſächſ. Recht (vgl. Kognat);
Annation, f. (l. agnatio) ſolche Berwandtfchaft;
agnätiſch, von männlicher Seite verwandt.
Agnelins, pl. fr. (pr. anjeläng; vom I. agnus,
Lamm, Yämmerfelle,
Agnes, weibl. Name (fr. Agnes, v. gr. hagnös, &)
die Keuſche, Reine.
Agni, m. ind. Fab. (ſanskr. agni, Feuer) der Gott
des Feuers.
Agnition, j. agnofzieren.
Yinanoeten, pl. gr. (v. a-gnoein, nicht erkennen) Un-
wiſſende, Beiname einer chrijtl. Sekte im 4. Jahr—
— welche die Allwiſſenheit Chriſti leugnete;
lanoſſe, f. Unkunde, Unwiſſenheit.
Agnõmen, nml. ein Beiname, Zuname; Agnomina—
tion, f.l.(agnominatio)f. Ann —. (. a. Kognonien.)
aguoſzieren, J. (agnoscere) anerkennen, für richtig
erkennen, 3. B. eine Urkunde, Unterſchrift 2c.;
Agnitidn, f. l. (agnitio) die Anerkennung; Agui—
toria, f. Anerkenntnisurteil.
2*
20 agnus Dei
agnus Dei, gew. n. r. m. I. Lamm Gottes, eine
enennung Jeſu (Joh. 1,29); ein geweihtes Stück
Wachs, wie eineSchaumiünze, auf deſſen einer Seite
das Bild des Lammes mit der Siegedfahne und auf
der andern ein Heiliger ausgedrückt ift, Andachts—
bildchen; ein lat. &ebet bei der kathol. Meſſe mit
dem Anfange der Worte im Joh. 1,36; agnus pa-
schälis, das Oſterlamm.
Anögif, f. gr. Lehre von der Tonfolge (Tont.).
Agolethron, n., r. Ügolethros, gr. (aigölethros,
m.) Ziegentod, ein den Ziegen tödlicheg Kraut (aza-
lea pontica, oder ranunculus flammula).
Agometer, n. gr., auch Rheoſtaͤt, m. Naturl. eine
Vorrichtung, um durch Einjchaltung von Draht-
itüden den Leitungswiderſtand in Scließungs-
bogen einer galvaniichen Kette zu verändern n. zu
mejjen.
Agön, pl. Agönen, m. gr. Preiswettkampf bei den
griech. Spielen; Anonifk, m. gr. (agonistes, von
agon, Wettfampf) ein Kämpfer in den griech. Spie-
len; Agoniſtaͤrch, m. ein Kampf-Auffeher oder
Vorſteher; Agonlſtit, f. die Kampfkunde, Kampf-
kunſt; agoniſtiſch, kämpfend, ringend; Agonothet,
m. (agonothetes) der Kampfordner, Kampfrichter;
Saonographie, f. die Kampfbefchreibung.
— . gr. die gedachte Linie, welche die Orte ver-
indet, die feine Deklination (ſ. d.) der Magnet»
nadel haben, an denen alfo die Magnetnadel genau
nad) Norden, zeigt, vgl. iſogoniſche Linien.
Hnonie, f. 3 (agonia, Kampf u. Not) der Tode3-
fampf, die Todesangſt; Seelenangit; agoniſieren
od. in agöne (I.) fein, in den legten Zügen liegen,
mit dem Tode ringen; ächzen; Ugonizzanten,
pl. it. (Agonizzanti) Brüder vom guten Tode, ein
neuerer, urjpr. ſpaniſcher Mönd3orden. 5
gophonie, f. gr. (v. aix, ©. aigös, Biege, u. phöne,
Stimme) Heilf. die Ziegenftimme, der krankhafte
Mederton; Ag-ophthaͤlmos, m. d.i. Ziegenauge,
eine Abart des Chalcedong, ſ. d; Agopodium, n.
gr. Geißfuß, ein Kraut.
Agdraͤ, f. gr. (v. ageirein, verfammeln) der Ber-
jammlungsort des Volks; dann der Markt; Ago—
randım,m.(agoranömos) ein Marftmeilter, Marft-
aufſeher.
Agraͤffe, f. fr. (v. althd. chräpfo, mhochd. kräpfe,
Krapfen f. Haken, Klammer, Türangel) Bauk. eine
Klammer, ein Greifhaken; ein Zierat an dem
Schluſſe eines Bogens, Fenſterrahmens ꝛc.; weibl.
Putz: eine Spange, Hakenſpange, z. B. am Hals—
tuche; eine Hutſchleife, Hutſpange der Offiziere;
auch ein wundärztliches Inſtrument zum Zuſam—
menhalten der Ränder einer Wunde nach Ope—
Agrammatiſt, m. gr. Ungelehrter. [rationen.
agrandieren, j. aggrandieren.
Sigrapbie, f. gr. (v. ägraphos, ungeſchrieben) die
njähigfeit zufchreiben (bei gemwifjen Erkrankungen
de3 Gehirn?). \
agräriſch, l. (agrarius, a, um, dv. ager, Uder) Ader
u. bei. AUderverteilung betreffend; landwirtichaft-
ich; — de Geſetze (I. agrariae leges), im
alten Kom Adergefege, welche eine gleiche Ver-
teilung alle Ländereien und einzelne Yusteilung
gewifier Grundſtücke betrafen; jebt: Geſetze, die
eine Berbefjerung der landwirtſchaftlichen Lage
herbeiführen lafjen; Agrarier, pl. eine neuerlich
in Deutſchland entitandene politifche Partei, die
den Schug der Landwirtihaft gegenüber dem
Kapital und Handel vertritt; Landwirtler; Agra—
rium,n.das Hufengeld ; Ygrar:Pfandbrieie, pl.
ländlihe Pfandbriefe. |
Agromanie
Agrapiädos, pl. eine ſpaniſche polit. Wartet im
19. Jahrh., die gegen die Bourbonen auftrat.
agr6ahle, fr. angenehm.
agreieren, fr. (agreer, dv. gre, Willen, Belieben, —
I. gratum) genehmigen, bejtätigen, zulaffen; eine
Schuldverfchreibung als richtig anertennen; An-
wartſchaft geben; agredbel (fr. agr&able), ange-
nehm, anmutig; Agrement, n. (fpr. agremang)
Genehmigung ;Annehmlichkeit; Vergnügen, Zierde,
Putz; bei. pl. Agrements, fleine Zieraten, Schön-
heitSmittelchen; Tonk. Vorſchläge, Triller ꝛc.;
Agréage, f.r.n. (fpr. — cihſch') das Mäkelgeld, der
Mäklerlohn = Courtage.
Ugrergographie, f. gr. (agrös, Acker, ergon, Ar»
„beit) Bejchreibung der Adergerätichaften.
ägrefsieren, I. (aegrescöre) frank werden, kränkeln,
verfüimmern.
agreit, I. (agrestis, e, v. ager, Ader) ländlich, bäue—
riſch, grob.
Ugreft, m. it. (agr&sto, dv. agro, fauer, l. acer, acris).
auerjaft, Traubenmus, ein aus unreifen Weine
trauben gepreßter Saft, der zu Ejiig, Limonade
u. a. verwandt wird.
Agricöla, m. I. Adermann, Landbauer, agris
oͤliſch, den Aderbau betreffend; Agritultür, f.
(1. agricultüra)ber Acerbau Sandwirtihuft: Agri⸗
kultur⸗Chemie, f. der Inbegriff derjenigen Leh—
ren der Chemie (j.d.), welche den Ackerbau angehen;
Agrikultur⸗Syſtem, |. phyſiokratiſches Sy-
ſtem; Agrikulturiften, pl. in England diejenige
Partei, welche daS Gedeihen de3 Landbaus vor
dem Kunſtfleiß und Handel begünftigt; Agrikul—
turftaaten, Staaten, in denen ——— Acker⸗
bau getrieben wird und die Induſtrie hinter der
Landwirtſchaftzurückſteht, ſo daß Getreide, Vieh u. a.
ausgeführt werden können.
Agri decumätes, I. pl. (v. lat. decem, zehn) die
Zehntlande, ein Teil de3 alten Deutichland, der
zwiichen Donau und Rhein, im Vorlande des Ober-
rheins, gelegen und von den Römern im 1. Sahrh.
n. Chr. befegt und durch Kaifer Domitian durch,
einen Bfahlgraben (limes) bis über den Nedar hin—
aus von Germanien abgefjperrt wurde.
Agriholz, n. echtes Schwarzes Ebenholz, aus Oft»
indien kommend (Öattung Dattelpflaume).
Agrimenjören, pl. 1. (agrimensores) Feldmeſſer
die Schriftiteller der Römer iiber Landesteilung
u. Adergrenzen.
Agriminift, m. fr. (agriministe, vgl. Agreement
unt. agreieren) Kleinputzmacher, Bojamentier.
Agrimonia, f. I. Odermennig, eine Pflanzengat-
tung aus der Familie der Rofazeen, vgl. Adrian—
„mennig.
Agrimonie, f. l. Summer, Mißmut.
Agrionla, pl. (v. Agriõnios, Beiname des Bacchus)
ein altgriech. Bacchusfeſt, wobei Rätſel aufge—
geben wurden; daher Agrionien, pl. eine Rätjel>
ſammlung.
Agriophaͤg, m. ar. ägrios, a, on, wild) ein Wild—
ejler vd. Ihttbfeelfer, der vom Fleifche wilder Tiere
lebt; Agriothymie, f. wilde Gemütsart, auch
Wahnſinn mit Mordgier.
Agr Pa, m. und Agrippina, f. lat. Name, eig.
Berkehrtgeborene, ein Kind, das bei der Geburt mit
den Füßen zuerst kommt; (die Befannteften diejes-
Namens: M. Bipfanius — des Auguſtus
Gehilfe u. Schwiegerſohn, Erbauerdes Pantheonꝛec.;
Agrippina, ſeine Tochter; agrippiniſche Geburt,
eine Fußgeburt.
Agromanie, f. ar. (v. agrös, Feld) die Feld» oder
Agropilen
Aderbaujucht, leidenichaftliche Liebe zum Ackerbau;
Aarondm, m. ein Bodenfundiger, wiſſenſchaftlich
gebildeter Landwirt; Agronomie, f. die Aderbau-
funde, Bodenfunde.
Agropilen, pl. fr. ft. Agagropilä,].d.
> vaphie, f. gr. (v. ägröstis, Feldgras) die
> erbejchreibung; Agroftologie, f. die Gräſer—
chre.
ägrotieren, I. (aegrotäre) krank fein, Fränfeln; in
Scyulanftalten: wegen Krankheit den Unterricht
verjäumen; Agrotänt, m. (l.aegrötans) ein ran:
fer, Rränfelnder.
Agrũmen, m. ımlat. (agrümen, pl. agrumina, ital.
agrümi, v. [.acer, it. agro, fr. aigre, jauer) jäuer-
lich ſcharfſchmeckende Früchte, die verſchiedenen Ars
ten Orangenfrüchte: Zitronen, Apfeljinen ꝛc. bildl.:
Name einer Sammlung italienischer Volkslieder
(als Südfrüdite).
Agrypnie, f. gt (agrypnia) Heilk. die Schlaflofig-
teit, Wachſucht; Agrypnoföma, n. (vgl. Köma)
Wachen mit großer Schlafluſt, Wachſchlafſucht;
Agryjypnotica, pl. Heilmittel gegen Schlajjudt;
aud) Ichlafraubende Wachmittel.
Agſtein oder Agtftein, m. (mhd. agestein, aget-
stein, d. gr. achätes, chat) Bernſtein.
Aguadöres, pl. die Waſſerträger u. Waſſerhändler
in Madrid,
aguerrieren (pr. agher—), fr. (aguerrir, v. guerre,
Krieg) zum Kriege gewöhnen; agnerriert, durch
Krieg abgehärtet, Erieggeübt.
Aguti od Acuti,n. (amerk.-jpan. aguti) od. Dasy-
pröcta, das Steißtier, eine Gattung Huffralliger
Kagetiere in Südamerila.
Hgynie, f. gr. (von dem vern. a- u. gynE, Weib) die
Unbeweibtheit; agyniſch, unbeweibt; Aghnus,
„m. ein Unbeweibier.
Aghptolog, m. gr. ein Forſcher oder Kenner der
ägyptiichen Altertümex, Sprache 2c.; äghptolo⸗
giſch, die Kunde von Agypten betreffend.
‚Anyrt, m. (gr. agyrtes, eig. Verſammler) ein Marft-
chreier,Landjtreicher, Gaufler, Bettelpriejter; auch
ame der herumziehenden Liederlichen Kybele-
priejter (Metragyrten, allen).
—————— m. hebr. Name, bed. Fürſt; im A. Teſt.
önig Xerxes; auch Name des ewigen Juden c(hebr.
Ahaschverösch).
——— m. hebr., Name des Eugen Ratgebers
des Königs David; überhaupt: ein kluger, rats—
fundiger Menſch.
Ahm, n. u. m., auch f. (v. ml. ama, Gefäß, Wein-
maß, gr. amd, Wafjereimer)= Ohm, f. d., ſowie
A . ' d.; ein Flüſſigkeitsmaß in Dänemark
— 7—
Ahming od. Ahm, k. der Tiefgangsmeſſer, ein am
Schiffe angebrachtes Maß, welches anzeigt, wie tief
dasſelbe im Waſſer geht.
Ahriman, ſ. Ormuzd.
Ahuramazda = Ormuzd, ſ. d.
Ai, m. (ſpr. A—i) das Faultier in Südamerika.
Hide, m. fr. (ipr. ähd'; von aider, aus dem niat. ad
jutare, ſpan. ayudar, helfen) Gehilfe, Beijtand; im
Whiſt: der Mitfpieler, Partner; Aide de Camp
(ipr. Lang), Feldgehilfe = Adjutant; aide-toi
et le ciel t’aidera, fr. Sprichw. Hilf dir jelbjt und
der Himmel wird dir helfen; auch Name einer po-
üitiſchen Geſellſchaft für gefegmäßigen Widerjtand
genen die franzöfilche Regierung vom J. 1824—32;
iDe-Memoire, n. (jpr. — memodhr) eine Erin-
nerungsichrift, Zufcrift, um etwas in Erinnerung
zu bringen.
Ajo Blanca 21
Aigelſtein, m. (d. i. Adlerftein, v. fr. aigle, lat.
aqulla, Adler) ein Grabmal aus der Zeit der Rö—
mer, das mit einem Adler gejchmücdt iſt.
“ee doux, fr. (fpr. äg'rdũh), it. agrodolce, fauer-
ü
Aigrefin, m. fr. (fpr. äg’ıfäng) ein Schlaufopf,
Gauner.
Aigroͤtte, f. (ſpr. ägrett’) fr. (Verkl. v. alth. heigir,
mhd. heiger, der ——— fr. héron, Reiher, mit
abgeſchnittener Aſpiration) der weiße Reiher, ein
Sumpfyvogel des ſüdlichen Europa(ard&a aegretta),
von deſſen Federn man a madt; daher
aud) ein Reiherbujch; desgl. eine Zitternadel von
Glasfedern, Diamanten zc., ein Diamantjtrauß od.
Diamantbüjchel zur Kopfzierde. u
aigrieren (pr. ägt—), fr. (aigrir, von aigre — l.
acer, jauer, herbe) erbittern, verjäuern: aigriert,
erbittert, verdrießlih; Migveur, f. (pr. ägröhr)
die Schärfe, Säure; Bitterfeit; der Verdruß, die
Beritimmung; pl. Aigreurs, aufjteigende Säure,
da3 Aufitogen; Kupferſtech. Harte Stellen, Härten,
zu tiefe Stiche.
ignade, £. fr. (fpr. ägcihd'; v. altfr. aigue, I. aqua,
Waſſer) der Wafjerplag, Ort, wo die Schiffe friſches
Waljer einnehmen. | x
Aiguiere, £. fr. (pr. ägiär), Gießkanne, Wafjer-
karaffe.
Aiguille, £. fr. (ſpr. ägüilj'; vom lat. acucüla, fir
acicüla, Verkl. von acus) die Nadel, Nähnadel;
Turmſpitze, Bergipite; der Uhrzeiger; Aiguil—
lette, £. (pr. ägitiljett’) Neſtel, Schnürband.
Ailerons, pl. fr(pr. äl’röng) eig. Flügelſpitzen (v.
aile, Flügel); Krk. Eleine Außenwerke der Feſtungen.
Hilettes, pl. fr. (ſpr. älett) die Führungsleiften an
den für gezogene VBorderlader bejtimmten Ge-
Ailing, ſ. Helling. ſſchoſſen.
aimable od. aimabel, fr. (ſpr. ämcib'l; v. I. ama-
bilis) liebenswürdig; ein Aimable, m. ein Stutzer.
Aimak, die Horde (bei mongolifgen und anderen
Bölterjtämmen).
Aime, f. |. Aam.
Yir, n. fr. (fpr. ähr) eig. die Luft, der Wind 1.
aer); daher unetg. 1. die Art und Weije des Be-
nehmen, das Kuberliche Anjehen, die Miene, Ge-
ftalt, Gebärde, Haltung; fi) ein Wir, d. i. ein
vornehmes oder wichtiges Anſehen geben; Reitk.
die naturgemäße Haltung des Pferdes bei den
een ; 2. die Sangweife, ein Lied, Geſang
—= Yrie,
Wie, £. fr. (fpr. ähſ'; it. agio) Bequemlichkeit, Ge-
mäcdhlichkeit, Behagen, Wohlitand; A son aise
fein (nit, wie man gewöhnl. jagt, in jeinem
esse fein), fein bequemes Auskommen haben; ſich
wohl befinden; darum auch: behaglich, aufgeräumt,
bei guter Zaune fein; Aiſance, f. (pr. —
Wohlhabenheit, gutes Austommen, äußerliches
Behagen überhaupt; dann beſ. Behaglichkeit im
körperlichen Anſtand u. Betragen, Ungezwungen—
heit, Leichtigkeit des Benehmens; lieu d’aisance,
m. (fpr. liöh—) u. Aiſement, n. (ſpr. ähſ'mcingh)
— Commodite, Abtritt.
Aiffaugue, f. fr. (pr. äßdg’) ein Fiſcherkahn an den
Suiten des Mittelmeers.
Aitiolonie, f. ſ. Atiologie.
ja, Mio, 1. Ana. i
Aj-dunil, m. eine Gegend im Süden der Krim, in
der viel Wein wächit, Daher ein dorther fommender
Schaummein.
Aſo blanca, m. fpan. eine mit Knoblaud, Man-
deln und Ol gemifchte Falte Wafjerfuppe.
=
22 A jour
à jour, ſ.j our; ajonriert pr. afgur—; fr.ajoure)
durchlöchert, durchbrochen; übertragen Ajvur—
Stickerei, Hohlnaht, Hohlnahtarbeit, Hohljaum;
Ajour-Stoffe, Flor, Gaze.
ajournieren (ſpr. aſchurn Fr. ajourner, v. jour,
Tag) vertagen, verſchieben; Ajournement, m(ſpr.
aſchurn'mang) die Vertagung, der Aufſchub.
ajoutieren (ſr. aſchu—; F ajouter; dv. [. adjuxta)
hinzufegen, den Wert erhöhen, vergrößern; Ajou—
tage (ipr. aſchutäſch), f. Zufaß zum Schmelzen,
Anſatz; Ajoutoir (pr. aſchutoähr), m. u. n. Ver—
bindungsröhre zwiſchen zwei Apparaten.
a Jöve prineipium, ſ. Jupiter.
ajüftieren u. Ajüſtement, ſ. adjuftieren.
Atadentie, f. (gr. akademia, [. academia, it. acca-
demia, fr. academie, eig. ein angeblich nach einem
Heros Akadẽmos benannterLuithain u.Ubungs-
pla& bei Athen, wo Plato lehrte; daher auch: die
platoniiche Philoſophie jelbit und deren jpätere
Abarten; jet: 1. eine Hochſchule, bei. Kunſtſchule;
2. eine Gejellichaft gelehrter Männer, ein Öelehr-
tenverein; Akademiſt, Aeademiens, pl. Acade⸗
mici od. Akademiker, m. der zu einer Akademie
gehört, ein Mitglied derfelben; auf einer Hochſchule
ausgebildet; akadẽmiſch, zu einer Hochſchule, einen
Gelehrten» od. Kiinftlerverein gehörig; auf einer
Hochſchule ausgebildet, ſchulmäßig; afademifche
Abhandlung, wiſſenſchaftliche A, akademiſcher
Bürger, Student; academiae rector, m. [. Rek—
tor der Univerfität, Akademieſtück, eine Vorlage
für Maler, Bildhauer ꝛc. nad) dem menschlichen
Körper in Zebensgröße; auch die nad) ſolchen Vor—
lagen hergejtellten Urbeitender Maler, Bildhauerzc.
Hkäjaholz,n.votesHolz vom glanzblättiigenMonbin
aus Wejtindien, leicht wie Kork.
Yfnirie, f. gr. (akairia, v. &-kairos, unzeitig) Un-
zeit, ungelegene Zeit, Störung; Akairologie, f.
unzeitiges, ungehöriges Geſchwätz.
Akakie, f. gr. Unfchuld, Harmlofigkeit (von a-kakös,
nicht böſe).
Akalephe, f., pl. Akalẽphen, gr. Duallen, See-
nejjeln, Medufen, gallertartige Seetiere, welche zu
den Strahltieren gerechnet werden.
Akälis, pl. die Unsterblichen, ein geiftlicher Orden
bei den Sikhs in Ditindien, dem die oberite Lei—
— weltlichen u. geiſtlichen Angelegenheiten
zuſteht.
Akampſfie, f. Br: (akampsia) Unbiegjamkeit; Heilf.
eine frampfhafte Gliederiteifheit, Gliederſtarre;
akaͤmptiſch (ar. a-kamptos, ungedeugt), das Licht
nicht zuriichverfend.
Alãnaholz, n. votes oſtindiſches Holz.
Akaͤntſes vd. Akaͤnzis, pl., türkiſche Freitillige
(leihte Truppen).
Akanthobölus, m. gr. (v. akantha, Dorn, Stadel)
die Splitter- oder Grätenzange der Wundärzte,
zum Derausziehen Ipibiger Gegenftände; Afan=
thologie, f. Stahelgedihtfammlung.
Akaͤnthus, f. gr. (akanthos) Bärenflau, eine wild—
wachjende Bflanze des Südens, deren großgeformte
adige Blätter einer Bärentage ähneln; in der
auf, find Akanthen Nahahmungen diejer Blät-
ter, ein Zierat von Laubwerk an den forinthifchen
und römischen Säulen.
Alardie, f. gr. (von dem ver. a- u. kardia, Herz)
Herzlofigkeit, Feigheit; Alardiäcus, m. gr. eine
Mipgeburt, der dag Herz oder überhaupt wichtige
Körperteile fehlen, herzlos.
Akarlaſis, f. gr. eine Krankheit der Birnbäume,
Alariden, Akarina, pl. (nl. acarides, acaridiae,
akklamieren
gr. äkari, v. akarös, klein, winzig) das Milben—
geſchlecht.
Akaroĩdharz, gelbes Harz von Botanybai, aus dem
Stocfe der Xanthorrhoea arbor&a, auch unter dens
Namen Gelbgunmi (engl. Yellow-gum, fpr. jello-
gommt) in den Handel fommend.
Akaͤrnar, m. (verderbt aus arab. achir-el-nahr,
d. i. daS Ende des Fluſſes) ein Stern erſter Größe
im Eridanus, am füdlichen Himmel.
Akarpie, k. gr. (v. karpös, Frucht) Unfruchtbarkeit.
akatalektiſch, gr. (akatälektos, on, val. Katalekti-
kos) unverkürzt, en von Berjen in bezug
auf die Beichaffenheit des legten Fußes.
Akatalepſie, f. gr. (vgl. Ratalepfie) die Unmöglich—
feit eine Sache zu twifjen, die Unbegreiflichkeit; auch
Mangel an Auffaifungsvermögen, Hirnzerrüitung;
Akataleptiker, Zweifler; afataleptifch, nicht er=
kennbar, zweifelhaft; unbegreiflid).
Akataͤpoſis, f. gr. das Unvermögen zu trinken oder
zu Schlucken.
afataftatiich, gr. (a-katästatos) unftet, unbejtändig;
def. Heilk. unordentlich, unregelmäßig (Fieber).
Akathaärſie, f. gr. (val. Katharfis), die Unreinheit;
Unveinigfeit im Bhut. i
akathiſtiſch, gr. (von dent verneint. a- u. kathizein,
niederjigen) nicht jiBend (fondern im Stehen oder
Gehen zu fingen); Akathiſtos, m. ein Lobgeſang
zu Ehren der Jungfrau Maria, welcher in der grie—
chiſchen Kirche jährlic) am Sonnabend vor Judica
die Nacht Hindurd) ftehend gelungen wird.
Akatholikus, m., pl. Akatholiken, gr. (vgl. katho—
fisch) Nichtkatholifche, Nichtgemeingläubige; aka—
thoͤliſch, nichtkatholiſch, nicht gemeingläubig.
akauſtiſch, gr. (von dem vern. a- u. zausis, Brand,
kaustös, brennbar) unverbrennlich.
Akazie, f. (gr. akakia von ake, Spite), Schoten-
dorn, eine ausland. Vflanzengattung; insbeſ. der
quummitragende Schotendorn (acacia gummi-
fera), welcher daS befannte arabiſche Gummi
liefert; gem. auch die bei uns häufig wachjende Ro—
binia (rohinia pseudacacia), ein 20 bis 25 m
hoher Baum; bei den Freimaurern Sinnbild der
Unſchuld (weil diefe griech. gleichfalls akakia heißt,
von akäakos, fchuldlos, harmlos).
Afedie, f.gr. (akedeia) Sorglofigkeit, Unbefiinmert-
heit, Stumpfheit, geiltige Trägbeit. B
Akelei, £. (verderbt aus dem nl. aquilegia) eine ſchön
blühende Pflanze; Adlersblume, Olodenblume,
Pantöffelchen, auch Aglei. |
Akephälen, akephaliſch, ſ. Acephali.
Akika, pldreieckige Eiſenplättchen, die in Afrika
beim Palmölhandel als Tauſchmittel dienen.
Afinefie, £. gr. (a-kinẽsia, von kinein, bewegen)
Unbemweglichteit, Steifheit mehrerer od. eines ein»
zelnen Öliedes, Nervenlähmung. N g
Akiurgie, f. (übelgebildet von dem gr. ake, Spiße,
Schärfe, und ergein, erdein, tun, verrichten) die
Lehre von den wundärztlichen (blutigen) Berrich-
tungen = hirurgifche Operationglehre.
altablieren, fr. (accabler) überhäufen, bejchweren,
belasten, niederdrücen; Akkablement, n. (pr.
—bi’mäng), Überhäufung; Niedergejchlagenheit,
Kummer. *
akkaparieren, fr. (accaparer) wucherxiſch aufkaufen,
kippern; Akkapareur, m.(fpr. —röhr) ein wuchern⸗
der Aufkäufer, beſ. Kornwucherer; Alkaparement,
n. (pr. akkapar'mäng), wucheriſcher Aufkauf won
Getreide 2c.). 4
afffamieren, I. (acclamäre) beiſtimmend zurufen,
zujauchzen, Beifall rufen; Afffamation, £. der
alllampieren
beiftimmende Zuruf, Treuden- oder Beifallsruf,
laute Glückwunſch (zuerit in Rom für den Impera—
tor (Feldherrn);paraccelamation, fr. (fpr. -Bjöng)
od. per Afkinmatton, 1. durch Zuruf, einflimmig,
3. B. wählen, einen Borjchlag annehmen.
afflampieren (von frz. clampe, f., eiſerne Klammer,
eiferne3 Band, von dem deutjchen Klamp, m., die
Klampe, der Frofh am Maſtbaume, frz. clamp,
m.), verflammern (beſonders: Maſten).
afklimatifieren, nl.gr. (von Klima) an einen
fremden Himmelsjtrich gewöhnen, eingewöhnen,
heimifch machen oder werden; Alklimation oder
Hrflimatation, fr. (v. acclimater) gew. Afffi-
matiſation, Akklimatiſierung, f. l. die Einge-
wöhnung, Gewöhnung ans Klima, Einbürgerung,
Einleben.
afflinieren, I. (acclinäre) anlehnen, hinneigen.
afffin, I. (acclivis, e) abhängig, ſanft aufiteigend; |
Atklivität, £. I. (acclivitas) die Erhebung, das
Auffteigen des Bodens, die Schräge.
akkludieren, nl. (accludere, von ad u. claudere,
ſchließen) anſchließen, anbiegen, beilegen, beifligen;
Akklũſum, n. der Anschluß, die Beilage.
Artolät, n. nl. das Beijafjenrect.
affolieren, fr. (accoler, von col, cou= |. collum,
als) umhaljfen, umarmen; zufammenfafjen, um-
fählen; an- u. einflammern; Kfſpr. mehrere Po—
ten in einem Handlungsbuche zufanımenziehen;
Attolade, f. die Umhalſung, Umarmung; die Auf—
nahme in einen Ritterorden durch Umarmung des
Königs, der Ritterfchlag; die Klammer zur Ver—
bindung einzelner Sätze od. (Tonf.) mehrerer No—
tenzeilen, welche zugleich gejpielt werden jollen;
Akkolage, £. r. on. (fpr. affoldhich) das Anbinden,
Anpfählen, 3. B. der Neben.
affonmmodieren, I. (accommodäre: fr. accommo-.
der) bequemen, anbequemen, anpajjen, einrichten;
ſich alk — ſich anbequemen; ſich vergleichen, 3. ®.
über die Bezahlung einer Schuld; ſich — dyg
‚Zen; Akkommodierung, f. die Anbequemung;
akkommodãbel, nl. (accommodable) anwendbar,
füglich, dienlich, zweckmäßig; beilegbar; Akkom—
modabilität, f. nl. die Paßlichkeit, Anwendbar—
keit, Zweckmäßigkeit; Beilegbarkeit; Akkommo—
dage, k. r. m. fr. (fpr. —dähſch) die Zubereitung,
Zurichtung von Speiſen, Haaren ꝛc. akkommo⸗
daͤnt, fr. (ſpr. —äng) fügſam, gefällig, umgänglich;
Akfommodatiön, f. I. (accommodatio) die An—
ballung, Einrihtung; Handelsſpr. Auftrag auf
org, d. i. zur Zahlung auf Kredit (durch Akkom—
modat?!on3-Bills);Anbequemung; Akkommo—
Dationsfädigleit, Naturl. die Fähigkeit des Au—
ges, die Sehkraft verjchiedenen Entfernungen an-
zupaffen, die Anpafjungsfähigkeit; Akkommode—
ment, n. fr. (jpr. —mäing) die bequeme Einrichtung
eines Haufes, immer32c.; Bewirtung, Bedienung;
das Abkommen, der gütliche (außergerichtliche) Ber-
gleich, Übereinkunft.
akkompagnieren (jpr. affongpanjieren), fr. accom-
pagner; vgl. Kompagne 2c.) begleiten, beſ. Tonk.
einen Einzelgejang od. ein Einzelipiel (Solo) mit
einem Inſtrument begleiten, mitjpielen; Akkom—
vpagniſt, m. der Begleiter; Affommpagnement, n.
(jpr. —mıdıg), od. accompagnam6ento, it. (jpr.
gn wie nj) die Begleitung; accompagnäto, it.
(ſpr. gn wie nj) begleitet.
akkomplieren (jpr. affongpl—), fr. accomplir, v.
ad-complere) erfüllen, vollenden, vollziehen;
Atkompliſſement, n. (pr. —mäng) die Erfüllung,
Bollziehung.
Akkoutümance 23
Akkoͤrd, m. fr. (vom it. der accördo, das aus dem
ml. accordium od. accordum herübergenommen
ift, auf l. ad und cor, cordis, Herz, zurücgehend,
nach anderen auf chorda, gr. chorde, die ©aite)
Tonf. der Einklang, Zujammentlang mehrerer
Töne in der Mufif; überh. die Übereinftimmung,
Einmütigfeit, Eintracht; insbeſ. ein Vertrag, eine
bereinfunft über Arbeitsleiftungen und Zahlung,
Rohnvertrag; ein Vergleich zwiſchen Schuldner u.
Gläubiger, Zwangsvergleich; Krk. gutwillige Er—
gekung einer Feitung an den Belagerer; dah. (eine
Icbeit) in Afford geben (ftatt in Tagelohn), in
einen bejtimmten Stüdlohn geben; d’accord (jpr.
dacköhr) fein, übereinjtimmen, einig od.einverftan-
den fein, gutheißen, einwilligen,; d’accord aud):
zugeltanden, eingeräumt; par accord, durd) Ver—
gleich; affordieren, übereinjtimmen, pafjen; ſich
vergleichen od. veritändigen, übereinkommen, bei.
mit dem Gläubiger (im Falle einer Zahlung3-
unfähigfeit) einen Ziwangsvergleich eingehen; in
Lohnvertrag übernehmen; verdingen, Stüdlohn
geben; im Stiege wegen der Übergabe einer
Stadt unterhandeln und einig werden; bemil-
tigen, zugeftehen; afforsiert, bedungen; Akkor—
dierung, Bedingung, Einräumung, Berwilligung,
Stüdvewding; afferdäbel (fr. accordable), zuläj-
fig, vereinbar; accordamento, n. it. das Zuſam—
menjtimmen der Instrumente u. Stimmen; accor-
dändo, it. zufammenjtimmend; Akkordeur, fr.
(pr. —döhr), it. accordatore, ein Inſtrumenten—
ftimmer; Akkordion, n. die Ziehharmonifa oder
Handharmonifa, ein 1829 von Damian in Wien
erfundenes Tonwerkzeug; Akkordoir, m. fr. (ſpr.
—dodhr) ein Stimmhammer, eine Stimmgabel;
Akkordzither, eine Zither, bei der Die wichtigjten
begleitenden Afforde in befonderen Saitengruppeit
zuſammengeſtellt find, jo daß fie leicht zu greifen
ind und kürz durch Ziffern bezeichnet werden.
affurporieren, jpätl. einverleiben; Akkorpora—
tion, f. jpätl. die Einverleibung.
akkoſtieren, fr. auf jemand zugehen, ſich an jemand
machen; affojtäbßel, fr. umgänglid); Akkoſtola—
tur, f. 1. faljcher Bruch in einen Tuche.
Akkotement, n. (fpr. adot'mang) fr. (v. cöte, die
- Ceite, f. d.) der Seitenweg, Fußpfad längs der
Landitragen; Akkotoir, n. (pr. —toähr) die Sei—
tenlehne, Armlehne, 3. B. eines Chorſtuhls.
affotonieren (it. accotonare), auffvagen (Tuch).
akkouchieren (pr. adujchieren) oder alkuſchieren,
fr. (accoucher, von coucher, niederlegen, ing Bett
legen, j. eouche) Geburtshilfe leisten, entbinden;
Akkouchenr, m. (pr. —ſchöhr) Geburtshelfer;
Akkoucheuſe, £. (pr. adufchöhl) Hebamme; Ak—
fouchement, n. (pr. —mang) die Niederkunft,
Entbindung; auch Entbindungsfunft; Akkouche—
ment der Xinje, Herausbeförderung des Lin-
ſenſtars; Akkouchierhaus, ein Entbindungs- od.
Gebärhaus; Akkouchierſtuhl, Gebär-, Entbin-
dungsſtuhl.
Akkondoir, m. fr. (ſpr. ackudocihr, von coude, T,
cubitus, der Ellbogen) die Armlehne, Fenſterkiſſen.
aftouplieren (pr. adu—), fr. (accoupler, v. couple,
Baar) paareı, zufammenbinden, verbinden; Ak—
foupfement, n. (fpr. Ackuppl'mäng) Zufammen-
fügung, Paarung.
affoutrieren (pr. —futı—), fr. accoutrer) heraus»
pugen; Akkoutrement, n. (pr. —kutr'mäng),
Aufputz, Anputz. 4
Affontümance, f. fr. (pr. adutiimdngp’, vgl. Cou—
tume) Angewohnheit, iible Gewohnheit.
24 alfreditieren
affreditieren, fr. (acer&diter; vgl, Kredit) beglau-
bigen, bevollmädhtigen ; affreditiert fein, beglau-
bigt, bevollmächtigt fein, in Anjehen jtehen. wohl
angejchrieben fein; Affreditierung, k. Beglau-
bigung; Affreditip, n. Beglaubigungsichreiben;
ein offenes Schreiben, in dem der Empfänger des
Schreibens gebeten wird, dem Überbringer, d. i.
dem Affreditierten, bis zu einer gemiffen Höhe
Geld auf Rechnung des Abjenders zu gewähren =
‚ Kreditiv, Kreditbrief; Zirfularaffreditin, n. ein
Kreditbrief, der auf mehrere ne od. Häufer
an verichiedenen Orten ausgeitellt ift.
aftveizieren, I. (accrescere) zumachen, zunehmen,
ih vermehren; Akkreſzeͤnz, f. nl. od. Alkroiſſe⸗
ment (jpr. Ackroaſſ'meing), fr. die Zunahme, der Zu—
wacs; das Zuwachsrecht; Anwuchs; Affretion,
f. I. (accretio) Zunahme, das Wachstum; Alkres
tionsfatalog, m. Zuwachskatalog, in dem die neu—
engejchafften Bücher einer Bibliothef verzeichnet
ſind; affretiv, nl. wachjend, zunehmend; Alkre⸗—
went, n. l. ein Zuwachs.
Affrimination, £ nl. (f. Erimen) die Beſchuldi—
gung, Anklage.
effrodieren Öir. ackroſchieren) oder affrofchteren
ft. (accrocher, von crocher, ſ. frochieren) eig. an-
haken, anhängen; ein Hindernis verurfachen; (die
Sade affrodiert ſich, wie im Deutichen: fie hat
noch einen Hafen; es hapert;) Affruche, f. (fpr.
ackroͤſch) Hindernis, Aufenthalt; Akkrocheuſe, k.
Trockenmaſchine (z. B. in Papierfabrikenſ.
akkroupieren (ſpr. adru—) oder akkrupieren, fr.
(s’accroupir, von 1. ad-curvare) ſich —, nieder-
boden, von Pferden: fich auf die Hinterfüße Iepen;
Afkroupiffeient, n. (pr. —piſſ'mäng) das Nie-
derkauern.
Akkubation od. Alkubition, f. I. (ſ. akkumbieren)
das Liegen bei Tijche (nach Urt der Alten).
akkueillieren (ipr. adöjieren), fr.accueillir, etg. auf-
od. anjammeln, vom [. ad-colligere) empfangen,
aufnehmen; Aklueil, m. (jpr. adölj) der Empfang,
die Aufnahme.
affulieren (ipr. akkü — fr. acculer v. cul, der Hin-
tere), in die Enge, in einen Winfel treiben; Reitk.:
fich zu fehr aufs Kreuz des Pferdes fegen.
offumbieren, Il. (accumbere) in halb liegender
Stellung zu Tijche lipen (nad) Art der alten Rö—
mer); Uffumbenz, f. nl. das Sitzen in liegender
oder lehnender Stellung.
akkumulieren, l. (accumuläre; vgl. kumulieren) an-
häufen, häufen, ſammeln; Akkumulatiön, f. die
Anhäufung; Redek. Worthäufung, Wortſchwall;
Akkumulätor, m. der Kraftſammler, eine von W.
Armjtrong erfundene hydrauliſche Vorrichtung zur
Yuflammlung medhanijcher Arbeit, 3.8. zum *
ben von Laſten; auch bei —— Breiten:
Drud-, Liht-, Strom», Wärme-Sammler; fefun-
däre eleftriiche Batterie, Ladungsjäule, Sammler
(Elektrotegnit); Akkumulatorenbetrieb, Betrieb
durch eine fefundare elektrische Batterie, z.B. in
Straßenbahnwagen.
offurät, |. (accurätus, a, um, d. accuräre, bejor-
gen, mit Sorgfalt behandeln; vgl. cura) genau,
forgfältig, richtig, fehlerfrei, pünktlich, ordentlich,
bejtimmt; Yffurateije, f. (vom it. accuratezza,)
die Genauigfeit, Nichtigkeit, Pünktlichkeit, Ord-
nung3liebe, Sorgfalt.
akkuſieren, l. (accusäre) anflagen, verklagen, be>
langen, bejhuldigen; afftujäbel (accusabilis, e),
antlagbar; Akkuſatiön, f. die Anklage, Verfla-
gung, Beihuldigung; accusatio contumaciae,
Alotyledonen
Rſpr. die Ungehorſams-Beſchuldigung; accusä-
tor, m. der Ankläger, Kläger; aftulatörifihes
Strafverfahren, auf Grund einer Anklage geführ—
tes (entg. dem inquifitorifchen Prozeh); accu«-
säfus, m. der Angeklagte; Akkuſativ, |. Kafus.
afläjtiich, gr. (vom vernein. a- u. kläein, brechen)
nicht brechend, Strahlen durchlaffend.
Ale, f. gr. (akme) eig. die Spige, Schneide; daher
der Öipfel, Höhepuntt, die Reife, Blüte; der höchite
Grad einer Krankheit; akmaſtiſch, auf den höchiten
Grad gekommen.
Afındile, £. ul. (acmella, vgl. Akme) Spigling, eine
amerifan. ie deren Blätter einen
beißenden Geſchmack haben.
Alne, k. gr. (äkne), die Finne, Hautblüte im Geficht.
Akoeméter, n. gr. (von ako&, Gehör) der Gehör-
mejjer, ein Werkzeug zur Beitimmung der Hör—
ſchärfe. |
Alognofie, f. gr. Kenntnis der (be. wındärztlichen)
Aloimeten, |. Akömet. (Heilmittel,
Akolaͤſt, m. gr. (akölastos, eig. unbefchränft, zucht-
los) ein Schlenimer; Alolaſie, f. die Unmäpigfeit;
üble Miſchung der Säfte des menschlichen Körpers,
als Krankheitszuftand.
Akologĩe, f. gr. (vr. Akeologie, von äkos, n., Gen,
ak&os, Heilmittel) Heilf. die Heilmittellehre, Wund-
ntittellehre, Lehre von den aͤußern Heilmitteln.
Akolũthus od. Akolũth, m.av.(akölüthos, folgend,
begleitend) ein Unterdiener oder Gehilfe des Brie:
fters bei deſſen Feiergebräuchen der röm. Kirche
befonders am Altar, ein Meßgehilfe, Mesner; ſ.
auch Djtiarius; ein Nachtreter, Nachfolger.
Akoma, m. Baun in Weltindien; Alomashoßz, L.
das buchsbaumartige Holz diefes Bauntes, hartes,
gelbes Sciffbauholz.
Adnet, m., pl. Akömẽten, gr. (akoimötos, vor
dem vern. a- ıı. koimän, einſchläfern) Schlaflofe,
ein griech. Mönchsorden im 5. Jahrh. welcher in
drei Chören abwechjelnd Tag und Naht Gottes-
dient zu halten verpflichtet war; auch allgemeine
Benennung der Mönche in der griech. Kirche.
Alomie, f. gr. (von dent vernein. a- u. köme, Haar)
Kahlköpfigkeit, Glaße. &
Afonit, n. (v. gr. aköniton, von aköng, Felsſtück,
weil es an fchroffen Felſen wählt) Eifenhut, Sturm—
hut, Wolfswurz, Mönchskappe, eine Pflanzengat—
tung, welche giffige Arten enthält, von denen meh-
tere, bef. das von dem Arzte Störd in Aufnahme
gebrachte aconitum Stoerckianum, in der Arznei
ebraucht werden und die befanntejte, der echte
Eifenhut (aconitum napellus), aud) alö Zier—
pflanze in Gärten beliebt it; Mlonitin, a. der
Siftftoff der Eifenhutarten; Alonit-Säure, eine
in derjelben Pflanze vorfommende eigentümliche
Säure,
Alöpon, n. gr. (von dem vern. a- u. köpos, Schlag,
Ermüdung) Stärfungsmittel, Gliederjalbe.
Akor, m. l. Heilf. die Geſchmackſäure; aud)
Aköri, m. blaue Koralle aus Afrika. (im Blut,
Akörus, m. [.-gr. der Kalmus.
Alosmie, f. gr. (akosmia, vgl. Kosmos) die Unord»
nung, Unfauberfeit; Heilf. Gefihtsbläffe, krank—
aftes Ausjehen; auch RE fomie; ſ. d.;
kosmismus, m. Weltloſigkeit, Weltleugnung,
entgegen dem Atheismus.
Akothledonen, pl. gr. (von dem vern. a- u. koty-
ledon, Grübchen, Hohlfnöpfhen) Pflanzen ohne
Samenlappen u. Keimblatt, welche ſich durch ein-
fache Keimbläschen (Sporen) fortpflanzen, da fie
feine Blumen haben (= Kryptogamen).
Alquetta
Akquétta, f. it. (VGerkl. von acqua, Waſſer) gemäf-
ferter Wein; auch ein Giftwaſſer, durch deſſen Vers
breitung ehedem die Stadt Perufa in Kalabrien
berüchtigt war.
akquieſzieren, I. (acquiescere; vgl. quiefzieren) ſich
mit etwas beruhigen, fich befcheiden, fid) gefallen
laffen; Akquieſzenz, f. nl. die Beruhigung, Eins
willigung.
alquirieren, \. acquirere, von ad u. quaertre,
fuchen) erwerben, anjchaffen, in Belik nehmen,
kaufen; modus acquirendi, m. die Eriverbung3-
art; Akquirent, m. (l. acquirens) der Erwerber;
Afguis, ın. fr. (pr. adih) die Geſchicklichkeit oder
durch Übung erivorbene Yertigfeit, ein erlernter
Kunftgriff; Hfquifition, f. I. (acquisitio) die Er-
werbung, Eroberung; der Erwerb, Errungenschaft;
Kauf; Akquiſitions-Dokument, n. die Erwer-
bungs-Urkunde, Akquiſitor, m. der Erwerber;
Akquiſiteur, m. der Erwerber; (Geſchäfts-) Ver-
treter; Alquiſitum, n., pl. Ufguifite, etwas Er-
worbenes, erworbenes Eigentum. N
Alraſie, f. gr. (a-krasia) eig. Nichtmiſchung, üble,
franfhafte Miſchung der Säfte.
Aeratie, f. gr. (a-kräteia) Unvermögen, ſich zu be—
herrſchen, älſo: Bügellofigkeit; Schwäde.
Akrelet, m. (ipan.sfrz. (pr. äkröläh), pl. Akrelets,
fpanifche bittere Dattel.
Alribie, f. gr. (akribeia) die Genauigkeit, Sorgfalt;
Alribolsgie, f. Genauigkeit im Reden, Unters
fuchen u. im Leben überhaupt; Akribométer, n.
ein Öenaumefjer, Haarziriel, Werkzeug zum Meffen
jehr Kleiner Gegenftände; Alribometrie, f. genaue
Mefiung.
Aridophägus, m., pl. Hlridophägen, gr. (von
akris, Heufchrede) Heuſchreckeneſſer.
Atripenniſch gr.i. mit fpigen Federn.
iſie, f. (a-krisia; vgl. Kriſis) Unentſchieden⸗
heit; ürleilsloſigkeit; Heilt die Unbeftimmtheit des
Krankheitszuſtandes; akritiſch, unentſchieden; ur⸗
teilslos; gew. unkritiſch (vgl. kritiſch).
Afröüma, n. gr. von (akroästhai, zuhören) eig.
etwas Gehörtes od. zu Hörendes, bei den Griechen
(bef. während der Mahlzeit) eine Unterhaltung für
das Ohr, ein Ohrenſchmaus; gew. Vortrag, Bor-
leſung; auch ein Bernunftgrundfag (gleich). „etwas,
das ſich Hören läßt“); afreamatiich, zum Anhören
bejtimmt; vortragsmäßig; zum. einer mündlichen
Erklärung bedürftig, d. h. ſchwer verſtändlich;
afroamatiiche Lehrform, ein zujammenhängen-
der Vortrag, wo der Lernende zuhört; Ulruäfis,
f. gr. das Zuhören ; eine Borlefung; Afroaterinm,
n. (= 1. Auditorium) der Hörfaal, Lehrfaal.
Ylrobät, m., pl. Akrobaͤten, gr. (von äkros, a, on,
zu öberit, und bainein, gehen) Geiltänzer; Kraft
künſtler; Akrobläſten, pl. ge. = Monofotyledos
nen, ſ. d.; Akrobyſtie, f. gr. Afropoithie;
Akrocholie, f. gr. (von chölos, Galle) Aufiwallung
des Gemüts, Sähzorn; Akrochördon, f. (von
chordẽ, j.d.) eine frebsartige Warze mit dünnen
Stiele an den Augenlidern; Wfrodynie, f. der
Stiederichmerz; Alrographie, f. Hochätzverfahren
(Bucddrud); afrofdrpiicd (von karpös, Frucht) mit
anderSpige jtehender $ruchtverjehen ; Afrukulien,
— die äußerſten Gliedmaßen; Akrokömnos, m. (v.
ömE, Haar) ein Schopf⸗ oder Scheitel-Haariger;
Yrolithen, pl. (v. lithos, Stein) hölzerne Bild-
äulen, deren äußerte Teile, Kopf, Hände u. Füße,
n Stein Be und angeſetztſind; Ufrömion,n.
die Schulterhöhe, das Schulterblatt; afronyftifch
(von nyx, Gen.nyktös, Nacht) zu Anfang der Nacht,
Alte
abendlich, dämmerig, ſpät; Akroͤpölis, f. (von pö-
lis, Stadt) die Stadtbura, bei. von Athen; Akrs⸗
Koithie, f. (von pösthe, Borhaut) der äußerſte Teil
der Borhaut, der bei der Beichneidung weggenom—
men wird; Afroiophte, f. (vgl. Sophia) hohe Weis-
heit; Akroſtichon (v. stichos, Zeile, Bers) ein Ge-
dicht in Verſen, deren Anfangs-, bisweilen auch
Endbuchftaben Namen od. überhaupt Wörter bil-
den; Afroftolien, pl. gr. Verzierungen am Bor-
derteile des Schiffes (bei den Alten); Afroterie, f.
Berrönung, Öiebelfrönung, Firſtkrönung; Afros
terien, pl. (gr. akröteria) Spigen, Endglieder der
Gebäude, Tier- oder Pflanzenverzierungen auf
Giebeln oder Firſten; auch Vorſprünge, hervor-
tragende Fußgeſtelle zu Statuen; desgl. Schiffs—
ſchnäbel (als Siegeszeichen = Münzen); Akro⸗
tismus, m. das Streben nad) dem Höchſten, ſo—
wohl in der Erkenntnis (theoretiſcher Akr.) als
im Handeln (praftiiher Akr.); aud) das Erfor-
ſchen der legten Gründe der Dinge. „”
Akrolein, n. nl. (acer, dar), ol&um, Of) ein durch
trockene Dejtillation des Glyzerins und mander
Fette ich bildendes, Augen und Naſe ftark reizen»
des flügtiges DL. N ne
Akſalãle od. Akſakäl, m. türk. eig. Greis, ein
Alteſter, Vorſteher = arab. Scheich, ſ. d.
Akt, m., pl. Ülte (verk. aus dem I. actus, m. Hand»
lung; engl. act, fr. acte), überh. Handlung, Tat,
Erzeugnis der Tätigkeit; eine feier. öffentl. Yand-
lung; insbei. Gerichtshandlung, Verhandlung;
bon etwas Alt nehmen, Ripr. eine Sade zu
Protokoll nehmen, um fie demnächſt als Beweis
zu gebrauchen ; in weiterem Sinne: [Io etwas genau
merken, zur Nachricht dienen laſſen; Akt bei
Schaufp. ein Aufzug; Mal. eine zum Nachbilden
gewählte Stellung eines Modells; Zwiſchenakt,
Baufe zwifchen zwei Aufzügen im Theater; &es
waltaft, Sewalttat; ein Einalter, Zweialter 2c.,
Theaterftüd in einem Akte, in zwei Akten 2c.; act
of honour, engl. (fpr. äkt ow oͤnnör) die er
ſchaft eines Dritten für einen entfernten Freund,
um die Zahlungsweigerung eines Wechlels zu ver-
hüten (Interventionsakte, Notadrefje); wet of in-
Einnity. Begnedigungsurfunde, die jährl. im
engl. Parlamente durchgehende Bill, welche für
nicht geleiftete erforderliche Eide Nachſicht erteilt;
act of infirmity, engl. ſſpr. —inferm—) die Aus⸗
ſchließung Nrichtbrfchörticher vom Staatsdienſt in
England; act of settlement (jpr. — Bett'Iment),
das Thronfolge-Geſetz von 1701 (zugunften des
Haufes Hannover).
Aktäon, ın. gr. (Aktaion) Fabell. ein Säger, der
von Diana, iveil er fie nadend im Bade gejehen,
in einen Hirsch verwandelt u. von feinen eigenen
Hunden zerriffen wurde; auch ein amerifanifcher
olbenfäfer, der Stierfäfer (scarabaeus actaeon);
altäoniſieren, Hörner aufjegen, zum Hahnrei
maden.
Ulte, f. nl. (aus den pl. acta gebildet, der fäljch-
lid) als ein Singular nad) der erjten lat. Defl.
Sach wurde, wie die Studie von dem pl.
studia, die Prämie von dem pl. praemia, die
Amphibie von dem pl. amphibia, die Bibel
bon dent gr. pl. biblia u. a., vgl. fr. acte, m.) die
Berhandlung, Berhandlungsichrift, Urkunde; die
Verfügung, der Beichluß, 3. B. eine Parlaments=
Lifte, engl. act of parliament (fpr. äkt ow pdr-
liment), ein Befchluß des engl. Volksrats; acte
de foi, fr. (jpr. aft’ de fod) der Glaubensbeſchluß,
die öffentliche Strafvollziehung oder Losſprechung
25
26 Alten
des Angeſchuldigten bei dem Inquiſitionsgerichte,
das Autodafe; acte de vigueur, fr. (pr. akt’ de
tigöhr) ein Kraftjtitd.
Akten, lat. acta, pl. (vom Sing. actum, verhan-
delt, etwas Verhandeltes, von agere, handelt 2c.)
auch: Aktenſtücke, Verhandlungsſchriften, Urkun—
den, Streitſchriften, Gerichtsſchriften, Geſchäfts—
papiere; etwas ad acta fegen. es den Akten bei—
fügen; uneig. die Sache oder eine Bittſchrift für
abgetan anſehen, beſeitigen, ihr keine Folge geben;
quod non est in actis, non est inmundo, was
nicht in den Akten jteht, ift nicht in der Welt, d. h.
it für den Richter nicht vorhanden; Akten-De—
finnatian, f. Verzeichnis der in einem Aktenbunde
berindlihen Schriften; aftenmäßig, urkundlich;
acta Apostolörum, pl. I. die Apoſtelgeſchichte;
acta diurna, amtliche Tagesberichte über die
wichtigiten Hof» und GtaatSereigniffe unter den
römischen Kaiſern; a. eruditörum, Gelehrten-
Verhandlungen, jo hieß die erjte deutsche gelehrte
Beitichrift, ſeit 1682; a. manualia vd. priväta,
Handakten, Brivatpapiere; a. publiea, öffentliche
Verhandlungen, die den Staat betreffen; a. sanc-
törum, Heiligen-Geſchichten (Titel des von dem
Seluiten Bolland 1629 u. feinen Nachfolgern, den
Bollandijten, herausgegebenen Sammelwerks itber
die hriftlichen Heiligen).
After, m. fr. (fpr. aftöhr; vom [. actor) der Schau—
jpieler, Dariteller einer Rolle, der Handelnde.
Aktie, f. (ſpr. akzie), pl. Aktien (uripr. Holl. Form
für das lat. actio; fr. u. engl. action), der Anteil,
Anteilfchein oder Gefellfchaftsichein, die Beſcheini—
gung, daß man zu einer gejellichaftlichen Unter-
nehmung (3. B. zur Anlage einer Eifenbahn ze.)
einen Geldteil beitragen und dafiir Anſpruch auf
einen verhältnismäßtgen Gewinn hat; in England
auch Stod, pl. Stod3s; Aktien-Kupon oder
-Abſchnitt, ein Teil einer ganzen Aktie; Aftten-
Kompanie, f. Gejellichaft von Aktien-Inhabern
zu gemeinjchaftlihem Betrieb und Erwerb; Ak—
tien-Promeile, Aktien-Schein, |. Snterims-
Aktie; Aftionar(fr.actionnaire) oder Aktioniſt,
(engl. actionist), m, ein Aktien- od. Stocks-Beſitzer,
Anteilinhaber, aud) Aitienhändler; Stamm-Ak—
tie, eine Aktie, die bei Übernahme des urſprüng—
lichen Grundkapitals erworben wird und Borrechte
beſitzt; Prioritäts-Aktie, eine mit feiten Zinſen
und Auslofung verjichriebene Aktie; Nominatib⸗
Aktie, eine nur auf eine bejtimmte Perſon lau—
tende YUktie; Aftie au porteur, eine auf den In—
haber überhaupt lautende Aktie. Bol. a. Kur.
Aktinien, pl. gr. (von aktis, Strahl; eig. Strahl-
tier) Meer- oder See-⸗Anemonen, Seenefjeln, eine
Gattung Bolypen od. Korallentiere, welche den ge-
füllten Blüten der Atern ähneln; Aktine, f. die
Stärfe der Sonnenitrahlen (ein von J. %. W. Her-
ichel in die Phyſik eingeführter Begriff): „als Ein-
—* gelten die Strahlen, die bei ſenkrechtem Ein—
allen ausreichen würden, in einer Minute eine
Eisihicht von der Dicke eines Millionſtels eines
Meters zu Schmelzen”; Aktinismus, die hemifche,
photographiiche Einwirkung der Sonnenjtrahlen,
Einwirkung der hemifhen Strahlen de3 Lichts;
aktiniſch, durch Ausjtrahlung von Licht hemifch,
photographijd; wirkſam; Aktinobolismus, m.
Naturl. Ausjtrahlung: Aftinveleftrizität, durch
Einwirkung der Sonnenjtrahlen od. Gäslichtſtrah—
fen auf Kriſtalle hervorgerufene Elektr.; Altino—
gräph, m. der Strahlenſchreiber, Strahlenmeſſer,
ein Werkzeug zur Vergleichung der chemiſchen Kraft
Altar
der Lichtitvahlen, eine Erfindung von Pouillet;
Atinographie, £. Lichtſtrahlenbeſchreibung oder
Lehre; Aktinometer, a. Naturl. Strahlenmeffer,
Werkzeug zur Mefjung der erwärmenden Kraft der
Sonnenftrahlen (erfunden von Herfchel), ferner zur
Meflung der Wärmeausftrahlung gegen den Welt:
raum (der Zenithaltenperatur; erfunden v. Pouil—
Vet), endlich noch: zur Unterſuchung der elektriſchen
Wirfung der chem. Strahlen des Lichts (eleftro-
chemijches Aktinometer, erfunden von Al. Edmond
DBecquerel); Yetindt, m. Strahlſtein; Aktinomy—
löſe, eine durch einen Strahlenpilz herwvorgerufene
Krankheit bei Pferden, Rindern und Schweineır,
auch auf Menfcyen übertragbar, die in einer Ge-
ſchwulſt dev Zunge und des Kiefers befteht.
Aktion, f. lat. actio (von agere, handeln), die Hand—
fung, Tätigkeit, Verrihtung, Wirkung (actio in
distans, Wirkung in die gerne, Fernmwirkung); ein
Gefecht; Sebärdenfprache, der förperliche Ausdruck
eines Redners; Apr. (actio) jede Zivilklage (vor
dem bürgerlichen Gericht; im Gegenſatz der pein—
lichen, Friminellen Anklage, accusatio); aktionie—
ven, nl. Hagen, Klage führen, eine Klage anjtellen,
gerichtlich belangen, verklagen; Aktionätor, m.
‚ein Kläger; Mäkler, Unterhänpfer.
Aktionär, Altioniſt, ſ. unter Aktie,
en f. nl. lebhafte Behandlung, Wieder-
yolung.
Aktiten, pl. gr. Küftenbewohner.
aktiv, I. activus, a, um) geichäftig, tätig, wirkſam,
wirtend, angejtellt, im Dienit ſtehend; ausübend
(3. B. bein Wahlrecht); aftines Mitglied, ordent-
liches Mitglied; Aktirum, n. eine ausitehende
Schuldforderung; Spradl. die Tätigkeitsforn ;
verbum actĩvum, ein Zeitwort in der Tätigkeits—
foım; Hftien, pl. Suthaben; auch vorhandenes
Bermögen, Beltand, Maſſe, Bermögenzftüde; Ak—
tichandel, tätiger Handel, Ausfuhrhandel eigner
Erzeugniffe, im Gegenſatz des Paſſivhandels
od. des empfangenden, der einem Staate feine Be—
dürfniſſe von andern Völkern zuführt; A.-Forde—
rung, ausitehende Forderung; Aktiv-Legitima—
tion, Klagerecht; Anſpruchsrecht; Metinfraft,
Belaftung, Außendrud; W,-Maite, noch vorhan—
dene3 Bermögen bei Konfurjen, Teilungsmafie;
A.-Rezeßz, m. Forderungs-Nüditand, rüdjtändige
Forderung od. Auslage; A.-Schulden = Mktiva;
A.-⸗Stand, der wirkliche Beſtand, z. B. einer For—
derung, eines Vermögens, Heeres; A.-Truppen,
Feldtrüppen, im Gegenjaß der Beſatzungs- oder
Rückhalt- (Neferve-) Truppen; A.⸗Vermögen,
wirklich vorhandenes Bermögen, Dedung (der Habe
int Gegenfaß der Schulden); aftivieren, nl. in
Tätigkeit fegen; in Gang bringen, errichten; Mfti=
vität, f. Tätigkeit, Betriebſamkeit, Wirkfamkeit,
Geſchäftigkeit, Strebſamkeit.
Aktor, in. I. überh. der etwas betreibt, verrichtet;
Rſpr. der Kläger (Bollmachtgeber); auch der von
einem Verwaltung3-Borftand bevollmächtigte An—
walt; Aktorium, n. nl. die einem folchen Anwalt
erteilte Vollmacht.
Altrice, f. fr. (pr. aktrihß,, — fem. zu Akteur)
Schaufpielerin; Aftrig, f. 1. (fem. zu Aktor) Klä—
gerin. —
Alitſcheh od. Altſche, auch Atſcheh, m. türk. (von
adtscheh, weiß), eine türk. Scheid.münge, in der
eigentl. Türfeigew.Bara (f.d.), in AgyptenFadda
genannt, — "jo Piaſter — 0,16 Pf.
Aktnar od. Aktnarinus, m. L. ein Gerichtsſchreiber,
der das Protokoll führt und die Akten ſammelt.
Altnation
Altnatiön, f. nl. Heil. die Außerung der Wirk—
famfeit eines Mittel3 auf lebende Körper.
aftuch, fr. actuel; mlat. actuälis, e, vom lat. actu,
in der Tat) wirklich; jeßig; gegenwärtig wirkſam
(entg. virtuell und potentiell); aftuelles
Sntereffe Haben, gegenwärtig von bejonderer
Wichtigkeitſein; aktuelle Fnergie, lebendige Kraft;
actualiter, nl. od. actuellement, fr. (pr.actüell’-
mang) — in der Tat, jetzt, gegenwärtig;
Aktualität, f. (nl. actualitas) Wirklichkeit, gegen—
wärtige Wirkſamkeit; augenblicliche Sachlage.
- Hftus, m. lat. actus, m. pl. actus (v. agere, han-
deln), get. verfürzt Aft (f. d.), Handlung, Tat,
Verhandlung, feierliche öffentl. Handlung, bef. auf
Schulen eine öffentlidye Schuffeierlichkeit, Nede-
feier; actu, wirklich, in der Tat; uno actu, in
einer (ununterbrochenen) Handlung; actu corpo-
rali od. personäli, perjünlich; actus fidEi, ſ.
Auto-da-Fe. |
akuieren, I. (acuEre) jhärfen, ſpitzen; reizen; ſcharf
betonen; afıtierte Silbe, eine gejchärfte d. i. ſcharf
betonte od. hochtonige Silbe, die einen Akutus (),
ein jcharfes Tonzeichen Hat, vgl. Akzent; Akni—
tät, f. ııl. die Schärfe, Def. des Tones, die Spibig-
feit; fit (1. acütus, a, um), fcharf, ſpitzig, ſchnei—
dend, jtechend, akute Krankheiten, heftige, raſch
verlaufende, ſich Schnell entjcheidende, auch higige
Krankheiten, higige Zieber, gefahrdrohende Kri;
acutum ingenium, ein heller Kopf; akutangu—
lär, nlat. jcharfedig, fpigivinfelig; Aktien, n.
[. der Scharfiinn akuminiert, ſcharf zugelpißt.
Alnmeter od. Aknometer, n. = Aloemeter, ſ. d.
Akubictũra, f. nl. (von lat. acus, ſ. d.) die Nadel-
ftiderei; Akupunktũr, £. nl. der Nadelftich, das
Nadelitechen, ein von den Chinefen und Japaneſen
entlehntes Heilverfahren bei gewiffen Krankheiten.
Aruftik, f. gr. (von akuein, hören) die Lehre vom
Schall, Tons und Gehörlehre; Schallfraft, Klang—
wirkung; Akuſtikon, n. ein Hörrohr; afüftiich,
zur Schallehre gehörend; von guter Klangwirkung,
ihalleitend; afnitiiche Neittel(acustica), zur Ver—
bejjerung oder Verſtärkung des ſchwachen Gehörs
dienende Mittel; Akuſimeter, n. Gehörmeſſer.
Afyanoblepjie, f. gr. (von dem vern. a-, kyänos,
blau, u. blepein, jehen) Blaublindheit; ein Fehler
de3 Sehvermögens, der die blaue Farbe rofenrot er-
ſcheinen läßt; Ufyanoblept, m. wer fein Blau Steht.
SIHENS, f. gr. (d. vern. a- u. kyesis, Schiwanger-
ihaft)—= Sterilität, weibliche Unempfänglichkeit
od. Unfruchtbarkeit.
Afyrie, f. gr. (akyria, äkyros, ungültig, uneigent-
lich) uneigentlicher&ebrauch eines Wortes; Akhro⸗
logie, £. uneigentliche Spredyart.
afzedieren, [. (accedere) beitreten, beiftimmen, ein—
willigen; accedo, ich jtimme zu; a. nemini, ich
jtinme feinem bei, wähle feinen der Genannten
(bei. bei Papſtwahlen); Akzedenz, f. Beitritt, Zu-
jtimmung.
alzelerieren, I. (acceleräre) bejchleunigen, fördern,
accelerando, it. (fpr. attfchel—) Tonk. eilend, mit
zunehmender Gef J——— (entgeg. ritardando);
Alzeleratiön, f. I. die Deichleunigung; afzelera=
ti0, nl. beijchleunigend; Afzeleraturen, pl. Treib-
muskeln; eine Art Schnellwage, in England er-
funden.
alzendieren, I. (accendere) anziinden, entzünden;
aufregen, reizen; alzendibel od. afzenfihel, nl.
entziindbar, brennbar; Atzendibilität, f. nl. die
Entzindbarfeit, Brennbarteit.
Alzent, m. [. (accentus, von ad, zit, und cantus,
Alzidenz 27
Befang) der den Sprachlaut begleitende Ton, die
Betonung, der Silben- od. Wortton u. Nachdruck,
ein Tonzeichen auf einer Silbe; die Aussprache, der
Redeton, fr. accent (pr. algang); Accentus acu-
tus od. Atut: (Fr.accent aigu, |pr. äkßangtägüh);
A. gravis od. Gravis: (fr. accent grave, jpr.
fang gräw); A. circumflexus od. Zirkumflerxt
“ (fr. a. eirconflexe, fpr. ßirkongflex — "); acven-
tus eceles’asticus, m. der rezitativartige Vortrag
von Bibelftellen vd. Gebeten am Altar, der Kirchen»
gefangton; Akzentor, m. nl. der Vorſänger; af
zentnieren, nl. fr. (accentuer) betonen, einer Silbe
den Nachdrucd od. Ton geben, richtig ausſprechen;
mit Tonzeichen — Aklzentuation od. Mi=
zentniernug, k. die Betonung, Tonjeßung, Ton—
bezeichnung.
Akzeß, m. 1. (accEssus, von accedere, j. afzedieren)
der Zutritt zu einem Amte, um ſich praftifch für
diejes vorzubereiten; die Zulafjung eines Juriſten
zur praktiſchen Übung bei einem Gerichte; die An—
wartichaft, Wählbarkeit für hohe Kirchenämter;
daS Borbereitungsgebet zur Meffe; auch Acces,
fr. (fpr. akßäh), it. accesso (fpr. attſch —), bei. der
Fieberanfall, Schauer. einer Krankheit; per ac-
cessum od. accessit, durch Beitretung vder Bei-
tritt; akzeſſibel, ııl. (fr. accessible) zugänglich);
(von Berghöhen) eriteigbar, Akzeſſibilität, f. Zu-
gänalichteit, Ceuffeligteit, Atzeſſion, f.l.(accessio)
der Beitritt, der Zuwad)3; was zur Yauptjache od)
hinzufommt; der Regierungsantritt; Akzeſſions—
Betrag, im Staatsrecht: Beitrittsvertrag, durch
welchen ein Staat dem Bunde od. Bertrage anderer
Staaten beitritt, od. in einen andern Staat felbit
eintritt; Akzeſſiſt, m. nl. ein Anwärter, wer An—
wartjchaft auf eine Anftellung hat, auch wer Zur
tritt Hat bei eitem Gericht; Akzeſſit, n. (das Per—
feftum von accedere: „er iſt nahe gefommen’,
näml. dem Ziel, wie man bei afademijchen Preis—
verteilungen von dem ziveiten jagte, während es
vom eriten hieß: vicit, „er hat es erreicht und wird
efrönt”) der zweite Preis, Nach- vd. Nebenpreis;
Afzefforium n. ein Zufap, Anfang, Bubehör;
Beiwerk; akzeſſöriſch, hinzukommend, beiläufig,
nebenſächlich; alzeſſoriſche Gemengteile, Neben-
gemengteile, Beimengungen.
Akzidens, n. [. (accidens, von accidere, a.
lich ereignen 20.) etwas Zufälliges, eine Neben—
beitimmung, zufällige, unmejentliche Eigenfchaft;
ein zufälliges Ereignis; pl. Akzidenzien, Neben-
einkünfte, Nebenbeziige, Sporteln.
Akzidenz, k. lat. Nebenarbeit; Akzidenz-Arbeiten,
Buchdrekleinere Druckſachen, Tabellen, Inſerate ꝛc.;
im Gegenſatz zum Druck von Büchern; Alzidenz-
druck, Anzeigen», Handelsdrud; Afzidenzichrift,
Bierjchrift; per aceidensod. fr.par acrident(fpr.
par akßidaing) von ungefähr, zufälligerweiſe; afzt=
dentäl, nl. (accidentälis, e) od. akzidentel (fr.
accidentel), auch afzidentich, zufällig, unweſent—
lich; Atzidentalia od. Akzidentafien, pl. Zufällig-
feiten, zufällige Nebenbeſtimmungen namentlich
bei einem Nechtsgefchäft; Aizidentalien eines
Lehns, außerweſentliche und unregelmäßige&igen-
ſchaften desſelben, die durch Selbſtbeſtimmung der
Lehnsperſonen verabredet ſind; Alzidentalpunkt,
m, Zuſammenlaufpunkt, Verſchwindungspunkt;
äceidit in puncto, quod nönsperätur in änno,
e3 ereignet fic) (oft) im Augenblid, was man im
Sahre nicht erhofft; unverhofft kommt oft; Alzi—
denzhaus, n. landſchaftl. Ausdruck für Leihhaus,
Berjaßamt.
28 alzingieren
alzingieren, |. (accingere) umgürten; bene ac-
einctus, wohl gegürtet, voll ausgerüſtet; gut vor⸗
bereitet.
alzipieren, I. (accip&re) annehmen, billigen.
Atziſe, f. (fr. accise, ml. accisia, vom I. accidẽre,
bejchneiden, an- einjchneiden, accisum, eingejchnit=
ten, von den auf dem Kerbholz gemachten Einfchnit-
ten ſchreibunkundiger Aufjeher, wie noch jegt im
Oberharz die ar Rechnungen der Gru—
benverwaltung Anjchnitte genannt werden; der
Steuerbetrag wurde auf dem Kerbholz eingejchnit-
ten, das Kerbholz wurde dann in zwei Hälften
geipalten, die eine behielt der Steuereinnehmer, die
andere befam der Steuerzahler, fo daß feiner den
andern übervorteilen Fonnte. Die Grundabgabe
bie daher Kerb, die noch hinzufonmende Abgabe
vonNaturalien hieß Afzife, vgl.Ichweizer. Shniß
—= Steuer): 1. urſprüngl. jede indirekte Steuer,
den direften, vom Grundbefiß 2c. erhobenen Ab-
gaben entgegengejegt, (ftädtiiche) Abgabe von ein—
gehenden Waren u. Lebensmitteln, Zehr- u. Waren:
teuer, Nebeniteuer, alt u. landſch. Ungeld (auch)
Lizent in einigen Gegenden); Aufichlag; 2. der
Ort derSteitererbebung, das Steueramt, Abgaben»
jtelle, Maut, Zollhebeſtelle; Akziſaͤnt, m.e.Steuerer,
Zehrjteuer-Pflichtiger; afzisber, fteuerbar, fieuer-
flichtig; akzisfrei, Tteuerfrei; afzijieren, ver-
teuern; Yzifor, m. der Steuereinnehmer.
al, aud oft el u. ul geihrieben, arab. Artikel: der
2c., 3. B. in Alkali, Alkohol, Alforan, Alkoven 2c.
ala, f. I. der Flügel, eines Bogel3, Gebäudes, in
Schlahtordnnung ftehenden Heeres (den beiden alten
Römern die Hilfstruppen der Bundesgenofjen bil-
deten: alärli, im Gegenfaß der legionarii oo.
rom. Legionsſoldaten).
A la—, fr. auf od. nach Art und Weile, 3.8. & la
baisse, Ala chasse, älaguerre, à la mode etc.,f.d.
alaaf, ſ. alaf.
Alabamefrage, f. eine im amerikaniſchen Sezelfiong-
kriege 1861 —65 entſtandene völkerrechtliche Streit—
frage, die dadurch hervorgerufen wurde, daß Eng-
land Kaper, d. h. von Brivatperfonen in den Dienit
des Seekrieges gejtellte Schiffe zur Wegnahme feind-
licher Schiffe, zuließ, unter diejen zugelaffenen Ka-
pern befand ſich das Schiff Alabama (das Gen-
ter SchiedSgericht 1872 verurteilte England des—
wegen zu einer Strafe von 151; Mill. Dollars an
die Vereinigten Staaten).
Alabandismns, m. nl. Pfufcherei, Sudelet in der
Kunjt (von der Stadt Alabanda in Karien, wo
ein ſchlechter Kunſtgeſchmack herrſchte).
Alabaͤrch, m. gr. alabärches, v. aläba, Ruß, Tinte)
ein Bollichreiber, Zolleinnehmer, bei. die höchite
Obrigkeit in Agypten.
Alabaͤfter, mn. gr. (aläbastron, das Alabaftergefäß,
neben dem älteren gr. aläbastros, ein von unſerm
Alabaſter verſchiedener Stein, fajeriger Kalkſtein,
und ein daraus gearbeitetes Salbenbüchschen, 1.
alabastrum u. alabäster, nad) der oberägyptifchen
Stadt Alabaftron; daher gr alabastrites, Ula-
bajteritein, unjer Alabaſter) Edelgipsitein, ein fein-
förniger, reiner Gips, der fo hart iſt, daß er fih
polieren läßt; Alabafternlas, mattgeichliffeneg,
halbdurchſichtiges Glas.
Alabazam, m. amer., ein mit Kognaf u. gejtoßenem
Eis vermifchter Likör.
a la honne heure, j. unter bon.
Alufrität, f. l. (alacritas) Zebhaftigkeit.
Alaͤdſchas, pl. feine oſtindiſche mit Blumen durch—
wirtte Zafte,
Albanier
aläf od. alaaf, glüdaufl Hoch! 2c., ein am Nieder»
rhein üblicher Jubelruf und Glückwunſch beim Ge—
jundheittrinfen zc., 3. B. alaf Köln
ä la grecque, f. unter grec.
Alujoth, m. der größte Stern im Sternbilde: der
Fuhrmann.
Alalie, f. gr. (v. dem veru. a- u. laleın, fprechen) die
—— —
am, arab. die Welt (in Zuſammenſetzungen, wie
Schah-Alam). Su ſebung
Mamannen, ſ. Alemannen.
Aluméda, f. ſpan. (von älamo, m. Pappel) eig.
Pappelgang, ein mit Bäumen henflanzie, Snazier-
gang in den fpanifchen Städten.
Aland od. Alant, m. auch Göſe, Gengling, PDid-
kopf, Mundfiich, eine Karpfenart; die Alanoblete
oder Strunje, eine kaum fingerlange Karpfenart;
Alaͤnder, m. der große Stint, ein Fiſch aus dem
dachsgeſchlechte im nördlichen Europa.
Alaͤnt, m. (nıl. elna, I. inüla und helenfum) ein
Pilanzengefchleht, wovon die Wurzel einer Art
(inüla helenfum) al$ ein auflöjfendes u. reinigen-
des Arzneimittel gebraudt wird; Mlantin, n. ein
dem Stärfemehl ähnlicher Bejtandteil der Alant-
u. Zichorienwurzel, der Georginenfnollen ꝛc.
ä la queue, ft. (pr. —köh) in langer Reihe auf-
geitellt, vgl. Queue.
Mlärligamente, pl. nl.(l.ala, Flügel) Flügelbänder.
Alarm, m. it., frz. (v. it. all’ärme, zu den Waffen!)
der Lärm, unerwarteter Waffenruf, Auflauf;
Beitürzung, Unruhe, Une Alurmapparat,
Lärmer; Alarmkanone, d. Lärmkanone; Alarm⸗
pfeife, Lärmpfeife; Alurmplatz, Lärmplatz, Stell—
od. Sammelplatz, Waffenplatz; Alarmſchuß, Lärn-
ſchuß; Alarmſtunge, die Lärmſtange; ülarm—
trommel, Lärmtrommel; die Loſung, das Zeichen;
alarımieren (fr. alarmer), zu den Waffen rufen;
beunruhigen, aufjgreden, in Bewegung oder Be-
jtürzung ſetzen; Alurmiſt, m. ein Lärmmacher,
alavt, ſ. alert. [Lärmbläfer, Unruhſtifter.
Alaſch. |. Allaſch. En
Alditör, m. gr. (v. dem vern. a u. latheın, vergef-
no der nie vergeffende Rachegeiſt, der infolge eines
revels ein Geſchlecht fort und fort verfolgt: auch
überh. f. ftrafende Gottheit.
ä la suite, fr. (jpr. —Biviht), im Gefolge, zugeteilt;
Offiziere & la s. von Truppenteilen oder Arktichen
einen ſtehen außerhalb des Etats.
a In töte, fr. (jpr. —täht), an der Spiße.,
Alatiöon, f. n!.(v.L.alätus, gefliigelt) die Deine
Ylaun, m. (aus dem lat. alümen) ein Doppeljalz
von ſüßlichem Geſchmack, aus fchwefelfaurer Ton-
erde u. ſchwefelſaurem Kali; Alaunbeize, Rotbeize
in der Färberei mittel3 Löſung von Aluminium—
falzen; Alaunerde, Tonerde; aud) |. v.w. Alaun-
erz, ein Gemenge von Braunkohle, Ton und fein
verteiltem Schwefelkies; Alaungerberei, Weiß—
erberei; Alaunmolfen, Molken mit Alaun ver—
It zur Stillung von Blutflüffen; Alaunſchiefer,
hwärzl. Tonjchiefer mit gelbem Glanz; Aluun—
tein, ein in Stalien u. Ungarn vorkommendes
ineralvon ähnl. Zuſammenſ Kr wieder Alaun;
fonzentrierter Alann, ſchwefelſaure Tonerde:
alaunen (aus (. aluminare, fr. aluner, it. allu-
märe), mit Alaun zubereiten.
Albe. ſ. albus. * “
Albanier od. Albandier, Bewohner der türk. Pro⸗
vinz Albanien am Joniſchen u. Adriatifchen Meere;
Albunitiko, mn. ein wilder Tanz der Albanier, mit
gezwungenen, unnatürlichen Stellungen.
Albanus
Albanus, Albation ꝛc., j. albus.
Albati, pl. lat. (von albus, ſ. d.) Weißgekleidet« |
(Briefter wie —— —
Albatros, m. engl., fpan., vermutlich arabiſchen
Urſprungs, der Kriegsichiffsvogel, Sturmvogel,
ein aroßer weißer Schwimmvogel der Südjee, der
den Sturm verkündet; aud) der Name eines ehem.
preuß. Rriegsjchiffes.
albein (nicht Fremdwort, fondern oberſächſ. Dialekt),
fraftlo3 werden, aus der Art Schlagen, von Bienen.
Albedo, j. unter albus.
Alber, k. pl. Albern (v. it. älbore, d. i. Baum, I.
arbor, Baum), die Weißpappel, populus alba.
Alberino, m. dichter Kalkſtein.
Albernus, f. Burnu, Burnus,
Albertina, f. lat. die preußiſche Univerfität Königs—
berg, fo benannt nach) ihrem Stifter, dem Herzog
Albrecht.
Albertinum, m.lat. Köni * Sammlung der Gips⸗
abgiifie in Dresden, jo benannt nad) König Albert
von Sadjen. |
Ylbertotypie, f. Heritellung von Druckplatten auf
— Wege, ſo benannt nach dem
tfinder, dem Photographen Joſeph Albert in
München, der 1886 dafeibii ſtarb.
Albertustaler od. Albertiner, Kreuz, Kronen-
od. Brabanter Taler, nach dem Erzherzog Al—
bert, Statthalter der ſüdlichen Niederlande am
Ende des 16. Jahrh., benannt, 9%, auf die feine
Mark. falbus.
albeizieren, Albifikation, Albin u. Albina, ſ.
Albigenjer, pl. Gegner des Papſttums, nad) dem
Gebiete und der Stadt Albi in Frankreich benannt,
eine zu Anfang de3 13. Jahrh. gebildete und noch
in Piemont beitehende Sefte.
Alsinagium, r. Albanagium, jus albanagii, n.
mi. (von albanus, ein Fremder, Eingewanderter,
vom lat. alibi, anderswo), fr. droit d’aubaine,
das Fremdlingsrecht, ehemals in Frankreich gel-
tendes Necht des Heimfall3 der Berlaffenichaft
eines Fremden an den Landesherrn, in deſſen
Rande er gejtorben ift.
Albino, m., pl. Albinos, jpan. (v. I. albus, weiß)
Weißlinge, eine Art kränklicher, Lichtfcheuer Men-
fen von unnatürlich weißer Haut, mit rötlichen
Augen, auch) Kakerlaken, Blafard3 u. (von den Por—
tugtejen) weiße Mohren genaunt; Albinismus,
j. Leucismüs.
Albion, n. Großbritannien, nad) der alten, jeßt
dichteriihen Benennung (feltifh: Gebirgsiand;
urjprüngl. nur der nördl. Teil der Inſeh).
Albis, I. Elbe.
albiſieren, j. albus.
Albĩt, m. (v. I. albus, weiß) ein dem Feldfpat ver-
wandtes, meijt weißes Mineral.
Albofarbönlanıpe, f. 1. (vgl. Karbön), eine Rampe,
die mit einer Vorrichtung verjehen ift, vermittelft
welcher mit Petroleum verjegtes Leuchtgas ge-
brannt werden kann.
Albolĩth, n. ein ſ — haltbarer Anſtrich für Mauer—
werk, Holz u. ähnl. der aus einem aus Kieſelerde
u. Magneſia hergeſtellten Zement beſteht.
Alboraͤt, m. arab. (von baraka, blitzen) der Blitz,
hieß Mohammed3 geflügelter Graufchimmel, auf
dem er jeine Himmelsreiſe machte.
Alborno;, — Burnu.
Albunda, f. I. Nymphe eines Quells bei Tibur.
Alburnum, n. I. das zarte Holz der Bäume unter
der Rinde, Splint.
albus, a, um, J. weis; Albus, m. ml. (albus num-
- Alchone 29
mus, d. i. web Münze, Silbericheidemüngze) des
Weißpfennig, jeit 1360 geprägt, jept aber ſchon
lange nicht mehr im Umlauf. Am längiten war
er üblich in Kurheſſen, wo er I Bf. galt, in Mainz
galt er zwei Kreuzer; Albe, f. ein weißes Priejter-
gewand, Chorhemd od. Meßgewand; Albe, kleiner
Weißfiſch; Alba-Flora-Wein, m. ein meiher
Wein, auf der Injel Minorfa wachjend; weißer
Malvafier; Albẽdo, l. (eigentl. die Weiße) das
Verhältnis, in dem die Stärke eines zurückgeworfe—
nen zu dem einfallenden Sichtitrahle Hteht; Album,
n. 1. eig. da3 Weiß; bei den Römern eine weiße
Tafel zum Eintragen öffentlicher Verordnungen,
Namenliften 2e.; jebt: ein unbefchriebenes Bud),
bej. ein Stammbud, Denkbuch, auch Sammelbud,
Sammlung von Handzeichnungen, Photographien
u. dgl; in albis, eig. in weißen (Blättern), un»
“eingebunden, roh (von Büchern); auch Benennung
de3 zweiten Sonntags nach Oftern: Duajimodo-
enitiod. Weißer Sonntag, wegen der weißen
Itar» u. Prieſterkleidung bei der erſten Abend—
mabhlöfeier der Kinder und der weißen Kleider der
neu in den Chriltenbund Aufgenommenen; Al—
bänus, Albäne, auch Albin u. Albina, männt.
u. weibl. Name: Weiße, Reinliche; Albätt, Weih-
gefleidete, d. i. Geijtliche oder Neugetaufte; Alba—⸗
tion od. Albifilation, f. nl. das Weißen, Weiß—
machen, Bleichen, bei. des Kupfers, die vermeint-
lihe Verwandlung des Kupfers in Silber; als
beizierei, I. (albescäre) weiß werden ; alßifieren,
barb.⸗l. mit einem Album od. Stammbuche herum
ziehen; Albũgo, f. 1. ein weißer Fleck im Auge,
das Augenwölkchen; altd. der Zinfe od. Zinken;
Albimen, n. das Eimeiß; &lbumin, n. der Ei-
weißſtoff; Albuminimeter, n. Eiweißmeſſer; Als
buminat, n. eiweißhaltiger Stoff; Albumit=
körper, Eiweißkörper, Eiweißſtoff; Albumin—
papier, ein photographiſches Papier, zu deſſen
Herſtellung das aus Eiern gewonnene in 50 Grad
warmem Luftſtrome getrocknete Eiweiß verwendet
wird; albuminös, eiweißhaltig; Albuminurie,
f. 1.=gr. Heilk. krankhafte Abſonderung des Eimeif>
ſtoffes im Harn, ſ. Brightſche Krankheit.
Alcabaͤla od. Alcavala, f. ſpan. (vom arab. alqa-
balah) Verbrauchsſteuer, bet die feit 1349 in Ka—
ftilien eingeführte, welche 10 vom 100 betrug, von
allem, was verfauft wurde.
aleäiicher Vers, nach dem alten griedhifchen Dichter
lcäus (griech. Alkäios) genannt, eine Bersart
bon diejem Gang:
ztu_ | oLw_ |u> Id. =,Lu_— | Luu,.Zuy
Alchaͤtib, m. arab. (v. chataba, predigen) ein Pre»
diger in den Moſcheen.
Alchoücher, m. engl. (ſpr. ahltſchutſcher) ein wolle—
nes Zeug, in England verfertigt.
Alchemille, £. nl. (nl. alchemilla) die Pflanze
Löwenfuß.
Alchymie oder Alchemie, f. (zunächſt vom arab.
al-kimiä und dies vom gr. chemeia, xnusia, mit
Ausſprache des 7 = i, vgl. Chemie), die angeb-
liche Kunſt, unedle Metalle in edle zu verwandeln,
wozu man den jogen. Stein der Weifen auffinden
mußte, Goldmaderfunft; Alchymiſt, m. ein Gold»
macher, Goldkoch; alchhmiſch od. alchemiſch, was
zu jener Kunſt gehört; überhaupt geheimnisvoll.
Alcides, I. (gr. Alkeidẽs) ein Beiname des Herku—⸗
les, al3 Enfel des Alkeus.
Alco, m. der ſüdamerikaniſche wilde Hund. j
al corso, it. nad) dem geltenden laufenden Kurje.
Aichöne, f. Sternf. der hellſte Stern der Plejadent-
30 Alchoniten
aruppe, in oder nahe welchem der Mittel» und
Schwerpunft des gefamten Sternſyſtems liegen foll.
Alcyoniten, pl. gr. (v. alkyönion, Korkſchwamm,
eine Tierpflanze, ähnlich dem Nejte des Eisvogels,
alkyön,r.halkyön) eine Art verſteinerterschwamm—
forallen, die in der äußern Form Ahnlichkeit mit
Früchten, 3. B. Feigen, Birnen ꝛc. haben.
Mldda, f. jpan. (v. arab. al-daiah) Landgut, Land—
haus, Weiler, Dorf.
. Aldebarän, m. (avab.al-dabarän, der folgende, von
dabara, folgen, weil er den Plejaden folgt) dag
Ochfenauge, ein heller rötlicher Stern erjter Größe
im rechten Auge des Stiers (vgl. Hyaden).
Aldehyd, m. oder n. neulat. Scheidef. (aus den An-
fangsjilben al— und dehyd der Worte alcoho)
dehydrogenatus), eines Teil3 des Wafjerjtoffs be-
raubter Alkohol.
Alderman, m. engl. (pr. ahldrmänn; zufammenge].
aus angelſächſ. aldor, ealdor, d. i. Alter, Altefter,
Senior, u. man, d.i. Mann) eig. alter Mann, ein
Altejter, Gemeinderat, Stadtverordneter in den
Städten Englands (vgl. Senator); aud) früher in
Deutjchland ausdemEnglifchen herübergenommene
Bezeichnung eines Ortsrichters, Alteſten, Rats-
herrn: Aldermann (in deutſcher Ausſprache; Gen.
des —es, pl. Aldermänner), z. B. in Goethes ge—
treuem Eckart.
Aldina od. Aldine, f. pl. Aldinen, alte, wert-
volle Drucke aus der Buchdruckerei des Aldus
Manutius in Venedig im 15. u. 16. Jahrh.
Aldiõnen, pl. (ml. aldiönes u. aldYi) altd. Rſpr.
longobard. Benennung für die hörigen Leute der
freien deutſchen Gutsbeſitzer!
Aldobrandiniſche Hochzeit, ein im Vatikan befind-
liches römiſches Wandgemälde, dem ein griechiſches
Vorbild zugrunde liegt und das bis zum Jahre
1818, wo es in den Vatikan kam, u. a. Der
italieniſchen Adelsfamilie Aldobrandini gehörte.
Aldſchaͤme, f.arab. (al-dschämi’, v.dschamaa’, ver⸗
jammeln) ein großes mohammedanifches Bethaus.
Ale, n. engl. (pr. ehl; angelfäch]. ealu, altnord. das
DL, d. i. Bier) ein englifhes Bier aus Weizenmalz
u. viel Hopfen, Kraftbier; Ale Flip,n. engl. Warnı-
bier aus Ale.
alẽa, f. l. ver Würfel; alea jacta est, Sprichw.
der Würfel iſt geworfen, fig. es iſt gewagt; alea
jacta esto, der Würfel ſei geworfen, Cäſars Aus—
ruf am Rubikon (ſ. d.).
Hleatifo,m.einjüher, gewürzhafter toskaniſcher Rot—
wein von Muskatellertrauben, in re, u. Elba.
Aleätor, mm. I. (v. alea, Würfel) ein Würfler, leicht-
finniger Spieler; aleatoriſche Berträge, Wetten,
die auf den zufälligen Erfolg einer Sache ge-
richtet find; gewagte Verträge; Aleatorium, n.
Spielhaus. (Furien.
Alẽkto, f. gr. „die nie Ablaſſende“, eine der drei
Alektryomachie, f. pr: (von alektryön, Hahn) der
Hahnenfampf, der bei den alten Griechen als Frie-
geriiches Vorbild fehr beliebt war; Alektryoman⸗
tie, f. gr. Prophezeiung aus dem Hahngejchrei.
Alemannen, pl. (nicht etwa ein aus dem Reltifchen
ftammende3 Fremdwort, ſondern ein qute3 deut-
ſches Wort aus man, der Mann, und dem ver-
jtärfenden al, ala, d. i. all, ganz, zufammengejeßt,
aljo eigentl.: ganze, d. i. edle, ausgezeichnete
Männer) altd. Benennung des Hauptvolf3 im
ſüdl. Deutſchland, im Gegenjaß zu den herrſchenden
Yranfen (daher der franz. Name Allemands für
die Deutſchen überhaupt); alemannischer Dialekt,
Die Schweizerischen u. oberſchwäbiſchen Munpdarten.
Alerander
Alembik, ni. alembienm, n. (fr.alambic; zunächſt
v. arab. al-emdig, u. dies v. gr. Ambix, Becher,
Deitillierhelm) ein Helm od. Blafenhut, ein Brenn-
folben oder eine Retorte in der Scheivehunft,
Alembröth od. Alembrothialz, n. ein zum Ver—
golden dienende Salz, das aus einer Loͤſung von
1 Teil Salmiaf und 2 Teilen Quedjilberfublimat
durch Abdampfen gewonnen wird.
Alemdar, m. arab. Titel der vierzig Männer, welche
die heilige Fahne Mohammeds tragen müffen, noch
heute am Hofe des Sultans in der Türkei üblich.
Alentours, pl. fr. (pr. alangtühr; entft. aus & l’en-
tour, rings umher) umliegende Gegenden, Um—
gegend; umgebende Perſonen, Umgebung.
Aleph, hebr. eriter Buchjtabe des hebr. Alphabets.
Alepiue, £. fr. (ſpr. —pihn’, frz. alöpin, —e; von
der Stadt Aleppo in Syrien benannt), Aleppo—
zeug, ein gemijchtes, im Stück gefärbtes Köperge-
twebe aus weicher Seide und Kammgarn, das in
Amiens, Paris, Gera, Rochlitz u. a. O. heraeitellt
wird; Aleppobenle, f. eine eiternde Krankheit der
Geſichtshaut, die von ihrem häufigen Vorkommen
in Aleppo und Kairo ihren Namen hat.
alert, fr. (fpr. aleıt; v. it. all’ erta, auf der Hut)
munter, lebhaft, flint, aufgeweckt. |
Aleſan, m. fr. (befjer: alezan; fpr. Alfäng; vom
arab. al-hasan, jchönes Pferd) ein Fuchs, Yalber,
gelbrötliches Pferd.
alefieren, fr. Krk. eine Kanone ausbohren oder
deren Seele erweitern; Aleſoir, n. (jpr. —jodhr)
Bohrlade, Bohrmerfzeug.
Al estotado, ſpan. bemalte Sfulpturarbeit.
à Pestompe, fr. Zeichnung, die mit dem Wifcher
(estompe, f. fpr. eßtongp) behandelt worden ift,
eitompierte, gewijchte — (estompe iſt
das deutſche ſtumpf).
Aletheia, f. gr. (aletheia, von alethes, wahr) die
Wahrheit, auch perfünlich gedacht; Alethophilos.
m. od. Philalẽthes, m. Wahrheitsfreund.
Aleuromauntie, f. gr. (von äleuron, Weizenmehl)
Wahrſagung aus dem Opfermehl; Alenvometer,
m. der Mehlmefjer, ein Werkzeug, um die Taug-
Yichfeit des Mehls zum Brotbaden zu prüfen.
Aleuron, n. gr. (von äleuron, Weizenmehl, Mehl-
forn) ein rundlicher, meijt einem Stärkekorn ähn—
licher Eiweißkörper in den Bellen fettreiherSamen,
Eimeißftoff; Aleuronat, eiweißreiches pflanzliche
Nährmittel. :
Alexaͤnder, gr. (Alöxandros, von alexein, vertei-
digen, u. aner, Gen.andrös, Mann) männl. Name;
der Männerverteidigende, Männern Helfende;
Alegandra, f. Sternf. ein Aſteroid, von Gold-
ſchmidt 1858 entdeckt; Mfexandrine, weibl. Name:
Helferin; ein feidenähnlicher Stoff aus Leinen und
Baumwolle; Megandriner od. alegandriniiche
Verſe (jo benannt, weil fie nad) der Mitte des
12. Jahrh. in den altfranzof. erzählenden Gedichten
aus dem Sagenkreife von Alerander d. Sr. an-
geivendet wurden) ſechsfüßige jambifche Reimverfe
mit einem Abfchnitte in der Mitte, der klaſſiſche
Vers der Franzofen, .®d. —8
„Wer größ im Kleinen iſt, wird größer fein
im Größen.”
alexandriuiſch, in od. aus Alerandria (einer von
Alexander d. Gr. 331 v. Chr. erbauten Seeſtadt
in Unterägypten, welche in den nächiten Jahr—
hunderten vor u. nad) Chr. Geburt ein Hauptſitz
der griechischen Bildung undLiteratur war); daher:
alerandrinifche Bibliothek; alerandrini>
{he &rammatifer; alegandrinijche Philo—
Alexianer
ſophen MNeu-⸗Platoniker), auch ſchlechthin Ale—
zandriner genannt; alexandriniſche Ver—
ſion, |. Septuaginta; Alexandrinertum, n.
- die Verirrung der Wiſſenſchaft zu bloßer Kleinig-
feitsfrämerei und Gilbenjtecherei, zu toter, vom
"eben vollſtändig abgefehrter Gelehrſamkeit, 3. B.
das Alerandrinertum des 17. Jahrhunderts.
Alexiaͤner, pl. ein zum Wohltun verbrüderter
Laien-Orden, vom Papſt Sirtus IV. eingejeßt und
nach deſſen Schußheiligen Alerius benannt.
Alexie, f. die Unfähigkeit zu lefen (als Erſcheinung
bei gewilfen Gehirnleiden).
Alexiterium, n. nl. (v. gr. alexeterion, v. alexein,
abivehren, helfen) Schutz- vd. Rettungsmittel, bei.
Gegengift; alexiteriich, giftabtreibend,; Alexikä—
fon u. Alexipharmäkon, n. gr. (pl. —Ea), Öegen-
gift, Heilmittel gegen das Gift, Alexipharmacie,
f. die Lehre von den Gegengiften; Alexipyreti—
Ton, n.ein Fieber-Heilmittel, Fiebermittel; Alexis
u. Alexius, männl. Name; ein Helfer, Beiltand;
Alexiusd'or, m. eine Goldmünze, 5 Taler Gold
(— 17 ME.) an Wert, geprägt unter dem Herzoge
Alexius von Anbalt-Bernburg.
Alfa, auch Halfa, Espartofaſer, Sparto, Hene=
quen, die Hafer von dem in Marokko, Tunis und
Algier in großer Menge wachjenden Espartograje
(Stipa tenacissima), die zur SKorbflechterei, als
Durchzugsſtroh der Birginiazigarren, und nament-
lih zur Bapierfabrifation, befonders in England
und Spanien, verwandt wird.
Alfane, f. jpan. ein Schlachtroß.
Alfanz, m. Alfanzerei, f. (nicht aus dem tal. ent-
lehntes Fremdwort, fondern vom mittelhd. ale-
vanz, m. der aus der Fremde gefommene, hers
elaufene Schalt, Poſſen, Schalkheit, Betrug),
Boffenreifierei, törichtes Geſchwätz.
Alfenide oder Alfenid, n. (näach dem Erfinder Al—
phen) eine Metallmiſchung aus 60 Teilen Kupfer,
30 Teilen Zink und 10 Teilen Nickel; gewöhnl.
verſilbertes Neuſilber — Chriſtofle-Metall, ſ. d.
alga, f. [.,pl. algae. Algen, nach Linné alle krypto—
gamiſchen Waſſerpflanzen; nach Endlicher: Feuch—
tigfeit liebende Pflanzen, die meiſt untergetaucht
im Waſſer leben und aus einzelnen oder anein—
andergereihten Zellen gebildet ſind, wie die Fucus—
arten, Konſerven ꝛc.; Algaciten, pl. verſteinerte
Agen; Algologie, f. die Lehre von den Algen.
Pigalie, f. fr. eine Sonde, auch Harnröhrenjpriße.
Algarade, f. fr. (ſpr. —rcihd'; v. ſpan. algaräda,
das Striegsgejchrei einer algara, d. i. plündernden
Reiterichar) ein troßiger Anfall, eine grobe Belei-
digung; Streid), Poſſen.
Algarovbvilla oder Algarobilla, f. die zerquetichten
Hüljen einer fiidamerifan. Aiazienart, welche ſtatt
der Galläpfel zum Färben verwendet werden.
Algebra od. Algeber, f. arab. (al-dschebr od. al-
gebr, eig. Verbindung getrennter Teile, v. dscha-
bara od. gabara, Setrenntes verbinden) die Lehre
od. Kunſt, durch cine u von Gleichungen aus
gegebenen Größen unbefannte zu finden, Glei—
chungs⸗ od. Buchjtabenrehnung (weil man all-
gemeine Größen mit Buchltaben bezeichnet); [ehe-
mals hieß auch das Sternbild Orion mißbräuch—
lich Algebra, nad) dem arab. El-dscheobar, der
Riefe]; algebraiich, der Gleichungslehre gemäß;
Algebraift, m. einer, der ſich mit der Wiſſenſchaft
der Algebra beichäftigt.
Algẽma, n. gr. ein Schmerz; — ſchmerzhaft,
durd) Schmerz entjtanden; Algie, f. der Nerven-
Ihmerz = Neuralgie, ſad
Alioth 31
Algen, Algologie, ſ. alga.
Algẽnib oder Algöl, m. zwei Sterne im Perſeus
(1. d); (Algenib auch ein Stern im Pegaſus).
Algẽthi, m. (vollit. arab. räs-algethi, Kopf des
Knieenden) der ſüdlichſte Stern im Herkules.
Algierſches Metall, n. mit Kupfer und Antimon
vermijchtes filberweißes Zinn.
Algomeiza, m. arab. (eig. el-gomaisä), der heffite
der zwei Sterne im Kleinen Hund.
Alnophön, n. Senfjpiritus, Mittel gegen Zahn—
ſchmerz, das aus Senföl und Spiritus befteht.
Algorithmus, m. (daS gr. arithmös, Zahl, arabiſch
umgebildet) im Mittelalter auch) Algorismus, Die
vier Nechnungsarten; iiberhaupt ein arithmetifches
Lehrbuch), Nechenbud).
Algoſpasmus, m. gr. ſchmerzhafter Mugfelframpf.
Algrapbie, f. Lichtflachdruck.
Alguacil, m. jpan. (ſpr. —ßihl; v. arab. al-wasir,
der etwas verwaltet) in Spanien ein Gericht3-
diener, Häſcher, Scherge.
Alhajoth, |. Kapella.
Alhaͤmbra, f. arab. eig. das rote (Haus); der Balaft
der mauriſchen Könige zu Granada.
Alhenna, Henna (od. Hiung), f. arab. (al-hinnä,
fpan. alcana) eine rotfärbende Wurzel, die im
Orient von den Weibern zur Schminke gebraucht
wird.
Albiväde, n. arab. (al-hadät, ein Lineal, von
hadaj, auf den rechten Weg führen) ein beiveg-
liches Lineal an Winkelmeßwerkzeugen; Winkel—
fcheit, Zeiger, Zeigerkreis.
Ali, arab. männl Name: der Erhabene, Herricher;
auch ein Ehrentitel, wie unjer „Hoheit“; Aline,
weibl. Name: die Erhabene. [(Namen).
alias, l. auf andere Weiſe, ſonſt auch (bei doppelten
alıbi, Il. anderswo, in der Rechtsſpr.: der Angeklagte
kann das Alibi (d. i. feine Anmwefenheit an einem
andern Orte als dem des Verbrechens, fein Anders—
too) beweijen.
Alicaͤnte, m. ein ſpan. Wein aus der Umgebung der
Stadt diejes Namens, — Tinto, f. d.
alienus, a um, I. fremd; Alien-Bill, £. (ſpr.
ehljen—), die Verordnung über die Ausländer in
England, Fremdenverordnung; Alien-Office, n.
(pr. —Hffi$) das Fremdenamt; alienieren, I. (alie-
näre) veräußern, (ein Recht od. Eigentum) abtreten;
auch entivenden, abwendig machen; alienäbel, nl.
veräußerlih; Alienation, f. I. die Ber- od. Ent-
äußerung; Berfauf, Taufch, auch bloß Verpfän—
dung; Abweichung vom naturgemäßen Zuftande;
Gemütsjtörung, ©eifteszerrüttung (l. alienatio
mentis).
alignieren (jpr. alinjieren), fr. (aligner, v. ligne
= l. linea) nad) der Schnur abmefjen, richten,
abſtecken, ausfluchten; anreihen; Alignement, n.
(ſpr. —mäng) die Abmeſſung oder Richtung nach
gerader Linie, die Nichtungslinie; insbeſ. die Richt—
linie eines in Schlachtordnung aufgejtellten Heer-
haufen3; auch = Trace, ſ. d.
Alimente, pl. I. (alimenta, v. alere, nähren) Ver—
pjlegungs- oder Unterhaltungsgelder, Unterhalts-
beiträge; alimentieren, nl. ernähren, verpflegen,
unterhalten, beföjtigen; Mlimentation, f. I. die
Verpflegung; der Unterhalt, die Ernährung; ali=
mentationsberechtigt, unterjtüßungsberechtigt;
Alimentarius, m. I. Rſpr. ein Erbpflegling, durch
Vermächtnis zu VBerpflegender.
Alinda, n. (d. i. a linea, von vorn), der Anfang
einer neuen Zeile, Abjaß.
Alioth, m. u. Mizar, m. zivei Nachbarfterne in der
52 Alipt
Deichjel des Wagens (d. i. im Sternbild des großen
Bären).
Alĩpt, m. I. (alipta, v. gr. aleiptös, v. alefphein,
falben) ein Salber; Alipterinm, n. (gr. aleipte-
rion) das Salbgemad, Salbzimmer in ven Bädern
der Alten; Afiptit, f. die ibrunft oder Salb>
kunde; Aliptrum, n. Salbenbüchschen.
Aliquaͤnte, f. (vom [. aliquäntum, irgend-mwie-biel)
eine ungleichteilende Zahl, durc welche eine grö—
Bere nicht zu gleichen Teilen zerlegt oder genau ge—
mejjen werden kann, wie z. B. 5 u. 7 Aliquanten
oder aliquante Teile von 12 find.
Nlinuöte, f. (v.aliquoties, irgend-twie-vielmal) eine
gleichteilende Zahl, ein (aliquoter) in dem Gan—
zen ohne Reſt aufgehender Teil, wie 2, 3,4 u. 6
Aliquoten von 12 find; Aliquot-Töne, Tonf.
Beitöne, Obertöne, die zu einem angejchlagenen
Hauptton von jelbjt mitflingen (weil fie im Akkord
liegen und gleichjam in ihm aufgehn); aliqnot,
gleichteilend, gleichteilig; aliquoter Teil, ein ge-
wifjer Bruchteil.
alttieren, fr. (von fr. lit, Bett) bettlägerig machen
oder werden; das Bett hüten.
Alitũr, f. I. alitüra, v. alöre, nädren) die Ernäh—
rung; das Vermögen de3 Körpers, das Verlorene
vermittelit de3 aus den Lebensmitteln bereiteten
Nahrungsſaftes wieder zu erſetzen.
Alius, m. J. ein anderer; Aliud, n. L. ein anderes,
Sahänderung.
Alizäri, n. (fpan. alizari, levantiſcher Krapp; von
demſ. perj.-arab. Worte wie Azur) die Krapp-
wurzel; Alizarin, n. der rote Farbeſtoff der
Krappmwurzel; feit 1867 nach dem Verfahren von
Graebe u. Liebermann auch aus dem bei der Des
itillation des Steinfoglenteers gewonnenen An—
thrazen (ſ. d.) dargeftellt; Alizarin-Blau wird
al3 Erſatz für Indigo angewendet; Alizerine
Tinte, eine 1856 durch Leonhardi in Dresden er-
fundene dunkel blaugrüne und auf dem Papier
tiefſchwarz werdende Tinte, zu deren Bejtandteilen
auch holländ. Krapp gehört; Allzarine commer-
eiale, n. fr. gemahlene Krappmwurzeln, die zum
Färben benußt werden.
Alk, ın. (isl. u. fchwed. alka), pl. Alken (Alcidae),
ein nordiiher Waſſervogel aus dem Geſchlecht der
PBapageitaucher, der Larventaucher.
Alkaheſt, n. Scheidek. ein (von Theophrajtus Para⸗
celſus benannte3) vermeintliches allgemeines Auf-
alkäiſch, |. alcäiſch. ſlöſungs-⸗ und Heilmittel.
Yılkalt, n. arab. (fr. der alkali, fpan. der alcali, aus
arab. al-gali od. al-qilju, d. i. die jalzhaltige Aſche,
die man aus der Pflanze Salicörnia oder Glas—
ſchmalz gewinnt, welche namentlich in Südjpanien
wächſt; der Name geht zurüd aufarab. galaj, d. i.
röjten, im Tiegel — lg Aſchenſalz,
eine Klaſſe ſtarker Salzbaſen, die in Waſſer löslich
find und laugenhaft ſchmecken, und die man in an-
organijche (Kalt, Natron, Lithion und Am-
moniaf) u. organische Alkalien unterjcheidet; leß-
tere heißen auch Alkaloide; alkaͤliſch, laugen-
falzig, laugenhaft; Alkaliméter, n. arab.-gr. ein
Werkzeug zur Beitimmung der Menge des in der
Pottaſche oder Soda befindlichen reinen oder an
Kohlenjäure gebundenen Altalis; daher Alkali—
metrie, f. die Lehre von diefer Prüfung der Pott-
aiche od. Soda, u. alfalimetrif, dieje Prüfung
betreffend; Alkali-Metalle, pl. Dietalle, die unter
Entwidelung von Waſſerſtoff Wafjer aertehen: Ka⸗
lium, Natrium, Cäſium, Rubidium und Lithium;
Alkaloiméter, n. Werkzeug zur Beſtimmung der
Allah
Menge der Alfaloide der Pflanzen; alkaleſzieren,
arab.=!. flüchtiges Alkali entwickeln; Altaleſzenz
f, Vorwalten eines Alkali; Entwicklung des flüch—
tigen Alkali (Ammoniat3) bei fauler Gärung; al—
kaliſieren, zu Laugenfalz brennen; Alkaliſation,
f. die Laugenfalzbereitung.
Alkalde, m. fpan. (aus arab. Al-ga’di, der Richter),
der Schulze, Schultheiß, Nichter eines Dorfes in
Spanien. |
Alkantära-Orden, m. ein im 12. Zahrh. geitifteter
und im 3.1835 wieder aufgehobener geijtlicher
Ritterorden, nach der Stadt A. in Spanien be-
nennt, wo er feinen Siß hatte.
Altarräsa, f. ſpan. (aus arab. al-kurrös), pl. —8,
ein Wafjerfrug aus poröfem Ton, Kühlkrug.
Alkanna, f. die Wurzel der Färber-Ochfenzunge
(Anchüsa tinctoria), zum Färben der Wolle, in
den Apotheien auch der Fette u. Ole benugt; die
ehte Alfannamurzel (auch Alhenng, ſ. d.)
ſtammt dagegen von der in Oſtindien und Agypten
wild wachſenden Lawsonia inermis; Alfannin,
n. der rote Farbeſtoff der (falſchen) Alkannawurzel
—= Anchuſin.
Alkarſin, n. Sheidek. eine waſſerhelle übelriechende,
jehr giftige Flüſſigkeit, durch trocknes Abziehen des
eſſigſauren Kalis u. arfeniger Säure ꝛc. gewonnen.
Alkatifa, f. (arab. al-gatifah, Samt, Teppich, ſpan.
alcatita), ein feiner orientaliſcher Teppich, deſſen
Grund aus Wolle od. Seide, während das Muſter
aus Gold und Silberfaden beſteht.
Ylfazäbe, f. arab. Burg, Stadtfeſtung.
Alkãzar, m. arab. Balaft, Schloß. y
Alterınes, m. ein (bef. in Stalien beliebter) füßer
—— zu deſſen Beſtandteilen Rermes (ſ. d.)
gehört.
Alkohol, m. arab. (al-qohhlu, d. i. Augenſchminke,
das feine Spießglas-Pulver, womit man die Augen
färbt) überh. das Höchite, Feinite, bis zur größten
Feinheit gebrachte Pulver, 3. B. der Chinarinde,
de3 Eiſens; insbeſ. ver höchſt gereinigte oder ent»
mwäfferte Weingeift, Kraftgeift, Genergeift; Alkoho⸗
fät, n. eine fejte chem. Verbindung des Alkohols
mit einem Salze; alfogötifch, Alkohol enthaltend,
mweingeiftig; alkoholiſieren, zur ſtürtſten Feinheit
bringen (z. B. ein Pulver): zum größten Weingeiſt
hinaufläutern; aufgraden, entwäſſern, hochgradig,
läutern; vergeiſtigen; Alkoholiſation, f.die Wein⸗
geiſtentwäſſerung; Altoholisinug, m. ein krank⸗
hafter Zuftand, der durch fortgejegten übermäßigen
Genuß des Altohol3, bei. des Branntiveins, ent-
ſteht; Miloholometer, n. ein Weingeiftmefjer, eine
Senfwage zur Gehaltsprüfung eines mit Wafjer
verbundenen Alkohols; Alfohulometrie, f. die
Lehre von der Brüfung des AlfoHolgehalts einer
meingeiftigen Flüſſigkeit.
Altorän, j. Koran. }
Altoven, m. arab. (fr. alcöve, It. alcöva, ſpan. al-
coba, d. i. Schlafgemach, v. arab. al-qubbeh, ein.
emölbte3 Gemac, Belt, von qabba, mölben) ein
ettverichlag, Kleines Schlafgemach, Bettwinkel,
— Nebengemach ohne Fenſter,
Niſche.
U, engl. (ſpr. aͤhl) alles; AU right, engl. (ſpr. aͤhl
reit), ganz wohl, ganz recht; alles „in Ordnung,
einverſtanden! all’s well, engl. pr.ahls uell), alles
iſt gut, alles iſt in Ordnung.
alla. it.= fr. à la; z. B. alla breve, |. breve:c.
Allabaͤtti, pl. feine baumwollene, meilt geſtickte
Beuge aus Oftindien.
Allah. m. arab. (zufammengez. au3 dem Artikel al.
allaitieren
u. ilah, der Anbetungswürdige, Gott, von alaha,
anbeten) Gott, der wahre Gott; (Allah-aalim,
Gott iſt allwiffend; Allah-akbar, Gott ift groß).
allaitieren (pr. allät—), fr. (allaiter, v. lait, Milch)
ſäugen, ſtillen; Allaitement, n. (pr. allät'mdng
das Stillen, Säugen. |
Allanlinie, f. Patetvampferlinie von Liverpool
über Halifax nad) Bojton.
Allantiaiis, f. (vom gr. alläs, Gen. alläntos, Wurft)
Erfrantung dur Wurſtgift.
Allantvis, f. (v. gr. allas, Gen. alläntos, Wurit;
aljo eig. wurftähnlich) die Harnhaut der Leibes—
fruccht bei Säugetieren, eine Fortſetzung derBlafen-
ſchnur; —— —— zwiſchen der
Allantois u. dem Amnium (}.d.) ——
keit; Allantoin, n. Scheidek ein aus dieſerFlüſſig—
keit durch Abdampfung gewonnener, der Harnſäure
ähnlicher Stoff.
Allantotoxiton, n. gr. (von allãs, Gen. alläntos,
Wurſt, u. toxikön, Gift) das in verdorbenen Xeber-
u. Blutwürften fi entwidelnde Wurftgift.
allargieren, it. erweitern, breiter machen.
Allaſch, m. (nad) dem Gute Allaſch in Livland;
öjtl. von Riga, wo er hergeſtellt wird), ein in Allaſch
gebrannter Schnaps, ein Doppelfiimmel.
Allãta, pl. I. (von allatus, a, um, — von
afferre, hinzubringen das Hinzugebrachte, z.B. eines
Weibes in die Che; Allatür, f. barb.-I. im ungar.
Recht: die Mitgift der Frau, od. der von andern
zu den Haushaltungskoſten geleistete Zufchuß.
Allatration, f. nl. (v. I. allaträre, anbellen) das
Anbellen, Antläffen.
Allechement, n. fr. (ſpr. alläſch'mäng; v. allecher,
anloden, v. lJ. allectare) auch I. Allektation, f. die
Anlockung, Lockung, Reizung: die jaubere (gelecdte)
Sührung des Grabftichels bei Kupferſtechern.
Allee, f. = (fr. all&e, Gang; v. aller, gehen, aus
dem lat. ambuläre entjtanden) ein Gang, Luſtgang,
bei. ein Baumgang, Baummeg; Alleebaum, m.
Straßenbaum.
Allegat, j. allegieren.
Allege, f. fr. (ſpr. alläſch“, Alfegsio, m. (ſpr. al-
lädſcho) it. (v. fr. alleger, it. alleggiare, ml. alle-
viare, erleichtern, von levis, leicht) ein Hilfsboot,
Leichter, deſſen man ſich beijeichten Landungsplätzen
ae um ein größeres Schiff über Wafjer zu
alten.
Allegiance, f. engl. (pr. ällihdſchäns, v. fr. alle-
geance, vd. l. alligare, anbinden, verbinden) Treue
und Gehorfam, Untertanentreue; oath (fpr. oh’3)
of allegiance, der Eid der Treue, Untertaneneid.
allegieren, I. (allegäre) eig. wohin fenden; eine
Scriftftelle anführen, fi darauf berufen; Alfegät,
n. eine —— Stelle, Anführung, Berufung
auf ein Geſetz; pl. Allegäta, angeführte Schrift-
ſtellen, Nachweiſungen; Allegatſtrich, Poſtd. An-
lageſtrich; Allegation, f. die Anführung od. An—
zichung eines Schriftitellerg.
Allcgorie, f. gr. (allegoria v. all-egorein, d. i. eig.
etwas anders jagen oder ausdrüden) Sinnbild,
Gleichnis, finnbildfiche Darftellung in Worten od.
Zeichen, insbeſ. eine Bild- vd. Gleichnisrede; ein
ſinnbildliches Gemälde; allegöriich, bildlich, finn-
bildlich, uneigentlich, allegorijicren, ſinnbildlich
darſtellen; ſich verblümt ausdrüden, Allegoriſt,
is einer, der etwas finnbildlich darftellt, Gleichnig-
redner.
alfeare, fr. (pr. alähgr), munter, Yeb Haft, frifch.
all&gro od. allegramente, it, (vom I. Ad —9
munter) Tonf, munter, geſchwind, lebhaft; das
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
alliieren 33
Allegro, als Sachwort, ein lebhaftes, geſchwind zu
ſpielendes, munteres Stück; allegro assdi, a. di
molto od. allegrissimo, ſehr od. möglichſt leb—
haft; a.con brio, con fuoco, con spirito, jehr
ebhaft, mit Feuer; a. con moto, beiwegt,gejchtwind;
a. maestoso, mäßig, geſchwind, mit Würde; a. ma
non troppo. nicht zu geſchwind; a.non tanto.nicht
jehr geſchwind; a. moderäto, mäßig geſchwind;
allegretto, etwas langjamer als allegro; alle-
grettino, ein gemäßigtes allegretto; con alle-
grezza, mit Munterfeit, Qujtigfeit.
Allettion, j. Ablektion. }
alielodidaftifch (vom gr. allelon, einander, u.
gr.didaktikös, ẽ, 6n, zum Unterricht gehörig), auf
den genenjeitigen Untertichtbegüglich, dazu gehörig.
Alleluiarium, n. eine Sammlung der psalmi alle-
luiatici, d. j. derjenigen 20 Pſalmen, die das Wort
Halleluja (j. d.) zur — haben.
Allemande, f. fr. (ſpr. all’'mangd'; v. allemand, e,
deutſch; vgl. Alemannen) ein deutſcher od. ſchwäbi—
Der anz; die ſchwäbiſche Tanzweije, ein Dreher,
m Y,-Taft; ein altes Tonſtück in langjamen
.⸗Takt der v. Händel u. Bad) fomponierten Suiten;
' Querelle d’Allemand, f. fr. (pr. feräl)ein grund-
Lofer, nuglojer Streit, Streit um de3 Kaijers Bart
(man nimmt neuerdings an, daß nicht der Volfg-
name Allemand, fondern der Name der kampfſüch—
tigen Familie Alleman, die im12.-14. Se ee
in der Dauphine lebte, der ſprichwörtlichen Redens—
art querelle d’Allemand zugrunde liegt).
allentändo und allentäto, it. Tonk. nachlaifend,
zögend, langjanıer.
Allentheſis, f. gr. das Vorhandenſein fremder Kör—
per im menſchlichen Organismus und dadıırd) ver-
uUrſachte Krankheit.
allefieren, fr. j. alejieren.
allez, ſ. unter allons.
Alliage, j. alligieren; Alllanz, j. alliieren.
allicieren, I. (allic&re) anloden, anreizen.
allidieren, Alliſion, j. adlidieren.
iensis dies, m. l. der Tag von Allia, fig. Uns»
gfüdstag, wie jener der Schlacht an der Allia
(387 dv. Ehr.), wo die Römer von den Galliern
gänzlich befiegt wurden. |
Alligätor, m. (entitellt aus dem jpan. el lagarto,
die Eidechfe, I. lacerta) oder Kaiman, m. das
amerifanijche Krokodil, die amerikanische Riejen-
Eidechfe.
alligieren, I. (alligäre, eig. anbinden), vermilchen,
verjegen = legieren 2; Alligation, f. und fr.
Alliage, f. r. n. (ſpr. alliahre’) die Vermiſchung
der Metalle von ungleichem Werte zu einer Maſſe,
Regierung ; auch die Beimijchung, der ah Alli⸗
gationsregel od.-rechnung, die Vermiſchungs—
regel in der Rechenkunſt, wonach der Geſamtwert
einer aus ungleichen Stoffen gemiſchten Maſſe be—
ſtimmt wird, Miſchungsrechnung.
Allignement, |. Alignement.
alliieren, fr. (allier, vom lat. alligare) verbinden;
ich —, ſich verbinden, verbünden, einen Bund
ließen; Alliierte, pl. Bundesgenoſſen, Verbün—
dete; Alliance, f. (jpr. alliingß) od. Allianz, ein
Berein, Bündnis (zwiſchen Staaten, 3. B. belle
alliance, der jchöne [oder, heilige) Bund zwiſchen
Rußland, Preußen und Dfterreich im J. 1815);
eine Eheverbindung; Alliance auch ein franzü-
fifches Kartenfpiel zu vieren, dem deutjchen Solo
ähnlich; Alliancemaſchine, eine magneteleftrijche
Mat ine, bei der achtmal je drei Diagazine von
Stahlmagneten ihre Pole gegen den rotierenden
3
34 all ingrosso
Anker kehren, der in einem mit Eleftromagtteten
verjehenen Zylinder beſteht; Alltanecmappen, n.
ein Ehewappen, in welchem das Wappen der Frau
neben dem des Mannes jteht; Offenſiv- und Des
fenjiv- Allianz, Angriffs und Verteidigungs-
bund, Schug- und Trutzbündnis; Tripel-, Qua—
drapel-Allianz, Dreibund, VBierbund; Alliance
israelite universelle, f. fr. (fpr. israelit üni—
berjell), Weltverein zur Förderung des Judentums
und jeiner Beitrebungen, 1860 in Baris gegründet.
‘all ineresso, it. im großen (fr. en gros).
Alliteration, E nl. (vom [. litt£ra, der Buchltabe)
die Sleichheit der Anfangsbuchitaben, vermöge
welcher Wörter mit gleihem Anfangslaut (mie
Land und Leute, Mann und Maus) verbunden
und in Berszeilen einander gegenübergeitellt
werden, der Bucjtabenreim, Stabreim; allite=
rieren, gleichklingend anlauten.
Ailium, n. l. Lauch, Knoblauch, pl. Allien, Lauche,
Knoblaucharten; Allnl, n. Lege. das mutmaßliche
Nadifal des Knoblauchöls.
allochrörſch, gr. Ihillernd, farbentvechjelnd; Allo—
dHroisunms, m. Farbenwechſel.
illofution, f nl. eig. die Anjegung; Anerfennung
der Nichtigkeit, Senchmigung eines in eine be-
reits Üübergebene Rechnung ſpäter eingeſchalteten
Poſtens.
Allokution, f. l. (allocutio, v. allöqui, anreden) die
Anrede, Anſprache, insbeſ. die Rede des Papſtes
an die verſammelten Kardinäle (allocutio ex ca-
th’dra, Stubliprud, f. unter Katheder).
Allodium od. Allöd, n. ml. (v. althochd. alöd, d. i.
Ganzbeſitz, freier Beſitz, vgl. altſächſ. Od, Gut, Bes
fig, althochd. Ötag, begütert, Dazu gehört der alt-
german. Name Odoardo, Edward; aber das
Wort ift erft aus dem mittellat. allodium, der la=
tintfierten Yorm des genannten al-öd, ins Neu-
hodjdeutihe aufgenommen worden) ein ganz eige-
nes, nicht zum Lehn erhaltenes Gut, Eigenaut,
Erbaut, Freigut; allodiäl, erbfrei, lehnzinsfrei;
Alodiäl-Erbe, der Erbe der Eigengüter eines
Verſtorbenen; Allodialgut = Allod; Allodiali—
tät, f. Lehnzinsfreiheit, insbeſ. die Freiheit der
deutichen Bundesitaaten von dem ehemaligen faifer-
lichen und Reichslehnbande; allodifizieren, zum
Freigute machen; Allodifikation oder Ailodie=
rung, f. die Verwandlung der Lehngüter in freies
Gigentum.
Allodorie, f. gr.(allo-doxia) andere, od. trrige Mei—
mung, Lehre; vgl. Heterodorie.
YHilogandromelin, gr. (v. melos, Glied; eigentf.
fälſchlich menjhengliedrig) eine Mißgeburt, die
darin bejteht, daß ein Tier menjchenähnliche Glie—
der bat.
Allogräphum, n. gr. fremde Handſchrift.
Alloi vd. Aloi, m. F (pr. allod, v. & loi, nach dem
Geſetz) der Gehalt, Schrot u. Korn einer Minze.
Allotalle, £. gr. franfhafte Neigung zum Falſch—
jpredyen.
allongieren od. r. alongieren (pr. alongieteren),
fr. (alonger, von long, lang) in die Länge ziehen,
verlängern, ausdehnen, anleinen; Allonge, £. (pr.
alongſch) die Streditange, VBerlängerungsitange
beim Winieren; die lange Leine, woran man die
Pferde traben läht; ein Anſatz- oder Verlänge-
rungsitüd, 3. B. an einem Tiſche; ein Anhängſel
oder Anhangzzettel an einem Wechjel, defien Rück—
feite mit Indoſſamenten angefüllt, ver aber noch
nicht verfallen iſt (engl. rider, jpr. reider); Al—
lengeperücke, eine Berüde, die aus lang herab-
Allüre
fallenden Loden beiteht, Staatsperiide aus der Zeit
Ludwigs XIV, |
allons! fr. (fpr. alldng; von aller, gehen) gehen wir!
auft fort! vorwärts! munter! wohlan! allons
. enfants de la patrie, laßt und geben, Kinder
des VBaterlands! der Anfang des bekannten franz.
Revofutionsliedes, der Marfeillaiie; allez!
— alleh), geht! geh! vorwärts! allez-vons-en!
(ſpr. wuͤſcing) fort! von hinnen! gem. packe dich!
allonim, gr. unter anderem, fremdem Namen.
Allopathie u. Allöopathie, f. gr. (von ällos, ein
anderer, oder alloios, verjchiedenartig, u. pathos,
Leiden, Krankheit) eig. Zeidensverjchiedenheit, das
er auch: Übertragung einer Krankheit von einem
Zeil auf einen andern; gew. aber = allopaͤthiſche
(od. allöupathiiche' Heilmethode, wonach man
Mittel anwendet, welche eine dem Übel entgegen»
ejegte Wirkung hervorbringen, im Gegenjug der
J——— (f. d.); jetzt überhaupt ganz all»
gemeine. Bezeichnung der neuern mediziniſchen
Wiſſenſchaft; Ullopith oder Alliopäth, ın. wer
einen Kranfheitszujtand durch gegenjägliche Mittel
heilt oder fich zu diefem Heilverfahren befennt.
alloquieren, [. (allöqui anreden; Alloquium, n.
die Anrede, vgl. Allofution.
allotieren, fr. durch das Los zuteilen; Allotement,
n. ıfpr. Allot’mang) das Los, der Anteil; Allot⸗
ment⸗Zyſtem, n.engl.ıfpr.—ment - )NuSniegung
eines Stuck Landes, die Landarbeitern Itatt des
Lohnes gewährt wird.
Yllotria, pl. gr. (v. allötrios, a, on, fremd, frentb-
artig) Nebendinge; Streiche, Unfug; Alfotris=
Dontie, f. die Einjegung falfcher Zähne; Allotrie=
logie, f. Einmiſchung fremdartiger Dinge ın die
Rede; Allstriophanie, f. gr. die Eranthafte Be-
gierde nach ungewöhnlichen Speilen.
Allotropie, f. gr. (von ällos, anders, und tr&pein,
wenden) Scheidef. die Eigenfchaft eines Stoffes,
mit weſentlich verfchiedenen Eigenſchaften Kriſtall⸗
form, ſpez. Gewicht ꝛc.) aufzutreten, wie z. B. der
Rost al3 Diamant und Graphit oder der
Saueritoff als gewöhnlicher Sauerjtoff und als
aftiver Sue oder Ozon; auch dieſe verſchie—
denen Zuſtände ſelbſt Allotropieen od. allotro⸗
piſche Zuſtände; allotrop, mehrformig.
allouieren (ipr. — u —, fr. (allouer = engl. allow,
von mi. allocare) einräumen, zugeitehen, gelten
laſſen, allonäbef (fr. allouable), güitig, zulällig;
Allouance, £. fr. (pr. Aludngp’) Einräumung,
Zulaſſung.
Alloxaãn, u gr. ein durch Einwirkung ſtarker Gal-
peterſäure auf Harnſäure erzeugter Körper; ein
verwandter u. ähnlich erzeugter Stoff iſt das Allo—
xantin; eine wäſſerige, mit Fett vermiſchte Loſung
des Alloxans, dient,als Schminke. 7
Allſpice, engl. (ipr. aͤhlßpeis, d. i. beites od. Sasha
gewürz, Allerlei-Würze, Haupt-Spezerei; alle Ur»
ten, species, von Gewürzen hießen früher especiae
oder Spezereien) Nelienpfeffer, ein Gewürz =
Piment, ].d.
all’s well, engl. (jpr. aͤhls elf), alles iſt gut, alles
ift in Ordnung, im englischen Kriegsdienit, bef. in
der Marine, Die Antwort des Wachtpoſtens auf
den Anruf des nachjehenden Offiziers. Vgl. all
alfudieren, I. (alludere) auf etwas anfpielen; Ms
luſion, f. die de aluioriih u. allufis,
ni. aniptelend, andeutend.
Allümette, k. (ſpr. —mett’; v. allumer, anzünder)
Streich- oder Bündbötzhen; Schnellfeuer.
Allüre, £. fr. (v. aller, gehen) der Gang, die Art zu
Alluſion
Alpagattes 35
eben, das Fuß- oder Gehwerk, Fußgeſtell bei | Almoräham, n. arab. der erſte Monat des Jahres
Pferden; auch die Fährte oder Spur von Tieren;
uneig. auch beſ. der pl. Allüren (fr. allures), Gang
und Haltung eines Menjchen, das Auftreten, Bes
nehmen.
Alluſion. alluſoriſch, j. alludieren.
Allupion, f. l. (alluvio, von alln£re, anſpülen) die
Auſchwemmung, Anſpülung; Alluvionsrecht, das
Anſchwemmungsrecht, das Recht, das Land, welches
ein Fluß an ein Ufer anſchwemmt, ſich zuzueignen;
Alluv ium, n. das Angeſchwemmte, die oberſten
und jüngſten Lagen der feſten Erdrinde, wie
Torf, Dammerde, Süßwaſſerkalk 2c.; Uferanwuchs;
Schwemmland; alluviäl, nl. angeſchwemmt, z. B.
Alluvial-Boden.
Allil, ſ. unter allium.
Alua oder Almud, f. älteres türk. Gemäß für OL,
Nein ꝛc. — 5,2048 1.
Almads, pl. engl. (fpr. älmäcks) Modebälle der
feinen Geſellſchaft in London (jo benannt, weil der
erite Befiter des Haufes, in welchem fie gehalten
wurden, Almad bieß), dann aud) an andern, bei.
Badeorten.
Almäade oder Alınadie, f. engl. u. fr. (vom arab.
ma’dijat, ein Floß/ ein Kahn der Neger aus Baunt-
rinde; ein Schnelljegler in Oftindien.
Almagéſt, m. arab.-gr. (im Arab. al-madschisti =
tr. megiste, die größte, näml. syntaxis, Sanım-
fung, mit vorgefeßtem arab. Artikel al) arab. Name
des griech ſoggrößten Werks überdie Stern-
kunde, von Ptolemäus im 2. Jahrhundert.
Almaͤgra, f. (vom arab. al-magrat, die rote Erde)
ſpaniſches Braunrot, zum Färben, al3 Arznei ꝛc.
gebraucht.
alina mater, ſ. Mater; Alme, f. ein Trockenherd
(in der Slartonfabrifation).
Almanach, m. (es ift weder auf arab. al-minha,
Geſchentk, noch hebr. manäh, zählen, zurückzuführen,
fondern auf ein von Eufebius erwähntes gried).-
ägyptiihes Wort almenichiakd, Kalender) ein
Sahıbuch, Kalender; jegt bei. von jährlich erfchei-
nenden Sammelwerken, z.B. Muſen-Almanach
u.dgl. Das Wort Almanad) — ſich zuerſt bei
dem um 14603u Wien lebenden Aſtronomen Georg
v. Peuerbach, der einen Almanach pro annis plu-
ribus herausgab.
Almandin, m. (von Alabanda, einer Stadt in Ka—
rien, wo er hauptf. gefunden wurde) edler Granat.
Almänſor oder Almanzor, m. arab. Name: der
Berteidiger, der Giegreiche, (von Gott) Beſchützte.
Almaria, f. mi. (urjpr. almarium, entft. aus dem
lat. armarium, Schranf, vom lat. arma — Waf—
fen, Gerät; oberd. die Almer, Almerei) der Ur-
tundenjaal, Urkundenſchrank in einer Kirche oder
einem Klojter; Kaſten zu verfchiedenem Gebrauche.
al marco (ital.), nad) dem reinen Gold- und Silber-
gewicht.
Ale, f., ſ. alma.
Almẽ oder Almeh, f. (arab. alimeh, ent. von
alim, unterrichtet) öffentliche Tänzerinnen und
Eüngerinnen in Agypten, Indien und Perſien.
WUlmei, n. weißes, kohlenſaure Salze enthaltende
Bintoryd, das in der Färberei und Medizin Ver:
wendung findet.
Almeidan, m. pers. (vom arab. maidat, ein Tiſch)
der Martt, ſ. Bajar.
WUlnilla, f. ſpan. Wams, baumwollene Unterweſte,
unter dem Kamiſol (Ehupa) getragen.
Amohäden und Almoraviden, pl. zwei moham-
medaniihe Seften und Dynajtien in Spanien.
im arabiſchen Kalender.
Almöoſen, u. (aus dem gr. eleémosynẽ, d. i. Mit-
leid, Barmherzigkeit, verderbt) eine milde Gabe
an Arme, Wohltat, Armengabe, Armenſteuer,
Armengeld; Almoſenier, m. (fr. aumöuier, altfr.
almosuier) ein Almoſen- oder Gabenverteiler,
Armenpfleger; Titel der Beichtväter katholiſcher
Fürſten; in Frankreich auch: katholiſcher Feld—
prediger; Groß⸗Almoſenier, früher in Frank—
reich le Beijtliche, eine von Franz 1. ein- -
- geführte Würde.
Almucium, n. ml., au: Armutia oder Amicia
f. eine geijtliche Kopftracht im Veittelalter, die auc
die Schultern mit bedeckte (aus dem Worte entitand
unfer nhd. Wort: Mütze).
Almuda vd. Almud, m. ſpan. (v. arab. al-mudd,
v. madda, ausbreiten) ein älteres Getreidemaß —
Ya Sanega (ſ. d.); Almude oder unr. Almonde,
m. früher portug. Ol» und Weinmaß, in Liſſabon
= 16,74, in Borto = 25,48 1.
Almukaͤntharat, m. arab. (v. gantara, bogenartig
frümmen,) der Höhenkreis, mit dem Horizonte
parallel an der Himmelskugel gezogener Kreis.
Al Mumẽnin, pl. arab. die Nachkommen Mohame
meds.
Aloe, f. gr. (alsẽ; von indiſch haloha, d. i. das wohl⸗
riechende Aloeholz) eine ausländiſche Pflanzen—
gattung, beſ. in Afrika; auch der aus den ab—
ejchrittenen Blättern mehrerer Arten ausfließende
ittere, heilfame Saft; auch f. gave, j.d.; Alse-
Extrakt, m. getrodneter und gereinigter Saft der
Aloe, ein a ae Ylod-Hanf, m. ein gelb-
lichsweiger Faſerſtoff, der aus verſchiedenen in
Wejtindien, Oftindien und Südamerika heimifchen
Arten der Agave gewonnen wird, beſonders von
Agave americana; er wird namentlih zu Tau—
werk, Teppichen u. a. verwendet; Alok-Holz, |.
Ugallohum, Kordie; auch Paradieshölz;
Aloe-Säure, f. eine Säure, die entfteht, wenn
Aloe mit Salpeterjäure gekocht wird, als Farbituff
verwendet zum Braunfärben; Yloin, n. ein eigene
tümlicher Stoff in der Aloe, das Alvebitter.
Alogie, f. gr. (alogia, von dem vern. a- u. lögos,
Vernunft) Unvernunft, Unüberlegtheit, Wider-
finnigfeit, Unfinn; Mlogotrophie, f. gr. Heilf. die
ungleiche Ernährung der Körperteile; aloͤgiſch,
unvernünftig,nicht logiſch; alogiſtiſch. unbeſonnen.
Alt, |. Alloi; Alloin, ſ. Aloe; Ylonge, |. Al-
longe; Alonſo = Alfons, d. i. Adalfuns, d. i.
bereit an — (Adel) ausgezeichnet zu werden,
altdeuticher Name. *
Alopefic, f. gr. (alop&kia, von alopex, Fuchs) das
Ausfallen der Haare.
Aldje, f. fr., gekürzt; Alſe (fr. alose, aus I. alansa),
Diutterhering, Maifiich, Sangfilch, eine dem Hering
verwandte Fiſchart in der Nordjee,dem Mittelmeer
und in nordamerif, Gewäjjern (Alausa vulgaris),
Aloijſius od. Aloys, m. = Ludwig, f. d. (wovon
e3 nur die ältere, bei den romanischen Völkern üb—
lihe Form ift); Aloyſie, f.= Louife.
Alpacca oder r. Alpaͤka, n. peruan, eine Art des
Lamas mit trejflicher Wolle (man unterjcheidet
dreierlei Yamaziegen oder Schaffamele: Lama,
Alpafa und Bifuna oder Bifogna); aus diejer
Wolle bereitetes Zeug; Alpäka, n. eine Art Neue
ſilber, Chinajilber.
Alpunuttes, pl. fr. (ſpr. —gätt) franzöſiſche Schuhe
aus altem Tauwerk und Striden, bejonders in den
Byrenäen in Gebraud.
3*
36 al pari
al pari (tal.), zum Nennwert, vollwertig, im Nenn-
wert jtehend (von Wertpapieren, im Gegenfaß zu:
unter pari, d. 1. unter dem Nennwerte, und:
über pari, d.t. über dem Nennwerte).
Alpen, pl. (1. Alpes; urjpr. keltiſch; ir. u. gäl. alp,
ailp, Anhöhe) hohe Gebirge, Hochgebirge, bei. in
der Schweiz, Schweizergebirge; alpiniſch, den
Alpen angehörig, ihnen entiprehend; Alporãma,
n. gr. die Hochgebirgſchau, Sleticheranficht; Alpen=
fäger, pl.ital. und frz. Truppen, die zur Bewachung
- der Alpentäler beftimmt find (feit 1872).
Alpha, n. der erſte griech. Buchitabe; uneig. der An⸗
fang; Alpha und Omega, Anfang und Ende, alles
in allem (ſ. A und DO), Alpha pribatibum, n.
da3 griech. Beraubungs-A, verneinende a- (1. d.);
Alphabẽt, n. (I. alphabetum, von alpha u. beta,
den eriten beiden griech. Buchſtaben) das ABLE, die
Buchſtabenreihe, Suchftabenzaht, bei Buchdr. eine
Zahl von 23 gedrudten Bogen; Alphabetarius,
m.nl. ein Abe⸗Schuler; alphabetijm, nad over
Buchſtabenfolge; Alphabetſchloß, n. ein Bud-
‚tabenjchloß, künſtliches Vorlegeſchloß.
Alphonfin,n.Heilf. ein dreiarmiger Kugelauszicher
bei Schußwunden (von Alphons Ferri 1552 er-
funden); Alphonfinifche Tafeln, pl. Sternen-
Berzeichnifje von Alphons X., König von Raftilien.
Alphus, ın. gr. (alphös) Heilk. ein Mehlfleck, weißer
autfled.
Alpiou, m. fr. (fpr. —iub; vom it. alpiü, eig. aufs
höchſte) ein Kartenohr, oder daS Zeichen, das man
in die Karte macht, wenn man nad) gewonnenem
Satze das Spiel höher treibt; vgl. Baroli.
Alporama, ſ. Alpen.
Alguifüz, n. arab., od. Alguifong (fr. alquifoux,
ſpr. aläfit, ſpan. alquifol für alcofol, alcohol;
vgl. Alkohol), ein Schönheit3mittel der arabifchen
Frauen zum Schwärzen der Wimpern und Augen
brauen, welches bejonder3 aus Bleiglanz beiteht.
Alranne, f., pl. —n (kein Fremdwort, jondern das
althochd. alrüna, d. i. im geheimen wirfender, weis—
jagender Geiſt, von got. rüna,d.i. Geheimniß), eine
Pflanze mit einer rubenähnlihen Wurzel (Man-
dragore, f.d.), aus der nad) altem Aberglauben
jene Kleinen mweigjagenden Kobolde, die man aud)
Gold-, Galgen- oder Erdmännden nannte,
geichnitten wurden; der Fleine weisſagende Zauber—
geist felbit.
Alſe = Aloſe, f. d.
Alt, Alto, m. it. (1. altus, hoch) die ziveite Stimme
in der Mufif, höhere Mittelitimme (= Mezzo—
Sopran); Altift, m. Altjänger; alta ottava, eine
Dftave höher zu fpielen.
Altan, m. pl. Altane (it. altana, vom l. altus,
hoch) ein Austritt, Vorbau, Söller an einem Haufe.
Yltar od. Altär, m. (I. altäre, n. Opfertifch), pl.
Altäre, Kirchentiſch; Altaragium, n. ml. ein
Altargut, etwas dem Altar Geweihtes; Altarift,
m. Altardiener, Meßknabe; altäre portabile, n.
[. ein Tragaltar; a. summum, n. der Hochaltar.
Alta Qiöla, |. Viola 2.
Altekläre, f. d.i. die hohe, helle, leuchtende Waffe;
e3 war der Name des Schwertes Dlivers, eines der
Helden aus der Umgebung Karls des Großen (ent-
ftanden aus altfr. Halte [d. i. Haute] clere, und
die wieder aus lat. alta clara).
Altelik, eine türfifhe Silbermünze = 1,1 Mt.
YAltdllus, m. nl. ein Gemeindepflegling.
alter, a, um, I. der 2c. andere; alter ege, das
andere N ein Stellvertreter; altera pars, der
andere Zeil, die Gegenpartei, vgl. audiatur und
altus.
eouk altöra pars Petri, — secunda Petri, i.
sefunda; alterum tantum, n. noch einmal ſo—
viel, das Doppelte oder Zwiefache; die bis zur
Größe des Kapitals angewachjenen Zinfen.
alterabel, Alteration zc., . alterieren.
alterieren, nl. (alteräre, fr. alterer, vom I. alter)
verändern, gem. nachteilig verändern, verjchlim-
mern; erjchreden, bejtürzt machen; aufbringen; ſich
—, in eine Gemütsbewegung geraten, aus der
Faſſung fommen, erjchreden, jich ärgern 2c.; Altes
rantia, pl. = Ulterativa, f. u.; alteräto, it.
Zont, verändert; alteräbel (fr. alterable), vetän⸗
derlich, wandelbar; Alteration, f. die Gemüts—
bewegung, Erſchütterung, Aufregung, der Schred,
Arger; Alterativa od. alterierende Heilmittel,
l. umſtimmende, die Säfte allmählich verbejjernde
Heilmittel, j. v. w. Allöotifa.
Alterkation, f. I. (altercatio) die VBeruneinigung,
der Zwiſt, Zwieſpalt.
altörnus. a, um, [. einer um den andern, abwech—
felnd; alterna ratio, f. verwecjjeltes Verhältnis;
alternieren, I. (alternäre) wechſeln; abwechjeln;
alternierendes Fieber, ein Wechſelfieber; alter=
nierende Häuſer, Fürſtenhäuſer, welche in der
Herrſchaft od. gewiſſen Vorrechten miteinander ab=
wechjeln; Alternation, f. (l.alternatio) Abwechſe⸗
lung, Veränderung; in der Diplomatif: die Gitte,
wonach Mächte, welche Verträge miteinander ab»
fchließen, in den darüber ausgefertigten Urkunden
zur je Sense ihrer Nanggleichheit in verfchiede-
ner Ordnung genannt werden; aud) dad Alter—
tat; altern tim, l., alternative ni. alterna-
mente, alternativamente, alterno, it., oder
alternatid, eins ums andere, abwechjelnd; Alter=
ntativfener, ein Wechſelfeuer; Alternative, f. fr.
das Entweder—Dder, Notwahl zwilchen zwei Ent-
en Doppelwahl; Aiternätar, m. I. Wechjel-
trommaſchine, eine Magnet od. Dynamomajdine,.
die Wechjeljtröme, d. i. Ströme von ſich ftet3 än—
dernder Richtung erzeugt.
alterüter, I. (uter, welcher von beiden; vgl. alter)
einer von beiden.
Alteffe, £. fr. (it. altezza, von alto — 1. altus, hoch).
Hoheit, Durchlaucht; mit imperiale (jpr. Bar:
vidl'), Kaiferliche Hoheit, royale (jpr. roajdl'), Kö—
nigliche Hoheit, s6r&nissime (pr. —ihm‘), Durch—
laut, verbunden, als Anrede an Prinzen aus-
faiferl., königl. u. fürftl. Häufern.
Althee, f., Allhaea, [. (althee, fr.; gr. althafa, von.
älthein, heilen) dag Eibifchkraut, die Heil» oder
Wintermalve, eine Pflanze, deren Wurzel einen:
füßlichen Schleim enthält, welcher, mit arabiſchem
Gummi, Zuder und Eiweiß gemifcht, die weiße
Regliſſe gibt.
althioniſch, arab.-gr. aus Altohol und Schwefel
bejtehend.
Altimeter ꝛc., |. altus.
Altin,m.(tatar. altyn, Gold) eine ehemalige ruſſiſche
Silbermiünze von 3 Kopefen = 11’ Pr.
Altiſt, Alto, ſ. unter Alt.
Altfatholizismus, m. eine Abzweigung von der’
katholiſchen Kirche, die dadurd entitand, daß im
März 1871 der Stiftspropſt Döllinger in einem
Briefe an den Erzbifchofgegen das am 18. Juli 1870-
verfiindigte Dogma von der Unfehlbarfeit des-
Papſtes Widerjpruch erhob. h
altus, a, um, I. hoch; tief; a'tior, altius, Komp.
ie tiefer; altiora, pl. höhere Sachen, Rennts
niſſe, Wiſſenſchaften; ad altiora ſchreiten, zu höhe⸗
ren Dingen od. Höher, weiter fchreiten; Aftimeter..
Altrnismus
n. l.gr. (von gr. metron, das Map) der Höhen
meſſer, da3 Werkzeug zum Höhenmeſſen; Altime—
trie, f.die Höhenmeflung, Höhenmeßkunft ;uftimed=
triich, höhenmeſſend; altiſönant, hochtönend; al»
titado meridiäna, f. l. die — altius
non tollendi, die auf einem Grundſtücke ruhende
Berpflihtung, nicht über eine bejtimmte Höhe hin—
aus zu bauen. $
Altruismus, m. I. Menſchenliebe, Uneigennüßig-
SR ' altruiſtiſch, von Menfchenliebe eingegeben,
ſelbſtlos.
Aludél, m. od. f., pl. Aludels od. Aludeln, fr. u.
ſpan. (wahrſcheinl arab. Urjprungs) ein Sublimier-
topf, Läuterungsgefäß (vgl. fublimieren), da aus
furzen fegelfürmigen Tonröhren bejteht, welche in-
einandergefchoben werden; Aludelſchnur, f. eine
Reihe folcher ineinandergefchobener Tonröhren.
Almmen, n. I. der Alaun (f.d.); alümen crudum,
gemeiner Alaun: a. plumösum, Zederalaun,
Haarfalz, Eijenalaun; a. ustum, gebrannter
Alaun; Alumia, £. ni. Alaun- od. Tonerde; Alu—⸗
minäte, pl. Tonerde-Berbindungen, worin dieſe
Erde fich als Säure verhält; Aluminit, m. die bei
Hallevorfommende ſchwefelſaure Tonerde; alumis
nũs, l. (aluminösus, a, um) alaunhaltig; Alu—
min, Aluminium od. Alumin, n. nl. Tons
metall, das Metall der Alaun- od. Tonerde; Alu
miniumbronze, f. eine Miſchung aus Aluminium
und Kupfer, von goldgelber Farbe; Aluminium—
Oxyd, n. Tonerde.
Aluͤmnus, m. l. (von alere, ernähren) ein Zögling,
Koitihüler;bej. Chorfchüler; pl. alumni od. Alum⸗
nen; Arumna, f. eine Bflegetochter, Koſtſchülerin;
Alumnãt od. Ylummenm, n. nl. eine Nähr- od.
Pflegſchule, Lehranftalt, deren Schüler aud) be-
Zöjtigt werden; Alumnatikum, n. eine Abgabe od.
Beilteuer der Pfarrer und Pfründner für das Se-
minar des Kirchiprengels.
Aluınit, m. = Alannftein, |. unter Alaun.
QAlvearium, n. l. (von alveus, Höhlung; Mulde,
Becken) 1. der Bienenſtock; 2. die Ohrenhöhle, Ohren—
ſchmalzhöhle; Albéolen, pl. (l. alvedli, v. sing. al-
veölus, Verkl. v. alveus) Fächer, Abteilungen bei
manchen Schaltieren; Zahnhöhlen, Zahnzellen im
Kiefer; aud) Bienenzelle, Wachszelle; aldeofär, nl.
die Bahnzelle betreffend; Alpeslarnerven, Kie—
fernerven.
alvus, f. [. der Unterleib; per alvum, Heilf. durch
den Stuhlgang; alvi Auxus, der Bauchfluß; al»
vus laxa, offener Leib; a. obstrücta, veritopfter
eib.
WUlyfe, Alyiis, £,, Alysına, n., Alysmns, ir 3
(von alyein, irr im Geifte fein) Heilt. Unruhe, Bes
ängitigung; alhktiſch, ängitlich, beklommen.
Alyfjum, n. gr. (älysson) Steinfraut, ein Heilmittel
gegen die Tollheit, bef. Hundsmut.
Alyta, pl. gr. (von dem vern. a- u. lyein, löjen) uns.
auflösliche Aufgaben, unerflärliche Dinge.
alzam6nto di mäno, m. it. (v. alzare, erheben, I.
gleich). altiare, v. altus, hoch) Ton. das Erheben
der Hand beim Tattichlagen, der Aufichlag.
amäbıle, amabilmente, amor&vole, amıor6so,
it. Tonk. liebevoll, zärtlid); Amabilität, f. I.(ama-
bilitas) Liebenswuͤrdigkeit.
Amadéus, nl. männl. Name: Liebegott, Gottlieb;
Amadelften, pl. eine befondere Brüderfchaft der
Sranzistaner im 14. Jahrh.
Amädis, m. der Held eines großen altfranz. Sagen-
freijes: Amadis de Gaule, Amadis von Gallien;
ein Romanheld, ritterficher Liebhaber; ein feitan-
Amarant 37
liegender Hemdärmel (fr. manche en Amadis);
eine Art Handfraufen.
amtaigrieren, fr. (pr. anta—) abmagern; Amai⸗
griitement, n. (pr. —griff'mang), Abmagerung.
Amalgäma od. Amalgam, n. arab. (dur Bud)
jtabenverjegung aus dem gr. mälagma, d.i. Erwei⸗
Hung, mit vor — den arabiſchen Artikel al
bergendem a), eine Queckſilberverbindung, d.i. Mi—
[dung eines Metall3 (bei. Gold oder Silber) mit
ueckſilber; uneig. überh. ein Gemenge; eleftri-
ſches Amalgam, eine Quediilberverbindung, mit
der die Neibzeuge der Elektrifiermafchine bedeckt
werden (gute eleftrijche Amalgame find z. B. Mufiv-
gold u. gepulverterBraunitein);ammalgamteren,n!.
verquiden, Metalle mit Quedfilber innigverbinden,
verichmelzen; Amalgamierwerk, n. eine Anitalt,
- in welcher die Vietalle aus den Erzen durd) Amal—
gamieren gewonnen werden; Amalgamation, f.
das Berbinden der Metalle mit Queckfilber, die
Berquidung.
Amalia od. Amalie, weibl. Name (aus it. Amä-
lia, daS aber auf altırord. das aml-, u. althd. amal-,
2 —— zurückgeht) die Strebſame, Ge—
äftige.
Amalthẽa, f. gr. (Amältheia) Fabell. eine Nymphe,
welche den Jupiter mit der Milch einer Ziege er-
nährte; auch dieje Ziege felbit. Dem Horne, wel—
che3 die Ziege verlor, gab Jupiter die Kraft, alles,
was man wünſchte an Speife und Tranf, zu ver-
leihen; daher dva8 Horn der Amalthea, ſ. v. w.
Horn des Überfluſſes, Füllhorn.
Aman, m. arab. bed. Sicherheit, Schuß; Aman
dag od. fordern, fich Dem Sieger auf Gnade er-
geben.
a manco (it.) od. Amanco, n. (v. [. mancus, ſ. d.)
Kfipr. das Fehlende, der Abgang, das Soll; der
Abzug an einer Summe; auch der Vorſchuß, die
—
Amuaͤnda, f.[.(von amäre, lieben) weibl. Name: die
Liebenswürdige; Amaͤndus, männl. Name: der
Liebenswürdige.
Amandé, m. g (ſpr. —mangdeh) Mandelmilch—
trank; amandes cassées, pl. (jpr. amangd kaſſeh)
eſchälte Mandeln; a. en coques, pl. (ſpr. —ang
ohk) Mandeln in Schalen; Amandine, f. Seife
aus Mandelfeifencreme:
Amandus, ſ. unter Amanda.
Amuaͤniſche Weide, ein weichhaariger, braunzivei-
giger Weidenſtrauch im Ofterreichiichen.
Amanitin, n. nl. Giftjtoff der Pilze.
Amunt, m. fr. (fpr. amang; v. I. Amans, liebend),
der Xiebhaber, Geliebte; — (ſpr. amangt'),
f. die Geliebte, Liebite; amiäntes, améntes, I. (pl.
v. amans, amens), Verliebte find Narren, — vers
liebt, verdreht.
Amanuenjis, m. 1. (von manus, Hand) Gehilfe, bef.
Schreibgehilfe, Schreiber, Hilfsarbeiter.
Ymära, pl. |. (v. amärus, a, um, bitter) bittere Heil»
mittel, Bittermittel, Bitterfeiten; amarejsieren
(l. amaresc£re), bitter werden; amar6zza, it.
Bitterfeit; Betrübnis; con amar6zza, Tonf. mit
Betrübnis; Amarin, n. nl. der Bitterito f; ama=
rulent, l. bitter; Amarulenz, k. nl. die Bitterkeit.
Amaraͤnt, m. gr. (amärantos, unverwelklich, von
dem vern. a- u. marafnein, welfen) eine Pflanzen»
gattung, be. in Südamerifa, deren Blüten ges
trocnet ihre Farbe behalten; das Tauſendſchön,
der Gartenfuchsjchwanz; Amaranthofz, dunkel⸗
rotes, hartes, wejtindiiches Holz; Amardnte,
weibl. Name: die Unverwelkliche.
38 Amarelle
Amareile, £. (aus dem it. amarello, ınl. amarellum,
d. i. etwa „meinfäuerlich”, dv. I. amarus, bitter)
die Weinkirſche, eine Art großer weinſäuerlicher
Kirſchen; der Herbitenzian, ein bitteres, kraut—
artiges Gewächs, Erſatz des Hopfens in Schweden.
amareisieren, amar6zza, |. Amara.
amarinieren, fr. (amariner) an die See gewöhnen.
Kmarnichlunge, f. eine 9 bis 1Om lange, von den
Antis in Peru göttlich verehrte Schlange.
Amuarullis, f. gr. Name von Hirtinnen in Schäfer:
gedichten; die Narzifjenlilie, ein Zwiebelgewähs
aus Südamerika und Südafrika.
Amafcjis, f. gr. (v. vern. a- und masäomai, kauen)
das Nichtfauen, Unvermögen zu Fauen.
Amofins, m. der Liebhaber; Amaſia, f. die Ge-
siebte.
amafiieren, fr. (amasser, von masse) aufhäufen;
Amaſſette, f. der Spatel, das Farbenmeſſer ber
Maler; Amaſſement, n, (ſpr. Amafi’mäng), An-
od. Aufhäufung.
Amateur, m. fr. (fpr. amatöhr; I. amätor, it. ama-
tore) dertichhaber, Kunſtfreund; überh.wer etwas
nicht als Geſchäft od. Erwerbsmittel, fondern zum
Bergnügen. treibt, = Dilettant; Amatenr-
Fhotograyh, m. Photograph aus Liebhaberei,
Gelegenheits-Photograph (im Gegeniag zum Bes
ruf3> Rhotographen); Amateur-Photographie,
f. das Photographieren aus Riebhaberei, Gelegen-
heit3-Thotographie; Erzeugniſſe der Gelegenheits-
Photographie; Amatenr-Nadfahrer, m. Sport-
fahrer, Herrenfahrer; Amatrice, f. (ipr. ama—
trihß) die Liebhaberin, Kunjtfreundin; Amätus,
m. l. (von amäre, lieben) der Gelicbte;. Aınäta
oder Amäte, f. die Geliebte, Umatorium, n. |.
(von amatorjus, a,um, verliebt, liebevoll) ein Lie—
besmittel, Liebestrank = Philtrum.
YAmatbie, f. gr. (amathia) Unwifjenheit.
Amuthuſia, f. gr. u. 1. ein Name der Venus von
der Stadt Amathus (Amathunt) auf der Inſel
Zypern.
Amaurẽſis, f. gr. (von amaurün, verdunkeln,
»maurös, dunkel) die Berdunfelung ; Stodblindheit,
- der ſchwarze Star.
Amauſen, pl., farbige Glasflüſſe, künſtliche Edel-
jteine aus Glas.
Anazöne, f. gr. (Amazön, abgel. v. vern. a- und
mazös, weibliche Bruft) pl. Amazõnen, ein fabel-
haftes Volk Eriegerifcher Weiber in Afien, welchen,
der Sage nad), in der Kindheit die vechte Bruft
abgebrannt ward, um jie zum Bogenjpannen ge-
Ichieter zu machen; überh. eine Heldin, ein friege-
riſches ee In Bar ein Heldenweib, Mann-
mweib; Amazẽnenflußz, der größte füdamerifan.
Flug, Maränhon, an. dejjen Ufern der portu-
gieſiſche Shiffshauptmann rellana im 5. 1539
friegfüihrende Weiber angetroffen haben will;
Amazönenkleid, auch: Amazune, ein weibliches
Reitkleid.
amıbabus (manſbus), l. (von ambo, ambae, beide)
mit beiden Händen, 3. B. eine Gelegenheit, ein An—
erbieten ergreifen.
Ambachtslehn, n. altd. d. i. Amtslehn (1. feudum
ambactae od. officii; von got. da3 andbahti, alt-
hochd. ambaht, Dienst, woraus mittelhochd. ambet,
neuhochd. Amt entitand), ein Zehn mit der Ver—
pflichtung, ein Amt, bei. Hofamt, zu verwalten;
Ambacti, pl. (nah Cäſar) freiwillige Dienit-
mannen eines Mächtigen.
amhäges, pl. I. Umſchweife, Ummege, Weitläufig-
feiten; per ambäges, durch Umſchweife, auf Um—
Amboinaholz
weaen; ambagids (1. ambagiösus), weitſchweifig;
Ambagiojitat, £. Weitichweifigkeit, ing
Ambaͤr, m. oder die Ambaͤrre, pl. Ambärren,
ruſſ. (v. perj. embär) Niederlage von Kaufmanns»
- gütern, Magazin.
Ambarvalien, pl. l. (ambarvalia, v. amb-, um, u.
arvum, Ackerfeld) feſtliche Feldumgehung, Feld—
weihe, Feldopfer, welche bei den alten Römern der
Göttin Ceres im Frühling dargebracht wurden.
Aubafſaͤde, f. (ſpr. angbaſſihd'; fr., urjpr. aber
vom got. andbahti, Dienſt, althochd. ambaht,
mittelhochd. ambet, jeßt 58%3- Amt, woraus im
Mittell. ambascia, it. ambasciata gebildet wurde)
Geſandtſchaft; Ambaſſadeur (pr. angbafjadöhr),
ein Gejandter, Botlchafter, der Vertreter oder Ge—
Ihäftsführer eines Fürften und Staates an einem
fremden Hofe.
Ambe, f. it. (ambe, beide, vom I. ambo, ambae) ein
tehender Nummern von fünf Nummern in der
— das Treffen zweier nebeneinander⸗
Zahlenlotterie (Lotto).
Aber, |. Ambra.
Ambidegter, ın. (pätlat. Nachahmung des gr. am-
phidexios) auf beiden Seiten recht oder rechts: ein
Menſch, der die linfe Hand gleich der rechten oder
beide Hände gleichtnäßig gebrauchen kann; auch
wer in allen Sätteln gerecht iſt, auf beiden Achjeln
— ein Achſelträger; Ambidexterität, k. gleicher
Gebrauch der Linken und Rechten; Achjelträgerei.
Ambient, |. ambieren.
ambigieren, I. (ambigere) unentſchloſſen fein,
Ihwanten, Ambigñum, n. (vom I. ambigüus,
a, um) etwas Zweideutiges, Doppellinniges; Im
ambigüo, [. ungewiß, im Zweifel; ambign, fr.
(fpr. angbigü) zweideutig; Ambigũ, n. ein Ge⸗
mild), Gemenge von einander entgegengejegtenr
Sachen, bei. eine Mahlzeit, wo Kaltes u. Warmes
nebſt Obit und Backwerk zugleich aufgelegt wird;
Ambigü-Spiel, ein vermiſchtes Kartenipiel, das
aus veriihiedenen Spielen zuſammengeſetzt ift;
Ambignität, f. I. (ambiguitas) Ungemwißheit,
Zweideutigkeit, Doppelſinn.
Hinbilogie, £. L.-gr. (vom I. ambo, beide, und gr.
logös, Rede) der zweideutige Ausdrud, die Zwei—
deutigfeit.
ambieren, I. (ambire, eig. herumgehen, von einem
zum andern gehen) ſich um ein Amt bewerben,
nach etwas ftreben oder traten; Ambient, m.
(l. ambiens) ein Amtsbewerber; ambıtus, m. das
Herumgeben; die Bewerbung, bei. unrechtmäßige,
mit Beitechung u. dgl. verbunden; ein überdeckker
Umgang bei einer Kirche, Kreuzgang; der Umlauf,
Umfang; Ambition, f. (l. ambitio), uripr. die
Amtsbewerbung; dad Streben nad) Gunſt und
Beförderung; das Ehraefühl, der Ehrtrieb, Ehr—
geiz, die Ehrfurcht; amBitiss(l.ambitiösus.a.um),
ehrliebend, ehrgeizig, ehrſüchtig; ambitiosum de-
erötum.n. Ripr.ein parteiiicher, nicht unbefangener
Beſcheid; ambitionieren, nl. (fr. ambitionner)
den Ehrgeiz haben, etwas zu tun, zu fein oder zu
fcheinen; aus Ehrſucht wonach Itreben, ſich bewerben.
YUınble, ın. fr. (pr. angbl’; vom I. ambuläre) Reitf.
der Beltergang, Paß, Paßgang eines Pferdes, wenn
eö die beiden Schenkel einer Seite zugleich aufhebt;
amblieren (fr.ambler), Paß gehen; Ambleur, m.
(pr. angblöhr) ein Unterbeveiter.
Anmblõma, n. u. Amblöoſis, f. gr. Heilk. die Fehl⸗
eburt, FZrühgeburt = Abortus; Amblotika, pl.
ruichtabtreibende Mittel.
Amboinaholz, n. ein hartes, rötliches oder gold⸗
Amboifienne
elbes Holz; einer Palme auf der Molufteninfel
Imboina, zu feinen Tijchlerarbeiten verwendet. _
Amboiiienne, f. fr. pr. angbvafiänn’) ein in der
- Stadt Amboife in Frankreich verfertigtes dichtes
Seidenzeug. | |
Ambon, m. gr. (ämbön. v. ambainein, anabainein,
Raaniteigen). pl. imbönen, erhöhte Bühne, Pult,
anzel in alten Kirchen; auch Sängerpult in Kir—
Chen; daher Amıbonofldjt, m., pl. — en, d. 1. Pult⸗
zerbrecher; Feinde der Kirchenmuſik.
ambonticren (pr. angbu—), fr. (amboutir oder
emboutir) au&bauchen, mit dem Hammer treiben
(Metall); unterlegen, 3.8. Baummolle oder Seide
beim Steppen.
Eimbra vd. Amber, m. arab. (anbar, gejpr. ambar,
aus jansfr. das ambara) eine graue harzige Ma-
terie, die auf dem Meere fchwimmend angetroffen
wird und ihres lieblichen Geruchs wegen zu einem |]-
ebenso koſtbaren als feltenen Räucherwerk dient,
woahrſcheinlich der Gallenitein des Pottwals; flüf=
fper Amber, ſ. Storar; gelber Amber =
ernitein; meißer Amber, Wallrat, ſ. unter
Cachalot; Umbredde, f. fr. die unechte Berne
ſteinkoralle, gelbrote Glasperle; Ambrette, f. fr.
(Berfl. v. Ambra) = Abelmoſch; ambricren,
mit Ambra väuchern.
Ambroſia, f. gr. (v. ambrösios, unſterblich) Speife
der Uniterblichkeit, Götterfoft, Himmelsbrot; aud)
das Salböl der Unsterblichen, defien Duft ſelbſt
Tote wenigſtens vor Berwefung ſchützt; ambrö—
üß, ſüßduftend; Ambrofins, männl. Name: der
niterbliche, Göttliche; Umbrolianiiche Biblio—
thef, eine Bibliothek in Mailand, die 1609 von: |-
dem Kardinal Borromeo errichtet und zu Ehren:
des heil. Ambrofius jo genannt wurde; Ambro—
- Hianischer Gefang, eine vom heil. Ambrofius eins
geführte Art des firchlihen Gejanges; Ambros
fi örtlich, den Göttern zufommend; himmliſch—
ſianiſcher Lobgeſang, |. TeDeum;Ambrojinen,
pl. die bejte Art der aus Stalien in ven Handel
fommenden Mandeln.
Anbrotppen, pl. Photographien auf Glas, die
durch Yad und eine zweite feine Glasplatte ge—
ſchützt find.
Ambubäjen, pl. jyr. (I. ambubäjae) fyrifche Luſt⸗
- dirmen und Sängerinnen im alten Rom.
ambulieren, I. (ambuläre) hin- und hergeben, Iuft-
wandeln; Ambuläcrum, n. Ererzierplag im rom.
Kriegsweſen: Baut. der Chorumgang; Ambulanz,
£. 1., od. Ambulance, f. fr. (pr. angbüldngß’) dag
Seldlazarert, der Krankenwagen, umbherfahrender
Wagen; ambulant, I. (ambülaus) wandernd, ums
berziehend, jahrend, fliegend, 3.8. ambulante:
weft, die durch die Eifenbabnzüige befürderte Poſt,
R ambulante Zelegraphen
oder Eiſenbahnen: Feld-Telegraphen od.-Eijen=
ahrpoit,: Bahnpoſt;
bahnen; Ambulänt, m. Kfipr. ein unbeeidigter,
unbefugter Waren: oder Wechjelmäfler; Ambuz=
lation, f. (I. ambulatio) der Spaziergang; Am—
bufätov, m. ein Wandler; jpött. Pflaftertreter;
ambulatörifch (1. ambulatorius, a, um), al?
Adverb auch ambulatorie, umherwandelnd, her
umziehend: ab u. zu aehend, 3. B. ambulatorifche
od ambulante Klinik, ſ. Klinik,
Amburbalien, pl. ſpätlat. feierliche Stadtum—
nanae.
amburicren, I. (amburere) ringsum anbrennen.
Ambustade, engl. (ipr. ämbostäd’), it. imboscata,
d. i. im Buſche; Krjpr. ein Hinterhalt, verjtedter
ojten.
Amethyſt 39
Ambuſta, pl. l. Heilk Brandwunden; Ambuſtion,
f. (l. ambustio) die Verbrennung.
Amedſchi Efendi), ın. türk. der reine oder Ka⸗
binett3-Sefretär des Reis-Efendi (
Umelie, fr. = Amalia. 3
ameltovieren, fr. ameliorer, v. I. melior, beffer)
verbeſſern, in befiern Stand bringen, bei. v. Land—
gütern; Amelioration, f. die Verbejjerung.
Amelmehl, n. (fein Fremdwort; nicht von gr. amy-
lon, feinſtes Weizenmehl, jondern von althochd.
das amar, mittelhochd. amer, Sommerdintel. eine
Weizenart) Kraftmehl, das Mehl des Amelkorns,
d. 1. des Dinkels.
Amelus, m. (v. gr. melos, Glied) eine Mißgeburt
ohne Gliedmaßen.
Amen, hebt. (amen) es geſchehe! werde wahr! wahre
haftig, gewißlich, der gewöhnliche Schluß der Ges
bete; daher: Amen jagen ſ. v. w. eine Sache zum
Abſchluß bringen. ;
Amende, f. (fpr. amdngd’) fr. (von amender = |.
emendare, verbejjern, von Fehlern reinigen) eine
Geldbuße, Geldftrafe, wegen falicher Anklage ꝛc.
vom Richter auferlegt; amende honorable (ſpr.
—ponorabl’) Abbitte und Ehrenerklärung; amen—
dãbel, el verbeſſerlich Amendemunt, n.
(ipr. amangd’mang; engl. amendmeut) die Beſſe—
rung oder befjernde Abänderung eined Geſetzvor—
ſchlags, Abänderungsvoridlag; Zufagantrag;
ainendieren, verbefjern, einen Abänderungsvor-
ſchlag einbringen, Zuſatzantrag Stellen.
Amcnie, Amorrhia od. Amenorräee, f. gr. (vom
vernein. a- und men, Monat; vgl. Menorrhda)
Heilk. das Ausbleiben der monatlicgen Reinigung;
Amenomanie, f. geijtige Störung beim Aus-
bleiben der monatlichen Reinigung. hi BR 8
Amentaciae, pl. Zapfenblüten oder Kästchen tra-
gende Bäume, wie Bappeln, Haſelnußſtauden u. a.
Amenthes, Name der Unterwelt bei den alten
erptem:
amentia, f. !. (v. a-mens, unſinnig, ſinnlos) Sinne
loſigkeit, Blödſinn, Wahnſinn; amentin activa,
Wahnſinn, Aberwitz; a. occulta, verborgener
Srrfinn; a. partiälis. teilweifer, örtlicher Wahn—
linn; a. passiva, Blödfinn; a. senilis, die Geiſtes—
ſchwäche de3 Greijenalters, das Kindiſchwerden;
a. simplex, einfache allgemeine Geiſtesſchwäche.
Am6ricain, m. fr. (jpr. —fäng; eig. amerifaniic,
Amerifaner) Bezeihnung eines offenen, vierräd-
rigen Wagens, fr. americaine, f.
American. engl. (fpr.ämeröfän), amerilanifch, 3.8.
American Bar (jpr.—bar, von engl. bar, Stange,
eigentl. Schenktiſch Hinter einer Stange), amerifa=
niſcher Schenktiſch, namentlid) zum Ausſchank von
Schnäpfen, amerifaniiches Büfett; American
drinks, pl. aus verschiedenen Schnäpfen gemifchte
Getränke, auch mit Wein, Aucder und Zitronen
gemijcht; American Lunch - Rooms, pl. (ipr.
— önfchertend), amerikaniſche Frühſtücksraͤume, wo
(wie in. Amerika) ſtehend oder figend gefrühſtückt
wird; American Shoe Stores, pl. (pr. —ſchũh—
ftörs), amerik. Schuhläden; American Steam
Laundry (jpr. —itimsländre), amerif. Dampf—
Waſchanſtalt (von engl. steam, Dampf, und laun-
dry, Wäſche, Waſchhaus).
Amerikanismen, pl. Eigenheiten des amerika—
nischen Engliſch.
amethodiſch, gr. (vgl. Methode 2c.) lehrkunſtwidrig,
ohne Ordnung und ohne Grundfäge; Amethodiſt,
m. ein Pfuſcher, Duadfalber.
Amethyit, m. ar. (am6thystos, vom vern. a- und
.Ejendi).
40 Ametrie
methyein, trunken jein) eine meijt violette Spielart
des edlen Quarzes, als Schmuditein verarbeitet
und früher für einen Talisınan gegen die Truns
kenheit gehalten; Amethüſta, pl. der Trunfenheit |
vorbeugende Mittel.
Ametrie, f. gr. (ametria, vom vern. a- und metron,
Maf)die Ungleihmäßigkeit, Abweichung vom Eben»
maß; ametriich, ungleihmäßig.
Ametropie, f. gr. gemeinfamer Same für Kurz⸗ und
Weitſichtigkeit des Auges, eine Erkrankung des
Auges, bei der die Lichtſtrahlen die Netzhaut nicht
gerade treffen.
Ameublement, n. fr. (ſpr. amöbl'mäng; vgl.
Meuble) das Haus- oder Zimmergerät.
amentieren, fr. (pr. —möt—) anfoppeln, einen
Auflauf verurfachen; Amentement, n. (fpr.
Amöt'maäng) die Koppelung der Sagdhunde, die
Koppel; ſ. auch Meute.
Ami, m. fr. (vom I. amicus) Freund, Liebhaber;
ami de cour, Hoffreund, falfcher Freund; mon
ami, mein Freund; par ami, durch einen Freund;
Amitid, £. (pr. —tjeh) Freundfchaft; bonne ami-
tie (jpr. boun a—), gute Freundichaft, Brüder-
haft; par. amitie, aus Freundſchaft.
Aniant, m. gr. (amiantos, d. i. eig. unbefledt, rein)
feinfajeriger, biegfamer Afbeit, ſ. d.
amicabel, amical, |. Amicus.
Amicia, £. ml. die Kapuze der Mönde; amicieren,
I. (amicire) beileiden; Amictorium, n. Brujtbe-
— Halstuch; Amtetus, m. Kleidung; Ge—
wand, bei. das Achſel- od. Kopfgewand des meſſe—
leſenden Prieſters.
Amẽeus, m. I. Freund, ehem. Kfſpr. für Geſchäfts—
freund; Amica, £. l. u. it. Freundin, Liebite; amt=
fäl u. amifäßclh (I. amicälis, amicabilis), freund»
Ihaftlich; amicabilis compositio, f. Ripr. güt-
liher Vergleich; amicabili mode, amicabiliter,
auf gütlihe Art; Amikabilität, £. nl. Zreundlich-
keit, Bohlwollen; Amiciſten oder Amicitiäner,
pl. nl. Mitglieder des fogenannten Amiciiten- oder
Freundſchaftsordens, einer Studentenverbindung,
gejtiftet auf den Grund des früheren Mojellaner-
rdens in Sena 1771; Amteitin, k. l. Die Freund-
Ichaft, auch die Göttin der Freundſchaft; amieitiae
causa, aus Freundichaft.
Ynid, n., f. unt. Ammoniak; Amidin, n. die in-
nere Hauptmafje der Stärkmehlkörnchen; Amidon
od. Amidam, n. weise Stärke, Zwiſchenſtufe ztvi-
ihen Stärte und Dextrin, |. Amylon; amide=
nieren, pudern, ftärken; Amidobenzöl, n. =
Anilin, |. d. (vgl. Benzöl).
milia (it. Emilia) nennen heutige Italiener die
frühere Romagna, von Rimini bis Ferrara, nad)
der dieſe Landichaft durchziehenden, von Amilius
Lepidus 187 v. Ehr. gebauten ämilifhen Strafe
(via Aemilia).,
amimẽtiſch, gr. (von gr. mimesis, die Nachahmung),
unnahahmlic. =
Amimie, £. gr. Unfähigkeit die Gebärden zu beherr-
ſchen bei Gehirnfranfen.
Amiraͤnte, m. ſpan. eig. = Admiral; Oberbefehls⸗
haber der Land- und Seemadht; Amiranten, pl.
Abmiralitätsinjeln (im Ind. Ozean).
Amitid, ſ. Ami.
amittieren, I. (amittöre) verlieren; amifiibel, ver⸗
lierbar; Amiſſion, k. (l. amissio) das Verlieren,
der Verluſt.
Amuias, m.eine inFrankreich gebaute neue Weizenart.
ammazzıeren, it. (ammazzäre, v. mazza, Streitkol-
ben,eımorden, meuhelmorden; .aud) Wazzolata.
Amnion
Ammei, m. (l. ammi, ammium) ein Doldengewäds
mit wohlriechendem Samen: Mohrenkümmel.
Ammeraͤl, m. (wahrſcheinl. niederd. für Admiral,
en emmeral) ein großer Waffereimer aus
egeltucch auf Schiffen.
Ammochoſie od. Ammochöſis, f. gr. (von ämmos,
Sand) Heilf. die Einjcharrung eines Kranten in
warmen Sand, bei. in den von der Sonne er-
mwärmten Meerfand: ein Sandbad. R
Ammolin, n. (von Ammoniak und oleum, DI) die
Baſe des Dippelichen DIS.
Ammon, m. hebr. Name (dämön): der Zuverläffige,
Getreue; auch Beiname des libyfchen, mit einem
Widderfopfe dargeftellten Supiter; dah.: Am—
monshörner od. Ammoniten, pl. Steinhörner,
gleih Widderhörnern gewundene VBerfteinerung
einer urweltlichen Weichtiergattung aus der Ord-
nung der Kephalopoden.
Ammoöniak, n. (gr. ammoniakön, [. sal ammönia-
cus; daher: Salmiatf, f. d.) flüchtiges Laugenſalz,
ein aus Stidjtoff und Wafferitoff beitehendes ſtark
riechendes Ga3; feine Auflöjung in Waſſer wird
Ammoniak-Flüſſigkeit oder Salmiafgeift
enannt; Ammoniakalaun, mit ſchwefelſaurem
mmoniunvermijchtes Alaun ; Ummoniakbaſen,
pl. (vgl. Bafis) chemiſche Verbindungen, deren
Grundlage Ammoniak it; Anmontal-Gummt,
n. ein orientaliiches Gummiharz, von einer in Per⸗
ſien einheimifchen Doldenpflanze; Ammoniak:
pflanze, f. die perfiiche Doldenpflanze, die das A.⸗
Gummi liefert, Dor&ma ammoniäcum; Ammo—
niakſalze, pl. Salze, die duch Verbindung der
Ammonta-Flüfitgfeit mit Säuren entſtehen; Um—
moniakſoda, k. kohlenſaures Ammoniak (als Riech-
ſalz, auch in der Färberei benutzt; Ammonial⸗
waſſer, n. das mit Ammoniak verſetzte Gaswaſſer,
das bei der Leuchtgasfabrikation gewonnen wird;
ammoniakäliſch, lüchtiges Laugenſalzenthaltend;
Ammonium, n., Amid, n. und Imĩd, n. drei
andere Verbindungen von Stickſtoff und Waſſer—⸗
ftoff, die fi) vom Ammoniak und untereinander
durch das Verhältnis derMifchungsgemwichte unter-
fcheiden, bis jet aber noch nicht ifoltert dargeſtellt
find; Ammoniämie, f. gr. Blutvergiftung durch
Ammoniak; Ammonium bromitum od. Ammo—
niumdromid,n. eine Berbindung von Ammonium
und Brommafjeritoff, die beim Photographieren
wichtige Dienfte leiitet; Ammoniumchlo rid, n.—
Salmiat; Ammoniumfluorid, n. eine VBerbin-
dung von Fluorwafferitoff und Ammonium, die
um Glasäßen verwendet wird; Ammonium
Todın, n. eine Verbindung von Jodwaſſerſtoffſäure
und Ammonium, die beim Photographieren ge-
braucht wird.
Ammoniten, Ammonshörner. |. Ammon.
Ammunition, |. Munition, munieren.
Amneſie, f. gr. (vom vern. a- u. mnesıs, Crinne-
rung) Heilf.der Berluft des Gedächtniſſes, Gedächt—
nisſchwäche; Amneſtie, f. (gr. amnesteia, von
Amnestos, uneingedenk) das Nichtgedenfen, alſo
Bergeben und Vergeſſen der Schuld, Straffreiheit,
Straferlaß, als politifche Mahregel zuerit bei den
Griechen, zur Verſöhnung der Parteileidenichaften
oder zur etlichen Sicherung neuer Zuitände, die
aus Staatsummälzungen ne he find;
Amnẽſtik, k. die Fähigkeit oder Kunſt zu vergeffen;
ammejtieren, unbeitraft laffen, begnadigen; am»
neftiert, begnadigt, für ſtraflos erklärt.
Amniedtift, m. I. Flußanwohner.
Amnion oder Amnium, n. gr. (v. amnös, Lamm)
Amöbe
Heilk. das Lamm- od. Schafhäutchen um die Frucht
im Mutterleibe, die Fruchtwaſſerhaut; Amnion⸗
waſſer, n. das Fruchtwaſſer; Aınnitis, f. Ent-
zündung diefes Häutchen?., |
Amöpe, f. gr. (v. gr. amoibe, Wechfel) das Wechjel-
tierchen, eine Gattung der denkbar einfachiten orga—
niſchen Wefen in Geftalt eines ftrufturlofen Schleim-
Hümpchens von wehfelnder Form; da nämlich
die niederjten Organismen eine merkwürdige Mi-
ſchung von tierifchen und pflanzlichen Eigenichaften
zeigen, jo daß man nicht mit Sicherheit enticheiden
fann, ob fie dem Pflanzen» oder Tierreiche m
zählen find, fo Hat man ein eigenes Reich der
Urweſen (Protista) angenommen, das eine Art
von vermittelnden Zwiſchenglied zwiſchen dem
Pflanzen» und Tierreiche bildet. Yu diefen Ur-
wejen gehören: die Moneren (ſ. d.), die Amöben,
die Geißelſchwärmer (Flagellaten), die Stüdelalgen
(Diatomeen), die Schleimpilze Myzromımzeten), die
Wurzelfüßer (NHizopoden) u. a.
amöbaifch, gr. (amoibäros, on) abwechielnd, 3. B.
im Gejang; earmen amoebaeum, n. I. Wechſel—
aelang. ——
Amodiation, Amodiateur, |. Admodiation.
amollieren, fr. (amollir) erweichen, verweichlichen.
Amöõmum, l. od. Amẽm (gr. amömon) in Alter—
tum eine indiſche Gewürzpflanze und ein daraus
bereiteter koſtbarer Balſam; Näturk. eine Gattung
von Gewürzpflanzen, wozu die Kardamomen, der
Ingwer 2c. gehören.
amön, l. (amoenus, a, um) angenehm, anmutig;
Amcne, weibl. Name: Angenehme, Holde; Ams=
nität, f. (l.amoenitas) die Annehmlichkeit, Anmut.
ämoniihe Künfte (v. Amonien = Thefjalien), Zau—
bertünite.
amontäf, it. diesjeit der Berge.
Amor, m. l. die Liebe; aud) ſ. dv. w. gr. Eros, der
Gott der Xiebe, der Freude und des Scherzes, Lie—
be3gott; amor vineit ommia. Liebe überwindet
alles; con amöre, it. mit Xiebe, Luft; Amordt-
ten od. Ameriten, pl. nl. Liebesgötterchen; aud)
Liebezfchleifen in den Haaren; Amour, fr. (pr.
amühr), pl. Aınours, Liebe; Liebjchaft, Liebes—
Handel; Amour machen, den Hof machen; amour
proı.re (jpr. —propr), eig. Eigenliebe; Chrgefühl,
vgl. point d’honneur; Amoroͤſo, m. it. ein Xieb-
haber, Liebesheld; amoroso oder amorevöle,
Tonk. ſ. amabile.
Amorce. £. fr(ſpr. amoͤrß) die Lockſpeiſe, der Köder;
Krſpr. die Anfeuerung, das Zündkraut, das Mund—
od. Setzloch an Minen; Bauk. die Verzahnung, die
vor⸗ und zurücktretenden letzten Steine an der lot—
rechten Grenze einer Mauer; Amoͤrces, pl. Knall
pillen, Zündſtreifen, Papierblättchen zu Kinder—
Knallpiſtolen; Amorceur, m. (ſpr. —Böhr) der
Anſauger beim ſelbſttätigen Heber; amorcieren
(fr. amorcer), födern, reizen; anfeuern, aufſchütten.
Anoretten, Amorinen, Amorofo, |. Amor.
Amoͤrpha, pl. gr. (v. vern. a- u. morphö, Geſtalt)
geitaltloje,unregelmäßige Bildungen Amorphie,
f. Mißgeſtaltung, Formloſigkeit; amerph oder
amoͤrphiſch. formlos, geitaltlos; unkriitallinifch;
lalig; Amorphismus, m. Geſtaltloſigkeit, bei.
tarrer Körper, entg. der Friftallifierung.
amortieren, fr. (armortir, eig. ertöten, von mort,
tot) od. amortijieren, barb.sL. tilgen, löſchen, ab»
tragen, für nichtig oder ungültig erflären; an die
tote Hand verkaufen; eine Schuld durch Abzahlung
eines Prozentes mit Hinzufüigung der dadurch nad)
u. nad) — 2 — Zinſen in immer beſchleunigterer
Ampere 41
Weiſe tilgen; Amortiſation, f. L. (aus dem Eng—
liſchen zu uns gekommen) od. fr. Amortiſſement,
n. (ſpr. —mäng) die Tilgung einer Rente ꝛc. beſ.
allmähliche Schuldentilgung ;dielngültigerflärung
von Wertpapieren, indem der Staat fie aus dem
Verkehr zurüdfauft; aud die UÜberlafjung eines
Grundſtücks an die tote Hand, d. h. an eine geijt-
liche Stiftung, Gemeinde 2c., wo dasſelbe unver—
äußerlich bleibt; das Kaufrecht einer Gemeinde;
Amortiffement auch: der Tilgungsſchein; Bauk.
der oberite Schmuck die Krönung, die Schlußver-
zierung au einem Bauwerk; Amortifntions-
Edikt, n. Tilgungserlaß, Nichtigkeitsbefehl; A.—
Fonds, m. Schuldentilgungs-Örundvermögen;
A.⸗Termin, m. die Tilgungsfrift, die Friſt, in
welcher eine verlorene Schuld-Urfunde für ungültig
erflärt wird; Amortiſſements- od. Amortiſa—
tions-Kaffe, £. eine zur Schuldentilgung angelvgte
Kaſſe, Schuldentilgungskaſſe; amortiſſãbel, amor⸗
tiſierbar, tilgungsfähig, abtragbar.
Amour, fr. f. Amor; Amourette, k. (pr. amu—)
Heine Liebſchaft, kleiner Liebeshandel; Amouret⸗
tes, pl. die beiten Fleiſchſtückchen, Rückenmark,
Nierenihnitthen; Amourettenholz, n. ein feites
gelbrötliches Holz aus Weftindien, zu feinen Tijchler-
arbeiten verwendet.
amobieren, !. (amovere) entfernen, wegfchaffen, be»
feifigen; amoviert, entfernt, befeitigt; amopvibel,
nl. (fr. amovible) abſetzbar; Amovibtlität, f. die
Abfegbarkeit; amötae res, pl. I. entwendete Sa—
chen, bef. die Verwandte ohne Nechtötitel fich zu»
eignen; Amotion, f. I. (amotio) die Entfernung,
Abjegung, Amtsentſetzung; Entwendung (von
Sadın).
Ampel, f. (von I. ampülla, vgl. Aınpulle) die Meß—
flaſche, Salbölflaſche; beſ. auch Lampe, Hänge-
lampe; hängendes Gefäß für Pflanzen.
Ampelin,n. gr. (von ämpelos, f. Weinftod) ein aus
bituminöſem Schiefer dargeftelltes, dem Weinöl in
feiner Zufammenfegung ähnliches OL; Ampelur—
nie, f. Weinbaufunde, Weinbergbearbeitung.
Ampere, n. fr. (fpr. Angpär) die praftiihe Maß—
einheit für die Stärke des eleftriichen Stromes
(nach dem franzöſiſchen Phyſiker Ampere genannt,
der 1775— 18.6 lebte und durd) feine Forſchungen
die Elektrodynamik und die mathematische Theorie
der eleftromagnetifchen Erſcheinungen begründete;
früher fagte man da3 Weber); Amperes Geſetze,
von Ampere entdeckte Geſetze über die eleftris
Ihen Ströme; Ampèeres Ablenfungsregel oder
Schwimmerregel, das Geſetz, daß der magnetifche
oder eleftriiche Nordpol nad) der linfen Hand aus—
weicht, wenn man fi) im pofitiven galvanifchen
Strome ſchwimmend denkt, den Kopf nach vorn
und dag Geficht gegen die Magnetnadel gerichtet;
man: fann fich die Segel auch fo denken, daß von
einem eleftrijchen oder magnetiihen Nordpol aus
betrachtet die Ampereſchen elektriſchen Ströme eine
Bewegung haben, die der Bewegung de3 Beigerd
einer Uhr entgegengefept läuft; Ampereſiunde,
eine Eleftrizitätsmenge von 3600 Coulomb, und
ein Coulomb ijt diejenige Elektrizitätsmenge, die
in einer Sefunde durch den Wideritand von 1 Ohm
mit der Stärke von 1 Ampere flieht (das Ohm iſt
die praftifche Einheit des Widerftandes); Ampere—
meter, n. oder Amperemeſſer, m. ein Galvano—
meter, deffen neigen unmittelbar auf einer Gfala
die Zahl der Ampere angeben, die durch die Drabt-
mwindungen des Galvanometers fließen; Mnperes
Bolt = Volt-Ampere (f. d.) = 1 Watt, d.i. bie
2 amphi
Arbeitseinheit * Pferdekraft; Amperre-Win⸗
dung, eme Spiralwindung, durch die ein Strom
von 1 Ampere fließt.
amphi, gr. Vorw. um, herum, umher, in Zuſam⸗
menſetzungen auc von beiden od. allen Seiten, auf
beiderlei Weiſe, zweifach.
Amehlbium, n. gr. (amphibion, dv. amphi, ſ. d., u.
bios, Yeben) od. Amphibie, £., pl. Amphibien,
eig. Tiere, die im Waſſer und auf dem Lande leben
fünnen,doppellebige Tiere; be. kaltblütige Lungen—
tiere, Kuorpeltiere, „Lurche“ (Ofen); Amphibio⸗
lith, n., pl. Auphibiolithen, Anıphibienjteine,
VBerjteinerungen von Amphibien oder einzelnen
Zeilen Betten, Amphibioloͤg, m. Amphibien-
fundiger; Amphibiologie, f. Amphibienkunde;
amuhibiich, Doppellcbig.
Amphibleſtrorde, f. gr. (von amphiblästron, ein
Slicherneg) die Negheut im Auge; Umphibles
ftroditis, f. die Entzündung derjelben.
YAınphivol, m. gr. (von amphibölos, zmweideutig,
zweifelhaft) die Hornblende, eine zur Ordnung der
Silitate gehörende Steinart; Amphibolie, f. (gr-
amphibolia) die Zweideutigkeit, der Doppelfinn;
ambhiboͤliſch, zweideutig, doppelfinnig.
amplus
Ampbiproftäl, n. gr. (ogl. Proſtylon) Doppel-Säus-
leneingang, ein Tempel mit vier Säulen an der
Border- und Hinterfeite.
— pl. ar. amphi-skioi, v. skiä, Schatten)
Erdbeſchr. Zweilchattige, Bewohner der_ heiken
Bone, welche ihren Schatten in der einen Jahres-
zeit nach Norden, in der andern nach Süden werfen.
Amppiimile, f. gr. (von smile, Meſſer) ein zweis
ſchneidiges Meffer, bef.zuum anatomiichen®ebrauche.
Ynzhitheäter, n. gr. (amphi-theätron) ein Rund»
ſchauplatz; halbrunde Schaubühne; ein Bis
aufiteigender oder fich allmählich erhebender Halb»
freis; amphithcaträliich, im Halbrund ftufen-
weile aufiteigend, jhaubühnenartig.
amphitoͤmiſch, gr. zweiſchneidig.
Amphitrite, f. gr. (eig. die Ringsumrauſchende)
Babell. die Göttin des Meeres, Gemahlin des
Neptun; Naturf. eine Art von Wiirmern in der
See: der Fächerwurm, Sandköcher; aud) ein Afte-
toid, 1854 von Marth entdeckt.
amphitroͤpiſch, ar. jich nad) beiden Seiten wendend.
Amphitrgon, m. gr. Zabell. der Gemahl der Alk
mene, mit welcher Zeus den Herkules zeugte, das
her ein Hahnrei; auch (nad) der Hauptperjon eines
dem Plautus nacgebildeten Moliereſchen Luſt—
Aumbphibraächys. gr. (v. amphi, j. d., und brachys,
furz, oder Amphibräch, m., pl. Amphibraͤchen,
der Nachſchläger, ein vreifilbiger Bersfuß, deſſen
— und letzte Silbe kurz, die mittelſte aber lang
1:40
Amphibranchia, pl. gr. (vgl. Brandus) die Mans
dein Tonſillen) und die hintere Mundhöhle. |
Amphidẽum, n. gr. Heil. der Gebärmuttermund.
Amphid-Zalze, Scheidek. Verbindungen einer Bafe
mit einer Säure, die denjelben eleftronegativen Be-
ftandteil Haben (welcher alfo Doppelt vorfommt);
bei den häufigjten Amphid-Ealzen, den Sauerftoff-
falzen, it dies der Saueritoff.
YAnphidiplöpie, f. gr. das Doppeltjehen mit beiden
Augen (vol. Diplopie).
Amphigurie, £. (fr. amphigouri, v. gr. amphi, ſ. d.,
u. gyros, Kreis, alfo: was gleichſ. im Kreije her-
umgeht) veriworrenes Gerede, Kauderwelſch; Am—
shinnrljt, m. der Wirrwarrſchwätzer; amphigũ⸗
riich, veriworren.
amshifärpiich, gr. (amphikarpos, von karpös,
Frudt; auch die Dandmwurzel), über und unter der
Erde fruchtbringend, Bonner tier Amphi⸗
karpium, n. Heilf. ein Umſchlag oder Pflaſter auf
die Handwurzel.
&imphiftyönen, pl. gr. (Amphiktfönes) eig. Um—
ſpiels) ein gutwilliger Gaſtgeber.
Amphöra, f. I. (vom gr. amphoreus), pl. Amts
hören, ein Henkelkrug, großer Weinfrug mit zwei
Senfeln und engem Halfe; ein großes Weinmaß
bei den alten Römern; ein [are venetian.
Flüſſigkeitsmaß, ungefähr 60,11 haltend; der Waf-
fermann, ein Sternbild.
amıphoter, gr. (amphöteros, beide, beidfeitig),
Scheidek. = indifferent, weder baſiſch, noch fauer,
oder beides; amphotẽre Körper, ſolche, melde
Süure und Baje zugleich find; amıphotire Re—
aktion, die Eigenschaft folder Körper, ſowohl ſauer
als auch alkaliſch zu reagieren (Chemie); ampho—
tere Bildungen, in der Geognofie ſolche Sejteine,
die jowohl unter der Einwirfung des Waſſers, als
auch des Feuers entjtanden, aljo neptunijch und
plutoniſch zugleich find.
Amphoterodiplöpte, f. gr. (vgl. Diplopie) das
Doppeltjehen, auf jedem Auge bejonders.
amplektieren, I. (amplecti) umfaffen, umarmen;
ampleftiv, umfafend; Anplegns, m. das Um⸗—
fafjen, die Umarmung; Naturk. die Berfteinerung
einer vielfammerigen Schnede.
amplus, a, um, [. weit, geräumig; anfehnlid),
ruhmvoll; am pliissimus (Superl.), Bohanttehniid,
hochedel; amplitudo, f. die Weite, der Umfang;
mwohner, näml. des delphiſchen Apollotempels: zwölf
riechiiche Völkerſtämme, die fih zum Dienſt jenes
Deitigrums und zu einerfittlihen Oberleitung ihrer
Staatsangelegenheiten in einen Bund (Amphif- |
tyonie, f.) vereinigt hatten; im engern Ginne die
den Bundesrat oder das Bundesgericht bildenden
Abgeordneten jener Staaten, welche zweimal jähr-
fi in Delphi und Thermopylä zujammenfamen.
Ambilugie,f.gr. (amphilogia), Widerſpruch, Streit;
amphiloͤgiſch, ſtreitig, zweifelhaft.
Amphimäcer, m. gr. (amphimakros, von makrös,
lang) der Gegenſchlag, ein dreifilbiger Versfuß,
dejien erjte und legte Silbe lang, die mitteljte aber
Kurz sit; auch Kretifug: —
Ampbion, m. gr. Babell. einer der älteften griech.
Zonfünijtler, der als König zu Theben durch den
Bauber feiner Leier wilde Tiere u. Steine bewegte.
Amphipneuma, n2. gr. (vgl. Prreuma) Heilk. das
Schmwerarmen.
insbeſ. (amplitudo arcus) fr. Amplitude, f. (pr.
angpfitüid), die Bogenmeite, der Bogen des Hori-
zont3 zwischen dem Auf- und Niedergange der
Sonne; die äußerste Entfernung eines fchwingenden
Körper? von der Öleichgewichtölage, Schwingungs-
weite; Schwingungsausfchlag; der größte Wert
der elekriſchen Stromſtärke innerhalb einer balben
Periode; größter Luftdruck-Unterſchied; ampli-
tudo oceidüa, f. der Abendbogen, Untergangs»
bogen, Abendweite; a. ortiva. der De
bogen, Morgenweite, Ampliution, f. I. (von
ampliäre, erweitern) die Erweiterung; gerichtlicher
Auffhub einer noch nicht fpruchfähigen Sache,
Räuterung, das Zwiſchen- oder Beiurteil; auch die
Abfchrift einer Quittung 2c., welche zu größerer
Sicherheit doppelt ausaejtellt wird, aber doch nur
einfach gilt; Ampliativſus), m. nl. der fehr hohe
Grad einer Eigenichaft, zum Unterschied vom Su—
perlativ, dem höchiten Grade, amplifizieren (l.
Ampoulette
amplificäre), erweitern, vergrößern, weiter aus—
führen; Amplifikation, f. die Erweiterung eines
Sabes, die ausführlichere rednerifche Darlegung.
Ampoulette, f. fr. (ſpr. angpulett’, vgl. Ampulle)
die hölzerne Zindröhre einer Bombe, der hölzerne
Zündlochnagel, die Brandröhre; die Sanduhr.
Ampulle, f. I. (ampulla) überh. eine Flafche, ein
buuchiges Gefäß, bei. Salben- oder Schminkgefäß;
insbej. das Gefäß mit dem geweihten Chrisma in
der fatholifchen Kirche; in der Anatomie: flafchen-
artige Erweiterung der Bogengänge des Laby—
rinths im Ohre des Menſchen; pl. Ampuͤllen,
auch Blaſen; hochtrabende Worte, Prahlereien;
ampullieren, prahlen; ampullös, hochtrabend.
amputieren, |. (amputäre) ein Glied abſchneiden,
abnehmen, ablöjen; Ampnutation, f. das Ab-
nehmen eines jchadhaften Gliedes.
Aumrita, in der ino'fchen Götterlehre der Tran, der
den Göttern Unfterbdlichfeit gibt. g
Amſchaſpands, pl. pers. die fieben höchſten Licht-
geilter der peri. Neiigion.
Amſchir, m. tür. der fechite Monat des türfifchen
Kalenders.
amtieren (von dem deutſchen Amt), ein Ant ver⸗
jehen, verwalten; Amtscharakter, Amtseigen—
ihaft, dienjtlihe Stellung; Autsexpeditioun,
Geſchäftsſtelle.
Amulation, ſ. ämulieren.
Amuléett, n. (I. amuletum, v. arab. hamala, tra—
gen) ein Anhängſel, — das, am Körper ge—
tragen, als Bann- od. Schutzmittel gegen Zauberei
und Krankheiten dienen ſoll.
ämnlieren, I. (aemuläri) wetteifern, nacheifern;
Amulution, f. (I. aemulatio) der Wetteifer, die
Naceiferung. ’
Amürka, f. I. Oliventrefter, Baumölhefen.
&imnfie, f. gr. (amusia, v. dem vern. a- u. Müsa,
vgl. Diufe) Ungunſt der Mufe, Mangel an Kunits
ſinn oder Schönheitsgefühl; amuſiſch, mujenlog,
undichteriſch.
amũſieren, fr. (v. altfr. muser, müßig fein, ſäumen,
gaffen; verw. mit dem deutſchen Muße, althochd.
muozön, frei von Arbeit ſein) unterhalten, ver—
gnügen, ergögen, beluftigen; amüjdbel (fr. amu-
sable, unterhaltbar; amüfdnt, beluitigend, unter>
haltend, Furzweilig, vergnüglid, Amüſement, n.
ſſpr. —mang) der Zeitvertreib, die Unterhaltung,
Belnftigung, Kurzweil; Amüſette, f. Spielwerk;
Krſpr. ein Doppelhaken, ein leichtes Feldgeſchütz.
amtissis, f. l. das Richtſcheit, die Richtſchnur; ad
amussim, nad) der Richtſchnur od. Regel, jchnur-
gerade, genau, ordentlich.
Ampyadulin, n. gr. (von amygdäle, Mandel) der
Mandeibitterftof der eigentümliche Etoff der bit-
tern Mandeln, welcher mit Emulſin (f. d.) in wäſ⸗
feriger Qöjung zufammengebradt, Blaufäure, Bit»
termandelöl und Zucker Defert; YAınyadälus, m.
Mandelbaum.
ampftiich, gr. ſtark angreifend, aufregend.
— gr., od. Amhjlum, I. n. (auch Amidam
u.
midon, nad) dem fr. amidon, ml.amidonum,
amidum) Stärfemehl; Amylacda, pl. jtärtemehl-
altige Heilmittel; Amylen, n. eine aus dem Fu—
elöl des Kartoffelbranntiweing dargeftellte geiftige
füjfigfeit von einjchläfernder Wirkung wie Chlo—
roform, 1841 von Balard entdedt; Amnlacetãt⸗
lampe (fr.ac&tate d’amyle, Effigfäure-Anyläther,
f. acejcent), eine mit der ger
peiſte Lampe, die von v. Hefner⸗Alteneck erfunden
worden iſt und bei der ſich ein Dochtgarn in einem
Anadoſis 43
neuſilbernen Röhrchen von 8 mm Weite und 23mm
freiftehender Länge befindet; die mitttlere Leucht—
fraft it bei einer Flammenhöhe von 44 mın einer
engliihen Normalkerze gleich.
— pl. gr. (v. amynein, ſchützen) Heilk.
Schutzmittel; amhyntiſch, ſchützend.
Amyxie, f. gr. (v. mykos, Schleim) Heilk. Mangel
an Schleim.
an-, gr. in Zuſammenſetzungen vor einem Bofal,
1) ſ. v. w. daS verneinende a- (ſ. d.): un»; 2) für
ana (. d.).
and, gr. Vorw. an, auf; in Zuſammenſetz., wo es
vor einem Vokal bloß an- lautet: auf, hinauf,
aufwärts; be. aber Wiederholung oder Umgeſtal—
tung, Aufgebung, Rückkehr oder Zurücknahme be-
eichnend, wie: wieder-, zurikk-, un; ana auf
Rezepten, gleid) viel, von einem ſo viel wie vom
andern.
—äne, pl. (v. I. Suffir -anus, a, um), al® Endung
mit einem Eigennamen verbunden, it der Titel
von Sammlungen von Anekdoten, Ausfprüchen
und Nachrichten, die in bezug auf jenen vorges
egten Eigennamen ftehen, 3. 8 Scaligerana,
oltairiana, Müllneriana, Pariſiana.
YAnabaptiit, m. (vgl. Baptift) ein Wiedertäufer, f.
Mennonit; anabaptiitifch, wiedertäuferiſch;
Binubaptismus, m. die Lehre der Wiedertäufer,
iedertäuferei.
Anabäſis, f. gr. (von ana-bainein, hinaufgehen}
das Aufiteigen (aus einer niedern Gegend in eine
höbere oder vom Meere ind Binnenland; insbef.
Kenophons Erzählung von dem Feldzug des jünge—
ten Cyrus gegen feinen Bruder); beilt. Berftärtung
von Krankheiten; Anabdten, pl. gr. Kämpfer in
den griech. Waffenipielen, die auf Streitwagen
ftanden; anubätiſches Ficher, ein täglich wieder:
fehrendes, anhaltendes Fieber; Anabäton, n. der
erhöhte Ort dor dem Altar in den griechilchen
Kirchen.
Unabuffes, pl. eine Art Tücher oder Deden, die in
den Niederlanden und in Frankreich hergeſtellt
werden.
au f. gr. (vgl. Bexis) das Aufhuften, Aus»
yuſten.
Anabiöſe, f. gr. (v. gr. bios, Leben) das Wieder-
aufleben eingetrocneter oder gefrorener Tiere.
Anabroceiis, f. gr. die Auffaugung des Eiters.
Anabröſis, f. gr. das Zerfreſſen, die Auflöſung
tieriicher Zeile durch ſcharfe Flüſſigkeiten.
Anacephaläöſis, f. r. Anaf. = Rekapitula—
tion, ſ. d.
Anachorẽt, m. gr. (v. ana-chörern, zurückweichen)
ein Einfiedler (Klausner, Waldbruder ꝛc.); auga—
chorẽtiſch, einſiedleriſch.
Anuchrempfis, f. gr. das Aufräuſpern und Aus—
ſpeien des Schleims.
Anachronismus, m. gr. (von anachronizein, in
eine andere Zeit verfegen, von chrönos, Zeit) ein
Beitrehnungsfebler, Zeitverftoß, eine Zeitverwech—
felung; anachroniſtiſch, zeitwidrig.
Anacoͤnda, j. Anakonda.
Anadem, a. gr.ſanadẽma, v. anadeın, auf-, umbin—
den) eine Hauptbinde der Königinnen, ſ. Diadem.
Anadiplöſis, f. gr. (v. ana-diplün, wieder verdop⸗
peln; vgl. Diplofis) Redek. die Wortwiederholung,
eine ebehiair, die den folgenden Satz fo anfängt,
wie der vorhergehende ſich endigt; Heilf. die Ver—
doppelung der Anfälle bei Fieberkrantheiten.
Anadöſis, f. gr. eig. das Heraufgeben, Hervortrei⸗
44 Anadyomene
ben; Heil. die Verteilung, bef. der Säfte durch die
Gefähe, Verdauung.
Anadyomene, f. gr. (von ana-dyomai, auftauchen)
Fabell die Auftauchende, aus dem Meer Empor—
jteigende, ein Beiname der Venus.
Anagallis, f. gr. der Gauchheil, ein Feldblümchen.
Anaglöphen oder Anaglypten, pl. gr. (anä-
glypha und anäglypta; vgl. Glyph, 'Glyptit,
Glyptothek x.) Bildwerfe von halberhabe-
“ner Arbeit; Anagluptik, f. die Kunſt getriebe-
ner Arbeiten in ganz oder halberhabener
Bildnerei.
Anagnösma, n., pl. Unagnösmätea, gr. (von
ana-gignöskein, twiedererfennen; lejen, vorlefen)
Borlefejtüde; Anagnöftes, m. ein Vorleſer bei
Griechen und Römern; Anagnöjtifer, tragiiche
Dichter, die ihre Stüde nur zum Vorlejen berech—
net haben. |
Anagöge, f. gr. (von an-ägein, hinauf», zurüd-
führen) die Erhebung; da3 Zurüdführen auf ein
Allgemeineres oder Geiſtiges, insb. die finnbild-
liche Bibeldeutung; Heil. Blutbrechen, Bluthuſten;
Anagögie,.f. die Geifteserhebung zu Gott, zu
abjtratter Spekulation, Begeijterung; anagögiſch,
geilterhebend; geheimfintig.
Anagraͤmm, n. gr. (anägramma, v. anagräphein,
umjchreiben) ein Worttaufh duch Buchjtaben-
verjeßung, ein Wechjeliwort, Wortipiel, 3. B. Gras
und Sarg, Revolution frangaise, franzöſiſche Re—
volution, und Un Corse la finira, ein Korje wird
fie endigen, und La France veut son roi, Yranf-
reich will feinen König; Anagrdph, m. ein Ver-
fehrtichreiber, ein Werkzeug, das für den Abdrud
verfehrt jchreibt; Anagräphe, f. Arzneiverichrei-
bung = Rezept.
Amägros od. Auẽgras, m. Getreidemaß in Spa>
nien und Südamerifa, ungefähr unjerer Metze
entiprechend.
Anakahniteholz, n. (lignum Anacahuitae) das
Stammholz eines mexikaniſchen Baumes, das
gegen Lungenſchwindſucht helfen follte.
Analfampterien, pl. gr. (von ana-kämptein, zus
rüdlenfen) Herbergen für Arme, Berfolgte ıC.
neben den Kirchen; Anafämptit, f. = Kato-
ptrif; auch die Lehre vom Widerhall; anakaͤm—
pıiich, zurückgebogen, zurücprallend, zurückſtrah—
lend (von Licht- und Schallitrahlen).
Anakara, gr. (ob v. karä, Kopf, alfo „eo binauft“
von ihrer aufregenden Wirkung?) die Keſſelpauke.
Anakardienbaum (nl. anacardium, v. gr. and, an,
nad Urt ꝛc. u. kardia, Herz, wegen der herzfür-
migen Frucht) oder Acajon, ın. (jpr. akaſchuh) der
Nieren- oder Elefantenlausbaunt in Amerika und
Ditindien. Die in den Apotheken gebrauchten
Früchte dieſes Baumes eigen: Acajou-Nüffe
oder indiiche Elefantenläufe; Acajougummi, gelb-
liches Gummiharz.
Anakathaͤrſis, f. gr. (vgl. Katharſis) Heilk. Aus—
leerung nach oben, Aushuſten, Ausbrechen; Anga—
kathaͤrtika = analathaͤrtiſche Mittel, auslee—
rende Mittel, Brechmittel.
Anakephaläöſis, f. gr. = Rekapitulation.
Anattäfis oder Anaklaäſe, f. gr. (v. anaklän, zu—
rüdbrecen oder -biegen) Strahlenbredung; Ber-
biegung eines Gliedes nad außen; Anaflditif,
f. Dioptrif; anafläftiihe Linien, durch die
Strahlenbredungbewirktejcheinbarefrümmungen
oder Brehungen der Körper, 3. B. eined Stabes
im Waſſer. ”
Anakleterien, pl. gr. (anakleteria, v. anakaleın,
analog
aufrufen, ernennen), Ernennungäfeter, insb. Thron⸗
beſteigungs- od. Krönungsfeitlichkeiten.
Anaͤkliſis, f. gr. (von klinein, Ichnen) Heilf. das
Anlehnen mit dem Nücden, die Lage des Kranken.
Anakoinsõſis, f. gr. (von anakoinün, mtitteilen)
Redek. die gemeinjchaftliche Überlegung, Beratung,
Berabredung.
Anakollẽma, n. gr. (von ana-kollän, anleimen)
Heilf. Klebmittel auf Wunden.
Anatolüthon, verk. Anafolüth, n., od. Anakolu⸗
thie, f. gr. (von dem vern. an- u. akoluthein, fol⸗
en) Redek. wörtl. eine Unfolge, d. i. Folgewidrig-
eit in der Sabfügung, ein Herausfallen aus der-
jelben; anakolũthiſch, folgewidrig, unzufammen-
hängend.
Anakoͤnda, f. cingal. die Abgottsſchlange, Königs—
ichlange, Riefenjchlange.
anafreantifch, nach der Weiſe des griech. Dichters
AUnafreon, leicht, zart, anınutig.
Anafrujis, f. gr. (v. ana-krüein, auffchlagen, an-
ſtimmen) in der Metrif der Aufichlag, die Vorichlag-
filbe, |. dv. w. Auftakt im Rhythmus der Mufik.
Analdie, f. gr. (v. äldein, aldainein, gedeihen oder
wachjen machen) Heil. das Unterbleiben des Wachs-
tums, Bildungshemmung.
Analékten, pl. gr. (anälekta, v.analegein, auflefen,
jammeln) od. lat. Unufefta, eine Sammlung aus-
ewählter Stellen aus grich. und fat. Schriftitel-
ern, eine Ausleſe, Leſefrüchte; vermijchte Aufjäße.
Unaldınına, n. gr. (analEmma, von analambänein,
aufnehmen, aufrichten 2c.) eig. etwas Aufgerichte-
te3: 1. eine Darftellung der Himmelsfugel auf der
Fläche des Meridions 1. orthographiſche Pro—
jektion, insbeſ. auch der Tierkreis auf Sonnen-
uhren; 2. eine Art Aſtrolabium (f. d.) zur Beftim-
mung der Zeit des Auf- u. Untergangs der Sonne;
analemm tisch, den Tierfreis betreffend; Ana—
lẽpfis, f. gr. Heilt. die Erholung, Wiederheritellun
der Kräfte, Genefung; analẽptiſch, wiederheritel-
lend, erquicend, herzſtärkend; Analeptika, pl.
Stärkungs- oder Erfriichungsmittel, reizende, be—
lebende Mittel.
Analgeſie od. Analgie, f. gr. (analgesia, von dem
vern. an- u. älgos, Schmerz) die Schmerzlofigfeit,
Unempfindlichkeit gegen ſchmerzhafte Eindrüde.
analdg od. analoͤgiſch, gr. (anälögos, on, v. lögos,
Bernunft, Verhältnis 2c.) eig. der Bernunft gemäß,
regelmäßig; gleihförmig, in gewiljen Beziehungen
übereinjtimmend, entſprechend, A. dem⸗
jelben Geſetz folgend; auf Ahnlichkeit, Gleichartig—
keit beruhend; Analögon, n. etwas Ahnliches, die
Ähnlichkeitsregel; Seitenſtück; analögon ratioö-
nis, l. das Vernunftähnliche, etwas der Bernunft
Ungemefjenes; Analogie, f.(gr.analogia)die Ahn⸗
lichfeit od. Übereinjtinnmung in gewillen Beziehun-
en; Öleichartigfeit, Gleichförmigkeit, Gleichmäßig—
eit; Vergleihung einer Erjcheinung mit einer
andern befannten, gewöhnlich in die ſinnliche An—
ihauung fallenden, 3. B. der eleftriiche Strom,
defien Benennung auf einer Vergleihung mit dem
Waſſerſtrome beruht; Ebenmaß (Keibniz); oft auch
nnlichkeitsregel; analogia flädi, l. die Glaubens»
ähntichkeit, Ubereinjtimmung eines Saßes mit den
Grundfäßen,der heil. Schrift; a. juris, die Rechts—
ähnlichkeit, Ubereinſtimmung mit ven Grundſätzen
de3 Rechts; analogniileren, verähnlichen, vergleis
hen; Analogismnus, m. der Ahnlichkeits-Schluß,
. B. eine Folgerung aus übereinitimmenden Er-
eh auf ein gemeinſames und gleiches Ge⸗
Analogium
jeß, das ihnen 77* liegt; Analogiſt, m.
Kſſpr. unr. für Aneflogift, ſ. d. h
Analoginm, n. ml. (gr. analögion, von analegein,
leſen, vorlefen) tragbares Lejepult, Chorpult, in
der griechiichen Kirche.
Analphabẽt(os), m. gr. ein des Leſens u. Schrei-
bens Unkundiger; Schriftunfundiger. , «
Analyjis od. Analyie, f. gr. (v. analyein, auflöſen)
die Auflöfung, chemifche Zerlegung eines Körpers
in feine legten Bejtandteile oder Grundſtoffe; Zer—
gliederung, Augeinanderjeßung, Entwicelung eines
Begriffs; die Rückſchreitung von Zufammengefeß-
tern zum Einfacher, von den Wirkungen zu den
Urſachen, um das gefuchte Unbekannte zu finden;
mathematiiche Analyiis, im weitejten Sinne:
die allgemeine Darjtellung und Entwidelung der
Größen durch Rechnung; Differential: u. Integral⸗
rechnung; AnaldjisTiophanten, f.die Auflöſung
unbeſtimmter Gleichungen, nach dem Griechen
Diophantus, dem — derſelben; analysis
finitorum, lat. Auflöſung des Endlichen; a. infi-
nitorum, Auflöſung des Unendlichen; analyfie=
ren (fr. analyser), auflöſen, zerlegen, zergliedern,
erläutern, entwideln; Analuüſt od. Unalytiter,
m. ein auflöfender, zerlegender Chemiker, Bhilo-
ſoph 2c.; be. ein Kenner u. Ausüber der mathe-
matiſchen Analyjis: analytifch (gr. analytikös, ẽ,
on), auflöfend, zerlegend, zergliedernd, im Gegen].
von fynthetifch, z. 3. unalytiihe Methode,
diejenige Xehrart, bei welcher man von dem Be—
dingten zu den Bedingungen übergeht; Analytik,
f. Theorie der Analyre; die elementare Logik, die
ſich mit Begriff, Urteil und Schluß beichäftigt, die
Auflöſungs- oder Zergliederungslehre der Ver-
ftandesmwirfungen, Zergliederungswifjenichaft; anf
analytiichem Mege, durch Rechnung; durd) Auf
löfung; durch Zerglieverung. — Qualitative
Analyſe (Chemie), das Auftchen der in einen
Körper enthaltenen Beltandteile; quantitative
Analyfe (Chemie), Beitimmung eines Körpers
nad jeinem Gewichte; Analyſeur, m. fr. (jpr.
—öhr), od. Analyſator, m. !. ein auf der Rückſeite
geihmwärzter Epiegel am Polariffop (j. d.); elek-
triſcher Analyfator, m., das Zerlegungsgitter,
ein Drahtgitter, das harfenartig zwiſchen einem
achtedigen Bolgraßmen ausgeipannt ift undeleftro-
magnetische Wellen, wenn e3 zu dieſen fenkrecht
fteht, durchläßt, nn dieje zuriickwirft, wenn es
um 90° aus jeiner Stellung gedreht wird.
Anamartefie, f. gr. Sündloſigkeit; anamartetiich,
ſündlos.
Anämie (od. Anhämie), f. gr. (an-aimia, von dem
vern. an- u. haıma, Blut) Heilf. der Blutmangel,
die Blutlofigfeit, Blutarmut; Bleichſucht; Anä—
matofe, f. mangelnde od. zu ſchwache Blutberei-
tung; Anämsturgie, f. die Lehre von den unblu—
tigen Operationen; Anämydrie, f. Mangel des
Blutwaſſers od. Serums (3. B. bei der Cholera).
Anamnieje, f. gr. (anämnösis, v. ana-mimnöskein,
wiedererinnern) die Rückerinnerung, namentlid):
die Rückerinnerung an eine frühere Eriftenz der
Seele; Heilf. beſ. die Berücfichtigung früherer Zu—
fände eines Kranken; Anammeftik, f. Erinne-
rungs⸗ od. Gedächtniskunſt; BURDLLCHUN, zum
Erinnern gehörig; anamneftiideMittel,Heilf.
sebächtnisitärtende Mittel; anamneſtiſche Zei-
hen, rücdeutende Zeichen.
Unamorphöfe, f. gr. (ana-mörphösis, vgl. Mor-
phojis) die Umbildung, Geftaltverwandlung; Zerr-
bild; Naturl. Verwandlung einer verzerrt gezeich-
Anapiyris 45
neten Figur in die regelmäßige Gejtalt mittels
Spiegelzurüdwerfung 20; Anamorphöſen, pl.
Zerrbilder, deren Verzerrung entweder in einem
bejtimmten Standpuntte (optifche A.), od. mittels
eines eigentümlichen Spiegel3 (fatoptri In: A.),
oder — — Glaſes (dioptriſche U.) auf-
gehoben wird; anamoͤrphiſch und anamorphö—
tiſch, verbildet, verfehrt, verzerrt.
Ananas, f. malayijch (nänas od. anänas) König»
apfel, Erdbeerdiflel, eine ſüdamerikaniſche Pflanze
(Bromelia Ananas oder Ananassa sativa) und
ihre Frucht; Ananasfafer oder Ananashanf,
wird aus den Blättern der Ananaspflanze ab—
gejondert und zu feinen Seilen und Geweben vere
wendet.
Anandrie, f. gr. (v. dem vern. an- u. aner, Gen.
andrös, Manı) die Unmännlichkeit, Feigheit:
- andndriich, mannlos; Bot. ohne Staubfäden.
Ananeniis, f. gr. (ananeösis) Verjüngung.
—— gr. (an-anthẽs, von dem vern. an- und
änthos, Blüte) blütenlos, nicht blühend.
Anapäjt, m. gr. (anäpaistos, eig. zurückgeſchlagen,
bon ana-paiein, zurücdichlagen) der Aufipringer,
ein Versfuß von zwei kurzen Silben und einer lan⸗
gen: wos, der umgefehrte Daktylus.
Anapetie, f. gr. (v. anapetös, ausgedehnt) Heilf. die
Gefäßausdehnung, Gefükausmweitung.
Anapher, f Anaphora. ja
UAnaphie, f. gr. (v. dem vern. an- u. haphẽ, Gefühl)
Gefühllofigfeit, verminderte Empfindlichkeit der
Haut, Störung des Taſtſinns.
Anaphlasmus, m. gr. = Onanie.
Anaphonẽſis, f. gr. (von ana-phönenn, auf», aus»
rufen) der Ausruf; Heilk. das Schreien, die Schrei»
fur, die Übung u. Stärkung der Lungen u. Sprach—
werkzeuge durch lautes Reden u. Singen. \
Anaphöra od. Andpher, f. gr. (v. anaph£rein,
heraüfholen; zurückführen Redek. die Wiederholung,
vermöge welcher an einzelne Säße hinterein-
ander mit einerlei Worten anfangen; Heilk. das
Auswerfen durd) Huften oder Erbrechen; dag An—
— Nachwachſen an Gliedern; Sternk. das Auf—
teigen der Himmelszeichen.
Angphrodiſ ‚f. gr. (v. dem vern. an- u. Aphro⸗
dite, ſ. d.) Mangel des Geſchlechtstriebes oder ver
Geſchlechtsluſt; Anaphrodit, m. ein Zeugungs—
unfähiger; anaphroditiſch, zeugungsunfähig.
Anapläſis, f. gr. (von ana-plässein, umbilden),
Heilk. die Umbildung, Wiedereinrichtung zerbroches
ner Knochen; plaftiiche Chirurgie; Anaplaͤſtit, £.
die Kunft der Kinocheneinrihtung; anapläftiihe
Mittel, dazu dienende Mittel.
Anaplersiis, f. gr. (v. ana-plörün, anfüllen) das
Ausfüllen, Ergänzen, Erjegen abgegangener Teile
des Körpers, z. B. das Nachwachſen des Fleiſches 2c.;
anapleratiich, den Nachwuchs befördernd; er—
gänzend; Anaplerotika, pl. ausfüllende oder
fleiſchbildende Mittel.
Anapleuſis, f. gr. (v. ana-plein, aufſchwimmen;
uneig. aus den Fugen gehen) Heilk. das Loſewerden
von krankhaften Knochen, Zähnen.
Anapneuſis oder Anapnöẽ, f. gr. (v. ana-pnein,
aufatmen) Heilk. das Aufatmen; Anapnıdifa od.
anapndische Mittel, Mittel, welche das Atmen
befördern.
Anaprojchät, m. gr. (vgl. Proſelyt) ein Wieder-
befehrter, Wiedergemonnener.
Anapſuͤxis, f. gr. (v. ana-psychein, anhauden, er»
friihen) Heilf. die Abkühlung, Erfrifchung des Kör-
per; das Löſen des Berbande2.
46 Anaptyſis
Anapthſis, f. gr. (v. ana-ptfein, ausſpucken) das
Ausipucen, Ausipeien, Aufhuiten.
Anardie, f. gr. (an-archia, von dem vern. an- u.
arche, Herrſchaft) Herrenlojigfeit, Geſetzloſigkeit,
— Zuſtand; anaͤrchiſch, geſetzlos, ver—
aſſungslos, herrſcherlos; Anarchlſt, m. cin
Geieslofer. Zügelloſer; Mitglied der Umſturz—
partei, Anhänger der von Bakunin beyrimde-
ten Zehre eines vollfommenen Kommunismus;
anarchiſtiſcher Kongreg, Verſammlung der
Anarchiſten.
Anäreſis, f. gr. (anairösis, von an-airein, aufheben)
die Wegräumung; Redek. Bejeitigung oder Wider-
legung dejjen, mas der Gegner mit Gründen dar—
getan.
Anarmonie, f. gr. (v. dem vernein. an- u. harmo-
Dia ; vgl. Harmonie) Tone. =Disharmonie,f.d.
Anarrhda f. gr. (anärrhoia, von anarrhein, auf-,
Ben da3 Aufjteigen der Säfte, bei. des
Blutes, nad) den oberen Feilen.
Andrthros, ın. gr. (v. dem vern. an- und ärtlıron,
Glied, ein Glieder- od. Gelenflojer, ein Menſch, der
jo fett ift, daß man die Gelenfe nicht mehr erkennt;
anärthriſch, gelenflos.
Anufärfa, n. (d. gr. and und sarx, Fleiſch) Heilf.
Hautmaſſerſucht.
Anaſteue, f. gr. (anaskeué, eig. das Wegſchaffen)
Redet. die Widerlegung, Abfertigung; Heilk. Ver—
treibung eines Krankheitsſtoffes.
Anafpudie, f. (vom gr. ana-spän, nad) oben ziehen)
Heil. Offnung der Harnröhre am obern Teile des
Gliedes; Anaſpäſis, gr., u. Anaipasınie, f. das
Auf- od. Zujammenziehen; Heilf. die Zufammen-
ziehung des Magens, der Magenframpf.
anajtältifch, gr. (von ana-stellein, zurücziehen)
uritetreibend, hemmend, blutitillend, trodnend;
Hnaftaltifa, pl. blutjtillende Mittel.
Anaſtäſis, f. gr. (v. anistemi, aufitchen) das Auf-
itehen, die Auferftehung; Heilk. das Aufitehen vom
Schlafe, vom Tode ꝛc., die Öenefung, vgl. Rekon—
valeizenz; Berpflanzung, Übertragung; anafta=
tiih, Ungeſundes ableitend, verjüngend, erneu—
ernd; übertragend, 3. B. annftatiicher Druck, ein
von Faraday erfundenes Verfahren, Kupferitiche zc.
nachzubilden; Anaftafins, m., Anaſtaſia, f.
rich. Name, der, die Auferjtandene; Anaftutife,
. die Jeriho-Roje, ſ. d.; anaſtaſianiſches Geſetz,
ein Gejeg des oſtrömiſchen Kaiſers Anaſtaſius, durch
das beſtimmt wurde, daß eine Forderung, welche
jemand gekauft hat, nicht höher verfauft werden
darf, als zu dem von dem eriten Käufer gezahlten
Kaufpreife,
Anäjthejie, f. gr. (v. dem vern. an- u. afsthösis, f.
Ajthejis) die Unempfindlichkeit; anäſtheſieren, un-
empfindlich machen, durch Einatmen von Schwefels
ätber oder von Chloroform; Anäſtheſation oder
Anäftgefierung k. das Unempfindlichmachen, die
Sefiihlsberaubung; Anafthematitum, n., pl.
Anajthematifa, auch Anajihetifa od. anäſthe—
tiſche Mittel, Mittel zur Erzeugung der Unem-
pfindlichkeit gegen Schmerz, wie Schwefefäther,
Chloroform, Stidjtofforydul; anäſthetiſch, un-
empfindlih madend, abjtumpfenpd, Kamen,
Anaftinmat, m. gr. (von stigma, n. d. t. Stich,
Punkt, von dem griech. Zeitwort stizein, ftechen)
in der Rhotographie: eine vollicharfe oder rund»
De 'inje; anaftigmatiich, voll- oder rund»
charf, ohne Fehler in der Bildung der Linie; Heil.
harfjihtig, volliharfiihtig, ohne Störung der
Sehichärfe (vgl. Aſtigmatismus).
Anatozismus
Anaſtöchidſis, f gr. (v. stoicheion, Grundbeftand-
teil, die Auflöſung feiter Körper in ihre $runditoffe.
Anaftomoiis, f. gr. (von ana-stömün, eine Mün—
dung bilden, von stöma, Mund) Heil. Adergeflecht,
Nervengeflecht, Verflechtung von Blutgefäh- oder
Nervenäjten verichiedenen Urſprungs; aud) die wi—
dernatürlihe Offnung der äußeriten Teile der Blut—
gefäße; — od. anoſtomotiſche Mit⸗
tel, zur Offnung verſtopfter Mündungen dienende
Heilmittel; anaſtomiſieren, mit den
zuſammenſtoßen; fich vereinigen,
Anuftröphe, f. gr. (v. ana-strephein, umwenden)
Umichrung der Wörter, Wortverfegung, z.B. Zwei⸗
fels ohne, fir: ohne Zweifel; Heilk. Umkehrung der
Gebärmutter od. der Harnblaje.
Anatäs, m. gr. (v. gr. anätasis, Ausdehnung, weil
feine Pyramidenkriſtalle jehr in die Länge geitredt
erſchienen), ein feltene3 und merkwürdiges blau—
ſchwarzes oder hyazinthrotes, metalliih diamant-
glänzendes Mineral, ein Titanoryd.
UAnatäfis, f. gr. (v. ana-teinein, ausdehnen) Aus-
dehnung, Ausſtreckung, = Ertenjion; Anätas,
m. |. Oftaedrit.
Ynateden, pl. (vom I. anas, Gen. anätis, Ente:
entenartige Vögel.
Anathẽma u. Anatyema od. Anathem, n. gr. (v.
ana-tithenai, aufitellen, ausitellen) eig. das Auf-
oder Ausgeitellte, bei. a in Tempeln;
fpäter bibl. und bei den Kirchenvätern: ein der
Schande und dem Fluche öffentlich Ausgeſtellter;
der Bannfluch, Kirchenbann; anathöma 6ste, er
fei verflucht! anathematiiieren, verfluchen, ver-
wünfchen; von der Kirchen-Gemeinſchaft ausſchlie—
Ben, mit dem Bannfluche belegen.
Anathrepiis, k. gr. (v. ana-trephein, aufnähren,
durch Nahrung Stärken) Heil. die Wiederernährung,
iederheritellung.
Anathymiäſis od. Anathyintdfe, £. gr. (von ana-
thymiän, aufdampfen) das Ausduniten, Räuchern,
Aufdampfen, Aufftoßen;anatbäjntid, aufſtoßend,
aufdampfend, aufwallend.
Anätia, f. gr. (an-aitia, dv. dem vern. an- u. aitia,
Schuld) die Unſchuld als Göttin.
Anatole, gr. (v. anatöle, Aufgang, bei. der Sonne),
em. fr. Anatole (fpr. Anatol), Sounenaufgang,
ften (männliherName); Anatolie, weibt. Name:
die Morgenjonnige, Morgenländilche; anatolii,
öſtlich, morgenländiſch.
Anatoͤm, Anatomiker oder Anatomiſt, ın. gr.
(anatoınikös, von ana-temnein, zerſchneiden) ein
ergliederer; Anatomie, f. die Zergliederung,
ergliederungsfunit; aud) ein Bergliederungshaus
oder -Saal; toyographiiche, chirurgiſche oder
angetwundte Unutomie, Beicyreibung ver ein-
zelnen Zeile des Körpers und ihrer Anordnung;
bathologiſche Anatomie, Beihreibung derfrani-
haften Veränderungen der Organe des Körpers;
vergleihende Anatomie vergleicht den Bau des
menjchlichen Körpers mit dem Bau des Tierfür-
pers; anatumieren, zergliedern; anatdmiich,
zergliedend, die Anatomie betreffend, auatomi—
[dee Theater, der Saal, in welchem anatomiſche
nterſuchungen vorgenommen werden.
Anatoplsmen, pl. gr. (von,töpos, Det) Verwech—
jelungen der Räume oder Orter.
Anatozismus, m. gr. (von ana-tokizein, wieder
verzinjen, d. h. Zins vom Zins nehmen) die Ver—
in ung der Zinfen, die entiveder beſonders verzinft
I. separätus , od. zum Kapital gejchlagen werden
(A. conjunctus); auatozlſtiſch, zinsverzinfend.
ündungen
Anatrefis
Anatrijis oder Anatröje, f. ar. (von ana-trän,
durchbohren) Heilt. die Durhbohrung (vgl. Tre-
panation).
Anatripiis, f. gr. (v. ana-trihein, aufreiben) Heilt.
die Reibung, Gliederreibung; das Juden, Kragen
der Haut; Anatripiolonie, f. gr. Lehre von der
Heilmitteleinreibung; Anatriptitka, oder ana=
triptiihe Mittel, Einveibemittel, zum Einveiben
taugliche Mittel; Anatriptik, f. Heilart durch
Einreibungen.
Anatröpe, f. gr. (von ana-trepein, umkehren) die
Umiepr, Ummälzung; Redek. Widerlegung durch
einfache Verneinung; Heilk. Umkehren des Ma—
gens, ſtarkes Erbrechen.
Andtta, £. od. Anoͤtto, n. = Orlean, j.d. ,
Anandie, f. gr. (an-audia, d. dem vern. an-u.aude,
Stinme)Stimmlofigfeit, hoher Grad von Heiferkeit.
Anbraſſen Scifferausdrud), die Segelflächen durch
Anziehen der Braſſen (ſ. d.) der Windrichtung
entſprechend ſtellen.
anceps, [. doppelt, zweideutig; sylläba anceps,
in der Berslehre 1. eine dem Zeitmaße nad) ſchwan—
kende, mittelzeitige Silbe, die als lang und als
kurz gebraucht werden kann; 2. eine gieichgültige
Stelle, wo der Vers ſowohl eine lange, als kurze
Silbe erlaubt.
Anche, f. fr. (ſpr. angſch) die Mundfpige an derOboe,
Schalmel ze.
Auch’ io sone pittöre, it. (pr. ankioßo —) d. i.
„Auch ich bin Maler“, angeblich ein Ausruf Cor—
regios vor dem Bilde der heiligen Cäcilia von
Raffael, mitgeteilt von Julius Meyer in feinem
Werte Correggio, Leipzig 1871, ©. 23.
Anchöne, f. gr. (anchöng, von änchein, einengen,
zujchnüren) Heilk. Halsverfchnürung oder Hals»
derengung.
Anchor-Linie, f. eine Paketdampferlinie zwiſchen
London und Neuyork (Boſton-Glasgow).
Anchovibirne, f. einzu den Myrtengewächſen ge—
höriger Baum aus Jamaika, der birnförmige eß—
bare Früchte trägt und bei uns in Treibhäuſern
als Zierſtrauch gezogen wird (Grias caulillöra), u.
defien Frucht.
Anchovis, engl. (fpr. äntſchöpis) ſ. Anſchovis.
Unhiüie, f. gr. Ochienzunge, eine Zierpflanze; Anz
chuſin, n. nl. Anchuſa- oder Alfanna-Not, der
rote — der Anchüsa tinctoria, = Alkan—
nin,].d.
AUnchylöiis, f., vr. Ankyloſis, f. d.
ancien, jr. (ſpr. angBräng; ml. antianus, vom l.
ante, vor; daher altengl. antient) alt, ehemalig;
ancien regime, j. unter regieren; Anciennete
oder Anciennetät, Anciennität, f. das Dienit-
alter, der Altersrang, die Altersfolge; Anciens,
pl. (it. anziani) die Alteften der Gemeinde, Kirchen-
vorsteher (vgl. Alderman).
Uncile, n. L. ein heiliges (vom Himmel gefallenes)
Schild bei den alten Nömern, Unterpfand der
—— Roms, von den ſaliſchen Vrieſtern be—
wahrt.
Uncon, ın. l.-gr. Bauk. der Kragſtein, Eckſtein.
ancorat it. (fr. encore) noch einmal, abermals, von
neuem! wiederholt! = da capo!
Uncyloceras, f. gr. (d. t. Krüummhorn) eine Art
veriteinerter Mufcheln,
Uncylogloife, |. Ankylogloſſe.
Andabät, m. [.(andabäta), pl. Andabdten, Blind-
echter, eine Art Gladiatoren, die mit verbundenen
Augen fämpften.
Andromeda 47
Andaluftt, m. ein zuerft in Andalufien gefundenes,
hauptſächlich aus kieſelſaurer Tonerde beitehendes
Mineral.
anduménto, m. it. (v. andäre, — eig. Gang;
Tonk. ein Teil einer Fuge; andänte, Tonk. eig.
gehend, ſchrittmäßig; Andante, n. ein Tonitüd
von mäßiger Bewegung; sndantanıdnto, units»
terbrochen, in einem it; andantıno, mäßig
gehend, etwas langjam.
Andurint, pl. it. länglihrunde Nudeln von der
Größe einer Erbfe.
Andauche, f. (aus l. aquaeductus) Abzugsgraben;
= Wbzucht, |. d.
Andaulctten, Andouillen u. Andonilldtten (pr.
angduj —), pl. fr. andouilles, andouillettes)
Klöße oder Würſte aus gehadtem Fleiiche, Kalb»
fleiſchtlößchen oder -würitchen, Weißwürſtchen.
Andes od. Anden, pl. (v. peruan. anti, der Oſten)
das Hauptgebirge in Siüdamerifa, = Cordil-
lera3; Andeſit, m. eine Felsart aus der Gruppe
der Feldfpatgefteine, häufig auf den Anden.
andiamo! it. (v. andäre, gehen) gehen wir!
Andounitle od. Andouillette, f. fr. f. Andaulette.
Andranatbie, f. gr. männliche Tüchtigkeit.
Andrapssiiis, f., und Daun a, m. gr.
Berjegung in den Sklavenjtand, Menichenraub.
Andrras, m. (v. gr. andreios, männlich) Name: der
Veännliche, Mannhafte, Starke, Andreuskreuz,
m, ein Kreuz mit jchräggeitellten Balten, weil ver
Apostel Andreas an einem ſolchen gefreuzigt fein
joll; Undreasmüngen, pl. (U.-Dufaten, «Taler,
Gulden, -Groſchen,⸗Pfennige) Minzen mit dem
Bilde des Heil. Andreas, ber von Braunfchweig-
Liineburg am Harz geprägt; Andrcasorden, m.
ein rufjischer Orden, 16498 von Beter dem Großen
geftiftet, defien Zeichen der heil. Andreas, an ein
blau emailliertes Kreuz geheftet, üt.
Andrienne, f. fr. (pr. angdr—; eig. das Mäd—
hen von Andros, ein Luſtſpiel des Terentius,
durch deſſen Aufführung in Baris im J. 1704 der»
gleichen Kleider Mode wurden) ein langes Frauen-
Heid, Schleppkleid.
Androcephaloid od. Androichhaloid, m. gr. (von
aner, Gen. andrös, Mann) ein mannfopf- oder
menjchenglievähnliher Stein; Androgenie, f.
Menihenihöpfung, bei. Mannfchöpfung, Dervor-
bringung des erjten Mannes; Androghn, m. (vgl.
Gynander) ein Mannweib, Zwitter, weibiicher
Mann; Androgynie, f. Zwitterbildung; andro—
göniih, zwitterhaft; Androide, f. eine kinniliche,
ewegliche Menjichengeitalt, ſ. Automat (wie der
berühmte mechaniſche Schachpieler von Kempelen,
die Klavierfpielerin von Maillardet 2c.); androiz
diſch, mannähnlich, menſchenähnlich; Andro—
lepſie, f. (eig. Menſchenraub, die Geiſelnehmung
im alten Athen, d. i. das Recht der Haftnahme
fremder Staatsbitrger als Pfänder der noch er-
warteten Beitrafung eines in jenem Staat an einem
Uthener verübten Mordes; Androlith, m. ein
verſteinertes Menjchengerippe; Andromächus,
Andromäche (gr. Andromächos, Andromäche),
männl. ur. weibl. Name: mit Männern Kämpfende;
Andrumanie, f. die Manntollheit, Mutterwut,
— Nymphomanie.
Andromẽda, f. ge Fabell. Tochter des Königs
Cepheus und der Kaffiopea, u. des Perfeus
Gemahlin, welcher fie rettete, da fie an einen Fels
fen gefeffelt einem Seceungeheuer preisgegebeu
werden follte; ein nördliches Gejtirn, ausgezeichnet
durch drei helle, faft in einer Linie und gleichem
48 Androphag
Abftand liegende Sterne zweiter Größe; eine nord-
amerif. Bierpflanze. {
Androphaͤg, m. gr. (von aner, andrös, Mann,
Menjd), u. phageın, eſſen) Menfchenfrefjer, = An >
thropophag, androphäß, männerſcheu; Ans
drophobie, f. Männeriheu; Androtomie, f.
Menfchenzergliederung. ;
ancantieren (pr. aneangt—), fr. (aneantir, von
neant, nichts, u. dieſes v. [. nec ens) zunichte ma—
hen, vernichten; Andantiffement,n. Öpr.—mäng)
die Vernichtung. —
Anee, auch Asnee, f. fr. (v. äne, Eſel) eig. Eſels—
laſt: ein altes Lyoner Weinmaß von 81,556 1, als
Getreidemaß — 205,664 1; Anerie, f. eine Eſelei.
Ancndrtit, f. ar. (von an-egeirein, aufweden) die
Kunjt, Scheintote zu erweden, die Wiederbelebungs⸗
kunſt.
Aneilẽma u. Aneilẽſis, auch Anilẽma, f. ar. (v.
an-eileın, aufwickeln) eig. das Aufwickeln; a
das Berhalten der Winde in den Därmen; Leib-
ſchmerz, Bauchgrimmen.
Anẽis od. Üneide, f.1. Vergils Heldengedicht von
dem Trojaner Anẽas, dem Sohne des Anchiſes
u. der Venus, der als Ahnherr des Romulus galt.
Anefdöte, pl. (von dem vern. an- und ektödon,
ausgegeben) noch nicht oder jeßt zum erſten Male
herausgegebene alte Schriften, = lat. Snedita;
Anekdöte, f. (fr. anecdote) eig. eine noch unbe=
fannte, neue, gew. überh. eine fleine oder furze
Geſchichte; wißige Erzählung, Wi.
Ancklogiit, m. gr. (an-eklögistos) ein Rechnungs⸗
Befreiter, der feine Rechnung abzulegen braudt.
aneldftrifch, gr. nicht elektriſch, unelektrifch.
Aneleftrotönus, m. gr. (von Eleftrotönus, f. d.)
die verminderte&rregbarfeit eines von einen: elet-
triſchen Strome durchfloſſenen Nerv, die ji) am
politiven Bole einftellt (dagegen wird der an den
negativen Bol grenzende Nervenpol reizbarer, mas
als Kateleftrotonug [f. d.] bezeichnet wird);
aneleftrotonijch, in der Erregbarfeit vermindert.
Anemobaromeier, n. gr. (von an&mos, Wind) ein
Windſtärkemeſſer, erfunden von Wilfe 1782: Ane=
mobdt, m. LZuftipringer, Seiltänzer; Anemo=
hörd, n. ein Windfaitenspiel, auf dem man Mu-
fifitüce vortragen kann, was bei der Aolsharfe
(. d.) nicht möglich iſt; es wurde 1790 von N J.
Schnell und Tſchenki erfunden, 1841 von Iſo⸗
ard verbefjert; Anemograph, auch Anemome⸗
trograph, m. der Windbeichreiber, ein Werkzeug,
welches die Richtung des Windes auf einem Blatte
Papier verzeichnet; Windaufzeichner, Wettermeffer;
Anemographie, f. die Windbeichreibung; Ane—
mologie, f. die Windlehre, Windkunde; Aneme-
meter, n. ein Wind- od. Zugmeſſer, um die Rich—
tung und Stärke des Windes od. des Luftzuges in
Bergwerfen, Schornfteinen 2c. zu bejtimmen, in
Bergmw.: Wettermefjer; Anemometrie, f.dieWind-
u ke Anemöne, f. (gr. ane-
möne) Windröshen, Windblume, eine Pilanzen-
gattung aus der gamilie der Ranunfulazeen ; Ane-
monin od. Anemonium, n. ein eigentümlicher,
in mehreren Arten der Anemone und Bulfatilla
enthaltener, fampferähnlicher Pflanzenſtoff; Ane—
mopathie, f. die Luftkur, eine Deifmethobe durch
Einatmung gereinigter Luft, um dem Kranken eine
größere Menge Sauerftoff zuzuführen ;anemoppif,
windliebend (von Pflanzen, die durch den Wind be-
ftäubt, befruchtet werden); AUnemojtöp, n. ein
Windzeiger, ein Werkzeug zur Beobachtung des
Windes, das einfachſte: die Wind- od. Wetterfahne,
Angelus
Vettermejier; Anemothefe, f. Windfaften, Wind-
lade der Orgeln.
aneneraiich, gr. (von dem vern. an- u, energifch,
ſ.d.) unwirkſam, unkräftig; Anenergie, f. Unwirt—
ſamkeit, Kraftloſigkeit.
Anenlephalie, f. gr. Gehirnloſigkeit; Anenkepha⸗
los, m. Mißgeburt mit fehlerhaftem Kopf.
Anchie, f. gr. (von dem vern. an- u, Epos, Wort)
Spradlofigfeit, Stummheit.
Anepigräphe, pl. gr. (vgl. Epigraph 2c.) unbetitelte
Schriften; anepigraphiich, aufs od. infchriftlog,
titellos.
Anepitäymie, f. ar. erloſchenes Begehrungsver-
mögen. |
Aneponijm, gr. (v. dem vern. an- u. Epönymos, zu⸗
benannt) ein Bei⸗ od. Zunamenlofer.
Anerethifie, f. gr. tgl, rethiſie) Heilk. 1. (als vom
orwort and, ſ. d.) Wiederaufreizung, Aufregung;
2. (vom vernein. an-) auch mangelnde Reizbaͤrkeit;
Reizloſigkeit.
Anerie, J unter Anée.
Anervid, n. od. Ancroid-Baromdter, n. gr. (von
nerös, na, und dem vern. a-, aljo trockenes Baro-
meter, d.h. ohne das flüſſige DQuedjilber), ein von
Bourdon in Baris erfundenesdofenfürmiges Werf-
eug zur Meſſung des Luftdrucks durch deifen wech»
hen Einfluß auf eine verdünnte Luft Dr
tende Metallbüchjfe, Metall», Feder: oder Dojen-
Barometer, Wetteruhr.
Anervie, f. nl. (v. dem vernein. a- u. nervus, vgl
Nerv) die Sehnenlähmung; anéerviſch, ſehnenlos,
ſehnenſchlaff.
Anerythropfie, f. gr. die Unfähigkeit, die rote Farbe
zu unterfcheiden, Rotblindheit. |
Aneſie, f. gr. (von an-iemi, nacdhjlafjen, abjpannen)
das Nachlaſſen; Zurückweichen ver Krankheit; And
tifa, pl. gr. Heilk. ſchmerzſtillende Mittel; andtifch,
Ichmerzlindernd; Anẽtus, m. da3 intermittierende
oder Wechjelfieber.
Aneurie, f. gr. (von gr. äneuros, d. h. ohne Sehnen,
ohne Spanntraft, ſchlaff, und dies von dem gried).
vernein. a- und neüron, Sehne, Ylechfe, Nerven),
die Nervenſchwäche. ER
Aneurhöne, n. gr. aneürysma, v. aneirynein, er⸗
weitern) die Schlagadergeſchwulſt, Erweiterungeiner
Pulsader, auch des Herzens. *—
Anföra, f. it. ein früheres venetianiſches Flüſſig⸗
keitsmaß, ſ. Amphora.
anfraktuds, nl. (v. I. anfräctus, Krümmung) ge—
krümmt, gewunden; FH Anfraktuofi=
tät, f. gewundene Befchaffenheit; insbeſ. Heilf. Er-
höhung auf einer Knochenfläche. 2. IM
Angdrien, pl. I. (angariae, von sing. angaria, eig-
Botendienft, der Dienst des angarlus, gr. ängaros,
d. i. reitender Eilbote, ein urjpr. per). Wort) Fron—
dienfte, Dienftfuhren der Untertanen; aud) Qua—
temder-Fejttage in der röm. Kirche; Angarie, f.
DienftfuhrverpflihtungderSchiffe; Angariation,
f. Verwendung von Privatſchiffen gegen ven Willen
des Eigentümers im Dienite der Regierung, 3. B.
u Kriegszwecken; angarieren, befronen, zum
ienſt verpflichten.
Angelot, m. fr. (pr. angſch'loh) ein in der Nor-
mandie bereiteter feiner Käſe; ein EngelStaler
eine in Frankreich im 13., in England im 15. Jahrh
gebräuchliche Goldmünze.
Angẽlus, m. I. (von gr. ängelos, Bote, Gejandter)
Engel; in der röm. Kirche ein Gebet, welches mit
den Worten Angelus Domini nuntiavit Mariae
(der Engel de3 Herrn brachte Maria die Botichaft)
. Angieltafie
anfängt, der Engelsgruß an die Jungfrau Maria;
aud) ein Zeichen mit der Ölode zur Erinnerung an
diejeö Gebet; angelus tuteläris (it.angelo custo-
de), der Schubengel; Angela, Angelika u. An=
geline, f. weibl. Name: Himmliſche; Angelika
auch eine Pflanze: Engelwurz; ein engl.Tautenähn-
fiche8 Tonwerkzeug: die Engeljtinme, ein Regijter
der Orgel; Angelikawurzel, Die getrocknete Wur-
zelder Archangelica officinalis, der echten Engel-
mwurz, die zur Herjtellung von Likören und von
Angelifadl verwendet wird; Angelikaſäure, eine
in der — enthaltene Säure; Angeli—
zin, n. ein in der Angelikawurzel enthaltener kri—
Itallifierbarer Stoff; Angelina auc ein Ajteroid,
1861 von Tempel entdedt; Angelolatrie, f. gr. die
Berehrung od. Anbetung der Engel; Angelologie,
f. Lehre von den Engeln u. Geiſtern; Angelopha=
nie, f. die Engelerſcheinung.
Ungieftafie, f. gr. (von Angos, angeion, n. Gefäß,
u. Ektaſis, |. d.) Heilk. Gefäßausdehnung; Angitis,
Angiitis od. Ungioitis, f. Entzimdung der Ge-
fäße; Augiokarpe(v. gr. karpös, Frucht), verhüllt-
früchtig, —3 mit einer Fruchtdecke und Pflan—
zen (namentl. Flechten) mit ſolchen Früchten; An—
giographie u. iingiologie, f. Gefäßlehre, Gefäß—
— ung; Angioneuroſe, f. Erkrankung ver
Gefähnerven; Angiopatkie, f. Gefäßleiden, Be-
nennung aller Krankheiten des Gefäßſyſtems; An—
giofpermin, pl. Pflanzen mit Kapfelfrüchten oder
edectem Samen; angtieteniich, mit Spannung
der Gefäße verbunden; Angiotomie, f. die Ge-
füßzerlegung.
angina, f l. (von angere, beengen, zuſammenziehen)
die Bräune, Halsentzündung; angina pectöris
(von I. pectus, öris, n. dieBruft), Herzbeflemmung,
Bruftflemme, anfall3weife auftretende heftige
Schmerzen in der Herzgegend, mit Todesangit ver-
bunden (nervös oder infolge Erfranfung des Herz-
—_. ar
anglais, angJaise, fr. (fpr. angläh, anglähj’) eng-
liſch, engländiſch; als Hauptw. 5 Eng⸗
länderin; à Panglaise, auf engliſch, nach engliſcher
Weiſe, Sitte; Anglaiſe, f. ein engliſcher Konter—
tanz; Angleterre, f. fe. (ipr. angl’tähr) eig. Eng—
land; eine Artſeidener, taffetähnlicher Stoffe; angli⸗
jieren, den Pferden nad) einem unnatürlichen engl.
erfahren den Schweif abhauen u. den aufgejchlig-
ten Stumpf gewöhnen, ſich in die Höhe zu richten,
ſtutzen; anglijiertes Pferd, ein Stußſchwanz;
Anglizismus, m. nl. eine englifche Spracheigen-
eit, injofern man dieſe fehlerhafterweife in andere
prachen einmilcht; anglikäniſche oder Epi—
ffopalfirche, die herrſchende reformierte od. hohe
Kirche in England (von 2 Erzbiſchöfen u. 24 Bi—
Ihöfen verwaltet); Angloamerifaner, m. ein
Amerifaner englifcher Abkunft; Angloindiſches
Reich, Britiih-Dftindien; Annlomanie, f. l.-gr.
übertriebene Borliebe fiir alles N ce; An⸗
glomän, m. wer eine jolche Vorliebe hat; Anglo—
phil, m. L⸗gr. ein Freund der Engländer; Un-
alophobie, f. L.-gr. Scheu oder Furcht vor den
Engländern; Anglophöb, m. ein die Engländer
Fürchtender, Verabjcheitender,
angle, fr. (jpr. angl’) m. der Winfel (I. angülus);
angle diminus opt. nüeh), Krk, der Füllungs-
winfel; a. direeteur (jpr. —töhr), der Richtungs⸗
winfel; a. rentrant (jpr. rangträng), ein innerer
et —— (ſpr. Bajdng), ein
auperer Feſtungswinkel; a.flanque (pr. Hangfeh),
der Stirnwinfel. a
Heyſes, Fremdwörterbuch. 21. Auft.
Anil 49
Angolaholz, n. eine Art Rotholz von der Küſte
Angdla in Afrika, zur Färberei benußt. —
Angsrahaar und angoriſche Ziege, |. Kämel—
iege. Sa
—— angosciosamente, it. (ſpr. sci- wie
fh) Tonk. fummervoll.
Angoſtura, j. An guſt —. ur
Angrifisfront, f. fr. (pr. — frong), Die Hauptan—
grifisjeiteeines Befeſtigungswerkes, einer Stellung.
Augſter, m. it. (aus it. anguistära, mittell. angü—
strum, von it. angüsto, lat. angustus, enge) eine
ar Trinkflaſche mit engem: Halje, aud) ein jolcher
rug. |
Angſter, m. (aus ml. angustus nummus, d. i. enge,
tleine Minze, eine Hohlmünze aus Blech), früher
die kleinſte Münze in der Schweiz = !/, Suu, ſ. d.
Anguilotten, pl. it. (anguilotti, v. anguilla, Aal)
eingejalzene und marinierte Aale in Stalien.
angülus, m. I. der Winkel; angulär od. angular
(l. anguläris, e). winfelig, edig; Angularfyiten,
n. Krk. das Befeftigungsiyftem durch Zangeniwerfe
(Zenaillen, ſ. d); Angularität u. Anguloſi⸗
tät, f. Winkligkeit, Eckigkeit.
Angurie, f. (it. angüria, d. gr. angürion) od. Ar⸗
bie, f. (ruſſ. arbüs, urſpr. Karbus, wahrjcheinl. v.
per). kherbousch, Melone), die Wafjermelone, die
kühlende, fühlich-faftige Frucht von Cucümis ci-
trüllus L., einer in den afiatifchen Steppen ver-
breiteten, aud) nach Weitindien und Südeuropa
verpflangten Kürbispflanze.
Anguſtation, angustia zc,, . angustus.
Anguſtũra- od. Angoftnrarinde, f.(von Ango-
ftura, der Hauptitadt der Provinz Caracas in
Siidamerifa) eine bittere, in Wechjelfiebern heil-
jame Rinde; jest zur Herftellung eines Likörs ver-
wendet.
angüstus, 2, um, |. eng, gedrang; per angüsta
ad augüsta,durc Gedränge zum Gepränge; Au—
uſta, f. ein Orgelregiſter; Anguſtation, f. ni.
Heilk. die widernatürliche Verengung der Gefäße
des menſchl. Körpers; angustia, f. gew. pl. an-
gustiae; l. Enge, Bedrängnis, Not; in angustiis,
in Dürftigfeit; angustia praecordiorum, Eng-
brüftigfeit; a. termini od. angustus terminus,
Rſpr. eine kurze Friſt; angustiae verbörum, die
Wortklauberei, wo man den Worten eine zu enge
Bedeutung gibt; Anguſtität, f. Die Bedrängnis.
Anhämie, Anhämatofe, |. Anämie. ne
Andelation, f.1. (anhelatio) kurzes, beſchwerliches
Aternholen, Keugen
Anhima, m. brajil. der Hornträger, Wehrvogel,
auch Ru chy genannt, ein Sumpfvogel in Süd—
amerika.
| nn m. brafil. der Schlangenhalsvogel, von
per Größe einer Ente, in Brajilien 2c.
Anhhdrie, f. gr. (v. vernein. an-ıı. hydör, Wajfer)
Waſſerloſigkeit; Anuhhdride, pl. Scheidef. waſſer—
freie organiſche Säuren; anhdriſch, waſſerfrei,
beſ. von Salzen u. Oxyden; Anhydrit, m. waſſer⸗
freier jchwefeljaurer Kalk, Würfelſpat. |
Ani, m. brafil. der Madenfreſſer, ein Frähenartiger
Bogel in Weltindien und Afrika.
Anidröſis, f. gr. (v. vern. an- u. hidrös, Schweiß)
die Schweißloſigkeit, Mangel od. Abweſenheit des
„Schiveißes. Br
Anigma, n. gr. (ainigma) ein Rätfel; änigmätiſch,
Eee anigmatifieren, vätjelhaft jprechen.
Anil, m. (arab. an-nil, fpan. anil, Indigo, vom ind.
nila, perf. nil, blau) die Indigo lange in Oft- und
Weitindien; Anilin, n. Scheidet. eine urfpr. aus
4
50 anil
dem Indigo, jetzt aus Steinkohlenteer darſtellbare
organiſche Balıs, aud Kriitallin, Kyandl, Benzi⸗
dam genannt und zur Darjtellung verjchiedener
Ihöner Farben, der Anilinfarben verwendet, dah.
Anilin-Rot (Fuchſin), A.-Violett 2e., auch A.=
Tinte; Anilismus, m. Anilinvergiftung, die ſich
bei Arbeitern zeigt, welche das Anilin Herjtellen.
anil, I. (anilis, e, von anus, altes Weib) altweiber-
mäßig, altmütterlich; Anilität, f. (l. anilitas) das
Altweibertum, der Altwweiberglaube.
Anilleros, pl. ſpan. (jpr. anilje—; v. anillo, Ring)
die gemäßigten Anhänger der Cortesverfafjung
(vgl. Cortes).
anima, f. [. die Seele; anima mundi, die Welt-
jeele, der Weltgeijt; a. rhei, Rhabarbergeiſt; ani-
märum dies, Allerjeelentag; con Anima, it.
Tonf. mit feelenvollem Ausdrud; Animismus,
m. die Seelentätigfeitölehre, ein philojophiiches u.
phyſiologiſches Syitem, welches die denfende Seele
als Prinzip jeder Tätigkeit des Körpers Hinftellt;
Animiſt, m. dev Anhänger diefer Lehre.
animadvertieren, [. (animadvertöre) aufmerfen;
anmerken, bemerfen; verweifen, ahnden; Animad⸗
verjion, f. (I. animadversio) die Anmerkung, Be-
merkung; ein vichterlicher Verweis, eine Ahndung.
animal, n., pl. animalia, I. ein bejeeltes, leben—
diges Wejen, ein Tier; anımal di-pütax, n. ein
Streitjüchtiger (Streithpammel); a. serihax, ein
Chhreibfeliger; Animalien, pl. tieriiche Körper;
Bleifchipeiien; vgl. Vegetabilien; Animaffüln, pl.
nl. jehr Kleine Tierchen, bef. vermeintliche Samen-
tierchen (animalcüla spermatica); Animalkuliſt,
m. ein Anhänger de3 Animalfulismus, m. d. i.
der Lehre, daß die tieriiche Leibesfrucht aus Sa—
mentierchen entitehe; animãliſch, tieriſch; anima⸗
liſieren, den Nährſtoff der Nahrungsmittel in den
Berdauungswerkzeugen in Stoffe des lebendigen
Körpers umwandeln; feifen, leimen; Baummolle
durch gemwilje Stoffe jo behandeln, daß fie wie Wolle
gefärbt werden fann; tierähnlich machen; Ani—
malifation, f. die Tätigkeit des Animalifierens;
Animalifations=-Prozch, m. die Verwandlung
leblojer Stoffe im Körper; die Ernährungsmeife
desjelben; Animalismus, m. die tierische Natur,
Lebenstätigfeit eines Tieres; Antmalität, f. das
tieriſche Wejen.
Animation, animato, ſ. animieren.
Anime (amerif. und jpan.), Anime-Gummi, n.
Slußharz, ein gefbliches, durchicheinendes, an-
genehm riehendes Harz von dem Animebaum
in Südamerika.
Animäöllen, pl. nl. (animellae) bei Stalienern (ani-
melle) Kalbsgekröſe; Heilf. Ohrdrüfen; Luft- oder
Windflappen, = Ventile; animelliert, damit
verjehen. 4
Animin, n. Scheidef. eine im Dippelichen DI ge-
fundene Baſe.
animieren, I. (animäre) beleben, beſeelen; anreizen,
anregen, anfeuern, ermuntern, ermutigen; ani—
miert, belebt, angeregt, angeheitert; Animation,
f. die Belebung, Bejeelung; der Zeitpunkt, von dem
an die Zeibesfrucht als belebt gilt; amimäto, it.
Zont. lebhaft.
animõs, [. (animösus, a, um) leidenschaftlich, er-
bittert, aufgebracht, gereizt; animöse, it. Tonf,,
mutig, lebhaft; Animofität, f. I. (animositas)
Leidenſchaftlichkeit, Gereiztheit.
animus, m. [, Geift, Mut, Gemüt, Gefinnung; Bor-
ſatz od. Abſicht; ad animum, zu Gemüte (nehnten,
ziehen 2c.); ox animo, von Herzen, mit Abficht od.
Anlhloblepharon
Vorſatz; und animo, eines Sinnes, einmütig;
a. injuriändi, die Abſicht zu ſchmähen od. zu be-
leidigen; a. noc6ndi, die Abſicht zu fchaden; —
animo, mit dem Vorſabe in der Abſicht; Animo,
n. Lebhaftigkeit, Kaufluſt, Nachfrage.
Anioͤn, n. gr. (eig. das, was aufwärts geht, von
an-ienai, binaufgehen) der bei eleftrochemifcher
gerlegung am pojitiven Pole der galvanijchen
ette auftretende Stoff.
Aniridie, f. gr. (v. iris, Regenbogen) Heilk. Mangel
der Negenbogenhaut im Auge.
Unis, m. (l. pimpinella anisum) eine befannte Do!-
denpflanze und ihr gewürzhafter Same; Aniſette,
f. fr. (fpr. —ſett) auch: Aniſett, m. Aniswajjer,
mit Anis abgezogener Branntwein. }
Anischurie, f.gr. unmilltürlicher Abgang des Uring.
anitometriich, ungleichmäßig; Anitometropie, f-
gr. Ungleichheit der beiden Augen in der Fähigkeit,
das Licht zu brechen; aniſotropiſch, nicht nad) je-
der Richtung gleichartig, 3. B. ein elektriſcher Rei-
ter, der nicht nad) jeder Hichtung gleichartig iſt.
Aniſtoreſie, f. gr. Geſchichtsunkunde.
Anjouwein, m. fr. (ſpr. angſchu—; von der ep.
oder dem Departem. Anjou in Frankreich), Wein
aus dem Nordweiten Frankreichs.
Anke, f. (füddeuticher Ausdrud, vielleicht verwandt
mit gr. änke, Ellenbogen, u. mittellat.anca, Düfte),
eigentl. da8 Gefrimmte, Gebogene, der Naden;
das emporgefämmte Nadenhaar der Frauen; auch
in der Metalltechnif eine Platte mit runden Ein-
buchtungen, in denen Bleche zu Knöpfen u. ähnl.
hergeftellt werden (nicht zu verwechjeln mit Anke,
m.,d. i. Butter, mittelhochd. anke, althochd. ancho,
verwandt mit lat. unguo, falben, und nicht mit
Anke, m., Name einer Fifchart: der Lachsforelle
u. ähnl.). r
Anfer, m. (v. I. ancöra, gr. Ankyra, gefrümmt,
das Gekrümmte) Eifen mit Widerhafen zum Feſt—
— des Schiffes; (von mittellat. anchéria, kleine
Tonne, neuniederl. dag anker = 44 Fl. Wein) ein
Weinmaß, in Preußen 34,35 I, in Sachjen 34,24 |,
in Rußland 36,9 1, in England 47,7 1; Ankerboje,
f. Schifferausdr., da3 auf dem Waſſer ſchwimmende
Zeichen für den hinabgelafjenen Anker; Anker—
talje, f. Flaſchenzug, mittels deſſen der Unter auf-
gewunden wird; Ankerſchlipper, m. ein Kranu,
um das Auswerfen des Anters zu erleichtern.
Anferit, m. ein Mineral, in welchem Kohlenjäure
mit Kalkerde, Eifenorydul u. Talferde verbunden ift.
Ankiſtron, n. gr. Hafen, ein hirurgifches Werf-
zeug zum Hervorziehen von Körpern.
Ankonden, pl. gr. (von ankön, Ellenbogen) die
Streckmuskeln des Vorderarms; Anfandgra, n.
Gicht im Ellenbogengelentf.
Anfonen, pl. gr. Tragſteine der Kranzgeſimſe.
Anfrage, f., r. n. fr. (pr. angfrdie'; von ancre,
Anter) Schiffipr. der Anfergrund; Anere (oder
Anker) in Uhrwerfen: eine anferfürmige Art der
Hemmung (Echappement), welche mit zwei Armen
(Baletten) die Zähne des Gangrades berührt; er-
funden von Graham. f
Ankteriaͤsmus, m. gr. (v. ankter, das Schnürende,
die Spange, fibula) = Infibulation.
Ankyloblepharon, n. gr. (v. ankylos, &, on, ge-
krümmt) Heilf. Die Verwachſung der Augenlider;
Andkylogloöſſe, f. gr. Heilf. fehlerhafte Krummuung
und Steifheit der — Antylomele, f. eine ge⸗
krümmte Sonde; Aukhlométer, m. ein Krüm—
mungsmeſſer; Autylõſis od. Ankylõſe, f. Steifig-
keit, auch Verwachſung der Gelenke.
Anna
Anna, hebt. weibl, Name (channah, Gnade, An- |
mut): Gottes Huld, Holdfelige, Tiebliche.
Anne, m. ojtind. Rehnungsmünze = Yıs Silber:
Rupie = 12 Pies od. Vice (fpr. peis) — 12,03 Pf.
Annabäflen, pl. (fr. annabasse), Deden mit Blu-
men und weißen Streifen, zu Rouen und in Hol⸗
land verfertigt.
Unnälen, pl. |. (annäles, sc. libri; v. annus, ſ. d.)
Ber; Annalijt, m. nl. der Berfaljer eines
Jahrbuchs, Zeitgejchichtichreiber.
Annalin, n. Perlweis (engl. Pearlhardening)
urjpr. der feinjte, zur Gewichtövermehrung des
—— gebrauchte Gips, zuerſt auf der Annamühle
ei Oſterode verfertigt (daher der Name); gebt all-
gemein: Tünftlich gefällter ſchwefelſaurer Kalk.
Annãten, pl. ml. (annätae, v. annus, ſ. d.) Sahr-
gelder, die Abgabe, die (ſeit Papſt Johann XXL.
im $. 1318) ein neuangejtellter ©eijtlicher von den
Eintünften des erjten Jahres feiner Pfründe an
die päpjiliche Schatzkammer zu — hat; auch
jährliche Meſſen in der katholiſchen Kirche.
aunektieren, |. (annectere)anfniipfen, einverleiben;
ſcherzweiſe: ſtehlen; annedx, anhängig, verbunden,
beigefügt, zugehörig; Annexion, f. (l. annexio)
oder Annexation, die Anhängung, Anknüpfung,
Hinzufügung, 3. B. eines Landes zu einem andern
Staate; Annexioniſt, m. ein Freund od. Vertei—
diger der Zandesvergrößerung; Anneenm, n. (pl.
Annexa) od. Annex, Zubehör, Anhang; Annex⸗—
bauten, Anbauten.
Anneliden, pl. nl. (v. l. anellus, Verkl. v. anülus,
Ning) Ringel» oder Ringwürmer, eine Öattung
gegliederter rotblütiger Tiere.
annibilieren, I. (annihiläre, v.nihil, nichts) zunichte
machen, vernichten, aufheben, für nichtig ertlären;
Annihilation, f. nl. die Vernichtung, Nichtigfeitö-
erklärung; Annihiläter, m. Gefäß-Handſpritze.
Anniverfarium, n. od. pl. Auniverſarien, I. (v.
anniversarjus, a, um) jährlid) wiederiehrend, v.
annus, f. d., u. vertere, fehren) jährliche Gedächt-
nistage, Sahrtage, Jahrfeſte, jährliche Feier der
Geburt3-, Namens», Friedens⸗, Krönungs-, Stif-
tungs⸗ od. Todestage 2c.; bei. das Feſt der Kirch-
mweihe bei Katholifen; anniverjäriich, jährlich. ,
Annomination, f. [. (annominatio oder agnomi-
natio) Ntedek. die Wortgleichheit, der Gleichklang,
die Zufammenftellung ziveier gleich oder ähnlic)
lfautenden Wörter von verfjchiedener Bedeutung —
Paronomaſie.
Annona, f. J. eig. Jahresertrag; bei den alten Rö—
mern der von Staats wegen aufbewahrte Getreide—
vorrat; annonaglum, n. ml. Getreidezins; anno⸗
näriſch, I. (annonarius, a, um) die Gewinnung u.
den Vertrieb des Getreides betreffend, z.B. anno—
nariſche Geſetze.
annoncieren (ſpr. annongßieren) fr. (annoncer, v.
fat. annunciare) ankündigen; Aunonce, k. (ſpr.
annongß) die Ankündigung, Anzeige; Annoncen⸗
Burcası, n. (fpr. —biiröh) Anzeigen⸗Geſchäft, zur
Annahme von Zeitungsanzeigen.
Annöne, ſ. Anone.
Annotation u. annotieren, |. adnotieren.
Annnäle, aunnell, j. annus.
annnieren, [. (annuere) zuwinken, beivilligen.
Annnitäten, ſ. annus.
annufieren, nl. (annulläre) vernichten, aufheben,
umjtoßen, widerrufen, für ungültig erklären; aus-
treihen; Annullation od. Aunnllierung, f. die
ernichtung, Umjtoßung.
.Annülus od. anülus, m. [. der Ring; a. magicus,
Anochilon 51
Zauberring; a. palatii, der königliche Siegelring;
2. piscatorius, der Zifherring des Bapites, päpſtl.
Siegelring, auf welchem ‘Betrug in einem Fijcher-
fahn abgebildet ijt.
annımmerieren, I. (annumeräre, vgl. Numerus) da-
uzählen od. »rechnen; Annnmeration, f. die
uzählung.
Annunziation, f.l. (annunciatio, von annunciäre,
anfündigen, vgl. Nuncius 2c.) die Ankündigung,
Berfüindigung, bei. der Maria; annunciatio RB.
M. V. (beatae Mariae virginis), die Verkündi—
gung der heiligen Jungfrau Maria; Annunziũ⸗
ten, pl. Nonnen vom Orden der Verkündigung
Marienz; Auınunziatenorden, m.,der italienische
Orden der Verkündigung Mariens.
annus, m. (pl. anni) |. daS Sahr; annus hissex-
tilis, intercalaris, embolimaeus od. emboli-
mus, ein Schaltjahr; a. elimactericus, Stufen-
jahr; a. eivilis, das bürgerliche Sahr, mit dem
1. San. beginnend u. dem 31. Dez. fchließend; a.
commünis, das Gemeinjahr, im Gegenfaß zum
Schaltjahr; a. enrrens, da3 laufende Jahr; a.
ecclesiast!cus, ein Kirchenjahr; a. Junaris, das
Mondjahr; a. normälis od. normativus, Regel-
jahr, Richtjahr; a. saxonicus, die ſächſ. Jahres»
frift, od. ſächſ. Rechtsfriſt, Jahr 6 Wochen 3 Tage;
a. soläris, das Sonnenjahr od. gemeine julianifche
Sahr; —anni, des Sahres; hujus anni, diejes
Sahres; anni eurröntis od. anno eurrente, des
laufenden Sahres oder in diefem Sahre; anni
ejüsdem, desjelben Jahres; a. futuri, künftigen
Sahres; a. praesentis, des gegenwärtigen Jah—
red; a. praecedentis od. praeferiti, des vorigen
Sahres; —anno, in Jahre; hoc anno, in dieſem
Sahre; anno ab urbe condita, im Sahre nad)
Erbauung Roms (753 v. Chr. Geb.); a. ante
Christum, im Sabre vor Chrifti Geburt; a.
Christi, im Sahre Chriſti od. nach Chriſti Ge—
burt; a. domini, im Sabre de3 Herrn, d.1. Chrifti;
a. mundi, im Sabre der Welt; a. orbis conditi,
im Sabre der Schöpfung; a. orbis red&mti, im
Sahre der Welterlöjung; a. post Remam crndi-
tam. im Jahre nad) Roms Erbauung; a. regni,
im Sahre der Regierung; a. salvatoris nostri,
im Sahre unferes Heilandes; a. urbis conditae,
im Jahre nad) Erbauung der Stadt (Rom); an-
nüus, a, um, jährig, jährlih; Annuitäten, pl.
nl.(engl.annuities)Sahresrenten, Zeitrenten, jähr-
liche Einkünfte, die gegen ein dargeliehenes Kapi-
tal eine feitgejeßte Zeitlang bezahlt werden; ins—
be. in England eine Gattung Staat3papiere,
welche nem Darleiher gemifje jührtiche Renten ge-
währen, entweder als Zeitrenten auf eine be-
ftimmte Zeit, ohne Rückzahlung de3 Kapitals, od.
als perpetuierliheNenten big zur beliebigen
Erftattung des Kapitals (vgl.auh Tontine); An—
nünm, n. ein Sährliches, beſ. jährlicher Beitrag
od. Gehalt, Sahrged; annnäl (l. annuälis) u.
annnell (fr. annuel), jährlic) (was fic) jedes Jahr
ereignet) und jährig (was ein Jahr dauert, z. B.
Bot. eine Pflanze, die in einen ee,
Annuäle, n. die ein Jahr lang zu leſende Geelen-
meſſe; Annuãrium, n. nl. das Sahrbuch, der
Anöa, f. gr. die Verſtandesſchwäche. [Ralender.
anoblieren, fr. (anoblir, v. noble, f. d.) adeln, in
den Adeljtand erheben, veredeln; Anobliffement,
n. fr. (fpr. —mdng) die Erhebung in den Adelftand,
Adelung; auch Veredelung. *
Anodilon, n. gr. (v. And, oben, u. cheilon, Lippe)
Heilt. Oberlippe, bei. große Oberlippe, Großmaul.
4*
52
Anode
Anoͤde, f. gr. (anodos, Aufgang; v. gried). ana, auf-
wärts, und hodös, der Weg) der pofitive Pol der
zu hemifchen — verwende⸗
ten galvaniſchen Kette (Gegenſ. Kathode ſ. d.); die
Elektrode (d. i. leitende metalliſche Platte, Draht,
Kugel), durch die der Strom in den Elektrolyten (Vol⸗
tameter, galvaniſches Bad, Zerſetzungszelle) und
die Vakuumröhren eintritt; anodiſche Rüdtvirs
fung, eine Rückwirkung, die eintritt, wenn Die
Anode auf einen lebenden Körperteil aufgelegt
wird; pofitive Elektrode, Stromzuführer, Zinkpol.
Anodie, f. gr. die unzufammenhängende, ungereimte
Sprechweiſe.
Anodmie, f. gr. = Anosmie, Geruchloſigkeit.
Anodoͤnten, pl. gr. zahnloſe Säugetiere.
Anodunie, f. gr. (v. vern. an- u. odyne, Schmerz)
die Schmerzlofigfeit, Abwesenheit der Geburts-
wehen; Anodijnum, n. ein Linderungsmittel, eine
ſchmerzſtillende, meiit fchlafbringende Arznei; li-
quor anodynus (minerälis Hofmanni), ge-
wöhnl. Hofmannifche Tropfen genannt; anodyne
necklace, n. engl. (ſpr. ännodein necklehß) d. i.
ichmerzitillendes Halsband, Zahnperlen aus einen
elfenbein> od. Enochenähnlichen Stoffe, welche, an
einer Schnur um den Hals getragen, den Kinder
das Bahnen erleichtern follen; uneig. der Strid
(des Henkers).
Anogẽne Metamorphoſe, f. gr. (Bgk.) durd) Waj-
jer oder Luft hervorgerirfene Veränderungen an
Mineralien. :
anomal od. anomäliſch, gr. anömälos, on, eig.
uneben, v. vern. an- u. homalös, eben) unrege
mäßig, von der Regel abweichend, regelwidrig;
Anomälon, n. (pl. Anomäla), Sprachl. ein un-
regelmäßiges Berbum od. Zeitwort; AUnontalogie,
f. die Lehre von den Unvegelmäßigfeiten u. ver-
derbten Redensarten einer Sprache; Anomalie,
f. (gr.anomalia) eine Unregelmaͤßigkeit, Ausnahme;
Sternk. die Unvegelmäßigkeit im Laufe eines Bla-
neten, der Unterjchied feiner Sonnenferne von der
Sonnennähe; anomaltitiiches Jahr, die Zeit
eines fcheinbaren Umlaufs der Sonne, d. i. des
Kreislaufs der Erde; anomaliftiider Monat,
die Umlaufszeit des Mondes, von der Erdnähe an
gerechnet.
Anomie, f. gr. (a-nomia, vol. Nomos 2.) Geſetz—
loſigkeit, Ungeſetzlichkeit, Zügellofigfeit; anomiſch,
geſezlos; Anomiten, pl. Verſteinerungen von ge—
wiſſen regellos gebildeten Schaltieren.
Anomöomerie, f. gr. (vom vern. an- u. Homöo—
merie) das Bejtehen aus ungleichartigen Teilen.
Anomphälos, m. gr. (v. dem vern. an- u. omphä-
lös, Nabel) ein Rabellofer, ohne Nabel geborener,
wie Adam und Eva.
Ausne od. Annoͤne, f. (aus der Sprache v. Haiti:
anona) der Slajchenapfel, die Frucht des Flafchen-
baums.
anonyın, anonijmiſch, gr. (anonymos, on, vom
bern. an- u. Önyma, 6noma, Name) namenlos,
ungenannt, unbefannt; Anonymus, m. ein Un-
genannter; Anonymität, f. ul. die Namenlofig-
feit, Namenverſchweigung; auonhme Geſellſchaft,
Aktiengeſellſchaft.
— — gr. (von And, aufwärts, u. phöné,
Laut) aufwärt3- od. emportönend.
Anophthalmie, f. gr. (v. vern. an- u. ophthalınös,
Auge) Mangel der Angen, Augenlofigfeit.
Anoplotherium, n. gr. (v. änoplos, waffenlos, u.
therion, Tier), wehrloſes, nicht mit Spißzähnen
z
Antagonismus
verſehenes Tier, eine vorweltliche, nur verſteinert
gefundene Tierart (f. Pachydermen).
Anonfie, f. gr. 1. (vom dern. an- u. Opſis) Blind⸗
heit; 2. (v. and, aufwärts) das Schielen nad) oben.
Anorchie, f.gr. (vom vern. an- u. örchis) Der Onden-
mangel; Anoͤrchos, auch Anorchödes, m. ein
Hodenlojer, Verſchnittener. |
Anvrerie, f. gr. (vom vern. an- u. Orexie), Appe-
titlojigfeit, Efel.
anorgaͤniſch, gr. (an-Örgänos, on, vom vern. an-
u. orgänon, f. Organ) unbelebt, leblos, ohne Le—⸗
benswerkzeuge; auc) die lebloſe Natur betreffend,
3. B. gnorganiſche Verbindungen, ſolche, die
ohne Mitwirkung der Lebenskraft gebildet find;
anorganische Chemie, der Teil der Stofffunde,
der ſich mit diefen Verbindungen beichäftigt; An—
organismus, m. die unbelebte od. Teblofe Natur;
Anorganonenie, f. — der lebloſen
Natur; Anorganognoſie, k. Unterſcheidungslehre
der lebloſen Weſen, j.v. w. Oryftognofie; An—
organographie, f. Geſteinkunde; Anorganolo⸗
gie, f. Lehre von den lebloſen Körpern, beſonders
den Mineralien.
anormäl, gt.-lat. (vgl. Norın, normal) unregel—
mäßig, regelwidrig.
Anorthit, m. eine Art Feldfpat.
Anorthoffög,n. gr. (vom vern. an-, orthös, gerade,
u. skopein, ichauen) eine erfundene
Borrihtung für optifche Täuſchungen, beftehend
in zwei parallelen Scheiben, deren eine mit Ein-
ichnitten verjehen ift, während auf der andern,
ducchicheinenden, ſich eine verzerrte Zeichnung be-
findet, welche regelmäßig erjcheint, wenn man mäh-
vend des Umdrehens beider Scheiben durch die Off-
nungen der erjteren fieht. |
Anoſie, f. gr. (vom vern. a- u. nösos, Krankheit)
Kranfheitslofigkeit, Sreifein von Krankheit.
Anosmie od. Anosphraiie, f. gr. (von dem ver.
an- u. osm®, osphrasia, Geruch) der Geruchsman⸗
gel, die Geruchlofigfeit; AUnosmin,,n. ein Mittel
zur Bejeitigung unangenehmer Gerüche. |
anquirieren, I. (anquirere) um Strafe nachſuchen;
Anquiſition, f. der Strafantrag. v
Ania, £. I. (fr. anse) Henkel, Handhabe; bildl. An»
lag und Einleitung zum Handeln. _
Aniaren od. Anſarier, pl. arab. (ansär, pl.) die
Helfer, Schüger, Chrenname der Bewohner von
Medina, bei denen Dohammed eine Zuflucht fand;
desgl. eine Völkerſchaft u. Sekte am Libanon, ähn—
ich den Drufen, f. dv. w. Nojairen.
Anſchobis, f. od. Anſchove, f. engl. (fpan. anchova,
anchoa, iberiſchen Urjprungs; engl. anchovy, pl.
anchovies, fr. anchois) eine Art Heiner Fiſche, die
bef. im Mittelländ. Meere, aber auch an den engl.
u. norweg. Küften gefangen u. mit Gewürzen 1.
Salz eingemacht werden. 1 1
ant—, gr. Vorwort in Zufammenfegungen file
ie
nte, ſ. Tapir. —
Antacida, pl. gril. (vgl. Acidum) Heilk. Mittel
gegen Säure, beſ. des Magens.
Antakrophthöra, pl. gr. (von anti, ſ. d. aer, Luft,
u. phtheirein, verderben) Luftreinigung®-, Luft—
verbefjerungsmittel. 5" r
Antagonismus, m. gr. (von ant-agönizesthai,
gegenkämpfen) dev Widerjtreit, Gegenſatz, die Geg—
nerschaft; Antagoniſt, m. ein Gegner, Wider-
facher; auch der Gegenmuskel; antagontitiih,
feindlich, gegneriih; antagoniſieren, entgegen
wirken.‘ -
Antal
Antal, m. (ungar. antalag u. Atalag), Weinmaß =
Ya oberungar. Faß = 74,438 1. Er
Antalgifa, pl. gr. (von älgos, Schmerz) Heilk.
.,‚ Schmerzitillmittel; antaͤlgiſch, jchmerzitillend.
antalkaͤliſch, ar.arab. den Alkalien (f. d.) entgegen-
wirkend; antalfaliiche Subftanzen, Säuren.
Antallaͤgma, n. gr. Taufch; der Gegenftand. des
- Taufches. }
Antanagöge, f. gr. (vgl. Anagoge) das Zurück—
jchieben der Beſchuldigung auf ihren Urheber durch
geſchickte Wendung.
Autanakläſis, f. gr. (vgl. Anaklaſis) Redek. die
Wiederholung desjelben Wortes in einer andern
Bedeutung, 3. B. diefer Menſch ift Fein Menſch.
Antaphredifigeum od. Antapbroditifum, n.
gr. (vgl. Aphrodite) Heilf. ein Gegenreizmittel;
Mittel gegen den zu Starken Geſchlechtstrieb; and)
Mittel gegen ‚die Luftfeuche: antaphroditiſch,
ſ. v. w. antivenerifd. J
Antapodöſis, f. gr. (vgl. Apodoſis) Hinzufügung
der Anwendung zum Gleichnis; Heilk. Rückkehr,
a — N }
antapoplettiich, gr. (vgl. Apoplexie) gegen den
Schlagfluß dienend; Antapopfektifn, pl. Mittel
gegen den Schlagfluß. |
Antäres, gr. (dem Kriegsgott Ares, nämlid an
Farbe, vergleichbar) ein rotfunfelnder Stern eriter
Größe im Skorpion. 3
Antarktik, m. engl., das antarktiiche Meer, Süd—
polarmeer, füdliches Eismeer (Gegenf.: Arktik,
das nördliche Eigmeer).
antarktiſch, gr., d. i. eigentl.: dem Norden entgegen-
jtehend, daher: ſüdlich gelegen, (f. Pol), am Süd-
pol liegend.
antarthritiich, gr. (vgl. Arthritig) gegen die Gicht
dienend, gichtheilend; Antarthritife, pl. Gicht⸗
Heilmittel,
antafthmaͤtiſch, gr. (vgl. Aſthma) gegen die Eng⸗
brü — dienend.
antatr
zehrung dienend;
atrophiſche Mittel.
YAntäus, ın. gr. Fab. ein Rieſe, der durch Berüh⸗
- zung der Erde, jeiner Mutter, ſtets neue Kräfte '
gewann, endlich aber vom Herkules, in die Luft
erhoben, erwürgt wurde.
ante, I. Vorwort: vor; 3. B. ante diem, vor dem
Zage; ante meridiem, vor Mittag, vormittags;
ante Christum (natum), ſ. unter Chriftus;
in Spree vor=, hervor-, voran-, vorher-.
Ante, f. Saumpfeiler, Kantenpfeiler, ein pfeiler-
artiger Borjprung bei antifen Tempeln; Anten,
pl. I. (antae) Türpfeiler.
Antedltum, n., pl. Anteaͤkta, I. (von anteagere;
vgl. agieren) Korher- od. Zuvorgejchehenes.
antedatieren, nl. (vgl. Datum) etwas unter einem
früheren, als dem wirklichen, Datum ausftellen.
Antedilnpiäner, pl. nl. (v. I. diluvium, Über—
jhwemmung) die vor der Sintflut lebenden Men—
‚hen! antediluviãniſch, vorſintflutlich.
Antefixum, n. I. (vgl. fix) ein oben an Gebäuden
angeheftetes Bildiverf, ein Stirnfiegel.
Anteflexton, f. I. Knidung nad) vorn.
Antehomerica, pl. I. vorhomeriſche Gedichte.
antejuſtianẽiſches Recht, Inbegriff der römi—
ſchen Rechtsbeſtimmungen vor dem Kaiſer Ju—
ſtinian, ſ. d.
Antekürſor, m. I. der Vorläufer (insbeſ. der Täufer
Johannes, griech. Prodrom os).
Anteloginm, n. I.-ar. die Vorrede,
phiſch, gr. (vgl. Atrophie) gegen die Aus⸗
ntatröphe, pl. od. ant⸗
Anthal 53
Anteludium, n. [. das Vorſpiel. Bat,
ante lineam, vor der Spalte, vor der Linie.
antemeridiän, [. (antemeridiänus, a, um) vor-
mittägig. 1 JH
Antemetika, j. Antiemetika.
antemmmdäan, nl. (v. mundus, Welt) vorweltlich.
Antenät, m. ml. (v. l. ante, vor, u. nätus, geboren) -
der Erjtgeborene; häufiger: der Vorfahrt, Ahn;
Antenagium, n. das Erſtgeburtsrecht .
Antendrixis, T. gr. (vgl. Endeixis) Heilk. Gegen—
anzeige. |
Antenne, f. I. (antéͤnna) die Segelſtange, die Rah;
pl. Antennen, die Fühlhörner der Inſekten; ası=
tenniförm, Fuͤhlhörnern ähnlich, fühlhornförmig.
antenuptiäl, I. vorhochzeitlich. %
Auteokkupation, £. IL. (vgl. offupieren) Never.
Wiverlegung ſelbſtgemachter Einwürfe.
Antependinm, n. ml. Aliarvorhang.
Untepenultime, f. 1. (vgl. Penultima) die drittlegte
Silbe eines Wortes.
Autephialtika, pl. gr. vg! Ephialtes) Heilf. Mittel
gegen das Alp- oder Magendrüden. HR
Antepileptika, ſ. Antiepileptifa.
Antepirrhine, n. gr. Gegen-Nachwort od. Gegen-
Anhang, in der griech. Komödie: eine dem Epir-
rhema einer Barabafe (j. d. ebenmäßig entipre-
chende Versgruppe. (Auch bei Goethe.)
antehonieren, |. (ante-pon£re) voranftellen, vor-
ziehen; Antepoſition, f. nl. Boranftellung.
Antereiiis, f. gr. (von Ereisis, das Stemmen) das
Entgegenitellen zur Stüße, Gegenjtemmen; Ante—
ridion, n. Zleiner Gtrebepfeiler, Mauerſtütze;
- Anteriden, pl. Strebepfeiler.
Anteriores, pl. 1. die Borderen; Vorfahren; An—
teriora, pl. frühere Ereignifje, Vorleben, Ver—
gangenheit, Aitenvorgänge; Anteriorität, f. nl.
Krinrität Segenjag: Poſteriores j.d.
Anteros, m. gr. (vgl. Eros) der Gott der Gegen—
liebe; auch: der Gott, der verſchmähte Liebe rächt;
Anterötifa, pl. od. anterötifhe Mittel, Mittel
gegen die Liebe od. den Gejchlechtstrieb. |
—
—
Antesignäni, pl. die beiten Truppen der römiſchen
Legionen, die vor den Fahnen fümpften.
Unteftature, £. fr. (ſpr. angt'ſtatühr') Krk. in der
Eile gemachte, leichte Verſchanzung mit Schanz-
förben, Paliſſaden zc.
antejtieren, 1. (antestäri, gez. aus ante-testari,
vgl. teftieren) vorher, d.h. eye man eine Klage vor
Geriht bringt, jemand zum Zeugen aufrufen;
Anteſtation, f. die Zeugenaufrufung; Antefta=
tns, m. l. einer, der in einem Tellument mit
einem Legat bedacht ift.
antevenieren, I. zuvorkommen.
Anteverſion, £. 1. Heilf. die Vorwärtsbewegung der
Gebärmutter.
Antevolüte, £. nl. (v. gr. ant für anti, u. Evolute,
ſ. d.) Größenl. die Gegenabwidelungslinie.
antezedieren, I. (antecedEre) vorangehen; Ante—
zẽdens, ın. oder n. der oder das Vorhergehende,
auch der Vorderſatz; pl. Antezedentien (l. ante-
cedentia), Vorangegangenes, frühere Ereignifje
oder Verhältniſſe; Borleben; Antezefſor, m. der
Vorgänger (zuerit als Wegweiſer, auch Meifter,
jpäter Amtsvorfahr);inantecessum, zum voraus,
auf Abichlag.
antezellieren, I. (antecellere) hervorragen;fich aus—
zeichnen, übertreffen. ;
Antesönium, n. jpätlat. ein Voreſſen vor der
Hauptmahlzeit.
Anthal, ſ. Antal.
BA anthettifch
anthektiſch, anthämorragiſch, j. antih—.
Aunthelion, pl. Anthelia vd. Anthelien, gr. (vgl.
Helios) Gegenjonne, Nebenfonne; Sonnenſchirm.
Anthelminthika, pl. gr. (vgl. beiminthifch) Wurm⸗
mittel, Mittel gegen die Eingeweidewürnmer; an—
thelminthifch, wurmabtreibend.
Antheme, n. gr. urſpr. der Blumenreigen (von
änthos, Blume) ein altgrieh. Bolfstanz; jet,
bei. in England, ein Kirchlicher echfelgefan, =
Antiphone; Anthemis, f. gr. Bot. Bflanzen-
gattung der Kompofiten mit Ffamillenähnlicher
Blume, Hundsfamille, die Färberfamille
ufw.; Anthemion, n. (eig. = änthos, Blume)
die Schnede an den ionifchen Säulen, Schneden-
linie, Schneckenwindung.
Anthẽre, Antheſis, Antheiterien, Antbolithen,
Anthologie ze. 1. Antho3.
Antholfa, pl. gr. (von helkein, ziehen) Gegen-
gemwichte.
Anthomologẽſis, Authomologĩe, f. gr. (von ant-,
anti, u.homologein, übereinfommen) gegenjeitiger
Bertrag.
Anthöra, f. (aus anti-thöra entit.; vgl. Thora)
das Giftbeil, eine Art des Eijen- od. Sturmhutes
(aconitum anthora; vgl. Afonit) in den Pyre—
näen, dejfen Wurzel als Gegengift gebraucht wird.
Anthorismos, ın. gr. (v. anti, u. horizein, trennen,
bejtimmen) Rede. die Gegenbeitimmung, entgegen-
geitellte Erklärung.
Anthos, n. gr. Blume, Blüte; Redeſchmuck; Aus-
ſchlag, bef. im Geficht; Anthobolie, f. das Be—
jtreuen mit Blumen; Anthocyan, n. gr. (kyäneos,
blau) Scheidef. Blumenblau, der blaue Farbeſtoff
der Blumen; Anthodium, n. gr. die Blütendede;
der Blütenjtand der Kompofiten; Anthofopte-
grdph if, f. (köptein, zerjchneiden, u. Graphik, ſ. d.)
die Blumenjchneidefunft, die Kunft, durch einige
Schnitte mit dem Federmefjer in Bapier Blumen
als Durchſcheinbilder darzujtellen, zum Zierat für
die Zimmerfenfter, zu Lichtichirmen 2c.; Antho=
lithen od. Anthotypoliigen, pl. gr. Blütenfteine,
Blütenabdrücde, VBerjteinerungen od. Abdrücke von
Blüten; Anthologie, f. gr. eine Blumenlefe, Aus—
wahl kleiner Gedichte, Öedichtfammlung (grie-
chiſche Anth. insbe. eine im 10. Sahrh. gemachte
Sammlung altgriehifcher Epigramme in 15 Bü—
chern); Anthologium,n.dasMekbuchindergried.
Kirche; Antholyfe, f. gr. in der Botanik: die Ver-
grünung; Anthomjia, f. die Blumenfliege; An—
thophyllit, m. ein der Hornblende verwandtes Si-
likat; Anthosmias, m. gr. Blumenduft, mohltie-
hender Wein; Anthoſiderit, f. gr. (von sideros,
Eijen) ein in Brajilien vorkommendes Mineral, aus
bliumenjtraußartig gruppierten Saferbündeln befte-
hend, odergelb bis gelbbraun; Authoxanthin, n.
gi. (xanthös,.gelb) Scheidef. Blumengelb, der gelbe
Farbſtoff der Blumen; Anthẽre, f. (v. gr. anthe-
rös, a, 6n, blühen), pl. Untheren, Staubbeutel,
die männl. Geſchlechtsteile der Blumen, welche den
Blumenſtaub enthalten und auf denStaubfäden
(stamina) fißen, vgl. Biftill; Antheridien, pl.
(abgel. von Anthere, die nur bei ven Phanero-
gamen ſich findet) die männlichen Befruchtungs-
organe der Kryptogamen; Anthejis, f. die Blüte,
die Blütezeit; Anthefteriön, m. der attifche Blüte-
monat, von Mitte Februar bis Mitte März; An
thejterien, pl. (gr. Anthesteria) das Blumenfeit,
eine in diejen Monat fallende dreitägige Bacchus—
feier.
Anthradinon, n. gr. ein mit Salpeterfäure ver-
Anthroparestie
mifchtes flüjjiges Steinfohlenteer-Erzeugnis, das
aus Anthrazen (f.d.) gewonnen und zur Herftellung
verjchiedener Farben benutzt wird.
Antrag, m. gr. Kohle; ein freffendes, brandiges
Geſchwür, Karbuntel (f. d.), Brand- od. Veftbeule;
Aintprasen n. (früher Paranaphthalin), eine in
den legten Produkten der Deitillation des Stein-
fohlenteer3 enthaltene Verbindung von Kohlen-
ſtoff und Wafjerftoff, zur Darftellung von Alizarin
und anderen Sarbftoffen benutzt; Anthravit, m.
Kohlenblende, Glanzkohle; Anthrakofält, n. ein
aus Atzkali und GSteinfohlen bereitete Heilmittel
gegen Flechten; Anthratolith od. Anthrufonit,
m. ein durch Kohle gefärbter Kälkſtein; Anthrako—⸗
meter, n. ein Kohlenſtoffmeſſer; Antyrakoiis, f.
gr. Verkohlung; Heilf. Kohlenitaubablagerung in
der Lunge; das Brandigwerden, die Bildung eines
Karbuniels; Anthrafotherien, pl. Kohlentiere,
eine Gattung vorweltlicder Tiere, die fi) verftei-
— in Steinkohlenlagern (auch im Meerkalk ꝛc.)
inden.
Anthrazöthiontänre, f. Schwefelblaufäure,Schive-
felchanwaſſerſtoffſäure.
Anthroparesfic, £. gr. (v. anthröpos, Menſch, und
areskein, gefallen) die Menfchengefälligfeit (ein
biblifcher Begriff, im Gegenſatz der Gottesfurdt,
Theojebie); Authropiatrif, f.dieMenjchenheil-
kunde (im Gegenjaß der Tierheilfunde); anthro—
piniſch od. anthrapiich, den Menſchen betreffend;
Anthropismus, m. das menschliche Wejen, Men—
jhentun; Anthropoböros, m. ein Menjchenfrej-
jer; anthropogentriiche Weltanſchauung, f.die-
jenige Weltanjchauung, welche den Menjchen als
Mittelpunft der Welt und als letztes Biel ihrer
Entwidelung anfieht; Antgropschemie, f. die
Menichen-Stoffiunde; Authropodämen, ın. ei
vergötterter Menſch, Gottmenſch; auch ein böſer
Geiſt in menjchlicher Geſtalt; authropodidaktos
oder anthropodidaktiſch, von Menſchen gelehrt
(im Gegenſaß von dem, mas von Gott offenbart
it); Anthropogenie, f. Lehre von der Entwide-
lung des Menjchen und der Menjchenarten; An=
thropogeographie, f. die Erdkunde, fofern fie
mit der Gefchichte der Menschheit verknüpft ift;
Anthropoglafie, f. die Menſchenſtimme (vox
humana) auf der Orgel; Authropognoſie, f.
die Menſchenkunde, Menjchenfenntnis; Authro—
Honnöft, m. der Menjchentenner; Anthropogo⸗
nie, f. Lehre von der Ent — des Menſchen;
Anthropographie, f. die Beſchreibung des Men-
ihen; Anthropohiſtorie, f. die Gejchichte der
Entwicelung des Menſchengeſchlechts; Authro—
Holatrie, f. die Menjchenanbetung; Authropo⸗
lepfie, f. das Anſehen der Perjon, die Barteilic)-
feit; Anthropolithen, pl. vermeintliche Verſtei—
nerungen von menjchlichen Körpern und Teilen
derfelben; Anthropolugie, f. Menſchenkunde, Böl-
ferfunde; phyſiſche vd. Tomatiiche Anthropo=
logie, f. die Lehre von der fürperlichen Natur des
Menjchen; pfychiſche A., die Lehre von der gei-
ſtigen Natur des Menſchen; ſoziale und poli—
tiſche A., die Lehre von dem geſellſchaftlichen
Leben des Menſchen; Anthropoläg, m. ein Men⸗
ichentundiger; anthropolsgiich, menjchenkund-
lid, völkerkundlich; Anthropologismus, m. die
Lehre, welche ausjchlieglich auf die menjchliche Ver—
[1
nunft gegründet, außer diefer fein höheres Denken
u. Wollen kennt; Anthropomantie, f.Wahrjagung
aus menjchlichen Eingemweiden; Anthropometrie,
f. die Menfchenmeifung, Menſchenmeßkunde; Lehre
Anthydropifa
von der Berhältnismäßigfeit der menschlichen Glie—
der; Authropomoͤrphen, pl. Menfchen od. menfch-
lihen Gliedern ähnliche Steine; menjchenähnliche
Affen (ohne Badentajchen u. ohne Schwanz); Un—
thropomorphismus, m. oder Authropomor⸗
phöſe, f. die Vermenſchlichung, Veriinnlichung
Gottes in Menjchengeitalt; anthropumornho:
fieren, vermenſchlichen, d.i. Gott in unjerer Bor:
Bang zum Menſchen machen, ihm menschliche
igenſchaften, Schwachheiten 2c. beilegen; anthro⸗
yondrnbtie, vermenjchlicht od. (Gott) vermenjch-
ichend, menſchenähnlich; authropomorphiſtiſch,
den Anthropomorphismus betreffend od. darin be-
Ber Anthropomorppit, m. ein VBermenjch-
icher, der Gott eine menjchliche Gejtalt beilegt;
Anthropomorphologie, f. Lehre von der menjd)-
lichen Geitalt; Anthroponomie, f. Qehre von den
Geſetzen des gefamten menschlichen Lebens; die ge—
feßgebende Vernunft des Menſchen (in Kants
Tugendlehre); Anthropopathie, f. menjchliche
Leidenschaft oder Empfindung; Vermenſchlichung,
Borjtellung Gottes mit menschlichen Gefühlen —
Anthropopathisinus, m.; anthropopaͤthiſch,
mit Menfchenempfindungen vorgeiteilt; Anthro—
ophag, m. ein Menjchenfrejier = Kannibale;
nthropophagie, f. die Menjchenfreflerei; Ans
thropophobie, f. die Menſchenſcheu, Menjchen-
fürcht; Anthrovophönik, f. Lehre von den menſch—
lichen Stimmlauten; Anthrobontaftif, f. Men-
ſchenbildnerei; Anthropojfopte, f. = Phylio-
nomit; Anthropofomatologte, f. Lehre von
enjchenförper; — f. die Wiſſen⸗
ichaft der Kenntnis des Menſchen nad) philofophi-
Be Prinzipien; Anthropotheismus, m. Men—
chenvergdtterung, Bergöttlichung des Menſchlichen;
Anthropothẽt, f. (ein Menſchenſaal) eine Ruh—
meshalle; Antgropothcologie, f. die Erkenntnis
Gottes (jeiner Weisheit 2c.) aus der jittlichen u.
geijtigen Begabung der Menichennatur; Anthro=
hotherapie, f. Menſchenheilkunde; Authropo⸗
theric, f. Menſchenjagd, Menjchenfang; Anthro⸗
Botpotte, f. Menjchenopferung; Anthropotomie,
f. Menjchenzergliederungsfunde.
Anthydropike, |. Antihydr—.
Anthypalläge, f. gr. (vgl. Hypallage) die gegen-
jet un: Bertaufhung der Fälle
aſus).
Anthyperidrotiken, n. gr. (v. anti, gegen, hyper,
über, ſehr, u. hydros, Schweiß) Mittel er.
fen Fußſchweiß. |
Anthyphärẽeſis, f. gr. eine gegenjeitige Entwen—
dung, ein gegenjeitiges Entziehen.
Antbypnotifa, pl. gr. (vgl. Hypnotifum) Heilf,
Mittel gegen die Schlafjucht, fchlafvertreibende
Mittel; anthypnatiich, jhlafvertreibend.
Anthypochondriaka, j. Untihy—.
Anthypophöra, f. gr. (vgl. Hypophora) die Anfüh—
zung einer Öegenbeweigitelle; die Anführung der
Einwürfe, um fie zu widerlegen.
Anthyiſterila, pl. gr. oder anthyſteriſche Mittel,
Mittel gegen Mutterbejchwerden.
anti, gr. Vorwort, in Zuſammenſ. vor einem Vokal
od. h auch ant=, bedeutet: wider, gegen; in lat. ır.
franz. Wörtern auch — ante, vor.
Antiabolitionijt, m. (1. Abolitionift) em Geg-
ner der Abjchaffung, näml. des Sflavenhandels,
der Proftitution uſw.
Antiädes, pl. gr. (v. sing. antiäs) Mandeln oder
Drüjen am Halje; Antiadoͤnkus, m. Mandelnge-
ſchwulſt; Antiaditis, f. die Mandelentziindung.
Antidiegeſis 55
Antiadiaphorift, m. gr. (vgl. Adiaphorift) ein Eife-
ver gegen jittliche Gleichgültigkeit. ee.
Antiennegionift, m. Gegner der Annerion (f.d.);
antiannexioniſtiſch, der Annerion feindlich.
Antiarin, n. gr. Scheidek. Pfeilgift, der wirkſame
Dejtandteil des als Upas antiar befannten ftarfen
Pflanzengifts, f. Upas.
Antiariftofrät, m. gr. ein Gegner der Adel3herr-
Ichaft (vgl. Ariftofratie).
Antiarthritiſch, gr.(vgl. arthritiſch) gegen die Gicht
ienend, |
antiaftheniſch, gr. (vgl. afthenifch) die Lebenskraft
erregend.
antiaſthmatiſch, ſ. antaſthmatiſch.
Antibacchtus, ſ. Palimbäcchius.
Antiballomeng, pl. ar. (von anti-bällein, eig. ent-
gegenwerfen; vergleichen) Arzneimittel von ähn—
tiber Wirkung.
Antibarbärns, m. gr. (vgl. Barbar ꝛc.) ein Gegner
oder Feind der Roheit und Unwifjenheit; ein Feind
ſprachlicher Verſtöße; auch als Buchtitel.
ULBONS, f. gr. das Entgegengehen, der Wider-
and,
autiborẽiſch, I. (antiboräus, vgl.anti und Boreas)
nach Norden gekehrt, nordwärts; Antiborẽum,
n. eine nach Mitternacht gefehrte Sonnenuhr.
Antibuͤlla, £. gr.-l. (vgl. Bulle) Gegenbulle, Bulle
eines Segenpapites.
Anticamere, it. = Antihanbre. i
Auticancröſe Mittel, Anticanersia, ſ. Anti-
kankroſa.
Anticardium, ſ. Antikardium.
anticarisie Mittel, |. Antikariöſe Mittel,
Antihambre, f. fr. (pr. angtijchängb’r) das VBor-
zimmer eines großen Herrn, das Borgemad);
antichambrieren, lich in den Vorzimmern her-
umitreiben, d. i. den Großen forgfältig die Auf-
wartung machen.
Auntichlor, n. gr. Öegenchlor, chemijches Mittel, um
das Chlor aus den damit gebleichten Stoffen wie—
der zu entfernen.
Anticholerife, pl. gr. od. anticholeriſche Mittel,
Mittel gegen die Cholera. 4
antichöraͤdiſche Mittel, gr. (von choiräs, Drüſe,
Kropf) Mittel gegen ven Kropf.
Antichrẽſis od. Antichreſe, f. gr. (vgl. Chreſis) ein
Pfandvertrag, durch den der Gläubiger das Pfand—
objeft zur Nutznießung erhält; Pfandnutzung; anti-
chretice oder antichretiich, pfandweiſe mit dem
Rechte der Benugung.
Antichriſt, m. gr. ein Gegenchriſt, Widerchriſt; auch)
der Teufel; Antichriſtianismus, m. Gegen-
chriſtentum. —M
Antichronismus, m. gr. (von chrönos, Zeit) Die
BZeitrechnungsfehler.
Antichthoͤnen, pl. gr. (von chthön, Erde) Gegen—
bewohner, Erdbewohner unter gleichen Breite-
graden auf gegenjeitigen Erdhälften.
Antidaktylos, m. gr. = Anapält.
Antidampnift, m. gr. (vgl. Dämon) ein Teufels-
leugner.
antidatieren, ſ. antedatieren.
Antideileftionstwalze, f. federnde Walze (bei der
Bapierfabriiation verwendet). ! |
antidemokrdtifch, gr. dev Volksherrſchaft feindlich.
Antidiareiis, f. gr. (vgl. Diärefis) die Gegen-,
ee h
Antidiegeiis, f. gr. (vgl. Diegefis) Gegenerzählung,
Daritellung der Erzählung des Gegners auf eine
andere Art.
56 Antidilomarianiten
Antidilomarianiten, pl. gr. Gegner der Auſchau—
ung von der Reinheit der Jungfrau Maria und
des Dogmas von der unbefledten Empfängniß.
Untidifos, m. gr. (von dike, Necht, Nechtshandel)
ein Widerjacher, Gegner vor Gericht; Antidikaſie,
f, Rechtsſtreit. | |
Antidinika od. antidiniſche Mittel, gr. (v..dinos,
Wirbel, Schwindel) Mittel gegen den Schwindel.
Antidoron, n., pl. Antidora, gr. (v. döron, Ge—
chen?) Gegengejchenk; Vergeltung; in der griech.
Kirche die Verteilung des übrig gebliebenen gejeg-
neten Brotes nach dem Abendmahl unter das an—
weſende Volk.
Antidot, LUuntidötum, m, pl. Antidöta, gr. (anti-
döton, dagegen gegeben) ein Gegenmittel, bei.
Gegengift; Antidotarium, n. ein von Gegen-
mitteln handelndes Buch, uneig. ein Arzneimittel
buch überhaupt = Pharmakopöe.
antidramatiich, gr. (vgl. Dramatifch) den Regeln
des Dramas zuwider. ..
antidynditiich, fürſtenfeindlich.
Antidysenterifa, pl. gr. (vgl. Dysenterie) Mittel
gegen den Durchfall.
Antiemetika, pl. gr. (vgl. Emeſis 2c.) Mittel gegen
das Cxbregen; antiemetifch, das Erbrechen {til-
lend; Antiepileptifa, pl. gr. (vgl. Epilepfie 2c.)
‚Mittel gegen die Fallſucht; autiepileptiſch, gegen
die Falljucht dienlich. [hum feindlich.
antievangeliich, gr. (val. evangelijd)) dem Evange—
antifanätifch, gr.-l. (vgl. fanatijch) der Glaubens»
ſchwärmerei feindiich.
Untifebrilia, pl. ar.-l. (vgl. febris) Mittel gegen
das Fieber; antifebriliich, fiebervertreibend;
Antifebrin, n. ein fiebervertreibendes Mittel =
Antipyrin, f.d.
Antifriftionsmetall, n. eine Metallmiſchung, bef.
aus Kupfer, Antimon und Zinn, die zur Herftel-
lung von Bapfenlagern (wegen ihrer geringen Rei—
bung) verivendet wird; Yapfenlagermetall; Anti
friftionsrad, Leitrad, Leitrolle; Antifriftions-
roller, Doppelroller, Rollbüchſen (bei der Baum
wollſpinnerei verwendet).
antigalliih, gr.el. (vgl. Gallien ꝛc.) franzofen-
feindlid. %
YAntigorium, n. das Schmelzglas zum Wderziehen
von Tongeſchirr ꝛc.
Autigraͤph, m. gr. (antigrapheüs) ein Gegenjchrei-
ber; Antigräphum, n. (gr. antigraphon) eine
Abſchrift, Abbildung, Abdrüuck.
antihãämorrhãg iſch, gr. gegen den Blutfluß wirkend.
antibämorrhofdaliich, gr. (vgl. Hämorrhoidalifch)
die goldene Ader vertreibend.
Antihektika, pl. oder antihektiiche Meittel, gr.
vgl. Hektik) Mittel gegen die Schwindjucht; Anti:
helminthika, pl. |. Anthelminthifa; Anti—
hydropifa, pl. gr..oD. antihydropiiche Mittel
(vgl. Hydropiih), Mittel gegen die Wafjerjucht;
Antihypnotife, —— ypnotifa; Antihhpo⸗
chondriäta, pl. Mittel gegen die Bauchnerven-
ihwäde oder Milzſucht (Hypodhondrie, f. d.);
Antihypohondriäfus, mn. ein Vertreiber der
Mißlaune, Luſtigmacher.
Antihyjterika, autihyſteriſch, .Anthyſt —
Antiinfruftätor, mgr.A. ein Apparat zur Ver—
hütung des Kejjeliteins in den Dampffefieln.
Antiinofulift, m. (vgl. Inokuliſt) Impfgegner.
antik (v. [. antiquus, fr, antique), im Geiſt od. Ge-
ihmad des Altertums oder der Alten, altertüm-
lich, alt; Antike, f., pl. Antifen, Werke des Alter-
tums, olte Kunstwerke, Altertümer; antifiiteren,
Autilope
j. antiquijieren; Antikbronze, k. Bronze mit
künſtlich bergeftellter, Scheinbar alter Grünjpan-
lage = Batina,f.d,. > WEN
antilacheftiich, gi. (vgl. Kachexie 2c.) zur Verbeſſe—
rung ſchlechter Säfte dienlich. ur
Antifaglien, pl. (ſpr. —källjen), it. (sing. anti-
cäglia, Verkl. von antica, Antike) Kleine Alter-
tümer, Heinere Kunſtdenkmäler, 3.8. Münzen,
Waffen, Schmud, Hausgerät 2c. aus der Vorzeit,
auch alter Blunder, altes Gerümpel. +
Antikankröſa, pl., antifanfröfe Mittel, gr.-fat.
(vgl. kankrös), Mittel gegen den Krebs. sis
Antifardion oder Antikardium, n..gr. (von kar-
dia, Herz) die Herzgrube; die Grube zwijchen den
Schlüfjeibeinen am untern Teile des Halſes.
Antikariöſe Mittel, gr.-lat. (vgl. Karies), Mittel
gegen den Knochenfraß. F
Antikatarrhalia, pl. gr. (vgl. Katarrh) Heilk. Mit—
tel gegen den Huften und Schnupfen; antikatar—
rhaãliſch, gegen Schnupfen dienlich.
Antikategorie, f.gr. (vgl. Kategorie) Die Gegenklage.
antikathoͤliſch, gr. dem fathol. Glauben feindlid).
Autikauſotika, pl. gr. (v. käusos, Brand, Breni-
fieber) Mittel gegen das Brennfieber. Ein,
Autikauſtika, pl. gr. (vgl. Kaufis 2c.) Mittel gegen
äßende Schädlichkeiten; antikauſtiſch, gegen das
Atzen oder Beizen dienend.
Antike, Antifen, |. antik. —
Antiklimax, f. gr. (vgl. Klimax) der Übergang vom
ftärteren zum ſchwächeren Ausdrud.
Antikolika, pl. gr. (vgl. Kolik unter Kolon) Mittel
gegen das —
antilonſtitutionéll, gr.nl. (vgl. Konſtitution ꝛc.)
verfaſſungswidrig; Antilonftitutioniſt, m. ein
Verfaſſungsgegner.
antifontagids, gu.-l. (vgl. Kontagion) gegen Au—
ſteckung dienlich; Antikontagioniſt, m.ein Gegner
der a Antitontagivie, pl. Schus-
mittel gegen Anſteckung. Mi
antikonvulſtviſch, ge.nl.(vgl. Konvulſion 2c.) wider
die Verzuckungen dienlich. Ten
Antikornlawleague, f. engl. (ipr. äntikohrnlahlihg
der zu Mancheſter, be. durch Cobden, 1838 gegrün-
dete Verein gegen die beitehenden era orn⸗
geſetze, um freie Getreideeinfuhr zu bewirken.
Auntikritit, £. gr. (vgl. Kritik) Widerlegung einer
Kritik, Tadelsaͤbwehr; Autikritiker, m. Verfaſſer
einer Antikritik; antikritiſch, widerlegend ꝛc.;
Heilk. der erwarteten Kriſe widerſprechend (Erſchei—
nungen); die Kriſe ſtörend (Einwirkungen).
Antilegomenon, n., pl. Antilegomeng, gr. (von
anti-legein, widerjprechen) beitrittene Schriften Des
Kanons, deren Berfafler ungewiß find, z. B. Die
Offenbarung Sohannis, entg. Homologumena;
Yintilogie, f. der Widerjprud).
Untilepiis, f. gr. Widerlegung. Eimomf.
antilethaͤrgiſche Mittel, gu. (vgl. Lethargie) Mittel
wider die Schlaffucht.
Antiliberalismus, m. gel. (vgl. liberal 2.)
Gegnerjchaft gegen den Freifinn.
Untilogie, j.unter Untilegomena; antilogiſcher
Pol, der Bol der in gemwijjen Kriftallen durch Er—
higen oder Abkühlen erzeugten Elektrizität, der bei
unehmender Temperatur negativ, bei abnehmen-
* poſitiv elektriſch iſt (4. B. beim Turmalin).
antildmiſch, gr. (von loimös, Peſt) peitheilend.
Antilöpe, €. gr. (von anthölops, d. i. Blumenauge,
wegen det dönen Augen dieſer Tiere) die Hirſch—
ziege, eine Gattung hirſchähnlicher Horntiere in
Aften und Afrika, wozu die Gazelle gehört...
Antiloguift
Antiloquiſt, m. grel. (v. loqui, reden) der Gegner;
Antiloquium, n. ml. der Widerſpruch.
Antilyifum, n., pl. Antilijfſa, gr. won Lyſſa, ſ. d.)
- Mittel gegen die Hundswirt oder Wafferjchen:
Antimacdijar, m. (vgl. Macdijardl) eine gehäfelte
Decke über Sofaliljen und Kopflehnen gepoliterter
Möbel, zum Schuß gegen Fleden von Haaröl.
Antimachianel, m. eine Widerlegung der von
Mackhiavelli (vgl. Mackhiavellismus) in feinem
Buche vom Fürften aufgestellten Grundjäbe, welche
unter andern Heß, Jakob, König Friedrich II. 2c.
verjucht haben.
antimelanchoͤliſch, gr. (vgl. melancholiſch) Trüb-
jinn verjcheuchend, aufheiternd.
antimephitiſch, gi. (vgl. Meppitis) Luftreinigend.
Antimerie, f. gr. (v. meros, Teil, Nedeteil) Redek.
Vertauſchung eines Redeteiles gegen einen andern.
Antimetaböle oder Antimetalepiis, f. gr. (vgl.
Metabole u. Metalepfis) Redek. Wiederholung der-
jelben Worte in veränderter Stellung.
Antimetatheiis, f.gr. (vgl. Metathejis) eine Wieder-
holungdesjelben WortesinentgegengejebtemSinne,
z. ß, um zu leben; lebe nicht, um zu eſſen.
autiminifteriell, fr. (vgl. Miniſter) regierungs—
feindlich 2c.; Antiminifteriales oder ⸗miniſte⸗
riale, pl. nl. Gegner des Miniſteriums oder der
gegenwärtigen Regierung.
aũtimonaͤrchiſch, gr. (vgl. Monarch) der Allein-
herrſchaft abgeneigt und mit ihr ftreitend.
Antiman od. Antimonium, n. ml. (antimonium,
verderbt aus dem arab. al-ithmidun) Spiehglanz-
Metall (ein felten rein gefundenes Metall, f. re-
gulus); antimoniãl, Antimon betreffend od. ent-
haltend; Antimoniäfe od. Antimonialien, pl.
‚gr. Heilk. Spießglanzinittel; Antimonbfende, f.
das Rotſpießglanzerz (Verbindung von Schwefel:
antimon mit Antimonoryd); Autimonblüte, f.
das neeißipiebglangers (Antimonoryd); Antimon⸗
butter, f. Antimonchlorid (f. Chlorid), eine butier-
artige ägende Maſſe, die z.B. zum Beizen u. a.
verwendet wird; Antimonkoͤrmes (kermes anti-
monii) oder Mineralfermes (k. minerale), aud)
rotbraunes Schwefelantimon u. Karthäuſer⸗
pulber genannt, ein als Arzneimittel gebrauchtes,
aus Schtwefel-Antimon und Fohlenjaurem Alkali
bereitetes Pulver, ein Gemenge von Schwefelanti-
monhydrat mit Antimonorydkali; Antimonſul⸗
Hhid, n. od. Antimonglanz, m. Sraufpiehglanz-
erz, Schwefelantimon; Autimonnickelglanz, ın.
ein im Harz und an andern Orten ‚gefundenes
Mineral, das gewöhnlich Nickelantimonkies ge-
nanni wird, auch Ullmannit; Antimonperſul⸗
Hd od. A.-fnperfulphid, n. Goldſchwefel Ber-
indung von Antimon mit einer größeren Menge
Schwefel; ausimensiungber, n. drei Teile Schwe⸗
felantimon und ein Zeil Antimon-Oryd.
autimorãliſch, gr.=l. (vgl. Moral 2c.) der Sittlich-
feit widerjprechend od. diefelbe aufhebend; Anti—
moralismns, m. die Lehre, welche den Unterſchied
zwiſchen Gut und Böſe aufhebt; Antimsraliſt, m.
ein Anhänger dieſer Lehre, Sittlichkeilsgegner.
Yntinarfotife, pl. gr. (vgl. Narkotifa) Heilmittel
gegen narfotijche Vergiftung.
antinationäl (vgl. national), unvolfstiimlich, dem
Weſen und Wohl eines Volkes widerfprechend.
antinephritiicg, gr. (vgl. nephritifch) gegen Nieren-
krankheit dienlich; Antinephritika, pl. Nieren-
Heilmitiel.
Antinomie, f. gr. (antinomia, von nömos, Geſetz)
Widerftreit zweier Geſetze, od. Geſetzwidrigkeit; bei
Antiphlogiitit 57
Kant: der Widerjpruch, der jich bei Anwendung
der Gefeße der reinen Vernunft auf die Sinnen-
‚welt hervortut; Antinomismus, ıa. — der
aufcheinende Widerſtreit zwiſchen dem altteſtament⸗
lichen — und der Lehre des Chriſtentums; daher
eine alte Sekte: Antinomiſten od Antinomiãner,
Geſetzesgegner, erneuert 1560 in der lutheriſchen
Kirche durch Agricola, der dem Evangelium
— das Geſetz verwarf (antinomiſtiſcher
treit); auch ſpäterhin eine Schwärmerſekte im
nördlichen Amerika: (zur Zeit der brit. Koloniſation
des Landes).
Antiorangiiten, pl. (vgl. Drangijten) Gegner des
oraniſchen Fürſtenhauſes in den Niederlanden.
Antiorgaitife, pl. gr. (vgl. Orgasmus) Mittel gegen
das Aufwallen des Blutes.
Antipädobantijt, m. ein Gegner der Kindertaufe
(Wiedertäufer).
Antipäpe, m. (vgl. Papa 2.) ein Gegenpapft;
Antipapisınng, die Feindſchaft und der Kampj
gegen das Bapjttum; antipapäl oder antipa—
piftiſch, papitfeindlid).
antiparaliäl, gr. (vgl. parallel) parallel durchſchnei—
dend; Autiparallelogramm, n. gleichjchenfliges
rapez.
Antiparalytike, pl. gr. antiparaluͤtiſche Mittel,
Mittel gegen die Lähmung (Baralyjis).
Antiparafitifa, pl. gr. (vgl. Barafit) Mittel gegen
die auf lebenden Wefen befindlichen Schmaroger-
Tiere oder «Bilanzen.
Antißaͤſcha, n. gr.-hebr. (vgl. Paſſa) der Sonntag
nad) Oſtern in der griechiſchen Kirche (= Quaſi—
modogeniti).
Antipathie, f. gr. (antipätheia, v. päthos, Leiden,
Zuftand) Widerwille, Abneigung; antipaäaͤthiſch,
twiderjtrebend, zuwider, widermwärtig.
Untipatrist, m. gr. (vgl. Batriot) ein Baterlands-
feind; antipatrintifeg, vaterlandsfeindlic.
Antipelargte, f. gr. (antipelargia, von pelargös,
Storch, als Sinnbild der Yamilienliebe) die Er-
widerung der Elternliebe, Wohltaten-Bergeltung.
Antipendinm, |. Antependium. ,
Antiperingöge, f. gr. (von periagöge, Umdrehung)
* zweifache, entgegengeſetzte Bewegung der Fix—
erite.
antiperiftäftifch, gr. (vgl. periftaltiich) der natür-
lihen Eingeweide-Bewegung entgegengejeßt.
Antineriftäiis, f. gr. (von peristasis, eig. das Um-
jtehende) die Gegenwirkung zweier Naturfräfte,
Drud und Gegendrud.
Antipernium, n. gr.el. (vgl. Pernionen) Heilt.
Froſtſalbe, Mittel gegen Froftbeulen.
antipeſtilentiaͤliſch, gr.-L. die Peſt heilend.
Antipharmälum, n., pl. Antipharmäla, gr. (vgl.
Pharmakon) gifttwiderjtehende Arznei.
Antippäfis oder Antiphafie, f. gr. Widerſpruch,
Gegenrede. —
Antiphéerna, pl. gr. (v. pherne, die Mitgift) Rſpr.
Gegengejchente des Bräutigams an die Braut, des
Ehemanns an jeine Oattin. FREIEN:
Antiphlebotomift, m. gr. (ſ. Phleb.) ein Gegner
Pr en vol: Phlogiſ rn
ntiphlogtitit, f. gr. (vgl. Bhlogifton 2c.) vd. anti⸗
hlogiſtiſches Syſtem, die Beftreitung der Stahl-
* rennſtofflehre, das von dem franzöſiſchen
Scheidekünſtler Lavoijier1789 aufgeſtellke, gegen
das Phlogiſton od. brennbare Weſen gerichtete
Lehrgebäude der Chemie; Autiphlogiftifer, m.
Gegner der Brennitofflehre; Heilk. Arzte, Die gegen
alle Rrankheiten Antiphlogtitifa (1. d.) anwenden;
58 Antiphon
Antiphloniftita vd. antinbiogiftiiepe Meittel,
Heilf. entzimdungftilende Mittel.
Antiphön, n. gr. (von gr. phöne, Laut, Stimme)
Seräuihdämpfer, Schalldämpfer; Autiphöna od.
Antipbonien, pl.gr.Öegengejang, Wechjelgelang.
antwortender Gefang vom Altar und Chor; Anti=
phonäle oder Antiphonarium, n. in der kathol.
Kirche das Wecjjelgefangbuch, Gegengefangbud) ;
Antiphonie, f. der logiſche — Gegen-
jang, Wechſelſang.
Antiphöra, f. gr. (von anti-pherein, entgegen-
bringen) Beast,
Antiphotismus, m. gr. (v. phös, ©. phötös, Licht)
das Gegenſtrahlen des Lichtes.
Antiphräfis od. Antiphrafe, f. gr. (vgl. Phraſe)
Bezeichnung durch das Gegenteil, 3.8. „das wäre
jehr gejcheit”‘, wenn man meint „unklug“.
Antiphraͤxis, f.gr.(v.anti-phrässein,dagegen ver-
jperren) dag Berfperren durd) einen gegenüber-
jtehenden Gegenstand.
antiphthiiiieh, ar. (vgl. Phthifis) Heilk. gegen die
Schwindſucht; Antiphthiſika, pl. Mittel gegen
die Schwindſucht.
UAntipivät, m. gr.=!. (vgl. Pirat) ein Seeräuber-
feind; antipirätiſch, jeeräuberfeindlih, gegen
Seeräuberei gerichtet (antipiratijche Inſtitu—
tion, ein von Sir Sidney Smith 1814 gegen die
Seeräuber der afrifan. Raubitaaten gegründeter
Verein).
antiplaͤftiſch, ar. (vgl. plaſtiſch) Heilk. die Bildung
der Körperformen hemmend.
antiplatonisch (vgl. platoniich), gegen Platon ge-
richtet; antiplatonijche Xiebe, finnliche, wol-
füftige Liebe.
antipfenvitifch, gr. (vgl. Pleuritis) gegen das
Seitenftechen dienlich; Antipfenvitifa, pl. Mittel
gegen das GSeitenjtechen.
antipneumoͤniſch, r. antipneumonitiſch, gr. (vgl.
Pneumonitis) gegen Yungenentzündung dienend.
Antipodagrifa, pl. gr. (vgl. Podagra) Heilf. Mittel
egen die Fußgicht; antipodaͤgriſch, gegen Die
Fukgicht dienlich.
Antipoͤde, m. (pl. -i) gr. (antipüs, von püs, ©.
podös, Fuß) Gegenfühler, auf der und entgegen-
gejegten Erdhälfte lebende Menjchen; uneig. ein
Gegner, Widerjacher; Autipodenſchaft,. —
ſchaft; Antipodenſpiele, n., pl. Circ. Fußſpiele
fahrender Künſtler, bei denen die Füße in die Luft
geſtreckt und mit dieſen Kugeln, Bälle, Tiſche,
tühle und andere Gegenſtände balanciert oder
umhergewirbelt werden; antipoͤdiſch, entgegen—
geſetzt, entgegenſtehend.
Antiportikus, f. gew. m., gr.A. (vgl. Portikus) eine
mit Säulen verjehene offene Türhalle bei Kirchen.
Antiprotäfis, f. gr. (vgl. Brotafis) Redek. Ankün—
digung einer folgenden Widerlegung, meijt durch
eine Frage ausgedrückt.
Antiputrida od. Autiputredindſa, pl. gr.l. (von
putridus, faul) fäulnishindernde oder =heilende
Mitel (1. auch) Olla potrida).
Antiphr, n. gr. (von pyr, Feuer) Feuerlöſchhülſe
(erfunden 1836).
Antipyretifa, pl. gr. (vgl. Pyretika) Mittel gegen
das Fieber; Antipyrin, n. ein farblojeg, in Waj-
fer leicht lösliches Mittel gegen das Fieber —
Antifebrin, j.d.
Antipyrotifum, n., pl. Antipyrotifa, gr. (vgl.
Pyrofis) Mittel wider den Brand, Brandmittel.
antiquus, a, um; [. alt, altertiimlich (vgl. antik);
antıquis moribus, nach alten Sitten und Ge—
antijeptifch
bräuchen; Antigua, f. Altſchrift, Lateinſchrift,
Buchdruderf. die geradeſtehenden latein. FAR
buchftaben, im Gegenf. ſowohl zur Kurfiv-, als
zur gotifchen oder deutjchen Schrift; Nipr. alte
Nechtsjäge derWeftgoten unter Reccared J. Anti—
auatine oder Antiquär, m. ein Altertümler,
Itertumäfenner; auch Altertumskrämer; Altbuch—
händler, Büchertrödler; im Mittelalter, beſ. in
Klöſtern, auch ein Abſchreiber alter Schriftwerfe;
Antiquariat, n. Handel mit alten Büchern,
Altbuchhandel; Antiquarium, n.derAltertiimer-
jaal, = a 1. d.; modernes Anti-
auariat, ein jolches, daS neuere Bücher in grö—
Beren Partien erwirbt und unter dem Yadenpreije
verfauft; antignärifch, altertimlich; antiqua—
riſches Lager, Lager von alten Büchern; anti—
quieren (l. antiquäre), veralten; für veraltet er—
klären; den Schnitt eines Buches verzieren; ab-
ſchaffen, 3.8. Geſetze; anutiquiſieren (antikifie-
ren), barb.=!l. altertiimeln, den Geſchmack der Alten
nahahmen, antiken Vorbildern nachbilden, entg.
modernifieren; veralten, aufheben, für veraltet
erklären; Antiquität, £. I. (antiquitas) das Alter-
tum, altertümliches Stüd; pl. Antiquitäten,
Altertiimer, Altertumsſtücke, Gebräuche des Alter-
tum3.
Antirationalismus, m. grinl. (vgl. Rationalis-
mus) Bekämpfung der nüchternen, verſtandes—
mäßigen Richtung in Ölaubensjachen; Antiratio-
nallft, m. ein Vertreter des Antirationalismus.
Antiveförmer, m., pl. —s, engl. (vgl. Reformer)
Gegner jeder Umänderung od. Neuerung, ſowohl
im Staat, als in der Kirche; Gegner der antijemi-
tiſchen Reformpartei.
Antirenters, pl. engl. eine politifche Partei, welche
da3 von der Niederl.-Weftind. Kompagnie im
Staate New-York eingeführte Lehnsweſen befämpft
und zu beſeitigen ſtrebt. IHR
Antirepublifaner, m. gr.nl. (vgl. Republik) ein
Gegner des Freiftaats; antirepublikäniſch, dem
Sreiftaat und deſſen Einrichtungen abgeneigt,
feindlich. k
Antirevelationismmg, m.gr..nl.(vgl. vevelierenze.)
das Leugnen der Offenbarung.
Antirebolution, f. ge.ni. (vgl. Revolution) die
Gegenummälzung, Gegenempörung; antivebolt=
tionär, einer Staatsummälzung widerjtrebend
oder abgeneigt; auf Gegenumwälzung abzielend;
a eine Gegenumwälzung
machen.
antirheumaͤtiſche Mittel, ge. (vgl. Rheuma) Mit-
tel gegen Rheumatismus. I
Antiroyalismus, m. (ſpr. y, wie u gr.fr. (bsl.
Royalismus) die Königsfeindſchaft; Antivoyaliit,
m. ein en — = — —
royaliſftiſch, feindlich gegen das Königtum geſinnt.
—— (v. skia, Schatten) Erdbeſchr. Ge—
enſchaitige, Gegenſchattler, Erdbewohner an ver—
bier Seite des Aquators, deren Schatten
nach entgegengejeßten Himmelsgegenden fällt.
antifeirrhes, gr. Heilf. ErebSheilend.
Antifemit, m. (vgl. Semiten), Sudenfeind, Gegner
des Judentums u. der von ihm ausgehenden Wir-
kungen; antiſemitiſch, judenfeindlich; antiſemi⸗
tiihe Partei, f. diejenige politifche Partei, die
fic) Die Befämpfung des Judentums Ne Biele jeßt.
antifeptifch, gr. (vgl. Sepfis ꝛc.) fäulniswidrig,
fäulmishindernd, gärunghemmend; Antifepfi=
fum, n., pl. Antifeptife, vor Fäulnis fi ernde
Mittel (4. B. Rarboljäure u. a.).
Antijlabiojo
Antilfabtöie, pl. gr.=l. (vgl. Scabies) Heilf. Mittel
gegen die Krätze. N
Antifleptizisuuns, m. gr. (vgl. Skepſis 2c.) Be—
fämpfung der Zweifellehre u. Biveifetfucit
antifforbutiich, ar..nl. (vgl. Skorbut) gegen den
Skorbut, ſ. d. l R
Antiftripturaricr, pl. gr.-l. (v. scriptüra, Schrift)
Feinde der Heiligen Schrift; Antiſtripturismus,
m. die Ableugnung der heiligen Schrift.
Antifkrofnlöje, pl. gr. (vgl. Skrofel) Heilk. Mittel
gegen Si a ee f SH
antiioziäl, gr.-l. (vgl. jozial) geſellſchaftswidrig;
der gejellichaftlichen Ordnung zumider; auch Geg-
ner der chriftlich-fozialen Partei.
Antiipäfis, f. gr. (vgl. Spafis 2c.) eig. die Gegen—
ziehung; Heilf. die Ableitung einer Feuchtigkeit nad)
einem andern Teile Hin; auch die Gegenreizung;
antiipditijch, ableitend, bei. durch blajenziehende
Mittel; Autiſpaſtika; Autiſpasmodila, pl. gr.
frampfitillende Mittel; Antiſpaͤſtus od. Anti—
fpdft, m. gr. (antispastos, eig. entgegengezogen,
widerftrebend) ein vierfilbiger Bersfuß, defien erſte
u. legte Silbe kurz, die mittleren lang find: uLu.
Antifpeftrologie, f. gr.=l. (vgl. Spektrum) die
wiljenjchaftliche Bekämpfung des Glaubens an Ge-
ipeniter. —6
Antiſpiritualismus, m. gr.-nl. (vgl. Spiritualis-
mus) Ableugnung des Geiltigen, = Materia>
lismus. (Pflanzenaſche.
Antiſpodium, n.gr.(antispödion, v.spodös, Aſche)
Antifternum, n. gr. (vgl. Sternum) Heilk. das
Gegenteil des Bruſtblattes, der Oberriiden.
Antiftes, m. I. ein Kicchenvoriteher; in der reform.
Kirhe: Oberpfarrer; Antiſtita, f. eine Vor-
fteherin, bei. Stiftsoberin, Abtijfin.
Antiſtius Labẽo, m. Name eines römifchen Ju—
rijten, der in ver Kaijerzeit lebte und gegenüber
dem ftrengen Recht Entjcheidung nad) den Grund-
fäßen der Billigfeit forderte, daher: einer, der in
diejem Geilte wirft.
Antiftrephon, n. eine unrichtige Schlußart, aus
deren Bemeisgründen fich auch Das Gegenteil her-
leiten läßt.
Autiſftroͤphe, f. gr. (antiströphs; vgl. Strophe) die
Gegenmwendung de3 Chors mit Tanz bei den Alten,
der Gegengejang, ein Teil des Chorgefanges im
Drama der Griechen.
Untifypbilitife, pl. gr. (vgl. Syphilis) Heilf. Mittel
gegen die Lujtjeuche; antiſhphilitiſch, gegen Die
Luſtſeuche dienlich.
Antithẽeſis oder Antithefe, f. gr. (vgl. Theſis)
Redet. ein Gegenjaß, in der Logik: die gegenfeitige
Aufgebung zweier Urteile; AntitHetif, f. die Ent-
gegenftelung; Unterjuchung über den anfcheinen-
den Widerſpruch der Vernunft mit fih; antithe-
tiſch, gegenfäglich, in Gegenſätzen; Antitpeton,
n. der Gegenjaß. [feitsleugner.
Antitrinitarier, gr..nl. (vgl. Trinität) Dreieinig-
antitröpifch, verkehrt liegend, v. der Leibesfrucht.
Antitypie, f. gr. (val. Typus) Gegenſchlag, An-
prall; Härte und Mißklang von zwei aufeinander
folgenden Worten; Antitypus, ın. r. Antitypon,
n. ein Gegenbild, auch Abdruck, Abſchrift; anti:
tijpiſch, gegenbildlich.
Antiunionift, m. gr.-!. (vgl. Union) Gegner der
Bereinigung (befonders der Vereinigung der evan-
geliichen Ronfejjionen).
antiveneriſch, gr.-i. (vgl. Venus 2c.) gegen die Luft-
jeuche dienlid).
antizipieren, I. (anticipäre) voraus- oder vorweg-
Anris 59
nehmen, vorgreifen, vorausgenießen; antizipier-
ter Beweis, Nipr. ein folder, der vor der eigent-
lichen Beweiszeit ſchon angewandt oder eingeleitet
ilt; auticipändo, im voraus, vorſchußweiſe; vor-
weg; ae f. die Vorausnahme, der
Vorgenuß, Borihuß; eine gegen den Rechtsgang
zu früh unternommene Handlung; Autizipa—
tionsſcheine, Anlehenſcheine, eine Art von Pa—
piergeld, StaatSpapiere wegen Mangels an barem
Gelde, 1813 in Oſterreich geſchaffen.
antizivifch, grl. (von civis, ſ. d.) unbürgerlich.
Autizyklon, m. gr. der Gegenwirbel, das Hoch—
druckgebiet.
Antizymotifum, n. gr. (v. zyme, Gärſtoff, Sauer-
teig) Mittel gegen Gärung, gärunghemmendes
Mittel; vgl. Antifeptifum.
Autizyra, eine Küftenftadt in Phokis, wo man die
Nieswurz (Hellebörus) ald Heilmittel des Wahn—
ſinns am beiten bereitete; daher bei Horaz sat. 113,
166) „jemand muß nad) Antizyra“, d. h. er fit toll.
Autlia, f. gr (antlia, eig. das Ausichöpfen des See-
waſſers aus dem unteren Schiffsraum) ein Schöpf-
werkzeug, eine Bumpe; antlıa pnenmatica, f.
pneuma, ſ. d.) die Luftpumpe.
Antöci, pl. gr. (änt-oikoi, von Hikos, Wohnung)
Erdf. Gegenmwohner, die unter einerlei Mittag3-
linie u. in gleicher Entfernung vom Aquator, aber
auf entgegengejeßten Halbfugeln der Erde wohnen.
Antodontalgifa, pl. gr. (vgl. Ddontalgie) Heilk.
Mittel gegen Zahnjchmerz.
Antonius od. Anton, lat. männl. Borname (Ür-
jprung u. Bedeutung dunkel); Antonie u. Antoi⸗
nette, Fr. (pr. angtoa—) weibl. Name; Antonius⸗
Feuer, die Rofe, der Rotlauf, nach dem heil. An—
tonius jo genannt, dejjen Gebeine gegen eine int
11. Sahrh. herrfchende bösartige Noje Wunder
etan haben jollen, was 1095 zur Stiftung des
Antonins-Ordens Anlaß gab, deſſen Glieder
Antonier, Antonierherren hießen (1803 einge-
gangen); Antonius-Kreuz, ein Kreuz in Gejtalt
eines lateinifchen T, woran der heilige Antonius
im 4. Jahrh. gekreuzigt fein ſoll; Antenianer, pl.
eine zügellofe Sekte, die von Anton Unternährer
in Zuzern, der 1824 ftarb, gegründet wurde und
Weibergemeinjchaft lehrte.
Antonosmafie, f. gr. (ant-onomasia, v.onomäzein,
nennen, onoma, Name) Umschreibung, indent
.B. ein Eigenname für einen Gattungsnamen ge-
er wird, Demojthenes od. Cicero Statt großer
Redner. e
Antophthalmika, pl. vd. BIETER TRnINSSE Mit-
tel, gr. (v.ophthalmös, Auge) Mittel gegen Augen-
franfheiten, Augen-Heilmittel.
Antorgaitiiche Mittel, pl. gr. (vgl. Orgasmus)
Mittel gegen Wallungen, Kongejtionen.
Untruftionen, pl. bei ven Merovingern die in des
Königs Dienſt getretenen Adligen, welche ihm Hof—
dienst (trustis) und Treue gelobt hatten.
Anübis, n. ägypt. (eig. Anepy) eine altägyptifche
Gottheit mit einem Schafalfopfe, Sohn de3 Oſiris
und der Nephthys, als Grenzwächter und Schüßer
Agyptens angejehen.
Anurie, f. gr. (d. vern. an- u. üron, Harn) Heilf.
das Aufhören der Harnabjonderung.
Anus, m. l. der After, Ausgang des Maftdarıns;
per anum, Heilf. durch den Aiter.
Angietät, f. I. (anxiötas, dv. anxius, a, um, ängjt-
li) die Angſt, Beängftigung.
Anzis, f. gr. Heilf. die Verengung, Einklemmung
eines Organs.
60 Auydria
Auydria od. Anhdrie, f. gr. (v. vern. an- u. hydör,
Wajjer) der Waljermangel, die Ditrre.
Hochlefie, f. gr. = Indolenz, f. d.
Nöde, ın. (altgr. aoidös) der begeifterte Sänger u.
Dichter im heroiſchen Beitalter.
Aoiſch. gr. (c. éoiſch, v. Eos, ſ. d.), von Oſten her
—— aus dem Orient (nach Griechenland) ge—
bracht.
Aolekthhma, n. gr. (v. aiölos, bunt u. ekthyma,
Ausſchlag) die Pocken, Blattern.
Aolier, pl. einer der, Hauptſtämme der Griechen,
der Sage nad) von Aolus, Sohn des Hellen, ab-
ftammend, in Thefjalien u. dem weitlichen Grie-
henland; äoliſcher Dialekt, m. die altertümlichſte
der drei griechiſchen Hauptinundarten.
Hölus, m. I. (gr. Aiölus) Fabell. der Windgott od.
Beherrfcher der Winde, König der äoliſchen Inſeln
zwilchen Italien und Sizilien; Aolusball, ın.
— Yolipile, f. d.; Aolusharfe vd. Holsharfe,
die Windharfe; Aoline, f. ein von Ejchenbad)
erfundenes Tafteninitrument mit orgelartigen
Klange; aud) eine achtfüßige Rohrſtimme bei der
Orgel; Aolipile, f. (l. acolipila, v. pila, Ball, die
Windkugel, Dampfkugel, die durch ausftrömenden
Dampf in eine kreiſende Bewegung verjeßt wird;
aud: eine Dampfgebläfe- oder Nötrohrlampe, bei
der ausftrömenderSpiritusdanipf eine heiße Stich-
Hamme gibt; äoͤliſch, windig, ſtürmiſch; äoliſche
Tonart, neunter u. zehnter Kirchenton von a zu a;
Aolodion od. Aolodikon, n. die Windharmonita,
ein von Reich erfundenes orgelähnliches Taſten—
instrument (mitStahlfedern Statt — auch
mit verſchiedenen Inſtrumenten verſehen als Er—
ſatz eines ganzen Orcheſters (f. d.), und dann Or—
cheſter-Aolodikon genannt; Aolsklavier, das
vorige mit Holz-, ſtatt mit Metallſtäben.
Aon, m. gr. (aion) lange Zeitdauer, unermeßlich
lange Zeit; Emigfeit; auch ein böjfes(Demiurgo?)
und ein gutes fchaffendes Wejen (Chriftus) nad
der Lehre der Önoftifer; Honen, pl. unermepliche
Zeiträume, Emwigfeiten; bibl. aud) daS Reich der
Geifter und Bernunftwejen; Monien, pl. od. äö⸗
niſche Feſte, Sahrhundertfeite, Subelfefte.
Aonifch, gr. böotiſch, von Honien, d. i. alter Name
für Böotien, der von Yon, einem Sohne des Po—
jeidon und zugleich alteıı böotifchen Könige herge-
nommen it; aoniſcher Berg, Helikon; aonitdhe
Grotte, Wohnſitz der Mufen auf dem Heliton;
aoniihe Duelle = Aganippe, 5. d.; Aaniden,
die Muſen.
Aoraſie, f. gr. (v. vern. a- u. horän, fehen) die Un—
fihtbarfeit, Blindheit.
Aoriftos vd. Aoriſi, m. gr. (v. vern. a- u. horizein,
begrenzen) in der grieh. Sprachlehre: unbegrenzte
Zeit, insbe]. die Aeitröcin der unbegrenzten Ver—
gangenheit, das erzählende Tempus; Aoriſtie, £.
(gr. aoristia) Unbejtimmtheit, Unentjchievenheit;
zweifelnder Geiſtes- oder Gemütszuſtand (bej. der
Skeptiker); aoriſtiſch, unbegrenzt, unbeftimmt;
insbeſ. die Bedeutung der unbeitimmt vergangenen
Zeit habend.
Aorta, I. od. Mörte, gr. f. die große Puls- oder
Schlagader, Hauptſchlagader; Aorteurisma, n.
franfhafte Erweiterung derjelben; Aortitis, f.
Entzündung derjelbey.
aosmiſch, gr. (v. osme, Geruch) geruchlos.
a outrance, . unt. outrieren.
— gr. Vorwort in Zufammenf., ſ. apo.
pädeufte, f. od. Apädeutismus, mn. gr. (v. vern.
%- u. paidelein, uxterrichten) die Unterrichtslofig-
Tr — — — — — — — — — — —— —
Apathie
keit, Unwiſſenheit aus Mangel an Belehrung;
apädeütiſch, ungelehrt, unwiſſend. —
apage, gr.u. |. fort! hinweg! hebe dich weg! a. Sa-
tänas, weiche von mir, Satan! Chrifti Worte zu
dem ihn verjuchenden Teufel. 20% F
Apdgına, n. gr. (von ap ägein, wegführen) Heilt.
serihiebung von Knochen; Apagöge, f. gr. Zu-
rüdführung auf eine Ungereimtheit, Folgerung
aus den Falichjein des Öegenjages; apagogticher
Beweis, indivefter od. mittelbarer Beweis; apa⸗
gogiicher Schluß, eine Schlußfolge aus der Falſch—
heit des Segenteils. BI SER TER —
abpaiſieren (ſpr. apä--), fr. (apaiser, v. paix, Frie—
den) beſänftigen, beſchwichtigen, ſtillen.
Apalläge, f. gr. (ap-allags) Heilk. die Befreiung
von förperlicden Ubeln durch Genejung od. Tod;
aud) Erleichterung; gelinde Ausleerung.
Andlto vd. Appdlto, m. it. (ml. apaltus, appaltus,
in Agypten appaltun, wahrjcheinl. v. arab. balata,
fchneiden, teilen) die Verpachtung landesherrlicher
Einfünfte od. Gefälle; Apaltatsren (sing. Apal-
tatsre, ml. appaltor) Bächter herrſchaftlicher Ge—
fälle, bef. Unternehmungspächter bei der päpitl.
- Regierung.
Üpanage, f. r. n. fr. (fpr. apandj), mi. apana-
gium, (v. l. panis, Brot, mıl. panagium, Lebens⸗
unterhalt) eig. das Leibgedinge, jede Abfindung der
nicht regierenden jüngeren fürſtlichen Kinder mit
Gütern u. Einkünften, zu ihrem ftandesmäßigen
Unterhalte; in engerer Bed. Abfindung durd) Geld,
Jahrgeld, Gehalt nichtregierender Fürften (verſch.
Baragium); apanagieren (fpr. —ſchieren; fr.
apanager), abfinden, mit einem Sahrgeld befrie-
digen; abihichten; abanantert, abteilig, insbeſ.
dur) Geld abgefunden (apanagierte Linie,
verſch. paragierte,f.d.). .
AHpantejis, f. gr. (von ap-antän, begegnen) die Be-
gegnung; die Entgegnung, Antivort. ö
Apan wropie. f. gr. (ap-anthropia, v. änthröpos,
Menjch) die Unmenschlichkeit, Grauſamkeit; auch
Menſchenſcheu. el
Aparagement, m. fr. (pr. aparaſch'mäng, vgl. Pa—
ragium) die ebenbiürtige Beirat; aragieren,
(pr. — tieren), gleichmachen, ausgleichen; eben-
bürtig verheiraten.
arithmẽſis, f.gr.(v.ap-arithmein, abzählen) die
uf- od. Herzählung der Einwürfe.
Aparktias, m. gr. (v. Arktos) der Nordwind.
apaͤrt, fr. (v. [. a parte, von der Seite) beifeite, zur
Seite, jeitab, für fich; abgefondert, beſonders, ſon—
derlich; Mpartement, n. (pr. —mäng; fr. appar-
tement) ein bejonderes Wohnzimmer; eine aus
mehreren Zimmern beftehende Wohnabteilungeines
Hauſes; mißbräuchl. (u. nicht im Franzöſiſchen)
auch das heimliche Gemach, der Abtritt; ferner:
der Aufwartungs- od. Spieltag am Hofe; aparfe=
mentfähig, bei einem Fürſten auch im engeren
Sinne zugelaffen. |
A part, nn (pr. A par; v. fr. part, Teil, bejonders,
einzeln, allein; z. B. ein Diner A part, n. ein
Mittagamahl befonbers, nicht an der Gaſttafel.
Apartbröfis, . = Diarthrofiß. lt
Abaſtie, 1. gr. (apastia, von &-pastos, ungeipeiit)
Nüchternheit, Falten.
Apatane, ein Getreidemaß in Manila = 0,088 1.
Apatẽ, f. ge. Täuſchung; apatetiich, f. Ei (apatän,
etrügen) betrüglich, verfänglich, falſch, z. B. ein
folder Schluß. ’ y
Apathie, f. Br (apätheia, vom vern. a- u. päthos)
die Stumpfheit, Unempfindlichkeit gegen gewiſſe
Apatit
Eindrücke; auch (bet den alten Stoifern) Leiden-
ſchaftloſigkeit, Oleichgültigfeit, Gleichmut; apä—
thiſch, fühllos; Apathift, m. ein Fühlloſer.
Hpatit, m. Trügling (vom gr. apatän, trügen, jo
genannt, weil diejeSteinart die Mineralogen lange
irre geführt), phosphorſaurer Kalk.
Apaturien, pl. gr. (apatürja) ein dreitägiges Zeit
im alten Athen, zur feierlichen Aufnahnte der Kin-
der in die Bhratrien (f. d.) oder zur Sicherung ihres
Bürgerrechts.
Abe, Apen, m. eine Brotart des Hindus.
echẽma, n. gr. (v. ap-echein, wiedertönen; vgl.
ho) der Widerhall, Heilk. die Gegenipalte an
einem verlegten Knochen (Rontrafiffur); aud)
die Wirfung eines Falles, wenn der durch ihn ver:
urjachte Schmerz auf der entgegengejegten Seite
gefühlt wird.
Apeirofalie, f. gr. (von äpeiros, unerfahren, und
balös, ſchön) Geſchmackloſigkeit; Redek. das gezwun—
gene Streben nach Zierlichkeit u. Schmud der Rede.
Apelain⸗-Säure (v. gr. apö, von, u, elaion, DON),
cheidef. eine durch Zeriegung der Olſäure durd)
Salpeterjäure gebildete organische Säure.
Apelles post tabülam, I. Sprichw. der Horcher an
der Wand, eig. Apelles (ein griech. Maler) Hinter
dem Gemälde (um Urteile zu behorchen).
Abemphäſis, f. gr. (v. ap-emphainein, unwahr—
jcheinlich machen) Schwierigkeit, Widerfinnigfeit.
Apehiie, f. gr. (v. vern. a- u. pepsis, ſ. d.) die man—
elhafte Verdauung; abeptiſch, unverdaulich; an
nverdaulichkeit leidend,; Apepta, pl. unverdau—
liche Speijen.
eranfulög, m. gr. (v. äAperantos, unbegrenzt, u.
egein, prechen) ein unmäßiger Schwäßer.
Apertu, n., eig. m. fr. (jpr. aperhü; v. apercevoir,
wahrnehmen) eig. das Wahrgenommene; eine Be—
merfung; Einfall, Eingebung; flüchtiger Entwurf;
ein Überblid, Überjchlag, eine kurze, überſichtliche
Darjtellung; geijtvolle Auffaffung.
aperiens, n. pl. aperientia, I. (v. aperire, öffnen)
Heilk. Abführmittel; aperient od. aperitid, nl.
abführend; apert, |. (apertus, a, um) offen, offen—
bar, unverholen; eröffnet, erledigt (von Leben);
ap6erto termino, l. nach eröffnetem Gerichtstage;
Apertür, f. (l. apertüra) die Offnung (3. B. des
Zwercfelles zum Durchtritt der Speiſeröhre u. a.);
die Offnung der Blendungen in optiichen Appa-
raten, ferner: der nicht von der Faſſung bededte
Zeil von Linfengläfern, die an ihrem Rande ein-
efaßt find; Eröffnung, bef. die Lehensöffnung, Er-
edigung des Lehns (apertũra feudi).
aperiodiich, ſchwingungsfrei, feſt einſchwingend; fo
eißen Galvanometer, deren Nadel nach einer jeden
lenkung aus ihrer Lage in der neuen Gleich—
gewichtslage nicht mehr ſchwingt, ſondern ſofort
ſtillſteht.
Aperzeption, ſ. Apperzeption.
apetaͤliſch, gr. (apetäles, on, von: vern. a- u. pé—
talon, Blatt) blätterlos; kronblattlos, ohne Blu—
menblätter; Apetälen, pl. Bot., Pflanzen, deren
Blüte feine Blätter bildet.
ä peu prös, fr. (jpr. a po präh) beinahe, fait.
Apex, m. (pl. apices) I. eig. Spite, Gipfel; der
egelfürmige Hut des altrömifchen Prieſters (Fla-
men); Meht. die Spihe eines Kegels; Stern. der
—* des Himmels, nach dem in dem betreffenden
Zeitpunkte die Erde ſich hin bewegt; Sprachl. das
ängen= od. TZonzeichen über einem Vokal; apices
juris, Ripr. Spikfindigfeiten der Recht3gelehrten.
Apfeläther, m., auch Apfelefjenz genannt, Bal—
— —— — re — — — — — — — — — — — — — — — —-
aphthae 61
drianſäure, die zur Herſtellung von Fruchtzucker—
plätzchen verwendet wird. $
Apfel en surtout, pl. fr. (fpr.,äng Biirtüh; v. sur-
tout, Überrod), Küchenſpr.: Apfel in Blätterteig,
Apfel im Schlafrod.
areinne, f. d. 1. Sina⸗ od. Chinaapfel, weil dieje
ruht von den Portugiefen um 1548 aus China
nad) Portugal gebracht wurde, weshalb fie auch
bei den Stalienern-Portogallo heißt) ift die deutſche
Benennung der ſüßen Pomeranze oder Orange,
Aurantia sinensis.
Apbante, f. gr. (vom vern. a- u. phag?in, efjen) das
Invermögen zu ejjen, zur fchluden. (Auges).
abhatiſch, linſenlos; Aphalie, Linſenloſigkeit (des
Aphäröẽeſis, f. gr. (aphaıresis, v. aphaircın, abneh—
men) Sprachl. die ——— Kürzung eines
Wortes von vorn; Heilk. die Wegnahme eines
überflüſſigen oder verdorbenen Teils des menſch—
lichen Körpers.
Aphaſie, f. ar. (aphasia dv. vern. a- u. phemi, id)
Ipreche) die Sprachloſigkeit, das Berftummten, bei.
vor Schreden; auch Franfhafte Verminderung des
Sprachvermögens durch Vergeſſen einzelner Wörter
od. ganzer Wortklaffen. ,
Apheleia, f. gr. (v. apheles, eben, einfach) Redek.
das Schlichte, Natürlichkeit der Rede.
er en n. gt. (v. apö, u. helios) die Sonnen—
erne, weiteite Entfernung eines Blaneten von der
Sonne, entg. Berihelium.
Apbelzie, f. gr. (v. aphelkein, abziehen) Heilf. die
(baezogenheit der Denffraft, Zerjtreutheit.
Anyeiis, f. gr. (v. aphiemi, ich entlafie) Heilf. das
tachlafien von Krankheiten, auch Erichlaffung.
Aphis, f. gr. die Blattlaus.
aphlogiſtiſch, gr. (at Phlogifton 2e.) ohne Flamme
brennend; abhlogiſtiſche Lampe, das Glühlämp—
chen.
Aphoͤnie, f. & (vom vern. a- u. phöne, Laut,
Stimme) die Stimmloſigkeit; Stimmverluſt; aphö—
niſch, ſtimmlos.
Aphorie, f. gr. (vom vern. a- u. phérein, tragen)
Heilk. die Unfruchtbarkeit.
Aphorismen, pl. gr. (sing. aphorismös, m., von
aphorizein, abgrenzen) kurze, unverbundene Lehr-
ſaͤtze aus einer Wiffenfchaft (3. B. Aphorismen des
Hippofrates); Lehrſprüche, Gedankenſpäne; apho—
riftiſch, kurz; abgeriſſen, abgebrochen.
Huhrit, m. gr. (von aphrös, Schaum), Schaumkalk,
poröjer Kaltſtein.
aphrodiſch, gi. (von aphrös, Schaum), ſchaumartig;
Aphrometer, Schaumdrudmeijer, Gärungsmeffer.
Aphrodite, f. gr. (eig. die aus dem Schaum des
Meeres Hervorgegangene,daher auch Aphrogeneia,
die Schaumgeborene) Fabell. die Göttin der Schön—
Heit und Liebe, bei den Römern Venus; Schönheit,
Reiz, Anmut; auch ein Wurmgeſchlecht; Seeraupe,
Goldwurm; aphroditiſch, die Liebe (Venus) be—
treffend; abhroditograͤphiſch, Gegenſtände der
Liebe ſchildernd; auch den Planeten Venus be—
ſchreibend; Babe Den ae: Aphro⸗
diſiäta, pl. Reizmittel zur Wolluſt, Luſtreize;
Abhrodiſie, f. Aphrodiſiäsmus, m. u. aphro-
disia phrenitis, f. Heilk. verliebter Wahnſinn,
Liebeswut; aphrodisius morbus, aphrodiſiſche
Krankheit, Luſtſeuche.
Aphroſijne, f. gr. aphrosyne, v. äphrön, unver»
nünftig) Unvernunft; Heilk. die Sinnlofigfeit, der
Wa nlnm, das Jrrereden in Fiebern.
aphthae, Ashthen, pl. gr. (Aphthai,v. sing. äphtha)
Heil. Schmämmcen im Munde, die Mımdfänle;
62 aphthonianiſch
Aphthenſeuche, f., eine anſteckende Krankheit
des Viehes; Maul⸗ od. Klauenſeuche; aphthos,
ni es chwämmchen ähnlih; an Schwämmchen
eidend.
aphthonianiſch wird die Chrie (j. d.) nad) dem
griech. Rhetor Aphthonius (um 300 n. Chr.) ges
nannt. lauter.
Aphthong, m. gr. (vgl. Diphthong), ſtummer Mit-
aphuͤlliſch, gr. (Aphyllos, on, v. vern. a- u. phylion,
Blatt) blattlos, ohne Kelchblatt; Aphyllaͤnthe, f.
die Blattloje, Nelfenlilie, eine blätterivje Blume.
Apiarinm, ſ. apis.
apices juris, j. Apex.
Apicius, m. Eigenname einigerSchlemmerzufton,
die ihr ganzes Vermögen verpraßten, bei. Mur-
eus Gabius Abpicius, der zur Zeit des Kaiſers
Tiberius lebte und jich vergiftete, weil er mit
einer Million Mark, die er etwa noch bejaß, fürch—
tete verhungern zu müſſen; ferner: der Titel des
Hauptwerk über die altrömijche Kochkunst (Cae-
lius Apieius) aus fpäterer Zeit; daher itberh. ein
Feinſchmecker, Schlemmer.
Upiin, n. Scheide. ein aus der Beterfilie (apium
petroselinum) dargejtellter Stoff.
Apilaginmi, n. ml. (v. pila, der Pfeiler) das Buden-
vecht, weil die Buden (tabernae) ſich an Pfeiler an-
lehnten und nad) dieſen gezählt wurden.
Apirie, f. gr. (apeiria) 1. (vom vern. a- u. peira,
Erfahrung) Unerfahrenheit; 2. von peiras oder
peras, Grenze) Unbegrenztheit, Unbejtimmtheit;
apfiriich, unerfahren.
äpis, f. l. die Biene; apiarlum, n. der Bienenjtand,
da3 Bienenhaus; apıumy n. (eig. Bienenfraut) der
Eppich, eine bei Griechen (wo fie selinon hieß) und
Römern fehr beliebte, zu Kränzen zc. benutzte Dol-
denpflanze von verjchiedenen Arten, zu denen aud)
_der Sellerie gehört.
Apis,.m. der heilige Stier, eine Gottheit der al-
ten Agypter, das lebendige Bild des AUderbaues
und desOſiris, der den Aderbau eingeführt hatte;
Apis-Periode, f. dasalte ägyptiſche Jahrzeitmaß.
Apiftie, f. gr. (apistia, v. A-pistos, nicht gläubig)
Unglauben, Ungläubigfeit, Mißtrauen.
aslanetiich, gr. (vom vern. a- u. planästhaj, irren,
vgl. Planet) Sternf. unwandelbar, nicht abmwei-
hend; auch aplanätiih, 3. B. Linje (die alle
Strahlen in einen Puntt vereinigt), aplanatiiches
Fernrohr, mit farblofen Gläfern u. a.
aplanieren, j. applanieren.
Apteftie, f. ar. aplöstia, dv. vern. a- u. pimplänai,
füllen) die Ungenügjamfeit, Unerjättlichkeit.
Aplomb, n. fr. (fpr. aplöng; vgl. & plomb, unter
plomb) der ſenkrechte Stand, die gerade Haltung;
uneig. die Sicherheit der Haltung, de Benehmens;
Nachdruck, Betonung.
aps, gr. Vorwort, in Zufammenf. vor einem Bofal
oder h. blog ap— lautend, bedeutet: von, ab-,weg-,
ent-, auch wieder-, zurücd-.
Apobdt,m.gr. (apobätes, v.apo-bainein, abjteigen)
der Herabjpringer, Kunftreiter, ein griech. Wett:
fümpfer, der vom Pferde oder Wagen im Laufe
herab- und auf andere hinauffprang. [binden.
Apobrochismus, m.gr. Deilf. das Abbinden, Unter-
Apoͤche, f. gr. (apoche, v. ap-Echein, abhalten, ab-
—* ) Nblanb, Entfernung; Duittung, Empfang
Hein; Apochometrie, un. Apofometrie, f. gr.
die Abftandsmejjung.
Ayohrempiis, f. gr. (v. apo-chr&mptesthai, aus⸗
huſten, augsjpuden) der Auswurf von Schleim ꝛc.
bei. aus der Lunge.
Apokleroſis
Abocynẽen, pl. gr. Pflanzenfamilie der Drehblüt—
ler, mit den Gattungen: Immergrün, Hundskohl
(Apocynum), Oleander u. a.
Apodeibna, pl. gr. (v. deipnon, Mahlzeit) Gefänge
nad) der Abendmahlzeit in der griech. Kirche.
Apodeixis, ſ. apodittiſch.
Abodire, f. gr. (A-püs, ohne Fuß) Heilk. angeborene
Fußloſigkeit; apoͤdiſch, fußlos, ohne Füße; apo=
diſche Fifche od. Apodes, Fiſche ohne Bauchflofien,
Rahlbäuche.
apodiktiſch od. abodeiltiſch, gr. (apodeiktikös, von
apo-deiknynai, aufzeigen, eriweijen) unwiderleg—
lich, gewiß, unbedingt, unbejtreitbar; apodiktiſcher
Smperatin— fategorifcher 3.; Apodeixis vd.
Apodixis, f. (gr. apödeixis) Daritellung, Schau-
jtellung, insbe). eine Brobe- od. Prunkrede; Be—
weisführung, unmwiderlegbarer Beweis.
Apodöſis, f. gr. (von apo-didönai, zurückgeben) eig.
en Spradl. der Nachſatz, entg. Brv-
aſis.
Apogalaktismus, m. gr. (von gäla, G. gälaktos,
Milch) Heilk. Entwöhnung von der Mutterbruft.
Apogäum, n. gr. (apögaion, vgl. Gäag) die Erdferne
der Planeten, entg. Berigäum; beides Ausdrücke
der älteren Aſtronomie, welche noch, ftatt der
Sonne, die Erde zum Mittelpunkt des Syſtems
machte (vgl. Aphelium); jegt nur in Beziehung
auf den Mond gebraucht. y [tig, bartlos.
apogõoniſch, gr. (a-pügon, von pogön, Bart) unbär-
ogrãphon (gr.), Apogräphum (l.),n., pl. Apo⸗
gräphä (von apo-graphein, abichreiben) Abjchrif-
ten einer Urſchrift.
Apojovium, n. gr.=l. (vgl. Jupiter) Sternk. die
Supiterferne der vier Monde dieſes Planeten.
Apofalypiis od. Apolalijpſe, f. gr. (von_apoka-
Iyptein, enthüllen) eig. Enthüllung; die Offenba-
rung Johannis; apofalyptifch, nach Art diefer
Offenbarung; geheimnisvoll, dunkel, rätjelhaft;
apofalyptiiche Reiter, die allegorifchen Geſtalten
der Belt, des Krieges, der Hungersnot und des
Todes in der Dffenb. Joh.; apokalyptiſche Zahl.,
f., die myſtiſche Zahl z266 = 666 in der Offenb
Soh. 13, 18; Apotalyptik, f., überijpannte und
— Auslegung der meſſianiſchen Weis-
agungen in der jpäteren jüpdijchen Xiteratur;
Apokalyptiker, m. ein Offenbarungsforjcher oder
-Hläubiger; relig. Schwärnter. J
Apotapnismus, m. gr. (v. Kapnös, Rauch) Heilf.
die Räucherung als Schutzmittel gegen anſteckende
Krankheiten (= Suffumigation).
Apokartereiis, f. gr. (v. apo-kartereın, fi) abhun-
ern) die freiwillige Speisenthaltung, der vorjäß-
iche Hungertod. 4
Apotataſtaſis, f. gr. (vgl. Kataſtaſis) das Zurüd-
verjegen in einen früheren Zuftand, die Wiederkehr
an den vorigen Ort; die Lehre von der Wiederfehr
aller Dinge und der endlichen en aud)
d. Böſen; insbeſ. Sternf. die Rückkehr eines Ge—
ftirns zu demjelben Punkt feiner Kreisbahn, der
Sternumlauf big zu feiner Vollendung (unr. Apo—
fatajteris): Heilk. Wiederheritellung, Heilung.
Apokathaͤrſis, f. gr. (vgl. Katharfig) die Reinigung
des Darmfanals. j
ApoferHris, f. gr. (von apo-köryssein, ausrufen,
durch öffentlichen Ausruf ausschließen) Ausſtoßung
aus der kirchlichen Gemeinſchaft. |
Apoklaͤsma, n. gr. (von apo-klan, abbrechen) Heilf.
ein Knochenbruch. —J
Apotlerois, f. gr. (apoklerösis; vgl. Klerus) die
Auslofung, Erwählung (der Obrigkeit) durchs Roß.
Apofope
Apuföpe, f. gr. (vd. apo-köptein, abbauen) der Ab-
fall eines Lautes am Ende eines Wortes; auch das
Abschneiden eines Gliedes; apofopieren, ein Wort
am Ende verfürzen; überh. abfürzen. N
Apotriſis od. Apofrife, f. ar. 1. (v. apo-krinein,
abjondern) Heilf. die Bertreibung od. Abjonderung
überflüffiger Feuchtigkeit aus dem Körper; 2. (von:
apokrinesthai, antworten) Antwort, Bejcheid;
Apofriiiarins, m. (eig. wer Nede und Antwort
— ſoll), ſeit dem 4. Jahrh. Benennung biſchöf⸗
icher Abgeſandten, beſ. der römiſchen am Kaiſer—
hofe zu Konſtantinopel; apokritiſch, Heilk. abjon-
dernd, zur Abſonderung geeignet.
Apotruſtika, pl. gr. (von apo-krüein, zurüditoßen)
aus- od. zurüctreibende Mittel.
Apofrüöphe, pl.gr. (von apökryphos, on, verborgen,
untergejchoben), apokroniicde Schriften od. Bü—
cher, unechte, d. h. von ver fatholiichen Kirche nicht
zu den eig. göttlichen Urfunden gerechnete, od. von
der Birchenbibel ausgefchloffene Schriften, im Ge—
genfaß der kan oniſchen Bücher; auc die Schrif-
ten unbefannter Verfaffer; apokryphiſch, unecht,
verdächtig, untergejchoben. [bären.
Apofy:iis, f. gr. (vgl. Kyefis) die Geburt, dag Ge-
Apolepiſis, f. od. Apolẽpismus, m. gr. (v. apo-
lepein, abjchälen) Abſchüppung der Haut.
Apotcpiis, f.gr.(v.apo-lambänein, aufhalten, hem—
men) Heilf. Unterbrechung, Hemmung, Lähmung,
das Ausbleiben, 3. B. des Atems, der Sprache,
des Pulſes. [mit Zaden.
Apolinöſis, f. gr. Heilf. Die Ab⸗ od. Unterbindung
Apolis, m. gr. (a- u. pölis, Stadt, Staat) ein der
ürger- u. StaatSrechte Beraubter.
Apolithõſe, f. gr. (v. lithos, Stein) die Berfteine-
rung, Verwandlung in Stein.
Hpollinariiten, pl. eine chriſtliche Sekte im 4. Jahrh.
an dem Biſchof Apollinaris von Laodicea ge-
itiftet.
Apollo, m. I. (Gen. Apollinis) oder Apoͤllon, gr.,
abgef. Apoͤll, Tabell. ver Leuchtende, Gott des
Lichts od. der Eonne, der Wahrjage-, Dicht- und
Tonkunſt, Arzneifunde, Beredſamkeit 2c., Sohn des
Zeus und der Leto, urjpr. der Bogenfchüge, der
mit feinen Pfeilen rächt und ftraft, vgl. Apollyon;
der Name eines jchönen Tagichmetterlings: der
Hauslauchichmetterling, tote Augenſpiegel, Alpen—
vogel; apoͤlliſch od. apolliniſch (I. Apollinéus),
Apollo betreffend, ihm angehörend; wie Apollo ꝛc.;
Abpollonikon, n. ein in England 1823 erfundenes
orgelähnliches Tonwerkzeug; Apollonion, n. ein
Fortepiano mit einem Reifantvert von Röller aus
Darmitadt erfunden.
Apollyõn, m. ar. (von ap-ollynai, verderben, zu-
runde richten) der Berderber, Todesengel, hebr.
Abaddon (Offenb. Soh. 9, 11).
Abpolog, m. gr. (apölögos, Erzählung) eine erdich—
tete Erzählung zur Veranſchaulichung einer mora-
lichen Wahrheit, eine Xehrfabel.
Apologẽma, n. gr. (von apologeisthai, ſich heraus—
reden, verteidigen) ein Verteidigungspunft; Apo—
logie, f. die Verteidigung eines Angeklagten (3. B.
Apologie des Sokrates), od. einer Lehre, Anh:
Schutzrede, Schutzſchrift; Avologẽt u. Apologiſt,
ın. ein Verteidiger, Schutzredner, Verfechter, Ver—
treter, beſ. des Chriſtentͤms; Apologẽtit, f. die
Berteidigungslehreder Wahrheitdes Chriſtentums;
apologẽtiſch, verteidigend, verteidigungsweife:
apologetijhe Schriften, Schuß- oder Vertei-
digungsſchriften für das Chriſtentum; apologi—
fieren, verteidigen, eine Schutzrede halten.
Aborrheta 63
Apolijſis, f. gr. (von apo-Iyein, ablöjen) die Ent-
laſſung der Gemeinde in der griech. Kirche.
bolytroiis, f. gr., 2osfaufung, Erlöfung durch
Seju Tod. ;
Apomekometrie, f. gr. (vgl. Mefometer 2c.) die
ernmefjjung, Kunjt der Meflung weitentfernter
Gegenſtände.
Apomorphin, n. (vgl. Morphin, Morphium), ein
aus Morphium hergeftellteS Brechmittel.
Aponie, f. gr. (a-ponia, vom vern. a- und pönos,
Mihe) die Schmerzlofigkeit, dad Wohlbefinden.
Aponogẽt, m. nl. (aponogeton, wahrſch. verderbt
aus dem gr. potamogeiton, dem Fluſſe nahe) eine
— Waſſerpflanzen: Schwimmer, Wafjer-
iejche.
Apophäſis, f. ar. (v. apo-phänai, abfagen, gerade
herausjagen) Berneinung; auch (v. apo-phaınein,
darlegen) ein Verzeichnis 3. B. des Vermögens
(Suventar).
Apophorẽta, pl. gr. (apophöreta, v. apophorein,
wegtragen) Geichenfe an Eßwaren, die man den
Gäſten nach der Mahlzeit mitgab; bei den alten
Römern überh. Gejchenfe an Feſttagen.
Apophtheͤgma, n., pl. Apophthegmäta, gr. (von
apo-phthengesthai, feine Meinung ausſprechen)
ein furzer finnreicher Ausſpruch, Sinnſpruch, Kern-
ſpruch, Sprichwort; apophthegmätiſch, ſpruch—
mäßig, kurz und ſinnreich.
Apophthöra, f. gr. (v. apo-phtheirein, verderben)
— Wbortu3; ſ.d.
Apophijge, f. gr. (v. apo-pheügein, entfliehen) Bauk.
Ablauf, Säulenablauf.
Apophyiilit, m. gr. (v. apo-phyllizein, abblätterit)
— Ichthyophthalm, ſ. d.
Apophijis od. Apophuſe, f. gr. (v. apo-phyein,
auswachjen) Heilk. der Auswuchs, Knochenfortſatz,
bei. das Gelent-Ende der Röhrenknochen, welches
mit dem Knochen durch Anochenmafje vereinigt iſt,
vgl. Epiphyſe; Pflanzenk.: eine knopf- big fchei-
benförmige Anfchwellung unter der Fruchtkapſel
bei einigen Laubmooſen, der jogenannte Anjaß
oder Kropf; Bauf. das Schlanferwerden des Säu—
lenſchaftes; Apophyſen, pl. Gebirgskunde: zweig—
oder wurzelförmige Ausbreitungen eines Geſteins
(z. B. Granit) in einem andern (auch: Ramifi—
—
poplexĩe, f. gr. apoplexia, v.apoplẽssein, nieder⸗
en, betäuben) der Schlagfluß, Schlag; Apo—
pleftifer, m. ein zum Schlagfluß Öeneigter; apo=
plẽttiſch ſchlagflüßartig; zum Schlagfluß geneigt;
apopfektiiher Habitns, m. eine zum Schlagfluß
geneigte Körpergeitalt; apoplektifche_ Mittel,
Mittel wider den Schlag od. die Schlagflüfie.
Apopiychie, f. gr. (vgl. Sfyche) Entjeelung; Deilt.
tiefe Ohnmacht.
Aporẽma, j. unter Aporie.
Aporetin, n. gr. (apö, von, und rhetine, Harz)
cheidek. ein aus der Rhabarberwurzel gezogener
Stoff, der zurücbleibt, wenn das Phäoretin (f. d.)
im Weingeift gelöft wird.
Aporie, f. gr. (aporia, v. &-poros, weglos, hilj-
und ratlos; vgl. Boren) Berlegenheit, Ratloligteit,
Unſchlüſſigkeit, Zweifel; Aporẽma od. Aporisma,
n. eine ſchwere Aufgabe; die Zulaſſung zweier ent—
gegenſtehender Urteile in einer Streitfrage; abore⸗
maͤtiſch, rätſelhaft; Appretifer, m. ein Zweifler
Mr: = — — A
(porrheta, pl. gr. unterjagte, verbotene Waren (d.
)- für die Ausfuhr unterfagt); aporrhetiſch, ver:
oten.
64 Apoſepedin
Abpoſepedin, n. gr. (v. sepedön, Fäulnis) Scheidek.
der Käjefäulnisitoff, das Käſeoxyd.
Apoſie, f. gr. (v. vern. a- u. pösis, Trank) Durjt-
mangel, Durſtloſigkeit.
Apoſiopẽſis, f. gr. (v. apo-siöpän, verſtummen)
Redek. die Verſchweigung, das Abbrechen in der
Rede, z. B. Ih will euch —!
Aboſpaͤsma, n. gr. (von späd, ziehen) ein abgerifje-
nes Stüd; Aboſpaͤsmus, m. Deilf. die Zerreißung
weicher Teile.
oſphragisma, n. gr. (v. sphragis, Siegel) ein
Siegelabdrud.
Hpvftäjis od. Aboſtaſie, f. ar. (apo-stasia) der Ab⸗
fall, die Abtrünnigkeit, bej. der Glaubensabfall;
auch — Abſzeß u. Metaſtaſe; apoſtaſieren, ar.
(apo-statein) abfallen, abtrünnig werden; Ayo-
jtat, m. (gr. apostätes) ein Abtrünniger, Glau—
bensverleugner; l. apostäta, 3.8. Julianus Apo-
stäta; apoftatiich, abtrünnig, abgefallen.
Apoͤſtei, m. gr. (apöstölos, v. apo-stellein, abfen-
den) ein Sendbote, die Singer Jeſu und Verfin-
diger des Evangeliums; Apoſtolãt, n. nl. das
Apoftelamt, der göttliche Lehrberuf; auoſtöͤliſch,
von den Apofteln herfonmend, ihrer Lehre gemäß; ;
apoſtoliſche Väter (Patres Äpostolici), die un—
mittelbaren Schüler der Apoftel (und ihre Schrif-
ten, wie Barnabas, Hermas, Bolyfarp, Clemens
Romanus, Sgnatius);apoftoliiher Studl(se-
des apostolica) nennt fich der päpſtliche Sig in
Rom, ald von Petrus gegründet; apoftolijche
Kammer,die mit derVermwaltung der päpftl. Ein—
fünfte beauftragte Behörde; apoftolifhe Maje-
tät, Titel der Könige von Ungarn und feit 1753
der öfterreichiichen Kaiſer; die Apoſtoliſchen (in
Spanien), Anhänger unumſchränkter firchlicher
Herrſchaft und weltlicher Alleinherrſchaft; Uuoſto⸗
lizismuus, m. das Syſtem der unbeſchränkten kirch—
lichen Herrſchaft; Apoftolizitüt, k. Übereinſtini—
mung (der wahrenchriſtlichen Kirche) mit der reinen
Lehre der Apoflel; Apoſtolikum, n. der Inbegriff
der apoftoliihen Schriften im Neuen Tejtament,
der Apoſtelgeſchichte, der apoftolifchen Briefe und
der Offenbarung Johannis, im Gegenfaße zu dem
Evangelifum;auchälteites Glaubensbekenntnis.
Ysoitinm,n.gr.(ap6-stema,eig.Abjiand: Auswuchs)
eine Abſonderung oder ein Austritt der Feuchtig—
keiten, ein Geſchwür, Eitergeſchwür; Apoſtema⸗
tiõn, kenl. das Schwären; apoſtematös, geſchwür—
artig, eiternd; Aboſtẽmkraut, ſ. Stabiofe.
Apoſtill, m. u. Apoftille, f. mi. (apo-stillus oder
apostölus, j. Apoſtel) 1. ein Abichiens- od. Entlaß⸗
brief; 2. (durch Verwechſelung mit Boftille[f. d.}
u. ebenjo abzuleiten) die Nachſchrift eines Briefe
od, einer Urkunde; ein der eingegebenen Bittjchrift
beigefüigter landesherrlicher Beicheid; Randbemer—
fung, Anmerkung; aboſtillieren, dergl. machen;
Apoſtillũtor, m. ein Randbemerfer, Gloſſen—
macher.
Aboſtolat, aboſtoliſch, ſ. Apoitel.
Aboſtröph, m.gr. (apöströphos, f.v.apoströphein,
abwenden) das Auslaſſungszeichen, Kürzungszei—
chen, der Oberſtrich, ein Häkchen () an der Stelle
eine ausgelaſſenen Vokals; Apoſtroͤphe, f. (gr.
apoströphe, eig. Abwendung; die Wendung von
der Sache weg an die Perſon) die Anrede; bei. eine
lebhafte, feierliche od. harte Anrede, ein Verweis; |.
spoftrophieren, 1. mit einem Häfchen od. Kür—
zungszeichen verjehen; 2. lebhaft od. hart anreden,
anfahren, Borwürfe machen; Redek. einen Ahwe—
fenden als gegenmwärtig anreden.
sppassionato
Apoſhnagögos, m. gr. ein aus der kirchlichen Ge—
meinſchaft Ausgejtopener.
Kpoteldsina,n. gr. (von apo-telein, vollenden) Boll-
endung, Erfolg, Wirkung; insb. Einfluß der Ge-
firne; abotelesmätiſch, zur Vollendung, zur
Wirkung gehörig; zur Wahrjagung aus den Ge—
ſtirnen gehörig; apotelesmatiſche Kunſt, Stern⸗
deuterei, = Aſtroͤlogie.
Apothauaſia, k gr. (vgl. Thanatos) das völlige Ab-
jterben, der unzweifelhafte Tod.
Aunothẽte, f. gr. (von apo-tithenai, niederlegen;
eigentl. Niederlage), ein Arzneiladen; Arznei-
Behältnis, z.B. Reife-Apothefe; Apotheler, m.
Arznei» Bereiter; Apothekerſchwamm, Bade—
ſchwamm. |
Apothẽm od. Apothẽma, n. gr. (von apo-tithenai)
ablegen) Größenl. eine aus dem Mittelpunkt eines
regelmäßigen Vielecks auf eine Seite desfelben ſenk—
recht gezogene Linie; Scheidef. der Abſatz von
Pflanzenauszügen. -
Abpotheöſis oder Apotheöſe, f. gr. (v. apo-theün,
vergüttern, v. theös, Gott) die — Ber:
jegung eines Menjchen unter die Götter; Verklä—
rung; abotheofieren, vergöttern, unter die Göt—
ter verjegen; eleftriihe Apotheöje, |. Beati—
fifation. |
Apotherabie, f. gr. (vgl. Therapie) Heilk. Aus—
eilung, vollfommene Heilung, — ACH
Apotoͤm, n., oder Apdtome, f. gr. (apo-tömnein,
abjchneiden) eig. ein Abfchnitt, Größen-Unterſchied;
Zonf. der Unterfchied zwiſchen dem ganzen und
nächſten halben Ton.
Hbotropder, m. gr. (v.apo-trepein, abwenden) Wb-
wender, Nothelfer; Apptropäon, n. (gr. apotrö-
paion) ein Schußmittel, = Amulett.
— j. apaifieren. |
Inhalte, Appaltatoͤre, ſ. Apalto.
Apparũt, m. |. (apparätus) Borratvon Werkzeugen,
Sl 2c. zu irgend einem Gebrauch, Gerät,
vrüftung, Vorrichtung; Bierapparat, Bierhebe—
wert; Bohrapparat, Bohrer, Bohrzeug; Sortier⸗
Abbarat, Sichter, Siebwert; Apparatorium, n.,
Werk- oder Gerätejchrant; Leichenkammer.
Appareil, m. fr. (pr. apparej, v. pareil, gleich, mi.
pariculus, Verfl. vom lat. par, glei, ein Baar,
daher fr. appareiller, zurüften, eig. paarweiſe zu—
ſammenfügen) Zurüftung, Pracht, Staat; Befeſti—
——— die Anfahrt, Auffahrt an den Wällen für
anonen und Wagen; Bauk. die Auffahrt zu den
erhöhten Eingange eines Palaſtes, = Rampe;
auch Appareille, £.; Appareilleuſe, f. (pr. ap-
pareljöhf’) eine Kupplerin. ar
upparent, I. (appärens, von apparöre, erjcheinen)
ſcheinbar, anjcheinend (z.B. eine Entfernung, Größe,
im Gegenſatz der wirklichen); häufiger: augenjchein-
lich, offenbar; Yppardnz, T. (I. apparentia) od. fr.
Apparence, f. (pr. appardgp’) der Schein, An—
ſchein, das Anfehen; die Wahrjcheinlichkeit; Kfſpr.
das äußere Anfehen einer Ware; Apparitidn, !.
(apparitio, fat. nur: Aufwartung, Dienft) nl. das
Sichtbariverden (eines Sterns), die Erſcheinung;
ein Geſpenſt, Geſicht; Apparitor, m, I. Aufwär—
ter, Stadt- oder Ratsdiener.
apparentiert, fi. (von apparente, und dies von
parent, Bermwandter, I. parens) verwandt, ver-
ſchwägert, befreundet.
apparejiieren, fr. ermüden, träge machen.
ppartement, j. Apartement.
appassionäto, it. (vgl. Paſſion) Tonf. leidenſchaft—
ich, gefühlvoll. *
appauprieren
appauvrieren (ſpr. —powr—) fr. (appauvrir, von
pauvre, arm) arm machen.
appellieren, J. (appelläre, anreden, anjprechen) ein
höheres Gericht anrufen, ſich von niederen Gerid)-
ten an höhere wenden, — einlegen; ſich auf
jemand berufen; ſcherzh.f. ſich er
(nad) der vollitändigen Nedensart, „nad Speier
appellieren‘‘, mit Anfpielung auf jpeien); Krk.
durch die Trommel zufammenrufen; (von Hunden)
anſchlagen; Appéll, m. fr. (appel) im Kriege der
Sammel- od. Stellvuf durd) Trompetenblafen od.
Trommeln, Mahnruf, Aufruf; Fechtk. ein kurzer
und ftarfer Tritt mit dem vorgejegten Fuße; Ge-
horfam bei Hunden, 3. B. der Hund hat feinen
Appell, d.i. er folgt nicht auf den Auf des Herrn;
appellãbel, nl. zur Berufung auf ein höheres Ge—
richt geeignet; Appellaͤnt, m. ein Berufungsfläger;
der Gegner desſelben heißt Appellät, m. Berufungs—
beffagter; Appellation, f. I. (appellatio) Be—
rufung auf ein höheres Gericht; appellatio ad-
missibilis, eine zuläffige Berufung; a. inadmis-
sibilis, eine unzuläjfige Berufung; a. deserta,
eine verjäumte B.; a. frivöla, eine freventliche
und nichtige B.; a. temerarla, eine ungegriündete
und unbejonnene Berufung; Appellations-De—
duktion, f. die Rechtsausführung des Berufungs-
Hägers auf ein höheres Gericht; Appelfations-
Gericht, Obergericht, Oberlandesgericht, ein Be-
rufungsgericht, an welches man ſich von den Unter-
gerichten mit feiner Klage wenden kann; Appel-
lations⸗-Inſtanz, f. Berufungsgericht od. -vichter;
Appellatious-⸗Libell, n. oder r. m. die Nechtfer-
tigungsichrift des Berufungsflägers; YHppellati-
vum (nomen),n. lat. Sprach. ein Gattungsname;
appellatistiich), als Gattungsname, die Gattung
bezeichnend.
Appendir, f. u. m. I. (v. append£re u. appendere,
anhängen) ein Anhang, Anhängfel, Zuſaß zu einem
Buche, Beigabe; Nebenhaus; Nebengebäude; med.
Blinddarm; Appendicüla, f. ein kleiner An-
bang, Zufäschen; Apuendizien, pl. nlat. (ap-
Pertinentien, ſ. d; appendi⸗
pendiciae) =
zieren, anhängen, beifügen, nachtragen.
Appertinens, n., pl. Appertinenzien, 1. (von
appertinere, wozu gehören) Zubehör; cum ap-
pertinentiis, mit dem Zubehör; Appertinenz,
f., pl. Appertinenzen, nlat. Zubehör.
apperzipieren, nl. (von ad und percip£re, j. per-
jipieren) wahrnehmen; Apperzeption, f. die Auf-
faſſung, Wahrnehmung mit Bemwußtfein.
Appetenz, [. (appetentia, von appet£re, nad) etwas
lireben) die Begierde, der Trieb; Yppetit, m. (1.
appetitus) Verlangen, Eßluſt; Appetitsbemm-
den, n: Leckerſchnikte, Leckerbrötchen, Hamburger
Stulle; appetitlih, auch appetifjänt, fr. (pr.
— fang) ne, veizend; leder, ſchmackhaft;
Appetition, f. I. (appetitio) das Begehren; dev
Trieb; appetitib, nl. lüftern, begehrlich.
applanieren, fr. (aplanir; vgl. plan) eben od. flach
machen, ebnen, ſchlichten; ausgleichen; ins Reine
oder in Ordnung bringen; applanatifch, abwei-
chungsfrei, rein, ſcharf (von Linſen).
applaudieren, I. (applaudere, von ad und plaudere,
klatſchen) Beifall klatſchen oder fpenden, mit Beifall
aufnehmen; Applaudiifement, n. fr. (pr. aplo-
——— od. Applaus, m. nl. (applausus) Bei-
fall, Beifallsruf, Beifallflatichen.
Appliqué, n. fr. (fpr. Applikeh, von appliquer,
Bere ein dem Neuſilber ähnliches Metall-
gemiſch.
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
rechen, übergeben
Apprenti 69
applizieren, I. (applicäre) anwenden, bei. ein Mit-
tel; einem etwa3 —, beibringen (z. B. ein Klistier),
verabfolgen; ſich -—, ſich auf etwas legen, einer
Sache befleißigen; applicetur, Heilf. es werde an—
een applifäbel u. applifatin, nl. anwend—
ar, leicht anzubringen, tauglich; Applikant, m.
Bewerber, Anwärter; Applikäten, pl. |. Ordi-
naten; Applikation, f. I. (applicatio) od. Yppli=
zierung, Ausführungsart, Anwendung, Nutzan—
wendung; aud) die Anwendung äußerer Heilmittel,
der Verband; der Fleiß, Eifer, Betriebſamkeit;
Applikationsarbeit, f. Verzierungen aus ande-
rem Stoffe, die auf ein Gewebe aufgenäht find;
Applifationsfarben, pl. farbige Drudmufter, die
bei der Zeugdruderei verwendet und durch Walzen
auf die Gewebe gebracht werden; Appfifations-
ſchule, k. eine höhere Kriegsichule bei ven Fran—
zoſen, in der namentlid) die Mitglieder des Gene-
valitabes vorgebildet werden; Applikatür, f. nl.
Zonf. der Fingerſatz.
applombieren, Tr, u. appfumbieren, I. (applum-
bare; vgl. Blomb u. Blumbum) anlöten; Ap—
Hlombift, m. ein Bleilöter; Applumbation, f.
nl. die Bleilötung. |
appoggiato, it. (jpr. appoddſchäto; v. appoggiare,
anlehnen, fr. appuyer, vgl. Appui) Tonf. getragen,
. gebunden; appoggiatüra, f. eine Borjchlagsnote;
Schleifung der Töne.
Appoint, m. fr. (pr. appoäng; v. à point, d. 1. auf
dem Punkt) die Ausgleichungs- od. Scheidemüngze,
um eine Summe Geldes od. eine Rechnung voll zu
machen; der Nach- oder Zujchuß, er Zeil
(Rückſtand) einer Wechjellendung; Wechjel; auch
Papiergeld, ein Geldſchein von beitinnmter Summe;
Poſtd. Stück, Stückwert; appoint (fr.) oder a.
punto (it.) traffieren, |. trajfieren; par (per)
appoint, zur Ausgleichung; appointieren (fr.
appointer), bejolden; die Parteien bejcheiden; jich
vergleichen; ausgleichen; auch eine Rechnung mit
den Handel3büchern vergleihen; Appointement,
n. (fpr. appoängt’mang, ital. appuntamento, eig.
etwas durch Vertrag daſteette das Gehalt, die
Beſoldung; der gerichtl. Beſcheid; Appointeur,
Fr —töhr), ein Gericht3beifiger; ein Friedens»
ſtifter.
apponieren, l. (apponere) beilegen, Hinzufügen;
apponatur, es werde hinzugefügt, z. B. ein Alten-
jtüd; apponäntur acta, man lege die Verhand-
lungsſchriften bei; Appoſition, £.(l. appositio) die
Hinzufügung; insbej. Sprachl. erflärender Zuſatz;
abpofitip, nl. als Appojition jtehend, zuſätzlich.
apportieren, fr. (apporter, lat. apportäre) herzit-
tragen, bringen, bei. von Hunden; apporte! (pr.
appört) bring’ ber; Apportage, n. (pr. —tähſch')
der Trägerlohn.
Appoſition, j. apponicren. Pal She Ä
Apprekation, £. nl. (v. lat. apprecäri, anflehen) die
dringende Bitte; apprekatsriſch, erflehend, dring—
lich bittend.
apprehendieren, I. (apprehend£re) ergreifen, auf-
fafjen, inne werden; fürchten; Apprehenſion, £.
(I. apprehensio) die Ergreifung, Befißergreifung;
Auffaffung, das Auffaflen; das Begriffsvermügen;
auch die Beſorgnis; Abneigung; Widerwille; ap—
prehenſibel, ergreifbar, wahrnehmbar; appre=
henfib, nl. beſorgt, furchtſam; Widerwillen hegend;
reizbar.
Apprenti, m. fr. (ſpr. aprangti; v. ml. apprenti-
cius, altfr. apprentis, v. [. apprehend£re, fr. ap-
5
66 Apprefiion
r
prendre, fernen, lehren) der Lehrling; Abbren⸗
tiffage, k. r. u. (pr. —ßähſch) die Lehrzeit, Lehre.
Appreſſion, f. nf. (v. l. apprim£re, andriicen) die
Andrüdung; Appreſſionspumbpe, die Drudpunpe.
Appret, m. fr. (jpr. aprä; v. pret, bereit, I. prae-
stus, praeste) Borbereitung, Zurichtung; bef. das
Verdickungs- oder Zurichtungsmittel, dev Stärfe-
Heifter zum Appretieren der Zeuge; ein bei Buß-
macherarbeiten verwendeter Futterftoff; abhre=
tieren, fr. (appröter) zubereiten, bereiten, zurich—
ten, bei. Tüchern, Zeugen zc. eine jchöne, glänzende
Oberfläche geben, glätten; Appreteur, m. (ſprich
—töhr) Zurichter, Zubereiter, bej. Tuchbereiter;
Hppretür, f. (fr. mit lat. Endung) die Zurichtung,
z. B. des Tuches, um ihm Glätte und Glanz zu
geben, das äußere ſchöne Anſehen, Glätte, Glanz;
Tonk. das richtige Verhältnis in der Bauart eines
Tonwerkzeuges; Abpreturmaſſe oder Appret⸗
maſſe, Schlichtemaſſe, Schlichtemittel, die Stärke
oder Schlichte; Aupretmaſchine, Stärkmaſchine;
Appreturberfahren (öfterreich.), n. in Deutſchl.:
Beredelungsverfehr, d. i. Rohſtoffe oder- Halbfa-
brifate werden auf einige Zeit an einen im Aus—
lande gelegenen Ort gejendet, um Dort veredelt.
d. i. vervollfommnet zu werden.
abbretiieren, Ahpretiationze,,j.appreziieren.
adbreziieren, fr. (appreeier) od. appretiieren, I.
(appretiäre, von pretium, ſ. d.) jchäßen, den Wert
beitimmen; wert halten, würdigen; appreziäbel,
fr. ſchätzbar, durch Schäßung beitimmbar; Appres
ziateur, m. (ſprich apprebjatöhr); ein Schäßer;
Appresiation, £. fr. (ſpr. —Bjaßjong) oder Ap⸗
sretiatisn, nl. Schätzung, Wertbeitimmung.
approbieren, I. (approbäre) nach vorheriger Prü—
fung billigen, genehmigen, gutheißen; apprabiert,
(amtlich) zugelafjen oder geprüft; Approbation, f.
l, (approbatio) die Billigung, Genehmigung, Be—
willigung, amtliche Bulajjung; approbätur, es
wird gebilligt, Formel der biihöflichen Genehmi-
gung für Drudichriften; cum approbatiöne, mit
enehmigung; ahprobatid und approbacödriſch,
nl. ————
Approche.ſ. Approſche.
apsrofondieren (ſpr. —fongdieren), fr. (approfon-
dir, von profond, tief, I. profundus) ergründen,
gründlih unterfuden, Approfondifſement, n.
(fpr. —mäng) gründliche Erforſchung.
abpropriieren, [. (appropriäre, von proprius) fi)
zueignen, anmaßen; Yppropriation, f. die Zu-
eignung, Aneignung; Anmaßung; chemische Ver—
einigung, Berjeßung; Ripr. Appropriation des
Lehns (appropriatio feudi), Erwerbung des
Obereigentums jeiten3 des Bajallen.
Appropinquatiõn, £. (l. v. propinquus, nahe) das
erannahen, bej.eine3 Zeitpunftes od. Ereignifjes;
appropinquieren, berannahen.
Approſche od. Approche, f. fr. (pl. —m), ein Lauf-
raben, Annäherungsgraben der Belagerer vor
gen; approſchieren (fr. approcher, von
proche, nahe, und dies von lat. proprius, näher),
fi) nähern; auch Zaufgräben maden.
approviſionieren, fr. (approvisionner, vgl. Pro-
pifion) mit Lebensmitteln verjehen, mit Borrat
verjorgen; auch approdiantieren, gem. verpro-
viantieren (j. Broviant); Approviantierung,
Approviſionierung, f. Berjorgung mit Xebensg-
mitteln; Apuroviſionierungsvertehr, m. Nah-
rungsmittelzufuhr, Marktwarenverkehr.
approrimieren, |. (approximäre, vgl. proximus)
fih annähern; approximändo, annäherungs-
Apyrinitärke
weile: approrimat(us), gehäuft (Pflanzenkunde);
Uphrorimation, f. nlat. die Annäherung; afs
progimatid, annähernd, ungefähr; Approgimas
tive. f. der Annäherungspunft.
Appul, m. fr. (jpr. appüih; von altfr. pui — l. po-
ium, etwas Erhöhtes oder Vorſpringendes, vgl.
appoggiato) der Stützpunkt (einer militärischen
Stellung), Anhalt; die Stütze, Lehne; Appui—
Main od. appui de main, ke (ſpr. —mäng), die
Handſtütze, der Malerſtock; appuyieren (fr. ap-
puyer, ml.appodiare), jtügen, lehnen, uneig. unter-
— begünſtigen; ſich auf etwas lehnen, ſtützen;
auf etwas dringen, de auc den Nachdruck,
Ton auf etwas legen, 3. B. auf ein Wort im Lefen,
ein Wort betonen.
vuls, m. I. (appülsus) der Anſtoß; Sternf. das
Zujammentreten zweier Punkte.
Appunto, n. it. Kfſpr. = Appoint, Wedel von
ejtimmtem Betrag; auch Abſchlußwechſel zur Aus-
gleichungderichuldigen Summe; Uppuntamento,
n.it.(ogl.Appointement) eine Übereinkunft, Ab-
rede; auch ein Stelldichein. [der Nachfpieler.
apr&s, fr. (jpr. apräh) hernad), nachdem; Apreͤs, m.
Aprikation, f. |. (v. apricus, der Sonne ausgejekt,
onnig) = Snfolation.
Hpriköfe, f. (fr. abricot; jpan. albaricoque; ital.
albercocco, bacocco, von arab. al-birgüg; und
dies von lat. praecox, friihreif, praecoqua) die
Frucht des armenifchen Pflaumenbaums (pranus
Armeniäca).
April, m. (l. Aprilis, von aperire, öffnen; entw.
als Eröffnung des Frühlings, od. als der Monat,
in welchem fich die Erde neuer Fruchtbarkeit öffnet)
der vierte Monat, Ditermonat.
a prima vista, f. unter primus, a priöri oder
anrioriftiich, ſ. unter prior; à proportiony |.
RD propos, ſ. proponieren.
Apſfis, f. gr. (eig. hapsis, d. i. Verbindung, Silgung;
a, Wölbung) od. Apfide, Bauk. die halb-
runde überwölbte Altarniſche, Chornifche; Halb-
freisnifche; Nifchenausbau; pl. Apfiden, Sternf.
die beiden Kehr- od. Wendepunfte in ver Bahn der
Planeten, wovon der eine der Sonne am entfern-
teften, der andere am nächſten it; Apſiden-Linie,
die größte Achſe der Planetenbahn, od. die gerade
Linie, deren Endpunkte die Apfiden ſind; Aafi-
Diöle, f. nl. (apsidiöla, fr. apsidiole, Verklei—
nerungsform dv. apside) eine Kleine Chorfapelle.
Apiychie, f. gr. (v. vern. a- u. psych&) Die Geiftes-
abivejenheit, Ohnmacht. P
Aptẽra, pl. gr. (v. vern. a- u. pteron, Zlügel) un-
gefliigelte Kerbtiere, wieSpinnen, Flöhe; Abtero⸗
logie, f. Beichreibung derjelben.
aptieren, I. (aptära) zucechtmachen, einer Sadıe an⸗
paſſen; Aptierung, f. die Anpaſſung; (bei Städte-
entwällerungen): Herrichtung von Rieſelfeldern;
Aptitüde, f. fr. An ner Anlage, Geſchick.
Aptõta, pl. gr. (vgl. Profis) undeklinierbare Haupt-
a punto, j. Bunttum. [mörter.
Üpurement, n. fr. (pr. apürmdng, von pur, rein,
(. purus) der Rechnungsabſchluß. e
apyrẽniſch, gr. (v. vern. a- u. pyren, der Kern des
Steinobjtes) fernlos, ohne Stein; Aphrenomele,
f. (vgl. Mele) Heilf. eine Senfnadel (Sonde) ohne
Knöpfen. | u
anyretiich, gr. (vgl. Pyretifa) fieberlos, fieberfrei;
Apyrexie. f. Heilk. die Fieberlofigkeit. |
Anprinftärke, f. feuerjichere Stärke, zu der Sal-
mitaf, jchwefelfaures Ammonium u. a. Beftandteile
hinzugefügt find.
apyriic
abhhriſch, ar. (v. vern. a- u. pyr, Teuer) feuerfeſt,
nicht brennbar. |
aqua, f. I. Wafjer; aqua mihi haeret, eig. daS
Ta er ftodt mir, ich bin in Berlegenheit; aqua
et igne interdictus, ein Berbannter, ein Geäch—
teter, dem Wafjer und Feuer verjagt wird; Aqua⸗
fört, f. (vom I. aqua fortis), ſtarkes Waſſer, d. i.
Scheidewaſſer (aqua solvens), die im Handel vor-
fommende verdünnte (wäſſerige) und meift unreine
Salpeterjäure,ausSalpeteru.verdiünnterSchwejel-
jäure bereitet; aqua Binelli, blutſtillendes Waſſer,
nad) dem Erfinder Binelli genannt; a. destillata,
duch Deftillation (f. d.) verfeinertes Wafjer, über-
edampftes Wafjer; a. gregoriäna, Gregorijches
afjer, Reinigungswajler, das mit Ajche, Salz u.
Wein vermischt üft, nach Papſt Gregor IX. benannt;
a. Goulardi, Goulardiches Bleiwaſſer; a. regis,
Königswafjer, Goldſcheidewaſſer, eine Miſchung v.
Salpeterfäure und —— zur Auflöſung des
Goldes, des Königs der Metalle; Aqua Toffäng,
f. Toffaniſches Waſſer, ein Schleichgift-Waſſer; nad)
einer ſizilianiſchen Giftmiſcherin Toffang (um
1700) benannt; aqua vitae, Branntwein; Aquaͤ⸗
Duft, m. (l.aquaeductus, fr. aquedue, it. acque-
dotto) eine Wafjerleitung; bei. jene großartigen
Bogengänge, denen Rom noch jetzt feinen Wafjer-
reihtum verdankt (einzeln: AquaClaudia, A. Mar-
cia, A. Virgo od. it. vergine 2c.); eine Wajjer-
brüde; Ranalbrüde; Aquagium od. Aquatikum,
n. Rſpr. das Abwäjlerungsrecht, die Befugnis,
Waſſer von Grundftüden abzuleiten. , |
ee I. (aequälis, ‚e) gleich, ebenfo; Aquãles, pl.
Iterögenojjen; Aqualia, pl. gleihe Größen,
Gleichheiten; Aqualität, f. (l. aequalitas) die
Gleichheit.
Aquamanile, n. ml. (v. I. aqua, Wafjer, u. manus,
Hand) ein Wafjergefäh zum Händemwafchen, bei.
um kirchlichen Gebraud, meift in der Geſtalt von
ieren.
Aquamarin, m. (v. I. aqua marina, das Meer-
waſſer) ein meergrüner, durchſichtiger Halbedelſtein,
Spielart des Beryll; aquamarin, meergrun.
quanimität, f. l. (aequanimitas, von aequus u.
animus) der Gleichmut.
Aquarẽéli, n. (it. acquerello, fr. aquarelle, v. |.
aqua) Malerk. Wafjerfarbe; auch ein Waſſerfarben—
bild, Gemälde in Bafjerfarben ; Aquarellmalerei,
f. BWafjerfarbenmaleri, bei der mit durchſichtigen
Farben über trodenen Wafjerfarben gemalt wird;
aquarclieren, in Wafjerfarben malen; Yqua=
relliſt, m. ein Wafferfarbenmaler.
Aquärier, pl. eine alte religiöfe Sefte, welche die
größte Enthaltjamfeit übte und jogar bein Abend-
mahl ſtatt des Weines Wafjer tranf.
Aquärium, n. I. (v. aquarius, a, um, zum Waſſer
gehörig, v. aqua) die Tränfe; der Aufbewahrungs-
ort der Wafjer in einer Apotheke; Wafjerwelt,
Wafjertierbehälter, ein gläferner, mit Waſſer, Kies—
fand 2c. gefüllter Behälter, in welchem zur Unter-
haltung und Belehrung Wafjerpflanzen u. Wafjer-
tiere gehalten werden; Aquarius, ın. der Wajjer-
mann, eines der 12 Himmelgzeichen; Aquatilien,
pl. (I. aquatilia) Wafjergeihöpfe; aquätii (I.
aquätus, a, um), wäſſerig, jumpfig; aquätiſche
Pflanzen, Woſſer⸗ od. Sumpfpflanzen.
Kquatinte, f. it. (aqua tinta, d. i. eig. gefärbte
ajjer) die Wafjerfarbenart in der Kupferjtecher-
funft, erfunden von dem Engländer G©ilplin;
Kupferſtich, der ähnlich wie eine getufchte Zeich—
nung ericheint.
äquiparieren 67
Aquation, f. I. (aequatio, v. aequäre, gleihmachen,
.aequus) die Gleihung; Aquations-Tafel, eine
Zafel, welche den Durdigang der Sonne durch den
Düttagskreis anzeigt; Agnationsellpr, eine Uhr
zur Bejtimmung der wahren u. mittleren Sonnen-
zeit; Aquätor, m. I. der Öleicher, Erbalsiiien, die
von beiden Bolen gleich weit entfernte Mittellinie
der Erdfugel, a gemeinhin die Linie genannt;
Aquator-Höhe, der Winkel, den der Äquator mit
dem Horizont macht; Aquatorcäl, n. ein von
Ramsden erfundenes aftronomijches Fernrohr zur
Beltimmung der Deklination und Rektaſzenſion
(j.d.) eines Geſtirns; äquatoreãl od. aquatoriäl,
zum Aquatorgehörig, ihn betreffend; Aquatoriäl-
Projektion, i. Brojektion; Aquatoriäl-Set⸗
tur, m. eine Linie, welche den Erdgleicher durch—
ichneidet. [f. unter aqua.
aquatiih, |. unter Aquarium; Aqua Toffang,
Nquator, |. unter Aquation.
Yguavit, m. r. £. (l. aqua vitae) Lebenswaſſer,
Branntweingeift, Gewürzbranntwein, ein abge—
zugener und verjühter Branntwein; |. u. aqua.
äquidiſtänt (1. aequi-distans) gleichabſtehend,
— Aquidiſtaͤnte, f. Größenl. eine
inie, die in allen Buniten gleichen Abitand von -
einer andern hat, — Barall
Aquifolium, ſ. Acrifolium.
aquila, f. I. der Adler; auch als Sternbild (arab.
el-okab, defjen drei Hauptiterne el-nesr heißen);
Bauk. Verzierung in Adlergeftalt am Giebel eines
Haujes; desgl. ein Adlerpult, Leſe- od. Chorpult
in der Form eines Adlers mit ausgebreiteten Flü—
gein; aquila alba, eig. weißer Adler, der ältere
(alhemiftifche)RamevomQuedjilberdlorür
‚od. Kalomel (f. d.) der Stein der Weifen.
Aquilatẽrum, n. I. (v. aequus u, latus, f. d.) eine
gleichjeitige Figur, bef. ein jolches Dreied; äqui⸗
‚lateräl, gleichjeitig.
Agquilibrinm, n. I. (v. aequus u. libra, Wage, Ge—
wicht) dag Gleichgewicht; äquilibrieren, ins
Gleichgewicht bringen, ausgleichen; Aquilibriſt,
nl. ein Schwebefünftler, der das Gleichgewicht zu
erhalten verſteht, Seiltänzer und andere Luft—
jpringer; Aquilibriſtik, f. Zirk., eine Gleichge-
wichtsfunft auf bejchränfter Grundlage; äquili—
briſtiſch, gleichgewichtsfünftlerifch, feiltängerartig;
Aquilibrlsmüs, m. Gleichgewichtslehre, im fitt-
lichen an die Lehre, nach welcher der Menſch
in jeinen Handlungen nur bei völligem Gleichge-
Din her Beitimmungsgründe wahre Freiheit b .
en fol.
aquiliſches Geſetz, ein altrömijches Geſetz über
wiſſentliche Schadenzufügung (von Prätor Aqui-
lius c. 289 v. Chr.); Sn Rſpr. aquilifche
Culpa od. Fahrlälfigkeit, d. i. eine folche, für
welche jeder Zurechnungsfähige auch ohne bejon-
dere Verpflichtung einjtehen muß.
Aquilo, m. 1. der Nordwind od. genauer Nordoſt—
wind; aquilonal od. aquilõoniſch (I. aquilonius)
„nördlich.
Aquinoktium, n.!. (v. aequus u. nox) die Tag- u.
) achtgleiche, od. Tagnadıtgleiche, die Zeit, mo Tag
und Nacht einander gleich find; Frühlings- und
DR Manlnoliuum; äquinoftiäl, zur Beit der
ag- und Nachtgleiche; Aquinoftial-Stürme,
Stürme zur Beit der Tag- u. Nachtgleiche (21. März
‚u. 23, Sept.); Aquinottiallinie, f.= Aquator.
üquiparieren, |. (aequiparäre, v. aequipar, voll-
fommen gleich) gleihmachen; Aqniparatiön, f-
die Gleichmachung, Vergleihung.
5*
ele.
nn
6 aquipollent
äquipollent, I. (aeqnipöllens, v. aequus u.pollere,
vermögen) gleichgeltend, gleichbedeutend; gleid)-
„mertig; Aquipolléenz, f. nl. die Gleichgeltung.
Hauipondinm, n. I. (v. aequus und pondus, Ge—
wicht) das Gleichgewicht, Gegengewicht.
aquipotential, dasjelbe Votential befitend, 3. B.
eleftrojtatijcheäquipotentialeOberfläce,
eine Oberfläche, deren Punkte dasſelbe elektriſche
Potentialbaben; magnetijcheäquipotentiale
Oberfläche, eine Oberfläche, deren Punkte das-
jelbe magnetische Potential befigen.
äquieren, l. (aequare) gleichmachen, gleich fein.
Aquität, f. I. (aequitas, dv. aequus) die Billigfeit,
Nechtsvernünftigfeit.
äquivalieren, nl. (aequi-valere) gleich gelten, glei-
hen Wert haben; Aquibalent, n. ein gleicher
Wert, ein Wert-Erfag, eine Entihädigung, Ver-
gütung; im mechanifhen Sinne: Gleichivirker,
Sleichwert; Aquivalente, pl. Scheide. Gewichts—
verhältniffe, in denen fich die verjchiedenen Stoffe
chemiſch verbinden u.in ihren Verbindungen gegen-
jeitig erjegen fönnen; Miſchungsgewicht; elektro—⸗
chemiſches Aquivalent, eine Buhl, die in Gramm
das Gewicht eines während der Elektrolyſe durch
ein Coulombeſd. i. diejenige Elektrizitätsmenge, die
in 1 Sefunde durch den Widerſtand von 1 Ohm
mit der Stärke von 1 Ampere fließt] ausgejchie-
denen Grundftoffes angibt; 3. B. jcheidet 1 Cou—
lomb in der Sekunde 0,0000104 & Wafferitoff aus;
0,0000104 g iſt fomit das eleftrochemijche Aquiva-
[ent des Waſſerſtoffes; Aquivalenz, f. ©leichheit
des Wertes, Gleichwert; Mauinnien= Barität,
f. Gleichheit des Wertes der Münzen u. Wechjel-
preije zwijchen zwei Handelsplägen; äquibalent,
gleichwertig, gleichwirkend; mechaniſches Wärme
Aquivalent, Arbeitsäquivalent oder Arbeitswert
ver Wärmeeinheit, d. i. Arbeit, die derjenigen
Wärmemenge gleichtvertig 2 die erfordert wird,
um 1kg Wafjer (Groß- od. Kilogrammefalorie) od.
1 Gramm Waſſer (Klein- od. Grammkalorie) um
1° &. zu erwärmen (1 Rilogrammefalorie —
1000 Grammkalorien = 425 Kilogrammmeter);
taloriſches Arbeitsäquivaleͤnt, d. i. Wärme-
wert der Arbeitseinheit (Arbeitseinheit ift der Be-
trag der Arbeit, welche die Kraft einer Dyne ſd. i.
einer Krafteinheit im abjoluten Syftem] in einer
Sefunde auf dem Wege von 1 Zentimeter ver-
richtet).
üquiddf, [. (aequivöcus, a, um; v. aequus u. vox,
}. d.; fr. &quivoque) doppelfinnig, zweideutig; bei.
was eine unanjtändige Deutung zuläßt, ſchlüpfrig;
Aquivofation, f. nl. Zmeideutigfeit,
aquds, I. (aquösus, v. aqua) waſſerreich, wöſſerig;
quojität, f. (aquositas) die Wäſſerigkeit.
Ar, n. (v. l. area, Flächenraum), die Grundlage des
neuen deutſchen Adermaßes, ein Quadratmaß von
10 Meter Seite, mithin = 100 qm (Quadratmeter)
oder — 7,0499 ehemal. preuß. Duadratruten. —
Vielfache des Ar find: Defar (v. gr. deka, zehn)
— 10 Ar = 1000 qm; Hektar (v. gr. hekatön)
— 100 Ar = 100000 qm; Kilar (v. gr. chilioi,
taufend) = 1000 Ar ⸗ 100000 qm; Myriar (v. gr.
myrioi, zehntaufend) = 10000 Ar — 1000000 qm.
— Unterabteilungen des Ar: Deziar (v. l. decem,
zehn —= "ho Ar=10 qm; Bönt!
hundert) = "Io Ar —=1qm;Milliar(v.l. mille,
taufend) — "000 Ar = Yo qm. Geſetzlich ein-
geführt find in Deutſchland nur Heftar, Ar,
Zentiar.
ara, f. [. der Altar; pro aris et foecis, für Altar
ar (v. I. centum, |
Aräometer
und Herd, d. i. für ſein Eigentum, fürs Vaterland
(kämpfen).
Ara oder Are, k. ſpätl. (aera, Zeit) die Zeitrech—
nung, Zeitrechnungsart von einem beſtimmten
Zeitpunkte ab. (Braun.
arab brown, engl. (fpr. äräb braun), arabifches
Aräber, m. Bewohner der großen aftat. Halbinſel
Arabien (d. i. dürres Land, vom hebr. äreb,
Wüſte); arabiſch, den Arabern eigen; die ara-
biſche Sprache, eine der femitifchen (ſ. d.); ara-
bifhe Zahlen = arabijche Ziffern, f. unt.;
Arabeélle, weibl. Name, eig. die Araberin; Ara=
besfe, f., gem. pl. Arabesken (it. arabesco, m.,
fr. arabesque) arabijche Figuren, Verzierungen
von Laubwerk, Blumen 2c., ven Arabern nachge-
bildet, denen ihre Religion die Abbildung dv. Men-
chen u. Tieren unterfagt; überhaupt Rantenzeich-
nung, Ranken-, Qaubverzierung; Mrabict, pl. eine
Sefte in Arabien, die die Seele für ſterblich hielt;
Arabizität, f. nl. Wefen und Kenntnis der ara-
biihen Sprache; Arabismus, m. eine arabiſche
Spracheigentümlichkeit,eineEigenheitderarabijchen
Sprade; arabificren, arabiſch machen; Arabiſt,
m. ein Kenner der arabifchen Sprache; bei. die au
die arabiſchen Arzte fich anlehnenden berühmten
mediziniſchen Schrififtellev des fpäteren Mittel-
alters; Arabin, n. Scheidek. der im Waſſer lös—
lie Teil verichiedener Gummiarten, bei. des
Gummiarabikum; arabotedesco, arabiſchdeutſch,
in Mal. u. Bildh. eine Miſchung des mauriſchen,
römischen und gotischen Stils; arabiſche Ziffern,
unjere Zahlzeihen 1—9 ufw., die von den Ara-
bern zu uns gefommen und feit dem 11. Sahr-
hundert an Stelle der lateinifchen bei uns einge-
führt jind, die Araber haben jie aber von den In—
diern erhalten, man müßte aljo genauer jagen:
indifche od. arabiſch-indiſche Ziffern.
Arachniden od. Araneiden, pl. gr. (v. arächne,
Spinne, J. aran&a) jpinnenartige Tiere, dag Spin-
nengeſchlecht; Arachnoditis, f. od. Arachnitis,
Entzündung der Spinnenwebehaut des Gehirns;
Arachnoide, k. Heilk. das fog. Spinnengewebe, die
dritte Hirnhaut; Arachnolithen u. Arachniten,
Spinnenſteine, Seeſternſteine, Steine mit Ab—
drücken von Seeſternen; Arachnologie u. Ara—
neologie, f. die Spinnenkunde; auch die Kunſt,
aus Beobachtung der Spinnen die Witterung vor-
auszufehen; Arachnoloͤg u. Araneolög, m. ein
Spinnenfundiger.
Aräf, arab. (aräf, pl. v. urf, Hoher Ort) in der mo—
hammed. Religion ein Mittelort zwijchen Paradies
und Hölle, eine Art Fegefeuer.
Aralie, f. (kanadiſch u. nl. aralia) eine Gattung
amerif. Doldengewächfe, auch Beer-Angelifa;
bei. eine nordamerif. Art (aralia spinösa) mit
ungefähr 3m hohem ftachligem Stamme u. einer
heilfamen Wurzel.
Araneiden, ſ. Arachniven; Araneogräph, m. der
Spinnenbejchreiber; Araneographie, f. die Spin-
nenbejchreibung.
Aranzdda, £. fpan. ein älteres jpan. Flächenmaj;,
namentlich fir Weinberge, = 55 bi! 20a.
Aranzini, it. (v. arancia, Pomeranze; arancino,
chinefische Pomeranze) Kleine getvodnete und über—
zucerte Bomeranzen.
Aräomäter, n. ar. (v. araiös, A, Ön, dünn) od. hy⸗
droſtatiſche Wage, früher Hydrometer, n. vo.
Grapimeter, n.Senfwage, ein mit Gewichten (Ge—
wicht3-Aräometer) oder Sfala (Sfalen-Nräometer)
verjehenes Werkzeug, das man in Flüſſigkeiten ſenkt,
arare
um das jpezififche Gewicht dieſer, oder auch feſter
Körper zu ermitteln; nad) befonderen Zwecken aud)
Bierwage, Soljpindel, Alfoholometer
(ſ. d), Sacharometer (}. d.) uſw. genannt;
Hräometrie, f. die Bejtimmung der Dichtigkeit u.
des ſpezifiſchen Gewichts der Flüffigfeiten; Aräo—
ftölon, n. Bauf. ein Gebäude mit einzeln od. weit
Ittehenden Säulen; Aräotika, pl. austrodnende,
mager machende Speijen und Arzneimittel.
arare bove et asino, |. (eig. mit Ochs und Ejel
pflügen), d. h. etivas verkehrt angreifen, ungefchickt
„anfangen.
Ararium, n. |. (v. aes, Gen. aeris, Erz, Geld) das
Schaghaus des alten Rom (im Tempeldes Saturn);
der Staatsſchatz (unterfch. vom Fiskus od. Brivat-
vermögen der Kaifer), daher iiberh. das Staats—
vermögen, die Staats-, Landes- od. Stadt-Kaſſe;
öffentliche Kaffe; aerarıum ecelesiasticum, der
Gotteskaſten; ae. militäre, Kriegskaſſe; ae.prin-
eipis, landesherrliche Kaffe oder Schaßfammer;
ae. publicum, öffentliche od. Staatskaſſe; Arär-
Schatz, Kammierſchatz; ärariäl, nl. äräriſch, die
Landes-Kaſſe betreffend; (ärariale Ausgaben:
Staat3-Nusgaben.
Araroba, f. ein aus Brafilien fommendes Pulver,
das als Mittel gegen Hautflechten dient; es wird
aus dem Älteren poröjen Holze, doch auch aus der
dunfelbraunen Rinde eines in Brafilien wachſen—
den Baumes: Angelica amargoso hergejtellt und
enthält viel Chryſophanſäure; e3 heißt aud) Ba-
hDiapulver od. Goapulver.
Aras od. Ara, m. eine Gattung prächtiger ameri-
fanijcher Bapageien mit langem Schwanz; insbeſ.
der rote Ara od. indianische Nabe; vgl. Mafan.
Aratñũra, f. I. mittelalterlicher Frondienſt, insbeſ.
auf dem Ader.
Arazzi, pl. it. (sing. arazzo) gewirkte Teppiche aus
der Stadt Arras in den Niederlanden; insbeſ.
die nach Raffaelichen Zeichnungen ausgeführten
Bilderteppiche im Vatikan.
Arba, f. türf. (araba, Wagen) ein orientalijches
zweiräderiges Fuhrwerk, bei. für Frauen.
vbalete, £. fr. (eig. Armbruft, v. I. arcubalista,
eine mit einem Bogen verfehene Wurfmafcine)
Bauf. eine Dachſtuhlſäule im Oberteil eines fran-
öſiſchen Daches.
rbeiterfolonien, pl. Anſtalten, in denen Bettler
und Bagabunden gegen eine bejtimmte Arbeits-
leiftung Wohnung, Koſt und auch Lohn erhalten;
181 wurde die eve derartige Kolonie vom Pfarrer
v. Bodelſchwingh in Wilhelmsdorf bei Bielefeld ins
Leben gerufen. [dienten des Sultans.
Arbigäfii, pl. türk. die Auffeher über die Hofbe-
Arbiter, ın. J. ein obrigfeitlicher, gefeßlicher Schieds—
richter zwijchen jtreitenden Parteien; Arbiträtor,
m, ein von den Parteien ſelbſt gewählter Scyiedg-
mann; arbiträr (l. arbitrarius, a, um), willfür-
lich, eigenmächtig; nad) Billigfeit; annähernd, un-
gefähr; Arbitrinm, n. der Schiedsſpruch; die
Meinung, das Ermefjen, Gutbefinden; die Willkür;
freie Wahl, Eigenmacdt; arbitrium divinum,
der göttliche Ratſchluß; a. liberum, die Willens»
freiheit, freie Wahl; arbitrio, ital. Tonf. das
Belieben, Gutdünfen beim Sclußfall (Kadenz);
arbitrieren, I. (arbiträri) nach Gutdünfen ver-
fahren od enticheiden; Handelsſpr. durch Benußung
der Wechſelkurſe ven möglichiten Gewinn ermitteln;
Arbitration, f. (l. arbitratio) dag Gutdünken;
die Schägung, ungefähre Berehnung; Arbitrage,
f. v..n. fr. (fpr. —trdhieg?) die ungefähre Schäguna,
Archer 69
der Schiedsſpruch, Ausſpruch eines von den Pl
teien erwählten Schiedsrichters; Haudl. die Ver—
gleichung der verfchiedenen Geld- u. Wechſelkurſe,
um den vorteilhafteiten Drt fiir ein Gejchäft zu
finden, Vorteilsrechnung. [der Juden.
Arbith, n. (v. hebr. Äreb, Abend) das Nachtgebet
I Arbolade, f. fr. ein Birnenmoſtkuchen.
arbor, f. [. der Baum; a. Diänae (aud) a. philo-
sophica),derDianenbaum,Silberbaum(j. Diana);
a. genealogica, der Stammbaum; a. vitae, Xe-
bensbaum; Anat. der Marfförper inı Heinen Ge-
hin; arborefzieren (l. arboresc£re), zum Baum
werden; arboreſzent (l. arborescens), baumartig
wachjend; aba U, f.nl.banmartiger Wuchs;
Arboretum, n. Baumfcule, Baumjammlung,
Baumgarten; Arborifultür, f. nl. die Baum—
zucht; arboriförm, baumfürmig; arborieren,
nl. (fr. arborer) gleich]. bäumen, it. inalberare,
Krſpr. aufpflanzen, aufrichten, aufiteden, z. B.
Sahnen, Lärmitangen; Arborifation, f. natür-
lihe Zaub- u. Baumzeichnung auf Steinen, vgl.
Dendrit; arberifiert, baumartig od. baumähn-
lich gezeichnet; Arboriſt, m. fr. ein Baumgärtner.
Arbuſe, f. fr. (ſpr. —bühſ'; v. I, arbütum) Sand-
beere, Meerkiriche, Erdbeerbaun: und feine Frucht.
Arbñſe, £. j. Angurie.
Arbũtus, m. (im Lat. f.) der Erdbeerbaunt.
Arc, m. fr. (v. I. arcus) der Bogen; Are boutant.
m. (jpr. — Bauk. der Strebebogen, Strebe—
pfeiler, Gewölbepfeiler; archontieren (fr. arc-
bouter), kiiben: Arkaͤde, k. fr. Bauf. ein Schwib-
bogen, eine Bogenwölbung; Tanzf. die Bogenitel-
fung; pl. Arkaͤden, Bogengänge, Schattenhallen;
Arkadenmanern, pl. Mauern mit überwölbten
Pfeilern und mit Schießfcharten. [arco).
arcäto, it. Tonf. mit dem Bogen geitrichen (vgl.
Arcean, m., pl. Arceaux, fr. (pr. arßoͤh; v. arc
— |. arcus) Bogenfrümmung; verfchlungene Züge
in Form von Kleeblättern al3 Zierat an Bildhauer-
iverfen.
Arcetiches Metall, eine Metallmijchung aus Wis-
mut (0 %.), Blei (50 T.) und Zinn (30 T.), auch
Roſeſches Metall genannt.
Archaismns, m. gr. (von archaios, a, on, alt)
ein veralteter Ausdrud od. Sprachgebraud); ar=
chaiſtiſch, altertiimlich, veraltet, altväteriſch; Ar—
chaographĩe, f. Altertümerbeſchreibung; ardde=
graͤphiſch, Altertümer beſchreibend; Archäolön,
m. ein Altertumskenner, Altertumsforſcher, bei.
Kenner der alten Kunst; Urchäofogie, f. die Alter-
tum3funde in engerer Beziehung auf die Denkmale,
vorzugsweife die Kunſtwerke des Altertums; Ge-
ichichte der alten Kunſt; archaiſch vd. archäo—
loͤgiſch, Altertumskunde betreffend, altertums—
kundlich.
Archäͤus od. Archẽus, m.(v. gr. archaios, archẽſos,
uranfänglid), v arche, Anfang) nad) Paracelſus:
der geiitige Urgrumd alles Lebens, der Weltgeift,
die Allkraft der Natur.
Arche, £.(v. l. arca) ein Kaſten, Kaſtenſchiff (bei. die
Arche des Noah).
Archegẽt, m. gr. (ſ. arhi—) Oberführer, Herr,
Name des jpartanifchen Königs in dem Geſetze
Lykurgs.
Archegonien, pl. gr. (v. arche, Anfang u. gönos,
— der Naͤchkomme) die weiblichen Organe der
sarne.
Archer, m., pl. Archers, fr. (ſpr. aricheh; von arc,
—5 — Bogenſchützen, Schügen; auch leichte Rei—
ter, anfangs mit Bogen bewaffnet.
70 Arches-ceourt
Arches-court —= Court of Arches, m. engl. (von
arches, jpr. drtiches, pl. v.arch, Bogen, u. court,
ſ. d.) das geiftliche Obergericht, Oberkonfiftorium,
das ältejte und borhebutite in England, unter dem
Erzbiihof von Kanterbury.
Archereau-⸗Regulator, m. (nad) dem franzöfifchen
Erfinder Archereau [ipr. arjcheröh] benannt), jelbit-
tätiger Regulator einer eleftriihen Bogenlampe
(die obere Kohle diefer Bogenlampe iſt feſtſtehend,
die untere ſteckt auf einem Eifenftab, der in einer
Drahtrolle hängt und durch ein an einer Schnur
über ein Rädchen laufendes Gewicht gegen den
oberen Kohlenftift gedrückt wird).
Archeſporium, n. gr. (v. arche, Anfang, u. sporä,
die Saat, dag Ausgefäte, die Spore), eine Binnen-
zelle, die dem [porenerzeugenden Gewebe der Farne
den Urfprung gibt.
Archetypum od. Archetüp, n. (v. gr. arch&-typos,
on, zuerit u. als Muſter geprägt; dal. Typus) das
Urbild, Vorbild, Mufter; die Urjchrift, = Ori—
ginal; der erfte Drud; pl. Archetuͤpen, Abdrücke
der erjten Auflage.
archi —, gr. (von ärchein, anfangen, herrichen) der
deutſchen Vorſilbe erz- —— Yrchiäter,
m. gr. (v. iätrös, Arzt) der erjte Arzt, Oberarzt,
Zeibarzt; Archibouffon, m. fr. (fpr. arichibuffong;
vgl. Bouffon) ein Erzpoffenreißer, Erznarr; Ars
chikamerarius, m. nl. der Erzlämmerer; Archi-
fanzellarins, m. nl. od. Archicancelier. fr. (ipr.
arſchiſchangßeljeh) Erzkanzler; Archifapelänus,
m. Erzfaplan (beim änsifchen Könige; Archi⸗
ddpifer, m. (vgl. Dapifer) der Erztruchſeß; Archi⸗
diaͤkönus, m. gr. (vgl. Diakonus) der erjte Amts⸗
helfer, Oberbelfer; in England: Stellvertreter der
Biſchöfe; Archidiözeſe, f. (vgl. Diözefe) der geift-
liche Sprengel eines Erzbiſchofs; Archtdux, m.
nl. (it. arciduca, vgl. dux) Erzherzog; Ari:
episföpus, m. gr. (it.arcivescövo, vgl. Epistopus)
Erzbiſchof: ardtepisfopäf, erzbiihöflih; Archi-
ghmnaſium, n. eine obere Gelehrtenjchule, Haupt-
ſchule; Archihierarch, m. (vgl. Hierarch) der Erz-
priefter, Hochprieſter; Archihierarchie, f. Soc
prieiterwürde, Hochprieſtertum; Archiſpermen =
Gymnofpermia, f.d.
Arch-⸗Jerẽj, m. (v. archi- u. Jerei, |. d.) ruf. Erz
bijchof der griech.-orthodoren Kirche (= gr. Ardhi-
hierdrd).
archiloͤchiſch, gr. beigend, heftig, ſchmähend (von
Heden und Schriften), nad) dem alten griechiſchen
Dichter Arhilöchos aus Paros, Erfinder der
jambijchen Poefie.
Archimägus, m. (v. archi- u. Magus, f. d.) Erz-
zauberer, altperfiicher Geheimfünitler; Archima—
ie, f. Erzzauberei, Goldmaderei = Alchemie;
rchimandrit, m. neugr. (v. gr. mandra, Pferd),
Hürde; Klofter, alfo) Kloftervorjteher, Abt; in der
griech. Kirche die zweite Würde nad) dem Patri—
arhen; Arhimimus, m. der Schaujpieler, der
bei altrömijchen Zeihenbegängnifjen den Berftor-
benen in jeinem Mienenjpielzc.nahzuahmen hatte;
Arhimonafterium, n. (vgl. Monafterium) dag
Haupiklojter; Archiofficia, pl. nl. (vgl, Offizium)
Erzämter; Arhiöfondm, ın. gr. (val.Dfonom)der
Berwalter des Kirchenvermögens; Archipäpa, m.
der erite Kirchenvorfteher in der griech. Kirche.
Ardipelägus, m. gr. gem. verk. Archindl (eig.
Hauptmeer, v. pelagos, Meer) ein Inſelmeer, bei.
das griechiſche er
Arhiprespfiter, m. gr. (f. Presbyter) ein Ober-
arctus
kirchenvorſteher, Erzpriefter, Oberpriefter; Ari
bresbyteriãt, n. Oberfirhenvorfteheramt.
Archifterium, n. gr. biſchöflicher Sit.
Architétt, m. gr. (architektön, v. tekton, Holzar-
beiter, Zimmermann, l.architectus, fr.architecte}
ein Baumeifter, Baufünftler; Architektoͤnik, f. die
Baufunft; aud) die Kunft, ein wiſſenſchaftliches Ge-
bäude (Syſtem) a nie Syitemlehre; archi⸗
teftönifch, den Kegeln der Baukunſt gemäß,
baukünſtleriſch; ardhiteftonifche Kenntniffe,
Kenntniffe in der Baukunst; auch das Lehrgebäude
od. die Lehrform (das Suiten) betreffend od. darin
egründet; Architektonograͤph, m. ein Baumerk-
eichreiber; Architektur, f. I. (architectüra) die
Baukunſt; Bauart, die Anordnung u. Einrichtung
eines Gebäudes; Architefturformen, pl. Bau-
formen; Architekturmalerei, f. die Baumalerei,
welche die Werke der Baufunft als Hauptgegen-
ſtand auf dem Gemälde zeigt; architectura ci-
vılis, die bürgerfiche Baufunft; a. hydraulica,
die Waſſerbaukunſt; a.militäris, Kriegsbaukunſt;
a. navalis, Schiffsbaufunft. a8
i Arditrdb od. Architraͤb, m. gr.-[. (von arch- u.
trabs, Balfen, it. u. fr. architrave) der auf einer
Säufenftellung ruhende Hauptbalfen, Bindebalfer
(gioifchen Knauf und Fries), Steinbalfen, Säulen-
alfen. .
Archityp, r. Archetyp, ſ. d.
Hrchiv, n. l.(archivum, dv. gr. archeion, d. i. Obrig-
keitshaus, Rathaus) die Urkunden ammlung, der
Urfundenjaal, das Urkundenhaus; Archivarius,
Arhivär od. Archiviſt, m. nl. ein Urkundenbes
wahrer od. «Aufjeher; archiuiich od. archivaliſch,
urkundlich; archinaliſche Urkunde, Grundur—
kunde; Archivalien, pl. die Urkunden, Urkunden-
beſtände; Archivrecht, n. die Beweiskraft der ar»
hivaliichen Urkunden, jofern dieſe die Beweiskraft
aller anderen Urkunden übertrifft.
Archivolte, f. fr. (pr. arihiwält’; it. archivolto)
auf, Bogenleilte, Simd um einen Bogen (als
ſcheinbarer Träger gotijcher Schwibbögen)..
Archozẽle, f. gr. (von archös, der Alfter) Heilk. ein
warmbrud; Archometron, n. der Maſtdarm⸗
meſſer od.-weiter; Archoutöma, n. od. Archo⸗
— f. Maſtdarmvorfall; Archorrhagie, f.
fterblutfluß; Ardorrbäe, f. Ausfluß aus dem
After, bei. Schleimfluß. |
Archologĩe, f. gr. (v. arche, Anfang) Anfangs- od.
Grundlehre, = Fundamental-BHilofopbie.
Archon u. Archont, m., pl. Archoͤnten, gr. (von
ärchein, en )Herriher, Anführer, Boriteher;
im alten Athen die erite obrigteitliche Würde nach
Abſchaffung der Königswürde.
Arciere, |. arco.
arco, m. it. (= |. arcus) der Bogen; Tonk. Bogen,
Bogenftrich, al3 Zeichen für die Violinfpieler, mit
dem Bogen zu ftreichen; davon coll’arco, mit dem
Bogen, entg. pizzieato; Arciere, m. it. (fpr.
artichiere; fr. archer) ein Bogen= od.-Hakenſchütz,
Reibwächter; die ea. (gem. verderbt
in Hartſchier, Hatidier, f. d.), die alte Zaijer-
liche Leibwache zu Wien; Arcitenens, ın. I. der
Bogenhalter, da3 Sternbild des Schügen.
Arcot (jpr. arkoh) od. Arcou (ſpr. arkuh) m. fr.
der Ofenbruch beim Metallſchmelzen, die Kräße,
die Schlade.
arctus (od. artus), a, um, [. eng, gedrängt, fnapp;
Iharf begrenzt oder bejtimmt; Komp. arctior
arctius, enger, Peer 2c.; arctior eitatio, f. !.
Rſpr. geichärfte Borladung; arctius jus, das
Arcula
Argo —
Näherrecht; aretius mandätnum, n. ein geſchärf- Arenga, f. nl. Zuckerpalme.
ter Befehl; Arttation, f. nl. (v. J. arctare, ver-
engen) Heilf. eine Verengung der Eingemweide und
dadurd bewirkte Berjtopfung, auch das Bujam-
menprefien eines Körperteil3 durch einen Verband.
Arcüla avis, f. ein Vogel (bei den römijchen Augu⸗
rien), der Unglücd verfündigte, Unglüdsvogel, ein
jchlimmes Anzeichen.
arcus, m. l. der Bogen, die Krümmung, Wölbung;
arcus diärnus,Sternf.derTagbogen; a.noctär-
nus, der Nachtbogen; a. triumphalis, Triumph-
bogen; a. visiönis, Opt. der Schebogen; arcua-
tim (v. arcuäre, friimmen) bogenförmig; Arkua⸗
tion, f. die bogenfürmige Krümmung, Bogen»
frümmung, 3. 3 der Knochen; arcülus, m. ein
tleiner Bogen; arcülus senilis, der Greijenbogen,
— gr. Öerontotoron, ſ. d.
Ardaͤfſe od. Ardeſſe, f. fr. grobe Ausſchußſeide von
— Ardafiine, f. Sertieide, feine perſiſche
eide.
Ardeb, m. ein ägyptiſches Getreidemaß (in Kairo
= 179 1, in Werandrien = 271 ]). y
Ardelio, m. L., pl. Ardeliönen, geichäftige Müßig⸗
änger, die gleichſam mit brennendem Kopfe (ar-
entes) umherrennen und doch eigentlich nichts
tun (vol. Polypragmoſyne).
Ardelle, m. (fr. eau d’Ardelle) Nelkenwaſſer, ein
mit Gewürznelfen und Musfatblumen bereiteter
feiner Branntwein.
ardent, I. (ärdens, v. ardere, glühen) brennend,
WR feurig, heftig; ardor, m. l. od. ardenr,
. fr. (fpr. ardöhr) od. Ardenz, f. nl. Glut, Hiße,
Eifer; ardor stomächi od. ventricäali, I. Heil.
Sodbrennen.
ardito, it. (— fr. hardi) Tonf. kühn, beherzt.
ardüus, a, um, I. hoch, jteil; uneig. ſchwierig, miß⸗
li; ardua — eine ernſte, ſchwierige Frage;
Arduität, f. die Steilheit, Schwierigkeit.
are you ready? engl. (beim Tennisſpiel, ſpr. är jü
redi) Sind Sie fertig? oder furz: fertig? (ready?)
Aröa, f. I. die Fläche, Ebne, insb. ein freier Platz vor
einem Haufe, auch Hof, Tenne, Lichthof; Zirkus-
lat; Urcäl, n. nl. (areäle) der Flächenraum,
lächeninhalt, 3. B. eine Gebäudes.
Arch, m. eine oftindishe Rechnungsmünze —
Y, Krore = 25 Lad — 2; Millionen Rupien =
4811322 M.
Arcdas, pl. eine Art leichter oftindischer Zeuge, aus
den glänzenden Fäden gemifjer feidenartiger Pflan—
zen gemwebt.
arefazieren, I. ausdörren; Arefält, n. ein aus-
Bier od. ausgetrockneter Körper; Arefaktion,
. die Ausdörrung.
Areka. en. (areek, jpan. u. port. areca),
od. Areka⸗Palme, f. auh Binang, ein Baum
in Aſien, aus deſſen nußähnlichen Früchten das
fogenannte Ratehu (f. d.) gewonnen wird.
Arelät, n. od. Arelatiiches Reich (von der Stadt
Arelate od. Arelas, jest Arles, im füdlichen
ranfreich), das Burgundiiche Reid) im 9. u. 10.
ahrh.
Arena, f. l. der Sand, Sandplan; Kampfplatz im
Amphitheater der alten Römer; die Fläche der
Kampf- oder Rennbahn im Zirkus, Schaubühne;
Arenarius, m. (gr. psammites) des Archimedes,
ählung der Sandkörner (ſ. Humboldt3 Kosmos
d.3,©. 41); Arenstion, f. nl. = arenösum
balndum, Scheidek. ein Sandbad; arenieren, fr.
(aröner) fich jenten, von Gebäuden.
Arendätor u. Arende, j. Arrendator.
Areöla, f. I. (Verl. von area) der Heine Hof, d. i.
rote Kreis um die Puſteln der Schußblattern; der
Warzenring auf der Bruft; der Hof um den Mond.
Ureometer, n. r. Aräometer, ſ. d.
Yrcopägus od. Arcopdg, m. gr. (Areiöpägos,
Areios, dem Ares geweiht, und pägos, Hügel) der
ältejte und berühmtejte Gerichtshof in Athen (bef.
über Blutjchuld), der auf einem dem Ares (Mars)
gemeihten Hügel gehalten wurde; eine Verſamm—
lung unparteiifcher, ehrwürdiger Richter; Areo—
vagit, m. ein Richter dieſes Gericht3hofe2.
Ares, m. gr. (Ares) Fabell. = lat. Marz, ſ. d.;
Areotektoͤnik, f. gr. die Lehre vom Angriff und
der Verteidigung feſter Plätze.
Arctalög, m. gr. (aretälögos, v. ar&te, Tugend),
pl. Aretalögen, Tugendſchwätzer, angebliche Phi—
Ieiopben im alten Rom, die zu ſchmarotzenden
ultigmachern herabgeſunken waren; Aretine,
weibl. Name: Tugendhafte, Tugendreiche; Areto⸗
logie, f. die Tugendlehre, ein Abjchnitt der Ethik.
aretinifche Silben, j. unter ut, re.
Argäli, n. perj.(argali) das Muffeltier, wilde Stein-
ichaf, fr. Mouflon, m. (fpr. muflöng), in Sibi-
rien und im nordwejtl. Amerika.
Argandſche Lampen, von Argand in London
1783 erfundene Lampen mit hohlem, walzenför-
migem Docht und einer die Slamme umgebenden
Slasröhre; daher Argandſche Brenner, ſolche
mit runder Flamme für Gasbeleudytung.
Argeier, gr. = lat. Argiver, f. d.
argentum, n.|[., argent (pr. arſchaing), fr. Silber,
Silbergeld; argentum foliätum, I. Blattfilber:
a. fulminans, Sinallfilber; a. musivum, Maler-
filber; a. vivum, lebendiges Silber, DQuedjilber;
argent blanc, fr. (jpr. arſching blang) Silber»
münze: a. comptant (jpr. — kongtaͤng), bares
Geld;a.conrant (jpr. —furdng), gangbare Münze;
a. en coquille (jpr. angkokij), Mal. Muſchelſil—
ber; a. en feuille (jpr. —föf'). Blattiilber; a. en
lames (jpr. —lahm’), Silberlahn; a. en lingots
(pr. —längsdb), Silber in Barren; a. hach& (ſpr.
haſcheh), Silber; verfilbertes Metall, auch Ge—
räte von verfilbertem Metall; a. plaqué (jpr.
—plafeh), Blech, Beleg oder Überzugjilber; a.
vitreux (jpr. —witröh), Glanzſilber, Glanzerz;
Argentäl oder Ürgentän, n. nl. Neuſilber, eine
Metallmiihung aus Kupfer, Zink und Nidel, =
Pakfong (j. d.); Argentarins, m. I. ein Geld»
wechjler bei ven Römern; Argenterie, f. fr. (pr.
arſchangtr'ih) Silbergeichirr, Silbergerät; argen«-
teus, lat. ſilbern z. B. Codex argenteus, d. i.
die füberne Handſchrift, nämlich die Handichrift
der gotischen Ei ie des Biſchofs Wul-
fila, die gegenwärtig ſich in Upſula befindet: ars
gentin, ſilberfarben, hellklingend wie Silber;
Argentin, n. ein zerteiltes Zinn, das zur Her-
jtellung von Silberdrud auf Geweben verwendet
wird; Porzellan, dad mit Silber (od. aud) Gold
od. Kupfer) überzogen it; argentieren (fr. ar-
genter),verjilbern ; Urgentometer, Sitberprüfer;
Argentüre, k. (jpr. arſchangtühr'), die Verfilbe-
tung; Argiroide — Argyroide, f. d.
Argivber, pl. (1. Argivi) die Bewohner der griech.
Provinz Argos od. Argoli3; bei den Iatein. Dich-
tern für Griechen überhaupt.
Arno, f. gr. Tab. das ältejte, unter Athenes Lei—
tung erbaute Schiff; aud) al3 Sternbild am jüd-
lichen Himmel: das Schiff; Argonauten, pl.
d. i. Argoſchiffer, für die jenes Schiff beſtimmt war,
12 Argologie
Jaſons Reijegefährten nach Kolchis zur Eroberung
des goldenen Vlieſes; Argonant, m. aud) eine
Gattung Meerjchneden: der Bapiernautilus; Ar—
gonautika, pl.die Gefchichte des Argonautenzugs,
von Apollonius dv. Rhodus und Valerius Flaccus
als epifches Gedicyt bearbeitet; Argoſie od. Ar⸗
goſh. f. engl. (vgl. ml. argis, ein Laſtſchiff, gleich—
falls von dem Schiffe Argo jo genannt) die Ka—
racke; ein großes Sandeleihiff.
Argologie, f. gr. (v. argös — aeıgös, untätig,
müßig) unnüges, müßiges Geſchwäßz.
Argot, £. fr. (pr. argdh; v. dem häufig gebrauchten
ergo [j. d.] der lateinifcy, alfo für Laien unver:
ſtändlich Nedenden; daher ergoter, mit Worten
jtreiten und argoter, Notweljch reden) das Rot—
welich, die Gauner- od. Diebesipradye; argotie=
ren, rotwelſchen, die Gaunerſprache reden; Argo—
tismus, m. barb.l. ein Ausdruck od. die Eigen-
tümlichkeit der Gaunerſprache.
Argouſin, ın. fr. (ſpr. arguſäng; wahrſch. verderbt
aus dem ſpan. Alguacil, ſ. d., oder auch fran-
zöſiert aus Argus, ſ. d.) ein Aufjeher über Ga-
leeren-Sträflinge.
argnieren, |. (arguere) anzeigen, dartun, über-
führen, beweilen; Argument, n. (l. argumentum)
ein Beweismittel, der Grund, Beweisgrund; der
Stoff oder Inhalt einer Schrift, Dichtung 2c.;
Stern. ein Bogen, im Berhältnis zu welchem ein
andrer berechnet od. gefucht wird; argumentum
ab invidia, ein böslicher od. boshafter Schein-
grund; a. achilleum, ein Trugſchluß; a. e con-
trario, ein aus der Erwägung des Gegenteils fich
ergebender Grund; a. ad hominem, ein Beweis,
der von den ausgeſprochenen Grundfäßen, der
Handlungsweiſe 2c. des Gegners ſelbſt hergenom-
men it, alfo ein fchlagender Beweis, eine perſön—
lihellberführung; a. ad veritätem, ein von all-
gemein gültigen, wiljenschaftlich beariindeten Sägen
anusgehender Beweis; a. e consensu gentium,
ein ſich auf die Ubereinſtimmung aller Bölfer und
Beiten berufender Beweis; a. externum, ein von
einem außerhalb der Streitfrage liegenden Gegen—
ſtand bergeleiteter Grund; a. internum, ein in
der Streitſache jelbit liegender Beweisgrund; a.
palmarlum und a. primarium, ein enticheiden-
der Beweis, ein Hauptbeweis; argumentieren (.
argumentäri), einen Beweis führen, jchließen, fol-
gern; Argumentation, f. die Folgerung, Schluf-
folgerung, Beweisführung; auch Schluß- und Be-
weisart; Argumentätor od. Argumentift, m.
der Beweisführer; argumentes(l.argumentösus,
a, um), reich an Stoff vd. an Beweisgründen.
Argus, m. gr. (Argos) Fabell. der hundertäugige
Bewacher der von der Hera in eine Kuh verwan-
delten Gelichten des Zeus: Ko; nneig. ein wach-
jamer eiferfüchtiger Hüter; Argus-Augen, im-
mer offene Augen, denen nicht leicht etwas entgeht.
Argutien (ipr. —zien), pl. I. (argutiae) Spigfindig-
feiten; argutiss, nl. jpisfindig; argutieren (ar-
gutäri), jpißfindig reden, ſchwaͤtzen.
Argyride, gr. (v. argyros, Silber) die Silberjtufe,
ſilberhaltiger Schwefelfies; arghridiſch, filber-
haltig; Argyria oder Argyriaiis, f. filberähn-
liche Färbung der Haut, die durc längeren Ge-
brauh von Höllenftein hervorgerufen wurde;
Arghraſpiden, pl. Silberfchildträger, die vor-
nehmſte Abteilung der an Tendien und
der Leibwache Aleranders d. Gr.; Argyritis, f.
Silbererz, Silberglätte (eig. Bleiglätte),; Arghro—
Ariſtarchus
f. Scheinſilber, Kunſtſilber, eine dem Silber ähn—
ide Metallmifchung; arghrokömiſch, filberhau-
tig; Arghrokratie, f. die Geldherrſchaͤft; Argh—
romanie, f. Geldwut, Geldfucht; argyroneta, t.
gr. (Silberjpinnerin) die Waſſerſpinne, nach ihren:
ſilberglänzenden Geſpinſt; Argyrophan,n.Schein-
ſilber, eine ſilberähnliche Metallmiſchung; Argh—
ropun oder Arghropöle. f. vermeintliche Silber-
macherei.
Arhythmie, f. ge. = Arrhythmus, f.d.
ria, f. it. 1. 1. aër) Quft; Aria cattiva, bös—
artige, Fieber erzeugende Luft in Italien, Def. in
In Maremmen u. Pontiniſchen Simpfen; 2. |.
tie.
Ariddne, £, in der griech. Fabel Tochter des Minus
von Kreta, half dem Thejeus aus den Jrrgängen
des Labyrinth, wo er den Minotaurus erlegte,
vermitteljt eines Fadens den Rückweg finden; da-
ber Ariadne-Faden, ein Leitfaden durchs Ge-
— Sternk. ein Aſteroid, 1857 von Pogſon ent-
ect.
Arianismus, m. die Lehre des Arius —
und ſeiner Anhänger, welche die Gottheit Chriſti in
Abrvede jtellten ; Ariãner, pl. Anhänger dieſerLehre.
arid oder aride, !. (aridus, a, um) dürr, troden;
Aridität, f. (I. ariditas) Dürre, Trodenheit, Ma-
gerfeit, auch uneig. von der Rede; Aridür, f. nl.
Heilk. die Vertrocknung, Abzehrung, der Schwund.
Axie, f. (aus dent it. arla, fr. air, Quft, Wind; dann
Weife, Melodie) ein Lied, Geſang; Einfang, entg.
Duett 2c.; auch die Geſangweiſe zu einem Liede;
Arictte, £. fr. (ital. arietta) eine Eleine Arie, ein
einfaches Liedchen; arioso, it liedmäßig, jangbar;
Artoͤſo, n. als Hauptw. ein arienmäßiger Geſang,
welcher in das Nezitativ eingejchoben wird.
Ariel, m. urſpr. hebr. Eigenname (ariel, Löwe Got-
dämas, m. Katzenſilber, Slimmer; Arghyroide, |
tes, d. i. heldenmütiger GStreiter fiir Gott), nad
der Dämonologie der Sabbala ein Wafjergeiit;
Beiname von Serufalem; nad) der Yabell. des
Mittelalters ein Luftgeiſt, Schußgeift der Unſchuld
(jo 3.8. bei Shafefpeare).
Aries, m. I. der Widder, auch als Sternbild des
Tierkreifes; ein Sturmbod, Mauerbrecher, Be-
lagerungsmajchine im Altertum.
Ariette, ſ. Arie.
Arihman, ſ. unter Ormuzd.
Arimannen, die Freien bei den Langobarden; im
Gegenjat der Unfreien, aber auch der Obrigkeit;
Arimannie, f. ihre Gejamtheit in einen Gau,
auch ihre Abgabe, Heerbanniteuer.
Yrimdspen, pl. (l. Arimaspi, gr. Arimaspoi) ein
fabelhaftes, wahrſch. ffythiiches Volk im äußerten
Nordoiten der alten Welt, al3 einäugige friegeriiche
Menichen gefchildert, die mit Greifen (Grypes) um
den Befiß des Goldes kämpfen.
Ariolation, ſ. Hariolation. [971,6 mm.
Ariſch, m. perj. (arisch) eine perſiſche Elle =
ariiche Sprachen (von ſanskr. ärja, ein Mann des
iranischen und indiihen Stammes, be. ein An-
gehöriger des in Indien herrſchenden Stamntes,
welcher die drei obersten Kaften bildete, davon Aria,
eine Landſchaft des alten Perſiens) perfiiche oder
iranische Sprachen, die Sprachen indogermanijchen
Stammes in Berfien und Indien; in umfaflen-
derem Sinnedie Sprachen indogermanifchen Stant-
mes überhaupt (ſ. Indien).
Ariſta, k. lat. die Granne. N:
Ariſtaärchus od. Mriftärch, m. gr. ein berühmter
aligriech. Grammatiker, der ein ſcharfer Beurteiler
der Gedichte Homers und Pindars war; daher
Ariitofratie
übh. ein ſtreuger Kunftrichter; ariſtaärchiſch, mit
der Miene eines jolchen Kunſtrichters.
Ariitofratie, f. gr. (aristokräteia u. aristokratia,
eig. Herrichaft der Beiten, von Aristos, der beite,
und kratein, herrfchen) Adelsherrfchaft; Adel, Ge—
burt3adel, Geiftesadel; entg. Demokratie; Ari—
ftofrät, m. Anhänger einer ſolchen Staatsverfaj-
jung, ein Adliger; ariftofrdtifch, adlig; edel, vor-
nehm; Mriftofratismus, m. Anhänglichleit an
die Adelsherrichaft; Grundfäge und Handlungs-
weile der Adelsherrichaft; Ariſtodemokratie, f.
Adels- und Voltsherrichaft.
Ariſtolochia, f. gr. (v. Aristos, der befte, u. locheia,
das Gebären, d. i. geburtfördernd) das Geburts—
fraut, ſ. Ofterluzei; Ariſtolochin, n. das Ari—
itolochiabitter, ein in der Wurzel der A.serpen-
taria gefundener Stoff; Ariſtolochica, pl. (sc.
NRemedia, ſ. d.) Heil. das Gebären und bef. die
Kindbettreinigung befördernde Mittel.
Ariftotelifer, n. ein Anhänger des athenifchen
hilofophen Ariftoteles; Ariſtotelismus, m. die
ehre oder Philoſophie desjelben.
Arithmẽtik, f. gr. (von arithmös, m. die Zahl) die
Zahlenlehre (zerfällt in Buchſtabenrechnung und
gemeine Ktechenkunft); politiſche Arithmetik, An—
wendung der Arithmetik für gejellichaftliche oder
ftaatliche Einrichtung N B. das Verſicherungsweſen
u. a.), Harmonische Arithmetik, die Verwendung
der Arithmetik in der Aluſtik; Arithmetiker, m.
ein Nechenmeifter, Nechenfünftler; arithmeötiſch,
zum Rechnen gehörig, durch Zahlen dargeftellt
oder bewirkt; arithmetiſches Mittel, die halbe
Summe zweier Zahlen, Mittelwert; arithmetiſche
Proportion, j. Broportion; Arithmogriph,
ra. gr. (von griphos, d. i. Netz, Rätfel), ein Zahlen-
rätſel; Arithmologre, f. die Lehre von geheimen
wunderbaren Eigenjchaften der Zahlen; Arithmo—
mantie, f. das Wahrjagen aus Zahlen; arith-
momdntiich, aus Zahlen wahrjagend; Arithmo⸗—
meter, m. gr. Rechenmajchine (von Thomas in
Kolmar erfunden).
Arkadier, pl. gr. eig. Eingeborene von Arkadien,
einem don Sitten bewohnten Gebirgslande in
Morea; ein Dichterverein im heutigen Nom; ar=
kaͤdiſch, aus Arkadien, Schäferlich, ländlich, un—
ſchuldig, vgl. idyllisch.
Artän, m. tatar. ein Seil aus Pferdehaaren (ähn-
ih dem Laſſo), das zum Einfangen der milden
Pferde dient.
Arkanfon, n. fr. = Kolophonium.
Arkänum, n., pl. Arkãna, I. (v. arcänus, geheim)
ein Geheimnis; Geheimmittel; Arkaniſt, m. ni.
ein Geheimnisfundiger, Geheimnisträmer.
Arkatur, f. I. (v. arcus, der Bogen) Bogenftellung.
Arkebuſe, f. fr. (pr. ark'büſ'; altfr. harquebuse,
ſpan. arcabuz, ital. archibugio, holl. haakbus,
deutſch: Hakenbüchſe) die Hakenbüchſe; arkebuſie—
ren (fr. arquebuser), ſtandrechtlich erſchießen;
Arkebujade, f. (pr. arf’biijad’) der Büchſenſchuß;
die Erſchießung; Schußwunde; Arfebufade-Maf-
fer, Schußwundenwaſſer; Arkebuſier (pr. — je),
ein Scharfſchütz; auch der Büchjenmacher.
Arkelet, Arkolei, f. (von lat. arcus, der Bogen)
Kriegsmaterial, befonders Geſchütz, in der älteren
———— — Wrtillerie.
Arköfe, f. Sanditein, der mit Feldfpat durchjegt ift.
Arktik, £. engl. das Nördliche Eismeer.
aͤrktiſch, ar. (v. Arktos, Bär) in Beziehung auf die
beiden Sternbilder de3 großen und Kleinen Bären
(Ursa major und minor) am nördlichen Bot, alfo:
Armatolen 13
nördlich, nordiſch; Arktür, m. I. Arkturus (ar.
Arktüros, von üros, Wächter, Hüter, aljo eig. der
Bärenhüter) ein ſchöner, rotleuchtender Stern erfter
Größe (arab. Aramech) unweit des Bären im
Sternbild des Bodtes (d. h. Ochfentreibers, info-
fern das Siebengeſtirn des Bären auch unter dem
Bilde eines Rindergeſpanns aufgefaßt wurde [vgl.
septentrio], welchem der Treiber zur Seite ging).
Arktur, f. lat. Heilf. das Einwachſen der Nägel in
das Fleiſch.
Arknation, f. [., j. arcus. |
Arlecchino, m. it. (pr. ch = ff); Arlequin, fr.
(pr. arlefäng) ein Ruftigmacher, Poſſenreißer,
Hanswurft, gew. Harlefin; Arlequine, f. (pr.
— ihn’) Hanswurſttanz; Arlequinade, ſ. Har—
lekinade. R —
Arlesgüter (wahrſch.verdorben fiir Urlaßgüter oder
Urlosgüter), freie Güter, Los- oder Laßgüter.
Arlet, m. engl. oſtindiſcher Kümmel.
arma, pl. I. Waffen, Geräte; ſeit dem Mittelalter
für Wappen, Gefchlechtswappen, fr. armes (pr.
arm’); armes parlantes, fr. (pr. —parlängt’)
redende Wappen, die den Namen ihrer Führer
bildlich andeuten (z.B. ein Rad für Wagneru. dgl.);
ad arma, |. od. aux armes, fr. (ſpr. ohſcirm) zu
ven Waffen! zum Werke, zur Sade! in armis,
unter den Waffen, bewaffnet; inter arma silent
leges, unter den Waffen ſchweigen die Geſetze, d. h.
im Kriege gilt fein Recht — als das des Stärfe-
ren; inter arma silent musae, d.h. im Kriege
fiegt Kunſt und Wiſſenſchaft darnieder; Armaͤda,
f. ſpan. (v. armädo, bewaffnet) od. Armade, eine
Ausrüftung, Kriegsflotte, a die von
Philipp I. in Spanien gegen ae Eng-
land 1583 ausgerüſtete große Flotte; Armadill,
m. (fpan. armadillo) da3 Gürteltier, Schildferfel,
auch Tatu in Südamerika; Armadilla, Ipan., 02.
fr. Armadille, f. (ſpr. —dilja, —dij’) eine kleine
Flotte, ein Geſchwader; auch ein kleines bewaff—
netes Schiff, beſ. Zollſchiff; Armaliſten vd. Ar:
mäles, pl. (vom ungar. armälis, der Adelsbrief)
Adlige in Ungarn ohne Grundbefiß, die nur von
Waffendienfte lebten; Arınamentarinm,n.i. das
Waffenhaus, Zeughaus; Armarium, n. 1. (it. ar-
mario) ein Schranf für allerlei Gerät, be. Biicher-
Ihranf; Armariölum, mein Schränfchen,Bücher-
ſchränkchen; Hojtien-Behältni3 in der rom. Kirche;
Armarius, m. ml. Waffenfchmied; Bücherauf-
jeher; Bewahrer der Kirhenbücher und Vorfänger
in Klöftern; Armateur, m. fr. (ſpr. armatöhr) ein
bewaffnetes Handelsſchiff; ein Needer od. Schiffs—
eigner, der fein Schiff zu einer weiten Reife aus—
rüftet; aud) der Inhaber eines — ——— ein
Seefreibeuter, Seeräuber; Armierung, f. Bewaff—
nung, Ausrüſtung, Panzerbeſchlag (der Panzer—
ſchiffe) Panzerung; Zubehör (zu einem bewaffneten
Schiffe) = Armatur, ſ. d.
Armagnak, m. fr. (pr. armanjad) ein dem Kognak
ähnlicher Franzbranntwein aus der Landjchaft
Armagnac in der Gascogne; Armagnaks oder
Armagnaken, pl. (pr. Armanjäken) Kriegsbanden
des Herzogs von Armagnac, von Karl VII. gegen
Schweiz und Elfaß gejchiet, 1444 bei St. Jakob
a. d. Birs von den Schweizern gefchlagen, fcherzh.
die Armengeden genannt.
Armatolen, pl. neugr. (armatölös, von armatönd,
ich bewaffne) Wehrmänner, Klephten (f. d.), die mit
der Pforte in Unterhandlungen traten; Arma—
tolien, pl. die den Armatolen von der Pforte an—
gewiejenen Bezirke.
14 Armatur
Armetür, f. I. (armatüra) das Kriegsgerät, Rüſt—⸗
eug, die Waffenrüjtung, Bewaffnung; Seejpr. die
Ausrüjtung und Bemannung eines Schiffes; Pan—
zerung eines Schiffes; Waffen- und Bauf. Wehr-
gerät, Kriegszierat, Waffenfchmud; Naturl. Ar—
matıır des Mannets, die Kraftveritärkung des—
jelben durch Eijenvorlagen, Bewaffnung; Armes
turfammer, die Rüjt-, Wehr- od. Waffentammer;
Armaturichifi, ein zum Kreuzen auslaufendes
bewaffnetes Schiff; Armaturftüd, ein Rüftftüc,
Wehrſtück, Waffe; Keſſel-Armatur, Kefielaus-
rüſtung.
Armee, fr. (v. armer, bewaffnen) ein Heer, Kriegs—
heer; Zandheer, Landmacht; armée volante, fr.
(pr. —woldngt’) Kıf. ein fliegender Heertrupp;
Armee fommando, n. fr..it. der oberfte Heer-
befehl, die Kriegsführerfchaft; (eine vollftändige
Armee teilt fihin mehrere ArmeesKorps ſſpr. im
Sing. —fohr), d. i. Heerkörper, Heermaſſen, weiter
in Diviſionen, Heerteile, die wiederum in Bri-
gaden, Heericharen, deren Unterabteilungen Re—
gimenter, Bataillone, Kompagnien find);
Armenent,n.fr. (ſpr. arm'meing) die Bewaffnung,
Ausrüſtung, Kriegsrüſtung, —— eines
Schiffes; die Mannſchaft ſelbſt; auch ein Kriegs—
geſchwader.
Armenier, m. Einwohner von Armenien, Gebirg3-
land in Aſien; auch die größte Art aus Oſt-Europa,
bei. aus der Moldau kommender Schlachtochſen
(Armenianer); armenifcher Stein (lapis Arme-
nius), eine Steinart, bejtehend aus Kalk oder
Duarz, gemengt mit Kupfer-Laſur, in Armenien
und in Tirol, gereinigt als Bergblau iuden Handel
fommend.
Armide, f. die Bewaffnete, Name einer fehönen und
mächtigen Zauberin in Tafjos befreitem Jeruſalem;
uneig. ein verführerifches Weib überhaupt.
Armifer od. Armiger, I. — im Mittel⸗
alter der Knappe oder Page eines Ritters.
Armile, f. I. (armilla) ein Armband, Armſchmuck;
Armillär-Sphäre, f. eine Ringkugel zur Dar-
jtellung verjchiedener Erd- oder Himmelskreiſe.
Armiluftrium, n. lat. ein Waffenfeſt der alten Rö—
mer, das in Opfer und feierlichem Umzug beftand
und alljährlich abgehalten wurde.
Armilnftrum, n. !. ein Platz auf dem aventinifchen
Hügel in Rom, auf dem jährlid) das Armilu—
ftrium (f. d.) abgehalten wurde.
Armin, m. u. Arminia, f. altd. Name (v. I. Ar-
minius, dem berühmten Cherusferfüriten, welcher
den Varus befiegte; vgl. althochd. Irmino, m. und
Irmina, f.) der — hat nichts gemein mit dem
neuhochd. Hermann, der althochd. Harimann, d.i.
Heermann hieß u. 1. Chariomannus; Arminen,
pl. ein Zweig der 1817 in Jena gegründeten Burschen»
ſchaft, der nihtmitden®ermanen,einem anderen
Zweige dieſer Studentenverbindung, unmittelbar
politiiche, fondern rein ideale Zwecke verfolgte.
Arminiäner, pl. Anhänger der Glaubenslehren des
Jak. Arminius, der zu Anfang des 17. Zahrh. zu
Amſterdam und Leyden lebte und lehrte, = Re—
monjtranten.
armipotent, I. waffenmächtig, Friegeriih; Armi—
votenz, f. die Waffengewalt, Kriegsmächtigkeit.
armieren, |. (armäre) bewaffnen, ausrüjsten; beſ.
eine Feſtung mit Geihüß, Kriegsbedarf, Bejagung
und Lebensmitteln verfehen; einen Magnet ar-
mieren, ihn durch eine eijerne Einfaffung ver⸗
ſtärken; Bauk. einen Balken armieren, ihn
mit Mitteln zur Verſtärkung feiner Tragkraft
Arpanetta
verjehen; Tonk. ein Vorzeichen vor ein Tonftile
jeßen; Armierung, f. —— Armie⸗
rungs Anker, od Klammer, eiſerne Stangen zur
Befeitigung der Mauern.
Armiftitinm, n. nl. oder Armiſtice, n. fr. (fpr.
— ſtihß') der Waffenftillftand.
Armist, m. ruf). der lange tuchene Oberfittel des
ruf. Bauern, einem Schlafrod ähnlich.
Urmogdn, m. fr. Seeipr. gutes Wetter, günftige
Zeit zur Fahrt eines Schiffes. ‚Ttaffet.
Armoifin, m.fr. (pr. armoaſäng) der dünne Futter-
Armorazie, f. Bot. Meerrettich). |
rmorial, n. fr. (nl. armoräle, v. arma) ein Wap-
penbud; Armoriſt, m. ein Wappentenner.
Armoͤrika, das Land derMeeranmohner, Zelt. Name
de3 weitl. Frankreichs, bef. der Bretagne; arme=
riſch, altgaltifch.
Arwitrong-Kanone, eine von W. Armſtrong in
London erfundene Kanone mit gezogenem Rohr
und Hinterladung. )
Armſtrongs-Miſchung, f. ein Exploſionsſtoff, der
aus einer Miſchung von Phosphor und dhlorjaurem
Rali beiteht.
Armüre, f. fr., pl. Armüren (von armure,d.i.
Rüſtung, Beichlag, davon die Armüre, d. i. eine
Vorrichtung am Webftuhl, die zur Herftellung der
betreffenden Armüreitoffe dient, nach diefer Bor-
richtung heißt dann der Stoff jelbft Yrmüre), Ge—
jamtname einer unter den verjchiedenften Einzel»
benennungen vorfommenden Klaffe von Geweben,
die, ohne eigentlic) gemuftert zu BR doch Kleine
Grundzeichnungen aufweijen und jo den Übergang
bon den glatten zu den gemufterten Stoffen bilden.
Arnant, m. eine Sommermweizenart aus Odeſſa.
Arnaudons Grin, ein in der Zeugdruderei ver-
mendetes giftfreies Grün.
Arnauten, pl. der türfifche Name fir Albanier
oder Albanejen, ſ.d.
Arnika, f. nl. (v. gr. arnös, Lamm; eig. Schafkraut,
währſch. weil nur Schafe und Ziegen es ohne Ge-
fahr freffen) eine Pflanzengattung; insbeſ. die Art
arnica montäna, Fallwurz, Fallkraut, Wohlver-
leih, eine heilfame, zumal von Homdopathen viel
- gebrauchte Pflanze.
Arneldften, pl. Anhänger des Arnold von Brescia,
eines Kirchenlehrer im 12. Jahrh.
Hreiden, pl. I. (aroideae) Pflanzen mit Ahren- od.
Kolbenblüten, wie Aron, Kalmus ꝛc. f
Aröme, n. gr. (äroma, Würze) der, Duft, Würz-
duft, Wohlgeruch, den ätheriiche Die verbreiten,
Gewürzſtoff der Pflanzen; Aromalith. m. ein
Würzſtein, wohlviechender Stein; Aromatife, pl.
Würzmittel, Wirzen; gremdtifch, würzhaft, wür—
zig, wohlriechend, duftend; aromatiſieren, wür⸗
en, wohlriechend machen; Aromatiſation, f. die
ürzung von Arzneien oder Speifen.
Aron, n. gr. od. Arum, n. L. ein Pflanzengeſchlecht,
.B. gemeinesAron (arum maculätum), Aron-
* Braffenfind, Zehrwurz.
Arondẽelle, f. fr. (Verkl. von altfr. aronde = I. hi-
rundo, Schwalbe) ein leicht befegeltes Fahrzeug
mittlerer Größe, 3. B. eine Brigantine.
Arpälif, n. türk. (v. arpa, Gerfte, eig. en
ein Gericht3bezirk, defjen Einfommen den Paſchas
al3 Zulage zuffieht
Arpandtta, f. it. (von arpa, Harfe) die Spibharfe;
ardeggieren (ipr. arpedichieren, it. arpeggiare)
eig. auf der Harfe fpielen; Tonk. die Töne eines
ffords zwar gebrodyen (vereinzelt), aber raſch
nacheinander anichlagen, gem. brechen, reißen;
Arpent
ſpöttiſch: klimpern; Arbteggiatür, f. (ſpr. Ar⸗
pedſchatur) eine Reihenfolge von ſolchen gebroche—
nen Atkorden; arpeggio, m. (jpr. arpedjcho) die
Tonbrechung nad) Art des Harfenjpield; arpeg-
glato, it. (ſpr. —pedichdto) gebrochen, gerifjen.
Arpeni, m. fr. (fpr. —pdng; I. arpennis, ml. ar-
pentium, aripendium :c, ein keltiſches Wort) älte-
ve franz. Feſldmaß (arpent de Paris = 34,2 a; a.
d’ordonnance, zugl.normänniicher Ader=51,07a;
a. commun — 42,21 a); Arpentage, f. r. n. (pr.
arpangtäich’)das Feldmefien; Arpentenr, m. (pr.
arpanatöhr) der Feldmeſſer.
Arbpicordo (it. v. arpa, Harfe) od. Arpichoͤrd, n.
—= GSpinett; auch ein harfenähnlich Elingender
Flügelzug.
Arquebüfe, ſ. Arkebuſe uſp. —
Arragonit, m. (v. Arragonien in Spanien) ein
dem Kalkſtein verwandtes Mineral, durch einen
Heinen Gehalt an fohlenfaurer Strontianerde von
ihm verſchieden.
Arrat, m. arab. (araq, Schweiß, Saft, abgezogenes
gebr. Waller, dv. arab. araqa, ſchwitzen), Reis—
branniwen, em ſtarker Branntiven aus Reis,
Zuder oder dem Saft der Kokosnüſſe.
Arrakaͤtſcha, f. (ſpan. arracacha, amerik. Name der
Maniok-Wurzel) eine zur Nahrung dienende Wur-
zel aus Südamerika (arracacha esculenta).
arrangieren (pr. arrangf$—), fr. (arranger; vgl.
Rang) ordnen, anordnen, einrichten, veranitalten;
ſich abfinden, vergleichen, auseinanderjegen, 3. B.
mit feinen Gläubigern; Tonk. ein Muſikſtück für
ein anderes Inſtrument od. in eine andere Tonart
umfegen: Arrangentent, n. (jpr. arrangſch'maͤng)
die Anordnung, Einrichtung, auch Vorfehrung,
Beranftaltung; dann Abfindung, Ausgleichung od.
Vergleich zwiſchen ftreitenden Parteien, gütliche
Übereinktun ı und Auseinanderjegung; Tonk. Be-
arbeitung; Arrangenr, m. (pr. arrangſchör) der
Anordner, Einrichter.
Arraroba, |. Araroba.
Arras. Aras.
Arrätel, m., pl. Arraͤteis (vom arab. arratl, das
fund) auch Libre genannt, das frühere ii
ſiſche Pfund (= 459 g), von welchem 32 eine Yr-
roba (}.d.), und 128 einen Duintal od. Zentner aug-
maden.
Arratras, Rollermühle.
arrendieren, ml. (arrendäre; fpan. arrendar, fr.
arrenter; vom ml. rendere, fi. rendre = I. red-
dere, woher, rendita, Rente) ein Gut in Pacht
nehmen und geben, pachten; Arrendierer, m. ein
Verpachter, Verleiher; Arrendäter od. Arenda=
tor, m. ein Pächter; arrendatio od. Arrende, f.
(ml. arrenda) die Güterpacht, der Bachtvertrag; in
Rußland ein Pachtkrongut, ein Krongut, welches
verdienten Berjonen für eine mäßige Pacht iiber-
laſſen wird.
Arreragen (pr. —raͤhſchen), pl. fr. arrerages, von
arriere) rüdjtändige Zahlung, Rüditand; arre—
ragieren (pr. —ſchieren; fr.arrerager) anwachſen.
— m. ml, (arrestum, n., v. I. ad u, restäre,
bleiben; altfr. arrest) die Haft, das Gefängnis, der
Beichlag, Beichlagnahme; dinglicher Arreſt, auf
Geld od. bewegliche Güter eines Schuldners geleg-
ter gerichtliher Beichlag; Berfonal-Arreft, per-
Jönliche Haft; Haus-Arreit, Haushaft; Stu—
ben-Arreſt, Stubenhaft; Arreſt-Geld, Haft-
geld, Schließgeld; arrest of judgement, mn. engl.
(pr. ärreſt Hm dſchödſchment) Hinderung einer
Strafvollitrefung auf richterlichen Befehl auf An-
arriere 75
trag der Berflagien wegen verjchiedener bei einem
Prozeſſe begangener Sormfehler; arreftieren, ml.
(arrestäre) od. arretieren, fr. (arröter) verhaften,
feftnehmen, mit Bejchlag belegen; auch ein Pferd
im Laufe N anhalten; hemmen, feithalten,
bremen; Arreftänt (richtiger wäre Arreftät),m.
ein Berhafteter; Rſpr. der den Beſchlag gerichtlich
Nachſuchende; Urreftät, m. Rſpr. der, gegen mwel-
hen Beſchlag nacgejuht wird; Arreitanten:
Mache, die Haft- od. Stockwache; Urreftation, f.
die Verhaftung; arrestatorinm (mandatum), n.
ein Verhaftbefehl; auch: öffentliche Aufrufung der
Gläubiger (bei einem Konkurs); Gantverfügung;
Arrẽt, m. fr. (ſpr. arräh) das lebte Erkenntnis,
der Rechtsfpruch oder Bejcheid eines hohen Berichts;
auch Berhaftöbefehl; arr&ts d’amour, pl. (pr.
—damühr), Ausspriihe der Minnehöfe im Mittel-
alter; Arrẽté, m. ein Beſchluß, eine Entſcheidung
unterer Verwaltungsbehörden; Arretür, f. die
Berhaftung; das Anhalten des Pferdes im jtärk-
ften Lauf; das Zeithalten, Hemmen, Bremfen; eine
Hemm- oder Bremsvorrichtung, zum Feſtſtellen
(3. B. der Magnetnadel).
Arrha, k. I. (gr. arrhabön, urſpr. hebr. od. phüniz.
érabon.Unterpfand, vonärab, bürgen, verpfänden),
auch Arrhäbo, das Handgeld, Draufgeld, der
Kauf- od. Bfandichilling, Mietspfennig, die Drauf-
gabe, zur Sicherheit eines gefchloffenen Vertrages
(vgl. Kaparra); auch Mahlichag, ein zum Zeichen
der Verlobung gemachtes Brautgejchenf; arrha
nuptiälis od. sponsalitia, Mitgitt, Morgengabe;
a. poenitentialis, Reugeld, Reuſtrafe; pro ar-
rha, Ripr. als Einlage od. Vorſchuß.
Arrhenathẽrum, n. gr. (von gr. ärrhen, männ-
lid, und ather, Granne, weil die männlichen Blü-
ten eine lange Granne haben, die den weiblichen
fehlt), Glatthafer, Wieſenhafer, franzöſiſches Ray—
gras, ein vorzügliches Futtergras. |
Arrhepſie, f. gr. (v. vern. 3- u.rhepein, ſich neigen,
ausſchlagen, von der Wage) das Nichtſchwanken,
äußeres od. inneres Öleichgewicht, ruhiger Zuftand.
Arrhöa, k. ar. (vom vern. a- u. rhein, fließen) HeilE.
Mangel an Ausfluß.
Arrhoſtẽma, n. od. Arrboftte, f. gr. (von arrö-
sthein, fraft!o3 fein) Heilf. die Schwäche, Veritan-
desſchwäche, der Blödſinn.
Arrhijthmus, m. gr. (von dem vern. a- u. rhyth-
mös) Heilf. Unregelmäßigfeit, bef. des Pulſes, un-
leiher Bulsihlag; Arrkytkniie, f. Mangel des
benmaßes, ungeregelte Bewegung.
Arria, f. lat., Name einer Römerin, die fih im
Sahre 42 n. Chr. mit heldenhaftem Mute durch
einen Dolchſtoß tötete, al ihr Gemahl Pätus vom
Kaiſer Claudius verfolgt wurde, gegen den er fid;
verſchworen haben jollte; überh.: eine tugendhafte,
- treu ergebene, heldenmütige Gattin (im Gegenſatz
zu einer Mejjalina), ſprichwörtlich geworden zu—
lei) unter dem Einfluffe eines Dramas von A.
ilbrandt: Arria und Meſſalina.
arridieren, I. anlachen, anlächeln.
arriere, fr. (ſpr. arriähr’; v. l.ad u. retro, zurück
in Zujammenf. hinter», zurüd-; en arriere (pr.
an arriähr”), zurüd, rüdwärts; Arriere-Ben, m.
(jpr. —bang; faljch umgedeutet aus altfr. arbar,
heriban, althochd. hariban, hochd. Heerbann) Heer-
bann, Landfturm, das allgemeine Aufgebot zur Be-
waffnung, al3 Gegenfaß von Ban (f. d.); A.-Fief
(jpr. —fjeff), Afterlehen; Y.-&arant, m. (pr.
—gardng) der Nüdbürge, Bürge des Bürgen; A.⸗
Garde, f. der Nachtrab, die Nachhut eines Heeres,
76 Arriero
A.-Inbeſtitur, k. Afterbelehnung; A.-Main. f.
(ſpr. —mäng), der Hinterteil des Pferdes; A.-Ne—
den, m. (ſpr. —n'wöh) der Großneffe, Enkel des
Bruders oder der Schweſter; M.=-Venfee, f. (ſpr.
—pangheh)ein Hintergedanfe, geheimer Vorbehalt;
A.-⸗Poſition, f. eine Rück- od. Notliellung; A.—
Bolten, die Hinterhut, Nachhut; A.-Saiſon, f.
(pr. —Bäfsng) die fpäte Jahreszeit, das Spätjahr,
A.-Vaſall, m. ein After-Rehnsmann.
Arridvo, m., pl. Arrieros, ſpan. (auch harriero,
v. arre, fort! marſch! Zuruf, um Laft- und Zug-
tiere anzutreiben; baskiſch-iberiſchen Urſprungs)
Maultiertreiber, Lafttiertreiber in Spanien und
Siüdamerifa.
arrimieren, fi. (arrimer, von althd. rim, Reihe)
ſchichten; Arrimage, f. v.n. (pr. —mdjeh') gleich-
förmiges Ordnen der Schiffsladung, Schichtung
der Stückgüter; Paderlohn; Arrimenr, ın. (pr.
— möhr) der Schichter, Bader.
Arripaginm, n. nl. (v. ad u. ripa, Ufer, vgl. arri-
vieren) der Hafenzoll.
arripieren, |. (arripere) ergreifen, fich zunutze
machen, mit dem Nebenbegriff des Unrechtlichen.
errifieren, fr. (arriser, v. althochd. ar-risan, fallen)
herab- od. niederlaffen, bei. Segel: ftreichen.
arripieren, fr. (arriver, urſpr. anlanden, ans Ufer
kommen, I. ad-ripare) anfommen, anlangen; be-
gegnen, ich zutragen, ereignen; Arrivage, f. (ipr.
—wähſch'), die Landung, Ankunft.
Arroͤba, f. (v. avab. ar-ruba, eig. ein Viertel) in
Span. u. Bort. früher ein Gewicht von Y/, Duintal
od. Zentner; die Wein-Arroba, in Chile=34,051;
die SI-Arroba = 1251. |
arrogieren, I. (arrogäre) ſich anmaßen; auch: einen
nicht unter väterlicher Gewalt Stehenden an Kin—
desitatt annehmen; arrogant (Il. arrögans), an-
maßend, dünfelhaft, übermütig; Arrogänz, £. (I.
arrogantia) die Anmaßung, der Dinkel, Hochmut,
Arrogation, |. Adrogation.
arrondieren (pr. —rongd—), fr.(arrondir, v. rond
— [.rotundus, rund) runden (ründen), abrumnden,
(Grundjtice) zufammenlegen; die Arrondierung
od. das Arrondiffement (jpr. arrongdiſſ'maͤng),
die Abrundung, Zufammenlegung; leßteres aud)
ein Landkreis, Bezirk, eine Unterabteilung der
franz. Departements, deren jeder ein Unterpräfeft
vorgejeßt ift; in Paris u. mehreren großen Städten:
Stadtbezirk, Stadtviertel.
Arrofion, f. (nl. arrosio, v. l. arrödere, benagen)
die Benagung, der Knochenfraß.
arrofieren, fr. (arroser, eig. betauen, vom I. ros,
fr. rosee, Tau) anfeuchten, begießen; abjchläglid)
bezahlen, bej. Staatsſchuldſcheine mit Aufzahlung
oder Geldzulage vertaufchen; Arroſage, f. rt. n.
(pr — jahr’) Anfeuchtung, auch der Bewäſſerungs—
graben; Arroſement, n. (pr. mang) od. Arroſie⸗
rung, f. das Beiprengen, Begiegen; Abſchlagzah—
fung, An- od. Aufzahlung, insbeſ. die Zuzahlung
auf (öfterreich.) StaatSpapiere, um ſich die fünftige
Zinszahlung zu fihern; Yrrefeir,n.(jpr.—jodhr)
Gießkanne.
arroutieren, fr. (route, ſpr. —ru
Weg machen; fortſchicken.
Arrow⸗root, engl. (ſpr. ärroruht) d. i. Pfeilwurzel,
ein feines, nahrhaftes u. Leicht verdauliches Mehl
aus der Wurzel einer füdamerifan. Pflanze (ma-
ranta arundinaca ı. indica), al3 Kahrungs= u.
Heilmittel gebraudt, Bezeichnung für verſchiedene
Arten von Stärkemehl, die weitindifche Arrow-root
) fi) auf den
heißt auch Marantaftärfe, die oftindische wird auch
Artemifia
Tikur- od. Tifmehl genannt; Arrowrootnocken,
pl. Rüchenfpr.: Pfeilwurznocken.
Ars, m. (arab. ’ars, Darlegung) in der Türkei Be-
ftimmung der Vorrechte eines Beamten, die in
deſſen Anjtellungspiplom dargelegt find; auch
Bittſchrift.
ars, f. (G. artis) I. Kunſt; auch Handwerk; Wiſſen—
ſchaft (Theorie); ars clerieälis, ml. die geiſtliche
Kunſt, d. i. Schreibekunſt; a. combinatoria, |.
Kombinationslehre; ars longa, vita brevis
est, I. die Kunſt iſt lang, das Leben kurz; ars
mnemönlca, Gedächtniskunſt; artes, pl. Künſte,
Wiſſenſchaften; artes liberäles, die jogen. freien
Fünfte; artium liberalium magister, Meifter
der freien Künſte; artium magister, der Künſte
Meilter; Artefäkt, n. (I. arte factum) ein Kunft-
erzeugnis, Kunſtarbeit (Gegenfaß: Naturerzeug-
ni); Arteperitus, eigentl.artis peritus, m. ein
Kunjtverftändiger; articll, die Kunſt betreffend.
Arſa, von den Kalmüden aus faurer Milch bereite-
ter milchweißer Branntmwein, vgl. Kumiß.
Arſchin, f. eig. m., pl. wie sing., ruff. (titrk.-tatar.
Urjprumgs) die ruſſiſche Elle, eingeteilt in 16 Wer—
HoX(.d.)u.=0,7112m;3 Arſchin —¶ 1Shäſhen
(ſ. d.) und 1500 eine Werft (f. d.).
Arfenäl, n. (fr. arsenal, ınl. arsena, it. arsenale,
jpan. arsenal, bei Dante arzana, Waffenhaus, ver-
derbt aus dem arab. därsinah, Haus der Betrieb-
ſamkeit, daher audit. darsena, einSchiffszeug-
haus, meiit im innern Teil eines Geehafens)
überh. ein Zeughaus, Rüſthaus, eine Waffenhalle.
Arſenik m. od. Arfen, n. (gr. arsenikön, d. i. eig.
männlich, wegen feiner Stärfe, wenn nicht eher
vom arab. sernik, Operment) Fliegenftein, Flie-
genkobalt, Scherbenfobalt, ein höchſt giftiger metal-
liſcher Grundſtoff. In Verbindung mit Sauerftoff
gibt er die arjenige Säure (weißer Arfenif,
weißes Arjenglas, Giftmehl) u. die Arjenfäure;
mit Schwefel verbunden eine goldgelbe Yarbe:
DOperment oder Auripigment (|. auripigmen-
tum),goldenesRaufchgelb(derffameRaufchgelb ent-
itand aus dem ital. Namen Rosso gelo, womit die
Staliener den Realgar bezeichneten, daraus wurde
Roßgel, Naufchgeel, Rauſchgelb), und eine jchön
rote: Realgar od. rotes Rauſchgelb, auh Rubin -
ſchwefel vver Sandarach genannt; Arfeniate,
pl., Arjenfäurejalze; Arfenite od. Arſenigſüure⸗
ſalze, Verbindung arfeniger Säure mit Bajen (ſ.
2.); Arſenikkies, ein aus Schwefel- und Arſen—
Eiſen beitehendes Erz; arfenifälifch, Arſenik ent-
haltend; Arfenifalien, pl. Bräparate aus Arfen;
Arſeẽnrubin, m. zinitlich Hergeitellter Realgar, der
als Farbe oder Feuermwerfsmittel verwendet wird.
Arſis, f. gr. (v. airein, heben) Dicht- und Tonk. die
Hebung, der jchwere Taktteil; Gegenj.: Theſis,
Senkung, der leichte Taktteil. |
Artäbad od. Artäbe, m. ein perfiihes u. ägypti-
ſches Getreidemaß.
Artal, n. (auch Ratel od. Rotal), ſ. unter Ratel.
Artefäkt, artes etc., ſ. ars.
Artel, n. od. r. f. ruſſ. (ſpr. artell), eine freiwillige
Arbeitergenofjenfchaft zur Ausführung von Dien-
jten, Arbeiten oder Gewerben, mit Gejamt-Haft-
pflicht, 3.8. Börfen-Artel, deffen Mitglieder als
Handlanger vder Kontordiener an Handlungs—
- häufer verdungen werden; Artelfehtichik, m. der
Mitgenoffe eines Artel3, bef. ein niederer Hand-
lungsdiener in Rußland.
Artemis, f. ar. Fabell. = J. Diana.
Artemiſta, f. gr. ein weibl. Name, ſ. Maufo-
Arterie
feum; Bot. der Beifuß, eine zu den Kompofiten
gehörige Pflanzengattung mit zahlreichen Arten,
von denen mehrere als Heilmittel Verwendung
finden; fo Artemisia absinthYum, der®ermut,von
jprihmwörtlicher Bitterkeit; A. abrotänum, Stab—
wurz, Eberreig, ſtark aromatiſch; A. contra, deren
Blütentnojpen den jogenannten Wurmſamen (se-
men cinae) geben; A. dracuncülus, Dragun, Dra-
gen, Ejtragon, Kaiſerſalat, als Küchengewürz; A.
vulgäris, gemeiner Beifuß.
Arterie, f. gr. (arteria) die Pulsader, Schlagader;
Arterialität u. Arteriofität, f. nl. Reichtum au
Bulsadern; Borwalten des Schlagaderſyſtems und
jeines Einflufjes in einem Körper; arteriell und
arteriss, die Schlagadern betreffend; arterichies
Blut, hellcotes Blut; Arteriektäſis, f. vd. Ar—
terieurusma, n. gr. Heilk. Schlagader-Gejchwulft;
Arteriograpbie, f. die Bejchreibung der Schlag-
adern; arteriölae, pl. nl. die kleinſten Schlag.
adern; Arteriologie, f. gr. Schlagader-Lehre;
Arteriopalmus, m. ſtarkes Klopfen der Schlag-
adern; Arteriorrhegis,f.Schlagader-Zerreißung;
Arterioſtleröſe, f. gr. (ſ. Skleroſis) Verkalkung
der Arterienwände; Arteriotomẽe, f. die Schlag-
aderöffnung; Arteritis od. Arteriitis, f. die
Entzündung der Schlagadern.
artejiihe Brummen (fr. puits Artesiens, nach dev
Srafihaft Artois in Franfreich), gebohrte oder
durch Bohren erlangte Brunnen.
Yrthralgie, f. gr. (v. ärthron, Glied, Gelenk) Heilk.
Schmerz in den Gelenten, Gliederreißen; Ar—
thremböfa f. od. Artärembölus, m. ein Ölied-
einrichter, Werkzeug zum Einrichten verrenkter
Glieder; Arthrembolẽſis, £. die Einvenfung, Ein-
rihtung; Arthritis, f. die Gicht, dag Glieder-
veigen, Gliederweh, Zipperlein; arthritiſch, gich-
tiſch; auch wider die Gicht; Arthrocarciuöma,
n. der Gelenkkrebs; Arthrocele, f. die Gelenfge-
ſchwulſt; Arthrodynie, f. Selentjchmerz; Arthro⸗
fafie od. Artbrocace, f. der Winddorn, eine von:
Knochenfraß herrührende Gelenkkrankheit; Ar—
tbrofafologte, f. Heilk. Berrenfung3lehre, Beleh-
rung über Berrenfungen durch innere Urjachen;
Artbrönens, m. harte Gelenkgeſchwulſt, Steifig-
feit; Arthropathie, f. Gelenkleiden; Arthrophlo⸗
göſis, f. Selententzündung; Arthrophyma, n.
weiche Gelenkgeſchwulſt; Arthrophysſis, f.dasGe-
ſchwür der Knochengelente, Gelenf-Eiterung; Ar—
throͤpöda, Gliederfüßler; Arthröſis, f. die Kno—
chenfügung — Artikulation), deren Arten Diar—
throjis und Synarthroſis; Arthroſpoͤngus,
m. Gelenkſchwamm, Gliedſchwamm; Arthrozöa,
pl. gr. (v. zöon, Tier), Gliedertiere, gemeinjchaft-
liche Bezeihnung fir: Inſekten, Spinnentiere,
Krebje und Würmer.
Arthur, aud Artus, männl. Name be. des alt-
englifchen Königs (im 6. Jahrh.), Stifters der viel-
bejungenen Tafelrunde (table ronde) u. Gemahls
der Ginevra.
articulus, artifulieren, j. Artikel.
Artifeg, ın. I. (v. ars, f. d., u. facdre, machen) der
Künftler, Werkmeiſter; Artifizium, n. ein Kunſt—
ſtück, Kunſtgriff; artifiziell (fr. artificiel, [. arti-
ficialis, e) dur Kunſt zubereitet, funftmäßig;arti-
fizid8 (I. artificiösus, a, um, fr. artificieux) kunſt⸗
reich, Funftvoll, fünftlich; fein, ſchlau.
Artifel, m. I. artichlus, pl. artieuli (Verkl. v. I.
artus, Gelenh) das Glied, Stk, der Abſchnitt, Sab,
Teil, z. B. einer Rede, Schrift, Ent (daher
Hauptartifel, Leitartikehꝛe.; Handf. eine be-
m
artium 17
ſtimmte Warengattung; Sprachl. das Geſchlechts—
wort; in der Glaubensl. die drei Artikel, die drei
Hauptglaubensſätze; Artifelbriefe, Seeipr. alle
Verordnungen, welche die Kriegszuct, Polizei und
ven ganzen Seedienſt auf Kriegsflotten betreffen;
im Handwerf3recht: die Statuten und Privilegien
einer Zunft; artikulieren (l.articuläre), gliedern;
Wörter und Silben deutlich, gegliedert ausſprechen,
jilbenmäßig unterfcheiden; auch etwas Punkt fir
Punkt vortragen; artifuliert, gegliedert; Artikn—
fament, n. J. das Gelenk; artitulär (l. artieu-
läris, e, u. articularius, a, um), zum Gelenk ge-
hörig od. dasſelbe betreffend; articulatim, jab-
weiſe, ſtück- od. punftweife; Artifulation, f. die
Gliederung, bejtimmter: Knochenfügung, = Ar—
throfis; insbeſ. Gelenkfügung (DiartHrofi);
im Leſen: gegliederte oder deutliche Aussprache;
Mal. der richtige Ausdrud aller Teile eines Ge—
mäldes; Articuläta, I. — Arthrozöa, ſ. d.; Ar—
tifulsbrief, m. im Mittelalter eine Ernenmung
zum oberjten Heerführer mit der Befugnis, be—
ſtimmte Truppen auszuheben und einzurichten.
Artillerie, £. fr. (v. mi. artellaria, artillaria, f.
Maſchine, Kriegsmafchine, auf provenz. artilha,
Feſtungswerk, — zuletzt auf lat. ars,
die Kunst, im Mittellatein. auch: das Geſchütz,
die Kriegsmafdine; fr. artiller, ein Schiff mit
Geſchütz verjehen, einen Pla befejtigen; ehemals
Artollerie dv. atolleria) urjpr. alles Kriegsge—
rät; jeßt inSbef. das grobe oder ſchwere Geſchütz
und alles dazu Gehörige; überh. „das Geſchütz“
oder Zeug; die Stückmannſchaft; die Geſchütz—
kunſt; artillerie de ligne (jpr. —lihnj’), das
leichte Geſchütz, Feldartillerie; a. de position (jpr.
—pofißjöng), Schweres Geſchütz zu Belagerungen ꝛc.
Feftungsartillerie, Fußartillerie; a. volante (ſpr.
—mwolangt), veitende, eig. fliegende Artillerie (don
jchnelfiter Bewegung, zuerjt von den Franzoſen ge-
braucht); Artillerie Kapitän, m. Zeughaupt—
mann, Geſchütz- od. Stücdhauptmann; Artilleric-
Komitee, n. in Ofterreich Bezeichnung der Ar—
tillerie⸗Prüfungskommiſſion, einer Behörde zur
Begutachtung von Fragen aus dem Gebiete des
Artilleriewejens ; Artillerie-Korps, n.(ipr.— hr)
eine Beusfhar;Nrtillerie-Depot,n. (pr. —depoh)
der Aufbewahrungsort des groben Geſchützes; Ber
waltungsbehörde für alleVorräte an Waffen; Ar—
tilferie-&tat, m. (fpr. —etäh) der Zeugbejtand;
Artillerie Bart, m. der Geſchützplatz aud) das
aufbewahrte Geſchütz felbit; Artillerie-Pfund, n.
ein ruffiiches Gewicht — 491,5 gr; Artillerie Re=
monte, f. (fpr. —remöngt’) Zeug- und Stüdbe-
jpannung; Artillerie-Train, m. (fpr. —träng)
der Sefcht zug, Stüdzug; Artilleriſt, m. (fr.
artilleur) Soldat der Artillerie; artilleriſtiſch,
da3 ſchwere Geſchütz vd. die Geſchützkunſt betreffend,
dazu gehörig.
Artiluͤeco, m. eine Kleine Silbermünze in Raguſa,
alter und neuer Art = 381/; od. 15 Pf.
Artifan, m. fr. (fpr. artifäng; I. gleich]. artitianus,
v. altlat. artıtus, gefchickt in Künjten, v. ars, Kunſt)
ein Handwerker; Artift, m. (fr. artiste) ein Künſt—
fer; artiste veterinaire, fr. (pr. —nähr') Tier-
arzt; artiftifch, künſtleriſch.
Artiſchoͤcke, f. (it. articiocco, fr. artichaut, vom
arab. ardi schauki, d. i. Erddorn, Erddijtel) ein
in Gärten gezogenes Diftelgewächs mit fehr flei-
ſchigen, ſchuppenförmig gewächſenen Köpfen, deren
Fruchtboden u. Kelchblatter gekocht verſpeiſt werden.
artium liberalium magister, ſ. ars.
18 Artolarpen
Artofdrpen, pl. gt. (v. Artos, Brot, u. karpös,
Frucht) Brotfruchtbäume, brotbaumartige Ge-
wächje; Artolatrie, f. der Dienft ums Brot; auch
die Anbetung des Brotes (der Hoitie); Artola—
trijt, m. ein Brotanbeter; Artolithen, pl. Brot-
iteine, Steine, die wie Brot ausjehen; Artopho—
rim, n. Brotträger, die Büchfe zurAufbewahrung
des geweihten Abendmahlbrotes für Kranke, in der
griech. Kirche, vgl. Pyxis; Artotyriten, pl. (von
tyrös, Käſe) Shriften im 2. Jahrh., welche Käfe
zum Abendmahlbrot genojjen.
artuätim, I. glieder- od. ſtückweiſe; artuteren, glied-
weiſe ablöjen, zerjtüdeln.
sruginieren, |. aerugo.
Arum, |. Aron.
Airundinazeen, pl. l. (arundinaceae, vd. arundo,
Rohr) Rohr» u. Schilfgewächſe; arundinds (I.
arundinösus, a, um), ſchilfig, jehilfreich, mit Rohr
bewachſen. |
Arvälen, pl. (fratres arväles, v.arvum, Flur) Flur-
brüder, eine PVriefterfchaft im alten Rom, deren
Dienft fich auf die Fruchtbarkeit der Felder bezog;
Arvikultür, £. I. Der Getreideban.
Arve, f. die Zirbelnußtanne, Zirbeffiefer.
arx, f. I. eine Bergfefte, überh. Burg (. B. in
Kom auf dem Fapitolinifhen Hügel).
arytänvideiſch, gt. (arytainoeides, von arytaına,
Schöpfgefäß) gießfannenförmig (in der Zergliede-
rungsfunft: arytänoideijche Knorpel).
Hirziten od. Arfaziten, pl. nl. (vom I. arca, vgl.
Arche) verjteinerte Archen- od. Kahnmuſcheln mit
gezähntem Schloß.
@&is, n., pl. die Affe (im Lat. m., Gen. assis, ver-
wandt mit gr. heis, einer, u. urjpr. eine Ein-
eit od. ein Ganzes bezeichnend), 1. ein altröm.
Fund, bej. aber eine termine: welche in
12 unciae geteilt ward (daher Ex asse, aus dem
Ganzen, von einer Erbjchaftsmafje, die ungeteilt
einem Einzigen zufällt); der Wert diefer Kupfer-
münze war zu verjchiedenen Zeiten verjchieden,
urfpr. hatte fie einen Wert von 47 Pf. fanf aber
bis zu einem Werte von 1%, Pf. herab; in neuerem
Gebrauch 2. (auch AB geichr.) das (jet durch das
fog. metrijche Gewicht verdrängte) Apotheferpfund;
deögl. das Eleinfte ehemalige Goldgewicht, wovon
15 einen ran, 64 einen Dufaten auömadıten;
3. die Ein auf den franzöf. Spielkarten, entjpr.
dem deutſchen Daus.
Aſab m. türk. (nach einem gewiſſen Aſab von
Murad II.benannt) unregelmaͤßige türk. Soldaten,
die gegen Abgabenfreiheit zu Felde ziehen; auch
Maunnſchaft der Flotte und des Arſenals (ſeit dem
18. Jahrhundert).
Als fötida, f. nl. ſtinkender Aſant, Teufelgdred,
Stinkharz, der harzige, heilkräftige Saft aus ver
Wurzel einer Scirmpflanze in Berjien (fommt in
Körnern zu und); eine dulcis, ſüßer oder wohl»
riechender Ajant = Benzoe.
Hiaphie, f. gr. (v. a-saph&s, undeutlich) die Undeut-
lichteit, ſchwache, dumpfe Stimme od. Sprade.
Ufarin, n. ein aus der Hajelwurz (asärum euro-
paeum) dargejtellter eigentümlidher Stoff.
Hiarfie, f. gr. (von dem vern. a- u. sarx, sarkös,
leiich) die Magerfeit.
Yibeft, m. gr. (von &-sbestos, unauslöſchlich, un-
bergänglid), eine vem Ampbhibol(].d.) verwandte
—5 Steinart, deren biegſame Abänderungen
ich zu unverbrennlichen Geweben (Ajbeit-Lein-
wand) verarbeiten lafien, Steinflach3.
Asleſis
Asbolin, n. (v. gr. asböls, äsbolos, Ruf) ein gelbe L,
ölartiger, in Waſſer löslicher Beftandteil des Rußes.
Aſchani, ſ. Aſſlani.
Aſchura, arab. der 10. Tag und die 10. Nacht des
1. Monats (Moharrem) im mohammedan. Ka—
lender; ein zehntägiges Feſt zur Erinnerung ar
„mohammedaniiche Märtyrer.
Hichyndnthus, n. (v. gr. aischynein, entftellen, u.
anthos, Blüte, in Beziehung auf die jonderbare
Form der Blumentrone) eine Zierpflanze aus Oſt⸗
indien.
Aſcii od. Affit, pl. (gr. &-skioi, v. skiä, Schatten)
Erdbeſchr. Schattenlofe, unter der Linie wohnende
Leute, die feinen Schatten werfen, wenn die Sonne
über ihnen fteht.
Afchte, f. gr. (asebeia) Gottlofigfeit.
Aßega-Buch, n. (vom altfrief. Afega, d.i. ein von
der Bolfsgemeinde bejtellter Richter) ein altfrie-
fiiches Rechtsbuch der Rüftringer, eines der frie-
fiichen Landrechte aus dem 13. Jahrhundert.
Aſeität, f. ml. aseitas, die Selbjtändigteit, in der
ſcholaſi. Bhilofophie die Eigenjchaft Gottes, daß
er den Grund feines Seins in fid) ſelbſt hat, alſo
von oder durd) fich ſelbſt ijt (a se est).
aſelẽniſch, gr. (von dem vern. a- u. selene, Mond)
mondlos, z.B. aſeleniſche Nacht.
Hielgte, £. gr. Ausſchweifung, Wolluſt.
aſeraiſch, ge. (dsEmos, on, von dem vernein. a- U.
söma, Beichen) zeichenlo8, ohne Merkmal. h
Aien, pl., sing. As, Aſe (altnord. äs, pl. äsir)
nord. Fabell. das Göttergeſchlecht (13 Götter
und 18 Göttinnen), daS von Odin abjtammt;
Asgard, ihre Wohnftatt.
Afeptin, n. gr. ein Mittel, um Milch und andere
—— gegen Sauerwerden und Fäulnis
zu ſchützen, beſtehend aus Alaun, in dem Borſäure
enthalten iſt.
aſẽptiſch, gr. (vom vernein. a- u. söpein, faulen)
nicht faulend, unverweslich, fäulnisfrei.
Aßeptöl, n. eine fäulnishindernde Säurelöſung.
aſexuãl od. aſexualiſch, griel. (von vern. a- und
I. sexus, Geſchlecht) geſchlechtlos.
Afigt, m. ein Eingeborner Aſiens; Aftäner, m.
(1. Asiänus), ein Bewohner der röm. Provinz Afie
(welche einen großen Teil Kleinafiens: Myſien,
Karien und Phrygien umfaßte); Redek. ein ſchwül—
ſtiger, hochtrabender Redner, nach der dem Orient
von jeher eigentümlichen Ausdrucksweiſe (Aſia—
nismus).
aſigmaͤtiſch, Sprachk. fein Sigma (ſ. d. annehmend.
asinus, m. I. der Eſel; asinus ad Iyram, ſſich zu
etwas eignen Nr ei u zum Zautenjchlagen;
aſinäriſch u. afinini . asinarius, asininus,
a, um), dem Ejel eigen, ejelhaft; Afinitüt oder
Afinerie, f. Eſelei. h
ajiee, f. gr. (asitia, von dem bern. a- und SItos,
peije) das Faſten; Mangel an Nahrung; Mangel
an Epluft.
Asfar od. Askur, m. altnord. (askr, eig. Eiche)
Fabell. der erjtgejchaffene Menſch. 2
Aituriden. pl.gr. (sing.askaris) Majtdarmmurmer,
Spuls oder Springwürmer. _ e
Astejis od. Aſteſe, f. gr. (v.askein, üben) Übung;
Zugendübung, Bußübüng, mönchiſche Lebensweiſe;
Aſtet oder Aſzet, m., pl. —en (gr. asketes) ein
Bıirer; Aſtetit, f. die Lehre von der Asteſe;
Aifetiter, m. cin Berfajjer von Andachttsſchriften
ajtatijch oder afzetiich, büßend, entſagend, auch
bejhautich (afterifcheg Leben); erbaulic, (4. ©.
aftetiide Schriften, Erbauungsicriften);
aöklepiadifher Vers
vw
1
Aſzeten.
asklepiaͤdiſcher Vers, eine nach) einem griechiſchen
Dichter Asklepiädes benannte Berdart,aus zwei
&horiamben (fleiner askl. Vers), od. aus drei
Choriamben (großer askl. Vers) beitehend,
— mn. die Denk- und Lebensweiſe der
denen ein Trochäus od. Spondeus vorangeht und
‚ein Samıbus folgt. Der Kleine asklepiadiſche Vers
bat aljo diefe Geſtalt: -—=|-vu-|-vu-|u>;
asflepiddifche Strophe, eine Verbindung diejes
Berjes mit andern Versarten, insbeſ. fo, daß auf
zwei asklepiadiſche ein pherekratiſcher (f. d.) und
ein glykoniſcher (ſ. d.) Vers folgt.
Uskichias, f. gr. eine Pflanze: Schwalbenwurz.
Astlepie, f. (nl. a-sclepfas) Schwalbenmwurz, ein
sahlreiches Pflanzengeſchlecht, mozu die ſyriſche
— — Astlepion, n. das aus
dem Milchfafte ver legteren dargeitellte Frijtalli-
fierbare Harz. A
Astlepios, gr., Asklepidde, |. Astulap.
Astölie, f. gr. ein ländliches Spiel in Attifa zu
„Ehren des Bacchus.
Astulãp, m. I. (Aesculäpius) od. gr. Asklẽpios,
Fabell. der Gott der Heilkunſt, Sohn des Apollo;
uneig. ein Arzt; Asklepiaͤde, m. Sohn, Nachkomme
„oder Prieſter des Askulap.
Askulin, n., ſ. aesculus, |
Asmõdi, m. Hald. (eig. aschmodai, d.i. Zerſtörer),
Asmodäus, (bei Goethe) ein böſer Geilt, Dämon
de3 Satans, welcher nad) dem Budje Tobias die
fieben Ehemänner der Sara tötete; daher ſcherzh.
ein Störer der —— Eintracht.
aſodiſch, gr. (asödes, von asẽ, Überfättigung, Ekel)
voll Eifel, Heilf, mit Efel und Angjt verbunden;
aſodiſches Fieber oder Aſödes (sc. febris),
Ekel- oder Brechficher.
Aſomäton, n. gr. (von dem vern. a- u. soma, Leib)
ein unförperliches Wefen, Geiſt; aſomätiſch, un-
körperlich.
A son aise, fr. (ſpr. aſonähs) nach feinem Behagen,
ſeiner Bequemlichkeit, ungezwungen, wohlhabend;
à son goüt, fr. (jpr. afongguh) nad) feinem Ge-
ſchmack oder Gefallen.
atop, m. (l. Aesöpus, gr. Aisöpus) ein witziger, an-
geblich — Sklave aus Phrygien im 6 Jahrh.
v. Ehr., al? Urbeber der Tierfabel geltend, die nad)
ihm us: Fabel heißt; äſopiſch, wigig, bei-
Bend, ſchalkhaft; häßlich.
Aſophie, f. gr. (a-sophia) Unweisheit, Torheit;
aſophiſch, unmeife, töricht.
Hot, m. gr. (äsötos, eig. unrettbar, von dem vern.
a- U. sözein, retten) ein Schlemmer, Braffer, Wüjt-
ling; Aſotie, f. Schwelgerei, Völlerei, ausſchwei—
fende3 wüſtes Leben; aſötiſch, ſchwelgeriſch, wüſt,
liederlich.
Alpaläth,m.gr.(aspälathos, Roſenholz) eine Pflan⸗
engattung, wozu der amerikaniſche Ebenbaum ge—
Bart deſſen Holz zu eingelegten Kunſtſachen ver-
. arbeitet wird, Alocholz, |. d.
Alparagin, n. gr. (von asparägos, Spargel) der
pargelitoff, ein 1805 von Bauquelin u. Nobiquet
in den Sprofien des Spargel3 entdedter eigentüm-
licher Stoff; Aſparagolith, m. Spargeltein, mu⸗
ſcheliger Apatit, ſ. d.
Aſpaſia, f. gr. die Willfommene, Liebewerte, Name
einer jhönen und geiftvollen Athenerin, Freundin
des Perikles.
——— m. l. (aspéctus, pl. -us, von aspicere, an—
licken) der Aublick; das Aus- oder Anſehen; pl.
Ainckten, Anſichten, Ausſichten, Vorzeichen,
aſpirieren 79
——— Sternk. Sternzeichen, Stellung der Ge—
tirne.
asper, aspera, aspérum, l. rauh, ſcharf 2c.; nee
aspera terrent, auch Widerwärtigkeiten ſchrecken
nicht (Wahlſpruch der alten Welfen); per aspẽra
ad astra, Sprichw. durch Rauhes oder Wider-
mwärtigfeiten (fteigt man) zu den Gejtirnen (empor);
— pl. nl. rauhblättrige Pflanzen;
Aſperität, £. (l. asperitas) Raubeit, Härte; Aſpe—
rügo, f. das Klebekraut, eine Pflanze mit jtache-
ligen Blättern.
Asper, m. (v. neugr. Aspros, weiß) ein türk. Weiß—
pfennig, die kleinſte türk. Scheidemünge = Para
(j.d.) = "oo Biafter (1. D.). 14
Asperge, f. fr. (jpr. ä⸗ßpärſch, I. aspärägus), Spar-
gel; asperges en branches, Shangeniberge;
— d’asperge, Spargelköpfe, Spargelgemüſe
(Kochk.).
aſpergieren, [. (aspergere od.adspergere) benetzen,
eiprengen; ll: (aspergillum), n. nl. der
Sprengmwedel zum Weihmaljer, Weihmwedel in der
fathol. Kirche; Aspergillus, m. I. der Kolben—
{himmel (der Kopf des Pilzes iſt mit ftrahlen-
formigen Sporenreihen beſeßt und gleicht einer
jprübenden Gießkanne, aspersorium), eine Pilz-
attung, die auch Krankheiten in den Lungen der
ögel und Menschen, fowie im menſchlichen Ohre
hervorruft; Aſherſion, f. I. (aspersio) die Be-
ſprengung mit Weihwaſſer; Afperjorium, n. das
Eon Aſperität, ].asper. [eihbeden.
Hipermatismus, ın. gr. (vom vernein. a- u.sper-
ma, Same) Heilf. Samenmangel, Samenlofigfeit;
afpermätiih, aſpermiſch, ſamenlos.
aſpernieren, |. (aspernäri) verachten, verſchmähen,
verwerfen.
Aſperſion, Aſperſorium, |. aſpergieren.
Asperula (odorata, L.), f. der Waldmeiſter, ein
Waldblümchen von feinem Duft, das zur Berei—
tung des ſog. Maitranks benutzt wird.
Aſphaͤlt, m. gr. (asphaltos) hartes Erdpech (vgl.
zitumen); — n. die Hauptmaſſe des
Aiphalts, durch Behandeln mit Alkohol, dann mit
Ather und Abdampfen der äther. Löſung aus ihm
— aſphaltieren, mit einer Miſchung von
ſphalt und Kalk bedecken (Dächer, Fußboden zc.).
Aſphoͤdelos, m. gr. (eig. wohl „die ſtille Pflanze“,
entg. sphodrös, sphedanös, heftig, ſtürmiſch) eine
lilienähnliche Pflanze (insbeſ. asphodelus luteus,
elber Aſphodil), deren Wurzelfnollen ein dürftiges
ahrungsmittel find und von den alten Griechen,
wie zu einiger Speife, den Toten aufs Grab ge-
pflanzt wurden. In Homerd Unterwelt wandeln
auf einer Aſphodeloswieſe Geilter der Helden
und Träume,
aſphuͤktiſch, gr.(ä-sphyktos,v.vern. a-u.sphyzein;
vgl. ſphygmiſch) pulslos, ohnmächtig, jcheintot;
Minhhzte, f. der Pulsſtillſtand, der höchſte Grad
der Ohnmacht, Scheintod; aſphyxieren, ohnmäch—
tig oder ſcheintot ſein oder werden.
Aſpit, m. fr. (aspic, d. i. Spike, als Würzkraut)
Kochk. eine Gallertſpeiſe, kalte Fleiſch- oder Fiſch—
Ipeife mit einem gallertartigen Überzug, Fleild)-
ul, Fiſchſulz, Sülze; Aspie de volaille, Seflü-
el in Sulz (Sülze, Gallert); A. d’&crevisses,
Krebſe in Sulz; A. de homard, Hummer in Sulz.
Afpidinm, |. Bolypodium.
afpirieren, I. (aspiräre od. adspiräre) eg. anhau⸗
chen, daher Sprachl. etwas mit einem Hauchlaut
beim Singen: hörbar Atem holen (ein
ehler); uneig. wonach ftreben, trachten; ſich be-
80 Aspis
aſſervieren
werben; Mipiräte, f. (sc. littera), pl. Aipirati, | — m. ſpan. (asegurador), = Aſſekurant
(DR
Sprachl. Hauchlaut, ein Konfonant, und zwar ein
Berfchlußlaut (Explosiva, Muta) mit nachfolgen-
dem ſcharfen Hauch verbunden, wie die griechijchen
pb, tb, kh (x); Aſpiration, f. (I. aspiratio) ge—
bauchte Aussprache; das Saugen, Anfaugen, Aus—
Jaugen; dag Streben, Trachten; auch dieSehnfucht,
Erhebung der Seele zu Gott; Liſpirationsluft,
verbrauchte Luft, abgefogene Luft, Abluft; Aſpi—
rationsſchlot oder -ſchornſtein, Lockſchornſtein,
Abluftſchornſtein; Aſpirations-Ventilation,
Lüftung durch einen Abirator (1.d.), Seuglüftung;
Aipivations-Bentilator — Aipirator, ſ. d.;
Aipivant, m. (l.aspirans) ein Amtsbewerber, Be-
werber; Anwärter; Miptrdute, f. die Bewerberin;
in Klöftern die Brobenonne, die ihre Einfleidung
erwartet; Aſpirätor, m. [., auch: Aſpirateur.
fr. ( pr. —töhr) ein Gefäß, in welchem durch Ab-
fluß von WaſſerLuftleere erzeugtunddadurd frifche
Luft nachgefogen wird, Luftſauger, Sauglüfter.
Aspis, f. Br. ein langer Schild.
Aspis, f. die ägyptiſche Brillenfchlange.
Asport, m. fr. (pr. —poͤhr) der Raub, die Weg-
führung; asportieren, wegführen, rauben.
Hiprino, m. ein guter italienischer Wein aus der
An, ſ. As. [Gegend von Kapua.
Alagai, auch Gars in langer Wurſſpie
agäi, auch Hafjagay, m. ein langer Wurfipich
der Savaner, a und Kaffern.
assaj, it. (— fr. assez, dv. [. ad-satis) Tonf. genug,
hinlänglich, jehr. } ‚6
Aflainifation od. Affüniſution, f. fr. (v. assainir,
gefünder machen, ausbeflern), od. Aifainiffenent,
fr. (fpr. afjäniffendug) Berbefjerung de3 üffent-
lichen Gefundheitszuftandes, bei. Zuftverbefjerung
in großen Städten durch Reinigung des Bodens
der Straßen, durch geruchloje Abfuhr des Düngers
und ähnt., daher auch: Reinhaltung, Reinigung.
i. auch alfanieren. Hill.
Affaifonnement,n. fr. (pr. aſſäſonn'mäng) die Zu-
rihtung, Würze, Brühe an einer Speije; aſſai—
jonnieren (pr. ajjä—), würzen.
Afaki, v. Khaſſeki.
Aſfſamar, n. J. (von assäre, braten) Roſtbutter, ein
Stoff, der zum Braten desFleiſches verwendet wird
und dem gebratenen FleifcheWohlgeichmad verleiht.
aijanieren (vom I. sanus, gefund), auch afjänieren
(fr., I. Affainifation), etwas nach den Regeln
und Borichriften der Geſundheitslehre einrichten;
(die Luft, Zuſtände, Verhältniffe) verbefjern, (den
Boden) reinigen und ähnl.; Aſſanierung — Wi-
jainijation, f.d.
Aftaffin, m. fr. (pr. —Bäng) oder Aſſaſſine (ital.
assassino), pl. Afjaffinen, Meuchelmörder; urfpr.
Name einerim 11.%ahrh. getifteten, durch Greuel-
taten berüchtigten arabijchen Sefte (arab. Haschi-
schin, v.haschisch, einer Hanfart, aus welcher ein
geijtiges Getränk bereitet wurde, womit fie fich be-
raufchten), vgl. Simaeliten; Aſſaſſinium, mi.
auh Affaſſinät, n. der Meuchelmord; afjafit-
wieren, meuchelmörderifch anfallen, morden; Aſ—
ſaſſinätor, m. Rſpr. der, welcher einen Meuchel-
mörder dingt.
Aifetiön, f. nl.(v. l. assäre, braten) das Kochen von
Speijen und Heilmitteln in ihrem eigenen Safte.
Affant, m. fr. (jpr. ajjöh; altfr. assault, it. assalto,
v lat. ad-saltus, d.i. Anſprung) der Anfall, über⸗
fall, Sturm; der Angriff im Zweifampf; auch eine
Art Fehtübung.
assa voce, |. vox.
affekurieren, nıl. (assecuräre, vd. [. ad- u. secürus,
Jicher) zujichern, verbürgen, (vor Gefahr) verfichern;
Alteluranz u. Aſſekuration, f. die Verſicherung
gegen einen Schaden, Berficherungsgejelichaft;
Affekuraͤnz-Brief, |. Police; A.-Kompagnie,
Berfiherungsgejellichaft;A.=-Faktıny,f.Berehnnung
der Vergütung und der Koſten eines verficherten
Gegenſtandes; A.-Gebühr, Berfiherungsgebühr;
Affeknranz-Makler, m., Vermittler von Ver—
ſicherungen; A.⸗Konto, n. Aufzeichnung der über-
nommenen Berjicherungsgefchätte in den Büchern
des Verficherers; A.-Police, f. VBerfiherungsur-
kunde, -jchein; A.-Prämie, f. die feitgejeßte Ver—
gütung für den verficherten Gegenſtand, Verſiche—
rungsgebühr, Aſſekurationseid, Huldigungseid
der Güterbeſitzer an den Landesherrn; Aſſekura—
tur, —denr od. r. Afſüreur, m. fr. (ſpr. —öhr)
u. Aſſekuraͤnt, m. der Berficherer, welcher die
Öefahr eines andern (de3 Aſſekurierten) über-
nimmt; Afſekurãt, m. u. n. der od. das Sicher-
gejtellte, Verſicherte; aſſekurierter Wechſel, ein
bedingter Wechſel, der zur Sicherung der Zahlung
eines gezogenen Wechſels dem Inhaber oder In—
dofjantern gegeben wird.
Affekution, j. affequieren. }
Afßfel, f. (v. I. asellus, Ejelein) Krebstier, bej. der
Stelerwurm, die Rellerafjel.
Affemblee, £. fr. (ſpr. aſſangbleh; von assembler,
mi. assimuläre, verjammeln) die Berfammlung,
insbe]. eine zahlreiche, vornehme Gejellichaft, ein
glänzender Gejellichaftzfreis; assemblee dan-
sante (jpr. dangjängt’), Tanzgejellihaft; a. na-
tionale (jpr. naßionahl), National-Berfammlung
(bef. in Frankreich); a. constituante (jpr. fong-
jtitüangt’) die fonftitwierende, d. 5. die Berfafjung
feftftellende Berfammlungingrantreih(1789—91);
a. legislative(jpr. lehiegislatitv’), die geſetzgebende
Berfammlung in Franfrei 1791-92); aſſem⸗
blieren (Ipr. allang—), verfammeln; Afjemblenr,
m. Bereiniger, Zufammenleger der Drudbogen;
Afſembleuſe, f. Vereinigungsmaſchine (in der
Spinnerei).
aſſentieren, l. (assentiri) beiſtimmen, beipflichten,
aͤuch, obwohl ſehr verkehrt (beſ. in Oſterreich): je—
mand in Pflicht nehmen, ihn zum Kriegsdienſt
für tüchtig erklären, daher Aſſentierung, f. die
Aushebung zum Soldaten ; Aſſenſion, f. (l. assen-
Io), auch Aſſens, m. (assensus) der Beifall, die
Bei- od. Zustimmung; Aſſent-Liſte, die Annahme—
Lifte, Muſterrolle; A.-Schein, Annahme oder
Tüchtigfeit3-Schein; Aſſentation, f. I. (v. assen-
tari, beitändig beipflichten; ſchmeichleriſcher Beifall.
aſſequieren, I. (assequi) erlangen, erreichen, auch:
begreifen; Aſſekution, f. nl. die Erlangung.
aſſerieren, l. (asserere, eig. etwas an jid) nehmen)
ehaupten; Affertum, n. das Behauptete, der be-
Hauptete Sat; Aſſertion, f. (l. assertio) die Be-
hauptung; Ripr. insbef. die gerichtliche Behauptung
oder Vertretung der Freiheit; aſſertöriſch, nl.
(assertorfus, a, um) behauptend, verjihernd ; affer=
toriſcher Eid, Eid nad) der Ausſage, Dekräfti-
gungseid (im Gegenfa zum promiſſoriſchen
Eide, d. i. dem Eide vor der Ausſage); asserto-
rium, f. juramentum.
affermentieren (pr. aflermangt—, fr. assermen-
ter, von serment, l. sacramentum, Schwur) ver-
eiden, durc Eid in Amt und Pflicht nehmen.
aſſervieren, [.(asserväre) aufbewahren, verwahren;
Aſſeſſor
Affervãtum oder Aſſervãt, n. das Aufbewahrte;
Aliervation, f. nl. die Berwahrung.
Afichor, m. I. (v. assidere, beifigen) Beiſitzer eines
Gerichts, einer Berwaltungsbehörde, der die
juriftiiche Prüfung bejtanden hat (im Gegen). zum
Referendär, der die zweite juriſtiſche Prüfung
nod) nicht abgelegt hat); pl. Afjefforen, Ailchhes
rat, n. vd. Aſſeſſũr, f. nl. das Amt eines Bei—
ſitzers.
— l. asseveräre, v. sevẽrus, ernſt) be—
teuern; Aſſeveration, k. die ernſte Verſicherung.
ajiibilieren, I. (assibiläre, anzijchen; vgl. Sibilus)
Sprachl. mit einem Riichlaute begleiten (3. B. 3 iſt
ein aflibiliertes t); Aſſibilation, f. nl. Verbin-
dung mit einem Ziſchlaute od. Verwandlung In
einen jolden,
afiidieren, I. (assidöre) beifißen.
Alliduität, f. 1. (assıduitas) ausdauernder Fleiß,
eharrlichfeit; assidue, beitändig; aſſidnös,
emiig.
“N to, m. jpan. eig. Sitz, Feſtſetzung, Vertrag,
Pacht; Sklavenlieferungs-Bertrag, der ſpaniſche
Pachtvertrag wegen des Sklavenhandels nach Ame—
rika; Aſſiento⸗Vertrag, insbet der Vertrag von
1713 zwijchen England und Spanien, welcher ven
Engländern erlaubte, in das ſpaniſche Amerika
afrifan. Neger einzuführen; aud) der Sklavenhan—
del jelbit; Aſſiento-Schiffe, Schiffe, die auf Grund
dieſes Vertrages afritan. Steger in die ſpaniſch—
amerifan. Befigungen einführten ; Aſſiento-Kom⸗
Bagnie, f. Sklavenhandelsgeſellſchaft; Aſſientiſt,
m. Mitglied einer jolchen.
Aſſiette, f. (v. it. assettare, einrichten, zurecht mas
then, niederjegen, got. satjan, fegen) die Lage od.
Stellung, Haltung, Feſtigkeit beim Reiten; uneig.
die een „Faſſung; daher: in feiner
Aifiette bleiben, in jeiner *2 Stimmung
bleiben; Teller, Schüjjel(chen): assiette volante,
fr. (jpr. aſſiett' woldngt’) Nebengericht, Ziwvifchen-
ſchüſſelchen.
aſſignieren, I. (assignäre, vgl. Signum) Kfſpr. ans
weiſen, eine ſchriftliche Anweiſung auf Bezahlung
geben; Aiandut od. Affignätor, m. der Ans
weijende, Ausjteller einer Anweilung, Aſſignatär,
m. nl. der Angewiejene, Anmweilungsinhaber, der
die Zahlung empfangen fol; Milignät, m. der-
jenige, auf den die Anweiſung ausgeftellt it;
Ailignät, n. (pl.—en) die Anweifung einer jähr-
lichen Einnahme auf unbeweglicdhe Güter; franzöſ.
Staatsanmweilung, ein Papiergeld, dem diejenigen
Süter, welche fiir das Eigentum des Staats er-
Härt waren, zum Unterpfande dienten; Aſſigna—
tion, f. I. (assignatio) od. Aſſignatũr, f. Die An-
weilung; insbeſ. eine Zahlungsanweifung; im
deutſchen Recht der Gütergemeinjchaft unter Ehes
leuten: daS Bekenntnis des überlebenden Gatten,
Schuldner der Kindner in betreff ihres Erbteils zu
jein; Aliignativns-Bant, f. die Staatsdruderei
er Kreditbilletts Staatspapiere) zuSt. Petersburg.
ag nötofen, f. pl. ruſſ. (v. assignäzia, Anweiſung,
nn eufein, Anweijungen der Bergvermaltungen
on Empfange von Halb-Imperialen aus der
ünze.
aſſimilieren, I. (assimiläre, x. assimuläre; v. si-
milis, e, ähnlich) verähnlichen, od. anpafjen, an-
gleichen (3. B. in der Wortbildung: einen Yaut dem
andern); einverleiben, aneignen, in Nahrungsftoff
verwandeln; Afjimilation, f. die Verähnlichung,
Unpafjung, Angleichung; Einverleibung, allmähe
liche Verwandlung der Nahrungsmittel in die Na-
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
aſſoziieren 81
tur des Körpers, der fie genoſſen hat; Aſſimila—
tions=Prozeh, m. der Verwandlungsvorgang
(der Nahrungsmittel im Körper).
Afflſen, pl. fr. (les assisses, v. assis, jißend) eig. die
—— ein franz. Schwurgerichtshof zur Un—
terſuchung und Entſcheidung in peinlichen Sachen;
daher überh: Schwurgericht; auch der Aſſiſen—
hof; Aſſiſen von Serujalem zur Zeit dev Kreuz—
age: eine Sammlung derSakungen jenes Königs—
reichs.
aſſiſtieren, I. (assistere) beiſtehen, Im Dienſt unter—
ſtützen, außhelfen; Aſſiſtent, m. (Il. assistens) ein
Gehilfe in einem Amt, Hilfgarbeiter, Hilfsbeam-
ter; Aſſiſteͤnz, nl. od. Afjistänee, f. fr. (pr aſſi—
itängi’) Beistand, Hilfe, Unterftügung; Anweſen—
heit, Beijein; paſſive Miflitens feijtet in der
fathol. Kirche der Prieſter 3. B. beim Abjchluß einer
gemijchten Ehe, wo der Priefter nur die Erklärung
ver Brautleute anhört und die Einfegnung verjagt;
Aſſiſtenz-Arzt, Hilfsarzt; Aſſiſtenz-Prediger,
Hilfsprediger.
Afflaͤni od. verderbt Aſchaͤni, m. türk. (vollſt. gu-
. rusch arslani, d. i. Löwenpiaſter, von gurusch,
Piaſter, u. arslan, Löwe) Löwentaler, eine in
Holland fir die Türkei geichlagene Minze, 80
bis 120 Asper (. d.) an Wert. l
affolieren, fr. (assoler, von sole, Aderabteilung,
Schlag, v. I. solum, Grund und Boden) Felder in
Schläge einteilen; Aſſolement, m. (ſpr. — ng) Ein»
teilung der Felder in Schläge.
affonieren, I. (assonäre, v. sonus, Schall, Klang)
anklingen, ähnlich lauten; Aſſonaͤnz, f. nl. Dichtk.
der Anklang, vokaliſche Gleichtlang, ein Yalbreim,
worin nur die Vofale, aber nicht die Konſonanten
übereinstimmen, 3. B. famen u. gaben; Tonk.
Stleichheit der Tonfiguren in einem muſikaliſchen
Gedanken.
affortieren, fr. (assortir, v. sorte) ein Ganzes nad)
den Arten zwecmäßig teilen und ordnen ort,
ten); ji) od. jein Lager —, mit Waren verſchie—
dener Sorten verfehen ; das Lager vervolljtändigen,
ausstatten; ein wohlaffortierteg Waren-
lager, das mit allem zu einer Art Handel Ge—
hörigen volfftändig verjehen iſt; Affortiment, n.
(pr. afjortimäng) ein vollftändiger u. gevrdneter
arenvorrat, Warenlager zum Einzelverfauf (auch
Sortiment), 3. B. von Büchern, im Gegenfaß
des Verlagslagers; Auswahl; Aſſortiſſage, f.r.
n. (ſpr. Bahieh') die Waren-Ausjonderung; die Ge-
bühren dafür.
Aſſoupieren (fpr. ou = u), fr. (assoupir, v. I. ad
u. sopire) einſchläfern, betäuben; jtillen, lindern;
Aſſounpiffement, n. (pr. — mang) Einjchläferung,
Beräubung, Linderung; Schlummer, Schläfrigfeit,
Sorgloſigkeit.
aſſouplieren (ſpr. ou = u), E (assouplir von
souple) biegſam, gejchmeidig, lenfjam machen.
aflonrdieren (pr. ou = u), fr. (assourdir, von
sourd == I.surdus, taub) betäuben, dämpfen; Mal.
einen mildern Charafter geben.
alloztieren, I. (associäre, v. socYus) fich vereinigen,
verbinden, vergejellichaften zu gemeinjchaftl. Han—
delsgeſchäften; verknüpfen; Aſſoziation, f. ni. die
Verbindung, Berbrüderung; die Bergejellichaftung,
insbeſ. der bis jeßt abhängig -oder einzeln dage—
ftandenen Arbeitskräfte zu Erwerbsgenofienicafs
ten; auch Handelsgejellichaft; Affozlationsredt,
das Necht (befond. politiſche) Vereine zu bilden;
Ideen-LAffoziation (nl. associatio ideärum), Die
unmilltiirliche Aufeinanderfolge der Borjtellungen,
82 Aſſuefaktion
Gedankenverknüpfung; Afſocié, m. fr. (ſpr. aſ⸗
ſoßjeh) ein Teilhaber, Geſchäftsteilhaber; associe
en commandite, fr. (jpr. —ang fommangdiht‘)
der ſtille Teilhaber, der Geld zu einem Geſchäft
hergibt, ohne jonft tätigen Anteil daran zu nehmen.
Aiiuefaktion, f. I. die Gewöhnung; afjuefzieren,
gewöhnen, gewohnt werden.
ajlıımieren, |. (assum£re, dv. sum£re, nehmen) an-
nehmen, gelten lafjen; ergreifen, auffaſſen, 3. B.
einen Gedanken; den Hauptichluß des Gegners vor
der Widerlegung wiederholen; assümpsit, er hat
übernommen; Nipr. ein freiwilliges Verſprechen,
wodurch fich jemand zu einer Zahlung, Leitung 2c.
für einen andern verpflichtet; Aſſumtion, f. (I.
assumtio, t. assumptio) die Annahme, Aufnahme;
der Unterfaß eines Vernunftfchluffes; die Auf-
nahme einer Seele in den Himmel, der Sterbetag
eines Heiligen;insbej.assumtiobeätae (Mariae)
virginis, |. od. Aijlinte, f. it. Himmelfahrt der
Maria; assumtio Christi od. salvatöris, die
Himmelfahrt Chriſti od. des Erlöſers.
affürieren, fr. (assurer, v. sür) verſichern; insbeſ.
== ren tieren; Aifüranee, £. (pr. aſſürcingß)
— Aſſekuranz; auch Zuverfichtlichieit, Selbit-
bewußtſein: Sicherſtellung, Bürgſchaft; Aifürenr,
ſ. Aſſekurateur.
Affynenholz, ſehr hartes türk. Eichenholz.
—— m. (vom gr. astäkos, der Krebs) ein
rtebsitein, veriteinerter Krebs.
YHitaröth, f. (aus dem bibl. Aichtöreth 2. Kön.
23, 13 entft.) urfpr. eine Gottheit der Sidonier,
mit den Hörnern des Mondes dargeitellt, von den
Hebräern zum Dämon od. Teufel erniedrigt; nad)
gr. Beneunung: Aſtärte, k. als phönizifche Göttin
der Liebe, zugleich den Venus-Planeten be—
zeichnend. |
Aſtaſie, f. gr. (a-stasia, v. &-statos, unſtet) Unſte⸗
tigfeit; Heil. Unruhe, Umherwerfen eines Schwer-
franfen; ajtätifch, richtungslos, in jeder Lage int
Sleihgewiht beiindlic; aftatiiche Nadel, Zu-
ſammenſtellung von zwei Magnetnadeln, gewöhn⸗
lich in der Weiſe, daß der Nordpol der oberen über
dem Südpol der unteren liegt, zu dem Zwecke, daß
der Erdmagnetismus keine Wirkung üben kann
und die Nadeln daher jede Stellung einnehmen.
Hitiismus, m. gr. (asteismös, asteios, jtädtifch,
wißig, v. ästy, Stadt; vgl. das Il. urbanus, urba-
nitas) jtädtilche3 Benehmen, feiner Ton; die wigige
Rede; Redek. der Kunſtgriff, dag man fich —F
etwas verſchweigen zu wollen, was man dennoch
ſagt; Neckerei.
Aſter, f. (v. gr. aster, m. Stern) die Sternblume;
aſteͤriſch, jternähnlich, von den Sternen her (z.B.
- Einflüfie); Afterias, m. derSeeitern; Nftertazit,
Hiterit od. Aiterolith, m. ein Sternftein, veritei-
nerter Geeftern; Aiterisfus, m. (gr. asteriskös)
ein Sternden (*), ein Schriftzeichen, urſpr. von
den Kritifern zur Auszeichnung vorzügl. fchöner
Stellen‘ gebraucht, jegt bei. zur Hinweiſung auf
eine Anmerkung unter dem Terte; Aterlsina,n.,
pl. Aiterismen, Sternbilder; Aſterismus, m. I.
Naturl. diejenige Lichterfcheinung, bei welcher von
einem leuchtenden Punkte Lichtitrahlen hervors
ſchießen, 3. B. die Eigenſchaft gewiſſer Arten des
Glimmers, infolge von Interferenz des Lichts,
beim Durchſehen jternfürmige Strahlen au zeigen;
Afteroiden, pl. Sternchen, bei. die Kleinpla—
neten, d. i. die Kleinen, Dem freien Auge unjicht-
baren Planeten zwiſchen Mars und Zupiter, deren
man bis jeßt gegen 150 fennt, 4. B. Ceres, Ballas,
Altragalos
ung, Aſträa, Veſta uſw.; Aſtrométer, n. ein
ternmeſſer.
Aſthema, n. gr. (v. aistänesthai, empfinden) das
. Empfundene, Empfindungsvermögen, der Sinn;
Aitheits, f. gr. die Empfindung, das Gefühl; die
finnliche Wahrnehmung; Aftheterien, pl. Sinnes-
mwerfzeuge; Aitheterium,n. ver Empfindungsreiz;
Aithetik, £. die Wiſſenſchaft vom Schönen und der
Kunjt, Kunſtſinn, Geſchmack; Aſthetiker, ein Kunft-
philofoph, Runftkenner, Gefchmadsrichter; äſthẽ—
tiſch, zur Lehre vom Schönen gehörig; geihmad-
voll, ſchön; äſthetiſches Gefühl, Schönheits—
ſinn, Kunſtſinn, Geſchmack; äſthetiſſeren, über
Geſchmack, Kunſt uſw. ſprechen od. ſchreiben, ver—
edeln; Uſthetiſierung, Veredelung; Aſthet, m.
einer, der Leben und Welt einſeitig nur unter
äſthetiſchen Geſichtspunkten betrachtet.
Aſthenie, £. gr. (acbthéneia) Heilk. die Kraftloſigkeit,
Schwäche (im Gegenjab der Sthenie); aſtheniſch,
traftlos, ſchwach; von Schwäche herrührend; ein
aſtheniſches Fieber, ein Nervenfieber; afthe-
niiteren, Ihwäden; Mithenologie, f. die Lehre
von der Lebensſchwäche; Hityenomalrobidtit, !.
(vgl. Makrobiotik) die Anweiſung od. Kunft, ein
ſchwaches Leben zu erhalten; Aſthenopie, f. die
Schwachſichtigkeit, die leichte Ermüdung des Auges;
Aithenepyretos, m. dieberihwähe.
Aſthma, n. gr. die Engbrüftigfeit, Kurzatmigkeit,
der Bruſtkrampf; aſthmaͤtiſch, engbrüitig, kurz⸗
atmig; Aſthmatiker, m. ein Engbrüſtiger.
r ſ |
“liamationus, m. Störung der Schfähigfett de3
uges duch Fehler in der Bildung der Linſe oder
der Hornhaut; aſtigmatiſch, ſeitenſtrahlig unkiar,
verſchwommen.
Aſtik, m. frz. (astie) Glättbein; Putzſchmiere.
äftimieren, |. (asestımäre) ichägen, —
achten; äſtimäbel (lat. aestimabllis, e), ſchätzbar,
achtungswert; Äſtimation, f. (lat. aestimatio)
die Schätzung; Würdigung, Achtung; Aftimäter,
m. ein Schäßer, Wertbeitimmer; äſtimatsriſch
(lat. aestimatorius, a, um) die Schäßung betrej-
fend; äftimatöriiher Eid, lat. juramentum
aestimatorIum, der Schätzungs-Eid, wodurch
eine Behauptung beſchworen wird, Die Den
gen Wert einer Sade beſtimmt; aestima-
oria actio, f. eine Schäßungs- od. Wertbeitim-
mungs-Rlage; aestimatorius conträ tus, m.
der Trödelvertrag; Ajtiminm, n.nl. =Witima-
tion; auch das Steuerbud, Ader- od. Flurbuch,
fofern die Ader nah Abſchätzung ihrer Ergiebig-
feit beiteuert twerdeit.
— pl. (mi. aestivalia, v. l. aestivälis, e,
ommerlich) Sommerjchuhe, Sommerftiefel (ſpäter
verjtümmelt:stivalia, woherdasdeutiche Stiefel);
Aitivation, f. nl. Naturk. die Knoſpenzeit, die
Lage der Blumenblätter vor dem Aufblühen.
Atome, n. gr. eine Mißgeburt ohne Mund; aſtoͤ—
milch, mundlos.
Hiträa, f. gr. (Astraia) Fabell. die Göttin der Ge—
rechtigfeit, Tochter des Jupiter und der Themis,
die im goldnen Beitalter unter den Menſchen lebte,
im ehernen in den Himmel zurüdging; aud Name
eines Kleinen Planeten od. Aſteroiden, 1845 von
Hende entdedt.
Aftrachan, m. ein Plüſch mit glänzender, gefräu-
elter Oberfläche.
Altragälos od. Aftragäl, m. gr. der Würfel, Knö—
chel; Heilf. dad Würfelbein in der Ferſe, der Fer—
fen» od. Sprungfnodhen; Bauk. der Reif, Stab,
Rundſtab, Anlauf, der oben eine Säule umgibt
aſtraliſch
und das Kapitäl vom Schafte ſcheidet; auch eine
hülſentragende ou: Stragel,Traganth; Aſtra⸗
galismus, m. dag Würfelipiel: Aftragalomanz
‚tie, f. die Würfelwahrfagung mit Würfeln, worauf
Buchſtaben ftehen, aus denen man, nach jedesma>
ligem Würfeln, eine Antwort auf die vorgelegte
Frage zufammenjeßt.
aftraliih, Aitral-tampe, ſ. Aitrum.
Altrupaa, f. gr. (eig. die Bligende) die Prachtmalve.
Aftratie, f. gr. (v. strateia, Feldzug) Breiheit vom
Kriegsdienſte.
aſtringieren, Aſtringens ꝛc. ſ. adſtringieren.
Aſtrobolismus, m. gr. (astrobolismös, v. astron,
n. Gejtirn, u. bällein, werfen) eig. das Getroffen-
jein von einem Geftirn, dem Hundsitern oder der
Sonne; daher Sonnenftih; Tod oder Scheintod
durd) Die: Schlagfluß (val. Sideration); Abs
fterben, Brand; Aſtrodiktikum, n. gr. (astro-
deiktikön) ein Sternweijer, Sternzeiger, ein Werk—
zeug, um jeden auf der Himmelskuügel angezeigten
Stern auch leiht am Himmel finden zu können;
Aſtrognoſie, f. die Sternkenntnis bloß in Ans
‘chung ihrer Lage, Verteilung in Sternbilder und
Benennung; Aſtrognöft, m. der Sternkenner,
Sternfundige; Aſtrographie, f. die Sternbefchrei-
dung; Aftroiten od. Aftrolithen, pl. Sterniteine,
künfedige Wirbel vom Stengel einer Berfteinterung;
Aſftrolabium, n. ein Winkelmeſſer; ein aftro-
nomiſches Werkzeug zum Ausmefjen der Sonnen—
und Sternienhöhe, auf welchen die Kreiſe der Him-
melskugel in ebener Fläche dargeſtellt find; Aſtro⸗
Intrie, f. die Sternverehrung, der Sterndienit;
Ajtrolög, m. ein Sterndeuter; Aſtrologie, f.
Sterndeutefunft; Sterndeuterei; aſtroloögiſch,
sterndeutend; Aftromantie, f. Sternwahrfegung
—= Aitrologie; Aftrometeorulogte, f. die Wet-
teriternfunde, die Wilfenichaft, aus dem Stande
der Sterne die Witterung vorher zu beſtimmen;
. Hitrometer, m. ein Sternmefjer: Aftrendm, m.
(gr. astronömos, d. n&mein, verteilen) ein Stern-
fundiger, Sternforſcher; Aſtronomie, f.dieStern-
Zunde; Himmelskunde; aftronoͤmiſch, ſternkund—
Ih; aſtronomiſches Jahr, deſſen Dauer nicht
bloß nach Tagen, ſondern nach Stunden und Mi—
nuten berechnet wird; aftronomiſche Jahrbücher,
aſtronomiſche Kalender, die gewöhnlich auf mehrere
Jahre im voraus für Aſtronomen zuſammengeſtellt
werden; aſtronomiſcher Monet, die Umlauüfszeit
des Mondes in genauer aſtronomiſcher Berech—
nung; die Zeit, innerhalb welcher die Sonne in
einem Heichen des Tierkreiſes steht; aſftronomiſcher
Drt, die Stellung eines Sternes an der Himmels-
iugel; aſtronomiſche Uhr zeigt den Lauf der
Geitirne; Aſtrophotographie, f. die Beobachtung
- Der Himmelstörper mittels photographifcher Auf⸗
aahme; Aitrophotometrie, f. die Kunft, die Hel-
!igfeit der Himmelstörper zu meffen, und die Lehre
‚ bon diejer Kunſt; Aſtrophyſit, die Lehre von den
phyſikaliſchen Erſcheinungen auf den Himmels:
törpern; Aſtrophijt, m. der baumartige Seeitern;
Aitropodium, n. eine Berfteinerung mit u
Beer Beihnung; Mitroffön,n. ein Sternfern-
rohr; Aftrofkopie, f. die Sternſchau; Beobachtun
der Sterne durch das Fernrohr; Aftroſophie, {
de Sternweisheit,— Aftronomie; Nitrojtatik,
f, die Lehre vom Stande und der Bewegung der
Sterne; Aftrotheologie, f. die Betrachtinig Gottes
in derSternenordnung.
aftrnteren, |. (astru&re oder adstrufre) anbauen;
hinzufügen, zufchreiben.
Te
Alyndejie 83
Aſtrum, n. L.== gr. ästron) ein Geitirn, Sternbild;
pl. astra, die Geſtirne, Sterne; sic itur ad astra
(Birgil), fo gelangt man zu den Sternen, d. 1. zu
Ehren; aſträl oder afträfifch (I. asträlis, e) die
Geſtirne betreffend, geſtirnförmig; Aſträl-Geiſter,
Sterngeiſter, ver Sternenwelt angehörende geiſtige
Weſen, nach dem Volksglauben des Mittelalters;
Aſtrãl⸗Lampe, Stern⸗ od. Glanzlampe, vervoll⸗
kommnete Argandſche (ſ. d.) Lampe; Aftral⸗
Leib, m. ein von den irdiſchen, körperlichen Eigen—
Ichaften freier Leib, verklärter Leib, den die Geiſter
bei ihren Erfcheinungen annehmen; Aſtral-Licht,
Sternliht; der Giernenfchein (bejonderd Der
Milchſtraße).
Aſtuarium, ſ. aest—; äſtuieren, I. (aestuäre)
brauſen, wallen; meerartige Erweiterung eines
Fluſſes bei feiner Mündung) Gegenſatz von einem
Delta); Aftuation, f. das Wallen (des Meeres);
die Unruhe (des Gemüts); äſtuös (aestuösus),
leidenschaftlich bewegt.
aftntids, nl. (fr. astucieux, v. I. astutYa, Schlau-
heit) argliftia, verſchlagen, jchlau.
Afthgraͤßh. m. gr. (v. asty, Stadt, Hauptftadt) ein
Stadtbeſchreiber, insbeſ. von Rom; Njtygranhie,
f. Stabtbejchreibung; Aſtynoͤm, m. ein Stadtver-
mwalter, beſ. Gebäude-Aufjeher; Aitynomie, f.
Stadtverwaltung, Gebäudeaufſicht.
Hitälon, n. (gr. v. vern. a- u. stylos, Säule) ein
fäulenlofes Gebäude.
Yiftyfie, f. gr. (v. vern. a- u. stysis, Aufrichtung)
eilf. männliches Unvermögen.
Aswamedha, n. Pferdeopfer der alten Indier.
Aswathe, f. ein heiliger heul, mit dem die
indiichen Götzentempel umpflanzt werden; nad)
der Sage ſoll Buddha unter deffen Schatten gelehrt
haben (Ficus religiösa). |
inf, n. ar. (&sjlon, eig. unberaubt, unverletzt, v.
dern. &- u. sylän, berauben, plündern) die IR
Sreiftatt, ein unverlegliher Ort, wo Berfolgte
Sicherheit finden; Berforgungsanttalt, Heim, Un-
terfonmen, Pflegeanftalt; das Aſhl-Recht, im
Staatstecht: das Recht, eine Freijtätte zu erteilen,
Schutzrecht.
aſhllogiſtiſch, ohne Schlußfolge; ſ. ſyllogiſieren.
Aſymmetrie, f. gr. (vgl. Symmetrie) das Mißver⸗
hältnis, die Ungleichförmigkeit; afymmetriich,
„unebenmäßig, nicht |piegelaleid).
Aiymndt, ım. gr. (aisymnetes) ein Schiedsrichter.
— — f. gr. (vgl. Sympathie) mangelndes
litgefühl, Teilnahmlofigteit.
Alyınphonie, f. gr. (vgl. Symphonie) der Miklaut;
aiymphöntich, übelflingend.
Alyınptöte, f. gr. (v. a-symptötos, nicht zufammen-
fallend; vgl. Symptom) Näherungslinie, Meßk.
eine gerade Linie, der fid) eine krumme Linie be
ftändig nähert, mit der fie aber nie zufanımenjtüßt,
(Bild unendlichen Strebens, das jein Biel nie er-
veiht. Leibniz nannte den Menſchen „eine
Aſymptote der Gottheit“); aſhuptõotiſch, nicht zu⸗
ſammenfallend.
afnchroͤn, gr. (v. dem vern. a-, syn, d. i. mit, und
chrönos, die gel) nicht gleichzeitig; z. B. ein
aſynchroner Motor, d. i. ein folder, der un-
abhängig von den Umdrehungen des elektriſchen
Stromerzeugers läuft; dag Außer: Tritt- Fallen,
d. i. das Aufhören des ſynchronen od. gleichzeitigen
Ganges zweier Bechfelftrommajchinen.
Aiyndejte, f. od. Aſyndẽton, n. gr. (vgl. Syndeſis
Redet. die Unverbundenheit, Weglafjung der Bin-
dewörter, 3. B. id) kam, ic) fah, ich ftegte; entg.
6*
81 Aſhneſie
Polyſyndeton; aſhndetiſch, verbindungslos,
ohne verknüpfende Bindewörter.
Aſyneſie, f. gr. (vgl. Synefis) Unverſtand, Mangel
an Einjicht, Einſichtsloſigkeit.
Aſhnodie, f. gr. (vom vernein. a- und synödos,
— Beiſchlaf) Unvermögen zum Beis
ſchlaf.
Aſyjſt ata. pl. ar. (v.a-systätos, on, nicht zuſammen⸗
ſtehend; vgl. Syftafis) unvereinbare Dinge; Aſh—
ftafie, k. Unvereinbarteit.
alzendieren, I. (ascend£re, od. r. adscend£re, von
scandöre, fteigen) aufiteigen, aufrüden; Aſzen—
dent, m., pl. Aſzendenten, I. Ripr. (ascendentes)
Verwandte in aufjteigender Linie, Ahnen, als
Eltern, Großeltern 2c., entgegen Defzendenten;
Afzendenz, f. nl. die aufjteigende Verwandten⸗
line; Aſcenſeur, m. fr. (fpr. akangföhr), auch
Aſcenſoir, n. (jpr. aBangfodgr), Aizenfor, m. 1.
der Aufzug, Fahrſtuhl, eineHebevorrichtung, Hebe—
maſchine zur Erſparung des Treppenſteigens in
Gaſthöfen ꝛc., vgl. Elevator, Hoiſt; Aſzenſion,
f. J. (ascensio) das Aufſteigen, das Aufrucken; die
Himmelfahrt Chriſti und das Feſt derſelben, der
Himmelfahrtstag; Sternk. der Aufgang eines
Punktes des Aquators mit einem Sterne zugleich;
das — des Turmſeils, daher Aſzenſioniſt,
ın. der Seiltänzer auf dem Turmſeil; Aſzenſionäl⸗
ee f. der Unterfchied zwischen der rechten
und ſchiefen Auffteigung an irgend einem Punkte
Alzeie, Aizet, ſ. Aſket. [de3 Himmels,
Aſzidien, pl. gr. Seeſcheiden, Blattſchläuche.
aßzitiſch, gr. (von askös, Schlauch, aufgetriebener
Unterleib; Aſtites od. Afzites, die Baͤuchwaſſer⸗
jucht), waſſerſüchtig.
At, m. tür. Pferd.
Atacamit, m. Salzfupfererz, in der Sandwüſte
„Atacama, zwiſchen Beru und Chili.
Atacismus, Etazismus.
Atagan, = Satagan.
atattiich, |. Ataxie.
Atilie, weibl. Name (v. gr. atalös, Tindlich, zart)
Ataman, = Hetman.
Atarazie, f. gr. (ſ. Taraxis) Leidenſchaftloſigkeit,
unerjhütterlicher Sleichmut, das höchſte Lebensziel
der alten Skeptiker; vgl. Athaumaſie.
Atablsmus, m. nl. (v. l. atävus, Urältervater, Va—
ter des Urgroßvaters, dann Vorfahr überh.)
Rüdartunglauf die Eigenſchaften der Vorfahren
oder de3 Stammes); atabiſtiſch, auf ſolcher Rück⸗
artung beruhend, rückartend.
Ataxie, f. gr. (vgl. Taris) Heilk. Unregelmäßigkeit,
Zittern der Beine bei Rückenmarkskranken; auch
nridtigkeit in Beitimmung der Wechjeffrift;
ataͤttiſch, unregelmäßig, z.B. ataktiſches Fieber.
Ate, f. gr. (ätE, überh. Schaden, Unheil) Fabell. die
Göttin der VBerblendung, Unheilsitifterin, eine
Tochter Jupiters, die, von ihm im Zorn aus dem
Olymp geichleudert, feitdem auf der Erde umber-
irrt und die Menjchen verleitet, gegen ihren wahren
Borteil zu Handeln.
Atechnie, f. gr. (atechnia, vom vern. a- u. techn®,
die Kunſt) die Unerfahrenheit in einer Kunſt, Un»
funde oder Ungejchidlidjkeit, 3. B. eines Arztes;
stehniid, unkünſtleriſch, pfujcherhaft.
Atetnie, f. gr. (ateknia, von a- u. teknon, Kind)
die Kinderlojigkeit.
Atelettafie, f. gr. (v. atel&s, unvollfommen und
ekteinein, ausdehnen) unvollfommene Ausdeh—
nung, be. der Zungen bei Neugeborenen.
Htelie, f. gr. (ateleia, v. a- u. telos, Biel u. Boll)
[die Jugendliche, Zarte.
Athene
1. Zivedlofigfeit; 2. Steuerfreiheit; neugried),, die
Briefmarke, '
Atelier, n. fr. (fpr. ateljeh; altfr. artelier, mi.
artiliaria, v.ars, ©. artis, die Kunft) die Werkitatt;
insbefondere die Künftler-Werkitätte, Runjtanitalt,
Anftalt.
Atelkuzu, die Länder am Dnjefte, welde bie 895
die Magyaren bejaßen.
Atelläna, f. l, pl. Atellänen (Atellänae sc, fa-
bulae) eine Art altitaliicher Volksluſtſpiele mit
ſtehenden Charaftermadfen (uripr. in der oskiſchen
Stadı Atellae in Kampanien heimisch).
Atelotardie, f. gr. (v. ateles, unvollenvdet) Heilk.
die unvollfommene Ausbildung des Herzens; Ate—
lomyelie, f. die unvollitändige Ausbildung des
Rückenmarks.
Atemandület, m. arab. (d. i. Stütze des Reichs) der
erſte perſiſche Miniſter ( S Vezier in der Türkei)
Ateramnie, f. gr. (v. vern. a- u. téxamnos, feit,
dicht) Heilk. die Unverdaulichkeit.
ater dies, Unglüdstag, |. dies.
atermopieren (ſpr. —monjieren), fr. atermoyer,
v. terme = l. terminus) die Zahlungsfriſt ver—
längern, vgl. prolongieren; Atermoye, m.
Srilfenuibfcheln; Atermoiement, n. (pr. moa'⸗
mäng) die Verlängerung der Zah .ungzfrift.
äternieren, Aternität, Aternat, |. aeternus.
Ythäir, ın. arab. ein Stern eriter Größe im Stern-
„bild des Adlers.
Athäl, n., oder Ketälalfohol, m. Scheidel. ein aus
Walrat gewonnener fejter Körper. |
Athamantin, n. nl. Scheidel. ein in den Wurzeln
und halvreifen Samen der Bergpeterjilie, Atha-
manta oreoselinum, entdedter Stoff.
Athambie, k. ge. die Unerichrodenheit, Zurhtlofig-
keit; athaͤmbiſch, unerſchrocken.
Athanaſie, f. gr. (athanasia, (v. Athänatos, un⸗
fterblich, vgl. Thanatos) Unfterblichkeit; Athana—
fing, m. u. Athanaſia, f. grieh. Namen: der,
die Unfterbliche; athanufifches Kredo vd. Sym⸗
bof, eine angebl. vom h. Atyanajins, dem PBatri-
archen Alerandrias, im 4. Zahrhundert verfaßte
riftliche Slaubensformel (doch ift Athanafius
nicht der Verf., eg entitand erit um 500); AUthana=
ftäner, Anhänger des h. Athanafius; Athana—
tismus, m. Veremwigung, Vergötterung; Uniterb-
lichteitöglaube; Athanatologie, f. Uniterblid
keitslehre. Be
Athaͤnor (auch Ataͤnor), Scheidel. ein vormals
gebraͤuchlicher Windofen, Kohlenturm, auch „fauler
Heinz” genannt.
Athar, ind. ätherifches Roſenöl.
Athaumaſie, f. gr. (authamasia, d. vernein. a⸗ u.
thaumäzein, wundern) das Unverwundertbleiben
(1. nil admirari), d. i. Gleichgültigkeit gegen die
Welt, nämlich: „weil wir ſie doch nie begreifen“
(Grundſatz der Steptiker).
Atheiſt, m. gr. (athéos, v. vern. a- u. theös, Gott):
ein Gottesleugner; Atheismus, m. Sottesleug-
u, # ãtheiftiſch, goitesleugnend, gottesleug-
neriſch.
Athelajte, f. oder Atheldsmus, m. gr. (vgl. The—
lajis) Heil, dad Unvermögen zu jäugen. l
Athene, f. gr. Fab. die Schupgöttin Athens, = Mi-
nerva bei den Römern, |. Ballas; Aihenaum,.
n. eine nach der Stadt Athen als dem Sig aller
Bildung benannte höhere Leyranitalt, die der Kai—
fer Hadrian in Rom gründete; daher eine gelehrte
Schule oder Gejelligyaft; in neuerer Zeit auch al
Titel von literarischen Beitichriften.
Atheoreſie
Atheoreſie, f. gr. (vgl. Theorem u. theoretiſch) die
Unkenntnis; atheorẽtiſch, unkundig.
Ather, m. l. (ar. aithẽr) die obere Luft, (nach griech.
Vorſtellung Feuerluft, worin die Sterne ſchweben
und die Götter wohnen, alfo) Himmelsraum und
Lichtitoff zugleich, Himmelsluft, Himmel; Scheidek.
eine feine, flüchtige und entzündliche Flüffigkeit, |
die durch Einwirkung von Säuren oder Salzbild⸗
nern auf Alkohol entiteht, z. B. aether acetiens,
Eſſigäther; aeth. muriaticus, Salzäther; aeth.
nitrieus, Salpeteräther; aeth. sulphuricus,
Schwefeläther; Atherin, n. Weinölfampfer, ein
Kohlenmwaflerftoff, nach der Vorftellung einiger
Chemiter das Radikal des Athers; ätheriſch,
ätherartig; hiumliſch rein, vergeiſtigt, zart, geiſtig;
ãtheriſches Ol, flüchtiges Ol; aͤtherifieren Heilt.
Dämpfe von reinem Schwefeläther mit einer Bei—
miſchung von atmoſph. Luft einſaugen laſſen, um
die Gefühlsnerven eine Zeitlang zu lähmen und
egen Schmerz unempfindlich zu machen; Ätheri⸗
0 f. dieſes Einſaugenlaſſen pon Schwefel⸗
äther; Athnl, nm. ar. Scheidek. die Ätherbafe, das
aus Kohlçuſtoff und Waſſerſtoff beſtehende Radi—
kal des Athers, das, mit Sauerſtoff verbunden,
das Athyloxyd oder den Ather bildet.
otherman, ſ. adiatherman.
Atherõma, n. gr. (v. athere, Weizengraupe, Milch-
brei davon) Heilk. eine Breigeſchwulſt, Balg-
geihwulit; atheromätiſch, breigeſchwulſtartig;
Atherömsteoie, L. gr. Verfettung der Arterien—
wände,
Aibefie, f. gr. (vgl. Theis) die Unbeftändigteit,
Bundbrüchigkeit, Treulofigfeit.
Athesmie, f. gr. (athesmia, vom vern. a- u. thes-
mös. Sa&ung) Geſetzoſigkeit, Zügelloſigkeit.
Athetẽſe, f. gr. (athetesis, v. athetein, abfchaffen)
„Die Berwerfung, Nichtigfeit3-Erflärung.
Athiops, m. gr. (Aithinps, eig. ein verbrannt oder
broun Ausſehender, aitkein. verbrennen, und öps,
Geſicht), pl. Athidyen, Mobren, Neger, insbe].
Eingeborne von Äthiopien in Afrika; auch als
arzneikundl. Ausdrud: Mohr, 3. B. aethiops
antimoniälis, Spießglanzmohr ır. a.
Athlẽt, m. gr. (athletes, von ätkles, Kampf) ein
Wetttämpfer bei den öffentlichen Spielen der Alten,
Ringtämpfer, der ftarfe Mann, Hüne; Athlẽtik,
f. die Ringkunft, Kampfübungen; athlẽtiſch, ner-
dig, riejenitart, — kräftig; athletiſche Spiele,
Kampfipiele; Üthlotedten, pl. Kampfrichter und
Preisverteiler.
At home, engl. (ſpr. äthöhm) zur Hauſe, daheim, in
der Heimat; Feine Monodramen, die das häus—
liche Leben mit jatirischen Streiflichtern beleuchten
{zuerft von Foote).
Athor, f. eine ägyptijche Göttin (mit Kuhhaupt und |
Kuhhörnern).
Athriofföp, n. gr. (v. aithria, heitrer Himmel, freie
Luft) ein Werkzeug, um die Reinheit des Himmels
von Wolfen zu bejtimmen, ein parabol. Hohifpie-
gel. in deſſen Brennpunkte ſich die geſchwaärzie Ku—
gel eines empfindlichen Thermometers befindet.
Aihijl.ſ. Ather.
Arhyınie, f. gr. (athymia, vom vern. a- u. thymos,
Mut) die Mutloſigkeit; Schwermut.
Atimĩe, f. gr. (atimia, v. time, Ehre) Ehrloſigkeit,
als Strafe bei den Athenern, die in Entziehung
aller bürgerlichen Rechte beftand; atimieren, ent-
ehren, beihimpfen, verachten.
Ätiologie, f. gr. (aitiologia, von aitia, Urfache) die
Lehre von Urfache u. Wirkung oder von Grund u.
Atom 85
Folge; auch die logiſche Begründung ſelbſt (z. B.
in der Chrie); Heilk die Lehre von den Krantteite.
urfachen; ätioloͤgiſch, urfachlich, begründend.
Atlantik, f. engl. das Atlantische Meer.
Atlas, m. gr. (Ben. des Atlaffes) Fabell. ein den
Himmel tragender Titan (ſ. d.); ein hoher Berg
in Afrika am Atlantiſchen Meere; eine Sammlung
von Landkarten, Kartenfammlung (pl. Atlan-
ten, dod; auch Atlafje; gleich). Träger des Welt-
gebäudes); Heilt. der erite Halswirbelknochen, der
oberite Rüdenwirbel (weil er den Kopf trägt);
Atlanten, pl. Bauf. Träger, Gebältträger, Säulen
in Menjchengeitalt, welche einem Geſimſe zur Un—
terftügung dienen; atldntifch(l.atlanticus, a,um)
riefenhaft, groß u. ſtark; zum Gebirge Atlas und
in weiterer Bdtg. zu Kett-Afrita gehörig, weſt—
afrifaniich, daher: das Atlantiſche Meer od. der
tl. Ozean; dad atl. Kabel, der Durch diefes
Meer zur Verbindung von Europa und Amerika
gelegte Telegraphenftrang; Atlantis, ein fabel-
haftes Inſelland im Atlantifchen Ozean.
Atlas, m. arab., Gen. des Atlafjeg, pl. die Atlaſſe
(atlas, abgerieben, kahl; glatteS feidenes Tuch)
ein zuerftin Oftindien bereitetes glänzende3 Seiden-
eua, Ölanzitoff; Atlasblech, — moire metal-
ique; Atlaserz, ein jmaragdgrüneg, wie Seide
glänzendes ern, faferiger Maladit; Atfas-
Holz, ein foftbares, atlasähnliches Holz aus Weft-
indien und Südamerika; Atlasſtein oder Atſas—
that, m. jeidenglänzender arageniicher Kalfjpat
(Sajeraragon), der namentlich in Cumberland ge-
funden und zu Schmudjachen verwendet wird.
Atmidtätite oder Atmidiätritk, f. gr. (von atmis,
Dampf, u. iatrös, Arzt, iatreia, Heilung) Heilung
durch Dämpfe, Dampjbäder; Inhalationskur; At—
mologie, £. gr. (v. atmös [verwandt mitatmen],
Dunſt, Dunftlehre, Lehre von der Berdunftung des
Waſſers im Dunſtkreiſe; Atmometer od. Atmido⸗
meter, n. auch Admidoſtoͤp, n. gr. Verdunſtungs⸗
mejier, die Ausdünſtung des Waflers zu mejjen;
Atmoſphäre, f. (vgl. Sphäre) Dunſtkreis, bei.
Luftkreis um die Erde; bildl. die nächjfte Umgebung
eines Menſchen; auch für Atmoſphärendruck als
Einheit des Maßes für den Druc tropfbarer oder
Yuftförmiger Flüffigfeiten (1 Atmojphärendrud —
dem Gewicht einer 76 cm hohen Quedfilbers, oder
1,08 m hohen Rafjerjäule, = 1,093 kg Drud auf
1 qem Fläche); Atmoſphärilien, pl. im Luftkreiſe
enthaltene Stoffe; die Luftkörper; atmoſphäriſch,
dem Dunſtkreiſe angehörig oder in demſelben be-
findlih; atmojphärifche Luft, gewöhnliche 2.;
atmojphäriiche Eifenbahn, eine Eifenbahn,
auf welcher der Luftdruck als bewegende Kraft jtatt
des Dampfes angewendet wird, Saugluftbahn;
u Geſftänge, Quftiäulengeftänge;
atmoiphäriiher Druck, Luftdruck; Atmoſphä⸗—
rograbhie, f. die una der Atmojphäre;
Atinofſphärologie, f. die Tehre von den atıno-
iphäriichen Erſcheinungen.
Atocte od. Utofie, f. gr. (v. vern. a- u. tökos, Ge-
burt) Unvermögen zum Gebären, Unfruchtbarkeit;
Utocia, pl. er machende Mittel.
Atoͤll, n. oder Atoͤlle, f.malayijc (fra. attol, attolle,
attolon), eine ringförmige, ein Binnenwafjer une
fchließende Koralleninfel.
ton, n., pl. Atoͤme, gr. (atömos, on, unteilbar, v.
vern. a- u. tome, Schnitt, vgl. Tomus) etwas Uns»
teilbareg, kleinſtes Teilchen, Ur-Teilchen (Sonnen
täubchen), au3 deren Bewegung und Verbindung
pitur die Entftehung der Welt zu erklären ſuchte;
86 Atonie
Atomgewicht, Scheidef. Miſchungsgewicht, die
kleinſte (relative) Gewihtsmenge, in der fich ein
Grundſtoff mit andern verbindet; Atompolum, n.
das Verhältnis des Miſchungsgewichts zur Dichte;
Atomismus, m. oder Atomiſtik, f. das atomi⸗
ſtiſche Syſtem, die Urftofflehre, nach welcher alle
Körper aus Atomen zufammengejeßt find, auch
Korpusfular-PBHilofophie genannt; Ato—
mift od. Atomiftifer, m. ein Anhänger jener An-
ficht; atomiſtiſch, die Urftofflehre behrefienb; un»
eig. überh. zeriplitternd in Einzelheiten ohne leben»
digen Zufammenhang auflöfend oder aufgelöft;
Atomigfeit, Wertigkeit; atomiſch, unteilbar.
Stonie, f. ar. (vgl. Ton) Tonlofigkeit; Abipannung,
Erſchlaffung, Mattigkeit oder Schwäche des Kür»
pers; atoͤniſch, tonlos, abgejpannt, matt; Atö-=
non, n. ein tonlojes oder unbetontes Wort, pl.
Atöna; Atonififation,f.gr.el.dieEinjchläferung.
atoͤpiſch, gr. (&-topos, on, d. töpos, Ort) nicht am
rechten Ort, unpaflend, ungehörig, — 1. inept:
Atopie, f. (ar. atopia) Ungehörigteit, Albernheit.
tour, m. fr. (pr. atühr) der Buß od. Schmuck vor⸗
nehmer Damen; v En dames d’atour; atonrnieren
(fr. atourner), ſchmücken; Atournement, n. fr.
(pr. Aturn’mäng) das Putzen, der Bus.
a
out, ein Atout, atoutieren, |. tout; à tout
hazard, j. Hazard; ä tout prix, j. prix.
Atrabilität, f.nl. (v. I. atra bilis, ſchwarze Galle)
Heilf. die Schwarzgalligkeit, Gallſucht; atrabilär
u.atrabilös (fr.atrabilaire, atrabilieux) ſchwarz⸗
gallig, gallfüchtig.
Atrachẽſos, m. gr. (v. trächelos, Naden) Heilk. ein
Halsloſer, Kurzhals.
Atracia ars, f. Zauberkunſt, ſchwarze Kunſt (neh
der theſſaliſchen Stadt Atrax, die durch ihre
Zauberkünſtler bekannt war).
atram6ntum, n. I. (von ater, ſchwarz) Schwärze,
ihwarze Farbe, bei. Tinte; a. indieum, ſchwarze
Tuſche; atramentäs, nl. tintenfhiwarz, Atra⸗
mentftein, der Tintenitein, der Eiſenvitriol ent—
hält und aus dem der meijte Vitriol gejotten wird.
Atrekie, f. gr. (atr&keia) die Gewißheit, Wahrheit;
atrefiich, gewiß, ficher, wahr.
Atremie, f. gr. (atremia) die Furchtloſigkeit, Ruhe;
atremifch, ruhig; Atremograͤph, m. eine von
2, Maas in Berlin erfundene Borrihtung zur
erhütung des Schreibkrampfs. |
Htrefie, f. gr. (von vern. a- u. trän, durchbohren;
vgl. Trema) Heilf. Berihliegung eines Kanals des
Körpers, bei. das Berwachjenfein des Afters oder
der Scheide; atretiſch, undurhbohrt, mit ver-
wachſenem After oder Geichlechtäteile.
Atrichie,f. gr. (v. vern. a- u.trix, ©. trichös, Haar)
die Haarlofigfeit; atrichiſch, haarlos.
Mtriden, pl. Atreug’ Söhne. Agamemnon und Me-
nelaus.
Atrium, n. l. pl. atria od. Atrien, der Vorſaal,
Borhof eines römischen Wohnhauſes; auch die Vor⸗
halle eines Tempels; Heilf. der Vorhof oder die
Borfammern des Herzens (atria cordis); atrium
mortis, n. der Borjaal des Todes, die Borboten
des Todes.
Atrocität, f.[. (atrocitas, v. atrox, ſcheußlich, wild)
die Graufamfeit, Gräßlichfeit.
Atröpa, f. gr. (von ätröpos, unabwendbar, wegen
ihrer töplicen Birfung) die Tollfirfche (die giftigite
Art: Belladonna); Atropin, n. Scheidef. das
in derfelben entdedte Alfaloid; Atröpos, f. (vom
vern. a- u. tr&pein, wenden) Fabell. die Unerbitt-
liche, eine der drei Barzen, ſ. d.
attentieren
Atrophie, f. gr. (v. ven. a- u. trophe, Nahrung,
trephein, ernähren) Abmagerung, Abzehrung;
Heil. die Dörrfucht (bei älteren Zeuten = Marad-
mus); atroͤphiſch, abmagernd, an der Dörrſucht
eidend.. . | F
Atſchärja, m. ſanskr. (atscharja, nad) engl. Schrei⸗
bung: ascharya) ein geiſtlicher Lehrer der jungen
Brahminen in Indien. ER
Atjchch, f. Akticheh; Atichie, 1. Abi.
attacca, it. Hänge an! (von attaccare, fr. attacher)
Tonk. j. dv. iv. unmittelbar anzufchliegen! wenn
zwiſchen dem Schluß einer Abteilung und der fol-
. genden Feine Baufe eintreten joll. —
attachieren (ſpr. —ſchi —), fr. (attacher) anhängen,
anheften, beigeben; ſich —, ſich anſchließen, bin-
geben, ſich an etwas gewöhnen, etwas lieb gewin—
nen; Speiſek. anbraten; von Pferden: gegen die
Sporen drüden, wenn fie mit denfelben berührt
werden; attachiert fein, anhänglich, ergeben, zu⸗
getan fein; beigegeben fein; attachant (pr. atta⸗
Ichäng oder gew. —ſchänt), anziehend, lodend, zu⸗
tulich, zutätig, anſchmiegend, anhänglich; Attaché,
m; (jpr. attaſcheh) ein Amtsgehilfe, Angeſrellter,
beſ. bei einer Geſandtſchaft; Attahdement,n.tjpr.
attdich'mang) Anhänglichfeit, Ergebenheit, Zu—
neigung.
attadieren, fr. (attaquer) angreifen, anfallen; dein
Pferde die Sporen geben; attackiert, angegriffen,
kränklich; Attacke (ſpr. attaz), f. ein feindlicher
Angriff, Reiterangriff; Anfall, z. B. einer Krank⸗
heit; attaque carriere, Sturmangriff (vgl.
‚Sarriere-Ittade);a. dans les formes(Ipr. —vang
!ä form’), regelmäßiger Angriff von Feſtungen; a.
‚en d&bandade(pr. —ang debangddd’), Schwärm⸗
Angriff, in zerjtreuter Ordnung; a. en 6chelon
pr. —an ehicj’löng) jtaffelfürmiger Angriff der
Keiterei (f. &chelon); a. en muraille (ipr. —mii-
ralj’), Angriff in geſchloſſener Reihe.
attaliſche Schätze, große, unermeßliche Schätze, wie
ſie Attälus, ein König von Pergämus, 183v. Chr.
den Römern erblich himterließ.
Acteinte, f. fr.(ipr.atiängt’; v. atteindre, erreichen,
l. attingẽro) ein leichter Krankheitsanfall, eine An-
wandlung. 81 *
Attelage, f. r. u. fe. (ſpr. att ahſch v. atteler, an»
jpannen) die Beipannung, das Pferdegeſchirr; Krk.
a3 Geihüg-Zubehör; Attelter, 1. Atelier.
Attelet (Hätelet) m. fr. (ſpr. ateleh), Kochk.: Zier⸗
ipießchen, Silberſpießchen; Hätelettes, pl. fr. (pr.
atelätt), Roſtſchnittchen.
attemperieren, (l. attemperäre, anpaſſen; altfr.
attemprer, neufr. temp£rer, it. attemperare, mä—
Bigen)mäßigen, mildern, lindern; Httemperäter,
m. bei den een eine Vorridtung zur Er—
higung der Meiſche mit Dampß.
attemporieren, nl. (v. tempus, die Zeit) ſich in Die
Beit jchiden, nad) ven Umjtänden ridten.
attendieren, I. (attend&re) acht geben, aufmerfen;
(It. attendre, pr. attdngd’r, warten); en atten-
ant (fpr. an attangdäng), eig. im Erwarten: einſt⸗
weilen, unterbefjen; attent, I. (attEndus, a, um)
od. attentif fr. (pr. attang—) achtſam, aufmerk—
Jens; Attention, f. (I. attentio) die Achtſamkeit,
ufmerkſamkeit; Attention! ir. (pr. Yttangsjong)
Achtung gegeben! aufgemerft! 59
attendrieren (ſpr. attangdrieren), fr. {attendrir, v.
tendre, zart) rühren, bewegen; attendriſgut
(ſpr. —fang), rührend; Attendriſſement, n. (pr.
—mäng) die Rührung. BG
attentieren, I. (attentäre) verfuchen, wagen, ſich
attenuieren
unterfangen, mit einem Berbrechen umgehn; in
andere Rechte eingreifen: Attentät, n. (l. atten-
. tätum) ein Eingriff in fremde Rechte; ein Frevel,
- Amtsfrevel (in Überfchreitung rechtlicher Befug—
nilje), eine Gewalttat; Mordverſuch; ein verfuchter
Angriff auf eines andern Leben, Ehre oder Eigen-
tum; ein Mord» od. Raubanfall; davon die Miß—
bildung: Attentäter, m. (von nl. attentator, jo»
wie den Wörtern Miffetäter, Ubeltäter fälſchlich
nachgebildet) der einen ſolchen Angriff verſucht;
attentäta crimina, pl. versuchte (aber nicht volls
endete) Freveltaten.
attenuiceren, I. attenuäre, dv. tenüis, e, dünn) ver⸗
dünnen, ſchwächen, abmagern; Attennantia, pl.
1. Heilf. Berdiinnungsmittel; Attenuation, f. die
Verdünnung, Schwächung, Abmagerung.
Attereau (Hätereau) n. fr. (fpr. aterdh), Kocht.
Kruſtelſpießchen; Roſtſchnittchen.
Atterrage, f. r. n. fr. iſpr. —dhi’; v. atterir,
fanden, v. terre, Erde, Land) der Landungsplatz;
da3 Landen; Atterrifiement, n. (fpr. —mäng),
f. Anwachs des Ufer durch Anſchwemmung; an-
geſchwemmtes Land.
atteftieren, I. (attestäri; vgl. tejtieren) bezeugen,
beglaubigen, ein Zeugnis ausſtellen; Attéeſt und
Atteſtät, n. nl. ein fchriftliches Zeugnis, ein
Schein, eine Beſcheinigung; Atteftetion, f. I. (at-
testatio) Beglaubigung. |
Attila, f. nl. (v. atticus, a, um, attijc), zu Athen
gehörend) oder Attique, f. fr. (jpr. attit’) Bauf,
ein Dachgeichoß nach attiſcher Bauart, der zierliche
Aufſatz von Pfeilern auf einem Geſchoß, Dach—
brüfjtung, Simsbrüjtung; der auf Säulen ruhende
obere Querbau eines Tores; Attizismus, m. (gr.
‚ attikismös) attifcher Sprach- oder Nedegebraud)
(die gebildetite altgrieh. Mundart); der feine Ge—
Ihmad im Denfen und Neden, der den Athenern
eigen war; aͤttiſch, der athenifchen Bildung ge-
mäß: fein, wißig; attiſches Salz, ſinnreiche,
wigige Reden.
Attile, m. (nad) Attila, dem Hunnenkönig benannt)
ein furzer, mit Schnüren bejegter Huſarenrock.
Attine, f. eine polnifche Silbermünze, etwa 20 Bf.
wert.
e
Attinentien, pl.l.(v. attinſre, zugehören, betreffen)
— Pertinentien.
Attique, ſ. Attika.
Attiraii, m. fr. (fpr. —rdj’) das Gerät, die Zu—
rüftung, Krk. das zur Artillerie gehörige Gerät,
Wagen, Geſchirr ꝛc.
Attis, |. Atys.
Attitüde, f. fr. (aus aptitude, v. [.aptus, pajjend,
ellung, Haltung und Lage des Körpers.
atto, m. it. (opt. actus) der Akt, Aufzug bei Schaus |
ipielen; a. di cadenza, der Schluß eines Mufit-,
bei. Geſangſtückes mit Kadenz.
Attornch, m. engl. (fpr. ättörni; v. altfr. attorne, |
v. attorner, ein Gejhäft an jem. übertragen) eig.
überh. ein Stellvertreter, Bevollmächtigter, Ge— |
Ihäftsträger; bef. ein Rechtsanwalt, und zwar ein |
folcher, der unmittelbar mit dem Klienten verkehrt |
und Schriften für ihn bei Gericht einveicht, entg.
Barrifter (der vor Gericht plädiert); Attorney-
neral, m. (fpr. —dichenneräl) der Sronanwalt, |
Devollmädtigter des Königs für alle der Krone
fallenden Geſchäfte. |
touchement, n. fr. Nr attujch’mäng) die Be-
rührung, Betaftung, be}. dieheilfräftige, =Mani-
sulation. |
Aubeldrud 87
attrahieven, |. (attrahere)anziehen; Attrahentig,
pl.anziehende Mittel, Zugmittel; Zugpflajter, z. B.
ſpaniſche Fliegen; Attraktion, f. (l. attractio) die
Anziehung, das Anziehen; Anziehungskraft; aud)
die Perſon oder Sache, die Anziehungskraft beiipt
(3. B. in der Zirkusſprache great attraction, engl.,
d. 1. große Anziehung, |pr. gret ätträdich'n); aud)
1. Attraftions-firaft, die Aupkraft, welche durch
die ganze Natur Herrichend fich als Kohäfion, Gra-
vitation, magnetische, eleftrifche Anziehungskraft,
chemiſche Wahlverwandtichaftze. offenbart; attraf-
tibel, barb.-I. anziehbar; Attraktibilität, f. An—
ziehbarfeit; attraftiv, nl. anziehend; attraltö-
riſch (ſpätl. attractorius, a, um), anziehend; at-
traftorifchhe Kräfte, Anziehträfte; Attrait, m.
fr. (fpr. atträh) Reiz, Lockung.
attrappieren, fr. (attraper, v. ml. trappa, Falle) in
einer Falle oder Schlinge fangen, ertappen, er—
wilchen ;anführen,neden: Attrappe, f.(fpr.attrdp)
die Falle, Schlinge, der Fallſtrick; auch ein zur Täu—
ſchung eingerichtetes, auf Neckerei berechnetes Spiel⸗
werk, Neckſpiel; Nachbild, Vexiergebilde.
1 attribuieren, I. (attribuere;vgl.tribuieren)zujchreis
ben, beilegen; Attribät, n. (l. attribütum) da$
Beigelegte, die Eigenschaft; das Merkmal, Sinn-
bild, wie z. B. bei a der heidniſchen Göt-
ter Supiter den Blib, Apoll die Leier, Merkur den
Heroldjtab erhält; Attribution, f. (1. attributio,
die Beilegung, Verleihung von Srechten;: die Be-
vollmädtigung zu richterl. Entfcheidungen; Attri=
butivum od. Attributib, n. (pl. Attributiva
nl. Beifügung; attributin oder attributiviſch,
beifiigend.
Attrition, f. I. (attritio, von att£rere, anreiben)
die Reibung, das Aufreiben od. Wundwerden der
Haut; aud) eine äußerliche Reue, nur aus Furcht
vor der Strafe (entg. Kontrition); Attritus, m.
I. Heil. = Intertrigo, ſ. d.; attrit, abgerieben,
abgenugt; attritieren, zerreiben.
attronpieren (jpr. ou = u), fr. (attrouper, don
troupe, Trupp) truppweiſe verfammeln; ſich —, ſich
zufammentotten; Attronpement, n.(jpr.—trup’-
mäng) der Auflauf.
Attın, f Chike.
Artys, |. Atys. | %
Ytydhie, f. gr. (atychia: vgl. Tyche) Unglück.
atijpiſch, ar. (j. Typus) Heilk. eig. unvorbildlich;
unordentlic), unregelmäßig; atypiſche Krank—
heiten, regellofe oder ordnungsloſe Krankheiten,
en dergl. Fieber; Atypie, f. Regellofigteit im
Berlauf von Krankheiten. °
Atuͤs, Attys oder Attis, av. Fabell. ein fehöner
eſchickt; it.attitudine, Gejhidlichfeit,Stellung)die | 9 l Seh
Süngling und Liebling der Göttin Cybele, der ſich
in ade Begeifterung für den Dienſt dieſer Göt—
tin ſelbſt entmannt haben joll.
au, fr. (fpr. oh), der männliche Artikel im Dativ, pl.
‚aux (fpr. oh), mit dem, mitden2c.; z. B. au bon
accneil, zum guten Empfang; au besoin (jpr. obe-
joäng), im Notfall (Bemerkung auf Wechjeln); aux
confitures, mit Einlegefrüchten; au four, Kochk.
(eig. im Ofen) gebraten, gebaden, au fait, au
fond uf. unter dem folgenden Worte.
Aubade, f. fr. (pr. obdd’; v. aube, Morgendämme-
rung, it. alba, v. I. albus, a, um, wei) Morgen—
lied der Troubadoure; ein Morgen oder Früh—
jtändchen, entg. Serenade.
Aubaine, £. fr. (jpr. obähn’; v. aubain, ml. albanus
— alienus, fremd) = Albinagium, ſ. d.
Aubelödrud, m., ein Verfahren, um Drudplatten
fir Stein- und Buchdruck nach Kupferftichen herzu⸗
88 Auberge
ſtellen, nach dem Erfinder Aubel in Köln benannt
(alſo kein Fremdwort; hier nuraufgenommen, weil
es von den meiſten zunächſt für ein Fremdwort
gehalten wird).
Auberge, £. fr. (ipr. oberſch; altfr. hauberge, her-
berge, heberge, Soldatenzelt, Heer- od. Feldlager,
it. albergo, m., v. althochd. heriberga, f., Heer⸗
Berge, Herberge)das®aithaug, Wirtshaus, der Gaſt⸗
hof, die Herberge; Aubergiſte, m. (ſpr. oberſchiſt')
der Wirt.
Anbergine, fr. (ſpr. obärſchin) chineſiſche und japa-
neſiſche glaſierte Tonwaren von bläulichroter Farbe.
Aubry, m. iſpr. öbri) fr. männlicher Name, deutſch:
Alberich.
Auceps, m. lat. dev Vogelſteller.
Auctarium, n. I. (von augere, f. augieren) die Zu-
abe,auctifizieren, vermehren, zulegen; Auktion,
. I. (auctio, eig. Vermehrung) die Berjteigerung,
landſch. Sant, VBergantung, — der Auf-
ſtreich; auctiönis lege, durch öffentliche Verfteige-
rung; Auktions-Katalog, m. Verzeichnis zu ver-
tteigernder Gegenſtände; auftionieren (l. auctio-
närl) od.Bderanftionieren, veriteigern, verganten;
Auttionätor, m. nl. der Berjteigerer.
Auctor od. Autor, m. (l. auctor, eig. der Beförde-
ter de3 Gedeihens od. Wachstums einer Sadıe, v.
augere) der Urheber (Anitifter, auch Gewährs—
mann); Urheber einer Schrift, Verfaffer, Schrift-
iteller; Schöpfer (eines Werkes); aucter delicti,
rixae, Urheber de3 Verbrechens, Unfugs; Autors
Ichaft, f. L-dtic., Urheberschaft; autoriſieren,
(autoriser), berechtigen, ermächtigen, bevollmäch-
tigen; autoriſiert, bevollmächtigt ;Autorifation,
f. die Ermächtigung, Vollmadt; Autorität, f.
(l. auctoritas; fr. autorite) da3 Anjchen, die Be-
fugnig, Würde, gefegmäßige Macht; das Zeugnis
(aus Schriften); die Behörde; Gewährsmann, an—
erfannter, maßgebender Fachmann; die konſti—
tuierten Autoritäten, die angeordneten Gewal-
ten; die errichteten Staatsämter, od. die eingejegten
Staatsbeamten, verfafjungsmäßigen Machthaber;
aucforitate curatoris od. a. tutoris, l. mit Ge⸗
nehmigung oder Einwilligung des Vormundes;
auftoritativ, auch anftöritär, auf Anſehen ge-
gründet, berechtigt; maßgebend, anerfannt.
Aucübe, f. japan. (aukuba, nl. aucüba japonica)
ein Zierſtrauch aus Sapan mit goldfarbiger Rinde,
— großen Blättern und kleinen braunen
Blüten.
audax, l. (v. audẽre, wagen) kühn, herzhaft; au-
dace, it. (ſpr. audätſche) Tonk. kühn; audicem
(od. audäres, fortuna (od. Dens) juvat, l. Sprw.
dem (od. den) Kühnen Hilft das Glück (oder Gott);
friſch gewagt ift Halb gewonnen; Audazität, £. ni.
Kühnheit.
Audiäner od. Audäãner, pl. eine ſyriſche Mönchs—
Partei im 4. Zahıh., weiche Anthropomorphiten
(1. d.) waren, von einem ſyr. Geijtlihen Audäus
geſtiftet.
audiatur et altéra pars, I. (audiätur, es werde
er v. audire, hören) man höre auchden andern
eil, die Gegenpartei; Andienz, f. (l. audientia,
das Hören); Gehör (—geben), Zutritt(—haben);
Empfang, Unterredung; die Gerichtsfigung, Ver—
Handlung des Berichts; Andienztermin, m.,
Hauptverhandlungstermin; AYudienein, f. ſpan.
(pr. — Bia) Obergericht im ehemaligen ipan. Ame—
rika; auch Gerichtshöfe in einigen Städten Spa-
nien3, den alten Barlamenten in Frankreich ähn—
ih; Andiencier, m. fr.(ipr. odiangßieh) ehem. ein
Auguſtus
Gerichtsdiener bei den höheren Behörden in Frank—
rei; audientia epixcopälis, f. L. die biſchöfliche
Serichtsbarkeit; Auditor, m. [., pl. Auditöres
od. Anditeur, m. fr. (jpr. oditöhr), ein Zuhörer;
Beiliger in verichiedenen Gerichten; bef. ein Rechts-
gelehrter beim Soldatenftande, ein Feldrichter, der
im Heere die Stelle des ordentlichen Richters ver-
tritt; Kriegsgerichtsrat; auditöre di rota oder
ruöta, it. Beiliger des päpitl. Berufungsgerichts zur
Rom; Anditorät, n.nl. Seldrichteramt; Audito⸗
riät, n. päpitliche Sefandtichaft3-Schreiberei; Au⸗
ditorinm, n. I. der Hörfaal, Lehrſaal; Zuhörer-
ſchaft, Hörerfreis; audıtus. m.l. das Hören; audi-
tus diffichlis, Schwer- od. Harthörigkeit; de audi-
tu, vom Hörenjagen; Audiometer, m. Gehörmeſ—
fer, = Sonometer; Audiphön, n., ein Hörwerk—
zeug fürTaubſtumme(zumHören mittel3derZähne,
von Richard G. Rhodes zu Chicago 1879 erfunden).
aufpullen, deutich-engl. (von engl. pull [jpr. pull]
ziehen, zerren, to pull up, ein Pſerd anhalten),
beim Rennen ein Pferd zurüdhalten, um jpäter
jeine höchſte Kraft zu entfalten. |
Yugias, m. gr. (Augeras) Fabell. ein König von
Eũs, der eine Herde von 3000 Rindern beſaß, deren
in 30 Jahren nicht gereinigten Stall Herfules in
einem Tage ausmiftete; daher Augias-Stall,
eine durch Vernadjläjfigung groß gewordene Un-
ordnung, die zu einer muͤhſeligen u. unangenehmen
Arbeit nötigt.
augieren od. angmentieren, |. (augere, augmen-
tare)verntehren, vergrößern; Uugment,n.!.(aug-
méntum) der Zuwachs, Zuſatz, die Bermehrung;
der Vorlaut od. die Vorſilbe zur Bildung der Zeit—
fornten der Vergangenheit bei Abwandlung der
Beitwörter in der gried. u. altind. Sprade; aug«
mentum salarii,Öchaltserhöhung, Zulage; Aug
mentation, f. nl. die Vermehrung, Verſtärkung;
Zonf, die Einführung eines bereit3 benußten me-
lodiſchen Gedankens in Noten von doppeltem Zeit-
wert (in Fugen); Angmentativum, n. Spradl.
Bergrößerungswort, entg. Deminutivum.
Augit, m. (v. gr. augs, Glanz) auch Pyrogen, m.
eine zur Ordnung der Silifate gehörende Steinart.
Augment ꝛc., |. augieren.
Augur, m. l. pl. Auguren (entit. aus avi-gur, von
avis, Bogel, und dein kelt. gür = vir, Mann; vgl.
Aufper), Bogelfchauer, Bogeldeuter, Wahrfageraus
dem Fluge und Gejchrei der Vögel, überh. Zeichen.
deuter, Weisfager, im alten Nom ein befonderer,
hochgeachteter Briefterverein; Angurium, n., pl.
Angurien (lat. auguria), die Bögelichau, Weis-
fagung; das Anzeichen, Vorzeichen; auguriss, nl.
vorbedeutend; angurieren (lat. auguräri), weis-
jagen, mutmaßen. — f. Anhang. „
Anguͤſtus, m. l. der Erhabne, Ehrwürdige, Ehren-
name von Cäfars Nachfolger Dftavian, und ſpäter—
hin Titel der römifchen Kaifer überhaupt, mit dem
fih dann auc die deutſchen Kaifer ———
„semper Augustus‘’, was man in witzigem
Halbirrtum (ſ. augieren) verdeutfchte: „allzeit
Mehrer des Reichs (Goethe: „ans Erhalten denkt
er zwar; mehr noch wie er mehre“). Davon Auguft
(mit Betonung der erſten Silbe), häufiger Vorname;
Aunguͤſt(mit — obwoͤhl die Schwei⸗
zer Augſt fagen), der nach dent erſten Kaijer ge-
nannte Erntemonat, Auguſtd'or, m. lat.-ir. ein
Gold-Auguft, ſächſiſches Zunftalerjtüd; Auguftin
(1. Augustinus), männl. Name, f. v. m. Auguſt;
Augüfte und Auguſtine, weibl. Namen: die Er-
habene, Herrliche; Anguftiner, Mönd nad) der
Augustana confessio
Regel des heil. Auguſtin; auguſtiſches oder an
uſtẽiſches Beitalter, Blütenalter der Wiſſen—
haft und Kunſt (wie zur Zeit des röm. Kaiſers
uguftus); der Dumme Auguſt, eine vom Clown
Tom Belling im Zirtus Renz in Berlin 1860 er»
fundene komiſche Dümmlingsrolle, gew. Aujuſt
genannt.
Augustäna confessio, f. lat., abgef. A. C., das
Augsburgiſche Glaubensbekenntnis der Evanges
liſchen, vom Sahre 1530.
Anl, m. ofttürk., ein Nomadenlager; ein Dorf oder
Meiler im Raufafus.
Aula, £. (. der Vorhof; die Halle, ein grober Ver-
nn bei. auf Universitäten; Schulfaal,
eitiaal; Aulicus, m. ein Hofmann, Höfling;
Aulismus, m. höfiſches Weſen, Kriecherei.
Aulãum, n., pl. Aulãa, J. (gr. aulaia, f.) ein ge
ſtickter od. gewirkter Teppich, Vorhang, insbeſ. der
Bühnenvorhang.
Aulẽt, m. gr. (aulötes, v. aulein, die Flöte blafen,
v. aulös, m. Flöte) ein Flötenjpieler: Aulẽtik, f.
(gr. auletik&) die Zlötenjpielfunit; Anfetriden,
pl. (gr. sing. auletris) Slötenfpielerinnen; Aulo⸗
Die, f. Sefangbegleitung zur Flöte; Aulddik, f.
die Lehre davon; Aulodion, n. ein von den Ge—
brüdern Raufmann zu Dresden erfundenes Ton—
werfzeug, welches Pianoforte-, Flöten u. Tlageos
lett-Töne vereinigt; Aulozönum, n. an der Orgel
die Krüde am Munditüd des Schnarrwerks.
Aumonier, m. fr. (pr. N EL a.
Anne, £. fr. (pr. ch’; dv. I. ulna, Ellenbogen, Elle)
die altfranzöfiiche oder Barifer Elle = 527 Barifer
Linien = 1,1835 m.
- auray f. I. Zuft, ſanfter Lufthauch, Wind; Duft;
aura epileptica, Heilk. Heine Krämpfe; a. po-
u: Volksgunſt; a, vitälis, Lebenshauch,
ebensfraft.
Aurade, k. fr. (fpr. oragd’) dev Bomerangenblüten-
Kampfer; Aurantia, f. nl.die Bomeranze; Au⸗
rantin, n. Kaiſergelb, ein Färbeftoff.
aurariic, l. (v. aurum, Gold, f. d.), auf das Gold
bezüglich.
Auratur, |. aurum; Aurea, |. aureus.
Aurelius (Aurel) u. Anrelia, I. männl. u. weibl.
Name (wahrid). von aurum, Gold).
aurens, a, um, [. (v. aurum) golden; Aureus, m.
eine altröm. Goldmünze, auch) Solidus genannt,
1. d.; Aurda, f. weibl. Name: die Goldene, Gold—
tochter; auria bulla, f. Bulle; a.mediocritas,
f. die goldene Mittelftvage (Mittelmäßigfeit); Au—
reoͤle, f. l.aureöla (Berkleinerungsform v.aurea,
sc. lux), ein goldener Schein, Lichtglanz, insbei.
die Strahlenkrone, der Heiligenjchein, f. Glorie,
Nimbus; Unräte, f. fr. (fpr. ordt’), Gofdbirne,
eine fleine jaftvolle Butterbirne; Aurin, n. ein
durh Erhigen von Phenol mit Oxalſäure und
a Schwefelfäure dargeitellter gelber
arbeftoff.
aurichla, f. lat. (Berl. von auris, Ohr) Ohrchen,
Ohrläppchen; daher Aurikel, f. (primüla auricäla)
urſpr. eine Alpen⸗, jetzt Gartenblume: die Berg—
ſchlüſſelblume; aurikulãr (1. auricularfus, a, um),
das Ohr oder die Ohren betreffend; Aurikular—
Konichiion,f.Ohrenbeichte; anriförm,ohrförnig;
Auriftalpium, n.I.der Ohrlöffel, eig. Ohrichaber;
Auviftöp, n. l.-gr. Werkzeug zur Unterfuchung de3
Ohres; Auriſt, m. barb.-lat. ein Ohrenarzt.
YAuriga, m. |. der Fuhrmann, bei. alg Sternbild,
Aurivinment, n., |. Arfenif.
Auröre, k. 1. die Morgenröte; Fabel. die Morgen»
Auſtrien 89
öttin, gr. Eos genannt; auch ein Tagſchmetter—⸗
ing; der Kreßweißling; auröra bore:li , f. das
Nordlicht; auröra Musis »mIca, die Morgenröte
iſt den Mufen hold, Morgenjtunde hat Gold tm
Munde.
Auroswein, m. ein roter Bordeaurwein.
Aurüla, f. 1. Orundmauer einer Säulenreihe.
aurum, n. l. Gold; aurum fulminans, n. Knall⸗
I Donnergold; a. musivum od. mosalcum,
ufivgold, d. i. Schwefelzinn, von Malern zur
Goldfarbe gebraudt; a. pot»bile, Trinfgold, auf-
gelöftes, als Heilmittel trinfbare3 Gold; auri sa-
era fames (Bergil), der verwünichte Hunger nad
Gold, die abjchenliche Goldgier; Anratur, f. (lat.
auratüra, bon auräre, vergolden, die Vergoldung;
aurös, goldbaltig; Auro loquente, nil pollet
„aevis oratio, I. Wo das Gold fpricht, it jedes
ort vergebens.
ansfuftieren, I. (auscultäre) zuhören; behorchen;
Ansfultänt (auscültans) und Anstultätor, m.
ein Zuhörer; ein bei Gerichtsſtellen angejegter
Anfänger, Sibungshörer; Auskultation, f. (lat.
auscultatio) dad Zuhören, Horchen; Heilf. Be-
borchen der Geräuſche im Sunern des Leibes, bei.
der Brut, entiweder mit dem bloßen Ohre, oder
mittelbar mit dem Hörrohr (Stethojtop).
ansparieren, diſch.fr. (vgl. parieren 1.) einen Dieb
oder Stich abwenden, zurüdichlagen.
Auſper, m. lat. (aus avi-spex zuſammengez., von
avis, Vogel, und specere, ſchauen; vgl. Augur),
pl. Auſpices, Bogelihauer, Weisfaner aus dent
Bogelflug, bei den alten Römern; Auſpicium, n.,
pi. Auſpicia oder Anfpizien, Vogelſchau; das
Wahrzeihen, die Borbedeutung; auch (weil das
Recht, durch Beobachtung der Vögel den göttlichen
Willen zu erforihen, nur dem Oberanführer zu—
ftand) die oberste Leitung und Aufficht, oder die
Begimftigung, der Schuß eines Höheren; sub au-
spielis, unter dem Schuß; während des Amtes;
aufpieiss, nl. glückverkündend; anfpizieren (I.
auspicäri) den Bögelflug ee en
auspunktieren, dtich.=lat. (vgl. Punktum 2c.) durch
Punkte erforichen, ergrübeln.
ansrangieren (br. rangiegieren), dtfch.-fr. (ſ. Rang)
ausjondern, ausmuſtern, ausmerzen.
Anfter, m. I. der Südwind, Mittagswind; anftral
od. anftraliich (1. austrälis, e), Hidlich; Auſtra⸗
lien, n. nl. das Südland, Südindien, der 5. Erd-
teil, aud) Ozeanien und Bolynejien genannt;
Auſtralaſien, [.d. w. indiiher Archipel; Auftral⸗
ozean, m. die Südſee; Auſtralſchein, Südſchein,
Südlicht; Auſtromantie, f. l.-ar. pie Wahrſagerei
aus den Winden.
auftere, fr. (ſpr. oſtähr', vom lat. austerus) rauh,
ftreng, unfreundlich; Anfterität, f. I. (austeritas)
die Strenge, Unfreumdlichteit.
Anftränal-Gerict, n. (urſprüngl. deutſch, mit Lat.
Endung, von Austrag, Beendigung od. Schlich—
tung einer Rechtsſache, ſchiedsrichterliche Eutſchei—
dung derſelben, Schlußurteil, pl. Austräge, ml.
austrẽgae, davon das barbariſch-deutſche, aber üb-
liche Beiwort auſträgäl) das ſelbſtgewählte Ge—
richt zur Schlichtung und Entſcheidung der Strei—
tigfeiten deutjcher Fürften; Auſträgãl-Inſtanz,
f. die Anrufung jelbjtgewählter Gerichte vd. ſchieds—
richterlicher Behörden.
auſtral 2c., ſ. Auiter. J
Auſtrien, n., Austria, f. nl. Oſterreich; Auſtria⸗
eism. ın. eine öſterreichiſche Spracheigenheit, Au⸗
ftriomanie oder Auftromanie, f. lat.gr. Oſter⸗
90 aut— aut
Automobil
reicherei, leidenihaftliches Eingenommenfein für | Murtodteie od.b. Autodikie, f. gr. (von autös, jelbft,
alles Öfterreihiiche; Auftriophobte od. Auftro⸗
Hhubie, f. (daS Gegenſtück des vorigen) Scheu vor
und Abjcheu gegen Viterreich (ein beliebter Aus—
drud in England); Auſtroſlawismus, m. öjter-
reihiiherSiawismus,dasStawentum in Öfterreich,
ſowie das Bejtreben, Ojterreich jlawifch zu machen.
aut—aut,!.entweder—ovder; autCaesarautuihil,
entweder Kaiſer oder nichts, entiweder alles oder
nicht3; aut vincere aut mori, entweder fiegen
oder fterben.
Yutan, m. fr. (fpr. otäng; I. altänus, weil er vom
Deere her, ab alto, weht) der Südwind im ſüdlichen
Frankreich, welcher über das Mittelländiiche Meer
herkommt.
Autarchte, f. gr. (v. autös, &, ön, ſelbſt, u. ärchein,
herrſchen) die Selbitherrfchaft; Autaͤrch, m. der
Selbitherrider; Autarfie, f. (gr. autärkeia, von
arkein, genügen) das Selbitgenügen, die Selbſtän—
digkeit; Autemeſie, f (vgl. Emefie) Heilk das frei-
willige Erbrechen, 3.8. zu Anfang des Nervenfie-
ber3 und bei dem Magenfatarrh; Authadie, f.(gr.
authädeia, v. hadein, gefallen) die Seibitgefällig-
feit, Selbjtzufriedenheit, Anmaßung; authemeé⸗
riſch (von hẽméra, Tag) Heilf. jeibtägig, an dent- |
felben Tage od) vorgehend; Authemẽron, n. ein |
am Tage des Gebrauchs ſchon wirfendes Mittel.
Siuthentie, f. gr. (authentia) die Machtvollkommen⸗
heit; auh = Authentizität, f. nl. die Gültigkeit,
Echtheit, Glaubwürdigkeit, z. 8. einer Urkunde, Ure
kundlichkeit; authentifch (gr. authentikös, &, 60),
gültig; echt, glaubwürdig, beglaubigt, reytsgültig;
urfundlid; Authentifen fauthentica, pl.de3 fol-
genden) jpätere Zufäße in einem ältern Geſetzbuch,
wie die Kaifer Friedrichs I. im juftinianeifchen Ko—
der; Authentifum, n. Ripr. die Urihrift; aus
thentifizieren, beglaubigen, bejtätigen, bejchei-
nigen.
auto, ın. jpan. u. port. (= |. actus) eine öffentliche
Handlung, Borjtelung, = Alt; Auto⸗-de⸗fe, ſpan.
oder gew. Auto=da=fd, port., m. gew. n., wörtlich
Aft des Glauben? (I. actus fidEi), religiofer Ait:
feterliches Keger- od. Glaubensgericht, Hinrichtung
der von der Inquiſition verurteilten Kleber, Ketzer⸗
verbrennung in Spanien; auto sacramentäl, m.,
l. autos sacramentales, fpan. geijtliche Schau>
Tiefe zur Berherrlichung des Fronleichnamfejtes;
autos al nacimiento (pr. c wie ein jcharfes s;
v. ſpan. nacimiento, Geburt), geiſtliche Schaufpiele
zur Feier der Geburt Chriſti am Weihnachtsfefte.
Auto n. od. Aut n. (Rurziort für Auto⸗Mobil),—
Automobil (j.d.); auteln, mit dem Automobil
fabren; Autler, der Automobilfahrer.
Autobiographie, f. gr. (von autös, felbit, u. Bio-
raphie) die jelbjtverfaßte Lebensbeſchreibung;
utobisgraph, m., der Verfafjer einer folchen;
autobiographiich, Darauf beziiglih; Autochir,
m.(gr.autöcheir, von cheir, Hand, aljo: eigenhän-
dig) ein Selbjtmörder; Autechirie, f. die Selbit-
entleibung, der Selbſtmord; Autochthoͤnen, pl.
(sing. autöchthön, von chthön, Erde) Eingeborene
oder Urbewohner eines Landes — Aborigines;
autochthoͤn oder autochthoniſch, ureingeboren,
landeswuchjig, bodenwüchſig, im Lande felbjt ge-
wachſen; Autochthonie, f. oder Autochthonen⸗
tum,n.Urbevölferung,Ureinwohnerichaft,Stammi-
volk; Bodenwüchfigkeit, Urwüchſigkeit; Autoflän,
m. gral. ein fich ſelbſt fchliegender Topf, Papini—
iher Topf.
Auto⸗da⸗fé, f. auto.
und dike) die Befugnis ſich felbjt zu richten, eigene
Gerichtsbarkeit; Autodidaͤttos od. Autodidaͤtt.
m. (vgl. Didaktik) einer, der jein eigener Lehrer it;
Autodidarie, f.Selbitunterricht; FJ—
ſelbſterlernt, durch Selbſtunterricht; autodynds
miſch (vgl. Dynamis), felbitkräftig, ſelbſtwirkend;
Autognofie,f.(vgl.Onofis)Selbitprüfung, Selbſt⸗
fenntnis; Autograͤph, m. (v. gräphein, jchreiben)
‚ein Selbjtjchreiber; eine Kopiermajchine; Auto—
araph u. Autogräshum, n.,pl. Autographen
u. Autogrãpha, ein eigenhändiges Schreiben, Ur»
Ba aud) Urdrude, die eriten, von dem Berfafjer
elbjt herausgegebenen (Driginal-) Drude aus frü—⸗
heren Zeiten der Buchdruckerkunſt, entg. den Nach—
druden (3. B. Qutherihe Autographa); Autogra=
shie, f. die Kunst, Handſchriffen durch Steindruck
(Umdrud) zu vervielfältigen; Umdrud; antogrds
Phiſch, mit eigener Hand gejchrieben, eigenhändig;
im Wege des Umdrucks Hergeliellt; autographiiche
Zinte, Imdrudtinte; antographieren, Durch Um⸗
drud heritellen, vervielfältigen; Yntsgraphomas
nie, f. Ur⸗ oder Handfchriftenjucht, die Jagd nach
Eigenhandjgriften,bef. berühmter Männer; Autos
tenhalie, f.(v.kephals, Kopf, aljo: Eigenköpfigkeit)
Befig eines jelbjtändigen Oberhauptes; Gelbjtän-
digkeit; im Kirchenrecht: die Selbſtändigkeit eines
Biſchofs, der einem Patriarchen 2c., auch nicht dem
Papſte untergeordnet ift; antofeppäl, mit einem
jelbftändigen Oberhaupte, ſelbſtändig; Autofratie,
f. (von kratein, herrfchen) die Selbſtherrſchaft (mo,
wie im Morgenlande, gejeggebende und Bollzugs-
Gewalt allein in den Händen de3 Herrſchers liegt);
auch nad) Kant: Seibjrbegersigung od. Herrichaft
der Bernunft über die Sinnlichleit; Autoträt,
m. ein Selbſtherrſcher, unumſchränkter Gebieter;
antofrätifch, ſelbſt- oder alleinherrichend, un-
umfchränft; Autokratismus, m. Selbſtherrlich—
feit, die Denf- und Handlungsweiſe des Selbſt—
herrſchers; Autokritit, f. (vgl. Kritik) Gelbjtbe-
urteilung, Beurteilung eigener Schriften ꝛc.;
Antolithotömos, m. ein Selbſt-Steinſchneider,
d.i. ein Werkzeug, welches wie von felbit ven Stein
in der Harnblafe zerichneiden foll; Autologie, f.
(vgl. 16608) Nedef. eigentliche Rede, entg. der bild-
lien; auch ſ. v. w. Autonomie, |. d.; Auto⸗
madjie, f. (0. mächesthai, ftreiten) Widerſpruch
mit jich Selbit.
Antodreh, m.engl.,Automobilfahrer-Anzug, Autos
koſtüm, Autokleid. 2
Auto-Garage, f. gr.-fiz. (pr. —garãſch), Auto⸗
mobilfchuppen, Raum zur Einjtellung von Auto-
mobilen. Br
Auto-⸗Konkurrenz, f.gr.-lat., Wettfahren der Auto—
mobilfahrer, Automobil-Wettbewerb.
Automaͤt, m. u. n. gr. (autömätos, on, aus eigener
Bewegung handelnd, freimillig) ein Selbitgetriebe,
bef. unter derForm eines Menjchen (j. Androide,
od. Tieres (dad älteſte Beispiel jcheint die fliegende
hölzerne Taube des Archytag von Tarent, 4UOS.
v. Chr.); Warenautomat, Selbitverläufer; alt=
tomatifch, jelbitbeweglich, automatiſche Bewe⸗
gung, unmillfiirliche im menjdlicyen Körper, wie
der Blutumlauf; Automatie, f. u. Automatis⸗
mus, m. Seibjtbewegung; Lehre von der Selbjt-
beweglichkeit.
Automedon, m. gr. Wagenlenker des Achilles, da-
ber ſprichwörtlich: ein geſchickter Wagenlenfer.
Automobil, n. gried.-lat., ein felbitfahrender
Wagen (durch Benzinmotor oder Eleitrizität ge»
Automedon
. trieben), Selbitfahrer, Kraftfahrzeug, Kraftwagen;
Hutomobilismus, Automobilfport, m. das
Selbitfahrerwejen, Kraftfaprerweien, Automobi⸗
liſt. m. der Automobilfahrer, Selbitfahrer.
Automolith, m. gr. Sintjpinell, Gahnit, ein zint-
| Bde Spinell.
auton
autös, jelbjt, u. nömos, Geſetz) nad) eigenen Ge—
ſetzen lebend, jelbjtändig,unabhängig; Autonomie,
f. Er Rlwerbabung; Gelbjtändigfeit, Selbitbes
ftimmung; Bhilof. die fittliche od. Willensfreigeit
des Menſchen; Autonyktobatie, f. (vgl. Nykto-
batie) f.v. wm. Autojomnambulismus; Auto—
pathie, f. (gr. autopätheia, vgl. Pathos) eigene
Empfindung, Selbiterfahrung; Yutophitte, t. (v.
philein, lieben) Selbitlicbe, Eigendüntel; Autos
Hhonie, f. (von phönos, Mord) Selbitmord; Aus
tophyjiotheranie, f. Heilf. die Seibjtheilung durch
die Naturkraft; Antoniftie, f. (v. pistis, Glauben)
die Glaubwürdigkeit, welche die Heil. Schrift in ſich
ſelbſt hat; Antoplaftie u. Autoplaͤſtik, f. (gl.
Plasma) Selbjtbildung, die Wiederherjtellung eines
verlorenen Körperteil3 mittel3 eines andern von
derjelben Berjon entnommenen Teil $ B. einer
Naſe aus derStirnhaut); Autopragie, f. (v. präs-
sein, handeln) das Handeln aus eigenem Antriebe,
freie Selbjtbeitimmung; autoproſöpiſch (v. prö-
söpon, Geficht, Berfon), in eigner Berjon, perſön—
lich; Autopjie, f. (gr. aut-opsia, f. vgl. Opſis) der
Augenſchein; Heil. Leihenöffnung u. «Zergliede-
rung, Leichenſchau; Autoͤpt, m. (gr. autöptes) ein
Augenzeuge; autöptiich, mit eigenen Augen, auf
3insenkhein beruhend; durch Zeichenöffnung.
Autor, autorifieren ze., |. Auftor.
Auntoſchediäſsma, n., pl. Autoſchediasmäta, ar.
(von auto-schediäzein, unvorbereitet etwas tum)
‚Stegreifsverjuche od. -Arbeiten; Autoſchediaͤſt,
m. ein Stegreif-Schriftiteller, «Dichter, Künſtler,
—Improviſator; autofchedtdftiieh, aus dem
Stegreif gemadt, =improvijiert; Autoſlopie,
— Yutopjie.
autos &phä, gr. er (d. h. Pythagoras) hat [e3] ge-
tagt; eine Formel, womit die Bythagoräer jeden
StreitübereineverjhiedeneMeintingunterdrücdten.
Antefomnambulisuns, m. gr.nl. (v. autös,
jeibjt, u. Somnambulismus) von jelbit entſtan—
denes magnetiihes Schlafwachen; Antotelie, f.
r. (autoteleia, dv. auto-telös, d. i. eig. in ſich
ſelbſt vollendet) Selbſtändigkeit, Unabhängig-
feit, Unbedingtheit (vgl. abjolut); Autotheis—
mus, m. (vgl. Theismus) Gelbjtvergütterung;
Autotherapie ‚ f. die Gelbjtheilung durch die
Natur; Autotuͤp, m. gr. (vgl. Typus) ein Selbit-
oder Urabodrud, Driginaldrud; Autotypie, f.
Lichthochätzung, Zinkhochätzung, Hodhägung auf
Zinkplatten, auch Chemigraphie od. Chemi-
typie genannt, ſ. d. (unter Hochätzkunſt verfteht
man die Herjtellung von Drudplatten aus Metall
in der Weife, dab der Grund geäßt und jo das zu
dradende Bild erhaben wird, Reliefplatten).
Antofuggeition, f. griech.-lat. (vgl. Suggeftion
unter juggerieren) Selbfteinflüfterung, Selbitbe-
einflufjung, Selbjteingebung.
autummäl, l. (autumnälis, e, von autumnus oder
suctumnus, Herbft) herbitlich.
Auvent, n. fr. (fpr. oiwäng; eig. gegen den Wind,
nämlid) ſchützend, I. ad ventum, a vento) ein Wet-
terdach, Schuͤtzdach, bei. vor Kaufläden.
Aurtfis, f. gr. (v. auxänein, vermehren) rednerifche
- Vergrößerung, Steigerung od. Übertreibung; Heilf.
m od. autonoͤmiſch, gr. (autönomos, on, v.
avant 91
Zunahme einer Krankheit; Auxométer, n. der
Vergrößerungsmefier, ein Wertzeug zur Beitim-
mung der Bergrößerungfraft der —
auxiliãr oder auxiliäriſch, I. (auxiliäris, e, von
auxilium, Hilfe), zur Aushilfe dienend, helfend;
Augiliärbücder, pl., Auxiliarkontos, l.-it.fauf-
männijche Nebenbücher zu ven Hauptbiichern; Au=
iliärtruppen, Hilfstruppen; Auxiliärwort,
ilfszeitwort (verbum auxiliare).
Auzometer, ſ. Auxeſis. |
Aval, m. fr. (pr. amdl; v.aval=1.ad vallem, zu
Tal, abwärts; weil man jeine Unterjchrift, durch
welche man ſich verbürgte, unten auf den Wechjel
ſchrieb) Kfſpr. die Wechjelbürgichaft, Bürgſchaft für
die Zahlung eines Wechſels, verbürgende Witunter-
ſchrift; avalteren (fr. avaler), 1. verjchluden; 2. v.
Schiffen: ftromabwärts führen od. gehen; 3. Kfjpr.
einen Wechjelbrief mit unterjchreiben und dafür
bürgen; Abaliſt, m. Wechfelbürge.
Avalüre, k. fr. (jpr. awalühr'; von aval, unten, weil
derjelbe unten am Hufe des Pferdes ijt; vgl. Aval)
der Hufwulſt der Pferde.
avancieren (pr. awangß —), fr. (avancer, p. avant)
borrücden; weiter fommen, aufrüden, befördert
werden; von der Uhr: zu gefchwind oder zu früh
gehen; Geld vorjtreden, vorſchießen; Ypanciers
baum, ein Hebebaum, das abgefeuerte Geſchütz
vom Rücklauf vorzubringen; Abvance, f. (pr.
amwangß’)der Borjprung, Vorteil, Gewinn; das Vor⸗
wärtsgehen, Steigen; der erjte Schritt, das Ent-
egeniommen; der Vorſchuß, z. DB. in Avance
i ein, etwas bei einem andern zugute haben, in
Vorſchuß fein; par avance, zum voraus; vor—
ſchußweiſe; Avancen maden, zuvorkommend
jein, die erjten Schritie tun; avanc6, vorgeriüct,
vorwärts, abgef. A. auf der Stelljcheibe der ihren;
Avancement, n. (pr. awangß'mäng) das Auf—
rüden zu höheren Stellen, Weiterfommen, die Be—
förderung. |
Apdnder, m. damajtartig gewebter Zwili aus
den Wiederlanden, z. B. von Courtray.
Apanie, f. fr. (it.avania; neugr.abania, Erpreffung,
Mißhandlung, Verleumdung, v. arab.-türk. ha-
wän, Beratung) eine mutwillige Beleidigung;
bef. die willkürliche Geld-Erprejiung, 3. B. von
türkischen Bollbeamten; Kfſpr. die Gewinnverringe—
rung bei einem Geſchäft; Seefpr. der hinterliftige
Überfall eines Schiffes.
avant, fr. (jpr. amang; aus dem. ab-ante entſtan⸗
den, aljo eig. von vorn) vor, eher ald; avant
la lettre, a. toute l., j. lettre; en avant (jpr.
an amäng), nad) vorn,vorwärt3; — Apantage, f.,
r.n. (jpr. awangtaähſch) der Vorteil, Nugen, Bor-
zug; in Avantage fein, den Vorzug Haben;
Apantagenr, m. fr. (pr. —ſchör), Krſpr. eig. Be-
vorzugter, Begünftigter, der im Heere auf Beför-
derung um Offizierbient,Offigiersafpirant; avan⸗
tagenx (ſpr. awantaſchös), vorteilhaft, erſprieß—
lic, einträglich; Apantchemincouvert, m. (pr.
awangihemäng kuwähr) Krk. der bedeckte äußere
Weg am Fuße des Glacis; Apantlorps, n. (pr.
awaͤngkohr) das Vorheer, die Borichar; Bauf. der
Borbau, dad Vorgebäude; Apanteour, f. (ſpr.
amdngkuhr) Vorhof; Avantcoureur, m. (ipr.
amwangfuröhr) der Vorläufer, Borbote; Apants
{oDe, m. der Borgraben, äußerte Feſtungsgraben;
dantgarde, f. (jpr. amangg—) die Vortruppen
od. die erite Linie eines Kriegsheers, der Vortrab,
die Vorhut; Anant-Main, f. (jpr. —mäng) die
Borhand; Anant-Patronille, f. (pr. amang-
92 Abanturin
patruͤj') die Vor⸗- oder Spürwache; Abvant⸗
propos, m. (ſpr. awangpropoh) die Vorrede zu
einem Buche; Abvantſzene, f. (ſpr. awangßähn')
die Vorderbühne, der Vordergrund einer Bühne;
Avantſeuil, m. (ſpr. awangſöj'; von seuil, die
Schwelle) der Treppenaustrikt, bei. an einer Frei—
treppe.
Avanturin, ſ. Aventurin.
avauzo, m. it. Kfipr. der Überſchuß, Gewinn, Vor—
ſchuß, = fr. Avance.
Avburie, k. fr. (it. avaria) auch Habarie, Haverei,
f, (holl. havery, von haven, Hafen, fr. hävre, alſo
eig. Hafengeld) der Schiffgunfall, insbeſ. der
Seeſchaden an einem Schiffe u. deffen Ladung auf
der Reife, ſowie die Verpflichtung derjenigen, deren
Waren bei einem Sturm gerettet worden find, Die
Einbuße der übrigen zu vergüten (vgl. Average);
avarierte Güter, Waren, die durch Seefchaden ge—
litten haben, ſeebeſchädigte Güter.
Avatära, f. ſanskr. eig. Herabkunft, bei den In—
dern die Verwandlung der Gottheit in körperliche
Geſtalt.
ave od. have, l. jet gegrüßt! lebe wohl! — Abe
Marin, n. wörtl. gegrüßt ſeiſt du, Maria! der
Engelsgruß an die San Maria bei der Bers
kündung, Luk. 1, 28; ein Ape- Maria, kathol.
Gebet au die Jungfrau Maria; (it.) der Tages»
ſchluß, den ein zu diefem Gebet aufferderndes
Ölodengeläut anzeigt (Goethe: „Das Geläute der
Nacht“).
avec, fr. (jpr. awéck; vd. altfr, Neben. avoc, entit.
aus altfr. ab— I. apud, u. oc — l. hoc, alfo urfpr.
bei dem, mit dem) mit; avec la lettre, ſ. unt.
lettre; a. permission, f. unt. permittieren.
Avellaͤnen od. Avellinen, pl. it. ((. nuces Arvella-
nae, von Avella vd. Abella, einer Stadt in Same
panien) große Hafelnüffe.
avellieren, I. ab⸗ od. losreißen.
avenant, fr. (ſpr. aw'ncing; von avenir = |. ad-
venire, ankommen, zukommen, paſſen; auch fich zu—
tragen, ereignen) ſchicklich, anſtändig; gefällig, an—
mutig, angenehm; non avenu (jpr. nong aw'nü),
nicht gejchehen, ungejchehen; Abenüe, f. ein zu
einem Haufe führender Baumgang, von Bäumen
umgebener Borplag; dann: Baumjtraße, Straße
(in diefer Bedeutung ift es bejonders in engliſcher
Ausſprache üblih: äww'nju, z. B.1.,2., 3. Avenue
uſw. in Neuyork); Zufahrt, Anfahrt.
Aventüre, I. fr. (pr. awantühr’, ml. adventura,
advenire, fr. avenir, fid) ereignen) ein Abentener
(mittelhd. äventiure, f. — jpr. ämentüre —,
ugleich die begeifternde Mufe der mittelhochdeuts-
* Heldendichter) eine außergewöhnliche u. un—
vermutete Begebenheit, ein ſeltſamer Vorfall; ein
gewagtes Handelsunternehmen (vgl. gros-aven-
ture); & Paventure, fr. aufs Geratewohl; Aben⸗
türſchiff, ein bewaffnetes Schleichhändlerſchiff;
aventüreng (pr. awangtiiröh), abenteuerlich, ver⸗
wegen; Aventürier, m. (jpr. awangtiirjeh) ein
Abenteurer,Glücdsritter ; Schleihhändlerzc.; auen=
turieven (fr. aventurer), abenteuern.
Aventurin, n. od. Abenturinglas, n. (fr. aventu-
rine; wegen der zufälligen Entſtehung fo genannt,
indem beim Glasichmelzen duch Aufall gefeiltes
Meiling in den Glasfluß gefallen war; vgl. Aven—
tiire) ein rötliher Glasflug mit eingeitreuten
Kupferjtaube, der wie Goloflitterhen durchſchim—
mert; natürliches Aventurin, Goldglasitein,
Goldflimmerglas, eine Art Duarz mit dicht einge—
mengten Glimmerblätthen; Abenturin-Feld—
Avis
fpat, m. Sonnenſtein, ein Feldſpat, mit zarten
goldglänzenden Glimmerblättchen durchmengt;
Aventuringrund, m. ein das Aventurin nad-
ahmender, mit Wetalljpänen vermifchter Lad.
Avenue, |. avenant.
Average, engl. (fpr. äwwerädſch) Kfipr. der Scha—
den, ven ein mit Kaufmannsgütern befrachtetes
Schiff unterwegs erleidet, u. der verhältnismählge
Beitrag. der Beteiligten zum Schadenerjag (vgl.
-Avarie),
anerieren, fr. (av&rer, vom [. verus, a, um, wahr)
bewahrheiten, beweifen.
Avernus, m. I. (sc. lacus) der Nverner-See, ein See
in der Nähe von Rumä in Unter-Stalien, dejjen
ee Ausdünſtung die darüber Hinfliegenden
ögel tötete, daher man fid) in feiner Nähe Den
Eingang in die Unterwelt dachte; dicht. auch: Die
Unterwelt ſelbſt; abernafiich ({. avernälis, e),
unterweltlich, hölliſch, qualvoll.
Averrhoẽe, f. (dem arabiſchen Arzte Averrhoẽs zu
Ehren von Linne ſo genannt) ein Baum in Aſien
mit längl.⸗runden, ſäuerlich u. angenehm ſchmecken—
den Früchten, die Bilimbi heißen.
pers, m. (aus dem it. avverso = 1. adversus, zu—
gefehrt, pars adversa, die zugemwendete Seite, dgl.
adversus) die Vorderfeite, Haupt» oder Bifdfeite
_ einer Münze, im Gegen]. von Revers. i
Aperiion, f. I. (aversio, v. avertere, abwenden) die
Abneigung, ver Widerwille, Efel, Abſcheu vor einer
Sade; aberſäbel, abſcheulich, efelhaft; Aver—
ſions⸗Handel (1. emtio per aversiönem, d. t. cig.
mit Abwendung, ohne genaue Bejichtigung), ein
Kauf in Bausch und Bogen, Kauf im ganzen und
gleichſam unbeſehen; Aberſionãl⸗ od. Auerfäl-
Quantum, n. ode-Summe, , auch Aboͤrſum, n.
nl. die Abfindungsſumme für jemand, der auf
etwas verzichtet; Bauſchſumme, Durchſchnittsver—
gütung; Abverſionierung, f. Poſtd. Feſtſtellung
einer Bauſchvergütung.
avertieren, fr. (avertir, v. I. advertere, hinwenden,
die Aufmerkſamkeit auf etwas richten) Nachricht
geben, benachrichtigen; Winfe geben, warnen;
Avertierung, I. oder Üpertiffement, n. (pr.
awertiſſ'mang) eine Nachricht, Anzeige, Meldung,
Ankündigung, Warnung; Abertierungs⸗Appa—
rat, m. Bu zum Benachrichtigen, Ankün—
digen (3. B. im Eiſenbahnweſen), Heichengeber
Warnungszeihen; Avertiffements=Poiten, m.
ein nn der zwilchen Der Fe wache u.
der Poſtenkette aufgeſtellt iſt.
Aviatiker, m. lat. (lat. axiaticus, barbariiche Bil-
dung von lat. avis, der Vogel, eigentl.: Vogelflug-
nahahmer, der nach Art eines Vogels fliegende
Menich), der Flieger, ein Zuftfegler, der mittels
einer Flugmaſchine, eines Aeroplanz (f. d.), auf-
fteigt, nicht mittels eines Ballons.
Aptarinm, n. l. (v. avis, Vogel) Vogelhaus; Avi⸗
zeptolonie, f. fr... Lehre vom Zange der Vogel.
avid, I. (avidus, a, um) begierig, gierig; Avidität.
41; N — a — —
Abinnon, m. fr. (nad) der Stad ignon be-
Be Zuttertaffet, = Bindeltaffet, ſ. Dun;
avilieren, fr. (avilir, von vil = 1. vilis, niedrig,
ſchlecht) erniedrigen, herabwürdigen; Aviline⸗
ment, n. (ſpr. —maıg) die Herabwürdigung.
Avis, m. fr. (fpr. awih) u. AYoife, m. it. (avviso, v.
I. ad u. visus, gefehen; daher: Anſicht, Weiſung)
Anzeige, Nachricht, Meldung. bei. Kipr. eine Un-
zeige über abgegangene Waren und Gelder an ben
Empfänger; aris an lectenr (ſpr. awiſo lektöhr),
a vista
eig. Nachricht an den Leſer, Borrede, wohl zumerfen!
Abis⸗ od. Apifobvief, briefliche EHE Avis⸗
jacht, ⸗-boot, ⸗ſchiff, das Poſtſchiff, Eilſchiff zur
ſchnellen Mitteilung wichtiger Nachrichten; Avis
biquet, Krſpr. die Meldewache; abiſieren, mi.
ſavisãre, it. avvisare, fr. aviser) melden, anzeigen,
benachrichtigen; veritändigen; Abviſierung oder
Aviſation, f. Benachrichtigung: avisatlo de per-
jurio virändo, auch einfady: Avisation (fr.),Ripr.
die Warnung vorMeineid, rihterliche Ermahnung
a vista, ſ. unt. Viſta. [vor einem Eide.
avitaillieven (pr. arvitaj—), fr. (avitailler, entft.
aus avictuailler von victuaille, Lebensmittel, I.
victualia, vgl. vietus) mit Lebensmitteln verſor—
gen, =verproviantieren; Abitaillierung, f.
od.Apitailfement,n.(ipr. —mdng)die Berforgung
mit Zebensmitteln, Zufuhr, bei. an Schladhtvieh.
Apitizität, f. barbar.-I. (v. I. avitus, a, um, groß-
väterlih) das alte Recht des unveränderlichen
Samtilienbefiges in Ungarn, wonach die Gitter nur
in Form einer Verpachtung verfauft werden fonn-
ten, ſeit 1853 2 rd
ayıtum bonum, |. bonum,
Anocniferie, f. fr. (v. avocat, ber Advotat) Nechts-
verdreherei, Zungendrefcheret.
avoir, fr. (pr. awodhr; v. l. habere, it. avere) ha-
ben ;da8 Buthaben(in franzöſ. Handlungsbüchern);
avoir-du-po's, n. engl. (or. äwerdjupeüs; vom
fr. avoir du poids [altfr. pois], dag ſfeſtgeſetzte]
Gewicht haben) das Schwere Handelsgewicht in Eng—
land, der Zentner (Hundredweight od. Centweight,
abgef. cwt.) zu 112fund (Pound, .d.)=50,80241kg,
in Nordamerika an einigen Orten, z. B. New-York,
ſowie in den Staaten Maſſachuſetts, Conneeticut,
Texas, nur zu 100 Pfund = 465, 8003 kg.
Avoiſinement, n. fr. (ſpr. Awoaſin'maͤng) die Nach-
barſchaft; avoiſinieren, angrenzen.
Avortement, n. fr. (ipr. Amwort'mang) Fehlgeburt
ſſ. abortus); daS Fehlſchlagen; auortieren, fehl-
gebären; fehlichlagen.
Aboué, m. fr. (pr. aueh; v. I. advocätus, wie das
deutiche Voigt) ein Schußherr, Schirmvogt über
Kirhengüter f. Patron; ein Sachwalter; ein
Stellvertreter (im Kriegsdienit).
avonieren (ſer. awu —), fr. (avouer, prov. avoar,
1. gleich]. advotare, v. ad u. votum, Gelübde) bes
sennen; avouiert, anerkannt, eingeftanden.
a vous, fr. (jpr.amwuh) Shnen, an Ihnen (beim Spie-
ien); Ihr Wohlſein! (beim Trinten); es gilt Ihnen,
Achtung! (beim Fechten).
Anoyer, m. fr. (jpr. atvonjeh; I. gleich]. advocata-
rius, v. advocäre, herbeirufen; vgl. Advokat) der
Stadtſchultheiß (in der Schweiz).
adozieren, I. (avocäre; vgl. vocieren) abrufen, eine
fordern; avoc6ntur acta, die Akten find zu for»
dern; Apofation, f.(l.avocatio) die Abforderung,
3. B. der Aten, die der Unterricyter an den Ober-
richter jenden joll; Abocatorium, n., pl. Avoca⸗
toria od. —torien, nl. Abrufungsbefehl, wodurch
Untertanen aufgefordert werden, fremder Herren
Dienite zu verlafjen.
Avbvulſion, f. I. (avulsio, von avellöre, ab- od. los—
reißen) die Abz od. Losreißung.
Atvchl, m. eine Olpflanze, welche die Mitte zwiſchen
Raps und Rübſen hält, feit 1840 aus Belgien in
Deutichland eingeführt, jehr verbreitet.
Atret=Bafär, m. türk. (v. perſ.-türk. awret, awrat,
rau, u. dies v. arab. awrat, rima, pudendum;
vgl. Bafar) der Frauenmarkt in Konftantinopel.
Arenfe, f. ar. (vom vern. a- u. x6nos, fremd, der
Azephali 93
Fremde, Gaſt) die Ungaſtlichkeit (lat. Inhoſpi—
talität); axeniſch, ungaſtlich, ungajtfveund-
ſchaftlich
axial, l. (v. axis, Achſe) in der Richtung der Achſe,
— der Achſe, um die Achſe; Artälturbine, f
ein Wafjermotor, bei dem da3 Waſſer in der Rich—
tung der Achfe eintritt, jeitenschächtige Turbine;
Azial-Berjhichung, längsachlige Verſchiebung.
axilla, f. I. die Achſelhöhle; arillär, was ſich auf
die Achjel bezieht, achjelwinteljtändig, 3. B. Axil—
lardrüſen (axilläres), Drüfen in der Achſelhöhle.
Arinit, m. (v. gr. axine, Art, Beil) der Thumer—
Hein, Glasſchörl, ein zu den Silifaten gehörendes
Mineral, deſſen Kriftalle an Schärfe einem Beil
ähneln; Arinomantie, f. gr. Wahrfagung aus
Beilen oder Arten. |
Axiõom, n. gr. (axiöma, dv. axiün, für recht halten,
aneriennen)ein unbeftreitbarer Saß, derfeines Be-
weiſes bedarf, unbezweifelter Grundſatz; griomd=
tiſch, anschaulich gewiß, durch fich ſelbſt erwieſen.
Ariometer, n. [.-gr. (von axis, Achſe) ein Steuer-
ruder-Meſſer, der die Richtung des Ruders an—
zeiat; Kurszeiger.
Ariopiftie, 1. gr. die Glaubwürdigkeit.
Axolotl vd. Azolotl, n. merifaniich, eine Art Eid
echſe oder Molch in den mexikaniſchen Seen (Am-
blystoma mexicanum).
Axoͤneu. pl. gr. (axönes) hölzerne Gefeßtafeln od.
Sejegiäulen in Altgriechenland mit den Soloni—
ſchen Geſetzen.
Axonometrie, f. die Achſenmeſſung in geometri—
ſchen Körpern, Maßbild; agonsmeiriich, hierauf
bezüglich, maßbildlich.
axungıay f. I. (von axis, Achfe, u. ungere, falben,,
ſchmieren) eig. Achſen- oder Wagenfchmiere; Arzt.
übern. f. Fett, Schmalz, Schweinefhmalz.
Aya, f. jpan., Aja, it. (bask.⸗iberiſchen Urſprungs)
Hofmeijterin, Führerin; Aja heißt im Märchen die
Mutter der Haimonsfinder; nac) diejer, die ihre
heimatlofen Söhne bewirtete, wurde Goethes gaſt—
liche Mutter von den Stollberg fo genannt;
Ayo, Ajo, m. Hofmeilter, Führer.
Ayenia, f. nl. (nad) dem Herzog von Ayen, Beför⸗
derer der Botanik, genannt) eine Pflanzengattung,
aus Weftindien, wegen ihres ſonderbaren Blüten
baues bei uns in Treibhäujern gezogen.
Hipnie, f. ar. (von dem vern. a- u. hypnos, f. d.);
laflofigkeit; ahpniſch, ſchlaflos.
Ayuıntamicnto,m.|pan.(jpr. ajunt von ayuntaͤr,
verſammeln) Stadtrat.
Aywein, m. ein franzöſiſcher Wein, der an den Ufern
der Marne wächjt und zur Champagnerfabritation
verwandt wird.
Azäle, f. eine fehr jhöne Art Krapp im Morgen-
lande zum Färben des türk. Garn.
Azalda, Azalie, £. nl. (v. gr. azalcos, a, on, dürr,
weil diefer Strauch) einen trocdenen Boden liebt)
ge enſtrauch, eine Gattung meilt außereuropäiſcher
eidegewächje, wovon bei ieheite Arten als Zier-
gewächje in Gärten gezogen werden,
Azarolbanın, m. Weigdorn, Crataegus; Azaroͤle
od. Azerole, f. Azaroͤlbirne (fr. azarole, jpaır.
acerola, d. arab. az-zurür, die Mijpel; auch La—
perole), die Hagebuttenbirne, Mijpelbirne, eine
er Heinjten Birnarten im füdl. Europa; Aza—
rolihofz, n. Holz vom Weigdorn, hart und feit.
Azbuka, Havisches Alphabet des Eyrillus; Azbu—
fownifs,altruffiihe Wörterbücher, die nach dietent
Alphabet geordnet find.
Azeppält, Atephaãli oder Afephäten, pl. gr. (ake-
94 azerb
phaloi von kephale, Kopf, und dem derneinenden
a-) alfo eig. Kopfloje; Mißgeburten mit nur teile
weijer (rudimentärer) Gehirnbildung; Naturf,
fopflofe Weichtiere od. Mufcheln (Mollüsca ace-
phala); wärmer, die fein Oberhaupt dulden
tollen; azephaͤliſch, kopflos; herrenlog; von Bü—
ern: ohne Anfang, vorn verſtümmelt.
azerb, I. (acerbus, a, um) bitter, berb; Azerbität,
f. (l. acerbitas) Bitterfeit, Härte, Unfreundlichteit;
azerbieren (l. acerbäre), erbittern, entrüften;
Arerbation, f. nl. die Verbitterung, Erbitterung,
- Berichlimmerung.
Azeriden od. Aferiden, pl. gr. (von dem vernei⸗
nenden a- u. kKErös, Wachs) Heilk. wachsloſe Pfla-
iter od. Salben.
azerieren (v. lat. acer, fcharf), verftählen.
Azerra, k. L. ein Weihrauch-Käſtchen od. -Schiffchen;
al3 Büchertitel: acerra historica, eine Samm-
lung auseriejener Gedichten; a. philologica,
eine Sammlung philologiſcher Abhandlungen; a.
thnraria, Rirchengefäß, um die Weihrauchkörner
aufzubewahren.
azerbieren, |. (acörväre, v. acervus, Haufen) an-
häufen; acervätim, gehäuft; Haufenweije; Azer—
dation, f. die Häufung, Anhäufung.
azeizeut, l. (acEscens, von acescEre, ſauer werden)
jäuerlich; Azeſzentia, pl. leicht in Säure über-
gehende Nahrungs und Heilmittel; Azeſzenz, f.
nl. Anlage zum Sauerwerden, Anfäuerung; ace-
tum, n. l Eſſig; Azetabnlum, n.Ejiiggefäh, Eſſig⸗
flaſche; Anat. die Hüftpfanne; Azetal, n. l. der
— Azetũüte, pl. nl. Scheide. eſſig⸗
faure Salze; azẽtiſch, eſſighaltig, eſſigſauer; Aze—
tometer, n. l.-gr. ein Eſſigſäuremeſſer; Eſſigwage;
Azetometrie, f. die elligmeflung; Azetön,n. ge⸗
wiſſe flüjfige Produkte der trodenen Deitillation
organiich-jaurer Salze, Eſſiggeiſt; Acetosella, f.
j. unt. Oxalis..
Azeterin, n. ein 1800 vom Apotheker Tſchaikowsky
in St. Petersburg erfundenes Mittel gegen Hüh—
neraugen und Warzen.
Yzetäl, n. I.-gr. das Radikal der Eſſigſäure; Mze=
tyliäure, f. die Eſſigſäure.
Azetylen, n.1.-gr., ein farblojes ©as von unange-
nchmem Gerud), aber von hoher Leuchtkraft, das
aus Kohlenwaſſerſtoff beiteht und neuerding3 auf
jehr bequeme Weiſe dadurch erzeugt wird, daß man
Ralziumkfarbid, eine Verbindung von Kalzium und
Kohle, mit Waſſer übergießt; e3 ift erplofiv; Aze—
tylenlampe, mit Azetylen gejpeijte Lampe, nanıent-
lich an Fahrrädern angebracht (der Name Azetylen
erklärt ſich daraus, daß es mit oxydierenden Körpern
Eſſigſäure und Oxalſäure gibt).
Azcjhie od. Alẽſis, f. gr. (v. akeisthai, heilen) Hei-
lung; Mztama od. Aldsma, n. ein Heilmittel.
Azid, n. I. od Azidum (von acidus, a, um, fauer)
eine Säure; auida, pl., Säuren; azidieren, nl.
ſäuern, in eine Säure verwandeln; Yzidation,
'B
f. Verſäurung, 3. B. der Speifen im Magen: Mii-
Dität, f. die Säure, Sauerheit; das ———
Azidulã, pl. I. (acidulae sc. aquae, dv. acidülus,
a, um, jäuerlih) Sauerbrunnen, Säuerlinge, jäuer-
liche Heilwaffer: azidülteren, ni. jäuerlich machen,
verfäuern; Azidifikation, f. die Säuvebildung:
Azidimeter, m. der Säuremeffer; Azidimetrie,
f. Säuremeffung, Beftimmung des wahren Säure-
gehalts einer wäflerigen Säure, |
Azidten, pl. Roftpilze.
Azimech, |. Spica.
Azimut, n.u. m. arab. (v. as-sumüt, die Wege,
pl. von as-samt, der Weg; vgl. Zenith) Sternf. der
Sceitelwintel, der Winkel am Zenith, welchen der
Scheitelfvei3 des Sternd mit dem Mittagskreife
eines Ortes macht; der Richtungswinkel, die Ri
tung (bein Feldmeſſen); azimutäl, nl. fcheitel-
wintlig; Azimutkreis, Höhenkreis.
Azobenzoid, n. und Azobenzonl, n. Scheidek. zwei
organijche Verbindungen, durch Einwirkung von
Ammoniak auf rohes Bittermandelöl gebildet.
Azoodynamie, f. gr. (vgl. Zoodynamie 2c.) Heilt.
die Kraftabnahıne; Azoogente, f. Erzeugung des
Lebloſen und die Lehre darüber.
Azoͤres, pl. lodere, dide und langhanrige glänzende
iber (d. i. wollene, ſtarke, Biberfellen ähnliche
Zeuge) aus Böhmen.
Yzöt, n. (aus d. Griech., von vern. a- u. zäo, zö,
leben ; alfo: worin man nicht leben fann) der Etid-
Kal die Stidluft, der Hauptbeitandteil (zu vier
ünfteln) der atmoſphäriſchen Luft, auch in der
Salyeterfäure, in Ammoniak ıc. enthalten; a30=
tiſch, ſtickſtoffhaltig; Azotométer, m. gr. Stid-
jtoffmeffer, ein Apparat zur Ermittelung des Am-
monial-Gehalt3 in der Adererde; Azoturie, f.
Stiditoff-Harnruhr, bei der ſich viel Stidftoff im
: DYarn befindet. [benselirir.
| Azõth, n. arab.-Ipan., bei den Alchymiſten: ein Le—
Aztẽken, pl. ein amerifanifcher Volksſtamm, welcher
das zu Cortez' Zeit blühende mexikaniſche Reid;
| gegründet hatte und beherrjchte.
' Hzumbre, n. ein ſpaniſches Maß für Flüſſigkeiten
| = 2,018 liter.
Azur, m. (fr.azur, it.azzurxo, v. perj.lädschuward,
| ver Lafurftein, Blauftein; vgl. Laſur) das Him-
melsblau, die Himmelsbläue; azurn, himmelblau,
hochblau; Azurin, n. ein blauer Farbſtoff; Azu⸗
rit,.n. ein Mineral, gwöhnlid Rupferlafür ge-
nannt, von lafurblauer oder hinmelblauer, auch
dunfelblauer Yarbe. ; |
azuniſch, ar. (v. zygön, Zoch) jochlos, ungepaart;
Azygie, f. Ungepaartbeit. _ £
Azymon od. Azhmum, n. gr. (v. vern. a- u. zym®,
auerteig) ungejäuerte® Brot; Uxymiten, pl.
Chriſten, die beim Abendmahl ungeſäuertes
Brot gebrauden. So wurden die Katholiten von
den griech. Chriften genannt, die nur geſäuertes
Brot genießen.
*
B.
Abkürzungen: B. od. b. = heatus od. beata, der
od. die jelige 2c.; B. A. = Bachelor of arts, |
engl. Baffalaureusder freien Künſte; aufrömifchen
Münzen und Inſchriften = bonis auspiciis oder
bonis avibus, d. i. mit guter Vorbedeutung,
unter guten Borzeichen; B.C.—=basso continuo;
B. D. = Bachelor of Divinity, engl. Bakla⸗
laureu3 der Gotteögelehrtheit; B. E ene est;
auf Rezepten bene misceatur, wohl zu miſchen;
B. L. = benevole lector, f.benevolus; b. m. =
beatae memoriae,f.beatus;b.q.=bene quies-
| eat, erruhe in Frieden; br, m. = brevi manuz
. =
3
. Bt.=Baronet;B.tr.=bene tritum, d.h. wohl⸗
gerieben (auf Rezepten); Bed. = Banco; Btto.
- =$Brutto; B. S. 6. D. G., d. i. brevetö sans
garantie du Gouvernement, d. h. patentiert
ohne Garantie der Regierung (die Abkürzung findet
ſich auf franz. patentierten Waren); hem. Zeichen
find: B= Bor: Ba = Baryım; Be = Beryl⸗
lium; Bi=Bismuthum, Bismut; Br= Brom.
B. auf Münzen, bed. für Frankreich die Miünzftätte
Rouen; für Ofterreih: Kremnitz; fir Preußen
früher: Breslau, fpäter (und im Deutſchen Reich):
Hannover; B. auf Kurszetteln bedeutet: „Brief“
oder „angeboten, d. h. zu dent laufenden Kurſe
bequem zu befommen (Öegenfaß: &., d. i. Geld,
dv. h. gelucht, begehrt):
B cancellatum, lat., Mufitfpr.: eigentiich Das ge—
itterte b, d. 5. Kreuz (A), das die Note, vor der es
teht, um einen halben Ton erhöht; Brotundum,
Mufifipr.eig.das runde b (»), auch b&mol genannt,
erniedrigt Die Note, vor der e8 fteht, um einen hal—⸗
ben Ton.
Baake, ſ. Bade.
Baal, ın. hebr.(ba’al, der Herr, der Mächtige; babyl.
. Bel) ein heidnijcher Gott der Phönizier und Kana—
niter, auch der Hebräer zur Zeit des Manaffe,
wahrid. der Sonnengott, nad) anderen der Jupi—
- terplanet; jiid. der Mann, Ehemann; Baals—
Pfaffe od. Banlit, m. eig. ein Baalspriefter; uns
. eig. ein geiftlicher Faulbauch und Heuchler; Baal
Sebub, |. Bec!zebub.
Banltis, f. die Göttin der Fruchtbarkeit u. Geburt
bei ven Kananitern.
Baaniten, pl. eine manichäiſche Sekte im 9. Jahrh.
Boat, n.ein a u. ſiameſ. &ewiit= 15 bis 16kg.
Bäab, arab. Tor, Meerenge; 3. B. Babel Man:
deb, d. i. Tränentor, jo heißt die Meerenge zwi—
ſchen Arabien und Afrika; auch: Vater (z. B. das
Feuer als Vater aller Dinge).
Babe, m. perj.-türk. (bAb&) der Vater: Babe Khan,
der Vater des Königs; bei. als Ehrentitel ange-
. jehener ©eiftlicher, 3. B. Baba Naſibi.
Baba, f. jlav. die eiferne oder goldene B., eine Ge-
ftalt des flaviihen Volksglaubens, die beſonders
im Gewitter ericheint u. dieſes verurſacht, entipre-
chend unferer Frau Hulda (Holle).
Bab al Zofat, arab. (ſpr. al Sotäf), auch Bab es
Sotül, Meevenge von Gibraitar (eigent!. Tor
der Straße).
Babaslgummt,n. eine geringmwertige Sorte Gummi
arabicım.
Babaz, m. gr. Schwätßer, Schreier.
Babel, m.hebr. (bäbel, nad) der Bibel: Verwirrung,
eig. Wohnung des Baal) die alte Stadt Babylon
am Cuphrat in Aſien, ſeit derbabyloniſchen, Ge—
fangenſchaft der Juden ein Bild des Über—
mutes, der Gottloſigkeit und der Sittenverderbnis;
daher überh. eine große Stadt als Sitz von Aus—
ſchweifungen und Verbrechen; aud) Wirrwarr, Ber:
wirrung (mit Hinficht auf die babylonifche
Sprachverwirrung nad biblifcher Erzählung);
Ausſchuß, fehlerhafte Ware; Babelmanen, pl. in
Holland Unruheſtifter; Basylonier, im alten Rom
auch Sternfundige und Sterndeuter; babylänifche
elle, Wappenk. Hermelinfelle; babylontiiche
ztunden, jolche, die von Sonnenaufgang an ge-
zählt werden (irrtüml. — für 2 unſerer Stunden
genommen; |. Idelers Chronologie Bd.1. ©. 85).
Babette, £. fr. = Barbara.
Babiche, £. fr. (ipr. babiſch'; wahrſch. fiir barbiche,
vb. barbe, Bart) Schoßhündchen (Klein, zottig).
Bardus 95
babillteren (ipr. U = i), fr. babiller) plappern,
ſchwatzen, plaudern; Babillage, f., r. n. (pr. ba-
bijcihſch) das Geſchwätz; Babillard, m. (pr. ba-
bijdhr) ein Schwätzer; Wabillärde, f. eine
Schwätzerin.
Babinen, pl. ruſſiſche braune Katzenfelle.
babiniſche Republik, ein im 16. Jahrh. zu Babine
in Polen gebildeter Berein von heitern Gefellen,
der ſich die Verſpottung menſchlicher Eitelfeiten
zur Aufgabe ntachte.
Babioͤle, f. fr. pl. Babiolen (it. babbolla) Spiel-
zeug, Tändelkram, Kinderpofjen.
Babiriija, m. malayiſch (v. babi, Schwein und
rusa, Hirſch), dev Schweinshirſch, Hirſcheber, auf
den moluff. Inſeln.
Babka, m. (ungar. babka; eig. dad Böhnchen, Verkl.
v. bab, Bohne) ein kupferner Pfennig oder Heller
in Ungarn.
Baͤbti, pl. ruf. (v. babka, Knöchel, Fußknöchel) ein
Spiel des gemeinen Mannes, ein Sönochenfpiel.
Baͤblah, m. (perſ. babül, eine Art Mimoſe), die
Rinde der indischen Akazie (acacia indica od. mi-
mosa cineraria) od. unreife Früchte diefer Akazie
(Bambolahſchoten od. indiiher Gallus genannt),
. welche reich an Gerbjäure u. Gummi find und in
der Öerberei, Färberei, Malerei ſowie als Heilmittel
gebraudjt werden.
Baborak, m. eine böhmiſche Mazurfa mit Galopp
die ein belichter Nationaltenz der Böh-
ment ift.
Baboͤſchen oder Babnfchen, pl. fr. (babouches, v.
erj. papüsch, aus pa, Fuß, u. pusch, Decke) eine
rt türk. Schuhe, Hausschuhe.
HBab-Eefte, f. oder Bäbis, pl. eine von Mullah
Sadif aus Schiras 1859 geitiftete, dem Islam ab-
trünnige religiöfe Sekte (wahrich. vom perſ. bäb,
Bater und Feuer, das von den Magiern als der
Bater aller Dinge verehrt wurde,.
Bäbu, m. ein indifher Titel: Herr, eig. Fürft. -
Baby, n. engl. (ſpr. behbi), Heines Kino, das noch
auf dem Arme getragen wird; Kleinchen, Herzling;
Baby forming, Engelmacerei, d. h. uneheliche
Kinder werden zu folchen Leuten in Ziehe gegeben,
die durch volftändige Vernachläſſigung bald der
Biehfinder Tod herbeiführen.
babyloniich 2e., 1. Babel. N
Bac, m. fr. (v. keltiſcharmor. bak, bag, eine Barfe,
holl. bak, ein Beden, ein plattesSciff) eine Fähre;
ein Teerkahn; Wäflerungsbeden, Bottich.
bacca, f., pl. baccae, l.eine Beere; Bacciferä, pl.
beereniragende Gewächſe; haccifoͤrm, nl. beeren-
fürmig, beerenattig. \
Bachäris, f. nl. (v. gr. bäkkaris, bäkcharis) eine
Zierblume mit weißen Dolden- Blumen aus Bern.
Bachettöne, f. it. (pr. ech wie dd) Frömmler.
Bachns, m. J. (gr. Bäkchos) Fabell. der Gott des
Weins, Sohn des Jupiter und der Semele, gr.
auch Jakchos und Dionyſos genannt; auch der
Wein ſelbſt; ein ſtarker Weintrinker; Bachanäl,
n.pl.Bacchanalien, (l. Bacchanalia), dem Bacchus
geweihte Seite; Trinkgelage, Zechgelage; baccha—
nãliſch, zechluſtig; bacchanaliſieren, barb.in
lärmenden Trinkfeſten ausſchweifen, hZechgelage
halten; Bacchaͤnt, m., Bacchantin, f. (vom L.
bacchäns, Bartizip von bacchari, das Bacchusfeſt
begehen, ſchwärmen) Bacchuspriejter und ſchwär—
mer; pl. Bacchanten, das wilde und ausgelaſſene
Gefolge des Bacchus bei der Feier ſeines Feltes;
trunfene Schwärmer; im 14.—15. Sahrh. herum—
ziehende Studenten (eigentl. Baganten, von lat.
96 Bareiferä
vagäri, umherſchweifen), fahrende Schüler, insbe.
die älteren rohen Studenten auf den deutſchen Uni-
verfitäten (entg. Pennal, ſ. d.); bacchäntiſch,
trunfen, rajend; Baͤcchius, m. gr. (bacche&ios) der
Stürmer, ein dreifilb. Versfuß mit einer kurzen
und zwei langen Silben, v-— 3. B. Beritörung;
Bacchien, pl. Heilf. Weinpoden, Gefihtspufteln.
Baceiferä, bacciform, |. bacca.
Bachelier, m. fr. (jpr. bafcheljeh) u. Bachelor, m.
enal. (ipr. bätich'ler) = Baffalaureus.
Badhmatten, pl. (bacmats) podoliſche Pferde mit
langer Mähne und Sehr harten Hufen.
Bachot, m. fr. (ſpr. bafchd; Verkl. v. bac, ſ. d.) die
tleine Fähre, der Naden; Bachoteur, m. (pr.
bajchotöhr) der Fährmann, Kahnführer.
Bachſchiſch oder Bakhſchiſch, n.perj.(bakhschisch,
Geichent, v. bakhsch, Glüd, pr. kh wie dh) ein
Geſchenk, bei. an dienende Berjonen, Trinkgeld im
Orient.
Bachur od. Bacher, Hebr., gen. jüd. Vocher, m.
(dw. hebr. bächür, Süngling, eig. der Gereifte, von
bächar, zeitigen) ein des Talmudftudiums beflij>
jener jüdischer Student; überh. ein jüdiſcher Ge—
jchfenner und «Lehrer.
barillum, n. L. (Verkl. v. bacälum), pl. Bazillen,
1. Stäbchen, 3. B. die Nepperichen Rechen ftäbchen;
auch 2. Räucherferzchen; 3. Meerfenchel; Bazilins,
m. Spaltpilz; Stabtierchen, pl. Bazillen. auch:
Bacillaria, f. pl. Bazillarien, nl. Stabtierchen,
eine Art Aufgußtierchen.
Bad, m. (niederd. bad, hinterwärts) der das Ver-
ded überragende vordere Schiffsrand; Backbord,
m. (engl. backboard) die linfe Seite des Schiffes,
wenn man in demielben das Gefiht nad vorn rich—
tet; im Gegenſ. von Steuerbord; Backsgaſten,
vd. Backsgäſte, die Teilnegfmerandem gemeinfchafts
lichen Offiziersmittagstiſch, die nicht Seeleute Sind,
re Ärzte, Schiffsbeamte u. a.; Backsmaten,
Matrojen, die an einem Tiſche zufammen ſpeiſen;
Backsrolle, f.Liite der an einem Tiſchezuſammen⸗
jpeijenden Matrojen auf Kriegsſchiffen; Backſtage
oder Pardunen, Schiffstaue, welche nach hinten
die Stegen halten; Backpißß, m. ein Verſchlag
am Schiffe, der dazu Dient, aufgeiworfenes See-
wafjer abzuleiten.
back, engl. (jpr. bäd), Umſtandswort: zurüd, rück⸗
wärts; als Hauptwort: der Rüden, pl. backs, |
die Hinterfpieler (beim Fußball).
Badwardation, f. engl. (pr. bäckwärdehſchen; v.
backward, ridmwärts) beim Stant3papierhandel
— die der Verkäufer noch tragen muß —
Deport, ſ. d.
Backwoods, pl. engl. (ſpr. bückwudds; von back,
hinterwärts, und wood, Wald) Hinterwälpfer, d. i.
die Urmwälder u. unbebauten Ländereien im Weſten
der Vereinigten Staaten von Nordamerika; Back—
woodsmen, pl.Dinterwäldfer, die Dortivohnenden
und ſich anbauenden Weißen; vgl. Squatter.
Baclage, f. fr. (ipr. — lahſch) die Anlegungsgebühr
der Schiffe; Baclenv, m. (pr. — löhr) der Hafeıt=
ſchließer.
bactérium. n. nl., pl. Bakterien (v. ar.bakterion,
Berl. v. bakteria, baktron, = I. baculum), eig.
Stäbchen, Stöckchen, eine ſchnurförmige Art von
Aufqußtierchen.
bacülus, m. l. (gew. bacülum, n.) Stod, Stab; a
baculo ad angülum ſchließen; eig. von dem Stod
oder der Seite (eines Dreied3) auf den Winkel
ſchließen; aljo: einen ungereimten, folgewidrigen
Schluß machen; bactlus astronomicus, m. Ja—
baggern
kobsſtab, vgl.Orion; b. pastorälis, der Biichofs-
ftab, Krummitab; Bakulation, f. nl. Stocdprüge-
lung; Bakulometrie, f. l.-gr. die Stodmefjung,
oder die Kunjt, mit Stäben, Meßruten ze. Aus
meljungen zu machen.
Badäm, m. per). (badam, Mandel) bittere Mandel—
ferne, welche in Hinterindien als Scheidemünge
gelten, etwa %/; Pig. an Wert.
Budand, m. fr. (pr. badsh) ein Tölpel, Maulaffe;
badandieren(fr.badauder, angaffen, gem. Mauf-
‚offen jeil halten; Badaudage, f. r..n. (pr.
— dodahrch) oder Badanderie, f. (pr. badod'rih)
Albernheit, Fafelei.
Badiaͤga, f. (ruſſ. bodjäga) eine Gattung Sauge-
ſchwamm In den Süßwaſſern Rußland.
Badian, m. per). (bädjän, Fenchel, Anis)derStern-
anis, gewürzhafter Same aus Ojtindien.
Badigcon, m. fr. (fpr. badikköng) der Putzmörtel
aus Gips, Steinmörtel, Bildhauerlitt; badigeon—
tieren (pr. badiſchonn —), mit Gipsmörtel ber»
ftreichen oder abpuben.
badinieren, fr. (badiner) jherzen, ſchäkern, ſpaßen;
jemand zum beiten haben, neden; en badinant,
(ipr. ang badindng), Scherzend, ſcherzweiſe; Badin,
m. (ipr. badäng) ein Spaßmacher, Spaßvogel:
Badine, f. eine Schäferin; aud) ein leichtes Spa—
zierjtöckhen, Tändelſtöckchen; eine Reltgerte, Ba⸗
Dinage, f., r. n. (pr. badinahiey’) Scherz, Spaß,
Poſſe; Badinerie, f. Scherz, Spielwerf, Spielerei,
Narrenspoſſen.
Badiſter, m. (vom gr. badizein, ſchreiten, wandern;
der Wanderfäfer.
Bados, m. fr. (fpr. baddh) eine Battung roter Bor-
Bafel, m. Ausſchußware. [deaurwein.
Baͤffetas oder Baftas, m. (vgl. per). baft, gewebt)
eine Art ojtindijcher, gewöhnt. weißer Kattune.
Baffomet, m. |. Baphomet. Be.
Bafreur, m. fr. (pr. — öhr) Freſſer, Vielfraß.
Bag, m. engl. (ſpr. bäg) ein leverner-Beutel, Fell⸗
eiſen; Bagage, f. r. n. fr. ſſpr. bagähſch'; it. ba-
aglia, ml. baggagium, v. altfr. bague, ein Paket,
Binden) das Grpäd, Reifezeug; Feld» od. Kriegd-
nepäd eines Heeres; im gem. Leben: Gejindel,
Dad; Baganetvagen, Badwagen.
Bandrre, 1. fr. (wahrſch. vom aitd. bägan, jireiten,
hadern, bäga, Streit) lärmender Zank, Schlägerei;
auch das Wagengedränge.
Banaife, f. fr. (Ipr. Bägab), der ausgepreßte Sten-
gel des Zuderrogrs, dann überhaupt: Rüditan
beim Breifen in der Zuderfabrifation, auch Trau-
ben= und Dliventrefter (die Bagafle wird gewöhn-
iih als Brennmaterial benußt).
Bagatélle, f. fr. (it. bagatella, Verkl. von bagata,
—WW eine Kleinigkeit, „ein Bettel“ Leſſing)⸗
Spielerei; and) ein kleines leichtes Tonſtück; Ba⸗
antel-Prozeh, m. geringfügige Rechtsſache.
Rechtsſtreit, deſſen Gegenſtand nicht über 150 „4,
oder in anderen Ländern nicht über 90 M be-
trägt; bagatelliieren, eine Sache geringfügig od.
als Kleinigkeit behandeln. |
Bagatino oder Bagattine, m. it. (von bagata,
Kleinigkeit; dgl. Dagatelle) eine venezianijche
Scheidemünge = lila Pf. | f
Bandalin, m. ein buntgejtreiftes und gemuſtertes
Baummollenzeug, ähnlid) ven Bagdad-Schawls
baggern, holl. und niederd. den Schlamm aus Der
Tiefe Schaffen, vom Schlamm ge Banner,
m. Hafenarbeiter, welcher dies verrichtet, Bagger
ſchuit, f. holl. (fpr. —Icheut), aud) Baggert, m.
ein holl. Rot- oder Schlamm-Fahızeug, worin
Bagging
der aus den Kanälen gezogene Schlamm wegge—
führt wird.
Bagging, engl. (pr. bägg—). Packleinewand.
Bagno, n. it. (fpr. Banjo; vom IL. balneum) ein
Dad, Badehaus; das Sklavengefängnis in Kon
ftantinopel, von Spaniern in dem Gebäude eines
ehemaligen Bades eingerichtet; überh. Verwah—
rung3ort der Sklaven u. bei. der zu den Galeeren |
verurteilten Verbrecher in Stalien und Frankreich
(fr. bagne, m.).
Bagnolette, £. fr. (pr. banjolett), ein Halbichleier,
Stauenjchleier, der das Geſicht nur halb bedeckt.
Bagpipe, f. engl. (fpr. bägpeip; v. bag, Sad und
pipe, Pfeife) die Sadpfeife, der Dudeljad.
Baguette, f. fr. (ſpr. baghett’) eine Gerte (pl. ba-
guettes, Spießruten); der Schlägel zur Trommel
und Paufe; der Ladeftod; die Wiinjchelrute; auch
eine Zen elige Tulpe, Schalt» od. Trugtulpe.
Baͤhamaholz, Alerheiligenholz, eine Art Brafilien-
holz von den Bahama-fnfeln.
Baher, m. ein Gewicht auf den Sunda-Snfeln,
(leiner u. großer B.) ungef. 185 bis 277 kg.
Babin, f. jpan. u. port. die Bat (f. d.), Bucht; aud)
eine Provinz und Stadt in Brafilien, und ein von
da kommender feiner Tabaf; Bahiapulver =
Araroba, ſ. d.
Bai, f. (fr. baie, it. baja, ſpan. u. port. baya, baia,
bahia; iberifchen Urſprungs: bask. baya, Hafen;
bayona, guter Hafen, daher: Bayonne) Meerbufen,
Bucht; Baiſalz, n. ala, aus dem Meerwaſſer.
Baidak, pl. Baidali, ruſſ. (baidäk) Schiffe mit un-
gewöhnlich großen Steuerrudern auf dem Dniepr,
Dnieſtr und Bug.
Baidaren (ruſſ. baidara), fleine Boote der Tſchuk—
tſchen in Sibirien, aus Fijchbein od. leichtem Holz
und mit Häuten überzogen.
Baignenr, ın. fr. (ipr. bänjöhr) ein Badediener,
Bademeijter (in Seebädern); Baigneufe, f. fr.
(pr. bänjöhſ'; eig. Baderin, von baigner, baden)
ein Badehäubchen, eine Art Frauenhauben; Bade-
frau (in Seebädern); Baignoir, m. fr. (fpr. bän-
jodhr) Bad, Badeort; Baigneir-Pogen, pl. (fpr.
—loſchen) in Wannenform gebaute Barkettlogen
in Theatern, vorn ſchmal und hinten breit; Baig⸗
noire, f. (ſpr. odhr’) die Badewanne.
Bailli oder Baillif, m. fr. (fpr. bajt; vom mi.
bajülus; bajuläre, tragen, verwalten) Amtmann,
Landvogt, Kandrichter, Schultheiß; in England ift
Bailif oder Bailiff (Ipr. behliff) auch eine Art
Gericht3diener; Bailliage, f., r.n. (pr. bajchſch'),
das Amt, der Amtsbezirk; au = Ballei, ſ. d.
Bain-marie, n. fr. (pr. bäng-marih) lat. balneum
Mariae, . d. Kochk. Wajjerbad, Kochbad, Heif-
wafjerbad (um Die Speijen warm zu ——
werden die Töpfe in eine Pfanne mit heißem
Waſſer geſtellt).
Bairaͤk, fürk. Fahne, Standarte.
Bairanı, ſ. Beiram.
Baiſer, m., pl. Baiſers, fr. (ſpr. bäſeh; vom lat.
basium) eig. Kuß; hohles, mit Schaum gefülltes
Zudergebäd (welches aber franz. nicht baiser, jon-
dern meringue heißt); Baiſemain, n. fr. (ſprich:
bäf’mäng) der Handfuß, an als Huldigung eines
Bajallen, od. als Hoffeierlichkeit; die höfliche Emp-
fehlung; Baiſement, n. (ipr. bäj’mdng, ital. ba-
ciamento) der Fußkuß (bloß vom Küſſen der Füße
des Papſtes gebräuchlich); Größenl. das Zufam-
mentreffen zweier krummen Linien von innen;
baifottieren (fr. baisotter), oft küſſen; Baiſer—
Torte, f. Schaumtorte.
Henjes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
balaena 97
Baiſſe, f. fr. (fpr. bäß’; von baisser, niederlaffen;
finien) das Sinfen, Fallen, bef. der Breife, der
Staat3papiere 2c.; à la baisse fpefulieren, auf
das Fallen der Staat3papiere Handelspläne ma-
chen; Baifiter, m. (jpr. bäßjeh) ein Geldhändler,
der auf das Fallen der Staatspapiere wartet und
rechnet; ein Preisdrüder; haiſſieren (fr. baisser),
— tiefer richten (ein Geſchütz); ſinken,
allen.
Bajadẽre, f. fr..portug. (vd. dem portug. Worte baila-
deira, Tänzerin) indiſche Tänzerin und Sängerin,
zugleich öffentlihe Quftdirne, von den Indiern
Devadajjis od. Devallialen (Dienerinnen od.
Sklavinnen der Götter) genannt, von denen bei
jedem Tempel 8 bis 12 angeftellt find; Kleine Um—
Ichlagetücher.
Beldaso, m. (ent. vom it. baja, Spaß, bajaccia,
ſchlechter Spaß, Poſſen, od. aus dem it. pagliaccio,
fr. pagliasse, Streu, Strohſack, wegen feiner mei-
ten, jadähnlichen Bekleidung) ein —
Hanswurſt im negpolitaniſchen Volksluſtſpiel, bei
Taſchenſpielern, Seiltänzern ꝛc.
Bajoire, f. fr. (pr. baſchoaͤr; verderbt aus Baifotre,
v. baiser, Eullem) eine Kußmünze, eine Münze mit
wei hintereinanderjtehenden Köpfen, die einander
rn bededen (bef. Bermählungsmedaillen).
Baidffo, m., pl. Baischhi, ital. eine Kleine päpftt.
Kupfermünze, = 4 bis 5 Pfennige.
Baiondtt, n. fr. (baionnette, bayonnette, f.) der
Gewehrſpieß, die den Flinten utgejente eijerne
Stoßklinge (Flintengranne), angeblih zu Ba-
yonne 1640 erfunden; bajonettieren, Slinten
mit einem Spieße verjehen; auch mit dem Bajo-
nett fechten.
Bake, aud) Boje oder Buje, f. niederd. und Hol.
ein Schiffs- oder Schifferzeichen, AR ein auf
dem Waller ſchwimmendes Stück Holz oder eine
Tonne, um die Schiffer vor gefährlichen Stellen
gu warnen; auch Leucht- oder Feuerturm am
Meeresitrande.
Balel, m. (vom lat. bacülus) ein Stod, bei. zum
Schlagen, der Schulftod, Schulprügel.
Balctt, n. fr. (baquet, m Handzuber, Kübel,
Verkl. von bac, Trog), ein Kübel, Kaften; ein
Pflanz- oder Samenkaſten; die magnetifche Wanne
des Magnetiſeurs; der Atzkaſten des Kupferftechers.
Bafhichiie, |, Bahihiih.
Baklalaureus, m. mil. (daneben in alten Urkunden
auch bacularius, bacillarius, alfo entw. von bacca
laur&a, Zorbeere, abgeleitet, ein Belorbeerter;
oder von baculus, Verkl. bacillum, Stäbchen als
Ehrenzeichen) ein Gelehrter, welcher die unterſte
der afademijchen Würden erlangt hat (in aufftei-
gender Folge: Bakkalaureus, Tizentiat, Magifter,
Doktor); Bakltalaureät, n. die Würde des Bak—
talaureus; baffalanreiren, diefe Würde fuchen
und erhalten.
Bakkaͤna, f. it. (von Bacco, Bacchus) eine gemeine
Weinihänfe, eine Kneipe.
Ballarat, m. u.n. fr. (fpr.bäfärd) ein franzöfifches
Kartenſpiel (Hafard). }
Bakterien, pl., |. bacterium; Bakteriologie, f.
gr. die Bakterienkunde.
Bal, m. fr., f. Ball.
Buladin, m. fr. (fpr. —deng) ein Ballett-Tänzer;
Poſſenreißer; Baladine, f. die Ballett-Tänzerin;
Baladinane, f. (ſpr. — Ay) ſchlechter Scherz, er-
bärmliche Poſſe.
balaena,f. l. der Walfifch; balaenopt£ra, pl. Be
eine Gattung Walfiſche mit nur einer Rüdenfloffe.
7
98 Balafre
Balafré, m. fr. (von balafre, Schmarre, Narbe) wer
mit einer Schmarre gezeichnet ift.
Balagan, m., pl. Balagaͤnh, ruſſ. (vom perfiichen
Bälächänd, Oberzimmer, v. bala, hoch, u. chaneh,
Haus, Zimmer) die Bretterbude, Barade, bef. ruſſ.
Schaubuden zur Voltsbeluftigung.
Balats, fr. (pr. baläh), auch Ballas, Ballasrubin,
m.(fr. rubis balais) ein blaß- od. rofenroter Rubin
(von dem ojtindischen Orte Balafia, wo er zuerjt
gefunden worden).
Balalaika, £. ruſſ. (tatariſchen Urſprungs) eine zwei—
ſaitige Zither, beſ. von den Zigeunern geſpielt.
Balam, m. ein Herbergsort, eine Halle für Reiſende
im Morgenlande.
Balance, f. (pr. baldangß’) fr. (it. bilancia, vom I.
bilanx,zmwei Wagſchalen habend) das Gleichgewicht,
die Schwebe; ein Tanzichritt, wobei der Körper auf
dem einen Fuße ruht; Schiffipr. die Angabe der
Schiffer über die von ihnen geladenen Güter; Kfipr.
= Bilance, f.d.; Balancd, n. (pr. — langßeh)
Zanzf. ein Schwebeſchritt; Balancement, n. (pr.
—langb’mang) das Schweben, Schwanfen; Tonf.
das Beben; Balancier, m. (ſpr. —langßjeh) der
Wagebalfen, Schwebebalten, Pumpenſchwengel an
der Dampfmaſchine, Schwinghebel; Gegengewicht;
die Unruhe in Tafchenuhren; balancieren (fpi.
—langpieren, fr. balancer), das Gleichgewicht hal-
ten, aufmwiegen; auch ſchwanken, unjchlüffig fein;
Mal. die Gegenjtände ebenmäßig ordnen, verteilen;
Kfipr. fih ausgleichen (von Boten und Summen
einer Rechnung), eine Rechnung abjchliegen, ver-
gewöhnl bilancieren;
alancierkunſt, Schwebekunſt; Balancierma⸗
ſchine, f. Schwinghebelmaſchine; eine Vorrichtung
zum Ausſchöpfen des Waſſers aus der Tiefe;
alancieritange, Schwebeltange, Springitange
der Seiltänzer zc.; Balanciertes Ventil, entlafte-
tes Bentil; Balaneierung, Gewichtsausgleihung;
Ausgleich. 2 (Holland.
Balander, ein flaches Schiff mit einem Maſt in
Balantin, m. (v. gr. baläntion, Beutel) ein Kleines,
aus Silberdraht geflochtenes, mit gewölbtem Deckel
verjehene3 Strickkörbchen.
Baldıe, f., pl.Baldnen, gr. (balänos, Eichel) Meer-
oder See-Eicheln, Seetulpen, Seegloden, Enten-
muſcheln, eine Art Schaltiere; Balantsmus, m.
Stuhl- od. Mutterzäpfchen; Balanit, m. eine ver-
fteinerte See-Eichel; Balanitis, f. Heilf. Eichel-
entzündung; Balänoblennorrhäe, f. Eihelfluf;
balanoidiich, eihelfürmig; Balanophäg,m., pl.
—phägen, Eichelefler.
Balafor, m. ein oitind. Baummollenzeug.
Baläta, ein erit jeit etwa 40 Sahren in Eitropa be⸗
kannter Stoff, der aus Guyana kommt und durch
Eintrodnen aus dem Safte einer Pflanze gewonnen
wird; der Stoff iſt dem Guttapercha und Kautſchuk
ähnlich und wird beſonders in England zu Treib-
riemen, Schuhjohlen, Abſätzen, Sfolatoren für elef-
triſche Apparate uſw. verwendet.
Balätro, m. lat., pl. Balatrönen, Schmaroger,
Pofjenreißer, Luſtigmacher.
balbutieren, I.(balbutire) ſtammeln, ftottern, fallen,
verworren reden; Balbuties, f. neul. Heilf. das
Stammeln, Stottern; Balbus, m. I. der Stanı-
melnde (als Beiname gebräuchlich).
Baldadin, ın. (it. baldacchino, ml. baldachinus,
baldechinus, von der Stadt Baldad), d. i. Bag-
dad, in Aſien; daher urfpr. ein dort verfertigtes
olddurchmwirftes Zeug) ein ee Thron-
he Prachthimmel; Schutzdach, Schirmdach.
Ballei
Balder, m. nord. Fabell. Odins und Friggas Sohn,
Gott des Lichts, der ſchönſte, mildefte und weiſeſte
der Götter, der nordiſche Apollo. .
Baldötwer, m. jüd. (vom hebr. baal, Herr, und
dabar, Wort) eig. Herr des Wortes, ein arglifti-
ger, betrügerifcher Menfch, der zu überreden fucht,
Gauner; einer, der eine Diebsgelegenheit aus—
kundſchaftet; baldowern, austundfchaften (Gau-
nerſprache).
Baͤldrian, m. (aus dem ni, valeriäna) das Katzen—
kraut, ein Bflanzengefchleht von mehreren Arten;
die Baldrianwurzel, ein Ecampfitillendes Mittel.
Baleinen, pl. (pr. balähnen) fr. (baleine, — lat.
balaena, Walfiſch) Fiſchbein.
Valéſter, m. (ml. balestrum, balestra und balista-
rius arcus, it. balestra, Armbruſt, vom I. ballista,
eine Wurf- oder Schleudermafchine; vgl. Ballifte)
eine Armbruſt, Kugelarmbruft; Baleſtarius, m.
ein Armbruftihüße; vgl. Balliftarius.
Baline, f. fr. (von balle, Ballen) wollenes Packtuch.
Balfon, m. (jpr. balköng; fr. u. jpan. balcon; viel.
eher vom perj. Bälächäne, Oberzimmer oder hohes
Hau3, als vom altd. balcho, Balfen, oder it. palco,
Holzwerk, Gerüſt) der Austritt vor einem Fenſter
in der Höhe, Söller (Altan), auch das Hinterteil
eines großen Schiffs.
Ball, m. (fr. bal, it. ballo, vom ml. balläre, tanzen,
vom griech. bällein, werfen, od. pällein, fpringen,
ballizein, herumfpringen, tanzen) ein Tanz, Tanz⸗
feſt; bal champötre, m. fr. (fpr. —ſchangpähtr),
Zanzim Freien; bal en masque, fr. (fpr. —ang
mas?) od. bal masqu6 (fpr. —maskeh), ein Mas⸗
fentanz; bal par6, ein Prachtball, feiner Ball (v.
fr. parer, auspußen, ſchmücken); Balldde, f. fr.
(prov. ballada, it. balläta, engl. ballad) urjpr. ein
Tanzlied, worin eine —— ſich gleichſam als
gegenwärtig darſtellte, indem ſie geſprächsweiſe ab—
a ward (jo in der ältejten engl. und ſchot—
tiihen Ballade); ſpäter überh. ein volkstümliches
Geſchichtslied, meiſt jagenhaften, abenteuerlichen,
bef.vüftern Inhalts; feit Bürger: überh. ein volfs-
mäßiges Iyrijch-epifches Gedicht; Balladinen, pl.
afiatifche Zempeldienerinnen, eine Art Hiero-
dulen (f. d.), welche ich ven Tempelbejuchern für
Lohn preisgeben (vgl. Bajaderen und Baladine);
Ballerino, m. ital. Tanzmeifter, Runfttänzer;
Ballerina, f. Runfttänzerin; Ballett, n. (ital.
balletto) ein Bühnen- over Schautanz, der durch
ftumme Gebärden menſchliche Empfindungen und
Leidenſchaften künſtlexiſch darzuftellen fucht, Tanz—
ſpiel; Balleteuſe, £. (¶ſpr. —töhſ) eine Bühnen- od.
Schautänzerin; Ballettänzer, ein Bühnen- oder
Schautänzer; Ballfettmeifter, Schautanzführer.
Ballade, |. unter Ball.
Ball-boy, m. engl. (von engl. ball, Ball, Kugel, u.
engl. boy, Knabe, Zunge, Burfche), der Balljunge,
der beim Tennisfpiel die Bälle auflieft und den
Spielern wieder zuträgt.
Ballas, Ballasrubin, |. Balais.
Baͤllaſt, m. (zunächſt aus dem Englifchen entlehnt;
wahrſch. Eeltifchen Urſprungs von bal, iriſch beal,
Sand, und lasd, lad, Laſt, Ladung) die Schiffs-
Beſchwerung, Unterladung eines Schiffs, Laſtſand;
auch Bettungsjand, Kies (beim Eijenbahnbau);
Sandfäde, die Luftfchiffer zur Beichwerung des
Ballons mitführen; auch Ausschuß, bei. fchlechtes
Geld; ballaſten oder verballaſten, Ballalt in den
Schiffsraum laden. —
Ballet, f. (aus ml. ballia, ballivia, und dies von
Balleſter
bajülus, Träger, Amtsträger, vgl. Bailli) ein
Nittergebiet, Ordensbezirk, vgl. Ronmende.
Balleiter, ſ. Balefter; Ballett, |. Ball.
balihorniiieren, auch verballhorniſieren, ber—
ballhornen, durch vermeintliche Verbeſſerungen
verichlechtern, wie Johann Ballhorn, ein Buch—
drucker zu Lübeck im 16. Jahrh. der eine Fibel da—
durch zu verbeſſern glaubte, daß er den bis dahin
geſpornten Hahn in einen ungeſpornten verwan—
delte u. ihm ein paar Eier zur Seite legte; Ballhor⸗
niſierung, f. Scheinbeſſerung, Schlimmbeſſerung.
Ballismus, m. gr. (ballismös, v. ballizein, tanzen,
hüpfen) eig. das Tanzen; Heilk. krampfhaftes Um—
herwerfen oder Tanzen, Veitstanz.
Balliſte, f. lat. (ballista, vom gr. bällein, werfen;
vol. Balejter) ein Schleuder- oder Wurfgeſchütz,
eine Belagerungsmafcdine bei den alten Römern,
mit welcher große Steine 2c. heftig fortgejchleudert
wurden; Balliitarins, m. ein Schleuderſchütze;
Balliftik, f. gr. die Wurfgeſchüßkunſt, auch die
Kunſtdes Bombenwerfens, Wurfkuͤnde; balliſtiſch,
dieſelbe betreffend oder dazu — balliſtiſche
Kurve, f. Wurflinie; Flugbahn; balliſtiſches
Pendel, eine Vorrichtung, welche gemeinſchaftlich
mit der Pendelflinte zur Beſtimmung der Güte des
Schießpulvers und der Anfangsgeſchwindigkeit der
Geſchoſſe dient; balliſtiſches Problem, die
Aufgabe, die Bahn geworfener Körper im wider—
ſtehenden Mittel (Luft) zu beſtimmen.
Ballo, n. it. ein Ball (f. d.); ein Tonſtück zum Tanz.
Ballon, m. fr. (fpr. —löng; Vergr. v. balle, Ball,
Kugel) ein Hohler runder Körper, bei. ein hohler
—— ; ein zum lg beftimmter Zuftball,
& erojtat; ein größeres kugelförmiges Gefäß zur
erfendung von Säuren, zur Bereitung von Soda-
waſſer 2c.; auch Rundlaterne, Rundlampe; ballon
d’essai (fpr. —dejjeh), ein Verfuhsball, Heiner
Luftballon zur Erforfhung der Windrichtung; fig.:
ein die Meinung oder Stinnmung de3 Publikums
ausforichender Beitungsartifel; ballon captif, m.
fr. (pr. faptif, von captiver, gefangennehmen, feit-
nehmen, feſſeln) ein Feſſelballon, ein „gebundener“
Luftball, d. i. ein ſolcher, der an einem auf- und
abzuwindenden Drahtſeil befeſtigtiſt, mittels deſſen
man nur zu einer gewiſſen Höhe aufſteigen und
ai Ausgangspunkt zurückkehren kann (1878 vom
tanz. Sngenieur Henry Giffard [} 1882] erfunden);
Ballon-Detahement,n.ir.Zuftichiffer-Abteilung
(im deutjchen Deere).
Ballot, mm. fr. (fpr. balldh; Vergr. v. balle, Ballen)
ein Warenballen, großer Bad, Ballen; bej. Stüd-
maß für Tafelglas.
Ballotdde, f. gr. (von balloter, fugeln) ein gewiſſer
Luftiprung eines zwiſchen zwei Pfählen angebun-
denen Pferdes.
Ballöte od. Schwarzballote, f. (fr. ballote, I. bal-
löte, gr.ballöte; nl. ballöta, L.) ſchwarzer Andorn,
eine gemeine Pflanze.
Ballötte, f. fr. eig. kleine Kugel (von balle, Kugel,
Ball); insbeſ.— Ballotierfugel, die Wahl- over
Stimmfugel; ballotieren (fr. balloter),durch Ein-
werfung einer weißen oder ſchwarzen Kugel in ein
Gefäß jeine Zuftimmung oder Verweigerung geben,
durd Kugeln abftimmen; Ballotage, f.v.n. (jpr.
-tqhſch) oder Ballottement, n. (pr. —mäng),
das Wählen mit Kugeln, die Kugelung, Kugelwahl.
balndum, n. [. ein Bad, pl. balnda; balnzum
arenae, ein Sandbad; b. cindris, ein Ajchenbad;
b. laconicum, ein Schwißbad; b. Mariae, ein
Waſſerbad; b. vaporis, ein Dunjtbad, Dampfbad;
Bambino 99
Balneographie, f. L.-gr. Bäderbeſchreibung; bal—
neograͤphiſch, bäderbeſchreibend; Balneologie,
f. L.-gr. die Lehre von den Bädern; Balneotechnit,
f. [.=gr. die Badbereitung3kunft, Anweifung, künſt—
lihe Bäder zu bereiten und anzumenden; auch) die
Kunft, Bäder zu bauen und einzurichten; Balneo—
therapie, f. L.>gr. ärztlihe Behandlung durch
Bäder.
Oalnot, m. fr. (fpr. —noͤh) eine Art Burgunder-
e
in.
Balomba, f. Kochk. Schaumgefrorenes (von Ei),
Eisbombe.
Baloͤrde, it., oder fr. Balourd, m. (ſpr. —luͤhr)
ſchwerfälliger Menſch, Tölpel, Tropf, eine ſtehende
Rolle oder Maske der ital. Bühne; Balourdiſe,
f. fr. die Tölpelei; ein Tölpelſtreich. |
Balſam, ın. (l. balsämum, gr. bälsamon, arab. ba-
lasan) ein harziger wohlriechender Pflanzenfaft,
bef. aus den Balfambäumen, deren es mehrere
Gattungen gibt; Heilöl, Heilmittel, auch f. Troft,
Linderung; balsamuım anodynum, jchmerz
ftillender Balfam; b. eordiäle, herzitärfender
Balſam; b.hystericum, Mutterbalſam; b. magi-
eum, Zauberbalſam; b. ophthalmieum, Augen-
baljam; b. verum, echter oder Mekka-Balſam;
balfamieren, wohlriechend falben, bef. einen toten
Körper mit Balfamftoffen füllen und dadurd vor
Verweſung ſchützen; halſamiſch, duftend, auch
linde, wohltuend, 3.8. Luft; Baͤlſamica, pl. Bal-
jammittel; Balfamine, f. (ul. balsamina) da3
Springfraut, eine Pflanzengattung (fo benannt,
weil eine Art derfelben ehemals zu einem Wund-
baljam gebraucht wurde), bef. die Gartenbal-
ſ nn ne (balsamina hortensis), eine beliebte Zier-
Pflanze.
Balfe, f. (fpan. u. port. balsa) eine Art großer Flöße
der Süd-Amerikaner; auch Feine Fahrzeuge von
Seehundsfellen oder von Binſen an den weltlichen
Küſten von Südamerika.
Baltddicht, pl. türk. eig. die Holzfpalter, neben den
Boſtandſchi (ſ. d.) eine Abteilung im bewaffneten
Gefolge des Großſultans.
Balthäfar, m. hebr. männl. Borname: Borfteher
des Kriegsweſens, Kriegsrat.
Baltifches Meer (nl. mare balticum, von dem I.
balteus, altnord. belti, ſchwed. bält, dän. bälte,
belte, Gürtel, Meergürtel, 3.8. der große u. Heine
Belt), die Dftfee.
Balufter, m. fr. (von balustre, Geländerdode, und
dieſes vom griech. baladstion, it. balaustra, Blüte
des Granatbaums, wegen der ähnlichen Form der
Geländerdoden) Geländerdode, Brüſtungsſäulchen,
Dode, Säulen; Balnftrdde, f. fr. die Bruftle ne,
die Brüftung, das Geländer; Balnftrieren, mit
Geländer verjehen.
Bamag, f. deutſch (Buchitabenwort), die Berlin-
Anhalter-Mafhinenbau-Mftien-Gejellichaft.
Bambalio, m. lat. Name (v. gr. bambälein, ſtam—
meln), ein unverjtändlich Sprechender, Stammeln-
der; ein Tölpel.
Bambino, m. it., Bamboccio, m. it. (ſpr. —boͤtſcho)
od. Bambodhe, f. fr. (jpr. bangboͤſch'; v. it. bambo,
bambino, £leines Kind, Säugling) eine Puppe,
Draht: od. Gliederpuppe; insbef. Bambino, ein
al3 wundertätig geltendes Wachsbild, Chriſtus als
Wickelkind darftellend, in der Kirche Ara Coeli auf
dem Rapitol in Rom; Bambocciaden (fpr. —bot-
ichäden; fr. Bambochaden, fpr. bangboſchäden) pl.
d. i. Puppenfpiele, kindiſches od. naͤrriſches Zeug,
nennen die Staliener die niedrig-fuftigen Dar»
7*
100 Bamboo
itellungen niederländiicher Maler von Dorfichenten,
Jahrmärkten, Bauerntänzen ꝛc.
Bauiboo, engl. (ſpr. bämbuh) gelbe, unglaſierte
Tonwaren aus Indien.
VBambu, n. ein Hoͤhlmaß (für Getreide und Flüſſig—
feiten) in Qinterindien.
Bambus, m. (malayijch bambü, mambü, dad. engl.
bamboo) das Bambusrohr, ein oft 20m Hohes
und 60 bis 70 cm dides Rohrgewächs in Dit- und
Weitindien; davon Bamboche, f. fr. (fpr. bang-
boͤſch) ein Schößling diefes Baumes als Spazier-
ſtöckchen.
Bambũſe, m. pl. —n, Schiffſpr. ſchlechte Matroſen
a Schiffszimmerleute, die nur als Handlanger
ienen.
Bamf, m. (Buchſtabenwort), Malzkaffee aus der
Breslauer⸗Aktien-⸗Malz-⸗Fabrik.
Bamma, n. gr. (von bäptein, eintauchen) Heilk.
Tunfe, Brühe, Tünche.
Ban, j. bannum.
Ben, m. flat. (ferb. ban, poln. u. rufj. pan) Herr:
eine alte Reichswürde in Ungarn, dent deutichen
Markgrafen entiprechend, mit lat. Endung: Ba—
nus; Banät, m. (nl. banätus) gew. n. ein unter
einem Ban ſtehender Länderbezirk; jeßt insbeſ. das
TemeswarerBanat, ein Landftrich in Ungarn
jenfeit der Theiß; banal, unter einem Ban ftehend:
Banal-Regierung in Dalmatien.
Ban, mm. fr. (Üpr. bang; von deutfh: Bann und
mittel. bannum, Im eerbann, Aufgebot; davon:
bandl, fr. der Zwanggerechtigkeit unterworfen,
dem Bannherrn eigentumlich; fertig, abgemacht,
herkömmlich, abgeſchmackt; hanale Phrafen, ver-
brauchte, nichtsſagende, gewöhnliche Redensarten; |
desgl. banale Mufik, 2c.; Banalität, £. (fr. ba-
nalite) Zwangsgerechtigkeit; etwas Gewöhnliches,
Nichtsſagendes.
banagium, ſ. bannum.
Banaͤne, f. (fr. banane, ſpan. banana) die Baradies-
feige, Adamzfeige, die wohljchmedende Frucht des
Bananenpifangs in Dit- und Weitindien, 7.
Piſang.
Banat, ſ. Ban.
Banauſie, f. gr. (banausia, gemeines Handwerk,
v. banausos, eig. am Ofen arbeitend) handwerks—
mäßiges Betreiben einer Kunft oder Wiſſenſchaft;
geijtloje Tagewerkerei (ohne Liebe oder höhern
Zwed); auc die damit verbundene niedrige und
eigennüßige Gelinnung; banauſiſch, handwerks—
mäßig, eigennüßig; unedel, von gemeiner Denkart.
Banc & broches, f. frz. (fpr. —brofch), Spulen-
oder Spindelbanf (Spinnerei).
Bandiert, it. (pr. bankieri) f. Lazaroni.
Bancroft-Verträge (pr. bänn—), die von dem
"KordamerifanerGeorgeBancroft(1800— 18374),
der 1867— 1874 Geſandter in Berlin war, mit dem
Korddeutihen Bunde und den ſüddeutſchen Staaten
im Auftrage der Vereinigten Staaten abgejchlojje-
nen Verträge, welche die Auswanderung betreffen.
Banda, f. it. (ſ. Bande) eine (bei. Eriegerifche) Mu—
ikſchar; f. port., eine portugiefische Goldmünze de3
15. Sahrd, = M. 2,65.
Bandage, f., r. n. fr. (pr. bangdähſch', gew. ban-
dahſche; v. bande= Band) der Verband, das Ber-
bandzeug; der Radreifen; bandagieren (pr.
—jieren), einen Berband anlegen; mit Radreifen
verjehen; Baudagift, m. (pr. —ſchiſt) ein Bruch-
bandmader. s
Bandannadrud, m. eine aus Dftindien herüber-
gefommene Art der Zeugdruderei, auf dunflem,
Bank
namentlich rotem Grunde helle Muſter, gewöhnl.
durch ein Ausbleicheverfahren, zu erzeugen.
Vandaska, f. ſlav. ein mit Saiten überſpannter
Krug, der in Böhmen ala Muſikinſtrument dient,
auch Buful genannt.
Bandcan, m. fr. (pr. bangdöh) der Kranz, die glatte
Einfaff Er einer Tür od. eines Fenſters; Bande
lette, £. ( Fr eine Eleine Binde; Ader⸗
laßbinde; Heftpflaiterftreifchen; Bauf. kleineLeiſte;
Bandelier, n. fiz.-/pan. (auf das deutfche Band
zuriidgehend) das Schultergehänge, das Wehr-
/ a der Patronentafchenriemen der Reiterei;
ahnengurt, Schulterband; Bandelätten, pl.
Ohrgehänge. |
Banderie, f. (vom ml. banderium, Fahne; vgl.
Banner) ein Fähnlein, bei. die berittenen Sient-
mannen, mit welchen ehem. ungarische Brälaten u.
Magnaten zu Felde zogen und bei Reichstagen er-
Ichienen; Banderilla, f. ſpan. (fpr. rilja; Verkl.
v.bandera, Fahne) ein Fähnchen, bef. der miteinem
Fähnchen verzierte Wurfjpieß, welcher bei Stier-
gefechten nach den Stieren geworfen wird; Ban⸗
Deriliero, m. (pr. U wie Lj) der mit diefem Wurf-
jpieß verjehene Stierfämpfer; Banderole, f. fr.
(it.banderuola), der Schiffswimpel, das Maitfähn-
hen; Lanzenfähnchen; der Trompetenquait, die
Trompetenſchnur; die Wetterfahne; daher auch ein
wetterwendiſcher Menſch; Kfipr. ein Täfelchen mit
der Preisbeitimmung einer Ware; Streifband,
Kreuzband bei oftfenbun en; mit Zoll⸗ oder
Steuerfteınpel verjehener Bapiertreifen an Zi-
garren- oder Bigarettenfiften, daher: die Ban—
deroleſteuer; banderolterte Zigarren oder Hi-
garetten, d. i. verzollte oder veriteuerte; Van:
Biere, k. fr. (fpr. bangdiähr'), Fahne, Flagge.
Bandit, m. it. (bandito, v. bandire, des Landes ver-
weijen, bando = ml. bannum, ſ. d.) ein Berbann-
ter, Landesverwiejener; bei. Straßenräuber; Meu-
chelmörder.
Bandoͤla, k. it. (ſpan. elbandolon; bandola, ban-
durria, pandurria, f. Mandoline) ein lautenähn-
liches Tonwerkzeug mit 4 bi3 10 Drahjaiten, bei.
in Mexiko und Nordamerika, eine Bandore oder
Mandore.
Bandolin, n. eineHaarjalbe aus Summi-Traganth,
um das Haar glatt und glänzend zu machen.
Bandenien, n. vieredige — — von grö⸗
ßerer Stimmenzahl (130 Töne) als das gewöhnl.
Akkordion, nach dem erſten Erbauer —5——
tenmacher Band in Krefeld) benannt.
Bandouliere, ſ. Bandelier unter Bandeau.
Bandura, f. ruſſ. ein in der Ukraine beliebtes Ton—
werkzeug, das mit 8—24 Saiten beſpannt iſt, in
Form der Gitarre.
Bangen, |. Kanarienbaum.
Bangelow, die Wohnung der Offiziere in dent bri-
tiihen Oſtindien.
Bangue, f. fr. (fpr.bang’; ſpan. bangue, bange, v.
fangfr. bhangga, Hanf) der oftind, Hanf, deſſen
Blätter u. Same eine narkotiſche Kraft haben.
Banian, m., pl. Baniänen, die zur Handel3-Rafte
gehörenden Indier, welche an die Seelenwanderung
glauben u. deshalb fein Fleiſch eſſen; Unterhänd-
fer und Dolmetfcher aus diejer Kaſte; insbeſ. die
Großhändler in den Handelsplägen des weitlichen
Indiens; Bantans, pl. oſtindiſche oder finefilche
Schlafröde von gewatteter Seide.
Banjos, pl. obrigfeitliche Perſonen in Japan.
Bank, j. Banko; Banferdtt, m. (vom it. banca
rotta, gebrochene Bank, weil, wie man glaubt, in
Banla-Ziun
Stalien dem unredlichen Wechſler der Zahltifch zer-
ichlagen wurde) der Bankbruch, das Zahlungs—
unvermögen; Zuſammenbruch; einen Bankerott
machen oder banlerottieren, die Zahlungen ein-
ftellen; bankerott, zahlungsunfähig; zugrunde
erichtet; Bankerottierer, Bankerottier oder
anqueroutier (pr. ——— m, ein Bank⸗
brüchiger, oft San che etrüger.
Banfa-Zinn, fait chemisch reines Zinn von der
Sunda-Snfel Banka.
Bankert, m. Baftard, uneheliches Kind.
Bantett, n. fr. (banquet, it. banchetto; v. fr. banc,
banque, it. banco, u. dies vom deutihen Ban,
langer erhöhter Sit, bef. beim Effen) Feſtmahl,
Ehrenmahl; banfettieren (fr. banqueter), ein
Feſtmahl halten.
Banfette, f. fr. (von frz. la banquette, lange Bank
ohne Lehne, Wallbanf, erhöhter Tritt, erhöhter Fuß—
teig) Krgk. ein erhabener Tritt od. Auftritt aneiner
Kalter. eine Erderhöhung an der inneren Seite
des Walles, Wallabfab, Stufe in einer Böſchung,
bei Fejtungen gewöhnlich mit einer niedrinen le-
bendigen Schutzhecke bepflanzt (Berme); ein etwas
erhöhter Fußweg neben einem Fahrwege (Fuß—
gänger-Bantette).
Bankier, m. fr. (fpr. bangfjeh; it. banchiere, ſpan.
banquero; v. banque=Banf, ſ. Banko), ein Wechſ⸗
— Bankherr; Bankhalter in Glücks—
pielen.
Bankiſt, m. (Zirk.) alte Bezeichnung für Kunſtreiter
und Geiltänzer, die noch zu Anfang des 19. Zahr-
hunderts üblich war.
Banfo, m. it. (fr. banque, f.) urfpr. deutſch: die
Bank (d. i. eig. der Zaͤhltiſch des Wechſlers) eine
faufmännifche Anstalt zur Förderung des Geld-
umſatzes, jomohl Sch Anleihen gegen Wert-
papiere, Ausleihen auf Zinſen, al3 durch Über-
nahme von — an entfernten Orten, Um-
tauſch von Geldforten ꝛc., vgl. Giro; (die älteſte
Bank wurde in Venedig 1157 gegründet, neuere
meiſt durch Atiengejellihaften); Banko (4. B. eine
Mark Banko) auch der Münzfuß, wonach das Geld
bei der Bank berechnet wird, gewöhnlich höher als
der des Kurants oder baren umlaufenden Geldes;
Bank halten, Geld und Wechjelgejchäfte im gro-
Ben treiben; auch eine Spielbank zu Glüdsfpielen
leiten; Banko intacceieren, it. (v. intaccäre, eig.
einjchneiden, ferben) mehrin Banko auf fich ſchrei⸗—
ben lafjen, als man zu fordern hat; Bank-Aktien,
B. (vgl. Aktie) Bemeisicheine über den Anteil am
ermögeneinerBanf; Banfaftisnär (pr. —nähr)
od. Bunfaftioniit, m. der Inhaber eines ſolchen
Beweisſcheins; Banf-Agent, m. ein Wechſel⸗
mäfler; Bank-Agio, n. (fpr. ddio) das Bank-
aufgeld, Abzugsgeld; Bank-Aſſignation, f. I. od.
Bank-Aſſegno, n. it. (pr. afjenjoh), Anweiſung
auf eine Bank, oder von der Bank auf jemand zur
Auszahlung einer gemilfen Summe; ruſſiſches
Bapiergeld; Bankobuch od. Bantofonte, n. das
Bud, welches ein Kaufmann zur Abrechnung mit
einer Bank führt; Bankfolio, n. das jedem Teil-
nehmer an der Bank eröffnete Konto, worauf ihm
ab- und zugefchrieben wird; Bankogeld od. Banf-
geld, ſchweres, vollwichtiges Geld, wie e3 in den
anfen angenommen wird; Vayk-Indoſſo, Zah-
fung durch Anweiſung auf eine Überweilungsbanf
(1. Giro); Banko-Noten oder Banf-Noten, von
einer Bank gefertigte Zettel oder ſchriftl. Anwei—
Ben die jtatt baren Geldes dienen u. von Hand
zu Hand gehen können (Bapiergeld); Bantualüte,
baptijieren 101
it. (vgl. Baluta) Bankgeld als bloß erdichtete (fin-
gierte) Rechnungsmünze.
Bankportugalöſer, ın. eine goldene Denkmünze im
Werte von 10 Dukaten, zur Erinnerung an die
Gründung der Sa Bank geprägt.
Bank⸗Poſt-Bills, pl. Wechiel der Bank von Eng-
land, die bei den engl. Poſtämtern gekauft werden
fünnen, im Werte von 100 ME., immer eine Woche
nad Sicht zahlbar.
Banfreftriktion, £. die vom Parlament bejchlofjene
Einjtellung der Banfnoteneinlöfung bei der eng-
liſchen Bank 1797—1819.,,
Bankulöl, n. genießbares Ol, das von einem zu den
Wolfsmilchgewächſen gehörenden Baume auf den
Moluffen uſw. (Aleurites triloba) herkommt.
Banliene, £. fr. (pr. bangljöh’) die Bannmeile, das
Weichbild (ſüddeutſch: derBurgfrieden) einer Stadt,
bei. von Paris.
Banner od. Bannfer, n. (v. fr. bannidre, ml. ban-
derium, vom altd. Band, Fahne, got. bandwa,
bandwö, Zeichen) die Haupt⸗ od. Heerfahne, Reichs⸗
fahne, aud) Banier; die Fahne eines Bannerherrn
od. altdeutichen Ritters, der zehn gut bewaffnete
Soldaten in den Krieg ftellen konnte; eine Schar;
Banneramt, n. ein wichtiges Amt in der Schweiz,
das Landesbanner zu führen; Bannertrusspen,
pl. die Faiferl. Soldaten in China, welche die jpg.
Peking⸗Armee bilden. i
Bannette, £. fr. (ſpr. banneit’; Verfl. von banne,
großer Korb) ein geflochtener Warenforb.
bannum, n. ml. (urjpr. deutſch v.bannan, bannen,
d. i. öffentlich verfündigen, entbieten, vorladen; vgl.
Abandon) der Bann, d. i. das Gebot, Aufgebot
(Heerbann); die Einſchließung inbeitimmte Gren—
zen, Strafzwang, Gerichtsbarkeit (Blutbann);
entitellt in dem Worte Wildbahn, Statt Wild-
bann, Verbot gegen unberechtigte Jäger; insbe].
die Firchliche Ausſchließung von der gottesdienftl.
Geſellſchaft, die Acht od. Achtserklärung; Ban, m.
fr. (fpr. bang) f. o.; der Bannſtrahl, Kirchenbann;
Bannarium, n. ml. Zwangsrecht; Banntilert,
gebannt, im Banne, geächtet; Banntflemeant, n.
fr. (fpr. Bannifj’mang) Verbannung, Achtung.
Bantegan, m. der langnafige Affe auf den jun-
daiſchen Snjeln; auch Kahau.
Banteng, m. Rind auf Java (Bos banteng).
Bantingfur, f. eine Entfettungskur, die darin be»
jteht, daß fettbildende Speilen gemieden werden, u.
vie nach ihrem Urheber, W. Banting (1863), be-
nannt iſt.
Ban, m., pl. Bent, Die Heinfte rumänische Scheide-
münze — Noo Leu (f. d.) = 1 Centime.
Banus, ſ. Ban.
Baobab, m. äthiop. der Affenbrotbaum, ein unge-
heuer dicker Baum mit erfriihenden Früchten in
Afrika; auh Adanſonie.
Baphomẽt, m.(wahrſch.aus Mohammedverderbt)
das Bild od. unbekannte Haupt, welches die Temp—
ler angebetet haben ſollen.
baptiſieren (fr. baptiser; v. gr. baptfzein, unter-
tauchen) taufen; Baptisme, n. gr. die Taufe; als
Saframent der Kirche; Bantlsınng, m.(b.per im-
mersionem, durch Eintauchen ins Waſſer, od. per
aspersionem, durd) Beiprigung mit Waſſer, wie
bei und); Baptiſt, m. (I. baptista, qr. baptistes)
männl: Name, Täufer, Taufender; Baptiſten, DI.
Taufgeſinnte, chriftl. Sekten, welche die Kindertaufe
verwerfen und nur Erwachfene taufen; Bapstite=
rium, n. l. (v. gr. baptisterion, eig. Badeplaß) Die
Badewanne; die Tauffapelfe, feit dem 4. Jahrh. be—
102 Baquet
ſondere, nur zur Vollziehung der Taufe beſtimmte
Rundgebäude neben der Kathedrale; baptieren,
färben, eintauchen, baden (in der Sprade der
Technik).
Vaquet, n. fr., |. Bakétt.
Bar, f. engl. (fpr. bahr, von engl. bar, Stange)
eigentl. ein Bier-, Wein» oder Branntweinjchanf
hinter einer Stange, Schanktiſch, Büfett, auch:
American Bar, pl. A. Bars; Barmaids, engl.
(pr. —mehd8), aud: Bardamen, Barmädchen,
f. die weibliche Bedienung eines ſolchen Schanf-
tiihes; Barkeeper, m. (pr. —kihpr) oder Bar-
tender, m. engl., Inhaber einer Bar, Schanfwirt,
Schankkellner.
Barabiſten, pl. eine Geſellſchaft von Verſchwörern
in Neapel, welche 1823 die Regierung beſeitigen
wollten.
Baraͤcke, £. (fr. baraque, it. baracca, fpan. barraca,
v. roman. barra, Stange, Barre, j.d.) eine Yeld- od.
Lagerhütte, Hütte, Bude; baradieren, in Lager-
hütten wohnen; Barackier, m. fr. (fpr. —jeh)
Feldfrämer, Marketender.
Baraͤngen od. b. Baranfen, pl. (pol. baranki, pl.
v. baranek, Lamm, Verkl. von baran, Schafbod,
ruſſ. baran) Furzgelodte, graue und ſchwarze Läm—
merfelle v. neugeborenen Lämmern, aus Polen 2c.
Saraquille, f. fr. (ſpr. barakij’), ein Backwerk, mit
Rebhühnern, Hähnen u. dgl. gefüllt, ein Rebhuhn—
pajtetchen.
Sarat, m. türf. (— Berat) ein Freibrief, den der
Sultan dem Batriarchen od. den Bischöfen zur Aus—
übung ihres Amtes gibt, auch durch Bermittelung
der fremden Gejandten zum Schuß von hriftlichen
Kaufleuten; Barataire, m. türk.-fr. (pr. —tähr)
Inhaber eines jolchen Freibriefs.
Baräthron, n. gr. ein Abgrund, Felfenfchlund, eine
Höhle voll tödlicher Luft.
Baratto, m. it. od. Bardtt (fr. barat, nıl. baratum,
barata, Handel od. Tauſch, bej.betrügerifcher; Zeitw.
it. barattare, altfr. bareter, v. gr. prättein, han—
deln, Handelsgeſchäfte machen, Kniffe anwenden),
der Warentauſch, Warenumfaß; Baratt-Handel,
Zaufhhandel; Baratt-Rechnung, Tauſchrech⸗
nung; barattieren (it. barattäre), Warentauſch
treiben (vgl. trodieren); Baratterie, f. fr. (mi.
barataria, Betrug; it. baratteria, aud) Taujchhan-
del) die Warenfälichung, insbeſ. der Unterſchleif od.
Betrug derSciffer mit ven Kaufmannswaren; das
abſichtliche Strandenlafjfen alter fchledhter Schiffe,
denen man mit allen Mitteln ein gutes Ausfehen
gegeben und die man infolgedeſſen Hoch verlichert
hat; Barattenr, ın. fr. (fpr. —töhr) od. Barra=
töre, m. it. ein Betrüger, Warenfälfcher.
barba, f. [. der Bart; in barbam, in den Bart od.
ins Geſicht (etwas jagen 2c.); Barbaroͤſſa (von: it.
rosso, a, ml. rossus, a, um, rot), Rotbart, Bei-
name, bej. Kaifer Friedrichs I.; Barbe, f. der
Bartfiſch; ein Flußfiſch aus dem Gejchlecht der
Karpfen; auch ein Kleines Schiff ohne Maſt (in
Bremen: Barjte), ferner: eine Badenfraufe, ein
Spigenjtreif an Frauenhauben; auch der hintere
Schirm od. Anſatz an Frauenhüten; Barbette, f.
fr. (ſpr. barbett’) Krgf. die Stückbank, Gefhüsbanf,
Pritſche, Oberfläche der Bruftwehr ohne Schieß—
iharten; aud) der Barthund, zuttige, langhaarige
Waſſerhund; Barbier, m. (it. barbiere, fr. bar-
bier) ein Bartjcherer, Bader; Barbieren, den Bart
icheren, rafieren; den Fiſch barbieren, Koch. ab-
ſchuppen, häuten.
Barbakaͤne, f. (fr. u. it. barbacane, prov. fpan. u.
Barde
nl. barbacana, engl. barbican) eine äußere Stabt-
oder Feſtungsmauer mit Schießſcharten, ein Tor-
—— ein Wachturm; auch eine Abzugsöffnung
zum Ablaufen des Waſſers.
arbar, m. gr. (bärbäros, l. barbärus) urſpr. bei*
den Griechen jeder Nichtqrieche: ein Ausländer,
Fremder; jet ein roher Menſch, Unmenſch, Wüte-
rich; Barbaren,pl.cohe Völker, Wilde; Barbära,
f. verkl. Bärbchen (auch Babette), weibl. Vor-
name, eig. Fremde; Barbarei, f.Roheit, Unmenſch—
@
- lichkeit; auch ft. Berberet, das Land ver Berbern
in Nord-Afrike; daher Barbardsten, pl. (fr. Bar-
baresques) Einwohner der Berberei od. der See-
räuberjtaaten: Maroffo, Algier, Tunis, Tripolis;
Barbarismus, m. l. (gr. barbarismös) ein Feh-
ler gegen die Neinheit der Sprache, eine fremde
Wendung; barbärifch (gr. barbarikös, &, ön), ur-
ſprünglich ausländiſch, fremd; unmenſchlich, grau—
ſam; ſprachwidrig, undeutſch; barbariſches Or⸗
nament, gotiſche, keltiſche u. ähnl. Ornamentform;
barbariſieren, roh u. unmenſchlich machen; die
Sprache verderben; Barbaroleris, f. gr. eine
Miſchſprache; Barbarikarii, pl. Künſtler des Mit-
telalters,die fich ausländischen Geſchmacke ergaben.
Barbaroſſa, Barbe, Barbette,Barbier, |.barba.
Barbiten, n. gr. ein leierähnliches Saiteninftru-
ment der Alten, auch Bolychordon.
Barbon, m. fr. (fpr. —böıtg) Sraubart, Murrkopf,
Altkluger; Barbonnage, f., r. n. (fpr. —nahſch)
mürriſches Wefen alter Leute.
barboniffieren, (ſpr. —buj—), fr. (barbouiller,
urſpr. einen Bart machen, das Geſicht befudeln, alfo
von barbe, f. barba; vgl. daS it. barbugliare, un-
verjtändlih, gleichfam in den Bart reden) fudeln,
Ihmieren, jchlecht fchreiben; auch ſchwatzen, plap-
pern; Barhouillage, f., r. n. (ipr. barbujähſch)
Sudelei im Schreiben und Malen; auch Geſchwäßz;
Barbonillenr, m. (fpr. barbujöhr) ein Schmierer,
Sudler, Farbenkleckſer; auch Schwätzer.
Barchent, m. (ml. barracänus, eine Art Kamelott,
arab. Urjprung3; vgl. Berfan) ein auf der einen
— Baumwollenzeug, deſſen Kette Lei⸗
nen iſt.
Barches, m. hebr. Segensbrot zum Sabbat; harte,
EHRE, ungejäuerte Ofterfuchen, die als Brot
ienen.
Bardetta, f. it. (fpr. —ketta; Verkl. von barca,
Barke) Seeipr. eig. Kleine Barfe, ein Boot bei den
Öaleeren; Barkoͤne, m., gew. Barkaͤne, eig. eine
größere Barke, ein kleines Fracht- od. Laſtſchiff.
Bardafen, pl. arab. (barrädat, ein das Waſſer küh—
lendes Gefäß, v. bard, kalt, kühl) irdene Krüge ohne
Slafur, in denen da3 aufbewahrte Waſſer durch
Ausſchwitzen ſich abkühlt, in Agypten und Nubien;
vgl. Alkarraza.
Barddle, f. (mi. bardala) die Lerche (bei den Gal—
liern, wahrich. als Sängerin gedacht; vgl. gäl.-kelt.
bardail, poctifch, v.Barde), bei. bei Klopſtock; auch
eine Volksliederſammlung.
Barde, m. pl. Barden — See engl.
bard, Sänger, Dichter, z.B. the Bard of Avon =
Shafejpeare, von Felt. bard,bardd, ent. v. wallij.-
felt. bar, Wut, Begeifterung, od. d. irijch-armor.-
felt. bar, ausgezeichnet, glänzend, gelehrt) Sänger
und Dichter der alten Gallier, und nach einem
im 18. Jahrhundert Herrjchenden Irrtum auch
der alten Deutjchen; daher Bardtet, m. (nl. bar-
ditus, m., vgl. I. baritus, das Schlachtgejchrei,
der a der alten Germanen) ein Bar-
denfied, Schlachtgefang oder Kriegslied der Bar-
Barde
den; 8 Klopſtocks Zeit: ein Gedicht im Geiſte der
alten Bardengeſänge, namentlich bezeichnete Klop—
ftod mit diefem Namen feine vaterländiichen Dra-
men.
Barde, f. fr. (fpr. bärd) Kochk. Spedjcheibe; bar—
dieren, in Sped hüllen, mit Sped belegen.
Bardefaniiten, pl. eine gnoftifche chriftl. Sekte der
a Zahrhunderte, von dem SyrerBardejfänes
geitiftet.
Bardiet, |. Dardee —
Bardiglio, m. it. (pr. —iljoh) ſehr harter weißer
Marmor im Florentinischen.
Bardot, m. fr. (fpr. —doh, v. arab.albarda, it. ſpan.
port. barda, fr. barde, Ejelfattel, Badjattel) eia.
ein Lajttier, ein junges Maultier; der Badejel.
Siündenbod, das Stichblatt.
Bare-back, n. engl. (pr. behr-bed, von bare, bar,
bloß, nadt, und back, der Rücken, zugleich ange-
fehnt an to back, ein Pferd bejteigen) Zirk., das
Reiten ohne Sattel.
Barege, m. u. f. (bardge, jpr. barähſch') urjpr. ein
Wollenzeug, nach dem Orte Bareges in den Py—
venäen benannt; jet alle ähnlich gewebten Stoffe
aus Seide, Wolle, Baummolle.
Barẽme, |. Barröme.
Bereszeg, m. (ſpr. —rejcheg) ein in Polen beliebtes
Getränt aus in Wafjer gegorenem Gerjtenmehl,
mit Fleifchbrühe und jäuerlichen Gartengewächfen
zufammengefocht.
. Bardtt, n. (fr. barrette, f. it. beretta, ſpan. birreta,
mi. barrötum, birretum, v. I. birrus, Oberfleid,
Mantel) — u. noch bei den Italienern Mütze
überhaupt; bei uns insbeſ. die ſchirmloſe, runde
od. eckige Mütze der Geiſtlichen und Doktoren (eine
altertümliche Ehren-u. Amtskappe); Barettkram,
Handel mit Mützen u. Wollwaren.
Barge, f. engl. (ſpr. bärdſch; vgl. Barke) die Barke,
das Boot, bej. die 8- bis 12rudrige Schaluppe
eines Kriegsichiffes; Barge, f. fr. (pr. barſch') in
Frankreich ein plattes und langes Flußſchiff mit
Segel und Ruder.
Baribal, m. eine Art Heiner Bären inNordanerifa,
Japan ıc.
Barsello, m. it. (ſpr. —dſchello) der Anführer der
Häſcher (Shirren) in Stalien; aud) das Stadt—
gefängnis in Florenz.
Baril, n. fr. (v. roman. barra, Stange) oder Ba—
rilon, jpan. ein Fäßchen od. Tönnchen; Barile,
m. it. ein altes tosfan. Maß für Wein (B. da vino)
— 45,584 1, u. für OL (B. da olio) = 33,429 1.
Barilia od. Barille, f. (jpr. —rilje) ſ. Soda.
Bdrin, m. ruſſ. der Herr; qnädiger Herr! (al3 An—
rede der Dienjtleute); Barynja, f. (vom veralt.
Bojarynja, d. i. Frau eines Bojaren, Freifrau). die
Frau; gnädige Frau; Baryſchnja, f. das Fräu—
lein; gnädiges Fräulein!
bariolieren, fr. (barioler, von nl. variölus, a, um,
bunt) bunt bemalen, anjtreichen; Bariplane, f.,
r. n. (pr. — lähſch') Buntmalerei.
Barique, ſ. Barrique.
Bariton, m. it. od. Baryton, m. gr. (von barys,
ichwer, tief, und tönos, Ton) der tiefe Tenor oder
höhere Ba, Halbbaß; eine Art Baßgeige, die aud)
unter dem Griffbrette Saiten hat; Baritoniſt, m.
der Hochbaßſänger (deſſen Stimme vom großen a
bis zum eingejtrichenen fis reicht); Baritonklari⸗
nette, f. eine Klarinette mit einer jtumpfiwintligen
Berlängerung zur Vertiefung des Tons=Baj-
jetthorn.
Barium, 1. Baryım.
nn ———— —— —— —— —— — — — — — — — — — — — — — — — — — — —— — — — — —
Baron 103
Barke, f. (fr. barque, nıl. it. ſpan. barca) ein Boot,
Nahen, Kahn, Feines Schiff oder Fahrzeug zum.
Überfegen und Fortichaffen von Berjonen und
Sachen; ein großes dreimaſtiges Schiff zum Han-
del, aud) Barkichiff; Barkäfte, f. (ipan. barcaza)
das größte Boot bei einem Schiffe, bei. zum Wafjer-
holen gebraucht; Barferdle, it. barcherolla, f.
Eh ohne Maft; Barfette, £., |. Bar-
t 2
etta.
Barfane, j. Barkone unter Bardetta.
Barfarofle, f. fr. (it. barcaruola v. barca, Barke;
vgl. barcaruolo, der Boot3mann) ein Schiffer:
liedchen der venetian. Gondoliere; auch j. v. w.
Barferole, f. Barke.
Barkhane, f. per). (fpr. kh wie unfer ch) ein Reife-
zelt; Badjattel für Laſttiere.
Barterole, f., j. unter Barke.
Barlow, m. engl. Eigenname (pr. bärloh), ein 1776
in Norwich geborner Phyſiker, gejt. 1862; Barlows
Rad, der erſte eleftriiche Motor, von Barlow er-
funden: ein vom Strome durdjfloffenes Rädchen,
das in Queckſilber taucht, rotiert zwifchen den Polen
eines Stahlmagneten.
Barnäbas, m. hebr., bed.: Sohn des Troftes, Name
de3 Stifter3 der Chriftengemeinde in Antiochia u.
angeblich eriten Biihofs von Mailand; Barna—
Biten, pl. ein geiftlicher Orden, in Mailand 1532
entitanden.
Baroccio, it. (pr. baroͤtſcho) = Barutſche.
barod (fr. baroque, jchiefrund [von Perlen], port.
barroco, eine rohe, ungleiche Berle), daher überh.
verſchoben, ſchiefrund, von der reinen und echten
Form abjchweifend, in der Kunft: ſeltſam, ge-
Ihmadlos; Barockrahmen, Bilderrahmen mit
geichnisten Arabesten; Barockperlen, rohe, un-
ebene Berlen; Barockſtil (bei. Bauf.), die Aus—
artung oder Verwilderung des Nenaifjance-Stils
(1. d.), zumeist im 17. Sahrhundert.
Baronrdph, m. gr. (von bäros, n. Schwere, und
gräphein,jchreiben) ein Luftdruckzeichner, d.i. jelbit-
eichnender Luftdruckmeſſer, ein Barometer, das ſich
Is regiſtriert; Barographenkurve, k. Luftdruck⸗
inie.
Baromalrometer, n. gr. (v. baros, n. Schwere, ır.
makrös, lang) ein Schwere- u. Längemeſſer, Meß—
wage, eine von Stein erfundene Kinderivage, Die
augleich deren Länge beitimmt; Barometer, n. gr.
uftdruckmeſſer, Wetterglag, von Torricelli erfun-
den und nach feiner verjchied. Einrichtung in Ge-
fäß>-, Rugel-, Heber-u.Aneroidbargmeter
unterjchieden; Barometerprobe, j.Elaftizitäts-
geiger; Barumetrie, f. die Meſſung des Luft—
rucks; auch be. die Kunft, mit den Barometern
umzugehen; barometriſch, dieſelbe betreffend;
Barometrograph, m. = Barograph, |. d.;
Normal-Barometeritand, mittlerer Baronteter-
itand, mittlerer Zuftdrud; reduzierter Baro—
meterftand, aufO° umgerechneter Barometerjtand
od. Luftdruck; barometriſches Maximum, höch-
ſter Luftdruck; höchſter Stand des Barometers;
barometriſches Minimum, niedrigſter Luftdruck;
tiefſter Stand des Barometers; barometriſcher
Gradient, m. das Luftdruckgefälle.
Baron, m. (fr. baron, it. baröne, aus dem ml. u.
althd. baro, Mann, Bafall, fpan. varon, Man)
urjpr. ein Befiber reihsunmittelbarer Güter, ein
Sreiherr, Bannerherr; Baronefje (it. baronessa),
fr. Baroͤnne, od. mit deutjcher Endung Baronin,
f. Sreifrau, Sreifräulein, Freiin; Baronie, f- (fr-
baronnie) Freiherrſchaft, das Land eines Barons;
104 Baron Ä | Barhzeutrum
Baronet, m. engl. (ſpr. bärronett) ein engl. Evel- | Berrifade, Barriere, barrieren, ſ. Barre.
mann, Erbritter, der zwiichen dem Baron und Barrique, f. fr. (ſpr. barrihk') Kfipr. ein Stüdfah,
Ritter (Knight) das Mittel hält (eine 1604 von großes Faß, Orhoft.
Jakob I. eingejegte Rangſtufe mit dem Titel Sir); | Barris, m. (aus der Sprache von Guinea) der afri-
baroniiteren, in den Freiherinitand erheben. kaniſche Waldmenfch, auch Shimpanfe,Bongo,
Baroͤne, m. it. 1.= Baron; 2. (mit einem ſchmut— Jocko, ein ungefhwänzter Affe im Innern von
zigen Beimort: baron fottuto) ein Schelm, Sauner | Angola, Kongo ꝛc.
und Landſtreicher (weil in Jtalien fich viele Fremde | Barrijter, m. engl. (fpr.bärrifter, v.bar, = Barre.
betrügerifche Reijende fir Barone ausgaben). Gerichtsſchranke) ein angehender Rechtsanwalt in
baroque, j. barod. England von der. höheren Klaffe, der vor Gericht
Barojlöp, n. gr. ehem. —= Barometer, f.d.; jebt | "verhandelt, entg. Attorney.
eine bejondere Art Wetterglas, ein Zylinderglas, | Barrois, m. fr. (fpr. —od) ein Franzwein von der
worin ein mit Branntmwein übergofjenes Gemenge ehemal. Grafſchaft Bar, jebt Teil der Departe-
von Rampfer, Salmiaf und Galpeter durch feiten ments Meurthe, Maas, Mojel.
Bodenja oder flodige Bejchaffenheit heiteres oder Bars, pl. engl. (von bar, n. Stab, Stange, Schrante)
trübes Wetter anzeigt; auch = Dafymeter,Luft- | diesSchienen; Puddelbars, pl. (v. engl. to puddle,
prüfer, Gastwage. 1 jpe pödl, puddeln, im Slammofen umrühren,
Barra, m. (= Bara) eine Fleine türkiſche Münze, friſchen), Rohſchienen.
0,15 Pfennig an Wert. arte, m. fr. ein weiß c Bordeaugr-Wein von dem
Barrage, £., r.n. fr. (fpr. barrähſch'; von barrer, | Flecken Barjac an der Garonne. _
iverren; vgl. Barre) Kfipr. die Verwahrung der | Barfe, f. zinnerne Teebüchje, morin der Tee aus
Fäſſer durch Bodenftreben oder Querhölzer; die China kommt; auch = Barbe, fleined Schiff ohne
Weg- und Briidenfteuer. | Maiten.
Barragones, n. engl. (pr. bärrägong), dichtes, ge- | Bartas, m. Kopfſchmuck ungarifcher Mädchen.
töpertes, ſchmalſtreifiges Baummollenzeug. ' Barte, ſ. Hellebarte.
Barrafan, m. (arab. barrakän, langes ſchwarzes Barthélemy, St. Barth., f. fr. (gemeint ift: jour-
Gewand; vgl. Berfan) ein weites Kleid der Araber | nee od. massacre de la Saint B.), die Barifer Blut-
in Fez. | hodyzeit, die Bartholomäusnaht(am 24. Aug. 1572).
Barrdnde, f unter Barre. Bartholomäus, m. gem. abgef. Bärthel, hebräiſch
Varraͤnka, k. ſpan. Schlucht, Abgrund. | männl. Name: ein — Sohn; Sankt Bar⸗
Barras, m. das Schellharz aus den Fichten; Der tholemaus, der Bartholomäustag (24. Auguſt);
weiße Weihrauch; auch Packleinwand. Bartholomäusnacht = Barthélemy, ſ. d.
Barraͤtta, n. ſchwarzes, wohlriechendes Holz aus Baruch, ma. hebr. männl. Name ‘barüch, Bart. Paſſ.
Guyana. | von baräch, fegnen): der Gefegnete(— Benedift).
Barratterie, ſ. Baratterie. | Barutin, m. (fr. barutine, bärrutine, £.) eine Art
Barre, k. fr. (mittelhochd. barre, d. i. Riegel, Schrante, levantinifcher Seide.
von frz. barre, fpan. u. ital. bärra, engl. bar) eine | VBaruütſche oder Birutſche, £. (it. baroccio, vom L.
Stange, Gold- oder Gilberitange, auch Barren- | biröta,umd diesvon birötus, zweiräderig) ein zwei—
filber; Querftange, ein Duerbaum, Schlagbaum, räderiges Fuhrwerk, eine Halbfutiche,
in3bef. der Baum, den Hafen zu jchließen; die | Barhum, n. nl. die 1808 von Dapy zuerit darge
Lehne, Lehnſtange; die Schranken, Gericgtsfchran- ſtellte (vom Sauerstoff getrennte) metalliiche Grund⸗
fen; der Steg am Klavier; eine Sandbant oder | Lage der Baryterde oder Schwererde (vom griech.
Anſchwemmung vor der Mündung eines Stromes | barys, ſchwer) aud) terra ponderösa, einer al-
oder dem Eingang eines Hafens; Karrieren (fr. taliihen Erde, die in Verbindung mit Schmwefel-
barrer, it. barrare), verfperren, verriegeln; Bar- |; ſäure im Baryt oder Scyhweripat, mit Kohlenſäure
rement, n. fr. (fpr. Barr'mäng) die Verjperrung; | im Witherit vorkommt. 8
Barranda, f. fpan die Schranke bei Glienierch, Baryzentrum, n. gr--l. (v. gr. barys, ſchwer, u gr.
ten; Barreau, n. fr. (fpr.barröh) die Gitterjtange, | kentron, eig. Spige, Stachel, dam: Der Mittel-
Schranie; Ort bei den Gerihtsverhandlungen, | punkt) der Schwerpunkt; baryzentriſcher Kalkül,
wo die Rechtsanwälte figen; der Gerichtshof; der m. Anwendung der Gejege des Schwerpunftes auf
Rechtsanwaltsſtand; Barrifäde, f. fr- (it. barri- geometrijche Aufgaben (zuerit von Möbius 1827),
cäta, Schlagbaum) eine Berrammelung, Straßen- auf den Schwerpunft bezüglih; Baryẽtit. E die
oder Gaſſenſchanze; (ber-)harrifadteren (fr. bar- Lehre von der Schwere; Baryelote, F.gr. Heilf. Die
ricader), verrammeln, verſchanzen; Barrifadte- Scwerhörigfeit; Barhalaffie, f. Schwerzüngig-
rung, f. die Berrammelung; Barriere, £. fr. (pr. keit; auch = Barylalie, k. eine ſchwere oder er—
bariähr’) Wegeſchranke, Schlagbaum; Wegegeld- ſchwerte Sprache; Barymetrie, £.r. Barametrie.
hebeſtelle, Abſtand beim Zweikampf; Zirk., aud): ſ.d.; Baryodynde, f. ein ſchwerer, tiefer Schmerz,
die Aufitellung der Stallmeifter in zwei Gliedern; | Barhphönte, f. Tonk. eine tiefe Stimme, Baß—
Barriere-Beamter, Wegegelderheber; B.-Plätze ſtimme; auch) eine ſchwere, harte Sprache, als Kranf-
00.-Städte, Örenzfeitungen in den Niederlanden; | heitszuſtand; Varyphönus oder Baryphöon. m.
B.-Zrattat, ein Grenzwehr-Bertrag, bei. der vom ein Tiefbaßſänger; Baryiomatie, £. die Schwer-
15. Nov. 1715 zwifchen Holland und Öfterreih. | fälligfeit des Körpers, Starfbeleibtheit; Diekleibig-
Barrel, n. engl. (jpr.bärr’t) Faß, Tonne, engl. Flüf- | keit; Baryt,m. Schwerfpat, |. Baryum; Baryfs
ſigkeitsmaß von 36 Gallonen — 163 6 1, Fäßchen. | farben, aus Baryi gerwonnene Yarben; Baryt-
Barren, mn. Nebenform zu Barre,f.d.), ein Turn- Kulßer, ein Sprengftoff; ein Schießpulver, das mit
gerät; Gold», Silberjtange. ' Hilfe von falpeterfaurem Baryt (ftatt des Kali—
Barreme, m. frz. Eigenname (fpr. —ähın), Name | falpeters) bereitet wird; Sargiinci, \. Berma-
eines Profeſſors der Mathematik; eine nach diefem nentmweiß; Barythymie, f. Schwermut, Mip-
Gelehrten benannte al ein Rechenbuch; mut; Baryton, ın., |. Bariton; barytonteren,
eine Breisberechnungstafel 4.B. für Eifenbahnen). gr. (barytonein) Spradl. eine Silbe, insbeſ. die
}
Barzellette
Endſilbe eines Wortes, unbetont lafjen (entg. oxy⸗
tonieren); Varytönon, n. ein Wort, deſſen lebte
Silbe unbetont iſt.
Barzelldtte, k. (it. barzelletta) ein heiteres, witziges
Bolfzlied in Stalien, in freier Bersart.
bas, fr. (ſpr. bah; = it. basso, v. nıl. bassus, gew.
tief; wahrſcheinlich aber ſchon altrömijch, da es hier
häufig als Eigenname vorfommt; vgl. Baß) nie-
drig; nieder, unten; leife, fachte; A bas (ital. ab-
basso) hinunter! nieder! fort! (ein Verwerfungs⸗
ruf = pereat); en bas (jpr. ang—), unten; bas
empire, n. (pr. bafangpihr; mi. bassum impe-
rium) da3 Spätere ojtrömijche eich.
baſal (zu Basis, ſ. d.) auf die Unterlage, Grund»
lage bezüglich, zu ihr gehörend.
Barält, m. (l. bäsaltes) eine meift in eckiger Säulen-
form erſcheinende ſchwarze und fehr harte Felsart,
aus Augit, Feldfpat und Magneteijenjtein innig
gemengt, Säulenftein; auch ſchwarzes Steingut;
Bafaltit, m. bafaltägnliches Geftein aus Schlejien
und der Vfalz.
Bajament, |. Baſis.
Balane, f. gi. gefärbtes oder zubereitetes Schaf-,
auc Kalbleder (zu Buchbinderarbeiten); basane
alude (ipr. baſciũ' alüd’), alaungares; b. chippse
(pr. Schippeh), auf dänische Art zubereitetes; b. tan-
nee (fpr.tanneh),lohgares Leder; baſanieren, auf
ſolche Urt zubereiten.
Bajenit, m. (v. gr. bäsanos) der Brobierftein; eine
gr Schwarze ägyptifche Steinart, aus der die
gypter Bildfänfen verfertigten, auch f. Bafalt.
Bajär, m. perj. (bäsär) im NMorgenlande der Marit
oder eine geräumige Straße, worin die Kaufleute
ihre Gemwölbe haben (in Perſien auch Maidan;
Meidan oder Almeidan genannt); daher bei
ung: eine Raufhalle; Ausftellung, Verkaufsfeſt.
Balarufa, f. (port. bazaruco, engl. budgerook),
frühere oftindiiche, be. in &oa gebräuchliche Rech—
nungsmüngze, gleichbedeutend mit dem oftind. Reis
— $/,, guten portug. Reis = 1), Pfennig.
Bas bleu, m. fr. (jpr. bablöh; von bas, Strumpf,
und bleu, blau), Blauftrumpf, gelehrte Dame.
Bas-Breton, n. fr. (ipr. babretsng) der in der Bre-
tagne gejprochene keltiſche Dialeft.
Bash oder (mit einem vortretenden Worte verbun-
den) Baſchi, m. türf. (eig. Kopf), der Erfte, Oberſte,
ein Oberhaupt (gewöhnt. mit anderen Amtstiteln
ufammengelest); Beiht-Bofnfs, pl. türf. eig.
irrköpfe, Tollföpfe (bosuk, verdorben), unregel—
mäßige türfiiche Truppen, die durch Werbung zu—
fammengebracht werden oder ſich freiwillig Stellen,
eine Art Landiturm; Baſch-Kadun od. r. Baſch⸗
Chatun, f. türk. Oberfrau, jede der 4 rechtmäßigen
Semahlinnen des Sultans.
Baſchkiren, pl. (von tatar. baschkurt, ein Bienen-
züchter) ein unter rufjiiher Herrichaft ftehender
tatarischer Völkerſtamm.
Baſchlik, m. turkostatar. eine Kopfbedeckung, die
ugleih Schultern und Naden bevdedt; eine Art
| net (urſpr. Volkstracht der Kaufafier,
dann Uniformſtück beim ruſſiſchen Militär).
Baſchmalik, n. türkiſch (eigentl. baschmaklik, von
bäschmak, Sandale) PBantoffelgelder aus Geld-
bußen für die Waldvergehen, ein Teil des Ein-
fommen der Sultaninnen.
Vaſchtans, pl. (verderbt aus dem perſiſch. böstän,
bustän, ein Garten) Melonengärten im füdlichen
Rußland, der Krim zc., in denen die beliebten Ar—
* v. dem gr. bässön, dor. Kompar. v. bathys,
Baſis 105
buſen (f.d.) gezogen werden; Baſchtanik, m. der
Eigentümer eines folchen Gartens.
Baäſchtaärden, pl. (tür. bäschtarda, bäschtharda)
in der Türkei Galeeren de3 Kapudan Paſcha oder
des Sultans, von 26—36 Ruderbänfen.
Basenle, f. fr., ſ. Baskule.
afe, ſ. Baſis.
Base-ball, m. engl. pr. behß---bahl), Malball, ein
nordamerikaniſches Ballſpiel, bei dem vier Male
aufgejtellt find, bei denen der Schläger ftehen blei-
ben kann und um die er laufen muß (von englifch
base, Grundlage, Bafis, Schranke, Mat).
—— k. Glotzaugenkrankheit, die
in nervöſer Erregung des Herzens, Kropf, Hervor-
quellen der Augen bejteht und meiſt tödlich ver-
läuft, fie wurde 1840 von einem Arzte in Merje-
burg, namens Bafedow, feitgeftellt.
Bojelle, f. od. Baſellkraut, n. malabar. Klettern»
der Nachtichatten, ein PVflanzengefchlecht in Oſt—
indien; Ivo e3 zum Färben und ald Gemüſe ge-
braucht wird, bei uns al3 Zierpflange gezogen.
Baillife, f. J. (gr: basilike, von basilikös, &, 6n,
königlich) eig. Königshalle (stoa basilike), hieß zu⸗
nächſt im alten Athen die öffentliche Gerichtshalle,
wo der archon basileus Gericht hielt; in Rom eine
Art von Börjenhalle, einzum Handelsverkehr, aber
auch zur Rechtspflege bejtimmtes Gebäude bon
länglich vierediger Form mit doppelten Säulen-
gängen; jeit Konſtantin d. Gr. im 4. Jahrh. über
ven Gräbern der Heiligen errichtete kirchliche Ge—
bäude von ähnlicher Sorm (Bafilifen-Form);
uneig. |päter überh. für Stifts- oder Hauptkirche,
Domtire = Kathedrale; Heilf. (scil. vena) die
Hauptblutader auf dem Handrüden; Baftlite vd.
Baiilifen, pl. das Geſetzbuch des Kaifers Baſilius
des Großen für das griechiſche Kaifertum, im Sahre
887 herausgegeben; Bafififäl, in Form einer
Baſilika; Baſilikum, n. Königssraut, ein wohl—
riechendes Gewürzkraut; Baſiſtenminze, fo viel
wie Zitronenminze; Bafilienthymian, m. Berg-
thymian; Baſilist, m. (gr. basıliskos) der fabel-
hafte, angebfich durch feinen Blick tötende Königs—
Drache; Naturk. die Königseidechſe, eine unſchädliche
Eidechje im füdl. Amerika und Alten; aud ein altes
Feldgeſchütz; Baſilius u. Baſilides, griedifcher
männl. Name: der Königliche; Baſfilidiäner, pl.
eine gnoſtiſche chriſtl. Sekte, Schüler des Baſili—
des von Alexandria im 2. Jahrh.
Baſiment, |. Baſis.
Bafin, m. fr. (ſpr. bafüng; zgz. aus bombasin) ein
feiner, bej. im Orient gebrauchter Bardhent.
Balls od. Bafe, f. gr. (bäsis, eig. Schritt; dann
der betretene Boden ꝛc., von bainein, ſchreiten) der
Grund, die Grundlage; Grundlinie einer geome-
triichen Figur, Grundfläche eines Körpers, Grund—
fefte eine3 Gebäudes, Fuß einer Säule, Fuß- od.
Untergeftell einer Statue; in der Scheidel. der als
Grundlage betrachtete Mifchungsteil einer chemi-
ihen Berbindung, rumdbeitandteil (ſalzfähige
Bafen: Stoffe, die fich mit den Säuren zu Salzen
verbinden); Größenl. die Grundzahl eines Rat) -
rithmen⸗Syſtems; Versl. ein Einichritt, ein einlei-
tender Versfuß; Baſameént, n. (it. basamento),
Baſiment, barb.-L., od. fr. Baſement (ipr. baſ'⸗
maäng), im allg. = Bafis, Unterbau, Grundmauer;
in bezug auf Gebäude = Fundament, Grund-
lage), auf Säulen (Säulenftuhl), auf Statuen (=
Poſtament, Fußgeftel); Bnfettät, Baſizität,
Balität, f. Scheidef. da3 Borhandenfein einer
hemiihen Grundlage: Baſeologie, f. gr. Lehre
106 Basken
von den Grundlagen der Körper, überh. Grund—
lehre; baſieren, den Grund legen, gründen, feſti—
gen, ſtützen, ſohlen; auch ſich gründen, ſtützen 2c.;
Baſierung, f. die Feſtigung, Stützung; baſiſche
Salze, Scheidek. Salze mit vorherrſchender Baſis,
d. 5. mit mehr Baſis, als in der neutralen Ver—
bindung; Bajite od. baſiſche Gefteine, kieſelarme
Geſteine.
Baͤsken (od. Vasken), pl. ein von den alten Ibe—
vern, den Urbewohnern Spaniens, abjtammıendes
Bolt in den weitlichen Byrenäen; baskiſch, dieſem
Bolfe eigen od. angehörig (baskiſche Sprache,
bastifche Provinzen:ac.); Basquina, f. (pan.
basquiäa, jpr. basfinja, v. basco, vasco, baskiſch,
weil er aus dem Baskenlande jtammt; fr. basquine)
ein weiter Oberrod der ſpaniſchen Frauen.
Baskule, £. fr. (pr. —ül, von bascule, Schaufel,
Brüdenmwage), auch Basquill od. Baskille, f. der
— der Knecht am Webſtuhl, Spannknecht;
Schwingenpreſſe am Wirkſtuhl); eine Schaukel;
Fiſchkaſten; Triebriegel, Doppelriegel; Doppel-
riegel⸗Verſchluß beſ. an Fenſtern; Brückenwage;
Laufſtütze (für dag Gewehr); Baskule-Syſtem, n.
das Schaukelſyſtem, das Schtwanien in den Grund-
jägen der Staatregierung.
Bastille, £.]. Basfule.
Baſoche od. Bazoche, f. fr. (ſpr. baſoſch'; wahrſch.
v.l. basilica, Gerichtshalle, ſtatt des ſpäteren basi-
lique; vgl.manche, v. manica) das ehemalige Par—
lamentsſchreibergericht zu Paris, deſſen Mitglieder
(freres de la bazoche) auch das Recht hatten, geijt-
liche Schaufpiele aufzuführen.
Basanill, f. |. Baskuͤle.
Basrelief, n. frz., flaherhabene Arbeit, |. Relief.
Bar, m. it. basso (d. i. überh. niedrig, v. ml. bas-
sus — fr. bas) die tieffte Männerjtimme, Grund-
ſtimme; desgl. eine Baßgeige; Baßlade, f. eine
Windlade in der Orgel für die Baßſtimme; Bas
ichlüfjel od. Baßzeichen, der F-Schlüfjel, der
anzeigt, auf welder Notenlinie das Eleine f jtehen
j of ;bassa ottava, Tonf. Stellen, die eine Oftave
tiefer zu jpielen find; basso continuo, it. od. bas-
sus generälis, nl. ſ. &eneralba$; basse-
eontre, fr. (jpr. bajj’-fongtr’) |. Contrebaß od.
Violon; basse double, fr. die Doppelte, größte
Baösgeige; basso rili6vo, it. ſ. v. w. Basrelief;
b. ripieno, it..Ripienbaß;b. violoncello(fpr.
wiolontichello), ſ. Bioloncell; Bajjett, m. it.,
Heiner dreifaitiger Kontrabad; Baßtlarinette, f.,
unt. Bafjetthern,n.— Bariton-Rlarinette;
Bafféttflöte, die Bakflöte, eine Flöte, die um
5 Zöne tiefer ift, al3 eine Altflöte; Baſſetaille, £.
fr. ( pr. bafitdl’) u. Baſſetto, m. — Bariton, der
tiefe Tenor; Baſſiſt, m. ein Baßſänger od. Baß—
ſpieler; Baſſon, m. u. n. fr. (ipr. Böng) die Bap-
pfeife, = Fagott; Baffonblafer, ein Baßbläſer,
Bafin, |. Paſcha. [Bagottift.
Bafener, m. od. Baſſaner-Gans, Schottengans,
weißer Seerabe, eine Art Pelikan, bef. auf der
ſchottiſchen Inſel Ba.
Bafſeliſſe, f. fr. eig. basse-lisse (von bas, basse,
tief, u. lisse, [. licium, Aufzug, Kette des Gewebes,
Faden) tieffettiger Wandteppich, ein tiefjchäftiges
Semwebe von Geide od. Wolle, mit eingewirkten
Figuren, entg. Hautelifje.
Baſſeſſe, f. fr.(v.bas) Niedrigfeit, Niederträchtigfeit.
Batjetailfe, ſ. Baß; bei den Franzofen aud) —
Basrelief).
Naletthen, n. fr. (basset, von bas, niedrig) das
leine englifhe Dajenhündchen.
Baſtide
Vaffétte, f. fr. (it. bassetta) das ein
Slidsfpiel mit Karten. ———
Bajjettilöte, horn, |. Baß.
Baſſin, n. fr. (pr. baffäng; it. bacino, ml. bacci-
num, bacinus, v. bacca, Waffergefäß) ein Beden,
Brunnenbeden, beſ. in Gärten u. meijt mit einem
Ser non verjehen; Sammelteich, Weiher;
Hafenbeden, Hafen; Faß, Schale (4.8. Goldfiic;-
baſſin); Talhbecken, Talmulde (z. Bd. Kohlenbaſſin);
Klärbaſſin Klärbottich, Klärteich; Baſſinſchleufe,
Keſſelſchleuſe.
baſſinieren, wärmen, bähen.
Baſſiſt, hasso, Baſſon, ſ. Baß.
basso rilievo, it. ⸗Basrtetiaf.
Bafforin, n. Pflanzenfchleim, ein farb-, geruch- u.
geſchmackloſer Beitandteil verfchiedener Gummi-
arten; Bafforagummi, Gummi von mehreren
Alazienarten, dag Bafforin enthält.
Baffoͤtti, pl. it. (von bassotto, did und kurz, Verkl.
v. basso, vgl. Baß) eine Art Maccaroni od. Nu-
dein in Stalien. -
bassus generalis, |. Baß.
Bafte, it. (von bastare, genug fein) es iſt genug; ge-
nug bievon!
Baite, f. it. (eig. Steppnaht) oder Bafte, fr. (pr.
bajt; — jpan. basto, m.) in verfchiedenen Karten-
jpielen der dritthöchfte Trumpf, z. B. im L'hombre:
Trefle-U3 (Klee-Daus, Kreuz-Daus), im Solo:
Pique-Dame (der grüne Ober).
Baſtäga, f. ſpätlat. (gr. bastage, v. bastäzein, tra-
gen, bästagma, Laſt) das Fortſchaffen des Reiſe—
gepäds der fpäteren römifchen Kaifer; Baſta—
it pl. die Auffeher über das Gepäd und die
alttiere. i
Baftaͤggo, m. in der Türkei ein Gefundheits- oder
Peſtprüfungsplatz.
baſtaͤnt (it. bastänte), ausreichend, hinlänglich;
tauglich, einer Sache gewachlen.
Baftard, m. (neufr. bätard, ſpan. u. it. bastardo,
mi. bastardus, v. altfr. u. prov. bast, neufr. bät,
Saumfattel, u. der urſpr. deutſchen Endung art,
ard; altfr. fils de bast, Sohn des Saumfattel3,
uneheliher Sohn, weil dergleichen Kinder aud)
wohl von Maultiertreibern auf Saumfätteln ge-
zeugt wurden, j. Cervantes Don Quixote Kap. 16
u. vgl. das deutſche Banfert u. Bänkling) ein un-
eheliches, unechtes Kind; von Pflanzen u. Tieren:
Miichgeichlecht, Abart, auch ein feines, dichtes
Baummollenzeug; Baftard-Falfe, die Wafjer-
weihe; B.-⸗Fenſter, ein Fenſter das gleiche oder
geringere Höhe als Breite hat, Halbgefchoßfeniter;
B.-⸗Wechſel, Kfſpr. ein bloßer Darlehnichein;
B.-Wolle, die Ichlechtefte Wolle an den Schaffellen;
Baitirde, f. Schiffipr. die große türkifche Admi—
tal3-Galeere(auhBaitard-Galeere);das größte
Segel einer Galeere; haſtardieren, Bot. ſich als
Bajte, S. unter Balta. [Ubart fortpflanzen.
Baftei, f. it. Bollwerk.
Bafterne, £. fr. (vom Kun basterna, verſchloſſene
Sänfte) ein bededter Rüftwagen.
Baftide, f. fr. (ml. bastita, v. bastire, bätir, bauen)
ein einzelnes hölzernes Blodhaus; Landhaus, Luft-
Haus in der Provence; Baftilfe, k. (fpr. —ije; ml.
u. it. bastfa, Baſtei) ein ak mit Tiirmen ver-
ſehenes Schloß, bef. ein Zwinghof; eine Zelte für
Staatsgefangene in Paris, unter Karl V. im
14. Jahrh. erbaut und unter Ludwig XVI. 1789
eritört; Baftidn, £. die Baflei, daS Bollwerk einer
—— baſtionieren, mit einem ſolchen Boll-
werk veriehen.
baitonieren
baftonieren (it. bastonare, v. bastöne, mıl. basto
= fr. bäton, Stod), prügeln; Baftondde, f. fr.
Stockſchläge; Fußfohlenfchläge bei den Türken.
Batagenze, |. Beteigeuze.
Bataille, f. fr. (fpr. batdje; von battre, jchlagen,
u. dieſes v. dem altlat. volksmäßigen batuere, bat-
tuöre, schlagen, fechten; it. battaglia, jpan. batalla).
eine Schlacht, ein Treffen; Bataille-Marſch,
Schlachtmarſch, Sturmmarſch; B.-Pferd, Schlacht⸗
roß; ordre de bataille, j.ordre;bataillieren (fr.
batailler),fich herumf lagen, fümpfen; Bataillon,
n. (fpr. batajöng, gem. batalliön) ein Drittel od.
Biertel (anderswo auch dieHälfte) eines Fuß-Regi⸗
ment3 (800—1000 Dann in 4—6 Kompagnien ge-
teilt); Bataillonkarree, ein Schlachtgevierte, eine
vieredige Schlahtordnung; Bataillons-Audi⸗
teur, m. der einem Bataillon beigegebene Auditeur
(1. d.); B.=Chef od. -Kommandenr, m. der einen
Bat. vorgelegte Offizier; B.-Chirurg, ın. Batail-
lonsarzt; B.⸗Fourier, m.derBataillonsichreiber.
Batalores, pl. ml. Gaukler, Taſchenſpieler = Ba⸗
teleur, ]. d.
Batarde, f. fr. (v. bätärd — Baſtard, ſ. d.) eig. ein
Halbwagen, ein bededter leichter Wiener Wagen;
Krgk. eine Bastardfanone, ein Achtpfünder, altes
— ein Schlachtſchwert, das mit einer Hand
eführt wurde; auch eine ältere franzöſ. Schreib—
Ihrift, das Mittel zwiſchen Antiqua und Kurſiv;
Batardenu, m. (ſpr. batarddh) Krgk. der Bär, das
Wehr, eine Art Danım; Batardiere, f. Baunı-
jchule, die aus veredelten Bäumchen beiteht; Ba—
tardife, f. uneheliche Geburt.
Batäte, £., pl. Bataͤten (aus der Sprache von
Hapyti), den Kartoffeln ähnliche Wurzelfnollen von
der Batatentwinde, Knollenwinde, einer Pflanze
in Wejt- u. Djtindien, Afrifa und Südeuropa. _
Batavin, f. I. daS Land der Batäver (Batavi),
eines germanijchen, zu dem Stamme der Katten
ehörenden Volks, die Niederlande, Holland; auch
ame der Hauptjtadt von Sava; ein auf Java ge-
fertigteshalbfeidenes Zeug; bataͤviſch, holländiſch,
niederländiich.
Batch of peers, m. engl. (jpr. bätſch ow pihrs,
von batch, die auf einmal gebadene Menge Brot,
ein Schub Brote, dann Schub überhaupt, Menge),
der Pairsſchub, ſ. Bair.
Batean, n. fr. (ſpr. batsh) ein kleineres Flußſchiff,
großer Nachen, Kahn; auch der Kutfchkaften.
Batelenr, m. fr. (jpr. —löhr; von bäton, Stab,
Bauberitab) ein Tajchenfpieler, Marftichreier; Ba—
telage, f., r. n. (jpr. —lahfeg') Gaufelei.
Batengel, m. (aus lat. betonicula), eine Pflanze,
fleine Betonie.
Bath-Köl, Hebr. eig. Tochter der Stimme, die
Stimme der Offenbarung (vom Himmel).
Bathmetall, n. eine weiße Mifchung aus Kupfer
und Zinf, die zu Leuchtern und anderen Gegen-
ftänden verarbeitet wird.
Bath-Orden, m. d. i. Bad-Orden (vgl. engl. bath
— Bad; jo benannt, weil die Ritter vor ihrer
Aufnahme ein Bad nehmen mußten, als Sinnbild
der geijtigen Reinigung), ein engl. Nitterorden,
eitiftet von Heinrich IV. befonders zur Belohnung
Fir ausgezeichnete Kriegsdienſte.
Baͤthos, n. gr. das Tiefe, Erhabene; in neuerer
Zeit (jeit Swift) das Niedrige, Gemeine, die Nie-
drigfeit in der Schreibart u. Rede; Bathomedter,
n. gr. ein Tiefemefjer, be. zur Mefjung der Mee—
restiefen; Bathometrie od. Bathhmetrie, f. Tie-
fenmeſſung; Bathijbins, m. (vom gr. bathys, tief,
Battement 107
u. bios, das Leben), Meerestiefenſchleim, ein von
dem Naturforſcher Huxley gebildetes Wort, um
den organiſchen Urſchleim zu bezeichnen, der in der
Tiefe des Meeres gefunden wird und weder zu den
Tieren noch zu den Pflanzen gehört, ſondern ein
neutrales Zwiſchenreich von Urweſen oder Proti—
ſten darſtellt, ein einzelliges organiſches Weſen
auf dem Meeresgrunde; Basbuuhon.n. ZTieftöner,
ein 1829 in Berlin erfundenes Blasinjtrument.
Bathrium od. Bathrum, n. ar (bäthron, Schwelle,
Srundlage) Heilf. wundärztliches Lager, Kranken—
bank; eine Borrichtung zum Wiedereinrichten ver—
renfter lieder.
Batiment, n. (fpr. —mdng) fr. (v. bätir, bauen) ein
Gebäude, Bau; ein Schiff, Fahrzeug.
Batift, m. (fr. batiste, altfr. toile baptiste, entw.
von dem angeblichen Erfinder Bätiste (d. i. Bap-
tiste) Chambray, einem Leinweber in Flandern
im 15. Sahrhundert und daher auch Camertuch
[toile de Chambray] genannt, oder = Tauflein-
wand, weil ein jehr feines Leinen angewandt wurde,
um Rindern, die foeben die Taufe erhalten Hatten,
den Kopf abzutrodnen) die feinste und dichtefte
Leinwand: Batift-Menffelin, m. ein batijtartiges
Gewebe aus Baumwolle; batiſten, aus Batiſt.
Bätjuſchka, m. ruff. (Verkl. v. batjka, der Vater in
der Sprache des gemeinen Mannes), Väterchen,
(ehrerbietig) lieber Vater, auch der Prieſter; (als
Anrede) mein lieber Herr!
Batman, m. türf., od. (nach per). Ausſpr.) Bät-
män, m., per). Man, n. Män), engl. Maund
(mahnd, nad) Webiter auch: mahnd), ein Gewicht
im Morgenlande, bej. in der Türkei und in Per—
jien, von jehr verfchiedener Schwere bis zu 13,77kg;
da3 gebräudjlichite ift daS Fleine Man oder das
bon Teherän — 2,9376 kg.
Batoͤcken oder Batoͤggen, pl. (v. xuſſ. botög oder
batög, Stod, pl. batogi) Prügelſtäbe; Stockſchläge
im ruffifchen Deere. i
Baton, m. fr. (ſpr. —töng; altfr. baston, mi. basto)
derStod, Stab, insbe. der franzöſiſchen Marjchälfe
sum Zeichen de3 Heerbefehl3; Ton. der Taktitab;
a3 Nuhezeichen; baten sinistre (jpr. ßiniſtr'),
Wappen. der ein Wappen quer durchichneidende
Strid, welcher die uneheliche Geburt des erjten
Empfänger andeutet; Batonnier, m. (jpr. ba-
tonnjeh) der Stabhalter, Stabträger einer Zunft
oder Brüderſchaft; insbe). der auf ein Sahr ge-
wählte VBorjteher ver franzöfischen Advokaten; ba—
tonnieren (fr. bätonner), mit dem Stod fechten,
duschprügeln, vol. baftonnieren.
Batoude, f. (verderbt aus Battute, ſ. d.), Zirk.,
ein Saltomortale über ‘Pferde.
Batrachii oder Batrachier, pl. gr. (v. bäträchos,
Broich) die frojchartigen Tiere; Batrachit, m der
Trojch- oder Prötenftein; Batrachium, n. oder
VBaträchus, m. gr. Froſchgeſchwulſt unter der
Bunge; Batrachomhomachie, f.gr.(v.bätrachos,
mys, die Maus, u. machesthai, fechten) der Froſch—
und Mäufekrieg, „Froſchmäusler“ —
ein zu den Homeriſchen Dichtungen gezähltes ſcherz—
haftes griechiſches Heldengedicht.
Battarismus, m. gr. (battarismös, v. battarizein,
jtottern) das Stottern. :
Battement, n. fr. (ſpr. batt’nıang; v battre, jchla-
gen) das Schlagen, Klopfen; Krgk. das Anjchlagen
einer Kugel im Innern des zu weiten Geſchützrohrs,
wodurch der Schuß unficher wird; Tanzf. das Zufanı-
menjchlagen der in der Luft gejchwungenen Füße,
das Fußklatfchen, auch Battierung; Fechtk. =
108 Dattieren
Battute; Tonf. der Doppelidhlag: der Schwin-
gungsihlag des Pendel an der Uhr; auch die
Sclagleifte einer Flügeltür; Batterie, f. (eig.
Schlägerei, dann jchlagende Kriegsichar) der Ge-
ſchützſtand, Geſchützwall; eine Geſchützabteilung;
Geſchützaufſtellung; gew. von 6—8 Kanonen; der
Bfanndedel am alten Gewehrſchloß; die Stüd-
pforten auf den Schiffen; Tonf. der Trommel-
ichlag, Bitterfchlag, Brechung des Akkords; Naturl.
eine Berbindung von Leidener Flafchen, f.d. (elef-
trifche B.), oder von Ketten zur Erzeugung der
Berührungs-Efektrizität (galvaniiche B.); Vri—
märbßatterie, eine Batterie aus galvaniſchen Ele-
menten, die ihren Strom felbjt erzeugen; Sekun—
därbatterie, ein Apparat, der Elektrizität an-
fammelt, um fie zur gewünschten Zeit abzugeben,
Afumulator oder Stromjanmler, nit Strom—
erzeuger; Xinienbatterie, eine Batterie, die
ihren Strom in telegraphifche Linien entjendet
und dadurch an einem entfernten Orte arbeitet;
Lokalbatterie, einefolche, dieandem Aufftellungs-
orte arbeitet; Gasbatterie, eine Batterie, deren
Elektroden in Gas tauchen; Shermoßatterte,
eine Berbindung von Thermoelementen (d. i. fol-
chen, die duch Wärme Elekt und durd) Elef-
trizität Wärme erzeugen) 3. B. von Kupfer-Reu-
ſilber; Batterteumichalter, ein Kurbel- oder
Stöpfelumgscalter, der zum Ein», Um- und Aus-
ſchalten des Stromes dient; VBatterichrüfer,
m. ein Galvanojfop (f. d.) mit zwei Windungen zur
Prüfung von Elementen u: Batterien; Batterie⸗
mähler, m. eine Vorrichtung, die es ermöglicht,
raſch mehr oder weniger Elemente einzuschalten:
Battoir, m. (fpr. —todr) ein Schlägel beim Ball-
ſpiel; Battüre, f. (pr. battühr’) die Unterlage der
Bergoldung; auch Untiefe, Sandbant.
Battieren, Fechtk. (v. it. bättere — fr. battre, I.
batuere, jchlagen) dem Gegner das Rapier oder
den Degen aus der Hand Schlagen; Battenr, m.
fr. (pr. —Öhr) ein Schläger, Raufer, Sclag-
maſchine; in der Baumwollſpinnerei; eineWickel⸗ od.
Flockmaſchine; Battüta od. Battüte, f. it. Tonk.
der Taktſchlag; Fechtk. der Schlag gegen die Klinge
des Gegners; Reitk. der Satz, bei welchem die
Pferde nur flüchtig den Boden berühren; ein Sal—
tomortale (d. i. Springen mit Überjchlagen des
Körpers) über Pferde.
Battstr, |. Battement.
Battologte, f. gr. (angeblich von einem ftotternden
König Battos) eig. = Battarismud, .d.;
gew. Geſchwätz, Geplanper; battologiſieren, un-
nützes Zeug reden.
Battute, |. battieren.
Batwinja, f. (v. ruf). botwinje, n. u. botwinja, f.
u. Dies v. hotwä, das Blatt einer roten Rübeſ eine
ruffiihe Falte Suppe aus gefochten Rotenrüben—
Blättern, Salzgurfen u. Kwas (ſ. d.).
Bätylien, pl. (gr. baitylia, l. betüli; phöniz. Ur-
iprungs, wahrid. v. hebr. beth-el, d. i. Gotte3-
haus, Benennung des Steines, auf welchem Jakob
ihlafend den Engelötraum hatte, vgl.1. Mof. 28,
19); im fpäteren Altertum: vom Himmel gefallene
Steine (Meteorjteine), die als göttliche und
orafelgebende verehrt wurden.
Baucis, f. or. Tab. (j. Philemon), oft allg. für
ein altes, freundliches, regjames Miitterchen.
Baude, f. (böhm. bauda, poln. buda, verw. mit
Bude) eine Hirten- oder Holzhauerhütte, auf den
Gebirgen von Schlefien, Sadıen u. Böhmen.
Baudrier, m. fr. (fpr. bodrieh; v. altd. balderich, |
Baume, m. fr. (fpr.
Beanus
angelj. belt, I. baltsus, ein Gürtel, Degengürtel)
ein Wehrgehent, ———
oh) = Balſam.
Bauniheidtismus, m. dtſchl. (nach dem Erfinder,
dem im vorigen Jahrhundert lebenden Meſſer—
Ihmied und Naturheilfundigen Baunjcheidt be-
nannt), ein Naturheilverfahren, das in der Zeit
bon 1850—1880 fehr verbreitet mar und bei dem
mittels eines Schneppers (Baunfcheidt3 Schlüſſel)
die Spitzen einer Anzahl in Krotonöl getauchter
Nadeln in die Haut et wurden, worauf eine
heftige örtliche, angeblich Krankheitsſtoffe ausjchei-
dende Entzündung erfolgte. Das Verfahren it
heute vergeffen.
Bautaſteine, pl.altnord. Erinnerung3- od. Gedächt-
nisſteine, die in Standinavien zum Andenken an
gefallene Helden ꝛc. gejegt wurden.
Bab, !. Barius, m. Kame zweier ſchlechter Dichter
und anmaßlicher Kunſtrichter zur Zeit des Horaz;
daher überh. fire geſchmackloſer Dichter und tadel-
ſüchtiger Runjtrichter.
Bepard, m. fr. (ſpr. bawdhr, v. bave, ml. bava,
Geifer) ein Schwäßer; Bapardteren (fr. bavarder,
ſchwatzen; Bavardage, k., r. n. (ſpr. bawardahſch),
auch Bararderie od. Vabadiſe, f. Geſchwätz
Bavaria, f. der nl. Name für Bayern, daher auch
die £olofjale eherne Bildfäntle vor der Ruhmeshalle
in Münden, als perſönl. Darftellung Bayerns:
Bavarẽſe, m. bei Stalienern ein alter bayerischer
Zaler, der 5 Bajocchi weniger als ein Scudo galt,
—=4 bis 4, M.; Babgroiſe, f. fr. (fpr. baͤwa⸗
rochſ'; von Bavareis, Bayer, bayriih) warmer
Tee mit Sirup, ein bayerifches Getränf.
Bunelle, f. it. (bavella, Berfl. v. bava, Auswurf)
Ausſchußſeide, Abfallſeide.
Bavbette, f. fr. Speichellatz, Geifertuch; Firſtblech.
Baveuſe, £. fr. (ſpr. bawöhſ'; v. fr. have, Geifer,
Speichel, Schleim; omelette baveuse bezeichnet
einen teigigen Eierfucden) Hirnröftichnitte.
Bavian, |. —
VBavoͤche u. Bavochüre, F. fr. (ſpr. —wojd—; von
bave, Geifer 2c.) ein unfauberer Abdrud eines
Kupferſtichs, Mißdruck; bavochiert, unrein oder
— on Teöp; ne i
annfet, m. fr. (pr. wolehh; entit. aus bas um
voilet, Verfl. v. "le Schleier) ein Halbichleier.
Bazac, m. eine von Jeruſalem kommende feingejpon-
nene Baumtmolle.
Bazar Bazarııco, Bazoche, |. Dal...
Bazarııe, m. fr. (ſpr. bajdın’) ein feiner durgunder-
Kein —
Bäzzicen, ẽ. it. (v. bazza, gutes Glüd) eine Art Kar—
Baelfium, n. gr. (bdellion, v. bd£o, bdello, ftinfen,
efeln) oder Bdelliumgummi, ein Schleim- oder
Gummiharz, bittern Gefhmads u. widrigen Ge—
ruchs, das von einem der Dlive ähnlichen arab.
Baume kommt.
Boellsmeter, m. gr. (von bdella, Blutegel) ein glä-
jernes — das die Blutegel erſetzt,
erfunden von Scarlandieère; Bdellotomie, f. das
Anſchneiden des vollgefogenen u fnapp vor
dem Schwanzende an der Bauchſeite behufs —
loſer Entleerung u. ſicherer Erhaltung des Tieres.
Beanus, m., pl. Beänt, ml. (v. fr. bec-jaune, be-
jaune, Gelbjchnabel, Neſtling, od. v. beant, Bart.
v. beer, bayer, das Maul Ei neiten) gaffen) ehem.
einneuangefommener Student, Fuchs; überh.: fah—
render Schüler; auch ein ungefchicdter, dummdreiſter
Menih; Beanismus, m. dummdreiſtes Beneh-
men.
Bsar-grease
Beär-grease, engl. (jpr. bärgrihs, v. bear, Bär,
u. grease, Fett), Bärenfett; Bearskins, pl. (pr.
bär—; v. skin, Fell), Bärenfelle, dicke Wollenzeuge.
Beatillen, pl. (pr. U wie Ij), fr. beatilles, vom I.
beatus) Zederbiffen in Paſteten, Torten, wie 3. B.
Trüffeln, aud) Heine Pafteten, zu Kraftbrühen ge-
geben; auch Kleine Nonnen-Arbeiten. 5
beätus, a, um, |. (eig. Partizip v. beäre, eh
lüdlich, felig; Beätus, m. der Glückliche, Selige;
eäta od. Beäte, f. weibl. Borname, Glückliche,
Selige; auch Betichweiter; beäta virgo, die heilige
Jungfrau (Maria); beätae memoriae, jeligen
Andenkens; beäti possidentes, glücklich find die
Beligenden, Beaticum, n. n!.leßteOlung =Bia>-
tifum, j.d.; Beätrig, nl., od. Beatrice, it. (pr.
—trihtjche) weibl. Name: die Beglüdende; Beatifi=
ieren (l.beatificäre),jeligipredhen; Beatififation,
dieSeligſprechung, das Aufnehmen durch den Papſt
in die Zahl der Seligen, auf welche ſpäterhin Die
KRanonijation vder Deiligfprehiung zu folgen
pflegt; Naturl. ein elektrisches Experiment: die Dil-
dung eines leuchtenden Heiligenjcheing; Beatis⸗
mus,m.nl.dieScheinheiligkeit, beatitudo possos-
sionis, Begünftigung durch den Beſitz; b. vestra,
l. Ew. Heiligkeit (Anredetitel des Papites); Ben:
tulus, m. ß ein Freudetrunkener, bej. einer, der
fich in finnlichen Bergnügungen felig fühlt.
beau, fr. (jpr. bob; vor einem Vokal: bel; fem.
belle; vom I. bellus, a, um, it. bello, bella) ſchön;
als Hauptwort ein Stußer, jchöner Herr; beau
monde (jpr. mongd’), f., r. m. die vornehme Ge—
jellichaft; beau reste (jpr. bohrehit), m., 2 pl.
beaux restes, ſchöne Überbleibjel, z. B. von
einem Mittagömahle; auch Spuren ehemaliger
Schönheit; beau sexe (pr. —Ber’), m. das ſchöne
Geſchlecht; Beautg, f. (jpr.bohteh) Schönheit; per-
jönl. eine fhöne Frau; Beaut6 du diable (ſpr.
—dü didb’I), teuflifche Schönheit, die namentlich
in verführerifchen Mienen und Gebärden bejteht.
Beaumontgewehr, n. ein nad) dem Erfinder
Beaumont (pr. bohmoͤng) benanntes Gewehr.
Beabers, pl. engl. (fpr. bihwers; von beaver, Biber,
jo genannt wegen der Ahnlichkeit mit Biberfellen)
englijche, baummollene, wie Tuch gewebte Zeuge,
bet zu Winterbeinkleidern; Beaberteen, m. (ipr.
—tin) rauber wollener Barchent.
Bee, m. fr. (uripr. keltiſch; 1.-galliich beceus, Schna-
bel) Schnauze, Röhre, insbeſ. Gaslichtröhre, pl.
Becs; Belafje, f. (v. bec, wegen ihres langen
Schnabels) dieSchnepfe, Waldichnepfe; Bekaſſine,
f. die Wafjer-, Heer- oder Moorſchnepfe; merde
de becasse, Kock. Schnepfendred; Beccafige,
f, (it. beccafico, fr. bec-figue) der gemeine Feigen»
frefjer, ein wohlſchmeckender Bogel vom Geichlechte
der Motacillen im ſüdl. Europa.
Bechamel, £. fr. (ipr. beiha—) Kock. eine Ziwiebel-
brübe, nad) ihrem Erfinder, dem Marquis de B&-
chamel, HaushofmeijterLudwigsXTV., benannt,
weiße Rahmjauce.
Böchika, pl. gr. (von bex, Gen. bechös, Huften)
Mittel gegen den Huften, Sternfuchen.
Bel,.n. }. Bed.
Beczta, f. pol. (pr. betſchka), früheres polnijches
Flüſſigkeitsmaß, Tonne, geteilt in 25 Garnigen
(Garcy) zu 4 Kwart (Duart) zu 4 Kwarterek
(Quartichen), = 1001.
Bedag, m. deutich (Buchitabenwort), eine Auto-
mobildrojchfe (in Berlin, benannt nad) den An—
fangsbuchſtaben der Wörter: Berliner Elektrifche
Droſchken⸗Aktien-Geſellſchaft).
Begneule 109
Bededt, n. türk.-arab. (arab. bida’at, Neuerung,
Bedrückung) der Hafenzoll in Konstantinopel,
Bedeguar, m. perj.arab. (bäd-Award oder bäd-
äwardah, eine Art Weißdorn od. Diftel) der durch
den Stich der Roſengallweſpe entftandene Hagebutt-
od. Roſenſchwamm, Schlafapfel, der, unter das
Kopfkiſſen gelegt, für ſchlafbewirkend galt.
Bedemund, m. altd. (t. Bedemunt, dv. niederd.
Bede, Bitte, Abbitte, und Munte, d.i. Münze,
alfo Bittmünze) Rſpr. Hemdfchilling, d. i. Burke
deſſen, der eine Leibeigene en ſchwängert,
an deren Herrn; auch Erlaubnisgebühr für die
Verheiratung der Leibeigenen.
Bedlamit, m(ſpr. bedläm —) engl. (bedlamite) ein
Tollhäusler, Raſender, von dem großen Irrenhauſe
Bedlam in London (entſt.aus Bethlehem, weil
das 1545 in London errichtete Hofpital fiir Mond-
jüchtige S. Mary Bethlem hieß).
Beduinen, pl. (arab. bedäwi, in der Wüſte um-
beritreifend, v. bedw, offenes Feld, u. dies v. badä,
umberjchweifen) herumſchweifende Araber; Be—
duine, f. Mod. ein der arabifchen Tracht ühnelnder
Damenmantel.
Be-dur od. B-dur, it. Tonk. die harte Tonart mit
dem Grundton b; entg. B&-moll.
Beeiftent, n., pl. Beefitcats, engl. (pr. bihfitehts)
engl. Rindfleiſchſchnitten, Rindsftüd; Beeffteal
à la ta(r)tare, rohes Hackfleiſch; Beeftea, m.
engl. Fleiſchtee, Fleiſchaufguß; Beef-marrow,
Rindsmark.
Beélzebub, m. urſpr. ein Gott der Phönizier und
Syrer (vgl. Belial), von den Hebräern zum Dä-
mon oder —— erniedrigt und nach ihrer Auf-
fafjung (vom hebr. baal, Herr, u. 8’büb, liege)
eig. Sliegenfürft, Oberteufel; auch der Name eines
geihwänzten Affen, |. Savaju.
Beetlefalander, m. fr. (vgl. Kalander), Stoßglätt-
majchine.
Befaͤng, f. it. (verderbt aus dem gried). epiphänia)
im Bolisaberglauben eine ſchwarze, gejpenftige
Frau, welche, zum Schornftein herabfahrend, die
unartigen Kinder fchredt, den artigen Gefchenfe
bringt, daher eine bekleidete Gliederpuppe, die am
Epiphaniastage (6. Januar) ans Fenſter geſetzt,
oder in ital. Städten zur Faſtnachtszeit in Volks⸗
aufziigen herumgetragen wird.
Beffroi, ın. fr. (fpr. —frod; entſt. aus belfroi und
diejes aus deutſch. Bellfried) der Bergfried, der
größte und ſtärkſte Turm auf den Ritterburgen
eg, ſ. Bei. [de3 Mittelalters.
Begaſſe, f. Bezeichnung des zwiſchen Walzen aus-
gepreßten Zuckerrohres.
Beghaͤrden od. Beggharden, pl. eine Art Bettel-
mönche ohne Gelübde, angeblich geftiftet 1228 zu
Antwerpen nad) der Regel der heil. Begga (wahr-
icheinlid) aber jo genannt vom ml. u. roman. baga,
Sad, Bettelfad; vgl. engl. beggar, Bettler); Be—
BIIKEN, Beguinen oder Begutten, pl. eine Art
onnen, jeit dem 11. u. bej. im 13. Jahrhundert
jehr verbreitet, der älteſte weibliche Verein zu
frommen Zwecken, Krankenpflege 2c.; uneig. Bet-
ſchweſtern, Scheinheilige.
Bẽegma, n. gr. (v. bössein, Huften) Heilf. Qungen-
auswurf, Auswurf nad) dem Huften.
Begonia, f. eine nach dem Yranzofen Begon be»
nannte Pflanzengattung, Schiefblatt.
Benueule, f. fr. (fpr. begöhl’; von bee, offenftehend,
u. gueule, Maul, Rachen) ein alberne3, ſich zieren-
des Frauenzimmer, eine Zierpuppe, Schein prüde;
Benuenlerie, f. alberne Ziererei.
110 Beguinen
Beguinen, ſ. Begharden.
Begum, £. eine indiſche Fürſtin.
Behar — Bahar, ſ. d.
Bchä-ud-Daulet, m. arab. ſ. unter Daulet.
Behaviour, n. engl. (ſpr. bihewjöhr), daS Be—
nehmen.
Behemoͤth, m. hebr. (eig. pl. von b’hemäh, Tier)
bibl. Name des größten Nandtieres, wahrſcheinl.
des Nilpferdeg; ein Riejentier.
Behennuf, f. (v. perj.-arab. behmen, eine Art
Wurzel, jpan. u. port. behen) die Salbnuß, eine
ölreihe hafelnußgroße Frucht des Behennup-
baums in Aſien, welche viel Gerbitoff enthält.
behold, engl. (pr. behöld), anbliden, ſchauen, fehen;
fiehe da!
Bet, m.türf.(DBeg, türkiſch ausgefprochen: bei, dann:
Bei), Statthalter, Herr, Titel gewiſſer türk. Be—
amten, Titel des Herrſchers von Tunis; Begler-
hög, m. (ſpr. beilerbei) eig. ein Herr der Herren,
ein Yandpfleger (Paſcha von drei Roßſchweifen),
Oberftatthalter einer Provinz; Beglik oder Beilik,
n. Würde und Gebiet eines Beis; Beg- oder Bei⸗
Zadeh, m. der Fürftenfohn.
beige, fr. (jpr. bähfeg) naturfarben; Beige, ein na-
turfarbener Kleiderſtoff, Serjche, d. i. verjchiedene
Arten mwollener, auch Halbjeidener und feidener,
auch gemifchter Gewebe, mit geföpertem Grund
und fchräg gefreuzten Linien auf der Oberfläche.
Beignet, m. fr. (fpr. bänje) Pfannengebadene?,
Rrapfen.
Beilbrief od. Bielbrief, m. (urſpr. Brief oder Ur-
Funde, wodurch der Zimmermann beauftragt wird,
fein Beil, niederd. Biel, an das Schiff zu ſetzen,
d.i. e3 zu bauen) ſchriftl. Schiffbau-Vertrag; Zeug-
nis des Schiffszimmermanns oder der Obrigfeit
über den vorichriftsmäßigen Bau eines Schiffes;
Schuldihein ber Gelder, die zu einem Schiffbau
aufgenommen find. |
Beindorfiiher Apparat, m. (nad) dem Erfinder
benannt) eine Borrihtung zur Gewinnung deitil-
fierten Wafjer2.
Beiram oder Bairam, n. perj.-türk. Name zweier
religiöjer Feite; das große B., dreitägig am Ende
der Faſtenzeit, und das viertägige kleine od Kur—
baan-®B., Seit der Opfer, 70 Tage nad) jenem
gefeiert. F
befompfimentieren, Dtich.-fr. (vgl. Kompliment ze.)
begrüßen, bewillfommnen.
Bel = Baal, ſ.d.
bel, belle, fr. j. beau; Bel-Ami, m. ein Herzeng-
freund, Bertrauter; Bel-Amour, m.(jpr.— amühr)
ein Liebhaber; Bel-Eſprit, m. (ſpr. belfejpri) ein
Schöngeift; Bel-Etage, irrig f. im Deutichen, fr.
ım. (jpr. belletahiege) Bauf. das vornehmfte Stod-
werk, eine Treppe hoch, erſter Stod (im Fran-
zöſiſchen au pfemier, während frz. bel-Etage den
weiten Stock bezeichnet); Belle-Alliance, f. ſ.
(liance; belles lettres, pl. (ſpr. bell’ lett'r)
die ſchönen Wiſſenſchaften.
Belãd, arab. yo Zandesteil.
Belander, |. Bilander.
Belchite, f. eine Gattung fpanifcher Wolle, von der
Stadt Beldite (pr. beltichite) benannt.
Beledin, m. eine geringmwertige Baummollenforte
aus der Levante.
ae m. eine Art oftindifches Seidenzeug, taft-
ähnlich.
Belemnit, m. (pl. —en), gr. (von belemnon, Ge-
ichoß! der Donnerfeil, Fingerftein, Luchs-, Storch,
Bellifofus
Pfeil», Zapfenitein, Alpſchoß, Teufelskegel, Heren-
finger zc., ein kegelförmiger verſteinerter Teil vor—
weltlicher Tintenfiſche.
Selen, m. (l.-felt. Belenus, wahrſch. von belen,
melen, blond) ein Gott der Kelten, verwandt mit
dem rom. Apollo; vgl. Abelio.
Bel-Eiprit, Bel-Etage, j. bel.
Belial, m. urjpr. ein Gott der Phönizier und
Syrier, bei den Hebräern ein Teufel: der Höllen-
fürft, ee Auffaffung (von b’li, nicht,
und ja’al, Nutzen) eig. Nichtsnutziger, Böſewicht.
Bell, f. engl., Glocke, Klingel, Schelle.
Bella, j. bello; Belladönne, f. it. (bella donna)
eig. jhöne Frau; eine Giftpflanze mit gloden-
fürmigen Blumen von ſchmutzig-roter Farbe und
mit glänzend jchwarzen, den Kirſchen ähnlichen
Beeren: olfs⸗, Teufels- oder Tollfiriche, Wald-
nachtichatten (ihren Namen trägt fie daher, meil
der Saft auch zur Schminke gebraucht wird); Bella⸗
donna⸗Extrakt, m. ein aus dem friſchen Safte der
Blätter des Krautes bereiteterSaft; Befladonnin,
n. eine organifche Bafe, die aus der Wurzel und
den Blättern der Belladonna gewonnen und z. B.
als Schönheitsmittel zur Vergrößerung der Pupille
verwendet wird. _
Bellände, f. (it. belanda, belandra, fr. belanthe,
belandre, vgl. Bilander) eine Art nordifcher, platter
Segelfchiffe.
Bellaͤtrix, f. 1. (Rriegerin) ein Stern (y) im Orion
(j. d.), mißdeutende Überfeßung des arab. el-nä-
dschid, der Überfteigende, d. i. Hervorragende.
Belle-Alliance, f. 12, (pr. belalliangb), eigentl.
das Schöne Bündnis, Name einer Meierei auf dem
Schladhtfelde von Waterloo, daher jegt Name von
Straßen und Pläßen.
Belleröphon vd. Bellerophontes, m. gr. Fabel.
Sohn des Glaukus, mußte wegen Ermordung
jeine3 Bruders aus feiner Vateritadt Korinth
Hak und fand in Argos beidem König Proitos
ufnahme, welcher ihn jedod) Jpäter an den König
Sobates mit einem Briefe Shicte, worin er diejen
um Bellerophons Ermordung bat;daherBellero-
phonsbrief ſ. v. w. Uriasbrief. Den ihm von
Sobates aufgetragenen Kampf mit der Chimära
beitand er glücklich mit Hilfe des Begafus, büßte
aber zule&t den Übermut, der ihn auf diefem Flü-
geltoß bi3 an die Götterwohnungen trug, durd)
jähen Sturz (Gleichnig des Hochmuts, dem der Fall
folgt).
belles-lettres, j. unter bel; Belletrift, m. (gebil-
det aus belles-lettres) ein Unterhaltungsichrift-
— Schöngeiſt; Belletriſtik, f. Unterhaltungs—
chriften; ſchönwiſſenſchaftliche Schriften; verächtl.
Belletrifteret, k. Schriftſtellerei, die bloß dem
niedrigſten Unterhaltungsbedürfnis dient; belle—
triftiſch, ſchönwiſſenſchaftlich, höngeiftig,
Belleville-Keſſel, m. (nad) dem Erfinder Belleville
Ir, bellwill] genannt), Siede- oder Wafjerröhren-
ejlel.
Belleviüe, £. fr. (pr. bel’wüh) = Belvedere.
Bellbammel, m. ndd. (Zufammenjegung des Wor-
tes Hammel mit niederländ. bel, d. i. Glocke, Glöd-
chen, engl. bell, Glode; daher au) der Name des
Leithammels in der franz. Tierfabel: Belin) Leit-
hammel, bef. in Bremen u. Hamburg Bezeichnung
für „Rädelsführer, Anftifter” (Mehrz.: die Bell-
hammel3 oder: die Bellhämmel).
Belliföfus, m.1.(v. bellum, Krieg) der Kriegerifche,
Streitbare, Beinamevon Fürften; Belligeränten,
pl. fr. (v. belligerant, friegführend), die Krieg—
Bellis
führenden; bellikös, fr. (eig. belliqueux) kriege—
riſch, ſtreitbar.
Bellis, f. das Gänſeblümchen.
bellissimo, ſ. bello.
Bell-Lankafterihe Methode, ſ. Lankaſterſche
ehrmethode.
'beilo, bella, it. (vom I. bellus, a, um) fchön, zier-
fih; Bello, m. ein Stußer; in Deutichland häufig
als Hundename; Vella oder fr. Belle, f. weibl.
Name: die Schöne, Holde; bellissima, it. jehr
ihön; bello modo, I. auf gute, ſchickliche Weile.
bellum, n. I. (entjt. aus duellum) der Krieg; b.
omnium contra omnes, Krieg aller gegen alle
(nach Hobbes' Lehre der natürliche.oder Urzu—
itand des Menſchengeſchlechts); Bellöne, f. röm.
Tabeil. die Kriegsgöttin, Schweiter des Mars.
Belmontin, n. reines Baraffın (f. d.), das aber nicht
(wie fonft gewöhnlich das Paraffin) aus Braun-
tohlenteer, jondern aus Betroleum gewonnen wird;
Belmontinfkerzen, Kerzen, die mit jolchem Paraf-
fin bereitet find. [erzeugt wird.
Belmontylöl, n.ein Schmieröl, das aus Baummolle
Belomantie, f. gr. (v. belos, n. Geſchoß) Pfeil- od.
Geſchoßwahrſagerei.
Belopaſchzen, pl. ruſſ. (Bjolopaschzi) in früherer
Zeit: rufjiihe Bauern, die von Abgaben befreit
waren, namentl. im Gouvernement Kiew.
Belt, m. ffand. (v. dän. bälte, altnord. belti, der
Gürtel; vgl. Baltifhes Meer) eine Meerenge, z. B.
dergroße und der Fleine Belt.
Belũga, m. ruff. (bjelüga, von bjelyi, weiß) der
Weißfiſch, ruf. Name des Haufens, eines fehr
großen Fiiches vom Störgefäledht: der Beluga
oder Belugenftein, Haujenftein, eine fteinharte
Maſſe, bisweilen in den Nieren großer Haufen,
von der Größe eines Hiühner-Eies; Beluga—
Kaviar, m. feinite Sorte des Kaviars, ſ. d.
Belvedere, n. it. ein Ausſichtshaus, Schauturm;
ſchöne Ausficht; fr. Belleviüe, f.
Bẽema, n. gr. (von bainein, fehreiten) eig. Tritt;
Rednerbühne, Richterjtuhl 2c., in der griech. Kirche
der für Die Geiftlichkeit beftimmte umgitterte Altar-
raum(Hierateion) ; insbeſ. der Biſchofsſitz in dieſem
Raume.
Bematinkerzen, pl. Kerzen, die aus einer Miſchung
von Baraffın und Stearin hergeftelft find.
B6-moll oder B=moll, it. Tonk. die weiche Tonart
aus dem Grundton b.
Ben, 1. hebr. Sohn; daher in Zufanımenfeß. mie
Bendavid, Davidsjohn; Benjamin, Sohn der
rechten Hand, Lieblings- oder Glücksſohn; 2. vom
felt. peu, Haupt, Gipfel) jchott. und irifch: Berg-
bite, daher in Bergnamen, wie Ben-Avon,
“ ee — —
Benarde, f. fr. (ſpr. benard’) franzöſiſches Schloß,
welches auf beiden Seiten Klickt :
Benares, m. ojtind. Silberftoff, nad) der gleich-
namigen Stadt benannt.
Bendaf, m. (perj. bandäk) in Perfien eine hohe,
müßenartige Kappe der Derwiſche.
bene, [. wohl, gut, gütlic}: bene accinctus, ſ.
accingieren; bene est, es ijt gut; ad bene
esse, zum Wohljein od. behaglichen Leben, bene—
dizieren (l. benedicere, d. i. eig. Gutes reden)
mweihen, jegnen; daher benedeien, preijen, jelig-
teijen, jegnen; das Benedicite (eig- benedickte!
precht den Segen!) das Tijchgebet vor der Mahl-
eit in Klöftern; der Segenfpruch, Segen; bene-
cAmus domino, preijen wir den Herrn, eine
Formel, womit der katholiſche Gottesdienft in der
benignus 111
Faſtenzeit u. an einigen anderen Tagen geſchloſſen
wird; Benediktus od. abgek. Benepift, m. männl.
Name: der Geſegnete; Benedikta od. Benedifte
und Benediftine, f. weibl. Name: die Gejegnete;
Benediktiner, pl. Mönche vom Orden des heil.
Benedictus (im $. 515 in Monte Caſino ge-
gründet, ein Orden von großem Verdienst um die
Wiſſenſchaft, im Mittelalter durch Abfchriften, im
17. u. 18. Jahrh. durch gelehrte Forſchungen und
Ausgaben der Kirchenväter); ein in einem Bene-
diftinerflofter Frankreichs bereiteter berühmter
Likör; Benediktinerin, f. eine Benediktsnonne;
Benediftenfraut, die Märzwurzel, Garaffel,
Nelkenwurz, eine Pflanze mit einer gewürzhaften,
heilſamen Wurzel; auch ſ. v. w. Kardobenedik—
ten, ſd.; Benediktspfennig, eine geweihte Münze,
als Schuß gegen Bauberei; Benediktion, f. (1.
benedictio) der Segen, Segenswunjch; benedic-
tio apostolica, der allgemeine Segen des Pap—
ſtes, Durch das Zeichen des Kreuzes, dreimal im
Sahre erteilt; Benediktionäle oder Benediktio-
narium, n. nl. ein Dank- und Weihgebetbud).
Benefaftion, f. [.(benefactio, v.benefacere, wohl-
tun) das Rohltun; VBenefdftor, m. jpätlat. der
Wohltäter; Benefizenz, £. (1. beneficentia, dv. be-
neficus, wohltätig) die Wohltätigkeit; Bene—
fizium (v. beneficus) oder Meet, n., pl. bene-
ficia od. Benefizien, die Wohltat, següimftigung;
Pfründe, Lehen; der Gewinn, Nuben, Vorteil;
auch ſ. v. w. Benefiz-Borftellung, ſ. u.; insbe).
die Rechtswohltat, däs Vorrecht; benefiecium sine
cura, eine Pfründe ohne Seelſorge; beneflcia
non obtruduntur, Wohltaten werden nicht auf-
gedrängt (alter Rechtsſatz); henefiztäl, nl. zu einer
Pfründe gehörend oder diejelbe betreffend; Bene—
fiziant, m.neulat., dev Wohltäter; Benefiziarins
und Benefiziät, m. nl. der ein Benefizium emp-
— 3. B. die Einnahme von einer Benefiz—
oritellung, ſ. u.; ein Pfründner; VBenefiziät,
pl. Benefiziäten, bei. Gelehrtenſchüler, welche
öffentliche Unterftügung (Stipendien) empfangen;
benefizieren, eine Wohltat erweilen; Venefiz-
Borjtellung, bei Schaufp. eine Gunftvorftellung
zum Borteil eines einzelnen Schaufpielers; Bene:
merenz, f nl. Wohlverdientheit, Berdienftlich-
feit; bene meritus, ſ. meritum, bene pla-
cĩtum, n. ſ. placitum; a bene placito, it.
Tonf. nach Belieben, beliebig, = a capricecio;
bene qui latüit, bene vixit, |. latent; bene
valete, ſ. vale.
benebventieren, nl. (v.bene, wohl, und venire, font-
men) bewillfommnen, wohl empfangen.
benevölus, a, um, l. wohlwollend, gewogen; bene-
völe lector, geneigter Zejer! benebolent (I.bene-
volens), wohlwollend, geneigt; Benevolenz, f. (1.
nn das Wohlwollen, die Gewogenheit,
unit.
Bengal, m. engl. (pr. bengäl), halbjeidener ge-
mufterter Stoff, buntgejtreifter Muffelin; Bengal
stripe, m. (jpr. —Btraip, von engl. stripe, Streif,
Streifen, Strich), buntgejtreifter Muffelin, auch im
pl. B. stripes.
Bengdien, n. eine Landſchaft im nördl. Vorder-
indien; daher bengaliiche Bohnen, — Ignatius-
Bohnen, j.d.; bengalifches Feuer, indiſches Weiß—
feuer oder buntes Feuer, Buntfeuer.
benignus, a, um, I. gütig, freigebig; Benignus,
m. männl. Fame: der Guͤtige; Benignität, f. die
Güte, Milde; Heilf. Benignität einer Krank—
heit, d. i. Gutartigfeit.
112 Benjamin
Benjamin, m. männl. Name, ſ. Ben.
Bennuß, ſ. Behennuß.
benſchen oder bentſchen, jüd. (aus dem I. bene-
dicere, verderbt) ſegnen, den Segen und insbe].
das Gebet nach dem Eſſen fprechen.
Benbenũto, m. it. der Willfommen; auch al3 Name:
der Willfommene. |
Benzoe, f. nl. (fr. benjoin, it. belzuino, deutfch
auch Benzoin, wahrſch. perf. Uriprung3; vgl. perf.
banäst, Terpentinharz) ein brödliges, balfamijches
Gummiharz von dem Benzvebaum (Storar) auf
Sava, Sumatra 2c.; Benzoeſäure, früher auch
Benzoeblumen, eine aus der Benzoe dargeitellte
heilſame Säure; Benzoe-Tinktür, f. Yutlöfung
der Benzoe in Weingeift, als innerliches und äußer⸗
liches Heilmittel gebraudjt; Benzonl, n. (v. Benzoe
und hyle, Stoff), daS mutmaßliche Radifal der
Benzoejäure; Benzonlwaſſerſtoff, m. ein Stoff,
der in dem Dle aus bittern Mandeln enthalten
it; Benzin oder Benzöl, n. eine durch Erhitzen
von Benzoejäure mit Kalk erzeugte, jebt in großer
Menge aus Steintohlenteer gewonnene, aus Koh-
lenjtoff und Waſſerſtoff bejtehende, ſtark riechende,
leicht entzündliche Flüſſigkeit, häufig als Fleckwaſſer
benugt; Benzinmotor, m. ein durch Benzin ge-
heiztes Triebwerk; Benzolinar, n. ein Yledwaj-
jet; Benzylblau, n. ein Teerfarbftoff, der in der
Färberei verivendet wird.
beordern, dtſchfr. (vgl.Order) befehligen, anweiſen,
beauftragen.
Be-Quadrat, n.Tont. das vieredigeB, das Wieder-
herſtellungszeichen, welches eine erhöhte oder er-
niedrigte Note auf die De Stufe zurüditeltt.
bequartieren, diich.fr. (vgl. Quartier 2c.)mitTrup-
pen belegen.
Beraͤcha, n. hebr. ein Lob- u. Danfgebet der Juden.
Berat, m. türk. ein ee der türk. Pa⸗
ſchas und Statthalter; vgl. Barat.
Berber-Baſchi, m. türk. (v. per. berber, Barbier,
und türk. basch, Kopf, Oberhaupt) der Oberbarbier
des Sultans.
Berberei, f. das Land der Berbern (d. i. arab.
Landbewohner, entgegen ven Mauren al3Städte-
bemohnern), eines von den Arabern abjtammenden
Volkes in Nordafrika, der nödlichite Teil von
Afrika, vgl. Barbarei.
Berberis, f., Berberisſtrauch, m. od. Berberiße,
f. (nl. berberis, v. arab. berbäris) der Sauerdorn,
Eſſigdorn; dah. Berberidden, pl. eine Pilanzen-
familie von beeren= od. nußtragenden Sträuchern;
Berberine, f. eine gelbe Farbe aus der Wurzel
der Berberige.
Berea, f. it. eine Feine Schiffsfanone in Geftalt
einer Schlange.
Bercan, ſ. Berfan.
Berceau, m. fr. (jpr. beröh; v. bercer, prov. bur-
sar und bressar, wiegen) eig. eine Wiege; ein Ge—
wölbbogen, Bogengang; Yaubengang.
Berechnthie, f. ein Beiname der Eybele, f. d.
Berenice, f. gr. (Berenik&, mazedon. ft. Pherenikz)
weibl. Name: die Giegbringerin; Name der Ge-
mahlin des ägypt. Königs Ptolemäus Euergetes
im 3. Jahrh. v. Chr., deren ſchönes Haupthaar im
Zempel der Aphrodite al3 Weihgejchenf nieder-
gelegt und ſpäter unter die Sterne verſetzt wurde;
dab. da8 Haar der Berenice, ein Sternbild am
nördl. Himmel.
Bergamaͤsken, pl. Einwohner der Stadt u. Land-
ihaft Bergamo in Stalien; Bergamdsta, f. it.
oder Bergamaske, f. fr. (fpr. mdsf) ein ital.
Berfaglieri
Bauerntanz; Bergamedes, pl. Bergamiſche Wand»
teppiche.
Bergamötte, f. it. (fr. bergamot, it. bergamotto,
m. u. pera bergamotta, f. v. türk. beg-armudi, d.i.
Fürſtenbirne, v. beg, bei, Fürft [f. Beg], u. armud,
Birne) 1. die Füritenbirne, eine edle Art Birnen,
melche aus der Türkei nad) Stalien verpflanzt und
von da zu und gefommen jein fol; 2. die Berga—
mottsZitrone, die birnförmige Frucht des VBer-
gamottbaums, eine der Zitrone ſich nähernde Ab—
art der Bomeranze, aus deren friichen Schalen Die
berühmte Bergamötteſſenz oder das Berga-
möttölin Italien und Frankreich gewonnen wird;
3. im Altertum Name eines wohlriechenden harten
Holzes, aus dem namentlich feine Hausgeräte her-
geitellt wurden.
Bergerac, m. fr. (fpr. berſcheräk) ein angenehmer
franzöfiicher Wein, von dem gleichnamigen Bezirt
an der Dordogne.
Bergere, f. fr. (jpr. berfhähre) eig. eine Schäferin
(v. berger, Schäfer, ml. bergarius, entjt. aus ber-
bicarius, v. berbix, fr. brebis, Schaf =. vervex);
ein gepoliterter Ruheſitz, bequeiner —— auch
ein einfacher — Bergerette, f. fr. (pr.
berſch'rett') eig. junge Schäferin; Schäfertranf, ein
Getränt aus Wein und Honig; Bergerie, f. die
Schäferei; auch Schäfer-Lied und «Tanz
Bergregal, |. regal. Et
Beriberi,n. eine ſchwere Blutkrankheit im nördlichen
Afrika, mit Hautgeſchwüren und Lähmungen ver-
2 (kommt auch in Auſtralien und Oſtindien
vor).
Berkan, ın. (it. barracano, fr. bouracan, ſpan. bar-
ragan, mittell. barracänus, arab. Urſprungs; vgl.
Barchent und Barrakan) ein aus Ziegenhaar und
Wolle gewirktes Zeug. N
Berkowetz oder Berkowitz, n. ruſſ. (berkowez) ein
ruſſiſches Schiffspfund — 10 Pud = 400 ruſſiſche
Pfund —= 163,805 kg. i
Berlide, j. brelic.
Berline, £. fr. ein im 17. Jahrh. in Berlin erfun-
dener bedeckter Reiſewagen, welcher zurüdgeichlagen
werden fann, Berliner Wagen; nad) ital. Gebrauch
(berlina) auch 1. der Pranger, 2.der Mokierſtuhl
in dem befannten Seielichaftsfpiel; Berlingot
od. Brelinnot, m. fr. (ſpr. —längsh) ein Berliner
Wagen ohne Korderfiß, halbe Berline.
Berlingözza, f. it. (vgl. berlingare, viel plaudern;
ſtark eſſen, ſchmauſen) Bauerntanz; Berlingoͤzzo,
m. it. eine Art Eierkuchen.
Berlodfe, f. (fr. breloque), da3 Uhrgehänge, An—
hängjel; vgl. Brelogque.
Berme, f. fr. (vom deutijhen Bram, Brame,
Bräme, engl. brim, Rand) ein Wall-Abſatz, Wall-
gang außen am Fuß des Walles.
Berne, £. fr. 1. eine ausgejpannte Flagge, durch
welche die Schiffsmannſchaft vom Lande an Bord
zurüdgerufen wird; 2, ein Prelltuch, um jemand in
die Luft zu ſchnellen — ein alt-franzöſiſches Spiel.
bernesf, it. (bernesco) in der Weiſe des ital. Dich—
ter3 Berni (der den verliebten Roland des Bo-
jardo überarbeitete): launig, jcherzhaft.
Bernhardiner, Bernhardinerinnen, = Bilter-
zienjer (f.d.), nad) dem heiligen Bernhard von
Clairvaux (im 12. Jahrh.) benannt.
Bernoiie, f. fr. ¶ pr. —nodhi’) Berner Fang,
Berri, m. ein früheres türk Wegemaß — / Agatſch
oder Farſang = 1667 m. }
Berjaglieri, pl. it. (pr. —alljeri; v. bersaglio, Biel,
Scheibe) die Scharfſchützen im italienischen Heere.
Berjerler
Berferfer, m. altuord. Fabell. (vom altnord. ber-,
Bär, u. serkr, Kleid, Hemd, Banzerhemd; alfo eig.
Bärenkleid) ein gefürdhteter Kriegsheld, der uns
geharnifcht, nur im Bärenkleid, in den Kampf ging,
und defien zwölf Söhne, ſämtlich durd) rajende |
Wut im Kampf ausgezeichnet; überh. Krieger, die
durch Rauſch oder voritbergehende Rajerei in Wut:
gefegt kämpften; dab. Berferfergang, ein ſolcher
Kampf; Berjerferwut, wilde Kampfwut, Zorn—
wut; Berjerferhaft, zornwütig. |
Bertinifhe Knochen, die Hörner des Keilbeing,
nach dem franz. Arzte Bertin benamtt.-
Bertram, m. (au3 birtron, und diejes aus dem gr.
yröthron, von pyr, Feuer, wegen ihrer hitzigen
Beichnffenkeit; nicht zu verwechſeln mit dem rein
deutſchen Namen Bertram, d. i. beraht-hraban,
Slanzrabe, Brachtrabe) die Bertramfamille, Geifer-
wurz, das Mutterfraut (Chrysanth&mum parthe-
nlum); die Wurzel (Bertramsmwurzel, radix
pyröthri) von ſcharfem Geſchmack und der Kamille
ähnlicher Heilwirfung. |
Beryil, m. gr. (beryllos, von präfritiid): veldriga,
ſanskr.: vaidürya) = nl. Aquamarin, der Meer⸗
waſſerſtein, Meergrünftein, ein durchlichtiger, gelb-
lichgrüner oder meergrüner Edeljtein aus der Gat-
tung Smaragd; Beryllium, n. oder Glyeium, n.
ein von Wöhler 1828 zuerit dargeſtelltes eigentiim-
liches Metall, das mit Saueritoff verbunden die
von Bauguelin 1797 im Beryll entdedte Beryll⸗
erde (Glycinerde od. Süßerde)bildet; Berylliſtit,
f. die Kunſt, in einem Zauberfpiegel (aus Beryit) |
die Zufunft vorherzujehen.
Beſaͤn-Maſt, m: niederd. und holl. Hintermaft (ge-
‚hört zu engl. mizzen, fr. mizaine, it.mezzana, da3
eigentl. Mittelmajt bedeutet und vom I. medius
herfommt); a seael (doll. bezaan), das Se-
gel an diejem, Hinterjegel. —
Beſchli, pl. türk (von baschly), hauptſächlich, und
dieg von basch, Haupt) eine Art Freiwilliger zu
Pferde, Leibwache des Großvezierd.
Beichlif oder Beslik, m. türk, überh. das neuere
|
|
türkiſche Gold und Silbergeld (jeit 1829), insbeſ.
eine Silbermünge (Fünfer, —— ———
z Mk. |
genannt) zu 5 Biajtern = 0,8983 Mk.
Beſchores, |. B’ihores. |
Besdin, n. (hebr. eig. beth-din, Gerichtshaus, ein |
jüdiiher Gerichtshof, Judenrat. ..
Beſeda, f. eine böhmiſche Quadrille, Nationaltanz |
der jeineren böhmijchen Geſellſchaftskreiſe; Geſang⸗
verein.
Beſemſchon, m. (Beſenſchaum) Wbzug für das, was |
beim Ausleeren der Kijten oder Faͤſſer in diejen |
hängen bleibt (befonder3 bei Rohzuder). l
Beicitan,, m. (peri. basistän, 393. aus bassäsistän, |
v. arab. bassas, ein Händler od. Kaufmann) in der |
Türkei: der öffentliche Markt (Bafar); die Plätze
der Kaufmannsbuden in Konjtantinopel. |
Befogne, f. fr. (fpr. b’jönj’; it. bisogna) Geſchäft,
Bejorgung; Befoin, n. (ſpr. b’joäng; it. bisogno) |
edürfnis, der Bedarf, die Not; au besoin |
(pr. o b’joäng), nötigenfalls; Kfipr. adresse au |
das B
besoin, Not- oder Hilfö-Adrefje, d. i. Anweiſung
eines Wechſels an einen Dritten, falls der Bezogene
die Annahme desfelben verweigern follte. Bi
Befiemer-MetHode, f. ein vom Schweden Beffe-
mer in London erjundenes Berfahren, zur Ent-
fohlung und Reinigung des Roheiſens dürch Ein-'
blajen von heißer Luft; daher VBeifemer-Metall, |
Beilemer- Stahl 2c.;. Befjemer=Birne, f. das
Heyſeb Fremdwörterbud. 21. Aufl.
1 Betulin, n. nl. (vom
Beurtſchiffe
Gefäß, in welchem die — erfolgt; Beſſe⸗
mer⸗Prozeßz, m. das Beſſemer-Röſtverfahren.
Beſteder, m. niederl. der Schiffsbaumeiſter od.-herr.
: Beitie, f. I. (bestia) ein wildes Tier (in der Rſpr.
bejtimmter Gegenjaß zu den Haustieren); ein Un-
‚tier; auch: ein nmenkö; bejtiälifch (1. bestiälis,
e), unmenſchlich, viehiſch; Beftialitieren, barb.-l.
zum Vieh machen, vertieren; Bejtinlität, f. nl.
rohes, viehiiches Betragen; bestiarii, pl. Tier-
fümpfer im alten Rom; Bete, f. fr. (fpr. bäht';
urjpr. beste =. bestia) od. Veeft, n. engl. (ſpr.
bihjt) ein Vieh, Rindvieh; unvernünftiger Menſch,
Dummkopf; höte noire (pr. —nodhr), eig. ein
jchwarzes Tier, d. i. ein Menſch, den alle Welt
daßt, ein Abſcheu; die Bete, Kartenſp. die Spiel-
5— der Strafſatz, der Einfaß oder da3 Geld des
erlierenden; die Bete ziehen, den Saß od. das
Spiel gewinnen; die Bete machen oder jeßen,
jein Spiel verlieren oder labet werden; Betife,
f. die Dummheit, Albernheit.
Beteigenze (Batagenze), richtiger VBedelgenze
(arab. bed feig. -ibt)-el-dschauzä, Schulter des
Orion; vgl. Elgeuze), ein Stern erfter Größe im
Orion (j. d.). | >
Betel, m. oder Betelpfefier (piper betle L., male-
bar. beetla-codi), ein Rankengewächs in Oftindien,
nit rotjaftigen, bittern und wohlriehenden Blät-
tern, die man, mit Areka gemijcht, zum. Kauen ir
Büchſen und Beuteln bei fi) führt; vgl. Areka.
: Betha, Bethe, Abkürzung von Elifabeth.
Betiſe, ſ. Beitie. |
Beton, m. fr. (fpr. —töng; frz. beton, mittellat.
. betunium, v. l. bitümen, Erdharz, prov. betum,
— betun) Gußmörtel, eine aus hydrauliſchem
Mörtel u. Ziegelſtücken od. Kieſelſteinen beſtehende
Maſſe, die anfänglich weich, darauf ſelbſt unter
dem Waſſer erhärtet und Bauwerken zur feſten
Unterlage dient; daher Gründung auf Beton;
Heilk. die erſte dicke und trübe Milch nach der Ge—
burt; Gifeubeton, m. Eijengußmörtel.
Betonie, f.(l. betoniea; urjpr. feltifch: bentonica,
aus feit. ben, Kopf, und ton, gut, d.i. Mittel für
den Ropf, nämlich in der Form eines Schnupfen>
mittels) eine — mit großen dunkelroten oder
fleiſchfarbenen ꝛc. Blumen.
Betti, f. weiblicher Perſonenname, ah bon
Elijabeth und Babette, auch Bettine; in englilcher
Form: Betty. ’
| Bettiponde, j. Spon
113
Dei
I. betüla, Birke) der Birfen-
fampfer, ein aus der Birkenrinde ausgejchiedener
eigentüntlicher Pflanzenſtoff.
Beunde, f. (mhd. biunde, althd. biunt, freie, einge-
hegtes Grundſtück, verwandt mit mitielniederd. bi-
wende, d. i. eingezäunter Plaß, eig.: was ſich her-
ummindet, Zaun) ein Brivatgrundjtüd.
| Benrre, m. ft. (fpr. böhr; I. butyrum) Butter; h.
à la maitre d’hötel, Beterjilienbutter; b. & la
ravigote, Rräuterbutter; b. d’anchois, Sardel-
fenbutter; b.de Montpellier, Kräuterbutter (mit
DD; Beurrd, m. fr. (pr. böreh; von beurre, m.
Butter) die Butter oder Schmalgbirne; Beurrd-
blanc, m., gew. f. (fpr. börehblang) die. weiße But-
terbirne; Beurregris (pr. börehgrih), die graue
Butterbirne. :
Beurtſchiffe (pr. bört—; vom holl..beurt, Reihe,
Ordnung), holländische kaufmänniſche Poſtſchiffe,
Rangichiffe, die der Reihe nach zu gemiflen Zeiten
ab⸗ und zufahren und das Vorrecht haben, Güter
‚und Berjonen nach gewiſſen Städten und Gegenden
8
114 Beutel
zubringen; Beurtmann vd. Beurtſchiffer Nang- |
Ihiffer, Eigentümer eines ſolchen Schiffes.
Beutel, m. dtich. (als Überfegung des türk. Wortes
Kize, Kiſeh, Kefer) eine türkifche Summe von
500 Biaftern oder Guruſch = 89,885 Mark. Der
Beutel Gold (bei Geſchenken des Sultans) ent-
hält 30000 Piaſter = 5390,7 Marf.
Bevñe, k. fr. (pr. bewüh'; entftanden aus bes-vue,
von dem romanischen, urfpr. keltiſchen bes-, bis-,
ichief=, fehl, und vue) ein Berjeben, Fehler aus
Unachtſamkeit, Mißgriff.
Bewindhebber, m. holl. (von bewind, Verwaltung,
Auficht)derBorfteher einer Hol. Schiffsausrüftung
oder Handelsgejellichaft.
Biris, f. av. (von bössein, duften) dev Huften.
Bch, |. Bei
Bezette, £. (pr. z wie ſ, gewöhnl. pl. ee m.ı
(bezettes) vote Schminke, ſpaniſcher Flor, mit
Eochenille ſtark gefärbte zarte Leinwand, Schminf-
läppchen zum Rotſchminken und von den Buder-
bädern zum Färben ihrer Waren gebraudt.
Besiers, m. fr. (fpr. beijeh) eine Art weißer Bor-
deaur- Weine von dem gleichnamigen Bezirk im
Departement Herault.
Bezöar, m. (fr. bezoard, arab. bäzahar, bädizahr,
vom perf. bädzahr, pädzahr) eig. Gegengift, der
Bezoarſtein, Ziegenftein, ein fteinähnlicher Körper, |
der jich in den Magen verjchiedener Tiere, 3.8. der
Bezovar-Antilope, auch Paſan —
findet und ehem. als ſchweißtreibendes Heilmittel
gebraucht wurde; Bezoardica, pl. nl. Gegengifte.
bi«, I. in Zuſammenſ., |. bis.
Binifement, n. fr. (pr. biäf’mdng) f. (von biaiser,
ſchräg od. schief gehen; biais, Schien die Kriimmung,
das Abmweichen von gerader Linie; Ausweg, Um-
ſchweif, Winkelzüge; biaiſieren, von der geraden |
Linie abweichen.
Biamböoͤnies, pl. oſtind. Gewebe aus Baumbaſt.
bianco, it. = fr. blane. ?
Biandrie, f. L.-qr. (v. lat. bi- für bis, u. gr. aner,
Gen. andrös, Mann) die Zweimännerei, da3 un-
geſetzliche „gleichzeitige Verheiratetſein einer Frau
mit zwei Männern. |
biapikuliert, nl. (v. bi- für bis, u. apiculus, Verkl.
von apex, Gipfel) ziweigipfelig, zweiſpitzig.
Blarchie, f. L-gr. (v. [. bi- für bis, f. d., u. gr. arche, |
Herrſchaft) die Doppelberrichaft, das gleichzeitige
Regieren zweier Herricer.
Bidrde, f. eine von Biard erfundene Webmaſchine.
biartifultert (1. Artikel), Doppelgelenfig.
Bidije, £. fr. vohe levantijche Seide.
Bibale, bibamus, Bibar, |. bibere.
Bibel, f. gr. (biblos, f., biblion, n., Buch, pl. biblia,
woraus im Deutjchen die Bibel als Sing. ent-
ſtanden tit) die heilige Schrift, eig. die heil. Schrif-
ten, l. biblia sacra; biblia pauperum, Armen—
bibel (dte auf 50—60 Tafeln Darjtellungen aus
der Bibel mit Erflärungen enthält); Biblizität,
f. die Bibelmäßigfeit, Schriftmäßigfeit in Predig—
ten; Bibliognoſie, f. die Bücherkunde; Biblio—
gnöft, m. ein Biiherfenner; Bibliograͤph, m. gr.
ein Bücherkundiger; Bibliographie, f. Bücher-
funde, innere und äußere Kenntnis und Beſchrei—
bung von Büchern, alten Handichriften 2c.; biblio—
graͤphiſch. bücherkundlich; Bibliolatrie, f. die
Bibelanbetung, Bibelvergötterung; Bibliolithen,
pl. gr. Blätterabdrüde auf Stein; auch die durch
vulkaniſche Ausbrüche verfohlten Handichriften ;
Bibliologie, f. gr. 1. die Lehre vom Bücherweſen,
Bicho
Bibel; auch wohl Abhandlung über Bibelausgaben;
Bibliomaͤne, m. gr. ein eifriger Bücherſammler,
Büchernarr; Bibliomanie, f. die Bücherſucht, beſ.
die Jagd nach ſeltenen oder durch zufällige Umſtände
merkwürdigen Büchern; Bibliomantie, k. gr. das
Weisſagen aus aufgeſchlagenen Bibelſtellen; Bi⸗
blivphit. m. gr. ein Bücherfreund; Bibliophilie,
f. die Bücherliebhaberei; Bibliopöte, f. die Kunſt
Bücher zu fchreiben, Sihriftftellerei, auch Buch⸗
‚macherei; Bibliopdla, m. ein Buchhändler; bi—
bliopdliſch. buchhändleriſch; Bibliorhapt. m.
(vont gr. rhäptein, zuſammenfügen, nähen, fliden)
Sammelmappe; Bibliotaͤph, m. gr. ein Bücher-
vergiaber, Bücherbeſitzer, welcher diefelben nicht
gern mitteilt; Bibliothẽt, f. gr. (bibliothek6, von
thaks, Behältnis, [.bibliothöca) Bücherei, Bücher-
mama Bibliothekär, m. der Verwalter oder
oriteher einer Bibliothek, Buchwart; Biblio—
thelographie, f. die Wiſſenſchaft von dem Büche-
reiweſen; freie Öffentliche Bibliothek, nad) eng-
liſchem und amerifanischem Vorbild eingerichtete
Volksbibliothek, die nicht nıre fiir Arbeiter, fondern
auch für Schriftiteller, Künstler, Gelehrte, Beamte
uſw. bejtimmt ift und demnad Literatur für alle
Kreife einer Nation darbietet (engf. free public
library); bibliotiſch, ſchriftmäßig; Bibliſt, m.
ml.(biblista) ein Bibelerklärer, Bibelkenner; einer,
der ſich bloß an die Bibel hält, ohne Rückſicht auf
Tradition; Bibliſtik, f. die Bibelkunde.
biböre, l. trinken; bibere ad numẽrum, beim Ge-
ſundheittrinken eine beſtimmte Anzahl Becher leeren;
bibẽro ad nomen, nach dem Namen trinken, oder
b. Graeco möre, nach griechiſcher Sitte trinfen,
mern man auf jemands Wohl fo viel Becher trinkt,
als fein Name Buchſtaben enthält, oder man ihm
noch Lebensjahre wünfcht; bibe, trink! bibamus,
laßt und trinken! getrunfen!; Bibäle, n. nl. ein
Trinkgelag;pl.Bibalien, Trinfgelage;aud Trin!-
gelder, = Sporteln; Bibax od. verkl. Bihnch-
fus, m. l. ein Zecher, Zehbruder; Bibacität, £.
nl. die Trunkſucht; Biberon, m. fr. (ſpr. —töng)
ein Trinker, Zecher; auch eine Saugflajche.
Bibernelfe, f. (hol. bevernel) Name einer Pflanze,
— Bimpinelle, ſ.d.
Bibi, m. ein Frauenhut mit Fleinem Schirme; auch
ein Männerhut mit ſchmaler Krempe.
Bible-communists, m. pl. engl. amerifan. An—
bänger der Oneida-Commune, ſ. d.
Bibliognojie 2c., — Bibliſtik, |. Bibel. |
Biblolithen, pl. gr. (von biblos, Baumrinde, Baſt)
Baumrinden-Berfteinerungen.
Bicamerismus, m. nl. (von bi-, f. bis, u. camera,
Kammer) das Zweikammer-Syſtem in der Staats-
regierung. N
Bicephalium, n. I.-gr. (von bi-u. dent gr. kephäle,
Kopf) Heilt. eig. ein Doppeltopf, eine große Kopf-
Geihwulit; Bieephäfiich, doppeltöpfig; Wireps,
m. l. (von bi- u. caput, Stopf) zwei⸗ oder doppel⸗
föpfig, mit zwei Gefichtern, Beiname de3 Janus;
Heilf. der zweiköpfige Muskel am Oberarm.
Bieötre, n. N (ſpr. bißät'r) ein Spital und Irren—
Haus bei Paris urfpr. ein vom Biſchof Johann von
Wincefter erbautes Schloß, und daher der Name,
Biche, k. fr. (fpr. bihſch') eig. Hirſchkuh, Hindin; ein
Freudenmädcden. h
Bichet, m. ( or bifcheh) ein altes franzöſiſches Korn⸗
maß, Scheffel.
bichlorätum cupri, I. Scheidef. doppeltes Chlor-
| kupfer.
2. Lehre von der Überlieferung und Bedeutung der | Bicho, m. ſpan. (ſpr. bitſcho) und port. ein Daut-
Bichon
wurm; bicho del culo, eine dadurch ‚erzeugte
Krankheit in Peru, Brafilien :c., beitehend in
‘ brandiger Berderbnig des Afterd. :
Bichon, m. fr. (ſpr. biſchoͤng; abge. fiir babichon,
- Heiner Hund. und dies von babiche, Heine Hündin)
ein Schoßhündchen; bichonniert, lodenhaarig.
Bihromat, n. doppeltchromſaures Salz.
Sicinium, n. [. (von bi- u. can£re, fingen) pl. Bi⸗
cinien, Tonf, ein zweiltimmiges Singjtüd, =
Duett; auch ein Tonftüd für zwei Trompeten od.
Hörner; bieölor (vgl. color), Bot. zweifarbig; bi⸗
tonfad, ni. (vgl. konkav) auf beiden Seiten Bohl-
rund; bilonver, auf beiden Seiten runderhaben.
Bicoque, £. fr. (jpr. — ESP; ital. bicocca, ſpan. und
lebe) eine fchlechte Kleine Feſtung, elendes
Städtchen, Neft. | ’
Bicorniger, m. zwei Hörner tragend, der Zwei—
hörnige, Beiname des Bacchus (von Iat. cornu,
Horn), |. Bilornen.
bieqnetieren, |. bifettieven. =
Bichele, m. fr.engl. (ſpr. bißickl' oder bat-Bidl; v.
Y. bis, zweimal, u. cyclus, Kreis, Rad) ein Zwei—
rad; Bicyelift, m. der Zweiradfahrer, Radfahrer.
Bidactijlus, m. lat.-gr. (vgl. Daktylus) ein zwei⸗
sehiger Bogel; Bidens, ın. I. (bidens, ziveizähnig)
ein ziweizadiger Haken; auch eine Pflanze: der
Bidell, (Bed ell. Zweizahn.
Bidcry, n. engl. (fpr. beidri), eine Metallmifchung
aus Kupfer, Zink, Blei und Zinn, die gu ſchwarzen
mit ®old- und Silberzeichnung ausgelegten Guß⸗
waren verarbeitet wird.
Bidet, ın., gew. n. fr. (fpr. —deéh; it. bidetto) ein
Klepper, Heines Pferd; eine Kleine et od.
Blechwanne (bei Wafchungen der Frauen ange—
wandt), Frauenbeden, Badefchemel; ein Sitzbad;
Schraubited, Feilkolben.
Bidũum, n. I. (von bi- und dies, Tag) eine zivei-
. tägige Friſt; intra bidüum, binnen zwei Tagen.
Bi-ce, d. i. die Abfürzung B. A., m. engl. ein Ba-
chelor of Arts (fpr. bätjieh’U’r), = Bakkalaureus
(f. d.), in England der unterfte afademifche Grad,
der nach mindestens dreijähriger Studienzeit durch
eine Prüfung erreicht wird.
Biclopaichst, pl. rufi., j. Belopaſchzen.
bien, fr. (biäng; = I. bene) twohl, gut; als Hauptw.
das Wohl, Gut; bien publie,n. (pr. —pilblit) das
öffentliche Wohl; Bienfaiſance, f. fr. (pr. —fä-
fangh’) die Wohltätigkeit; Bienfaiteur, m. (pr.
—jätöhr) der Wohltäter; Bienſeance, f. ft. (fpr.
— biängßecingß') Wohlanſtändigkeit; Bienfeant
(fpr. —Bedng), wohlanftändig, Ihidlih; Bien—
beillance, f. fr. pr. —wejdng’) Wohlgewogen-
heit; bienbeillant (pr. — twejang), wohlgewogen;
bienvenu (jpr. biängw'nüh), willfommen.
Biennial, n. engl. pr. baienneöll), zweijährig;
Bferderennen, bei dem die abgeichlofjenen Bedin-
gungen zwei Jahre gelten.
Bienninm, n. I. (von bi- u. annus, Sahr) ein Zeit-
zaum von zwei Jahren; Biennäl, zweijährig;
Biennalien, pl. zweijährige Pflanzen.
bien pubiie, Bienfdance, bienvenu, j. bien.
Bieiter, ſ. Biiter.
Bifang, m. (vom althochd. bifangan, befangen, ein—
ſchließend umgeben) ein jchmales, gleichſam einge-
grenzte3 Aderbeet zwiſchen zivei Burchen; ein ein-
gefriedigtes Feld; auch ein beftimmtes Feldmaß.
biferiich, I. (bifer, v. bi- u. ferre, tragen) zweimal
Im Jahre Frucht rragend od. blühend; bifidriſch,
nl. (von flos, Gen. floris, Blüte) zweiblütig; Bi—
doftum, n. ııl. (v. folium, Blatt) dag Zweiblatt:
Bilarbonat 115
bifoͤliſch, zweiblätterig; hifoörm, I. (biförmis, e)
doppelgeftalti ‚ zweigeitaltig; Biformitat, f. nl.
‚die Doppelgeftalt.
Bifilär, I. (v. bis, zweimal, und filum, der Faden)
zweifädig, an zwei Fäden hängend; Bifilär-Ma—
anetometer,m.ein horizontal an zwei Fäden auf-
gehängter Magnetitab, der als Magnetfraftmeffer
dient und mit Hilfe deffen die Veränderungen in
der Stärke de3 Erdmagnetismug erfannt werden,
— netkraftmeſſer; Bifilarwickelung,
Zweifadenwickelung, bei der der elektriſche Strom
Die Windungen in entgegengeſetzter Richtung durch-
läuft und nach außen hin feine eleftromagnetifchen
Virfungen ausübt.
Bifrons, m. l.(von frons, Stirn) der Doppelftirnige
Deiname des Janus.
Bifröſt, altnord. (v. bifa, bebei, zittern, und röst,
Strede, Meile) Fabell. die Negenbogenbrücde,
twelche den Himmel mit der Erde verbindet.
Bifurkation, f. nl. (v. I. bifurcus, zweizadig, von
bi- und furca, Gabel) die gabelfürmige Spaltung
in zwei Aſte oder Baden, Gabelung.
Biga, f. 1. (zgez. aus bijuga, dv. jugum, Soc, Ge-
ſpann) ein Zweigeſpann.
Binado getrocknete Puppen von Seidenraupen (als
Sogelfutter verwendet).
Bigamie, f. L-gr. (von bi- u. dem gr. gamos, Ehe)
die Doppelehe; bigaͤmiſch, Doppeltvermählt; Bi—
gamijt, m. der Main zweier Frauen (mie der Graf
von Sleihen); Bigamiftin, f. eine Frau, die zwei
Männer zugleich hat.
Bigarade,f.fr.(fpr.bigardd) die bittere Pomeranze.
bigarrieren, fi. (bigarrer, v. nl. bivariäre, v. bi-
varjus, zwiefach verichieden; oder von dem roma-
nischen, uͤrſpr. keltiſchen bes, bis, jchief, und carre,
Biered, aljo mit unregelmäßigen Vierecken) bunt-
ſcheckig machen, malen oder auszieren; bigarre,
buntichedig, fprentelig; Bigarrüre, f. das Bunt-
icheefige; Bermifchung edler und unedler Ausdrücke
im Sprechen und Schreiben; Bigarreau, m. (ſpr.
bigarröh) oder Bigarelle, f. die ſpaniſche Kirſche
oder bunte Herzkiriche.- | *
bigeneͤriſch, I. (bigener, v. bi- u. genus, Geſchlecht)
zweigeſchlechtig, zwitterhaft.
Biglietto, ın. it. (pr. biljetto; vgl. Billett) ein Brief—
chen, auch Schein, bei. Papiergeldichein, 3. B. bi-
glietto di einque (fiorini), ein Fünfguldenſchein.
Bigmouth, n. engl. (jpr. bigmaußh, von big, groß,
did, und mouth, Mund, Maul) Großntaul.
Bignonia, f. eine nach dem Abbe Bignon benannte
Pflanzengattung, bei. B. catalpa, ver japanijche
Trompetenbaum.
Bigoͤnzio, Bigonzo, m. it. (v. bigoncia, Kübel) ein
älteres italienijches Weinmaß = 50 1.
bigoͤtt (erit im Nhd. aus fr. bigot entlehnt und in
der Schreibung an das deutiche Gott angelehnt)
ſcheinheilig, frömmelnd; ein bigotter Menſch od.
- Bigot, ein Frömmler; eine Bigote od. Bigotte,
Betichweiter; Bigotterie, kFrömmelei; bigottie—
ren, barb.A. frömmeln; Bigottismus, m. (fr.
bigotisme) der Hang zur Frömmelei.
Bijon, m. u. n., pl. Bijoux, fr. (pr. biſchüh; dv. 1.
bi-, bis, und joyau, f. Sumel) das Kleinod; mon
hijou (er. mong—), mein Kleinod: daher Mon-
bijou, Name von Ruftichlöffern; Bijonterie, f.
Schmuckware, Befchmeide, Koſtbarkeiten; nament-
lich Heinere Schmuckſachen, auch: Schmudwaren;
Schmucdwarenhandel;B.-Urbeit, Shmud-Arbeit;
Bijontier, m.(fpr. bijyutjeh) der Schmudhänöler.
Bikarbongat, n. doppeltfohlenjaures Salz; bicar-
8*
116 bilettieren
bönas enlicus od. potassae, I. Scheidel. doppelt⸗
fohlenfaures Kali; b. natricus od. sodae, dop⸗
peltfoblenfaures Natron.
bifettieren, fr., Gold oder Silber auf der Schnell«
twage (frz. biquet, m.) abwägen; faliche Münzen
Bilonjugiert, Doppeltgepaart.
Bitornen, pl. lat. (von fat. bi-cornis, zweihörnig,
von cornu, Horn) zweihörnige Tiere; bikorniſch.
doppelhörnig. F
Bilance (ipr. bilaͤngß) od. Bildnz, f. (it. bilancio,
m.,v.fr.bilan,m.,it.bilancia, Wage, Gleichgewicht, |:
Billett, n. fr. (fpr. biljett; Verkl. v. norm.fr. bille
u. dies dv. 1. bi-lanx, vgl. Balance)Kfipr. die Ver⸗
gleihung der Einnahme u. Ausgabe beim Schluß
einer Rechnung, die von Zeit zu Zeit vorgenom-
mene Schlußrechnung oder Ausgleichung von Ge—
winn und Verluft, der Überjchlag, Rechnungsab-
ihluß; Vermögensausweis; auch: die Saldie-
runlg, der Saldo; bilanzieren, jih ausgleichen,
fich heben; abfchlicgen; Unterbilanz, Tehlbetrag.
Bildänder oder Bylander, m. (vgl.
Binnenländer, ein fleines zweimajtiges Yahrzeug
zum WVarentransport auf Flüſſen u.Binnenmeeren.
Bilateräl, nl. (v. bi- u. latus, Gen. latöris, Seite)
zweifeitig, nach zwei entgegenjtehenden Seiten zu
gerichtet; Bilaterälsfontraft, n. ein gegenfeitig
verpflichtender Vertrag.
Bilboquet, m. vd. n., fr. (fpr. bilbokeh; von bille,
ſ. d. u. altfr. boquet, bochet, Heiner Mund, Heine
Höhlung, um den Ball wie in einem Becher auf-
gufangen) ein Sn eünger, ein Spielwerfzeug; ein
echerjpiel; ein Gaufelmänncdhen oder Steh-auf;
ein Holz; zum Goldauftragen beim Vergolden.
Bildam, m. hebr. Name: ein Volksbeſieger; Ver-
winjcher, ein von den Moabitern zur Verfluchung
Iſraels berufener Prophet; über ihn und feine
redende Ejelin vgl. 4. Mof. 22 u. 23.
Bilge, m. engl. (Ipr. bildieh, von bilge, Bauch eines
Faſſes, flacher Boden in der Mitte des Schiffes) Kiel-
Bilimbi, ſ. Averrhoe. [raum eines Schiffes.
Bilinguifch, lat. (bilinguis, von lingua, Zunge,
Spradje) ziweilprachig, zwei Sprachen redend; auch
99
bilis, f. l. die Galle; atra bills, ſchwarze Galle (vgl.
Atrabilität u. Melancholie); biliär oder biliär,
nl. die Galle betreffend; Bilids (I. biliösus, a, um,
fr. bilieux), gallſüchtig; Bilin, n. Sceidel. der
Hauptbejtandteil der Galle; vilifnivin. n. ıl.
(fulvus, rotgelb) das Gallengelb, der rotgelbe Sarbe-
ſtoff der Galle; Biliverdin, n. l.-fr. (verd, grün)
das Gallengrün, der grüne Farbſtoff der Galle.
Bin, f. engl. (normal-fr. bille, mi.billa, Nebenform
zu bulla, d. i. Urfundenfiegel, befiegelte8 Blatt,
nicht v. libellus) Gefegantrag, Gejegentwurf, der
erjt nach dreimaliger Borlefung und Billigung in
beiden Häuſern ald Barlament3afte dem König
vorgelegt wird; in weiterer Bedeutung überhaupt
Heine Schrift, Schreiben (Billett), Schein,
Wechſel 2c.; bill of complaint (fpr. fomplehnt)
oder indietment, die Klageichrift; b. of credit,
Bürgebrief, offener Wechſel; b. of exchange ({pr.
ekstſchehndſch) Wechjelbrief; b. of exchequer, ſ.
Erdheguerbill; b. of lading (ipr. lehding),
Frachtbrief, Ladeihein; b. of mortality (jpr.
— mortelliti), ein Totenſchein; eine Sterbelifte; b.
of privilege (jpr. priwwiledſch), ein Berhafts-
befehl gegen Anwälte und Gericht3perjonen; b.
of rights (pr. —reits), die Nechtsverbriefung,
engl. Zreiheitsurfunde vom Jahre 1688.
Bill, m. (engl. Eigenname: Abkürzung von William,
eigentl. = Bil), Willy, Wilhelm.
lausſchießen.
ellande) holl.
bimembriſch
Bille, £. fr. (ſpr. bij’; it. biglia) eine kleine Kugel
von Stein, Marmor ꝛc.; bef. die elfenbeinerne
Spielkugel od. der Spielball zum Billard; Billard,
n. (ſpr. bijähr, gew. billjard) die Balltafel,. das
Balltafelipiel (erfunden in Sranfreihim17.Jadrh.);
billardieren (fr. billarder), beim Billardſpiel den
Ball bei einem Stoße mit dem Qucue zweimal be-
rühren, auch beide Bälle fprengen; von Pferden:
bein: Gehen die Borderfühe auswärts werfen.
— — n. frz. (pr. bijedůh), ein ſüßes Brief-
chen, ein Xiebegbriefchen.
= engl. bill) ein Briefchen; ein Schein, Zettel;
Eintrittskarte; Fahrſchein, Fahrkarte; Einquartier-
od. Verpflegeichein, Hauszettel; in der Handl. ein
Schein, Shuldichein, Handichein über eine Schuld,
aud) ein os; billet A ordre (ſpr. —ord’r), ein
eigener, d. i. an den Ausſteller ſelbſt zahlbarer
Wechſel; b. au porteur (ſpr. — portöhr), ein an
den Inhaber Hd. Borzeiger zahlbarer Schein; b.
d’amour, fr. (pr. beieh damuͤhr) vder b. deux
(pr. —duͤh) ein Liebesbriefchen; billet de corre-
spondance (ſpr. körreſpongdaingß), Brieftarte; b.
de faveur (ſpr. — fawöhr), ein Empfehlungsbrief;
Kfipr. Schuldfchein über empfangene Waren oder
Geld; billettieren, (fr. billeter), Waren mit Preis-
zetteln verichen; mit Herberg-Betteln verjehen, die
Quartierzettel für die Soldaten Schreiben u. ihnen
ihr Quartieranmeilen; Billettier- Aust, Herberge:
over Berpflegungs-Amt; Billettenr, m. fr. (ſpr.
billjetöhr) der Zettelichreiber fürdie Truppen; auch
der Berfäufer der Einlaßfarten bei öffenti. Schaue
ſpielen 2c.; Kartenausgeber; Billetteuſe, f. Schal-
terbeamtin, Rartenausgeberin; Paſfſagierbillett.
Fahrkarte; Retonrbillett, Rüdfahrkarte, Rück—
farte: Billettur, f.Rartenausgabe, Kartenjchalter.
Billtarde, f. = 1000 Milliarden.
Billten, f. (fr. le billion, v. !. bi-, bis, zweimal, nach
der Analogie von Million gebildet) tauſendmal
‚taufend (od. eine Million) Millionen; bei den Fran⸗
zojen nur tauſend Millionen = Milliarde.
Billon, ın. fr. (fpr. bijöug; altſpan. billon, neu⸗
jpan. vellon, it. biglione, wahrſch. v. fr. bille, Kugel,
Klo, d. 1. Geld von geringerem Metall, bejond.
Kupfer, in Klumpen oder diden Stüden) Kupfer—
geld, od. nur mit wenig Silber vermifchtes Kupfer-
geld; bei. auch jchlechtes, nicht vollhaltiges Silber-
geld, Kippergeld; Billon-Gold, Silber, Gold
od. Silber, welches mehr als die Hälfte Zufaß hat;
billonnieren (fr. billonner), mit fchlechtem oder
entwertetem Gelde Geichäfte machen; Billonnage,
f., r. n. (fpr. —ndhieh’) der verbotene Handel mit
schlechtem Gelde, die Kipperei u. Wipperei; Bils
lonnenr, m. (fpr. —nöhr) der dieſen Handel
treibt.
Billot, n. fr. (ſpr. bijöh; v. bille, Kugel, Kloß) ein
runder Klotz, Hadelloß; die Stange der Koppel»
pferde; der Klöppel am Halje beigiger Hunde.
bimauiſch, ni. (bimänus, von bi- u. manus, Hand)
„weihändig. z Mer
Bim-Baſchi oder Binbaſchi, m. türk. (eig. bing-
baschi, von bing, taufend, und bäsch, Haupt) ein
Anführer von Taufend, Oberſt (im Heere); nad
Moltke (Gef. Schriften Bd. VII, ©. 121 Anmerf.)
„Herr über Taufend”, Major. ;
Bimbeloterie, f. (jpr.bängb—; v. bimbelot, Epiel-
eug, ein Kinderwort, v. bambin, Fleines Kind) die
Elder: der Spielwarenhandel.
bimembriich, I. (bim&mbris, e, v.bi- u. membrum:
Glied) zweigliedrig, dDoppelgliedrig.
Bimetallismns
Bimetallismus, m. il. (von bi- ı. metallum) die
Doppelwährung. *
Bimenſis, m. oder Bimefter, n. I. (bimestre, sc.
tempus) ein Zeitraum von zwei Monaten.
binär, I. (binärius, a, um, von bini, je zwei; fr.
binaire) zweiteilig, in zwei veifallend; binariſche
Rechenkunſt, = Dyadik; binieren, nl. zweimal
an einem Tage Mefle leſen; Binocüũlum, n. nl.
(vgl. ocölus), fr. Binocle, n., eig. m. (jpr. binokl)
7 z. B. Lorgnette für beide Augen;
auch =BinsenlärsTeleftöp, n. L.-gr. ein Doppel-
ferntohr.
binominäf, I: (v. bi- u.nomen, Nanıe) zweinamig.
Binomium od. Binöm, n. lagr. (v. bi- u.nömos,
f. Nomos 2.) eine zweigliedrige Zahlengröße (3.8.
+ b); ein ziveigliedriger Ausdrud; binoͤmiſch
od. Binomiäl, ziweigliedrig; auf ein Binom be-
züglich; binomifher Lehrſatz, die Entwicklung
der allgemeinen (nten) Potenz eine Binoms in
einer Reihe; die Koeffizienten in diefer Reihe heißen
Binomial-Koeffizienten.
Binubus, m. l. ein doppelt Verheirateter.
Biodarithmẽtik, f. % (von bios, Leben, u. Arith-
metif, j. d.) die Berechnung der Lebensdauer;
Biodesmus, m.gr.(v.desmös, Band) Heilk. Lebens⸗
band; Biodhnaͤmil, f. (vgl. Dynamik) die Lehre
von der allgemeinen Lebenstätigfeit; hiogenetiſch,
die Lebensentwidlung betreffend; Biogrdph, m-
ein Lebensbeſchreiber; auch: eine päotogranbliche
Darjtellung fi) bewegender Perſonen und Gegen:
ttände = finematograph (f. d.); Biographie,
f. die Lebensbeichreibung, Lebensgeſchichte, der
Lebenslauf; biograäphiſch, lebensbeſchreibend;
lebensgeſchichtlich; Biogräphik, f. die Kunſt,
Lebensbeſchreibungen zu verfertigen; Biologie, k.
die Lebenskunde, Lehre von den Lebenserſchelnun—
"gen; Elektro-Biologie, Wiſſenſchaft von den elefs
triihen Lebensbedingungen der lebenden Tiere
und Pflanzen; bioloͤgiſch, die Lebenslehre betref-
fend, lebensfundlich; Biolychnion, n. (v. lychnos,
- Reuchte) das Lebenslihtchen, eine aus menschlichen
—— abergläubiſchen Zwecken bereitete Flüſſig—
teit; Biomagndtismus, m. = tieriſcher Mag⸗
netismug, |. d.; biomagnẽtiſch, denjelben be-
treffend; Biomantie, f. Yebensweisfagung, Bor.
— — der Lebensdauer; Biometrie, f.
erehnung der wahricheinlichen Lebensdauer (bei
‚Zebensveritcherungen), Sterblichkeitsrechnung;
Bionomie, f. die Wiſſenſchaft von den Gejegen
des Lebens; Biophänomenologie, f. gr. die Lehre
von den Lebenseriheinungen; Biophön, n. Appa-
rat zur Vorführung menſchlicher Stimmen und
ſprechender u. jingender Bhotographien; Bioffop,
n. Apparat zur Vorführung von Photographien
in lebendiger Bewegung; Biofkopie, f. die Un-
terſuchung über die Lebensfähigkeit eines Ge-
Ihöpfes; efeftriihe Bioffopie, Nachweis des
Todeseintrittes mittels eines elektrischen Stromes;
Biojophie, f. Lebensweisheit; Bioſtätit, f. die
Zehre von der Gefundheit und wahrſcheinlichen
Lebensdauer des Menjchen unter beftimmten Ber:
hältniſſen; Biotomie, f. die Lehre von den Lebens»
abſchnitten; auch die Zergliederung lebendiger Tier-
förper. ag - [30,81 a.
Biolfe, f. it: ein früheres Feldmaß in Parma —
Biondetta, f. it. = Blondine, j. unter blond.
bipartieren, I. (bi-partire) halbieren; 'Biparti-
- tion, f. nl. die Weyer
Biped, m. (f. bi-pes, Gen. bipedis), pl. Bipeden,
.-.-. ’
zweifüßige Tiere Zweifüßler; bipediſch, zweifühig;
— —— — — — — — — — — — — — —— — —— — — ——— — — — — — — —— — — — — —— —— — — —— —— —— —— — — ——
Bismarpfund 117
bipedäl (I. bipedälis, e) zwei Fuß lang od. breit,
zweifußig. ar |
bipolär, zweipolig. | |
Biquadrät, n. Größenl. die vierte Potenz einer’
Zahl oder Größe; biquadratiſche Gleichung,
Gleichung vierten Bes 16 6 s
biquetieren, fr. ſ. bifettieren.
Birago, m. Kripr. eine Art leichter Feldbrücken,
nach den Erfinder, dem öſterreichiſchen Brigadier
K. dv. Birago, benannt. —
Bireme, f., pl. Birẽmen, I. (birẽmis, von bi- u.
remus, Ruder, ein zweirudriges Schiff; Schiff mit
zwei Nuderbänfen, Doppelruderer. F
Biribi, n. fr. (it. biribisso, verw. mit birillo, Kegel;
vgl. bask. biribilla, rund) ein in Italien übliches
Glücksſpiel mit 64 Kugeln, die aus einem Sad ge
griffen werden. |
Birotine, f. fr. (ſpr. birotin’; fpan. birotina, wahr-
jceinl. jo genannt, weil fie von Bairut, einem be-
deutenden Handelsplage an der ſyriſchen Küfte,
kommt) eine Art Zevantiicher Seide. —
Birrus, m. fpätl. (vom altatl. birrus, burrus, gr.
pyrrhos, feuerfarben, rot, v. gr. pyr, Feuer) ein
rotes Oberfleid, Regenmantel; im Mittelalter über—
haupt für Oberfleid, Gewand.
Birutiche, ſ. Barutide.
bis, [. (aus duis entit. von duo) Tonk. zweimal,
Doppelt, noch einmal; bis dat, qui cito dat, |.
„voppelt gibt, mer gleich gibt”. In —
ſetzungen ſteht für bis bloß bi-; daher: biceps, bi-
color, bidens ıc.
Bifam, m. (althd. bisamo, bisam, bisem, mittelt.
bisamum,v.hebr.besem, Wohlgerudy, Balfamduft)
ein ftarf und angenehm riechender dicker Saft, bei
manchen Tieren, bei. dem Moſchustier od. Bi-
a ch, in einem Beutel in der Gegend des
fters enthalten, zum Wohlgerud) und zur Stär-
fung der Nerven gebraucht und gewöhnlich Mo-
ſchus genannt; Bifamrage, |. Desman, Bis
ſamſchwein, ſ. Befari. _
Biſchof, m. (aus dem gr. episcöpos) eig. ein Auf-
jeher; erſter Vorſteher einer chrütlichen Gemeinde
(Diözefe), die eine Anzahl von Bfarreien begreift;
auch ein aus rotem Weine, en u. zerſchnittenen
bitteren Pomeranzen oder Pomeranzenſchale be—
reitetes Getränk.
Biſe, f. fr. (ml. bisa) der Nordoſtwind.
Bilcan, m. fr. (pr. —j6h; v. fr. biais, fchräg, ſchief,
ſ. Biaifement) eine Schrägfläche, ſchiefe Kante od.
Bahn, abgeichliffener Rand ;Lefze einerOrgelpfeife.
Bifeftion, f. nl. (vgl. sectio unter jezieren) Zwei⸗
teilung; Biſegment, n. die Hälfte einer geteilten
Linie; bifegmentäbel, zweiteilbar; Viſegmenta⸗
tion, f. die Teilung in zwei gleiche Teile.
biſextil, I. (bisextilis) einen Schalttag enthaltend;
annus bisextilis, ein Schaltjahr (von 366 Tagen).
Der Name entjtand aus bi-sextus, weil der 6. Tag
vor den Kalenden des März (d. t. der 24. Februar),
Tag der Vertreibung der Tarquinier, nad) Cäjars
Verordnung im Schaltjahre doppelt gezählt wurde.
bifeguell, neul., zweigejchledhtig.
Bisfotin, n. fr. (jpr. bisfotäng; it. biscottino,
v. biscotto, fr. biscuit) kleines rundes.Zuderbrot;
Buderplägchen; Biskuit, n. (ſpr. biskwit; it. bis-
eotto, v. lat. bis, ziveimal, u. coctus, it. cotto, fr.
euit, gefodyt, gebaden) Zwiebad, Schiffszwieback;
Feinzwieback; engliiher Zwiebad; auch Nogrpor-
zellan, unüberglajtes Borzellan.
Biskröma, £. it. Tonk. eine 32jtel Taftnote.
Bismarpfund, n. ein dän. Gewidt — 12 Pfund.
118 Bismut
Bismut, ſ. Wismut. set
bis6gno, m. it. (fpr. —jönjo; == fr. besoin) Not,
Bedürfnis; albisogno, im Notfall (aufWechfeln).
Bifon, m. (gr. bisön, ein nad) den Biſoniern, einem
Bölkerftamme Thraciens benannter Ochſe, der alt-
deutih Wiſant oder Wijent heißt), europäilcher
Auerochs (Bison europaeus); amerikanischer Büffel
(B. americanus),
Bifque, k. fr. pr. bisk') 1. eine Kraftſuppe von
Krebjen, Geflügel ꝛc. Iges aus dem I. biscocta,
zweimal gekocht); daS Vorgeben im Spiel.
Bifter, n. u. m., fr. bistre, f. (vgl. das niederd.
biejter, dunkel; ml. bisus, a, um, ſchwarzbraun,
fr. u. prov. bis, ſchwarz) Rußſchwarz, Rußbraun,
zum Tufchen und Kupferſtechen; Biftrieren, mit
Rukbraun malen.
Biſti, m. (perj. pisti, von bist, zwanzig) Heine per>
ſiſche Silbermuünze von 00 Kran, nach der jeßi-
gen Prägung (ſ. 1857) nur 0,83 Pig. wert.
Siitequck, m. fr. (pr. bijtofeh) der Stoßfolben beim
illard.
Biftonri, m. u. n. (fr. bistouri, it. bistori, bisto-
rino) ein Rigmefler der Wundärzte mit einzujchla>
gender Klinge und beweglichem Heft, Einſchlag—
meſſer, Bei, Sfalpell, f.d.
Bisülca, pl. I. (bisulcus, in zwei Teile _gefpalten,
von bis, zweimal, u. sulcus, Furche), Zweihufer,
Wiederfäuer.
bisulphurätum eupri, [.Scheidel.doppeltes Schwe—
felfupfer; b. ferri, doppeltes Schwefeleifen.
hr biſch, I. (bi-sylläbus, a, um, v. bi- u. syllaba,
ilbe) zweiſilbig.
Bit, nn. eine Heine Münze in Nordamerika — 5Pence.
Bithelsmus, m. L.-gr. (vgl. Theismus) die Zwei—
gütterei.
Bitumen, n. 1. Erdpech, Erdharz, Bergteer (füffig:
Naphtha; hart: Aſphalt; klebrig: Betro-
leum); bituminieren, nl. mit Erdharz beſtrei—
hen; bituminũos (I. bituminõsus, a, um), erdpech⸗
artig, teerhaltig.
bivalent, Scheidek. zweiwertig.
Bivaͤlven, pl. nl. (bivalvi
J
ia, vgl. valva) zweiſchalige
_ oder zweiflappige Schaltiere, Mufcheln.
Bivium, n. 1. (von bi- ıı. via, Weg) ein Doppeltveg,
Scheideweg. | |
Biwak. m. s (von dem niederd. Biwake) die Bet-
wacht, eine außerordentliche Nachtwache ohne Zelte
und unterm Gewehr, Freilager, Teldnadtlager;
— —
bitvafieven (fr. bivouaquer), im Freien lagern, |
die Nacht unter freiem Himmel zubringen.
bizarr, fr. (ſpr. bijdrr; iberifchen Urjprungs: bask.
bizarra, der Bart; daher der fpan. Eigenname Pi-
zarro, der Bärtige; dann jpan. bizärro, tapfer,
herzhaft; prächtig, herrlich; den feineren Südfran—
i
a
zojen jchienen die bärtigen tapfern Spanier wuns |}
derlih u. fragenhaft) ſeltſam, wunderlich, frapen-
haft; eigenfinnig, arillenhaft, launenhaft, närriich;
Bizdrre, f. auch) Bizard (fpr. bijahr), m. ein Son-
derling, eine außer der Grundfarbe nod) mit zwei
verjchiedenen Farben breit gejtreifte Nelke oder
Zulpe; Bizarrerie, f. Seltiamfeit, Sonderbar-
feit, Wunderlichkeit; Bizarria, f. it. Tonf. das
ſchnelle Überjpringen von einer Tonart in die
andere.
Bla, engl. (v. engf. black [fpr. bläd], ſchwarz), die
Schwärze, ſchwarz; Blafband, m. engl.(jpr. bläd-
bänd), Kohleneijenitein; Blackberry, f. engl. (ſpr.
bläckberre) Brombeere; Blackberry Brandv, m.
engl. (jpr, — brände), Brombeerihnaps; Blad-
drop, ın. engl. (jpr. bläckdropp) Schwarzer Tropfen,
blane'
eine in England viel gebrauchte Arznei, deren
Hauptbeſtandteil Opium iſt; Blackfeet (ſpr. bläck-
fiht), Schwarzfüße, ein Indianeritamm; Black—
friar, m. (ſpr. bläckfreier) eig. ſchwarzer Möuch,
= Dominikanex; Blackheath ſſpr. bläckhiht),
ein hochgelegener Villenvorort bei London; Biack⸗
lead, n. (fpr. bläcklehd) eine in England, währſch.
aus feingemahlenen Graphit dargeftellte Tufche
zum Schattieren von Bleiftiftzeichnungen; Black—
mail (ſpr. bläckmehl), Räuberfold; Blackwood.
n. (jpr. bläckwuͤdd) ſchwarzes Ebenholz aus Mada-
gaskar; Black and tan Terrier, engl. Bezeich-
nung einer Yunderafie: Schwarz: und gelbbrauner
Erdhund, Dachshund, |. Terrier; black ball, m.
engl. (pr. — bat), ſchwarze Kugel, Die bei der Ku—
gelwahl gegen jemand abgegeben wird.
Blafard, mn. fr. (ſpr. blafähr; v. deutſchen bleich-
farb) ein Bleiher, = Kakerlak oder Albino;
Blaffert oder Blappert, m. (mi. bläffardus, —
Albus,f.d.) früher cine Scheidemünge von 3Stü—
bern oder 4 Albus in den Rheingegenden.
Blague, f. ft. (ipr. blagh) eig. Beutel, Blaſe; Auf-
ſchneiderei; Blagueur, m. (ipr. —göhr) ein Auf-
Ihneider, Brahler; blaguieren (pr. —gt—),
prablen.
blamieren, fr. (bDlämer, früher blasmer, aus blas-
phemare, fr. blasphömer, zgez. it. biasimare, alt=
Ipan. u. prov. blasmar), beſchimpfen, bloßitellen,
lächerlich machen; Blame, m. gem. £. (fpr. blahm’)
Tadel, Blöße, Bloßitellung; blamable, tadelhaft,
tadelnswürdig; Blamage, k. (unfranzöſiſch und in
Deutſchland gebildet) Schande, Schimpf.
blanc (f. blanche), fr., oder blank (dtſch., von der
Wurzel bhleg, die in Bliß, bleden, Blidu..a.
enthalten ift) ſpan. blanco, it. bianco), weiß, hell,
- rein, unbeichrieben; Blanka od. Bianka, it, od.
Blande, fr. (pr. blangjch’) weiblicher Name; die
Weile; Blankos, pl. ſpan. eig. Weihe, Keine;
Anhänger unbeſchränkter Alleinherrichaft in Spa—
nien (entg. Negro); Blanc-bec, ı. fr. (pr.
blang=-bed) ein Weiß- od. Gelbichnabel, Nafeweis;
hlanc-fixe (pr. —fir), ein weißes, als Farbitoff
benubtes Pulver, aus gefüllten, ſchwefelſaurem
Baryt beitehend; blanc de volaille, Seflügelbruft
Kochk.); blane de perle voer d’Espagne (Ipr.
—despänj), Perlenweiß od. ſpaniſches Weiß, Wis—
mutweiß, weiße Schminke; Blanc⸗-Manger, n.
(ſpr. blang mangſcheh) weiße Gallerte oder Weiß—
gallerte von Zucker, Mandeln u. Hirſchhorn; blank
verses, engl. (fpr. blänf werßes), reimloie Verfe,
fünffüßige Samben, auch Blankvers genannt;
carte blanche, fr. (jpr. kart' blangieh’) eine blanke
Karte, Rarte in der Hand ohne Bild; uneig. =
Blankett) volle Macht, in einer Sache zu ver—
fahren; eine Champagnerjorte: weiße Karte; em
blane, IE (ſpr. ang blang), in Blanfo oder in
bianco (it.) laſſen, weiß, unbejchrieben oder un-
ausgefüllt laſſen, 3. B. im Schreiben bei Wechjeln
und Bollmachten eine Zeile Teer oder vffen laſſen,
damit man in der Folge einen Namen 2c. hinein—
jeßen fünne; bianco ftehen, die Wechſelannahme
vom Schuldner verweigert jehen; Blanko-Kredit,
Kfipr. offener Kredit, bloß auf perjünlichem Zus
trauen beruhend, ohne daß mangevdedtiit; Blanko⸗
Wechſel, ein offener, leerer Wechjel; blanchieren
({pr. blangſch —, fr. blanchir), weißen, weiß ma-
hen; Koch. Fleiſch auf Kohlen oder in fiedenden:
Wafler aufmwallen laſſen (um es nachher zu ſpicken),
abbrühen; Gärtn. Blätter von Salat, Sellerie
u. dal. in Sand fteden, damit fie bleicher werden;
hlandus
Blancherie, f. (pr. blangſch'rih) die Bleiche;
Blanchiffeuſe, £. (pr. blangichifiögf’)die Bleicherin,
Wäſcherin; Blanchet, n. (pr. blangjcheh) bei den
‚ Apothefern ein Seihlappen von weigem Tud), Fil-
tertuch; auch = Blankſcheit (ſ. d.); Blankett, n. ein
Bollmadtsblatt, ein unbejchriebenes, bloß mit
‚einer Namensunterfchrift verfehenes Bapter, Poſtd.
Bordrucheft, Bordrudblatt; Blankett-Billett, n.
unausgefüllter Schein od. Fahrichein; Blanquette
od. Blantfett, f. fr. (fpr. blankett') 1. ein Aſchen—
jalz, aus verbrannten Pflanzen der franzöſ. Küſte
gewonnen; 2. ein geringer Weißwein aus Yangue-
doe; 3. weißes Frifafjee (f. d.) aus Kalb- u. Lamm—
Jeiſch; 4. eine weiße, wollene Bettdede.
blandus, a, um, l. ſchmeichelnd, ſchmeichleriſch, ge
fällig 2c.; Blandus, m., Blanda, f. männl. und
. weibl. Name: der und. die Schmeichelnde; Blan⸗—
dine, f. die Schmeichlerin; Blandiloquenz, f. (I.
blandiloquentia, v. loqui, reden) die Schmeichelei;
Blanditien, pl. (l. blanditiae) Schmeicheleien.
Blantiheir, n. (au3 fr. planchette umgewandelt)
orſettſtange, Fiſchbein im Mieder.
Blappert, ſ. Blafard.
blafiert, fr. (blase, von blaser, abjtumpfen) durch
Ausihweifungen abgejtumpft, bej. überjättigt,
überdrüffig; überh. ftumpf, teilnahmlos, unemp—
fänglich; verliebt; Blaſiertheit, f. Dticd.-fr. das
bgeſtumpftſein, die Unempfänglichkeit.
Blafius, m. (fr. Blaise), männl. Name: ein Sorg-
loſer; aber wohl richtiger (al3 verjeßt u. zgez. aus
Baſilius) Königlicher.
Blafon, m. fr. (fpr. blaföng; angeblich von dem
deutichen blafen, weil der Herold das Erjcheinen
jedes Ritters im Turnier blajend anfiindigen und
fein Wappenſchild deuten und auslegen mußte, was
man „das Wappen ausblajen’” nannte; od. vom
alten Bläjfe, Stirnfled, Zeichen) die Wappenkunit,
Heroldskunit, = Heraldif; dad Wappen oder
Wappenſchild; blaſonnieren (fr_blasonner), im
älteren Deutih: plaßnieren, Wappen in allen
er Beitanpdteilen prüfen und in den gehörigen
Runjtausdrüden erklären; wappenkünſtlich aus—
malen; Blaſonniſt oder Blajonnenr, ın. (jpr.
—nöhr) ein Wappenfenner, Wappenkundiger.
Blasphemieren, or. (blasphemein, v.bläpsis, Schä-
digung, und phemi, id) jage; l. blasphemäre) be-
ichimpfen, in übeln Ruf bringen; bej. Gottesläſte—
rungen ausftoßen, läſtern, ſchmähen; Blasphem
(gr. bläsph&mos, on) oder nl. blasphematsriſch,
gottesläſterlich, läſterlich; Blasphemic, fjnlgt.
lasphemia) Sottesläjterung, Läſterrede; Blas—
phemift, m. ein Gottesläiterer, Läfterer.
Blaftem, n. gr. (blastema) der Keimftoff, Trieb zum
Baden; Blaftochitis, gr. Keimbläschen.
Bleide, j. Blide.
Blennemefis, f. gr. (von blenna, Schleim, u. eme-
‚sis, ſ. d.) Heilf. das Schleimerbredgen; Blenno⸗
pijra, f. Schleimfieber; Blennorrhagie od. Blen⸗
norrhöe, f. der Schleimfluß, Scleimabgang;
Blenndiis, f. Schleimfrankheit. -
Blenometer, n. gr. Federkraftmeffer.
Blephariden, ar. (pl. v. blepharis) die Augenwim—
pern; Blepharitis, f. (v. bleEphäron, n. Yırgen-
Lid) Heilf. Augenlider-Entzündung.
bleſſieren, fr. (blesser, deutschen Urſprungs, mittel-
hochd. u. oberd. bleßen, ge f. flicken) verwun—
den, verlegen; Bleſſierte, pl. Verwundete; Bleſ⸗
fr, f. (fr. blessure) Wunde, Verwundung, Ver—
A
Bleftrismus, m. gr. (v. blestrizein, hin und her
Biue-book 119
werfen) Heil. dag Umberwerfen, die Unruhe
Schwerkranker.
Bletonismus, m. gr. eig. das Getroffenwerden von
einer plöglichen Einwirtung (v.ballo, verjegt bläo,
treffen): die Quellenfühlung oder die Gabe, aus
einem bejtimmten Eindrud auf das Gefühl unter:
irdiſche Quellen zu entdeden; vgl. Rhabdoman-
tie; Bletonift, m. Duellenfühler, -Auflucher.
bleumonrant, fr. (ſpr. blömurdng; von bleu, blau,
und mourir, jterben) gem. verderbt: bliimerant,
eig. jterbenpblau, matt- oder blaßblau; Bien
Thénard, n. fr. (jpr. blöhtendhr), Thenards-Blau,
Kobaltblau, eine von dem franzöſiſchen Chemifer
Thenard dargeitellte, aus Kobaldoryd, Tonerde
und Kali beftehende Malerfarbe. u
Blide, Biyde od. Bleide, f. altd. (mittelhochd. blide,
ſchwed. ıı. ml. blida, wahrſch. verw. mit gr. bällein,
werfen, bolis, Gen. bolidos, Wurfwaffe, Balliite,
ſ. d.) eine Wurfmaſchine im Mittelalter bei Be—
fagerungen. |
Blindage, f., r. n. fr. (pr. blengdähſch'; v. blinder,
v. deutjch: blind, blenden) auch Blendage, dtid)-
nit frz. Endung, Verdedung, Blendung, Dachung
aus Flechtwerk, zur Einfafjung der Faſchinen und
zum Schuß der Schanzgräber; Blindieren oder
biendieren, blenden, verdachen, deden.
Blini, pl. (uff. blin, gl. bliny, vermw. mit gr. pela-
nos, Opferkuchen, u. dem diſch. Plinſen) eine Art
Pfannfuchen in Rußland, aus feinjten Weizenmehl
in Butter gebaden und mit Kaviar bejtrichen (bei.
in der Butterwoche und Ofterivoche bereitet), ruj-
ſiſche Plinſen. | |
bloc, m. fr. (vom altd. bloc, bloch, Klotz, Bohle,
Bloc) ein Blod, Kloßz; Haufen von Waren; en
bloe (jpr. ang blof), in Baufch und Bogen, im
ganzen; Blockage, f., r. n. (pr. — dich’) oder
Blocaille, £. (jpr. — alj’) Bruchiteine, Yülliteine;
-Blod- oder Füllſatz, Füllſchrift (in der Druderei);
blockieren (fr. bloquer, urſpr. mit Blöden oder
Klötzen verjperren), die Zugänge einer Stadt mit
Truppen bejegen, fie einichliehen; Signale, Weichen
verriegeln; jperren, fichern; im Billard einen Ball
durch einen ftarfen Stoß in ein Eckloch jpielen;
Blockierung, Blodade, f. (fr.blocus, it. bloccata)
Einſchließung einer Fejtung; Sperre, Verriegelung
einer Weiche, Blocjicherung; Blockſatz (in der
Druderei), Bockierungsapparat, m. Sperrvor-
blockieren, j. bloc. lrichtung.
blond, fr. (mi. blundus, blondus; fr. blond, it.
biondo) hellfarbig, gelblih; Blondin, m. (pr.
blondäng) ein Süngling mit blondem Haar; aud.
ein Stußer, Kuͤrmaͤcher; Bfondine, f. ein Mäd-
chen oder eine Frau mit blondem Haar; Blonde,
f., pl. Blonden, Seidenspigen, geflöppelte Spigen
aus roher Seide, nad) dem gelblichen Schein jo
genannt. DER;
Bloom, m. engl. (fpr. bluhm) Schweißeifenblod.
Bloomer:Koftüim, n. (ipr. blum—) die von ber
Amerikanerin Bloomer vorgejchlagene, der männ—
lichen ähnliche weibliche Trächt.
| bloomingcondition,engl.(ipr. bluhming köndiſch'n)
blühender Zuftand, guter Yuftand, in dem ein
Pferd beim Rennen ans Biel fommt.
Blower, m. engl. (fpr. bläuer, von engf. to blow,
blajen, blower, ein Bläjer), der Bläjer, dag Ge—
bläſe, Kapjelgebläje. ’ |
Biue book, n. engl. (ſpr. bluhbud), das Blaubud),
ein Buch, das den diplomatischen Berfehr mit einent
anderen Staate oder in einer Staatsangelegenheit
enthält. -
120 BluesStoding
Blne-Stofing, m. engl.(ipr. blühitoding) ein Blau⸗
ſtrumpf, eine gelehrte und fchriftitellernde Fran. :
Der Ausdrud jtammt von einem Mr. Benj. Stils
lingfleet, welcher die hervorragendite Perſon eines
um 1750 in Rondon bejtehenden Klubs von ge.
fehrten Schöngeijtern war. und immer blaue
Strümpfe trug; diefer Klub verfammtelte fich bei
Frau Montague, und da ihm viele Damen anges
hörten, fo wurden diefe ſpöttiſch Blue-Stockings
genannt. er:
Blüctte, f. fr. (vgl. Blüfe) eig. ein Feuerfünkchen;
uneig. ein Geiſtes- oder Wißfunfen, eine mwißige
Kleinigkeit, bef. ein kleines Bühnenftüd, eine Poſſe,
vgl. Farce.
Bluff, m. engl. (ſpr. blöff, von engl. to bluff, durch
prahleriiche Mittel abjchreden) Abſchreckung, Irre—
— dreiſtes Auftreten, Verblüffung;
prahleriſche Anpreiſung, Überraſchung; bluffen,
durch Verblüffung von der richtigen Spur ablen-
ten, duch dreiſte Spiegelfechterei abichreefen; mit
vrahleriiher Reklame verblüffen.
blümerant, |. bleumourant.
blumieren (dtfh. mit fremder Endung), mit Blumen
bemalen oder bedruden (3. B. Kattun); Blumiſt,
ın. ein Blumenliebhaber und -pfleger, Bluntens
gärtner; Blumiſtit, £. die Blumenkunde u. «pflege.
Blunder, m. engl. (jpr. blönder; von blend, ver-
miſchen) ein Fehler Schnißer, Bod.
Bluſe, k. fr. (prov. blezo, bleso; im franz. ehem.
blaude, bliaud ; vgl. das fchott. plad, plaid) Fuhr⸗
mannshemd, Uberhemd, Kittel; auch ein faltiges,
bequemes Damenkleid; Bluſenmann, m. in Del-
gien jeit der Revolution von 1831 ſ. v. w. Nevo-
utionär; aud oft für Broletarier.
Blüje, f. niederd. (dän. blus, Fadel) eine Seeleuchte,
ein Zeuchtfeuer an der Oſtſee.
Bön, f. (constrictor; v. |. bos, bovis, O3, wegen
der Größe fo genannt) die Abgottsſchlange, Königs—
- oder Rieſenſchlange, auh Aboma, die größte
Schlange in Afrika und Dftindien; aud ein
ihlangenförmiger Halspelz, eine Art PBalatine,
1. d.; bei den Tunguſen der Name Gottes.
Board, m. u. .n. engl. (fpr.bohrd; eig. Brett, Tiſch,
Bord, f.d.;dann bildlich: Koſt, Beföftigung, Kojt-
geld, ferner: Amtstiſch, Beratungstiſch) die Gerichts⸗
- tafel; ein Gericht, Amt, Behörde; Boardinghonie,
n. (fpr. bohrdingbäus) ein Koſthaus, Speijehaus,
eine Garfüche; board of trade (ſpr. trehd), das
Handelsanit, auch: die Aufſichtsbehörde.
Boa Upas, tr. Bohon Upas oder Upasbaum, m.
malayiſch pühn-üpas, von pühn, Baum, u. üpas,
Gift) der fabelhafte große Giftbaum, deilen bloße
een. © Ei in der Gerne töten joll.
— engl, Abkürzung des Namens Robert, auch:
obby.
Bobaf, ın. (kleinruſſ. baibak, ruſſ. surök) das ruſ⸗
ſiſche Murmeltier. {
Böhbinnet oder Bobbinet, n. engl. (von bobbin
— fr. bobine, Spule, Spigenflöppel, u. net, Neb)
Spigengrund, ein Gewebe von zelenähnlichen ſechs⸗
edigen Mafchen, engliiger Tüll, Baummolltüll,
Spulen- oder Doppeltiil, Tüll, ſ. d.
Boberele, f. (mlat. boborella, böhm. boborelka,
. fr. eoquerelle) die Judenkirſche.
Bobine, £. fr. die Spule, aud der birnförmtge Kör—
per, den das Garn beim Aufwideln auf die Spin-
"deln der Mulemaſchine bildet; Spindel, Seilforb,
Seilicheibe, Ziehrole.
Bohsleigh, Bobjleigh (nicht: Bob3leigh), m. engl.
(ipr.Böbhleh, von engl. sleigh, Schlitten, u. to bob,
mit Bobſleighs.
| Bog
ruckweiſe hin und her, auf und ab bewegen) ame-
‚ tifanischer Doppelichlitten, aus zwei Schlitten zu-
ſammengeſetzt, von denen ſich der vordere zum
Zweck des Lenkens drehen läht; Bobſleighbahn,
Schlittenbahn mit ftarfem Gefäll zum Befobten
Bobo, m. der Hanswurſt und Poſſenreißer bei
ſpaniſchen — —— it ö *
Bocage, f., v.n. (ſpr. bokähſch' entſt. aus boscage,
nl. boscagium, von boscus, it. bosco = Buſch
ein Gebüſch, Luftwäldchen; während der franzöſ
evolution ein Teil der aufrührerifchen Wendee;
-Bocagers, pl. (ſpr. bokaſcheh) Heidefhafe.
ocal, ſ. Pokal. —— —
Vocaſſin, m. (it. bocassino, fr. boucassin) batım-
wollene gedruckte Tiicher aus Armenien u. Perſien.
Bocaha, ein in Kuba gebräuchliches Honigmaß =
Bucca, at (— > —— I —— ——
Mund, Eingang, die Offnung, Mündung, pl.Bocche;
Boccaͤle, m. it. überh. Krug, Becher, Pokal; ein
früheres Weinmaß, an verſchiedenen Orten bald
mehr, bald weniger al3 LI. x
Boccia, f. it. (pr. botiha; Knoſpe, Blafe, Kugel),
Spielfugel, hölzerne Kugel zum Spielen, u. Rugel-
jpiel, ein beliebtes ital. Spiel mit ſolchen Kugeln,
deren eine ald Ziel ausgeworfen wird, dem man
die übrigen um die Wette möglichit nahe zu bringen
Bodher, |. Badur. | ucht.
Bodden, m. ein Strandſee, Meereinſchnitt, Meer-
arm in der Oſtſee. J
Bodẽga, f. ſpan. Weinkeller oder Schenke; The
Continental Bodega Company, f. engl. Gejell-
en zum Verkauf fpanifcher und portugiefilcher
eine, u 5
Bodmeret, f. (niederd. bodmerie, engl. bottomry,
von Boden, ehem. Bodent, niederd. für Kiel,
unteriter Boden des Schiffes) Geldleihung auf ein
Schiff, ein Vertrag zwiſchen dem Schiffer und einem
Unternehmer (Bodmerift), welcher Geld auf das
Schiff vorſchießt und fehr hohe Zinſen erhält, wenn
e3 glücklich geht, widrigenfalls feine ganze Anfor-
derung verliert; Bodmereibrief, Schiffspfand-
brief, Schiffswechſel.
Boedromidn,m.gr.einSommermonatder Athener.
Boegiprit, holl., oder Buͤgſpriet, deutich, n. (von
- Bug, gebogene3 Schiffs-Vorderteil, und Spriet,
niederd. Spreet, Stange) der ſchräge Vormaſt des
Schiffes, Schnabelmaft, Ausleger. u:
Boers, pl. holl. (fpr. buhrs) Buren, Bauern; fo
beißen in. Südafrifa die Grundbefiger Hollän-
dischen Urſprungs. a [funde,
Bocthetit,f.gr.(boöthein,helfen)Hilfswiljenichaften-
boeuf, m. fr. (ſpr. böf; vom I. bos, Gen. bovis) der
Ochs, Boeuf A la mode, m. (Ipr. böf 2c.) gedämpfe
tes od. ges hmortes Rindfleiſch; Boeuf bonilli(na-
- turel), gekochtes Nindfleiih; Boeuf braises, ge
dämpftes Rindfleiih; Boeuf sal6, Böfefrindfleiti.
Rofä, pl. altd. Ripr. fahrende Habe (Mobilien).
Boffeéſen, pl.eine gebadene Zwiſchenſpeiſe aus Sem⸗
melkrume mit Eigelb, Barmefanfäje, Champignons
ꝛc. (wahrſch. vom ital. boffice, baufchig, was bef.
von Brotihnitten in der Suppe gebraucht wird;
nad andern richtiger zu jchreiben: Paveſen, d. i.
eig. runde Schilde, — von der Form des Gebäds).
Bol. Bavejen.
Bog, m. flav. Name des höchſten Gottes; in Zuſam⸗
menfegungen, wie Czernobog, ſchwarzer, böfer
Gott (in Mufäus’ Volksmärchen: Zornebod) 2e. be⸗
deutet es einzelne Gottheiten, |
VBog
Bog, n., PL Bons, engl. Sumpfland, Moor, bei.
tn Srland; Bogbutter, ein weißlicher, meerſchaum⸗
ähnlicher fchmierigerStoff,derfichindenBogs findet.
Bondohan, oder r. Bogdyhan, m. Bezeichnung
für den Raifer von China.
Bogdo Lanın, |. Rutuchta.
Bonhuz, türk., Meerenge.
q |
Bogheaͤdkohle, f. engl. (ipr. bogahedd—) eine Stohle,
aus der Baraffın, Keuchtöl u. ähnl. gewonnen wird.
Boͤgislaw oder mit lat. — Bogeslaus oder
Bogislaus m. flav. männl. Name (v. bog. Gott,
u. slawa, Ruhm) bed. Gottlob, Ehregott; Bogo—
milen, pl. eine Ketzerſekte des 12. und 13. Jahrh.
in Thracien, fo genannt von ihrem unaufhörlichen
Gebet Bog milui, d. i. bulgariſch-ſlaviſch: „Gott
erbarme dich“.
Bogus, m. irifch, iriſches Nationalgetränk aus Waſ—
“fer, Schnaps, Zucker und Zutaten, vgl. Negus.
Boheue, f. fr. (pr.bohäm’) eig. Böhmen; Zigeuner⸗
bande, Bummlergeiellihaft; Bohemien, m. (ipr.
— miäng) Böhme; Bummler.
Bohemia, f. l Böhmen.
Boi od. Boy, m. (niederd. Baje, fr. boie, baiette)
wollenes Futtertuch.
Boilade, ſ. Bojar.
Boiler, m. engl. (von to boil, kochen, wallen, ſieden,
‚boiler, Dampfkeſſel) Dampſkeſſel, Siederohrfefiel,
auch 6; Bouilleur (pr. bujöhr).
Boina, f. die bastiihe Mütze (Barett), das Feld-
zeichen der Earliftiihen Truppen in Spanien.
Bois durei, n. fr. (jpr. boa dürßi), eine holzähnliche
Maſſe, die Fünftlich aus Sägefpänen und Eiweiß
hergeſtellt wird.
boiſieren (ipr. boa—), fr. (boiser, von bois, Holz)
täfeln, mit Holzwerk befleiden; Boiſerie, f. oder
Boifage, f.,r.n. (ipr.— ſcihſch') das Täfelmerk oder
Getäfel, Holzbefleidung der Wände; Boiſeries,
pl. hölzerne Werkzeuge und Gerätichaften.
Boiſſeau, m. fr. (fpr. boaſſoh; altfr. boisteau, von
boiste, boite, f. d) der Scheffel, ein altes franzöſ.
Getreidemaß — 13,0083 1.
Boite, f. fr. (ipr. bodt; ehem. boiste, boueste, vgl.
Bouſſole; d. gr. pyxis, Büchſe, v. pyxos, l. buxus,
Buchsbaum) Schachtel, Büchſe; Briefkaften.
Boitout, m. fr. (pr. boatüh; entft. aus bois-tout,
trinfe alle, von boire, trinfen) ein Trinkaus, näml.
ein Becher ohne Fuß, weichen man nicht wegfegen
fann, ohne die darin befindliche Flüſſigkeit zu ver:
ſchütten; aüch Wandelglas.
Bojãr. m., pl. Bojare oder Bojaren, ſlav. oder
Boilaͤde, m. walachiih (v. ruli. bojarin, altflav.
- boljärin und boljär, vornehmer Herr, von bölii,
roß, erhaben) ein adeliger Gutöbefiger, Freiherr,
n jlaviichen Ländern.
Boje, Boije 0d. Bufe, £. niederd. u. holl. ein Anfer-
‚zeiger, eine Tonne am Anfer, welche oben ſchwim—
" mend die Lage des Ankers anzeigt; auch = Bake;
Bojer, m. ein Kleines holländ. Fahrzeug mit ftar-
Tem Maſt, be. zum Legen der Bojen.
Bot, 1. Bolus; Bote, ſ.Bowle.
Bolas. m. ſpan. eine mit Kugeln belaſtete Wurf—
Ichlinge ſüdamerikaniſcher Wilden.
Bolero, m. ſpan. (auch bolera) ein mit Geſang u.
Kaſtagnetten begleiteter fpanifcher Volkstanz (im
3/-Taft).
Bolẽtus, m. lat. (griech. bolites) ein eßbarer Pilz;
Naturt. insbef. die Gattung der Hutpilze; Boletit,
m. verfteinerter Et.
Bolide, f. (gr. bolis, Gen. bolidos, Wurf, Wurf-
geihoß) Feuerkugel, Meteorfteit.
Bombe - 121
Bolandiften, pl. eine Jeſuiten-Geſellſchaft in Ant-
werpen (nach Joh. Bolland im 17. Sahrb: fo ger
nannt), welche die Acta Sanctorum herausgegeben.
Bolletrichofz, n. ein ſehr feites fleifchfarbeneg Hol;
aus Surinam. -
I Bolletta, f. ital. (auch bulletta; vorn bollo, Siegel,
bolläre, fiegeln, ftempeln; vgl. Bulle) ein Zettel,
Schein, bei. Zollichein, Mautjchein; pl. Bolletten
(Oſterreich). BEE
‚ Bologucier Flaſchen, Springtolben, Leine, ziem-
lich die, birnfürmige gläjferne Kolben, welche jo-
leich |pringen, wenn man fie von innen rigt (von
made: 1716 erfunden und von dem Bolognejer
Balbi beichrieben); Bologneſer Hündchen frz.
bolonais), kleine zottige und langohrige Hunde,
Löwenhündchen, nad der Stadt Bologna. in
Italien benannt; Bologneſer Spat oder bands
niſcher Stein (Bondnia, lat. Name von Bo-
fogna), der Leuchtſtein oder Lichtſauger, ftrahliger
Schweripat (Baryt) aus Stalien 2c., der im Fin-
ſtern leuchtet, wenn er vorher geglüht wird; bolo⸗
gneſiſche Schule, die Malerichule der Carracci,
gegen Ende de3 16. Jahrh. welche die Vorziige der
verichiedenen älteren Meiſter zu vereinigen ſuchte.
Bolus, m. lat. (bolus, Biſſen, qr. bölos, Erdfcholle,
Klo) oder Bol, n. lemniſche Erde, Fett-Ton, eine
fettige, weiche, meiſt rötliche Tonart, die, al3 Farbe—
ſtoff, Kitt, zu blutitillenden Umfchlägen2c.gebraudt,
an aud) in der Form von Klümpchen od. Biſ—
en al3 Heilmittel diente und, weil fie meift mit
dem Siegel des Fundortes bezeichnet wat, Siegel-
erde (terra sigillata) genannt ward. an
Bolometer, n. griech. Beitrahlungsmeifer; Wärme-
ſpurmeſſer. —
Bolzas, pl. oſtindiſche baumwollene Zwilliche.
Bomba, m. ein Aufſeher der Stlaven auf den weſt—
indiihen Inſeln. J
Bombaccisten, pl. it. (ſpr. bombadſchciten; it.bom-
baceciate) niedrig fomilche Bentäde.
Bombarde, bombardiceren ꝛc., |. Bombe.
Boͤmbaſin, m. fr. (ſpr. —jäng; v. l. bombyeinüs,
Kir v. gr. bömbyx, f. d.; vgl. Bafın), Baum—
eide; eig. ein geföperted Seidenzeug; dann eine
Art Baumwollenzeug zu Unterfutterr.
Boömbait, m. (entlehnt von dem engl. bumbast,
bombast, d. i. eig. mit Baumwolle ausgejtopftes
u. durchnähtes Zeug, Auswattierung, v. gr. böm-
byx, mi. bombax; n. a. von dem Beinamen des
Theophraftus Paraceljus, der fih Bombaftus
nannte) Wortſchwall, Wort» oder. Redefchwurft,
hochtrabende Schreibart; bombuͤſtiſch, ſchwülſtig,
bombax, f. nl. die Wollblunte. [hodhtrabend.
Bombe, f. (fr. bombe, it. bomba, v. qr. bömbos,
dumpf brummender Ton) eine mit Brennftoffen
gefüllte eiſerne Wurffugel, Sprengkugel; auch eine
roße runde gläſerne Flajche; bombenfeft, wurf-
eit; Bumbens Feuer, Wurffeuer; Bomben
Kanone, f. eine Kanone von fehr großem Kaliber,
um dergleihen Hohl- oder Vollfugeln in flachen
Bogen zu werfen; Bombuͤrde, f. fr. (ml. bom-
bärda) ein Steingefhüß, die Donnerbüchie, eine
ehemalige Kriegsmaſchine, große Steine damit in
die Ferne zu fchnellen; in den Orgeln der Baß—
brummer, das tiefite Schnarrwerf; auch die Maul—
trommel; der Pommer, ein veraltetes Blasinſtru—
ment; bombardieren (ml.bombardäre, fr. bom-
barder), mit Bomben befchießen ; uneig. jemand hef-
tig beitürmen; Bombardler-Galioͤte, f. Mörſer⸗
[et ein fehr ftarfes Schiff zum Tragen der Mör—
er, woraus man Bomben wirft; Bombardier»
122 Bombetten
fäfer, der Wurfkäfer, cine Heine Art Laufkäfer,
der feinen Feinden öfters einen blauen unanges
nehmen Dunst mit einem auffallend ftarken Laut
aus dem After entgegenfchießt; Bombardierer,
od. Bombardier, ın. (fr. bombardier) ein Bom—
benierfer, Seuerwerfer; al3 Rangſtufe iiber dem
Kanonier; Oberfeuerwerker; Bombardement, n.
. pr. —mdng) die Beihiehung mit Bomben;
ombarden, m. (jprich: —doͤng) Tonf. eine Art
Bappojaune zu Friegeriiher Muſik; bombieren
(fr. bomber, wölben, jchweifen), wölben, nament—
lih Blech in hohle gewölbte Geftalt ausjchweifen;
bombiertes Blech, Wellblech; Bombage, k. Bol-
ſter (bei geugdrud).
Bombetten, pl. Lederſäckchen iiber den Ventildeckeln
in Windladen.
Vombo, m. in Nordamerika ein Würzbranntwein,
aus Kum, Muskat und Zuder.
Bombonnes, fr. pl. (fpr. bongkönn’) Gefäße aus
Steingut oder Steinmafle, in denen Säuredämpfe
verdichtet werden.
Bombus, m. gr. (hömbos, vgl. Bombe) Heilk. das
Ohrenbraufen, Ohrentönen.
Bönbyr, m. gr. u. lat. die Seidenraupe; auch für
Seide, jeidenartiger Stoff, Baumwolle; bombycin
(l. bombycinus, a, um), feiden, feidenartig, 3. B.
Codex bombycinus, eine alte Handjchrift auf Seis
den= oder Baummollenpapier: Bombykometer, n.
Sarntafel (in der Baumwollſpinnerei).
bon (ipr. bong), f. bonne (jpr. bonn’), fr. (vom lat.
bonus ꝛc.) gut; bon genre (fpr. — ſchangr'), gute
Art, feines Benehmen; bon gre, mal gré (v.gr£,
Billen, Belieben, — I. gratum) gutwillig oder ges
zwungen, gern od. ungern; ben jour(ipr. —ſchuhr),
guten Tag! guten Morgen! bonseir(ipr.—Bodhr),
guten Abend! gute Nacht! bon voyage (jprid):
—woajaſch'), gute oder glüdliche Reife! — benne
heure (jpr. bonn’öhr’), gute Stunde; à Ta bonne
heure, zur guten Stunde, wohlan! Glück zul —
Bon al3 Sachw., m. Kfjpr. eine jchriftl. Genehmi—
gung oder Anweifung auf etwas, die jentand mit
jeiner Unterfchrift und wiederholter Angabe der
Summe, 3. B. bon pour Livr. 1000, erteilt: ein
Gutſchein; Anweiſung; pl.Bons; Bon de tr6sor,
Scaganweifung übertragbarer Art; bons A vue
(pr. bong3 a wit), fogleich oder auf Sicht zahlbare
Scheine.
bona fide [. (vgl. fides), gutgläubig.
bona mente, [. (j. mens) in guter Abſicht.
Bonnpartift, m. ein Anhänger Bonaparte; Bo—
napartismus, m.die Sefinnung folder Anhänger.
Bonäjus, m. l. u. gr. (bönasos) eine Ochjenart mit
langer Rückenmähne, Auerochs.
Bonaventũra, m. it. (buona-ventüra, gutes Glück)
männl. Name (bef. eines frommen und unter die
Heiligen aufgenommenen Kirchenfchriftitellers im
13. Sahrh.): der vom Glück Begünftigte.
Bonavoglia od. Buonavoglia, m. it. (pr. — wölja)
ein Freiwilliger; bej. frenvilliger Galeerenknecht,
Lohnruderer.
Bonbon, m. fr. (ſpr. bongboͤng; eig. gutgut, ſehr
gut) Zuckerplätzchen (beſ. von Gerſtenzucker), Naſch—
werk, rheiniſch: Gutſel; Bonbonniere, f. (ſpr.
is Naſchkäſtchen; auch eine rauen»
aube.
Bon-Chretien, m. fr. (fpr. bonfretjäng; d. i. guter
Chriſt; angeblich dur) VBerderbung oder Umdeu⸗
tung entitanden aus dem lat. pira od. bona cru-
stumina von der ſabiniſchen Stadt Crustumium,
unter welhem Namen diefe Birne zur Zeit Karla
Bonnet
VIE aus Italien nach Frankreich kam) die Chriſt⸗
birne, auch Malvafier- und große Zucker-Birne,
eine ſehr gewürzreiche, Artur: 402 |
Bund, m. engl. hr. bond) der Verbürgungsſchein,
die Schuldverſchreibung, der Zollverfchluß; fr. (fpr.
bong) Aufſprun ‚ des Pferdes, Pralliprung; bonus
dieren (fr. bondir), einen folchen Sprung maden.
Bonde, aud) Hausbonde, m. niederd. und jEand,
(dän. und ſchwed. bonde, altnord. böndi, zgez. aus
büandi, wohnend, von büan, gut. bauan, wohnen}
in Schleswig und Holftein ein Bauer, der fein Gut
eigen befißt, Freifajje. |
Bong, n. das Lampenfeſt der Japaner.
bon zenre; bon gré, mal gre6, f. bon.
Bongrace, m. fr. (pr. bongrähß) ein Sonnen-
hütchen, Kopfſchirm
Bonheur, n. fi. (pr. bonnöhr; altfr. boneür, aus
dem |. bonum augurium entjt.; dann durch die
neufr. Form bonheur auf heure, Stunde gedeutet)
Glück, Wohlfahrt; ein glückliches Ereignis, Glücks—
zufall; entg. Malheur _
Bonhomme, m. fr. (pr. bonndmm; von homme,
Menich) ein gutherziger Menſch; eine ehrliche Haut;
Bonhommie, f. (pr. bonnomih) natürliche Gute
berzigfeit, Gutmütigfeit, Biederkeit. |
Bonifazins, m. nl. (von bonum, gut, u. fatöri,
beiennen, doc fchon längſt angelehnt an facdre,
tun) eig. der Wohltäter; ein Beiname Winfrieds,
des ſogenannten ApoftelsderDeutichenim8.SJadıh;;
Bonifazinspfennige, Stielglieder eines verftei-
nerten Bflanzentiers, j. Enfrinit; Bonifazius—
verein, eine 1849 gegründete Abteilung des Pius—
vereins, die den Zweck hat, die unter Broteitanten
zerjtreuten Katholiken gottesdienftlich zu verſorgen;
bonifizieren, nl. (fr. bonifier) vergüten, entichä-
digen; Bonififation, f. die Vergütung, Entichä-
digung; Steuer-, Ausfuhr- oder Frachtvergütung.
honis zedieren, j. bonus.
Bonite (ir. bonite, f., ſpan. bonito,arab. bainit) od;
Bondtüfch, m. eine Art Mafrele, ein jehr ſchmack⸗
bafter Raubfiſch.
Bonität, f. l. (bonitas, von bonus, gut) die Güte,
der Wert; Sicherheit einer orderung (im Gegen-
jag gegen deren Berität); bonitieren, nl. Ihät-
en, abjchäßen, auch ein Gut veranjchlagen, defien
rtrag ausmitteln ;Bonitierung, k. die Shäbung,
Wertbeftimmung, Veranlagung; Bonitenr, m.
fr. (fpr. —töhr) ein Abjchäßer. |
bon jour, j. bon; Bonjour, m. aud eine Art
Überrod. -
Bonmot, n. fr. (fpr. bongmoͤh) eig. ein Wißmort,
Scherziwort, ein witziger Einfall od. Ausdruck;
bonmotitieren, wißeln.
Bonne, f. fr. (fem. von bon) eig. die Gute; eine
Aufjeherin, Wärterin, Erzieherin Heiner Kinder;
verih. von Goudernante. |
bonne amiti6, j. Amitie; bonne bouche, |.
bouche; bonue fortune, j. Fortuna; bonne
grace, ſ. Örace; bonne humenur, |. Humeur.
Bonnet, n. fr. (pr. bonneh; prov. boneta, urfpr.
Name eine Zeuges u. wahrſch. orient. Urſprungs;
oftind. banät, mwollenes Tuch) die Mütze, Haube,
Kappe; Seejpr. ein Beifegel, ein Streif Segeltud,
womit man den unteren Zeil der Segel verlängert,
damit fie mehr Wind fafjen; Krk. Vorlage bei Ber-
fhanzungen, Erhöhung der Feſtungsbruſtwehr
und zwar in. nad) außen vorjpringenden Winkeln;
bonnets-rouges, pl. (jpr. bonneh ruhſch') Rot-
mützen, Spottname der franz. Jakobiner; bon—
netieren (fr. bonneter), behauben; tiefe Verbeu—
bono modo
. genigen machen; Bonnetaͤde, f. tiefe Verbeugung
mit Abnehmen des Hutes; VBonnetier, m. (pr.
—tjeh) ein Mützen⸗ und Haubenmacher od. «strü-
‚mer, Strumpfwirker; Bonneterie, f.dieStrumpfs |.
wirkerei; Strumpfwirkerware; auch die Strumpf>
bono modo, ſ. Modus. [wirferzunft.
Bononiſcher Stein, j. Bolognefer Spat.
Bonjens, m. fr. bon-sens (jpr. bongpäng), geſun— |
der Menfchenveritand, Mutterwig, vgl. sensus
communis; bon soir, ſ. bon; Bonſoir, m. od. n.
(pr. bongkodhr) auch ein Lichtauslöfcher, Bled)-
od. Borzellan-Hütchen zum Auslöſchen der Kerze;
Bonton, m. fir. bon«ton (ſpr. bongtöng), guter
Ton, feine Zebensart.
bonus, a, um, !. gut; Bonus, m. männl. Name:
ein Guter; engl. (pr. boͤhnös) beim Staat3papiers
handel der Gewinn, Überjchuß, die Prämie, Divi-
dende; bonus eventus, m. I. d.i. guter Ausgang,
eine ländliche Gottheit der Nömer, nämlich der
Gott des Gedeihens der Feldfrüchte, dann über—
haupt des guten Erfolgs; bonum et aequum,
recht und billig; bonis avibus, wörtl. mit guten
- oder glüdverheißenden Vögeln (ſ. Aufpicium),
d. 1. unter guten Borbedeutungen; — bonum,n.,
pl. bona, al3 Sachw. das Gute, Gut, Wohl; ewi
bono? zu welchem Nuten oder Zwecke? wozu?
» pro bono publico, für das allgemeine Bejte, zum
allgemeinen Wohl; — bona, pl. Güter, Habe,
: Bermögen, Berlafjenfchaft; bonis zedieren, ſein
ganzes Vermögen od. feine Habe den Gläubigern
. aberlaffen od. abtreten; fich feiner Habe begeben;
In bonis, im Vermögen (haben); bona adventi-
- 118, binzugefommene Güter, nicht aus väterlichen
- Bermögen, jondern anderswoherſtammende Güter,
gew. müiterliher Nachlaß.
Bonbvivant, m. fr. ((pr. böngwiwang; von bon, gut,
und vivre, leben) ein Lebemann, luſtiger Bruder,
bon voyage, |. bon. [Senußmenjd.
Banze, m. (pl. —n) japan. (verderbt aus busso,
eig. ein Zrommer) Prieſter der Religion des Fo od.
Buddha in Japan und China; uneig. ein aber-
gläubiicher Bfaffe.
Book, n. engl. (ſpr. bud) Buch, Verzeichnis, Lifte;
Bookmaker, m. (ſpr. buctmehfer) der bei einem
Pferderennen die gewöhnliche Form der Wetten
veranstaltet oder eingeht: Buchmacher, Wetten-
vermittler bei Nennen; Book-making, n. engl.
Apr. bucdmehfing) die Buchmacherei, d. i. die ge⸗
wöhnliche Art der Wette bei Pferderennen, im
Gegenſatz zum Totaliſator, ſ. d.
Boot3, pl. engl. (ſpr. bucks) eine Art durchſichtiger,
‚reiner Baummollengeiwebe.
boot, m. engl. (ſpr. buht), Stiefel.
Booies (ipr. bo-o—), m. gr. (von büs, Rind) eig.
- Rinderhirt;Sternf. Nameeines anſehnlichen Stern-
bildes des nördlichen Himmels zwiſchen der nördl.
Krone und den Hauptiternen des großen Bären.
- Bal. Arktur.
Böster od. Böntifer,m.ar.(Boiötös,od.Boiötikös)
- eig. Bewohner der altgriech. Landſchaft Böotien,
welche für träge und dumm galten; daher: ein
Träger, Dummer, Blumper; bödtiſch, eig. aus
Böotien; ftumpfjinnig, dumm. .
Bootscrew, f. deutich-engl. (ſpr. —kruh, von deutſch:
‘Boot, und engl. crew, Befaßung, Mannichaft)
Bootsmannfchaft, Bootsbemannung. ©
Bor, aud Boron, Borocium, n. (von Boraz
ebildet) ein nichtmetalliicher Grundſtoff, 1808 von
Gas-Luſſae und Thenard und ziemlich gleichzeitig
von Davy entdeckt; Borſüure od. Voraxſäure,
Boreas 123
die Verbindung des Bor mit Sauerfioff; Bordte,
pl. borfaure Salze, 3. B. Boraͤx, m. (mi. borax,
perj. bürah, vom arab. büraq, over baurac, Sal-
eter, d. baraga, glänzen) im rohen Zuftande auch
infal, die natirlic) vorkommende Verbindung
der Borjäure mit Natron, ein durchfichtiges ſüß—
liches Salz; Boraxweinſtein, eine Miidhung von
Borax und Weinftein, Arzneimittel (Tartärus bo-
raxätus); Borazit, m. auch Sedativjpat, Wür⸗
felitein, natürliche borfaure Zalferde).
Bora od. Borra, f. it. (wahrſch. zunächſt von dem
jlav. bürja [ſpr. büra], Sturm; Yerwandt mit den:
lat. bor&as) heftiger Nordoitwind (im Adriatifchen
Meere, bei. an der Kiste von Trieit). -
Borbetomägus, Worms (alter lateinifcher Name
diejer Stadt).
Borboriäner od. Berboriten, pl. (d. i. eig. Dred-
männer, vd. gr. börböros, Schlamm, Schmuß)
Schimpfname verfchiedener gnoftifchen Sekten der
eriten Sahrhunderte, im 16. Jahrh. auf die men—⸗
nonit. Sekte der Waterländer in Holland über-
tragen. ®
Borborygmus, m. gr. (v. borboryzein, im Bauch
fnurren) Heilk. Blähen, Kollern.
Bord, m. u. n. (aus dem Niederdeutfchen ſtam—
mend; mittelhochd., althochd. bort, Rand, Schiffs-
rand, Brett, got. baürd, Brett) der Rand, Sal.
vand, das Schiff ſelbſt; bord à bord, fr. (pr.
- bohrdaböhr) bis zum Rande gefüllt; Berding vd-
Börding, m., pl. Bordinge, Lichterjchiffe, Kleinere
platte Hahrzeuge in der Dftjee, welche die größeren
Schiffe lichten, d. h. von ihrer Fracht erleichtern,
Damit dieſe jeichte Stellen befahren fünnen ; Borte,
f. (althochd. borto, Saum, Bejat, daraus it. bordo,
fr. bord, Rand, Einfaffung) der Saum, die Ein-
faſſung; bordieren (fr. border), jäumen, einfaflen,
verbrämen, 3. B. ein Kleid; grundieren (in der
Malerei), grundmalen; Bordage, f.,r.n. fr. (pr.
—dhieh’) die Schiffsbefleidung, der äußere Überzug
des Schiffs mit Brettern; Bordüre vder Bor—
dierung, f. der Saum, Bejag, die Einfaflung,;
Berbrämung; Bordure d’aspie, — de gel6e,
f. Sallertrand (Kochk.).
Borda oder Berdat, m. arab. ein in Ägypten be»
veiteter grauer Wollenftoff; Mohammeds Mantel.
Bordrang- Weine (pr. — doh ) alle über Bor»
deaux in Frankreich verfendeten franzöfischen Weine;
al3 Medoc, Graves 2c.; Bordelais.h.( jpr.bord’lä)
aus Bordeaur, die Gegend von Bordeaur; Bardes
laiſe, £. fr. (fpr. bordlähf’), ein Weinmaß in Bor-
deaux — 2281; bordeauxrot, dunkelrot, weinrot.
Bordch, n. (fr. u. prov. bordel, it. bordéllo, mi.
bordellum, ein Häuschen, Berfl. v. altfr. borde,
prov. borda, Bretterhütte, dv. mittelhochd. bort,
ot. baurd, Brett, angelj. bord, Brett, Bretter-
Baus, Hütte) Huren» oder Lujthaus, verrufenes
öffentliches Haus.
Vordereau, m. fr. (fpr. —ı6h) ein Sortenzettel der
Minzen, Berzeihnis; Rechnungsbuch, Aufftellung;
Auszug aus einer Rechnung; Begleitichreiben.
Bording, bordieren, Bordüre, |. Bord.
bordoyieren, fr.(bordoyer, von border, bordieren)
eine durchlichtige Emailfarbe, bleic) und undurch—
fichfig oder aber macden. |
Bore, f. ind. eine Flutwelle (namentlich an Der
Gangesmiündung). —
Borkas, m. I. (vom gr. boréas) der Nordwind;
BWoreñaden, pl. gr. Fab. die Söhne des Boreas:
Kalais und Zetes; boreäliſch (I. borealis, e),
nördlich.
124 Borech
Vorech, ſ. Soda.
Borgiah, m. arab. (fpr. boͤrdſchah/ = Mameluk,
eig. ein Bordichit, d. i. ein Herrſcher aus der von
dem Zirkaſſier Barkok gegründeten zweiten Ma—
melufen-Dynaftie, von 1381—1516.
Berais, Borgisihhrift, |. Bourgeois und Let-
ern.
Borioofes, pl. Glasperlen lals Scheidemünze in
verſchiedenen afrikaniſchen Ländern), 120 Bor⸗
jookes — 1Dahab uſw., ſ. d.
bornieren, fr. (borner, v. borne, Grenzſtein, altfr.
bodne, bonne, ml. bodi na, bönna) begrenzen, bes
Ihränfen; borniert (fr. borne), begrenzt, be—
ſchränkt; dumm, vernagelt; Borniertheit, f. Be-
Ichränftheit, Dummheit.’
Buron, [- Bor...
Böruugb, m. engl. (ſpr. börroh; —= Burg, fr. bourg)
. ein Hleden, Markifleden in England.
Borrägo, f. mil. (v. borra, fr. bourre) eine Pflan-
—— mit zottigen oder haarigen Blättern;
daher: Vörretſch, m. (borrago ofticinalis; fr-
bourrache) Gurfenffaut, ein Küchengewächs.
Borrce oder Porree, f. die Qauchzwiebel (Allium
porrum), ein Küchengewächs.
Borroniusperein, ein Berein, mit Zweigvereinen,
der, 1844 zu Koblenz gegründet, den
ute Bücher zu verbreiten ; die barmherzigen Schwe-
tern des heiligen Borromẽus.
Boricht oder r. Borſchtſch, m. ruff. Hirfebrei mit
allerlei Kräutern, das Lieblingsgericht der Klein-
ruſſen im füdl. Rußland.
Börſe, f. (fr. bourse, it. borsa, althochd. burissa,
- Zajche, holl. beurs, vom ml. bursa, gr. byrsa, abs
- gezogenes Yell) ein Beutel, Geldbeutel; ein Kauf-
bau, öffentl. Gebäude, worin die Kaufleute ihrer | A
Boſtrijchus, m. gr. (v. böstryx, Haarlode) der Bor:
kenkäfer; Boſtrychiden oder Boſtrychinen, pl.
Beſchäfte wegen zuſammenkommen; Geldmarkt;
Börſen-Artikel. Handelsnachrichten, beſ. iiber
den Geldmarkt, den Stand der Bapiere ıc.; Bör⸗
fianter, m. verächtliche Bezeihnung für Geſchäfts—
leute, die Börienipiel betreiben.
Borufia, f. nl. Preußen; Borufiomanie, f. 1.gr. |
Preußenſucht.
Borta, f. ſlav. eine Kopfbedeckung, die in der Lauſitz
wendiſche Bräute tragen.
Borte, j. Borde.
Voſa, ſ. Boza.. |
Pal: m. (vgl. Beichli) ein türk. Freiwilliger zu
I 112:
Bostett, n. fr. (it. boschötto, Verkl. v. bosco u. |
dieſes von dem althochd. busc, Bufch; vgl. Bo—
cage) ein Luftwäldchen; Blumen- od. Baumgruppe, |
Gebüſch.
Bosniaͤken, pl. ein ſlaviſcher Volksſtamm in Bos⸗
nien; zur Zeit des ſiebenjähr. Krieges beim preuß.
Heere eine Abteilung mit Lanzen bewaffneter leich⸗
ter Reiter.
Bospörus, m. gr. d. i. eig. Rinderfurt oder⸗Sund
von büs, Rind, u. pöros, Durchgang, Furt; jo ge⸗
nannt vom Durchſchwimmen eines Rindes oder,
nach altgriech. Sage, der von der Juno in eine Kuh
verwandelten Jo); der thraziſche Sund, die Meer-
enge bei Konſtantinopel.
Boh, m. = fauri,
Buile, f. fr. (vgl. d. prov. bossa, it. bozza, Beule;
deutihen Urſprungs, verw. mit Butte, Buß;
mittelhochd.bözen, oberd.boßen, ftoßen, vgl. Am⸗
bo&) der Budel, Höder, die Beule; erhabene Arbeit
in Gips 2c.; Boſſage, f., r. n. (pr. —Bähie') er-
habenes oder hervprragendes Mauerwerk; auch ein,
bäuriſches Bauwerk, welhem man den Anſchein
weck bat, | 7.
Boſtockſcher Katarrh, m. ein Katarıh, der nad)
Botarga
von Nachläſſigkeit und Roheit und zugleich von un⸗
gewödhnlicher Feſtigkeit gibt (it. Ruitico); boſſe⸗
lieren (fr. bosseler),ausbauchen, getriebene Arbeit
maden; boffeftert, bauchig, mit Buckeln verjehen,
getrieben; boſſeln od. boſſieren, eig. durch Stoßen
oder Hauen 2c, bearbeiten; gew. in weicher Malie
(Wachs vder Gips) formen (unr. pouffieren); Wof-
fierer, m. ein Former, bei. Wachsbildner; voſ⸗
fiergriffel, Heine Stäbchen, deren ſich der Boflie-
ter zum Foxmen bedient; Bofjiereifen, Spigeijen;
boſſierte Quadern, Budel- oder Bofjeniteine,
geſpitzte Werkſtücke.
Boss puzzle, n. engl. (fpr. pöffl; von engl. bass,
Knopf, und puzzle, Rätfel), Geduldipiel, bei dem
- 15 bezifferte Steine durch eine beſtimmte Aut des
Verſchiebens in die richtige Ordnung gebracht wer-
den müfjen. =
Boftällen, pl. ſchwed. (d.i. Wohnftätten) Güter,
welche vem Militär und den Beamten zur Wohnung
angewieſen find.
Boſtaͤndſchi, m. türk. (vom perſ. bostän, Garten)
eig. Gartenwärter, die Serail-Wace des türk. Sul-
tans, zugleich deffen Ruderknechte und Scharfrich-
ter; Boſtandſchi⸗Baſchi, m. der Vorfteher der-
felben, Oberaufleher über die Gärten, den Kanal
und die Quftichlöffer. k '
Einatmung des Geruches von friſchem Heu ein-
tritt, gewöhnlich Heufieber genannt (namentl. in
England). 2; —
Bofton n. fr. oder Boſtonſpiel (anfangs whist
bostonien, nad) derStadtBofton inNordamerifa
- benannt), ein dem Whift ähnliches Kartenfpiel, von
4 Perſonen gejpielt; aber auch mit weniger Karten
von 3 Berfonen (Tri-Bofton). |
- Borfenfäfer, holzfreſſende Kelfee.
Bota, ſpan. Botta, it. f. (vgl. botte) ein lederner
Weinſchlauch; im füdl. Stalien früher das Wein-
maß des Großhandels, auch Both genannt, = 12
Barili von 43,625 1 Inhalt; Bote H auch ein fpa-
niſches Weinmaß, — 400 1.
Botall iſcher Gang, der Gang von der rechten Herz⸗
kammer zur Aorta, der beim neugeborenen Kinde
das Blut zum größten Teile von jener nach dieſer
führt. %
Botaͤnik, f. gr.(v.botäne, Kraut)die Pflanzenfunde;
Botaniker od. Botanicus, m. ein Pflanzenkun⸗
diger, Pflanzenforicher; — zur Pflanzen⸗
lehre gehörig; botaniſieren, Pflanzen ſuchen
ſammeln; Botanographie, f. gr. die Pflanzen⸗
beſchreibung;: Butanograph, m. Pflanzenbeſchrei⸗
ber; botanograͤphiſch, pflanzenbeſchreibend; Boys
tanolithen, pl. verſteinerte Gewächſe, beſ. von
Landpflanzen; Botanolog, m.ein Pflanzenfenner;
Botanologie, f. = Botanik; Botanomantie,
f. Bahrjagung aus Pflanzen; Botanunhäg, m. ein
Pflanzeneſſer; botanophägiih. Pilanzen eſſend,
ſich von Pflanzen nährend; Botanoppilus, m. ein
Pflanzenliebhaber; Botanybay, f. engl. (ſpr. böt-
tänibeh) die Kräuterbai an ver Oftküfte von Neu-
holland, reih an Gewächſen.
Botanybayholz, a. Affenfleiſchholz, hartes braunes
Holz aus Auftralien, nad) der Botanybay, einer
Bucht des Stillen Ozeans bei Sydney, benannt.
Botaͤrga, f. ipan. (botarga, zgez. aus bota large,
langer Schlauch, it. hottarga, fr. boutargue) eine
aus dem gejalzenen Roggen der Meeräjche und des
Sanders bereitete Speile, dem Kaviar ähnulich.
Bothrium
Bothrium, n. gr. (bothrion, Verkl. von böthros,
Grube) Heilf. ein vertieftes Hornhautgeſchwür.
Botrijum, n. (v. ar. bötrys, Traube) Heilk. ein
Traubenauge; botryitiich, in der Bauk. trauben-
förmig; Botryiten, pl. veriteinerten Weintrauben
ähnlihe Naturjpiele; Botryodendron, n. der
Traubenbaum; Botryogen, n. roter Vitriol, ein
als traubiger Überzug auf Eifenvitriol, Gips ꝛc.
vorfommendes Mineral; Botryolith, m.derTrau-
benftein, ein meijt traubig BARERERR, dem Datolith
Ar Be — *
otſchka, f. ruſſ., ruſſiſches Maß, eine Tonne =
Botta, ſ. Bota. (492 J.
botte, f. pl. bottes, fr. (ſpr. bott'; prov. u. ſpan.
bota, Stiefel, ſpan. auch Schlauch ſſ. Bota), it. botte,
Faß, dtſch. Butte, Bütte, gr. bytis, byting, py-
tine, Flaſche) Stiefel; auch etwas Stiefelähnliches;
daher ein Bund, Gebund; botte-bas de soie, fr.
(ipr. bott’ bah de od) ein Seidenftrumpfitiefel für
Damen; Battier, m. (ſpr. bottjeb) ein Schufter;
Bottines (ipr. —tihn’) od. Bottinen, pl. Halb-
ftiefel, Damenhalbitiefel; hottelieren (fr.botteler),
in Biindel binden.
Bottdan, f. it. (prov. ‚botiga, fr. boutique, von I.
apotheca, gr. apotheke, Niederlage, Vorratskam-⸗
mer) ein Kramladen, ein Kaffeehaus; bei. aber der
Diener oder Aufwärter darin.
Bottelier, m. (mil. botellarius, von botella, ſ. Bou⸗
teile, Bouteillier) ein Küchenmeijter, Berwahrer
des Speiſevorrats auf Schiffen, Bottelleret oder
Bottlerei, f. die Speijefammer. |
Bottier, Bottinen, ſ. botte.
Botulärius, m. l. (v. botülus, Wurjt) ein Wurft-
madıer; ei daher neugebilvdet: Botu⸗
lismus, m. Wurftvergiftung.
Botiwinje, i. Batwinja.
Boucanier, m. fr. (ſpr. bufanjeh; urjpr. Benennung
der erjten franzöf. Kolonijten auf St. Domingo, v.
boucan, weſtind. f. geflochtene Hürde, Roft, worauf
Fleiſch u. Fiiche gebraten werden, und der Ort, 100
derjelbe fteht, die Rauchhütte der Wilden) ein Büf-
feljäger,amerifanifher Raubjäger; auch Seeräuber
= Flibuftier, f.d.; Boncaniere, f. (pr. bulan-
jähr’) eine Büffeljäger-Flinte oder »Waffe.
Boncafine,f fr.(gew.boucassin, m. pr. bufaffäng;
vgl. Bocaſſin) eine Art franzöj. Steifleinivand; auch
eine Art groben Drillichs.
Boncaut, ın. fr. (ſpr. buko) ein Faß von bedeuten
Ber Größe, in dent trodene Waren verpadt werdeit,
ein Zuderfaß; ein wejtindijches Flüſſigkeitsmaß —
ungefähr 4001.
bouche, f. fr. (ipr. buſch'; v. l. bucca, d. i. eig.
Bade, it. bocca) der Mund; bonche elose! (fpr.
— Hohl’) reinen Mund gehalten! verjchiwiegen!
bouche de dames, f. eig. Frauenmund, ein klei—
ner runder mit Rahm gefünter Kucden; bonche,
que veux-tu? fr. (jpr. —E’ wöh-tii) wörtl. Mund,
was willft du? fcherzh. f. allerlei Speife; bonne
bouche (jpr. bonn’ bufch’) der Wohlgefchmad, die
Leckerei; auch ein an re eihmad; pour
la bonne bouche (ſpr. pur—), fürs Zedermäuls
hen, etwas Wohljchmecdendes.
Bonchee, f. fr. (ſpr. bufche) eig. ein Mundvoll, ein
Bilien, bezeichnet eine Keine Raftete (Kocht.).
Boucherie, f. fr. (ſpr. buſch'rih; von boucher,
Schlächter), dad Schlachthaus, die Schladtbant;
umeig. ein Gemegel, Blutbad.
boucheriſieren (pr. bujcherifieren), die Telegraphen-
iangen mit Kupfervitriol tränfen (nach dem Er-
ander Boucherie benannt).
bouillant 125
Bouchet, m. ir. (ſpr. buſcheh'; vgl. bouche) ein Ge-
mwürztranf aus Waſſer, Zuder und Zimmet.
bouchieren (jpr. buſch —), fr. (boucher, von bouche,
der Mund) zuftopfen, verftopfen; bouche-trou,
fr. (ſpr. uf’ tru, von boucher:un trou, ein Zoch
ustopfen) ein Lückenbüßer, eine Nebenperfon oder
tebenrolle in Schaufpielen; Bouchon, m. (pr:
bujchöng) ein Stöpfel, Pfropf, Spund.
Boucle, £. fi. (fpr. bufl; vom I. buccülla, fleine
Bade,ml.=Budel,rundlice Erhöhung)Schnalle,
Beichlag, Spange; Haarlode; houclieren, in
Locken legen, fräufeln. | |
Boucre, ſ Bougre.
Bouderie, Boudeur ꝛc. |. boudieren.
Bondin, mm. fr. (pr. — v. I. botülus, Darm,
Wurst; vgl. Pudding) Blutwurft, niederd. Pud⸗
denwurft; aud) ein Handfelleifen; Bondinade, f.
(fpr. dindhd’) Keine Blutwurft. |
boudieren ([pr. bud—), fr.(böuder) jchmollen; Bons
derie, f. das Schmollen; Bondenr, m. (jpr. bu-
dögr) ein Schmoller; Boudeuſe, f: (pr. budöhſ')
eine Schmollende, ein Murrköpfchen; Boudoir, u.
(pr. budodhr)eig. Schmollwintel; Empfangzinmer
der Damen für nähere Bekannte, Schmudzimmer.
Boudot, m. fr. (ſpr. buddh) ein Burgunder Wein.
Boudry, m. ein Wein aus Kant. Neufchatel.
bouffant (pr. buffäng), aufgepufit, bauſchig, bei.
von feidenen Stoffen; daher die Bouffante N
buffängt’), ein Bauſchkleid; Bonffette, k. die Quaſte,
Troddel.
Bouffon, m. fr. (pr. bufföng), it. Buffoͤne, auch
Buffo (v. fr. bouffer, blajen, dieBaden aufblafen,
wie e3 die Luſligmacher aut Beluftigung der Zu-
ſchauer tun, 7 it. buffa, Poſſe, Schwank), ein
Luſtigmacher, Poſſenreißer, die luſtige Perſon im
Schauſp., vgl. Buffo; ein Schalksnarr, Hans—
wurſt; bouffonnieren (fr. bouffonner), Poſſen rei-
Ben; Bouffonnerie, f. die Poſſenreißerei, ehem.
Narrenteiding; buffo caricäto, m. it. daS über-
triebene Bofjenhafte des ital. Singſpiels; Dpera
buffa, . Oper.
Bougie, £. fr. (ſpr. buſchih; ſpan. u. it. bugia, prov.
bogia, von der Stadt Bugia od. Budjcdhia, arab.
Badkhäjat, in Afrika, woher diefe Lichte zuerft nach
Europa gebradjt wurden) ein Wachslicht, dann:
Licht, Kerze überhaupt; Heilf. ein wundärztlichez
Werkzeug von Pflajtermajje od. Wachs, Gummi ze.
zur Unterſuchung u. Erweiterung von Berengungen
der Harnröhre, aud) des Maſtdarms u. der Speife-
röhre, Weitungs» oder Dehnjonde.
Bougre, m. fr. (fpr. bug’r; eig. altfr. für Bulgar;
einer bulgarijchen Ketzer-Sekte gab man verjchie-
dene Sünden jchuld) ein Knabenſchänder, ſchänd—
fiher Kerl, Schuft, ein niedr. Schimpfwort, von
manden mit Unredt als eine Verdrehung des lat.
puer, Snabe, — en, und unſchuldigerweiſe im
Scherz ſelbſt als Liebfofungswort für Heine Kna—
ben gebraudt!
Bbonillant, fr. (pr. bujdng; von bouillir, ſieden,
kochen, dv. I. bullire, wallen, jprudeln) eig. ſiedend;
uneig. aufbraufend, bißig; ein bouillanter
Kopf,ein Hitzkopf; Bonitlants, pl. (pr. bujdng)
heiße Fleiſchpaſtetchen; Bouilleur, m. (jpr. bu»
jöhr, Sieder, Siederöhre, deruntere TeilbeiDampf-
doppelfefjeln, = Boiler, f. d.; Bouilli, n. (Ipr-
buji) gefochtes Fleiſch; Bonittie, f. (ſpr. bujih)
Mus; Mildbrei; Bonillon, m. u.gem. f. (pr. bu»
jong) Fleiſchbrühe; Bandroje, or an Frauen»
zimmerkleidern; ein baufchender Zierat an Mö—
126 Bouille
bein; auch zufanımengerollter Gold» oder Silber—
draht, Gold» oder Silberraupe (Kräufelfcehnur).
Bonilfe, f. fr. (fpr. buj’; vgl. Bulfe) der Zollſtem—
. gel auf Wolliwaren; auch eine Art Gewebe; Bonile
lieren (fr. bouiller), mit diefem Zollftempel bes
zeichnen.
Bonillon, engl. (ſpr. billjen), Silber oder Gold in
dicken Stangen, eine englifche u. amerifanifche Be-
zeichnung.
Bonillotte, F. fr. (pr. bujstt’, eig. = bouilloire,
Kochkeſſel) ein Glücksſpiel mit Karten; auch eine
Spielfneipe.
Boule, £. fr. (ſpr. buhl; v. l. bulla, etwas Rundes,
Buckel) Kugel, Ball; daher Boule, m. od. Boule⸗
Spiel, ein Geſellſchaftsſpiel auf dem Billard oder
mit Segeln; à la boule fpielen, ein Neihenfolgen-
jpiel auf dem Billard; Boulette, f. Fleine Kugel,
pl. Bouletten, Fleiſchklößchen. |
Boule, eingelegte Arbeit A la Boule, Arbeiten
von Holz, Ei — —*— nn
enannt nach dem franzöfiichen Holzichniger A. CH.
Bir, (16421739). 9 u ’
Boufepfitherie, f. gr. eine Kur, bei der Kubftall-
duft eingeatmet wird.
Boulevard, m. fr. (pr. buͤl'wahr; altfr. boulevert,
aus dem deutichen Bollwerk entjtanden)ein Boll-
werk, Wallgang, Wallitraße, Hauptitraße, Baum-
jtraße, Ringſtraße.
Bouleverſement, n. fr. (ſpr. bul'werß'mcing; von
bouleverser, d. i. eig. wie eine Kugel umdrehen,
bon boule, Kugel, u. verser, umwerfen) der Um—
fturz, die Umwälzung.
Bouliac, m. (ſpr. bulidk) eine Art roter Bordeaur-
wein.
Boulin, m. fr. (fpr. buläng) ein Brütneſt.
Bouline, £. fr. (v. engl. bowline, von bow, Bogen,
u. line, Leine), die Boleine, das Lenkſeil am Segel,
Segeltau; boulinieren (fr. bouliner), mit Seiten
wind ſegeln; uneig. ftehlen.
Bonlingris, |. Bowlinggreen.
Bouquet, n. fr. ſ. Bufett.
Bonguin, m. fr. (fpr. bufäng) ein alter Bor (als
Schimpfwort).
Bonguinenr, m. fr. (fpr.bufinöhr; v. bouquin, ein
altes, jchlechtes Buch, von dem deutſchen Buch, zu—
nächſt jedoch von altholländ. boekin, Biichlein) ein
Freund und Sammler alter Bücher, Bücherwurm;
auh = Bonquintit (fr. bouquiniste) ein Biicher-
trödler; Bonguinerie, f. Büchertrödel.
Bourbon, m. (jpr. burböng), pl. Bourbons, Mit-
glieder des Haujes Bourbon, früher in Franfreid),
Neapel ıc., jegt nur noch in Spanien herrichend;
Bourbontiten, pl. Anhänger diefes Haufes.
Bonrdalone, f. ı. Bourdalou, m. fr. (pr. bour-
dalüh; uripr. eine Art fchlichten Zeuges, welches
die Frauen eine Zeitlang trugen, nachdem der
Pater Bourdaloue [1632—1704] ſcharf gegen
die Sleiderpracht gepredigt hatte) eine Hutjchnur,
ein Hutband mit einer Schnalle; auch eine bunt-
gemwirkte franzöfifche Leinwand.
Bourdine, £. (ipr. bur—) fr. (bourdin, ın.) eine
dunkelrote Pfirſiche.
Bourdon, m. fr. (fpr. burdöng; eig. die Hummel)
Zonf. der Brummbaß, dte Schnarrpfeife gemiffer
Inſtrumente; bej. das 16- oder 32füßige Orgel-
regiſter.
Bourgeois, m. fr. (fpr. burſchoci; v. bourg, u. dieſes
vom althochd. burg, — der Bürger; auch eine
deutſche Schriftart, die Borgisſchrift, ſ. Let—
tern; Bourgeoiſie, f. (ſpr. burſchoaſih) die Bür—
Bouton
jerichaft, der (vermögendere) Bürgerſtand, als
olksklaſſe, Klaſſe der ne namentlih von
den Sozialdemofraten im Gegenfat zu den Arbei-
tern fo genannt.
Bonrnonit, n. Antimonbleterz. |
Bourräden, pl.(fpr. bur—) fr. (sing. bourrade,von
bourrer, jtoßen, beſ. den Pfropf [la bourre] auf die
Ladung, dann auch Stöße mit der Flinte rc. geben,
f. Bourre) SE Affe, beigende Vorwürfe;
Bonrrage, f. fr. (jpr. Burrahſch') Krk. die Ver-
dänmung einer geladenen Mine; Bourrasque,
f. (fpr. burrdst’; it. burrasca; vgl. Bora) ein Wind-
ſtoß; der Ausbruch übler Laune.
Bourre, f. fr. (jpr.bühr’; ital. borra, wahrſch. vor
einem altl. burra, Flocke, Zotte, welches dem pl.
burrae, Bofjen, zugrunde liegt) Abfall von der
Wolle, Scherwolle; Fiill- od. Stopfhaar; Bourre
de Soie (ſpr. —d'hoch, Flock- od. Wirrfeide Flo—
rettſeide); auch ein leichtes florähnliches Seiden-
zeug (1815in Lyon erfunden); Bourrette, f. Flock⸗
oder Abfalljeide.
Bourree, f. fr. (fpr. burreh) ein lebhafter franzö—
ſiſcher Tanz u.die dazu gehörige Mufik im Z4-Takt.
Bourrigue, f. fr. (fpr. burihf‘; fpan. borrico, lat.
—— ein Eſel; ein kleines ſchlechtes Pferd, ein
Klepper.
Bourſe, k. fi. (ſpr.burß') Börſe, Geldbeutel; Bour—
fier, m. (ſpr. burßjeh) der Säckelmeiſter, Schatz—
meiſter, in Klöſtern; auch ein Schüler od. Student,
der ein Unterjtügungsgeld oder einen Freitiſch ge-
nießt, = Stipendiat; zumeilen aud) einer, der
viel Gefchäfte mit der Börſe macht, Börfianer;
Bouriiere, f. (ſpr. burßjähr') die Sädelmeifterin,
in Klöjtern. |
Bourieau,n. fr. (fpr. burßoh) Bauf. ein Dachſims.
Bonifale, f. fr., j. Bufjole.
Boutade, f. fr. (ſprich: but —; vom altfr. bouter,
jtoßenzc.,it.buttare; deutfchen Urjprungs:altnord.
bauta, althochd. bözan, jtogen 2c.; vgl. Boffe) ein
fchneller, wunderlicher Einfall, eine jähe Laune
(gem. Rap3); auch ein rafcher Schautanz aus dem
Stegreif; Tonk. = Capriccio); par boutades
(engl. by fits), nach Yaune, ſtoßweiſe.
Bouteille, £. fr. (ſpr. buteje; it. bottiglis, ml. bu-
ticüla, veriv. mit dem gr. bütis, Flafche, und dem
deutichen Butte, volksmäßig Buddel; vgl.botte)
die Flasche; Bonteillage, f-, x. n. (fpr. —ahieh) in
England dieAbgabe für eingeführten Wein; Bou-
teillier oder Bontillier, ın. (for. — jeh) Kron-
ſchenk, Oberfchent an Höfen; Bouteillenglas,
Flaſchenglas, gewöhnliches grünes Glas.
Bouterolle, £. fr. (ſpr. but’röll’; von bouter, legen,
ſetzen) das Ohrband an der Degenfcheide, Degen—
band; die Bajonetthülfe oder -Dille; der Aufzied-,
Tief- oder Knopfhammer, Geſenkhammer, Stange;
ein Werkzeug zum Töten des Schlachtviehes
Schlachtmaske; Schuß- oder Schießmaske. |
Bontejelle, m. fr. (for. buthell; v. bouter, feßen, u.
selle, Sattel) Krk. da3 Signal zum Satteln durch
die Neitertronpete.
Boutique, f. fr. (ſpr. butihke; vgl. Bottega), f. Bu-
tife; boutique ambulante (jpr. —
eine Wandelbude; Boutiquier, m. (jpr. butigkjeh)
ein Krämer.
Bouton, m. fr. (fpr.butöng; prov. u. ſpan. boton,
it.bottöne, vom fr. bout, Ende, Spiße) der Knopf;
die Knoſpe; die Hißblatter auf der Haut, Finne;
Krfpr. die Traube am Bodenftiid einer Kanone;
pl. Bontons, knopfähnliche —— Bou⸗
fonnier, m. (jpr. butonnjeh) ein Knopfmacher;
Bouts⸗rimes
: Bontonniere, f. das Knopfloch; Heilk. operative
» Eröffnung derdarnröhre beim Manne am Damm,
um Entleerung des Urins bei Berengerungen der
Harnröhre zu ermöglichen; boutonnieren (franz.
boutonner), Aufnöpten; boutonniert, zugelnöpft,
uneig. verſchloͤſſen, unzugänglich; gefnöpfelt, Knopf-
muſier (boutonne).
Bontserimes, pl. fr. (pr. buh-rimeh; von bout, |
Ende, u, rimer, veimen) vorgejchriebene Endreime,
auch das danach verfertigte Gedicht jelbft, ein Reim—
ſilben-Gedicht.
Boupiere, f. fr. (ſpr. bumwjähr’; v. bouvier, Ochſen⸗
hirt, ml. bovarius, vom I. bos, bövis, Rind) eine
Viehmagd; uneig. ein plumpes Frauenzimmer.
boven, boll. eig. oben (= engl. above); hoch! lebe
!
hoch
Bowie-Knife, a. engl. (ſpr. boöh⸗i-neif) ein Bowie—
Meſſer, ein von dem amerikan. Oberſten James
Bowie erfundenes Jagdmeſſer mit hippenförmiger
Spitze.
Bowie, f. engl. (ſpr. bole, vom engl. bowl, Napf,
Beden, Schüffel, eigentl. der in einer Schüffel be-
. reitete Weintrand), Bole, Weintrant; Mifchgefäk.
Bowlinggreen,n. engl. ({pr. böhlinggrihn; v. bowl,
fegeln, u. green, grün) auch Bonlingrin, ft. ( ſpr.
buͤlänggräng) ein grüner Platz zum Kugelſpiel;
beſ. ein dicht bewachſener und fleißig geſchorener
Raſenplatz in einem Luſtgarten, Spielplatz.
Bor od. Bore, f. engl. (vom engl. box, n. Büchſe,
Doſe, Koffer, Gehäufe, Loge) Büchſe, Dofe; Ver—
ichlag, Schußgitter.
boren, engl. (box, dtich. fih baren, niederd. baksen,
v.bäks, Schläge) balgen, fauftlämpfen; Boxer, in.
ein Fauſtkämpfer in England.
Boxing day, m. erigl. (fpr. deh) Geſchenktag in Eng⸗
land, d. i. der Tag nach Weihnachten, an dem Die
Dienerſchaft u. a. Geſchenke erbalten.
Buy, m. engl. Junge, Burfche, Diener, 3. B. Lift:
boy, Burfche, der ven Lift, d. 1. Fahrſtuhl, bedient;
Meſſenger-Boh, engl. (Ipr. meiföndfhör—), Eil-
bote, Ausläufer, voteradler; oldboy(ipr. ob °—),
alter Burſche.
Boy, |. Boi. |
Boykott, m. eugl. Auflehuung der Iren gegen eng-
liihe Grundbeſitzer oder Bertvalter durch den ge-
meinfamen Beichluß, nicht unter einem jolchen zu
arbeiten, nichts von ihm zu kaufen ufw., dann über-
haupt ein ähnlicher Beihlug auch von anderen
Volksklaſſen in anderen Ländern gefaht, Verrufs-
erflärung, fyftematische Verſagung unentbehrlicher
oder wichtiger Leiftungen überhaupt, Acht, Sperre.
(Boycott ift eigentlich der Name eines englifchen
Kapitäns, der 1879 die Güter eines großen Grund⸗
herren, des Lord Eyre, in einer irischen Grafichaft
verwaltete und dabet bei feinen Untergebenen, die
von etlichen Bolt3verführern aufgeheßt worden
waren, feinen Pacht zu zahlen, auf ſolchen Wider-
itand ſtieß, daß ſich bald ein dauerndes feindjeliges
Verhältnis zwijchen ihm und den Sven heraus—
bildete. Niemand durfte mehr bei ihm arbeiten,
niemand mit ihm in Gejchäftsverbindung treten
uſw. Er war gleichfam von den empörten Iren in
Acht und Bann getan. Diefes Verfahren dehnten
die Iren dann auch auf andere engliiche Grund-
bejiger oder Verwalter aus, und der Name Boy:
cott ward für ein ſolches Berfahren üblich; von
Irland drang dann der Name und das Verfahren
auc nach Deutichland, wo es namentlich von den
Sozialdemokraten gegen Wirte geübt wird, die
ihnen ihren Saal zu Verſammlungszwecken ver-
Brachybiotik 127
weigern uſw.; boylkottieren, den Boykott über
jemand verhängen, jemand in Verruf erklären.
Bohe, f. holl. ein Schiffswinkel, Lager der Boots-
leute; auch ein Werkzeug beim Aufwinden des
Kabels; Boher oder Bujer, m., |. Bojer; Boh—
falz, n. Seeſalz.
Boza, Buza, f. perj.-tüirt. (perſ. bösä, bösah) ein
bierähnliches beraufchendes Getränk der Türken,
aus Serite und Hirje bereitet.
Bossa, f. it. altes ital. Flüſſigkeitsmaß = 1—2 1
Brabancons, pl. fr. pr. —bangköngs) d. i. Bra-
banter, dienftlofe Soldaten, dieim 12. Jahrh. Frank—
reih plündernd durchzogen; Brabancoıme, f.
(pr. —bangßoͤnn') ein belgiſches Bolislied, die
Marſeillaiſe der belgischen Nevolution; Brabante
(ipr. brabängt’) u. Brabantiffe, f. (ipr. brabang-
tif‘) eine Art niederländiſcher Leinwand.
| Brabant, auf Schiffäwerften der Aufbervahrungs-
ort für Geräte. |
Brabcum,n.gr.(brabeion) der Kampfpreis, Ehren -
preis; Brabelt, m. (gr. brabeutes) der Kampf-
vichter, Preiserteiler. A
Braca, portug., Brass, jpan. L., Braccio, m. (ſpr.
bratiho) it. (v. [.brachium, Arm; pl. brachia; vgl.
dasfr.Brajje) früher ein Längenmaßim füdlichen
Europa, Elle; Bracelet, n. (pr. braſſ'leh) pl. Bra⸗
eeldtten od. Brasfeletten, fr. (bracelet, v. I. bra-
chiäle) Armbänder. D.
Bracadabra od. Bracatabra = Abracadabra,
Braccio, m. it. ein ital. Yängenmaß — 65 cm.
Bracherium, n. ni. Heilf. das Bruchband.
Brachiſtochrone, j. unter Brachybiotik.
brachium, n. {. (gr. brachiön) der Arm, pl. bra-
chia; brachium seculäre, der weltliche Arm, die
weltliche Macht od. Gewalt; b. ecolesiasticum,
per geijtliche Arm, die geiftliche Obrigfeit od. Macht;
bramiäl ([. brachiälis, e), wa3 auf den Arm Be-
zug hat; Brachiométer, m. gr. Heilf. ein Arm-
meſſer; Brahiänens, m. Armgeſchwulſt; Bra=
chiopoͤden, pl. l.gr. (püs, Gen. podös, der Fuß)
Armfüßler, eine Klaffe der Weichtiere.
Brachmanen, . Brahma.
Brachybiõtik, E. gr. (v. brachys, kurz) das Beſtreben,
das Leben zu verkürzen, entg. Makrobiotik; bra—
chybidtiſch, kurze Zeit lebend, von kurzer Lebens—
dauer; brachchroͤniſch, kurze Zeit dauernd; hra—
chydattiliſch, — Brachydiagonale, f.
kurze Querachſe; Brachhdoma, n. Kurzdach, ein
Dach mit kurzer Achſe; Brachygräph, m. ein Ge—
ſchwind- od. Kurzſchreiber; Braͤchygraphie, f. die
abkürzende Schreibekunſt, Kurzſchreibekunſt, —
Stenographie; brachhlatalektiſch (vgl. Kata—
lektikos) unvollſtändig (ein Vers, dem ein Fuß am
Ende fehlt); hrachhllaͤdiſch, kurzzweigig; Brachy⸗
logie, f. die Kürze im Reden, Bundigkeit; brachh⸗
loͤgiſch, gedrängt, kurz, bündig; Brachylögus, m.
einer, der ſich der Kürze im Neden befleißigt; bras
chhmetropiſch, kurzſichtig; brachypetaͤliſch, mit
kurzen Blumenblättern; Brachypneuma, n. gt.
furzer Atem; brachypneumatiſch, ————
Brachypnöe od. Brachhpnöa, f. die Engbrüſtig—
keit; braͤchypoͤdiſch, kurzfüßig; Dradiuptära, pl.
raflügler (wie die —— ögel), auch
kurstlügefige Kerbtiere; brachyptéeriſch, Furzflü-
gelig; Brachyfeit, pl. gr. Kurzſchattige, Bewohner
der heißen er twelche die Sonnenstrahlen mehr
fenfrecht erhalten und daher einen furzen Schatten
werfen; Bradhyiyläbus, m. gr. ein aus Furzen
Silben beitehender Versfuß; Brachyſtochroöne, f.
(von brächistos, der Fürzefte, Supert.von brachys,
128 ‚Braciere
und chrönos, Zeit) Größenl. die Linie des kürze-
jten Falls, ein Beiname der Eykloide |
Bracicre, m. und Braciẽra, f. it. (pr. ci wie iſch)
ein Koblenbeden, vgl. Brajero.
braconnierent, fr. (braconner, von braque, altfr.
bracon, der Brade, Spürhund) Wilddieberei
treiben; Braconnage, f., r. n. (ſprich: —nahſch)
Wilddieberei;s Braconnier, m. (pr, —njeh) ein
Wilddieb. Sklaven.
Bräcos, pl. brafil. (portug. braco, eig. Spitrhund)
Bracteät (l.bracteätus,sc.nummus), m., pl. Brae= |.
teäten (v. I. bractea, Blech), Blechmünzen, Blech⸗
pfennige, Hohlmünzen (bef. aus dem 12. u. 13. Jahr⸗
hundert) von Gold- oder Silberblech, die auf der
auf der andern vertieft zeigt.
Bradyeloie, f. gr. (v.bradys, langſam, jhwerfälig) '
das Schwerhören; Bradymasciis, f. Heilk. das
bejchwerliche Kauen; VBradypepfie, f. die lang-
ſame, ſchlechte Verdauung; Bradäpäs, m. das.
Faultier; Bradyfurie, f. = Strangurie,
Braga, n. {rufj. bräga, tatar. Urfprungs) ein bier- |
artiges Getränk aus Hafermehl und Hopfen in |
Sibirien, der Waladei ꝛc.
Braga, Brage od.r. Bragt, m. nord. Fabell. der |
Gott der Dichtkunſt u. Beredjanıkeit, Schußgott der 1 42:70. TE Van
| Branfos, m. port. (eig. die weißen —; v. branco
Didter, Sohn Odins und Gemahl der Iduna;
daher Bragur, f. (altnord. bragr) Dichtkunſt.
Braggard, ın. engl. (pr. bräggerd) ein Prahlhans, | er TE ae ee
branlieren (jpr. brang--),. fr. (branler = brandil-
Aufſchneider; Braggardismus, ın. die Brahlerei.
Brahma, m. (jangfr. brahman, Som. brahmä, bei |
den Hindus in Oftindien das höchſte Welen, der |
Beltihöpfer,deifen Halbvergötterte Priefter, Brah: |
mänen, Brachmanen od. Brakminen, die vor- |
nehmite Kafte der Sudier ausmachen; Brahmaiss |
mus, m. die Religion der Indier.
Brai, ſ. Bray.
Braidismus, m. — Hypnotismus (f.d.), dv. dem
Engländer James Braid, der von 1795— 1860
lebte, entdeckt.
Braillard, m. fr. (fpr. brajähr; von brailler, und |
dieſes wahrich. von braire, aut fchreien, bei. vom ;
Ejel) ein Schreier, Schreihal3.
Braife, f. fr. (ipr. brähf), eigentl. Kohlenglut,
glühende Kohlen, daher: fette Dämpfbrühe (Kochk.);
braiiieren (vom fr. braiser, auf glühenden —
baden, ſchmoren) dämpfen, dünſten, daher: braisé,
gedämpft, gedünſtet (Kochk.).
Brake, f. niederd. (von brafen, breken, d. i. brechen)
ein Deich-Durchbruch und die dadurch entſtandene
große —
Bramabpreife, k. eine nach dem Erfinder (dem
Engländer Bramah) benannte hydrauliſche (d. i.
duch Waſſerdruck wirkende) Preſſe; Bramah:
jhlof, n. ein nad) demjelben Erfinder benanntes,
bei. bei feuerfeſten Geldſchränken verwendetes
Kunſtſchloß, bei welchem mehrere Schieber (ge—
wöhnl. 6 bis 7) von ungleicher Höhe gleichweit
zurückgeſchoben werden müſſen, bevor der Riegel
bewegt werden kann; Sicherheitsſchloß. Vgl. auch
Chubbſchloß.
Bramaͤrbas, m. (ogl- jpan. und prov. bramar, fr.
bramer, jhreien) Name eines Großſprechers, zuerfi
in einem jatir. Gedichte des Philander vonder
bramarbafieren, prahlen.
Braminen, 1. Brahminen unter Brahma.
Brancard, m. fr. (pr. branfdhr; v.branche, Zweig,
inde f
(Burkhard Mende) 1710 gebraudit, dann von Gott= |
iched auf die Titelrolle des Holbergjchen Luſtſpiels
Jakob von Zyboe übertragen; dah. f. Brahlhanz; |
brat :
ſad. jel. Art.) eine Gabeldeichlel; ein Tragſeſſel,
‚ eine Tragbahre, Sänfte, Vrancard-Wagen, ein
Laſtwagen ohne Leitern. ER
Brande, f. fr. (pr. brangich'; it.:branca, Klaue
deutſch: Pranke)] und Zweig) eig. der Zweig eines
° Baumes; uneig. der AR eines Geſchlechts: Ne-
benlinie; einer Wiſſenſchaft: Fach; Gefchäftszweig,
"Beruf, Sondergebtet. 41: u, ': ‚mem
Branchus, m. gr. (bränchos) Heilf.eig. Kehle; Hei⸗
jerfeit, Mandelbräune; Brandhotomie, f. Luft
röhrenſchnitt; Branchien, pl.(gr.sing. bränchion,
pl. bränchia) Filchfiemen, gleichſam Quftklappen
zum Atemholen. u ol
er | Brandebourg, m. fr. (pr. brangd bühr) eigentlich
einen Seite ein erhabenes Gepräge haben, das ſich
Brandenburg; eine Art mit Schnur eingefaßter
Knopflöcher, Bordenknopflöcher; auch ein Beſatz
auf Damenkleidern oder Mänteln.
Brandon, m. fr. (fpr. brangdöng) die Strohfackel,
der Feuerbrand, Strohwiſch, Strohpfahl; bran⸗
donnieren, mit Strohwiſchen bezeichnen.
Brandy, m. engl. (fpr.. brändi, zgez. aus altengl.
brandwine) Branntweienn. ©.
Braͤnka, f. (verw. mit ruſſ. branj, Krieg, bränik,
Krieger, polniſch branka, die Kriegsgefangene) die
nächtliche Rekrutenaushebung in Rußland und
Polen.
= ſpan. blanco, weiß,
ſ. blanc) der Kiffabonijche
Ruderzuder in Riften. : nn nn
ler, Berl. v. brandir, ſchwingen) ſchaukeln, ſchüt—
teln; Branle, £. (pr. brang!’) ein zu Ludwigs XIV.
Zeit üblicher polonäjenartiger Tanz. -
bras, ın. fr. (fpr. brah; von I. brachium) der Arm;
hras dessus, bras dessous (jpr. brah deifü, brab
deſſu, Arm in Arm, vertraulich; à bras ouverts
(ſpr. a-bra-ſuwähr), mit offenen Armen, mit Freude
und Herzlichkett
Brajero, m. ſpan. {v. brasa, it. bracia, fi. braise,
gliigende Kohle) eine Kohlenpfanne, Wärmpfanne,
def. in Südamerifa gebraucht.
Brafilidi, m. ein edler Topas aus Brafilien;
Brajilienhoßz, |. Sernambut; Braiildtthofz,
unechtes Brafilienholz; Braſilin od. Braiilein,
der rote Farbftoff des Yernambufholges. :
Braije, f. fr. (prov. brassa, vom I. brachia, die
ausgeſtreckten Arme; vgl. Brasa): Klafter, Faden;
Braifen, pl. die an den Segeln: befeftigten Geile,
mit denen fie ein» und aufgezogen :oder gerichtet
werden. —J red 4b
Brätie, f. aus dem it.
—brattfho), die Armgeige, Altgeige. ;
Bratipill, niederd., eine Schiffswinde, ‚bei der Die
‚Ketten wagerecht gehen, liegende Ankerwinde.
brap (it. bravo, fr. brave, prov. brau) gut; tüchtig;
techtichaffen, bieder; mutig, tapfer; geichidt, tue,
lih; bravo al3 Beifallsruf für Kunitleiftungen:
ſchön, meifterlich! für mehrere: braviz für eine
weibliche Perſon: bravaz im Superl.: bravis-
simo, ausgezeichnet, herrlih! Bravour, f. (fr.
bravoure, ſpr. —mwühr, it. bravura) Bravheit; bei
Kriegern: Mut, Unerfchrodenheit, Tapferkeit; bei
Künſtlern: Geſchicklichkeit, Kunitfertigkeit, Sicherheit
(in Beherrſchung der. äußern Kunftmittel); Bra⸗
vour⸗Arie, f.fr.it,. Br.⸗zRolle, Br.-Stüd:c., ein
Gejang, eine Rolle, ein Stüd ıc., die dem Künſtler
Gelegenheit geben zu ———— Meiſter⸗
ſtück; Bravo, m. (in Italien) ein Haudegen; bei.
auch ein gedungener Meuchelmörder: (als Meiſter
jeine3 Handwerks, der feines Stoßes gewiß ift);
viola da braceio (ipr.
T
Braba
1. Bravi; Bravaccio, it. (ſpr. brawattſcho) oder
ravdzzo, m. ein Raufer, Schläger; Braͤvache,
m. fr. (jpr. — wäſch') ein Großprahler, Groß»
jprecher, Auffchneider; bravachieren, prablen,
aufichneiden; Braverie, f. Prahlerei; Prunf,
Kleideritaat: braßieren, fr. (braver) trogen, höh—
nen; Bravade, £. (ſpr. — wdhd’) ein prahleriſches
Drohen.
Brida, n. ein beraufchendes Getränt der Kam-
tichadalen. £
Bray oder Brat, ın. fr. (pr. bräh; altfr. brai,
Schlamm, Teer, it. brago, Schlamm) mit Fiſchtran
gemiſchtes flüſſiges Harz zum Stalfatern der Schiffe;
brayieren (ipr. bräjieren), teeren.
Brasa, |. Braga.
Brent, m. engl. (fpr. brehk; eig. der Abrichtewagen,
d. i. eine Art zum Abrichten der Pferde dienender
vierräderiger Gngen mit einem Bod) ein offener
pierräderiger, 3—6ligiger Jagdiwagen mit zwei
Längsbänfen und hohem Bod, engl. Halbwagen,
Krümper.
Breakfaſt, n. (ſpr. bredfäßt), Frühſtück.
Breccie, f. (ſpr. brettiche, it. breccia, fr. brèche, v.
deutichen brechen) Trümmergeftein, aus Bruch—
ftüden und Gejchieben zufammengejeßte Geſtein—
maſſen; auch wohl beſ. für Nagelfſuhe.
Breche, |. Breſche.
Bredouifle, £. fr. (ſpr. br'düj', von dredouiller,
jtottern) Verwirrung, Beſtürzung, Verlegenheit;
die doppelte Bartie im Toccateglijpiel, und der
nn, vomit man fie bemerkt; ſ. aud)
urch; Bredonilleur, m. fr. (ipr. Br’dujöhr), der
Stotterer; bredouillieren, ſtottern.
Brégma, n. gr. (v. bréchein, befeuchten, weil dieſer
Knochen bei Kindern feucht und weich iſt und ſich
am ſpäteſten verhärtet) der mittlere Teil des Schä—
dels, der Scheitel.
Brelan, n. fr. (ſpr. br'läng; altfr. brelenc, ein
Brett zum Würfelſpiel, vom deutſch. bretlin, bret-
lein oder bretling) ein Glücksſpiel mit Karten, —
Treſchak.
brelie breloc oder brelique breloque, fr. (ſpr.
brölid, brölod) die (finnlofe) Bannformel, welche
in der Zauberfomödie die Geijter zum Erfcheinen
und Verſchwinden nötigt, alfo: her und hin! fomm
und geh! daher beides verbunden: in verwirrter
Halt, Hals über Kopf; Breloque, f., pl. Bre-
foques oder Breloquen (ipr. bröldd) Uhrgehänge,
UÜbrgehängjel, Kleinigfeiten oder Spielereien an
Uhrketten.
Brenta, k. 1. (vgl. deutſch die Brente, ein hölzernes
Gefäß für Milch, Weintrauben, geſalzenes Fleiſch)
ein ehemaliges Weinmaß in Italien u. der Schweiz,
in legterer von 37,51 Inhalt. 2. Berg in Tirol.
Brephotrophium, n. gr. (brephotropheion, von
brephos, neugebornes Kind, u.trephein, ernähren)
eig. ein Findelhaus; Brephotroph, m. der Vor⸗
ſteher eines folchen.
Breſche, f. (fr. breche, it. breccia, urfpr. deutich,
von brechen; vgl. Brake) ein Duͤrchbruch, Wall-
bruch, eine in Mauer und Wal einer Feſtung durd)
das ſchwere Gefhüg gemachte Lüde, um Sturm zu
laufen, eine Sturmlüde.
Breihith, hebr. (d. i. im Anfange) das erſte Buch
Moſis, das mit diefem Worte anfängt.
Bresciänftahl, m. eine Art Rohitahl, von Bre-
jfeia (fpr. breicha) in Oberitalien.
Bretagne, f. fr. (ipr. —tänje) eine Landſchaft (ehem.
Herzogtum) des nördlichen Frankreichs, jeit Dem
4. Jahrh. durch flüchtige Briten von England aus
Heyſes, Fremdwörterbuch. 21. Auff.
Brign 129
bevöffert und Britannia minor (Rlein-Britan-
nien) genannt; daher: Bretanne, f. ein alter
franzöf. Tanz zu zweien; Bretugnes, pl. eine vor-
trefflihe Gattung franzöj. Leinwand; die Einwoh-
ner der Bretagne heißen Bretons (fpr. Br’tong;
f. Bretonne); daher Bretönne, f. der Weiber-
regenmantel, eig. ein Anzug der Weiber aus der
Bretagne.
Bretdilen, pl. fr. (bretelles, Verkl. v. altfr. u. prov.
bret, Bogeljchlinge, ſpan. brete, Beinfefjel, und
dies vom althochd. bréttan, jchlingen, flechten)
Tragbänder, Hojenträger.
hrevis, breve, I. furz; brevis, f. Tonk. eine Note,
welche zwei ganze Takte gilt (vgl. semibrevis =
1 Taft; minima —=1/,; semiminima =!/,; fusa
—Y, ; semifusa —= 1/,,; subsemifusa od. biscroma
—= 1/,s); in brevi, in furzem, in kurzer Zeit, näch⸗
ſtens; alla breve, it. Toni. in geſchwindem Zeit-
maß, eig. jede Note noch einmal fo gejchwind;
brevi mann, |. eig. furzer Hand; kurzweg, ohne
weiteres; breviter, kürzlich, in Kürze; Brevität,
f, [. (brevitas) die Kürze; brevitätis causa, der
Kürze halber; Breve, n. it. (auch brieve; daher
da3 deutjche Brief) ein kurzes Schreiben, insbeſ.
ein minder fürmliches päpft!. Schreiben an Staa-
ten, Fürſten 2c., bloß mit dem Fiſcherring befiegelt;
Brevet, n. fr. (ſpr. breweh) ein offener Gnaden-
oder Beitallung3brief (Patent, Diplom); engl.
DOffizieröpatent; brevet d’invention (pr. —däng-
wangßjoͤng), Erfindungspatent, ſ. Batent; bre=
detieren (ft. breveter).einen Gnadenbrief erteilen;
brevet&, patentiert; Brepiarium, n. I. 1. das
Rechtsbuch der Römer im weſtgotiſchen Reich (bre-
viarium Alaricianum); 2. abgef. Brevier, da3
Gebet- od. Kirchenbuch der katholischen Geiftlichen
für den täglichen Gottesdienit, Betformelbud);
überh. Auszug, furze Überficht; Brevier (engl,
ſpr. briwihr), auch eine Art Lettern, f. d.; Brept=
loquenz, f. (1. breviloquentia) Kürze im Ausdruck;
Breviotypiẽ, f. Notendrud.
Briangoner (jpr. briangg—) Kreide, die jpanijche
Kreide, eine weichere Urt des Talk-, Speck⸗ oder
Geifenfteind von Briancon in Frankreich.
Briardos, m. gr. oder I. Bridrens, Tab. ein erd-
geborener hundertarmiger Rieſe, der den olympis-
ſchen Göttern im Kampfe gegen die Titanen bei-
ftand. (form.
Brie:bat, m. fr. (fpr. Brickbah) Käfe in Ziegelftein-
brie A brac, fr. (jpr. —brad) eigentl.: altes Haus-
gerät, allerlei Kleine zierlihe Kunftgegenftände,
Nippfachen, namentlid) altertimlicher It. |
Briga, £. ml. ı. it. (fr. brigue; vgl. briguieren
Streit, Kampf, Handel; Partei, Anhang, Rotte;
Brig, Bring oder Brigantine, f. engl. (fr. bri-
gantin, it. brigantino, urjpr. ein Raubſchiff, vgl.
Brigant) ein Rennſchiff, ein leichtes zweimaſtiges
Kriegsichiff mit Rudern und Segeln, welches bis
an 100 Bemwaffnete trägt; Brigdds, £. fr. (it. bri-
gäta, Trupp, Streithaufen) Heerjchar, eine größere
Heeredabteilung von zwei od. mehr Regimentern,
die von einem Brigadier, m.(jpr. — djeh) od. Bri⸗
gade=sbeneral (gew. Generalmajor) befehligt
wird (vgl. Armee); Brigadier, aud ein Wacht—
meijter bei der franzöjiihen Neiterei; Brigade—
Auditeur, m. (vgl. Auditeur), Feldrichter bei einer
Brigade; Brigant m. (it. brigänte), ein Räuber,
Straßenräuber; brigandieren (fr. brigander),
Straßenraub treiben; Brigandage, f., r.n. (pr.
— dahjeh) od. Brigantangie, n. it. (pr. —adſcho)
die Straßenräuberei. r
9
130 Brigantier
Brigantier, pl. ein Bolt (im Altertume), das an
der Ojtjeite des Lacus Brigantinus (de3 Bodenſees)
wohnte.
Bring, f. |. u. Briga.
Brighella, m. it. (von briga, f. d.) eine Charakter-
masfe der ital. Volksbühne, einen anmakenden und
verichlagenen Bürger voritellend.
Bright'ſche Krankheit (nad dem engliihen Arzte
Bright, jpr. breit, benannt), akute Wafjerfucht
mit — eiweißſtoffhaltigen Urins.
Brigitte, altd. (Brigida, wahrſcheinlich verw. mit
Berta) weibl. Name: die Strahlende; Brigitten-
Orden oder r. Birgitten=Örden, ein Nonnen—
orden, geftiftet von der jchiwed. Heiligen Birgitta
1348; auch Orden von St. Salvador.
briguieren (ſpr. —gieren), fr. (briguer, it. brigare,
— eifrig erſtreben; vgl. das it. briccone,
Bettler) etwas durch andrer Gunſt erſchleichen;
Brigue, k. ſ. Bri Brigueur, m.(ſpr. — göhr)
ein Bewerber, Erbſchleicher, Ränkemacher.
Brikett, m. (ſpr. —kett), pl. Briketts (von fr.
brique, f., Ziegel- oder Baditein), eig. Ziegel,
Baditeine, überh. Ziegelförmiges, be. Preßkohlen—
jteine, aus Steinfohlengrus oder erdiger Braun
tohle geformt; brifettieren (ſpr. brifet—), fr.
mit Ziegeln ausjegen oder ziegelartig anftreichen;
preſſen; Brifetage, f., r. n. (|pr. brifetdic‘) ges
malte Bacijteinarbeit, ziegelähnliher Anftrich.
Brifofe, £. fr. (ſpr. bricsl’; vom ml. bricola, ein
altes Wurfgefhüg, womit man Steine gegen die
Mauern 2c. jchleuderte) beim Billard der Ruͤckprall
der Kugel von der Bande; einen Ball par bri«-
cole machen, d. i. ihn durch einen Abjprung von
der Seite treffen; daher par bricole, uneig. nicht
eradezu, durch Ummege, von der Seite, brifo=
teren (fr. bricoler), zurücprallen machen, durch
Abjprung von der Seite treffen; uneig. nicht red»
lich verfahren, Auzflüchte, Umjchweife od. Winfel-
züge machen; Britkolſchußz, Prellſchuß.
brillieren (ipr. brilji—), fr. (briller,it.brillare, jpan.
brillar; viell. vom IL. beryllus, ein glänzender Edel-
ftein, |. Beryll) glänzen, fehimmern, blinfen, prun-
fen; brillänt (pr. fr. briljäng, gem. briljänt),
länzend, hervorleuchtend; ausgezeichnet, herrlich;
rillante, it. Tonk. fehr feurig, lebendig; Bril⸗
Idnt, m. fr. ein in Form eines oben ftarf, unten
ſchwach abgeftumpften Doppelkegels gejchliffener
und an den Seiten in kleine Dreiede oder Rauten
(Facetten) geteilter Edelftein, bej. Diamant; Glanz-
Edelſtein; mon brillant (fpr. mong brijdng), mein
Edeljtein (Name von Luſtſchlöſſern); Briffant:
feuer, n. eine Art Feuerwerk, welches ftrahlende,
blumige u. fiernartige Funken wirft; Briffanten=
täfer, ein pracdhtvoller Rüfjelfäfer in Brajilien,
au) Sumelenfäfer; Briffantier, m. fr. (ipr.
brijangtjeh) ein Diamantſchneider; Brifantine,
f. fr. 1. eine Bomade, welcher Bernftein beigemengt
ift, um dem Barthaar mehr Glanz zu geben; 2. ein
dicht gewebter gemujfterter Baummollenftoff; bril⸗
lantieren (fr. brillanter), Diamanten zu Brillan-
ten jchleifen; mit Glanzſteinen befegen; Brillen
tiert, mit Ölanziteinen bejeßt; uneig. mit glän-
enden Gedanken und Ausdrüden ausgeſchmückt;
rillantblech, n. verzinntes Eifenbleh; Bril—
fantgarn, n. ein wollenes Garn von lebhafter
Farbe; Briffantgelb, lebhaftes, feuriges Gelb
aus Schwefel-Kadmium hergeftellt, das ala gelbe
Malerfarbe verwendet wird; Brilfantglas, ge-
ihliffenes Bleihohlglas ; Brillanz, £.Slanz, Pracht.
Brimade, f. fr. (von brimer, einen neuen Schiller
«
broad-side
ſchikanieren, prellen) unter franzöfifchen Studenten
eine Art Fuchstaufe, auch Maßregelung miß-
liebiger Kameraden, indem man fie an Händen
und Füßen ergreift, in Schwung bringt und durch⸗
Ichüttelt.
Brimborions, pl. fr. (pr. brängborisng; altfr. auch
breborion, entweder entitellt aus I. breviarium,
od. d. landfch. fr. brimber, betteln) Sleinigfeiten,
Lumpereien, latinifiert Brimborium,n. Spielerei,
3. B. bei Goethe im Fauft.
Brinkolo, m., pl. Brinfolt, it. Rechenpfennige,
Spielmarfen.
Brie, m. it. Yeuer, Tebhaftigfeit; brioso od. con
brio, Tonk. lebhaft, feurig. Ä
Brioche, £. fr. (fpr. Sich’; vom deutſch. brechen,
d. i. den Teig Eneten) dünner Butterfuchen,
Brioloͤtten, pl. tropfenförmige Brillanten, =Beı -
deloquen.
Brion, m. (pr. brisng) ein guter franz. Wein.
brifant, fr. (ſpr. brifäng, dv. briser, zerichlagen, zer-
brechen) eig. zerichlagend, zermalmend, wird von
Grplofionstioffen gejagt, jofern dieje die Eigen-
Ihaft haben, ſich plößlich zu zexſetzen; Briſanz,
f. Schlag oder Sprengkraft; Brifage, f. (ipr.
—ahſch) dad Brechen; Brifenv, m. (jpr. —öhr),
die Vorwalze, der Vorreißer (in der Spinnerei);
Brifur, £. ein kleines Gelenk (z.B. an Ohrringen).
Briscambille, f. fr. (pr. —fanabii') = Brüs⸗
quembilfe, |. unter brüsk; Brischla, f. it.
ein italienische® Kartenfpiel, dem ſüddeutſchen
Zwicken ähnlid.
Brife, k. fr. (aus engl. breeze, leiſer Wind, vgl. it.
brezza, jpan. briza) ein zu gewiſſen Zeiten wehen-
der gelinder Seewind.
Briſolette, n. gebratenes Fleiſchklößchen.
Brifüre, f. (fpr. —ſühr') fr. (v. briser, brechen) eig.
Bruch, Sprung; beiBollwerfen mitzuriidgezogener
Flanke die Verlängerung der Streichlinie, der
Bruch am Mittelmall; Wappenk. Beizeihen im
Wappen jüngerer Linien.
Britanninmetall, |. Brite.
Brite, m. (l. Brito, Britannus, ent. nad) dem
walliſ. Stammhelden Bryt, Brydein benannt, od.
vom wallif. brith, bunt, weil die alten Briten
ihre nadten Körper zu bemalen pflegten, wes—
wegen die Kaledonier, ein Teil der Nordbriten, bei
den Römern Picti, d. i. Bemalte, hießen) ein
Einwohner Englands; daher Britännien, n. (I.
Britannia) England; Groß-Britannien, Eng-
land und Schottland; Britanniametall, n. eine
in England erfundene Metallmijchung von Zinn,
Antimon und wenig Kupfer, von weißer, filber-
ähnlicher Farbe zu ZTafelgeräten verwandt ftatt
Silbergeſchirrs.
Britiniäner, pl. eine beſondere Verbrüderung von
Auguſtinermönchen, nach ihrem erſten Wohnplatze
Britini in der Mark Ancona.
British Museum, n. engl. ein wiſſenſchaftliches u.
Kunft-Zuftitut inLondon mit reihen Sammlungen
für Wiſſenſchaft und Kunſt.
British Store m. engl. (jpr. ßtohr), engliicher Kauf-
laden für gemifchte Artikel, beſonders für Herren-
ausftattung; Lager, Magazin.
Brizo, f. ge. (wahrſcheinl. von brizein, einſchlafen)
Fabell. eine auf Delos verehrte Göttin, welche
durch Träume Orakel gab; dah. Brizomant, m.
Traumdeuter; Brizomantie, f. Traumpdeuterei,
broad side, f. engl. (fpr. brahd-Baid, von broad,
die Breite, und side, die Seite), Breitfeite eines
Brockperle
Schiffes, Entladung ſämtlicher Kanonen einer
Breitſeite (vgl. Moltkes geſammelte Schriften,
Band II, ©. 281, 3. 4).
Brockperle, f. (fr. baroque, ſ. barod) eine fchiefe,
ungleiche Perle.
Brodeguin, m. fr. (ſpr. brod’fäng) ein Halbftiefel,
Gamaſchenſtiefel, die Stiefelette.
brodleren, fr. (broder, ſticken, ausnähen) einfafjen,
verbrämen; ftiden, ausnähen mit Gold, Silber,
Seide 2c.; uneig. aufpugen, ausfchmücden mit er-
dichteten Aufäßen; Broderie, f. od. Brodie⸗
rung, dieBerbrämung; Stiderei; Ausichmüdung;
Gartent. Einfafjung von Beeten durch Buchsbaum.
Broglio, m. it. (jpr. bröfjo; vgl. brouillieren) Die
— die Empörung; auch ein leichter it.
ein.
Brohf, n. (ſchwed. brok, holl. broek, fr. brägue)
Sciffipr. ein ftarkes Tau.
brofantieren (pr. —angt—), fr. (brocanter) mit
allerlei Sachen handeln, trödeln; bei. Kunſthandel
treiben, mit Runstjachen trödeln; Brokanteur, m.
(pr. —fangtöhr) ein Kunſthändler, Bilderhändfer.
Brofardenr,m. fr. (pr —döhr) ein Spötter, Stich-
ler; brofardieren, jpötteln, ſticheln.
Brofarditum, n. ml. (wahrſch. nach der von dem
Biichof von Worms Burfard, bei Stalienern und
Sranzofen Brocard ſſt. 1025], Hinterlafjfenen
Sammlung von Rircchengefegen: Brocardica, re-
gulae Burchardicae) eine jprihmwörtliche Recht3-
regel, ein Rechtsſprüchlein des Mittelalters, wel—
ches nicht in den Quellen Steht, fondern oft falſch
bon den Zehrern verfertigt und für echt auögegeben
üt; 3. B. den Bürgen muß man würgen.
Sroffolt, pl. it. (sing. bröccolo, eig. Sprößchen, v.
brocco, Sproß, Keim) italienischer Sprofjenfohl
oder Sommerfohl, ein dunfelblauer Blumenkohl
(bei. in Rom).
Brofdt, m. (it. broccato, fr. brocart, vom it. broc-
care, fr. brocher, ſtechen, fticlen, vgl. Broche)
jchwerer, gold» oder jilberdurchwirfter Seidenitoff:
Anjtrih, der mit zu Pulver gejtoßenem Kupfer
und Zinn und Glimmerplättchen hergeftellt wird;
Brofatell oder Brofardell, m. ein ähnl. Halb-
jeidenzeug von Seide und Baummolle mit großen
erhabenen Blumen; auc) eine Art gelben, rötlichen
oder violetten italienishen Marmors; Brotdt-
papier, Metallpapier, Buntpapier mit aufge
drudten Goldfiguren.
Brofer, m. engl. Makler.
Brom, nl. bromium, n. (vom gr. brömos, Ge-
ſtank) Naturl. ein eigentümlicher, nichtmetallifcher
und zu den Salzbildnern gerechneter Grundftoff,
1826 von Balard entdeckt, findet fich im Seewaſ⸗
jer 2c.; er bildet die Bromjänre, da3 Brom—
Kalium, Brom-Natrium?c.; Bromit,n. Brom-
jilber, ein aus Brom u. Silber bejtehendes oliven-
farbiges Mineral.
Bromatographie, f. gr. (von bröma, Speije) Bes
Ihreibung der Nahrungsmittel; Bromatologie, f.
die Nahrungsmittel-Lehre; bromatoloͤgiſch, die-
jelbe betreffend; Bromatomedter, n. der Speifen-
meler, ein Werkzeug zum Abmeſſen der täglichen
ahrung.
Bromelig oder Bromelie, f. (nach) dein ſchwed.
Arzt und Botaniker Bromel, ft. 1705, benannt)
eine ausländijche Pflanzengattung, wozu die Ana—
nas gehört.
Bromios, m. * (von broͤmos, Geräuſch) der Lär—
mende, Rauſchende Beiname de⸗ Bacchus, wegen
ſeiner lärmenden Begleitung.
Brougham 131
Bromium, j. Brom.
brouchieren (ſpr. brongichieren), fr. (broncher, it.
broncare, v. bronco, Klotz, Stamm, altfr. bronche,
Strauch) ſtraucheln, ſtolpern. |
Broͤnchus, m. gt. (brönchos) die Kehle, Luftröhre,
Brondien, pl. gr. (brönchia) die Luftröhrenäfte;
bronchiñl, nl. die Luftröhre betreffend; 3. B.
Brondial-Ratarrh, f. Ratarrh; Bronchikk—
tafie, f. gr. eine Erweiterung der Tuftröhrenäite,
die bei chroniſchem Katarrh eintreten fann; Bron—
chĩtis, f. gr. Heilf. Entzündung der Quftröhren-,
äjte, Bruftbräune; Bronchecẽle, k. der Luftröhren—
bruch, Kropf; Bronchophonie, f. pfeifende Stimme
bei Heijerkeit; Bronchopneumõnie, f. Qungen-
—* Bronchotomãe, f. der Luftröhren—
nitt.
Brontẽum, n. gr. (von bronte, f. Donner) die
Donnermaſchine auf Schaubühnen; Brontia, pl.
ER eraunia), Donnerjteine, vermeintliche Don»
nerfeile; Brontologie, f. die Donner- oder Ge-
witterlehre; Brontophobile, f. die Gewitterſcheu;
Brontotheologie, f. Erienntnis Gottes aus der
vernünftigen Betrachtung der Gewitter.
Bronze, f. (pr. brongje) fr. (it. bronzo, ml. bron-
zium, und dieſes entitand aus fpätlat. aes Brun-
disium; Bronzefpiegel aus Brundifium waren im
Altertum jehr beliebt) ein Metallgemifch oder Erz
aus vorwaltendem Kupfer und Zinn beftehend;
Bronzen, pl. aus diefer Metallmischung gegojjene
oder gefertigte Gegenſtände; Bronzieren dr. bron-
zer), eine Erzfarbe geben; jchwarz färben (3. ©.
Leder); Bronziit,n. (it.bronzista, jpan.broncista)
ein Erzarbeiter; Bronzehaut-Krankheit, eine
Krankheit der Nebennieren, die mit großer Blut-
armut und Bräunung der Haut verbunden ift, auch
Addiſonſche Krankheit (ſpr. äddiſ'n) genannt;
Bronzezeit, ein vorgeſchichtliches Zeitalter, in
dem Hrn und Geräte vorwiegend aus Bronze
hergeſtellt wurden, fie lag zwiſchen der Steinzeit
und der Eijenzeit; Bronzierſalz, ſtarkes Chlor-
antimon, das zum Bronzieren verwendet wird.
Broofit, m. (jpr. bru—) friftallifierte Titanſäure
von haarbrauner Farbe.
Broom, |. Brougham.
Broquart, m. fr. (ipr. brodahr), ein Spießer, ein-
jähriger Hirſch; Gelbfchnabel.
Brorjfof (Broderskäl), n. ſchwed. die Brüderſchaft,
Duzfreundſchaft.
Broſche, f. fr. (prov. und fpan. broca, it. brocco,
Spitze, ſpitziger Pflod) überh. Spieß; große Nadel,
Spindel 2c.; insbeſ. eine Vorſteck- od. Bujennadel
derDamen; broſchieren, fr. (brocher) heften und
nur in Papier binden (ein Buch); auch Zeug mit
erhabener Arbeit durchwirken (vgl. Brofat); auf-
weben, überjchießen (Mufter oder Figur); Bro—
ſchierte Gewebe, überichofiene Stoffe, Schuß—
muſtergewebe; Brojhierihuß, Figurſchuß (We-
berei); Broſchüre, f. ein Heft, Flugſchrift, Druck—
Ihrift, Aufjag, Abhandlung: Brofhürtft, m. (fr.
brochurier) ein $lugjchriftenjchreiber.
brofjieren, fr. (brosser) bürften; Brofferie, f. fr.
Bürftenbinderware; Vrofjüre, f. Färbung des
Leders mit der Bürfte.
Brouette, £. fr. (ſpr. brudtt’; landſch. birouette; v.
I. biröta, näml. rheda, v. bi-, bis, u. rota, Rad)
ein zweirädriger Schiebfarren. *
Brongham, m. engl. (ſpr. Bruhm) ein zweiſitziger
Wagen, verdeckter Einſpänner, nach dem Namen
des berühmten engliſchen Staatsmannes eig.
Brau'm oder Bruämm, gem. aber Bruhm ausge—
9*
132 brouillieren
ſprochen u. darum
Broom.
bronillieren (ſpr. brujieren), fr. (brouiller; it.
brogliare, mwühlen, aufwiegeln) durcheinander-
werfen, vermwirren (daher brouillierte Finan—
zen, mißliche Vermögensumſtände); aud) verun-
einigen, entzweien, 3. B. mit jemand brouifliert
jein, mit ihm uneins, entzweit fein; Brouilla—
mini, m. u. n. Verwirrung; Örouillement, n.
(jpr. brulj’mäng) u. Brouillerie, f. Mißverſtänd—
nis, Zwiſt; Bronillon, n. (jpr. brujöng) aud)
BSrouillard (ipr. brujdhr), die Kladde, der erite
Ihriftlicge Entwurf, erſte Vorarbeit; flüchtige Zeich—
nung, Handriß, Handplan; bei Kaufl. das Kladde-
buch (Strazza), worin allerlei Handlungsjachen
vorläufig nur flüchtig bemerkt werden.
Brotwniäner, m. (jpr. braun—) ein Anhänger der
Reiz od. Ervegungslehre des engl. Arztes Brown
(it. 1788); Brownianismus, m. die Reize oder
Erregung3lehre jenes Arztes.
Bromnie, m. engl. (fpr. brauini, wahrfch. v. brown,
braun, wegen der ihm zugefchriebenen Farbe)
Braunden, ein nedifher Hausgeiſt oder Kobold,
_ bei. in Schottland und auf den Hebriden.
Bromniften, pl. (fpr. braun—) eine Sekte der
Buritaner (f. d.) in England, 1580 von Robert
Bromne geitiftet.
brohieren (pr. broaj—), fr. (broyer, altfr. brayer,
prov. bregar; altnord. braka, zerbrechen) zermal⸗
men, reiben (Farben); Broyon, m. (jpr. broajsng)
der Rührkolben zum Yarbenreiben.
bruieren, fr. (bruir, durchdämpfen) Zeuge von
Dämpfen durchziehen laſſen.
Bruit, m. fr. (pr. brüth; von bruire, braufen, rau-
chen; mi. brugire) das Geräuſch, Gerede, Gerücht;
Aufſehen, tant de bruit peur une omelette,
ſprichw. jo viel Lärm um einen Eierfuchen, d. i.
viel Lärm um nidtS.
Srümeire, m. fr. (jpr. brümähr, vom I. bruma,
Winter) der zweite oder Nebelmonat im ehemal.
neufranzöſ. Kalender, vom 22. Dftober big 20. Ro»
vember (am 18. Briimaire = 9. November 1799
jtürzte Bonaparte die franz. Republik); brumäl,
l. (brumälis) winterlih; brumös, nebelig.
Brumataleim, Raupenleim (aus Teer, Schmalz,
Leinöl und Terpentin, an Obftbäume geitrichen).
Brume, £. fr. (jpr. brüm) dicker Nebel auf der See.
Brummer, m. (d.i. Bromberger) eine in Brom-
berg geichlagene polniihe Silbermünze = 5 Pf;
auch eine fupferne Scheidemünze von gleichem Wert.
Bruncie, £. |. BPrünelle; auch eine Zleine, frie-
chende Zierjtaude mit großen blauen Blumen (nl.
brunellia, nad dem ital. Botanifer Gabr. Bru-
nelli benannt).
brünett, fr. (it. brunetto, von bruno, fr. brun,
althochd. brün, braun) bräunlich, bei. braunhaarig,
dunfelhaarig; VBründtt, m., Bründtte, f. eine
Berjon, deren Gefichtsfarbe und Haare braun,
dunkelfarbig find, ein Brauner, eine Braune, Dun-
felhaarige; Brünettröshen, — Adönisrös—
ben; Brünieren (fr. brunir), bräunen, braun
beizen, bejonderd die Oberfläche des Eiſens bei
Gemwehrläufen; glätten.
Brunonia, f.nl.das ala Weib perjonifizierteBraun-
ſchweig, welches das Biergefpann (Duadriga)
auf dem Reſidenzſchloſſe in Braunſchweig lenkt.
Sruih-Dynanıo, f. eine Reihen- oder Hauptſchluß⸗
zumeilen fälfchlich gejchrieben:
maſchine für Bogenbeleudhtung mit konſtanter
Stromſtärke (1878 von Brujh erfunden).
brüsf, ir.. (it, brusco, herbe, jcharf) barſch, rauh⸗
|
|
|
Buccoblätter
ſchroff, kurz angebunden; bruscamente, it. Ton!.
haſtig, troßig; brüskieren (fr. brusquer), jemand
ſchroff oder barſch begegnen; etwas überſtürzen,
übers Knie brechen; davon Brüskerie, f. rauhe
Behandlung; Brüsquembille, £. (pr. (—Tangbij’)
eine Art Kartenipiel.
Brufſen, pl. ruff. (sing. brus) vierfantige, foge-
nannte engliſche Balfen aus Riga.
brutal zc., bruteizieren, |. brutus.
Brutto od. brutto, it. (eig. häßlich, ungeftaltet; vom
“lat. brutus, jchwerfällig, plump) bei Kaufl. das
Gewicht einer Ware mit ihrer Packhülle, Roh- od.
Gejamtgewicht; Brutto-Ertrag (entg. Netto>),
Ertrag ohne Abzug der Koſten, Rohertrag; Brutte-
ermögen, das ganze Vermögen mit Einſchluß
der Schulden. |
brutus, a, um, L. (urfpr. ſchwer, ſchwerfällig) un-
vernünftig, dumm, fühllos; bruta fortuna, |.
Fortuna; Brutus,m.männl. Rame ;der Dumme;
Brutum, n. ein Bieh, dummer Menid; bru—
tal, nl. (fr. brutal, it. brutale) ungejchliffen, grob;
Brutäl-Impfung, Tier- oder Viehpoden-mp-
fung; srutaltjieren (fr. brutaliser), fid) grob od.
ungelchliffen benehmen; jemand roh behandeln;
Brutalität, f. grobes Betragen, die Roheit, Fle-
gelei; bruteſzieren, l. (brutescere) zum Tier
herabjinien; brutifizieren, nl. vertieren.
Bruszin, n. ein giftiges Alfaloid, das fih in den
Krähenaugen (Samen von Strychnosnuxvomica),
den Sgnatiusbohnen und der falfhen Auguita-
rinde findet; (für die Mutterpflanze der leßteren
hielt man früher die Brucka ferrugina, zu einer
nah dem engl. Reiſenden Bruce benannten
Pflanzengatiung gehörend, — daher der Name);
ruzit, m. ein aus Talkerde und Waſſer beitehen-
des Wineral.
Brya Ebenus, grünes Ebenholz, ein Baum der
Antillen, der ein gutes Tiſchlerholz liefert, auch
diejes Holz felbit.
rijgma, n. od. Bryamaos, m. gr. (von brychein,
fnirichen) Heilk. das Zähneknirſchen, Zähneflappern.
Bryologie, f. gr. (von bryon, Moos) die Lehre von
den Laubmoofen; Bryelög, m. ein Kenner der-
jelben; Bryozden, pl. Moostierchen (zu den Mol-
luskoiden gehörig).
Bryanie, f. I. (gr. bryonia, von bryein, üppig
mwachjen) die Zaunrübe, Gichtrübe, Stidwurz.
B'ſchores od. Beſchores, jüd. argliftiicher Gewinn.
Bu oder Itſibu (d. h. 1 Bu), n. eine vor 1871 üb-
liche japaniiche viereckige Silbermünze von 1,42 bis
1,60 Ei wert; auch ein japan. Längenmaß (].
Schaku).
Buanſa, m. der wilde Hund von Neapel, angeblicher
Stammvater unſeres Haushundes.
Buaſchra, eine Goldmünze in Tunis = 10 Piaſter.
Bubel, m. (gr. bübälos) der Büffel.
Bubönen, pl. Br. (sing. bubön, m.) Heilf. Scham-
od. Leiſtenbeulen, venerifche od. Veit-Beulen; Bu⸗
bonocẽle, £. ein Leiſtenbruch.
Buccinätor, m. I. (von buccina, Trontpete) eig.
Trompeter; Heilf. der Trompeter-Musfel in den
Baden; Bueciniten, pl. nl. Trompeien-Schneden,
eine Art verjteinerter Schneden.
Bucco, m. I. (v. bucca, Bade, alſo eig. einer mit
aufgeblafenen Baden) ein Tölpel, Schwäger; Na—
— der Bartvogel, das Großmaul.
Buccoblätter, pl. Blätter des Buccoſtrauches (Ba-
rösma), eines zur Familie der Diosmeen gehöri—
gen Zierſtrauches (Kap der guten Hoffnung), die
als Tee verwendet werden (Hnttentottentee).
Buceros
Buckros, m. gr. (bükerös, ochſenhörnig, dv. büs,
Ochs, und keras, Horn) der Hornvogel; Buzen—
tanr, m. gr. (vgl. Zentaur) Fabel. ein Ungeheuer,
halb Menſch und Halb Stier od. Ejel; auch das
prächtige Schiff, in welchem ſich ehemals der Doge
von Venedig mit dem Adriatischen Meere vermählte,
wobei er einen goldenen Ring ins Meer warf (it.
bucentöro); Buzephãlus, m. gr. eig. Bulephã⸗
{08 (v. kephalö, Kopf), Ochienfopf, Alexanders des
Großen Leibroß; jedes LXeibpferd.
Buchnuk, arab. n. der Schminfmantel der orienta-
lichen Frauen.
Buckſtin, n. engl. eig. Bocksfell (v. buck = Bock, u.
skin, Fell), ſtarkes gefüpertes Wollenzeug zu Bein—
bucõliſch. ſ. buf—. ſkleidern und Joppen.
Bucranien, ſ. Bukr—.
Buddha, m. (ſanskr. buddha, weiſe, v. budh, ver-
jtehen) ein indifcher Gott, die neunte Berförperung
des Wiſchnu (f. d.), ald Heiliger Weijer; Bud—
dhaismus od. b. Buddhismus, m. Verehrung
desjelben, u. die von ihm geitiftete Glaubenslehre,
im Reiche der Birmanen und ganz Hinterindien,
in China, Siam, Tibet und Japan verbreitet;
Buddhiften, pl. Anhänger diefer Religion.
Budget, n. engl. (jpr. bödichet, od. fr. büdſcheh; vom
altfr. bougette, lederner Beutel, Reiſeſack, Verkl.
von bouge, boge, lederner Sad, it. bolgia, l.
bulga) urjpr. die Mappe des engliſchen Yinanz-
minifters, worin dieStaat3rechnungen aufbewahrt
wurden; daher der Staatshaushalt oder ftädtiiche
Haushalt, Sahreshaushalt, Voranſchlag der jähr-
lichen Einnahmen und Ausgaben, Jahresrechnung;
Budgetjadr, Rechnungsjahr.
Buͤdta, f. ruf. Wächterhäuschen, Schilderhaug,
Heine Bude (— Boutique); Buͤdotſchnik, m.
Wächter, Stadtwächter, Bolizeifoldat.
Budleja, f. ein Strauchgewächs mit eirunden Blät-
tern und orangefarbenen Blüten, nad) einem
Engländer Budley 1733 benannt.
Budmaiches, pl. oftind. Spigbuben.
Budſchu, m. (eig. Rial Budſchu, Boudjou) eine Sil-
bermünze in Algier, = 24 Mufonen zu 2 Rarub
zu 14 Aſpern, = 1,50 M.
Buen Carlo, m. ein ſpaniſcher ſüßer Wein.
Buen Retiro, n. jpan. (eigentl. gute, ſchöne Zu-
flucht) Name eines Luſtſchloſſes bei Madrid; dann
überhaupt ein Ort, wo man fern vom Geräufche
der Welt angenehm ausruhen fann.
Büfett,.n. fr. (buffet; it. buffetto, ſpan. bufete, ml.
bufetum, urjpr. Prunktiſch = J. abacus, v. altfr.
buffer=bouffer, aufblajen, buffoi, Brunf, Pracht)
ein Schenktiſch (Kredenztiich); eine Anrichte; Tiſch
mitSpeifen bei Gefellichaften; Gefchirrichranf, Sil-
berichrant; auch das Schenfzimmer, Anrichtezim-
mer; Büfettier, m. Bier- oder Speifenausgeber;
Bülettiere, f. Ausgeberin von Speifen u. Geträn-
ten; büfettieren (fr. buffeter), Weinfäfjer an-
zapfen; viel trinfen.
Bufa, f. it. (vgl. Bouffon) Poſſe, Schwant.
Buͤffalo, n.1.engl.(it und ſpan büfalo, ni.bosbubä-
lus ;vgl.Bubal)derBüffel, Büffeloch3. 2. Stadtname.
uffer, m. engl. (ſpr. böffer; v. to buff, ftoßen,
puffen) das Stoßfifjen, der Buffer an Eifenbahn-
wagen. (Buff-⸗Armel, Baujchärmel.
Suffieren, fr. (buffer u.buffir), aufblajen, baufchen;
Buffo, Buffone, m. it. der komiſche Sänger der ita-
fieniichen Oper; vgl. Bouffon.
Bufontt, m., pl. Bufoniten (v. l. bufo, Kröte), Krö-
teniteine, Schlangenaugen, verfteinerte Teile, bef.
Zähne von Fiſchen, Saumenzähne.
Bulgar 133
Bügalet, m. fr. (ſpr. bügaleh) ein zweimaſtiges be-
decktes Lichterſchiff.
Buglehorn, n. engl. (ſpr. bjüg'lhorn; wörtl. Büffel-
horn, Ochſenhorn) ein Jagdhorn; Waldhorn.
bugſieren oder boegſieren, holl. (v. boeg, Bug,
Schiffsvorderteil) ein Schiff ins Schlepptau neh-
men, ſchleppen; daher Bugſierboot, Bugſier⸗
dampfer, ſolche Boote oder Dampfer, die Dies Ge—
jchäft betreiben (vgl. Remorqueur).
Bugipriet, |. Boegipriet; Bugſtage, f. Taue
der Ketten, mit denen das Bugjpriet befejtigt wird.
Bühnenregulator, m. Apparat, um die Helligfeit
der Glühlampen in Theatern zu regulieren.
buhnrdieren, altd. (vom mittelhochd. hurten, fto-
Bend losrennen, ſtoßen, mittelfranz. hourter),
Schar gegen Schar reiten, wobei leichte Speere od.
Stäbe am Schild ded Gegners gebrochen werden;
Buhurt, m. das Hauptwort, von dem buhur-
dieren abgeleitet ijt, ein Reiterfchaufpiel zu Roß,
ein ie Ba von Scharen, das gewöhnlich
zur Begrüßung eines hohen Gastes ausgeführt
wurde (verjchieden von Tjoft und Turnier).
Butätrif, f. gr. (v. büs, Rind, u. iätrös, Arzt 2c.)
Rindvieh- Heilkunde.
Buis, f., pl. Buifen (fpr. beufen) Hol. (eig. eine
Röhre, Rinne Heringsſchiffe, HeineFahrzeuge zum
Heringsfang.
Bujdn, m. ruſſ. (fpr. bujdnn) Stapelplag, Zager-
baus, f. dv. w. Ambar, ſ. d.
Buje, Bujer, ſ. unter Boje.
Bulamfin, eine Goldmünze in Tunis = 50 Piafter.
Bukardit, m. gr. (von bus, Och8, u. kardia, Herz)
ein verjteinerte3 ale eine verjteinerte Mu-
ſchel von runder Herzgeftalt.
Bukett, n. fr. (von bousquet, für bosquet, Gebüſch,
Bujchen) ein Blumenftrauß; die Blume des Weines;
Kunſtſpr. auf Gemälden die glüdliche u. harmo—
niiche Zufammenftellung der Farben; bouquet de
bois ({pr. —bod), ein Zuftwäldchen, eine Baum-
gruppe; Buketterie, f. (ipr. bufeterih) die Kunft
des Straußbindens; Bufettier, m. (jpr. bufetjeh)
ein Straußbinder; Butettiere, f. (fpr.
eine Straußbinderin; Bufett-Barfum, n. Dil
duft, VBollduft. .
bufolifch, gr. (von bukdlos, Rinderhirt u. überh.
Hirt) Hirtenmäßig; bukoliſche Gedichte, Hirten-
gedichte, Schäfergedichte, = Idyllen, f. d. (4.2.
irgil3); bukoliſcher Dichter oder Bufolifer,
m. ein Berfafjer ſolcher Gedichte; Bukoliaͤsmos,
m. der Hirtengejang.
Bufraniten, pl. gr. (vd. bukränion, Rindsſchädel)
Bauf. Aasköpfe, dem nacdten Schädel eines Opfer-
tieres nachgebildete Zieraten, bei. im doriſchen Fries.
Bulaͤfo, n. ein muſikal. Inſtrument der Neger an
der Küſte von Guinen.
Bulaͤrchos, |. Bule.
Bulbärparalyie, f. Sprach- u. Zungenlähmung,
die auf Erfrantung des verlängerten Marks beruht.
— oder Bülbül, m. perj. die perſiſche Nach—
tigall.
Bulbus, m. lJ. eine Knolle, Zwiebel; der Minen;
bulbiform, nl. ziwiebelförmig; bulbös (I. bulbö-
sus, a, um), zwiebelförmig.
Bñlẽ, f. gr. Rat, Ratsverfammlung, = lat. Senat;
Bularhds, m. der Voriteher des großen Rats
im alten Athen; Bulenterion od. Buleutiton,
n. das Rathaus.
Bulien, n. (au3 engl. bow-line, d. i. Bugleine), ein
Schiffstau. gt.
Bulgdr, m., pl. Bulgaͤren, die Einwohner der
154 Bulimos
Bulgarei, uripr. ein tatarifcher, fpäter ein fla-
viiher Volksſtamm; im Mittelalter (1. Bulgari)
allgemeine Benennung für Keger (vol. Bougre).
Bulimos, m. od. Bulimie, auch Bulimiäſis,
f. gr. (bulimia, von büs, Ochs, und limös, Hunger)
der Wolfshunger, Heißhunger, Freßgier.
Buͤlta, f., pl. Buͤlli, ruf). die Semmel, das Franz-
brot; Buͤlotſchnik, m. der Bäder.
Bull, m. engl. eig. Stier, niederd. Bulle; eine Un-
gereimtheit, Albernheit, ſpaßhafte Erzählung oder
— einem ſpaßhaften, ſich oft wider⸗
ſprechenden Sachwalter zu Heinrichs VII. Zeiten,
namens Obadiah Bull, hergeleitet); daher einen
Bull maden, quafjeln, eine lächerliche Verfehrt-
* begehen, wie man fie insb. den Irländern nach—
agt (irifhe Bulls), bei uns: einen Schwaben-
jtreich maden; John But, |. Johannes.
Bulldogge, m. oder Bull-Dog, m. engl. ein Bul-
lenbeißer, großer englijcher Hund.
Bulle, f. (v. I. bulla, Budel, Knopf, Wafferblafe 2c.)
ein jedes erhabene Siegel von Wachs oder Metall
an öffentl. Urkunden 2c.; die Siegelkapſel; eine mit
einem jolchen Siegel verfehene Urkunde, be. päpft-
lihe Verordnung, Vorschrift, die der Papſt im
Auftrage des Kardinalkollegiums gibt und mit
dem großen Kirchenfiegel (nicht bloß mit dem Sie-
gel des Fiſcherrings wie beim Breve) verfieht zc.
(it. bolla); die goldene Bulle (aur&a bulla), ein
befanntes von Kaiſer Karl IV. im Sahr 1356 er-
laſſenes Reichsgeſetz; Bullarium, n. nl. eine
Sammlung päpſtlicher Bullen oder Verordnungen;
bullieren (ml. bulläre), mit einem Siegel verjehen
und dadurch befräftigen, befiegeln; Dr. bullätus,
wer jeine Doktorwürde nur von einem Pfalzgrafen
erhalten hat; dah. bisweilen = Duadjalber; Bul⸗
fijt, m. der päpitliche Bullenfchreiber; Bülletin,
n. ft. (jpr. bülletäng) eig. eine Kleine Bulle, ein
Bettel (it.bullettino), gem. ein Stunden- od. Tages⸗
bericht (3. B. ein ärztlicher über den Zuftand eines
Kranken, Krantenbericht), auch) ein Kriegsbericht,
eine Bekanntmachung.
Bullsfindd, m. engl. (ſpr. —fintſch) ein mit einer
Hede verjehener Erdiwall, der beim Wettreiten mit
Hindernijjen zu durchbrechen ift.
Bullion, n. engl. (fpr. bulljönn; vgl. Bouillon u.
Billon) Gold» oder Silberflumpen, »barren, unge-
münztes Metall; fremdes, ungangbares Geld;
Bullion-Ausihur, ein Parlamentsausſchuß i.
3. 1810, der forderte, daß die Banknoten auf jeden
Hal einlöslich feien.
bullieren, Bultift, ſ. Bulle.
Bulfit, m. (v. l. bulla, Blafe) verfteinerte Blafen-
od. Feigenjchnede; Bullition, f. nl. (v. I. bullire,
Blajen werfen, wallen) das Aufmwallen; bullös,
mit Blajen bededt, blajig.
Bullivantneß, n. (nad) dem Erfinder Bullivant
benannt), Torpedo⸗Schutznetz.
Bülow (jpr. büloh) od. Birol, m. (wahrjcheintich
Schallwörter, welche den helllautenden Ruf de3
Vogels nahahmen) die Golddroſſel, Goldamſel, der
Kirſch- oder Pfingſtvogel.
Buluf, türk. (genauer: böluk) Kompagnie, Truppen-
teil; Buluk-Baſchi, m. türk. (von Baſch, ſ. d.)
ein Oberſter des Fußvolks, Hauptmann.
Bumajſhli, kleines Papiergeld in Rußland.
Bumerang, m.ein gekrümmtes Wurfholz in Auſtra⸗
lien, das an ſeinen Ausgangspunkt zurückfliegt.
Bumhart, = Bombarde, }.d.
Bumper, m. engl. (ſpr. bömper; verderbt aus bum-
bard, bombard) ein Humpen, großes Trinkgefäß.
Büreau
Bun, ſ. Schaku.
Buncombe oder Buncome, Bunkum, m. engl.
(pr. böntüm), z. B. eine Rede für B. halten, einen
Beſchluß für B. faffen und ähnl., d. h. etwas ganz
Unnüges tun (im amerif. Kongreß ift diefeRedens-
art üblich), leeres Geſchwätz.
Bunde, f. ungar. Schafspelz (au) Bunta, ſ. d.).
Bunde od. Bonda, Sprache in den füdmeft-afrifa-
niſchen Küftenjtrichen, daher: Bundavölker.
Bunder, m. ein Hektar in Holland.
Bundesindigenät, n. das Reichsbürgerrecht, das
jeden Angehörigen eines Bundesftaates auch in
jedem andern deutjchen Bundesftaate als Snländer
erklärt (Art. 3 der rei DBUE TO,
Bungalow, n. engl. (ſpr. bönggalo, von bengal.
bänglä) in Oftindien eine Hütte von Bambusrohr
oder Brettern und Matten, mit einem vorftehen-
den Strohdache, als Wohnung für Europäer, bei.
für die englifchen Truppen.
Bunfer, m. engl. (fpr. bönfer, eigentl. der Behälter),
Ktohlenbehälter, der Kohlenraum auf Dampfſchiffen.
Bunſen-Element, n. Vorrichtung zur Erzeugung
von Elektrizität: Kohle in Salpeterjäure, Zink in
verdünnter Schwefeljäure, beide durd) einen Ton—
zylinder getrennt (1840 von Bunjen erfunden).
Bunte vder Bunde, f. in Ungarn ein Mantel aus
Biegenhaar oder langhaariger Wolle, vom Land»
volke getragen.
Bunting, n. engl. (jpr. bönting; wahrſch. vom
deutjch. bunt)das Flaggentuch, ein engl. wollenes
Gewebe, zu Flaggen gebraudt.
Bunzen, m. od. Punzen (v. it. punzone, der Stem-
pel, I. punctionem) fleiner Stahlftempel,der dazu
dient, Figuren in Metall zu ſchlagen, Grabitichel;
Bunzier, m. ein Rünftler, der getriebene Metall-
arbeit heritellt. i
Buphthaͤlmos, m. gr. (von büs, DS, und oph-
thalmös, Auge) Heilf. Ochjenauge, ein ſehr großes
Auge; Buphthalmie, f. Ochfenäugigfeit.
Bupreſtide, ın. gr. der Stink- oder Prachtkäfer.
Bur, m. niederl., pl. die Buren (niederl. boer, d. i.
Bauer), in Südafrika der Bewohner holländifcher
Herkunft.
Bürail, m. fr. (pr. bürdj; vgl. Büreau) ein glat-
tes od. geköpertes Halbjeidenzeug mit Baummolle,
Wolle od. Ziegenhaaren; Bürat od. Borat, mm. fr.
(ſpr. raͤh) ein halb von Florettjeide, Halb von Wolle
gewebtes Zeug; Bürntine, f. eine Art Bapeline
von feiner Seide und Wolle. i
Buran, m. Schneefturm in den Steppen Sibirien
und Rußlands.
Burattini, pl. it. Marionetten od. Schaupitppen.
Burbas, Burbe, Burber, m. die kleinſte Rechnungs—
münze in Agypten, Tunis ꝛc. = Ys per, ſ. d.
Bure, k. fr. (jpr. bür) grobes Zeug aus Scherwolle
(lat. burrus). e
Büreau, n. fr., pl. Bürcans (jpr. büröh; v. bure,
burat, it. burato, grobes Tuch; vgl. Bourre; aljo
eig. eine mit Tuch überzogene Tafel) ein Schreib-
tiſch, Schreibpult; fodann die Amtsſtube, Schreib-
od. Geſchäftsſtube, das Dienſt- oder Gejchäftszim-
mer; in weiterem Sinne: die Behörde: Büreau—
Ausgaben, Amtskoſten; B.⸗-Materialien, Anıts-
bedürfnifie; bureau d’adresse, das Adreß-Haus,
die Nachweifungs- od. Anzeigeitube; b. de com-
merce, fr. (pr. — d’fommerß’) eine Berjammlung
ſachkundiger Kaufleute in Handelsangelegenheiten;
b. des comptes (fpr. — dä fongt), die Rechnungs⸗
fammer, das Rechnungsamt; b. d’esprit (ipr.
—despri) eine Verfammlung von Schöngetftern;
Burette
b. d’intelligence (ipr. —dängtelliigdngß’), dtſch.⸗
fr. (in Frankreich ſelbſt bureau despetitesaffiches)
das Anzeige» od. Nachweije- Amt; Burcanfrat, m.
ein im Dienste ftrenger, fteifer und herrijcher Be—
amter, Aktenmenſch; Bureanfratic, f. u. Bu—
reanfratismns, m. fr..gr. Amtszwang, Behörden»
od. Stellenherrichaft, die Vereinigung der Macht
in den Händen der Oberbeamten (Miniſter 2c.),
ohne Einwirken der einzelnen Mitglieder auf die
Entſcheidung (entg. Kollegial-Berfafiung), daher:
Billfärheruihaft, Amtswillfür, Beamtenüber-
bebung; burcaufratiich, amtsgemäß, beamten-
mäßig; beamtenhaft (bej. im tadelnden Sinne:
freng u. ſteif, herriſch, willkürlich); Bnreanmanie,
. Amt3jchreibewut, die Sucht, alle Berwaltungs-
zweige nach dem Sanzleiwejen einzurichten; Bü—
reanutenſien, pl. Dienjtgeräte, Gerätjchaften des
Amtszimmers.
Burette, £. jr. (ſpr. bürett’) Scheide. eine mit Aus—
ußrohr verjehene, in gleiche Raumteile geteilte
Slasröhre zum Abmeſſen bejtimmterRaummengen
einer Stiiffigkeit, Tropfenmejjer, Meßglas.
Burghers, pl. engl. ſ. Seceders.
Burgunderharz, n. gelbes Fichtenharz in gerei-
nigtem Zuftande; Burgundertaler=Albertu3-
taler, .d.; Burgunder Weine, in der ehem.
Provinz Burgund, bei. in dem Departement Löte
d'Or in Frankreich wachſende Weine.
Burial, m. eine Silbermiüngze in Tunis — 0,50 ME.
Burin, m. fr. (pr. büräng; it. burino und bolino,
ipan. buril; wahrjch. vom althochd. böron, bohren)
der Grabftichel des Kupferitehers; hurinieren
(fr. buriner), mit dem Grabftichel arbeiten, Wap-
en jtechen.
Burta, f. ruff. (v. perſ. barak, ein kamelhaarenes
kurzes Gewand) ein bei allen faufaf. Bölfern ge-
bräuchlicher kurzer, zottiger Filzmantel, mit der
rauhen Seite nad) augen getragen.
Burlaf, m. ein ruſſiſcher Schiffsarbeiter (Wolga).
hurlest (it. burlesco, fr. burlesque; vom it. burla,
u. die vom mi. burra, Zote, Poſſe, Berk. gleich].
bürrula; Zeitw. it. burlare, ſpaßen) Idergbaft,
drollig; das Burlesfe beiteht in der Lächerlichen
Darftellung des Großen und Richtigen; Burléske,
f, ein fuftiges Tanzjtüd, eine Schnurre; Burietta,
f. it, ein kleines Luſtſpiel.
hurnetificren, Holz unzerftörbar machen, indem
man es mit einer Löſung aus Chlorzink träntt.
Burnu od. Burnus, m. (fr. fr. bournous, fpan. al-
bornoz, v. arab. al-burnus) ein arabijcher Mantel
von weißem Wollenzeuge mit einer Kappe, der-
leihen die Mauren in Nordafrika tragen (vgl.
dait): auch in Europa eingeführt.
Burrastfa, f. it. (S fr. bourrasque, ſ. d.) Sturm-
wetter.
Burfa, f. ml. (v. gr. byrsa, Tel, Leder, alfo: le—
dernerBeutel; althochd. bursa, burissa; fr. bourse)
der Beutel, Geldbeutel; auch eine Zufammenfunft
auf hal Koſten (daher Börſe, ſ. d.);
Heilk. der Balg; bursae muscösae,pl.nl. Schleim⸗
ſäcke; Burſaria, f. der Beutelwurm; Burſarius,
m. wer auf gemeinſchaftliche Koſten mit andern
zehrt; insbeſ. ehemal. Studenten, welche als Sti—
pendiaten in einer gemeinſchaftlichen Behauſung
(bursa) wohnten und beköſtigt wurden (daher das
deutjche Burſche); der Verwalter des Klofterver-
mögen3,
Burichifos (deutich mit lat. Endung), burjchenmäßig,
burihenhaft; Burichikofität, f. burichenmäßiges
Benehmen od. Weien.
Buttjel 135
Bus, m. eg (jpr. böß, Abkürzung aus lat. omni-
bus), der Omnibus, ſ. d.
Büfard od. Buffard, m. (fr. busard, vom I. buteo,
ml. buteärdus) der Mäufefalfe, Weihe.
Büse, n. fr. (verw. mit büche, ein Scheit Holz, u.
bois, Holz, indem die Blankſcheite zuerjt Holzitäbe
waren, A auch) planchette, wörtl. kleines Brett,
woher unjer Blanfjcheit; vgl. Boskett u. Bocage)
das Blanficheit in Schnürbrüften; büskiert (fr.
busque) mit einem Blantjcheit verjehen.
Büfe, ſ. Buis.
Buihel, m. engl. (ſpr. buͤſchel; mi. buscellus, alt-
engl. boussel, v.altfr. boissel, neufr.boisseau,f.d.)
in England ein Hohlmaß für trodene Dinge, Schef-
felmaß — 36,343], vgl. Quarter.
Business, n. engl. (jpr. biſnöß), das Gejchäft, Ge-
werbe, die Arbeit. |
Buifa od. Bufa, f. ein gegorenes berauſchendes Ge-
tränf der Araber und Tataren, aus Roggenmehl
od. geröfteter Hirſe bereitet. |
Buſſard, j. Büjard.
Buffole, f. fr. (fr. boussole; it. büssola, vom ml.
buxula, Berfl. v. buxis, Statt [. pyxis, Büchſe, vgl.
Boije) Magnetbüchje, ein Gehäufe mit einer um
eine ihrer Achſen freibewegliyen Magnetnadel;
Deklinations-Bufſole, Bufiole, die auf einem
eteilten Kreife die Abweichung de3 magnetischen
eridians vom geographiichen Meridian desſelben
Ortes angibt; dient zur Bejtimmung der sr
melsgegenden; Inklinations-Buſſole, eine Buj-
fole, die den Winfel angibt, welchen die magne—
tiiche Achfe mit der Horizontalebene bildet; Va—
ristions=-Buffole, eine jolche, die alle täglichen
und jährlichen Änderungen der Deklination eines
Ortes angibt; Tangenten-Buſſole, ein Meß—
werkzeug für alle Konſtanten des elektriſchen Stro—
mes nach dem Tangentengeſetz.
Büſte, f. (fr. le buste, it. busto, m., d. i. Bruſt;
Rumpf, von dem deutihen Brust) ein Bruftbild,
ein plaftifches Bildnis, welches den Kopf mit einem
Teile der Bruft darftellt; hüſtieren, Bruſtſtücke
maden, im Brujibilde darſtellen.
Buſtrophẽdon, n. gr. (bustrophedön, Adverb. von
büs, Rind, u. strephein, wenden) eig. hin und her
gewendet wie adernde Rinder: die Furchenſchrift,
abwechjelnd nach links und reits laufende Schrift
der alten Griechen in der früheften Zeit.
Büftum, n. J. (von burere = uröre, brennen) eig.
die Brandftätte, der Ort, wo man im alten Nom
die Toten verbrannte und ihre Ajche beijegte: Die
Srabftätte, das Grabmal.
bat, m. fr. (fpr. bi; urfpr.—bout, ml. butum, Ende,
Spiße; j. Bouton) das Ziel, der Zielpunkt, Zweck;
de but en blanc (jpr. d'bütang bläng), eig. ſchnur⸗
gerade nach) dem Ziele fchießen); uneig. gerade her»
aus, geradezu, ohne Überlegung.
Butife, f. frz. (boutique, von tt. bottega und lat.
apotheca, u. dies griech. Urſprungs |. Apotheke),
die Bude, Kramladen Kneipe; WButifer, m.
Krämer.
Butifularins, m. ml. (von buticüla, Flafche,
für Bouteille) der Erzfchen? bei den deutſchen
Kaiſern.
Butler, m. engl. (ſpr. böttler), der Kellermeiſter in
vornehmen englifchen Häufern; Bntlerage, f.engl.
(pr. böttleredjch) die Weinfteuer.
Butts, pl. engl, (ſpr. bötts; vgl. boot, fr. botte,
Stiefel) Sohlleder in ganzen Häuten.
Buttfel, |. = Boutefelle.
136 Buthlchloral
Buthlchlorãl, n. ein Schlafmittel, zur Beruhigung
der Nerven dienend.
butfrum, n. Jl. Butter; butyrum animonii,
Spießglanzbutter; b. cerae, Wachsbutter, b. sul-
phüris, Schwefelbutter.
Büpette, f. fr. (ſpr. büwétt'; v. boire = I. bibere,
trinfen) ein Trinfjtübchen, aeg wo man
Erfrifhungen genießt; auch ein Feiner Schmaus,
ein Kränzchen.
Burus, m. I. der Buchsbaum, in Alien ein hoch—
ftämmiger Baum von fehr feſtem Holze, bei ung
nur ein Bufch (buxus humilis), der zur Einfaffung
von Gartenbeeten dient; Buxinecen, pl. nl. buch3-
baumartige Pflanzen,
Buhfe, 1. Duis.
Byibrief, ſ. Beilbrief.
yjiy, m. der indiiche Schneumon (f. d.), welcher die
giftigften Schlangen vertilgt und daher als Haus—
tier gehalten wird.
Byria, f. Stadtfeitung von Karthago.
Byfius, m. gr. (byssos, f., hebr. büss) 1. ein fehr
feiner koftbarer Stoff bei den Alten, bef. in Agyp-
ten, nach der gewöhnlichen Annahme von der
feinjten Baumwolle, nad a. aus einem feiden-
artigen Flachje, od. aus Mufcheljeide von ver-
Caisse
jchiedenen Spinnmufcheln, bei. der Steckmuſchel
(pinna); 2. in der früheren Bot.: fadenartige Algen
u. Schimmel; Soffelith, m. ein dem Asbeſt und
Stahlftein verwandtes, jeidenartig ſchimmerndes
Mineral.
Bythometrie, f. gr. (v. bythös, Tiefe, beſ. Meeres-
tiefe) Tiefenmeſſung durch das Senkblei od. durch
Berechnung.
bijzantiniſch, Byzanz (d. i. Konftantinopel) und
das griechifche od. oſtroͤmiſche Kaiſertum betreffend;
augendienerijch, liebedieneriſch (namentlich Fürften
gegenüber), vergötternd, beweihräudernd; Byzan⸗
tiner, griech. Schriftiteller zur Heit des genannten
Kaiſertums, von Konftantin d. Gr. 325 big zur
Eroberung Konjtantinopels durch die Tiirfen 1453;
auch Goldmünzen der griehiichen Kaijer, etwa
12 Mi. an Wert; Byzantinismus, m. byzanti-
niihe Kunſt; eine Regierung wie im byzantinifchen
od.ojtrömijchen Reiche, too der unumſchränkte Herr-
icher zugleich Haupt des Staates und der Kirche
war und auf die wichtigften StaatSangelegenheiten
Geiſtlichen u. Höflingen Einfluß —— daher:
Fürſtendienerei, Liebedienerei der Untertanen gegen
den Fürſten, Augendienerei, kriechendes, knechti—
ſches Weſen.
C.)
Abkürzungen: C. vor altröm. Namen — Cajus;
als Zahlzeichen = centum, hundert (CC zweihun-
dert etc.); €. — cum, mit; auch — currentis
(anni od. mensis), f.d. unter Currency; C. in der
Phyſik — Celfius; ea. = circa; Cap. = Rapitel;
chbm — Kubikmeter; auf Rezepten: €. Cs d. i.
eoncide, confünde, od. concidätur contundä-
tur, I. zerichneide, zerquetiche; cem = Kubikzenti⸗
meter; cf. od. conf. = confer od. conferatur,
man vergleiche; C. M. od. Cand. Min. = Candi-
datus ministerii, d. i. de3 Predigtamts Kandidat,
auch: C. Rev. Min. = Candidatus reverendi mi-
nisterii, d. i. Kandidat des ehrwürdigen PBredigt-
amts, Predigtamtsfandidat, der die zweite Prü—
fung beitanden bat; cm = Zentimeter; emm —
Rubifmillimeter; Cu. —= Cnejus (altröm. Name);
Co., Comp.,Cp.,Cpie. od. Cie. —=Rompagnie;
Cod. — codex, Urfchrift, Handichrift; Codd. —
codices, pl.; Cod. Ms. — codex manuscriptus;
Cos. u. Coss. — Consul u. Consules; cos. =
Rofinus; cosec. —= ARofefante; cotg. — Kotan—
gente; Crt. od. Ct.— Courant; Cto. = Conto
(). d.); Cto. Ct. = Contocorrent (f. d.); e/l.
conto loro (f. d.); e/m. = conto mio; 6m.
conto nostro; €/8. = conto suo (j.d.); eurr.
currentis (sc. anni), des laufenden Jahres;
€. t. = cum tempöre, d.h. mit afademijchem
Biertel, Beginn der afademijchen Vorlejung eine
Bierteljtunde nad) dem Stundenfchlage, dann auch
auf andere Berfammlungen ftudierter Kreife über-
tragen (Gegenjaß: 8. t. = sine tempöre, ohne
dieſes Viertel, pünktlich); chemiſche Zeihen: C =
Carbonicum, Kohlenſtoff; Ca = Calcium ; Cd =
Cadmium; Ce — Cerium, Ger; Cl = Chlorum,
Chlor; Co — Cobaltum, Kobalt; Cr = Chro-
mium, Chrom; Cu = Cuprum, Kupfer.
C als Münzzeihen, und zwar auf preußifchen M.
früher: Kleve, ſpäter (u. im deutjchen Reich): Franf-
furt a. M., auf öfterreichiichen: Prag, auf hanno-
verichen: Klausthal zc.
Cä, cä, fr. (fpr. Ba, Bü; eine Interjektion) wohlan
denn! friſch, munter!
9 ira, ſ. unter ira.
ab, n. engl. (jpr. käbb) die englijche Drojchte, entw.
vierrädrig oder zweirädrig; das zweirädrige Cab,
eine Art Kabriolett (f.d.), wird meiſt Hanſom—
Cab od. furzweg Hanjom genannt.
Gabaret, |. Kabarett. !
Säctlian u. Cäcilius, m. I. männl. Name, eig.
Blinder, Kurzjichtiger; Cäcilie, f. weibl. Name,
beſ. einer römiſchen Heiligen des 3. Jahrh., der
man die Erfindung der Orgel zujchreibt; daher
Gäeilien-Berein, ein Verein für Kirchenmuſik.
Cacio cavallo, m. it. (ſpr. katſcho) der Stuten-
milchkäſe. —
caesarda majestas, I. (vgl. Cäſar) kaiſerliche Ma—
jeftät; Caesaröo-papia, f. Zäjarcopapismus
m. od. Zälareopapät, n., r. m. nl. der Eingri
des Regenten in die Rechte und Pflichten der Geift-
lichkeit. Das Gegenteil ift die Papocaesarla, d. i.
der Eingriff der Geiftlichkeit in die Rechte u. Pflich—
ten der rare Zäſarismus, m. Gewaltherr-
ſchaft auf fcheinbar verfaſſungsmäßiger Grund-
lage: Cäfardiva oder Zälareina, f. vufl., Raiferin;
Cãſarewna oder Zäſarewna, f. ruſſ. Gemahlin
des Thronfolgers in Rußland; Cäſaréewitſch oder
Zäſarewitſch, m. ruſſ., der Ihronfolger.
Caesium, n. Scheidef. ein 1860 entdecktes eigentüm—
liches Leichtmetall.
caestus, ſ. Geftu2. ;
caisse, f. fr. (pr. käß'; = it. cassa, prov. caissa,
v. I. capsa, Behältnis) der Kaften; auch die Trom-
*) Affe bier unter © nicht fiehenden mit K anlautenden C-Wörter (namentlih mit c vor a, o, u, I, r) fuße
man unter K, ſowie die mit c vor e, i, & ufw. unter 2.
Gates
mel, bej. aber die Kaffe (f. d.): enisse d’escompte
(pr. —deskongt’), eine Auswechſelungs- od. Bor»
ihuß-Rafje fürStaatspapiere; ce. forte (pr. fort’),
die Geldkiſte; Caiſſier, m. (ſpr. käßjeh) der Kaſſen—
verwalter, = Kaſſier; Caiſſon, m. (ſpr. käßoͤng)
ein Kaſtenwagen, deug⸗ oder Rüſtwagen; eiſerner
Verſenkkaſten zur Aufnahme komprimierter Luft
beim Brückenbau und andern Gründungsarbeiten
in Slußbetten; pl. Caiſſons, Bauf. kaſtenförmige
Abteilungen od. Fächer, 3.8. an der Dede; caisson
d’ambulance (jpr. —dangbüldngß’), ein Wagen
des fliegenden Lazaretts;c,apondre(jpr —pud'r),
ein Bulverwagen.
Cafes, pl. engl. |. Kafes. _
Cake walk, m. engl. (ſpr. fef waͤhk), der Kuchentanz,
ein amerikaniſcher Negertanz.
GSalecons, pl. fr. (ſpr. —Böng; it. calzoni, Hojen,
v. calza, Strumpf, v. l. calceus, Halbitiefel u. dies
v. calx, Ferje) Unterhofen.
eälieren, I. (caelare) in Metall ftechen, in erhabener
Arbeit darftellen; Cälätor, m. I. ein Metallitecher,
Bildgraber; ein Bunzner (v.it. punzone, Stempel),
Künitler in getriebener Arbeit; Cälatur, f. I. die
Formſchneidekunſt, halberhabene Arbeit, bei. in
Metall.
Cäment, ſ. Zement. 3
eamöra, f. |. (v. gr. kamära) Gewölbe; gewölbtes
Gemad), Zimmer, Kammer; camera obseura, f.
eine Finiterfammer, ein von Borta im 16. Sahrh.
erfundener Spiegelfaften, durch defjen, mit einem
linſenförmigen Glafe verfehene vordere Offnung die
vorliegenden Gegenftände auf einer matten Glas—
tafel im Fleinen abgebildet werden u. leicht nach—
gezeichnet werden fünnen; c. clara, f. helle Kanı-
mer, ein ähnliches von Reinthaler erfundenes Ge-
rät zum Nachzeichnen ſelbſt unbeleuchteter Gegen-
jtände; c. Iucıda, f. Lichtkammer, Erfindung Wol-
lafton® 1809 zur Erleichterung des Zeichnen ver-
mittelſt eines Prisma, welches die darzuftellenden
Formen auf das Papier zurücdwirft; — ſpäterhin
bedeutet camera oder Kammer in3bef. ein fürjt-
liches Gemach od. Wohnzimmer; daher: Kammer-
err, Kammerjunfer, vornehme Diener eines
Fürſten in ven Zimmern feines Schloſſes; Kam—
merdiener, it. &ameriere, m. Kammerjungfer,
Kammerfran zc., it. Cameriera, f. geringere
Berjonen zur äußern Bedienung fürſtl. u. andrer
vornehmen Herrichaften; Fammermuſil, füreinen
fleinen Raum und gebildete Hörer beitimmte Mu—
ſik mit wenig Snftrumenten, Kammermuſikus,
m. für den fürftlichen Hof angejtellter Tonkünſtler;
Kammerton, m. der in Orcheſtern übliche Stimm-
ton (um 1 Ton tiefer als der Chorton); it. alla
cämera, im Kammerton, ald Kammermufif; —
ferner ift camera od. Kammer in beftimmterem
Sinne: da3 Zimmer, wo fich die zur Verwaltung
der landesfürſtl. Einkünfte beftellten Räte ıc. ver—
jammeln, auch die Berjonen jelbit: Rammerräte
und Kammer-Aſſeſſoren; camera imperiä-
lis, das kaiſerliche Rammergericht; Kameralia od.
Kameral:Riffenichaften, vievonderßermwaltung
der landesfürjtl. Einkünfte 2c. handeln, im weitern
Sinne überh. Staatswifjeniha'ten; Kameralift,
m. der dieje Wifjenjchaften verjieht, ein ftamımers
Beamter, Staatswirtichaftstundiner; Kamera—
liſtit, f. Staatswirtichaftslehre; Aameraliftifer,
m. ein Staat3wirtichaftslehrer; Kamerarius od.
Kämmerer, m. der Vorgejegte einer fürjtl. Kam—
mer, od. über die Verwaltung der Einkünfte einer
Stadt u. ſ. f.; Kamerariät, n. nl. die Schatfam-
Cäſur 137
merbehörde; Camerlere segreto, it. Geheim—
kämmerer, KammerherrdesPapſtes; Kamerlengo,
m. it. (Kämmerling) = Camerarius,; insbe].
ein Kardinal, welcher den päpitlihen Schag ver-
waltet.
Camp meetings, pl. engl. (ſpr. kämp mihtings)
Gottesdienit im Freien mit Predigt.
Candy-store, m. engl. (jpr. kändi⸗ßtor), Kaufladen
für Zuckerwerk, Zudergebäd, KRandiszuder uſw.
(von engl. candy, Kandiszuder, Zudergebäd)
engliiche Konditorei.
Canter, m. engl. (jpr.fänt’v), kurzer, leichter Galopp.
Cape, n. engl. (pr. fehp; deutjch: Kappe, mittellat.
cappa), Dantelfragen, Umhang ohne Armel, Kra—
genmantel.
Captain, m. engl. (fpr. käpt'n), Kapitän, Führer
(beim Fußballſpiel).
cäput, n. (Gen. capitis, pl. capita) l. der Kopf, da
Haupt; audy Hauptabſchnitt = Kapitel; capita
jugäta, pl. verbundene Köpfe, zwei Köpfe auf
Münzen, entw. c. adversa, miteinander zuge-
fehrten, od. ec. aversa, mit abgemwendeten Geſich—
tern; a capite [usque) ad calcem, von Kopf zu
Fuß; ex capite, aus dem Gedächtniſſe; Rſpr. aus
dem Grunde, wegen; quot capita, tot seusus,
viel Köpfe, viel Sinne; capitis deminutioy f. [.
bürgerlicher Tod; caput mortüum, n. in der
Sceidef. Totenkopf, die nicht nutzbaren Rüdftände
u. Abfälle bei chemijchen Arbeiten; in engerem
Sinne: Englifch-Rot, Eijenrot; daher kapuͤt, gem.
für vernichtet, zerbrochen, entziwei; entträftet, ver-
loren (vgl. das fr. il est capot, d. i. er verliert alle
Stiche im Rartenjpiel).
carica, f., pl. caricae, I. (sc. ficus, Feige) urfpr.
kariſche Feigen (aus der Landſchaft Karia in Rlein-
alien); überh. getrocdnete, diirre Feigen; Caricol-
den, pl. ie Se nenitleine, feigenförmige Verſtei—
nerungen.
carpinus, m. eine Pflanzengattung, zu welcher die
Hainbuche (c. betulus) gehört.
Carronade, f. engl. (ſpr. karronehd), die Karronade,
eine Art Schiffshaubige (hergeftellt in dem Dorfe
Carron).
Caſa, f. l. eine Hütte; ein Häuschen, bef. Landhaus;
im Mittelalter ein Klofter; it. u. fpan. das Haus;
casa sancta. f.it. das heilige Haus der Maria zu
Roretto; Cafdle, n. it. Gehöft, Weiler, Dörfchen.
Cãſar, I. (Caesar) männl. Name einer Familie des
Juliſchen Geſchlechtes; in3bef. der große röm. Feld-
herr und Diktator Cajus Julius Gäfar (geb. 100,
ermordet 44 v. Chr.); jeitvem Titel der röm. Allein
berricher, pl. &äfaren, wovon das deutſche Raifer;
in der jpäteren Kaijerzeit Roms die Kronprinzen
oder vorbeitimmten (deitinierten) Thronfolger;
Caesar non supra grammaticos, d.i. der Kaifer
(geht) nicht über die Grammatifer, de3 Kaiſers Be-
fehle fünnen grammatiiche Regeln nicht umftoßen,
od. uneig. der Kaiſer kann das Recht nicht zum
Unrecht machen; da3 Sprichwort fommt daher, daß
der Kaifer Sigismund einft das Wort schisma als
weiblich gebrauchte, und dann, um den Fehler zu
verdeden, wiewohl vergeblich, befahl, das Wort
fünftig jtet3 To zu gebrauchen; cäſäriſch, kaiſer—
lich; Güfarewisie, Cäfareiona,Caesaroopapla,
. caes—.
Cas fortuit, n. fr. (ſpr. kah fortüih) ein unvorher-
gejehener Zufall; vgl. Kaſus.
Cast, engl. (ſpr. faßt) gegoſſen; Cast steel, m.(jpr.
—itihl), der Sußitaßt.
&äfür, f. I. (caesüra, v. caedere, hauen, ſchneiden)
138 Catgut
Versk. ein VBerdeinfchnitt, der durch das Enden
eines Wortes innerhalb eines Versfußes gebildet
wird.
Catgut, engl. = j. Katgut.
Cauens, m. engl. (fpr. Fatöh), Wahlverſammlung,
Borverfammlung von Wählern zur Vorbereitung
einer Wahl. |
eausa, f. I. Urfache, Urfprung, Grund, Beranlaf-
jung; auch Sache, Verhandlung, Rechtshandel; in
causa,Nipr. in verfiechtsjache; cum omni causa,
mit allem Anhang od. Zuwad)3; de gravi causa,
aus wichtigem Grunde, wegen einer wichtigen Ur- |
jache; — ce. eivllis, eine bürgerliche Sache; €. cri-
minälis, eine peinliche Sache, ein Strafrechtsfall;
e. cognita, eine unterfuchte Sache; auch: nad)
unterjuchter Sache; €. efficiens, die wirkende Ur-
ſache; eausa finälis, Endurjache; pia causa, ein
frommer, wohltätiger Zweck, eine milde Stiftung;
ad pias causas oder ad pios üsus, zu frommen
Stiftungen oder zu milden Zwecken, 3. B. Kirchen
und Schulen etwas geben od. vermachen; €. pro-
xima, die nächjte Urſache; e. sine qua non, die
Grundurſache; e. sufficiens, ein hinveichender
Grund; — causae, pl. Urſachen; Rechtsſachen,
Händel.
cause eelehre, cauſieren, j. kauſal.
Ganferie, Cauſeur, Cauſeuſe, ſ. Kauferie, Kau—
ſeur, Kauſeuſe.
Céanoth (amerikaniſcher), m. gr. (keänöthos, eine
Diitelart) die Sedelblume, der Neujerſey-Teeſtrauch
in Nordamerifa.
Cecropia, f. I. Ameifen- oder Trompetenbaum, ein
weitindiiher Baum mit großen Blättern, eine
Sierde unferer Gewächshäuſer.
cede etc., j. zedieren.
Cedille, £. fr. (ſpr. Bedij’; aus dem jpan. cedilla,
d. i. eig. Feines C, ins Franzöſ. gefommen), ein
feines Häfchen unter dem franzö). c (eg), welches
anzeigt, daß man daS c vora, 0, u wie ein B, nicht
wie ein k ausſprechen ſoll.
cedo majori, j. zedieren.
cedöla, f it. (ſpr. tiche—; vgl. Cedula) ein Schuld-
jchein (Streditzettel) der römischen Banf.
cedo nulli, ſ. zedieren.
Gedria, f. I. Cedernharz; c. terrestris, Vergteer;
Gedrinm, n. 1. das aus Cedernholz bereitete Teer-
wajjer; veralteter Name für Holzejjig; Zedrirẽt,
n. nl. (v. rete, Neb) ein aus dem Brandöl des
Cedriums dargejtellter Stoff, dejjen Kriſtalle ſich
neßartig lagern; Zedrobalſam, m. Terpentin,
das aus der Arve oder Zirbelfiefer (Pinus Cembra)
gewonnen wird.
Cedula, f. jpan. (= 1. schedüla, f. scheda) Zettel;
Schein; ein königlicher Gnadenbrief, Beftallung,
überh. Urkunde; insbeſ. ehem. ein jpanifcher Ver—
günftigungsbrief, nad) den ſpaniſchen Beſitzungen
in Amerifa handeln zu dürfen; Cedule, f. h (Ipr.
ßedül) Prandbrief, Lagerſchein, der zur Verpfän-
dung verwendet wird.
Geintüre, £. fr. (ipr. Bängtühr; v. ceindre, [. cin-
gere, gürten) der Gürtel; Einfaffung; Bauf. das
lättchen, der Ring oberhalb und„unterhalb des
Säulenjhaftes, Saum- od. Randftreifen; auch die
Lendengegend.
Cekaco (Buchſtabenwort aus den Anfangsbuchſtaben
der Wörter: Carl Kuhn und Co.) ein Wiener
Federgeſchäft.
Celadon, ſ. Seladon.
Celaͤſter (Eletternder), m. gr. (kelastros; l. celastrus
scandens) der Baummörder, ein Strauch in Nord—
Gercle
amerifa mit jehr biegfamen und fangen Stengeln,
welche jedes benachbarte Gewächs jo umminden,
daß e3 endlich abfterben muß.
Gelation, ſ. zelieren.
celebre, fr. (pr. Belähb’r; von I. cel&ber) berühmt,
feierlich}; eelebrieren, I. (celebräre) feiern, feitlich
begehen; eelebräbet, I. feierlich; rühmlich; Cele—
bramt, m. l. cig. ein Feiernder; Mejjelefer; Gele:
bration u. Gelebrierung, £. die Feier; Celebri⸗
tät, f.(l. celebritas) die Feierlichkeit; Beriiymtbeit.
Gelemin, ſpan. (jpr. Bele—) ein Feldmaß in Spa-
— Ar) und ein Getreidemaß auf Cuba
Cella, verkl. Cellüla, f. I. Kämmerchen, Zelle; in
Tempeln die Niſche, worin das Götterbild
ſtand.
Cello, n. it. (ſpr. tiH—) abgek. für Violoncello,
ſ.g.; Celliſt, = Violoncelliſt.
Celoſia, £. eine Pflanzengattung; eelosia eristäta,
der Hahnenkamm.
KSelotomie, 1. Kelotomie.
Cenangie, Cendriten, |. &—{.
Sendal, n.(jpr. Sendal), auch Zindel genannt, ein
feines indiſches Linnen.
cendre, fr. (ſpr. Bangdreh; von cendre — l. cinis,
®.cineris, Aſche) afchgrau, afchfarbig; Cendrillon
(ſpr. Bangdrijöng), it. Cenerentöla, Aſchenbrödel
(landjch. Aichenputtel), nach) dem befannten Volks—
märden: ein vernacdhläfligtes, zu niederem Dienft
mißbrauchtes Mädchen.
Sendrinftein, ein aus Zement und Ajche Hergeftell-
ter fünjtlicher Stein.
Genobit, cenobitifch, Cenobium, r. Cönobitze.,
ſ. d.; Cenoſis, |. Kenofis.
Genogendjis, f. gr. eine Entwickelung, die nicht den
Lebensgeſetzen eined Organismus entipricht.
Senotaphinm, n. I. (gr. kenotäphion, von kenös,
leer, u. taphos, Grab) ein leeres Grab, Chrendent-
mal eine3 anderswo Begrabenen, Ehrengrab, auch
tumulus honorarius genannt.
Cenſal, ſ. S.; Cenferie, |. Courtage.
Gent, m. engl.; (jpr. Bent), pl. Cents, eine ameri-
kaniſche Nidelfupfer- oder Bronzemünge, der hun—
dertite Teileines Dollar, —4 Pfennige;— Bent, |.d.
cent jours, pl. frz. (pr. Bang fuhr), die Hundert
Tage vom 20. März bis 28. Juni 1815, während
deren Napoleon nad) jeiner Rückkehr von Elba in
Frankreich regierte.
Centavo, m. (Sidamerifa) = Yıoo Peſo (ſ. d.) =
4 Piennige. ä
Gentejima, m. it. (fpr. tihent—), pl. Centeſimi,
eine Kupfermünge in Ztalien SihogLira = *)s Bf.
Gentime, fr. m. (jpr. Bangtihm), |. Franc.
Gentijtere, fr., |. unter Stere.
&ento, m I. Flickwerk, bei. ein Stoppelgedicht, wel»
ches aus andern Gedichten zufammengejegt ift.
centum, l. Hundert (j. Zent 1).
centre, n. engl. (jpr. Bent’r) die Mitte, ver Mittel-
punkt, das Zentrum; Gentreboard, n. (prih:
—hährd), das Mittelichwert eines Bootes, eines
Schiffes, centre-forwards, pl.( J—
Mittelſtürmer (von engl. forward, vorn befindlich,
borwärt3) beim Fußballjpiel.
Gentweight, ſ. Gent. _ | 4
Gerain, n. nl. der unverfeifbare Teil des Cerins,
Seramograshie, |. Ker— _ SD:
Gercle, m. fr. (fpr. Berf’l; v. I. circülus) ein Kreis,
Sejellichaftsfreis, bei. bei Hofe; Cercle halten,
die Nächften und Höchſten um ſich verjammeln;
einen Umgang zu den einzelnen Gruppen einer
Gercopen
Geſellſchaft machen ; — aud) Vorderkreis in Schau-
fpielhäufern (= Barkett); die Auslage beim Fech—
ten;eercleinternational(jpr.—engternaßjonal),
das Sefellichaftshaug für alleBölkerbei der Pariſer
Beltausftellung.
Gercöpen, |. Kerföpen.
Gerdafen, j. Tiherdaten.
cercal, Cerealien, j. Ceres.
Eererium od. Gerer, weniger r. Cerium od. Ger,
n. nlat. (nach dem kurz zuvor entdeckten Planeten
Ceres benannt) ein in Schweden 1803 entdecktes
einfaches Metall; Cerertt, Cerinftein od. Cerit,
m. ein nelfenbraunes oder rörliches metalliicheg
Mineral, welches Cererium enthält.
Céres, f. I. Fabell. die Göttin des Ackerbaues und
der Feldfrüchte, Tochter des Saturn und der Rhea,
bei den Griechen: Demeter; auch Name eines im
Sahre 1801 entvedten Keinen Planeten zwijchen
Mars u. Zupiter; cereäl, cereãliſch (I. cereälis),
die Ceres, den Getreidebau oder dag Getreide be-
treffend; Cerealien, pl. (1. Cerealia) das Ceresfeit,
bei den alten Römern alljährlich vom 9.—18. April
gejeiert; auch Feldfrüchte, Getreide.
cerevisia, f. I. (ein urjpr. Feltifch-galliiches Wort)
das Bier. r
Gerinftein, Cerium, ſ. Lererium.
Serife, f. fr. (pr. $ riſ'; von I. ceräsus) die Kirſche;
n. eine rotbraune Anilinfarbe, Eirichrot.
Cernulatio, £. nlat. bejchwerlicher Huften; cernu⸗
Tieren, den Kopf zur Erde beugen.
Cerro, mn. jpan. (fpr. Berro) Bergaipfel, Paß.
Gertämen, Certation, |. zertieren.
Gertepartie, f. fr. (jpr. Bert’partih; entitanden aus
charte-partie, ml. charta-partita od. divisa, d. i.
geteilte Blatt, weil e3 zerrijien wird und jeder
der Kontrahierenden ein Stüd davon behält) ein
Schiffsfrachtbrief, Ladungsvertrag, ſchriftlicher
Vertrag der Schiffsbefrachter oder Reeder mit
ihrem Schiffer.
Cerũmen, n. nl. (von cera, Wachs) Ohrenſchmalz;
ceruminds, Ohrenſchmalz enthaltend; ohren-
ſchmalzartig.
eerüssa, f. 1. Bleiweiß; cerussa Jovis, Zinnaſche;
ec. nativa oder Ceruſſit, m. natürliches kohlen—
faures Bleioryd, Bleijpat.
cessat, Ceſſation, ſ. cejjieren.
e’est A dire, fr. (jpr.Bät a dihr) das heißt, bedeutet,
will jagen; e’est Egal (ſprich: ßät egadl), das ijt
einerlei; e’est Ja guerre (ſprich: Bü la gähr’), jo
it’ 3 nun einmal im Kriege; c'est tout comme
chez nous, fr. (jpr. ßä tuh komm' ſcheh nuh) e3
ift ganz wie bei ung. [3 eitus.
Gejtus, m. lat. (von caed£re, hauen, iötagen), ſ.
Cetacẽa, pl. nl. (v. lat. cetus, gr. ketos, Walfiſch)
Balfiicharten; Cetackum, m. Valrat,f.Zetazeen.
ceterus, a, um, {. der 2c. übrige, andere; ceteri,
ae, pl. die übrigen (Berjonen); cetera, pl. die
übrigen (Sachen), da3 übrige; et cefera, eig. und
das übrige; und jo weiter, und jo fort; cetäris
paribus, lat. alles übrige gleichgejest, oder unter
übrigens gleichen Umjtänden; ceterum cens£o,
„übrigens bin ich der Meinung‘ — jo ſchloß, mit
dem Zuſatz: Carthaginem esse delendam, „Sar-
thago muß vertilgt werden“, der ältere Kato jede
Senatöverhandlung; daher bedeutet ceterum cen-
seo jprihmwörtlich einen erjten und legten Grund»
jaß, auf den man unerbittlich zurüdtommt.
Getrarin, n. der Bitterjtoff des isländischen Mooſes
(cetraria islandica).
Getylaltohol, n., |. Hthat.
Chalance 139
Chabaſit, m. Würfelzeolith, ein dem Zeolith ver—
wandtes, in wenig geſchobenen Rhomboedern kri—
ſtalliſierendes Mineral.
Chablis, m. fr. (pr. ſchäbli; nad) der fr. Stadt Ch.),
Wein von Ehablis, weißer Burgunderwein; Cha«
blis-Cobbler, m. engl. (fpr. kobl'r; von engliſch
cobbler, d. i. eigentl. Scyuhflicer, dann Getränt
für folche, ein Gemisch aus Wein od. Branntwein,
Zuder, Zitrone und Eis) ein Mijchgetränf aus
Chablis, Eis, Zuder und Zitrone.
Chablon, Chabraque, ſ. SH —.
Chabotte, f. fr. (ſpr. ſchaboll') die vertiefte guß—
eiſerne Unterlagsplatte für ven Amboß der Ham—
merwerke, in dem Chabottenſtock liegend; Am—
boßſtock.
Chabrũs, öſterreichiſcher Ausdruck, der aus der
Sprache der jüdiſchen Börſenmänner ſtammt und
eine Geldgenoſſenſchaft bezeichnet, die große Grund—
ſtücke erwirbt, um ſich dadurd) politiſche Bedeutung
zu verſchaffen.
Chaconne, £. fr. ſpr. ſchaksnn') oder it. Ciaccona,
ſpan. Chacona (ſpr. tſchaköna), eine Art Tanz und
die Muſik dazu.
Chacra, £., pl.Chacras, ſpan. ſpr. tiha—) Bauern⸗
hütten, Landhäuſer in Südamerika.
chacun à son gout, fr. (ſpr.ſchaköng a Bong auh)
jeder nach jeinem Geſchmack oder Gefallen; cha-
eun pour soi, Dieu pour tous (jpr. — pur od,
diöh pur tuh), jeder für fich, und Gott für alle.
Chafeiten, pl. Anhänger der Lehre des Imam
Chafei (eine der vier orthodoxen Sekten des Islam).
Chagrin 1. oder Chagrain, m. fr. (ſpr. ſchagräng;
it. zigrino, vom türk. sagri, Pferderücken, da das
Leder vom Rüden der Tiere genommen wird) ein
fürniges Leder, aus der Haut der Pferde, Ejel,
Maulejel, Seehunde ꝛc. bereitet, Reibleder, nar-
biges Leder; Fiichhaut, bef. Haifiſchhaut; auch eine
ähnliche Art Zeug: Chagrintaft; chagrainieren
(ipr. Ichagränieren), Leder körnen oder narben.
Chagrin 2. m. fr. (fpr. Ichagräng) Berdruß, Kum-
mer, Sram, Harm; Hagrinieren (Ipr. ſchagri—
nieren; fr. chagriner), fränfen, betrüben; ddagri=
naͤnt, kränkend, betriibend.
Chagualgummi, m.hellfarbiges Gummi, aus Pflan—⸗
zen Südamerikas bereitet.
Chahut, m. fr. (ſpr. ſchahüh) = Kankan(ſ. d.)
Chain, engl. (pri: tſchähn) Kette, ein Feldmaß
= 20,17, m.
Chaine, £. fr. (ſpr. ſchähn'; vom I. catena) die Kette,
bej.in der Tanzkunſt der Kettentanz oder Hand um
Hand; eine fortlaufende Reihe ausgeitellter Boten,
angejtellter Arbeiter u. dgl., Abjperrfette.
Chair, m. engl. (ſpr. tſchähr; auch fr., ſprich dann:
ſchähr) das Schienenftühlchen (Eiſenbahnweſen).
Chairleder, n. (fpr. ſchähr—, von franz. chair, f.
leiih, Haut, in der Gerberei die Fleijchjeite der
Häute, rauhe Seite der Häute) dänijches Leder,
auch Suede (d. i. ſchwediſch) genannt, befonders
u Handjchuhen, jog. däniſchen oder ſchwediſchen
Handjchuhen verwendet; Chairfärberei, f. das
Däniſchfärben des Leders.
Chaiſe, f. fr. (ſpr. ſchähſ'; nach Pariſer Ausſprache
für chaire, Lehrſtuhl, vom lat.-gr. cathedra) ein
Stuhl, Siß; eine Halbkutſche, ein nach, halb⸗
verdeckter Wagen; chaise à porteurs (ſpr. — por—
töhr), ſ. v. w. Portechaiſe; chaise longue ſpr.
— long’), ein Halbſofa mit nur einer Lehne; Lang⸗
politer, Ziegejofa; chaise perc6e (jpr. —perbeh),
der Nachtſtuhl. k
Chalance, f. fr. (pr. ſchalingß) das Fährgeld.
140 Chaland
Sholsnä, m. fr. (fpr. fchaläng; mI. chelandium,
oll. kalant, klant; eigentl. eine Art Fahrzeug zur
Hortihaffung der Waren, womit man dann den
die Ware abholenden Käufer verglich) der Kunde,
Abnehmer einer Ware; Chalandife, f. (ſprich:
ſchalangdihſ') die Kundichaft, reichlicher Waren-
abgang; chalandieren, ſich Kundjchaft erwerben.
Chalãſis, f. gr. (von chalän, nachlajien) Heilf. Die
Srichlaffung der weichen Teile des Körpers; Cha—
Iaitifa, pl. erichlaffende, erweichende Mittel; da=
laͤftiſch, erweichend.
Chalãza, f. od. Chalazium, n. gr. eigentl. Hagel,
Schloßen; Heilf. ein Geritenforn, d. i. kleine Ge—
ſchwulſt am Augenlide; Chalazöſis, f. die Bil-
dung eines Gerſtenkorns.
Chalcedön, m. gr. (von der Landſchaft Chalce-
donien in Kleinaſien, mo der Stein ehemald am
bäufigiten gefunden wurde) der Nedel- oder Milch—
itein, ein Halbedeljtein aus dem Kieſelgeſchlecht,
meift milchweiß oder neblig und halbdurchſichtig;
Chalcedoͤnix, m. (vol. Onyx), ein Milchſtein mit
abwechjelnden braunen, weigen u. grauen Streifen.
Chaldãer, pl. die Prieſtergeſchlechter des babyloni-
ihen Volksgottes Bel, befonders als Sterndeuter,
WBahriager ꝛc. im Altertum befannt; chaldäiſche
Sprade, eine dem Hebräifchen verwandte, jeit der
babyloniſchen Gefangenjchaft von den Suden ge-
ſprochene Sprade.
Ehaldron, n. engl. (jprich: tſchäͤhdrön; vom altfr.
chauldron, jegtchaudron, it.calderone, jpan.cal-
deron, Keſſel, v. [. caldarius, zur Wärme gehörig,
v. calidus, warm; alfo eig. ein Keſſel voll) früher
ein Kohlenmaß von ungef. 12 bis 13 hl; jet ein
Maß für trodeneDinge uberdaupt=11 hl 63,1571.
Chãle, m. fr. (ſpr. jchäl, fr. chäle, von engl. shawl)
= Schal, Umfdlagetud) (j. d.).
Chalet, n. fr. (ipr. jhaleh) Sennhütte, Schweizer-
Chalif, 1. Kalif. [hau
Chaltos, m. griech. Erz, Metall, befonders Kupfer;
Chaltanthit, n. = Kupfervitriol; Chalkelefan⸗
tin, n. eine Maſſe, die aus Elfenbein und Erz bes
iteht; Chalkograͤph, m. eig. wer auf Metall zeic)-
net,ein tupferitecher; Chaffographie,f.dieKupfer-
ttecherkunſt; auch ein Kupferitich: chalkograͤphiſch,
die Kupferjtecherei betreffend; Chalfolith, m. der
Uranglimmer, Uranipat, j. Uranium; &hallo=
pyrit Kupferkies; Chalkotypie, f. Kupferdrud,
ie von Heims in Berlin gemachte Erfindung,
eine auf einer Rupferplatte ausgeführte Zeichnung
durch einen chemiſchen Borgang in einen erhabenen
Kupferſtock zu verwandeln, von dem durch die Buch-
drudprejje eine beliebige Anzahl von Abdruden
gemacht wird, Hochätzverfahren auf Kupfer.
Chalon, m. fr. (pr. ſchaloͤng) ein feines geföpertes
wollenes Zeug.
Ehaloupe, |. Shaluppe.
Chalwar, n. ein Gewicht für Petroleum in den
Saufajusländern — 800 bis 1000 Pfd.
Chaly, n. fr. (pr. fhalih) ein feiner Wollftoff zu
Kleidern und Tüchern, auch mit eingewebter Seide
zu Weiten; urjprünglich ein zu Angola aus Ziegen-
haaren verfertigtes Zeug.
Ghalybographie, f. gr. (vom gr. und lat. chalybs,
Stahl) Stahlitecherei, Stahlſtichkunſt; Chalybſö—
ttans, n. nl. (von chalybs u. sonare, jcyallen) ein
von Diez erfundenes Tonwerkzeug aus Stahl und
Glasſtäben.
Chamade, f. fr. (ſpr. jhamdde; port. chamada, it.
chiamata, dv. port. chamar, it. chiamare, [. cla-
mare, rufen, aljo eigentlich der Ruf der Uhergabe)
champ
das Ergebungszeichen, ein durch eine Trommel ze.
gegebenes Zeichen, daß ſich eine belagerte Stadt
ergeben will; daher Chamade fchlagen, den
Rückzug antreten; jest häufiger gebraucht vom
Lärm eines Marktſchreiers.
Chamäldon, n. gr. (chamai-l&ön, wörtl. Erdlöme)
die Schiller-Eidechje, der Farbenwechſler, eine Art
Eidechje in Dftindien, deren hellgrüne Haut ſich
zumeilen verfärbt, und von der man glaubt, fie
nehme die Farbe der umgebenden Gegenitände an;
bildlich ein unbejtändiger, veränderlicher Menich,
der nad) den Umftänden die Gefinnung wechſelt
(bei den Stalienern versipelle); Scheidef. mine
raliihes Chamäleon, eine (farbewechjelnde) Ber-
indung von Manganjäure mit Kali od. Natron;
chamãleoͤntiſch, ſehr veränderlich, wandelbar.
hamdre oder Chamarre, f. fr. (pr. ſcha—; vgl.
Simarre) ein verbrämter polniiher Rod; cha—⸗
marrieren (ſprich: ſcham —; fr. chamarrer), ver-
brämen, 3. B. Kleider; Chamarrüre, f. die Ver-
brämung.
Chambellan, m. fr. (ſpr. ſchangbelläng; ml. cam-
bellanus, camberlanus, v.I.camera, fr. chambre)
oder Chamberlain, engl. (ſpr. tihehmberlin) ein
Kammerherr.
Chambertin, m. fr. (ſpr. ſchangbertäng) ein fran-
zöſiſcher Rotwein, nach einem Dorfe in Ober—
burgund benannt.
Chambranle, m. fr. (ſprich: ſchangbrangl') Geſims,
namentlich an Türen.
Chambre, £. fr. (ſpr. ſchangb'r; vom lat. camEra)
ammer, Zimmer; auch Kammer der Volksver—
treter; ehambre ardente (jpr.—ardängt’), bren-
nende3 Zimmer, ehemals in Zrankreich ein ſchwarz
ausgefchlagenes Zimmer, in welchem man vor-
nehme Verbrecher, bei. Ketzer und Bergifter, bei
Rerzenlicht verhörte; in ein Trauergemad zur
Reichenfeier fürftliher Berfonen; chambre du
commerce, fr. die Handel3fammer; chambre
garnie (jpr.—garnih), ein zum Vermieten einge-
richtetes Zimmer; möbliertes Zimmer; Chambre=
arnift, m. der Bewohner eines jolchen Zimmers,
Simmerherr; chambre introuvable (ſpr. —äng-
trumäb’I), unfindbare Kammer, Spottname der
im Sahre 1815 nad) der zweiten Neitauration in
Sranfreih zufammengetretenen Deputiertenfam-
mer; Chambriere, f. fr. (pr. Ihangbriähr') eig.
da3 Kammermädchen; die Abricht-Peitſche der
Bereiter und Stallmeilter; chambrieren (ſprich:
ihangbr—; fr. chambrer), beijammen wohnen.
Chamis, ſ. Harar. —
Chamit, m. (vom lat. chama, gr. chemß, die Gien—
mujchel mit zwei Elaffenden Schalen, vom —
chaõ, ich bin offen) eine verſteinerte Muſchel, in
ihrem natürlichen Zuſtande Gienmuſchel, Rieſen—
muſchel 2c. genannt. —
chamois, fr. iſpr. jhdmoa; le chamois, die Gemſe;
ital. camoscio, ſpan. gamuza; don mhd. gamz,
Gemſe) gemsfarben, hellgelb. :
Chamotte, f. fr. (pr. ſchamoͤtt') (von chame, Gien-
mujcel, wegen der Mufchelform der dazu ver-
mendeten Borzellanfapieln), eine aus den irdenen
Rapfeln, in denen Porzellan gebrannt worden ift,
bereitete pulverifierte Waffe, die mit fenerfejtem
Ton als Bindemittel zu den jehr feiterfejten
Chamottiteinen geformt und gebrannt wird;
Ehamottentörtel, m. feuerfeiter Mörtel.
ehamp, ın. fr. (pr. ichang; vom lat. campus) das
Feld; Champ de Bataille, m. fr. (pr. ihang d
batdt’) ver Kampfplatz, das Schlachtfeld, Wa en»
Champagner-Wein
haptalifieren 141
feld, die Walftatt; champ de fedsration (fpr. | Chauoine, m. fr. (jpr. ſchanoän) = Kanonifus;
—federaßjöng), das Bundesfeld; ch. de Mars,
das Marsfeld in Baris; Champs Elyfees, pl.
fr. die elyfäifchen Gefilde, eine herrliche Park—
anlage in Paris.
Champanner - Wein, von der Provinz Cham-
pagne (jprich: jchangpänje) in Frankreich, Seit |
(durch Flaſchengärung erzeugt), Schaummein (mit
fünjtliher Kohlenfäure); Chämpagner-Bier, ein
ichäumende3 Getränt aus Waſſer, Meliszuder,
Zitronenöl u. dgl. Et
Champignon, m. fr. (ſprich; Ihangpinjong; bon
champ, das Feld; it. campignuolo) ein eßbarer
Pilz, Edelpilz, nt Erdſchwamm.
Champion, m. fr. (ſpr. Ihangpjöng; ml. campio,
vom lat. campus, Feld), gew. engl. Champion,
m. (fpr. tihämpiön) ein Kämpfer, Verfechter einer
Sade, be. Beihüter eines Wehrlofen; Meiiter-
tinger, Preiskämpfer, Preisruderer 2c.; auch: der
Ged; Championship, f. engl. (fpr. tſchämpiön—
ſchip), die Meifterfchaft (im Ningen, Kämpfen,
Rudern und anderem Sport).
Champs Elyides, ſ. unter champ.
Chamtin (Hamſin), m. (v. arab. chamsin, fünfzig,
weil er bei. während der 50 Tage von Ende April
bis zu Anfang der Nilüberihwenmung im Juni
weht) in Ägypten der aus der Wüfte fommende
Slühwind, = Samum, ſ.d.
Shan, ſ. Khan.
Chance, f. fr. (pr. ſchangß'; eig. der Fall, vom lat.
cad£re, fallen, mit Beziehung auf das Fallen der
Würfel) eine Art Würfelfpiel; die Würfelaugen
dabei; Glücksfall, Möglichkeit, möglicher Ausgang;
im pl. bejond. günftige Ausficht; umgedeutjcht in:
Schanze, daher: etwas in die Schanze ſchla—
gen, d. i. aufs Spiel feßen.
ancelier, m. fr. (pr. ſchangß'lieh; v. fat. cancel-
arius), der Kanzler; Chanceliere, f. ſpr. —iär)
Frau des Kanzlers.
Chancellor, m. engl. (fpr.tihänßelör) der Kanzler;
;h.of the exchequer (jpr.—oiom dit ekßtſchecker),
Schatzkanzler, Bremierminifter; Lord high Can-
cellor (jpr. Lahrd hei —), der Großſiegelbewahrer.
Chancre, m. fr. (fpr. ſchank'r; v. I. cancer) Krebs,
ein krebsartiges, um ſich freſſendes veneriſches Ge-
ſchwür; chancros (fr. chancreux), damit behaftet;
veneriſch, ſ. d.
Chandale, m. oftind.- engl. (ſpr. tſch —), gleid;-
bedeutend mit Paria, |. d.
Chang, Hin. (pr. tichang), ein chineſiſches Längen—
maß (Rute) = 3,18 m.
Change, engl. (fpr. tſchehndſch), ändern, wechſeln;
change over! (jpr.—shmw’r; von engl. over, über,
hinüber, herüber), Wechfelt die Seiten! Seiten
wechleln! (beim Tennisipiel).
changieren (ipr. ichangfeieren), fr. (Changer, ital.
cambiare, cangiare; dv. |. cambire; vgl. Cambio)
verändern, wechſeln, taufchen; jchillern; Change,
m. (ſpr.ſchangſch) Tauſch, Wechiel, Veränderung;
Wechſelbank; Jir der Fährtenwechſel; Change
Konto, n. fr.-ital. die Rechnung, auf welcher die
Buchhändler die mit andern Buchhändlern ver-
taufchten Werke aufzeichnen; changeant, fr. (pr.
ſchangſchäng) veränderlich, ſchillernd; Changeant,
m, der Schillertaft, ein ſchillerndes Seidengewebe;
auch der Schillervogel, ein ſchöner Schmetterling;
Changement, n. ſchangſch'mang) die Önde-
rung, Abwechſelung; Changement de Decoration
(jpr.deforaßiöng), ein ander Bild! Changierung,
f. der Hin» und Hergang (bei Spinnmafchinen).
Chanoineſſe (pr. ſchanoaneſſ'), |. Kanoniſſe.
Chanſon, k. fr. ¶ pr. ſchangßong; v. lat. cantio) ein
Geſang, Lied, bei. weltliches Lied, Volkslied; Chan-
son à boire (ſpr. bödhr), ein Trinklied; Ch, de
table (jpr.täbl), Tafellied; Chanfonnette, £. (it.
canzonetta) ein Liedchen; fäljcylich auch: eine Sän—
gerin leichtfertiger Lievchen; Chanfonnier, m.
(ſprich; Ihangkonnjeh) ein Liederdichter, Sänger;
Chanfonniere, f. (ſprich: Ihangkonnjähr) eine
Lieverfängerin; Chant, m. (fpr. ſchang) Geſang;
Chantage, f. (ſpr. ſchangtahſch') Lärmfiihfang;
berrügerijche Borjpiegelung, Schwindeiei, um etwas
zu erprejjen oderauszufundjchaften; auch Drohung,
Einfhüchterung zum Zwecke der Erprejjung; chan-
tant (jpr.ihangtdng), fingend, fingbar, melodiſch;
Shantercife, £. (pr. Shangt—) = Cantine, die
Gingjaite, feinſte Geigenfaite, Duinte.
Chaos, n. gr. eigentl. der unermeßliche Raum (val.
Chasma), gewöhnlich die wirre geitaltlofe Malte,
die, nach griech. Xehre, der Schöpfung zugrunde
lag: da3 Urgemijch; Gemirr, Wuſt; chaötiſch,
wüſt, ungeordnet,verwirrt; Chaomantie, f. WBahr-
ſagung aus Luft und Wettererjcheinungen.
Chapeau, m. fr. (pr. jhapsh, pl. Chapeaux, Ipr.
ſchapoͤhs; ml. capellus, vom fr. chape, ſpan capa,
ital. cappa, ein Mantel mit einer Kappe, die mar
über den Kopf z0g) der Hut; nad) dem Mode-
gebrauch des vorigen Jahrhunderts eine Manns-
perſon, ein Herr, be. al3 Begleiter und Beichüger
einer Dame (wofür man jest franzöſiſch cavalier
jagt); Tonf. der Bindeftrih; Chapeaubas (ipric;:
—ba), ein Klapphut, platt zujammengelegter Hut
(aud) chapeau-claque), den man unter dem Arme
trägt; aud Hut ab!; Hapenubas gehen, mit dem
Armbhütchen gehen; mit abgezogenem Hute gehen;
Chapeau⸗VBonnet, m. (pr. —bonneh)ein Hauben-
oder Mügenhut; Chapeau-rouge (ſpr. — ruhſch),
der Kardinalshut; Chapelet, m. fr. (pr. ſchap'leh;
vom altfr. chapel, altd. schapel, Kranz al3 Kopf-
Ihmud) der Rojenfranz, die Gebetichnur, dad Ba-
ternojter; Chapelgorris, pl. Ipan.(fpr. tihap—)
d. i. eigentl. Nothiüte, Rotmützen (v. bask. chapela,
Hut, u.gorria, rot), leihtbewaffnete unregelmäßige
basfiihe Truppen, Anhänger der Chrijtinos im
ſpan. Stiege jeit 1833; Chapellerie, f. fr. Hut-
laden, Hutmachergewerbe; Chaperon, m. fr. (ipr.
ihap’röng) die Helmdede, Kappe (Kopfbedeckung
bei ven Franzoſen im Mittelalter); uneigentl. An-
ſtandsdame, eine ehrbare ältlihe Perſon zur Be-
aufjichtigung junger Damen; Kaperonnieren,
Damen geleiten und beſchützen (vgl. Chapeau).
chapelle ardente, £. fr. (jpr. ſchapäll' ardangt’) eig.
brennende Kapelle; das erleuchtete Trauergerüft,
= castrum doloris.
Chaseton, m., pl. Chapetünes, ſpan. (ſpr. ticha-
petönes) neu angekommene europäische Anfiedler
im ehemals fpanifchen Amerifa (zum Unterjchied
von Kreolen, die in Amerifa ſelbſt geboren find).
Chapitean, m. fr. (ſpr. — fr. m. Knauf, Ka—
pitäl. Aufjaß, v. lat.capitellum), Leinwandzelt der
fahrenden Künftler.
Chapitre, n. fr. (ſpr. ſchapit'r; dom fat. capitülum)
das Kapitel, der Gegenjtand eines Geſprächs; cha—
pitrieren (fr. chapitrer), einen —, ihm das Ka—
pitel lejen, einen derben Verweis geben.
&happe, f. fr. (ipr. ſchapp), Schappfeide, d. i. ge-
iponnene Abfalljeide.
chaptaliſieren, (pr. Shap—), jauern Moſt durd)
BZujag von gemahlenem Marmor und Zuder ent-
142 Char | Charlatan
Ehardans, pl. fr. (ſpr. ſchardoͤng; eig. Diiteln; v. 1.
carduus; vgl. Cardone) eiferne Spiten auf Gat-
Char, 1. altd. chara, ſ. Karfreitag. tern, Mauern u. dal.
Char, 2. m. fr. (fpr. jchahr; v. I. carrus) Wagen; | Charge, f. fr. (fpr. Warſch' eig. Ladung od. Fracht
früher ein Weinmaß in der franz. Schweiz von | eines Wagens; ſ. Cargo) J. die Laſt, Biürde; daher
ungef. 6001; char ä banc, m. fr. (pr. ſchahr | & charge jein, zur Laft fallen, beſchwerlich fein;
bang) ein offener Bankwagen mit Siten an der | umeig. Ehrenftelle, Amt; ale Militärs, die einen
Seite; auf den franzöfiihen und belgijchen Eifen- höheren — als der Gemeine, Dienſt⸗
ſäuern (Verfahren des franz. Chemikers Chaptal,
+ 1832).
bahnen ein Wagen zweiter Klaffe. grad; 2. der Angriff der Truppen im Kriege; aud)
Charade, £. fr. (pr. ſch—) ein Silbenrätfel. . daS Heichen zum Angriff; 3. Übertreibung in
CHaradrins, m. gr. der Negenpfeifer. fünftleriichen Daritellungen (Rarifatur); Char
Charddic, ſ. Rh; Charagẽn, 1. Carr —. gen⸗Pferd, Krſpr. Dienſtpferd, bei. zum Gebrauch
Charatter, m., pl. Charattẽre, gr. (charakter;
urjpr. das Eingegrabene, Eingeprägte, von cha-
rässein, eingraben, einprägen) 1. das ©epräge,
Zeichen, Schriftzeichen; jedes bejtimmte Zeichen für
einen Gegenjtand oder Begriff, 3. B. die aſtrono—
miſchen Zeichen für die Sterne und Sternbilder,
die Zahlzeichen oder Ziffern, die Buchſtaben, Ge—
heimſchrift ujw.; 2. dag Merkmal, Kennzeichen,
überh. die Eigenart; insbeſ. der fittliche Charakter
eines Menjchen, d. i. die herrichenden Neigungen
und Gefinnungen, die auf Grundjägen beruhende,
beharrliche Denk- und Handlungsweife desfelben;
unbejtimmter auch Gemüts- u. Sinnesart überh.:
3. Titel und Würde, Amtsname u. Stand; nad)
engl. Gebrauch bei. der qute Name oder fittliche
Ruf; character indelebilis, l. in der kathol.
Kirche: eine unvertilgbare Eigentiimlichfeit, die
jemand durch Empfang eines Saframents, 3. B.
der Prieſterwürde, erlangt; Kläangcharakter,
Klangfarbe; Charaftermaste, f.einen bejtimmten
Stand, Berjönlichkeit, eigentümliche Sinnesart ıc.
daritellende Maske; Chärakterrolle, eine Rolle,
welche einen bejtimmten Charakter zeichnen und
volljtändig entwideln fol; ein Charakterſtück
ein Schaufpiel, in welchem e3 vornehmlich auf
Darftellung und Entwidelung der Charaktere ab—
gejehen iſt, verjch. Sntriguenftüd; charakteri—
tieren (fr. caracteriser), bezeichnen, die unterjchei-
denden Merkmale einer Sache hervorheben u. ge-
nau bejtimmen (kennzeichnen); auch betiteln; ſich
Harakteriiieren, ſich darſtellen, fich erweiſen;
Charakterismus, m. Bezeichnung durch ein Merf-
mal; rednerijche Schilderung; Charakteriſtik, f.
die Bezeichnung, Schilderung der Eigenheiten einer
Sache; Größenl. die Kennziffer, d. i. die ganze
Zahl eines Logarithmen, entgegengeſetzt der Man⸗
tiſſe, ſ. d.; eine kennzeichnende Kurve, z. B. die
Charakteriſtik einer Dynamomaſchine; äußere
Charakteriſtiklin d. Elektrizitätslehre), eine Kurve,
welche die elettromotoriſche Kraft einer elektriſchen
Maſchine bei konſtanter Tourenzahl als Funktion
der Stromſtärke darftellt; dynamifche Chnraf-
teriftif, die für den ftromführenden Anfer gel-
tende Kurve; ſtatiſche Charakteriftik, die für den
jtromlofen Anter geitende Kurve: darakteriftifch,
eigentümlich, bezeichnend: Charakteriftifer, m.
ein Charafterjchilderer, Mal. wer vorzugsmeife
auf Daritellung des Eigentümlichen ausgeht; Cha⸗
raftervofal, m. Kennlaut. ,
Charavari, pl. (fpr.iharamari)Uberhofen od. Über-
ziehhojen, mweite u. lange Beinkleider der Ungarn
bej. zum Reiten.
Charbon, m. fr. (pr. fharböng) vom I. carbo) die |
Kohle; charbon de terre, Steinkohle.
Eharenterie, f. fr. (pr. |harfüterih) Handel mit
Schweinefleifhwaren, Sped- und Wurfthandel,
&harentier, m. fr. (pr. ſcharkütjeh), Fleiſch- oder
Wurſthändler.
ver Offiziere; chargieren pr. ſcharſch —; fr. char-
ger), beladen, beläſtigen, auftragen, z. B. eine Ar—
beit, aufhalſen; beſchicken; überladen, übertreiben
(z. B. ein Gemälde —; eine chaxgierte Rolle,
die darauf berechnet iſt, durch Übertreibung bei
der Darſtellung & wirken); auch laden und feuern
od. Ichieken (ein Schießgemwehr); angreifen, bei. von
der fteiterei; Charge d'Affaires, m. (pr. ſcharſcheh
daffähr') ein Gejchäftsträger; an fremden Höfen:
der Einſtandsmann eines wirklichen Gelandten;
Chargier-Griffe, Krk. Ladegriffe; Chargier⸗
Schritt, der Sturmſchritt (mit angelegtem Ge—
wehre); Chargierte, pldie Vorſteher einer Studen—
tenverbindung; diejenigen, welche bei ſtudentiſchen
Aufzügen in Wichs gehen; Vorſteher eines Ver—
eines u.ähnl.; chargierter Brief, Wert- od. Geld⸗
brief; charg6e, fr. eingeſchrieben (als Wertbrief).
&hariage, £., r.n. (pr. Fhnridhie; v. charier, auf
einem Wagen fahren, dv. char, I. carrus, Wagen)
die ———— der Frachtlohn.
charieren, frz. (ſpr. ſchar ), fein bearbeiten; cha⸗
rierte Quadern, gefeinte Werkſtücke.
Chaͤris, k. gr. Unmut, Lieblichkeit, Huld; Fabell.
pl. Chariten (gr. Chärites) od. Charitinnen, dic
Huldgöttinnen, Grazien, ].d.; Charientisung,
m. die milde Bezeichnung von etwas Ublem; aud:
der Scherz; Charisma, n., pl. Charismäte,
Gnadengabe, »geihent; &harifterium, n. (gr.
charisterion, ®efälligfeit) eine milde Gabe oder
Steuer, welche Bijchöfe in dringender Not von den
Kirchen 2c. erheben; ChHartitie, f.j. Cudariitie;
Chariftikon oder Chariſticum, n. ein Gegen-
geichenf, eine Wiedervergeltung.
haritas, f. j. Caritas; Charitd, f. fr. (pr. ſcha—
riteh) Mitleid, Menjchenliebe, Barmherzigkeit, bei.
Krankenpflege; dah. auch ein öffentliches Kiranfen- '
haus, 3.8. in Berlin; soeurs de la charite, m.
barmherzige Schweſtern, Kranfenpflegerinnen;
charitable (pr. ſcharitaͤbl'), mild, wohltätig; Cha=
ritativ, n. nl. od. Charitatinfubjidie, f. nl. ein
freiwilliger Beitrag in Notfällen, eine Notſteuer.
Chariten, Charitinnen, |. Charis. —
Charivari, n. fr. (fpr. ſchariwäri; altfr. caribari,
chalivari,calivaly,prov.caravil,ml.charivarium,
charavallium; vgl. Krawall) eine Katzenmuſik;
ein Hohn- od. Spottjtändchen; Wirrwarr, buntes
Durcheinander; Titeleines franzöſ.ſatiriſchen Blat-
te3; im Kartenspiel: alle vier Damen in einer Hand;
Gehänge mancherlei Art an Uhrketten.
Charlatan, m. fr. (fpr. jcharlatäng; jpan. charla-
tan, it. ciarlatano, von charlar, ciarlare,ichwagen),
auch Scharlatan geſchrieben, f. d., ein Schwäger,
bef. Marktichreier, Quackſalber, ver ohne gründliche
Kenntniffe in der Heilkunſt fich durch Ruhmrederei
in Anjehn zu bringen fucht; dab. überh. ein Wind-
beutel, Aufichneider; Charlatanerie, Scharlata⸗
nterie, f. od. Charlatanisınus, m. Maritichreie-
rei, Prahlerei.
S
Charles
Charles, m. fr. (pr. ſcharl) männl. Name, = Karl;
harlesd'or, ſ. Karolin; Charlotte, f. weibl.
Name, — Karoline; auch eine Mehlſpeiſe von
Apfeln und geröfteten Brot- od. Semmeljchnitten,
genauer: charlotte de pommes.
Charley, n. engl. Eigenname (fpr. tſchährli), Karl-
hen (auch mweibl.: Lottchen).
Charliere, f. fr. (ſpr. ſcharljähr') ein mit Waſſer—
itoffgas gefüllter Zuftball, nach dem Phyſiker
Charles benannt (vgl. Aëroſtat).
Charme, m. fr. (ſpr. pe: vd. I. carmen, Lied,
auberformel) der Reiz, Zauber, die Anmut; char—
mieren (fr. charmer, bezaubern, entzücden), im
Deutjchen nur: liebeln, [hön tun; charmaͤnt (pr.
jhar—); reizend, allerliebjt, anmutsvoll (über).
nur ein warmer Ausdrud des Wohlgefallens an et-
was); Charmänte, k. die Geliebte; Charmänter,
m. ein Geliebter. :
Charmille, f. fr. (ſpr. ſcharmij; v. charme, Hage—
buche, Landjch. charne, vom I. carpinus) eine Hage-
buchenhece.
Charmotte, ſ. Chamotte.
Charniere, f. u. n. fr. (ſpr, ſcharnjähr', gew. aber
Scharnier gejprocdhen u. jegt jo gejchrieben, vom
{. cardo, Gen. cardinis, Tiirangel) das Gelenf-
band, 3. B. an einer Doje.
Chaͤron, m. gr. Fabell. der Fährmann der Unter-
welt, der die abgejchiedenen Seelen über die Höllen-
flüſſe führte; in Goethes Gedicht Charon Steht
diejer Name für Charos, d.i. den Todesgott in
der neugriechiſchen Poeſie.
Charpie, f. fr. (ſpr. ſcharpih; eig. Gezupftes, mi.
carpia, urſpr. weibl. Bart. v. altfr. charpir, !.
carpere, pflüden, zupfen) Wundfäden, gezupfte
Leinwand.
Charque. ſpan. (ſpr. dſcharke) Fleiſch, das an der
Luft getrocknet worden iſt.
Charriage, m., gew. f. fr. (ſpr ſcharriahſch) die Ver—
ſendung durch Frachtwagen, Fuhrlohn.
charta, lat. f. (gr. chärtes, m. Papier, Blatt;
Handſchrift; im Mittelalter jede Urkunde, bef.
Verfaſſungsurkunde, welche al3 Gnaden- od. Yrei-
heitsbrief vom Herrſcher an das Volk erging (fr.
charte [ipr. jchart’], oder chartre [jpr. ſchart'r),
engl. Charter, n. [jpr.tichärter]); Magna charta,
f. (engl. the great charter) die große Freiheits-
urkunde (von Heinric) I. im Jahre 1224 erlaſſen),
- welche die Grundgejege der engliihen Verfaſſung
enthält; charte constitutionelle, f. fr. (pr.
chart’ fongjtitühionell’) die Urkunde der franzöſi—
ſchen Staatöverfafjung von 1814 u. 1830; per
chartam, [. nach einem fchriftlichen Vermächtnis,
etwas bejiten; Charte-Fartie, fr. (ſpr. ſchart'
partih) j. Certepartie; Chartiaticum, n. nl.
Papiergeld; auch Stempelpapier; dartieren,
Snartierung, j. fartieren; Chartiſten, pl. in
England die Volks- oder Arbeiterpartei feit 1817,
welche durch eine neue volfstümliche Charte die
englijche Berfafjung und Gefeßgebung von Grund
aus zu ändern verlangt; Chartismus, m. die
Grundfäge und Beitrebungen jener Bartei; Char—
tit-Gemmen, pl. Öemmenabdrüde duch Brejjung
auf weißes Papier; Ghartomantie, f. ar. das
Kartenjchlagen, die Wahrjagerei aus den Spiel-
farten; Chartophylax, m. gr. Urkundenbewahrer,
der Archivar des Patriarchen in Konjtantinopel;
Chartularien, pl. (mf. chartularia, von char-
tüla, Verkl. von charta) Abſchriftenſammlungen
von Urkunden; Urfundenverzeichnifie.
Shartepartie, j. Charte.
Chateau 143
Charteque, |. Scharteke. .
Charter, n. engl.,j. charta; chartern (ipr. tſchär—
teın; v. engl. charter, ein Borrecht erteilen 2c.),
ein Schiff vermieten oder zur ausjchlieglichen Be-
frachtung überlafjen, ein Schiff verfrachten.
Chartreux, m. fr. (ſpr. jhartröh) od. Chartrenie,
. fr. (fpr. ſchartröhs) eig. Karthäuſerlin,, ein fran—
zöſiſcher Likör, von den Mönchen des Karthäuſer—
kloſters zu Nancy bereitet; Chartreuſen, pl. Kocht.
geſtürzte Gemüſe oder Früchte in Gallert.
Charybdis, ſ. Seylla.
Chaſen, m. gem. Schammes (hebr. chasan, chas-
san), der VBorbeter in der Synagoge.
Shatidder od. Chaſſidim, pl. hebr. die Frommen,
eine in ſlaviſchen Ländern jehr verbreitete jüdische
Sefte, welche fich nicht an die rabbinifchen Geſetze
bindet; Chaſidismus, mm. in weiterem Sinne: das
Hinausgehen über urfprüngliche Glaubensformen
und Gebräude.
Chasma, n. ar. (v. chainain, gähnen, klaffen) eine
Kluft, ein Schlund; Heilf. daS Auffperren des
Mundes; Chasmus, m. u. Chasmodie, f. das
Bähnen, die Gähnſucht; chasmödiſch, gähnend,
zum Gähnen geneigt.
Chaſſe, £. fr. (pr. ſchaſſſ; prov. cassa, fpan. caza,
tt. caccia) die Jagd; Tont. ein fleines Sagdftüd;
äla chasse, jagdartig, Sagdipiel, ein Billardjpiel,
mit 15 Spielbällen; en pleine chasse (jpr. ang-
plähn—), in vollem Lauf, mit verhängtem Bügel;
Shaile-Partie, f. (pr. jhafipartih) ein Teilungs⸗
vertrag wegen der Beute unter Seeräubern;
Hatten (pr. ſchaſſen; v. fr. chasser, it. cacciare,
v. gleich]. [. captiare = captare, greifen, jagen),
gem. f. fortjagen, wegjagen; beim Fechten: tiber
die Menſur hinaustreiben; chaſſieren, Tanz. eine
Reihe hinab» und hinauftanzen; Chase, ın. (fpr.
ichaljeh) ein Tanzjchritt, wobei der eine Schritt jeit-
wärts Hingleitet u. der andere nachgezogen wird;
Chaſſe⸗Croiſe (ſpr. — frod—), Chajie, bei dem
ji) die Baare Freuzen; das Kreuzen; Chaſſeur,
m. fr. (jpr. ſchaſſöhr), ein Jäger, Jagdliebyaber;
chasseur ä cheval (jpr. — ſch'walh, reitender.
Jäger; chasseur d’Afrique (jpr. — dafrid), afri-
kaniſcher Jäger, leichter Reiter im franz. Deere.
Shafjeki, I. Khajjeki.
Chafjemarce, m. fr. (pr. ſchaſſmareh, v. chasser,
jagen, u.maree, Seefiſch) ein Fuhrmann, der frijche
Seefiiche u. Auftern geſchwind nad) der Stadt ver-
fährt; ein leichter Wagen, der dergleichen ſchnell
nad) den Städten im Innern jchafft; ein Seefiſch—
kaſten; auch ein Feines bedecktes Frachtſchiff mit
zwei Majten.
chaſſen, Chaffeur, chaſſieren, ſ. Chafie.
Ehaffepot. n. fr. (ſpr. ſchaßpoͤhſ ein nach dem Er-
inder, dem Franzoſen Chajjepot, benannte, früher
in der franzöfiichen Armee eingeführtes Hinter-
ladungögewehr.
Chaſſidim, j. Chafidäer.
Chaſſin, m. fr. (ſpr. ſchaſſäng) der Windkaſten in
Orgeln.
Chaſſis, m. fr. (pr. ſchaſſih; I. gleich]. capsicius,
v. capsa, Behältnis, fr. chässe) ein Nahmen, eine
Einfafjung; der Fenſterſchirm eines Kupferſtechers;
der Formrahmen oder Farbenbehälter des Zeug—
druckers, Farbpolſter.
Chata, f. ruſſ. ein Bauernhaus in Kleinrußland.
Chateauü, m. od. n. (fpr. ſchatöh, altfr. chastel, v.
(. castellum, ſ. Kajtell) Schloß, Burg; chateaux
en Espagne, pl. ſpaniſche Schlöfier, d. i. Luft-
ichlöffer; Chatenn=Rafitte, -la Nofe, Ta Tour,
144 Chatib
-Margaug, m. (ſpr. jchattd Lafitt, la rohſ', latuhr,
margd) feine Gattungen Bordeaur-Wein, nad)
gleichnam. Schlöffern benannt; Chateau-Pre—
maux (pr. —premd), eine Gattung Burgunder-
Bein; Chatelain, m. (pr. ihat’läng) der Burg-
vogt, Kajtellan; Chatelaine, f. (jpr. ſchat'lähn')
eig. = Raitellanin; Wiod. eine von den Damen
um den Leib getragene Kette mit Tafche, Riech—
fläſchchen od. ähn!., Leibkette; Uhrgehänge; Cha—
telet, m. fr. (ſpr. ſchat'leh; eig. ein kleines Schloß)
ein ehemaliger Gerichtshof in Paris; auch ein dor-
tiges Gefängnis.
Chätib, m. arab. ein mohammedanifcher Briefter.
&hatofis, f. gr. (v. chaite, langes Haar, Mähne)
die Borſtenkrankheit der Haare.
Chatouille, ſ. Schatulle.
chatouilleux, fr. (ſpr. ſchatujös; von chatouiller,
kitzeln, l. gleich]. catulliare, v. catulire, Kitzel emp⸗
finden) kitzlich, häklich, bedenklich.
Chat-Scherif, ſ. Khattiſcherif.
Chaudeau, m. fr. (ſpr. ſchodoh; altfr. chaudel, nıl.
gleichſ. calidellum, Verkl. v. calidum, warm) Eier-
punſch; Sauce aus Wein u. Eiern zu Mehlſpeiſen;
Chaudepifie, f. jr. (pr. ſchod'piß) Heikharnen,
Tripper.
Chauffeur, m. fr. (ſpr. ſchofföhr, von chauffer, hei—
zen), eigentl. Heizer, jetzt gewöhnlich: Führer, Len—
fer eines Automobils, Kraftwagenführer; Chauf—
feuſe, k. (—öhſ'), Kraftwagenführerin.
&hauffeurs, pl. fr. (ſpr. ſchoföhrs; v. chauffer, hei-
zen, heiß machen) Räuberbanden in Frankreich zur
Zeit der Revolution, die die Überfallenen durch
Brennen an den Zußlohlen zur Nennung des
Orts zu vermögen fuchten, mo he ihr Geld hatten;
Chanfferette, £. fr. (ipr. Ihöf—) oder Chanffe=
vieds, m. (ſpr. fchof-pjeh) der Zußmwärmer, die
Wärmflaſche.
Chaufroix (Chaud⸗froid), fr. (ſpr. ſchofröch Koch.
Fleiſch (Geflügel, Wild u. ähnl.) mit Guß (wird
kalt gereicht).
Chaumiere, f. (ſpr.ſchomjühr'; v. chaume, m. Dach⸗
ſtroh, Halm, v. l. calamus) eine Strohhütte; länd-
liche Hütte in einem Park ꝛc.
Chaufjee, £. fr. (ſpr. ſchohßeh; prov. caussada, ſpan.
calzada, mil. via calciata, eig. mit Kalk II. calx,
Sen. caleis] gemauerte Straße) Runftitraße, Land⸗
jtraße; Chanffeegeld, Wegegeld.
chaufſieren (ipr. ſchoß —; fr. chausser, v. chausse,
it. calza, Fuß⸗ u. Beinbekleidung, v. I. calc&us, und
dies dv. calx, Ferſe) 1. mit Schuhen u. Strümpfen
befleiden, beſchuhen; 2. einen Weg in eine Kunſt—
itraße verwandeln, ihn mit Kies oder Steinfchutt
mwölben und an der Seite mit Gräben verjehen;
chauſſiert (pr.ſchoſſirt), 1.mitSchuhen u.Strümp-
fen be£leidet, beſchuht, B B. „er iſt ſchlecht Hauj-
ſiert“, d. i. es ſteht ſchlecht um ſeinen Fuß-Anzug;
2. kunſtmäßig erhöht, geebnet, gebahnt und mit
Steinen belegt; — pl. (ipr. ſchohßoͤng)
leichte Tanzſchuhe von jehr weichem Leder; Fecht-
ſchuhe; auch Filzihuhe; eine Art Kleiner Apfel-
torten; Chauffüre, f. die Fußbekleidung, das
Schuhmerf.
Chauve-ſouris, f. fr. (ipr. ſchow'ßurih; d. i. eig.
able Maus) eine Fledermaus; ein Masfenanzug,
grauer od. ſchwarzer Domino mir Kapuze.
Ehoupin, m. fr. E.N. (fpr. ſchowäng) Glaätzkopf (I.
jalvinus, v. calvus, fahl) Name eines alten prah-
leriihen Soldaten aus dem eriten Kaiferreic in
Scribes „le soldat laboureur“; vgl, Bramar-
bas, Thrafo; daher Eifenfrefier, Maulheld;
Chemie
Chauvinismus, m. fr.-l. (pr. Ihowi—) krank⸗
hafte politiiche Richtung in Frankreich, welche den
Kriegsruhm des erſten Kaiſerreichs um jeden Preis
wiederheritellen möchte; überh. übertriebener Pa—
triotismus; Chauviniſten, pl. Anhänger dieſer
Richtung; chauviniſtiſch, ihr angehörig; chau⸗
viniſieren, zum Kriege Drängen.
Chavpaßz, arab. Schumann, bewaffneter Reife
begleiter.
C FREIE, f. fr. (ſpr. ſchebeck' ein Heines Fahrzeug,
acht
Chef, n. engl. (ſpr. tſcheck; engl. cheque, amerik.
check) Bankanweiſung, Zahlungsanweiſung (gem.
jetzt Scheck geſchrieben u. geſprochen); gewürfeltes
Gewebe; ſ. Scheck.
Cheder, f. hebr. (eig. Stube) eine Kleinkinderſchule.
Chedive, ſ. Khedive.
Cheer, engl. (ſpr. tihihr), pl. Cheers, Beifallsruf,
Hochruf, Hoch! Hurra!; cheeren (jpr. tichihren),
Beifall ſpenden, Hoc) rufen.
Chef, ın. fr. (fpr. jcheff; vom I. caput, Kopf) ehem.
Kopf, Haupt; ein VBorgelegter, Vorſtand, Führer,
Befehlshaber, Gejchäftsherr, Prinzipal; en chef
(pr. ang ſcheff), als Oberiter od. Anführer; Ge—
neral en Chef, ein Oberbefehlshaber; Chef
D’ocudre, n. (jpr. ſche döw'r) ein Meifterwerf,
Hauptwerk; Chef d’Escadre, m. der Anführer
einer Abteilung Kriegsſchiffe; Chef-Präſident,
eriter od. oberiter Borjteher, Ober-Bräjident; Chef⸗
Redakteur, |. vedigieren; Chefde cuisine (jpr.
— küiſihn), Küchenmeiſter, Oberkoch.
Cheilalgie, f. gr. (von cheilos, n. die Lippe) Heil.
der Lippenihmerz; Cheilinus, m. der Lippfiſch;
Eheilitis, f. Lippenentzüundung; Cheilopldftif,
f. die Zippenbildung durd) Operation.
Cheiraͤnthus, n. gr. (v. cheir, f. die Hand, u. An-
thos, n. Blume; eig. Handblume) Levkoje, Lad,
eine Garten- u. Topfblume; Cheiriäter, m. (von
jätrös, Arzt) = Chirurg, Wundarzt; Cheirogra=
phum, Cheironomie, Cheirotherium, i.Chir—;
C ei Chiromantie; Cheirotonie, f.
Abitimmung durch Aufheben der Hände.
Chelae, pl. I. (chelae cancrorum) Krebsſcheren.
&helerptärin, n. (v. gr. chelidönion, u. erythrös,
rot) eine in der Wurzel u. den unreifen Früchten
de3 Schöllfraut3 (chelidonium majus, L.) entdedte
organische Pflanzenbaie. ;
Ehelidoninm, n. gr. (chelidönion, von chelidon,
f. Schwalbe) Schwalbenfraut, Schölleraut; Cheli⸗
Donin, n. Schöllkrautſtoff, ein im Schöllfrautwajjer
enthaltenes Alfaloid;, Chelidonius, m. Schwal-
benmwind, ein lauer Wind bei Srühlingsanfang.
cheliféeriſch, gr.-1. (von chele, daS Gejpaltene, die
Schere, und ferre, tragen) mit Scheren verjehen;
chelifoͤrm, ar.=!. al De
Ehelingue, f. (fr. chelingue, chalingue) ein indiiches
Boot an der Küfte von Koromandel.
Ehelys, f. gi. 1. die Schildkröte; 5. ihre gewölbte
Dede u. die (nad) der griechifchen Sage vom Mer-
fur daraus gefertigte) Xeier; 3. der Bruſtkaſten;
Checlöne, f. u. Chelydros, m. die Meerſchildkröte;
Ghelontarien, pl. Maſtteiche fürMeerfchildfröten;
&heloniten, pl. Schildfrötenverjteinerungen; aud)
wohl Schildfrötenfteine, angeblich Steine aus dem
Magen der Scildfröte; chelonitiſch, Ihildfröten-
ortig; Chelonophägen, pl. Schildkröteneſſer in
Athiopien.
Chemie od. r. Chimie, f. (gr. chemeia, chymeia
von chymös, Flüſſigkeit, Saft, v. chyo, chéõö, i
gieße, Lafje fließen, weil das erſte Geſchäft der Che-
ehemin
mie darin beitand, Säfte aus den Pflanzen zu
ziehen u. diefe al3 Heilmittel zu mifchen) Die Lehre
pon den Grundftoffen (Elementen) der Naturkör—
er, ihren Verbindungen und ihrem gegenſeitigen
erhalten, die Scheidekunit; Chemifer, Chemi—
tus, Chemijt, m. ein Scheide» und Mifchfünitler,
der zujammengefegre Körper in ihre Grunditoffe
erlegt und aus letteren neue Verbindungen zus
— chẽmiſch, ſich auf die Chemie bezie-
hend; Chemikalien, chemiſche Stoffe und Erzeug-
niſſe; ChHemismus, m. der Inbegriff der chemiichen
Naturverbältnifje u. -Erjicheinungen; die Fähigkeit
3. B. des Lichtes), chemiſche Vorgänge einzuleiten;
die philoſophiſche Anſchauung, weiche die Natur
aus einem hemifchen Borgange zu erklären jucht;
Chemiatrie, f. Ausübung der Heilkunſt nad) che—
miſchen Grundfäßen, verih. Jatrochemie, .d.;
Ghemiäter, m. ein Arzt, der nad) ſolchen Grund—
lägen zu heilen fucht; demiatrilch, der Heilfunft |
nach chemiſchen Grundſätzen entiprechend, dazu ge—
hörig; Chemiglyphie, f. Herſtellung von Kliſchees
— d.) für den Drud durch Atzen; Chemitypie,
. Aftempeldrud, die Berwandlung radierter und
eägter Metallplatten durch hemiiche Mittel in er»
abene Druditempel,nad) der Erfindung des Dänen
Bill; CHemigraphie, f. Zeichnung durch gas—
artige Niederjchläge, durch Rauch ꝛc. auf Bapier,
Stein oder andern Stoff (Erfindung von Penz—
tofer); Hochätzung auf Zintplatten, um dadurd)
Bilder für ven Buchdrud herzuftellen (= Zinko—
raphie); demigraphieren, auf chemiſchem Wege
Sehnıngen, Bilder, Arabesfen 2c. hervorbringen
(3. B. hemigraphierte Buntpapiere); chemiſcher
ffeft, m. Verbindung der Atome und Bildung
neuer Moleküle: chemiſcher Prozeh, m. Vorgang
bei der Verbindung und Trennung der Heilen
Elemente.
ehemin, m. fr. (ſch'mäng; prov. camin, it. cam-
mino) der Weg, die Straße, der Gang; Chemin
eoubert, m. (jpr. — kuwähr) Krk. ein beveckter
Gang, Borwall; cheminieren (ipr. ſch'min—; fr.
cheminer), wandern, fortichreiten; Krſpr. krumme
Züge oder Märſche machen, im Bidzad geben;
Cheminement, n. (pr. ((h’min’mang) der Weg
im Bidzad, der Gang der einer belagerten Feftung
jih nähernden Laufgräben.
Chemiſe, £. fr. (ſpr. ſch'mihſ'; ml. camisia) da3
Hemd; ein weiblicher Schlafrod; Krk. die Rafenbe-
Hleidung einer Bruitwehr; Chemiferie, f. Hemden⸗
macerei; Hemdenverfauf; Herrenwäſchegeſchäft;
Chemifdtte, f.Borhemdchen; Chemiſette-Nadel,
Bujennadel; Chemiienpapier, n. Demdenpapier
(zur Papierwäſche verwendet, bejonders ſtark).
Chemismus, Chemijt 2c., |. Chemie.
Chemoõſis, f. gr. Heilk. heftige Augenentzündung.
emjin, pl. arab. (von chems, fünf) die fünf täg-
ichen Gebete der Mohammedaner.
Chenal, m. fr. (pr. ſch'nal, v. I. canälis, Kanal,
— channel) enges Fahrwaſſer zwiſchen Klippen
und Sandbänfen ıc.
Chenille, f. fr. (ipr. ſch'nij'; eig. die Raupe, vom
. canicüla, Hündchen, wegen der Ähnlichkeit man-
cher Raupenköpfe mit Hundeföpfen) Räupchen, d. i.
Samtſchnürchen, Borte od. Schnürchen von Seide
mit Härchen — zu Franſen, Tüchern uſw. ver-
wendet; Raupenſchnur.
Chenopodium, n. gr. (v. chẽn, Ganz, u. pũs, Gen.
podös, Fuß) Bot. Gänfefuß, eine Pflanzengattung,
meift Unkraut.
eher, chere, fr. (jpr. ſchähr, ſchähr'; von I. carus)
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
Chevron 145
lieb, teuer; mon eher (fpr. mong—), mein Lieber;
ma chere, meine Liebe; cher ami, teurer $reund.
cherche, fr. (ipr. ſcherſch'; v. chercher, juchen) juch!
A an Hühnerhunde; Cherchez la femme,
r. (fpr. fchericheh la famm), fuchet die Frau (al3
die veritedte Urheberin eines Verbrechens).
Cherem, bebr. Bannfluch.
Cherſonẽſus, abget Cherſonẽs, L. gr. (v. cherros,
eitiand, und nẽsos, Inſel) Halbinfel; 3.8. Ch.
Taurica, die Taurifche Halbinfel, Krim.
Cheoͤrub, m., pl. Cherubim, hebr. (urſpr. ein ge-
flügeltes Wundertier mit menschlichen Antliß, viell.
veriw. mit gr. gryps, Greif) Feuer- od. Flammen—
boten, Name höherer Geifter od. Engel in der heil.
Schrift, Schwertengel.
Gherüsfer, pl. altd ein germanifcher Volksſtamm
nördlic) vom Harz.
Cherry-Brandy, m. engl. (fpr. tfcherrisbrändt; von
engl. cherry, Kirſche, und brandy, Branntwein,
gekürzt aus: brand[y]-wine), Kirſchbranntwein,
| Kirichwafier. |
Cheſhire-Rute, £. engl. (ſpr. tſcheſchir —), ein engl.
Feld- und Längenmaß = 7,315 m.
Cheiterfäfe, m. engl. (pr. ch wie tſch) ein vortreff⸗
licher Käje, von der damit handelnden englifchen
Stadt Cheſter.
Chetib, n. hebr. (ipr. ch’tib) die Tert-Resart in der
hebräiichen Bibel; eig. das Gefchriebene (v. katäb,
ſchreiben).
chetif (ipr. ſchetiff), fr. (chetif, it. cattivo, ſchlecht,
vom l. captivus, gefangen, und daher unglücklich,
elend) nichtSnußig, armielig.
cheval, m. ft. (fpr. ſch'wal; v. l. caballus; vgl. Ca-
val) Pferd; A cheval, zu Pferde; Krſpr. zu beiden
Seiten eines Gegenjtandes, z.B. à cheval eines
Fluſſes, d. 1. an beiden Ufern desſelben; Cheva—
ferie, £. (fpr. ſch'wal'rih) die Ritterſchaft, das Rit—
tertum; henalerest (fr. chevaleresque), ritterlic;
Chevalet, m. (ipr. ſch'wajeh; vgl. Cavalletto)
Holterbanf; Strafefel für Soldaten; Bod, Geftell,
Staffelei; derSteg anSaiten-Inftrumenten ; &he=
dalier, m. (jpr. ſch'wajeh) ein Ritter; der Sprin-
ger im Schachſpiel; Chevalier d'ſßonneur (ipr.
—donöhr), ein Ehrenritter, Ehrenbenleiter eines
Fürſten od. einer Zürftin; Chevalier d’Induftric,
(pr. —dängduftrih), ein Glüdsritter, (feingefieide-
ter) Betrüger; Chevaller d’or, ein franzöf. Louis—
d’or mit einem Malteſerkreuze; Chevangligers,
pl. (ſpr. ſch'wohleſcheh) leichte Reiter.
Chevelüre, f. fr. (ſpr. ſchew'lühr'; it. capellatura,
v. I. capillus, fr. cheveu, Haupthaar) das Haupt-
haar, der Haarwuchs; cheveux postiches, pl.
| (pr. ſchwöh poſtiſch) falfche Haare.
| Chevet, n. (ſpr. jch’weh; ml. capftum, vom I. caput,
Kopf) das Kopfkiſſen; die Unterlage eines Ge-
ſchützes, der Richtkeil.
chebillieren (ſpr. ſchewijieren; v. fr. chevilloir, der
Garnſtock), das Garn glänzend machen.
Cheviot, m. engl. (ſpr. tſchiwiöt; eigentl. die Che-
viotberge zwiſchen Schottland und England, dann:
das Cheviot-Bergſchaf, Wolle dieſes Schafes) ein
Wollſtoff zu Damenkleidern.
Chevrefeuille, n. fr. (ſpr. ſchäw'rföj) = Capri—
folium. 3%
Chevreau, m. fr., pl. Chevreaux (pr. ſchöwro) die
junge Ziege, daher: Hiegenleder, Kidleder, überh.:
| Jung- od. Yeinleder, auch feines Kalbleder.
Ghevrette, f. fr. (jpr. ſchewrett') Die Rehziege, Nide.
Chevron, ın., pl. Chevrons, fr. (pr. Ih’ wröng;
prov. cabrion, cabiron, eig. Bod, worauf etwas
10
146 Chebrotin
ruht, v. I. caper, Ziegenbock) Dachſparren; Spar-
ren im Wappen; ſparrenförmiges Rang-od. Dienft-
alter-Zeichen auf den Armeln franzöſiſcher Solda—
ten; auch levantiniſche Ziegenhaare u. Zeug davon;
Chebroné, m. fr. ein älterer, mit dem Chevron ge—
zierter Soldat.
Chevrotin, n. fr. (pr. ſchewrotäng) Leder v. jungen
Rehböden; chebrotieren (chevröter), eig. boden:
1. ungeduldig werden, hin- und herjpringen; 2. im
Singen: die Stimme ſtoßweiſe gebrauchen, medern;
Chebrotement, n. fr. ein medernder Triller.
Chiamäta, f. it. (pr. kchamcita, v. chiamare, I. cla-
mare, rufen) der Ruf: 1.derHerausrufim Theater;
2. ein Schrift- oder Drudzeichen, welches auf eine
andere Stelle verweilt; 3. Fechtk. eine verftellte
Blöße, als Lockung.
Chianti, it. eine berühne Weingegend in Toskana;
Wein aus diefer Gegend.
Chiaroſcura, m. f. Elairobſeur.
Chidsma,n. gr. das Zeichen eines griech. x (genannt
chi) od. latein. X; CHiasmus, m. 1. daS Dezeich-
nen mit einem z oder Kreuze, um die Unechtheit
einer Stelle anzudeuten, oder mit X, um auf ihre
Schönheit aufmerffam zu machen; 2. Sprachl. die
freuzmeife Stellung von vier Saßgliedern, jo daß
das erite u.vierte, das zweite u. dritte einander ent-
iprechen; 3. Heilf. die Faſerdurchkreuzung, bef. der
Nerven.
Chiaſtolith, m. gr. (vd. chiäzein, mit einem x be-
zeichnen; etwas kreuzweiſe legen, nach der Ahnlich—
feit der Kriftallquerjchnitte mit einem x) Hohlipat,
eine zu den Silifaten gehörende Steinart.
Chibouque, türk. ſ. Tſchihuke.
Chic, m. fr. (pr. ſchick) Geſchick, Geſchmack, Anſtand,
auch dtih.: der Schick; chick, ſchick, geſchickt, ſchick,
fein, gefällig.
Chica, f. fr. (pr. ſchika) od. ſpan. Chicha (ſpr.
tihitiha; aus der Sprache von Hapyıi) ein ſüd—
amerifanifcher gegorener Tranf aus Mais od. an-
dern Früchten; auch ein roter Farbejtoff aus der
Bignonia chica, womit die amerifan. Indianer
ihre Haut färben; auch Chicarot od. Carajurn
genannt.
Ghicane, f. fr. (pr. ſchikine; angeblich v. l. ciccus,
ipan. chico; flein,gering, fr. chiche, fara, it. cica,
Kleinigkeit; alio Kleinigfeitsfrämerei), Schifane,
Rechtsverdrehung, Epigfindigfeit, Kniffe u. Ränke;
eine in böslicher Abſicht erregte Schwierigkeit,
Schabernack; auch ein Ballſchlägel = Rakete (aus
dem perſ. tschugän), deſſen die Perſer und Araber
ſich beim Ballſpiel, beſ. zu Pferde, bedienten; Luft—
klappen, Luftflügel (bei Lüftungsanlagen); ſchika⸗
nieren (fr. chicaner), Ränke machen, quälen, Hin—
dernijie in den Weg legen; jemand hudeln; Schifa=
serie, f. die Ränkemacherei; Chicanenr, Schifa=
nor, m.(jpr.ichifanöhr)ein Ränkeſchmied, Quälgeiſt.
Chief, m. engl. (jpr. tichihf), der Höchſte, Oberfte,
Oberhaupt, Anführer, Chef.
Chiffon, m. fr. (ſpr. fhiffong) eig. Lappen; ein
weiches, dem Zerknittern nicht ausgejeßtes Wollen-
zeug, Weichkattun; chiffonnieren (pr. Ihiff—; fr.
chiffonner), zaujen oder zerzaujen, in Unordnung
bringen (4.8. den Kopipug); zerfnittern; CHiffon=
nier,m. (pr. ſchiffonjeh) ein Lumpenſammler; aud)
Kehrichtdurchſucher; Chiffonniere, f. (pr. Ihiffon-
jähr‘) Lumpenjammierin; auch eine Lade zu weib-
lihem Buß, Leinenſchrank, Waſchtiſch.
Ghiffre, f. fr. (pr. ſchiff'r = Biffer, ſ. d.,v. arab.
cafar, eifr, Null) die Ziffer, das Zahlzeichen; der
Schriftzug, Namenzzug; die Bezeichnung; die
China
Geheimſchrift; Chiffre Schrift, Geheimfchrift; en
chiffres (jpr. ang ſchiff'r), in Zeichenfchrift; Sir
tieren (fr. chiffrer), in Geheimichrift Schreiben, od.
geheim bezeichnen, z.B. eine Ware; Chiffreur, m.
(ipr. ſchiffröhr) ein Geheimjchriftler. A
Chignon, m. fr. (pr. fchinjsng; = chainon du col,
Ring, Wirbelbein desHalfes, d.i.Genid, v.chaine,
I. catEna, Kette) der Naden; das hinaufgefchlagene
Kadenhaar, der Nadenzopf.
Chite oder Tſchite, fr. Chique, f. (wahrſch. vom
fatalon. chic, } pan. chico, fiein) der Sandfloh, ein
ſehr läſtiges Kleines Infekt im mittleren Amerika,
welches feine Eier den Menfchen unter die Nägel
der Fußzehen legt, wodurch heftige Entziindungen
ee fünnen; es heit auch Nigua, Ton und
tun.
Chilat, m. od. n. arab. ein Ehrenfleid, womit der
Sultan hohe Beamtenad) Leiftung wichtiger Dienfte
oder nach Eingehung guter Botichaften bejchenft.
Chiler⸗Baſchi, m. tür. der Oberſchenk des Sultans.
Cpiltäde, f. gr. (chiliäs, Gen. chiliädos, v. chilfoi,
taujend) eine Sammlung, Reihe od. Zahl v. Tau—
jend, ein Taufend, Jahrtäuſend; Chiliärch, m. ein
Oberit od. Befehlshaber über 100U Mann bei den
Griechen; Chiliäſsmus, m. die Lehre der Gnoftifer
von einem bevorjtehenden taufendjährigen Reiche
Ehrifti auf Erden, oder die Erwartung desſelben
in fihtbarer Geftalt und Herrichaft, taujend Jahre
vor der Welt Ende; nah Kant: der&laube an das
Fortichreiten der Menjchen zum entfernten Ziele
fittliher Vollkommenheit; Chiliaͤſt, m. ein An-
hänger od. Verfechter derLehre vom taujendjährigen
Reiche; Chiliogön, n. gr. ein Taujended.
Ehilifalpeter, m. Natvonfalpeter, falpeterjaures
Natron aus Ehili.
Chiluf, m. hebr. (v. chälaph, wechſeln, vertaufchen)
ver Wechjelbrief bei ven Juden.
&himära, f. gr. (chimaira, eig. Ziege) ein fabel-
haftes, furchtbares Ungeheuer, vorn Löwe, hinten
Drade, in der Mitte Ziege; uneig. ift Chimäre
(ft. chimere, ſpr. ſchimähre) ein Hirngejpinit, eine
ungereimte Erdichtung, ein Wahnbild; chimä—
riſch, eingebildet, erträumt; ungereimt.
China, 1. (eig. Tſchina auszuſprechen, die indiiche
Umformung des Namens der alten DynajtieTs’in)
großesLand und Kaijerreich in Ajien, von den Chi-
nefen felbjt da3 „himmlische Reich oder Reich der
Mitte” genannt; Chindfe, m., Chineſin, f. Ein-
— des Landes; chineſiſch, aus China ſtam—
mend.
China, 2.,f. od. Chinarinde (v. Quina, ſpr. Kina,
einem Wort aus derQuichuafprache, = Rinde), die
Tsieberrinde oder peruvianiihe Rinde von dent
Chinabaum in Südamerika, eines der mwichtig-
jten Arzneimittel gegen das kalte Fieber; die Chi—
namwurzel fommt nicht von jenem Baume, fon-
dern von einem ganz andern Gewächs, China-
Smilar in Berfien, China 2c.; Chinin, n. der
aus der Chinarinde, bei. der fog. Königsrinde,
ezogene Hauptbeftandteil, ein eigentümliches
Ikaloid, vgl. Cinchonin; Chinidin, n. ein
barziger Beitandteil, der fich in der Chinarinde
findet; Chiningrün, n. eine in der Yärberei ver-
wendete, auf hemijchem Wege aus ſchwefelſaurem
Chinin hergeftellte jmaragdgrüne Farbe; Chi⸗
noidin, n.einNebenerzeugnis, das bei der&hinin-
bereitung mit gewonnen wird, geruchlos und bitter,
auch gegen Fieber verwendet.
China, 3.,n. (engf., ſpr. tiheinä) Porzellan (in Eng⸗
fand nach dem Lande feiner Erfindung benannt).
Chinaklay
Chinaklay, m. engl. |. Klay; Chinaware, f. eugl.
(jpr. ticheinäwehr, gew. aber: „Chinaware“ ge-
jprochen) Porzellanmware; Borzellanerde.
Chinaͤmpas, pl.ipan. (pr. ch wie tjch) ſchwimmende
Gärten in Merifo.
Chinafilber, n. galvanifch verfilbertes Argentan
od. Neufilber.
Chincha, f. ſpan. (pr. tichinticha) das ſüdamerika—
nische Stinktier, Fuchskaninchen; Chinche, f. ſpan.
(ipr. tſchintſche; I. cimex) die Wanze; Chinchilla,
f. (fpr. tichintichtlja; Verkl. v. chincha) ein ratten-
od. maulmurfähnliches Tier in Südamerifa, und
defien weiches, weißgraues Belziverk.
Chiné, j. binieren.
Chinin, ſ. China 2.
chinieren (ipr. jchin—), fr. (chiner) ringeln, flam—
mig arbeiten, mit Ringelgarn weben 2c.; chinierte
Zeuge, d. i. geflammte, mit flammigen Muſtern
gewebte; Chiné, n. fr. (ſpr. ſchineh) ein ſolches
Gewebe, in Faden- od. Garndrud; Chine⸗⸗Garn,
n. Ringelgarn.
Chino, m. an (ſpr. tichino) eig. der Chineje; Ab-
fömmling von einem Neger und einer Indianerin
in Amerifa = Zambo.
Chinois, pl. fr. (ipr. Ichindd) aus Genua zu uns
kommende bittere Bomeranzen, die überzuckert find.
Chivcöcen, f. nl. (v. gr. chiön, Schnee, und kökkos,
Beere, wegen der glänzend weißen Farbe der Beeren
diejes Strauch) die Schneebeere aus Neufeeland,
bei uns in Treibhäufern gezogen.
Chionaͤnthus, n. gr. (v. chiön, Schnee, u.änthos,
Blume) der Schneeflodenbaum, ein Zierſtrauch.
Chiost, |. Kiosk.
Chioſtro, n. it. (fpr. Hojtro) — l. claustrum, Kloſter,
insbe. Kreuzgang,
Chipolin, m. fr. (fpr. jhipofäng; von it. cipollino,
einer zwiebelfürmigen Marmorart, v. cipolla,
u gefirnikter Wafjerfarbenanftrich, wodurch
Holzarbeiten und Zimmergetäfel ein Pporzellan-
artiae3 Anſehen erhalten.
Chiquito, m. Span. (ſpr. tichiftto; eig. ehr klein,
v. chico, Hein) eine Königin-Zigarre, eine Art fehr
dünner Zigarren für Damen.
Chiragön, m. ar. (v. cheir. die Hand) der Hand-
führer, eine VBorrihtung für Blinde zur Hand-
leitung beim Schreiben; Chiränra, n., eig. f.
Heilk. die Handaicht; Chirapfie, f. Berühren mit
den Händen; Chirartrocäce, !. Entzündung u.
Beinfraß am Handgelente.
Chiramoͤnien, £. pl., jlav., ſ. v. w. Ceremonien, f.d.
Chirimoya, f. jpan. (ſpr. tihirimsdja: von peruan.
chiri, falt, 1. muhu, Samenforn) eig. falter Kern,
der Honigapfel, eine köſtliche amerifanijche Frucht
_ _(annöna squamoösa).
Chiriſis, f. u. Chirismus, m. gr. (von cheirizein,
handhaben, u. dies v. cheir, die Hand) Heilf. die
Behandlung mit der Hand; bef. = magnetifche
Manipulation.
Shiriten, pl. gr. (von cheir, die Hand) den menich-
lichen Händen ähnliche Bild» od. Tropfiteine; Chi—
rogrammatomantie, f. die Handichriftdeutungs-
funit, die Lehre od. Kunft, Charakter u. Eigenſchaf—
ten der Menſchen ausderen Handichriftzuerfennen;
Ghirogräphum, n. gr. die Handjchrift; auch: der
Schuldſchein; chirographäriſch, handichriftlich,
was auf einer Handſchrift beruht; chirographaria
actio, f. I. Ripr. eine Klage auf Handſchrift; ch.
cautio, f. eine Schuldverjchreibung, ein Schuld-
ſchein, eine Handichriftliche Verſpre und; ch. pe-
«unia, f. auf Handſchrift verliehenes Geld, ein nicht
Ehlor 147
durch Prandrecht gelichertes Darfehn; chirogra-
pharius creditor od.chirographariſcher Glãu⸗
biger, Ripr. ein Buchgläubiger, deſſen Recht fich
höchſtens auf eine bloße Handſchrift gründet, entg.
dem hypothecarius; chirogr. debitor,einSchuld-
ner auf Handidrift; Ghirologie, f. gr. die Finger-
Iprache (die für Taubjtumme und Liebesleute wich-
tige Kunft, fich durch Fingerzeichen verftändlich zu
machen); Chiroloͤg, m. ein Fingerſprecher; Chi—
romant, ın. gr. ein Handwahrjager: Chiroman-
tie, f. die Handwahrjagerei oder Weistagung aus
den Händen und deren Linien; Chirometer, ın.
Handmefjer, Werkzeug, die Hände der angehenden
Geburtshelfer zu meſſen und zu verjchmälern.
Chironium, n. gr. Heilf. ein bösartiges, ſchwer
heilbares Gejchwür, angebl. weil nur ein Chiron
(in Der griech. Fabell. Name eines durch feine ärzt-
lihe Kunst ausgezeichneten Zentauren) es heilen
kann; Chironia, f. eine Pflanzengattung, nad)
Ehiron benannt, meift Zierpflangen.
Chironomie, f. gr. (v. cheir, die Hand) die Hand-
bewegungslehre, Anleitung zur redneriſchen Hand-
bewegung, ein Teil der Gebärdenfunft (Mimif);
Chiroplajt, m. derHandbildner, ante eine
von Logier 1814 erfundene Vorrichtung zur
regelrechten Haltung der Finger beim Klavier-
jpielen; CHiropfajtif, £. Handbildnerei, die Kunft,
aus weichen Maſſen (Wachs, Ton 20.) Bildwerfe
u formen; Chirapteren, pl.Naturk.Hanpdflügler,
sledermäufe; Chirorrheuma, n. vheumatifche
Handgeſchwulſt; Chirothẽte, f. ein Handverband,
wundärztlicher Handichuh, welcher die ganze Hand
einhüllt; Chirotherium, n. das Handtier, ein ur-
weltliches, vem Känguruh ähnliches Tier; Chiro—
thefie, f. Heilung durch Handauflegen; Chirũr—⸗
us oder verk. Chirürg, m. (gr. cheirürgos, eig.
SD nrleiteh von cheir, Hand, und Ergein, ar-
beiten) ein Wundarzt; Chirnrgät, n. nl. das
Bundarzt-Amt; Chirurgie, f. (eig. Handarbeit)
die mit den Händen ausgeübte Heilkunſt, Wund-
heilkunde; chirũrgiſch, wundärztlich.
Chiſe, m. ſ. Kijeh.
Chitõn, m. gruUnterkleid, Leibrock ſowohl der
Männer, als der Frauen; überh. Kleid, Hülle;
daher: Chitin, n. (nach Odier) Inſektengewebe,
+ eigentümlicher Stoff in den Ylügeldeden der
Räfer.
Chits, ſ. Zits.
Chiũſa, f. it. (ſpr. Ei) Tonk. der Schlußſatz eines
onſtücks, = Coda.
Chlanıys, f. gr. weites Oberkleid, Mantel der Män-
ner, bef. Reitfleid.
Shlidsma, n. gr. (von chliainein, wärmen) Heilf.
ein warmer, erweichender Umjchlag.
Shlodsma, n. gr. (v. chloäzein, ſproſſen) Heilf. ein
Leberfleck, bej. bei Schwangern.
Chloͤk, f. griehiiher Name: die Grünende, Blü—
hende, ein Beiname der Ceres; aud) der gewöhn—
lihe Name der Schäferinnen in Hirtengedichten
und Romanen.
Chlor, n. od. Chlorine, f. (von gr. chlörös, grün—
gelb) ein nichtmetalliiher Grundftoff von gelblich-
riner Farbe und erſtickendem Geruch, der fich mit
afierstoff zu Chlorwaſſerſtoff od. Salzſäure,
mit Metallen zu Salzen verbindet, z. B. mit Ka—
lium, Natrium, Ammonium, Kalzium, Magne-
fium ꝛe. zu Ehlorfalium, Chlornatrium
od. Kochfalz, Chlorammonium od. Salmiaf,
Chlorfalzium, Chlormagnefium ıc.; Chlo⸗
vate, pl. chlorſaure Salze; Ehlortalf, m. Bleid)-
10*
148 Choanen
falt, Bleichpulver, eine zum Räuchern u. Bleichen
dienende Verbindung von unterchlorigfaurem Kalt
und Chlorcaleium, durch Einleiten von Chlor in
Kalkhydrat bereitet; Chloride, pl. Chlorverbin-
dungen überhaupt, bej. Chlormetalle, im engeren
Sinne: die den Oxyden entiprechenden (entg.
Chlorür); Chlorinde, weibl. Name (gem. nad)
ital. Schreibart: Clorinde, wie die Heldin in
Taſſos befreitem Serujalem) bed. die Blühende,
Grünende; Chlöris, f. gr. Göttin der Blumen,
Gemahlin des Zephyrus, entiprechend der Flora
der Römer; auch Name von Schäferinnen; Chlo—
rit, m. ein dem Glimmer und Talf verwandtes
lauchgrünes Mineral; Chlornatrium, n. gr.e!.
Kochſalz; Chlorofoͤrm, n. gr.-l., auch Formyl⸗
chlorid, n. eine aus Chlor und Formyl (dem
Radikal der Ameiſenſäure) bejtehende ülartige
Flüffigkeit von ätherähniihem Geruch, als Be-
täubungsmittel bei hirurg. Operationen ftatt de3
Schwefeläthers zuerit von dem ſchottiſchen Arzte
Simpion 1847 angewendet (von Weitfcherlic)
Chlorãtherid genannt); chloroformieren, durch
Chloroform einſchläfern; Chloroformnartoſe, f.
die Betäubung durch Chloroform; Chlorometer,
m. Ehlormefjer, Bleichmefjer, Vorrichtung zur Er—
fennung de3 Gehalt an wirkſamem (bleichendem)
Chlor im Chlorwaſſer, Chlorfalf und anderen blei—
enden Chlorverbindungen; Chlorophaͤn, m.
grüner Flußſpat; Chlerophäll, n. Blattgrün,
Grünftoff, der färbende Stoff in den grünen Pilan-
enteilen; Chlorajis od. Chloröfe, f. die Bleid)-
* bleiche Geſichtsfarbe von zurückgebliebener
monatlicher Reinigung, das ſogenannte weiße Fie⸗
ber; Chlorür, n. fr. chlorure (ſpr. —ühr’), ein
dem Oxydul entjprechendes Chlormetall (entg.
Chlorid).
Ehoanen, pl. gr. (chöänoi, sing. chöanos) Heiff. die
hintern od. innern Naſenlöcher; Choanorrhagie,
f. das Nafenbluten.
(hof, m. fr. (fpr. ſchock; von dtſch. Schock, ſchwin—
ende Bewegung, Stoß), Stoß, Schlag, Anprall,
— der Anfall, beſ. Reiter-Angriff;
ampf, Wideritreit; Nervenſchok, m. Stoß auf
die Nerven; chokieren (fr. choquer; vom deutichen
Ihoden, mit furzem Schwunge werfen, ftoßen)
auffallen, befremden, Anjto geben, mißfallen,
— chokant, befremdend, anſtößig, auf—
fällig.
&holras oder Chöras, f. gr. (v. choiros, Schwein,
vgl. Skrofel) Drüſenkrankheit.
Choiſi, fr. (ſpr. ſchoaſi) eine Art Halbporzellan, nach
dem gleichnamigen Orte Choiſy (l. Causiacum)
benannt.
choiſieren (ſpr. ſchoaſieren), fr. choisir, prov. cau-
zir, verwandt mit got. kiusan, althd. chiosan,
= en, wählen, prüfen) wählen, auswählen, aus⸗
ſuchen.
ehoke hore, n. engl. (von to choke, erſticken, u. to
bore, bohren)die Würgebohrung des Gemwehrlaufes.
Gholagöga, pl. gr. (von chol&, Galle) Heilk. gall-
abführende Mittel; cholagögiſch, gallabführend;
Gholämie, f. Eintritt von Gallenbejtandteilen in
das Blut, Gelbjudht.
Gholdsma, n. od. Cholõſis, f. gr. (v. chölos, lahm)
die Verrenkung, Lähmung.
— . gr. (von chöle, Galle) die Gallen—
lajenentzüundung; Choledöchus, m. Heilf. der
Gallengang; Cholein, n. Scheivdef. der Gallenſtoff;
Eholelith, m. der Gallenftein; Cholelithiäſis,
f. die Gallenfteinfrantheit; Chofelogie, f. die Lehre
I
Chor
von der Galle; Cholepära, f. das Gallenfieber;
Cholera, f. oder cholöra morbus, cholöra
orientälis (gr. cholera, Gallenfucht) Heilt. die
aſiatiſche Brechruhr, jene furchtbare Seuche, welche
1817 in Indien ausbrach und, nachdem fie ganz
Alien durchwandert, 1831 zuerjt in Europa auf-
trat; Cholerine, f. eine mildere Art der Cholera,
die in der Regel nur als Durdfall auftritt; Cho—
levicus od. Choleriter, m. ein Zorn- oder Gall-
füchtiger, Jähzorniger; aud) wer an der Cholera
leidet; holdriich, heißblütig, hitzig, jähzornig, auf-
braujend; choleriſches Temperament, 1. Er
perament; Gholejterin, v. Choleftcarin, n-
Scheidek. das Gallenfett, Galleniteinfett, ein eigen-
tümlicher Fettſtoff in der Galle, im Gehirn, Blut zc.
Cholidmbus, m. gr. (von chölos, lahm, und Jam-
bus, ſ. d.) Versk. ein Hinfjambus, Hinkvers, jam-
bifher Trimeter, der im legten Fuß ftatt eines
Jambus einen Trochäus oder Spondeus hat und
durch diefen Umſchlag des Taftes überrafchend
wirkt; auh Skazon und Hipponakteiſcher
(1.d.) Vers genannt.
Cholo, m., pl. Cholos, ſpan. (fpr. tſchoͤlos) Ab—
kömmlinge von Zamben oder Zambos; auch
unter den Europäern aufgewachſene, ſpaniſch ſpre—
chende Indianer.
Cholologie, f.= Cholelogie (von chöle, Galle);
holorchagie, f. der Gallenfluß, die Gallen-Er-
sung; Cholorrhda, f. ein anhaltender Gallen-
erguß.
Cpoloma, n. oder Choldiis, f. gr. f. oben Cho—
osma.
Chomer. n, hebr. ein hebräiſches Hohlmaß =
‚Zi.
Chondrin, n. gr. (v. chöndros, m. Korn, Graupe,
Knorpel) Scheidef. der Anorpelleim; Chondro=
cẽle, f. ein Knorpelbruch; Chondrographie, f.
die Knorpelbeichreibung; Chondrologie, f. die
Knorpellehre, Lehre von den Knorpeln des menſch—
lihen Körpers.
Shopine, f. fr. (ſpr. ſchopihn'; mi. cupina, von I.
cupa) ein früheres Weinmaß, ein Schoppen, Nöße!
— 1/, Binte = 0,466 1.
or, m. gr. (chörös) urfpr. ein Reihentanz oder
Reigen mit Gejang, od. auch) der Kreis der Tänzer
und Sänger felbit, insbe. im griech. Dranıa eine
ltehende Gruppe von Berjonen, welche (gleichſam
Dariteller des Volks, den Helden gegenüber) die
Handlung nur al3 Zeugen begleiten und deren
Ruhepunkte mit Geſang und Tanz ausfüllen; bei
uns ein mehrjtimmiger Gefang; desgl. derihn aus-
führende Verein von Bühnenſängern, Schülern ze.;
das Chor (n.), 1. ein abgejonderter erhöhter Ort
in Kirchen für die Sänger, die Emporfirche; 2. das
hohe Chor, in kathol. Kirchen die durch Stufen
erhöhte Abteilung mit dem Hauptaltar (eng: dem
Schiff der Kirche), wo in Stifts- und Domkirchen
die vergitterten Chorftühle für die Geiftlichkeit
angebracht find; Chorbiſchöfe (mihveritandene
Überfegung von chorepiscopi, ſ. d.); Chordiref-
tor, m. der Borfteher und Reiter des Singechors
auf Schaubühnen 2c.; Chorherr, m. = Kano—
nifu3, ſ. Ranon; Chorofficium, n. gr.el. die
Chorpflicht, das pflichtgemäße Abfingenber prieiter-
lichen Tageszeiten in den Stiftsfirchen; Chorrod,
‚m. od. Chorhemd, n. ein Priefterrod; Chorton.
m. die Stimmung der alten Orgeln, höher als der
KRammerton, |. camera; Choräg, ın. (gr. chors-
ös oder choregös) der Chorvoriteher im, alteır
then, der bei Feſten die Koſten zur Ausrüſtung
Choras
von Chören oder zur Aufführung des Schaufpiels
bejtritt; auch der Neigenführer, VBortänzer im
Chore, = Koryphäus: Cheräf, m. nl., pl. Cho=
räle, Rirhengelang; Choraliſt, m. ein Chor-
fänger, Vorfteher des Kiıchengejang3; choraliter,
horalmäßig; Choraule, m. gr. (choraulös), pl.
Choraulen, Flötenbläfer zum Chor; auch Chor-
fänger, jingende Knaben in ehemaligen Stifts—
ärchen; Choregie, f. (gr. choregia) das Amt des
Choragen: die Ausrüſtung und Aufführung eines
Chores auf eigene Koiten; Choregeion od. Cho=
regeium, n. gr. der Naum im Theater, wo die
Chöre eingeübt werden; Choriſt und Choriſtin,
m. u. f. Chorjängerfin); Chorea, f. I. (gr. choreia)
der Tanz, Reigen; chorea St. Viti, der Beitö-
tanz, eine Art Nerventrämpfe, auch chorea St.
Johannis oder St. Valentini; Choretide, f. eine
Teilnehmerin de3 an Chors (im Drama);
Choreographie, f. gr. Tanzbeichreibung oder Ab-
Bildung der Tänze durch Figuren; Choreomanie,
f. Tanzwut, krankhafte Tanzſucht, aud) Taran-
tismus; Chorenutif, f. die Tanzkunit; Chorẽus,
m. —= Trodäus, |. d.; Choridmbus, m. ein
vierfilbiger, aus einem Choreus und Jambus
— raeleprer Versfuß, worin die erite und
este Silbe lang, die beiden mittleren Furz find,
-0v-,3.B. Zubelgefang; Chorowoͤd', ın., pl.
Chorowoͤdy, rufi. (ſpr. kharawoͤdd, von chor, der
Chor, u. woditj, führen. anführen), ein ruſſ. Bolfs-
tanz mit Gejang, von einem Vorſänger geleitet.
Choras, m. eine Art Pavian in Ceylon u. Afrika,
auch Mormon oder Masken-Affe genannt, weil
jein Geficht wie mit einer Xarve verftellt ift.
Chöras, |. Choiras.
Chordaͤpſus, m. gr. (chördapsos, von chordß,
arm, und bäptein, fafjen, feit halten) Heil. das
Kotbrechen.
Chorde, gr. (chorde) oder Corde, fr., corda, it. f.
die Darmfaite, Saite; ein aufgelpanntes Seil,
Wippfeil, ein Strafmittel der frühern italienijchen
Polizei; Größen!. Sehne (eines Bogens), eine ge-
rade Linie zwiihen zwei Punkten des Kreisum—
jenes; Chordometer, m. einen Sehnenmelier,
erfzeug zur Meſſung von Winfeln durd) Be-
flimmung ihrer Sehnen bei bejtimmtem Halb-
mejjer; Chordomelodion, n.ein von Raufmanı
in Dresden erfundenes Saiten-Inſtrument.
ehorea. Choreographie, ſ. Chor.
ehörepiscopi, pl. (v. gr. chöra, Land, od. chöros,
Flecken, Dorf, alfo: Landbiſchöfe) hießen die geift-
lihen Vorfteher der Landgemeinden, vom 4. bis
9. Jahrhundert.
Choreutit, Chorzus, Choriſt ze., ſ. Chor.
&horion, n. gr. (chörion = |. corium) Fell; Heilk.
die Eihaut, die Hülle oder der Überzug der Leibes—
frucht; choriõdiſch (ar. chorioides od.choriödes)
lederartig, bäutig; Chorioidda oder Chorioide,
f. die Gefäßhaut des Auges, Aderhaut; Choriot⸗
— f. die Entzündung der Gefäßhaut des
uges.
Ehorizönten, pl. gr. (chorizontes, von chorizein,
trennen) griech. Kritifer de8 Homer, welche Alias
u. Odyſſee, al3 verjchiedenen Verfafjern angehörig,
trennten und nur die Ilias für ein Werk des
Homer erklärten.
&horobätes, m. gr. (v. chöra. Zandftrich, Gegend,
oden) Grundwage, Blei od. Waflerwage; Chores
graph, m. Landichaftsbeichreiber (Gegenf. Topo—
graph, ].d.); Chorographie, f. die Beſchreibung
von Landichaften, Bezirken u. Gegenden; Choro⸗
Chriſt 149
lithen, pl. Landichaftsfteine, Steine mit dendri-
tijchen Zeichnungen, welche ganze Gegenden dar-
itellen; Chorométer, m. ein Feldmefler; Choro-
metrie, f. Feldmeßkunſt; chorometriſch, dieſe be-
treffend.
Choromanie, f. = Choreomanie, ſ. Chor.
Chorowoͤd', }. unter Chor.
Choſchãb,. n. türf. (vom perj. chösch-äb, gutes Wai-
jer) ein Getränk für Kranke, aus NRofinen und
anderen Früchten bereitet.
Choſe, f. fr. (fpr. fchöfe, frz. chose, f., jpr. ſchöſ',
Ding, Sade, lat. causa), Sache, Ding; Choien,
pl. (ipr. jchöfen, fr. choses) Sachen; gem. Choſen
elle machen; Choſenmacher, ein Spaß⸗
macher.
Choſchen, hebr. das Amtsſchild des Hohenprieſters
bei den Juden.
Ehen, m. fr. (fpr. ſchuh) der Kohl; chou-croute,
.(ipr. — ruht; aus chou und dem deutfch. Kraut
zujammengef.) Sauerfraut; chour-fleur, m. (jpr.
— flöhr) Blumenkohl.
Chou, n. f. Schu.
Chonan, m. fr. (pr. Shudng) od. Chonan-Körner,
jevantiiche Karminkörner, grünlicde Samenkörner
von der Pflanze trigonella foenum graecum, zur
Bereitung des Karmins gebraucht.
Chouans, pl. (ſpr. Ihudngs) in der franzöſ. Re—
volution eine aufrühriſche Partei von Anhängern
des Königtums, im weſtlichen Frankreich (nach
ihrem erſten Anführer, einem Schmied, namens
Chouan, benannt); daher überhaupt: Aufrührer.
Chou⸗King, ſ. Syu-King., —
Chowder, n. engl. (ſpr. tſchaͤuder) eine in Neueng-
ſand übliche Fiſchſuppe.
Ehrematologie, f. gr. (v. chremata, Geld, pl. von
chrema, Sadıe) od. Chrematiitif, die Geldwiſſen⸗
ſchaft, Gelderwerbatunde; Chrematonomie, f.die
—— Chrematopöie, f. der Geld—
erwerb.
Chrẽſis, f. gr. das Nutzungsrecht.
Chresmologiĩe, f. gr. (chresmös, Öötterfpruch) Weis⸗
jagung; Khresmolög, m. Wahrfager.
Chreitomathie, f. gr. (v. chrestös, &, Ön, braud)-
bar, und mathein, lernen, alfo eig. die Erlernung
des Wiſſenswürdigſten) eine Auswahl einzelner
Stellen aus verfchtedenen Schriftitellern, meift zur
Erlernung einer Sprade.
Ehrie, f. gr. (chreia, eig. Gebrauch, Gegenſtand der
eſchäftigung) Redek. redneriſche Ausführung einer
Sentenz oder eines Sprichwortes.
Chriſam, r. Chrisme, n. gr. (v. chriein, ſalben)
das Weihöl, Salböl (Olivenöl mitBalfam gemiſcht),
welches in der rum. Kirche bei der Taufe, Firme—
lung ze. gebraucht wird; Chriſis oder nl. Chris⸗
mation, f. die Salbung od. Olung: Ehrismäle,
n. ein weißes Tuch, welches ehem. den Getaufteit,
Gefirmelten 2c. nad) der Salbung um die Stimm
gebunden ward, eine Chrifambinde; aud) ein iiber
das Haupt des Getauften ausgebreitetes weißes
Gewand, Chrifambemd, Wefterhemd; Chris-
marium oder Chrismatarium, n. das Salböl-
gefäß.
Chriſt, m., Chriſtin, f. Bekenner der chriſtlichen
Religion, von Chriſtus (ar. Christös), d. i. der
Geſalbte (val. Meſſias); ante Christum od. ante
Christum nätum, I. vor Ehrüti Geburt; Chriſt-
twurz, f. die Nieswurz; Christe, n. (Bofatıv von
Christus), der zweite Teil einer Fatholifchen Meſſe;
Chriftian, m. I. männlicher Name: der Chriſt—
liche, Ehrüt; Ehriftiane, Chriftine, verkürzt:
150 Christian science
Chriftel, weiblicher Name: die Chriftliche, Chriftin ;
Christianissimus, m. [. der Allerchriftlichite, eine
väpftl. Benennung der Könige von Frankreich;
Chriftiand'or, m. ein däniſches Fünftalerſtück
in Gold; Chriſtianimus, m. der Chriſtenglaube,
das Chriſtentum; chriſtianiſieren, zum Chriſten
machen; Chriſtianiſatiön, f. die Bekehrung zum
Chriſtentume; Chriſtifikation, f. Ausbildung der
Menichen zur vollendeten Chriltlichkeit; Chriſto—
fratie, f. chriſtliche Kirchenherrſchaft, vgl. Hier—
archie; Chriſtolatrie, f. hriftlicher Gottesdienit;
Chriftusverehrung mit Hintanfegung der Ber-
ehrung Gottes; Chriftologie, f. gr. die Chriſtus—
lehre; Chriftophanie, f. die Erſcheinung Chriſti;
Chriftujonhie, f. hrüitliche Weisheit; chriſtozen⸗
triſch, Chriſtus zum Mittelpunfte habend.
Christian seience, f. engl. (pr. krißtjön ßäiönß;
eigentlich: chriitliche Wiſſenſchaft), der Eddyismus
und das Geſundbeten (begründet von Mary Eddy).
Chriſtĩnos, pl. ſpan. Anhänger der Regentin Ehri-
ſtine im jpan. Bürgerkrieg 1333 —1810.
Chriſtkatholiten, Deutichkatholifen, freilinnige Re—
- Tigionsgemeinden von Czerski und Ronge 1844 ge-
gründet.
Chriſtlich⸗ſozial, Bezeihnung einer Partei (ge-
gründet 1878 vom Hofprediger Stöder), welche
die joziale Frage im chriftlichen Sinne zu löſen
jucht, alfo im Gegenſatz zur Sozialdemofratie, die
vaterlandg= und religionslos ift, zugleich gegen
die Übermacht des Judentums (antifemitisch).
Chriftmas. engl. (pr. krißmäß) Weihnachten.
Cprijtofle-Metall, n. eine nach dem Fabrifanten
hrijtofle (ſpr. Chriftoffel) in Paris benannte
Art des Argentan (}. d.), nämlich verfilbertes Neu-
jilber, vgl. Alfenid.
Gpriftonh, m. männl. Name, verfürzt aus Chri—
ſtophörus, Chriftusträger, wie man, der Sage
nach, zuerit einen riefenhaften Fährmann in Pa-
läjtina nannte, der Chriſtus, welcher ihm in Kinds—
geitalt erichien, auf feinen Schultern durch dein
Fluß trug; ChHriftophsfrant, n. eine ähren—
förmige Waldpflanze; Chriſtophẽt, m. ein Likör
aus Pontak, Weingeiit, Zimt, Nelken ꝛc.
Chrõm oder Chromium, n. (vom griech. chroma,
Farbe), ein von Bauquelin 1797 entdecdtes weiß—
graues, jprödes Metall, dejien Verbindungen fait
alle ausgezeichnet gefärbt find; daher Ehrom-
grün—=Chromoryd, zur Borzellan- u. Email—
Malerei benugt, Chromgelb — neutrale
hromjaures Bleioryd, Chromrot = ba-
ſiſches dromjaures Bleioryd; Chröma, nm.
gr. die Farbenmiſchung; Arzneik. die Hautfarbe;
Chromageneſie, f. bei Goethe, ſ. v. w. Chroo—
genejie(j.d.); Chromaméter, m. Tonk. ein Werk⸗
zeug zum Stimmen des Pianoforte (ſ. Kroma);
Chromaͤte, pl. chromſaure Salze; Chromaͤtik,
f. die Farbenlehre, Lehre von der Entſtehung und
den Verhältniſſen der Farben, ein Teil der Optik;
Mal. die Kunſt der Farbenmiſchung, Licht und
Schatten, vgl. Kolo rit; chromätiſch, farbig, entg.
achromatiſch; Tonk. (nach ital. Sprachgebrauch,
vgl. Kroma), in halben Tönen auf- und abſtei—
gend; chromatiſche Abweichung, f. Farbenab—
weichung der Lichtitrahlen; chromatiſche An=
paſſung, f. Shusfärbung; Chrommtismus, m.
die Färbung bei. von Körperteilen; Chromato—
fogie, f. die Sarbenlehre, = Chromatif; Chro—
matophören, pl. Zellen in der Haut des Chamä—
feon3 und anderer Tiere (einiger Fiſche 2c.), die
den Farbenwechſel mit veranlajjen; Chromato—
Chronik
pfendoblepſie, k das Falſchſeben der Farben, als
Geſichtsfehler mancher Menſchen; Chromatoffop
oder Chromoſtop, n. Farbenbild-Guder, oder
-Öudglas; Farbenprüfer; Chromatotdhnit od.
Chromurgie, f. Anwendung der Chemie auf die
Farbenbereitung und Färberei; Chromatroͤp od.
Chromotrop,n.der Farbenwandler / das Wandel-
bild, eine zur Unterhaltung beſtimmte Vorrichtung,
um auf einer weißen Wand prächtige Farbenwand⸗
(ungen hervorzubringen; &hromatypie, Chromo⸗
typie od Chromotyhographie, f. Buntorud Far-
bendrud; Chromium-Erz, j. Chrom; Chrom—
Bronze, f. ein zum Glasfärben u. a. verwandtes
Chromoryd; Chromogẽn, n. Scheidek. ein farb-
Iofer Stoff, aus welchem ſich duch Gärung oder
anderweitige Zerſetzung ein Farbſtoff bereiten läßt;
Chromofitgugranhie, f. farbiger Steindrud,
chromolithographieren, in farbigem Steindrud
daritellen; Chromophotographie,f. Farbige Pho-
tographie ().d.); Chromophototypie, f. Farben⸗
lichtdruck Chromopſie, auch chrupsia, CHrupfie
(nicht Crupſie), f. das Farbenſehen, wenn einem
Kranken die Gegenſtände anders gefärbterſcheinen;
Chromoſphäre, f. Sonnenhille, die den Sonnen
fern umgebende glühende Wajlerjtoffgashülle;
Chromoxylographie, f. farbiger Holzichnittdrud.
Ehronif, f. gr. (eig. chronikä, pl. sc. biblia; von
chrönos, Zeit) dag Zeitbud), die Zeitgejchichte, bei.
die im Mittelalter verfaßten, auf einzelne Länder,
Städte 2c. bezüglichen Gejchichtöbücher; chrenique
scandaleuse, fr. (ſpr. kronik ffangdalöhl’) oder:
ſtandalöſe Chronik, f. die Schand- oder Lälter-
geſchichte (Klatichgejchichte) einer Stadt, eines Ho-
fes 2c.; Chronifer, Chronift, m. oder fr. Chro⸗
niqueur, m. (jpr. froniiöhr), der Verfaſſer einer
Chronik, Geſchichtsſchreiber; alter Berichteritatter;
Aronifaliich, einer Chronik entiprechend od. ent⸗
ſtammend; chröniſch, gr. (chronikös,&, ön) lang⸗
wierig,3..Bd.hroniiche Krankheiten (im Gegen—
tab der akuten), fchleichende, andauernde od. von
Zeit zu Zeit wiederkehrende Krankheiten; Chro—
nodeif,n. gr. ein Werkzeug, um aſtronomiſch ge-
nau den Mittag (denwahren Mittag)zubeitimmen;
Chronograͤmm od. Chrouoſtichon, n. eine Zahl-
Buchſtaben-Inſchrift, ein Sahrzahlverd, worin
einzelne Buchitaben eine gewiſſe Jahrzahl be-
zeichnen (ein Doppelvers diejer Art heikt: Chro⸗
nodiſtichon); Chronograph, m. ar. Geſchichts—
jhreiber; Sekunden-Chronograph, Sekunden-.
Springzeiger; Zeitangeber, Vorrichtung zur Mej-
ſung der Flugzeit von Geſchoſſen; Chronograuhie,
f. die Zeitbeſchreibung; elektriſche Chronogra⸗
hie, genaue Aufzeichnung des Beginns und der
eendigung einer Erſcheinung, eines Vorgangs ꝛc.
mittels Elektrizität; Chronolög, m. ein Zeitkun—
diger, Zeitforfcher; Chronologie, f. die Zeitkunde,
Zeitrehnung; chronoloͤgiſch. dev Zeitfolge nach
od. gemäß; chronologiſche Geſchichte, Erzählung
der Begebenheiten in ſtrenger Zeitfolge; chrono—
logiſche Tabellen, Zeittafeln; Chronometer oo.
Chronofköp, n. ein Werkzeug zur genauen Be-
itimmung der Zeit, Sefundenuhr, Feinzeitmeijer;
insbef. die von Harrifon erfundene Seeuhr, Tonf.
ein Taktmefjer, vgl.Metronom;hronometriich,
eitmefiend: Chronophotographie,f.Bewegungs-
ichtbild, Lebe-Bildaufnahme; chronophotogra⸗
phiſch, lebebildlich, bewegungsbildlich; Krane
phutographiicher Apparat, Bewegungsbild-
Aufnehmer; Chronophön, n. gr. eine eleftrijche
Wederuhr (eine Tafchenuhr mit drehbarem Glas.
Chroogeneſie
in dem ſich ein kleines Loch befindet, durch das ein
feiner Platindraht geführt iſt, der auf beſtimmte
Zeit den Stundenzeiger berührt und dadurch ein
elektriſches Läutewerk in Tätigkeit jeßt); Chrono—
phõor, m. ar. eine Weckeruhr mit Pendel.
| nusmecite, f. gr. (v. chrös. chroös, Farbe) die
⁊
arbenentſtehung; Chroognoſie od. Chronlogie,
k. die Lehre von den Farben der Steinarten.
Chrupfie,ſ. Chromopſie unter Chrom.
Chryſalide, f. gr. (chrysallis. Gen. idos, v.chrysös,
Gold) die Goldpuppe oder Puppe überh. (ein In—
ſekt in dem verhüllten Zwiſchenzuſtande zwiſchen
Raupe und Schmetterling); Chryſanthemum, n.
die Goldblume, gelbe Wucherblume; chryſelephaͤn⸗
tiſch od. chryſelephantin, goldelfenbeinern, aus
Gold und Elfenbein gebildet; Chryjen, n. gr. ein
goldfarbenes Pulver, das legte Produkt der De-
ſtillation des Steinfohlenteer3; Chryfoberäff, m.
ein aus Tonerde u. Beryllerde beitehender grüner
Edeljtein; Chryſoeöma, f. das Goldhaar, eine
Sierpflanze; Chryfograph, m. ein Goldfchreiber,
Goldmaler; Chryſographie, f. Die Goldjchreibe-
funft, Kunſt mit Gold zu jchreiben od. Buchitaben
zu vergolden; Chryſokölla, f. od. Chryfoföll, n.
eig. Goldleim, grünes Kiefelfupfer; Kupfergrün;
Chryjolith, m. eigentl. Sofdftein, ein aus Kiejel-
jäure und Talferde beftehender grüner Edelftein;
CHryiokratie, f. die Goldherrſchaft = Bluto-
Fratie; Chryjomanie, f. Goldgier; Chryſomẽle,
f. der Goldfäfer, Blatttäfer; dah Chryfomelinen,
pl. Blattfäfer, eine zahlreiche Käfer-Tamilie; chry⸗
ſoemorphiſch, goldähnl., goldartig; Chryſophau⸗
fäure, nach ihrer goldgelben Farbe jo genannt,
— Rhabarberin; CHryiopöie, f. die vermeint-
liche Goldmacherkunſt; Chryſopräs, m. ein durch
Nickeloxyd apfelgrün gefärbter Chalzedon; Chrh=
forrhammin, n. ein jchöner hellgelber Farbitoff,
aus unveifen Kreuzbeeren (den rüchten der Rham-
nus cathartiea) gewonnen; Chryforin, n. eine
goldähnliche Metallmifchung aus Küpfer und Zinf;
v.Raucenberger in München erfunden; Chry⸗
Be pleuium. n. Bot. das Milzkraut, eine Sari-
tage; Chryſoſtümus, m. männl. Name, eigentl.
Goldmund, der Beredte (inSbej. Beiname eines der
riech. Kirchenväter, Johannes, Biſchofs von Kon-
Itantinopel im 4. Sahrh.); Chryſöt, n. ein gold-
ähnliches Metallgemifch; Chryſotil, m. ein faſe—
riger Gerpentin, ſ. d. ſſäure, f.d.
Chryſaminſäure, f. ein Aloefarbitoff = Aloe—
chthoniſch, gr. (von chthön, Erde) irdiſch, der Erde
angehörig; feit, unbeweglich (in der Kinematif);
chthoniſche Götter, Sabell. Götter der Unter-
welt; auch Landesgötter od. Heroen; Chthonia,
f. die Unterirdiſche Beiname der Demeter; Ehtho—
uns; .m. der Unterirdifche, Beiname verfchiedener
ötter.
Chubbſchloß, n. (ſpr. tihöhb—) ein von dem Eng-
länder Chübb erfundenes funftvolles Schloß mit
mehreren, meift 5—7 Buhaltungen, welche auf un-
gleiche Höhen gehoben werden; Chubbſchlüſſel,
m. der dazu defärense Schlüſſel.
Chulo, m. Dr (ſpr. tfe”—) der Stierheßer zu Fuß
bei Stiergefechten.
Ehupa, f. jpan. (fpr. tfchupa; v. arab. dschubbat,
ein baumwollenes Unterkleid, von dschabba, au3-
ſchneiden) ein Kamiſol mit Armeln, ſ. Süpe.
Chuppa, m. der Traghimmel, unter welchem bei
den Juden die Trauung vollzogen wird.
Church, n. engl. (pr. iſchörtſch) Kirche.
Churros, pl. jpan. (fpr. ch wie tfch; von churra,
eilia 151
er Volle) Schafe mit grober, gew. ſchwarzer
olle, entg. Merinos.
Chylus, m. gr. (chylös) der Milchfaft, Berdauungs-
jaft, d.i. der aus dem Genoſſenen durd) die zweite
Verdauung bereitete weige Saft, welcher dann ins
Blut übergeht; Chilifikation, f. griech.-Lat., beifer
Chylopoiciis vder Chyldſis, f. gr. die Milchjaft-
bereitung im Magen; Chyloklenpſis, f. der lang-
fame Berluft des Milchjaftes; Chylologiĩe, f. die
Lehre von dem Milch- od. Berdauungsfaite; chh⸗
lophoriſch, milhjaftführend,; CHylophtpariis, f.
die Verderbnis des Milchjaftes; chilopotiſch,
milchjaftbereitend oder »gewährend; Khylorrhog,
f. Heil. krankhafte Milchjaft- Ergießung, Mitch-
ruhr; Chylothörax, m. Erguß des Milchjaftes in
die Bruſthöhle; Chülurie, f. Milchjaft-Harnen.
Chymie, j. Chemie, ;
Chymms, m. gried). (chjmös) der durd) Zutritt der
Galle veränderte Speifebrei, der zur Ernährung
dient; Chymififation, f. gr... oder Chymöſis.
. griech. die Verwandlung der Nahrungsmittel in
Chymus, erfte Verdauung; Chymoͤrrhöe, f. gr.
Ausflug des Speifebreied aus den Wunden der
Ciaccona, ſ. Chaconne. (Dünndärme.
eicer, m. l. Bot. die Kicher.
Cicẽro, £. l. eine Buchdruderfhrift, die Mitte Hal-
tend zwischen Korpus und Mittel, jo genannt, weil
jie zuerit bei der Ausgabe von Ciceros Briefen,
Rom 1467, angewandt wurde.
&icerone, m. ital. (ſpr. tfchitfcheröne) ein Fremden—
führer, befonders in italienifchen Städten, wegen
ihrer Nebefertigfeit halb ſpöttiſch nach dem be—
rühmteiten röm. Redner (M. T. Cicero) genannt.
Giceronianiicher Stil, Stil des römischen Redners
M. Tullius Cicero.
Cicisbeo, m. ital. (jpr. tſchitſchisbeo) ein Frauen—
begleiter, dienſtfertiger Geſellſchafter, täglicher Be—
gleiter einer verheirateten Dame, nach früherer
italieniſcher Sitte Hausfreund und begünſtigter
Liebhaber; Cicisbent, n. das Geſchäft desſelben.
eiconia, f. I. der Stord).
Cicũta, f. I. der Schierling, Waſſerſchierling, eine
befannte Giftpflanze; Cicutin, n. nl. ein aus dem
Schierling dargeftellter giftiger Stoff.
Cid, m. jpan. (v. arab. säid, sajjid, vgl. Sidi), Herr,
Fürſt; Beiname des Spanischen Kriegshelden im
11. Jahrh. Don Rodrigo (od. Ruy) Diaz Graf v.
Bivar; Gedicht von Herder.
Cider, m. (fr. cidre, it. cıdro, angebl. vom I. si-
cera, gr.sikera, da3 aus dem Orient jtammıt, hebr.
schekär, Scherbet, ein beraufchendes Getränt)Obft>
wein, bej. Apfelwein; Cidereſſig, m. Obitefiig.
cisdevant, fr. (ſpr. Bidewang) vor diefem, ehemals,
weiland; al3 Hauptwort im Scherz: Cidevants,
pl. die Ehemaligen, die ehemaligen adeligen und
fürſtlichen Perſonen in Frankreich.
Cidli, £. weibl. Name (viell. arab. Urſprungs; vgl.
Eid): die Herrin, Fürſtin.
Cif, d. i. e. 1. £., eine Bezeichnung auf Warenfen-
dungen, Abkürzung der englijchen Wörter: cost,
insurance, freight, d. h. Koften, Berficherungs-
prämie und Fradıt, d. h. die Ware wird verjiche-
rungs-⸗ u. frachtfrei geliefert.
eilia od. Cilien, pl. (sing. cilium) die Augenlider;
Augenwimpern; Cilien-Pinzette (f. d.), £. Left.
eine Feine wundärztlide Zange zum Ausreißen
franfer Wimpern; eiltär, nl. die Augenwimpern
od. Augenlider betreffend; Ciliar-Nerven, Ars
terien ꝛc., Nerven, Adern, welche zur Regenbogen—
haut gehen; Ciliar-Kranz, Faltenfranz der Ader-
152 Cilicinm
haut nach der Regenbogenhaut; Ciliar-Rand,
äußerer Rand der Regenbogenhaut.
Gilicium, n. l. (gr. kilikion, eigentl. ein Gewand
aus Ziegenhaaren, von der Landſchaft Eilicia in
Vorderaſien) ein härenes Bußkleid, welches die
Einfiedfer zur Kreuzigung ihres Fleiiches auf
bloßem Leibe tragen; auch ein Stachelgürtel zu
gleichen Zweck.
Cimelſien, pl. nl. (cimelia, v. gr. Keimelia, j.d.)
Kleinodien, Koſtbarkeiten (3.3. in einer Bibliothek:
die wertvolliten alten Drucke u. Handichriften); der
Kirchenſchatz; Cimeliaͤrch, m. der Kirchen-Schatz⸗
meiſter.
Ciment u. eimentieren, ſ. Zement; eimentie⸗
ren (ölterr.), eichen.
Cimeter, m. engl. (fr. cimeterre, aus dem perl.
schimschir) ein perſiſcher Krummſäbel.
Cimex, m. I. die Wanze; Cimicidium, n. barb.-!.
Wanzentod.
Cimier, m. fr. (fpr. Bimieh) der Ziemer, Rüden;
eimier de cerf, Hirichziemer; e. de chevrenil,
Rehziemer.
Cimmerier, pl. I. (Cimmerii) od. Kimmerier, gt.
(Kimmerioi) ein am nördl.Ende von Szythien der
Sage nad in ewiger Finsternis wohnendes fabel-
haftes Bolt; kimmeriſche Finsternis, undurd-
dringliche Finiternis.
&imofit, m. ein graulichweißer, weicher, zäher Stein
vom Tongeſchlecht, häufig auf der griechischen
Inſel Cimolus, jest Kimoli oder Argentiera; ei=
möliihe Erde, Walkerde, Wafcherde.
Cinãdus od. Cinäd, m. gr. (kinaidos) ein Knaben⸗
ihänder, auch Schandbube; Weichling; Cinädie,
f. Knabenſchänderei; einadoldgifch (ar. kinaido-
lögos), in Worten unzüchtig.
Cinchoͤna, f. eine ſüdamerikan. Pflanzengattung,
deren Arten die echte Chinarinde ie (fo be-
nannt nach der Gemahlin des Grafen Cinchon,
Vizekönigs von Peru im 17. Sahrh., welche durch
den Gebrauch der Rinde vom Wechjelfieber befreit
wurde): Cinchonin, n. ein eigentümliches Alkaloid
in der braunen China (unterfchieden von Ehinin).
Einder, m., pl. Cinders, engl. (fpr. Binders; vom
fr. cendre, Aſche = 1. cinis) Löſchkohlen, gelöjchte
Steinfohlen, eine Art Koks, Aſchkohle.
Ginefaktion, j. cinis.
Cinellen, pl. (pr. tſchinellen; it. cin&lle) Becken, von
Mejiing oder anderem Metall verfertigte Inſtru—
mente zur türkiſchen Feldmuſik.
Gineraria, Eineration ꝛc., |. cinis.
Cingaleſen, j. Bingalefen.
&ingüfum, n. I. (von cingere, gürten) ein Gürtel;
Brautgürtel; PBriejtergürtel um das Meßgewand;
auch die Schnur fir Mönchskutten; eingülum
pudieitiae, Keufchheit3gürtel; ce. veneris, Lie-
besgürtel.
einis, m. I. (Gen. cinẽris, Aſche; Cineraria, f. (v.
l. cinerar{us, a, um, zur Aſche gehörig) die Aſchen—
pflanze, von verſchiedenen als Ziergewächſe benutz—
ten Arten; Cinerarium, n., pl. Zinerarien, ein
Alchenfrug, Gefäß zur Aufbewahrung der Afche
eines ne Urne; Zineration u. Zine—
faftion, f. nl. die Verwandlung in Aſche; zinere—⸗
jzteren (fpätl. cinerescere), zu Aſche werden.
cinnay f. [. Bot. eine Gattung von Gräjern.
einnabäris, f. l. (gr. kinnäbari, n.) Binnober.
eing. fr. (jpr. Bängf; it. cinque, v. l. quinque) fünf;
eing minutes (Ipr. Bäng minüt’), d. i. eig. 5 Mi-
nuten; in Würfel gejchnittenes3, mit Pfeffer, Sar- |
delfen, Zwiebeln 2c. gewürztes und auf ftartem
Girjus
Feuer in 5 bis 7 Minuten gekochtes Fleiſch; eing
premiers (fpr. ßäng premjeh), im. (’Hombre die
5 eriten Stiche des Spielers; Cingnecentiften,
pl. it. (fpr. e wie tſch) die italienischen Schriftiteller,
Maler ꝛc. des 16. Sahrh., weiches ital. ſchlechthin
cinquecento (fünfhundert) beißt; Cinguille, f-
fr. (jpr. ßängkij) Fünffpiel, eine Art iHombre—
ſpiel unter 5 Berfonen, auch Quintille (fpr. fäng-
ty); Cinquina, f. (pr. tſchingkwina) = Quin-
terne, im Lotto u. Tombolajpiel: Cinque Ports,
pl. engl. (ipr. Binfpohrt®) oder Ging Ports, fr.
(kängpöhr), die Fünfhäfen, d. h. die fünf engliichen,
Frankreich gegenüber gelegenen Häfen: Dover,
Haftings, Hythe, Romney und Sandwich.
Ciociaren, in Rom Bezeichnung der niedern Vollks—
— die aus dem Modellſitzen einen Erwerb
macht.
Cion od. Ciõonis, f. gr. (kiön, d. i. eig. Säule, Pfei-
fer) das geichmollene Zäpfchen im Schlunde; Ciö⸗
nis od. Bionitis, f. die Zäpfchenbrämme; Cion—
optõſis, f. ver Zäpfchenvorfall; Ciotõmus, m. ein
wundärztliches Werkzeug zum Wegjchneiden bes
vergrößerten Zäpfchen.
Cipolſin, m. it. cipollino (fpr. tih—; eig. Kleine
Zwiebel, von cipolla, Zwiebel), ein ital. Marmor
mit grünlichen Adern.
&ippus, m. L. eine furze Säule, 3. B. Grenzfänle,
be}. ein alteömifcher Leichenitein.
Eirage, f., r. n. fr, (pr. Birdhi’; von cire = 1.
cera, Wachs) das Überziehen mit Wach, ein Ge-
mälde mit einer wachsähnlichen gelben Yarbe,
entg. Griſaille.
| circa, eirciter, I. ungefähr, gegen, etwa.
; Sircaa, f. nl. Bot. (vgl. Circe) daS Hexenkraut.
Circaſſienne, £. fr. (pr. ßirkaſſſenn'ʒ wahrſch. von
Circaſſien, dem Lande der Ticherfefjen am Kau—
kaſus, jo genannt, aber in England zuerjt verfer-
tigt) ein feines Wollenzeug, Halbtud).
&ircätor, m., pl. Eircatores, ml. = Vifttator;
insbeſ. reifende Klofteraufjeher, aud) Circinats—
ren (von circare, circinare, umbergehen; vgl.
Circinus).
Circe, f. I. (ar. Kirle) Fabell. eine berühmte Zau—
berin, die Menſchen in Tiere verwandelte (ſ Ho—
mer3 Odyſſee); eine gefährliche Buhlerin; auch ein
— ar entdedt.
ircenses, zirzenſiſch, j. Zirkus.
&ireinus, nn r (gr. Kirkinos) der Kreis, Zirkel
(als Werkzeug); Heil. die Gürtelrofe; eireinäl u.
al3 Adverb. eireinätim, nl. ſchnecken- od. loden-
förmig gebogen.
Girenition, f.[.(eircuitio) das Herumgehen; Redek.
Umſchweif im Reden; Circuitus, m. der Umkreis;
Cireniter oder Circitor, m. ein Herumzieher,
aufierer 2c.; umberreijender Aufſeher, beſonders
Kirchen-Inſpektor.
Circuits courts, pl. engl. (ſpr.ßörkjits kohrts), eng⸗
liſche Bezirksgerichte (auch in Nordamerika und
Irland).
eircülus, m. lat. (eigentl. Verkl. von circus), der
Kreis, die Rreiglinie; eireulus in demonstrande
oder probando, ein Kreis im Beweiſe (wenn man
das, was bewiejen werden ſoll, al3 Beweisgrund
braudt), ein Zirkelfchluß, auch eireulus vitiosus,
d. i. fehlerhafter Zirkel, genannt.
eircum, I. Vorw. ringsum; circum eirca, unge—
fähr, beiläufig; eircumcellio, m. l. (von cela,
Belle) eig. eine Art ſchwärmeriſcher Mönche, die an«
derer Bellen durchzogen; überh. ein Lanpditreicher.
Cirſus, m. gr. (kirsös) Heilk. Biutader-Ermweiterung;
eis
Eirfocele, £. ein Krampfaderbruch; Cirfomphäz
ſus, m Adergeichwulit am Nabel; Etriopgthuls
urte, f. Augen-Entzündung mit Blutader-Erwei—
terung; Cirfotomie, f. Abſchneidung od. Abbin«
dung eines Aderfopfes.
eis, |. diesfeit (entg. dem trans, jenfeit).
ci⸗ Tonk. der um eine halbe Stufe erhöhte Ton
es C.
Gifafien. pl. (fr. cisailles, fpr. Hifdj’) Minz-Ab-
fälle; ein. teren (fr.ciseler, von ciseau ſſpr. —$6h],
Meißel, it. cesello, v. l. caedere, fchneiden, ciso-
rium, Schneidewerfzeug) mit dem Grabjtichel oder
Meißel zierlich bearbeiten oder ausmeikeln, pun—
zen, itechen; auch Metallgüffe fünftleriich überarbei-
ten, damit die Formnäte und andere Unebenheiten
entfernt werden; eifeltert, eingegraben, ausge—
meißelt; ciſelierte Arbeit, getriebene Arbeit;
Gifelenr, m. fr. (pr. Bi’Löhr) od. Cifelierer, m.
Metallichneider, Metallitecher.
Cifiojän oder Eifiän, m. l. (aus circumcisio, dem
1. Januar als Bejchneidungsfeit, u. Januarius ge-
bildet) ältere Denkverfe zur Einprägung der Hei-
ligennamen des Kalenders.
Cie u. Citta, f. gr. (kissa, kitta) krankhafte Eß—
lüſt ſchwangerer Frauen.
Ciffus, m. (gr. kissos, Efeu) Bot. die Klimme,
eine Bflanzengattung, zu der man aud) die wilde
Weinrebe rechnet; Ciffiten, pl. verfteinerte Efeu-
blätter; Ciffoide, f. Srößen!. die Efeublatt-
Linie, eine von Diokles erfundene krumme Linie
vom 3. Grade.
Cité, f. fr. (fpr. Biteh; vom I. civitas) die Stadt,
insbeſ. die Altitadt; Bürgerichaft.
eiterior, I. diesfeitig, entg. ulterior.
eito! IL. (auf Briefen u. amtl. Schriftftüden) eilig,
eilt, geſchwind (oft mit dem Zuſatz: si placet, f. d.);
eitissime, fehr eilig, fchleunigft.
&itoyen, m. fr. (ipr. Eitonjäng; von cite, f. d.), fem.
Citoyenne, Bürger, Staatsbürger, Freibürger
des franzöſ. Staats (zur Zeit der franzöſ. Revo—
Iution der einzig erlaubte Titel und die allgemeine
Anrede anftatt Monteur).
Eitra, f. le (ſpr. Bi—) ein Hohlmaß in Spanien
= 0,951.
eitra consequentiam, l. ohne Folge, ohne An—
wendung auf nachfolgende Fälle gleicher Art (fr.
sans congequence).
Eitronille, f. fr. (fpr. Bitrdj’; v. nl. citreölus,
Verkl. v. citr&um, Zitrone, wegen der zitronen-
gelben Farbe, daher it.citriuolo,cetriuolo, Gurke)
der Kürbis; die Waſſer⸗Melone, aud) Angurie.
Citta, gt: ſ. Eiffa.
eittä, f. it. (fpr. tihittd; v. I. civitas; vgl. Cite)
Stadt; Cittadinen, pl. (it. sing. cittadina) Bür⸗
gerinnen, nen od. ⸗Töchter.
Aula Ä —* Bi fr. — a die
ttadt von London; Cith-Hall (pr. —hähl), das
Stadthaus dafelbit. i ſp
Einddd, f. ſpan. (ſpr. c wie ß, eig. etwas geliſpelt;
v. l. cixitas) Stadt, beſ. erſten Nanges, die ihre
eigene Gerichtsbarkeit hat, entg. Billa.
Civet (von Hafen, Wild ufo.), m. fr. (fpr. ßiweh;
[. caepätum), Hafentlein, Wildpfeffer, Wildragout.
Givetta, f. it. (ipr. tihim—) das Häuschen; dann,
wegen der auffälligen, fcheinbar Ai bitgefälligen
Kopfbewegungen dieſes närrifchen Vogels, der den
„sügern als Lodvogel dient, eine Kotette, f. d.;
Kivetterie, f. = Kofetterie.
eivis, m, (pl. cives) [. der Bürger; elvis academi-
ens, ein Hochſchul-⸗Bürger, Student.
Coeur 155
clam, I. heimlich; elam, vi_ aut precario, Ripr.
heimlich, mit Gewalt, od. bittweiſe. |
Clan od. t. Clann, m. (fpr. klänn) ſchott. u. irländ.
eig. Rinder, Abkömmlinge, Nachkommenſchaft;
Stamm, Geſchlecht, be. ehemal. freiwilliger Lehns—
verband zwifchen einem Gutsbefiger (Naird) und
feinen Untertanen in Hochſchottland; Clansman,
m. der Stammogenofie, der zu einem Clan gehört;
Clanſhip, f. (pr. klännſchipp) die Verbindung der
Stämme od. Gefchlechter unter einem Anführer.
clavus, m. I. der Nagel; Heil. clavus hystericus,
auf einem Punkt haftender Kopfichmerz; el. ocüli,
der Nageltnopf im Auge, ein Vorfall der NRegen-
bogenhaut durch ein Geſchwür der Hornhaut; cl.
pedis, Hihnerauge; ferner hieß elavus im alten
Rom ein Purpurjtreif auf der Tunika der Sena-
toren und Ritter.
Clearing-Houſe, n. engl. (fpr. klihring hauß; von
engl. clear, £lar, far macden), die Abrechnung?
itelle in einer Bank, Abrechnungshaus.
Clematis (vitalba), f. (v. gr. klöma, Schößling)
Waldrebe, ein Rankengewächs.
&lerf, m. engl. (fpr. klahrk; eigentl. ein Kleriker,
Geiltlicher), ein Sekretär, Buchhalter, Kommis,
Schreiber.
Cloſet, Eloth, Clown, Club uſw. f. unter 8.
Clou, m. fr. (Ipr. kluh; lat. clavus) der Nagel; bildl.:
das Hauptzugmittel (z.B. einer Ausſtellung, eines
Bafars, einer Saifon ufw.).
Coach, f. engl. (ſpr. kohtſch, Rutiche, Wagen.
Co»lmine, f. engl. (for. föhlmain), Kohlenbergwert.
Cobbler, m. engl. (fpr. föbl’r; eigentl.: Schuhflit-
fer; dann:(ein Getränt für Schuhflider) ein Ge—
tränf aus Wein oder Branntwein, Eis, Zuder n.
Bitrone.
Cocktail, m. engl. (fpr. koͤcktehl; eigentl. ein Hahnent-
ſchwanz, ein Rennpferd, das nicht Vollblut ift) ein
Getränf aus Branntwein, Zuder, Eis u. Zitrone.
Cocu, m. fr. (fpr. fofüh; altfr. fir coucou, Kudud,
v. I. cuculus) jest ausſchließlich ein Hahnrei (meil
das Männchen de3 Kuckucks dadurch gleich]. betro-
en wird, daß dag Weibchen feine Eier in anderer
ögel Neiter legt und fie von diefen ausbrüten
läßt); Cocuage, f., r. n. (fpr. koküaſch') die Hahn⸗
reiſchaft; cocuieren (fpr. u = ü), zum Hahnrei
machen.
Cöcum od. Cãcum, n. I. (von coecus oder caecus,
a, um, blind) Heilk. der Blinddarm; cäfal, nl. da⸗
zu gehörig; Cöcität, f. (l. (coecitas) die Blindheit.
Coda, ſ. Koda.
Code, m. (fpr. kohd) fr. (= 1. codex, ſ. d.) ein Ge—
fegbuch; code eivil (fpr. —Biwil), das bürgerliche
Geſetzbuch; c. eriminel, das Strafgeſetzbuch; e.
Napoléaun, das Napoleoniſche Geſetzbuch.
Coeducation, f. engl. (ſpr. koedjukehſchn) = Koe⸗
dufation, lat. ſ. dasſ.
coena oder cena, f. l. das Abendmahl, die Haupt-
mahlzeit der alten Römer; coena demini, das
Abendmahl des Herrn; das heil. Abendmahl; post
coenam stabis, sen passus mille meäbis, |.
Sprichw. nad) der Mahlzeit fol du ftehn, oder
(höchiten3) taufend Schritte gehn; coenaculum od.
Zönäbkel, n. der Speifefaal, bef. in Ktöitern, f. v.
w. Jtefeftorium; auch das letzte Abendmahl
Chriſti und die Darftellung desfelben in dem be-
rühmten Gemälde des Leonardo da Binci (it. il
cenacölo).
Coecur, m. fr. (fpr. föhr; v. I. cor, das Herz, das
rote Herzzeichen auf den franzöfifchen Spielfarten,
.Rarte;&oeur=: As, n. Herzdaus; de bon coeur
154 eoin
(ſpr. d'bong Föhr). von Herzen gern; contre coenr,
wider Willen, ungern; gegen den Strich; Coeur de
ion (fpr. döliöng), Röwenherz(Beiname Richardsl.
von England)
eoin, m. fr. (fpr. foäıtg; prov. cong, cunh, it. conio,
v. cunẽus, Keil; daher Stempel) der Münzſtem⸗
pel, das Münzgepräge.
eol-, lat. Roriilbe, j. con; col, it. für con il, mit
dem, 3. B. Tonf. col sordino, mit dem Dämpfer;
weibl. colla, mit der, 3. B. colla destra vd. sini-
stra ut. a. ſuche unter dem Folgewort.
Cold-⸗Cream, n. engl. (pr. fohld krihm), d. i. eig.
Falter Rahm; eine kühlende weiße Salbe.
Göltäca, f. (coeliäca passio, dv. gr. koilia, Bauch»
höhle, Magen) die Milchruhr, Durdfall; Cöltal-
gie, f. Bauchſchmerz; Cäftitis, f. Unterleib3-
entzündung.
&ölibet, j. Zölebs.
Cöõlicoͤlen, pl. (l. coelicölae, von coelum, Himmel,
u. colere, bewohnen) Himmelsbewohner.
Cöliſon, n. (v. coelum, Himmel, u. sonus, Schall)
eig. Himmelsklang, ein 1804 von Maslowsky er-
jundenes Tonwertzeug.
eolla ...sit.vgl. col. _
colle, fr. (v. coller, leimen; vgl. Kolla) eig. geleimt;
im Billardipiel: dicht am Rande; Cofle-Bal, ein
Randball; Col: =-Stoß, ein Randſtoß.
Collie, m. ſchott. (abgekürzt aus collie-dog), ein
ihottiiher Schäferhund.
com», lat. Borjilbe, j..con.
eoma, f. I. daS Haupthaar; coma caesarea (eig.
Kailerhaar), der Weichjelzopf.
Eomb, m. engl., ſ. Komb.
come prima oder c. sopra, it. Tonf. wie vorher,
wie oben; come sta, it. wie es daſteht, ohne will»
fürliche Verzierung.
&omes, m.. pl. Comites, I. Gefährte, Begleiter;
Zont. die ähnliche Wiederholung de3 Hauptjages
der Fuge in einer andern Stimme; in3bef. das
Gefolge der jpätern römischen Kaifer; daher Titel
verichiedener Hof- u. Staat3beamten; im Mittel-
alter ſ. v. w. Graf (daher das fr. comte, it. conte,
ipan. conde); Comes palatinus, ein Pfalzgraf;
Comecia, r. Cometia od. Comitia, f. nl. eine
Grafſchaft.
Cömeterium, ſ. Kömeterium.
— — comme ca, fr. (komm ßi, komm Ba), ſo,
o, la, la.
commedia dell’ arte, it. |. Komödie.
eomme il faut, fr. (ſpr. fomm ill föh) wie e3 jein
joll, wie jich’3 gebührt, mujterhaft.
Common, common place, common prayer,
common sense 2c., j. unter Kommoners.
eompiacevole, it. (pr. —tſchewole; vgl. piacere ıc.)
Zonf. gefällig, anmutig.
Compos6, fr. (pr. fongpoie) zuſammengeſetzt.
con⸗ vor den Lippenbuchſtaben b, p ıı. m: com-,
vor 1: eol-, vor r: cor«-, vor einem Vofal oder h
bloß co⸗, lat. Borfilbe in vielen Zujammenfeß., iſt
da3 Vorwort cum: mit, zufammen, hat oft auch
verjtärfende Kraft oder drückt Bollitändigfeit, Voll—
fommenheit 2c. aus.
eon, it. (— !. cum) mit; con affetto, con amöre,
con Anima u. ähnl. Ausdrücke, ſ. unter afetto,
amore, anima ıc.
Con«ern, m. engl. = flonzern, ſ. d.
eoncha, f., pl. conchae, {. (= gr. könch®) zwei—⸗
ſchalige Mufcheln; Muſchelſchale; auch ein mujchel-
fürmige3 Gefäß; eonchae praeparätae, pl. Heilf.
zubereitete und zu Pulver zerriebene Aufterjchalen;
roquelicot
conchifoͤrm, nl. muſchelförmig; Conchiten, Con⸗
choĩde, Conchylien zr., |. Konch —.
Coucierge, m. fr. (pr. konghierſch'; ml. concergius,
von cergia, cerchia, circa, Beaufiichtigung durch
Umhergehen, auch die Wache od. Ronde jelbit, von
ceircare, umhergehen, um zu ducchfuchen, wovon it.
cercare, fr.chercher,juchen), verHausvogt, Burg-
vogt; Öefangenwärter, Rerfermeilter; Coneierge=
vie, f. (fpr. kongßierſcherih; ml. concergeria) eine
Burgvogtei, Ant u. Wohnung des Burgvogt3, Be-
ſchließers; aud) ein Stockhaus; insbeſ. das efäng-
nis des alten franzöſiſchen Hofes in Paris.
coneio; f.l.(von concire, conciere, zufammenrufen;
vgl. Fonzifium) eine Volksverſammlung; öffent-
liche Rede; Predigt; fonzienäf (1. concionälis, e)
F einer Verſammlung gehörig und dieſe betref—
end; Konzionätor, m. (v. concionäri, vor einer
Berjammlung reden) ein Volksredner; Prediger.
conclamätum est, I. (v. conclamäre, laut rufen;
alfo eig. „es ift ausgerufen, Weh geſchrieen“, mit
Hinficht auf die altröm. Sitte, einen Verjtorbenen
mehrere Tage hindurch bis zu feiner Beerdigung
laut beim Namen zu rufen und zu bemeinen) e3 iſt
aus, alles verloren; conelamatns, m. der Be-
weinte, Sterbende od. Geftorbene; Konklamation,
f. (1. conclamat\o) Zufammentuf; der gemeinjame
laute Ruf; conelamatio mortuorum, f. die oben
angeführte Sitte der Römer: die Beflagung der
Toten, jowie die dreimalige Anrufung der Leiche,
ehe fie verbrannt wurde.
consobrini, pl. l. (sing. consobrInus) Geſchwiſter⸗
finder, von zwei Schwejtern geboren.
consnetüdo, f. I. die Gewohnheit; pl. consuetu-
dines, Gewohnheiten, Gewohnheitsrechte; consue-
tudo imperii, f. das Reichſsherkommen.
cont. (auf Rezepten), d. h. contusa, Zerſtoßenes.
e6ntäno, it. Tonk. fie zählen, d. h. paujieren (fteht
in der Partitur bei folchen Stimmen, welche erit
jpäter eintreten).
contante, it., ſ. Konto. |
Conte, ın. it. Graf; Conteſſa, it. f. Gräfin.
&onte, m. fr. (ſpr. füngt) eine erdichtete Geſchichte,
Erzählung, Märchen, Schnurre, Schwanf; conte
de vieille, Altweibergejchichte, Ammenmärden;
contes des f&es, Feenmärchen. l
Contenance, £. fr. (pr. fongt'naängß’; [. continen-
tia, v. continere) die Fafjung, Haltung, Mäßigung.
&onto, n. ſ. Konto.
eontra, [. gegen, wider, entgegen.
contraire, j. fonträr.
conträlto, m. it. oder haute-contre, fr. (jpr. hoht'
kongt'r), f. u. m. Tonk. der tiefere Alt; auch der
Altiſt, Altſänger; vgl. Alt.
Converter, m. engl. j. unter fonbertieren.
cop6rto, it. Tonf. gededt (von gedämpften Baufen).
Copet, m. (ſpr. kopeh) ein ehemaliges Fruchtmaß
in Neufchatel und dem Waadtlande, von 15,2341;
jetzt — 0,64 1.
copy-holders, pl. engl. (ipr. töppi-höhlders) Zins⸗
päcdhter, Erbpächter in England; copy-rizht, n.
(pr. föppi-reit) das Verlagsrecht; copy-right bill
od. law (jpr. —lah), n. das Gefeß über dag Ber-
laggeigentunt.
coq & Päne, m. fr. (pr. kok a fahr’) eig. Hahn zum
Ejel, widerfinnige Verbindung ungleicher Dinge,
ungereimte Rede; coq du village (jpr. —dü wil-
dh’), eig. der Dorfhahn; Hahn im Korbe.
coqney l. koche, auf Rezepten; — coq.
coquelicot, fr. (pr. kot'likoh; eig. Nachahmung des
Hahnengeſchreis, wie unſer Kikeriki; daher 1. landſch.
Coquelüche
der Hahn; 2. nach der roten Farbe des Hahnen—
kamms auch: wilder Mohn, Klatſchroſe) klatſch—
roſenfarbig.
Coquelũche, f. fr. (ſpr. kok'lüſch; mi. coqueluca,
verw. mit I. cucullus, Kappe am Kleide) 1. die
Mönchskappe; 2. uneig. ein Liebling der Frauen,
Hahn im Korbe; 3. Heilk der Keuchhuſten.
eoquerelles, pl. fr. (jpr. fof’rell; v. coque, Nuß- |
ſchale, Eierichale, und dies vom I. concha, Mufchel)
Wappenk. Hafelnüfje in ihrer Schale.
Coquillas, pl. dieStein- oder Balmnüffe der Biafja-
bapalme (Attal&a funifera).
Coquille, £. fr. (kokij', Verkl. von coque, Schale,
Gehäuje; vgl. coquerelles)Schälchen, Gehäuſe; die
Bündpfanne an Mörjern und Kanonen; ferner die
gußeijerne Form, deren man fich bei Heritellung
von Hartguß (d. i. Gußeifen mit.einer jehr harten,
mehrere mm jtarfen Rinde) bedient, die Gußſchale,
Gußform; daher: Coquillenguß — Hartguß;
Coquilles od. Coquillen, pl. (pr. kokijen) Schal-
tiere, Mufcheln, bei. Auftern, ſ. Konchylien;
(Ragout) en coquilles, (Zieifchipeifen) in Mu⸗
ſcheln; Coquillage, £., vr. n. (ipr. —jähſch') Mu-
ſchelwerk al$ Verzierung an Wänden 2c.; Coquil⸗
lon, n. (jpr. Eofijöng) mujchelfürmiges Silberförn-
chen, Mujchelfilber.
Coquin, m. fr. (ſpr. fofäng; wahrſch. vom ml. co-
_ quinus, ein Küchenjunge, al3 niedrigjter im Ge-
jinde) ein Schelm, Schurke; Coquine, f. (ſpr. ko—
fihn’) eine liederliche Dirne; Coquinerie, f. (pr.
kokihn'rih) Schelmerei, Schurfenitreich.
cor, n. (Gen. cordis) I. daS Herz; cordis hasis, f.
Heilf. der Herzgrund; €. conus, m. die Herzipiße;
c. ventriculi, pl. die Herzfammern, Herzhöhlen.
cor-, lat. Be: vor Wörtern, die mit r anfangen,
= con, f. d.
&or, m. fr. (l. cornu) das Jagdhorn, Waldhorn,
Hifthorn (vgl. corno).
Coräces, pl. I. (sing. corax, Nabe) raben= oder
Berge Bögel; Koraciten, pl. = Belem-
niten.
coram;, [. vor jemandes Augen od. in Gegenwart;
jemand coram nehmen, in der Studentenjpr. auch)
foramieren, ihn vornehmen, zur Rede ftellen, ihm
eine Erklärung abfordern, ob er eine Beleidigung
beabfichtigt habe; coram notario et testibus, I.
vor Notar und Zeugen; coram popülo, vor dem
Volke, öffentlich; coram senätu, vor dem Rat.
eoranzen, |. foranzen.
Gorba, f. it. (eig. Korb, l. corbis) früher ein Ge-
treidvemaß von 78,645 1, und Weinmaß von den-
jelben Inhalt in Bologna; Corbeille, f. fr. (fpr.
—bej’) ein Körbchen; Hochzeitsgejchenf des Bräu-
tigams an die Braut, in Schmud, Kleidern ꝛc. be-
ſtehend; Kripr. ein kleiner Schanzkorb; Corbillard,
m. (jpr. —bijdhr) ein großer Reiſewagen, hinten
mit einem Korbe, ein Kammerwagen; aud) ein Lei—
henwagen; Corbillon, m. (fpr. Forbijöng) das
Körbchenſpiel, ein franz. Geſellſchaftsſpiel, two jeder
einen andern Reim auf Corbillon machen muß;
Coͤrbula. f. ein älteres fardinisches Getreideman
Gorcar, j. Cudbeard. [= etwa 251.
corcülum, n. I. (Berfl.v.cor) Herzchen: der innerfte
Kern, der den Keim der Pflanze bildet.
corda, f.it.die Saite, f. CHorde; Tonf.una corda ß
eine Saite, wenn auf dem Pianoforte durch das
Verſchiebungspedal nur eine Saite von den Häm—
mern berührt wird; tutte corde, alle Saiten ohne
das Berfchiebungspedal; a due corde, auf zwei
Saiten.
- eorona 155
corn&a, f. [. (von cornu, Horu) Heilf, die Hornhaut
de3 Auges; Corneitis, f. r. Keratitis,f. d.
Corned beef, n. engl. (jpr. koͤhrnd-bihf; von engl.
corned, eingejalzen, gepöfelt) gepüfeltes Rind—
fleifch, amerikanische Fleiſchkonſerven, Büchfenfleifch.
Corner, m. engl. (jpr. koͤhrn'r; eigentl.: Ecke, Winkel,
Spiße), Spefulanten-Ring, der durch Auffauf die
PBreife einer Ware in die Höhe treibt, Auffäufer-
gruppe, 3. B. Kaffeecorner, Petroleumeorner,
upfercorner.
Corner-kick, m. engl. Eckſtoß (beim Fußballipiel).
Corniche, f. Fr. (pr. fornijch’; it. cornice, vom I.
corönis, gr. korönis, ein gewundener Federzug od.
Scnörfel am Schluffe eines Buches od. Abſchnittes)
dee Kranz oder das Karnies, der oberite Teil am
Geſimſe der Säulen oder an einem Gebälfe, der
Geſims- oder Simskranz, das Hauptgefims.
Cornichoͤns, pl. fr. (ſpr. kornifchöngs) eig. Hörnchen ;
— kleine Pfeffergurken und Kapern.
corniculum, ſ. cornu.
corno, m. it. (= |. cornu) das Horn; corno di
caccia, n. (ſpr. —fätticha), fr. cor de chasse, das
Waldhorn, Sagdhorn; cornetto, m., und cornet,
m, fr. (fpr. forneh), ein Kleines Horn, die Zinfe,
Poithorn; cornet A piston, kleines Ventilhorn;
Cornét, n. Hornreif zum Feithalten der Haare;
Kornettijt, m. der Zinfenbläjer; cornettino, m.
ein Kleines Krummhorn.
cornn, n. das Horn, pl. cornüa; cornu aleis,
Elenshorn; eornu cervi,n.Hirihhorn; e.raspa-
tum, gerajpeltes Horn; 6. tornätum, gedrechſel⸗
te3 Horn; e. ustum, gebrannte3 Horn; c. prae-
parätum, präpariertes Horn; cornu copiae, n.
ein Füllhorn, Fruchthorn, Zeichen des liberfluffes:
nad) Ovid: das Horn des zum Stiere verwandel-
ten Flußgottes Achelöus, das Herkules ihm int
Kampfe entriß und die Nymphen mit Blumen ı.
Früchten füllten; cornieülum, n. ein kleines Hort,
Hörnchen; Cornuliten, pl. nl. Hörneriteine, eine
Bflanzentier-Beriteinerung; Cornũt, m. I. (cor-
nütus) und Cornuto, m. it. ein Hornträger, Hahn-
rei; ehem. bei Buchdrudern ein Halbgejell, ein zwar
von feinem Herrn losgeſprochener Lehrling, der
aber von den Gefellen nicht eher unter ihre Zahl
aufgenommen wurde, bis er pojtuliert,d.h.einen
Lohn für die ihm erteilte Anleitung an fie bezahlt
Hatte; [bei dieſem Gebrauche (Poſtulät) wurde
dem Poſtulierenden ein gehörnter Hut aufgejegt u.
vom Kopfe geichlagen; daher jener Name]; Cor—
nütns, m. (syllogismus c.) ein Hörnerſchluß, Dop-
pel- od. Wechjelihluß, = Dilemma, f. d.; Cor⸗
nũta, f.Scheidef. Kolbenflafhe(Netorte) mit einen:
geraden kurzen u. einem langen gefrümmten Halje.
coröna, f. I. (= gr. kerön®) der Kranz, die Krone
(3.B. corona civica, die Bürgerfrone, ein Eichen-
franz, den ein Römer für die Lebensrettung eines
Mitbürger zur Belohnung erhielt); uneig. 1. ein
weiblicher Taufnahme; 2. die Strahlenfrone, welche
bei volljtändigen Sonnenfinfternifjen erjcheint und
al3 erleuchtete Sonnenatmofphäre gedacht wird;
3. der umgebende Zuſchauer- oder Zuhörer-Kreis;
4. die Umzingelung eines belagerten Ortes; corona
eleriealis, = Tonfur, S.d.; daher f. priefterliche
Würde; corona Veneris, Heilf. Venuskrone, Ve—
nusblüten, eine Art jyphilitifcher Ausschlag auf der
Stirn; Coronarien, pl. (coronariae) Bot. Kron-
blumen, eine ausgedehnte Pilanzengattung, zu der
die Lilien gehören; Coronation, f. nl. (vom I. co-
ronäre, befränzen, frönen) die Krönung; Bekrän-
zung, insbeſ. Auffeßung des Brautkranzes bei Ein -
156 eorpus
ſegnung einer Ehe in der griech. Kirche; Coroner,
m. engl. (fpr. förroner; ml. coronarius, vont l. co-
röna) eig. Kronbeamter; der Leichenbeſchauer, eine
Gerichtsperſon in England, welche mit Zuziehung
von Gefchwornen plögliche Todesfälle unterfucht;
Coroners Inqueſt (pr. —ingfweit), des Leichen-
befchauers Beſichtigung, die Totenfhau; Coroners
Jury (pr. — dſchuͤhriſ, das Totenſchau-Schwur—
gericht (12 Geſchworene); Coronilla, f. ſpan. (pr.
—nilja) eig. Heine Krone, auch Escudillo de Oro
genannt, kleines fpanifches Goldſtück mit einer
Krone im Gepräge, = 4,139 M.; Corönig, f. nıl.
j.v. w. Corniche, ſ. d.
eorpus, n. |. (Gen. corpöris, pl. corpöra) der Leib
od. Körper; eıne Gefamtheit, ein Ganzes; eine Ge-
jellichaft, ein Kollegium; Buchdr. eine Schriftgat-
tung, von dem corpus juris (ſ. u.) jo genannt, wel-
ches zuerjt damit gedrudt worden ift; ad corpus,
überhaupt, in Baufc u. Bogen, f. dv. w. per aver-
sionem (}. Averjion); in corpäre, insgeſamt, alle
zufammen; experimentum in corpore vili, f.
untervilis;corpus catholiesrum, die ſämtlichen
Fatholiihenfteihsitände; corpus constitutionum
imperialium, die Sammlung der Eaiferl. Reichs—
abjchiede; corpus deliecti (eig. Körper des Ber-
gehens, d. t. der Gegenitand, an od. mit welchem
dasjelbe begangen tworden), Beweisitüid; äußerer
Zatbeitand eines Vergehens; c. domini, der Zeib
des Herrn (Jeſu Ehrifti); Fronleichnam (vom altd.
Fron = Herr), die nach kathol. Lehre den Leib
Chriſti in ſich faſſende Abendmahlshoſtie; auch das
zur Verehrung derſelben angeordnete Fronleich—
namsfeſt (feit dem Jahre 1264, infolge des Wun—
ders von Bolfena, wo beim Meßopfer der geweih—
ten Hoſtie Blut entfloß); ec. evangelichrum, die
Berfammlung der Bevollmächtigten der proteitan-
tiſchen Reichsſtände; e. Juris, der Rechtskörper,
od. das Bud), worin alle römischen Rechte enthal-
ten find: die von dem Kaiſer Zuitinian im 6. Jahr—⸗
Hundert veranitaltete römische Rechtsſammlung
Inſtitutionen, Pandekten, Codex Zuitinians und
Novellen), welche jedoch erſt im 16. Jahrhundert
jenen Namen erhielt; c. juris canonici, der In—
begriff des Kirchenrecht3, die Sammlung des geift-
lichen od. päpitlidien Rechts; e. juris eivilis, der
Inbegriff des bürgerlihen Rechts; corpus qua-
drätum, [. eig. ein viereciger Körper, ein vier-
ihrötiger Menih; forpuldnt (lat. corpuläntus),
wohlbeleibt; Korpuléenz, f. (lat. corpulentia) die
Dide,Beleibtheit,Wohlbeleibtheit;&orpuscäfum,
2., pl. Corpuscũla, Körperchen: Leichte, unficht-
bare Körper, die, wie einige glauben, fchon jeßt die
Seele umgeben u. den Urftoff zu dem feinern äthe-
rischen Körper nach dem Tode enthalten;auchf.v. m.
Atome (corpuscüla primitiva); Gorbusenlär=
Philoſophie, f. die Urkörperlehre weiche in der
Naturwiſſenſchaft von der Annahme folder Elein-
ſten Urförperchen (Atome) ausgeht, = Atomiſtik;
C.⸗Philoſoph od. Sorpusenfarier, m. ein An-
hängerdiefer£ehre, =Atomijtiter;&,-Theorie,
f.,} Emanationölehre.
eorrea, correal, }. unter correus.
Corrötöri, pl. it. ein Fünf⸗-Richter-Kollegium in
Benedig, das nah dem Tode eines Dogen über
dejien Leben genaue Unterſuchung anzustellen und
über diejes feinen Richterſpruch abzugeben hatte,
die Totenrichter.
eorr£öus, m. |. (von con- und reus, ſ. d.) Ripr. ein
Mitihuldiger; c. debendi, ein Mitihuldner; c.
eredendi, ein Mitgläubiger; corr&a,f. eine Mit-
coulant
ſchuldige; corröi,pl. Mitichuldige, Mithelfer; cor⸗
reäl, nl. mitichuldig: Mitichuld betreffend; Cor⸗
reäl-Öbligation,f. einheitlicher Mitanfpruch(auc
einheitlihe Mitſchuld) mehrerer, Gejamtichuld;
Correãlſchuldner. Geſamtſchuldner; Correäl:
gläubiger, Geſamtgläubiger u. ähnl.
cortex, m. {. die Rinde, Baumrinde; auch Frucht—
und Wurzelichale; pl. corticesz; cortex chinae,
China- od. Fieberrinde; corticäl, nl. (corticälis)
an der Rinde befindlich; die Ninde ausmachend,
. äußerlich; Heilf. rindenartig (von der äußeren grau-
rötlihen Schicht des Gehirnes : Cortical-Subftanz);
corticds (l. corticösus), voll Rinde.
cost, it. jo; cosi fan tutti, fo machens alle (näm-
lid) alle rauen; Titel einer Mozarticyen Oper).
cospetto di bacco! it. (eig. Angeficht des Bacchus!)
Berwünjcht! ei der Teufel!
costa, it. al3 Hauptwort, f. Rippe; Seefüfte; als
Berbum: es koſtet (v.costare); als Adverb: costä
(vom l. eccum [d. i. ecce eum] istac) Kfjpr. hier;
costi od. a costi (v. I. eccum istic) dort, an dem
Drte, wohin der Brief gerichtet ift; daher coſtige
Maren, dortige Waren.
coftäl, nl. zu den Rippen (costae) gehörig; Coſtal⸗
gie, f. L.sgr. Heilt. Rippenjchmerz.
&öte, £. fr. (pr. koht; altfr. coste, vom lat. costa,
Rippe, Seite) Rippe, Abhang, Hügel; Cote rötie,
f. (fpr. —rotih) eine Hügelreihe an der Ahone, u.
(m.) ein dort wachſender franzöſ. Rotwein: Cote⸗
Meine, franzöſ. Weine, die an falfigen Hügeln im
ſüdöſtlichen Frankreich wachſen, bei. int Departe-
ment Cöte dD’or(Goldhügel, wegen des ergiebigen
Bodens); Cöte-Satind, fr. ſchweres doppelt ge-
köpertes Seidenzeug.
eöte, m. fr. (altfr. costet, it. costato, ml. costatum,
vom I. costa, Rippe, Seite) die Seite; cöt6 droit
(fpr. —drod), die rechte Seite, und cöt6 gauche
(pr. —gohſch'), die Linke Seite in der franz. und
andern Deputiertenfammern, leßtere von der Op-
pofitionspartei bejegt.
Cottage, Kottageiyitem, 1. Kottage. h
Götus, m. I. (coetus, zge3. aus coitus, von Co-ire,
zuſammenkommen) eine Berfammlung, ein Berein,
bei. Hörerverein von Schitlern, Kirchenbejuchern,
Schülerkreis 2c.; Menge, ein Haufen Voltg.
couche! fr. (pr. ufch; von coucher, niederlegen, v.
1. collocare, prov. colcar) zu Hunden gejagt: lieg
ſtill! ſchweig! eouchen (kuſchen), gem. f. ftillliegen,
zu Kreuze kriechen.
Coucou, m. fr. (ſpr. ku-kuͤ, d. i. Kudud), Schwarz-
wälder Uhr, Kuckucksuhr; ein veralteter kleiner
Torwagen in Paris, überh.: ſchlichter öffentlicher
agen.
Coudẽée, £. fr. (pr. kudeh'; v. coüde = I. cubitus,
der Ellenbogen) die Länge vom Ellenbogen bis au
die Fingerfpigen; daher ein ehem. franzöſ. Längen-
maß von ?/s Ellen.
Gonfage, f., r. n. fr. (fpr. Zuldhf&’; v. couler, flic-
gen, von I. coläre, v. tr., durchjeihen) Kfſpr. das
Ausrinnen, der Abgang oder Berluft, den flüflige
Waren durch Auslaufen erleiden, vgl. Ledage;
conlant (ipr. fulang, Bon fuldnt) fließend, 3. B.
eine coulante Schreibart; nachgiebig, willfährig,
leicht zu behandeln; aud) (in Gejchäften) aufmerk⸗
jam, zuvorfommend; al3 Adverb. coulamment
(pr. fulamang), leicht, geläufig, bei. vom Sprechen
einer fremden Sprade; Coulant, m. ein verſchieb⸗
barer oder beweglicher Schmuck (Edelſteine 2c.) an
Frauenhalsbändern; der Zugring od. Schieber au
Regenſchirmen; Coulanz, f. weltmännifhe Nadh-
Couleur
iebigkeit und Freigebigkeit bei ſtreitigen Ben
Gonie, m. (fpr. fuleb) Tonk. die Schleifung; Tanzf.
der Schleifſchritt; Coulée, f. (fpr. kuleh') die lie—
gende oder gejchobene Schrift (= Kurſiv).
Couleur, f. fr. (ſpr. ulöhr; v. I. color) die Farbe;
bei. die Trumpffarbe im Kartenspiel; uneig. der
Borwand, Sceingrund; auch Studentenverbin- |
dung, weil eine ſolche Farben ala Abzeichen trägt;
en couleur (ipr. ang—), in der (beiten) Tarbe
Amen): Couleur de Preference (ſpr. —prefe
rängß’) oder favorite. f. Kartenjp. die Vorzugs⸗
farbe; Couleur de Püce (ipr. —pühß'), Floh—
farbe, j. Kermes; couleuriert = foloriert.
&oulevrine, f. fr. (ipr. fulewrine, urſpr. couleu-
vrine, von couleuvre, Schlange, l. colüber) Krf.
die Feldichlange, eine Art langer Kanonen.
&oulis (ipr. fulih), 1.n. fr. (von couler, fließen,
durchfeihen; prov. coladitz, en l. gleich]. co-
laticius) eine durchgefeihete Kraftbrühe von Hüh—
nern, Kalbfleiſch, Krebſen 2c.; Musſuppe; aud)
dünner Gipsmörtel; 2. m. chinefishe Laſtträger,
ſ. auch Kulis.
Couloir, m. fr. (ſpr. kulöcir) Verbindungsgang
zwiſchen zwei Zimmern (= Korridor), ein Wans
delgang, — N: d.); Durdhichlag, Seihtuch.
&onlomb, n. fr. (jpr. Fulong) die Einheit der Elef-
trizitätsmenge; die Eleftrizitätgmenge, die inner-
halb einer Sekunde mit der Stärfe von einem
Ampere dur den Wideritand von 1 Ohm fließt;
Coulombzähler, m. oder dad Coulombmeter,
ein Apparat pur Zählung der Elektrizitätsmenge.
&ount, m.engl. (pr. faunt), Bezeichnung eines nicht-
engliihen Grafen in England (Earl ift der eng—
liſche Graf); County, n. engl. (fpr. faunti; = =
comt£) eig. Grafichaft, dann ein Kreis, Yandes-
bezirk (= angelſächſiſch shire, deren England 40,
Wales 12, Schottland 30 enthält).
Country-dance, m. engl. (jpr. koͤntri⸗dãnß, von
country, Gegend, Landſchaft, Land), alter Reihen—
tanz, ländlicher Tanz, Kontre.
&oup, m. fr. (jpr. kuh; prov. colp, it. colpo, von I.
colaphus, gr. kölaphos, v. koläptein, auf etwas
Ihlagen) ein Hieb, Schlag, Stoß, Streid; auch
Burt, Fang, Griff, Schuß, Zug, 3. B. beim Spiel;
einen Coup maden, ein Unternehmen glüdlich
ausführen; coup d’assurance, j. Semonce;
coup d’&clat (jpr. —vefldh), ein Haupt⸗ oder
Meiiterjtreich; c. dessai (jpr.—defjäh), ein Probe—
ſtück; e. d’6tat (pr. —vetdh), ein Staatsſtreich,
der durch augenblicdliche Gewalt eine weſentliche
Anderung der Staat3verhältniffe herbeiführt; c.
de force (ipr. —forßꝰ) ein Gewaltitiid, eine Rraft-
probe; c. de fortune (jpr.—fortühn’),ein Glücks⸗
fall; c. de gräce (pr. — grahß’), ein Gnadenftoß;
€. de hazard (pr. —hafahr), Wageftüd, Glücks—
griff; c. de main (fpr. —mäng) ein Handitreich,
eine Überrumpelung; c. de theätre, f. Theater-
Coup; c. manque (fpr. —manfeh) oder faux
coup(jpr.foh füh), ein Fehlſchlag, Fehlſchuß, Fehl⸗
mul, Gehlgug 2c.; €. d’oeil (pr. —döj), ein rajcher
Überblid, Abriß, Leitfaden; A coup perdu (jpr.
—perdüh), aufs Geratewohl.
coupable, fr. (pr. kupab'l; v. l. culpabflis, ſ. culpa
ujw.) ſchuldig, ftrafbar.
Gonpage, Coupe, j. coupieren; compellieren,
& ——
upe⸗Gorge, m. fr. (ſpr. kup'gorſch'), ein Gurgel⸗
abſchneider, Kehlabſchneider, Raubmörder.
Couperoſe, f. fr(ſpr. fup’röj’; it.copparosa,niederd.
koper-roose, von [. cupri rosa, gr. chälkanthos,
courant 157
d. i. Kupferblume, holl. — Kupferrot, engl.
copperas) Kupfervitriol, Kupferwaſſer; Heilk. der
Kupferausſchlag.
coupieren (ſpr. ou =u), fr. (couper, it. colpire, v.
coup, colpo, colaphus, j. Coup) fchneiden, hauen,
abhauen; abichneiden, 3. B. den Weg, abfondern;
berichneiden, abitumpfen, z. B. ein Pferd, jtumpf-
Ihmwänzen; Fahrkarten durch Abreigen od. Durd)-
lochen entwerten; Kartenfp. abheben, auch ftechen
(coupez, heben Sie ab!); Tonf.die Noten abftoßen;
Fechtk. über die Klinge de3 Gegners wegſtoßen;
den Wein —, verſchneiden, d. i. verfchiedene Sorten
miteinander milden; Coupage, f., r. n. (jpr. fu-
pdhich’) die Verfchneidung des Weines; coupe od.
coupiert, durchſchnitten, z. B. ein coupiertes
Terrain, ein zerfchnittener Boden, d. i. eine durch
Gräben, Heden ꝛc. durchſchnittene Gegend; ver-
Ihnitten, gelegt (von Pferden gebräuchlich), auch
Au) t; im Kartenfpiel: abgehoben, auch ge-
ftohen; Tonk. abgejtoßen; durchlocht, entwertet;
Coupe, m. 1. Tanzf. der Biegefchritt, ein Tanz-
tritt, bei dem der Fuß gebogen wird; 2.n., auch ſ. v.
w. coupierter Wagen, ein kurzer, halb offener
Wagen ohne Borderfiß, eine Halbkutjche; 3. Poſtd.
der Borderraum oder Berjonenraum eine? Cours»
wagens, in Deutjchland wohl aud) das Kabrio—
lett genannt; 4. jede Eifenbahnmwagen-Abteilung.
&oupe, £. fr. (ipr. fup), das Schneiden, der Schnitt,
Bufchnitt; coupe des cheveux (fpr. — dä ſchwöh),
das Haarfchneiden; coupe-gorge, f. (fpr. fup-
görſch), Diebesherberge, Mürdergrube; cnupeur,
m, fr. (fpr. tupöhr), der Abjchneider, ON Der
Goupfet, n. fr. (fpr.fupfeh; v. coupler, J. copuläre,
koppeln, verbinden) ein Gefäß (Strophe) eines
Liedes, meift mit einem Refrain oder Rundvers
Ichließend; befonder3 ein Spottliedchen auf foziale
oder politifche Gegenstände, meift al3 Einlage in
Poſſenꝛc.; coupletieren (fr. coupleter), in Berfen
verfpotten.
&oupote, f, j. Kuppel.
Coupon, m. fr., pl. Coupons (fpr. Fupöng; von
couper, ſchneiden), ein Abjchnitt, Zinsfchein bei
Staatsfchuldbriefen, wie Leiten untereinander ge»
druckte Scheine, wovon bei jeder —— einer
abgeſchnitten und der auszahlenden Kaſſe zum Be—
lege gegeben wird; auch ein Zeug-Reſt, kleiner
Rückſtand von Ellenwaren; Couponſteuer, f. be-
ondere Beſteuerung der Staatsgläubiger durch
Abzüge an den Zinſen; Coupüre, f. ein Abſchnitt,
Durchſchnitt.
Cour, f. fr. (ſpr. fuhr; ehem. court, it. und ſpan.
corte, von |. cohors, zgez. cors, Hofraum, woher
ml. cortis, fürftliher. Hof) der Hof; Gericht3hof; die
Aufwartung am Hofe oder bei einem VBornehmen;
höfiihe Ehrerbietung; einer Perſon, bef. einer
Dame die Cour machen, ihr den Hof macen,
ih um ihre Gunst bewerben; fo auch: einen Be=
couren, ihm aufwarten 2c.; cour d’amour (fpr.
— — mühr), ein Minnehof, Minnegeridyt im Mit-
telalter; ce. par6e, Prachthof, feierliche Hof-Auf-
wartung; e. pl&niere(jpr. — plenjähr”), allgemeine
moin RER SUnG; courfähig, gejellihaftsfähig,
offähig.
Gourage, f., r.n. fr. (pr. kurchſch'; prov. coratge,
it. coraggio, von l. cor, Herz, fr. coeur), Beherzt-
heit, ver Mut; couragenx (pr. kuraſchöh, gem.
— ſchöhs) oder couragiert, mutig. _
courant, fr. (jpr. furdnt; von courir, [. curr£re,
laufen) oder furant, laufend, umlaufend, gang-
bar, gültig; adverbialifh: couramment (Ipr.
158 Courbe
kurammäng), geläufig, fertig; Kuräant, n. von
Münzen, umlaufende, gangbare Münze, Verkehrs—
münze, beſ. grobes Silbergeld im Gegeniage von
Scheidemünze; Kurant-Bank, f. eine öffentliche
Ban, die ihre Zahlungen in Courant-Geld macht,
Kurant-Schulden, Keine Schulden ohne Sicher-
heit und Unterpfand; au courant (fpr.o furang),
im laufenden (Breife); au eourant fein, mit der
Zeit und ihren neueiten Erfcheinungen fortichrei-
ten, auf dem Laufenden fein; Courante, f. (ſpr.
furangt') ein veralteter franzöf. Bühnentanz; aud)
ein Tonftüc im %g od. %, Takt; Couranten, pl.
umlaufende (zivfulierende) Zeitungen oder Zeit-
ihriften; Courantin, n. (fpr. furangteng) das
Schnurfeuer, zum Anzünden der Feuerwerke;
Preiskurant, m. Preisliſte.
Courbe, f. fr. (ſpr. kurb'; v. courbe; frumm = |.
curvus) Bauf. ein Krummfparren, Krummholz;
Srößenl.—= Kurve; auch eine Kniegeſchwulſt der
Pferde, Spat; courbieren (fr. courber), krüm—
men, biegen; fich beugen; Courbüre, £. (ſpr. kur—
bühr’) die Krünmung, der Bug; Gonrbatüre, f.
die Steifigfeit der Pferde); Courbétte, f. (ipr.
furb—) ein Bogenfprung eines Pferdes, jehr kur—
zer Öalopp; aud) ein Büdling, Kraßfuß; courbet⸗
tieren, fi. (courbetter), Krummſprünge maden.
Couronne, £. fr. (fpr. kuüronn'; = I. coröna) die
Krone; Couronne dor, Goldfrone, eine alte
franz. Goldmünze mit einer Krone und einem
Kreuze im Gepräge, etwa — 10 ME.; Couronne⸗
ment, n. (fpr. furönn’mäng) die Krönung; das
Kranzgefims; Krſpr. die Krönung des bededten
Weges, das Kronwerk, die Bruitwehr; couron—
nieren, mit einem Kronwerk deden.
&ourt, m. engl. (jpr. Eohrt; vgl. Cour) Hof, bei.
Gerichtshof; auch eine Gejelihaft engl. Kaufleute
in Hamburg; court-journal, in Zondon die offi=
zielle Hofzeitung; court martial (ſpr. — märſchäl),
Kriegögeriht; court of arches, j. v. w. arches-
court,].d.; c. of chancery (jpr. —oiv tihehngeri),
Ranzleigericht; c. vf common pleas(jpr.—plih3),
der ZivilgerichtShof fiir Brivatftreitigfeiten; c. of
equity, ein Billigkeitsgericht, Handelsgericht in
England, welches nicht nad) firengem Recht, fon-
dern nad) Billigkeit enticheidet; e. of exchequer
(pr. —erticheder), dad Schabfammergericht; c. of
king’s od. queen’s bench (ſpr. — kwihns benfch);
da3 Oberhofgericht; court of recörd (jpr. — ri⸗
fahrd) der Gerichtshof mit fchriftliher Verhand—
lung, das Gericht in Streitigfeiten über 40 Schil-
linge; court of non record oder ce. not of re-
cord, der Gericht3hof mit nicht fchriftlicher Ver—
handlung in Saden unter 40 Schillinge.
&ourtage, j. Courtier.
&onrtaud, m. fr. (fpr. Furtöh; von court, Furz) ein
Stugpferd (mit gejtußten Ohren und Schwanze).
court bouillon, m. fr. (pr. für buiong) Wein-
brühe zu Fiſchen.
Gourte=pointe, f. frz. (pr. furt-poängt; it. culeita
puncta], Steppdede.
Gourtier, m. fr. (fpr. —tjeh; ehem. auch courretier,
bon courir, alt courre, laufen, weil fein Gejchäft
im Umherlaufen beiteht) ein Mäkler, Unterhändler;
eourtier interpröte (jpr. — ängterpräht’), in
Sranfreih ein beeidigter Handel3-Dolmeticher;
Gourtage, f., r. n. (fpr. furtdich’), auch Cenſe—
rie, f. (jpr. Bangperih) das Geſchäft eines Mäk—
lerd; aud Mäklergebühr; Courtage-Konto, n.
Rechnungsbuch der beeidigten Mätler.
Gourtine, f.fr.(fpr. furt—; it. cortina) oder Kur
Crachat
tine, der Vorhang, beſ. des Theaters (im Lat.
bed. cortina vielmehr den Rundraum desſelben
oder Kreis der Zuſchauer); Krſpr. der Mittelwall,
— en —— verbindet.
court Jours, pl. fr. (ſpr. fuhr ſchuhr) eig. kurze
Zage, Kfipr. kurze Friſt, von Wechieln. k :
Couſin, m. fr. (fpr. fufäng; prov. cosin, kurwelſch
cusrin, ml. cosinus, 3903. aus consobrinus, ınl.
cossofrenus, Gejchwijterfind, Vetter, v. sobrinus,
was aus sororinus, d. soror, Schweiter, entitan-
den iſt) der Better; Confine, £. die Baſe.
Couſinet, m. (ipr. Fufineb) oder Couſinoͤtte, f., r.
wohl Couſſinet. Couſſinotte, fr. (von coussin,
Kiſſen, it. cuscino, J. gleich}. culeitinum, v. culcita,
Kiffen, Polſter) Seidenapfel, Roſenapfel, roter
Boliterapfel 2c., eine Art Apfel von ſehr weichem
Fleiſch und feiner Haut.
Couteau, n. fr. (ſpr. kutoͤh; ehem. coutel, prov.
coltel, it. coltello, v I. cultellus, Verkl. v. culter),
— er, non — de chasse,
n. (ſpr. — Ichafl’) ein Hirſchfänger; Coutelas, m.
(ipr. kut'lcih) Stutzſäbel.
Couteline, f. fr. (ſpr. fut—) eine Art weißes oder
blaues Baummollenzeug aus Oftindien.
cohte que cnüte, fr. (fpr. Fuht kö kuht) es Eofte,
was e3 wolle.
Coutil, m. fr. (fpr. kutih; v. l. eulcita, Kiffen, Ma-
trage) der Bettzwillich.
Coutüme, f. fr. (ipr. kutühm'; ehem. coustume, vgl.
Coſtüme) Gewohnheit; Herfommen, Gewohnheits⸗
En in Franfreich Provinzial-Geſetze, alte Land—
rechte.
Couvert, n. fr. (pr. kuwähr; gew. Fumert; don
couvrir, bededen, [. cooperire, it. coprire) oder
Kuwert, ein Umjchlag, Briefumſchlag; ein Ge-
deck der Speiletafel für eine Perſon; à couvert,
1. für die Mahlzeit einer Perſon (nämf. wird fo
und jo viel bezahlt); 2. geborgen, in Sicherheit;
par couvert, abge. p. €, durch Einjchlag oder
Beiſchluß, auf Briefen; couvertieren, einichlagen,
einjchließen; &onvertüre, f., (ipr. —tühr’) die
Dede, Hille, der Umjchlag, Überzug; Bettdede;
Goupreface, £. (pr. kuw'rſaß) die Bollwerkslehre
Canada, m. die portugiefiiche Elle, |. Cobid, Co—
ido
Cobenant, m. engl. (ſpr. köwwinänt; entſt. aus
altfr. convenant, dv. I. convenire, zuſammenkom⸗
men) überh. ein Bertrag, Bündnis; in3bef. das
Glaubensbündnis der jchottiihen Proteftanten,
zum Schuß der neuen Lehre 1586 geſchloſſen; Coͤ—
benanter, m. ein Berbindeter, fchottifcher Glau-
bensbiindner, Bresbyterianer.
Sovent, |. Konvent; Covid, |. Cobid.
Goventgarden, m.engl.(jpr.fowiunt—), der Markt-
plag in London; Coventgarden-Theater, das
Theater dajelbit.
Gopvidllo, m. it. ein Prahler, Eijenfrefjer, Bramar-
ba3 auf dem ital. Volkstheater.
Cowcatcher, m. engl. (ipr. fau-Fäticher) der Bahn-
räumer (ein Teil der Lokomotive).
Gotwry, Komries, = Kauri; Coyon, |. Coion.
Cox⸗comb, m. engl. (fpr. kockskom) der Narr, Feig-
ling, Geck, Stugßer.
Goyan, n. ein Fruchtmaß und Handelsgewicht in
Hinter-$ndien.
Goyhänfer,. pl. (pr. Feu—) Lagerhäufer an den _
großen Flüſſen Amerikas, wahricheinlich verderbt
für engl. quay-houses, key-houses, ſ. Quai.
Gradat, m. fr. (ſpr. kraſchäh; von cracher, aus—
fpeien) eig. ausgeworfener Speichel oder Schleim;
Grad
verächtlich u. wohl aus der Revolutionszeit: ein Or⸗
densftern oder mehrere auf der Bruſt ——
Ordenszeichen; Crachement, n. fr. (ſpr Fraſch'⸗
mäng), das Ausſpeien; Hervordringen v. Pulver—
gaſen bei Hinterladern: Crachoir, m. (ſpr. kraſcho—
aͤhr) ein Spud- oder Speinapf; erachotieren (fr.
‚erachoter), oft ausjpucden.
—— m. ein däniſches Schiff mit drei Maſten ohne
örbe.
Crack, m. engl. (ſpr. kräck; eigentl. krach! klatſch!
knacks!, dann: der Krach, der Knall, der Prahler)
das beite Pferd im Rennſtall (pl. Cracks).
Gracovienne, f. fr. (v. Cracovie, Krakau) oder
Krafowienne, polnischer Nationaltanz; Cra—
cobiers, pl. fr. (fpr. frafomwieh) fleine, mit einem
Ragout gefüllte und in Butter gebadene Eier-
en.
Crag, m. engl. (fpr. kräg) Sandmergel u. ähnl. Be-
itandteile, geologifche Tertiärfchicht in England.
eraintif, fr. (ſpr. frängtif; von craindre, fürchten)
furchtſam, ſchüchtern, blöde.
cramoiſi, fr. (pr. kramoaſi) = karmeſin, oder
karmoiſin, ſ. Kermes.
erapüla, f.[. (gr. kraipäle) der Rauſch u. das Kopf⸗
weh danad), gem. Katenjammer; Srapüle, f. fr.
Liederlichkeit, Völlerei, Pöbel; erapulieren, ſich
berauſchen; erapulos (fr. crapuleux), berauſcht,
trunken.
Craquelẽ, f. fr. (von craqueler, dem Porzellan eine
geriſſene Glafur geben; eig. Porzellan = Aus—
hu), riſſige und halbdurchſichtige Glaſur, Glas—
verzierung.
Craqueur, m. fr. (ſpr. kraköhr); von craquer, Fra-
chen, uneig. prahlen) ein Prahler; Craquerie, f.
(jpr. krak'rih) Brahlerei, Lüge.
eras,l. morgen; eraftinieren, aufmorgen verlegen,
vertagen, verjchieben.
Crataegus, I. der Weißdorn.
Crahon, m. fr. (ſpr. frejöng; von craie, =. creta,
Kreide) ein Bleiftift, Sarbenftift; auch eine damit
gemachte Zeichnung, der erjte Entwurf; erayon=
nieren, mit Bleiftift, Rötel 2c. zeichnen. entwerfen.
Craͤzia, Eräzie, £. it. Silbermünze in Florenz von
ungefähr 5 RE Wert.
Grea, f. auch Creas, ſpan. Lederleinwald oder
Doppelleinwand (urjpr. fpan. Stoff).
Creance, f. fr. (jpr. kreängß; ml. credentia, it. cre-
denza, vd. [. cred£re, glauben; vgl. Kredit) Ver—
trauen, geheimer Auftrag; Bürgichaft;Schuilforde-
rung; Creaneier, m. (ſpr. —ßjeh) ein Gläubiger,
j. dv. w. Kreditor.
Gredhe, f. fr. (ſpr. Eräfch’ ; eig. Krippe, it. greppia,
althochd. krippa, altjäch]. kribbia) Spiße eines
Brüdenpfeilers, Eisbod in Flüffen; auch (von dev
Krippe des Jeſuskindes hergenommen) ein Findel⸗
8
aus.
Creets, pl. engl. (fpr. krihks; mi. crica, holl. kreek,
angel. crecca) feine Buchten und Hafenpläße an
den englifchen Küſten (vgl. Crique und Krieh);
Greefs u. Crees, pl. (jpr. krihks, krihs) ein paar
Indianerſtämme in Nordamerifa, nach den vielen
Gewäſſern ihres Landſtrichs fo benannt.
Gremallieren, pl. (fpr. —maj—; fr. cremaillere,
eig. ein Kefjelhafen, verw. mit holl. kram, deutſch
Kramme, Krampe) Krk. Sägezähne, dreiedige
Ausſchnitte an der inneren Böldung der Bruſt⸗
wehr einer Feldſchanze; Cremaillerie, f. (pr.
—maljerih), Banken» oder Kerbwert, Kerbfchange;
eremaillieren, ferben, zänfen.
Creme, f. fr. (jpr. Frähm’; it. u. fpan. crema, aus
Crimson Rambler 159
demt |. cremor) der Milchrahm, die Sahne (L. cre-
mor lactis); aud) ein Schaumgericht od. angenehm
ſchmeckendes Mus aus Eiern, Milch, Zuder, Man-
dein 2c.; uneig. das Beite von einer- Sache, insbeſ.
die feinste, vornehmſte Geſellſchaft (la cr&me de
la societe); ereme fouettee, f. (fpr. — fuätteh’)
zu Schaum gefchlagener Rahm, uneig. fchöne
Worte, leerer Wortichaum; Creme à la Chan-
tilly. Schlagfahne; Cr&med’orge Gerftenfchleim ;
Creme Plombieres,Sprudelrahm ; CremePlom-
bieres glacde, Eierfchaumgefrorenes; Cremo—
meter, n. ein von Chevalier erfundenes Werf-
zeug zur Unterfichung der Milch; eremeng, rahnı-
artig. [von Gremdsna in Stalien.
Cremonéſer Geigen, eine vorzügliche Art Geigen
cremor m. l. Didjaft, Rahm; er-mor tartari
oder &remortartäri, m. Weinfteinrahm, ge-
reinigter Weinftein (tartarus depuratus, vgl. Tar-
tarus).
Creneau m., pl. Creneaux, fr. (fpr. —no) ͤh; altfr.
crenel, vom |. crena, nk hnikt, Sterbe) die Zinne,
Schießſcharte; erenelieren, (fr. creneler), ferben,
auszaden, mit Zinnen oder Schießfcharten ver-
jeben; rändern, 3.8. Münzen.
Crepinette, f. fr. (pr. —nett), Kochk. in Nee ge-
wicelte Hirnwurſt, Netzwürſtchen.
er+scendo. it. (ſpr. kreſchendo: vom I. crescere,
wachſen) Tonf. ttärfer werdend, zunehmend; eres=
cent(l.erescens), wachjend, zunehmend; Creſcent,
m. engl. (ſpr. kreſſent) der Halbmond, eine halb-
mondjörmige Häuferreihe; Crescenz, f. I. (cres-
centia) das Wachen, Wachstum; Erirag, Ernte;
in3bef. der Weinertrag; Crescentia, abgef. Cres⸗
cenz, f. weibl. Name; die Wachjende; Crescentin⸗
garn, eine Öattung der Floretjeide, auh Bamwella
genannt.
ereta, f. l. (v. der Inſel Kreta; eig. Fretifche Erde)
die Kreide; ereta alba, weiße Kreide; er. ni-
gra, ſchwarze Kreide.
Grete, £. (vom I. crista) Kamm (eines Hahne3), Grat,
Rücken (eines Berges), Bergfamm; Schopf oder
Federbuſch; Helmſpitze; Krk. der Kamm oder die
Krone der Bruftiwehr.
Cretonne, f. fr. jtarfes weißes Hanfleinen; jtarfer
Kattun.
Crevaſſe, f. fr. Riß, Kluft, beſ. Eisſpalte in den
Gletſchern.
Erevescoeur, n. fr. (ſpr. kräw'köhr; von crever,
zerſprengen, brechen, und coeur, Herz) Herzeleid,
Kummer, empfindlicher Berdruß; auch eine Hühner⸗
raſſe.
Grevde, f. fr. eine Art Schnürleibchen.
&revette,f. (pr. kroͤwätt), Krabbe, Eleiner Seekrebs.
&rew,f.engl (pr. kruh) Befagung,Bemannung eines
Bootes oder Schiffes; Sahresflafje der Seekadetten.
eriant, fr. (Üpr. friang; v. erier, fchreien) fchreiend,
himmelfchreiend (z.B. Ungeredtigkeiten).
Griarde, £. fr. Raufch- oder Steifleinwand.
Gribbage, n. engl. (jpr. kribbedſch) ein englifches
Kartenſpiel.
Cribonnettes, pl. fr. (ſpr. kribonnett') ein Fleiſch—
gericht von rohem Kalbfleiſch mit Gewürz, Zi—
tronenſchale ꝛe. in Mehl umgewendet und in But—
ter gebraten.
cribrum, n. [. (verw. mit cernẽre, ſcheiden, ſondern)
das Sieben, Durch- oder Ausſieben; cribroͤs, nl.
durchlöchert, ſiebartig.
Cricket, n. engl. das engliſche Schlag-Ballſpiel.
Crimson Rambler, f. engl. (fpr. frimfn rämbl’r;
von engl. crimson, Karmoiſin, farmelin, hochrot,
160 crinis
und rambler, Umherſchweifer, Umherkletterer, von
to ramble, umherjtreifen, ſich unregelmäßig bin-
winden, aljo eigentl.: farmefinroter Umherſchwei—
fer), hochrote Kletterrofe, japanische Klettervofe.
erinis, m. [. das Haar; crin, n. fr. (fpr. krähng)
Rferdehaar, langes Tierhaar; erin d’Afriqre
(pr. — dafrid), Haarzeug aus Afrika; erinds,
nl. haarig, behaart; Crin veg6tal, n. fr. (ipr.
weigerall), Bflanzenfajern (z. B von Balmen, die
als Erjag für Roghaare verwendet werden); Cri⸗—
noideen, pl. Haariterne, Meerpalmen, Seelilien,
Berjteinerungen größtenteils ausgeitorbener Tier-
arten, meijt von pflanzenartiger Geftalt; Crino—
fine, £. fr. ein Gewebe aus Roßhaar; ein daraus
verfertigter und durch ein Drahtaeftell od. Reifen
ausgefpreizter Frauenunterrod, erfunden von Frid
in Baris, Haarreifrod; auch das Drahtgeitell ſelbſt,
_ Reifengeftell.
Crique, f. fr. (pr. Fri’; vgl. Creeh) ein Kleiner na-
türliher Seehafen, Landungsplatz; Krk. Gräben,
die man aufwirft, um dem Feinde das Aufwerfen
von Lufgräben zu erjchiveren.
Crizot, n. fr. (pr. friföh), eine Art Tombaf, woraus
_ man jonjt ul verfertigte.
Crnagora, ferb. (fpr. Zrna—) montenegrinifche
Schreibung für Czernagora, |. d.
Groccia, £. it. (fpr. kroͤttſcha) oder Erocka, f. L. v.
crocus, Saffran) die rote Kardinalskleidung.
—— f. fr. (ſpr. kröſch ¶) die Üchtelnote=Croma2.,
erochieren (pr. kroſch —), fr. (crocher, v. croc, Ha-
ten, engl. crook, ml. croca, crocea, Biſchofsſtab,
Hirtenjtab) krümmen, Häkeln; Crochet, m. (ſpr.
kroſcheh) ein Häkchen, kleiner Haken; 1. Heilk. der
Steinhaken, Steinzieher zum Steinſchnift; 2. der
Dietrich; 3. auch das Tragereff; 4. (pl. Crochets)
Stirn- oder Seitenlocken der Frauenzimmer, Her—
zenshäkchen; 5. Krk. Haken, welche über die Winkel
der Befeſtigungswerke hinausgreifen, zur Deckung
gegen Feuer von der Seite; 6. Buchdruck. Klam—
mern; cerochetieren (fr. crocheter), mit einem
Hafen oder Dietrich aufmadhen; Crocheteur, m.
(ipr. kroſch'töhr) ein Laſtträger.
Srociäta, f. it. (jpr. ci wie tfch) der Kreuzzug; Gelb,
das man ftatt der Teilnahme an einem Kreuzzuge
zahlte; Zahlung für den Erlaß kirchlicher Feittage,
dei. in Spanien; Groeciati, pl. Kreuzfahrer.
Erocione, m. it. (jpr. frorihöne; Vergr. von croce
=|. crux, Kreuz) ältere mailändijche Silbermünze
— 5,422 Mt.
Croiſieren (pr. troaf—), fr. (croiser, von croix =
l. crux, Kreuz) freuzen, hin» und herziehen; Krk.
ein Sreuzfeuer machen; Groifäre, f. Kreuzfahrt,
bej. auf dem Meere; Kaperfahrt; Yechtk. Kreuz>
ſtoß; Bir n. (eig. — geköpert; Name ver-
ihiedener Seiden- u. Wollenzeuge, be. zum Unter-
futter; auch ein eigentüimlicher, gefreuzter Tanz-
ſchritt; eroifiert, übers Kreuz gearbeitet, geföpert;
Groifce, f. Fenfterkreuz.
Groifjant, m. fr. (fpr.froafjäng) eig. wachjend, 1. der
zunehmende Mond; 2. der türkische Halbmond.
Groig, f. fr. (pr. fröd) da3 Kreuz, bef. croix d’hon-
neur, Kreuz der Ehrenlegion.
Groma, n.it. (da3 gr. Chroma, Farbe) Tonk. 1. die
Erhöhung oder Erniedrigung einer Note um einen
halben Ton (angebl. darum fo genannt, weil man
die Halbtöne mit anderer Tinte bezeichnete; wahr-
icheinlicher, weil man fie nur als Färbungen der
Haupttöne anjah; vgl. Hromatifd); 2. auch eine
Achtelnote
Croupe
erusta
Cromlech, m., r. f. kelt.-wallif. (v. crom, jchief, ı.
lech, ein flacher Stein, ir. cromleac) ein keltiſcher
Steinaltar, druidiſches Grabdenkmal — Dolmen
(pl. Cromlechs.
Crootes-Hittorf⸗Röhre, f. (nach den Erfindern
benannt) eine Glasröhre mit fehrverdiinntem Luft-
raum in der die pofitiven Strahlen der Geißler-
ſchen Röhren verſchwinden, durch die dagegen die
negativen oder Kathodenſtrahlen in einem Findel
. dringen, fo daß durch diefe Kathodenftrahlen auf
der Glaswand ein meergrünes Licht entjteht, von
dem die Röntgenjtrahlen ausgehen.
Groups, pl. engl. (v. crop, eig. Ernte) Kfipr. große
Tabaksfäſſer in Nordamerika; Crop-⸗Noten, pl.
eig. Ernte-Scheine, amtliche Scheine über die Menge
und Blüte des abgejendeten Tabaks.
Croſſe, £. fr. (prov. erossa, it. croceia, d. gleich]. I.
crucius, 3, um, v. crux, das Kreuz) 1. ein Hirten⸗
jtab, Biichofsftab; 2. die Kolbe am Flintenſchaft;
3. der Schwanz der Lafette (crosse d’affüt).
Cross-readinzs, pl. engl. (ſpr. —ridings) das Quer-
lefen, daS Hinüberlefen aus einer Drudipalte in
die andere, wodurch zuweilen ein lächerlicher Sinn,
witziger Gegenftand ꝛc. entiteht.
Group, m. engl. (jpr. gruhp; vom deutſchen Kropf,
niederd. kropp, der häutige Sad am Halje fürner-
frefjender Vögel, und eine ihm ähnliche Geſchwulſt
der Halsdrüſen) die häutige Bräune, Quftröhren-
ra eine der gefährlichſten Rinderfrant-
eiten.
f. fr. (fpr. kruhp'; prov. cropa, deutſch⸗kel⸗
tiichen Urjprungs; vgl. das deutſche Kropf, wallii.
cropa, croppa, Kropf, und nord. kryppa, Budel,
Biegung) die Kruppe, d. i. das Kreuz oder der
interrüden eine® Pferdes; Eroupdde, f. ein
Zuftiprung eines Schulpferdes, bei dem es den.
Dinterrüden u. die Hinterfüße einzieht; Croupier,
m. (ſpr. krupjeh) eig. ein Hinterjiger; der Epiel-
helfer oder Gehilfe des Bankhalters bei Glücks—
jpielen, der die Karten miſcht, die Gelder einzieht,
auszahlt 2c.; auch ein heimlicher Beiftand, unge»
nannter Teilhaber an einem Gejchäft.
Grouftäde, k. fr.(ipr. Enıstad) Kruſtenpaſtete, Krufte;
Croustade de pain, Brotkruſte; Croustade de
riz, Reisfrufte u. a.
Grouten, m. fr. (ſpr. krutong; von crofte = 1.
crusta, Kruſte) ein Brotrindden, Brotkruſtchen;
pl. Croutons, in Butter hart gebadene Semmel-
jcheiben.
Crown, engl. (fpr. traum) eine Krone, Silbermünze
von 5 Schilling = 1!; Taler; Crown⸗-glafß (ipr.
kraunglaß), Kronglas, das feinite Fenſterglas in
England, welches in achromatiſchen Fernrohren
für die dem Auge zunächitftehende Linſe gebraud)t
wird, weil feine Strahlenbredjung die des Flint-
glaſes (f. d.) in der Objektlinſe wieder aufhebt.
eroyäbel, fr. (ipr. Eroajäbel; croyable, von croire,
glauben) glaublich.
Crozophõora, ſ. Kroton.
erusca, f. it. die Kleie; daher Academia della
crusca (Ac. furfuratorum), 1852 in Florenz ge-
gründet: eig. Kleien-Afademie, ein Gelehrten-Ver-
ein zur Reinigung der italieniihen Sprache, gleich—
fam wie des Mehles von der Kleie; Cruſcanten,
pl. unbedingte Anhänger diefer Akademie, Sprad)-
reiniger.
— f. 1. Rinde, Kruſte; erusta lactöa, f. Heilk.
der Milchſchorf; Cruſtacka oder Eruftacden, pl.
(l. erustac&a) Kruftentiere; Krebſe; Cruſtaceo⸗
(ogie, £. I.-gr. Rruftentierlehre); Cruſtaciten, pl.
erüuxX
Berfteinerungen von Kruftentieren, Krebjen; kru—
ftieren (I. crustäre), mit einer Rinde, aud) mit
erhabenem Bildwerf überziehen; Kruftarius, m.
wer erhabene Bildwerfe arbeitet, ein Metallbild-
ner, Punzner; Kruitation, f. nl. die Befruftung;
fruftös (crustösus), rindig, berindet; ſtruſto—⸗
dermen, pl. l.gr. harthäutige Fifche, 3. B. der
Ranzerfifch
erux, f. 1. das Kreuz, erux gestatoria, das Trage-
freuz, welches einem Patriarchen 2c. als Chren-
zeichen vorangetragen wird; erux,uneig. für Mar-
ter, Qual, Ungemad) (3. 8. diefe Stelle ift eine
erux interprötum oder criticörum, d. i. ein Kreuz
der Augleger oder Kritiker); Crucis, näml. dies,
der Tag des Kreuzes oder der Kreuzeserhöhung:
verla&
oder legten Jahresviertels.
Giardäfen, pl. (pr. tihar—), ehemals hölzerne
achthäufer im Süden von OÖſterreich-Ungärn.
Cſardas, m. (pr. tſchahrdaſch) ein ungarijcher
olkstanz.
Cſitos. m. ungar. (fpr. tſchikoſch, v. ungar. csiko,
das Füllen) ein Roßhirt in Ungarn.
Cuandu, ſ. Coendu.
&ubaholz, n. Gelbholz, von dem Färbermaulbeer⸗
baum auf der Inſel Kuba.
&udbeard, m. engl. (jpr. ködberd; verderbt aus dem
Hamen des Erfinderd Dr. Cuthbert Gordon)
aud) Berjio und roter Indigo, eine aus ver-
fchiedenen Flechten oder Mooſen bereitete dunfels
tote Farbe, bei. zur Färbung der Wolle u. Seide.
In Schottland Heißt fie auch Eorcar (vom Eelt.-
gäl. corcur, Scharlach).
eui hono? f. unter bonus,
Eniffe, £. fr. (pr. kniſſ') Schenkel; Kochk. Keule,
Schlegel. EN:
Euifje-Madame, f. fr. (ipr. Eitiff’—;_ eig. Ober-
ſchenkel; fr. cuisse, tt. coscia, Schentel, v. I. coxa,
Hüfte) die Schentelbirne.
Cuivre, n. fr. (jpr. Hfitwr; vom l. cuprum) da3 Kup⸗
fer; euivre poli (pr. — polih; eigentl. c. jaune
poli; cuivre A aune — Meſſing) poliertes Meifing,
Altmeſſing, Meſſingbronze.
cul, m. fr. (fpr. küh; vom l. culus) der Hintere,
Steiß; cul de Paris, m. (fpr. füh’ d' parih) oder
e. nostiche, m. (fpr. —poitifch) ein Pariſer Mode-
fie, Hinterpolfter der Frauenzimnmer; ec. de sac
(pr. — Bad), ein Sad, eine Gaſſe ohne Ausgang,
Sackgaſſe; enl de lampe, m. Hängezierat, Schluß-
zierat, Vignette (f. d.), ſ. z.B. M. Claudius, Werke
1819, I, 74; Euldfje, f. (pr. fül—) das Boden-
jtüc eines Geſchützes; die Schwanzichraube eines
Gewehrs; der untere Teil eines Brillanten; eul—
bütieren (ipr. külb—; fr. culbuter, von cul, und
altfr. -buter, botter, jtoßen, umwerfen), einen
Purzelbaum machen, ji) überſchlagen; geftürzt
werden, jtürzen; über den Haufen werfen (dem
Feind); Eulbüte, f. (pr. külbüt') der Umfturz,
Burzelbaum; Culotte j. Sansculotten.
&uldees, pl. engl. (jpr. kölldihs) od. Culdéer (aus
dem l. cultöres Dei, Verehrer Gottes entit.), fchot-
tiſche und irische Beijtliche, Einfiedler u. Mönche,
die betend und lehrend im Rande umherzogen bis
gegen da3 15. Jahıh.; die Heiligen der keltiſchen
ice; die Ehriften in Srland und Schottland,
auch in Wales.
eulöus, m. I. (eig. federner Schlauch) Heilf. ein
Sautfad, häutiger Abersug, die Scheide.
culex, m., pl. eulices, I. Stechmücken, Schnafen;
Culiciden, pl. müdenartige Tiere.
Heyſes Fremdwörterbuch. 2. Aufl.
eptember, Anfang des vierten Quatembers
Guree 161
culmus, m. l. der Halm, Stengel der Gräſer; Cul—
miten, pl. nl. Berjteinerungen von Bflanzen-
ſtengeln.
enlpa, f. I. eine Schuld, Verſchuldung; in culpa,
in Schuld, ftrafbar; extra culpam, außer Schuͤld;
mea culpa, meine Schuld! als Ausruf; aqui—
liche Culpa, ſ. aquiliſch; oulpa lata, eine
breite, d.i. grobe u. ſchwere Schuld; c. levis, leichte
Schuld; e. levissima, fehr leichte, geringe Ver-
ſchuldung; obligatoriſche Culpa, f. obligato-
riſch; culpam präftieren, Schadenerſatz leiſten;
eulvpõs, nl. verſchuldet; culpieren (l. culpäre),
beſchuldigen, anſchuldigen; eulpãbel(l. eulpabi-
lis, e) ſ. dv. w. in culpa; Culpabilitũt, f. Straf⸗
barkeit.
cum; l. mit; Ausdrücke wie cum appertinentiis,
cum approbatiöne ꝛc. ſ. unter dem Folgewort.
cuminum, n. !. (gr. kyminon, orientaliihen Ur»
ſprungs; arab.kammün, hebr. kammön) der Küm—
mel, Sartenfiimmel; cumini semen, n. der Küm—
meljame, ein Heilmittel; Guminöl, n. Scheidel.
Römiſchkümmelöl, der Hauptbejtandteil im äthe-
riihen DI des römischen Kümmels; Cumöl, n.
eine im Steinfohlenteeröl enthaltene Flüſſigkeit.
Cunette, f. fr. (fpr. fünett; v. I. cunae, die Wiege)
Krk. ein Abzugsgraben in der Mitte eines trocknen
Seltungsgraben?.
cuneus, m. L. der Keil; auch die keilförmige Schladht-
ordnung; eundus cundum trudit, |. Sprichw.
ein Keil treibt den andern; enneäl oder cunei⸗
form, nl. keilförmig.
Cunicũlus, m. I. Das Kaninchen; dann: gleich).
ein Kaninchenbau) ein unterirdiſcher Gang, Stollen.
Cup, n. engl. (jpr. köpp; eigentl. Gefäß, Schale,
Becher, Obertafje), Weintranf, Bole.
eupram, n. l. Kupfer; cupri flores, .pl. Kupfer
blumen; euprum ustum, gebranntes Kupfer.
eüra, f. I. die Sorge, Fürjorge, Bemühung, Ver⸗
waltung, Pflege, ſ. Kur.
&uracap, ſ. Curafjao.
&urare, n’ Pieilgift, j. dv. w. Urari.
&urafiao od. Curacao, m. ein feiner Bomeranzen-
Branntwein, nach der weitind. Inſel dieſes Na—
men3 benannt; Curaſſaoſpinne, |. Drange-
fpinne.
&urafio, j. Hodo. B
cureulio, m. !. der Rüfjelfüfer (urfpr. Holzwurm;
an einer Komödie des Blautus: ein Schma-
rotzer).
Curbſender, m. engl. (von engl. curb, ſprich köhrb,
Baum, Zügel, lat. curvus, frumm) ein Apparat,
mittels deſſen in ein unterſeeiſches Kabel nadeitn-
ander ſowohl ein pofitiver wie ein negativer
Strom, beide mit entgegengejegten Zeichen, ge-
fendet werden können.
Curcũma, f. nl. (v. arab. kurkum, karkum, hebr.
karköm) eine Gattung ausländiicher Gewürzpflan-
zen; insbeſ Curcũme oder Kurkumei, f. Gelb⸗
wurz, gelber Ingwer, indiſcher Safran, die Wur—
el der curcüma longa; Curenmin, n. der Daraus
ereitete harzige Yarbeitoff.
&urde, m. ein großes Tuch, eine Art Schal.
&ure, m. fr (fpr. füreh; it. curato, v. I. curatus,
ſ. Curat unter cura) ein Pfarrer; aud) ein Pelz
mantel, Belzrod.
&uree, f. fr. (fpr. küreh; prov. u. altfpan. corada, it.
corata, da3 Herz u. die umgebenden Teile, Lunge
u. Reber, das Eingemeide, Geichlinge, vom l. cor,
Herz) Zägerfpr. das Aufbrechen des erlegten Wil-
des am Schluffe der Barforcejagd; das Jügerredht,
| 11
162 Eurette
d. i. was den Jagdhunden von dem erlegten Wilde
vorgeworfen wird.
Surette, f. fr. (fpr. kür —; v. curer, ausräumen,
reinigen; v. [. curäre, pflegen, rein halten) der
Blajenräumer, ein wundärztliches Werkzeug.
Currency, f. engl. (pr. körrenßi; v. I. curröre, lau⸗
fen) dag umlaufende Geld, bei. Vapiergeld.
Eurry, n. engl (jpr. förri; hindoit. khura, d. i. eig.
Ben) ein ojtindifches Gewürzpulver, aus den
lättern verichiedener Pflanzen bereitet; mit Curry⸗
pulver gewürztes Fleiſch mit Reis; curried (fpr.
förrid), damit gewürzt. —
Curtain-lecture, f. engl. (fpr. koöhrt'n⸗lẽcktſchör;
von curtain, Borhang, Öardine) Gardinenpredigt.
&utis, f. I. die Haut, bef. die eigentliche od. Leder—
haut (unter der Epidermis od. Oberhaut); Bot.
die Rinde einjähriger Pflanzen; eutis anserina,
die Gänſehaut; c. callösa, Schwielenhaut, Haut-
verhärtung; ©. densa, Verhärtung des Bellge-
webes; Cuticũla, £. Häutchen, Bot. der hautartige
Überzug verſchiedener Pflanzenteile; Eutitis, £.
nl. die a
Cuvée, £. frz. (ſpr. küweh; dv. cuver, mehrere Sorten
Wein mifchen, von frz. cuve, Kufe, Faß, lat. cupa),
u mehrerer erde Mein.
Euvette, f. fr. (jpr. fümett’; von cuve, [. cupa, Rufe,
prov. cuba) 1. eine fleine Rufe od. ein Gefäß für
Spülmwajjer, auch für Regenwaſſer vom Dadıe;
2. ein Unterfaß unter einem Blumentopfe; 3. auch
Eunette, ſ. d.: 4. in Tafchenuhren die innere
Dede des Uhrwerks, die mit zwei Öffnungen zum
Stellen und Aufziehen verjehen ift.
Chaniſierung des Holzes (nicht von Cyan, Blaus
Don jondern nad dem Namen de3 Erfinders, des
Engländers Kyan, alſor. KyaniſierungDurch—
dringung des Holzes mit einer Auflöſung von
Duediitberoryd od. auch Eifenvitriol, um e3 beim
Bergraben vor Fäulnis zu ſchützen, ein Verfahren,
das man bei der Legung von Holzichwellen für
Eiſenbahnen anwendet.
nn m. l. (gr. kyathos) ein Becher; Heil,
— Bot. eine Pilzgattung; Cyathẽa, k.
Bot. der Becherfarn; Chatheiten, pl. Verſteine—
rungen von Farnkräutern in Steinkohlenflözen;
chathifoͤrm. nl. becherförmig.
Cybele od. Cybẽbe, f. gr. (Kybele oder Kybebe)
Sabell. die Allfönigin, Allnährerin, die perſonifi—
D R
Göttin, Tpäter mit der griechischen Rhea (f. d.) in
eins verjchmolzen, daher auch „die Mutter der
Götter” genannt; auch ein Witeroid, 1861 von
Tempel entdedt.
&ycus, f. nl. (nach gr. kykas bei Theophrait, wel⸗
ches acc. pl. köikas tft, von köix, [. coix, eine
äthiopifche Palmenart, viel. Sagopalme) dieSago-
palme, der oſtindiſche Brotbaum.
Eyclämen, n. nl. (l. cycläminos, vom gr. kyklä-
minos, kyklamis, u. die3 v. kyklos, Kreis) Alpen-
veilchen, Erdfcheibe, Saubrot, eine Alpenpflanze
mit plattrunder Wurzel; Cyclamin oder Arta—
nitin, n. Scheide, ein in den Wurzeln dieſer
&yder, f. Cider. [Pflanze entdedter Stoff.
Eydonta, f. gr. (kydönia) u. I. der Quittenbaum;
auh = Cydonium, n. die Quitte (don der Stadt
Cydon od. Eydonia auf Kreta).
Czaar od. Czar (fpr. zahr) und Ezaarin, ſ. Zar,
Barin; Gzardwitih u. Czarewna, |. Hat—-
Eaitliten, pl. (pr. tihai—; vom rufj. tschäika,
oln. czaik, ein bewaffnetes Boot; vgl. Kaik und
ſchaikiſten) Soldaten des zu den öſterreichiſchen
Grenzern gehörigen Pontonier-Bataillons.
&zafan, m. flav. (ſpr. tſch—) 1. eine Stockpfeife;
2. ein Streitbpammer der Heiduden.
Czako, m. ungar. (csäkö, ſpr. tſchako) Krfpr. eine
lederne Feldkappe, Soldatenhut.
Czapta, f. poln. (ſpr. tichdpka) die viereckige Ulanen⸗
muͤtze volniſche Nationalmütze.
Czar, ſZar.
Czardate, f. illyr. (pr. tihar—; vgl. Tſchertaken)
einWacdthausaufder öfterreihiihenMilitärgrenze.
S;ardas, fälihlid für Cjardas, ſ. d.
Ezas, m. poln. (jpr. tſchaß, die Zeit), Name einer
polnifchen Zeitung in Krafau.
Czeber, m. ſſpr. tiheber; ungar. cseber, esöbör,
deutfh Zober, Zuber) älteres ungarifches Flüf-
figfeitämaß, von 84,589 l
Czechen, pl.(ipr.tichechen) ein ſlaviſcher Volksſtamm,
der im 6. Jahrhundert nad) Böhmen kam, die Böh—
men; cschtihe Sprade, die böhmiſche Sprache.
Gzernanora, f. jlav. (v. czernüj, ſchwarz, u. gorä,
Berg; ſpr. Tichernagsra), da3 Land der ſchwarzen
Berge; die flav. Benennung für Montenegro, .d-
Ezernagörzen, m. pl. (ſlav. Czeruagörzy), die Be-
wohner der Czernagora, — Mlontenegriner.
Czernebog, 1. Bog.
ars Natur, das Symbol und die Göttin der | &zetivert, m. |. Tihetwert.
ruchtbaren Erde, eine urfprünglih phrygifche |
Czigaͤnh. m. ung. (fpr. 3i—), der Zigeuner,
D.
Abkürzungen: d. = denarius, Pfennig (gew. 9),
bejonders Abkürzung für Benny in England; d.
— da od. detur, l. gib, od. e8 werde gegeben, auf
Rezepten; fir dosis, 5. B. d. t. d. = da tales
doses, gib jolche Doien: d. d. Abfürz. v. de dato,
j.d.; d. d. d. od. D. D. D., die abgefürzte Zu—
eignungsiormel: dat,dicat,dedicat, gibt, weihet,
widmet; D. als römijches Zahlzeihen = 500; ald
römiſcher Borname = Decimusz zumeilen auch
ür Deus, Divus, Decurio, Dominus, Dux,Die,
igesta; D. C. — da capo; D.C. (Studenten
fprade), Delegierten-Konvent, eine von den Bur—
ſchenſchaften geihaffene Nachbildung des Senio—
ten-Ronvents(S.C.,f.d.); au Abkürzung zur
Bezeihnung des „District of Columbia“ inNord«-
Amerika, fowie des Syſtems: De Candolle; D. O,
M. = Deo optimo maximo, dem höchſten beiten
Gott [gemeiht]; D. od. Dr. — Doftor, D. D. =
Doktoren, 3.8. D. J. U. = doctor juris utrius-
que, Doktor beider Rechte; D.M. od. Dr. med. =
Dottor der Medizin; D. Ph. od. Dr. phil. = Dok⸗
tor der Bhilofophie 2c.; Dr. ing. = Doktor der
Ingenieurwiſſenſchaften; D.,D.th.od. Dr.theok,
— Doctor theologiae, und D. D. engliihe Ab—
furzung von Doctor of Divinity, d. i. Doktor der
Theologie; Dr. in der engliſchen Raufmannsſprache
und Buchführung = Debitor, Schuldner; d. 2.
— dieti anni, d. h. de3 betreffenden Jahres; dat,
— datum, gegeben, ausgefertigt; dd., ddt., Ab»
fürzung von dedi od. dedit, I. gegeben, bezahlt;
D
del. — deleatur, man tilge od. jtreiche; del. od.
delin. = delineavit, er hat's gezeichnet; d. m.
— dextra manu, Tonf. mit der rechten Hand;
d. 8.,Abfürzung von da, signa, gib und bezeichne,
auf Rezepten; D.S. == dal segno, j. segno; do.
—=ditto;D. aldchem. Zeichen: Didymium,Didym.
D als Münzzeichen bed. für Frankreich die Münz-
ftätte Lyon ; für Preußen: Aurich, ſ. 1816: Düffel-
dorf; für Öfterreich: Gräß; im Deutſchen Neid):
ünden.
da, erite Silbe bei der Graunſchen Solmifation, f.
Damenijation.
Daalder, m. ige holländiſche Silbermüngze v.
80 Stüber — 2,608 Mk., früher 4!/, bis 41,, ME.
— fr. (fpr. dabshr) anfangs; ſogleich, augen-
licklich.
da capo, it. (v. capo, Kopf, Spitze, Anfang) Tonk.
von vorn, vom Anfange (nänıl. jol das Ganze bi3
zu diefem Zeichen wiederholtiwerden); ein Dacapo,
n. eine Wiederholung.
d’accord, fr. od. d’accördo, it. j. Akford.
Dacinque, m. it. (pr. datſchinkwe) ein Fünfer, Fünf»
joldiftüd, piemonteſiſche Silbermünze.
Wacquit, ft. (pr. dadih), r. pour acquit, . d. unter
acquittieren.
Dacrydium, n. g:. Bot. die Gummitanne, ein zy⸗
prefienähnlicher Eibenbaum, Südfeeinfeln.
dactyli, pl. gr. (eig. Singer, vgl. Daktyl) Bot. die
Datteln; däctylis, f. das Knopf- od. Sinaulgras;
Daktyliten, pl. veriteinerte Datteln, d. H. walzen-
förmige Stadeln von Echiniten.
Dactylus ꝛc., |. Daktylus.
Dädalus, m. gr. (Daidälos), ein berühmter alt⸗
griehiiher Bildhauer der fagenhaften Vorzeit, wel⸗
er durch Trennung der Füße und Ablöſung der
Gliedmaßen vom Körper jeinen Geſtalten zuerit
freiere Stellung und den Anfchein der Bewegung
gab, auch das Zabyrinth auf der Inſel Kreta er-
aute und, wie die Sage geht, für fi und feinen
Sohn Starus Flügel aus Federn und Wachs bil»
dete; im Altertum der Inbegriff aller Kunftfertigs
feit; dädaͤliſch (gr. daidäleog), kunſtreich; auch
bunt; daher Dädalka, f. Bot. ein Baumſchwamm
von veränderlicher Farbe; Dädalẽkum, n. eine aus
2 rotierenden Zylindern beitehende Vorrichtung,
um durch die Dauer des Kichteindrud3 mehrere in
verichiedenen — gezeichnete Gegenſtände
bewegt erſcheinen zu laſſen.
Dadapbaum, m. indiſcherKorallenbaum, eine ſchnell⸗
wachſende, blätterreiche, oſtindiſche Zierpflanze
(Erithrina indica), ſtachlicher Strauch mit ſchar⸗
lachroten Blüten (gr. erythrös, rot). Wegen der
roten Farbe der Blüten heißt er Korallenbaum u.
Erythrina.
Dadñũchos, gr. m. u. f. Fackelträger, Beiname der
Artemis; Badyl, n. (gleich. von das, Tadel, und
hyle,Stoff) Scheidek. der Tannenftoff, ein Beftand-
teil des Terpentinöls.
Dag od. Dagg, n. holl. ein Furzes Tau, womit die
Seeleute gezüchtigt werden; Daggen laufen,
ähnlich wie Spießruten laufen.
Dägesch forte, n. Hebr. Berftärfung od. Verbop-
pelung eines Konfonanten.
Dagett od. Dagutt = Degutt, ſ. d.
Tand, = EC Berg, ch et wie
zemirdagh, Czatyrdagh; daher Dagheſtan, das
kaukaſiſche — nis
Dagon, m. hebr. (dägon, von däg, Fifch) ein Götze
der Philiſter, Halb Fiſch, halb Menſch.
Daguerreotyp, n. fr.-gr. (fpr. —gerr-—), die von
Dahab, eine Münze im Werte von 120
Dakthlus 163
dem Franzoſen Daguerre 1838 erfundene Vor—
richtung, das durch Einwirkung des Lichts hervor—
gebrachte Bild auf einer chemiſch zugerichteten Me-
tallplatte bleibend zu machen; aud) ein auf folche
Reife ie Lichtbild, Phototyp; Daguer⸗
reotypie, f. Lihtbildnerei, Darſtellung von Licht-
bildern auf Jodſilber mitteld Quedfilber; daguer⸗
reotypieren, Lichtbilder fertigen. |
ü Glaskoral⸗
len, die in Mafjaua (am Roten Meer) gebräuchlich
it. (Glasperlen bilden die Scheidemünge in ver-
ſchiedenen Ländern Afrifas), |. Borjookes.
Dahabieh oder Dahbieh, auch Dahabiye, f. arab.
eine ſchmale, leichte, zweijegelige Barte auf dem Nil.
Dahlia, f. eine Pflanzengattung (nach dem ſchwedi—
fchen Botanifer Da 3 {[71789] genannt), —=®&eor-
gine, ſ. d.; violette Anilinfarbe, auch Primula
oder Hoffmanns Biolett genannt; Bahlin, n.
das Stärkemehl in den Wurzeln der Dahlia.
ı Daily Mail, £. engl. (fpr. dehli meel), die tägliche
— —
Poſt, Tagespoſt (Titel einer engliſchen ——
Daily⸗NRews, engl.(ſpr. dehli njuhs), täglich Neues
(der Titel einer Londoner Zeitung).
Daimio's, pl. die Adelskaſte, Die Großgrundbeſitzer,
Fürſten in Japan.
Dain, ſ. Taing. u
Daͤina, k., pl. Dainds, litauiſches Volkslied, entg.
dem Kirchenliede.
Dainties, pl. engl. (ſpr. dehntis) Leckerbiſſen.
Daire, f. (arab. däireh, Kreis, v. dära, herumgehen)
türk. eine Handtrommel, = Tambourin.
Dairo, m. (von japan. dairi, daili, innerhalb, der
innerhalb des Palaſtes Wohnende) japanijcher
DOberpriefter oder Papſt, bis 1868 Titel des geift-
lichen japanischen Gebieters (Mifädo, ſ. d.).
Balryadenalgie, f. gr. (vd. däkryon, Träne) BHeilt.
das Leiden der Tränendrüfe; Bakryadenitis, f.
die Tränendrüjen-Entzündung; Dakryoblennor⸗
rhöe, f. ee Dakryohümor⸗
rhyis, f. Tränenblutfluß, Blutweinen; Dakryo⸗
küſtis, f. der Tränenſack; —— f.
Tränenſackſchmerz; Bafryokyititis, f. Tränenſack⸗
ränenſtein; Dakryo⸗
lithiäſis, f. Tränenſteinbildung, die Entſtehüng
ſteiniger Auswüchſe in den Tränenwerkzeugen;
Dakrijops, w. eig. Tränenauge, Geſchwülſt der
Tränenwege; Dakrhopyörrhöe, f. Tränen-Eiter-
Dakryorrhyſis oder Dakryorrhöe, f. der
ränenfluß, zu ſtarke Abjonderung der Tränen;
Satrhoftägen, n. das Tränenträufeln; Dakryo⸗
füring, £.die Tränenfiſtel; auch eineSprige, welche
bei Tränenfilteln angewendet wird.
Daktylioglͤphik u. Daltyliograͤphik, f. (von gr.
daktylios, Singerring) die Ringiteinichneidefunit;
Daktylioglph, auch Daktyliograͤph, mm. der
Steinſchneider; Gemmenſchneider; Daktyliogra⸗
she, f. die Ringbeſchreibung; Daktyliomantie,
f. die Ringmwahrfagerei, Wahrjagung durch Zauber-
ringe; Daltyliothẽt, f. eine Sammlung (bei. grie-
chiſcher) gejchnittener Steine (Gemmen) oder von
Abdrücken derjelben; Juwelenkäſtchen.
Daktylus, m., pl. Daktuͤlen, gr. (däktylos, eig. der
Finger) ein altgried. Längenmaß =1 Zoll, jeßt
it der Daktyl der Name für das Zentimeter bei
den Neugriehen; Versk. ein dreifilbiger Versfuß,
deſſen erite Silbe wi die andern beiden kurz find
1; 3.8. Könige, heiligen); daher: dafthliflh,
aus folhen Versfüßen bejtehend; Daktälen, pl.
(Dactyli Idaei) in der griech. Yabell. Däumlinge,
uralte Berggeifter und Erzbereiter (unfern Kobol-
11*
164 Dalai Kama
den ähnlich), im Dienst der Rhea Kybele auf Kreta
und in Bhrygien (Goethes Fauft, IL); Dakthlion,
n. der Finger: oder Handleiter beim Unterricht auf
dem Pianoforte, ein von Herz erfundenes Werk-
zeug; Daftyliten, f. dactyli; Daftylitis, f. Heilf.
Fingergeſchwür, Nietnagel; Daktylon, n. ein gqrie-
chiſches Längenmaß, etwa ein Zoll; Daktylologie
f. die Fingerſprache od. Kunst, feine Gedanten dur
die Finger auszudrüden; Baltylomantie, f. die
Daktylonoinie, f. die Finger⸗
Rechenkunſt, die Kunſt, an den Fingern zu rechnen;
Daktyloſymphöſis, f. das Zuſammenwachſen der
dinger oder Zehen; Daktylothẽke, f. ein Finger-
verband, zum®eradehalten eines verlegten Fingers.
Dalai Lama, m. Oberprieiter de3 Buddhismus, das
er verehrte Oberhaupt der geiftlichen u. welt⸗
ihen Macht in Tibet; val. Kutuchta.
Dalekaͤrle oder Dalekarlier, pl. ſchwed. eig. Tal-
ferle, Bergleute; Bewohner der Landfchait Dale-
farlien im nördl. Schweden.
Daler, m. (= Taler) eine vormalige ſchwediſche
Münze im Werte von 4 ME, feit 1777 nur noch
im Werte von 0,77 Mk.; jowohl in Silber al? in
Kupfer.
Balt, Belt, m. ein türfiicher Reifewagen; (nach Leſ⸗
fing im Arab.:) der Kittel eines Derwiſch.
Dallastynie, f.ein Asverfahren, um erhabene Buche
drudplatten berzujtellen.
Dalles oder Dallus, m. hebr. (von hebr. Dal, der
Arme) die Armut.
Dalmatica, £. ml. prob. u. it. prieſterliches Ober—
fleid, Meßgewand, ein urjpr. in Dalmatien ge
bräuchliches, dann als Amtstracht für die Diafonen
der rum. Kirche allgemein eingeführtes, bis an die
Kniee reichende weißes Oberkleid (auch von den
deutſchen Saifern bei der Krönung getragen).
dal segno, ſ. d und segno.
Saltonismus, m. —= Chromopfie, Farbenblind-
heit, Unfähigfeit, die Farben richtig zu unterfchet-
den, ein Naturfehler mancher Augen, wie bei dem
engliihen Phyſiker Daltoı, der überhaupt nur
drei Farben ſah.
Dam, n. ein in Anam gebräuchlices Maß für ürt-
fiche Entfernungen, ungefähr 900 m.
Damajanag, ein aus den Schalen der Roßkaſtanie
gewonnener Extrakt, der als Erſatz für Galläpfel
dient.
damaszieren (fr. damasauiner), Eiſen oder Stahl,
bef. auf Degenklingen, flammig äßen, desgl. mit
eingelegtem Gold od. Silber verzieren, nad) einem
in Damaskus, der Hauptitadt Syrieng, erfundenen
Berfahren; davon Damaszener, ın. (l. Damascö-
nus) ein derartiger Degen, Striemer, Ylammert;
damasziert, geitriemt 2c., auch von Zeugen: ge-
blümt, mit eingewirkten Blumen und Laube (vol.
Damaft); Wappenf. mit verfchlungenem Laub—⸗
werf verziert; berühmt ift ferner die Roſe von
Damaskus und die Damaszener Pilauıne, eine
rrühreife, violette Pflaumenart, bef. in Frankreich;
Damadjft, m. (it.damasco, damasto, fr. damas) ein
geblümter Seiden-, Wollen», od. Linnenftoff; Da—
masgquette, f. fr. (pr. damasfett’; it. damaschetto)
ein reicher damaftartiger Stoff mit Blumengemin-
den auf Atlasgrund; Damaſſin, m. fr. (pr. —Bäng)
Dalb-Damaft, ein damajtähnlicher Stoff; damajf-
fieren (fr. damasser), damaftartig weben, fein
muſtern, bunt durchwinden.
Dame, f. fr. (urſpr. die Frau eines Adeligen oder
Ritters; it. dama, donna, vom [. domina, Herrin)
eine Frau von Stande, Edelfrau, Herrin; eine Fi-
Damon
gur im Kartenjpiel; aud) die Königin im Schach
ver wirkſamſte Stein im ganzen Spiel; im Dam—
brett od. Brettipiel: ein doppelter od. Hauptitein;.
dames d’atounr, pl. (fpr. —tuhr) Kammerfrauen
in Frankreich, die der Königin u. den Prinzeſſinnen
den Schmuck anlegen (v. fr.atour, Shmud, Staat);
d. de compagnie (fpr. —fongpanjih), Geſell—
ſchaftsdamen, Geſellſchafterinnen; d. de cour pr.
d'kuhr), Hofdamen; d. d’honaeur (fpr. —nöhr),
Ehrendamen; d. de la halle, f. Halle; d. du
palais (fpr. —läh), Schloß-.od. Hofdamen; d. de
ortrait (pr. —träb), in Rußland diejenige Hof-
ame, der geftattet ijt, das Bild der Raiferin zu
tragen; dames du sacr6 coeur (jpr. —föhr), die
Frauen vom heiligen Herzen Zefu, ein 1799 geftif-
teter franzöſiſcher Nonnenorden, der ſich vorzugs—
weile mit dem Unterricht junger Mädchen aus
höheren Ständen beichäftigt; damenengagement,
n. Damenmwahl (beim Tanze,).
Damesjeanne, f. fr. (ſpr. Damfehdnn) eine große
Flaſche od. ein Kolben zur Aufbewahrung od. Be-
förderung von Wein, auch ein umflochtener Glas—
ballon; befonders eine große umflochtene Flache,
um an die Schiffsmannjchaft das Getränk zu ver-
teilen: Matrojenflafhe, Korbflafche.
Damenifation, f. Tonf. die Art der Solmiſation
(1. d.), wo man ftatt der gewöhnlichen Notennamen
(vgl. ut, re) die von Graun gewählten wohlklin-
genderenSilben da,me,ni,po,tu,la, be jingt.
Ddammar-darz,n.(resina dammar; v.malayifchen
dämar, Harz) Katzenaugenharz, ein harziges Er-
zeugnis verichiedener Arten der dammara und xy-
lopia; Dammarz-Firnis, m. ein, daraus bereite-
ter Firnis, zum Überziehen von Ofgemälden.
damn, engl. (ſpr. dämm) für God damn od. God
damn ne (fpr. dänımi), Gott verdanme mid), ein:
Fluch des gemeinen Mannes in England. |
damnäbel, (ipätl. damnabilis, e, v. damnäre, ver-
dammten)verdammungsmwürdig; abſcheulich; Dam—
nation, l.damnatio, f. die Verurteilung; d. me-
moriae, Rſpr. Vertilgung od. Beſchimpfung des
Andenkens durch öffentliche ſchimpfliche Vertilgung
des Namens, Bildes, Wappens: damnatsriſch
({. damnatorius, a, um), verurteilend; damuätur,.
es wird verworfen; die Formel des Bücherzenjors,
wodurch einem Bud) oder einerStelle desjelben der
Drud verboten wird; damnätus, m. ein Berur-
teilter; d. repetundärum, ein wegen unterjchla-
gener Gelder oder wegen amtlichen Betrugs Ver-
urteilter; d. voti, ein zur Haltung eines Gelübdes-
Verurteilter.
damnum, n. [. it. damno, der Schaden, Verluft, die
Einbuße; damnifizieren, nl. Schaden ftiften, be—
ihädigen; Damnififänt, m. der Schädiger; Dam—
nififat, m. der Geſchädigte; Bammifilation, f.
die Schädigung.
Damoiſeau, m. fr. (fpr. damoafs, von dame, ſ. d.)
früher ein Edelfnappe, Junker, jetzt Stußer. _
Damöfles, m. ein Schmeichler, der dem Tyrannen
Dionys fein Glück beneidete. Um ihm von ſolchem
Glück eine Vorjtellung zu geben, ließ ihn Dionys
an üppiger Tafel wie einen König bedienen, indes
über feinem Kopfe ein Schwert an einem Pferde-
haarhing. DaherDamoklesſchwert: einemitten
im Genuß beitändig drohende Gefahr.
Samon u. Phintias, das berühmte pythago—
reiche Freundespaar in Syrafus, deſſen uner-
fhütterlihe Treue in der Gefahr dem Ty—
rannen Dionhs „ein menſchliches Rühren‘ u. die
Bitte abgewann, ihn „als Dritten in ihrem Bunde”
Damon
aufzunehmen; (in Schillers Bürgſchaft find nad)
Hygin die Namen geändert); Damon auch üblicher
Schäfername in Hirtengedidhten.
Dämon, m., pl. Dãmonen (gr.daimdn, daimönes),
ab. ein geiftiges Mittelwejen zwijchen Gott und
Menfchen, im heidn. Altertum gut (Agatho-D.) od.
böſe (Kako-D.) unter Ehriften bei. ein Plage- od.
Quälgeift; Teufel; dämoͤniſch, geifterhaft, geiit-
gewaltig, von einer dunfeln Macht erregt; beſeſſen;
rafend; Dämoniäkus, m. ein von einem böſen
Geiſte Bejejjener, wie dem früheren Aberglauben
jeder Wahnfinnige oder von Nervenzufällen Ge—
plagte erihien; Dämonismus, m. der Ölaube an
Dämonen; Dämonärch, m. ein Geifterfürit; Dä—
monolatrie, f. die Geijterverehrung, Verehrung
de3 Teufels, Teufelsdienit; Damonplogie, f. die
GSeifterlehre; Däamonomagie, f. Zauberei mit Hilfe
der Geifter; Däimenomanie, f. vermeintliche Be-
seffenheit (vom Teufel) und davon herrührender
Wahnſinn; auch Geipenfterglaube; DBamonomean-
tie, f. Wahrlagung vermitteld eines inwohnenden
Dämons; Dämonomelancholie, f. Irrſinn eines
Menschen, der fic) in der Gewalt böſer Geifter
glaubt.
Dampfoynamo, m. gr. (engl. steam dynamo; fr.
dynamoävapeur)einegroße, unmittelbarvoneiner
Dampfmaſchine angetriebene Dynamomaſchine, ſ.
unter Dynamis.
Dampfelektriſiermaſchine, f. (erfunden von Arnı-
jtrong 1840), eine Elektriſiermaſchine in Form einer
Rofomotive, bei der durch die Reibung des aus—
ftrömenden Dampfes an eingejebten Holzſtücken
hochgeſpannte Elektrizität entitcht.
Dan, m. hebr. (dan) männ!. Name: Nichter.
Danäer, pl. (l. Danäi), dichterifcher Name der Grie-
en, nad) dem aus Agypten eingewanderten Da—
näos, dem Gründer von Argos; Dangergeſchenk,
ein gefährliches Geichen? aus Feindeshand, wie
da3 mit Kriegern gefüllte hölzerne Pferd, welches
die Griechen im Lager zurüdließen u. die Trojaner
in ihre Stadt zogen (Birgil: Tim&o Danaos et
dona ferentes, d.h. der Feind iſt zu fürchten, auch
wenn er ſchenkt); — Danaĩden, pl. (ar. Danaides)
ab. die 50 Töchter de3 Dangos. Sie mordeten
(mit Ausnahme der Hypermneſtra) auf Befehlihres
Vaters ihre Männer in der Brautnacdht u. mußten
zur Strafe dafür in der Unterwelt in ein durch-
löchertes Gefäß beftändig Waller ſchöpfen; daher
das Faß der Danaiden füllen, eine vergeb-
liche Arbeit tun; Danatde, f. Schraubenwafjerrad.
Danaro, j. Denaro.
Dandin, m. fr. (fpr. dandäng) urfpr. Spottname
eines unmifjenden Richter bei Rabelais; bei
Moliere ein reicher Bauer, der eine Adlige hei—
ratet und, dadurd in endlofe Unannehmlichkeiten
geratend, häufig ausruft: Tu Pas voulu, George
Dandin, du haft’3 gewollt, George Dandin, eine
für ſelbſtverſchuldete Leiden ſprichwörtlich gewor—
dene Redensart; daher auch: ein Pinſel, Tropf,
einfältiger Menſch.
dandinieren, (fr. dandiner), die Beine im Sitzen
hin u. her jchaufeln, nach der Weife dan din, bum
baum; auch: gehend fchlenfern und fchlendern.
Dandy, m. engl. (fpr. dänndi) ein Ged, Stußer,
Modenart; Dandüsmus, m. Stußerhaftigfeit;
Dandyloom, m. engl. (jpr. —luhm) in der Wes
berei ein Handjtuhl für glatte Stoffe; Dandy—
roller, = Egoutteur, f.d.; Dandymwalze, Walze
zum Eindrüden des Walferzeichens in der Bapier-
fabrifation.
Dardanelleı 165
Danebrogs= vd. Dannebrogs-Orden, m. ein Rit-
terorden in Dänemark, nad) einer für heilig ge-
haltenen Fahne Dannebrog (d. i. Dünenfahne,
vom altdän. brög, Tuch, Fahne) genannt, u. 1219
von Waldemar IL. geftiftet; Danewert od. Dane—
pirfe, n. ein alter, von den Dänen auf der jütiſchen
Halbinjel zum Schub gegen die Deutjchen errich—
ter Grenzwall.
dangerös (ſpr. g— fh), fr. (dangereux) gefährlid).
Daniel, m. hebr. (vgl. Dan) männl. Name: der
Richter Gottes, der von Gott erwählte Richter.
Danilo-Orden, ein montenegrinifder Orden (von
Danilo I. von Montenegro 1853 gegründet).
Danime od. Danima, eine perſiſch-türkiſche Rech—
nungsmünze, nahezu 1 Pfg. wert, deren 1000 *
1 Toman find.
Daͤniſchmend, m. perf. (gelehrt, v. dänisch, Wiſſen⸗
Ichaft) in der Türkei ein Studierender, Untergetft-
licher oder Diener in —
Daniſierung, f. das Beſtreben, ein Land vd. Volk
(z. B. Schleswig-Holftein) däniſch zu machen; da=
niſieren, däniſch mächen.
danno, m. it. ( J.damnum) Kfſp. Schaden, Verluſt.
danse, f. fr. (ſpr. dangß') der Tanz; danse des
morts (ſpr. — däh mohr) od. danse macabre(f.
Macaber), Zotentanz; dansant (fpr. — Bang),
tanzend.
Dantes, unr. jtatt Tantes, ſ. unter tantum.
Daphne, f. gr. der Lorbeer; Fab. die Tochter des
Flußgottes Peneus, von Qupiter in einen Lorbeer
verwandelt, al3 Apollo fie verfolgte; auch der Sei-
delbait, ein wohlriechendes Ziergewädhs; Dauhne⸗
phãgos, die Xorbeerejlende, Beiname der Pythia;
Daphnephoͤre, m. Zorbeerträger an den Daphne⸗—
phorien, Apollofeſten in Theben, wo ein Knabe
einen lorbeerumwundenenOlivenzweig trug; Daph⸗
nin, n. ein in der Rinde des Seidelbaſts (daphne
mezereum) enthaltenes Alfaloid; Daͤphnis, m. gr.
Tabell. ein fehöner Hirt auf Giztlien, Sohn des
Merkur, von den Dichtern als Meiſter de3 Hirten-
liedes gepriefen; Bapkniten, pl. verfteinerte Lor⸗
beerblätter; Bauhnnomantie, f. Wahrjagerei mir-
tels eines ins Feuer geworfenen Lorbeerzweiges.
Daͤpifer, m. nl. (v. I. daps, Gen. dapis, Mahl, u.
ferre, tragen) der Speifenträger, Truchſeß; Dapts
ferät, n., x. m: das Truchſeßamt.
Dapol, n. (Buchſtabenwort) Deutſch⸗amerikaniſches
dappieren, ſ. tapieren. [Petroleum.
Darbiſten od. Darbychriften, pl. eine nad ihrem
Stifter J. N. Darby benannte, 1840 in der franz.
Schweiz entſtandene chiliaſtiſche Sekte, welche die
Weisfaqungen des A. u. N. Tejtaments buchſtäb—
ich auffaßt; Darbismus, m. der Inbegriff ihrer
Rehren und Meinungen; Darbiftifch, dieſe Kehren
betreffend, ihnen anhängen.
Dardanariät, n. nl. Rſpr. der eigennüsige Bors n.
Ankauf von allgemeinen Berbrauchsgegenftänden,
um deren Breite hinaufzutreiben, insbeſ. Korn-
wucher; (der Name joll von einem phönizifchen
een herfommen, der durch magische
unjt das Getreide in feine Scheunen ſammelte
und erst bei der höchiten Teuerung verkaufte); Dar—
Danarius, m. Kornwucherer.
Sardaneiien, pl. zwei Schlöffer zu beiden Seiten
des Hellespont (j.d.) nach der alten von Dar-
dänos gegründeten Stadt Dardania in Alien
benannt; daher auch jene Meerenge felbit; Dar—
danellen-Geſchirr, Geihirr aus Halbporzelları
aus der Türkei, namentlich aus der türk. Handels—
ftadt Kutähia in Kleinafien.
166 dare
däre, [. geben; f. v. w. debet od. Soll in der Buch—
haltung; detur, e3 werde gegeben; detur copia
protocolli), Rſpr. es werde Abſchrift der Verhand⸗
lung beigegeben.
Dareiken od. Darifen, pl. gr. (sing. Dareikös, m.,
von dem altperjishen Königsnamen Dareios od.
Darius) altperfiihe Goldmünzen, etwas über
12 Mark wert.
Darham, m. türf. Münze, ſ. Derhem.
Dari, f. = Durra, ſ. d. 8
Daribba, ein Getreidemap in Agypten, etwa 1821.
Darling, n. engl. (fpr. Darling), Liebling; jehr lieb,
teuer, wert; auch Name einer Brieftafchen-Kamera.
— f. fr. (ſpr. däriol) Sahnentörtchen, Becher-
paſtete.
Darminvagination, f. dtſch.⸗l. Einſchiebung eines
Darmſtückes in ein anderes, Darmeinſchiebung,
eine gefährliche ae
Darne, f. fr. (ſpr. därn), Fiſchſchnitte.
Darling, f. it. der innere Teil eines Seehafeng, vgl.
Arjenal.
Darſis, f. gr. (v. derein, abhäuien, finden) Heiff.
dag Abhäuten, Wundwerden; Dartos, m. die in-
nere Haut des Hodenjades.
dartrös, fr. (dartreux, von dartre, Hautflechte) mit
Flechten behaftet.
Darwinismus, ın. nl. die Lehre des enal. Natur—
forihers Charles Darwin von der Entwidlung u.
Umformung der Tier» u. Pflanzenarten durd) na-
türlihe Züchtung, Entwicklungslehre, Züchtungs-
od. Zuchtwahllehre, auch Selektions⸗Theorie;
Darwiniſt, m. ein Anhänger diefer Lehre.
Dasjespik, der als Surspget für Bibergeil verwen⸗
dete, ſchwarzbraune, an ver Luft getrodnete did
flüſſige Urin des Klippendachfes; der Stoff wird
auch Hyrac&um capense genannt, ein guano-
ähnlicher Stoff. |
Dafondm, ın. gr. (v. gr. dasys, dichtbewachſen, u.
dasos, Didicht, dichtes Gehüſch), der Forſtmann,
Föriter (Seitenbildung zu Ofonom).
Daſhma, n. oder Daſhtes, f. gr. (von dasys, Dicht,
rauh) Heilk. die Rauhigkeit, Struppigfeitder Haare;
insbeſ. die Augenliderraudigleit; Daſhméter, n.
gr. ein Dichtigfeitsmeiler der Luft, ein Wage-
balfen mit zwei in gewöhnl. Luft gleich ſchweren,
aber ungleich großen Kugeln, von denen die größere
beim Dünnerwerden, die fleinere beim Dichter-
werden der Luft finft (von O. v. Gueride erfunden
u. von ihm Manometer genannt); Daſhypus, m.
gr. (wörtlich Rauhfuß) das Gürteltier; Daſtzürus,
m. (mörtlih Rauhſchwanz) das Beuteltier,
Data, Dataria, datio 2c., |. datum.
Satitca, f. Bot. Streichkraut, eine gelbblühende
Bierpflanze; Datiſcin u. DBatifcetin, n. Scheide.
ein aus den Knollen derjelben gewonnener gelber
Farbſtoff.
Datismus, m. gr. (Dätismös) ein Ausdruck nad
Art des bei Marathon befehligenden perfifchen Sa-
trapen Datis, welcher das Griechiſche fehlerhaft
Trac, überh. ein Spradjfehler, den ein Ausländer
madt.
Datpolith, m. gr. Ve v. dat&ömai, teilen,
zeritüdeln, wegen der fürnigen Abjonderung diefer
Steinart) ein aus Kiefeljäure, Borfäure und Kalk—
erde beftehendes Mineral.
Datiche, f., pl. Datſchen (ruſſ. dätscha, urfpr. eine
vom Fürſten verliehene Schenkung, von datj, ge»
ben) Yandhäufer, Sommerwohnungen in der Um—
ebung einer Stadt in Rußland.
datum (pl. data), I. (v. däre) eig. gegeben, welches
ö— — — — — — — — — — — ———— — —
Dabids
Wort ehedem in geriſchtl. Verhandlungen vor An-
— des Tages geſetzt wurde, daher: das Datum,
Zeit⸗ u. Ortsangabe, Tag, Monatstag; Datums⸗
Uhr, ledtſch., eine Uhr, welche die Monatstage an⸗
zeigt, datum ut retro, auf Wechfeln; dieſelbe
Beits und Ortsangabe, wie die auf der andern Seite
jiehende; datum ut supra, Zeit und Ort wie oben
bemerft; dato, it. Kfſpr. heute; a dato, auh nad
dato und bloß dato, von heute an, von Tage der
Unterfchrift od. Ausfertigung an, bef. bei Beſtim—
mung der Verfallzeit von Wechfeln; dah. Dates
Wechſel, ſolche, deren Verfallzeit vom Tage der
Ausſtellung an gerechnet wird; de dato, vom
Schreibtage oder bom Tage der Ausfertigung au;
datieren (fr. dater), ausſtellen, einen Brief unter⸗
zeichnen, Zeit und Ort darin angeben; vom...-
datieren, herſtammen, ſich herjchreiben; Datie—
rung, f. Ort⸗ und Zeitangabe; — Data, pl. 1. das
Gegebene; in der Größenl.: das als zugeittanden u.
gewiß Angenommene; gefhichtl.: Angaben, vorlie-
dende Tatjachen; Erhebungszahlen, Zahlennad)-
weiſe (in der Statiftik); data et accepta, Ausgabe
und Einnahme; Dataria, f. it. die päpitl. Pfrün-
denfammer, von welcher die Erteilung kirchlicher
Präbenden, aud) der Dispenfation von Ehehinder-
nifjen 2c. abhängt; (ihr Name fommt von der Un—
terjchrift ihrer Erlaffe: Datum apud S. Petrum);
Datarius, ın. der Borfteher diefer Behörde; datie
de mann, f. 1. Ripr. die Entlaffung aus der nedit-
ichaft oder Herren-Gewalt; datio in solutum, Ab⸗
tretung ftatt Zahlung oder an Zahlungs Statt;
datio curatöris od. tutoris, die Beſtellung eines
Bormunds; Dativus, m. im Mittelalter: der
Oberricter in Ron u. dem ganzen Exarchat; Das
tiv, m. (dativus casus), }. Rajus; per dativum,
durch den Gebefall, d. h. durch Beitechung oder
Gejchente, 3. B. zu einem Amte gelangen.
Datũra, f. (v. perj.arab. tätürah) der Stehapfel,
daturs strammonium, eine Öiftpflanze; Daturin
| a aus dem Stehapfelfamen dargejielltes Al-
aloid.
Daucus, m. I. (gr. daukos) die Mohrrübe, Möhre;
d. oder succus dauei inspissätus, Heilf. ein⸗
gedidter Mohrrübenfaft.
Daulet, n. arab. (fpr.vanlett), das Reid); Häufig in
ufammenfegungen als oriental. Ehrentitel, 3. ©.
| chäsud=Denlet, m. (pr. beha-ud-danlett), Koft-
barfeit des Reiches, ein Ehrentitel des jegigen Be-
| herifchers von Kaſchgar; Nizäm-ud-Daulet, m.
| (fpr. nifähm—) Ordnung od. Ordner des Reiches.
Daumont, fr. (ſpr. domoͤng) ein Eigennane; davon:
; äla Daumont, (fr. attelage, d. i. Gejpann, à Ia
| Daumont), Biergejpann mit Stangenteiter.
Dauphin, ın. fr. (pr. bophäng) eig. f. v. w. Delphin
(1. d.); jett 1349, wo da3 Gebiet der Dauphine au
das Haus Valois Fam, bis zum Jahre 1830 Titel
des Kronprinzen von Frankreich; Dauphlne, f.
die Gemahlin desfelben; auch ein buntes Wollen-
und Seidenzeug.
Dans,n.(ausdem altfr.dous, jegtdeux, zwei, entit.}
in der deutichen Spielfarte ein mit zwei Augen be»
zeichnete3 Blatt, dem Werte nad) gleich dem As in
der franzöſiſchen Karte.
David, m. hebr. (Dävid) nad; dem Wortbegriff: der
Geliebte, männl. Name, insbeſ. des Königs von
Iſrael, Sohnes Iſais ꝛc. (Davidiſche Pjalmen,
Davids Harfe ꝛc.).
| Danids od. Davits, pl. engl. (ſpr. dehwits) eiferne
| Kräne od. Winden zur Hebung des Ankers, fowie
Dabier
ſolche drehbare Kräne zur Aufhängung der Boote
an den Schiffsſeiten.
Davier, m. fr. (ſprich: a die Fügezwinge der
Tiichler; auchdie Fügebanf; ferner die Zahnitange,
f. v. m. Belifan.
Davits, |. Davids. J
Davorien, pl.(jerb.dawörije)iliyrifche Kriegslieder.
Davus, m. I. ein gemöhnlicher Sklavenname in den
zöm. Ruftfpielen; Davus sum, non Oedipus, |.
Spriw. bei Terenz: ich bin Davus, nicht Ödipus (f.
d.), d. i. fein Meijter im Erraten.
Dayyihe Sicherheitslampe (ſpr. Dehwi—) eine
von dem engl. Chemifer H. Davy erfundenelampe
für Bergleute, bei welcher die Zlamme von einem
engmafchigen Drahtneg umgeben ift, um die Ent»
zundung des Grubengafes zu verhüten; Davyum,
n. ein ebenfalls nach H. Daoͤy benanntes, 1877 von
Serge Kern in der Blatinagruppe entdedtes eigens»
tümliches Metall; Dapyſcher Flammenbogen,
f. unter Elektrizität (Schluß).
Day, |. Dev.
Days of humiliation, pl. engl. (fpr. deh3 of jumil»
jebih’n) Tage der Demütigung, die beiden Buß»
tage in England, der 30. ——— (Enthauptung
Karls I. 1649) u. 2.Sept. (Rondoner Brand, 1666).
de, I. u. fr. von, aus, als Vorwort in Zufammen-
fegungen bejond. dem deutjchen ab» oder ent- ents
ſprechend; de grace und ähnliche Verbindungen
j. unter dem Folgeworte.
dead heat, n. engl. (ſpr. ded Hit), totes Nennen,
d. h. unentjchiedenes Rennen, bei dem beide Pferde
gleichzeitig am Ziel anfommen.
Dealbation, f. n!. (vom lat. de-albäre) da3 Weiß⸗
machen der Metalle.
Deartikulation, f. nl. (vgl. artikulieren) die Aus»
renfung; auch }. v. w. Diarthroiis.
Deauration, f. nl. (vom I. de-aurare, vergolden)
die Bergoldung. —
Debäcle, f. frʒ. (pr: —bäfl), der Eisbruch, der
Bufammenbrud) (Titel eined Romans von Zola).
Bebaclieren, fr. (debäcler, v. bäcler, jperren, eig.
mit einem Stabe od. einer Querſtange; ml. bacu-
läre, v.I.baculus, Stab) einen Hafen räumen, d.h.
die ausgeladenen Schiffe aus dem Hafen bringenze.;
Debaclage, f., r. n. (jpr. — klähſch') Schiffipr. die
— Wegſchaffen der ausgeladenen
aren, Schiffe ꝛe.; Debacleur, m. (pr. —klöhr)
ein Hafenräumer.
deballieren, fr. (déballer) Waren auspacken; De—
ballage, f., r. n. Kfſpr. (ſpr. —lähſch) die Aus⸗
packung.
Debandieren (ſpr. —bangd—), fr. (d6bander; vgl.
Bande) ſich zeritreuen, die Reihen auflöfen; Bes
bandade, f. od. Debandement, n. (ipr.debangd’-
mäng) Kripr. das ordnungslofe Fechten der Sol⸗
daten: auch ein zeritreuter Rückzu
debanquieren, dDebantieren, fr. (debanguer) im
Haiardipiel: entbanten, die Bant Iprengen.
debarbariiicren, barb.-!. der Roheit entreißen,
Debardieren, fr. (d&barder; von barder, auf eine
Zragbahre [bard) laden) etwas aus dem Schiffe
ausladen, ans Land bringen; Debardage, f.,r.n.
pr. —dahjch’) die Entladung einesSchiffs, bef.von
ee: Debardenr, m. (fpr.—döhr) ein Aus⸗
lader, Schiffsauslader; auch eine gebräudliche
üppige Damenmaste,
Debarcadere, m. fr. (ſprich: debarfadär; aus dem
Spanischen) Zandungsplag, Halteftelle der Boote.
Bebarguieren (ipr. —fieren), fr. (debarquer; vgl.
Barke) oder debarkieren, ausſchiffen, ans Land
deblodieren 167
jegen, ausfegen; landen; Debarquement, n. (pr.
debarf’mäng) die Landung, das Ausiteigen aus
den Schiffe; aud) die Ausladung der Waren.
Debarrafiieren,fr.(debarrasser;v.barre,Schranfe;
val. embarraffieren) wegräumen, fid) losmachen;
Debarraſſement, n. (fpr. —mäng) die Wegräu-
mung von Hindernifjen, ae Ä
Debätte, f., pl. Debatten (v. fr. le debat, dieStrei-
tigfeit; pl. debats) Wort- oder Redekampf, Wort-
gefecht, Verhandlung, Beiprehung; Debater, m.
engl.(fpr.debehter) Meifter ver Debatte; debattie—
ren (fr. debattre), ftreiten, verhandeln. 1%
Debauche, f. fr. (pr. deboͤhſch) Ausfchweifung, UÜp—
piyfeit; Debauché, m. (fpr. debofcheh) ein Wollüfi-
ling; debauchieren (pr. debofch — ; fr.debaucher,
urjpr. aus der Werfftätte locken, vom altfr. bauche,
Werkſtätte und Lagerſtätte des wilden Schweins)
ausſchweifen; einen debauchieren, ihn zu Aus—
Er verleiten; dehauchant (ſpr. debo-
hdng, gew.—fchänt), ausjchweifend, ſchwelgeriſch;
verführend; Debaucheur, m. (pr. deboſchöhr) ein
Berführer, Kuppler.
Debellieren, I. (debelläre; v. bellum, Krieg) aus—
fümpfen; völlig befiegen; Debellation, f. nl. die
Übermwältigung; Debellütor, m. I. der Über
winder.
Debent, m. (1. debens, v. deböre, follen, ſchuldig
jein) ein Schuldner; Behentür, f.(engl.debenture;
fr. debentur, ehem. eine Quittung; urfpr. das !.
debentur, als 3. Berjon pl. von deberi) Koſten,
Rollvorfhuß,denmanzurüderhält;Empfangichein;
Dẽbet, n. (vom I. debet, er ift ſchuldig) Kfipr. das
Soll, die Schuld, welche jemand für empfangene
Waren zu bezahlen hat, oder deren Zahlung der
Berfäufer erwartet; vgl. Kredit; Hr. N. debet,
d. h. foll oder iſt ai; — debita portio, £.
der Pflihtteil; debitnm, n. !. die Schuld; pl. de—
bita, Schulden; — Débito, m. it. die Schuld, das
Schuldige; Bebitmaile, = Kontursmaife,l. d.;
Debitiweien, das Schuldenweſen; — Debitor, m.
l. pl. Debitüres, Ripr. Schuldner, Schuldiger, im
Gegenjag von Kreditor; Debitrig, f.die Schuld-
nerin.
Debil, I. (debilis,e) ſchwach; Bebilität, f.(l.debili-
tas) vie Schwäche, Kraftlofigfeit; debilitas anlıni,
Geiſtesſchwäche; debili tieren (I. debilitäre),jchmä-
chen, entträften; Debilitation, f. die Schwächung,
Entkräftung.
Debit, m. fr. (Tor. debih; urſpr. wohl = Debet, v.
debitum, alſo eig. Schuld od. ausſtehende Zah—
lung für verfaufte Waren), der Abſatz, Abaang,
Verkauf, Verichleiß od. Bertrich v. Waren; Debit⸗
Komifjionen, pl. Aufträge zum Vertrieb von
Waren; Debits-Poſtanſtalt, Abſatz-Poſtanſtalt;
Debitieren(fr. debiter), abſetzen, verkaufen; uneig.
verbreiten, ausſprengen, z. B. eine Nachricht; auch
etwas als Schuld anrechnen, belaſten; Debitaͤnt,
m. Kleinhändler, Einzelverkäufer.
Debitor, debitum 2c,, ſ. unter Debent.
Deblai, m. fr. (ſprich: debläh) die Ausgrabung bei
Erdarbeiten, die Wegräumung des Schuttes; de—
blayieren (ſpr. debläjieren; fr. déblayer, zgez. aus
débalayer, v. balayer, ausfegen) ausgegrabene Erde
wegſchaffen, abräumen; bet die Qaufgräben nach
der Belagerung wieder einreigen.
deblockieren, fr. (debloquer, vgl. blocdieren) Krfpr.
entjegen, die Einfchliegung oder Sperrung eines
Ortes aufheben, freigeben; bei Buchdr. die Fliegen»
köpfe herausnehmen, d.h. den in Ermangelung des
rechten einstweilen verkehrt eingeſetzten Buchſtaben
168 Debonnaire
wieder herausnehmen und gegen den rechten aus—
tauschen; Debloquement, n. (prich: deblof'mäng)
die Aufhebung einer Blockade (f. d.).
Debonnaire, m. fr. (fpr. —nähr; entft. aus de bon
air, prov. de bon aire, vgl. Air) der Sanftmütige,
Geduldige, Nachgiebige.
Deböra, f. bebr. (Deböräh, v. dabär, faffen, paden)
weibl. Name, eig. die Biene od. Welpe.
Ddebordieren, fr. (d&border, val. Bord) austreten,
von einem Fluß, fich über die Ufer ergießen; auch:
den Saunt abtrennen, abfanten; uneig. ausfchwei-
fen, 3.8. ein debordierter, d.t. ausichweifender
Menſch; Krſpr. überflügeln; Debordement, n.
(fpr. — mäng) das Austreten, die Ergießung eines
Fluffes (auch uneig. der Galle), einer Überſchwem—
mung, Flut od. Überflut; Ausfchweifung, Zügel-
lofigfeit.
debattieren, fr. (debotter, von botte, Stiefel) Die
Stiefel ausziehen.
debouchieren (pr. —bufh —), fr. (deboucher, von
boucher, zujtopfen,bouche, Mund, Offnung), etwas
Beritopftes öffnen, 3. B. eine Flajche entforfen;
Kripr. aus einem engen Paß hervorbrechen; Ges
legenheit zu gutem Abjaße finden; Behandhe (ipr.
debujcheh) oder Debouchement (pr. —ih’mdng),
n. der Ausgang aus einem Engpaß, die Mündung
der Schlucht; Kfipr. der Abjaß, Vertrieb von Was
ren; Weg oder Mittel zum Abſatz derfelben.
debourſieren (ipr. —burk—), fr. (debourser, von
bourse, Börfe, Beutel) auslegen, vorſchießen; De—
bours, m. ((pr.—bubhr), Debourfé, n. u. Debour⸗
fement,n.(jpr. — burß'mäng) die Auszahlung, aus⸗
gelegte Geld, der Vorſchuß.
Debris, pl. fr. pr. debrih; von briser, brechen) die
Trümmer, Überbleibfel von Truppen, die übrige
Mannicaft. 2
debrouillieren (ſpr. debrujieren), fr. (debrouiller;
vgl. brouillieren) etwas entwirren; Debrouille—
ment, n. (ſpr. debruj'mang) die Entmwirrung.
debüchieren (pr. —büfch—-), fr. (debucher) Jäger⸗
Be; aus dem Busch hervorbredhen; Krſpr. feinen
tand oder daS Lager verlaffen.
Debüsquieren (ipr. —büsfieren), fr. (d&busquer)
Kripr. verjagen, aus einer vorteilhaften Lage oder
Stellung verdrängen; Debüsquement, n. (jprid):
— büskmäng) die Vertreibung.
Schuiköp, n. ein nach dem Erfinder Debus benann-
tes Staleidoffop (f. d.) mit polierten Silberplatten
ſtatt der Spiegel.
Debüt,.m. fr. (fpr. debüh; eig. der erſte Wurf oder
Stoß im Spiele, von but, Ziel) der Antritt, Be—
ginn, erjtes Auftreten, 3. B. eines Schaufpielers
auf dem Theater, die Antrittsrolle; Antrittsrede;
Debütieren (fr. debuter), zum eriten Male auf-
treten; feine Antrittsrolle fpielen, die erite Amts—
handlung verrichten; Debütdnt, m., Debütaͤn⸗
tin, f. wer zum erjtenmal öffentlich auftritt, bef.
auf dem Theater.
Decalogus, |. Dekalog ıc.
Decundria, |. Defandria.
devem, [. zehn; Dezem, m. der Zehnte, näml. Teil
von etwas, al3 Abgabe an Geiſtliche; Dezember
m. l. der Chriitmonat, eig. der zehnte Moñat nad)
dem ältejten römischen Kalender, vom März an
geaählt: vgl. September; Bezembriiten, pl.
Dezembermänner, Anhänger Louis Napoleons u.
Unterjtüger des ſogen. Staatsſtreichs am 2. De-
zember 1851; Decempẽda, f. Meßrute, Meßſtange
von 10 Fuß oder etwas über 3 m; Decempedä=
tor, m. der Feldmefjer; Dezempir, m. ein Zehn-
Dedjirage
herr, Mitglied einer aus zehn Männern beitehen-
den Behörde; am befannteiten find aus der römi—
chen Geichichte die Decemviri legibus scribundis
oder gefeßgebenden Zehner, welche dag Zmölftafel-
geieh verfaßten; dezemviräl, zehnherrlich; 3. B.
ezemviräl-Kollegium: Degempirät,n. (im
Zat.m.) die Zehnherrichaft; Dezendium, n. nl. ein
Tagzehnt, eine zehntägige Friſt; Dezennium, n.
J. ein Jahrzehnt, ein Zeitraum von 1O Jahren;
Desennäl (Il. decennälis, e) aehmjährig.
dechagrinieren (pr. ch = Ih), fr. (dechagriner,
val. Chagrin) von Kummer befreien.
dechalandieren (ipr. deihalangdieren), fr. (d&cha-
lander; vgl. Chaland) jemand um feine Kunden
bringen; auch einen Käufer durch unhöfliches We-
jen u. dgl. verſcheuchen.
Dechanei, |. Dekanei; Dechant, ım., aus dem l.
Dekanus entit., f. d.
Decharge, £. fr. (pr. deſchärſch'; vgl. Charge) 1. das
Ab⸗ od. Ausladen von Schiffen; 2. die Entlaftung,
Entbindung von einer Schuld oder Verbindlichkeit
und die darüber auögeitellte Urkunde, Bejcheini-
gung einer Geſchäftsvollendung (einem Dedharge
erteilen); 3. Kripr. das Abjchießen od. Abfeuern
eines Gejchiiges, die Salve; 4. Bauf. Strebeband,
Strebebogen; daher: Behargenmauer, eine
Mauer mit folchen Strebepfeilern an der Innern
und äußern Böſchung eines Feitungsgrabeng, um
den Drud der Erdmaffen abzuhalten; Beharges
kaſematten, pl. die unter den Strebepfeilern der
Dechargenmauer gelegenen Räume, die entiveder
zur Verteidigung dienen, oder als Borratsräume,
zumeilen auch ala Wohnungen verwendet werden;
5. auch eine Polterkammer; dechargieren (fr. dE-
charger), abladeı; entladen, entbinden, losſpre—
chen; tilgen, auslöfchen, 3. B. eine Schuld, einen
Poſten; abfeuern, losfchießen, losbrennen.
Deharmieren (pr: deiharm—), fr. (d&charmer;
vgl. Charme 2c.) entzaubern.
decharnieren (pr. a: fr. decharner, von
chair, l. caro, Gen. carnis, Fleiſch) das Fleiſch
ablöſen.
dechauſſieren (ipr.deichofi—), fr. (déchausser: vgl.
haujiteren) eig. die Fußbefleivung ablegen; einen
Zahn —, ihn vor dem Herausnehmen vom Zahn—
— entblößen; Dechauſſoir, m. (ſpr. deſchoſ⸗
ocihr) der Zahnfleiſchablöſer, ein Werkzeug der
Zahnärzte.
Decher, m., Dechent od. Dechend, n. (Entitellungen
des I. decem, ein Zehent) Kfipr. eine Anzahl von
10 Stück Fellen; bei den ruffiihen Rauchwaren:
40 Stüd. ?
Dechet, ın. fr. (ſpr. deſcheh; v. dechoir, abfallen, ab-
nehmen, von choir, altfrz. cheoir, fallen; vgl.
Chance) Kfipr. die Gewichtsabnahme, der Abgang
oder Verluſt, den eine Ware erleidet durch Ab-
fonderung der dabei befindlichen Unreinigfeiten,
des Staubes, Sandes uſw., ſowie duch Eintrod-
nen, Ausrinnen ufw., vgl. defalieren.
dechiffrieren (ipr. deih—), fr. (dechiffrer; vgl.
Chiffre.c.) entziffern, enträtjeln, den Sinn einer
willfiirlih erfundenen Geheimichrift ermittelt;
Dechiffrierung, f. od. fr. Dechiffrement, n. (fpr.
—mäng) die Entzifferung; Dechiffrier-⸗Kunſt, die
Entzifferungstunft; dechiffrable (ipr. — Trab N),
entzifferbar; Dechiffreur, m. (jpr. dedhiffröhr) ein
Entzifferer; ſich dechiffrieren, ich nennen, ſich zu
erfennen geben. ;
Dechirage, f.,r.n. fr. (ſpr. deſchircihſch'; v. dechirer,
zerreigen) daS Trümmerwerf, alte Blanten 2c. von
dechriſtianiſieren
unbrauchbar gewordenen und deshalb zerſchlage—
nen Schiffen.
dechriſtianiſieren, barb.IJ. entchriſtlichen.
Deciar oder fr. Deciare (ſpr. deßiahr), ſ. unter Ar
und Are.
Deeiſtere, ſ. Stere.
Decompte, m. fr. (ſpr. deköngt': vgl. Compte) der
Rechnungsabzug; die Gegenrechnung; decomp—
tieren (fr. decompter), abrechnen, abziehen.
Dedag, f.(Buchftabenwort), Düffeldorfer-&lektrifche-
Droſchken-Aktien-Geſellſchaft.
dedaignieren, Dedain, ſ. dedignieren.
dedeforieren, I. (dedecoräre, vgl. Decorum) ent-
ehren, jhänden; Bedeforation, f. (jpätl. dedeco-
ratio) die Entehrung, Schändung.
dedignieren, I. (dedignäri; vgl. Dignitüt) oder de—
Daignieren(ipr. dedänjieren), fr. (dedaigner) ftolz
verachten; unter feiner Würde achten, verihmähen;
Dedignation, f. I. (dedignatio) oder Dedain, m.
fr. (fpr.dedäng) ſtolze Berachtung, Geringſchätzung;
dedaigneux (pr. dedänjöhs), verächtlic), gering-
ſchätzig.
dedit, { (von dare), abgekürzt ddt., er hat gegeben
oder bezahlt; dedieren oder Deditieren, fein de-
dit hinzuſetzen, Kfſpr. etwas als bezahlt an—
merken, eine Schuld tilgen, austun.
Dedition, “ (deditio, v. dedäre, übergeben) die
Ergebung, Übergabe.
dedizieren, I. (dedicäre, von dicäre, verfünden,
weihen) zueignen. widmen, 3. B. jemand ein Bud)
— tiften; Dedikation, f.(dedicatio) die Zu-
eignung, Widmung; Schenfung, Stiftung; dedi«-
eäto, it. zugeeignet; Bedifätor, m. jpätl. der Zus
eigner, Widmer; dedikatsriſch, nl. zueignend,
widmend.
dedommagieren ſpr. —maſchi —) fr.(déedommager,
v. dommage, Schaden, altfr. damage, v. I. dam-
num) entfhädigen, ſchadlos halten; Dedommage⸗
ment, n. (ſpr. — ſch'mang) die Entſchädigung.
dedoublieren (fpr. ou = u), fr. (dedoubler; vgl.
double) Kripr. ein Regiment um die Hälfte ver-
mindern; bei dem Marjch in halbe Züge abbrechen;
Dedoublement, n. fr. (pr. —mang) die durch Tei-
fung entjtehende Berdoppelung von Pflanzenor-
anen.
Ddeduzieren, I. (deducere, herabführen, abziehen,
ableiten) herleiten, ermweijen, dartun, den Rechtsbe—
weis führen aus andern ſchon erwiejenen Säßen
oder Rechten; auch darlegen, erflären; dedüctis
deducendis, nad) Abzug des Abzuziehenden, nad)
erforderliciem Abzuge; auch nach Erweis des zu
Erweifenden; dedüctis impensis, nad) Abzug der
Roiten; Deduftion, f. (I. deductio) der Abzug von
einer Summe; Denil. die Ableitung des Belondern
aus dem Ben Beweisführung; Ripr. Ub-
leitung der Rechtsanſprüche aus den Grundfäßen
des Rechts, Rechtserweis, Darlegung u. Erörterung;
deductio ad absürdum, Beweis aus der Falſch—
heit de3 Gegenteild; per deductiönem einen
Bemeis jüheen, vom Allgemeinen auf das Be-
jondere jchliegen,entg.perinductionem;.unt.
induzieren; Deduftid, folgernd, herleitend, vom
Allgemeinen ausgehend.
Deer-ſtins, pl. pelzartige Wollenzeuge, die aus
Lumpen bergeftellt werden, Rotiwildfelle.
defäzteren, I. (defaecäre) enthefen, von Hefen (fae-
ces, pl. v. faex) reinigen, läutern; Defäfstion, f.
die Enthefung, Läuterung, dem. Reinigung; bei.
Läuterung de3 Zuderfaftes durch Kalt; aud) Aus—
feerung der erjten Wege, in der Heilk; Defäkations⸗
defendieren 169
fall, ein in den Gasanjtalten gewonnener, mit
Schwefelwaſſerſtoff durchzogener Kalt, Dünger.
Defaite, £. fr. (ſpr. defäht’, von defaire, it. disfare,
etwas Gemachtes zunichte machen, vom I. dis- und
facEre) die Niederlage.
Defalzieren, nl. (v. falx, Gen. faleis, Sichel) eig. ab-
mähen. mit der Sichel wegnehmen; Rſpr. vorweg—
nehmen, abziehen, 3. B. einen Anteil von einer
Erbichaft; Defallation, f. Ripr. das Abziehen,
Vorwegnehmen.
defamieren, r. diffamieren, I. (diffamäre; vgl.
Fama) in üblen Ruf bringen, entehren.
defanieren, nl. (v. fanum, Beil er Ort) entheiligen,
bei. von Gebäuden gesedulih
Defatigieren, I. (defatigäre; vgl. fatigieren) ab»
matten, müde machen; Defatigatien, f. die Er-
müdung, Ermattung.
Sefaut, m. fr. (fpr. defsh: it. diffalta, v. l. dis- und
fallitäre, aus fallere, entgehen, fehlen) ein Mangel,
Tehler, Gebrechen; ungehorſames Ausbleiben,
Nichtericheinen vor Gericht.
Defabveur, f. fr. (fpr. defamöhr; it. disfavore) die
Ungunft, Abgeneigtheit, Ungnade; Kfipr. ein un-
günitiger, zu geringer Preis; defavoräbel (fr. dE-
favorable), ungünitig, abgeneigt.
defecteren, Deickation, |. defäzieren zc.
Deiekt, m. I. def6ctus (von deficere, fehlen; vgl.
deficit), ein Mangel, Fehler, Abgang, z. B. an
. einer Kaffe, an einem Buche 2c., eine Lücke; daher:
Sefektbogen, Ergänzungsbogen, Überihußbogen,
Sefekthuch, n. Beitellungsbud), Bedarfs- od. Fehl⸗
buch; Defektzettel, Poſtd. Tehlzettel; in defeetu
peccieren, im Sehlenlafjen fündigen, in der Sade
zu wenig tun; ob deföctum, in Ermangelung zc.;
Defekt (als Beimort), mangelhaft, —
beſchädigt; defektieren, nl. Rechnungsfehler auf-
ſuchen und rügen, etwas bemängeln; Poſtd. fehl—
melden, um die Nachſendung erſuchen; ergänzen,
wiederbeſtellen; veruntreuen; Defektierung oder
Defektmeldung, Fehlmeldung, Meldung des dei
len3 eines Gegenitandes; Defeftion (defectio),
f. 1. der Abfall, die Abtrünnigteit; aud) Abnahme,
Schwinden der Kräfte; Defektin (I. defectivus, a,
um), mangelhaft, unvolljtändig,unvollzählig; ver-
ba defectiva, pl. mangelhafte Zeitwörter, a
bum; Defektinfirchen, bei fatholiihen Schrift-
itellern: abgefallene Kirchen, alle nichtfatholifche
Kirchen; Defektivität oder Defektuoſität, f. nl.
die Mangelhaftigfeit, Unvollitändigfeit; Defeftür,
f. in Apotheken: die Bejforgung des Yaboratoriums
(entg. Rezeptur, ſ. d.); Prüfung, Ergänzung;
Defekturberichtigung, f. Fehlerberichtiaung.
defendieren, I.(defend£re)verteidigen; Dejendend,
m. (defendendus) u. Befendendin, f. der oder die
zu verteidigende Beklagte, der Schüßling; Defen—
dent, m. (1. defendens) = Defenfor, ſ. u.; De—
fenders, pl. engl., vereinigte Jrländer, Be—
nennung der im Sahre 1791 in Jrland in einen
Berein zufammengetretenen deinofratiichen Gejell-
haften: Defenſion, f. I. defensio, Verteidigung,
Gegenwehr, Verteidigungsſchrift; Defenſions—
Anſtalten, Verteidigungs- od. Wehranſtalten; De—
fenſionskrieg, Verteidigungsfrieg; Defenſions⸗
Winkel, Kr. der Beſtreichungs- od. Strichwintel;
defeniionäl, nl. = defenfiv, f. u.; def-nsio-
nales, pl. Verteidigungsfchriften; Defenfionäf-
Zeuge, ein Entlaftungs- od. Schubzeuge; Defen⸗
iöner, pl. im dreißigjährigen Kriege die vom
ande, bef. zur Verteidigung der Städte aufgeitell-
ten Mannichaften, Landwehren; defeuſib und al3
170 deferieren
Adverb defensive, verteidigungsmeife; defenſive
Stellung, diejenige, in der man den Angriff des
Feindes erwartet; defensiveWerke, Schugwerte,
die bei Uferbauten den Einiturz verhindern; De—
fenſip-⸗Allianz, f. ein Schugbündnis; Defenſiv⸗
und Offenjiv-Altanz, Schuß» und Trugbiündnis
(zu Wehr und Angriff); Defenfin-Krieg, ein Ver⸗
teidigung3- oder Wehrfrieg; Defenſib-Mittel,
Heilf. (defensivum) ein äußeres Schußmittel gegen
ſchädliche Einflüffe; Beienfin:Zafien, Verteidi⸗
ungswaffen; Deſenſive, f. (fr. la défensive) die
erteidigung, der Verteidigungszuftand, entg. der
Offenjive; Defenfor, m. I. ein Verteidiger, Be-
ſchützer, Vertreter, Sachführer; defensor fidei,
Beſchützer des Glaubens, eine Benennung der Kö—
nige von Großbritannien feit Heinrich VIIL, der
wegen einer wider Luther herausgegebenen Schrift
Dielen Titel vom Papſt Leo X. 1522 erhielt; de=
fenförtfch, verteidigungsmeife.
Beferieren (fr. d&ferer, vom |. d&ferre), angeben,
dinterbringen, (einen Schuldigen bei einer Behörde
ujw.) anzeigen; einem etwas übertragen, zuer»
fennen, bemwilligen, 3. B. eine Gunft, Ehre ujmw.;
zujchieben, 3. B. einen Eid; Deferent, m. (1. de-
ferens) der Abforderer eines Eides, der einem
andern einen Eid anträgt oder zufchiebt; auch ein
Angeber; auf Münzen: das Zeichen des Prägorts
oder des Münzmeiſters; Deferenz, f. nl., oder
Deierence, f. fr. (jpr. —rängb’) Gewährung; die
Willfährigkeit, Fügſamkeit, auch Unterwürfigfeit,
Ehrerbietung. Berichteritattung.
Befervefzteren, I. (defervescöre; val. ferveſcieren)
abbraujen, verfühlen; Deferveſzenz, f. nl. das
allmähliche Erkalten.
Defi, m. fr. (ſpr. defih) die Ausforderung zum Zwei⸗
fampf, ein Fehdebrief; Defiteren (fr. defier, it. dis-
fidäre, sfidäre, v. I. dis- und fides, (ſ. d.), aljo eig.
Vertrauen und Treue aufjagen), jemand miß—
trauen; ihn herausfordern; überh. Trotz bieten,
trogen; defiant (ſpr. defidng), mißtrauiſch; De—
fiance, k. (ſpr. defiängß) Mißtrauen.
defibrieren, fr. (von I. fibra, fr. fibre, Faſer) zer-
fafern, entfafern; Befibreur, m. fr. (jpr. —öhr),
der Holzjchleifganga, der Zerfaferer oder Schleifer
(Maschine in der Holzichleiferei).
deficit, I. (v. deficere, fehlen) es fehlt, tft nicht da;
ein Defizit, n. der Feblbetrag, Minderbetrag in
einer Rechnung; Sättigungsdefizit, Sättigungs-
abitand; Defizient, m. ein Zehlender, Abtrünnis
ger; ein Schuldner; ein Entfräfteter, u Oſter⸗
reich: ein durch Alter od. Krankheit zur Verſehung
ſeines Amtes unfähiger Geiſtlicher; deflci6ndo,
it. Tonk. verlöſchend; Defizienz, f. nl. die Er-
mangelung; der Ausfall.
Defigurieren, nl. (vol. Sigur 2c.) verunftalten, ent»
jtellen; Defiguratien, f. die Berunjtaltung.
Beflteren, j. unter Defi.
Befilieren, fr. (defiler; von file, Reihe, I. fila, pl. v.
lum, Faden) einzeln vorbeiziehen, durch eine Weg—
enge gehen; eine Schanze defilieren, erhöhen,
fihern, deden, d. h. fie fo erhöhen, daß der Yeind
fie nicht bejtreichen oder nicht herüberfehen kann;
Defild, n. fr. Wegenge, Enggaß, jeder enge Weg,
auf dem ſich Truppen nur in fchmaler Reihe oder
vereinzelt fortbewegen fünnen, 3. B. Hohlwege,
Dammmege, Brüden, Tore 2c.; Defilement, n.
fjpr. —mäng) die Gicheritellung eines Feſtungs—
werks vor dem Beſtreichen des Geſchützes; hori—
zontales Defilement, ein ſolches, daß die Schanze
nicht beſtrichen oder der Länge nach beſtiegen wer⸗
defluteren, I. (deflugre) a
deforin, I. (deförmis; vgl. Form) ungeftalt, häßli
deform
den kann; ein vertifales Defilement, ein ſolches,
daß der Feind nicht hineinfehen oder ſchießen fan,
jo daß der innere Raum geſchützt ift (horizontal
defilierte und vertikal defilierte Schanze); das Vor—
beiziehen in fchmalen Reihen; Gänſemarſch; Bes
filier-Cour, f. eine neuerdings üblich gewordene
Form der Aufwartung Cour) bei dem Fürften 2c.,
— ſchnellem Vorübergehen der Courmacher
eſteht.
definieren, I. (definire, abgrenzen, v. finis, Grenze):
den Inhalt eines Begriffes Scharf begrenzen, genau
beitimmen, einen Begriff erklären, indem man feine
weſentlichen Merkmale angibt; Naturl. von Mikro—
jfopen: die Bilder fcharf begrenzt zeigen; Defints
tum, n. Beſtimmtes, ein genau beitimmter Begriff;
definite, ausdrüdlich, deutlich; Definition, f. L.
definitio, die Beſtimmung; Begriffsbeitimmung,
Erilärung; definitio genetica, Urſprungs- oder
Entitehung3-Erflärung; d. nominälis, Nameıt-
Erflärung; d. reälis, Sacderflärung; d. verbäs
lis, Worterflärung; definitin (I. definitivus), als
Adverb. auch definitive, entjcheidend, entſchieden,
beitimmt, ausdrücklich, auch abjchliegend, end»
— Definitiv-Frieden, der völlige Frieden,
riedensabſchluß; Definitin-Traftät, m. ein ab»
jchließender Vertrag, Schlußvertrag; DBefinitibe
Nrteil, definitiva santentia, das Endurteil, ver
Endbeſcheid; Definttivum, n. eine endgültige Er-
Härung od. Bertragsbeitimmung; endgültige Eins
rihtung, entgegen Krovif orium; Definitor, m.
eig. der Beltimmer; ein oberer Ordensgeiitlicher,
Mitvoriteher eines Kloſters; der Nächſte nach dem
Dom-Dedhanten in Didzefen der römifchen Kirche;
Definitorium, n.nl. ein Verein gewählter Mönche
eines Ordens, welche dem Vorſteher desſelben im
der Leitung der Ordend-Angelegenheiten beiltehen;
Definitorialprüfung, die legte Prüfung, Staats⸗
prüfung der Theologen.
deflagrieren, I.(deflagräre; vol. flagrieren) ab⸗ od.
ausbrennen, duch Feuer reinigen; Deflagration,
f. Scheidef. Läuterung od. Reinigung durd) Feuer;
Deflagrätor,m. nl. der Abbrenner, Reinbrenner,
= galvaniicher Apparat zum Schmelzen der Me—
talie.
Deilcktieren,1.(deflectöre;vgl.fleftieren)abmeichen,
Be (.deflexio) Ablenkung, Ab⸗
weichung; Defſexion des Lichtes, die Beugung
od. Ablenkung der Lichtſtrahlen von ihrem geraden
Wege; Deflektor, m. ein Schornſteinaufſatz, eine
Winde oder Rauchkappe; eine befondere Luftzufüh—⸗
rung bei Petroleumlampen, Zuftfauger; Deflef-
tion, f. Durchbiegung; Deflektionsmeſſer, m. der
Durchbiegungsmeſſer.
deflorieren, nl. (deflöräre, eig. der Blüte beauben,
von flos) eine Jungfrau entehren, entjungfern;
Deflorãta, f eine Entehrte 2c.; Defloration, f.
das Abitreifender Blüte; uneig. Entehrung, Schwäs
bung, Schändung einer Jungfrau, Entjungferung;
Deflorätor, m. ein Su
fließen, abfallen, ſchwin⸗
den; defluvium capiliörum, n. J. daS Ausfallen
der Kopfhaare; Defluxion, f. (jpätl. defluxTo) der
Abflug; Heill. f. v. wm. Katarrh; defluxo ter-
mino edictäli, I. Rſpr. nad) abgelaufener Vor—
ladungsfriſt.
Defoliation, f. nl. (von folium, Blatt) der Laubfall,
die Entblätterung der Bäume und Sträucher.
Seiormität, f. (deformitas) die Mißgeftalt, rk
licykeit; deformieren (deformäre), entitellen, vers
Defrai
unftalten; Deformation, f. Migbildung, Mißge⸗
staltung; Deformes, pl.fr. große jchlappe Filzhüte.
Defrat, ſ. dDefrayieren.
Deiraudieren, I. (defraudäre; von fraus, j. d.)
betrügen, unterfchlagen, bef. Steuern, Zölle uſw.
binterziehen; Defraudantod.defraudätor,m. ein
Betrüger, Zoll- od. Steuerhinterzieher, Schmuggler;
Sefraudation, f. Betrug, Unterfchleif, Hinter:
ziehung; Schleichhandel. 4
defrahieren (jpr.defrejieren), fr.(defrayer, v. frais,
ſ. d.) freihalten, koſt- und zehrungsfrei halten;
Beirat, m. (fpr. defreh) das Zreihalten.
defrichieren (jpr. defriichieren), fr. (defricher, von
friche, f. das Brachfeld, und dies vom ml. fracti-
tium, — mit dem Pflug zerſchnittenes
Sand. v. fractum, frangere, brechen) ein ödes Feld
umbrechen, aufreißen, urbar machen, bearbeiten;
Defrichement, n. (fpr. defriſch'mang) die Urbar-
machung.
defrugieren, l. (defrugäre; v. fruges, Feldfrüchte)
eig. des Getreides berauben, ein Feld abnutzen,
ausnutzen.
Defrut, nm.l. (efrütum) — Moſt, Moſtſaft.
Defter, perſ. (= gr. diphthera, Fell, Pergament,
Bud) Urkunde, Regiiter, bef. iiber die Staatshaus—
deltung; Defterdaͤr, m. Buchhalter, türkiſcher
Sroßihagmeifter, Finanzminiſter; Defterchanch,
n. (perj. chäneh, khänah, das Haus) die Kanzlei,
das Archiv.
defunctorie, I. (v. defüngi, ſich eines Geſchäfts ent-
ledigen, vollenden) obenhin, nachläſſig; Defünc—
tus, m. eig. wer vollendet hat: ein Verſtorbener;
Defüͤucta, f. die Berjtorbene; Defunttion, f. das
Ableben, der Tod.
Defurfuration, £. l. Abſchuppung der Haut.
degagieren (jpr. —iSi—), fr. (degager, entg. en-
gager, von gage, ſ. d.) befreien, heraushelfen, [03-
maden; einen Soldaten entlafjen; ficy von einer
Pflicht entbinden; aud im Gegenteil: fein Wort
einlöjen, indem man das VBerjprechen erfüllt; in
einer Wohnung einen geheimen Ausgang anbrin»
en; Fechtk. unter der Klinge des Gegners weg—
toßen; Degage (ſpr. degaſcheh) od. degagiert, frei,
ungezwungen, gewandt; Degagement, n. (ſpr.
ch mang)die Ungebundenheit, Leichtigkeit, gwang⸗
loſigkeit; das — von einer Verbindlichkeit;
ein geheimer Ausgang.
degarnieren, fr. (dégarnir, vgl. garnieren) entblö—
Ben, die Beſetzung von etwas wegnehmen, abtren—
nen; Krſpr. eine Zeitung —, von Mannſchaft u.
Kriegsvorräten entblößen.
Braet, Ichwarzer Degen, Birkenteer, = Degutt,
begöner, I. entartet; degenerieren (degeneräre),
entarten, jchlechter werden; Degeneration, f. nl.
Die —
deglubieren, |. (degluböre) aushülſen, abſchälen;
ſchinden.
Beglutieren, nl. (von glutĩre) verſchlucken, verſchlin⸗
gen; Deglutition, f. das Schlingen.
Begommieren, fr.(v. fr. degommer) ausfochen, ent-
ichälen, von Klebitoff befreien; Seide von Gummi
oder Leim befreien, entbaſten.
u en (pr. —gorſchieren), fr. (degorger; vgl.
orge) ausihlämmen, ausräumen, Quft machen;
Kock. auswäflern, entichleimen (daß die Fiſche
den Schlamm- od. Seegeſchmack verlieren); bei der
EChampagnerfabrifation die Entfernung des Hefen-
niederſch ages am Korke, abſpritzen; degorgiert,
mit tief ausgeſchnittenen Kleidern.
Dehors 171
Degout, m. fr. (ſpr. degüh; — it. disgusto, f. d.)
Abneigung, Efel, Widerwille; degoutieren, fr.
(degöuter; ſ. disguftieren), Efel oder Wider-
willen einflüßen, anmwidern; degoutant (fpr. de»
gutäng; gew. degutdnt), widerlich, efelhaft; des
goute, ekel, überfättigt.
Degouttieren, fr. (degoutter, von goutte, fpr.gutt’,
Tropfen), abtropfen (in der Seidenfabrifation).
de grace, ſ. Grace.
degradieren, ml. (degradäre, fr. degrader; v. I.
gradus, Grad) herabfegen, jemand feiner Würde
entjeßen;erniedrigen, herabwiürrdigen ;degradiert,
berabgejegt; EL ononng von
einer höheren Amtsftufe zu einer niederen, als
Strafe (beſ. im Heere u. bei der kathol. Geijtlich-
feit), Entjfeßung, in weiterem Sinne: Herabwür-
digung, Erniedrigung.
Degraiftieren (jpr. ai = ü), fr. (degraisser) oder
Begrafiicren (Wolle), vom Fett reinigen, entfetten;
Koch. auch abſchäumen.
Deégras, n. 0d. m. fr. (ſpr. degrä) Gerberfett (aus
den Häuten ausgeprektes DI); Xederfett, aus Trau
bereitete Lederſchmiere.
degravieren, |. (degraväre, von gravis, f. d.) bes
ſchwerlich, Läftig fallen, beläftigen, drücken.
Degré, m. fr. (v. I. de u. gradus, Schritt, Stufe;
vgl. Gradus) der Grad, das Grundmaß aller fran—
öſiſchen Längenmaße, der Hundertite Teil vom
de3 Erdmeridiand — Po Grad der
ältern Abteilung des Duadranten in 90 Grade =
100 000 Metre3; vgl. Metre.
Degreßz, m. I. Abgang, Abjchweifung, Yortgang;
Degreſſion = Di en ſ. unt. digredieren.
degrofiieren, fr. (degrossir und degrosser; vgl.
gros)ausdem Groben herausarbeiten; dünnziehen,
ftreden (Silber, Stahl ıc.).
deguiſieren (pr. —gi—), Fr. (deguiser, prov. des-
guisar, die Geſtalt benehmen, entitellen, v. fr.guise,
it. guisa, Art u. Weiſe, v. dtſch. Weiſe) verkleiden,
bemänteln; Degniſement, n. (ſpr. —giſ'mäng)
Verkleidung, Verſtellung.
degulieren, I. (deguläre, von güla, Gurgel) durch
die Gurgel jagen, verprafien; auch erdrofjeln; Des
aulätor, ın. I. der Schlemmer.
denummieren = degommieren, f. d.
Degus, m. eine Art Eichhörnchen in Südamerika,
bei. Chili.
Beguftieren, I. (degustäre; vgl. Guſtus) foften;
verjuchen; obenhin berühren; SBegujtation, f.
(ipätl. degustatio) das Koſten.
Degütt, m. (landjch.-dtich. Daggut, Daggert, mohl
v. I. deguttare, abtröpfeln, durch gern latinifie»
rende Chemiker gebildet) der Birfenteer, aus Bir»
fenrinde durch Deitillation bereitet und zum Ein»
ölen der ruffiihen Juchten gebraudt.
Dehibieren (gleichl. dehibere, ein im Lat. fehlendes
und neben prohibere, inhibereentbehrliches Wort,
obwohl tadellos gebildet und neuerdings öfter ge-
braucht für) ab- od. einhalten, verbieten.
dehiscieren, I. (dehiscere, v. hiscere, hiäre, ſich
auftun) ſich fpalten, aufipringen; dehiscent (L.
dehiscens), klaffend, aufipringend (von Samen»
bülfen); Deshiscenz, f. nl. das Aufipringen.
Schle, f. (fein Fremdwort, fondern vom ſüddtſch.
deheln, mälten, Dehel, Dechel, Dehme,
Viehmaſt, Schweinemaft durch Eicheln) ein in die
Waldmaſt eingeführtes Schwein, Zuchtſchwein.
Dehors, pl. fr. (jpr. dehöhr, gem. dehöhrs; von de-
hors, draußen, auswendig, v. I. deforis; vgl. hors)
die Außenfeite, das Äußere, der äußere Schein od.
172 dehortieren
Anftand; die nächite Umgebung von einem Stand»
punkte aus; Krk. die Außenmwerfe einer Feltung.
dehortieren, [.(dehortäri)abraten; Behortation,
f. die Abmahnung: Behortäter, m. nl. der Ab—
mahner; dDehortatöriich ſpätl. dehortatorXus, 2,
um), abmahnend; Dehortaterium, n. ein Ab-
mahnungsjchreiben.
Dei, 1. Dey.
deifizteren, nl. (vd. Deus, Gott, u. fac&re, machen;
deificus, vergötternd), vergöttern, göttliche Ehre
. ermweilen, über alles erheben; Deifikation, f. die
Bergötterung.
Dei gratia, ſ. unter Deus.
deiftiich, gr. (deiktikös) hinweiſend, auf Beifpiele
gegrundet.
Deindjis, f. gr. (v. deinös, furchtbar, gewaltig 2c.)
Redek. Überkreibung; Deinotherium, n. das Rie-
jentier, ein ungeheures urmeltliches Säugetier, in
foſſilen Reiten —
deintegrieren, |. (deintregräre, dv. de, vorn, u. in-
teger, unverjehrt, ganz) vom Ganzen wegnehmen,
vermindern, jchmälern.
Deipnoſonhiſten, pl. gr. (v. deipnon, Mahlzeit, ır.
Sophiit, j.d.) Tiſchredner, die beim Eſſen gelehrte
Geſpräche führen; auch Nanıe eines reichhaltigen
Sammelmerfsdes grieh. Grammatikers Athenäus.
Seira, f. arab. (däirah, eig. ein Kreis, von dära,
berumgehen) das Kriegsgefolge = Smala, f. d.
Deifidämonie, f. gr. (deisidaimonia, v. deidein,
fürchten, u. daimön, ſ. Dämon) Götterfurdit; Aber»
glaube, Gemifjensangft, heilige Scheu.
Deismus, m. nl. (v. Deus, Gott) der Gottglaube,
Glaube an einen Gott über und außer der Welt,
entg. Pantheismus; Deiſt, m. (nl. deista, fr.
deiste) ein Gottbefenner diejer Art (vgl. Theift);
Deiftiich, jenem Glauben gemäß; Dettät, k. (ſpätl.
deitas) die Gottheit.
Dejektion, Dejektns, 1. Dejizieren. 3
Dejerieren oder dejurieren. l.(dejeräre, dejuräre)
ſchwören, beteuern; Dejeration, f. (döjeratio, de-
juratio) die Beteuerung. .
Dejeuner oder unr. Dejeung, n. fr. (fpr. deſchöneh;
fr. dejeüner, frübjitucfen; I. gleichſ. disjejunäre,
entnüchtern, v. jejünus, nüchtern) ein Frühſtück:
auch das Frühitudsgerät von Porzellan; dejeiiner
ä la fourchette (jpr. —furicett’), ein Gabelfrüh—
ftüd, faltes Bormittaggmahl; d. dinateire (pr.
—todhr), ein Mittagsfrühftüd, das Mittagsmahl
erjegend; d. dansant (pr. dangkdng), ein Früh—
ſtück mit Tanz; dejeunteren, frühſtücken.
dejizieren, I. (dejicere, v. jacere, werfen) herab—
werfen, aus dem Beliß treiben, verjtoßen, abfüh—
ten, entfernen; Dejeftus, m. ein Ausgetriebener,
Verſtoßner; Dejektion, f. [. dejectio, Ripr. die
Ausſtoßung, Verſtoßung; Heilf. die Stuhlentlee-
rung; der Auswurf; Ausſcheidung; d. animi,
Niedergeichlagenheit; Dejeftorifch, nl. abführend;
Dejeftorium, n. ein Abführungsmiittel.
dejourieren, aud) Dijourieren oder dujourieren,
fr. (ſpr. düſchurieren, von du jour, des Tages),
Dienſt haben, Dienit tun (bef. von Offizieren und
Arzten); Dejourierend, dienjthabend, dienjttuend.
Detabriften, m. pl. ruſſ. (v. dekäbr, Dezember),
Dezembermänner, in Rußland die adeligen Ver—
ſchwörer von 1825, deren Aufitand im Dezember
ausbrad, vgl. Dezembriften.
Dekachoͤrd, n. gr (v. deka, zehn) ein harfenähnliches
zehnſaitiges Tonwerkzeug, jett veraltet; Dekäde,
gr. Detas, f. ſ. Dekade; Dekäaͤdit, f. oder deta⸗
diſches Zahlenſhſtem, n. die Zehner-Rechnung,
einer
Delan
ein Zahlenſyſtem, deſſen Grumdzahl die Zahl LO
it; Deladenwiderftände, pl. in der Eleftrotech-
nit Wideritandgfäiten mit zehn gleichen Roller,
durch die fich mittels Verſetzen eines Stöpſels
1—10 Rollen in den Stromkreis einſchalten laſſen;
Delagön,n. einZehned; Delagonälzahlen, Zehr-
edzahlen, Zahlen, die fich als Zehnecke darftellen
laſſen, 3. B. die der Reihe 1, 10, 27, 52, 85 20.; De⸗
fagramın, n. ein Gewicht von 10 Gramm, (f. d.);
Dekaliter, n. ein Gemäß von 10 Titer (ſ. d.); De—
falögus od. Dekaloͤg, m. die zehn Gebote Gottes,
eigentl. die zehn Worte; Delameron, n. (it. eig.
decameröne, v. gr. deka, zehn u. hemera, Tag)
zehn Tage, eine Behntagsneihichte, Titel einer be-
fannten Novellen-Sammlung de3 ital. Dichter
Boccaceio (fpr. —kättſcho); Dekameter, n. Yän-
genmaß von 10 Meter (j. d.); Defandria, pl. zehn⸗
männige Pflanzen mit zehn freien Staubfäden in
witterblume, in Linnes Syitem die —
Klaſſe; dekaniſche Sprachen, ſ. dravidifche
Spr.; Dekaoftäl, Defapentäl, Dekatetril, n.
Sceidef. — Naphthalin und deifen Umbildungen;
Dekapöde, m. ein Maß von 10 Fuß; Detapolis
f, ein Dijtritt oder eine Ortfchaft von 10 Städten,
Dekar, n. Adermaß von 10 Ar (f. d.); Dekaſti⸗
don, n. eine Strophe von zehn Verſen; Defe-
ftölon, n. ein Zehnjäulenwerf.
Dekade, f. (fr. decade, aus dem gr. dekäs) ein
Zehend, eine Zehnzahl, z.B. von Sahren, von
Büchern (wie in Livius’ römischer Geſchichte), von
Zagen, wie im fogenannten Decadrier, dem Ka—
lender der ehemaligen franz. Republif, wo eine
Woche 10 Tage (vom Primidi, Duodi ze. Dis
zum Decadi) zählte.
Dekadence, f. fr. (jpr. dekadäingß'; vgl. Cadence)
Berfall, Abnahme, Berjchlechterung. {
detaiſſieren, (pr. — käſſ), fr. (decaisser; v.caisse,
ſ. d.) auspaden, außleeren.
Dekalkomanie, f. l.gr. das Verfertigen von Ab—
ziehbildern in Lack- Porzellan- und Glasfarben,
vgl. dekalquieren. !
Defalieren (von it. calare, finfen, abnehmen) Kfipr.
am Gewicht abnehmen, durch Eintrodnen, Aus—
rinnen ꝛc.; Dekaͤlo, n. die Gewichtsabnahme einer
Ware, vgl. Dechet.
dekalquieren, (ipr. —kalkieren) fr. (decalquer; vgl.
Calque) umdruden, Rupfers od. Steindrud auf Hol;
u. dgl. übertragen; eine Zeichnung durchpaufen.
Dekameter, ſ. unter Meter.
Defampieren, fr. (decamper, v. camp, da3 Lager)
das Lager abbrechen; aufbrechen; uneig. abziehen,
die Flucht ergreifen; Dekampement, n. (fpr.
—mäng) der Abbruch des Lagers, Aufbrud.
Dekän, m. I. (decänus, fr. doyen, eig. der Anführer
von zehn, decem) im römischen Lager der Aufjeher
eines Zelte od. contubernium, das zehn Soldaten
abte; jest der Oberfte einer Fakultät auf Hoch—
chulen; Fakultätsvorſtand; in einem Stift der
Dechcint, Obergeiftliche, der nächite nach dem Bi-
ſchof oder Propſt; in Württemberg der Obergeift-
liche auch in der proteftantifchen Kirche; in Jtakien
auch der ältefte Bediente des Haufes (bei Fürften,
Kardinälen 2c.); Defanäl, nl. den Dekan betrej-
fend. zu deſſen Amt oder Würde gehörig; De—
fanät, n., r. m. mi. die Defand- oder Dechants-
würde; Dekanei oder Dechanei, f. die Wohnung
und das Gebiet oder der Kirchenfprengel degjel-
ben; defantiteren, die Stelle eines Dekans ver-
treten; Dekantifin, f. die Vorſteherin eine Non-
nenkloſters.
delantieren
?efantieren, I. decantäre) eig. abfingen, ausrufen;
Scheide. (fr. däcanter) langjam abgießen. ab»
Hären; Dekautier-Gefäße, Abgußgefäke, De—
fantation, f. fr. (däcantation) das Abfingen
Ausrufen; allmähliche Abgiegung des Klaren vom
Bodenſatz.
detapieren, das Abbeizen oder Abglühen der Me—
talle an ihrer Oberfläche vor dem Galvaniſieren.
dekapitieren, nl. (v. l. caput, Kopf; fr. decapiter,
enthaupten; Defapitation, f. die Enthauptung.
defarbonifieren, nl. (v I. carbo, Kohle) entfohlen,
vom Kohlenitoffe befreien; Defarbontjation, f.
die Entkohlung. L
defarburicren, f. (fr. decarburer, ſpr. büreh, den
Koblenftoff entfernen) entkohlen.
Dekare, m. fr. = Dekar, ſ. unter Ar.
defartieren, Boltd. entfarten, abjtempeln; Defar-
tierung, f. Entfartung.
Delaftere, m. fr. 10 Stereg, ſ. Stere.
Defatieren, fi. (decatir; vgl. Fatieren) den Tiichern
die Dampffrumpe geben, ihnen durch warme
Wafjerdämpfe den Vrekglanz (fr. le cati) nehmen;
Dekatiſſage, f., r. n. (fpr. —ßähſch') die Dampf-
frumpe 1822 zu Paris erfunden.
deflamieren, I. (declamäre, laut reden) ausdruds-
voll vortragen; im redneriſchen Tone von unwich—
tigen Dingen reden, hohlen Wortichwall machen;
auch) jchreien, eifern; declamändo, it. Tonf. aus»
drucksvoll; Deflamation, f. I. (declamatio) 1. die
Kunft des mündlichen Vortrags, das ausdrud-
volle Reden; eine Redeübung in Schulen; 2. ta=
delnd: die Übertreibung des Ausdruds umd red⸗
nerifhen Tones; Beflamätor, m. ein Redekünſtler,
Bortragsmeifter; Detlamatsrik, f. nl. die An-
weifung zum fchönen Vortrag od. Schönredekunit;
deflamatörifch, redneriſch; mortreih; Dekla—
matorium, n. ein Kunſt-Verlag, eine Rede-Ubung,
Kunjtvorlejung.
deflarieren, I. (declaräre, von clarus, Kar, hell)
erklären, feinen Entſchluß Fundtun, ſich äußern;
Waren od. Güter zur Berfteuerung angeben; Be=
Haration, f. I. declaratio, die Erflärung, Aus-
legung, 3. B. eines Gejete3 durch die — be⸗
rechtigten Perſonen oder Körperſchaften; Belannt-
machungen, z. B. eines Verlöbniſſes; Kfſpr. Er-
klärung der Zahlungsunfähigkeit; Waren» oder
Büter-Angabe, Namhaftmadhung des Inhalts bei
Zöllen, Poſten 2c.; Wertangabe; declaratio ho-
nöris, I. oder déclaration d’honneur, fr. (pr.
deflarakjöng donnöhr) f. die Ehrenerflärung; de-
claratio sententiae, I. Erklärung des Urteils;
d6claration d’amour, fr. (fpr. — damühr) Lie-
be3erflärung; declaration of rights. engl. (fpr.
deklärehſch'n ow reiht3) Darlegung der Rechte, die
Erklärung des englifhen Parlaments im Jahre
1689 über die Grundſätze der englifchen Verfaſſung;
deflaratib, (jpätl. declarativus, a, um) u. defla=
ratörifch, nl.erflärend, erläuternd; declaratorıa
sententia, f. l. daS Erläuterungsurteil.
deflaffieren, nl. aus einer Klaſſe ftreichen, entfernen,
verw. degradieren.
deflinieren, I. (declinäre; vgl. Klima) abweichen;
ablehnen; abändern, beugen, 3.8. ein Wort; de=
Hinäbel, nl. od. deflinierbar, biegbar, biegungs-
fähig; Deflinabilität, f. die Biegungs- oder Ab-
wan lungsfähigkeit: Deklination, f. l.(declinatio)
Naturl. die Abweichung, bef. der Magnetnadel von
der Mittagslinie (feemännijch: Mißweiſung), auch
der Geſtirne von dem Gleicher (Aquator); Heilk.
eine Verrenfung; auch die Abrrahme einer Krank—
Dekorum 173
heit; Sprachl. die Wortbiegung, Fallbiegung; De—
klinãtor, m. oder Deklinatorium, n. nl. ein Ab⸗
weichungszeiger, ein Kompaß, der die Abweichung
derMagnetnadelzeigt; deflinatärifch, abweichend,
ablehnend; Beklinograph, m. ein phyſikaliſches
Werkzeug, das die Unterfchiede in der Deklination
der Magnetnadelaufzeichnet; Deffinante Buhnen,
Treibbubnen, Offenſivbuhnen.
defliv, [. (declivis, e, v. clivus, Anhöhe) abwärts
geneigt, abhängig, abſchüſſig; Deklivität, f. 1. (de-
clivitas) die Abdachung.
Detöft, n.I.(decöctum, von decoqu£re, abfochen,
aucd verzehren, vertun) ein abgefochter Trank,
Kräutertrant, Abjud; Dekoft-Anfufum, n. Abfud-
Aufguß, wenn mit einem noch jiedendheiken Abfud
eine andere Arznei übergoffen wird; Dekoktion,
f. (l. decoctio) das Abkochen; Dekoͤktor, m. eig.
Verkocher, Rſpr. Verſchwender; deeöctor bono-
rum, m. Verſchwender ſeines Vermögens; d.
dolösus, Verſchwender des eigenen und des er-
borgten Vermögens.
defolletiert od. decolletee, fr. (ſpr. defoltiert, de-
folteh) in ausgefchnittenem Kleide, ausgefchnittent.
defollieren, l. (decolläre; von collum, der Hals)
enthaupten; Scheidef. den Hals eines Kolben? mit
einen brennenden Schwefelfaden oder glühenden
Drahte abfprengen; Dekollation, f. die Ent-
hauptung.
defolsricren, I. (decoloräre, von color, Farbe) ent-
färben, fich verfärben, verblafjen, verſchießen; de—
foloriert, entfärbt, verſchoſſen; Dekoloration, f.
die Entfärbung, Verbleichung.
Defombinieren, nl. (vgl. fombinieren) trennen.
defomponieren, nl. (vgl. Fomponieren) augein-
ander nehmen, zerlegen, zerjfegen, auflöjen; de—
tomponibel, zerlegbar, zerjeglih; Defompojition,
f. die Zerjegung, Auftsfung eines Körpers in feine
eriten Grundteile; das Auseinandernehmen von
Muftern; Dekompoſitum, n. ein in feine Beſtand⸗
teile zerjegter Körper; auch (die Vorſilbe de im
Sinne der Verſtärkung) Heilf. ein mehrfady zu»
jammengejeßtes Heilmittel; Sprachl. einderartiges
Wort, z.B. Ober-Forft-Meüiter.
defonzertieren, (pr. defongkertieren), fr. (decon-
certer) eig. die Spielenden irre machen, aus dem
Tone bringen (vgl. Konzert); aus der Faſſung
bringen oder geraten; Dekonzert, m. (jpr. defong-
Bähr) das Mißverſtändnis.
Dekonfitüre, f. fr. (v. deconfire, gänzlich ſchlagen,
it. sconfiggere, v. ml. dis-conficere) die Nieder-
lage; völlige Zahlungsunfähigfeit.
Dekontenance, f. (ſpr. dekongt'näͤngß'; vgl. Kon—
tenance) die Beftürzung, Verblüffung; dekonte—
nancieren (fpr. defongt’nangßieren; fr. deconte-
nancer), aus der Faſſüng bringen, verblüffen.
Defonvenäbel, fr. (ſpr. dekongw —), ungelegen, un»
paſſend.
dekonzeptieren, barb.=l. (vgl. Konzept) verwirrt
maden, aus dem Zujammenhange bringen.
Dekoration, Deforieren, j. Dekorum.
Setort, ſ. Defourt.
detortizieren, I. (decorticäre, von cortex, Rinde)
der Rinde berauben, abichälen; Sefortifation, f.
(l. decorticatio) das Abichälen von Bäumen, Schä-
len; Abhülfen; Detortifations= od. Dekortions=
maschine, f. Brechmaſchine.
Deförum, n. (v. I. decörus, anftändig, ge iemend,
v. decus, Anitand, decere, jichziemen)der Anitand,
die Wohlanftändigkeit; Dekorieren (I. decoräre),
verzieren, aufputzen, ſchmücken; einen Orden ver-
174 dekoupieren Delaiſſement
leihen; dekoriert werden, einen Orden erhalten; | decern£re; vgl. dezernieren), pl. Dekrete (1. de-
Dekorateur, m. fr.(ipr. —töhr) od. Dekorations⸗ creta), ein Beſchluß, eine obrigkeitliche Verordnung,
muler, ein Zimmerverzierer, Stubenmaler, bei. Berfügung (verſch. von dem richterlichen Erfennt-
Bühnenmaler; Dekoration, f. ml. oder Deforie: | nid [Sentenz) od. dem Rechtſpruch, welcher als
rung, die Auszierung, Zimmer- u. Bühnen-Vers rechtskräftig gilt, während jenes nad) Umständen
zierung, «Malerei oder «Bekleidung; das Ehren fih ändern fann); überh. ein höherer Befehl, Er-
eichen, der Orden; dDeforatid, verzierend, zur Aus» laß; decrötum Dei, göttlicher Ratſchluß; de»
ie dienend; in der Bauf. Gegenſatz zu cretäles (litterae) oder Defretälen, pl. päpſt⸗
fonjtruftiv; Mal. was nur auf äußere Farben— fiche Entjcheidungen oder Bejcheide und die ver-
wirkung binarbeitet, ohne tieferes Eingehen in | ſchiedenen Sammlungen derjelben; vorzugsweiſe
Form und Bedeutung; Dekor, m. fr. farbige Ver— die von Gregor IX. angeordnete, welche als fano-
. ‚zierung, Ausfhmüdung (pl. Defors). niſches Geſetzbuch den zweiten Teil des Rirchen-
Oefoupieren (pr. —fup—). fr. (decouper; vgl. fou» | rechts (corp. juris canonici) bildet; defretieren,
pieren) zerfchneiden, zerlegen (z. B. Zleifch); zer- | mi. (decretäre) beſchließen; feftjegen, beitimmen,
ſtückeln; ausſchneiden (Bilder aus Papier); Dekan verfügen; dekretiert, beichloffen, verfügt; Dekre=
pierſäge, eine Sägemafchine zum Ausfägen und tierfunst, die Kunſt, über einen verhandelten
Scmeifer des Holzes, zum Ausichneiden von Zaf- | Gegenitand eine Entiheidung abzufafien; Dekre⸗
fen, Bögen, Einlegearbeiten u. ähnl. Laubſäge. tiften, pl. Kirchenrechtslehrer, Lehrer und Schrift-
Dclouragieren (pr. —furai$—), fr. (decourager; | fteller de3 fanonifchen Rechts im Gegenfag zu den
vgl. Courage) mutlos, ſcheu od. verzagt machen, | Legiften, den Lehrern und Schriftftellern des
abichreden,einfhüchtern; Defourageant(ipr. deku- römifchen Rechts; defretörtfch, enticheidend; de-
taidng),entmutigend; Defouragiert, fleinmütig, tretorijcher od. enticheidender Tag (dies decre-
verzagt; Dekouragement, n. (ſpr. dekuraſch'mang) torius) war im Weſtfäl. Frieden der 1. San. 1624
die Berzugtheit, Kleinmütigfeit. für die an dieſem Tage ſchon in Kraft gewefenen
ckouronnieren (Üpr. out = u), fr. (decouronner) Säfufarifationen.
der Krone berauben. defrottieren, fr. (decrotter) von Kot (crotte) rei»
Dekourt, fr. ({pr. ou = u) oder Dekort, m. Kfipr. nigen, ſäubern, abpugen, abbürften; Dekrotteur,
(v. fr. court, it. corto, l. curtus, verkürzt, furz) der m. (ſpr. —töhr) ein Schuh⸗- od. Stiefelpuger; De⸗
Abzuganeinerftehnung; dekourtieren, abziehen, krottoir, n. (ipr. —todhr) eine Schuhbürfte, ein
abdingen, kürzen; bei. wegen jchlechter Hei affen- Kratzeiſen vor der Tür zum Abftreihen der Schud-
heit der Ware oder wegen Gewichtmangelö einen und Stiefelfohlen.
Abzug in Rechnung bringen. Befruitteren, nl. (von crusta, Rinde) abſchälen.
Detouvert, Dekonverte, 1. defoudrieren. Defubitus, |. dekumbieren.
dckouvertieren, vom Franzöſ. dad Couvert, den | defumatifche Acker (decumates agri), Altert. die
Briefumichlag eröffnen und abnehmen. durch römishe Pflanzer angebauten Rändereien
dekouvrieren (pr. —kuwr —) fr. decouvrir; vgl. Deutjchlandg, deren Inhaber einen Zehnten (de-
Eouvert) entdeden, eröffnen, offenbaren, zu erfen- cüma) entrichten mußten.
nen geben; d&couvert, ungededt; à decouvert | defumbieren, I. (decumb£re) ſich niederlegen; de—
(ipr. —defumähr), unbededt, unbefhüst; an der kumbent, liegend (Bot. v. Stengeln); Sekubitns,
Börfe: verfaufen, ohne zu befigen; Credit & de- m. nl. in der Heilk. be. da3 Aufliegen, Wundliegen
couvert, Kredit ohne Dedung, den ein Bankier | der Kranken; aud) die Ablagerung der Säfte an
einem Kedhfelaugfteller gewährt; Dekouvert, n. irgend einer Gtelle.
das Defizit, der Ausfall; an der Börje: das Fehlen | Defüplum, n. nl. (von decem) das Zehnfadhe; de—
eines Papiers, dejien man eben zur Dedung bes kuplieren, verzehnfachen. \
darf, Stüdmangel; Dekouverte, f. (pr. dekuwert') Dekurie, f. I. (decuria) eine Zahl oder Abteilung
die Entdeckung, Erfindung. von Zehn, ein Zehent; Dekurio, m. ein Aufſeher
Befreditieren, fr. (decrediter) jemand im Kredit, über 10 Mann, Rottmeiiter. {
Butrauen, Anjehen bei andern herabjegen, fein An—⸗ Dekürfſus, m. I. (von decurröre. ablaufen) der Ver-
jehen jchmälern, ihn um den guten Ruf bringen; lauf, 3. B. einer Krankheit; Dekurſion, f. l. (de-
eine Anficht, auch eine Ware wird dDefrediert, cursio) das Herablaufen, Abmwärtslaufen; defur=
d. h. gilt weniger al? ſonſt (fchärfer: diskredi— fin, nl. abwärtslaufend.
tieren). defurtieren, l. f. defourtieren.
Detrement, n. I. (decrementum, von decrescäre, | defufiieren, I. (decussäre, v. decussis, die Zahl 10
abnehmen; vgl. defreizieren) die Abnahme, Ver—⸗ u. das röm. Bahlzeichen X, eig. 10 As, von dẽcem,
minderung, der Verfall. zehn, u.as,assis) kreuzweiſe durchſchneiden, freuzen;
Befrepitieren, nl. (von crepitäre, fniftern, praffeln, decussätim, in Form einer römiihen Zehn (X),
Verſtärkungszeitwort von crepäre; vgl. frepieren) | überzwerd, freuzweife; Dekuffation, f. (1. decus-
verprafieln,verfniftern; Defrepitatton,f.Scheidef. | satio)dieLiniendurckhjchneidung od. Durchfreuzung.
das Abfniftern, Berpuffen einiger Salze im Feuer, | Dekufforium, n. neulat. (von decussum, decutere,
indem das eingejchlofjene Wafjer unter Zerjpren» | niederitogen)Heilf. ein Werkzeug zumNiederdrüden
gung der Kriſtalle entweicht. der Hirnhaut beim Schädelbohren. fi
Detrepitũde, f. fr. (vgl. frepieren) die Abgelebtheit, | delabriert, fr. (delabre) verdorben, zerrüttet, ver⸗
das hohe Alter; Defrepitus, m. L. (fr. decrepit, | fallen; Belabrement, n. (fpr. delab’rmäng) Die
ipr. —pih) ein Altersſchwacher. BZerrüttung, der Verfall.
detreſzieren, [.(decrescere; vgl.crescendo) abneh- | Belai, m. fr. (jpr. —läh; v. I. dilätus, aufgeſchoben;
men, vorfommen; Defrefzent (I. decrescens), ab- | vgl. Dilation) der Aufihub, Verzug. 3
nehmend, ſchwindend; decrescendo, it. (ipr. des | Delatflement, n. fr. (fpr. deläfj'mäng; von delaisser,
freichendo) Tont.abnehmend; Dekreizenz,f.i. (de- überlajjen, v. l. laxäre, fchlaff machen, nachlaſſen,
crescentia) die Abnahme. laxus, jchlaff) die Überlafjung, Abtretung; much
Dekrẽt, n. I. (deerätum, beſchloſſen, Beihluß; von | Hilfloſigkeit, Berlafjenheit.
— ——
Delatrimation
Delatrimation, f. I. Arzt. das Tränen der Augen,
das Triefauge.
SDelaktation, f. nl. (de und lac, lactis, die Milch)
das Entwöhnen von der Muttermilch.
delapidieren, I. (delapidäre) von Steinen befreien.
delaſſieren, fr. (dElasser, von lasser, ermüden; v.
l. lassus, müde) ausruhen, ſich erholen; Delaſſe—
ment, n. (jpr. delafj'mdng) Erholung. 3
Selation, f. I. delatio (von deferre, ſ. deferieren)
Anzeige bei der Obrigfeit, NE auch
bertragung, Zumeifung, 3. B. delatio heredi-
tätis, der durch jemandes Tod oder letztwillige
m verurfachte Anfall der Erbſchaft an eine
Perſon, Erbanfall; die vechtliche Antragung der
Erbihaft an den zunächſt Berechtigten; d. Jura-
mönti, die Zuſchiebung eines Eides; Delätor,
m. Angeber, geheimer Ankläger; delatsriſch, an—
geberifch, verräterifch; auc) verleumderiih; Dela⸗
tür, f. [. (ipätl. delatüra) das Angeben, Anſchwär⸗
zen; Delätus oder verk. Delät, m. ein Verklagter.
del credere, j. unter Kredo.
dele, l. (v. delöre, tigen) tilge! ftreic) aus! deleä-
tur (abgef.del.), man tilge(Buchftaben u. Wörter);
Deleterium, n. (gr. delaterion, von del&omai,
ichädige,vertilge) Heilk. ein das Leben vernichtender,
vergiftender Stoff; delẽtẽriſch, zeritörend, vernich-
tend: Deletion, f. (1. deletio) Vernichtung.
Deldetus, m. oder Delektion, f. I. (von deligere
wählen) die Auswahl; Delecti, pl. I. die Leib—
kohorte der altrömifchen Kaifer.
Belegieren, I. (delegäre) abordnen, abjenden; über-
tragen, überweif en, 3. B. ein Recht, eine Schuld ꝛc.;
Delegäut, m. (delegans) der Auftraggeber; auch
der anweiſende Schuldner, der feinen Gläubiger
eine Schuldforderung bei einem Dritten abtritt;
Selegatär (delegatärius), m. nlat. der auf eine
Scduldforderung bei einem Dritten vermwiefene
Gläubiger; Delegät (delegätus) od. Delegierter,
m. ein Abgeordneter; auch der angewieſene Schuld-
ner; im ehemal. Kirchenftaat der päpitliche Statt»
Halter einer Provinz — Legat; aud Titel de3
Befehlshabers einer der 5 Militärdivifionen, in
die Frankreich 1800 geteilt war; delegatus judex
delenierter Richter, 1. judex; delegädos del
fomento, Abgeoronete des Minifteriums des In—⸗
nern, in Spanien die Zivilftatthalter für die ge-
famte Bolizeiverwaltung und unter den Generals
Fapitänen jtehend; Delegation (lat. delegatio),
1. die Abordnung, Abſendung; 2. Ripr.dieSchuld-
Überweifung, Abtretung einer Schuldforderung od.
Zahlungs-Anweiſung eine Schuldners auf einen
andern Schuldner mit Einwilligung de3 leßtern;
3. eine päpjtliche Provinz = Legation.
dcleftieren, I. (delectäre) ergögen, vergnügen; des
leftabel (lat. delectabilis), ergöglich, angenehm;
Delektation, f.(delectatio)die Ergögung, Labung.
dclenieren, I. (delenire, v. lenis, e, janft) befänk
tigen, liebfofen; Delenimént, n. lat. (delenimen-
tum), plur. Defenimente, Bejänftigungsmittel;
Schmeichelmworte, Liebkoſungen.
deleftieren, fr. (delester, von lest, Ballaft) den
Ballaſt ausladen; Deleſtage, f.,r. n. (pr. —ſtaͤhſch)
das Ausladen des Ballaſtes aus einem Schiffe;
die Gebühr für die Erlaubnis dazu.
Deleterium. Deletion ꝛc., |. dele.
Delfter Fayence, f. Halbporzellan aus der hollän—
diſchen Stadt Delft aus dem 16. bis 18. Sahr-
— —5v*
‚elt, m.,pl Deliler, türk. (eig.toll, tollkühn, tapfer,
Held) die Leibſchar eines türk. Oberbefehlshnbers,
E
deligueizieren 175
urſpr. ein einzelner Tollkühner der türkiſchen leichten
Reiterei. [Delos.
Delia, f. Beiname der Diana (ſ. d.), von der Inſel
Delibäl, m. türk. (von deli, toll, u. bäl, Honig) ein
giftiger od. betäubender Honig, welchen die Bienen
bon der Daphne pontica, dem Bontifchen Seidel-
baft, am Schwarzen Meere fammeln.
Delibation, f. I. delibatio (von delibäre, libäre,
etwas weniges von einer Sache wegnehmen) die
Berminderung; delibatio hereditatis, die Erb-
Ichafts-Berringerung. |
Deliberieren, I. (deliberäre) beraten, ratjchlagen,
überlegen; ad deliberänudum nehmen, etivas in
berlegung nehnten, vertagen; deliberato, Tonk.
= risoluto, entſchloſſen; Deliberation, f. (l. de-
liberatio) die Beratfchlagung, Überlegung, das Be-
denken; Deliberatib (I. deliberativus), beratend,
überlegen.
Delibrieren, l. (delibräre, v. de ır. liber, Baft unter
der Rinde des Baums) vom Baſte befreien, ab-
ſchälen, abrinden.
Deligieren, I. (deligäre; vgl. ligieren) verbinden;
Seligation, f. nlat. Heilt. das Verbinden einer
Bunde; Beligatür, f. der Verband; das Ab- und
Unterbinden.
Delifät, (. (delicätus) zärtlich, zart, weichlich; fein,
niedlich; zartfühlend, rückſichtsvoll, aud) empfind-
lich und efel; behutfam zu behandeln, heiflig, miß-
lic) (eine delifate Materie oder Sade); wohl-
ſchmeckend, leder; delicäto, delicame&nte, it. Tonk.
mit Zartheit vorzutragen; Delikatülus, m. ein
Ledermaul, Weihling; Delikateſſe, f. fr. als fitt-
liche Eigenſchaft: Zartheit, Zartgefühl, zarte Rück—
fiht u. Schonung; in Künften: verfeinerter Sinn,
Seingefhmad, auch Zierlichkeit; als genießbarer
Gegenitand: ein Leckerbiſſen, eine Lederei, bei. pl.
Delikateſſen, Feinkoſt; Delice, f. fr. (pr. delihß;
von lat. delicia, deliciae) etwas Köſtliches, Lieb-
Yiches, die Luft, Wonne; deltztds (ſpätl. deliciö-
sus, fr. delicieux), köſtlich, wohlſchmeckend; —
voll, wonnig; deliciae generis humäni, Wonne
(Liebling) des Menfchengefchlechts, war der Ehren-
name des römijchen Kaiſers Titus. h
Deliktum, n., pl. Delikta, I. (von delinqu£re, feh-
len, etwa3 verjehen) ein Vergehen gegen Gejege,
eine Übeltat, ein Berbreden.
Selila (auch Delila geipr.), £. hebr. (deliläh) weibl.
Eigenname: Simſons verräteriiche Geliebte; nad)
dem Wortſinn: die Zarte, Schmachtende.
Selimation, £. nl. (v. delimäre, abfeilen, lima, die
Feile) das Abfeilen.
delimitieren, nl. (vgl. Limite ꝛc.) abgrenzen, bie
Grenzen berichtigen; Belimitation, f. die Grenz>
berichtigung.
delineiren, L (delineäre; v. lin&a, Linie) zeichnen,
entwerfen; delineävit (abgef.del.),erhat’3 gezeich-
net(auf Zeichnungen u. Kupferſtichen); Definednt,
m. ein Zeichner; Delineation, f. Zeihnung, Ent»
wurf, Grundrip.
Deliniment, r. Deleniment, ſ.d.
Delinguent, m. I. (delfnquens, Partizip von delin-
qu£re, j. Deliftum) ein a ee Verbrecher,
Miſſetäter; Delinquentin, Verbrecherin ꝛc.
Deliquefzieren, I. (deliquescere, von liquesc£re,
flüljig werden, von liquere, flüſſig fein; vgl.liquet)
—— zergehen; Deliqueizent (deliquescens),
erfließend, zerſchmelzend; Deliqueſzenz, f. nl. die
erfließbarfeit, 3.8. von Salzen; Deliquium, n.
ein chemiſches Zerlafien; per deliquium oo. abgef.
p. d., Heilt. durch Zerlaß, an der Luft zerflojjen;
176 Delirant
auch der Mangel (von delinquere); deliquium
anımi, Ohnmadıt.
Delirant, Deliration, j. Delirieren.
delie en, lat. (delöre, val. dele) ausföjchen, weg—
wiſchen, tilgen, was gejchrieben war.
delirieren, lat. (deliräre, wahrjch. vom gr. lerein,
fajeln) irre reden, wahnwitzig, verwirrt jein, raſen;
Delirdnt.m.(l.delirans) ein Srreredender, Wahn-
finniger; Deliration, f.(deliratio) od. Delirium,
n. der Wahnwitz od. Wahnſinn, Irrſein; das Irre—
reden, die Geiſtesverwirrung; delirium trémens,
Heilk. der Säufer-Wahnſinn.
Deliſches Problem, n. die geometriſche Aufgabe,
aus der Seite eines Würfels die Seite eine3 ans
dern Würfels zu finden, defjen Inhalt doppelt fo
groß ijt alS der Inhalt des erſten. Sie twurde zu—
erit in Delos geftellt während einer die Inſel ver-
heerenden Bett, welche nach dem Ausſpruch des
Drafel3 aufhören follte, wenn man den witrfelfür-
migen Altar des Apollo verdoppele.
Deliteizenz, f. nl. (v. I. delitescere, und dies von
latescöre, fich verbergen, v. latere, verborgen fein)
Heilf. plötzliches Zurüdtreten od. Verſchwinden von
Krankheitsitoffen. | h
deliprieren (ſpr. —wri—), fr. (delivrer, [. gleich].
de-liberäre, von liberäre, liber, frei) befreien, er-
löjen; ausliefern, abliefern; Delivraiſon, f. (pr.
— wräjöng) die Aushändigung, Auslieferung; De=
livrance, k. (fpr. deliwraͤngß) die Befreiung, Er-
Zelt, ſ. Dalk. [löjung; Auslieferung.
delogieren (jbr. deloſchieren), fr. (deloger; vgl. lo⸗
gieren) ausziehen, abziehen, aufbrechen; verdräne
gen, vertreiben aus einer Wohnung, den Feind von
jeinem Roiten 2c.; Selogement,n. (pr. — ch mäng)
oder Delogierung, f. das Abziehen, der Aufbruch,
} B. eines Lagers u. der Truppen; die Austrei—
ung aus der Wohnung.
deloyal, fr. (it. disleale; vgl. loyal) unehrlich, un-
redlich, treulos; Delohalität, f. (fr. deloyaute)
Unredlichkeit, Untreue.
Delphin, m. I. (delphinus; gr. delphin) pl. Del⸗
bine, dem Walfiſch ähnlidye Seetiere von ver-
hiedener Art, denen man Anhänglichkeit an den
Menſchen und Liebe zur Muſik zufchreibt; das
Meerichwein od. der Braunfisch; der Tiimmler od.
der eigentl. Delphin der Alten, bei. im Mittel-
ländiichen Meere; Sternf. ein Sternbild am nördl.
Himmel; Krſpr. Handhaben an Kanonen; Delphi-
aus, l. auh = Dauphin, ]. d.
Delphinium, n. nl. der Ritterjporn (Pflanze); Del⸗
shinin, n. ein in deſſen Samenkörnern befind-
liches eigentiimliches Alkaloid.
delphiſch, |. pythiſch.
Delphys, f. gr. Heilk. die Gebärmutter.
Delta, n. das grieh. D(A); die von den Arınen des
Nils in Unterägypten gebildete dreiedige Inſel;
daher allgemein eine derartige durch Flußarme ge-
bildete Inſel; deltoidiſch (gr. deltoeidäs) od. del⸗
taförmig, dreiedig, nad) der Geitalt de3 Delta;
Deltödes oder Deltoineus, m. Heilf. der Delta-
musfel, deltaförmige Oberaum-Musfel; Deltotd,
n. ein drachenförmiges Biered (mit gleichen Gegen-
jeiten u. ſenkrecht fich fchneidenden Diagonalen).
Deltametall, eine Metallmiſchung von Kupfer, Zinn
und Eijen.
Delübrum, n. I. ein Göttertempel.
deludieren, I. (deludöre, von ludöre, fpielen) ver-
potten, äffen, täufchen; Deluſion, f. (delusio) die
äuſchung, Hintergehung; Deinfto oder deluſö⸗
riſch, nl. täuſchend, trügeriſch.
demembrieren
Delüge, n. fr. (ſpr. delühſch; v. l diluvium) die über—
ſchwemmung, Sintflut; après nous le deluge,
Sprw. nach ung die Sintflut, mag nad) ung ge—
ſchehen, was mill.
Deluſion, deluſiv ꝛe., ſ. deludieren.
emagög, m., pl. —en, gr. (v. dẽmos, Volk, und
ägein, führen) eigentl.ein Volksleiter, Koltsführer,
gew. in üblem Sinne: VBolt3verführer, Wiühler;
Demagogie, f. die Volksleitung; gew. Volfsver-
führung; Demagdgiich, volfleitend; volkverfüh-
rend, wühleriſch; demagogiſche Umtriebe nannte
man in den Jahren nach 1819 vermeinte geheime
Verſchwörungen der deutſchen Jugend zum Ümſturz
der beſtehenden Staatsverhältnilie; Demagogiss
mus, m. Geſinnung und Handlungsweile eines
Demagogen.
demanchieren (pr. —manſch —) fr.(d&mancher, v.
le manche, der Stiel, das Heft; der Geigenhals;
mi. manicum, J. manubrium, Handhabe) 1. den
Stil oder das Heft abmachen; 2. Tonf. die linke
Hand an der Geige aus ihrer natürlichen Lage ver-
rücken; Demandement, n. (jpr. demangſch'maͤng)
Tonk. das Übergreifen der linfen Hand.
demandieren, !. (demandäre; vgl. Mandamus)
— auftragen; Demandation, f. der Auf⸗
rag.
demantelieren, fr. (démantéler, v.manteau, Man-
tel, it. mantello, I. mantälum) enthüllen, öffnen,
ſprengen, jchleifen, die Ringmauern einer Stadt
niederreißen. |
Demarkation, j. demarkieren. |
Demaͤrch, m. gr. (dömarchos, von d&mos, Bolt, u.
ärchein, herrichen) Vorſteher eines Demos (f. d.)
oder einer Gemeinde im alten Athen, Gemeinde-
Ummann (jchweiz.); Demarchie, f. deſſen Amt und
Würde, Ammannſchaft.
Demarden, pl. (ipr. Demärichen) fr. (demarches;
vgl. Marſch 2c.) Schritte, Mafregein; Demarchen
machen, Schritte tun, Maßregeln nehmen, ver-
fahren in einer Sadıe.
Demarlieren, (zunächſt von dent fr. dömarquer, die—
ſes aber urjpr. vd. dem deutihen Markt, Marke),
bezeichnen, begrenzen, Örenzlinien ziehen; Demar⸗
kation, f. die Begrenzung; Schiffipr. die Bejtim-
mung, Erkennung od. Berechnung der Gegend, wo
ſich ein auf offener See jegelndes Schiff befindet;
Demarlations-Kordon, m. Grenz od. Scheide-
fette; Demarkationslinie, f. die Scheide- oder
Grenzlinie, bef. zur Feſtſetzung vorher ftreitiger
Grenzen; Heilk.: beim Brand die Abſchneidungs—
finie, wo derfelbe ftehen bleibt; Demarkations⸗
truppen, Örenztruppen.
Demasfieren, fr. (demasquer, vgl. Maske) Die
Maste abnehmen; entlarven, aufdeden, enthül-
Yen; Krk. Truppen bloßftellen, um fie ind Gefecht
zu bringen. r
Demegorie, f. gr. (v. dömos, Volk, u. agoreuein,
auf dem Markt oder öffentlich reden), eine Volks—
od. Staatsrede.
Demile, m. u. n. fr. (von meler, mijchen; vgl. me-
fieren) ein Handgemenge, ein Kleiner Streit, Zwiſt;
Händel, Ziwietraht, Berwidelung; demẽlieren
(fr. demeler), entwirren; ſich dem. ſich glücklich
loswickeln; mit jemand etwas zudemelieren
haben, Händel od. Streit mit ihm haben; Deme-
foir, n. fr. (jpr. —oar) Hajpel, Richtkamm; die
Stapelzugmalchine, eine aus einer Krempel u. einer
Kammwalze bejtehende Vorrichtung zur Verarbei-
tung der Kammwolle.
demembrieren, ml. (demembräre, von membrum,
Denen
Glied) zergliedern, zerſtückeln, zerteilen; Demem—
Srement, n. fr. (pr. demangbr’ndng) die Zerſtücke—
fung, Vereinzelung.
Demen, |. Demos. Bar
Ddemenagieren (ſpr. —ſchieren), fr. (d&menager;
vgl. Dienage) ausziehen, ausräumen; Demenage-
ment, n. (pr. — ſch'mang) der Umzug.
demenieren, fr. (se demener; vgl. Menee) ſich —;
ſich heftig bewegen, lebhaft gebärden..
demens, m. [. (von mens, ſ. d.) ein Wahnfinniger;
dementia, f. Wahnfinn, Tollheit; d. paralytica,
f. Heilf. &ehirnerweichung.
dementieren (jpr. demangt—), fr. (dementir, von
mentir, lügen) in Abrede ftellen; der Unwahrheit
zeiben ;widerjprechen; Bementt,n. (fpr. demangtih)
Widerruf, Berichtigung; jemand ein Dementi
geben, ihn der Unmwahrheit zeihen, ſich ein De—
menti geben, ſich in Widerjpruch verwideln.
demepbitifieren, nl. (vgl. mephitifieren) von ſchäd⸗
lichen Ausdünſtungen reinigen; Demephitiſation,
f. nl. Reinigung von Stickluft.
demerieren, I. (demereri) ſich Verdienſte erwerben;
Demerent, m. (demöerens) ein Verdienſtvoller.
Demerite, n. fr. (jpr. —riht; vgl. Merite) die Ver-
ihuldung; Demeriten-Haus, n. in der Fathol.
Kirche eine Korreftiond- od. Strafanjtalt für ver-
brecherijche Geiſtliche; demeritieren (fr. demeri-
ter), etwas verjchulden.
Demerjion, f. jpätl. (demersio, von demergere,
verjenfen) die Verſenkung ins Waller, das Unter-
tauchen.
Demẽter, f. griech. Fabell. die Göttin des Acker—
baues, bei den Römern Ceres, ſ.d.
Ddemenblieren (jpr. —möbl.), fr. (demeubler; vgl.
euble) ausräumen; Demenblement, n. (ſpr.
demöbl'mdng) das Ausräumen des Hausgerätes.
demenrieren (jpr. eu = d), fr. (demeurer) bleiben,
ſich verjäumen.
demi, fr. (jpr. d'mi; v. [. dimidius, d. i. dis- und
medius) halb; à demi, zur Hälfte; Demibaition,
f.Kıf. eineHalbbajtei, ein halbes Bollwerk; Demi-
cotons, pl. (ſpr. —-töngS) Starke halbbaumwollene
euge; demi-deuil, m. (pr. —döj), Halbtrauer;
emidrap, n. (jpr. — drah) Halbtuch; Demi«-
glace, n. (pr. —glah), Halbgefrornes (urſprüngl.
eine halbe Portion Eid); Demijeu (ſpr. —ſchöh),
Tonk. halblautes Spiel; Demiliüine, f. ein Halb-
mond, eine Mondſchanze, j. v. m. Navelin; De—
mimonDde, f., r. m. (pr. —mongd’) die Halbmwelt,
d. i. die nur dem äußern Scheine nad) vornehme
Gejellichaft der Buhlerinnen, Spieler und anderer
Abenteurer in Paris (nad) dem Titel eines Dra-
mas von dem j. Alerander Dumas); Demimon-
Daine, f. (jpr. —dähn), eine Halbweltdame, die
äußerlich jehr elegant auftritt; Demiparallele,
f. ein Halblaufgraben; Bemirelief, n. (vgl. Re—
lief) Halberhabene Arbeit; Demifappe, f. (vgl.
Sappe) eine Halbjenfe; ein halber Laufgraben;
Demiteinte, f. (ſpr. demitängt') Halbjchatten,
Mittelfarbe; Demitonr, m. hr. —tuhr) eine
Halbwendung, halbe Leibumdrehung, bei rechts
od. links um! Demivolte, f. (vgl. Bolte) halber
Kreislauf od. Kreigritt.
Demijohn, engl. (ſpr. demmidſchonn), Korbflafche,
umflochtene Slasttafihe — dame«-jeanne, j. d.
Deminution, Deminutin, j. Dimin—.
demiß, I. (demissus, von demittöre, herablaffen)
Heinlaut, J en; Demiſſion,
f. (demissio) Demut, Nie Ben auch
— Dimiſſion, ſ. d. Demiſſionär, m. (fr. de-
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
demonetiſieren 177
missionaire) ein Empfänger abgetretener Güter;
demiſſionieren, fr. (von fr. demission, vom lat.
dimittere, vgl. Dimiffion), fein Amt niederlegen,
feine Entlaffung einreichen; entlaffen.
Demite, f. geföpertes Seidenzeug, das beſ. auf der
Inſel Scio gefertigt wird.
Demiteinte, Demitonr, |. unter demi.
Demilrg, m. (demiürgös, von d&mos, Volk, und
der Wz. Eergein, wirken, tun, wovon ergon, Werk)
eig. 1. wer dem Volke nützliche Gefchäfte betreibt,
ein Handwerker, Werkmeiſter, Künftler; 2. in eini⸗
gen griechifchen Staaten auch Volksvorſteher, obrig-
feitliche Perſon; 3. nach der Lehre der Gnoſtiker
der Werkmeiſter der Welt, Weltichöpfer, nicht Gott,
jondern einer der Aonen, der aus der uranfäng-
lichen, neben Gott bejtehenden Materie, vem Grund
alles Böſen, die Welt und eine der zwei Seelen
des Menſchen, feine finnliche, erſchaffen haben ſoll.
demobiliſieren, barb.l. (vgl. mobil 2c.) abrüſten,
ein Heer auf den Friedensfuß ſetzen; Demobili—
ſierung oder Demobiliſation, f. Kıf. die Ab-
rüftung der Soldaten.
Demogerönten, pl. gr. Bolksälteite, Senatoren im
heutigen Griechenland.
Demoifelle, f. fr. (pr. D’moajell’; ehem. damoiselle,
Berfl. v. dame, wie it. donzella von donna, ml.
dominicella od. domicella von domina, Fräulein
von Frau) Fräulein, Jungfrau, Sungfer; aud) ein
Inſekt: Wafferjungfer; die Handranıme der Pfla-
jterer; Orgelb. die Tonjpäne od. Klangbretichen
— Abſtrakten od. Abrege3, ſ. d. (mahrjchein-
lich wegen ihres glatten, ſchlanken Anjehen?).
Demokratie, f. gr. (von dẽmos, Volf, u. krateın,
herrichen)dieBolfsherrichaft, eineStaatsverfafiung,
in welcher das Bolf, d. i. die Gejamtheit der Bir-
ger, die höchite, ſowohl geleßgebenbe als ausübende
Gewalt hat, entw. unmittelbar (abjolute Dem.),
od. durch gewählte Stellvertreter (repräjenta-
tive Dem.); Bolfspartei, die dem Volkswillen
und der Volfsvertretung im Staatsweſen entjchei-
denden Anteil an der Verwaltung gejichert willen
will; ihr Gegenjaß: Ariftofratie; Demofrdt,
m. ein Bürger u. Anhänger einer ſolchen Berfaj-
fung; ein Volksfreund, Sreibürger, Freiheitsfreund ;
demokraͤtiſch, volfsherrlich, freibürgerlich, frei-
ſtaatlich; demokratiſieren, freibürgerliche Gefin-
nung fördern und verbreiten: einen Staat in eine
Demofratie umwandeln; Bemofratismus, m.der
Freibürgerfinn; Anhänglichteit an Volksherrſchaft;
Demolonie, f. die Sitten- und Volkskunde, die
Lehre von den inneren Triebfedern des politischen
Lebens der Gejelljchaft.
Demofrit(us) und Herallit(ns), zwei berühmte
griechische Philofophen, deren entgegengefegte Le—
bensanficht ſprichwörtlich geworden ift; der erite
lachte, der andre weinte über die Torheiten der
Menfchen. Daher demokritiſch, zum. — ſatiriſch,
pottifch.
— (fr.démolir, v.[.demoliri, wegſchaffen),
niederreißen, abtragen, abbrechen, ſchleifen (beſond.
Feſtungswerke) demoliert, zerſtört, geſchleift; De—
molition od. Demolierung, f. das Niederreißen,
die Schleifung; Demolitionsiyftem,.n. ein Befeiti-
gungsſyſtem, nach welchem die vom Feinde einge-
nommenen Werke durch) Minen fogleich zeritört
werden können. 3
demonetifieren, fr. (d&mondtiser, vom I. moneta,
Minze) eine Münze einziehen und dadurd) aus
dem Umlaufe bringen; Demonetifation, f. Ein-
ziehung, Entwertung einer Minze.
12
178 demonjtrieren
demonstrieren, I. (demonsträre) zeigen, beweifen,
erklären, dartun; quod erat demonsträndum,
abgef. @. E. D., was zu beweifen war; ad ocü-
lum od. ad ocülos demonſtrieren, vor Augen
itellen, zur anfchaulichen Erkenntnis oder Über-
eugung bringen, einleuchtend, ſonnenklar beweis
* demonſträbel (ſpätl. demonstrabilis), er—
weislich, beweisbar; Demonſtrabilität, £. nl. die
Beweisbarkeit; Demonſtraͤnt, m.(l. demonstrans)
der Darleger, Kundgeber einer Abſicht oder Ge—
finnung; Demonftration, f. [. demonstratio,
eine Beweisführung. überzeugende Darlegung;
Heilk. anatomifcher Unterricht mit Borzeigung von
— Rſpr. Anzeige einer geſchehenen Sache;
rſpr. ein Scheinangriff; überh. die öffentliche
Kundgebung einer Abſicht od. Geſinnung (bef. einer
politiijhen); demonstratio dirdcta, die unmit-
telbare, d. indir6cta, die mittelbare Beweisfüh-
rung; demonftratin (l. demonstrativus, a, um),
hinweiiend,anzeigend; beweijend,veranjchaulichend;
eine Kundgebung bezwedend; Demonitrativum,
n., pl. Demonſtrativa, hinweiſende Fürwörter,
. diejer, jener ꝛc; Demonſträtor, m. der
ariteller, Beweisführer.
demontieren ( pr: demongt—), fr. (demonter, vgl.
montieren) Krk. abjegen vom Pferde unberitten
macen;unbrauchbar machen, außer Berteidigungge-
ſtand jeßen, 3. B. eine Feſtung oder eine Batterie
durch Schüffe zeritören; eine Kanone zum Schwei-
gen bringen, ihr die Lafette zerichießen od. fie auf
- andere Weiſe bejchädigen; eine Maſchine auseinan-
dernehmen, ein Gerüſt abbrechen; Bemontier:
Batterie, f. eine Batterie, durch deren Schüſſe
Geſchütze zerjtört werden uſw.
demoraliiicren, fr. (demoraliser; vgl. Moral 2c.)
entjittlichen, verderben, bej. jemand um das Ge—
fühl des Selbſtwerts bringen; nah Napoleons
Sprachgebrauch: ein Heer entmutigen; demorali=
fiert, fittlich verfommen; Demoralifation, f. die
Sittenverderbni3.
Demos, m. gr. das Volk; im demokratiſchen Athen;
ein Gemeindebezirk, Unterabteilung der Phyle
ſſ. d.); pl. Demenz; demoͤtiſch, gr. (demotikös)
dem Volk angehörend, voligmäßig; volksfreund—
ih; demoͤtiſche Schrift der alten Agypter, d. i.
Volksſchrift, die gemeine ägyptiiche Buchſtaben—
Ichrift, im Gegenfaß der hieratiſchen; (f. d.).
Demoſthẽenes, m. ein berühmter altqriech. Redner
in Athen; daher: eine demoſtheniſche Beredſam⸗
feit, eine außerordentliche, mächtige Beredfamteit
nach jenem Vorbilde.
domptis dem6ndis, [.(von dem£re, hinwegnehmen)
nad) Wegnahme des Wegzunehmenden.
demulcieren, l. (demulcere) jtreicheln, liebkoſen,
bejänftigen; demulcentia, pl. Heilk. beruhigende,
lindernde Heilmittel.
Demy, engl. (jpr. demet, dv. fr. demi) eine Papier-
forte von kleinem Format.
Den, f. engl. (fpr. den), pl. Dens, Höhle, Grube,
Berbrecherhößle.
Denarius oder Denär, m. |. (von denarfus, d. i.
hn enthaltend) eine ver ——— Drachme ent-
prechende altrömiſche Silbermünze, welche urſpr.
10, ſpäter 16 Aſſe od. 4 Sefterzien enthielt, etwa
80 Pf., im Mittelalter von verjchiedenem Werte;
aud) eine er Kupfermünze, etwa 1, Pf;
denarius Petri, der Petersgroſchen, eine ehem.
Abgabe an den PBapit; tertius denarius, der
dritte Pfennig; im deutichen Rechte: das niedere
Gericht, weil dem Verwalter desfelben , der Ge-
denobilitieren
richtseinkünfte zufloß; Denaͤro od. Dandro, m.
it. 1. eine Kupfermünge von verjchiedenem Werte;
2. der Anteil eines Kaufmanns an einem ns
oder deſſen Ladung; 3. ein Seide- und Gold-
Gewicht, etwa ein Gran.
Denationafifieren, barb.⸗l. (vgl. Nation 2c.) der
Boltgeigenheit (Nationalität) berauben.
denaturaliiieren, barb.-!. (vgl. naturalifieren) des
Staatsbürger- od. Heimatsrechts berauben; Des
naturalifatton, f. die Heimatsentziehung.
Denaturieren (fr. denaturer), jeine Natur ändern;
entarten, aus der Art jchlagen; ungenießbar, für
den Genuß (aber nicht für die gemein Benut-
ai machen (3. B. Stein- u. Kod)-
jalz für Speifezwede durch Zuſatz von Hirichhorn-
öl, Betroleum 2c., wenn e3 fteuerfrei für gemwerb-
liche Zwecke a werden foll; desgl. Spiritus
Denaturieren, ihn ungenießbar machen ujw.).
denatus, nl. (v. l.
ftorben.
Dendradhät, m. gr. (von dendron, Baum) Baum-
Achat, auch Mochhaſtein, eine Spielart des ge-
meinen Chalcedons mit dendritijchen oder
baumförmigen Zeichnungen; Bendrit, m., pl.
Dendriten, Baumiteine, d. i. Kalk- und Mergel-
jtüde, auf deren Oberfläche ſich zweigartige Zeich—
nungen von Braunitein, Brauneijenitein 2c. gebil-
det haben; Dendritiich od. Dendroidisch, baum-
förmig; Dendrographie, f. Baumbeichreibung;
dendrograͤphiſch, baumbejchreibend; Dendrps
lityen = Dendriten; Pilanzenverfteinerungen;
Dendroldg, m. ein Baumfenner, Baumfundiger;
Dendrologie, f. die Baumkunde, Lehre von der
Pflanzung und Zucht der Bäume; dendroloͤgiſch,
baumkundlich; dendrometer, n. ein Baummejier,
ein Werkzeug, den Kubifinhalt der Bäume zu be-
ſtimmen; Bendrometrie, f. Baummeßkunit; Den⸗
dröphis, f.diedaumnatter; Dentrophilen, (den-
drophilae, baumliebende) Eidechſen, die auf Bäu⸗
men leben.
Deneb, m. arab. (eig. Schwanz, nämlich des Schwa—
nes) der äußerſte und hellſte Stern im Sternbilde
ben Schwanes, der mit 5 andern ein großes Kreuz
ildet.
denegieren, !.(denegäre; vgl.negieren) verweigern,
abihlagen; Denegation, f. die Verweigerung;
. auch Leugnung vor Gericht; denegatio audien-
tiae, Rſpr. Verweigerung des Gehörs auf ein
vorgebrachtes Geſuch; denegatio debiti conju-
gälis, Rſpr. Verweigerung ver Ehepflicht.
Deneihla, Denga, |. Denuihfa. |
Denier, m. fr. (fpr. denjeh: v. I. denarius, f. d.) eine
ehemal.£leinefupferne Scheidemünge, bef.in Frank—
reich, etiva Y, Pf.; Denierwage, f. eine Wage zur
Beitimmung de3 Feinheitögrades der Geide.
Denigrieren, I. (denigrare; v. niger, fchwarz) an-
J verleumden; Denigrant (I. denigrans,
r. denigrant), verleumderifch; Benigration, f. 1.
(denigratio) u. Denigrement, n. fr. (pr. —mdng)
die Verleumdung. i
Denizen oder Denifon, m. engl. (pr. deniſſen) ein
eingebürgerter Fremder; aud ein freier Bürger
(v.d. I. donatio, altfr. donazon, abgeleitet, weil er
„ex donatione regis‘ das Bürgerrecht erlangt
nat, norm.-fr. deinzsein); Denizieren (engl. to
enizen), das Bürgerrecht erteilen; frei machen;
Denization, £. (ſpr deniſehſch'n) in England Ein-
bürgerung, Bürgerredt, Freimachung.
dDenobilitieren, nl. (vgl. nobilitieren) entadeln, Des
Adels berauben od. verluitig erklären,
de und nätus, geboren) ge-
denominieren
denominieren, I. (denominäre; vgl. Nomen) er-
nennen und benennen; Denomination, f. die
Ermennung, Benennung; Anzeige, Ankündigung;
denominatio testium, die Benennung der Zeu—
gen; Denominatinum, n. ıl. ein Wort, das von
einem Nennwort unmittelbar abgeleitet it; De—
ntominätor, m. Recent. der Nenner eines Bru⸗
ches; denominator ratiönis, der Anzeiger eines
Berhältniffes, = Duotient.
denoncieren, fr.({pr. —nongß —)=denungzieren;
Denoncd, m. = Denunziät.
denotieren, l. (denotäre) bezeichnen, angeben; De
notation, f. die Bezeihnung, Angabe.
denouieren (pr. vu =u), = (d&nouer, von nouer,
l. nodäre, knüpfen) den Knoten löjen, entwirren,
auflöjen, aufflären; Denouement, n. fr. (ipr.
denu’mäng) die Entwidelung, Löjung des Kno—
tens. Entjcheidung, der Ausgang.
Denrede, f., pl. Denrees, fr. (pr. dangreh; prov.
denairada, ml. denariata, eig. der Betrag eine
Denars, fo viel Ware, ald man für einen De-
nar erhält) Lebensmittel, jede Ehware; Denr6es
coloniales, Kolonialwaren.
denſieren, I. (densäre, v. densus, dicht) dicht ma—
hen, verdichten, 3. B. Dünfte, Waflgrdampf; Den
fität, f. (densitas) die Dichtigkeit; Denſimeter,
n. der Dichtemeſſer für Flüſſigkeiten.
Bent, m., r. £. fr. (fpr. dang; v. I. dens, m., Zahn)
in der franz. Schweiz und in Savoyeı ein Fegel-
fürmiger Berggipfel, in der deutjchen Schweiz ein
Dorn, 3. B. der Dent dü Midi in Savoyen; dents
postiches, pl. (fpr. dang poſtiſch) falfche oder ein-
ejegte Zähne; eure-dent, m. fr. (jpr. kür-dcing)
ae: Dentägra, n. l.egr. Heilf., beſſer:
r.Odontagra, Zahngicht; Dentäl-Buchftaben,
Zahnbuchſtaben; Dentaliten, pl. verjieinerte
Meerzähne; Dentalium, der Meerzahn, zur Fa-
milie der Röhrenjchneden gegörend; Dentaria, f.
nl. (vom I. dentarfus, zum Zahn gehörig), das
Zahnkfraut, die Zahnwurz; Dentdrpag, m. (od. r.
mit. th ftatt t, v. griech. harpäzein, reigen, paden)
L-gr. ein Zabnzieher, Werkzeug zum Ausziehen
der Zähne; Dentatiönen, pl. nl. Auszadungen,
zadenförmige Mustelanfäge; denticüli, pl. I.
De —— Verzierungen am Säu-
engebälf; Dentifricium,_n. I. od. Dentifrice
(pr. dangtifrig), n. fr. ein Zahnmittel, Zahnpuls
ver zum Abreiben; Dentiröftres, pl. fr. Zahn
ichnäbler, eine Gattung Vögel; Dentiſtalpium,
a. ein Zahnfchaber, Werkzeug zum Zahnpugen;
Dentift, m. nl. ein Zahnarzt, Bahnkiünftler: Den⸗
tition, f. I. (dentitio) das Zahnen der Kinder;
Dcntür, f. nl. (fr. denture, dag. it. dentatura)
das Gebiß, der Zahnbeitand; auch die Beichaffen-
heit der Zähne; Ddentelieren (jpr. dangt—), fr.
(denteler) auszaden; Dentelle, f., pl. Dentelles
nr dangtell’), Spigen, Kanten; Bentelüre, f.
(ipr. dangt’tühr) ausgezadte Arbeit.
Dent, m. engl. (fpr. dent), der Zahn; dental, engl.
(ipr. dentöl), die Zähne, betreffend, Zahn-, 3. —
dental parlors (jpr. paͤrlörs) Sprechzimmer für
Zahnkranke.
denudieren, [. (denudäre; vgl. nudus) entblößen;
Denudation, f. nl. die Entblößung, z. B. der
Knochen vom Fleifch.
denunziieren, gew. denunzieren, I. (denunciäre;
vgl. Nuncius) vor Gericht angeben, anzeigen; einen
Fehler rügen; Denunzidnt od. denunziätor, m.
ein Angeber, Antläger; Denunziät, m. der ne
gegebene, Beklagte; Denunziation, f. denuncia-
Depenie 179
tio) die Angabe eines Verbrechens bei der Are
teit; Anzeige, Rüge, Angeberei; denunciatio H-
tis, die Unfündigung eines Rechtsſtreites an einen
Dritten nebit Aufforderung zur gerichtlichen Ver—
tretung; denunciatio matrimonil, das Auf-
gebot.
Denüſchka od. r. Deneſchka. Verkl. von Denga, m.
(rufj. denjga, Geld, von I. denarius) eine rujjijche
fupferne Scheidemünze, — , Kopeke = 1,62 Pf.
Deodand, n. engl. (pr. diodänd; v. |. Deo dandum,
etwas Gott zu Gebendes) ein verwirktes Gut, was
als Beranlafjung zum Tode eines Menfchen dem
Staate verfallen müßte, aber dem Beichädigten zu—
erkannt wird; Deodaͤt (v. l. a Deo datus, von Gott
gegeben), m. männl. Name — Theodor.
Deo dicatus und Deo gratias, f. Deus. |
Deonerieren, I. (de-oneräre; vgl. Onus) entlasten,
entladen, entledigen.
Deontologie, f. gr. (v. d&on, was jein muß, Pflicht,
von dei, man joll) Pflichtenlehren, (von dem eng-
liſchen Philoſophen Bentham gebraucht).
Deoptieren, I. (deoptäre) wählen, feine Stinme ab-
geben.
Depaquetieren (jpr. —Ütieren), fr. depaqueter)
auspaden.
Deparalyiieren, I.-gr. (vgl. Baralyjis) die Lähmung
aufheben.
departieren, fr. (departir, v. [. partiri, teilen) ab-
teilen, verteilen, augeinanderjegen, ſcheiden; des
Bartement, n. fr. (jpr. —mang) die Austeilung
gewiſſer Geſchäfte unter verjchiedene Perſonen in
einem Kollegium; die Abteilung, der Gejchäfts-
freis, Wirkungsfreis, das Fach (Verwaltungsfach),
die Behörde; Erdbeſchr. ein Kreis, Bezirk; Bauf.
Gemad f. v. w. Appartement; Departements
Ehef, m. der Bezirksvorſtand; Departements
Nat, der Bezirkörat; Departemental, ein Depar-
tement betzeitend; Departition, f. nl. die Ver-
teilung.
Depafcieren. I. (depascere) abweiden, abfreſſen.
depaſſieren, fr. (depasser; vgl. paflieren), vorüber-
ziehen, zuvorfommen, überholen.
depauperieren, nl. (v. [. pauper, arm) verarmen,
arm maden; Sepauperation, f. die Berarmung.
depetulieren, I. (depeculäri; vgl. Pekulat) eine
öffentliche Kaffe beitehlen; DBepefulation, f. der
Kaſſendiebſtahl.
denellieren, I. (gdepellöre) vertreiben, verſtoßen.
dependieren, [. (dependäre) von jemand abhängen
oder ihm unterworfen fein; dependeut (depen-
dens), abhängig, untergeben, unjelbjtändig; Bes
hendenz, f. die Abhängigkeit, Unterwürfigfeit; in
der Ripr. iind Dependentien od. Dependenzen,
pie: fr. Schendancen (jpr. Depangdangpen),
.d. w. Bertinentien.
denennieren, nl. (it. dipennäre; von [. penna, die
Feder) Kfipr. Rechnungen im Handbuche mittels
Durchftreihens austun; einen Auftrag zurid-
nehmen.
Depenſe, f. fr. (fpr. depdngß; v. I. dispendöre, ab-
wägen, austeilen, wovon dispendium, der Auf-
wand) die Ausgabe, der Aufwand, zum. Verſchwen—
dung; auch (nad) dem it. dispensa) eine Speife-
oder Borratsiammer; depenfieren (fr. depenser),
ausgeben, verwenden, aufmenden; vertun, durch—
bringen, verfchwenden, vergeuden; Depenfenr, m.
(fpr. —BöHr) der Verſchwender, ift im Franz. nicht
einmal gebräuchlich, wo man dafür Depentier
(fpr. —Bieh) fagt, was jedoch häufiger (= ital. dis-
12*
180 deperdieren
pensiere) den Verwalter der Vorratskammer,
Schaffner, Speiſemeiſter bedeutet.
Deperdieren, I. (deperd£re) verlieren; verderben,
zugrunde richten; Deperdition, f. der Verluſt,
Abgang; die Berderbung; Deperditen, pl. (de-
perdita, von deperditum) die Einbußen, in Un-
garn der Unterfchied zwifchen dem Marktpreije und
dem geringeren, zu twelchem Bürger und Bauern
dem Faiferlichen Militär die Zebensmittel liefern
müjjen.
debeſchieren, fr. (depächer, it. dispacciare, von
gleichj. I. dispactiare, aus dis- u. pactum, v. pan-
gere, befejtigen) eilig abjenden oder abfertigen,
ſchnell befördern; ſich Depefchieren, ſich jputen,
eilen; Depeſche, f. (it. dispaccio), 1. eine amtliche
Zuſchrift, meift durch Eilboten (Kuriere) über-
bradt, ein Eilbrief, eine Sendfchaft in Staat3-
angelegenheiten; 2. überh. eine aufs jchleunigite
beförderte Nachricht, z.B. ein Telegramm, Draht-
meldung; Depeſchen⸗Auweiſung eine telegraph.
Poſtanweiſung (Bojitd.).
Depeuplieren (ſpr. depöplieren), fr. (depeupler, von
peuple, Bolf) entvölfern, verheeren.
dephlegwmieren, l.-gr. (vgl. Phlegma) Scheidek. ent-
wäfjern, eine Flüfjigfeit duch Abdampfen oder
Deitillieren von dem außermwejentlihen Waſſer—
gehalte befreien; Bephlegmation oder Dephleg⸗
mierung, f£. die Entwäfjerung geiftiger Flüſſig—
feiten, j. Reftififation.
dephlogiftifch, L-gr. (vgl. Phlogiſton 2c.) unent- |
zundlih, unbrennbar; dephlogiſtiſieren, des
Brennitoff3 berauben, unbrennbar maden; des
shlogiftifierte Luft, Lebensluft, veine Luft,
Saueritoff. |
depilieren, l. (depiläre, v. pilus, Haar) enthaaren,
der Haare berauben; bildl. jemand um das Gei-
nige bringen; Depilation, f. nl. die Enthaarung,
Kahlheit; Denilatin, nl. enthaarend, der Haare
beraubend; Depilatorium, n. Heilf. ein Ent-
haarungsmittel,
Depingieren, I. (depingere) abmalen.
Depit, m. fr. (pr. depih; altfr. despit, it. dispetto,
vom I. despectus, eig. Verachtung) der Troß; der
Verdruß, Unwille, Widerwille, Arger; en dépit,
(ipr. ang —), zum Troße, zum Bofjen; par depit,
aus Berdruß; Depitds (fr. depiteux), ärgerlic),
verdrießlich.
deblacieren (ſpr. —Bieren), fr. (deplacer; vgl. Place
uf.) verſetzen, verſtellen, von feinem Platze weg—
nehmen, abſetzen, jemand ſeines Amtes entſetzen;
deplaziert ſein, am unrechten Orte ſtehen, falſch
—— jein; aud) zur Unzeit geſchehen, übel ange-
racht jein; Deplacement, n. (pr. deplaß’mang)
die Abjegung, Berrüdung; verkehrte Stellung;
Tauchraum oder Tauchgewicht eines Schiffes.
deplaiſant, fr. (jpr. —pläjäng; vgl. plaijant) un-
angenehm, widerlich; Depfaifance, f. (ipr. deplä-
iängß’) das Mipfallen, der Widerwillen; Depläü—
ſier, n. Migvergnügen, Unfuft.
Deplanteren, l. (deplanäre; vgl. plan) abflachen,
ebnen.
Deplantieren, l. (deplantäre; vgl. plantieren) ver-
pflanzen, verjegen; Deplantation, f. nl. Die Ber-
pflanzung, Berjegung eines Baumes.
Depletion, f. nl. (depletio, v. [. deplere, ausleeren,
von de und der Wz. plere, füllen) die Entfüllung,
Ausleerung.
deplorieren, [.(deploräre; vgl. plorabel) bemweinen,
beflagen; deploräbel, nl. (fr. deplorable); befla-
|
depopularifieren
gens- oder bejammernswert; Deploration, !. I
(deploratio) das Bemweinen, Beklagen.
deplohieren (ſpr. —plonjieren), fr. (d&ployer; vgl.
ployieren) entfalten, entwickeln, ausbreiten; Krſpr.
aus der Marjhordnung in die Kampfordnung
übergehen; überh. aufmarjhieren; Beployier=
Schritt, der Geſchwindſchritt beim Entfalten eines:
gejchlofjenen Heerhaufens; Deploiement, n. (pr.
deploamtdng) der Aufmarſch.
depolariſieren, barb.-I. der Bolarität (j. d.) berau-
ben; Depplarifation, f. die Entziehung der Po—
arität. \ [nehmen.
depolieren, fr. (depolir; vgl. polieren), den Glanz
deponieren, I. (deponere) ablegen, niederlegen, hin-
terlegen, in Verwahrung geben; auch ausjagen;
ehem. auf deutfchen Univerfitäten: einen jungen
Studenten unter allerlei poffenhaften Gebräuchen
vom Bennalismus (f. d.) freifprechen und in den
älteren Studentenjtand aufnehmen, womit er
gleichfam die Hörner ablegen follte, die er als
pecus campi oder Rindvieh trug (denn für mehr
galt der Beanus oder Fuchs nit); Depönens
(näml. verbum), n. f. Sprachl. ein Wort, welches
die Form eines paſſiven und die Bedeutung eines
aktiven Zeitwortes hat, aljo gleichlam jeine ur-
jprüngliche Bedeutung ablegt; Deponent, m.
(depönens) Ripr. 1. ein Niederleger, Hinterleger,
Berwahrgeber, der etwas zur Verwahrung über-
gibt, |. dv. w. Depofitor; 2, ein Zeuge: Deponie—
rung, f. = Depofition; Depoſitum, n., pl.
Depoſita, ein anvertrautes Gut, etwas zur Auf-
bewahrung Niedergelegtes, eine Hinterlage; auch
Ablagerung, Anſchwemmung; ad depositum ge=
ben, nehmen, in Verwahrung geben od. nehmen,
verwahrlic, niederlegen oder aufheben; in depo-
sito, in Verwahrung; Depoſiten-Bank, eine
Niederlagsbanf, eine Anftalt, wo Kapitalien gegen
mäßige Binfen angenommen werden, um fie auf
höhere Zinfen wieder auszugeben; D.-Kaſſe, die
Niederlegungs- od. Verwahrungskaſſe; D.=melen,
das Verwahrungsweſen; Depoſito- oder Depo—
ſiten-Gelder, in gerichtliche Verwahrung nieder-
gelegte Gelder; die zur Gejchäftsermweiterung von
einer Handlung gegen Zinfen aufgenommenen
Gelder; Depoſito⸗-Wechſel, ein folcher, der fürdas
in die Handlung genommene Geld ausgeitellt it;
Depoſition, f. I. depositio, die Niederlegung von
Gegenitänden zum Aufbewahren, Hinterlegung,
Sicherheit, Pfand; bejonders Aufbewahrung von
Vertpapieren oder Wertfachen beim Bankier; auch
die Ausſage; auf deutjchen Univerfitäten ehent. die
feierliche Aufnahme eines jungen Studenten in
den älteren Studentenverein (ſ. oben deponieren);
Depojitarins, l. vd. Depoſitär (fr. depositaire),
m. der Verwahrer, dem etwas aufzuheben gegeben
od. anvertraut wird; Depoſitor, l. Depoſiteur,
fr. (fpr. —töhr) m. = Deponent, ſ. 0.; Depoſi⸗
torium, n. nl. der Verwahrgelaß, die Anftalt ud
der Ort der gerichtlichen Aufbewahrung, = Ar»
hiv; Depöt, n. fr. (pr. depsh) die Niederlage,
Ragerftätte, ein Lager für Waren; Verwahrung;
er r. Ergänzung3mannjchaft; Ergänzungsvorrat;
Yufbeivn rungsort für Geſchütz, Kriegserforder-
nifle 2c.; Straenbahndepöt, Straßenbahnhof;
Depötichein, m. Berwahrichein, Hinterlegungs-
ichein; Depöt de la guerre (jpr. —gähr). Krieg3-
archiv; en depöt geben, in Verwahrung geben
oder niederlegen. !
Depopulariiieren, barb.-!. (vgl. populär) dem Bolt
entfremden, jem. der Bolfsgunft berauben.
depopulieren
depopulieren, I. (depopuläri) ſ. v. w. depeuplie-
ren; Depopulation, f. (depopulatio) die Ent-
völferung.
Deport, m. fr. (ſpr. Depshr, auch deutſch: Deport)
Leihgeld; (im Staatspapierhandel): die Börjen-
papiere find beim Kauf auf jpätere Zeit entweder
teurer oder billiger, al3 wenn fie dem Verkäufer
jofort abgenommen werden. Die Differenz zivi-
ſchen dem augenbliclichen und dem jpäteren nie»
deren Kurs Heißt Deport, die zwijchen dem
augenblidlichen und dem fpäteren Höheren Kurs
heißt Report, (ſ. d.).
Deportieren, I. (deportäre, eig. wegtragen) fort-
ichaffen; verbannen, ausführen, ind Elend ver-
weijen, nach einer Straffolonie fchaffen; ein De—
- Portierter, m.(deportätus) ein Berwiejener, Ber-
bannter; Deportation, f. (deportatio) die Ver—
bannung, Zandesverweifung, Fortihaffung, 3. B.
eines Ruſſen nad) Sibirien, eines Tranzofen nad)
en
Depoͤrtus, m. !. der Abtrag jus deportuum, da3
Recht des Biſchofs, aus den von ihm verliehenen
Pfründen die Hälfte der Früchte des erjten Jahres
zu beziehen.
Depofitär, Depofition, Depoſitum 2c., ſ. unter
deponieren.
Dehofjedieren, fr. (deposseder, von posseder =|!.
possidere, beſitzen) Rſpr. jemand aus dem Beſitz
einer Sache jeßen, vertreiben; dah. Depoſſedierte,
pl. von Thron und Land vertriebene Füriten; Des |
voſſeſſion, f. Bejigentziehung, Vertreibung aus |
dem Beſitze.
Depojtieren, fr. (vgl. Boften) Kıfpr. verdrängen.
Depot, j. unter Deponieren.
Bepotenzieren, nl. (vgl. Botenz) entfräften.
deponillieren (ipr. Depujieren), fr. (depouiller, | Ab i
. Me ı Depücellieren, fr. (pr. —Bell—; vgl. Pücelle) ent-
plündern; Deponille, f. (fpr. depuj) der Raub, |
altfr. despoiller, vom I. de-spoliäre) berauben,
die Beute; auch der Nachlaß.
deprädieren, I. (depraedäri; vgl. Brädator) be—
rauben, verheeren, verwülten; Deprädation, f.
(ipätl. depraedatio) die Beraubung, Blünderung; |
Deprädätor, m. der Berauber, Blünderer.
depravieren, l. (depraväre, von pravus, frumm,
verfehrt, böje) verderben, verjchlechtern, im Lat.
nur: jchlehter machen, nad neuem Gebraud)
auch: jchlechter werden; Depravation, f. de-
pravatio) die Berderbnis der Sitten, Verſchlechte⸗
rung.
deprehendieren, I. (deprehendere; vgl. Prehen—
ſion) ertappen, ergreifen; Deprehenſion, f. (de- |
vgreifung (bef. |
prehensio) da3 Ertappen, die
eines Übeltäters auf der Tat felbit).
Deprefjion, f. I. (depressio, von deprimere; vgl. |
deprimieren) daS Niederdrüden, die Genfung; |
1. Heilf. eine Star-Operation, wobei man den |
Nerv hinabdrüdt; 2. der Eindrud, die Vertiefung; |
3. förperliche oder geijtige us Erichlaf= |
fung, Schwäche; 4. das Sinfen, bei. de3 jcheinbaren
Horizont3 unter den wahren (für den auf einem
Shit im Meere befindlichen Beobachter); 5. eine
Landſtrecke, die tiefer liegt als der Meeresfpiegel;
6. das Herabdrüden des Duedfilbers in engen, in
Duedfilber getaugren Röhren unter den Stand
des Die Röhrer. umgebenden Queckſilbers (— de-
primierende Kapillarität, ſ. deprimieren); 7. in der
Witterungsfunde: der niedrige Stand des Baro-
meters bei geringem Luftdrud; daher: Depref-
jionsgebiet, das Gebiet des niedrigften Luft-
drudes; Depreſſionsſchußß — Sentihuß; De—
deracinieren 181
preſſions⸗Winlel, Größenl. der Senkwinkel; des
preſſieren, nl. Krſpr. ein Geſchütz tiefer richten;
etwas (3.8. ein Buch) aus der Preſſe nehmen (fr.
depresser); Depreſſorium, n. nl. ein Werkzeug
zum Niederdrücden der Hirnhaut.
Depretiieren, I. (depretiäre von pretium; fr. de-
precier) entwürdigen, herabjegen, unterſchätzen;
Depretintion, f. nl. die Herabjegung, Unter-
ſchätzung, Geringſchätzung; depretiatib, gering-
ſchätzig, verächtlich, herabwürdigend.
deprezieren, I. (deprecäri, von precäri, bitten) ab-
bitten; verbitten, ablehnen; Deprekation, f. (de-
precatio) 1. die Abbitte; 2. Ablehnung; 3. eine
feierliche Berwünfcdhung (unter Anrufung des gött-
lichen Gericht3), der Fluch; 4. auch Fürbitte; De—
prefatür, f. ml. (deprecatüra) das Recht, von den
an Klöfter und Kirchen geſchenkten Grundftücen
noch zeitlebens die Einkünfte zu genießen; eine bis
in3 dritte Glied dauernde Erbpadit.
Depreziieren, Depreziation, j. Depretiieren.
Depri, m. fr. (fpr. deprih; von deprier, abjagen,
außer Landes gehende Waren abgeben; vgl. depre—
zieren) bei einem Steueramte: eine jchriftliche An—
zeige von ftenerbaren Waren, die man außer Lan—
des verkauft oder durchgehen läßt.
Deprimieren, I. (deprimere, von premere, drüden)
herabdrüden, niederdrüden ; herabftimmen, nieder-
ichlagen; Heilf. beim granen Star den Nerv nie-
derdrüden, abjpannen, Schwächen; Deprimierter
Puls, gedrüdter, d. i. ſchwacher Puls, der auf
Keraftlofigkeit deutet; Dveprimierende Kapilla—
rität,Naturl.derniedrigere Stand desQueckſilbers
in engen Röhren, als in umgebenden weiteren Ge—
äßen.
Deprivation, f. nl. (vgl. privieren) die Beraubung,
Abſetzung, insbe. eines Geistlichen.
jungfern; Depücellement, n. (pr. depüßell’mang)
die Entjungferung.
depurgieren, I. (depurgäre; vgl. purgieren) reini-
gen, jäubern; Sepurgation, f. nl. Reinigung,
bführung; Depurgatin (1. depurgativus) oder
depurgatsriſch, nl. abführend. I
Depurieren, nl. (fr. depurer; vgl. pur) reinigen,
läutern; Depurantia, pl. Heilk. Reinigungs-
mittel, beſ. bfutreinigende Heilmittel; Depura⸗
tion, £. die Reinigung; depuratin (fr. depuratif)
oder depuratösriſch, veinigend, bej. blutreinigend.
Deputieren, — (deputäre, anweijen, zu etwas
beitinnmen) abordnen; Deputierter (deputätus),
m. ein Abgeordneter von Gemeinden an Fürjten
oder Behörden; — ein aus Volkswahlen
hervorgegangener Vertreter und Wortführer des
Volks, Mitglied der Ständeverſammlung od. De—
putierten-Kammer, des Abgeordneten-Hauſes
uſw.; Deputät, n. (deputätum) ein beſtimmtes,
befoldungsmäßiges Einkommen, ein Ausgeſetztes,
was jemand außer dem jährlichen Gehalte an ge-
wilfen Dingen, 3.8. Holz, Frucht 2c. als einen
Teil feiner Bejoldung befommt; Deputatiſt, m.
nl. derjenige, welcher ein jolches erhält; Deputa—
tion, f. die Abordnung, Abjendung einiger Ber:
* aus einer größeren Genoſſenſchaft oder Ber-
ammlung mit einem gewifjen Auftrage; auch die
Abgeordneten jelbit; ein gewählter Ausſchuß von
Abgeordneten zur Vorberatung eines Gegenſtan—
des; eine Abteilung einer aus Es erfonen
beitehenden Behörde, z.B. eines Kreisgerichts.
deracinieren, fr. (pr. veraßi—; fr. deraciner) ent—
wurzeln, ausrotten.
182 Deradenitis
DVeradenitis, f. gr. (von deraden, aus dere, Hals,
und aden, Drüje) Heilk. Halsdrüjenentzündung.
Deraifon, f. fr. (pr. deräföng; vgl. Raijon) Un-
vernunft; dDeraiionnabel, (ipr. —rä—; fr. derai-
sonnable; vgl. raijonnabel) unvernünftig, ver-
nunftwidrig; unbillig; deraiſonnieren, (fr. de-
raisonner), — reden; Deraiſonnement,
n. (ſpr. —mäng) unvernünftiges Geſchwätz.
derangieren, (jpr. derangſch), (deranger; vgl.
rangieren) in Unordnung bringen, verwirren,
derangiert fein, in Unordnung, be. in bedenf-
lihen Bermögensumftänden oder verfchuldet jein;
Derangement, n. (jpr. derangfeg'mäng) die Un-
ordnung, Zerrüttung.
Derby=- Nennen, pl. engl.dtſch. (ſpr. Darrbi—)
Wettrennen in England, die am Mittwoh nad)
dem Trinitatisfeite gehalten werden, gew. in dent
berühmten Wettrennorte Epſom; ſüdw. von Lon—
don; ihren Namen haben ſie von ihrem Begrün-
der, dem Grafen Derby, der fie 1780 ins Leben
tief; Derby-crack, m. engl. (jpr. —fräd), ein erit-
klaſſiges Rennpferd beim Derby (f.C rad); Derby-
Tag, der Tag der Derby-Rennen.
derelinguieren,!.(derelinquere;vgl.Relifta) etwas
verlafjen, den Beſitz einer Sache und das dingliche
Recht an dieje aufgeben; Derelieta, ———
herrenloſe Sachen; Dereliktion, f. (derelictio),
das Verlaſſen.
Derhem, Darhem, Dirhem, m. (arab. dirhem,
perj. diram, von gr. drachmẽ, ſ. Drachme) eine
ältere kleine perſ. üund türk. Münze, 4 Aspern (ſ. d.)
an Wert, und ein früheres perſiſches Medizinal⸗
Gewicht, ungefähr 7 g.
deridieren, |. (deridere, von ridEre, lachen) aug-
lachen, verjpotten; Deriſion, f. (derisio) die Ber-
jpottung; derifäriich, ſpöttiſch.
Derimher, m. ein großer Tempel der Barfen.
derivieren, I. (deriväre; von rivus, Bad)) ableiten,
herleiten; Derivantia, pl. oder Derivierende
Mittel, Heilf. die Säfte ableitende Mittel; dert-
vätum, Derivativum, n. ein abgeleitetes Wort;
pl. Deriväta, Deriväte, Scheidek Abkömmlinge,
aus andern her re Stoffe; Derivation, £.
(derivatio) die Ableitung, 3. B. eines Wortes;
Derivations⸗Rechnung, Herleitungsrechnung,
ein Teil der mathematiſchen Analyje, welcher die
Funktionen mehrerer Größen in leicht überfehbare
Reihen entwideln lehrt; derivatib, nl. ableitend;
durch Ableitung entitanden.
dermaͤtiſch, gr. (von derma,n. die Haut) die Haut
betreffend, — Dermatiatrie, f. od. Dermia⸗
trie, f. ärztliche Behandlung der Hautkrankheiten;
Dermatin,n. ein opalartiges Mineral, als haut-
ähnlicher Überzug aufSerpentin u. Kalkfpat; Der⸗
matitis, f. Heilf. die Hautentzüundung; Derma⸗
toid, n. lederartige Mafje, die für den Buchein-
band verwendet wird, abwafchbarer LZeinenein-
band; Dermatogranhie, f. die Hautbeſchreibung;
Dermatologie oder Dermologie, f. die Haut-
lehrte, Hautfunde; Dermatopathie, f. eine Haut-
frankheit; Dermatopathologie, f. die Lehre von
den Hautkrankheiten; Dermatoplaſtik, f. der-
jenige Zeil der chirurgiſchen Plaſtik, der die fünft-
fihe Erneuerung und Heritellung von Hautteilen
behandelt; Dermatojen, pl. Hautkrankheiten;
Dermatotijlus oder Dermotälus, m. die Haut-
ihmwiele; Dermopleftif, f. die Kunjt, Tiere durch
Ausftopfen ihrer Haut nachzubilden; Dermo—
töra, pl. die Hautflojjen; Dermotomie, f. die
Dautzergliederung, Hautzerlegung; Dermotozden,
desarmieren
pl. auf der Haut lebende Schmarogertiere, Haut»
paraliten.
derobieren, fr.(derober,it. dirubare,rubare, verw.
mit rauben, vgl. Robe) ftehlen, entwenden; fick
derob. ſich wegitehlen.
derogieren, lat. (derogäre) beeinträchtigen, ſchmä—⸗
lern; auch — aufheben, z. B. ein Geſetz ꝛe.;
Derogation, f. (derogatio) Schmälerung, der Ab-
bruch, Nachteil, den man z. B. einem Kontrafte zu-
fügt; aud) die Aufhebung einer Verordnung; de=
_rogatio, nl. beeinträchtigend; aufhebend.
Deroͤncus, m. gr. (v. dere, Hals, und Oncus, ſ. d.)
Heilk. Halsgeſchwulſt, Kropf; Derofpdsmus, m.
Halsframpf.
Deroute, f. fr. (ſpr. derüt'; vgl. Route) eig. der Ab-
weg; Verfall und re ;die Zerjtreuung, Ver⸗
wirrung u. unordentliche Flucht eines gejchlagenen
Heeres; deroutieren (fr. derouter), vom rechten
En abbringen, irre leiten; aus der Faſſung oder
in Verwirrung bringen, jemands Abficht vereitelt;
geriprengen, a: Derontierung, f. Ablen-
ung, Berfchleppung; Zerſtreuung.
Derpiah, m. (v. hindoft. der, Tür, und piäh, geliebt,
teuer) beiden Mohammedanern in Hindoftan: Hof,
Pforte, Grabjtätte der Heiligen.
derriere, fr. hinten, hintennad), hinter.
Derigäwe, f. ruſſ. (pr. ſh wie ſch; eig. Macht, Herr-
ſchaft), Name einer faijerl. ruſſ. Yacht.
Derwijch, m. perj. (derwösch, arın) ein armer mo-
en Mönd, deffen Hauptpflichten in
ebet und Bußübungen beitehen (arab. Valir).
des-, franzöfiiche Vorſilbe (lat. dis-), entſpricht im
allgemeinen dem deutjchen ent— und drüdt, wie
Dietes, Aufhebung oder Verneinung des Stamm-
begriffes aus. eh
desabüfieren, fr. (desabuser; vgl. abüfieren) je-
mand eines Beljeren belehren, zurechtweilen; Des-
abüjnge, £., r. n. (jpr. —büjahig') u. Besabüfe-
ment, n. (fpr. —bül’mdng) die Zurechtweijung.
desaccordieren, fr. (desaccorder; vgl. Afkord) nicht
übereinjtimmen, mißjtimmen. F
desachalandieren (jpr. —afhalangd—), fr. (des-
achalander, vgl. Chaland) die Kundſchaft abmwen-
dig machen; Desachalandage, f.,r.n.(Ipr. —aſcha⸗
langdaͤhſch) Verluſt der Kundſchaft.
Desaffektion, f. fr. Die Abneigung. I ha
desagreieren, fr. (desagreer; vgl.angreieren)miß-
fallen; auch migbilligen, verwerfen; Desagredhel
(fr. desagreable), unangenehm, mißfällig; Des—
agrement, n. (ſpr. —mäng) eine Unannehmlich—
keit, etwas Mißfälliges.
desappointieren ſpr. —poängt—),fr.(desappoin-
ter) jemand des Vorteils berauben, der auf etwas
Feſtgeſetztem od. Zugeſichertem (vgl. Appointement)
beruhte; beſ. einem Beſoldeten ſein Gehalt ent-
ziehen, einen Soldaten aus der Dienſtliſte ſtreichen:
dann eine ſichere Erwartung oder Hoffnung täu—
ſchen, vereiteln; in Verlegenheit ſetzen; Desappoin⸗
tement, n. (ſpr. —poängt'mäng) die Abdankung
eines Bepieniteten ; Bereitelung, unerwartetes
Miplingen (engl. disappointment, it. disappunto).
desapprobieren, fr.-l. (dEs- und approbäre) mih-
billigen; Desapprobation, f. Mikbilligung.
DeSappropriteren, 5 —, fr. (se desapproprier;
vgl. appropriieren) jid) jeines Eigentums be eben;
Zesappropriation, f. Entäußerung vom Eigen-
tum; Berzidt. i j
desappronbieren (pr. — pruivieren; jr. desap-
prouver), ſ. I
Desarmieren, fr. (desarmer; vgl. armieren) ent-
desafjortieren
waffnen; auch: die Waffen niederlegen, abrüften;
desarmiert, entwafinet, wehrlos; Desarımie=
rung, f. ne: Abrüftung.
desafjortieren, fr. (dEsassortir; vgl. afjortieren)
Zujammengehöriges voneinander trennen, Unord—
nung maden.
Desaftre, fr., oder Desdfter, n. (ſpan. desastro, it.
disastro, v.l. dis- und astrum, gr. ästron, Stern)
der Unftern, ein unglüdlicher Zufall, Mißgeſchick;
desaſtros (fr. desastreux), unglücdlich, unheilvoll.
Dejätir, pl. peri. (eig. der arabijch gebildete Plu—
al de3 perj. dustür, Mufter) Vorichriften, eine
angeblich uralte Sammlung von 16 heiligen Schrif-
ten der 15 altperf. Propheten. |
Desapantage, f.,r.n. fr. (pr. deſawangtähſch'; 9
Avantage) Schaden, Verluſt, bei. Spieiverluſt;
desavantageux (pr. —taſchöhs), nachteilig, miß—
lich; desavantagieren (fr. desavantager),benad)-
teiligen, beeinträchtigen.
desavouieren (ſpr. deſawuieren), fr. (désavouer;
vgl. avouieren) verleugnen, nicht anerkennen,
etwa3 in Abrebe ſtellen, einen Bezug auf Die
Perſon oder Handlung eines andern von ſich ab-
fehnen; Desaven, n. (pr. deſawöh) die Verleug-
nung, Ubleugnung.
Descamijddos, pl. jpan. (v. camisa, Hemd) Ohne—
hemden, Hemdlofe, eine überjpannte demagogiſche
Bartei in Spanien.
descemetiſche Haut, ein innerer Überzug der Horn-
haut des Auges, den Descemet entdedte,
desemballteren (pr. — angball—), fr.(d&semballer;
vgl.emballieren)auspaden, z.B. Raufmannsmwaren;
Desemballage, f., r. n. (jpr. —angballahiey’) die
Auspadung.
desembarquieren (pr. deſangbarkieren), fr. (des-
embarquer; vgl.embarquieren) wieder augjchiffen.
desendhantieren (ſpr. defangihangt—), fr. des-
enchanter; vgl. enchantieren) entzaubern, von
heftiger Leidenſchaft heilen.
desennupieren (ipr. defangnüjieren), fr. (desen-
nuyer; vᷣgl. ennuyieren) ſich oder andern die Lange⸗
weile vertreiben, die Zeit verkürzen.
desenrolieren (ipr. dejangrol—), fr. (desenröler;
vgl. enrolieren) aus der Rolle jtreichen (von So!-
Dee — I), fr. (de
des teren (ipr. —Hi—), fr. (desequiper; vgl.
mic. Sc abtafeln, von Schiffen. ;
beferieren, |. (deser£re) verlajjen; deſerierte Gü⸗
ter, verlafjene, herrenloje Güter; deſert (1. deser-
tus), unbewohnt, öde, wüſt; Befertion, f. 1. de-
sertio, das Verlaſſen des Heeres oder der Fahne,
Butt; Rſpr. die Verfäumung einer Hand-
ung beim Prozeß, 3. B. desertio appellatiönis,
die Berfäumung der Berufungsfrift auf ein höhe-
res Gericht; Defertions = Klage, -Prozeß, die
Fluchtrüge, eine von dem unjcyuldigen Teile gegen
den Berlafjenden angejtellte Klage, um dadurd) die
Scheidung zu bewirken ; Defertieren, fr. (döserter,
mi. desertäre) davonlaufen, flüchten, ausreißen,
fahnenflüchtig werden; Deſerteur, m. fr. (ſprich:
—töhr) ein Augreißer, Sahnenflüchtiger, zuweilen
Überläufer; des6rtor malitiosus, ın. I. ein bös-
fiher Berlafjer, beionders feiner Ehefrau.
deſervieren, I. (deservire; vgl. jervieren) Dienite
verjehen, dienen; abwarten, pflegen; auch für deſ—
ſervieren ſ. d.; deſerviert, für geleifteten Dienft
bezahlt; Defernitum od. Deſervit, n., pl. —en,
nl. die Unmwaltsgebühren; vgl. Honorarium;
Deſervitenjahr, n., I. annus deservitus, da3
Snadenjahr, während deſſen Die verdienten, aber
Desintegrator 183
noch nicht empfangenen Früchte des legten Jahres
noch den Erben des in leßterem verftorbenen Geiſt—
lichen zufomnıen, jegt meift nur Y, Sahr.
deseſperieren, |. dejperieren; Desespoir, m. fr.
(ipr. dejegpodr; von des- und espoir, Hoffnung:
l. speräre, hoffen) die Verzweiflung.
deshabillieren (pr. U = Ij). fr. (deshabiller) ent-
tleiden; Deshabilld, n. (pr. dejabijeh) das Nacht—
Heid, — —— auch, beſ. bei Frauen, das Haus—
kleid; en déshabillé (ſpr. ang—), in häuslicher
Kleidung.
desheretieren, fi. (déshériter; vgl. heritieren) ent⸗
erben; Desheritance, f. (pr. dehsehritcingß) die
Enterbuna.
Deshonnenr, n. fr. (ſpr. defonnöhr; vgl. Honneur)
die Schande; Beshonndt (fr. deshonnete), ehrlos,
ſchändlich; deshonoräbel, entehrend, ſchimpflich;
deshonorieren (fr. deshonorer), entehren, be—
ſchimpfen.
Deſiccation, f. nl. (v. lat. desiccãre, austrocknen;
siccus, trocken) das Austrocknen.
Deſiderium, n., pl. Deſideria oder Deſiderien, !.
der Wunſch, das Verlangen, Begehren; die Forde—
rung; desiderium pium, n., pl. pia desideria,
fromme, gutgemeinte Wünſche (die gewöhnlich nicht
erfüllt werden); Sejiderius, m. männl. Name
(3. ®. des legten Longobardentönigs, den Karl der
Große bejiegte), der Erwünjchte, Erjehnte; deſi—
derieren (lat. desideräre), verlangen, vermifjen;
deiideräbel (desiderabilis), wünſchenswert; De=
fiderätum od. Deſiderät, n. etwas Gewünſchtes,
aljo Fehlendes, Erfordernis, Mangel, Lücke; pl.
Deſideräta, vermißte u.begehrte Sachen, z. B. für
Sammlungen; Deſideration, k.(I. desideratio)das
Vermiſſen, Berlangen; deſiderativ (ſpätlat. desi-
derativus,a,um),ein Begehren ausdrückend; verba
desiderativa, }. unter Berbum.
Defidids, lat. (desidiösus, von desidia, da3 lange
igen) müßig, träge, lältig.
Defignieren, I.(designäre; vgl.fignieren u.Signun)
bezeichnen, bejtimmen, kenntlich machen; aud) je
mand wozu ernennen; designätus, m. ein zu
einem Amte Ernannter, der noch nicht eingeführt
oder in Tätigkeit getreten iſt; 3.8.consul designa-
tus, der nädjtfünftige Konjul; Defignätsr, m. 1.
oder Deſignateur, m. fr. (ſprich: dejinjatöhr) ein
Platzanweiſer, Ordner; Deſignation, f. I. (desi-
gnatio) die Bezeichnung, Bejtimmung, Nachwei-
jung; die vorläufige Ernennung; Defignations-
Urteil, das Ordnungs-Urteil über Bezahlung der
Släubiger bei einem Konkurs; defignativ, nlat.
bezeichnend.
Defignolles-Pulver (pr. — ſinjoll), ein Pulver, das
aus jalpetertauerm und pifrinjauerm Kali gemifcht
ift und namentlich für die Torpedos in Frankreich
verwendet wurde.
Deſinenz, f. nl. (fr. dösinence; v. I. desinere, auf-
hören) Ende, Ausgang, bei. Wortendung.
Desinfizieren, fr.l. (vonder fr. Borfilbe des- u. l.in-
ficöre, j.infizieren)von Anſteckungsſtoff befreien;
entfeuchen; Desinfektion, f. die Reinigung der Luft,
des Körpers, der Kleider 2c. von fauligen Ausdüns-
ftungen od. Anitedungsitoffen, Entjeuchung, Keim-
tötung; Desinfeltor, m. I. Entfeucher, Keimtöter,
Dämpfkübell(z. Entſeuchen) auch vamitBeauftragter.
Desintegrator, m. frl. (dEs- u. integräre, ganz
machen) Schleudermühle, Schlagitiftmühle, eine
von Thomas Carr zu Montpellier erfundene
Vorrichtung zum Berkleinern verfchiedenartiger
134 desintereſſiert
nichtfaſeriger Stoffe, zum Auslaſſen von Honig
Gonigſchleuder) u. a.
Desinterejiiert, fr. (desinteresse) uneigennüßig,
ſelbſtlos; auch unbefangen, unparteiifch.
Desinvitieren, fr. eine Einladung Wieder auf-
yeben.
Deſinvoltuͤra, |. Dii—.
Deiipieren, |. (desipere, Gegenteil d. sapere, ver-
itändig fein) albern fein; desipäre in loco bei
Horaz: zur gehörigen Zeit und am rechten Orte
töricht, d. i. ausgelaſſen, fröhlich fein; Deſipienz,
f. (l. desipientia) Wibernbeit.
deſiraͤbel, fr. (desirable) wünſchenswert, |. v. mw.
deſiderabel.
deſiſtieren, l. (desistere; vgl. ſiſtieren) abſtehen,
von etwas ablaſſen, etwas aufgeben.
deſtribieren, I. (describére) beſchreiben; Seffrip-
tion, f.(descriptio) die Beſchreibung, Schilderung;
deffriptin, nl. beichreibend.
Desinalgie, f. gr. (von desma od. desmös, Band,
déõ, ich binde) Heilf. Schmerz in den Gelenkbän—
dern; Desmitis, f. Entzündung der Bänder; Des⸗
mogranphie, f. Bänder- und Flechjenbefchreibung;
Desmologie, f. (öfter: Syndesiuologie, f.) die
Bänderlehre, Lehre von den Bändern, Flechien,
Sehnen 2c.; Desmopathie, f. Krankheit der Bän-
der; Desmopathologie, f. die Lehre von den
Bänderfranfheiten; Desmotomie, f. Bänderzer-
legung; Besmurgie, f. Heilung durch Binden,
Entwidelung. |
Desman, m. (fr. desman, ſchwed. desmans-rätta, v.
desman, Bilam, aus dem Lappländifchen) Wy—
chuchol in Rußland, Ondatra in Nordamerika
(huroniſch), die Biſamſpitzmaus, Bifamrage; auch
Biberratze, eine Gattung großer Spitzmäuſe mit
biſamähnlichen Drüſen in einem Beutel beim After.
Ddesobeiren, fr. (desob£ir, v. obéir, l. obedire, ge—
horchen) nicht gehorchen; Desobeiſſance, f. (br.
—fjängß’) der Ungehorjam; desobeiffant (Ipr.
— Bang), ungehorjam, widerjpenftig.
Desobligieren (ipr. gſch), fr. (desobliger; vgl.
obligieren) unfreundlich begegnen oder behandeln;
Desobligeance, f. (pr. ſchängß) Ungefälligfeit,
Unartigteit; desobligeant (ſpr. — hang, ge-
wöhnl. — ſchänt) unfreundlich, ungefällig; Des=
obligeante, f. (pr. —ſchaͤngt) eig. eine Undöf-
(iche, Ungefällige; ein einfißiger Wagen.
Desobſtruktiva, fr.-!. pl. Arzt. Mittel gegen Ver—
ſtopfung (Objtruftion).
desodoriſieren, fr.-!. (vom fr. odeur, Geruch) ge-
ruchlos machen; Desodoriſierung od. Desodo⸗
riſation, f. die Geruchlosmachung.
Desoeuvrement, n. fr. (ſpr. deſöw'rmeing; von
oeuvre, Werk) Geſchäftloſigkeit; desoeubriert
(pr. —ömr—), müßig, geſchäftlos.
desoffupiert (fr. desoccupẽe; vgl. offupieren), un-
beihäftigt, geſchäftlos; Desoffupation, f. fr. die
Seichäftlojigfeit.
dejolteren, I. (desoläre, eig. einfan machen, ver-
öden, von solus, allein) verwüften, zeritören; auch
troftlo8 machen; Defoliert, verwüſtet, zerftört;
troſtlos; deſolant, fr. (ſpr. — lang, gew. —Idnt)
trojtraubend, betrübend; deſolät, I. (desolätus)
verlafjen; verwültet; traurig, troſtlos; Deſoläãt⸗
Kloſter, ein verlafienes, eingegangenes Kloſter;
Deiolätion, f. jpätl. (desolatio) die Berwüftung;
auch Bekümmernis, Troftlofigkeit.
Desordre, m. fr. (ſpr. —oͤrd'r; vgl. Order) die Un-
ordnung, Verwirrung, Zerrüttung; Ausſchweifung,
Sittenlofigfeit; Uneinigfeit.
Deſſäterik
desorganifieren, fr. (déésorganiser; vgl. Organ ze.)
auflöjen, zerrütten, in Unordnung bringen; in
Rückſicht des Magnetifierens: der Sinne berauben;
Desorganiiation, f. Störung oder Aufhebung
des lebendigen Zujammenhangs der Teile, 5. ©.
im menjchlichen Körper; Zerrüttung; Aufhebung,
Auflöfung, 3. ®. aller Staatsfräfte; Umbildung, _
gänzlihe Umftimmung der Sinneswerkzeuge 2c.
eines Menjchen vermittel3 des fogenannten Ma-
gnetiſierens.
desorientieren, fr. (désorienter; vgl. orientieren)
in Abficht der Himmelsgegend u. uneig. überh. irre,
verwirrt machen; Desprientiert, ungewiß oder
vermirrt gemacht, irre geworden, jo daß man nicht
weiß, mo man zu Haufe ift.
desoſſieren, fr. (jr. dejdjjieren; dv. desosser) aus—
beinen, ausgräten, die Knochen entfernen (Kochk.).
dessrhdieren, fr.gr. (vgl. Oxyd) von Saueritoff
befreien = reduzieren; Desoxydation, f. die
Befreiung von Sauerjtoff, Sauerjtoffentziehung.
Deipekt, m. oder Deſpektion, f. I. (despectus, de-
spectio, von despicere, herabfehen, verachten) die
Berachtung, der Schimpf; Defpeftteren (despec-
täre), gering ſchätzen; deſpektierlich, verächtlich,
geringſchätzig, ſchimpflich.
Deſperado, en m. ein Berzweifelter, Räuber,
Kevolutionär. $
deiperieren, I. (de-speräre, von speräre, hoffen)
od. Desehperieren, fr. (des-esperer; vgl. Des—
espoir) verzweifeln, verzagen, alle Hoffnung auf-
geben; Neiperät, [. (desperätus) verzweifelt, Hoff-
nung3los; aufgebracht; Deiperation, f. (l. de-
speratio) die Kopflofigfeit, Verzweiflung; Deſpe⸗
rations⸗Kur, eine — auf Leben u. Tod;
in der gem. Sprechart: Pferdekur; Deſperations⸗
Coup od. =Tpur, m. L.-fr. ein tollkühner od. ver⸗
zweifelter Streich; Deſperatiſt, m. nl. ein Ver—
zmweifelnder, Hoffnungslojer.
Despoblãdo, ſpan. Einöde; eine Hochebene in Peru.
Deipoftieren, I. (despoliare; vgl. Spolium) berau-
ben, plündern; Deſpoliation, f. die Beraubung;
Deipoliätor, m. der Berauber, Plünderer.
Defpondieren, [. (despond£re; vgl. ſpondieren) ver-
iprechen, verloben; Befponfäte, f. (v. desponsäre,
verloben) die Verlobte; DEiRENIEINS: m. der
Bräutigam; Deſponſation, f. (desponsatio) die
förmliche Verlobung.
Deſpoͤt (nach griech. Silbenteilung beſſer als Def-
hot), m. (gr. despötes, Gebieter, Herr, verw. mit
altjlav. gospodin, Herr) eig. der Herr eines Skla—
ven; ein unumfchräntter Herrſcher, Gemwaltherr-
iher, Zwingherr; auch Titel der griechijchen Bi-
jchöfe in der Türkei; Deſpotie, f. Gewaltherrſchaft,
Neid) eines Gewaltherrſchers; deſpoͤtiſch, willkür-
ih und eigenmächtig; jelbitgewaltig; Deſpotis⸗
mus, m. die unumſchränkte Gewalt, Zwangs- od.
Gewaltherrichaft,Eigenmadt;defpotifieren,eigen-
mächtig herrjchen, den Zwingherrn oder Gewalt—
herrn 5 jem. gewalttätig behandeln, verge-
mwaltigen; Des poina, f. gr. Herrin oder Göttin,
Beiname der Vrojerpina bei den Arkadiern, auch
der Venus und Geres.
Deipumieren, I. (despumäre, v. spuma, Schaum)
abjchäumen; Deſpumation, f. die Abſchäumung,
das Abſchäumen.
deſquamiereu,l.esquamare.v.squama, Schuppe
abſchuppen, abſchilfern; Deſquamation, f. das
Abſchilfern oder Abſchuppen der Haut nach Haut—
krankheiten, Abblättern der Knochen.
Defſſäterik, m. ruſſ. (v. désjatj, zehn) ein ruſſiſches
Dejiein
Gewicht von 10 Pfund = 4,095 kg; Deſſätine, f.
ruſſ. desjatina, ein Zehntel) ein Feldmaß von
2400 TSjajhen oder fait genau 109'/; a.
Deſſein, n. fr. (pr. dejläng; it. disegno, vom !.
designäre, bezeichnen, bejtimmen) die Abficht, das
ee der Blan, Entwurf; à dessein, abjicht-
i
deſſerbieren, fr. (desservir, eig. abdienen) 1. den
Dienst vollitändig beforgen, 3. B. den Kirchendienit,
insbeſ. als Stellvertreter; daher Deſſervant, m.
(pr. —wängh) ein Pfarrei-Berweier; 2.(al3 Gegen-
teil von fervieren, auftragen) dieSpeifen abtragen;
dah. Seifert, n. (pr. beifähn) der Nachtiſch; Deſ⸗
ſert-Teller, Nachtiſchteller, Obſtteller; Deifert-
weine, Nachtiſchweine, feine ſüße od. ausgeſucht
ſtarke Weine zum Nachtiſch.
deſſinieren, fr. (dessiner; it. disegnare; v. l. de-
signare, bezeichnen) zeichnen, entwerfen; Deſſin,
m., getv. n. (jpr. dejfäng; it. disegno; der Abſtam—
mung nach = Defjein, ſ. d.) der Riß, Entwurf,
die Zeichnung; das Mufter; Tonk. die Anlage
einer Kompofition; Deſſinateur, m. (pr. —töhr)
ein Zeichner, Mufterzeichner; dessine, gezeichnet;
Deſſinmaſchine (ſpr. ae eine Majchine
zum Weben gemufterter Stoffe; Deſſinierungs⸗
marine, eine in dev Weberei gebrauchte Ma—
ichine, um das Muſter eines Gewebes, das man
fertigen will, in Bappe auszulochen, auch Karten-
(ohvorjtehmajcine genannt. __ N
Sefiäterif, Deiijätine, j. Deſſäterik, Deſſä—
tine.
dessus, jr. (jpr. degüh; v. [. de ı1.susum, sursum,
oben) darauf, darüber, oberhalb; Deſſüs, n. der
obere Teil, Oberteil; die Aufjchrift, Uberjchrift;
Touk — Disfant; Dejjns=desporte, Verzierung
oder Sims über einer Tür.
»ejtillieren, I. (destilläre, von stilläre, tröpfelir,
stilla, der Tropfen) abtröpfeln; abziehen, brennen,
abdampfen, eine Flüſſigkeit durch Erhitzung in ge-
ſchloſſenen Gefäßen inDampf verwandeln u. dieſen
durch Abkühlung wieder flüſſig machen; dieſer Vor-
gang heikt: Deftillation, f. [.(destillatio) das Ab—
tröpfeln, Abziehen, Brennen; ein Branntwein-
Ausſchank, Schnapsſchenke; elektriſche Deſtilla⸗
tion, Unterſtützung der Wärmewirkung bei Ber-
dampfungen durch die Elektrizität (eine Flüſſigkeit
verdampft raſcher, wenn ſie elektriſiert wird);
trockene Deſtillation, das Erhitzen organiſcher
Körper (z. B. Holz, Knochen 2c.) in verſchloſſenen
Gefäßen, um flüſſige u. gasförmige Produkte aus
ihnen zu gewinnen, Entgaſung, Vergaſung, Ver—
kokung; Peftillations = Apparat, m. das Ab—
gerät, die Brenngefäße; Deftillät, n. das
flüſſige Erzeugnis der Dejtillation, Niederjchlag;
Deitillierer oder Deſtillateur, m. fr. (pr. —töhr)
ein Abzieher, Verfeinerer, Wafjerbrenner; Brannt—
weinbrenner, Branntweinausfchenfer; Aqua de-
stilläta, chemiſch reines Waffer, von Salzen u. a.
Beitandteilen befreit; deſtilliert, abgezogen 2c.
Deftinieren, I. (destinäre, vgl. ahd. mhd.stän, sten,
ar. histänai, I. stäre, Wurzel sta, fansfr. sthä,
ſtehen) bejtimmen, widmen; Deftination, f.(desti-
natio) die Beſtimmung, der Endzwed; Deſtin, n.
Tr. (pr. deitäng) od. Beftinde, f. das Schicjal, Ber-
bängnis; Deftinatär, fr. (nl. destinatarius) Han-
delör. derjenige, an welchen dev Schiffer zufolge des
Konnofjements dieWare abzuliefern hat, auch Kon-
Ngnatar genannt.
dejtitnieren, I. (destituere, Hinftellen, allein hin-
itellen, verlafjen; vgl. ftatuieren) abſetzen, eines
Detail 185
Amtes —— deſtituãbel, nl. abſetzbar; De—
itution, f. I. (destitutio, das Verlaſſen) die
mt3-Entjegung, Entlafjung.
destra, j. unter dexter.
Deitrnieren, .(de-struere,dag®egenteilvom Bauen,
vgl. Struftur) niederreißen, zerftören, ftürzen;
Deftruftibel( destructibilis), zeritörbar; Deftruf-
tibilitãt, f. nl. Heritörbarkeit; Deftruftin, zev-
ftörend, auf Umsturz gerichtet, 3. B. dejtruftive
Tendenzen; Deſtruktion, f.!. (destructio)die Zer-
jtörung, der Umsturz; Deſtrüktor, m. jpätl. ein
Berftörer.
Deindieren, I. (desudäre; vgl. Sudamina) abſchwit—
zen; Deſudation, f. das Ausſchwitzen.
deſueſzieren, I. (desuesc&re, von de u. suescöre,
suere, gewöhnen, gewohnt jein) entwöhnen, abge-
wöhnen, außer Gebrauch fonımen.
deſultoriſch, I. (desultorius, von desultäre, herab-
jpringen) abjpringend, ſprungweiſe, nicht bei der
Suche bleibenp, ech
deſumieren, I. (desumere; vgl. Sumtion) abneh-
men, hernehmen, entichnen; Deſumtion, f. nl.
Entlehnung.
Sesunion, £. fr. (ſpr. defünjöng) die Zivietracht,
Trennung; Desumieren, ſ. Disunieren.
Deizendieren, I. (de-scendere, v. scandere, fteigen)
hinabjteigen, fich herablaſſen; auch abſtammen;
descendendo, it. (jpr. dejchen—) Tonf.=decre-
scendo; Defzendent, m. I. (descöndens), ein Ab-
fümmling, Sprößling, Nachkomme; pl. Deſzen—
Denten, die Nachlommen, Kinder und Kindes-
finder; entg. Afzendenten; Deſzendenz, f. nl.
die Abſtammung od. Herkunft, Abkunft; Nachkonı-
menjchaft; Deſzendenz-Theorie, f. die Abſtam—
mungslehre, = Transmutations-Theorie,
ſ. d.; Deſzenſion, f. I. (descensio, auch descensus,
m.) Sternf. die Abjteigung, derjenige Bogen des
Aquators, mit welchem ein Zeichen des Tierfreijes
gleichzeitig unter den Horizont geht; Deſzenſionãl⸗
Differenz, f. Unterſchied der geraden und ſchiefen
Abiteigung eines Sterns; Deſzente, f. fr. (jpr.
deßcingt') das Herabjteigen; die Ladung eines
Schiffes; der feindliche Einfall in ein Land; auch
ein verdedter Gang bei einer Feſtung, der in den
Graben oder zu den Minen führt; ein Abhang;
eine Abgabe von Schiffen, auch von Weinen, Salz
uſw. in Franfreid).
deſziſzieren, I. (desciscere) abfallen, entarten, aus-
arten.
detachieren od. Detafchieren, fr. (detacher; entg.
attacher) abjondern u. abjchicken, abjenden, lockern;
detachiert, abgejchickt, abgeordnet; auch abgeſon—
dert, losgemacht, einzeln, Loje, freiliegend, vorge-
ichoben, z. B. von Feſtungswerken (detajchiertes
Fort), von Figuren, die ſich vom Grunde eines
Gemäldes abheben 2c.; Detachement, n. (jpr. de-
taſch'maͤng) eine Abteilung, ein von dem Hauptheer
abgejchidter Trupp Soldaten; Betachenr, m. fr.
(ſpr. detaſchöhr), Aufloderungsmafcine,Aufloderer
(in Mühlen u. Spinnereien); Detachierapparat,
m. Bootbefreier.
Detail, n. fr. (jpr. detaj’), pl. Details (v. detailler,
eig. zerjchneiden; vereinzelt; vgl. taillieren), das
Einzelne, die Einzelheiten einer in Rede ftehenden
Sache, die bejondern od. genauern Umftände einer
Begebenheit; Kfipr. Kleinhandel; Detailhandel,
Kleinhandel, Kleinverfauf; em detail od. im Des
tail (ſpr. ang—; entg. en gros), im Fleinen, ein-
zeln, ſtückweiſe, maßweiſe, ellenweife 2c.; umftänd-
lich, ausführlich; detaillieren, zevgliedern, um—
186 detafchieren
ſtändlich oder ausführlich darſtellen; vereinzeln;
detailliert, umftändlih, nach allen Umständen;
vereinzelt, ſtückweiſe; Tetaillierung, f. umſtänd—
liche Auseinanderſetzung; Detailleur, m. (fpr. de⸗
taljöhr), auch Detailliſt, m. ein Detail-Händler,
ein Stüchändler, Kleinhändler, Krämer; Detail
Kisiett ein ins — ausgeführter Entwurf,
lan; Entwurf der Einzelheiten.
detaſchieren, ſ. detachieren.
Detaxation, f. nl.=Taration, die Abſchätzung.
detegieren, I. (detegere; vgl. tegieren) aufdeden,
enthüllen; Detektion, f. (jpätl. detectio) die Ent-
dedung; Detektive, m.engl.(ipr.diteftiw; von engl.
to detect, aufdeden, entdeden, entlarven, ermit-
ten) oder in deutjcher Aussprache: Deteltiv, m.
Geheimpolizift zum Aufipüren von Verbreden;
Detektor, m. der Entdeder, Angeber, eine Vor⸗
rihtung an Chubbs Kunftichlöffern, welche unbe-
rechtigte Offnungsverfuche bemerkbar macht und
vereitelt; der Wellenentwidler; Detektivapparat,
m. oder =famere, f. Feiner photographiicher
Apparat, um jemand aufzunehmen, Geheimauf-
nehmer.
detenieren, fr. (dEtenir) od. detinieren, I. (deti-
nere, v.tenere, halten) abhalten, zurückhalten, vor-
enthalten, inHaft halten; Setention, f.(detentio)
diegurüdhaltung, Borenthaltung Aufbewahrung;
Ripr. das Innehaben, 3. B. des Mieters od. Päd)-
ters, verſch vom Eigentum; die Gefangenhaltung,
der Gewahrjam; Detentions-Haus, Gefängnis;
Detentionsiofal,n.Haftraum, efangenzimmer;
Detentor, m. der Borenthalter; wer eine Sache
inne hat, der Inhaber, Scheinbefiter.
deternieren, I. (detergere, v. tergöre, wiſchen) ab-
wiſchen, reinigen; Detergentia, pl. Heilf. Reini-
gungSmittel, bei. Wundenreiniaungsmittel; De—
terfion, f. nl. die Reinigung; Deterſib, n. (auch
detersorium) das Reinigungsmittel.
deterior, deterius, I. jchlechter, geringer; dete-
rioris conditiönis, in ſchlimmerem oder jchlech-
terem Zujtande; deteriorieren (Ipätl. u. it. de-
terioräre, fr. deteriorer), verjchlechtern, fchlechter
machen; auch ſich verjchlechtern, Schlechter werden,
ſich abnußen, in Verfall geraten; Beteripration,
f. nl. die Verſchlechterung, der Verfall einer Sache.
determinieren,!. (determinäre; vonterminus) ab-
grenzen; bejtimmen, enticheiden, feſtſetzen; deter—
miniert, beitimmt, entichieden, entichlofien ; deter=
minäbel, nl. beitimmbar; Determinabilität, f.
die Beitimmbarfeit; Determinanten, pl. Größen.
gemwilje bei der Auflöfung linearer algebraijcher
Sleihungen auftretende Größenverbindungen der
Koeffizienten derjelben; Betermination, f. I. (de-
terminatio) die Beſtimmung, Feitiegung ; Entfchei-
dung, der Entichluß; determinäto, it. Tonf. ent-
ſchloſſen; Determinativ, nl. beitimmend; prono-
mina determinativa, f. Bronomen; Deter—
minismus, ın. die Beitimmungs- oder Notwen-
digfeitleyre, nach welcher man glaubt, daß alle
Beränderungen in der Welt, auch die Handlungen
freier Wejen, vorherbeitimmt und unvermeidlich
jeien; Determinift, m. ein Anhänger der Bejtim-
mungölehre.
deterrieren, l.(deterrere ;vgl.terrieren) abſchrecken;
Deterrition, f. nl. Abſchreckung vom Böſen mit-
tels der Strafe.
Deterfion, Deterfip, j. Detergieren.
deteftieren, I. (detestäri) verwünſchen, verfluchen,
nerabjcheuen; Deteftäbel, I. (detestabllis), fluch—
— — — — — — — — — — — — —— —— — — —— — — — —— — — — — — — — —— — — —— —— — — —— an nn
detrudieren
würdig, abſcheulich; Deteſtation, f.(detestatio) Die
Verwünſchung, der Abſcheu.
dethroniſieren, logr. entihronen, vom Throne ſto—
Ben; Dethroniſation, f. die Entthronung, Ver-
ſtoßung od. Abfegung vom Throne.
Detinieren, ſ. Detenieren.
detonieren, 1. nl. (fr. detoner, von Ton) Tont.
den Ton zu hoch od. zu tief nehmen, falſch fingen,
auch Distonieren; 2. I. (detonäre, von tonare,
donnern; fr. detonner) eig. ab» oder ausdonnern,
donnernd verhallen; abfallen; Scheidef. verpuffen;
Detonierung oder Detonation, f. 1. Ton. das
Falſchſingen; Fallen aus dem Ton; 2. Scheidel.
die Verpuffung, der Knall; Detonäter, ın. der
Entzünder. FR
Detonfiön, f. nl. (v. l. de-tondẽre, abjcheren; vgl.
Tonſur) das Scheren de3 Kopfes (bei Mönchen).
detorquieren, I. (detorquere; vgl. torquieren) ab-
lenfen, abwälzen, 3.8. die Schuld auf einen an-
dern; auch verdrehen (eine Schriftitelle) Detorſion,
f. nl. Abwälzung; Verdrehung.
Detour, m. gem. f. nl. (fpr. detühr; vgl. Tour) der
Ummeg; die Krümmung; aud) der Ausweg, die
Ausflucht; detournieren, (fr. detourner), ablen-
fen, abwenden, abjchmweifen. 5 }
detrahieren, I. (detrahöre, v. de- u. trahere, zie-
hen) abziehen, entziehen; verleumden;, deträctis
detrah6endis, nad) Abzug der Abzuziehenden; de-
träctis expensis, nach Abzug der Koften; Des
trdftor, l. od. Dektrakteur, fr. (pr. töhr), m. ein
Berleumder; Detraktion, f. (I. detractio) der Ab—
38; Entziehung, 3. B. des Blutes durch Aderlaß;
egnahme; Verkleinerung, Berleumdung; jusde-
tractiönis, n. da3 Abzug3- od. Abfahrtsrecht.
detransponieren u. detransportieren, Buchdr.
verjeßte oder verjchloffene Schriftfeiten wieder in
Ordnung bringen; Detrauspoſition oder De⸗
transportation, f. die Berichtigung verjchoffener
Schriftfeiten.
detreftieren, \. (detrectäre, v. de- u. tractäre, ge
waltſam ziehen; vgl.traftieren)herunterziehen, ver-
Hleinern, ſchmälern; Betreftation, f.(detrectatio)
die Beeinträchtigung ꝛc.
Detrempe, f. fr. (jpr. detrdngp’; von tremper,
wäſſern, f. temprer, vom I. temperäre, mäßigen,
und mifchen) die Wafferfarbe, Waffermalerei; vgl.
Gouade. :
SDetrefie, f. fr. (altfr. destresse, I. districtio, v. di-
stringuere, auseinander ziehen oder ſpannen, fol-
tern, alfo: ängjtliche Spannung) Herzensangit,
Setrt, |. Regelde Tri. Not, Bedrängnis.
Setriment, n. I. (detrimöntum, von deterere, ab-
reiben) der Nachteil, Schaden, Verluft; detrimen=
t38 (1. detrimentösus), ſchädlich, — De⸗
trition, f. (detritio) das Abreiben; Dei k. eine
wundgeriebene Stelle; Detritus, m. ein zerrie—
benes Geſtein, Trümmergeſtein.
Detroit, m. fr. (pr. detrod; altfr. destroit, vom I.
distrietus, eingefpannt, von zwei Seiten gefefjelt)
Meerenge, Engpaß, Straße. k
detrompieren (pr. Detrongp—), fr. (detromper, v.
tromper, betrügen) den Srrtum benehmen, eines
Befjern belehren; detrompiert, den Srrtum ent-
riffen; Detrompement, m. (jpr. detrongp mäng)
die Benehmung des Irrtums, Enttäujchung.
detronieren, fr. (detröner) =dethronifieren.
Detrudieren, I. (detrudöre; vgl. Truſion) hinab-,
hinunterftoßen; verdrängen; Detruſorium, n. nl.
ein wundärztliches Werkzeug zum Niederſtoßen von
Körpern, die im Schlunde Heften geblieben find.
Detrunlation
Detrunkation, f. 1. (detruncatio, von detruncäre,
abbauen, truncus, Baumſtamm) das Abhauen,
Stugen, Bejchneiden (von Pflanzen).
detto, it. (v. I. dietum) oder gew. altit. ditto, u.
unr. dito, das Bejagte, Borgenannte, da8 Näm—
liche, 3.8. 6kg Kaffee, 9 kg detto, vom Gleichen;
a detto. Kfipr. desjelben Tages.
detumelzieren, I. (detumescere; vgl. Tumor) aufe
hören zu jchwellen, nachlaſſen; Detumeſzenz, f.
nl. die Abnahme, Auflöfung einer Geſchwülſt.
detur. ſ. unter dare.
deuce, n. engl. (fpr. djüß; — fr. deux, lat. duo,
wei) das Daus, die Zwei (beim Karten u. Wür-
Seifpiet); beim Tennisipiel: Einftand, d. i. Die
Gleichheit der Punkte, wenn beide Parteien gleich
jtehen, 3. B. beide „vierzig (forty) haben.
Denil, fr. m. (pr- döj; vom lat. dolor, Schmerz),
die Trauer, Betrübnis; die Trauerkleidung, die
Trauerzeit.
Deulalion, m. gr. ein fabelh. König von Thefjalien,
der nebjt feiner Gemahlin Pyrrha aus der großen,
das ganze übrige Menjchengejchlecht vertilgenden
Wafjerflut(Deufalionijche Flut) gerettet wurde
u. durch Rüdlings3werfen der Steine einem neuen
menfchlichen Gejchlecht das Dajein —
Deus, m. I. (gr. theös, ſanskr. dewa, d&was, eig. der
Zeuchtende, v. der Wurzel diw, glänzen, leuchten)
Gott; pl. Dii, Götter; quod Deus bene vertat
(od. vortat)! abge. Q. D. B. V. Gott wolle es
zum Beſten kehren od. wohl gelingen lafjen! quod
vult Deus, was Gott will, näml. mag gefchehen!
Deus ex machina, ein Gott au3 der Maſchine,
d. i. durch Maſchinenwirkung auf dem Theater er-
ſcheinend — bezeichnet einunerwartetes, plöß-
fihes Eintreten einer Perjon, die eine ver-
widelte Sache zum —— Ausgang bringt;
Deus meliora od. Dii meliora (sc. det od. dent),
Gott befire eg! Deus omen av6rtat, Gott wende
die Vorbedeutung ab! der Himmel verhiütel Dei
gratia, von Gottes Gnaden (die feit Karl dem
Großen üblihe Formel in fürftlichen Urkunden ꝛc.);
omnia ad Dei gloriam. abgef. O. A. D. G.,
alles zur Ehre Gottes; Deo annuente od. fa-
vente, mit Gottes Segen u. Hilfe; Deo dieätus,
m. ein Gottgemweihter, daher ein Mönch; Deo di-
cäta, f. eine Gottgeweihte, Nonne; Deo gratias,
Gott jei gedantt; soli Deo gloria! Gott allein die
Ehre! omnia cum Deo! alle3 mit Gott! — Dii
majörum gentium oder magni, auch Dii con-
sentes. pl. Obergötter (die ven Nat Jupiters bil-
den); Vornehmere; Dii minörnum gentium od.
minores. Untergötter (unter die Götter verjeßte
Herven, Halbgötter); Niedere; Diis manibus sa-
erum, den verflärten Seelen geweiht; dem An-
denken der Berewigten Heilig (vgl. Manen); si
Diis pläcet, wenn e3 den Göttern gefällt, fo Gott
will (häufig ironiſch: wenn die Götter ſolche Toll-
beit zulajien).
Deut, m.niederd (holl. duyt, engl. doit) eine ältere
niederd. und holländ. kupferne Scheidemünge, in
Holland = !/,Stüver. od. etwas mehr als 1Pfg.,
in Kleve und Geldern ungef. %/, Pfg.
Deuteragonift, m. gr. (von deütöros, der zweite,
u. agonistes, der Kämpfer) der (von Aſchylos ein-
geführte) zweite Schaufpieler auf der griechischen
ühne, welcher die Rollen zweiten Ranges fpielte;
Deuterogamie, f. gr. die zweite Ehe od. Heirat,
Wiederverehelihung; deuterokanoͤniſche Bücher
der Bibel, kanoniſche (ſ. d.) Biicher des zweiten
Grades, die erft Später inden Kanon aufgenommen
debiieren 187
worden find; Dentoronomie,f.zweiteßefehgebung
in bezug auf eine frühere; Deuteronomion, gr.
od. Deuteronomium, I. n. das fünfte Buch Moſis,
eig. das zweite Geſetz; Deuteropathie, f.gr. Nach⸗
frankheit; Folgekrankheit; deuteropaͤthiſch, als
Folge einer Krankheit eintretend; Deuteröſis, f.
gr. die Wiederholung; Deuteröſen der Juden,
= Überlieferungen u danach beftimmte Gebräuche ;
rklärungen u. Ergänzungen des gejchriebenen Ge—
jege3; Denteroffopie, f. gr., engl. second sight
(ſ. d.), eig. das zweite Geficht, die Gabe zu jeher,
was nicht da ijt, eine Wirkung geftörter od. über-
ſpannter Nerventätigkeit, die äls Geifterfeherei er-
ſcheint; Denterofföß, ım. der Seher, Geifterfeher
dieſer Art (bei. in Hoh-Schottland); Deuteroxd
(nicht Dentorhd), n. ein Oxyd des zweiten Grades;
Denteräle, f. Scheidek. der Nachftoff, der durch
en Entwidelung aus dem Borjtoff (Protein)
entiteht.
deux, fr. (fpr. döh; v. I. duo) zwei; deux à deux
(ipr. döhſa döh), beim Billard, zwei zu zwei, je zwei
und zwei.
devaliſieren, fr. (devaliser, von valise, it. valigia,
ml. vallegia, Yelleifen, dunklen Urſprungs, von
Diez aus vidulitia und diefes vom I. vidülus ab-
geleitet; daS deutiche Wort Felleiſen ift einellm-
deutjchung des romanifchen) den Manteljad oder
das Telleifen abnehmen; plündern.
Devaluieren (unt. devalvieren), fr. (j. unter va-
lieren) Münzen im Wert herunterſetzen; Deva—
luation (gew. Devalvation), f. die Derabjegung
‚ einer Münze auf einen geringern Wert; Um—
Mmäbung; auch die gänzliche Einziehung einer
ünze
Debancieren (ſpr. dewangßieren), fr. (devancer, v.
devant, vor) überholen, überflügeln; Devantiere,
f. (fpr. d’wangtjähr) Reitrod fire Frauen.
Depaporation, f. nl. (von vapor, Dunſt) eig. Ab—
dünitung: die Verwandlung der Dünfte in Waſſer.
Devaftieren, I. (devastäre, von vastus, öde) ver-
heeren, verwüjten; Devaſtation, f. nl. die Berhee-
rung, Berwültung, Zeritörung.
developpieren, fr. (developper; entg. envelopper,
j. Enveloppe) entfalten, enthüllen; Debeloppäbel,
entfaltbar, 3. 8. von frummen Flächen in der Grö—
Benl.; Depeloppement, f. (ſpr. —mäng) die Ent-
widelung, N) 3.8. eines Truppenkörpers,
einer Armee; Bauf. die Daritellung eines Gebäu-
de3 im Grundrijje nach allen jeinen Teilen.
Devergenz, f. I. die Herabneigung; derergieren
(l. deverg£re) fi} herabneigen; Debergondage, f.
ir. (fpr. —daͤhſch) Schamlofigkeit, Verwilderung,
Riederlichkeit der Gejellichaft.
Deberfieren, fr. (döverser; von I. deversus, abge-
wendet, Bart. von devertere, abwenden) von der
Richtung abweichen, chief ftehen.
Deverſorium, n. I. (v. deverti, fic) wohin wenden,
einfehren) Herberge, Wirtöhaus.
Debeitieren, I. (devestire, v. vestire, kleiden, vestis,
das Kleid) entkleiden, der priejterlihen Einkleidung
oder biichöflichen Belehnung berauben (entg. in-
veitieren); Devejftitür, f. die Sehns-Deranbung.
Deneg, I. (devexus, von deveh£re, herabfiihren) ab-
wärts geneigt, eilig: Beverität, f. (.(devexi-
tas) die Abjchüffigkeit, ver Abhang.
devtieren, jpätl. (deviäre, v. via, Weg) vom rechten
Wege abkommen, abweichen; Beviation, f. nl. die
Abweichung eines Körpers von jeiner Bahn oder
Richtung; Abweichung der Magnetnadel an Bord;
Berjegelung eines Schiffes; Stern. die jcheinbare,
158 devil
duch das Schwanfen der Erdachſe (vgl. Nutation)
entitehende Bewegung der Firiterne; Deviateur,
m. fr. (fpr. —töhr), der Abtriebanfer beim Luft—
ſchiff; Depiäbel, ablentbar; Depiatin, ablenfend,
abweichend.
devil, m. engl. (fpr. dewl) Teufel; daufburſche.
debirginieren, [. (devirginäre, von virgo, Sung-
frau) entjungfern, ſchwächen; Devirgination, L.
die Entjungferung, Schwächung. 1
Debiie, f. fr. (fpr. d wie w; mi. u. fpan. devisa, it.
divisa, Abzeichen, Unterjcheidungszeichen, vom |.
dividere, teilen, unterjcheiden) ein Wahlipruch,
Denkſpruch, bei. jofern er mit einem GSinnbilde
(Emblem) verbunden ift; eingebadene oder über-
zuderte Zettelchen mit Denkſprüchen; Kfipr. Wech—
jelbriefe auf einen auswärtigen Wechjelplab, De-
viſengeſchäft.
debitrifizieren, I. (v. de, von, ent⸗, vitrum, Glas,
u. facere, machen) entglafen, Glas durch ſtarke Er-
digung in einen undurchſichtigen, porzellanartigen
Körper (Reaumurjhes Borzellan) verwän—
deln; Devitrififation, f. Entglafung.
devoilieren, (ipr. —woal—), fr. (devoiler, v. voile,
(. velum, Schleier) entjchleiern, enthüllen.
Devoir, n. fr. (fpr. —woähr; v. I. debere, follen
ihuldig fein) die Pflicht, Schuldigfeit.
devolbieren, I. (devolvere; vgl. volvieren) eig. ab-
wälzen, auf einen andern fallen oder bringen, be).
vererben; Debolution, f. nl. die Abwälzung, Ripr.
der Heimfall, die Vererbung eines heimgefallenen
Rechtes oder Gutes; das Debolutions⸗Necht (jus
devolutiönis), dag Übertragung3- od. Vererbungs⸗
vecht, nach welchem bei dem Tode eines Ehegatten
alles Vermögen auf die Kinder fällt, und der an-
dere Ehegatte nur den Nießbrauc davon behält;
Devolutin-Mittel, ein Rechtsmittel, wodurch eine
Stlagejahe von dem Unterrichter an den Ober—
richter gebracht wird.
Dedomieren, |. (devomere; vgl. vomieren) weg—
ipeien, wieder ausbrechen.
devoniſche Formation, Öeogn. (nach der englischen
Srafjchaft Devonſhire benannt, wo dieje Ge-
ſteingruppe vorherricht) die obere Abteilung des
Übergangs- oder Graumadengebirges, oberhalb
der ſiluriſchen Formation.
deborieren, I. (devoräre) verjchlingen; Debora⸗
tion, f. (fpätl. devoratio) das Verſchlucken.
Deböt, l. (devötus, geweiht, ergeben, von devovere,
geloben, weihen) Gott geweiht oder ergeben, an-
dächtig, Fromm; ehrerbietig, ehrfurcht3voll, de-
mütig; verächtl. andächtelnd, frömmelnd; unter-
würfig, friehend; Debotion, f. l. (Aevotio) urſpr.
bei den alten Römern die freiwillige Hingabe des
Lebens zum Sühnopfer für die unterirdiſchen Göt—
ter; jetzt: Andacht, Frömmigkeit; Ehrfurcht, Ehr-
erbietung, völlige Ergebenheit; Kriecherei; fr. auch
Devonement, n. (jpr. dewu’mdng); devotio do-
mestica, Hausandacht, häuslicher Gottesdienft.
Dẽw, m. (perj. dew) pl. die Dews, böfe Geifter, die
im Dienjte des Ahriman ftehen, d. i. des Gottes
der Finsternis u. Urquells alles Böfen in der Zend-
religion, der Lehre Zorvafters; vgl. Div; Dewa,
mn. ſanskr. (vgl. Deus) Gott; inäbel, Name der drei
großen indiichen Götter: Brahma, Wiſchnu und
Schiwa; Dewaddii, f. (ſanskr. däsi, Dienerin,
Sklavin) eine Tempeldienerin; auch Buhlerin;
Dewandgari,n. Öötterfchrift, dieeigentlihe Sans—
fritichrift; Dewärſchis, pl. (jansfr. rischi, mit
Bofalfteigerung arschi, weiſe, heilig) die vergötter-
Dezigramm
(von ſanskr. dewata, Gottheit) ind. Religion: alle
guten Wejen der Geifterwelt im u:
Dexiograuhie, f.gr.(von dexiös, rechts) das Schrei-
ben von der Linken zur Rechten; dexiograͤphiſch,
von der Linken zur Rechten — Dexio⸗
fardie, f. gr. eine Mißbildung im Bau des menſch—
lichen Körpers, bei der das Herz auf der rechten,
itatt auf der linken Seite liegt.
dexter, a, um, l. vecht, vechtjeitig od. -Händig; auch
geſchickt, gewandt; destra, f. it. die rechte Hand;
colla destra, Tonf. nit der rechten Hand; Der-
terität, f. I. (dexteritas) die Geſchicklichkeit, Fer-
tigkeit, Gewandtheit; dexträl, zur Rechten, rechts;
Dertrin,n. Scheidek. das Stärkegummi, ein (auch
im Bier vorhandener) Klebftoff, jo genannt, weil
jeine Löſung den polarifierten Lichtſtrahl ſtark nach
rechts ablenkt; Dexträl, zur Rechten, rechts; Dex—
trafe, f. Traubenzuder, Stärkezuder (= Glykoſe).
dezedieren, lat. (decedöre) abgehen; Dezeſſion, f.
lat, das Abgehen, Weggehen; Dezefſor, m. der
Abgehende, der Amt3vorgänger. ,
Dezempir, Dezempirat, Dezember, Dezennium
uſw. j. unter decem.
dezent, I. (decens, von decöre, ſich ziemen) ſchicklich,
anjtändig; ehrbar, fittfam; auch zurückhaltend (in
künſtleriſchem Sinne); Dezenz, f. (1. decentia) die
Wohlanſtändigkeit.
Dezentraliſation, f. nl. (Gegenteil von Zentrali-
jation, j. d.) die Lockerung eines politifhen Kör—
pers, durch welche den Gliedern eine größere Selb-
ſtändigkeit verliehen wird, ſchwacher Staatsver—
band; Überweiſung der Geſchäfte auf die Unter-
behörden.
Dezeption, Dezeptor, |. Dezipieren.
Dezernieren, |. (decernere; dgl. zernieren) gericht-
lich bejchliegen, zuerfennen, entjcheiden, vgl. De-
fret; Dezernent, m. ([. decernens) Ripr. der
Urteilßverfafler; Bearbeiter (einer Sache), Bericht-
eustatter (für einen Verwaltungs- oder Gejchäfts-
freis); Vorſtand eines Amtes oder Geſchäftskreiſes;
Dezernät, n. nl. (mit freier Anhängung der zur
Bezeichnung von Stand und Amt gebräuchlichen
Endung ätus, wie Dezemvirät, Kanonifät, Reät)
das Amt und der Amtsbezirk des Dezernenten,
Geſchäftskreis.
dezerpieren, I. (decerpere; vgl. karpieren) abpflük—
ten, hinwegnehmen; Dezerption, f. der Abbruch,
die Verminderung.
dezertieren, [. (decertäre; vgl. — einen
entſcheidenden Kampf kämpfen; Bezertation, f.
(l. decertatio) entjcheidender Streit.
Dezeſſion, Dezeſſor, |. unter Dezedieren.
EN f. Ki; a I. decid£re, abfallen, v. cadere,
fallen) der Verfall, das Verfallen in Schwäche dc,
Herunterfommmen in den Vermögensumſtänden;
die Abnahme, 3. B. einer hitzigen Krankheit.
begkdieven, [. (decidere, eig. abjchneiden, von cae-
©
re, hauen, fchneiden; fr. decider) enticheiden,
ſchlichten, einen Beicheid (alt: Rechtsabſchied) ge-
ben; decidöndi ratiönes, pl. I. richterliche Ent-
iheidungsgründe; Dezidlerend, enticheidend; de—
zidiert, entichieden, beſtimmt, aud) entichlofjen;
Dezifion, f. (1. decisio) die richterliche Entſchei⸗
dung, bei. in zweifelhaften Fällen; Dezifum, n.
ein Rechtsfbruch, Urteil; deziſib, nl. entſcheidend,
abiprehend; Beziiiv-Stimme, ſ. v. w. votum
deeisivum, f. votum; deziſivement, fr. (pr. de—
Bifim’mdng) entjcheidend; Deziſor, m. nl. der
Schiedsrichter. (Liter.
ten Weifen oder Heiligen in Indien; Dewatas, pl. | Dezigramm, ſ. unt. Gramm; Deziltter, ſ. unter
dezimal
Dezimäl, ml. (vom I. decem, zehn; decimus, der
aehnie) zehnteilig, was aus Behnteilen wish
3.2. Dezimälbruch, ein Zehntelbruch, deſſen Nen—
ner eine Potenz von 10 it; Dezimälrehnung,
Rechnung durch Zehntelbriiche oder Zehner⸗Rech—
nung; Dezimäliyitem, die gewöhnliche zehnteilige
Zahlen-Ordnung; Zehnteilung; Deaimal-Wiah, |
Einteilung der Maße in 10 Einheiten; Dezimä
Sup, ein Meßfuß, der in 10 Zolle geteilt üt; Des
zimalzoll, u. ſ. 5-; Dezimältwage, eine Brücden-
wage, bei welcher das Zehnfache der Gewichtsſtücke
das Gewicht der gewogenen Laft angibt; Dezime,
f,. Tonf. der zehnte Ton vom Grundton an ge-
rechnet; Verst. eine zehnteilige Strophe ſpaniſchen
Ursprungs; Bezime, m. fr. (jpr. degihm’) eine
franzöfiiche Minze, wovon 10 auf 1 Franc gehn;
Dezimeter, ſ. unter Meter; dezimieren, I. (deci-
märe, fr. decimer, it. decimare) den Zehnten ein—
fordern; den zehnten Mann auglojen, bei. zur
Todegitrafe, wenn alle in gleicher Schuld find (ein
altrömifches Verfahren bei Empörung einer Le-
gion 2c.); uneig. „eine Bevölferung wird dezimiert“
durch verheerende Seuchen 2c., d. h. dahingerafft,
jtarf vermindert; Dezimabel, nl. zehntpflichtig,
dem Zehnten unterworfen; Dezimation, f. |. das
Zehntrecht, die Einſammlung des Zehnten; auch die
Loſung um den zehnten Mann, Aushebung des—
jelben; Dezimãtur, m. nl. ein Zehntherr, Zehnt—
jammler; Bezimole, it. Tonk. eine Notenfigur,
welche einer Gruppe von 10 Tönen da3 Zeitmaf;
von 8 ihres Zeichens gibt.
Dezintrieren (ipr. dekäng—), fr. (decintrer, bon
cintre, m. Bogen, Gewölbe, I. cinetura, Gürtung)
Bauf. da3 Geruͤſt, auf dem ein Gewölbe aufgeführt
iſt, wegnehmen.
Dezipieren, I. (decipere, v. capere, nehmen, faſſen)
Piniergeben, beirügen ; „mundus vult decipi, ergo
decipiatur“, die Welt will betrogen fein, aljo
werde fie betrogen; Dezeption, f. (deceptio) der
Betrug; Dezeptor, m. ein Betrüger; Dezeptrix,
f. Betrügerin; Dezeptid, dezeptöriſch, ni. betrüg-
(ich, trügeriſch. we
Deziſion, Dezifor 2c., |. EL FEB
Deh oder Det, m. (vd. arab. däi, rufen, zuſammen—
rufen; daher eig. ein Aufrufer der mosleminiſchen
Gläubigen zum heiligen Kriege) früherer Name der
Beherricher von Algier, die jich fpäterhin Paſchah
nannten (in Tunis und Tripolis Bey oder Beg).
dia— griech. Borwort in vielen Zuſammenſetz. 19
deutet: dur), hindurch, auseinander.
Diabdbul-Holz, n. (von Hind. dija, Lampe, und
babul, eine Art Afazie) ein oftind. braunrötlicheg,
jehr hartes und jchweres Holz, von der Acacia
arabica.
Diabäſis, Diabäſe, f. ar. (von diabainein, hin—
durch⸗, Hinübergehen) der Durchgang, Übergang;
Diabäs, m. Naturk. (wohl als Übergangsgeftein)
eine zu den Grünſteinen gehörige Felsart, aus
Dligoflag oder Labrador und Pyroxen gemengt;
Diabetes vd. Diabet, m. gr. ein Heber, Doppel-
heber, ein Berierbecher; Heil. die Harnruhr, der
Harnfluß; die Zuderharnruhr, die Zuderkrankheit;
(genauer: diabetes insipidus, die Harnruhr ohne
— diabetes mellitus, die honigartige
arnruhr, Zuderfrankheit; Diabetiker, m. Zuder-
kranker; diabẽtiſch, harnflüflig.
Diable, m. fr. (pr. didb’L; vom I. diabölus, gr.
Diabölo, eig. der Zerwerfer, Zwietrachtſtifter,
bei. durch Verleumden, nad) der gewöhnlichiten
i Bedeutung dv. diabällein) Teufel; Biablerte, f.
Dinanofis 189
Teufelei, auch Hexerei als Teufelskunft; ein Teu—
felsjtreich, Teufelsfpiel, im Mittelalter ein Schau-
jpiel, worin Teufel auftraten; Diablefſe, f. eine
ZTeufelin, ein Teufelsweib,; diaboͤliſch (aus den
Griech.), teufliſch; diaboliſieren, teufeln, toben;
Dinbolismus, m. nl. Teufelswert; Diabololo—⸗
ie, f. die Lehre vom Teufel; Diaböle, k. gr. die
Berleumdung; Redek. Beichuldigung des Gegners,
mit Angabe der bevorftehenden Strafe.
Diabotänum, n. ıı. (v. gr. [Emplastron] dia bo-
tanon, [(Pflafter] aus Kräutern; vgl. Botanik) Heilf.
ein Kräuterpflaiter.
Diabrofis, f. gr. (v. diabibröskein, durchfreffen)
Heilf. das Zerfreſſen oder Zerbeizen durch fcharfe
Säfte; diabrötiſch, zerfrejiend.
Diachaläſis, f. gr. (v. diachalän, nachlaflen) Heilk.
das Auseinandergehen, Aufflaffen, bei. der Schä—
delnähte.
diachemãn, gr. Natur. den chemijch wirkenden Licht-
jtrahlenden Durchgang geſtattend; Diachemanſie,
f. die Eigenjchaft eines Körpers, die chemiſch wir-
fenden Lichtftrahlen hindurch zu laſſen.
Diachorẽſis, f. gr. (von diachorein, durchgehen)
Heilf. der Stuhlgang, die Ausleerung; diachorẽ⸗
tiſch, den uplgang befürdernd; diachoretiſche
Organe, Ausleerungsmwerkzeuge.
Diahhlän,n. gr. (v. dia chylon, d. i. mit Pflanzen-
jäften bereitet) ein erweichendes Pflaster, Bleiglätte-
pflafter mit Baumöl.
Diacinẽma, Diacodium, Diaconns zc.,). Diat—.
Diachdonium, n. nl. (von gr. dia kydönion, d. i.
aus Quitten; vgl. Cydonia) Quittenſaft und daraus
bereitete magenſtärkende Arznei.
diadelphiſch, gr. (von dis, in Zuſammenſetz. auch
di, zweimal, doppelt, und adelphös, Bruder) zwei—
brüdrig; Diadelphia, pl. zweibrüdrige Bilanzen
mit Switterblumen, deren Staubfäden in zwei
Bündel zufammengetwachjen find; im Linneijchen
Syitem die 17. Klaſſe.
Diadẽm, n. (gr. diadema, von diadeın, umbinden)
1. Stirnband, Stirnreif, Abzeichen der Berjerfönige
und griechiſchen Kaifer; Krone; 2, ein weiblicher
Kopfihmud; 3. dicht. auch für Krone, Herrichaft,
Regierung; Diadem-Spinne, die Kreuzipinne.
Dinderis u. Diadoͤchẽ, f. gr. (von diadechesthai,
einer den andern aufnehmen, aufeinanderfolgen)
die Nachfolge; Heil. derllbergang od. die Ummand-
(ung einer Krankheit in die andere; Diadoͤchen,
pl. (sing. diadochos)Nachfolger, Thron-, Erbfol-
ger, bei. die Nachfolger Aleranders d. Gr. in dei
verschiedenen Teilen jeines Reiches.
Diadöſis, f. gr. (diadidönai, fich verteilen) Heil. 1,
Berteilung der Nahrungsitoffe durch den Körper;
2. da3 Nachlaffen oder Aufhören einer Krankheit.
Diadumẽnos, mn. gr. (vgl. Diadem) der ſich Bekräu—
zende, mit der Siegerbinde, eine berühmte Statue
des Polyklet.
diagluͤphiſch, gr. (von diaglyphein, durch-, einſchnei—
den) vertieft geſchnitten, geſtochen; Diaglijpten,
pl. in eine Fläche eingeſchnittene oder vertieft ge—
arbeitete Figuren, entg. Anaglypten.
Diagnöſis od. Diagnöſe, f. gr. (v. diagignöskein,
genau unterjcheiden u. erkennen; vgl. Gnoſis) Heilk.
die Unterfcheidung od. Erfenntnis einer Krankheit
nad ihren Merkmalen, Krankheitbejtimmung;
diagnofieren, gew. Diagnoftizieren, die Meri-
male od. Kennzeichen angeben; Diagnöftif, f. die
Unterfcheidungsiehre oder Kunſt der Beurteilung
ähnlicher Krankheiten; Bingnoftifer, m. einer,
der Krankheiten nach ihren Merkmalen bejtimmt
190 Diagometer
u. unterjcheidet; diagnoſtiſch, die Unterfcheidung
begründend, (diagnoſtiſche Zeichen: wejentliche
Zeichen einer Krankheit).
Dtagometer, n. gr. (von di-ägein, durchführen, lei-
ten) ein von Rouſſeau erfundenes Werkzeug, mit»
tel3 dejjen man die Reitungsfähigfeit der Körper
für die Elektrizität findet, Leitungsmeſſer.
tagonäl, l. (diagonalis; vom gr. diagönYos, von
gonia, Winkel) jchräg, Shrägüber; die Diagonäl—
linie od. Diagonäle, die Schräglinie, aus einem
Binfel eines Vier- oder Vielecks zu einem gegen-
überjtehenden Winkel gezogen; Diagonäle bezeich-
net auch oft einen Shränftab, ein N
Kreuzftreben; Diagonals, pl. fein geftreifte Wols-
lenftoffe, welche dicht getöpert find und eine ſchräge
Bindung haben; Dingonälmarfch oder ⸗ſchritt,
derSchrägzug, Querſchnitt; Diagonal-Maichine,
f. eine Majchine, die das Gejeg vom Parallelo-
gramm der Kräfte (f.d.) anfhaulich madt; Dia⸗
genalräder, ſchräglaufende Räder, wie in Spinn-
müblen; Diagonalverband, Kreuzverband.
Diagramıma oder Diagramm, n. gr. (von diagrä-
phein, mit Linien umziehen, abzeichnen) eine Figur
od. geometr. Zeichnung, überh. ein Entwurf, Ab-
riß; eine gew. mehrfach gekrümmte Linie, welche,
durch bejondere Inftrumente während des Ganges
von Maſchinen ꝛc. auf einen Bapierftreifen gezeich-
net, die durch Schwankungen des Dampfdruds,
Bewegung gewiſſer Mafchinenteile 2c. entjtandenen
Unregetmäßigfeiten ur Anschauung bringt; Durch⸗
ſchnitt, Querschnitt, Plan, Schaulinie, Arbeit3- od.
Kraftbild; Tonf. der fünfzeilige Notenplan; aud)
die Bartitür, f. d.; bei den Gnoitifern zwei in-
einander verſchränkte Dreiede, mit einem myjtischen
Namen Gottes verjehen und als Amulet dienend;
thermos=eleftrifches Diagramm, Daritellung der
mwärme=eleftriihen Kräfte zwiſchen verſchiedenen
Metallen für verſchiedene Temperaturen; Dia⸗
graͤph, m. der Borzeichner, Entwerfer, ein Werk⸗
zeug zur mechaniſchen Zeichnung der Perſpektive
a der Natur; Biagräphit, f. die Kunft des
Entwerfens od. VorzeichnenS.
Stafaniis, f. gr. (v. diakafein, durchbrennen) das
Duchbrennen; diakauſftiſche LinielDinkauftite),
f. in der Optik die Brennlinie bei Brechung des
Lichts, d. i. die Aufeinanderfolge der Durchſchnitts—
punfte, welche entitehen, wenn von einem leuchten-
den Punkte Lichtitraglen auf eine durchſichtige
frumme Linie fallen, und von dieſer gebrochen ſich
je zwei in irgend einem Punkte jchneiden. Wenn
die frumme Linie die Strahlen nicht bricht, fondern
zurücdwirft, jo entjteht durch die Durchſchnitts—
punfte der zurüdgemorfenen Strahlen die Kata-
fauitife.
Diakinẽma, n. gr. (von diakinein, durch und durch
bewegen) Heilf. dad Auseinanderweichen der
Knochen.
Diakläſis, f. gr. (von diakläein, durchbrechen) das
Zerbreden; die Brehung des Lichtes, Strahlen-
bredhung; davon Diakläs, m. Min. — Diallag;
J———— durch Brechung entſtanden, dazu ge-
örig.
Diaklerõſis, f. gr. (v. diaklẽroein, verloſen, klöros,
das Los) die Serlofun ; Wahl durchs Los.
Diatlyñs, f. gr. (von diaklyzein, ausfpülen) das
Ausipülen, Epülwajjer; Diaklüsma, n. Heilk. ein
Mundwaſſer.
Diakodion oder Diacodium, n. I. (von gr. dia
ködiön, aus Mohntöpfen, v.ködia, Mohnkopf) ein
Dialur-Säure
rup von Mohnköpfen.
Diatönus od. Diakon, m., pl. Diakonen (vom gr.
diäködnos,Diener),uripr.(Apoft.-Gejch.) Verwalter
deu, ®emeindegüter; jpäter: Kirchendiener u. Gehil-
fen beim Gottesdienit;zulegt:Hilfsgeiftlicher; Dias
fonät, n.,ı.m.ipätl. Amt, Würde u. Wohnung des
Hilfsgeiftlichen; die fechite der fieben Weihen fatho-
liiher®rieiter; Diakonie, f. Wirkfamkfeiteines Dia-
fonus; auch überh. Hilfe, Unteritügung; Dialoni⸗
"fon, gr., Diaconicum, ni.n. ein furzes Gebet, das
der Diakonus der griechiſchen Kirche abſingt; diako⸗
nieren, das Geſchäft eines Diakonus verrichten;
insbeſ. das Amt am Altare verrichten; Diako—
niffe od. Diakoniſſin, f. 1. eine Kirchendienerin,
in der ältejten chriſtl. Kirche bejahrte weibliche
Perſonen, welche die Armen- und Krankenpflege
bejorgten und die Aufficht über die weiblichen Ge-
meindemitglieder hatten; 2. jegt in der evange-
liſchen Kirche: Rrantenpflegerinnen, welche in be—
jondern Diafonijjen-Anjtalten gebildet wer—
den; 3. in Klöſtern: die den Altar bedienenden
Schweftern.
Diaföpe, f. gr. (von dia-köptein, zerhauen) Heil.
Zerjchneidung, Zerhauung; fchiefe Hiebwunde des
Hirnfchädels; der Längenbruch eines Knochens.
Diakriſis od. Dinkrife, f. gr. (von diakrinein, tren-
nen, unterscheiden) Heil. die Beurteilung u. Unter-
ſcheidnng bei. von Kranfheitszuftänden; diakri⸗
tiſch, die Unterſcheidung begründend, z. B. dia—
kritiſche Zeichen, Unterſcheidungszeichen für die
richtige Ausſprache der Buchſtaben und Wörter,
beſonders im Hebräiſchen.
Diakũſtik, f. gr. (v. di-aküein, durchhören; vgl.
Akustik) die Lehre von der Fortpflanzung des
— (von dia-leipei trennt od. ent
ialeipiis, f. gr. (von aia-leipein, getrenit od. ent⸗
a) die Unterbrechung, der Zwiſchenraum,
f. v. w. Intermiſſion. Ri
Dialekt, m. gr. (diälektos, f. eig. Geſpräch, Unter-
redung, von dialegesthai, fich unterreden) Die
Mundart; Dialektik, £.gr. (dialektike, sc. techne,
Runft) eig. Geſprächkunſt, insbeſ. Kunft des wilfen-
ichaftlichen Streites, Disputierkunft, oft mit dem
Nebenbegriff der Spisfindigteit; in ſtrengerem
Sinn: Lehre von der Bewegung de3 Denkens (mie
Rogik: Lehre von denDentformen); Dinleftiker,
m. ein Denkkünſtler; gelehrter Klopffechter; dia⸗
lektiſch, der Denklehre gemäß, zum. jpigfindig;
auch mundartlich; Dialektoloͤg, m. ein Mund-
artenforfcher und Renner: Dialektologie, f. die
Mundartenkfunde. :
Dialdmma, n. (follte heißen Dialimma, gr. diä-
leimma, v. dialeipein, einen Zwiſchenraum oder
eine Zmwifchenzeit lafjen; vgl. Dialeipfis) Unter-
brehung, Zwiſchenzeit; Heilk. krankheits⸗, bei.
fieberfreier Zuſtand beim Wechſelfieber.
Dialipfis, f.= Dialeipſis, |. d.
Sialläg, m. (vom gr. dialläge, Veränderung, Wed)-
jet) der Schillerjpat, eindem Augit verwmandtes
Mineral. dehg PR
Diallẽle, f. oder Diallẽlos, m. gr. (v. dia allelon,
durcheinander) ein Kreisbeweis, Zirkel im Schluffe.
Dinlög, m. — (diälogos; vgl. Dialekt) Unterredung,
Bruftfaft aus a: Diakodion⸗Sirub, m. Si-
n
Geſpräch, Zwieſprache 2c. (im Drama entg. Mono-
(og); die Geſprächsform; dialogieren, mehrere
Perſonen redend einführen;- Dialögti, in Ge—
ſprächsform; dialogiſieren, geſprächsweiſe dar-
ſtellen; Dialogismüs, m. die Geſprächdichtung.
Dialũr⸗Säure, Scheidek. eine durch Einwirkung
Dialyiis
von Schwefelwafleritoff auf Alloxantin gebildete
Säure
Dialijſis od. Dialyfe, f. gr. (v. dia-Iyein, auflöfen)
Heilf. die Auflöjfung; das Schwinden od. die Er-
ſchöpfung der Kräfte; Naturl. die Trennung fchlei-
miger Stoffe von kriftallinifchen durch Osmoſe (ſ.
d.), Durdjfaugung, Flüſſigkeitsaustauſch; Spradl.
und Redek. f. vd. w. Diärefis und Ajyndeton;
dialuͤtiſch, auflöfend, alle dialytiſches
Fernrohr, ein die Farben aufhebendes Fernrohr,
eine Art achromatiſches (f. d.) Fernrohr.
Diamagnetismus, m. gr. die der Anziehungskraft
entgegengejeßte, alfo abjtogende Wirkung des Ma-
et3 (nad) Faraday): diamagnetiſche Körper,
be die vom Magnet abgeitoßen werden, mie
ismut, quermagnetiiche K. Diamagnetometer,
n., Werkzeug zur Mejjung und Unterfuchung der
diamagnetifchen Vorgänge.
Diamant, auh Demant, m. (fr. diamant, vom l.
adämas, G. adamantis, gr. adämas, adamantos,
da3 härtefte Eifen, Stahl, jpäter Diamant, eig.
unbezwinglich, unermweichlich, ſehr hart) der här—
tejte, dichtefte, glänzendite und koſtbarſte Edelſtein,
der nur duch ſein eignes Pulver iDemantbord)
eichliffen werden kann; (zum Bearbeiten andrer
deliteine wird vorzugsweiſe der ſchwarze, un—
durdhlichtige D. gebraucht); auch die eleinste Gat⸗
tung von Buchdruderjchriften; Diamantine, k.ein
eföpertes Wollenzeug mit Figuren; Diamant—⸗
arbe, eine Miſchung von Leinölfirnis und Gra-
phit, die verwendet wird, um Eifen (3. B. Gelän—
der, Brüftungen u. ähnl.) anzuftreihen; Siamant-
fitt, ein vorzüglicher Klitt, der aus Maſtix, dem
Darze de3 ſüdeüropäiſchen Maftirbaumes (Pista-
cia lentiscus), Haufenblaje und Spiritus gemijcht
ist; Diamantſpat, |. Korundum.
Diamaſtigöſis, f. gr. (von mästix, G. mastigos,
Geißel) die Geißelung, bei den alten Spartanern
ein pädagogische Hilfsmittel, zur Übung in der
Standhaftigfeit.
Diamöter, m. gr. (diametros, durchmeffend) der
Durchmeijer, Durchſchnitt eines Kreiſes durch den
Mittelpunkt; Diameträle, f. die Durchſchnitts—
linie; diamétriſch, Diameträl, nl. zum Durd)-
meſſer gehörig, gerade durch; geradezu, gerade,
völlig, z. B. diametral entgegengeſetzt, ganz u.
gar entgegengeſetzt.
Diamorphöſis, f. gr. (von morphe, Geſtalt) die Ge—
jtaltung, Durchbildung zu einer beftimmten Form.
Diamörum, n. I. (vom gr. dia mörön, aus Maul-
beeren, möron, Maulbeere) Maulbeer-Didjaft.
Diäna, f. I. Zabell., gr. Artemis, die Göttin der
Jagd, auch des Mondes (Selene, Luna); zu-
glei Beihügerin der AJungfräulichfeit und der
eburt; auch Phöbe, Cynthia, Delia, Lu—
cina genannt; Diana, Sternf. ein Aſteroid, 1863
v. Rutder entdedt; Naturk. ein niedlicher Affe von
Geſchlecht der Meerfagen in Afrika; auch (wie
Luna) das Silber, da3 mit dem Zeichen des Mon-
des (€) bemerkt wird; daher Dianenbaum, der
Silberbaum, ein gewähsförmiger Niederjchlag des
Silber aus feiner Auflöfung in GSalpeterjäure,
durch Duedjilber bewirkt; Diana, Diane, f. (fr.
diane, jpan. diana, v. einigen v. dia, der Tag, ab»
geleitet, befjer wohl von Diana, der Jagdgöttin,
indem am frühſten Morgen das Zeichen zur Jagd
— wird) in der Seeſpr. die Tagwache von
i8 8 Uhr Morgens; daher Dianaſchußßz, der
Morgen ni vom Admiralſchiff; Dianaichlagen,
die Wedtrommel, der Wachruf, Trommeln und
Diaphönicum 191
Pfeifen, um die Schiffsmannfchaft zur Morgen-
wache zu rufen, = Reveille.
Sianafjologie, f. gr. (von dia-nässein, ausftopfen)
die Lehre vom Ausftopfen der Tierförper.
Diandria, pl. gr. (von di-, zweimal, und aner, ©.
andrös, Mann) zweimännige Pflanzen mit zwei
Staubfäden in einer Zmwitterblume, wie die Olive,
der Nachtichatten, die 2. Klafje im Linneifchen
— diaͤndriſch, zweimännig, doppeltſtaub—
a
g.
Diane, Dianenbaum, |. Diana.
Dianeftismus, m. gr. das Frühſtück.
Diansa, f. gr. (diänoia) die Denfkraft, das Dent-
vermögen, der Verftand; Dianöogonie, f. die
Lehre vom Urſprung unfrer Erkenntniſſe; Dianöo⸗
logie, die Denklehre (Schopenhauer). 2
Didnthus, m. nl. (v. gr. dianthes, zwei Blüten
habend, reichlich od. ſtark blühend) die Nelte.
Diantre, fr. (pr. dicingtr', euphemiftiiche Abände—
rung von Diable; wie bei den Stalienern diä-
mine, was zwijchen diävolo und dömine fpielt)
Teufel! als Fluch
Dianũcum, n. gri⸗l. (vom gr. diä, aus, u. |. nux,
nueis, Nuß) Nuß-Dickſaff; Diapaͤlma, n. eig.
Palmſaft; gew.eine Miſchung aus Olivenöl, Wachs,
ſchwefelſaukem Zink und Blei, die als zuſammen—
ziehendes Pflaſter dient.
Diapdsma,n.gr.(von diapässein, dazwiſchenſtreuen,
beitreuen) wohlriechendes Streupulver, Kräuter-
pulver.
Diapäſon, n. gr. (eig. Durch alle, nämlich alle acht
Saiten od. Töne, von päs, all) Tonf. bei den Grie-
chen: die Oftave; jeßt auch der Umfang einer Sing—
ftimme od. eines Inſtruments; bei den Zranzojen
die Stimmgabel; Disdiapäſon, n. ein Intervall
von zwei Oftaven. 2
Diapedeſis, f. ar. (v.diapedän, durchſpringen Heilt.
der Blutſchweiß, das Durchſickern des Blutes durd)
die Häute der Adern, eine aus Schwäche der Ge-
fäßhäute entitehende Blutung. }
Diapente, f. gr. (v. pente, fünf) Tonk. durch fünf
Töne gehend, die Quinte. 39
Didper, f. (ſpan. diapréa, fr. diaprée, v. diapre,
— bunt, nach Art des Jaſpis, der it. u.
ſpan. diaspro heißt) eine ſehr wohlſchmeckende herz-
förmige ſpaniſche Pflaume; Diaper, m. engl. (ſpr.
detäper) geblümte Leinwand, Tiſchdrell.
diaphaͤn, gr. (diaphanẽs, v. diaphainein, durchfchei-
nen laſſen) durchſcheinend, durchſichtig; Diaphan—
bilder, durchſcheinende Glasbilder; Diaphan—
Geſchirr, gläſernes, mit Blattgold belegtes oder
bemaltes und darüber verglaſtes Geſchirr; Dia—
phanität, f. Durchſichtigkeit; Diaphanometer,
n. Naturl. ein Durchſichtigkeitsmeſſer, eine Vor—
richtung zur Beſtimmung des Grades der Durch—
ſichtigkeit der Luft; Diaphanorãma, n. ein Durd;-
ſcheingemälde; Diaphanradierung, f. photogra-
phiſche Nachbildung von Kupferſtichen 2c. auf einem
eigentümlihen Diaphanpapier, Durchſcheinpa—
pier; Diaphanofföp, m. ein Werkzeug zur Durd)-
leuchtung der Blajenwand, Durchleuchter.
Diaphonijis u. Diaphonie, f. gr. (v. diaphontin,
auseinandertönen) urjpr. bei den Griechen — Dij-
fonanz, Mißklang, auch uneig. Uneinigfeit; in der
neuern Tonf. öfters verwecjelt mit Diphonie,
RN Sat; Diaphönik, f. |. v. w. Dia-
uftif; Diaphon oder diaphöniſch, verſchieden
Elingend, diljonierend. f
Diaphönicum, n. nl. (vom gr. dia, aus, u. phofnix,
Dattel) Dattel-Difmus.
192 Diaphora
Diaphöra, f. ar. (von dia-pherein, auseinander-
tragen, einen Unterſchied machen) der Unterjchied,
die Berfchiedenheit; Uneinigkeit, Streit; Nedek. die
Wiederholung desjelben Wortes von verjchiedener
Bedeutung in einem Sabe; in der Diaphora
leben, Dd. i. fern von dem Mutterlande, befon-
ders von der Mutterkirche; Diaphorẽſis, f. (von
diaphorein, verbreiten, zerteilen) das Durchfidern,
Durchſchwitzen; Heilf. die Zerteilung, Schweißtrei-
bung; Diaphoretifum, n., pl. Diaphoretika,
Ausdünſtung befördernde Mittel; diaphorẽtiſch,
zerteilend, jchweißtreibend.
Diaphragma, n. gr. überh. Zwijchen- od. Scheide-
wand (vd. phrässein, verzäunen, fperren), insbeſ.
das Zwerchfell, al3 Scheidewand zwiſchen Lunge,
Leber und den übrigen Eingemweiden; die Scheide-
wand in einer Samenkfapjel; die Blendung in
großen Fernröhren (Blehringe zur Ausſchließung
des jtörenden Liht8); Diaphragmalgie, f. der
Zwerchfellſchmerz.
Diaphthöra, f. gr. (von dia-phtheirein, verderben)
Heilf. die Berderbni3, 3. B. der Speifen im Ma-
gen; die Fäulnis; Diaphthoroſtopium, n. Bor-
richtung zur UÜnterfuchung der Yuftverderbni3.
Diaphän u. Diaphüſis, f., Diaphäme, n. gr.
* I bien durch» oder len
der Zwiſchenwuchs, Knoſpentrieb, Treibauge;
3.8. der Knoten im Schilfhalme; die Zwiſchen—
lage in Erdſchichten; das Mittelſtück längerer
Knochen.
Diapläſis, f. gr. eig. Ausbildung (von plässein,
bilden), Heilf. die Einrichtung eines verrenften od.
gebrochenen Gliedes; —— n. Heilk. ein
Breiumjchlag (vgl. Kataplasma); Salbung oder
Bähung des ganzen Körpers.
Diapnöd, f. gr. (v. dia-pnein, durchwehen, aus-
dünſten; vgl. Pneuma) Heilf. gelinde Auspünftung,
leihter Schweiß; Diapnoika, pl. Ausdünftung
fördernde, auch gelinde jchweißtreibende Mittel.
Diaporziis, f. gr. (v. diaporein, bg: Aporie) Un-
entichlojjenheit, Zweifel, be. als Nedefigur.
Dinpoiitivn, n. gr.-lat., Glasphotographie, Glas-
oder Feniterbild.
Diaptofe, f. gr. (diaptösis, v. diapiptein, durchfal—
fen; vgl. Btofis) Heilf, ein Zwiſchenfall.
Diaphẽma, n. oder Diaphẽſis, f. gr. (von pyeın,
re od. außeitern; che) Seit, eine Ver⸗
eiterung, bei. der Lungen, Bruſtgeſchwür; diaphẽ⸗
sich a eiterfördernd; Diaphẽtika, eiterförderide
Mittel.
Dtardie, f. gr. (von di-, doppelt, und ärchein, herr-
ihen) die Zweiherrſchaft, Regierung zweier Per—
jonen; Birch, m. ein Zweiherricher.
Diäreſis, f. gr. (diairösis, von di-airein, auseinan-
dernehmen, teilen) Sprachl. die Trennung od. Auf-
löſung eines Doppellauts in zwei Selbftlaute, 3. B.
ae in ae; Heilf. die Trennung, Zerreißung, bei.
von Blutgefäßen; puncta diaeres£os, pl. Tren-
nungspunfte, welche, über den leßten von zwei
aufeinander folgenden Vokalen geſetzt, anzeigen,
daß jeder Bil: 34 ausgeſprochen werden fol. 3.8.
aëroſtatiſch.
Diarium, n. I. (v. dies, Tag) eig. das Tägliche (bei
den alten Römern die Tageskoſt, inäber für das
Hausgeſinde; jebt:) ein Tagebuch; die Kladde;
diaria , f. (sc. febris) Heilf. ein tägliches Fieber.
Diarrhödon, n. gr. (von dia rhödon, aus Roſen)
Rojenfüchlein, Rojenpulver ꝛc.
Diarrhöe, diarrhoea, f. gr. (diärrhoia, von di-
Diaſtylon
arrhem, durchfließen) Durchfall, das Abweichen
(wie im franz. devoiement),
Diarthröſis oder Diarthröfe, f. gr. die Glicder-
fügung (von di-arthrün, vollftändig oder gehörig
gliedern, von ärthron, Glied); Verbindung der
Slieder zur Bewegungsfähigkeit; aud) die Gelent-
fuge; diarthrötiſch, eine Gelenffuge bildend od.
dazu gehörig.
Diaſchis, Diaſchiſis, f. oder Diaſchisma, n. ar.
. (pr. diasch —; von dia-schizein, jpalten, zeripal-
ten) Heilf. Spaltung, Trennung.
Diaſenna, n. gr.-arab. (v. gr. did, aus, u. arab.
senna; vgl. Senne) Heilf. ein Abführungsmittel
von Sennesblättern. N |
Diaſkene, f. gr. (diaskeus; diaskeuäzein, anord-
nen, zurichten) Anordnung, Umarbeitung; Dia—
ffendit, m., pl. —en, kritiſche Überarbeiter eines
- Schriftwerfeg, bei. der Homerijchen Gedichte.
Diaflonte, f. gr. Durchleuchtung.
Diaſöſtik, f. gr. (von diasözein, Durchhelfen, retten)
Heil. die Kunst der Lebenshaltung, Gejundheits-
pflege; Diaſoſtika, pl. Erhaltungsmittel; dia—
Toftifch, vettend, vorbauend, ſ. präjervativ.
Diaſpaͤsma, n. gr. (von dia-späein, auseinander-
ziehen) die Trennung, Baufe zwiſchen 2Verſen eines
Geſanges.
Diaſpöra, oder verk. Diäſper, f. gr. (v. diaspeirein,
zerjtreuen) das Ausſtreuen, die Zerftreuung; ver-
Ichiedene Heimat, insbe. im N. T. die außerhalb
Judäa zerjtreuten Juden und Sudenchriften; in der
Brüdergemeinde: zerjtreut wohnende Mitglieder;
Diaſpör, m. ein aus Tonerde und Wafjer be-
jtehendes Mineral (nad) feinem Zerfallen vor dem
Lötrohr benannt).
Diaftaltiich, gr. (von diastöllein, augeinandertun;
vgl. Diajtole) auseinandergehend,jich trennend; ſich
ausdehnend od. erweiternd.
Diaſtags f. gr. (von di-istänai, auseinanderſtehen;
vgl. Stajis) überh. das Auseinanderftehen, die
Trennung, Spaltung; in3bej. das widernatürliche
Auseinanderweichen der Knochen oder Knorpel;
Yusartungder Pflanzen; Diaftaäfe, (nach franzöſ.
Benennung) od. Diaftäs, m. Malzbildner, ein in
gefeimter Gerſte entdeckter Stoff, der die Spaltung
od. Ummandlung des Stärfemehls in Dertrin u.
Zucker bewirkt; diaſtaͤtiſch, ſtärkeumbildend; Din-
ſtẽma, m. der Zwiſchenraum, Abſtand; Tonk. —In—
tervall; diaſtemätiſch, Tonk. lang anhaltend,
mit Zwiſchenräumen; Diaftimeter, n. (faljch ge-
bildet), Diaſtimometer, ein Entfernungsmefler,
Fernmaß (ein mit gejpannten Fäden durchzogenes
Fernrohr, erfunden von Nomershaufen).
Diaftöle, f. gr. (v. dia-stellein, augeinanderziehen,
teilen) 1. die Ausdehnung, Verlängerung einer
Sade, bei. einer Silbe, die an ſich furz ift; 2, die
Erweiterung der Herzkammern, welche im Leben
beim Pulsſchlag mit der Zufammenziehung (Sy⸗
itole) abwechjelt: 3. ein Trennungszeichen in der
griech. Sprachl.; Diaſtolit f. Tonk. die Lehre von
ven Einfchnitten und Verbindungen der Tongänge
oder muſikaliſchen Perioden. .
Diaſtremma, n. u. Diaftröphe, f. gr. (diastre-
hein, verdrehen) die Verdrehung, Verſtauchung,
errenfung, in3bef. Heilf. die Verziehung der
gelähmten Gefichtsmusfeln nach der gefunden
Seite hin.
Dinftälon od. Diaftäl, n. gr. (v. diä, auseinander,
u. stylos, Säule) Bauf. eine weitfäulige Halle, bei
den Alten insbe. eine folche Säufenttellung, wo
Diafyrm
die Säulen dreimal fo weit, als jede did war, von»
einander ftanden.
Diafyrm, m. gr. (diasyrmös, von diasfrein, durd)-
iehen) da8 Berhöhnen, der Spott; insbeſ. eine
88 r, die in der übermäßigen Verkleinerung
eines Gegenſtandes — entg. Hyperbel.
Dtät, f. (vom gr. diaita,
Wohnort, l.diaeta) dielebensordnung inBeziehung
auf Speife und Trank, Schlaf und Wachen 2c., Ge⸗
fundheit3pflege; insbeſ. die vom Arzte dem Kranken
vorgeichriebene Nahrung, Krankenkoft; gejundheit3-
mäßige Kost, Ernährung; Diät halten, einfach
u. mäßig leben; auch die —— der verjam-
melten — od. Reichstags-⸗Abgeordneten, z. B.
ehem. die Diät zu Regensburg od. der Reichstag;
Diäten, pl., r. Dieten, Tagegelder, |. d. unter
dies; Stäteten, pl. Schiedrichter im alten Athen,
welche von den ftreitenden Parteien felbjt gewählt
wurden; Diätẽtik, f. (gr. diaitetike, sc. techne,
Kunft) die Gejundheitslehre; Diätetifer, m. Ge⸗
fundheitslehrer, Freund einer geordneten, mäßigen
Rebensweile; diätẽtiſch, — ig,
mäßig; diätetiihe Regeln, Geſundheitsregeln;
ein diätetiſches Mittel, Geſundheitsmittel.
Diateffäron, n. gr. (eig. [der Einklang] durch vier,
nämlid; Töne; von tessäres, vier) Tonf. die reine
Duarte, ſ. d.; Bezeichnung für Überjegungen der
vier Evangelien, jog. Evangelienharmonien,
fo fpriht man bejonder3 von dem Diateſſaron
de3 Syrer3 Tatian, der im 2. Jahrh. lebte und
auf deſſen Werk die lateinische Evangelienharmonie
beruht, die um830 ein fuldiſcher Mönch ins Deutſche
überſetzte.
Diathẽtke, f. gr. (v. diatithẽnai, anordnen) der Bund,
das (alte u. neue) Teſtament; Diaͤtheſis od. Dia⸗
theſe, f.=1. Dispoſition; überh. Anordnung,
Einrichtung, Verfaſſung, Beſchaffenheit, insbeſ.
Heilk. Krankheitsanlage; Dinthefes, pl. die joge-
nannten Grundfranfheiten oder Anlagen zu den
Krankheiten.
Biatherman, gr. (von diä, durch, u. thermainein,
märmen) Raturl. Wärmeitrahlen durchlaſſend;
Diathermanität vd. Diat hermaſie. f.Die Eigen⸗
ſchaft der Körper, Wärmeſtrahlen iiberhaupt hin—
durch zu laſſen; Diathermanſie, f. die Eigenſchaft,
nur gewiſſe Arten Wärmeftrahlen durchzulaſſen,
— Thermodrofe, f.d.
diatoͤm, gr. (diatömos, zerichnitten) Bgk. nach einer
Richtung Hin leicht teilbar; einzellig; Diatomeden,
od. Diatomazeéen, pl. Bot. Schnittalgen, auf der
Grenze des Tier- u. Pflanzenreichs ftehend, |. unt.
Amöbe.
diatͤniſch, gr. (diätönos, ſowohl durchtönend als
verjchieden tönend) Tonf. nach der Tonleiter einfach
fortichreitend (in ganzen Tönen); tonleiterartig:
die diatoniſche Sala, die zum Tonſyſtem ange-
nommene Tonleiter oder Stufenfolge von fünf
ganzen und zwei großen halben Tönen innerhalb
einer Dftave; Haupttonleiter.
Diatrẽſis, f. gr. (von diatiträn, durchbohren) Heilf.
Durhbohrung.
Diatribe, f. or. (diatribe, v. dia-tribein, eig. zer-
reiben; die get binbringen, ſich mit etwas beichäf-
tigen) die Bermweilung, jchulmäßige Abhandlung,
insbe]. kritiſche Streitirift; Schmähſchrift; Dia—
trimma, n. Heilf. das Aufreiben, beſ. der Haut
beim Sehen und Reiten, Wolf.
Diatypöſis, f. gr. (v. dia-typün, ausbilden, geital-
ten; vgl. Typus) die Verbildlihung, bildliche Bor-
ftellung oder Andeutung.
Heyſes Fremdmwörterbud. 21. Zul.
eben, Lebensweiſe, auch
dietus 193
Diaͤvolo, m. it. (fpr. — wo — der Teufel, beliebtes
Fluchwort der Italiener; Diavolétti 0d. Diavo⸗
lini, pl. it. Verkl. Teufelhen, Gewürzblätichen,
welde zur Wollujt reizen; überzuckerte Aniskörner.
Diaz, m. jpan. Batronymitum: Sohn des Diego.
Diazditer, m. gr. der zwölfte Brujtwirbel.
dibbeln, engl. (dibble, eintauchen; Löcher machen,
mit dem —— pflanzen) das Säen mit der
Dibbelmaschine, welche Locher in den Boden macht
und Samenförner hineinfallen läßt; Lochſäema—
ihine; Häufchenſäemaſchine; Dibbelſtock, m. der
Pflanzitod
zſtock.
dibbern, jüd. (v. hebr. dabar) ſprechen, ſchwatzen.
Dibrächys, m. gr. (von di-, zweimal, u. brachys,
furz) |. dv. w. Pyrrhichius, f.d.
Dibs, m. arab. Traubenfirup.
Dicacität, f. I. (dicacitas, v. dicax, jpöttiich redend)
beißender Wit, Stichelei.
di eur hie? [. fage, warum bijt du hier? Denk an
deine Bejtimmung!
Dicentarins, m.mi.(v. dicöre, reden) ein Schwätzer;
Dieentien, pl. Geſchwätz.
dicephältich, gr. (v. di-, zweimal, u. kephale, Kopf)
ameitöpfig; Dicephalium, n. einezweitöpfige MiE-
geburt.
Dieerium, n. gr. (v. keras, Horn, dikeros, zweihdr-
nig) ein zweiarmiger Leuchter in der griechischen
Kirche, der die doppelte Natur Chrifti andeuten
fol; Dieeratentalt, eine Schicht des oberen Sura-
falfes, in der ſich Doppelhörner, d. h. verjteinerte
Mujcheln in der Geftalt von Doppelhörnern finden.
Dichogamie, f. gr. (von dicha, zwiefach, u. gamos,
Bermählung, Ehe) eig. die Doppelehe, die Art der
Begattung im Pflanzenleben, wobei die Gejchlechts-
organe ſich nacheinander entwideln.
Dichophyie, f. gr. (von dicha, zwiefach geteilt, u.
phyein, werden) eig. daß Doppeltwerden, daher
Heilk. die Haarfpaltung.
Dichordium, n. gr. (v. di-, zweimal, u. chorde, ſ. d.)
ein zweijaitiges Inſtrument
Dichorkus, m. gr. = Ditrochäus, ſ. d. (vgl.
Choren3).
Dichotomie, f. gr. (v. dicha, zwiefach, u. t@mnein,
jchneiden) die Zweiteilung (vgl. Dualismus)
Halbficht des Mondes, wenn nur eine Hälfte feiner
erleuchteten Scheibe zu ſehen ift; in der Piychol. die
nn des menjchlihen Weſens in Leib und
Seele (im Gegen. zur Trihotomie, f. d.); di—
chotoͤmiſch, zweiteilig, gabelartig geteilt; halb-
fihtbar.
Dichroismus, m. gr. (v. di-chröos, zweifarbig)
Zweifarbigkeit, zweifacherFarbenwechſel: Bichrott,
m. —— Quarz, Luchsſaphir, Waſſerſaphir,
ein Mineral, das beim Hindurchſehen in verſchie—
dener Richtung verichiedene Farben zeigt, = Pe—
liom; dihromdtifh, zweifarbig; dichroſtkoͤ—
piihe Rupe, f. von Haidinger erfundenes Ber-
größerungsglas, um die Erfcheinungen des Dis»
chroismus jihtbarer zu machen.
dicis causa oder dieis gratia, I. der Form
wegen, um geredet zu haben, zum Scheine.
Dicker, m. engl. eine Sammelzahl(wieunjer: Dugend,
Mandel), = je 10 Stüd oder Baar, z. B. 1 Dider
Schuhe, d.i. zehn Baar Schuhe.
Dielinien, |. DiN—.
— Dikterien, dieti, Diktion ꝛc., ſ. unter
ictus.
dietus, m. I. (dictus, Partizip von dicere, jagen)
der Genannte, Borgenannte; dieta sponsa, f. die
erflärte Braut; dieti anni,bejagten Jahres; dieto
13
194 Didacus
did, am genannten Tage; dietum factum, geſagt,
etan; wie gejagt, fo geichehen; Btetum, n., pl.
ieta, ein Sprudy, Ausſpruch, eine Schriftitelle;
dictuan biblicum, ein Bibeliprud; d. classi-
eum, ein Hauptſpruch, eine Hauptitelle; d. de
omni et nullo, der Schluß vom Allgemeinen auf
das Bejondere: d. probans, eine Beleg- od. Bes
weisjtelle; pl. dieta probantia; dieta septem
sapi6entum, die Spriiche der fieben Weiſen; Bif-
terium, n. ein Stichelwort, Spottrede; pl. Dikte⸗
rien, witzige Einfälle, Scherzreden; Diktiön, f.
(l. dietio) die Sprade od. Schreibart eines Schrift-
fteller3; Ausdrudsweile, der Ausdrud; Diktio—
när, n. fr. (nl. dictionarium), engl. dietionary
(ipr. diftfchennärri), ein Wörterbuch; dietionnaire
— fr. (ſpr. — poſch') ein Tafchen-Wörter-
uch.
Didäcus, m. ml. (it. Didaco) = Diego.
Didattif, f. gr. (didaktikös, 8, on, zum Unterricht
gehörig, belehrend, v. didäskein, lehren) die Un—
terrichtskunſt, d. i. Lehre von der Einrichtung und
Führung des Unterrichts als Mittel der geiftigen
Entwidlung; Pidaftifer, m. ein Unterrichtsfun-
diger; Didaktifch, lehrend, Lehrhaft; ein didakti⸗
ſches Gedicht, ein Lehrgedicht; Didaftiiche Voeſie,
Lehrdichtung; Diddftrum od. Tiddftron, n. das
Lehrgeld; Didaskalia, f. (gr. didaskalia) Beleh-
rung, Unterweifung (aud Name einer Zeitſchrift);
pl. Didaskalien, Darlegungen, Erörterungen; bei
den Griechen Aufführungen von Schaufpielen und
die darüber geführten Berzeichnifje; didaskäliſch,
lehrend, belehrend; bemweijend, unwiderleglich, }. v.
w. apodiftijd.
Videfadder, n. gr. der Doppelzehnflächner; Dide-
faddriich, Doppeltzehnflächig.
Didélphys, f. gr. (vgl. Delphys) Heilf. doppelte
Gebärmutter; Naturf. das Beuteltier.
Didodekadder, n. gr. der Doppelzwölfflächner; di—
dodetacdriſch, doppeltzwölfflächig.
Didrächme, f. gr. eine Doppeldrachme, ſ. Drachme.
diduzieren, I. (di-ducere) auseinanderziehen, zer-
teilen, Diduktion, f. (l. diductio) das Ausdehnen;
Trennung der Teile.
Bidämifch, ar. (didymos) doppelt, gepaart; Didy⸗
mos od. Didymms, m. der Zwilling, Zmillings-
bruder; pl. Didymi, auch die Hoden; Didjmium
od. Didijm, n. ZwillingSmetall, ein von Wiojander
im Cerit entdedtes Metall, von Cer und Lanthan
faum zu trennen.
didynaͤmiſch, ar. (val. dynamiſch) doppel- oder
zweimäctig; Didynamia, pl. zweimächtige Pflan-
gen mit vierStaubfäden ineiner Zwitterblume, von
enen zwei länger find, in Linnés Syitem die
14. Klaſſe.
Diegẽſis, f. gr. (v. di-egeisthai, erzählen) die Erzäh-
lung, zufammenhängende Erklärung; diegẽötiſch,
erzählend, entwidelnd.
Diego, m. ſpaniſcher Name, aus Sant Yago, beili-
ger Fatob entitanden.
Sieleftrizität, f. gr.-L. der Zuſtand eines Nicht-
leiters, wenn ſich auf beiden Seiten de3jelben ent-
gegengeiepte eleftriiche Zadııngen befinden, und die
amit verbundenen Veränderungen; Dielektri—
cum, n. nichtleitende Zwiſchenſchicht, jeder Nicht—
leiter der Eleftrizität, jedes tjolierende Mittel, jo-
fern diejer od. dieſes unter eleftriicher Einwirfun
von beiden Seiten fteht; dielektriſche Körper, pl.
trennende Nichtleiter; Dieleftrifch, trennend und
nichtleitend; Bieleftrin, n. eine Miſchung aus
Schwefel u. Baraifin; Dieleftrizitätstonftante,
dies
f. od. ſpeziſiſch-induktive Kapazität, k. Ladungs
wert eines Nichtleiters (wenn zwei Metallplatten
in einer Entfernung von einem Zentimeter einander
gegenüberſtehen u. man dieſe mit den Polen einer
elektriſchen Batterie verbindet, ſo ſtrömt eine ge—
wiſſe Elektrizitätsmenge in ſie ein; das zwiſchen
beiden vorhandene Dieleftricum iſt die trennende
nichtleitende Luftſchicht; man fann ftatt der Quft-
ſchicht auch einen flüffigen oder feiten Nichtleiter
zwilchen die Metallplatten bringen, u. bei Anwen⸗
. dung von Luft als Dielektricum wird von den
Platten eine geringere Eleftrizitätsmenge aufge-
nommen al$ bei einem flüffigen od. feıten Dielef-
trifum; die Dielektrizitätsfonitante oder jpezifiich-
induftive Rapazität tft nun die Zahl, mit der die
Aufnahmefähigfeit der durch eine Quftfchicht ge-
trennten Metallplatten multipliziert werden muß,
um die Aufnahmefähigfeit derjelben Platten zu be-
rechnen, wenn dieje durch ein anderes Dielektricum
als durch Luft getrennt find).
dies, m. u. £. (pl. dies) [. der Tag: Ripr. Gerichts-
tag oder Termin; dies diem docet, ein Tag be-
lehrt den andern; diesinterpellat pro homine,
der Tag oder die Zeit tut ftatt de3 Menſchen Ein-
ſpruch, wenn ein Recht, nach Ablauf eines bejtimm-
ten Termins von jelbit entiteht oder aufhört; die-
hodierno, heutige3 Tags; de hodierno die,
vom od. am heutigen Tage; sub hodierno die,
unter dem heutigen Tage od. Datum; a die (in-
sinuationis, recepti) von dem Tage (der Einhän-
digung, des Empfanges) an; ad diem dietum,
Ripr. zu dem beitimmten od. anberaumten Tage;
ante diem, vor dem Tage, vor der Jeit; ad dies,
vitae, auf Lebenszeit; dies absolutiönis, der
— (als Tag der Losſprechung von Kirchen—
ſtrafen); d. ater, eig. ein ſchwarzer Tag, d. i. ein
Unglüdstag; d. eaniculäres, pl. die Hundstage;
d. einerum [sacrörum], Aſchermittwoch; d.
competentium, Gründonnerstag, als Brüfungs-
tag der Katechumenen (competentes); d. con-
secräti, pl. Gott gemweihte Tage, bei. die Weih-
nadıtsfeiertage; d. eritieus, Heilf. ein entſcheiden⸗
der, wichtiger Tag, bei. in Kranfheiten, z. B. der
7., 9., 11., 15.,21. Tag: d. depositiönis, der Be-
gräbnis- und Sterbetag eines Märtyrers; d. fa-
stus, eig. ein Tag, wo gejprochen werden durfte;
daher ein Gerichtstag; d. faustus, ein glüdlicher
Tag; d. feriäti, pl. Feiertage; d. Indulgentiae,
der grüne Donnerdtag (als Tag der Wiederauf-
nahme der Büßenden in die Kirchengemeinſchaft);
d. intercaläris, ein Scalttag; dies irae, dies
illa, d i. Tag des Zorns, jener Tag, Anfangs-
worte einer das Weltgericht ſchildernden hrifilichen
Hymne, welche einen Hauptteil des Requiem (]. d.)
ausmacht; d. natälis, der Geburtstag; auch To-
destag der Heiligen, als Geburtstag zu einem hö—
heren Leben; d. naturälis, der natürliche Tag,
vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne; d.
nefästus, ein Tag, an dem fein Gericht gehalten
werden durfte; auch Unglüdstag; d. religiösus,
ein Trauertag, ein trauriger Gedädtnistag, ein
Tag von böfer VBorbedeutung; d. salutäris, der
Tag des Heilz, f. v. w. Karfreitag, 1.d.; d.
sancti, pl. heilige Tage, die ganze Faſtenzeit; d.
saxonicus, fähliihe Frilt von 45 Tagen; d. sta-
tionarii, pl. die feitgefegten Faſttage. Mittwoch
und Freitag; d. suprema, der Süngite Tag; D.
solis, Sonntag; D. Iunae, Montag; D. Martis,
Dienstag; D. Mercurii, Mittwoch; D. Jovis (des
Supiter), Donnerstag; D. Veneris, Freuag; D.
Dieiis
Saturni, Sonnabend; d. viridium, der grüne
Donnerstag; Diäten, pl. ml. (dieta, Tagelohn),
Tagegelver(Goveth ©), Rahrgelder,Entihädigungs-
gelder, die ein Beamter, Abgeordneter 2c. jtatt
eigentlicher fejter Befoldung oder als Kojtenerja
für außerordentliche Verrihtungen empfängt; auch
Berfammlung von Abgeordneten 2c.; Diätarius,
m. mlat. oder Biätift, ein Diener oder Beamter,
weldyer nur Tagegelver empfängt; in der Fathol.
Kirche: ein den Morgendienſt verrichtender Geiſt—
licher; diätariſch, mit Tagegeldern befoldet, gegen
Tagegeld, tageweiſe. f
Diefis, f. gr. (von di-i6nai, durchlaſſen, zerlaffen),
fr. diöse (jpr. drähf”), Tonk. der Unterichied zwi⸗
chen dem großen und Heinen Halbton, ein Viertel»
ton; überh.jede geringe Tonveränderung; auch das
2 („), das eine Note um einen halben Ton
erhöht.
Diespiter, m. lat. Name des Jupiter als Schöp-
fers de3 Tages, wie er der Beherricher des Him-
mel? ijt, von dent alle Himmelserſcheinungen aus⸗
gehen. [meije.
diet, f. — (ſpr. datet), Nahrung, Koſt, Lebens⸗
Dierteris, f. gr. (dieteris; v. di-u.etos, Jahr) eine
eit von zwei Jahren; diẽtẽriſch, zweijährig.
Dieu, m. fr. (fpr.djöh; vom lat. Deus) Gott; mon
Dieu! (fpr. mong —) mein Gott! par Dien, bei
Gott; Dien et mon droit (ſpr. djö e mong drod),
Gott und mein Recht (der Wahlſpruch der eng—
lichen Krone).
Diffdlco, ın. it. (fr. diffalcäre, fr. defalquer, einen
Abzug maden, v. althochd. falgan, berauben, ab»
ziehen) Kfipr. der Abzug vom Hauptbetrage.
diffamteren, [. (diffamäre, von dis- und fama) in
üblen Ruf bringen, ſchmähen; diffamiert, berüch-
tigt, verfchrieen; Diffamät, m. (1. diffamätus) ein
Berleumdeter, Beihimpfter; Diffamation, f. nl.
Berbreitung einer üblen Nachrede, Verleumdung,
auch Bezichtigung; diffamatio civilis, wenn je-
mand fi eines Anſpruchs gegen einen andern
rühmt; Siffamätor, I. od. Siffamateur, fr. (pr.
—töhr) m. Verleumder; —— ehren⸗
rührig; diffamatoriſche Schriften, Schmäh—
ſchriften; Diffamie, f. die Beſchimpfung.
differieren (von I. differre, eig. augeinandertragen,
fr. differer) verfchieden fein, abweichen; Differend,
m.u.n. fr. (ſpr. differdng) eine Streitigfeit; ftrei-
tige Sache; Bifferent, m. Münzf. = Deferent;
Different, I. (differens) verjchieden, ungleich; Dif-
erenz, f. (I. differentia, fr. difference) der Unter-
Ichied, der Fehlbetrag; Größenl. der Teil, um wel⸗
«hen eine Größe größer over Kleiner iſt, al3 die
andere; beziehungsmeife: Überihuß und Mangel;
auch Zwiſt, Uneinigfeit; Differenz-⸗Geſchäft, Beit-
aeihäft, Börjengejchäft, ein Handelsgeichäft mit
Staat3papieren, wobei diefelben nicht wirklich ge-
tiefert werden, ſondern nur der Betrag ihres Stei-
gm oder Fallens empfangen oder vergütet wird;
Zahlung, die Auszahlung des gefallenen Wer»
te8 der StaatSpapiere oder Aktien; 9, = Peihe,
Größenl. eine Zahlenreihe, deren Glieder folge-
weiſe den Unterjchieden der aufeinanderfolgenden
‚Glieder einer gegebenen Reihe gleich find; D.⸗Ton,
1. Kombinationston; Differentiäl, n. neulat.
Größen. der unendlich Feine Teil oder Zuwachs
einer endlichen, veränderlihen Größe; Differen=
tiãl⸗Rechnung, die höhere Rechnungsart / welche
aus der Bergleihung endlicher Größen das Ver⸗
hältnis ihrer unendlich Eleinen Teile finden Iehrt;
Dfferentiieren, diejen unendlich Heinen Teileiner
diffidieren 195
endlichen veränderlichen Größe finden oder bereih-
nen; Differential= Bremie, f. doppeltwirkende
Bremſe; DifferentialsFlafhenzug, Zwielelrad-
Flaſchenzug, eine auf vem Prinzip der Differenz»
oder Gegenwinde beruhende einfache Hebevorridy-
tung mit endlofer Kette (1860 von dem Engländer
Ranſome erfunden, aber ſchon früher den Chinefen
befannt); Differential-Galdanometer,n. Meß⸗
werfzeug mit zwei in entgegengejegter Richtung
J ein Gegenſtrom-Wider⸗
tandsmeſſer; Differential-Geſchwindigteit, f.
das Voreilen oder Zurückbleiben; D.⸗Getriebe.
Umlauf- oder Wandel-Getriebe, Vorrichtung bei
der Spinnerei, welche die Spule um fo langſamer
gehen läßt, je höher fich der Faden auf fie-widelt;
Differentialhaſpel, eine aus zivei verſchieden
großen Teilen beitehende Trommel zun Aufwin-
den, bei der ſich die Kette od. das Seil, welche die
Laſt heben, von dem einen Zeil ab- und zugleich
auf dem andern Teile aufwinden; Bifferentinls
Kolben, m. Umfegungs- od. Zwiefelfolben; Dif⸗
ſerential-Kuppelung, £. Berichub-Kuppelung,
Bandelfuppelung; Btfferential-Pampe, eine mit
Teilungdes Stromes verbundene elektriſche Lampe;
Differential-Mianometer, n. Fein-Manometer,
Fein-Druckmeſſer, Fein-Zugmefler; Differential⸗
quotient, m. Ableitung; Differentialſchraube,
eine Doppelſchraube mit zwei Schraubengängen
von verſchiedener Weite, durch die (z. B. bei der
Kopierpreſſe) ein gewaltiger Drud erzielt wird;
Differential Strom, m. die Elektrizitätgmenge
eine? Wechjelitromes, die während eines Zeitele-
mente3 durch) den Leiter fließt; D.⸗Tarif, m. da3
Syitem in der Berechnung der Eifenbahnfradit-
fäße, nad) welchem bei Mafjen-Transporten (von
Getreide, Holz, Kohle ꝛc.) mit zunehmender Ent-
fernung Die —— verhältnismäßig immer
Heiner werden, Ausnahme-Frachtſatz; D.⸗Ther⸗
mometer, n. Fein⸗Thermometer, eine doppelt ge—
krümmte Glasröhre, die in zwei mit Luft gefüllten
Kugeln endigt und in welcher gefärbte Schmwefel-
jfäure bei geringem Wärmeunterjchied der beiden
Glaskugeln nad) der einen oder andern Seite ge-
trieben wird; Differential=Vorgelege, n. nad)»
gebende Yahnfuppelung bei Gelbitfahrern; Biffes
rential⸗Winde, f. Zwieſelwinde, Verbundmwalzen-
winde; D.- Zölle, Unterfheidungszölle, Kampf-
ölle (um eine Ermäßigung der Zölle des Aus—
Tandes herbeizuführen), Ausnahme oder Begün-
ſtigungszoll; D.-Zollſyftem, n. diejenige Zollein-
richtung, nach welcher die Zoll» Anjäge der Ein-
und Ausfuhr⸗Artikel für die einzelnen Yänder, aus
welchen man fie bezieht od. zu denen man fie führt,
verfchieden geregelt werden; Differentismus, m.
ſ. v. w. Determinismuß.
Diffeſſion, ſ. unter diffitieren.
difficil oder diffizil (I. diffichlis, v.dis-, f. d., und
facilis, leicht; fr. difücile, fpr. —$il), ſchwer, ſchwie⸗
tig, Schwierigkeiten machend oder jchwer au be»
handeln, 3.8. ein difficiler Menſch; auch itreng,
peinlich, eigenfinnig; difficile est satiram non
scribere, es ift ſchwer, feine Satire zu Ichreiben
(ein Wort des röm. Satirikers Suvenäl); Diffikul⸗
tät, f. (1. difficültas) die ee das Hin-
dernis; Diffilultätenmacher, ein Schwierigfeit3-
mader; diffifultös (it. difficoltoso, fr. difficul-
tueux), voll von Schwierigfeiten.
diffidieren, I. (diffidere) mißtrauen; Diffidenz. f.
das Miktrauen; Diffidation, f. mi. (it. disfida od.
sfida) die Ankündigung der Sehde.
13*
196 diffindieren
Biffindteren, I. (diffindöre) zerjpalten; Rſpr. eine
Berhandlung unterbrechen und auf den folgenden
Tag verichieben; Diffiſſion, f. (lat. diffissio) die
Be — Rſpr. das Aufichieben.
dtijitieren, I. (diffiteri; v. dis-, u. fateri, geftehen)
ableugnen; Diffeſſion, f. nl. die Ableugnung, ge
richtliche Erklärung der Ungültigfeit oder Unecht—
beit einer Urkunde 2c.; Diffeſſions-Eid (diffessio
juräta od. juramöntum diffessorium; vgl. Ju—
rament) die eidliche Ableugnung einer Tatiache,
bei. einer Handichrift oder auch der bloßen Unter-
jchrift, d. i. der Echtheit der Schriftzüge.
diffluieren, I. (diffluere) zerfließen, fich auflöfen;
diffluent(l. difflüens), zerfliegend, aufgeldit; Dif⸗
fluenz, f. nl. die Auflötung.
Hfförm,nl.(fr. difforme).ungeftalt, häßlich; diffor⸗
mieren, verunſtalten, entſtellen; Difformität, f.
die Mißgeſtalt.
Diffraktion. f. nl. (vgl. Fraktion) die Strahlen-
beugung, Ablenfung des Lichtes von feinem ges
raden Wege, wenn es einem dunklen Körper nahe
fommt (Beobachtung Grimaldis).
diffundteren, I. (diffund£re; von dis-, u. fund£re,
gießen) ergiegen, ausbreiten; vergeuden, 3.8. Geld
und Gut; diffũs (diffüsus, a, um), tweitichweifig;
diffuſes Licht, zerſtreutes Licht; Diffufion, f. (dif-
fusio) die Ergießung, Ausbreitung, Serteilung;
Weitichweifigfeit im Reden und Schreiben; die
gegenjeitige ——— und Miſchung verſchie⸗
dener Gare und Flüſſigkeiten; Auslaugung des
Rübenſaftes (Zuckerfabrikation); Diffuſions⸗Ver⸗
fahren, eine 1865 von Robert bei der Zuderfabrt-
fation eingeführte, auf der Osmoſe (ſ. d) beruhende
Art der Saftgewinnung aus jehr dünnen Riüben-
ihnigeln; Diffuſonsrückftände, ausgelaugte
Rübenſchnitzel, Trodenjchnigel (BZuderfabrif.);
Diffufiometer, m. r.n. logr. eine Vorrichtung,
beitehend aus dünnen Kautjchufhäutchen, um mit»
tel3 derjelben die Durchdringungsgeſchwindigkeit
ver Gasarten zu mefjen, erfunden von Dr. Mitchell
in Neuyork; Diffuſor, m. lat. oder Diffufer, m.
engl. (to diffuse, ausgießen, verbreiten), Zerjtreuer,
Ausbreiter; Ausfluß-VBerbreiterung bei Turbinen;
Diffufenr, m. fr. (jpr. —füjöhr, von diffuse [fpr.
—fuhj’), weitläufig), Auslauger (des Riibenfaftes).
Digamite, f. gr. (v. gamos, Ehe) die zweite Verehe-
ihung.
Digammın, n. gr. (d. i. Doppelgamma, nad) feiner
Zorm: F') ein Buchftabe im älteften griechischen
Alphabet, der wie w lautete.
digaͤſtriſch, gr. (v.gaster, Bauch) Heilf. zweibauchig
(von Muskeln).
Digenit, m. Min. eine Urt Rupfererz.
digerieren, lat. (di-ger£re) zerteilen, auflöfen; auch
verdauen; einen feiten Stoff in einer erwärmten
Flüſſigkeit aufmeichen und auflöfen; Digerentia,
pl. Heilf. zerteilende Mittel; Digefta od. Bineiten,
pl. eine in einzelne Abteilungen zerfallende Schrif-
tenfammlung; die von Juſtinian veranftaltete und
nad) Büchern, Titeln und Paragraphen abgeteilte
rögere Sammlung von Brudjtüden aus den
Schriften älterer röm. Rechtögelehrten, auch Pan—
deften genannt, ſ. Corpus juris; Digeftibel
(ſpätl. digestibilis), verdaulich; Digeftion, f. (lat.
digestio) die Auflöjung, Verteilung der Nahrung
im Körper, Verdauung; Heilf. auch Beförderung
der Eiterung; Scheidek. Behandlung eines feiten
Körpers mit einer Flüffigfeit bei gelinder Wärme
(in einem Digerier-Dfen); Digeftiv, n. nl. ein
Berdauungsmittel; auch Eiterung beförderndes
Dillinien
Mittel; Digeftipfalbe, eine mit Terpentin ver-
mijchte Salbe, die al3 Wundenbrandialbe dient;
Digeftivfalg, |. sal digestivus; Bigeftor, m. ein
Papiniher Topf, Dampfkochtopf zur Bereitung,
von Knochen⸗-Gallerten 2c.; Digeftorinm, n. nl.
in hemilchen Fabriken, Zaboratorien 2c. ein durch
er Waſſer oder gem. dur) Dampf erwärmter
ohapparat; Sandbadofen, Dampftüche.
Diggen, engl.nad Gold graben; Dinger, m. engl.
der Gräber, bei. Goldgräber in Australien zc.
Digitäl, I. (digitälis, von digitus, Finger, Zehe) die
inger und Behen betreffend; Digitälis f. nlat.
die Singerhutblume; digitälis purpuröa, roter
Singerhut; Digitalin, n. das in der Fingerhut-
pflanze enthaltene Alkaloid; Digitäta, pl. befin-
I Tiere, d. i. Säugetiere mit freien Fußzehen
nad Blumenb ad); Digitinm, n. nlat. Heilt.
ein Yingergefhwür: der Wurm.
Diglotte, f. gr. (vgl. Gloſſe) ein in zwei Sprachen
geichriebenes Buch, bei. eine in zwei Sprachen ver⸗
faßte Bibel (auch) Biglotte genannt).
Diglyph, m. griech. (vgl. Glyph) Bauf. ein Doppel»
ſchlitz, Zierat des dorifchen Frieſes.
Dignand, m. latein. Größenl. die Grundzahl einer
otenz.
— f. [. (dignitas, von dignus, würdig) die
ürde, Hoheit; da3 Ehrenamt; ſ. auch otenz;
Dianttär od. Dignitarins, m. nl. ein Würden-
räger. |
digredteren, I. (digr&di, v. dis- u. grädi, fchreiten,
ehen) außeinanderz, Eben abjchweifen; bei.
in der Rede; Digreſſiou, f. I. (digressio) eine Ab⸗
ſchweifung; ein Abitecher.
Dighnie, f. gr. (v. gyne, Weib) Zweiweiberei; Di⸗
ghnia. pl.zweimweibige Pflanzen mit zwei Piſtillen;
dighniſch, zweiweibig.
Dihexaẽëder, n. griech, ein Doppelſechsflächner; di⸗
exaẽdriſch, doppelſechsflächig.
Dii, Diis ꝛe., |. unter Deus.
Dijaͤmbus, m. gr. (vgl. Jambus) Versk. ein Dop-
peljambu3, ein vierjilbiger Berdfuß (v-v-).
dijndizteren,!.(dijudicäre),beurteilend enticheiden;
tindifation, f. (.dijudicatio) od. Dijuditatũr.
f. lat. die Aburtetlung; Bijndiläter, m. nl. der
Ürteiliprecher.
Difa=Brot, n., auch Gabunſchokolade genannt,
aus dem ftärfemehlreichen Samen des Obabaumes
(Mangiferagabonensis)bereitertesRahrungsmitter
afrifanifcher Völker; es ſchmeckt nach Kakao, daher
der zweite Name. i
Sitte, f. gr. (dike) Recht, Ver Fabell. die
Göttin der Gerechtigkeit, |. unter Themis; Dikü—⸗
archie oder Difäokratie, f. die Herrſchaft des
Rechts, der Rechtsſtaat (entg. Deipotie); Dikäo—
logie, f. gr. (v. dikaios, gerecht) die Rechtslehre;
Dikäopolitif, f. gerechte StaatSlehre und Staats⸗
Elugheit; Dikaſterium, n. gr. (dikasterion, v. di-
käzein, Recht jprechen), pl. Difasterien, ein hohes
Gericht, Gerichtshof; Dilafterialgebaude, Ge-
richtsgebäude; Dikaſterialtafel. k. in Ungarn eine
Gerichtsitelle, an die von dem Komitate appelliert
wird; Dikaſterial, n. ein beſtimmtes Bapier-
format; Dikatopter, m. gr. ein Werkzeug zum
Nachzeichnen von Körpern im verkleinerten oder
vergrößerten Mapitabe.
Dikerion, ſ. Dicerium.
Ditlinien oder dikliniſche Pflanzen, pl. gr. (von
kline, Bett) Bot. zweibettige, geichlechtiondernde,
wo Staubgefäße und Pijtille nicht in einer Blüte
beifammen, fondern an verjchiedene Blüten ver-
dilkolliſch
teilt find; Diklis, f. eig, Doppeltür (von klinein,
anlehnen); daher eine Gefähflappe, Valvel (ſ. d.).
ditottiſch, gr. (dikokkos) doppelförnig.
Bitslen, n. gr. (vgl. Kolon) oder Bifolifches Ge⸗
Dicht, ein Gedicht, das aus ziveierlei >
beiteht.
Bilotyledsnen, pl. gr. (v.kotyledon, hohles Knöpf⸗
chen) Gewächje mit zweilappigem Samen; difoty=
ledöntich, zweiſamenlappig.
»ikrötifch, gr. (v. krotein, ſchlagen, Hopfen) Doppel»
Ichlägig, vom Pulſe.
Diftieren, I. (dictäre, eig: twiederholt jagen, Wieder-
bolungszeitwort von dicere, jagen) in die Feder
jagen, zum Nachfchreiben vorjagen; vorjchreiben;
zuertennen, auferlegen, 3. B. jemand eine Strafe
diktieren; dietändo, durch Vorſprechen, in die Fe⸗
der jagend; Biftät oder Tiftätum, pl. Diktäte,
etwas —* Nachſchreiben Vorgeſagtes, nachgeſchrie—
bene Aufgabe; Diktation, f. (jpätl. dictatio) das
Borfagen in die Feder, gem. das Diktieren; Dif-
tätor, m. ein unumſchrankter Machthaber, im alt-
römiſchen Staate in dringenden Umjtänden er-
nennt; diktatsriſch, gebieteriſch, befehlshaberiſch;
Diktatũr. f. (I. dictatüra) die Macht und Würde
des Diktatord, unumſchränkte Gewalt; Nipr. bei
der deutichen Bundesverfammlung; die amtliche
Mitteilung der geichriebenen oder gedrudten Ein-
gaben, Berhandlungen, Protofolle u. Regiftrate.
Siktyitis, f. gr. (v. diktyon, Neb) Heil. Entzüns
dung der Netzhaut des Auges.
Diktuͤnna vd. Britomartis, f. eine kretiſche Natur-
göttin der Fiſcher und Säger, jpäter = Artemiß.
dilapidieren, I. (di-lapidäre, von lapis, Stein; eig.
wie Steine auseinanderwerfen od. zeritreuen) ver»
ſchwenden, vergeuden; Dilapidation, f. (dilapi-
datio) die Verſchwendung; Dilapidäteor, m. nl.
ein Berfhivender.
Silapiion, f. I. (dilapsio) der Zerfall, die Ver-
mwitterung. {
Dilatabel, Dilatation ze., |. dilatieren.
Dilation, f. I. dilatio (v. differre, trennen, auf-
ſchieben) die Verſchiebung, der Auffchub, die Ge-
richtsfriſt, Sriftverlängerung; Dilätor, m. ein
Aufſchieber, Berzögerer; Dilatorium, n. ein Zrift-
befehl, Erkenntnis auf Friſt, Aufihubsverordnung;
dilatõriſch (I. dilatorius) verzögernd hinausfchie-
bend; eine dilatoriſche Exzeption, eine ver-
ögernde Ausflucht, die einige Vorpunkte vor der
ed u bejeitigen jucht, im Gegenfaß der
eteititen: j. Erzeption.
dilatieren, [. (dilatäre, v. latus, breit) auöbreiten,
ausdehnen, erweitern; Dilatäbel, nl. ausdehnbar,
dehnbar; Dilatabilität, f. die Dehnbarfeit, Er-
weiterungsfähigfeit; Dilatation, f. die Ausdeh-
nung, Erweiterung, Ausbreitung; Heil. Herzer-
mweiterung; Dilatationsporrihtung, Ausgleiche-
Vorrihtung; Dilatätor, m. od. Dilatatorium, n.
Heilf. ver Aufjperrer, ein Werkzeug zum Erweitern,
5. B. des Mundes; dilatatorijch, erweiternd; Di⸗
Tatometer, n. Ausbreitungsmeſſer, eine mit&rad-
einteilung verjehene Ölasröhre, um das Miſchungs⸗
verhältnis zweier Flüſſigkeiten zu ermitteln.
Dilazerieren, I. (di-laceräre; vgl. lazerieren) zer»
reigen, zerfleiihen, zeriplittern; Dilazeration, f.
die Zerreißung, Zerfleifchung.
Dilektion, f. (fpätl. dilectio, v. diligere, lieben) die
Liebe, Zuneigung; aud) Liebden (als Titel).
Dilemma, n. gr. (von di-, doppelt, und lambänein,
nehmen, fajjen) ein Doppel» od. Wechſelſchluß von
zwei Sägen, deren jeder den Gegner widerlegt
ersarten
Dimeter 197
6: B. Soh. 18, 23); die Klemme, unangenehme
ahl, Zwangslage;: Dilemmdtifch, einen Wechſel⸗
ſchluß enthaltend, verfänglid.
dilettieren, it. (dilettäre, lieben, ergögen, vom I.
delectäre) ergößen, vergnügen, beluftigen; fich zum
Vergnügen mit einer Kunſt beichäftigen; Dilets
tänt, m. (it. dilettänte, eig. Part. Bräf. v. dilet-
tare) ein Kunſtliebhaber, Liebhaber irgend einer
Kunft, der fie nur zum Vergnügen od. Zeitvertreib
übt, entg. dem Künftler wie dem Kenner; Dilet⸗
tänte od. Dilettäntin, f. eine Kunitliebhaberin;
DilettantenzKunzert, =Theater 2c., Liebhaber-
tonzert 2c.; Dilettantlsmus, m. od. Dilettans
teret, f. Runitliebhaberei; auch Pfuſcherei.
Diligenz, f. I. diligentia, Sorgfalt, Aufmerkſam⸗
feit; Emfigfeit, Fleiß; Rſpr. die jorgfältige Ver—
meidung von Yahrläjligfeit in Dingen, zu denen
man verpflichtet ift; diligentia, quam quis in
suis (sc.adhibet), jo viel Aufmerkſamkeit, als man
bei feinem eigenen Bermögenanmwendet; Diligenz⸗
Eid, eidliche Berficherung ver angewandten ſchuldi⸗
enSorgfalt; Diligenz- Schein, ein glaubwürdiges
eugnis darüber; Diligence, f. fr. (pr. — Snap)
eig. die Emfigfeit, Befliljenheit; bef. eine Beförde-
rungsanftalt für Reifende, die jog. Eil- od. Schnell»
poit, ſüdd. Stellwagen; con diligenza, it. (ſpr.
—dſchenza) Tonf. mit Fleiß, mit Sorgfalt.
Dilogie, f. gr. (dilogfa; nl Logos) die Zweideutig⸗
keit, der Doppelſinn; diloͤgiſch, doppelſinnig, zwei⸗
deutig.
dilucida intervalla, j. Intervall; Dilnzidieren,
[. (dilueidäre; vgl. lux, Gen. lucis)ins Licht fegen,
aufklären; Diluzidation, £. nl. Ripr. die Erläu-
terung, Erörterung.
Diludium, n. I. (von ludus, Spiel) Zwiſchenſpiel;
Zwiſchenzeit Ben dem Schaufpiel.
Dilnieren, I. (diluere, v.luere, wajchen) verdünnen,
z. B. Wein mit Wafjer; auflöjen, wegwaſchen, ver-
tilgen, widerlegen, 3. B. einen Argwohn; Dilnen=
tin, pl. Heilf. Berdünnungsmittel; dilusndo, it.
Tonf.verlöichend, verhallend, mit allmählicher b-
nahme des Tons bis zum Berjhwinden; Dilution,
f. nl. Verdünnung.
Diluvium, n.!. (vgl diluieren) eig. ein —
der Erde, daher: die Uberſchwemmung, insbeſ. die
Sintflut; das aufgeſchwemmte Land; diluviãniſch
oder Dilmpiäl (l. diluvialis), fintflutlich; aufge»
ſchwemmt; antedilnpianifch, vorſintflutlich; Dis
Inviäl-Boden, der Boden des aufgeſchwemmten
Landes; Diluviäl-Bildungen, infolge der legten
großen Erdummälzung durch Uberſchwemmung
entitandene Mineralgebilde.
Dime, m. engl. (jpr. deim; = fr. dime, v. I. decima
sc. pars, der zehnte Teil) eine nordamerifan. Rech-
nungamünze = !ıo Dollar od. 40%, Pf.
Simenfion, £.I.(dimensiö, v. dimetiri, ausmeſſen)
die Abmeſſung; Ausdehnung eines Körpers, nad)
der man ihn mefjen kann, nad) Länge, Breite und
Dide(diedreidimenfionen);dimenjionieren,
abmefien, ven Querjchnitt bemejjen, 3. B. gut di—
menfionierte Mauern, Mauern, deren Stärke
ut .bemefjen iſt; Bimenfionterung, das Abmej-
—— Stärken-, Querſchnittsbemeſſung; Dimen—
fionshofz,n. Bauholz; Dimentiens, m. der Durch—
meſſer = Diameter.
Dimeter, m. I. (v. gr. di⸗ mẽtros; vgl. Metrum) gr.
ein Doppelmefjer, ein Vers, der aus ge Füßen
oder aus zwei Verstaften befteht, 3. B. ein vier-
füßiger jambifcher Berg, auch Duaternariug, I.
Bierfüßler.
198 dimidium
&imidium, n. od. dimidia pars, f. l. (v. dis-, di-,
u. medius; vgl. Medium) die Hälfte; dimidia in-
vestitüra, f. die halbe Belehnung; ultra dimi-
dium, über die Hälfte (3. B. beeinträchtigt od. ver-
kürzt fein); dimidiieren (I. dimidiäre), halbieren;
Dimidintion, f.(pätl.dimidiatio)dieYalbierung.
Dimifation, f. |. (dimicatio, v. dimicäre,fämpfen)
der Kampf, Streit (au Wortitreit, Bank); das
Fechten, Handgemenge.
Siminuieren, !. (diminugre vd. r. deminuere, von
minu£re, mindern, d. minus, f. d.) verringern, ver-
mindern, verfleinern; diminusndo, it. Tonf. all»
mählich abnehmend in derStärfe der Töne; Dimi⸗
nution, £.I.(r. deminutio) die Berminderung, Ab⸗
nahme; der Abzug, von einer Summe; diminutio
eapitis oder capitis deminutio, Ripr. bürger-
liher Tod; Diminntin oder DE ver⸗
mindernd, verkleinernd; Diminutivum, r. Demi⸗
nutivum, n. ein Verkleinerungswort, z. B. Blüm⸗
hen, Häuschen ꝛc.; Diminũtor, m. der Bermin-
derer, j. v. w. Subtrahend.
Bimittieren, l.(di-mittEre)entlafjfen,verabfchieden,
abdanken, abjegen, ben Abjchied geben; Dimiſſion,
f. (dimissio) od. (fr.) Demiſſion, Amtsenthebung,
die Entlafjung, Abdantung, der Abſchied eines
Beamten; Durchſtrahlung Puch Wärme, Licht);
Dimiſſionür, m. nl. ein Güter-Empfänger (in-
jofern er die Waren niederlegt); jemand, der jein
Amt niederlegt, feinen Abjchied nimmt, abdanfi;
Dimifjortäle, n. od. Dimifforiäles (näml. lit-
terae),pl., aud) Dimifforium, n.,pl.Dimifjorien,
ein Entlaffungsichreiben, der Abſchied; Erlaubnis
ichein, 3. B. für ein Brautpaar, ſich in einem an-
dern Kirchjprengel trauen zu laſſen.
Dimity, m. engl. (jpr. dimmiti; von dem gr. dimi-
tos, von doppeltem Faden, zweidrähtig) ein engl.
geföpertes Baumivollenzeug. 2
dimoͤrph, gr. (di-morphos; v.morphe, Geſtalt) zwei⸗
geitaltig; Dimorphie, f. od. Dimorphismus, ın.
die Zweigeſtaltigkeit, die Eigenjchaft mancher Kör-
per, bei gleicher Bejchaffenheit der Mifhung in
weſentlich verjchiedenen Kriitallformen ericheinen
zu können; vgl. Allotropie.
‚Bimopieren, I. (di-movere) fortichaffen, entfernen;
Dimotion, f. nl. die Bee Entfernung.
Dina, f. hebr. weibl. Name: die Losgeſprochene,
Unſchuldige.
Dinanderie, f. fr. (von der belgiſchen Stadt Di—
nant an der Maas benannt) Meſſinggeſchirr,
Meſſingware.
Dinär, m. (perſ. dinär, vom l. denarius) eine per-
jiihe Goldmünze, etwa 1 Dufaten an Wert. :
Dinasfteine, pl. weiße Duarzziegel, feuerfeit.
Dindaruoͤlo, m. it. eine Sparbüchſe (von dem Kin-
derwort dindo, Geld).
Dindymöne, f. Beiname der Cybele, die auf dem
Gebirge Dindymus in Myfien einen Tempel hatte.
Diner, n. fr. (ſpr. Dineh), engl. dinner, die Haupt-
mahlzeit, bei den Franzojen gegen Abend, in
Deutiäland: das Mittagejjen, ber ein großes, vor⸗
nehmes Mittagsmahl; Diner Apart (fpr.— 4 pdhr),
Einzeldiner, Einzelmahl (im Gegenja zur table
d’höte); Diner de gargons (fpr. garköng), Herren-
efien; dinteren (fr. diner, altfr. disner, it. disi-
nare, desinare, 3ge3. aus I. disjejunare; vgl. De-
jeneur), zu Mittag "heiten, das Mittagsmahl ein-
nehmen.
Dinéro, m. (vom I. denarius) eine veraltete, Eleine
ſpaniſche Rechnungsmünze, = !/ıs Sueldo od, un-
gefähr 1 Pf.
Diprama
Dining-car, m. engl. (fpr. daining-tahr, von engl.
dine, fpr. dain, eſſen, jpeifen, und car, Wagen)
Speifewagen; Dining-room, m. (pr. — ruhm),
Speifefaal. | ER.
Dinge, m. eine verwilderte Hundeart in Auftralier
(Canis dingo).
Dining-Room, m. engl. ſ. unter Dining-car.
Dinner, n.engi.(fpr.dinner), das Mittageljen, Mahl,
Hauptmahlzeit; dinner-jacket (jpr. diegädet), das
Sradjadett, ſchwarzes Gefellichaftzjadett, |. Smo=
fing (der Engländer jagt ſtattSmoking oder Smo—
fing-jadett: dinner-jacket),.
Dinos, m. gr.(dinos, eig. Wirbel) Heilt. ver Schwin-
del; Dinika, pl. Mittel gegen den Schwindel, r.
Antidinifa, Dinozeraten. pl.d.i.Schredhörner,
jo heißen große verjteinerte Säugetiere, die bei. in
Nordamerika in den Erdichichten gefunden werden;
Dinoſaurier, große verfteinerte Eidechjentiere;
Dinotherinm, n. gr. ein vorweltliches Riejentier.
dDinumerieren, l. (di-numeräre) abzählen, auf-
gäblen; Sinumeration, f. ([. di-numeratio) die
Aufzählung, Überzählung.
Dinur, hebr. der von Gottes Thron ausgehende
Feueritrom.
Dio, it. (= I. Deus) Gott: per Dio! bei Gott!
Diodön, m. gr. Doppelzahn = I. bidens, ein Ge—
ſchöpf mit zwei Zahnreihen; auch der Sgelfiich.
un ım.gr. (Dio-genäs, v. Zeiis, ©. Diös, u.
d. Wz. genein, gebären) männl. Name: von Zeus
Abſtammender; beſ. Name eines berühmten griedhi-
ſchen Weltverächters od. zyniſchen Philoſophen, der
ſtatt des Hauſes eine Tonne bewohnte; daher: ein
Weltverächter; Diogenes-Krebs, eine oſtindiſche
Art Schneckenkrebſe mit nacktem Schwanze, welche
leere Schneckenhäuſer bewohnen.
Dioktaëder, n. gr. Doppeltachtflächner; diottaẽ⸗
driſch, Doppeltachtflächig. |
Stonäa, £. ge (Diönaia) ein Beiname der Benus,
von ihrer Mutter diäne, aud) die a a5
falle oder der Fliegenfänger, eine äußerft reizbare
Pflanze in Nordamerika, mit eirunden Blättern,
welche bei der Berührung, 3.8. von einer Fliege,
augenblicklich zufammenichlagen und da3 Inſekt
wie in einer Falle fangen. »
Dionnfijche Ara, die von Dionyjius dem Klei-
nen (D. exiguus), einem Gelehrten des 6. Jahr-
hundert3 eingeführte Zeitrehnung nah Chrütt
- Geburt, welche lettere er auf 754 nad) Roms Er-
bauung jeßte.
Dionhfos, m. ſ. Bachus; Dionhſien, pl. (gr-
Dionysia, näml. hierä, pl. Feſte, v. hierös, Heilig)
Bacchusfeſte, Trinfgelage. 1 —
Dioͤpter, f. gr. (dioptra, von diä, durch u. Öptein,
jehen) MeBf. die Sehfpalte, etwas dadurch zujehen,
bei. an Meßwerkzeugen, Werkzeug zum Bifieren,
Durchzieler, Zielfpalte; daher Diopterlineäl oder
Diopterntineäl, Zielipalteniceit, „ver Abſeher“
(A. v. Humboldt), ein mejfingenes Lineal, auf wel⸗
chem zwei mit Sehrigen verjehene dünne Metall»
platten ſenkrecht befeitigt find; Dioptrie, f. das
Bielabfehen, das Einfihten; die Brechungseinheit
(= Bredjkraft einer Zinfe mit 1m Brennweite);
Dioͤptrik, f. (von Kep ae fo genannt) Die
Strahlenbrehungsfehre, Lehre von der Bredun
der Lichtitrahlen durch Waffer, Gläſer 2c., auch
Anakläſtik; diöptriſch, dazu gehörig 2c.; dio p⸗
he Farben, durd Lichtbrechung entitehende
arben.
Sloräma,n.gr. (von di-orän, durchſehen) ein Durch⸗
fcheinbild, rundes Durchſcheingemälde, melches
Diordit
durch einen: abgegrenzten großen Raum bet fid)
ändernder Tages-Beleuchtung gejehen wird. _
Diorchit, m., pl. —en, gr. (vgl. Orchis) hodenför-
mige Verſteinerungen mit zwei Tejtifeln.
Diorismus, m. gr. (diorismös, von diorizein, ab—
ae span
eitimmung; Dioriftifch, erflärend.
Diorit, m. aus dem Griech. (von diorizein, durch
Grenzen beftimmen, unterjcheiden, f. vd. m. Dia-
bas) Grünjtein, eine aus Hornblende und Feld-
jpat gemengte Felsart.
Diorrexin, n. ein aus Pifrinfäure, Holzkohle, Säge-
jpänen, Galpeter u. Schwefel gemengtes Spreng-
pulver (f. auch Heraflin).
Diorthöſis, f. gr. (von di-orthün, gerade machen,
bon orthös, gerade) die Anordnung, Berbefjerung;
Heilk. die Zurechtfegung verrenfter oder frummer
Glieder; Diorthöta, m. eine Stredmajchine; dior=
thötifch, berichtigend zum Einrenken od. Einrich-
ten gehörig.
Siosfüren, pl. (d. i. Söhne des Zeus, v. gr. Zeus,
&en.Diös, u.küros, köros, Knabe, Sohn) die Zwil-
fingsbrüder Kaftor u. Pollux.
Diosma, f. ar. (vd. diosmös, durchdringender Geruch)
die Buffupflanze, welcheden Hottentottentee liefert;
Stosmoje, f. gr. das Durchdringen poröferScheide-
wände und die dadurch bewirkte Ausgleichung der
Unterfhiede von Flüſſigkeiten verjchiedener Zu-
fammenfegung oder Dichte, Durdjaugung.
Didspyros, m. Bot. der Dattelpflaumenbaum,
Pflanzengattung aus der Yamilie der Ebenazeen.
Dioſtöſis, f. gr. (v. osteon, Knochen) Heilf. die
Knochenausweichung, Knochenverichiebung.
Diözeſe, f. gr. (dioikesis, eig. Haushaltung, von
01kos, Haus; dann: Berwaltung und Verwaltungs-
freis; nad) Konſtantins Einteilung de3 römischen
Reichs in 14 Diözefen: Statthalterſchaft; jest
übertragen auf. die Kirchenverwaltung) bei Katho-
fifen: ein biſchöfliches Gebiet, Sprengel; bei Pro-
teitanten: die unter einem Superintendenten ſte—
genden Pfarreien; auch in engerem Sinn: Ges
meinde und Pfarre; Didzefan, m. nl. ein zu
einem Sprengel 2c. Gehöriger, Eingepfarrter; aud)
en oder Biichof des Sprengeld; Didzefän-
echt, amtliches Recht eines Biſchofs; Diözeſan—
ammlung, f. Verſammlung der Kirchenvor-
ſtände unter einer Superintendentur.
ash, gr. (v. di-, doppelt, u. 0ikos, Haus) zivei-
häulig; Diözia, pl. al Pflanzen, welche
männlihe und weibliche Blumen auf befonderen
Stämmen tragen, wie Bappeln, Weiden 2c., im
Linneſchen Syitem die 22. Klaffe.
Bipetdliich, gr. (von di-, doppelt, u, petälon, Blatt)
zweiblättrig, mit zwei Blumenblättern.
Dippuninm, n. gr. (von di-, doppelt, und phone,
timme) Tonſtück für zwei Stimmen.
Diphthera, f. gr. (diphthera) zubereitete Tierhaut,
ergament; Büicherüberzug ; Buch, Urkunde; Diph—
therie, f. oder Tiphtheritis, f. Heilf. Entzün-
dung einer Haut, insbeſ. der Schleimhaut der Luft-
röhre und des Kehliopfs, brandige Bräune, Na-
chenbräune.
Diphthoͤngus oder Diphthoͤng, m. gr. (von di-,
doppelt, und phthöngus, Laut) ein Doppellaut,
d. i. — verſchiedene zu einer Silbe verbundene
Selbſtlaute, z. B. au, ei 2c.; Diphthongierung,
f. a men eines einfachen Lautes in einen
Doppellaut, 3.8.1 inei, ü inau (wipin Weib,
lip ın Leib, hüs in Haus) ufm.
Dipfacus 199
Diphyiten, pl. (v. gr. diphyös, doppelartig, zivie-
geitaltig) Berfteinerungen von Scaltieren.
diphijſliſch, gr. (von di-, Doppelt, u.phylion, Blatt)
zweiblättrig.
Diplaiidsmus, m. gr. (von dipläsios, zwiefach) die
Berdoppelung; DBiplafion, n. Doppeljlügel, Dop⸗
pel-Bianoforte, mit zwei Klaviaturen, die einander
— ſtehen und deren jede ihre eigenen Sai—
ten hat.
Diplẽ, f. gr. Doppelhaten, ein Fritifches Zeichen zur
Andeutung faljcher Lesarten, auch bedenflicher
Dichterjtellen (bej. im Drama, um den Schaufpieler
vor Mikgriffen in der Daritellung zu warnen).
Dipleidoſtöp. n. gr. (v. diplöos, zwiefach, eidos,
Bild, u. skopein, jchauen) der Doppelbildjeher, ein
aſtronomiſches — durch die man von der
Sonne „wei Bilder erhält, und das zur Zeitbeſtim—
mung dient, 0...
Diplöẽ, f. gr. (eig. Verdoppelung, Falte) die Zwi⸗
jchenlage, zellige Lage zwijchen zwei dünnen Kno—
chenplatten, bej. ver Schädelknochen, das Schädel—
beinmarf; auch die innere Zellmafje der Blätter
und der Fruchthülle.
Siplöm, n. gr. (diploma, eig. eine zufammgefal-
tete Schrift, von diplün, verdoppeln, falten) eine
Urkunde, bej. eine jolche, worin Würden, Freihei—
ten Rechte 2c. erteilt werden, eine Ernennung3s,
Beitallungs-, Freiheit3- oder Gnadenurfunde; ein
Ehrenzeugnis, Prüfungszeugnis; diplomiert,
durd) ein Ehrenzeugnis ausgezeichnet; jtaatlic) ge»
prüft, beftallt; Siplomät, m. ein Staatsmann;
ein vorjichtiger Menſch; Diplomatie, f. (bisw. fr.
— maßih ausgejprochen) die förmliche Bermittlung
des Verkehrs der Staaten untereinander, das Ge-
fandtihaftswejen, das Geſchäft (die Kunjt) der
öffentlichen und geheimen Berhandlungen der Höfe:
(jo genannt, weil früher mehr als jest die Kennt»
ni3 der Urkunden dazu erforderlich war); auch der
gefamte Stand der StaatSmänner; Diplomata>
rium, n. nl. eine Urkundenfammlung; Diplomaͤ⸗
tif, f. (fr. diplomatique) die Urfundenlehre oder
die Kunſt, alte Urkunden richtig zu lejen, ihre Echt»
heit, ihr Zeitalter zu erfennen 2c.; auch bisweilen
— Diplomatie; diplomatifer, m. Urfunden-
kenner; diplomaͤtiſch, urkundlich, aus Urkunden
erwiejen oder erweislich; auch Staat3unterhand-
[ungen betreffend, zu den Geſchäften eines Ge—
fandten gehörig; ſtaatsmänniſch, gefandtichaftlich;
Hug, vorfichtig, höflich, glatt 2c.; das Diplome=
tiſche Korps, j. Rorp3diplomatique; diplo—
moetijieren, mit fremden Höfen unterhandeln;
uneig. in glatten Formen feine Meinung und Ab-
ficht verbergen u. dgl.
Diplöpie, f. gr. (v. diplöos, doppelt, u. öps, ©.
öpös, das Auge) Heilf. daS Doppeltjehen.
Diplöfis, f. gr. (von diplün, verdoppeln) die Ver—
doppelung von Krankheiten; Diploſomie, f. gr.,
de Doppelmipbildung (z. B. die ſiameſiſchen Zivil«
inge).
Sipnofophift, ſ. Deipn —
Dipodie, f. gr. (von di-, doppelt, und püs, G. po-
dös, Fuß) Verst. ein Doppelfuß, Verbindung von
wei Füßen als Grundmaß oder Takt eines Ver—
* auch Syzygie; dipoͤdiſch, doppelfüßig, in
oder nach Doppelfüßen.
Dipfäcus, m. gr. (dipsäkos, von dipsa, Durft) Heilf.
Duritfranfheit; auch die Kardendiſtel, Weberdiitel;
Sipfas, f. die Durftnatter, eine giftige Natter,
deren Hir heftigen Durft verurfacht; dipfẽtiſch,
u. dipſodiſch, durftend, trinkluftig; durjterregend:
200 Dipiam
———— f. die Trunkſucht; der Säuferwahn—
inn
Diptam, m. (ml. diptämus, verderbt aus dem gr.
diktamnos) Eſchenwurz, ein Gewächs von verjchtes
dener Art; bei. ein ſchmerz- und blutſtillendes
Heilfraut.
Diptera, pl. gr. (von di-, doppelt, und ‚pterön,
Flügel) Doppelfalter, Doppelflügler, Inſekten mit
zwei unbedecdten Flügeln, & B. liegen, Bremjen
20; Dipterix, f. Bot. die Tonfabohne; Diptero=
logie, £. die Lehre von den Doppelfaltern; Diptẽ⸗
ros, m. Bauf. ein mit doppelter Säulenreihe um—
gebener Tempel (auch Dipteron= und Dipteral⸗
tempel genannt); dipteruijgiſch, zweiflüglig.
Diptöten, n. gr. (vgl. Polis) Spradl. ein Wort,
das nur zwei Biegefälle (Kafus) hat.
Diptijchou, n., pl. Diptäche, gr. (von diptychos,
doppelt gefaltet) die re doppelte Schreib-
tafel der Alten; chriftl. Altert. kirchliche Verzeich—
nifje der Getauften, Gejtorbenen 2c.; zweiteiliges
Gemälde auf einer Doppeltafel.
diphrẽniſch, gr. (von pyren, Kern) doppelfernig,
mit doppeltem Kerne.
Dipyrrhichius, m. Versk. ein doppelter Pyrrhi—
hius (j. d.), Versfuß von vier Kürzen, ſ. v. w.
PBroceleusmaticu®.
Siradiation, f. nl. (von di-radiäre; vgl. Radius)
das Auseinanderitrahlen.
Zirca, f. Bot. Lederholz.
direkt z2c., ſ. unter dDirigieren.
Direftariät, n. jpätl. (von directarius, der ſich
Stehlens halber in ein Zimmer jchleicht) der Dieb-
ſtahl vermittels Einfchleichens und Einbrechens in
eine fremde Wohnung.
Diren, pl. I, (dirae, eig. die Schredlichen) dichteri-
Icher Name der FZurien (ſ. d.)
Sireption, f. I. (direptio, v. diripere, plündern)
die Plünderung, Beraubung.
Dirhem, ſ. Derhem. *—
dirigieren, I. dirigẽre, von di-, dis-, und regere,
f. regieren) rihten, lenken, leiten; Dirigens, n.
Heilf. ein Leitmittel, d. i. ein Mittel, welches die
Wirfung nad) dem Sit der Krankheit leiten joll;
Dirigent, m. f.v. w. Direktor, j.u.; direkt, (I.
directus) oder als Adverb auch dir6ete, in gera-
der Richtung, geradezu, gerade Weges, ohne Ber-
mittelung, unmittelbar; ohne Umjchweife; per
direetum, auf geradem Wege; oratio directa,
j.obliquus; direfte Abgaben, unmittelbare
Abgaben, 3. B. Klafjenfteuer, Einfommeniteuer ꝛc.,
indirefte Abgaben, mittelbare —— die
auf Lebensmittel und andere Lebensbedürfniſſe
eſchlagen ſind; direkter Handel, Beziehung der
aren aus der erſten Hand; direkter Wagen,
durchgehender Wagen; Direfte Karben, Selbit-
farben, unmittelbare Farben; direfte Feuerung,
Roſtfeuerung, Kohlenfeuerung; Direfter Verkehr,
Durhgangsverfehr; Direktion, f. (l. directio)
die Rihtung, Zeitung; Aufficht, Oberaufficht, Ver-
waltung; Leitungs⸗, Aufſichts- od. Berwaltungs-
behörde; Direktionslinie, die Richtungglinie,
3.B. eines Schujjes: D.-Winfel, der Richtungs-
oder Richtwinfel; Dtreftive, f. nl. Berhaltungs-
maßregel; Anleitung, Richtlinie; Direftin-Norm,
f. Richt⸗Vorſchrift; Directoire,n. frz. (fpr.—odphr),
das Direktorium, eine franzöfifche Gehönde wäh⸗
rend der großen Revolution; das ganze Zeitalter, in
dem dieſe Behörde in Frankreich Be 1795 bi3
1799; die damals auffommende Mode in Kleidung
und Geräten, die jegt wieder da ift; Dirdftor,
Disfignration
pl. Direftören, nl. Directenr, fr. (ſpr. —töhr)
od. Dirigent, I. (dirigens) m. ein Voriteher, Lei-
ter, Führer; Dirigent, im Schiffahrtsrecht: der
Beiteder, d. i. Geihäftsführer einer Reeder-Geſell—
Ihaft; Directrice, f. fr. (pr. direftrihß') die Vor-
iteherin, Leiterin; Bireftorät, n. nl. dag Vor-
jteheramt, auch die en Borfteherd; Di⸗
reftorium, n. die Zeitung, Anordnung; aud) das
‚Oberauffichtsamt, die Oberbehörde, der Vorſtand;
directorium divini offlcii, der Kirchentalender
in der fathol. Kirche; Direftoriäl, mag vom Di-
rektor od. Direktorium herkommt, 3.B. Direkto—
rial-Beſchlüſſe 2c; Direktrix, f., Richtlinie;
diritta, f. it. die Tonleiter; alla diritta, it.
Zonf. nad) der Tonleiter, ſtufenweiſe von einem
Ton zum andern; a dirittüra oder a drittüra,
Kfipr. gerades Weges, unmittelbar, die nächſte
Straße; ohne Umladung, 3. B. etwas verjenden.
dirimieren, I. (dirim£re, von dis-, und im£re, f.
em£re, eig. auseinandernehmen) trennen, brechen;
entjcheidend endigen;Dirimentien,pl.(dirimentia)
Ripr. Eheicheidungsgründe, Ehehinderniffe; Di—
remtion, f. (l. diremtio) Scheidung und Entjchei-
dung, Trennung, Aufhebung.
diritta, dirittura, j. unter dirigieren. f
Dirk, m. engl. (fpr. dörk; aus dem ir.-gäl. duirc
oder durc) der Dolch der Hochſchotten; Schiffipr.
ein Tau zum Aufziehen einer Gaffel. x
diruieren, l. (diruere, vd. dis- und ru£re, ftürzen)
zertrümmern, zerjtören; Dirution, f. (dirutio)
die Dune
dirumpieren, l.(dirump£re) durchbrechen; Dirup⸗
tion, f. der Durchbruch.
Dis, m. I. (eig. der Reiche) ſ. v. w. Pluto.
dis, Tonf. der zwiſchen d und e liegende halbe Ton,
das durch ein Kreuz erhöhte d.
dis- oder di-, gr. in vielen Zufammenfegungen:
zweimal, doppelt.
dis- oder di⸗ (vor einem f: dif),I. Vorſilbe, entfpre-
chend dem deutſchen zer-, ent», drüdt ein Ausein-
andergehen, eine Trennung und ein Gegenteil aus.
Sisaffeftien, f. nl. (vgl. Affektion) die Mißgunſt,
Abneigung, der Widermwillen. Bar
DiSaflordieren, it. (disaccordare) nicht überein-
jtimmen, mißjtimmen.
disapprobieren, (it. disapprovare, vgl. approbie-
ren) re nicht gut heißen; Disapproba⸗
tion, f. die Mißbilligung.
Disboͤrſo, n. it. (eig. das Herausnehmen des Gel-
des aus der Börfe, f.d.) Kfipr. der Vorſchuß, die
Auslage. 2
SiScalceäten, pl. I. (v. calc&us, Schuh; it. scalsi)
Unbeſchuhte, Barfüßer, ein Mönchsorden.
discölor, I. bunt, ungleich gefärbt; Discolorieren,
entfärben, verjchiegen ; Discoloration, f. die Ber-
färbung, daS Berjchießen. |
Sisdiafläiis,f.gr.(vgl.Diaklafi3)diedoppelteStrah-
lenbrechung; disdiaklaͤſtiſch, Doppelte Strahlen-
bredung zeigend.
Disdiapafon, |. Diapafon.
Difert, I. (disertus, v. dis-serere, außeinanderjegen)
deutlich, Elar; beredt, gejprädig.
Difette, f. fr.(v. I.desecta, Abgekhnittenheit; v. de-
secäre, abjchneiden) Mangel, bej. der Nahrungs»
mittel; daher auch: Hungersnot.
Diſeur, m. frz. (pr. diſöhr) Erzähler, Sprecher (in
einem Kabarett); Diſeuſe, f. (pr. diſöhſ') Erzäh-
lerin, Sprederin.
Disfiguration, f. nl. (vgl. Figur) Entftellung, Ber-
unjtaltung, Mibgeitalt.
Disgiri
Disgiri, tt. pl. (pr. disdſchiri) Abfälle von Seiden-
äd
fäden.
Disgrace, f. fr. (ſpr. disgrähß; vgl. Grace) Ungnade,
Ungunſt (im Engl, fpr. disgrehß, eine Schmach);
disgraziieren (fr. disgracier), jemand feine Gunit
entziehen; in Ungnade fallen; disgraziiert, in
Ungnade entlafjen, in Ungnade gefallen; disgra⸗
ziög (fr. disgracieux), daS Gegenteil von graciöß:
unangenehm, widrig, widerwärtig.
disgregieren, (jpätl. disgregäre; v. grex, Herde),
von der Herde abjondern, eine Schar zerteilen, zer-
jtreuen; Bisgregation, f. nl. die Zeritreuung, be].
der Lichtjtrahlen.
Disgüfto, m. it. (vgl. Guftus), Ekel, Widerwillen
gegen etwas; Mikbehagen, VBerftimmung; dis—
guitieren (it. disgustäre), anwidern, anefeln, ver-
leiden; verdrießen od. verdriehlich machen, dag Ge⸗
fühl beleidigen.
Bisharmonie, f. !.-gr. (vgl. Harmonie) der Mißton,
Mipklang, die Mißſtimmung; Mißhelligteit, Un-
einigfeit, Zwietradht, Zwielpalt; disharmoͤniſch,
mißklingend, den Einklang ftörend; disharmo—
nieren, ſchlecht zuſammenſtimmen, mißjtimmen,
uneinig jein.
disinvolto, it. Tont.ungeziwungen; Disinvoltura,
f. it. (v. [. involv£ere, einmwideln, einhüllen), die Un—
verhülltheit, Sreimiüttigfeit, Unummundenheit, auch
Unverihämtheit, Schamlofigfeit.
disjett, I. (disjectus, von disjicere) auseinander-
geworfen, zerſtreut.
disjungieren, !. (disjung£re, [osbinden; entg. fon-
jungieren) auseinanderbringen, trennen, fondern,
entzweien; Bisjunktion, f. (disjunctio) die Son»
derung, Trennung; Disjunktin, jondernd, tren-
nend, ſich ausſchließend z. B. disjunktive Kon—
jugationen, ſich gegenfeitig ausſchließendeBinde—
wörter; disjunktives Urteil, ein ſolches, in wel⸗
chem entgegengeſetzte Begriffe durch entweder —
oder verbundenſind; Disjunktor, m. ein Apparat,
der die Trennung des Schließungs- u. Offnungs⸗
ſtromes einer Snduftionsrolle ermöglicht; er dient
iur Unterfuchung der phyſiologiſchen u. hemifchen
irkungen diefer Ströme.
diskalieren, fr. discaler; vgl. calieren) abnehmen,
leihter werden; Diskalierung, f. die Abnahme,
bei. am Gewicht, vgl. Dekaln.
Diskaͤnt, m. (mi. discäntus, von dis-, u. cantus,
Gejang, urjpr. die faliche oder erzwungene hohe
Stimme, Fiitel od. Falfett, altfr. deschant) die
öchjte oder Oberjtimme (von Kindern u. Frauen),
ohjtimme = Sopran; PBisfantift, m. ein
opranjänger; Diskant- od. Sopran=-Schlüffel,
diejenige Bezeichnung der Tonſtufen, wonad c
ar die erite Linie fallt.
disklamieren, nl. (von dis-, und clamäre, fchreien,
laut rufen) verleugnen, nicht anerfennen; Bisffa=
motion, f. Verleugnung; Nipr. betrügliche Ab-
leugnung der Lehnsverbindung.
disfontabel, Distontant, |. Disfontieren.
Diskontinuität, f. nl. (vgl. Kontinuität) Zu-
jammenhanglofigieit; diskontinuierlich, unzu-
jammenhängend; unterbrochen.
distontieren (v. it. conto, Rechnung) überh. abzie-
hen, abrechnen; beſ. Wechielbriefe vor der Ablaufs-
zeit mit Abzug gewiſſer Prozente gegen bare Be-
zahlung an fich bringen oder * einem andern
verkaufen; diskontäble Wechſel, ſolche, die auf ſo
angeſehene Handelshäuſer ausgeſtellt ſind, daß man
an ihrer richtigen Einlöſung nicht zweifelt; Dis—
kontaͤnt od. Diskoͤntnehmer, der Barzahler eines
Diskrimen 201
Wechſels vor der Verfallzeit desſelben; Diskoͤnto.
m. it. (fr. decompte, escompte, v. ſpätl. dis com-
pütus) die Abrechnung, der Abzug der Zinfen
bei Bezahlung noch nicht fälliger Wechſel; die Ver—
gutung.
Disfonvenieren, I. (dis-convenire) nicht überein»
timmen, nicht paflen; unjtatthaft fein; auch andrer
Reinung jein; Diskonvenienz (ipätl. disconve-
nientia) od. Distonveniance, £.fr. (pr. Tuangß)
die Nichtübereinitimmung, Unſtatthaftigkeit,
Mikverhältnis.
Diskordia, f. l. (v. discors, uneinig; v. dis-, u. cor,
Herz) Uneinigkeit, Zwietracht; Yabell. die Göttin
der Zwietracht, vgl. Eris; distordieren (I. dis-
cordäre), Tonf. d.h. vom rechten Ton abweichen,
nicht ftimmen, u. darum auch: mit andern Tönen
nicht zufammengehen, uneins fein; disforddnt,
(discordans), nicht ftimmend, verſtimmt und un-
eins; distordant gelagert, ungleichartiggelagert;
Diskordanz od. Distordance, f.fr. (pr. —dangß)
der Mibklang, Uneinigfeit. _ i
Disfourieren, Disfours, |. diskurxieren.
Diskredit, m. nl. u. fr. Mangei an Kredit (j.d.);
der üble Ruf; Disfreditieren (fr. discrediter), des
Zutrauens od. der Achtung berauben, in ſchlimmen
Ruf bringen; Disfreditiert, verrufen, verjchrien,
übel beleumundet; Bisfreditierung, f. die Ent-
ziehung des Vertrauens, Schädigung des Anjehens.
disfrepieren, I. (discrepäre, eig. verjchieden tünen)
verichieden fein, nicht übereinjtimmen, abweichen;
Disfrepdnt(discr&pans), abweichend, zumiderlau-
fend; Diskrepänz, f. (discrepantia) die Berjchie-
denheit, das Mißverhältnis.
diskret, l.(discrẽtus, v.discernẽre, trennen, unter⸗
ſcheiden) 1. in ſich unterſchieden od. getrennt, 3. B.
Disfrete Größen, gelonderte, nichtitetige Größen,
En; die aus abgejonderten und nur dem
egriff nach zufammengehörigen Teilen beitehen,
entg. Eontinuierlihe Größen; diskrete Jlüf-
figfeiten, ſ. v. w. elajtiiche od. expanſible Fluliig-
teiten, deren Teichen von einander getrennt find;
2. befonnen unterjcheidend, vorfichtig u. bejcheiden,
umſichtig und rüdjiht3voll, bedachtſam, Flug, ver-
ſchwiegen; diser6to, con disereziöne, it. Tonk.
vorjichtig, mit Rüdjicht auf die Hauptitimme und
nach dem Sinne des Tonſetzers; Diskretion, f.
fpätl. u. fr. Vorſicht und Bejcheidenheit im Reden
u. Handeln, Rüdjihtnahme, Schonung; Bedadt-
famfeit, Huge Zurüdhaltung; Verſchwiegenheit;
auch das Belieben, die Willkür od. Großmut (des
Siegers); 3.B. fih auf Disfretion, auf Gnade
und Ungnade ergeben; & discretion, fr. (ipr.
— diöfregjöng) nad) Belieben; auf Gnade und Un-
gnade; Diskretions-Jahre, Jahre der Veritan-
desreife od. Mündigkeit; für Kichenredt:d.-Alter
da3 Alter, in welchem — das Recht hat, fich
zu enticheiden, welcher Konfeſſion er beitreten will;
D.⸗Tage, Kfipr. = Reipeft-Tage; distkretio—
när, dem (richterlichen) Gutdünken uberlajjen, dem
Ermefjen anheimgeitellt; disfretionäre Ge—
malt, die freiverfügende Macht des Gerichts, bei.
des Vorfibers, um bei Prozeßverhandlungen nad
eignem Ermeſſen die zweckmäßig ericheinenden
ittel zu wählen; diskretionéll, rüdiichtsvol;
Diskretorium, n. in Klöftern ein den Obern bei-
ftehender Amtsverein. 1
Diskrimen, n. I. (3gez. aus discernimen, von dis-
' cernere; vgl. diszernieren) etwas Trennendes, ein
ee der Unterſchied, eine Verſchieden⸗
eit; der Entfcheidungspunft, die höchſte Gefahr
202 distruztieren
(vgl. Krifis); Disfriminieren, I. (discriminäre),
trennen, jondern; Distrimination, f. nl. die Son⸗
derung, Unterſcheidung.
distruziieren, I. (discruciäre, martern, kreuzigen;
von crux, das Kreuz) zermartern, heftig quälen.
distulpieren, nl. (v. culpa, Schuld) eniſchuldigen,
rechtfertigen; Bisfulpation, f.die Entſchuldigung,
Rechtfertigung.
disturriereu, (l. dis-curr£re, eig. auseinander lau-
fen, bins und herlaufen) oder Pisfonrieren (fr.
discourir), ji unterhalten, unterreden; Diskuͤrs
(l. discursus) oder fr. Discours (jpr. disfuhr) m.
eine Unterredung, ein Geſpräch, Rede, Borlefung,
der Vortrag; dischrsus praeliminäris, ein Vor⸗
wort; diskurſib oder als Adverb auch discursive,
nl. geſprächsweiſe, beiläufig; diskurſive Erfennt=
nis, das mittelbare Erkennen in Begriffen, entg.
der intuitiven, d. i. anſchaulichen, unmittelbaren
Erkenntnis.
Diskus, l. (Diskos, gr.), ın. die Wurſſcheibe, eine
runde ſteinerne od. metallene Scheibe zum Werfen,
bei den Kampfjpielen der Alten; auch Sonnen- u.
Mondicheibe; überh. Teller, tellerförmiger Teil,
Platte; Schüffel, bei. der Kelchteller bei der fathol.
Meſſe, j.v. w. Batene; Bot. das innere Rund
zujammengefegter Blüten, wie der Sonnenblume;
Disziten, pl. Scheibenmufcheln, glatte verfteinerte
Muſchelſchalen; Diskobolie, f. da3 Scheibenwer-
fen; Diskobölos, m. ein Scheibenwerfer; inSbef.
zwei griehiiche Statuen im Batifan, deren eine
vielleicht dem Myron nachgebildet ist; DistoTdtfch,
icheiben- oder tellerförmig; Diskolithen, pl. Lin⸗
* Pfennig⸗ oder Fruchtſteine, eine linſenförmige
verſteinerte Schneckenart; balliges Diskusrad, n.
Reibrolle, Reibrad.
distutieren, l.(iscutẽre, eig.auseinanderſchlagen,
erteilen) unterſuchen, erörtern; diskutäbel, der
N kajudlins fähig oder De ; erörterungs=-
jebig, ftreitig; discutientia, p „Heitt zerteilende
ittel; Distuſſion, £.(dicussio) die Unterſuchung,
Beſprechung, Erörterung durch Austauſch der ver-
ih Anfihten; diskuſſiv, nl. erörternd; zer-
teilenDd.
dislozieren, nl. (vol. lozieren) verfegen, verlegen;
perrenfen, verſtauchen; Dislokation, f. die Ber-
fegung, Verlegung, das Wegziehen; von Truppen;
Verteilung; Berrenfung od. Ausfeßung eines Ölie-
des; Bergw. Schichtenitörung, Verwerfung.
Dismembrieren, nl. (v. membrum, Glied) zerglie-
dern, zeritüdeln, vereinzeln; Bismenibration, f.
die Bergliederung, Zerjtüdelung zuſammengehöri—
ger Güter oder Örunditüde; auch die Trennung
einer Gemeinde von ihrem bisherigen Pfarrei»
verbande; Dismenbrätor, m. = Dedintegra-
tor, ſ. d.
Dispache, f. fr. (ſpr. dispaſch), ſpan. Despadjo,
it. Dispaccio, m. (ſpr. —pattſcho; vom it. dispac-
ciare, losmachen, ab» u. ausfertigen; vgl. depechie⸗
ren) eig. Ausfertigung, Seejchadenberedynung oder
Ausgleichung eines erlittenen Seeſchadens zwiſchen
den dabei beteiligten Perſonen, dem Befradter u.
Berficherer; vgl. Avarie; Dispacheur, m. fr.
(pr. —ihöhr) ein Ausgleicher oder Schied3richter,
Strandrichter, der zu dieſem Geſchäft erwählt wird;
Schadenabſchätzer; dispachieren, die Havarieoder
den Seeſchaden berechnen oder deden.
Bispandieren, j. (dis-pand£re) ausjpannen, aus—
breiten.
Disparagium n., ml. (vgl. — — die Miß⸗
heirat fürſtlicher Perſonen, vgl. Mesalliance.
disponieren
disparät, I. (von disparäre, auseinanderſchaffen,
trennen) ungleichartig, getrennt; grundverſchieden,
— z. B. disparate Begriffe, Urteile, Auf-
gaben ꝛc.
Disparität, £. nl. (v. I. dis-par, ungleich) die Un—
gleichartigfeit, Berjchiedenheit.
Dispathie, f. L.-gr. (vgl. Pathos) die Verſchieden—
heit oder Ungleichheit der Öefinnungen und Entp-
. findungen. v8,
DiSpendids, I. (dispendiösus, v. dispendium, Auf»
wand) foft!pielig.
DiSpensieren, I. (dis-pensäre, fr. dispenser; vgl.
Penjum) austeilen; in Apothefen Arzneien bereiten
und auögeben; Exlaß od. Freiheit erteilen; befreien,
entbinden, erlafjen, entheben; einer Sur über-
heben ꝛc.; dispenſäbel, nl. erläßlid; dispensa
und dispensiere, it. i. unter Depenje; dispen-
sary, n. (pr. —enßäri) in England: eine Anjtalt,
in welcher Armen unentgeltlich Arznei erteilt wird;
Dispeniation, f. (l. dispensatio) auch ee
m. (fr. dispense, f.) die Austeilung; der Erlaß,
d. i. Aufhebung eines Verbot in einem bejon-
deren Falle, oder Befreiung einer Perſon von der
Beobachtung einer jonit allgemeinen Segel, Ent-
a Entbindung; Btspenfattonsgelder, Er-
aßgelder, die fiir eine jolche Befreiung zu erlegen-
den Öelder; Dispenfätor, m. I. der Spender, Ber-
walter, Schaffner, bejonders in Klöſtern; Bispen=
fetorium, an. .nl. ein Arzneibuch, Apotheferbud),
eine für die Apotheker von dem Gejundheitsrat
(collegio medico) gegebene Vorſchrift zur Berei-
tung der Arzneimittel; Dispensatory, engl. (pr.
dispenjät'ri) Bezeihnung der Poliklinik ri d.) in
England.
Difpergieren, I. (di-spergöre; v. spargere, freuen)
zeritreuen; Diſperſion, f. nl. Zerjtreuung, bei. Opt.
die Lichtzerſtreüung. |
diſpermaͤtiſch, gr. (von sperma, Samen) Doppel»
amig.
dispertiieren, I. (dispertire, v. partire, teilen) ver-
teilen, austeilen. |
dispeſzieren, l. (dis-pescöre) trennen; jtreitige
Summen (bef. von Seeſchäden, vgl. dispachieren
unter Dispache) verteilen; ſchwierige Rechnungen
ausgleichen.
displantieren, nl. (vgl. plantieren) verpflanzen,
verſetzen; Displantation, f. die Verpflanzung,
Berjegung. |
dDisplizieren, I. (displicere; von placere, gefallen)
mißfallen; Displizenz, f. (displicentia) die Miß⸗
fälligfeit; displicentiae pactum, n. Ripr. ein
Reufauf-Vertrag.
Diſpondẽus, m. gr.(vgl. Spondeus) der Doppelſpon⸗
deus, ein Versfuß von vier langen Silben (-- - -).
disponieren, [. (disponere, v.ponere, ftellen, ſetzen)
eig. auseinanderitellen od. -ſetzen; anordnen, ein-
richten, entwerfen, z. B. einen Aufſatz oder Vor⸗
trag; verfügen, 3.8. über Geld, Vermögen 20.; aud)
jemand wozu bereden oder ftimmen; gut oder
ſchlecht Disponiert fein, gut oder ſchlecht auf-
gelegt fein; Bispondnda_ od. Dispondnden, pl.
ur en Geflelltes, Verfügbares, insbeſ. bei
uhhändlern: die von einem Buchhändler zum
Berkauf iibernommenen, aber nicht abgejeßten und
daher wieder der Verfiigung des Berieger3 anheint-
ejtellten Bücher; Dispondnt, m. (dispönens) ein
erwalter, bef. Gejhäftsführer, Bevollmächtigter;
disponibel, nl. (fr. disponible) verfüigbar, zu Ge-
bote jtehend; abkömmlich; Disponibilität, f.Ber-
fügbarteit; beim Militär: der Zujtand zwilchen
dispoffeffieren
aktivem Dienft und Abfchied, mit Erteilung eines
WBartegelde3; Dispofition, f. l. (dispositio) An-
ordnung, Verfügung, Beitimmung; zur Dispo—
fition ftehen, zur Verfügung ftehen; zur Dis—
pojition ftellen, im Beamten- u. Kriegsweſen:
zu fünftiger Verfügung ftellen, d. h. einjtweilen
unbejchäftigt laſſen, auf Wartegeld ftellen; der
Plan, 3.8. zu einem Gefecht, die Schladhtitellung;
Entwurf einer Abhandlung, Predigt 2e.; Eintei—
hung, Gliederung (eines Auffages); auch Veran—
ftaltung, Beftimmung, Verfügung im Sinn eines
Gebots; Di3pofitionen treffen, Anftalten u.
Maßregeln treffen; Se ung zu etwas, fürper-
lich: Anlage, Empfäng käteit zu einer Krank⸗
beit 2c.; gemütlich u. geiftig: Stimunung zu etwas,
‚Geneigtheit, Aufgelegtheit; Fähigkeit zum Ler-
nen 2c.); DiSpofitionsfähig, verfügungsfähig,
rechts⸗ oder geichäftsfähig, fähig, feine Angelegen-
heiten jelbftändig zu beforgen (vgl. majorenn); dis⸗
boſitiv, nl. Verfügungen oder Einrichtungen be-
treffend; Dispoſitionsfonds, m. Berfügungsgel-
der; Dispoſitionsgut, eine Warenjendung, die
nicht angenommen wird; Dispoſitionsplan, Ber-
teilungsplan; Bispofitionsichein, ein Schein über
Barenlieferung; Dispoſitionsurlauber, bei der
früheren dreijährigen Dienjtzeit für das dritte
Dienftjahr beurlaubte Mannichaften, die aber zur
Dispojition ihres Truppenteile3 blieben; dispo⸗
at verordnend, enticheidend; Dispoſitive, f.
nticheid, Urteilsformel.
Bispofjeflieren, (it. dispossessare), aus dem Beſitz
treiben; Dispoffeſſion, £. ſpätl. Befitentziehung.
Bispoftieren, barb.-I. (vgl. pojtieren) in einzelne
Boten oder Haufen teilen, abteilen.
Sisproportien, f. nl. (vol: PBroportion) die Un—
verhältnismäßigfeit, dag Mißverhältnis; dispro⸗
Hortional od. Disproportioniert, unverhältnis-
mäßig, ungleich; Disproportionalität, f. die Un⸗
verhältnismäßigteit.
Bispungieren, |. (dispungere) Ripr. (eine Rech—
nung) ge durchgehen, auzgleichen; Bispunf-
tion, f. (dispunctio) genaues Durchgehen, Aus-
gleichung einer Rechnung.
disputieren, I. (disputäre) in Wechſelrede ſtreiten,
verhandeln, beſ.wiſſenſchaftlich ſtreiten; eine öffent-
fihe Streitübung oder einen Schulfampf halten;
Dispũt, m. (fr. dispute, f.) od. Disput, ın. lat. ein
Wortwechſel, Wortitreit; Disputa, f. it. ein be-
rühmtes Wandgemälde Rafaels unter den Stan-
n des Vatikans (nad) dem Gegenftande: dispüta
el sacramento, Abendmahlzftreit); disputãbel,
I. (disputabflis) ftreitig, erörterungsfähig od. -be=
dürftig; Disputation, f.(disputatio) ein gelehrter
Streit, beſonders ein öffentlicher und feierlicher,
ugrunde gelegt wird; wiſſenſchaftliche Streit-
Oft: Erörterung, Verhandlung; Disputätor
oder Disputänt, m. (dispütans) ein Streiter,
Wortkämpfer; Disputatorium, n., pl. Dispu=
tatoria, nl. eine Streitübung, Anleitung zu ge
fehrten Streitgejprächen; disputax, jtreitfüchtig.
Bisqnalifizieren, brbar.-!. (vgl. qualifizieren) un-
fähig oder untauglich machen; in der Sportfpracde:
vom Bettrennen od. Wettbewerb augjchließen, weil
ein Bferd oder ein zum Wettbewerb angemeldetes
Werk die vom Wettausichreiben geforderten Eigen-
haften nicht hat; Disqualififation, f.die Untaug-
lichfeit, mangelnde Befähigung; Ausschliegung.
Bisquirieren, I. (disquiröre, von quaer£re, fuchen)
enau unterjuchen, ergründen; Disquifition, f.
disquisitio) die Unterfuchung, Brüfung.
diſſimulieren 203
disrekommandieren, I.-fr. (vgl. rekommandieren)
übel oder ſchlecht empfehlen; Disrelkommanda—
tion, f. die Mißempfehlung. [bildung.
Disrefoͤrm, f. L.-fr. (vgl. reformieren) die Mikun-
disrenommieren, [.-fr. (vgl. renommieren) in übeln
Auf bringen; Disrenommiert, berüchtigt; Dis—
renommede oder Disreputation, f. (val. Reputa-
tion) die üble Nachrede, der böje Ruf; Hisreputier=
lich, beihimpfend, dem guten Rufe jhadend.
disruptive Entladung, f. lat.-d. (v. lat. disrum-
ere, durchbrechen, Bart. Perf. disruptus, durc)-
rochen), die Durhbruchsentladung der Elektrizi-
tät, eine eleftrifche Entladung von furzer Dauer
(im Gegenjag zum eleftrifhen Strom, bei dem
ſich die Elektrizitäts mengen gleihmäßig u. dauernd
auf vorgejchriebener Bahn —*
diffezieren, |. (dissecäre; vgl. jezieren) zerichneiden,
zergliedern; Diffelation, und r. Diſſektion, f. nl.
die Zerlegung eines Körpers; die Leichenöffnung;
Diffektor, m. der Zergliederer.
Difieminieren, I. (disseminäre; von semen, }. d.)
ausjäen, ausjtreuen, (ein Gerücht) ausſprengen,
bei. falſcheLehren im Volke verbreiten; Diffeming=
tion, f. Ausjtreuung, 3. B. des Samens der le—
bendigen Wejen in die Luft; Verbreitung eines
Gerüchts ꝛc.
difſentieren, l. (dissentire, v. sentire, empfinden;
entg. consentire) anderer Meinung ſein; Difſen⸗
tion, f. (dissensio), Diſſenſus oder Difjens, ın.
Meinungsverjchiedenheit, -zwieipalt; Biffenti=
ment, n. fr. (ſpr. diljangtimäng) die gegenteilige
Gejinnung od. Meinung; Biffenter, ın., pl. Diſ⸗
ep engl. Andersdentende, diejenigen Prote-
tanten in England, welche fich nicht zu der herr—
ſchenden bifhöflichen Kirche befennen, auch Not»
tonformiiten, Bresbyterianer, Indepen-
denten. J
diſſerieren oder Differtieren, I. (disserere u. dis-
sertäre) in wijjenjchaftlicher Weiſe iiber etiwa3 ver-
handeln oder abhandeln; Differtation, f. (disser-
tatio) eine willenichaftlie Abhandlung, vgl. Dis-
putation; Differtäter, I. m. der Berfaljer einer
gelehrten Abhandlung; jr. Differtatenr (pr.
—töhr), in dieſer Form gem. ſpöttiſch: ein Klug—
ſchwätzer.
diſſidieren, !. (Jissidẽre, eig. voneinander getrennt
fißen; von sedẽre, Kben) daher, weil oft, wie in
Ständefammern, die Wahl eines Platzes ein Glau-
bensbekenninis ift: fich zu verjchiedenem Glauben
befennen, anderer od. ungleicher Überzeugung jein;
Diſſidenten (dissidentes), pl. Andersventende,ab-
weichende Glaubensgenofjen, z. B. Nichtkatholiken
in Polen; die keiner anerkannten Landeskirche Ange—
hörenden; Diſſidenz, f. (dissidentia) die Spaltung,
Trennung in religiojen Anſichten, Diſſidium, n.
die Uneinigfeit, Trennung der Meinungen.
diſſimilãr, barb.-L. (vgl.similis 2c.; fr.dissimilaire)
unähnlich, ungleihartig (difjimiläre Teile); Diſſi—
milarität, f. die Unähnlichkeit, Ungleichartigfeit;
Diſſimilation, f. nl. (v. dissimilis, unähnlich, die
Unähnlichmachung) die Verwandlung eines zweier
ara Konjonanten in einen anderen, namentlid)
er Aipirata in die entiprechende Tenuis, z. B. Bac⸗
chus Statt Bach⸗chus, Sap-pho ftatt Saph-pho ꝛc.;
vgl. Aifimilation.
Diffimulieren, I. (dissimuläre; vgl. fimulieren)
etwas verhehlen, verheimlichen, fich verftellen; Dif=
multert, veritellt; Diſſimulation, f. (dissimu-
tio) die Berhehlung, Veritellung; Diffimuläter,
m. der Verheimlicher, Verhehler.
204 dilfipieren
»iflipteren, I. (dissipäre u. dissupäre, von alt. si-
päre, supäre, it. sciupare, wegwerfen) zerjtreuen,
verjchwenden, verjchleudern; diſſipäbel, zeritreu-
dar; Diſſipation, f. (dissipatio) die Bergeudung;
— der Gedanken, Unaufmerkſamkeit; das
Verfliegen, z. B. des Nebels, Rauches; Diſſipätor,
m. ſpätl. ein Verſchwender.
diſſoziieren, I. (dissociäre; vgl. Sozius) trennen,
eine Verbindung aufheben; diſſoziäbel (I. disso-
ciabilis, e), unvereinbar; Biffozgtabilität, f. nl.
Ungejelligteit, Unvereinbarteit; Biffeziation, f. I.
(dissociatio) Auflöfung einer Gefellihaft; das Zer⸗
fallen einerchemijchen Verbindung; eleftrolytiiche
Diffoziation, die Spaltung der Moleküle in eine
fachere Beitandteile, die Jonen (von gr. ion, wars
dernd) genannt werden, durch elektriiche Löſung u.
Wärmeeinwirkung auf die Löfung.
diffolvieren, I. (dissolvöre, von solvere, löſen) auf-
löfen, ſchmelzen, zerlafen; Diſſolventia, pl. Heilk.
Auflöfungs-, Erweichungs- od. Zerteilungsmittel;
dissölving views, pl. engl. (jpr. —wjuhs) Nebel-
bilder, fi) auflöfende und wieder erjegende An—
fichten, wo ein Bild unvermerft in ein anderes
übergeht; diſſolũbel (1. dissolubilis), auflöslich,
ſchmelzbar; Siffolubilität, f. nl. die Auflösbar-
feit, Schmelzbarfeit; difſolũt (1. dissolütus) aufs
elöjt; halt- und züigellos; Diffolution, f. (disso-
utio) die Auftöhune ‚eines Körpers; auch einer
Geſellſchaft, eines Staates; — Zügelloſigkeit;
Diffolutions⸗Kontralt, der Auflöſungs-Ver—⸗
trag einer Geſellſchaftshandlung; diſſolutib, nl.
auflöfend.
Siffonieren, I. (dissonäre, von sonäre, tönen) miß-
tönen, nicht übereinstimmen ; diffonierende Töne,
Mißtöne; Diffondnz, f. (jpätl. (dissonantia) ein
Mißklang, Streit der Töne, der Zufammenklang
von Tönen, deren Verbindung, ohne gerade widrig
zu fein, doch eine beruhigende Auflöfung durd) eine
neue Tonverbindung verlangt; uneig. Mißhellig-
feit, Uneinigfeit; elektriſche Diffonanz, elektriſcher
Mißklang, der darin beiteht, daß die Perioden
zweier Wechlelftröme verſchieden find (Gegenjag:
elektriſche Konjonanz, d. i. UÜUbereinſtimmung der
Wechielitröme).
diffuadieren, I. (dissuadere, v. suadöre, raten, zu⸗
reden) widerraten; Difſuaſion, f. (dissuasio) das
Biderraten; diffuatarifch, nl. widerratend.
Difjhlläbum, n. I. (vom gr. di- oder dissylläbon;
vgl. Silbe) ein zweililbiges Wort; pl. Diffyllaͤben,
dissylläba.
Diftance, f. fr. (ſpr. — oder Diſtaͤnz, f. (I.
distantia, von distäre, abſtehen) die Entfernung,
der Abſtand; Diftance Halten, beim Marfch die
gehörige Entfernung halten; Diftanzınefler, Werk⸗
zeug zur Beitimmung der Entfernung eines Gegen-
ſtandes; Diftanzritt, ein langer Ritt, bei dem das
Pferd nicht gewechjelt wird; Diſtanzwechſel (Ge-
genfaß zu: Me lagwedjel), ein Wechjel auf andere
Büpe ei dem alfo der Ausftellung3ort und der
Zahlungsort verſchieden find; distanziert, Sport3-
ausdrud zur Bezeihnung eines Pferdes, das noch
nicht einmal den Diftanzpfoften (der 200 Meter vor
dem Ziele fteht) erreicht hat, während der Sieger
ſchon durchs Biel geht; Diftance-Transmifjion,
f, Ferntriebwerk.
Distendieren, [.(dis-tendöre, von tendöre, dehnen)
Heil, gemalt! am ausdehnen, ausſpannen; Disten=
fion od. Distentiön, f. (Il. distentio) die Ausdeh-
nung, Spannung; der Umfang. [den, eingrenzen.
disterminieren, l.(dis-terminäre)abfondern, ſchei⸗
Diftrikt
Diftichie, f. gr. (v. stichos, Reihe; Berg) Heil. eine
Doppelreihe, bef. der Augenwimpern; Diftihid=
ſis, f. die Bildung einer jolchen Doppelreihe, als
Krankheit; Re Sl zweizeilig; Diſtichon, n.
gr., pl. Diſticha od. Diftichen, eine Zweizeile, ein
Doppelvers; bei. das elegiihe Diſtichon, ein
Herameter mit einem Pentameter.
diftillieren, ſ. deitillieren.
diftinguieren, I. (di-stinguere, eig. durch Punkte
jondern, vom Stamme stingu£re, stigäre, ftechen)
abjondern, unterfcheiden; mit ausgezeichneter Ach⸗
tung begegnen, auszeichnen; ih diftinguieren,
ſich auszeichnen od. hervortun; Diftingutert, vor-
nehnt, angejehen; distingu6endum est inter —
et inter, man muß unterjcheiden od. einen Unter-
Ihied machen zwifchen diefem und jenem; diftinkt
(di-stinctus), abgeteilt, unterſchieden; deutlich, ver-
nehmlich, verjtändlich; diſtinktin, nl. unterjchei-
dend, auszeichnend; Dtitinftion, f. I. (distinctio)
Unterſcheidung von Begriffen; ——
Ehre und Antehen, Bornehmheit, Rang, Stand;
eineBerfonvonDiftinktion, d.i. von Stande
oder Anjehen.
Distolie, f. gr. (v. dis-, u. tiktein, gebären) Heilk.
Doppel- oder Zwillings-Geburt.
Diſtöma, n. gr. (von stöma, Mund) Doppelmund,
eine Gattung Plattwürmer mit zwei Mundöffnun-
— Diſtomatsſis, f. Heilk. Leberfäule; auch:
eberegelkrankheit, die durch den —— (Distö-
mum hepaticum), einen Wurm in der Xeber, her-
borgerufen wird.
Distonieren, it. (distonäre; vgl. Ton) aus dem,
rechten Tone weichen, zu hoch oder zu tief fingen
od. fpielen.
Distorquieren, !.(distorquäre;val.torguieren) ver-
drehen, verfehren, verrenfen; Distorſion, f. (I.
distortio) die Verftauchung eines Gliedes, Ver—
drehung, 3. B. der Augen.
Distrahieren, I. (distrahere, von trah£re, ziehen)
eig. auseinanderziehen; zeritreuen, verwirren, die
Aufmerkſamkeit von einer Sache abziehen; Dis—
traftion, f. (distractio) eig. die Berteilung; die
gerittenung, Unachtſamkeit; Ripr. Veräußerung,
erfaufung; distractio animi, Geilteszeritren-
ung; distractio pignöris, die Pfandveräuße-
rung; Distraͤktor, m. der Verkäufer; Distrait,
fr. (hr. diſträh) zeritreut, verwirrt, unachtſam.
Distretti militäri, pl. it. die militärifchen Aus-
BERGE DELETE
in Stalien.
distribnieren, [.(dis-tribuöre; vgl.tribuieren) ver-
teilen, austeilen: Distribuent,m.I.(distribüens)
oder Distributenr, fr. (jpr. —bütöhr) der Aus-
teiler; Distributrice, f. (ſpr. distribütrihß') Die
Austetlerin; Distribution, f. l. (distributio) die
Austeilung, auch Einteilung, Anordnung; Redek.
die Auflöſung des Begriffs in mehrere ähnliche
Begriffe; distributin, nl. verteilend; Distribu⸗
tionsbezirt, Boitd. Veitellbezirk; Distributin-
—— ein Verteilungsbeſcheid od. Urteil über
die Verteilung einer fonfursmaffe; adverbia dis-
tributiva, einteilende Umſtandswörter, 3.8. teils,
teil3; bald, bald ꝛc. a
Diſtrichiäſis, f. gr. (vgl. Trichiaſis) ſ. v. w. Difti-
chiaſis, ſ. d.
Diftrikt, m. (ml. districtus, die oberherrliche Ge—
walt u. deren Gebiet, Gerichtögebiet, v. l. distrin-
göre, ftraff anziehen, verw. mit ftrenge; aljo eig.
der Landſtrich, in welchem jemand vor Gericht ger
zogen oder angehalten werden kann, vor den
Diitringas
Behörden zu erfcheinen): ein Bezirk, Gebiet, Gau:
Diftrifts-fontrollenr, m. ({pr. —Iöhr) ein Be-
zirks⸗Aufſeher; Diſtrikts⸗Gericht, Bezirkägericht.
—— n. I. (eig. zwinge, nötige!) Rſpr. ein
—— auch eine Vollmacht zum Aus⸗
pfänden.
Diſtröphon, n. gr. ein aus zwei Strophen (f. d.
beſtehendes Gedicht. ; 2)
disturbieren, I. (dis-turbäre; vgl. turbieren) be⸗
unrubigen, jtören, verhindern; Disſsturbation, f.
(disturbatio) die Störung, Verwirrung, Hinter-
treibung. 3
Disunieren(it.disunire, fr. dösunir), veruneinigen,
entzweien, trennen; disuniert, getrennt, ao
dert, 3. B. dis unierte Griechen, die Griechen,
welde die Oberherrichaft des Papſtes nicht an-
erfannt haben; Disunion, |. Desunion; Dis-
untonijten, eine Partei in Nordamerika, die eine
mung der nordamerifantichen Union haben
disveſtieren, nl. (v. I. vestire, Heiden) entkleiden;
entjegen, bef. Getjtlidye.
Diszedieren, I. (discedere) augeinandergehen, ſich
trennen, abweichen; Diszeſſion, f. (discessio) das
Weggehen, der Abzug; Diszeig, m. (discessus) der
Abzug, Abichied. ;
Biszeptieren, l. disceptäre) jtreiten, erörtern; dis⸗
zeptabel, jtreitig, fraglich; Diszeptation, f. (dis-
ceptatio) ein Streit über eine in Unterfuchhung
ftehende Frage, eine Erörterung; Diszeptätor,
m. ein Schiedsrichter.
diszernieren, I. (discernere; vgl. zernieren) ab»
lonbern,unterfepeiben,ertennen; Disgernibel(ipätt.
iscernibilis), erfennbar, fihtbar, mertlich; Dis⸗
zernibilität, f. nl. die Unterjcheidbarkeit; Dis—
zernement, n. fr. (pr. —mäng) die Unterjchei-
dung, der Scharfſinn.
Diszeh, Dis eſſion, |. unt. Diszedieren.
Diszidium, n. |. (v. di-scind£re, zerreißen, zertet-
fen) die Trennung, insbeſ. Eheſcheidung.
Diszipel. m. I. (discipülus, v. discere, lernen) ein
Schüler, Lehrling; Disziplin, f. [. disciplina,
die Zucht, Schulzudt, Kriegs⸗ oder Mannszucht,
Kirhenzudt; bei Mönchen: die Geißelung, ja die
Geißel ſelbſt (diseiplina flagelli nah St. Benedikt);
urjpr., wie e8 im Worte liegt, und noch in gelehr-
tem Sprachgebrauch: Lehre, Lehrzweig ach,
Unterritögegenjtand, Wifjenichaft; dise plina
arcana, Geheimlehre; Disziplinieren, nl. von
Soldaten: zur Kriegszucht gewöhnen, in Zucht u.
Ordnung er Disziplinierte Truppen,
geübte, wohlgezogene od. zuchtgewohnte Soldaten;
nes, zuchtlos; Disziplinäbel, abricy-
tungsfähig, gelehrig; disziplinãriſch od. diszi⸗
linefl, die Auch! betreffend, dienjtlich, im Dienft-
trafiwege; Disziplinärgewalt, die Befugnis,
Untergebene mit Strenge zu ihrer Pflicht anzu—
halten u. zu beitrafen, Dienftitrafgewalt; Diszi—
plinarordnung, Dienititraf-Ordnung, Ehren-
gerihtsordnung;d.-VBerfahren, die Unterfuchung
gegen Beamte durch) die vorgejegten Behörden und
elegung derjelben mit bejonderen D.-Strafen,
Dienititrafverjahren; D.-Vorſchrift, die Dienit-
ſtraf⸗Vorſchrift; Disziplinarvergehen, ein Ver-
ehen gegen die Dienjtordnung, Vergehen im
Dienjte ujw.; discite Justitiam moniti (bei Vir-
gil), lernt Gerechtigkeit, ermahnt (d. i. gewarnt,
Disziten, j. unter Diskus. [beizeiten).
Ditetraider, n. gr. (vgl. Tetraöder) Doppelvier-
flächner; ditetraedriſch, doppelvierflächig.
Divan 205
Bitetryl, n. gr. (v. dis-, doppelt, tötra, vier, u. hyle,
Stoff, Bafe) Scheidef. der von Faraday entdedte
flüfjige Kohlenwaſſerſtoff.
Ditheismus, m. gr. (von theös, Gott) Ziveigätter-
Glaube, Zweigötterei; Ditheift, m. wer an zwei
Götter glaubt.
Dithyrambus oder Dithyraͤmb, m. gr. (pl. —en),
Beiname des Bacchus; ein begeilterter, ſtürmiſcher
Lobgeſang auf Bacchus, jpäterhin auch auf andere
Gottheiten und Helden; ein Begeiſterungslied;
auch Dithyrambe, f.; dithyraͤmbiſch, begeiitert,
Ihwärmertjch, wild, rafend.
Dition, f. I. (ditio u. dicio, von die£re, fagen, eig.
das, wo jemand zu Sprechen, zu gebieten hat, das
Recht zu |prechen und zu gebieten) die Botmäßig-
feit, das Machtgebiet (Hausrecht zc.).
dito, f. detto.
Ditamie, f. gr. (vgl. Tomus) die Zweiteilung, Ber-
teilung in i.
Ditönus, m. gr. (ditönos; vgl. Ton) Tonk. ein aus
wei ganzen Tönen beſtehendes Intervall, die große
ertie.
Ditrigläph, m. gr. Bauf. der Raum ziwifchen zivei
Dreichligen (Triglyphen) an —— Säulen.
Ditrochäus, m. ein doppelter Trochäus (ſ. d.), ein
vierſilbiger Versfuß: , z. B. Ewigkeiten.
ditta, it. (vgl. detto) Kfſpr. die Unterſchrift der
Briefe, Wechjelbriefe eines Kaufmanns bei feiner
Senphunn: der Name, unter weldyem eine Hand-
ung geführt wird; |. vd. w. Firma.
Dittanakläſis, f. gr. (v. dittös, doppelt, und ana-
klasis, das Zurüdbiegen de3 Lichtes und Schalleg ;
vgl. Anaklaſis) oder Dittalleloflänge, f. gr. (von
dittös, doppelt, allelon, gegenfeitiq, und klange,
Klang, Ton) Doppelanjchläger, ein klavierähnliches
Saiteninjtrument, von Miller in Wien 1830 er-
funden.
ditto, |. detto.
Dittopſie, f. gr. (v. dittös, doppelt) = Diplopie;
Dittope, m. der Doppeltjeher.
Diurẽſis, f. gr. (v. diurein, durch- oder ausharnen)
Heilf. die Harnabjonderung; Dinreticum, n., pl.
— ea, ein harntreibendes Mittel; diurẽtiſch, hartı-
treibend. |
Diurnäl oder Dinrnale, n. nl. (diurnäle, von di-
ürnus, täglich) das Gebetbuch der Fathol. Geift-
lihen für die Tagezzeiten, ein Auszug aus dent
Brevier und zwar der auf die Tageszeiten im
Gegenjab zu den Nachtzeiten (Nofturnen) ent—
fallende Teil des Breviers; Dinrnalift od. Di—
nrnijt, m. ein Taglohnichreiber, gewinnt in der
neueren Form Sournalift eine höhere Beden-
tung; Diurniſten-Gehalt, Tagbejoldung.
Dinturnität, f. I. (diuturnitas, von diutürnus,
lange dauernd, und dies von diu, lange) die Lang—
wierigkeit.
Sin oder Diw, m., auch f., perſ. (dew) Fabell. ein
(meijt böfer) Geift, Dämon, der verborgene Schäße
hütet; eine Fee.
diva, divae zec., |. unter divus.
divagieren, |. (di-vagäri; vgl. vagieren) ab- oder
el: Sivagation, f. nl. die Abſchwei—
ung; das Herumjchweifen. ,
Divan od. Diwan, ın. perj. (diwän, arab. daiwän,
was ein arab. Gelehrter erklärt — déêwan, per].
En v. dew: die Teufel! f. Div); der türfijche
taatsrat, diegeheime Ratsverfammlung des türk.
Kaiſers; das Bollamt; Steuerverzeihnis; auch ein
morgenländiicher Volfterfiß (Sofa), be. ein zu-
gleich al3 Bett benugbarer (Schlaf-Diwan); ferner
206: Dibarikation
eine Sammlung von Schriften od. Aufſätzen, beſ.
von Gedichten, wie: Goethes weſt⸗öſtlicher Diwan;
Divani, n. türkiſche Kanzleiſchrift.
Divarikation, f. nl. (v. divaricäre, auseinander-
jperren, ausjpreizen) zweigähnliche Veräjtelung
einer Ader; divarıcatio maxillarum, die Waul-
fperre.
— I. (divellere) auseinanderreißen, zer⸗
reißen.
divergieren, nl. (fr. diverger, it. divergere, vom
I. di = dis, auseinander, u.verg£re, ſich neigen od.
richten) auseinandergehen, abweichen, fich immer
mehr voneinander entfernen; anderer Meinung
fein; divergent (divergens) oder divergierend,
auseinanderlaufend, 3. B. Größenl. divergie-
rende Linien (vgl. fonvergieren ꝛc.); abivei-
hend; Divergenz, f. (fr. divergence, it. diver-
genza) daS Auseinanderlaufen zweier Linien.
Diverfionze,,j.unterdivertieren;Vinerforium,
n. = Deverjorium.
Divertieren, I. (di-vertere) trennen, abwenden, ent-
fernen; daher fr. (divertir, eig. abziehen, ablenfen)
jemanden oder ſich ſelbſt beluftigen, ergößen, ver-
gnügen; Diners (l. diversus, fr. divers), verichie-
den, mancherlei, 3. B.diverje Waren; Diverſi⸗
fifation, f. nl. die Veränderung, Berichiedenheit;
diverſifoͤrm, ungleihförmig: Biverfität, f. (I.
diversitas) die VBerichiedenheit; Diverſion, f. nl.
die Abfehrung, veränderte Richtung; Krk. ein uns
ertvarteter Angriff von der Ceite od. im Rüden,
Duerangriff; ein Querftrich, eine Vereitelung ge-
wiſſer Abfichten; Heilf. die Zerteilung der Feuchtig⸗
feiten; auch Zerjtreuung, Ablenkung von ſchweren
Gedanken u. Sorgen; Divertimento, n. it. Tonk.
ein leichtes, gefälliges Tonſtück, Unterhaltungsſtück;
Bivertiffant, fr. (ipr. —Bäng) beluftigend ergöß-
lich; Divertiffement, n. fr. (pr. diwertiſſ mäng)
die Yujtbarfeit, der Zeitvertreib; ein Bühnentanz,
feines Ballet; aud) |. v. m. Divertimento.
dividieren, I. (dividöre) teilen, zerteilen, einteilen;
Reden. eine Zahl durd) eine andere teilen; divi«
dätur, es werde geteilt, man teile; divide et im-
pera! teile u. herriche! divide in partes aequä-
les, abgef. div. in part. aeg. auf Rezepten, ver-
teile e8 in gieiche Teile; Dividendus (näml. nu-
merus), abgef. Dividend, m. die zu teilende Zahl;
die Dividende, Kfipr. der Geminnanteil, welcher
jedem Teilhaber einer Handlungsgefellichaft nad)
Verhältnis feiner Aktien oder Einlage in beitimtn-
ten Zeiten von dem zu teilenden Geminnezufommt;
Dividũum, n. Zeilbares; Dividualität, f. nl.
Zeilbarteit; Divis, n. das Teilungsgzeichen bei
einem Worte; Dintjlbel, teilbar; Sivinbikität, f.
die Teilbarkeit; Diviſion, f. I. (divisio) die Tei-
lung, Einteilung; bej. Rechenf. die Zahlenteilung,
eine der vier Spezied oder einfachen Rechnungs⸗
arten; in der deutjchen Armee: ein größerer Heeres-
teil, der fid) aus allen Waffen BL RN, (ge-
wöhnl. 13 Bataillone Infanterie, 4 Schwadronen
Reiterei, 4 Batterien Artillerie, eine entſprechende
Zahl Pioniere, 1-2 Kompagnien, im ganzen etwa
17 000 Mann); in ausländischen Armeen eine Ab -
teilung (gem. die Hälfte) eines Bataillong, einer
Schmwadron od. einer Batterie; Dintjions-Audiz
teur, m. Divifions-Feldrihter, ein der Diviſion
beigegebener Rechtögelehrter; D.-Chef, D.⸗Gene⸗
ral od. Divpiſionär, m. (fr. divisionnaire) der Be-
fehl3haber einer Divifion, ein General-Leutnant,
welchem der Brigadegeneral(Generalmajor) unter-
geordnet tft; Diviſions⸗Schule, Schule für junge
Dobra
Leute, die fich zu Fähnrichen und Offizieren bilder:
wollen; divisio par&ntum inter liberos, Ripr.
eine formfreie Art leßtwilliger Verfügung der
Eltern unter ihren Rindern; Dipifor (mämt. nu-.
merus), m. der Teiler, die Zahl, durch welche eine
andere geteilt wird: Diviſorium, n. nl. ein
Zeilungswerfzeug, die Teiljcheibe der Uhrmacher;
Zeilungsgabel od. Klammer der Schriftfeger in
39 ereien; Diviſeur, m. fr. (ſpr. —ſöhr)
die Teilſcheibe; Dipis, Teilungszeichen, Teiler;
Diviſur, f. Abſchnitt. |
Dividivi, pl. die Schoten des amerik. Schlehendorn,
eines Baumes (Poinciãna coriaria) in Weſtindien,
welche zum Schwazfärben und Gerben des Leders
gebraucht werden. FR ——
divin, [. (divinus, v. divus, ſ. d.) göttlich, himmliſch;
diviniſieren, bacb.sl. (fr. diviniser) vergöttern,
göttlic) verehren; Divinität, f. (I. divinitas) Gott-
heit, Göttlichfeit; Divina commedia, f. it. gött-
lie Komödie, eine berühmte Dichtung des italie—
nischen Dichters Dante. ;
divinieren, I. (divinäre,d.t. eig. durdy) göttliche Ein-
gebung wahrnehmen) erraten, ahnen, weisjagen;
Divination(divinatio), die Ahnung, das Borher-
jehen; Divinationsgabe, das Ahnungsvermögen,
die Gabe der Wahrſagung, Sehergabe; Divinätor,
m. ſpätlat. der Wahrſager; Bininatärufch, weis-
fagend, vermutend. Bi
Sipino oder Divdne, m. eine Rechnungsmünze in
Abyilinien, = d. ägypt. Bara ff. d.).
diviſibel, Diviſion, Diviſor, |. Dividieren.
Divortium, n. [. (v. divertere; vgl. divertieren),
fr. divorce (jpr. diwörß), die Trennung, Eheſchei—
dung; divortieren, nl. jich trennen, ſcheiden; di⸗
vortiert, getrennt, geichieden; Divorgons, fr.(jpr.
diwörßoͤng; v. divorcer, ſich fcheiden lajjen) d. i. wir
wollen unſere Eheſcheiden laſſen! (Titel eines franz.
Theaterſtücks von Sardon). |
divotamente, it.(v.divöto = L.devotus, ſ.devot)
Tonf. andächtig, mit Feierlichkeit.
divulgieren, I. (divulgäre; von vulgus, Volt) fund
machen, im Volke ausfprengen; Divulgation, f.
die Kundmachung, Ausbreitung. |
Divulſion, f. ipätl. (divulsio, von divell&re, zer-
reißen; vgl. divellieren) die Zerreißung; divulſib,
nl. zerreißend, losreißend.
divus, a,um, I. (mit erhaltenem äoliſchen Digamma
j.d.]=gr. dios, göttlid); von Dios, dem Öen. v.
eüs) göttlich; Divus, m. (in der römiſchen Kaifer-
eit Ehrentitel der nad) ihrem Tode vergötterten
aifer) der Göttliche, Selige; Dive, f. die Göttliche,
bei italienifchen Dichtern auch: die Geliebte; jetzt
beſonders: berühmte Sängerin; divae memoriae,
göttlichen od. feligen Andenkens.
Diwan, |. Divan.
dixi, l. (v. dic&re, jagen) ich habs gejagt; ich habe
(meine Rede) geendet, bin fertig; dixi et animam
salvävi, ic) hab es gejagt und meine Seele ge-
rettet (mein Gewiſſen beruhigt).
do, I. id) gebe (dare, geben); do ut des, Ripr. id}
gebe, damit du gebeit; do ut facias, ic) gebe, da-
mit du tueft. i
Doalium oder Doarium, n. mi. (fr. douaire) Ripr.
das Wittum, Leibgedinge, =Dotaltum, Dota-
litium od. Dotarium. |
Dobby, m. engl. die Schaftmafchine (In der Weberel).
Soblero, ın. jpan.(v.doble, doppelt) eine ehemali
kleine Rechnungsmünze in Majorca, etwa 21/, Be.
Dobloͤn, ſ. Dublone. —
Dobra, f. portugieſiſche Goldmünze, früher 15000,
Dodranzen
jetzt 16000 Reis od. 73,37 ME.; Dobrao, m. (Ipr.
obraong) portugief. Goldmünze, früher 240U0,
j. 1847 — 30000 Reis oder 137,57 ME.
Sobränzen,pl.reitendeBolizeifoldaten inRumänien.
Tohmins,m.gr. (v.döchmios, in dieQuere gehend)
oder dochmiſcher Versfuß, Versk. der Querfuß,
ein fünfiilbiger Versfuß, aus einem Jambus und
Kretifus zufammengejeßt (u4L4u-), 3. B. „Geduld,
armes Herz!’ (in der griechiſchen Tragödie beſ. für
die leidenschaftlichen Partieen benutzt).
Docimaſie, ſ. Dokimafie.
Dock, m. (pl. Docks) oder Docke, f. (engl. dock, dän.
docke, ſchwed. docka) das Schiffsbett, der innerſte
Teil des Hafens, entw. wet docks (naffe), ein ab—
gejondertes, mit Schleufen verjehenes Waflerbeden,
um fortwährend den höchſten Wafjerftand für bes
ladene Schiffe zuerhalten;od.drydocks(trodene)
Sciffswerft zur Erbauung und Ausbefjerung der
Schiffe; diefe Trockendocks find ausgemauerte
Baſſins, die fo tief find, daß fie bequem ein Schiff
aufnehmen können; felbit das größte Fahrzeug
wird vom Waffer ohne Mühe in dieſe Dods hin-
eingetragen. Sit das Schiff darin, jo wird das
Waller aus dem Dock herausgepumpt, das Schiff
wird geftügt und ſinkt auf vorher untergelegte
Stapelflöge nieder; dann erfolgt die Ausbeſſerung,
and nach Vollendung derjelben wird das Waſſer
wieder eingelafjen, und das Schiff ſchwimmt wieder
in das Meer hinaus; ſchwimmende Docks werden
dort eingerichtet, wo man feite nicht anlegen kann;
dieje Ihwimmenden Dod3 werden durd) Einlafjen
von Waſſer geſenkt, wenn e3 gilt, ein Schiff aufzu—
nehmen. SH das Schiff in das Dod gebradit, jo
wird das Waſſer wieder ausgepumpt, und das Dock
jteigt mit dem Schiff an die Oberfläche (vgl. das
‚eijerne ſchwimmende Dod im Hafen von Stwine-
miünde); hydrauliſche Dos find ſolche, bei denen
das Schiff auf eine Blattfornı gebracht wird, die
hydrauliſch (f. d.) gehoben wird; Doͤckyard, n.
engl. das Seemagazin bei einem Hafen oder an
einer Schiffswerft; docken, engl. (to dock) ein
Schiff in das Dod bringen.
Docket, n. engl. (eigentl. ein Auszug, von dock, ab⸗
fürzen) der Warenbrief; das Warenverzeichnig, die
iſte.
Doddne, m., ſ. Dosd’ane; Dodarium, ſ. dota-
rium unter dos.
Dodekaͤdit, f. gr. (v. dödeka, zwölf) oder dodeta⸗
diſches Syſtem, die Zwölferrechnung (von Leib-
nis); Dodefadaftälon,n., j.Duodenum; Dode⸗
fadeltos, f. (von deltos, Tafel, Schreibtafel) dag
Zwölf» Tafel-Gefeß der alten Römer; Dodekaë⸗—
dron oder Dondefadder, n. ar. (von hödra, Siß,
Grundfläche) Meßk. ein Zwölfflächner; Pentago—
nãl⸗Dodekaẽder, ein von 12 regelmäßigen Zunf-
edeneingejchlofjener Körper ;Nhomboidäl-dode-
faöder, Rauten-Zmwölfflächner, ein von 12 Bier-
een eingeichlofjener Körper; Triangulär= oder
Pyramidäl-Dodeladder, Dreied3-Zwölfflächner,
doppelt jechsjeitige Pyramide, ein von 12 Drei-
eden begrenzter Körper; Dodefatdrälzahlen, die-
jenigen Polygonalzahlen (f. d.), deren dritte Dif-
Terengen gleich 27 find, nämlich: 1, 20, 84, 220,
455, 816 uit.; Dodefafidifch, gr.-lat. zmölfteilig;
Dodekagon, n. gr. ein Zwölfeck; Dodelagunäl-
jeblen. diejenigen Polygonalzahlen, deren zweite
ifferenzen gleich 10 find, als: 1,12, 33, 64, 105,
156 uim.; Bodefagynie, f. Zwölfweiberei; dode⸗
laghniſch, zwöliweibig; Bot. an den meiblichen
Blüten mit zwölf Griffeln verfehen; Dodetan—
Dplimafie 207
drin, pl. zwölfmännige Bflanzen mit 11 bis 19
reien Staubfäden in einer Zmwitterblume, in
inne3 Syſtem die 11. Klaſſe; Dodefändriich,
Bo Ting ; Dodefapetdlifch, zwölf Blumen-
lätter habend; Dodekapoͤlis, f. gr. der Zmwölf-
ftädtebund; Dodekarchie, f. die Zwölfherrſchaft;
Todefärden, pl. Zwölfherrſcher; Dodekatemoͤ—
rion, n. dag Zwölftel; Aftrologie: eins der zwölf
himmlischen Häufer, der 12. Teil des Tierfreifes;
Dodefathion, n. gr. die Zwölfgötterblume, eine
aus Nordamerika ſtammende Bierpflanze.
Dodo, |. Dronte. |
Doͤdola, f., pl. Doͤdole oder Dodoͤlen, in Serbien
Mädchen, die im Sommer, den bloßen Leib mit
Laub und Blumen gefhmidt, tanzend und fingend
bon Haus zu Haus ziehen.
dodonã iſch dodonaios, a, on): das dodonãiſche
Drakel, das älteſte (angeblich pelasgiiche) grie—
chiſche Orafel in einem uralten Tempel des Zeus
zu Dodöna in Epirus.
Dogäna, f. it., ſ. v. w. Douane.
Dogcart, m. eiigl. (ſpr. dögkahrt), leichter, gewöhn—
lich zweiräderiger Jagdwagen.
Doge, m. it. (ſpr. g wie ſch; v. dem lat. dux, ducis,
Anführer) der Herzog, Titel des ehem. Oberhaupts
der Republiken Venedig u. Genua; Dogat, m. das
Amt oder die Würde eines Dogen; Dageffe, f. die
Gemahlin desjelben.
Dogge, f. (vom engl. dog, Hund, Holländ. dog, dän.
dogga, fr. dogue) ein großer englijcher Hund.
Dogger oder Doggerboot, n. (v. altholl. dogger,
der Kabliau) Holländiiches Fifherfahrzeug.
Doͤgma, n. gr., pl. Dogmäta, Dogmen, eig. Olau-
bengiag, Meinung (vd. dokein, meinen, glauben),
Lehrmeinung, Lehrſatz, Satung; ein theologi-
ches Dogma, ein Slaubens-Kehrias, Ölaubens-
ab; Soamdtik f. das Lehrgebäude einer philof.
od. religiojen Schule; bei. die wiſſenſchaftliche Dar-
ftellung der chriſtlichen Gottes- od. Glaubenslehre,
mit Ausſchließung der Lehre von den Pflichten od.
der Moral; Dogmatiker, m. Lehrer der &laubens-
lehre; uripr. überhaupt Anhänger einer ftreng wiſ—
jenichaftlichen, von Brinzipien ausgehenden Lehr—
form, entg. den Empirifern (2. 8. in der alt-
griech. Heilkunde); dogmätiſch, lehrmäßig, die
Glaubenslehre betreffend; Dogmatifieren, Lehr⸗
meinungen aufitellen, Glaubenslehren vortragen;
auch in entjcheidenden Tone ſprechen; Dogmati⸗
zismus od. Dogmatismus, m. überh. das ſtreng
wiſſenſchaftliche Lehrverfahren; insbeſ. eine etwas
als wahr und gewiß feſtſetzende Lehrart in der
Philofophie, dem Kritizismus und Sfeptizismus
oder der Zweifellehre entgegengefeßt; Dogmatiſt,
m. ein Anhänger des Dogmatismus; überh. ein
Abſprecher, nie Dogmatolatrie, £. blinde
Anhänglichkeit an eine beitimmte theolog. od. phi-
Iofoph. Lehrform; Bogmatologie, f. die Lehre
bon Lehr» od. Glaubensjägen; Dogmatopöie, f.
da3 Erfinden oder Bilden von Lehrjägen.
Donjlin, n. engl. (aus dog, Hund, und skin, Haut,
ell), Hunde eder; Dogſtins, pl. Handſchuh aus
Jundeleder. hi
dotẽtiſch, gr. (von dokein, fcheinen; meinen) auf
Schein, Bahn beruhend; Dokẽten, pl. riftl. Sek⸗
ten der eriten Sahrhunderte, welche dem menjch-
emwordenen Chriſtus nur einen Scheinförper zu-
———
Dotimaſie, f. grieh. (von dokimäzein, prüfen) die
Unterjuhung, Prüfung; im alten Athen bei. Prü—
fung der Bewerber um ein Staatsamt hinſichtlich
203 Doktor
ihrer bürgerlichen Befähigung; in der Scheidel,,
auch Dokimaſiologie od. Dofimajtit, f. die Prüf⸗
kunſt, gew. Probierkunſt, Trodenprobierkunft, ſ. d.;
docimasia pulmonum, Heilk. die Lungenprobe;
Tofimajtiton,n. eine Prüfungsarbeit; Doftind-
isch, prüfend, durch Probieren; dokimaſtiſche
ampe, Brobierlampe.
Softor, Doktrin ꝛc., |. unter dozieren.
ofument, n. I. (documentum, pl. docum£nta, v.
doc£re, lehren, eig. was zur Belehrung dient) Die
Urkunde, Beweisichrift; doeum&ntum privätum,
eine nicht obrigfeitlihe Urkunde; d. publicum,
eine öffentliche, obrigfeitliche Urkunde; document
humain, n. frz. (jpr. dofümang ümähng), ein
Dokument zur Kennzeihnung der Menjchennatur
und deren bejonderer Eigenart (ein von Zola
ftammender Ausdrud); dokumentär oder Dofu=
mentäriich, nl. urkundlich; Dofumentieren, nl.
beurfunden, beweilen; offenbaren.
Dolãbra, f. I. (von doläre, behauen) eig. Hade, Art;
Heilk. eine bei Verrenkungen gebräuchliche Hobel-
Ipanbinde.
dolce, it. (ſpr. doͤltſche; = I. duleis, e), doleemönte
and doleiato pr —tichäto), auch con dolcezza
fipr. —tſchezza) Tonk. ſüß, lieblich, ſanft; deleis-
simo, ſehr ſanft; das dolce far niénte, das ſüße
Nichtstun; Dolciän, n. (it. dolciano) ein Blas—
inſtrument von Holz, aus dem verbeſſert das
Fagott entſtanden iſt; auch eine Orgelſtimme.
Doleancen, pl. (ſpr. ängßen) fr. (dol&ances, v. lat.
dolere, Schmerz empfinden) Klagelieder, Weh-
Hagen, Bejchwerden; dolentem6nte, dolorosa-
mente, auch con dolöre od. con dudlo, it. Tonk.
traurig, wehmütig. ’
SDolerit, m. (vom griech. dolerös, betrügerifch; vgl.
Apatit) der Flözgrünftein, eine aus %eldipat,
Augit und Magneteifen gemengte Gebirgsart.
Dolichos. m. ar. (d. i. lang) Bot. jede lange Schoten-
frucht, wie Vitsbohnen 2c.; Dolichokephalie, f. die
Langköpfigkeit; Dolichozephalen, pl. Langköpfe.
Doline, k. ein Erdtrichter (im Karſtgebirge).
Doliölum, m. l. (Verkl. von dolium, Faß) Fäßchen,
eine Art der Tunikaten, ſ.d.
Doll, f. engl., pl. Dolls, Puppe.
Sollar, m. enal. (jprich: doͤll'r; von dem deutjchen
Taler) ein Taler in Nordamerifa — 4,4089 ME.
dollieren od. dolieren (fr. doler, hobeln, zuhauen,
dünn jchaben, falzen), in der Handjchuhmacherei:
Leder zurichten, d. h. dünn fchaben od. mittel? eines
Eiſens jo bearbeiten, daß es an allen Stellen gleiche
Stärke zeigt.
Dollondiihes Fernrohr, auch ſchlechthin ein Dol⸗
lond, m. ein achromatiſches (farblojes) Fernrohr,
das entweder von dem Engländer Sohn Dollond
(geit. 1761), Erfinder der aus Crown- und Flint-
glas zujammengejegten achromatiſchen Fernrohre,
od. von deſſen Sohne, od. nad) der von ihnen er-
fundenen Einrihtung durd) andere gemacht ift.
Dolman, m. au3 dem Ungar. (dolmäany, türf. dö-
lämän, böhm. doloman, fr. doliman) das Wams,
Hujarenjade.
Doͤlmen, f. (von armor. dol, für töl, Tiſch, Tafel,
u. men, Stein) keltiſcher Steinaltar oder Tifchjtein
in der Bretagne, aus aufgerichteten Steinen und
darauf gelegter Blatte bejtehend, deren Errichtung
man den Druiden zujchreibt, = Cromlech.
Dolmetschen (zunäcit jlaviihen Urſprungs, ſ. u.),
aus einer fremden Sprache in eine befannte, bei.
mündlich überjegen; Dölmetſcher od. Dolmetich,
m. (rufj. tolmatsch, poln. tlumacz, tatariſch tul-
dominieren
masch, vom arab. tardschama, überſetzen) ein
Überfeger, Ausleger, ein überjegender Bejpräche-
vermittler.
Dolomit, m. Bitterfalf, Braunkalk, eine ang Koh—
lenjäure, Kalk- und Talkerde beitehende Kalkart,
nah dem franzöfiichen Geognoiten Dolomieu
(gejt. 1801) benannt; Alpengruppe in Südtirol,
dölor, m. lat. (von dolere, Schmerz empfinden)
Schmerz; dolöres, pl. Schmerzen, Beben; dolo-
: rösa, j.mater dolorosa; dolorosamente od.
con dolore, ſ. unter Doleancen.
dolus, m. I. der — die Liſt; beſ. die Böswillig—
keit, Argliſt; dolõs (I. dolösus, a, um), als Adverb
auch dolöse, hinterliſtig, abſichtlich ſchadend; ein
doloſes Vergehen, ein betrügliches ꝛc.
Dom, portug., |. v. w. Don, ſ. d.
Dom, m. (ml. doma, fr. döme, Kuppel, it. duomo,
Hauptkirche, v. I. domus, Haus, ſchlechthin f. do-
mus dei od. domini, Haus Gottes od. des Herrn)
j. d. w. Domlirche, Hauptkicche eines Erzbiſchofs,
Biſchofs oder Kapitels; Hauptlicche einer Stadt;
insbeſ. Kirche mit einem Kuppeldache, und in wei⸗
terer Bedeutung jedes Fuppelförmige Dah und
große Gebäude mit folchem Dache; Domlapitel, n.
die Stiftöverfammlung, die Verſammlung der an
einem Hochjtift befindlichen Dombherren; D.⸗De—
&dnt, m. der Obergeiitliche eines Domftiftes, vgL.
Dechant; d..Scholditer, m. (vgl. Scholaiter) ka⸗
tholiiher Domitiftslehrer u. Aufſeher junger Geiſt—
lihen; B.=- Schulen, Selehrtenihulen an Dom>
itiften; B.:Bifär, m. (vgl. Vikar) ein StiftSherren-
vertreter, Stiftsdienſtverweſer.
Dome, n. mi. (doma, Kuppel) Dachform.
Domäne, f. (pl.—n), fr. (le domaine, vom ml. do-
manium, altl. dominium, Herridhaft, v. dominus,
Herr) das landesherrliche Gut, Kron⸗ oder Kam—
mergut; pl. Krongüter, Grundſtücke, welche zum
Unterhalte des Landesfürſten, feines Hofſtaates
u. überhaupt zu ſeinen beſonderen Ausgaben be—
ſtimmt find; Staatsgüter; Wirkungskreis, Arbeits-
feld, Sad; Domänen-Amt, Wirtſchaftsamt auf
berrichaftlichen od. Staatögütern; B.=Infpeftor,
ein Aufjeher über diefe; domanial, Kron- oder
Kammergüter betreffend; domanialiſieren, zum
Krongut Schlagen.
Dombad, r. Tombatf, . d.
Domkapitel, Domdechant, j. unter Dont.
Domen, pl. (engl. doom, ſ. d.) altfrieſiſche Rechts»
jagungen. —*
Domesdaubook, j. Doomsdaybook.
domesticus, a, um, l. (v. domus, Haus) häuslich,
zum Hauſe oder zur Familie gehörig; einheimiſch,
inländiſch; Domeſtik, m., fr. domestique (ſpr.
domeſtick), pl. Domeſtilen, Hausbediente, Dienſt—
boten, Geſinde; auch Hausgenoſſen; Bomeftique,
auch eine Art geköpertes Baumwollenzeug; ai
meitifenftube, die Geſindeſtube; domeſtizieren,
nl. häuslich od. zum Haustiere machen; Domeſti⸗
fation, f. Zähmung; Domeftizität, f. die Haus-
genojjenihaft; Domeſtics, engl. derber Futter-
fattun; Starker Baummollenitoff.
Tomiceha, f. ml. (it. donzella, Verkl. v. domina,
Herrin, Dame; vgl. Demoifelle) ein Stift3fräulein;
Domicellär, m., auch Domicéllus, m. (v. domi-
nus, Herr) ein junger Dom- oder Stiftsherr, der
nod nicht Si u. Stimme im Kapitel hat; Domi—
cellus, Domicella, ehemals aud Titel von Prin⸗
zen u. Prinzeſſinnen.
Domina, Domine ꝛc., ſ. unter dominus.
dominieren, Domino ꝛc, ſ. unter dominus.
Dominifaner
Dominifäner, m. ein Mönch vom Orden des Do-
minifus de Guzmann, gejtiftet 1215 zu Toulouſe,
auch (Fratres) Praedicatores oder Prediger-
Mönche genannt.
Dominoterie, f. fr. Handel mit bunten Bapier;
Dominotier, m. (pr. —tieh) ein Buntpapierhänd⸗
ler; auch Bilderhändler ꝛc.
dominus, m.[. (von domus, Haus) eig. Haugeigen-
tümer, Hausherr; überh. der Herr, Eigentums»
herr, Gebieter; d. vobiseum, der Herr jei mit
euch, Gruß des Prieſters an das Volk beim Be-
ginne des Ultardienjtes, worauf Chor u. Gemeinde
antworten: et cum spiritu tuo, und mit deinem
Seite, aus Aut 4,22; Domine Vokativ dv. do-
minus), Herr, die Benennung des Pfarrers in den
Niederlanden; Domina, f. Herrin, Gebieterin,
Stiftsvorjteherin, Abtiffin; Domino, m.it. 1. eig.
Herr, insb. ein Geiftlicher; 2. die Winterfleidung
eines Geiftlichen, welche Kopf und Gejicht bededt;
daher 3. ein jeidener Mantel als Mastenanzug,
Rarvenmantel; 4. ein gewiſſes Zahlenjpiel, wobei
28 Täfelchen, mit verjchiedenen Zahlenpaaren (von
1 biS 12) bezeichnet, unter die Spieler verteilt u.
jo aneinandergefügtmwerden, daßüberallzweigleiche
Zahlen zufammentommen; wer die feinigen zuerjt
anbringt, wird Domino od Herr des Spiels; —
Bominica, f. I. (nänıl. dies, v. dominicus, a, um,
dem Herrn gehörig) der Tag des Herrn, der Sonn-
tag (it. domenica); auch (sc. domus) eine (bijchöf-
fiche) Herrenwohnung; dominica in albis (sto-
lis), der weiße Sonntag, der erjte Sonntag nad)
Oftern, ſ. v. wm. Duafimodogeniti; dominiea
mediäna, der Sonntag Sudifa (f. d.)in der Mitte
der Faften; dom. olivarum od. palmärum, der
Palmjonntag; Bominifäle, n. das weiße Abend-
mahlötuch, welches in fathol. Kirchen den Kom—
munifanten untergehalten wird; dominicäles
leetiönes oder Dominikalien, — Perikopen
(ſ. d.); Dominifäl (mi. dominicälis), Grundherren
und Geiſtliche betreffend; Dominikälſteuer, die
Steuer, welche die Grundherren und Geitlichen
von ihren Einfünften zahlen müſſen, z. B. in
Bayern; insbeſ. die auf grundherrliche Renten ge—
legte geringere Steuer im Verhältnis zu der höhe-
ren Beiteuerung anderer Grundeigentümer; davon
neugebildet: Dominikaliſt, m. ein folcher Steuer-
zahler; Dominikãt, n. nl. ein Herrenhoi; Domi⸗
nitum, n. das Kirchenvermögen, der Schaß der
Kirche; ehem. auch die Kirche; die Abendmahls—
feier oder Mefje; — dominieren, I. (dominäri)
herrſchen, den Herrn fpielen; auch vorjtehen, über—
ragen; dominaͤnt (dominans), herrichend, über-
legen, die Oberhand habend; Dominaͤnte, f. Tonf.
der herrihende Ton, d. i. der fünfte (die Quinte in
jeder Tonart; Dominanten-Akkord, m. ein Drei-
oder Bierklang, der jeinen Sig auf der Duinte hat;
DBomination, f. (dominatio) die Herrichaft, Ober-
macht; Dominätor, m. dev Herricher; Dominä-
trig, f. die Herricherin; — Dominium, n. das
Herrihaftsrecht; das Eigentum, eine freie Beſitzung.
omitiäna quaestio, f. [. eine domitianische Frage,
d. 1. eine lächerliche, einfältige Frage, jo genannt
nach dem römischen NRechtsgelehrten Domitius
Labeo, der dem Zubentius Celfus die lächerliche
Frage vorlegte, ob der für einen Zeugen zu halten
jei, welcher, zur Niederjchrift eines Teftamentes
gerufen, dasjelbe nach der Niederichrift auch mit
unterzeichne.
Domizil, n. I. (v. domus, Haus) die Heimat, blei-
bende Wohnung, Behaufung, der Wohnſitz; Kfipr.
Heyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl.
=
Don Quixote 209:
der Ort, auf welchen ein Wechjel zur Bezahlung
angewieſen iſt; Domizilteren, nl. wohnen, ange
ſeſſen ſein; auch anjäjjig machen; einen zahlbaren
Wechſel von einem Orte, der fein Wechjelplag ift,
auf einen folchen anmweifen; domiziliert, wohn
daft, anfäljig; domizilierter Wechfel od. Do—
mizil-Tratte (fr. effet & domicile, engl. domi-
eiliated bill) ein Wechfel, der in einem andern
als dem Orte der Ausſtellung zu bezahlen ift;
Domiziliant, m. der, auf den ein folcher Wechjel
gezogen over traffiert wird; Bomizilät, m. der
angewieſene Bezahler eines domizilierten Wed els.
Doͤmpelers, pl. holl. (v. dompelen, untertauchen)
Untertaucher(baptizantes per immersionem), eine
Sekte der Wiedertäufer.
Dompteur, m. fr. (ſpr. dongtör, von dompter, be-
zwingen, zähmen) der Tierbändiger.
Dom-Scholaſter, Dom-Schule, Dom-Vikar, |.
unter Dom.
Don, m. ſpan. od. Dom, portug. (aus dem l. do-
minus) Herr, eine Ehrenbenennung der Männer
von Stande in Spanien und Portugal, fowie der
Fürſten, Fürftenjühne und der Geiftlichen in Rom
u. Neapel, die aber immer nur dem Vor⸗- od. Tanf-
namen, nicht dem Familiennamen vorgejegt wird,
3. B. Don Carlo, Don Pietro 2c.; Donna, f. it.
(v. I. domina) eig. Herrin, Gebieterin, überh. Stau:
vor einem Namen, 3. B. Donna Tereja, Bezeich-
nung einer Edelfrau (ſpan. Doün, jpr. dönja).
dona, Donans, j. donum.
Donaciten, |. Donar. Mir
Donddar, m. eine Art Maulbeerbaum.
Donarinm, n., pl. Donaria od. Donarien, I. (v.
donum, j. d.) Weihgeichente. at
Donät, m. eine latein. Spracdhlehre für Schulen,
nad) dem Aelius Donätus, einem berühmten
rom. Sprachlehrer des vierten Sahrhundert3, ge
nannt; bi in 15. Jahrh. Benennung jeder lat
Elementargrammatit; Donãt-Schnitzer, ein gro-
berSprachfehler widerdie erjten Regeln der Sprad)-
lehre; Donatiſten, pl. eine jehr eifrige u. unduld-
jame Chriftenjette im 4. Sahrhundert, von einem
Bifhof Donatus zu Karthago geftiftet und bei.
vom heil. Auguſtinus bekämpft
Donatär, Bonation, Donatie, ſ. donum..
Doͤnax, m. gr. (eig. Nohr, Pfeil) eine Dreieckmu—
ſchel; Bonaziten, pl. veriteinerte Dreieckmuſcheln.
Sonde, m. = Albino.
Ton gratuit, Donieren, |. donum.
Donjon, m. fr. (fpr. dongſchöng; davon abgeleitet
da3 engl.dungeon, Kerker; vom ml.dongio,dunjo)
der ſtärkſte Turm in einer Burg oder Feftung, der
Bergfried.
Don Juan, m. jpan. (pr. Don Juan, gew. fälſch—
lic) fr. geipr. Dong Schudng; vgl. Juan), allge-
mein bezeichnender Name für einen vermegenen
Brauenverführer, wie e3 nad) altipanifcher Sage
D. Juan Tenorio war, ein Wititling don Se—
villa, der zulegt indie Hölle fuhr. Opervon Mozart.
Donkey, m. engl. (ſpr. dön'ki, von engl. donkey,
der Ejel) Heine Hilfs-Dampfmaſchine.
Donna, ſ. unter Don.
Don Quixote (od. Quijote), m. fpan. (fpr. fichöte),
fr. Don Quichotte (ipr. dong Fiichätt), der Eigen-
name de3 irrenden Nitter3 von La Manda in
dem berühmten jatirifschen Roman des jpanijchen
Dichters Cervantes; dann überh. ein abenteuer-
(iher Schwärmer; Donquixotiaͤden oder Don
quichoterien, pl. abentenerliche, närrifche Unter»
nehmungen; Donquichotismus, m. Abenteureret.
14
210 Dontprämie
SDontprämte, k. (ipr. dong—) Börjenjpr.: das am
Berfalltage gezahlte Neugeld bei Zeitprämienges
Ihäften (wenn man nicht liefern oder nicht abneh—
men faın).
donum, n., pl. dona, I. (von do, ich gebe, däre,
geben) ein Gejchenf, eine Gabe; donum conti-
nentiae, die Babe der Enthaltjantfeit od. Keuſch—
beit; donum docéndi, Lehrgabe; donum gratui-
tum, n.(., Bon gratuit, n. fr. (ſpr. dong gratüih)
ein Gunftgeichent, freiwillige Abgabe der Stände
oder der Beiftlichkeit an —— bei außer⸗
ordentlichen Veranlaflungen ;denteren (l. donäre),
ſchenken, beichenfen; Dönans, m. der Schenfende,
Geber; — Sonaten, pl. 1. (vom I. donäta, n.) Ge-
ſchenke an Klöſter; 2. (vom l. donäti, m.) Berjonen,
die ſich ohne Gelübde einem Klofter mit ihrem Ver—
mögen hingeben, ald Donätus, m. Laienbruder,
od. Donãta, k. Laienichweiter; Donatär oder do-
natarıus, m. nl. der Geſchenknehmer, Empfänger,
Beichenite; Donation, f. [. donatio, Schenfung,
bei. eine gerichtliche; donatio ad pias causas,
eine Schenfung zu milden Stiftungen; Bonatin,
n. (I. donativum) oder Donativ-Gelder, — do-
num gratuitum, f. ob.; Bonäter, m. der Geber,
der etwas jchenkt, vermacht od. (3. B. in Kirchen)
jtiftet; Sonätrig, f. (it. donatrice) die Geberin,
Stifterin.
Doom, n. engl. (for. duhm; verw. mit ahd. mhd.
tuom, Stand, Würde, erhalten in der nhd. Nach—
ſilbe-tum) der Spruch, Rechtsſpruch, das Urteil;
Dooms-dah, n. (fpr. dühms-deh) der Gerichtstag;
Dooms=day=boof, n. (jpr.—bud) das große unter
Wilheim den Eroberer fiir ganz England entwor-
fene Zehn» od. Grundbud.
Donpelengle, m. dtich.engl. (fpr. —ihgl) Doppel-
adler: ein nordamerifaniiches Goldſtück aus Fali-
forniſchem Golde = 20 Dollar2.
Doppelkommutator, m. (cotierender), einKom-
mutator, d. i. Werkzeug, um die Richtung des
Stromes umzufehren, dag zivei — den
einen für das Galvanometer, den andern für die
Batterie gleichzeitig oder um einen beſtimmten fur-
zen Zeitraum periodiſch wechjelnd gegeneinander
bewirkt, Doppelſtromwender, Doppelpolmwedjler.
Doppia, f. it. (d. i. eig. Doppelte) Biftole, veraltete
ital. Goldmünze von verjchiedenem Wert zwiichen
13,50 —17 M.; auch ein ehemaliges ital. Flächen-
maß; Doppietta, f. eine frühere jardinifche Gold-
miünze — ", Carlino oder 7,90 bis 7,99 M. wert;
döppio, Ton. doppelt; doppio uso, Kfſpr. dop-
pelte Berfallzeit; Doppiöne, m. it. ein großer
Kofon, in den fich zwei Seidenraupen eingejpons-
nen haben.
Dora, weibl. Name, Abkürzung von Dorothea
oder Theodora.
Dorade, Borage, |. dorieren.
Dorado, j. Eldorado.
®oreloterie, f. (vgl. das altfr. dorelot, Liebling,
wahrſch. vom angelj. deörling, engl. darling, Lieb—
fing, v. dear, teuer) Bandwaren und Franjen von
Zwirn und Seide.
dorieren, fr. dorer, v. I. de-auräre, von aurum, fr.
or, Gold) vergolden; einen Hutfilz mit feinen Haa-
ven überziehen; Bordde, f. der Goldfarpfen, ein
pradtvoller Fiſch im Atlantiihen Meere; Dorage,
f., e. n. (fpr. —rdhieh’) od. Dorterung, f. die Ber-
oldung; beim Hutmacder dag Überziehen eines
Filges mit feinen Haaren; Doräre, f. die Bergol-
dung,
Doris, f. gr. weibl. Name Reichbegabte; Tabell.
dos
eine Meergöttin, Mutter der Nereiden od. Doriden,
häufig als Name von Schäferinnen (verkl. Dorilis)
in ital. und franz. Liedern; Sternf, ein Afteroid,
1857 von Goldjchmidt entdedt; Doriden, pl. auch
Fadenſchnecken, eine Art Molusten im Meere.
Dorismus, m. die kräftige, harte u. rauhe Mund-
art (dorijcher Dialekt) und Bolfgeigenheit der
Dorier, eines altgriechiichen Volksſtammes; entg.
Atticismus und Jonismus; doriſch, den Do-
riern eigen; dorifhe Säulenordnung, die nad
demjelben Volksſtamme benannte ältefte und ein-
fachite Säulenordnung, mit ſchlichtem Kapitäl und
im Fries mit wechjelnden Triglyphen(Dreifchligen)
und Metopen (Fahmwerien).
Doͤrkas, f. gr. die Gazelle (antilöpe dorcas).
torlottieren, fr. (dorloter) verhäticheln.
dormaut, fr. ([pr. —mdng; von dormir, l. dormire,
ſchlafen) ſchlafend, ruhend; Dormant, m. ein Schau-
gericht, eine Prunkſchüſſel, Schauaufſatz bei Gaſt—
mahlen; Dorment. n. mi. der Korridorgang längs
der Zellen in einem Kloſter; auch) wohl der ge-
famte Zellenraum; Dormeuſe, k. (pr. dormöhj')
eine Schlaf= od. Nachthaube; ein Schlafwagen, ein
zum Schlafen bequemer Reifewagen; Dormitis,
n. nl. ein Einfchläferungsmittel; Bormitorium,
n. I. das Schlafzimmer, der Schlafjaal, bei. in
Klöſtern; der Totenader.
Sprobanten oder Dorobänzen, pl. jlav. eine Ari
Milizen oder Landwehr in Rumänien.
Dorothea, f. gr. weibl. Name: Gejchent Gottes
(vgl. Theodor).
Sorietteen, n. engl. (ſpr. —tihn) eine Art Wollen-
zeug mit feidenem Einjchlage. EDEN
dorsum, n. I. der Rüden; Bergrüden; die Rüdfeite;
in dorso oder in tergo (f. tergum), auf der Rüd-
feite (3. B. eines Wechſels 2c.); Dorfäl, ul., t. dor⸗
fuall Far. dorsuälis), fi aufden Rüden beziehend;
. B. Dorjäl-Disziplin, Rückengeißelung, D.—
irbel, Rüdenwirbel; Borjäle, n. ml. ein mit
Tüchern umhängter Bias in manchen Kirchen ohne
Chorftühle, wo die Geiſtlichen ihre Tageszeiten be-
teten; pl. Dorſalia, Dorjalten, Altarbehänge.
Sorüre, |. unter Dorieren. Ci
Doryphöros, m. gr. Speerträger (pl. Doryphören).
dos, f. (Gen. dötis; von do, ich — däre, geben)
[. Rſpr. nad) röm. Recht: die Mitgift; nad) deut-
fchen Recht: das von dem Manne der Frau gege-
bene Wittum; — dotäl (l. dotälis, e) das Heirats-
ut betreffend, dazu gehörig; dotalia pacta, pl.
Cheitiftung, Mitgiftsverträge oder das Heiratsgut
betreffende Verträge; dotäles oder Totälen, pl.
der Kirche oder dem Pfarrer Zinspflichtige; Dotãl⸗
Bauer, Pfarı - Bauer, den geiltlihen Pfründen
pflihtig; ®.= Gerichtsbarkeit, zur Dotierung
einer Pfarre gehörende Gerichtsbarkeit, die der In⸗
haber verwalten läßt; D.-zGüter, Pfründengüter;
D.-⸗Syſtem, n. dasjenige ehelihe Güterrecht, in
welchen die römische dos mit ihren Folgen vor-
herricht, im Gegenjag der vielgeitaltigen deutichen
Gütergemeinſchaft; Dotalium, Dotalitium oder
Sotarium, u. ml. das BEIDE: Wittum; die
Gegengabe, Gegenmitgift, Verjchreibung für die
Ehefrau des Mannes; dotieren, [. (dotäre) aus-
itatten, ausjteuern; auch mit gewiſſen Einfünften
verfehen, z.B. eine Kirche, Schule 2c.: dotiert, aus-
eftattet; Dotation, f. ml. od. Dotierung, f. die
— uaftatsıng; auch Schenkung von Ländereien an
verdiente Staatddiener, Feldherrnec., Chrenipende.
dos, m. fr. (jpt. doh; v. l. dorsum, ml. dossum) der
Rücken; dos A dos (pr. dofa 065), Tanzk. Rücken
Doſchfeſt
an Rücken, oder mit dem Rücken gegeneinander—
gekehrt; auch feindlich geſinnt; Dos d'ane, m. (Ipr.
dohdcihn) Dodane, auch Bauf. ein Eſelsrücken, Ge—
wölbebogen in Geſtalt eines Eſelsrückens, oben ſpitz
zulaufend, Gewölberücken; Dosd'anierung,k. Ge⸗
wölbeabdeckung.
Doſchfeſt, n. (zgez. aus türk. dögusch, Geburt) dag
Geburtsfeft des Propheten bei den Mohammeda-
nern.
Doſe, f. (ſchwed. dosa, dän. daase, ſüdd. tose, tase;
val. Taſſe, vom arab. tassah, Napf, Becken) eine
— z. B. Buder-, Schnupftabaksdoſe; Doſen⸗
einheit, k. (von Siemens-Halske) Widerſtands—
einheit (1 Ohm) aus Neuſilberdraht von 0,9 mm
Durchmeſſer zweifädig gewidelt und in eine Holz-
doje eingelegt; Doſenſtücke, feine artige Gemälde,
und D.:Gelihtchen, allgemeine, hübſche Frauen-
bilder, wie fie auf Tabaksdoſen zu fehen find;
Dofentelephon,n. (j. Zelephon), ein von Gower
erfundenes Telephon in Geitalt einer Dofe.
Doſis, f. gr. (dösis, v. didönai, geben), auch Doſe,
f. die Gabe, bejonders eine Gabe Arznei, das Arz-
neimaß, d. i. fo viel auf einmal genommen u. ge-
geben wird; Doſiologte, f. die Lehre von den Heil-
mittelgaben. x
Doſſier, n. fr. (frz. m., fpr. dofljeh, eig. Rüdlehne,
dann der Aktendeckel, der ee, um ein Alten
bindel; von lat. dorsarium) der Aftenftoß, alle zu
einer Angelegenheit gehörigen Urkunden, Beilage
zu den Alten.
Doſſiere, f. fr. (pri: —jähr’) ein Deichjelriemen,
Tragriemen am Pferdegejchirr zum Tragen der
Gabeldeichſel.
doſſieren (von fr. dos, Rüden, dossier, Lehne), ab-
ichrägen, böſchen, abdachen, z. B. einen Damm;
Doſſierung.k.die Böſchungeines Walles, Ufers:c.;
Doſſierbrett, ein Böſchungsmaß, eine Scharwage.
dotal, Dotation, dotieren, ſ. unter dos.
Dothien oder Dothion, m. gr. (die Ableitung des
Wortes war ſchon dem Galen unbekannt) ein Blut⸗
ſchwär, ein kleines Blutgeſchwür.
DBottöre, m. it. = Doktor; davon Dottorello (ſpöt⸗
tiiche Berfleinerung), ein Doktorchen, kleiner oder
ihlechter Doktor; den Dottorello maden,
gelehrt tun.
Douairiere, f. fr. (pr. duärjähr'; von douaire, ml.
dotarium, Wittum; vgl. Doarium) eine dotierte,
von fihern Einfünften lebende Standeswitiwe,
Wittums-Befigerin.
Sondne, f.fr.(ipr.dudhn; it.dogäna,jpan.a-duana)
der gel; da3 Zollamt, Lagerhaus, der Packhof,
die Wage, Warenniederlage; die Gelamtheit der
Zollwächter und Zollbeamten; Douanen-Linie,
die nolgrenge; Donanier, m. (jpr. —njeh) ein
Zollbeamter.
double, fr. (fpr. dub'l; vom lat. duplus, zwiefach)
doppelt (wird eine Partie Whift geipielt, mern die
Gegner nur vier Stiche haben); doublieren (fr.
doubler), verdoppeln, mit Unterfutter verjehen,
füttern davon:Double-Stoff,geug zum Unter»
futter, auch zu Schlafröden 2c.); im Billard: eine
Kugel durh Rüdprall von dem einen Rande an
den andern bringen; in dver&chiffahrt: umjegeln,
H B. ein Vorgebirge; eindonblieren, in die Ge—
echtslinie einichieben; doeublinss, pt. engl. (pr.
döbblings) Fäg. die Kreuz- und Querwege des ver-
folgten Haſen; Doublierſchritt, Doppelſchritt,
Eilſchritt; Doublierung, f. die Verdoppelung;
Doublage, f. r.n. (jpr. dubldhich) das DVerdop-
peln, die Doppelung; Schiffſpr. die Schieferhaut
Doyen 211
od. die ziveite bretterne Bordung od. Verkleidung
eines Schiffes; bei Buchdr. das Flätichen od. fehler-
Ale Doppeltiegen eined Wortes od. einer ganzen
eile; da8 Zujammendrehen, Zwirnen der Seide;
Double, n. im Billard: ein Ruͤckprallſtoß; Gold-
waren, die aus einem Doppelitoff beftehen, indem
nur die äußere Hülle Gold, der innere Kern da-
gegen ein geringeres Metall ift, nicht mafjive Gold—
waren; Doublet, ın. (ſpr. dubleh) ein Paſch beim
Wiürfeln; Boublette, £.1. ein Doppelftüd, das in
einer Sammlung zweimal vorhanden ift; 2, ein
falfcher Edelftein, Doppelftein von Kriftall, zwischen
deſſen beiden Hälften eine Folie liegt; 3. eine Band-
blume, Bandnelfe, deren Grundfarbe mit anderö-
farbigen langen Streifen durchzogen it ;4.ein Orgel-
regilter, um eine Oftave höher als das Brinzipal;
Sagdipr. eine Doublette madhen, mit einem
doppelläufigen Gewehr zwei Tiere unmittelbar
nadeinander erlegen; Doublon, ſ. Dublone;
Doublure, f. das Unterfutter, der Aufichlag an
Soldatenkleidern; Tapetenleinwand; Doubleur,
m., Doubleuſe, f. frz. (ſpr. —öhr, —öhl’) Zwirn-
maſchine, Zwirner; Doubliermaſchine, £. (in der
Spinnerei): Bandvereinigungsmaichine, Widel-
maichine, Doppler. |
doucement, Douceur, ſ. unter doux.
Sonde, f. fr. (ſpr. duſch'; it. doccia, von docciare,
fließen, begießen, gleich). I. ducitäre, von ductum,
ducere, leiten [daS Wajjer]) Dusche od. Duſchbad,
ein Gießbad, Sturzbad, eine Braufe; Spülung;
Ausflußröhre eines Wafjerbehältnifjes; eleftrifche
Duſche, Heilk. Spigenausftrömung der Eleftrizirät
gegen einen leidendenTeil;dondhieren(fr.doucher),
duſchieren, mit einem Gießbad negen, bejprigen.
Soncine, £. fr. (ipr. dußihn’) die Rinnleifte, HoHl-
teble; der Karnieshobel.
doucieren, fr. (ſpr. dußieren) Glas fein fchleifen.
donillet, fr. (pr. dujeh) Verkl. von doux, weichlich,
verwöhnt; Douillette, f. (pr. dujett') ein kurzer
weicher Mantel für Damen; ein wattiertes Kleid;
douillettieren, einhüllen.
douteux, fr. (jpr. Dutöh; von douter, = I. dubitäre,
zweifeln)aweifelhaft; von Berjonen: nicht verläffig.
doux, fr. (pr, dub; dv. I. duleis) füß, lieblich; fanft,
gelind, gütig; facht und leiſe; als Adverb. douce⸗
ment (fpr. duß'mang), gelinde, fanft; ganz jachte,
— Touceur, f. (ſpr. dußöhr), Süßigkeit,
indigkeit, Sanftmut; n. ein Geſchenk, Trinkgeld;
pl. Douceurs, Süßigleiten, Schmeicheleien.
Douze⸗et⸗le⸗ va, ſ. Paroli.
Sowager, k. engl. (ſpr. dowädſcher)⸗Douairiere,
Ehrenname verwitweter Edelfrauen.
Dowlas, ın. engl. (ſpr. daulaß), grobe Leinwand.
Sowiongas,n. (nach dem Erfinder Domfon benannt)
Kraftgas, Halb-Wajjergas.
down, engl. (ſpr. däun), nieder, ab (Befehl für: feß
dich, lege dich! z.B. zum Hunde gejagt).
Sogale, n. mlat. in der Kirche das Gitter zwischen
hohem Chor und Hauptichiff.
Dorologie, f. gr. (von döxa, Meinung, Ruhm) die
Xobpreijung Gottes, die Schlußformel aller älte-
ya griechiſchen) Predigten, ſowie des evangelijchen
aterunſers; auch der engliiche Lobgejang: „Glo-
ria in excelsis Deo“ etc., oder „Ehre ſei Gott in
der Höhe”; doxolõgiſch, lobpreilend; Dogomanie,
f. Ruhmſucht; Tozofepbie, f. Weisheitsdüntel.
Dohen, m. fr. (jpr. voajäng, v. I. decänus) der Al⸗
teite; Dechant, Defan einer Yakultät; Doyen des
Diplomatifhen Korps, der am länglien an einen
Hofe beglaubigte Gejandte; Dienftältefter.
14*
212 Dozent Drap
die Proteftanten unter Ludwig XIV. erfuhren, oder
Zwangseintreibung der Steuern durch Dragoner;
überhaupt a jede durch Militär-
gewalt ausgeführte Regierungsmaßregel; Dra—
gönne, f. die Degenquaite.
Dragun, |. Dragon.
draillieren (ſpr. Drajieren; ein franzöſiſch gebilde-
Dozent, j. unter dDozieren.
dozieren, I. (docöre) lehren, unterrichten; doe6ndo
isclmus, durch Lehren lernt man; Dozent, m.
(döcens) ein Zehrender, bei. ein Hochichullehrer;
dozil (lat.docilis), gelehrig, lehrjam, auch lenkſam;
Dozilität, f.(docilitas) Gelehrigkeit; Folglamteit;
Doktor, m.eig.ein Gelehrter; der Titel der Höchiten
akademiſchen Lehrwürde in der Theologie, Rechtsge—
lehrſamkeit, Philoſophie 2c.; beſond. für Doktor der
Medizin, ein mit diefer Würde verjehener Arzt;im |
gemeinen Reben fchlechtweg für Arzt; Doctor bul-
latus, ſ. unter Bulle; Doktor-Diplom, n. Ur-
Funde über die erteilte Doftorwürde; Doktorät, n.
x{. die Doktorwürde; doktorieren, zum Doktor
machen; auch Doftor werden; desgleichen die Heil-
funde ausüben; Doktoraͤnd oder Doktorandus,
m.einer, der im Begriff it, Doktor zu werden; Dok⸗
trin, f.[. (doctrina) die Gelehrſamkeit; Lehre, Wij-
jenjchaft; eine die Wirklichkeit überfehende oder nicht
beachtende Lehrbehauptung; in kirchlichem Sinne
(fr. la doctrine, it. la dottrina) der Unterricht in
der hriftlichen Religon—= KR atehismuz; doktri⸗
nal oder doftrinell, aud) Doftrinär, nl. gelehrt;
ohne Berücdjichtigung der fonfreten Erfahrung;
(Doftrinär oft mit dem Nebenbegriff des re
tiichen); Doktrinär, m. (ſpr. —nähr; fr. doctri-
naire), pl. Beftrinäre, Anhänger eines beftimm-
ten Zehrbegriffs; insbe). eine politifche Partei im
neueren Frankreich, welche den Staat nach wiljen-
Ichaftlihen Theorien einrichten und Monarchie und
Demofratie vermitteln wollte, wie Royer-Collard,
Guizot 2c.; Doktrinarismus, m.lat., die Neigung,
nur nad) abitraften Theorien zu entjcheiden.
tes Wort von dem deutſchen drall, gedreht, ftraff),
Fäden feit zufammendrehen, zwirnen, drillen.
Drain, n., pl. Srains, engl. (fpr. drehn, drehns)
Nöhrenentiväfferung, unterivdiiche Tonröhren zur
Zrodenlegung und a feuchter od.
jumpfiger Acker, niederd. Siel; Heilf. Ableitungs-
röhrchen; drainieren (engl. to drain), durch Roh-
ren entwäflern, niederd. fielen; Drainierung od.
Drainage, f.engl. (pr. drehnedſch, doch meiſt fran-
zöſiſch aüsgeſprochen) Boden -Entwäfjerung durch
unterirdiiche Abzugsröhren, niederd. die Siel-An-
lage, der Sielbau; Draineur, m. (fpr. —öhr), der
Nöhrenleger.
Draifine, f. der Lauf- oder Stuhlwagen, eine Ma-
ſchine zum Gelbitfahren mit zwei hintereinander
befindlichen Rädern, nach dem Erfinder $orjtmeifter
K.v.Draifein Württemberg (1817) benannt; jeßt
aud) ein Durch Menjchen bewegter Kleiner, leichter,
vierrädriger Wagen auf Eifenbahnen, bei. zur Be-
fichtigung der Geleife benutzt, Bahnmeifterwagen,
j. auch Velocipede.
Drakokephälon, n. gr. (dräkon, der Drache) der
Dracenfopf, die türkiſche Meeliffe, eine wohl—
viechende Pflanze; das Drachenblut, ein blutrotes,
beim Anzünden wohlriechendes Harz zum Ladieren
und Malen, von verjchiedenen Gemwächfen, be. von
dem Drahenbaum ımd aus den Früchten des
Rotangs, des fogen. jpanifchen Rohrs.
Drafon, m. ein athenijcher Gefeßgeber im 7. Jahrh.
Dracäna, f. Bot. der Dradenbaum.
Draͤchme, f. griech. (drachme, urjpr. ein Griff, eine
Priſe, d.i. jo viel man mit 5 Fingern fallen fann,
v.drässesthai, greifen, fafjen) ein ehemaliges Apo-
thefergewicht = ein Biertellot oder Quentchen, in
Deutichland zu 60 Gran, anderswo zu 72 gerechnet;
eine Münze ver alten Griechen und Juden, uns
gefähr 32 Pf.; auch eine neugriech. Silbermüngze
— 100 Lepta = 0,80 ME.
Dracveephälum, ſ. Drakokephalon; Draconi—
ten, ij. Draf—; Draconarius, m. l. (von draco,
Drade, Schlange, auch als Feldzeihen auf Fah—
nen) der Fahnenträger; Dracuncülus, m. das
Shlangentraut, |. Dragon; Heilt. der Faden-
wurm (gordius oder vena medinensis), aud) die
jogen. Mitefjer, |. Comedones. [Wechiel.
Draft, m. engliich (von draugh, ziehen) — Tratte,
Dragee, f. fr. (fpr. draſcheh; ital. traggea, von gr.
tragema, Naſchwerk, von trugein, tröogein, fnup-
pern, ejjen) Zuckerkörner, Zuderjchrot.überzucferte
Gewürzkörner, 3. B. Anis, Kümmel, Mandeln zc.;
auch kleinſte Schrotförner; Drageoir, n. (ipr. dra⸗
iehodr) eine Zuckerwerkbüchſe; Dragiſt, m. (ſprich:
—jehift) der Verfertiger von Zuckerwerk.
Dragoman, Drogman (ft. ebenjo und trucheman,
arab. tardschumän, von tardschama, chald. tar-
gem, erklären, überjegen, targüm, Erklärung; vgl.
dDolmetichen), ein Dolmeticher bei den Türken.
Dragsn, m. oder Dragın = Wermut, Tragsn-
Beifuß (fr. targon, lat. dracuncülus, d. i. fleiner
Drache, Dradeniraut), Raiferjalat.'
Dragsner (it. dragöne, fr. dragon, von dem Dra-
chenkopf am Griff ihres Piſtols), leichte Reiter, die -
im Notfall auch zu Fuße fechten, urjpr. bei den
Franzoſen Fußſoldaten, die fich des Pferdes bloß
‚um schnellen Fortkommen bedienten; Bragondde,
f. fr. eine Zwangsbekehrung durch Dranoner, wie
|
j
v. Chriſto, defjen Geſetze wegen der übertriebenen
Strenge ich nicht behaupten fonnten; daher dra—
köniſch, überjtreng, allzu ſcharf.
Drafoniten, pl. (von gr. dräkon, Drache) Drachen-
ſteine, BVerjteinerungen mit fternfürmigen Zeich-⸗
nungen.
Drama, n., pl. Drämen, gr. (von drän, tun, han—
dein) eig. die Handlung ; dichterifche Darftellung
einer Handlung al3 gegenwärtig in ihrer Entwicke-
fung und ihrem Berlauf; ein Schaufpiel, Bühnen-
ſtück; dramätiſch, vol Handlung, lebendig, in
Wechſelrede verlaufend; die Dramaͤtik oder Dra=
matiſche Kunit, Schaujpieliunit; Dramatiker,
m. ein Schauſpieldichter; dramatiſieren, einen
gejchichtlichen Stoff zum Schaufpiel verarbeiten,
für dte Bühne einrichten; Bramatürg, m. (von
ergein, machen, eig. und urjpr. Verfertiger eines
Bühnenftüds) ein Schaufpielfenner u. -Beurteiler;
Dramaturgie, f. auch Dramatürgif, die Schau-
jpiellehre, Theorie des Dramas; auch Bühnen-
funde; dramatürgiich, lebtere betreffend, 3. B.
ſolche Schriften; Dramatomanie, f. die Schau-
ſpielſucht; Dramatopöie, f. Aofafjung und Auf-
führung von Schaujpielen; Dramolet, n. fr. (fpr.
—Ieh) ein Kleines Bühnenfpiel.
Drami, neugrich. = Dradme, ].d.; Dramm, n.
(vgl. Derhem) ein türf. Gewicht, = 3,2 g.
Drap,n. fr. (ſpr. drah; dv. ml. drappus, it. drappo)
Tuch, gewebter Stoff; drap d’Abbeville (jprid):
—dabb’wihl), leichtes franzöſ. Wollentuch aus der
Stadt Abbeville; d. d’argent, ın. (fpr. drah dar-
ſchäng) Silberftoff, Silbertuch; d. de dames (fpr.
drah d’ dam’), Frauentuch, leichtes, feines Halb—
tuch, gewöhnlich ſchwarz gefärbt; d. de sole (fpr.
draitiich
— v’po4),Seidenftoff; d. d’or, m. Goldſtoff, Gold—
gewebe; aud) eine Art Apfel; d. „plume fiprid;:
— plühm), Sederntuch, mit gereinigten Federfafern
benähter Stoff; Drapeau, m. (jpr. drapsh) eine
Sahne; Drapieren (fr. draper), Malerk. Figuren
befleiden, Gewänder darjtellen; auch einen Feſt—
jaal 2c. mit Stoffgehängen verzieren; Braperie
od. Drapierung, f. die Gewandung oder die Be-
Heidung der Figuren, Eiinjtleriiche Anordnung der
Gemänder, Faltenmwurf 2e.; auch: Anordnung der
Vorhänge; Drapier, m. (fpr. drapjeh) ein Tuch-
macher, Tuchhändler.
Dräftiich, gr. (drastikös, v. drän, handeln) jtark od.
fräftig wirkend; uneig. derb, handgreiflich; Dra—
ſtitka, pl. Heilk. heftig abführende Arzneimittel.
Drabidiſche Surachen od dekaniſcheSprachen,
pl. Sprachen, welche von den vorſanskritiſchen Ur—
völfern im jüdlichen Oftindien (Defan, ſanskr. drä-
vida) gejprochen werden, wozu das Tamulifche,
das Telugu, das KRanarejiiche, das Malayalam zc.
gehören.
Draw-back, n. engl. (jpr. drah-bäd; von draw,
ziehen, u. back, zuriid) der Rückzoll, die Ausfuhr-
verglitung; der Nachlaß bei barer Zahlung (=
Rabatt).
Drawing-room, n. engl. (jpr. drahing ruhm) 1.
das Gejellichaftszimmer, das Empfangszimmer;
2. große Geſellſchaft bei Hofe, Hoffeſt.,
Dreadnought, m. engl. (ſpr. drednat, engl. die
Dreadnought, weil die Engländer alle Kamen
der Kriegsſchiffe als Wörter weiblichen Gefchlecht3
behandeln, von dread, ſehr fürdhten, furchtbar, und
nought, naught, nichts, alſo eigentl. Fürchtenichts)
der Fürchtenichts, der Wagehal3, Name eines
engliihen Riefenpanzerihiffs; dann: Gattung3-
name für die Riefenpanzerichiffe der Kriegsflotte.
Dredge, n., gew. f. engl. (fpr. dredfch) Menge- oder
Miſchkorn; das Schleppneg, Kratzgarn; dredgen,
mit dem Kratzgarn arbeiten.
Drehſtrommotor, m. deutich-lat. (j. Motor) ein
eleftriiches Triebiverf, bei den die Ströme fo an-
geordnet jind, daß ein Drehfeld, d. h. ein magne-
tiiches, umlaufendeg, durch zwei oder drei periodiſch
wechielnde Ströme erzeugtes Feld, entiteht; Dre—
hungsmoment, n. deutjch-lat. (von lat. momen-
tum, d.i. movimentum, Bewegung, Bewegungs-
fraft) das Produkt, das man gewinmt, wenn man
die Stärfe einer Kraft mit dem Abitand ihrer Wir-
fungsrichtung von der Drehachſe multipliziert.
Dreileiterſyſtem, n. Berbindung dreier elektrischer
Leiter, eines Mittelleiters und zweier Außenleiter,
zum Zwecke der Berteilung der eleftrijchen Energie.
Drepänon, n. gr. eine Sichel, ein Frummes Mefter.
Dress, m. engl. der Gejellihaftsanzug; in full
dress, in Gala, in vollem Staat.
Dreſſing-room, n. engl. (fpr. —ruhm; von dress,
ankleiden, pugen, vom fr. dresser, zurecht machen)
das Ankleidezimmer, Bußzimmer.
drefiieren, fr. (dresser, it. dirizzäre, drizzäre,
ea: l. directiäre, von directum, dirigöre, wo⸗
in richten) abrichten (einen Hund); zureiten (ein
Pferd); ſchulen, einüben; auch zurichten, zuftugen,
3. D. die Haare: dreſſiert, abgerichtet, geichult;
drefiierbod, m. ein in der Mitte mit Stroh um-
widelter Stab, an welchen die Hunde das Appor-
tieren lernen; Dreſſiermaſchine, f. Hutprefie;
Drefiierung oder barb.-I. Sreijur, f. die Abrich-
tung, bej. von Pferden und Hunden; Dreſſoir
(pr. drekodhr), gem. Dreſſör, m. der Anrichtetiich,
Schenktiſch.
Droſometer 213
drillen, engl. (von drill, Rinne, Furche) in Reihen
ſäen; Drill-Kultur, f. diefe Art zu ſäen und den
Boden zu bearbeiten, Reihenfaat; Drillmaſchine,
eine Majchine zudiefem Zwecke, Reihenſäemaſchine;
nicht zu dverwechleln mit dem deutſchen Worte
Brill, m. d. i. Drehling (ein Heine Triebrad);
Holzbohrer; Bearbeitung, ftrenge Schulung (z.B.
militäriiher Drill); Driflieren, drehen, zwirnen
(in der Spinnerei). |
Drimpphagie, f. gr. (von drimfs, durchdringend,
icharf) Heilf. das Eſſen ſcharfer Dinge.
drink, m. engl., pl. drinks, Trant, Getränfe, be-
jonders amerifaniiche Mijchgetränte.
drittura, ſ. dirittura unter dDirigieren.
Drogman, |. Dragoman.
Droge, k. frz.,niederl. (eigentlich: Trockenes), Arznei-
und Farbware.
Drogerie, f. fr. (jpr. drog'rih) auch Brogeret,
f, (it. droga, engl. drug; dv. angelf. dryge, niederd.
dröge, d.i. trocden, aljo eig. trockne Kräuter oder
Waren) rohe Arznei» und Farbitoffe, Apotheker—
waren 2c.; Drogiſt, m. (fr. droguiste) ein Arz-
neimaren- und Gewürzhändler, der Eigentiimer
einer Drogerie-Handlung.
Droguet, m. fr. (ſpr. Drogeh), der Drogett, ein
Halb wollenes, Halb jeidenes, baumwollenes oder
leinenes Zeug.
droit, droite, fr. (jpr. drod, drodt’; it. dritto, von
(. directus), gerade; recht, rechts; & droite, zur
Rechten; droit, n. da3 Recht; aud) Steuergebühr;
d. @’aubaine, n. (pr. — dohbähn’) ſ. Albina—
gium; d. d’6pave (jpr. — depahim’), das Strand-
recht; überh. das Heimfallrecht, Hecht des Landes—
heren, herrenloſe Sachen ſich anzueignen; d. d’6-
tape, da3 Stapelrecht; d. de sanvement, |.
Sauvement; d. de seigneurage (pr. Benjd-
rähſch'), Herrentecht; droitsreunis, pl.(pr.veiinih)
vereinigte Abgaben; Droitüre, f. (pr. droatühr')
die Geradheit, Redlichkeit.
Drole, m. fr. (ſpr. droht’; urfprüngl. deutſch, vgl.
drollig; hol. droll, eine furze, unterjegte Perſon,
ichwed. troll, Spufgeift, Kobold) ein Schalt, Spaß—
vogel; Drolerie, f. die Drolligkeit; ein Schwant,
(ujtiger Streich).
Sromedar, m. (jpätl. dromedarius, vom gr. dro-
mäs, laufend) daS gemeine Kamel mit einem
Höcer, Trampeltier (vgl.Ramel); aud) ein ſchnell—
jegelndes Schiff.
Drommete, f. (für trommete, vom fr. trompette,
Trompete) alt u. dicht. für Trompete.
Dronte od. Dudu, Dodo, m. der Tölpel, ein ſchwer—
leibiger Vogel von der Größe eines Schwans auf
Isle de France u. Bourbon, auch Walghvogel.
Drop, m. engl. (fpr. dröp) Hebevorrichtung für
hike, Hängemaſchine, Schwingkran, Fallbühne;
Drops, pl.engl.(eig. Tropfen) Fruchtzuckertropfen,
gegoſſene Zuckerklümpchen; Erdtiefung auf Renn—
bahnen.
Dröpax, m. gr. ein Pechpflaſter, eine Pechhaube;
Sropacismus, m. Heilt. das Haarausziehen mit-
tels eines Harzpflaſters. HR
Droſchke, k. (vu). Droͤſchki, Verkl. von drogi, eine
Art Fuhrwerk, eig. pl. von droga, der Schwang-
baum) ein leichtes, unbedecktes rufjifches Fuhrwerk
mit niedrigen Rädern; in Deutjchland überh. ein
leichter, meift einfpänniger Mietwagen, wie fie auf
F Straßen größerer Städte zum Gebrauch bereit
ehen.
Drofondter, n. gr. (von drösos, Tau) od. Droſo⸗
jföp, n. gr. Taumefier, eine Wage, womit die
214 Drojera
Menge des fallenden Taues zu mefjen fit; Droſo—⸗
metrie, f. Taumeſſung.
Drofere, f. gr. (die tauige, von drösos, Tau) Bot.
ein Waldbliimchen (auch ros solis, Sonnentau,
genannt) mit runden Blättern, an deren Härchen
der Tau hängen bleibt; e3 gilt für heilfräftig und
diente im Mittelalter zur Bereitung eines wunder»
tätigen Goldwaſſers (vgl. Rof belin).
drouſſieren, fr. (pr. druffieren, v. fr. drousse, f.
Wolltamm), auch droſſieren (fr. drosser), Wolle
mit Ol einjchmieren (in der — Drouf⸗
ſierapparat, m. Zuführer, Aufleger (an Woll-
krempeln).
Drud, m. (mittelniederl. drüt, Geſpenſt, altnord.
thrüdr, Name einer Schlachtjungfrau, der nach der
Einführung des Chrijtentums in die Bedeutung
gere überging) ein Hexenmeiſter, böjer Geilt,
obold; Drude, f. eine Here, Zauberin; Druden⸗
fur, ſ. Pentagramm.
Druide, m. pl. Druiden (l.ielt. druides, angelſ.
dry, arınor. druz) Prieſter der heiligen Eiche bei
den alten Kelten in Gallien, Britannien 2c., alt
keltiſcher Prieſter.
Druihine, f. ſlav. (ſpr. Druſchina, v. drug, Freund,
drühshnüj, Bernau einig, zuſammen; aljo
eig. Freundichaft), pl. Druſchinen, Freiwilliges
Korps, Kriegsihar od. Landwehr, bei. neuerdings
die Volkswehr in Bulgarien, eingeteilt in 50 Dru-
ſchinen, jede D. aus 4 Bataillonen beftehend.
Druſen, pl. eine friegerifche Völkerfchaft in Syrien,
welche eine arabijche Mundart redet und deren
Religion, von Hamja, Sohn Alis, gegründet, ein
Gemiſch von Heidentum, Muhammedanismus und
Ehrijtentum ift.
dry, engl. (pr. drai) teoden; dry docks, j. unter
Dod; Dry-Madeira, m. aus getrodneten Trau-
ben bereiteter M.; extra dry, bejonders troden,
Seft mit herbem Geſchmack.
Drydde, f. gr. (Dryas, von drys, Eiche, Baum)
eine Baum- oder Waldnymphe, ſ. Nymphe u.
vgl. Hamadryade; Dryiten, pl. verjteinertes
Eichenholz.
Dryasduſt, f. engl. (dry as dust, (ſpr. Drai-ä3-döft,
troden wie&taub)dieDürre, Pulvertrockenheit(z. B.
des Erdbodens). [bern die Zeit vor Mohammed.
Dichabelijah,n.arab.eig. Unwiſſenheit; beiden Ara-
Dichamie, f. arab. eig. Berjammlungshaus (von
schamäa, verjammeln), ein größeres türkiſches
Bethaus, eine Bafilifa, wo die Khotbah gebetet
wird. Die Eleineren Bethäufer heigen Mofcheen (ſ. d.).
Dichangel, ſ. Dſchungel.
Dihebedihi-Aga, m. türk. (v. dschebehdschi, der
affenſchmied, v.dschebeh, Rüftung) der Befehls»
haber der 7000 Waffenjchmiede.
Dſchema, f. ein arabiiches Dorf.
Dichemãdi, m. arab. (dschumäda’, d.i. Froſtmonat,
v. dschamada, gefrieren) Name de3 5. u. 6. Mo-
nat3 im mohammedan. Kalender, die durch den
Beilag el-awwel (der erite) und eleadyer (der
zweite) unterjchieden werden.
Dihemihid, m. in der perjiichen Heldenſage der Be—
gründer perjiiher Kultur; oft jein Becher erwähnt.
Dichertd, unrichtig Dihirid, m. arab. (eig. ein
almbaumzweig) eine Art Wurfſpieß von elafti-
ſchem Palmbaumholz zum Sicherid-Spiel oder
-Werfen, einem türkischen Kampfipiel zu Pferde.
Dſchimken, pl. poln. Schiffer, die Bemannung der
Wittinen, ſ. d.
Dichin od. Djin, m. arab. (fr. Gine; vgl. das lat.
genius) ein Dämon, Duölgeifi bei den Arabern.
duce et auspice
Dſchiu Dichttſu, n. japan., die japanijchen Griffe
eim Ringkampfe, jowie zur Verteidigung oder
zum Angriff im Falle der Notwehr.
Dichonke, Dihunte, f. eine Art etwas plumper
chineſiſcher Kauffahrtei⸗ und Kriegsſchiffe mit zwei
Maften und zwei Segeln von Binfenmatten.
Dihungel, aud) Dſchongel oder Dichangel, n.
(engl. geſchr. Jungle; v.ojtind. dschangal, öde, wüſt)
eine durch Wald u. Sumpf unterbrodyene. mit Bam-
busrohr u. Gras bewachjene Ebene in Border-n-
dien, Wald» u. Schilfdidicht, Sumpfwald.
Dichute, j. Jute. —
Dſiggetai, Dſchiggetai, m. mongol. das Langohr,
der Halbeſel, ein flüchtiges und ſcheues Tier aus
dem Pferdegeſchlecht im ſüdlichen Sibirien 2c.
Du I=kade, arab. (dsü, begabt mit etwa) der 11..
u. Din Ishedjche, m. der 12. Monat im moham-
med. Kalender; jenes eig. „der Monat des Sitzens
(qa’deh oder qa’dat), weil man in ihm von Der
Reife abließ und zu Haufe blieb; diefes „der Mo—
nat der Wallfahrt” (nidsch-dscheh) nad) Mekka.
Duãlis od. Dual, m.!. (v. duo, zivei) in der gried).
Sprade, im Sotifhen uſw. die Zweizahl, eine
eigentümliche Bildungsform für zwei vereinteDinge
(neben Singular u. Blural); Dualismus, m. ni.
die Zweiheilslehre od. Zweiteilung, jedes auf zwei
Prinzipien ruhende Lehrgebäude, wie die Religion
Borvajters, welche in der Weltordnung den fort-
währenden Streit zweier Urweſen, eines guten
(Ormusz) u. eines böjen (Ahriman) erkennt; desgl.
die Annahme eines doppelten (geiftigen und körper—
lichen) Prinzips in der Menjhennatur; auch die—
jenige Anficht, wonach einige Ausermwählte jelig,
alle übrigen verdammt würden; im politiidyen
Sinne: die Spaltung einer Nation in zwei ein-
ander entgegenwirkende Kräfte, wie früherhin, zum
Unheil Deutjchlands,der Gegenjag der beidenjogen.
Grogmächte, Preußen und Ojfterreich, od. die Spal-
tung eines Staates in jelbjtändige Teile, wie Die der
deutſchen u. außerdeutſchen Kronländer öſterreichs;
Dualiſt, m. ein Anhänger u. Verteidiger des Dua-
smus; dualiſtiſch, auf Zweiteilung gegründet.
Duar, m., pl. Duars, arab. (düwärat, von duwär,
cund) in Nord Afrika die Zeltkreife der arab. Hor-
den, in deren Nähe ſich die Herden befinden.
Duͤbbeltje od. Dubletje, n. holl. ein Doppelchen,
ehemalige holländiiye Silbermünze = 2 Stüber
vd. 32 Pf.; jegt noch gebräudlich für das Stüd
von 10 Cents — !, Öulden.
Dubiaupumpe, f. (nach dem Erfinder Dubiau,
(ipr. DübjoH, genannt) Dampf-Rohrpumpe.
dubium, n. {. der Zweifel; pl. dubia, Zweifel; in
dubio, im Zweifel oder zweifelhaften Falle; Due
biõs (l. dubiösus), zweifelhaft; dubitieren (du-
bitäre), zweifeln; quod dubitas, ne feceris,
worüber du zweifelhaft bift, daS tue nicht! Dubi⸗
tation, f. (dubitatio) die Bezweifelung.
Bublette, ſ. Doublette.
Sublone, f.(jpan. doblon, it. doblone, jr.doublon,
jämtl. masc.) ein Doppelftüd, eine ehemalige jpa-
niſche Goldmünze, nahezu 21 ME. an Bert.
Dür, fr. (fpr. düd), Duͤca, it. m. (v. [.dux, Anführer)
der Herzog; Düche, m. fr. (pr. düſcheh) das Her-
zogtum; Dücheſſe, f. (pr. däſcheſſe) Derzogin.
Düc d'Alben od. Dücdaͤlben, pl. fr. Schiffspfähle
oder Pfahlgruppen, die, um die Schiife daran zu
befeftigen, an verjchiedenen Stellen des Hafen? ein-
gerammt find, nad ihrem Erfinder, dem Herzog
von Alba (fr. duc d’Albe), genannt.
duce et auspice, j. unter dux.
Düche
Duche, Dücheffe, |. Düe.
Duchoboͤrzu od. Duchoborzen, pl. (v. sing. Ducho⸗
börez) ruſſ. (v. duch, Geiſt, u. borötjsja, tämpfen)
eig. Streiter des Geiſtes: eine griech. chrijtl. Seite
in Rußland, welche die Dreieinigfeit verwirft, feine
Kirchen und Priefter hat, und den Eid, jowie den
Kriegsdienst für unerlaubt hält.
Ducroire, n. fr. (jpr. dittrödhr) |. dv. w. Delere—
dere (f.d. unter credo). ö
Dudatım, pl. hebr. ein mwohlriechendes Gewächs,
welches die Fruchtbarkeit der Frauen befürdern
joll; Mandragore, Alraun.
Dudn, ſ. Dronte.
due, it. (1. duo) zwei; due volte, Tonk. zwei⸗
mal; a due od. a due voci (pr. wötichi), für zwei
Stimmen, zweijtimmig; a due corde, |. corda.
ZDuegna, f. (it. duegna, fr. duegne, beide aus dem
Spanijchen entlehnt) j. duena.
Quell, n. he duel, v. I. duellum, ältere Form von
bellum, Krieg, uripr. Entzweiung, von duo, zwei)
ein Zweikampf; fich duellieren, mi. (duelläre),
einen Zweifampf mit jemand haben, ſich jchlagen;
Suellänt, m. ein Ziveifämpfer.
Dueüa, f. jpan. (jpr. duenja, das lat. domina; vgl.
Donna) Herrin; eine Hofmeifterin, bejahrte Mäd-
chenaufſeherin; insbef. auf den Stlavenmärkten im
Drient eine Brüferin der Jungfrauſchaſt; Dueno,
m. (jpr. —enjo; = 1. dominus) Herr, Beliger.
Duerne, f. nıl. (von duo, zwei) eine Doppellage,
doppelte Bogenlage, Lage von zwei ineinanderge-
ftedten Bogen; Tuett, n., it. dnstto, duo, m. ein
Zweigejang; auch Zweijpiel (Ton:.).
due volte, ue.
Düffel, 1. Coating. RR
Dugong od. Dugung, m.(malayijch düyöng, japan.
duyung) die Seetuh, ein zu den Zetazeen gehöriges
Säugetier im Indiſchen Ozean, das wahrſcheinlich
u der Fabel von den Sirenen und Meerfräulein
eranlajjung gab.
Dukaͤten, m. gr. = lat. (von gr. Dükas, dem Namen
Beier Zäſaren, dann aber in ml. ducätus,
it. ducäto auf ital. duca volfSetymologijch bezogen,
weil ein Herzog [duca) von Ferrara im 6. Jahrh. ſie
zuerſt jchlagen ließ, odern. a. König Roger II. von
Sizilien [11OI—1154] ala Herzog von Apulien im
Sabre 1140 mit dem Bilde Ehrifti u. der Umjchrift:
Sit tibi, Christe, datus, quem tu regis, iste Du-
catus) in verjch. Rändern früher eine Goldmünze
von ungefähr 9 ME.; Dnedto, pl. Ducati, auch
ehemal. Silber- u. Rebnungsmünze von verſchied.
Bert in Stalien und Spanien; Dücaton, m. ft.
(jpr. dükatöng) ehem. franz. Silbermüngze, ein Halb-
dufaten, Neu oder Laubtaler — 4,87 ME.
Bunte, m. engl. (jpr. djuhf; vgl. Düe) der Herzog.
duttil, I. (ductilis, v. duc£re, führen, ziehen) zähe,
dehnbar, jtredbar, geſchmeidig, hHämmerbar, 3. B.
Metalle; Duktilität, f. nl. die Zähigkeit; Dehn-
barkeit; Dıftus, m. I. eig. Führung; der Gang,
Weg; ein Zug, Schreib. oder Schriftzug; ductus
aquösi, pl. Waſſerröhrchen; d. pancreatieus,
m. der Gefrösgang, Drüfengang; Button, f.
(f. ductio) die Führung; Bufter, .m. (bei einer
Majchine)derZubringer, Zuführer; Duktorwalze,
f. die Zubringemalze.
Dülbend, ſ. Turban.
Bulcamärs, f. nl. (v. I. duleis, füß, u. amärus, bit-
ter) das Bitterfüß, die Alpranfe, Fletternder Nacht-
hatten, als Heilmittel gebraucht; Bırlzian, m.
nl. (it. duleiäno) ein veraltetes Blas⸗Inſtrument
von Holz, Durch defien Vervollfommnung unfer
Duplum 215
Fagott entſtanden iſt; auch ein Regiſter in alten
Orgelwerken; Dulcie u. Dulcibelle, f. weiblicher
Name: Süße, Schöne; dulzifizieren, ni. verſüßen;
Dulzifitatton, f. die Verfügung; Dulzinee, f.
die Süße, Holde, in fpöttifchem Sinne; zunädjt
Don Quixotes Ermwählte, D. von Toboſo, ein plum-
pe3 Landmädchen.
Dulie, f. gr. (duleia, Dienjtbarkeit) die Verehrung,
Anbetung der Deiligen.
Dult, m. (fein Fremdwort; im Oberd. für Jahrmarkt,
Meile, Feit, got. dulths) Zeit, Kirchweihe (deutjchen
Urfprungs), Jahrmarkt.
Dum, m. arab. (daum, immerwährend) Balmbaum
in Oberägypten, der die Dumfrüchte liefert.
Dumdumgeichof, n. (nach der Stadt Dumdum iv
Indien, den Heritelungsorte) erplodierende, furd;
bar verheerende Gejchojje.
Duma, f. ruſſ. (von dümatj, denken) die Ratsver-
jammilung, dad Rathaus; die Ständeverjamm-
lung; Duma eine3 Orden, j.v. mw. Ordens-
Kapitel.
Dumontſches Filter, bei der Niübenzuderfabri-
farion gebraucht, mit grobförniger Kohle jtatt der
gepulverten.
Sundima, n. türk. (dönänma, Zubereitung, Luſt⸗
barkeit) ein türk. Volksfeſt, das 7 Tage n. 7 Nächte
öffentlich durc) Luſtbarkeiten gefeiert wird nad)
einem großen Giege, der Geburt eines Prinzen,
dem eriten Einzuge eines Sultans in die Stadt ır.
Dunce, m. engl. Ohr. dönß; deutſchen Urſprungs)
ein Duns, aufgeblaſener (gleihjam gedunjener)
Dummtopf (wahr). urjpr. ein Spottname, den
die Schüler de3 Thomas von Aquino denen des
Sohannes Dun3Scotus [gejt. 1308] gaben); Dun—
ciade, f. ein komiſches Heldengedicht von Pope,
eine Satire auf die hlehten Dichter feiner Zeit.
Dünen, pl. (fr. dune, engl. down, kelt. Urjprungs;
ir.-gäl. dün, Hügel, Haufen) Sandhügel am Mee-
resufer.
duo, I. zwei; Bun, n. ein Muſikſtück fiir zwei; vgl.
Duett; Duodecime, f. (v. I. duodecim, zwölf)
Tont. der zwölfte Ton vom Grundton an gerechnet;
Duodẽéz, n. (l. in duodecimo) die Zwölftelfornt,
Bwölftelgröße, nad) welcher ein Bogenin 12 Blätter
geteilt ift; etwas, das bejonders klein ift; 3 B.
Duodeceinal-Maſz, das Zwölfmaß od. Zwölftel⸗
maß; nn D.⸗Shy⸗
ftem, n. zwölfteilige Zahlen- und Sta orDning:
Dnudecimäle, f. Tonf. Figur von 12 Noten,
welchenur fürs von gewöhnlicher Bedeutung gelten;
Duomwalze, f. Zwillingswalze; Duo-Walzwerk,
n. Zwilling3iwalzwerf.
Duodẽnum, nl. (von duodeni, je zwölf) oder Du—
detadattylon, n. gr. der Zwölffingerdarm; dus—
denäl, den Zwölffingerdarm betreffend, dazu ge⸗
hörig; Dnodenitis, f. die Entzündung des 8
fingerdarms.
Duodez, ſ. unter duo; Duodi, ſ. Dekade.
Duodräma, ſ. Melodrama.
Düpe, f., gew. m. fr. (ſpr. düp'; vom landſch. fr.
duppe, ein einfältiger, leicht zu fangender Bogel)
der Betrogene, Genarrte, ein Gimpel, der, meiſt
durch Gutmütigkeit, ä kurz fommt; auch ein Kar-
tenjpiel; Düpieren (duper), anführen, überlijten,
prellen; Düperie, f. Überlijtung, Prellerei.
Duplum, n. lat. das Doppelte, Zwiefache; dupli
poena, die Strafe des Doppelten; etwas in du-
lo ausfertigen, e3 doppelt, in zwiefacher Ab—
chrift ausfertigen; duplieren (dupläre), verdop-
peln; Duplit, f. ni. die zweite Verantwortungs-
wölf⸗
216 : Dur
jchrift oder Antwort des Beklagten auf die Replik
- oder zweite Verhandlung des Klägers, Rückent—
- gegnung; duplizieren, I. (duplicäre, von duplex,
zweifältig) verdoppeln; Ripr. zur zweiten Verant-
wortungsſchriſt Schreiten oder eine Gegenantwort
übergeben; ad duplicändum, zur Beantwortung
der Replik des Klägers, oder zur Schlußverhand-
„lung des Beklagten vor dem Urteile; Duplicätum
od. Duplikäãt, n. eine doppelte Abjchrift von einer
Akte, Doppeljchrift, Abichrift; Duplikatſalz, ſ.
sal polychrestus untersal; Duplitation od.
nl. Duplikatũr, £. die Verdoppelung; Duplifa-
tion des Wiürfels, Grögenl. = Deliſches
Problem (].d.); Dupfikätor, m. I. der Verdopp—
ler einer Kraft; z. B. der Elektrizität, Elektrizitäts—
veritärker; Duplizität, f. (duplicitas) die Doppel-
heit; umeig. die Doppelzüngigkeit, AUchlelträgeret.
Dur, durabel, durante, dureszieren, Durtität
- 26., |. unter durus. :
Duraf, m. ruſſ. (fpr. durcick; v. dürenj, einfältig) der
Narr, Spaßmacher, auch als Schimpftwort, |. v. m.
Dummkopf.
Durbar oder Darbar, n.(perſ. darbär, Wohnung,
fürſtlicher Hof), die Morgenaufwartung bei einem
indiſchen Fürſten; der Staatsrat.
Duro, = Peſo duro, ſ. unter Peſo.
Durra, f. arab. (duraw) die Moorhirſe, eine Art
Hirſe, woraus Brot gebacken wird, in Arabien und
Nordafrika.
durus, a, um, l. hart; dura mater. ſ. unter Ma-
ter; in durius oder in pejus erfennen, Rſpr.
einem Angeklagten in dem folgenden Erkenntnis
größere Nachteile auflegen als in demvorhergeheit-
den; Dur, n. Tonf. die harte Tonart, deren Ton-
leiter duch die große Terz fortichreitet,; Durität
(1. duritas) Büretd, fr. f. die Härte, Strenge; auch
Srobheit; duränte, I.(v.duräre, eig. härten; dann
ausdauern, dauern) während; 3.8. durante lite,
während des Rechtshandels; d. matrimonio,
. während der Ehe; duräbel (T. durabilis), dauer-
haft, nachhaltig; Durabilität, f. die Dauerhaftig-
feit; Duration, f.nl. Heilf. die Verhärtung; du—
reszieren, (l. durescere), ſich verhärten.
Zuſack, m., aucd Buffer (ſlav. tusak), ein ehem.
übliches Furzes, breites, krummes Schwert mit
einer Offnung ftatt des Griffes.
Duft, m. (fein Fremdwort; niederl. engl., angelf.,
altfrief. u. altnord.) Staub, Kehricht (von Goethe
wieder ins Hochdeutiche aufgenommen).
Zuümbir, m., pl. Duumvbiri, I. (v. duo, zivei u.
vir, Mann) Zweiherren, zwei Männer, welche ein
obrigfeitlihes Amt gemeinjchaftlih verwalten;
Duumvirät, n., r. m. (duumvirätus) die Zwei—
herrenwürde.
Dübet, m. fr. (ſpr düwéh; viell. verw. mit Duft)
der Flaum; die Milchhaare; das Wollichte, die
Wolle an Pflanzen und Früchten.
dux, m. (Gen. ducis) der Anführer; Herzog; Tonk.
der Führer, das Thema oder der Hauptjaß einer
Fuge; duce et auspice, unter Zeitung und Bei-
itand (vgl. Auſpex).
dwars, (niederd.) quer, querab, (bei der Seefahrt).
Dyaͤrch, m. gr. (von dyo, zwei) eın Zweiherr oder
eig. Halbherr; Dyardhie, f. die Zweiherrichaft, Re—
gierung zweier Gewalthaber, j.Duumvirat; dy=
aͤrchiſch, zweiherrig; Dyas, f. die Zweiheit, Amei-
zahl, das Baar; Dyadif, f. od. dyadiſches Zah⸗
lenfyitem, die von Yeibniz angegebene einfachite
Berteilung der Zahlen in Klaſſen, bei welcher man
nur zwei Ziffern (1 u. O) braucht.
Dhophyſiten
Dyn, n. gr. oder Dyne, f. gr. (dynämis, Kraft) die
geringite Krafteinheit (durch die ein Gewicht von
einem Gramm in einer Sekunde einen Zentimeter
weit bewegt wird).
Dynameter, n. (aus dem Griech. unvichtig gebildet,
b. Dynamometer, |. d.) Vergrößerungsmeijer,
ein Werkzeug zur Meffung der Bergrößerungstraft
der Fernröhre, Fernrohrlupe,
Dynämis, f. gr. (v. dynamai, ich kann) Kraft, wir-
kendes Vermögen; Dynämik, f. die Kraftlchre,
Lehre vonder Bewegung, Willenjchaftder bewegen-
den Kräfte, ein Teil der höheren Mechanik, Aëkrv—
dynamit, f. Luftbewegungskunde; Gendynamif,
f. Kunde vonder Bewegung der Feſtkörper; Hydrp-
Dyramif, f. Waflerbewegungsfunde; Elektrody—
namif, f. der Teil der elektriſchen Wiſſenſchaft, der
die Wirkung der elektrifchen Ströme aufeinander,
auf fich felbjt und auf Magnete behandelt; dynaͤ⸗
mich, vermögend, viel wirkend, jelbftkräftig, frei-
tätig, durch innere Lebendige Kraft wirfend, entg.
mechanifch; auch die Straftiehre betreffend, dyna⸗
miſches Syſtem od. Dhnamiſtik, diejenige Lehre,
nach welcher die Materie al3 urjprim (ich bemwe-
gende Kraft betrachtet wird und Die Naturerſchei—
nungen zunächſt aus Kräften abgeleitet werden;
Dyuamiker, m. Unhänger dieferXehre, entg. Ato—
mijtifer; Dynamit, n. Sprengfiejelgur, Spreng-
gur, ein durch Vermiſchung von Nitroglygerin (ſ.
dv.) mit einem anderen elaftifchen, poröjen, aber
nicht exploſiblen Körper(gewöhnlich Kiejeigur) her—
geſtellter Sprengſtoff; nimmt man ſtatt der Kieſel—
gur gepulverte, ſchwach gebrannte Holzkohle, ſo
heißt die Miſchung Zelluloſe-Dynamit; Dyna⸗
mogrãph, m. Kraftzeiger, eine ſelbſttätige Schreib—
vorrichtung, die zwiſchen der Lokomotive und dem
erſten Wagen eingeſchaltet wird, um die Wider—
itand3fraft der Dampfzüge zu meſſen; Dynamo⸗
logie, f. die Lehre von den einzelnen Naturträften;
Dynamometer, n. der Kraftmeſſer, eine Vorrich—
tung, um mittels der Elaftizität einer Stahlfeder
Drud- und Zugkräfte, be. der Musfeln, zu meſſen;
Arbeitsmeſſer, ein Werkeug, um die Umfangskraft
eines mechanischen Effeftes (Sefundenarbeit) an
einem, Radius der Riemenfcheibe einer Dynamo—
maschine zu meſſen (mechaniſches Dynamo-
meter); Sternt. der Vergrößerungsmeſſer; vgl.
das Ag Dynameter; Elektro-Dynamo⸗
meter, ein Werkzeug, um den eleftriihen Strom
mittel3 der Wirkung zweier Ströme anfeinander zu
mefjen (von Siemens, ein andered von Hardtmanıt-
Braun); auch ein Werkzeug, un eleftriiche Span—
nungen, Effekte ꝛe. zu meſſen; Dunamometrie, f.
die Kraftmeſſung; dynamomẽtriſch, kraftmeſſend;
Dynamomotor, m. gr.-lat., ein elektriſches Trieb-
werk, das durch den Strom einer Dynamomaſchine
angetrieben wird; Dynamoſtahl, m. Stahl, aus
dem die Feldmagnete der Dynamomafchinen herge-
stellt werden; Dynamoelektriſche Maſchiue, kurz
Dynamomaſchine f. oder Dynamo, f. genannt,
Licht od. Stromerzeuger, Majchine zur Erzeugung
des elektrischen Stromes, Lichtes(Induktionsſtröme)
u. ähnl.
Dynaͤſt, m. gt. (dynästes, v. dynamai, id) kann; vgl.
Machthaber, Herrſcher; im Mittel-
alter: ein Herrjchaft3- od. Rittergutsbeſitzer; Dyne-
jtie, £. (gr. dynasteia) die Herrichaft; bei. der Herr⸗
ſcherſtamm, Die Reihenfolge derHerricher aus einer-
lei Gejchlecht; Dynditiich, einer Herrſchaft oder
Herricherfamilie angehörig od. anhängend.
Dhophyfiten, pl. ar. (von dyo, zivei, und physis,
dys⸗
Natur) eine Chriſtenſekte, welche zwei Naturen in
Chriftus annahm; entg. Monophyfiten.
diys⸗, gr. Vorjilbe, bezeichnet im Gegen] $ von en —
wie das deutſche miß — einen iiblen Yuftand der
Störung od. Erſchwerung in vielen, bei. der Heilf.
kunde Vv Ausdrücken; Dysämĩe od. Dys⸗
ämĩe, (von haima, Blut) kranthafte Beſchaffen—
eit des Blutes, Blutentmiſchung; Dysäſtheſis, f.
1 Stumpfiinn; Byschromato-
. Harbenblindheit; Dyschymie, f. jchlechte
Beichaffenheit des Speijebreies und überh. der Kör—
hie,
perjäfte; Dysenterie, f.(von Enteron, Darm, Ein-
geweide) die Ruhr, rote Ruhr, der Rotlauf; dys—
enterii®, ruhrartig, ruhrkrank.
Dyſis, L. gr. (von dyein, untergehen) daS Unter—
tauchen, Untergehen.
ı®
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Eberreis 217
ustraſie, f. Heilk. ſchlechte Miihung der Säfte,
Schwer- od. Didblütigfeit; entg. Eufrafie; düs—
kraͤtiſch, fchlechtiaftig, ſchwer- oder dickblütig;
Dysopie, oder Dysopſie, f. Schwachſichtigkeit;
Dyspepfie, f. ſchlechte Verdauung, Unverdaulich—
keit, Magenſchwäche; dyspẽptiſch, ſchwerverdauend,
ſchwerverdaulich; Dispeptiker, m. ein Schwer-
verdauender; Magenjchwacer; Dystrophie, f.
ichlechte, mangelhafte Ernährung; Bystycjie, f.
Mißgeſchick, Unfall, Unglüd; Dysurie, f. (v.urein,
harnen) der Harnzwang; auch die krankhafte Be-
Ichaffenheit de3 Harn.
Dziennik, m. 2* (v. dzien, Tag), das Tageblatt,
= Sournal, Sf. D.
G.
Abkürzungen: E in der Naturk. — Elektrizität;
als chen. Zeichen = Erbium; auf dem
jendungen und Rechnungen = Entrepöt, d.h. noch
nicht verzollt (Gegenſatz: A, d. h. acquitte, = Ein-
gangszoll bezahlt); e. €. = exempli causa, e.g.
— exempli gratia, j. Crempel; e. c. auf =
ex commissione, j.d.; E. E. auf englischen Rech-
nungen — errors excepted (vorbehaltlich vor⸗
fommender Srrtümer); & 0. — ex offleio, von
Amtswegen; e. P-=en personne, in Perſon, auf
Vilitenfarten; Ed. = editio
edidit, hat herausgegeben; edd. — ediderunt,
haben herausgegeben; ej. od. ejusd — ejusdem,
j. d.; eod. = eodem, ſ. d.; El. = Elector; Ep.
— epistola od.episcopus; Eq. od. eq. = eques;
Esq. = Esquire, j. d.; ete. — et cetera, und
jo weiter; ets. pP. = et sie porro, und jo ferner;
eXC. — EXeipe, ſ. unter erzipieren, 0d. = ex-
eudit; excel. — exelusivez; ex S. D. = ex se-
natus decreto, nad Beſchluß des Rats; Extr.
— Extrakt; au; — Extraordinarius, ſ. d.
E. auf Münzen bed. für Preußen den Prägort Kö—
nigsberg; im Deutjchen Reich: Dresden; f. Ofter-
veih: Karlsburg; fiir Frankreich: Tours.
e, lat. Vorwort, j.ex; e continenti, e contrario
u. andere Berbind. derart ſ. u. dem Folgeworte.
&agle, m. engl. (ſpr. ihg'l; von fr. aigle, I. aquila)
eig. Adler, eine nordanterifanifche Goldmünze von
10 Dollars, nad) Jebiger Ausmünzung 41,98 ME,
nad) der ältejten Ausmiünz. ungef. 441/; ME. wert.
Earl, mi. engl. (fpr. örrl; angelj. eorl, isländ. und
ſchwed. jarl) Graf (die dritte Adelsſtufe, zwiſchen
Marquis und Biscount; vgl. Duke).
East, m. engl. (jpr. ihft) Often,
oau, f., gew. n. fr. (fpr. ob; von I. aqua) Waſſer;
eau admirable, wunderbares Waffer, ein Gift der
Giftmiſcherin Marquife von Brinvilliers; e. Athé-
nienne, athenijches Wafjer, ein Reinigungsmittel
für die Kopfhaut; e. cosmétique (pr. —tiP),
Schmint- oder Berichönerungswafier; e. d’ange
(ipr. —dängſch), Engelwafjer; e. d’arquebusade
(ipr. —darf'bijad’), Schußwaſſer; e. d’Atirona,
eine feine 6 e.debeaut6
(Ipr. —bohteh), Schönheitswafier; e. de bouquet
(ipr. —bufeh), Blumenſtraußwaſſer; e. de canelle
(pr. —kanell'), Zimmetwaffer; e. de Carmes, f. v.
w. Rarmeliterwafjer; e. de cerises (jps.
Kompakt =
engl. East, fr. Est, d.i. Often; auf franzöſ. Waren-
Ausgabe; ed. —
--$rihf), Kirſchwaſſer; e. de Cologne (jpr. —!o-
loͤnj), kölniſches Wafler, das berühmteite, von J.
M. Yarina verfertigte geiftige Riechwaſſer; e. de
€. double (fpr. —duhbl'), Doppeltes k. W., aus
andern kölniſchen Fabriken, wird in kurzen diden
Slafchen verjendet; e. de fleurs d’orange (ſpr.
—dorangfeg’), Drangeblüten-Wafler;e.deJavelle,
Javellſches Waſſer, Bleichwafler, Fleckwaſſer,
eine nach dem Franzoſen Javelle benannte, zum
Bleichen dienende Flüffigfeit, deren Hauptbeitand-
teil unterchlorigjaures Kali ijt; e. de Labar-
rague (jpr. —rag), unterdjlorigjaures Kali oder
Natron = e, de Javelle; e. de lavande (ipr.
—lawdngd’), Lavendelwaſſer; e. de Luce (Ipr.
—lühß'), Laugenſalzwaſſer, ein jtarfes Riechwaſſer,
nad) feinem Erfinder, einem Apothefer, jo genannt;
e. de mille fleurs (ſpr. — mill'flöhr), Tauſend—
Blumen-Wafjer; e. de muscat (jpr. —misfd),
Musfatwaffer; e. de noyaux (jpr. —ıtoajdh), ge-
branntes Wafjer aus Nußfernen; e. de Perse (ſpr.
a perjisches Waller; e. de senteur (ſpr.
—pangtöhr), Wohlgeruchwafier; e. de vie (jpr.
—wi') ſ. aqua vitae; e. d’or, Goldwaſſer; E.
forte (pr. — fort’), Scheidemwafjer; geäßte Kupfer-
platte, Radierung; e. regale, j. aqua regis.
Ebauche, £. fr. (fpr. eböhjch; vom altfr. bauche,
Wandtünchwerk) der erſte Entwurf, die erjte An-
lage eines &emäldes, einer Zeichnung od. gelehrten
Arbeit (it. abbozzo); Rohwerk (einer Uhr); ebau—
ehieren (fr. &baucher), leicht od. obenhin entwer-
ten, etwas aus dem Groben bearbeiten.
Ebedméelech, m. hebr. männ!. Name, eig. Knecht
oder Diener des Königs.
(penholz (1. ebenus, gr. &bönos, von hebr. eben,
Stein), eig. Steinholz, Pfundholz, Schwarzholz,
das Schwarze, ſehr fejte und ſchwere Kernholz des
Diospyros ebenum, eines oftindifchen und afrifa-
niſchen Baumes; ebenieren, nl. mit Ebenholz aus-
legen; überh. auslegen u. — beizen; Ebeniſt,
m. (fr. ébéniste) der in Ebenholz arbeitet od. ein-
gelegte Arbeit macht; überh. ein Kunſttiſchler, Kunſt—
ſchreiner; &henifterte, f. Kunſttiſchlerei.
Ebenezer,.n. hebr. (v. eben hoaser, Stein der Hilfe,
nad 1. Sam. 7,12) Denk» und Danfmal für eine
erfahrene Hilfe.
— Eberrute, umged. aus Abrotänum,
berraute.
Eberreis Ebenreis, Eherig — Eberraute.
218 Ebioniten
Ebioniten, pl. (von dem hebr. ebjonim, d. i. die
Armen, urjpr. jüdische Benennung der Chriiten
überhaupt) eine im 2. Sahrh. in Paläjtina ent-
ftandene chriftliche Sekte, die zugleich das moſaiſche
— beobachtete und an der Gottheit Chriſti zwei⸗
elte.
Eblanin, n. od. Ehlanit, ın. ein gelber, kriſtalliſier—
barer, im rohen Holzgeift enthaltener Farbeſtoff
= Pyroranthin.
eblouieren (ipr. ebiuieren), fr. (Eblouir; v. althochd.
blödi, blöde) blenden, verblüffen; eblouiert, ge-
blendet, bejtürzt; ebloniffant (ſpr. — hang), blen—
dend, verblendend.
&bn, m. arab. (ebn, ibn; vgl. Aben) der Sohn (vor
einem andern Namen, & B. Ebn Ali; zwijchen zwei
Namen jchreibt man Ben, 3. B. Mohammed Ben
Muitafa).
Ebonit, n. (abgeleitet vom engl. ebony, Ebenholz)
1. eine Art fünftliches Ebenholz; 2. Vulkanit, Ver-
bindung von Kohlen» und Waſſerſtoff, die durch
Kneten und Erhigen mit Schwefel „vulfanifiert”
und dann „horniliert” (f. Hornifieren) wird, hor⸗
nifierter Kautſchuk, Hartgummi, Gummihorn;
dieje jchivarze und glänzende Maſſe wird 3. B. zu
Setihmud ni d.) verwendet.
ebrandieren, fr. (ipr. ebrangfchieren; vgl. Bran-
che) ausjäen, ausäften; Ebrandhement, n. (ipr.
ebrangih'mäng) die Auzäftung.
ebranlieren (jpr. —brang—), fr. (ebranler, von
branler, wanien, ſchütteln; vgl. branlieren) er-
ſchüttern; Ghranlement, n. (ſpr. ebrangl'mdng)
die Erjhütterung, der Stoß.
Eprietät, f.1. (ebriötas, von ebrius, betrunken) die
Trunkenheit, der Rauſch; Ebrioſität, f. (1. ebrio-
sitas) die Trunkſucht. i
Ebrillade, f. fr. (jpr. ebrillidd’; vom it. briglia,
althochd. britil, altfr. bridel, Zaum, Zügel) Reitt.
ein Rud mit dem Zügel, wenn das Pferd fid) nicht
wenden will.
ebullieren, l. (ebullire, v. bulla, Wafferbiaje) auf-
wallen, Blaſen treiben; Ebullition, k. nl.das Auf-
wallen, Auffochen, Aufſieden einer Flüſſigkeit durch
Iße auch der Ausſchlag kleiner Hitzblattern am
eibe; Ebullioſtop, n. l.gr. Siedepunktmeſſer, ein
von Broſſard⸗Vidal angegebenes Inſtrument zur
Beſtimmung des Alkoholgehaltes weingeiſtiger
Flüſſigkeiten durch Beobachtung ihres Kochpunkts.
ebur, un.l. (v. altägypt. ebur, Elefant, lanzfr. ibha)
das Elfenbein; ebur fossile, verjteinerte Mam-
mutszähne; ebur ustum, gebranntes Elfenbein.
Ecaille-Arbeit oder bloß Ecaille, f. (ſpr. edj’; v.
fr. Ecaille, it. scaglia, Schuppe, u. dieje3 von dem
althochd. scala, Schale) ſchuppenähnliche Malerei
auf Porzellan u. Tapeten; auch Schildkrötenſchale
zum Auslegen von Schmuckwaren ıc.
Ecarlate, £. fr. (ſpr. efarläht’; von perf. sakarlät,
jansir. surakta, tief gefärbt, hochrot) Scharladh,
Scharlachrot, Scharlachfarbe.
ecartieren, fr. (Ecarter, urſpr. escarter = it. scar-
täre, v. carta, flarte) eig. im Kartenjp. einige Kar—
ten ablegen od. wegwerfen, um andere Dagegen zu
nehmen oder zu faufen; überh. ausjchießen, aus—
merzen; entfernen, abjondern, auf die Geite fchaf-
fen, zeritreuen; cart, m. (jpr. efdhr) die abgelegte
und dagegen gefaufte Karte: Börfenfpr. der Unter-
ſchied zwiſchen dem Zage3- u. dem Lieferungskurs;
Ecarté, n. ein Kartenſpiel, von 2 Perſonen mit
32 Karten gefpielt; Gcartement, n. fr. (ipr.
—mang), der Verzug, dad Ausmerzen (in der
Flachsſpinnerei).
echappieren
Ecebolia, f. Ekbolia.
occo homo, l. „ſieh, welch ein Menſch!“ nach Lu—
thers Uberſetzung (Joh. 19, 5), eig. aber: „da iſt
der Mann“; als Hauptwort: ein Eccehoͤmo, n.
Malerk. ein Bild des leidenden Jeſus mit der Dor-
nenirone in dem Zuftande, worin Pilatus ihn mit
jenen Worten den Juden vorftellt.
Eecentrieität, |. Erzentrizität; Gehymone,
Ecchymoſis, |. Efhym—.
ecclesia, £. I. (eig. Volksverſammlung, vom gr.
ekklösia) die Kirche; o. cathedrälis, biſchöfliche
Kirche; o. Mialis, Tochterfirche; e. mater, Mut⸗
terfiche; e metropolitäna, Yauptliche, erz-
biſchöfliche Kirche; o. militans, vie ftreitende
Kirche; e. pressa, unterdrückte Kirche, oder Die
Kirche im Drud; e. regnans, die herrichende
Kirche; e. triumphans, triumphierende Kirche; e.
vAgans, eine umherjchweifende od. Gaſtgemeinde,
die nicht eingepfarrt iſt; e. viduäta, die verwaiſte,
erledigte Kirche; Eceleſiärch, m. gr. ein Kirchen—
vorjteher, Kirchenherr, der Aufjeher über die Kir-
hen und die Ordnung des Gottesdienstes in der
geied). Kirche; Eccleſtarchie, f. Kirchengewalt,
irchliche Herrichaft; Kirchenauffiht; Eccleſtäſt,
m. (gr. ekklesiästes) od. Eccleſiaſticus, m. l. ein
Geiſtlicher oder Kirchendiener; &eclejidjtes aud)
Salomos Buch, der Prediger genannt (ſ. Kohe—
leth); &ecleiiaitiens aud das Buch Jeſus Ci-
rach in der Bulgata; eccleſtaſtiſch, kirchlich, geiit-
fi; ecelesiastiea, pl. Kirchenſachen; &ecleild-
ſtit, k. die Kirchenlehre; ecelesiastical titles act,
T engl. (pr. eckliſiäſtikäl teit’Is äkt) Geſetz über die
Be Titel, 1851 gegen Einführung der katho—
iſchen Bifchöfe in England erlaſſen.
Eecliſis, ſ. Ekkliſis; Geerifis, |. Ekkriſis ꝛc.
ecco! it. (= |. ecce) ſiehe! ſieh dal
Echafaud, n. fr. (ſpr. eihafsh), ſ. Schaf ot; Echa⸗
faudage, f., r. n. (ſpr. —dahſch) das Aufſchlagen
eines Gerüſtes; Krgsk. ein Gerüſt, Pfahlgerüſt.
echalaſſieren, (ſpr. eihal—), fr. (Echalasser, von
echalas, Pfahl, Rebpfahl, gr. chäraks) mit Pfäh—
len verjehen, anpfählen (Weinftöde). |
Echaloͤtte, f. fr. (ipr. eih—) ſ. dv. w. Schalotte
(j. d.), die Lauichzwiebel; ein Schnarrzüngelchen bei
Orgelpfeifen. Wii k
erhampieren, fr. (echampir, échamper, jpr.
eihangp—; v. champ, das Feld) Mal. durch Licht
und Schatten vom Grunde hervorheben.
echangieren (ipr. —— fr. (echanger;
vgl. hangieren) auswechſelu; Echange, m. (ipr.
eſchaͤngſch) Taufch, Auswechjlung.
echankrieren (ipr. eſchangke), fr. (echancrer, v.
l. cancer, Krebs, ml. Zange, Krümmung) aus»
ichmeifen, aushöhlen, bogenfürmig ausſchneiden;
Chancrüre, f. runder Ausſchnitt, Aushöhlung,
Ausjchmweifung.
Fchanſon, m. fr. (fpr. eihangköng; aus dem deut-
—— entit., althochd. scencho) der Mund⸗
ſchenk.
Echantillon, n. fr. (pr. eſchangtijoͤng; Dim. zu dem
veralteten echantil, Maßſtab, v.altfr. chant, diſch.
Kante, Rand) die Probe, dad Muiter.
ehappieren, fr. (&chapper; ſpr. —jhapp--; it.
scappäre, scampare) davonlaufen, entrinnen;
Gchappäde f. ein Fehlſchnitt, Fehlſtich bei Kupfer-
ftecyern, wenn der Grabſtichel ausgleitet; überh.
eine Flüchtigkeit, Übereilung; Gchappatoire, f.
(ipr. —todhr) die Ausflucht, ein Vorwand; Echab⸗
pement, n. (fpr. —mdng) das Entweichen, Aus»
reißen; hei Uhrwerken die Hemmung, das Stoß-
Echarpe
werk, d.i. derjenige Teil, welcher die Schwingungen
des Regulator3 (Pendel oder Unruhe) zäylt und
fomit die Zeit abteilt.
Echarpe, f. fr. (ſpr. eſchäͤrp', Schärpe, urjpr. die
dem Pilger um den Hals hängende Taſche, v. alt»
hochd. scharpe, Taſche, Querſack) die Schärpe, Feld»
oder Reibbinde, der Gurt; ein Querhieb; Mod. ein
ſchmaler Schal von Flor oder ähnlichem Stoffe;
Krgsk. en Echarpe beſchießzen, d. i. in ———
Richtung; echarpieren (fi. écharper), ſchräg be-
ſchießen, quer hauen, ſeitwärts angreifen.
Echaudg, m. fr. (jpr. eſchodeh; von chaud, warnt)
ein Windbeutel, eine Art Badwerk.
echauffieren (ipr. eihof—), fr. (Echauffer, prov.
escalfar, vom l.calefacere) erhigen; zornig od. uns
geduldig machen; echauffiert, erhigt; echauffant,
en Echauffement, n. (ſpr. eihofmäng) die
rhigung.
Echéance, f. jr. (ipr. eiheangh’; mi. excadentia;
vgl. Chance) die Berfallgeit eines Wechjels.
6chec, m. fr. (ſpr. eſchek) Schady (f. d.); auch Stoß,
Schlappe, Nachteil, Verluſt; &chees, pl. da3
Schach, Schachſpiel, die dazu gehörigen Steine; en
echee Halten (ſpr. an ejcheh), Krſpr. den Feind
immer in der Klemme oder in Zucht halten, jo
daß er zu feinem eignen Plane fommen fanı;
&chiquier, m. (pr. ejchidjeh) das Schachbrett;
Kripr. die Khachbrettförntige Truppenitellung, wo
die hinteren Abteilungen auf die Zwilchenräume
der vorderen treffen; en Echiquier (fr. an—),
eig, ing Kreuz, 4. B. vorjchreiten, ab-
ziehen.
echelle, £. fr. (ſprich: eſchell'; altfv. eschele, prov.
escala, vom lat. scala) die Leiter, Tonleiter; aud)
der Mapitab, wonach eine Aeiimung gefertigt ift,
verjiingter Maßfiab; echelles, pl. die Haupt-
Handelspläge und Stapelpläge im Morgenlande
(echelles du Levant); en Echelon (pr. an eſche
löng), Kripr. leitermäßig, ſtaffelweiſe od. in kleinen
aufeinanderfolgenden Abteilungen marjchieren od.
vorrüden ; Echelon, m. fr. (Echelon), Staffel; eche⸗
lonnieren (fr. &chelonner), Truppen ftaffelweije
aufitellen.
Echemythĩe, f. ar. (v. Echein, halten, und mythos,
die Rede) die Kunſt zu Schweigen, Schweigfamteit.
Echebeau (pr. eſchwo) oder Echet (ipr. eſcheh), m.
jr. der Strähn, die Dode, franzöſiſches Garnmaß
— 1000 m; Edevette, f. fr. (pr. ejchwett), das
Gebinde — 10V m.
Echidna, €. gr. Fabell. ein väuberifches Ungeheuer,
halb Jungfrau, halb Schlange, Mutter des Cer-
beru3, der Scylla, Chimära 2c.
Echinus, m. gr. (echinos) der Igel; der Seeigel;
auch der Wuljt od. Viertelſtab, Pfühl, Koliter; ein
Ben an ionifchen Säulen zwiſchen Schaft und
bakus (j. d); Echinanthiten, pl. verjteinerte
Rojenigel; Echinit, m. ein verjteinerter Seeigel;
Ehinocdccus, m. Blaſenwurm, Hülfenwurm,
eine Vorſtufe des Bandwurms; Echinodermen
od. Echinodermiten, p(echinodermãta)Stachel⸗
— das ganze Geſchlecht der Seeigel und See—
terne; Echinviden, pl. Seeigel, mit Stacheln be—
jeßte und mit einer falfigen Schate umgebene, meift
apfelförmige Seetiere; Echinophthalmie, f. Heilk.
ugen-Rauheit oder -Entzündung; Echinops, f.
Bot. die Kugeldiftel; Echinoſphäriten, pl. fugei-
fürmige Geeigelfteine.
Schiquier, ın., j. unter Echec.
Echium, n. gr. (Echion, von Echis, Natter, Otter)
Natterkopf, eine Pflanzengattung.
Ecumeur 219
en, n. gr. (&chO, f. überh. Schall) griech. Fab. eine
Nymphe, die der Gram unerwiderter Xicbe zu dem
jhönen Narzifjus bis zu einem Hauch verzehite,
dem nur noch eine erwidernde Stimme blieb; der
Widerhall, Nahhal; Echometer, n. ein Scali-
mefjer, ein Wertzeug zur Meſſung der Dauer des
Schalles; Ehometrie, f. die Schallmeſſung; ehö=
niſch, r chödifch (griech. echödes), widerhallend;
Echoſtöneẽ, k. Heilk. ſ.v.w. Auskultation; Echo—
ſtopium, n., j. v. w. Stethoffop.
eclaircieren (ipr. eklärß —; fr. Eclaireir, von clair,
far), far machen, aufklären, erhellen; erläutern,
aufhellen; Eclairciſſement, n. (jprich: eflärkifj'-
mäng) die Auftlärung Erläuterung; beſ. pl. Eclair⸗
eiffements, Aufſchlůſſe; eclairieren (pr. etlär— ;
fr. eclairer, lat. exclaräre), erleuchten, erhellen;
Eclaireurs, pl. (jpr. efläröhr,Kripr. VBortruppen,
Plänkler, bej. leichte Reiter, die das Terran Har
machen; das Rekognoszierungsſchiff; Eclair, m.
Kochk. ein Blitzkuchen; Eclairage, f. (ſpr. — ſch),
Beleuchtung.
eclampsia, ſ. Eklampſie.
Geletiiter, Eclipſe, Ecloge, ſ. EEl—
école, £. fr. (jpr. ekol'; v. lat. schola) Schule; 6colo
de droit (pr. —drod), Rechtsſchule; 6. d. méd6-
eine (jpr. —Bihn’), arzneiwiſſenſchaftliche Schule;
6. militaire (ſprich: —tähr), eine Kriegsſchule;
6. mutuelle (fpr. —mütüell), Schule des wedjjel-
jeitigen Unterricht3, Lankaſter-Schule, 1. d.;
€. polytechnique (jpr. —ni?’), allgemeine Kunit-
und höhere Gewerbeſchule zu Paris, vgl. poly-
techniſch; 6. vetsrinaire (jpr. — weterinähr'),
eine Tierarzneiſchule. A
ecorchieren (prich: ekorſch —), fr. (corcher, ſpan.
escorchar, it. scorticäre, ml. excorticäre, v. |. cor-
tex, die Rinde) ausjchälen, abhäuten, ſchinden; un-
eig. überteuern, prellen ; aud) gewaltſam behandeln,
radebrechen 3. B. eine Sprade.
ecornieren, fr. (Ecorner; von corne, Horn) die Hör—
ner abjtoßen; jchmälern, verringern.
Ecoſſaiſe, ſ. Ekoſſaiſe.
Ecoute, £. fr. (jpr. efüht’; von écouter, hören, lat.
auscultäre, it. ascoltäre) Krſpr. ein Horchwinkel,
Horch- od. Yauergang; 6eoutez (pr. efuteh), hört!
hören Sie! &contille, f. (pr. efuttj) die Luke in
dem Verdeck eines Schiffs.
ecphronia, j. Efphronie.
ecrafieren, fr. (6craser, ſchwed. krasa, zerdrüden)
zerquetichen, zermalmen, vernichten; Gerafg, u.
ein weiter Tanzichritt; Glanzleder.
ecretieren, fr. (ecröter, v. crete, ſ. d.) Kripr. ent-
fammen, den obersten Teil abſchießen.
&critoire, f., gew. n. fr. (ſpr. —todhr; von Ecrire,
l. scribEre, jchreiben) ein Schreibzeug; &eritüres,
pl. Schriften; Ecrivailleur, m. (jpr. —wajöhr;
‚von Ecrivailler, ſchmieren, ein Bieljchreiber.
Ecrivain, m. fr. (jprich: —wäng), der Schreiber,
Scriftjteller.
6eru, fr. (jpr. — früh) roh (von einem Zeug, Stoff,
z. B. Seide, Garn, Wollitopf 2c.) ungebleicht ( Garn,
Seide 2c.), naturfarben; Rohſeide, Baſtſeide.
Eeſtaſis, ſ. Ekſt.; Ecthyma, ſ. Ekth.
Ecu, m. fr. (fpr. eküh; eig. ein Schildtaler, vom lat.
gcutum; Schild; it. scudo), eine big 1795 geprägte
franz.Silbermünge, einTaler, durchſchn. = 4°, ME
&cumenv, m. fr. (ipr. efümöhr; von écumer, ab-
ſchäumen; althodyd. schm, Schaum, lat. spuma)
eigenti. ein Abjchäumer; ein Schmaroger; ein See-
räuber (&eumeur de mer), $reibeuter; ein Schrif!-
plinderer.
220 Ecuſſon
Eeuſſon, m. fr. (ſpr. edüſſong; vgl. Ecu) das Wap—
penſchild; Ecuher, m. (pr. eküijeh; it. scudiero)
urſprüngl Schildträger, Schildfnappe; dann Stall-
meifter u.vornehmer Begleiter zu Pferde ; Ecuher⸗
Stiefeln, über das Knie hinaufgehende Reiter-
ſtiefein; Ecuhere, f. fr. (ſpr. efüijär), die Kunft-
reiterin, Scyulreiterin.
Edag, m. 1. (von edere, effen) ein Freſſer; Edaei⸗
tät, f. (l. edacitas) die Gefräßigfeit.
Edda, f. isländ. (d. i. Poetik, ſprachlich verwandt
mit nord. ödr, d. i. Dichtkunſt) ift der Titel eines
Handbuchs für junge nordiſche Dichter (Sfalden),
das Snorri Sturlefon vorwiegend in Broja
im Beginn de3 13. Jahrhunderts verfaßte und mit
zahlreichen Beijpielen aus der altnordiichen Götter-
und Heldenjage ausstattete (die proſaiſche Edda
oder Snorras Edda); der Name dieferprofaiichen
Edda wurde von dem Biſchof Brynjslf Sveinsſon
auf ein von ihm im Jahre 1643 gefundenes älteres
poetiihes Werf, in dem man die Duelle Snorris
erfannte, übertragen (poetifhe Edda), und man
verjteht nun unter Edda und Eddaliedern die
alten norwegiſch-isländiſchen Götter- und Helden-
lieder überhaupt. [oder Edmund.
Eddy, engl. (Eigennante), Abfiirzung von Eduard
Eddhismus, m. engl., daS Gejundbeten, religiöſes
Syitem einer von Mary Eddy in Amerika be-
gründeten Sefte (= Christian science, ſ. d.).
ede, bibe, lude, l. ih, trink, fpiele!
Eden, n. hebr. das Paradies, Luſtgefild, eigentl. die
Wonne, Luft.
edentäta, [. pl. (v. dens, Zahn) Zahnlofe, Säuge-
tieıe ohne Vorderzähne, wie Saultiere, Schuppen—
tiere ꝛc.
Edgar, m. angelſ. männl. Name (angelf. eäd, Be-
— und gär, Ger, Wurfſpieß; vgl. Edmund)
Wurfipieß oder Beſchützer des Befigtums.
Edhemiten, pl. (fo genannt nad ihrem Stifter
Ibrahim Edhem) mohammedaniſche Prediger-
mönche, teils in Klöftern, teils in Wüſten lebend.
Edikt, n. lat. edietum (von edicere, herausſagen,
befannt machen) bei den alten Römern: der öffent-
fihe Anjchlag des Prätors wegen feiner Amtsfüh—
rung in nächſtenJahre: „das prätoriſche Edikt“,
eine der berühmteſten Quellen der Ausbildung des
römiſchen Rechts; überh. ein Befehl, Erlaß, eine
Verordnung; Ediktäle, n. od. Ediktäl-Zitation,
f., pl. Edittalien, auch edietäles (litterae), eine
obrigteitliche od. gerichtliche öffentliche Vorladung;
öffentliche Aufgebot; per edietäles, Rſpr. durch
öffentliche Borladung oder Einberufung; edieta-
liter zitieren, gerichtlich oder öffentlich vorladen;
Ediktalladung, öffentliche gerichtliche Borladung
ſolcher Perjonen, deren Aufenthalt unbekannt ift,
auch Ediktalzitation.
edieren, I. (edere herausgeben; ausliefern; Edi⸗
tion, f. (editio) die Herausgabe; Ausgabe eines
Budes; Ripr. gerichtliche Vorlegung und Mittei-
lung; e. princeps, die erſte Ausgabe, der ältefte
Abdrud eines alten Scriftitellers feit Erfindung
der Buchdruckerkunſt; auch Hauptausgabe, beite
Ausgabe; Editor, m der Herausgeber; edltorietl,
vom Herausgeber herrührend oder ihn betreffend.
Edifons Coulombzähler, m. (v. Edifon erfunden,
vgl. Coulomb) ein Zınfvoltameter, bei dem fich
Binfpfatten in Zinfvitriollöfung befinden und bei
dem die Gleftrizitätsmenge aus dem Gewichts—
oerluſt der Anode (f. d.) berechnet wird.
Effelt
Edmund, m. angelſ. (von eäd, altſächſ. od, Reich—
tum, Vermögen, u. mund, Schuß, Schirm) männl.
Name: Beichirmer od. Befchüger des Vermögens;
Eduard, Edward, m. — (von weard,
Wächter) männl. Name: VBermögenswart oder
Wächter, altd. Odoardo.
edoifieren, fr. (Edosser) plätten, ebnen.
Edulation, f. (educatio) Erziehung; Edutations⸗
rat, Erziehungsrat; Edukätor, m. Erzieher.
Edükt, m. l. edüctum, von educere, herausführen
od. ziehen) der Auszug, das Ausgezogene; Scheide.
ein aus einem Körper ausgejchiedener (al3 Be—
Itandteil ſchon vorhandener, nicht erjt durch den
Borgang erzeugter) Stoff, entg. Broduft; Liefer—
gut, Liefererz; Eduktion, f. Auslaugung.
Ednfien, pl: !. (edulia, von edöre, eſſen) Eßwaren.
edulforieren, mi. (v. I. duleis, ſüß) Scheidef. ver-
jüßen; ausfühen, Saft ausziehen; Edulkoration,
f. die Verſüßung; Saftausziehung; Edulkorator
oder Edulkator, m. der Saftauszieher, Ausjüher.
Efendi, m. türk. (entjt. aus dem gr. authentes, un-
umſchränkter Here, Gebieter, neugriech. ausgeipr.
awfentis) Herr, Titel eines türk. Staatsdieners u.
Gelehrten, bei. Rechtsgelehrten od. Auslegers der
Geſetze; Reis-Efendi, m. (v. dein arab. reyis, reis,
Kopf, Oberhaupt, der Erſte) der türk Reichskanzler
und Minifter der auswärtigen Angelegenheiten.
eifacieren (jpr. — Bi —), fr. (effacer) eig. das Geficht
oder Ausfehen (face, Tat. facies) entjtellen: aus-
löſchen, verwiſchen, vertilgen.
effariert, fr. (effare, v. l ferus, wild) beſtürzt, ver—
ſtört, verblüfft, außer ſich.
Eſſfekt, ın. I. (efféctus, v. efficere, bewirken) pl. die
Effelte, die Wirkung, der Erfolg; in der Natur—
fehre: die in einer Sekunde geleijtete od. verbrauchte
Urbeit, Sckundenarbeit, Zeitarbeit, Arbeitsftärke,
nd in eff6etu od. fr. en effet (pr.annefäh),
in der Tat, wirklich; chemiſcher Effekt, Wirkung
der chemiſchen Verwandiſchaft, die einen Verluſt
der Eigenschaften bedingt, an denen die zu einer
Verbindung gelangenden Stoffe zu erkennen find;
auch eine Atomverbindung, die neue Moleküle zur
Folge hat; Heizeffeft, Lichteffelt zc., Heigkroft,
Leuchtfrait, Lichtwirkung; Nutzeffekt, wirklicher
Gewinn; Nominaleffelt, Soll-Leiltung; der an—
genommene Gewinn, die berechnete Leiltung; To—
taleffekt, Geſamtwirkung, Oejamtleiftung, Knall⸗
efreft, Überrafhung, Schlager; theoretiſcher Ef⸗
feft, rechnungsmäßige Leiltung; elettrptonischer
Effelt (vgl. Eleftrotönus) erhöhte oder ver-
änderte Neizbarkeit eines Nerven unter dem Ein-
fluß des eleftrifchen Stromes; Effektkurven, pl.
Leiſtungskurven, d. i. folche, die gleichen Werten
des eleftriichen Effekts entiprechen; thermo⸗-elek⸗
triſcher Effekt, Hervorrufung einer elektromoto—
riſchen Kraft durch ungleiche Erwärmung der Löt—
ſtelle zweier verſchiedener Metalle; Effektzwiru,
m. Zierzwirn; die Effekten, pl. (fr. effets) Güter,
Vermögen, Habe, Gepäck, Reiſegepäck; Kfipr.Wechfel;
auch ſ. dv. w. Staatseffekten, Staatspapiere Wert—
papiere; Effekten-Konto, n. die Rechnung eines
Staat3papierartifels im Hauptbuche; E.-Kurs,
j. Kurs; G.-Handel, Handel mit Staat3papıeren;
effeftin (1. effectivus), ala Adverb auch effective
oder effectivement, fr. (fpr. effeftim’mang wirf-
lich, in der Tat; Effektivſtand oder Effektiv—
beitand, de3 Heeres, die wirklich zum Kriegsdienſt
eingezogenen und unter der Fa Eine teßenBen Mann-
ihaften; der Iſtbeſtand; Effeltivnutzen, reiner
Edĩtha, f. weiblicher Eigenname; auch ein Stoffzu |
Mußen; effeftive Ware, die ſofort vom Berfäufer
WKintermänteln.
effeminieren
zuliefern ift; effektnieren (fr. effectuer), verivirk-
lichen, zustande bringen; ausführen, liefern; Ef—
eltnierung, f. Ausführung eines Auftrags oder
Borhaben®.
effeminieren, lat. (effeminäre, von femina, Weib)
verweichlihen; &ffemination, f. die Verweich—
lihung; weibijches Wejen.
Effendi, richtiger Efendi, ſ. d.
effervefzieren, I. (effervescäre, v. fervere, wallen,
braufen) aufwallen, aufbraufen; efferveizent, (1.
effervöscens), aufbraufend; &fferbeizentig, pl.
aufbraufende Stoffe, Braufemittel; Efferveſzenz,
f. nl. das Aufwallen. {
Effeftufation, f. ml. (von [. festüca, Halm) im
deutichen Recht: eine finnbildliche Übergabe eines
unbeweglichen Grundſtücks durch Darreichungeines
abgefchnittenen Reiſes oder Spane2. —
effizieren, I. (efic&re)bewvirken zeffizient(efficiens),
wirtſam; efficiens causa, j. causa; &ffizienz,
f.(efficientia) die Wirkſamkeit; Effikazität, f. (efi-
cacitas) die Wirkſamkeit, der Nachdrüuck.
effizies, f. I. (v. efüngere, herausbilden) das Bild-
nis, 3.8. einen in effigie, d. i. im Bilde verbren-
nen, aufhängen 2c.
effilieren, fr. (efüler, v. fil, [. filum, Faden) Fäden
auszupfen; Effilé, n. eine Franje, Zwirnfranſe;
ein Trauertuc, mit Sranjen bejest; Effilüre, f.
die Ausfafung, das Ausgefafte am Zeuge.
Efflation, f. nl. (v. effläre, heransblafen) das
Aufitogen aus dem Magen.
eiflenrieren (pr. —flöc—), fr. (eflleurer, dv. fleur,
die Blume, uneig. was obenauf ist, wie Kahm auf
dem Weine, Rahm auf der Milch) leicht auf der
Oberfläche berühren oder jtreifen, obenhin be-
handeln.
effloreſzieren, I. (efllorescöre, dv. Horescere, zu
blühen anfangen, aufblüben, Horere, blühen) auf-
blühen, ausschlagen (auf der Haut); bejchlagen,
auswittern, ausblühen (v. Salzkriftallen); Efflo⸗
reizenz, f. nl. Bot. das Aufblühen, Blütezeit;
Kedef. die Redeblumen; Heilf, der Hautausſchlag;
Scheidef. der Anflug, Beichlag, das Hervortreten
von Salzkriftallen auf der Oberfläche fejter Kör—
per, 3.8. an Wänden, die zur Bildung jalpeter-
jaurer Salze geeignet find; in galvanijchen Ele-
menten das Ausſcheiden von Ariftallen, die ſich
am Glas infolge der VBerdunftung des Waflers
anjegen, das jogenannte Kriechen der Salze.
effluieren, I. (effluere) ausſtrömen; verflichen, ver-
ſchwinden; Effluvpium, n. lat. (von lat. efiluere,
herausfliegen) das jtille Schwach Teuchtende oder
auch unjichtbare Ausitrömen hochgefpannter Elef-
trizität aus Spitzen (Glimmlicht im St. Elmsfeuer,
Büſchellicht) pl. Effluvien, Ausftrömungen, Aus-
dünftungen; Abwäſſer; Abflußjtoffe; &fffnpie-
BernBt«, f. Erzeugung photographiicher Bilder in
er Dunkelheit durch Glimmlicht; Effluxion, f.
nl. das Ausfliegent.
effodieren, I. (effodere) ausgraben; Effoſſion, f.
(effossio) die Ausgrabung.
Effort, m. fr: (jpr. efföhr; von s’efforcer, ſich an-
ſtrengen; val. Force) die Anſtrengung, das Beitre-
ben; pl. Efforts, (ſpr. efföhrs), Anjtrengungen;
jih einen Effort oder Effort3 geben, fid)
anjtrengen, alles aufbieten.
Effrattion oder Effraftür, f. jpätl. (effractüra, v.
effringere, aufbrechen; frangöre, brechen) die Auf-
bredung; Heilf. gewaltfame Schädelverlegung;
Eifräftor, m. ein Verbrecher; der einen Diebſtahl
durch Einbruch begangen hat, ein Einbrecher.
Eglomije-Malerei 221
effrahieren, (jpr. —freji—), fr. (effrayer, prov. es-
freidar, I. gleich}. exfrigidäre) durchfchauern, von
frigidus, kalt) erjchreden, in Angit jegen; effrah—
ant (ſpr. effrejäng), jchrecklich, entſetzlich.
Effrenation, f. I. (effrenatio; v. effrenäre, entzii-
geln; frenum, Zügel (die Zügellofigteit; effreniert,
zügello3, ausgelafien.
effronté, fr. oder effrontiert (ipr. effrong—; von
front, Stirn) unverſchämt, ſchamlos; Effronterie,
f. Unverfchämtheit, Frechheit.
effrohable (ſpr. effroajdb’I; vgl. effrayieren) und als
Adverb effrohablement (ſpr. —mäng), fr. ſchau—
derhaft, abſcheulich.
Effulguration, f. nl. (v. fulguräre, bligen, fulgur,
Blitz) das Aufleuchten, Aufbligen; die Aufhellung,
Erleuchtung.
effundieren, I. (effundere) ausſtrömen, ausgießen;
Effuſion, f.(effusio) Erguß, Ausgiegung, dag Aus-
itrömen, z. B. des Lichts; das Ausbrechen einer
Leidenschaft 2c.: Effniingeftein, n. Ergußgeitein;
Effuſor, m. Ausflüßtrichter, Ausflußleitrad.
Efod, j. Ephod.
egal, fr. (v. I. aequälis), gleich, gleichförmig, eben,
magerecht; gleichviel, gleichgültig, einerlei; ega—
lieren oder egalifieren (fr. Egaler u. Egaliser),
gleich machen, ausgleichen; Egalierung, Enali-
flerung oder Eggliſation, f. die Ausgleichung,
Gleichmachung; Egalifater, m. lat. der Aus-
gleicher, ein Transformator, der in den elektriſchen
ouptfirom eingefchaltet it und die Spannung der
anderen Tranformatoren fontrolliert und aus-
gleicht; Egaliſierbank, f. Feindrehbank; Egali—
jeur,m.(jpr.—jöhr) ein Gleichmacher; Egalitat, £.
Gleichheit, Gleichmäßigkeit, fr. &galite, Sleichheit,
da3 befannte Schlagwort politiicher Schwärmer
in der franz. Revolution (vgl. Kommunismus).
Egard, m. = (ſpr. egaädr; v. garder — warten,
acht Haben, hüten, beobachten, althochd. warten)
Anſehen, Achtung, Rückſicht; en 6gard (fpr. an—),
in Rückſicht, in Betradıt.
egarieren, fr. (Egarer, außer acht laſſen, v. garer,
prov. garar, acht haben) irre fiihren, irre machen,
ih enarieren, jich verirren; egariert, verwirrt,
zeritreut; Egarement, n.(jpr. egar'mang) die Ver—
wirrung, der Irrtum; die Zerſtreuung, Geiſtes—
abweſenheit, Verriidtheit. *
egahieren (ſpr. egejieren) fr. (Egayer, v. gai, fröh—
lich; vgl. gajo) ergötzen, erheitern.
Egéria, f. Name einer altitaliſchen Quellnymphe
oder Kamene, nach deren Eingebungen Numa, der
zweite König von Rom, feine Gejege erließ; daher
uneig. die vertrauliche Ratgeberin eines Fürften;
— ein Aiteroid, 1850 durch de Gasparis ent-
edit.
egerieren, !. (egerere; vgl. gerieren) ausführen, ab-
führen; &geft, m. (I. egestus) Ausflug, Abgeführ—
tes; &geftion, f. (l. egestio) die Nusleerung, Ab—
führung durch) den Stuhlgang.
egerminieren, |. (egerminäre; vgl. germinieren)
aufteimen, aufjprofjen, ausjchlagen.
Egeſt, Egeſtion, j. unter egerieren.
Egide, ſ. Agide. ä—
eglandieren, nl. (v. glans, Eichel, Verkl. glandüla,
Drüſe) eine Drüſe ausſchneiden.
Eglantine, £. fr. (entit. aus aiglantine, v. aiguille,
= el acuculentus, jtachelicht) die wilde Heden-
toje.
Egliſe, f. fr. (v. gr. ecclesia, f. d.) die Kirche. _
Eplomife-Maleret, f. (pr. — mihs —) chineſiſche
Glasmalerei.
222 ogo
eg0, 1. id; eguzẽntriſch, nl. das Ich (den Menſchen)
zum Mittelpuntt der Welt macend; Egoismus |
oder Egoism, m. nl. (fr. Egoisme) die Ich- oder
Selbſtſücht, übertriebene Eigenliebe, Eigenſucht,
Selbjtigteit (Goethe) oder GSelbitelei; egotjieren,
jelbftjüichteln, zu viel an ſich denfen, von lich res |
den zc., Egoiſt, m. (fr. Egoiste) ein Selbitling, |
Sebitler (Boethe), Selbitfüchtiger; Cgetitin, f. |
eine Selbjtfüchtige; egotitifch, elbſtiſch, ſeibſt- od. |
eigenfüchtig; Egviſte :et, £. die Selbitfüchtelei, das |
jelbitjüchtige Weſen: &goität, £. die Schheit, Selbit- |
heit; Egotheismus, m. l..gr. Selbitvergötterung, |
wie in dem philojophiichen Syſtem Fichtes.
egorgieren (jpr. —chieren), fr. (egorger, v. gorge, |
Eklektiker
ejurieren, I. (ejuräre) ſich einer Sache eidlich be—
geben; abſchwören.
ejüsdem, (mensis od. anni), I. (Gen. von idem, der—
jelbe) de nämlichen Monats oder Jahres.
ef od. eg, griech. Vorwort: aus, heraus (daher die
folgenden Zuſammenſetzungen).
Ekbleͤnhäron, n. gr. ein künſtliches Auge.
©fhöle, £. gr. (ekbole, v. ek-bällein, auswerfen)eig.
Auswurf; Heilk. Ausrenkung, vollftändige Ver—
— —— Ekbolia od. Ekbolika, pl.
— Vbortiva.
Elbrdsma, n. gr. (von ek-bräzein, herausfieden)
Heilf. ein plößlicher, wilder Ausſchlag, bejonders
am Munde.
Kehle, v. l. gurges, Strudel) die Kehle abjchneiden, | Elchylöma, n. gr. (v. chylös, der Saft) ausgepreß—
erwürgen, erdrofjeln, fchlachten. |
Egoutteur, m. fr. (fpr. eguttör; v. fr. egout, m. |
Abfluß [ipr. ẽeguh)], Egoutter, abtropfen lajien, |
Sieb- od. Bordrudwalze in der Papierfabritation |
auch: Stoffänger. |
Fgrenier-Maſchine, f. (v. jr. Egrener, ausförnen) |
der Ausförner, Entlörner (Baummollfpinnerei). |
Egrei, m. I. (egr&ssus, v. egrödi, herausgehen) der |
Ausgang, Austritt, Fortgang; Egreß nehmen,
fortgehen.
Eguillette, £. fr. (ſpr. egüijett'; eine Abänderung |
von aiguilette) die Achſelſchnur auf Dienſtkleidern.
Eghetertes, m. ungar. (jpr.edjetehrteih) Name einer
ungar. Zeitung (= Eintracht od. Einmütigfeit).
Eghptienne, f. fr. (ipr. eſchiphienn'; v. Egyptien,
Egyptienne, ägyptiſch) Blodichrift, eine lateinifche
Drudichrift mit gleich ftarfen Haar- und Grund»
jtrihen; eine Art feidener Stoff mit Atlazftreifen.
eh bien! fr. (pr. —bjäng) wohlan! gut!
Eibiſch, m. (v. I. hibiscus) die wilde Bappel.
Eidogrdph, m. gr. (von Eidos, Bild, u. gräphein, |
Ichreiben, zeichnen) der Bilderzeichner, eine von |
Prof. Wallace in Edinburg 1821 erfundene Ko—
pier⸗Maſchine.
Fidölon, n. gr. ſ. v. w. Idöl. |
&igir, m. ffand. Fab. der Gott des Meeres.
Eileithhta, |. Slithnia. —
Einheriar oder Einhérier, pl. altnord. (eig. die |
Ausgezeichneten, Göttlichen) Fabell. die im Kampfe
gefallerien Helden, weiche Odin in Walhalla be-
wirtet.
Eir, f. die altdeutiche Göttin der Heilfunft.
@irene, j. Irene. |
Eirometer, m. gr. (von Eiros, die Wolle) der Woll-
mejjer, ein Werkzeug. |
Gifagöge, f. gr. f. v. w. Sfagoge. |
Gisanthime, n. gr. (von anthöin, bfühen, u. eis,
hinein) = Enanthema. |
ejafufieren, I. (ejaculäri) ausfprigen; &jafula=
tion, £. nl. das Ausjprigen, die Auswerfung; aud) |
ein kurzes Stoßgebet. |
Ejalet, n. arab. (ejälet, ijAlat, Herrichaft, von awl, |
regieren) türkiſche Statthalterichaft, aus mehreren |
!
}
Sandſchaks beitehend u. von einem Beglerbeg
von 2 oder 3 Roßſchweifen verwaltet.
ejizteren, [. (ejicöre, v. jacöre, werfen) eig. hinaus-
werfen; aus dem Beſitze ftoßen, hinausftoßen; ab⸗
jaugen, ausjaugen; &jeftion, f.(ejectio)das Aus⸗
werten, Answeiſen aus dem Befig; &ijektor, m. !.
od.Gjektenr, fr.(ipr.eigeftöhr)Dampfitrahlfauger;
— — Patronen-Ejektor, Patronen⸗Aus⸗
zieher.
Ejoo⸗Faſern, Faſern derehtenZucderpalme(Arenga |
saccharifera), die zu Tauen u. Segeln verarbeitet |
werden, auh Gomutifafern od. Kitul genannt. |
ter Bilanzenfaft, . dv. w. Ertraft.
Elchymöma, n. gr. (von chymös, Saft, Flüſſigkeit
Heilf. eine Blukgeſchwulſt, ein Blutmal; Ekchy—
möſis od. Efhymdfe, f. Blutergießung ing Zell-
gewebe, Ölutunterlaufung; elchymoſiert, mit Blut
unterlaufen.
Elchyſis, f. gr.(v.chyö,ch6d, ich gieße) Ausgießung,
Ergiegung von Säften.
Etdaͤrſis, f. gr. (v. darsis, das Abhäuten, v. derein,
abhäuten) Heilf. das Wundwerden.
Efdemiomanie, f. gr. (v. ekdemia, f. das Auswan-
dern, Reiſen, u. manfa, |. Manie) die Auswande—
rungsluſt, Reifeluit.
Ekkathaͤrſis f. gr. (vgl. Katharſis) die Ausreini-
gung, Abführung; Ekkathartika, pl. Abführ-
mittel; durch die Haut wiriende Reinigungsmittel.
r. (v. klisis, Biegung; klinein, biegen)
Heilf. der Knochenaustritt, die Verrenkung; aud
das a. der Enden eines Knochen⸗
bruches.
Ekkleſia gr ſ. Ecelefia.
Ettliſis, f. a
Efköpe, f. gr. (ekkope, das Aushauen) Verlegung
eines Knochens, bei. der Hirnjchale.
Ekkopröſis f. gr. (v. köpros, Kot) die Kotauslee—
rung; Effoproticum, n. ein Abführmittel; ello⸗
prõtiſch, abführend.
Eftvriüis, f. gr. (vgl. Krifis) die Ausscheidung des
Krankheitsſtoffes durch Schweiß, Harn zc.; Effrt=
fiofogie, f. Die Lehre von Ausmwürfen des menjd-
lihen Körpers; ekkritiſch, Ausſcheidung bewir-
fend, oder dieje betreffend.
| Ekkytlẽma, n. gr. (vd. ekkyklein, herausrollen) der
Aufzug, die Rol- od. Drehmaſchine, eine Vorrich—
tung auf der alten griehifchen Bühne, modurd) die
Szene verändert wurde u. dag innere einer Woh-
nung plößlid) hervortrat.
Eklaͤmpſis od. Eflampite, f. gr. (von eklämpein,
herporleuchten; plöglich Hervorbrechen und fich in
jeinem vollen Glanze od. in feiner ganzen Kraft
und Stärke zeigen) Beitt, über den ganzen Körper
verbreitete Verzudungen, befonderg Keiner Kinder,
Rinderfrämpfe.
&flat, m. fr. (ſpr. efldh) eig. Splitter, Span; der
Ausbrud; Knall, Lärm, Geräuſch; das Aufjehen,
eine Auffehen erregende Handlung; Glanz, Schein;
effatieren (fr. Eclater, eig. ſpalten, zeripringen;
prov. esclatar, vom althodjd. sleitzen, sleizen,
Ichleißen, fpalten), laut oder ruchbar werden, an
ven Tag fommen, ausbrechen; ellatdnt, glänzend,
ausgezeichnet, offenbar, laut oder öffentlich, Auf»
jehen erregend; Gflatänte, f. fr. eine Rafete mit
Slanzfeuer, Brillantrafete.
“flögma, n. gr. (ekleigma, v. ekleigein, auslecken)
ſ. v. w. Elektuarium, Katwerge.
Eklektiker, m. gr. (v. eklegein, ausleſen, auswäh—
Eklepiſis
len) ein Auswähler, der ſich zu keiner einzelnen
Philoſophenſchule ausſchließlich bekennt, ſondern
von jeder das annimmt, was ihm am meiſten zu—
jagt; Funitäeil. die Schüler der Carracci od. An—
hänger der ir a Malerichule (f. d.)
im Öegenfaß der Naturaliiten; Eklektizismus,
m. das Streben, aus mehreren das beſte zu er=
wählen, bef. unter philojophifchen Anfichten;; eflef=
tiſch, ausmwählend, prüfend.
Eklepiſis, gr. (von ek-lepizein, abſchälen; lepis,
Schuppe, Schale) Heilf. die Schälung.
(flimeter, n. gr. der Neigungsmeſſer.
Eklipſe, f. gr. (Ek-leipsis, das Ausbleiben, Ver—
ſchwinden, von ek-leipein, au3-, ablafien) die Ber-
finfterung eines Blaneten durch die Zwiſchenkunft
eines andern, Finsternis, Verdunfelung; Heilk.
Ohnmacht; Eklipferion, n. ein Werkzeug zur Ver—
jinnlihung der&richeinung von Sonnen- u.Mond-
finfternifien; eflipfieren (fr. Eclipser), verfinftern,
verdunfeln; verjchwinden, ſich wegichleichen, aus
dem Staube machen; Ekliptik, f. die Sonnenbahn,
Kreis am Firiternhimmel, den die Sonne jährlid)
zu durchlaufen fcheint (jo genannt, weil in der
Nähe diefes Kreiſes die Sonnen- u. Mondfiniter-
niſſe fih begeben); Schiefe der Ekliptik, der
Winkel von 231/, Grad, unter welchem die Sonnen-
bahn an zwei Buntten, den Aquinoftien (im Widder
u. der Wage), den verlängerten Erdäquator durch-
ichneidet; Eklipsmaſchine, f. eine Riemen-Wür⸗
gelmajchine (in der Spinnerei).
&flöge, f. gr. (ekloge, v. eklögein, auswählen) eig.
ein ausgewähltes Stüd, bei. Gedicht; mißbräud)-
ih f. Hirtengedicht, Hirtenlied, ländliches Gedicht,
Idylle (weil Vergils Idyllen unter diefem Titel
erichienen).
efioppiert, fr. (Eclopp£, v.altfr.clop, gr. chölöpüs,
lahmfüßig) hinkend, lendenlahm, mide,abgemattet,
entkräftet.
Etlyſis, f. gr. (von ek-Iyein, aus⸗, auflöfen) Heilk.
eig. Muffhung, Schwäche, Ohnmacht.
Ekonomiſer, m. engl. der Vorwärmer, in dem das
Waſſer, mit welchem ein Dampftefjel geſpeiſt wird,
erwärmt wird, ehe es in den Keſſel eintritt; Sparer.
Gtofinife, £. frz. (jpr. —äfe, von frz. Ecosse. Schott-
land)der Schottiich, ein Tanz; Ekoſſaiſen-Walzer,
m. ein Geſchwindwalzer im 2/4. Taft.
Elphonẽſis od. Efphonife, f. gr. (v. phone, Laut,
Ton, Stimme) Redek. ein Ausruf.
efphräftiich, gr. (v. ek-phrässein, verjtopfte Gänge
öffnen, v. phrässein, verſchließen) Heilf. eröffnend,
Beritopfungen auflöiend; Ekphraktika, eröffnende,
auflöiende Mittel; Ekphraͤxis, f. die Ausleerung;
Verdünnung ftodender Säfte im Rörper.
Ekphronie, f. gr. (v. &kphrön, ſinnlos) Sinnlofig-
feit, Verſtandloſigkeit, Wahnſinn.
Elphima, n. od. Ekphijſis, £. gr. (vgl. Phyma) der
Auswuchs, Höcder.
Elpiẽſis, f. gr. (v.ek-piezein, ausdrüden) das Aus⸗
prejjen von Pflanzenjäften; Zerdrüdung des Schä-
dels; Ekpiesma, n. Ausgeprehtes, ausgeprekter
Pflanzenjaft; Schädelbrud).
Efptegie, f. gr. (von ek-plössein, herausjchlagen,
durch einen plöglichen Schred außer ſich jegen) die
Betäubung, das Eritarren vor Schred.
Elpnenjis oder Elpnöe, f. gr. (vgl. Pneuma) das
Ausatmen, ſ. v. w. Eripiration.
Elptöma, n. gr. (v. ek-piptein, herausfallen) Heilf.
eig. ein Ausfall, eine Verrenkung. |
Elphẽma, n. gr. (v. ek-pyein, auseitern) Heilf. ein |
elaborieren 223
vereiterter Teil, Geſchwür; Gfpyeits, f. Auseite⸗
rung, völliges Vereitern.
Eluhröõſis od. Ekpyröoſe, £. gr. (v. ek-pyrün, aus—
an Verbrennung, Untergang der Welt duch
euer.
Ekſarköma od. verf. Efarfüm, n. gr. (von sarx,
Gen. sarkös, Fleiſch) Fleiih-Wucherung, ausge-
wachſenes wildes Fleifch.
Etſtäſis od. Efitäfe, f. gr. (eig. das Wegrücden
von der Stelle; vgl. Staſis) die —— Ver⸗
der höchſte Grad der Begeiſterung bis zur
ewußtloſigkeit; das Entzücken, der höchſte Grad
der Freude; bei ven Neu⸗-Platonikern: Anſchauung
des Abjoluten; efftaftieren od. efitafieren, ent-
zücken; etſtaͤtiſe entglidend; auch entzückt, —
merifch; em extase (l. in extasi) fein, fr. (ſpr.
an ert—) entzüct fein, außer ſich fein; Cfftatiter,
m. begeijterter Prediger, Weisjager.
Ektäſis, f. gr. (v. ek-tefnein, ausdehnen) Ausdeh—
nung, Verlängerung, 3. B. von Silben.
Ektheſis, f. gr. (v. ek-tithenai, herausfegen, erflä-
ven) Auslegung, Erklärung; Ekthetotrophẽum,
n. gt. (v. ekthetos, ausgeſetzt, u. tropheion, Pfleg-
anttalt) ein Findelhaus.
Ekthlimma, n. gr. (von thlibein, drücken, preffen)
Hautbejhädigung durch Drud oder Reibung; Et—
thlipſis od. Ekthlipſe, f. eig. Heraus⸗ od. Weg-
— Sprachl. Ausſtoßung eines od. mehrerer
Buchſtaben, vgl. Eliſion.
Sfthäme, n. gr. (vgl. Thyma) Heilk. jeder Haut—
ausichlag, der in Puſteln hervortritt; Eityymajis,
f, Blutwallung.
Ektomias oder Ektömos, m. gr. (von ek-temnein,
ausjchneiden, verjchneiden) |. v. w. Kaftrat.
Ektopie, f. gr. (von töpos, Ort) eig. Entortung;
Heilf. Lerrenkung, krankhafte Veränderung der
Rage eines Teils, ſ. v. w. Ektopismus, m. u. Et⸗
toviſis, f.
Ektrimma, n. gr. (v. ek-tribein, aus-, aufreiben)
Heilk. das Wundreiben; eine wundgeriebene Haut-
ſtelle.
Ektrõöma, n., Ektröſis, f. od. Eitrösmus, m. gr.
(eig. das Ausgeſtoßene, v. titröskein, durchſtoßen,
durchbohren) eine Fehl⸗ od. Srühgeburt, = Abor-
tus; &ftrotife, pl. = Abortiva; ektrötiſch,
Fehlgeburt betreffend.
Eftropium, n. gr. (v. ek-tr&pein, abwenden) Heil.
die Auswärtswendung, dad Umſchlagen, be}. der
Augenlider. ſSchwielen, Hühneraugen ꝛc.
Ektylotita, pl. gr. (vgl. Tyloma) Heilk. Mittel gegen
Etthjuon, n. gr. (vgl. Typus), pl. Eftüpa vd. Et⸗
tunen, Abdrücke von geichnittenen Steinen; aud)
erhabene Kunſtarbeit in Holz, Stein, Marmor ıc.;
Ektypographĩe, f. erhabene Metal-Agung, Hoc)-
ägung (erfunden von Dembour 1804); auch |. dv. mw.
Kelief-Drud, Hohdrud für Blinde, durch den
Taſtſinn fesbarer Schriftdrud.
Elzem, Etzema vd. Ekzesma, n. gr. (vgl. Bema)
eig: durch Hige Herausgetriebenes; Heilf. Hib-
bläschen, Hautausfchlag, naſſe Flechte, Salzflup.
el, arab. Artikel, ſ. al.
elabieren, l. (eläbi) entfchlüpfen, entwifchen; ver-
gehen, verfließen; eläpso termine, nad) verflofje-
ner Frift od. nad) Berlauf der Frift.
elaborieren, !.(elaboräre) ausarbeiten, verfertigen;
&laborät, n. (elaborätum) da3 Ausgearbeitete,
die Arbeit; &faboration, f. (elaboratio) die Aus-
arbeitung; Elaborationsbuch der Apothefer:
—— Verzeichnis ſelbſtbereiteter Heil—
mittel.
—
—
224 Glaidin
Elgidin, n. ein bei der Einwirkung ſalpetriger
Säure auf das Elain fetter, nicht trocnender
Öle entftehender es Stoff; Elaidin: |
fänre, f. eine bei Zerſetzung des Elaidins durch
höhere Temperatur fich bildende eigentümliche or—
ganische Säure; Elain, Etätn, vder Olein, n.,
auch Efaine, f. (v. gr. elaion, Sl) der Olftoff, ein
eigentiimlicher, in den tierischen Ol- und Talgarten,
jowie in dem nicht trocknenden Pflanzen-Dien und
Fetten enthaltener Stoff.
Elan, m. fr. (fpr. eläng) Sprung, Sag, Anlauf; der
begeilterte Anjturm. s
elangueſzieren od. elanguteren, I. (elanguesc£re,
v. languescere, matt werden, languere, matt fein)
ermatten, mide werden. HIFI
ne Wachs (v. gr. &laion, Of), mit einer
reinen Olfarbe gemifchtes Wachs, im Altertum zu
Gemälden angewendet (vgl. puniiches Wachs u.
Enfauitif); &läographie, f. Olmalerei; elüo—
graͤphiſch, mit ÖL gemalt; Eläolith, m. der Öl—
jtein, ſ. Nephelin; Eläometer, m. oder n. eine
VBorrihtung, um das Spezifische Gewicht fetter Ole
zu meſſen; Cläofachärum, n. Olzucker, Zuder,
zu welchem ein ätherijches ÖL geſetzt wird.
Elapheboͤlion, m. gr. ein Frühlingsmonat der al-
ten Athener, in weichem das Feſt der Artemis (die
Elaphebolia, d. i. Hirfchjagd) fiel.
eläpso terınino, ſ. unter elabieren.
elargieren (pr. — Si), fr. (Elargir, von large,
breit, I. largus) erweitern, ausdehnen.
elaftifch (nl. elasticus, fr. Elastique, vom gr. elän,
elaüunein, treiben), prall-, feder- od. jpannfräftig,
federnd, dehnbar; elaſtiſches Harz, Federharz,
ſ.Gummi; elaſtiſcher Sandſtein, Gelenkquarz,
ein durch beigemengten Glimmer elaſtiſche Bieg—
ſamkeit beſitzender Quarz in Brafilien; elaftifche
Linie, Biegungslinie; Glaftizität, f. (fr. elasti-
cite) die Feder⸗, Spann-, Brall-, Schwing- oder
Springfraft, die Eigenfchaft der Körper, ihre durch
eine Krafteinwirfung verjchobenen Teile in Die
frühere Lage zurücdzutreiben, Dehnbarfeit, Span-
nung, Widerſtand; eleftriihe Claitizität, die
Spannkraft, welche die vericyobenen Elektrizitätg-
teilchen in die frühere Lage zurückbringt; Elaſtizi⸗
tatstoeffizient, m. Dehnbarkeitszahl, Widerjtande-
zahl, die Zahlangabe, um welchen Längenbruchteil
ein Körper durd) die Gewicht3einheit ausgedehnt
wird; E.⸗Grenze, Federungsgrenze, die Kraftein-
wirkung, über welche hinaus eine dauernde Form—
änderung eintritt; E.-«Meſſer vd. Efaterometer,
n. ein Dampfmefjer, Spanntraftmefierder Dämpfe;
Glaftizitätsmodül, m. Dehnbarfeits- od. Wider-
ſtandsmaß, Verhältnis der Spannung zu der die-
jer entjprechenden Zängeneinheit, das Gewicht,
durch das die — — eines Körpers verdop—
pelt wird; E.-Zeiger, Merkuriälzeiger oder
Barometerprobe, ein an der Luftpumpe ange—
brachtes Barometer, welches zeigen ſoll, wie groß
die abſolute Elaſtizität der unter der ausgeleerten
Glocke noch befindlichen Luft ſei; Elaſtiks, pl.dehn-
bare Gewebe aus Gummi od. Streichhwolle (Streich-
garn), d.i. Wolle, die erit in eine Art Watte ver-
wandelt u. aus der dann die Fäden gejponnen wer—
den, welche zur Herftellung tuchartiger Stoffe ver-
wendet werden (Gegenj. Kammivolle, die, durch
Rämmen von der kurzen Wolle gereinigt, zuß&amm=
garn verfponnen und zu feineren Wollitoffen ver-
arbeitet wird), Feder- oder Gummizug; &laftin,
n. Grunditoff, der in den tierischen elaftiichen Fa—
fern enthalten ift.
Elegie
Eläãté, f. gr. Bot. die Tannenpalme,
| Etäter, m. gr. (elater, eig. der Treiber, von elän,
treiben) die Springfeder, Triebfeder, ein Spanner;
der Springfäfer; Glaterium, n. Heilf. Saft der
— des Eſelskürbis, ein heftig wirkendes
Abführmittel; Elaterin, n. der bittere Stoff im
Elaterium; Elaterométer. |. Elaſtizitätsmeſ—
ſer; Elaterit, m. elaſtiſches Bergpech.
Elatidn, £. l. (ſpr. t wie z; elatlo, v. efferre, elä-
. tum, emportragen) Erhebung, Hochmut, Aufblä-
‚hung, Stolz.
Krk n gr. (von eläte, Tanne) verjteinertes Tan-
nenholz.
Elanlglas, n. Scheidek. ölbildendes Gag, Leuchtgas.
Eldorado, n. ſpan. (eig. el Dorado, d. i. das Ver-
goldete, von dem ſpan. Artikel el und dorado, ver-
oldet; el pais derado, das goldene Land, Gold-
and; da aljo fchon der beftimmte Artikel el — das
vorhanden ijt, darf man genauer nicht einen zwei—
ten jegen und jagen ein oderdas el dorado,jondern
nur ein od. das Dorado) ein fabelhaftes Goldland,
mit goldenen Bergen zc. in Südamerika.
Eleãſar, m. hebr. (verderbt aus Elieserj.d.) männt.
Name; Gott Hilft, Gotthilf.
Gleäten, pl. eleatiihe Philofophte oder Schule,
eine altgriechische Philojophenjekte, welche das Sein
für Eins und unabänderlich, Bielheit u. Berände-
rung für Schein hielt, nach der Stadt Elẽa in Un-
teritalien genannt, wo ihr Stifter, Kenophänes
aus Kolophon, lebte, und Barmenides u. Zeno
geboren waren. 4
Electricität zc., j. Elektrizität.
Eleemoſynarius, m. gi. = Almojenier, ſ. Al—
mojen; bei geijtl. Stiftern auch der Verwalter des
Vermögens, — Burſarius.
Elefant, m. (gr. u. l. eléphas, [. auch elephäntus)
das größte Landtier; &fefantenorden, m. ein
hoher däniſcher Orden (mit dem Bilde eines weißen
Elefanten, der einen roten Turm trägt, und der
Beifchrift: Magnanimi pretium, Lohn des Hoch—
jinnd); &lefanten-Bapier, ſ. Dlifant; Ele
fantiäſis, f. gr. Heilk. der knollige Ausjag, die
Knollſucht, der höchſte Grad des Ausſatzes, eine
Krankheit, wobei Beine und Füße mit einer der
Elefantenhaut ähnlichen Dede überzogen werden;
Flefantomächen, pl. Elefantenbefämpfer; Ele—
fantophägen, pl. Elefanteneſſer.
elegant, I. (elögans, eig. wähleriſch, gleich]. Neben-
form v.eligens) von Menjchen: fein und gefchmad-
voll, gewählt, vornehm; von Dingen: gemählt und
auserlejen, zierlich; die elegante Welt, die ge-
bildete, feine Gefellichaft; &fegant, m. fr. (pr.
—gäng) ein Stußer, Modeherrchen; elegänte,
elegantemente, con elegänza, it. Tonf. mit
Bierlichkeit; &feganz, f. (1. elegantia) gewählte
u. geihmadvolle Form des äußern Erjcheinens,
Gemwähltheit, Vornehmheit, Zierlichkeit.
Elegĩe, £. gr. (elegeia, f. und elögos, m.) im gried).
Altert. überhaupt ein [yrifch-epifches Gedicht, das
in Dijtichen verfaßt war; Dem entiprechend nann-
ten auch Schiller und Goethe ihre beſchaulichen u.
betrachtenden Dichtungen in Diftiyen: Elegien
(Spaziergang, römifche Elegien); im engern Sinne
verjteht man unter Elegie: ein Trauer- od. Klage-
gedicht, Klagelied; eléegiſch, klagend, ſchwermütig,
wehmütig, traurig, ſanft rührend; beſchaulich, emp⸗
findſam; das elegiſche Vers maß, aus Diftichen
beſtehend, d. i. aus Hexameter und Pentameter, die
miteinander abwechſeln; elegiſches Gedicht, je⸗
des in dieſem Versmaß abgefaßte Gedicht.
eleiſon
eleiſon! gr. (eig. eleéson, Imperativ v. ele&in, Er-
barmen haben) erbarme dich!
Glettion, f. l. (electio, von eligẽre, auswählen) die
Wahl, Erwählung; electio canonica, die fano-
nische, d. i. kirchengefetzliche Wahl; elektid, nl. durch
Wahl geſchehend, mit Auswahl; Eléttor, ın. I. od.
Electeur, fr. (fpr. elektöhr) ein Wähler, Wahlherr;
auch Kürfürft; Electrice, f. fr. (ſpr. —trihß) eine
Wählerin, Kurfürſtin; Elektoräl-Wolle, nl.-Dtidh.,
aud) kurz Elekta oder Elektora genannt, Edel⸗
wolle, eig. kurfürſtliche (kurſächſiſche) Schafwolle
aus den landesherrlichen Schäfereien, feine, hoch—
veredelte Wolle; Elektorät, n., r. m. ni. die Kur—
fürſtenwürde; das Kurfürſtentum; Electus, m.,
pl. @leeti, ein Auserwählter; eleftiv, auswählend.
"feftrizität, f. nl. (vom gr. Elektron, f. u.) eig.
Aethertraft, Blißkraft, eine in verjchiedenen er
sen auf verſchiedene Weiſe (durch Reibung 3. ©.
beim Bernftein, durch Berührung, Erwärmung 2c.)
Hervorgerufene Kraft, deren Wirkung ſich in An-
ziehung und Abſtoßung, Durchzuckung, Lichtipen-
den, Funkenſprühen und unter manderlei andern
Formen zeigt; die Urfache der eleitrijchen Erſchei—
nungen och den Hergichen Verſuchen (1888 u.
1859) in Ätherſchwingungen zu juchen, die eine
größere Weite als die Schwingungen des Lichtes
Haben, vielleicht ift ver Ather jelbjt Elektrizität; po—
fitive u. negative oder Plus⸗ u. Minus⸗Elet⸗
trizität, od. fürzger + Eu. — Ey, find entgegen-
gejegte Eleftrizitäten od. anziehende und zu—
rückſtoßende Elektrizität; Luft-Elektrizitüt oder
atmoſphäriſche Cleftrizität, Die Elettrizität der
gemeinen Luft; medizinische Elektrizität, Die
Anwendung der Elektrizität zur Heilung einiger
Krankheiten de3 menſchlichen Körpers; tierifche
&leltrizität, 1. Galvanismus; dynamiſche
Steftrizität, Stromelektrizität, in Bewegung be-
findliche, ſtrömende Elektrizität (im Gegenſatz zur
jtatiſchen Elektrizität, d. i. ver Spannungselef-
trizität, der hHauptjächlich durch Reibung erzeugten,
auf einem ijolierten Xeiter angefammelten Eleftri-
zität); eleftrojtatiiche Elektrizität, Reibungs-
oder Franklinſche Elektrizität; galvaniſche Elek—
trizität, Die durch chemiſchen Prozeß in den Bolta-
ſchen Elementen hervorgerufene Stromelektrizität;
Photo⸗-Elektrizität, die durch Lichtwirkung er⸗
eugte E.; Pyro-Elektrizität, die in einigen Kri—
| Hallen (3. 8. Zurmalin, Borazit, Quarz, Rohr-
zucker u.a.) durd) Erhigen oder Abkühlen erzeugte
Elektrizität (v. gr. pyr, Teuer); Piezo-Elektrizi⸗
tät, Die durch Druck hervorgerufene Elektrizität (v.
jr. piezo, ic) drüde); ftrahlende Elektrizität, die
A in Bellen im freien Raume ausbreitet; Ther=
moeleftrizität, durch Wärme erzeugte Elektrizität;
eleftrijch (fr. Electrique), Elektrizität habend und
äußernd, berniteinfräftig, blißfräftig; eleftrijche
Körper, deren Reibung an andern einen merf-
lien Grad von Elektrizität erzeugt; jie heißen auch
idiveleftrifch, an fich eleftrifch, oder Nichtleiter,
3.8. Glas, Harz, Bernftein, Schwefel 2c., weil fie
die erregte Elektrizität auf ihrer Oberfläche behal-
ten; uneleftrijhe Körper find Leiter, 3.8. alle
Metalle, Wafjer, feuchtes Holz 2c.; eleftrifieren
(fr. electriser), Elektrizität erregen od. mitteilen;
uneig. durhbligen, erſchüttern von Freude, Hoff-
nung 2c.; freudig überrafchen, beleben, befeuern,
begeijtern; Gleftrifiermaichine, f. eine Vorrich—
tung zum Erregen u. Anjammeln der Reibungs-
eleftrizität — Reibung von Glas an amalga—
miertem Leder; Glektrizitätszähler, Apparat,
Heyjes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
—— — — — — — — — — — —— — — — —
— — — — — — — — — — — — — — — — —— — —
Elektrizität 225
der die elektriſche Energie mißt, die von den Abon—
nenten, denen zum Gebrauche in ihren Fabriken,
Wohnungen ꝛc. von einer elektriſchen Zentralſtelle
aus Elektrizität zugeteilt iſt, gebraucht wird, und
die dafür zu zahlenden Abgaben beſtimmt; Elektro—
maſchine oder Influenz-Elektriſiermaſchine,
eine verbeſſerte Elettriſiermaſchine, mit der ſich
größere Wirkungen erzielen laſſen, als mit der ge—
wöhnlichen; Elektrochemismus, m. die Anſicht
von — daß die chemiſche Verwandtſchaft
aus der durch die Berührung der Stoffe rege ge—
wordenen Elektrizität hervorgehe; Elektrochemte,
f. die Lehre von dem Einflufje des elektriſchen
Stroms auf hemijche Verbindungen; Elettroche⸗
mitypie, f. Zinkätzung mit Hilfe von Galvanis—
mus und Kupfervitriolauflöfung; Gleftrofultfir,
f. die fünftliche Anwendung der & eftrizität auf ven
Aderbau; Elektroͤde, f. Stromzuleiter, Bol (in der
galvanijchen Kette bei Hemifchen Zerfegungen), j.
Anode und Kathode; Cleftrodyndmil, f. die
Lehre von den Gejegen der Elektrizität im Zuftande
der Bewegung oder von den Wirkungen der elef-
triſchen Ströme aufeinander; elektrodynamiſch,
ſtromerzeugend; elektrodynamiſche Maſchine,
Strommaſchine, ſ.dynamdelektriſche Maſchi—
nen; Elektrodynamométer, m. gr. ein Werkzeug—
um die eleftrijhen Ströme jolder Majchinen zu
meſſen; Elektrogen, n. der Blit- oder Bitteritoff,
die Urjache, weiche die elektriſchen Wirkungen her-
vorbringt; Eleftrofhje, f. die Zerſetzung demijcher
Berbindungen in ihre Beſtandteile vermittelit des
eleftrifchen Strom3; Elektrolijt, m. Leitflüſſigkeit,
eine der Zerſetzung durch den galvanijchen Strom
unterworjene Flüſſigkeit; Cleftromagnetismus,
m. der in neuerer Zeit entdedte Jufammenhang der
eleftriihen und magnetiihen Erjcheinungen und
die Xehre von der gegenfeitigen Einwirkung der
Elektrizität und des Magnetismus aufeinander;
eleltromagnetiſcher Telegraph, m. ein durch
eleftrijche u. magnetiſche Kraft bewegter Drahtzug,
der das Aufzeichnen von Buchſtaben in der Ferne
vermittelt; elektromagnetiſche Wellen, die Ather⸗
wellen, die nach der Hertz-Maxwellſchen Theorie
eine elektriſche Entladung nach allen Richtungen
hin ausſendet; Eleltromagnetophõon, n. elektri—
ſches Nebelhorn, ein eiſernes Häutchen, das einen
lauten Ton gibt, wenn es durch den elektriſchen
Strom in Schwingungen verſetzt wird; Elektro—
metedre, pl. (vgl. Meteor) elektriſche Lufterſchei—
nungen; &feftrometer, Elektroſtkoͤp, n. Cleitri-
zitätsmeſſer, Eleitrizitätözeiger, eine Vorrichtung,
die Stärke der Eleitrizität eines Körpers zu bejtim=
men oder anzuzeigen; Luft-Elektrometer oder
atmoſphäriſches Elektrometer, eine Vorrichtung
um die Bejchaffenheit und Stärke der gemeinen
Luft⸗Elektrizität zu beobachten, wozu auch diejogen.
eleftrifhen Draden und Eleitrizitätszei-
ger gehören; Elektromotör, m. gr.i. elektriſche
Kraftmajchine, eleftrijches Triebwerk; elektromo—
toriiche Kraft, eleitriiche Spannung, die Straft,
die eine Eleftrizitätsmenge in Bewegung jeßt;
Elektron, n. bei den alten Griechen von ſchwan—
fender Bedeutung: bald Bernitein, bald eine Mi—
ſchung von Gold und Silber; zum. überh. glänzen»
des edles Gejtein; auch Name eines neuen Leicht»
metall3, einer Magnefiumlegierung von ſilber—
weißer Farbe (leichter al3 Aluminium); Elektro⸗
nen, pl. die fleinjten Teilchen des negativ elettri—
jhen Stromes, die mit dem poſitiv eleftriichen
Kern einer Zelle beweglich verbunden find; Elek—
15
225 Elektuarium
trophoͤr, m. Elektrizitätsträger, eine durch Volta
17:5 bekannt gemachte Vorrichtung, um durch
Peitſchen eines Harztuchens mit Pelz Elektrizität
zu erregen und auf lange Zeit zu erhalten; Elek—
tropfat (fpr. plät) oder Elektroplated, n. engl.
(ipr. pieied) auf galvaniſchem Wege verjilbertes Neu—
filber, galvaniſch verfilbert od. galvanijch plattiert
(von engl. plated, beplattet, mit Gilber- od. Gold»
plättchen belegt); Efeftrophyiiologte, die Wiſſen—
ichaft von den eleftriihen Erſcheinungen in den les
benden Tieren und Pflanzen; &feftropunftür, f.
gr.=l. eine Art der Akupunktur (j.d.), indem die ein-
geftochenen Nadeln mit einer kleinen Boltaifchen
Säule in Verbindung gebracht werden; Elektro—
ftatif, f. die Lehre von den Geſetzen der Elektri—
zität im Zuftande der Ruhe; Elektrotherapie, f.
(vgl. Therapie) die Kranienbehandlung vermittelit
der Elektrizität; &feftrotänns, m. gr. (D. i. elef-
trifhe Spannung; v. gr. tönos, d. teinein, ſpan—
nen) die Beränderung des Zuſtandes eines Nerv,
die dadurch herbeigeführt wird, dag man den elet-
triihen Strom durch den Nerv gehen läßt; vgl.
Aneleftrotonus und Kateleftronus; &fef-
trotechnif, die technische Verwendung der Elektri—
zität, 3. B. in der eleftriichen Beleuchtung, Tele-
grapbie, Telephonie 2c.; Elektrotechniker, der lich
diefem Berufszweige gewidmet hat; eleftrothe
pieren, Lettern, Stereotypplatten, Holzſchnitte ꝛc.
auf galvanoplaſtiſchem Wege abformen; Elektro—
thpie, f. derartige Abformung; &feftronegeto=
meter, n. ein Pflanzen-Eleklrizitätsmeſſer, ein
Werkzeug zum Ermweifen des Einflufjes der Eleftri-
zität auf das Pflanzenwachstum; efeftrifches In=
fandeszenzlicht, elektrifches Glühticht, das einen
Reiter eñtſtrömt, der auf eleftriihem Wege glübend
gemacht iſt (im Gegenfat zum Bogenlidht, das
dadurch entjteht, daß durch zwei fich mit ihren
Spitzen gegenüberftehende Stäbchen von harter
Gasfohle, welche die Bolenden einer ftarken elek—
triſchen Batterie bilden, der eleftrifche Strom hin-
durchgeht, Davyſcher FZlammenbogen).
Elektuarium, n. ml. (engl. Eklegma)-Latwerge.
Glement, n., pl. Elemente, I. (cleméntum, pl. ele-
menta) 1. die ®rundlaute der Sprache, Buchstaben,
das Abece; 2. die Anfangsgründe einer Wifjen-
jchaft od. Kunft; 3. Urftoffe, Grundftoffe, Grund-
beitandteile der Körper; (die alte Naturlehre nahın,
einer unmittelbaren, aber bedeutfamen Anſchauung
folgend, vier Elemente od. Weltftoffe an: Feuer,
Luft, Erde u. Waffer; die heutige Scheidefunft kennt
bis jeßt 63 einfache od. unzerlegbare Grundftoffe);
aud; uneig. das Element für: Lebensſtoff, Lebens-
bedingung, 3. B. „das Spiel, der Wein iſt fein Ele-
inent”, d. 1. ev kann ohne fie nicht leben; „er ift in
jeinem Elemente‘, d. h. in einem feiner Natur u.
Neigung gemäßen Lebenskreiſe; elementär, ele-
mentärtich (1. elementarius), zu den Elementen
gehörig, uranfänglid); anfangsmäßig oder nad
ven Anfangsgründen; Glementär-Hnalyfe, f;
hemifche Zerlegung eines Körpers in Grunditoffe,
bef. eines —— K. in Sauerſtoff, Waſſerſtoff,
Stickſtoff u. Kohlenſtoff; E.-Bücher, Grund- oder
Anfangsbücher; &,-&reignis, ein durch die Na-
turkräfte bervorgerufenes Ereignis, 3.8. Wolfen-
bruch; E.⸗-Feuer, das Urfeuer, der Wärmeftoff;
E.-Funktionen, pl. Grundtätigfeiten (der Seele);
E.⸗Geiſter, die Geifter oder Dämonifchen Wefen,
welche nach dem Bolföglauben des Mittelalters in
den vier Elementen bereichen: Gnomen in der
Erde, Undinen im Waller, Sylphen in der Luft,
Ei
Sal amander im Fener; E.-Kenntniſſe, Grund—
kenntniſſe; E.-Kräfte, Naturkräfte; E.-Lehrer,
Lehrer der E.-Schule, Anfangsſchule, Bottsichute,
auch inSbefondere: Lehrer in der unterjten Klajie
der Volksſchule; elementieren, barb.-l. ein Wort
in ſeine Laute zerlegen und daraus zuſammenfügen
(nach) der Rautiermethode).
Elemi, Efemiharz vd. Gummi elemi, n. cin blaß—
gelbes Harz von dem Elemi-Strauch in Oſtin—
dien, Süd-Amerika 2c., wegen feiner zerteilenden
und heilenden Kraft zu Wundfalben, auch von
Malern zu Firnifien gebraudt.
Eleͤnchus, m.gr. (&lenchos)eine Widerlegung, Rüge;
auch Inhaltsanzeige, Negifter; im Kirchenrecht:
elenchus nominalis, die den Prediger verbotene
namentliche Rüge gegen anmejende od. überhaupt
befannte und lebende Berjonen; GElenktik, f. die
Uberführungs- oder Widerlegungskunſt, kirchliche
Streitlehre.
eleodoriſches Bachs, j. eläodoriſches.
&leonöre, f. (prov. Elionor, Helionor, entw. v. gr.
eleos, Erbarmen, oder wahrſch. entftellt aus gr.
Heliödora) weib!. Name: die Erbarmende.
Eleuſinien oder elenfiniiche Myſterien, pl. ar.
(Eleusinia) der in Eleuſis in Attika gefeierte Ge—
heimdienft der Demeter; vgl. Myiterien.
&fentberiologie, f. gr. (von eleutheria, Freiheit,
eleuth£ros, frei) die Lehre von der Freiheit des
menſchlichen Willens; Efentheriomanie, f. Srei-
heitstaumel, Freiheitswut; &fentberionomite, f.
Gefeßgebung des freien Willens, ſittliche Gejeß-
gebung.
elevieren, I. (elevare) erheben, erhöhen; den Bro-
tejt elevieren, Kfipr. einen zuriidgewiejenen
(proteftierten) Wechjel durch die nächjte Poſt zuriid-
laufen laſſen (vgl. levieren); &fepation, f. die Er-
hebung, Erhöhung; Sternk. Höhe eines Sterns
über dem Horizont, bef. Polhöhe, Entfernung des
Pols vom Horizont eines Ortes; Firchl.: die Er-
hebung der Hoftie in der kathol. Kirche; Kripr.
Elevation eines Geſchützes, audh Elevas-
tionswinkel, der Winfel, den die Seelenachſe
eines Geſchützrohrs mit dem Horizont bildet; all-
gemein: die Erhabenheit, Größe, der Rang; Bauf.
der Aufriß, Standriß eines Gebäudes 2c.; im
Bühnenweſen: der Schwung, die Leichtigkeit; Ele—
vationsſchuß, Bogenſchuß, bei dem die Seelen—
achje erhoben ift; &feväter, m. nl. Hebemusfel;
auch ein Fahrituhl zum bequemen Verkehr zwi—
ſchen den einzelnen Stocdwerfen großer Hotels, (vgl.
Aſzenſeur und Hoiſt) Hebevorrichtung, Hebe—
— Aufzug; Eimerkettenwerk, d. i. eine mit
Eimern befegte Kette oder auch ein ſolcher Riemen
ohne Ende, aud) das Gebäude, in dem ein jolches
Werk aufgeftellt ift, namentlich in Häfen, um Ge—
treide zu heben, daher auch die etreidejpeicher fo
genannt werden; in Mühlen, um Mehl zu heben
ufv., Förderſchraube; Elevatorium, n. nl. Heilk.
ein Hebmittel, Hebeeifen, eine Hebebinde; bei. ein
wundärztliches Werkzeug, um eingedrüdte Stellen
de3 Schädels wieder zu heben; Elebe, m. u. f. fr.
(fpr. eläwe; v. Elever, aufziehen, erziehen) ein Zög—
ling, Plegling, Lehrling (4. B. ein Bau-, Berg-,
Bolk-Eleve 2c.), Schüler, 3. B. eines Künitlers;
elevated, engl. (pr. ellivehted) erhoben, erhöht;
elevated railroad, f. engl. (fpr. relröd) eine Hoch⸗
bahn, die auf einem Viadukt geht, Viaduktbahn.
Elf, m. u. Effe, f. gew. pl. Elfen (engl. u. ſchwed.
elf, altnord. älfr, dän. elv = Alp, geſpenſtiſches
Wefen, das das Alpdrücken verurfachen follte) nor".
Elgeuze
eludieren 227
Fabell. Heine herumſchweifende Naturgeifter, die | Ellipſis oder Ellipſe, f. gr. (T. ellipsis, vom gr. &l-
entiveder als gute und Schöne Weien, als Licht-
geifter, im Himmel, oder als böje und häßliche,
als Nachtgeilter, unter der Erde wohnen.
Elgeuze, m. (Algeufe), eig. el-dschauzä, arab.
Kame jowohl für die beiden Zwillingsiterne (Ka-
jtor und Pollux), al3 auch für Orion (vgl. Betei-
geuze), bei leßterem wohl urfpr. zunächſt für die
3 Miͤtelſterne des Gürtels, infofern dieſeals3 goldne
Nüſſe betrachtet wurden; denn dschauz bed. Nuß.
©. Drion u. Jakobsſtab.
Eigin Marbles, pl. engl. (jpr. eldſchin marb'ls) die
Elginer Marmorwerfe; die berühmte, jebt dent
Britiichen Muſeum einverleibte Sammlung alt-
griechifcher Bildwerfe, insbeſ. vom Fries des athe-
nischen Parthenon, die der Graf Thomas Bruce
von Elgin in Griechenland zufammenbrachte.
Clias, m. hebr. (Elij&h) mänı. Name, eig. Jeho—
vah ift mein Gott: Gottverehrer; Eliasfeuer,
j. dv. w. Elmsfeuer.
elidieren, I. (elidere, v. laedere, ftoßen) ausftoßen,
wegwerfen, auslafjen, 3.8. einen Buchjtaben des
Woͤhlklanges wegen: Eliſion, f.(l.elisio), das Aus-
ſtoßen eines Buchftaben, insbeſ. eines Vokals vor
einem andern Vokal zur Vermeidung des Hiatus
(j. d.), z. B. hab’ ich ft. habe ich; elijiv nl. aus⸗
ſtoßend, wegwerfend; Efifip-Artifel, Rſpr. Sätze
des Gegenbeweiſes, durch welche gerade das Gegen—
teil von dem dargetan wird, was der andere Teil
beweiſen will.
Fliéſer, m. hebr. (vgl. Eleaſar) männt. Name, eig.
Gottes Hilfe.
eligieren, I. (eligere, von legöre, lefen) auswählen,
eligibef, ni. oder eligible, fr.(eliſchib'l) wählbar,
wahlfähig; &figibilität, f. (fr. eligibilite) die
Wählbarkfeit, Wahlfähigfeit.
eliminieren, !. (eliminäre, eig. aus dem Harfe
itoßen, von limen, die Schwelle) veriveifen, ver-
bannen; tilgen, entfernen; ausitreihen; Elimi—
nation, f. nl. die Berweifung, Verbannung; Til-
gung, Entfernung; inSbef. in der Algebra: das
Wegſchaffen einer in mehreren verfchiedenen Glei—
Hungen vorkommenden Größe; Heilf. Abſtoßung
abgeitorbener Zeile; Ausſtreichung aus Berzeich-
niffen, bef. der Bejoldeten oder VBerbannten.
eltquieren, I. (eliquäre) flüffig machen, ſchmelzen;
fäutern; &figuation, f. (eliquatio) das Schmel-
zen; die Läuterung.
Elifabeth u. abgek. Eliſe, f. hebr.(elisch&ba’, deren
Eid Gott ift, die bei Gott ſchwört) weibl. Name:
die Gottverchrende, Gottgeweihte.
Elifion, eliñv, f. elidieren.
@lite, f. fr. (von elire=1. eligere, auswählen) die
Auswahl, das Auserlejenite, die Beften; Eliten,
pl. insbe. ausgeſuchte Soldaten, eine Kernſchar.
@ligation, f. nl. (von I. elixare, ausfieden, elixus,
ausgejotten, von lix, die Lauge, Ajche) das Sieden
oder Ausfochen bei langjamem Feuer; die Ermei-
Hung duch Kochen; Elixivation, f. nl. die Aus-
faugung. \
@lirir, n. arab. (el-iksir, = Duinteffenz, feinfter
euraaug eines Stoffes; auch der Stein der Weifen,
vgl. Alch ymie) ehemals ein aus vielen einfachen
Heilmitten zuſammengeſetzter Kochtrank, Heil-
trant; jeßt eine Arznei in etwas verdickter Form,
welche tropfenweife gegeben wird.
elizieren, I. (elicäre, v. lacere, locken) hervorfoden,
erregen, veranlajjen.
Eljen (ipr. Ehljenn), ungar. Zuruf: es lebe hoch!
&ling, |. Helling. (Heil!
|
leipsis, v. elleipein, auslafjen, ermangeln)Sprad)l.
die Weglafjung od. Auslaſſung eines Wortes, mel-
ches zur grammatijchen Bollftändigfeit des Sabes
hinzugedacht werden muß; Größenl. ein ovaler
Kreis, eine Kegelfchnittlinie, durch einen unter
ihiefem Winfel durch die Achje gelegten, beide
Seitenlinien des Kegels treffenden Schnitt erzeugt;
Ellipſimber, m. Größen. eine Krummlinie
(Kurve) von doppelter Krümmung, in welcher ſich
wenn ein jenfrechter Zylinder mit Freisförmiger
Grundfläche durch eine a geht, ohne daß die
Achſe des Zylinders den Mittelpunkt der Kugel
trifft, diefe beiden Flächen ſchneiden; Ellipſo—
araph, m. ein Werkzeug zur Bejchreibug einer
Ellipfe, Ellipjenzirkel; Eilipſoid, n. ein Körper,
der durch Umdrehung einer Ellipje um ihre Achje
erzeugt wird; eliptifeh, auslaſſungsweiſe, eirund,
länglichrund; elliptiiche Hypotheſe, f. Sternf.
die Annahme von der Bewegung der Planeten in
Ellipſen; Elliptizität, f. Größenl. die Quadrat—
wurzel aus der Differenz der Quadrate der Halb—
achſen einer Ellipſe oder eines Ellipſoids; Sternk.
das Verhältnis dieſer Differenz zur halben großen
eh der Elfipfe; Erdf. die fogen. Abplattung der
ide
@iy, f. engl. = Elijabeth.
Ellhchnium, n. gr. (ellychnion, v.lychnos, Lampe)
ein Docht in Lampen.
Elmire, j. Elwire.
&t, Elmsfener (entit. aus Helenen-Feuer; val.
Kaſtor und Pollux) ein elektriſcher Lichtfchein, den
man zıtweilen bei einem am Himmel jtehenden Ge»
twitter an den Spigen hoher Gegenstände, z.B. an
Maitbaumen ꝛc. bemerft.
Eloãh, m., pl. Elohĩm, d. i. der Starke, Gott, Herr,
der hebräifche Name Gottes, f. Sehovah.
elogium, n. [. (v. gr. logos, Rede) eig. die Ausjage,
der Ausspruch; die Auffchrift, z. B. auf Grabdenf-
mälern; im fpäteren römifchen Kriminal-Prozeß
der Anzeigebericht eines Unterbedienten jtatt des
Anklage-Libells; gew. ſ. v. mw. das fr. Eloge, n.
gew. f. (jpr. elöhieh’, frz. Eloge, m.) die Lobrede,
der Lobſpruch, das Lob; pl. Klagen (ſpr. g =),
Robeserhebungen, 3. B. jemand Elogen maden;
Clogidft, m. nl. ein Lobredner; Lobhudler.
Glohim, j. Sloah. ;
Elokution, f. [. (elocutio, von eloqui, ausſprechen,
in Worten ausdrücken) der redneriſche Augdrud,
die Ausführung der Gedanken:
elongieren, nl. (v. longus, lang) verlängern, aus—
dehnen; Elongation, f. die Verlängerung, Aus»
dehnung; Sternf. die Ausweichung, der Abjtands-
winkel, der anfcheinend möglichit weite Abſtand
eines Planeten von der Sonne; Naturl. die größte
Entfernung eines ſchwingenden Pendels von der
Gleichgewichtslage.
eloquent, I. (elöquens, von elöqui; vgl. Elokution)
beredt; &fognenz, f.(eloquentia)dieBeredfamfeit.
elozieren, I. (elocäre) vermieten, verpachten; aus»
ftatten; Elokation, f. nl. die Vermietung, Ver-
pachtung; Ausftattung einer Tochter.
Eipifiiter od. elpiftiihe Philofophen, pl. gr. (v.
elpis, Hoffnung) griechijche Philojophen, welche das
goffen fire die eigentlich treibende und erhaltende
raft des Lebens erklärten.
eludieren, I. (elud£re, v. ludere, jpielen) eig. weg⸗
fpielen, d. i. jpielend abtwenden oder ausweichen,
vereiteln und fruchtlo8 machen od. entgehen; aud)
hintergehen, täuschen; Eluſion, f. nl. die Aus—
15*
228 elufubrieren
mweihung, Vereitelung; die Ausfiucht, der Winkel—
zug; eluſiv, ausweichend, vereitelnd, verdrehend;
eluſöriſch, täufchend, betrüglich, vergeblich.
elufubrieren, I. (elucubräre; vgl. [ufubrieren) bei
Licht od. in der Nachtausarbeiten; Elukubration,
f. eine gelehrte Nachtarbeit.
Slul, m. hebr. (v. Aläl, einfammeln) eig. Ernte, da-
her Zeit der Ernte, der ſechſte Monat des jüdiſchen
Sahres, etwa unferm September entjpredhend.
Elnfion, eluſib 2c., |. eludieren.
Elution (unrichtig auch Elnition), f. I. oder Elu⸗
triation, f. nl. (v. elutriäre = eluere, abwaſchen;
gr. lutrön, das Wajchen) Scheide. die Auswaſchung,
Abſchwemmung erdiger Teile, das Schlänmen;
Elntionsperfahren, n. lodtſch. Die von Seyferth
in Braunjchweig eingeführte Judergeiwinnungdurd
Auslaugen der mit poröjem Kalk verjesten Me—
lafje mittel Alkohols. [renfung.
Sluration, £. nl. (v. I. luxäre, verrenfen) die Ber-
eluzidteren, nl. (v. lucidus, hell, lichtvoll, von lux,
Gen. lueis, Licht) beleuchten, erklären, erläutern;
Eluzidation, f. die Erläuterung.
Eltwine, |. Alwine. ——
Elwire und Elmire, f. (ſan. Elvira, viell. vom
arab. al-miräh, die Fürſtin) weibl. Name: die Er-
Habene. ER
Elhſium, n. gr. (ölysion) oder die elhſäiſchen, r.
Hilichen Felder, nach der Beichreibung der älte-
ten Dichter der Wohnort der Seligen, das Luft-
gefilde; uneig. ein entzückender Aufenthalt, eine
teizende Gegend, ein Wonneland; auch Benennung
öffentlicher, bejonders ländlicher VBergrügungg-
otte; fr. Elys6e (Bourbon), Name eines Balajtes
in Paris, den Louis Napoleon als Präſident der
Republik bewohnte; daher: elyſäiſches Kabi-
nett, die damalige franzöfifche Regierung (1849
bis 51); Champs Elyfdes, ſ. unter Champ; ely⸗
ſiſch, wonnig, reizend.
Slötron, n. gr. (Hülle, Scheide) Heilf. Mutterjcheide;
igtritis, f. die Mutterjcheidenentzundung; Ely⸗
trocele, f. der Scheidenbrud; Elhtroͤnkus, m.
Scheidengeſchwulſt; Elhtrophyma, n. Scheiden-
gewächs oder -geihwulit; Elhtroptöſis, f. ein
Mutterjheiden-Borfall; Eigtrerrkagte, f. Schei-
den-Blutung.
Slzepire oder Elzeviriäna, pl. von der berühmten
holländischen Buchdruder- und Bucdhhändlerfamilie
Elzevir in.den $ahren 1592 big 1680 zu Leyden
und Amſterdam gedrudte Bücher, bef. geſchätzte
Ausgaben lateinischer Klaſſiker.
2m—, gr. und fr. Vorwort in Zufammenjegungen
(wie emballieren, Emblem :c.), ſ. en.
emacerieren, f. (emaceräre; vgl. macerieren) aus⸗
mergeln, abmagern, aushungern; Emaceration,
f. Abmagerung, Ubzehrung.
mail, m. oder n. fr. (ſpr. emdj’; altfr. esmail, it.
smalto, von dem deutſchen rt ihmel-
zen jtammend) Schmelz; Schmelzglas, Glasfluß,
Schmelzmwerf, ein meijt durch Metalloxyde gefärb-
tes Bleiglas, womit man Metalle überzieht; auch
eine Weißſchminke für eitle Frauen; emailfieren,
(fr. &mailler), mit Schmelz überziehen, in Schmelz
arbeiten; Emailleur m. (pr. emaljöhr) ein
Schmelzarbeiter, Schmelzkünitler; Emaillüre, f.
(ipr. emaljühr) Schmelzarbeit; Emailmalerei,
die Malerei mittel$ Schmelzglajes, Schmelz-
malerei; Emsil ä jour (jpr. äſchuhr), Yenfter-
ſchmelz; Email eioisonn& (fpr. töafonneh; vom
fr. cloisonner, einen Verſchlag machen, durd) eine
Scheidewand trennen) Zellenjchmelz, die Email-
Embargo
malerei, bei der der Schmelz zwiſchen feſtgelöteten
Drähten auf Metall aufgetragen wird; Email
champlev& (ſpr. ſchangleweh; v. fr. champlever,
hervorheben) Füllungsſchmelz; Grubenfchmelz, die
Emailmalerei, bei der der Schmelz in %er-
tiefungen gefüllt twird, jo daß aber das Feld einer
Metallplatte fid) vom Rande gegen die Mitte
erhebt; Email ombrant (fpr. — ongbräng; om-
brant heißt Scharten bildend, von ombrer, fchat-
tieren, und dieſes von ombre, Schatten) Geſchirr,
in das Mufter eingedrüdt find, die mit durch—
jheinender Schmelzglasmaſſe aefüllt find; Fili—
granemail, Schnurſchmelz; Opalemail, Por-
zellanſchmelz; transluzides Email od. Trans
email, Slasjchmelz. BR
Emanation, j. unter emanieren. _
emanzinieren,|.(emancipäre ;vgl.mancipium)frei-
od.losgeben, ausderkeibeigenfchaft, der väterlichen
od. vormundfchaftlihen Gewalt 2c. entlafjen, frei-
ſprechen; gleichitellen; derbürgerlichen od. kirchlichen
Beſchränkungen entheben, fi) emanzipieren, ſich
von Beſchränkungen der Freiheit losſagen oder
losmachen; fich zu viel herausnehmen, ſich unter-
fangen; Emanzipation, f. (emancipatio) die Ent-
lafjung oder Zosgebung der Sklaven aus der Leib-
eigenjchaft und der Kinder aus der väterlichen od.
vormundichaftlihen Gewalt; die Freilafjung; Er-
teilung gleicher Rechte, Oleichitellung; emaneipa-
tio saxonica, ſächſiſche od. deutiche Emanzipation,
d. t. Greilaffung der Kinder aus der väterlichen
Gewalt vermöge eigenen Haushaltes; Emanzipa—
tiontit, m. ein Gegner der Negerjilaverei; Emans
zipätor, m. Befreier, Erlöfer.
eitanieren, |. (emanäre, v. manäre, fließen) aus
fliegen, ausgehen; herrühren; ergehen lafjen:
FEmangation, f. (emanatio) ver Ausflug, das Aus—
ſtrömen, 3. D. fehr feiner, von Körpern abgejon-
derter Teile, al3 Gerüche 2c.: Rſpr. das Ergehen-
laffen, die Bekanntmachung, z.B. einer Berord-
nung; das Emanations- oder Emiſſions-Sh—
ſtem, auch Emanatismus, m. die Lehre von dem
Ausfluffe aller Dinge aus einem höchſten Urweſen
nad dem indiſchen, per). und ägypt. Religions-
ſyſtem; Emanationslehre, chriſtl. Dogm. die
Lehre, nach welcher Sohn u. heil. Geiſt Ausflüſſe
vom Vater ſind; Naturl. die a
lehre Newtons, nad welcher die Lichtſtrahlen
ausfliegende Teilchen aus leuchtenden Körpern ſein
follen (auf Rorpusfulär- Theorie).
Emuaͤnſor, m. jpätl. (v. e-manere, außerhalb blei-
ben) Rſpr. der über die Urlaubszeit Ausbleibende.
Emdnuel, m. hebt. (vgl. Smmanuel) männlicher
ame: Gott mit und.
emargitniert, (l. von emarginäre; vgl. margo) aus-
gerandet (von den Siromenblättern der Schirm-
pflanzen).
emballieren (ſpr. angb—), fr. (emballer, v. balle,
Ballen) verpaden, einpaden; die Emballierung,
die Packung; Emballage, f.,ı.n.(jpr.angballähie')
das Einpaden, die Berpadung; Packhülle, Bad-
zeug; auch Packlohn; Emballenr, m. (Ipr. ang-
ballöhr) der Bader.
Embsnme,n.gr.(von embäptein, eintauchen) Heilf.
Brühe zum Eintauchen; auch Eingetauchtes.
Embaͤrgo, n. ſpan. (v. embargar, hindern, verjper-
ren, abgeleitet v, ml. barra, fr. barre, Stange,
Riegel) die Schiffshaft, der Beichlag auf die in
einem Hafen befindlichen Schiffe („ein Schiff mit
Embargo belegen“); die Hafenfperrung oder das
Schließen de3 Hafen?. —
embarillieren
embariliieren (ſpr. anabarij—), fr. (efabariller;
vgl. Baril) verpaden; Embarillage, £., r. n. (ſpr.
—dhieh’) das Berpaden des Pulvers und der Ku—
geln in Fälfer.
embarguieren (ipr. angbarkieren), fr. (embarquer;
vgl.Barfe) einfchiffen, zu Schiffe bringen; ſich emb.,
jih in Handelsunternehmungen verwideln; Ems
barguement, n. (pr. angbark'mäng) die Einjchif>
fung, Einladung der Waren.
&mbarras, n. fr. (jpr. angbarrdh; von barre,
Stange, Schranke; vgl. Embargo) die Verwirrung,
Berlegenheit; Wirrwarr; embarras d’abon-
dance (jpr. — dabongddngß’) oder de richesse
(pr. — riſcheſſ'), Verlegenheit oder Not aus Über-
fülle; embarraſſieren, (fr.embarrasser), verwir⸗
ren, hindern; entg. debarrajfieren; embar—
rafjänt, verwirrend; hinderlich und läjtig.
Embärren, pl. (türf. embär, neugr. ampäri, Spei-
her, Magazin, vom arab. anbär, pl. von nibr,
Barenlager) in Beteräburg gewiſſe Borratshäufer,
bej. für Hanf.
Smöbaterien, pl. gr. (embateria, vom sing. emba-
terion, von embainein, einherjchreiten) Marich-
lieder, er der alten Spartaner in ana—
päſtiſchem Maße.
embauchieren (ipr.angbohichieren), fr.(embaucher;
vgl. vebauchieren) einen Gejellen mit Lift in Arbeit
nehmen; jemand liftig anwerben; Embaucheur,
m. (jpr. —ſchöhr) ein Hinterliftiger®erber, Seelen»
verfäufer. 1
embeguinieren (pr. angbegin—), fr. (embeguiner,
v. beguin, Rinderhaube, urjpr. Kopftuch od. Haube
einer Nonne; vgl. Begine) den Kopf ummwideln;
jemand etwas in den Kopf ſetzen.
embellieren (jpr. angb—), fr. (embellir, v. beau,
belle, ſchön) verfchönern, ſchmücken; Embelifjes
ment, n. (pr. angbelilj’mang) Ausſchmückung,
das Auszieren.
Smbergans, f. (engl.embergoose, auf den Faröern
imbrim) eig. Aſchengans (von ihrer Farbe fo ge—
nannt), wilde Gänſe auf den jchattiichen Inſeln.
Smblem, n. gr. (emblema, dv. embällein, hinein-
werfen, legen, gew. fr. embl&me, jpr. angblähm),
eig. eingelegte Arbeit, Zierat; dann: Kennzeichen,
Wahrzeichen, Sinnbild; emblemaͤtiſch, Tinnbild-
ich; eublematiſieren, auch emblemiſieren, Durch)
Sinnbiider daritellen.
emboitieren(ipr. angboat—),fr.(emboiter,v.boite,
Schachtel) einſchachteln, einfügen; Emboitement,
n. (fpr. angboat’mang) die Einſchachtelung, Ein-
fügung; Redef. Einichachtelung der Süße.
Embolie, f. griech. (eigentl. das Hineinmwerfen, von
embällein, hineinjchleudern) das Eindringen feſter
Körperchen in die Blutwege (bei Operationen).
Embolismus, m. gr. = Snterfalation.
mbölus, m. gr. (embölos, von embällein; vgl.
Emblem) der Keil, Pflock, Zapfen, der Stempel,
Kolben in Sprigen und Quftpumpen; Geitengang
in den alten griechiſchen Kirchen; emboͤliſch oder
embolifoͤrm, zapfenartig, zapfenförmig.
Embonpeint, n. fr. (fpr. angbongpoäng; entft. aus
en bon point, d. i. in gutem Punkte od. Zuftande)
die Wohlbeleibtheit, Körperfülle.
Embothrium, n. gr. Bot. der Prachtitraud).
Embouchement, n. fr. (ipr. angbuſch'meing) oder
Embondhüre, f. (ſpr. angbufchüihr; von bouche,
Mund) die Mündung, der Aus- od. Einfluß eines
Stromes; die Offnung eines Hohlwegs; die Min-
dung eines Gefchüges; das Mundſtück eines Wald-
horns, einer Flöte 2c.; auch der Anſatz des Bläferz,
emergieren 229
d. h. ſeine Art und Kunſt, das Inſtrument zu em-
bouchieren, in ſeinem Munde zu behandeln und
ertönen zu laſſen.
embourſieren (ſpr. angburß —), fr. (embourser, v.
bourse, Börſe) einbeuteln, einfaden.
embranchieren (ſpr. angbrangih—), fr. (embran-
cher; vgl. Branche) verzweigen; mehrere Straßen
oder Wege vereinigen; Bauf. Balfen und Sparten
miteinander verbinden; Embrandhement,n. (pr.
angbrangich'mäng) die Verzweigung, Durchflech-
tung, Berichränfung; der Nebenmweg, die Neben—
jtraße; die Zweigbahn einer Eifenbahn; Bauk. die
Verbindung der Balken u. Sparten.
embraſieren (ſpr. angbraj—), (embraser, von
braise, Kohlenglut; vgl. Brajero) anzünden, in
Brand fegen; Embrafüre, f. die Schießjcharte, die
Senftervertiefung, der Fenſterbogen.
embrafiteren (ipr. angbrafi—), fr. (embrasser, v.
bras, Arm) umarmen; umfangen; im Franz. be‘.
f. küſſen (anftändiger als baiser); Krk. zwischen
En Feuer bringen; Embraſſaͤde, f.(jpr. angbraſ⸗
450’) od. Embrafjement, u. (jpr. angbrafj'mäng)
die Umarmung.
Embrafüre, j. unter embrafieren.
Embregna, n., Embröde, f. gr. od. Embrola⸗
tion, f. nl. (v. gr. embrechein, anfeuchten, be—
negen) Heilf. daS Tropfbad, die feuchte Bähung;
die Einreibung einer Arznei.
embrocdieren (jpr. angbrojh—), fr. (embrocher;
vgl. Broche) anjpiegen, aufjpießen, den Degen durch
den Leib rennen.
embronillieren (jpr. angbruj—), fr. (embrouiller;
vgl. brouillieren) verwirren, in Unordnung brin—
gen; embrouilliert, verworren, verwidelt; Em⸗
bronillement, n.(jpr.angbruj'mäng) Verwirrung.
embrünteren (jpr. angbr—), fr. (embrunir, vor
brun, braun) Dal. bräunen, mit dunkler Farbe
überziehen; nachdunkeln.
&mbrüo, m. gr. (embryon, n., v. brfein, quellen,
feimen) ein Tier- oder Menſchenkeim, Keimgebilde,
Leibesfrucht ꝛc. I. Fötus; Embryogenie, i.
Entftehung der Leibesfrucht; Cmbryographie
od. Embrhologie, f. Bejhreibung od. Lehre vor:
der Leibesfrucht; Cmbryoltonie, f. das Töten
der Leibesfrucht; Einbryothlaͤſis, f. (vgl. Thlaſis)
die Zerdrückung od. Zermalmung der Leibesfrucht
bei jehweren Geburten; Embryothläft, m. ein
Werkzeug zum Berdrüden des Kopfes der toten
Reibesfrudht; Embryotomie, f. die Zerjtüdelung
der Leibesfrucht im Mutterleibe; Embryulfie, f.
Geburtshilfe. & —
embũsquieren, ſich (be angbilsfi—), fr. (s’embus-
quer: vgl. Bosquet) ich in einen Hinterhalt legen;
Embüscade, f. (ſpr. —ad’) der Hinterhalt.
emendieren, I. (emendäre, von mendum, Fehler)
verbefjern, berichtigen; emendända, pl. was in
einer Schrift zu verbeſſern ift, Verbefjerungen;
Emendation, f. (emendatio) die Verbefjerung,
Berichtigung; Cmendätor, m. der Berichtiger,
Berbejjerer; Emende, f. ml. (em&nda) die Ver—
gütung, der Schadenerjaß, eine Geldbuße, wegen
einer begangenen widerrechtlihen Handlung ge-
zahlt zur Vermeidung größeren Nachteils.
Emeraldin, n. (vgl. fr. Emeraudin, jmaragdartig,
v. emeraude, Smaragd) eine grüne, fmaragdfar-
bene Anilinfarbe, die aus einerMijchung von jalz-
faurem Anilin mit hlorfaurem Kali beiteht.
Emeraude, £. fr. (fpr. em’cöhd; aus dem griechi-
jchen smäragdos) der Smaragd. ]
emergieren, [. (emergöre) auftauchen, berühmt
250 emerieren
werden, ji hervortun; Emergens, n. etwas Auf-
tauchendes, ich Ereignendes; emergens novum,
a. Rſpr. ein ſich hervortuender neuer Umftand;
Emergenz, £. ıl. das Auftauchen, Emporfteigen,
Berühmtwerden; Emerfion, f. das Emporkoms
men; Sternf. der Austritt eines Planeten aus dem
Schatten eines andern, das Sichtbartverden eines
Sternes; Emerjfiong- Winkel, der®infel,unter
welchen: ein jchräg gegen das Waſſer ꝛc. geworfener
Körper von — zurückprallt.
emerieren, l. (emerẽri) ausdienen; ſich verdient
machen; Emeritus, m. ein Ausgedienter, in Ruhe—
ſtand Befindlicher; Emeriten-Anſtalt, in der ka—
tholiſchen Kirche Anſtalten, von welchen durch Alter
und Krankheit amtsunfähig gewordene Geiſtliche
einen Gnadengehalt empfangen; E.-Häuſer,
Häuſer, in denen ſolche Geiſtliche perſönliche Auf-
nahme und Verpflegung finden; jemand emeri—
tieren (nl.) oder pro emerito erflären, ihn in
Ruheſtand verſetzen, emeritiert, ausgedient, in
Ruheſtand verſeßt.
Emerſion, ſ. unter emergieren.
emerveilliert (ſpr. —ivejiert), fr. ((merveillé; vgl.
Merveille) verwundert, in Verwunderung geſetzt.
Emery, Schmirgel.
Emejis, f. gr. (v. emein, ausbrechen) Heilk. das
Erbrechen; Emejie, f. Neigung zum Erbreden;
Emeésma, n. Ausgebrochenes; Emetatropfie, f.
Abzehrung durch häufiges Erbrechen; Emetieum,
n., pl. Emetica, ein Brechmittel; Emetin, n. ein
eigentümlicher Pflanzenftoff in der Brechwurz
(Spefafuanha),demdieje ihre Brechenerregende
Eigenjchaft verdankt; emétiſch, Erbrechen beivir-
fend, zum Brechen; Emetofatguriis, f. das Aus-
leeren nad) oben und unten; emetokathaͤrtiſch,
zugleich abfiihrend und Erbredeit erregend: Eme—
tologie, f. die Zehre von den Brechmitteln; Ente:
tomanie, f. zu große Vorliebe eines Arztes für
Brechmittel; Emetophobie, f. zu große Scheu vor
Brechmitteln.
Een, m. der neuholländiſche Kaſuar.
Emeute, £. fr. (jpr. emöht’; v. gleich]. [. emovita,
v. emovere, herausbeiwegen, motus, Betvegung)
Aufruhr, Auflauf; Meute, Meuterei.
&mgalo, n.das äthiopijche Schwein, Warzenſchwein.
emigriereit, [.(emigräre, fr. &migrer) auswandern;
Enigrant, ın. (l. emigrans) ein Auswanderer;
Baterlandsflüchtiger; insbe). die während der franz.
Revolution nach Deutjchland ausgewanderten An-
hänger des Königtums; Emigre, fr, pl. Emi⸗
gr63 oder ein Einigrierter, m. ein Ausgewan-
derter; Emigration, £. die Auswanderung; emi-
gratio coäcta, f. gebotene, erzivungene Auswan-
derung;e, voluntaria. freitvillige Auswanderung.
Enilation, f. I. (emicatio, v.emicäre) das Hervor-
jpringen. Yervorragen ; Funkenwerfen, Berjprühen,
Berpuffen.
Gil, m. u. Emilie, f. (fr. Emile u. Emilie, v. l.
Aemilius, a, verw. mit gr. haimylos, jchmeichelnd)
Name: der, die Schmeichelnde, Gefällige, Artige;
Emilia, al3 italienische Landichaft, ſ. Amilia.
Sniliän, n. Tonwaren, die dem Steingut ähnlich
jind und aus dem Dorfe Elgersburg in Sacdjen-
Gotha fommen,dah.auh&lgersburgerStein-
gut genanıt.
Ginine, £. (v. gr. hemina, die Hälfte einer Mebe,
von heıisys, halb) ein ehemaliges Getreidemaß in
Piemont u. der franz. Schweiz = !/, Sacco = 231.
eminieren, |. (eminere) hervorragen; eminent
(eminens), hervorragend, vorziiglich, ausgezeichnet;
emmeublieren
Eminenz, f. ((. eminentia) Hervorragung, Er—
höhung, 3. B. eines Knochens; Vorzüglichkeit, Er-
habenheit, jeit dem 7. Jahrhundert ein Titel der
Biſchöfe, jeit dem 17. Jahrhundert der Kardinäle;
auch Titel der geijtlichen Kurfürſten.
Emir, m. arab. (emir, amir, der Befehlshaber, von
amara,befehlen)einarabiicher Fürſt, Kriegsbefehls—
haber u. Statthalter in einer eroberten Provinz;
Emir-Achor, m. Oberſtallmeiſter; E.-Alem, mn.
‚ver Reichsfahnenträger; E.-Vazar, m. der Auf—
jeher über die Märkte; E.zal-Mümenin, m. Derr-
ſcher der Gläubigen, ein Titel der Kalifen, wel—
chen zuerſt der Kalif Omar annahm; &,=nl-
Muslemin, m. Beherricher der Gläubigen, ein
Titel dyr Almoravdiden, vgl. Almohaden; &,=al-
Omarä vder -al-Umarũ, m. (d. i. Befehlshaber)
der Befehlsharer, ein Titel des eriten Miniſters
bei den Kalifen und indischen Moguls; Titel ein-
zelner Statthalter von Provinzen in der Türkei;
&.:Hadjcht, m. der Anführer der Bilger auf der
Wallfahrt nad) Mekka.
emittieren, I. (emittere) ausſchicken, ausfenden,
ausgehen lafjen; Wertpapiere in Umlauf ſetzen;
emissa manu, Rſpr. mit Dargereichter Hand, mit
Handſchlag; Emittent, m. (fl. emittens) der
Ausſender; Cmiifarius oder Emiſſär, fr. m.
ein Geheimdbote, Abgeſandter; Emiſſär (eig. n.,
L emissarium, obwohl jebt fälſchlich auch in
dieſem Sinne Emiſſarius, der Emiſſär. gefagt
wird), Waflerbauf, eine Schleufe, ein Abzug, metjt
unterirdifcher anal zur Entlajfung einer einge
ihloffenen Waſſermaſſe, wie aus der Römerzeit der
E. des Sees von Albano, des Fucinus ıc.; Emis-
saria Santorini, pl. l. Adern, die aus der Schä-
delhöhle des Kopfes durch die Knochen fich nach der
Aupenjeite des Schädel3 Hinziehen; Emiſſion, f.
(l. emissio) die Ausfendung, der Ausflug; die Aus—
gabe neuer Staatspapiere, Aktien u. ähnl.; Aug»
jtrahfung (der Wärme); Emiſſionsdampf, Ab—
dampf; Emiſſionskurs, der Preis, zu dem ſolche
Wertpapiere zuerit ausgegeben werden, Emij-
jions-Bermögen, n. Naturl. Ausjtrömungs-
vermögen, das Vermögen eines Körpers, eine ge»
wiſſe Menge Wärme auszuftrahlen; Emiſſions-
Iyftem, = Emanatiounsjyitem.
enmagafinieren (pr. amma--), |r. (emmagasiner)
in ein Magazin bringen, aufbewahren; Cumg=
gafinage, f., vr. n. (fpr. —ncihſch) die Aufbewah—
rung im Badhaufe; das Lagergeld. ——
Emmanchement. n. fr. (ſpr. ammangſch'mäng, eig.
Einärmelung, von manche, J. manica, Armel, it.
manico, Stiel) Mal. die Anpafjung der Teile.
GEmmenien, pl.gr. (emmönia, v.emmenios, monat-
(ih) monatlich gefeierte Feſte; Heil die monat-
liche Reinigung der Frauen; Enneniagäga, gew.,
aber weniger vihtig Emmenagdga, pl. biuttrei»
bende, die monatlihefteinigung befürdernde Mittel;
Emmenialogie, f. die Lehre von der monatlichen
Reinigung.
emmetropiſch, fr.-gr. (fpr. ammetropiſch, von fr-
emmötrer, jpr. ammetreh, beim Bauen jo an—
ordnen, daß ımanleicht nach Meternabmefjen Tann)
richtig ſehend, rechtfichtig, ein Auge, das richtig
abſchätzen kann (gegenüber: brachy metropiſch,
kurzſichtig, und hypermetropiſch, überſichtig),
vgl. Myops.
emmenblieren, fr. ſſpr. ammö—), r. ameu—
blieren ivgl. Meuble), mit Hausrat verſehen, ein⸗
richten; Enmeublement, n. (pr. ammöblemäng)
Emmotum
das Zimmergerät, der Hausrat; r. Ameuble-
ment.
Emmötum, n. gr. (ümmöton; v. mötön, Zupflein—
wand, Scharpie) eine auf Zupfleinwand geftrichene
Wunpdjalbe.
emollieren, [.(emollire; vgl. mollis) erweichen, mil-
dern; emolliens, n. eſwas Erweichendes; pl.
emollientia, ertweichende Mittel. }
Emolumeént, n., pl. Emolumedute, I. (emolumen-
tum, pl. emolumenta, v. emoliri, heransbringen)
der Vorteil, Gewinn oder Nutzen; Amtsertrag;
Amtseinfünfte und Vorteile; auch Nebenbezug,
Nebenvorteile.
Emotion, ſ. unter emovieren.
Emoucheite, f. fr. (ſpr. emuſchett'; von &moucher,
die Fliegen abwehren, v. mouche, Fliege) ein Flie—
enneß über Bferde; Emouchoir, m. (fpr. emu—
Khodhr) Fliegenwedel.
emobieren, |. (emovere) herausbewegen, auf die
Seite jchaffen, befeitigen; erſchüttern, aufregen;
Emotion, f. ııl. heftige Gemütsbewegung, Auf—
vegung, Rührung; auc Volksaufſtand, Gärung.
empaillieren (ſpriangpajieren) fr. (empailler, von
paille, Stoh) mit Stroh umwickeln od. ausjtopfen;
in Stroh einpaden. '
Empatitit, f. gt. (empaistike, sc. töchng, Kunſt,
v. empaiein, hineinſchlagen) die Kunſt, getriebene
Arbeit zu machen.
empalieren (ipr. angp—), fr. (empaler, von pal,
RPfahl) pfählen, einen Pfahl einſtecken; ſpießen.
enpaquetieren (ſpr. anpafe—), jr. (empaqueter
vgl. Baiet) einpaden, zufammenpaden.
Empdsma, n. gr. (v. empässein, einftreuen) Heilk.
Streupulver.
Empdite, f. oder Empatenent, n. fr. (jpr. ang-
pat'niäng) das dicke Auftragen der Farben; Ver-
miſchung der Bunkte und Striche; ſ. v. w. Impa—
ſtierung (ſ. d. u. vgl. Paſte).
entpẽchieren (ſpr. angpäſch —), fr. (empécher, it.
impacciare, gleichjan [. impactäre, v.impingere,
einem einen Schlag verjegen, etwas Läſtiges oder
Hinderliches antun; entg. depechieren) verhindern,
abhalten; Empẽchement, n. (ſpr. angpäſch'mäng)
Hindernis, Verhinderung.
Empetrum, n. gr. (von pétra, Fels) Bot. Rauſch—
beere, Steinbred).
Emppäfis od. Emphäſe, f. gr. (v. emphainein, an-
zeigen, auſchaulich machen) eig. anschauliche Dar-
Heilung; Redek. der Nachdruck im Reden, die Kraft,
gewichtige Bedeutung eines Ausdrucks; emphaͤ—
tiſch, nächdrücklich.
emphrältiſch, gr. (v.emphrässein, verſtopfen)Heilk.
veritopjend; Emphratticum, m. ein Verſtopfungs
mittel; Emphraͤxis, f. die Verſtopfung der Ge—
fäße, Eingeweide.
Emphyſema oder verk. Emphyfen, n. gr. (vgl.
Bhyla) Wind- od. Luftgeſchwuͤlſt, Zerkfüftung der
ungenzellen u. Anjanımlung von Zuft unter der
Haut(Engbrüftigkeit); das Aufdunfen einer Wunde;
emphyſemätiſch vd. emphyſematös, nl. aufge
blajen, jtolz; engbrüjtig, vamıpfig; emphysema-
ticae variölae, pl. I. die Windpoden.
Emphytenjis vd. Emphyteuſe, f. gr. (v. emphy-
telein, einpflanzen) Rſpr. eine Art der Erbpadıt,
vermöge deren jemand das Nugeigentum eines
fremden Grundſtücks Hat und das echt, dasfelbe
% veräugern und zu vererben, gegen eine jährliche
Abgabe an den Eigentümer; aud) die Einfegung
in den Nießbrauch eines Grundftüceg; ein enphy⸗
teutiſcher Kontralt, ein ſolcher Erbpachtvertrag;
emportieren 231
Empäyteüta vd. Emphytent, m. dev Erbpachter,
Erbzinsmann.
Empirance, £. fr. (ſpr. angpirängß'; von empirer,
verſchlimmern; pire, l. pejor, ſchlimmer) die Ab—
nahme od. Verſchlechterüng der Waren, Verringe—
rung der Münzen; der Schiffsfchaden.
Empirie, f. gr. (empeiria) die Erfahrung, Beleh—
rung durch beobachtete Tatfachen, das Erfahrungs»
wiſſen; Empiricus od. Empirifer, m. einer, der
ih auf Erfahrungswiffen ſtützt; Erfahrungskünſt—
fer, bej. ein Erfahrungsarzt, d. h. eier, der bei
dem Äußerlich Wahrgenommenenftehen bleibt, ohne
die Erfcheinungen auf ihre Urſachen zurückzufüh—
ven; empiriich, erfahrungsmäßig, von der Erfah—
rung abhängig; empiriiche Biydhologie, die
Erfahrungsſeelenkunde; ein empiriſcher Sag,
ein Erfahrungsfaß; Empirismus, m. eine bloß
der Erfahrung huldigende Dentart und Behand-
lungsweiſe; Empirift, m. Philoſ. einer, der alles
Erkennen nur aus der jinnlichen Erfahrung (a po-
steriori) herleitet.
em plaͤſtiſch, gr. (v.emplässein,hineinbilden,-jchmie-
ven; vgl. Plasma) Heilt.verjtopfend, zufchmierend;
Emplaſticum, n., pl. Emplajtica, ein Schmicr-
mittel; Berjtopfungsmiüttel; Emplaͤſtrum, n. 1.
(von gr. emplastron, r. &mplaston) ein Pflaſter,
Wundpflafter; emplaftrieren_(l. emplasträre),
äugeln, ſ. v. w. ofulieren; Gmplaftration, L.
(emplastratio) daS Augeln, Bfropien.
emplazieren (pr angplaß—), fr. (emplacer; vol.
plazieren) aufitellen, Hinjtellen; Empfacement, n.
(pr. angplaß’mäng) die Aufitelung; Lage; der
Platz, Stand, z. B. Geſchützſtand, Bauplag, die
Bauſtelle.
Emplette, f. fr. (ſpr. angplette; altfr. emploite,
— employieren) der Einkauf, Kauf einer Ware;
mpletten machen, einkaufen.
Empleurum, n. gr. (d. h. mit vollen Seiten) Bot.
eine zu den Diosmeen gehörende Pilanzengattung;
von einer Art derjelben fonımen die heilkräftigen
Bitceoblätter.
emplohieren (pr. auploajieren), fr. (employer, v.
l. implicäre, aljo eig. in etwas hineinwickeln oder
-[egen) anwenden, zu etwas verwenden, anlegen,
aud) an= oder unterbringen, 3.8. jein Geld, an—
jtellen, verjorgen ein Emplohé, m.(ſpr. —
oder Emplohierter, ein Angeſtellter, Beamter;
Emploi, m. (jpr. angploch eig. der Gebrauch, die
Anwendung; daher die Anlegung einer Summe;
die Anſtellung, das Geſchäft, Amt; die Rolle im
Schaujpiel.
emplümieren (pr. angpl—), fr. (emplumer, von
plume, Feder) befielen, mit Federn verjehen (ein
Klavier).
Empneumatsiis, f. gr. (vgl. Pneuma ze.) = Em—
phyjema; auch Einblafung der Luft.
empochieren (pr. angpofchieren), fr. (empocher, v.
poche, Taſche) in die Tajche jteden.
Empois, m. fr. (fpr. augpoci; von poisser, pichen,
teeren; [. pix, picis, Pech, Teer) Kleijter, Stärt-
pappe. ”
Empolotratie, f. ge: (von empole, Kaufmannsgut;
Handelsgewinn) Beherrihung des Handels, bei. in
bezug auf den Wareneinkauf.
Emporiun, n. I. (v. gr. empörion) Handelsplak,
Stapelplaß; auch der Hochaltar, die Emporfirde.
emportieren (Üpr. angport—), fr. (emporter) Kripr.
ein« od. wegnehmen; erobern; ſich euportieren,
fi) ereifern, aufbraufen, ſich erzürnen; empor
232 Entpreinte
tiert, aufgebracht, entrüftet; Emportement, n.
(pr. angport'mang) das Aufbraujen, die Ent-
rüſtung, das Ungejtüm; Emportierung. f. Er-
oberung. ’
Empreinte, f. fr. (pr. angprängt'; v. empreindre,
(. imprimere, ein-, aufdruden) das Gepräge, der
Abdrud, N
Emprösmonanie, f. gr.(v.emprethein, anzünden)
die Feuerluſt, der frevelhafte Hang zum Brand-
ftiften, als Eranfhafter Naturtrieb.
eimprefiicren, fich (pr. augpr—), fr. (S’empresser;
pgl.prejjieren) jich beeifern, beftreben; empreſſiert,
einſig, eifrig; Gmpreſſeient, n. (ſpr. angpreſſ⸗
mäng) der Eifer, Dienſteifer; Aufmerkſamkeit, Ge—
ſchäftigkeit.
empriſonnieren, (pr. angpr—), fr. (emprisonner;
vgl. Priſon) gefangen nehmen, verhaften; Em⸗
— —— n. (jpr. angpriſonn'mang) die Ver⸗
aftung.
Emprojthotonie, f. od. Emproſthotönus, m. gr.
(v. emprosthen, vorn, u. teinein, fpannen) Heilt.
das Gefriimmtjein des Körpers nach vorn beim
Starrframpf.
Emprunt, m. fr. (fpr. angpröng; don emprunter,
leihen, entlehnen; it. improntäre, v. I. in promptu,
ivie imprestare v. praesto, zur Hand) die Anleihe;
Empruni force (ipr. — forßeh, eine erzwungene
Anleihe; empruntieren (jpr. anapröngt—), eine
Anleihe nıachen.
Empiyhsiis, f. gr. (vgl. Pſychoſis) eig. Bejeelung,
vermeintliche Seelenwanderung.
Empiygis, f. gr. (val. Pſykter 2c.) die Abkühlung,
ung
em(p)t1o, £. I. (v. emere, faufen) Rſpr. der Kauf
oder Ankauf; emtor (empter), m. der Käufer;
emtrix (emptrix), f. die Käuferin.
Empũſa, Empäfe oder Lamia, f. gr. Fabell. die
Nachtfrau, ein von der Hefate a Schreck⸗
geſpenſt mit einem Eſelsfuß u. Augen, die es be—
liebig herausnahm und wieder einſetzte; Empusa
muscae, eine mikroſkopiſche Pilzart, die fir die
liegen tödlich ift und im Herbite ein rafcheg Ster—
ben unter den Fliegen veranlaßt.
Empyeme, n. gr.(v.pyon, Eiter) Heilf. eine innere
Eiterung, bef. ein Bruſtgeſchwür, Zungenvereite-
rung; Empyejis, f. die Bildung eines Eiterge-
ſchwürs; empyesis ocüliy I. das Eiterauge; emt=
pyẽ tiſch od. emphiſch, an innerer Eiterung, bei.
an Lungengejhwüren leidend; Empyocele, f. gr.
ein Eiterbrucd, eine Bereiterung in den Hoden;
Embphomphälos, m. eineEitergeſchwulſt amNabel.
Empyranm, n. (v. gr. &mpyros, in Feuer ſtehend,
brennend, von pJr, Feuer) der Yenerhimmel, Sitz
oder Wohnung der Seligen; empyretifch, himm-
liſch; Empyremma, n. der brandige Geruch oder
Geſchmack; empyreumdtiih, brandig riechend,
brenzliht; Empyrie, f. Wahrfagung aus dem
DOpferfeuer (empyron); Empyröſis, f. der Brand,
die Verbrennung.
emtio, emtor, |. emptio.
Emu, m. ſ. Emeu,
Emulation, j. Umulation.
Gmulfion, f. nl. (emulsio, von emulgere, aus- od.
abmelfen) Bflanzenmilh, Samenmicch, mildhartige
Berbindung öliger u. ſchleimiger Stoffe mit Wafjer,
.B.Mandelmilc, als Kühltrank; Emnlſin, n. od.
yıaptäs, n. eine in den ſüßen undbitteren Man-
bein enthaltene eiweiartige Subjtanz, welche Gä-
rung zu erregen vermag; vgl. Amygdalin.
Emunttorin, pl. nl. (v. jpätl. emunctorium, Licht-
encagieren
puße, bon emungere, ausjchneuzen) He ilk. Aus-
jonderungs- od. Abführungsgefähe, R einigung2-
organe, 3.8. Nafenlöcher.
emundieren, l.(emundäre, vgl. Mundum reinigen;
Emundantia, pl. Heilf. äußere, zur Reinigung
von Wunden und Geſchwüren dienende Mittel;
Emundation, f. die Reinigung.
emunitas, f. ml. (v. l. munus, Dienft, Pflicht) Be-
freiung, Erlaß, Vorzugsrecht, beſ. der Geiftlichen,
— Jmmunität; emunitas regia, ein fönig-
licher Freibrief.
Emys, f. gr. (Emys, Gen. -yos) eine Flußſchildkröte;
davon Ennofaucten. m. = rofodil.
ent— oder (vor Lippenbuchſtaben) em—., gr. jo wie
en, em— (pr. ang) fr. Vorwort in vielen Zu—
jammenfegungen, bedeutet im allgemeinen in,
darin, od. ein—, hinein; en arriere, en atten-
dant, en avant u. andere Verbindungen der Urt
j. unter dem Folgemorte.
Enatstinder oder Enaksſöhne (die Kinder Enat,
nad) 4. Moſ. 13,23. 34 u. a.), ein Rieſengeſchlecht,
welches in Baläftina vor deſſen Eroberung durch
die Juden twohnte, daher bisweilen Bezeichnung
für Riejen überhaupt.
Enalfäge, £. gr. (v. en-allässein, umtauſchen, ver-
wechjeln) die Vertauſchung, Verwechſelung eines
Wortes mit einemandern; insbeſ. die Vertauſchung
von Redeteilen einer Gattung in Hinſicht ihrer
Abftammung od. Form, 3.8. des abitraften Sub-
ftantivg mit dem fonkreten, des Eigennamen&mit
dem Gattungsnamen 2c.
Cnämon, n. gr. ((naimon, von haima, Blut) Heilt.
ein Mittel gegen Blutungen.
Enamorado, m. fpan. der Verliebte, Liebhaber.
Enanthema oder verk. Enanthem, n. gr. (von an-
thein, blühen) innerer Hautausichlag, bei. der
Schleimhaut des Darmkanals.
Enantiodromie und Enantiotropie, f. gr. (von
enantios, gegenüber, entgegen) das ftetige Gegen-
einanderwirien der Dinge, wodurd einiges ent-
fteht, während anderes vergeht; Enantiologie, f.
Gegenrede, Widerſpruch; Gnantiopathte, f. —
Allopathie, f. d.; Enantiophanie, f. jhein-
barer Widerſpruch; Enantidſis, f. der Gegenſatz,
Widerjtreit, in welchem, nad) Pythagoras, Das
Grundgeſetz alles Lebens liegt.
Enäorẽma, n. gr. (enaiorema, das darin Schwe—
bende, von aiöreın, ſchwebend bewegen) Heilf. ein
Urinwölichen, im Harn ſchwebende Wolke.
Enargĩe, f. gr. (enärgeia) die Augenjcheinlichkeit,
Deutlichkeit, Klarheit, = Evidenz; endreii
(gr. enarges) deutlid), augenfällig.
ettarrieren, [.(enarräre) erzählen, erflären; Enar⸗
ration, f. (enarratio) die Erzählung, Auslegung.
Enerthron, n. gr. (von ärthron, Glied, Gelenk) ein
fremder Körper in einem Gelenk; Cnarthröfis,
f. Heilf. die Einfügung oder Einlafjung eines
Knochenkopfes in jeine Höhle oder Pfanne; das
Nußgelenk, die tiefe bewegliche Knochenfügung.
en bloc, frz. (fpr. ang —) im ganzen, in Bauch
und Bogen. N i
Encablure, f. fr. (pr. angfablühr’) die Kabellänge,
Seemaß von 200 m.
encadrieren (ipr. angladrieren), fr. (encadrer, vgl.
Cadre) einfafjen, einrahmen ein Gemälde; auch ein-
reihen; in Reihe u. Glied ftellen; Encadrement,
n. (fpr. Ongfadr'mäng) die Einfajjung, Einrah—
mung.
J— (ſpr. angkaſchieren), fr. (encager, von
cage, Käfig) einjperren.
encanaillieren
encanaillieren, |. Ranaille.
Be Encathisma, Encauma, Encauftit
uſw.J. RT
Enceinte, £. fr. (pr. angbängt’; von enceindre, um-
gürten, einfchließen, I. incingere) Krk. der Umfang,
Wall, die Außenwerke einer Zeitung; Jäg. die Ein-
freifung des Wildes, auch der eingefreifte Plaß, die
Umitellung.
Encepbälos, m. oder Encephälum, n, (gr. enke-
phalos, d.h. was im Kopfe ıft; kephale, Kopf) das
Kopfmark, Gehirn; Encephalalgte, f. das Ge-
birnleiden, Hirnweh; Encephalitis, f. die Hirn-
entzindung; Encephalologie, f. die Gehirn- oder
Hirniehre; Encephaloſtopie, f. Unterſuchung des
Gehirns; auch j.v. w. Kranioffopie; Ence—
Hhalotomie, f. Gehirnſchnitt; Zergliederung des
Gehirns.
enchainieren, (pr. angihä—), fr. (enchainer, vgl.
Ehaine) verketten, miteinander verfnüpfen; En—
chainement, n. (pr. angihän’'mdng) die Berfet-
tung, der Zuſammenhang; die Reihe.
enshantieren (pr. angidant—), fr. enchanter; v.
I. incantäre) bezaubern, entzüden; enchantiert,
bezaubert, entzüct; Enchantement, n. (jpr. ang-
Ihangt'mäng) Zauber, Bezauberung; Enchan—
teur, m. (pr. angichangtügr) ein Zauberer, Be-
zauberer.
Cndardzis, f. gr. (von en-charässein, einfraßen,
rigen; vgl. Charakter) Heilf. Hantaufrigung,
Schröpfung (Starififation).
enchargieren (jpr. angjcharkg—), fr. (encharger)
auftragen, empfehlen.
enchaſſieren (ſpr. angichafj—), fr. (enchässer, von
chässis) faſſen, einfajjen; Enchafſüre, f. die Faf-
jung von Perlen und Edelfteinen.
Encheirẽſis, f. gr. (von encheirein, Hand anlegen,
von cheir, die Hand) Behandlung, Handhabung,
Handgriff, bef. beim Operieren Encheiridion od.
Enchiridion, n. ein Handbuch, ein kurzes Lehr⸗
buch einer Wiſſenſchaft.
Endelyden, pl. gr. (v. Enchelys, der Kal) Walzen-
tieren; Euchelotden, pl. aalfürmige Tiere; en=
Kelyeidiich, ealfürmig.
encherieren (jpr. angicher—), fr. (ench£rir, v. cher,
teuer) überbieten, verteuern; Enchere, f. (pr. ang-
ihähr’) Das höhere Gebot.
Encholirium, n. gr. (von Enchos, Spieß, Schwert,
und leirion, Lilie) Bot. die Steinlilie.
Eunhondrame,n. gr. (vgl. Chondroma) ein inneres
Knorpelgebilde.
enchoriſche Schrift der Agypter (v. gr. enchorios,
inländiſch, einheimiſch)/ = demotiſche.
Euchriſis, f. gr. (vgl. Chrisma) die Einſalbung,
Einreibung; Ende sma, n. Salbe.
Enhymans, n. od. Enchhmöõſis, f. gr. (vgl. Chy-
mos und Chemie) Heilf. die Ergießung der Säfte
in Körperteile; Enchnta, pl. Einſpritzmittel.
Encierro, m. jpan. der Einzug der Stiere beim
Stiergefecht.
Enclitica, I. Enti—.
Encloture, f. (pr. anglotühr’) fr. (enclöture, von
enclore, l.includ£re, einſchließen) die Umzäunung,
Einfaſſung.
Encöltalgie, f. gr. (von enkoilia, die Eingeweide)
Heilk. Bauch- oder Eingeweide-Schmerz; Enchlit=
tis, f. Darmentzindung.
Encolpium, j. Enkolpion.
Encombrement, n. fr. (jpr. angfongb’rmäng; von
encombrer, it. ingombräre, durch Schutt ver-
ſperren, v. l cumülus, Haufen, port.combro, Erd-
endermatiſch 233
haufen; vgl. das altd.kumbern, hemmen, Rum-
mer, landſch. für Schutt) die Verſperrung durch
Schutt, Hemmung, Sperrung der Waren im
Schiffe, Überfüllung des Schiffsraumes durch leich-
tere Srachtgegenftände.
Encomtium, j. Enfomion.
en confiance = en confidence, ſ. d. unter fon-
fidieren.
encore, fr. (jpr. angföhr’) it. ancora (vom I. ad
hanc horam, bis diefe Stunde) abermals, noch
einmal.
en costume, ſ. unter Koftiim.
encouragieren (pr. angkuraſch —), fr. (encourager;
vgl. Courage) Mut einjprechen, ermuntern, antrei=
ben; encourageant (pr. —ſchäng), aufmun—
ternd, ermutigend; Encouragement, n. (pr. ang⸗
kurahſch'mang) die Aufmunterung.
Eneratiten, Encrinit, |. Enti—.
Encrier, m. fr. (jpr. angkrieh) das Tintenfaß; der
Sarbefaften, Farbeftein der Buchdruder.
Enchaͤnthus, m. Bot. die Prachtglocke, aus der Fa—
milie der Erifarien oder Heidegewächſe.
encykliſch od. enzykliſch, gr. (enkyklios, on; vgl. Zy⸗
klus) im Kreis umlaufend; Enchelium, n.od. Ens
chelica, f. (scil. epistola) ein eneykliſcher Brief,
Umlaufſchreiben, Rundſchreiben, insbeſ. ein Erlaß
des Papſtes an die Erzbiſchöfe u. Biſchöfe; Enzh—
tlopädie, f. (gr. enkyklopaideia, r. enkyklios
paideia; paideia, Erziehung, Unterricht) urfpr. der
Kreis vorbereitender und allgemeiner Lehrgegen—
ſtände, ohne Rüdjicht auf einen bejtimmtenLebens-
beruf; gem. Kreis der wifjenfchaftlichen Renntnifje
überhaupt; auch Abriß der Gelehrfamteit, Wifjen-
ſchaftskunde;, alphabetiſche Enzyklopädie on.
enzyklopädiſches Wörterbuch, ein allgemei-
ned Sachwörterbuch; enzyklopädiſch, überficht-
lid), allgemein wifjenfhaftli; ein enzyflopä-
diſches Lehrbuch, ein Lehrbüch der Wiſſenſchafts—
kunde; Enzyklopädiſten, pl. die Herausgeber und
Mitarbeiter der großen von Diderotu.d’Alem-
bert im vorigen Sahrhundert herausgegebenen
franzöfiichen Enchflopädie, in deren philofophi-
Ihen Artikeln man eine vorzüglihe Anregung zu
der Revolution von 1739 findet; Enzyklopädis⸗
mus, m. enchklopädiiche Lehrform; befonders die
philoſophiſchen Grundſätze u. zum Teil irreligiöfen
Meinungen der franzöfifchen Encyflopädiften; Enz
zyklopoſie, k. das Rundtrinken, Herumtrinfen.
nddieh (Enddzeh, Hendäze, Eudeieh, Pil En⸗
däſeh), m. die früher übliche Kleine Elle in der
Türkei u. Griechenland, — 0,653 m od. 0,6483 m; in
Rumänien noc) jet gebraucht für baumwollene,
leinene und Hanfgewebe, und = 0,641 m (vgl. Hä-
lebi).
Endecha, f., pl. Endechas (ipr. endetſchas; vom I.
indicta, gleich). dagegen Gefagtes) ſpan. Klage—
lieder, Leichengefänge, aus vierzeiligen Strophen
beftehend.
Endeixis, f. gr. (von en-deiknynai, anzeigen, be-
weifen) nzeige; auch Anklage.
Endelagon, Endelaipllabum, j. Hend—.
Endemie, f. gr. (v. endemos, einheimiſch, v. demos,
Bolt) Heilf. eine herrjchende Landeskrankheit, ein—
heimiſche, örtliche, von der Luft u. Lebensart her—
rührende Krankheit, verfch. von Epidemie, (ſ. d.);
endẽmiſch (von Krankheiten), einem Wolfe oder
Lande eigen; einheimifch, örtlid).
endermätifch oder endermiſch, gr. (von derma,
Haut) Heilf. in der Haut liegend; auf die Haut,
be. die Unterhaut, angewendet, z. B. enderma>-
S
234 Enderun
tiihe Mittel = Endermatica, pl.; Enderma⸗
tisıuns, m. die Anwendung von Heilmitieln auf
die von der Oberhaut entblößte Unterhaut.
Enderün, n. perf. das Frauenhaus der Perfer, die
Weiberwohnung; vgl. Harem.
en detail, fr. (fpr. ang detaj), im einzelnen.
endettieren (pr. angdettieren), fr. (endetter, von
dette, I. debita, Schulden); fig —, in Schulden
bringen, verjchulden; endettiert, verfchuldet.
Endiadys, j. Hendiadys.
Endiometer, n. gr. (von endios, mittäglich) ein
Mittagsliniennteifer.
Endivie, £., pl. Endivien (it. u. ſpan. endivia, r.
endive, vont f. intübus; vgl. arab. hindeb) fraujer
Lattich, eine Salatpflanze, eine Gattung des Weg—
warts oder der Zichurie.
endogeniſch, gr. (v. Endon, drinnen, inwendig) in-
wendig wachſend; Endokardium, n. Heil. Die
innere Fläche des Herzens; Endokarditis, f. Ent-
zündung derſelben; Endokarpium, n. Bot. die
innere Fruchthülle; endolaryngeale Methode,
Behandlung des Kehlkopfes vom Munde aus;
Endontetritis, f. innere Entziindung der Gebär-
mutter; Endpperifarditis, f. Entzündung der
innern und äußern Fläche des Herzens; Eudo—
pleura, f. die innere Samenhaut der Pflanzen.
endommtagieren (pr. angdommafgieren), fr. (en-
dommager, von dommage, Schaden; vgl. dedont-
magieren) in Schaden bringen, bejchädigen.
Endorrhizon, n. gr. (von Endon, inwendig, und
rhiza, Wurzel) ein aus dem Sleime die Wurzel trei-
bendes Gewächs oder Samenkorn.
Endöſis, f. gr. (von en-didönai, nachgeben, nad)-
Laffen) Heilf. das Nachlaſſen einer Krankheit.
Ewdosmöfe, f. gr. (verfehltes Wortgebilde aus
endon, drinnen, u. der falſchen Form osmösis ſtatt
osmesis, da3 Riechen im Sinne de3 Einzichens
einer Ausdünſtung) die Einhauchung, das Ein-
faugen, Hineinwandern, und Exosmoſe, f. gr. das
Aushauchen, Herauswandern zweier Flüffigkeiten
von verichtedener Mit oder ungleicher Dichtigteit
durch eine ſie trennende poröſe Scheidewand (Haut,
gebrannter Ton); Endesmomöter, m. ein Werk-
zeug, um dieſe Einjaugung zu meſſen und zu
unterjuchen.
endojiteren (jpr. angdojlieren), fr (endosser) oder
indofſieren, it. (indossäre, von dosso, fr. dos,
Rüden, l. dorsum) einen Wechjel durch Aufjchrift
auf den Rüden desjelben an einen andern über-
tragen od. abtreten; Endoſſant (ſpr. — Bang) od.
Endoſſeur (fpr. — Böhr), auch Indoſſaͤnt, m. der
diejeg tut, der Idertragende, Umfchreibende; In—
Dofjät, m. den der Wechfel übertragen worden ift;
Endofjewment, n. fr. (pr. angdoi’mäng), aud)
Indofſement oder Andsfe, n. it. das Rück⸗
Wechſelſchreiben, die Übertragung eines Wechſels
an einen andern.
endothermiſch, gr. von Wärme abhängig, durch
Wärme wirkend.
Endſpurt, m. deutſch-engl. (ſpr. —ßpöhrt, engl.
spurt oder spirt, plötzliche Anſtrengung, Ruck),
beim Pferderennen: ein plötzliches Vorſtoßen, eine
unerwartete ſtarke Anſtrengung am Ende des
Rennens.
Fndyhmion, m. gr. Fabell. ein ſchöner Schläfer, den
die Mondgöttin liebte.
Enechẽuit, n. gr. ſenẽchẽma, v. enẽchein, darin tö—
nen)Heilf. das Ohrenklingen, Ohrenbrauſen; Enue—
chẽſis, f. die Entſtehung desſelben.
Fnema, u. gr. (von eniemi, id) laſſe oder werfe
engagieren
— Heilk. das Einſpritzen, od. das Eingeſpritzte,
iſtier.
Energie, f. gr. (en-érgeia) Wirkſamkeit, Tatkraft,
Kraft, Kraftfülle, Nachdruck, Wirkungsvermögen,
Spannung, Spannkraft, Arbeitsfähigkeit des Kör—
pers, einer Kraftanlage; Kraft-Energie, Arbeits-
vermögen; Licht-Energie, Lichtitärfe, Würmes
Energie, Heizvermögen; aktnelle Energie, le
bendige Kraft; finetifhe Energie, lebendige
Kraft der fortjchreitenden Bewegung, der Drehung
und Wirbelbeivegung, der Schwingungen, der
Vellenbewegung; ſtatiſche Energie, Schwer—
energie, Oberflächenſpannung, Gejtaltsenergie,
Öasipannung; boten tielle Energie, Spanutraft;
Gnergetif, f. der Zweig der Wiechanif, der die
Übertragung und Umwandlung der Energiebehan-
delt; Energiemeſſer, Elektrizitätszähler, Watt-
mejjer; Energiefaktor, m. Verhalten der jchein-
baren, von einer Wechſelſtrommaſchine verbrauch—
ten Energie zur wirklichen Energie: energifch (ar-
energös, v. ergon, Werf, Tat) wirkſam, tatkräftig,
fraftvoll, nachdrücklich, durchgreifend; energiſie—
ren, tatkräftig machen; nachdrücklich wirken,
Energumẽnus od. Energumen, m., pl. Ener⸗
gumenen, gr. (energum£&nos, von energein; eig.
ein Bearbeiteter, näml. von einem böfen Geifte)
ein Befefjener, Shwärmer, Wahnfinniger; ener=
gumeniſch, ſchwärmeriſch, raſend.
enerbieren, I. (enerväre; vol. Nerv) entnerven,
— Enervation, f. Entnervung, Entfräf-
ung ꝛc.
enfant, n. fr. (ſſpr. angfäng) Kind; enufant gäté,
verwöhntes Kind; enfants perdus, pl. fr. (ſpr.
angfang perdüh) eig. verlorene Kinder; Krſpr.
ehem. leichte Vortruppen, die zuerſt angreifen,
Sturm laufen ꝛc., gefährdete Vorpoſten; enfant
terrible (ſpr. — terribel), ein Schreckenskind, un—
eig. ein Mitglied einer Genoſſenſchaft, das die
übrigen gefährdet und in Angſt hält.
enfilteren (ſpr. angf—), fr. (enfiler; v. fil, Faden,
l. filum) einfädeln, anreihen, z. B. Perlen; uneig.
ein Geſpräch anknüpfen, jemand in ein Unter—
nehmen, eine Gefahr verwickeln; Krk. der Länge
nach beſtreichen, beſchießen mitKanonen; Enfilade,
f. (ſpr. angfildd’) eine Folgereihe, z. B. Zimmer-
reihe; auch = Enfilement, u. (ſpr. angfil'mäing)
die Beſtreichung mit Geſchütz, das Beſchießen von
der Seite, beſ. bei Verſchanzungen.
enfin, fr. (ſpr. angfäng) endlich, am Ende; kurz, mit
einem Worte.
enflammieren (pr. angflammieren, fr. enflammer)
entzünden, anzünden, entflanmeıt.
enfoncieren (fpr. angfongkieren), fr. (enfoncer; v.
fond, Grund, Tiefe) einjenfen, einjchlagen, ein»
brechen, durchbrechen; verſinken, einjinfen; En—
foncement, n. (jpr. angfongß'mang) die Vertie—
jung, der Hintergrund eines Gemäldes. _
enforcteren (pr. augforgieren), fr. (enforeir; vgl.
Force) verjtärken, jtärfer machen.
enfümieren (pr. angf—), fr. enfumer, v. [. fumus,
auch, fr. fumee) räuchern, einräuchern, durch—
räuchern, bei. vom Tabaf.
engagieren (pr. angak$—), jr. (eugager, eig. ver-
pfänden, von gage, Pfand) verpflichten, in Dienit
nehmen, anwerben; überreden oder bereden, be-
‚wegen; (fich) verbindlich od. anheifchig machen (z.B.
für einen Tanz), auf etwas einlajjen, zu etwas ver-
Dingen; in ein Gefecht einlafjien; engagiert, ver-
pflichtet, verjprochen, verſagt; Krſpr. in einen Kampf
verwicdelt; engageant (fpr. angaſchäng), einneh—
Engareb
enleidieren 235
mend, anziehend; einladend; Engagement, n. | enitieren, lat. (enitere) hervorglänzen, berühmt
(pr. angahiey'mdng) 1. die Verbindlichmachung zu
etwas, Verpflichtung, z. B. für einen Tanz, eine
Zahlung 2c.; Verbindlichkeit; 2. VBerpfändung;
3. Anwerbung, Dienftannehmung; der Dienit, das
Ant; 4. auch ein Handgemenge, Gefecht. _ _
Engäreb, n. arab. eine Art Nuhebett od. Sofa im
Orient, bejtehend aus einem Nahmen von feitem
Holz mit einem darüber geipannten elaſtiſchen Net
aus Streifen von Ochſenhaut, auf weldem eu
Teppich ausgebreitet iſt. 3
Engaitrilög, vd. Engaftrimäth, m. gr. (v. gaster,
Baud)) ein Bauchrediter, = Ventriloquiſt; En—
grins m. (pl. Engaftrimdnteis oder
ngaitrimanten), Bauchwahrſager; Engaſtri—
mantie, f. Bauchwahrſagerei, Weisſagung mit
Hilfe der Bauchredekunſt.
Enghil, m. türk. im Koran das Neue Teſtament,
wie Taurat Geſetz das alte.
englijieren, ſ. anglijierei. f
English, engl. (pr. inglügg), engliſch; engliſche
Sprade; Englishman, m. (jpr. —männ), Eng-
länder. h
englontieren (pr. anglut—), fr. (engloutir; vgl.
Glouton) verfchluden, verfchlingen; durchbringen.
Engobe, f. fr. (jpr. anggöb) in der Töpferei: An—
gubfarbe, Farberde; engobieren (v. jr. engober),
angiegen, mit Farberde angiegen; Engubane od.
Engobierung, da3 Angiegen mit Faärberde, der
Farberde-Überzug.
Engondden, pl. gr. (v. göny, Knie) auf den Sinien
ruhende ägyptiſche Figuren.
engourdieren (ſpr. angurdieren), fr. (engourdir,
v. gourd, ſtarr, jteif, [. gurdus, dumm, tölpelhaft)
erjtarren, jtarr oder fühllos machen, erjchlaffen,
betäuben, einſchläfern; Engonrdiffement, n.
(pr. —näng) da3 Erſtarren, Einichlafen dev
Glieder, die Betäubung. ?
Engraiſſerie, £. fr. ({pr. augräll—; v. engraisser,
mäjten, von graisse, Fett) eine Anjtalt zum Yett-
machen, Maſtanſtalt; Engraiifeur,m.(ipr. —Böhr)
ein Mäſter (von Federvieh 2c.).
Eugrölüre, f. fr. (pr. angrälühr; v. grele, Hagel)
eine Randverzierung oder Einfajjung mit rund»
lichen Zäckchen, ein Spigenrand.
Engroift, j.v. w. Groſſiſt.
Engymeter, n. gr. (v. engys, nahe) ein Nähemeſſer,
Werkzeug zur rg geringer Entfernungen;
Engyifop, n. ein Vergrößerungsglas.
enhardieren (jpr. anghardieren), fr. (enhardir; v.
hardi, fühn) erinutigen, beherzt machen.
enharmoniſch, gr. Tonk. eig. in der Harmonie lic-
end und durch fie bedingt; jchicklich, pafjend; gleid)-
lingend; nlınay Töne find jolche, die
eine Doppelrolle jpielen, je nachdent jie der einen
oder andern Tonveihe angehören, wodurch mit
ihrer Stimmung oder Färbung zugleich ihr Naıne
fi ändert, wie cis od. des, gis od. as; end. Ton—
arten, ſolche, denen derfelbe Ton unter verſchie—
denem Namen angehört, wie Dis-Moll oder Es—
Moll; bei den Griechen hieß die ihnen eigen»
tümlihe Tonleiter enharmonifch, in welcher die
zwei eriten Intervalle Kleiner al3 halbe Tune
waren; Enharmonik, f. Sleichklang.
Enberion, n. (vgl. Einherier) altdeutfche Götter-
Ichre: die Berfammlung der Helden im Himmel.
Enhidris, f. gr. (von hydör, Waffer) die Waffer-
ſchlange; Enbydrit, m. eine Aıt Chalcedon (f. d.),
welcher bisweilen Waſſertropfen in jich einfchließt.
Enigma, r. Anigma, f.d.
werden.
enivrieren (ſpr.aniw —) fr. (enivrer, v. ivre, trun—
ten) beraufchen, betäuben, verblenden; enibriert,
berauſcht, betört, verblendet.
Enjambement, n. fr. (ſpr. angfgangb’mang; von
enjamber, iberfchreiten; jambe, Bein, ſpan. u. it.
gamba) das Hinüberfchreiten, das Übergreifen des
Sinnes eines Berjes in den folgenden Vers hinein.
Enjen, m. fr. (fpr. angſchöh; von jeu, Spiel), der
Spieleinfab. #
Enkaͤnthis, f. gr. (v. kanthös, Augenwinkel) Heil.
Tränendrüſen Geſchwulſt.
enkartieren, Poſtd. eintragen, einkarten; Enkar—
tierung, f. Eintraging, Einfartung; Enkartie—
rungsitelle, Abfertigungsitelle.
Enkathisma, n. ar. (0. en-kathizein, hineinfegen)
ein Sitzbad, Halbbad; Sisdampfbad.
Enkauma, n. griech. (von kauma, Brand, kaiein,
brennen) Heilk eig. Eingebrannteg, ein tiefes Horn-
haut = Gefhwür; Enfaniis, f. das Einbrennen;
enkanuſtiſch, eingebrannt; Enfanstif, k. oder eit=
fenftiihe Malerei, eingebrannte Malerei, meiit
mit Wachsfarben (Wachsmalerei), wobeidas Binde-
mittel in die unterliegende Fläche eingebrannt
wurde. Die Alten kannten drei Arten dieſes Ver—
fahreng, das im Mittelalter verloren ging. Vgl.
puniſches Wachs. |
Enklave, £., pl. Entlaven, fr. (pr. angfldwen; vd.
enclaver, ſ. u. Bezirk, Gerichtsiprengel; inSbef. v.
fremdem Öebiet eingeſchloſſenes Land, in fremdent
Gebiete liegende Bejigungen, auch Enflapären;
enflapieren (fr. enclaver, v. nıl. inclaväre, ein-
ſchließen; lat. clävis, Schlüffel) einschließen, mit
fremdem Gebiet umgeben.
Enkliſis, f. gr. (eig. die Anlehnung, Zurüdbiegung;
von en-klinein, anlehten) im Griech. das Zurück—
werfen des Atzents eines Wortes auf das vorher-
gehende Wort; Entlitife, f. oder enklitiſch heißt
ein Wort, das feinen Mizent auf das vorhergehende
Wort zurücdwirft.
Enfolpion, n. gr. (v. kölpos, Buſen) eig, etwas im
oder am Bufen Befindliches; daher: ein am Halſe
getragenes Büchschen mit Reliquien; auch das
Bruſtkreuz der Bifchöfe. | {
Entomion, gr. od. Enfominm, n. (v. kömos, feſt⸗
liche Feier) die Lobrede; Enfomtdit, m. ein Lob—
redner; Enkomiaͤſtik, £. die Lobrednerei; Enfe=
midftifon, n. das Lobgedicht; enkomiaͤftiſch, lob⸗
redneriſch. ⸗
Entöpe, f. gr. (enkopé, von en-köptein, einhauen,
einfchneiden) ein Einjchnitt, Spalt; Heilk. eine
Schnitt- od. Hiebwunde, insbeſ. in der Hirnfchale.
GEntratie, f. gr. (enkräteia, von kratein, jtark jein,
beherrſchen)die Enthaltſamkeit, Selbſtbeherrſchung;
Entratit,m., pl. Enfratiten, Enthaltſame; Ma—
Bige, Name einer guoftischen Sekte, weiche jich der
Ehe, des Fleifchgenuffes und des Weines enthielt;
vgl. Tatianiſten.
Enfrinit, m., pl. Enfriniten, gr. (v.krinon, Lilie)
Lilienſteine, eine zur Familie der Crinoidéen (T. d.)
gehörige Berfteinerung. Die einzelnen Glieder des
Stiels derjelben heißen Trochiten und Entro-
hiten, Räderſteine, Bonifaziuspfennige, Hünen—
tränen, Spangenjteine ꝛc.
enlatidieren (fpr. anglädieren), fr. (enlaidir; laid,
bäßlic), it. laido, vom deutichen leid, was urſpr.
bedeutet: verhaßt, widerwärtig) häßlich machen,
entitellen.
236 Enlevage
Entlepage, f.,v.n. (fpr. anglewahſch') fr. (v. enlever,
wegnehmen) das or a Zerſtören.
en miniature, fr. (ſprich: ang —tühr), in kleinem
Maßitabe.
Ennaetöris, f. gr. (v. enn6a, neun, u. 6tos, Jahr)
ein Jahrneunt, Zeitraum von 9 od. eig. 8 Jahren,
bei den alten Griechen ein Zyklus für gewiſſe Feſte,
die im neunten Sahre wiederkehrten; Ennäte,
pl. im Altertum: Opfer am 9. Tage nach dem Be-
gräbnifje; in der griechiſchen Kirdye: Gebete für
einen Berjtorbenen am 9. Tage nad) dem Tode;
Enneadetgẽtẽris, der 19jährige Zyklus der Mond⸗
perioden; Enneagön, n. ein Neuneck; enneakon⸗
taẽedriſch, neunzigeckig; Enneandria, pl. neun-
männige Pflanzen, deren Zwitterblumen neun freie
Staubfäden Haben, im Linneiſchen Syſtem die
9.Rlafje; ennenpetalifch, neunblätterig, mit neun
Blumenblättern.
ennoblieven, fr. (ennoblir) = anoblieren.
Ennoſigãos u. Ennoſichthön, m. gr. (von Enno-
sis, enosis, Bewegung und gaia oder chthön, die
Erde) der Erderjchütterer, homeriſcher Beiname des
Meergottes.
Snuni, ın. fr. (fpr. annüih; fpan. enojo, it. noja,
eutſt, aus dem Y. in odio, in Haß) die Langeweile,
der Überdruß, die Bejchiwerlichteit; ennuhieren
(jpr. angniijieren; fr. ennuyer), langweilen; läſtig
werden; ennuhaͤnt oder ennuyeng (pr. —idN),
fangmweitig, verdrießlich, überlältig.
Fnoch = Henoch, ſed.
enodieren, lat. (enodäre; von nodus, Knoten) ent⸗
wideln, auflöfen; Enodation, f. (enodatio) die
Entwickelung, Auflöjung.
Snomotie, f. gr. (enömotia, von en-Omotos, wer
geſchworen bat) überh. eine Schar geſchworener
Krieger; in3bef. bei den alten Spartanern ein
Rrienshaufe von 25 bis 36 Mann; Enomo—
tardh(08), m. der Anführer einer jolchen Schar.
Spiegelwahrfagerei, Wahrfagung durd) Spiegel-
guderei.
enorns, l. (enörmis, von e, aus, u. norma, Pegel,
Richtmaß) un= oder übermäßig, ungehener, uner-
hört; ensrmis laesio, f. laesio unter lädieren;
Enormität, f. (l. enormitas) das Übermaß, die
außerordentliche oder ungeheure Grüße.
Ensrmön, n. gr. (von en-ormän, ein-, antreiben)
eig. das Antreibende: die innere Xebenstätigfeit.
Enssimofe = Endosmofe, ſ.d
Enoftojis, f. griech. (vgl. Ditofis)
Knochenauswuchs.
En-pãte-Farben, pl. fr.⸗d. (ſpr. ang⸗paht; von fr.
päte, f., Brot⸗, Kuchenteig, I. pasta) Teigfarben,
Buntpapierfarben.
Enquẽte, f. fr. (fpr. angfäht’; altfr. enqueste, lat.
gleichj.inquaesita firrinquisitio) gerichtliche Unter-
ſuchung in bürgerlihen Sachen; überh. eine amt-
liche Ermittelung, Prüfung, Nachforſchung; En-
quetenr, m. (ſprich: angfätöhr) der Unterfucher,
Unterſuchungsrichter.
enragieren (ſpr. angraf$—), fr. (enrager; vgl.
Rage) rajend oder toll machen, in Wut bringen;
enragiert (ſpr. angrafiert), leidenschaftlich ein—
genommen, wütend; Enrage, m. (ſpr. angrascheh)
ein Raſender; leidenschaftlicher Anhänger einer
Partei.
enregiftrieren (ſpr. angrei®—), fr. (enregistrer;
vgl. Regijter) einichreiben, ins Regiſter eintragen;
Heilf. ein innerer
Enregiftrement, n. (jpr. angreiifte'mang) die
Einzeihnung, das Eintragen.
Enoptromantie, f. gr. (v. Enoptron, Spiegel) die !
Enteledhie
enrhümiert (jpr. angriimiert), fr. (enrhums) mit
dem Schnupfen (rhume, griech. rheuma) behaftet,
verſchnupft ſchnupfig.
enrhuͤthmiſch. gr. (enrhythmos, on) im Rhythmus
abgefaßt, ebenmäßig geregelt.
enrichieren (fpr. angriih—), fr. enrichir, v. riche,
reich) bereichern; verzieren.
enrolieren oder enrollteren (ſpr. angc—), fr. (en-
röler) in die Rolle (fr. röle) oder Lifte jchreiben,
zum Ariegsdienfte einfchreiben, anmwerben; En—
rolfierte, pl. Eingefchriebene, Angeworbene; En—
rolement, n. (fpr. angrohl’mdng) und Enrolie=
zung, k. die Einjchreibung zum Kriegsdienit, An-
werbung; Enroleur. m. (jpricdh: angrolöhr) der
Werber. |
enronillieren, fr. (pr. angrujieren, v. enrouiller)
roſtig machen.
enroulieren, fr. (pr. angrulieren, v. frz. enrouler,
ineinander wickeln), einrollen; Enrouleur, mm. der
Eintoller.
enrouieren (pr. angru—), fr. (enrouer, I. gleich].
Inraucäre, von raucus, heijer) heifer machen; en—
rouiert (fr. enroue), heijer.
eNSs,n. lat. (von sum, esse, fein) ein Ding, Weien;
ens ratiönis, ein Gedankenweſen, bloß in der Vor-
jtellung vorhandenes Ding; Entität, f. barb.-1.
die Wejenheit, das Sein od. Dafein eines Dinges.
Enseigne, £. fr. (fpr. anggännj; vom lat. insignia)
eek — Wirtshausſchild; Feldzeichen; m. der
ähnrich.
Enseignémont, m. fr. (fpr. angßännj'mäng) der
Unterricht, die Lehre; E. primaire, Elementar-
unterricht, Volksſchulunterricht; PB. secondaire,
Gymnaſial- und Realfchufunterricht, das Höhere
Unterrichtsweſen.
Enſemble, n. fr. (ſpr. anghcingb'l; von J. insimul,
zuſammen) ein Ganzes, etwas Vereinigtes, auch
das Geſamte, die Geſamtheit; die Einſtimmung,
der Einklang; auch ſ.v. m. Enſemble-Spiel, das
mehrerer Schaufpieler, entg.
olojpiel; &.-Stüde, Tonk. die mehr al3 vier-
ftimmigen Gefangitüde der Opern.
Enſifer, m. I. (v. ensis, Schwert, u. ferre, tragen)
der Schwertträger, ehem. Titel des Kurfürſten von
Sachſen ald Erzmarſchalls; enſifoͤrm, nlat. Bot.
Ichwertförmig.
Enſilage, m. fr. (fpr. angßilahſch) das Einbringen
des Kornes in unterirdische Getreidegruben, in
Silos (von frz. silo, m. Korngrube); Örünfutter-
dauerung.
Enſoͤph, m. gr. (Ensophos, von sophös, weiſe) das
göttliche Wejen in der Fabbaliftifchen Philojophie.
Entablement, n. fr. br; angtabl’mdng; v. table,
Tafel, Brett) das Geſims, Gebälf.
entamieren (ſpr. angtamieren), fr. (entamer, prov.
entarenar, |. attaminäre) eig. anjchneiden, dann:
anfangen, eröffnen, 3. B. eine Unterhandlung.
Entafis, f. gr. (von en-teinein, anjpannen) eig. An⸗
jpannung; Bauf. Bauchung der Säulen.
entaſſieren (ſpr. angtaſſieren), fr.entasser, von tas,
Haufen; vgl. tafien) aufhäufen; entafflert, auf—
gehäuft, jehr gedrängt. \
entdämoniſieren, dtſchgr. einen Dämon od. böſen
Geiſt austreiben. i ’
GEntelechie, f. gr. (entel&cheia, v. en telei Echein,
in Vollendung haben od. jein) die ununterbrochene
Tätigkeit oder Wirkſamkeit, bei. de3 Geiftes; auch
Wirklichkeit; bei Ariftoteles: die höhere, jich ſelbſt
bejtimmende Energie od. die frete Tätigkeit, die
| den Zwed in fich ſelbſt hat.
Entente
Entente, f. (jpr. angtängt’) fr. (von entendre, ver-
nehmen, veritehen, lat. intend£re) der Sinn, Ver—
ftand (eines Worted); das Verjtändnis, Einver-
a entente cordiale, herzliches Einver-
tändnis, gutes Vernehmen (bef. in der Politik).
Enteradenogranhie, f. ar.” (von Enteron, Darm,
Eingeweide) Darmdrüjenbeichreibung; Entera—
denolegie, f. Darmdrüfenlehre; Enteralgie, f.
Darmſchmerz, Darmgicht; enterifch (gr. enterl-
kös), die Eingeweide betreffend oder davon her-
rührend; &nteritis, f. die Darm - Entzündung;
Enterologie, f. die Rehre von den Eingeweiden;
Enteroftop, n. Darmfpiegel, Darmleuchter; En=
terotomie, f. der Darmſchnitt, Aufſchnitt eine
Darms; Enteruzdon od. Entozöon, n., pl. En⸗
terozoa, f. Eingeweidetiere, Eingeweidewürmer.
&nterlogper, m. holl. — Zwiſchenläufer, d. i.
Schleichhändler od. Schleichhandelsſchiffe, die ver—
botenen Seehandel treiben.
entetieren, ſich (ſpr. angtä—), fr. (s’enteter, von
tete, Kopf) ji etwas in den Kopf jegen, eigen-
jinnig auf etwas beitehen; entetiert, eigenfinnig,
itarriöpfig: Entetement, n. (pr. anglät'mäng)
der Eigenfinn, Starrfinn. dh
Entheemanie, f. gr. (v. Entheos; vgl. Enthufias-
mus) Glaubenswahnfinn. ;
Enthläfis, f. gr. (von en-thlan, eindrücen) Heilk.
Eindrüdung, bei. auf dem Schädel, Quetſchung,
Berlegung od. Brud) der Hirnſchale.
Enthroniftifum, n. gr. (von enthronizein, auf den
Thron od. Sig erheben, einfegen) ein Antrittögeld
dei Übernahme einer Bfründe.
Suthufidsinss, m. gr. (v. Enthüs, zufammengez.
aus Eenth&os,gottvoll, gottbegeijtert, v. theös, Gott)
die Begeiiterung, Entzüdung; Hochgefühl, Schwär⸗
merei; bei. das lebhafte Eingenommenjein für et-
was; enthuſtasmieren, begeiltern, entzücken, ent-
flammen, in Teuer jegen; Enthuſiaſt, m. ein Be-
geijterter, Entzüdter, leidenſchaftlicher Bewunderer
oder Berehrer; auch ein Sprudelgeilt, Schwär-
mer; enthufiaſtiſch, begeiſtert, entflammt, ſchwär—⸗
meriſch.
Snthymema, verk. Cnthymen, n. gr. (v. enthy-
meisthai, zu Herzen nehmen, zu Gemüte ziehen;
thymös, Gemüt) eig. daS zu Beherzigende, die
Betrachtung; Redek. ein unvolljtändiger, d. h. nur
zweigliedriger od. abgekürzter Vernunftſchluß, der
nur einen der beiden Vorderſätze enthält.
Sntität, ſ. unter ens.
Entoilage, f.,r.n. fr. (ſpr. antoalcihſch'; von toile,
l. tela, Gewebe, Leinwand) feines Spibengemwebe,
geflöppeltes Kantenwerk.
Entömon, n., pl. Entöma, gr. (v. Entomos, ein-
geſchnitten, en-t@mnein, einjchneiden) Kerbtiere,
inſchnitttiere — Inſekten; Entomogräph, m.
gr. ein Inſektenbeſchreiber; Entomographie, f.
die Snjeitenbejchreibung; entomograͤphiſch, in-
jeftenbejchreibend; Entomolith, m. ein veriteiner-
tes Injelt; Entomolög, m. ein Inſektenkenner:
Entomologie, f. die Lehre von den Inſekten; en=
tomologiſch, inſektenkundlich; entomophil, In⸗
ſetten liebend (von Pflanzen, die durch Inſeklen
beſtäubt, befruchtet werden).
Entonie, f. gr. (v. en-teinein, anſpannen) Heilk.
Spannung, Anfpannung; entöniie, geipannt,
überjpannt.
Entonnoir, n. fr. (fpr. angtonnodhr; von enton-
ner, in eine Tonne füllen) der Trichter; die trich-
terförmige Grube einer gefprungenen Mine; Ab-
zug der Flüſſe, eine Schleufe, bei. in der Schweiz.
— — — — — — — — — — —— — — —
Entree 237
Entophhton, n. gr. (v. entös, drinnen, u. phytön,
Gewächs) eine Schmarogerpflanze.
entöpifch, gr. (entöpios, d. en, in, an, u. töpos,
Ort) am Örte befindlich, einheimifch.
entöptiich, gr. (v. entös, innerhalb; vgl. optiich)
um Hineinjehen dienend, dadurd) entitanden, im
uginnern; 3.B. entoptifhe Erfheinungen,
die beim Hineinjehen (in einen Spiegel ꝛc.) das
Auge jelbjt von in feinem Innern vorhandenen
Gegenitänden wahrnimmt; entoptiſcheFarben,
die gewöhnlichen Farbenerfcheinungen, z. U. von
den dioptriſchen.
entortillieren (ſpr. angtortijieren), fr. (entortiller,
vom I.tortus, gedreht) umwickeln, umſtricken; ver-
wideln, vermwirren.
Entoftöfis, f. gr. (v. entös, drinnen, u. Oſtoſis,
1. d. Knochengeſchwulſt nad) innen.
entötiſche Geräuſche, pl. Geräufche im Ohr, die
2. anders wahrnimmt, als der Beſitzer des
res.
Entours, pl. fr. (ſpr. angtuͤhr; vgl. Tour) die Um—
gegend; entourieren (fr. entourer), umgeben, ein⸗
ſchließen, einfaſſen; Entourage, f., r. n. (ſpr. ang—
turchſch') Die Umgebung, Umhüllung, Einfaſſung,
Beſatz, beſ. bei Frauen-Putz.
Entoutcas, m. fr. (ent tout cas, ſpr. angtuhfdh,
d. i. für alle Fälle) ein mittelgroßer Schirm, der
als Negen- und Sonnenihirm dienen kann, All—
wetterſchirm; auch ein Menſch, der zu allen zu
gebrauden iſt.
Entoxismus oder r. Entoxicismus, m. gr. (vgl.
ZToricum), Vergiftung.
Entozuon, j. Enterozoon.
Entr’ecte, m. fr. (ſpr. angtr’aft) Zwiſchen-Akt, das
Zwiſchenſpiel der Muſik zwiſchen den Abteilungen
eines Schauſpiels.
Entrain, m. fr. (fpr.angträng), das Eingenommmen-
jein, N la von etwas, Die Hingebung an
eine Sache. f
entrainieren(pr.angtränieren; fr. entrainer) hin-
oder fortreigen, nad) fic) ziehen.
entrant, fr. (pr. angträng, v. entrer, vgl. entric»
ten) einnehmend, einschmeichelnd.
Entrata, |. Sntrade.
entre, fr. (jpr. angt’r; = I. inter) zwijchen, unter,
in der Mitte; entre nous (jpr. —nuh), unter uns,
im Vertrauen. 5
Entrebandes u. Entrebattes, pl. fr. (ipr. aug—
t’rbangd’ u. angt’vbatt‘) die Sahlleiiten, Sahlbän—
der am Tuch.
Entrechat, m. fr. (ſpr. angt'rſchah; vont it. intrec-
ciato, näml. salto, verjlochtener oder mit ver-
ihlungenen Füßen gemachter Sprung) ein künſt—
liherZanziprung, Kreuzſprung, gleich]. Zanztriller.
entre chien et loup, fr. (jpr. angt’r ſchiäng eh luh)
ſ. v. w. [. inter canem et lupum, f. d.
Entreeolonne, £. fr.(ipr. angt'rkol —; vgl. Kolonne)
Bauf. die Säulenweite, der Säulenabjtand oder
Raum ziwifchen zwei Säulen, f. v. w. Entre—
pilajtre.
Entrecöte, m. od. n. Mittelrippenftüd, Zwiſchen—
tippe (vom Rind).
Entredeug, m. fr. (fpr. angt'rdöh; eig. zwiſchen
Zweien) dad Mittelftüd, Mittelding; die Scheide-
oder Zwiſchenwand, der Zwilchenraum; aud) ein
Schirm für zwei Berfonen.
Entree, f. fr. (jpr. angtreh; vgl. entrieren) der Ein-
tritt, Eingang, Einla$ ;1.die Einfahrteines Hauſes;
2. das Eintrittzimmer, der Vorjaal; 3. der Zu⸗
tritt bei großen Herren; 4. die Vorſpeiſe, der erſte
u
238
Entrefilet
Bang, das Borgericht bei einem Gaftmahle; 5. das
Eintritt3geld; der Eingangszoll; 6. Tonf. dag Ein-
fallen .einer Stimme; die Einleitung, das Eröff-
nungsſtück bei Opern ꝛc.; 7. die Art und Weife, fich
einzuführen, bei. bei Schauspielern ; 8. im Lhombre—
ſpiel die Frage; das Entree-Billet, die Einlah- | Entripfelogi
farte; Entreewalze, f. Speifewalze, Einziehwalze
(in Fabrifen).
Entrefilet, n., eig. m., fr. (fpr. angtrfiled; vd. filet,
dünner Baden, Net, Garn) eine in eine Rede ver-
flochtene leiſe Andeutung, zwiſchen den Zeilen zu
leſende Mitteilung; auch: in den redaktionellen Teil
einer Zeitung eingeſchobener kurzer Artikel, Zwi—
ſchenſatz. [cher, Mittelzeuge.
Entrefins, pl. fr. (ſpr. angt'rfäng) mittelfeine Tü—
Entregent, n. fr. (ſpr. angt’rfegang) d. i. unter Leu—
ten, Artigfeit u. Gewandtheit im Betragen, bef.
gegen Damen.
Entrelaes, pl. fr. (fpr. angt’rläh; vgl. lacs) Bauf.
geflochtener oder verfchlungener Zierat, Kettenzug;
verſchlungene Schriftzüge.
Entremes, m. fpan. (v. it. Intermezzo) ein Zivi-
ichenjpiel, ein Luftiges Nebenfpiel zwifchen zwei
Aufzügen eines Schaufpiels; eine Poſſe.
Entremets, n. fr. (fpr. augt'rmäh; v. mets, Gericht,
it. messo, I. missum, gejeßt, aufgetragen) ein Zwi—
ſchengericht, Neben- oder Beigericht, eine Zwiſchen—
oder Beiſchüſſel.
Entremettenr, m. fr. (ſpr. angt'rmettöhr; von
s’entremettre, jich ins Mittel legen) der Unter-
händler; Entremife, £. die Vermittelung.
entre nous, |. entre.
Entrebas, m. fr. (fpr. angt'rpäh; vgl. Pas) Reitk.
der Mittelgang, Mittelpaß, Halbtrab.
Entrepilaftre, n. fr. (ſpr. angt'rpilaftı’; vgl. Pi—
lajter) die Säulenweite, Bfeilerweite.
Entrepont, n. fr. (ſpr. angt'rpoöng, v. pont, Brücke,
Verdech ein Zwiſchendeck auf Schiffen.
Entrepot, n. fr. (pr. angt’rpsh; v. [.interpositum)
eine Niederlage für durchgehende und andere Wa-
ren, ein Lagerhaus, Stapelplab; aud) Stapelort;
der Zollverſchluß; em entrepöt, unverzollt;
Entrepofenr, m. (jpr. angt'rpoſöhr) der Aufſeher
einer Niederlage.
entreprenteren(ipr.angt'rpr—), fr. (entreprendre)
etwas unternehnien, übernehmen; entreprenant
(ipr. angt’rprendng) unternehmend,dreift, herzhaft;
Entreprenenr, m. (fpr. angt’rprenöhr) ein Unter-
nehmer, Beranftalter, ÜbernehmereinesGefchäfts;
(Entreprife, f. die Unternehmung, das Unterneh-
men, Vorhaben; General-Entreprife, Unter-
nehmung im ganzen, Bergebung im ganzen, Ge-
jamtverdingung.
Entrefol, n. fr. (ipr. angt’r5öll; eig. der Zwifchen-
boden, von 8ol, Boden, I. solum) das Halbgeſchoß,
Zwiſchengeſchoß, Zwiſchenſtock zwiichen zwei grö-
ßeren Stodwerfen, bej. zwijchen dem Erdgeſchoß
und dem erſten Stockwerke.
Gntretaille, f. fr. (jpr. angt’rtaj’; von taille,
Schnitt) Kupferft. dev Zwiſchenſchnitt, feinere Zwi—
Ihenftrih; Tanzk. ein Tanzichritt, wobei ein Fuß
in die Stelle de3 andern geſetzt und diefer vor-
wärts in die Höhe gehalten wird.
entretenteren (jpr.angt'rtenieren), fr. (entretenir)
unterhalten, erhalten, verforgen; mit Geſpräch
unterhalten; Entretien, n. (pr.
Unterhalt, die Erhaltung; die Unterhaltung, das
Geſpräch; Entretenüe, f. (ſpr. —t'nüh') oder
femme entretenue, eine unterhaltene (ausgehal-
tene) Buhlerin.
|
|
|
angt’rjeng) der |
|
|
Enyo
Eutrebüe, f. fr. (pr. angt’rwüh’; vgl. vne, das
Sehen, die Anficht) die Ahtamienkunft, Unter-
redung, Beſprechung.
Entrichöma, n. gr. (vgl. Trichoma) Heilk. der Haar—
rand der Augenlider.
e, f. gl (v. Entripsis, Einreibung;
vgl. Tripfis) Heilk die Einreibungskunde, Lehre
von der Einreibung mancher Heilmittel.
entrieren (ſpr. angte—), fr. (entrer; I. inträre) ein⸗
. gehen, eintreten, ein Amt antreten, ein Gefchäft
anfangen, verfuchen, unternehnten.
Entrodit, m., pl. Entroditen, gr. (v. trochös,
Kreis, Rad) Räderfteine, ſ. Enfrinit.
Entropinm, n. ar. (v. en-trepein, nad) innen oder
en Heilk. die EinwärtswendungdesNugen-
ides.
enudieren, |. (enudäre, von nudus, nadt) entblö—
Ben, enthülfen; Enudation, f. die Entblößung,
Enthüllung.
enukleieren, [.(enucleäre, v. nuelẽeus, der Kern)eig.
auskernen; entwickeln, erklären, erläutern; Ente
kleation, f. ul. eig. die Auskernung; Heilk. Ent—
fernung eines Gliedes aus dem Gelenke, auch Aus—
ſchälung einer Geſchwulſt; Entwickelung, Erläu—
terung. ſnere Zahnfleiſch-Seite.
Fnũla, pl. gr. (von ülon, Zahnfleiſch) Heilk. die in-
enumerteren, [. (enumeräre; vgl. Numerus) auf-
od. herzählen; überrechnen, berechnen; Enumera⸗
tion, f. (enumeratio) die Aufzählung. |
enungieren, r. enunziieren, I. (enunciäre; vgl.
Nunciius) ausfagen, ausfprecdhen, ausdrüden, er-
klären, verkündigen; Enunziätum, n. ein Sap s
Ausiprud, Rechtsſpruch; Enunziation, f.(enun-
ciatio) die Ausſage, der Ausfpruch, aud) die Aus—
ſprache; 2. die Erflärung, Verkündigung, Belannt-
madung; enunziatib, ausfagend, eine Ausfage
enthaltend oder dazu gehörend; erflärend, in der
Rſpr. entg. dispoſitiv, f. d. |
Enureiis, f. gr. (von en-urein; vgl. Urea) Heift.
der Harnfluß, das Unvermögen, den Harn bei ſich
zu balteıt.
enutrieren, [. (enutrire) ernähren, aufziehen.
Enveloppe, f. fr. (fpr. ang'wlopp; v. envelopper,
j. u. der Umfchlag, die Hülle over Dede; ein Um-
wurf od. Mantel einer Dame; Krk. ein niedriger
Wall, ein ſchmales Außenwerk; enbeloppieren
(fr.envelopper,it.inviluppare von viluppo, Widel,
Wulft) einwiceln, einhüllen, einſchlagen; auch fich
in ſchlimme Händel verftriden.
Envers, m. fr. (fpr. angwähr; v. l. Inversus, um—
gefehrt) die Kehrfeite, ünrechte Seite; à ’envers,
verkehrt; Enverfins, pl. fr. (pr. angwerßäng)
grobe wollene Serge (ſ. d.).
envi, m. fr. (fpr. angwi; f. envie, Neid, Begierde,
Luſt, v. I. invidia; nur in) à P’envi, um die Wette
(eig. „zum Neide“ eines andern, altfr. noch à l’en-
vie l!’un de l'autreé). ,
environ, fr. (jpr. angwiroͤng; prov. viron, Kreis;
vgl. altfr. virer, drehen; 1. gleich]. in gyrum, in die
Kunde, mit dem Sinn des it. ineirca) ungefähr,
etwa; Environs, pl. (fpr. angwirongs) die Um—
geoung, Umgegend einer Stadt; aud) die äußeren
ezirke.
Enboi m. fr. (fpr. angtvod; v. envoyer; voie, Weg)
eine Sendun g, Berjendung; envohieren (jpr.ang-
woaji—; fr. envoyer, ml. und it. inviäre, |pan.
enviar, d. [. via, Weg) jemand wohin ſchicken; En⸗
vohẽ, m. (angmwoajeh) ein Gejandter; insbeſ. ein
Gejandter zweiten Ranges, Gejchäftsträger.
Enno, f. gr. Fabell. die Kriegsgöttin, Zwietracht—
Enypoſtaſie
ſtifterin, Schweſter des Mars; ſ. v.w. l. Bellona;
Enyalios, m. der Kriegeriſche Beinamedes Mars.
Enypsitaiie, f. gr. (v. en, darin, u. hypöstasis, das
Wejen) das Borhandenfein der menschlichen Natur
Chriſti in der göttlichen.
Enyjtron, n. gr. (nystron, von anyein, vollenden)
dervierte Magen wiederfäuender Tiere, Labmagen,
in welchem die Verdauung vollendet wird.
&nztan, m. (v. I. gentiäna, f., nach dem illyrifchen
König Gentius benannt) Bitterwurz, eine Pflan-
zengattung aus der Familie der Gentianeen, von
deren Arten mehrere, bef.in der Wurzel (Enzian—
wurzel) einen bittern Stoff (das Gentianin)
enthalten und daher als magenſtärkende Heilmittel
dienen.
Enzoötie, f. gr. (v. zöon, das Tier) eine heimijche
oder Landes-Viehſeuche; enzosdtiſch, eine jolche
Biehfeuche betreffend od. dazu gehörig.
Enzyklopädie, Enzyklika 2c., |. unter encykliſch.
eo animo, j. unter animus.
eödem (näml. die), I. (v. idem, f. d.) an demſelben
od. den nämlichen Tage.
eo ipso, I. eben dadurd, damit zugleich, von ſelbſt,
jelbjtverftändlich.
Eos, f. gr. ſ. v. w. Aurora, ſ. b.
oo sensũ, ſ. unter sensus. |
Eoſin, n. gr. (v. &ös, die Morgenvöte), ein aus Teer
hergeftellter roter Farbitoff, der dazu dient, die
Zuttergerjte zu färben, um diefe zum Zwecke der
Steuerregulierung von der Braugerfte gleich äußer—
lich zu unterſcheiden.
eozũn, gr. (v. Eüs, die Morgenröte, u. kainös, neu)
wird die ältere Tertiärformation genannt, weil
jich in ihren Verſteinerungen, von denen fich nur
jehr wenige aufjegt lebende Spezies beziehen laijen,
gleichjam erſt die Morgenröte der neuen Schöpfung
zeigt. Auf die eozäne folgt (mit zunehmender Zahl
teuer Spezies) die oligozüne (v. oligos, wenig) od.
untermittlere Tertiäriormation; darauf die mio—
zäüne (v. meion, weniger, nämlich im Vergleich zur
jolgenden) oder obermittlere Tertiärformation, u.
endlich die pliozüne (v. pleion, mehr) oder euere
Zertiärformation mit der größten Anzahl neuer
Spezies unter ihren Verfteinerungen. Dieje Bei-
wörter werden auch als Hauptwörter gebraucht,
3.8. das Oligozän = oligozäne Formation.
u gr. Borwort in Zufammenfegungen, ſ. epi.
pagneul, m. fr. (ſpr. epanjöl; Geebenrurm v. Es-
pagnol, I. gleich. Hispaniölus) der fpanifche Wach—
telhumd.
Epagöge, f. gr. (v. ep-ägein, hinzu-, herbeifüihren)
die Anlodung, Anreizung, Verführung; Redek. |.
v.w. Induktion; epagogiſch, anziehend, lockend,
reizend, verführeriſch.
Epafme, f. gr. (v. ep-, epi, u. Afme, f. d.) Heilf. die
Zunahme; epakmäſtiſch (epakmastikös) zunch-
mend, fteigend.
Epakris, f. gr. (ven akron, Anhöhe, Gipfel) Bot.
’ elsbufdh, ein Heideitrauch (Erizee).
Epdften, pl. gr. (von, ep-aktös, hinzugebradht oder
gelebt) Scalttage, Überfchußtage, von dem leßten
Neumonde big zum 1. Januar od. der Unterfchied
eined gemeinen Sonnenjahres und eines Mond—
jahres, nämlich 11 Tage.
—— f. gr. (vgl. Anadiploſis) Redek. die
Berdoppelung, vermöge, welcher ein Sa mit dem-
jelben orte Thficht, mit welchem er anfıng; Heilf.
öftere Wiederkehr der Fieberanfälle; Übergang eis
ner einfachen Krankheit in eine zuſammengeſetzte.
Epanakliſis, f. gr. (v.ep-ana-klinein, an- u. zurid-
Ependyma 239
lehnen) Krk. rückwärtsgehende Schwenkung nad
der Linken.
Epanalẽpſis, f. gr. Redek. das Wiederaufnehmen:
1. wenn ein ſchon geſagtes Wort nach einem län—
geren Zwifchenjat wiederholt wird, oft mit ſtärke—
rer Betonung; 2. wenn dasjelbe Wort, welches
einen Saß oder Vers ſchloß, den folgenden wieder
anfängt; 3. Kettenreint.
Epanaphöra, f. gr. Redek. = Anaphora.
Gpanaftema, n., pl. Epanaſtemäta, gr. (von epa-
nistasthai, in die Höhe ftehen) Heilf. Wucherungen
od. Fleiſchwärzchen auf der Bindehaut des Auges.
Epanastrophe, = Anaitrophe.
epandhieren (ſpr. epangid—), fr. (epancher, v. I.
expandere, ausbreiten) ausgießen, fich ergießen,
fi) ohne Rückhalt ausfprehen; Epanchement, n.
(ſpr. epangſch'meing) der Erguß; Herzensergießung.
Epansõdos, f. gr. (von epi u. Anddos, Rückweg) die
Rückkehr zu dem Hauptaegenftande nad) einer Ab—
[hweifung; Redek. die Wiederholung von Worten
in umgekehrter Ordnung, 3.8. „Wer nicht kann,
was er will, der wolle, was er kann“ (Leonardo
da Binci).
panortHafis oder Ebanorthöſe, f. gr. (von ep-
anorthün, wieder aufrichten, -herſtellen) Wieder-
heritellung, Wiedereinfegung in die friihere Lage,
Verbeſſerung; Redek. die Selbiivenheffering im
Reden, Verbeſſerung od. Berichtigung des Gefagten
durch einen mehr jagenden oder richtiger beitim-
menden Ausdrud; auch die Ermahnung zum Gu—
ten; Cpanorthotifen, n. was zum Verbeſſern od.
zur Verbefjerung gehörig und gejchidt ift, pl. ps
anorthotife, Fefjerungsmittel; epanorthõtiſch,
zum Guten ermahnend, erbaulich.
epanouieren (pr. epanuieren), fr. (Epanouir, erwei—
tert aus altfr. espanir=espandre, l. expandöre,
ausbreiten) ſich eröffnen, entfalten, aufblühen; fich
aufheitern; Cpaneniffement, n. (pr. epanuifj’-
mäng) das Aufblühen, Aufbrechen; die Herzens-
ergiegung; Tröhlichkeit.
Epanthẽma, n. |. Eranthem.
Chapharciis, f. gr. (vgl. Aphärefis) Heil. wieder—
holte Wegnehmung od. Wegnahme, bei. vom Blute.
Epaͤrch, m. gr. (Ep-archos, von arche, Herrſchaft)
ein Statthalter, Borgejeßter; Cpardhie, f. (epar-
chia) die Statthalterichaft, ver Sprengel eines Bi-
ſchofs in der griechifchen Kirche.
epargnieren (jpr. cparmnjieren), fr. (Epargner, it.
sparagnare, sparmiare) vom deutjchen fparen)
erfparen; Epargne, f. (pr. eparn’) die Erſparung;
Sparfamkeit; das Erfparnis.
Epuͤrma, n. gr. (von ep-airein, erheben) eine Er-
höhung; Heilf. Geſchwulſt, Ausſchlag.
Epaulelte, f. fr. (ſpr. epolett'; von épaule, Schulter,
prov. espatla, v.l. spathula, Verkl. v. spatha, gr.
späthe, das Schulterblatt) das Achſelband, die
Achſeltroddel; epaulieren(ſpr.epo —; fr. épauler),
Krk. die Flanken durch Gewäſſer, Moraſt u. dgl.
gedeckt halten; Epaulement, n. (ſpr. epol'mäng)
die Bruſtwehr von aufgeworfener Erde, Sand»
jäden u. dergl.
Epave, f. fr. (jpr. epcihw'; Epave, herrenlos, wird
abgeleitet v. [. expavus f.expavidus, verjchüchtert,
verjcheucht, it. spaventato) ein herrenloſes Gut
Tier, ein herrenlofer Sklave u. dgl.; Seetrift;
Strandgut (vgl. droit d’epave).
Ep6e, f. fr. (ipr. epeh; v. I. spatha) Degen, Schwert.
pen, |. Epos. th 5
Ependyme, n.gr.(v.ep-endyein, darüber anziehen)
die die Gehirnhöhlen überziehende feine Haut.
240 Epenthefis
enthöfis, f. gr. (von epi und Enthösis, Hinein-
ſetzung) Spradl. die Einſchaltung eines Budjitaben
od. einer Silbe in ein Wort (wie tin unfer-t-wegen,
eigen-t-lich, öffen-t-Lich, g in ge-g-ejlen, ig in Klein-
ig-feit, Raub-ig-keit 2c.); epenthetifch, eingejcho-
ben, eingejchaltet.
eperdũ, fr. (altfr. esperdu) bejtürzt, verdußt; eper=
dümeut (jpr. —mang), heftig, vajend.
&beron, m. fr. (ſpr. ep röng; it. sperone, vom deitt-
then Sporn) der Sporn; Bauf. eine Widerlage
der Strebepfeiler; ein Eisbredher, Eisbock; Wafler-
bauf, eine Schugbuhne; Krk. ein Kleines vorjprin-
gendes Aubenwerf.
Epexegẽſis, oder Epexegeſe, f. gr. (vgl. Exegeſe)
Sprachl. die Hinzugefügte Erflärung, ein erflären-
der Zujaß; vgl. Appojition.
esh—, gr. Borwort in Zuſammenſ., |. epi.
SEphẽbe, m. gr. (éphebos, von hebe, Mannbarkeit,
Jugend) ein mannbarer Süngling; Ephebie, f.das
mannbare Sünglingsalter (in Sparta vom 18. big
30. ZebenSalter gerechnet).
Epheftifer, m. gr. (ephektikös; von ep-Echein, zu-
rückhalten) Zurüdhalter des Urteils u. der Beijtim-
mung, ein Beiname der Sfeptifer (vgl. Epode);
eyphektiſch, zurüdhaltend.
Ephelides, pl. gr. (sing. ephelis) Heill. Sommer-
ſproſſen; auch Xeberfleden.
eshemer oder ebhemeèriſch, gr. (von hömera, Tag,
eph&m£ros, auf den Tag, einen Tag dauernd) was
nur einen Tag währt, eintägig, vorübergehend;
Ephemera oder Ephemere, f. Heilk. eintägiges
Fieber; ephemöera uterina, das Mutterfieber,
Milchfieber; Ephẽmẽron, n., pl. Ephemeren, die
Zeitloje, eine Pflanze; die Eintagsjliege, ein Infekt,
da3 in jeinem vollfommenen Zuftande nur wenige
Stunden lebt; Ephemeriden, pl. Tagebücher
Tageblätter; Zeitungen; aſtronomiſche Jahrbücher
(worin die Veränderungen in der Stellung der
Himmelsförper im voraus berechnet find, wie dies
zuerit von oh. Regiomontanus für einen Zeitraum
von 30 Jahren gejchah).
@pheten, pl. gr. (ephetai, v. ephiénai, zuſchicken,
übertragen) in Athen die (51) Kriminalrichter, die
bevollmächtigt waren, über Mord und Totjchlag zu
eriennen.
&phialtes, m. gr. (eig. der Aufjpringer) dag Alp-
drüden, ein beängjtigendes, faft erftidendes Gefühl
von Drud im Schlafe.
Ephidröſis, f. gr. (v. hidrün, ſchwitzen) Heilf. das
— ee Schweißes. fdempf
uhippium, n.gr.(ephippion, was auf dem Pferde
— v. hippos, Pferd) die Pferdedecke, Schabracke;
der Sattel; das Sattelbein.
Ebhod, m. u.n. hebr. der Leibrock des iſraelitiſchen
EhöDnS, m, x. £. gr. (&phödos, eig. Zumeg; 8
us, ın., r. f. gr. (&phödos, eig. Zumeg, Zu-
Arge v.hodös, Ben) ein gewinnender od. a.
mender NRedeeingang.
Ephöõrus, m. gr. (&phörus, dv. ephorän, beauffich-
tigen) ein Aufjeher, Borgejester, Vorſteher, bej.
Kirhenaufjeher; in Sparta die höchſte obrigfeit-
liche Perjon, die die Gewalt der beiden Könige
mäßigte und im Gleichgewicht erhielt; Ephorät,
n.,t.m. nl.das Aufjeheramt, Borjteheramt; Epho—
rie, f. der Auffichtsfreis, Amtsbezirk eines Kir-
chenaufjeher®.
Ephraim, bebr. (v. päräh, hervorbringen, frucht-
bar jein) männl. Name: der Fruchtbare, Wachſende;
Ephraimiten, pl. Benennung der geringhaltigen
ünzen,. welche Friedrich II. im Hiebenjährigen
Epidrome
Kriege feit 1759 durch die Suden Ephraim, Shi
u. Komp. in Leipzig ſchlagen ließ. % ae
Ephydridden, pl. gr. (von hydör, Waifer) Wafler-
nymphen, Göttinnen der Örunnenquellen.
epi—, vor Vokalen ep—, vor dem h oder spiritus
asper eph—, gr. Vorwort in vielen Zuſammen—
jegungen, bedeutet im allgem. bei, zu, hinzu, da-
neben, od. auf, an, über, darüber 2c.
Epiäla, f. gr. (epialos,m.) Heilf. bösartiges Fieber;
Fieberſchauer, Fieberfroft.
Epiblẽma, n., pl. Epiblemäte, gr. (v. epibällein,
hinzu⸗ od. darüberwerfen) Überwiürfe, Deden, Ge-
wänder; Zuſätze, Beiwerke.
Epicẽdion, n. (v. gr. epi-kedeios, d. i. zur Trauer
[k&dos] gehörig) ein Trauergejang, Grabgejang,
eine Grabrede.
Epiceraitifa, pl.gr.(epi-kerastikä, eig. beimtifchend)
eilt. verdiinnende, mildernde Mittel.
Epicerie, f. fr. (jpr. —Berih) Gewürzware (f. v. w.
Spezerei); eine Gewürzhandlung; Epicier, m.
(ipr. epißjeh) ein Gewürzkrämer. 1
Epicheirẽma oder Epicherẽm(a), n. gr. (von epi-
cheirein, eig. Hand anlegen, unternehmen; in der
Logik: ſchließen, beweifen) ein gehäufter Redeſchluß,
eine Schlußfolge, in welcher jeder Redeſatz zugleich
mit feinem Beweiſe verjehen ift; Epicheireils od.
Epichirẽſis, f. Handanlegung; das Angreifen,
Unternehmen.
epichörifch, gr. (epichörios, dv. chöra, Ort, Land)
einheimijc), landüblich; ſ. v. w. endemiſch.
Epichröſis, f. gr. (vgl. Chroma) Hautfärbung, far-
biger Hautausſchlag.
Epicönum, n. gr. (epikoinon, gemeinjchaftlic))
Sprachl. ein Zwitterwort. Vgl. genus epicoenum.
Epicranium, |. Epikranium.
Ebieuräer, ſ. Epikureer.
Epideixis, f. gr. (v. epi-deiknynai, aufzeigen) das
haujtellen; Schauftüd, gegebener Beweis, Prunk⸗
rede; epideiktifch, aufzeigend, zur Schau ftellend,
prunfend; epideiftifhe Reden; Prunk- oder
Kunitreden.
Epidemie, f. (v. gr. epidemios, durchs Volk oder
im Nande verbreitet; von demos, Bolf) eine in
einer Gegend herrſchende Krankheit, Seuche, Land—
oder Stadtfeuche, VolfSfrantheit; in engerer Bed.
eine von außen Herzugefommene, und eine zeit-
lang herrſchend werdende, aber dem Lande nicht
eigentümliche Krankheit, verfch. von Endemie;
epidẽmiſch, in einem Lande herrſchend, jeuchen-
artig; anitedend; Cpidemiologie, f. die Lehre
von den Landſeuchen; epidemiologiſch, dieſe Lehre
betreffend.
Epidendron, n. gr. (v. dendron, Baum) eine auf
üumen wachjende Schmarogerpflangze.
Epidermis, f. gr. (v. derma, Haut) Die Ober⸗ oder
lußenhaut; epidermiich, zur Oberhaut gehörig;
Epidermoide, f. das Dberhautgemwebe.
Epideſis od. Epidgfe, f. gr. (v. epideein, verbin-
den) Heilf. die Gliederverbindung; Verbindung
einer Wunde; Epiddsma, n. od. Epidesmus, m.
Aufgebundenes, Anhängiel.
Epididymis, f., pl. Epididymides, gr. (vgl. Di-
dymi)Nebenhoden; Epididymĩtis, f. Entzündung
epidittifch, j. epideittiih. [der Nebenhoden.
Epidöſis, f. gr. (vgl. Dofis) eig. Zugabe; Heilf.
Zunahme von Krankheiten; ungewöhnliche Ver—
größerung eines Körperteild.
Epidröme, f. gr. (von epi-dramein, zulaufen) An—⸗
drang der Säfte, beſonders des Blutes; |. v. m.
Kongeſtion.
Epigamie
Epigamie, f. gr. (v. gamein, heiraten) Nachheirat,
ar Heirat; gegenjeitiges Heirat3recht unter den
ürgern zweier Staaten; aud) das Heiraten aus
einem Stande in den andern.
— n. gr. (epigästrion, v. gaster, Bauch)
Heil. die Oberbauchgegend; epigaftriich, zur
berleibgegend gehörig. ö
Epigenima oder Epigennẽma, n. gr. (von epi-
gignesthai, nachgeboren werden, dazukommen) et-
was Hinzugefommenes, Nacerzeugtes, bei. eine
zu einer früheren hinzutretende Krankheit; Ept-
geneiis, f. die allmähliche Ausbildung dev organi-
ſierten Körper.
Epiglöttis, f. gr. (vgl. Glottis) der Kehldedel,
Stimmrigendedel; Cpiglottitis, f. die Entzün-
dung des Kehldeckels.
Epigönen, pl. gr. (epigonoi, von epigonos, dazu⸗,
oder nachgeboren; vgl. Epigeneima) Nachkommen,
insbeſ. die nachgebliebenen Söhne der im erjien
Kriege gegen Theben gefallenen griechiichen Heer-
führer, wie Diomedes, Therjander, Altmäon ıc.,
- welche zehn Sahre fpäter den Tod ihrer Väter
rächten u. Theben zerftörten; auch Kinder zweiter
Ehe; überh. für die Nachwelt; bejond. die Nachge—
borenen einer großen Zeitepoche, einer klaſſiſchen
Kunftperiode, und dann ſ. v. w. Nachahmer, Nach—
treter.
Epigraͤmm, n. gr. (epigramma, von epigräphein,
— ſchreiben) eine Auf⸗ od. Inſchrift; ein Sinn⸗
edicht, ein in ſinnvoller Kürze dichteriſch darge—
tellter Gedanke, ein Spruch; beſ. Spott-, Wißz⸗,
Stachelgediht; epigrammatiih, nad, Art eines
Sinngedidt3, in ſchlagender Kürze; ein epigrame
matiiher Dichter, Epigraumdtiter, Epi—
grammatift, m. ein Berfafier von Sinn- od. Spott-
gedichten; Epigrammatologte, f. eine Sammlung
von Inſchriften; Sammlung von Sinngedichten,
auch Epigrammentunde; Epigraph, n. (im Griech.
epigraphe, f.) die Überſchrift, Aufichrift eines Ge-
bäudes, Buches ꝛe., Inſchrift; ein Denkſpruch, ſ.
Motto; Epigraͤphik, k. die Inſchriftenkunde; ept=
raͤphiſch, dieſe betreffend; auch mit Schrift ver-
ehen,3.8.die epigraphifcheSeite einer Münze,
d. i. die Schriftjeite.
Epikarpium, n. gr. (v. karpös, Borderhand) Heil.
ein Pulspflafter; Verband um die Handmwurzel;
Bot. die Oberhaut der Fruchthülle, die äußere
Sruchthaut, entg. Endofarpium, f. d.
Epilaunın, n. gr. (eig. das Angebrannte, von epi-
alein, auf der Oberfläche anbrennen) Heilf. eine
Brandblafe; ein Augenſterngeſchwür oder ein Ge-
ſchwür auf der Hornhaut des Auges.
Epiler, m. j. unter Epos.
Epifranium, n. gr. (ſ. Kranion) die Schädelhaube,
der Oberjchädel.
Epikurẽer, une. Epifuräer, m. gr. eig. ein An—
änger der Philojophie des Epifür, eines be-
rühmten Weijen zu Athen im 4. Sahrh. vor Chr.,
welcher das in der Freiheit der Seele von Unruhe u.
Schmerz beitehende geiltige Wohlſein fürdas höchite
Gut erklärte, defjen Schüler aber feine Grundfäße
mißhraudten umd fich mehr dem finnlichen Ver-
gnügen überließen; ae für finnlider Ge—
nußmenſch, Lebemann, Wolüftling, Schwelger,
ebitüriih od. epifurciich, üppig, finnlich, wol
Kiiig, ſchwelgeriſch; Epifurismus, m. die Lehre
und Lebensart des Epıfur od. vielmehr feiner An-
bänger; der Hang zur Sinnlichkeit und Wolluft.
es n. = dr. epilatödhr), auch Depila-
ire (j. depilieren), ein Enthaarungsmittel
Heyſes Fremdmwöärterbuh. 21. Aufl.
Epipaiton 241
(Depilatorium, j. d.; v. fr. Epiler, enthaaren,
— die grauen Haare auszupfen); Salon épi-
atoire, m. fr. ein Frifeurladen, in welchem die
grauen Haare ausgezupft werden; Epilation, f.
das Enthaaren.
Epilemme, n. gr. (vgl. Lemma) Redek. ein Selbit-
einwand oder «Einwurf, welchen der Redner ſich
felbit macht und beantwortet.
&pilene, f. gr. (von lönös, Kelter) ein Winzerlied.
Gpilepjie, f. gr. (epilepsia, eig. der Angriff, Anfall,
v. epi-lambänein, anfafjen, ergreifen) die Fallſucht,
das böje Weſen; epileptiich, falljüchtig; Epi—
leptita, pl. Heilt. Heilmittel gegen die Fallſucht.
Esilsbinm, n. gr. (von löbös, ein Läppchen) Bot.
das Weidenröschen. |
&pilögus od. verk. &pilög, m. gr. (epi-lögos; dal.
Logos) das Schlußwort, die Nachrede, dad Nach—
wort; bej. auf der Bühne eine Schlußrede an Die
Zuſchauer, zu Ende eines Stüds; Epilogismus,
m. das Weiterjchliegen, ver Schluß von beiannten
Umständen auf noch unbefannte. |
epilytiich, ar. (von epi-Iyein, auflöfen) auflöjend,
erklärend.
Epimedium, n. gr. Bot. die Sockenblume.
Epimelöten, pl. gr. eig. Beforger; in Athen: mit
der Führung eines Amtsgeſchäfts Beauftragte.
Epimenides, m. gr. Fab. ein Götterliebling auf
Kreta aus der Zeit der fieben Weiſen, der in einer
Höhle 40 Jahre lang jchlief u. mit der Bropheten-
gabe wieder aufwachte. Goethe hat die Sage zur
Schilderung eines Zeitraums benugt, den zu über»
ſchlafen das Weiſeſte, Glücklichſte ſcheinen mochte.
Epimenien, pl. gr. (epimenia, von epi u. men,
der Monat) monatliche Opferfeite; aud) = Men-
ftruation.
Epimẽtheus, m. gr. Fabell. (eig. der Nachbedachte,
Hinterherdentende)des vorſorglichenßrometheus
törichter Bruder, der ji), obwohl von jenent ge-
warnt, mit der Bandora vermählte, wodurch alle
Übel in die Welt famen. Vgl. Bandora.
Epimetrum od. Epimẽtron, n. gr. (vgl. Metrum)
ein Übermaß, eine Zugabe.
— f. gr. (epimoné, v. epiménein, verblei-
en)das Berweilen Redek. das Verweilen bei einem
Gegenftande, um ihn weiter auszuführen.
Epimythium, n. gr. (epi-mythion, v. Mythos, f.d.)
ein Anhang zu einer Dichtung, Nutzanwendung
od. Auslegung derjelben.
Epinette, £. fr. ]. dv. w. Spinett, . d.
epinüs od. epineur, fr. (pr. epinöhs; don Epine —
I. spina, Dorn) dornig, ftachelig, häklig, bedent-
lich, gefährlich; Epinoſität, barb.-!. die Mißlich—
keit, Schwierigkeit.
Epingles, pl. fr (fpr. epängl', v. éPingle, die Steck—
nadel, Bujennadel) Nadelgelver; à quatre épin-
gles, jehr gepugt, in Wichs; geziert (vom Stil).
Epinicium, n. gr. (epi-nikion, von nike, Sieg),
pl. Epinicia oder Epinifin, auch Epinizien,
1. Siegesfejte; 2. Siegeslieder, wie Simonides und
Pindar fie gene haben.
Epinömis, f. gr. (v.nömos, Geſetz) ein Zufaß zum
Geſetz; überh. eine Zugabe.
Epinoſität, ſ. unter Epineur.
Epinötinm, n. gr. (v. nötos, der Rücken) Heilk. das
Swulterblatt.
Epinyftides, pl. gr. (von nyx, Gen. nyktös, die
acht) Heilk. adtöfattern, in der Nacht ausbre-
chende jchmerzhafte Blattern.
Gpindjton, n. gr. (von epi-pässein, daraufftreiten)
Heilk. Streupulver.
16
242 Epipedometrie
Ebipedometrie, f. gr. (v. epip&don, Fläche) ſ. dv. w.
Blanimetrie, j. d.
epipetaliich, gr. (v. Petälon, ſ. d.) mit auffitenden
Blunenblättern.
Epiphania f. gr. (epiphäneia, v. epi-phainesthai,
ericheinen) die Erjcheinung, insbeſ. die Erſcheinung
eines Gottes und das Gedächtnigfeit desjelben; jeit
dem 4. Sahrh. in der griech. Kirche: die Erjchei-
nung, d. i. Geburt Ehrijti; ſpäter, mit Beziehung
auf die Erjcheinung des Sternd: das Feſt der An-
kunft dev drei Könige bei dem Chriltfinde, Drei»
Königsfeit, auch das große oder hohe Neujahr ge-
nannt (6. Januar); Epiphanias-Sonntage oder
Sonntage post epiphanias, Sonntage nach dem
Epiphandas-Feſte.
Epiphonẽma, n. gr. (v. epi-phönein, zurufen) der
Zuruf, Ausruf; Redek. ein nachdrücklicher Schluß-
gedanfe.
Epiphöra f. gr. (von epi-pherein, hinzu, nachtra⸗
gen) Redek. der Nach- od. Schlußſatz, die Endung
mehrerer Säge mit denjelben Worten; Heilf. das
Augentinnen, der Tränenflup. |
Epiphhlloſperma, pl. gr. (v. epi, phyllon, Blatt, u.
sperma, Same) Pflanzen, deren Blüten ſich auf
befinden; Epiphijllum, n. das Flü—
gelblatt. ——
Epiphijſis oder Epiphijſe, f. gr. (von epi-phyein,
daran= oder dazuwächſen) der Anwuchs, Knorpel⸗
wuchs od. -Anjas, ein Knnochenfortfag, welcher nur
durch Knorpel mit dem Knochen verbunden it;
durch Berfnöcherung dieſes Knorpels wird es eine
Apophyſe; Epiphäten, pl. Shmaroger, die auf
lebenden Wejen wohnen.
EFpiplaͤsma, n. gr. (v. epi-plässein, daraufjchmie-
ren) Heilf. ein Umschlag, Wund- od. Heilbrei.
Epipleröſis, f. gr. (vgl. Pleröfis) krankhafte Voll-
blütigfeit, übermäßige Anfüllung od. Überfülle der
Pulsadern.
Epiplẽxis, f. gr. (v. epi-plessein, eig. daraufichla-
gen, züchtigen) Tadel, Vorwurf, Strafe; Epi—
hierie, f. gr. (epiplexia = emplexia) die einleitige
Lähmung durch einen Schlaafluß; epiplektiſch,
den Schlagfluß betreffend; Epiplektiker, m. ein
zum Schlagfluß Geneigter.
Epiplöon, n. gr. das Darmneb. x
Epipoiẽſis, f. gr. (v.epi-poiein, hinzutun) ein liber-
fluß, eine Zutat.
Epirrhime, n. gr. Zus od. Nachwort; in der alten
gried. Komödie eine Berögruppe als Anhängfel
einer Parabaſe (ſ. d.); in ver Grammatik auch: Unt-
ſtandswort (Adverbl.
Epirrhöe, f. gr. (v. epirrhein, hinzufließen) ein Zu-
Kuh von Feuchtigkeiten. u
epiich, ſ. unter Epos. ;
ediscopal, Episcopat zc., j. Episkopus.
&pifemaiie, f. gr. (von epi-semainein, bezeichnen)
Heil. Borzeihen von Krankheiten; &pifemeidiis,
f. furzer Entwurf, Inhaltsangabe eines Wertes.
Epiſtopus, m. gr. (Epifföpog, d. i. eigentl. Auf-
jeher, v. episkopein, nad) od. auf etwas jehen)
ein Biihof, f. d.; episcöpus in partibus (in-
fidelium), ein Biſchof, deſſen Gebiet in den Hän-
den der Ungläubigen iſt (Zürfen od. Heiden; val.
infibel); epiffopat, gr. biihöflih; Epiifopäls
Syſtem, n. die Aniicht, wonach durd die Refor—
mation Die bijchöffiche Macht auf die evangelifchen
Landesherren übergegangen und dieje geijtliche
DOberhäupter ihrer Landesfirche geworden fein
follen; 3. U. von Territorial- u. Kollegtal-
Epiiyllogismus
Syftem; die Epiffopälen, die Bifhöflichen, Mit-
nal, der Epiſtopäl-Kirche oder bifchöflichen
iche in England; GEpiſtopaliſierung, f. die
Einführung der Biſchofswürde ı. der biſchöflichen
Gewalt; Epiſkopaliſt, m., pl. Eptffopaliften,
diejenigen Katholiken, welche nicht im Papfte allein,
jondern in den auf einem allgemeinen Konzilium
verjammtelten Biſchöfen Die Steivertretung der
Kirche erblicden (vgl. Kurialiften); Cpiffopät,
n„,r.m. Bistum, bifchöflihe Würde, Amt eines
Biſchofs; Cpiffopofratie, f. die Herrſchaft der
Biſchöfe u. überh. der Geijtlichen in einem Staate.
Epitode, f. gr. (ep-eis-ödion, n. d. i. eig. von außen
hereinfommend) da3 Eingefchaftete, Einjchiebfel,
die Einfchaltung eines nicht zum Hauptgegenitande
— Stückes in einem Gedichte u. dgl., das
Beiwerk, Zwifchen- od. Beiſtück; die Jwifchen- od.
Nebenhandlung; ein gelegentliches Vorkommnis;
epifodifch, eingejchaltet, eingeflochten, nebenher;
einepijodifcher Gejang, ein Neben- oder Zwi-
ichengefang ꝛc.
Eptipadie, f. gr. (v. epi-späein, zuziehen, anziehen
ujw.; vgl. Spado) Heilf. die Ausmündung der
Harnröhre auf dem Rüden des männlichen Glie-
des, eine angeborene Mikbildung; Epiſpadiäus,
m. ein mit diefem Fehler Behafteter; Gpiipds-
mus, m. das Vorziehen der bejchnittenen Borhaut,
um die jüdische Abkunft zu verleugnen, wie es in
der römiſchen Kaiferzeit von entarteten Sfraeliten
hin und wieder geſchah; daher: Epiſpäſt, m. wört!.
ein Überzogener; epifpaitifch (vgl. Spaſis) Heilk.
ziehend, blaſen- oder eiterziehend, z. B. ein ſolches
he Epiſpaſtikum, n. ein Zugmittel, Zug-
aiter.
GEpiftaͤlma, n. gr. (v. epi-stellein; vgl. Epiftel) ein
luftrag, Befehl, Bejcheid.
Epiſtaͤxis, f. gr. (v. stäzein, teöpfeln) wiederholtes
Tröpfeln; heftiges Najenbluten. 4
Epiſtel, £.(l.epistöla,v.gr.epistole, Sendung, Über-
jandtes, von epistellein, zuſchicken, bejtellen) ein
Sendfchreiben, Brief; bei. im Neuen Tejtament:
Upojtelbrief; uneig. eine Strafpredigt; ein Ver—
weis; poetiſche Gpiſtel, ein Briefgedicht, Send-
jchreiben in Berfen; epistölae obscurörum vi-
rörum, l. Briefe von unbefannten Männern od.
Dunfelmännern, eine Sammlung von Briefen,
welche die Scholaftifer und Mönche des 16. Jahr—
bunderts mit ſchonungsloſem Spotte geißelt; ept=
ſtoläriſch oder epiſtoͤliſch, brieflich; epiltola-
riſche Form, die Briefform; Cpifteiarium, n.
nl. ein Buch, worin die bibliſchen Epiſteln ver—
zeichnet find; Epiſtolograͤph, m. Kr ein Brief-
Ihreiber; &piftologranhie, f. die Brieffchreibe-
funit; Epiſtolium, n. ein Briefchen.
epiſtemöniſch, gr. (von episteme, Wiſſenſchaft) zur
Wiſſenſchaft gehörend, wiſſenſchaftlich; Epiſte—
monaͤrch, m. in der griech. Kirche ein Geiſtlicher,
der für die Reinheit der Lehre und des Glaubens
zu forgen hat.
Epiftominm, n. gr. (epistömion, v. stöma, Mund)
Heilk. ein Stöpfel; der Hahn, Zapfen, Spund; die
Windklappe an der Orgel. s {
Epiſtrophe, f. gr. (eig. epiströph8, v. epistrephein,
umfehren) Heilf. die Ummendung, Rückkehr von
Krankheiten; die Schlußmwiederholung; Epiſtro—
—— m. Heilf. eig. dev Umdreher, zweite Hals—
wirbel.
Epiſtnijl, n. gr. (v. stylos, Säule) das Oberteil, der
nauf oder Kranz einer Säule. \
Epiiyfionismus, m. gr. (vgl. Syllogismus) ein
Epijzeninm
Fe od. Folgeſchluß, ein Schluß als Folge eines
andern.
Fpiſzeninum, n. gr. (vgl. Szene), der obere Teil der
Bühne
Epitaphium, od. abgek. Epitaͤph, n., pl. Epitd=
shienu.&pithaphe(epitäphion,v.täphos, Grab),
die Grabſchrift, Dentjchrift; das Grab- od. Denk
mal; Epitaphiſt, m. ein Grabjchriftenverfafler.
Epitäſis, f. gr. (von epi-teinein, anfpannen) die
notenjchürzung oder Spannung eines Scau-
ipiels; Heilf. Verftärfung, Heftigkeit und Hitze
einer Krankheit.
Epithalamium, n., pl. —mia od. — mien, gr. (d.
thälamos, Brautgemad), weil e3 gew. vor der Tür
de3 hochzeitlichen Gemachs gefungen wurde) ein
Hochzeitgedicht, Hochzeitlied (vgl. Hymenäus);
aud) 2* ein Hochzeitgemälde, wie die ſog. „Al—
dobrandiniſche Hochzeit” im, Vatikan.
Epithelium, n. gr. (von thele, Mutterbruſt, Saug-
twarze) das zarte Oberhäutchen der Schleimhäute,
. BD. auf den Lippen, den Bruftwarzen 2c.; plur.
Öpithefia, Epithefien, Hautteilchen; epitheltäl,
darauf bezüglich.
Epithẽema oder Epithem, n. gr. (eig. dad Darauf-
gejegte od -gelegte, vgl. Thoma, Thefis) Heilf. ein
Umschlag, Diagenpflaiter; Epitheſis oder Epi—
theſe, f. gr. ein Zuſatz, Beiſatz zu einem Haupt-
lage; Epitheton, n., pl. Epithẽta. ein Beiwort,
Zuſas epithéton ornans, lat. ein ſchmückendes
eiwort; epithetijieren, Beinamen geben.
Epithymãe, f. gr. (epithymia, von thymös, Gemüt)
die Begierde, das Gelüjt, heftiges Verlangen nad)
Speifen in der Schwangerichaft. t
Epitoginm, n. gr.-l. (v.1.Toga) ein Übermantel;
Heil. eine Schulterbinde, ,
Spktöme, f. griech). (epitome, das Abſchneiden oder
Beichneiden, von epi-t@mnein) ein kurzer Auszug
oder Inbegriff; epitomieren, I. (epitomäre) furz
—6 Epitomãtor, m. nlat. der Aus-
zugmacher.
Epitenien, pl. gr. (von epi-teinein, anſpannen)
Saitenitifte,Saitennägel; Epitoniten, pl. Schraus
benfteine, eine Berjteinerung.
Epitradelion, n. gt. (v. gr. trächölos, der Naden)
Naden- oder Schultertuch, ein Ornatſtück der griech.
Geiſtlichen.
Epitrit od. Epitritus, m. gi (eig. ein Ganzes u.
ein Drittel darüber enthaltend) ein vierfilbiger
Versfuß, durd) einen Spondeus nebit einem Jam—⸗
bus oder Trochäus gebildet, jo daß die beiden
Silbenpaare, in die er zerfällt, in dem Taftverhält-
nis von 3 zu& ftehen: v-—- (eriter), u (zweiter),
--v- (dritter), -— -v (vierter Epitrit).
Epitrochaͤsmus, m. gr. (v. epitrochäzein) eig. das
oberflächlihe Berühren; Redek. die.Häufung vieler
Gedanken in einer Periode.
" &pitröpe, f. gr. (epitrope, v.epitr&pein, zuwenden,
anvertrauen) eig. das Anvertrauen, Anheimgeben;
Redek. einftweiliges Einräumen.
Epizentrum, n. Oberflächen-Mittelpunft.
Erizenris f. gr. (von epi-zeugnynai, hinzufügen)
Hedef. die Wiederholung, Verdoppelung eines
Wortes mit Nachdruck, 3. B. hüte, hüte did).
Epizöon oder Epizöum, n., pl. Epizöa, gr. (von
2000, Tier) Schmarogertiere auf der äugern Haut,
entg. Entozoon, f.d.; Epizoonoſologie, f. (pr.
— 300— ; vgl. Nojologie) die Viehſeüchenlehre;
Epizontie, f. Heilf. die Viehſeuche; epizodtiſch,
jeuchenartig.
epouvautabel 243
Sternk. ein Nebenkreis, deſſen Mittelpunkt in der
Peripherie eines andern Kreiſes ſich bewegt; ebpizij⸗
kliſch, neben- oder beikreiſig; Eptzyfloide, eine
krumme Linie, die von einem Puntte im Umfange
eines Kreijes, der fi auf dem Umfang eines an-
dern Kreiſes fortwälgt, befchrieben wird; Epizy⸗
kloidal⸗Flaſchenzug (Eades in Birmingham), ein
Be Anwendung der Epizykloide arbeitender Fla—
enzug.
Epoche, £. ar. (epoche, der Anhalt, Haltpunkt, von
ep-echein, anhalten) ein merfwürdiger Zeitpunkt,
von welhem man eine Reihe Jahre zu zählen an-
fängt; der Beitabjchnitt; daher: Epoche machen,
einen neuen bedeutfamen Zeitpunkt herbeiführen,
jich oder den Zeitpunft, worin man lebt, merk—
wirdig machen, großed Auffehen erregen, denf-
würdig fein; auch (mit Betonung der legten Silbe:
Epoche) das Anfihhalten, Zurüchalten des ent-
jweidenden Urteils (Grundjag der Gfeptifer);
Evbochant, m. barb.-lat. einer, der Denkwürdiges
vollbringt.
Epõde, f., pl. Epõden, gr. (epödös; vgl.Dde) Dichtk.
der amngelang, Abgeſang, der A Strophe und
Antiftrophe folgende Schlußgefang in den altgried).
Chorgejängen; auch eine Art lyriſcher Gedichte des
Horaz, in denen meiſtens ein kürzerer Vers (ver-
sus epödus) mit einem längeren abwechjelt; epö=
diſch, nachlingend; mit einem Nachgeſang verjehen;
Epõdus, m. griech. ein Beiprecher, Zauberer, der
durch epödai, d. i. Zaubergefänge oder Formeln
wirft ır. heilt; aus Mißverſtand auch: ein magne-
tiiher Schläfer, da vielmehr dem Magnetifeur
der Name gebührt.
Eyramis, f. gr. (epomis, von Omos, Schulter) Heilf.
Oberteil der Schultern, der Naden.
Epomphalion, n. gr. (von omphalös, Nabel) Heilt.
Nabeipjlajter; auch die Nabelgegend.
Eponijmus, m. gr. (epönymos, zubenannt, einen
Zunamen gebend, von Onyma, önoma, Name) der
einer Sache den Namen Gebende, wie z.B. in
Athen der Archon, nach dem das laufende Jahr
benannt wurde; eponijmiſch, 1. zubenannt; 2. nad)
einem feineren griechiichen Sprachgebrauch aud):
von zutreffender Bedeutung, wenn der Sinn des
Namens dem Charakter oder Schidjal feines Trä-
gers entipricht.
Evonde, Epopöe, |. unter Epos.
Epopfie, f..gr. (vgl. Opſis) die eigene Anficht, An—
ſchauung, Überjicht; Epöpt, m. gr. (epöptes), pl.
Epöpten, Augenzeugen von Geheimnifjen, Ein-
eweihte in den höchiten Grad der eleufinifchen
yfterien, die alles mit anjehen durften; auch
Schwärmer, Seher; Gpoͤptik, f. die Lehre von den
Bliden auf andere Gegenjtände, ein Teil der Far—
benlehre; epoͤptiſch, dahin gehörig.
&pos, n., pl. &pen, gr. (eig. Wort, Rede, Erzäh-
lung), auch Epopde (gr. epopoila, d. i. eig. Ver—
fertigung des Epos) over fr. Epopde, f. ein Hel-
dengedicht, Heldengejang, ein größeres, meiſt jagen-
haftes erzählendes Gedicht; epiſch, dasſelbe betref-
fend; epifches Gedicht, ein Heldengedicht, auch
überh. erzählendes Gedicht; epiſche Poeſie, f. Hel-
dendichtung, in weiterem Sinne überh. die erzäh-
lende Dichtungsart, eine der drei Hauptgattungen
der Poeſie, neben der Iyrijhen und drama—
tifchen; epifcher Dichter oder Epifer, m. Hel-
dendichter, erzählender Dichter; eplihe Bersart,
die Versart des Heldengedicht3, z. B. der daftyliiche
Herameter.
Epizijtel oder Epizijklus, m. griech. (vgl. Zyklus) | epouvantaͤbel (pr. epumangt—), fr.(&pouvantable,
16*
244 epreurve
bon Eepouvanter, erjchreden, altfr. espoventer, it.
spaventare, l. gleichſ. expaventäre) entfeglich, er-
ſchrecklich.
épreuve, f. fr. (ſpr. epröhw'; altfr. esprove, vom
fr. éprouver, lat. gleichſ. exprobãre; ſ. probieren)
die Probe, der Verſuch; 6preuves d’artiste, pl.
(fpr. epröhw’dartift) Künftlevprobedrude, die eriten
und koſtbarſten Abdrüde von Kupferftichen, ohne
Unterjchrift; epreuve d’auteur, der Drudabzug,
Aushängebogen; Eproubette, f. (pr. eprumett)
eine VBorrihtung zum Prüfen, bei. Pulverprobe,
PBrobelöffel der Zinngießer, Probegläschen zum
Auffangen und Unterjuchen von Gaſen zc.
e profundis, f. unter profund.
Epfomſalz, n. englifches Salz (v. Epſom), jchivefel-
jaure Magnefia oder Birterlolg,
Epũlis, f. gr. (v. ülon, Zahnfleisch) ſchwammichter
Auswuchs am Zahnfleiſch.
Epulönen, ſ. unter Epulum.
Epulsſis, k. gr. (v. ul6, Narbe) Heilk. die Bernar-
bung; Epulotifon od. Epulotifum, n. ein Ver-
narbungsmittel, zufammenziehendes und trodnen-
de3 Heilmittel.
Epülum, n. l. ein Schmaus, Gaſtmahl; Epnlönen,
pl. (l. epulönes, v. sing. epülo) Schmaufer, Praſ⸗
jer, Schwelger; insbeſ. ein Prieſterverein im alten
— welcher den Gottheiten die Opfermahle be—
orgte.
epurieren, nl. (von purus, rein) reinigen, läutern,
ausmerzen, ausmultern; Epurateur, m. fr. (pr.
epitratöhr) der Reiniger, die Reinigungsmafchine
bei der Baummollfpinnerei; Epuration, f. die
Reinigung, Ausmerzung des Schlecdhten, Läute—
rung; epuratib, reinigend, läuternd.
Eques, m., pl. Equites, I. (v. equus, Pferd) Rei⸗
ter, Ritter; im römiſchen Freiftaat, feit der Zeit der
Gracchen, eine zwijchen Senat und Volk ſtehende
vermögende Mittelflafje; equsstris statüa, ſiehe
unter Statue. N
Equilibre, Equilibriſt ꝛc., fr. ſ. dv. w. Aquili-
brium a ),fr.(&qui If ;
equipieren (ſpr. efi—), fr. (Equiper, altfr. esquiper,
Ei dem niederd. u. got. skip—=Sdiff, altnord.
skipa, ausrüften) ausrüften, ausstatten; ſich mit
Reijezubehör od. ſonſt mit allem Nötigen verjehen;
bemannen, 3. B. ein Schiff; Equipage, f. (ſprich:
efipdhich’) das Neijegerät oder -Gepäd, Die dazu
nötigen Bedienten, Pferde, Wagen, Neijegerät-
Ichaft; bei. Wagen und Pferde; auch (die Feld-
Equipage) das Kriegsgerät oder -Gepäd, Zeld-
gerät, Die — eines Offiziers; im See—
weſen: das Schiffsvolk, die Schiffsbeſatzung oder
-Bemannung, die geſamte Mannſchaft; Equipie⸗
rung oder Eguipement, n. (pr. efip'mdng) die
Yusrüjtung; bei. Bemannung und Ausrüstung
eines Schiffes; Equipeur, m. (pr. efipöhr) ein
Gemwehrverfertiger, Zujammenjegerder von andern
bereiteten Gemwehrteile; der Büchſenſchäfter, auch
Eguipeur-monteur genannt.
equisollent, fr., j. aquipollent.
Equiſẽtum, n. l. (v. equus, Pferd, u. seta, ſtarkes
* der Schachtelhalm, Schafthalm, eine Pflan-
zengatiung
auitation, f. l. (equitatio, von equus, Pferd) Die
Reitkunſt, das Reiten.
equivoque, fr. (ſpr. ekiwoͤck; vom [. aequivöcus, |.
äquivot) zweideutig, doppelſinnig; bei. ſchlüpfrig;
Equivoque, f. die Zweideutigkeit, ſchlüpfrige Rede
oder ſchlüpfriges Bild, das Wortſpiel.
Eradiation, f. nl. (vgl. Radiation unter Radius)
Erg
die Ausftrahlung, Strahlenwerfung, Ausitrömun
ee i
eradieren, f. (eradere; vgl. vadieren) austragen, ver-
nichten, zerjtören, vertilgen.
eradizteren, I. (eradicäre, von radix, Wurzel) mit
der Wurzel ausreißen, ausrotten; Eradikation,
f. die Ausrottung mit der Wurzel, Entwurzelung.
Eränos, m. gr. (wahrſcheinl. von erän, lieben) eine
Beitragsgefellichaft im alten Griechenland, ein
Verein zu gemeinfchaftlihen vergnüglichen oder
nützlichen Sweden; insbeſ. eine Mahlzeit, zu wel-
cher jeder Saft feinen Beitrag an Eſſen oder Geld
gab, Picknick. |
Eraͤnthis, £. nl. (v. gr. Er, Frühling, und änthos,
Blume, aljo Frühlingsblume) der Winter-Sturm-
hut, eine ſehr zeitig im Frühjahr, oft fhon um
Weihnachten blühende Blume, daher ala Zier-
Pflanze gezogen.
rasmus, m. männl. Name (v. gr. erän, lieben),
der Liebenswürdige.
Graitianer, pl. Anhänger des Sokratikers Eraſtus;
Graitianisinus, m. deſſen und feiner Anhänger
Eräto, f. eine ver Mufen, ſ. d. [Xehre.
Erbium, n. das metalliihe Radikal der Erbin—
erde, die 1843 von Mojander in der Pttererde
aufgefunden wurde.
Erebus, m. gr. (Erebos) Fabell. die Gottheit der
Finſternis, Sohn des Chaos u. Bruder der Nacht;
die Unterwelt, daS Totenreich, die Hölle; erebiſch,
unterweltlich, dvuntel; Erebodiphoͤnten, pl. Er-
forfcher der Finſternis.
Erechtheus, m. ein uralter König von Attifa, wel⸗
cher den Dienst der Athene (Minerva) zuerit dort
einführte. Nach) ihm benannt: das Grechthẽum,
ein Tempel auf der Burg von Athen, der den hei-
ligen Olbaum und die Salzquelle in fich ſchloß, die
Geſchenke der Athene und des Poſeidon; Erech⸗—
ben) pl. die Athener als Nachkommen des Ered)-
theus.
Grektion, erectis digitis, j. unter erigieren.
&remit, m. (l. eremita, gr. er&mitäs, dv. &r&mos, ein⸗
jam) ein Einfiedler, Klausner, Waldbruder; aud)
ein Einfiedler-Rrebs, der Bernhardskrebs, der in
einer Schnedenschale einjiedleriich Lebt; Eremi—
tage, £., r. n. fr. (fpr. —tahſch') Die Einfiedelei;
Name eines Faijerlihen Winterpalaftes in Peters⸗
burg; auch ein edler franzöfifher Wein, ſ. Her—
mitage; Eremitismus, m. da3 Einfiedlerleben;
Eremodicium, n. (v. érẽmos, verlafjen, u. dike,
Rechtshandel) Rſpr. das Verſäumen oder Liegen-
laſſen einer Rechtsfache von ſeiten des Klägers.
Sreption, |. unter eripieren. En
Grethifie, f. u. Erethismus, m. gr. (v. erethizein,
reizen) Keizum ‚ gereizter Zuftand, 4. B. Des Ge-
hirns; krankhaft erhöhte Erregbarfeit; erethiſch,
gereizt, aufgeregt.
Ereuxis, f. gr. (von ereügesthai, ausſpeien) = l.
Gruftation.
Erg, n. gr. (Abkürzung von griech. éxgon, Werk,
Tat) in der Phyſik eine Arbeit, die eine Kraftein-
heit (Dyne) leistet, indem fie einen Körper um
1 Zentimeter in ihrer Richtung fortbemwegt, Die
abjolute Arbeitseinheit (= reihlich der hundert—
millionfte Teil eines Meterfilogramm3, d. h. eine
Leiftung, die ein Milligramm in einer Sekunde.
1 Zentimeter hoch hebt); Kilo-Erg, das Taujend-
fache eines Org: Mega-Erg, dad Millionfache
eines Erg; 10 Mega-Erg, aljo das Zehnmillion—
fache eines Erg in der Sekunde, nennt mar
1 Soule (f. d.).
erga
erga, |. gegen; erga schedam, ſ. unter scheda. |
Ergafterion oder Ergafterium, n. gr. (von ergä-
zesthai, arbeiten) die Werfjtätte; auch f. Arbeitö-
oder Zuchthaus; Klofter, als Werkſtätte geiftlicher
Übungen und körperlicher Arbeiten; Ergäſtik, f.
Ürbeits- oder Tätigfeitslehre; ergaftiih, zum
Ürbeiten tauglich, gehörig; Ergaftülum, n. 1. das
Arbeitshaus, Zuchthaus, Sklavengefängnis; nlat.
der Arbeit3ort im pharmazeutiichen Ofen.
ergo, I. folglich, daher, aljo; ergotieren, fr- (er-
goter) immer mit alfo u. folglich um fich werfen,
über jede Kleinigkeit ftreiten; Ergoterie, f. fr. od.
Ergotismus, m. barb.-l. Streiterei, Rechthaberei;
Ergoteur (ipr. —töhr) od. Ergotift,m.ein Recht—
baber (Haberecht).
Ergot, m. fr. (fpr. erg6) das Mutterkorn, bran-
dige Korn; Ergotin, n. (fr. ergotine) der wirk—
fame Beitandteil des Mutterforns, 1831 von Wig-
gers entdedt. int.
&richtho, f. Name einer thefjalifchen Zauberin, die
vom Bompejus befragt wurde.
Gridänus, m. l. (gr. Eridanös, der mythiſche und
dichteriiche Name des Fluſſes Padus oder Bo in
Stalien) ein großes Sternbild am füdlichen Him—
mel von 69 Sternen, worunter der Acarnar (ſ. d.)
als Stern eriter Größe.
erigteren, I. (erigere) auf- oder emporrichten, er-
heben, bauen, gründen, aufführen; erigibel,nlat.
aufrichtbar, was fich emporrichten läßt; Erektion,
f. 1. (erectio) das Emporrichten, Emporitehen; die
Aufführung, Gründung, der Bau; er6etus, auf-
gerichtet; er6ctis digitis, mit aufgehobenen Zin-
gern.
Erih, m. (tahitifch, eig. arii, d. i. König, Häuptling,
Adeliger; auf den Sandwichs-Inſeln alii), der
Adel auf den Geſellſchaftsinſeln.
Crifa, £. |. (von gr. ereike, lat. erica) Heide, Heide-
traut; pl. Erifen, auch Erizden oder Erilazeen,
neulat. Heidefräuter, Heiden; &riziten, |. v. w.
Dendriten.
Grin, n. (iriih Erenn, Erend), der alte (feltifche)
Name von Srland; daher Erigeng, m. ein aus
Irland Gebürtiger (Zuname des oh. Scotus);
Erinit, m. eine Art Kupfererz aus Srland.
Erineum, n. !. eine durch Gallmilben verurſachte
franfhafte pilzartige Haarbildung auf der Ober-
Häce der Yaubblätter: die Filzkrankheit.
Erinnys, f., pl. Erinnäen, gr. Tabell. Rache od.
Blagegöttinnen, j. Surien.
Erinus, gr. (erinös) der Leberbalſam, eine Zier-
pflanze.
Eriométer, m. gr. (von erion, Wolle; vgl. Eiro-
meter) ein Wollmeſſer, Wollfeinheitsmefjer, ein
von Joung erfundenes optiiches Werkzeug.
eripieren, |. (eripere) entreißen; &reption, f. (I.
ereptio) die Entreigung, der Raub.
Gris, f. gr. überh. Streit, Zwift, Zank; Fabell.
eine zum Kampf anregende Kriegsgöttin, jpäter
überh. Göttin des Zanfs und Der —
Schweſter des Mars; Eriſtik, f. die Zanf- oder
Streitfunft; Ertitifer, pl. Streitfüchtige, Streiter,
eine altgriehiiche Philofophen-Schule: die me-
—— Schule; eriſtiſch, zänkiſch; auch ſtreitig,
zu beſtreiten.
Erithälis, f. gr. (v. eri, ſehr, u. thällein, blühen)
der Xederfrapp, eine Pflanze, deren gelbes Holz zu
feinen Tijchlerarbeiten benutt wird.
Eritönig, m.(Überfegung des dänifchenellerkonge,
ellekonge, aud) elverkonge, von Herder 1779 in
feinen „Stimmen der Völker“ gebildet, er nahm
Erbe 245
das däniſche elle, d. i. Elfe, falichlich fiir ell, d. i.
Erle) der Elfenfönig.
erodieren, l. (erodere) abnagen, mwegbeizen, weg—
freſſen; Erodentia, pl. ſ. v.w. Kauitifa; Ero—
ſion, f. I. (erosio) Zernagung, Durchfreſſung; ero-
sio dentium, Heil. der Zahnfraß.
Erodium,n.nl.(vom gr. erödiös,Jteiher)derfeiher-
Ichnabel, eine Pflanze, deren lange Fruchtgrannen
zu Hygrometern benugt werden.
erogieren, I. (erogäre) austeilen; Erogation, f.
(erogatio) Rſpr. die Ausgabe, Auszahlung; Ver-
teilung; Erogãtor, m. der Ausgeber, Bollzieher
der legten Willens- Erklärungen.
er6ico, eroicam6nte, it. Tonf, (ſ. v. w. heroiſch)
heidenmäßig; Ersife, f. (näml.: Sinfonia eroica),
die Heldenfinfonie, die Napoleon I. geweihte dritte
Sinfonie Beethovens.
Eros, m. gr.(&rös)dieXiebe,derXiebesgott,j. Amor;
Gröten, pl. Liebesgötter; erütifch, die Liebe be-
treffend, verliebt; erotiſche Gedichte, Liebes—
gedichte, Qiebeslieder; Erötik, f. die Kunſt zu lie-
ben; die Liebesdichtung; Erotiker, ein Liebes-
dichter; &rstomanie, f. Tiebesmwut, Kiebesraf erei;
Srotopägnie, £. verliebte Tändelei.
&rofion, j. unter erodieren.
Erotẽma, n. gr. (v. erotän, fragen) die Frage, der
Sragelaß; Erotemätit, f. die Tragefunit; ero⸗
tematifch, fragemweife, 3.B. im Unterricht, wo einer
fragt und der andere antwortet.
Erotiker, erotiſch 2e., |. unter Eros.
Grpetologte, r. Herpetologie, |. d.
erräre humänum est, l. irren ijt menschlich; ers
raͤnt, (I. errans),irrend, herumirrend; Errätum,
n., pl. Erräte, Fehler, Irrtum, Berjehen, bei.
Drudfehler; errätifch (l. erraticus), abirrend,
umberjchweifend, verſchlagen; erratiſche Fels—
blöcke, Findlingsſteine, Wanderblöcke, die ſich weit
von ihrer urſprünglichen Heimat auf der Erdober—
fläche vorfinden (von dem franzöſ. Mineralogen
Brongniart fo genannt); erratiſche Krank—
heiten, ſ. atypiſche; error, m. der Irrtum,
Berftoß, Fehler, da3 Verjehen; error facti. ein
tatfächlicher Srrtum; e. in caleülo od. e. calcüli,
ein Rechnungzfehler; salvo erröre calcüli, j.
unter salvus.
Errhina, pl. gr. (v. en, in, u. rhin, Nafe, alfo eig.
was man in die Naſe ſteckt) Heilf. Niefemittel.
erubeizteren, I. (erubescäre) erröten, fich ſchämen;
erubejzent(l.erub&scens), errötend; Erubeſzenz,
f. (nt . erubescentia) die Schamröte, Shambhaf-
tigfeit.
erücay f. I. die Raupe; Eruzit, m., pl. Eruziten,
nl. Raupenjteine, angeblid) veriteinerte Raupen.
erudieren, [. (erudire, v. e u.rudis,roh,ungebildet;
aljo gleich]. entrohen) ausbilden, unterrichten;
erndit (I. eruditus, a, um), gebildet; Erudition,
f. (eruditio) die gelehrte Bildung.
eruieren, l. (eruere) herausbringen, ergrübeln, er⸗
forschen, ergründen. 4
eruftieren, |. (eructäre) aufitoßen, rülpſen; Eruf-
tation, f. (eructatio) das Aufftoßen des Magens.
erumpieren, |. (erumpere) ausbrechen, durchbre-
chen, herausfallen; Eruption, f. (eruptio) der
Ausbruch, z.B. eines Vulkans; Heilf. der Aus-
bruch, das Ausfliegen von Blut, Eiter od. Waſſer;
der Ausſchlag, Hautausichlag; eruptin, durd)
Emporhebung aus dem Erdinnern gebildet, z. B.
eruptive®efteine=plutonifheBildungen.
Erve, f. ((. ervum, n.) eine Pflanze: die Bergerbfe,
rote Waldwide; auch Faſanenkraut.
246 Eryeina
Erheing, t. I. Beiname der Venus von dem Berge
Eryx in Sieilien.
Eryjipclas, n. gr. (von erythrös, rot, u.pella, Haut)
Heilf. der Rotlauf, die Roje; eryjipelatös, nl.
rotlaufartig, vom Rotlauf befallen.
Erythrema u. Erythẽma, n. gr. (v. erythrös, rot)
Heilk. die fieberloje Roſe, krankhafte Hautröte;
Erythriäſis, f. die Rotſucht neugeborner Kinder;
Erythrinſäure, f. Scheidef. Rotjäure, aus der
Angolaflechte od. Kräuterorjeille gewonnen, liefert
ein jchönes Biolett, den franzöſiſchen Burpur; Ery⸗
throphujll, n. das Blattrot; Erythrophytoſtoöp,
n. gr. (phytön, Pflanze, skopein, ſchauen) Rot⸗
brille, ein von Lommel in Erlangen erfundener
Apparat, durch welchen man die Blätter purpurrot
erblidt; Erythröfis od. Srythrämie, £. zu reich-
liche Blutbereitung in den Lungen.
Eſaias, j. v. w. Sejaias.
Ejan, m. hebr. männl. Name: der mit Haaren Be-
decte, der Behaarte.
&Eshonguet, |. EBbouguet.
Eschära, f. gr. (ſpr. es⸗ch —), eig. die Brandftelle,
der Feuerherd; Heilk. der Brandihorf; Escharo⸗
tifa, pl. Atzmittel, Brennmittel, Heilmittel, Die
einen Schorf oder Krufte bilden; Eschariten, pl.
löcherige Korallenverjteinerungen, aud) Rete—
poriten.
&schatologie, f. gr. (ſpr. edschat—; von eschäton,
das Außerſte, Lebte) die Lehre von den legten
Dingen: Tod, Uniterblichfeit, Gericht, Weltende,
Seligfeit, Verdammnis.
Escots, pl. feine Wollenzeuge.
&seröc, m. fr. (wie das it. serocco, Schmaroter,
einer, der auf anderer Koſten lebt, vom althochd.
fir-scurgo, Schurfe, abzuleiten) der Gaudieb,
Gauner, ein liitiger Betrüger; Escroquerie, f.
(fpr. —ferih) Gaunerei, Brellerei; escroquieren
(pr. -—fi—; fr. escroquer), betriigen, abliften,
prellen. r
Ejempio, n. it. (v. [. exemplum, Beifpiel) ein Bei-
jpiel, Schauspiel mit bejtimmter, abſichtsvoller
Beziehung auf das wirkliche Leben.
&fito, m. it. (v. I. exitus) Ausfuhr; Eſitowaren,
Ausfuhrwaren; Eſitozoll, Ausgangszoll.
Eskablon, m. fr. (jpr. —blöng; v. I. scabellum,
— Berfl.v. scamnum) das Fußgeſtell einer
Büfte.
&stadre, £. ir. (ſpr. esfad’r; it. squadra, ſpan. es-
cuadra, eig. ein ins Biered gejtellter Haufen, I.
gleich]. ex-quadra, v. quadra, Viered) das Ge—
ſchwader, Schiffsgeſchwader; Eskadrille, f. (pr.
—drij‘) ein kleines Geſchwader; Eskadron, f.
(ſpr. —droöng; it.squadröne, ſpan. escuadron) ein
Reitergeſchwader von etwa 120 Pferden, Schwa—
dron (unter einem Rittmeiſter); Eskadron-Chef,
m. ein Rittmeiſter; eskadronieren (fi. esca-
dronner), eine Schwadron bilden.
&staldde, f. fr. (v. I. scala, Leiter) Krk. die Erjtei-
gung oder Erjtürmung mit Sturmleitern; eska—
fadieren (fr. escalader), erflettern, mit Sturm-
leitern erjteigen, erſtürmen.
Eskalen maden (v. I. scala, fr. escale, Handels-
plaß; escaler oder faire escale, auch faire des
echelles, in einen Hafen, bejonders der Levante
einlaufen, fajt nur in der Levante gebräuchlich) in
nicht gerade vorgejchriebene Häfen einlaufen.
&stalin, m. fr. (ſpr. —läng; da3 deutſche Schil-
ling) eine veraltete brabantiſche Rechnungsmünze,
etwa — 50 Pf.
cöfampotieren, fr. (escamoter; von dem fpan. ca-
Esnafti
modar, verwechſeln, camodador, Taſchenſpieler;
wahrſcheinl. liegt das l. commutäre zugrunde)
Taſchenſpielerſtreiche machen; verſtohlen auf die
Seite bringen, liſtig entwenden; Eskamotage, !,
r. n. (pr. —tdjeh) Taſchenſpielerei, Saunerei; Es⸗
kamoͤte, ſ. die Taſchenſpielerkugel; Eskamoteur,
m. (jpr. —töhr) ein Taſchenſpieler; liſtiger Dicb;
falicher Spieler.
esfampieren, jr. (escamper) Krfpr. entwifchen, da⸗
. vonlaufen, flüchten.
Gstapdde, f. fr. (f. dv. w. &chappee, vgl. echap-
pieren) Reitk. der falſche Sat vder Sprung eines
Schulpferdes; uneig. ein unüberlegter, mutwilliger
Streich. $
&sfarballe, f. fr. (ſpr. ä-Bfärbäl) ein Heiner Ele—
Tantenzahn.
Estärpe, f. fr. (ſpan. escarpa, it. scarpa; escarpe,
teil, abihüffig, von Dem deutichen ſcharf) Krk. die
innere Böſchung, unterjte Bruftwehr eines Gra-
bens, auch Scarpe: eSfarpieren (fr. escarper,
jchroff oder jteil maden, böſchen; &sfarpement,
n. (pr. eskarp'meing) ſteile Abdachung od. Böſchung.
Eskarpins, pl. fr(ſpr. eskarpängs; it. scarpa,
Schuh, scarpino, kleiner Schub; v. altſächſ. scarp,
ſcharf, nad) dem jcharf od. ſpitz zulaufenden Ab-
ja genannt) leichte Schuhe, Tanzichuhe; en es-
carpins (jpr. an esf—), leicht und zierlich be—
ichubt; im Ballanzuge, bef. in Schuhen, jeidenen
Strümpfen und furzen Beinkleidern.
Efklavage, f.; r. n. fr. (pr. —wähſch'; vgl. Sklave)
die Knechtihaft, Sklaverei; ein Halsband, eine
Halsichnur. ;
esfobardteren, fr. (escobarder) nad) Art des ſpa—
niſchen Jejuiten Escobar (ft. 1669) doppelſinnig
reden, fein lügen; &sfobarderie, f. eine liſtige
Ausflucht, Sefuitenkunft, doppelſinnige Rede ꝛc.
Eskompte, m. fr. (ſpr. esföngt) = Diskonto;
esfomptieren (fr. excompter, nıl. escomputäre;
val. Compte), = Disfontieren.
Eskoͤrte, f. fr. (it. scorta, von scorgere, wahr-
nehmen, führen, geleiten, I. gleicht excorrigere,
zurechtweifen) die Bedeckung, Begleitung, das Ge-
folge; esfortieren (fr. escorter), begleiten, ge—
leiten, unter Bedeckung geleitet.
Eskouade, f. fr. (pr. eskuähd'; ſpan. escuadra; vgl.
Escadre) eine Korporalidaft.
Eskuͤdo, in. jpan. (eig. Schild, Wappenſchild, dann
Schildialer, v. I. scutum, vgl. das it. scudo, fr.
écu) eine frühere ſpaniſche Rechnungsmünze —
1/, Peſo (f. d.), durchſchnittlich 2220 ME. an Wert;
von 1864 bis Ende 1870 = 10 Reales = 10 Cen⸗
timos, bei Goldſtücken — 2,1050 Mk., bei Silber-
münzen = 2,1028 Mf. wert; Eseudillo de Oro, j.
Coronilla; Escudo al sol, alte ſpan. Silber—
münze = 6,72 ME.; Escudo de oro, portugieſiſche
Goldmünze, aud) der Goldjeudo genannt =9 ME;
Eseudo de plata, jpaniihe Münze = 4, ME;
Eskudéro, m., pl. &sfuderos, eig. ein Schild-
fnappe; ein Edelmann niederen Ranges, = Es—
quire, engl.
estulent, I. (esculentus, v. esca, Speije, und dies
v. edere, efjen) eßbar, genießbar; Eskulenta, pl.
Eßbares, Speilen. ; Er. !
&sturidl, r. Eskorial, n. jpan. (eig. eine wüſte
Halde, ein verlafjenes Bergwerk, von escoria, |.
scoria, Schlade) ein fFünigliches Luftichlog bei
Madrid; Eskurial-Wolle, feine ſpaniſche Wolle.
Gändfti, m. türk. (v. arab. esnäf, verichiedene Gor-
ten, pl. von sanf, Teil, Art) ein Budenfrämer in
der Türkei.
Eſoche
Eſöche oder r. Eſöchas, f. ar. (von eiséchein, ſich
hineinerftreden) Heilt. eine Geſchwulſt, ein hämor—
thoidaliicher Knoten innerhalb des Afters.
efoterifch, gr. (v. &sO, innen esöt&ros, der innere)
innerlid), geheim, bloß für Geweihte bejtimmt;
wiſſenſchaftlich, gelehrt; entg. exote riſch; Eſo—
terifer, m. ein mit den Geheimniſſen einer Ge—
jelichaft od. dem Innern einer Wiſſenſchaft Ver—
trauter, Eingeweihter.
Eſpadilla, f. — (ſpr. —dilja; Verkl. v. espäda,
it. spada, Degen, gr. späthẽ, breites Schwert, verw.
mit dem deutjchen Spaten; vgl. Spadille) ein
Heiner Degen; Ejpadon, m. jpan. und fr. (ſpr.
—döng) ein großer Degen, Haudegen, zweijchnei>
diges Shlachrihwert,
espagnol, espagnole, fr. (jpr. espanjsl, —johl';
gleich. 1. Hispanidlus, Berfl.v. Hispanus)ſpaniſch;
als Hauptw. Spanier, Spanierin; Eſpagnol, gen.
Spaniöl, m. ſpaniſcher Schnupftabaf; pn:
gnoͤle, f. ein fpanifcher Tanz; à Pespagnole, auf
Ipanijch, nad) jpanifcher Weije, Sitte 2r.; en Espa-
enol (ipr. an—), als Spanier, in ſpaniſcher Tracht;
Cipagnoldde, f. Großſprecherei; Eſpagnoléette,
f. gem. derSpaniolett, ein feine Wollenzeug; auch
ein Drehriegel, eine eiferne Riegeljtange an Fen—
ſtern ꝛc.
Ejpalier, fr. (ſpr. espaljeh) gew. Spalter, n. fit.
spalliera, d. i. eig. Schulterlehne, v. it. spalla,
Schulter, I. spathüla, Schulterblatt der Tiere; vgl.
Epaulette) das Geländer, Baum- oder Garten»
geländer; auch Schranfengitter; Eſpalier-Baum,
ein Spalierbaum, Zwergbaum; en espalier (jpr.
an—), am Spalier vd. fücherfürmig.
Esparagossa, f. jpaniihe Schafwolle.
Ejparfette od. r. Eiparcette, £. fr. (pr. —Bett';
pan. esparceta, esparcilla, viell.v.esparcir, aus⸗
jtreuen) Süßklee, Wickenklee, auch türfifcher, ſpa—
nifher und Schweizer-Klee.
esparto, m. jpan. v. w. Spartogras (stipa
tenacissima L.) = Wlfa, ]. d.
Espece, f. fr. (jpr. espähß’; vom I. species) die
Gattung, Art; die Miinz- vd. Geldſorte, Hingende
ee en especes (jpr. an espähh), in barem
elde.
&fperanto, n. (von frz. esperer, hoffen; eigentl. die
au erhoffende Sprache der Zukunft) eine künſtliche
eltijprache (tie früher das Volapük), jedoch auf
vorwiegend romanijcher Grundlage, von dem ruj-
ſiſchen Arzte Dr. Zamenhof erfunden; Eſperan—
tift, m. Anhänger diefer Spracde; Eſperanto—
Inſtitut, n. eine Anftalt, an der das Ejperanto
elehrt wird und die dadurch zugleich der Ver—
reitung des Ejperanto dient; Eſperantiſten—
Kongreii, m. Berfammlung der Ejperantiften, in
der die Angelegenheiten des Ejperanto und der
Ejperantiiten von Vertretern aller Nationen in
diejer Weltjprache beraten und verhandelt werden.
eöperieren, fr. (esperer, vom [. speräre) hoffen;
Esperance, f. (pr. —rangß’; ml. sperantia) die
Hoffnung.
Espeérto, m. it. (= l. expértus) ein Kundiger, Er-
fahrener; auch in die Geheimnijje einer politischen
Genoſſenſchaft Eingeweihter; ab esperto, aus Er-
fahrung.
Espieale, m. fr. (altfr. Ulespiegle, v. dem niederd.
Ulenspiegel, dem befannten Schalfsnarren des
14. Jahrh. Eulenfpiegel) ein mutwilliger, ver-
ſchmitzter Menſch; Espièglerie, f. Eulenſpiegel—
ſtreich, Schelmerei.
Esping, m. ſchwed. ein kleines ſchwediſches, einer
Eßbouquet 247
Sach ähnliches Fahrzeug aufder Ofifee, ein Schiffs—
opt.
Espingoͤle oder Espignole, f. fr. (vom deutjchen
jpringen) ehemals eine Art Musketen mit fegel-
fürmiger Erweiterung des Laufs nad) der Mün—
dung zu; auch) ein zufammengefeßtes Kriegsgeſchütz
mit drei Flintenläufen, aus deren jedem nach ein—
maliger Ladung mehrere Kugeln nacheinander ge-
ſchoſſen werden.
Espion, m. fr. (fpr. espisug) ſ. v. w. Spion (j.d.);
ein a ap außerhalb des Fenſters ange-
bracht, um dieStraße zu beobachten; Espionnage,
., r. n. (pr. —nähſch') Kundfchafterei.
Esplandde, £. fr. (jpan. explanada, it. spianata, v.
I. planus, eben) ein freier, ebener Platz, Borplas
od. Borplan vor großen Gebäuden und Zeitungen;
Wandelplan, Übungsplag, jenachden e3 die nähere
Beitimmung mit fich bringt; aud) die Abdachung
der Bruſtwehr an dem fogenannten bededten Wege,
die Feldlehne, ſ. Barapet.
Esponton, m. fr. ſ. v. w. Sponton, j.d.
espressivo; it. (ſ. v. w. expreſſiv; f. erprimieren)
Zonf. ausdrucksvoll, mit Ausdruck, auch con es-
pressiöne,
Eſprit, m. fr. (jpr.esprih; prob. esperrit, d. I. spi-
ritus) Geijt, Verſtand; Witz, Scharfjinn; auch der
Geiſt, Gehalt einer Schrift 2e.; der durch Abziehen
(Deitillation) gewonnene feinite flüffige Beſtandteil
eines Stoffes; LEIDEN. m. Schöngeüt; esprit
borne, ein Flachkopf, jeichter, beſchränkter Geiſt;
e. de canelle, Zimtgeijt, Zimtwajjer; e. de ce-
rises (ipr. —ß'rihſꝰ), Ririchgeift, Kirſchwaſſer; e.
de corps (fprich: kohr), Zunftgeift, Gemeingeiit,
Standesgeiit; e. d’escalier (fpr. desfaljeh), Trep-
penwiß, ein Wiß, der einem auf der Treppe erit
einfällt, während man ihn im Zimmer hätte an—
bringen follen; e. des lois (pr. — däh loch, Geiſt
der Geſetze; e. de vie, Lebensgeiſt; e. de violette
(pr. —wiolett’), Beilhengeift; e. fort (ſpr. —fohr),
ein Sreigeift, Sreidenfer; e, publie (pr. —püblif),
Gemeinſinn.
Esquire, m. engl. (fpr. eſkweir od. abgek. ſtweir; alt-
engl. esquier, entſtanden aus dem fr. écuyer, ſ. d.)
ein Schildträger, Schildknappe; engl. Titel eines
Adeligen geringeren Ranges, zunächſt nach dem
Knight oder Ritter folgend; jetzt allgemeines Titel⸗
wort für jeden angeſehenen Bürgerlichen, unſerem
„Wohlgeboren“ entſprechend.
Esaniffe, f. fr. (ſprich: estiſſ') = Skizze; esquiſ⸗
jieren — jfizzieren, ſ. d.
Eſſaͤer od. Efſener, pl. hebr. (gr. Essaioi u. Esse-
noi, angeblich eig. Arzte, weil fie bei. Heilkunde tric-
ben, chald. äsaya, v. der hebr. Wurzel asä, Heilen;
n. a. d. hebr. chasidim, die Frommen, unter wel»
chem Namen fie im Talmud vorkommen), eine
Sefte unter den alten Juden, die weniger auf öf—
fentlihen Gottesdienit und Opfer, als auf jtille
Übungen der Andacht u. Strenge der Sitten hielt,
auh Therapeuten genannt.
Effah, m. engl., frz. (fpr. eſſeh; engl. essay; it. sag-
i0, d. jpätl. exagium = examen), frz. Eſſai, der
Berfudh, die Probe; auch eine Abhandlung ein Auf—
jag; Effaheur, m. fr. ({pr. efjejöhr) oder Effayer,
engl. (ſpr. ejjäer) ein Wardein, Münzprüfer; Eſ—
ſahiſt, m. engl. wer Verſuche oder Abhandlungen
ichreibt; auch ſ. dv. w. Bubliztit; effayiitiich, ab-
handlungsartig, in der Darftellungsmweije joge-
nannter Verjuche.
Eßbouquet, n. fr. (fpr. esbukeh, gew. —lett; 3i95-
248 esse
aus dem fr. essence de bouquet) Blumengeift,
ein feines Riechwaſſer von englischer Erfindung.
esse, lat. fein; al3 Hauptw. das Sein, Wejen; ad
esse, zum Dafein, zum Leben; in esse, in feinen
Sein od. Zuftande, wie zuvor; in feinem esse
ſein, richtiger & son aise fein, ſ. Aiſe; Effenz
oder lat. essentia, f. (v. esse, fr. essence, it. es-
senza) das Wejen, die Wefenheit, der Geilt; das
Geijtige u. Wejentliche aus Friichten, Kräutern ꝛc.,
der Kraftauszug, 3. B. BPomeranzen-Effjenz,
Bomeranzengeilt; Effenzen, pl. Kraftwaffer oder
@rofttropfen: essentia amära, bittere Ejjenz;
e. dulcis, jüße Ejienz; ejfential, nl. (essentiälis)
od. effenticH, fr. (essentiel) weſentlich, durchaus
notwendig; in essentiali, im weſentlichen, in der
Hauptjache; Efſentialien (essentialia), pl. weſent⸗
lihe Dinge, Umftände, Hauptſachen; essentialia
constitutiva, die ausmacenden Beftandteile;
Effentialität, f. die Wefentlichkeit, Wejenheit.
Eſſito. |. Ejito. |
Eſſor, m. fr. (ſpr. äböhr; vom lat. ex aura) eigentl.
er Slug eines Vogels; die raſche Enttvidelung,
der Aufſchwung.
Est, m. fr. der Often.
Eſtaͤdo, m. ſpan. (= lat. status; eig eine Manns⸗
länge), auch Braza oder Tarja (Klafter, Faden)
genannt, ein früheres Faftilijches Längenmap —
2 Barras (ſ. d.) = etwa 1,68 big 1,70 m.
Eitafette, ſ. Stafette.
Gitafdde, f. fr. (jpan. estacada, it. steccata, vom
deutſchen Staken, Steden, engl. stake) das
Dfahlwerf, die Verpfählung, um einen Hafen,
Fluß oder Eingang ins Wafjer zu fperreir.
Ejtamento, m. ſpan. (ml. stamentum, von l. stäre,
itehen) eigentl. der Stand; die Reichs- od. Stände-
verfammlung, pl. Ejtamentos, die beiden Kam-
mern der Bolfövertreter in Spanien.
Ejtaminet, n. fr. (ſpr. —neh; eig. der Standort,
Aufenthaltsort, Berfl. v. prov. stamen, Stand, von
lat. stäre, ftehen) Rauchſtube, Schente.
Eſtampe, f. fr. (fpr. eftängp’; it. stampa, fr. estam-
per, ital. stampare, prägen, abvruden, von dem
deutſchen ſtampfen, Stempel ꝛc.) ein Kupferftich,
Kupferabdrud; der Stempel.
Eitdneia, f. fpar. (von estar, fein, ſich aufhalten)
überh. Wohnung, Aufenthalt; insbeſ. ein Meier-
hof, Gehöft in Südamerika.
Gitandarte, |. Standarte.
Estatuüto reäl, m. jpan. königliches Grundgeſetz,
von dem Minifterium Martinez de la Roſa 1834
auf Betrieb der Regentin Chriftine verliehen, wo—
duch eine beſchränkte Eonjtitutionelle Verfaſſung
mit zwei Kammern eingefegt wurde.
Efteras, pl. jpanifche Binjenmatten, aus Binfen-
halmen geflochten.
Eiterlin, m. fr. (ſpr. —läng; vgl. Sterling) ein altes
franzöj. Gold- und Silbergewicht; Eſterling, ın.
ein altes belgijches Gewicht.
Est, est, est, I. der Name des Muskatellerweins
von Montefiascone, jo benannt nad folgender
Überlieferung: der Bifchof Sohann von Fugger
befahl feinem Diener auf der Reife in Stalien vor
ihm ber zu gehen und an jedes Wirtshaus, wo er
uten Wein fände, anzufchreiben: Est! (ift da).
In Montefiascone fand er den beiten und fchrieb
an: Est, est, est! Als fein Herr dort angefommen
war, trank er fih an demſelben tot, u. fein Diener
jegte ihm die Grabſchrift: Est, est, est, propter
nimium est hic Joannes de Fugger, dominus
meus, mortuus est, d. i. „iſt da, iſt da, iſt da;
Eſtrapade
wegen des au vielen Sit da ijt en v. Fugger,
mein Herr, hier Bart, welche Grabſchrift noch
in der dortigen Kirche S. Flaviano zu ſehen iſt.
Ethen pl. eine über 4, Million ſtärke finniſche
Völkerſchaft in Eſthland und dem nördlichen Kiv-
land, die eigentlichen Ureinwohner diefer Länder;
wahrſcheinlich — Dftlandbewohner.
k. hebr. (v. perſ. sitarch = gr. aster) weibl.
tame: der Stern; bef. die Gemahlin des Königs
Ahasveros oder Xerxes, die früher Hadafjah oder
Myrte hieß.
eſtimieren fr. (estimer), f.äftimieren; Eſtime, f.
(ipr. eſtihm') Achtung, Wertihägung: Schiffipr. die
Schätzung des Weges, den ein Schiff zurückgelegt
at; eitimable (pr. —mab'l), ſchätzbar, achtüngs—
würdig. |
Eſtive, £. fr. (fpr. eſtihw'; türk. astif) das Gleich-
gemwicht eines Schiffes, fo daß die eine Seite fo viel
wiegt, wie Die andere; eftipteren (fr. estiver, ſpan.
estivar, [. stipäre, ftopfen, zufammenprefjen), auf
beiden Seiten gleich ſchwer laden; auch die Ladung
zuſammenpreſſen.
est modus in rebus, ſ. unter Modus.
Eſto oder Kobbit, m. ein Längenmaß auf Sumatra
— Y, engl. Yard = 0,457 ın.
Eſtokaͤde, f. fr. (eigentl. ein Stoß mit dem Degen,
Stod); eine zudringlihe Bitte um Darlehn, vor-
nehme Bettelei; Prellerei. r
Eftomae, m. fr. (fpr. ä-Btömd; v. I. stomächus) der
Magen; Kock. Geflügelbruft.
Eſtomihi, m. [. der Sonntag vor dem Faſten, der
orfaitenfonntag, deſſen latein. Kirchenmeſſe mit
ven Worten anfängt: esto mihi in Deum protec-
törem, jet mein Schußgott 2c. Bj. 31, 3.
Eſtompe, f. fr. (fpr.ejtöngp’) Mal. ein Wilder, ein
zufammengerolltes Stückchen Bapier, um trodene
Farben damit zu verreiben; à P’estompe, mit dem
Wiſcher gemacht, gewifcht (v. Zeichnungen); eſtom⸗
pieren (estomper; wahrſch. v. deutichen ftumpf)
zu einer Zeichnung die Farben jtark auftragen u.
dann durch das Herreiben Derjelben Richt und
Schatten hervorbringen, wilchen, die Farbe mit
dem Wifcher verbreiten; dessein estomp6 (ſpr.
deſſäng eſtongpeh) eine gewiſchte a
Eitopille, £. ſpan. (fpr. —pilja; Berl. v. estopa,
erg, grobe Leinwand, — |. stuppa) ein Schleier-
tuch.
eſtoquieren ſpr. eitofi—), fr. (estoquer; vgl. Eſto—
fade) den Gemwehrlauf ftauchen, um ihm die paj-
fende Länge zu geben. {
Eſtraͤde, f. fr. (ehem. die Straße, Landitraße, wie
it. strada, v. I. via strata, d. i. ausgebreiteter, ge⸗
bahnter Weg; Daher aud) das deutihe Straße)
eine Erhöhung vder ein erhöhter Platz des Fuß—
bodens in einem Zimmer, Auftritt vor einem
Fenster, Throne 20.; aud) Vortritt, Vorjprung;
der erhöhte Teil der Schleufenfammer oder des
Raumes zwiichen zwei Schleuſentoren.
Eſtragon, m. fr. (fpr. a) Raijerfalat, ein Kü—
chengewürz,_ ſ. Artemisia dracunculus; daraus
Gitragon=Öl, ein ätherifhes DL; Eſtragon-Ef⸗
fig ꝛe.
Eitapdde, f. fr. (fpan. estrapada, ital. strappata,
v. strappare, gewaltfam fortreißen, vom oberdeut-
ſchen strapfen, ziehen, neuhochd. ſtraff, fell an-
gezogen) das Wippen, der Wippgalgen; der Wipp-
Iprung der Kunjtipringer; Neitf. das gleichzeitige
Bäumen und Ausichlagen der Pferde; eſtrapa—
dieren (fr. estrapader), wippen; jich baumten und
hinten ausfchlagen, von Pferden.
Eſtraſſe
Eſtraffe, f. fr. (ſpr. —dji’; aus dem Stal., lat. ex-
tractus), Ylod- oder Wirrjeide (zu Seidenpapier).
Eftraͤtto, m. it. (= l. extractus) ein Auszug, ein-
facher Lottogewinn.
eſtropieren, R. (estropier; it. stroppiare od. stor-
piare; Er v. lat. turpis, häßlich, gleich). ex-
turpiare, h
machen, verjtümmeln, lähmen; uneig. bei Malern
und Bildhauer: entitellen, verhunzen;eftroptert,
gelähmt; Ejtropie, m. (fpr. —pjeh) ein Krüppel,
eritiimmelter.
et ab hoste doceri, lat. Sprw. auch vom Feinde
(fol man) fich belehren Yafjen.
&tablage, f., r. n. fr. (ſpr. etablähſch'; v. Etable, I.
stabülum, Stall) da Stallgeld, Standgeld von
Krämern; der Raum zwijchen den Karrenbäunten.
etablieren, fr. (Etablir, vom l. stabilire) feitjegen,
gründen, ftiften, anlegen, errichten, aufrichten,
3. B. ein Geichäft, eine Handlung, Fabrik u. dgl;
ſich etablieren, lich feitiegen, ſich häuslich od. ge—
ſchäftlich nieverlaffen und einrichten; &tabliffes
ment,n. (pr. etabliſſ' meing) die Niederlafjung, An-
jtedelung, der feite Siß; Anlage, Einrichtung; Er-
richtung einer Handlung, Fabrifanlage, gemwerb-
fihe Anstalt; auch eine größere elegante Gajtmwirt-
ichaft, VBergnügungsort; 6tablissements du
bouillon, pl. (jpr. — dit bujöng) Suppenanital-
ten oder Boltsküchen in Paris.
&tage, £., r.n. fr. (ſpr. etdhfe’; prov. estatge, ital.
staggio, Wohnung, mi. stagium, v. stäre, ſtehen;
alſo eig Stand, Standort) das Geſchoß, Stockwerk,
der Stod eines Haufes (die verichiedenen Stod-
werfe eines Haujes lafjen jich vielleicht am deut-
lichſten fo unterſcheiden: Kellergeſchoß, Erdgeſchoß,
6 genauer nur die oberen
Stockwerke eines Haufes, mit Ausschluß des Erd—
geichoffes; Etagenrad, Staffel-Zahnrad; Etagen
— etagenmäßig, ſtockwerkmäßig,
ſtufenweiſe, abgeſtuft; Etagere, k. (ſpr. —ſchähr')
ein Abſatz- oder Stufengeſtell, Glasſchrank mit
vielen Fächern, um Taſſen und anderes Gerät,
auch kleine Figuren und Putzſachen (Nippes) Sur
zuftellen; etagieren (pr. —ſchi—; fr. Etager), a
itufen, (die Haare) jtufenartig, je höher je kürzer
‚ verjchneiden.
Etain, m. fr. (jpr. etäng; [. staunum), das Finn.
etalieren, fr. (Etaler, v. Etal, Kram, Stand, Fleifch-
banf; prov.estal, althochd. stal, Stelle, Stall) aus—
itellen, ausframen; zur Schau ftellen, ſehen laſſen,
aus Eitelkeit od. Prahlerei zeigen; &talage, fr.
n. (ſpr. etalahſch') die Ausitellung oder Schauftel-
fung, das Auslegen der Waren im Schaufeniter;
das zur Schau tragen, der Aufpuß eines Frauen-
zimmer; Etaleur, m. fr. (fpr. —ühr), die Stred-
maschine (in der Spinnerei); Etalon 1., m. (ſpr.
etalöng) das Eichmaß, Muſtergewicht 2c.; etalon=
nieren (fr. etalonner), eihen, ein Maß od. Gewicht
gejegmäßig beitimmen; Gtalonnage, f., r.n. (ſpr.
—nähſch) das Eichen; die Eihgebühr; Etalon 2.,
m. fr. (it. stallone, v. stalla, Stall, gleich]. Stall-
pferd) ein Zuchthengit, Beichäler.
etamieren, fr. (Etamer, v. &tain, [. stannum, Zinn)
verzinnen, mit Zinn belegen; &tamane, f, Gn,
(fpr. —maͤhſch) das Verzinnen; &tamenr, m. (fpr.
— möhr) der Berzinner.
Etamine, f. fr., aud Etamin od. Eitamin, m. (it.
stamigna, d. |. stamin&us, aus Faden beitehend,
v. stamen, Faden, ba Seihtuch, ein dün-
nes Wollentuch, Haarfieb; gepreßtes Wollenzeug.
etanconnieren (ſpr. etangßonnieren), fr. (Etangon-
äßlich machen, entſtellen) zum Krüppel
Eternal 249
ner, d. etance, Stüße, I. gleich]. stant\a, v. stäre,
jtehen) ausjteifen, jtiigen.
Ctdäng, m. fr. (urfpr. estang, von I. stagnum,
jtehendes Wafler) ein Teich, Weiher; auch Benen-
nung großer Binnenwafjler an den Küften von
Frankreich, welche durch Küſtenflüſſe entjtanden, in
das Meer münden.
&tanin, m. arab. (eig. räs-el-tinnin) einer der zivei
hellen Sterne im Kopf des Drachen, die am Nord-
himmel in unſerm Benith ftehen.
Ctappe, f. frz. (tape, Handelsplatz, Marichquar-
tier, Tagemarjch, ehem. estape, estaple, von dem
deutſchen Stapel) der Stapel, das Stapelhaus,
die Warenniederlage; der Marfchvorrat für durch-
marfchierende Truppen; die Raft, der Raſt- oder
Berpflegungsort; Stufe, Entwidelungsitufe; droit
d’6&tape, j. droit, Gtappen-Kommandant, m.
ein Raft-Hauptmann; &.-Kommiflär, m. Raſt—
Amtmann; &.:Kommifjartät, n. das Raftamt;
E.-Konventionen, Verträge wegen Durchzugs
von Truppen durch fremdes Gebiet; E.⸗Inſpeͤk⸗
tor, m. der Aufjeher über die Berpflegungsvor-
räte; efappenmäßig, raftmäßig: etappenmä-
Bige Berpflegung der Soldaten, d. i. vor—
IhriftSmäßige tägliche Verpflegung der im Marſch
begriffenen Soldaten ; &tappen=Örter, Verpflege-
örter, Raftürter; E.-Straßze, die Heeres⸗ oder
Kriegsſtraße; Etappier, m. (pr. etapjeh) der Ver-
malter eines Verpflegortes.
Etat, m. fr. (ſpr. etäh; ehem. estat, v. I. status) der
Stand, Zuftand u. Beſtand; der Anfchlag, Über-
Ihlag; der Staatshaushalt, Haushaltplan, der
Vermögen3-Zuftand; im Franz. aud) der Staat
jelbit; dab. &tatsrat, Etaͤtsminiſter, m. Staat3-
rat, Staat3minifter; der Zivil-Etat, das bürger-
lie Berwaltungsmweien, mit Ausſchluß des Kriegs»
wejens; General-&tat, allgemeiner Ausgabe—
Entwurf; der Hof-Etat, die Hofrehnung, Hof-
unterhaltung; Vétat c’est moi (fpr. letdh Bäh
mod), „ver Staat bin ich“, berühmtes, angeblid)
von Ludwig XIV. vor dem Parlament von 1655
gejprochene3 Königswort, das auf die Spiße ge-
jtellte Bemußtjein abjoluter Herrfchergewalt aus-
drüdend; en Etat (ſpr. an etdh), imstande, bereit;
Etatsjahr, das Rechnungsjahr; etatsmäßig,
ſatz⸗ oder anihlagmäbig; tatmajor, m. (pr.
—maſchoͤhr) der Generalitab, Stab; Etats gene-
raux; pl. fr. (fpr. fegeneröh) die Generalftaaten od.
Generalſtände, dieausden Abgeordneten des Adels,
der Geiftlichkeit u. des Bürgerftandes zuſammen—
gejegten Landitände in Frankreich feit Anfang des
14. Jahrh. bis 1614; etatifieren, die Bedarf3-
und Ausgaben-Anjäße bejtimmen: einen Über-
hlag machen od. aufitellen; &tatifierung, f.
eititellung der Einnahme und Ausgabe.
Gtazismus, m. ıl., gr. die von Erasmus einge-
führte Aussprache des griechischen Buchſtaben 7
(Eta) wie langes ẽ; entg. den Itazismus (ſ. d.).
et cetera, ſ. unter ceterus.
Eteignoir, m. fr. (pr. etänjodhr; v. &teindre, I
exstinguere, auslöjchen) ein Lichtlöſcher, Löſchhüt—
hen zur Auslöſchung von Lichtern.
etendieren (ſpr. etangd—), fr. (Etendre) ſ. exten—
dieren; Etendüe, f. (ſpr. etangdü’) die Ausdeh—
nung, in Zeit u. Raum; Dauer und Umfang.
Eteoſtichon, n. gr. (von éetos, Gen. éteos, das Jahr)
j. v. w. Chronoſtichon.
Eternäl, m. fr. (I. aeternalis, unvergänglich, wegen
jeiner Haltbarkeit fo genannt; vgl. Everlafting) ein
250 eternell Gubulie
Kammwolle. zen) das Ausziehen des Fadens, die Streckbank
eterneil, fr.(Eternel; v.ſpätl.aeternalis f.aeternus) oder Würgelſtrecke (in der Spinnerei).
ewig, immerwährend; Gterndlle, f. die Dauer | &tmal, n. niederl, die Tagesleiftung eines Schiffes
blume, Rainblume, eig. die Ewige; eternifieren | (von Mittag zu Mittag gerechnet).
(fr. eterniser), verewigen; in die Länge ziehen. etonndnt, fr. (v. Etonner, altfr. estoner, gleich]. l.
Eteſien, pl. gr. (etsiai, v. Etos, Jahr) jährlich | extonäre für attonäre, andonnern, betäuben) er-
wehende kühlende Hundstagswinde. ſtaunlich, wunderbar.
Ethil, f._ gr. (ethike, v. ẽthos, n. Sitte) die Sitten- | etouffieren (ſpr. etu—), fr. (éêtouffer, urſprüngl.
lehre; Ethifer, m. ein Sittenlehrer; ẽthiſch, zur estouffer, v. jpan. tufo, gr. typhos, Dampf, Dunit)
Sittenlehre gehörig, fittlih (moraliih); Ethifo= | eritiden, unterdrüden, Dämpfen, auslöſchen; etouf⸗
theologie, f. auf die Sittenlehre gegründete Got- | ° fant, erſtickend, ſchwül; Etouffäde, f. fr. gedam '
tes Fleiſch; Ctouffement, n. (pr. etuff'mäng) Be⸗
Hemmung des Atems. |
etoupieren (ſpr. etu—), fr. (Etouper, von Etoupe, l.
stuppa, Werg) mit Werg ausftopfen, verjtopfen.
etonvdieren Ohr. eturd—), fr. (Etourdir, it. stor-
dire) betäuben, verblüffen; etourdi (pr. eturdih),
unbejonnen, unüberlegt; ein Etourdi, ın. ein un—⸗
bejonnener Menſch; à P6tourdie, unbejonnener-
weile, blindlings; Etourderie, £. (ſpr. etourderih)
Unbejonnenheit, Dummoreijtigfeit; Ctonrdifjes
ment, n. (pr. eturdiffindug) Betäubung, Beitir-
zung.
etrange, Sr. (pr. eträngſch'; it. strano, d. |. extra-
neus, ausmwärtig) fremd, jeltfam; &tranger, m.
(ipr etrangſcheh; it. straniero) ein Fremder, Aus—
änder.
Etrenne, £. fr. (v. I. strena) das Neujahrsgeſchenk;
das Handgeld, das erite eingenommene Geld.
&trönfus, m. gr. (v. &tron, Unterleib; vgl. Onkus)
Heilf. eine Unterleibs-Geſchwulſt.
Etüde, £. fr. (ſpr. etühd’; v. I. studium) Tonf. u.
Mal.ein Übungsſtück, Lernftüd, einellbungSarbeit,
vgl. Studien; Etüdiant, m. (jpr. —djäng) ein
Befliffener, Studierender, Student.
Etui, n. fr. (ſpr. etwih; fpan. estuche, it. stuceio,
dünnes, gewalftes, geſtreiftes Wollenzeug aus | fr. Etirer, ftreden, &tirage, m. das Strecken, Wal-
teslehre.
ethmoĩdãliſch od ethmõdiſch, gr. (v.&thmös, Sieb,
Durchſchlag) Heilk. jiebfürmig; Cthmeoidälfne-
chen, m. oder Ethmoideum, n. der Siebfnochen,
das Siebbein oder Riechbein, ein Schädelfnochen,
dejjen obere Fläche mit vielen Kleinen Löchern ver-
ſehen ift. |
Ethnärch, m. gr. (von éthnos, n. das Volk) ein
Volksbeherrſcher; Statthalter, Zandpfleger, Be-
fehlöhaber einer Provinz; Ethnärchie, f. die
Statthalterfchaft; Gihnunriph, m. ein Volks—
beichreiber; Ethnographie, f. die Völkerkunde;
ethnographiich, völtertundli; etbnugraphi-
ſches Muſeum, n. eine Sammlung von Kunft-
erzeugnilien, Werkzeugen, Geräten, Kleidern ꝛc.
fremder Völker; Cthnologie, f. die Völkerkunde;
ethnoloͤgiſch, völterkundlich; ethniſch, heidniſch
(weil bei ven chriſtlichen Schriftſtellern des Mittel-
alters alle Nicht-Chrijten u. Nicht-Juden vorzugs⸗
weile ethne, I. gentes, Völker, heißen), dann aber
uneig. auch: volkseigentümlich, volkserziehend,
volfserziehlich (3.8. „Die Südflaven find fein ho—
mogenes Bolt. Die ethnifchen, religiöfen und
ſprächlichen Unterſchiede machen fi auch in der
Literatur geltend“, oder: „Hierin liegt nun auch
die wichtige Fulturgeichichtliche oder ethnifche Funt- | astuccio, ml. estugium, von althodjd. stücha —
tion der Bildung”); Ethniker, pl. Heiden; Ethni⸗ Staude, Zutteral für den Arm, Armel), pl. *8.
zismus, m. das Heidentum, der Glaube an meh- _ cin Belted oder Futteral fir allerlei Kleinſgkeiten.
tere einander gleiche oder auchuntergeordnetegätt- | Etuve, f. fr. (pr. erühiw; v. dem Diich.-ilav. Stube,
liche Wejen. eig. Bade- od. Schwitzſtube) Küchenfpr. ein Wärm-
Ethos, n. gr. (Ethos) Sitte; ſittliche Gemüts- oder Ichranf; Etuvee, f. fr. Gedämpftes, Gedünſtetes
Sinnesart, vgl. Charakter (bez. bei den Öriechen (v. etuver, dämpfen, jhmoren. X
die bleibende Eigenthümlichkeit eines Menfchen, im | Etijmon, n. gr. (eig. das Wahre, von etymos, &, on,
Gegenjaß zu Pathos, dem augenblidlichen und wahr, echt, daher die wahre, urjprüngliche Bedeu-
wechſelnden Seelenzuftande); Gthognojie, f. die | tung) Herleitung u. Grundbedeutung eines Wor>
Sittenfunde; Ethographie u. Ethologie, f. die | tes; Etymoldg (aud) Etymologifer od. Etumo⸗
Sittenihilderung, Darjtellung der Sitten; ethe= | logiſt), m. ein Wortforjcher; Etymologie, f. die
graͤphiſch u. etholoͤgiſch, ſittenſchildernd; Etho— Herleitung, Abſtammung der Wörter, Stamm- od.
fratie, f. Sitten- od. Tugend-Herrichaft, eine Re— Wortforſchung, Wortbildungslehre; unr. auch für
gierungsverfaſſung, in der die Moralität die allei— Sormenlehre; etymoloͤgiſch, zur Wortforſchung
nige Geſetzgeberin und Herrfcherin iſt; Ethopöle, gehörig; Etymologikon oder Etymologifum, n.
f. die Schilderung des Charafters. ein Wortforſchungswerk, Abitammungs- od. Her—
etiam si omnes, 880 non, wenn [e3] auch alle [bil- leitung3-Wörterbud); etyinologiiieren (it. etimo-
ligen], ic) [aber billige e3] nicht. logizzare), Wortforjchungen anjtellen, Wörter ab»
Etikette, f. fr. (ſpr. etifette; landjchaftl. fr. esti- leiten.
quete, ein zugeſpitztes Hölzchen, vom niederd. | em, gr. wohl, gut, recht, leicht, als Vorwort in vielen
stikke, Stiel, Stijt, stikken, fteden, anheften) Bufammenjegungen; entg. dys.
1. ein Aufſchriftzetiel, Preiszettel, Aufihrift an | Euämie od. Euhämie, f. gr. (v.haima, Blut) Heilk.
oder auf Waren 2c.; der Gebrauchszettel an Arz- gute Beichaffenheit des Blutes. e
neien; 2. gleichſ. als Anhängſel und Beimefen des | Euanalepiis, f. gr. (vgl. Analepfis) leichte oder
Lebens: die Hoffitte, der Hofzwang, das Steife | ſchnelle Genefung; enamaleptifch, leicht geneiend.
und Gezwungene der gelellfhaftlichen Formen, | enanthes oder euaͤnthiſch, gr. (vgl. Anthos) ſchön
überh. Form, Umgangsfitte; die Förmlichkeiten blühen. —59
in den Titeln bei Bittſchriften ꝛc.; etikettieren | nähen? f. gr. (vgl. Aſtheſis) gute Beichaffenheit
(fr. etiqueter), mit Auffchriftzetteln 2c. verjehen. | des Gefühls, Wohlgejinntheit.
etique, fr. (fpr. etif’; nach dem it. etico, anftatt | Gubtötif, f. gr. (v. biün, leben) gute Lebensweiſe;
hectique, ſ. hektiſch) ſchwindſüchtig. | ſ. v. m. Diätetik (j. d.). -
Etirage frottenr, mn. fr. (fpr. ehtirajeh frottöhr, v. | Eubnlie, f. gr. (von bule, Rat) eig. Fluges Beraten,
Euchariſtie
Huges Handeln; Einſicht, Klugheit; Eubũl, m. u.
Eubuline, f. Name: der, die Wohlratende,
Euchariſtie, f. gr. (v. chäris, Huld, Gunft, Dank)
Danfjagung, Dankbarkeit; das Dant- und Lob—
gebet, welches der Weihung des Brotes und Wei-
nes beim Abendinahle vorherging ;das heil. Abend»
mahl oder Nachtmahl; Eucariſtik, f. die Lehre
von der Abendmahlsfeier oder Abendmahlshal-
er euchariftiih, das heilige Abendmahl be-
treffend.
Euchéten, pl. gr. (euchetai, vom sing. euchötes)
Beter, Betbrüder; befonders eine Schwärmerſekte
im 4. Sahrh., die durch Gebet öffentlicher Offenba-
rung teilhaftig zu werden glaubte, vgl. Mejja-
lianer.
Euchlorine, f. u. Euchlorin, n. aus dent Griech.
(vgl. Chlor) ſ. v. w. das Chlor-Orydul.
Euchologium, n. gr. (v. euchẽ, Gebet) ein Gebet-
buch; auch j. dv. w. Agende.
Euchröe, f. gr. (eü-chroia)Heilf. gute, geſunde Haut—
farbe, Gejundausjehent. !
Euchhlie, f. gr. gute Beichaffenheit des Milchſaftes
(Ebylus, ß —9
Euchymiĩe, k. gr. (vgl. Chymus u. Chemie) Heilk.
gute Saftmiſchung in Körpern.
Eudämonie, f. gr. (von eu-daimön, d. i. eig. einen
guten Dämon Habend) die Glückſeligkeit, das Wohl-
behagen; Eudämonismus, m. u. Eudämono⸗
fogie, f. die Glückſeligkeitslehre, welche die eigene
Glückſeligkeit des Menjchen zu jeinem Hauptzived
u. zum höchſten Beweggrunde aller Pflichten macht;
Eudämonijt od. Eudämonolög, m. ein Bekenner
der Glückſeligkeitslehre; eudämoniſtiſch od. eu—
dämonoloͤgiſch, jene Lehre betreffend, in ihr ge—
ründet.
Eudiobiötif, f. gr. die Kunjt, ein heiteres Leben zu
führen, vgl. Eubiotif.
Eudiometer, n. gr. (von eudia, gutes, heiteres
Better) ein Luftgütemeſſer, ein Werkzeug zur Prü—
fung des Saueritoffgehaltes der Luft, erfunden von
Prieſtley 1772; das jegt üblichjte von Volta
mit Anwendung von Waſſerſtoffgas; Endiome-
trie, f. die Luftgütemefiung; endiometriich, die-
jelbe betreffend; eudiometrijche Stoffe, Kör—
per, durch deren Berwandtichaft mit dem Sauer—
ttoff derjelbe von den übrigen Bejtandteilen der
Luft abgejondert wird.
Eudöra, f. u. Endorns, m. gr. Eigenname: der,
die Schöngebende.
Eudoxie, f. gr. (v. döxa, Meinung, Ruf) der gute
Ruf; aud richtige Meinung, gutes, richtiges Ur-
teil; Eudoxius, m. u. Eudoxie, f. männl. u. |
weibl. Name: der u. die Wohlberühmte.
Eudynamiĩe, f. gr. (v. dynämis, Kraft) Heilk. Wohl⸗
Bene; aud) ' hr w. Eutrafie. —
uchie, f. gr. (v po3) Wohllaut im Sprechen,
—— Be
Euergetes oder Euerget, m. gr. (euergéteẽs) der
Wohltätige, Beiname eines Königs Ptolemäus
von Agypten; überh. ein Wohltäter, der fich durch
Wohltaten um die Menjchen verdient madt; pl.
Euergeten, Name eines den Freimaurern ähn-
lihen Bundes in Schlefien von 1792 bi3 1795.
Euexie, £. gr.(v.eu-Echein, fih wohl befinden) Heiff.
gejundes, blühendes Ausſehen, Wohlbefinden.
Eugen, m.u.Eugenia od. Eugenie, f.gr. (eugenios
u. eugenes) männl. u. weibl. Name: der und die
Wohlgeborene, Edle, Bornehme; Eugenia, f.
Stern. ein Aiteroid, 1857 durch Goldſchmidt ent-
Eupathie 251
voyen benannte Pflanzengattung; die Nelkenmyrte
auf den Antillen; daher &ugenin, n. Neltentamp-
fer; Engensl, n. ein farbiojes, wohlriechendes Ol
(im Nelkenöl ift diefer Stoff enthalten).
&uglämis, f. ar. daS Manteltierchen.
Gugubiniiche Tafeln, pl. fieben Tafeln aus Erz,
die Inſchriften in umbrifcher Sprache enthalten (zu:
Gubbio in Stalien 1444 gefunden).
Euhemerismus, m. die Xehre des altgriehiichen
Bhilojophen Euhemẽros, welcher die griechischen
Gottheiten für vergötterte Menjchen erklärte; Eu—
bemerift, m. Anhänger diefer Anficht; euheme—
riſtiſch, derſelben gemäß.
Eukuirie od. Eutärie, f. gr. (eukairfa, v. kairös,
der rechte Zeitpunkt) gute, fchickliche Zeit oder Ge—
legenheit zum Handeln.
&ufläs, m. gr. ein ven Smaragd vertvandtes bläus
lihgrünes Mineral.
Gutolie, £. gr. Heiterkeit, Zufviedenheit; bei den
Stoifern der Charakter ihres Weifen.
Eufrafie, f. gr. (vgl. Krafis) Heilf. die gute Mi-
ſchung der Säfte, entg. Dyskraſie; auch glückliche
Gemütsſtimmung.
Eukratie, f. gr. (v. kratein, herrſchen) gute Verwal—
tung oder —— |
Eulalie, £. gr. (v. lalein, veden) weibl. Name: die
Wohlvedende; Enlalie, f. die Wohlredenheit; eu—
laliſch, beredt.
Eulat Vakufs, pl. türk. der türkiſchen Geiftlichkeit
oder den Mofcheen verpfändete Güter und Leib-
renten.
Eulogie, f. gr. (vgl. Logos) Vernünftigkeit im Re—
den u. Handeln; Wahrſcheinlichkeit; auch Lobprei—
ſung; Segenswunſch, Weihe; in der griech. Kirche
der Regen, ſ. v. w. Benediktion; auch das heil.
Abendmahl; Eulogien, pl. geſegnete Brote, Weih—
brote in der griech Kirche; euloͤgiſch, vernünftig
zwedmäßig; wahrjcheinlich; Eulog ismus, m. das
Handeln nad) Gründen der Wahrjcyeinlichfeit bei
verjchiedenen Anfichten; Enlogiftie, £. beſonnenes
Handeln.
&umeniden, pl. (Eumenides) Fabell. eig.die wohl⸗
gejinnten, wohlwollenden Göttinnen, einejchonende
Benennung der Erinnyen oder Furien, f. d.;
Cumenie, f. (gr. eumeneia) Wohliwollen, Güte,
Huld.
eumetriich, gr. (vgl. Metrum) wohlgemefjen, von
gutem Versmaße.
Eumorphie, f. gr. (eumorphia, v. morphẽ, Form,
— die Wohlgeſtalt; eumoͤrphiſch, ſchön—
geſtaltet.
Eumuſie, £. gr. (eumusia, vgl. Muſe) Schönheits-
gefühl, Kunftfinn; eumuſiſch, kunſtſinnig.
Eunage, pl. gr. die Steine, welche die Alten al3 An—
ter gebrauchten.
Eunomia, f. gr. (v.nömos, Gejeh) die Geſetzgöttin,
eine der Horen, [. Themis; auch ein Ajteroid, 1851
durch de Gasparis entdedt; Eunomie, f. Geſetz—
lichkeit; eundmisch, geſetzlich, wohlgeordnet.
Gunomiäner, m. Anhänger de3 Eunomius, die
ſtrenge Sefte der Arianer.
Eunũch, m. (gr. eun-üchos, eig. Betthüter, v. eung,
Bett, u. &chein, halten) ein Verſchnittener, Hämm—
ling, Entmannter, beſ. als Aufjeher der Frauen
in den Harems, Frauenhüter; im Altertum aud)
Kämmerling bei den aſiatiſchen Fürften; eunuchi—
fieren, verjhneiden, entmannen.
Euodie, f. gr. (von özein, riechen) der Wohlgerud;
euõdiſch, wohlriechenn.
det; Bot. eine nad) dem Prinzen Eugen von Sa- | Eupathie, f. ar. (vgl. Pathos) das Wohlbefinden,
252 Enpatriden
Wohlbehagen; große Empfänglichkeit für äußere
Eindrüde, große Geneigtheit zum Erkranken; Ge-
duld im Leiden. s ;
&upatriden, pl. gr. (eupatridai, von eu u. pater,
Vater) Geburtsadlige im alten Athen; eupatri⸗
diſch, adelig; Eupatridismus, m. Bevorzugung
des Adels.
Eupepſie, f. (vgl. Pepſis) Magenſtärke; auch Leicht-
verdaulichkeit; eupeptifch, leicht verdaulich.
Euphemie, f. gr. (von pheme, Rede, Ruf) weibl.
Name: die im guten Rufe Stehende, Berühmte;
Cupbemie, f. das Beichönigen durch mildernde
Ausdrüde; Enphemismus, m. ein jchonender
Ausdrud, verhüllende Umfchreibung, 3. B. ent-
Schlafen für jterben; enphemiftifch, beichönigend,
verhüllend.
Euphonie, f. gr. (von phone, Stimme, Zaut) der
Wohlklang, Wohllaut; Euphön, n. der Wohllau-
ter, eine von Dr Chladni 1790 erfundene Stab»
od. Stangenharmonifa; Euphonikon, n. ein von
Beale u. Eo. in London erfundenes Pianoforte
mit vollem Klang; Euphonion, n. ein aus einer
Anzahl durch verfchiedene Füllung im richtigen
Berhältnis abgejtimmter Gläfer bejtehendes, durch
Streihen an den Rändern der Gläfer gefpieltes
Tonwerfzeug; euphöniſch, wohlilingend, eupho-
nifher Bucjtabe, ein des WohllautS wegen
gejegter Buchſtabe.
&upborbie, f. gr. (euphorbion, n., von phorbe,
Weide, Futter) Wolfsmild, ein Bflanzengejchlecht,
deſſen Arten alle einen ſcharfen, üßenden Milchſaft
enthalten; FEuphorbium, n. ein in mehreren Eu-
phorbienarten enthaltenes Harz.
Euphorie, f. gr. (euphoria, v. pherein, tragen) eig.
das leichte Ertragen; da3 Wohlbefinden; das WoHl-
befommen der Arznei, Speife ze.
Euphraͤdie, f. gr. (von phräzein, ſprechen) Wohl—
redenheit, Beredſamkeit.
Euphrafie, f. gr. (von euphrainein, erheitern, er-
gögen; euphrön, frohfinnig) Frohlinn, be. beim
Sajtmahle; Euphroſhyne, f. die Heiterkeit, Fröh—
lichfeit; Freudengeberin, eine der drei Örazien;
auch weibl. Name: die Frohlinnige; Sternf. ein
Alteroid, 1854 von Yergujon entdedt.
enphuiftiich, gr.-engl. — v. euphyẽs, ſchön⸗
gewachſen, davon engl. Euphues, d. i. der Name
des Helden zweier Werke von John Lyly, der ge—
ſpreizt und geziert auftritt, davon ftatt des griech.
euphyiftiich, wie e3 heigen müßte, griech.-engl.:
enphuiitiich und Euphuismus) Bildung und An-
ttand betreffend; Eunhuismus, r. Enphhisnus,
m. Schönrednerei, gefpreiztes, geziertes Sprechen.
Eupiõon, n. gr. (eu ır. pion, fett) ein mohlriechendes
flüſſiges Produkt der trodenen Deftillation orga-
nifcher Stoffe.
Euplajftice, pl. gr. nährende Mittel, welche den
Körper voll und ſtark maden.
@upnöe, f. gr. (eüpnoia, von pnein, atmen) Heilf.
gutes oder leichtes Atmen.
&Euporie, f. gr. (eu-poria, von eü-poros, leichten
Ganges, leicht gehend) die Gewandtheit, Leichtig-
feit; auch Wohlhabenheit.
Eupraxie, f. gr. (eupraxia, v.euprässein, mohltun,
jich wohlbefinden) Wohltun, Wohlverhalten, Wohl⸗
befinden.
Gupyrion, n. gr. (v. pyr, Feuer) ein Zeichtzünder,
hemijches Feuerzeug.
Euraſier, pl. (Zuſammenſ. aus Europa u. Afien),
Miſchlinge in Oftindien, von einem engl. Vater
und einer indischen Mutter ſtammend.
— — — — —— — — — — —
Eutonia
Eurhythmie, f. gr. (vgl. Rhythmus) das Be u
chöne Verhältnis, bei in der Bewegung, 3. B. im
Tanze, in der Mufik, Voefiezc., die Wohlbewegung;
überh. da8 Ebenmaß, die Maßhſchonheit, ſchöne
Übereinjtimmung aller Teile eines Ganzen; Heilk.
der regelmäßige Blutumlauf oder Pulsſchlag.
Eurös, gr., oder I. Eurus, m. der Südoſtwind;
&urös, Heilk. der Schimmel, Moder, auch Knochen-
fraß; Eurotlydon, m. (von Euro? u. gr.klydon,
d. 1. Wogenjchlag, aljo eig. Südoſt- od. Oftiturm)
dichteriſcher Name für den in Labrador vom Atlan—
tiichen Ozean her braufenden Oftfturm (der Name
tommt 3.8. beitongfellomw vor).
&ufarfie, f. ar. (v.sarx, Gen.sarkös, Fleifch) Wohl-
beleibtheit, Fleiſchigkeit. Se
Euſebia od. Eufebie, f. gr. (eus&beia, v. eusebes,
fromm) die Srömmigfeit, Oottfeligfeit, Religion;
weibl. Name: die Fromme; Euſebius, m. männl.
Name: der Fromme, Ehrwürdige; Gnfebiäner
biegen die Arianer im 4. Jahrhundert, welche von
Euſebius, Batriarhen von Konftantinopel, begün—
jtigt wurden; Eujebiofogie, f. Anweijung zum
gottesfücchtigen Leben.
Eufenie, £. gr. (eusämeia, v. sema, Zeichen) Heilk.
° gutes Vorzeichen, gute Vorbedeutung.
Enfitte, f. gr. (v. sitos, Speife) Heilf. Epluft.
Euſplanchnie. £. gr. (v. splänchnon, Eingeweide)
Heilf. gute Beichaffenheit ver Eingeweide. _
Euſtachius, m.u. Euſtachia, £.gr.(v.stächys, Ahre)
männl. u. weibl. Name: der u. die Ahrenreiche,
Fruchtbare; Euſtachiſche Röhre (tuba Eusta-
chiäna), die Verbindungsröhre zwiſchen der Trom—
melhöhle des Ohrs und dem Schlunde, ſo benannt
nach dem gelehrten italieniſchen Arzte u. Anatomen
Euftadhi (7 zu Ron 1574).
Euſtaſius, m. u. Euſtaſia, f.; Euftathins, m. u.
Enitathia, f. gr. (v.eustathes, feititehend beitän-
dig) männl. u. weibl. Name: der u. die Gefunde,
Starke, Heitere, Ruhige. or |
Euſtochius, m. u. Euſtochia, f. gr. (v. eüstöchos,
gut treffend, fcharfiinnig) männl.und weibl. Name:
der u. die Wisige, Scharflinnige. J
Euſtorgius, m. u. Euſtorgia, f. gr. (v. stergein,
lieben) männl. u. weibl. Name: der u. die Biel-
geliebte. —
euſthlos, ar. (v. stylos, Säule) ſchönſäulig; Euſty⸗
fon, n. Bauf. ein jhönfäuliges Bauwerk, dejjen
Säulen um 2°/, Säulendiden voneinander ab-
ſtehen.
Euterpe, f. die Ergötzende, eine der Muſen; in der
—— die — Sternk. ein Niteroid,
1853 von 3 entdedt. 2 f *
Euthalie, f. gr. (thällein, grünen, blühen) weibl.
Jtame: die Holdblühende. —J
Euthanaſte, f. gr. (vgl. Thanatos) ein leichter,
fanfter Tod, das Entſchlummern, Hinüberſchlum—
mern; Heilk. die Todeslinderiing. ;
Euthefie, f. gr. (eu-thesia)Heilf. gute, ſtarke Leibes—
befcyaffenheit.
Euthymetzie, f. gr. (von euthys, gerade) Meflung
geradliniger Ziguren. le \
Ethymie, f. gr. (von thymös, Seele, Gemüt) die
Seelen oder Gemütsruhe, Heiterkeit.
Entocie od. Eutofie, f. gr. (v. tokos, das Gebären
leichtes Gebären.
Eutolmie, f. gr. (von tölma, Mut) Entjchloffen-
ci at (vgl. Ton) weibl. Name: die Wohl
utonia, f. gr. (vgl. Ton) weibl. Name: die Wohl⸗
tönende, —— Redende; Eutonie, f. Heilk.
Spannkraft.
Entrapelie
&Eutraselic, f. gr. (eutrapelia) Wohlgewandtheit,
Anitand, Wiß.
Eutrophie, f. gr. (v. tr&phein, nähren) die Wohl-
genährtheit; gefunde, veichliche Nahrung. _
——— od. abgek. Eutroͤp, m. gr. (v. tröpos,
eig.
Gutherziger. |
Eutychius od. ger Eutijch, m. u. Euthchie, f.
gr. (von tych&, Geſchick, Glic) männl. u. weibl.
Name: der u. die Glüdlihe: Eutychie, f. Glück—
jeligfeit; Eutychiäner, ſ. Jafobiten.
Enzelie, f. gr. (euzelia, von zelos, Eifer 2c.) gute
od. glirckliche Nacheiferung, entg. Kakozelie.
Euzoie, f. gr. (v. zen, leben) das gute Leben.
Eva, f. hebr. (gr. Eua, Eva, hebr. Chawwäh, eig.
Leben) weibl. Name; die Lebengebende, Mutter Der
Lebendigen, das erjterichaffene Weib; aud) f. Weib
überh., bef. ein neugieriges, ſinnlich begehrliches
Weib; Eveline, f. Mütterchen.
ebadieren, |. (evadere, entrinnen) entwiſchen, ent-
innen; Evaſion, f. nl. das Entweichen; die Aus—
flucht; evaſib, enafartich, ausfluchtsweiſe.
ebagieren, |. (evagäri; vgl. vagieren) ausſchweifen,
herumflaitern; Evanation, f. (evagatio) die Aus—
ſchweifung, Abſchweifung, Zerſtreuung.
ebatuieren. I. (evacuäre, vgl. Vakuum) ausleeren,
abführen; Evakuantia, pl. Ausleerungsmittel;
Evbakuation, f. die Ausleerung, Räumung, Aus-
laugung, Abjaugung; Ebakugtions-Kontrakt,
m. der Räumungsvertrag; evaluatib, ausleerend,
abführend. ? H
evaleizieren, I. (evalescere) größer od. ſtärker wer-
den, zunehmen, überhand nehmen. R
evalnieren, ml. (fr.&valuer; vgl.valuieren) ſchätzen,
würdigen, berechnen; Evaluation, f. die Preis⸗
beftimmung, Währung von Münzen 2c.
Evaͤn, gr. (euan) Zubelruf der Backhantinnen, auch
Beiname des Bacchus, ſ.d.
ebaneizieren, I. (evanescere) verſchwinden; Evan:
neizenz, f. ııl. dag Schwinden, Dahinſchwinden.
Evangelium, n. gr. (ſpätl. evangelium, v. gr. eu-
angelion, von eu, j. d., u. ängelos, Bote, angelia,
Nachricht) 1. die gute Frohe Nachricht od. Botichaft,
daß in Jeſus der verheißene Erretter erichienen fei;
2. daß Neue Teftament od. die Heilsverfündigung;
3. pl. Evangelien, die Denkwitrdigfeiten aus dem
Leben und der Lehre Jeſu; Evangelien-Parmo⸗
nie, f. vergleichende Aufammenitellung der vier
Evangelien; Evangelift, m. (ſpätl. evangelista,
gr. euangelistes) eig. Heilsverkündiger; ein Ver-
fafjer der Denkwürdigkeiten Sefu, die vier Evan-
geliften: Matthäus, Markus, Lukas u. Johannes;
evangelisch, der Lehre Jeſu gemäß, chriſtlich; bef.
das Evangelium als einzigen Glaubensgrund an-
erfennend, 3.8. evangeliiche Chriften, Kirche 2c.;
vgl. Proteſtant; enangeltiteren, eine gute Bot-
daft verkünden; die evangelifche Lehre und Kirche
verbreiten; daher: &pangeliiierung od. Evange⸗
liſatiõn, f. Ausbreitung der evangelifchen Kirche;
Evangeliarium, Evangelicnm od. Evangeli—
ftarium, n. in der alten Kirche: das Evangelien-
buch, die Sammlung der ſonn⸗ und feittäglichen
Evangelien; Epangelier, m. in der fathol. Kirche:
derjenige, welcher dag Evangelium abfingt; Evan-
gelical Friends, pl. engl. (ſpr. ewandſchellikäl
frenndg) d. i. evangelifche Freunde oder chriftlicye
Gejellichaft der Freunde, eine religiöfe Sekte in
Nordamerika, die ſich ſelbſt mit diefer Bezeichnung
benennt, von andern aber gewöhnlich die Sekte der
Quäfer (f. d.) genannt wird.
endung; Art und Weile 2c.) männl. Name:
—— ——— —— —— — — — — — nn nn —
— — — — ee — — — — — — — — — — — — — — — — — — — ——
ebertuieren 253
Evans-Gambit, n. eine vom engl. Schiffsfapitän
Evans 1829 eingeführte Eröffnung des Schad)-
jpiel3, bei der durc) ein Bauernopfer der Angriff
raſcher entfaltet wird, j. Gambit.
edaporieren, I. (evaporäre; v. vapor, Dunft) au3-
dünsten, ausdampfen, abdampfen, verdunſten;
ebaporäbel, nl. verdunftbar, ausdünftbar; Eva—
oration, f. l. (evaporatio) die Ausdampfung,
" — Abdampfen flüchtiger Teile ver-
mittelſt der Wärme; Evaporätor, m. nl. der Ad-
dampfer, eine Einrichtung, wodurch die Verdün-
ftung der Sole in den Salzpfannen befördert wird;
Evaporatorium, n. der Verdunſtungsmeſſer.
Evaſion, euaiid, evaſoriſch, j. unt. evadieren.
Evektion, f. |. (evectie, von evehere, heraus» oder
auffahren) das Emporfteigen, Aufwärtsfahren;
Sternf. die größte der Ungleichheiten, welche der
Lauf des Mondes in feiner Bahn um die Erde
zeigt, begründet durch die Störungen, welche die
Sonne auf ven Mond ausübt.
evellieren, !. (evellẽre, v. vellöre, rupfen) ausreißen,
herausreißen.
ebenieren, l.(evenire, hervorkommen, ſich ereignen)
ſich zutragen, ereignen; Evenement, n. fr. (ſpr.
ewen’mäng; l. gleich]. evenimentum = eventum,
v. evenire) Erfolg einer Sache oder Begebenheit;
Begebenheit, Ereignis.
evening m. engl. (jpr. iw'ning), Abend; evening-
dress, m. Gejellfehaftsanzug, zweireihiger Gehrod
mit Schößen.
Ebentail, m. fr. (ſpr. ewangtdj’; von eEventer,
fächeln, von vent, Wind) der Fächer, Wedel: en
eventail(ipr.an—), fäherförmig; eventaillieren,
Krſpr. fächerförmig aufmarfcieren; Eventaillen—
Aufmarſch, m. fäherförmiger Aufmarſch.
ebentilieren, [. (eventiläre; vgl. ventilieren) aus—
Schwingen, auslüften; Epentilation, f. ul. die
Auslüftung.
Eventration, f. I. ein großer Nabelbrud), bei dein
viele Eingeweide heraustreten.
eventus, m. lJ. (v. evenire; vgl. Evenement) der
Ausgang, Erfolg; Begebenheit; o. docebit, der
Erfolg wird e3 lehren; e. stultörum magister,
Sprw. der Erfolg ift ver Toren Lehrmeiter; in
eventum, auf den fich ereignenden Fall; in om-
nem ev6ntum, auf jeden Fall, jedenfalls; ebett=
tuäl oder eventuell, nl., Adverb: eventualiter,
vorfonmenden od. erforderlichenfalls, allenfalls,
unter Umftänden, möglichenfall3; insbeſ. ſchlimm—
ftenfall3; auch vorfichtsweife, bedingungömeije;
eventualissime, im äußerften Falle; Fventual—
Antrag, bedingter Antrag, Unterantrag; Epen-
tual=Öelehnung, vorläufige Erteilung eines
Lehns auf einen gewiffen Fall; E.⸗Maximie, f. od.
E.⸗Prinzip, n. Ripr. der Grundjag, bei einen:
Prozeſſe alle Angriffs- u. Verteidigungsmittel auf
einmal, nicht nacheinander, vorzubringen; Even—
tual⸗Projekt, n. Entwurf zur Auswahl, Neben-
entwurf; Eventualität, f.der Eintritt eines mög—
lichen Falles, Möglichkeit; Vorausſicht.
Everlafting, m. engl. (fpr. ewwerlaßting; eig. im—
merwährend; vgl. Eternal) ein fehr at tes
geripptes Wollenzeug.
ebertieren, I. (evertẽre) umkehren, umſtürzen, ver-
nichten; &verjion, f. I. (eversio) die Umwerfung,
der Umfturz; everjid, nl. umjtürzend.
evertuieren, fich, fr. (s’Evertuer; von vertu — I.
virtus, Mannheit, Kraft, Tapferkeit, Tugend) ſich
anjtrengen, ermannen; fich durch Übung befähigen
od. mehr Gefchicklichfeit erwerben.
254 ebeſtigieren
ebeſtigieren, I. (evestigäre; vgl. veſtigieren) aus—
püren; Eveſtigation, £. nl. die Ausforſchung.
cher, ſpãtl. (evexus, von evehẽre, herausfahren od.
tragen) nach oben zu abgerundet, aufwärts ge—
rundet, hochrund.
ebident, LI. (evidens, v. videre, fehen) augenfchein-
(ich, einleuchtend, fonnenklar; Evidenz, f.(eviden-
tia) die offenbare, einleuchtende Gewißheit, der
Augenfhein; die Epidenzhaltung von Liften, die
fortgeſetzte VBervollitändigung derjelben.
evigilieven, [.(evigiläre; vgl. vigilieren) auftwachen,
erwachen; etwas erarbeiten, jorgfältigausarbeiten;
Evigilation, f. (ſpätl. evigilatio) das Aufwachen.
Eviktion, j. evincieren.
ebincieren, I. (evincere,eig.ganzüberwinden)über-
führen, überzeugen, dartun; Rſpr. Gewähr leiften,
verbürgen; auch des Befites entſetzen, ausflagen;
Evincent, m. (l. evincens) wer im Wege eines
Rechtsſtreites einem andern eine Sache abftreitet;
ebincibel, rl. erweislich, zu überführen; Epif-
tion, f. (l. evictio) die Gewähr, Sicherſtellung,
Bürgſchaft; die Ausklage; Eviktiönsklage, Ent-
eignungsklage.
ebirieren, |. (eviräre, von vir, Mann) entmannen;
Evbiration. f. die Entmannung.
ebiſzerieren, «fevisceräre, v.viscera, Eingeiveide)
ausnehmen, ausweiden.
ebitieren, [. (evitäre, v.vitäre, meiden) vermeiden;
evitäbel (evitabilis), vermeidlih; Evitation, f.
(evitatio) die Bermeidung.
eviva! it. f. v. w. vivat!
Evöe, I. (eig. evoe, fpr. evö, v. gr. eudi) Subelruf
der Backhantinnen, vgl. Evan.
ebolbieren, [. (evolvere; vgl. volvieren) auswickeln,
entwicdeln, entfalten, fich ausbreiten; Evolvente,
f. evolvierende oder abwidelnde Linie, Größent. die
krumme Linie, welche von einem Punkte einer ſich
um einen Kreis (od. eine andere Kurve) wälzenden
geraden Linie bejchrieben wird; Ebolũte, £..(evo-
üta, sc. linea) Größenl. die abgemwicelte od. Ab—
twidelungs-Linie, frumme Linie, Die von den End-
puntten der Krümmungshalbmeffer einer andern
frummen Linie gebildet und jo befchaffen ist, daß
ein darum gelegter Faden bei feiner Abwickelung
die gegebene frumme Linie bejchreibt; Evolution,
f. (evolutio) die Entwidelung, Entfaltung; Ruf.
eine friegeriijhe Wendung od. Schwenfung, Heer-
ſchwenkung; Tonf. dielmfehrung der Stimmen im
doppelten Kontrapunft; Euofutions-&sfadre, f.
eine Slotte, weiche durch öfter veränderte Stellun-
gen dem Feinde beizufonmen ſucht; &.:Marich,
m. ein Wendezug; &.-Theprie, f. Naturl. die Ent-
widelungslehre, nad) welcher man annimmt, daß
die Körper fich durch fich ſelbſt fortpflanzen, und
fhon in dem erſten menschlichen oder tierischen
Körper die Keime zu allen folgenden vorhanden
waren.
ebomieren, |. (evom£re; vgl. vomieren) ausfpeien,
ausbreden; Evbomition, f. nl. das Berbreden.
ebozieren, l. (evocäre, v. vocäre, rufen) aufrufen,
herausrufen, vorladen; bejchwören; euofäbel, ni.
vorladbar; Evokation, f. l. (evocatio)die Vorla—
dung vor ein auswärtiges Gericht; evocatio in-
ferorum od.mortuorum, die Totenbeſchwörung;
e. militiae, das Aufgebot der Mannjchaft zum
Kriege; Evokatorium, n.ein Vorladungsichreiben.
evulgieren, |. (evulgäre, von vulgus, Volk) aus—
ihwagen; Ebulgation, f. nl. die Ausſprengung.
Evbulſion, f. l. (evulsio, v. evellöre; vgl. evellieren)
die Herausreißung.
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Examen
eg, gr. Vorwort vor Vokalen ſ. v. tv. ef, ſ. d.; ex, lat.
vor Konjonanten auch Bloß e, I. aus, von; als
Vorwort in Zufammenfegungen dem deutjchen
aus-, auf, er⸗, ent⸗ entjprechend; in neueren Zu-
ſammenſ. aud) ſ. v. w. ehemals od. weiland, vor-
od. ehemalig, z. B. Exminiſter, Exjeſuit, u. ſ. f.;
geweſener Miniſter, Jeſuit ꝛc.
ex abrupto, ex adverso u. andere Verbindungen
mit ex j. unter dem jedesmaligen Folgewort.
tgangerteren, |. (exaggeräre, von agger, Damm,
Wall) eig. aufdämmen, aufhäufen; daher übertrei-
ben, vergrößern, fr. exagerieren (exagerer; fpr.
—}9—); Exaggerstion, f. (l. exaggeratio) Die
Übertreibung emer&ache; exaggeratoriſch. fpätl.
übertreiben».
etagitieren, |. (exagitäre; vgl. agitieren) eig. her-
austreiben; erichüttern, aufregen, reizen, neden;
Exagitation, £. ni. Erſchütierung, Aufregung,
Neckerei.
Eraimatöjis od. Exämatsſis, f. gr. (von haima,
Blut) Heilt. die Biutbereitung ; das Blutigwerden;
Cxaimie, f. der Blutmangel, die Blutlofigkeit,
Verblutung; Exaimön, m. ein Vollblütiger; exat=
mos, blutleer, verblutet. ab
Eratreiis od. Exäreſis, f. gr. (von exairein, her-
a daS Herausnehmen 3. B. der Einge-
weide.
exaͤtt. I. (exäctus, von exigere, heraustreiben, zu-
jtande bringen, endigen) genau, forgfältig, pünkt—
lich); eratte Wiſſenſchaften, Wiſſenſchäften, die
nach genau beſtimmten und ftreng bewiejenen Er-
kenntniſſen ftreben, alſo beſ. diejenigen, bei denen
die Mathematik Anwendung findet, wie Mechanik,
Altronomie, Phyſik 2c.; Exnetitüde, f. fr. und
Exactneß, f. engl. Genauigkeit, Pünktlichkeit, Re—
gelmäßigkeit; Exaktion, f. |. (exactio) die Eintrei⸗
bung, 3.8. der Gefälle; Erprefjung, Erzwingung;
Exaͤktor oder fr. Exalteur (ſpr. —töhr) m. ein
Selderheber; der Inhaber u. Borzeiger eines Wech-
ſels; Erpreſſer. ſſpitzen, reizen.
egafuieren, l. (exacuere; vgl. acuieren) ſchärfen;
Exdlıma, n. oder Exrälſis, f. gr. (von ex-allesthai,
herausipringen) Heilf. das Ausipringen.
ezaltieren, I. (exaltäre, fr. exalter, v. |. altus, hoch)
erhöhen, jpannen, tiberreizen, erhigen, entzüden;
exaltiert, aufgeregt, begeiitert; gejpannt, über—
ipannt; im eraltierten Zuftande, in großer
Geiſtesſpannung; Exalté, m., pl. Cgaltes, fr-
Überſpannte, Schwindelköpfe; Exaltados, pl.ipan.
eine entſchieden demokratiſche Partei in Spanien
ſeit der Revolution von 1820, entg. den Mode—
rados; Gxaltation,k.l. die Erhöhung, Erhebung;
beſ. die Begeiſterung, der Geiſtesſchwung, UÜber—
ſpannung, Verzücktheit.
Exümatoſis, Exämie ꝛc., |. ExXaimatoſis ze.
Exambloma, n. gr. Die Fehlgeburt; Examblöſis,
f. das Fehlgebären.
Erämen, n., pl. Examina, I. (au exagmen ent-
tanden, von exagere f. exigere, heraustreiben,
unterfuchen) die Prüfung, Unterfuchung, das Ver-
hör; e. rigorösum, jtrenge Prüfung; examinie⸗
ren (l. examinäre), prüfen, unterfuchen, ausfor-
chen, verhören: auf die Probe jtellen; Examinan⸗
dus od. Examinand, m. der zu Prüfende, Brüf-
ling; Examination, f. die Prüfung, Unterſuchung;
Examinations⸗-Kommiſſion, f. die Prüfungs—
behörde, der Prüfungsausſchuß; Examinätor, m.
der Prüfer, Unterſucher; auch der Torwart; Exa—
minatorium, n. ein Prüfungsverein; eine Vor-
prüfung od. prüfende Belehrung auf Hochjchulen.
Exanaſtomoſis
Exanaſtomõſis, f. gr. (vgl. Anaftomöfis) Heilk. Ein-
jenfung eines Gefäßes in das andere.
Exanagaſtröphẽ, f. gr. (von ströphein, wenden) die
eneſung.
hu ee f. nl. (von anus, After) Heilf. Maftdarm-
Vorfall.
eranimieren, I. (exanimäre, v. anima, Seele) ent-
jeelen; entmutigen, ängftigen; Exanimation, f.
(exanimatio) Entjeelung, Mutlofigteit; Heilf. eine
tiefe Ohnmacht. 2
Cranthim, n. gr. (exänthema, eig.das Aufgeblühte;
vgl. Anthos) eine Puſtel, ein Haut-Ausſchlag; eine
Entzündung; exauthemätiſch, ausgeichlagen, fin
ig; exanthematiſches Fieber, ein entzündliches
Fieber mit Ausſchlagz Eyanthematologie, f. die
Lehre von den Ausschlägen; Exanthẽſis, £. Heilk.
das Nusbrechen eines Hautausjchlages.
Granthropte, f. gt. (v. änthropos, der Menfch) die
Menichenichen; exantgropiich, menichenichen.
Erantlation, f. nl. (v. exantläre, ausjchöpfen) das
Auspumpen, Erfchöpfen.
Grapothevie, f. gr. die Entgötterung.
Eräquation, f. [. (exaequatio; vgl. aequus, gleich)
die Gleihmahung, Ausgleihung.
Graraͤgma, n. gr. (b. ex-arässein, herausichlagen)
das Zerbrochene, Zerfplitterte; Heilf. der inochen-
bruch.
Exaration, f. I. (exaratio, eig. das Ausackern, von
ex-aräre) fchriftlihe Ausarbeitung.
Eraͤrch, m. gr. (exarchos, der Anfangende, Erite,
Borziigtichtte) Vorſteher, ehemals Statthalter der
byzantinischen Kaifer in Oberitalien; aud ein
höherer Erzhifchof, vorgefegter Geiftliher in der
griechischen Kirche; Exarchũt, n. ml. (exarchätus,
m.) das Amt, die Wiirde und das Gebiet jenes
Statthalter, die heutige Romagna, den Küjten-
jtrih von Rimini bis Ancona, die Seegegend um
Genua und ganz Unteritalien umfaſſend.
Crardiäter, m. gr. (vgl. Archiater) ein Unter-Leib-
arzt; aud) ein geweſener Leibarzt.
Gräreis, |. Erairefis.
Erdrua, n. gr. (von ex-airein, erheben) Hetlf. eine
Gefanmoutft
erarmieren, |. (exarmäre) entwaffnen.
Graripreme od. Exarthröma, n. od. Exarthrö⸗
Ns, f. gr. (von ärthron, Glied, Gelent), auch Ex—
artifulation, f. nl. (v. articülus, j.d.) Heilf. Aus⸗
veniung, Verrenkung; gew. die hirurgiiche Aus—
löſung eines Gliedes aus dem Gelenke; exartifu-
fieren, ein Glied am Gelenk abnehmen.
eraiziteren, I. (ex-asciäre, v. ascia, die Art) aus»
hauen, aus dem Gröbjten arbeiten.
erafperieren, [. (ex-asperäre, vgl. asper) eig. rauh
machen; erbittern, erzürnen; ein Übel verſchlim—
mern; Exaſperation, f (exasperatio) die Er—
bitterung; bögliche Vergrößerung.
eräftuieren, I. (v. aestüare, wallen) aufwallen, fich
heitig erzürnen.
Ggatmoffopium, n. gr. (v. atınös, Dunft) ein Aus—
dünjtungsmejjer.
Exmm̃ di, |. der Name des Sonntags vor Pfingiten,
von B}. 27,7: exaudi, Domine, vocem meam etc.,
d. i. erhöre, Herr, meine Stimme 2c., welcher an
diefem Sonntage in der fatholifchen Kicche vor-
gelejen wird.
SEanBurieren, l. (exauguräre; entg. inauguvieren,
d.) die Weihe oder Heiligkeit eines geweihten
Gegenſtandes aufheben, ihn entweihen; &gaugu=
ration, f. (1. exauguratio; entg. Snauguration)
Entziehung der Heiligkeit.
Erelution | 255
erauftorieren, l. (von auctoräre, verbürgen, ver-
bindlich machen) entjeßen, des öffentlichen Amtes
und Anſehens berauben; Exauktoration, f. nl.
die Entjegung, Abjegung.
exazerbieren, |. (exacerbäre; vgl. acerb) erbittern,
verihlimmern; Exazerbation, f. nl. die Erbitte-
rung; Heilf. Berichlimmerung einer periodifchen
Krankheit, entg. Remiffion.
Exazervation, f. nl. (von acerväre, häufen; vgl.
azervieren) die Aufhäufung.
ex bene placito, j. unter Blacitum.
Excalceãtus, m., pl. Gxealceäten, I. (von excal-
ceäre, entſchuhen) Barfüßler, j. Discalceaten.
ex cathedra etc., |. unter Katheder.
ke &gcentrif, Excentrics, f. unter ex—
zentrifc.
Exchange, n. enal. (pr. ekstſchehndſch; vgl. Change)
Austaujch, Wechjel; die Börfe in London; bill of
exchange, Wechlelbrief.
Exchequer, n. engl. (pr. efötfcheder, altfr. esche-
quier, neufr. &chiquier, ein Schachbrett; ehemals
eine Art Zähltifch zum Empfang der Abgaben, in
der Normandie der oberjte Gerichtshof, entweder
wegen des jchachbrettartig gewürfelten Tuches,
womit der Zähltiſch überzogen ijt, oder wegen des
nad) Art eines Schachbrette8 gewürfelten Fuß—
bodens; vgl. échec und Schach) die Schagfanımer,
Sinanzfanımer in England; Exchequerbill, f.
Schatzkammerſchein.
ex conc6ssis, l. (vgl. concedieren) laut des Zu—
geitandenen.
ex consönsu, !. (vgl. conjentieren) nad) Zuſtim—
mung oder Übereinftimmung.
exceüudit, I. (v. excud£re, eig herausfchlagen, aus—
hauen) auf Kupferftichen: er hat’3 gejtochen.
&e, Erb-&re, m. alt und niederd. der das erb-
ide Recht hat, Holz zu fällen (wahrſch. weil ein
folder zum Zeichen feines Recht3 eine Holzart
trug oder im Haufe hängen hatte).
ex&at, l. (v. ex-ire, hinaus⸗, tweggehen) er gehe
hinaus, trete ab! —
Exedentia, pl. !. (v. ex-edere, verzehren) Atzmittel.
Exẽdra, f. gr. (val. Hedra) eine Sigung zum Be-
ſprechen, das Verſammlungszimmer; ehemals der
Biſchofsſitz in der Kirche; auch ein Seitengebäude
in der Kirche.
Exegẽſe, f. gr. (exegesis, eig. Ausfüihrung, v. exe-
geisthai, ausführen, auslegen, erklären) die Er-
Härung, Auslegung, hauptjächlich im theologischen
Sinne, Bibelerflärung; exegeſieren, erklären, aus—
legen; Exegẽt, m. (gr. exögetes) der Erflärer,
Schriftertlärer; Exegẽtik, f. die Auslegungstunft;
exegẽtiſch, erklärend, zum Erklären dienend,
egelrieren oder r. exjefrieren, |. (exsecräri) ver-
wünſchen, verfluchen; exefräbel (exsecräbilis),
fluchwürdig, verwünfcht, abfcheulih; Exetration,
f. (exsecratio) Verwünſchung, der Abjcheu, Fluch;
exetratoriſch, verwünichend.
Exetution, f. I. (executio, eig. exsecutio, vd. ex-
sequi, ausführen, vollziehen; vgl. erequieren) die
Ausführung, Vollziehung, Volitredung eines Ur-
teil3, Zwangsvollſtreckung, Beitreibung Pfändung;
exsecutio sententiae, die Urteilsvollziehung,
insbeſondere die Bollitredung einer Leibes- oder
Lebenzftrafe; Hinrichtung eines Verbrechers; ge-
richtliche Zwangshilfe, Schuldeneintreibung oder
Auspfändung eines Schuldners; ab executiöne
etwas anfangen, d. i. das Nechtöverfahren von
hinten, nämlich mit der Zwangsvolljtredung ( ohne
vorhergegangenes rechtliches Gehör) beginnen;
256 Erelkysmus
exhortieren
Kripr. militäriſche Beſetzung eines Landes, um | exerzieven, I.(exercöre, fr.exercer) üben, Übungen
gen Forderungen zu erzwingen; Exelutions⸗
ericht, Krändungsberidht; &.:Kommande, n.
ein Straftrupp, ein ausgefandter Trupp Soldaten
zur Vollziehung eines Urteils; der Anführer des-
jelben: &.-Rommandant; Exefutionsiucer.
m. ein Öläubiger; exefutieren (Tr. ex&cuter),aus-
fiihren, verrichten; vortragen (ein Muſikſtück); einen
Befehl vollziehen, vollſtrecken; durch geriaiiile
Zwangsmaßregeln beitreiben; einen Miffetäter
hinrichten; exefntio, nl. vollziehend, ausübend,
3. B. die erefutive Gewalt oder Macht, die Exe—
futive; Cxefutiv-Prozei, m. ein kurzes Rechts⸗
verfahren, Prozeß behufs Bollitreckung eines ge⸗
gefällten Stechtstprudhes; Ggekutant, oder l. Exe⸗
fütor, m. der Ausrichter, Bollzieher, Gericht3-
vollzieher, Bollitreder, Zwangsvollitreder; der
Scarfricter, Henker; executor testamenti, ein
Bollzieher des legten Willens; mandätum exe-
eutoriäle oder bloß &gefutoriäle, n., aud) exe=
eutoriäles (litterae) , pl. nl. Beitreibung3- od.
Vollſtreckungsbefehle; exekutsriſch, vollſtreckend,
im Wege der Zwangsvollſtreckung, der Beitreibung.
a m. gr. (v. ex-elkyein, herausziehen)
eilf. daS Herausziehen z. B. eines Knochenſtückes.
Exéempel, n. I. (exemplum, pl. ex&mpla) da3 Bei-
jpiel; Mufter, Vorbild, die Vorſchrift; Aufgabe;
3.8. ein Rechen-Exempel; ein Erempelan
etwa3 nehmen, jid) etwas zur Lehre od. War-
nung dienen lafjen; ein Exempel ftatuieren,
ein warnendes, abjchredendes Beifpiel oder ein
Strafbeijpielgeben; ex6mpli causavd.e.gratia,
fr. par exemple (ipr. —egjängp’l), zum Beiſpiel;
ad exemplum;, zum Beijpiel, nad) dem Beiſpiel
oder Mufter; exempla sunt odiosa, Spriv. Bei-
ipiele find verhaßt oder gehäffig, d. h. man will,
um niemand zu nahe zu treten, feine Beifpiele an-
führen; egempflifizteren, nl. duch Beiſpiele er-
weijen, erläutern oder dartun; Exemplififation,
f. Erläuterung durch Beifpiele; exemplificatio
documenti, eine beglaubigte Abjchrift einer Ur-
finde; Exemplär, n. I. (exömplar, eig. Mujter,
Borbild) ein einzelner Abdruck von Büchern oder
Kupferitichen 2c., ein Abzug; ein Stück derjelben
Art, ein einzelnes Stüd (3. B. Tier, Gewächs ıc.)
einer Sammlung; exempläriſch (l. exempläris),
als Adverb aud) exemplariter, mujtergültig; bei⸗
jpielgebend, abjchredend, warnend, z. B. eine egem-
er: Strafe; &Exemplarität, f. nl. Die
Muiterhaftigkeit.
egempt oder exemt, Exemtion 2c., |. unter exi—
mieren,
erenterieren, I. (exenteräre, gr. exenterizein, von
enteron,Eingemweide)die&ingeweideherausnehmen;
Exenterierung, Exenteriſis, f. od. Exenteris⸗
mus, m. gr. das Ausweiden.
ereqnieren, |. (exöqui oder r. 6xs&qui; vgl. Exe⸗
kution) ausziehen, vollziehen, vollftreden (einen
Befehl); beitreiben oder eintreiben (Schulden);
pfänden, auspfänden; exequätur! Rſpr. er (oder
man) vollziehe! das Exequãtur, die Beftätigung
oder Genehmigung ar ollziehung des Urteils;
die landesfürjtliche Beftätigung häpfificher Bullen;
auch die Anerkennung eines Handelskonſuls durch
die Landesregierung; Exequent, Egequierer, m.
j.v. mw. Erefutor; Exequien, r. Griequien, pl.
(f. exsequiae, eig. die Bollziehung) die Bejtattung,
die Leihen- oder Totenfeier; in der Fatholijchen
Kirde: die für einen Verſtorbenen zu haltenden
Seelenmeffen.
i
— — — — — — — —— — —— — — — ————— —— — —
(bej. Kriegs- od. Waffenübungen) anſtellen; dril—
len einpauken; Exerzier⸗Platz, einKriegsübungs-
od. Waffenplatz; E.-Reglement, m. die Einübungs-
ordnung, vorſchrift; Exercitälis, m. der Einzu-
übende; Exercitium, n., pl. Exercitia oder
Egerzitien, die Übung, Schul-, Sprach- oder
Kriegsübung ; Ubungsaufjaß ; Reibesübung ;exer-
eitium religiönis, die (freie) Neligionsübung;
exereitia spiritualia, geiftliche Übungen, An-
dachtsübungẽn; Exercice, n. fr. (pr. egſerßihß)
Tont. ein Übungsitüd; &gerzitation, f. (1. exer-
eitatlo) die Übung, gelehrte Unterfuhung; Exer—
citov, m. I. der Übungsmeifter; exereitor navis,
der Reeder, vgl. magister navis.
Exergaiie, f. gr. (v. ex-ergäzesthai, außarbeiten)
die Ausarbeitung, Ausführung.
Grergus, m. fr. (pr. egferg’; von gr. ergon, Werk)
Abjchnitt od. Raum einer Minze für die Jahres—
zahl und den Wert derjelben, Unterjchrift.
ex est, nl. es iſt aus od. vorbei.
exeunt; f. exit.
exfoliieren, I. (v. folium, Blatt) ſich abblättern, ab»
ſchiefern, fchiefrig brechen oder jpalten; Exfolia⸗
tion, £. nl. Heilf. die Abblätterung, Abſchieferung
der Knochen; exfoliativ, abblätternd, abſchiefernd;
Exfeliatis, n. ein Abblätterungs- od. Abſchiefe—
rungsmittel der Knochen; Exfoliativtrepan, m.
ein Inſtrument, um die Dice brandig geivordener
Knochen zu vermindern.
exhalieren, I. (exhaläre, v. haläre, hauchen) aus-
haucen, ausdünften; Exhalation, f. (exhalatio)
die Ausdünftung, Ausdampfung; auch der Dunft.
exhaurieren, |. (v. haurire, jhöpfen) erſchöpfen,
ermüden; ausfaugen; Exhäuſtion, f. das Aus—
fagen (namentlid) von Luft), Abjaugung; Era
Jeufter, m. nl. die Saugemaſchine, jaugender
entilator, Quft- od. Gasjauger; aud) Vorrichtung
zum Auspumpen von AbtrittSgruben, Saugpumpe.
exheredieren, |. (exheredäre) enterben; exhere-
ätus, m. der Enterbte; &xheredation, f. die
Enterbung.
exhibieren, [. (exhibere, eig. heraus⸗ od. herhalten)
herausgeben, augliefern, übergeben, einreichen,
einhändigen, ausftellen, zeigen, vorzeigen, 3. B.
einen Wechjel: ſich exhibieren, lid) zeigen, ſich
auszeichnen; Exhibent, m. (exhibens) Kipr. der
Eingeber od. Einreicher einer Schrift; Exhibitum,
n, eine Eingabe, Vorlage, eingereichte Schrift,
Schriftliche Vorftellung; Exhibition, f.(exhibitio)
die Aufftellung, Darlegung, Borzeigung, Ein-
zeichnung UnShänbigung;@zbibtsionäklene,wInge
auf Aushändigung einer Sache; Exhibitionis⸗
mus, m. eine Geiſteskrankheit, beiderjichder stranfe
in unvernünftiger Weile, z. B. durch Entblößung,
mit dem Strafgejeg in Konflikt bringt; Exhibi—⸗
tionift, m. ein derartiger Kranter.
erhilarieren, I. (von hiläris, fröhlich), anfheitern,
ergögen; Exhilaration, f. (jpätl. exhilaratio) die
Aufheiterung, Ergötzung.
Exhonorierung, f. (barbarijche Bildung, verderbt
aus engl.exoneration, ſpr. -rehſch'n, Entlaftung),
Entlaftung, Freiſprechung.
exhortieren, I.(exhortäri, vgl. hortieren) ermahnen,
ermuntern, anregen, zureden; &chortation, 1.
(exhortatio) die Ermahnung, Aufmunterung; egs
hortativ, ermahnend, zur a
Exhortatorium, n. ein Ermahnungs chreiben;
&Erhörte, f., pl.—n, nl. kurze Erbauungs- oder
Ermahnungsrede.
erhumieren
GErfubation 257
erhumieren, nl. (von humäre, beerdigen) wieder | Exkarnation, f. nl. (von caro, carnis, Fleiſch) die
ausgraben, aus der Bergejjenheit ziehen; Ex—
humierung oder Exhumation, f. die Wiederaus-
grabung (einer Leiche).
exigieren, l. (exigere, von agere, treiben) eig. her-
aus-, hervortreiben; fordern, verlangen, eintrei-
ben, einfordern; Exigent, m. (exigens) ein Beis
treiber, Einforderer; Exigens, f. nl. der Bedarf,
das Erfordernis; der Kotfall, dringende Fall;
Exigenz-Etat, m. — Budget; exigibel, was mit
Recht gefordert 2c. werden kann; &rigibilität, f.
die Eintreiblichkeit; exigeant, fr. (pr. —ſchäng,
gewöhnt. —ſchänt) begehrlich, anfpruchsvolt.
Exiguus, m. I. der Kleine; Exiguität, f. I. (exi-
guitas) die Kleinheit, Geringfügigfeit.
Exilität, f. I. (von exilitas) Dünne, Magerkeit;
Kleinheit, Schwäche.
Exilium oder abgef. Exil, n. I. Die Landesverwei-
jung, Berbannung; auch der Berbannungsort; in
engerer Bed. |. v. tv. die babylonifche Gefangen-
Ichaft der Juden, daher nach-exiliſch, nach der
Zeit der babylonifchen Sefangenjchaft; exilieren,
nf. (fr. exiler) verbannen, des Landes veriveijen;
Exilierte, pl. Verbannte.
erimieren, |. (eximere) ausnehmen, befreien; ex—
enmpt, od. gew. exemt, (l. exemptus) u. egimiert,
befreit, frei, ausgenommen, dienſt- und jteuer-
frei; bei. von dem gewöhnlichen Gerichtsitande
befreit; Exemtion, f. (. exemptio) Erlafjung,
Befreiung von einer allgemeinen Verbindlichkeit
oder Beichwerde; Exemtions-Prätenſiönen,
pl. Anſprüche auf Erlaſſung einer Berbind- |
lichkeit.
Frinanition, f. [. (exinanitio, von inänis, leer)
Ausleerung; Heilf. Leerheit der Gefäße; über-
mäßige und anhaltende Ausleerung; die Ernie-
drigung der Gottheit oder göttlichen Eigenfchaften
eis a E 4 el
zischien, n. gr.(ſpr. —isch —; vgl. Ischion) Heilk.
die vorſtehende Hüfte; Exischios, m. der eine vor—
ſtehende Hüfte hat.
cxiftent, Exiſtenz, |. exiſtieren.
eriftimieren, I. (existimäre, von aestimäre) dafür—
halten, achten, ſchätzen; Criftimation, f. (existi-
‚matio) die Schägung, öffentliche Achtung, der gute
Name, Ruf.
eriftieren, I. (existere oder r. exsistöre, eig. ent-
fichen, zum Borjchein fommen) fein, dafein, leben,
vorhanden fein; bejtehen, j. v. w. jubfiftieren;
— (l.existens),dajeiend, wirklichvorhanden;
riſtenz, f.nl.(existentia, fr. existence)das Sein,
Dafein, Borhandenfein, Bejtehen, Leben; die We-
ſenheit, Wirklichkeit; der Bejtand, Unterhalt, Le—
benzunterhalt; Exiſtenzminimum, n. lat. der
Mindeitbedarf.
exit, I. (v. ex-ire, hinaus⸗, weggehen) er geht weg,
tritt ab; ex&unt, jie gehen weg, treten ab (Aus—
drücke der englijchen Bühne); Exitus, m. der Aus—
gang; das Ende, der Erfolg; Eritium, n. der
Untergang, das Berderben; exitiäl oder exitiös,
(. exitiälis u. exitiösus) verderblic.
ertandeizieren, [. (ex-candescere, v. candesc£re,
länzend weiß, glühend werden) erglühen, vor
Born entbrennen; Exkandeſzenz, f.(excandescen-
tia) das Erglühen, der Jähzorn.
erfapitulieren, nl. (vgl. fapitulieren) ausgedient
haben, aud) Entlafjung fuchen; &rfapttulänt, m.
ein Ausgedienter, ein um Entlajjung Nachſuchen—
der; Erfapitulatiön, f. die Ausdienung, Nach—
fuhung um Entlafjung.
Heyſes Fremdwörterbudg. 21. Aufl.
|
Entfleiſchung, Schindung; exkarniert, entfleischt,
geihunden; exfarnifizieren, I. (excarniticäre)
martern, foltern, jchinden.
erfavieren, I. (excaväre, v. cavus, hohl) aushöhlen;
Exkavation, f. Aushöhlung, Vertiefung, Aus-
grabung; Exkabator, m. eine Erdgrabe- u. -hebe-
majchine, ein Erdbagger, Trodenbagger.
erflamieren, f. (exclamäre) ausrufen, eifern; &x=
tlamation, f. (exclamatio) das Gejchrei; Eykla=
mationszeichen, das Ausrufungszeichen (!).
ertludieren, I. (v. claudere, ſchließen) ausjchließen,
ausnehmen, abjondern; Exkluſion, f. (exclusio)
die Ausihliegung, der Ausſchluß; exflufip, ex⸗
kluſöriſch od. exkluſiviſch, als Adverb aud) ex-
elusive (abgef. exel.), nl. ausjchliegend, aus—
Ichließlich, mit Ausschluß, ausgefchlofjen, entg. in-
flujiv; eine exkluſive Gejellichaft, die alle
Kicht-Ebenbürtigen ausfchließt; Exkluſibe, f. das
Ausschließungsreht, das den Monarchen von
Frankreich, von Spanien und von Vfterreich zu—
itehende Recht, bei der Papſtwahl gegen die Bern on
irgend eines Kardinals Einjpruch zutun; Erklu—
finitat, £. die Ausjchlieglichkeit, Abgejchlofienheit.
Exkoktion, £. I. (excoctio, v. excoquere, ausfochen)
die Austochung.
erfogitieren, I. (excogitäre; vgl. fogitieren) aus—
denten, erjinnen; Exkogitation, f. (excogitatio)
das Ausdenfen, Erfinnen.
erfolieren, I. (excolere, v. colere, warten, pflegen)
bearbeiten, anbauen, ausbilden; (von ex-coläre)
ausfeihen, durchjeihen. er
exkommunizieren, jpätl. (excommunicäre; dgl.
kommun 2c.) von der Kirchengemeinjchaft aus—
Schließen, in den Kirchenbann tun; Exkommuni⸗
fation, f. (excommunicatio) die Ausjchließung
aus einer Geſellſchaft, Ausjtogung; die Aus—
jhliegung aus der Kirche, Kirchenbann; excom-
inunicatio major, der große Bann, in gänzlicher
Ausſchließung aus der Gemeinſchaft der Kirche be>
jtehend; e. minor, der Kleine Bann.
erforiieren, nl. (von corium, Haut) aus- oder ab»
häuten, ausbalgen; erpreſſen, ausjaugen; &y=
foriation, f. die Enthäutung, Ausbalgung; das
Abſchürfen und Aufrigen der Haut; die Erpreſ—
fung, Ausfaugung; &xrforiator, m. der Abdeder,
Scinder. bs,
erfortizieren, nl. (v. cortex, corticis, Rinde) au3-
tinden, aushülfen, ausſchälen; &xrfortifation, f.
die Aushülſung, Ausſchälung.
Exkrement, n. [.(excrementum, v. &cernere, aus-
ſondern), pl. Exkremente, die Ausleerung, der
Abgang, Kot, Stuhlgang, abgehende Unreinig-
feiten des tierischen Körpers; Örtreta oder &r-
fröte, pl. das Ausgejonderte, die aus dem Blute
entfernten chemifchen Beftandteile unbrauchbarer
Stoffe; Exkretion, f. nl. die Aus- oder Abjonde-
rung; erfretieren, abjondern, ausjcheiden; ex=
kretöriſch, ausjcheidend, abjondernd. |
erfreizieren, I. (excrescöre; vgl. crescendo) her:
aus“, hervorwachſen; Exkrefzenz, Eyfrefzentür,
f. nl. der Auswuchs, Höcker, das Gewächs am Kör—
per, Warze ꝛc.
Erxkretion ꝛc., j. unter Exkrement.
extruziieren, l. (excruciäre, von crux, ſ. d.) mar—
tern, foltern, quälen; Exkruziation, f. (jpätl.
excruciatio, das Martern) die Dual, Bein.
Erfubation, f. 1. (v. excubäre, außerhalb des Hau-
jes jchlafen, Wache halten) das Wachen, das Nacht»
wachen.
17
258 erfulpieren
exothermiſch
extulbieren. nl. (v. culpa, Schuld) rechtfertigen, als | egoleizteren, I. (ex-olescẽre, eig. auswachſen) ver-
ſchuldlos darjtellen, entſchuldigen; exkulpäbel,
entſchuldbar, ſchuldlos, vgl. exkuſäbel; Extul—⸗
pation, f. die Entſchuldigung, Rechtfertigung;
Freiſprechung, auch Schuldbefreiung.
Exkurrenz, I. nl. (v.excurrere, herauslaufen, einen
Ausfall tun; darüber hinausgehen) ein Über-
ſchuß; Exkurſion, f. (l. excursio) oder Erfürfns,
m. l. ein Abjtecher, Ausflug, eine Ausſchweifung,
Ausfahrt, Luſtreiſe; Krſpr. Streifzug, Ausfall;
Exkuͤrſus oder Erfürs, auch in Büchern: ein ge-
lehrter Abjchweif, eine anhangsweiſe beigefügte
ausführlichere Erörterung über einen einzelnen
Gegenstand; exkurſib, abſchweifend.
exluſieren, I. (excusäre; v. causa, Sache, Urſache,
Schuld) entſchuldigen, verantworten; Nachſicht
haben; erfufäbel (excusabilis), entſchuldbar; Ex⸗
fujation (l. excusatio) oder fr. Exeüſe, f. Ent-
ſchuldigung, Ausflucht, Ausrede; Exkuſations⸗
vet, Ablehnungsrecht; exkuſatöriſch, nl. eut-
ſchuldigend.
extutieren, I. (excutẽre, eig. ausſchütteln, heraus—
treiben) Rſpr. Schulden aus- oder einklagen; den
Zuſtand eines Schuldners oder deſſen Zahlungs—
fähigkeit gerichtlich unterſuchen; pro exeusso, für
ausgeklagt z. B. zu achten; Exkuͤſſus, m. ein Aus⸗
gewieſener, wegen UÜberſchuldung Heimatloſer; Ex—
kuſſion, k. nl. Rſpr. die Schulden-Ein- oder Aus—
klagung, und Unterſuchung, ob der Schuldner noch
irgend etwas im Vermögen hat.
erler oder exlex, f. (von lex, ſ. d.) geſetzlos, der
fein Geſetz achtet; auch außer dem Geſetze, rechtlos;
vogelfrei.
Exlibris, n. (fat. ex libris, d. i. aus den Büchern)
ein Zeichen in Büchern zur Angabe des Eigen-
tümers, gewöhnlich auf einen bejonderen Blatte
zu Beginn des Buches mit dem Namen des Be-
tiger mit graphiichen Zeichen und Verzierungen,
Allegorien uſw. (früher gewöhnfid) beginnend:
Ex libris das und das ufiw.).
ermatrifulieren, nl. (vgl. Matrikel) aus dem Ber-
zeichnis, be. der Bürger, Studenten 2c. ausftreichen.
ex mera gratia, |. unter gratia.
ermittieren, nl. (l. exmittere) hinausmwerfen, ver-
treiben; exmiſſibel, zum Bertreiben oder Aus—
ſtoßen geeignet; Exmiſſibilität, f. die Ausſtoß—
barkeit; Exmiſſion, f. die obrigkeitliche Ausſetzung
oder Vertreibung, — einem Beſitz⸗
ſtande, Herausſetzung aus der Wohnung, Zwangs—
räumung; Exmiſſionsklage, Klage auf Räumung
der Wohnung, Räumungsklage.
ex nune, |. von nun an.
Exöche oder r. Exöchas, f. ar. (v. ex-Echein, her-
vorragen) Heilf. eine äußerlich hervortretende After:
geſchwulſt, weiche Afterbeule.
Erochite, f. gr. (von Exö, außen, augerhalb, und
ystis, f. d.) Heilf. der Harublafenvorfall.
Exödeſis, |. Exoideſis.
Exrödus, m. gr. (exödos, f. v. ex und hodés, Weg)
eig. ver Ausgang, Auszug; das zweite Buch Moſes,
weil es befonders den Ausgang der Siraeliten
aus Agypten bejchreibt; auch die mafjenhafte Aus—
wanderung der Irländer; Exodium, n. gr. (ex-
odion) der Ausgang, Schluß.
exogen oder exogeniſch, gr. (v. Exö, außen, auber-
halb) auswendig anwachjend, auswärts wachſend
oder gewachjen, entg. endogenijd).
Groidejis oder Exödẽſis, f. gr. (von exoidein, au-
ſchwellen) Heilf. die Anſchwellung.
alten; exolẽt (Il. exoletus), veraltet.
Gromöter, n. gr. (vgl. Metra) Heilk. der Austritt
der Gebärmutter.
ömis, f. gr. (exömis, von ex und Omos, die
chulter) der ärmellofe Ehiton (f. d.), der den rech-
ten Arm und die rechte Bruft ganz frei Tieß zu
ungehemmter Bewegung, die gewöhnliche Tradıt
der Arbeiter.
Eromologeiis, f. gr. (v. homologein, eingeftehen.
befennen) das Befennen, die Beichte. -
Gromphälus, m. gr. (v. omphalös, Nabel) Heitt.
ein Kabelaustritt, Nabelgeſchwulſt.
exonerieren, |. (exoneräre) entlajten, erleichtern,
entledigen; Exoneration, f. die Entlaftung, Er-
leichterung. j
Exonköma, n. gr. (vgl. Oncus) eine Erhöhung, Er-
habenheit; Heilf. harte Geſchwulſt; Exonktoſis, f.
Aufgetriebenheit, Anjchwellung.
Grophthalmie, f. gr. (von ophthalmös, Auge) Heilf.
der Augenvorfall, daS Anjchivellen oder unnatiir-
liche Heraustreten des Augapfels, gem. ein Ochjen-
oder Elefantenauge. Sr
zoptieren, I.(ex-optäre)jchr wünſchen; exobtãbel
(l. exoptabilis), erwünſcht.
erorabel, ſ. unter erorieren.
erorbitieren, I. (exorbitäre) eig. aus dem Gleiſe
(orbita) oder der Bahn weichen, das Map über-
jhreiten, übertreten; übertreiben, gem. über die
Schnur hauen; erorbitdänt (exorbitans), über-
mäßig, außerordentlid, ungeheuer; &rorbitäns,
f. nl. die Ubermäßigfeit, Übertriebenheit; Exorbi—
tisınus, m. ein Augenvorfall.
exordieren, |. (exordiri) anfangen; Exordium,
n. der Eingang der Rede; die Einleitung.
erorieren, |. (ex-oräre) erbitten, erflehen; exoräbel
(1. exorabilis) erflehbar. ——
erornieren, I. (ex-ornäre; vgl. ornieren) ausjchmüf-
fen, verzieren; Exarnation, f. (exormatio) Ver⸗
‚zierung, Ausſchmuckung. i [zelig.
exorrhizus, gr. (von rhiza, die Wurzel) nadtwur-
erorziiieren, nl. (exorcizäre, vom gr. exorkizein)
böje Geiſter beſchwören, austreiben; Exorzismus,
m. die Teufelsbeſchwörung od. Beſchwörüngsfor—
mel bei der Taufe, Exorziſt, m. der Teufelsbe-
ſchwörer, Geijterbanner.
Exosmöſe, ſ. unter Endosmofe. |
Exoſtoſis od. &xoftüfe, f. gr. (v. osteon, Knochen)
Heilk. der Knochenauswuchs, das Uberbein; exo-
stösis fangösa, der Markſchwamm eines Kuo—
chens; e. intraorbitälis, feite Knochengeſchwulſt;
e. maligna, feuchter Knochenbrand; 6. steato-
matödes, Knochenſpeckgeſchwulſt; e. vera, rich⸗
tige Knochengeſchwulſt; Bot. holzartiger Auswuchs
au Pflanzen. J
exotertich, gr. (v. exöteros, der äußere) äußerlich;
uneingeweiht, für Uneingeweihte beſtimmt; öffent—
lich, gemeinfaßlich, volksmäßig; entg. eſoteriſch;
Exoteriker, ın. ein Uneingeweihter, welcher der
höchſten Geheimlehren einer Gejellichaft unkundig
iſt; Eguteromanie od. Exotikomanie, f. gr. die
Auslaudsſucht, Vorliebe für das Ausländijche;
Exotikoſymphijſis, k. gr. die Zuſammenwachſung
mit einem fremden Körper; exdotiſch (gr. exötikös),
ausländiſch, fremd, 3.8. exotiſche Gew ächſe on.
Pflanzen; &xotifa, pl. ausländiiche Gegen-
itände; Exotitudenie, Verachtung oder Gering-
ſchätzung des Ausländiihen.
egothermifch, von Wärme unabhängig (rein che⸗
miſche Wirkung), vgl. endothermijc.
erpandieren
expandieren, I. (expandere, ausbreiten) ausdehnen,
ausbreiten, ausſpannen; expanfibel, tl. ausdehn-
bar; Grpanfibilität, f. die Ausdehnbarkeit; Ex—
h anfion, f. (ſvätlat. nn) die —
usbreitung; expanſib, ausdehnend; Expanſiv⸗
Kraft, Aush 64 beſ. den FA eigen;
Spannkraft; Expanſionsgeſchoſſe, Geſchoſſe, die
ſich beim Losbrennen des Schuſſes in dem gezoge—
nen Rohre ausdehnen und ſo durch die Rohrzüge
in ihrem Laufe beſtimmt werden; Expanſions-
maſchinen, Mafchinen, bei denen der Danıpf zum
Teil durch Ausdehnung wirkt.
een, nlat. (v. patria, Vaterland) aus dem
Baterlande verweilen; ſich expatriieren, aus-
wandern; @gpatriation oder Eepatriternng, f-
die Auswanderung aus dem Baterlande oder die
Berbanmung.
exbedieren, |. (expedire, v. pes, Gen. pedis, Fuß;
eig. den Fuß aus der Schlinge ziehen, losmachen,
herauswinden) aus» od. abfertigen, abſenden, ver-
jenden, ausrüſten; befördern; expediätur, es
werde ausgefertigt; Grpedintur, n. der Ausfer—
——— Expediens, n. das Mittel, Hilfs—
oder Auskunftsmittel, die Ausſlucht, der Ausweg;
Expedient oder Expeditionar, m. nl. (fr. expé-
ditionnaire) der Albtertiger, Ausfertiger, Verfaſſer,
3.8. einer Schrift, Abſchreiber; cxxedit. l. (expe-
ditus) od. expeditip, nl. (fr. expeditif) geſchwind,
hurtig, flinf, gewandt, behende; Expedition, f.lat.
(expeditio) die Ausfertigung, Abfertigung, Befor-
gung, Beförderung, Abjendung, Verjendung; ein
Zug, eine Reife, Fahrt; trieeriiche Unternehmung,
ein Feldzug; gerichtliche Ausfertigung od. Abſchrift
einer gerichtlichen Verhandlung; Geichäftsstelle, z.B.
Poſtexpedition, Poſtſtube od. Poſiſtelle; Zei—
tungserpedition, Zeitungsſtube; Expedi—
tionsfrift, Poſtd. Abfertigungsfriſt; E.-Gebühr,
Abfertigungsgebühr; G.-Notizen, pl. Abferti—
gungs-Überſichten; E.-Vorſchriften, Betriebs—
vorſchriften; Expediteur, m. fr. ſpr. —töhr) der
Ab- oder Ausfertiger, Güterverfender ꝛc.; gew.
Spediteur, ].d.; Fehlexpedition, unrichtige Ab⸗
fertigung; Reexpedition, Neuausfertigung (3. B.
der Frachtkarten)
Expektant zc., |. Exſpektant.
exbeltorieren, lat. (expectoräre, v.pectus, Bruſt)
eigentl. aus der Bruſt entfernen; Heilk. auswerfen,
anshuften; jih exbektorieren, ſich mitteilen, ſein
Herz ausjhütten; Expeltöraus, n., pl. Erpet⸗
torantia, Heilk. Baur treinigungsmittel, den Aus—
wurf des Schleims befördernde Mittel; Expekto—
ration, f. nl. Heilk. der Auswurf; Herzensergie-
Bung oder -Erleidhterung.
rer lat. ib: ee — 5—— —
verjagen, vertreiben; llentia, pl. Heilk. aus⸗
treibende Mittel. ge
exbendieren, I. (expendere, eig. abtwägen) auszah—
len, ausgeben, auslegen, bezahlen; expensae (sc.
pecuniae) oder Expenſen, pl. often, Auslagen;
bej. Gerichtskoſten; in expensas condemnieren,
zu den Prozeßkoſten verurteilen; Expenſarium,
n. lat. das Koftenverzeichnis; Erpenfilation, f.
eig. expensi latio,d.i. Eintragung einer Aus—
abe ind Rechnungsbuch; die Scheinausgabe; vgl.
Afzeptilation; Erpeniion, f. (jpätl.expensio)
die Auszahlung, Ausgabe; expenſib, koſtſpielig,
teuer.
perienz, f. I. (von experientia) die Erfahrung,
Stfahrungsflugheit; Sprichw. experientia est
optima rerum magistra, Erfahrung ift die beſte
Exploit 259
Lehrerin; Experimént, n. (experiméntum) der
Verſuch, Erfahrungs: od. Kunftverfuch, die Probe,
3.8. experimentum crucis, Probe bein Kreuz,
ein Gotte3urteil; experimentum in corpore vili,
j.unter vilis; ein phyſikaliſches Erperiment,
ein Naturverjuch; egperimentäl, experimentell,
nl. erfahrungsmäßig, auf Erfahrung gegründet;
verfuchend, durch Verſuche bejtätigt, ausübend;
Experimentälchemie, f. die Erfahrungsſcheide—
kunſt; E.⸗Phyſit, die Naturlehre in od. mit Ver—
ſuchen; experimentieren, verſuchen, Verſuche od.
Proben anſtellen; expert, I. (expertus) erfahren,
jachverjtändig; experto erede Ruperto, Latein.
Sprichw. glaube dem durch Erfahrung belehrten
Ruprecht, d. i. glaube einem erfahrenen Manne;
Expert, m., pl. Experten, Erfahrene, Kunſt- od.
Sadverjtändige; Expertiſe, f.fr.die Unterfuchung
durch Sachverjtändige, das Gutachten; expertiiie=
ven, durch Sachverſtändige unterjuchen lafjen.
exrpiteren,!.(expiäre)verföhnen,büpen,entfündigen;
espiäbel, ul. verföhnlic, fühnbar; Exrpiation. f.
l. (expiatio) die Sühnung, Sühne, Berjöhnung,
Schuld- oder Siindentilgung; expiatöriſch, ver-
jühnend, jühnend genugtuend; dev erpiatorijche
Tod, Verſöhnungstod.
expilieren, I. (v. piläre, der Haare berauben, be»
rauben, rupfen, pliindern, von pilus, Haar) aus»
pliindern, beitehlen, berauben; &rptlation, f. (ex-
pilatio) die Ausplünderung, Entwendung, befond.
von Erbſchaftsſtücken; Expilätor, m. ein Erb»
ſchaftsdieb; Straßenräuber.
erpingieren, !. (ex-pingere) ausmalen, bemalen;
bildlich ausſchmücken, malerijch Fildern.
expirieren, |. exipirieren. —
erhtizteren, l. (von piscäri, fiſchen, piscis, Fiſch)
eig. ausfiſchen, ausſorſchen, ausfragen.
explanieren, l. (explanäre) auslegen, erklären, er—
läutern; Explanation, f.(explanatio) Erklärung;
explangatib, nl. erklärend.
expleieren, [.(explere) ausfüllen, ergänzen; &gples
ment,n. (l.explemöntum) ein Ausfiillungsmittel;
ein Zufaß (in der Rede); Expletion, f. (expletio)
die Ausfüllung; expletiu (Nrätl. expletivus), er-
gänzend; Expietivum, n. pl. &xpletisa, Sprachl.
ein Füllwort, Flickwort.
explizieren, I.fexplicäre) entfalten, entwickelu, aus—
legen, ertlären; aud zu Ende bringen, vollenden;
explieit, mlat. urjpr. Abkürzung für explicitum
est volumen, explicitus est liber, d. i. eigentl. die
Rolle ift völlig auseinandergerolft oder entfaltet,
das Buch ift zu Ende (am Schluß von Büchern,
Handichriften 2e.); explifäbel, |. erllärbar, erflär-
lid); Cxplitation, . (l. explicatio) die Entwicke⸗
Inng, Erklärung, Auslegung; erplilatip, nl. er-
Märend, erläuternd; explicite, deutlich, ausdrück—
lich, mit deutlihen Worten, entg. implicite.
explodieren, lat. (explodäre, eig. ausklatſchen) mit
einem Knall zeripringen, zerplagen; erplodie-
rende Baumwolle, Schießbaumwolle; Erplo—
tion, f. (l. explosio, das Ausklatſchen, Auspochen)
das Zerjpringen, der Ausbruch, Knall, Stoß, das
Losknallen od. die plößliche Fnallende Ansdehnung,
3. ®. eines Vulkaus, o). beim Bergb. durch jchla-
gende Wetter; Erploſtonsgeſchoffe, Geichofle mit
Sprengfüllung; exploftp, erplofionsfähig od. da-
zu geneigt; Exploſivſtoffe, chemiſche Miſchungen,
die leicht explodieren (3.B.Schießbaummolle,Schieh-
pulver, Dynamit 2c.); &yplofins, pl. nl. Sprachl.
Berichlußlaute, 3.8. die Mutä (j.d.). £
&rploit,.n. fr. (pr. exploci, v. I. explicitum, Aus“
I“
260 erplorieren
geführtes, Erreichtes, Getwonnenes,von explicäre,
entfalten) die Tat, Großtat, Heldentat; exploitie⸗
ren(fr.exploiter), ausrichten, verüben; ausbeuten,
nutzen; erploitäbel(fr. exploitable),verpfändbar,
nugbar; Exploitation, f. die Nutzbarmachung,
Ausbeutung.
explorieren, (.(exploräre) erforjchen, ausfundjchaf-
ten; unterjuchen, prüfen; &rploration, f. (ex-
ploratio) die Ausforihung, Unterfuhung, Prü—
jung; Exploratorium, n. nl. 1. ſ. dv. w. Dofi-
maſtikon; 2. eine Sonde (f. d.); Explorateur,
m. fr. (fpr. —töhr) ein Kundfchafter, Ausipäher,
auch Ausforſcher.
Erplojion, j. unter explodieren. f
expolieren, [. (expolire; vgl. polieren) ausglätten,
alätten, ausſchmücken, verſchönern; Expolition,
f. (l. expelitio) od. Expolitũr, £. nl. die Ausglät⸗
tung, Auszierung, Verſchönerung, 3.8. des Aus—
druds Durch Ihmüdende Redensarten.
exponieren, I. (exponere) ausfegen; auseinander-
jegen, auslegen, erklären; jich einer Gefahr eypo—
nieren, ausjeßen, bloßſtellen; &rponent, m. nl.
iv. I. expönens) Rechenk. die Zahl, welche anzeigt,
wie oft die Einheit mit einer gegebenen Wurzel
multipliziert oder dividiert werden muß, um eine
gewilje Potenz zu geben; expönens radieis, der
öurzelerponent; Exponentiãl⸗Größe, eine Po—
sen; mit veränderlichen Exrponenten; &,=-&let-
Kung, eine Gleichung, in welcher Erponential-
grögen vorfommen; G.-Rechnung, Rechnung mit
Potenzen von veränderlihen Erponenten; expo—
nibel, al. erklärbar, erklärlich; Expoſe, n. fr. eine
Auseinanderjegung, Darlegung, 3. B. der Rechts—
gründe, Streitpunkte, der Berhältniffe 2c.; Expo—
fitien, f. (l.expositio),die Ausſtellung von Kunjt-
achen 2c.; die Stellung oder Lage gegen Luft und
Sonne, Belihtung; Auslegung, Auseinanderjet-
zung, Darjtellung, Entiwicdelung eines Begriffs,
Erklärung, Erörterung; im Schaujp. die Dar-
legung des vor Beginn der Handlung Borgefal-
lenen; expositio ————— die Ausſtellung
des Allerheiligſten in der römiſchen Kirche; expo—
tin, nl. auseinanderſetzend, erklärend; Expoſi—
tionsmeſſer, der Belichtungsmeſſer.
exportieren, lat. (ex-portäre) ausführen (Waren);
erportähel, nlat. ausführbar; Exportateur, m.
fr. (jpr. —töhr) ein Ausführer von Waren; Er—
gortation, f. I. oder Expoͤrt, m. engl. die Aus—
fuhr, Barenausfuhr; Expoͤrten, pl.ııl. Ausgangs-
oder Ausfuhrmwaren; Export - Bontfifatien, f.
nl. die Steuervergütung bei ausgeführten Waren,
Ausfuhrvergütung; G.-Bier, Ausfuhrbier, eigens
zur Ausfuhr gebraut; E.-Häuſer, Ausfuhrhäufer,
Handlungshäufer, welche bejonders inländiſcheWa—
ven ins Ausland jenden.
Expofe, Erpofition, ſ. unter erponieren.
ex post vd. ex post facto, lat. hintennad), hinter-
her; nach geihehener Tat, wenn's zu ſpät iſt; ſ. v. w.
post festum, ſ. d.
expoſtulieren, l.(expostulãre) fordern; ſich beſchwe—
ren, en, zur Rede jtellen; Expoſtulation, f.
die Beichwerde, der Wortwechſel.
erprimieren, [. (von exprimöre, ausdrücden) aus—
prüden, bejchreiben, mit Farben oder Worten dar-
itellen; erprei (1. expressus) ausdrücklich, genau,
bejonders, abſichtlich, vorfäglid, mit Fleiß; Ex:
———— — ein Eilbeſteller, Eilbote; G.—
eftellung, Eilbeſtellung; E.-Bote, Eilbote; G.—
Brief, Eilbrief; &,-Sendung, Eilſendung; E.—
Zettel, Eilbriefzettel; expressis verbis, mit aus-
erfircieren
drücklichen od. deutiihen Worten; ein Gepreffer,
m. ein bejonderer Bote, Lohnbote, Eilbote; per
expressum, lat. oder par expr&s, fr. abgek. p.
expr., durch einen eigenen Boten, durd) Eilboten ;
pro expresse positis, für ausdrücdlich hingeſetzt
zu halten; Expreſſion, f. (l. expressio) der Aus—
drud, die Darjtellung; Mal. Farbengebung, Far—
bentwahl; con expressiöne. it. Tonf. mit Aus—
drud; expreſſiv, nl. ausdrücklich, nachdrüdlic.
erproßriereit, lat. (exprobräre) einem etwas vor-
werfen, ihn tadeln; Eyprobration, f. (exprobra-
tio) der Vorwurf, Verweis, Tadel. Her Ih
expromittieren, lat. (expromittere) einen andern
durch Übernahme feiner Schuld von der VBerbind-
lichkeit befreien; Expromiſſion, f. nl. die Uber»
nahme einer fremden Schuld, jo daß die Verbind-
lichkeit der Zahlung des eigentlichen Schuldners
gänzlich aufhört; Erpromifjor, m. ein Überneh-
mer einer fremden Schuld.
erpropriieren, nl. (expropriäre) des Beſitzes oder
Eigentums berauben, enteignen, bej. auf gericht-
lihem Wege und zu üffentlihen Zwecken jemand
gegen Entihädigung feines Eigentums an Grund—
jtüdenentjegen; Expropriation, f.die Enteignung
gegen Entihädigung, ar teignung; Expro⸗
priations-Geſetz, n. dag Enteignungsgejeß; &.=
Recht, n. das Enteignungsrecht, welches beſtimm—
ten Berjonen od. Gejellihaften vom Landesherrn
verliehen wird. =
erpugnieren, [. (von pugnäre, kämpfen) erobern,
erfämpfen; erpugnäbel (lat. expugnabilis), er⸗
fümpfbar; Expugnation, f. (expugnatio) die Er»
oberung, Erſtuͤrnung; Erpugnäter, m. ein Er»
oberer, Überwinder.
Erpulfton, £. I. (expulsio, v.expellere) gewaltjame
Austreibung, Verſtoßung; expulſib, nl. austrei=
bend, abführend; Expulſivbinde, Heilk. die aus-
— Binde; Erpulfisn, plur. austreibende
ittel. "ann:
erpungieren, I. (von pung£re, ſtechen) ausſtreichen,
auslöjchen, vernichten; Expunktion, f. (jpätl. ex-
punctio) die Augftreihung, Tilgung, Vernichtung.
erpurgieren, I. (expurgäre) reinigen, jäubern; be—
richten, z. B. Schriftitellen; rechtfertigen, entſchul⸗
digen; Expurgatien, f. (expurgatio) Reinigung,
Abführung; Nechtfertigung. —
exquirieren, I. (exquirere, von quarere, juchen)
ausforſchen, nachforichen, nachſuchen; auch aus-
ſuchen; daher exgutfit(l.exquisitus) od. fr. exquis
ſpr. exkih), ausgejucht, auserlejen; vorzüglid; Ex-
quiſition, f. die Auswahl; Unterfuhung, Er-
forſchung.
Exrex,. m. nl. (ex u. rex, der König) der geweſene,
ehemalige König. x
Grrotulation, f. nl. (vgl. Rotulus 2c.) Ripr. die
richterliche Handlung, durch melde zurückgekom—
mene, zum Nechtsfpruch verſchickt geweſene Akten
eröffnet werden.
eriefrieren, Erſekration, ſ. exekrie ren x; &x=
ſequien, ſ. Exequien.
ex Senatus Deereto, I. nad) Beſchluß oder nach
einem Bejchlufje des Senats. |
erfezieren, [.(ex-secäre) ausjchneiden ;verjchneiden;
Grieftion, f. (exsectio) das Auzjchneiden; Die
Berjhneidung.
erjiceieren, I. (ex-siceäre) austrodnen; &rfiecan=
tin, pl. austrocdnende Mittel, Austrodnungsmittel;
Griitfätion, f. nl. die Austrodnung, das Aus»
trodnen; erjiffatip, austrodnend; Griiffätor,
m. eine Vorrichtung, um ohne Anwendung vom
i
erifalpiereu
Wärme Flüſſigkeit abzudanıpfen, zu trodnen, Aus- |
trodner. -
ezjlalpieren, nl. (vgl. jFalpieren) ausjchälen, aus—
höhlen.
Erſtreation, f. I. (exscreatio, von exscreäre) das
Ausräujpern, Aushuften. x
erjfribieren, I. (ex-scerib&re) ausjchreiben, ab-
ſchreiben.
exſolvieren, I. (ex-solvere) auflöſen; Exſolution
(exsolutio) und Exſolvierung, f. die Auflöſung.
ex speciali gratia, j. gratia; ex speciali man-
dato, j. Mandat.
erineftieren, I. (ex-spectäre, eig. in die Ferne hin-
ausjehen) erivarten, warten, 3. B. auf ein Amt;
Exſpektaͤnt, m. (exsp6ctans) ein Anwärter, War-
tender, der Ausficht oder Anwartſchaft auf ein Amt
hat, Bewerber; auch ein Geldfammler beim Stra-
Senfingen der Chorſchüler; Exſpektaͤnz oder Ey—
speltatibe, f. nl. die Anwariſchaft auf Beförde—
rung oder Berforgung, Rſpr. bei. auf eine Lehns—
erteiluug; exſpektativ, in Ausſicht ſtehend, ab-
wartend; exſpeltivieren, Hoffnung machen, vers
tröſten; Exſpeltivierung, f. die Vertröftung, das
Hinhalten.
eripirieren, |. (ex-spiräre) aushauchen den Atem,
den Geiftaufgeben, verfcheiden; verfliegen,erlöjchen;
ablaufen,verfallen; exſpiriert, entjeelt; erlofchen;
abgelaufen; Exſpiration, f. (l. exspiratio) die
Aushauchung, das Ausatmen, der Tod; Rſpr. das
Ablaufen oder der Verlauf einer beſtimmten Zeit
oder Friſt, VBerfallzeit.
eripoliteren,l.(exspoliäre) ausplündern,berauben;
Gripoliation, f. (exspoliatio) die Beraubung.
eripuieren, I. (exspugre) ausjpeien; &yipnitien,
t. I. (exspuitio) das Ausſpeien.
Erxftaie, i. Ekitafe — —
erjtimmlieren, l. ex-stimuläre) aufſtacheln, an—
ſpornen, aufreizen.
eritingnieren, lexstinguẽre)auslöſchen; vertilgen,
vernichten, abſchaffen; Exſtinkteur, m. fr. (ſpr.
extängtöhr) der Auslöſcher, Feuerlöſcher, eine
Feuerlöſchvorrichtung, von Schäffer u. nt
in Buckau verfertigt; Gasfprige; Exſtinktion, f.
(exstinctio) die Auslöfhung, Erlöfhung, Tilgung;
Ablöfhung Heißer Steine mit faltem Wafjer;
Natur. die Aufhebung der Lichtſchwingungen, bei.
infolge ihrer hemijchen Wirkſamkeit; erjtinftiv,
nl. auslöichend, vernichtend, Exſtinktiv-Verjäh—
rung, Ripr. Die eine Klage aufhebende oder ver-
nichtende Verjährung.
exstipitätus, I. Bot. jtrunflos.
exstipulätus, I. Bot. ohne Afterblätter.
erjtirpieren, I. (exstirpäre) ausrotten, vertilgen,
entwurzeln, ausjchneiden, ausichälen; Grftirpa=
tion, f. (exstirpatio) Ausrottung, VBertilgung;
Wundarzneif. das Ausjchneiden, Ausjchälen, z. B.
Exſtirpationsmeſſer, Heilf. ein Inſtrument,
womit man ein fhadhaftes Auge 2c. weguimmt;
6ritivpätor, m. ein Ausrotter, VBertilger; der
Schaufelpflug, ein Ackerwerkzeug zum Reinigen u.
Auflodern des Boden2.
eritrnieren, I. (exstruöre) aufhäufen, auftürmen;
aufführen, errichten; Exſtruktion, f. (exstructio)
die Errichtung, Erbauung.
erinecieren, jpätl.(exsuccare) ausjaugen, der Säfte
berauben; Exſuktion, f. nl. (exsuctio) die Säfte—
beraubung, die Ausſaugung.
erfudieren, I. (exsudäre) ausſchwitzen, durch den
hweiß austreiben; Exſudät, n. das Ausge—
ſchwitzte, der ausgeſchwitzte flüffige und gerinnbaͤre
erterritorial 261
Stoff; Exſudation, f. nl. Ausſchwitzung in den
Höhlen des Körpers.
exſuperieren, [. (exsuperäre) hervorragen, über-
Ir fen; Exſuperaͤuz, f. (1. exsuperantia) Vorzüg-
ichkeit.
exſuszitieren, I. (exsuscitäre) aufwecken, ermun—
tern; anfachen; Exſuszitation, f. (exsuscitatio)
die Ermimterung, Aufregung.
Exta, pl. n. I. (exta) die Eingeweide.
Extaſe, ſ. Ekſtaſis.
ex tempöre, ſ. Tempus; extemporieren, nl. aus
dem Stegreif etwas verrichten, z. B. reden, ſchrei—
ben, jpielen, fingen ze., vgl.improvifieren; Ex—
tempoväle, n. [., pl. Grtemporalia, eine aus
dem Stegreif gefertigte Uberjeßung, Probearbeit,
ein Stegreifaufjaß; extemporãn od. extemporär,
ul.wa3 augenbliclid) aus dem Stegreife gejchieht.
ertendteren, (.(ex-tendere) ausdehnen, ausſtrecken,
ausbreiten, erweitern; ſich — ſich erſtrecken, ver—
breiten, fortpflanzen, vergrößern; Eytenſum, n.
Kfſpr. eine umſtändliche Nachweiſung ver Urſachen
des Zahlungsunvermögens nebſt Angabe derSchul—
den und des Guthabens; in extenso, ganz aus—
führlich, vollftändig, feiner ganzen Ausdehnung
nad; extenſibel, nl. ausdehnbar, dehnbar; Ex—
tenfibilität, £. die Dehnbarteit, Ausdehnbarkeit;
Eytenſion, f. l. (extensio) die Ausdehnung, Aus—
ſtreckung, Ausbreitung, der Raum, Umfang: erten=
ftp (jpätl.extensivus), als Adverb auchextensive,
der Ausdehnung nach; umfaffend; entg. intenſiv;
ertenfive Größe, Raumgröße; Extenſor, m.
nl. Streckmuskel.
Extent, m. engl. die mit Berfonalarreit verbundene
Zwangsvollſtreckung in die Güter.
ertennteren, |. (extenuäre) verdünnen; abzehrent,
entkräften; verächtlich machen, verkleinern; beſchö—
nigen, mildern; Extenuantia, pl. Verdünnungs—
mittel; &rtennation, f. (extenuatio) die Verdün—
nung; Entkräftung, Abzehrung; Herabwürdigung;
Milderung, Beichönigung.
Exterieur, n. fr. (jpr. exteriöhr; = |. exterior, ex-
terius, lompar. von exter, außen befindlich) das
Außere, Ausjehen, die Außenjeite; A Pextérieur,
äußerlich, dem äußern Scheine nad; Exteriori—
tät, k. nl. (fr. extöriorite) die Außenſeite, die Ober—
fläche.
erterminieren, |. (exterminäre) vertreiben, des
Landes verweiſen; ausrotten, vertilgen, zerjtören;
Grtermination, f. ııl. die Bertreibung; Ausrot—
tung, Zerjtörung.
ertern, I. (externus) äußerlich, außen, auswendig,
ausmwärtig, fremd; auswärts, von außen; Exter—
nät, der bloße Schulbeſuch von außerhalb der An—
ftalt; Externe, pl. Auswärtige; insbeſ. franz.
Hilfsärzte, welche nicht mit im Hofpital wohnen;
auf Schulanftalten die außerhalb der Anstalt woh—
nenden Höglinge, [.d.w.Ertraner; &rterniiten,
pl. nl. Heilf. äußerlich Beſchädigte; auc Kranke,
welche nicht in das Hojpital aufgenommen, aber
doc) mit freier Arznei verjehen werden; Extern—
verkehr, Fernverkehr (auf der Bahn).
erterritoriäl, nl. (vgl. Territorium) außer dem Ge-
biete eines Landes befindlic), ausländiſch; Eyter—
ritorialität, f. das Berbanutjein aus dem Vater-
lande; die Befugnis der Gejandten und ihres Ge—
folges, in fremden Staaten nad) den Geſetzen ihres
Landes zu leben, und deren Befreiung von allen
perfönlichen Staatsauflagen und Steuern; ferner
das Recht der Kriegsichiffe in Friedenszeiten, in
fremdländifchen Gewällern unter der Gerichtsbar—
262 ertinguieren
feit ihres eigenen Landes zu verbleiben; auch die
AUbgabenfreiheit des Papites in Stalien.
extinguieren, Extinkteur, Ertinktion ꝛc., ſ.
unter exſtinguieren.
Extiſpizium, n. [. (von exta, pl. Eingeweide, und
specere, spicere, ſchauen) die Eingeweideichau, Be-
ihtigung der Eingeweide der Opfertiere behufs
der Weisjagung durch priefterliche Berjonen: &r=
tifpiees (sing. extispex) im alten Rom.
extoflieren, I. (extollere) erheben, rühmen.
extorguieren, I. (extorquere) erprefjen, erziwingen,
abdringen; Grtorfion, f. ni. die Erprefiung, Ab—
zwingung, Erlangung durch Gewalt; Extoͤrtor,
m. der Erprejter.
extra, [. (3ge3. aus extẽra sc. parte, auf der Außen⸗
jeite) auper, außerhalb; außerordentlich, ausge-
zeichnet, bejonders; außerdem, nebenher; in Zu—
jammenjegungen auch befonders, 3. B. extrafein,
befonders fein, außerordentlich fein; Ertrablatt,
ein Sonderblatt, außerordentliche Beilage einer
Zeitung 2c.; ebenſo Extrageld, Extrafoiten, &x-
traverdienit, Extravergütung, Neben- oder
Zajchengeld, Sonder- oder Nebenkoften, Nebenver-
dienst, Nebenvergütung; die Ertrapoſt, außer-
ordentliche Bojt, im Gegenjage der gewöhnlichen
Poſt; Ertrazug, außergewöhnlicher Zug auf der
Eiienbahn, Sonderzug; ertra gehen, gem. für
ausjchiweifen; extra culpam, e. lineam und an-
dere Verbindungen der Art j. unter dem jedes-
maligen Folgeworte.
ertradieren, nl. (von ex u. tradere) herausgeben,
aushändigen, ausliefern; Extradition, f. Aus—
händigung, Auslieferung; extraditio actörum,
die Herausgabe der Akten oder Gericht3verhand-
lungen; &rtraditionsichein, Kfipr. Schein, wo—
gegen eine Ware auszuliefer ijt.
Extrados, m. fr. (extrados von dos, jpr. doh, der
Rüden) die nach auswärts gebogene Oberfläche
eines Gewölbes, der Oberbogen; ertradnfjiert,
nach der Gewölbeforn: rein bearbeitet und nad)
außen ſichtbar. ſunweſentlich.
extraeffeutiell, L.-fv. (vgl. eſſential) außerweſentlich,
extrahieren, l. (ex-trahere) ausziehen, einen Aus—
zug maden; Rſpr. auswirken; eitatiönem, man-
dätum ertrahieren eine Borladung, einen Be-
fehl nadhjuchen, auswirken; Extrahent, m. (ex-
trähens) Berfertiger eines Auszuges; Rſpr. wer
etwas nachjucht, eig. wer die Veranlaſſung zu einer
Ausfertigung gibt und fie daher bezahlen muß;
Grtraft, 1. m., r.n. ([. exträctum, pl. exträcta;
fr. extrait) daS Ausgezogene, der Auszug, ausge—
zogene Saft- und Kraftitoffe aus Fleiſch, Pflan—
zen, Urzneiförpern 2c., Kraftauszug; 2. m. (neulat.
exträctus) ein — aus Schriften, Büchern ꝛc.
Extraktbuch, Kfipr. das Auszugsbuch, das Aus-
züge aus andern Yandlungsbücern enthält; ex=
traltiv, nl. ausziehend; Extraktivſtoff, die durch
Waſſer und Weingeiſt auflösliden und auszieh-
barenBejtandteileorganijcher Körper; Extraktion,
f. die Ausziehung, das Ausziehen (3. B. in ver
Srößenl.: das Auszieden der Wurzeln aus Bah-
fen); fr. auch f. Derfunft, Abkunft, bei. gute Her—
funft, daher: ein Mann von Ertraftion, von
guter Abkunft, von Bildung u. Erziehung, ein an-
gejehener Mann; Ertrdftor, m. j.v. w. Benti-
lator (f. d.); extrait d’absinthe, fr. (fpr. exträ
‚d’abkängt’) Wermut⸗Auszug od.-Geijt, ein magen-
ſtärkender Kräuterbranntwein.
extrajudiziãl, nl. (vgl. Judicium) außergerichtlid),
3. B. Berhandlung, Koſten.
eruberieren
Extrakt, j. unter ertrahieren.
extraliberäl, nl. (vgl. liberal) ſehr freigebi
— l. (vgl. mundan) ——
virandus, m. l. (von extra, ſ. d.) ein Ausländer,
Auswärtiger, Fremdling; exträn, ausländiſch,
fremd; Exträner, m. ein Auswärtiger, Nict-
intvohnender, bei. inLlehranftalten, j.v.w.Erterne.
egtraordinär, |. (extraordinarius, vgl. ordinär)
außerordentlich, ungewöhnlicd; &rtrasrdinaring,
m. insbeſ. ein außerordentlicher Profeſſor an einer
Hochſchule, pl. Extraordinarii; eutg. Ordi-
narius.
ertraparomhiät, ul. (vgl. Parochie) außerhalb des
Kirchſpiels, nicht zum Kirchſprengel gehörig.
Extrapoſt, |. extra. |
ertraterritortäl, nl. = ertraterritorial.
ertrapagieren, ni. (auS dem l. extra u. vagäri zu»
ſammengeſetzt) abjchweifen, ausſchweifen; fafeln,
albern jein; extravagaͤnt, ausſchweifend; üiber-
trieben; närriſch, albern; Erfrapdaganten oder
Extravagäntes, pl. die dem Corpus juris cano-
nici beigegebenen Sammlungen von Dekretalen
Johanns XXL. und fpäterer Päpite; ra⸗
vagaͤnz, f. die Ausſchweifung, Ubertreibung, Narr—
heit, Abgeſchmacktheit.
extravaſieren, ıl. ifr. s'extravaser, vom l. extra,
und vas, Gefäß, pl. vasa) Heilk. aus den eigent-
lihen Gefäßen austreten, auslaufen; Extrabaſũt,
n. ausgetretenes Blut, Blutaustritt vder Ergup
von andern Flüffigleiten in Körpern; Extravaſa—
tion, f. die Austretung oder das Auötreten des
Geblütes oder anderer Feuchtigkeiten; extravasa-
tio aeris, |. v. w. Emphyjema; e. sanguinis,
Blutaustritt.
Grtraveriion, £. ul. (vgl. Berjion) eig. Auswärts⸗
wendung; Heilk. Ausſcheiduug von Säuren und
Salzen.
extrem, l. extremus, a, um, (Superl. vd. exterior;
vgl. Exterieur) äuperit, legt, höchſt, außerorbent-
lich; Extrẽm, n. (l. exträmum) dag Außerſte, der
Endpuntt; das Hödjite, der Gipfel, höchſte Grad;
Übertriebeneg; pl. Extreẽme, einander entgegen»
gejeßte Dinge; auhÜbertreibungen; ad extrema,
auf das Äußerjte;, ad exträömum, zulegt am
Ende; in extremis, (sc. momentis), in den letzten
Augenbliden des Lebens, in den legten Zügen, am
Ende; Ertremität, [.(I.extremitas)das Außerfte,
äußerte Ende, der Endpunft; die äußerſte Ber»
legenheit, der legte Behelf, die legte Zuflucht; &y=
trenitüten, pl. die äußeriten Körperteile; auch
über). Hände und Füße. tl
extrins&cus, l. v. extrim als ungebräuchlicher Ad⸗
verbialforni zu exter, außen befiudlich, und secus,
anders, in Zufammenjeg. Seite) außerhalb, aus—
wärts, äußerlid. ih
extrizieren, l. (extricäre; vgl. Trica) herauswin⸗
den, mühjam herausbringen.
extrörsum, ıl. Bot. nad) auswärts. F*—
ertrudieren, [.(ex-trud£re) ausſtoßen, wegtreiben;
Extruſion, £. nl. die Ausſtoßung. ;
exiuberieren, I. (ex-tuberäre, v.tuber, Höder, Ge⸗
ſchwuͤlſt) aufichwellen, auflaufen; Extuberation,
f. (extuberatio) od. &rtuberdng, f. nl. Geſchwulſt,
Beule, Auswuchs, Höde. |
extumetzieren, [.(ex-tumescere) aufichwellen; Er⸗
tumeſzenz, kẽnul. Die Geſchwulſt, die Auftreibung,
beſ. eines Knochens. gl
exuberieren, I. (ex-uberäre, v. uberäre, fruchtbar
jein, uber, fruchtbar, reichlich) üppig wachſen, im
Überfluß fein; eruberdnt, (exubörans), überflüſſig
Erudenismugs
unnötig; reichlich, üppig, überſchwänglich, jchwül-
itig; ®rnberdnz, f. (exuberantia) der Uberfluß,
Schtwulit, die Fülle, da3 Übermap.
Erudenismus, m. gr. (v. ex-udenizein, für nichts
halten, geringihäßen, von uden, nichts) die Ver—
nichtung, Bejpöttelung, Widerlegung, mit gering-.
ſchätziger Ubergehung oder ſpöttiſcher Beantmwor-
tung der Gründe des Gegners.
erulzerieren, l. (ex-ulceräre) Geſchwüre verur—
achen, ſchwären; auch aufritzen; aufſtechen; Exul—
zeration, f.(ex-ulceratio)die Entzündung u. Ver—
eiterung, das Geſchwür.
exulieren oder exſulieren, l. (exsuläre, von éxsul,
ein Berbannter), in Verbannung, als Berbannter
feben; verich. von erilieren; Exulänt, m. (ex-
sülans) ein Vertriebener, Berbannter.
exultieren, I. (exultäre oder eig. exsultare) vor
Freude fpringen, frohloden; Exultation, f. (ex-
sultatio) da3 Frohloden, Jubeln, Sauchzen; ex-
ultet (e3 jauchze), eine vom h. Auguftin verfaßte
Hnnne, welche am Tage vor dem Karfreitag in
der Fatholifchen Kirche gefungen wird.
erundieren, I. (ex-undäre, von unda, die Welle)
überflichen, austreten; &rundation, f. (exunda-
tio) das Austreten eines Fluſſes ꝛc.
Exuſtion, f. I. (exustio) die Berbrennung.
Erutorium, n. nl. (v. exuere, ab- oder ausziehen)
eig. Ausziehungsmittel, Heilf. ein Kunftgeichtwiir
mit Seidelbaft zur Ausziehung oder Ableitung
ihädlicher Feuchtigkeiten; Erupien,pl.l.(exuviae)
ausgezogene Kleider, dem Feinde abgenommene
Rüftung, Waffen 2c.; die abgelegte od. abgejtreifte
Haut od. Hülle, 3.8. der Schlangen 2c.; exuviae
viperärum. Schlangenhäute, Echlangenbälge.
erbeiifatöriich (v. lat. vesica, Beutel), Moſchus, der
aus den Beutel des Moſchus- od. Bifamtieres ge-
_ nommen stwirdu.indiefer Form in denHandelkommt.
Erböto, n. I. (v. ex vöto, d. h. einem Gelübde ge-
mäß) ein Bild, das man einem Gelübde gemäß
jtiftet oder überhaupt jemand weiht, Weihgemälde.
exzedieren, I. (excedere, von cedere, gehen; vor—
ichreiten; dgl. zedieren) überjchreiten, überfteigen,
ſich —— zuſchulden kommen laſſen;
ausſchweifen; Exzedent, m. (excẽdens) ein Übel⸗
täter, Ruheſtörer, Frzvler; Exzeͤßß, m.(l.excessus)
eine Ausſchreitung, Ubermaß; der Unfug, die Ge—
walttätigkeit; ſphäriſcher Exzeß; Größenl. der
Überſchuß der Winkel eines ſphäriſchen Dreiecks
über zwei rechte Winkel; excéssus in modo, ein
Fehler in der Ausübung oder Form einer Hand-
lung; In excessu pefzieren, durch Überniaß fün-
digen; exzefſib, ni. unmäßig, übertrieben, über⸗
mäßig, ausſchweifend.
exzellieren, |. (e&cellẽre) vortrefflich fein, ſich aus—
zeichnen; exzellent, (excéllens), vortrefflich, herr»
ich; Exzellenz, f. (excellentia) Die Vortrefflichfeit,
Herrlichteit, ein Ehrentitel der Minifter 2c.; par
excellence, fr. (jpr. —-efjjellängß) vorzüglich, vor-
zugsweiſe; ſchlechthin.
Exzelſität, f. I. (excelsitas, v. excelsus, erhöht, er—
haben) die Höhe, Erhabenheit.
ezentriieh, nl. (von l. ex, aus, und centrum, der
Mittelpunkt, fr. excentrique) vom Mittelpunfte
abweichend, außerhalb des Mittelpunftes eines
Kreiſes gelegen; verjchiedene Mittelpunkte Habend,
wie die elliptiihen Kreije, die Planetenbahnen;
verihoben, jchief, einfeitig angeordnet oder befeftiqt
ujw.; von der Bahn abweichend, überjpannt, 3. B.
exzentriſcher Kopf; erzentrifche Scheibe,
deren Umdrehungspundt nicht im Mittelpunkte
Ezechiel 263
liegt; exzentriſcher Stoß, Ben Richtung nicht
durch den Schwerpunft der Körper geht; er-
entrifhe Geſchoſſe, Hohlgeſchoſſe, bei denen
chwer⸗ und Mittelpunft nicht zufammenfallen;
erzentriich agieren, Krjpr. Haffen, fludern; ex—
zentrischer Angriff, ein Klaffangriff; exzentri⸗
ſches Feuer, ein Klaffeuer, Fluderfeuer; Exzen—
trizität, f. das Abkreiſen, die Entfernung od. Ab—
weichung vom Mittelpunkte; beſ. der Abſtand des
Brennpunktes einer Ellipſe vom Mittelpunkte; die
Überſpanntheit, Schwärmerei; Exzentrikring. m.,
Exzentritſtange, f. Teile der Dampfmaſchine;
Grzentritum, n , auch Exzentritk od. Erzenter,
Steuerungsscheibe an Dampfmaſchinen, Echeiben-
furbel; Exzentriks, pl. Poſſenſpieler in Variete-
Theatern, die mit übertreibenden Geſten und
Körperbewegungendraftiiche Vorführungen geben.
Grzeption, Erzeptor, |. unter erzipieren.
erzerniieren, |. (d. cernere, jcheiden, jondern) aus»
Jondern, ausſtoßen; v. Erfrement.
erzerpieren, I. (excerp£re, von carpere, pflücken)
ausziehen, Auszüge ne Exzerpt, n.,pl. Ex⸗
zerpte (I. excerptum, pl. —a), Auszüge aus Buͤ—
chern; Exzerpten-Buch, ein Auszugsbud).
Exzeß und exzeſſib, j. unter erzedieren.
erzidieren, 1.,1.(excidere, v.excido) herausfallen ;
xzidenz, f.nl. Heil. das Ausfallen eines Gliedes.
erzidieren 2., [. (excidere, von excido) aushauen,
ausschneiden; daher: Exziſion, f. (1. excisio) die
Ausfchneidung, das Ausichälen, Ausrotien; Er—
zifür, f. nl. dev Ausſchnitt.
erzipieren, ![. (excipere,nehnen) ausnehmen, aus—
ſchließen; Rſpr. einwenden, entgegenfeßen, verant-
wortungsweiſe vorbringen; excipe! nimm aus!
mache eine Ausnahme! excépto und excoptis,
ausgenommen; exceptis exeipiendis, mit Aus»
nahme des Auszunehmenden; ad exeipiöndum
od. ad exeipiendum et respondendum, Ripr.
ur Beanttvortung und Widerlegung der Klage;
Frzeption, f., 1. exceptio, die Ausnahme; Ripr.
die Ausflucht, Aus», Ein-, Wider: od. Gegenrede,
die Einwendung, Verantwortung, Berantivor-
tungsjchrift de2 Bellagten; absque omni ex-
ceptiöne, ohne alle Ausnahme od. Einwendung;
omni exceptiöne major, über jede Ausnahme
od. Einrede, iiber allen Tadel erhaben; exzeptio—
näbel, nl. itreitig, ziweideutig, Einwendungen
unterworjen; exzeptionéell, ausnahmsweiſe; ex—
zeptiv, eine Ausnahme enthaltend, ausſchließend,
als Adverb auch exceptive, ausjchließend, be—
dingt, ausnehmend; Exzéeptor, m. l. der Nach—
ichreiber, Geſchwindſchreiber.
Erziiion, Exrzifür, j. unter erzidieren 2.
erzitieren, I. (excitäre, Verjtärfungszeitiwort von
excire, herausrufen) erregen, aufmuntern, an—
feuern; erzitäbel, nl. erregbar; &rzitabilität,
f. Erregbarleit, Reizbarkeit; &xzitantin, pl., 1.
Heilf. Erregungs- oder Neizmittel; Exzität, m.
(excitätus) eig. der Aufgeregte, Aufgeforverte;
Ripr. der in Konkurs Geratene, Gemeinfhuldner;
Exzitation, f. (exeitatio) die Erregung, Ermun—
terung, Antreibung; erzitatid, nl. erregend, an—
treibend, ermunternd; Exzitatorium, n. ein
obrigfeitlihes Mahnſchreiben.
Eye-bares,pl.engl.Augenftäbe(beieifernen Brüden).
Eyhrer, m. ein holländijches Heringsſchiff.
Ezan, m. arab. der Ruf der Mufelmannen zum Ge—
bet, vgl. Muezzin.
Ezechiẽl, m. hebr. (jecheskel, gr. Iezekiel; vgl. He—
Pet) männl. Name: der durch Gott Starte.
{
264 F
Facenda
F.
Abkürzungen: f. für fac, mache, od. fat, ſ. d, od. |
j. Rlius, Sohn; Tonk. — forte, oder — fa, der
vierte Ton vom Grundton c; auf der GStellicheibe
engliicher Uhren = faster, gefchwinder; F. in ther-
mometriichen Beobachtungen—Fahrenheit; F. bei
den Römern ein Zahlzeihen — 40, F »der F—
40 000; F. f. Fugitivus, Flüchtling, wurde auch
entflohenen u. wieder aufgefundenen Sklaven auf
die Stirn gebrannt; F. engl. = Fellow, Genoffe;
-F. F. F. F. als Symbol der Turner, deutich: friſch,
frommı, froh, frei; franz.; france, frais, fier fort;
engl. frank, fresh, frisk, free; it.: franco, fresco,
tiero, forte; fpan.: franco, fresco, firme, fuerte;
port.: franco, fresco, fero, forte; ſchwed.: frisk,
from, freidij, fri; F. G. 8. = Fellow (of the,
Geological Society; P. H. S.—=F. (of the)
Horticultural S.; F. L. S. — F. (of the) Lin-
nean S., F. R. S. —P. (of the) Royal 8.5 F.
R.S.E.—=F. (ofthe) RoyalS. (at) Edinburgh;
F.R.S.L.&E.=F, (of the) Royal S. (at)
London & Edingburgh; F. S. A. =F. (ofthe)
S. (of) Antiquarians; F. W.S.—=F. (of the)
Wernerian S., j. ſämtlich unter Fellow; F. —
Futurum; F. F. oder Fr. Fr. = fratres, |.
unter frater; f. oder fec. — fecit; f. vder fem. =
femininum, weiblich; f. oder fol., auch fo. — fo-
lium, folio; P, ro. — folio recto, f. vo. — folio
verso, j. unter Folium; M. Abkirz. f. Pandek—
ten, j.d.; auch für fecerunt, fie Haben es gemacht;
u. für finissimo, ſehr fein, .d.; Tonf.—= fortissimo;
Fase.= Faſzikel, |. d.; Fehr. = Februar, 1. d.;
fl.—= Floren (}. d.), Gulden; Fl. vder Flav.—Fla-
vius, altrön. Name; f. J. a. = fiat lege artis,
f.s.2.=fiat secundum artem, F. M. = fiat
mixtura, j. unter fiat; fob., engl., Abkürzung für
free on board, d.h. frei an Bord (bei Warenfen-
jendungen); f. m. = folio meo, fol. = folio, ſ.
ein Fabler, verächtlich Fabelhans; Fabuli t, m.
nl. ein Fabel- oder Marchendichter; fabulds, (1
fabulösus), fabelhaft, märchenhäft, unwahrfchein—
lich; Fabliau, n. fr. ſpr. —Ijöh; prov. fablel) pl.
Fabliaur, franzöſiche märdenhafte Dichtungen
im Mittelalter; Fabliers, pl.((ſpr. ljeh) die Dich-
ter derſelben.
Faber, m. I. (faber, der Schmied) männl. Name.
fabrica, f. I. (Werkſtätte, Kunſt, Verfertigung, von
faber, ein Arbeiter in Holz und andern harten
Stoffen) von Kirchen und geiftlichen Stiftungen:
der Bau, Unterhalt, die Baupflicht, Baujorge; auch
die Untergalts-flafje einer Kirche 2c.; in fabriecam
scholae, zu Schulzwecken, d. i. zu Erhaltung der
Schulgebäude, zu Kehrergehalten 2c.; pro fabri-
ca, zu den Unterhaltungstojten; Fabrik, k. (fr.
fabrique) Werfjtatt oder Werfitätte, ein Gewerk,
eine Unternehmung, Anftalt, in welcher eine grö-
Bere Anzahl von Arbeitern einander in die Hände
arbeiten und bei. auch Maſchinen angewendet wer-
den, von weiterer Bedeutung als Manufaktur,
ſ. d; Tuchfabrik, Tuchweberei; Maſchinen—
fabrik, Maſchinenbauanſtalt; Glasfabrik, die
Glashütte; Zuckerfabrik, die Zuckerſiederei;
Fabrikengold, mit Kupfer verſetztes, oft jehr ge—
ringhaltiges Gold zu Schmuckwaren ꝛc.; auch eine
Art Blattgold zum Vergolden; Fabriköl, Baun-
öl; Fabrifpflanzen, Pflanzen, die in Fabriken
verarbeitet werden; fabrizieren, I. (fabricäri) ver-
fertigen, fertigen, zubereiten, hervorbringen, erzcu-
gen; Fabrikaͤnt, m. ein Inhaber, Bejiger einer
Fabrik; auch der Verfertiger, Herſteller, Erzeuger
jolher Gegenftände; Yabrifat, n. (fabricätum)
die verfertigte Ware, das Kunjterzeugnis; Fabri—
fation (I. fabricatio) od. Fabrikatür, £. nl. Ver⸗
fertigung, Herſtellung; Fabrikatiensmünzen,
holländiſche Handelsmünzen von Gold od. Silber,
für den Handel mit dent Auslande bejtimmt.
unter Folium; Fr. — $rater, fr. — franco, frei;
fr., fre., fres. — franc, francs; fz. = forzan-
do; fad. = fudit, d. i. gegoffen; chemifche Zei—
chen find F= Fluor; Fe = Ferrum, Eifen.
F. als Münzzeichen u. zwar auf älteren preußischen
Fabulant, u. |. S., |. unter Fabel.
Facçade, f. unter Face, auch: Faſſade.
Fackhino, m. it. (ſpr. fadino, v. I. fax, Gen. facis,
Tadel, uripr. ein Bündel Holz, vgl. Fagott: od. für
ündel, wie
M.; Magdeburg; auf öfterreichiichen: Hall in Ti-
rol; auf franzöſiſchen: Angers; im Deutjchen Reid):
Stuttgart.
faba, f. {. die Bohne; pl. fabaez fabae albae, in
der Pharmazie die weißen Samen der gemeinen
und Ziwergbohne; f. pichurim, Piyurimbohnen,
Mittel gegen Durchfall und Ruhr; fabarli, pl.
Bohnenefjer, ehem. jcherzhafte Benennung der
Sänger, weil fie viel Bohnen zu efjen pflegten, um
ihre Stimme rein zu erhalten.
Fabel, f. I. (fabüla, von fäari, fprechen, jagen) eine
erdichtete Erzählung; bef. die äſopiſche oder Tier-
Gabel, eine Art finnbildlicher Lehrdichtungen, be-
jtehend in der Erzählung einer erdichteten finn-
lihen Handlung, welche Tieren u. anderen Dingen
beigelegt wird, um dadurch fittliche Wahrheiten an-
ſchaulich zu machen; eine Erdichtung, ein Märchen;
Lüge; die Fabel eines Schaufpiels, d. i. der ge-
ihichtliche Stoff desselben; Fabel-Epopöe, f. ein
Zier-Heldengedicht, fcherzhaftes Heldengedicht, def-
fen handelnde Berjonen Tiere find; Fabellehre,
1. Mythologie; fabulieren, (L. fabuläri, ſchwat—
faschino, v. I. fascis, fascina, Bund, Bünd
ml. fachinatio f.fascinatio, vgl. Facquin) ein Laſt⸗
träger; Badträger.
Face, £. fr. (fpr. fah's; it. faccia, v. [. facies) das
Angeficht, die Vorderſeite, Außenſeite; die Ober-
fläche, Zustand, Befchaffenheit, Lage, Gejtalt der
Dinge; Kartenspiel: der Umſchlag, Auffchlag;
Kripr. die Geſichtslinie eines Bollwerks; das Stirn-
blatt; auch ſcharfe Ecke, Abſchrägung od. Leifte bei
Holzarbeiten; Face machen, Kripr. die Stirn bie-
ten, ftandhalten, fich gegenüber ftellen; en face
(pr. ang—), von vorn, Vollanficht, Vorderauficht,
„im Bollgeficht” (Goethe), entg. en profil; facen
(pr. fähen) oder faſen, abjchrägen, abfanten; Fa—
ade, f. (pr. faſſähde) vd. Faſſade, der Vorderteil,
die Außen-, Borderfeite, Stivnjeite eines Gebäudes,
Hauptanficht, Vorder-, Hinter», Seitenanſicht; Fa—
cette, £. (ipr. faſſett') die Kante, Schleifleilte, ge-
ſchliffene Rautenfläche oder Seitenfläche an Öläfern
und Edeljteinen; facettieren (fr. facetter), viel-
feitig, vielecig fchneiden oder jchleifen, mit Schleif>
fanten verjehen.
zen, erzählen) fabeln, erdichten: Fabulänt, m. nl. | Facenda, |. Fazenda.
Facette
Facette, ſ. unter Face; Fachine, ſ. Faſchine.
fachieren, fr. (facher: jpr. fcihſch —; prov. fastigar,
ſpan. fastidiar, v. l. fastidium, Widerwille) erzür⸗
neu; Facherie, k. (ſpr. fahſcherih) Verdruß, Arger—
nis: facheux (ſpr. fahſchöhs), verdrießlich, ärger—
lich, beſchwerlich.
facinus, n.!. (von facere, tun) große, anßerordent—
liche Tat, Schandtat 2c.; pl. facinöra, Rſpr.
Schandtaten; facinorös (Il. facinorösus), verbre-
cheriſch, ruchlos, Lajterhaft.
facio nt des od. facio ut facias, I. Rſpr. ich tue,
damit dir gebeit, oder ich tue, damit dir tuft, eine
weniger bejtimmte u. verbindende Kontrakts-Form
des rom. Rechts; Fazit, n. (l. facit, eig. es macht)
die Summe, die gejuchte und gefundene Zahl, der
Betrag; das Ergebnis.
Facçon, f. fr. (pr. faßöng; 1. factio, it. fazione) od.
Faſſon, die Arbeit, Faſſung einer künſtlich verfer-
tigten Sache, Kunſtgeſtalt; auch Arbeitslohn, Ma-
cerlohn; das Ausjehen, der Zufchnitt, die Gejtalt
oder Form einer Arbeit 2c.; daher überh. das
äußere Anfehen; Art und Weije, Benehmen, Be-
tragen, Anftand; Sittenfeinheit, Xebensart; pl.
Facons, Umstände, Umfchweife, Weitläufigfeiten;
Sierereien; facon de parler (jpr. — parleh),
Redensart, die nicht genau zu nehmen it, leere
Worte; sans facon (pr. Bang faßsng), ohne Um-
ſtände; einSansfacon, ein dummdreiſter Menſch,
Grobian; Façoneiſen, Faſſoneiſen, Formeiſen;
Façonnudeln, Faſſonnudeln, Formnudeln;
façonnieren (fr. faconner), formen, bilden, ge—
italten; die gehörige Berzierung geben; fagon-
nierte Zeuge; gemodelte, geinuiterte, geblümte
Zeuge; Faconnerie, f. das Modeln oder Blümen
der Zeuge; Façonneur, m. (ſpr. faßonöhr) ein
Bildner, Geſchmacks-Künſtler; Façonnier, m.
(pr. — njeh) ein Umjtändemader.
Fadda, ägypt. Silberminze — d. türk. Para oder
Akticheh (j. d.) = "so Piaſter.
iade, fr. (v. l. fatüus mit Ausfall des u) unſchmack—
haft, geſchmacklos, abgeſchmackt, matt, Schal, läp-
pilch, albern; Fadeur, f. (ſpr. —döhr) Geſchmack⸗
loſigkeit, abgeſchmacktes Weſen, Schalheit; Fadaiſe,
f. (ſpr. —dähl’) die Fadheit, Albernheit, Abge—
ſchmacktheit.
ſaeces od. feces, pl. l. (vom sing. faex, fex) Hefen,
Bodenſatz, Niederſchlag; auch der Darmkot, Aus—
wurf; faecũla, f. Scheidek. Satzmehl, Kraftmehl
(j. v. w. Amylon); fatal, nl. den Auswurf be—
treffend, Kot enthaltend; fäkulent (faeculentus),
hefig, trübe; Fäkulenz, f. (faeculentia), die Un—
terhefe, der Bodenjaß, das Trübe, Schlammige,
Unreine.
Faͤgara, f. (von dem arab. faghirah, Name einer
ürzpflanze) Leichtholz, ein ausländijches Pflan—
zengejchlecht, defjen eine Art, die Flügelfagara
in Südamerika wegen ihres eifenharten Holzes aud)
Stahlbaum heikt.
Fagin, n. nl. (v. l. fagus, f. die Buche) Scheidek. ein
aus den Buchnüfjen gegogener bitterer Bflanzen-
itoff; Fagophrum, n. l.-gr. der Buchweizen.
Sagott,.n. fr. (it. fagötto; prov. fagot 1. Neis-
bundel, Bellenholz; 2. ein hölzernes Blaſe-Inſtru—
ment von vollem, tiefem Ton, auch) Baſſon, j.d.;
Fagotaille, f. fr. (pr. —taj’) die Einfafjung eines
Dammes mit Reisbündeln; Fagottino, n. it. ein
dem Fagott ähnliches kleineres Tongerät von
höherem Ton, aud) Tenor-Fagott; Fagottiſt,
m, (it. fagottista) ein Fagottbläjer.
faible, fr. (ipr. fäb'l; it. fievole, v. I. flebilis, kläg—
Fakta 265
lich) ſchwach; als Subſt. n. die Schwachheit, Schwäche
gegen, oder Neigung fiir etwas; faiblieren, fr.
(faiblir) ſchwach, ohnmächtig werden; abnehmen,
nachlafjen; Faiblage, f. v. n. (jpr. fäblähſch) eig.
Schwächung; Leichtprägung von Münzen; Fai—
Hlefie, f. (br füi—) die Schwäche, Schwadhheit,
Schwädlichfeit; Ohnmadt.
Zoience, |. Fayence. ... |
Faille, f. fr. (faille, ſpr. faj’) ein Schwerer Seiden-
jtoff, den die Flamänderinnen als Schleier oder
Schärpen um Kopf und Schultern tragen.
faillieren, Faillite 2c., |. fallieren. _
Faindant, m. fr. (pr. fänedng; von faire, tun, u.
neant, it. niente, nicht, von l. ne, nicht, u. ens,
entis, Wejen, Ding) ein Nichtstuer, Müpiggänger;
faindantieren (fr. fain&anter), faufenzen; Fai—
neantise, £. (pr. fäneangtihſ') der Müßiggang.
fair, engl. (jpr. fähr), fein, ſchön, nett, tadellos,
anständig, ehrlich; dev Markt, die Mefie; fair play
(ipr. pleb), ehrliches Spiel, 3. B. bei Wetten, Ha—
zard, Wettrennen uſw.; es iſt etwas unfair oder
nicht fair, d. h. nicht tadellos in der Art und
Weije der Behandlung einer Sache, nicht den üb—
lichen Formen entjprechend.
fair average, f. engl. (jpr. —äweredſch, Durch—
Schnitt, Mittelware), feine, gute Mittelware (bei
Kafaojorten ujiv.). LICH
Fairy, f., pl. Fairies, engl. (ipr. fähri, fähris; d.
altfr. faerie, Zauberei, von faer, zaubert, v. fae,
Tee, ſ. d.) die Fee.
faiſable, fr. (ſpr. fäjabel; von faire, tun, machen)
tunlic), ratſam; Faiſancen, pl. (pr. fäſängßen)
Reiftungen, Obliegenheiten, be. eines Bachters
außer dem Pachtgelde; Faiſeur, m. (ſpr. fäſöhr)
eig. ein Macher, Anſtifter; auch politiſch: Unruh—
jtifter; der Werfmeijter oder tätige Ausführer
(Agent) von Plänen im Staatsleben, in diplo—
matifchen Verhältniſſen ze. (z. B. die Faiſeurs
eines Ministers, die feine Pläne ausführenze.);Uin-
ternehmer von Altienvereinen; faiseur d’esprit
(jpr. — desprih) ein Witzmacher, Wibling; Fai—
ſeuſe, k. fr. (ſpr. fäſöhſ') eine kluge Leiterin ge—
heimer Unternehmungen ze.
Faiſanderie, f. fr. (ſpr. fälangderih) ſ. dv. w. Fa—
ſanerie.
Faiſſerie, £. fr. (ſpr. fäli—; v. faisse, l. u. it. fascia,
Binde, Band) durchbrochene Flecht- oder Korb—
mac)erarbeit.
fait, m. od. n. (fpr. fäh) fr. (von faire, tun) = lat.
Fäktum: Tat, Tatjache; fait accompli (fpr. fät
adongpli), eine vollendete Tat od. Tatjache; Fait
von etwas machen, Gebrauch oder Anwendung
von etwas machen, ſich mit etwas bejchäftigen oder
fleißigabgeben; etwas treiben; auch fich damit mich»
tig machen, ein Anſehen geben; au fait (jpr. o fäh),
eig. bei der Sache oder Tat, dem wirklichen Sach—
verhalt; daher au fait (von etwas) fein, unter-
richtet oder eingeweiht jein, eine Sache fennen oder
veritehen, Beſcheid wiſſen; einen au fait (von et»
was) Jetzen, ihn darüber aufklären.
fäfät, ſ. wuter faeces.
Fakir, m., pl. —s, arab. (fakir) eig. ein Armer:
mohannmedanifche Bettelmönce(Derivische) ;in In—
dien: büßende Einfiedler 2c.
Fakſimile, n. I. (fac simile, d. i. mache ähnlich!)
eine handfchriftlich oder durd) Kupferjtich, Stein-
druck 20. genau nachgebildete Handjchrift, Hand-
ſchrift⸗-Abdruck,Nachbildung; fafjimilieren,barb.-
lat. eine Handjchrift 2c. nadybilden. 1
Sata, |. Faktüm; Faktage, f., v. n. fr. (pr.
266 Faltion
—ahfch’)dieBeförderungsgebühren;dießerpadung;
Faltage-Cinrichtung, Poitd. Paketbeitellung,
Bafetbeitell-Einrihtung; $.: Fahrt, Paketbeſtell⸗
fahrt; F.-Wagen, Baletbeitellmagen; jaktice, fr.
(ipr. faktihß; I. facticius, von facere, machen) nach—
gemacht, erfünjtelt; zumeilen auch angedichtet.
Faktion, f. I. (factio, das Machen, die Verbindung,
v. facere, machen, e3 mit jemand halten) eine Bar-
tei; der Anhang, eine aufrühreriiche Rotte, Meute;
Faktionär oder Faktioniſt, m. nl. ein Bartei-
gänger, Barteigenofie; Aufwiegler, Meuterer; Fak⸗
tionnatre, m. fr. ({pr. —nähr) Kripr. die Schild-
wache; faftids (l. factiösus, fr. factieux), aufrüh-
reriſch, aufwiegleriſch, meuteriſch; Faltioſität, f.die
aufwiegleriſche Geſinnung; der Parteigeiſt.
faltiſch, ſ. unter Faktum; faltitiv, nl. bewirtend,
in a jegend; faftitive Verba vd. Falti-
tive, pl. Sprachl. Bewirkungswörter, abgeleitete
Beitwörter, welche eine Tätigkeit bezeichnen, durch
welche das Objekt in die durd) daS Stamm⸗Zeit—
wort bezeichnete Tätigkeit verfegt wird, z. B. trän-
fen, jäugen 2c.; $dltor, m. L., pl. Faltören (eig.
wer etwas tut, cin Macher) Rechent. Bervielfälti-
gung od, Mehrer, Zahlen, mit denen multipliziert
wird; auch überhaupt: wirkſame Beitandteile oder |
Kräfte, durch deren Zuſammenwirken ein ®anzes
als Vroduft entiteht; Erfordernis, Umjtand, Ge-
ſichtspunkt, das Beſtimmende, Mitwirkende; ferner
(gew. Faktör gejpr., pl. Faktöͤre) ein Aufjeher
einer Handlung oder Werkanſtalt (bef. einer Buch—
druckerei); Werfmeilter, Vorjteher, Gejhäftsführer;
Faktorei, f. nl. (engl. factory) deſſen Amt u. Woh—
nung; auch Waren-Niederlage; eine Handlungs-
niederlajjung in anderen Weltteilen; Faltorei=
handlung, eine Kommiſſions⸗ od. Auftragshand-
lung; faftorieren, mit einer fremden Fattorei
Geichäfte machen.
Faktötum oder fac-totum, n. ni. eig. mad)’ alles,
ein Menſch, der alles in allem iſt, ein Allmader
oder Aülbejorger; die rechte Hand in häuslichen
oder öffentlichen Geſchäften; bef. ein Geſchäftsan—
geftellter, der alles bejorgt.
Faktum, n., pl. Fakta, I. (v. facere, tum) die Tat,
Tatſache, Handlung, das Ereignis; facto, durd)
die Tat, tätlich; de facto, in der Tat, tatſächlich;
aus eigner Gewalt, eigenmächtig, jogleich oder ſo⸗
fort, ohne weitere Umſtände, ohne Anfrage; de
facto et absque jure, eigenmächtig und tvider-
rchtlih; in facto, in der Tat, wirklich; species
facti, j. Species; faltiſch, tätlich, tatjächlich,
wirklich; auf Tatjachen gegründet, durch Tatjacher
erwieſen, ausgemacht.
Faltür, f.1. (factüra, das Machen, dieBerfertigung,
it. fattüra) das Warenverzeichnis nebſt Berechnung
der Preife, die Warenrehnung, eng
das Faltüren= oder Faktũrbuch, das Berech—
nungsbud; Fakturier, m. fr. (ipr. faktürjeh) der-
jenige Handlungsgehilfe, der diejes Buch führt;
faftnrieren, ul. ber verkaufte oder eingekaufte
Baren umjtändlige Rechnung ablegen.
fatulent 2c., . unter faeces.
Fakultät, f. I. (facültas, zgez. aus facilitas, Leich—
tigkeit im Tun) die natürliche Kraft, Gabe, Na—
turgabe, Fähigkeit, Schulfach: Lehrbefähigung;
Heilf. die Kraft, die den Berrichtungen im lebenden
Körper vorſteht; Vollmacht, Befugnis; auf Hohen
Schulen: eine Zunft, Gelehrten-Zunft od. -Bant,
die ſämtlichen zu einer der vier Hauptwifjenfchaften
ehörigen Profefjoren; Fakultäts-Aſſeffor, m.
Beifiger einer Zafultät, bej. der juriſtiſchen; F.
Falding, n. engl. (
Falkaune
Erkenntnis, Rſpr. ein nicht von einem Gerichts
hofe geiprodhenes, londern von einer Juriſten
Fakultät eingeholtes Urteil; F.-Gelehrter, ein
Zunftgelehrter, der eine Fakultäts-Wiſſenſchaft
verfteht und lehrt; fakultatib, nl. (fr. facultatif)
zu einem Amt, Geihäft ıc. Befugnis gebend, be-
jähigend,ermächtigend; deveigenen Wahl od. Beftim-
mung überlajjen, freigeitellt, wahlfrei, z. B. manche
Lehrgegenſtände an gewiſſen Schulen; Fakulta—
tivzug, Bedarfszug (auf der Bahn); fatuitative
Zivilehe, die den Staatsbürgern freiſtellt, die
kirchliche, oder die bürgerliche Trauung zu ſuchen,
entg. der obligatoriſchen; Fakultiſt, m. ein Dir-
glied einer Fakultät, Zunftgenosie, Innungsgelehr—
ter; facultas docendi, das von eilter Beihungs-
kommiſſion an einer Univerjität erteilte Zeugnis,
welches dem Geprüften Die Fähigkeit zufpricht,
an einer höhern Schule in einem wiffenfchaftlidhen
Unterrichtsfache zu unterrichten (3. B. im Latei-
nijchen, Griechischen, Franzöſiſchen, Deutschen uſw.;
gew. abgefürzt: er hat die Fakultas im Sat,
Griech., Franz, Deutich uſw. für mittlere, obere,
für alle Klaſſen), die Lehrbefugnis.
Fakundität, f. I. (facunditas) Beredſamkeit, Ned-
nergabe; Fakündus, m. u. Fakünda, f. männl.
u. weibl. Name: der, die Beredte.
Falak od. r. Faläkah, türk. (von dem arab. falak,
filäk, Spalte) ein geſpaltenes oder löcheriges Holz
nit einem Strid, mit welchem die Füße desjenigen
fejtgejchnürt werden, weicher die Baſtonnade eutp-
fangen foll; auch = Baſtonnade.
Yalärica, vd. —fa, ſ. Ehalarika.
Falbei cd. Falbäla, k. ir. ein Faltenſaum, Zalten-
beja an Frauenkleidern.
faleidia quarta, £. l. Ripr. der vierte Teil einer
Erbichaft, welchen der Erbe von den durch ihn ab-
zugebenden Vermächtniſſen jeines Erblaſſers vor-
weg behalten kann (nad) dem Geſetzvorſchlag Des
rom. Volkstribunen Faleidius im J. 41v. Chr.);
im Mittelalter bald für den Pflichtteil in der Erb—
ſchaft, bald ſogar für jedes Viertel {ohne Bezug auf
Erbſchaft) genommen.
Falcifẽri, pl. l. (v. falx, faleis, Sichel, u. fero, ich
trage) Sichelträger; faleiförm, ni. (fr. faleiforme)
ſichelförmig, ausgebogen.
Salcunets, pl. neapolitaniiche Staaispapiere (Zer-
tififate), nad) dem Bankier Salconet in Reapel
(geit. 1857) benannt.
Faldage, n. engl. (fohldehdſch; m!. faldagium, von
dem angelj. fald, fold, Hürde) das Triftredt, Hür- .
denrecht, der Hürdenſchlag in England; Faldfee,
n. (pr. —fih) Triftgeld.
pr. fohlding) ein grobes Tud).
aldiitorissin, n. nl. (it. faldistorio, alifr. fan-
destueil, neufr. fauteuil, vom althochd. faldstuo],
Faltſtuhl, Sejjelftühl, weil er zuſammengefaltet
werden fonute) der Biſchofs-Seſſel in der römiſchen
Kirche.
Falerner, m. ([. Falernum, sc. vinum) ein bei den
alten Römern berühmter Wein aus dem falerni-
ihen Gebiete in Kampanien.
Faltaͤde, f. fr. (vgl. jpan. falcado, ſichelförmig, ge—
frummt) Reit. Bewegung od. Sprung eines Pfer—
de3 mit ſtarker Biegung der Hinterfüge; falquie⸗
ren (fr. falquer) vder falfieren, cine Falkade
machen; Falkaria, f. I. Bot. Sicheldolde.
Faltaune, f. (mi. falcöna, v. l. falco, Falk, ehem.
Benennung eines 37,5 kg ſchießenden groben Ge⸗
— eine Feldichlange, ein ehem. grobes Ge—
chiiß, melch.3 2 bie 3 kg Eifen ſchoß; Fallonett,
Fallenierer
n. (altfr. und erigl. falconet, it. falconetto), auch
Falfe genannt, eine Kleine Falkaune oder Feld—
ſchlange, die 1 bis 1,5 kg ſchießt.
Faltenierer od. Faltenier, m. (ml. falconarius, it.
falconiere, fr. fauconnier; vd. l. falco, fr. faucon,
der Falk), auch Faleonarins, ein Falkenjäger,
Falkner; Falfonerie, f. die Faltenjagd, Falken—
beize od. Sogeliagd mit einen abgerichteten Falken.
Fallacia, £. J. (v. fallax, täufchend) der Betrug od.
Trug; aud) ein Trugſchluß, Scheinbeweis; falla-
eia optiea, f. Augentäufhung; fallaztds (falla-
ciosus) betrügeriſch, trügeriſch.
fallibel, ni. (vom I. falli, ſich täuſchen, irren) oder
illible, fr. (pr. fajibl) dem Irrtum unterworfen,
ehlbar, trüglich; Fallibilität, f. die Möglichkeit
zu irren; Trüglichkeit; mi fallor, l. wer ich nicht
irre.
fallieren, it. (fallire) od. faillieren (ſpr. fajieren),
fr. (faillir, eig. fehlen, ſchwach werden, v. l. fallöre,
hintergehen, entgehen, daher roman. mangeln) od.
fallit (it. fallito) ſein, zahlungsunfähig ſein, ſeine
Zahlungen einſtellen; Falliment (it. fallimento)
od. Falliffement, n. r. Faillite, f. fr. (pr. fajit’)
die Zahlungsunfähtgkeit, Zahlungseinſtellung, |.
v.w.Banferott; Zulit (it. fallito) od. Faillit,
m. ein Zahlungsunfähiger.
falguieren, j. unter Falkade.
ſjum, n., pl. Falſa, I. (v. fallere, täuſchen, be-
trügen) Betrug, Fälſchung; Falſi-Rechnung, An-
nahme⸗-Rechnung, ſ. v. iv. regula falsi, ſ. d.; falso
bordöne, it., od. fauxbourdon, fr. (pr. joh bur-
doͤng) Tonk. falſche Stütze od. Begleitung, z. B. in
Sexten-Akkorden, oder wo die verſchiedenen Stim-
men gleiche Noten haben, und der Baß nur eine
Oktave tiefer geht; Falſarius, mn. l. ein Betrüger,
Fälſcher; Yallett, n. (it. falsetto) Tonf. die faljche
Stimme, Kopfitimme oder Filtel; Falfettift, m.
ein Siftelfänger; Falſiloquium, n. I. die Falſch—
rednerei, Züge; Falſimonia, f.Betrügerei, Falſch—
heit; faljieren (it. falsare) oder faljifizieren, nl.
= Falſifikãt, n. nlat. etwas Gefälſchtes
(bei. ag: Münze 2c.); Falſation oder Faljifi=
fation, f. Fälſchung; Yaljififätor, m. ein Fäl-
ſcher, Betrü er; Falfitat, f. (jpätlat. falsitas) die
Salichheit, nwahrheit.
Fama, f. 1. (gr. phẽmẽ, v. phömi, id) ſage) die Sage,
das Gerücht, der Ruf; die Göttin der Gerüchte;
aud) wohl Berfünderin; salva famıa, mit VBorbe-
halt und ohne Nachteil des guten Rufs; famös
(lat. famösus) oder famũs (jr. fameux), berühmt,
berüchtigt, viel beiprochen; Famöſe, f., pl. —n,
eine Art Nelken, die nur auf den obern Teile des
Blumienblattes mit farbiger Zeichnung verjehen,
unten aber immer weiß ilt; famösus libellus,
m. lat. eine Schaud- oder Schmähſchrift; famösa
actio, f. eine ehrenrührige Stlage; famösum car-
men, n. ein Schmähgedicht; f. judiciumy n. ein
entehrendes oder Entehrungsurteil; Famoſität,
f. (jpätl. famositas) die Beriigmtheit; das Beriich-
tigtjein, der üble Ruf, die Berrufenheit; Famian,
m. und Famiane, f. Name: der, die Berühmte,
nnte.
Familie, f. [.(familia, urjpr. Dienerſchaft, von fa-
mülus, Diener, .d.; fr. famille) die Hausgenofjei-
ichaft; die Gejamtheit der unter einem Hausvater
ftehenden Verwandten; die Berwandtidaft, Sipp-
—* Geſchlecht, Haus, Stamm; die Herkuuft, Ab—
funft; en famille, fr. (jpr. ang familj’) in der Fa—
milie, im Familienkreiſe, mit den zum Hauſe ge-
hörigen Berfonen (3. B. fpeifen); Familien-Fi—
Fandango 267
deifommiß, ſ. Fideikommiß; Samiltenpaft,
m. ein Bertrag zwiſchen den Gliedern einer Fa—
milie (vgl. Patt); Familiär, m. (l. familiäris), pl.
Familiären, Hausfreunde, Vertraute; Hausdie-
ner, bei. in den Wohnungen der Hohen Geiſtlich—
feit in Spanien; auch Säfher, Diener des Glau—
bensgerichts, auch einer Univerſität zc. in Spanien;
familär (I. tamiliaris), al3 Adverb auch familia-
riter vd. fr. familierement (pr. famillär'mang),
vertraut, vertraulich; traulich, heimisch, auch zu—
dringlich, aufdringlid; Familiarität, f. (I. fami-
liaritas) die Vertraulichkeit, Traulichteit, der ver—
traute Umgang, die genaue Befanntichaft; ſich fa=
miliarifieren, fr. (se familiariser) ſich bekanut,
vertraut od. gentein machen; Familiſten, pl n!.
eine Religionspartei in England und Holland, die
jich zu einer familia caritatis (Liebesfamilie) ver-
einigte, um 1575 durd) Heinrich Niklas aus Mün—
fter geftiftet; family compact, m. engl. (prid:
fämmili esmpäcet) Berein altengltfcher Familien
in Kanada.
Famis, ın. fr. feidenes, mit Gold durchiwirktes Zeug.
Famıt, m., pl. Famnar, jchived.ein Faden, Klafter,
Lachter = 6 ſchwed. Fuß — 1,7814 m.
famos 2c., j. unter Fama.
Famülus, m. lat. ein Diener, Aufwärter, Gehilfe;
insbeſ. der Gehilfe eines Gelehrten, eines Brofej-
ſors auf Hochſchulen, ſ. v. w. Amanuenſis; auch
der Gehilfe eines Arztes; Famula, f. eine Diene—
rin, Aufwärterin; famulieren (1. famuläri), die—
nen, den Diener od. Gehilfen machen, aufwarten;
Famuldnt, m. (famülans) ein Dienender; Fa—
mulatũr, f. nl. die Hilf oder Dienitleiftung, das
Amt eines Famulus.
Fandl,m. fr. (arab. fanär, ml. fanarium, it. fanäle,
v. gr. phänös, Leuchte) eine Schiff3- od. Seeleuchte;
ein Leuchtturm; ein Feuerzeichen; Krſpr. die Lärnı-
ftange; Fanal-Wache, die Lirm-Wade; Fanär.
m. da3 Sriechenviertel, Quartier der Griechen in
Konjtantincpel (nad) dem dortigen Leuchtturm be—
nannt; neugr. fanäri); Fanarioͤten, pl. vorıehme
und meift reiche griechiſche Familien in Konjtanti-
nopel, welche von den bei der Eroberung Konſtau—
tinopels verjchonten edlen griechiichen Familien ab»
ſtammen.
Fanam, auch Fano, Fanon, Fanum, m. (portug.
fandaö) eine goldene und ſilberne Münze don ver—
ſchiedenem Wert in Oſtindien, vun etwa 0,24 ME.
anar 2c., ſ. unter Fanal.
Fanatiker, ın. (1. fanaticus, begeiſtert, von fanum,
Heiligtum) Schwärmer in Religionsſachen, Glau—
bensſchwärmer; fanätiſch, ſchwärmeriſch, glau—
bensſchwärmeriſch; Fanatismus, mm. nl. (fr. fa-
natisme) die Glaubensſchwärmerei, Glaubens- od.
Meinungswut; fanatifieren, ſchwärmen; ſchwär—
meriſch machen, zur Schwärmteret verführen.
Fauchon, £. fr. (pr. fangjchöng) Verkleinerungswort
von Franziska: Sränzchen als Mädchen-Nante;
Mod.: n. eine leichte Kopfbedeckung für Frauen.
Fancy, m engl. (fpr. fänßi; v. fr. fantaisie = Phan—
tajie) Einbildunggtraft; Einbildung, Laune, Ein-
fall 2c.; daher Fancy Artikel, Mode- oder Putz—
waren 2c.; Sancy Drei, m. Phantafie- Anzug,
nn Fancyfair (pr. —fähr), Mode-
waren-Markt; Ausſtellung u. Verkauf weiblicher
Arbeiten zu milden Zweden; Fauch-Rammgarn,
n. Bhantafieftoff fürHerrenanzüge; Fancynet, u.
(ipr. fänßinet) gemujterter Spigengrund.
Fanddngo,m. ein jpanifcher Bollstanz, im Ya Takt
mit Kajtagnetten getanzt.
268 Fandarole
Faſchine
Fandaröle oder Farandsole, f. fr. (farandole, ſpr. Fardel, n. (ital. fardello, fr. fardeau) ein Gebinde,
„farangdohl) provencalifcher Tanz im &g-Taft.
Fandga, f., auch Hanega und Fanga, f. ein frühe-
tes Getreidemaß in Spanien u Portugal, S ungef.
55,4 1; ferner ein früheres fpan. Feldmaß, aud)
Fauegada genannt, = 04,238 a.
Fanfare, f. fr. (fpr. fangfahr’, gew. deutſch ausge—
l prochen; wahrſch. ein Schallwort) ein Trompeten»
ſtück, luſtiges Jagdſtück; der Trompetentuſch zum
Einhauen der Reiterei; auch Lärm, eitles Gepränge;
Fanfgron, m. (ſpr. fangfaröng)ein Prahler, Groͤß⸗
tuer; Fanfaronnäde od Fanfaronnerie,f.Prah-
lerei, Windbeutelei 2c.; fanfaronnteren, prahlen,
großtun.
Fanfrelüche (pr. fangfr'lüſch), auch Fanferlü
geſchrieben, f. fr. (altfr. fanfelue, . —
vom griech. pomphölyx, Waſſerblaſe) Flitterkram,
Schnurrpfeiferei; eine kleine böſe Fee in der franz.
Märchenliteratur des Mittelalters.
Fanga, f., ſ. Fanega.
Fango, m. it., Schlamm, beſonders heißer vul—
kaniſcher Schlamm; Fangobad, n. Schlammbad
(gegen Rheumatismus,.
Fanität, ſ. Fanum.
Faunh, f. weibl. Name, engliſche Abkürzung von
Fano, Fanon, ſ. Fanam. [Branzisfa.
Fanon, m. fr. (pr. fansng; eig. Lappen, Binde, v.
althochd. fano, got. fana, ein Stück Tuch) ein Teil
der päpfilichen Kleidung; Heilk. die Strohfade,
_Deinlade, eine Art Beinjchiene bei Beinbrüchen.
Faut, m. (it. fante, Knabe, Burſche, Bube, verk.aus
infante)ein junger, bej.läppifcher, windiger Menſch,
Laffe; daher das Fäntchen.
Fautaſie, f. it. (fantasia; fr. fantaisie, vgl. Phan—
taſie) Tonk. ein freies Tonſpiel nach Luſt u. Laune;
Tantafieren, aus dem Stegreif, nad) eigener Er-
indung u. Empfindungpielen; Fantaſt, ſ.Phan—
tait; Fantom, |. Phantom.
Fantoccini, pl. (pr. cc = tid)) it. (von fantoccio,
Buppe) ein tragbares Buppen-Theater, Buppen-
jpiel; Fantoches, pl., f. fr. (pr. fangtöjch), Draht-
puppen, die durch Fäden gezogen menjchliche Be-
wegungen nahahmen.
Fanum, n. I. (eig. ein durch Worte zum Heiligtum
geweihter Ort, von färi, jprechen) ein der ottheit
geweihter Raum, Tempel; j. au Fanam; Fa—
_nität, f. die Einweihung.
Faquin, ın. fr. (pr. fafäng; von it. facchino, Laft-
träger, |. d.) ein hölzerner Mann, nach welchem
man in Reitbahnen mit der Lanze ſtößt; ein nichts⸗
witrdiger Kerl; ein einfältiger Geck; Faquinerien,
pl. (ipr. ——) Schurkenſtreiche; Faquinismus.
m. die Schurferei.
Fara, m. (aus den Sprachen des Orinoko; fr. faras,
m. od. farasse, f.) das jüdamerif. Beuteltier.
Faradayismus, Faradaismus oder Yaradis-
mus, m. Die von dem engl. Chemifer und Phyſiker
Faradah (jprich: färädeh) 1831 entdeckte Induk—
tions-Elektrizität (j. d.); Faradiſation, f. die An-
wendung derjelben zu ärztlichen Zwecken; faradi—
the Ströme, Indüktionsſtröme.
Farandole, j. Faudgröle.
Farce, f. fr. ſſpr. farß'; vom lat. farcire, ſtopfen)
1. das Füllſel, Hein gehadtes, mit Semmel, Ge—
würz 2c. vermengtes Fleiſch zur Füllung; 2. eig.
ein Meng⸗ oder Miſchftück; luſtiges vid eine
Poſſe; lächerlicher Streich; Farceur, m. (ſprich:
farßoöhr) ein Poſſenreißer; farcieren (pr. —Bi—),
füllen, mit Füllſel ſtopfen; farciert, gefüllt, ge—
ſtopft; Farcebraten, Wiegebraten.
Bündel, Bad; auch ein veraltetes Tuchmaß.
fardieren, fr. (karder, von fard, Schminke, v. alt—
hochd. farwjan, färben) ſchminken, aufſtutzen; ver—
hehlen, verſtellen.
Farenteit, ſ. Gordius.
Farewell, engliſch (ſpr. fährwell, Lebewohl, Fahr
wohl! Abſchiedsgruß; Farewell-dinner, n. engl
Abjchiedsefien.
farfärae folia, pl. (nl. farfära) in dev Pharmazie
die Blätter des Huflattichs.
Farfarelle, f. (v. it. farfalla, Schmetterfing) Heiner
Schmetterling (bei Goethe).
Sargot, m. in Belgien: ein Frachtſtück von 1%, Ztr.
Faribölen, pl. fr. (sing. faribole) Märchen, Streiche,
Poſſen, Albernheiten.
farina, lat. (von far, Getreide, grobes Mehl) das
Mehl; farinds, lat. (farinösus) mehlig, mehlicht;
Mal. weißlich, matt; Farin-Zucker, gelber Mehi-
oder Sandzuder, Speijezuder; Yarinatem oder
Farinometer, n. Mehlprüfer. |
Farın, n. engl. (= ft. ferme) Pachtgut, Meierhof,
Meierei; Farmer, m. ein Pächter, Meier; in
Amerika ein kleiner Gutsbeſitzer.
farnéeſiſch, it. aus der Galerie der Billa Farneſe zu
Nom jtammend, 3.8. der farneſiſche Stier, der
f. Herkules 2c.,beriihmte Werke der Bildhauerkunſt.
far niente, ſ. dolce.
Faro, |. Pharaoſpiel.
farouche, fr. fipr. farüſch'; v. I. ferox) wild, ſcheu,
ſchüchtern, rauh, ftreng. -
Farrägo, f. 1. (v. far, j. farina) ein Gemengſel, Ge—
mild, buntes Allerlei; farrnginds, nl. verivor-
ren, gemiſcht.
Farſäng, m. (vgl. Parajange), auch Agatjch ge-
nannt, eine frühere türfifche Meile = 5001 m.
Farthing, mn. engl. (gleich. fourthing, Bierteilung,
der vierte Teil) die Hleinjte engl. Münze, 4, Penny
(1. d.); uneig. etwas Unbedentendes, Wertlofes.
Farthingale, m. engl. (ip. —gehl; aus dem fr.
vertugale) Neifroef der Bauermweiber in England.
Fartura, f. I. (von farcire, jtopfen), Ausfüllung,
Fülfel (beim Mauerwerd),
fas, n. |. (eig. der göttliche Ausſpruch, das göttliche
Recht, von Fari, jagen, entg. jus, menjchliches Recht)
Recht, Billigkeit, Befugnis; fas et nefas, Recht
und Unrecht, Erlaubtes und Unerlaubtes; per fas
“ nefas, mit Recht und Unrecht oder auf allerlei
egen.
Satan, m. (gr. phasiänös, I. phasiänus, von dein
Fluffe Phafis in Aſien; fr. faisan) ein hühner-
artiger Vogel, Gold- u. Silberfajan; Faſanerie,
f. ein Fafanengehege; Faſanſchweif, m. Schweif
eines geftußten (englifierten) Pferdes.
"dfces, pl. L. (v. sing. fascis, iiberh. Bund, Bün—
del) die Strafbiimdel, ein Bund Holzjtäbe mit her-
vorragendem Beil, als Zeichen der peinlichen Ge⸗
richtsbarkeit von den Liktoren oder Gerichtsdie—
nern den höhern Magiſtratsperſonen im alten Rom
vorgetragen.
Faſch = fascia, ſ. d.
Faſchine, f. (it. fascina, fr. fascine, von l. fascis,
Bindel) Reis- oder Strauchbündel, Welle, Holz-
bund, Strauchholz, beim Waflerbau, beim Bau
von Feldſchanzen 2c. —— auch bei Belage—
rungen, um den Graben vor der Feſtung auszu—
füllen, wenn die Belagerer Sturm laufen wollen;
Faſchinen-Meſſer, ein Wellenmefier, eine Hippe;
bejond. aber das Seitengewehr der Pioniere und
Artilleriiten.
Faſching
Faſching, m. oberd. (von Fas im oberd. Fas nacht
f. Faſt nacht) Faſtnacht, Karneval.
fascia, f. I. Binde, Band, ſchmales Tuch, Windel;
fascia invörsa, f. Heilf. umgefehrie Binde; f.
Jata, eig. die breite Binde; Heilk. Schenfelbinde,
eine jehnige Haut, welche die Musteln des Ober-
ſchenkels umgibt; f. stelläta, das Sternband;
pl. Faszien, wundärztliche Binden, Verbände;
fasztieren (lat. fasciäre), mit Binden umwickeln;
Fatziation, f. neulat. Heilk. die Einwicelung in
Dinden.
faseis, m. l. . o. Faſees; faseis major, m. ein
Ballen; faseis minor, ein Ries Bapier.
Faſel, m. u. f., fein Fremdwort (v. althochd. feselig,
fruchtbar) Same, Fortpflanzung; Zuchtitier; Fa—
felgeld, n. Bejchälgeld für einen Zuchtitier.
afele, Fafeole od. Faſole, ſ. Phaſeole.
aſhion, f. engl. (ſpr. fäſchen; von den fr. facon)
Tracht, Mode, Zebensart; Rang, Stand; faſhio—
nable (pr. fäſchöneb'l), nach dev Mode, fein, jtan-
desmäßig; ein Faſhionable, ein Mann von Le—
bensart, von Welt; Modenarr, Stuger; aud) Fa—
ſhionift.
Faſſade, |. Fagade; Faſſette, |. Facette; Faf⸗
ſion, ſ. unter fatieren; Faſſon, faſſonnieren,
faſſonniert oder faſſionniert, |. Façon ꝛc.
Faſtage, f. (ſpr. faſtähſch'; verderbt aus Fuſtage,
mit fehlerhafter Herleitung aus dem deutſchen Faß)
Kfſpr. Gefamtausdruck für Fäſſer, Kiſten und Wa-
rengefäße jeder Art.
Faſte, m. fr. (fpr. faſt'; von fat. fastus, Stolz) das
Gepränge, die Pracht, der Brunf; faſtnös (fr. fa-
stueux; lat. fastosus), prunfvoll, prunfliebend,
pruntfüchtig, hoffärtig; fastöso, fastosamente,
it. Tonk. prächtig, pruntvoll.
Faſti oder Fasten, pl. I. (eig. das Verzeichnis der
Serichtötage: dies fasti) Kalender, Feitfalender;
Sahrbücer; fasti majöres vder Capitolini, auf
dem Kapitol zu Rom aufgeftellte Marmortafeln,
auf welchen die Nanıen der Konjuln und anderer
obrigfeitlicher Perſonen, jowie die merkwürdigſten
Beitereignifjeeingegraben wurden; fastiminöres,
ein Feittalender der Bontifices.
faftidiss, lat. (fastidiösus) langweilig, läftig; ver-
Ihmähend; Faftidioſität, £. nl. die ſtolze Verach—
tung od. Verihmähung; faſtidieren ([. fastidire),
Efel empfinden und äußern, verädhtlich tum.
Fajtiginm, n. lat. der Giebel; faftigiert (1. fasti-
gatus) giebelförmig zugeſpitzt; Yaftigation, f. (fa-
stigatio) giebelförmige Zuſpitzung.
fastoso, faftuds, ſ. unter Saite.
Faizifel, m. latein. (fascicülus, Verkl. von fascis,
Bund, Bünde) ein Bündel, ein Bund, Heft; faſzi—
£ulieren, in Bündel heften, binden.
faizinieren, lat. (fascinäre), bezaubern, verblen-
ven; Falzination, f. Bezauberung, Berblendung.
Fat, ın. fr. (v. d. I. fatüus, unfhmadhaft, albern)
ein Laffe, Ged, läppiicher Menſch; als Beiwort:
eckenhaft, albern, läppiih; fatuieren, albern
Fein: Fatuität, f. (lat. fatuitas) Albernheit, Ab-
geſchmacktheit, Narrheit.
Sata, pl. von Fatum, ſ.d.
Sata, f. ml. u. it. = Bee, ].d.; Kata Morgina,
f. ital. Traum>-Bauberbilder, „Seegejicht” (Jean
‚ Paul), Luftipiegelung, Abipiegelung entfernter
Gegenden und Gegenjtände in der Luft, eine Yuft-
erſcheinung, die beſonders auf der Küſte der fizi-
lijchen Meerenge in den von der Sonne empor-
gezogenen Dünſten des Meeres bei heiterem, tvar-
mem und ftillem Wetter entjteht, und die der Aber-
‚anfilieren 269
glaube fiir das Werk der Sata oder Fee Mor—
gana hält. |
fatal 2c., ſ. unter Fatum. | —J
Fathom. n. engl. (jpr. fädhöm; angelſ. fädhem =
Faden) = Faden als Längenmaß, Kläafter, Lach—
ter = 2 Yards = 6 Foot = 1,828 m.
fatigieven, I. (fatigäre) oder fatignieren, fr. (fa-
tiguer) ermitden, abmatten, erichöpfen; Mal. (ein
Gemälde) verkünſteln, zu mühſam oder ängſtlich
bearbeiten; Kochk. (Salat) die Salatblätter ein
wenig welk machen durch Umwenden in der zube—
reiteten pikanten Salfe; fatigaͤnt, ermüdend, be—
ſchwerlich, abſpannend; langweilig; Fatigation,
f. fat. (katigatio) die Ermüdung, Ermattung, Ab—
ſpannung; Fatigue, f. fr(ſpr.fatigh') od. Fatige.
die Ermüduüng, Mattigkeit, Bejcywerlichteit, er—
müdende Anſtrengung; beſond. pl. Fatiguen vd-
Fatigen, Beſchwerden, Mühſalẽ ꝛc.
Faͤtiha, el, arab. (fätihat, eigentl. der Anfang, von
fataha, öffnen, eröffnen, anfangen) die erjte Sure
um Koran, das Hauptgebet der Mohammedaner.
Fatime, f. zufammengez. Fatme, arab. (fätimat,
v.fatama,entiwöhnen) die Kindentwöhnende; Name
von Mohammeds Tochter; daher Yatimiden, pl.
eine Reihe von Kalifen in Agypten, die jich von ihr
und ihrem Gemahl Ali herleiteten.
fatieren, I. (fateri) befennen, angeben; $atierung
u. Faſſion, f. mlat. das Bekenntnis, die Angabe,
bei. Bermögens- oder Einnahmen-Angabe.
fatifzieren, |. (fatiscere) zerlechzen, zerfallen, aus—
einanderfallen, veriittern.
fattüra, it. = Faktur.
Fatuität, |. Sat. |
Fatum, n. I. (eig. das von der Gottheit Gejagte, der
Sötterfpruch, von färi, jagen, ſprechen) das Scic-
jal, Verhängnis, Geſchick; plur. Fate, Schidjale,
Schidungen, Erlebniſſe; sie eunt fata hominum,
jo gehen die menjchlichen Schidfale; fatal (I. fa-
talis), durchs Schickſal verhängt, verhängnisvoll,
unheilbringend, unvermeidlich; traurig, unjelig;
umider oder unausſtehlich; miglich, unangenehm;
atäle,n., pl.Fatalta,Notfrift, Fallfriſt (in Öfter-
reih); Fatalismus, m. nl. die Berhängnislehre
oder die Lehre von unvermeidlichen Scidjale;
insbeſ. Theol. die Lehre von der unbedingten Vor—
herbeftimmung zur Seeligfeit oder Verdammnis,
vgl. Brädeitination; Sataltft,m. ein Anhänger
oder Freund diejer Lehre; fataliſtiſch, an ein Ver—
hängni3 oder unvermeidliches Schickſal glaubend,
3.8. Weltanfiht; Fatalität, f. (ſpätl. fatalitas)
das Verhängnis, unvermeidliche Schickſal, Unglück,
Mißgeſchick, Schikung; ein unglüdliher Zufall.
Faublas, m. (ſpr. fohblas, nicht —blah) der Held
eines zu Ende des vorigen Jahrhunderts berühm—
ten leichtfertigen und ſchlüpfrigen franzöſiſchen Ro-
man („les amours de Faublas‘) von Louvet, dent
befannten Girondiiten.
Faubourg, m. fr. (fpr. fohbuhr; altfr. forbourg,
forsbourg, Augenjtadt, von I. foris, draußen und
bourg, leden, nılat. burgus) Vorſtadt; bei. die
Pariſer Borftadt St. Germain, auf dem linken
Ufer der Seine (Faubourg St. Germain), und die
nad ihr ſich nennende alte Ariftofratie, deren
Hauptliß fie iſt.
Fanconnier, m. fr. (fpr. fofonnjeh) ſ. v. w. Fal-
fenier (j. d.), Salfner; Fauconnerie, f. ſ. v. ww.
Valfonerie.
fanfilteren (ſpr. foh —) fr. (faufiler, verloren Heften,
v. faux, falich, u. filer, fädeln, eig. eine faljche od.
verlorene Naht machen, obenhin zufammenheften)
270 Faulde
anreihen, Bekanntſchaften machen, Verbindungen
eingehen.
Fauide, m. fr. (ipr. fohld') eine Meilerſtätte.
Faun, m., pl. —e u. —en, I. (Faunus, pl. Fauni)
röm. Sabell. Feld- oder Waldgötter, mit Hörnern,
Bocksfüßen und Schwanz, als niedrigsfinnliche, lü—
ſterne Wefen vorgeftellt; daher aud) ein finnlicher,
unzüchtiger Mann; ein nachitellender Lüſtling; vgl.
Satyr; Fauna, f. lat. die in einem befonderen
Zeile der Erde einheimiſche Tierwvelt, ſowie deren
Befhreibung oder Verzeichnis; faunesk od. fau—
nisch, grob ſinnlich, unzüchtig; Fauniſt, m. ein
Tierfenner oder Tierfundiger.
Faufjaire, m. fr. (ipr. fohähr'; —=1. falsarius) ein
Schrift⸗, Urkundenfälicher.
Fauffe-Alaͤrme, f. ft. (pr. fohß —; v. faux, fausse,
falſch) Krk. ein blinder Lärm; F.-Attacke, f. (ipr.
foh’attaf) ein Scheinangriff; F.-Graie, f. (ipr.
— bräh') der Untertwall, Borgrund eines Schloſſes,
F.⸗Clef. k. (ipr.— Elch) der Dietrich, Nachſchlüſſel;
F.-⸗Couche, f. (ſpr. —hufch’) eine Fehlgeburt, zu
frühe Niederkunft, ein Umschlag; F.-Fensetre, f.
ein Blindfenfier; F.-Page, f. (pr. —pahſch' der
Schmutztitel; F.⸗Porte, f. fr. (ſpr. —poͤrt') blinde
Tür; Ausfalltor; F.-Quene, k. (ſpr. — öh') ein
Fehlſtoß beim Billard.
Fauſſet, m. fr. (pr. fohßeh = Falſett.
Fauffeté. f. fr. (faussete, jpr. foſſ'teh) Falſchheit.
fauſſieren (ipr. fohß —) fr. (fausser; von faux, ſ. d.)
verbiegen, krümmen, z. B. eine Klinge; verdrehen,
z. B. einen Schlüſſel; aus der Richtung oder der
geraden Linie kommen.
Fauft und Yauftin, m. lat. (oon faustus, glücklich)
männl. Name: der Glückliche; Sanftine, f. weibl.
Kame: die Glückliche.
Faute, £. fr. (fpr. foht’; altfr. faulte, it. falta, v. I.
faliere, fehlen, mangeln) Schler, Mangel, Ver-
ichen; Yehltritt; faute de mieux (jpr. —ınjöh),
in Ermangelung eines Beileren; Yant-Fradt,f.
fradtſch, im Handelsrecht die Wahnfracht, Dt
mangelnde Seefracht, die von dem Berjender nicht
zeitig genug an Bord gekhaftt worden, und Die dem
Schiffer * zu zahlende Vergütung.
Fauteuil, m. fr. (fpr. fotöj; v. althochd. faldstuol,
Sefielftuhl; vgl. Fabiftorium) ein Armſtuhl, Ch |
renſtuhl; in Frankreich insbeſ. ein Sit oder eine
Stelle in der Akademie.
Faut-Fracht, !. unter Faute.
Fautor, m. lat. (von favere, gönnen) ein Gönner,
Begünftiger, Beſchützer, Beförderer; fautor de-
lieti, der Begünftiger oder Beförderer eines Ver—
brechens.
Faut-Zius, m. Rſpr. am Rhein für Vogt-Zins,
Abgabe von Grund und Boden, aus dem früheren
Lehnsverhältniſſe ſtammend.
fanx, fausse, fr. pr.foh, fohß'; von dem !. falsus)
falſch, unecht; Faur-Argent (ſpr. fohſarſchäng),
Katzenſilber; F-Bourdon, ſ. falso bordone; F.⸗
Brillant, ın. (ipr. —brijang) ein unechter oder
Schein - Edelftein; überh. faliher Glanz, Flitter-
glanz; $.=:&ol, m. (pr. -—Eoll), ein Hemdfragen
zum Anfnöpfen; $.=-&oup, m. (jpr. — füh) ein
SeHlftoh, Sehlfhlag; = Fen,n. (ipt.-—189) Blik-
feuer, nächtliches Feuer von Schiffen; F.⸗Frais,
pl. fipr. —fräh) Kleine Unkoſten, Nebenkoſten; F.⸗
Frere, m. (fpr.—fräh) falfcher Bruder, Verräter;
F.-Fühant, m. (pr. —füljang) Schlupfiweg, Ne- |.
benweg, Ausfludht, Ausrede; F.⸗Jour, m. (jpr.
— chuhr) falſches Licht, unrichtige HR von
Semälden; F.⸗Pas, m. (fpr. —pdh) ein Fehltritt,
fazeffieren
Verſehen; $..Semblant, m. (fpr. —Hangbläng)
Täufchung, falſcher Schein; blauer Duntt; ge
Titre, m. ſpr. —tit’r) Schmußtitel.
favete lingüis, I. (von favere, getvogen fein) feid
günstig mit den Zungen, Zuruf des römiſchen
Prieſters bei dem Beginne deg Opfers an die um-
gebende Menge (gr. euphemeäite), d. h. fördert das
Opfer durch andächtige Stille und Vermeidung
jedes ftörenden oder unheiligen Wortes.
Favonius, m. !. (von fovere, wärmen) der Abend-
‚wind, Weſtwind, ſ. v. w. Zephir. ag
Favor, m. 1. (von favöre, günitig fein), Favenr, f.
fr. (pr. fawöhr) Sunft, Gewogenheit, Begünſtigung,
Schutz, Wohlwollen; in favörem, Rſpr. zugun-
ſten, zum beiten; A la faveur, unter Begünſtigung,
unter dem Schutze; em favenr (ſpr. ang—), zu-
— zum beſten, beliebt, begehrt (von Waren,
echjeln und Staatäpapieren); par favenr, aus
Gunſt od. Gefälligkeit; Fabeurs od. Faveurchen.
pl. eine Art ſchmalerSeidenbander; Faveur⸗Tage.
Nachſichtstage, Wechſelfriſt, ſ. Reſpekt-Tage;
favorãbel, I. (favorabilis) günftig, geneigt, vor-
teilhaft; favoriſieren, fr.(favoriser) begünftigen;
Favorit, m. (it. favorito, fr. favori) ein Günft-
ling, Liebling, in Zufammenjeß. Zeib>, z. B. Fa-
voritpferd, Leibpferd, beftes Nennpferd; Fa—
— Leibgericht xc.; Favori, m.fr. auch
f. Badenbart; Favorite oder Faporitin, f. (fr.
favorite) die Günftlingin, Bequnftigte, Geliebte,
bef. die erklärte Geliebte eines Fürften; Favorite⸗
Sultanin, f. diejenige Gemahlin des Sultans
die ihm den erften Sohn geboren hat; Fabvorite,
f. Benennung verjchiedener Luſtſchlöſſer; aud) eine
Art Omnibus-Wagen; Faboritismus, ın. barb.-
lat. die Schtwachheit, fi) von Günftlingen beherr-
ſchen zu laſſen.
favourite, m. engl. (ſpr. fehwörit) der Favorit, d. i.
bei einem Rennen das Pferd, auf das die meiften
Wetten abgejchioffen werden.
Fabus, m. lat. die Honigfcheibe, Wachsſcheibe der
Bienen; Heilf. ein Kopfgrind mit honigartiger
Feuchtigkeit; Favoſiten, pl. ul. eine zellenförmige
Korallen» Beriteinerung.
fax et tuba, f. I. eig. die Yadel und die Trompete:
der Anführer, Rüdelsführer.
"are, £., pl. Faren (v. I. fascinäre, bezaubern, be»
gaufeln) die Begaukelung, die Poſſe; (oder von fa-
eies, Gejicht) Gefichtsverzerrung.
Fay oder Fahe. f. fr. (ipr. fatj) ein ſchwerer fran⸗
zöſiſcher (urſpr. flandriſcher) Seidenſtoff; verderbt
aus Faille, ſ. d.
Fahyal, m. ein weißer Wein von der gleichnamigen
azorischen Inſel; Fahalit, m. ein auf diefer Inſel
vorfommendes, aus Kieſelſäure und Eiſenoxydul
beitehendes Mineral. S
Fahence, f. oder Faience, fr. (ſpr. fajängß'; ital.
faenza, porcellana di Faenza) eine Art irdenen
Geſchirrs, unechtes od. Halb-Borzellan, Steingut,
Kachelwerk, nad) dem Erfindungsorte Saenn in
Stalien, Saenzergut; nicht aber von dem Flecken
Fayence bei Frejus im ſüdl Frankreich, wo es
eine Bayencefabrif gibt; vgl. Majolika.
Fazenda, f., pl. Fazendas, port. (pr. z3Sßz ſpan.
hacienda) große Landgiter, Wirtihaftshöfe oder
Pflanzungen in Brafilien; Fazenda real, f. deu
Staatsſchatz, die Schatzlammer in Bortugal; Fa—
zendeiro, ın. (jpr. —DEro) der Eigentümer eines
großen Landgutes; Landwirt in Brajilien.
inzefiieren, I. (facessere) zu ſchaffen machen, Un»
ruhe, Verdruß machen. |
Fazetien
Fazetien, pl.(ſpr.facézien), I. (facetiae) kurzweilige,
nd Reden, iwißige Einfälle, Scherze, Späße,
Schwänfe; fazetiös, nlat. (fr. facetieux) wißig,
ſcherzhaft, drollig.
Fazies, f. 1. (von facere, machen, gleich). die Mache,
d. 1. der Bau, die Form oder Geſtalt des Körpers)
Geſtalt, Angeficht, Antlitz; in faciem, ins Geſicht,
unter die Augen; facies Hippocratica, f. Heilt.
ein Totengeficht, eine auffallende Gefichtsverände-
rung eines Todkranken; —5— nlat. das Geſicht
betreffend, dazu gehörig; Faziai-Linie (linea fa-
cialis), f. die Geſichtslinie (nach Camper); F.—
Nerv, m. der Geſichtsnerv; facles leprösa, Ge—
ſichts-Ausſchlag.
fazil (ſpr. faſihl oder Tat. fazil, fr. facile, I. facilis,
v. facere, tun), leicht tunlich, leicht; gefällig. willig,
leutjelig; Fazilitaäͤt, f. (1. facilitas) die Keichtig-
feit, Getwandtheit; allzugroße Nachſicht, Gefällig-
feit; Willfährigfeit, Freundlichkeit, Umgänglichkeit;
fazilitieren, ni. (fr. faciliter) erleichtern, beför-
dern; Hinderniſſe bejeitigen; Fazilitation, f. die
Erleichterung, Beförderung.
Fazilett od. Fazindtt,n. (vom it. fazzoletto, und
dieſes wahrſch. vom deutſchen Heben; mittelhocdhd.
vötze, daS vermutlich zu mhd. vazzen, fleiden, ge-
bört; vgl. ital. pezzuola, Schnupftuch) in Oberd.
aebr. für Schnupftuch, Handtuch, Tellertud); ein
Beden bei dem Mehopfer.
Fazit, n. lat., j. unter facio.
Feauiẽ, f. fr. (pr. feoteh; altfr. fealte, prov. fealtat,
fedeltat, vom lat. idelitas) die Lehnstreue.
fehris; £. [. (f. ferbis, von fervere, fieden, wallend
heiß fein)das Fieber; febrizitieren (I. febrieitäre),
mit dem Fieber behaftet jein, es haben, fiebern;
nt, m. (febrieitans) ein Fieberkranker;
brifngium, n. nl. die Flucht, das Aufhören od.
Entweichen des Fiebers; febrifüga, pl. Fieber
heilende Mittel; febril oder febriliſch, nl. fieber-
haft; Febronia, f. weibl. Name: die Fieberhafte.
Febronianismus, m. nlat. ein Syſtem, welches
eine felbjtändige biſchöfliche Nationalkirche in
Deutfchland bezweckt (veranlagt von dem Weih-
biſchof zu Trier, v. Hontheim, welcher unter dem
Kamen Justus Fehronius fchrieb).
Fehruär, m. I. (Februarius, von dem altitalifchen
Gotte der Unterwelt Februus, dem diefer Monat,
in welchen das jährliche Reinigungs» oder Sühn-
feſt [februa, pl.j der alten Römer fiel, wahrſcheinl.
geweiht war) der zweite Monat, ehemals Hormung;
Februation, f. (februatio) die (religiöfe) Reim—
gung, Sühnung.
fecit, I. (Berfekt von fackre, machen) vd. abgef. fec.
auf Kunftiverfen: er hat's gemadıt.
Feddan, m. arab. (v. feddän, ein Joch Ochſen, ein
Pflug) ein Feldmaß in Ägypten, Nubien ꝛc. —
24 Kirat (Zeile), im gemeinen Leben — 59,290 a,
bei der Steuererhebung nur 44,591 a.
dee, f. (fr. fee, altfr. feia, fae, ital. fata, altd. Fei,
Feie; v. ſpütl. fata, eine Parze, von fatua, Wahr-
jagerin) nad) dem Bollsglanben bef. der feltifchen
und romanischen Länder übermenſchliche weibliche
Weſen, welche Wahrfagerinnen und Zauberinnen,
doch mit beſchränkter Macht, teils ſchöngebildet u.
gut, teils häßlich und böſe ſind; dah. Feenmär—
chen, Feenſchloß, Feenland ꝛc.; Feerie (fr.)
oder Feeret, f. Zauberei, Zauberkunſt einer Fee;
BZauberjchaufpiel od. Zauberoper.
fee, n. engl. (fpr. fih; = feudum, ſ. d.) Zehen, Zins,
Gebühr.
Fehe, Fehmamme, Fähe, ſ. Vehe.
Fellow 271
feten, (von ee) mit jeenartiger Wunderkraft be-
ne ern, bei. zauberijch Fräftigen gegen jede Ber-
ebung, 3. B. gefeite Waffen ꝛc.
Feinam, m. eine ältere Kupfermünze in Britiſch—
Indien (in Surate), im Werte von 7 Pf.
Feinte, f. fr. (ipr. fängt’; von feindre) die Verſtel—
lung, Lift, Sinte, Ausflucht; ein Trugſtoß in der
Fechtkunſt.
Fetal, |. Fäkal.
jetulent u. Fekulenz, ſ. fäkulent ꝛe. unt. faeces.
Fekulometer, n. Staͤrkemehlprüfer. Pie.
fel, n. l. die Sale; fel tauri, Ochjengalle; Fellin⸗
fäure, f. nl.dtjch., die Gallenfäure; fellös (jpätl.
fellösus) gallig, voll Galle.
Felapton, n. gr. (phelapton) in der Logik der zweite
Schlußmodus in der dritten Figur, bei welcher der
Oberjab im allgemeinen verneint, der Unterſatz
——— bejaht und der Schlußſatz im beſonderen
ejaht.
Felbel. m. (it. felpa, ſchwed. fälp, ungewiß, ob deut-
Ihen Urjprumgs, von Fälber, Salweide, megen
ihrer wollicyten Blätter, oder aus dem I. vellus,
otte; vgl. engl. velvet, Samt) ein jfamtartiges
eug, halb Seide od. Wolle, Halb Leinengarn.
felice notte, it. (fpr. felihdſche —), gute (eig. glück—
liche) Nacht; felieissima notte (jpr. felidſchiſſima
—), beite Nadıt; Felicitas zc., j. unt. felix.
Felin, Sellin vd. Ferlin, m. fr. (fpr. —läng) ein
ehemal. Gold- und Silbergewicht in Bari und
Brüffel = 0,417 8.
Felippo, |. Silippo.
felix, I. glücklich; Selig, m. und Felieia, f. Eigen-
nanten: der, die Glückliche; felix meritis, eig.
glücklich durch Berdienfte, eine akademiſche Gejell-
Ichaft in Amsterdam; feliciter, glücklich, ala Ad—
verb: auch Glüd zu! Felicitas, f. Die vergütterte
Slüdjeligfeit bei den alten Römern; Felicitas
Julia, f. der römijche Name für Lifjabon; felici—
tieren, nl. (fr. feliciter) Glück wirnfchen, beglüd-
wünſchen; beglüden; Felteitatien, *. die Glück—
wünſchung, der Glückwunſch.
Fell, m. eine ehemalige Rechnungsmünze auf den
Faröer, etwas über 15Pfg.
Fellah, m., pl. Fellahs, arab. (falläh, von falah,
jpalten, furchen, pflügen) Landbauer, aderbautrei-
bender Araber, befonders in Ägypten; Fellachin,
f., pl. Fellachiunen, deren Frauen u. Töchter.
Sellin, I. Felin.
Minfänve, fellös, ſ. unter fel.
Selloplaitif, j- Bhelloplaftif. _
Yellow, m. engl. (ipr. fellob; angelſ. felaw, v. feli-
gean, folgen; isländ. felagi, dän. fälle) Gefährte,
Genofie; Amtsgenoſſe; Mitglied, bei. Mitglied
einer hohen Schuljtiftung (eines Kollege, f. d.) in
England; Fellow of the Geological Society,
. Mitglied der geologiichen Gejellichaft; F. ef the
Hortieultural S., Mitglied der Gartenbaugefell-
ſchaft; F. ofthe Linnean S., Mitglied derfinnei-
ſchen Gejellichaft; F. of the Royal S., Mitglied
der königlichen Geſellſchaft der Wiffenfchaften zu
Rondon; F. of the Royal 8. at nen,
Mitglied der Föniglichen Gefellichaft der Wiſſen—
ichaften zu Edinburg; F. ofthe Royal S. at Lon-
don andEdinburgh, Mitglied beider legtgenann-
ten Gejellichaften; F. ofthe S. of Antiquarians,
Mitglied der Gejellihaft der Altertumsforſcher;
F. of the Wernerian 8., Mitglied der Werner—
ihen Geſellſchaft; Fellowſhip, n. (felloſchipp) die
Mitglievihaft einer gelehrten Stiftung; Old Fel-
lows, pl., eine Freimaurerloge.
272 Felonie
Felonie, f. (fr felonie, ml. felonia, von felo, fello,
ein Treulojer, Empörer, fr. felon, it. fellone, vom
feltifch. feall, Betrug, Verrat) die Rehnsuntreue,
Verlegung der Lehnspflichten eines Vafallen gegen
feinen Lehnsherrn, oder umgekehrt; in England:
jedes Todesverbrecen.
nr eine Kupfermünge in der Berberei
Feltriereiſen, Grundeiſen, Stecheijen.
Felute, f. (it. felücä, fr. felouque; v. arab. felükah,
v. fulk, Schiff, v. falaka, rund fein) ein Flugſchiff,
kleines ſchnellſegelndes Ruderſchiff mit zwei Majten.
Femiuell, n. unchter Safran, Safranftroh, die
totgefärbten gelben Piſtille von einer Krofusart
zur Berfälfhung des Safrans.
feminin od. femininiſch, I. (femininus, v. femina,
Weib) weiblich, zum weiblichen Gejchlecht gehörig;
davon ein Femininum, n. ein weibliches Wort;
herzhaft: eine Perſon weiblichen Geſchlechts; ge-
neris feminini, weiblichen Geſchlechts; femint>
teren, barb.=!. weiblich machen, verweiblichen ; Fe—
minismus, m., die Borherrjchaft des Weibes, vie
Verweiblihung der Geſellſchaft; feminiſtiſch,
— weibiſch, das weibliche Geſchlecht be—
treffend.
femme de chambre, f. fr. (ſpr. famm' de ſchaͤngb'r)
Kammerfrau, Kammerjungfer; f. de charge (jpr.
— ſcharſch') Haushälterin, Beichliegerin.
femoräl, nl. (v. femur, der Oberjchenfel) die Ober-
ichenfel betreffend, zu den Hüften gehörig, an den
Hüften befindlich.
Jen, n. hin. j. Liang, Tſchi und Tan.
Fencibles, pl. engl. (pr. fennßibl's; von Tence, ein-
hegen) Küftenwehrmänner,
Fendor, m. engl. (d. i. Abwehrer, von engl. to fend,
beſchützen, abwehren, verkürzt aus to defend), ein
Buffer, der beim Landen der Schiffe den Zufanı-
menſtoß der Schiffe mit der Landungzftelle mildert
und Beihädigungen verhütet.
fenerieren, I. (feneräri, v. fenus, Zinjen) Geld auf
Binjen ausleihen, wuchern; Yeneration, f. das
Wuchern, der Wucher.
Fenetrage, f., v. m. fr. (ſpr. —trahſch'; v. fenetre
—= |. fenestra, Fenſter) das Fenſterwerk, die ſämt—
lichen Fenſter eines Gebäudes.
Fenier, m. engl., pl. Fenier, aud Feniäner (von
fenee, Krieger) eine angeblich ſchon im 3. Jahr—
Hundert blühende, das Land vor Eindringlingen
ſchützende, jet auch in Amerifa verbreitete iriſche
geheime Brüderjchaft, welche in neuejter Zeit den
vet verfolgt, Irland von England loszureißen
und eine irische Republif zu gründen; Fenierfeuer
od. Fenianfeuer (ipr. fiynjen—) ein flüjfiger Zünd—
ftoff, aus Phosphor und Schwefelfohlenftoff, der
ſich felbjt entzündet, von Feniern zu Branditif-
tungen angewandt; fenifch, die Fenier betreffend;
Fenianismus, m. das politifche Syſtem der Fe—
nier; fenianiſtiſch, dasielbe betreffend.
Senn, n. isländ. (fen, vgl. Finnen) der Moraſt, das
Marſchland; in Schleswig-Holftein Fleinere, von
Gräben umzogene Abteilungen der Marjchbreiten.
feoddl, Feodalitätze.,fr.i. jeudalze., ſ Feudum.
Féodor, m, vufj. männl. Name, j.v. w. Theodor;
Feodoſia, f.j. v.w. Theodojia; Feodoroͤwitſch,
m. u. Feodorõowna, f. rufj. Eigenn.: Sohn, Toch-
ter von Feodor.
fer ä cheval, m. fr. (fpr. — jchwall) eig. Hufeifen,
in der Krjpr. ein Außenwerk in runder Form.
Ferazität, f. I. (feracitas, von ferax, fruchtbar) die
Fruchtbarkeit, Ergiebigkeit.
Fermier
Ferandine, . Ferrandine.
fer aut feri, ne feriaris feri, I. Sprw. trage vd.
ſchlage, willſt du nicht geichlagen fein, fo fchlage.
Ferculum, n. I. (von ferre, tragen) eine Trage,
Bahre; ein aufgetragenes Gericht, eine Speile-
ſchüſſelz pl. Fercüla, ehemals auch Opferpfennige
für Geiftliche bei Trauungen.
Ferdinand, m. männl. Name (aus ſpan. Fernando,
gebildet, altſpan. Hernänd, v. althochd. Herinand,
v. heri,.got. harjis, das Heèr, u.nanthjan, wagen)
- der Heerfühne.
sn f. arab. ein türk. Oberffeid.
Fereẽtrum, n. gr. (pheretron, von phérein, tragen)
eine Trage, Bahre, ein Sarg.
Ferien, pl. I. (feriae) Feiertage, Ruhetage; feriae
caniculäres, Hundstagsferien; feriäles libri,
die Bücher in der alten chriftlichen Kirche, in wel—
chen die Feite der Märtyrer eingezeichnet waren;
fertäl, die Serien betreffend, 3. Bd. Ferialkurſus.
ein Lehrgang während der Ferien; feriätum
tempus, n. die Zeit, in welcher die Trauungen
verboten find; Ferienkolonie, f. Sommerpflege,
Ferienheim.
Ferit-⸗Paſcha, m. türk. (von arab. ferik, Abteilung)
j.d. iv. Divifions-General; Feriki-Bahrieh, ſ. v.
w. Admiral.
ferin, I. (ferinus) den wilden Tieren eigen; tieriſch;
Ferität, f. I. (feritas) Wildheit, Grauſamkeit.
Ferlin, ſ. Felin. —
ferm (fr. ferme, vom l. firmus), feſt, unerſchütter—
lich, mannhaft; ferma, auch fermäta oder. Fer—
maͤte, k. it. Tonk. Halt- od. Ruheton, das Ruhen
des Geſanges oder Spieles auf einem Tone; Ruhe—
zeichen; Fermeté, f. fr. die Feſtigkeit, Standhaftig—
feit, Kraft, Derbheit; com fermezza, it. Tonf.
mit Zeitigfeit.
Fermage, |. unter Jerme.
Fermail, n. (jpr. —mdj) fr. (von fermer, ver-
ſchließen, vom I. firmäre, befejtigen) Wappenk. die
— Schnalle; fermailliert, mit Spangen
verſehen. |
— m. perſ. (fermän, Befehl) ein ſchriftlicher
Befehl des türkiſchen Kaiſers, kaiſerl. Erlaubnis—
ſchein (Batent); Paß; Beſtallung ze.
Ferme, f. fr. (vom I. firma, weil ſie anfangs mit
Mauern befeftigt waren) Die Meierei, der Pachthof,
das Landgut; die Bachtung oder Pacht; Fermier
m. (jpr. fermjeh) ein Pächter; fermier gen6ra
(ipr.— mjeh jeheneral). ein Steuerpächter, Öeneral-
pächter, ehem. in Frankreich; Fermage, n. (pr-
fermähſch') das Pachtgeld, der Pachtzins.
Ferment, n. I. (fermentum, v. fervere, aufbrauf ei,
gären) Gärungsmittel, Gärungsitoff, Gärftoff,
Gärteig, Sauerteig, ein ſtickſtoffhaltiger Körper,
der durch feine Zerfegung auch andere organiſche
Verbindungen veranlaßt, fi) zu zerſetzen; fer-
mentum morbiy n. der Krankheitsſtoff; f. ven-
trieüli, der Magenjaft; jermentieren, in Gärung
bringen; gären; fermentäßel, nl. gärungsfähig:
ermentation, f. das Gären; die Wallung, der
Aufruhr; fermentativ, Gärung erzeugend od. be—
fördernd; fermentiert, gegoren,
ferme porte, m. (jpr. ferm’ port’) fr. (von fermer,
ſchließen, und porte, Tür) der Türzumerfer, ein
Eifenftab, der die offen gelaffene Tür zumirft,
Selbitichlieger; fermez la porte (jpr. fermeh —),
Schließen Sie die Tür, Aufſchrift an Türen, Die
nicht offen ſtehen follen.
Sermete, ſ. inter ferm.
erutier, j. unter Ferme.
Fermoir
Fermoir, n. fr. (pr. —modr; v. fermer, ſchließen)
Bücherhaken, Schließhaken, ftatt einer Schnalle,
auc das ſchließbare Stüd eines Halsgejchmeides |
oder einer Halskette.
Sernambül, m. (von der Landfchaft und Stadt
Sernambuto od. Bernambufo in Brafilien) Braun
Holz aus Brafilien in Südamerita, welches geraj-
pelt zum Yärben und zus roten Tinte gebraucht
wird, auch Brafilienholz.
feroce, it. (pr. feröhtiche; vom I. ferox) Tont. wild,
ſtürmiſch; Ferozität, f. I. (ferocitas) die Wildheit,
Sraujamfeit, Roheit.
Seronia, f. röm. Fabell. eine altitalifche, urſpr.
etrust. Gottheit von dunkler Bedeutung; angeb-
lin die Göttin der Baumfrüdhte, der Baumſchulen
und Rujtwälder; n. a. Göttin der Freigelajjenen:
Sternk. ein Aſteroid, 1861 durch Peters entdeckt.
Serraille, f. jr. (jpr. —ıdj’; von fer = I, ferrum,
Eifen) altes Eiſen; ferraillieren (fr. ferrailler),
eig. mit dem Degen flirten; heftig jtreiten; Fer—
ratilleur, m. (jpr. ferrajöhr) ein Raufer, Schläger.
Berrandine oder Ferandine, f. fr. aud) Ferran⸗
din, m. eine Art Halbjeidenzeug (nach den Erfin-
der Ferrandin benannt).
Serrement, n. fr. (jpr. ferremäng) das Eifenwerf,
Brechzeug. leiſenhaltig.
ferriferiich (v. I. ferrum, Eiſen, und ferre, tragen),
Serronniere, f. fr. (pr. —njähr') Mod. ein metal-
fenes Stirnband der Damen von Perlen, Edel-
jteinen, Goldzc. (eig. Eijenhändlerin, fobenannt
nad) der jchönen Frau eines Eijenhändlers „la
belle ferronniere“, welche 1538 die Beliebte Königs
Franz I. von Frankreich war).
Serrothpie, f. [.sgr. (v. ferrum, Eifen, u. typtein,
(lagen, druden) Bhotographie auf Eifen, Eijen-
Sadbild.
Ferrozyankalium, n. guch Kaliumeiſenzyanür,
n. oder gelbes Zyaneiſenkalium, Scheidet. Blut⸗
faugenjalz od. eiſenblauſaures Kali, aus tierischen
Abfällen, Bottajche und Eifen gewonnen; $errid-
zyankalium, n. auch Kaliumeiſenzyanid, n. vd.
rotes Zyaneiſenktalium, aus dem vorigen durch
Chlorgas bereitet. |
ferruginds, nl. (v. ferrügo, Eijenroft) eifenhaltig,
eijenartig; rojtfarben; Ferrugindſa, pl. eilenhal-
tige Heilmittel, welche eıne zuyammenziehende und
blutbildende Wirkung — Ferruginoſität, f.
die Eiſenhaltigkeit; Roſtfarbigteit.
ferrum, n. J. das Eiſen; ferrumen, n. der Ritt;
Serrififation, f. Verwandlung in Eifen, Gejtal-
tung zu Eijen; ferruminieren, (l. ferruminäre),
verfitten, zufammenjchweißen; Ferrumination,
f. da3 Zujammenfchweißen de3 Eijens.
fertil, I. (fertilis, v. ferre, tragen) fruchtbar, ergie-
big; Yertilität, f. (fertilitas) die Fruchtbarkeit,
Uppigteit, Ergiebigteit; fertifijieren, barb.zl.
fruchtbar machen; ſchwängern.
Ferto, n. l. (eig. Imperativ von ferre: ferto, fie
nehme hin), der Bermögensteil, welchen ein katho—
liſcher Geijtlicher in feinem legten Willen der Kirche
vermachen muß.
Ferüla, f.1.das Pfriemfraut, Steckenkraut; über).
dünnes Gezweig, Rute; Heilf. eine Schiene.
fervent, I. (von fervere, brauſen, glühen) eifrig, in-
brunjtig; heiß, hitzig; ferveſzieren (1. fervescere),
erhigen, entglühen, zornig werden; Fervor, m. |.
oder Ferveur, f. jr. (fpr. —mwöhr) der Eifer, bef.
Andamtseifer, die Inbrunſt; aud) Glut; fervid, I.
(fervidus) heiß, fiedend; heftig; Fervidor, |.
Thermidor. |
Seyſes Fremdworterbuch. 21. Aufl.
Feudum 273
Fes. |. Bez |
feſch (verkürzt aus engl. fashionable, f. da3f.), Frisch,
flott; modern und elegant in der Kleidung und im
Auftreten, 3. B. feſche Wienerin.
festa re., Feftilog, |. unter festum.
Feſtin, n. fr. (pr. feſtäng, v. festum) das Feſt
— Feſtino, m. it. ein italieniſcher Mas—
enball.
| feitinieren, I. (festinäre) eilig fein, eilen; ettva8 be-
eilen; festina lento! eilemit Weile! Feſtination,
f. (1. festinatio) die Eile. | |
Feſtino, ſ. Feſtin. J
ſeſtiv, I. (festivus, von festum) feſtlich; festivo od.
con festivitä, it. Tonk. feitlich, mit Feierlichteit;
Feſtivität, f. I. (festivitas) Feitlichkeit.
Feſton, m. fr. (fpr. fejtöng; it. festone, vom I. fe-
stum, Zeit, aljo urjpr. ein Feſtſchmuck) ein Frucht—
od. Blumengehänge, Yaub- oder Blumengewinde;
Stickrand; Ausbogung; feftonnieren (fr. feston-
ner),mit Blumenwerf auszieren; mit Fruchtgewin—
ven umhängen; Feine, Blumengehängen ähnliche
Bogen ſticken; umrändern, ausbogen; Feſtouſtich,
m. Knopflochſtich, Einfaſſungsſtich; Feſtonnier—
apparat, m. der Ausboger (bei ver Nähmaſchine).
festum, n. I. da3 Seit, pl. festa; festa chori,
Chov-Fefte, bloß kirchliche (nicht zugleich bürger»
liche) Sefte in der römischen Kirche; post festum,
nad) dem Feſte, d. i. hinterher od. zu ſpät; Feſti—
(ög, m. I.-gr. ein Feſtverzeichnis, Verzeichnis der
Heiligenfeite. "
Feſzenninen, pl. od. feizennintige Gedichte, l.
(Fescennini sc. versus, von einer alten Stadt Fe—
jzennia in Etrurien) eine Art altrömijcher aus-
gelaſſener Spottgedichte in Wechjelverjen.
Fete, £. fr. (pr. fäht’) ein Zeit, Feiertag, Namens»
tag, Gaſtmahl 2e., j. Feſtin; Fete-Dieu (fpr.
—djöh), d.i.eig. Öottesfeft: das Fronleichnamsfeſt;
fetieren (fr. feter), feiern, feierlic) begehen; jemand
fetieren, ihn feiern, wohl empfangen, ihm Ehre
eriveijen, ſchmeicheln.
Fetfah, r. Fetwa, ſ. d.
Fetialis od. Fetiãl, m., pl. Fetiãles od. Fetiälen,
1, Bundesprieſter, Feldprieiter, Krieg3- u. Bundes»
Herolde bei den alten Römern, ein Verein von
20 Brieftern, welche über Krieg und Frieden Rat
erteilten, Krieg antündigten u. Bündniſſe ſchloſſen.
fetieren, |. unter Fète. BEARTS |
Fetiſch, m. fr. (fetiche, dv. port. feitigo, Zauberei,
v. I. tacticius, durd Kunst dervorgebradjt; iſt jeit
dem 17. Jahrh. in die deutjche Sprache aufgenom—
men) die niedrigjte Art von Götzen, indem ein be—
liebiger Gegenjtand, ein Stein, Holzſtück ꝛc. als
Gott angejehen und verehrt wird, bej. beiden Ne—
gern in Öninea 2c.; aud) ein Zaubermittel; Feti—
ſchismus oder Feticismus, m. der Feiiſchdienſt.
Fetus, j. Fötus,
Fetwa, m. arab. (v. fatä, belehren) ein Rechtsſpruch
od. ſchriftlicher Beſcheid des türkiſchen Mufti über
eine ſtreitige Sache; auch Bekräftigung eines Ur—
teils vom Großvezier, ohne welche kein Verbrechen
mit dent Tode beſtraft werden kann; Fetwa—
Emini, m. (vom arab. emin, Aufjeher) der Gehilfe
des Miufti. *
Feudum, n. ml. (auch feodum; v. langob. fiu, alt»
hochd. fehu, angelj. feoh, got. faihu, urſpr. Vieh,
Befigtum, dann Geld, Zins, u. dem altd. öd, d. i.
Gut, Eigentum; daher feh-öd, eig. Zinsgut, enig.
dem alöd, j. Allod) ein Lehen, Lehngut; pl. Feuda,
insbef. die Sammlung der langobardiſchen Lehn—
rechte; Fendale, pl. Anhänger des Lehnsrechts u.
18
274 feu fichant
des Mittelalters überhaupt, namentlich injofern
dasjelbe die Vorrechte des Adels begründete und
jicher ftellte; fendalia, pl. Lehnsſachen; Fendäl-
recht, Lehnrecht; im allgemeinen aud) jedes Recht,
dejjen Urſprung auf mittelalterliche Zuftände und
Berhältnifje zurücgeführt werden fann; Fendäl-
ſhftem, n. Lehnsverfaſſung; Feudaliſt od. Feudiſt,
m. ein Lehrer od. Kenner des Lehnrechts; Feuda—
lismus, m. das Lehnsweſen u. die Anhänglichkeit
an dasſelbe; feudaliſtiſch, das Lehnsweſen be—
treffend, oder in der Anhänglichkeit an dasſelbe be—
gründet; mit Vorliebe am Mittelalter hängend;
Feudalität, f. das Lehnsverhältnis, die Lehns—
berrlichfeit und Lehnspflicht; Yendditer, n. ein
unechtes Lehn, lehnartiges Rechtsverhältnis; feu-
datarius, m. ein Lehnsmann, Vaſall.
feu fichant, j. unter fichieren.
Feuille, f. fr. (pr. för’; von L. folium, pl. folia)
Blatt; Feuille de Route, £. (ſpr. föj' de rut’) Krk.
ein Marſch- oder Bahnbrief, Marjihzettel, Paß;
feuille-morte, braungelb, dunfelgelb, wie welkes
Laub; Feuilläge, £., r. n. (ſpr. föjcihſch') Laub,
Laubwerk, beſ. geſchnitztes od. gemaltes; Feuillai—⸗
fon, k. fr. (pr. föjäſong) die Belaubung; Feuil⸗
lant, m.(jpr. föjdng), pl. Feuillants, eig. Blätter-
träger, ein franz. Mönchsorden unter der Regel
des heil. Bernhard, dem der Barfüßer ähnlich; auch
ein Berein gemäßigter Sreiheitsbürger in der fran-
zöſ. Revolution, der ſich im Kloſter diefer Mönche
verjammelte; daher Feuillantismus, m. barb.-l.
die gemäßigte Gefinnung und Handlungsweife die-
jer politiichen Bartei; Feuillantine, f. (ipr. fü-
jangtihn’) eine Nonne von einem unter der Regel
des heil. Bernhard jtehenden Orden (vgl. Feuil—
Lant); auch f. v. tv. Fenilletage, n. (pr. föjetähieh’)
Blättergebadenes, ein aus Blätterteig gemachtes
Backwerk: fenilletieren, blättern, durchblättern,
nachſchlagen; Feuilleton, m., geiv. n. (fpr. füje-
töng) Feines Blatt, Beiblatt, Uinterhaltungsteil
einer Zeitung; Feuilletoniſt, za. Unterhaltungs-
Ihriftiteller; Feuilletonſtil, Unterhaltungsitil,
Blauderton; feuilletoniſtiſch, im Plauderton,
plaudernd, leicht; Fenillette, f. (fpr. füjett’) ein
ehemaliges franzöſ. Weinfaß, Burgunderfaß, im
Kleinhandel — 134,110 1, im Großhandel (noch jet
gebräuchlich) = 136,974 1.
Feu lorrain, n. fr.(föh forräug) = Senierfeuer, f.d.
er, m., pl. Fexen, Kart; = Kretin, j. d
Fez vd. Fes, m. od. n. türk. ein dunkelrotes wolle—
nes Mischen mit blauer Duafte, feit 1826 als all-
gemeine Kriegertradt in der Türkei eingeführt (von
der Stadt Fez in Afrika, wo diefe Mützen urſpr.
verfertigt wurden).
Fiaker, m. u. n. fr. (fiacre, jpr. fidder) ein Miets-
tutſcher; Lohnwagen, Drojchfe, meift zweiſpännige
Lohnkutſchen, die auf den Straßen und öffentlichen
Plätzen großer Städte halten (ſo genannt nach dem
ſchott. Heiligen Fiacre [Fiacrius], weil der Fran—
zoſe Sauvage, welcher 1650 in Paris das Privi—
legium zur Einrichtung öffentl. Kutfchen erhielt, in
einem Haufe wohnte, welches ein Schild mit dem
heil. Fiacre hatte).
Fidle, f. gr. Bauk. Pfeilerſpitztürmchen im gotijchen
Stile, Spitzſäulchen.
Fianchetto, m. it. (jpr. — von fianco, Seite)
das Springerbauerſpiel, eine Art des Schachſpieles,
wobei die Verteidigung von ſeitwärts ausgeht,
entweder von der Geite der Königin (fianchetto
di Donna) oder von der Königsſeite (fianchetto
del Re). nur
Fides
Fiasto, m. it. (mi. flasco) eine Flaſche; ein ehem.
tostan. Flüſſigkeitsmaß — 0 Barile, fir Wein
— 2,279 l, für Ol = 2,059 l; Fiasko maden,
Mißerfolg haben, durchfallen, von der Aufführung
eines Schaufpiels u. dgl.
flat, I. (von fieri, werden, gefchehen) es werde! es
gejchehe! oder zugejtanden! bewilligt! gewährt! f.
applicatio, man mache die Anwendung; f. Justi-
tia et per&at mundus, Gerechtigkeit werde ge-
übt und follte die Welt darüber zu Grunde gehen!
f. mixtüra, es gejchehe die Mifchung, es werde
gemifcht! das Fiat, n. die Einmilligung, Geneh-
migung. |
Fibel, f. (entiv. als Nebenform von Bibel, f.d., od.
wahrjcheinticher vom l. fibula, Heftel, Klammer,
womit man das Birch verjchloß, alſo eig. ein ver-
ichließbares Buch) ein ABCbuch.
Yiber, f. (aus dem I. fibra, fr. fibre) die Safer oder
Safer, bei. Muskelfaſer; Fibrillen, pl. nl. ſehr
Heine Faſern, Zaferhen; Fibröm, n. die Faſer—
geſchwulſt; Fibrin, n. over Fibrine, f. Scheider.
der Tierfaferftoff (von 2 Arten: Fleiſchfibrin und
Blutfibrin); Fibroin, n. Scheidek. der Hauptjtoff
der Seide, der ſogenannten Herbitfäden und über—
haupt der Geſpinſte dev Inſekten; ſibrös od. fihri=
.nös, fajerig vd. faſericht; Fribolith, m. [.-gr. der
Sajeritein, Saferiefel, ein dünnſtenglig od. falerig
abgefondertes, aus Kieſelſäure u. Tonerde beitehen-
des Mineral.
Fibnla, f. 1. Schnalle, Heftel, Spange, Klammer;
Fibulation, f., |. Infibulation.
Ficelle, f. fr. Öpr. fißell'; L. gleich]. Hlicella, v. filum,
Faden) der Bindfaden; ficellieren (ipr. fielieren),
nit Bindfaden zufammenbinden, umtideln, 3. B
Feuerballen u. Brandfugeln ;verfchnüren Schaum-
weinflajchen). _ —
ſichieren (ſpr. fiſch ), fr. (ücher, prov. ficar, it. fic-
care, !. gleich]. figicare, v.figere, Heften, befejtigen)
Krk. bohren, einbohren, einrammen, einjchlagen;
fen fichant (ipr. föh fiihang), bohrendes Feuer,
Bohrfeuer; Fiche, F. (ſpr. fiſch)) Krk. ein Abjted-
pfahl, ein Pſlock zum Lagerabjteden; eine Spiel-
marke; der Stift oder Stecher im Brettjpiel, auch
Fichet, mı. Ahr. füheh. 5
ich, ın. fr. (pr. fiſchüh; von I. fixus, von figere,
heftei, befeftigen, umhängen; vgl. auch fichu, als
Beitvort: geringfügig, ſchlecht, erbärmlich) ein drei—
ecfiges Frauen halstuch, aud) Spitzentuch; Schulter-
fragen.
Ami, f. I. Feigenbaum, Feige, und die ganze dazu
gehörende Pflarzengattung; Heilk. eine Feigwarze;
fleus indiea, f. der Bananenbaum; f. religiosa,
f. der heilige Feigenbaum der Judier, Pagoden-
baum; f. venerea, Heilk. die Luſtſeuchen-Feig—
warze.
Fidaͤigo, Fidalguia, j. Didalgo. _
a Fed a vide! l. Spriv. trau, ſchau, wem!
Fides, £. l. die Treue, der Glaube; auch die Göttin
der Treue, die als folhe in Rom mehrere Tempel
hatte: Sternf. ein Afteroid, 1855 durch Luther ent-
det; fides carbonaria, der Köhlerglaube; f.
graeca u. f. punica, d.i.eig.griechijche u. puniſche
(kartHagifche) Treue; Treulofigkeit, Wortbrüchigteit;
sub de remissionis, im Vertrauen auf Rück—
fendung; fides publica, die öffentliche Beglau-
bigung oder &laubwiirdigteit; boma ide Handeln,
ehrlich, auf Treue und Ölauben, ohne Argliſt, in
guter Meinung und Abficyt Handeln; bonae fdei
emtor, m. ein. Käufer auf Treu und Glauben, der
den Berfänfer fir den rechtmäßigen Eigentümer
EU
fidemieren
hält; bonae fidei possessio, — possessory |. |
unter pojftdieren; mala fide, treulos, hinter-
fiftig, tüdifch oder in böfer Abficht; in idem, zur
Beglaubigung, der Beglaubigung halber, z. B.
etwas attejtieren (daher viel. fidemieren, r. als
vidimieren, j.d., f. beglaubigen, dv. der herfümme
lichen Unterschrift „in idem copiae“, zur Beglau—
bigung der Abjchrift); Adem Haben, Slauben od.
Butrauen haben; auch glaubhaft oder gültig fein;
— Fidkikommiß, n. J. (ideicommissum, urjpr.
etwas der Treue Anvertrautes) ein Stammgut,
welches nicht veräußert werden darf, unveräußer-
liches Vermächtnis, Bamilien- oder Erbgut; f. fa-
miliae od. Familien⸗Fideilommiß, ein Zami-
lien-Bermäcdtnis, das für immer oder auf lange
eit in der Familie bleiben joll; idöicommissa-
rius, m. der Betraute, Erbe eines ſolchen Ver—
mächtnifjes; Ndeicommittens, m. der Anordner
oder Einfeger desjelben; fidejubieren (1. fideju-
bere), bürgen, Bürgschaft Leiften, gutiagen; Ade-
jussio, f. die Bürgichaft, Berfchreibung für einen
andern; —5 (fidejussivum),. n. ein Ver—
ichreiben, Gutfagen für andere; fidejüssor, m. ein
Bürge, Büraichaftleifter; — fidel (l. fidslis), treu,
treuherzig, getreu; gem. auch für heiter, luſtig, gut—
elaunt; ideales, pl. Gläubige, Namen der Chri-
ten überhaupt; Fideliſſimus, m. Alergetreueiter,
Titel der Könige v. Portugal; Fidelität, f. (fide-
Nitas) die Treue, Treuherzigfeit; gem. auch für hei—
tere Laune; fidelitas feudälis, die Lehnstreue;
Fido, m. it. Vertrauen, ſ. v. w. Kredit; Fido
sehen oder fidieren (I. fidere), Kfip. anvertrauen,
Zutrauen jchenten; Kredit geben; Fiducia, f. l.
oder Fidüz, Vertrauen, Zuverficht, Dreiftigfeit;
im Mittelalter ein gewöhnliches Brand; con fi«
ducia, it. (ſpr. — duͤtſcha) Tonf. mit Zuverſicht;
Fiduzfernrohr, Sicherheitsfernrohr an Theodo-
liten; fidueialiter, jpätl. zuverfichtlich, mit oder
aus Zuverficht; Fiduziarius, ın. I. der einſtwei—
lige Vermächtnisnehmer, der das anvertrante Gut
wieder herauszugeben hat, Bejiber eines Fidei⸗
fommifjes, auch fidnziarticher Erbe; Fidũzit,
n. barb.=l., auch abget. Fidũz, n. Zuverficht, Ver—
trauen; in der Studentenspr. Antwort auf den
Trinkgruß „Schmollis“; Fiduzität, f. nl. das
Bertranen.
demieren, I. beglaubigen, ſ. unter fides.
Fidibus, m. (nach Ebert 393. aus fid[elibus fratr]-
ibus, d. ti. für vergniigte Brüder, was man al3
Einladung zu einer geheimen Tabaksgeſellſchaft
auf einen Papierſtreifen ſchrieb, der nachher zum
Pfeifenanzünden gebraucht wurde; nach andern aus
dem fr. filde bois, Holzſpänchen) der Pfeifen- vd.
Tabaksziinder, Zündpapier.
Fido, Fidnziarius 2c,, ſ. unter fides.
Fief, m. fr. (jpr. fjeff; entjt. aus altfr. fieu, prov.
feu; vgl. Feudum) ein Lehn, Lehngut; Fieffant,
m. (fpr. fjeffäng) der eg Lehnsherr; Flief⸗
fataire, m. (ſpr. —tähr) der Lehnsmann; fief⸗—
fieren, belehnen.
field, n. engl. (pr. jihlo) dag Feld; die Gejamtheit
der an einem Rennen teilnehmenden Pferde.
äier, fr. (fpr. fjähr; v. I. ferus, wild) ftolz, mutig;
troßig, übermütig; fleramente, flero, vder con
flerezza, it. Tonk. heftig, wild; Fierte, f. fr.
Stolz, Übermut.
Fiéra, f. it. (prov. feira, fr. foire, v. I. feria, pl.
feriae, ejtzeit, weil die Jahrmärkte an Firchlichen
Seiertagen gehalten wurden, an welchen das die
Stadt befuchende Landvolk vorzüglich feine Ein-
Figur 275
fäufe zu machen pflegte) Meſſe, Jahrmarkt; Jahr—
markshalle (vgl. Goethe, It. Reiſe, Padua 27.Sept.
1786, Schluß); Fieraͤnt, m. ein Jahrmarkt⸗ oder
Meßbezieher, ein Kaufmann, der die Mefie bezieht,
Mepträmer.
Fierding, n. dän. ein Viertel; isländ. auch Füring,
ein Gewicht von 10 dänischen Pfund; Fierding-
far, m. (von fierding, Viertel, u. kar, Gefäß) ein
Getreidemaß in Dänemark = !/; Scheffel (Stiäp-
per) = 1, Tonne (Tönde) — 4,348 1; aud ein
dan. Feldmaß — !/; Tonne Landes (Tönde Land)
— 1,728 8.
Fierte, ſ. unter fier.
Figäaͤle, f. ein indianiiches einmaftiges Fahrzeug.
Figaro, m. Nante des verichmigten Barbiers in
Benumardhaig’ Luſtſpiel le barbier de Seville und
den danach bearbeiteten Opern von Mozart u. ans
deren; daher überh. ein gewandter Unterhändler
u. Zwijchenträger in Liebesangelegenheiten; dav.
a la figaro, im Billardipiel = & la pyramide;
Name einer großen Barifer Zeitung.
figieren, I. (igéreé, heiten, befeftigen; vgl. fixieren)
einen jlüffigen Körper verdicen, feſtigen.
Figment, |. unter fingieren.
Figur, f. {. (igüra, v. üngere, bilden, gejtaften) die
Seftalt; Zeihnung, das Bild; im Kartenjptel ein
Bild, eine Bildfarte; Größent. der Umriß mit Li-
nien, Grundriß, Querſchnitt, Blan; in der Malerei
ſ. v. w. Menfchen, als —— gu toten u. ver⸗
nunftlofen Natur; Sprach- und Nedek. ein Rede-
bild, eine Rede- Verzierung; Tonk. eine Reihe schnell
hintereinander folgender,miteinander verbumdener,
den Hauptton als Zierde umfchreibender Töne,
Tonverzierung; daher figural, nl. mit Figuren
verjehen; Fiauren habend; Figural⸗Muſik oder
figurierte Muſik, Geſang rc. entg. der einfachen
Choralmuſik, welche feine Figuren hat; elektriſche
Ziguven, verjchiedenartige Figuren, die dürch
taub oder Waflerdampf auf einer eleftrifierten
Oberfläche hervorgebracht werden; ſigürlich, bild-
lich, verbliimt, uneigentlich, in Geſtält eines Bil-
des; Figurine, f. (fr. figurine) eine Nebenftgur,
bei. bei Aandfeinften in der Ferne; ee
Haurieven, [. (figuräre) bilden, abbilden, anjchau-
ich oder durch ein Sinnbild vorjtellen; auch Figur
machen, fi) qut od. ichlecht ausnehmen; hervor—
ftechen, in die Augen fallen; tätig fein, wirken, vor-
koninmen, enthalten fein, eine Rolle jpiefen; and)
oft bloß einen Lückenbüßer abgeben, eine Xüde
ausfüllen, z.B. „er figuriertblof‘; figuviert,
geblümt, gemuftert, von Zeugen mit eingemebten
Figuren; Tonk. verziert, verichönert, ſ. v. w. fi—
gural; ſigurierte Zahlen, in derhöheren Recent.
durd die Glieder aller arithmetiichen Reihen höhe—
rer Ordnungen gebildete Zahlen, deren erjtes Glied
die Einheit ift, 3. B. die Triangularzahlen, Poly—
gonalzahlen xc.; Figurierbant, Drehbank; figu—
räbel, nl. bildſam, geſtaltbar; Figurabilität, f.
die Geſtaltbarkeit, Bildſamkeit; Figuränt, m.,
Figurantin, f. Schauſp. ꝛc. ein Nebenſpieler,
Nebentänzer, Skatiſt(in), eine ſtumme Perſon; auch
ein unbedeutender Geſchäftsmann; Figuration,
f. I. (figuratio) die Geſtaltung, Bildung, Form;
die Einbildung; die Mifchung von ſtimmenden ı.
nicht ftimmenden Akkorden; die Belebung einer
Nede oder eines Muſikſtücks durch Figuren; figu—
vativ, nl. bildlich, vorbildlich; Figurismus, m-
die Vorbildnerei, die Meinung, dab die Begeben-
heiten des Alten Teft. Vorbilder auf das Neue Teit.
jeien, ſ. ve w. Typologie; Fignrift oder Figu—
18*
216 fiktil
rator, m. ein Bildner, Maler od. Darſteller ver—
ſchiedener Geſtalten; Gipsgießer, Gruppenmaler;
auch ein Tänzer, der figuriert oder zierliche Tänze
macht; Figuroͤn, m. ſpan. der Held beim
Theater.
uttil, I. (fietilis, v. fingere, bilden, geſtalten) irden,
tönern; Fiktile, n. L., pl. Fittilien (1. fietilia),
irdene3 Geſchirr, Töpferwaren.
Fittion, f. I. (fietio, von ingere, vgl. fingieren) die
Erdichtung; Lüge; das Vorgeben; Ripr. Annahme
des Nichtgejchehenen, als ſei eg gejchehen, behufs
der rechtlichen Entjcheidung oder des Fortichrittes
im Berfahren: fietio juris.
Fil, m. fr. der Faden, auch: Draht; Filage, £. fr.
(pr. filähſch; Filature, f. fr. (pr. filatühr) Die
Spinnerei; fil d’Ecosse, fr. (fpr. fildekoöß; v. fil,
Faden, u. Ecosse, Schottland) Gejpinft aus Leinen
nit Baumwolle; fil de sofe, fr. (fpr. fildößod; von
soie, Seide) Geſpinſt aus Keinen mit Seide, zur
Handſchuhweberei benutzt; filde fer, m. fr. Eijen-
DER Seiltanz auf dem Telegraphendraht, Draht-
ſeil.
Filadiere, f. fr. (ſpr. —djähr') ein plattes Fluß—
fahrzeug (auf der Garonne).
Ftlagrämm, n. barb.-l. (v. I. filum, Faden, und
gr graämma, Schriftzeichen) das Zeichen im Papier,
Waoſſerzeichen.
Filament, n. nl. (filaméntum) die Faſer od. Zaſer,
das Fäſerchen an Pflanzen u. Tieren; feine Seh—
nen⸗ od. Nervenfaden; and) in Blumen der Staub—
faden, der dem Staubbeutel (Anthere) zur Unter-
ſtützung dient, derStaubbeutelträger, Fadengewebe,
Filarguömon, m. nl.-gr. der Fapenjonnenzeiger,
an welchen die durch eine Kleine Offnung in einer
Metallplatte gehende Mittagsfläche durch einen
Serabhängenden Faden bezeichnet wird; Filato—
ziun, n., pl. $ilatorien (vgl. filieren), eine Zwirn-
oder Seidenwinde, ein Fadenabwinder, Werkzeug
um Abwinden und Zwirnen der Seide; aud) An—
Halt zum Zwirnen der Seide; Filatrice, f. fr.
pr. —trihß) eine Art Halbjeidenzeug, Filet, n.
fr. (fpr. filed) ein feineres Netzgeſtrick, Netzwerk,
Netzkanten; die Trenie; Kock. ein wie Nudel
länglich gejchnittenes Backwerk; auch Lendenjtüd,
Lendenbraien, 3.8. filet de boeuf, da3 Lenden-
Rückenſtück des Ochjenbratens; f. de cerf (pr.
—#Bähr), der Hirichziemer; auch Bruftfleifch vom
Geflügel- od. Fiſchrücken; pl. Filetten, Solditriche
u. Verzierungen aufBiücherbänden; auch) die Stem—
pel dazu; Strich od. Yadenjtempel; filettieren,
goloverzieven; Filetgipüre, f. fr. (ipr. gipür”,
von fr. guiper, mit Seide überfpinnen, mit Öold-
und Gilberfäden überftiden, aus dem deutjchen
weifen entjtanden), Netz-Überſtickerei, Netzgrund—
ftiderei, Netzhochſtickerei.
Filanda, f. ital. Seidenspinnerei.
Alla, f. |. die Tochter; filia legitima, die gefeh-
od. rechtmäßige Tochter; f. naturälis, eine natiir-
liche, d. i. uneheliche Tochter; Filiäl, n. nl. (hliäle,
v. ml. filiälis, Eindlih, im Verhältnis des Sohnes
od. der Tochter zu Bater und Mutter ftehend) od.
Filiale, f. eine Tochter-Anftalt, untergeordnete
vd. Nebenanſtalt, Nebenftelle, 3. B. Bank-Filiale,
Zweiggeſchäft, Zweigniederlafjung; insbe]. |. v. w.
die Filial-Kirche, eine Tochterfirche, Nebenfirche;
‚Bürean, n.(jpr.biiröh) Boftd.eine Zweigitelle;
5.:Handlung, ein Zweiggeſchäft eines Kauf-
mann; F.⸗Magazin, ein Nebenjpeicher; Filia—⸗
Kit, m. Semeindemitglied einer Tochterfirche; auch
der Geijtliche, welcher den Gottesdienſt in der Toch—
Filtrum
terkirche zu halten Hat; Filiäſter, m. ein Stief-
fohn; Filiation, f. die Kundicaft, kindliche Ver-
pflihtung; Ripr. rechtliche Abjtammung; der Ge-
horſam der Sloftergeiftlichen gegen ihre Obern;
Filiationsprobe, Nachweis der Reinheit der ade-
ligen Abjtammung, Ahnenprobe.
iliciten, pl. nl. f. Filiziten.
iliere, £ fr. (pr. —Ljdhr’) ein Zieheifen bein
Denk und Wachsſtockzieher; ein Regifterhobel für
rgeln.
fililorm, nl. (Aliformis, vd. I. ilum, Faden; fr. fili-
forme) fadenfürmig.
Filigraͤn, n. (fr. filigrane, vom l. filum, Faden,
und granum, Korn) feine gitterartig durchbrochene
Gold- u. Silberdraptarbeit, Drahtflechtarbeit; das
Wafferzeiden im Bapier (ſ. Filagramm); Fili—
granglas, Faden- oder Spisenglas; Filigran⸗
pabpier, feines Papier mit Netzmuſtern; filigras
niſieren, Filigran-Arbeit machen.
Filin, m. fr. (ſpr. — läng), ein Gewebe aus Kamm—
wolle, Orleans-Sarſche genannt.
Filippo oder Felippo, m. it. eine unter den jpan.
Königen Bhilipp IL, IV. u. V. geprägte mailän-
dilche, auch eine alte mantuanische Silbermünge ==
71/, Lire correnti oder 221, Lire von Mantua, an
Wert 4,58 bis 4,75 Wi.
älteren, fr. (fler, v. fil—1. filum, Faden) ſpinnen,
Nepgeitrid arbeiten, zwirnein (bei Seide); Toni.
einen Ton fo lange fingend aushalten, al3 e3 der
Atem erlaubt; Kartenip. betrügen, eine Karte
unterichlagen; auch die Karten langjam nad) und
nach aufdeden; filtert, geſponnen, neßartig; ge-
zwirnt, gedreht; Filüre, £. fr. Der gejponnene Fa—
den, das Gejpinit. em
fllius, m. I. der Sohn; F.legitimus, ein gejegmä-
Biger, d. i. ehelicher, £. naturalis, natürlider, d. i.
uneheliher Sohn.
Filiziten, pl. nlat.
nerte Sarnkräuter. — x
füüle, £. fr. (pr. fij; = 1. filia) ein Mädden; Fille
de Idie, £. fr. (jpr. fij’ de ſchoch eine Luftdirne,
Öffentliche Dirne; Pille d'honneur (pr. —Don-
nöhr), ein Ehren- vo». Hoffräulein; Fillage, f., r-
n. (fpr. fijdhieg) der Sungfernitand.
Fillingmaſchine, eine Vorrichtung, die bei der Her-
itellung von Flockſeide dazu dient, die Seide in be»
itimmte Längen zu zerjchneiden, Offner; Filing
us, Wagengrundfarbe. .
Allip, m. engl. (fpr. fillip), ein Nafenjtüber.
lm, m. engl., pl. Films, dünnes, zartes Häut-
chen, Membran, bejonvers der Rollfilm, als Er-
iaß der Platte in photographijchen Apparaten zur
Aufnahme der Bilder dienend.
Ftloche, f. fr. (ſpr. filöſch'; v. fil, Faden) ein muffe-
linartiges Gewebe; daher ſilochiert ſpr. filoichtert),
gewebt; Filofelle, f. fr. eine Art Seide, Zlorett-,
Flock⸗, Ab- over Wirrjeide. sa
Filou, m. fr. (fpr. filüh; viel. mit felon veriw., ‚ie
unter Felonie; ml. filo, fillo, Taugenicht3, Schlin-
gel) ein Gauner; Spisbube; Filouterie, f. Gau—
nerei; ein Gaunerſtreich; filoutieren (Tr. filouter),
fiftig ftehfen oder betrügen; auch prellen..
Filtrum oder Filter, n. ml. (filtrum, feltrum; it.
feltro, fi. feutre u. filtre; v. angel]. u. eıtgl, felt
— Filz) der Filter, Seiher, das Geihegefäß, der
Durchſchlag; verih. Philtrum, f.d.; filtrieren
(fr. filtrer, it. filtrare, feltrare), durchſeihen; Fila
tration oder Filtrierung. f. die Durchfeihung;
Silträt, n. die vurchgefeipte Flüffigkeit; Filtrier⸗
bafiim, ein NReinigungsbeden; Filtrierſtein, dei
(von Alix, Farnfraut), veriteis
Be»
ne a OOO——
u
Filüre
Seiherſtein, ein poröfer Sandſtein zum Filtrieren |
des Waſſers.
ilüre, ſ. unter filieren.
imbria, f. I. (nur pl. fimbriae, verw. mit fibra)
das Faſrige, die Franfe.
Fimm, n.—= 100 Gebund, 3.8. Deditroh.
Fimmel, m. Bob. (dunklen — ein 200 bis
250 mm langer und 25 bis 50 mm breiter eiſerner
Keil zumLositufen fchiefriger Wände, den der Berg-
mann mittel des Fimmelfäuſtels ins Geſtein
treibt; Fimmel, m. lat. (v. I. femella, d. i. Weib»
chen, Verfleinerungswort zu lat. femina, Frau;
die Benennung beruht auf einer Verwechſlung, in-
dem man früher die männlichen Hanfftengel, weil
fie Kleiner find, für die weiblichen, die femellae
hielt), die männliche Hanfpflanze; fimmeln, die
männlichen Hanfitengel, die eher reif werden, als
die weiblichen, auszichen.
fin, fr. (pr. fäüng) 1. als Haubtw. f. (1. finis) da?
Ende; 2. als Beim., weibl. fine (fpr, fihn), fein,
ichlau; A la fin, am Ende, zum Schluf.
final, l. (inalis, von finis, Ende) am Ende befind-
lich, endlich, ſchließlich, als Adverb aud) finaliter,
auch den Zweck betreffend, daher: finale Konjunk⸗
tionen, Bindemwörter des Zweckes, 3. B. damit, um
zu2c; Finãl od. Finãle, n. das Ende, der Schluß,
das Xepte; Tont. finale, das Schlußftüd, der
Schlußgelang; der lette Satz eine Tonſtücks;
Finäl-Beichlüffe, Endbeſchlüſſe; F.-Kadenze, f.
(ipr. —tadangp’) Tonf. der Schlußfall der legten
Beriode eines Tonſtücks; die F.-Leiſte, in der Buch:
druckerei die Schlußleiſte; Finalſtock, m., in der
Buchdruderei: die Schlußverzierung (3. B. zum
Schluß eines Kapitels); der $.-dnfammenhang,
Zweckzuſammenhang, das Verhältnis des Mittels
um — — Finalnote, die Schlußnote, gew. die
onika, Se überhaupt: Tpnika (j. d.); finali=
tieren, barb.l. endigen, abichließen; Finalität,
f. das Zuletztſein, die Schlieplidjkeit; die Zweck—
beitimmung, der Zwedbegriff.
Sindnzen, pl. (ml. financia, fr. finance, tt. finanza)
Barichaft, Einfünfte, v. ml. finäre, altfr. finer,
Abgaben zahlen, it. finare, quittieren, abmachen,
v. I. finis, Ende) die landesherrlichen od. Staat3-
einfünfte, der Staatshaushalt, das Staatsvermö—
en; auch der Vermögenszuſtand einer Privatper-
on, Barfchaft, die Geldverhältniffe; sing. die
Finanz, f. (od. Finauce, la finance, jpr. - nangß)
audy die Gejamtheit der Finanzbeamten u. der
Steuerpägter in Frankreich, der Stand der Finan-
iers, die Banfwelt, die Geldmacht, die Geldgrö-
een; la haute finance, f. fr. (ſpr. —hoht-findngß),
die einfiußreichen Geldmänner, die Öeldarijtofra-
tie, die hohe Banfwelt; finanziell, (fr. financiel),
die Staatseinfünfte betreffend, das Geld, den Geld-
punkt, das Vermögen, die Einkünfte, den Ertrag
betreffend: Finanzier, m. fr. (ipr. finangßjeh) ein
BeamterbeimStaatshaushalt,Stantswirt,Staats-
rechner, der Geldmann, Börſenmann, Bankier;
finanzieren, (fr. financer), aud finanzen, die
Staatseintünfte vermehren, den Schagvergrößern;
ic auf den Erwerb veritchen; die Geldmittel ver-
haften; Ftnanz-Affeſſor, m. Beifiger bei der
Verwaltung des Staatshaushaltes; Finanzjahr,
Rechnungsjahr; F.-Miniſter, m. Staats- oder
Reichs⸗Schatzmeiſter, Verwalter des Staatshaus-
haltes; 9%: Minifterium, n. das Staats- oder
Reichs⸗Schatzamt; F.⸗Prokurator, m. Anwalt des
Staats in Geldprozeſſen; Finanzrat, vortragendes
Mitglied einer Finanzbehörde, Titel; F.-Wiſſen—
Firlin 277
ichait, £. die Wiſſenſchaft von den Staatseinfünf-
ten, Steuerwijlenichaft.
Finaſſerie, £. fr. (v. finasser, Ränke machen, Kniffe,
RAT niff, Pfiff, Kleinliche od. feine Ränke
und Pfiffe.
fine, 1. it. (=1. finis) Tonf. Ende; 2. fr. f. fin 2,
Fineffe, £. fr. (v. fin, fein, liftig) die Feinheit, Zart«
heit, Klugheit, Liſt, Schlauheit, der Kniff; Pfiff,
Ränke; Finette, f. weibl. Name: die Feine, Liſtige;
auch ein feiner Flanell, ſowie ein baumwollenes
Gewebe (Sarſche) aus der Normandie.
Fineſter, n. nl. Seide geringer Sorte.
fingteren, I. (fingere) erdichten, ausſinnen, vor«
geben; finglert, erdichtet, erjonnen, 3.8. fin»
gierte Muͤnzen, folde, nad) denen zwar gered)-
net wird, die aber nicht wirklich ausgeprägt vor»
handen find; fingierte Rechnung, ſ. v. w. conte
finto; fingibel (jpätlatein. fingibilis), eingebildet,
icheinbar; ervdenfbar; Figment, n. etivag Erdi-
tete3, eine Erdichtung, ſ. Fiktion.
finis, m. lat. da3 Ende, der Beſchluß; der Endzwer
oder Zweck; finis primarius, der Hauptendzweck;
f. secundarius, ein Nebenzweck; ft. coronat opus,
lat. Sprichw.: das Ende frönt das Werk oder die
Arbeit; Ende gut, alles gut; finieren (fr. finir),
endigen; finitum, beendigt, geſchloſſen; Finits
m. it. Kfſpr. der Rechnungsabſchluß; Finiffage,
n. fr. (pr. —Bahieh’) od. Finiſſierung, f. die Be—
endigung, legte Handlegung an eine Arbeit, beſon⸗
ders an eine zufammengejeßte Uhr; Finifſeur,
m. fr. (fpr. —öhr) der eine im Dejlin vorgelegte
Arbeit ausführt, bei. Modelleur, Nachzeichner; der
Mufterzeichner, der die Zeichnungen z. B. in der
Stiderei, Weberei 2c. entwirft.
finissimo, it. abgef. ff., ſehr oder höchſt fein.
Finifh, n. engl. (Gnish, fpr. finniſch), Vollendung,
Tertigftellung; der legte Teil des Pferderennens,
Finochẽtto, m. it. f. dv. w. Brighella, f.d..
Finte, f. (it. finta, fr. feinte, v. J. fingere, erdichten,
fäljchlich vorgeben) Beritellung, Liſt; insbe. Fech—
terliſt, Trugſtoß beim Fechten.
Fiocchi, pl. ital. (ſpr. fisci; lat. fioceus, die Flocke)
Kopfquaiten fiir Kutichpferde.
N16c0, it. Tonf. (vom I. flaccus, welt, jhlaff, matt,
verivandt mit dem deutſchen flau) leife, ſchwach.
Fiona, f. keltiſcher Name bei Oſſian, |. dv. iv. das
reizende Mädchen.
fier di Francia, n. it. (ſpr. —freindſcha) eig. Blume
von Franireich, ein broſchierter Atlas.
Fiorära, £. it. Blumenmädchen.
Fiorine oder Florino, m. it. (vgl. Toren) eine
alte ſizilianiſche Rechnungsmünze, ein Gulden;
auch eine ehemalige toskaniſche Silbermünze —
1,08 -1,12 Mark.
Fiprithr, £. (it. fioritüra, v. fiorire, blühen) Tont.
die Verzierung des Geſanges.
Firebrand, m. engl. (fpr. ſei'rbränd) Feuerbrand,
Beiname Lord Palmerſtons.
Firenki, pl. türk. (firenk, frenk) d. i. Franken, bei
den Türfen der gewöhnliche Name der Europäer;
Firenkiftan, n. Frankenland.
fire-proof, engl. (ſpr. fair pruff; von fire, Teuer u.
proof, bewährt, erprobt, feit, ſicher) feuerſichec,
feuerfeft gewölbt.
Firf, m. dän. u. ſchwed. (Förken, Fyrk) eine Kupfer—
münze, in Dänemark bis 1813 gültig, — "fa Skil-
ling = 1,93 Pfennig. *
Firkin (ſpr. Förkin), n. engl. Biermaß, früher für
Ale (}.d.) = 8, für Bier (Beer) = 9 Bier-Gallon
zu 4,52 1; jet = Y, Kilderlin — 40,892 1.
278 Firlefanz
rien, m. (mhochd. firlifanz, firlafanz, v. firle)
yurtig, behende, jet noch erhalten in dem Verbum
firlen, wirbeln, fich drehen, z. B. mundartl. ein
Ferlchen, d. i. ein Knopf, ducch den ein Hölzchen
gejteckt ift, das nun auf dem Tifche gedreht twird,
und mhd. vanz, Schalt) Tand, Albernheit, Bofle.
Firlot,n. engl. (ipr. förlot) altſchottiſches Getreide-
maß = 521.
fir, I. (firmus), feit, jtandhaft; ficher, geſchickt, ge—
übt; Firma, f. it. Handelsname, Gejchäftsnante,
die Fjihere]) Namensunterſchrift bet Kaufleuten,
der Name, unter welchem ein Faufmännijches Ge-
Ihäft gefüigrt wird; Firma geben, einem Hand-
lungsangeſtellten Bollmacht erteilen, im Namen des
Brinzipals zu Handeln und zu unterjchreiben; Ge—
khäftshaugs, Fabrik, Unternehmen; firmieren (it.
firmare), den Handlungsnamen unterzeichnen;
eichnen; Firmamént, n. [. (firmamentum), die
Kette oder Himmelsfeite,der Sternhimmel; firme-
mentäl, nl. am Himmel, himmliſch, das Himmel3-
gewölbe betreffend; Firmamentſtein, m.im Han-
del ſ. v. w. Opal; Firmität, f. (latein. firmitas)
die Feltigfeit, Stärke, Dauerhaftigfeit; Ausdauer,
Standhaftigfeit; fArmiter (Ndverb. von firmus),
feit, ftandhaift.
Firman, v. Ferman, ſ.d.
firmeln vder firmen (v. L. firmäre, befeitigen), be-
jtätigen, einjfalben und einjfegnen; Firmelung vd.
Firmung, f.dieTaufbeitätigung, Tauferneuerung
oder Einjegnung, das 2. Saframent in der rönı.-
fathol. und griech. Kirche, entfprechend der Kon:
firmation in der protejtantiichen Kirche; Firm—
ate, m. und f. eine das zu firmelnde Kind als
Beiftand begleitende Berjon desjelben Gefchlechts.
Firmtän, Firmiane; Firmiliän, Firmiliane;
Firmin und Firmine, Eigennanten (v. l. firmus),
der und die Starke, Kräftige.
ſirmieren, Firmität, Armiter, ſ. unter firm.
Firnis, m. (nıl. vernix, fr. vernis, engl. varnish,
v. fr. vernir, ſchminken, lackieren, v. gleich]. l. vi-
trinire, verglajen, von vitrum, Glas; vgl. aber
auch jansfr. varna, Farbe) ein Lad, glänzender
Anftrich oder Überzug, äußerer Glanz; firniffen,
wit Firnis überziehen; Firnisſtein, m. eine Art
Bernftein, auch Fernitz genannt.
first-class, englilch (fpr. föhrſt-kläß), erſter Klaſſe,
eriten Ranges; eritklaflig; Arst-rate (ſpr. —reht),
erit£lajfig, eriten Ranges, beiter Qualität (beſon—
ders von Artiſten ufiv. gebraudt).
Fistus, m. lat. (fiscus, ein Korb, Geldkorb) bef. die
Kaffe einer Behörde; in der röm. Kaiferzeit der
Privatſchatz des Kaiſers, im Gegenjaß zu aera-
rium, Staatövermögen; in nenerer Zeit: dag
Staat3vermögen, der Staatsihag, Staatskaſſe;
auch Straffafje; der Staat, das Neid); Fisfäl, n.,
pl. $t3fäle, lat. (fiscälis) der Anwalt der Landes⸗
od. Staat3einfünfte, der über die Gerechtfame Des
Fiskus wacht, Staatsfafienanmwalt, Steuer- und
Stempelfaffenanwalt; ein öffentlicher Ankläger,
Staatsanwalt, der über die Beobachtung der Ge—
ſetze wacht und Die Berlegung derjelben im Namen
des Landesherru zur Klage bringt; auch ein Ein-
ſammler, Eintreiber, der die Bezahlung für die
Borlefungen der Profefjoren auf Univerfitäten
betreibt; Yisfalät, n. das Staatsfaffenamt; das.
Strafflägeramt; Fiskalinen, pl. Hofhörige der
Landesherrſchaft; fiskäliſch(l. Kscalis), die Staats⸗
kaſſe (den Fiskus) oder auch den öffentlichen An—
Eäger (Fiskal) angehend; ſtaatseigen; fiskaliſche
Fonds, Staatsmittel, Staatsgelder; fiskaliſche
fix
Güter, ſolche, die geſetzwidrig eingeführt werden;
a Interefſe, Verwaltungs-Interefie;
isfaljahr, Rechnuügsjahr; Fiskal⸗Gerechtig⸗
keit, das Recht der Regierung, herrenloſe Güter,
Geldſtraſen ꝛc. einzuziehen; fiskaliſieren, rügend
unterſuchen, auch beitrafen; Fiskarius, m. ſpätl.
der Schuldner einer Staatsfaffe; ein Pächter von
fiſellieren, |. ficellieren. [Staatseinfünften.
Fiſetholz, |. Fuſtikholz.
ish, m. engl. (jpr. fiſch), der Stich; Fishoil, Fiſch—
öl, Tran; Fishmarket, Fiſchmarkt; Fishmonger,
Fiſchhändler.
Fisk, m. dän. eig. Fiſch, eine Kupfermünze in Is—
land, im Nennwert von 111/, Bf., im wirklichen
Wert nur 6 Bf. |
Fislot, n. ehemaliges ſchottiſches Biermaß — un»
gefähr 52,4 1.
Stiofen, ſ. Phaſeole; Fiſoléren, pl. ital. Heine
Rennſchiffe over Kähne zu Venedig.
fiffil, 1. (issilis, v. findöre, fpalten) fpaltbar; Bit-
tilität, f. Spaltbarkeit; Fiſſipeden, pl. (1. fissi-
pedes) Spaltflauer, Tiere mit gejpaltenen Klauen
od. Hufen; Yılfür, f. (fissüra) ein Riß, Spalt, bei.
Knochenſpalt. On
Fiſtel, f. (v. l. fistula) eine Röhre, Rohrpfeife; Heilt.
ein Röhr- od. Hohlgeſchwür; Eitergang; Tonk. eine
erzivungene hohe Stimme, wie durch eine Rohr—
pfeife, |. Falſett; ſiſtulieren, nl. durch die Fiſtel
ſingen; fiftulds, lat. (fistulösus) röhrig, röhricht,
filtelartig.
Fit, engl. fertig (d.h. die Pferde jind zum Rennen
fertig; Sport3ansdrud).
Fitter, m. engl. Zubereiter, Gasrohrleger; Fit—
tings, pl. engl. (von dem Adjekt. fitting, ſchicklich,
pafjend, und dem davon abgeleiteten Subjtantiv
fitting, die Zubereitung) Paß- oder Formſtücke;
Ausrüſtung. Br
Fitz, m. engl. {urfpr. normänniſch, von dent fr. üls,
fatein. filius) der Sohn, bef. uirehelicher Sohn, in
Bufammenfeßungen, wie Fitz-Clarence, Fitz-
Roy, Fig- William ꝛc. —
Fiveſhooter, m. engl. (ſpr. feivſchuter) ein Fünf»
ſchöſſer, fünfläufiger Revolver.
Five o’clock tea, m. engl. (jpr. faiiw-o’flod-tt), der
Fünfuhrtee. *
fix, 1. (vom I. fixus, von figere, heften, befeſtigen)
feft, beftändig, feuerbeftändig, unbeweglich; gewiß,
beſtimmt; daher: eine fixe Idee, eine das Gemüt
und den Willen beherrichende bleibende
Zwangsvorſtellung; fire Käufe, feite, nicht rück—
gängig zu macheude Käufe; fiye Luft, Kohlenſäure
vd. Tohlenfanres Gas, früher auch Zuftjäure, Kreide-
fäure genannt; Fixſtern, ein Stand- vd. Stehitern,
Sonnenſtern oder eine Sonne; fixa sedes, f. ein
fefter Siß, bleibender Wohnort; fixa vineta, pl.
Erd-, Niet- und Nagelfeſtes; Fixum, n. etwas
Feſtes, insbeſ. fir fixum salarıum, die fejte Be—
foldung,der jtehende Gehalt,das gewiſſe, bejtimmte
Einkommen; fixe prix, fr. (fpr. fie’ prib), ſ. prix
fixe; 2, fir, im gem. Leben Hurtig, gelenfig (in
diefer Bedeutung ein deutfches Wort, althochdtſch.
fizis, fizes, geiſtesgewandt, verſchlagen; dän. und
ſchwed. fix); — fixieren, mlat. (von fir 1) feit-
halten, befeitigen, fejtiegen, feititellen, bejtimmeit;
jeftigen (Farben 2c.); Härten (Gewebe); feſten Ge—
halt anweiſen; ſich häuslich niederlaſſen; heften,
3. B. den Blid 2c. auf etwas; jemand ſixieren, ihn
iteif oder unvertwandt anfehen; j. auch figieren;
Fixage, f. (pr. - ahſch) Auslaugbad, Feitigungs-
bad (beim Photographieren); das Befeftigen; Fi—
ve
virfar
— od. Fixierung, f.die Feſtigung, Feſtſetzung,
ejtimmung, Stetigung; Anweiſung eines feiten |
Gehaltes; firatid, befejtigend, feftjegend, beſtim—
mend; das Firativ, ein Befeitigungsmittel; Fi—
xatoir, n., eig. m., fr. (ipr. firatoahr; v. fixe, feit,
jteif) ein Steifungsmittel, Bartwachs, Stangen |.
pomade; Fixbleiche, f. hemifche Bleiche; fixen,
Börlenfprache, auf das Herabgehen der Kurſe wir-
fen, um gewifje Wertpapiere, die man zu re
bat, billig einfaufen zu können; Fixer, m. Bör—
jenfpr., einer, der auf dag Herabgehen der Kurſe
ſpekuliert; überhaupt einer, der Zeitgeſchäfte an
der Börſe macht; Fixität, f. die Beſtimmtheit,
das Feſtſtehen, Unveränderlichkeit, Feuerbeſtändig—
feit; Fixierbad, Laugbad, Feſtigungsbad (Pho-
togr.); Yirkamım, m. der Vorſteckkamm (in der
Rammgarnipinnerei, Nacteur).
Fixfar, m. (Deutfch der Volksſpr.) ablautende Wie-
derholung des Wortes fir; 2. eine Täufchung,
Saufelei, fcheinbare Zauberei der Tafchenfpieler.
eren, Firität, Fixum, . unter fir.
Fjeld, n., pl. Fields, dän. (= Feld, engl. field)
Hochebenen, öde Bergflähen in Schweden und
Norwegen.
Ferdingar,n. Hohlmaß in Schweden — !/; Tunna
(Tonne) = 18,32 ].
Fjord, m. dän. ein Meerbufent.
Flabbe. k. eine ehemalige holländiſche Silbermünze
Flabeéllum, n. I. (Verkl. von Habrum, das Blaſen,
Wehen des Windes) ein Fächer, Wedel; flabellie—
ven (jpätl. labelläre), fächeln, wedeln; Flabella⸗
tion, f. nl. das Lüften eines gebrochenen Gliedes.
Haccejcieren, I. (fiaccescere) ſchlaff od. welk wer-
den; Flacceſcenz, f. nl. Schlaffheit; flaccescentia
pulmönum, Heilf. Schlaffheit oder Lähmung der
Zungen; flaccide (1. flaccidus), ſchlaff, welk; Flac—
eidität, f. nl. (fr. flaccidité) die Schlaffheit, Welk—
heit; Flacens, m. 1. Name: das Schlappohr, 3. B.
Horaz.
Flacherie, f. fr. (ſpr. flaſchrih) eine Kranfgeit der
Seidenraupe, die jogen. Schlaffucht.
Flacon, n. fr. (pr. flaföng; v. ml. flasco, it. fiasco)
ein Fläſchchen, bei. Riechfläſchchen.
Flagellum oder abge. Flagell, n. I. (Verkl. v. fia-
grum, Beitjche) die Geißel; flagellieren (I. fHagel-
läre), geigeln; $lagellänt oder Flagellätor, m.,
pl. —en, nl. Geißler, Geißelmönd)e oder Geißel-
brüder im 13. u. 14. Sahrh., die jich für verpflichtet
hielten, fich zumeilen zur Strafe ihrer Sünden
öffentlich zu geißeln; Slagellation,-f. die Geiße—
fung; Slagellaten, d. i. Geißelſchwärmer, eine
Gattung der Urwejen (Brotijten), j.unter Amöbe.
Flageolett, n. fr. (ſpr. flaſcholet; prov. flaujol, lat.
gleich). Hlautiolus, Verkl. vom ital. flauto, Flöte;
vgl. flauto) die Bogelflöte, ein feines Pfeifchen,
gem. Flaſchenett; Flageolettiſt, m. ein Bläſer
auf dem Flageolet; Flageolett= od. Flötentöne,
auf Saiteninjtrumenten durch leifes Berühren mit
dem Finger hervorgebracht und um 2Oktaven über
ihre Stelle erhöht.
Hagitieren, lat. (Hagitäre) heftig fordern, dringend
mahnen; Slanitation, (Hagitatio) die dringende
Horderung, Mahnung; Flagitätor, m. der drän-
gende Forderer, Mahner.
flagitium, n., & — tia, lat. Rſpr. eine Schandtat;
flagitiũs (I. Hagitiösus), ſchändlich, ee
Flagornerie, f. jr. die Ohrenbläferei, Fuchsſchwän—
erei; Flagorneur, m. (fpr. —nöhr) ein Fuchs—
———— Ohrenbläſer.
Flanke 279
flagrieren, |. (fiagräre) brennen, glühen, entbrannt
jein; flagrant (lat. lägrans), gleichjam brennend,
heftig; deutlich ins Auge fallend, offenbar, friſch
gejchehend; in flagränti (sc. delicto), fr. en fla-
grant delit, eig. bei brennender Tat; daher auf
friiher Tat, da das Verbrechen foeben begangen
wurde; Slagranz, f. (I. flagrantia) Hitze, Feuer,
Inbrunſt, Heftigfeit.
Flaine, £. fr. (fpr. flähn’, v. lat. velämen) Zwillich,
Bettzwillich. |
Flambean, m. fr. (ipr. flangböh; v. flamber, flam-
men, fladern) die Sadel, Wachsfadel, Kerze; auch
ein hoher Leuchter.
fambieren (fr. flamber), jengen, abjengen; Flam⸗
bage, f. (ipr. —ähſch), das Abflammen, Abjengen.
Flamberg, m. (fr. flamberge, eig. die Seite ſchüt—
zend, von flanc, Seite, und dem deutſchen bergen,
deden) bei. Name de3 Schwertes von NRenaud de
Montauban, dann überh. ehem. ein breites Ritter-
jchwert, ein Raufdegen; dichterifch jebt fiir Schwert
überhaupt.
Flamboyantitil, m. fr. (fprich: flangboajdng, d. i.
bligend, funfelnd, von fr. damboyer) $lammenftil,
der ſpätgotiſche Baujtil (von den flanımenfürmigen
Mujtern der jteineınen Yenfterverzierungen).
Flämen, m. (pl. Slamines)l. ein altröm. Brieiter
einer bejtimmten einzelnen Gottheit, z. B. Flamen
Diälis, $riejter des Supiter; F. Neptunälis,
PBriefter des Neptun ꝛc.
Fläminger, Flamländer, Bewohner Flanderns;
flämiſch, aus Flandern ſtammend u. dieſem Lande
eigen; uneig. trotzig, mürriſch, grob.
Flamingo oder fr. Flamant, m. (pr. — mäng;
von I. ffamma, wegen jeiner roten Farbe) der
Flammenreiher, auch Korförre, m.
Flamme, Flame oder Flammedtte, m. ir. (eig.
Flämmchen, v. flamme, die Flamme) ein Schröpf-
jchnepper, Aderlaßfchnepper, der bejonder3 bei
Pferden angewandt wird, auch das Laßeiſen ge-
nannt.
Flaͤmmeri oder Floͤmmri, m. (v. engl. Hummery,
wallij. lymry) Koch. ver Mehlbrei, das Mehlmus,
Reisgriesmus, überh. kalte Mehlipeije.
Hammieren, [. (flammäre, entflanımen)Zijchlerfpr.,
eine Reijte, einen Rand mit flammenähnlichen Ker—
ben verjehen, flammen; Ylammes oder flam—
miertes Garn, geflammtes Garn.
Flanchet, Flanconnade, j. unter Flanke.
Flaneif, m. (fr. flanelle, it. flanella, ml. flancha; v.
altfr. Haine, Bettüberzug, ein leichtes, leinwand—
artig gewebtes Wollenzeug.
flanieren, neufr. (Haner) müßig umbherjchlendern,
behaglic) gaffend die Straßen durchziehen; Fla—
neur, m. (fpr. —nöhr) wer geſchäftslos gaffend
umberjchlendert: ein Herumfchlenderer, Pflaſter—
treter, gem. Bummler.
Flante, f. (fr. flanc, m., it. flanco, die Weiche, der
weiche Teil unter den Rippen, wahrid. v. I. flac-
cus, eich, mit eingefhobenem n) die Seite; Krk.
die Seitenfläche, Streichlinie eines Feftungsiwerfes ;
das äußerſte Ende des Heeresflügels, Flügel, Seite;
anfieren (fr. flanquer), von der Seite her be-
treichen oder deden, mit Seitenwerfen verjehen;
einfafjen, jäumen; Herumflantieren, berum-
jtreichen, umberftreifen; Flantierrohr, Strahl»
rohr; Flankierſeil, Trievjeil, Zahnjeil; Flan—
queur, m. (jpr. flanföhr) ein Plänkler, herum-
jtreifender Reiter zur Beobachtung oder Beun-
ruhigung des Feindes; Herumitreicher; Flauchet,
230 Flaſchenett
n. fr. (fpr. flangſcheh) ein Lendenſtück; Flancon—
ndde, f. Fechtk. ein Seitenftoß, Seitenhteb.
Flaſchenett, ſ. Slageolet.
flat-race, n. engl. (ſpr. flät⸗ reß) Flachrennen, Ren⸗
nen ohne Hinderniſſe (im Gegenſatz zum hurdl-
race und zur steeple-chase).
flattieren, fr. (flatter, urſpr. ftreicheln, d. i. glatt
- machen, v. angelſ. flat, flach, eben) ſchmeicheln, lieb-
fofen, falfche Hoffnungen machen; flattierfeuern,
vorheizen: Flatterie, f. die Schmeichelei, Lieb—
fojung; Flatteur, m. (jpr. flattöhr) der Schmeich—
fer; Flatteuſe, f. (pr. flattöhfe) die Schmeichlerin.
Flatus, m., pl. Flatus, I. (v. flare, blajen) Blä-
Hungen, Winde; daher auch Flatuſen, pl. Wind-
beuteleien, Geflunfer; flatulent, nl. blähend, leer,
nichtig; Flatulenz, f. die Blähſucht.
Alauto, m. it. (von |. fiatus, das Blaſen) die Flöte;
der Ylötenzug bei der Orgel; flaut : dolce (ipr.
—Doltjche), f. Hüte douce; f. italico oder Flaut⸗
baß, ein Orgelregifter; f. piccolo, it. die fleinite
Duerpfeife, Bidelflöte; f. trav6rso, od. fr. füte
traversiere (jpr. trawerßjähr'), die Querflöte,
deutiche Flöte, Nautändo, it. Tonf. flötend, flö-
tenartig; Flautino, m. die Flageolettftimme der
Geige; Flautoöne, m. große Flöte, Flötenbaß.
flaveſzieren. l. (flavescere, von flavus, goldgelb)
goldgelb oder gelblich werben; flaveſzent (faves-
cens), ins Gelbe übergehend, gelblid).
Flavbett, n.frz. (von fläve, [. flavus, gelb) ein dünnes
glattes franz. Wollenzeug.
Flabius, m. u. Flavia, f, auch Flaviãn u. Fla—
viãne, Eigennamen (v.L. flavus, gelb, blond) der,
die Blonde.
fiebile, it. (I. Hebilis, von fiere, weinen) Tonf. kläg⸗
fich, weinerlich, flehend.
Fleeche oder Fleſche, f. fr. (von niedert. flits, Wurf-
ſpieß, das wir in dem deutichen Flitz bogen haben)
eig. der Pfeil; Krk. die Pfeilſchanze, ein Kleines,
pieilfürmiges Außenwerk.
Fleech hoſierh, engl. (ſpr. flihßi höhſcherih), wollene
Strümpfwaren, die inwendig flockig find.
flektieren, I. (fectere) biegen oder beugen; beſ.
Sprachl. ein Wort biegen, verändern, abwandeln;
flectämus genüa, beugen wir die Knie; Nlectöre
sinequ&oSuperös,Acheronta mov&ebo, „Wenn
ich den Himmel (die oberen Götter) nicht erweichen
fanıt, jo will ich die Hölle (den Acheron) in Aufruhr
jegen‘’, fpriv.Vergil Aen. 7,312; Flexion od. Fle=
rür, f. (1. flexio, flexüra) die Biegung, Beugung,
Krümmung; $legur bezeichnet namentlid) in der
Geologie die Krümmungen derGeſteinſchichten, Fle—
xion bezeichnet befonders in der Sprachl. die Wort-
biegung od. -Abwandlung; fleribel (1. flexibilis),
biegſam, gejchmeidig, fentjant; Spradl. biegungs⸗
od. abwandlungsfähig; Flexibilität, f. die Bieg-
ſamkeit, Fügſamkeit; Flexor, m. nl. ein Beug-
muskel; Flexometer, Biegungsmeſſer.
Flentes, pl. I. (von flöre, weinen) die Weinenden,
die 1. der 4 Klaſſen von Bühern in der alten Kirche;
davon abgel. die 1. Bußſtotion vor der Kirchentür,
wo die Büßenden die VBorübergehenden um Für—
bitte anfpraden.
Nessibile, it. bieafam, geſchmeidig.
fetrieren, fr. (fietrir, altfr. flaistrir, eig. welk
machen, von flaistre, welk, farblos) brandmarfen;
beichimpfen, entehren; fletriert, gebrandmarit,
entehrt.
Flett, m. alte däniſche Silbermünze — 2,50 ME.
Fletſch, m. ein Miſchtrank (aus Wein, Waſſer und
Bitrone).
Florence
Fleurett, n. fr. (fpr. flörett;-v. fleur, Blume, wegen
de3 blumenähnlichen Knöpfchens am Ende) ein
Fechtdegen; auch Flockſeide oder Florettſeide.
Sleuvetten, pl. fr. (fleurettes, jpr. ſtör —, eig Blüm⸗
chen) Schmeicheleien, füße Worte; oft wiederholte
Lieblingsgedanfen eines Komponiiten; Fleuriſt.
ın. (pr. flörift), auch Floriſt, ein Blumenfreund,
Blumenfenner, Blumengärtner, Blumenhändler;
Blumenmaler; $lenvon,m.(fpr. flöröng)Blumen-
- werk, Blumenſchmuck.
fleuriert, geblumt.
Fleute, f. niederd. (holl. fuit, fluitschip) ehem. eine
Art in Hamburg und Holland gebräuglicher flacher
dreimaſtiger Handelsfahrzeuge = Flüte.
eribel, Flexion, Slexuv, |. unter fleftieren.
leher, m. (vd. engl. flier, fpr. fleiör, eig. Flieher,
dann Schwungrad) Vorrichtung anSpinnmaſchinen
zum Aufwickeln des Fadens auf die Spulen, Flü—
gelſpindel, Vorſpinnmaſchine; Flieger, Rennpferde
von ſchneller Gangart.
Flibuftier, m. ein Verein frz. u. engl. Seeräuber
und Freibeuter, welche im 17. Sahrh. die Spanier
in den weſtindiſchen Gewäſſern beunruhigten (fo
genannt vom engl. flyboat, holl. vlieboot, niederd.
lieboot, d. ti. Eilboot, weil fie bei ihren See—
räubereien in ſolchen Booten fuhren; n. a. aus
dem engl. freebooter, Yreibeuter); fie find aus den
Büffeljägern auf St. Domingo, den Boucaniers
(f. d.), hervorgegangen und benannten ſich jelbft
mit dem Namen: freres de la cöte (d. i. Küſten⸗
brüder); jeßt Bezeichnung für politische Aurfrührer
od. Abenteurer. —
flier, m. engl. der Flieger (j. Fleyer),).
Fliete, £. (landſch. auch Flete; mhochd. fiedeme,
ml. flevotömum, gr. phlebotömon, v. gr. phleps,
Gen. phlebös, Blutader, und t&mnein, ſchneiden
ein Aderlaßeiſen, be. bei Tieren.
Flint, m. engl. Feuerftein, Kieſel, oberd. Flins,
m. (angelf. flint, ſchwed. flinta, dän. Kint, Stein,
Feuerſtein, verw. mit gr. plinthos, Biegel); daher
Flinte, f. ein Feuergewehr mit Schloß u. Zeuer-
ſtein; Flintglas, eine früher nur in England ge-
fertigte, aus Kieſelſäure, Kali und Bleioryd be—
itehende ſehr helle und dichte Glasart, die zu Ver—
größerungs- und Ferngläjern gebraucht wird und,
in Berbindung mit Crownglas, ganz farben-
loſe en En N.
lip, m. (jpr. flip) ein engl. Getränk aus Bier,
J— und Zucker, beſ. fir Matroſen; Eier-
punſch, a — gut ein Überfäi
lip⸗flap, au esflac, n. Zirk. ein Uberſchlagen
> Keen wobei Hände und Füße abwechjeln®
den Boden berühren.
Flirt, m. engl. (pr. flöhrt), Liebelei, Kurmacherei;
Hirten (fpr. flöhrten), liebeln, Eofettieren, den Hof
— ga: J
Flommri, ſ. Flammeri.
lon-⸗Flon, n. fi. (ſpr. flong—) Geleier.
Flor, Flora, Floreal ꝛc., ſ. unter fios.
FIlorẽn. ml. (Horenus, vom L. flos, Blume), oder
Florin, fr. (pr. floräng) m. ein Gulden, Blumen-
over Tiliengulden (weil die erjten zu Florenz ges
prägten Gulden mit einer Lilie, dem Wappen Der
Stadt, bezeichnet waren). A
Florence, m. fr. (fpr. flordugß') florentiner Taft,
itarfer Futtertaft; Florentina, f. die berühmte
Pandektenhandſchrift aus Amalfi, dann zu Nom;
Florentine, £.(ipr.—rangtihn’) florentiner Atlas;
Hoventiniiche Schule, die berühmten Dialer und
Bildhauer der Stadt Ylorenz (l. Florentia) vom
'flos
83. Jahrh. an, da fich die erften Künſtler aus Grie-
henland in Florenz niederließen; Florentiner
Flaſche, eine Flaſche, in der ein getwundenes Rohr
vom Boden emporſteigt, fie dient dazu, beim De-
itillieren von Olen das Wafjer abzubeben; Flo—
rentinerlaf, ein ledhaft roter Lad (Mealerfarbe),
and) Karminlad genannt; Florentinerdl, Dliven-
> eh Florentiner Schwertel, Veilchen—
vurzel.
Aös, m. (pl. flöres) l. Blüte, Blume; Flos afri—
canus, m. die Samtblume, Totenblume; Flöres,
pl. Blumen, Blüten; uneig. verichiedene Stoffe in
fein zerteiltem, Ioderem Zustande (al3 Sublimate);
Aores antimonii, Spießglanzblumen; f. sparsi,
zerjtrente, zufanmengctragene Blumen, Blumen—
(efe; in flore und in floribus, in Blüten oder in
der Blüte, im Blütenftande, im Wohlleben; —
Flor, m. 1. die Blüte, die Blütezeit, Blumen-
menge; Wohlitand, guter Gejchäftserfolg; 2. ein
leichtes diinngemwebtes Zeug von Seide, Neſſelgarn
oder Wolle (jo genannt, weil eg urfpr. aus Flor-
oder Florettfeide gemacht wurde, oder geblümt
war); Flora, f. I. die Blumengöttin; auch Blumen—
ur, ein Verzeichnis der in einem Lande oder in
einer Gegend einheimifchen Pflanzen; Sternf, ein
Aſteroid, 1847 durch Hind entdeckt; Sforenl, m. fr.
im ehemtal. republifanischen Franfreic der Blüten—
monat, vom 20. April bis zum 19. Mai; Flo—
zealien, pl. I. das Blütenfeſt bei den alten Rö—
mern; Florentin, miu Slorentine, f.nl. Namen:
der und Die Blühende; Floreszenz, E. nl. die Blüte,
Blütenart, Blütenverbindung; der Blütenſtand;
Florétt, n. (mi. florẽtum) daS obere, grobe Ge—
jpinjt des Seidenwurms; der Abfall v. guter Seide;
auch Stichdegen, ſ. Fleuret; Florttſeide, f.,
auch Fleuret, m. fr. (pr. flöreh) Flockſeide, Watt—
oder Werkſeide, Abfallfeide, Flarettſeidenband,
Flockſeidenband; Sferettfeidengarn, Spinnjeide
(zum Unterjchied von der filierteit Seide, der Haſpel—
jeide); Florets, pl. glänzende, mit Zeichnungen
verjehene engliſche Stoffe; Florettas, pl. fran-
zöſiſche Leinwand; engliſche Droguetts, |. d.; Flo—
rette, f. alte franzöſiſche Silbermünze, in der
Größe eines Zweigroſchenſtücks; orten, m. und
Floriãne, f. Heiligenname: der und die Blühende;
Horid, I. (Horidus) blumig, blumenreich, bliihend;
Floridität. f. ul. der Blümenreichtum; der blü-
hende Zuſtand; Florideen, pl. Horn- oder NRot-
fange, eine Algenfamilie, meift rot gefärbt; flo«
rifer, I. bfütentragend; Floriſegium, n. eine
Blumen- oder Blittenfefe, Sammlung fehöner
Stellen oder Leſeſtücke; Florimanie, f. I.-gr. die
Blumenſucht; florieren, I. (floröre) blühen; in
Wohlftand fein, gedeihen, in Aufnahme fommen;
Horiijant, fr. blühend; Floriſt, m. nl. ein Blu-
menfreund, Blumengärtner, Blumenmaler; Flo—
viftif, f. Blumenkunde; Floͤskel, f., r. m. (l. flo-
scülus, Verkl. v. flos) Redet. Nedeblume, Vhrafe,
überflüffige, nichtsfagende Redensart; floskeln od.
Hostnlieren, nl. blümeln, in Blumen reden;
floseularia, pl. ıl. Naturk. Blumenrädchen, Blu⸗
menfiſchchen; Hosfulgs, blümelnd.
Brüste, m. dtjch. mit fremder Endung, ein Flöten-
jpieler.
Flotte. f. (hol. vloot, ſchwed. u. it. flotta, fr. flotte)
ein Schifjsheer, eine Anzahl zufammengehöriger
Schiffe, bei. Kriegsſchiffe; Flottille, f. fr. (pr.
flottij) eine kleine Flotte, ein tleines Geſchwader;
Hottieren (fr. flotter), ſchwimmen, ſchwanken, wo—
gen, ſchweben; flottierende Bepölterung, Be—
fluviãl, I. (Duvialis, v. fluvius, Fluß) den Fluß
flubial 281
völkerung, die hin und her wandert, ohne einen
ſtändigen Aufenthalt zu haben; flottant, fr. (fpr.
flottäng), ſchwebend, vielumlaufend;flottierende
chuld (fr. dette flottante), ſchwebende Schuld;
flotte, fHottliegen, freiliegen (nämlich beim Weber
der Muſterfaden).
flou, fr. (fpr. fluh; vom deutſch. flau, verw. mit lau,
bolf. faauw) in der Malerei: tweich, fanft, matt.
Flouche, j. Slufe.
Bluate, |. unter $luor.
fluid oder fluide, I. (fiuidus, von fluere, fließen;
flüffig, fließend; uneig. ungezwungen; Fluidum,
n. l. (pl. Slide), eine Flüſſigkeit, ein flüfjiger
Körper; auc) der angenommene Strom unmwäg-
barer Stoffe, 3. B. des Magnetismus; Fluide
imp6rial, fr. (jpr. —ängpehriahl) Kaijerwafier,
einDaarfärbemittel; fluid meat (jpr. fluh-id-miht),
d. i. flüffiges Hleifch, eine Art Fleiſch-Pepton (ſ. d.),
das aus magerem Fleifch hergeitellt wird und für
jolche, die an Schwäche des Magens leiden, ein
gutes Nahrungsmittel bildet; elektriſches Flut:
du, eleftriiche Ylülfigfeit, Strömung; Fluidi—
fifatien, f. nl. Flüſſigmachung: Flniditat, £.
ni. die Flüſſigkeit; Leichtigkeit in Übergängen,
Ungezwungenheit einer Steve; Aumen diceundi,
n. I. der Redefluß; Ylınmindf, m. nl. verfälichter
Saflor.
füüktuieren, I. (luctuare, von fluctus, Strömung)
ſchwanken, unſchlüſſig ſein, wallen, wogen; Flufk—
tustion, f. (fluctuatio) das Wallen, Wogen, ein⸗
geſchloſſener Flüſſigkeiten und Säfte; Schwanken
der Preiſe, in Entſchließungen, die Unbeſtändigkeit;
flunftuds, wellenförmig, wogend.
Flunder, Flünder, m. (ſchwed. Hundra, dän. ilyn-
der, engl. tlounder) niederd. eine Art Butte oder
Scholle, Halbfiſch in der Nord» u. Oſtſee.
Flunfyg, m. engl. (fpr. flönti) der Bediente, Flun—⸗
fofratie, f. engl.-gr. Bedientenherrichaft; Flun—⸗
keyism, m. engl. die dem engliſchen Volkscharakter
eigene leidenſchaftliche, aber nicht lange anhaltende
Begeiſterung für einen Plan, Gedanken, einen
Menſchen uſw. (die Bezeichnung ſtammt von Ri—
chard Cobden).
Fluor, n., auch Fluorine, f. J. (v. fluere, fließen)
eig. das Fließen, ein nicptmetallifcher, zu den Salz-
bildern gerechneter Grundftoff, der in Berbindung
mit Wafjerjtoff die Fluorwaſſerſtoffſäure oder
Flußſäure mit Kalzium das Fluorkälzium oder
den Flußſpat bildet; Fluoͤreſzenz, f. eine farbige
Berlegung des Lichtes in gewiſſen durchſichtigen
Körpern, z. B. Flußſpat; das Selbitleuchten (3.8.
des orklukfpates, der während der Beleuchtung
jelbjtleuchtend wird); fluoreſzieren, dieje Eigen-
ſchaft zeigen; Pluoride u. Flusrüre, pl. Fluor-
verbindungen; bej. Fluormetalle, und zwar eriiere
den Oxyden, lebtere den Oxydulen entſprechend;
Slate, pl. flußſaure Salze.
Fluſe, f. arab. od. Flouche, fr. (v. arab. fulüs, pi.
v. fels, Fleine Münze) eıne kleine Rechnungsmünze
in Bafjora u. Marokko, weniger als ein Pfennig.
Flüte, k. fr. 1. (v. fließen, niederd. fleten; vgl. Fleute)
ein dreimaftiges Fahrzeug, Laſtſchiff; 2. j. v. w.
Flöte, 3. B. Nüte A bec, eine Schnabelpfeife,
Stocpfeife; f. d'amour (jpr. —damuͤhr, die Lie—
beöflöte; f. douce (jpr. — duß'), oder it. Haute
dolce, eine Heine Flöte; flüte traversiere, |.
flauto traverso. :
er
treffend, dazu gehörig, in Flüſſen oder im Waſſer
wachiend, von Bflanzen; Fluxion, f. (1. fluxio) die
282 Flnuz
Strömung, das Fließen; höhere Größenl. ſ. v. m.
Differential (Newton nannte Fluxionen, was
Leibniz durch Differentiale bezeichnete); Auxio
frigida. eig. kalterFluß, Schlagfluß; Fluxionär,
m. nl. (fr. fluxionnaire) ein zu Flüſſen Geneigter;
Fluxus. m. I. der Fluß, das Fließen; Flubio—
5* m. Waſſerſtandsmeſſer; fluvpiomärin,
Fluß- u. Meerwaſſer gemiſcht, Brackwaſſer; brackig;
magnetiſcher Flur, m. Kraftſtrom, magnetiſcher
Stromkreis, die Gefamtzahl aller Kraftlinien in
einem magnetiſchen Felde.
Fluz, m. eine marokkaniſche Scheidemünze —/. Pfg.
(. Fluſe).
Flyboat, n. engl. (ſpr. fleiboht) Eilboot, kleine Jacht.
Flyer, m. engl. (fpr. Fleier) d. h. Flieger, ein außer-
ordentlich rajches Nennpferd, — Fleyer, und
flier, f.d.
Fo, m. der göttlic) verehrte Stifter der Volksreli—
gion in China und Japan; ind. Buddha.
fob, engl. (Abkürzung aus free on board, d. i. frei
an Bord) frei an Bord des Schiffes zu bringen
(bei Warenjendungen).
Focke, f.0d. das Fockſegel, niederd.(mitteld.vocken,
wehen) das Borderjegel (das untere Segel am
Vordermaſt großer Schiffe); Fockmaſt, Forken-
majt, m. der Bormaft, Bordermaft.
focoso, j. fuocoso.
Fodder, engl. ein Gewicht für Blei in England,
ungef. = 990 kg.
föderaf, nl. (v. I. foedus, Bund, Bündnis) bundes-
mäßig, den Bund betreffend; Föderal-Methode,
od. Föderal-Theologie, £.bei den niederländischen
Keformierten die Behandlung der Theologie nach
den zwei Bündniffen (der Werke u. der Gnade), die
Gott mit den Menſchen gemacht habe; Föderalis-
mus, m. (fr. federalisme) ein Bündnisſyſtem, Sy-
item der freien Berbündung zuſammengehöriger
und verwandter Staaten oder Volksſtämme, entg.
dem Bentralismus; die Verbündungsſucht; Fö—
deraliit, m. ein Anhänger jenes Syitems, Zrei-
biindler; füderalifieren (fr. federaliser), verbün-
den, in einen Bund vereinigen; eine Bundesſtaats—
verfaffungannehmen:föderteren(jpätl.foederäre),
verbünden; Föderation, f. nl. die Berbündung,
der Bund; Föderationsfeſt, ein Bundezfeft; fö—
derativ, bundesmäßig, verbündet; Föderativ—
ftaat, Bundesstaat; Föderativſhſtem, m. Bundes—
verfaſſung, Staatenbund; Föderierte, pl. Ver—
bündete, Bundesſtaatliche, verſchied Konförde—
rierte, j.d.
foenieülum, n. I. (aud) fenicülum; eig. Verkl. von
foenum, Heu) der Fenchel, ein befanntes Dolden—
gewächs.
Fogaſch, m. ein beliebter Fiſch in Wien, im Platten—
fee gefangen.
#oglietto, m. it. (ſpr. foljetto, Verkl. von foglio
Bapierblatt oder Bogen) Tonk. die erjte Biolin-
ttimme, worin die Soli der anderen Stinmen ein-
getragen jtehen; — f. (Berfl. von foglia,
Baumblatt) eine Fogliette (Wein), ein Schoppen,
ehem. nn in Rom und Bologna, von
0,33 bi3 0,511 Inhalt.
Fohi, m. ein chineſiſcher Heros, angeblich von 3468
bi3 2952 v. Chr., der als Erfinder der Wifjen-
— und Künſte und als der erſte Geſetzgeber
gi t.
Föhn, ın., Föhnwind, oberd. u. ſchweiz. (v. I. fa-
vonius) ein heftiger, jhmwüler Südwind an den |
nordöjtl. Abhängen der Schweizer Alpen.
Foiblage u. Foibleffe, ſ. Taibl—.
| Follia, —
Follia
Foie, m. fr. ( ſpr. fd) die Leber.
En f. fr. (fpr. födhr; 1. feria), (Sahr-) Marit,
eile.
Foismus, m. ſ. vd. w. Buddhaismus 1. d.) in
China.
Folära, m. türksarab. (v. arab. fakara, denken) in
Dberägypten ein Gelehrter, d. i. der den Koran
!efen und Zauberſchrift jchreiben Fann.
Fofos, m. ungar. (pr. —oſch) ein Beilhanmer.
Fökul, m. ſchwed. ein Gletſcher in den ſkanding—
viſchen Hochgebirgen.
füfundieren, I. (foecundäre, od. fecundäre, v. fe-
eündus, fruchtbar) befruchten, fruchtbar machen;
Föfundation, f. die Befruchtung; Fölnndität, f.
die Fruchtbarkeit. |
Foknus, m. 1. (eig. der Herd) der Brennpunkt, Brenn—
raum, bei Breungläfern u. Brennipiegelu; Sam—
melpunft, Herd; fofäl, nl. (fr. focal) was fich auf
den Brennpunkt bezieht, 3. B. Fokäl-Diſtanz,
Fofal-Ränge, die Brennweite, der Abſtand des
Brennpunktes vom Brennglafe; fofale Beleuch—
tung, Scheinwerfer-Beleuchtnng; Folalſtrahl,
Brennftrahl; Folameter, Brennweitenmefler; Fo—
tusdifferenz, Brennweitenſchwankung.
folätre, fr. (jpr. — lät’r,v. fol) mutwillig, leichtfinnig,
ſchäkernd; Folatrerie, f. Mutwillen, Schäterei.
Folgepole, pl, m. gleichnamige doppelte Pole, die
man erhält, wein man zwei Hufeilenmagnete mit
den gleichnamigen Bolen einander gegenüberſtellt.
Foliant, Folie, ſ. unter Folium.
— m. fr. (fpr. fohliſchong) ein Spielnärrchen,
üfer.
Folie, f. fr. (pr. folih; v. fol, fou, Narr, Tor; Eelt.
Ursprungs) die Torheit, Narrheit, der Wahnwitz;
Luſthaus; folie d’Espagne (ſpr. — despänj) eig.
ſpaniſche Torheit, ein bald jchneller, bald lang—
famer Tanz; Folie Bergere, f. frz. (ſpr. folih
berſchähr, v. frz. bergöre, f. Schäferin, Liebhabe—
rin, Schäferfiunde) Name eines Berguigungs-
lokals in Paris feigentl. das Haus der jchönen
Schäferinnen). b
elium, n. I. ein Blatt, z.B. in Faufmännijchen
Rechnungsbüchern, pl. Folie; folium Cartesii,
Rechenk. eig. das Blatt des Carteſins, eine von
diefem Bhilofophen erfundene krumme Linie; Fo—
ftänt, m. ein Buch in Folio, d. i. in Ölattgröße,
in halber Bogengröße od. Bogenform; ſcherzh. ein
Narr in Folio, d. i. ein großer Narr; folio, auf
dem und dem DBlatte eine Buches; folio meo,
‚auf meinem Blatte, d. h. auf dem Blatte meiner
Ausgabe; f. recto, auf der eriten oder vorderen
Blattjeite; f. verso, auf der andern Blattjeite,
Rehrfeite; Foliation, f. nl. die Blattentwidelung,
das Auzjchlagen der Bäume im Frühling; folttes
ren, 1. die Blätter eines Buches beziffern, verjd).
paginieren; 2. Spiegelglas mit Folie, Stanniol
(f. d.) belegen; foliös, I. (toliösus) blätterig, blatt-
reich; Folie, £. ml (folia)das&lanzblatt,Unterblatt
od. Unterblättchen, die Unterlage ee
gefaßten Edelſteinen; Davon — einVergleichs⸗
gegenſtand von geringerem Werte, der dazu dient,
einen andern mehr a 5
Folkething, m. dän. Volkskammer, Sean
Soltlore, ? engl. (zuerjt 1846 von William T. Toms
ebraucht) die Volkskunde; Folkloriſt, m. der
Boltsforicer. ar *
Folli, m. (mi. follis, mittelgr. föllis u. fölla) eine
alte türf. Münze, ungefähr 6 ME.
an. Torheit (vgl. Folie); Tonk.
mumtere3 fnanitches Muſikſtück mit Variationen.
=?
follis
follis. m. I. der Beutel, die Taiche; im folle, it
Bauſch und Bogen, eig. im Sade, d. i. unbejehen,
ungezählt oder ungewogen, 3. B. etwas kaufen
Follikel, m. (f. follicülus, Verkl. v. follis, Teiner
Schlauch oder Windball) Anat. ein Behältnis oder
Beutelchen, wie die Gallenbflafe, Balgfapfel, ein.
Drüienbalg; der Samenbalg ꝛc.; Follienlaire,
od. Follikulär, m. fr. (pr. — kulähr'; ein Wind-
macher; Auffchneider) ein gallfüchtiger Zournalift,
ſchlechter Schriftiteller; folltfunfär, auf die Drüjen-
bläschen, Balgfapjeln uſw. bezüglid).
Foment, n. I. (fomentum, v. fovere, wärmen) ein
warmer Umfchlaa, Bähmittel, Linderungsmittel;
fomönto, jpan. Erwärmung, Unterftüßung; mi-
nisterio del fomento, das Ministerium des In—
nern, vgl. delegados del fomento unter dele—
gieren; fomentieren (fomentäre), bähen, durd)
warnte Umjchläge ftärken; Fomentation, f. die
Bähung; fomentativ, nl. bähend, Bähung be-
wirkend.
foncé, jr. (ſpr. fongßeh; v. fond, Grund) dunkel,
3. B. dunkelrot, dunkelblau ꝛc.
Fonciermaſchine, f. fr.-d. (ſpr. fongßier —) Grun—
diermaſchine (bei der Buntpapierfabrifation).
Fonctionnaire, m. (jpr. fongßjonnähr; v. fonction
— Funttion, ſ. d.) ein Beamter, Amtsverwalter.
Fond, m. fr. (ſpr. fong; v. I. fundus, Grund und
Boden) der Grund, die Grundlage, z.B. au fond
(ipr. od—), im Grunde: auch der Hintergrund einer
Bühne; der Hinterfig in einer Kutjche; au fond
du coeur (jpr. di Töhr) aus Herzensgrunde; fond
d’or, fr. (ſpr. fongdöhr) Goldgrund, ein Brofat,
i.d.; Fonds, ın. (br. fong} ein Geldvorrat, Be—
ftand, eine zu Grunde liegende Geldfunme, Grund—
vermögen, vgl. Fund; Fonds, pl. Geldmittel,
Geldvorräte zu einem Unternehmen; in England
die Staatseinnahmen zur — der Zinſen
von Staatsanleihen und Tilgung des Kapitals;
a fonds perdu (jpr. — perdüh) mit Verzicht auf
das Kapital (bei Leibrenten); unverzinzlich und
nicht rüdzahlbar; al$ verlorne Summe, verlorner
Beitrag; auf Nimmerwiederſehen; Fondsbörſe,
Bertpapierbörje; fondieren, j. fundieren unter
Fundus; Reſervefonds, Rüclage; Garantie-
fonds, Sicherheitsjumme, Haft- od. Bürgichafts-
fumme.
Fonda, k. ſpan. (v. I. funda, Geldbeutel, ml. Ver—
ſammlungsort der Kaufleute, wo ” gemeinschaft:
liher Geldſchatz niedergelegt war, Börfe) ein Gaſt—
Hof erjten Ranges.
Fundäco, m. it. (arab. fondak, fondok, u. dies aus
deu gr. pandokeion, Gaſthaus) Kaufhaus, Wa-
venhaus, gemeinjchaftlihe Warenniederlage frem-
der Kaufleute.
fondam£nto, m. it. (—[. fundamentum) Tont. der
Grundbaß, die Grunditimme.
Fondant, m. fr. (fpr. fongdang, v. fr. fondant,
im Munde zergehend, jaftig, v. fondre, ſchmelzen,
zergehen toflen). pl. Fondants, gefülltes Zuder-
fond d’or, f. unter Fond. [werf; Glasflup.
Fonderie, f. fr. (jpr. fongd—; v. I. fund£re, jcyinel»
zen) eine Gießerei, Schmelzhütte; Fondeur, m.
(jpr. fongdöhr) ein Gießer, Schmelzer.
0108, j. unter Fond.
ondue, f. fr. (pr. fongdüh; v. fondre, ſchmelzen,
zergehen laſſen) Kochk. Rührei mit Käfe.
Fonduf, m. tür, (v. perj.-arab. funduk, Haſeluuß)
eine türf. Goldmünze, etwa — 10,5 ME.
nerator, j.v.w Fenerator.
ontäne, fr. (ſpr. fongtähne; v. l. aqua fontäna,
Foreſtagium 283
Quellwaſſer) der Brunnen, Springbrunnen; Fon-
taine lumineuse (ſpr. lüminöhs), Licht- od. Wun—
derbrunnen; Fontankelle, f. od. Fontanéeil, n. ni.
(fontenella, it. fontanella, Quellſchen, Brünnchen,
Verkl. von fontana) Heift. ein künſtliches Geſchwür
zur Ableitung [chädlicher Säfte ‚der Schlagbrumnen,
die nur durch tweiche Knorpel ausgefüllte Offnung
der Hirnſchale bei neugebornen Kindern, wo ſich
die Knochen noch nicht vereinigt haben.
Foittange, f. fr. (pr. fongtängi') eine Bandjchleife
auf dem Kopfputze der Frauenzinmer, eine Art
Haubenfchleife (fo benannt nad) der Herzogin von
Fontanges, welche un 1679 zuerjt diefen Kopf—
putz am franzöfiichen Hofe trug).
Fontinafien, pl. I. (Fontinalia, von fons, Gen.
fontis, Duelle) da8 Duellen- od. Brunnenfeft, Seit
zu Ehren der Duellnymphen im alten Nom, am
13. Dftober gefeiert.
Fontur, f. die Aufeinanderfolge der Wirknadeln,
Nadelreihe (beim Wirkftuhl).
fool eaps, pl. engl. (fpr. fuhl käps) eig. Narren-
fappen, eine Art engl. Schreibpapiers.
foolen oder fuhlen (von engl. to fool, jpr. fuhl,
zum beiten haben) jemand anführen.
feot, engl. (jpr. füt), pl. feet (fpr. fiht), der englijche
Fuß — !; Yard = 12 Inches (Zoll) = 0,305 m.
Football, m. engl. (pr. fut—), Fußball.
Fop, n.engl.(vgl.das deutſche foppen, zum Narren
haben) ein Narr, Geck, Zieraffe, Laffe,
Sorämen, n. I. (foräre, bohren) eine Öffnung, ein
Loch, pl. goraminn; foraminteren, durchlöchern;
foraminss, (jpätl. foraminösus) durchlüchert;
foraminulds, mit fichtbaren Boren verjehen.
Force, k. fr. (ſpr. forß'; v. fort, I. fortis) die Stärke,
Kraft, Gewalt, Macht; der Zwang; ein Gefängnis,
in Baris; Force-Karte, eine Karte, die man nur
durd) Trümpfe ſtechen kann; force majeur (pr.
maſchöhr) vd. vis major, l. eig. größere od. Höhere
Gewalt, im Handelsweſen ſ. dv. w. Hindernifie,
welche man nicht überwinden kann; à toute force
(ſpr. a tut’ —), mit aller Kraft, mit Gewalt, durch—
aus; par force oder Harforce, mit Gewalt, ge—
waltfam; daher Parforcejagd, eine große Heb-
jagd, Sewaltjagd; forcieren (fr.forcer), zwingen,
treiben, nötigen; erzwingen, überwältigen, über-
treiben, mit Gewalt nehmen; erbrechen, ſprengen;
erftirmen; ein forcierter Marſch, ein über-
triebener Marſch, ein Eilmarfy, Doppelichritt;
forcieren im Whiſt, jeinem Gegner eine Farbe an—
jpielen, die er nicht hat, und ihn daher nötigen, mit
Trumpf zu jtehen; Force par tout, |. Kasko.
Foͤrceps, m. u. f. l. Heilk. die geburtshilfliche gange.
Förde, f. niederd., dän.-noriweg. (altnord. Hördr,
dän.norweg. Fjord), langgeitredter Meerbufen.
Fordro, m. altd. Rfpr. der Vordermann int Ge»
ihäft oder Handel, Gewährsmann. Tu
Foreisn office, n. engl. (jprich: forren offiß) das
Fremdenamt in London, Minifterium der aus—
wärtigen Angelegenheiten.
forensis, e, 1. I. (v. forum, f. d.) gerichtlich; daher
medieina forensis, j. unter Medicus; 2. fo-
rensis, m., pl. forenses, nıl. (v. I. foris, draußen,
auswärts) Ripr. ein Auswärtiger, ein Fremder,
bei. der im Inlande Grundſtücke befitt; ein Nicht—
eingepfarrter; auch Kaufleute, die ſich in einem
fremden Staate aufhalten. H E
Foreftaginm, n. ml. (v. mi. foresta, fr.toret, Forit,
v. I. foris, draußen, der offen außerhalb der Um-
zäunung liegende Wald) die Forſtbenutzung, oder
die dafiir bedungene Zahlıng.
234 Foreftiere
voreftitre, auch Foraftitre, m. ital. ein Fremder,
lusländer.
ſocfaĩt, n.fr. ſſpr. forfäh; nl. forefactum, v. foris
facöre, gleich]. draußen, d. i. außerhalb des Rechts
handeln) Übeltat, Frevel, Verbrechen; A forfait
(pr. —fäh), Kauf od. Berfauf v. Waren in Bauſch
und Bogen, im ganzen; gegen einen gewiſſen Lohn,
nicht ftüchveife (bezahlt werden); Forfanterie, f.
fr. (jpr. forfangt’rih; v. altital. forfante, jest fur-
fante, Bartiz. v. forfare, mi. foris facöre, ſich ver-
gehen) bed.im Franz. die Brahlerei, Aufichneiderei;
im Stal. (Furfanterie) Schurferei.
foris pesiti, pl. lat. die draußen Sißenden, in der
alten Kirche die in den Bann getanen Leute.
Forfe, f. = Furca. ſ.d.
Forläne, k. it. ein luſtiger Bauerntanz in Venedig.
$orlo, m. eine ägypi. Aupferminze= Yo Bf.
Form,t.!.(terma)dte Geſtalt, äußerliche Bildung od.
Einrichtung, Art und Weife; das Borbild, Muſter,
der Leiften, |. Modell; pro forma, Iat., u. pour
la forme, fr. (jpr. pur la form’)zum Schein, Wohl-
itands halber; in optima forma, lat. in befter
Form u. Ordnung, in aller Form; in forma con-
sueta, in.gewohnter od. herkömmlicher Ferm; sub
uträque forma, unter beiderlei Geſtalt, Brot und
Wein im Abendmahl (f. Utraquiften); Formerz,
Erz, welches über die Hälfte Silber enthält; for—
mãbel, lat. (formabilis) bildungsfähig, bildſam;
Formabilität, £. Bildſamkeit; formäl(l. formä-
iis) 0d. formell (fr. formel), die Geſtalt od. äußer—
liche Beichaffenheit einer Sache betreffend, entg.
materiell; als Adv. formaliter, förmlich, der
Form od. Geftaltung nad, im Gegentabe von ma-
terialiter, fachlich, dem Inhalte od. der Sache rad);
formell u. ala Adv. formellement, fr. (ſpr. for-
mel’mang) förmlich, ausdrüdiih; Formäle, munl.
die Form, Geftaltung, Beſtimmung, enig. dem
Materiale, Sioff oder Inhalt eines Dinges ıc.;
Formalien od. Formalitäten, pl. die Förmlich—
Zeiten, das Formwerk, Übliche, die rechtliche Art ır.
Weiſe; formalifieren, die äußerlichen Umftände
genau beobadten; ſich formaliſieren (fr. se for-
maliser), fein Befremden od. Mißfallen über etwas
äußern, etwas übel aufnehmen; Sormallsmus,
m. Formenweſen, Berücdjichtigung der äußerlichen
Geſtalt und Befchaffenheit ohne Eindringen in den
Inhalt und Geiſt, z.B. in einer Wiſſenſchaft; For⸗
malift, m. wer fi) ausfchlichlih an die Form,
das Auferliche Hält ; auch ein Komplimentenmacdher;
Formarius, m., Formaria, f. in ie der
Mönch, die Nonne, welche ihres ftrengen Wandels
megen den andern zum Muſter aufgejtellt und zu
Auffehern über jie gefeßt werden; Formät, n. die
Forms, Blatt- od. Buchgröße, die Größe od. Länge
und Breite eine Buchs; Formatbuch, Buchdr.
ein Bud), welches Die Zeichnungen u.Behandlungs-
art aller vorfommenden Formate enthält; For—
matſchlagen, Buchb. ein Buch zum letzten Male
Ichlagen, wenn die Bogen gefalzt find; ſormieren
(1. formäre, fr. former), formen, bilden, geftalten,
entwerfen; Kfipr. buchen, in die Handlungsbücher
gehörig eintragen; von Soldaten; fih in Reih' u.
Glied ftellen, ſich ſammeln; Formierung oder
Formation, f. (L. formatio) die Bildung, Geſtal—
tung; Krk. — des Heeres, Heerbildung;
Formation, in der Gebirgskunde: eine Reiheu—
folge von Geſteinsmaſſen, die nad) ihrer Scichten-
folge, ihren Berfteinerungen 2c. als die Glieder
eines in demjelben Beitraume gebildeten Ganzen
betrachtet werden; formatifteren, in eine be-
fortis
ſtimmte Form und Größe bringen, 3. B. Steine
mit dein Hammer; Formatſtück, Handſtück (Stein-
kunde); Formel, f. lat. formüla, die Redensart,
Wendung, Vorſchrift; der Ausdrud; Größen. der
allgemeine Augdrud, die durch Berechnung gefun-
dene allgemeine Regel; formüla concordiae, |.
Konfordien-$ormel; f. magisträlis oder
extemporanea, da3 vom Arzte verfchriebene Re—
zept; f. officinälis oder dispensatoriälis, das
ſchon in der Apotheke zufammengefette Rezept;
Formulãr, n. (nlat. formulare, fr. formulaire, it.
formolario) das Formelbuch, die wörtliche Vor—
jcehrift od. vorgefchriebene Weife, Bordrud, Mufter;
Formelbücher des Mittelalters, Sammlungen
von Formeln für geiftliche und weltliche Sefehäte:
formulãriſch, vorſchriftsmäßig; formulieren, in
eine Formel faſſen, abfaſſen.
Formica, f. lat. die Ameiſe; Formikaſäure oder
Formyiſäure, Scheidek. die Ameiſenſäure, eine in
den Ameiſen vorkommendeorganiſche Säure; For—
mul, n. das mutmaßliche Radikal derſelben; For—
mylchlurid, n., ſ. Chloroform; Formitation,
f.1.(formicatio)Deilk. ein Hautgefühl wie Ameiſen⸗
laufen, das Jucken auf der Haut; Formiziten, pl.
n!. Berfteinerungen von Ameifen.
formidäßel, I. (formidabilis, von formidare, fürd-
ten) furchtbar, erſchrecklich, graufenerregend.
forınieren, Bormierung, ſ. unter Form.
Formoiität, f. lat. (formositas, v. forınösus, ſchön)
Schönheit, Wohlgeitalt.
formüla, Formular, forsnulieren, |. unt. ori.
sormpf, j. unter Formica.
Fornakalien, pl. I. (von fornax, der Nöftofen) bet
den Römern ein Felt zu Ehren des Öetreideröftens.
Fornikant, m. fpätl. Bart. von fornicäri, huren,
v. fornix, Schwibbogen, Gewölbe, dann Wohnort
der öffentlichen Dirnen) ein Hurer; Fornikaͤntin,
f. eine Geſchwächte, Gefallene; Fornikarius, m.
— Fornifant; Fornikaria, f. Buhldirne; For⸗
nikation, f. die Hurerei.
forſch (aus niederd. fors, von frz. force, die Kraft,
Gewalt, zu lat. fortis, tapfer) friſch und Fräftig,
derb. [der Gerechtigkeit.
Forfeti, nm. nord. Fabell. Balder3 Sohn, der Gott
Yort, n. fr. (fpr. fohr; von fort = I. fortis, ſtark,
ejt 2c.) einc Heine Feſtung, Schanze, Beifeite oder
eifeitung, auch Forterdife, LE.
forte, fortes 2e,, fortement, j. unter fortis.
fortifistexen, I. (fortificäre) oder fortifiteren, fr-
(fortifier) befeftigen, verſchanzen; ſtärken; fi) for=
tifiteren, ftarf werden; Fortifitatton, f. das
Feftungswerk, die Befeftigung; die Befeitigungs-
kunſt; das Feftungsbauamt.
Fortin 1., m. vor 1871 ein Getreidemaß in Kon—
ftantinopel = 4 Kilo (Hohlmaß, Kübel) = un-
geführ 144 1.
Sortin 2.. n. fr. (fpr. fortäng; vgl. Hort) Krk. eine
eilig aufgeworfene Feldſchanze. ;
fortis, e,1.ftarl, tapfer; fortes fortünafadjuvat),
lat. Spriv. den Mutigen hilft das Glück; friſch ge-
wagt, it halb gewonnen; forte, ital. Tonk. ſtark;
fortement, fr. (fpr. fort'mdng) ſlark, nachdrücklich;
forte piano, it. exit ftarf, dann ſchwach; Forte⸗
piano od. Binnoforte, n. da3 Hammer-Stlavier;
fortissimo, jehr ſtark, fo ftarf al3 möglich; fortt-
ter, I. Adverb, ftarf,tapfer,mutig; fortiter in re,
suaviter in modo, feit in der Sache, aber fanft
in der Art und Weile; Fortitũdo, f. I. die Tapfer-
feit (Inſchrift auf dem öfterreih. Maria-Thereiia-
Orden für Offiziere).
fortuito
fortuito, I. (von fors, Zufall) zufällig, unvermutet,
zufälligeriveife; casıs fortuitus, m. ein Zufall.
Sortüng, f. lat. (von fors, Zufall, das Glück, die
Slüdsgöttin (griech. Tyche); Sternt, ein Afteroid,
1852 dur) Hind entdeckt; Fortüne, fr. (pr. for-
tühn’) das Glück, der glückliche Fortgang; das Un—
nefäht, Geſchick; hruta fortüna, l. blindes (eig.
unvernünftiges, dummes) Glück; ad melisrem
fortünam, zu bejjerem Schicjale, in befjere Um—
ftände (kommen); in meliörem fortünam, bi3
auf bejjere Umſtände, 3 B. geftunden bei Schul-
den oder fälligen Abgaben; A la fortune, fr. auf
gut Slüd; A la fortune du pot (fprich: —poh),
wörtl. auf den Zufall des Kochtopfes, d. t. auf
Hausmannskoft, wie fie gerade die Küche gibt; de
fortune, gutes Glüd; bonne fortane, gutes
Süd; Fortunätus, m. u. Fortunãte, f. Eigen-
name: der und Die Glückliche, Begüterte.
Forum, nm. [. der Marit- oder Verſammlungsplatz;
der Gerichtshof, Richterftuhl, die Behörde; in foro,
vor oder im Gericht.
forwards,engl.(jpr. fohrivärdf), vorwärts; m. engl.,
pl. die Stürmer (beim Fußballſpieh).
forzando, it. (von rinforzare, verſtärken) Tonf. ver-
ftärfend; forzato, it. (rinforzato) veritärft.
ſossa, f. I. (eig. Sraben, v.fodere, graben; fr. fosse)
Heilt, eine gruben- oder rinnenartige Vertiefung;
foſſil, lat. (fossilis) aus der Erde gegraben, berg-
männiſch gewonnen; ausgegraben, bei. als urwelt-
fihe Überbleibſel; verfteinert (foſſile Pflanzen,
Knochen 20.); Foffil, n., pl. Foſſilien, Berggut,
Orubengut, aus der Erde gegrabene unorganifche
Körper, Mineralien; auch Berfteinerungen;
Foſſiliſt, m.nl.—= Mineralog; Föſſor, m. lat.
ein Gräber, Schanzaräber.
Foſſorier, n. fr. (fpr.—orieh) bis 1851 ein Flächen-
maß in Waadt = 4,5 2.
get. m. ein fchwed. Fuß = 0,2969 m. |
ding, ın. l. (foetus od. fetus, v. aftl. f&o, id) be-
fruchte) die Leibesfrucht; fütal, nlat. zur Xeibes-
frucht gehörig; Fötation, f. die Fruchtbildung;
Föticide, f. fr. (jpr.fötißid, v. l. foetusu. caedere,
töten, morden), Tötung od. Abtreibung der Xeibes-
frucht, Sünde gegen die Mutterjchaft.
ou, m. fr. (jpr. fuh; vgl. Folie) der Narr, Tor;
auch der Läufer im Schachfpiel.
Foncaultſtrom, m. elektrischer Wirbelfttom (ge-
nanıt nad) Jean Bernard Leon Foucault, geboren
1819 in Bari3, geftorben 1868 dafelbjt, einem her-
vorragenden Phyſiker und Mechaniker).
Foudre 1., f. fr. (fpr. fuhd'r; von I. fulgur) Blitz,
Blisftrahl, Donnerfchlag; foudrohieren (pr. fır-
droajieren; fr. foudroyer), Krjpr. niederdonnern,
en euer fprühen od. fpeien; wettern,
eftig eifern; auch für fluchen; gem. fudern oder
futern; fondroyant (pr. fudroajdng), donnernd,
eifernd. [große3 Weinmaß.
oudre 2., m. fr. (v. deutfch Fuder) das Fuder, ein
Fouets, pl. fr. (fpr. fouehs) englifche Reitgerten.
Fougaͤde oder Fougdfie, f. fr. (von fougue, Hitze,
Wut, it. foga, vom 1. focus, Feuerherd, ml. Feuer)
Slattermine; fouguenx (fpr. fugöh), aufbraufend,
feurig, hißig, wild, jähzornig.
Fouilleur, m. fr. (fpr. fujöhr; v. fouiller, wühlen,
aufgraben) Krfpr. ein Schanzgräber.
Foulard, m. fr. (fpr. fuldhr; v. fouler, walten) ein
indiſches gedrudtes, buntes Seidenzeug; bef. ein
Heines ſeidenes Hal3- oder Taſchentuch; Foular—
diermaſchine, Walk- oder Platſchmaſchine (in der
Seidenfärberei); foulẽe, gewaltt; Foulon, m. Walke.
Foher 285
Foule, F. (ſpr. fuhl’; it. folla) die Menge Menſchen,
das Sedränge; der große Haufen; en foule (ipr.
ang fuhl'), in Menge,
Fountain-Pen, f. engl. (v. fountain, fpr. faͤunt'n,
Dnelle, Brunnen), Füllfederhalter, Füllfeder.
Fourage oder Furage, f. fr. (pri: furähſch'; fr.
fourrage, m., v. althochd. fuotar, Futter) Vieh⸗,
beſ. Bferdefutter, Futtervorräte bei der Armee;
Fourage-Magasin,n. ein Futterfpeicher; Fort
rageur, m. (pr: furajgögr) ein Zutterholer; fou—
rasieren, (fr. fourrager), Futter od. auch) Lebens—
mittel auftreiben; Fouragierung, f. die Futter—
Einholung.
Fourbe, m. fr. (fpr. ou wie u; it. furbo; vom fir.
fourbir, it. forbire, pugen, abwifchen, alfo eig. ein
geriebener, mit allen Wafjern gewaſchener Menſch;
vgl. Fripon) ein Betrüger, Schurke; Gonrberie, £.
die Betriigerei, Schurferei.
Fourdriniermaſchine, f. Langform-Papierma—
ſchine, zur Herſtellung von Papier von langem
Format (nach dem Erfinder Fourdrinier genannt).
Fourgon, m. fr. (ſpr. furgöng; vom l. furca, Gabel,
it. forcone) Ofengabel; ein Gabelwagen, Pack- od.
Borratswagen; fourgonnieren (fi. fourgonner),
eig. mit der Ofengabel ſchüren, umwühlen.
Soirier oder Furier, m. fr. (fourrier, it. furiere,
nıl. fodrarius, von fodrum, Futter; vgl. Fourage)
eig. wer für den Unterhalt der Truppen 2c. forgt,
der Feld- oder Kriegsfchreiber, der die Mufterrolle
einer Kompagnie hält, das Duartier der gemeinen
Soldaten bejorgt u. |. f.; Fourier-Schütze, ein
Raſtmacher; Hoffourier, m. ein Hofdiener, der die
Befehle des Hofmarſchalls ausrichtet.
fourmillteren (ſpr. furmij—), fr. (fourmiller; vor
fourmi, Ameife) fribbeln u. wimmeln (mie Amei—
fen); Fourmillement, n. (fpr. furmij'mäng) ſ. vd.
w. Sormilation.
Fournaiſe, k. fr. (pr. furnähl’; vom I. fornax, Ofen)
großer Schmelz-Dfen, eiferne Kochmaſchine.
fournieren, jr. od. furnieren (fournir, it. fornire,
prov. fornir, fromir, v. altd. frumjan, fördern, be=
jorgen 20.) mit etwas verjorgen, verjehen, unter-
ſtüßen; etwas hergeben, liefern, anfchaffen; bei
Tiſchlern: mit feinem Holze auslegen oder belegen;
fonrnierte Arbeit, ausgelegte Arbeit; das Four⸗
wier,n.dünngefchnittene, feine Holzblätter, Dünn-
belag, Feindecke; Yourniffenv, aud Fourniteur.
m. (jpr. —öhr) der —— Fournitüre, f. die
Lieferung, der nötige Borrat; Wardergbengeld bei
Tänzern; auch der Holzbelag.
Fourpence, m. engl. (pr. fohrpenß) ein Geldſtück
von 4 Pence, f.d.
Fourrüre, f. fr. (v. fourrer, füttern, ſpan. forrar,
it. foderare, v. it. fodero, Zutter zur a u.
Unterfutter; vgl. Fourage) Pelzfutter, Pelzwerk,
Velzrod, Pelzmantel; Grauwerkt oder Hermelin in
der Wappenkunde; auch die innere Bekleidung eines
Schiffes.
Fonda, f. [. die Grube, z. B. Heilk. in einem Knochen.
fovieren, lat. (fovere) eig. wärmen, bähen; hegen,
warm halten, begünjtigen, pflegen.
Foxterrier, m.'engl. (jpr. —terriör), Fuchsterrier,
Fuchs⸗Erdhund oder rauh), |. Terrier.
Fox'ſcher Keſſel, Wellrohrkeſſel (nach dem Erjinder
Fox benannt).
Foyer, m. fr. (ſpr. foajeh; prov. foguier, vom lat.
focarius, den Herd betreffend, von focus, Herd) der
— Brennpunkt, Mittelpunkt, Sig eines Übels;
orraum, Borhalle; in Schaufpielhäufern u. dgl.
die Wärmitube, VBerfammlungszimmer für die
286 Fra
Schaufpieler; befonders: Wandelgang, Wandel-
halle, in der die Zufchauer wöhrend der Zwiſchen—
akte hin und her wandeln können.
Fra, ital. Abkürzung von frate, Bruder, Ordens—
bruder, vor dem Namen der geringeren Mönche
gebraucht, 3.B. Fra Bartoloméo; Fra Diavölo,
Bruder Teufel, Name eines 1806 in Neapel ge-
hängten Räubers; Oper von Auber.
Fracas, m. fr. (pr. —tah; it. fracässo, von fra-
cassäre, zerbrechen, zertrimmern) das Geräuſch,
Setöfe, Gepolter, der Lärm, Zank.
Frack, m. (fr. frac, und dies vom engl. frock, fr.
froc, prov. Hoc, Mönchskutte; ml. froccus, floccus,
v. l. Hoccus, Flocde, alfo urſpr. flociger Stoff und
ein Kleid daraus) ein Fırrzer, leichter, vorm ausge—
Ichnittener Leibrock.
Frafilch, arab. Gewicht == 25 Pfund.
iragrant, l. (frägrans, vd. fragräre, durften) ſüßduf—
tend, wohltiehend; Fragranz, f. (1. fragrantia)
der Duft, Wohlgeruc.
Fraicheur, f. fr. (pr. ſräſchöhr; v. frais, fraiche,
frisch) die Frische, angenehme Kühle; Kebhaftigfeit,
Friſche oder Zrifchheit der Farbe.
Fraile, |. Tray.
Frais, pl. fr. (fpr. fräh; von nıl. fredum, fredus,
fridus, Preis, Gelditrafe, Geldleiſtung, urjprüngl.
wegen Friedensbruchs, vom althochd. fridu, der
Friede) Unkoften, Ausgaben, Gebühren; A peu
de frais (pr. a po —), mit geringen Koften, mit
leichter Mühe.
raife, £. fr. (for. fräſ'; altfr. frese, von friser,
fraiser, fräufeln, verzieren) die Halskrauſe, der ge-
faltete Halstragen der Damen; Krſpr. der Sturm-
pfahl, das Pfahlwerk, Gefieder; Hohl£chle und ähn-
liche Verzierung in Holz und Metall; Fraiſema⸗—
ſchine, f. Vorrichtung zum Erzeugen verfchiedener
Flächen, Hohlfehlen und anderer Verzierungen in
Holz oder Metall; Fraijette, f. Heine Krauſe, klei—
ner Halskragen; fraiſen, Flächen, Hohlkehlen,
Berzierungen in Holz und Metall Geritellen.
Fraftion, f. lat. (fractio, von frangere, brechen)
Rechenk. ein Bruch, eine gebrochene Zahl; ein Teil,
eine Abteilung; auch Durchſchnitt; Naturl.die Bre-
chung der Lichtjtrahlen; auch bef. Unterabteilung
einer politiihen Bartei; im Barlamentsivefen eine
organifierte Anzahl von Geſinnungsgenoſſen;
een Durchſchnittsberechnung;
raktũr, f. (1. fractüra) Heilk. ein Bruch, Bein—
bruch; auch deutſche, gebrochene, eckige Schrift,
Kanzleiſchrift; fralturieren, nl. brechen, beſ. in
mehrere Stücke zerbrechen (von Knochen); fragil,
lat. (fragilis) zerbrechlich; vergänglich, hinfällig,
ſchwach, gebrechlich; Fragilität, f. I. (fragilitas)
die Zerbrechlichkeit; uneig. Gebrechlichfeit, Hin—
fälligkeit; Fragment, n. (lat. fragmentum) ein
Bruchſtück; fragmentäriſch, nl. abgebrochen, in
Bruchſtücken, brüchſtückweiſe; Fragmentiſt, m. ein
Bruchſtückſchreiber, Herausgeber von Bruchſtücken.
Frälſe, f. ſchwed. die Steuerfreiheit; Frälſemann,
m. Beſitzer eines ſteuerfreien, adligen Gutes;
Frälſeränta, f. der Zins, welchen die Bauern
ihrem Frälfemann geben; Frälſentlagor, pl. die
Abgaben, welche die Edelleute an die Krone,
Kirche 2c. zu entrichten haben.
Framböſie, f. (v. fr. framboise, Himbeere, v. holl.
braambezie, althochd. brämberi,Brombeere) Heiff.
Beerihwamm, Erdbeerpoden, eine Ausſchlags—
tranfheit, be. der Neger.
Frameda, f. l (aus dem Altdeutjchen) ein kurzes wurf⸗
ipießartiges Stoßgemehr der alten Deutihen., im
franfo
Mittelalter f. Stocvegen, Dolch; Frame, f. Geſtell,
Rahmen.
France od. Frant, m. pl. Frances od. Franfen,
die Grundlage des franzöſ Münziyitems, welches
durch die jogen. lateinische Münztonvention v. J.
1865 von allen füdenropäifchen Staaten (Portugal
u. Türfei ausgenommen), ſowie von Belgien an-
genommen wurde. Ein Franc (Sſpan. Befeta
zu 100 Centimos, ital. Kira zu 100 Centejimi,
griech. Drachme zu 100 Lepta, fchweiz. Sranfe
od. Franc zu 100 Rappen od. Centimes, rumän.
Leu [Löwe] zu 100 Bani od. Bara) = 100 Een-
times (jpr. Bangtihm’) = 0,80 od. genauer 0,81 ME.
— 5 Centimes = 1 Sou alter Münze, 10 Cent.
od. 2 Sous zuweilen als Decime (jpr. deßihm')
bezeichnet. — Franc Dargent (pr. —darkgang)
eine altfranzöſ. Silbermünge, welche unter Hein-
rich III. zuerſt geprägt wurde.
francais, frangaise, fr. (ſpr. frangkäh, frangßähſ';
vol. Franzoſe) franzöſiſch; als Häuptw. —
Franzöſin; à la francaise, nad) franzöſiſcher Art,
Sitte, Tracht ꝛc.; Frangaite, f. ein munterer fran-
öfifcher Tanz, im /g-Takt; auch Kontertanz,
—— Reigen.
Frane⸗Archers, pl. fr. (jpr.-—aricheh, vgl. Archer)
1448 errichtete franz. Freifhübenfompagnien mit
Bogen, Pfeil, Nüftung und Degen.
Francatü,m.fr. ein großer, braunroter Blatt-Apfel.
rancatur, j. unter Franko. BR;
rancesching, m. ital. (ſpr. —tſcheskino) eine ehe-
malige tosfan. Silbermünze zu 3%/, Lire 0d.5 Baoli
od.2 Fiorini = 2,2% big 2,27ME.; Francescöne,
m, eine ehemal. toskan. Silbermünze zu 624 Lire
0d.10 Paoli od. 4 Fiorini — 4,50 bi8 4, ME. an °
Wert, welche zuerftunter Franz (it. Francesco) IL.
geprägt wurde. !
jrandhement, fr. (fpr. frangſch' mäng; Adverb von
franc = franf; vgl. franco) frei, freimiütig; Fran⸗
chiſe, f. (pr. frangſchihſ') die Freiheit, Freimütig—
keit; Poſt-⸗Franchiſe, Befreiung vom Poſtgelde;
aktive —, d. i. für Briefe, die der Berechtigte ab-
ſchickt; paſſive —, für Briefe, die er empfängt.
Franchipane oder Frangipdne, f. fr. (pr. frang-
ſchi — frangfeht) eine ſchöne, dickſchalige, ſaftige
Herbſtbirne. Rs
Sranciade, f. fr. (ſpr. Frangbidd') ein — von
4Schaltjahren in der franzöſiſchen Republik.
Franein, fr. ſ. v. w. Belin,|.d.
franciſieren, fr. (franeiser) franzöſiſch umbilden
3. B. ein Wort) zum Franzoſen machen, franzöſeln;
Franciſation, f. Franzöſelei.
Francmacçon, m. fr. ſſpr. frangmaßoöng
ein Freimaurer; Franemaconnerie, f. die Frei—
maurerei. —
Frauetireurs, pl. fr. (jpr. —tiröhr) Freiſchützen,
zuchtlofe Freiſchärler im franz. Kriege 1870—71.
Frange, f., pl. Frangen, fr. (pr. ——— mi.
frangia; altfr.u. engl. fringe) der Fadenſaum, die
Franfe; frangieren (fr. franger), mit Franſen
Frangipane, |. Srandipane. [bejeßent.
Frank, m. Münze), |. Sranc.
frant, frankieren, |. franko.
Frankliniſation, f. Erzeugung von ftatifcher (vu
hender, nicht ftrömender) Elektrizität (nad) dem
Naturforicher u. Staatsmann Benjamin Franklin,
eb. 1706 in Bofton, gejt. 1790 in Bhiladelphia,
enannt).
franko, ital. (fr. franc, von dem dtjch.-lat. Francus,
fränfifch, Franke) frei, poſtfrei, koſtenfrei; frant.
frei heraus, freimütig; frantieren (it. francare),
Frankolin
(einen Brief, ein Paket ꝛc.) frei machen; Franka—
tür, f. barb.-lat. das Freimachen der Briefe 2c.;
Franko-Kontrolf-Jonrnal,n. Poſtd. das Franfo-
duch $.:ontrol-Nachweifun Franko⸗Gegen⸗
nachweiſung; F.-Kouvert, n. geſtempelter Brief—
umſchlag; 8 Sereft, m. Frankofehlbetrag; F.—
Marke, die Freimarke, auf freigemachten Briefen;
F.⸗Stempel, das Wertzeichen auf Briefumſchlägen.
Frankolin, mifr.u. ſpan.francolin, it.francolino)
das Berghaſelhuhn, eine Art Rebhuhn.
Frankomane, f. l.-qr. = Öallomanie, f.d.
Franziskus, m. u. Franziska, f. —— der,
die Franke, Freie; Franz, m. Abkürzung von
Franziskus; das verkl. Franzchen,n. auch für
Franziska; Franzisfäner, m. ein Mönch von dem
Orden des heil. Francisceus dv. Aſſiſi, im 13. Jahrh.
auch Minoriten genannt.
Frauzoͤſe, m., pl. Franzoſen (aus dem fr. Fran-
goisentjtanden, ml. Franciensis,it. K’rancese, vom
lat. Franeia, Franfenland, von Francus, Franke,
j.d.) Beivohner Frankreichs; die Franzoſen (al3
Krankheit des Menjchen), die Luſtſeuche, Syphilis;
auch eine Viehkrankheit bei dem Nindvieh: Tuber-
kuloſe 20; Franzoſenholz, ſ. Guajak; Franzo—
ſenöl, Tieröl, Dippeis-Öl(das Dippelsöl iſt braum-
ſchwarz und hat einen ſehr üblen Geruch, es wird
bei der Herſtellung der Knochenkohle mit gewon—
nen; aus dem Dippelsöl erſt wird das Tieröl ab-.
gezogen, und Diefes ift ein ätherifches ON); fran—
zöjleren, Franzöfiich umbilden; franzufeln, Sit-
ten, Gebräuche u. Denkart der Franzoſen nachaffen.
frappieren, fr. (frapper, eig. ſchlagen, treffen, prov.
frapar; vgl.dasmiederländ. Happen, schlagen, engl.
flap, und da3 isländ. hrappa, anfahren, jchelten)
auffallen, jtußig machen, überraschen; Fühlen, eis—
fühl machen (Champagner); Frappant, auffallend,
überrajchend; treffend, fchlagend; frappd, bedruckt,
gepreßt (Zeug); frappiert, verdußt; eiskühl.
Srastatinerin, f. (it. Frascatäna, eig. Betvohnerin
v. Frascäti, einer feinen Stadt ımmweit Noms, in
welcher jtarfer Gartenbau getrieben wird, von
frascäto, Yaube, frasca, belaubter Zweig benannt)
ein ital. Laubenmädchen, eine Gärnerin.
Frasko, m. (eig. Flaſche = ml. flasco, it. fiasco, fr.
flacon, ſ. d.) ein veraltetes Flüßigkeitsmaß In Rio
de Janeiro, etwas über 21.
Frasqueras, pl. ipan. (jpr.qu wie k) Flafchenfutter,
frater, ın. fat. Bruder, bei. Ordens- oder Kloſter—
bruder, pl. fratres; f. minöres, ſ. v. w. Mino-
titen, 1. d.; fraternell, fr. (fraternel) brüderlich;
fraternifieren (fr. fraterniser), brüderlich oder
traulich miteinander leben; fid) verbrüdern; Fra—
ternifation od. Fraternifierung, f. die Berbrü-
derung; Fraternität, I.(fraternitas) od. Frater⸗
nite, f. fr. die Brüderlichfeit, Brüderichaft, Ver-
brüderung; Zunft; fraternitas, f. oder fratria-
um,n. ml. das Erbteil nachgeborener Brüder;
Fratricide, m. I. (fratricida) der Bruder- oder
Schwejtermörder; Yratricidinm,n. der Bruder-
od. Schweitermord; Fratricẽelli od. Fraticelli, pl.
it. (pr. —tichelli) Schwärmer aus dem 14. Fahr:
hundert, die aus dem Franzisfanerorden hervor-
gingen, ſ. d.
fraus, £. l. der Betrug, die Arglift; fraus optica,
ſ. v. w. optiſcher — j.d.; pia fraus, ein
frommer, twohlgemeinter Betrug; frandieren (1.
fraudäre), betrügen, hintergehen; Schleichhandel
treiben; Frandation, f. (fraudatio) Betrügerei;
Sraudätor, m. der Betrüger; frandulent oder
fraudulös (fraudulentus u. fraudulösus), be—
freguent 287
trügeriſch; Fraudulenz, f. (fraudulentia) Betrüg-
lichfeit
Fraxinus, f. l die Eiche; Fraxinin, m. nl. Scheide.
ein in der Rinde der Eiche entdeckter friftallinischer,
jehr bitterer Stoff.
Fray (ipr. frai; von dem I. frater, prov. fraire) od.
Sraile (ſpr. frdile), m. fpaıt. der Ordensbruder,
Mönch; verſch. von Frey od. Freile, m. ein Or—
densritter, Mitglied eines geiftlichen Ritterordens.
Frazdda, f. jpan. (fpr.3 = ß) eig. eine wollene Bett-
od. Bierdedede; ein Männer-Mantel der unteren
Volksklaſſen in Mexiko.
Fredaine, f. fr. (ipr. —dähn'; vgl. altfr. frados,
fradous, prov fraidel, fraiditz, elend, ſchändlich,
gottlos) ein Iuftiger oder toller Streid.
Freddy, Fred, m. engl. Abkürzung des Namens
Friedrich, Fritz.
Fredon, m. fr. (ſpr. fr'dong) ein Triller; fredon—
nieren (fr.fredonner; vgl. I. fritinnire, zwitſchern),
trillern, trällern; Fredonnement, m. (ſpr. —mäng)
das Trillern; das Summen der Bienen u. Fliegen;
das Gemurmel, Getöſe eines Volkshaufens.
Fredum,n. (vgl. Frais) im Mittelalter: der in der
Abſtandsſumme (Kompofition) mit enthaltene Be-
trag (!/,), welcher an den Fisfus des Königs zu
zahlen war.
Frecholder, m. engl. (fpr. frihhohlder, v. free, frei,
und hold, halten) der Freijafje, lehnfreie, unab-
bängige Landeigentümer; Freeſoilers, pl. (pr.
frihheulers; von soil== lat. solum, Boden) Frei-
bodenmänner, in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika die Bartet, welche unentgeltliche Ber-
teifung der Staatsländereien an wirkliche Anbauer
till, um den Ländereiwucher zu hindern.
Freeman, m. engl. (fpr. frihmen) ein Freimann;
ın. engl. (jpr. —meßn), Freimaurer;
Sreethinfer, m. engl. (pr. —thingkör), Freiden—
fer, Freigeift; Freetrade, m. engl. (ſpr. frihtrehd;
von trade, Handel, Verkehr) Freihandel; Free—
trader, m. Freihändler.
Fregdtte, f. (fr. fregate, it. fregäta, ſpan. fragäta)
ein leichtes, ſchnellſegelndes, dreintaftiges Kriegs—
ſchiff, Vollſchiff, im Range nach dem Linienſchiffe;
ein Seevogel mit jehr großen Schwingen und be»
wundernswürdiger Leichtigkeit im Fliegen; Fre—
atten, m. (fr. fregaton; pr. —töng) eine kleine
Fregatte.
Freia, f. (althochd. Frouwä) in der nord. Fabell.
die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit; Stern.
ein Afteroid, 1862 durch d'Arreſt entdedt; Freyr
od. Freier, m. der Bruder jener Göttin, ein mil-
der Bott, der iiber Regen und Sonnenſchein und
die Fruchtbarkeit der Erde mwaltet.
Sreile, |. dran. ’ 3
irelatieren, fi. (frelater) verfälichen, bei. den Wein.
Freneſie, f. fr. (Freneith; vgl. Phreneſie) Verrückt—
heit, Tobſucht, Raferei; frenetifch (fr. frenetique),
toll, vafend.
frequent, 1.(frequens) häufig, z. B. Heilf. frequen-
ter Puls, ein häufiger Puls; volkreich; lebhaft,
ſtarkbeſucht; frequentieren(l. frequentäre),fleißig
beſuchen; Frequentaͤnt, m. Kfipr. ein Kaufmann,
der gewöhnlich Meſſen beſucht; Frequentaätion, f.
({. frequentatio) der häufige Gebrauch, Verkehr,
Umgang; Frequentativum, n. nl. Spradl. ein
Wieverholungswort, ein Zeitivort, welches ein öf—
tev wiederholtes Tun ausdrückt, z. B. klappern,
jtreicheln 2c.; Frequenz, f. I. (frequentia) öftere
Wiederkehr, Häufige Wiederholung; zahlreiche Ver—
ſammlung, der zahfreiche Befuch, Zulauf; der Ver—
288 fröre
Sehr; Bejuchsziffer; in der Elektrizitätslehre: An—
zahl der Berioden eines Wechjelftromes in der Se-
sunde, Wechlelgefchwindigteit; Schwingungsfre=
quenz, —— der Schwingungen (3. B. einer
Stimmgabel) inderSefunde; Frequenzüberſicht,
Verkehrs- od. Bejuchsüberficht; Frequenztabelie,
Verkehrs- oder Befuchstabelle.
röre, m. fr. (ſpr. frähr) der Bruder; frere d’ar-
mies (jpr. — darm), Waffenbruder; f. terrible
(ipr. — terrib'h, der Bruder in devreimaurerloge,
der die Neuaufzunehmenden durch Schreefen prüfte;
freres ignorantins, pl. (fpr. — injorangtäng, vd.
ignorer, richt wifjen) Brüder der hriftlichen Liebe.
resco, it. (gebildet aus dem deutich. Frifch), Toni.
friſch, munter, lebhaft; Fresko, n. vd. Fresko—
Malerei, f.Ralkmalerei, Wandmalerei auf frifchen
Kalt, Naßkalkmalerei; al fresco malen, auf fri-
ihen Kalk malen, in Naßkalk; Fresko-Aneldote,
f. ein frifches oder neues Geſchichtchen.
Freſons, pl. fr. ſ. Frifon unter frifieren.
Fret, m. fr. (ſpr. freh od. freit; v. deutih. Fracht,
engl. freight, entjt.) die Schiffsfradht; das Fracht⸗
geld; die Mietung eines Schiffes; fretieren (fr.
ireter), ein Schiff vermieten, mieten, ausrüften;
Freteur, m. (pr. fretöhr) der Reeder, Eigner eines
Schiffes, Schiffsherr.
iretillieren, fr. (fretiller, jpr. —tij—; v. gleichſ.
J. frietilläre, ſich Hin und her reiben, von fricäre,
zeiben) unruhig fein, zappeln; fretillant (ipr.
—tijang), unruhig, untherlaufend.
Kretta, f. it. (von frettare, fegen, fehren, vom !.
fricäre, reiben) Eile, Eilfertigfeit: con fretta,
Zonf. mit Eile, eilig.
fretum, n. I. die Meerenge; fretum Sicũlum, die
Meerenge von Sizilien; £. Gaditänum, die Meer-
enge von Gibraltar. [Srein.
Freh, ſ. Fray; Freyja, 1. Freia; Freyr, |. unter
riabel, I. (friabilis, von friäre, zerreiben) leicht zu
zerreiben; Friabilität, f. nl. (fr. friabilite) die
Morichheit.
SFrtand, m. fr. (pr. fridng; verw. mit fr. frire,
in der Pfanne baden, braten, I. frigere, röjten) ein
Zedermaul, Beinfchmeder, vgl. Gourmanpd;
Briandife, f. (fpr. friangdihf?) die Feinſchmeckerei;
Naſchwerk, Lederbiffen; Frikandeau, n. (jpr.
—Ffangdsh) ein gejpidtes u. gedämpftes StückKalb—
Jeiſch; überh. Keulenstüd (von Kalb- oder Wild);
ifandellen, pl. (fr. fricandelles) gebadene
leiſchklößchen, Dämpfſchnitte; fritkaſſieren (fr.
iricasser), einſchneiden, zerſchnittenes Fleiſch in
einer Pfanne zurichten; uneig. ſcherzh. für zufam-
menhauen; Yrilafjee, n. (fr. la fricassee) Schnitt-
fleiſch, Weißeingemachtes (von Kalb, Huhn uſw.)
Fridericiäna, f. die Friedrichs-Hochſchule zu Halle;
Friedrichsd'or, m. ein Gold-Friedridh, ein ehe-
mal. preuß. Fünftalerjtüd in Gold mit dem Bild-
niſſe des Königs, jo genannt, weil es zuerst 1713
unter Friedrich I. geprägt wurde.
Frieſen, pl. (friej. Frisan, Fresan, [. Frisii, mi.
Frisones, Fresones) eine germanifche Bölferichaft
an der Nordjee, deren Sprade zwilchen dem Angel-
fächſiſchen und Altnordiſchen jteht.
Frigg, f. nord. (althochd. Fria) Fabell. Die Gemah—
lin de3 Götterfünigs Wodan oder Odin, u. Vor—
fteherin od. Göttin der Ehen, der dasSchickſal aller
Sterblihen befannt iſt; Frigga, f. Sternt. ein
Alteroid, 1862 von Peters entdedt. :
Srigsitöre, m. it. (jpr. fridfgi—; v. friggere =
- rigere, röften) ein italien. Bfannenfüdler, Ol
äder,
fribol
frigid,l. (frigidas, v. frigẽre, vor Kälte ſtarren) fro
ſtig, herzlos; Frigidarium, n. das Abtuühizim—
mer in den Bädern der Alten; frigidieren ſpatl.
frigidäre), abkühlen; Srigidität, f. ul. die Sro-
ftigteit,Herzlofigkeit; auch männliches Unvermögen.
Frikandeau, ſ. unter Friand.
Beau l..dtjch. (1. fricäre, reiben) Reibelaut
3 SE, )
Friktion, f. 1. ( frictio, von fricäre, veiben) die Rei—
bung; auch fig. al3 Hindernis der Bewegung;
Friktions-Feuerzeug, Streihfeuerzeug;rifigs
rinm, n. |. 2ibreiberaum, wo die Badenvden gerie»
ben werden; Friktionsrad, n. das Neibrav;
Friktionsteller, ın. ein Leitbrettchen (bei Spul—
maſchinen); Friktionszünder, Schlagröhre.
Frimaire, m. fr. (ſpr. frimähr'; dv. frimus, Reif,
vom i$länd. hrim, dän. rim, engl. rime) der Reif-
monat, der 3. Monat im ehemaligen neu.-frz. Ka»
lender, vom 21. November bis 20. Dezember.
fringieren, fr. (fringuer, eigentl. tanzen u. ſprin—
gen) jtarf ausringen, beſ. bei Färbern.
Fripier, m. fr. (jpr. —pjeh; v. friper, ml. fre-
pare, abnugen, zerfnittern, verderben, iSländ.
hripa, mit unruhiger Eile verfahren) ein Trödler;
Sripiere, f. eine Trödlerin, Trödelfrau; Fripe—
vie, f. Trödelei, Trödelware; Fripon, m. fr. (ſpr.
fripong) ein Spigbube, Schait, Sauner; fripon—⸗
nieren (fr. friponner), betrügen, Schelmjtreid;e
verüben; Friponneriĩe, f. Schurkerei, Büberei;
der Schelmſtreich.
Friſuge, f.,v.n. fr. (pr. —ſahſch') Lattenwerk, Git⸗
terwerk.
Frisco, (Kurzwort) eine amerikaniſche Abkürzung
für San Francisco.
frijieren, fr. (friser, verwandt mit dem deutſchen
Gries; vgl. Fraife) das Haar ordnen, kräuſeln;
mit Band, Franfen 2c. frau oder faltig bejegen,
knöteln, kräuſeln; Tanzk. einen Pas —, eitvas
bogenförmig maden; Küch. Apfel, Rüben u. dgl.
fünftlih ausfchneiden; Friſe, n- Tr. (fpr. friſeh)
Kräujelgefpinit, das mit Gold od. Silber beipon-
nene frauje Geſpinſt, auch von den Webern zum
Einbrofchieren gebraudt; Friſiermühle, Kräujel-
oder Kuötelmajchine; Friſeur, m. (pr. frijöhr) ein
Haarkräuster, Haarkünitler; Friſeuſe, f. ſpr. Tri-
ſöhſ') eine Haarkräuslerin; Friſur, f. (fr. frisure)
die Haartrcht; auch Kräujelung, Kraufen⸗ oder
Faltenbeſatz eines Frauenkleides; yrijolett-Band,
Flockſeidenband; Friſon, m. fr. ſſpr. jrijäng) ge-
fräujeltes Wollenzeug, Fries; Freſons, pl. fr.
Heine Löckchen, die an die Friſur angeheftet werden.
friſſonnieren, fr. (frissonner,v. frisson, Schauver,
Froſt, I. gleichſ. frigitio, dv. frigere, vor Kälte
ſtarren) ſchauern, ſchaudern; Friffonnement, n.
(ſpr. friffonn’mang) ein leichter Schauer oder
Schauder.
Frith, m. engl. (ſpr. friddh) = fretum, ſ. d.
Fritte, f. fr. (it. fritta, v. friggere; baden, ſieden,
l. frigere, frictum, röften) die Glasmaſſe, der Glas—
itoff, Glas- oder Schmelzjag; unvolllommen ge—
Ihmolzene, halb verglaſte Körper; fritten, loje
Maſſen oberflächlich zuſammenſchmelzen, finternn;
Fritüre, f. fr. (von frire, in der Pfanne braten)
in einer Pfanne gebräunte Butter, Schmelzbut-
ter, Schmelz-⸗Ol oder -Fett; das Baden in heiker
Butter; auch das Gebratene, Gebadene ıc., 3. B.
ein Pfannkuchen, = it. Fritella, f.
frivdl, I. frivölus) eitel, nichtig, gehaltlos, leer;
£leinlich, wertlos, armfelig, leichtfinnig, leichtfertig,
ſchlüpfrig; frevelhaft, vermeſſen; frivöla appel-
Frock-eoat
Jatio, Ripr. leichtfinnige, unbegriindete und des-
halb vergebliche Berufung; f.exceptio, eine offen-
bar unrichtige, nichtige Ausflucht; frivoliſieren,
feichtfertig behandeln, ins Richtige ziehen; Frivo—
lität, f. nl. (fr. frivolite) die Nichtigkeit, Gering-
fügigfeit; die Leichtfertigfeit; die Frevelhaftigteit;
das Schlüpfrige; Frivolitäten, pl. Kleinigkeiten,
Spielereien, mit dem jogen. Schiffchen aus Garn-
jäden geſchlungene Sternchen, geſtickte Arabesfen.
Frock-coat, m. engl. (jpr. froͤckköt), ziweireihiger
Sehrod mit Schögen.
Frodine, f. altd. (v. fröt, fruot, Flug, got. frod,
froths, von frathjan, denfen) weibl. Name: die
Verſtändige, Kluge.
Froideur, f. fr. (pr. froadöhr; von froid = 1. fri-
gidus, kalt; vgl, frigid) Kälte, Kaltfinn.
fromage, m. ft. (jpr. fromakb’; it. formäggio, v.
I. forma, aljo eig. etwas in eine Form Gepreßtes)
der Käſe, 3.8. fromage de Brie, Käſe aus der
alten franzöf. Landſchaft Brie.
Fronde, £. fr. (jpr. frongd’; eig. eine Schleuder, vom
I. tunda, mit eingejchobenem r) eine franzöfiiche
Segenpartei im 17. Sahrh., die fich während der
Minderjährigkeit Ludwigs XIV. dem Hofe od. dem
Minifterium de3 Kardinals Mazarin widerjegte
(nad) Ranke, Franz. Geſch., Werfe X, 58, Annı. 2,
jo genannt von der Schleuder Davids, weil
man die Riefenmacht des Gegners aus der Ferne,
nämlih auf Grund parlamentariicher Gerecht—
fame, ftürzen wollte, jpäter ſpottweiſe fo genannt,
weil man das Barlament mit jchleudernden Kin-
dern verglichen hatte); frondieren (pr. frongd—;
fr.fronder), eig. jchleudern ; öffentlich und freigegen
die Regierung jprechen, tavdeln, wühlen; Fron—
deur, m. (jpr. frongdöhr) ein Mißvergnügter,
lauter Tadler der Regierung.
frondeſzieren, I. (frondesc£öre, v. frons, frondis,
Zaub) ausjchlagen, fich belauben; Frondeſzenz,
f. nl. dag Ausſchlagen der Bäume; frondss, |.
(frondösus) faubig, jtarfbelaubt; Frondoſität, f.
nl. die Laubfülle.
front, m., auch: die Front, fr. (jpr. frong; vom l.
frons, frontis), geiv. Front gejprochen, die Stirn,
Stirn- oder Borderfeite; front & front (pr. frong-
tafrong), Stirn gegen Stirn, Mann gegen Mann;
de front, von vorn; nebeneinander; en front(jpr.
ang —), von vorn, im VBordergliede; Frontlogen,
pl.(ipr. fronglohſchen) die der Bühne gegenüber lie-
genden Logen; frontäl, nl. zu der Stirn vd. Stirn-
jeite gehörig od. jich auf dieſelbe bezichend, bef.in Zu-
jammenjegungen,3.B. $rontal-Arterie, f.Stirn-
Sclagader; F.-Bein, das Stirnbein; F.-Marſch,
m. Die Bewegung eines Heerhaufens in voller Linie;
Frontäle, n. I. oder Frontäl, m. fr. ein Stirn-
ſchmuck, 3. B. der Pferde; Heilf. eine Stirnbinde,
Kräuterfifjen u. dgl.; auch ein Altartuch; pl. $ronz
talien, Behänge der Hochaltäre; die Front oder
Fronte, f. (it. fronte, Stirn) die Anſicht, Gefichts-
od. Stirnfeite, Borderjeite eines Gebäudes; Krjpr.
die Spiße des Heeres, das Born; ein Verſatzhinter—
grund (im Bühnenweſen); Front oder Fronte
gegen den Feind _ machen, ich gegen den Feind
itellen, ihm die Spitze bieten, ihn von vorn an—
greifen; Front machen (vor einem militärischen
Borgejegten), in Achtung jtehend grüßen, Stand-
gruß; Frontalangriff, Breitangriff; Frontes
Linie, die Stirn- oder Bruftlinie; Frontiere, f.
fr (jpr. frongtjähr’) die Grenze eines Landes;
Srontiipiz od. fr. Frontifpice, n. (pr. frongti-
ipiß’; ml. frontispicium, vom [. spicere, specere,
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
— — — — — — — — — — — — — — — ————— — —
frustra 289
ſehen, ſchauen) der Vordergiebel, die Giebel-, Vor—
der- oder Antlitzſeite eines Gebäudes; auch das
Titelblatt und Titelkupfer eines Buchs; Fronton,
n. (jpr. Frongtöng) das Giebeldach, Die obere Gie—
belwand eines Gebäudes; das Stirnfeld, Stirnjtüd,
die Stirnwand; auch der Türgiebel, Fenjtergiebel.
Srontignan, gem. Frontignac, m. fr. (pr. frön-
tinjaf) ein franz. Wiusfatwein, v. Frontignan,
einer Stadt im ehemaligen Languedoe.
Front, engl. pl. Fronts, Vorhemdchen.
frottieren fr. (frotter, l. frictare) reiben, abreiben;
— Frotteur, m. (ſpr. — töhr) der Reiber;
zohner, der den Fußboden bohnt, d. i. mit Wachs
glänzend reibt; Frotteuſe, f. (ſpr. —töhſ') die
Reiberin im Bade; Frottement, n. (jpr. frott’=
mang) das Neiben: Frottoir, n. (jpr. —todhr)
der Neibelappen, das Reibetuch; die Bohnbürite;
Srottierapparat, m. eine Neib- oder Wiürgel-
vorrichtung (in der Gpinnerei), Spulmajcine,
Streckbank; Frottierkifſen, n. Abreibetifien.
frou-frou. m. franz. (ein ſchallnachahmendes Wort,
von dem Naujchen eines feidenen Stoffes, bejon-
ders eines feidenen Unterrods; frz. auch: flou-
flou), das Rauſchen, Knittern, Kniſtern eines jei-
denen Kleides od. Unterroces beim Gehen, Tan—
zen uſw.; Name fir einen jeidenen Unterrod;
Name einer Dame, die jolhe Unterröde trägt (in
franzöſiſchen Luſtſpielen).
fructus, m. l. (v. früi, genießen) die Frucht, der
Nutzen, pl. fructus; fructus consümpti, pl.ver-
zehrte over verbrauchte Früchte; f. incerti, un—
gewiſſe Früchte; f. industriäles, Fleißesfrüchte;
f. in herbis, Früchte auf oder in den Halmen,
noch nicht abgemähte Früchte; f. pendentes, nod)
an den Bäumen hangende Früchte; f. percepti,
eingeerntete, gewonnene Früchte, entg. f. perci-
piendi, zu gewinnende Früchte, d. i. jolche, welche
der rechte Eigentümer, wenn er zur Benußung der
Sade gefommen mwäre, in noch höherem Maße
gewonnen haben würde; f. primi anni, Früchte
od. Einkünfte des erjten Jahres (von Pfründen);
Sruftidor, m. fr. (ſpr. Früfti—) der Fruchtmonat,
der 12. Monat im ehemal. neuen Kalender der
franzöf. Republik, vom 18. Auguſt bis 16. Sept.;
fruktifizieren, fpätl. (fructificare) Frucht tragen,
befruchten, fruchtbar machen; Fruktifizierung,
f. die Berwertung Ausnutzung, Fruchtbarmachung;
Bahn, f. die Befruchtung, Fruchtbildung;
ruktuarius, ın. Ripr. ein Nußnießer; fructua-
riae, pl. Sruchtpflanzen; fruktuös (I. fructuösus),
fruchtbar, ergiebig; Fruktnoſität, f. nl. die Frucht⸗
barkeit; Fruktuöſus, m. und Fruktudſa, f.
Eigenname: der, die Fruchtreiche.
frugäl, I. (frugälis, v. frux, Gen. frugis, Frucht,
aljo urjpr. Frucht od. Nuten bringend) wirtichaft-
lich, jparjam, mäßig, nüchtern, genügjam: Fru—
alität, f. (frugalitas) die Genügſamkeit, einfache
——— Sparſamkeit.
fruges, pl. J. (v. sing. frux, Gen. frugis), Früchte,
be. Feldfrüchte; fruges consum£re nati, pl. nur
zum Berzehren od. Genießen geborne, üppige Mü—
Biggänger; frugifer, l. (v. ferre) Früchte tragend.
Fruit, m. fr. (jpr. früih; v. l. fructus) die Frucht;
die Baumfrucht, das Obſt; Fruitier, m. (jpr.
friiitjeh) der Objthändler; Fruitiere, f. (jpr. fritit-
jähr) die Objthändlerin.
frustra, lat. vergebens, umfonft; fruſtrieren (lat.
frusträri), vereiteln,täuschen ; Fruſtration, f. (fru-
stratio),die Bereitelung; fruſtratib, nl. vereitelnd,
täufchend.
19
290 Fruſtrum
Fruſtrum, nm. lat. ein Stück; ein Biſſen.
Fu, .n. chineſ. Feldmaß, ſ. King.
Fuchfie, f. eine Öattung von Zierpflanzen,mit herab-
‚hängenden, meiftens dunkelroten Bliiten (nach dem
Art und Botanifer Leonhard dv. Fuchs, gejtorben
in Tübingen 1565, benanıt).
uchſiu, n. vgl. Anilin.
Fucus, m. l. (eig. ein votfärbendes Färbekraut, da-
her auch Schminke, gr. phykos) der Tang, See-
oder Meertang, Steinflechte, Färbemoos, ein zur
Familie der Algen gehöriges Pflanzengeſchlecht;
Fuziten, pl. nl. Seetang-Berfteinerungen; Fuko⸗
iogie, k. I.-gr. Die Zehre von den Seegewädjjen.
Fudden (jpr. föddih), eine frühere oftind. Kupfer—
münze im Werte von 2 Bf.
Fnéros, pl. ſpan. (sing. fuero, prov. for, Gerid;ts-
itand, Geſetz, vom I. forum, Marftplag, Gericht3-
ftätte) Borrechte u. Freiheiten gewiller Provinzen,
be. die alten Vorrechte der baskiſchen Provinzen
(1876 durch ein Spanisches Gejeg aufgehoben).
fugay f. l. (von fugere, fliehen) die Flucht; fugae
susp6ctus, I. Ripr. der Flucht oder Entweichung
verdächtig; fuga vacul, die Scheu vor den Leeren,
welche man früher der Natur zufchrieb; Fugazi—⸗
tät, f. nlat. (von fugax, flüchtig) die Slüchtigfeit,
Bergänglichkeit; fngitie, 1. (Lugitivus) flüchtig, ent-
laufen; obenhin.
Fuge oder it. Fungg, f. (fr. fugue) Toni. ein miehr-
ſtimmiges Tonſtück, urſpr. für den Kirchengebrauch,
worin ein Satz von den verſchiedenen, nachein—
ander eintretenden Stimmen abwechſelnd wieder—
holt wird (vom J. u. it. fuga, Flucht, weil die Stim—
men einander zu jagen und zu fliehen fcheinen);
Fugãto, it. Tonk. ein fugenartiger Saß in einem
Zonjtüc; fugieren, fugenartig jeßen; fugiert,
fugenmäßia.
fuimus Tro&s, l. (v. fui, ic) bin geweſen, Perfekt v.
esse, fein) Spriv. (nach Vergil) wir find Trojaner
gemwejen,d.i. mit unſrer Herrlichkeit iſt's aus; fuit!
er, fie, es iſt geweſen, dahin, vorbei.
fulgent u. fulgid, 1. {v. fulgere, glänzen) glänzend;
ſchimmernd, biendend; Fulgénz, f. nl. der Glanz,
Schimmer; fulgurieren {l.fulguräre, von fulgur,
Blitz) blisen; Fulguration, f. ((ulguratio) das
Bligen, Wetterleuchten; Scheidek. der Silberblid;
Sulsuratören, Blibdeuter (im alten Rom); Ful—⸗
gurit, m. nl. ein Blitzerzeugnis, eine Bligröhre.
Fulianſer, Fulianten, = Seuillants, ſ.d.
filiginss, I. (fuliginösus, von fuligo, Ruß) rußig,
rupartig; Fuliginoſität, £. nl. das Rußigſein, Die
Rußartigkeit. (Vollblut.
full-blood, n. engl. (ſpr. fullblödd), Vollblutpferd,
full dress, n. engl. der volle oder ganze Anzug, die
vollſtändige Amtskleidung, Geſellſchaftsanzug, Ball—
ſtaat, Galakleid.
fulminieren, I. (fulminäre, v. fulmen, Blitz, Blitz—
ſtrahl, f. fulgimen, v. fulgere, blitzen) blitzen, don—
nern, wettern, ſchelten; Scheidek. knallen, krachen,
verpuffen; Fulmikoton, fr. (ſpr. — fotöng) Schieß—
baumwolle; fulminaͤnt (fulminans), bligend, don-
nernd, wetternd, eifernd; gewaltig; Yulminäte,
pl. nl. fnalljaure Salze; Fulminſäure, f. Knall—
ſäure; Fulminatin, n. ein Sprengjtoff (mit Nitro»
glyzerin getränkte Scherwolle); Fulmination, f.
(£.fulminatio) das Blitzen und Knallen des Schlag-
goldes oder Knallpulvers; daS Wettern, Toben;
der Bannftrahl.
fulvus, dunfelgelb, braungelb.
Fumaria, f. nl. (fumaria officinälis; von fumus,
Rauch) der gemeine Erdrauch, die Acker- od. Feld—
= ö— — — — — — — — — — — — —— —— — — — — — —
fungibel
raute; eine ſehr heiſſame Sommerpflanze; daher: .
Fumar-Säure, Erdraud-Säure; Fumarium,
n. I. die Rauchkammer, auch ein Rauchfaß; Fu—
maroͤlen, pl. it. aufjteigende wäflerige Dämpfe;
Fümet, m. fr. (fpr. fümeh) ein angenehmer Ge-
ruch von Weinen und Fleilchipeifen; Blume des
Weines; bei. der Wildgerud, „Hautgoüt”; fumi—
nieren, I. (fumigäre) räuchern; FSumtination, f.
nl. Heilf. die Ducchdampfung, Durhräucherung.
fumus, m. l. der Rauch, Dampf; fumäs (l. fumo-
sus), vol Rauch, dunſtig; fümieren, fr. (fumer)
rauchen; räuchern; düngen; fume (ſpr. fümeh), ge-
bräunt, angeräuchert; Fümeur, m. (ſpr. fimöhr)
ein Tabaksraucher; Fumigation, k. Räucherung;
Fumiſt, ein Kunſtverſtändiger in der Anlegung
von Rauchfängen und Feuereinrichtungen.
Fungambuliſt, m. nl. (fr. funambule, J. funambü-
ius, von funis, Seil, und ambuläre, herumgehen)
ein Seiltänzer.
Fund, Fundament 2c., |. unter Fundus.
Fundos, ſpan. pl. Kupferblöde im Gewicht von un—
gefähr 40—50 Pfund.
Fundullo, m. ägyptiiche Goldmünze (Zechine, venet.
Dufaten) = ungefähr 9,85 ME.
Fundus, m. |. der Grund und Boden; die größte
Weite einer Höhle, z.B. des Magens; ein Grund—
ſtück, ein liegendes Gut und die daraus entiprin-
genden Einfinfte; ſ. auch Fond; f. instructus,
ein eingerichteter Land- oder Meierhof; aud) der
Koftenanfhlag für Eiſenbahnbetrieb; Betriebs—
od. Grundſtücksbeſtand, Einrichtung; Fund,n. engl.
(ipr. fönd) in England Grund, eldanlage, Stamm—
geld; funds (fpr. fonds) od. fr. Fonds (pr. fong),
pl. eig. Gelder oder Staat3einnahmen zur Dedung
der Staatsſchuld, Staatsjchuldfcheine; fundteren,
l. (fundäre) gründen, begründen, ven Grund wozu
legen, ftiften; Gelder fundieren, fie belegen;
fundiertes Einkommen, Einkommen aus Vermö—
gen; fundierte Schuld, gedeckte Schuld, eine auf
bejtinimte Einkünfte angewieſene Staatsſchuld (1. v.
w. Eonfolidierte Syuld); Fundament, n. (l.
fundam£&ntum) der gelegte Grund, vie Grundlage,
Grundfeite; die zun Karren der Buchdruderprefle
gehörige Tafel, auf weicher die Form feit ruht,
Karrenplatte, Grundplatte; pl. Fundamente, Die
Grundlagen, Anfangsgründe, Grundbegriffe; fun—
Damental, nl. zum Grunde gehörig oder dien—
lich grundlegend, wejentlich, urſprünglich; aud) Die
Unfangsgründe betreffend; Fundamental-Ar-
tifel, Grund-Artikel, Grundlagungen, Hauptpunkte
u. ſ. f.; F.-Baß, m. der Grundbaß; F.-Bedin⸗
gungen, Grund- od. Hauptbedingungen; F.-Be⸗
griffe, Grundbegriffe; F.-Geſetze, Grundgeſetze,
Geſetze, welche die Grundlage der Staatsverfaſſung
bilden; F.⸗Philoſophie, f. Orundwiflenichaft, Aır-
fangs- over Grundlehre der Vhilojophie; Fun—
damentjohle, f. Sohle des Grundmauerwerkes,
Grundmauerfohle, Grundfläche; Fundation, f. l.
(fundatio) Begründung, Stiftung, Vermächtnis,
erste Anlage, Grundlegung; Fundatiſt, m. der in
Genuß einer Freiftelle it; Yundater, m. der
Gründer, Stifter.
fünebre, fr. (Ipr. —b’r; v. [. funebris, v. funus, j. d.)
zum Leichenbegängnis gehörig; traurig, düſter.
| Sunecdhoregrappie, f. l.-gr. (v. [. funis, Geil, und
Choregraphie, j.d.) die Beichreibung der Seiltanz—
kunſt; funechoregraͤphiſch, die Seiltanzkunſt be—
ſchreibend.
funerieren, Funeralien, funeſt, ſ. unt. Funus.
fungibel, ııl. durch Gebräuch aufzehrbar; vertret—
Fungus
dar; Fungibilien, vertretbare Sachen; fungie—
ren, ſ unter Funktion. H7
Fungus, m., pl. Fungi, l. der Erdſchwamm, Pilz;
Heilt. Schwamm, ein Fleiſchgewächs; fungas (l.
fungösus), ſchwammig; Fungoſität, L. nlat. der
ſchwammige Auswuchs; Fungin,n.derSchwanms-
ſtoff, ein eigentümlicher Pflanzenſtoff in Schwäm—
men od. Bilzen; Fungĩt, m. eine Schwammkoralle,
pilzförmige Berfteinerung.
Sunfeninduftor, m. der Stromerreger, Stromgeber
(bei der drahtlojen Telegraphie).
Funtenmikrometer, n. Mikrometer (f.d.) zur Mef-
jung der Funfenlänge an Maßflafchen, am Reſo—
nator bei den Hertzſchen Verſuchen.
Funktion, f. lat. (functio) die Verrichtung, Wirk-
jamfeit, Obfiegenheit, bej. Amtsverrichtung, Ge—
ichäft, Ant, Beruf; Größenl. eine von einer andern
abhängige veränderliche Größe; funktionäl oder
funktionell, auf die Funktion bezüglich, die Ver—
richtung eines Organs betreffend; funftionteren,
nlat., oder fungieren (1. fungi), Amtspflicht aus—
üben, ſein Amt verrichten, beſchäftigt ſein, tätig
ſein; Funktionär, m. Angeſtellter, Beamter.
funny man, m. engl. (ſpr. fönnimän; von engl.
funny, jpaßhaft komiſch; the funny gentleman,
Hanswurft) ein Spaßmacher, Hanswurft.
Funt, poln. ein Bund.
Sunns,n. (pl.funera) I. das Leichenbegängnis, auch
die Leiche; funerieren (funeräre), feierlich beer-
digen, beftatten; Funerät, m. (funerätus) ein Be-
erdigter; Suneration, £. (funeratio) die Beitat-
tung; Funeralien, pl. nl. die Beerdigungs-An-
jtalten und Koſten, daS Leichenbegängnis; auch
Leichenreden oder eine gedrudte Sammlung von
ſolchen; $uneralfaffe, f. Begräbnistafje; Fune—
ralchor, m. Begräbnis-Singedor; funeft, I. (fu-
nestus) u. fr. (funeste, jpr. fü —) tod⸗, verderben-
oder unglüdbringend; unfelig.
fnoc6so od. focoso, auch con fuöco, it. (v.fuoco,
Feuer, vom I. focus, Feuerftätte, Herd, ml. Feuer)
Tonk. mit Feuer, leidenſchaftlich.
fuöra, it. (v. l. foras, hinaus, foris, draußen) außer⸗
halb, draußen; fuora di.banca, Kfſpr. außer der
Banf, in laufendem Gelde.
Surazität, f. I. (furacitas, von furax, diebijch, von
furäri, jtehlen) die Neigung zum Stehlen, der
eg
Furca, f. I. die Gabel; Heu- od. Mijtgabel; Gabel-
ürenr, ſ. furor. Seifen; auch: Galgen.
urfanterie, ſ. unter Forfait.
urfuration, f. nl. (v. furfur, Kleie) Heilk. Fleien-
ähnlicher Kopfgrind, Schuppengrind.
Furie, f. l. (furia, v. furere, raſen, wüten) die Wut,
Raferei; Yabell. eine Plagegöttin, Nache- oder
Strafgöttin, Unholdin, pl. Furien, Name der drei
fürchterlihen Halbgöttinnen zur Züchtigung der
Böfen in der Unterwelt, gried. Erinnyen und
Eumentden genannt, nämlih: Tifiphöne,
Megära und Alekto, mit ſcheußlichen Sefichtern
u. Schlangenhaaren; a A äußerſt erzürntes,
boshaftes, rachſüchtiges Weib; die Höllenfurie
furia infernälis), der Tollwurm, Höllendrache;
angeblich ein äußerſt —— Wurm in dem
nördlichen Bothnien, Livland ꝛc, welcher ein bren-
nendes bösartiges Hautgeſchwür erzeugt: furi—
Bund od. furids (I. furiösus, fr. furieux) wiltend,
raſend, auffahrend, heftig; Furiöso, it. Ton. hef-
tig, raſend.
Surlong, n. engl. (fpr. förlong; d. i. a furowlong,
eine Furchenlänge, angel. furlang, v. fur, Furche,
Fuſtikholz 291
und long, lang) ein Feldmaß von der Länge eines
Feldweges, Längenmaß — 40 engliſche Ruten =
220 Yards = 201,1662 m.
fnenieren = fournieren, ſed.
Furnologie, £. [.-gr. (vont l. furnus, Ofen, u. griech.
lögos, Rede) die Ofenbaulehre.
furor, m. |. (v. furere, rafen, wüten) od. Füreur,
f. fr. (fpr. firröhr) die Wut, Raferei, Begeifterung;
heftige Begierde; furor amatorius, die Liebes-
wut; f. poetieus, dichteriiche Begeisterung; 1.
Teutonicus, die deutihe Wut, allen Wiperkund
befiegende Begeilterung der Deutichen (von Bis—
marck gebildet); f.uterinus, Mutterwut, Mann-
toifheit; Furoͤre, m. gew.n. ital. lebhafter, rau—
ichender Beifall; Furore machen, raufchenden
Beifall erhalten, großes Aufichen machen.
furtun, n. (pl. furta) [. (von fur, Dieb; vgl. Fura—
zität) der Diebjtahl; fartim, Adverb. veritohlener-
weife, heimlich; furtiv (l. furtivus), heimlich.
Furuünkel, m. I. (furuncülus, eig. ein Kleiner Dieb),
pl. Furunkeln, Heilf. eine härtliche, ſchmerzhafte,
blaurote Entzündungsgeſchwulſt, Blut- od. Er
fusa, £. it. Tonf. eine Achtelnote. ſſchwär.
Fülee, f. fr. (eig. das um die Spindel Gewickelte,
mi. fusata, vom [. fusus, Spindel, prov. fus, fr.
fuseau) der Zünder einer Bombe; die Rakete, f.d.
Fuſel, Fuſelöl, m. (viell. v. gr. physalis, Blaſe, weil
häufig im Blaſenrückſtande von der Deftillation des
Branntweins) ein bei der geiftigen Gärung (aus
Moſt, Getreide, Kartoffeln) erzeugtes unangenehm
riehendes und ſchmeckendes ätheriiches DL; aud f.
Ichlechten Branntwein.
Fall, m. fr. (pr. —ſi; = it. focile, fucile, urſpr.
Teueritahl; v. fuoco, Feuer, vont I. focus, Feuer:
ftätte) ein Feuergewehr; Füſilĩer, m. ein mit einer
Flinte bewaffneter leichter Soldat zu Fuß; Füſil—
lette, £. (ſpr. —ſij — eine Eleine Rakete; fuͤſilie—
ren (fr. fusiller), evfchießen, totſchiehen, Füſiliade,
f. (pr. —ſiljcid) daS Gemwehrfeuer; Hinrichtung
durd) Erſchießen; Füſilladen, pl. Erſchießungen;
Kleingewehrfeuer.
Fuſion, f. I. (fusio, von fundere, gießen) das Gie—
Ben, der Guß, bei. Erzguß; uneig. Berjchmelzung,
Bermifchung, 3. B. von eigentlid) in ihren fie
ten verjchiedenen Parteien, die eine gemeinſchaft—
liche Tatausführen wollen; fuſioniſtiſch, auf Ber-
ſchmelzung abzielend.
Fuſtage, ſ. unter Fuſti.
Fuſtanella, f. (fr. foustanelle, neugr. fustäni, altfr.
fustaine, neufr. futaine, it. fustagno, Barchent, ſo
genannt nach Fostat oder Fossat, d. i. Cairo, wo
er verfertigt wurde) ein kurzes, glänzend weißes
Unterfieid, ein Albaneſer-Hemd.
Fuſte, f. (it. fusta, fr. fuste; vom l. fustis, Stüd
Holz) ein kleines Laftichiff auf der Donau, ein
Fuſtelholz, ſ. Fuſtikholz. ſRennſchiff.
Fufti, n. it. (eig. pl. dv. fusto, Stiel, Stengel) Kfſpr.
der Abgang, vd. alles dasjenige, was fur Beſchä—
digung oder Verunreinigung der Waren gerechnet
wird; Fuſti⸗-Rechnung, Abgangs- oder Schaden-
berechnung; Fuſtage, f. (ipr. fuſtähſche) die Ein-
fafjung oder das Gefäß, worin Waren verjendet
werden, Berpadung, Keergut.
Fuſtian, m. engl. (pr. föſtſchän; vgl. Fuſtanella)
Barchent.
Fuftie, f. das Kind eines Weißen u. einer Muſtie.
inftigieren, ml. (fustigäre, v. fustis, Kittel) aus-
peitjchen, prügeln; Fuſtigation, f. die Stäupung.
Fuſtitholz (engl. fustic, jpan. fustete, fustoque,fr.
fustet, ml. fustötum, der Gerber- oder Fürber⸗
19*
292 Fütaille * gagno
baum, vom I. fustis, Knüttel, Schaft), auch Fiſet- fatürus, a, um,l. zukünſtig; Futürum, nm. Sprachl.
od. Viſethotz, Gelbholz, gelbes Brafilienholz, von | die Zukunft; Futurum exattum. die vollendete
dem Yärber-Maulbeerbaum in Brafilien zc., zum Zufunft; vgl. Tempus; in futurum od. pro fu-
Färben und zu eingelegten Arbeiten gebräuchlich; turo, für die Zufunft, ad fatüram memoriam,
auch ungarifches Gelbholz, ein Färbeholz von dem zum fünftigen Andenfen; Fütür, m. fr. (fpr. fü-
in Ungarn wild wachſenden Berrücenftrauche (rhus | tühr) der Zukünftige, Verlobte; Futnra, l. vder
cotinus); Yuftin, n. der färbende Beftandteil des fr. Fütüre (fpr. fütühr’), f. die Zukünftige, Ver-
Fuſtikholzes. KERN lobte; futuribile, barb.-I. was unter einer Be-
Fütaille, f. fr. (ſpr. fütaj; altfr. fustaille, vom I. dingung, die nicht eintritt, gejchehen jein würde;
futil. 1. (futilis, eig. leicht auszugießen, von fund£re, funft, das Werden.
giegen), läppiſch, unbedeutend; Futilität, f. (l. | Fühard, m. fr. (fpr. füijdhr; von fuir — I. fugere,
utilitas) Nichtigkeit, Seichtigfeit, Erbärmlichkeit. fliegen) Flüchtling, fliehender Soldat.
Futteräl, n. neulat., deutich (v. Futter, mit lat. | Fyrt, Fyrke, m. bis 1813 eine däniſche Scheidemünge
Endung, ml. fodrus, fodorus) die Scheide, Hülle, | vd. 6 Pfennigen od. 1, Skilling od. Yıyo Nigsdaler
Kapiel, Befted, Verhältnis. dän. Cour — 0,02 M.
fustis, Stod, Schaft) ein großes Faß, Überfaß. | Suturition, f. barb.-l. das Dafein in der Zu-
©.
Abfürzungen: &, lateinisches Zahlzeichen — 400; (früher in Deutjchland übliche) Abfahrtsgeld, die
in der Rubrizierung = 7; & = 400 000; in der | Nachſteuer, die Abgabe von dem Bermögen eines
Heraldik = Gold; auf Kurszetteln = Gelb, d.h. Auswandernden; g. hereditätis vod.hereditarla,.
gefucht, begehrt (Gegenf. Br., d. i. Brief, d.h. an- die Abgabe von einer Erbſchaft.
geboten); Zonf. der fünfte Ton in der diatonischen | Gabianöl, n. (fr. huile de Gabian) eine Art Stein-
Zonleiter; auch Abkürzung von gauche, d. i. links; öl, welches von einem Feljen in der Nähe von Ga—
g —= Gramm; Ga, offizielle Abkürz. des nord» | bian bei Beziers in Frankreich abtropft.
amerifanijchen Staatennamen3 Georgia; &.C.B. | Gabier, m. fr. (fpr. gabjeh; v. gabie, Maſtkorb, it:.
— Grand Cross (of the) Bath, f. unter grand; gabbia, eig. Käfig, vd. I. cavea, Höhlung, Käfig)
gl. m. od. glor. mem. — gloriösae memoriae, der Wächter auf dem Maftforbe; Gabion, m. fr..
1.d.; @r.—=granum, ein Gran; gran — granüla, | (jpr.gabjsng) Kripr.einSchanzforb; Gabionnäde,
Körner; gr. m. — grosso modo, j. unter gros; f. eine Korbſchanze. |
gtt. oder gutt. — guttae, Tropfen; s. 8. d. g., | Gabriel, m. hebr. männl. Name: der Mann Gottes:
frz. = sans garantie du gouvernement, d.h.ohne | Gabriele, f. Eigenn. göttliche Frau.
ftaatliche Gewähr (häufig auf Waren, die aus gachieren (pr. gaſch —), fr. (gächer, von althochd.
Frankreich fommen).- wascan, wajchen) eig. Mörtel od. Kalk einrühren ;,
6. als Münzzeihen u. zwar auf älteren preußijchen fchlecht malen, jchmieren; fchleudern, unterm Wert
M.: Stettin; auf öfterreihifchen: Nagybanya; auf verkaufen; Gacheur, m. (ſpr. —ſchöhr) ein Sudler;
ſchweizeriſchen: Genf: auf franzöſiſchen: Poitiers; Verſchleuderer.
im Deutſchen Reich: Karlsruhe. Gachupinos, pl. jpan. (pr. ch — ti) = Chape⸗
Gäa, f. gr. (gaia, ge) die Erde; uneig. auch Erd— tones,j.d.
Eunde, Erdfchichtenfunde; Fabell. Göttin der Erde, | Gadde, m. (auf Helgoland Gadden, nl. gadus.
des Uranıs Gemahlin, I. Tellus genannt; merlangus, engl. cod-fish) der Witling, Weißling,
Gäiſtik, f. die Naturlehre der Erde. ein dem Schellfifch verwandter Seefiſch.
Gabält, m. perſiſcher Tabak (fein und teuer). Gadolinit, ſ. Utterit.
Gaban, m. (fr. gaban, it. gabbäno) ein Regen- Gäliſch, n. die Sprache der Hochſchotten, ein Zweig
mantel von Filz in der Türkei; Gabaniza, f. der | der feltifchen Sprache. N
fojtbare Pelz des türk. Sultans, im Sommer mit | Gagät, m. oder Gagatkohle, (gr. u. l. gagates,
Bobelfellen, im Winter mit Schwarzen Fuchsfellen | von Gdgas, Fluß und Stadt in Lycien, wo er
gefüttert, dergleichen niemand außer ihm tragen vorzüglich gefunden ward), ſchwarzer Bernitein,,
darf. Pechkohle, eine Art Steinkohlen (wird zu Jett—
Gabare oder Gabärre, f. fr. (vom mi. gabbarus, | ſchmuck verarbeitet).
eine Art Seekrebs; vgl. Garavelle) ein feines, | Gage, f. fr. (jpr. gähſch'; it. gaggio, vom mi. ga-
plattes Schiff, Wachtſchiff; ein Leichter zum Ein- dium, vadium = [,. vadimonium, Bürgſchaft,
und Ausladen tiefgehender Schıtfe. Pfand; vom got. wadi, althochd. wetti, Pfand,
Gabaral, n. das Glutenmehl, ein Rückftand beider | Handgeld, Lohn, Wette) das Unterpfand od. Pfand;
Maisitärfefabrifation. bei. der Gehalt, Dienjtlogn, die Bejoldung; von
Gabbätha, f. hebr. die Richtjtätte in Jeruſalem Soldaten: Löhnung, Sold; Gage-Karenz, f. der
(30h. 1, 13). Soldabzug, Soldaugfall; gage Wamitie (pr.
Gabbro, m. oder Enphotid, m. ein aus Labrador | —tjeh), ein Freundfchafts-Gejchent; g. d’amour-
und Diallag gemengtes kriſtalliniſch-zörniges Ge- (jpr. —damühr), ein Liebes-Geſchenk; Liebespfand;
ſtein. Gagierung, f. die Beſoldung; Gagiſt, m. ein.
gabella, ml. und it., oder Gabelle, f. fr. (prov.u. |. VBejolveter, Söldling, der in eines andern Solde
ipan. gabela, vom angel. gafol, gaful, engl.gavel, | iteht; Gageure, f. 1% (ſpr. gaſchöhr), die Wette.
mi. gabalum, gabulum, gablum, vom angelf. | Gagliarde, j. Saillarde.
gifan, got. giban, geben) Ripr. die Abgabe, Auf- | gagne, fr. (fpr. ganjeh; von gagner, gewinnen,
lage, Steuer; in Frankreich die Salziteuer; aud altfr. gaaigner, prov. gazanhar, f. gadanhar, it.
die Salgniederlage; gabeila emigratiönis, das guadagnare, v. althuchd. weidanön, jagen, erjagen;,
Saillard
weiden), geivonnen; Gagneur, m. (jpr. ganjöhr)
der Gewinner.
Gaillard, m. fr. (ſpr. gajdhr; prov. galhart, fpan.
gallardo, it. gagliardo; vgl. Gala und angelf. ga-
gol, geagle, üppig, mutwillig) 1. ein Iuftiger Ge-
jell, Bruder Luſtig; 2. das Kajtell, die Schanze od.
dererhabene Teileines Schiffes; 3. eine der Kleinsten
Buchdruckerſchriften; Gaillarde, friod Gagliarde,
it. £. (jpr. gajdrde) ein kurzweiliges, luſtiges Volks—
lied im 16. Jahrh.; loſe Dirne; ein ehemaliger
munterer italienischer Tanz; aucd) Nomanesfe
genannt, weil er urjrünglich aus Rom ftanımt;
Sailfardife, f. (ſpr. galjardihſ') Schäferei.
gajo, it., und gaiment, fr. (fpr. gämcing; prov. u.
fr. gai, vom althochd. gähi, jähe, raſch, Fräftig)
Tonk. fröhlich, munter.
Gain, m. fr. (jpr. gäng), der Gewinn.
Gaitan, m. türk. Soldatenrod mit Schnüren.
Gajula, arab. Damenfattel in Marokko.
Gala, k ſpan.(„Kleiderpracht“, it. gala, Staatskleid,
altfranz. gale, f. Freudenfeſt; unſichern Urſprungs,
wahrſch. aus dem Arab., entw. dschala, von halj,
halät, weibl. Schmud, od. khila, Ehrenkleid, Daher
auch Galan, galant.e.) die Hoffeierlichkeit, das
Hoffeſt; Brachtkleidung, Hoftracdht, das Staatskleid;
en gala, fr. (jpr. ang—) vder in Gala, in feit-
licher, prächtiger Tracht; Großgala od. Salatag,
das Prachtfeſt; in Zufammenjegungen wie Gala—
forjo, Öaladiner, Galaloge, Galaoperze.
vgl. das Folgewort.
Galaktakraätie, f. gr. (v. gala, ©. gälaktos, Milch,
u. Afratie, ſ. d. Heil. dev Milchfluß, übermäßige
Milchverluit; Galaktit, m. der Milchitein, Milch-
Jaſpis; Galaftographie, f. Beihreibung der
Wilchſäfte; Galaktologie, f. die Milchjaftlehre;
Golaftometer, n. ein Milchmeſſer, Milchprüfer,
ur Erforſchung des Grades der Verfälſchung der
ilch; Galaktometrie, f. die Milchmeſſung; Ga—
Iattopiometer, n. der Milchfettmeſſer; Galakto⸗—
ſtop, n. der Milchſchauer, Milchmeſſer, wodurd) jo-
gleich nach dem Melken der Rahmgehalt der Milch
ie wird; Galaxie, f. die Milchitraße am
immtel.
Gaͤlam-Butter, f. (von dem afrifan. Reiche Ga-
fam in Seneganbien) ein butterartiges ſchmack—
haftes Pflanzenfett aus den Früchten eines afri—
faniihen Baumes, auch Bambuf- oder Bam—
barra-Butter.
Galaͤn, m. jpan. (vgl. Sala), fr. galänt, ein Lieb-
haber od. Buhle; galdnt, fr. (it. u. jpan. galante,
vgl. Gala) gejchmadvoll gekleidet, gepußt, glatt u.
ſchön; artig, gefällig, fein, ritterlich, bej. gegen das
weibl. Gejchlecht; verliebt, Liederlih; galanter
Stil, Tonf. — weltlicher, entg. dem geiftlichen od.
tichlihen; galante Kranfgeit = ©alanterie-
tranfheit; Galanthomme, m. fr. (ſpr. galang—
tönm’), it. galantuomo, ein Ehrenmann, wadrer
od. Biedermann (bei uns fäljchlich auch im Sinne
eines galanten oder artigen Weltmanns, was fr.
un homme galant, it. un uomo galante heißt);
Re-galantuomo, König-Ehrenmann, Beiname
des Königs Viktor Emanuel v. Stalien feit 1859;
Galans, pl. (pr. —langs) od. Galanden, Band-
jchleifen zum Puß; auch gewundene und über—
zuderte Bomeranzen- und Zitronenjchalen; Ga—
lanterie, f. 1. Bug od. Zieraten; daher Galan-
teriedegen, ein zierliher, bloß zum Schmud
getragener Degen; Salanterieware, Buß oder
Schhmudware; Galanterichändler, Putzhänd—
ler; 2. Artigfeit, feine Lebensart, Höflichkeit; auch
Galeomachie 203
ein Geſchenk aus Artigfeit; 3. Liebeshandel, Buh—
lerei, Tiederlichkeit; daher Salanteriefünden,
Galanteriefranfheit oder venerische Krank—
beit; Galantin, m. (jpr. galangtäng) ein Süßling,
lächerlicher Liebhaber; galantiſieren (fr. galan-
tiser), den Süßling jpielen; Galantine, f. (ipr.
—langtihn’) ein Zwiſchengericht von fettemHühner-
fleiſch; auch mit Hühnerfleiſch gefüllter Kalbskopf;
Galantismus, m. barbel. Scheinwiſſen.
Galänder, m. (fr. calandre, ml. calandrus, von
dem l.caliendrum, Haube)dieHaubenlerche, Heide-
lerche, auc) der braune Kornwurm; der Spectfäfer.
Salanga, f.= Galgant, j. d.
Galans, galant, Salanterie2ec., ſ. unt. Galan.
GSalatea, f. gr. Fabell. eine Nereide, welche dei
Schäfer Acis liebte, den Kyklopen Bolyphen:
aber verſchmähte; Sternf. ein Aſteroid, 1862 von
Tempel entdeckt.
Salatine, £.=Helatine, ſ.d.
Galaxie, |. unter Galaftafratie.
Galban od. Galbänum, n. (l.galbänum, gr. chal-
bang, hebr. chelb’näh, viell. v. chaläb, —* ſein,
oder von chelbön, Aleppo, und dies von chéleb,
Vettigkeit, Fruchtbarkeit) Mutterharz, ein gegen
Mutterbeſchwerden heilfames Gummi von dem
Balbantraut, Mutterharzgalban, einem
Doldengewächs in Afrika und Berjien, 2. Moſ.30, 34.
Saldagummi, n. ein wohlriechendes ind. Harz.
Galeänkon, m. gr. (von galee, Wiejel, Kate, und
ankon, der Arm) Heilf. der Kaben od. Wieſelarm,
eine Mikbildung des Arms; Galeanthropie, f.
die Katenjucht, ver Wahn eines Menjchen, in eine
Rabe verwandelt zu fein,
Galenjie, j. unter Öaleere.
Galcere, f. (vom fr. galère, ſpan. und it. galera;
ehemals auch Galee; it. und altjpan. galea, prov.
galea, gale, galeya,altfr. galie,ml.galea, galeida;
vgl. arab. chalijah, Bienenkorb u. großes Schiff)
ein Ruderſchiff mit niedrigem Borde u. 2 Majten;
Galeeren-Sklave, ein Ruderſklave; G.-Sträf-
ling, ein zum Rudern auf den Galeeren verur—
teilter Verbrecher; Galeerenofen, Röhrenofen;
Galeqaͤſſe, f. (fr. galeasse, galeace, it. galeazza)
eine große Galeere, ein dreimaſtiges Ruderſchiff;
Galeide, f. eine Kleine Galeere; Galéone oder
Saltöne, f. ſpan. (galeon, m., it. galeone, fr. ga-
lion, mi. galeo, galio) ein ſpaniſches Silberſchiff,
roßes Kauffahrtei- und Kriegsichiff, bei. um das
ilber 2c. aus Amerika zu holen; Galionäéellen,
pl. Schiff oder Kahntierchen, eine Art Infuſions—
tiere; Galeöt, Galidt, m. (jpan. galeote, fr. ga-
liot, it. galeotto) ein Ruderer auf einer Galeere;
Galcste oder Galidte, f. (jpan. galeota, it. ga-
leotta, fr. galiote) ein J—— Fahrzeug,
kleines od. Halbruderſchiff, ſ.auch Bombardier—
Galiote.
Galenica, k. in der Logik die 4. Schlußform; Gas
lenica, n., pl.(d. h.remedia, Heilmittel) Galeniſche
Arzneien, einfach (nicht auf chemiſchem Wege) be—
reitete Heilmittel; Galeniſt, m. Heilk. Anhänger
des Galenus, eines berühmten altgriech. Arztes;
auch eine Partei der niederländ. Taufgelinnten,
bieg nad) ihrem Lehrer Galenus Abrahams—
ſohnde Haen: Öaleniften; Galenismus, m.die
Grundfäße u. das Heilverfahren des altgriechijchen
Arztes Galen. p’
Gaͤlenok, ruſſ. (vom engl. gallon gebildet) ein ruſſ.
Weinmaß —!/; Wedro oder Eimer = 1,537 1.
Galeomadie, f. gr. (von galée, Katze) der Katzen—
trieg; Galeomhomachie, f. der Katzen— u. Mäuſe—
294 Saleone
frieg, ein der Batrachomyomachie (j. d.) nachgebil-
detes griechijches Scherz-Heldengedicht des Theod.
Vrodromus,
Galeone, Galeote, j. unter Galeere.
Galéra, f. ſpan. eig. eine Galeere (ſ. d.); auch eine
Art mit Leinwand bedeckter, vorn offener Reife-
wagen in Spanien.
Galerie, f. (mi. galeria, it. galleria, fr. galerie, be—
derkter Gang, ml. galeria, zierliches Gebäude, ein—
geichlojjener Ort, Hof, uripr. Feſthalle, altfr. Freu—
denfejt, von gale, Prunf, Pracht; vol. Gala) ein
Wandelgang,Öeländergang; eine Säulenhalle; Bil-
derjaal, Gemäldeſammlung; in Feitungen: lange,
ſchmale Gänge zu den Außenwerken, Minengänge;
in Bergwerfen: ein Stollen; Schiffipr. der Austritt
od. Ausbau am Hinterteil des Schiffs; in Schau-
fpielhäufern: die Bläße iiber den Logen; galerie
nobls (jpr. nob'l), die Logen des erſten Ranges.
Galerie, f. fr. (prov. galerna, ſpan. galerno, kelt.
Urſprungs, dv. armor. gwalern, gwalarn, gwalorn;
vol. ir. gal, ein Winditoß) ein kalter Nordweſtwind
im nordweitlicden Frankreich.
Saleropie, f. gr. (von galerös, heiter, und öptein,
jehen) Heilk. das krankhafte Heiterſehen.
&nfets, pPl.fr. (ſpr. galeh; vgl. galet, ein Strand—
ſtein, Uferkieſel) Gläsperlen oder Korallen.
Galétte, fr., od. Galettta, it. f. (prov.galeta, ſpan.
galleta) eig. ein Fladen, Brotkuchen, Schrot-Zwie—
back (ruſſ. Militärgebäck); ſchlechte Flockſeide, un—
geſponnene Ausſchußſeide.
Galgänt, m. (im ſpäteren Griech. u. Lat. galänga,
v. arab. chälandschän, perj. chulandschän, chä-
valindschän, vom arab. chalandsch, perj. chu-
landsch, ein Baum, woraus Gefäße gemacht wer—
den), eine oftind. Tflanze und deren gewitrzhafte,
als Berdauungsmittei heilfame Wurzel; daraus
Galgantöl, ein ätherifches DL,
Salimsfree, f. fr. gehadtes Fleiſch mit Bfefferbrühe,
eine Art Frikaſſee; verworrene Rede. }
Salimathias, fr., oder Gallimatthias, m. (frz.
der galimatias, ein Wort des gemeinen Lebens von
dunklem Urſprunge, das ein verworrenes Gerede
bezeichnet) Wortverfehrung, unverfländliches, ver-
wirrtes Geſchwätz.
Salion, Galion, n. (mit Galeone verivandt, j. d.)
Schiffsſchnabel; Schiffsichnabelihmud.
Saliondſchi-Aga, m. türk. der Matroſen-Aufſeher
od. Befehlshaber.
Balione, Galionellen, Galiote, ſ. Galeone ꝛc.
unter Galeere.
en m. fr. weißes Harz od. Pech der Strand-
tiefer.
Salitzenftein, m. weißer Vitriol oder Zinkvitriol,
ichwefeljaureg Zinf.
Salivasen, pl. oſtindiſche Laftichiffe.
Saljon, j. Salion.
Saljot, f., ſ. Saleote unter Galeere.
Salla, ſ. Gala; Galfate, j. unter Gallusjäure.
Bdllas, pl. (v. galla, Angreifer) ein weitverbreitetes
Negervolk in Afrika.
Ballego, ın. jpan. (ſpr. galjego) ein Galizier; da—
her: der von Galizien her wehende Nordweſtwind,
marmer Abendwind.
Baͤllerte, f. 00. Gaͤllert, n. (nıhd. galreide, galrat,
galred, bei Zuther: Galrede, f., ınl. galatina, it.
gelatina, gielatina, v. I. gelätus, gefroren, geron-
nen, it. gelato, gielato; vgl. Gelatine) zu einer
ſchleimichten Maſſe eingedidter Saft von Pflanzen-
oder tierischen Stoffen, geronnener, durchjichtiger
Zaft; Gallertgewebe, gallertartige, aus Zellen, |
Sallon
Faſern uſw. zuſammengeſetzte Teile der Körperor-
gane; &allertlärper, ein Beitandteil der Nah—
rungsimittel, der ji namentlid in Früchten, be—
ſonders im Safte des Obftes ‚auch der Rüben u.a.
findet (= Pektinkörper); Gallertfrebs, eine
unheilbare Krankheit, bei der ſich ſchleimige Krebs—
zellen am Magen, Maſtdarm uf. bilden.
Galliämbus, m. gr. (vgl. Jambus), pl. Galliam⸗
ben oder galliambiſche Verſe od. Rieder, welche
die Galli, Prieſter der Cybele, bei ihren Opfern
Jangen.
Gallicinium, n. l. (v. gallus, der Hahn, u. canere,
jingen) der Hahnenichrei, die Morgendämmterung.
Gallien, n. (l. Gallia, f.) Frankreich; Gallier (lat.
Gallus, pl. Galli; fr. Gaulois), eig. Name der älte-
iten (feltiichen) Betvohner Frankreichs; dann überh.
Stanzojen, Alt und Neufranken; gelifanii,
franzöſiſch, nur von der katholiſchen Kirche Frank⸗
reichs gebräuchlich: die gallikaniſche Kirche;
außerdem: galliſch; galliens morbus, m. die
Franzoſenkränkheit, Qujtfeuche;gallienmfretum,
n. (j.fretum), die Meerenge von Calais; gallieus
sinus, m. der Meerbufen von Marjeille; Galli—⸗
zismus oder Gallizism, m. eine franzöfilche
Spradeigenheit; Galliziſten, pl. Anhänger der
franzöfifchen Literatur in Spanien im Gegenfage
zu den Gongoriften; Galliksmanie oder Gal-
lomanãe, £. I.-gr. die Franzoſenſucht od. Franzö—
ſelei, übertriebene Liebe fir alles, was franzöſiſch
iſt; Gallomaͤn, m. ein übertreibender Bewun—
derer alles Franzöſiſchen; gallo-hatäbiſch, fran⸗
zöſiſch-niederländiſch; Gallophil, m. lat.-gr. ein
Franzoſenfreund; als Beiwort: franzoſeufreund⸗
ih; Gallophõb, m. .-gr. ein Franzoſenfürchter,
der die Macht Frankreich übertrieben fürchtet;
Gallophobie, f. lat.-gr. übertriebene Furcht vor
Frankreich.
BGallimatthias, Galimatias.
Gallina, f. I. die Henne, das Huhn.
Gallinazeen, pl. |. (galiinaceae, von gallinaceus,
bitgnevartig) bühnerartige Vögel. n
Sallten, n. (vgl. Önleere) der Schiffsſchnabel, Vor—
derteil des Schiffs— Galion, ſ. d. Gallione, f.
— Balione od. Galeone, ſ. d.; daher Gallie=
niften, pl. in Spanien Kaufleute, welche zur Be—
treibung ihres Handels in Galeonen reifen.
Gallionismus, w. Gleichgültigfeit gegen Religions»
verichiedenheiten (mach dem römijchen Prokonſut
Gallio, der den Apoſtel Paulus gegen die Juden
in Schutz nahm, ſo genannt, weil man aus Apo—
ſtelgeſch 18, 12 ff. irrig ſchließt, daß ihm Heiden—
tum und Judentum gleichgültig geweſen fei) =
Sndifferentismus; Gallioniſt, a. ein Reli—
gionsgleichgültiger. | #4
gallieren, beſchnuͤren (it der Weberei); mit einem
Abjud aus Galläpfeln beizen; Gallierung, f. die
Schnürung (beim Webſtuhl); das Beizen mit Gall»
üpfeltinktur. 3 |
galliſieren (nad) der Erfindung des Dr. Ludw. Gal⸗
in Trier), geringe Sorten von Moft oder Wein
durch Hinzufegung von Zuder u. Waſſer verbeſſern
und den Säuregehalt auf 5 bis 7 Prozent vermin-
dern, mojtzudern. hr
Gallitypie, f. ein von Galli in Mailand erfundenes
Verfahren, für den Buchdruck auf mit Kreide und
Kleiſter überzogene Holzplatten zu gravieren.
Galloman, Gallomanie, |. unter Gallien.
Gallen, m. engl. (jpr. gälldun; von altfr. galon,
jalon, mi. galo, galona), od. gewöhnl.: die Gal—
(one, ein engliſches Hoh'maß für teodene und
Gallophil
flüſſige Gegenſtände — 4,5486 | (vgl. Quart, Quarter
und Tun).
Gallophil, Gallophob ꝛc., ſ. unter Gallien.
Gallowankeſſel, engl.(ipr. gälloue—) von Galloway
in Mancheſter konſtruierte Dampfkeſſel, bei denen
das Flammenrohr durch dasſelbe kreuzende koniſche
Röhren (Gallowayröhren ) verſteift u. die vom
Feuer berührte Fläche vergrößert iſt.
Gallus-Säure, f. nl. (v. I. galla, Gallapfel) eine
in den Öalläpfeln enthaltene Säure.
Salläte, pl. gallusfaure Salze.
Galmaces, pl. den Londres und Demilondres
ähnliche Tücher.
Galmei, m. (aus dem gr. kadmeia, kadınia, [.cad-
mia, ml. calia, calania, calamina, fr. calamine,
ipan, calamina) ein zur Meſſingbereitung benußtes
Erz, aus tohlenfaurem oder fiejelfaurem Zinkoxyd
und Waffer beitehend, im ersteren Falle auch Zint-
ſpat, im leßteren Kieſelzinkerz genannt.
Salon, m. (pr. —long), Galoͤne, f. (fr. galon, m.,
it. galone, v. gala, j. d.) eine Gold- oder Silber—
borte, Trefje; ein farbiger Streifen an der äußeren
Hoſennaht; galonieren (fr. galonner, it. galon-
nare), mit Treſſen bejeßen, verbrämen.
Galophp, m. (fr. galop, it. galoppo; urſpr. deutſch d.
laufen; got. gahlaupan, niederdtſch. lopen) der
Sprunglauf, Schnellauf, Schnelfritt; galoppieren
(fr. galoper, ital. galoppare, prov. galaupar) im
Sprunge laufen oder reiten, jprengen, jagen;
alvppierendeShwindjucht, Lungenſchwind—
ucht mit entzimdlichen Qungenleiden; Galop—
pade, f. ein ſehr raſcher Tanz im ?/4-Takt, Rut⸗
ſcher; Galopin, m. (jpr. —päng) 1. ein Lauf—-,
Küchen», Boltjunge; au = Ordonnanz Offizier
bei einem General; 2. im pl. (Öalopins) die bei-
den Außenpferde einer Troifa (f.d.); 5. ein altes
franzöfiihes Ma — 1, Setier, ſ. d.
Saloſche, f. fr. (it. galoscia, ſpan. galocha, mlat.
galochia), urfpr. Holzſchuhe; gew. Überſchuhe.
Balvanismus od. Galbanism, m. ſſpr. vä = w)
die vom Profeſſor Galvani1791 zu Bologna ent—
deckte (von ihm „tieriiche Elektrizität” genannte)
Berührungs-Eleftrizität, die fich durch bloße Be-
rührung ungleichartiger Subftanzen (3. B. Platten
von Zink u. Kupfer, oder von Metallen mit Säuren)
erzeugt; galvanisch, den Galvanismus betreffend
od. Durch denjelben dargeftellt; galbaniſcher An—
ftrich, bei Eifen zum Schuge gegen das Roſten
angewendet, aus einem mit gepulvertem Zink an-
den Leinölfirnis beftehend; galvaniſche
atterie od. Voltaſche Säule, eine von Brofejjor
Bolta zuerft eingerichtete Schichtenſäule, in welcher
fich die verschiedenen Metalle und Flüſſigkeiten in
zegelmäßiger Aufeinanderfolge wiederholen, 109-
durd man einen ftarfen galvanifhen Strom
erhält; galvanijches Licht, das fehr intenfive
Licht, welches durch den Strom einer Fräftigen
Voltaſchen Säule gegen zivei einander genäherte
Kohlenſpitzen entſteht; galvaniſieren, Metallreiz—
mittel anwenden, d.h. den elektriſchen Strom einer
galvanifchen Batterie als Heilmittel benugen; auch
mittels de3 glühenden Drahts ihn als Abmittel
anwenden; od. auc zum Verzinten des vorher in
eine Salmiaflöfung eingetauchten und wieder ge-
trockneten Eiſens dur ein über den Schmelzpunft
erhigtes Zinkbad; Galvano, m. ein Kupfergegen-
Hand, deraufgalvanoplaitiihemWegehergeftelltift,
namentlich ein ſolches Klifchee; Galvanschramie,
f. galvanifche Färbung der Metalle; Galvang-
Faradiſation, f. gleichzeitige Erregung eines
— — — — — — — — — — — — — — — — —— — — — — — — — ———— nr —— — nn nn ——
Gambade 295
Muskels oder Nerven durch einen Gleich-⸗ und In—
duktionsſtrom; Galbanoglyphie, f. eine von
Ommeganck in Brüſſel erfundene, 1856 zuerſt an—
gewendete Methode, um durch chem. Mittel mit
a von Galvanismus auf einer. Metallplatte
Zeichnungen oder Kupferftiche en relief hervorzu—
bringen; Galvanographie, f. die von Franz
v. Kobell in München erfundene Methode, eine auf
eine Silberplatte aufgetragene Malerei in die
Kupfervitriolauflöſung u. unter galvaniſche Strö—
mung zu bringen, wodurd) ſich daS Kupfer auf die
Silberplatteundüberder Malereiniederichlägt und
allmählich eine Kupferplatte bildet, in der dieſe
Malerei vertieft enthalten und zum Kupferabdrud
geeignet iſt; galpvanograbphiſch, auf dieſem Wege
entftanden (Bilder); galvanographiſieren, durch
Salvanismus Bilder herſtellen; Galvanokauſtit,
f. die Anwendung des galvanischen Stroms mittels
de3 glühenden Drahts als Atzmittel für radierte
Kupferplatten 2c.; galvanokauſtiſch, mittels des
Stühdrahtes; Galßsanomagnetismus, m. ſ. v. w.
Elektromagnetismus; Galpanometer,n.ein
Werkzeug, die Stärke eines galvaniſchen Stroms
zu meſſen, Strommeſſer; Galvanoſtkop, m. Appa—
rat, um das Vorhandenſein eines galvaniſchen
Stromes nachzuweiſen, deſſen Richtung, Stärke
uſw. zu prüfen, Fehlerſtellen in Leitungen nach—
zuweiſen, Stromanzeiger, Stromprüfer; Galbans—
metallurgie, f. ein von Becquerel vorgeſchla—
genes Verfahren, um auf galvaniſchem Wege Me—
talle im großen auszubringen; Galbansplaſtik, f.-
Erzbildnerei auf galvaniſchem Wege, nach dem von
Safobiin Petersburg 1838erfundenen Verfahren
durch Zerlegung von Kupfervitriol-Auflöfung mit-
tel3 einer galvaniihen Strömung; Galvans—
punktũr, k. Anwendung des Galvanismug in Ver-
bindung mit der Akupunktur (G. d.); Galvans—
ftegie, f. Die Anwendung des galvaniſchen Stroms
zun Niederſchlag der Metalle auf einen Körper,
auf welchem derſelbe bleibt, wie 3.8. bei Vergol-
dungen; Galvansiherante, f. die Lehre von der
Heilung durch galvanijche Ströme; Galvano—
trobismus, m. das Neigen von Wafjerpflanzen
nad) dem eleftrifchen Strome hin; —
oder Galvanotypre, f. Galvanoplaſtik ohne Be—
nutzung einer Zorn.
Gen, m. ein perſ. Längenmaß — 3 Schritte.
—— m. hebr. männl. Name: Gottes Ver—
gelter.
Gamander, m. (nıhochd. gämandre, fr. german-
dree, it. calamandrea, fpan. cameärio, v. l. cha-
maedrys, gr. chamaidrys, d. i. eig. Erdeiche) ein
Pflanzengeſchlecht, zu welchem das Schlagkraut,
das Katzenkraut ꝛc. gehören.
Gamaſche, f. (fr. gamache, Beinbekleidung, prov.
garamacha, aus jpan. guadamarci, d. i. Leder von
Gadames, einer Stadt in Tripolis) Knöpf- oder
Überſtrümpfe, Knöpfſtiefeln ohne Sohlen; Ga—
maſchendienſt, m. Soldatendienſt in Friedens—
zeiten, beſ. ſofern dabei mit kleinlicher Strenge auf
Außerlichkeiten gehalten wird.
Sambdde, f. fr. (it. gamba = fr. jambe, Bein, alt»
jpan. camba) ein Luftſprung, Bodsjprung; ſchnel—
ler Entichluß; eine Ausflucht; gambadieren (fr.
gambader), Luftſprünge machen, Narrenspoſſen
treiben; Gambe, f. it. (viöla di,gamba) die Knie—
geige, mit den Knieen gehaltene Baßgeige; audy
ein janft und lieblich ElingelnderOrgelzug; Gam—
hette, F. ein dem Kiebig ähnlicher (langbeiniger)
Vogel; Gambit, n. fr. (wahrjd. von it. dare il
296 Gambrinus
gambetto, d. t. einem ein Bein jtellen, hinterliftig
verfahren) ein verfänglicher Zug im Schachſpiel
mittel® eines vor dem Läufer ftehenden Bauern
(®ambitbauern).
Gambrinus, m. ein der Sagenzeit angehöriger nie-
derländiicher König (eigentl.: Jan primus, d.i. Jo—
hann L), dem die Erfindung des Bieres zugefchrie-
ben wird.
Gambuſino, m., pl. — 08, goldfuchende Abenteurer
in Mexiko,
game, n. engl. (ipr. gem), Spiel, eine Partie (beim
Tennisipiel).
Gamelisn, m. gr. (v. gamein, heiraten) der 7. Mo—
nat des alten attischen Jahres vom 10. Januar bis
6. Februar, in welchem die meisten Ehen gefchlofjen
wurden.
Gamin, m. fr. (fpr. gamäng) Laufbube, Küchen—
junge, Straßenjunge.
Gamma, n.gr. Name des Buchltabens & (T,y); Be-
nennung des alten Guidoniſchen Tonſyſtems, weil
e3 mit © anfing; daher Gamme, f. fr. Tonf. die
Zonleiter, [.Stala; Gammadion, n.gr. ein Zeug
mit Figuren, welche 4 &amma od. ein Kreuz dar-
ſtellen; auch das Gewand griechiſcher Biſchöfe.
Gammarolith, m. (gr. kämmaros, I. cammarus,
gammarus, ml.gambarus, jpan.gambaro, it.gam-
bero, Kreb8) der Krebsſtein; Gammarslogie, £.
Krebsfunde, Lehre von den Krebſen und überh,
Kruſtentieren.
Gamme, ſ. Gamma.
Gamologie, f. gr. (von gämos, Ehe) die Ehelehre;
Samonomie, £. Ehegejeßlehre; Kenntnis der Hei-
rats- oder Hochzeitsgebräuce.
Ganaſche, f. (fr. ganache, it. ganascia; auf gr.
gnäthos, Rinnbaden, zuriicgehend) oder Ga—
nafje, f. der Unterfinnbaden eines Pferdes; auch
ein Dummkopf; Ganachie, f.ı. Ganachismus,
in. Dummheit.
Bandecken, pl. Seitenmoränen der Gletſcher, Stein—
— dämme an den Seiten der Gletſcher.
Gandſur, n. das Religionsbuch der Buddhiſten
(vgl. Buddha 2c.).
Ganesnen, pl. |. (ganeönes dv. sing. ganeo) Schtvel-
ger, Schlemmer, Brafjer.
&üänerbe, m. fein Fremdwort, jondern mhochd.
(althochd. ganerpo, d. i. Ge-an-erbe, Mitanerbe,
an den mit andern die Erbjchaft fällt, zuſgeſ. aus
g2-, ge- [d.i. mit], ana, an, und Erbe) der Mit-
erbe einer Gemeinbefigung mit dem Rechte des
Eintritts in die Verlaſſenſchaft ausſterbender
Mitglieder, der erbliche Mitbefiter; im Mittel-
alter Grundbeſitzer, die fid) zur gemeinjchaft-
fihen Verteidigung ihrer Güter vereinigten;
Gänerbſchaft, die Verbindung der Ganerben;
Ganerbgericht, ein gemeinjchaftliches Gericht.
ganfen, jüd.-dtid). (v. hebr. gänäabh) ftehlen; Gan—
fer, Ganef, m. der Dieb; Ganfe, f. die Diebin.
Ganglion,n.gr.,pl. Ganglien, Nervenknoten, Ner-
venverbindung od. «Beriwebung; Saugaderdrüſen;
auch ein UÜberbein, fnoxpelichter Auswuchs; das
Ganglienfyitem, die Gefamtheit der Nerven,
welche ihre Bereinigungspunkte in den Nervenge-
flechten des Unterleibs Haben; Gangliitts, oder
Ganglionitis, f. Nervenfnoten-Entzündung.
Gangräne, f. gi. (gangraina) Heilf. der Brand,
Gliedbrand; Gaͤngräneſzenz, f. nl. der Übergang
in den Brand; gangräneizteren oder gangrä—
tieren, brandig werden; gangranss, brandig.
ganieren, |. gano.
Sarant
Sanifter, m. engl. (pr. g’nifte) ein in England vor-
fommenves, aus faſt reiner Kieſelſäure beitehendes,
höchſt feuerfeſtes Geftein aus der Steinfohlenfor-
mation, das zur Auskleidung der Befjemerbirnen,
Puddelüfen ꝛc. benutzt wird. |
Ganivet, n. fr. (ſpr. —wéh; prov. canivet, Verkl.
vom fr. canif, Federmeſſer, vom isl. knifr, angelſ.
cnif, niederd. knif, neuhochd. Kneif, Kneip) das
Schnittmefjerchen der Wundärzte.
Ganj, ind. (fpr. gändſch), der Markt- oder Stapel-
la wi
platz.
Ganjawas, pl. Heine türkiſche Fahrzeuge.
gano, fr. (urſgr. wohl das ſpan. gano, ich gewinne,
ganar, gewinnen; vgl. gagne) im lHombreſpiel;
laßt mir den Stich [gehen]; ganieren, den Stid;
gehen laſſen.
Ganoiden, pl. eine Ordnung der Fiſche: Schmelz—
oder Glanzſchupper. i
| Ganse, f. fr. (jpr. gang), die Rundſchnur, Schlinge
| einer Schnur.
Sant, f. (fr. encant, encan, m. Verfieigerung, it.
incanto; eine Ableitung von |. in quantum?, für
wie viel? wie hoch?) od. VBergantung, f. Die ge-
richtliche VBerfteigerung wegen UÜberſchuldung —
Auktion; ganten, öffentlich verſteigern; Gant—
haus, ein Verſteigerungshaus; Gautmann, m.
der in Konkurs Berfallene, der Kontursichuloner;
Gantmaſſe, ſ. v. w. Konkursmaſſe; Gaut—
meiſter, der Verſteigerer; Gantpfleger, = cura-
tor bonorum; Gantprozeß —Kontursprozeß;
Gantregiſter, das Verzeichnis der zu verſteigern—
den Sachen; Gantftreiter, |. Kontradiitor.
Santang, m. ein indiſches Reismaß oder Reisge—
gewicht von ſehr verjchied. Werte, z. B. in Mankaſ—
ſar — 5,66 kg (bei den Eingebornen nur 27, diejer
Größe), auf Java ein Gew. v. 12%, alten holländ.
Troygfinden—6,152 kg; Santa, aufden Philip-
piven ein Hohlmaß —=35—-4l. _ f
Santelet, ın., pl. Gantelets, fr. (ſpr. gangt’led; v.
gant, Handihuh, it. guanto, ml. wantus, ſchwed.
u. dän. vante) Banzerhandichuhe, Blechhandſchuhe;
Heilf. eine wundärztliche Handbinde; Ganterie, f-
(ſpr. gangt’rih) Handſchuhwaren; Handſchuhladen;
Handſchuhmacherhandwerk.
Sanymedes od. Ganymed, m. gr. Fabell. ein ſehr
ſchöner Jüngling, durch geus in Geſtalt eines Ad»
lers entführt, und deſſen Liebling und Mundſchenk.
Ganze, mm. eine ältere Scheidemuͤnze in Pegu, bon
Zinn und Kupfer, = 17 Bf. Mt
Ganzinvalide, m. ein durch Verlegung im Dienjte
volliommen für den Militärdienft untauglich Ge—
wordener, der von Staate eine Verforgung erhält.
Ganzo, m. u. Ganze, f. it. der, die Buhle, Liebite.
Garanceng, n. jr. (jpr. garangköh; von garance,
Krapp, Zärberröte, ml.garantia, ſpan. granza) der
aus den ſchon einmal zum Färben gebrauchten
Krapp ausgezogene und von neuem verwendbare
Färbeftoff; Garanein, n. Krappfohle, ein aus Der
Krappwurzel gezogenes Präparat, welches Den
Färbeſtoff in reinerer Form enthält.
Garant, ın. fr. (jpr. gardng; urſpr. guarant, prod.
guaran, guiren, it. guarento, ml. warens, bon
althochd. werento, m., ver Gewährleiſtende, alt-
frief. werand, warend, von althochd. weren, ge—
währen, Gewähr leiften, verbürgen) der Bürge,
Sewährsmann; auch Bindniswahrer; Garant
tie, f. die Gewähr, Bürgichaft, Gutſagung; Er⸗
fatz; Garantie-Betrag, Poſtd. Gewährbetrag,
Grjagbetrag; Haftgeld; Garantie-Fonds, m-
Erſaßtitel, Bürgſchaäftsſumme; Garantieſchein,
—— — — — —— — — — — — — — — —— — —— — — — — — — ——
Garas
Bürgſchaftsſchein, Sicherheitsſchein, G.-Weſen,
Erſatzweſen; Garantiezeit, Haftzeit; garantie—
ren (fr. garantir), bürgen, ſich verbürgen, gewähr—
leiſten, für etwas haften.
Garaͤs, Garraͤs, m. (ſpr. goörroſch, aus dem deut—
ſchen Groſchen entft.), ungar. für Groſchen; in
Dftindien ftarfes Baumtmollenzeug. |
Sarbarda, f. = Gabaral, ſ. d.
Garbelage, f., r. n. fr. (pr. —lähſch') in Frank—
reich eine Abgabe von Waren, bej. von jolchen, die
nad) der Levante gehen.
gärbelieren (vgl. gerbulieren), Bergwerkſpr. die
Eijenjteine Hein Schlagen und dadurd) zum Schmel-
zen vorbeiten. >
Garbo, ın. it. und fpan. (vom althochd. garawi,
garwi, Schmuck, von garawen, gerbei, bereiten,
ſchmücken) Artigkeit, Anftand; con garbo, it. Tonk.
mit Anstand.
Garce, f. fr. (ſpr. garß'; nıl. garcia, urjpr. Mäd-
chen, Dienftmädchen) eine liederfiche Dirne, Metze;
Garcçon, m. (jpr. garßöng; mi. garcio, Burjche)
ein Junggeſell, Buriche, Tediger Mann; auch Kell-
ner; gargon de boutique, der Kadendiener; en
gargon (jpr. ang — leben, unverheiratet leben;
Garconniere, k. (pr. garhonnjähr') ein junges
liederlies Mädchen; garconmieren, Knaben—
Garch, ſ. unter Garnez. ſſchänderei treiben.
Sarde, k. fr. (it. und ſpan. guardia, vom althochd.
warta, Warte, Wache) dieWache, Shußwace; insbe).
Leibwache eines Negenten; in weiterer Bed. aud-
geſuchte Mannichaft von allen Waffengattungen
als eigene Heeres-Abteilung; garde A cheval(jpr.
— ch’ wall), Reitervache;g.avaneee,(jpr.—atang-
56h), die Vorwache, der Vorpoften; g. du corps
(ipr. — dü fohr) die Leibwache, gew. zu Pferde;
p. des sceaux de France, m. fr. (pr. gard deh—
Hoh d'frangß) Großſiegelbewahrer von Franfreich;
Sardian, j. Öuardian; Gardiſt, m. ein Leib-
wächter, Wächter; gardieren (fr. garder, prov.
guardar, von althochd. warten, acht haben) be-
wachen, beſchützen; gardez (ſpr. —deh), bewahret!
nehmet in act, 4. B. la reine, die Königin! im
Schachſpiel; Gardebonnet, n. (Ipr. —bonneh) ein
entenzug; Gardeboutique, f. (ſpr. —butif)
ein Ladenhüter, verlegene Ware; Gardechaſſe, m.
(ipr. —ſchäſſ') ein Hegereiter; Gardecöte, m. ein
Küſtenwächter; Gardefen,n.(ipr.—föh) einFeuer—
gitter, Kamingitter; Gardefou, m. (pr. —fuh),
Geländer, Seitenlehne an Brücken, Gräben ꝛc;
Gardemagaiin, m. (ipr. ſäng) ein Niederlags—
perwalter; Gardemaläde, m. der Kranfenmwärter;
Gardemande, m.(ipr. —mangich) ein Überärmel;
Gardemanger, m. (jpr. — mangſcheéh) Speije-
ſchrank, Speifefammer; Gardemeuble, n. (ip.
möb’L) die Gerätfammer; Gardendppe, m. eig.
ein Zijhtuchbewahrer: Strohteller auf Tiſch—
tüchern; Schüſſelring; Garderoͤbe, f. die Kleider-
kammer, der Kleiderſchrank; Kleidervorrat, ſämt—
liche Kleider; an Höfen das Bedientenzimmer und
die Dienerſchaft; das Ankleidezimmer auf Schau—
bühnen; Kleidergblage, das Zimmer zum Ab—
legen der Hüte, Überkleider 2c. bei Geſellſchaften
u. dgl.; Garderobier, m. (fpr. —bjeh) Kleider-
wart, Aufjeher über den Kleidervorrat bei Schau—
bühnen 2c.; Sarderobiere, f. (pr. —bjähr) eine
Kleideraufſeherin; Gardepüe,m. (pr. —wiih’) ein
Lichtſchirm, Augenſchirm.
garden-party, f. engl., pl. garden-parties (ſpr.
garonparti), Sartengejellichaft, Gartenfeft.
Gardine, f. (ml. u. it. cortina, fr. courtine, enal.
garnieren 297
curtain, v. l.cortina, Rundung)der Vorhang, Fen—
ftervorhang, Bett-Umhang; Gardinen-Predigt,
eine heimliche Strafrede der Ehefrau an ihren
Manı; gardiniert, mit Borhängen verjehen.
Gardiſt, ſ. unter Garde.
gare! fr. (jpr. gahr’; von garer, prov. garar, acht
haben, behüten, v.althochd. warön, in acht nehmen)
vorgejehen! aufgejchaut!
Sargalisınus, m. gr. (v. gargalizein, kitzeln) Heilk.
das Kitzeln, be. naturwidriges.
gargartiteren, gr. (gargarizein) gurgeln; Garga—
risme, n. das Gurgelwafler; Gargarisuns, ın.
od. Sargarifation, f. Heilk. das Gurgeln.
Gargoͤte, k. fr. (von altfr. gargoter, fieden, kochen,
braufen) die Garfüche, das Speijehaus; aud) ein
Ihlechtes Wirtshaus; gargotieren (fr. gargoter),
in der Garküche oder im Speijehaufe eſſen; Gar—
antage, f., x. n. (ſpr. —tcahſch) die Sudellocherei;
Sargotier, m. (jpr. —tjeb) ein Sudelkoch; Gar
gotiere, f. (ſpr. —tjähr) eine Sudelköchin.
®arannille, £. fr. (fpr. gargüj'; von gargouiller,
plätſchern) der Wafjerjpeier bei Springbrunnen, die
Schnauze einer Dachrinne; Gargenilfade, f. (pr.
gargujcid') ein geſchnörkelter Tanzichritt; Gar—
gouillette, f. fr. (ſpr. —jett) Waſſerkrug, Wafjer-
flaſche mit langem, engem Halſe.
Gargoufſe, k. fr. (pr. — guͤſſ') Krk. die Stückpatrone,
der Stückeinſatz.
Sargurans od. Gurgurans, pl.ſchwere oſtind. u.
chinefiiche Seidenzeuge (vgl. Gingiras).
Gari, m. Rechnungsmünze in Delhi = 4000 Ru—
ten. Js D:
Garlicke od. Garlix, enal. Görlitzer Leinwand.
garment, f. enal. (fpr. garm’nt), Kleidung.
Garmond od. Garamond, n. eine Gattung deut»
ſcher Buchdruderfchriften (nad) dem Schriftgieker
Claude daramond, geit. in Paris 1561).
Garnächa, £. ſpan. pl. Garnachos (fpr. ch wie tſch)
ein roter, ſüßer und Schwerer ſpaniſcher Wein.
Sarnäle, Sce-Barnäle, auch Garnele od. Gar
nat, Granãte, f. (bull. garneel, garnaat; val. fr.
carneler, ferben, fiir creneler, v. l. crena, Ein—
ſchnitt, Kerbe) der Sägekrebs, ein Fleiner, lang»
Ihwänziger und fehr jhwadhafter Seekrebs.
Gaͤrnet, n. engl. das Schiffstau zum Ein- u. Aus—
winden der Fracht.
Garnez (rufj.) od. Garnice (polt.), m., pl. Garcy
oder Garnitzi, ein Getreidemak in Rußland =
1/94 Tichetwert (f. d. = 3,281, in Polen früher 41.
garııieren, fr. (garnir, it. guarnire, kurwelſch var-
niar, eig. verwahren, von angelj. varnian, Sorge
tragen, hüten, althochd. warnön, warnen, hüten,
fihern 2c.) verwahren, ausrüjten, verjehen; ein-
faſſen, bejegen, überziehen, zieren; Schiffipr. den
Schiffsboden mit einer Unterlage verfehen; gar—
niert, bejeßt; mit Hausgerät verjehen, eingerid)-
tet, fr.garni(vgl.chambre garnie); Garnierung
od. Garnitür, £. (fr. garniture) das Zubehör, die
Einfaſſung, Auszierung, der Beſatz oder Aufſatz
eines Frauenzimmers; der Bejchlag, das Bejchläge
an einem Stoc; Degen 2c.; das Gefted od. Beſteck
von Meflern u. Gabeln 2c.; der Saß von Tellern;;
ein aus mehreren Stüden einer Warengattung be-
jtehendes Ganzes, eine Lage, Folge, Reihe; ein
gleichfürmig gearbeiteter, mit einerlei Steinen be-
ſetzter Schmuck; auch eine Reihe eingefegter Zähne;
Garnifair, m. fr. (ſpr. garnifähr) ein Soldat als
Bwangsvollzieher, Gewalt- oder Zwangsbefehls—
baber, Brefier, j. Erefutor; Garnijon, f. die
Beſatzung, Beſatzungsmannſchaft; der Standort
298 Garo
von Truppen; Garniſons-Auditeur, m. der
Platzrichter; garniſonieren, in Beſatzung liegen.
Säro, n. unechtes Aloeholz.
Garosmantie, f. gr. (wahrſch. verderbt aus Ga—
ſtromantie, ſ. dd das Wahrſagen aus Flaſchen.
Garrochon, m. ſpan. (ſpr. — rötſchön; Verkl. von
garrocha, eine Art Wurfſpieß od. Lanze mit einen:
Häkchen, dv. garra, Kralle, Klaue, prov. Bein, Knie—
bug, vom Felt. gar, Bein, Schenkel, Schienbein) die
feine Lanze bei Stiergefechten. {
Sarrötte, jpan., oder Garrot, fr. m. (vgl. altir.
garret, neufr. jarret, Kniebug, it. garretto, provd.
garra, j. Garrochon) ein Knebel, Turzer Knüttel,
Halseiſen, auch Schlinge, insbeſ. als Strafiverfzeug
zum Erwürgen oder Erdroſſeln von Verbrechern;
auch die Todesſtrafe durch Erwürgen; garrottie—
ren, fr. (garrotter) knebeln; auf Straßenraub mit
Knebelung ausgehen; Garrotteurs, pl. (pri:
—töhr), engl. Garrotters, Knebler, Würger, eine
dei. in London gefürchtete Art von Straßenräubern,
die mit Knebelung ihrer Opfer beginnen.
Sarrulität, f. I. (garrulitas, v. garrülus, ſchwatz—
haft) Schwaßhaftigfeit, Gefchwäßigfeit.
Sarter=-Örden, m. der engl. Hoſenband-Orden (v.
dem engl: Worte garter, Kniegürtel, fr. Jarretiere,
von jarret, Kniebug, Kniekehle).
Sartine, f. ein Feld, das Gartenrecht Hat.
Sarzette, f. fr. (fpr. garſette; jpan. garceta, Berk.
v. garza, Reiher, v. bask. coarza) der kleine weiße
Reiher, ].v. w. Aigrette.
Sas, n. (ein von dem niederländiſchen Chemiker
u. Selehrten van Helmont, geit. 1644, gebilde-
te3 und zuerjt gebrauchtes Wort für den aus gä-
renden Flüſſigkeiten auffteigenden Dunft) Quft,
Luftart, lufiförmige Flüſſigkeit, beſ. die auch bei
gewöhnlicher Temperatur luftförmig bleibenden
Stoffe (entg. Dämpfe); atmoſhäriſches Gas,
gemeine Luft; mephitiſches Gas, j. auch Me-
phitis, dem Einatmen jchädliche, erſtickende, töd—
Siche Luft, beim Bergmann: Schwaben oder böſe
Wetter; phfogifttiches od. phlogiftiiiertes Gas,
verdorbene, unreine Luft, Stickluft; dephlogiſti⸗
jüertes Gas, brennitoffleere oder reine Luft, Xe-
bensiuft, Sauerftoffluft; gas acidi carboniei,
tohlenfaures Gas, KRohlenjäure, als Heilmittel für
ben Magen; g. azöticum, Stiditoffgas; g. hepa-
tieum, Schwefelwafferitoffgas; g.hydrogenium,
Waſſerſtoffgas; Gasäther, m. Leuchtſpiritus, der
aus Alkohol u. Terpentinöl hergeitellt wird; Gas—⸗
bad, das Eintauchen eines leidenden Körperteiles
in Kohlenſäure; Gasduſche, f. fr. Anwendung
des Gasſtromes auf den menſchlichen Körper, in—
dem der leidende Körperteil dem Drucke eines Koh—
lenſäureſtromes ausgeſetzt wird; Gasflambeau,
m.(ſpr. —flangboh) ein großer Leuchter fiir Leucht⸗
gasflammen; Gasgenerätor, m. barb.l. Gaser—
zeuger, ein oben geſchloſſener Schachtofen, in wel—
chem aus Steinkohle oder anderen Brennſtoffen
Gas erzeugt wird; Gaſifikation, f. barb.A. Luft—
bildung, Luftentwickelung; Gaskalk, ein Erzeug—
nis, das bei der Herſtellung des Leuchtgaſes neben-
bei mit gewonnen wird (zum Düngen verivendet);
Gaskohie, eine metallisch glänzende Kohle, die in
den Gasretorten ſich ausſcheidet (daher auch Re—
tortengraphit genannt; zu galvaniichen Ele-
menten verwendet); Gasmotor, eine Majchine, die
durch Berbrennung einer Miſchung von Gas und
Luft in Bewegung geſetzt wird, Bastraftmafchine;
Gaskrug, ein Steingutgefäß, in dem kohlenſaures
Waſſer bereitet wird; Gaſochemie, f. barb.-gr. die
gaſtrenteriſch
chemiſche Lehre von den Gaſen; Gaſolin, a. ein
ſich leicht verflüchtigendes Brennöl, das aus Pe—
troleum Hergeftellt wird; auch Gasäther; Gaſoli—
traum, n. nl.gr. (fr. gazolitre) das Gasmaß, eine
chemiſche Vorrichtung, um die Menge eines luft—
ſörmigen Körpers in einent Gefäße zu bejtimmen;
Safumeter, n. barb.-gr. (fr. gazometre) ein Luft⸗
mefjer zur Unterſuchung des Rauminhalt3der Luft—
arten; gew. der Behälter zum Einfüllen, Aufbe-
wahren und Ausſtrömenlaſſen von Gafen, bei. des
brennbaren Öajes zu Sasbeleuchtungen; auch wohl
da3 Gashaus jelber; Gaſophrion, n. ein Quft-
oder Selbitzünder, = Tachypyrion; Gasregu—
lätor,m. Borrihtung zur Bewirkung eines vegel-
mäßigen Gasabfluftes; Gasreferheir,m. fr. (pr.
—ferwoahr) der Behälter, in welchem das gerei-
nigte Gas aufbewahrt wird; Gasuhr od. Zähler,
die vom Mechanitus Grafton in London erfundene,
äußerlich einer Uhr ähnliche, vor dem Ausſtrömer
angebrachte Borrichtung, um den Verbraud) Des
Gaſes zu meſſen; Gassnllane, Orte, wo große
Mailen Gas aus der Erde ſtrömen; gazenx (Ipr.
gaföh), gasartig, 3. B. limonade gazeuse, ſ. d.
Gascon, m. fr. (pr. gasisng), Pl. Gascons (Ipan.
Gascones, it. Guasconi) oder Gasconier, aud
Gascogner, Einwohner der Provinz Gascogne
(jpr. — Fön’) in Frankreich, welche für Brahler u.
Aufſchneider geiten; daher überhaupt für Groß—
ſprecher; gasconiſch, praͤhleriſch, auffchneiberifch ;
Gasconnude, f. Prahlerei.
Gaſfeél, n. und Gafele, f. arab., pl. Gaſelen (eig.
ein Liebes- oder Schmeichelgesiht, von ghazila,
verliedte Reden fiihren) eine arabiich-perliiche Iy-
riſche Gedichtform, aus ziweizeiligen Strophen be-
jtehend, die ſämtlich durch einen durch alle Stro—
phen Hinducchgehenden Reim der zweiten Seile
miteinander verbunden find. £
Gafififstion, Gaſometer ꝛc., |. unter Gas.
Gastino, |. Kashino. —
Gaffa, m. (auch Gaif, Goz) perſiſche Münze zu Yıo
Schahi — 10 Mamudi = 1200 Gran 05 Ef.
gassätim gehen (vom deutſchen Gaſſe mit latein.
Endung jherzhaft gebildet), auf den Gaſſen umher—
ſchlendern.
Gaſtalde, Gaſtaldus, m. ml. fit. gastaldo od. ca-
staldo, vgl. Guaſtaldia) im Mittelalter Verwalter
föniglicher Krongitter, Haushofmeiſter. BEN
Safteralgie der Gaitralgie, F. gr. (von gaster,
Bauch, Magen, Gen. gastıös) Heilk. der Magen-
ſchmerz; Gafterännz vd. Gaftränag, m. die Ver-
dauımgstätigteitdes Wagens; Gaſteremphraͤris,
f. Magen-Überfüllung; Gaſteropoden, ſ. Gajt-
ropoven. —
gaftieren, deutſch mit lateiniſcher Endung, beſſer
gaſten, ein Gaſtmahl geben; Gaſtwirt ſein; auch
als Gaſt oder Fremder tätig fein, beſonders Gaſt—
rollen geben; Gaſtierung, k. die Gaſtung, Gaſt—
haus⸗Bewirtung.
Gaſtonãdas, m. ſpan. der im Handel vorkommende
Rafionadenzuder, geſtoßener Lompenzucker.
gaſtrentériſch, gr. (v. gaster, Gen. gaströs, Bauch,
Magen, u. 6ntera, Eingemweide) Magen und Därme
betreffend; Gajtrenteritis, f. Diagen- und Darnı-
entzundung; gaftrepattich, Magen und Teber be-
treffend; Guitrepatitis, T. Magen- und, Leber-
entzundung; Gaitrilög, m. gr. (von gaster, Gen.
gaströs, Bauch, Magen, und 16g0s, die Rede) ein
Bauchredner; Gajtrilogte, f. die Bauchrednerei;
Gojtrimdrg, m. ein Vielfraß, Schlemmer; Gaftri=
margie, f. Öefräßigfeit, Schlemmerei; gäſtriſch.
Sat
was den Unterleib betrifft, zum Magen gehörig,
‚B. eine gaſtriſche Krankheit, eineMagen- od.
Uinterleibstrantheit, ein Magenübel; Gajftriti3,
f. Magenentziinvung ; Gaſtrobröſis, f. Durch—
freffung od. Durchlöcherung des Magens; Gaſtro—
zele, f. der Magenbruch; Gaftroläter vd. Gait-
romän, m. ein Bauchdiener; Gaftrolatrie, auch
Saitromanie, f. der Bauchdienit, Schwelgerei;
GSaitrolith, m. ein Magenſtein; Gaſtrologie, f.
die Magenlehre; auch —Gaſtronomie; Gaſtro—
malacie, f. die Magenerweichung; Gaſtroman⸗
tie, f. Bauchwahrſagung; bei den alten Griechen
eine Art des Wahrjagens aus den Figuren weit-
bauchiger, mit Waſſer angefüllter und von Richtern
umjtellter Gläjer; Gaſtronom, m. der Kunſtkoch,
ein Feinſchmecker; Gaſtronomẽe, f. die feinere
Kochktunſt; Gutjchmecderei; Gaftrepatbie, f. Ma-
genleiden; Gaftrapkil,m.einBauc freund, Schlent-
mer; Gaitropsden, pl. Bauchfüßer; auf dem
Bauche kriechende Schneden; Gajtrorrhanie, f.
das Magenbluten, Blutbrechen aus dem Magen;
Sajtrorrhaskie, £. die hirurgiiche Operation der
Magennaht; Gaftrorrhäe, f. Magenfluß, twieder-
holtes Schleimbrechen; Gaſtröſis, f. jede Magen-
krankheit; Gaſtroſkopie, f. Unterfuchung des Un-
terleibes; Gaſtroſophie, f. die Kunſt oder Xehre,
die Freuden der Tafel mit Weisheit zu genießen;
Gaſtroſtenöſis, f. Magenverenaung; Gaftre-
tomie, f. die Bauchöffnung; Gaſtrozöon, n., pl.
Saitruzda, griech. (von zöon, Zier) Bauchtier,
Schleimtier.
Sat, n. holländ. und niederd. (altnord. gata, engl.
gate, got. gatvö, deutjch Gajje) eine kleine Off-
nung, ein Loch, z. B. Schießgat; im Seewejen
das Hinterteil einer Sache, 3. N eines Schiffes.
Satemetier, m. fr. (ſpr. —tjeh; von gäter, ver-
derben, prov. guastar, v.althochd. wastjan, mhochd.
wasten, engl. waste, verwüſten, u. metier, f. d.)
ein Handiwerfsverderber, Preisverderber; Stüm-
per, Pfuſcher.
Sotlinglanone, ein vom Amerifaner Gatling er-
fundener Zündnadelrevolver in größeren Verhält-
nifjen, auf einer Yeldlafette ruhend, mit 4, 6 oder
10 Läufen, die ſich um eine gemeinjchaftliche Achſe
drehen, und 215—230 g ſchwere Geſchoſſe werfend.
Berwandt mit Mitrailleufe, S.d.
aattieren (vom dtjch. gatten mit lat. Endung), ver-
jhiedene Erzarten vor dem Schmelzen fo mifchen,
daß ein günftiger Durchſchnittsgehalt und ein leich—
tere3 Schmelzen bewirkt wird.
gauche, ft. (jpr. gohſch') links; linkiſch, ungefchickt,
verkehrt; A gauche, links, linker Hand; Gauche—
vie, f. (ſpr. gohicherth) linkiſches, ungefchicttes Be-
nehmen, Tölpelei.
Gaucho, m. jpanijch (fpr. gd-uticho), pl. Gauchos
(jpr. gä⸗utſchos; von gäucho, uneben, chief, f.
auche) die Aderbau und Viehzucht betreibenden
blömmlinge der Spanier in den Pampas von
Südamerika, meiſt aus Meitizen beftehend.
gaudieren (1. gaudäre), fich erfreuen; gaudeämus,
laßt un luſtig fein, Unfangswort und daher Be-
nennung eines alten Studentenliedes: das Gau—
deämus; Gaudium, n. Vergn — Freude;
Gaudentius, m. u. Gaudentia, f., auch Gau—
denz, Eigenname: der, die Fröhliche.
Gauern, tr. Gebern, ſ.d.
gaufrieren (ſpr. goft—), fr. (gaufrer, von gaufre,
Waffel) mit einem warmen Eifen od. Pappdeckel
Figuren auf ein Zeug druden, Zeug mit Muftern
beodruden; Gaufrier-Maſchine, f. Zeugdrud-
Gazua 299
a anfrage, £. (ipr. gofrahſch) der Zeug-
ruck.
Gaultheria, f. ein nordamerikaniſcher Strauch,
auch kanadiſcher Tee genannt.
Gauſfäpum, n. lat. (gr. gaüsapos) dickes, zottiges
Wollenzeug, und ein daraus verfertigtes Winter—
kleid römiſcher Frauen.
Save 1., m. fr. (von altfr. iave= J. aqua, Waſſer)
ein Bergftrom, laufendes Wafjer, Fluß in den
Pyrenäengegenden. [Suchten.
Gave, 2., m. die L., 2. und 3. Sorte der ruffischen
Gapette, £. fr. (fpr. v wie m) übergofdeter Silber-
draht zum Golddrahtziehen.
Gavbial, m. eine Art Krokodil in Oftindien.
Savotte, f. fr. (fpr.v wie w; frz. gavotte, prov.
gavoto) ein Fleiner munterer Tanz und die Muſik
dazu im "/y-Tait (urjpr. Tanz der Gavots, Berg-
beivohner des Ländchens Gap im franz. Departen.
der Oberalpen).
Gah⸗Erde, k. zuweilen auch Gahſalpeter genanıt,
Erde, die mit allerlei unreinen Stoffen (Urin ujw.)
vermiſcht zur Salpetergewinnung dient; natürlicher
Kehrſalpeter (in ſterreich), der durch Abkehren
von alten Mauern gewonnen wird.
Gayluſſit, m. ein nach dem franz. Chemiker Gay-
Luſſac benanntes, bei Merida in Amerika vorfom-
mendes Wineral, aus kohlenſaurem Natron, koh—
lenſaurem Kalk u. Wafjer bejtehend; Gay-Luſſae⸗
Säure (ſprich: Gälüſſack—), eine Miſchung von
Schwefelſäure mit einer andern Säure, die bei der
Herſtellung von Schwefelſäure den Salpeter zu er—
ſetzen beſtimmt iſt.
Say-Zalpeter, künſtlicher Salpeter (nad) Gay-Luſ⸗
jae benannt).
a3, fr., |. Gas. 3
Gaz, n. ein oſtindiſches Maß, etwa eine Elle.
Gazana, Gazavba, od. Caſava, f. eine oſtindiſche
Silbermünze, etwa = 2 Mi.
Gaze, £. fr. (fpr. gaſe; urjpr. von der Stadt Gaza
in Syrien, woher e3 bezogen wurde) Flortuch,
Scheierzeug, ein Netzgewebe von Seide oder Lei—
nen; auc) eine Art Treſſen von Gold- oder Sil-
bergefpinft und Seide; gazieren (fr. gazer), ver—
ſchleiern, mit Flor 2c. überziehen.
Gazelle, f. (fr. gazelle, jpan. gazela, it. gazzella,
von arab. ghazäl, wilde Ziege) eine Hirſchziege, ein
jehr ſchlankes, flinfes, dem Reh Ähnliches Tier.
Gazen, pl. große Holzbottiche in Ungarn.
Gazette, f. fr. (fpr. gaf—) die Zeitung, das Zei—
tungsblatt (it. gazzetta, von einer ehem. venetin-
nifchen Scheidemünze gazetta od. gazzetta, Verkl.
v. [.-gr.- per]. oaza, Schab; Bermögen, Geldſumme,
SPf. an Wert, al3 dem Preije der einzelnen Num—
mer einer ehemaligen ital. Zeitung); gazette de
France (fpr.— de frangh), große Pariſer Zeitung,
Beitung von Frankreich; Gazetier, m.(jpr.gafetjeh)
der Zeitungsjchreiber; auch Yeitungsträger.
Gast, ſ. Shazi.
Gazometer, Gazophrion, |. unter Gas.
Gazon,m. fr. (ſpr. gaſong; vom deutſchen Wafen,
alihochdtſch. waso, Raſen) der Rajen, Raſenplatz;
aazonnieren (fr. gazonner), mit Raſen belegen.
Gazophhlacium, n. gr. (v. urſpr. perl. gäza, f. der
königliche Schaß, und phylässein, bewachen; vgl.
Gazette) die Schaßfammer, — Ararium; im Mit-
telalter der Berwahrungsort der Oblationen (f. d.)
in den Kirchen. |
Gazııa, f. arab. (port. gazua, gazia, arab. gaza od.
rgazä; dgl. Razia) die Sklavenjagd in den afrifa-
nischen Staaten, bef. von Ägypten aus.
300 Ge
Be, Je, n. ein mongolisches Längenmaß.
Ges, Gle - ;
Geber, m., pl. Gebern (peri. gabr, v. arab. kafr;
käfir, ein Ungläubiger; vgl. Kafard und Giaur)
Priefter der Feueranbeter, Magier; auch über-
haupt Feueranbeter, Anhänger der altperj. Neli-
gton des Zoroaſter, Parſi od. Barjen; bei den
Mohammedanern im mweitern Sinne fir Unglän-
bige, Srrgläubige.
Gedal, m. türf. Krieg auf dem Wege Gottes, d. 1.
gegen die Ungläubigen.
Gedekli, pl. türk.des Sultans Ehrengarde zu Pferde.
Gedidanla-Mnfataji, m. türk. der Kontrolleur der
Abgaben, in mehreren Teilen des türf. Reiches.
Gefion oder Gefjon, f. nord. Tabell. (eig. die Ge—
berin, v. iSländ. gefa, geben) eine ftrenge jung-
fräuliche Göttin, welcher Einfluß auf Urbarma-
hung und Bebauung der Erde zugejchrieben wird,
u. welche alle aufnimmt, die als Sungfrauenjterben.
Gehenna, n. hebr. (g& hinnöm) urfpr. das dem
Moloch (ſ. d.) zu Kinderopfern geweihte Tal Hin—
nom bei Serufalem; dann in der hriftlichen Kir—
chenſprache (gr. g&enna, I. gehenna) die Hölle, der
Söllenpfuhl.
Bein, n. ar. (vo ge, Erde)der ſchwarzbraune Haupt⸗
itoff der Adererde; Geiſtik od. Gätitif, f. die Erd-
funde, Naturlehre der Erde, Bejchreibung der feiten
Landmaſſen der Erdoberfläche.
Geira, f. port., vor 1868 Feldmaß in Portugal, ein
Morgen von 4840 Duadrat-VBara = 58,564 2.
Geiſha, f. japan. (ſpr. Geſcha), japanijche Kokotten
in den Teehäuſern, die mit den Seeleuten und
Fremden überhaupt Heiraten auf Zeit eingehen.
Geiſir oder Geiſer, m. (isländ., v. geyse, wüten)
Sprudler, heißer Springquell in Island.
elafinen, pl. gr. (gelasinoi; nl. gelasini dentes;
von ar. gelän, laden) Lachzähne, die vorderen
Schneidezähne, welche beim Lachen beſonders ficht-
bar werden; Gelafins, m. u. Gelafin, f. Eigen-
namen: der, die Heitere; Geläsmus, m. das La—
chen, bei. £rampflacdhen; &elnjfopte, kErforſchung
und Beobachtung des Lachens.
Gelatine, £. jr. (pr. ſchelatihn'; v. geler, l. geläre,
gefrieren; vgl. Gallerte) Didfaft, Gallerte, Ge—
vonnenes; im engern Sinne: Knochenleim; gela=
tiniſieren, ſich in Gallerte verwandeln, gerinnen;
gelatinds (fr. gelatineux), gallertig, gallertartig;
Selation, £. I. daS Gefrieren; Gelee, n. fr. (jpr.
ſcheleh; prov. gelada, it. gelata) Gefrornes, Ge—
ronnenes, die Öallerte, Sulze, ein Didjaft.
gelid, I. (gelidus, v. gelu, Eisfälte) eisfalt, eilig;
Gelidität, f. ni. die Eisfälte, jtrenge Kälte.
Geloſkopie, |. unter Gelajinen.
Gelſonimo, m. it. eig. der Stutzer; danach benannt
ein Eharafterjpieler am ital. Theater.
Gemara, j. unter Talmıd.
Gemellen, pl. I. (gemelli) Zwillinge.
Gemelliones, pl. l. die metallenen fBrüge zur Hand⸗
waſchung der Prieſter in der fath. Kirche.
Semet, n. (v. holl. ıneten, mejjen) ein altes nieder-
ländisches Flüſſigkeitsmaß; in Brüffel früher ein |
Slähenmag = 300 Duadratruten.
geminieren, |. (geminäre) verdoppeln; Gemina—
tion, f. (geminatio) die Verdoppelung.
Gemme, f. I. (eig. Knoſpe) Edeljtein, ein ſchöner
weißer Stern in der nordiichen Krone (Diadem
der Ariadne); Gemme, f. (., pl. Gemmien, der
Edelſtein, bej. gejchnittene Stein mit tiefen od. er-
habenen Figuren (vgl. Kamee und Sutaglio),
general
leer Semmation, f. nl. (v. gemmäre,
Knojpen treiben) das Knoſpen-Ausſchlagen.
nenant, |. unter Gene.
Gendarm, m., pl. Gendarmes, fr. (fpr. ſchang—
darın’) urjpr. Gens d'armes (v. gens, Leute,
und armes, Waffen), gew. Gendarmen, eig. Waf-
fenmänner; bewaffnete Shugmänner; Gendar-
meric, f. die Polizeiwache.
Gene, £. fr. (ſpr. ſchähne; aus dem hebr. firchenlatei-
nijhen Gehenna, ſ. d, altfr. geene, Hölle, danı
Dual 2c.) eig.die Bein, Marter, Folter; gewöhnt. der
Zwang, Wohlanftandszwang; sans göne (jpr.
Bang —), ohne Zwang od. Beichwer, ungeziwungen,
geradezu; genieren (fr. gener), beſchweren, läjtig
fallen, prejien, beengen, einfchränfen; auf jeidenen
Waren dadurd) bunte Figuren hervorbringen, dat
man die Kettenfäden teilweife färbt; ſich genteren,
fich zwingen od. Zwang antun; gendnt, zwingend,
einengend, läjtig, peinlich; einen genierten Blid
haben, d. i. ein wenig jchielen.
Genealogie, f. gr. (von geneä, Geburt, Gejchlecht,
Nachkommenſchaft; gr. genealogia, Geſchlechtsher—
leitung) die Geſchlechtskunde od. Wiſſenſchaft; Ab-
ftammung, Geſchlechtsableitung; das Geſchlechts—
regifter, der Stammbaun; Genealoͤg u. Genea—
logiſt, m. ein Ahnen- od. Gejchlechtstundiger; ge=
nealoͤgiſch, geſchlechtskundlich, geſchlechtsfolglich;
geneglogiſches Verzeichnis, Geſchlechtsver—
zeichnis.
generaͤl od. gew. generell, |. (generälis, v. genus,
Gattung, Gejchlecht) zur Gattung gehörig, die Gat—
tung betreffend (entg. ſpezial), allgemein, allge
mein gültig; hauptfächlich in Zuſammenſetzungen
(nach) ml. generälis; fr. general): Ober- od. Yaupt-
u. ſ. f.; Generalia oder Generalien, pl. all-
gemeine Angelegenheiten, Allgemeines; en gene-
ral, fr. (jpr. ang ſcheneräl) iiberhaupt, im all-
gemeinen, im ganzen; ebenjo generalement (jpr.
iheneral'mdng), od. (. generaliter und generä-
tim; General, m. fr. iiberh. ein Oberhaupt, Be—
fehlshaber, 3. B. ein Ordensvorſteher; bef. ein Be—
fehlshaber des Kriegsheeres, ein Feldherr, z. B.
General der Kavallerie, der Infanterie,
d. i. Kommandeur eines Arıneeforps, während der
GeneralsLentnant Kommandeur einer Divifion,
und der General-Major Kommandeur einer Bri-
gade ift; Generat-Artilleriefomitee, n. Haupt-
ausfhuß der Artillerie, der die Ausrüſtung, Glie—
derung und Zufammenfegung der Artillerie zu be—
vaten hat; General en chef (pr. — ang jcheff),
Dberfeldherr; — Generäl-Atzite, f die Yaupt-
Warenjteuer; &.-Mdjutant, m. Oberfeldgehilfe;
&.:Ugent, m. Hauptvermittler, Yauptbevollmäch-
tigter eines Gejchäfts; &.-Andtter oder =Andi=
tenv, m. Oberfeldrichter, Oberrichter; &.=- Arzt,
der oberjte Arzt eines Armeekorps, dem das ge-
jamte Heilmefen in dent betreffenden Armeekorps
unterstellt ift (fteht im Range eines Oberitleutnants
oder Oberften); G.-Baßz, m. Hauptbaß, Vortrag
der leitenden Grundtöne ſamt dazu gehörigen Ak—
forden in einem Tonſtück; durch Ziffern ausge-
drückte Akkorde iiber der in Noten gejchriebenen
Stimme des Grundbafies (bezifferte Bäſſe); überh.
die Harmonielehre; &.-Bildnz, f_ Haupt⸗Rech—
nungsabihluß; G.-Kapitän, — Feldmarſchall,
oberſter Militärbefehlshaäber in einer Provinz, bei.
in Spanien; G.-Kapitel, n. eine Verſammlung
von fämtlichen Mitgliedern eines Stift$ oder Klo—
iters; G.-Kontrolleur, m. (vgl. Kontrolleur) im
ehemaligen Frankreich der Oberauffeher des Fi—
general
nanzweſens, der oberite Staatsminifter, an den
alle Einkünfte abgeliefert werden mußten; &.=
Kourt, n. engl. (pr. dſchenneräl-kohrt) in den mei—
iten nordamerif. Staaten = Parlament; G.—
Decharge; f. fr. (ipr. —deſchärſch') das Haupt—
feuer; &.-&tat, ſ. unt. Etat; G.-Feldmarſchall,
der Oberfeldmarichall; G.-Gouverneur, m. Erb—
ftatthalter; G.-Hybothek, j.hypotheca generalis;
&.-Inipeftion, f. die Oberauffiht; &.-Inten-
dantur, f. Oberauficheramt; G.-Karte, t. Karte
von einem Weltteil oder einem ganzen Rande; &.=
Marſch, m. der Hauptmarich, zum Aufbruche
eines Heeres vder zum Treffen, Sammeltuf; &,=
Nenner, m. der bei Zuſammenzählung von Brü—
chen mit verjchiedenen Nennern aufgeſuchte ge-
meinschaftliche Nenner; G.-Oberſt od. G.-Feld⸗
oberjt, m. im 16. Jahrh. Der Oberbefeglspaber
des Heeres; neuerdings twieder bei der Armee als
Titel eingeführt; G.-Pächter, ehemals in Frank—
reich die Mitglieder einer Gejellichaft, welche gewiſſe
Gefälle, z. B. das Salz- und Tabafsmonopol, für
eigene Rechnung erhob und dem Staate eine jühr-
lie Summe dafür zahlte; G.-Pardntt, m. Die
vom Staate ausgefprochene allgemeine Begnadi—
gung; G.-Probe, die Hauptprobe; &.-Prapen-
tton, f£. I. Ripr. die Abjchredungstheorie; G.—
Projekt, n. der allgemeine Borentwurf; &.=Pro=
furätor, m. ein Obergerichtsanwalt in Trank
reich; überh. der erite Staatsanwalt bei einem
Dbergeriht; auch: der Vorgeſetzte ſämtlicher
Staatsanwälte in einem Lande; G.-Quartier—
meiſter, m. der oberite od. Ober-Quartiermeüter,
der dem Chef des großen Generaljtabes zur Seite
jteht und namentlid) das Eiſenbahnweſen im Auge
zu behalten und den Bahnıtransport der Truppen
tür den Kriegsfall vorzubereiten hat; G.-Regel,
f. die Hauptregel; G.-Rebüe, f. die allgemeine
Heerihau od. Hauptmuſterung; &.-Staaten, pl.
die Abgeordneten der beiden ſtändiſchen Kammern
in den Niederlanden ;$,.-Stant2anmwalt, der Bor-
geſetzte der Staatsanwälte eines Landes; G.-Stab,
m. die mit der höchſten Leitung des Heeres betrau-
ten Offiziere, die namentlich die Militärwifjenichaft
zu fördern, die ausländischen Armeen zu beobad)-
ten, Berbefjerungen im Heerwefen einzuführen und
für den Kriegsfall alles vorzubereiten haben (eine
Schöpfung Friedrichs des Großen, die durch Na-
poleon I. und bei ung befonders duch Moltke
weiter ausgebildet wurde); G.-Stabsarzt, der
Oberleiter desgefamten Militärheiliwejensin Preu—
Ben (jteht im Range eines Generalmajors); G.—
Superintendent, m. ein Kicchen- od. Pfarr-Ober-
aufſeher über die Geiftlichen eines Landes; G.—
Superintendentür, f. deffen Amt u. Wohnung;
G.⸗Umſchalter, m. ein Umschalter, durch den jede
beliebige Elektrizitätsmaſchine in jeden beliebigen
Stromkreis eingejhaltet werden kann; General:
Berfammlumg, Hauptverfammlung; G.-Vita—
rins, m. der Stellvertreter eines Biſchofs; &.-
Vollmacht, f. die Bollmacht, welche nicht auf einen
over mehrere bejondere Nechtsfälle hin gegeben
wird, jondern jemanden befähigt, in allen vorkom—
menden Fällen die Rechte eines anderen zu ver-
treten, entg. Spezialvollmadht; — Generalät,
n. nl. die Oberbefehlshaberjchaft, der Oberbefegl;
Generäle, £. fr. allgemeine Landesordnnung; auch
— Generalmarjd; generalifieren, nl. (h. (g6-
n£raliser) verallgemeinen; Generalifation, f.
Verallgemeinerung; Generaliffimus, m. (nl.
Superl.v. generälis)der oberfte Befehlshaber einer
Genebre 301
Armee; Generaliſſime, f. Gärtn. eine Spielart:
der Hyazinthe; Generaliiten, pl. Christen, die
feiner der beſtehenden Neligionsparteien angehö—
ren wollen; Generalität, f. (ſpätl. generalitas)
1. die Allgemeinheit, Gattungseigenheit, entg.
Spezialität; 2.der Feldherrnrat, die Gefamtheit
der Generale. ſgenerell, ſ. general.
Generation, Generator, ſ. unter generieren;
Generififation, f. nl. (v. genus, f. d.) Biloung von
Sattungsbegriffen; Zurücdführung der Arten auf
Gattungen.
generieren, [. (generäre, v. genus, ſ. d.) erzeugen,
hervorbringen; Generation, f. (generatio) die
geugung, Entitehung; die Abſtammung, das Ge—
Iichlecht, Menſchengeſchlecht; das Menichenalter;
Die jüngere Generation, der Nachwuchs; gene-
ratio aequivöca, f. oder fr. generation sponta-
nee, j. unter aequus; generatip, nl. zeugend, auf
die Zeugung fich bezichend; Generäter, ın. I. dev
Erzeuger, Stammmwater; derDampferzeuger; Gas—
erzeuger, ein Ofen zur Erzeugung von Heizgajen;
der Berdampfer (bei Kühlmafchinen); Dampf
generator, dev Dampfkeſſel; Eisgenerator, dcr
Gefrierer; Generatoranie, pl. Werfgaje, Heiz
gale; Generatorſeuerung, Gasfeuerung; Gene—
ratorımotor, m. eine Dynamomaſchine, die durch
eleftriichen Strom angetrieben wird; dynamo—
eleftrticher Generator, eine eleftrizitäterzeu-
gende Machine; phromagnetiſcher Generator,
Maſchine, die eleftriichen Strom durch die Wärme
des Brennmaterials erzeugt; Generatrix, f. die
Erzeugende, Stammutter, die Erzeugungslinie.
generis communis ꝛrc., j. unt. Genus; genériſch,
nl. zum Gejchlecht oder zur Gattung gehörig, ge-
ſchlechtlich, Geſchlechts-, z. B. der generiſche Un—
terſchied, Geſchlechts- oder Gattungsunterſchied.
generõos (ſpr. g wie ſch), fr. (généreux, v. |. generö-
sus, urſpr. don guter, edler Geburt, dv. genus, ſ. d.)
edelmütig, edeliinnig; freigebig; Generoſität (I.
generositas) oder fr. Generoſité, f. der Edelmut,
die Großmut; Freigebigfeit; generöso, it. (pr.
diegene—) Tonf. edel, in edlem Vortrage.
Geneſis od. Genese, f. gr. (v. gignesthai, werde,
entitehen) die Zeugung, Erzeugung, Entitehung;
das erite Buch Mojes: die Schöpfungsgejchichte;
Genejimantie, f. Geburtswahrjagerei, Weis-
ſagung der Schieffale eines Menſchen aus befon-
deren Umftänden bei feiner Geburt; gendtifch, ent=
jtehungs- od. entiwidelungsmäßig, die Entſtehung
oder den Urſprung und die Entwidelung eines
Dinges betreffend, oder verfolgend und erklärend.
Senethliäfon od. Genethliäcum, n. gr. (von ge-
nethlios. zur Geburt gehörig, Geburtstag, von ge-
nethle, Geburt) ein Geburtstagsgedicht, Wiegen-
lied; Genethlioloͤg, m. ein Geburtsitunden-Wahr-
jager; Genethliologĩe, f. Geburtsſtunden-Deute—
rei oder -Wahrjagerei.
Genetriz, j. unter Genitalia.
Genette 1., £. fr. (fpr. ſchenette; port. geneta, gi-
neta, ſpan. gineta, nl. genetta) oder Genettfatze,
ein dem Hausmarder ähnliches Tier aus den Ge—
jchlecht der Stinftiere in Nordafrika u. Südeuropa.
Genette 2., f. fr. (fpr. ſchenette; jpan. gineta) ein
Pferdegebiß nach türkischer Art mit einem Ringe
jtatt der Kinnkette. s
Geneure (pr. jgenähmw’r) od. Genievre (ſpr. ſcheu—
jähw'r), m. fr. (it. ginepro, v. l. juniperus) Wach-
older; Wacholder-Branntwein; Genenreöl, n. ein
zuſammengeſetztes ätherifches DI zur Litörberei-
tung; Genevrette, f. Wacholderwein.
302
genial ꝛc.
genial 2c,, |. unter Genius. —
Senitulation, 1. jpätl. (geniculatio) = Genu—
jlerion, j.d.; genikuliert (1. geniculätus), knie—
förmig gebogen; gelenkig, knotig.
Genie, n. (ipr. ſchenih, aus dem fr. le genie, d. I.
genius, Schußgeift, Geift; verſchmolzen mit inge-
nium, angeborne Fähigkeit; vgl. Genius) das
Eigentümliche oder die Natur einer Sache oder
Berfon, der Geilt, z.B. einer Sprache, get. der
Genius der Sprade, Sprachgeiſt; die natürl.
Anlage oder Fähigkeit, Naturgabe, angeborene
Geijtesfähigfeit,natürl.Berftand, Mutterwitz, Kopf,
bei. Schaffenskraft, Schöpferkraft, nad) Goethe:
„diejenige Kraft des Menſchen, welche durch Han—
deln und Tun Geſetze und Regeln gibt”; ein er-
finderijcher, ſchöpferiſcher Kopf oder Beift; genie—
mäßig, — genial, f. unter Genius; genie=
jüchtig, nad) dem Anfchein haſchend, ein Genie zu
ſein; — daS Genie, auch die Ingenieur- oder
Kriegsbaukunſtſvgl Ingenieur); Genie-Ktorps,
1. Corps de Genie; G.-Offizier, m. ein Inge—
nieur⸗Offiziet; G.-Truppen, Kriegsbauleute,
Bauſoldaten.
Genien, pl: ſ. unter Genius.
Genievre, |. Genevre.
Geniograbhfe, ſ. unter Genius.
Genion,n. gr. (géneion) das Kinn; Geniogloſſus,
m. der Kinnzungenmuskel; Geniohhoideus, ın.
der Kinnzungenbeinmusfel; Geniepharyngens,
m. der Kinnſchlundmuskel.
Genip, f. ein Alpenkraut.
genteren, f. Gene.
Sentite, £. 1. (genista) getv. Ginſter, m. das Pfrie—
nienfraut, ein Schotengewächs; genista tincto-
rla, f. der Färberginſter.
Genitalia oder Genitalien, pl. I. (von gen£re,
gignere, genitum, zeugen) Die Jeugungsteile oder
-Ölieder; Genitiung oder Genitik, auch Gene-
tivus, m. j. unt. Kaſus; per genitivum, durd)
den Zeugefall, d. i. durch Heirat oder Heirats—
verbindung (etwas erlangen, in ein Ant kommen
uſw.); Geniter, m. der Erzeuger, Vater, pl. &e=
nitöres, die Eltern, Erzeuger; Genetrig, f. Die
Erzeugerin, Urheberin, Mutter; Genttär, £. (ge-
nitura) die Erzengung, Geburt; der befruchtende
Same; auch die Geihidsverfündigung aus den
Stand der Geſtirne zur Geburtszeit, — Nati-
vität.
Genius, m. l. (v.genere, gignere, zeugen) urſpr. die
anerjchaffene Natur, der eingeborene Geiſt; inSbef.
1. der Schußgeift, Schußengel; ein Genius in den
Ihönen Sünten, ein geistiges Weſen in der Geſtalt
eines geflügelten Kindes, ein Flügelkind, Flügel—
geiſt, pl. die Genien, I. genii, Schußgeifter, Flü—
gelgeiiter; 2. die geiftige Eigentümlichkeit, der Geift
einer Sache, 3.8. Genius der Zeit (oder genius
seculi), der Geilt des Zeitalter oder Zeitgeift;
Geniusder Sprache (vgl. Genie); 3. ein ſchöpfe—
riſcher Geiſt; genus loci, m. lat., ver Schußgeift
eines Drtes, die Eigenart eines Ortes (wie der
Schubgeift fie bewahrt hat); dann: Geift, der au
einem Orte herricht, ver einen Ort beherrfchende
Geiſt; gentäl (l. geniälis, die Zeugung betreffend,
nıl. u. nl. jeinem eingeborenen Geiſte [genius] fol-
gend; vgl. Genie) jtarfgeiftig, geijtvoll, ſchöpfe—
riſch, ſchöpferiſchen — Genialität, f. die
Schöpferfraft, Geijtesfraft im Erfinden 2c. (vgl.
Genie); Seniographie, f. [.-gr. Geijterbejchrei-
bung, Lehre von den Schußgeiftern.
»ennab, n. arab. (pr. dſchennah; eig. ein bei. mit
|
— — — — — — — — — — — — —
genuin
Palmen und Bäumen bepflanzter Garten, von
dschanna, bedeckt fein) das Baradies der Moham-
medaner.
Genoiſe, k. fr. (pr. ſchähnohſ'; von gönois, genue—
ſiſch, von Genes [fpr. ſchähn'), franz. Wort für
Genua) eine Paftete; als Rechnungsmünze — Ge-
novine,j.d.
genou, in. fr. (pr. ſch'nu; = 1. genu) das Knie; pl-
genoux; A gemoux, auf den Knien, Inies oder
jupfällig; auf die Kniee! Genonilfiere, f. (pr.
ſch'nujähr) dag Knieftüd eines Harnifchs; Die
Brüftung der Schießſcharten einer Batterie, Die
Kniehöhe.
Genobine oder nuova doppia, f. it. eine ehemal.
Goldmünze in Genug, in den Jahren 1753—58
zu 100 Lire = 71,13 Mk., von 1792—95 zu 96 Live
= 63,856 Mk. wert.
Genre, ſ. unter Genus; Gensd'armes, |. Gen—
arm.
gens, f. I. daS Geſchlecht, der Stamm, z. B. gens
Cornelia, Julia 2c., ein denſelben Gentilnamen
oder Geſchlechtsnamen jithrender, von gleichem
Stammvater jich herleitender, in verſchiedene Fa—
milien zerfallender Stamm.
gens, fr. pl. (fpr. ſchang) Leute, Menjchen.
Genſeeli, m. eine goldene Rechnungsmünze in
Ugypten.
Sentiäne, f. I. (gentiäna) der Enzian, f. d.; Gen-
tianin, n. nl. das Enzianbitter.
gentil, fr. (pr. ſchangtih, häufig aud) —tihl; von
dem |. gentilis, einer Familie, gens, angehörend;
aljo eigentlich: von [guter} Familie) artig, fein,
hübſch; Gentileffe, £. (ſpr. ſchangtijeſſ) Artigfeit,
Niedlichkeit; auch eine artige Kleinigkeit, Poſſe 2c;;
Gentilhomme, m. (jpr. ſchangtijomm'), it. gen-
ti’nomo(jpr. diegent—), ein Edelmann; Gentils,
pi. fr. (fpr. ſchangtihls) beliebte Elfafjer Weine.
gentiles, pl. I. 1. die Gentilen, bei den alten Rö—
mern die Mitglieder einer gens; 2. jpäter: frem-
den Bölkern (gentes) Angehörende; daher dei Hrift-
lichen Schriftſtellern: Heiden (vgl. ethnifch): Gen
tilismus, m. das Heidentun; ——— (l.
gentilicius), was den Gentilen oder Geſchlechts—
mitgliedern angehört, verwandtſchaftlich, z. B.
gentiliziiher Name, gentiliziſcher Retrakt.
m. das Borfaufsrechts, welches der Familie des
Borbefigers, der Verwandtſchaft wegen, zuſteht;
Gentilname, j. gens.
Wentleman, m. engl, pl. Gentlemen (jpr.
Digent’Imänn; v. gentle = fr. gentil) ein feiner
Mann, ein Mann von Stande, von Erziehung u.
Bildung; auch Ehrenmann: als Titel: Herr oder
gnädiger Herr; gentlemanlike (jpr. —laif) oder
in neuerer engliſcher Form: gentlemanly (jpr.
fi, d.i. nad) Art eines Gentleman, einem EChren-
manne oder Manne von Stande anjtehend, feiner
würdig, ritterlich, vornehn; Gentleman-Coͤm⸗
moner, m. ein bemittelter Student, ein Student
höherer Klafje auf den englifchen Univerfitäten.
gentry; f. engl. (ſpr. dfgenntri), dev Stand der bür-
gerlichen Gebildeten und Befigenden ohne den Adel
(wiſſenſchaftliche Berufsarten, Gelehrte, Zuriften,
Offiziere, Großgrundbejiger, Großkaufleute ufw.)
Gentoos, j. Hindus.
genmäl, I. (von genu, Knie) das Kinie betreffend;
Genuflexion, £. ul. die Kniebeugnng; Eniefällige
Verehrung.
genmin, I. (genuinus, v. genere, gignere, gebären)
angeboten, natürlich; echt, unverfälfcht: Genninie
tät, £. ul. die Echtheit. h
Genus
Genus, n. [. (pl. genera, urſpr. Geburt, v. genere,
giguere, gebären) das Gejchlecht, die Gattung, um—
fajiender als Spezies (die Art); insbej. Spradil.
das Spracigefchlecht, entiv. masculinum, männ-
lich, oder femininum, weiblich, vder neutrum,
geſchlechtslos, ſächlich; im Genitiv (ein Hauptwort):
generis masculini, feminini, neutrius, d. i.
männlichen, weiblichen, jächlichen Geſchlechts; ge-
neris commünis, gemeinjchaftlichen, d. i. mäun—
lichen und weiblichen GefchlechtS (3. B. eivis, I. der
Bürger und die Bürgerin); generis omnis, jedes
Geſchlechts od. jeder Gattung;genus epieoenum,
gemeinjames Gejchlecht mittelS Vertretung beider
natürlihen Geſchlechter durch eines der bei-
den entiprechenden Sprachgejchlechter (z. B. der
Zwilling, die Waije); in gemere, im allge
meinen, überhaupt; Genre, m. und n. fr. (ſpr.
ſchang'r) die Öattung, Art; Geure-Bild od.-Ge⸗
mälde, ein Gemälde, welches eine Szene, Hand—
lung 2c. aus dem alltäglichen Leben darjtellt, z. U.
von dem hiſtoriſchen Bilde, deſſen Gegenftand eine
eichichtliche Begebenheit ift, Volksbild, Sittenbild;
— * einer, der ſolche Bilder malt, Volks—
oder Sittenmaler.
Geobiologie, f. gr. (von géa, zſgez. ge, die Erde,
und Biologie, }. d.) Die Lehre von dem Leben der
Erde; Geobiniten, pl. (von blastös), Keint, bla-
stänein, Wz. blast, feimen) Erdkeimer, Bilanzen,
welche die Samenlappen beim Keimen unter der
Erde laſſen; geozentriſch, was ſich auf den Mit—
telpunkt der Erde bezicht; aus dem Mittelpunft der
Erde betrachtet; Geachofie, f. (von chönnynai,
aufſchütten) Heilf. ein Erdbad, Uberfhüttung mit
Erde; geozkliſch, den Umlauf der Erde darſtellend;
Geozytlik, f., Geozillen, n. oder geozyhkliſche
Maſchine, der Erdkreiſer, ein Triebwerk, welches
die Bewegung der Erde um die Sonne verſinnlicht;
Seodäfte, f. (von daiein, teilen) die Feldmeßkunſt,
Land- oder Zeldteilung; Gendät, m. ein Feld—
meſſer; geodatiſch, Feldmeſſung betreffend, dazu
gehörig; Geöde, m. Klapperſtein, Steinmandel,
Eiſenniere; Geodynaͤmit, f. (vgl. Dynamik) die
Erdkraftlehre, Lehre von den wirkenden Kräften
der Erde; Geognoſie und Geognöſtik, f. (von
gnõnai, fernen) die Erdſchichtenkunde, Gefteinkunde,
Lehre von der Zuſammenſetzung und dem Bau der
feſten Erdrinde; Geognöſt, m. ein Erdlagen- und
Geſteinkenner; geognöftiſch, die Geſteinkunde be—
treffend; Geogonie oder Geogente, f. die Erd-
Entjtehungstehre, die Lehre von der Eutftehung
und Entwicklung des Erdförpers; Geogoniſt, m.
ein Erdentitegungsforiher; Geograäph, m. (von
gräphein, fchreiben) ein Erdkundiger; Geogra—
»hie, f. die Erbbeichreibung, Erd⸗ oder Länder:
tunde; die mathematijche, phyſikaliſche oder
phyſiſche, und politiijche Geographie, die
Beſchreibung der Erde in Hinficht der auszumefjen-
den oder meßbaren, der natürlichen, und der bür—
gerlichen oder jtaatlihen Verhältniſſe ihrer Ober-
fläche; geogräphiſch, erdkundlich, zur Erdkunde
gehörig; die geographiſche Breite od. die Pol—
höhe eines Ortes auf unferer Erde ift der Abjtand
oder die Entfernung desjelben vom Äquator nad)
Norden oder Süden, daher nördliche und ſüd—
liche Breite; die geographiſche Länge eines
Ortes heilt jeine Entfernung von einem gemiffen
Meridian oder Mittagsfreije; Geohydrograͤph,
m. ein Erd- und Wallerbeickreiber: Grohydro⸗
granbie, f. die Erd⸗ und Wafjerbejchreibung;
Seologie, f. die Lehre vom Erdkörper, umfaffend
— —— — — — — ——— nn — — —
— —ñ — — —ñ—— — — Eee
Gera 303
die Geognoſie und Geogonie (ſ. beide oben),
insbej.= Geogonie, aljo Entwicklungsgeſchichte
der Erde; Genldg, m. ein Erdienner, insbeſ. Erd»
bildungskenner; genlögifch, die Erdbildungstunde
betreffend oder dazıı gehörig; Geamdnt, m. ein
Erd» oder Sandwahrlager; Geomantie, f. die
Erd- oder Sandmwahrfagerei, Punttierkunſt, ver—
möge deren man verborgene Dinge durch gemachte
Punkte im Sande ꝛc. zu erforſchen ſucht; gees
maͤntiſch, zu dieſer Kunfi gehörig; Geomechanik,
f. Die Ba fefter Körper; Geumeter, m. ein
Feld- od. Landmeſſer; Geometrie, f. Erd-, Teld-
od.Landmeßkunſt; Raumgrößenlehre; geometriſch.
zur Mepkunfi oder Raumgrößenlehre gehörig; Ver—
meſſungs-, Feldmeß⸗ (3. B. arbeiten, pläne); ein
geometrijher Schritt, ein Längenmaß von
fünf Schuh; geometriſche Länge; wirkliche
Länge; Geoantontographite, f. die Kunji der Dar-
ſtellung vielfarbig gedrnekter Nelieffarten in ges
preßter Bapiermaffe, von Bauerfeller erfunden;
Geömhs, m. (von mys, die Maus) die Erdmaus,
Beutelmaus; Geonoͤm, m. ein Erdarten- od. Erd-
baufundiger; Geonomãe, £. Erdarten- od. Erdbau-
finde, Erddenegungstunit; geonomiſch, erdbau⸗
kundlich; Geobhaͤgen, pl. Erdeſſer; Geobphagĩe,
f. das Erd- od. Toneſſen; Gerphyhſit, f. die Lehre
von den phyſiſchen Ericheinungen im Innern der
Erde, welche die Eigenwärme des Erdkörpers, jeine
Dichtheit, den Erdmagnetismus und die tellurifgen
Lufterfcheinungen umfaßt; Gepponie, f. Erdbe>
arbeitung, Land- oder Feldbau; Geoponika, pl.
Sammlung gried. Schriften über den Feldbau;
Georũma, ein Überſichtsbild der Erde, eine nad
allen Seiten Hin überfhaubar@®bildliche Darſtel—
fung der Erdfugel (val. Banorama); Geprg, m.
gr. (geörgös, dv. g&, Erde, u. Ergon, Werk, Arbeit)
u. Gesrgine, f. Eigenname: Yandbauer, Acker—
mann, Yandiwirt, Zandbejiter, -in; Georgd'or,
m. ein Goldgeorg, hannoverſches Fünftalerſtück in
Gold, ungef. 16°, ME. an Wert; desgl. George
noble, m. engl. (pr. dſchordſch nob’l), eig. ein edler
Georg, eine zur Zeit Heinrichs VIII. geprägte Gold—
münze mit dein St. ©eorg, ungefähr 17,50 IRE, wert;
Georgia Auguüfta, fl. die Hochſchule in Göt—
tingen, nach ihrem Stifter, dem urfürften Georg
Auguſt (oder König Georg 11.) benannt; Geor—
nica oder Georgika, pl. ar. (Birgils) Tändliches
Gedicht oder Biiyer vom Landbau; Geprgine, f.
Strahlenblume, eine ſchöne ausländ.Gartenblume,
urſpr. in Mexiko heimisch (im Anfange vorig. Jahr—
hunderts von dem Botaniker Wildenow in Berlin
zu Ehren des Katurforigerd Georgi in Peters—
burg jo genannt, Dahlia, f.d.); Georgophilos
oder Georgophil, m. ein Land» oder Aderbau-
freund; Genjfop, m. ein Erdbeobachter; Geo—
fopie, f. die Erdbeobachtung, bej. zum Zweck der
Witterungskunde; Gevjtätif, f. die Erdgleichge-
wichtslehre, Lehre vom Gieichgewicht der feiten
Körper; Geotektoͤnik, f. gr. die Lehre von den
Strufturverhältniffen der Gebirgsglieder; Geo—
thermometer, n. ein Erdwärmeinejjer zur Be—
ftimmung der Temperatur in großen Tiefen der
Erde; Geotomie, f. Erdteilung.
Gepard, m. (fr. guépard) ein Raubtier aus dem
Kagengejchlecht, welches zum Sagen abgerichtet
wird, in Dftindien 2c., auch der Jagdleopard.
Gera, f. hebr. (geräh, d. i. eig. Bohne) das kleinſte
Gewicht der Hebräer, etwa Yo g; auch eine hebr.
Münze, die den 20Ojten Teil eines Seckels betrug,
etwa 8 Pr.
304 Gerada
Gerãda oder Gerade, f. ml. (v. deutichen Gerät)
Ripr. das Haus- und Kajtengerät, das der Frau
ad) dem Tode des Mannes zufällt.
Geraninm, n. gr. (von geränos, Kranich; Kran)
Stordichnabel, ein Pflanzengejchleht; auch ein
Kran, Hebezeug, bei. an Häfen; Geraniszeen,
pl. Storchſchnabelgewächſe; Geraniten, pl. den
Kranichsaugen ähnliche Verfteinerungen.
Gerant, m. fr. (pr. ſcher—; vgl. gerieren) Kffpr.
ein Geſchäftsführer, Geſchäftsvorſteher; inSbef. der
verantiwortliche Herausgeber od. Borjteher ver Re—
daktion einer Zeitung.
Gerbe, f. fr. (von gerbe, fpr. ſcherb', die Garbe) die
Feuergarbe bei Feuerwerken.
Gerbog, ſ. Jerboa.
gerbulieren, (ml. und it. garbellare, ſieben, ſpan.
garbillar, v. garbillo, Sieb von Spartgras oder
Weidenziveigen, vont I. eribellum, feines Sieb,
Berfl.von eribrum, Sieb, vgl. gärbelieren) eig.
zubereiten: aus einer trodenen Ware die verun-
veinigenden fremdartigen Teile auslefen und ab-
jondeın; Gerbufär, f. das Unreine und Schad-
hafte von Waren; der Abzug an der Zahlung,
wegen Berunreinigung od. Bermengung der Ware. |
Gerda oder Gerdur, f. nord. (altnord. gerdhr)
Fabell. ein Schönes Kiefenmädchen, wurde die Ge—
mahlin Freirs und die Göttin der Schönheit.
Gergo, n. it. (pr. dſchergo — Sargon1.) die Gauner-
jprade in Stalien.
Geridon, |. Gueridon.
gerieren, I. (gerere) führen, leiten, verwalten, ver-
sichten; ſich —, ich aufführen, benehmen, verhalten,
für etivaS ausgeben.
Germäne, m., pP&ermänen, die alten Deutſchen
(nac) Benennung der alten Gallier und der Römer,
{. Germänj, in feltiiher Sprache die Nachbarn
lnämlich der Gallier) oder die Dftleute bedeutend,
doch ſteht feine diejer Erklärungen feit; Haupt—
ſtelle Tacitus, Germania ce. 2; Germänten,
no. (fat. Germania, f.) das alte Deutichland,
germäniſch, den Germanen eigen oder ange—
hörig, deutſch; germanifhe Sprachen,
Sprachen deutſchen Stammes: die gotiſche, ober—
und niederdeutſche, holländiſche, angelſöchſiſche
und die nordiſchen oder ſkandinaviſchen Sprachen;
germaniſieren, deutſch machen, in deutſchen Be—
ſitz umwandeln; Germanismus oder Germa⸗
nism, m., pl. —mi oder —men, eine deutſche
Spradeigenheit, Eigentümfichkeit im Augdrud oder
in derWortfügung der deutjchen Sprade; die Herr-
ichaft deuticher Art und Sitte; Germanift, m. ein
Kenner, Lehrer u. Erforjcher der deutſchen Sprache
und Geichichte, auch des deutfchen Rechts; Ger—
maniftif, f. die Kunde von den germanijchen
Spraden und ihren Gejeßen, germanijche oder
deutihe Philologie; Kermania, f. Deutfchland,
namentlich in Gejtalt einer jchirmenden Frau ge-
dacht und dargeitellt; Germänta, f. (fpr. jer-
mdnia) jpan.die Gaunerjprache in Spanien; Ger—
manobhoß, m. [.-gr. ein die Deutfchen Fürchten-
der; Germanophodie, f. Furcht vor den Deutjchen;
german silver, n. engl. (fpr. dſchörmen filmer)
eig. deutjches Silber, Neufilber,— Argentan;
german toys, pl. engl. (ſpr.dſchörmen —), Nürn—
bergerSpielwaren;german clock,f. eine Schwarz-
wälder Uhr.
Germänt, pl. [. (germänus, leiblich, echt) vollbür-
tige oder leibliche Geſchwiſter; Germanität, f. (I.
germanitas) gejchtwijterliche Berwandtichaft, Bru-
der» oder Schmweiterichaft.
Geition
Germany, n. engl. (ſpr. dfhörment), Deutfchland;
made iu Germany (pr. mehd —), d.h. in Deutfc-
land gemacht, hergeftellt.
germinieren, I. (germinäre, von germen, Sproß,
Keim) feimen, ſproſſen; Germination, f. (germi-
natio) daS Keimen, Sprofien; die Keimzeitz ger—
minatio, nlat. keimend; Germindl, m. fr. (jpr.
fher—) der Keimmonat oder Sprojjenmond, der
Tte Monat oder erjte Frühlinggmonat im neuen
Kalender der erften frz. Nepublif, vom 21. März
bis 19. April.
Germuſets, pl. buntgemujfterte Halbfeidenzeuge in
der Levante.
| Gerstomie oder Gerfömif, f. gr. (von gras, das
|
|
|
!
Sreijenalter, u. komein, pflegen, warten) Heilf. die
Alterspflege, Kunſt das Alter zu pflegen; insbei.
die Verjüngung abgelebter Greife durd) die un-
mittelbare Nähe jugendlicher Perſonen; Gerönt,
m. (gr. gerön, pl. gerontes)ein Alteſter; Ratsherr,
Ratsmitglied, —=Scnator; Gerontokomium od.
Gerokomium, n. ein Berpflegungshaus für Alte:
Serontofratie, f. Regierung eines Nates der
Alteſten; Gerontotoxou, n. ar. der Greijenbogen
—=arculus senilis,j.d.; Gerufie, f. (gr. geru-
sia) der Rat der Älteren = Senat); neugriechiicher
Staatsrat; gereniſch, greiſenhaft (z. B. R. Gott-
ſchall, Poetit 11,112: „der greife gereniſche Neſtor“).
Gerra, f. jpan. iſpr. erra), auch Jarra (fr. Jarre,
der Krug), vor 1856 ein Flüſſigkeitsmaß auf Mi-
norfa von 12,063 1 Inhalt.
Gerſch, m. arab., pl. Guruſch oder Grufch, dev
türk. Riafter, in Wert = 0,17969 ME.
Gerundium, n. [; (v. gerere; vgl. Geſtion) Sprachl.
das Verrichtungswort, Zweckwort, eine Form des
Zeitworts, welche anzeigt, daß etwas getan wer-
den Toll; im Lat.: der Genitiv, Dativ, Akkuſativ u.
Ablatir dee Infinitiv; Gerundivpum, n. oder
gerundivus modus, m. das Verrichtungswort
im paſſiven Sinne, |. v. w. Partizipium Yuturi
Geruſie, j. unter Gerokomie. [Bajlivi.
Gerjon, m. griech. Zabel. ein dreiföpfiger Nieje,
der in Spanien herrjchte und jchöne Herden beſaß,
von Herfules aber erichlagen wurde.
Geſpoͤns, m. u. f. Dtich.=I. (v. I. sponsus, sponsa,
der, die Verlobte) Braut und Bräutigam; aud)
Gatte und Gattin.
gesta Romanorum, pl. |. (von gerere, verrichten,
tun, gestus, a, um, getan, verrichtet, u. Romani,
Gen. Romanorum, die Römer) die Taten der Rö—
mer, der Name einer Sammlung von Erzählungen
aus der Zeit der römischen Kaifer, deren Entite-
hung3zeit aber das 12. oder 13. Jahrhundert ift.
Geitation, f. 1. (gestatio, von gestäre, an ſich tra—
en 2c.) da3 Herumtragen oder Sichherumtragen-
afien; die Tragung; die Zeit der Trächtigfeit, der
Schwangerſchaft.
Geſten, j. Geſtus unter Geſtion.
gejtifulieren, I. (gesticuläri, v. gesticulus, Verkl.
von gestus, ſ. d.) HYandbewegungen oder Gebärden
machen; Geſtikulation, f. (gesticulatio) die Ge—
bärdenſprache, Handbewegung, Gebärdung; Gefti=
Inlätor, m. ein Gebärdenredner; auch Gautler;
geſtikulatöriſch, dur), Gebärdenſprache ausge-
drückt, Yo pantomimiſch.
Geſtion, f. I. (gestio, von gerére, tragen, tun, ver-
richten 2c.) die Berrihtung, Gejchäftsverwaltung;
gestio pro herä@de, die jtilljhweigende Antretung
einer Erbjchaft; Geiter, m. der Träger, Führer,
Verwalter; gestor feudi, der Lehnsträger; g.ne-
gotiorum, ein Gejchäftsträger, Gejchäftsführer;
Settatore
Geſtus, m., pl. Geſtus oder Geften, eig. die Art,
twie man ſich trägt over hält; die körperliche Stel»
(una, Bewegung oder Sebärde eines Redners, bei.
die Handbemegung.
Gettatore, m. it. (pr. df$—), ſ. mal oechio.
Genmätif od. Geüftik, f. ar. (v. getesthai, koften)
die Lehre von dem Schmedbaren; Geuſis, f. das
Koſten, Schmeden ; (Benfiennanbarie, f. der
jchmerzhafte Reiz durch ſchmeckbare Gegenftände;
geuftiſch, den Geichmad betreffend.
Genfen, pl. (ſpr. göfen) die im J. 1565 unter der
Statthalterjchaft des blutdürſtigen Herzogs von
Alba ſich gegen Spanien verbindenden nieder.
Edelleute (vom fr. gueux, Bettler, wie man fie
verächtlich genannt hatte).
Geuftit, genitiich, ſ. Geumatik.
Gewichtsvoltameter, n. ein Voltameter (j.d.), in
dem die durch den elektrischen Strom auögefchiede-
nen chemiſch zujammengejegten Körper nad) dem
Gewicht bejtinnmt werden, jo daß aus diejer Ge—
wichtsbejtimmung die Stromſtärken berechnet wer-
den können.
Shamar, m. arab. roter Wein im Morgenland.
Ghͤzi, m. arab. (ghäzi,pr. gafi) ein Held, ein Krie—
ger, bef. ein folcher, der die Ungläubigen befämpft;
Ghazidſchah, m. der heilige Krieg od. Feldzug zur
Bekämpfung der Ungläubigen.
Sheriah vd. Gherri, m. ojtindijches Längenmaß,
bei. in Bengalen, = !,,s Gos (f. d.) = 57,15 mm.
&hettd,m. it. das Judenviertel od. die Judengaſſe
in Rom und andern großen ital. und orientalischen
Städten.
Shilams, pl. hinefiiche Seidenzeuge.
Ghiribizzi, pl. ital. (sing. ghiribizzo, überhaupt
Grille, Einfall) wunderliche Einfälle, überraſchende
Sprünge und Übergänge in der Mufif.
Ghun, die bleiernen Notmünzen in der Türkei.
Giallo, m. ital. (jpr. dſchällo; vom althochd. gelo,
gelb) das Gelb; giallo antico, altgelb: ein gelb»
liher Marmor, welcher nur an Denfmälern alter
un gefunden wird; Giallorino, m., ſ. Nea⸗
pelgelb.
Giangürgulo, m. it. (ſpr. dſchan —; d. i. eig. Hans
Burgel) Charafterrolle des derben Bauern auf
dem ital. Theater.
Giardindria, f. it. (pr. dſchar—; v.giardino, Gar-
ten) die Loge der Gärtnerinnen bei den Karbonari.
&iarro, m. it. (pr. dſcharro; vgl. fr. jarre,der Krug)
ein Olmaß in Sardinien = 16,81 1.
Giaur oder Ghiaur, m. türk. (gew. Djaur ge-
ſprochen; |. v. w. Geber, ſ. d.) ein Ungläubiger,
Schimpfm. für alle Niht-Mohanımedaner.
Gib,amerifanishes Kurzwort für: Gibraltar; aud)
engliice Abkürzung des Namens Gilbert.
Gibbon od. Golok, m. der Langarm, ein ſehr lang-
armiger Affe in Oftindien.
gibbõs (lat. gibbösus. von gibba, gibbus, Buckel),
budelig, höderig; Gibbofität, f. nl. das Budelig-
fein; der Höcder.
Gibellinen, j. unter Welfen.
Gibeldtte,f. fr. (ipr. Hib—) Schnittfleifch (Frikaſſee)
von jungen Hühnern, eig. von Wildbret (gibier).
Gibus, m. fr. (pr. jibüß; Rame eines Hutmachers)
Klapphut (Zylinder).
Gig, n. engl. (pr. ghigg; überh. etwas leicht Beiveg-
liches, Spielendes; dah.: Kreifel, Boot, Geige ıc.;
vgl. auch das fr. Gigue) ein einjpänniger, zwei—
rädriger offener Gabelwagen; auch ein leichtes Boot
von Eiſenblech zurKanalichiffahrt; Boot des Kom-
mandanten bei Kriegsichiffen.
Heyjes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
Gingerbeer 305
Sig, f. frj.-engl. (ſpr. diehig), ein munterer franz.
u. engliider Tanz = Gigue, j. d. |
Sigdnt,m., pl. Gigdnten (gr. Gigäs, pl. Gigantes,
d. i. Erdgeborne, gleichbedeutend mit gegenäs),
griech. Fabell. drachenfüßige Riefen, von Gäa (od.
der Erde) aus dem Blute des entmannten Uranus
eboren, welche den Olymp ftürmten, aber von
Pens u.den übrigen Göttern befiegt wurden (verich.
von den Titanen, ſ. d.); überh. f. Riejen, Hünen,
Reden; gigäntiſch vd. gigantdsf(it. gigantesco,
fr. gigantesque), riefenmäßig, hünenſtark; Gigan—
tographjie, f. Beichreibung od. Geſchichte der Rie⸗
jen; Gigantoniadhie, f. der Rieſen- oder Hünen⸗
kampf; Gigantologie, f.dieXehre von den Riefen;
Gigantoſteologie, f. Lehre von den Rieſenknochen.
Gigliato, m. ital. (Ipr. dſchiljäto; von giglio, Lilie)
eig. Zecchino gigliato, eine florentinijche Rech—
nungsmünze, ein Lılien-Dufaten = ya Mi
&igot, m. fr. (pr. ſchigoh, von gigue, ſ. d., wegen
der Ähnlichkeit mit einer Geige) Hammelkeule; auch
die ſich oben feulenförmig erweiternden Ärmel an
Srauentleidern, pl. Gigots. -
Gigne, f. fr. (pr. figh'; prov. und It. giga, vom
mhochd. giga, Geige) ein munterer franzöfiicher
Tanz im %/e-Taft, Hopfer, und das ihn begleitende
Tonſtück.
Gilde, f. (niederd. gilde, engl. guild; urſpr. Dar-
bringung, Opfer, Opferſchmaus, die beim Opfer-
ſchmauſe verjammelie Genoſſenſchaft, verw. mit
Geld, gelten) überh. eine geichlofjene Bejellichaft,
ehem. bej. eine auf gemeinſchaftliche Koften jpel-
jende; eine Genoſſenſchaft; Snnung, Zunft.
&ilet,n. fr. (ſpr. ſchileh; angeblic) von einem Gant-
ler, namens Gille, d. i. Agidius, dann: ein mit
einem Wams befleideter Hanswurſt) der Bruſtlatz,
das Brufttucy ohne Ärmel, ein Weitchen, die Weite,
in Niederd. aud: ein Rümpfel; gilet h)drosta-
tique (ſpr. — idroftatit), ein Schwimmleibchen.
Gill, n. engl. (ſpr. dſchill) Biertelpinte, Quartierchen,
engl. Hohlmaß für trockene und flüjfige Dinge =
0,142 1 (vgl. Ouarter und Tun).
Gill, m. engl. der Hechelitab, Nadelſtab; Gillboxes,
pl. engl. die Hechelſtab⸗ oder Nadelſtabſtrecke.
Gimelblättchen, n. (wohl nad) Gimel, dem drit-
ten Buchitaben des hebr. Aiphabets, und zugleich
die Zahl 3 bezeichnend), gem. fälihlih: Kümmel:
blättchen, ein mit drei verdedten Karten von
Bauernfängern betriebenes Spiel.
— pl. große Stuben-Teppiche aus Klein-
alien.
Gin 1., m. engl. (fpr. dſchinn; Abkürz. vom fr. ge-
nevre, ſ. d.) Wacholderbranntwein; überh. gemei-
ner Branntwein, Schnaps.
Gin 2., auch Kin, Yin od. Kätti, chineſ. Gewicht,
ein Pfund von ungefähr 600 g.
Gine, fr., ſ. Dſchin..
Bindten, pl. (jpan. ginete) leichte Reiter.
Siugals, pl. engl. (jpr. dſchingöls), Heine tragbare
Kanonen, die Wallmusteten der Hindus in Oft«
indien, mit Luntenſchlöſſern verjehen.
Gingang, m. javaniſch (ginggang, welches auch
„weggehn; vergänglich, verbleichend‘ bedeutet) od.
engl. Gingham (pr. ghinghämm, fr. guingan, jpr.
ghängang), ein feines engl., urfpr. vjtind. Baum—
wollen⸗Zeug; Ginghamets, pl. geitreifte und ge-
blümte baummollene Bemwebe. i
Gingerbeer, n. engliich (jpr. dſchindſcherbihr; von
ginger, $ngwer, fr. gingembre, fpan. geugibre, I.
zingiber, zingiberi, gr. zingiberis) Ihäumendes
Ingwerbier, mit Ingwer gewürztes Bier.
306 Gingibrachium
Gingibrachinm, n. nl. (übel gebildet aus lat. gin-
giva, Zahnfleisch) der Scharbod an den Armen;
Singipedium, n. Scharbod an den Füßen.
Gingizas, pl. oftindiiche Seidenzeuge.
Bingke= oder Ginkobaum, m. it (Gingko tri-
. 15ba oder Gineko chinensis, Salisburia adianti-
. folia),zuden Koniferen, Taxineen, zählender Baum
mit dreiedigen fcheinbaren Blättern, die durch Ver-
wachſung der Nadeln gebildet werden.
Ginglumus,m. gr. (ginglymos) Heilf. wechjelfeitige
Fiügung, Eingelenfung, befond. der Knochen, Zus
gengelenk, Wechſelgelenk; ginglymödiſch od. gin⸗
glmoĩidãliſch, wechſelſeitig einpafjend.
Ginniften, n. (fpr. dſchinniſtan; vgl. Gine) perf.
Fabell. die Wüſte der Geifter oder Dämonen.
Sinnus, m. (fat. ginnus u. hinnus, gr. hinnos u.
ginnos) Baſtard von Maultier und Stute.
Ginſeng, m. (ſpr. ſchinſeng) die Kraftwurzel, eine
. von den Chineſen faft dem Golde gleichgeſchätzte
Wurzel von gewürzhaftem Geichmad und nerven-
reizender Kraft.
‚Ginfter (it. ginestra), |. Genifte.
giocondamente,giocond6so,giocondevole, con
giocondézza, it. (pr. dſcho⸗; vom I. jucundus)
Tonk. angenehm, anmutig, lieblich; gioc6so, gio-
cosamente, gi0j6so, giojosetto (fpr. Dieyo—; v.
. L:Jjocösus) Tont. fcherzbaft, luſtig, tändelnd.
Giorgino, m. it. (ſpr. dſchordſchino) eine alte ſilberne
Rechnungsmünze in Genua und Modena.
Giorsiata, f. it. (jpr. Dichorndta, v. giorno, der Tag)
das Tagemerf, ein früheres ital. Flächenmaß von
100 Tavolen = 58,010 a.
Gievine Stälia, f. it. (pr. Didstmwine—) das junge
Italien, eine geheinie, den Umfturz der beftehenden
- Regierungen bezmwecende Gejellichaft.
Gips, m. gr. (Cypsos, f., I. gypsum) wafjerhaltiger,
ſchwefelſaurer Kalk; gipfen, gemablenen Ging zur
Beförderung des Wachstums auf Pflanzen (bef.
. Schmetterlingsblüten) ftreuen; den Wein durch
Behandlung mit Gips klären; Gips-Linfen,
Gipskriſtalle, Die Die ejtalt von Glaslinſen haben;
Gips-Marmor, aus Gips hergeftellte architekto—
niſche Ausichmüdung, gewöhnlich Stud oder Stuk⸗
faturarbeit genannt; Gipsverband, Binden, die
. angefeuchtet und mit Gipspulver bejtreut, fchnell
hart werden und bei Knochenbrüchen u. ähnl. an-
.. gelegt werden. R
Gipfy, m.engl.(ipr.diipft; d.h. Agypter) Zigeuner.
Gipüre, f. frz. (von guiper, mit Seide überjpinnen,
vgl. lat. vibrare) erhabene Gtiderei, Hochitiderei;
das Überjtiden einer Zeichnung mit Gold» oder
. Silberfäden; Filetgipüre, die Netzhochſtickerei;
Gipüreipigen, Zellenpigen, mit gedrehter Seide
überiponnene Spigen.
Giraͤffe, f. (fr. girafe, it. girafa, von avab. zaräfa,
zoräfeh, ägybt. Bor-aphe&, d. i. Langhals) der Ka-
nıelparder in Afrika; auch eine Art Damen-Frifiur,
.. wobei das Hinterhaar in groben Schleifen auf dem
Scheitel aufgeſteckt wird; auch ein aufrechtftehendes
Pianoforte, Klavierharfe.
hirdnöde, f. fr. (pr. firangd’; vom I. gyrus, Kreis,
gyräre, it. girare, im Kreiſe drehen) ein vielröh-
tiger Springbrumnnen, aus welchem Wafjerftrahlen
in die Höhe jpringen, die wegen der darin einge—
ſchloſſenen Luft ein Heftiges Brauſen verurfadhen;
auch ein großes Feuerrad, Sprührad aus Raketen,
ein Feuerwerk, wo eine Menge Raketen auf einmal
in verſchiedenen Rihtungen emporfteigen; Giran⸗
dole(ſpriſchirangdoͤhl'), it Giraͤndola(ſpr.dſchi —),
f. ein ſtehender Armleuchter; Feuerrad, Feuergarbe
SEE EEE EBENE EEE TEN EEE
| Sitarre
od. Feuerſonne bei Feuerwerken, bef. das berühmte
Feuerwerk auf der Engelsburg in Rom, wobei 1000
Raketen auf einmal auffteigen; Diamantſchmuck.
Sirant, |. unter Giro.
Giraſole, it. (ſpr. dſchiraßole; v. girare, fich drehen.
u. sole, Sonne) Giraſol, fr. (ipr. ſchiraßol) m. der
Sonnenftein,Mondftein, eine Abänderung des edlen
Feldſpats.
Eich, m. ein perfiiches Längenmaß — 1066 perj
sllen.
girl, n. engl. (fpr. göhrt), Mädchen.
Sirlande, £. fr. (pr. ghirldnde; it. ghirlända, alt-
jpan. guarlanda, prov. garlanda; vgl. althochd.
wiara, wiera, Schmud [aus Gold], Kranz, mhochd.
wieren, umflechten; davon vermutlich abgel. gleichi.
wierelen, und nit dem Guffir anda, wie fr. girande
v. girer) Blumengehänge, Blumengewinde, Ranke
girlandieren (fr. guirlander), mit Blumengewin—
den verzieren; Girlandine, f. engliſches Gewebe
von verſchiedenen Farben. |
Giro 1., m. it. (jpr. dſchiro; dv. [. gyrus, gr. gyros,
Kreis, Umlauf) der Kreislauf, insbeſ. der Geldum—
Yauf, das Umjchreiben od. der jchriftliche Übertrag
eines Wechjel3 od. Banfguthabens von einem Be-
fißer auf den andern; auch ein Berfammlungshans
der Kaufleute zur Abſchließung von Geſchäften,
etwa ſ.v. w. Börfe; Girobant, f. eine Anweiſe-od.
Umfchreibebanf, mo Geldfummen durch bloßes Zu—
u. Abſchreiben voneinemaufden andernübertragen
werden; giro in bianca, auch Blanko-Giro,
Übertragung des Wechſels durch einfache Unter-
ſchrift, wenn auf dem Wechjel die Summe nit ge-
nannt ift; Giro-Verbindlichkeit, dieVerbindlich-
feit des Gitanten für den Betrag des Wechjels, auf
dem fein Name ſteht; G.⸗Geld, &.-Baltıta, £. die
beider Beſtimmung gewiſſer Wechſelpreiſe gebräuch⸗
liche ha girieren (ſpr. dſchirieren,
it. girare), einen Wechſel od. eine Forderung auf
einen andern ſchriftlich übertragen, umſchreiben,
überweiſen; ein ſolcher Wechſel heißt ein girierter
Wechſel; Giraut, m. (ſpr. dſchiränt) der Anwei—
fer, Übertrager od. Umſchreiber eines für ihn aus—
gejtellten Wechſels uſw. auf einen andern; Girat,
m. {fpr. dſchirãt) derjenige, auf welchen ein Wechje!
uſw. übertragen wird. —
Giro 2., m. it. (fpr. dſchiro) ein ſtarker, ſüßer, rüt-
licher Wein von der Inſel Sardinien.
Giro, Ei GP, das in Birma in Gebrauch ift
—=0auake J |
Gironde, £. fr. (fpr. ſchiroͤngd) eine gemüßigte repu⸗
blitanifche Bartei in der franz. Revolution (fo ge-
nannt, weil die Häupter derfelben aus dem Depar-
tement der Gironde waren); Girondiſten, Pl.
(fr. Girondius) Anhänger derjelben.
Sirouette, f. jr. (fpr. fegiruett’; f. girotette, vgl. it.
girotta, Sahne, von I. gyrare, it. girare, ſich drehen)
die Wind- oder Wetterfahne; ımeig. ein wetter—
wendiſcher, wankelmütiger Menſch; Gtironetterie,
f. Unbeſtändigkeit. RE
Giſela, f. (kein Fremdwort, wie gewöhnlich fälſchlich
angenommen wird) altd. weibl. Name(von althochd.
gisal, Geiſel) die Geiſel, Leibbürgin.
Gitano, m. jpan. (ſpri hitdno: eig. ein Ügnpter, v.
dem I. Aegyptiänus; daher auch engl. gipsy in
gleicher Bedeutung) ein Zigeuner; auch f. liſtiger
Menſch, Betrüger; Gitaͤnga, f. eine Zigeunerin;
der Higennertanz.
Gitarre, k. fr. (pr. ghitdrre; ſpan. und prob. gui-
tarra, it. chitarra, frz. guitare, vom gr. kithara,
nicht von dem aus dem Griechiſchen entlehnten
Sitpith
4, cithära, Zither, das zu ital. cetra, mittelhochd.
‚zitöle wurde) die ſpan. Zither, Armlaute, ein mit
6—10 Saiten bezogenes Tonwerkzcug; Gitarriſt,
m. ein Öitarrenfpieler.
—2 f. hebr. ein althebräiſches Tonwerkzeug,
a. B, L 3.
Giulio, m. it.(fpr. dſchuͤlio) der Julier, eine ehemal.
römijche u. Horentiniiche Silbermünze=!/,, Scudo
— 0,3 M.
Ginnte, f. it. (pr. diehunta) Vereinigung; die neben
dem Staatsrat beitehende Bereinigung der Rat3-
herren. |
Giuoco piano, n. it. (jpr. dfgutocdo—, eig. janftes |
EEE Raipie bie jögen, „italientihe Änztie
giusto, it. (pr. dſchuſto; von dem I. justus) ange-
meſſen, paſſend.
Slabelle, k. nl. (glabella, von glabellus, Verkl. von
glaber, glatt, kahl) die Stirnglaße, der Zwiſchen—
raum zwiſchen beiven Augenbrauen.
Glace, f. fr. (pr. gleh; vom I. glacies, Eis) Ge-
frorneg, Fünftlich bereitetes eßbares Eis; auch ein
Zuckerguß auf Backwerk; Fleiſch- od. Zuderglanz;
ein Spiegel; Glacerie, f. (fpr. glaß'rih) die Kunſt,
Spiegelglas zu machen; die Spiegelgieherei; Gla⸗
einlperiode, f. die Eiszeit; Glaciere, f. (pr.
glakjähr) eine Eisgrube; glacieren(ſpr. glaßteren;
fr. glacer), gefrieren oder erjtarren maden, zu
einem Dickſaft einkochen laſſen; überzudern; auch
gewiſſe Sachen, wie Bänder, He 2c., glän-
zend machen, glätten, ihnen einen jpiegelnden Glanz
geben; glacterte od. GlaeeHaudſchuhe (aus frz.
gants glaces), Glanzhandſchuhe; Gfaedleder,
Slanzleder; Glacépapier, Slanzpapier ı. ſ. f.;
Glacd, n. (fpr. glaßeh) Seide, mit Gold od. Silber
befponnen; Glanzzwirn; Säbel-Glace, n., eine
Art Duell, bei dem ohne Schutzvorrichtungen an
den Armen und der Bruft gefochten wird.
Glacialin, n. ein Mittel, um Mil, Fleiſch u. ähnt.
friſch und ſchmackhaft zu erhalten (zu fonjervieren),
das aus Borfäure, Borax, Glyzerin u. a. zuſam⸗
mengeſetzt iſt. ——
Glacialift. m. fr. (v. glacier, ſpr. glaßjeh, der Glet—
ſcher) ein Gletſcherkenner.
Macies, f. J. Eis.
Glacis, n. fr. (ſpr. glaßih; v. nıl. glatia, Ebene, eig.
Ebenmachung, Slättung, vom deutschen glatt) die |
Feldabdachung, Wehrlehne, Abdachung der äußern
ruſtwehr einer Feftung; Zuderfabr. eine trichter-
förmige Erweiterung des Keſſelrandes, auf welche
der verichiittete Zuderzurüdläuft, die Keffelichräge;
in der Malerei: die Auflichtung.
Glacçon, m. fr. (pr. Bing; vgl. Siace) die Eis—
ſcholle; Bierat in Geftalt von Eisſchollen und Eis—
zapfen an Gebäuden ıc.
Sladiäfor, m. !. (v. gladius, Schwert) ein Fechter,
Schaukämpfer bei den öffentlichen Schaujptelen der
alten Römer; gladiatöriſch, fechterartig, klopf—
fechterifch.
slagolitiiche Sbprache (v. jlav. glagöl, Wort, gla-
gölati, ſprechen) die alte Heilige flaviiche Sprache;
glagolitiiche Buchitaben, glagolitiſches Al⸗
»hnbet, ein eigentümliches altjlavisches Alphabet.
&landel, f. (1. glandüla, pl. glandülae; eig. Verl.
v. glans, Eichel) die Drüfe, Halsdrüſe, gem. Man—
del am Halfe; glandulss (1. glandulösus), drüfig,
drüfenhaft; Glanduloſität, f. nl. die Drüfigkeit;
glandiiörm, eichelfürmig.
alärds, ir. (glaireux, fpr. gläröh) fchleimig.
4+las Crnogorza, m. niontenegrinifch (v. jlav. glass
oder gölos, Stimme, u. Ornogörez [fpr. Ticherna- |
Globetrotter
görez), der Montenegriner), Nanıe der halbamt-
ihen Zeitung Montenegros.
glafieren od. glafuren (deutich, von Glas mit Lat.
Endung), verglafen, überglajen, glänzend machen;
GSlafür, f. die Berglafung, Überglafung, Glas-
rinde, ein glagartiger Überzug irdener Gefäße:
Mal. ein Überzug vor leichten, glänzenden Far—⸗
ben; der glatte und glänzende Überzug der Zähne;
Slajürerz, n. Bleijchweif, Bleiglanz; Glafurs
ofen, Slanzbrennofen. |
slass-paper n. engl. (fpr. gläßpẽper), Glaspapier,
Sandpapier zum Rolieren.
Stauberit, n. (nad) dem Arzt u. Chemiker Glau-
ber, ft. 1668, benannt) ein aus jchwefelfauren
Natron u. Schwefel. Kalk beitehendes Mineral, auch
Brongniartit; Glauberſalz, n. (von eben dem-
felben gefunden, beichrieben u. empfohlen in feiner
Schrift de natura salium 1658) ſchwefelſaures Na-
Glaucẽdo, £. nl. = Ölaufoma. [tron.
Glautüna vd. Glaulom, n. gr. (v. glaukös, grau-
blau) der grüne Star, welcher feinen Sit im Glas—
fürper der Augen pa blauer Dunſt, Betrug,
Blendwer!, Gaufelei; glaukomatös, nl. oder
— mit dem grünen Star behaftet;
laufotis, f. gr. Heilk. die Entſtehung des grünen
Stars.
Glaukus, m.gr. (Glaukos; eig. der bläulich Glän—
ende) Fabell. ein Meergott, dem man die Gabe
er Brophezeiung beilegte.
Glaymore, n. engl. (for. glehmohr) das breite ſchot⸗
tiſche Schwert. J
gleba, f.!. eine Erdſcholle, ein Erdſtück, Stück Erde;
ein Süd, Klumpen, eine Mafle; glebae ad-
seriptus,j.adscriptus unteradffribieren; gles
bös (1. glebösus), voll Scholfen, ſchollig, Humpig.
Sleihftron=- Motor, m. diſch.l. ein elektriſches
Triebwerk, das durch Gleichitrom, d. i. jeine Rid;-
tung beibehaltenden Strom, in Bewegung gejegt
wird; Gleichſtromtransformator, m. Gleid-
ſtromumwandler, durch den die Spannung und
Stärke. eines Gleichſtroms umgeformt wird.
Gleẽne, f. gr. der Augapfel, Augenjtern; Heilf. eine
flache Knoͤchenvertiefung; Gfenitis, f.Linfen-Ent-
zündung tm Auge; glenoidiſch, flach vertieft.
Gletſcher, m. pl. ebenio (fr. glacier, von glace,
l. glacies, Ei8) große Eisfelder, Eislager od. Eiß-
majfen in den hohen Gebirgstälern der Alpen.
Gleufomedter, gr. (von gleukos, Moſt, ungegorener
ſüßer Wein) od. Glykomeéter (von glykys, füß),
n. ein Süßigkeits⸗ oder Moſtmeſſer, die Moſtwage,
Werkzeug zur Brüfung der Weine, be. rückſichtlich
ihres Zudergehaltes, erfunden von Chevalier zu
Kariz 804,
a
307
Glebben, pl. (vom fr. glaive, Schwert, prov. glavi,
v. I. gladYus) im deutschen Staatsrecht des Mittel-
alters fiir Schwertführer, Streiter, welche ein Graf
oder Herr zu jtellen verpflichtet war, aud) Lanzen
enannt; Glevenbürger, pl. Edelleute, Die in den
Heften des Fanftrecht3 Schuß in den Städten ſuch—
ten und dieje zugleich verteidigten.
Gliadin, n. (v. gr. glia, Leim) ein eigentümticher
Beitandteil des Klebers. (Nagetiere.
Glires, pl. I. (von glis, Rellmaus, Siebenfchläfer)
Gliffabe, £. fr. (von glisser, glitfchen, gleiten) das
aaa a ein Tanzſchritt; Fechtk. das Abgleiten
der Degenklinge, eine ſtreichende Finte; gliffant,
ſchlüpfrig; bedenklich, kitzlig; glissändo, glissi-
cäto, it. Tonk. gleitend, fanft. ,
Globetrotter, m. engl. (fpr. glöbtrott'r), Weit-
bummler, _
20*
308 Slobus
Gloͤbus, m., pl. Globi od. Globen, I. die Kugel,
der Ball; bef. eine künſtliche Erdkugel (globus ter-
restris) od. Himmelsfugel (globus coel6stis); glo«
bus imperiälis, der Reich3apfel; globe de com-
pression, m. fr. (jpr. glohb’ d'kongpreſſjong) Krk.
der Drud- od. Mordichlag, eine Art ſtark geladener
Minen, erfunden von Belidor 1725; globös. I.
(globösus) u. gfobulds, nl. kugelförmig, fugelig,
aus Kügelchen beitchend; Globoid, n. Plattball,
tugelähnlicher Körper, in Kurven gedreht; Glo—
boidſchnecke, n. in der Bauf.: Kugel- oder Hohl-
ichnede, Hohlihraube; Globoſität, f. ((. globosi-
tas) die Kugelgeitalt; Globoſiten, pl. nl. runde,
gewundene Schnedenverjteinerungen; Globülus,
m. 1. ein Kügelchen; globüli martiäles od. ferru-
ginösi, pl. Heilf. Eijenfügelchen, aus Weinftein
u. Eifen bereitet; g. sanguinis, Blutkügelchen;
Slobunlär- Taktik, f. nl.-gr. die Feuer-Kriegs—
funit; Globularia, f. nl. die Kugelblume; Glo⸗
buliten, pl. Käfer mit keulenförmigen Fühlhör—
nern; Globulin, n. nl. nach Berzelius der Haupt-
bejtandteil der Blutkügelchen.
Glomus, n. I. (Gen. glomeris; verw. mit globus,
ſ. d.) ein Knäuel; Heilf. ein Wundpfropf, Wund-
ſtöpſel von Pflückſel; Glomeriden, pl. nl. Rnäuel-
od. Kugeltiere.
Glonoin, n. der amerifanishe Name für Nitro—
alyzerin, ].d.
Gloria, f. l, oder Gforie, der Ruhm, die Ehre,
Herrlichkeit, Hoheit, der Glanz; der Heiligenfchein,
Strahlenglanz um das Haupt eines Heiligen; ein
Himmelsitüd oder Gemälde des offenen Himmels
mitjeinen Beivohnern; bei Feuerwerken: einegroße
itchende Sonne; das Gloria, Zobgefang der Engel
bei der Geburt Jeſu, Luk. 2, 14: gloria in ex-
eelsis Deo, Ehre fei Gott in der Höhe! der zweite
Teil der Meſſe; g. matris, eig. Chre der Mutter,
eine ſehr ſchöne Seemujchel; g. mundi, eig. Ruhm
od. Ehre der Welt, u. g. rubrörum, Ruhm der
Roten, zwei fchöne Tulpenatten; g. patri, fllio
et spiritüi sancto in secüla seculorum, Ehre
jei Gott dem Bater, dem Sohne und heil. Geift in
Emigfeit; in majörem Dei gloriam, zu größe-
rem Ruhme Gottes; sie transit gloria mundi,
io vergeht die Herrlichkeit der Welt; glorifizieren
(ipätl.glorificäre), vergerrlichen ;Sforififatton, f.
(glorificatio) die Berberrlichung, Berflärung; glo⸗
riieren (I. gloriäri), ſich ſelbſt riihmen, prahlen;
Glorioͤle, f. fr. (I. gloriöla) armſeliger Ruhm,
eitler Schimmer; Heiligenfchein; glorids (l. glo-
riösus, fr. glorieux), glorreich, ruhnı- od. preis⸗
würdig, rühmlich, ruhmvoll; herrlich; verflärt,
glanzvoll; auch ruhmredig, großſprecheriſch; glo-
riösae memorlae, rühmlichen oder ruhmvollen
Andenkens; Gloriöſa, f. die Prochtlilie, eine
Zierblume.
loffaret, m. engl. ein wollener, halbſeidner Stoff
aus Norwich (pr. nörritfch) in England.
Gloſſe, f. (v. gr. glössa od. glötta, Zunge, Sprache)
Sprachl. urjprünglich ein dunfles, der Erklärung
bevürfendes Wort; gem. die Auslegung, Wort-
erklärung, Anmerkung, riht. Gloffem, n.(gr. glös-
sema); Randgloſſe, die Itandertlärung, Rand—
bemerfung od. Anmerkung; auch: Spöttelei, 3.8.
Gloſſen über jemand machen, jpöttiiche Be-
merkungen machen; Gloſſe, in der Dichtf.derfiame
einer poetiſchen Spielerei, die einen in einem ſo—
genannten Thema gegebenen Gedanken in ebenfo-
viel Strophen, gew. Decimen (f. d.), entiwidelt,
als dag Thema Berje enthält, jo dag am Ende
Glyph
jeder Strophe ein Vers des Themas ſieht; Gloſſär
oder Glofjarium, n., pl. Glofjärien, I. ein Er-
Härungswörterbuch, Auslegungsbuch, bei. ver-
alteter, unbefannter Wörter; glossarium etymo-
logieum, ein Wörterbuch, das die Abjtammung,
der Wörter zeigt; glofiieren, nl. erflären; tadelnde
Bemerkungen machen, bejpötteln; Garne glänzend
maden, fträhnglänzen; Gloſſätor, m. ein Yus-
leger, Worterklärer, Nandbemerfer; in3bef. im
- Mittelalter: Erklärer des corpus juris civilis zu
Bologna; Gloffem, n. ein Wort, welches einer Er-
le Gloſſe) bedarf, f. o.; Glofſograͤph,
m. ein Gloſſenſchreiber; Gloſſographie, t. die Zun⸗
genbeſchreibung; auch dag Schreiben Randbemer—
kungen; Gloffolalie, f. |. Glottolalie; Gloſſo—
logie, f. die Zungenlehre; Lehre von den Sprachen,
Sprachenkunde, |. Glottologie; Giofolög m.
ein Sprachenfundiger; Gloſſomanie, f. die Sudt,
fremde Sprachen zu reden, |. Glottomanie;
Slofjomantie,f-Zungenwahrfagerei,Wahrfagung,
aus der Bejchaffenbeit der Zunge; Gloffonomie, t-
Spracdhgefeglehre (Grammatik); Gloſſopétren, pl-
Zungenfteine, Schlangenzungen, verjteinerte $ als
fiſch-Zähne; Gloffoffopie, f. die Unterfuhung der.
Zunge; Glofſoſpäsmus, m. der Zungenkrampf;
Stofiotomie, f. die Zungenzerlegung, Zungen«
zergliederung. i 1
lottis, £. gr. eig. Züngelchen; die Stimmriße, der
Luftröhrenſpalt; Glottisödẽm, n. gr. (oidema,
von oidän, jchwellen) heftige Anſchwellung der
Schleimhaut des Kehlkopfes bei Starken er
entzündungen; Glottolalie od. Gloſſ —, f. (vgl.
Gloͤſſe) das Reden in fremden Sprachen; bibl. (im:
der Apoftelgejch.) das Reden in Zungen oder das
Zungenreden der Apoftel durd ein Wunder am
Pfingſttage; Glottologie, f. die Sprachenkunde,
Lehre von den Sprachen; Glottomanie, f. die
Sucht, fremde Sprachen zu reden. -
Glouton, m. fr. (pr. glutöng v. I. gluto, Gen. glu-
tönis, ein Schlemmer; glutire, verjhlingen) ein
Vielfraß; Gloutonnerie, f. Gefräßigkeit.
Gloxinie, f. (Gloxinia) eine ſüdamerikaniſche Zier-
wer I a gezogen.
aluant, fr. (Ipr. gluang) klebrig.
Giutoje, Giufoiide = Glykoſe, Siytofide, }. d-
&lutäen, pl. gr. (v. glutös, das Gefäß) die Gefäh-
muskeln. F — J 2
Glüten, n. I. der Leim, Kleber, die klebrige Feuch—
tigkeit von tierifchen Körpern; Glutin, n. Pflan-
zenleim, Knochenleim; glutinss (1. glutinösus),,
klebrig, leimicht; Glutinantia, pl. (v. glutinans,
feimend, glutinäre, leimen) Heilf. Leim- od. Binde-
mittel; Glutination, f. (glutinatio) die Zufam-
menleimung, Zötung; glutinativ, leimend, bin
dend, zufammenbheilend.
Glycerie, Glycerin uſw. |. Glyzerin.
gihtoniſche Werte, eine aligriechiſche lyriſche Bers
art (angeblich nach ihrem Erfinder, einem übri⸗
gens unbekannten Dichter Glykon, benannt), be—
ſtehend aus einem Trochäus od. Spondeus, einem
Daktylus und einen Amphimacer oder Daktylus
| tuu i ’ : j
‚m. gt. (glyphis, f., v. glyphein, eingraben,.
—— Bauk. ein Schlitz, eine Kerbe, Rinnen—
ſtreif; Glyphänon, n. ein Grabſtichel, Meißel;
Glujphit od. Gluͤptit, f. die Kunſt, in Metall od.
Steine zu ſchneiden od. zu graben, Bildhauerkunſt,
Steinſchneidekunſt; glyp Hi, geichnigt,gefehnitten.
vd. gegraben; Glyphogene, f. od. Glyphogen, u
Stahlbeize, ein in Paris von dem Chemiter De—
@
—
1498
Glyzerie
feschamps erfundenes Atzmittel für den Stahlſtich;
Glyphographie, f. die Kunft, erhabene Typen od.
Platten auf galvanifhem Wege darzujtellen, um
diefe wie Holzichnitte zu druden, ein Teil der
Salvanoplaftit; Gluͤpten, pl. in Metall oder
Stein geftochene od. gegrabene Figuren; gejchnittene
Steine; Glyptognoſie, f. Kenntnis der geſchnit—
tenen Steine; $lyptonraphie, f. die Beſchreibung
geſchnittener Steine; Gfyptofpermäte, pl. mehr-
gefurchte Samenkerne; Glyptothẽt, f.eineSamm-
ung gefchnittener Steine; auch von Bildhauer-
arbeiten überhaupt, wie die große Sammlung von
Bildwerfen in München. in 0
Glözerie, f. gr. (von glykerös, glykys, ſüß) weibl.
Name: die Süße, Angenehme; Glyzerin, n.Olfüß,
ein bei der — — den Fetten entſtehender
ſüßlich ſchmeckender Stoff, den man vielfach be-
nußt, 3. B. da3 Gefrieren des Wafjers zu hindern,
Nahrungsmittel frifch zu erhalten, die Haut ge-
Ichmeidig zu machen (Glyzerinfeife) ꝛc.; Gy:
zine od. Glüzine, f. die Süßholzwicke, eine ame-
ritanifche Pflanze mit Hülfenfrichten; auch die
Süßerde od. Glyzinerde, |. Beryllerde; Gly-
zium, n. |. Beryllium; Glyzion od. Giyfion,
n. Süßholz; Glysyloryd, m, die chemiſche Grund⸗
tage (Bafis) aller Fette u. Ole; Glyzyphaͤg, m.
ein Süßefier, Nafcher, gem. ein Süßmaul; Gly—
3hpifron, n. Bitterfüß; Glyzrrhiza, f. Süßholz,
Süßwurzel; Glyzyrrhizin, n. ein aus der Süß—
holzwurzel dargejtellter eigentümlicher Stoff; Gly⸗
tyiföp, n. ein Werkzeug zur Erforschung des Zucker⸗
gehaltes eines Stoftes: Glykogen, n. ein farblojer
Stoff ohne Geſchmack und Geruch, der im Fleiſch
der Pflanzenfreſſer, auch im Eidotter uſw. vor-
fommt, daS durch Berbindung mit verdünnten
Säuren Diaftaje (j.d.) gibt; Glykokoll, n. Leim-
füß, Yeimzuder, ein ſüß ſchmeckendes Zerſetzungs—
produkt des Leims, durch Erhitzen desſelben mit
Kalilauge gebildet; Glykométer, n. ſ. Gleuko—
meter; Glytoſe od. Glutoſe, f. Traubenzucker
ſchemiſche Bezeihnung); Glykoſide oder Gluko⸗
fide, pl. pflanzliche u. tierische Stoffe, die bei Zer—
jegung duch Gärungsſtoffe Zuder ausfcheiden;
Glytajurie, f. —— nicht andauerndes Er⸗
ſcheinen von — im Urin (nicht Zuckerkrankheit,
bei der dieſe Erſcheinung chroniſch ift).
Gnã, f. nordiſche Göttin (bei Klopſtock), Botin der
veia.
Snathalgie, f. gr. (v. gnäthos, Kinnbaden, Wange)
Wangenſchmerz; Gnathonenralgie, f. Geſichts⸗
jchmerz; Suatgurchänie, f. ſtarke Blutung aus
der inneren Fläche der Wange; Gnathoſpaͤsmus,
m. der-Kinnbadenframpf.
Gnathon, m. gr. ein Schmaroger. _
ancholutberiich, er (v. gnesios, zſgez. aus ge-
nesios, vgl. Geneſis u. genuin, echt) echtlutheriich.
Gnidia, f. gr. Beiname der Venus von der Stadt
Gnidus in Rarien, wo fie einen Tempel hatte.
Gnöm, m., pl. Gnomen (fr. gnome, it. und jpan.
gnomo, von mittellat. gnomus, Erdgeiftchen, bei
Paraceljus) 1. Erd- od. Berggeijter, in der Erde
wohnende und Schäße bewachende Elementargeijter
(j. d.), wahrſch. gleichen Urſprungs mit dem fol»
genden, aljo eig. fundige Geijter; Gnomide oder
Gnömin, f.ein weiblicher Gnom, ein Erdweibchen;
2. gr. r. Gnome, f., pl. Gnomen (gr. gnöms, Ein⸗
ficht, Urteil, Spruch; vgl. Gnoſis), Dent- od. Weis-
heitsſprüche; Gnomifer, m. ein Spruchdichter;
gnomiih, die Spruchdichtung betreffend, der
Sprudyweisheit entnommen; gnomifche Dichter,
Spruchdichter; Gnomologie, f. ein Spruchbuch,
eine Sammlung von Denfſprüchen.
Gnömon, m. gr. (eig. überh. ein Kenner, Anzeiger,
|
Godron 309
von gnönai, inf. aoristi, von gignöskein, fennen,
erfennen) die Richtſchnur, das Winkelmaß; ein
Sonnenzeiger, aftrongmifcher Zeiger, eineSonnen-
uhr, vgl. — — Gnomoͤnik, f. die
Sonnenubrfunft. |
Gnöſis, f. gr. (v. guönai, vgl. Gnomon) die Kennt-
nis, Erkenntnis; bei. höhere Einficht, tiefere Er-
kenntnis der hrijtlichen Religionslehren, die Reli»
gionsphifofophie der erſten chriftlihen Sahrhun-
derte; Gnofenlogie, f. die Erfenntniglehre, ſ. v. w.
Metaphyjit; Gnoſtiker, m. Geheimmifjer, durch
vorgebliche göttlihe Offenbarungen erleuchtete
anittige Religionsphilojophen in der eriten chrijt-
lihen Kirche; Gnoſtizismus, m. die Lehre der
Gnoftiter; guoſtiſch, geheimnistundig; Gnoſto—
logie, f. Allwiſſerei.
Gnothi seautön, gr. Sprucd des griechischen Wei—
fen Ehilon: Erfenne dich felbft!
Gnu, n. od. Gnutier (hottentottiſch gnu oder nju,
holl. gnu, fr. gnou od. niou, engl. gnu vd. gn00)
eine Art Antilopen in Afrika.
Go, n. ein japanijches Brettjpiel,da3 mit 362 ſchwar⸗
en und weißen Steinen von zivei Spielern ge-
Su wird.
goal, n. a (pr. göl), dad Mal, Ziel, Tor, der
Martpfahl (beim Rennen und beim Fußball).
Goapulver = Araroba, f. d.
Gobelet, m. fr. (fpr. —Ieh; mi. gobellus, gobel-
letus, Becher, prov. eubel, cuba, Kufe, Kleines
Tab, copa, Becher, vom I. cupa, cuppa, Rufe, Faß)
ein Becher, Würfelbeher der Tafchenfpieler; eine
Taſſe; Gobeldtte, f. fr. ein kleines Fahrzeug mit
Meaiten. 2
Sobelins, pl. fr. (jpr. —läng) oder Gobelin-Tas
peten, franzöfiihe Teppiche mit eingewirkten Fi-
guren, aus der 1667 von Eolbert in Paris einge-
richteten Teppichweberei (benannt nach einem be»
rühmten Färber Gobelin, der unter Franz I. in
der eriten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte); gob⸗
line, gobelinartig gewebt, gewebeartig.
Gobemoudes, m. fr. (pr. —müjd; bon gober,
jcynappen, ſchlingen) eig. ein Fliegenfänger, daher
eine Art Eidechſen; uneig. ein Aufjchnapper, leicht»
gläubiger Menſch.
God, m. engl. Gott; God⸗dam (eig. God damn, jpr.
oͤddämm), Gott verdamm’ mich! God save (ſpr.
Beh) the king od. queen (jpr. fwihn), Gott er-
halte den König od. die Königin! der Anfang und
Name des befannten engl. Nationalgejanges, eine
Kompofition von Henry Carey, die 1740, als man
die Eroberung von Portobello feierte, zum erſten
Male gefungen wurde.
&odet, m. fr. (jpr. godeh; vom arab. kadah, Becher;
nad) andern vom |. guttus, ein enghalfiges Gefäß,
aus dem die Flüſſigkeiten heraustropfen, v. gutta,
der Tropfen) das Gießloch, der trichterföürmige
Einguß in eine Form; Kleiner Becher ohne Fuß
und Henkel.
Godivean, n. fr. (ſpr. — woh) Paſtete von gehadtem
Fleiſch, Wurſtpaſtete, Kalbfleiſchfülle. u
. Godmiche, n. fr. (pr. godmiſcheh) ein v. wollüftigen
Frauenzimmern gebrauchtesInſtrumentv. Gummi,
Selbſtbefriediger. ER
Godron, n. fr. (fpr. godröng) ein ausgeſchweifter
Rand, Budel an Goldichmiedearbeiten; Bauf. Die
Eierleifte; godronnieren (fr. godronner), fälteln,
ausſchweifen, mit Buckeln verjeben.
310 "Gods
Gongorismus
Gods, pl. engl. (von god, Gott) die Götter, fcherzd. | Golſch, m. Barchent, der aus der Gegend von Ulm
fürdie Inhaberder oberiten Plätze im engl. Theater,
weil dieſe vft das Schidfal neuaufgeführter Stüde
&od save the king, j. God. lentſcheiden.
Gokl, m. hebr. (godl, da3 Partizip dv. gääl, zurück⸗
fordern, einlöjen) ein Bluträcher bei den Juden, der
nächſte Verwandte eines Ermordeten, der ehemals
es Recht hatte, den Mörder aufzuſuchen und zu
töten. E F
Goͤelak, Gulackod Kulack, n. ein Pfeffergewicht auf
Sumatra (im niederländ. Staate Palembang) von
Kätti— 770 8; auf der Inſel Java bei. ein
Reisgewicht von 7, Käti=4aoke
Snelette, f. fr. eine Art Schiffe, v. 50— 100 Tonnen;
$leiner Kriegsfegler.
Goẽt, m. ar. (göes, pl. gögtes) Hauberer, Beſchwö⸗
ter; Goötie, f. vermeintliche Zauberei durch An—
böjer Geiſter, Geiſterbeſchwörung; goktiſch,
bezaubernd, zauberiſch. ——
Goffo, nn. it. (als Adjeltiv: ungeſchickt, plump; fr.
offe; bayr. goff, ein Dummkopf) ein Dummkopf,
Tölpel, eine Charakterrolle der ital. Intermezzi.
Gog und Magog, hebr.ein gefährlicher, verheeren-
der Feind. Mach dem Propheten Ezechiel iſt Gog
der Fürſt des Volkes Magoög, welches von Norden
her in Iſrael einfiel und eine Niederlage erlitt.
Bei Moſes iſt Mafiog ein Sohn Japhets).
Gogaille, f. fr. (ſpr. gogdj; von se goguer, luſtig
jein) ein Schmaug, Öelag.
&ohles, Hebr. Verbannung. 34°
Goinfre, m. fr. (fpr. goängf’r) ein Frefjer, Schlem⸗
nıer; Goinfrade, f. fr. Schlemmeret.
Sojim, pl. hebr. (sing. goj, d. i. eig. Volt, insbeſ.
ein ausmwärtiges, feindliches) Nichtjuden, Heiden u.
Shriften; Schabbes-Goj, Chriſten, welche den Ju⸗
den die am Samstag verbotenen Dienſtleiſtungen
verrichten.
Goldelixier, n. eine Flüſſigkeit, die die Alchimiſten
gebrauchten und der fie die Kraft zufchrieben, andre
Metalle in Gold zu verwandeln; eine Löſung von
Eiſenchlorid in Atheraffohol, Beſtuſhewſche Ner-
ventinktur genannt, nad) ihrem Erfinder: dent 1766
verfjtorbenen ruſſiſchen Reichskanzler Graf Beitu-
ſhew⸗Rjumin. —
Goldpiaſter, m. eine ſpan. Goldmünze = 4 ME.
BGoldſolidus, m. römiſche Goldinünze— 12,60 Mk.,
eingeführt 330 n. Chr.
Gölle, f. Floßkahn zum Fortſchaffen des Holzes.
Golem, m. hebr. (von galam, zuſammenfalten) eig.
dag Unentwickelte, der Fötus; nach der jüd. Tra—
dition ein Erdenkloß, ein irdenes Gebilde, das durch
heißes Gebet eines Rabbi belebt worden fein ſoll.
Golf, m. (ml. colfus, fr. golfe, prov. und it. golfo;
wahrſcheinl. von dem gr. kölpos, eig. Bufen, Schoß,
dann Meerbujen) ein Meerbujen.
Golf, a. engl. (fpr. gölf) das Lochballſpiel, Golf-
fpiel, bei dem der Spielball über weite Raſen—
flächen mit Spieljtöden (clubs) in Löcher getrieben
wird.
Golgas, m. türfiicher Flanell, leichtes Wollenzeug;
auch engliſcher gedrudter Flanell.
Goͤlgatha, n. chald. (gr. golgothä, hebr. gulgoltä,
v. gulgöleth, Schädel) die Schädeljtätte, der Richt-
plag bei Jeruſalem.
Goͤliath, m. der riejenhafte Anführer der Philifter,
den David mit jeiner Schleuder erlegte; dah. iiber-
haupt für Riefe, riefenhafter Menſch.
Golok, j. Sibbon. „
Golos, m. rufj. (pr. 98103; eig. die Stimme), Name
einer befannten ruffihen Beitung.
komnit; auch ein Ma — Auen 41m,
Golubez, m. iuff. ein ruſſiſcher Nationaltanz zu
Leier und Horn getanzt od. nach der Melodie eines
Volksliedes. — ———
Gomaöl, m. Schmieröl, das aus einer amerikaniſchen
Neſſelart gewonnen und zum Einfetten der Wolle
u. a. verwendet wird. ET BE RN
Gomariiten, pl. eine Sefte der reformierten Kirche,
- Die Gegner der Xehre des Arminius, Stifters der
Remonjtranten, nad Franz Gomar, der zu Un-
fang des 17. Jahrh. Profeffor in Leyden war; auch
Kontraremonjtranten. - [Dertrin fd.)
Gommeline, £. frz. Stärkegummi, pulverförmiges
Gommeunx, m. fr. Cor. gommöh; d.gomme, Gummi,
Baumharz, alſo eig. gummiartig) uneig. ſ. v. w.
Lebemann. — BETT
Gomor,n. ein Maß der Kinder Iſraels, = ne
eines Epha (2. Moſ. 16,86), etwa eine Halbe Metze
Gomorrha, 2. hebr. eine Stadt in Paläſtina, welche
wegen ihrer Sünden mit Sodom zugleich durch
Schwefel und Pech verbrannt wurde, daher figürl.
eine Siimdenfladt. | ->ETeit le
Gomphiäiis, L..u. Gomphiaͤsmus, m. gr. (göm-
phos, Zahn, Bloc, Keil) das Stumpfwerbden der
er durd) Säuren; Gomphöſis, f. die Ein-
* feilung der Knochen, bef. ver Zähne in die Kiefer.
Gomphreène, k. fr. (entitellt aus dem I. gromphaena,
Tauſendſchön) gem. der Kugelamarant, ein ſehr
ſchönes Sommergewächs aus Oftindien.
Somntifafern, j. Ejoofajern 0
Gonägre, n. gr. (v. göny, Knie) Kniegicht; Gougl⸗
nie od. Sonatalgie, f. Knieſchmerz, Knieweh.
Bonds oder Gunda, f. eine Heine Nehrungs-
— in Bengalen, Yıs00 Kompagnie⸗Rupie =
0,12 Bf. cm
Gondel, f. (it. gondola, Verkl. v. gonda; vgl. jpätl.
gandeia, eine Art Schiffe, gr. Kondy, ein Trink⸗
efäß, wie fr. gondole) ein Wandelſchiffchen, Lujt-
ſchiff auf den Ranälen der Stadt Benedig; Gon⸗
-Delter, fr. (fpr. —Ijeh), gondoliere, ital. (ipr.
—ljähre), m. ein Gondeliiffer; Gondoliera, f-
ein Schifferlied der Gondelführer zu Venedig vor
feierlich Elagendem oder heroijchent Charakter.
Gonedi, m, eine Münze in Tripoli3 = 1,88 Pf
Gonfalon, ın. fr. (ſpr. gongfalöng) gonfalöne,m.
it. (altfr. u. prob. gonfanon, von dem altd. gund-
fano, Kriegsfahne, von gund, Krieg, Kampf und
fano, nn Fahne) die kleine Fahne an Der Lanze;
auch die Kichenfahne; Gonfalonier, fr- (pric:
gongfalonjeh), gonfalonisre, it. (jpr. —niähre;
om altdtjch. gundfanäri), m. der Zahnenträger,
Bannerherr; das Oberhaupt der italieniſchen Re—
publif St. Marino; auch ein Polizeibeamter in
den Provinzen des Kicchenjtaates. er
Gong oder Gonggong, n. malayijd), die Hand»
tronmel der Indier und Chinefen, ein bedenför-
miges metallenes Tonmwerfzeug, das zum Geſang
‚mit einent hölzernen Klöppel geichlagen wird; das
Schallbeden, auf das man bei ung in modernen
Hauseinrihtungen fchlägt, um dadurch anjtatt
durch die Glode zu Tiiche zu rufen; Gongſchlag,
bei Uhrwerfen ein beſonders verftärkter, in tiefer
Tonlage jchallender Schlag. Be
Goungorismus, m. der gejucht dunkle a. ſchwülſtige
Stil, aud) estilo culto, gebildeter oder zierlicher
Stil genannt, in der Art des jpaniichen an
Goͤngora (1561— 1627); Gongoriften, pl.Schü⸗
‚ler und Anhänger des Gongora, welche feine
Schreibart nachahmten. * =
Gongros
&öngros, m. gr. Heilk ein runder, fnorriger Aus—
wuchs; Gongröne, f. Auswuchs am Halfe, Kropf;
Krampfgeſchwulſt der Schlagadern.
Gonghlus, m. ar. (von gongylos, rund) ein Keim—
fnoten; Gongäle, f., pl. Gonghlen, Heine runde
Knötchen, Pillen. >
Soniometer,m. gr. (von gönia, Winfel) ein Win-
kelmeſſer; Goniometrie, f. die Winkelmeßkunſt,
Lehre von der Meſſung der Winkel.
Gonvzefe, f. gr. (von gone, Samen) Heilk. Sanıen-
bruch, Samenergiefung in das Zellgewebe des
Mittelfleiihes; Gonochorismus, m. Geſchlechts—
trennung (Gegenſatz zum Zwitter); Gonocorcus,
m. ein Spaltpilz, der die Krankheit der Gonorrhöe
verurſacht; Gononpse, pl. — Mit-
tel; Gonorrhöa vd. Gonorrhöe, f. der Samen-
fluß, Tripper; Gonozenie, f. häufiger Samen-
verluit. RT
Gonhaͤnkon, m. gr. (von en, Knie und ankon,
Krümmung) krankhafte Krümmung des Knies;
Gonhoͤncus, m. Kniegeſchwulſt.
&00d, engl. (jpr. gudd) gut; Good bye, engl. (ſpr.
gubdbai; eigentl.good b’ye,3/g3. fiir good be you,
wohl fei euch! oder gekürzt aus: God be with
you, Öott fei mit Dir oder mit Ihnen), leb wohl!
&ood form, engl. (ſpr. gudd fohrn) feine Sitte, un-
—— feiner Anſtand, der gute Ton, der in
er guten Geſellſchaft herrſchende Ton, die gute
Art und Weiſe, ſich in der Geſellſchaft auszudrücken
und ſich überhaupt in der Geſellſchaft zu beneh—
men; gebildetes Weſen im perſönlichen Umgang,
im engeren und weiteren geſelligen Verkehr.
Goolette, f. engl. (ſpr. guhlett') ein Kahn zum
Kabeljaufang in Nordamerika.
gordiſcher Knoten (1. nodus gordius), m. der an
dem Wagen des phrygiſchen Königs Gordius be—
zen: künſtlich verjchlungene Knoten, welchen
Alerander d. Gr. mit dem Schwerte zerhieb; daher
überh. ein unauflösliher Knoten, eine fehr ver-
wickelte, ſchwer zu entjcheidende Sache; Gordius,
m., pl. Gordien, nl. Fadenwürmer oder Draht-
würmer, 3. B. der Nervenmwurm oder Faren-
teit in Oſt- und Weſtindien 2c., über 1m lang, der
ern unter die Haut der Menſchen friecht und
abershafte Beulen ꝛc. verurfacht.
&orge, f. fr. (fpr. gorſch'; prov. u. it. gorga, Stru—
del, Schlund, Gurgel, it. gorgo, prov. gorc, fr.
gort, gord, gour, Strudel, v. lat. gurges, Strudel)
die Kehle, Gurgel; Hals und Bruft, der Bufen; die
Hohlfehle; der Schlund, ein enger Gebirgspaß;
Krk. der Eingang, die Kehle einer Bajtei od. eines
Außenwerks; gorge de fusée(ſpr.—füſeh'“Krſpr.
- ber Hal3 eines Bombenbranders; g. de pigeon
(ipr.—piihöng), Taubenhalsfarbe; Gorgeret,m.
(ſpr. gorjeg’reh) der Wegweiſer, ein rinnenförmiges
wundärztl. Werkzeug, zur Einführung des Haupt-
werkzeugs beim Steinjchnitt 2c. gebraudıt.
&örgo od. Gorgone, f. gr. Fabell. ein gefpenfti-
ſches weibliches Schreckbild od. Ungetüm; pl. Gor⸗
gönen, drei Schweitern, namens Stheno, Eu-
ryala und Medüſa, Töchter des Phorkys und
der Keto, mit Schlangenhaaren, ungeheuren Zäh-
nen und ehernen Klauen, deren Anblid veriteinerte,
vgl. Meduja; gorgöniſch, eig. furchtbar, ſchau—
derhaft; jteinabjeger.d, veriteinernd, befruftend,
überlinternd, 3.8. von der Karlsbader Duelle.
Sorilla, m. der größte afrikaniſche Waldaffe, der
dem Menfchen am nächſten fommt, früher auch
Waldmenjcd genannt.
Gourmand 311
Goris, m. eine Heine bengaliſche Rechnungsmünze,
etwas weniger als 1 Br ö we
Gorodnitſchij, m. ruf). (v. görod, Stadt), der Bo-
fizeimeijter, Stadtvogt in ruſſiſchen Kreisſtädten;
Gorodowöi, m. der Schugmann.
Gorſchi, pl. perfiiche leichte Reiter, die beitändig im
Selde lagern; Gorſchi-Baſchi, m.deren Anführer.
Gos, Göß, Guz 00. Gaz, m. ein indisches Längen:
maß — lengl. Yard — 0,914 m; auch) in Perjien,
Arabien 2c. in den verfchiedensten Größen.
Gospodin, ruſſ. Herr (bei der Anrede, —
Goffudaͤrj, m. ruf). (entft. aus Gospodärj, vgl. Hos⸗
podar) der Kaifer, König; (in der Anrede:) Maje—
tät; Goſſudaͤrj Imperator, Se. Maj. der Kai-
— Sonubdrgnia, f. die Raiferin, Königin; (it
der Anrede:) Majejtät; Goſſudarynja Impera⸗
triza, Ihre Maj. die Kaiſertin. 5
Goſtinny-Dwor, m. ruſſ. (von gostj, Fremder,
Saft, das Adj. gostinny, des fremden Kauf—
mann, und dwor, Hof) urfprüngl. die Kaufhalle
der fremden Händler, jetzt allgemein Kaufhalle.
gotiſch, den Goten (einem altgermaniſchen Wolfe)
eigen; 3. B. die gotifhe Spräche; uneig.für alt-
deutfch, aus dem 11.bi815.Sahrh.: gotiſche Bau—
funjt; auch im Stil od. Geſchmack diejer Baukunſt,
mit Spigbogen, ichnörfelhaften Verzierungen ⁊c.;
daher gotijche Buchſtaben, verzierte, meiſt ver-
ſchnörkelte Mönchsſchrift. Die Jtafiener gebrau-
chen götico, die Franzoſen gothique (fpr. gotit’}
überhaupt für altväterijch, altfräntifd), altmodiſch,
barbariſch; Götik, f. das Eigentümliche der goti—
ſchen Baufunft; Götifer, m. ein Kenner derjelben.
Gouache, £. fr. (jpr. guajch’; it. guazzo, von guaz-
zare, ſchwemmen, baden) Wafjermalerei mit Ded-
farben (worin etwas Gummi aufgelöft it), wobei
die Lichter durch Weiß oder Gelb aufgejegt werden
(verjch. von Aquarell, ſ. d.), auch Detrempe;
en are (ſpr. ang guäſch'), in ſolcher Weiſe ge-
malt.
Goudron, m. fr. (ſpr. gudröng) Teer, dickflüſſiger
Rückſtand beider Teerdeſtillation; gendronnieren
(fr. goudronner), teeren; Goudronnage, f. (ſpr.
—ahſch), das An- oder Einteeren; Goudronne,
n. Teerpapier.
Gouffre, m. fr. (ſpr. guff'r; vgl. Golf) der Abgrund,
Schlund, Strudel. BE
Goulardſches Maijer (pr. gulahr—), Bleiwafjer,
ein kühlendes und trodnendes Heilwafjer, welches
eine DBleiauflöjung enthält (nach dem Wundarzt
Thomas Goulard zu Montpellier um 1750 be-
Goulaſch, ſ. Sulyas und Gulaſch. [nanıtt).
Goulü, ın. fr. (fpr. gufüh; lat. gleich]. gulutus, für
gulosus, d. gula, Schlund, Stehle) gieriger Freſſer;
Naturbeſchr. der Bielfrap.
Goum, ın. der Heerbann, der den Franzojen ver—
bündeten Araberjtänme.
Gourgandine, £. fr. (jpr. gurgangdihn’) eine Mete,
Gafjendirne. [guran, j.d.
Gourgouran, m. fr. ((prid: gürgurang) = Öur-
Gourmand, mn. fr. (fpr. gurmang; vgl. landid). fr.
gourmer, jchlürfen, einem Pferde die Kinntette
anlegen, gourmacher, unfauber ejjen, gourme,
Rog, Drufe der jungen Pferde, altnord gormr,
Schlamm, wovon Schlemmer) eigentl. ein Freſſer,
Bielefjer, Schlemmer, verfch. von Friand, gem.
ein Feinſchmecker, Leckermaul; Gonrmandife, f.
Gefräßigfeit, Böllerei, Schwelgerei; Feinſchmecke—
rei; ein Leckerbiſſen; Gourmet, m. (jpr. gurmeh)
ein Weinkenner, Weinjchmeder; Feinſchmecker;
Gourmette, f. die Kinntette am Stangengebiß.
312 Gout
&ont, m. fr. (fpr. gub; v. I. gustus) der Geſchmack,
das Wohlgefallen; à son got, nach ſeinem Ge⸗
ſchmack; geutieren (fr. goüter), koſten, ſchmecken;
eine Heine Mahlzeit halten, — veipern; Geſchmack,
Behagen woran Fnden, gut heißen, billigen; Gou⸗
— Gouté, n. (jpr.guteh) = Veſperbrot,
1. d.
Soutte, £. fr. (fpr. gutt’; vom lat. gutta, Tropfen)
1. ein Tropfen, Bißchen, Pröbchen; 2. Heilf. die
Gicht (altd. Tropfen, jo genannt, weil man die
Urjache diefer Krankheit gemwiljen aus dem Gehirn
herabfallenden Tropfen zujchrieb); goutte d’or,
f. fr. (fpr. gutt dohr) eig. Goldtropfen, ein weißer
Burgunderwein.
goubernieren, fr. (pr. guw—; v. lat. gubernäre,
eig. jteuern) vorjtehen, verwalten, gebieten, regie-
ren; Gpupernail, m. fr. (pr. gumernaj’; von lat.
gubernaculum, die Steuer» od. Lenkſtange, Steuer⸗
(ruder); Gouverneur, m. (jprich: gumernöhr) ein
Statthalter, Borgejegtereiner Provinz od. Feſtung,
Plagoberit; auch Landvogt, Zandpfleger; ein Dr
od. r. Kindermeifter, Erzieher, Führer; Gpnver-
nänte, f. die Erzieherin, an Höfen Oberhofmei-
iterin; Goubernement,n. (jpr. gumern’mäng) die
Statthalterjchaft, der Verwaltungskreis od.»bezirf
eines Statthalter3 ;dielandvogtei; auch die Staats—
verwaltung, Regierung u. Regierungsform; gous
bernemental, von der Regierung ausgehend, die-
. jelbe betreffend; governo,m. it. die Verwaltung,
Berwaltungsbehörde; Kfipr. die Nachricht, Regel,
Rihtihnur, wonad) fih z. B. ein Kommiffionär
a richten hat; per governo, zur Nachricht, zur
dachachtung; per grato governo, zu beliebiger
Nahadtung; governatore (jpr. v wie w), it. der
Amtmann, Schulze in ital. Ortichaften; govierno,
m. jpan.= Öouvernement; Gobernor, m.
engl. (jpr. gowwerner) eig. Ordner, Regler, Drud-
Regulator, eine Borrihtung in den Hauptröhren
der Gagleitungen, um den Drud des Gaſes zu
regeln u. das gleihmäßige Brennen der Flammen
herzuſtellen, erfunden von Sam. Clegg in England.
raal, ſ. Gral.
rabeau, n. fr. —böh; v. grabeler, ſieben, I. cri-
bellare; vgl. gerbulieren) der Abfall, das Griefige
von trodenen Waren, ſ. v. w. Fuſti; Grabelage,
* r.n.(fpr. — ahſch') das Sieben, Reinigung einer
are.
Grabouge, (jpr. —bühſch) oder Grabuge (pr.
bũhſch), f. fr. (prov. grabusa, v. armor.-felt.
krabisa, fragen, zerfragen) eig. das Gezänf: ein
Kartenspiel.
Gräca, |. j. graeca.
Grace, £. fr. (fpr. grahß'; v. I. gratia) die Gunſt,
Gnade, Huld; Anmut, Tiebreiz, Anftand; gräce
à Dieu (jpr.—adjöh), Gott jei Dank! Gott Lob!
de gräce, mit Gunst, mit Erlaubnis; de bonne
gräce (jpr. d’bonn’ —), mit Anmut und Würde,
mit guter Art, gern; de mauvaise gräce (jpr. od’
mowäh)’ —), ungern; par gräce, durch Gunft,
aus Gnade; grazios, (fr. gracieux, l. gratiösus),
—— anmutig, lieblich, huldvoll, reizend;
vgl. Grazie; Graciöſo, m. ſpan. der Spaß—
macher, der Komiter im ſpaniſchen Drama.
Gradt, Graft, f. holl. u. niederd. (verwandt mit
raben,=fanal.
Graciennes, pl. fr. (ſpr. graßienn’) weißgarnige
Doppelleinwand.
Grad oder Gradus, m. ([. gradus, pl. gradus,
Schritt, Stufe) die Stufe, Staffel; Gradus, ins⸗
‘bei. das Leſepult in Kirchen; Meßk. ein Kreisteil-
z
— —
Grad
chen, der 360. Teil einer Kreislinie Daher Grad—
rofe, ein in ganze und halbe Grade eingeteilter
Vollkreis): Sprachl. Steigerunggitufe (ſ. Kompa-
ration), nämlich der —— Komparativ
u.Superlativ, die erſte, zweite und dritte Stei—
gerungsſtufe, z. B. groß, größer, am größten od.
der große, größere, größte; eine Gelehrten-Würde,
3 B.Lizentiäten-, Magiiter-, Doktorwürde;
daher: pro gradu disputieren, zur Erlangung
einer Gelehrten-Wiürde auf einer Hocichule eine
Abhandlung (Differtation) od. jtreitige Sätze (The-
jen öffentlich verteidigen; aud) das Verhältnis der
Entfernung von gemeinfchaftlihen Stamm-Eltern
(Grade der Abftaınmung, der Verwandſchaft 2c.);
gradus admonitiönis, pl. die den Kirchenſtrafen
vorhergehenden Bermweife und Warnungen; g. ad
Parnässum, m. eig. ein Schritt auf den (od. die
Stufe, näml. die erite Stufe zum) Parnaß (f. d.),
Benennung eines Hilf3buches zum Gebraud) bei
den Übungen im Verfertigen lateinifcher Verſe;
g.cognatiönis, der Verwandtſchaftsgrad; 8. poe-
nitentiales, pl. die verſchiedenen Stufen der Kir—
chenbuße; g. prohibitus, m. verbotener Grad,
Berwandtichaftsitufe, bei welcher feine Eheverbin-
dung ſtatthaben foll; per gradus od. gradätim,
durch Stufen, ftufenweife, jtufenartig, nad). u. nach
allmählih; Gradas, pl. jpan. der legte Plaß in
dem fpanifchen Theater; Gradation, f. (l. gra-
datio) die Abſtufung, der Stufengang, Fortſchritt;
Redek. die Steigerung, Erhöhung; Mal. die un—
merklichegarbenänderung; Gradiation, f. barb.-
l. die Einteilung nah Graden. Gradteilung; auch
= Sradierung; Gradiente, f. (v. engl. gra-
dient, jpr. grehdient, Fall, Steigung, daS aber auf
lat. gradior, ich fchreite, zurückgeht) bei einer Eifen-
bahnlinie, die Neigungslinie, die Gefäll- und Nei—
ungsverhältnifie; Profil(f.d.);Gradientenzeiger,
eigungsweifer(an den Eifenbahnen);barometri=
ſcher Gradient, das Luftorudgefälle; Gradinen
vd. Gradins, pl.fr. — it. gradinäta, f.,
pl. gradinäte, v. gradino, Stufe) Stufenfige, jtu-
fenmweije erhöhte Bänte, in Schaufpielhäujern 2c.;
Gradino, m. it. Kunftipr. die untere Stufe eines
Altarbitveg = Predella; gradieren, nl. ver-
edeln, aufgraben, zu einem höhern Örade der Güte
bringen, 3. B. dag Gold —, ihm eine Höhere Farbe
geben; in den Salzwerfen: die Sole od. das Salz
waffer durch Berdunftung (Gradierung) reidj-
haltiger machen, indem man fie durch) hohe Wände
von Dorngefträud) in gewifje Pfannen (Gradier-
pfannen) tröpfeln läßt. Eine ſolche Anitalt Heißt
Sradierwert od. Öradierhaug, ein Verdun—
ſtungs⸗ od. Abdampfungshaus od. Leckwerk; Gra⸗
dierwert iſt oft aud: Kühlwerk, Kühlanlage;
Gradiereifen, das Aufgradeeijen, Kröneleiſen;
Gradierivage, Senkwage, Salz oder Solwage;
grado, it. jtufenmweis, Tonf. wenn die Noten von
einer Linie zur andern gehen, u. zwar: di gr.
ascendente (fpr. sc = ſch), aufiteigend, di gr.
descendente, abjteigend; Gradnäle, n. nl. bei
den Katholiken gleichfam der Stufengeiang, Staffel-
gejang, d.i. ein furzer, au$ den jogen. Gradual⸗
pialmen oder Stufenpjalmen (Pj. 120—150) be-
ſtehender Zwiſchengeſaug, welcher bei der Meſſe
nach dem Vorleſen der Epiſtel geſungen wird, wäh—
rend der Prieſter ſich auf den Stufen des Altars
befindet; auch ein dieſe — enthaltendes Buch;
Gradrnäl-Disputation, f. eine gelehrte Streit⸗
ſchrift, um dadurch eine Gelehrten-Würde zu er-
langen; auch die Beſprechung und Verteidigung
Grad
derſelben; Gradnaliyitem, n. Ripr. Beitimmung
ver Erbfolge nad) der Nähe des Verwandichafts-
grades, entg. dem Linealſyſtem; graduell (fr.
‚graduel), grad» oder ſtufenweiſe; gradnieren, nl.
abftufen, nad) Graden abteilen, eine Xehr- oder
Hochſchulwürde erteilen; graduiert, bewürdet 2c.;
5. B. eine graduierte Berjon, die eine afade-
miſche Würde hat, als Doktor, Magifter 2c.; ein-
‚geteilt; gradniertes Glas, Meßglas (z.B. zum
Einnehmen von Arzneien); gradnierte Röhren,
Mekröhren; Gradnation, f. mi. die Abteilung in
Grade; Ermittelung des Zuſammenhanges zwi—
ihen Zeigerausſchlag und Spannung oder Stärke
des Stromes bei einem Galvanometer; Sprachl.
Steigerung=Komparation; die Erteilung einer
Würde — ochſchulen auch Graduierung; Gra⸗
duator, m. die Widerſtandsrolle und der Konden—
ſator, weicher die telegraphijchen Ströme im Tele-
phon unbörbar machen (aud) Derivateur); ein
Apparat zur Regelung der Funkenlänge bei elek—
triijcher Behandlung zu Heilzweden.
Gräad, altes flav. Wort für görod, Stadt (alle Orts—
namen auf »gräß gehen auf dieſes Wort zurüd).
Gradel oder Grad, m. bunter Halbdrillich oder
Körperleinen.
gradevole, it. Tonf. angenehm, anmutig.
graditamente, it. Tonf. auf gefällige Weite,
Sradidus, m. |. (v. gradi, jchreiten, einherfchreiten)
ein Beiname des Mars: der Einherfchreitende.
Gradonatſchaͤlnik, m. ruf. (v. veralt. grad, f. v. w.
görod, Stadt u. natschälnik, Oberhaupt, Befehl3-
haber) der Stadthauptmann, Gouverneur einer
ruſſiſchen Stadt.
Graans, Sradnale, gradnieren ꝛc.; ſ. unter
rad.
‚graeca, pl. !. (graecus, griechiſch) Griechijches, grie-
chiſche riften oder —* graoca —
leguntur, es iſt griechiſch und wird nicht geleſen;
uneig. es iſt zu ſchwer, wir müſſen es überſchlagen.
‘Sräen, pl. gr. Eraiai, eig. die Alten, pl. v. graia,
f. geraiä, die Alte) Fabell. Göttinnen, aber Erd-
bemohnerinnen, ſchönwangig, aberareishaarig von
Seburt an, mit einem Auge und einem Zahn, die
ſie gemeinfchaftlich beſaßen.
Graffage, f., r. n. fr. (ſpr. —fähſch') das Bedrucken
einesgeuges mitFiguren vermittels heißer Platten.
Graffito od. graffiäto, n. it. (v. graffiare, fragen,
v.graffio, prov. grafiö, Hafen, Kralle, vom althochd.
krapfo, Krapfen, Hafen; vgl. Sgraffito u. jchraf-
fieren) Grau in Grau, graue Wafjermalerei an
Wänden, indem auf einer zuerft geihmwärzten und
dann mit weißem Kalk überjtrihenen Wand eine
Zeichnung jo eingefragt wird, daß der fchwarze
Grund hervorsceint; dann üibh. eingekratztes Bild.
Graft, j. Gracht.
Grahambrot, m. engl.diſch. (ſyr. grehem— ; nad)
dem amerifanischen Arzte und BegetarierSylpvefter
Graham benannt, der 1794—1851 lebte) Schrot-
brot, Brot, das aus gejchrotetem Weizen oder
Roggen, auch aus gejchrotetem Mais ohne Sauer-
teig bereitet wird, e8 wird befonders von den Ve—
getariern genofien.
Grain, m. hr (jpr. gräng) u. engl. (fpr. arähn) Korn,
Körnden; = Öran, Brän, f.d.; Grains, pl.
(jpr. grängs) Geidenraupen-Eier; grainieren,
(=granieren, . unter granum), förnen; grai=
niert, geförnt, geriffelt; Grainier-falander,
m. die Körn- oder Riffelwalze, Niffelmangel.
graines d’Avignon pl. fr. (jpr. grän’dawinjöng)
Avignon⸗Köruer, Gelbbeeren,
Gramma 313
graiſſieren fr. (pr. gräß—, fr. graisser, v. graisse,
Fett, Schmer; gras, fett, v. I. crassus) mit Fett
einfchmieren, fehmieren; Graiffage, f., r. n. (ſpr.
gräßcihſch') das Einfchmieren.
Gral, m. (altfr. graal, greal, grasal, prov. grazal,
von mi. gradalis, gradale, I. entweder: abgeſtuf—
tes Gefäß, oder gleichf. cratalis, von crater, cra-
tera, mi. cratus, Mijchgefäß) eine koſtbare, tiefe
Schale oder Schüfjel, ala Tafelgerät; insbe. der
heilige Gral, nad) mittelalterlihder Sage die
aus einem leuchtenden Edelftein gefertigte Schale,
deren fich Chriftus beim Abendmahl bedient u. in
welcher Sofeph von Arimathia das aus der Seite
des Gefreuzigten gefloffene Blut aufgefangen
haben foll; fpäter als ein wunderwirkendes Heilig—
tum von der Ritterſchaft der Templeiſen gehütet,
der Mittelpunft verfchiedener epiſcher Dichtungen.
Gram,n.neugr.das Millimeter bei ven Neugriechen.
Sramatelle, ſ. v. w. Sarnäle.
Gramina, pl. I. (v. sing. grämen, n. Gras) oder
Graminden, (l. graminäae, v. gramineus, grafig)
Gräjer, Grasarten; graminds (l. graminösus, a,
um), gralig, grasreich.
Gramolata, f. it. Kochk. Frucht-⸗Eistrank.
Gramm,n. (von dem gr. gramma, eigentl. Schrift-
zeichen; dann: Schriftzeichenaufeinem Gewicht; daß
Gewicht jelbft) fr. Gramme, die Einheit des dezi-
malen od. metriijhen Gewichtsſyſtems, dad Gewicht
von 1 Rubikzentimeter detillierten Wafjerd im Zu-
ftande feiner größten Dichte u. im luftleeren Raume
gewogen, — 0,06 Tot des ehemaligen Zollgewichts.
— Vielfache des Gramm find: Defagranım(v.gr.
deka, zehn)—= 10 6r.; Heftogramım (v. gr.heka-
tön, hundert) = 1W ©r.; Kilogramm (v. gr.
chilioi, taujend) = 1000 Gr. = dem Gew. von
1 Liter Rafjer =2 ehem. Zollpfunden; Myria—
grammv. gr. myrioi, zehntaufend = 10 100 Br.
oder 10 Kilogr. Eine Million Gramm oder 1006
Kilogr. bezeichnet man als Tonne. — Unterab-
teifungen find: Dezigramm v. I. decem, zehn)
— 1 Ör.; Zentigramm (v. I. centum, hundert;
— 1/00 Ör.; Milligranım (v.!. mille, taufend)
—1,000 Gr. Geſetzlich eingeführt in Deutjchland
find: Tonne, Kilogramm, Defagramm, Gramm,
Dezigranm, Zentigramm; Milligramm. _
Granıma, n. gr. (pl. grämmata, v. gräphein, ein-
raben, fehreiben 2c.) ein Schriftzeichen, Buchſtabe:
chrift, Snfchrift; auch ein Gewicht von 2 attijchen
Obolen (vgl. Gramm); Grammatif, f.gr.(gram-
matik&,. I. grammatica), Grammaire, fr. (ſpr.
-—mähr) die Spradlehre, Sprachwiſſenſchaft,
Spradtunit; Grammaticns, I. (gr. grammati-
kös) oder Grammatiter, m. ein Sprachforſcher,
Spradlehrer; Granmatilditer, m. nl. ein pe-
dantiſcher, unwiſſender Sprachlehrer; grammati—
fälifch (I. grammaticälis), die Spradjlehre betref-
fend, ſprachkundlich; grammdtiich (I. gramma-
ticus), der Spradhlehre gemäß; Graumatiften,
pl. gr. (sing. grammatistes) bei den alten Griechen:
Lehrer der Grammatiſtik, d. i. der Kunſt, richtig
zu fprechen, zu lejen u. zu ſchreiben; Grammatit,
m. = Tremolit, f.d.; Grammatolatrie, f.
Buchſtabendienſt, übertriebene Verehrung desBud-
jtabens mit Hintanfegung des Geijtes; Gramma—
tologie, f. die Grundfäge u. Anweiſung zur Ab-
fafjung einer $rammatit; auch Xehre von der in-
nern Beichaffenheit einerDandichrift; grammato=
Iögifch, die Sranımatologiebetreffend; Grammo—
bon, n. Sprechmaſchine, eine von dem deutſchen
ngenieur E. Berliner erfundene Ecyallwieder-
314 Gramme
holungsmaſchine, welche die Aufgabe, Töne jeder
Art dauerhaft zu ſixieren und zur befiebiger Zeit
wieder zu Gehör zu bringen, weit vollfommener
als der shonograpd (f. d.)Löft. Während der Pho—
Nnograph zugleich Geber u. Empfänger ift, bejteht
das Granımophon aus einem Geber und einem
Empfänger (d. i: dem Hörgrammophon). Den Ton
des Phonographen kann niemand verjtehen, der
fich nicht ein Hörrohr ans Ohr legt; das Grammo—
phon wiederholt die frei aus dem Trichter heraus
erihallenden Töne fo laut, daß fie von Hunderten
zugleich gehört werden können.
Ördamme, m. fr. (fpr. gramm) die Einheit des Ge-
wichts in Frankreich. Ober- und Unterabteilungen
des Gramme f. unter Gramm. —
Gran, m,r.n. (vom [. gränum) eig. ein Korn,
Samen-, Getreideforn; ein früher gebräuchliches
Meines Gewicht, bef. der Apotheker, der 20. Teil
eines Skrupels od. der 60. Teil einer Drachme —
0,081 g; in Ofterreich als Goldgewicht — 4, Du-
faien = 0,058 g, als Apothekergewicht = 0,073 g;
pl. grana, ſ. unter granum; Gran, n. (fr. grain)
ein früher gebräuchl. ſehr Heine Gold- u. Silber-
gewicht, welches in Preußen betrug: für Gold
Ya Karat od. !/g. Mark, für Silber !;s Lot vd.
Yon Mark, für Münzen Ya Marf = 0,812 g;
rain, m. engl. (fpr. grähn) engliſches Gewicht
und zwar beim DandelS-(Avcir-du-pois-) Gewicht
— 1/,, Dram (Drachme) od. Y-gso Pound (Pfund)
— (0,059 & beim Troygew. = Y5, Bennymweight
— 2.80 TZroypound — 0,0855 g; für Juwelen =
. Karat = 0,051 g; Granalien, pl. nl. die ge-
körte Maffe von Metall, bei. das durch Granulieren
zerkleinerte Eifen u. Kupfer; Granarius, ſ. unter
granum.
grangdomonjeh) der Groß- oder Sber⸗Almo
Grandiſor
granum
n. fr. od. Grando, n.t. ein Kartenſpiel, bei wel-
dem ohne Trumpffarbe möglichit diel Stiche ge-
macht werden; Grand⸗Aumonier, nm, fr. (hr.
elle
pfleger; $rand=Easeo, j.CascH,@asto;grand-
cornet, m. (jpr. —forneh) d. i. eig. großes Horn;
der Hinfenzug, ein Orgeltegifter; Grand Cross of
the Bath, m. engl. Großkreuz des Bathordens
(j.d.); grand mereiffpr. —— großen Danf,
ſchönen Dani; grande misere, fr. (pr. grangd'
mifähr) im Boſtonſpiel ſieben Stiche; grande
‚misere foreee (fpr. — jorheh), acht Stiche, und
grande misere ouverte (jpr. — uhwärt), zehn
Stide; grande mode, jehr üblich od. gangbar;
Grand⸗-Prebot, m. (pr. — preindh) KrE. ein Ober-
Kriegsgewaltiger; Grand-Seigneur, m. (pr.
— Bänjöhr) ein großer, be. hochmütiger Herr; der
türkifche Kaifer; en grande tenue (jpr. ang
- grangd’ t'nüh'), in großem Staat, in’fejtlihen An-
zuge od. Aufpuße; Grande, m. ſpan eig. überh.
ein Großer, Großwürdenträger; pl. Grandes od-
Granden, die Großen, Hochadeligen in Spanien,
ſ. v. mw. Lords, Standesherın; Grandävität, f-
I. (grandaevitas) die lange Kebenzdauer, Lebens-
länge; Grandeur, f. fr. (fpr. grangböhr) die Größe,
Würde, Hoheit, Herrlichteit; ein Titel der Biſchöfe;
Grandẽzza, k. it.(jpan.grandeza) die Würde eines
Öranden; die Hoheit, der Stolz; auch ſtolzes Be-
nehmen; con grandezza, it. Torf. mit Würde,
Stolz; grandiflörus, a, um, nl. großblumig;
randiss, it. (grandiöso) großariig, erhaben;
randioität, barb.-!. in den ſchönen Künſten:
die große Manier, Großartigkeit, Erhabenheit;
grandisonante, it. lärmend. J
m. engl. ein pedantiſcher Tugendheld,
j
nach dem Namen des Helden eined Romana von
dem englifchen Schriftiteller Rihardjon.
Grande, f. 1. ver Hagel; Heilk. ein Hagelkorn im
Auge. I IT iu
Granen, niederl., ſ. unter granum.
Granne, f. (ſchwed. gran, v. l. erinis, das Haar)
die fteife Spite, Achel an Kornähren. = - ° °
granum, n. J. ein Korn; pl. grana, Körner, Bee-
®Sranät, m. ml. (granätus, sc. lapis, Stein, v. 1.
granum, Korn, weil er gewöhnlich körnig abge-
fondert ift, fr. grenat) eine zu den Gilifaten ge-
börende, im Rautenzwölfflächner Eriftallifierende
NMineralgattung von verichiedener Farbe (der böh⸗
miſche 3. B. blutrot) und oft als Edelftein benußt;
auch ein Kleiner Seekrebs, eine Seefrabbe, |. Gar-
näle; der $Granätapfel (l. granätum, sc. malum,
d. 1. eig. mit Kernen verjehener oder vielferniger
Apfel; fr.grenade), die Frucht des Granntbaums
in Wien; Granatbort u. Granatbrot, ein aus
- Granat bereitetes und zum Schleifen der Edel-
_ teine beitimmte3 Pulver; Granatvogel oder
Sranatlolibri, in. der Blaubals, eine Art Ko-
!ibri; Grandte od. fr. Grendde, f. (it. grenata,
entweder wegen der Ähnlichkeit mit dem Granat-
apfel fo benannt, od. weil fie mit Pulverförnern
gefüllt ijt) Krk. ein Brand», Plaß- od Zündgeſchoß—
Bolle, hohle Kugel, welche mit Bulver gefüllt, an-
gezündet und geworfen wird; daher Granatier,
jet Grenadier, m. ehemals ein Granatenwerfer,
einSoldat, dver®ranaten warf; fpäter: Kernſoldat,
Kernfrieger der Infanterie; grenadier ä cheval
(ſpr. grenadjeh a ſch'wal), ein Sturmereiter; Gra⸗
nätbagel, Kugelhagel; Granatkartätſchen, ſ.
o. w. Shrapnels; Granatin, n. 1. der aus den
Schalen der unreifen Früchte des Granatbaums
erhaltene kriſtalliſierte Bitterftoff; 2. = Mannit,
ſ. d.; Granatine, f. (fr. grenadine) eine feite
Seide, bei. zu den ſchwarzen Spitzen; Granatit,
m.. Staurolith; Granatoeder, n. od. Gra=
nat=Dudefadder, n. = Rhomboidal-Dode-
faeder, ſ. unter Dodefadif,
grand, fr. (jpr. grang; v. I. grandis) groß, wichtig,
vornehm, 3. B. grand tun, groß tun; Grand,
ren, Samen; Granen, pl. im holländ. Handel alle
Arten Getreide; gramulum, n. ein Körnden;
granum salis, ein Körnchen Salz, d. h. ein wenig
Verſtand, Urteilskraft, Wit; eum:grano salis,
mit gejundem, richtigem Berjtändnis, mit etwas
BWig; nicht buchftäblich zu verſtehen; in granülis,
l.in Heinen Körnern; Granalien, pl. Metallichrot,
feine Metallförıer, Deetallgraupen; Granarius,
m. nl. der Kornſchreiber (ein Amtename); bei. der
Kloftergeiftliche, welcher Aufficht u. Rechnuug über
das Getreide führt; granieren, ul. (it. granärc)
förnen, körneln, körnicht machen (z. B. Leder); in
: der Rupferftecherei: rauhen, riefen, der Oberfläche
ein körniges Anjehen geben; graniert, gelörnt,
erieft, geriffelt, von Zeichnungen, wo Linien und
Buntte förnerartig abgefegt find; granulieren (fr.
granuler), in Heine Körner verwandeln, zerjtoßen,
erkleinern, zerreiben; körnig nachwachſen (vom
letſch heilenderWunden); grannliert, zu einzelnen
Körnern zerkleinert; Granulation od. Granu—
lierung, f. die Körnung od. Verarbeitung (3. B.
des Meialls) zu Körnern; Heilk. auch Granulie, k.
Fleiſchwärzchenbildung in heilenden Wunden und
bei ver Tuberkuloſe; granulds, nl. (fr.granuleux)
förnig, geförnt; Granuloiität, f. die Körnigteit;
Granit, m. (fr. granit, it. granito, eig. gelörnt,
körnicht, Bart. von granire, körnen) Körmerftein,
granulated
Urftein, ein Frijtallinifch-Törniges Geſtein, aus
Teldipat, Quarz u. Glimmer gemengt; Grantto,
m. it. aud) eine Art Zitronen-Gefrornes, Zitronen-
wajfermit Eisſtückchen; Granitello vd. Granitell,
m. it. Halbgranit, Granit mit unvollzähligen Ge—
mengteilen; Granitmarmor, m. ein kalkſtein—
artiges Mineral in Südbayern; Granulit, m.
Weißſtein, eine meift fchieferige Art des Granit;
Granolith, m. eine Mifhung von Granit u. Be-
- ment, die al3 Straßenpflafter verwendet wird;
Granvd, m. it. Korn; ein Gewicht, ſ. Gran; eine
früheretleine Redinungsmünze, in Walta=0,7 Pf.,
in Neapel = 3,4 Pf., in Sizilien = 1,72Pf.; Gra⸗
Netto, — . Grand; Grauow, m. poln. = Gran
— Yo Pfund (Funt) = 0,044 g; davon Grani-
Tot, n. = ?,, Granow = 0,008 g.
granulated, engl. (jpr. gränjuletid), gekörnt; be-
_ fonders: geförnter Auer (granulated sugar).
Grapheion, Grapheidion od. Graphidion, n-gr.
‘(v. gräphein. fchreiben) ein Griffel, Schreib- over
Zeichenſtift; Graphinden, pl. Bot. Schriftflechten;
Gräppit, f. die Schreibfunft, —— od. Maler—
kunſt; auch die diplomatiſche Schriftkunde; graͤ—
vphiſch, ſchriftlich, durch Schriftzeichen dargeſtellt;
beſchreibend, zeichnend; graphiſche Figuren,
Schriftzeichen; Graphit, m. Reißblei, ein aus
mehr oder weniger reinem Kohlenſtoff beſtehendes
"Mineral, bei. zu Bleiftiften u. Schmelztiegeln ge-
eignet; Graphitmohr, eine Miſchung von 1 Teil
Queckſilber und 2 Teilen Graphit; Graphodroͤm,
m. eig. ein Schnell- od. Rennfchreiber; Grapho-
dromie, f. Schnell» vd. Rennichreibefunft; Gra⸗
sholith, m. Schreibjtein, Tafelſchiefer; Gra⸗
Hhologie, f. Handichriftendeutung; Grapholog,
m. Handichriftendeuter; Graphameter, m. eig.
Schrift od. Zeichnungsmeſſer, Benennung verfchie-
bener mathematiicher Werkzeuge, be. ein Winfel-
mefler; Graphophön,n.—=PBhonograph, (f.d.);
- Srauhoftdtit, £. die Wijjenjchaft, welche jtatifche
Ermittelungen anfiatt durch Rechnung im Wege
der Konftruftion (graphiſche Darftellung) finden
lehrt; Graphotypie, f. die Kunft, von Zeichnungen
Druditöde in erhabener Manier ohne Hilfe des
Grabſtichels darzustellen und damit zu druden, er-
funden von dem Engländer Clinton Hitheod. _
®rappe, f. fr. (it. gräppo, gräppolo, verw. mit
rappa, Halten, Klammer, von althochd. krapfo,
rapfen, Hafen) die Traube, der Traubenkamm.
Sraptolitben, pl. gr. (von gräphein, fchreiben,
zeichnen) Steine mit Zeichnungen.
En. fr. (ſpr. grah) did, fett.
raſhdanin, m. ruf. (jpr. sh wie ſch; v. jlav. grad,
Stadt) der Bürger; auch Name einer befannten
ruſſiſchen Zeitung.
Grass-Cloth, n. engl. (jpr. th wie ein gelifpeltes s)
das Grastuch, Ananas-Leinen, ein aus der Rinde
und den Blättern der Aranaspflanze u. einem Zu-
fag von Baummolle gefertigtes Zeug in Oftindien
und China.
sraflieren, I. (grassäri, von gradi, jchreiten) ver-
breitet jein, um ſich greifen, herrſchen (von Krank⸗
on gebräuchlich); Grafjation, f. die Überhand-
nahme.
Graſus, m. gr. (gräsos) der Achſelgeſtank, Bods-
gerud).
gratia, f. I. (von gratus, angenehm) Gunft, Huld,
Gnade; Dank; auch Anmut, Schönheit (ſ. Grazie);
gratia gratiam parit, Gunft erzeugt Gunit, d. i.
eine Liebe ift der andern wert; bona gratia, mit
gutem Willen; mit großem Danf; ex mera gra-
Gratin
Grabida 315
tia, aus bloßer Gnade; ex speciäli gratie, äus
bejonderer Gunjt oder Gnade; im grätiam, zu
Gunſten, zu Gefallen; mea gratia, mir zuliebe
oder zu Gefallen, meinetwegen; Gratiäl, n: (nl.
gratiäle) eine Erfenntlichfeit, ein: Dankgeſchenk,
Danfgeld; das Tifchgebet; Gratiän, m. Eigen-
name: der Anmutige, Gefällige, Danfbare; auch
ftatt Gratiäni deeretum, n. der erfte Teil des
corpus juris canonici; gratiae exspectativae
(von exspectäre, erivarten) die Anwartſchaften der
Franziskaner und Rapuziner; gratias! lat. (eig.
der AFE. pl. von gratia, mit Nuslaffung des Zeit-
wortes ago: gratias ago, id) danke) Bantı das
Gratias beten oder fingen, das Dantgebet oder
Danklied 2c.; gratifizieren (I. gratificäri), be-
gnadigen, begünjtigen, veregren, befhenlen; Gra—
tififation, f. ein Snadengejchent, Geſchenk, Beloh-
- nung; gratiola, f. nl. Öottesgnadenfraut, Bur-
gierfraut; gratiöso titulo, j. unter Titel; Gras
tiofität, f. (Tpätl. gratiositas) die Annehmlichkeit;
Huld; gratis, unentgeltlih, umfonit; Gratis—
Sage ſpr. — gahſch') f. 1.-fr. der Freifold, Mo—
natsjold des Offizierd, aewöhnlidh im Anfange
des Feldzugs; Gratiſt, Gratuift oder Gratuit,
m. nl. ein Sreifchiiler, Koſtgänger; gratuit
({. gratuitus) und als Adverb gratuito, un-
entgeltlich, umſonſt, freiwillig; gratuita mensa,
f. 1. Ripr. freie Koft; Gratuität, f. nl. (fr. gra-
tuite) die unverdiente Liebe od. Gnade; gratuit,
fr. (fpr. gratüth) freitvillig; don gratnit, n. (ſpr.
dong —) ein Geſchenk.
sratifulieren, fr. (graticuler, craticuler, v. erati-
cule, Ne, Batter, v. I. craticüla, Berfl. v. crates,
Flechtwerk, Geflecht) Zeichent. übergittern, durchs
Gatter oder Netz abzeichnen. | ——
m. ft. (ſpr. gratäng) Kochk. eig. was von
einer Speije am Boden des Kochgefäßes hängen
bleibt, dann überh.: die Krufte; boeuf au gratin
(fpr.: böff oh — Rindfleiſch mit einer aus geſchab—
tenı Brote bejtehenvden Kruſte; gratinteren,
eigentl. am Rande eines Kochgefäßes feitbaden,
- dann: anfrujten, überfruften.
ratis, gratuit ꝛc., ſ. unter gratia. ar
Srattoir, m. fr. (pr. gratödhr) das Hadier- oder
Rafiermefjer; dag Krageifen, der Schaber.
gratulieren, I. (gratuläri, von gratus, angenehm,
dankbar) Glück wünſchen; fi gratulieren, ſich
glücklich preiſen; Gratulation, f. (1. gratulatio)
der Glüawunfch; Gratuldnt oder Gratuläter,
m. ıl. ein Glückwünſcher; gratulatoriſch (pätl.
gratulatorfus), einen Glückwunſch enthaltend.
Sravämen, n. I. (von graväre, bejchiveren, gravis,
ſchwer, f. d.) eine Beichwerde; pl. Grabamiie,
die Beichwerden; gravamen continüum;, dau—
ernde Beichtverde mit bfeibender Urſache: g. de
futüuro, eineBejchwerde wegen etwas Zufünftigen,
was zu vermuten ilt; g. irrel&vans, unerhebliche
Beſchwerde; g. successivum;, Befchwerde über
immer neue Bedrüdungen; grapaminieren, nl.
fich beſchweren, Beichwerde führen.
Sravantia, Gravation, Gravatus, j. unt. gra—
vieren2.; grave, gravemente, j. unter gravis.
Gravelüre, f. fr. ein (gmupiger Seien, eine Bote.
aravcolent, I. (grave-Ölens, v. gravis,
chwer, ]. d.,
u. olere, riechen) ſtark und widerlich riechen».
Graves, m. (pr. gräw) eine Gattung weißer und
roter Bordeaur-Weine, von den Landitrid Grave
im Departement Gironde.
Gravenr, J unter gravieren J.
Gravida, f.
I. (v. gravidus, a, um, ſchwer, angefüllt,
316 Grabilmaſchine
don gravis, ſchwer, ſ. d.) eine Schwangere; Gra⸗
pidität, f. (graviditas) die Schwere, Schwanger—
ihaft: grapidieren (I. gravidäre), [hmwängern.
Gravilmaſchine, f. eine Schnurenglättmafcine.
Gravimeter, j. unter grävis, —
gravieren 1., fr. (graver, urſpr. das deutſche gra—
ben, holl. graven) mit dem Grabſtichel ſtechen,
graben, in Kupfer 2c. ftechen, fchneiden, daher:
gravdierte Arbeit; Grapier:&ifen, das Eijen,
womit man die Zähne pußt, bevor fie ausgefüllt
werden; Gravier-Aunft, auch Grapüre, f. die
Kunſtſtecherei, Gravüre, auch ein Kupferſtich,
Stich; Prägung, Muſterung duch Drudwalzen;
Gravure sur acier (jpr. Bür aßjeh), der Stahl-
jtih; G. sur bois (fpr. ßür bod), der Holzichnitt;
@. en taille douce (jpr. —ang taj’duhß), der
Kupferſtich, Chalfographie, ſ. d.; &. à Paqua-
tinta(jpr.—tängta), Kupferstich in Tufch-Manier;
@. ä Peau forte (ipr. a l’oh fort), Radierkunſt,
Ankunft; Graveur (pr. grawoͤhr) od. Grabierer,
ın. ein Runitftecher, Kupferftecher, Stein», Form,
Holz, Stahl-Scneider, Stempelfchneider.
srabieren 2., I. (graväre) beſchweren, drüden, be-
drängen; uneig. belajten, zur Laſt fallen; Gra—
dantin, pl. beſchwerende oder verdächtig machende
Umjtände bei einem Ungefchuldigten; Grapatus,
m. der ſich beſchwert od. beleidigt findet; auch ein
Beichuldigter, Berdädtigter; Grapation, nl. od.
Gravierung, f. die Beſchwerung, Belajtung; gras
vierlich od. gravierend, beſchwerend, belaſſend.
gravis, grave, |. ſchwer; wichtig, ernſt; vom Tone:
tief; Gravis (sc. accentus), m. der Tiefton einer
Silbe, entg. dem Akutus; grave, gravemönte,
ital. Ton. ernfthajt, ſehr langſam, feierlich, mit
Würde; gravissimo, ital. Tonf. ſehr ernithaft;
Grabimeter, n. lat..gr. ein Schweremeſſer, eine
(Suytonjche) Senfwage; Grapität, f. I. (gravitas)
die Ernjihaftigfeit, Wichtigkeit, der Ernit; die an-
genommene Würde, Steifheit, Wichtigtuerei; Tonk.
Ziefe; con gravitä, it. Tonk. mit Würde; gravi⸗
tätiich, ernit, feierlih, gewichtig, nachdrücklich;
wichtig tuend, mit angenommener Würde zc.; gras
vitieren, nl. ſchwer jein, Schwerkraft äußern, ver-
möge feiner Schwere einem andern Körper fid)
nähern, gegen ihn. hinjtveben ; überwiegend be-
teiligt fein; Grapitation, f. die Schwerkraft, der
durch die Anziehung der Körper ausgeübte Druck;
Sravitations-Färbemafchine, Durhlauf-Fär-
bemajdine; Gravitationsleitung, Sefäll-Waj-
Grabüre, ſ. unter gravierenl. [ferleitung.
Grazie,f., pl. Grosien, I. (Gratia, pl. Gratiae) od.
&haritinnen, gr. (Chäris, pl. Charites) Fabell.
eine Huldgöttin, Name der drei reizenden Beglei-
terinnen der Venus, Göttinnen der Anmut und
der bezaubernden Schönheit; Agldja, Thalia.
Euphroſyne; Grasie, f. (I. gratia, ſ. d.; it. grä-
zia), auch die Anmut, Holdfeligfeit, der Liebreiz;
vgl. Grace; con gräzia, it. Tonf. mit Anmut;
graziöso, gefällig, angenehm; graziös, lieblich,
anmutig.
grazil, I. (gracilis) ſchlank, ſchmächtig, geichmeidig;
Grazilität, f. (lat. gracilitas) die Schlanfheit,
Schmächtigkeit.
Gräzismus, w. nl. (vgl. graeca) eine Eigenheit der
griechiſchen Sprade, eine dem Griechiſchen nad)-
gebildete Wendung in andern Sprachen, auch Hel-
lenismus; grägifieren, griechiſche Spracheigen-
heiten einmiſchen, nad) griechiſcher Weiſe reden,
Gräzität, f. (fpätlat. Graecitas) die Griechheit,
Eigentümlichfeit der griechischen Sprade u. Sitte;
Greminm
Gräkomanie, f. [.gr. die Griechelei, übertriebene
Nahäffung des Griechiſchen; Gräfomdn, m., pl.
rälomdnen, übertreibende Bewunderer oder
Nachahmer des Griechifchen.
great, engl. (fpr. grebt) groß; Great Britain, n.
engl. (ſprich: — britt'n) Großbritannien; great-
charter, n. engl. (fprih: — tſcharter) die magna
charta der Engländer von 1215 (f. Charte); Great-
Eustern, m. (fpr. --ihjtern) eig. das große Öft-
liche, das ehem. größte Schiff in der englifchen
Handeldmarine.
Grebe, f. (fr. gr&be) der Sılbertaucher, ein Waffer-
vogel vom Beichlehht der Taucher. .
grec, grecquey, fr. (jpr. gred; v. I. graecus) grie-
‚bild; à la greeque (fpr. — gred’), auf griechifche
Weiſe, nach griehifcher Art oder Sitte; Verzierung
aus rechtwinklig ſich durchkreuzenden Linien; &ree,
m. ein Grieche; uneig. f. ein Betrüger, Überfifter
(vgl. fides graeca). |
Greenbacks, pl. engl. (fpr. RS Banknoten
der Vereinigten Staaten Nordamerikas (nad) der
grünen Nüdjeite diefes Papiergelves); Green—
part, n. engl. (fpr. grihn—) der grüne Tiergarten,
ein öffentlicher Spaziergang in London; green-
horn, n. engl. (fpr. grihbnhohrn), Grünhorn, $rün-
Ihnabel, Neuling; Greenroom, n. (jpr. grihn-
ruhm) eig. das grüne Zimmer: das Gejellihafts-
zimmer für die auf der Bühne nicht beichäftigten
Schauſpieler ꝛc. im engliihen Theater, jo genannt,
Beh ehemals eine Art Zaube zu diefem Zivede
iente.
Greffe, m. fr. (mit erweiterter Bedeutung vom altfr.
grafe, prov. grafi, I. graphium, gr. graphion, gra-
pheion, Griffel, v. gräphein, ſchreiben) die Gerichts⸗
jihreiberftube, Kanzlei; Grefficr, m. (ſpr. greffjeb;
mil.grafarius, graffarius, grefferius, Schreiber)ein
Stadt-, Amt3- oder Gerichtäfchreiber, vgl. Altua-
rins und Kanzliſt. |
greffieren, fr. (greffer) pfropfen, impfen ; in der
franzöfifchen Chirurgie das Pfropfverfahren, bei
dem fchwer heilende große Wunden, meijt Brand-
wunden, mit ausgejchnittenen kleinen Hautſtückchen
bedeckt werden, deren jedes ein Verwebungszen—
trum bildet, wodurch dieſe Wunden zur Heilung
gebracht werden.
Grega, f. port. eine Leinwand aus der Bretagne.
gregätim, [. (v. grex, Gen. gregis, die Herde) her⸗
denweife; Gregarine, f. nl. (bed. herdenweiſe auf-
tretende3 Tier) ein in den Haaren der Menſchen
febendes Schmarogertierchen, bef. bei den Anwoh—
nern der Wolga vorkommend, von Lindemann in
Petersburg bevbadıtet. [Baftfeide.
Grege, f. fr. (jpr. grähſch) rohe unzmwirnte Seide,
Gregoͤr, m. gr. (Gregörios, vom gr. gregore&in, wa—
hen, im N. T. von egregora, ich bin wach, ‘Perf.
von egeirein, erweden) männ!. Name: der Wad)-
ſame, Muntere; Gregoriäniiher Kalender, |.
Julianiſcher Kalender. i
Grelin, m. fr. (fpr. gr’läng; v. grele, prov. graile,
l. grachlis, ſchlank, dünn) Schifferfpr. der Greling,
das ihmwächite Anfertau.
@relot, m. fr. (fpr. grölöh) die EL Schelle;
pl. Grelots, das Schellengeläute; fil au grelot,
Steppzwirn. } gr
Grelüdhen, m. fr. (pr. grelüfchöng) der heimlich be-
günitigte Liebhaber einer Frau.
Greminm, n. lat. der Schoß; uneig. die Mitte, der
Verein, jo viel als Kollegium, Körperjchaft, Be—
hörde; Gremio, m. it. die Innung, Zunft; jpan.
auch eine Handlungsgeſellſchaft; handelskammer;
Grenache
Gremiäle, n. nlat. das Schoßtuch eines Biſchofs
bei jigend gehaltenem Hochamte.
Grenade, m. fr. (pr. gr'naſch; von grain, Beere)
ein ftarfer, dunfelroter, dider Rouffillon-Wein.
Grenade, Grenadier, |. Sranate; Grenade, f.
oder Grenadin, n. fr. (fpr. —däng) gejpidte und
gedämpfte Fleiſchſchnitte; Grenadin, n. auch =
annit,f.d.; Grenadine, f. (jpr. —dihn’) ein
franzöſiſches Seidenzeug; eine damaftartig gewebte
Reinwand.
Grenage, f., r.n. (ipr. —ahſch') fr. (von grener,
förnen, vgl. granieren) die glänzend körnige Ver—
ooldung be. von UÜhrenteilen; Grenaille, f. fr.
(pr. —ndj') geförntes Metall, Metallfoın; gre—
naillieren (fr. grenailler), zerfleinern, in Kleine
Körner verwandeln; auch: Leder körnen, narben
(fälichl.audh: grenellieren genannt); Grenetis,
m. (pr. —tih) der Körnerrand an Münzen.
&renoble, m. fr. (jpr. ge’nob’f, von der Stadt Gre—
noble in Frankreich) eine Sorte von Sartennelfen,
* dunkelrotem Grunde weiße Picottjtreifen
aben.
Greve, f. jr. (altfr. grave, prov. grava; daher fr.
gravier, gravelle, nıl. graveria, gravella, gravia,
Gries, Kiesjand) der flache, fandige Seeitrand, aud)
das Flußufer, das bald troden, bald unter Waſſer,
u. mit Sand u. Steinen bededt ift; Greve-Plat,
ein Bla an der Seine in Paris, wo die meijten
Hinrichtungen in der Revolution ftattfanden.
Grezſeide, Bröze, f. = Örtge, ſ. d.
Gribäne, £. fr. ein Kleines flaches Küſtenſchiff, eine
Art Barke. [fleifch. Fleiſchklößchen.
Griblette, f. jr. auf dem Roſte gebratenes Schweine-
gribonillieren (fpr. —bujt—-), fr. (gribouiller ; vgl.
griffonnieren) fchmieren, judeln; Gribouillage, f.,
tr. n. (jpr. gribujdhi’) das Gekritzel, Gefchmier,
ſchlechte Schrift.
Grief, m fr. (fpr. grieff; von altfr. grief, it. greve,
Bene: ſchwer, hart, v. l.gravis) Beeinträchtigung;
Berdruß; Beſchwerde.
Griffen, pl. (wahrid.vom ſpan. grifo, einer, derzer-
zaujtes, verwirrtes Haupthaar hat) Abkömmlinge
von Negern und Mulatten.
sriffonnieren, fr. (griffonner; von griffe, Klaue,
Kralle, griffer, paden, von althochd. grifan, grei—
fen) krigeln, fchmieren; Griffonnage f.. r.n. (fpr.
— nähſch') das Gekritzel, Geſchmier; Griffonnenr,
m. (fpr.—nöhr) ein Kriler, Sc;mierer, Bielfchrei-
ber, jchlechter Schriftiteller.
Grille, f. fr. (jpr. grij’; v. ml. graticüla, I. crati-
eüla, Kleines Flechtwerk, Heiner Rost, Verkl. von
erates, Flechtwerk) ein Gitter; Roſt, jet gewöhn—
lich Griff, n. engl. (fpr. grill, engl. grill, frz. gril
= grille), Bratroit; grillieren (fr. griller), röiten,
auf dem Roſte braten; gittern (Zeuge od. Stoffe);
fengen; Grifldde, f. Geröſtetes, Roftbraten; Gril—
Inge, f., r. n. (jpr. griljähſch') das Abjengen, Rö-
ften; Bauf. Roſtwerk, Gitterwerk; Kock. geröjtete
Mandeln; Grillroom, m. engl. (pr. —ruhm) eine
Gajtwirtichaft, in der die Speijen vor den Augen
der Gäſte auf einem Roft gebraten werden; Fruͤh—
ſtückslokal.
Grimuaͤfſe, f. (v. fr. grimace, I. gleichſ. grimacka, v.
altnord. u. —— grima, althochd. crima, Larve,
Geſpenſt) die Verzerrung des Geſichts, Fratze; auch
verſtellte Gebärde, Verſtellung, Ziererei; grimaſ⸗
ſieren (fr. grimacer), Geſichter ſchneiden, Miß—
gebärden machen, grimſen oder grinſen, alt- und
oberd. zannen, zännen; Grimaſſier oder r. Gri=
macier, m. (ſpr. —ßjeh) ein Geſichterſchneider.
— — — — — — — — — — —— — — —— — ——
— — — — — — — — — — — — — — — — — —
Grog 317
Grimelin, m. fr. (ſpr. —läng; Verkl. von grime,
Schuljunge wovon aud) grimaud, ABEjihüß) eig.
ein Heiner Sunge; ein Knider im Spiele; Grimme:
linage, f.,r. n. (pr. nahe’) Knauſerei im Spiel,
geringer Gewinn.
Grioͤtte, f. fr. (abgek. f. agriotte, ml. agriota, von
lat. acer, fr. aigre, prov. agre, herbe, fauer) eine
große, runde, ſchwarzrote Weichſelkirſche.
Griphi od. Griphen, pl. ar. (griphos, eig. ein Reg,
pl. griphoi) Rätjel und andere verfänglide Witßz—
jpiele; j. aud) Logogriph.
®rippe, f. fr. (v. gripper, ergreifen; dad. auch Grille,
Narrheit) ein allgemein herrſchendes Schnupfen-
fieber; = Influenza; grippieren, fr. (gripper,
von got. greipan, greifen, althochdtſch. grifen,
mittelhochd. grifen) heimlich wegnehmen, maujen.
gris, fr. (pr. grih; vom mittelhochdtich. gris, greis,
- grau) grau; auch: betrunfen; gris de lin (pr. grih
d’läng), eig. leingrau, von der Farbe der Flachs—
blüte, hellblau; gris pommel6, fhimmelfarben,
der Apfelſchimmel; gris vineux (jpr. — winöb),
der Rotihimmel; vin gris (fpr. wäng =), bleich⸗
roter Wein. |
Griſaille, f. fr. (ſpr. grijdj’; von gris, grau) Mat.
Grau in Grau, Graumalerei mit Schwarz u. Bei;
aud eine Bermijchung von grauen und weißen:
Haaren zu Berrüden ; Grifaillegarn, n. Kunft-
wollgarn; grifatre (ipr. — jäht'r), graulich; Gri⸗
ette, f. 1. auch: der Grifett, Grauzeug ein mit
einen, Seide uſw. vermiſchtes Wollenzeug; ein
graue Hauskleid; 2. ein junges Mädchen vor
geringem Herlommen, junge Handarbeiterin in
Frankreich (fo genannt, weil jie ehemals graue
Kleider trugen); bef. eine junge leichtfertige Weibs$-
perfon, mit einem Studenten 2c. in zeitiweiliger
SGemeinjchaft lebend.
Griscio, m. (pr. griſcho) eine ägyptiſche Stlber-
münze = 30 Paras.
Griſettas, pl. jpan. ungebleichte, leichtgewebte,
jog. ſpaniſche Leinwand.
Griſon, m. fr. (ſpr. —jöng; eig. greis, grau, von
Haaren, von gris) ein draubündner; Grifonndde,
f. Graubündner Sprade, Rotwelſch.
Griite, f. ruſſ. Heugewicht = 16°, Pfund.
grivdeliert, fr. (von grive, ſpr. griw’, die Droſſel)
wie die Droffel grau und weiß gefprenfelt.
Griwna (die in vielen Fremdwörterbüchern au-
geführte Form Griwe gibt es im Ruſſiſchen gar
nicht), verfl. Griwenta, f. ruſſ. die alte ruſſiſche
Kupfermünze im Werte vun 10 Kopefen, die feit
Abjichaffung der früheren Banto-Rehnung (Febr.
1849) nicht mehr gemünzt wird und feitdem nur
noch 3 Kopefen gilt; Griwennik, m. rufi. das
Zehn⸗Kopeken⸗Silberſtück — 0,33 Mt.
Groan, n. engl. (fpr. grohn) das Achzen, Stöhnen;
in England eine Mipfallensäußerung.
Gront, m. engl. (fpr. groht; = Groſchen, franz.
gros 2c.) eine engl. Rechnungsmünze von 4 Bence
oder 0,34 ME.
Grobeonrant oder Grobfurant, größere Silber-
ftüde, z. B. Talerjtüde, Fünfmarkſtücke.
Gröbtän, m. (eigentl. der grobe Jan, d. i. Johann,
dann latinifiert in: Grobiänus) ein grober Menſch
oder Ylegel, ein Hans Plump; Grobianismus,
m, die Grobheit, Plumpheit.
Grocer, m. engl. (jpr. größ’r) Gewürzfrämer.
Grodgericht, n. poln. (von grod, Burg, Schloß) das
Burggericht, Adelsgericht.
Grog, m. engl. Wafjer- Rum, Rumtrant, ein be—
kanntes Getränf aus Rum, Zuder und heißem
318 grognieren
Waſſer. (Der Name ſchreibt ſich von dem engl.
Admiral Vernon in der Mitte des 18. Jahr:
hunderts her, welcher den Matroſen zuerſt um 1745
den früher unvermiſcht gegebenen um mit Waſ⸗
fer verdünnt austeilen ließ. Der Admiral trug
. gewöhnlich einen Rod von Famelhaarigem Zeuge
[grogram, gem. groggrain]; fie nannten ihn daher
den alten rog, Old Grog, und ebenſo auch die
Miſchung von Rum und Waſſer, welche ſie täglich
erhielten.)
grognieren (ſprich: gronjieren), fr. (grogner, prov.
gronhir,it.grugnare,grugnire,boin lat.grunnire,
grumzen) grungen, murren; Grognenr, m. (jpr.
gronjdgr) ein mürrifher Menſch Brummbär.
Gromdtif, f. l. (von gröma,ein Werkzeug zur Feld-
meſſung) die Feidlagerkunft, Kunft, ein Seldlager
zu ſchlagen oder zu befeitigen.
Groom, mm. engl. (fpr. gruhm) ein Burjche, Diener,
—— 7 — —
»rpoH, m. oberd. (althochd. groppo) der Kaulkopf,
Breitfiſch; Rotzkolbe, Kruppe, ein Flußfiſch.
gros, grosse, !r. (jpr. grob, groſſ'; v. mi. grossus)
did, groß, grob; Gros, n. der größte Teil, die
Überzahl, 3. B. das Gros der Menſchen; die
Mafle; das Gros eines Gebäudes, der Hauptteil;
in Frankreich früher auch ein Gewichtvon!/,, Livre
(Pfund) = 5,8% g (als Medizinalgewicht Drachme
genannt); grosd’armee,n.dasHauptheer; Gros,
m. auch Benennung jchwerer Seidenzeuge, Schwer.
taffet, 3.8. Gros de Berlin (pr. grohdeberläng),
ein fchiveres leinwandartig gewebtes Geidenzeug;
Gros de Naples (ipr. arohdendp’I), ein Seiden-
zeug von der Stadt Neapel; Gros de Tours
(ipr. grohdetähr), ein ſtarkes Seidenzeug, welches
in der Stadt Tours in Frankreich gemächt wird;
Groſſorias, pl. fpan. grobe Sadieinwand; en
gros, fr.;(fpridh: ang grob) oder in grosse, ital.
Kfſpr. im großen (entg. en detail); grosso mo-
do, ni. grob geitoßen oder gefchnitten (auf Arznet-
vorsriften); Gros⸗Aventur-Kontrakt, m. oder
. grosse aventure, f. fi. d. i. eig. ein großes ge-
wagtes Unternehmen; ein Seehandelsvertrag zwi⸗
ſchen einem Kaufmann und einem Schiffer; verich.
von Bodmerei (f. d.), toobei bloß Schiff u. La-
dung, ba: hingegen hier der Kontrahent perjünlid)
haftet; Groshandel oder Handel en gros (ſpr.
—ang grob), auh Greife-Handel, it.-dtich., ver
Großhandel; davon abgel. Groß = 12 Dutzend;
Groflerte, f. fr. grobe Eifenware; auch = Grof-
handel; Groſſier, fr. (pr. groſſſeh) oder Grof=
fierer, auch Grofitit, m. ein Großhändier, ein
Kaufmann, der nıır en gros, d.i. im großen oder
im ganzen handelt; Groſſo, mm. it. u. ſpan. (wo—
von das deutsche Groſchen, niederd.u.holl.Grot)
eine früher mehr als jegt gebräuchliche Rechnungs—
münze, die uripr. eine größere Scheidemünge im
Gegenſatz zu einer Eleineren bezeichnet, ‚wie in
Bologna 1 bolognino grosso—=12 bolognini pic-
coli; der Wert des Groſſo wechſelt nach Zeiten u.
Orten; Grofjette, m.ital.meift Groſſo Gross-
weight, n. engl. (ſpr. — weht) Bruttogewict;
Grossesse, f. fr. (jpr. —jeh) die Schwangerſchaft;
Grofjierete, f. fr. (von grossier, grob) die Grob—
heit, Ungefchliffenheit; Grofiufär, m. nl. grüner
Zonfalfgranat.
Groſch oder Grosz, m. rujfifches kupfernes Zwei—
kopekenſtück — 6,5 Pf.
Groß-Vezier, mſ. Vezier.
Grotte, f. (it. grotta, fr. grotte, altfr. crote, altit.
grupta, d. |. crypta, gr. krypte, Gruft, Gewölbe,
Guajak⸗Baum
urſpr. k. von kryptös, verborgen, v. kryptein, ver-
bergen) A Kunſthöhle; grottiert,
grottenmäßig, mit Muſcheln, Olanzfteinen 2c. ver-
ziert; grotést (it. grott&sco, fr. grot&sque, von
Örotte, weil man in den Trümmern des Pa-
lajtes des Titus in Rom, welche die Grotten
biegen, allerlei phantaftifche Bilder fand), felt-
jam, wunderlih, ungeheuer, lächerlich; Gro—
. testen, pl. wunderliches Bildiverf, in welchem
Menjchen- u. Tiergeftalten mit Laub- u. Blumen-
werk 2c. feheinbar regellos verbunden find; Dich-
tungen von ungeheuerfiher Satire, ungeheuerlicher
Lächerlichkeit; Grotesftänger, m. ein Ballettän-
zer, welcher komiſche Sprünge mad.
Groniliement, m. fr. (jpr. grujemdngh, von
gronillen, fpr. grujeh, fich regen) das Knurren im
eibe.
Ground, n. engl. (fpr. graund) Grund und Boden;
ein deldmaß in der oſtind. Provinz Madras von
2400 engl. Quadratfuß — 2,23 a,
Sronpe (pr. grup'), gronpieren (fr. grouper), ſ.
Gruppe x.
Grumus, m. J. eig. ein Haufen, Hügel; Geronnenes;
grumds, nl. did, geronnen, klumpicht; Grumes
f3enz, k. Die Gerinnung, das Gertumen.
grundieren (deutſch mit lat. Endung), den Grund
machen (bei Malern und Kupferſtechern).
Gruppe 1., f. (v. fr. groupe, grouppe, it. gruppo,
1
groppo, d. 1. eig. Klumpen, Knoten; vgl. Croupe)
eine Bufammenjtellung od. Bereinigung mehrerer
einzelnen Gegenftände in einen Haufen; grup⸗
pieren oder gruppen (fr. grouper, groupper),
mehrere Figuren zuſammenſtellen oder vereinigen,
sufammenhäufen.
Gruppe, beiier Kruppe, 2., f. (verderbt aus dem
fr. croupe, j. d.) das Kreuz der Pferde.
Gruſch, Ground, in. (ruf. grosch, vom deutſchen
Groſchen, eig. Dickpfennig, vom I. grossus, did)
eine Rechnungsmünze im ſüdl. Rußland, Klein
aſien 2c. von ſehr verfchied. Wert, ungef. 1,5 ME.
grutiae jus, das Flößrecht, und zwar das Recht
unverbundenes Holz zu flößen.
Gruyere, ın. (fpr. grüjähr) eine Art guter Schwei-
erfäfe von dem gleichnamigen Dorfe im Kanton
eng
Gryllus, m. !. Tierrätſel, geſchnittene Steine, wo
Hahn, Widder, Pferd, Schlange, Kaninchen 2c. zu
einer einzigen Figur zuſammengefügt find.
Srypkit, m. (vom I. gryphus, gr. gryps, Greif)
Greifmuschelftein, Greifſteinmuſchel, Habichtmu-
ichel, eine Schaltierveriteinerung.
Gryphõoſis, r. Gruypsfis, f. gr. (von grypös, ge-
friimmt) Heilk. eine frallenähnlide Krümmung der
Nägel.
Gun, m. eine Rechnungsmünze in Guinea — 8 Thr.
dän. Cour.
Guddarus, m. oder Guacharaͤca, F. ſpan.
(ipr. cd) wie tich) der Fettvogel, ein blaugrauer
Bogel in Nenandalufien, wegen feines Fettes
geihäßt.
Gudceo, ın. fpan. eine lange in Neugranada, ein
Gegengift wider ven Schlangenbik.
Suajdt:-Baum, Gunjaf:Holz (guajäcum offici-
näle; jpan. guayaco, aus der Sprache von Hayti),
Pockenholz oder Franzoſenholz, Luſtſeuchenbaum.
Das Bennett Holz neben der Rinde und dem
Harze dieſes ſüdamerikaniſchen Baumes wird gegen
die Luſtſeuche gebraucht; auch lignum sanctum od.
l. vitae genannt. uajak, n. dad Harz diejes
Baumes. R
Guajaben⸗Baum
Guajdven-Baum, m. (ſpan. guayabo, fr. gouya-
vier) der indiihe Birnbauım in Südamerifa und
Oſtindien; Guajava oder Guajaven, pl. die in
Auder geſottenen Früchte diefes Baumes, ojtind.
Bomeranzen.
Guandfo, n. (fpan. guanaco, aus dem peruanifchen
huanacu) oder Guanakokamel, das wilde Schaf-.
famel, ein in Südamerika heimifches wildes Tier,
verich. von dem Lama, f. d. *
Guanchen, pl. (ipr. Guauntſchen) die früheren ein—
geborenen Bewohner der fanarifchen Inſeln, jebt
anggeftorben.
Gudno oder Hude, m. ſpan. (v. peruan. huanu,
Mift) Seevögeldünger, die durch unzählige Vogel»
ſchwärme auf dem Heinen Inſeln der Cüidfee an
der peruaniſchen Küſte zu großen Maſſen aufge-
bäufte Düngererde, von welcher feit 1840 ganze
‚Schiffsladungen ala Handeldartifel nad) Europa
. und Nordamerika gebracht werden.
Guaracha, f. (ſpr. —ratfche) ein Tanz in Spanien.
Suardna, n., gew. f., nad den Guaranis, einem
Indianerſtamm am Uruguay benannte, aus dent
Samen der in Südamerika einheimifchen Paullinia
sorbilis bereitete braune Paſte, als Heilmittelgegen
Migräne und verdünnt als belebendes Getränk
(wie Raffee und Tee) benubt; Guaranin, n. das
in derſelben enthaltene Alkaloid, = Kaffein,f.d.
@uardpe, m. ſpan. gegorener Auderrohrfaft, das
Bier der Südamerifaner.
Guardein, |. Wardein. 2
Guardia, f. mJ. (it. guardia, Wade; vgl. Garde)
das Vormundſchafts⸗Amt in bezug auf einen Be—
lehnten; Gutardafpalfe, it. (v. spalla, pl. spalle,
die Schultern) eig. Schulternſchüßer, ein Srauen-
ſchleier auf Sizilien; Guardiãn, m. (mi. guardia-
aus, if. guardiano) der le Vorgeſetzte oder
—— eines Mönchskloſters; Guardinfänte,
m. tt. (eig. ein Kindhüter) ein weiter Reifrock, die
Schwargerfchaft verbergend. 2
anarentigiieren, m!. (guarentigiare, von guaren-
tigia, guarentia, = Garantie, R d.) Gewähr lei-
iten, verbürgen, beglaubigen (3. B. guarentigiierte
Urkunden). jr
Guaich, f. frz, neuere Schreibung für Gonade,
i. # Guaſchemalerei, f. Waſſermalerei mit Deck⸗
farben.
Guaſtaldia oder Gaſtaldia, f. ml. bei den Lango—
barden das Amt eines Landes-Verwalters oder
Landes-Hauptmauns (Gaftaldus, d. i. eig. ein
Beſtellter oder Beſtallter), mit Lehnserteilung ver-
Gnazzo, n. it. = Gouache, ſ. d. ſbunden.
Gubernacülum, I. od. Gubernãlel, n. das Steuer⸗
ruder; Gubernãtor, m. der Steuermann; auch
— Gouverneur, z. B. Gouverneur eines ruſſ.
Bonvernements; Gubernium, n. ıl. = Öou-
vernement.
Gubernija, f. ruf. das Gouvernement, f. v. w.
Provinz.
Gudda, n. ein arab. Flüſſigkeitsmaß — 7,571.
Gudoͤk, m. (vom flav. gudü, gusti, ein Saiteninftru-
ment fpielen) eine ruff. Geige mit drei Gaiten.
Sud, m. fr. (fpr. ach; altfr. gued, it. guado, vom
altnord. vad, Furt; fr. gu6er, it. guadare, waten,
althochd. watan) eine Furt.
ueber, ſ. Sebern.
Guelf, italienische Form des deutichen Namens
Welf, m. altd. (Hwölfo, Wölfo, v. althd. hwelf,
welf, ein Junges wilder Tiere; ängelſächſ. hwelp,
vgl. engl. whelp, junger Hund) männl. Name;
Suelpben, ſ. Welfen.
— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —
guillochieren 319
Guemul od. Gbemul, mſchileniſch (auch Huemul)
ein dem Pferde und Eſel ähnliches, ſehr flüchtiges
und mutiges Tier in Südamerika.
Guenno, m. eine Rechnungsmünze in Guinea —
116 Zr. dän. Cour.
Sueridon, m. fr. (pr. gheridöng; it. gheridöne) der
Reuchterträger, Kerzenhalter.
Guerleys, pl. fr. (fpr. gerleh') eine Art geringen
oftindischen Kattuns.
zuerre, f. fr. (fpr. gähr’; prov., tt. u. jpan. guerra,
von dem althochd. werra, d. i. Gewirre, Aufruhr,
Krieg, vom althochd. wörran, verivirren) Der Krieg;
à la guerre, friegartig; Kriegsſpiel, eine Urt des
Billardfpiels, woran mehr als zwei Berjonen teil-
nehmen; Guerillas, pl. ſpan. (ſpr. gheriljas;
guerrilla, eigentl. einer Krieg) ſpaniſche unregel-
mäßige Streifſcharen in den Gebirgen, Landſtürmer;
Gueriflere, m. der Rottenführer.
Guet, m. fr. (fpr. gheh; altfr. guette, prov. guaita,
vom althochd. wahta, mittelhochd. wahte, Wacht)
die Scharwache; die Rofung; guetieren od. guet
tieren (fr. guetter, prov. guaitar, it. guatare,
guaitare) wachen, ſchildern; lauern, auflauern;
guetable (ipr. ghetdb’L), wachpflichtig; Guetteur,
m. (ſpr. ghettöhr) ein Aufpaſſer.
Gueuſen, ſ. Seufen.
Guẽze, f. (auch Guerze, Gueſe, Guz, Göff, Ges,
Ber, Ser oder die Arſchin genannt) die perſiſche
Elle für Wollwaren in Tebris = 1,1e m; für perj.
Zeuge und im Mleinhendel, beſ. in Schirad und
Teheran — 1,085 m.
Guichet, m. fr. (fpr. giſchäh, engl. wicket) Einlap-
pforte, eine Heine Tür in einer großen (befonders
bei Seltungen, Gefängniffen uſw.) Schlupfpforte;
Schalter. |
Guide, m. fr. (pr. ghihd'; prov. und it. guida, v.
prov. guidar, tt. guidare, Foren, leiten, vgl. got.
witan, beobadıten, bewachen, lat. videre, fehen) ein
Führer Bote, Begleiter; pl. Guides od. Guiden,
Leibwächter; daher: dag Guiden-Regiment; in
Belgien eine Art Feldjäger; in Sahfen=Ordons
nanz-Offiziere; Guide-Main,m.(ipr.—mäng)
Handleiter, eine von Kalkbrenner für den Klavier—
unterricht erfirndene Vorrichtung; Guidagium, n-
nl. das Geleitsgeld; Guidon, m. fr. (pr. ghidöng)
die Standarte bei der Gendarmerie; auch der Stan—
dartenjunfer; das Korn am Flintenlaufe; Tonk.
jo viel al3 Cuſtos; Guide, m. it. (ml. Vitus,
Beit, althochd. Wito, Wido, von althochd. wite,
Adverb zu wit, weit, von großer Ausdehnung, eig.
einer der weithin wirkſam und befannt it) mönnli.
Name: der Weitbefannte (nad) anderen vd. althochd.
witu, Holz, alfo: Waldmann, Waldbemohner);
guidoniſche Silben, |. inter ut, re 2c.
Guignon, n. fr. (pr. ghinjoͤng; von guigner, ſchie⸗
len, feitwärts anjeben, prov. guinhar) Unglüd, bef.
im Spiele.
Guildhall, n. engl. (ipr. gildhaͤhl; vgl. Gilde) eig.
die Gildenhalfe, das Zunfthaus; das Rathaus in
London.
Guildive, f. fr. (pr. gildihw') Zuderbranntwein.
Guilladars, pl. oſtindiſche Taſchentücher.
sitillochieren (ſpr. gbijoi—), fr. (guillocher, an-
geblich nad dem Erfinder Guillot benannt) [hlin-
gen, mit verichlungeiten Zügen bezeichnen; mit
Ihlängelnden Zügen verzieren; einrigen; Guillo—
chier-Kunſt, die Kunft des Einfchneideng oder
Abdrudens mannigfaltig verfchlungener Zieraten
mittel3 der Guillochier⸗Maſchine; Guillochis
n. (ſpr. —ſchih) oder Gutlohe, n. (ſpr. —ſcheh)
320 Suillotine
die Arbeit in gewundenen Zügen, die Zeihnung
in gewundenen Zügen, das Zeichenmufterin Schlan-
genlinien.
Snillotine, f. fr. (fpr. ghijotihn’) das Fallbeil, die
Köpfmaicine, von dem franzöſ. Arzte Guillotin
(pr. Ghijotäng) 1792 eingeführt und nad ihm
benannt; guillotinieren, mit dem Fallbeil ent-
haupten; Guillotinaͤde, f. die Hinrichtung durchs
Fallbeil; Guillotomante, f. die leidenjchaftliche
an hinzurichten; Guillotineſchere, die Sleit-
ere.
Snimberge, f. fr. (pr. ghängberſch', von dem deut-
fchen EStmperge oder Wimberg, j. d.) Spibgiebel
im got. Bauftil.
Suimpe, f. (pr. ghängp'; altfr. guimple, von
althochd. wimpal, leichtes Gewand, Schleier, neu-
hochd. Wimpel) eig. Bruftichleier der Nonnen;
Mod. ein gewöhnlich geſticktes Leibchen ohne Armel,
welches Damen unter dem Kleide tragen.
Guineag, f. ein auf Guinea herrjchendes Fieber, dem
gelben Fieber ähnlich.
Guinee, f. (fpr. ghi— ; nach dem goldreichen Lande
Guinea in Afrifa benannt, weil aus dem dorther
fommenden Golde die eriten geprägt wurden) eine
chemal. engliſche Goldmünze von 21 Schilling =
21,35 Mk., jest nur noch Rechnungsmünze; Gui—
nea, Guinee, f. ein 15m langes blaues Baum—
wollenzeug aus dem franz. Oſtindien, beſ. in Se—
negambien als Tauſchmittel benutzt und zu 7 bis
8Mk. geſchätzt; auch baumwollene indiſche Gewebe
Guingan, mfr.—Gingang, ſ.d. küberhaupt.
Guinguet, m. fr. (ſpr. ghängheh; vom altfranz.
guinguet, furz, fnapp) eine Art Kämelzeug, Kame-
lott; auch Gingett, Guinguette, f. fr.(ipr. ghäng-
hett’; von guinguet od. ginguet,jchwacher, ſchlechter
Bein, Kräßer) eine Landichente, Kneipe; ein Land
häuschen; auch eine Art Landkutſchen für die Um—
gegend von Paris.
Guionlinie, die Dampferlinie zwifchen Liverpool
und Neuyork.
Suipure, f. fr. (fpr. ghipür') ſ. Gipüre.
Gula oder Hulya, f. ungar. eine im Sontmer bei
Tag und Nacht im Freien bleibende Herde; daher
Gulaſch-Fleiſch der Gulaſch, n., ein ungariſches
Fleiſchgericht, näheres j. unter Gulhäs.
Gulad, ſ. Goelak.
&uliänje, f. ruſſ. (von guliätj; ſpazierengehen) eig.
der Spaziergang, öffentliche Spagzierort, die Brome-
nade; uneig. ein in einem öffentl. Stadtgarten ab-
gehaltenes großes Volksfeſt mit allerlei Belufti-
gungen.
Guͤliſtan, m. perj. (von gul, Roje, u. stän, Ort) ein
Rojengarten; auch ein Werf des Dichters Saadi.
Gully, m.derSchlammfang; Rinneneinlaß, Schacht
zum Abfangen von Schlamm, Sand uſw.
Gulyas, gew. Gulaſch, eigentl. Gulydspis, n.
ungar. (jpr. Gulljahſchhuhſch, v. gulyäs, der Rin—
derhirt, u. hüs, dad Fleiih; Gulyäs ift die öſter—
veichische, genauer ungariſche Schreibung für das
deutihe Gulaſch); ungariſches Fleiſchgericht, aus
gedämpftem, in kleine Stücke zerſchnittenem Rind»,
Kalb- od. Schöpsfleiſch, mit PBaprifa (j. d.) ge—
würzt; gewöhnlich wird da3 Gulajc nur aus einer
Sorte Fleiſch hergeftellt: Rinds-, Kalbs- oder
Lammsgulaſch, doc) wird es aud) aus zwei Sorten,
.B. Rind» und Schweinefleiſch, gemiſcht; das
a 0 heißt auch Pfefferfleifch, in Ungarn
örfelt.
Gummi, n. I. (fat. gummi, commi, gr. kKömmi von
altägypt. kemi, kami, Gummi von Mimofen-
Gutta-Perda
oder Afazienbäumen) der Kleber, trodner Pilan-
zenſchleim, Schleimharz, ſchleimiger Saft aus Bäu-
men; pl. Gummäta, ſchleimharzige Gewächſe,
deren Düfte die Nerven jtärfen; auh Gummi-
gewächfe am menichlichen Körper, Geſchwülſte au.
den Gelenken; Gummi arabitum, das arab.
Gummi, von einer Art Mimoje, oder nach an—
derer Benennung Akazie (dem ägypt. Schoten-
dorn), bef. al3 Kleb- u. Verdichtungsmittel, auch
als jchleimlöfende Arzneigebraudt; 8. elaftifum,
elaſtiſches G. auch Kautſchuk od. Katſchunge—
nannt, Federharz, der zähe, an der Luft verdidte
Milchſaft eines ſüdamerikan. Baumes, der Si-
phonia elastica; Gummifarben = Aguarell-
jarben, ſ. d; Gummiguütt od. gutta (v. dem
malayijchen gatah, guttah, javan. getah, Gummi,
Balfam), Gelbharz von dem Gummiguttä-Baume
in Siam und Ceylon, ein rötlich-gelibes, hartes,
glänzendes Gummiharz; in — als ſtarkes
bführungsmittel, u. zur gelben Malerfarbe ge—
braudt; Gummiharz, ein harzartiges Gummi;
&. Kopäl (val. Kopal), Yadharz aus Oſtindien
u. Amerifa; Gummipaſte, f. Lederzuder, eine
Palte aus Gummi arabitum, Eiweiß und Zuder,
die gegen den Huften eingenommen wird; Gummi
Det Kautſchuk von gelber Farbe; G. Tragant.
Tragant; gummieren, nl. mit aufgelöften
Gummi bejtreichen od. tränfen; Seidengemebe mit
Gummiwaſſer behandeln; Gummofis, f. Summi-
fluß, eine franfhafte Gummiabjonderung auf der
Rinde der Steinobjtbäume; gummüs, 1. (gum-
mösus) gummiartig, dem Gummi ähnlich.
Gums, ij. Komit, 3. B. Gums im Zintenfaß.
Hums, Reiterei in Algier, nicht zu den ordnungs-
mäßigen Truppen gehörig.
Guna, m. Sanskr. die durd) Vorſchiebung eines
furzen a bewirfte Bofaljteigerung; gunieren, auf
diefe Weife fteigern.
Gunde, j. Gonda.
Gur, m. weißes oſtindiſches Baumwollenzeug; Gu—
racs, pl. gemalter bengaliſcher Zits Gurguran.
m. (fr. gourgouran; vgl. Gargurans) ſchweres in⸗
Guruſch, ſ. Gerſch. Idiſches Seidenzeng.
Gusli, f. oder Guſſel, eine liegende Harfe bei den
Nufjen, ähnlidy der Hither.
Gußjanki, pl. ruſſ. lange Fahrzeuge, welche auf der
Dfa und Wolga gebraucht werden.
GSujftation, j. unter Guſtus.
Guftav, m. jcywed. (nl. Gustävus, altn. Gudhstafr,
von gudh, Kampf, u. stafr, Stab, hochd. Guntſtab)
Eigenname: der Kriegsitab, Krieger, Held.
Guftus, ın. 1. der Geſchmack; de gustibus non est
disputändum, über den Gejchmad ijt nicht Bi
ftreiten; Guſto, m. it. der Geſchmack; vgl. da3 fr.
Goüt; guftös, nl. jhnadhaft, geihmadvol, an⸗
genehm;; gust6so, con gusto, it. Tonk. geihmad-
vol’; guftieren, I. (gustäre) koſten; Gejchmad an
etwas finden; pgl.goutieren unter Gout; Guſta⸗
tion, f. eig. das Koſten; ein Frühmahl, Borgericht.
gutta, f., pl. guttae, I. der Tropfen; tropfenähn-
ficher Fleet oder Punkt; daher nl. für Star, als
Augenkrankheit; guttätim, Heilf. tropfenweiſe.
Gutta⸗-Percha, f. (ſpr. —pertſcha; eig. Gummi von
Sumatra, v. dem malayiſchen guttah, Gummi, u.
percha, die Inſel Sumatra; vgl. Gummigutt) der
an der Luft zu einem lederartigen zähen Stoffe er-
härtete Milchfaft des Percha- oder Tuban—
Baumes (Isonandra gutta) auf Malaffa, Borner
u. andern indischen Inſeln, feit 1842 befannt ge-
worden und wegen jeiner luft und wafjerdichten
.
guttural
Beichaffenheit zu vielfachen Zwecken angewendet;
Zuttapercha⸗Satin, m.(jpr.—jatäng), Oummi-
eder.
gutturäãl, nl. (v. I. guttur, Gurgel, Kehle) zur Kehle
gehörig; Guttural-Buchftaben (gutturäles),
Kehlbuchitaben, Kehllaute. |
Guu-Fawkes-Tag, der in London zum Andenken
an Guy Fawkes (jpr. gei foafs) und die Pulver-
verſchwörung von 1605 unter allerlei Unfug vom
Straßenpublifum gefeierte 5. November.
Guz, j. Gos.
Guzdẽs, f. türk. eine gemeine Favoritin neben den
Haremsfrauen in Konſtantinopel. "
Guzla, f. jlav. (pr. Gufla mit weichem ſ) jüdjla-
viiches mandolinenartiges Saiteninftrument, mit
dent die Slaven ihre Bejänge begleiten.
Gyyges, m. ein fabelhafter König der Lydier, der ſich
mittels eines Ninges, welcher die Eigenjchaft hatte
unfihtbar zumachen, vom Hirtenjtande bis auf den
Königsthron foll emporgefhwungenhaben. Daher
die Redensart: Gyges’ King bejigen, d.h. alle
feine Wünſche erfüllt jehen.
Ghymnafium, n. [. (v. gr. gymnäsion, urjpr. der
öffentliche Platz, wo man nadt Leibesübungen
anftellte, von gymnös, nadt) eig. ein Übungsplaß,
Übungshaus;eine Gelehrtenichule; &ymnefiarh,
m. ein Leiter derfelben; Gymnaſiaäſt, ein Schüler
derjelben; Gymnäſtik, f. (gr. gymnastike, von
gymnäzein, nadt üben, überh. üben) die Übung,
bei. die Turnkunſt; Turnkunde; insbe). dieSpring>,
Schwing», Ring und Shwimmfunft; Gymnaſti—
Ton, n. eine Erjchütterungsmaichine, um ſich im
Zimmer Bewegung zu machen; ghmnäſtiſch, leib-
od. fraftübend, zur Turnkunſt gehörig; gymna—
ftiihe Ubungen, Turnübungen; gymmnifch, die
Leibesübungen betreffend; eingymniicher®ett-
kampf, (. gyınnicum certämen, n. Wettfampf in
Leibesübungen.
Eymnasties, pl.engl. dſchimnäßtiks), die Turn⸗
kunſt, Gymnaſtik, die Leibesübungen; Turngerät.
Gymnopoͤden, pl. ar. (von gymnös, nackt, bloß)
arrüger- Monde; Gymnoptẽra, pl.Nacktflügler,
Inſekten od. Kerbtiere mit nadten, ftaublofen Flü-
geln; sannefonäikt, m., pl. Gyumofoshiiten,
nadte Weije oder Barweife, altindische Philoſophen
und Religionglehrer, die faft nact gingen, fich des
Genuſſes alles Fleifches enthielten, auf alle förper-
fihen Bergnügungen Berzicht leiſteten und fich nur
Haben3-Korpug-Atte 321
mit Betrachtungen der Natur bejchäftigten; &ym=
noſpermia, pl.nadtfamige Pflanzen, Bflanzen mut
narltliegenden Samen.
Gynäzẽea od. Gynäzia, pl. (gynaikeıa, von gyne,
Gen. gynaikös, das Weib) Heilf. die monatliche
Reinigung; Gynäzẽum, n. (gr. gynaikeıon) ein
Frauengemach bei ven Griechen; Gynäzismus od.
Gynäklismus, m. weibijches Weſen; Gynäkokra⸗
tie, f. die Weiberherrſchaft; Gynäkologie, f. die
Frauenheilftunde, Xehre von der Natur und den
Krankheiten des weiblichen Gejchlehts; Gynäko—
log, m. Srauenarzt; ghnäkologiſch, Srauentranf-
heiten od. Frauenheilkunde betreffend; gynäkolo—⸗
giſches Inſtitut, Entbindungsanftalt; Frauen-
heilanjtalt; Gynäkoman, m. ein Weibernarr;
Gynäfomanie, f. die Weiberjucht, männliche Lie—
beswut; gynäkomoörphiſch, von weiblicher Geſtalt;
GEynäükonöm, m. ein Weiberauficeher; Gynäko—
phäg, m. ein Weiberfrefler od. -verzehrer; ghnä⸗
kophöniſch, eine weibliche Stimme habend, Gy—
ander, m. ein Zivitter; Gynandria, pl. weib—
männliche Bflanzen mit Zwitterblumen, worin die
Staubfävden am Stempel figen, in Linnes Syitem
die 20. Klaſſe; Gynandrie, f. Ziwitterbildung mit
Vorwalten der weiblichen Geſchlechtsteile; gyndne
driſch, weibmännlich, zwitterartig; Gynaͤnthro—⸗
498, m. Heilf. ein Weibmann, vermeintlicher weid-
licher Zwitter; Gynatreſie, £. Verſchließung der
Gyps, ſ. Gips. (Mutterſcheide.
Gyrus, m. pl. Gyri, gr. (gyros, l. gyrus) ein Ring,
Kreis, eine Windung; insbeſ. die Windungen auf
der Oberfläche des Gehirns; Ghrälbeiwenung,
Kreifelbewegung (beirotierenden Körpern); Gyra⸗
tion, f. nl. Heilk. die Drehjucht, ein kranthäfter
Schwindel; Gyram, n. gr. (gyröma) Gedrehtes,
Tellerfürmigeg; Kreis-Schüſſelchen, ſchüſſelförmige
Fruchtlager an Pflanzen; Gyromantie, f. die
Kreis-Wahrjagerei,WahrjagereidurgHerumgehen
in einen Kreife; Gyrométer, m. Drehungsmeſſer,
dient dazu, die Umdrehungsgejchtwindigteit eines
Körpers, 3. B. eines Maſchinenteiles, zu meſſen;
Gyrophaͤg, m. ein herumziehender Tafelbefucher;
gyrös, ni. gewunden, geringelt; $hyroffop, n. gr.
ein Apparat zum Beweife für die Umdrehung der
Erde; Gyrotroͤp, m. gr. der Strommender, ein
Snjtrument zum Schließen des galvaniſchen Stro-
mes — Kommutator, ſ. d.; Ghyrobig, m. ein
Landſtreicher.
H.
Abtürzungen: H, al3 Zahlzeihen — 200; in der | H ald Münzzeichen für Öfterreich (früher): Günz-
Rubrizierung als 8. Buchſtabe — 8; in der Tonf.
die 7. Stufe in der diatonischen, die 12. in der
&romatijchen Tonleiter; h. als Abkürzung für
herba, daS Kraut, homo, der Menfch, habet, er
hat; ha — Hektar; h. a. — hoc anno oder hujus
anni; h. e. = hoc est; hl = Heftoliter; h. 1. =
hoc loco od. hujus loci; h. m. = hoc mense oder
hujus mensis; h. 8. = hoc sensu; h. t. = hoc
tempore, j. jämtlid) unter hoc; H.C.= Helvetica
Confessio; H.L. Q.C.=hora locöque consuöto;
H. P. oder HP — ferdefraft (Horse power); H.
S., entjt. aus L. L. S. — libra libra semissis,
22, U = Seitertius, j.d.; huj. — hujus, . d.;
ent. Heichen find: H.—= Hydrogenium, Wajjer-
ftoff; Hg. = Hydrargyrum, Queckſilber.
Hevyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
burg; für Frankreich: Rochelle; im Deutfchen Reich:
Darmitadt.
—— ſ. Tour.
abarah, m. arab. (von hibarah, ein geſtreiftes
Zeug, von habara, ſchön oder gejtreift machen) ein
roßer jeidener Mantel der vornehmen Fraugı in
Kairo, weldyer den ganzen Körper bis auf einen
Heinen Streifen des Geſichts bededt.
abaſſis, f. eine Art Zeinwand bei den Indianern.
abẽas-Korpus-Akte, f. ein mit den lateiniichen
Worten habeas corpus etc. (d.i. habe deinen Leib,
näml. frei 2c., vom J. haböre, haben) anfangendes
engl. Grundgefeß, das Berhaftungsgefeg, ſeit 1679,
nach welchem ein Verhafteter binnen 24 Stunden
verhört werden muß, und wenn er feines Haupt»
21
322 Habeönt sua fata libelli
verbrechens befchuldigt werden kann, nad) jener
Heit jeine Loslaſſung gegen Stellung eines Bürgen
fordern darf 2c.; habeas tibi, I. hab’ od. behalt’
es fiir dich, ſchreib' es dir felbit zu; habeat sibi,
er behalte es für fi), mag es fich ſelbſt zufchreiben.
Habent sua fäta lihelli, I. auch Bücher haben ihre
Schickſale.
Haberdasher, m. engl. (ſpr. habb'r-daſchör) der
Kurzwarenhändler.
habil (fr. habile; lat. habilis, gut und leicht zu hal-
ten und zu handhaben, v. habere, haben, halten)
geiandt, fertig, gewandt; Habilttät (I. habilitas),
heſchicklichkeit, Tüchtigkeit; Lehrrecht; Habilität
des Heugen, die gejeglich anerfannte Fähigkeit
desfelben, ein rvechtsgültiges Zeugnis abzulegen;
ſich habilitieren, nıl. (habilitäre) feine Gefchic-
lichkeit zum Lehramte, be. an Hochſchulen, bewei—
jen, fich als Lehrer an einer Hochſchule niederlafien;
Habilitation, f. die Befähigung; Erlangung des
Rechtes, Borlefungen an einer Hochſchule zuhalten.
habillieren (ipr. abij—), fr. (habiller) fleiden, an-
Heiden; Kochk. geſchlachtetes Geflügel zum Kochen
und Braten gehörig zurichten; Habillement, n.
(ipr. abif'mdng) die Kleidung, der Anzug.
Habit, ſ. unter Habitus.
Gasttieven, I. (habitäre) bewohnen; Habitäbel (L.
habitabilis),bewohnbar; Habitabilität, £. nl. die
Bewohnbarkeit; Habttachlum, n. I. ein Wohn-
platz; nl. auch ein Kompakhäuschen(fr.habitacle);
Habitdet, m., pl. Habitanten, Bervohner; Ha=
bitation, f. (lat. habitatio) die Wohnung, Nieder-
lafjung; das Wohnrecht, Hecht in eines anderen
Haufe zu wohnen.
Habitus, m. l. (eig. das Sich-Gehaben, dv. habere,
haben) die äußere Geſtalt, Leibesbeſchaffenheit; die
Haltung, das Benehmen; auch Kleidung Tradıt;
habitus non facit monächum, das Kleid macht
nicht den Mann, eig. die Tracht macht nicht den
Mönd; per habitum infüsum, durch eigenen
(eig. eingegofjenen oder eingeflößten) Antrieb: Ha⸗
Bit, m. oder n. fr. (fpr. abih) der Anzug, die Tracht;
das Kleid; Habituation, F. die Stelle eines Pfarr-
oehilfen; Habitüde, f. fr. die Angewöhnung, Ge-
wandtheit; Zörperlicher Anftand; Habitnell (fr.
habituel), gewohnt, beharrlich, geläufig; habi—
tuieren (fr. habituer), gewöhnen, bef. ſich — fich
zu od. an etwas gewöhnen; Habitue, m. ein jtän-
diger Beſucher, Stammgaft.
Hableur, m. (pr. —löhr) fr. (v. habler, aufjchnei-
den, prablen, jpan. hablar, v. I. fabuläri) ein Auf-
ſchneider, Schwätzer; Hablerie, f. Prahlerei.
hachieren (ſpr. haſch —) fr. (hacher, v. d. deutſchen
hacken, althd. hakjan) hacken, wiegen; aufkratzen,
taub machen, ſ. v. w. ſchraffieren; Haché oder
Hachis (pr. haſchih, n. Gehacktes; Hadfleifch;
vHachẽkraufen, Wickelkrapfen; Hachüre, f. (jpr.
—jühr’) Aufrigung, Kerbung, Einſchneidung; bei
Kupferſtechern = Schraffierung.
hac (sc. via) itur ad astra, I. Spriw. auf diefem
Wege geht man zu den Geftirnen, d.i. fommt man
zu Ehren; hac lege, f. unter lex.
Haciende, f. ſpan. (jpr. c = $, oder genauer tie
eingelijpeltesjcharfes f; prov.facenda, it.faccenda,
Geſchäft, Verrihtung, ſpan. die Verwaltung der
Güter, die verwalteten Güter, vom I. facienda, pl.
von faciendum, was zu tun oder J machen iſt)
ein Landgut, eine Meierei, beſ. in Mittel-Amerika
ein großes, vorzugsweife zur Biehzucht beftimmtes
Landgut, in Merifo 5 Duadrat-Leguag (d. i. Stun-
Haba
den) umfaſſend; Hactendero, m. Beſitzer einer
Hacienda.
Hacket, |. Haquet.
Hackneyscoach, f. engl. (fpr. hackni⸗kohtſch) Miet- .
futfche, Mietwagen.
häctenus, I. bis hierher, jo weit.
Hädes, m. gr. die Unterwelt, das Schatten- oder
Toienreich, vgl. Pluto.
Hadſch, m. arab. (v. hadschdscha, fchreiten, gehen)
die pflihtmäßige Wanderung oder Bilgerfahrt der
Mohammedaner nah Mekka; Hadſchi od. Hagi,
m. ein mohammedaniſcher Pilger, der eine ſolche
Wallfahrt für jich od. gegen Bezahlung unternom-
men hat; auch ein griechijcher od. arinenischer Chriſt,
der nach dem heiligen Grabe in Serufalem gemall-
fahrtet ift.
Hadſchib, m. arab. (daS Bartizip von hadschaba,
bededen, abjchließen) Türſteher, fürftlider Kämmer—
ling, ehem. der erite Minifter bei den Kalifen.
Hadſchiſch = Haſchiſch, f. >.
haeres, haereditas 3«,, |. unter heres :c.
Hafne, f die Privatfafje des Sultans.
afi, m. arab. (häfi, barfuß) Barfüßler, wer feine
Sohlen trägt.
Hafis od. Hafiz, m. arab. (v. hifz, Gedächtnis, ha-
fasa, behalten, auswendig lernen), Ehrenname
eines Gelehrten; eig. wer den Koran od. berühnite
Dichtungen auswendig weiß.
Hagar, f. hebr. weibl. Name (von dem ungebräuchl.
hägär, arab. hadschara, fliehen, verlafjen; vgl.
Hedſchra) die Flüchtige.
hagard, fr.(ſpr. —gähr)wild, verſtört; ſtörrig, rauh;
cheu.
Haggädah, f. hebr. Verkündigung, Sage, eine Art
— Lehren und Erzählungen zur Aus—
legung der altteftamentlichen (bef. prophetiichen)
Schriften; vgl. Halacha.
Haggdi, m. hebr. männl. Name, eig. Chaggai (v.
chag, Feſt) der Feſtliche, Feierliche.
Hast, |. Hadſchi. a Ben.
Hagtdsnms, m. gr. (hagiasınös, v. hagiäzein, heis
ligen) die Heiligung, d. i. die Tätigkeit des heiligen
Geiftes, welche das unabläffige Ringen nad) dem
Guten in der Seele des Menſchen erivedt; Hagio—
alysta vd. Hagioginäten, pl. gr. (hägios, heilig)
ältere heilige Bildwerfe; Hagiogräpha, pl. die-
jenigen heiligen Schriften, welche die Juden bon
dent mofaischen Geſetze und den Propheten unter-
ſcheiden, nämlich die Pfalmen, Sprüche, Pred. und
Hohelied Sal., das Buch Ruth, die Bücher der
Chronika, das Buch Eira, Nehemia, Ejther, Hiob,
die Klagelieder Serimiä u. Daniel; Hagivgraph,
od. Hagiolög, m. ein Lebensbeichreiber der Hei—
ligen; — Hagiologie,k. die Heiligen⸗—
lehre, Lebensbeſchreibung der Heiligen; Hagtold-
giſch, Die Lebensbeſchreibung der Heiligen od. den
Heiligenfalender, dns Hagiolögium, betreffend;
Hagiolatrie, f. Heiligendienit; Hagiomãchos, m.
ein die Heiligenverehrung Beftreitender; Hagio—
machte, f. Streit über die Heiligen-Berehrung;
Hagiopneumaͤtik, f. die Lehre von den heiligen
Seittern; Dagiofföp, n. gr. Heiligenbildmwerfer,
Hagiötik, f. die Heiligungs- oder
Beſſerungslehre. —
Hagneuma, n. gr. (hägneuma, v. hagneüein, keuſch
leben) die keuſche Lebensweiſe.
Haha, n. fr. (von dem Ausruf der Überraſchung:
haha!) eine Freificht, Offnung in einer Garten—
mauer zur Ausfiht ins Freie, mit einem tiefen
Graben davor.
Haiduck
Haiduck vd. Haidul, ſ. Heiduk.
Saidut, m. pl. Haiduts, türk. (haidüd, ehem. ein
ungar. Snfanterift, vgl. Heiduk) Straßenräuber,
—— —— ae —
te, f. (ſpr. häh') fr. (vom deutſchen Dag, Ges
hege, Hede) die Hede, der un eine Dop⸗
pelreihe, Gaſſe v. Kriegsvolt; en haie (jpr. ang—),
in Hecken- oder Nebenreihen, in zwei Reihen ein-
ander gegenüber geitellt. 3
Hai, m. arab. (von häka, tweben) ein großes Stück
Zeug von Wolle und Baumwolle, welches die Mau—
ren in Nord-Afrika beim Ausgehen überwerfen.
Hailoh od. Hehloh, a ein Längenmaß auf Suma-
tra — Lengl. Yard = 0,914 m.
Haiman, f. frei herumziehende Hirten in der Türfet.
Mair, engl. (fpr. hähr) das Haar; Hairbin, n. ein
halbfeidenes Famelotartiges Zeug; H.-cloth (fpr.
— obs) und H.-seating (fpr.— ſih —), Arten von
Haartuch; H.-cord (pr. —tohrd), ein zart gerippt
eriheinendes, aber glattes Baummollgewebe, mit
dichten farbigen Streifen; H.-plush (pr. —plöſch),
. a. H.-shag (ſpr. — fchäd), wollener Plüſch mit
Kamelhaar.
Halatismus, m. Buchſtabenwort, gebildet aus den
Buchſtaben 9. K. T., mit denen die Namen der drei
hervorragenpdjten Kämpfer für die deutichen Oft-
marken gegendas Bolentum beginnen:Qanjemann,
Sennemann und Tiedemann) die Bewegung, die
für die deutihen Oſtmarken ſchützend eintritt
gegenüber dem die Oſtmarken bedrängenden Polen—
tum; Hakatiſten, pl. Anhänger diefer Bewegung.
— (in der Armee) = Ha—
quet, f.d.
Halim, m. arab. (häkim, Bertizip v. hakama, herr-
jchen, richten, wiſſen) ein Weiſer (Philoſoph); auch
Arzt und Richter; Hakim-Baſchi, m. der Ober-
arzt, Hofarzt; Hakim-Efendi, m. der erſte Leib-
arzt des Sultans; Hakim-Scheri, m. ei Gerichtg-
verwalter.
Halacha, f. hebr. die Glanzrede, der poetiſche Stil,
die Ausbildung des Geſetzes zu prakt. Reſultaten,
durch Behörden ꝛc., vgl. Haggadah.
Salaga, f., v.n. fr. (fpr. halähſch'; von haler, ſpan.
halar, vom altſächſ. halön, altnord. hala, engl. to
hale, ziehen, vertw. mit holen, althodjd. holön,
halön, rufen, herbeiholen) das Schiffziehen längs
des Slußufers an Seifen; der Schiffzieherlohn.
baldlt, (fr. halali, hallali; vgl. hahali, Jubelruf der
Jäger) Jäg. der Ruf der Güger bei der Hebjagd,
wenn der Hirſch nicht weiter kann.
ÖOalbfabrifat, eine halb zubereitete Ware, die noch
weiter bearbeitet werden muß (z. B. Stahl, Leder,
Garn u.a.)
halbieren, deutid mit lat. Endung in zwei Hälf-
ten teilen; Halbiertes Roheiſen, grau-weißes
Eifen, Forelleneifen.
Halstriftall, Kriftallglas mit etwas Bleizufaß ver-
mengt.
Halbpartett, n. Friesfußboden.
Dalbporzellan, Steingut.
halchoniſche Tage, ſturmloſe, ruhige Tage, die
Winterwochen um den kürzeften Tag, wo das Meer
ſtiller iſt, und, wie man glaubt, der Eisvogel (gr.
halkyön) ſein Neſt baut.
Onlebi od. Halibi, Khalebi, Khalibi, mn. türk. (eig.
Pit. Hälebi, die Elle von Aleppo), v. 1852—1874
die gejegliche türf, Elle = 0,685 m; die rumänifche
Elle für Tuche u. Seidenzeug, auch Cotu gen.,
0,583 m (für andere Gewebe gilt d. Endaſeh, f.d.).
Halfafajer — Alfa, Eipartofajer, f.d.
—
—
Haloche mie 323
half and half, engl. (ſpr. Hähf änd hahf), Halb u.
halb, ein Getränf, das aus Porter und Ale ge-
mischt tft.
halfbacks, pl. engl. (ipr. hähfbäcks) Mitteljpieler
(bein Fußball); half-blood, n. engl. (fpr. hähf⸗
blödd), Halbblut (beim Pferderennen).
Half-crown, f. engl. (pr. hahfkraun) eig. halbe
Krone, eine engliſche Silbermünze; Half-dollar,
m. (jpr. hahfdoller) ein halber Dollar; Half-eagle,
m. (ſpr. hahſihg'l) ein halber Eagle, ſ. d.; Half
drei, n. der halbe Anzug, die Hauskleidung; Half⸗
pennyi, m. (jpr. hehpenni) ein halber Penny, j. d-;
Half-quarter ⸗dollar, (pr. hahfkivarterdoller), ein
halber Bierteldollar, ein Achteldollar; half-time,
f. engl. (fpr. hähftaim), eigentl.: Halbzeit, Halb»
ſchluß, Baufe in der Mitte eines Fußballſpiels.
Halicutit, f. gr. (von halietein, fiichen) die Fiicher-
funft; uneig. die Kunft, Menſchen zu fangen, durd)
Übervedung zu gewinnen; Halientife, pl. ein Ge⸗
Dicht über den Stichfang; halieutiſch, Die Fiſcher—
kunſt betreffend.
Haligraphie, f. gr. (v. häls, Salz, Meer) Befchrei-
bung von Salzwerten Haliotiden, pl. gr. (von
häls, Meer, u. ũs, G. õtos, Ohr) Seeohren-Ber-
fteinerungen.
Halinatuch, n. grobes weißes Tuch, aus dem die
ungarischen und mähriſchen Bauern, ihre Mäntel
beritellen.
balitieren, I. (halitare, Wiederhofungszeitivort von
haläre, hauchen) aushauchen, dünſten; Halttös,
nl. dunſtig.
halkyoniſche Tage, j. haleyoniſch.
Hall, n. — (ſpr. haͤhl, ſ. Halle) eig. Halle, Saal;
Verſamm a dann auf englifchen Uni«-
verfitäten eine Schul- od. Univerfitätsitiftung.
Halladaͤt, arab. (verderbt aus chaled, pl. chaladät,
d. i. Geift, Intellekt, Seele) Titel eines Lehrge-
dichts von J. W. L. Gleim, das aus der Teilnahme
Gleims an der Beſchäftigung eines Freundes mit
dem Koran hervorgegangen war.
Halle, F. urſpr. deutih in dem Sinne: „Vorraum
eine Gebäudes“, vom altlächf. halla, engl. hall,
Saal, Vorhof, Tenipel) ein bevedter Platz; Bogen-
gang; abgeichlofjfener Saal; jr. aud; Bude, Kram—
laden; [daher dames (jpr. dam’) de Ja halle, pl.
oder Damen der Halle, Fiſchweiber und Höker—
frauen in Paris; Sprache der Halle, Pöbel—
ſprache;) in Salzwerken die Salzkote (f. Halloren);
Hallaͤge, £.,r.n. (ſpr. — ldhſch') das Lagergeld,
Marktgeld, Standgeld von Waren, die unter einer
Halle verkauft werden; Hallamt, Zoll und
Steuerant in Eiiddeutfchland, mit Warennieder-
lagen verbunden.
Hallelnjah, hebr. (v. hallal, hillel, preifen und jäh,
Abkürzung von Sahreh, Jchovah) lobet den Herrn!
gelobt ſei Gott!
Hallüren, pl. (vom Felt. hallwr, Salzbereiter, von
hal, Hall, vlt. f. Salz) Salzlieder in Halle an
der Saale, Halleute.
halluzinieren, [. (hallueinäri, od. r. alueinäri) im
Geijte irren, träumen; Halluzination, f. ((.hallu-
cinatio) Träumerei; franfhafte&innestäufchungen,
Erſcheinungen.
Haͤlma, n. japan. eine Art Feſtungsſpiel zu zweien,
auch dreien auf einem Schachbrett, bei dem man
die eigenen Figuren auf das urſprünglich gegnes
tische Feld führen muß.
Hnlochemie, f. gr. (v. häls, das Salz) Salzſcheide—
funst; halöchemiſch, zur Salzſcheidekunſt gehörig;
21*
324 Halos
Halörcs, u. gr. (eig. ſalzartig) die Kruſte, die ſich
vom durchträüfelnden Salzwafjer auf die Dornen
des Gradierwerkes legt; Halogén, n. der ver Ui
falzbildende Stoff, j. dv. w. Chlor (f.d.); Halo⸗
graphie, f. Salzbejchreibung, — der
Salzwerfe; Haleide, pl. die Salzbilder oder Salz—
bildner (Chlor, Brom, Jod, Fluor 2c.); Yaloid-
falge, die aus der Berbindung eines Salzbildners
mit einem Metall entjtehenden Salze, 3.8. Chlor-
natrium od. Kochſalz); Halologĩe, f.dieSalzkunde;
haloloögiſch, ſalzkündlich; Halomantie, f. Die
Salzwahrjagerei, Wahrjagerei aus Salzbäufchen;
Halometer, n. Salzmefjer, Salzwage, Halome—
trie, f. eig. Salzmeffung; die Beitimmung des Al-
toholgehaltes des Biers durch feine Fähigkeit, Koch—
ſalz aufzulöfen; Haloſköp, n. Salziwage, Solwage,
Halurgie, f. Salzgewinnungsfunft.
Sales oder Haͤlön, f., pl. Hafänen, gr. (eig. Die
Tenne) ein jogenannter Hof, Dunftfreis um Sonne
und Mond; auch Bruftwarzen- oder Blattern-
Ringe.
Salojfon, n. gr. (von hals, Salz) Salzmeſſer, Sol-
wage, Soljpindel, Werkzeug zur Beſtimmung des
Salzgehalts einer Sole aus ihrem jvezif. Gewicht;
Halotechnie, Halotechnik und Halurgie, f. Die
Salzweristunde, Salzbereitungslehre; Haloxylin,
n. (xylon, Holz) Schieß- und Sprengpulver, aus
Sägejpänen, getränft mit Ferridzyankfalium, er-
funden von Gebr. Fehfeifen in Eilli; Halürg, m.
ein Salzkocher. |
Saliter, m. ein Getreidemaß in Belgien.
Hualteren, pl. gr. (halteres, d.i. eig. Springer, von
häilesthai, fpringen) Wuchtfolben, Bleimajfen, die
man bei Springübungen in den Händen hielt; auch
die Öleihgewichtsfugel od. -ftangen (Balancier-
Stangen.)
Salunfe, m. (wahrſch. von dem wend. holunk, ein
im Walde wohnender Menſch) Schimpfname für
einen nihtswürdigen Menjchen, Taugenichts.
Dalve, eine GSilbermünze in Nordamerika =
1/, Dollar,
Seltwah, n. türkiſch, Zucerbrot, Türkenbrot, ein
auch bei uns beliebte3 orientalifches Backwerk aus
einem jteifen, aus Seſammehl und Honig mit
Haſelnüſſen zufammtengefeßten Teig.
ham, m. engl. (fpr. hämm), Schinfen; ham and
eggs, (ſpr. — änd eggs), Schinken und Eier.
haͤma, gr. Heilf. auf einmal, zugleich; Hamachre-
wie, f. (vgl. Chroma) Farbendrud mit mehreren
Farben zugleich, nach der — des Franzoſen
Monnot; Hamadrydde, f.,pl., Hantadryiden,
(v. drys, Eiche, Baum), gr. Fabell. Baun- oder
Waldnymphen, die mit ihrem Baume zugleic)
feben und abjterben.
Hamac, f. fr. Hängematte.
Sämagöga oder hämggogiſche Mittel, pl. ar.
(haimıa, Blut, ägo, fübren, treiben) Heilf. blut-
treibende Mittel; Hämalopps, f. Biutauge, Blut-
erguß in Die Gewebe des Auges.
Hamal, m. arab. der Lajtträger in einem vrienta-
liſchen Bazar, gewöhnlich von riefiger Geſtalt.
Hamam, (arab. hammäm, warmes Bad), m. türk.
öffentliches Bad; Hamamſchi-Baſchi, m. der Auf-
jeher der öffentlichen Bäder.
Haman, ın. ein feines, dichtes, weißes oftindifches |
Baummolfenzeug.
Hamansfeit, ſ. Purim.
Hämänthus, n. gr. (von haima, Blut), die Blut—
blumte, eine Zierpflanze.
Hämodynamil
Hamartie, f. gr. (hamartia, von hamärtäncin, feh⸗
len) Fehler, Sünde, Sündhaftigkeit. |
Hamäſa, f. arab. (eig. Tapferfeit, v. hamasa, ftand-
haft in der Religion und tapfer im Kriege fein)
eine Sammlung altarabijcher Heldenlieder.
Hämataporie, f. gr. (haima, Sen. haimätos, Bfut,
und aporia, Mangel) Blutmangel = Anämie;
Hämatin, Blutjtoff, der rote Färbeftoff des Blu—
tes, auch der Färbeitoff des Blauholzes; Häma—
tinon, n. eine brennendrote, undurchſichtige, harte
Glasmaſſe, im Altertume zu Vrunfgefäßen, Mo-
jaifen 2c. verwendet, durch Mar Vettenfofer
in München 1846 wieder erfunden und von ihm
Glasporphyr benannt; Hämatismus, m. die
Blutung, bei. Naſenbluten; Hämatit od. Hüma—
fiteg, m. der Blutſtein, roter Ölasfopf, Roteiſen—
jtein; Hümatochröm, n. das Blutrot; hämato—
gen, vom Blute, den Blutverhältniffen hertom-
memd;dasHameategen, ein Heilmittel gegen Blut—
armut, das bluterzeugend wirken ſoll; Hüma—
toglobin, n. der Blutfarbitoff; Hämatographie,
k. Blutbeſchreibung; Hinsateldes vd. Hämatopcs,
blutig, blutähnlich; Hämatofratie, f. Blutherr-
jhaft, durch Blutvergießen aufrecht erhaltene Ge—
waltherrſchaft; Hämatologie, f. die Blutlehre,
Bluterzeugungslepre; Hämatomantie, k. Vorher⸗
ſagung aus der Beſchaffenheit des Blutes in Krank—
heiten; Hämatoͤmma, n. Blutauge — Häma—
lops; Hämatophobie, f. die Blutfcheu, Furcht
vor dem fließenden Blute; Hämatopoẽſis, f. die
Blutbereitung, Bluterzeugung; hämatopoetiſch,
biutmachend, bluterzeugend; Humãtops, m. ein
Blutäugiger, Rotäugiger; Hämatoptyſie, k. Blut⸗
ſpeien; Hämatöſis, f. das Blutwerden, die Ver—
wandlung des Nahrungsſaftes in Blut; Häma—
toffopie, f. Blutbeſchauung; Hämatoſtätik, f.
Blutbewegungdlehre; hämatoſtätiſch, bluzitil-
lend; Hämatotheolegie, f. Lehre von der Vers
fühnung Gottes durch blutige Opfer; Fämatorj—
fon, n. Blutholz, Blauholz oder Kampeſcheholz;
Hämatoxylin, n. Blauholzrot, der ausgezogene
Färbeitoff des Kampeſcheholzes; Hämaturie, f-
das Blutharnen.
Hamarobier, pl. gr. (hamaxöbioi, von hämaxa,
Wagen, und bios, Leben; auf Wagen od. Karren
lebende, herumziehende Völker.
Hamede od. Hamedis, m. ein bengalifches weißes
Baumwollenzeug.
Hamilkar, m. vorz. bei den Karthagern beliebter
Eigenname: Öottlieb; Vater des Hannibal.
Hamiten 1., pl. (v. lat. hamus, der Haken) eine Art
gefammerter Schnecden-Berfteinerungen, die einem
Hafen ähneln.
Hamiten 2., pl. die Nahfommen Hams, eines der
drei Söhne von Noah, die Schwarzen.
Hamma, n. gr. (von häptein, knüpfen) ein Band;
Heil, Bruchband; aud) ein altgriechiſches Längen—
maß von 40 Ellen.
Hammonia, f. I. Name für Hamburg, daher auch
verjchievener in Hamburg entjtandener Gejell-
Tchaften, Berbindungen ꝛc. —*
Hämodie, f. od Hämodiäsmus, m gr. (naimödia)
das Gefühl des Stumpfwerdens der Zähne.
Hämodyngämik, f. gr. (v. haima, Blut, u. Dynamik,
j. d.) die Lehre von der Kraft der Blutbewegung;
Hämodyuamomäöéter, n. der Blutfraftmeffer, ein
Wertzeug, um die Straft des Blutſtroms zu meſſen;
Hämognlobin, n., ein blutbilvendes Heilmittel;
Häamofuthärtife, pl. od. hämokathartiſche Mit-
tel, blutreinigende Mittel; Hämomeéter, n. den
Hamjin
Blutmeffer, ein Werkzeug zur Beflimmung der
Lehre von den Blutkrankheiten; Hamorrhagieod.
Hämorrhöa, f. der Blutfluß, Blutgang,, Blut-
tturz; Hämorrhoiden, pl. (l. haemorrhoides, v.
sing.haemorrhöis), auch der Hämorrhoidälfluß
od. der Blutfluß durch den After, die goldene Ader,
die entweder blind, d. i. mit ſchmerzhaften Kno—
ten oder Baden, oder fließend, d. i. von Blut-
verluft begleitet it; Hämerrheoidäliich, zu dieſer
Krankheit gehörig; Hameorrhoftop,n. die Bezeich-
nung der Tage, die gut zum Aderlafjen fein follen,
das ſog. Aderlafmännden in ehem. Kalendern;
Hämpftafe, f. die Blutſtockung; Hämoſtatika, pl.
vd. hämoſtätiſche Mittel, blutjtillende Mittel.
Damfin, j. Chamfin. —
Dan, Handſchi, r. Khan, Khandſchi, ſ. d..
Dansper,n. engl. (ſpr. hännäper; ml. hanaperium,
ein großes Gefäß, arab. und altfr. hanap, Becher,
vol. Napf, althochd. hnapf, angelſ. bnep) Schatz-
kammer, Staatskaſſe.
Dandicap, n. engl. (fpr. händifäp) Sport-Ausdruck
für ein Nennen, bei dem die Ungleichheit der Ren—
ner nad) deren Alter und bisherigen Leiftungen
durch Gewicht, Vorgabe von Zeit u.a. ausgeglichen
wird, Ausgleichrennen, auch: Borgaberennen (der
Name geht zurüd auf das alte englische Taufch-
jpiel hand in the cap, d. i. Haud in den Hut).
Sandy-warps, pl. engl. (pri: hündy-wahrps)
weißes Tuch.
Dane-Gantjes, pl. holl. aus Oſtindien eingeführte
weise Miufjeline.
Handshaking, n. engl. (fprich: händſchehking) das
Händeihütteln, Händedrud. |
Handſchar, ſ. Khandſchar.
Haniſtiten, pl. Anhänger des Abu Haniſti, eines
der vier rechtgläubigen Imam, in der Türkei.
HSant, n. engl. ſpr. hank) od. Number (ſpr. nömb'r),
ein engl. Garnmaß (Strähn), bei Baumwolle —
840, bei Wolle — 560, bei Leinen u. Hanf — 3000,
bei gezwirnter Seide — 3528 Yards; das irifche
Hanf fir Leinengarn — 3600 Yard3.
Hannibal, m. (vom hebr. channäh, Gnade, Erbar-
men, u. bäal, Herr, Gott) phöniz. männ!. Name:
die Gnade Gottes, Gotthold; Hännibal ante
portas, l.Sprw. eig. Hannibal ift vor den Toren
(Roms), d.i. der Feind od. die Gefahr ift da.
Sannos, n. blumig gemufterter Atlas aus Dit-
indien.
Hanſa od. Hanſe, f. altd. (althochd. u. got. hansa)
die Schar, der Bund; insbef. die Handelsverbin-
dung niederdeuticher Städte (Hanfeftädte) feit
dem 13. Jabıh.; Hanfeäten, pl. die Einwohner
und in engerer Bed. die Soldaten der drei freien
Hanje-Städte Bremen, Lübeck und Hamburg;
hanſeãtiſch, zur Hanje gehörig; Hanfebund, ein
im JZahre 1909 gegrümdeter Bund deutjcher In—
duſtrieller.
Sanſom, m. od. Hanſom⸗Cab, n. engl. (ſpr. hän-
ßöm⸗käbb) die nach dem Erfinder benannte zivei-
rädrige engl. Droſchke mit Kutfcherfig hinten über
dem Sit; des Fahrgaſtes, val. Cab.
Hantieren (nicht von Hand, jondern vom franz.
hanter, oft befuchen, hin- u. herziehen) Gefchäfte
verrichten; wirtfchaften; poltern, färmen; die Hanz |
„tierung, Verrichtung, das Gewerbe.
09, n. Hin., |. Liang.
Dapasg, f. ein Buchſtabenwort, das gebildet wird
aus den —8 der Worte: Hamburg—
Amerikaniſche Paketfahrt-⸗Aktien-Geſellſchaft.
|
Dichtigkeit des Blutes; Hämopathologie, f.
Harem 325
Haparlegomenon,n., pl. Haparlegomẽna, gr. (v.
hapax, einmal, und lögein, jagen) nur einmal ge—
jagte, gebrauchte od. vorkommende Wörter.
Haphtären, pl. (jiid. ha-phtorah, von dem hebr.
pätär, hervorbrechen, frei werden) hebr. Abjchnitte
in den Propheten, die bei den Juden am Sabbat
vorgelefen werden.
Haplõſis od. Haploöſe, f. gr. (v. haplüs, einfach) die
Bereinfahung; Haͤplotomie, f. Heilf. ein ein—
facher Schnitt.
Happelourde, f. fr. (jpr. —lürd', von happer, er-
hajchen, wegfchnappen, und lourd, jchwerfällig,
dumm, aljo eig. ein Edelftein, der die Dummen
anführt) ein unechter Edelftein; leerer Schimmer.
Hastifch (gr. haptikös, v. häptein, heften, fajjen 2c.),
die Berührung oder den Taſtſinn betreffend; häp—
tifhe Täuſchung, Täujhung des Taſtſinns,
Gefühlstäuſchung.
Haquet, m. fr. (ſpr. hackeh; eig. ein kleines Pferd,
v. altfr. haque, Klepper), auch Hafett, ein Eleiner
Karren, Blodwagen, Bontonfarren.
Haradſch, = Kharadid.
Harät, n. in der Türkei der Tribut, welchen alle
Nihtmohammedaner den Moslems bezahlen müj-
aralirt, j. Hari-Kiri. (fen.
arangnue, £. fr. (ſpr. harcing'; vom altd. hring,
King, Kreis; daher it. aringo, Nennbahn, Red—
nerbühne; dann, wie aringa, öffentlich gehaltene
Jede) eine feierliche Nede od. Anrede; haranguie—
ren (fr. haranguer, prov. arenguar), eine Rede
oder Anrede halten, feierlich anreden; das große
Wort führen; über eine Kleinigkeit viel Worte
machen; Harangueur, m. (jpr. harangöhr) der
Anredner, Wortführer, Lobredner.
Harar, m. eine Abteilung des türfifchen Heeres von
4» bis 12000 Mann, auh Chamiß (die Fünf-
geteilte) genannt, weil fie aus 5Haupiteilen befteht,
nämlic) dem Zentrum, dem rechten und linken
Flügel, dem Bor- und Nadıtrab.
Haras, ın. fr. (pr. hardh; ml. haracium, vom arab.
faras, Pferd, ml. farius equus) ein Geftüt.
Haraß, f. fr. (von frz. harasse, Glaskiſte), Kifte,
haraſſieren, fr. (harasser) abmatten. [Backforb.
barcelieren (pr. harge—), fr. (harceler; altfr. her-
celer, v. herce, herse, ml. hercia, Egge) neden,
oft anfallen, reizen, beunruhigen; Harceleur, m.
(ipr. — löhr) ein Plagegeift, Neder.
Hardary, j. Koß.
Harderie, f. fr. ein aus Eijenfeile und Schwefel
bereiteter Eijenfalf zur Email- und Glasmalerei.
Hardes 1., pl. fr. (fpr. hard’; v. la harde, eig. Rudel,
Koppel, Band, Bündel) in Bündel zujammen-
gebundene Kleidungsftüde, Habſchaft, Reiſegepäck.
Hardes 2., pl. im nordischen Recht für Eideshelfer.
bardi, fr. (ital. ardito, prov. ardit, eig. Part. von
ardire, ardir, fich erfühnen, vom deutjchen Hart,
welches im Altd. auch Firhn bedeutet) dreift, be»
herzt, mutig, unerſchrocken; auch frech, verwegen;
Hardieſſe, f. (pr. —djeP) die Dreijtigfeit, Kühn-
beit; aud) RUN Frechheit. [waren.
Hardware, f. engl. (pr. —währ) Eijen und Kurz-
häredieren, ml. (haeredäre; vgl. heredieren u. he»
editieren) an einem Schiffe od. einer Schiffsgejell-
Ichaft Anteil nehmen.
Häredität, ſ. Heredität unter heres.
Harem, m. arab. (haram, v. harama, verbieten, ab»
halten von etwas; Daher überh. etwas —
liches, Heiliges, z. B. die Umzäunung des Tempels
zu Mekka) das Innere des Hauſes, das Frauenhaus
er Mohammedaner.
Häreſis
Häreits vd. Häreſie, f. gr. (hairdsis, eig. das Er—
wählte, die Schule, Sekte, von hairein, ergreifen,
wählen) die Irrlehre, Keterei, Abweichung von
der herrfchenden Kehre, bei. von dem kirchlichen Lehr»
begriffe; haeresis interna. die innerliche Leug—
nung eines Dogmas; h. externa, wenn diejelbe
auch äußerlich bezeugt wird; h.materialis ijt das
Befangenjein in dem faktiſchen Irrtum ohne eigene
Schuld; h.formalis dagegen mit Bewußtjein des
Irrtums; Häreſiärch, m. ein Erzketzer, Stifter
einer Keberei; Häreſisloͤg, ın. ein Ketzer-⸗Kenner
u. -Beichreiber; Häreſiologium, n. ein Keberver-
zeihnis; Häreſiomäſtix, ın. ein Ketzerfeind, eig.
Kegergeißel; Häretikus vder Häretifer, m. ein
Srrlehrer, Srrgläubiger; häretiſch, ivrgläubig.
Darf od. Dahab, n. eine Rechnungsmünze in Ha-
bei) = 40 Kebir = 120 Borjoofes od. Glasperlen
— ungefähr !/;o Maria-Therefiataler = 0,15 ME.
Sarfenctt, n. dich. mit fremder Endung, eine fleine
Harfe, bei. Spisharfe; Harfeniſt, m. ein Harfner,
Harfenſpieler.
Hareng, m. fr. (ſpr. ärcing, vom deutſch. Hering)
der Hering; Hareng fumé ſſpr. fümeh), der Be
fing; Hareng saur (pr. ſohr) od. — sor, der ge-
räucderte Hering; H. vierge (ſpr. wiärſch), Matjes-
od. Sungfernhering.
Haricot, n. fr. (ſpr. Harilsh; vom it. caraco, ſpan.
caracolillo, Schredenbohne, vom fpan. caracol,
Schnecke; vgl.Caracole) die Bohne; pl. Haricots,
Bohnen; Haricots blanes, pl. (fpr. blang) weiße
Bohnen; Haricot de monton (jpr. — d'mutong),
ein Ragout von Hammelfleiich u. Rüben; Hari-
eots flageolets (jpr. —flaſcholäh) grüne Bohnen-
ferne; Haricots panaches (pr. —panajcheh) ge-
itreifte Bohnen, Harieots verts (jpr. — —2
grüne Bohnen.
Sariéro, m. ſpan. (arriero) ein Lohnkutſcher.
Sari⸗Kiri, Harikari od. Harakiri, n. auch Sep⸗
gem, n. die Selbſttötung durch Aufſchlitzen des
auches, Vorrecht der zun Tode verurteilten Edfen
in Japan.
Sariolieren, (. (harioläri) eig. weisjagen, gew. ſpöt⸗
tiſch: ins Blaue hinein vermuten; Hariolation,
f. 1. die trügerifche Weisfagefunft der Prieſter;
2. eine unbeionnene, haltloje Bermutung.
Sarlefin, m. (pr. harlefäng; fr. arlequin, it. ar-
lecchino, v. altfr. harlequin, hierlekin, hielekin)
in dem ital. Volksluſtſpiel eine ftehende Masten-
rolle: Bantalons (ſ.d) durchtriebener Bedienter;
überh. ein Poſſenreißer, Hanswurſt; pl. Harle—
ins, aud) eine Art bunter englifcher Wollenzeuge;
Harlekinaͤde, f. (fr. arlequinade) ein Poſſenſpiel,
Hanswurſtſtreich.
Sarmaͤttan, m. ein ſehr verderblicher heißer Wind,
Stidwind, beſond. an der afrifanischen Küfte; vgl.
Samum.
Sarmonie, .gr. (harmonia) Zufammenflang, Über-
einjftimmung, Einklang, Wohllaut durch gleichzei-
tige Berbindung mehrefer Zone; Bauf. u. bildende
Kunit; Ebenmaß, ſchönes Berhältnig der Teile
eines Ganzen; Einigkeit, Sriedlichkeit; an vielen
Drten der Name einer der Erholung und dem Ber-
gnügen gewidmeten gejchlofjenen Geſellſchaft; Har-
monia, f. Sternf. ein Ajteroid, 1856 dur Gold-
ſchmidt entdeckt; harmonia praestabilita oder
sräftabilierte Harmonie, f. die vorherbejtimmte
Übereintunft oder Übereinjtimmung, nad) Xeib-
iz: die von Gott urjprünglich ausgehende Zu-
jammenftimmung aller Dinge und ihrer Verän-
derungen zu einem Zwecke, woraus auch die Ge—
326
Harpune
meinfchaft der Seele und de3 Leibes erklärt wird;
armonie der Sphären, |. unter Sphäre;
Harmoniemuſik, k. Militärmufit, durch Blech,
Holz und Schlaginftrumente; Harımonicello, n.
it. (pr. —tfchello) ein von Biſchoff zu Deljau er-
fundenes Saiteninftrument, in Form eines auf-
vecht ftehenden Flügels mit harmonifaähnlichem
zone; Harmonichord, n. gr. ein von %. Rauf-
mann 1808 erfundenes Saiteninftrument; Har—
mönif, f. Tonk. die Wohlflangslehre, Lehre von
den Berhältniffen der Töne; Harmonika, f. die
Glockenwalze, ein von Sranlin erfundenes Ton-
werk Rn chemiſche Harmonika, der Ton, den
eine Wafleritofigasflanıme in einer darüber gehal-
tenen Glasröhre Hervorbringt; Mundharmonila,
die Maultrommel; Harmenifon, n. ein von
Meyer erfundenes Tonwerkzeug; harmonieren,
zufammenjtimmen, übereinſtimmen, einträchtig,
freundſchaftlich ſtehen; harmoͤniſch, übereinſtim⸗
mend, zuſammenſtimmend, wohlklingend, einträd)-
tig; harmoniſche Proportion, |. unter Bropor-
tion; harmoniſieren (fr. harmoniser), in Ein-
fang bringen, übereinftinmend maden; Harımo-
wit, m. Tonk. u. Mal. ein Meifter der Harınonie,
der die Harmonie in dev Tonfunft und Malerei
fühlt und ausdrückt; Farmonium, a. Zimmer-
orgel; Harmonemeter, n. ein Wohllautmeffer.
Harmoniten, pl. eine von einem Württemberger,
Namens Rapp, 1803 in dem Fleden Harmony
in Nordamerika geitiftete ſchwärmeriſche Sekte ohne
Ehe und Eigentum.
Harmotoͤm, ın. gr. (v. harmös, Fuge, a
fügung, u. tömos, Schnitt, v. t@mnein, fchneiden,
weil fich die Kriftalle dieſes Minerals an den Zu—
jammenflgungen der Pyramidenflächen, an den
Scheitelkanten, teilen lafjen) der Kreuzitein.
aro, n. jr. (von althochd. hara, hera, hierher,
herbeit vgl. altbochd. haren, fchreien, rufen) Angſt⸗
ſchrei, Hilferuft
Harold, 2 engl. (pr. häröld), engliſcher Vorname
— Haral.
arpa od. gew. Arpa, it., Harbe, fr. (v. deutſchen
Harfe, althochd. harpha, angel. hearpe, {.harpa,
al3 barbarijches, d. i. germanijches Tonwerkzeug
bezeichnet) k. die Harfe.
Haͤrparx od. Harpägon, m. (leßteres nach dem Na-
men des Geizigen in Molieres Luftjpiel; v. gr.
härpax, vaubend, raffend) ein Geizhals.
Harveggip, n. it. (pr. harpedſcho; von Harpa, ſ. d.)
Tonf. harfenartige Tonbrechung, j.arpeggio; Harz
peggieren, harjenartig jpielen; Harbit, m. ul.
verjteinerte Harfenmuſchel.
Harpofrätes, m. gr. (vom ägypt. har-pechret, d. i.
Horus das Kind, als Beiname de3 jungen Horus,
die aufgehende Sonne, nad) griech. Auffaffung der
ichweigende Gott, weil im Agyptifchen ein Säug-
fing unter dem Bilde eines jigenden nadten Kin-
des, welches den Finger an den Mund hält, dar-
geitellt wurde) Fabell. der Gott Des Stillſchwei⸗
gens, abgebildet als Jüngling, der den Finger auf
den eu — BR
arpſfichord, n. gr. (vd. Stanım harp in harpazein,
vn und —— Saite) der Fluͤgel, das Forte-
iano.
— Schifferſpr. mit Harz vermiſchtes Leinöl.
arpüne, f. (holl. harpoen, aus dem fr. harpon,
engl. harpoon, mi. harpo, v. prov. arpa, Kralle,
Hafen, = deutih Harfe, weldhe wegen ver haken—
ähnlichen Geſtalt jo genannt wurde) ein Hakenſpieß
oder Wurffpieß zum Walßſchfange; Harpunteren
Harpyien
(fr. harponner), die a [in den Leib] werfen;
Harpumane, f., r. n. (pr. — nahſch') das Fiſch—
itechen; Harpunier oder Harpunierer, ın. der
Spießwerfer, Walfifchfänger. j
Harphien, f., pl. gr. (Härpyiai, v. harpäzein, raf-
fen, wegreißen; vgl. Harpayx) Rafferinnen, fabelh.
Ungeheuer mit weiblichen Geſichtern und krallen—
artigen Händen, Bilder der unerſättlichſten Raub—
und Habſucht.
Harras, m. (r. Arras, fr. verk. ras, von der Stadt
Arras in Frankreich) der Nafch, ein leichtes, locke—
res Wollenzeug.
Sarry, m. engl. Eigenname (fpr. Härri), entit. aus
Henry —= Heinrich; Harriet, f. engl. Eigenname
(ſpr. Härriett), Henriette.
arjela, f. ein ägypt. Seidengewicht — 1,300 kg.
artlooper, m. hol. der Schnellläufer.
Bartidier, ſ. Hätſchier.
arüſpex, m. J. (wahrſch. von harüga, harviga, ar-
viga, harvix, arvix, ein Widder als Opfertier, und
spec£re, spic£re, jchauen) pl. Harnipices, Opfer-
beſchauer, Opferdeuter, altröm. eig. aus Etrurien
ftammende Briefter, die aus den Eingeiveiden ge-
ſchlachteter Opfertiere weisjagten; Haruſpicium,
n. die Weisjagung aus der Opferichau.
Harbani, n. ein Ehren- od. Amtskleid des türkiſchen
Garzellieren = harcellieren, |. ». (Kadi.
—9 od. Chaſan, m. jüd. (gem. Chaſſen) der Vor—
ſänger in der Synagoge.
aſard, ſ. Hazard. |
aſchiſch, m. arab. eine Hanf-Art und eine daraus
bereitete Abkochung, welche befonders in Agypten
in Tafelform oder Backwerk als Keizmittel zur
Wolluſt genofjen wird (vgl. Ajfajjin).
Sasdrubal, m. beliebter Eigenname bei den Kar—
thagern, der Gottbegriadete.
haſelieren (entit. aus Harcelieren, ſ. d., wie Hat-
hier für Hartichier, und jo umgedeutet, al3 ob e3
von Haſe herfäme) fich pofjenhaft betragen, ſcher—
Ben tändeln; Haſelaͤnt, m. ein Hajenfuß, Bofjen-
reißer.
Safenpanier nehmen, d. i. die Flucht ergreifen
(vgl. Banier).
Häfitieren, l.(haesitäre, Wiederholungszeitwortvon
haerere, hangen) jtoden, anftogen im Reden, z0-
gern; unſchlüſſig fein; ſchwanken; Häfitation, f.
(l. haesitatio) das Stoden, Stammeln.
Hase, f. arab. (chizäneh, chasneh, Schaß, von
chazana, in einem ARE oder in einer Schaf»
fanımer aufbewahren) der Privat-Schatz des Sul-
tans, die faijerlihe Schatztammer in Konjtanti-
nopel; Hasnadär, m. (arab.-perj. chazandär) der
Schatzmeiſter des Sultans.
gaflagan, j. Aſſagai.
aſſock, m. engl. eine Binjenmatte; ein Kniepolſter,
Kniekiſſen in Kirchen.
hasta, f. I. der Spieß; insbeſ. Rſpr. ein Spieß, wel-
her im alten Rom bei öffentlichen Verjteigerungen
aufgepflanzt wurde; daher: ad hastam publi-
eam, zu öffentlicher gerichtlicher Verfteigerung;
sub hasta verfaufen, j.jubhaftieren; Haftäti,
pl. mit dem Wurfjpieß Bemaffnete, Speerwerfer,
die erjte Reihe der römischen Schlachtordnung, vgl.
Pe ee
at 1.,n. ind. od. Habt, Haut, auch Eubit, Ko—
sit, Covid oder Arm genannt, das Normal
—. im britiihen Dflindien = !/, Yard
— (0,457 m.
Sat 2., m. arab.-türk, ein Schreiben, Erlaß des
Sultans.
nn nn — nn — — nenne — — — — — —
haut 327
häte, f. fr. (von dem deutſchen Haft, holl. haast)
pait, Eile; & la häte, in der Eile, im Fluge, mit
bereilung; en häte (jpr. ang haht’), eilig, eilends.
Hnteletten, pl. fr. (hätelettes, altfr. hastelettes,
von haste, Spieß — I. hasta) Roſiſchnittchen, ge—
vöftete Spießbrätchen; auch die Roſtſpießchen; Ha—
tereauxg, pl. (ſpr. —rohs) geröftete Yeberjchnitie.
Hati-Humayım vder Hathumahum — Hati-
Scherif, Haͤtſcherif, ſ. Khattiſcherif.
Hato, m pl. Hatos, ſpan. (port. fato, eig. Klei—
dung, Blindel, Kleider, Herde, altnord. fat, Kleid)
Biehzlichtereien auf den Anden in Südamerika.
Hatraſch, m. türk. ein Aufgebotbefehl an die Grenz-
völfer in Kroatien und Bosnien, zu einer beftimni-
ten Zeit zu erfcheinen, od. eine beträchtliche Summe
Geldes al3 Strafe zu erlegen, der Landſturm.
Hatſchier od. Hatichierer, r. Hartichier, m. (ver-
derbt aus dem it. arciere, arciero, fr. archer, Bo»
genſchütze, vom it. arco, I. arcus, Bogen) Leib»
trabanten zu Zuß am Wiener Hofe.
Sattamettos, pl. Große des japanifchen Reichs.
Haubitze, f. (ehem. Hauffniß, Sofa, vom böhnt.
houfnice,hauffnice, urjpr. eine hölzerne Schleuder
zum Werfen der Steine, dann Granatengefhüß,
Haubitze, it. obizzo, obice, fr. obus, obusier) ein
grobes Gejchüß, eine Art Mörjer.
hanrieren, I. (haurire) jhöpfen.
Hauſch, n. arab. (v. häscha, zujanınıentreiben) ein
Landgut oder Bachthof in Algier.
haufieren (deutjch mit lat. Endung), häufern, von
Haus zu Haus gehen, um Waren feil zu bieten;
Hauſierer, m. ein Herumträger, Packkrämer.
Hausmeannit, m. barb.el. ein Manganerz, Man—
ganorydorgdul, nad) dem Mineralogen Hausmann
Gentle, £ fr. (pr. bob; 6. haut, Sad, dh
auffe, f. fr. (ſpr. hohß'; v. haut, hoch, ſ. d. haus-
— erhöhen) Krk. der Unterſatz, Aufſatz beim
Stückrichten; das Steigen des Wertes der Staats—
papiere, entg. Baiſſe; Hauſſeperiode, f., Zeit
der hohen Preiſe (an der Börſe); Schwindelzeit;
ä la hausse ſpekulieren, auf das Steigen der
Papiere Handelspläne maden; Hanfjecol, m. fr.
(jpr. oßkoll) die Halsberge, der Metalltragen in ver-
Heinerter Form, Ringkragen; Haufjier, m. (pr.
hoßjeh) ein Geldhändler, der auf das Steigen der
Staat3papiere rechnet und danad) Pläne macht,
entg. Baijfier.
haustus, m. [. (v. haurire, ſchöpfen, trinfen) Heilk.
ein Schlud, Trunf, ein auf einmal einzunehmendes
Arzneitränkchen.
haut, haute, fr. (ſpr. hoh, hoht'; vom I. altus mit
vorgefegtem h, unter Einfluß des deutſchen hoch)
hoc); erhaben; laut; à haute voix (jpr. —wod),
mit lauter Stimme; de haut en bas (jpr. d’ hoht
ang ba), von oben nad) unten, geringichäßig; em
haut (fpr. ang hob), oben, hinauf; Haut=Barjae,
m. eine Gattung weißen —— Bordeaux⸗
Weines; Hautbois, m. fr. (ſpr. hohbod; wörtl.
Hochholz, ein Tonwerkzeug, das hoch geht; von
haut, und bois, Holz), gem. die Hoboͤe vd. Oboe,
das Hochhorn od. die Hochflöte, ein heil» u. jcharf-
tönende3 hölzernes Blasinjtrument; Hautboift,
m. ein Hochflöten- oder Hochhornbläjer; überh.
Militärmufiier, Feldfpieler; Haut-Domaine, f.,
r. n. (fpr. Hohdomähn’) im Staaisrecht: die Ober-
hoheit der deutſchen Regenten über die mediati-
fierten Fürſten; Hantgout, m. (ſpr. hohgüh) der
Wildgeihmad; Haut-Preignac, m. (fpr. —prän-
jat) und Haut-Sauternes, m. (pr. — Boten’),
weiße Bordeaur- Weine, von den gleichnamigen
328 Hauyn | Hehloh
Ortern im Departement der Gironde; Hantrelief, einer Woche gehörig, wöchentlich; Hebdomarius,
n., hod) erhabene Arbeit; ſ. Nelief; — Haute— m. nl. der Wöchner, der in Dienjtgejchäften die
Contre, f. (pr. hoht' Fongtr’) die Altſtimme; ein Woche hat. h
Altjänger; Haute-Cour, f. (pr. hoht’tühr) der | Hehe, f. gr. (hebe, Jugend), Fabell. die Göttin der
Obergerichtöhof; Haute-Ecole, f. fr. Reitk., die Jugend und jugendlichen Schönheit, Mundſchenkin
hohe Schule, auf zwei Huffchlägen in allen Gang- der Götter; Sternt, ein Afteroid, 1847 von Henke
arten wechſelnd auf Keinen reifen; Hauteliſſe. entdeckt.
f. ({pr. hot'liſſ'; v. lisse, I. licfum, der Aufzug od. | Hebetieren, I. (hebetäre, von hebes, jtumpf) ftumpf
die Kette des Gewebes, der Faden) hochtettige machen, abjtumpfen; Hebetũdo, L., vd. Hebetüde,
Teppichweberei mit fenfrechter Kette; entg. Baſſe— jr. £. die Stumpfheit, der Stumpffinn; hebetüdo
lifje; haute-nouveaute, f. die leßte Neuheit, da8 | demtium, I. die Stumpfheit der Zähne; hebetüdo
Allerneuejte; haute-saison, f. Hauptgeihäfts- visus, die Gefichtsfchtwäche.
zeit; Höhepunkt des Fremdenverkehrs in einem | Hebraicus. Hebraifer, m. [. (von Hebraeus, gr.
Bade; haute-volee, f.(jpr. hohtwoleh; von volee, | Hebraios, Hebräer, Ebräer, hebr. ibhri, dev Sen-
d. i. eigentlich Bogelflug, -brut, -[chwarm; dann | feitige, d. i. der von jenfeit des Euphrat nach
Stand, Rang), die vornehmjten Bwohner einer | SKanaan od. Raläftina Gefommene, von &bher,
Stadt, aud die Bornehmiten in einem Kreife; — | das Senfeitige, das jenfeit eines Fluffes od. des
hautain (pr. hotäng), ftolz, hochmütig; Hanser | Meeres gelegene Land) ein Hebräer, Kenner oder
ment (jpr. hot' mang; Adverb von haut), tühn, Lehrer der hebräifchen Sprache Hebräizität, f.
cund heraus, 3. DB. etivas jagen oder erklären | ni. die Kenntnis der Hebräifchen Sprache; ihr
Oautefle, £ (pr. hotefj') Hoheit; der Anredetitel | Cigentümliches; aud) — Hebratsmus oder He=
des Sultans der Osmanen; Hautenr, f. (pr. ho— braisın, m. eine hebräiſche Spracheigenheit; he—
2 — Wr en — a bräiſieren, dergleichen gebrauchen, hebräern.
‚nm.e ranz. eraloge ) : *
benanntes, im Rautenzwölfflächner kriſtalliſieren— ” — PR RN { vn — Ai r
a u ee | Hertolitve od. Deciitere, |. Hektoliter; Hees
Sabanazigarre, au o avana, I. eine echte, 5 ER SA , =
Bigarre, die aus Tabafsblättern der Injel Kuba j — ſHektometer seer Pr aEEEn
bereitet üt, benannt nach Havanag, der Haupiſtadt | Hedag, f., ein Buchſtabeuwort aus den Anfangs-
der Inſel Kuba. Ä SER buchjtaben der zufammengefügten Worte: Ham-
Savarie oder Haberie, |. Avarie. A burger Glektriſche-Droſchken⸗Aktien-Geſellſchaft.
have od. ave, 1. jei gegrüßt; lebe wohl; have pia hedera, f. l. der Efeu; Naturf. eine Gattung Dol-
febe wohl, Fromme Seele! Inſchrift auf | dengewächle; Hederacken, pl. (hederacae) efeu-
Sr inen. : ET —
Savelof, m. engl. (fpr. Häww—) Kragenmantel, ee —
ee nach einem englifchen General (1795 Hedontsmus, m. gr. (v. hödöng Vergnü en, Luſt)
bis 1857) benannt ie ER 1 ——
—— die Bergnügungs- oder Genußlehre, die Lehre des
DABECIAE, F BR dt DEN griechifchen Whtlofophen Yriftipp, welche das VBer-
Haberjad entitanden) Krk. Tornifter, Ranzen, | gnügen und den Sinnengenuß für das hödjite Gut
|
1
S der pi x
— nt (pr. hafahr; it. azzar- —— od. Hedontiten, pl. Anhänger
do, prov. azar, jpan. azar, unvermutetes Unglück, — — 5 a, I
Unglüdsfarte, Schlwurf im Spiel; arab Ur- | Pedra, 1. ar. der Siß; die en > 2 *
fprungs, von sehär, sär, Würfel, mit Artikel: as- | IB, ber After; Hedrifa, ein r SHE —
sehär, assär, von sahara, glänzen, weiß fein)das | „De? et Hedrockle, f. Maſ — nn
Ungefähr, der Zufall; Oliid, lüdsipiel; das Wag- | Vedihre, f- arab., mac) früherer Trang. Schreibe
nis; par hazard, durch Zufall, zufälligerweife; | 7 (Desire) » degira, a oe
ä tout hazard (jpr. a tub —), auf jeden Fall, auf | © en Dann) uch in Sufi 622
gut Glück; Hazardfpiel, n. ein Glüdsipiel; pazar= | Yon tet — nach Me ee > *
dieren (fr. hazarder), wagen, aufs Spiel fehen; | nad) — Geburt, von welchem Tage re
Hazardiert, gewagt, verivegen. mmedaner ihre Heitrechnung anfangen; ver Au
Hendright, m. engl. (fpr. beddreit) eine von der fang der mohammedanifchen oder türfiichen Beit-
nordamerifanifchen Regierung ausgeftellte Anwei— rechnung. RT une
jung auf eine Strecke Staatsland, meiftens al Be- | Hedyprönm, n. gr. (v. hedys, ſüß, angenehm) ein
lohnung für geleijtete Kriegsdienſte. Arzneimittel von enehmer Farbe; Hedynathie,
Seadftor, m. engl. Mittelitof (in der Spinn- | F. füßer Dämmer, Behaglichkeit; Hedyphän, m.
majchine). ein im Mangankieſel vorlommendes graulich- weißes
hear (jpr. hihr) od. hear him! engl. hört! Hörtign! | Mineral, beſtehend aus Chlorblei, arſenikſaurem
der Ruf im Parlamente zur Erregung der Auf- | Bleioxyd und Kalferde: Hed SB, 1.08 Milde⸗
merkſamkeit auf das Geſprochene und überhaupt rungs- od. Verſüßungsmitte für Arzneien.
als Beifallsbezeigung. Heel, m. engl. (pr. Hiel, oft auch jo gejchrieben)
Heat, n. engl. (pr. hiht; eigentl.: Hite, Wärme) in | Fuß eines Schiffsmaſtes (engl. heel, Ferſe).
der Sportjprade: einzelnes Nennen. Hegemonie, f. gr. (hegemonia, v. hegeisthai, vor-
Heautognoſie, f. gr. (von heautön, fich felbit) die angehen, anführen) die Heeresführung, Dberherr-
Selbjterfenntnis; Heautonomie, f. die eigene Ge— Ichaft, bef. eines mächtigeren Staates über ſchwä—
jeggebung, gew. Autonomie; Heautontimoru- | Here Bundesstaaten; hegemöͤniſch, vorherrichend,
ee. obergewaltig; Hegumenos, m. gr. der Voriteher
eines griechifchen Kloſters.
' egive, Higire, |. Hedſchra.
menie, f. Die Selbſtpeinigung;
mens, m. der Selbitquäler.
hebdömas, f. gr. und [. eig. die Siebenzahl; daher
eine Woche; Hebdomadal (T. hebdomadälis), zu
Heidmandeiter
Heldmandheiter, m. ein grober Stoff, der aus der
Wolle der Heidichnucden hergeftellt wird.
Heidück, m. (ungar. hajdü, vgl. Haidut) eig. ein
leichtbewaffneter Soldat zu Fuß in Ungarn; ein
Diener in ungarifcher Tracht, bei. zum Sänfte—
tragen, Läufer; ungarifcher Volksſtamm.
Heilsarmee, f. eine aus den Methodijten hervorge-
gangene englische Religionsjefte, die in jhwärme-
riijher und lärmender Weife Anhänger twirbt,
fich in militärischer Weife unter ihrem General
William Booth in Korps gliedert und ihre Mit-
glieder zu Offizieren ernennt.
Heimarmene, f. gr. (heimarmene), das Verhäng-
nis, Schickſal.
Heimpdal, m. altnord. (Heimdallr od. Heimdhalir)
Fabell, ein mächtiger Gott, der al3 Wächter des
Himmels die Brüde Bifröſt (f. d.) bewacht.
Heimskringle, f. altnord. (von heimr, die Welt, u.
kringla, der Kreis) der Weltfreis, Erdfreis.
Deläte, f. gr. Yabell. die Mondgöttin (Artemis
od. Diana, ſ. d.) Göttin der Unterwelt, Jauber-
göttin.
Defatömbe, f. gr. (von hekatön, Hundert, u. büs,
Kind) ein Hundertopfer, ein Opfer von 100 oder
doch vielen Tieren, bej. Rindern, welches die alten
Griechen u. Römer bei großen Feierlichkeiten den
Göttern brachten; überh. ein großes, öffentlich dar-
gebrachtes Opfer; Hefatombaon, m. ein Sommer-
monat der Athener; Hefatomphonte, f. eig. Hun⸗
dert-Mordung, Tötung von 100 Feinden; heka—
tompijliſch (von pyle, das Tor), Hunderttorig, mit
hundert Toren verjehen; Hefatancherren, pl. =
GCentimanen; Hefatontäde, f. ein Hundert,
hundert Etüd; Hekatontärch, m. ein Hauptmann
über hundert Wann; Helatoftäfen, n. Hundert-
Säufengang.
Hefim, m. = Hafim, ſ.d.
Hektar, n. Adermaß = 100 Ar (f. d.).
Hefteus, m. gr. (hekteus) der jechite Teil des Me—
dimnus, ſ. d.
Hektik, f. gr. (v. hektikös, d. i. eig. eine Eigenſchaft
oder einen bleibenden Zuſtand habend, von hexis,
Haltung, Bejchaffenheit, Befinden; vgl. Heris) die
Auszehrung, Shwindfucht; Hektifer oder Hefti=
kus, ın. ein Bruftleidender, Schwindfiichtiger; Hef-
tiich, ————6
Geftocdriich, gr. (v. hektos, der ſechſte, und hédra,
Sig, Grundlage) jechitelflähig, von Kriftallen.
Heltogramm, n. ein Gewicht von 10V Gramm (.d.);
Hettoliter, n. Hohlmaß = 100 Liter (ſ. d.); Hef-
tometer, n. Längenmaß — 100 Meter (f. d.).
Heltograph — Verviclfättigungsapparat; hekto—
graphieren, Handichriften vervielfältigen.
Heltor, m. gr. (von Echein, haben, halten) Eigen-
name,- eig. der Feithalter, Befißer, Herrjcher, ein
Sohn des Königs Priamus, der tapferfte der tro-
janiſchen Helden, deſſen Gemahlin Andromäche
ein Muſter weiblicher Tugend war.
Heltoftere, n. Raummaß'— 100 Kubikmeter (ſ.
Stere).
Hel, Helle, f. eine altnord. und altd. Göttin, Halb
ſchwarz und halb menſchenförmig, welche tief im
Dunkel der Erde wohnt und die ee der durch)
Krankheit oder Alter abgejchiedenen Menfchen in
Empfang nimmt (fpäter in den Begriff der Hölle
als de3\ a der Toten übergegangen).
Helcos, Heleema 2e , j. Helt—.
Helena oder Helene, f. gr. (HElenE) weibl. Name:
die Eroberin (von helein, inf. aor. von hairein,
nehmen, erobern); nachandern auch die Leuchtende,
Helios 329
Sichtvolle (v. heleng, heläng, Fadel, held, Sonnen-
licht, Helle); insbe. die durd) ihre Schönheit be»
rühmte Gemahlin des Menelaus, weiche, vor
dem Trojaner Paris (f. d.) entführt, den trojani-
ihen Krieg veranlaßte; Helenienne, f. fr. ein
ſchweres, einfarbiges, feingemuftertes Seidenzeug;
Helcnit, m. ein Sonnenftein, = Adular.
—5 n. I. (gr. helenion) = Alant, ſ. d.
eliaden, heliakiſch, heliariſch, Helianthus 2c.,
j. unter Helios.
Heliaͤſten, pl. gr. Mitgliederder Heliüa (gr. heliaia),
des größten Gerichtshofes im alten Athen, welcher
über Staatsverbrechen Recht ſprach.
Helteit, Helifside 2c., ſ. unter Delir.
Helifon, m. gr. der Mufenberg, Muſenſitz, ein be»
rühmter Berg in Böotien, Sitz des Apollo und
der neun Muſen, welche daher auch Helifoniden
beißen; f. auch unter Helir.
Helios, m. gr. die Sonne; der Sommengott, ſ. v. w.
lat. Sol, vgt. Apollo und Phöbus; Helidden,
pl. Fabelf. Töchter des Helios; nach) andern: fieben
Söhne desſelben, welche ſich mit ver Schiffskunſt
bejchäftigten u. zuerft den Tag in Stunden teilten;
beltäfifch, die Sonne betreffend, zu ihr gehörig;
Helianthus, n. die Sonnenblume, Sonnen»
trone; Helianthẽemum, n. Sonnenröschen, eine
Bierblume; heliäriſch, fonnig, die Sonne be-
treffend; Heltäjis, £. |. dv. w. Heliöfig; helio—
zen triſch, auf ven Sonnenmittelpunft bezüglich),
gleichmittelpunftig mit der Sonne; die heliozen—
kriſche Ränge und Breite eines Planeten ift
der Drt, welchen ein Planet, aus der Mitte der
Sonne betrachtet, unter den Fixſternen einnehmen
wiirde; Heliogromie, f. photographiiche Darſtel—
(ung farbiger Lichtbilder; Helivdör, m. männl.
ame: Sonnengeſchenk; Heliognöſten od. gne=
ftifer, pl. eig. Sonnenfundige, Sonnenanbeter;
Heliograph, m. ein Inſtrument, das zu photo»
graphiſcher Aufnahme der Sonne verwendet wird;
ein Zeichengeber mittels der Sonnenftrahlen, Die
auf einen drehbaren Spiegel fallen (erfunden von
Mance); Helingraphie, f.die Sonnenbeſchreibung;
auch ſ. v. w. Bhototypie, j.d.; heliograͤphiſch,
durch Einwirkung des Sonnenlichts gezeichnet od.
dargeſtellt; Heliogravüre, f. grafr. (jr. gravure,
Kupfer- oder Staählſtecherkunſt, ſ. gravieren 1.),
Kupferlichtdruck, Lichtkupferätzung mittels einer
galvanoplaſtiſchen Druckplatte, die von einer mit
Glaspulver untermiſchtenGelatineſchicht unter Ein—
wirkung des Sonnenlichts gewonnen wird —Pho—
togravüre; Heliokaͤrpus, m. Sonnen rucht, eine
ſüdamerik. Pflanze; Heliokomẽt, m. ein Sonnens
Haarſtern; ee een f.Sonnenanbetung, Sons
nendienſt; Heliolith, m. der Sonnenftein, eine
Berfteinerung; Helismeter, n. eig. Sonnenmefjer,
Feinwinkelmeſſer; ein Fernrohr mit in zwei Hälften
geteilten Objektivglas, zur Mefjung jehr Kleiner
Winkel am Himmel, 3. B. der jheinbaren Durch—
mejjerder Planeten; Eetiophop,m. ein Lichtſcheuer
— Albino: Heliophobie, f. Sr Scheu
vor dem Sonnenlicht; Heliopläſtik, f. photogra-
phiſche Darftellung von Neliefbildern; Stempel»
oder Plattenlichtvrud; Heltäfis, f. das Sonnen;
der Sonnenftich; Helioſtöp, n. ein Sonnenglas,
Sonnen-Fernrohr, hinter weldyem man das Son—
nenbild auf einer Ebene in einem dunkeln Orte od.
auch auf einem mattgefchliffenen Glaje auffängt,
erfunden von dem Jeſuiten Schreiner in Non 1611;
Helioftdt, ın. Lichiwerfer, ein von van ’3 Grave»
Sande ertundener, durch ein Uhrwerk beivegter Spie-
330 Helir
gel, der die Sonnenjtrahlen beharrlih auf den-
selben Punkt wirft; heliotheologiſcher Beweis,
Beweis von dem Dajein Gottes aus der Sonne;
Heliotheymométer, n. ein Sonnenwärmemeffer,
erfunden von Sauſſüre; heliötiſch, heliich vd.
Helidfifch zeigt die Art des Auf- u. —
der Sterne an; ein Stern gebt heliotiſch auf,
wenn er aus den Sonnenjtrahlen jo hervortritt,
daß er fihtbar wird; er geht heliotifch unter,
wenn er in den Sonnenstrahlen verſchwindet; he—
liſcher Aufgang, der erfte Tag, an welchem ein
Stern, nachdem ereine Zeitlang wegen gleichzeitigen
Aufgangs mit der Sonne unjichtbar war, wieder
vor Sonnenaufgang jihtbar wird; Heliotropium
oder Heliotroͤn, n. die Sonnenuhr; die Sonnen-
wende, ein Gewächs mit jehr wohlriechenden, dem
Sonnenlidte zugewendeten Blüten; die violette
Farbe, jo genannt nad) der Farbe der Blüten des
Heliotropium peruviänum, einer beliebten Hier-
pflanze mit Blüten, die nad) Banille riechen; der
Sonnenwenditein, eine Abart des Chalcedon von
fauchgrüner Farbe mit blutroten Fleden; aud) ein
yon Gauß erfundenes Inſtrument, beitehend aus
zwei ſenkrecht aufeinander jiehenden Spiegeln u.
einem fie verbindenden Fernrohr, zurülbertragung
de3 Sonnenlichts an einen weit entfernten Punkt
Sei trigonometrischen Meffungen, Sonnenſpiegel;
Heliotrepismus, m. das Streben eines Pflanzen-
teil3, fi) der Sonne zu- (pojitiver Heliotro-
pismus) oder abzufehren (negativer Helio-
tropismus); Helistypographie, f. eine Art
Fhotographie zum Abdruck von Handidhriften u.
dgl., in Amerifa erfunden.
Beltz, f. gr. (helix) Schneden- oo. Schraubenlinie,
Schraubengang; Binde, Flaſchenzug; der äußere
Ohrrand; die Scihnirkelichnede; Seiisit, m., pl.
Seliziten, veriteinerte Schnirielichneden; Pfen-
nigiteine; helizitiſch, ſchnecken⸗ od. ſchraubenför—
mig; Heliko de, f. die Schneckenlinie; Helikome⸗
trie, k. der Teil der höheren Größenlehre, welcher
von den Schneckenlinien oder Spiralen handelt;
Helifoſophie, f. die Kunſt, Schneckenlinien zu
ziehen; Helikon, n. ein großes gewundenes Blas—
inſtrument mit mehr fünf Oftaven.
Heltos, n., Helfsmg, n. gr. die Wunde, daS Ge—
ſchwür; Heltologie, f. die Lehre von den Geſchwü—
ven; Helfaiis, f. die Eiterung.
Selttifa, pl. gr. (von heikein, ziehen) Zugmittel;
Selttiich, ziehend; Geſchwüre bewirkend; Helfys=
mometer, n. ein Anziehungsmeſſer.
Seẽllas, f. gr. (Helläs) vd. gew. n. Altgriechenland;
im engeren Sinne: Mittelgriehenland, jet Liva—
dien; daher Hellänen, pl. gr. (Hellenes)Griechen,
Altgriehen; Hellenica, pl. die Taten der Hel-
lenen, ein Geſchichtswerk von Xenophon; helleni—
eren, griechiſch machen; griechiſche Sprache und
Lebensweiſe nachahmen; Hellenismus, m. =
Gräcismus; Helleniſt, m. ein Kenner der alt—
griechiſchen Sprache; auch ein griechiſcher Jude, od.
ein Grieche, der zum Judentum übergetreten iſt;
zelleniſtiſch, hebräifch-griechifch, nad) der griechi-
Ihen Mundart der Juden, die unter Griechen ge-
boren waren, in deren Mundart die 70 Dofmetfcher
da3 U. T. iiberjegt und die Apoftel die Bücher des
N. T. geihrieben haben; Hellenophil, m. ein
Sriehenfreund; Hellenenftein, eig. Öriechenitein,
ein vom Techniker Thiel in Kafjel erfundener künſt⸗
liher Marmor.
Hellebärde, f. (deutic, entſtanden aus helmbarte,
d. h. Barte oder Beil zum Durchhauen des Hel-
Hemeralopie
mes) die Streitaxt, der Beilfpieß, ein Spieß mit
einer Barte oder Art, womit fowohl gehauen,
als gejtochen werden kann; davon fr. hallebarde;
Hellebardier, Hellebardierer, m. der Streit-
artträger.
| Hellebörus, m. gr. (hell6boros) die Nieswurz, im
Altertum als
braucht, val.
Heilf. das
Hellenen,
eilmittel gegen Wahnſinn zc. ge-
Antichra; Helleborismus, m.
einigen od. Abführen durch Nieswurz.
—— Hellenismus, Helfenift ꝛe. ſ. unter
Hellespönt, m. gr. (Hellös-pontos) die Meerenge
od. Straße der Dardanellen zwiſchen Europa und
Alien, eig. „das Meer der Helle“, die nad) alt-
riech. Sage, dem tödlichen Haffe ihrer Stiefmutter
Ino entfliehend, in dieſem Meere ertranf.
Helling, mm. u. f., auch unr. Elling, (tuff. eling) od.
Ailing, holl. (von hellen, gleiten, hinabrutichen,
auf geneigter Fläche abfliegen) auf Schiffswerften:
eine über einem Balkenroſtwerk lagernde geneigte
Fläche von Bohlen zum Bau u. Stapellauf grö⸗
Berer Schiffe.
Helmine, f. weibl. Name, abgekürzt für Wilhel—
mine, ſ.d.
Helminthen, pl. gr. (helminthes, von Sing. hel-
mins, £.) Würmer, bei. Eingeweidetvürmer; Hel⸗
minthiäfis, L. die Wurmkrankheit; helminthiſch.
auf Würmer fich beziehend; Helminthochortos.
m. das Wurmmoos, Mittel gegen Wurmtrankheit;
Helmsintbelitg, m. ein Wurmſtein, verfteinerter
Wurm; Helmintheolsg, m. ein Wurmkundiger;
Helminthofogie, f. die Wurmlehre; Helmintho=
loͤgiſch, wurmkundlich; Helminthotypolith, m.
Stein mit einem Wurmabdruck; Helminthophra.
f, Wurmfieber.
Helddes, f. gr. (v. helos, Sumpf) Heil. das Sumpf»
fieber, Schweißfieber; Helopära, f. Sumpffieber.
Heloije, f. fr. (vgl. Aloyſius und Aloyſie) weibl.
Name: die berühmte Kämpferin oder Siegerin.
Helos, m. gr. (helos) der Kagel; Heilf. Leichdorn,
Hühnerauge.
Helõſis, f. gr. (von hélein, helyein, drehen, winden)
Drehen, bef. der Augen; Schielen; Heldtis, £. der
Weichſelzopf.
Helöten, pl. gr. (Héilõtai) ſpartaniſche Sklaven,
(urjpr. von der Stadt Helos, die wegen Empö—
rung gegen Sparta zur Knechtſchaft verdammt
morden var; oder von heilos=healös, Kriegs-
gefangener) daher Hefätiich, ſtlaviſch; Helotie, f.
dieStlaverei; Helotismus, m. die Unterdrückungs—
ſu
Helũo, m. I. ein Schlemmer; heluieren (heluäri),
praſſen; Heluation, f. (heluatio) dieSchlemmerei.
Helvetien, n. I. (Helvetia, f.) ver alte Name der
Schweiz; Heltetier, pl.(Helvetii) die alten Schwei-
er, ein keltiſches Bolt; helvetiſch, ſchweizeriſch,
elvetica Confessio, f. I. ſchweizeriſches Glau—
ben3befenutnis der Neformierien nad) Zwingli u.
Calvin.
Helvin, m. eine dem Granat verwandte gelbe Stein-
art (von Werner wegen der jonnengelbe Farbe
nad) dent gr. helios, Sonne, benannt).
Hemeralopie, f. gr. (von hömera, f. der Tag) die
Tagiichtigteit, Nacht- oder Dämmerung3blindheit;
hemeraloͤpiſch, tagiihtig, nachtblind, Hemẽra⸗
(6p8, m. (von öps, Gen. 5pös, Gelicht, Sehver-
mögen, mit eingefhobenem 1) ein Tagſichtiger,
Nachtblinder, enig. Nyktalops; Hemerobap⸗
tiften, pl. d. i. eig. Tagwaſcher, eine jüdiſche Sekte,
deren Anhänger täglid) eine religiöſe Abwaſchung
Hemeroſis
vornahmen; Hemerodroͤmen, pl.Tagläufer, Brief⸗
boten bei den alten Griechen; Hemerologium, n.
ein Tagzeiger, Kalender.
Hemeröfis oder Hemerpfe, f. gr. (von hemerün,
zähmen, hemerös, zahm) die Zähmung, Veredlung
(Kultur); Selbjtbeherrihung.
hbemi, gr. (1. semi) halb, in Zujammenfegungen
gebräuchlih; Hemianthröp, m. ein Halbmenſch;
emianthropie, f. der Zultand eines Halbınen-
jchen, ein hoher Grad des Wahnfinns, in welchen
dev Menjch fast nur Tier ift; hemiazijgos, halb-
ungepaatt; Hemicephälus, m. eine Mißgeburt
mit halbem Kopfe; hemicephaliſch, halbköpfig,
mit halbem Kopfe; Hemiceranium od. Hemitra⸗
nion, n. halbſeitiges Kopfweh = Migräne; He—
mizijtlus od. Hemizijtel, m. ein Halbkreis; Bo—
en⸗ od. Drehſtuhl; hemnichlliſch, halbkreisförmig;
emidoma, n. Halbdach; hemiedriſch, nennt
man Kriſtalle, welche nur halb ſo viel Flächen
haben, wie die ganzen; hemielliptiſch, halbläng—
lichrund; hemimorph(iſch), halbgeſtaltig; hem.
Kriftalle, die an beiden Enden verſchieden gebildet
find; Hemiobölon, n. ein halber Obolus (. d,)
eine altgriechiſche Münze, etwa = 3 Pf.; hemiö⸗
liſch, anderthalbig, bei den Griechen ein Rhythmus,
deſſen Teile im Verhältnis von °/; jtehen; hemide
niſch (von hemi-önos, d. i. Halbejel, Maulejel),
träge, ſchlaff; Hemiopie oder Heminpfie, f. die
Halbfichtigteit, wenn ein Kranker die Gegenjtände
nur halb jieht; Hemiphonie, f. halbe, ſchwache
Stimme; Hemiplegie u. Hemiplexie, f. der halbe
Schlag, einjeitige Scylagfluß, die Lähmung auf
einer Eeite; Hemibtera oder Hemipteren, pl.
Halbflügler, Infekten mit halben Flügeldecken;
hemipteriich, halbgeflügelt; Hemipterologie, f.
die Lehre von den Snlbflüglern; Hemiſphaͤre, f.
eine Halbfugel, Hälfte der Himmels- vd. Erofugel;
auch die Hälfte des Gehirns; hemiſphäriſch, halb-
tugelig; Hemiſtichtum oder abgef. Hemiftich, n.
ein halber Vers oder Halbvers; Hemitoninm, n-
der halbe Ton, Halbton; hemitroͤpiſch, halbge-
wendet, um die Hälfte verjchoden, bej. in der Kri—
ſtallkunde; Hemitropien, pl. zufammengewadjiene
Kriftalle, Zwillingstrijtalle.
Hemlodertraft, m. ein Extrakt von der Rinde der
amerifanijhen Hemlocktanne, Lohextrakt.
endden, pl. gr. (v. hen, eius) —Monaden, f. d.
endazé oder Hendaſch, türk. ſ. Endajeh.
endelagon, n. gr. (von hendeka, elf) ein Elfeck;
——— m. ein Elfſilbler, elfſilbiger
— pl. Hendefaiyläben, ſ. phaläciſcher
ers
Hendiädis, f. gr. (eig. hen-diä-dydin, d. i. eins
durch zwei) Redek. Bezeihnung einer Sache mit
zwei Hauptivörtern, wovon das eine flatt des Ge-
nitivg oder auch eines Beiwortes fteht.
Henequen, Aloehanf, Sndiafafer, ein Faferftoff von
gelblich- weißer Farbe, der aus ſüdamerikaniſchen
Sorten der Agave gewonnen und zu Teppichen.
Boljtern, Tauwerk ujw. verarbeitet wird.
enna, j. Alhenna.
enoch, m. hebr. männl. Name (chanöch): der Ein-
geweihte.
Hendfis, f. gr. (v. henün, vereinigen, v. hen, eins)
die Bereinigung, Verſöhnung; Henötik, f. die Ber-
föhnungsfunft; Henotifon, n. ein Sühnverfuch,
eine Einigungsſchrift; henstiſch, einigend, zur
Einigung führend, bej. in Glaubensſachen.
Henri, m. fr. (jpr. hängri) un Henri quatre
(pr. —fatt’r), Heinrich IV. von Frankreich; auch
Heptachord 331
ein Be Bartbüfchelchen an der Unterlippe;.
Henri d’or, franzöfifche Goldmiünze unter Hein—
ri II.— 1 Dukaten, Goldheinrih; Henriade, f.
(ſpr. hangriide) Boltaires bekanntes Heldenge—
gedicht auf Heinrich IV.; Henriquinquiſten, pl.
(jpr. hangrikängkiſten) die legitimiftiiche Bartei in
Frankreich, welche den s eriog von Bordeaur unter
dent Namen Heinrich V. (Henri Quint) ala König
anſieht; Henrictte, f. weibl. Name von dem männt.
Heinrich, Henri.
Heortologie, f. gr. (von heorte, Feſt) die Lehre voıt:
den Yeittagen; Heortologium, n. Feitkalender,
Feſttageverzeichnis.
hepar, n. gr. (G. h&pätos) die Leber; Scheidek. jede
im Waſſer lögliche Verbindung eines Alfalimetall3
mit Schwefel, von der Xeberfarbe de3 Schwefelfa-
liums fo genannt; Hepaticus, m. ein Leberkranker;
Hepatica, f. Leberbiümchen; Hepatifa, pl. oder
hepdtijche Mittel, Mittel wider Leberkrank—
heiten; hepaͤtiſch (gr. hepatikos), die Leber be-
treffend od. dazu gehörig; leberfranf: hepatiſches
Gas od. hHepatifche Luft, Schwefelluft, Schtve-
felwafleritoffgas, eine nad) faulen Eiern riechende,,
zum Einatmen ganz untaugliche, entzündbare Luft—
art; Depatalgie,f.Xeberleiden ;Hepatemphruzis,.
f. Leberverjtopfung; Hepatiſation, £. die Ver—
wandlung der Lunge in eine leberähnliche Maffe;
Hepatit, m. Leberftein, eine Abänderung des
Schwerjpats; Hepatitis, f. Leberentziindung;.
Hepatozyitis, f. die Leberblaſe, Galtenblafe; He=-
patozijſtiſch, Leber und Gallenblafe betreffend;
Hepatographie, f. Leberbejhreibung; Hepato—
logie, f. Lehre von der Leber; Hepatunens, m.
Lebergeſchwulſt; Hepatoffopie, f. die Weisjagung
aus der Leber; Hepatotunie, f. Leberzerlegung.
Hephäftos, m. gr. (Hephaistos) Fabell. der Feuer-
gott, bei den Römern Bulfan, ſ. d.
Hephata, hebr. (patah, offen fein) öffne dich; Luther:
Tue did) auf (Mark. 7,34).
Hephihemimeres, f._gr. (von heptä, ſieben, hämi,
halb, und meros, Teil) im VBersbau: von ſieben
Hälften oder viertehalb Füßen, bef. die nad) vierte-
halb Füßen oder im vierten Fuße befindliche Zäſur
im Herameter.
Hepp! Hepy! Hohnruf des Pöbels gegen Juden.
(viel. Abkürzung von Hebräer od. * dem Lockruf
für Ziegen, um damit einen langbärtigen Juden
zu verſpotten).
Heptachoͤrd, m. gr. (von hepté, ſieben) Tonk. der
Siebentlang, die Siebente, = Septime; auch eine
mit 7 Saiten bezogene Lyra, Siebenjaiter; Heps
tagdrun oder Heptaeder, n. ein Siebenflächner;
Heptaeëemẽron, n. ein Siebentagewerf der Schöp-
fung; Heptagön, n. ein Sievened; Heptameron,
m. Erzählungen, welde an fieben Tagen erzählt
wurden, nachgebildet dem Decameron von Boe—
cacciv; Heptameron heißt daher eine Sammlung
von an welche man der Königin Mar-
arethe von Valois, der Schweiter Franz I. von
Erantkteich zujchreibt; Heptamẽter, m. ein fieben-
füßiger Vers, Siebenfüßler; Heptandria,pl.tiebeu-
männige Bflanzen mit 7 freien Staubfäden in einer
Zwitterblume, die 7. Klaſſe in Linnes Syitem;
heptaphülliſch, Tiebenblättrig; Heptärchen, pl.
Siebenherrfher; Heptardie, f. die Siebenherr-
ſchaft, Regierung von jieben Männern; insbef. die
Einteilung des alten England in fieben angel-
ſächſiſche Königreiche; heptaſhllabiſch, fiebenfilbig,
ebtatench, m. die fieben eriten Bücher des Alten
eſtaments.
332 Hera
Höre vd. Here, f. gr. Fabell. die Götterfönigin, Ge-
mahlin. des Zeus, bei den Römern Juno, j.d
Heraderos, pl. ipan. Feite, an denen zu Santiago
in Mexiko die angefommenen wilden Stiere mit
den Namen ihres künftigen Herrn gezeichnet
werden.
Heräfles, j. Herkules; Herafiden, pl. Gedichte,
die das Leben des Herkules zum Gegenſtande hat-
ten; Herafliden, pl. gi. Nachkommen des Herku-
les, namentlich diejenigen Abkömmlinge desjelben,
weiche 8O Sabre nad) Trojas Zerftörung fich im
Beleponnes feitjegten; Heraflin, n. ein dem Dior
rexin (j. d.) ähnliches Sprengmittel; Heraklit, 1.
unter Demofrit.
Heraldik, f. (d. i. eig. die Kunft des Herolds, als
wappenfundigen Aufjehers bei Turnieren 2c., vom
nl. heraldicus, a, um, und Dies vom ınl. heraldus,
Hereld, ſ. d. die Wappenkunſt, Wappenfunde;
Heraldifer, m. ein Wappenfundiger; Heraldtich,
wappeniunditd. |
herba, £. I. Gras, Kraut, Pflanze; herbae, pl.
Kräuter; Herbarium,n.nl.ein Kräuter od. Pflan-
zenbuch, eine Sammlung getrodneter Pflanzen;
herbarium vivum, n. ein lebendige2 od. natür-
ches Kräuterbuch; Herbariiieren, Herboritieren
und herbatim gehen, barb.-!. zum Kräuterfam-
meln ausgehen (botanijieren); von den Bienen:
Blumenjtaub einfammeln; Herboriſatien, £. fr.
das Kräuterſammeln; Hersarins, m.l., Herbartft
oder Herbariit, m. barb.-lat. ein Bflanzentenner,
Kräuterfanmler, Kräuterbändler; Herbeszieren,
[. (herbescere) hervorjpriehen; Herbeszent (her-
bescens) jprofjend, frautartig; herbiferiſch, kräu—
terreih; Herbiboren, pl. nl. pflanzenfreflende
Tiere; Berbös (i.herbösus), gras- od. kräuterreich.
Hercia, f. ml. (fr. herse) ein dreiarmiger, in de
Kirhen gebräuchlicher Leuchter.
Hercules, hereuliſch, |. Herkules ꝛc.
Herchnin, f. I. der Harz, das Harzgebirge; herey⸗
niſch, den Harz betreffend.
Here. i. Hera.
heres, gew.haeres, ın. (pl. her&des) J. der Erbe od.
Erbnehmer, Erbherr; h. ex asse oe. universälis,
alleiniger Erbe, Gejamt-Erbe, ſ. As; Heredieren,
nl. erben; ſ. auch Häredieren; Hereditär, (1. he-
reditarius), erblich, erbicyaftlich; Keveditäre Be-
laftung, erbliche Krankheitsanlage; Heredität(l.
hereditas), f. die Erbfchaft, dag Erbe, Erbredt;
hereditieren (mil. hereditäre), erben; auch j.v.w.
bäredieren.
Heridtum od. Hereotum, n. ml. das Heergemäte,
d. 1. die Kriegsrüftung, welche bei dem Tode eines
Mannes jein nächjter männlicher Erbe zum voraug
befam.
Herifisn, ın. fr. (ſpr. berifjöng; altfr. ericon, prov.
erisson, jpan. erizo, port. ericio, ourico, vom l.
ericius = erinac&us) der Sgel; die Stadjelbarre,
ein mit fpigigen Baden oder Stacheln verjehener
Schlagbaum vor Zoren und Brüden.
Heritieren, fr. (hEriter, abgel. aus herediter. vom
l. heres, i d.) erben; Heritage, f., r. n. (ſpr. eri-
tähſch') die Erbichaft, das Erbteil.
Herkoteftönif, f. gr. (von herkös, Pferch, Umzäu-
nung) RE. die Befeftigung3- und Berfhanzungs-
unit.
herfsläniiche Altertümer, Altertiimer aus der im
Sahre 79 n. Ehr durch einen Ausbruch des Veſuv
verfchütteten Stadt Herfulanuıum od. r. Herku—
lantum unmeit Neapel.
Herküles [., od. Heräfles (j.d-), m. gr. Fabell. der
Herines
Sohn des Zeus und der Alfnıene, der größte u.
berühmteſte unter allen griechijchen Herven oder
— Helden; überh. ein ſehr ſtarker oder
tapferer Mann; die Säulen des Herkules, die
Meerenge von Gibraltar, an deren beiden Seiten
Herkules zwei Säulen, gleichſam als Grenzſteine
ſeiner Wanderungen nach Weſten errichtet haben
ſoll; Herkuleskäfer, der größte, 5 Zoll lange Kä—
fer in Südamerika; herküliſch, (nerculöus, a, um),
dem Herkules gemäß vd. gehörig; riefenitark, hünen—
haft; Herfulifche Arbeit; eine Helden- od. Rie-
jenarbeit; herculus morbus, m. die Fallſucht.
ermandaͤd, f. ſpan. (von hermäno=!. germänus,
Bruder) Brüderjchaft; santa hermandad, die
heilige Brüderjchaft, anfünglich (1476) eine Ver-
brüderung der Stadtgemeinden in Spanien gegen
die Macht und Räubereien des Adels; jpätereine
Urt Polizei, welche über die Sicherheit der Land—
ſtraßen machte; die Polizei der Inquifitionsgerichte;
jcherzhaft für Polizei überdaupt.
Hermaon, ſ. unter Hermes.
Hermaphrodit, m. gr. (v. Hermes und Aphro-
dite, deren Sohn der erſte geweſen fein fol) ein
Zwitter; hermaphrodĩtiſch, zwitterartig Hering
phroditismus od Dermaphrodismus,die Zwit⸗
terbildung.
Hermathene, Herme, k, pi. Hermen, ſ. unter
Hermes.
Hermelin, n. (nıhd. hermelin, Verkl. vom althd.
harmo, harme = Wieſel, Hermelin; fr. hermine,
altfr. erme, ermine, prov. ermini, ermin, it. er-
mellino, ml. armelinus, hermellina) das nordiſche
weiße Wiejel; auch das Belzwerf davon, im Mittel-
alter nur von füritlihen Berfonen, Erzbiſchöfen
und Biſchöfen getragen; ein weißgelbes Pferd mit
rötliher Mähne und Schiweif.
Hermenent,m. gr. (hermeneutes, v. hermöneüein,
auslegen, dolmetſchen) ein Ausleger, Erilärer;
insbe). Bibelüberjeger in der älteften chriſtl. Kirche;
-Hermenentit, f. die Yuslegung3> od. Erklärung?
tunit, bef.in Beziehung auf die bibliſchen Schriften;
ermeneutiſch, erflärend, den Grundjäßen der
(uslegefunft gemäß.
Hermes, m. gr. (Hermes) oder Hermeias, eig. der
Unterftüger, gr. Fabell. ſ. v. w. bei ven Römern
Merkur, j.d.; Hermäon, n. (gr. hermaion) ein
Fund, eine gefundene Sache, die man ſonſt als ein
Geſchenk des Hermes oder Merkur betrachtete;
Herne, f., pl. Hermen, Hermesjäulen, Stand»
oder Bildfäuien des Merkur, vieredige, nad) unten
ichmäler zulaufende Säulen oder Pfeiler mit einem
menfchlichen Kopf, aber ohne Füße und Arme,
welche die Griechen an die Türen der Tempel und
Häuſer, an die Kreuzwege 2c. zu ſetzen pflegten,
Büftenpfeiler; Hermathene, f. eine Bildfäule der
Athene oder Minerva, die nach unten in eine
Herme ausläuft, oder an der die Köpfe des Her-
mes und der Athene janusartig verbimpden, oder
die Züge beider Gottheiten in einem Kopfe ver-
ſchmolzen find; Hermolopidenprozen, der Pro—
zeb gegen Alcibiades wegen des Frevels, den er
415 v. Chr. an den Hermen zu Athen vollbrachte;
Hermes Trismegiftns, ın. d. i. Hermes der drei⸗
nal Größte, ein mythiſcher ägyptiſcher Weifer, der
für den Urquell aller geheimen Wifjenjchaft und
für den Vater der Alchymie (hermetiſchen Phi-
loſophie) gehalten wird; daher Hermetit, f. =
Alchymie; Hermetifer, m. Goldmacer; her—
metiih, = alchemiſch oder chemiſch; Hermes
ttiche Kette, die geheime Überlieferung der alchy—
—
&
#
Hermitage
miſtiſchen Geheintlehren; hermetiſch verſchloſſen
oder ſigilliert, luftdicht zugeſchloſſen (weil man
dem Hermes Trismegiſtus die Kunſt zuſchrieb, durch
magiſche Siegel Schaͤtze und Gefäße zu verſchließen
und unzugänglic zu machen); Hermesſtab, m. (l.
caduc&us) ein Stab, der von zivei Schlangen um—
wunden ift, welche fich oben die Köpfe zuwenden,
Symbol des Handel3; Hermoglijph, m. einer, der
Bildjäulen des Hermes oder Merkur macht; überh.
ein Bildhauer, Bildſchnitzer; Hermoglujphik, f. die
Bildhauerkunſt; hermoglüphiſch, bildhäueriſch.
Hermitage, m. fr. (fpr. ermitchſch/ = Eremitage
(ſ. d.), eın feiner und feuriger franzöſiſcher Rot-
und Weißwein, der an dem Gebirge l'Hermitage
längs der Nhone wädhlt.
Hermöd, m. nord. Fabell. (altıvıd. Hermödhr,
angelj. Heremöd, althochd. Herimuot) d. i. der
Heermutige, Kampfmutige, ein Sohn Odins, Bote
der Götter.
Hermogliyph, ſ. unter Hermes.
Dernig, t. L., pl. Hernien, Heilk. ein Bruch, das
Austreten eines Eingeweides aus feiner Höhle;
mem. f. (gr. Beſchreibung derBrüche;
erniolonie, f. die Lehre von den Brüchen; her—
niös (1. herniösus, a, um), mit einem Bruche be-
haftet; Herniotoͤm, m. [.-gr. ein Bruchichneider;
auch) das Inſtrument zum Bruchfchnitte; Hernio—
tomie, f. die Bruchichneidefunft; auch der Bruch-
ſchnitt. ſHeros.
Heroen, Heroide, Heroine, heroiſch ꝛc., ſ. unter
Serold, m. (mlat. heraldus, haraldus, fr. héraut,
hérault, altfr. heralt, jpan. haraldo, heraldo, it.
araldo,v.gleich]. althochd. hariwaldo, Heerbeamter)
ein Ausrufer oder Verkündiger, der bei Turnieren
und Feiten die Wappen zu unterfuichen und aus-
zurufen hatte; Striegshote, Gejandter im Kriege;
Heroldsamt, n. eine Behörde, welche das Ber-
zeihnig der adligen Familien und Standeserho-
hungen führt, in Bayern (feit 1808), in Preußen
(jeit 1855), in England, Rußland u. a.
Heronsbail, m. ein verjchlofjenes, mit Wafjer bis
über die Hälfte angefülltes Gefäß, durch defien
Verſchluß eine offene Röhre bis nahe an den Bo—
den des Gefäßes geführt ift, ein Springbrunnen
im Kleinen, durch den Drud zufammengepreßter
Luft wiriend, von dem griech. Mathematiter He-
ron von Alerandrien um 100 v. Ehr. erfunden
und zuerjt bejchrieben; Heronsbrunnen, m. ein
jelbfttätiger Heronsball (eine Waſſerſäule ruft den
Quftdrud hervor).
Herös, m. gr., pl. Herden, Halbgötter, vergötterte
Helden des Altertüms, 3. B Herkules, Kaſtor und
eg ee uneig. durch Tapferkeit, Meutac.,
auch durch überwiegende Geiftesfraft oder Fähig-
feiten ausgezeichnete Männer; heröiſch, helden—
haft, Heldenmütig, Hochherzig; Heraiihe Mittel,
—— ae Be 2 ſtark wir-
ende Heilmittel, gem. Pferdemittel; heroiſche
Poeſie, Heldendichtung = epiſche ——
Epos; der heroiſche Vers, die Versart des Hel-
dengedichts, der daktyliſche Hexameter; das heroi—⸗
ſche Zeitalter, daS Heldenzeitalter, beſ. ver alten
Griechen zur Zeit des trojan. Krieges und früher;
Heroismus, m. nl. der Heldenmut, Heldengeift;
aud das Heldentum, die Hochherzigfeit; Herotde,
f. ({. pl. Heroides) ein Heldenbrief, ein Gedicht in
Driefform, worin ein Held oder eine Heldin der
Vorzeit ihre Empfindungen mitteilt; Heroine, f.
ge. (l. heroina) eine Heldin, Yalbgöttin, ein Helden-
weib; Heromante, f. die Heldentumsfucht; Herün-
Heterardie 333
logie, f. Halbgötterlehre, die Hunde von Helden
und Halbgöttern; Heröon, n. ein-Herventempel; -
Herotheisiung, m. Heldenvergötterung.
Herofträtus, m. ein ehrfüchtiger Schwärmer, der
jeinen Namen durch die Verbrennung des berühm-
ten Dianentempels zu Ephefus zu vereiwigen fuchte;
daher feine törichten Nachahmer Heroftrdten ge-
nannt werden.
Herpes, f. gr. (herpes, von herpein, Frieden, ſchlei—
chen, ſich allmählich verbreiten) Heilf. die Flechte,
Schwinde, der Haar- od. Wolfswurm; herpetiſch,
flechtig, krätzig; Herpetographie, f. die Zlechten-
bejchreibung; Herpetologie, f. Lehre von den
Slechten, auch von den triechenden Tieren oder
überh. Knorpeltieren; Herpetolög, m. wer id
damit befchäftigt; Herpogrankie, f. Kriechjchrei-
berei, niedrige Schreibart.
Herſe, f. fr. (ſpr. herß'; altfr. herce, mf. hercia, v.
[. hirpex, Gen. hirpieis Egge) Kriegsk. das Fall—
gatter, Schußaatter, die Sturmegne.
Herſilie, £. l. weibl. Name (vgl. gr. Herse, Gemahlin
des Danaos und Tochter des Krekrops, von herse,
der Tau, auch ein junges und zartes Tier, ein neu-
gebornes Lamm), die Gemahlin des Romulus.
Hertha, f., |. Nerthus.
Derzhypertronhte, f. Herzvergrößerung, Vermeh—
rung der Malie des Herzmüskels infolge eines
Herzfehlers; Herzueuralgie, f. Brujtbräune,
Herzbeflemmung; Herzpalsitatisnen, pl. Herz-
Hopfen; Herzruptũr, f. Zerreißung des Herz-
muskels infolge von Eiterungen.
Heictiel, — Ezediel. de
Heſperus, m. gr. (hesperos) der Abend; die Abend-
gegend, der Weiten; der Abendſtern, der Planet
Venus, wenn er nad Sonnenuntergang erfdeint;
Heſperien, n. (Hesperia, f.) das Abendland: bei
den Griechen Stalien, bei den Römern Spanien;
Heſperia, auch ein Aſteroid, 1861 von Schiaparelli
entdedt; Heſperiden, pl. gt. (Hesperides) Zabell.
göttliche Nymphen, Töchter der Nacht, welche auf
einer Inſel am äußersten Weftrande der Erde einen
Garten mit goldenen Äpfeln bewohnten, die ein
furchtbarer Drache hütete, welchen Herkules tötete,
um die Äpfel dem Euryitheus zu bringen; Hef-
peridin,n. Bomeranzenitoff, ein aus dem jchwan-
migen Teil der Pomeranzen- und Zitronenjchalen
ausgezogener geruch- u. geſchmackloſer Bflanzenftoff.
Heſſians, pl. engl. (ſpr. heßiöns; von engl. Hessian,
heſſiſch) Packleinwand.
Heflonit, m. eine Spielart der Granaten: ein gelber
dürchſichtiger Edelſtein.
Heſtia, f. gr. (hestia, d. i. der Herd) Fabell. ſ. v. w.
die römiſche Veſta, ſ. d.; Sternk. ein Aſteroid,
1857 von Pogſon entdeckt.
Heſus, m. der Kriegsgott der alten Gallier.
Heſychaͤſten od. Hefhchiaſten, pl.gr.(vonhesychos,
ruhig) eig. Ruhende, Stillſitzer, eine ſchwärmeriſche
Sekte unter den Mönchen auf dem Berge Athos
im 14. Sahrhundert. [mand.
etaika, f. gelb oder blau gefärbte ruſſiſche Lein—
etäre, f. gr. (hetaira, d. i. eig. Freundin, von he-
tairos, Genofje, Freund) eine Bertraute, Geliebte;
Buhlerin; Hetarte, f. (gr. hetairia) d. i. die Ge—
noſſenſchaft, eine politiihe Verbindung der Neu»
griechen; Hetäriſten, pl. Verbündete, Mitglieder
de3 Griechenvereing gegen die Türken.
Heteravchie, f. gr. (von hétéros, a, on, der 2c. alı>
dere, anders bejchaffene) die Fremdherrſchaft; He—
terobisgrauhie, f. Lebensbejchreibung, die jemand
von einem andern verfaßt, entg. Autobiogra-
Hetman
phie; Heteröcie, k. die Fähigkeit kleiner Pilze,
auf verſchiedenen Pflanzen in verſchiedenen Gene—
rationen ſich zu entwickeln; heterochroͤiſch, ver⸗
Ihiedenfarbig,bunt;Heterohrönifch,anderszeitig,
fremdzeitig; heterodoͤr, von dem herrjchenden
Lehrbegriff in der Religion: abweichend, anders-
gläubig, freidenfend, entg. orthodor; Hetero—
Dorie, f. die Irrlehre, der Irrglaube; Hetero:
drom, m. ein Druchebel; Heterodyudmiich,
fremdkräftig; heterogen, ungleichartig,fremdartig,
verſchiedenartig, entg homogen; Heterogenie,
f. Generationswechſel, bei dem die einzelnen Ge—
nerationen verichiedene Gejtalt zeigen; Hetero=
genität, f. die Verjchiedenartigkeit, Ungleichartig-
keit Sremdartigfeit; Heterograph, ın. ein Anders-
Schreibender, Neuerer in der Rechtjchreibung; he—
terograͤphiſch, ungewöhnlich oder feltiam ge—
ſchrieben; heterokaͤrbpiſch, verichiedenfamig; He=
teroflite, pl. unregelmäßig gebeugte Wörter; he⸗
terotlitiſch, unregelmäßig gebeugt, von der Regel
abweichend; jeltfam, wunderlih; Heterofranie, f£.
einſeitiges Kopfweh, — Migräne; Heterofrafic,
f. fremdartige Miſchung der Säfte; Heterolalie,
f. unrichtiges Sprechen, das Sichverſprechen; he—
teromoͤrphliſch), anders oder verſchieden geftaltet,
verichiedengeitaltig; Heterottontte, f. fremde Ge⸗
jeggebung, die Abhängigkeit von fremden Gejegen,
die Unfelbfiändigfeit der menjchlichen Vernunft,
entg. Autonomie; Heteropathie, f. = Wllo-
patbie; auch Franfhaft veränderte Reizbarkeit;
Heterophonie, f. krankhaft veränderte Stimme;
Heterophthalmie, f. Verſchiedenheit, bef. verichie-
dene Farbe der beiden Augen; Heterophthongie,
f. das Andersreden, Fremdſprechen; dag Baud)-
reden; heterophüuͤlliſch, ungleichblättrig, verjchie-
denblättrig; Heteroplaſie, f. die fremdartige od.
regelwidrige organifche Bildung; heteroplaͤſtiſch,
ans ie Zellen zuſaämmengeſetzt; He—
teroboͤden, pl. Ungleichfüßler, Kielfüßler; Heter-
sptera, pl. Ungleichflügler, Wanzen; Heteroͤptik,
f. falſcher Schein, Trug, Irrtum; Heteroxexie, f.
fremdartige, unnatürliche Ehluft, bef. der Schwan-
geren; heterorgaͤniſch, einem andern oder ver-
ichiedenen Spradorganen angehörend; Heteror—
rhuͤthmus, m.abweichendes Zeitmaß ; Heilf. franf-
haft abweichender Puls; heterorrhüthmiſch, un-
gleich abgemeffen, ungleich fchreitend; Heteroſcii,
pl. (gr. heteröskioi, v. skia, Schatten) Einfchattige
oder Gegenfchattler, Bewohner der gemäßigten
Himmelzftriche, welche ihren mittäglichen Schatten
immer nur nad einer Ceite werfen, entweder
nad Mitternacht, oder nad) Mittag; heteroſexuẽéill,
verjchiedengefchlechtlich, fiir das andere Gejchlecht
geſchlechtlich empfindend (Gegenſatz homo⸗
ſexuell, ſ. d.); Heteroſexualität, f. auf dem
natiirlihen Empfinden für das andere Gejchlecht
beruhende Geſchlechtlichkeit; Heterotelie, k. Un—
ſelbſtändigkeit, Abhängigkeit, Zuſtand der Ge—
ſchöpfe, denen die Zwecke ihrer Tätigkeit von der
Natur angewieſen werden, entg. Autonomie;
Heterothetiich, überſinnlich, ſ. v w. transſzen—
dent; heterotoͤmiſch, ungleich eingeſchnitten oder
geferbt; heterotrop, nicht gleichartig gerichtet,
anders gerichtet, ungleihbrehend (von Lichtjtrah-
fen); Heterozetẽſe, f. die Neigung, paradore Be-
bauptungen aufzujtellen; auch eine verfängliche
ae. Heterufie, f. das Andersſein, das Weſen
Jeſu als ein vomWeſen Gottes verjchiedenes gedacht.
Hetman, m. poln., oder Ataman, m. ruſſiſch (ata-
man; mwahrich. von dem deutihen Hauptmann)
a a N)
Heurtelong, m.
Hexis, f. gr. die
Hibrida
ein Hordenführer, Anführer od. Oberft einer Ko—
jatenhorde; „Ataman fämtlicher Koſaken—
heere’ ijt ein Titel des jeweiligen Großfürften-
Thronfolgers von Rußland.
heuͤreta, gr. (von heuriskein, finden) ic) hab’ eg
gefunden! gefunden! Ausruf bei einer irgend ge-
machten Erfindung, urfpr. Ausruf des Archimedes,
als er den von einen Goldichmied gegen Hiervon
verübten — entdeckte; Heuriſtik, £. die Er—
geh er Anweifung auf methodischen
dege Erfindungen zu machen, bef. in wiſſenſchaft—
lichen Forſchungen; heuriſtiſch, erfindend, erfin-
derifch; Heuriftiiche Methode, entwidelndeLehr-
art, welche den Schüler zum Selbftfinden der Xehr-
ſätze anleitet. |
heureusement, fr. (jpr. öröſ'meang; vgl. Bonheur)
Glück.
glücklicherweiſe, zum
ze (ſpr. öhrtluh) künſtlicher Blut—⸗
ſauger, ein nach dem Erfinder, einem franz. Arzte
in London, genanntes Werkzeug zum ſchnellen
Blutentziehen, beſ. bei Augenentzůndungen an—
gewandt.
Hexachord, n. gr. (von héx, ſechs, in Zuſammenſ.
gew. hexa), Tonf. der Sechsklang, die Sechſte, 1.
Serte; auch ein jechsfaitiges Tonwerkzeug, ein
Schafaiter; Hexaëdron, n. der Sechsflächner od.
der Würfel, Kubus; Kegaddriich, ſechsflächig;
Heradmeron, ein Sechstagewerk, Werk von ſechs
Tagen; Hexagdn, n. ein Sechseck; hexagonal od.
heragdniſch, ſechseckig; Hexagenal⸗Zahlen, |.
figurierte und Bolygonal-Zahlen; Hexa—
graͤmm, n. eine ſechszeilige Figur; Hexaghnia,
pl. eig. ſechsweibrige Pflanzen, mit ſechs Griffeln;
Hexamẽron, n. eine Sechstagsgeſchichte, z. B. 9.
v. Roſenhain von Wieland, vgl. Heptameron;
Hexamẽter, m. ein ſechsfüßiger Vers, beſ. der
daktyliſche Vers der epifchen Dichtgattung; Hexan⸗
drin, pl. ſechsmännige Pflanzen, deren Zwitter—
blumen ſechs freie Staubfävden von gleicher Länge
haben, die 6. Klaſſe in Linnes Syitem; Hegdtts
driſch, ſechsmännrig; hexangulür gr.Aat. echs⸗
winklig; hexabetaͤliſch, gr. jehsblumenblättrig;
hexarphijlliſch, ſechsblättrig; Deräple, n. pl. eig.
das Sechsfache, die in ſechs Sprachen —
Bibel oder Sechsſprachenbibel des Kirchenlehrers
OQrigines; Hexapöde, pl Sechsfüßler, ſechsfüßige
Ziere; hexapodiſch, ſechsfüßig; Hexaptera, pi.
Sechsflůgler ſechsflůglicheKerbtiere ‚heganteriii,
ſechsflügelig; Hexaptöton, n. ein Wort, das alle
ſechs Kaſus hat; Hexaͤrch, m. ein Sech3herr, einer
von ſechs gemeinihaftlic) Herrſchenden; Hexaſti⸗
chon, n. ein ſechszeiliges Gedicht; Hexaftälon, n.
ein — ——— —
Hi, ſechsſäulig; Hera ſechsſilbig.
konn, | Belchn Hk rg der nie des
Körpers.
Hiafin, m. japanisches Gewicht = 59,205 kg.
Htätus, BL (von hiäre, flaffen, gähnen) eig. dag
Klaffen, Aufiperren des Mundes; Spradl. der
Gähnlaut od. Übellaut durd) das Zufammenftoßen
weier Vokale am Ende des einen Wortes und im
Infange de3 folgenden; aud eine Lücke, Unter-
bredung des Zufammenhanges.
hibernäf, nl. (lat. hibernus, von hiems, Winter)
winterlich; Hibernation, f.(v. (.hibernäre, über-
wintern) der Winterichlaf einiger Tierarten.
Hibernia, f. der lat. Name für Jrland; Hiberni⸗
cismus, m. irländische Spracheigenheit.
Hibrida, m. u. f. I. (mahrfch. verw. mit dem gr.
hybris, Übermut, Frevel 2c., gleich]. zügellos, ge-
hie haeret aqua
ſetzlos, unnatürlich oder hibridiſches Geſchöpf,
ein von zwei verſchiedenen Gattungen abſtammen—
des Geſchöpf, ein Miſchling, z. Bder Mauleſel;
hibridiſch, hibriſch od. Hibrid, I. zweigeſchlechtig,
baſtardartig, unecht; ein hibridiſches Wort (lat.
vox hibrida), ein Zwitterwort, Miſchwort, das aus
ziwei Sprachen zuſammengeſetzt ift, 3.8. Bigamie.
hie haeret aqua, !. hier hängt (ftodt) das Waſſer,
nämlich in der Waſſeruhr, d. i. hier oder
hierin Tiegt die Verlegenheit; hie Rhodus, hie
salta, bier ift Rhodus, hier tanze, jagt jemand in
einer Hopifchen Fabel zu einem, der fich rühmte,
in Rhodus Schön getanzt zu haben, um ihn zu ver-
anlafjen, die Wahrheit feiner Behauptung zu be—
weilen; daher jprichtwörtl. — hier mußt du deine
Sefchicklichfeit auf der Stelfe beweisen, wenn man
dir glauben foll.
Hicköry, m. der nordamerifaniiche weige Walnuß—
baum.
Hidage, ſ. unter Hide.
Hiddlgo, m. pl. Hidaͤlgos, jpen., vder Fidalgo,
pl. Fidalgos, portug. (3963. aus hijo od. jo [=
l. filius] de algo [== aliquo], d. i. der Sohn von
jemand) ein Edelmann, Adliger in Spanien und
Portugal; Hidalguia, jpan., oder Fidalguia,
port., $. der Adel.
Hide, n. engl. (ſpr. heid) ein englifches Feldmaß, eine
Hufe; Hidage, (ipr. hetidedſch), n. die Hufenjteuer,
das Pfluggeld.
Hideng, fr. (pr. —döhs; vom altfr. hide, hisde,
Grauen) ſcheußlich, abſcheulich, gräßlich.
Hidrdn, pl. ar. (von hidrös, Schweiß) Heilk. Hitz—
od. Schwißblattern; Hidrokritika, pl. od. hidro⸗
fritiiheßeichen, entſcheidendegeichen anSchweiß;
Hidronstos, f. Schweihficher; Hidroboẽtita, pl.
Ichweißtreibende Mittel; Htörenäre, f. Schweiß-
fieber; Hidröſis, f. das Schwitzen; Hidrotikon
od. Hidroticum, n., pl. Hidrotica, Schwitz⸗ od.
Schweißmittel; hidrötiſch, ſchweißtreibend.
hiemãl, I. (hiemälis, von hiems, f. der Winter) win—
terlih; Hiemaͤnten, pl. (von I. hiemäre, wintern,
ſtürmiſch fein) in der alten Hriftl. Kirche: vom Teu-
fel Beſeſſene.
Hierarch, m. gr (hier-ärches, von hierös, a, on,
Heilig) ein Anhänger der Prieſterherrſchaft; der
Erzprieiier, geiftlice Obere in der griech. Kirche;
Sierarchie, f. (gr. hierarchia) die Priefterherr-
Haft, das Kirchenreginient; auch Rangordnung od.
Abſtufung der einander untergeordneten geiftlichen
Gewalten; Kirchenverfaſſung; hieräͤrchiſch, prie-
ſterherrſchaftlich; Hierdtiich, (gr.bieratikös, e,ön),
priejterlich; heilige Gebräuche betreffend; hiera—
tiſche Schrift der alten Ägypter, priefterliche
Buchſtabenſchrift, entg. der demotiſchen, ſ. d.;
Hieraticum, n. das vom Schiff getrennte hohe
Chor einer Kirche; Hierobotänon, n. das heilige
Kräuterbuch, welches die in der heil. Schrift vor-
fommenden Pflanzennamen erklärt; Hierodialö—
nus, m. ein ordinierter Mönch in der griechifchen
Kirche; Hieradräme, n. ein geiftliches Schauspiel,
aus der bibiiichen Geſchichte; Hierodũlen, pl. (gr.
sing. hierödülos, der Gottheit dienend) bei den
Griechen: die einer Gottheit gewidmeten männl. u.
weibl. Sklaven oder Diener: Tempeldiener und
dienerinnen; letztere im Tempel der Aphrodite zu⸗
sieh BREITEREN i re niede⸗
ven Ranges In der griech. Kirche; Hikroglhuhe, f.,
pl. Sieroglijphen, (vgl. Glyph ıc.), ee
die heilige ſinnbildliche Schriftjprache der alten
Agypter; auch Erinmerungsichriften; hieroglü-
Himation
Phiſch, ſinnbildlich, rätſelhaft, dunkel; Hterogihe
phik, k, die Geheimſchriftkenntnis, Bilderſpräche;
hierograͤmma, n. eine heilige Schrift, geheime
San hierogrammaͤtiſch, die heilige
PBriejterfchrift betreffend, dazu gehörig; Hikro—
grammatiit, m. (gr. hierogrammateüs), ein der
heiligen Prieſterſchrift Kundiger, Schriftgelehrter
bei den alten Agyptern; Hierograͤph, m. ein Be-
jhreiber Heiliger Dinge; Hierogräphe, pl. ſinn-
bifdliche Darftellungen beiliger Gegenjtände; Hik—
rographie, f. Heilige Geheimfchrift; auch Bejchrei-
bung und Erklärung heiliger Gebräuche, Schriften
u.dgl.; Hierofrdt, m. ein priefterlicher Herricher;
Hierofratie, f. Briefterherrichaft, kirchliche Regie-
rungsform; hierokraͤtiſch, h v.w. hierarchiſch;
Hierologĩe, £. die Beſchreibung ae: Dinge;
auch geiftliche Verrichtung, 3. B. die Predigt, Ein-
ſegnung ꝛc.; Hieromantie, f. Weisfagung aus den
Opfern; Hieronjmus, m. männl. Name: dereinen
heiligen Namen hat, der Heilige; Hteronyiniten,
pl. Einjiedler von der Lebensweiſe des heil. Hiero-
nymus in Spanien und Stalien; Hierophant, m.
(gr. hierophäntes) überh. ein Ausleger od. Lehrer
der, gottesdienftlichen Gebräuche bei den Griechen
u. Agyptern; insbeſ. der Oberpriefter der Ceres u.
Vorſleher der elenfiniichen Meiyiterien; Hierophh⸗
larx, m. Kirchenhüter oder Kititer in der griechiſchen
Kirche; Hierophtzlacium, n. = Sattriftei, ſ. d.;
Hierophär, n. Heilt. das heilige Feuer, Feuer—
pufteln; Hiöroffopte, f. Beſchauung der Opfertiere
und Deutung derſelben; Hierosolyma — Jeru—
jalem; Hierothet, f. ein Heiligenfäfichen, Behält-
nis für Heiligtümer in der katholiſchen Kirche, vgl.
Monitranz; Hterestheten, pl. Anordner od. Ein-
führer heiliger Gebräucde; Hieroͤtik, f. die Hei-
ligungslehre.
terazit, m. gr. hieräkites, von hierax, Habicht,
Falke) Habicht- od. Falkenſtein, Sandjtein mit fal»
tenfedern-ühnlicher Oberfläche; Hierazium, n. I.
(gr.hierakion) das Habichtskraut, eine Hierpflanze.
High Church, f. engl. (fpr. hei⸗tſchörtſch) die Hoch-
Kirche, =anglifanifcde od. Epilfopal-Kirdhe;
Hinhland, n. engl. (fpr. heiländ) das Hochland,
bei. das ISA, Highlander, m. der Berg-
jchotte; High-Iife, n. (fpr. —leif) die vornehmen
Geſellſchaftskreiſe; High life Evening, m. engi.
(fpr. — imening), wörtl. ein Abend für die vor—
nchme Welt (gebräuchlid; zur Ankündigung von
Elite» oder Galavorjtellungen im Zirkus, Bariete
uſw., Artiteniprade); Highſteward, m. engl.
(fpr. heiftuärd) der Großrichter bei den engliſchen
Univerfitäten; Highway-man, m,, Bi Hinh:
wahmen, engl. (pr. heiwehmenn, von high-way,
d. i. Hochweg, Landſtraße) eig. Hochwegmänner,
d. i. Straßenräuber in England.
Hilarien, pl. J. (hilaria, von hiläris, gr. hilarös,
fröhlich) Freudenfefte, Subelfeite; Hilarius, m. u.
Hilaria, f. Name: der, die Heitere, Fröhliche; His
larität, f. (l. hilaritas) die Heiterkeit; Hilarodie,
f. gr. ein Sreudengefang; Hilarotragödie, f. gr.
ein Luſt- und Trauerſpiel, Miſchſpiel.
Hildebrandismus, m. die Hildebrands-Herrſchaft,
oder das ganze päpſtliche Syſtem der Prieſterherr-
jchaft ſeit Gregor VII. der früher Hildebrand
335
—
hieß.
Himantöma, n. u. Himantöſis, f. gr. (v. himäs,
Gen. himäantos, Riemen) eig. das Yubinden; das
fogen. Gejchloffeniein des Zäpfchens infolge ber
Entzündung und Verlängerung desjelben.
Himation, n. gr. (eig. der Form nad) Verfl. von
336 hine illae lacrimae
hima, heima, Anzug, Kleid, vonhennymi, id) fleide)
Hr weite Oberkleid oder Gewand der alten Grie—
hen.
hine illae Jacrimae, [. Spriv. eig. daher jene Trä—
nen! das ijt die Urfache der Trauer! gem. da liegt
der Hund begraben! hine inde, von hier und von
da; bei. Rſpr. von der einen und von der andern
Seite oder Partei. |
Hindi, pl. türk. indijche Derwifche, die in Konſtan—
tinopel als Bettler leben.
Hindu, m., pl. Hindus, Indier, Ureinwohner in
Dftindien, auch Gentoos; Hinduſtäni, n. das
Hindostanifche, die Hindoſtaniſche Sprache, die all
gemeine Gejchäfts- und Berfehrsiprache in Vorder
indien.
Sinna, |. Alhenna. |
Siob, m. hebr. (Ijjob, gr. Iob) männl. Name: der
ſehr Verlette, Angefeindete, vom Schickſal Ver-
folgte; Hiobs-Poſt, f. eine Unglücksbotſchaft, trau-
„tige Nachricht. |
Hippauthrõp, m. gr. (hipp-Anthröpos, v. hippos,
Pferd, und anthröpos, Menſch) ein Pferdemenſch,
Roßmenſch, — Gentaur; pl. Hippanthrepen;
Hippanthropie, f. krankhafte Einbildung eines
Seren, ein Pferd zu fein; Hippärch, m. gr. (hipp-
archos, dv. hippos, Pferd) Befehlshaber der Reite-
zei; Hipparchie, (. (gr. hipp-archia) deſſen Amt;
aud eine Neiterabteilung; Hippeldeh, m. (gr.
hipp-elaphos) ein Pferdehirſch, Brandhirſch; Hip
giaden, pl. weibliche Reiter-Bildfäuien, 3.8. Ama—
zonen; Hißpiäter, m. (gr.hipp-iatros) ein Pferde-
arzt; Htppiätrif, f. die Nogarzneifunde, Pferde-
Heilfunit; Hippiätriich, robarzneilic; Hippnbost,
m. eine Pferdefliege;Hippazentanv, =Zentaur:
Hiupodämos, m. ein Roſſebändiger; Hippadd-
miſch, Die Bferdebändigung betreffend; Hippodrö⸗
1198, oderveri. Hippodroͤm, m.das Pferverennen;
die Rennbahn, ein Blaß zum Pferderennen; Hip:
pogryph, m. Roßgreif, ein fabelhaftes Flügelroß;
auch — Pegaſus; Hippokämp, m. qr. (hippo-
kämpe, f.) ein fabelhaftes Seepferd; Hipppfdm,
m.{gr.hippokömos, Bferde pflegend) ein Roßknecht,
Reitknecht; Hispefrene, f. eig. Pferdequell, Roß—
Sad; der Muſenquell, Mujenbrunnen, Begeijte-
zung3- od. Dichterquell, eine berühmte Duelle auf
den Berge Helifon in Böotien, deren Waſſer, zur
Dichtung begeijternd, durch den Hufichlag des Pe—
gaſus oder Mujenfreundes entitanden jein fol;
Sippolith, m. der Roßſtein, Magenitein bei Pfer-
den; Hippolög, m. ein Pferdeienner; Hippologie,
. Pierdeiunde; hippoloͤgiſch, pferdekundüch;
Hispulyt, m. männl. Name: Roſſelöſer; Hippo—
machte, f. Kampf oder Gefecht zu Pferde; Hihpe-
wmanie, f. Pferdejucht, übertriebene Pferde-Lieb—
haberei; Hippoman, m.,pl. Hippomanen, leiden-
ichaftlihe Brerdeliebhaber; Hippomantie, f. das
Beisjagen aus dem Wiehern der Pferde; Hippo—
mölg, m. ein Stutenmelfer, Bferdemilchtrinter;
Hippopathologie, die Pferdekrankheitslehre; Hip⸗
Bopera, f. ein%ferde-Felleifen, Reiter-Manteljad;
Dippophäg, ın. ein Pferdefleiſch Efier; Sippppha=
gie, f. das Pferdefleiſcheſſen; Hiphopoöde, m. ein
Pferdefüßler; Hippopotämos, ın. das Flußpferd,
Nilpferd in den Flüſſen von Afrika; Hippoſan—
Dalen, pl. Hufeijen ohne Nägel, nach Berjous u.
Gournays Erfindung; Hippothöros, ın. der Be-
ichäler; Beipringer; Hippotomie, f. Die Pferde-
ergliederung; Hippetogdten, pl. beritteneBogen-
—3 — in Athen; Hippotroph, m. ein Pferde—
N W
t
— — — — —
züchter; Hippotrophie, f. Pferdezucht; Hippũris,
Hiſtorie
f. eig. der Pferdeſchweif, Roßſchweif; Tannenwedel
(eine Pflanzengattung); Hippurit, m. verſteinerte
Füllhornſchnecke,imHippuritentalt vorkoinmend;
Hippurſäure, Pferdeharnſäure, eine im Harn der
grasfrejjenden Tiere entdedte eigentümliche Säure.
Hippötras, tr. Hypofras, ſ. d.
Hippotratitker, pl. Arzte, die den berühmten griech.
Arzt Hippokrätes als Vorbild und vornehmlich
die Erfahrung als Grundlage ihres Wilfens aner-
kennen; hippokraͤtiſch, dem Hippokrates ange—
hörend od. anhängend, ſeinen Grundſätzen gemäß;
Bippofratiiches Geſicht, [.faciesHippocratiea,
h nn eigentümlich veränderte Geſicht eines Ster—
enden.
Hipvokrene, Hippolith. Hippolsg u. |. |. — Hip⸗
m
pomolg, |. unter HSippanthrop.
Hipponafteifcher Vers, nach feinem Erfinder, dem
grieh. Dichter Hipponär, |. vd. w. Choliam—
bus, ſ. d. —
j. unter Hippanthr
Hippopathologie ulw., — Hippurſäure,
op.
Hippus, m. gr. (hippos, eigentl. Pferd, dann eine
fpringende Bewegung des Augapfels u. der Augen
lider) Heilf. das Zittern u. Schwanfen der Regen—
bogenhaut de3 Auges.
hircus, m. I. der Bod, Ziegenbod; Hircin, n. ul.
Bodfettjäure, ein aus dem Schöpjentalg ausgejchie-
dener Grunditoff; Bocksgeſtank, Achſelhöhlenge—
ruch; Hircismus, m. der bockähnliche Gerud);
hirfos (1. hircösus), bockähnlich ftinfend, bodicht,
bodend; Hirkulation, f.nl. Ubergeilheitdes Wein-
ſtocks, wenn derjelbe nur in die Reben treibt.
Hirkat-Scherif, m. arab., der Mantel des Prophe-
ten, eine bejonders hoch verehrte Reliquie der Mo—
Hammedaner.
Hirquitalitas, f. barb.-I. die Bockſtimme.
hirſut, I. (hirsütus) jtruppig, zottig.
Hiſingerit, m. ein nad) dem ſchwed. Mineralogen
W. Hiſinger benanntes Eiſenerz, aus kieſelſaurem
Eiſenoxydul und kieſelſaurem Eiſenoxyd beſtehend.
Hiskia, m. hebr. männl. Name, eig. Chiskijjah:
Gottes Stärke.
Hiſpanien, n. !. (Hispania, f.) f. Spanien; Hiſpa—
nismus, m. eine jpan. Spradeigenheit; Hiſpa⸗
na, f. die echte (fogen.ifidorifche, obwohl ſchwer—
fih von Iſidor dv. Sevilla verfaßte) Sammlung
päpitlicher Defretalen u. rechtgläubiger Konzilien-
beſchlüſſe (im Gegenjaß zu der pſeudo-iſidori—
hen Sammlung, die zwifchen 329 und 857 in
Frankreich verfertigt ward).
hispid, I. (hispidus) rauh, boritig.
ce f. gr. (v. histion, Gewebe, Segel)
die Schiffahrtstunft; Schifffunft; Segelfunit; Hi—
ftiolonie, f. = Hiſtologie.
histoire 2c,, j. unter Hiftorie. ;
Hiftogenie, f. gr. (v. histös, Webebaum, Gewebe),
die regelmäßige Entiwidelung der Gewebe in
allen Xebendigen (im Tiere wie in der Pflanze);
Hiſtographie, f. Beſchreibung diefer Gewebe im
ausgebildeten Zuftande; Hiſtologie, f. Gewebe—
fehre, die Lehre von den Geweben des Körpers;
hiſtologiſch, geweblich, Hiftenomie, f. die Lehre
von den Urjachen und Gefegen der Entwidelung
und des Fortbeftehens der Gewebe; Hiftotomie,
f. Zerlegung de3 organischen Gewebes.
Hiftorie, f. I. (historia; gr. historia, jr. histoire)
die Gefchichte; Geſchichtſchreibung; Geſchichtsbuch;
Begebenheit; Hiftorienmaleret, f. Geſchichts-
malerei; histoire scandaleuse, £. fr. (pr. iſtocihr'
ſtangdalöhſ') j. chronique scand.; Hiſtorizität,
Htitotomie
F. ni. Gejchichtlichkeit, Ele Echtheit; Hiſto⸗
ridtte, f. fr. ein Gejchichtehen; Hiſtoͤrik, f. gr. die
Geſchichtskunſt; Hiſtoriker (gr. historikös) oder 1.
Sifterifus, m. Geſchichtsforſcher; Hiſtorikotheo⸗
fogie, £. die Bemweisführung des Daſeins Gottes
aus der Geſchichte; Öiitoriogrdpp, m. gr. Ge⸗
ihichtihreiber; Hiftoriographie, f. die Geihicht-
ſchreibung; Hifteriomathie, dic Geſchichtserler—
nung; hiſtoͤriſch, geſchichtlich; hiſtoriſieren, ge-
ſchichtlich auffaſſen oder darſtellen.
ijtotomie, ſ. unter Hiſtogenie.
titriünen, pl. I. (histriönes, v. sing. histrio) bei
den alten Römern Schauspieler; Bofienjpieler,
Gaukler.
Hitopadẽſa, m.altind. (v. hita, angemeſſen, freund—
lich, u. upadesa, Nat, Lehre) freundliche Unter—
weiſung, eine Art Jugendfreund, welcher auf Be—
fehl des Königs Sudarfana von Weiſen, Gelehr—
ten und Dichtern für jeine Söhne aus den reli-
giöjen u. philofophifchen Schriften der Indier etwa
500 n. Chr. zujanımengetragen wurde.
Givernage, f., r. n. fr. (fpr. iwernähſch; von hi-
verner, überwintern; vgl. hibernal) die Überivin-
terung der Schiffe; auch der dazu eingerichtete
Hafen.
Gear, m. engl. (fpr. hohks; dv. angelf. hucs, hux,
husc, hoh, höc, Berfjpottung, Hohn, JIronie, althd.
hose, höh, huoh) Erdichtung, Fopperei, Schwan,
fchlechter Wis, Börfenlüge; (hoax al3 Verbum:
foppen, zum beiten haben, täufchen).
Sonzin, m. der gefrönte oder Hauben-Fafan in
Amerika.
ee m. N — ———
nach dem Syſtem des engliſchenPhiloſophen Hobbes
(1588 - 1679). nd
6obbler, m. engl. eig. Humpler; Küſtenreiter zur
Verhinderung des Schleihhandel8,.
oboe, j. Hautbois.
ee anno od. hujus amni, [. (v. hic, haec, hoc,
diejer, diefe, diejes) in diefem Jahre, diejes Jahr
(vgl. annus); hoc est, das ift oder bedeutet; hoc
habet, dieje (näml. Wunde, vulnus) hat er, wenn
ein römijcher Gladiator eine Todesmunde empfan-
en hatte; jprichw. f. mit dem ift e3 aus; hoc
oco, an diejem Orte, u. hujus loci, dieſes Ortes
(vgl. locus); hoc mense, in diefem Monate;
hujus mensis, diejes Monates (vgl. mensis);
hoc sensu, in diefem Sinne (vgl. sensus); hoc
tempöre, diejer Zeit, gegenwärtig, dermalen (vgl.
Zempu3); ad hoc, zu dieſem, d. i. zu einem bes
ftimmten, einzelnen Zwecke.
Bochepot, n. fr. (ſpr. hofcy’pöh; v. altfr. hocher,
terben, prov. oscar, u. fr. pot, Topf) engl. Hotch-
tch, flein gehadtes gedämpftes Fleiſch mit Rü—
en, Kaſtanien ıc.
Or * n. (fr. hoc, hoca, engl. hoca) ein Karten-
ie
Hochheimer) f. Hocheimer, überh. Rheinwein.
Hock days, pl. Er (ipr. hoc dehs) zwei Tage (15.
u. 16. Zag nad) Dftern, an denen man in Eng-
fand Stride über die Straßen zieht und von den
aflanten Geld fordert, dag zu wohltätigen Zwek⸗
en verwendet wird.
Hockey, n. engl. (ſpr. höcki) ein Ballſpiel, bei dem
hölzerne Kugeln mit Hafenftöden in ein Loch ge-
trieben werden, wird aud auf dem Eife gefpielt.
Öado, m. ein dem Puter ähnlicher hühnerartiger
Bogel in Südamerita; auch Curaffo.
Hocktide, f. engl. (fpr. hochteid) = hock days, f. d.
Hepſfes Fremdwörterbuch. 21. Auf.
> i
Sul 2. n. 9 (gekürzt aus Hockamore, d. i.
— — — — —
Hokuspokus 337
Hocopoöco, m., pl. Hocoyocos, Spottname der po⸗
litiſchen Partei der Rückſchrittsmänner in Nord-
amerifa,entg.den Demofratenod.2ocofoco3 f.d.
Hocuspoens, ſ. Hofuspofus. —
Hodegẽſis oder Hodegẽtit, f. gr. (v. hodẽgẽin, den
Weg zeigen) die Wegweiſung, Anleitung zum Ler—
nen auf Hochſchulen; Hodegẽt, m. (gr. hodẽgẽtes)
ein Führer; hodegẽtiſch, anleitend, einleitend zur
Borlefungen. |
hodie, |. (entſt. aus hoc die, an diefem Tage) heute;
hodie mihi, eras tibi! heute mir, morgen dir!
hedi6rnus, a, um, heutig; dies hodiernus. der
heutigeTag(vgl.dies); ab od. de hodierno (die),
vom heutigen Tage an.
Hoditologĩe, f. gr. (v. hodites, der Reifende, von
hodös, Weg) die Reiſekunde, Reifelehre.
Hodja, m. tiirk. ein mohammedanijcher Profeſſor;
pl. Hodjas. 1
Hodograph, n. gr. (v. hodös, Weg, u. gräphein,
Schreiben) eine von Hamilton — Kurve,
welche der geometriſche Ort des Endpunkts einer
von einem feſten Punkte ausgehenden Strecke iſt,
die ſtets gleich und gleichgerichtet der Geſchwindig—
Teit eines fich bewegenden Punktes weiter rüdt;
Hodomeéter, n. ein Wegmaß, Wegmefjer, Schritt-
zähler; hodometriſch, wegmefjend, nad) dem Weg—
mefjer; Hedepiarie, f. die Abweihung vom re
gelrechten Wege.
Hadır od. Höder, m. altnord. (hödhr) Fabell. der
als blind dargejtellte Kriegsgott, der Glüd oder
Unglüd blindlings verteilt; zuglein der Gott der
Finſternis und des Winters, Gegenſatz zu dem
Lichtgotte Baldur (baldr), den er, von Loki ver—
leitet, tötet.
Hoed, m. (ſpr. huhd; eig. ein Hut) ein früheres
holländiſches Raummaß zum Meſſen von Kalt
(971 )), Steinkohlen (1170 ]) ꝛc.
hofieren (deutjch mit lat. Endung), höfeln, den Hof
machen, ſchmeicheln; auch auf den Hof madıen, d. i.
— Notdurft den oft 5 Be
ogshend, m. engl. ir gshedd; d. 1. eigent
— ein Flüſſigteitsmaß, Oxhoft —
286,246 1 (vgl. Tun).
Hotft, m. engl. (fpr. heuft; v. to hoist, in die Höhe
ziehen, heben), eine Aufzugmafchine oder Hebevor-
rihtung für Berfonen und Sachen zur Vermeidung
des Treppenjteigens in größeren Gajthöfen, Far
brifen ꝛc., Fahritupl.
Hokuspokus, m. (nicht au den Abendmahls-Ein—
jeungsworten hoc est corpus meum verftünt«
melt, jondern urſprünglich die volltönende Be—
zeichnung eine Taſchenſpielers und Gauklers, zu—
erjt in England hocospocos im J. 1624 zur Be-
zeichnung für allerlei Gaukler und Tafchenfpieler,
dann im J. 1632 bereitS als Zauberformel, die
überHolland nach Deutichland wanderte ;inMofche-
roſchs Philander von Sittewald 1, 371 heißt ein
Buchhändler, der leichtfertige Erzählungen drudte,
Ocus Bocus; Schuppius gebraucht im J. 1663
den Ausdruck: Ockes-Bockes-Possen treiben;
Ockes Bockes der Amsterdammer ijt bei Schup»
pius die Benennung einer beſtimmten Gauklerart:
nämlich ber Öejchwindigfeitöherenmeilter;;1.3.1634
erichien das engliiche Buch Hocus Pocus junior,
das 1667 ins Deutjche iiberjeßt wurde mit dem
Zitel: Hocus Pocus junior oder Taschenspiel-
kunst; vgl. hierzu Hermann Hirt in ee
Deutſchem Wörterbuch, 5. Aufl.), Gaufelei, Blend—
wert, Tafchenjpielerei, namentlich folche, die auf
Sejchwindigleit beruht.
22
Zn
90,
Od
Holda
Holda, Hulda oder Hoffe, £. d. i. die Freundliche,
Milde, die altdeutfche Göttin der Ehe und Frucht:
barkeit, unter deren Obhut der Acderbau und das
Hausweſen, namentlich auch das Spinngejchäft ge—
jtellt war.
Holt oderGHult, m. mittellat.(fchon althochd. holcho,
mittelhd. holche, wohl auf mittellat. holcas, gr.
holkäs, Zug- oder Laftichiff, zurückgehend, von gr.
helkein, ziehen), ein großes Laſtſchiff mit flachen
Boden (engl. hulk).
Holm, m. niederl. u. dän. (fchtved. holme, altnord.
hölmi) ein Hügel, eine Fleine Inſel, Flußinſel, ein
Werder; auch ein darauf angelegtes Schiffswerft;
Holmgang, m. ein Zweikampf bei den Skandina-
vier, der gewöhnlich auf Kleinen Inſeln (Holmen)
ansgefochten wurde.
Holobrandhien, pl. gr. (von hölos, &, on, ganz)
wörtl. Gauzkiemer: Fiſche mit vollkommenen Kie—
men(Brandhien,s.d.); holoedriſch, alle um eine
Achfe vereinbaren Flächen habend; holographiſch,
eig. ganz ausgejchrieben; eigenhändig geichrieben;
Hologranhum, n. eine eigenhändig geichriebene
Urkunde, z.B. ein eigenbändiges Teſtament; Ho—
fofanftum, ». (gr. holökauston) ein Brandopfer,
welches ganz verbrannt wird; Holomeriãner (v.
hölos, ganz, und meros, Teil), diejenigen Spiri-
tualiſten (f. d.), welche behaupten, daß der Geift
in einem Raume, und zwar im ganzen und in den
einzelnen Zeilen desfelben exiſtiere; entg. Nul—
libiſten; Holometer, |. Bantometer; Holo—
»Hotälreflefter (v. phõs, das Licht, u. reflectere,
zurückwerfen), gr.=l. eig. ein Ganzlichtividerftrahler,
ein von Stevenfon Fonjtruierter vorteilhafter Be-
leuchtungsapparat fir Leuchttürme; holoſẽriſch,
ganz ſeiden; holoſidẽriſch, ganz eifern; Holo—
fterifbaronieter, r. Holojtereobarometer, n. (v.
hölos, ganz, u. stereös, feit) = Aneroidbaro—
meter, f. d.
Helothurien, pl. gr. (sing. holothürion) eine Gat-
tung wurmähnl.Strabltiere, Sternwürmer, twelche
getrodnet und geräuchert in China und Japan als
Zedferbifien verzehrt werden und unter dem Namen
Zripang oder Trepang (auch beche de mer)
einen bedeutenden HandelSartifel für Indien und
China ausmachen. |
Holotonie, f. gr. (von hölos, ganz, und teinein,
dehnen, ſpannen; aljo eig. gänzliche Spannung)
Heilk. Starrkrampf; holotoͤniſch, ſtarrkrampfig.
Holſatia, f. I. Name fir Holſtein.
Holzasbeit, m. Aſbeſt mit Holzartiger Verbindung
der Zeile; Holzcaſſia, f. eine geringe Sorte Zimt,
Rinde der Zweige des malabarischen Zimtbaumes;
Holzzement, m. feite Mafje aus künſtlichem Holz
aus Sägeipänen, Mineralien, Stärfemebl u. a.
hergeitellt), die zum Deden der Dächer verwendet
wird; Holzkonſervation, befondere Behandlung
des Holzes (3.8. durch Ol- od. Teeranftrid) uftw.),
um es gegen Fäulnis zu ſchützen; Holzkultur, f.
Pflege der Waldbäume und Zorften; Holzmofait,
Einlegen von verjchieden gefärbtem Holz in En ;
Holzpaſte, Holzſtuck, Maſſe aus künſtlichem Holz,
die aus Aſphalt, Werg, Leim und Ton, auch aus
Eiweiß und Sägeſpänen hergeſtellt und zu Orna—
menten verarbeitet, auch zur Papierfabrikation
verwendet wird.
Homagium, n. ml. (v. homo, Mann, d. i. Vaſall,
Lehnsmann) od Hommage, n. fr. (ſpr.ommähſch')
die Huldigung, Lehnspflicht; der Eid der Treue;
die ehrfurchtsvolle Unterwerfung; homagiäl, die
Huldigung betreffend oder dazu gehörig; Homa—
— — — — — — — — — — — — —— ——— — — — — — — — — — — — — ——— — —— —— — —— —— — — —— —— —— — —
homo
giãl⸗Eid, Huldigungseid, Lehnseid; Homagiäls
Steuer, Huldigungs- od. Lehnsſteuer.
homalographiſch, |. Projektion.
Hombre, j. L'hombre.
Home, n. engl. (ſpr. hohm) ein Heim, Daheim, dir
Heimat, Wohnung; Heim firStellfuchende in Lon—
don, wo Koft und Wohnung gewährt wird; ho-
mespun, engl. (pr. —ßpön), zu Haufe, mit der
Hand geſponnen, Hausgejpinit, Hausleinmwand,
auch ein wollener Damenffeiderftoff.
Homeriden, pl. gr. (Homeridai, v. sing. Homeri-
des) eig. Abkömmlinge des griech. Dichters Homer,
dann eine Sängerfamilie auf der Inſel Ehios,
twelche die Geſänge Homers durch Überlieferung
foripflanzte, od. dergleichen in gleichem Geiste dich—
tete; auch diejenigen, die Homerifche Gedichte vor—
trugen; dageg. Homerliſten, Nachahmer des Ho-
ner; a Bergil:c.; Homeromdftig, m. Homer-
geigel, ein Beiname des den Homer kleinlich und
janıifc) tadelnden Grammatikers Zoilos; dann
ſchmähſüchtiger Nezenfent überhaupt.
Homeriſches Gelächter, das Gelächter, in das bei
Homer die Götter augbrecen.
Homeruler, m. eugl. (ſpr. höhmruhler; v. home,
daheim, u. rule, regieren) eine polit. Partei in
Irland, die nach Selbitregierung (homerule), d. i.
nad) eigenem Barlameitte trachtet.
Homicidium, n. I. (vd. homo, Menjch, u. caedere,
niederhauen, töten) der Mord, Totjchlag; homi-
eidium casnäle, der zufällige, unvorſätzliche Tot-
ſchlag; h. enipösum, der verjchuldete Totichlag
aus Nächläjfigteit od. Verwahrloſung; h. dolo-
sum, der binterliftige Mord; h. necessarium,
ein notwendiger Totichlag, aus Notwehr; h. vo-
lantarium, ein vorſätzlicher Totjchlag.
Homilie, f. gr. (homilia,eig. Zufanmenfunft, Unter
redung)ein Kanzelvortrag, eine kurze geiftliche Rede
od. Predigt iiber Bibeljtellen, bibelerklärende Bre-
digt; Homiliarium, n. nl. eine Sammlung von
Homilien oder Predigten; Homilẽtil, f. gr. die
Kanzelredekunſt, Bredigerfunit; Homiletiker, m.
ein Lehrer der geiftfihen Beredſamkeit; auch ein
Kanzelvedner; homilẽtiſch, kanzelredneriſch, kan—
zelmäßig.
Hommage, ſ. Homagium.
homo, m. (Gen hominis, pl. homines) l. homme,
fr. (ſpr. omm') der Menjc, der Mann; ad homi-
nem, [. menfchlicherweile, nach bejonderer Denk—
art, Faflungstraft und Beſchaffenheit eines Men-
ichen; ad hominem disputieren, den Gegner
mit feinen eigenen Waffen befämpfen; homo
alieni juris, I. wer unter fremder, bej. väter-
licher Gewalt, od. als Sklave unter der Gewalt des
Herrn fteht; das Gegenteil davon: h. sui Juris,
ein unabhängiger, Nefbftändiger Menſch; homo
novus, |. unter novus; h- omnium horarum,
ein Menfch von allen Stunden, d. i. der ſich in
alfes zu fihieken weiß; homo proprius, ein eigner
Mann, ein Qeibeigner; h. sum, humani nihil a
ine alienum puto, ic) bin ein Menſch, u. erachte
nichts Menfchliches als mir fremd, urfpr. Aus—
ſpruch des Chremes bei Terenz; h. trium litte-
rärum, ein Menſch mit drei Buchjtaben, d. t.
fcherzhaft: ein Dieb (fur); homuncio, homuncü-
Jus, m. ein Menfchlein, Keiner, elender Menſch;
in Goethes Fauſt: ein durch chemifchen Prozeß er-
zeugter Menſch, nad) der Schrift des Paracelſus:
de generatione rerum naturalium, in welcher eine
ausführliche Anleitung zur chemiſchen VBerfertigung
de3 Homunfihus gegeben wird; Homme d'Affai⸗
Homodron
res, m. fr. (fpr. omm’dafjähr’) ein Gejchäftsführer;
Haushofmeiſter; Homme de Cour (Ipr. —uhr),
ein Hofmann, Höfling; Homme de Yortüne, ein
Glücksmann, Glückspilz; Homme de Kettres (Ipr.
—lett'r), ein Gelehrter, und zwar ein folcher, der
ſich haüptſächlich mit der Literatur und den ſchö—
nen Wiſſenſchaften beihäftigt; Homme de Main
(pr. — mäng), ein handfeſter Mann; Homme de
Qualité (pr. — kaliteh), ein Mann von Stande,
Vornehmer; Homme d'Eſprit (pr. — desprih),
ein Mann von Geift oder Kopf; Homme d’Etat
{ipr. —detah), ein StaatSmann; homme moyen,
m. frz. (fpr. moaiähng, von frz. moyen, mittel-),
der Durchſchnittsmenſch.
Domodrdın, m. gr. (von griech. homös, gleich, und
drömos,dasLaufen)ein Traghebel; Homeethnie,
f. (v. ethnos, Bolt) gleiche Abſtammung von dem—
ſelben Volke, Volks- oder Stammgleichheit; Ho—
mogamie, f. die gleichzeitige Entwickelung der
männlichen und weiblichen Teile einer Blüte;
Homogen, gleihartig, verwandt, von ceinerlei
Natur, entg. hHeterogen; homogene Größen,
Größenl. diejenigen Größen, welche durch eine
und diefelbe Einheit gemefjen werden; Homo—
genität, f. die Gteichartigkeit; Homogrdmm, n.
die Gleichſchrift; zuweilen aud): etwas mit glei-
chen Buchftaben Gejchriebenes bei verſchiedener
Bedeutung, 3. B. verichieden (marnmigfaltig) und
verichieden (tot); eine Figur von gleichen Linien-
zitgen; Homogrdph, m. gr. ein von dem Fran—
zojen Burnier erfundenes Inſtrument zum per-
jpeftipifchen Zeichnen; homokaͤrpiſch, gleichiriid-
tig; Homologie, f. Übereinitinnmung, Beiſtim—
mung; in der griechiſch-katholiſchen Kirche ſ. v. w.
confessio, Symbol od. Firchliche Bekenntnisſchrift;
homoloͤg(iſch), übereinſtimmend, angemeſſen,
gleichnamig; Größenl. zuſammen- oder aufein—
anderfallend, gleichliegend (homologe Punkte, Li—
nien, Winkel ꝛc.); Scheidek. in der Korn der Bus
ſammenſetzung eine gewiſſe Übereinitimmung zei-
gend; homologieren, barbel. gerichtlich beglau-
bigen, genehmigen; Homologation, f. gerichtliche
Beglaubigung von Schriften; gerichtliche Genehmi-
gung zur Bollziehung einer Handlung; Homtole-
gumenon, n., pl. Homologimmeng, gr. allgemein
anerfannte oder für echt gehaltene Schriften des
N.T.; Homomallifch, einjeitig, auf cine Seite ge-
fehrt, von Pflanzen; Homomdrghliich), gleich-
geitattig: homonym iſch) (von gr. önyma,onöma,
Nanıe) gleihnamig u. doppelſinnig; Hömonhmie,
f. die Gleichnamigkeit, der Sleihlaut von Wörtern
verjchiedener Bedeutung; auch Doppelfinnigteit,
Sweidentigkeit; Homenämen, n., Pl. Homonäma
und Homonijmen, gleichlautende Wörter verſchie—
dener Bedeutung; doppelſinnige Wörter; Homo—
phag, j-Omophag; homophönciſch) (v. phöng,
Laut), gleihlautend; einjtimmig; Homophonie,
f. der Gleichlaut (von 2 od. mehr Stimmen in der
Muſik); homophüiliſch, aleihblätterig ; Homo—
ptera, pl. Gleichflügler, eine Gattung der Halb—
flügler od. Hemiptera (j.d.); homoſexnell, gr.-
lat., gleichgeſchlechtlich, von geſchlechtlicher Liebe
zum gleichen Geſchlechte entbrannt; Homoſexnua⸗
lismus, m. gr⸗l, Homoſexualität, f. die
ðleſchoeſchiechtuͤchteit, die geſchlechtliche Liebe
zum gleichen Geſchlecht, vgl. Päderaſtie, Tri—
badismus; homotoͤniſch, zuſammenſtimmend,
einhellig; Homonfie, f. gr. (von üsia, das Weſen),
die Welenseinheit; homouſios, gleichartig, glei
hen Weſens; homozentriſch — konzentriſch,
———— — — — — — — —— — ——— —
— — —— —— — — — —— —— —— —— —— — —— — — — —— — — —
Hongri 339
ſ. d.; Homozentrum, n. der gemeinſchaftliche
Mittelpunkt.
Homdon oder, Homoien, n. gr. (hömoios, a, on,
ähnlich) das Ähnliche, Gleichnis; Homöobidtit, f.
vorgebliche Kunst der Heilung durch die in jedem
Körper nod) vorhandene gefunde Lebenskraft; Ho—
möographie, f. ar. (von gräphein, fchreiben) ein
von Boyer in Nimes erfundenes Verfahren, alte
Zeichnungen und Drude ſchnell und genau auf
Stein zu übertragen und genau und ficher zu ver-
vielfältigen, die Ahnlichſchreibung; Homöomerie,
f. (von meros, Teil) die Ähnlichkeit der Teile; die
ac) der Anficht des griechischen Rhilofophen Ana»
xagoras den Mafjen der einzelnen Dinge gleich-
artigen Urbeſtandteile derielben; Homdopdth, m.,
pl. —— (vgl. Pathos 2c.), in gleicher
Lage oder Stimmung Befindliche, Gleichgeſinnte,
Genoſſen; auch Anhänger der homöopaäthiſchen
Heilmethode, ſ. u.; homöopaͤthiſch, Ahnliches lei—
dend, in ähnlichem Zustande ſich befindend, gleich—
geſinnt; die Homöopathie betreffend; Homöo—
vathĩe, f. Heilk. ähnlicher Leiden oder Verhalten;
gleiche Gefinnung; auch = Hemöopdthil, f., die
homöopathiſche Heilmethade (des Dr. Hahne—
mann, der zu Beginn de? 18. Jahrhunderts das
Wort auf feine Heilmethode anwaıdte), bejtehend
in der Anwendung Feiner Gaben folder Mittel
gegen ein Übel, welche bei einem gefunden Men-
ſchen eben dieſes Übel erzeugen würden, 3. B. Ab—
jührungen geaen Durdfälle x.; Homöophöna,
pl. (von phöng, Laut) ähnlich lautende oder laut-
verwandte Wörter; Homöophonde, f. die Laut—
ähnlichkeit; auch = Homöophönik, f. eine Sanım-
fung gleich und ähnlich lautender Wörter; Ho—
möoptöten, n. Übereinftimmung des Biegefalls
(Kalıs); Homödſis, f.(gr.homoidsis) die Verähn—
lichung, das Gleichnis; die Belehrung durch Gleich—
nifje; Homöotelenton, n., pl. Homönteleiite,
ähnlich- oder gleicylautende Wortenden, Reime;
homöotoͤniſch, ähnlich tönend; Homoiuſie, f. (v.
üsia, das Wejen) die Weſensähnlichkeit; verfch. von
Homouſie, f. Weiensgleihheit, Weſenseinheit;
Homoinfianer oder Homänitätter, m. gr. in der
Kirchengeichichte, Anhänger der Meinung, daß
Sefus nicht aleichen Wefens (Homouitos), ſon—
dern nur ähnlichen Weiens (hbomoinjios) mit
Gott geweſen jei. e
ee homotoniſch, |. unter homozeu—
triſch.
homuncio, homunculus, ſ. unter homo.
Hondert, n. altes holländiſches Maß für Seeſalz =
248,11 hi oder 7 Schiffslaſt zu 4000 Amſterdamer
Handelspfund.
honeſt, I. (honestus) anſtändig, ehrenhaft, achtbar;
honestissimus, m. hodachtbarjter (als Titel);
hon6stas, f. die Ehrenhaftigteit, Achtbarkeit,
Würde; honestas publica, die öffentliche Ehren-
haftigkeit, der gute Ruf; Honeſtine, f. im Klofter-
weſen das Bortuch, Lendenſchurz; Honeftieren (I.
honestäre), ehren, beehren, mit Anſehen befleiden.
honett, frz. (honnete, altfr. honeste, von lat. ho-
nestus)ehrbar,vechtichaffen, bieder; artig, gefällig;
Honnetehomme, m. frz. (fpr. onnättomm) em
ehrenhafter, ehrlicher Mann, Biedermann; Hon—
netete, f. (fpr. onnäteteh) oder Honettität, f.,
Rechtſchaffenheit; Artigfeit, Gefälligkeit.
Hongri, altital. pl. Ungarn, wurden alle Dukaten,
die nicht in Italien gejchlagen waren, genannt;
Hongreife, f. fr. (fpr. ongrochſ'; eigentl. fem. von
Tongrois, ungarisch) ein ungarifcher Tanz.
22*
340 Hongs
Songs od. Hongkaufleute, pl.chineſ. d. i. Sicher⸗
heitskaufleute, diejenigen Chineſen zu Kanton,
welche mit Fremden Geſchäfte machen.
Sonnenr, m. fr. (fpr. onnöhr; d. dem I. honor) die
Shre; Ehrerbietung; die Honneurs, pl.die Ehren»
bezeigungen, 3.8. die Honneurs maden, die
inne Ehre od. ſchuldige Ehrerbietung erweiſen
13.8. feinen Gäſten), jie bewillfommmnen, bewirten,
unterhalten, begleiten 2c., die Hausehre bezeigen;
Rartenfp. die Obertriimpfe oder aufeinander fol-
genden höchſten Karten; im Kegelip. = Matſch;
ar honneur, der Ehre wegen, ehrenhalber;
vint d'ſonneur, |. Boint.
honni soit, qui mal y pensey fr. (pr. honni Bod,
fi malipdngß’; das altfr. honni, verhöhnt, von
honnir, verhöhnen, prov. aunir, it. onire, ſtammt
von dem deutjchen Hohn, höhnen, althochdtſch.
hönen, got. haunjan) Hohn oder Troß fei dem,
der Arges dabei denkt! (Aufjchrift des vom König
Eduard II. in England 1350 geftifteten Ordens
vom blauen Onlenbansk nachdem er mit je-
nen Worten das einer jchönen Tänzerin entfallene
Strumpfband aufgehoben Hatte.
konor od. honos, m. (pl. honöres) I. Ehre, Ehren-
bezeigung; Ehrenftelle, Anjehen 2c.; honos habet
onus, Sprichw. Ehre hat Lait, Würde Hat Bürde;
honoris causa, ehrenhalber; ad honörem, zu
Shren, ehrenhalber; ad hondres, Dem Range od.
der Würde nad); in honörem, zur Ehre; hono-
res mutant mores, Spricht. Würden od. Chren-
stellen verändern die Sitten, da® Benehmen; ho-
»or di littera, altital. Kfſpr. Ehre des Wechjel-
Hriefes, dejfen Annahme zum Auszahlen; daher
Sonor⸗Tage = Neipelt-Tage, j.d.; Alzep-
tation eines Wechjels per honor, d. i. zu Ehren
des Auzftellers, gleichſam um feinen ehrlichen Na—⸗
men zu retten; Honorarium od. Hongrär, n. |.
der Ehrenjold, Bergütung, Gebühren, Bezahlung
der Arzte, Lehrer, Schriftjteller u. dgl. für ihre
Arbeit; Honoraryrofeſſor od. Professor hono-
rarlus, Ehrenprofejlor, ein Univerjitätälehrer, der
bloß ehrenhalber oder, ohne zur Univerfität zu ge-
Hören, die Erlaubnis hat, Borlefungen zu Halten;
honorifice (Adverb dv. honorificus, 3, um, ehren-
vol), auf ehrenvolle Weife, rühmlich; honörig,
1.-dtich., gem. für anftändig, freigebig; honorie—
ren (lat. honoräre), ehren, hochſchätzen, verehren;
auch bezahlen (Anweiſungen und Wechſel); beloh-
nen, den Ehrenlohn geben; Schiffjpr. einer Klippe,
einem Borgebirge 2. ausweichen; honoräbel (lat.
honorabilis), ehrenmwert, ehrwürdig, ehrenvoll; an-
ehnlich, prädtig; Honorant, m. nlat. wer einen
Wechjel für Rechnung eines andern annimmt;
Donorät, m. ([. honorätus) eig. ein Geehrter, mit
einer Ehrenjtelle Befleideter; ein oberer Ordens—
geijtlicher; der, für Defjen Rechnung der Honorant
einen protejtierten Wechjel annimmt oder zahlt;
Honoxratiõren, pl. nl. (honoratiöres, Kompar. v.
honoräti,die Geehrten) die Bornehmeren oder An—
gejehenen eines Ortes, Leute aus den höheren
Ständen; Honoration, f. (lat. honoratio) Beeh-
zung; Annahme und Einlöfung eines Wechſels;
— — — — — — — — — — — — ——— —— ———— —— ——— —
Honved, m., pl.
= oofer, .
Horismus
höna, Schande, Hohn; ol. honni) befhämt; ver»
Ihämt, ſchüchtern; ſchändlich, ſchimpflich.
pl.Honveds, ungar. (pr. Hönwehd(s),
v. hon, Heimat, Baterland, und ved, Schuß, Wehr)
Baterlandsverteidiger, Landwehr, entg. den für
Sold angemorbenen Soldaten, 5. B. im ungari-
hen Volkstriege gegen Öjterreich 1348 und 1849.
Hoofah, Hoofa, engl., od. deutſch Huka, f. hindoſt.
(hukkah, eine Zabatspfeife, v. perj.-arab. hukkah,
eine Heine runde Schachtel, und eine Flaſche, durch
welche der Tabaksrauch geht) eine indische Tabaks⸗
‚pfeife mit langem elaftiihem Rohr und einem
N durch welchen der Rauch geht.
uder.
oplẽtit, f. griech. (von höplon, Gerät, Waffe) die
Waffen» oder Bewaffnungslehre; Hoplit, m. gr.
hoplites) ein geharnilchter, ſchwer bewaffneter Fuß—
kämpfer; Hoplochrisma, n. Waffenſalbe, mit
welcher man nad) einem alten Aberglauben die -
Waffen beftrich, um die mit denjelben gemachten
Wunden zu heilen; Hoplomaͤch, m. ein Gerüfteter
od. Rüftungsfänpfer; Hoplomachte, f. der Kampf
in völliger Rüſtung; Hoplothẽte, f. Waffenlager,
Rüſtkammer.
Soplometer, m. gr. (von hopl&, Huf) das Hufmaß,
der Hufmeſſer, erfunden von dem franz. Tierarzte
Riquet; Hoplametrie, f. Hufmeſſung, Maßneh—
mung zum Hufbeſchlag.
Doppelpopnel, n. ruſſ. ein Getränk aus Rum, Ei»
gelb und Zucker mit Tee oder heißem Waſſer.
Hopperboh, m. engl. (eig. Hüpfknabe, von hopper,
Hüpfer, u. boy, Knabeſ ein ſich drehender Rechen,
welcher da3 durch das Mahlen erhigte Mahlgut
behuf3 deſſen Abkühlung ummendet.
Hoqueton, m. fr. (ſpr. hod’töng) der Amtsrock der
Bolizeidiener; ein Bolizeidiener.
hora, f. I. (auch gr. höra, weiches aber urjprünglich
die Jahreszeit bezeichnet) die Stunde; horao, pl.
Sing- u. Bet-Stunden, Stundengefänge od. Stun-
dengebete in Klöftern; daher horas fingen; horae
canonicae oder kanoniſche Haren, aud horae
reguläres, vorjchriftliche Gebetäftunden, für be-
— Stunden vorgeſchriebene Gebete oder Ge—
änge in Klöſtern 2c., ehem. Tageszeiten genannt,
deren 7 waren: Mettine (um Mitternadt),
Prim, Terz, Sert, None, Veſper, Kom—
plett; horis subsecivis, in den Nebenftunden;
hora rnit, Sprw. die Stunde rollt, eilt, die Zeit
flieht; Hören, pl. (gr. Hörai, l. Horae) Fabell. die
Beitgöttinnen, drei Göttinnen der Jahres- und
Tageszeiten oder Yes Zeitwechjel iiberhaupt, der
Ordnung und NRegelmäßigkeit, des Schönen und
Liebenswirrdigen; fie jind Töchter des Zeus und
der Themis (ſ. d.).
hordöum, n. lat. die Gerſte; Hordeacẽen (hordea-
cöae), pl. gerjtenartige Gewächſe, eine Gattung der
Gräfer; Hordeölum, n. (Beril. von hordeum)
Heilf. das Gerſtenkorn am Auge.
Horebiten, pl. eine Partei der Hujliten, (jo genannt
nach ihrem Verſammlungsorte, einem Berge in
Böhmen, welchen fie nad) dem arab. Berge Horeb
(eig. chöreb) nannten.
Hpren, pl., |. unter hora.
Horlsmus, m. gr. (horismös, v. horizein, begren-
zen, höros, Grenze) die Begrenzung, bei. eines Be—
griffes, LE N Tem Definition; Ho⸗
rismographie, f. die Grenzbeſchreibung eines
Landes; Horizont, m. (horizon, begrenzend) Ge—
ſichts- oder Sehfreis; die Kinımung, Begrenzung;
Faſſungskraft; horizontäl, nl. wagerecht, waſſer⸗
Honorius, m. und Honorie, f. männl. u. weibl.
ame: der und die Ehrenvolle, Geehrte.
Zıonourable, engl. (fpr. dnnöräbbl’) ehrenmwert, in
Ziteln, 3.8. most h. (fpr. mohſt —), Titel eines
Marquis, oder: right h. {jpr. reit —), Titel der
höheren Mdligen überhaupt.
Gonteng, fr. (jpr. hongtöhs; v. la honte, die Scham,
Schande,ital.onta, prov. anta, onta, vom althochd. |
Hornift
recht; Horizontale, f. die wagerechte Linie; Ho—
rigontalfurhen, Höhenfinien, Schihtenlinien;
Horizontalkurbenplan, Scihtenplan; Hori⸗
zontaltraft, Seitentraft; feitlich wirkende Kraft;
orizontalplan, Schihtenplan; Horizontäl:
srojeftion, ſ. Projektion; Horizontälſchub,
Schubkraft, Seitenſchub; Horizontalſpalte, Quer⸗
ſpalte; Horizontälwage, Die Waſſerwage, ein
erkzeug, um eine wagerechte Linie od. Fläche zu
meſſen; Horizontalität, f. die wagerechte Lage.
Sorniſt, m. (dtich. mit fremder Endung) ein Horn—
bläfer; horniſieren, (dtich. mit fremd. Endung) zu
hornartiger Maſſe verdichten, verhärten, z. B. hor⸗
niſiertes Gummi, Hartgummi.
Sornhipe, f. engl. (ſpr. —peip, v. pipe, die Pfeife) |
ein Blasinftrument, dieHornpfeife, bef.im Fürften-
tum Wales; danach benannt ein Matrojentanz.
Hörodift, m. gr. (vgl. hora) ein Stundenzeiger;
Horographie u. Horologiographie, f. die Stun⸗
denbejchreibung; die Kunst, Sonnenuhren zumas
hen, j.v.w. Gnomonik; Horologium, n. I. (v.
gr. horolögion) ein Stundenzeiger, eine Uhr; in der
griechiſchen Kirche ein Bud), aus dem man täglid)
die kanoniſchen Horen fingt; Horolögen, pl.Stun-
denverfünder, Stundenausrufen, Sklaven in der
Borzeit; Horométer, n. gr. ein Stundenmeſſer;
SHprometrie, f. die Stundenmeflung; Horofföp,
m, (gr. horosköpos) ein Stundenbeobachter, Zei-
hendeuter zur Zeit der Geburt eines Menjden;
Horoſtoͤp, n. verf. aus Horoſtobium (gr. horo-
skop&ion), der Stundenzeiger od. das Verzeichnis
der Tag- und Nachtlängen an allen Orten und zu
allen Zeiten; der Punkt der Ekliptik, der bei der
Geburt eines Menfchen im Horizont aufgeht; aud)
— Horoffopie, f. die Stundendeuterei,
aus dem Stande der Gejtirne zur Zeit der Geburt
eines Menſchen, 3. B. jemand das Horoffop
Rellen, ihm aus dem Stand der Geftirne wahr-
jagen, vgl. Nativitätitellen.
Serögter, n. gr. (höros, Grenze, Ziel, und opter, |
der Schauer, Späher, v. griech. Berbaladjektivum
optös, fihtbar, gejehen) das Schziel, die Fläche, in
der alle bei bejtiimmter Augenftellung einfach ges
fehenen Bunfte liegen.
äorror, m. l. (v. horrere, ftarren, jchauern, fich ent-
jegen) der Schauder, Froſtſchauder; Entjegen, Ab-
iheu; horror vacüi, m. Xatur!. Scheu vor dem
Leeren, Vermeidung des leeren Raumes, welche
man ehemal3 der Natur ausen um dadurd)
manche Erjcheinungen, 3. B. das Aufiteigen des
Wafjers in den Bumpen, zu erklären; Horreur,
1. fr. (pr. orröhr) dag Entiegen, der Abſcheu; auch
die Adjcheulichkeit; pl. Horreurs, abicheuliche
Dinge; horribel, I. (horribilis) u. horrend (hor-
xendus), entſetzlich, fürchterlich, ſchrecklich; horri-
bile dictu, ſchrecklich zu ſagen; horribile visu,
ſchrecklich zu jehen; Herribilität, f. nl. die Schreck⸗
lichkeit, Fürchterlichkeit; Herrefzieren, I. (horres-
cere) ſchaudern, verabicheuen; orrid(l.horridus),
itarrend, rauh, ftruppig; wild, ſchauerlich, fürchter—
id; Horriditãt, f. nl. die Rauheit, Wildheit ꝛc.;
Horripilation, f. nl. Heilk. fieberhaftes Fröfteln.
Aors, ft. (jpr. ör; altfr. fors, prov. fors, foras, von
l.foris, draußen, foras, hinaus) außerhalb; außer,
ausgenommen; hors concours(jpr.ohr-fongkühr),
außer Mitbewerb oder außer Wettjtreit um einen
ausgejegten Preis fiir beſte Löfung einer Aufgabe;
Bezeihnung höchiter Anerfennung, als über jedem
Bergleih ftehend; bei Ausstellungen: zur Augftel-
Zeichen⸗
deuterei, die Schickſaldeuterei od. das Wahrſagen —
JHoſiaͤnna, hebr. Herr, Hilf ihm! hoch lebe er!
! Hafpes, m. I. (pl. hospites) überh. ein Fremder,
FIremdling; ein daft, Gaſtfreund,
Hoſpes 341
lung, aber nicht zur Preisbewerbung zugelaſſen;
hors de Fe ee erKampf,
kampfunfähig; hors de Ja loi (fpr. —loch, vogel-
frei; hors de saison (fpr. —ßäſong), außer der
Beit, zur Unzeit; Hors d’Denpre, n. (ſpr, ohr
döw’r), ein Nebenwert, etwas Entbehrliches, Über-
flüffiges; auch ein Beigericht, Vorfpeife.
Horse guards, engl. (fpr. horsgahrds) engliſche
Gardereiterei.
Horse power, engl. (fpr. hors pau'r) Pferdekraft.
Hortamen, Hortation zc., |. unter Hortieren.
Hortenſia, f. nl. (v. hortus, Garten) weibl. Nante:
die Gärtnerin, Gartenfreundin; ein befanntes aus
China und Japan ſtammendes Ziergewäch? (jo ge-
nannt nad) der 1788 geftorbenen Aſtronomin Hor⸗
tenje Zapeaute); Hortifultür, f. der Gartenbau,
die Gartenkunſt; Hortitulturift, m. ein Garten⸗
fünftler; Hortolög, m. l.-gr. ein Gartenfundiger,
bei. Blumenpflanzer; Hortologie, f. die Garten-
kunde; hortoloͤgiſch, gartenkundlich; hortus sie-
cus, m.l.eig. ein trodener arten, ein Kräuterbud;.
Sortieren, l. (kortäri) ermuntern, ermahnen; Hers
tãmen, n., pl. Hortamina, Crmunterungsmiittei;
Hortation, f. (I. hortatio) die Ermahnung; hor⸗
tatib (1. hortativus) od. Hortateriieg, nl. ermun⸗
ternd, ermahnend.
| Hporns oder Or, m. ein Ägyptijcher Gott, welcher
die in voller Kraft ſtehende Sommerjonne darſtellt,
Sohn des Dfiris und der Iſis, mit einem Sperber»
fopfe abgebildet, und von den Griechen dem Apolls
gleichgejtellt (Hieroglyphiih Hor, Har oder Her,
wahrich. Licht bedeutend).
| Hofeas oder Hoſka, m. hebr. (höschea, Rettung,
Hilfe) männl. Name, einer der Heinen Propheten
des U.T.
irt, Gaſthalter;
auch gelegentliher Bejucher einer Vorlefung, —
Hojpitant; in manden geiftlihen Bildungsar-
jtalten (Seminarien) werden auc) die ordentlicher
Mitglieder als Tifch- u. Lehrgenoſſen jo genannt;
pro hospite, als Gaſt; hofeitäl, (1. hospitälis),
gaſtfreundlich, gaftlid); das Hofpitäl (abgek. Spi-
tal, gem. Spittel), pl. Hefpitäler, ein Armen⸗
od. Berpflegunashaus, Pflegehaus, Siechen- oder
Krantenhaus; Hoſpital-Brand, der in überfüllten
unreinlichen, ſchlecht gelüfteten, tiefgelegenen, feuch»
ten Hoſpitälern an Wunden und Geſchwüren durch
Auſteckung od. von ſelbſt entſtehende kalte Brand;
Hoſpital⸗Fieber, ein bösartiges Fieber, welches
gemeiniglich in großen Krankenhäuſern entſteht;
auch Lazarettfieber; Hoſpitalarius, m. ml.
Aufſeher über ein Armen- od. Krantenhaus; Gaſt⸗
und Krankenpfleger in Klöſtern; Hoſpitalier, pi.
die gaſtfreundlichen, barmherzigen Brüder, gewiſſe
Ritter⸗ und Mönchsorden, die ſich die Verpflegung
der Pilger zur Pflicht machten; Hoſpitallt, m. ein
ins HojpitalXufgenonmener, ein tranfenhäusler;
Hofpitalitin, eine Bfleghäuslerin; Hofpitalität,
f. (l. hospitalitas) Gajtfreundichaft, Gaſtlichteit;
Gaftfreiheit, das Gaſtrecht; Bufpitieren I. (hospi-
täri), Oaft jein, bei jemand einfchren; als Fremder
und Gaſt, z. B. den VBorlefungen eines on
beitvohnen; Hoſpitaͤnt, m. (hospitans) ein Hör»
gaft in Vorlejungen; Hoſhitium, abgef. Hofpiz,
od. fr. Hoſpice, (pr. ospihh’), n. die Herberge, das
Gaithaus; insbej. ein Herbergsflofter, beſ, auf der
Höhe der Alpenpäffe; ein Trinfgelag der Studen-
342 Hospodar
ten; auch Gajttanz; hospitinm publieum,
Brorenie, j.d. j
Dospudär, m. jlav. (altjfav. und ruſſ. gospodarj;
vgl. Despot) Herr, ein Titel der ehemaligen Für—
jten in der Moldau und Walachei; Hospodarät,
n. defjen Würde und Land.
Softagium, n. ml. (v. hostis, fr. höte, firhospes)
das Standlager.
Hoſtenditium, n. nl. (von hostis, für Heer, Yeld-
zug), auch der Hoſtendienſt, die dem Lehnsherrn
v. den Vaſallen geleiitete Geldhilfe zu den Kriegs—
koſten.
Hofteria, f. ſpan. Oſteria, it. (von ml. hostis,
prov. hoste, it. oste, Gajt, Wirt, I. hospes) ein
Gaſthaus, Speiſehaus.
Hoſtie, f. l. (hostia) eig. das Opfertier, Schlacht—
opfer, Sühnopfer, das Abendmahlsbrot, in der
kathol. Kirche; das für Meſſe und Kommunion
vorbereitete Brot, vgl. Oblate; Heilige Hoſtie,
f. in der Fath. Kirche: die gemweihte Hoftie, das
allerheiligfte Aitarjaframent, Hpftiarins, m. —
Oſtiarius, J.d.
bostil, [. (hostilis, von hostis, Jeind, urjpr. Frem-
der, Fremdling) al3 Adverb hostiliter, feindlich,
feindjelig; hostili aniıno, mit feindlichem Sinne;
Hoftilität, f. Feindſeligkeit, Teindlichkeit; pl. Ho⸗
ftilitäten, Feindſeligkeiten; Hoſtilitium, n. ml.
die Kriegsſteuer.
Hotchpot(ch), m. engl. (ſpr. Hotichpotljch]), der
Miſchmaſch, ſchottiſche Suppe aus Würzfleiſch und
den verſchiedenſten Gemüſen.
Hot-cockles, pl. engl. (eig. heiße junge Hähne)
Handſchmiſſe, ein Spiel dev engliſchen Matrofen.
Hotel, n. fr. (jpr. viell; v. altfr. hostel, prov. hostal,
ostal, v.nıl.hospitale,hospitalis, gaftlicher Aufent—
halt3ort, Palaſt; vgl. Hofpital und Hospes) ein
großer Gaſthof, vornehmes Gaft- od. Wirtshaus,
auch bloß: Hof, z. B. hötel deBaviere, bayerijcher
Hof ꝛc.; ein Palaft, großes Wohnhaus, Herren-
haus; Hotel-Ddien, n. ſpr. —djöh) eig. ein Gottes—
Gaſthaus: ein großes Krankenhaus in Paris;
Hötel de Ville (jpr. —d'wihl), das Stadt- oder
Rathaus; hötel garni, Wohnung mitHausgerät;
Hotelier, m.{jpr. oteljeh) der Gaſtwirt; Hpteliere,
t. ($pr. oteljähr’) die Gaſtwirtin; Hptellerie, £. die
Saftwirtichaft; Grand Hötel, m. frz. (ipr. grang
—), großes Hotel, Kurhaus.
Hot-flue, m. engl. (fpr. —flju; von hot, heiß, und
fiue, Kaminröhre, Rauchfang) ein aus heißen Röh—
ven zuſammengeſetzter Trodenapparat fir feine
Baummollenzeuge Minfjelin).
Hotipur, ın. engl. (jpr. hotßpör) Heißſporn, urjpr.
Beiname de3 aus Shafejpeares Heinrich IV. be—
kannten heißblütigen Heinrich Percy, überh. ein
Hitzkopf, Braufefopf.
Hottentotten, pl.(holländ. sing. Hottentot, inihrer
eigenen Sprade Quaqua) die Landes-Eingebornen
auf der Südjpige von Afrika; uneig. aüch rohe,
ungebildete Menſchen; Pottentottdde, f. ein
Hottentottenlied oder -gejang. E
Houaͤri und Houri, n. (pr. Hu—) ein offenes Fahr⸗
eug mit hohen dreieckigen Sprietjegeln, bef. in
& ranfreich.
Houille, f. fr. (ſpr. uf’) die Steinkohle; houillere, f.
(fpr. ujähr) Steinfohlengrube; houilleur, m. ‘fpr.
ujöhr) Kohlenarbeiter. 1
Honppelande, £. fr. (jpr. up’langd; von der ſchwed.
$rov. Upland) ein weiter Überzieher, Übderrod.
Hourdi, m. frz. (pr. Hur—), Flechtwerk, Duerbal-
fen (beim Dachdecken).
|
|
human
Houri, Hari, £ (pr. 9u—), pl. Houris, |. Hurt.
house of Commons, n. engl. (fpr. haus of fonr-
möns) das Haus der Gemeinen, das Unterhaus
oder Unter-Barlament; h. of Lords oder Peers
(fpr. —pihrs) das Haus der Lords, das Oberhaus
in England.
How do you do, engl. (fpr. hau du ju dit) wie geht's?
„was machen Sie? |
Hunden, £. pl. Hnaͤcas, die Grabfiätten der Urein-
wohner von Bern, vieredige Gebäude von Stein
od. Erde, in welchen die Verftorbenen in ftBender
„Stellung beigeſetzt wurden.
Hubertus (von deutich Hugibert, d. i. der durch
Seijt[got.hugs, Sinn, Berjtand] Glänzende)Schutz
herr dev Jäger; der Huhertusorden, ein zu Ehren
der Jägerei geitifteter Ritterorden; Hubertine, f.
weibl. Name: die durch Geijt Berühntte,
Huckaback, engl. feſter Leinendamaſt (zu Tiſchzeug
verwendet).
Hucker. Hufer, ın. (holl. hoeker, engl. hooker) ein
holländifches breites und flaches, hinten rundes
zweimaſtiges Yahrzeı
Huẽba, Uiba, Ueba,
= 31 bis 371.
Huerta, f. pl. Hnertas, ſpan. (von l. hortus) eig.
ein arten; künſtlich bewäſſerte Ländereien im ſüd—
lihen Spanien.
Hugendtten, pl. (fr. Huguenots, eig. Berff. von
ugue, und uripr. Eigenname eines Ketzers und
Verſchwörers; n. a. entit. aus Idgnohs [Iguenots,
Ignots, Egnots, Eugenots], d. i. Eidgenoffen, wie
die Neformierten zu Genf, weil fie zur fchiveize-
riſchen Eidgenoſſenſchaft hielten, ſich ſelbſt nannten,
worauf man in Frankreich Reformierte und Eid—
genoſſen für gleichbedeutend nahm) anfangs Spott=
same, dann allgemeine Bezeichnung der Refor—
mierten in Frankreich.
Hühnervlogie, f. Di.-gr. die Hühnerzuchtfunde;
Hühnerolog, m. Hühnerzüchter; hühnerologiſche
Geſellſchaft, eine Bereinigung zur Förderung der
Hühnerzucht. (Vord.
Hui, n. holl. ein einmaſtiges Fahrzeug, mit flachem
Huile, f. fr. (ſpr. üihl; vgl. lat. ol&um) Ol; à Phuile,
in OL (z.B Sardinen à Phuile); huilier oder
huiliere. (pr. üihljeh oder üihliähr) lſtänder,
kleines Geſtell zu den Ol und Eſſigflaſchen auf der
Tafel. An.
Huiſſier, m. fr. (pr. hüiſſjeh; d. L. ostiarius, ml.
ustiarius, it. usciere, d. altfr. huis, prov. uis, us,,
it. uscio, l. ostium, Tür) ein Türſteher; Gerichts—
diener.
hujus, sc. mensis, I. (Gen. v. hic, haec, hoc, dieſer
xc.) Diefes oder desſelben, nämlich Monats; huju»
anni, dieje3 Jahres; hujus loeci, dieſes Orts.
\. Hookah.
— f. on jpan. hueco, Hohl; weit, v. Kleidungs—
jtiiden, von got. halks, leer) der Mantel, Uber—
wurf der Spanier und Niederländer.
fer, ſ. Hucker.
Sn HAPE ın. ein Felt bei den Hindus, zu Ende
März, an welchem Leichtglänbige zum Scherz hier-
und dorthin geſchickt werden; der legte Tag tit das
neue Jahr, unfer 1. April.
Hulf, ın. engl. (fpr. hoff; hoff. hulk, niederd. holk,
althochd. hocho, verw. mit gr. holkäs, Zug- oder
Laſtſchiff, von helkein, ziehen) eine Art Laftichiffe;
der Schiffsrumpf; bef. ein abgetafeltes Schiff zur.
Aufnahme von Berbredern; ſ. —
human, I. (humänus, von homo, Menſch), menſch-
fich, menschenfreundiich, gütig, feutfelig, gefällig;
ig.
. ein Fruchtmaß in Tunis
Humation
Humantöra, b. Humanitäts-Studien vd. Hit=
maniſtiſche Studien, pl. die den Menjchen zum
Menfchen bildenden jchönen Künste und Wiſſen—
ichaften; bej. die alten jogen. klaſſiſchen Sprachen
und die altgriechiiche und römijche Literatur und
Altertumstunde; Sprach- od. Schulgelehriamteit;
daher der Humanismus, nl. das Erziehungs u.
Unterrichtsſyſtem, welches die höhere Merten.
bildung vorzugsweiſe auf die Erlernung der alten
Sprachen und ihrer Literatur baut, * dem
Philanthropinismus (j. d.); Humaniſt, m.
ein Sprach- oder Schulgefehrter, der die Huma—
niora lernt und lehrt, vgl. Bhilolog; humani—
fieren, barb.=l. (fr. humaniser), menjchlic), mild,
gefittet machen, vermenjchlichen; Huumanifierung,
f. die Bermenihlidung, Bildung; Humanitaris-
mus, m. (fr. humanitarisme, vd. humanitaire, den
gejelligen Berfehr und dejjen Einrichtungen betrej-
fend) die innere Einrichtung und Anordnung der
menschlichen Gefellichaft, eine jeit 1839 entwickelte
kommuniſtiſche Richtung; Humanitär, hierauf be-
züglic); Humanität, f. l. (humanitas) die Menſch—
heit, das Menjchentum, die edle Menjchennatur u.
die darin gegründete Menſchenwürde; Menjchen-
ee Milde,vasMenjchen-
gefühl.
— f. (. (humatio, von humäre, beerdigen,
von humus, Erde, Erdreich, Erdboden) die Be-
erdigung.
humble, ir. (jpr. öngb'l; von (. humilis, und dies
bon humus, Erdboden) niedrig, gering; bejcheiden,
gehorſam; tr&s humble, ganz ergebenit.
Humbug, m. engl. (jpr. Hömbög, aber gewöhnlich in
deutſcher Austprace: Humbug, von engl. hum,
jummen, Gebrunm, und bug, ana) bejond. in
Nordamerifa üblich fir Betrug, Auffchneiderei,
Schwindel.
humeltieren, [. (humectäre, von humeectus, feucht,
humöre, feucht jein) anfeuchten; Humektantia,
pl. Befeuchtungsmittel, anfeuchtende Heilmittel;
Humeltation, f. nl. die Benetzung; humektib,
anfeuchtennd.
humeräl, ıl. (von (. humerus, die Schulter) die
Schulter betreffend od. dazu gehörig; Humeräle,
n. das Schultertuch unter dem Meßgewande ka—
tholiſcher Prieſter.
Hümeur, f. (ſpr. ümöhr; eig. Feuchtigkeit, vom 1.
hümor; vgl. Humor) die Gemütsſtimmung; bonne
humenr (jpr. bonn ümöhr), gute Laune; mau-
vaise humeur (jpr. mowähſ —), üble Laune.
humid, I. (humidus; fr. humide) feucht, naß; hu—
midieren, nl. (fr. humider und humidier) feucht
machen, anfeuchten; Humidität, f. nl. die Feuch—
tigkeit, Näfle.
Humilubation, j. unter Humus.
bumil, I. (humilis, vgl. humble) niedrig, demütig;
humiliieren,[.(humiliare)demütigen,erniedrigen;
fränten; humiliänt, erniedrigend, demütigend;
re zen mare, f. a) die Des
muttgung, Derabwurdigung, Kränkung; Humili—
tät, f. ((. humilitas) Niedrigteit, Ban
Humin 2c., |. unter —
vᷣũmor, m. lat. die Feuchtigkeit, Näffe, das Naß;
humor aqu£ns, nl. die wäßrige Feuchtigkeit, und
humor vitrus, die Glasfeuchtigfeit im Auge;
humor Jacrimälis, die Tränenfeuchtigfeit; hu⸗
moräl, nl. die Feuchtigkeiten des Körpers betref-
fend, davon herrührend; Humoräl-Ficher, Fluß—
Reber; Humorismus od. Humoral-Pathologie,
Hurricane 343
heiten aus Verderbnis der Säfte fjeßt verdrängt
durch Virchows Zellularpathologie), entg. Soli-
dar-Bathologie; Humerälpatholögen, Arzte,
welche diefer Lehre anhängen.
Humör, in. (it. umöre, engl. hamor, von dem lat.
hümor, Feuchtigkeit; die alten Arzte leiteten nänt-
lich aus der Mifchung der feuchten und der trocke—
nen Elemente im Körper die Beichaffenheit des
förperlichen und geistigen Wohljeing ab, und ſo
befam das Wort humor dieBedentung von Stim—
mung, guter od. übler Laune 2c.) ſcherzhafte, hei-
tere Laune; gemittvoller Scherz; Humoreske, !-
eine launig gefchriebene Erzählung oder Abhand—
funa; Humoriſt, m. ein launiger Schriftiteller;
humoriſtiſch, launig, wohlgelaunt; Humerific-
ven, mit Laune darſtellen, jchreiben.
Hümus, m., r. f. L. überhaupt Erde, Erdreich, Erd—
boden; insbeſ. Ackerkrume, Sartenerde, Gewächs—
oder Dammerde, der erdige Rückſtand verweſter
Tier⸗ u. Pflanzenkörper; Humin, n. der ſchwarze,
in Kalilauge unlösliche Stoff der Dammerde ic. ;
ift er in Kalilauge löslich, jo heißt er: Humin-—
faure, Humifnbation, f. I. (von cubäre, liegen,
jchlafen) das Liegen auf bloßer Erde; humos,
fruchtbar, Humusartig.
undred, n. engl. (jpr. höndred) eig. Hundert, das
Hundert; der Gau, Bezirk, die Hundertichaft, eine
Abteilung einer — Grafſchaft, vormals
vielleicht von hundert Gütern od. Dörfern; Hun—
dredweight, n. (ſprich: höndred-ueht) = Cent—
weight, der Zentner = 4 Quarter (Viertel) zu
28 Pound (Bfund), alfo = 112 Pfund. (Val. auch
avoir).
Hiüne, fein Fremdwort, fondern altd. (älter neuhochd.
Heune, mhochd. hiune, der Riefe=althochd., Hüni,
Hün, ml. Hunus, Hunnus, der Hunne) ein Riefe,
ein ungewöhnlich großer, jtarfer Menſch; daher
Hünengräber, hohe Grabhügel der alten Heid-
niſchen ee an im nördlichen Deutichland.
Hunter, m. engl. (von hunt, jagen) ein Jäger; ein
englifches Jagdpferd, bef. gut in Yorkſhire und in
Irland gezogen.
Huntsman, m. engl. (fpr. Höntgmän) Jägerburſche
zur Beauffichtigung der Jagdhunde.
Huratän,m.ipan. ein Wirbeliturm, Orkan auf Kuba.
Hurdle-race, n. engl. (pr. hördl-reß), das Hürden—
rennen, Hindernistennen.
Huri, £., pl. Huris, arab. (eig. per). vom arab.hür,
pl. von ahwar, gazellenäugig, ſchönäugig) Huldin-
nen, Schöne Weiber oder ewig junge Genoſſinnen
der Seligen in Mohammeds Paradiefe.
huriuberin od. hurlubrelu, fr. (pr. u wie ü) hur—
feburle, Hurliburfi, geradezu, unbeſonnener Weife,
täppiſch; Hurlyburlh, n. engl. (ſpr. hörrlibörrli)
ein Getöſe, Wirrwarr; Auflauf, Aufruhr.
Hurönen, pl. von den Franzoſen in Ober-Kanada
gebrauchte Bezeichnung der Wyandots, eines In-
dianerjtamms in Nordamerita (wohl nad) dent
Huron-Gce, |pr. jurön).
hurra! (nicht ein ruſſiſches Fremdwort, ſondern
deutſch, mhochd. hurra, Befehlsform zu mhochd.
hurren, ſich ſchnell bewegen) ———8
des Beifalls, der Ermunterung, Feldruf bei ſtür—
miſchem Angriff.
Hurri,.n. engl. (aus engl. hurry, ſpr. hörri, Haſt,
Eile, Wirrwarr, von engl. to hurry, eilig, antrei—
ben, jagen, verwandt mit mhochd. hurren, ſich eilig
bewegen) heftiges Zanten, ſtärke Schelte (bei Goethe
u. Q.).
Sr
f. L-gr. Krantheitslehre mit Herleitung der Krank | Hurricane, m. engl. (fpr. hörritehn), ſ. Hurafan.
344 Huſar
Hufär, m. ungar. (huszär; ſeit dent 16. Jahrh. im
Neuhochd. in Gebrauch) eig. ein ungarifcher Reiter;
leicht bewaffneter und leicht gefleideter Reiter.
Hufliten, pl. böhmijche Brüder, Anhänger und Rä⸗
cher des böhmischen Religionslehrer Johann Huß,
der im Anfang des 15. Jahrh. wider den Bapit
und die herrichenden Laſter der®eiftlichfeit eiferte
und 1415 zu Ronftanz von der dortigen Kirchen—
verſammlung zum Sceiterhaufen verurteilt und
verbrannt wurde; huſſttiſch, von denfelben her-
rührend oder diejelben betreffend.
Huftings, pl. engl. (pr. höstings; v. altfr. hustin,
Zant, Streit, Lärm) eig. das Stadtgericht; die
Wahlbühne, die Nednerbihne, auf welcher bei Par—
lamentswabhlen die Bewerber Reden an die Wahl-
männer halten; auch überh. der Berfammlungsort
bei Parlamentswahlen.
Hüttenzentner, m. — 115 Pfb.
divo, m. RER in China = Ys Tſchi od. Tau
— 51,551. |
Hhaͤden, pl. gr. (Hyädes, v. hyein, regnen) die Re—
genjterne,mit deren Aufgange die Alten die Regen—
zeit erwarteten, eine helle Sterngruppe im Kopfe
de3 Stier, mit dem Hauptiterne Aldebaran,
— Bach od. Teich⸗Nymphen, Töchter des
Atlas.
Hha⸗-hha, m. der Milchbaum in Guiana, deſſen milch-
artigen Saft die Eingebornen ftatt der Milch bes
nußen.
Hhalit, m. gr. (von hyalites, zum Glas gehörig,
hyälos, Glas, glasartiger Stein), Glasopal, Ba-
jaltglas, Lavaglas, Miülleriches Glas, eine durch—
jichtige, glasglänzende Art des Opal; auch eine vom
Grafen Bucquoy erfundene glänzend jchwarze,
glasartige, undurdjlichtige Waffe zu Runftgefähen;
Hynlitis, f. Heilf. Entzündung des Glaskörpers
im Auge; Hyalographie, f. eine aus Bernſtein,
durchſichtigem Harz, Glas und Kriſtall beitehende
Moſaik; auch ſ. dv. w. Hyalothypie, f. die neier-
fundene Kunst, Zeichnungen auf Glasplatten ein»
zuägen und diefelben abzudruden = Pyropho—
tographie, hyaloĩdiſch oder hyalödiſch, glas-
artig; Hyaloidẽa, f. die Glashaut oder die Haut
der Glasfeuchtigkeit im Auge, Hyalürg, m. ein
Glasmacher; Hyalnrgie oder Hyalurgil, f. die
Glasbereitung, Glasmacherkunſt.
Hhaͤnche, f. gr. (hys, Schwein, anchein, engen, zu-
ſchnüren) eig. Schweinsbräune, die Mandelbräune.
Hnäne, f. gried. (hyaina, von hys, Schwein, wegen
ihrer Ahnlichkeit mit einem ———— eine von
Raub und Aas lebende Raubtiergattung; Hyä—
nenhund, der Steppenhund, afrikaniſches Raubtier.
Hyazinth, m. gr. (nyakinthos) Fabell. ein ſchöner
Süngling, den Apollo aus Verſehen mit der Wurf-
icheibe tötete und aus deijen Blute die gleichna-
mige Blume (nicht unfere Hyazinthe, jondern
mwahrich. die blaue Schwertlifie oder der Garten-
ritterfporn) erwuchs; daher im Altertum ein Edel-
ftein von der Farbe jener Hyazinthblume, wahric.
unjer Sapphir; jest einanderer Edelftein,blättri-
ger Zirkon, ſ. d.; Hyaziuthe, f. die Märzblume,
ein befanntes Zwiebelgewächs.
Hybama od. Hybam, n., und Hybofis, f. gr. (von
hybün, auswärts frümmen, budlig machen, von
hybos, die Krümmung nad) außen, der Budel) ein
GbriDa BUbrHDIN, f. Hißrida, Hibrinife
Hybrida, hybr „ſ. Hibrida, hibridiſch.
Hydartäraiis od. Hydarihrüfe, f. gr. (von hydöor,
&.hydatos, Waffer) die Gelenfwafjeriuht = Hy -
drarthron; Hydätis, £., pl. Hydatiden, Woſſer⸗
vhdrachne
bläschen an lebenden Körpern; Blaſenwürmer im
dem Fleiſche; im Gehirn 2c. vieler Säugetiere;
Hydatina, pl. eine Art Infufionstierchen, zu dem
Raͤdertierchen — Hydatismus, m. das
Wafferkollern in Bruft oder Unterleib; auch das
Lungenfchwappen; Hpdatiten, pl. Sternforallen
mit wellenförmigen Strahlen; hydatochlöros,
waflergrünlich; Hydatochröns, waljerfarbig; by⸗
datddes oder Hydatudifh, wäßrig; Hydatoges
nejis, f. die Wafjerbildung; Hydatoͤncus, m. die
Waſſergeſchwulſt; Hydatophilus, m. der Waſſer⸗
freund, Anhänger der Kaltwäſſerheilkunde; Hyda⸗
toi, k. die Wafferfucht hydaͤtriſch, waſſerähnlich;
Hydatoſtopie, |. er '
Hydepark, m. engl. (ſpr. heidpark, gew. aber heipark,
von hyde, hide, der Pflug oder die Hufe Landes)
ein Fönigl. Tiergarten und Spazierplag in London,
zu dem Bezirk von Wejtminiter gehörig.
Syöra, f. gr. (v. hydör, Wafler) oder Hyder, eine
alferichlange, bei. die lernäifche Hyder, ein
fabelh. viel£öpfiges Ungeheuer in dent —
Lerna, dem für jeden abgehauenen Kopf zwei nach—
wuchſen, das aber von Herkules erlegt wurde; dah.
bildliich ein Übel, das um fo mehr zunimmt, fe
mehr man es zu vertreiben jucht; auch der Arm⸗
polyp od. Bielarım, |. en. Kl.
Ydrdchne, f. gr. (vd. hydör, Waffer) Heilt. Wafjer-
bläschen auf der Haut od. im Munde; Hydraͤch⸗
nis, f. Waflerpode; Hydracidum, n. gr.A. eine
Waſſerſtoffſäure; Hydragöga, pl. oder hydra⸗
gogiſche Mittel, waſſerabtreibende Mittel; Hy—
Drafme, £. die krankhafte wäſſerige Beſchaffenhéit
des Blutes; Hydrangium, n., pl. Hydrangia,
Waſſergefäße, — Lymphgefäße; Hydrangio—
grabhie, f. Beichreibung der Lymphgefäße; Hh=
Drangiologie, f.dieLchre von den Lymphgefäßen;
Hydraͤnt, m. eine Vorrichtung zur Entnahme von
Waſſer aus Wafjerleitungen, bei. zum Feuerlöſchen;
SBallerpfoften, Senerpfoflen, a. Hydrar⸗
gillit, m. gr.-lat. ein natürliches Tonerdehydrat,
aus Tonerde und Waſſer beſtehendes Mineral;
ydrargijjrum, n. Queckſilber, eig. Wafjerfilber;
Hüdrargyriäſis od. Hydrarghröſis, f.die Dued-
jilberfrantheit; Hydrarthron, n. Heilk. Gelenk
Waſſerſucht, = Hydarthrojis; Hydrät, n.
Scheidek. Wafjerverbindung, dem. Verbindung des
Waſſers mit einer Säure $ B. Schwefeljäure-
hydrat) oder einer Baſis (z.B. Kalkhydrat), worin
e3 im erjteren Falle die Rolle einer Baſis, im leß-
teren die einer Säure jpielt; Hydratwaſſer, Das
auf folche Weife gebundene Waſſer; Hydratifiert,
angefeuchtet; mit Wafjer verbunden; Hydramiik,
f. die Wafferbewegungslehre, Waſſerkraftlehre,
Lehre von der Bewegung und Dem Drude flüſſiger
Körper; Bee Waſſerkunſt; hh⸗
drũũliſch, zu dieſer —— gehörig; durch
Waſſerkraft bewegt; 53 un —
B. hydrauliſcher Kalt, ein aus Traß od. Zu
te u — — ebrauchter Mörtel,
der im Waſſer — vgl. hydrau⸗
liſcherunfzug, Waſſerkraftaufzug; hy drauliſcher
Balancter, 2: ferfäulen- Gegengewicht; hydrau
licher Weoter, Wellertraft-Triebwerf; die Ad»
drauliſche Breife, = hydroſtatiſche Preſſe,
j. d.; Der hudrasıti e Widder od. Stößer (fr.
belier hydra .lique, jpr. beljeh idrolik), eine durch
den Stoß wirkende Waſſerhebungsmaſchine; Ha
drauliſches Ventil, bei —— im
Gebrauch, um den Gaszufluß Schnell abzujperrem;
öydranlifer, n. ein Waſſ exrbaufimftfer; hydras»
—
Hydrachne
licum horologium, n. fat. eine Waſſeruhr; Hy—
draulon oder hydraulicum orgänum, n. eine
Waflerorgel; Hydraulikoſtätik, f. A die Lehre
von dem Luftdrud, den fließendes aſſer auf die
Wände eines Kanals hervorbringt; Hydreläon,
n. Waſſeröl, eine Mifchung von Ol und Wafler;
zum f. das Wafferbrechen, ar |
ydrenzephalium, n. Gehirnhöhlenwaſſerſucht;
Huͤdrenzephalitis, f. Gehirnwaſſerſucht; Hydren=
zephalus 2c., — Dydrozephalus ıc.; Hydrepi⸗
gaftrinnt,n. äußere od. oberflächliche Bauchwafjer-
Jucht; Opdridden, pl. (vom sing.hydriäs) Wafjer-
nymphen; Hydriajis, f. Wafferheilung, Heilung
durch Waller; Hydriaſiologie, f. Waflerbeillehre;
Hpdridtrif, ft. Waflerheiliunit; Hydrda, f. =
Hydatis; Hydrobaät, m. der Wafjerläufer, die
Taucente; Hydrocarbive, n. fr. (fpr. idröfär-
bühr; carbure, Verbindung des Kohlenstoffes mit
einem Metall), dieBerbindung des fchtwefelhaltigen
Waſſerſtoffgaſes mit Metallen (Chemie); Hudro—
<ele, f. der Waſſerbruch, die Anfammlung von
Waſſer in der Scheidenhaut der Hoden; Hydroce-
phälns, m. oder Hydrocephälon, n. Hinhöhlen-
Waſſerſucht, ver Wafjerkopf, die Kopfwaſſerſucht;
gg od. Hydroteramen, pl. irdene Ge⸗
fäße, melde Feuchtigfeiten ſchnell durchſchwitzen
laſſen und dadurch bis zum Gefrieren abkühlen;
Hydrochlõor⸗Säure, Scheidek. Chlorwaſſerſtoff⸗
jäure, Salzſäure, eine Verbindung von Chlor mit
Waſſerſtoff; Hydrocholechſtis, k. Oallenblafen-
waſſerſucht; Hydrpcälie, k. Bauch-Waſſerſucht;
Sujdrozyaun⸗Sãure, f.Blaujäure; Hudroderma,
n.die Hautwaſſerſucht; Hyd rodhnaͤmik, k. Naturl.
die Waſſerkraftlehre, Waſſerbewegungslehre oder
Wiſſenſchaft von den Geſetzen der Bewegung flüf-
jiger Körper im allgemeinen, .Dynamif; Hydro-
eiettriſch, 3. B. hydroeleitrifher Strom, ver
Strom einer aus Metallen u. Flüſſigkeit beftehenden
galvaniſchen Kette; Hydroextrakteur, m. gr.-fr.
(pr. —töhr) eig. Waflerauszieher, Schleuderma-
ſchine zum Trocknen; Hydrogaſter, m. Heilf. die
Bauchwaſſerſuchtz Hyprogenlinm), n. vder Hy⸗
drogen⸗Gas, Scheider. Waſſerſtoff, ein gasfürmiger
Grundſtoff, der in Verbindung mit Sauerſtoff das
Waſſer bildet; 9drogen-Erleuchtung und Hy⸗
drogen-Heizung, Erſeuchtung und Heizung mit
Waſſerſtoffgas; hydrogeniert, mit Waſſerſtoff ver-
bunden; Hydrogeniſation, k. barb.i. die Ver—
bindung mit Waſſerſtoff; Hydrogén-Pol, m. der
negative Bol der Voltajd;en Säule, an welcher
ſich bei Herlegung des Wafjers der Waſſerſtoff aus-
ſcheidet; Hpdrogerlogie, f.gr.die Wafjer-Erdlehre
vd. die Lehre v. ver Bildung der Erdoberfläche durch
Bafler;Hydrogleffum,n.dieZrofhleihgeihmwulft
unter dei Zunge; Oyprographie, f. die Gewäſſer⸗
oder Wafjerbeichreibung; Hybrograͤph, m. ein
Waſſerbeſchreiber; hydrog raͤghiſch, waſſerbeſchrei⸗
bend; die Gewäſſer darſtellend od. abbildend; h y—
drographiſche Karten, Waſſerkarten, Fluß- u.
Seekarten; Hudrokardie, f. Heilk. die Heizbeutel-
Waſſerſucht; Hydrokeraͤmen, ſiehe oben ydro—
cerama; Sydrotkonion n. das Waſſerſtaubbad;
Hydrofranisım, n. Die Gehirnwaflerfuht; He
drolith, m. Wafferjtein, eine künjtliche de
maſſe; Hydrologie, f. die Beſchreibung der ver-
ihiedenen Gewäſſer auf der Erde in Hinficht der
wancherlei fremden Stoffe, womit fie vermiſcht
nd; hudroloͤg iſch, waſſerkundlich; Hyprofogien,
griech oder Pydrologium, neulat. n. die Wafjer-
uhr; Hydrolgt, m. ein in Wafler löslicher Kör—
z
er; — — — — nn —
— — — — — — — — — — — — — — —— — — — — — — — — — — — —
Hydrachne 345
er; ydromanie, f. die Waſſerwut, die Begierbe,
—* ins Waſſer zu ſtürzen; unauslöſchlicher Durſt;
übertriebene Anhänglichkeit an die altwafjer-Heil-
methode; Hydromantie, f. die Wahrjagung aus
Waſſer, Wafierprobe; Hydromant, m. ein le
wahrfager; Huydromehaniich, waſſertriebmäßig;
Hydromiel, n. gr.-i. Waflerhonig, Met; Hydro⸗
mẽlon, n. gr. Apfel- od. Duitten-Tranf; Hydro⸗
metenre, pl. Niederichläge, z. B. Nebel, Regen;
Hydrometer, n. der Wafjermeffer; ſ. auch Argos
meter; Hydrometrie, f. die Waſſermeſſung, Waſ⸗
ſermeßkunſt, Wiſſenſchaft von der Mefjung der
Schwere, Menge, Geſchwindigkeit, des Drudes ıc.
des Waflers; Hydromẽtra, t. Heilf. die Mutier-
Wafferfucht; Hydroͤncus, m. die waſſerſüchtige An-
ſchwellung; Hydronite, f. gr. (von nike, der Sieg)
eig. die Wafjerbejiegung, ein Verfahren, durch) wei-
ches Webſtoffe jeder Art, Filze u. Leder waſſerdicht
gemacht werden, ohne daß dadurd der Luftdurch—
zug gehindert wiirde, Hydrooxygengaslicht. =
Siveralliht; Hödrooxrygengas-Mitroftföp,n
ein Bergrößerungsglas, wobei das Licht eines
Kalkzylinders, welcher durch) einen Strom verbreu-
nenden, aus Hydrogen u. Oxygen beftehenden Knall⸗
gafes im Starken Weißglühen erhalten wird, zur
Beleuchtung der Gegenjtände dient; Hydropere-
ftäten, pl. die Anhänger des Gnojtiters Tatiäz,
welche beim Abendmahle Waller ftatt des Weines
—— Hydropathie od. Hudropaͤthik, f.
Waſſerheilkunde; hydropäthiſch, die Waſſerheil⸗
kunde betreffend; Hydrophan, m. der Waſſernebel⸗
ſtein, das Weltauge (ocülus mundi), eine Abart des
Opals, welche Waſſer einſaugt und dadurch durch—
ſichtiger und farbenſpielend wird; Hydrophil, ze.
ein Waſſerfreund; Hydrophiliten, pl. verſteinerte
Waſſerkäfer; Hydroßhobie, f. Heilk. die Waſſer—
ſcheu, Krankheit der von einem tollen Hunde Ge⸗
biſſenen; Hydrophoͤr, m. ein Waſſerträger, Waſſer⸗
ſchlauch; Hüdrophthalmie, f. od. Hydrophthaͤl⸗
mus, m. die Augenwaſſerſucht; Hydrophthal⸗
min, n. blaue Ringe um die Augen mit wäſſeriger
— enheit; Hydrapilie, r. Hydropſie, S
die Waſſerſucht; hydropiſch, waſſerſüchtig; hyorg⸗
puneumaͤtiſch, Waſſer und Luft (Gas) betreffend;
hydropneumatiſcher Apparat, eine Vorrich-
tung, Gaſe aus den Waſſer aufzufangen; Hydrse
pneumonie, f. die Lungenwaſſerſucht; Hydrs⸗
ofie, f. das Waſſertrinken; Hydropoͤt, m. ein
zaſſertrinker; Hhdrops, m. ein Waſſerſüchtiger;
auch — Hydropſie, f.die Wafierfucht; Oydroptite,
pl. Nittel gegen die Waſſerſucht; Hüdropult, me.
eine Heine tragbare Pumpe, bej. Gartenſpritze;
Hydroͤrchis, f. Hodenwaſſerſucht; Hyärorräds
chis, f. Rückgratwaſſerſucht; Hydrofachärum, n-
das Zuderwafler; Hydroſaärka, n. Hautwaſſerſucht;
Hydroſftoͤp, n. eine Waſſeruhr; Hydroffopie, F
wahrfagerische Waſſerbeſchauung; vudron tik, E.
Natırl. die Wafjergleichgemwichtsiehre, Lehre vom
Gleichgewicht tropfbar flüffiger Körper; Hydra»
ſtaͤtiſch, dieſe Lehre betreffend; durch Wafjerdrut
bewirkt; hydroſtatiſcher Druck, Waſſerdruck; hy⸗
droſtatiſche Preſſe, ein vom Grafen Real er-
fundener, von Romershauſen verbefjerter Apparat,
bei welchen duch Wafferdrud bei. vegetabiliiche
Stoffe ausgezogen werden;hyproftatifheWage,
j. NAräometer; Hydrotachhméter, n. Wafjer-
eſchwindigkeitsmeſſer; Hydrotechnik, f. die Wal-
ni: hydrotechniſch, diejelbe betreffend;
Hhörotett, m. ein Wafjerbaukünftler; Hudro⸗
theologie, f. Beweis von dem Dafein u. Wirken
346 Hyhdriot
Gottes aus dem Waſſer; Hydrotherapie, f. die
Wafferheiltunde; Wallertur; Hydrothion-Gas,
n. od Hydrnthion-Säure, f. Scheidek. Schwefel-
waſſerſtoff, Schwefeltwafjerjtoffgas; Hudrothörax,
m. Heilk. Bruſtwaſſerſucht; — —
Zuckerſäure; Hydrozden, pl. Waſſertiere; 9drũ⸗
ren, pl. Waſſerſtoffverbindungen, Verbindungen
des Waſſerſtoffes mit Metallen.
Hijdriõt, m. Bewohner der griech. Inſel Hydra.
Oyetographie, f. ar. (v. hyetös, Regen, v. hyein,
regnen) eig. Negenbeihreibung, Schrift über die
Regenverhältnifie eines Landes; Hyetojföp oder
Oyetometer, n. der Regenmeſſer, ein Werkzeug, die
Menge des herabgefallenen Regens 2c. zu beftim-
men, auch: Ombrometer (von Ombros, Regen);
Hyetometrie, f. die Regenmeſſung.
Oygida vder Hygieia, f. gr. (die Geſundheit, von
hygies, gejund) die Heiladttin od. Göttin der Ge-
junddeit, Tochter des Askulap, abgebildet mit
einer Schlange, dem Symbol der Gejundheit, Die
fie aus einer Schale trinken läßt; Hhgiea, auch
ein Ajteroid, 1849 von de Gasparis entdedt; hy⸗
geiſch, hygieniſch od. hygieiniſch, die Gejund-
heit oder Geſundheitslehre betreffend; gejundheit-
lid; Hygeift, m. der Gefundheitsbeförderer; Hy—
geolugie, f. vder Hygiene, Ongieine, f. die Ge—
ſundheitslehre, Gejundheitspflege, — Diätetif;
Opgienifer, m. Fachmann fiir Gefundheitspflege;
Hyniditik, f. die Gejundheitsfunit; Hyginns, m.
männl. Name: der Geſunde; Hygiefomie, f. die
Sejundheitspflege.
Oygrofollyrium, n. gr. (von hygrös, naß, feucht)
Heilk. ein flüfjiges Augenheilmittel; Hygrobaro⸗—
meter, n. gr. ein Quftfeuchtigfeitsmeller; Hygro⸗
endiomedter, n. ein Luftgütemeſſer; Hngrologie,
f. Die Lehre von der Luftfeuchtigkeit; Hygrolegiich,
diejelbe betreffend; Hygröm, n. die Wajlerbalg-
geihwulit; Hygrometer, Hygrofföp, vd. Notio-
meter, n. der Feuchtigkeitsmeſſer, ein Werkzeug
zur Beobachtung der Veränderung der Feuchtigkeit
in der Luft; Hygrometrie, f. die Feuchtigfeits-
mepfunit; hygromẽetriſch, dazu gehörig 2c.; Hy⸗
rophobie, f. Flüſſigkeitsſcheu; hygrofkoͤpiſch.
Waſſer aus der Luft anziehend u. verdichtend (da—
her als Hygrojfop verwendbar).
Hhfes, pl. engl. (pr. heiks) filzig gewaltte Bettdecken,
welche vorzüglich nad) der Berberei gehen.
Hykſos, pl. Hirtenkönige jemitifchen Uriprungs, um
2000 v. Ehr. nad) Agypten gelommen, herrſchten
(nad) Lepſius) bis 1548.
Oyle, f. gr. (= I. sylva) eig. Wald, Holz, Bau- und
Brennjtoff; überh. Stoff, Materie, Urſtoff (bei. für
den angeblichen Stein der Weiſen); Hylarch, m.
der Stoffbeherricher, Weltgeift, die Weltjeele; Hp=
fobier, p]. (ar. hylöobioi) Waldbewohner, in Räl-
dern lebende Menſchen; Hylogenie, Hylogeneiis,
vv. Hhloblaftik, f. die Stofjbildung; Hulognoſie.
f. die Stofffunde; Hylologie, f. Stoffichre; Hyle-
noͤmiſch (gr. hylonomos), in Wäldern weidend od.
lebend; Hylopathismus, m. die Lehre, welche dem
Stoffe als ſolchem Gefühl und Leidenschaften bei—
legt; Hylophdgen, pl. Holzeſſer oder —
Hylotheiften, pl. denen der Stoff, die Materie,
oder die Welt als Gottheit gilt, vgl. Bantheift;
Hylozoismus, m. Uritoff-Belebung oder Lehre
vom Stofjleben, welche der Materie ein wejentliches
Sein und urjprüngliches, eigenes Leben zujchreibt;
galaseih, m., pl. Hylozoiften, Anhänger diejer
ehre.
Hümen, 1. od. Hymenäus, ın. (gr. Hymen, Hyme-
— — — —
hyper
naios) Fabell. der Gott der Ehen oder Ehegott;
uneig. die Ehe, Hochzeit; der Hymendus, auch ein
LED Oomenden, Oodgeltägefänge,
Hochzeitsfeierlichkeiten,
Hhmen 2.1. gr. (hymen, m. Gewebe, Haut) Heilt.
das Jungfernhäutchen; Hhmenitis, f. Entzün-
dung der zarten Hänte der Eingemweide; Hymend=-
diſch, hautartig Hhmenographie, f-Hautbeichrei-
bung; Hhmenologie, f. die Kehre von den Häu-
ten; Hymenoptera oder Hymendptern, pl. die
. Hautflügler, Inſekten mit vier heutigen, durchſich—
tigen und geaderten Flügeln, 3. B. Weipen, Bie-
nen 2c.; Hhmenopteroläg, m. ein Hautflügler-
tundiger; Hymenopterologie, f. Lehre von dei
Hantjlüglern;Hymenotumie,f.Hautzergliederung.
hymettiicher Honig, der im Altertum berühmte
Honig vom Gebirge Hymettus in Attifa.
Hymne, f. oder Hyinnus, m. (v. gr. hymnos, m.;
fr. hymne, m. u. £.) ein Hochgefang, Preis- oder
Lobgeſang, Feſtlied, bei. zu Ehren der Götter und
Herven; daher auch fiir geiftliches Lied, chriſtliches
Kirhenlied; Humnarium, n. nl. ein geijtliches
Geſangbuch; Hymniſt, m. ein Liederdichter, Lob—
ſänger; Humnograbph, ın. gr. ein Lobgejangfchrei-
ber oder -Dichter; Hymmologie, f. die Abſingung
von Lobliedern; aud) die Kenntnis der Hriftlihen
Kirchenlieder; Hymnolög, m. wer fih mit der
Geſchichte und Literatur des Kirchengefangs be-
ihäftigt; hymnolögiſch, die Geſchichte des Kirchen—
gejanges betreffend. N
byõdiſch, gr. Hundes od. hyoides (v. hys, Schwein)
ihmweinfürmig, bei. ſchweinrüſſelförmig; Hyo—
Hhthalmos, m. ein Schweinsäugiger,Kleinäugiger;
HHyoschämns, ın. (gr. hyos-kyamos, eig. Sau⸗
bohne; ſchwarzes Bilfenkraut; Hyoschamin, n-
ein aus den Bilfenfraute dargejtellter eigentüm—
licher Pflanzenbildungsteil (Alkaloid).
Hyp—, ar. Borfilbe, ſ. Hypo.
Uyp, £. engl. (jpr. Haip oder Hip; engliſches Kurz—
wort fiir hypochondria), Hypochondrie, f. d.
Hyijpattita, pl. gr. (v. hyp-ägein, unten abführen)
Heilf. gelind abführende Mittel.
Hypalläge, f. ar. (v.hyp-allassein, verwechjefn, um—
ſtellen) Nieder. die Wortverkehrung, verkehrte Zu—
ſammenſetzung oder Berwechjelung der Worte.
Hypamauröſis, f. gr. (amaurün, verdunkelu) der
unvollfommene —— Star.
— f. gr. (vgl. Apoplexie) Heilk. geringer
Hrad von Schlagfluß.
Hypäte, f. gr. (hypäte, sc. chordẽ, Saite, v. hypa-
tos, der höchſte, oberite) die oberite, od.nad) unferer
Benennungsweife die untertte, tiefite Saite Des alt-
griechiſchen Tonſyſtems.
Hhpäthren, n. gr. (hyp-aithron, v. hypö, unter u.
aither, Ather, }. d.) ein offener, dachloſer Raum:
Hnpäthraltempel, ein Tempel ohne Dach od. nur
zum Teil bedacht.
HHpeläsn, n. gr. (v.
ja, Olhefen. 1
Hyper, gr. (hyper) über, in Zujammenj. bej. über—
mäßig, über das billige Maß hinaus, iibertrieben
(= [. super) 3.B.hyperarijtofratiich, Hyper-
veaftionär, hypertplerant ıc.; Hyperämie
od. Hyperämöſis, f. Uberfülle des Blutes; Hy—
peraphie, f. kraukhaft gejteigertes Gefühlsver—
mögen; Hyperaſthenie, f. gänzliche Entkräftung;
HyperaftHeils, f. Uberempfindlichteit, zu große
Reizbarteit; Hyperauxẽſis, f. krankhafte Vergrö-
Berung; bej. ver Negenbogenhaut; Hyperbäton.
n. (v. hyperbainein, überschreiten) eine Wortver-
hypö, unter, u. elaion, Of) Öf-
hyper
ſetzung od. Stellung der Worte außer ihrer natür—
lichen Ordnung; Hyrerbel, f. (gr. hyperböle, von
hyperbällomai,überdas Zielhinauswerfen) Redek.
eine An sellung; Größen. eine Querkegelſchnitt—
oder eine ſchräge Kegelichnittlinie, welche gleichlau—
fend der Achje oder überhaupt jchieftwinklig mit
beiden Seitenlinien des Kegels aelegt it und nur
eine derjelben trifft; Oyperbipasmmgs, m. (v. bi-
bäzein, gehen laifen) Ton- oder Afzentverjegung,
Buchſtaben-, Silben- oder Wortverfeßung; hyper—
boͤliſch, übertrieben (durch Worte); Größenl. die
Form der Hyperbel habend; hyperboliſieren, über⸗
treiben; Hyberboloide, kMeßtk. eine nicht ge—
ichloffene fruumme Fläche zweiten Grades; Hyper—
borier, m. (gr. hyper-böreios od. -böreos)fabelh.
Nordmänner jenjeit de Boreas, durd Fröm—
migkeit u. Glückſeligkeit ausgezeichnet; im Scherz:
Sonderlinge in Sitten, Kleidung u. Gewohnheiten;
Guperboretih, im äußerſten Norden gelegen;
Hhperbulte, t.übermäßig gejteigertes Willensver⸗
mögen; Hyperdramm, n. gr. ein zur Aufführung
nicht geeignetes, die Darſtellungsmittel überſteigen—
des Dramg; Hyperdulia od Hyberdulie, f.über-
ſchwängliche Verehrung, z. B. der Maria und an—
derer Heiligen; Hyperenergie, f. übermäßige
Kraft;hhyperenergiich,iiberfräftig; Hypererethi⸗
fie, £.— Hyperäjthejis; Hyperepidöſis, f. die
übermäßige Ausdehnung ed. Hunahme von Glie—
dern; hypergermaͤniſch, iiberdeutich, übermäßig
deutich; eat, f. allzu empfindliches Ges
ſchmacksvermögen; hperidröſis, f. iibermäßiges
Schwigen, Hyperion, gew.unt. Hyperion, m. ar.
(nad) einigen v. hyper ion, der iiber uns Gehende,
Hochwandelnde, aber b. zgez. f. Hyperionion, der
Sohn des Hyperion) der Sonnengott, die Sonne;
bhperkatalettiich, Hyperfataleftifos od. r. Hy⸗
verfataläftos, m. überzählig, heißt ein Berg,
deſſen legtem vollſtändigem Fuße noch eine über-
ſchlagende Schlußſilbe beigefiigt ift, vgl. Katalek—
tikos; Hypertathärſis, f. übermäßige Abfüh-
rung oder Ausleerung; Hyperkriſe, f. Heilf. der
allzuheftige Wechjel einer Krankheit; Hyper—
Eritif, f. überjtrenge Kunftrichterei; Tadeljucht;
Shperfritifer, m. ein überjtrenger Kumftrichter;
bypertritiich, überſtrenge, tadeljiichtig; Hyper—
fultur, £. gr.-lat. Überbildung; HYyperliveräf,
übertrieben freifinnig; hyperloöͤgiſch, überver-
nünftig, über die Vernunft Hinausgehend; hyper⸗
metrijch, versus hypermöter, übermäßig, heißt
ein Bers mit einer das Maß überjchreitenden
Schlußſilbe, welche mit der Anfangsfilbe des fol-
genden Berjeg zuſammen gelejen wird; Hypernda,
od. Hyperndia, f. jede Krankheit mit übermäßig
gejteigerter Geiftestätigfeit; Hyperöcha, f. ar.
die Überfteigung des Vermögens durch die Echul-
den; Hyperorthodorie, f. Die übermäßige Recht-
aläubigteit; hyperorthodör, überrechtgläubig,
hperosmie, f. krankhafterhoͤhtes Riechvermögen;
hperoſtõſis, f. ein Knochenauswuchs; Hyper⸗
vxijd, n. od. Superoxyd, n. Scheidek. Überoxyd,
diejenige Oxydationsſtuͤfe eines Metalls, welche
mehr Sauerſtoff als die Baſis, aber weniger als
die Säure desſelben Metalls enthält; hyperoxy⸗
diert od. hyperoexigeniert, übermäßig od. über
einen gewiſſen Grad, mit Sauerſioff verbunden;
Hyperoxydation, f. Überfättigung mit Sauerftoff;
Hyperpathie, l. übermäßige Empfindlichkeit oder
Heneigtheit zu Krankheiten; Hyperpdthifch, über⸗
empfindlid; Huperphlegmdtiich, überträge; hy—
verphhfifch, überfinnlic, übernatürlih; hyper⸗
—
Hypocauſtum 347
pordſis. ſ.Knochenwucherung; Hyperfarkümn, n.
wucherndes wildes Fleiſch; Fleiſchgeſchwulſt; Hy—
erſarköſis, f. eig. übermäßige Fleiſchbildung,
Anfag von wilden Fleiſche; Hpperfkeptizismus,
m. übertriebene Zweifelſucht; Hpperfophie, !-
Überweisheit; Hyperſthen, m. od. Banlit, m. ein
dem Augit verwandtes, ſchwarzes oder braunes
Mineral nit metallähnlichem Perlmutterglanz;
Hyperſthenie, f. (vgl. Sthenie) übergroße Stärle
des Körpers; krankhaft erhöhte Lebenskraft; hyper—
ſtheniſch, überkräftig; Hyperthymie, f. Geiſtes—
krankheit mit Tollkühnheit; Hypertonie, f. Über-
jpannung; Hhpertöniich, überſpannt; Huper—
trichõſis, f. übermäßiger Haarwuds; Hhyber-
tropbie, f. die Überernährung; Franthafte Ber-
grögerung; entg. Atrophie: hyßertroͤphiſch.
von Überernährung herrührend od. damit zufant-
menhängend.
Hypericum, n. I. (v. gr. hyp-erikon, von erike, nl.
erica, Heide), Bot. Johanniskraut.
Hyiyphäma, n. gr. (hypö, unter, und haima, Blut)
die Blutunterlaufung; hyphämiſch. mit Blut
unterlaufen.
Hyphẽ, f. haarähnlicher Zellfaden (der Pilze).
Hnphen, n. (gr. (entit. aus hyph’ hen, d. i. in eins,
ujammen) dag Bindezeichen (=) in zuſammenge—
jeßten Wörtern.
Hypuos, m. gr. der Schlaf, auch als göttliches We—
jen und als Zwillingsbruder des Todes (Thana—
t08) vorgeftellt; Hppnebätes oder Hypitobdt, mı.
ein Schlaf oder Nachtwandler; Hypuobatẽſis, vd.
Hypuobatie, f. das Nachtwandeln; Hypnolognic,
f. die Schlaflehre; Hypnopathie, f. Schlaifrant-
heit, franfhafte Veränderung des Schlafes; Hypuo—
phobĩe, f. die Schlajiheu, dag Aufihreden aus
ven Schlafe; Hupnopfychie, f. der Seelenſchlaf;
Hypnöõſis, f. das Einſchläfern; Supuotinm, n.
ein Einſchlaͤferungsmittel, Schlaftrunt, hypuötiſch,
ſchlafbringend, einſchläfernd, betäubend; hypuoti⸗
fieren, jemand durch Anwendung äußerer Mittel
in einen tiefen Schlaf verſenken, der ſich bis zur
Bewußtloſigkeit und zum Starrkrampf ſteigert;
dieſen Zuſtand begleiten Sinnestäuſchung und
automatische Bewegungen; Hypuotismus, m. gr.
nl. Zehre od. Kenntnis der durd) Hypnotiiche Mittel
im menſchlichen Körper hervorgerufenen Berände-
rungen der Gehirn- und Nerventätigkeit; auch der
willenloſe Zustand einer hypnotiſierten Berjon;
Hypnotiſeur, m. gr.-fr. (pr. —jöhr) der andere
in diejen Zuſtand verfegt.
hypo, gr. (bypö), vor einem Bofal: Hya—, (= |-
sub) unter, unten befindlich, in vielen Zufammen-
jegungen, wo e3 bisweilen aud) eine Mifſchung be⸗
zeichnet (vgl. Hypokras), oder auch etwas Unter—
geordneteg, einen geringeren Grad (vgl. Hypamau—
rofis, Hypoſpasma ?!c.).
oͤppobans. f. gr. (vgl. Baſis) die Unterlage, Grund—
age, das Fußgeſtell.
Onpebidsmms, m. gr. (von biäzein, zwingen, er—
zwingen) Größenl. das Zurüdführen einer Glei—
Hung auf einen niederen Grad.
Öhneblchbären, n. gr. (hypö, unter, u. blepharon,
Augenlid) die Anichwellung unter dem Aurgenlid;
aud) ein künſtliches Auge.
Hyvobälon, n. gr. (von hypo-bällein, darunter-
werfen, hinwerfen oder »-legen) ein Zuwachs oder
Nachtrag zu dem von der Ehefrau eingebrachten
Heiratsgute,
Hypocanftum, n. [., oder Hyppfanften, 2. gr. G.
348 Hypochondrium
hypo-kaiein, unterwärts anzünden) ein von unten
geheiztes Gemach, Schwitzſtube.
vrpochon drium. n.,pl.Sypohondrien, gr. (hypo-
chöndria, pl. der Unterleib, eig. was unter dem
Bruftfnorpel ift, von hypö, u. chöndros, derdruft-
knorpel) die Weichen, die Gegend des Unterleibes
unter den Rippen; Hypochondrie oder Hypo—
chondriãſis, f. Unterleibsleiden, Milzkrantheit,
Schwermütigfeit; oft: Örillenfrankheit, Öriesgram,
düstere, trübſinnige Laune; Hypochondriſt oder
Sypochondriãcus, auch Hypochoͤnder, m. ein |
Milziüchtiger, Schwermütiger, Grillenfänger; hy—
pochoͤndriſch, milzſüchtig; grämlich, ſchwermütig,
grillendaf t; Hypodondriaigie, f.hypochondriſcher
Schmerz.
Syhpochijma, n. u. HypocdHiis, f. gr. (von cheein,
Wz. chy, gießen) eig. Untergiegung, Unterlanfung;
Heilk. der graue Star.
Hypociftieft, j. unter Cytinus.
hypodermnãtiſch, gr. (vgl. dermatijch) unter der Haut
befindlich.
Oypedens, f. oder Hppodéesmus, ın. gr. (v. hypo-
eın, unterbinden) Unterbindung.
Oypo-Tialänus, m. gr. (ſ. Diafonus) ein geiftlicher
Unierbelfer. [teilhen, Koınna.
Öysediaftäle, f. gr. (f. Diajtole 3) ein kleines Satz⸗
Sypodidaskälus, m. gr. (von didäskalos, Lehrer;
vgl. Didaktik) ein Unterlehrer.
Sypodroöm, m. gr. (hypö-dromos, eig. ein Ort zum
Unter oder Einlaufen, v. drömos, Kauf, trechein,
laufen) ein bededter Ort zum Spagierengehen (nicht
zu verwechſeln mit Hippodron, f. d.).
Shpogaſtrium, n. gr. (v. gaster, Bauch) der Unter-
teib; hypogaftriſch, zum Unterleib gehörig.
Shpogñum oder Hjpogeion, n., pl. Hhhugäen,
gt. (von gaia, ge, Erde) ein unterirdifcher Raum;
Kellergeichoß; Gruft, Grad, = Katafombe, ſ. d.
Sijpoaloſſis f. gr. (vgl. Gloſſe) Geſchwür unter der
Zunge.
Hujpograͤmma, n. gr. die Unterfhrift, bef. die In—
Ihrift am Fuße von Säulen.
bypoginiſch, gr. Bot. unterweibig, von Pflanzen,
bei denen die Staubfäden unter dem Sruchtfuoten
iteben.
hypotaͤrpiſch, gr. (von karpös, Frucht) unter dem
Fruchtknoten befindlih. .
HShpotophõſis, f. Schwerhörigkeit.
Hhnotorisna, n. oder Hypotorismos, m. ar. (v.
bypo-korizesthai, eig. fid) wie ein ind gebärden,
und daher einem Kinde jchmeichein, von köros,
Snabe, köre, Mädchen) ein Schmeichelwort; ein
mildernder Ausdrud; vgl. Euphemismug; Hy—
potoriſtiton, n. ein Schmeichel- oder Koſewort;
Berkleinerungswort, = Diminutivum.
Shpofräs, m. (fr. hypocras, von gr. kerännymi,
ich milche, kräsis, Miſchung) Gewürzwein.
Syiyjvotriſie oder Hypöfrifis, f. gr. (von hypokri-
nesthai, antworten; eine Rolle fpielen; ſich ver-
ttellen) Beritellung, Heuchelei; Hypafrit, m. gr.
(hypokrites) einHeuchler, Srömmler;hysekritifch,
heuchleriſch.
Dypolampiie, f. gr. (von lampein, leuchten) Heilk.
ſchwaches Aufleuchten; Gliederzuden.
Oopomie, f. gr. (von Gmos, Schulter, die Achiel-
oder Schulterhöhle.
Shpomnẽma, n. gr. (von mimnöskein, erinnern)
eig. eine Erinnerung; ein Zuſatz, Nachtrag; auch
j.v.w. Brotofoll; pl. Hypommemäte, Aufähe:
auch Denkſchriften; Hypommenatogrdph, m. ein
Gedenkbuchſchreiber; aud) = Brotofotlift.
Hupotenufe
Hypomochſtum oder hpomochſlion, a. gr. (vom
—— der Hebel) Beweg⸗ od. — eines
Hhpomorie, f. gr. (val. Moria) ein geringer Grad
ir — —
vonoẽma oder abgek. ‚n.gr. (vgl.
Me Vorurteil. get. Ophonoem gr. (09
Hhbponychon, n. gr. (von Onyx, Nagel) ein Nagel-
geſchwür.
Sjpophaſie. f. gr. (hypöphasis, von phainein, ars
Licht bringen, zeigen) eig. das halbe Sichtbarwerden
der Augen, das Erjcheinen des Weißen im Auge
während des Schlafes; vgl. Lagophtalmie.
Syijpophẽt, m. gr. (hypophetes, von phemi, ich ſage)
ein Verkündiger, Erflärer, beſ. des göttlichen Wil-
lens, orafeldeutender Priefter.
HShpophlegmaſie, f. gr. (vgl. Phlegmaſie) eine ge»
linde, jchleichende Entzündung.
Hhponhöra, f. gr. (v. hypo-pherein, eig. darunter»
wegtragen od. -führen) Heik. Fiſtelgeſchwür; Redek.
ein Einwand.
Shpophthalmie, f. gr. (von ophthalmös, Auge) ob.
hjpopion, n. (von Ops, Beficht) Heilk. Unter-
laufung des Auges mit Blut und Eiter.
TER ELH ‚ gt. (von phylion, Blatt) unter dem
Blatte wachſend; hypophyllokaͤrpiſch, mit Früch⸗
ten unter dem Blatte.
Supahlerte, f. gr. (vgl. Apoplexie) ein leichter Schlag⸗
aͤnfall.
Hpopſalma, n. gr. (ſ. Pſa lm) das Antworten (Re⸗
ſpondieren) des Chors oder der Gemeinde in der
römiſchen Kirche.
ÖHpordieme, n. gt. (von orcheisthai, tanzen) ein
ein dem Apollo gemweihter Chorgefang
mit Tanz.
Hyperrhäits, f. gr. (vgl. Rhyſis) langſames Hinab⸗
fließen, Hinabrinnen.
Hypoſcentum, n. ar. (hyposkönion, vgl. Szene)
Unterbühne; der äußerſte Teil der vorderen
Bühne.
Shpnipadfe oder Hyboſpadiaſie, L. gr. (vgl. sp&-
dön, ein Berjchnittener, von sp&o, id) ziehe ober
reiße aus) Heilf. die Yusmiimdung der männlichen
Harnröhre an der unteren Fläche, eine angeborene
Mißbildung, entg. Epifpadie, f.d.; Hypoſpa⸗
Diäns, m. ein mit dieſem Fehler Behafteter.
Supeinäsmm, n. gr. (j. Spasma) Heilf. ein gelinber
rampf, bej. der Augenliver; Hynniphigng, B-
gr. (v. sphäzein, ſchlachten, Blut vergießen) Blut⸗
m en Be ne —
oftãſis oder Hpoſtaͤſe, f. gr. (vgl. Staſis) eig.
er: re eng der Beitand, Die Wir
lichkeit, das Weſen, die Gegenftändlichfeit (Sub-
Stanz); Heilf. der Bodenſatz des Urins; hypoſta⸗
teren, etwas zum Gegenjtand, zur Subitanz ma—
chen, das Merkmal eines Gegenftandes Felbtt als
Gegenſtand ſetzen oder betrachten; hypoſtätiſch,
weſentlich, gegenſtändlich (ſubſtantiell) länder
perjönlich; Hypoſtaͤthme, f. gr. Unterfaß, feiter
Bodenſaßz.
Hypoſthende, k. gr. (von sthénos, Kraft, Stärke) bie
Entkraͤftung, Schwächung, entg. Hyperſthenie.
Hypoͤſtröphe, f. gr. daS Umwenden, beſ. der Gebär—
mutter; auch Krankheitsrückfall.
Hhypoitälon, n. gr. (von stylos, die Säule) ein be⸗
dedter Säulengang. i
hiypotaͤttiſch, gr. (von taktös, &, ön, georönet} ſich
unterordnend, unterwerfend; nachjtehend, folgen».
Hypotenäfe, f. gr. (hypoteinüusa, sc.pleura, Seite,
von hypoteinein, darunter gefpannt fein, ſich dar⸗
Hypothet
unter ausſtrecken) Größenl. die dem rechten Winkel
gegenüberliegende, d. i. die größte Seite eines recht-
winfligen Dreiecks; vgl. Katheten.
Söpothet, f. gr. (hypotheke, d. i. eig. Unterfaß,
Unterlage, von hypo theinai, unteriegen), I. hy-
otheea, ein gerichtlic) al3 Unterpfand verſchrie—
ened Grundſtück, Grundſchuld; auch das Pfand-
zecht eines Gläubiger; Geld auf Hypothet
verleihen, d. i. gew. gegen ein unbewegliches
Unterpfand; HSypothetenamt, Grundbuchamt;
Hynathefenbant, ein kaufmänniſches Geſchäft zur
Beſchaffung, zum Umtausch und zur Löſchung von
Hypotheken; Hypothekenbuch, das Berpfändungs-
duch, in welches die Berpfändungen der Güter und
die Darüber abgejchlofienen Verträge obrigfeitlich
eingetragen werden; Hppothelendnfument oder
einftrument, n. Orundbuchverjchreibung; Hype
thefenfommifjär, m. Grundbuchrichter; Hiypo⸗
thelenſchein, ein Unterpfandsicein; Hypotbefen-
verſicherungsbank, ein Geſchäft zur Sicherung
de3 Hypothetengläubigers, daß er Zinfen und Ka-
pital zur richtigen Zeit erhält; dad Hypotheken⸗
weſen, das Verpfändungsweſen, Pfandrechtsweſen;
hypothecarius, l. hypothecarii oder hypo⸗
thefäriiche Kreditören, Prandgläubiger, In—
Haber einer Hypothef; hyvothekäriſch, pfand-
rechtlich; Hupothefarifche Sutzeſſion, f. Pfand-
nachfolge; Hypothekieren od. verhypothelieren,
etwas verpjänden, verjchreiben, zum Unterpfande
— — bie Hadje od. Kobl
pothẽnar, n. gr. (v. thenar, die flache od. hohle
Hand) Heilt. der an- umd abziehende Muskel des
Zleinen Fingers.
Sänothejls oder Hypothefe, f. gr. (von hypothei-
nal, unterjeßen od. -jtellen) eine Unterftellung, eine
Annahme, ein al3 wahr angenommener Saß, von
dem man zur Erklärung einer Sache ausgeht; ex
Aypothösi, der eb zufolge od. gemäß;
in hypothösi, in Anwendung auf den gegen-
wärtigen Tal; hypotheſieren, vorausfegen, an—
nehmen; Hypothetifch, angenommen, vorausge-
fegt, bedingungsweije; Hypatheten,n. gr. Unter-
gelegtes.
Hupotrachelium,n. gr. (von trächelos, Hals) Bauf.
ber er glatterStreif unter dem Halſe einer
Säule.
Shpotrimme, n. gr. (von hypo-tribein, unterein-
anderreiben) Heil. eine Würzbrühe.
Shpotröpe, f. und Hypotropidsmms, m. gr. (von
trepein, wenden, fchren) Heilt. Rüdfall von Krank⸗
beiten; hypotroͤpiſch, gern od. leicht wiederfehrend.
Snotypons oder Hypotypöſe, f. gr. (von hypo-
h un, abbilden, vgl. Typus) Redek. eine anſchau—
riß, Entwurf.
Snnozeugis, f. gr. (vgl. Zeugma) Redek. VBerbin-
dung jedes Medegliedes mit einem Zeitiworte, fo
* Ga Rede aus abgejonderten Heinen Säßen
eiteht.
Sunozyfloide, f. gr. (vgl. Zyklus) eine krumme
Sinie, die von einem Yuntte im Umfang eines
Kreiſes, der fich auf dem innern Umfang eines
endern Kreifes fortwälzt, bejchrieben wird; vgl.
Epizykloide.
|
|
Hyſteron 349
Hypſelologie, f. gr. (von hypselös, hoch, von hypsi,
adv. hoch, hypsos, Höhe) eiq. hohes Reden, daher
Sroßfprecerei, Brahlerei; Hypfiſtarier, pl. eine
riftliche Sekte des 4. Jahrh. in Kappadocien it
Kleinafien, welche den Einen Gott unter dem Na—
men des Höchiten (hypsistos) und zwar unter
dem Bilde des Feuers und des Licht? verehrten
und dabei manche jüdische und heidnifche Ge—
bräuche beobachteten; Hypſöma oder Hypſos, n.
(eig. Erhöhung, Höhe) Erhabenes, Exrhabenheit;
Hypſologĩe, f. die Lehre vom Erhabenen; Hypfo-
meter, n. Höhemeffer, von Regnault erfundenes
Werkzeug zur Höhenmeffung mittel3 der Teinpe-
ratur des fiedenden Waflers; Hypfometrie, f. die
Höhenmeffung, Höhenmeßkunde; hypſomeétriſch,
dieſelbe betreffend, z.B. hypſométriſche Ta—
bellen, Tafeln zur Höhenmeſſung; Hypfophöngs,
m. ein Hochſtimmiger.
Hyijſon od. Hyffon, w. engl. (ſpr. heißen; vom chineſ.
hi-tschun, d. i. wörtl. erſte Ernte oder blühender
Frühling) ein grüner chineſiſcher Tee.
yifop, m. (I. hyssöpus) = Iſop, ſ. d.
yitera, f. gr. (hystera, eig. fem. von hysteros, a,
on; aljo: das legte oder unterjte Eingeweide im
weiblichen Körper) Heilf. die Gebärmutter; Nad;-
geburt; Hpfteralgie, f. Mutterſchmerz; Hyfterit
od. Hyſterie, k. die Wiutterbefchtwerde, Nervensucht,
krankhafte Berftimmung der Unterleibsnerven, eine
Krankheit der Frauen; hyſtẽriſch, nervenfüchtig,
beim weiblichen Gefchleihte ungefähr, was beim
männlichen Hypohondrijch genannt wird, ſ. d.;
hyſteriſche Zufälle Mutterbejchwerden ; Hyfte=
vitis, f.die Entziimdung der Gebärmutter; Hyſtero⸗
lithen, pl. Venusſteine, Steinferne einer Art Tere-
bratuliten (ſ. d.); Hyfterolithiäfts, f. die Steinbil-
dung in der Gebärmutter; Hyfterolorte, f. Schief-
heit der Gebärmutter, Verjchiebung derjelben;
Hyiterommante, f. die Mutterwut, Manntollheit;
yiteromenhlion, n. ein geburtShilflicher Hebel;
hiteresathie, f. Gebärmutterleiden; auch =
yiterie; Hyſterophoͤr, m. Gebärmutterträger,
ein Snftrument für Frauen; Hyfteropldsnie,n., pl.
Hyſteroplasmäta oder Hnfteropldsnen, Nad-
bildungen de3 Scheidenteiles der Gebärmutter in
Wachs, bei. Hinfichtlich der Veränderungen in der
Schwangerihhaft; Hyſteroptöſis, f. der Vorfall
der Gebärmutter vor die Scheidenöffnung, Mutter-
vorfall; Hpiteroffopie, f. die Unterjuchung der
Gebärmutter vermitteld des Gebärmutterjpiegels
(speculum uteri); Öufterotöm, m.da3 zum Kaijer-
ſchnitt gebräuchliche Mefjer; Hyfterotomie, f. der
Kaiſerſchnitt; Hyfterotometofie, f. die Geburt
durch den Kaiferjchnitt.
e Vorftellung und Berjinnlihung; furzer Ab- | Hyfteron, n. gr. (hysteros, a, on, der ıc. letztere,
hintere, folgende) eig. ein Hinteres, Späteres oder
nachher Folgendes; Heilf. die Nachgeburt; Hyſte—
ron-Protiron od. Hyftersprüton, n. das Din-
tere voran, „Hinterit-Zuvorderjt (Goethe), Ver—
fehrung der rechten Neihenfolge; Hnfterergte, f.
Nachwirkung von Heilmitteln; — Ipäter
geboren od. entſtanden; Hpfterologie, f. Die Vor—
ausjeßung des Späteren; Hyſteropötmos, m. ein
Berjchollener, der nach langer Abwejenheit zuriid»
gekehrt; ein wiederbelebter Scheintoter.
&2
J (der
Abkürzungen: J als Iter Buchitabe in der Rubri—
zierung = 9, als Bahlzeichen () = 1; I. = Im-
perator, Railer; i. = in, in! ib. od. ibid. = ibi-
dem, 5. d.; ICtus, ſ. Surisfonfultus; ide, |.
idem; i. o., f.id est; i. fe = in fidem, zur Beglau-
bigung, oder = in fine, am Schluß; 1. m. = in
medio, im Durchfchnitt, oder — in margine, am
Rande; I. H. S., eine Sufchrift an den Profeß—
häufern und andern Gebäuden der Sejuiten, die
eriten 3 Buchſtaben de3 griechijch geichriebenen Na—
mens Jeſus: ZHFOYZ, fälſchlich gedeutet: in
hoc salus, d. t. hierin das Heil! oder: in hoc signo
(vinces), d. 1. in dieſem Zeichen (des Kreuzes) wirft
du jiegen, oder Jesus hominum salvätor, Jeſus,
der Menſchen Heiland, od. Jesus hortätor sanctö-
ram, Jeſus iſt der Heiligen Ermahnter; Il., amt-
liche Abkürzung für den nordamerifaniichen Staat
Illinois; Imp. = Imperium, Imperator; Imp.
— Imperativ; imp. = imprimätur, ſ. d.; incl.
oder inelus. = inclusive; Ind. = Indiana in
Kordamerifa; Ind. — Indikativ; Io. oder Ia.,
amtliche Abkürzung f. d. Staat Iowa (fpr. Eiowe)
in Nordamerifa; I. N. D. = in nomine Dei od.
Domini, f.nomen ; inf. = infunde; inf. aq.ferv.
4. s. oder s. . = infunde aquae fervidae quan-
tum sufficit od. sufficientem quantitatem, |. in-
tundieren; Inf. = Infuſum; LN.J. = in
nomine Jesu; I. N. S. T. = in nomine Sanctae
Trinitatis, j. nomen; inv. — invenit, ſ. d.; i. 9.
— id quod od. idem quod, d. i. dasſelbe, was xc.;
ite, ſ. item; Ir., gem. Zeichen für Iridium.
I. als Münzzeichen für Frankreich: Limoges; für
an
Dfterreih: Schenmig in Ungarn; im Deutjchen
Reid: Hamburg.
Jacut-Aga, m. türk. der Oberſte der Berfchnittenen
beim Schage des Sultans.
Jakchos, m. griech. myſtiſcher Name des Bacchus
1.0.5; aud das Jubelgeſchrei oder Subellied an
jenen Selten.
Jalemos, ın. gr. ein Klagelied, Tranergejang.
Same, n. griech. (v. jästhai, heilen) das Heilmittel;
die Heilung; Jamatologie, f. Heilmittelfehre.
Satralipt(es), m. ar. (iatraleiptes, v. iätrös, Arzt,
ı. aleiphein, ſalben) ein Salbenarzt; Jatraliptif,
f. die Salb-Heilkunſt, od. die Wiſſenſchaft, Krant-
heiten durch Salben und andere äußere Mittel zu
heilen; Jatrarchie, f. Herrſchaft der Arzte, ärzt-
liche Gewalt; Jatreuſis, Jatrie od. Jatreta, f.
die Heilung; die Heilfunde; Jatrenfiologie, f. die
Heilungslehre; iãtriſch, ärztlich; Jatrochemie,
f, ärztliche Scheidekunſt, d. i. die zunächſt mit der
Heilfunde in Verbindung ftehenden Teile der
Chemie; verjchieden Chemiatrie, ſ. d.; Jatro⸗
hemifer, m. Kenner oder Lehrer der ärztlichen
Scheidekunſt; Jatrognömif, f. die Lehre von der
Erkenntnis der Krankheiten, = Diagnoftif; Ja—
trologie, f. die Lehre von der Heilkunft; Jatro⸗
mantie, f. ärztliche Wahrjagerei; Jatromathe—
matit od. Jatromechaͤnik, f. Uınwendung mathe—
matiih-mechaniicher Lehrſätze auf die Heilkunde;
Satromathematifer oder Jatromechaniker, pl.
Anhänger einer von Borelti in Piſa im 17. Jahrh.
begründeten ärztlichen Schule, welche die Verrich—
Ichthia
Vokal*).
tung des menſchlichen Körpers, wie die einer ein—
fachen Maſchine, nach mechaniſchen Geſetzen erklä—
ven wollte; Jatrophyſit, f. ärztliche Naturlehre;
— m. ein kustlider Naturforicher;
atrös, in. der Arzt; Jatroſophiſt, m. ein phi-
lojophierender Arzt; Jatrotechnitk, f. die Heil-
Xunſt, bei. die Wundarzneikunſt.
Iberien, n. gr. und I. Iberia, f. daS vom Iberus,
jest Ebro durchfloſſene Land, alfo das alte Hifpa-
wien, d. i. die ganze pyrenäiſche Halbinfel, Spa-
nien und Portugal; Iberier oder Ibẽrer, m. (l.
Iberus, gr. Iber) ein Hiſpanier od. Bewohner der
pyrenätichen Halbinjel.
Ibẽris, f. gr. und l. Bauernjenf, Schleifblume, eine
Art Krefie.
ibidem, I. ebendajelbit, an demſelben Ort, in der-
jelben Schrift, auf derjelben Seite eines Buchs.
Ibis, m. der Nilreiher, ein vorzüglich in Agypten
einheimiicher, dem Storche jehr ähnlicher Sunpf-
vogel, von den alten Agyptern göttlich verehrt und
al3 dag Symbol des Thot (ſ. d.) angejehen.
Iblis, m. arab. der Teufel bei den Mohammedanern.
Ibne-Kelb, m. arab. Hundeſohn, Spottname der
Mohammedaner für Juden, Chriſten ꝛc
Ibrahim, m. arab. = Abraham, f. d.
Shrifdar=: Age. m. der Wafferbedenhalter des Sul-
tans. [Starter ep:
Icarien, pl. Icariens, m. fr. (fpr. ifartäng) —
Ichneumon, m. g (von ichnos, Spur, ichnetein,
jpüren) eig. der Rachipürer, das Spürmiefel, Pha—
raonsmans, auh Mungo, m, Manguſte, f.,
ägypt. Nems, ein dem Iltis ähnliches Tier vom
Sejchleht der Viverren, vorzüglid) nn in
Agypten, wo es Schlangen, Fröſche, Mäufe, Kro—
fodileier 2c. verzehrt; Ichnognõomilt, f. die Spür⸗
Funde, Kunſt die Spuren aufzufichen; Ichnogra⸗
phie, f. eig. die Spurrbejchreibung; der Grundriß
oder Plan eines Gebäudes; ine m. ein
Grundriß-Zeichner; ichnograͤphiſch, zum Grund—
riß gehörig. 78
Ichoglans oder Itſchoglaus, pl. türk. (wörtlich
Sünglinge des Innern, von itsch, dag Innere,
und oglän, junger Menſch 2c.) Edelknaben oder
Tagen des innern Palaſtes oder des Großheren,
die in allen türkischen Wiffenfchaften und Leibes—
übungen unterrichtet find. | En;
Ichör, m. gr. urſpr. das Götterbiut, die blutähns
liche Zlüffigfeit in den Adern der Götter; Heilk.
Wund- od. Blutwafjer (l. serum sanguinis); auch
Eiter; Ihords, eiterig- |
Schthün, f. ar. (v. ichthys, der Fiſch) trockene Fiſch—
baut zum Glätten; Heilk. Geburtsangel, Geburts-
haken; Ichthheläum, n. Fiſchöl, Fiſchtran; Ich⸗
thyites, ın. hohler Sichltein; Ichthhozentaur.
m. pl. — en (vgl. Zentaur), gr. Fabell. Meergötter
mit einem Fiſ den und ven zwei Vorderfüßen
eines Pferdes, eine Art Tritonen, ſ. d.; Ich—⸗
thyocolla, j. ShtHyokolla; Ichthyodéeren, pl.
Knorpelfiſche, eine Klafie der Fiſche; Ichthyo—
doͤnten, pl. verfteinerte Fiſchzähne; Ichthyogloſ⸗
ſen, pl. berſteinerte Fiſchzungen; Ichthhographĩe.
Beſchreibung der Fiſche;
— — ———
chthyotoͤlla, f. Fiſch
leim, Hauſenblaſe; HU ein Fiſchſtein,
*, Die mit dem Konfonanten j (Jot) anfangenden Wörter find, von den obigen getrennt, weiter unten zu ſuchen.
lce-eream
verjieinerter Filch oder Abdruck eines Fiiches in
Schiefer; Shtbholön, m. ein Fiſchkundiger; Ich—
thyologie, f. die Füchfunde, Ichthyomantie, f.
die Wahrjagerei aus Fiich-Eingeweiden; En
mörph oder Ichthyomorphit, m. cin Fiſchbild,
-abdrud od. -jtein; ihtbnomörnpiich, nicförmig;
Ichthyophaͤg, m. pl. Ichthyophagen, Fiſcheſſer;
von Fiſchen lebende Menjchen; Ichthyophagie, E
das Fiſcheſſen; — — m. Fiſchaugen⸗
ſtein, ein wie Fiſchaugen glänzender Stein des
Kieſelgeſchlechts; Ichthyoſaurus, m. Fiſcheidechſe,
eine uürweltliche Tiergattung, die zwiſchen Fiſch u.
Eidechfe die Mitte hält, noch in verfteinerten Kno—
chengerippen erhalten; Ichthyöſis, f. Heilf. Fiſch—
ſchuppengausſatz, eine Hautkrankheit; Ichthyoſpon⸗
dylit, . Fiſchgrätenſtein, Fiſchgrätenverſteinerung;
Ichthyotheologie, f. Beweis für das Dafein Got—
tes aus dem Weſen der Fiſche; Ichthyotomie, f.
die Zergliederung (Anatomie) der Stiche; Ichthyo—
tyvolithen, — 5 auf Stein; Ichth⸗
ten, pl. Fiſchverſteinerungen.
Iee-eream, m. engliſch (pr. aißkrim), Gefrorenes,
Eiscreme.
Icon — Jo ſ. Ik—.
Icterus, j. Ikterus. |
Ictus, m. I. (von icere, jchlagen, ſtoßen) ein Stoß,
Hieb, Stih, Schlag; Nahdrud der Stimme, Ton-
erhebung; ietus arteriärum, Bulsader-Sclag.
Ida, m. ein Gebirge bei Troja; daher idäiſch, zum
Ida gehörig, dort wohnend oder verehrt, 3.8. der
idäiſche Zeus, die idäiſche Mutter, d.i. Cy—
bee, ſ. d.; tväijche Daktylen, Priefter der Cy—
bele, 11. a. Dämonen von dunkler Bedeutung.
Idalia, ?. ar. Beiname der Benus vonder Stadt
Idalinum auf der Inſel Zypern.
Idee, f. gr. (idea, von ideın, ſehen; fr. idee), pl.
—en, eine Anſchauung, Vorſtellung; ein Begriff,
Urbegriff, Grundgedanke; auch überh. für Gedanke,
Einfall, Einbildung, Entwurf, Urbild, Bild; in der
Unigangſprache: ein werig; Ideenafſoziation, |.
Aſſoziation; Ideãl, n. ııl. ein Gedankenweſen,
Gedankenbild, Herzenswunſch, Traumbild; Urbild,
Leitbild, Muſterbild; ideal (ſpätl. ideälis), auch
ideéll, nur in der Vorſtellung befindlich oder ge-
gründet, entg. real und reell; aud) geiftig, be-
grifflich,entg.materiell; ideal auch begriffmäßig
vollflommen, vorbildlich, muſterbildlich, mufter-
haft; vollkommen, vollendet; von höherer Denfart;
idealiſieren, zur Idee machen; etwas feiner Un-
vollfonmenheiten entledigen, verſchönern, erheben;
in höherer Auffaſſung darftellen; Ideälgeld,
Ideũolmünze, nicht wirklich geprägtes, fondern
bloß gedachtes (fingiertes) Geld, Rechnungsmünze;
Ideal-Konkurrenz, f. einheitliches Zufanmten-
treffen, Zateinheit; Jdeãlrecht, Naturrecht; Jdeäl-
welt, iiberfinnliche Welt; Ideãlwert, eingebildeter
Wert; Idealismus, n.dielehre od.philofophifche
Anficht von der Urſprünglichkeitu. Wefentlichkeitder
Vernunftbegriffe, entg. Realismus; abſtrak—
ter Idealismus, die (Platonifche) Vor—
ſtellung von einem ſelbſtändigen Daſein der ur—
bildlichen Begriffe; ſubjektiver Idealismus
Fichtes), die Scheinlehre, nach welcher die Außen—
dinge nur Erſcheinungen ſind und nur der Be—
trachtende wirklich iſt; objektiver, Fonfreter
Ideglismus (Hegels), nach welchem die Ver—
nunftbegriffe der Wirklichkeit ſelbft inwohnen;
Idealiſt, m. Anhänger des Idealismus; ein
Menſch, der eine höhere Denkart befißt; idea—
liſtiſch, dem Idealismus gemäß oder denielben
idioelektriſch 351
betreffend; Idealität, f. Begriffsmäßigkeit, Ur—
bildlichkeit, höchſte Vollkommenheit.
idem, I. ebenderſelbe oder ebendasſelbe; idem per
idem, Gleiches durch Gleiches, einerlet Sinn durch
einerlei Worte ausgedrückt; Idemiſt, m. barb.-!.
ein Sabruder, der zu allem ja jagt; Idemſpira—
tion, f. nl. die Gleichgeſinntheit; identidem, zu
wiederholten Malen; identiſch (fr. identique, tt.
identico), einerlei, ein und dasſelbe; identische
Sätze, die einerlei oder dasjelbe jagen; Identi⸗
tat, f. (mi. identitas) die Einerleibeit, Wejengein-
heit, völlige Übereinitimmumng, das Einsfein oder
Ebendasjein, das Identitätsſyſtem, die Einer-
leiheitslehre Schellings, wonach das Ideale und
Reale in der Idee des Abioluten Eins (identifch)
it; identiſizieren, zu ebendemielben oder gleid)
machen, gleichitellen, Kir eins erklären, fiir einerlei
halten; zwei Dinge unter einen Begriff bringen;
Identifikation od. Identifizierung, f.die Öleih-
machung, Berichmelzung; Identigraphie, f. nl.
gr. Schriftgleichheit.
den, |. Idus.
Ideographie, k. gr. (vgl. Idee) Begriffsichrift, welche
nicht Laute, fondern ganze Begriffe durch Schrift-
zeichen darſtellt, Schrift durch allgemein verjtänd-
liche Begriffszeihen; Ideograͤphil, f. Begriffs—
ichreibefunft, allgemeine Heichenfchrift, vgl. Paſi—
graphiezideogräphiſch, begriffsſchriftlich; Ideo⸗
kratie, f. die Herrſchaft der Vernunftbegriffe;
Ideokratismus, ın. das Streben, alles nad) Ver—
nunftbegriffen zu ordnen, gegen die bejtehenden
Neaytsverhältniiie; Ideelogie, f. Begriffslehre,
Wiſſenſchaft von den Gründen der Erkenntnis, =
Metaphyſik; Ideolög, m twer diefe Wiſſenſchaft
treibt oder lehrt, ein Begriffslehrer; aud Träu—
ner, Schwärmer; ideslögiſch, die Sdeologie be»
treffend.
Ides oder Idis, it. geſtreifte Glasperlen von zylin—
driſcher Geſtalt.
id est, l. das iſt, das heißt. ARE.
tDdiveleftriieh, gr. (v. idios, a, on, eigen, eigentüm—
Lich) durch Reiben jelbftändig elektriſch werdend, ſ.
Elektrizität; Idioblaſten, Pflanzenzellen mit
eigenartiger Form und eigenartigem Inhalt, aber
von gleichartigem Gewebe; Idiognomilker, m. der
feine eigentümlichen Anſichten hatz Idiogräphum
od. Idiochiĩron, n. eigene Hand- od. Unterſchrift;
Wiogranhiih, eigenhändig, Telbft gefchrichen;
Idiogynie. f. Sefchleht3-Sonderung, von Pflan-
zen gebräuchlich; idioghniſch, verichiedengefchlecht-
Lich, eigenhäufig; Idiokräſis, f. (vgl. Krafis) >. i.
eigentinmliche Miſchung: die Eigentümlichkeit oder
Eigenbeit der Natur eines menſchlichen od.tierifchen
Körpers; idiokrätiſch, Förperlich eigen od. eigen-
tiimlic) beſchaffen; Idioktonie, f. der Selbftmord;
Idiolatrie, f. die Selbſtverehrung, Selbjtvergöt-
terung; Idiöm, n. gr. (idiöma) die Eigenheit od.
Bejonderpeit, Eigentümlichkeit (3. B. Theol. die
Sondereigenjchaft der Gottheit u. die der Menfch-
beit, welche ſich im Erlöſer als vereinigt darftellen
in der communicatio idiomätum, Bereini-
gung der Eigenschaften) ; bei. in Hinſicht der Sprache
eines Landes: Spracdeigenheit, Landesſprache,
Mundart (Dialekt), Sprachweije, Sprechart; aud)
jede eigentümliche, jelbjtändigeSprache; Jdtomäte,
Mehrzahl von Fdion, = Eigenfchaften; die inneren
Verhältniſſe der drei Berfonen in der Gottheit, der
Trinität, ſ. d.; idiomätiſch, einer Mundart oder
Sprache eigen; Jdiomatographie vd. Jdioma=
tologie, f. die Lehre von den Spracheigenheiten,
362 Idiſen
Mundartenkunde; Idiopathie, f. Heilk. die ört
liche Krankheit eines Körperteils ohne Mitleiden—
heit der übrigen; idiopäthiſch, unmittelbar aus
den Krankheitsurſachen hervorgehend; Idioplas⸗
ma, n. derjenige Teil der Grundſubſtanz tieriſcher
und pflanzlicher Zellen (de3 ſog. Blasmas), aus dem
ein beſtimmtes Lebeweſen hervorgeht (Gegenſ.:
Stereoplasma, d. i. das allgemeine Bildungs—
slasma); Idioſomnambulismus, m. gr.-!. ohne
Einwirkung eines MagnetijeursentitandenerSom-
sambulismus, f.d.; Idioſpasſsmus, m. gr. Heilk.
der Krampf eines einzelnen Körperteild; idioſpä⸗—
ſtiſch, an einem folhen Krampfe leidend od. davon
Zzerrührend; Idioſynkraſie, f. (vgl. Synkraſis)
d. i. eig. eine eigentiimliche Miſchung, nämlich der
Beſtandteile des Organismus; die Körpers-, Sin—
nes⸗ od. Empfindungseigenheit; eine Sondereigen-
heit, ſeltſame Eigentümlichkeit, Naturhang oder
»widerwille; idieſynkrätiſch, einen jolchen Natur-
Hang od. -widermwillen betreffend, darin gegründet,
natureigen; Jptöt, m. gr. (idiötes) eig. = ein Pri⸗
satmann, bej. ein ver Staatsgefchäfte Unfundiger
>), davon Ausgeichloffener aus der niedern Volks—
Faffe; ein unwiſſender Menſch, Tropf, Dummtopf;
tsinf od. idiötiſch, einfältig, ſtumpfſinnig, blöd»
Bnnig;. Idiotie, f. Heil. Blödfinn; Idiotikon,
2. ein Wörterbuch einerMundart(vera! obenSpdiom);
Zdiotism(us), m. ein landſchaftlicher Ausdrud,
miundartlihe Spraceigenheit; Heilf. der Blödſinn;
Ssistränhus, m. ein Nahrungs » Sonderling;
Zdiotypie, f. die Gleichförmigkeit in der befondern
Sejtaltung mander nicht kryſtalliniſcher Körper.
Stiſen, pl. kriegeriſche Halbgöttinnen der alten
Germanen.
Joskrüs, m. gr., oder fr. Idocräſe, f. eine dem
Sranat verwandte Steinart, = Befupian.
=33l, n. (l. idölum, vom gr. eidölon, d. i. Bild,
Zrugbild, von eidos, Geſtalt) das Götzenbild, der
Abgott, Götze; Trugbild, Übermwefen; Jduloldter,
m. ein Öötendiener, Anbeter; Idololatrie oder
ew. Idolatrie, f. die Abgötterei, ver Götzendienſt,
Bildervientt: Idologie, f. die Bilderlehre; auch —
Bhänomenologie, 1; Idolopöre, f. eig.
sögenmacherei; Redek. Redeeinführung eines Ber-
Korbenen.
Zdoneität, f. jpätl. (v. idöneus, gefchict, geeignet,
gelegen) die pajjende Zeit, die Geeignetheit, Tüch—
zigteit, Befähigung.
Ssr1s0l, n, wohlriechendes, zu Parfümerien ver-
mwendetes DI, das von dem Nardenbartgrafe (An-
dropögon nardus) gewonnen wird.
Idris HYaghi, ätherifches DI der Storchfchnabel-
pflanze in der Türkei, türkiſches Geraniumöl (zu
Barfiimerien).
Abiing od. Idũn, f. altnord. (Idhunn, eig. die Ar-
beitöfrohe, von idhja, arbeiten) Sabell. Bragas
Baitin, die Göttin, der Jugend und Unfterblichkeit.
Sie befigt einige Apfel, deren Genuß die alternden
Sötter verjüngt.
Jdus, pl. I. od. Iden, im altröm. Mondjahre ver
Tag des Bollmondes, daher im röm. Kalender:
ber 15. Tag der Monate März, Mai, Zuli, Ofto-
ber, in den übrigen Monaten der 13.
Idijll, n. od. gew. Idille, f. gr. (eidyliion, n.d.i.
eig. ein Bildden, exkl. von eidos, Geftalt, Bild)
eine Keine Schilderung aus dem Leben einfacher
Naturmenſchen; beſ. ein ländliches Gedicht, Schäfer-
ob. Hiitengedicht, reizendes Gemälde des Land- u.
Dirtenleben?, =bufolifhes Gedicht; idilliſch,
F
|
|
— — — — — — —— —
|
Ignana
ländlich, hirten- od. fhäfermäßtg, einfady und un-
ſchuldig.
Jerej, m. ruſſ. Prieſter (— gr. Hierärch).
gaſũr, malay. = die Ignätiusbohne, ſ. d.
Ighirmilt. Igirmilit, Igirmit. Ighirmiſchlit.
auch Jarimlik und Jirmipara, m. (bedeutet
20 Para) eine türk. Rechnungsmünze von Silber
= ungef. I Pf; Bejas-Jirmilit (weiber Zivan-
ziger), = 20 Pialter = 3,59 ME.
Ignaäme, f.(fr.igname, port. inhame,meftind.ibame,
vgl. Nam; dioscorea sativa, L.) die Brotwurzel,
eine Bflanze heißer Erdgegenden mit großen, nahr-
haften Wurzeln.
Ignatius oder Ignäz, m. (vom I. ignis, Feuer)
männl. Name: der Feurige: Ignatiäner, = Je—
juiten, ſ. d; Ianatins=-Bohnen, bitiere, betäu—
bende, in Wechfelfiebern und in der Fallſucht wirf-
jame Kerne der birnförmigen Frucht des Igna—
tius-Baums (deutich: der Siegerid)) nr den
ne Snfeln, nad) dem Stifter des Je—
vitenordens, Ignatius Loydla, genannt, weil
die Sefuiten diefe Bohnen zuerit nach Europe
brachten.
ignis, m. l. das Feuer; ignis Antonii, = An—
tonius-Feuer, f.d.; ignis fatüns, m. ein Irr—
lit; ignis persieus, perjiiches Feuer, ein bös—
artiges Brandgeſchwür; innefzent (l. ignescens,
v. ignescöre, feurig werden) jich entzündend, ent-
brennend, erglühend; Igniarlum, n. Feuerzeug;
Ipnieöle, ın., pl. Ignicölä, nl. Zeueranbeter;
igniferiſch, — feurig; IJgnipunftion
oder Jgnibunktũr, k.l. Einſtechen mit glühenden
Nadeln in erkrankte Körperteile; Ausbrennen; Ig⸗
niſpizium, n. l. Weisſagung aus dem Feuer; Ig⸗
nition, I. nl. die Verbrennung zu Kalk u. Ace,
Berfaltung; das Ausglühen; ignivoͤmiſch ml.
ignivömus), feıerfpeiend. Sir a
ignöbel, I. (ignobilis; fr. ignoble, ſpr. injöbel; vgl.
nobel) unedel, niedrig, ſchändlich; Jgnobilität, !.
die Gemeinheit, Böbelhaftigfeit.
Ignominie, f. I. (ignominia, eig. Beraubung des
guten Namens, von in u. nomen, ſ. d.) u. fr. (fpr.
injominih) die Schmach, der Shimpf; ignominds
(1. ignominiösus), ſchimpflich, ehrlos.
ignorieren, |. (ignoräre, v ignärus, unfundig, u.
die3 von dem vernein. in u. gnärus, fundig) nicht
wiſſen, bef. fich jtellen, ala wilfe man etwas nicht,
es überfehen; ignoräimus et ignorabimus, wir
wiſſen es nicht und werden es nicht wiſſen (näm-
lich da3, was über die Grenzen unferes Naturer⸗
kennens hinausgeht; ein berühmter Ausſpruch Du-
bois⸗Reymonds); ignoraͤnt (. ignoräns), unwiſ⸗
jend, kenntnislos; Ignorant, m. ein Unwiſſender;
Jgnoräaͤnz, f. (I. ignorantia) die Unwiſſenheit;
ignorantia erassay, grobe Unwiſſenheit; i. facti,
Unbekanntſchaft mit einer Tatfache oder einem Er-
eigniffe; i. juris od. legis, Rechts- oder Geſetzes⸗
unfunde; 3. supina, Ripr. mutwillige Unkunde;
Ignorantiner, pl. ni. ein Mönchsorden, der jid)
mit Kinderunterricht beichäftigt.
ignoſzieren, I. (ignoscere, eig. nicht fennen oder
wifjen wollen, v. gnoscäre, noscere, fennen lernen,
kennen) nicht mehr gedenken, verzeihen, als nicht
gefhehen betrachten; Jgnoſzenz, f. (ignoscentia)
die Berzeihung; ignoſzibel 9 ignoscibilis),
verzeihlich; ignoti nulla cupido, I. Sprichw. nad
————— hat man kein Verlangen; was ich
nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Jguaͤna, kẽſpan. eine Art großer eßbarer Eidechſen
in Südamerika, — Leguan.
Igumen illieite 353
Igümen, m. ruff. der Abt, Vorfteher eines Klofters | bein (nl. os ilium od. ildi); Ilkus, m. (gr. eileös)
= Hegumenos; Iguümenja, f. ruf. Abtijfin, | die Darmverfchlingung, der Darmzwarg = Mi-
Borfiekerin eines Kloſters. jerere; iléeiſch od. iltifch, zum Krummdarm od.
Shram, m. arab. (eig. Weihung) der Pilgermantel | Darmbein gehörig; Ilertis, f. Entzündung des
der Mohammedaner, die nach Mekka gehen. Krummdarms.
Ikan-Wuürzel, f. eine Heine, ſcharf gewürzhafte Ilenheringe, Pl.holländiſche Hohlheringe (bei denen
Wurzel aus China, blutreinigend u. magenftärtend. Rogen und Milch ausgenommen ift).
Ikarier od. Ikariſche Kommuniſten, ein Berein Ilex, f. I. (Gen. ilieis) die Steineiche; die Stechpalme
von Sozialijten (f. d.) in Franlrech, welche fi) | (ilex aquifolium); Ilicin, n. Stechpalmen-Bitter,
zu den Anfichten befennen, die abet in jeinem ein aus den Blättern der Stechpalme gezogener
voyage en Icarie (Reife nad) Sfarien) entwicdelte, | braungelber Stoff.
und von demjelben 1849 zur Auswanderung nad) | Diäcos intra muros peceätur et extra, |. eig.
Umerifa bewogen wurden. Gie nannten ſich ſo, es wird innerhalb und außerhalb ver Mauern von
Ilium (d. i. Troja) gefehlt, d. h. von beiden Geiten,
gegenieitig, überall; Ilias od. Jlidde, f. Homers
eldengedicht vom trojanischen Striege; Hlias post
Hom£rum, eig. eine Sliade nach dem Homer, d. h.
etwas Entbehrliches, Überflüffiges; Ilias malö-
mit Andeutung ihres zu nehmenden hohen Fluges,
nad Sfaros, dem Sohne des Dädalos, welcher ſich
aus der Gefangenschaft mit Hilfe künſtlicher, aus
Wachs verfertigter Flügel befreite, die aber, da er
fih in feinem Fluge der Sonne zu ſehr näherte, |
ſchmolzen, worauf er ins Meer hinabjtürzte; Ika— rum, f. eine Menge von Übeln und Unfällen.
rien oder ifariiche Spiele, pl. Zirk. eine afro- | Ilicin, ſ. unter ler.
batijche Vorführung, bei der der Hauptartift auf | Ilingus, m. gr. (ilingos v. illein, drehen, wälzen)
dem Rüden liegend mitmwirfende Kinder od. Halb» dad Drehen, Winden; die Drehfranfheit, der
erwachjene wie Bälle in die Luft wirft und wieder | Schwindel.
auffängt; vgl. Antipodenjpiele. Ilithyia, £. gr. (Eileithyia, gleich]. elölythyia, die
Zlilik, ın. (Ziveier) türf. Silbermünze von 2 Pia- [den Gebärenden zu Hilfe] Kommende, v.elython,
ftern = 0,:6 ME. ich Fam, eleiytha, ich bin gefommen) Fabell. die
on, f., pl. Jfönes, gr. (eikön; daher l. icon) ein Geburtsgöttin, Schußgöttin der Gebärenden, bei
Bild, Abbild; Gleihnis; Iſonismus, m. die na- den Römern Zucina, ].d.
turgetreue Abbildung, das Gemälde; iköniſch (gr. | Ilkhan, m. mongol. Anführer im Kriege, überhaupt
eikonikös), naturgetreu nachgebildet, abgebildet; | Herrſcher, Fürft.
ifonifhe Statuen, nachgebildete oder ähnliche | Illakrimation, f. nl. (von illacrimäre, über etwas
Stendbilder, bef. in Lebensgröße, entg. den koloſ— weinen) Heilf. der Tränenfluß.
falen; Ikonoboͤrzen, pl. gr.-ruff. eine bilderftür- | Illaͤpſus, m. I. (v. illäbi, hineinfallen; vgl. lapsus)
meriſche Sekte der ruffiichen Kirche; Ikonodũlen, das Hereinbreihen, der Einfall.
z! gr. Bilderverehrer, Bilderanbeter; Jtonodulie,illäſibel, I. (illaesibilis; vgl. lädieren) unverlegbar,
. die Bilderverehrung; Ikoͤnograͤph, m. eine | unverleglich; Illäſibilität, k. nl. Unverlegbarfeit,
Borrihtung, um Zeichnungen mechaniſch zu über- Unverleglichkeit.
tragen; Ikonographie, f. die Bilderbefchreibung, | illäta, pl. I. (von inferre, einbringen, Partizip in-
Kenntnis der Bilder und Bildjäulen, bef. des Al- latum, illatum) das Eingebrachte, nämlich Heirat»
tertums; ilonograͤphiſch, bilderbeichreibend; Ilko⸗ gut; Illation, f. (l.illatio) Einbringung, Einge—
nolldft, m. ein Bilderſtürmer, Ikonoklaftie, f. bracdtes; die Schlußfolge, der Schluß; ilfatio (I.
Bilderjtürmerei; Stonaldter, m. ein Bilderan- | illativus) eine Schlußfolge anzeigend; folgernd;
beter; Ilonolatrie, f. der Bilderdienft; Ikono⸗ Illatiß⸗Sütze, — Folgeſätze.
fög, m. ein Sinnbilderdeuter; Yfonologte, f. die | Jllatintit, m. barb.-!. ein Nichtlateiner.
Sinnbilderfunde, Erklärung der Sinnbilder und | tfandäkel,!. (illaudabilis; vgl.laudabel unter laus)
alten Denkmäler; Jkonomachte,f. verBilderftreit, | unlöblich, unrühmlich.
Bilderfrieg, wegen Verehrung und Anbetung der illazerabel, I. (illaceräbilis, v. laceräre, zerreißen)
Heiligenbilder; Jkonomanie, f. Bilderfucht; un | ungerreißbar, unzerreißlich.
vernünftigeDeiligenbilder-Verehrung; Ikonoſtãs, illecebrõs, L. (illecebrösus, v.illec&bra, die Lockung,
n. der Bilderfchrant in der griechiichen Kirche; v. illicere, herbeiloden; vgl. illicieren) lodend, rei»
Stonojtröph, m. ein Bildumfehrer, -Verfehrt- zend, verführerifch.
WR (von Glas), für Kupferſtecher. illegũl, mi. (vgl.legal) ungejeglich, rechtswidrig, un-
Stofacdron od. Iloſaeder, n. griech. (von eikösi, rechtmäßig ; illegaliſieren, gejebwidrig machen;
HR u. hedra, Sit, Grundfläche) ein Zwanzig Illegalität, f. die Ungeſetzlichkeit.
lächner, ein bon 20 gleichjeitigen Dreieden einge- illegibel, nl. (von legöre, leſen) unleferlid).
ſchloſſener. Körper; koſietraëder, n. ein Vier⸗ üillegitim, I. (vgl. legitim) ungeſetzmäßig, unzuläſſig;
undzwanzigflächner; Itsſandria, pl. (von aner, | auch unehelich, unecht; Illegitimität, f. nl. Un—
Gen. andrös, Mann) zwanzigmännige Pflanzen, | giültigteit, Unechtheit.
deren Blumen 20 u. mehr freie Staubfäden haben; illiberal, I. (illiberälis; vgl. liberal) unedel, eng—
in Linnes Syſtem die 12. Klaſſe; ikoſandriſch, herzig, niedrig, karg; unfreiſinnig; Illiberalis—
zwanzigmännig. mus, m. nl. die Unfreifinnigfeit (vgl. Liberalis—
Zkpal, f. türk. eine Frau zweiten Ranges im Ha- | mus); Illiberalität, f. (1. illiberalitas) die Eng-
vem des Sultans. berzigteit, Kargheit.
stterus, m. gr. (iktEros) die Gelbſucht; iktériſch, Illicie, f. (von lat. illicium, Anlodung, Lockmittel,
gelbſüchtig, mit der Gelbfucht behaftet. wegen de3 angenehmen Geruchs), ſ. Badian.
—— vor Wörtern, die mitlanfangen, illicieren, I. (illicere, von lacöre, locken) anlocken,
= in (].d.). anreizen. {
Sie, f. gr. (ile od. eile, ein Haufen, etwas Zufam- | illicite, I. (vgl. licet) Afpr. unerlaubt, unzuläſſig,
mengeballtes) Heilf, ein Knäuel; Ilẽon od. Ilẽum, verbotener- od. unerlaubterweiſe 2c.; res illicıta,
n. der Krumm- od. Wideldarm; auch das Darm- f. eine unerlaubte Tat.
Seyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl. 23
— — — — — — — —— — —— — — — —
— — — — — — — — — —
354 illico
illico, I. (entſt. aus in loco) auf der Stelle, fogleich,
ſofort.
iſſidieren, l. (illidere, v.in u. laedere; vgl. lädieren)
anſchlagen, anſtoßen; zerſchlagen, zerſchmettern;
Illiſion. f. (ſpätl. illisid) das Anſchlagen, die Quet-
ſchung. kumſchränkt, unbegrenzt, ungemeſſen.
illimitiert, il. (vgl. limitieren) uneingeſchränkt, un—
iſllinieren, I. (illinere, von linere, ſchmieren) ein—
reiben mit Salben 2c.; Illition, £. nl. Heilf. Ein-
reibung mit DI 03. Salbe, Salbung.
illiquid, nt. (f. Liquid) unklar, unlauter, unberich-.
tigt,noch nicht aufs Reine gebracht, 3.8. eine Rech—
— Illiquidität, f. Unklarheit; das Unberich—
tigtſein.
Illis, ſ. unter Illos; Illiſion, ſ. unt. illidieren.
Illition, ſ. unter illinieren.
Illitterätus, m. lat. (vgl. Litteratus) ein Nichtge—
lehrter, Ungebildeter; Illitteräta, pl. Tonverbin—
dungen, welche man nicht mit Buchſtaben ſchreiben
kann (vgl. Littera), z. B. das Heulen, Seufzen.
Illos, m. gr. (v. illein, wälzen, drehen; verdrehen,
befond. die Augen) ein Schielender; Illis, f. eine
Scielende; Illöſis, f. das Schielen.
illötis manibus, I. (vgl. Lotion) mit ungewaſchenen
Händen, d. i. undvorbereitet.
illudieren, lat. (illud£re, von ludere, ſpielen; vgl.
Luſus) eigentl. mit etwa fpielen; verhöhnen, zum
beiten haben; berücen; auch) ausweichen, vereiteln,
umgehen (3.8. ein Geſetz); Illuſion, f. (I. illusio,
Berjpottung) Täufchung, Srrtum; das Blendwerk,
Wahnbild; Schöne Einbildung, Traum, Stimmung;
Illuſioniſt, m. Zauberkünſtler; illuſöriſch, nl
täufchend, eingebildet; verführeriſch, verblendend;
ausweichend, betrüglich; verfänglich; ein illufo-
riſcher Bertrag, ein Scheinvertrag.
illuminieren, I. (illuminäre, v. lumen, das Licht)
erleuchten, beleuchten, bef. feierlich, zum Schmuck;
mit Farben ausmalen, bentalen; jcherzh. für be-
rauſchen; Illuminät, m. (illuminätus) ein Er-
leuchteter, Aufgeklärter; bef. Lichtbruder, Lichtritter,
ein Mitglied des vom Profefjor Weishaupt 1776
zur Verbreitung der Aufflärung errichteten Illu—
minatenordeng, bej. in Bayern, dem Fatholi-
ſchen Deutfchland 2c.; Illuminãätor, jpätl. Illu—
minateur, fr. (pr. —töhr), Illuminierer u. Il⸗
luminiſt, m. Erleuchter; Ausmaler von Bildern,
Kupferſtich- oder Steindrud-Ausmaler; Illumi—
nator, im Mittelalter = Miniator; Illumi—
nation, f. (lat. illuminatio) die Feitbeleuchtung;
Ausmalung einer Zeichnung, eines Steindrucks
oder Kupferjtichg 2c. mit Farben; auch = Inſpi—
ration, ſ. d.; illuminiert, erleuchtet; bunt aus»
gemalt; ſcherzh. betrumfen.
Illuſion, illuſoriſch, ſ. unter illudieren.
iſlüſtre, fr. (ſpr. illüſt'r; v. J. illüstris, v. lusträre,
hell machen, erleuchten) glänzend, vortrefflich, herr⸗
lich, vornehm, ausgezeichnet, erlaucht; Illustrissi-
mus, l. Erlauchteſter, Berühmteſter; illuſtrieren
(l. illusträre), erläutern, ins Licht ſetzen; berühmt
machen, verherrlihen; auch zieren, ausfchmüden,
insbefondere Bücher mit Abbildungen; JIlluſtra⸗
tion, f. (I. illustratio) Erläuterung; der Glanz,
Ruhm; Abbildung, Bild, Bilderfhmud; illuſtra⸗
tip, nl. erklärend, erflärungsweife; Illuſträtor,
m. ein Erläuterer, Berherrlicher.
Slutation, f. nl. (v. lutum, Schlamm, Kot) Heilf.
Bejtreihung mit Brei, Schlamm 2c.; illutĩeren,
mit Brei oder Schlamm bejtreichen.
Iltizam, m. türk. Verpachtung der Steuer-Eintrei-
bung an den Meijtbietenden.
Imma
im —, I. Borfilbe vor Wörtern, die mit einem Lip—
penbuchſtaben anfangen, = in, ].d.
imaginär (ſpr. imaſchinähr), fr. (imaginaire, von
[. imaginarius) eingebildet, vermeintlich; imagi—
nieren, [. (imaginäri, v. imägo, Bild, Borftellung)
u. fr. (imaginer, fpr.—f&in—) ji) einbilden, wäh⸗
nen, meinen, erdenfen, erſinnen; davon Imagine,
f. weibl. Name: die Schwärmerin; imaginäbel,
nl. (fr. imaginable) erdenklich, erfinnlih; Imagi—
ndnt,m.(v. Limaginans) ein Schwärmer, Srillen-
fänger; Imagination, f. (L. imaginatio) die Ein-
bildung, Einbildungsfraft.
Smart, m. arab. (imäm, v. amma, vorangehen, vor-
itehen) eig. Vorjteher, Herrfcher, in3bef. ehem. der
Beherifcher von Yemen im glüdlichen Arabien;
der Herifcher von Masfat am perjifhen Meer—
buſen; die zwölf Imams von Straf, die Nach-
kommen de3 Ali, deren Herrfchaft zu Medina neben
dem SKhalifat beftand; ferner (gew. Sman) ein
türkiſcher Prieſter und Schriftgelehrter, Vorſteher
einer Moſchee; Imam-Effendi, m. der Prieſter
im Serail; Imamät, n. das Vorſteheramt über
Moſcheen.
Imaͤreth oder r. Imaret, m. arab. (imärat, von
amara, bebauten, bewohnen) überh. Gebäude, Woh-
nung, bef. öffentliches Gebäude; in engerer Bedeu-
tung in der Türkei eine Art Gaſthof, wo Schul-
finder und Studenten fpeifen, und Lebensmittel
an Arme und Neifende verteilt werden.
Imballieren, j. emballieren; Imbargo, |. Em-
argo. |
imbezill, fr. (imb£cile, jpr. ängbeßihl; von l. im-
becillis, imbecillus, ſchwächlich an Körper oder
an Geift) unvermögend, ſchwach am Verſtande; ein
Imbezill oder fr. Imbecile, ein Schwach- oder
Blödfinniger; Imbezillität, £. (I. imbecillitas)
Schwäche des Verſtandes, Einfalt.
imbibieren, [. (imbibere, v. biböre, trinken) ein»
faugen, einziehen; beit Mal. anfeuchten, durchwei—
hen, jättigen; Imbibition, f. nl. die Einfaugung,
| ne tung; imbibttionsfähig, aufjauge-
ahlg.
—— it. imborsäre; vgl. Börſe) Kfſpr. ein-
nehmen, einjtreichen.
Imbrahar Baſchi, m. verderbt aus dem türrf.emiri-
äkhor, gen. embrokhor, Stallmeiſter, u. basch,
j.d.) der Oberſtallmeiſter des Sultans.
Imbreviatür, f. nl. (ml. imbreviatüra, v.breviäre,
abfürzen, brevis, furz; vgl. Abbreviatur) zin kurzer
Snbegriff von Verhandlungen.
Imbroglio, m. it. (jpr. —broͤljo; vgl. embrouillie—
ren und brouillieren) die Verwirrung.
imbateren, I. (imbuere) eig. eintauchen; einweihen,
unterrichten, belehren, einprägen. Ei
Imbüͤto, m. it. 1. Hohlmaß auf der Inſel Sardinien
— 6,14 1; 2. Flächenmaß daf. = 248,9 qm.
Smtd, f. unter Ammoniak.
imitieren, [. (imitäri, fr. imiter) nahahmen, nach—
bilden, nachäffen; imitäbel (I. imitabilis), nach—
ahmlich, nahahmbar; Imitation, f. (imitatio)
Nahahmung, Nachfolge; auch das Nachgeahmte,
Nahbild, 3. B. Holz-, Marmor-, Metall-
imitation, finftliches Holz, Kunſtmarmor ufw.;
imitativ, nl. (imitando) nahahmend, Nachah—
mung bewirkend; Jmttatipum, ſ. unter Ver—
bum; Imitätor, m. ein Nahahmer; imitato-
rum servum pecus, n. die Nachahmer- od. Nach—
äffer-Herde.
Imma, m. perfifcher Eifenton (Bolus), der als
Schminke verwendet wird.
immakulabel
immakulãbel, ſpätl. immaculabilis, v. maculäre,
befleden; vgl. macüla) unbeflecklich; immakulũt,
[. immaculätus) unbeflect, flefenlo3; Immacu-
lata conceptio,f. I. die unbeflecte Empfängnis;
nad fatholifcher Lehre: die Freiheit ver Maria von
der Erbfünde jeit dem erjten Augenblick ihres Da-
ſeins im Mutterleibe; Immacnlata, f. I. die von
dem Makel der Erbſünde befreit Gebliebene.
immaleäbel, nl. (vgl. malleabel) nicht Hämmerbar,
was ftch durch den Hammer nicht ſtrecken läßt.
immmän, l. (immänis) ungeheuer, wild, roh, grau—
ſam; Immanität, f. (immanitas) Ungeheuerlich-
feit, Gräßlichkeit; Unmenſchlichkeit.
immanifejt, f. (v. manifestus, offen, Har) nicht Mar,
nicht deutlich.
immanieren, jpätl. (immanöre, v.manere, bleiben)
darin bleiben, inwohnen, anhaften; immanent
(immänens), inmwohnend, anhaftend; innerhalb
einer Sache bleibend, entgegen trangeunt oder
transszendent; immanente Form od. Me-
thode der Philoſophie, die mit dem Inhalte der
Lehre eins und ihm vollfommen entjprechend ilt;
SImmanenz, f. nl. das Inwohnen, Anhaften; das
Einsjein des Prinzips und der Form eines philo-
ſophiſchen Syſtems; in der neueren Theol. bef. das
Snwohnen des göttlichen Geiftes in der Natur od.
Immanität, |. unter imman. [Materie.
Immanuel oder Emanuel, m. hebr. (v. im, mit,
anu, ung, &, Gott) männl. Name: Gott mit uns.
immarginiert, nl. immarginätus; vgl.margo) un⸗
gerandet, ungerändert, randlos.
immarinieren = marinieren.
immartyrologiſieren, I.-gr. unter die Märtyrer
(f. d.) jeßen.
immarzetzfbel,!. (immarcescibilis, v. marcescere,
welf werden) unverwelklich.
immateriäl od. immaterichl, nl. (vgl. Materie 2c.)
unkörperlich, ftofflos, geiftig; immatertalifieren
(fr. immaterialiser), entförpern, vergeiftigen; Im⸗
moaterialität, f. die Unkörperlichkeit, z. B. der
Geele; Stoffloſigkeit, Immaterialismus, m. die
Lehre von der Unförperlichteit der Seele, = Spi-
ritualismus, entg. Materialismus; Im—
materialiſt, m. der die Unförperlichkeit der Seele
annimmt oder behauptet; Immaterial-Güter,
Erzeugnifje geiftiger Arbeit, geiftiges Eigentum.
immatritulieren, nl. einfchreiben, einzeichnen, ein-
verleiben in die Matritel (1. d.) od. in ein Regi-
ſter, 3.8. auf Univerjitäten; Immatrikulation,
f. Einſchreibung od. Einverleibung in eine Zunft ze.
immatũr, I. (immatürus; vgl. maturieren) unreif,
unzeitig; Immaturität, f. (immaturitas) die
Nichtreife.
ämmedtät, nl. (vgl. mediat, Medium 2c.) als Adverb
auch immediäte, oder fr. immediatement (fpr.
immediat'mang), unmittelbar oder unmittelbarer-
weile, ohne Dazwijchenfunft eines Dritten; augen-
blicklich fogleih, jofort; Smmediät-Rommif-
ſion, f. der unmittelbare Ausſchuß; Smmediät-
Beihwerde, -Gejudh, -VBorftellung ꝛc., un-
mittelbar bei der höchiten Behörde od. dem Landes-
Eat (mit Übergehung von Mittelperfonen oder
mwijchenbehörden) vorgebradhte Beſchwerde ꝛc.;
Immediät-Stad t, eine unmittelbare Stadt mit
eigener Gerichtsbarkeit; Jmmediät-Stände,
-Stifter ꝛc., im früheren Deutfchen Reich Stände
und Stifter, die unmittelbar unter Kaifer und
Reid ſtanden; immediatiſieren, unmittelbar
machen, frei machen; immediatin, nicht vernit-
telnd, unmittelbar bezeichnend, 3.8. ein Zeitwort
immobil 355
(verbum), das ohne Beifügung eines Hauptwortes
den Begriff einer Tätigkeit erfchöpft, wie kämpfen,
gehen 2c.; Immedietät, f. die Unmittelbarteit,
nabhängigfeit von einer Obrigfeit.
immedifäbel, I. (immedicabilis, vgl. medikabel
unter Medikus) unbeilbar.
immemoräbel, l.(immemorabilis; vgl.memoria:c.)
undenkwürdig; nicht bemerfens- od. nennenswert;
immemorial, nl. undenkbar, undenklich; Imme⸗
mortäl-Berjährung, Verjährung feit Menſchen—
gedenken.
immens, l. (imménsus, v. mensus, gemeſſen, Partiz.
v. metiri, meſſen) od. immenſe, fr. (pr. immangß’)
unermeßlich, unendlich; Immenſität, f.(l.immen-
sitas)Unermeßlichkeit; tmmenfuräbel, nl.unmeh-
bar; Immenſurabilität, f. die Unermeßlichkeit.
immergieren, |.(immergere,v.mergere,tauchen)ein»
tauchen, untertauchen, verſenken; Immergeéten, pl.
nl. Taufgefinnte, Wiedertäufer, Immerſion, f- (I.
immersio)die Eintauchung, das Untertauchen, Ver-
jenfen; die Einweihung; Stern. der Eintritt eines
Planeten in den Schatten eines andern; auch Die
Berfinjterung eines Sternes durch die Sonnenſtrah—
len; homogene Immerſieon, gleichbrechende Lin-
ne gleichartige Taucdhung (beim Vergrö—
erungsglafe); Immerſionsbad, Cintauchebad;
Immerſions-Objektiv, gefüllte Linſe, Tropfen-
oder Ylitffigkeitslinfe (beim Bergrößerungsglas);
Immerſions-Taufe, Taufe durch ——
immerſiv, nl. eintauchend, durch Eintauchen be—
wirkt; Immérſor, m. nl. der Täufer.
immerito, I. (vgl. meritum) unverdienter-, unge—
rechter⸗ od. unbilligerweiſe.
immigrieren, l. (immigräre; vgl. migrieren) ein—
wandern, einziehen; Jmmigrdnt,m.(immigrans)
ein Einwanderer; Imminration, f. nl. die Ein»
wanderung.
imminteren, [. (imminere, übertragen, v. minere,
wohin tragen) bevoritehen, bedrohen; den Einſturz
drohen ;imminent(imminens),bevorjtehend, nahe,
drohend (nicht zu verwechjeln mit eminent); Im—
minenz, f. imminentia) das Bevoritehen, Die dro—
hende Nähe.
imminnieren, [. (imminuere; vgl. minus2c.) ver-
ringern, vermindern; Imminutien, f. (l. immi-
nutio) die Verringerung, Abnahme.
immifzibel, nl. unvermiſchbar; Immijſzibilität,
f. die Unvermifchbarkeit; immiſzieren, I. (im-
miscere; vgl. mijzieren) einmifchen, eindrängen;
Immirtion, £. nl. die Einmiſchung.
immittieren, I. (immittere; vgl. mittieren) eig.
hineinſchicken, hineintun, einlaſſen; Rſpr. gericht»
lid) anweiſen, einſetzen; Immiſſion, f. Beſitzein⸗
weiſung, auch immissio bonörum, Einweiſung in
einen Grundbefiß; Zuleitung, Zuführung, Ein-
dringen (4.B. von Raud)); Immiſſionsdekrẽt, n.
der gerichtliche Befhlug dazu; Immiſſionster—
min, m. Termin zur gerichtlichen Einmweifung in
den Belib.
immobil, I. (immobilis; vgl. mobil) unbemweglich,
ſtandhaft, unerſchütterlich; Krk. ungerüftet, unfrieg-
fertig; Immobilien od. immohilia (nänıl.bona),
unbemwegliche Güter, liegende Gründe, Tiegenjchaf-
ten; Immobiliar-Kredit, Kredit auf ſolche Gü—
ter; Immobilter-Exefution, ‚f. Bmwangsvoll-
ftreefung an den unbeweglichen Gütern; Immobi—
liar⸗Maſſe, Liegenfhaftsmafle, Maffe dev unbe-
weglichen Güter; Immobiliar-Vermögen, nl.
dtſch. Grundeigentum, Grundbeſitz; immobili—
ſieren, nl. bewegliches Gut oder Eigentum zu
23”
356 immoderat Impediment
unbeweglihem machen; feitlegen; Immobiliſie- Impar, I. (vgl. par) ungleich, ungerade; imparabel,
———— m. Heilk. ein Verband (von Gips, unvergleichlich, len. apa Men (vgl.
Waſſerglas ufiv.), der die Bewegung eines Glie- | Mars), eig. mit ungleihem Kampf vd. Kriegsglüd;
des unmöglich macht; Immobilität, f-[.(immobi- | mit ungleichen Kräften; Impartiyläbum, n. I.
Iitas) Unbeweglichkeit. . ein A d. i. ein Wort, welches in
immoderãt, I. immoderätus, vgl. moderieren) un- einem Kaſus mehr Silben hat, als im andern;
mäßig; übermäßig, übertrieben; Jmmoderation, | Imparität, f. nl. Ungleichheit.
f. (immoderatio) die Unmäßigkeit, Mangel an | inıparät, l. (vgl. parat) unbereitet, unfertig.
Mäßigung; das Übermaß; immodcht (l. immo- | impardonnädel, fr. (impardonnable; I
destus), unbefcheiden, unehrbar,unanjtändig, frech, 2c.) unverzeihlich, unverantmwortlich.
anmahend; Immodeſtie, f. (I. immodestia) die | impari Marte, Impariſhllabum, Imparität,
Undefceidenheit 2c.; immodiece, unmäßig. I. f. impar.
tmmolieven, I. (immoläre, von mola, Opferſchrot, Imparlance, f. engl. (pr. impdhrläns) im eng-
geichrotene Getreideförner, die den Opfertieren auf | liſchen Rechtsweſen die Erlaubnis zu einem güt-
die Stirn gejtreut wurden) opfern, aufopfer; lihen Vergleich während eines Aufſchubs.
Immolation, f. (immolatio) die Opferung, Auf | Imparochation, £. gr.-l. (val. Barochie) die Ein-
opferung. A pfarrung; imparochiert, eingepfarrt.
immoraͤliſch, nl. (vgl. Moral ꝛc.) unſittlich, fitten- | impartiäf, nl. (vgl. partial unter Bart ꝛc.) unpar⸗
log; Iumoralität, f, (fr. immoralite) Unfittlich- teiiich, gerecht; Impartiãles, pl. Unparteiifche,
feit, Sittenlofigteit. | Unbefangene; Impartialität, f. Unparteilicheit.
sartorteif, fr. (immortel, l. immortälis, von mor- | impartibel, nl. (v. partiri, teilen) u. impartãbel
talis, ſterblich; vgl. Mortalität) unsterblich, ewig, fr. (impartable) unteilbar; Impartibiliät, f.
endlos; Immorteélle, f. die Rainblume, Stroh- Unteilbarkeit.
blume mit glänzenden, trodenen u. daher ımver- | Impaß oder Inpaß, m. fr. (impasse, f. eine Gaſſe
mwelilichen Blumenblättern; Immortalität, f. (l. | ohne Ausgang) beim Whiltfpiel: einen Impaß
immortalitas) die Unſterblichkeit; immortaltite=
rtal A machen oder impaſſieren, mit einer niedrigen
ren (fr. immortaliser), unſterblich macjen, ver-
|
| arte ftechen in der Borausfegung, daß der Gegner
ewigen; Jmmmortaltiation, f.barb.-l. die Unſterb— | feine höhere Karte habe, um jo einen Stich mehr
lichmachung, Berewigung. | maden zu fünnen, gem. reiten, jchneiden, pojt-
Sumortififation, f. nl. (vgl. Mortififation) die | meiltern.
Unbußfertiafeit, Unbefehrtheit. impafidbel, barb.⸗l. (vgl. paflieren) unwegſam, un-
immünis, e, [. (v. munus, Dienft, Dienfipflicht) od. überjteiglich, unfahrbar, ungangbar.
immün, frei von Staatsdienften oder Abgaben, | impaſſibel, jpätl.(impassibilis; fr.impassible; vgl.
jteuerfrei, laftenfrei; ſeuchenfeſt, giftfeit; Jınmn= | pailibel)unempfindlic,£altfinnig ; Impaſſibilität,
nität, £.(l. immunitas) die Befreiung von Dienft- i.(impassibilitas) die Unfähigfeitzum Leiden, Hart⸗
pflihten, Abgaben und Auflagen, Steuerfreiheit, herzigkeit.
Laſtbefreiung; Seuchenfeſtigkeit, Unempfänglich- impaſſieren, ſ. unter Impaß.
Zeit; immuniſieren, ſichern, ſeuchenfeſt machen, impaftieren, it. (impastäre, eig. kneten; vgl. Baite;
impfen; Immuniſierung, f. die Sicherung gegen | Bauf. einen Teig od. Mauerfitt aus Mörtel u. fein
Seuchen, Shußimpfung. zeritoßenen Steinen 2c. machen oder fneten; Deal.
Immuration, f. nl. das Einmauern (al3 Strafe Farben did auftragen; unternalen; Kırpferft. ver—
im Mittelalter). ſtricheln od. die mit dem Grabſtichel 2c. gemachtere
immutãbel, I. immutabilis, v. mutäre, verändern) | Punkte und Striche gehörig vermiſchen; Impaita=
unveränderlih, unwandelbar;unabänderlich; Jin | tion oder Ampaftierung, f. die Verwandlung im
mutabilttät, £. (immutabilitas) die Unveränder- einen Teig; die fette Farbengebung; Vermiſchung
lichkeit; Unmwandelbarfeit. der Punkte u. Striche zc. und die daher entitehende
immutieren, [. (immutare; vgl. mutieren) umän- | Wirkung. —
dern, verändern; Immutation, f.(immutatio) die | impatible, I. (impatibilis; vgl. patibel) unleidlich,
Veränderung, Verwandlung, Umänderung. unerträglich, unverträglid; Impatibilität, f. nl.
impäcco, m. it.(v.pacco,Biindel; vgl. deutſch Pack, die Unleidlichkeit, Unverträglichkeit; Impatienz,
yusen) Kfipr. die Berpadung; per impacco, (die | f. (l. impatientia) die Ungeduld; impatientieren
are) mit dem Packgute, mohl verpadt, wohl ver- (ich), nl. fich nicht gedulden oder ſich ungedulden,
mwahrt. ungeduldig werden, die Geduld verlieren.
impair, fr. (jpr. ängpähr; lat. impar, f. d.) unge- | impatronteren oder impatronifieren, nl. (vgl.
trade (beim Spiel die ungeraden Zahlen, pair od. | Patron) ſich zum Herrn machen, zum Beſchirmer
impair, d. i. gerade oder ungerade). aufwerfen, etwas in Bejiß nehmen; fich in eines
impalpäbel, nl. (vgl. palpabel) unfühlbar, un- andern Gunft einſchmeicheln. 1a
empfindbar, fo fein, daß man e3 nicht greifen fan; | impayabel, fr. (impayable, jpr. ängpehjab'T; vgl.
Impalpabilität, f. die Unfühlbarkeit, Ungreif- | payabel) unbezahlbar, unfhäßbar.
barkeit. Impeachment, n. engl. (pr. impihtihment; von
Impanation, f. nl. (von panis, Brot) die Einbro- impeach, anflagen, urfpr. hinderu=fr. emp£cher;
tung, Verbindung desLeibes Chrifti mit dem Brote | vgl. empechieren) Anklage u. gerichtliches Verfah—
im heil. Abendmahl, nad) den LZehrfäßen derer, | ven, bei. gegen StaatSbeante.
welche weder die Gegenwart des Leibes Chrifti | Impeccanz, f. Ipätl. (impeccantia; vgl. peccieren),
leugnen, nod) die Transfubftantiation annehmen, auch Impeccabilität, £. nl.Sindlofigkeit, Schuld»
val. Konjubjtantiation; Impanatören, pl. | Tofigfeit.
die Anhänger diefer Lehre. Imhedanz, f. I. jeder Widerftand gegen eine elek—
Impaͤnneling, n. engl. (von pannel, das Geſchwor— triiche Strömung.
nenverzeicynis) die Aufrufung u. Aufzeichnung der | Impedimént, n.!. impedimentum, von impedire,
ernannten Geſchwornen in eine Pergamenttafel. verwideln, hindern, von pes, ©. pedis, Fuß; eig.
Smpegno
die Füße einwickeln od. verwickeln; entg. expedire,
f. expedieren) da3 Hindernis; pl. impedimenta,
inderniffe, wodurch jemands Nichterfcheinen vor
ericht entfchuldigt wird; Impedieren, hindern;
Ampedition, f.(impeditio) Berhinderung,Aufents
halt, Verwickelung.
Imbpegno, m. it. (fpr. —penjo; von impegnäre, ver»
pfänden, v. pegno,—|. pignus, Pfand) die Ver—
pflihtung, Teilnehmung an einem mißlichen Ge—
ſchäfte mit Verantwortlichfeit; impegniert sein,
verpflichtet od. verantwortlich fein, in etwas Mip-
liches verwidelt fein.
tmpendent, I. (impendens, v. impend£re, darüber
eh od. ſchweben, drohen 2c.) nahe bevorſtehend,
tohend.
impendieren, l.(impend£re)anmwenden, aufwenden;
impendios (l. impendiösus, v. impendium, Auf-
wand, Koſten) Foftjpielig; Impenſen, pl. (impen-
sae) Koften; Verwendungen;impensaefunebres,
Beerdigungs-Koften; ji. necessarlae, notwendige
Koften; i. utiles, nüßlicher Aufwand; i. volup-
tuariae, Luſt⸗ od. Prachtaufwand.
impeneträbel, I. (impenetrabilis; vgl. penetrieren)
undurchdringlich; unergründlich; wafjerdiht; Im⸗
vpenetrabilitãt, f. nl. Undurchdringlichkeit; Un-
ergründlichkeit.
Impenitenz, |. Impönitenz; Impenſen, ſ.unter
impendieren. limperieren.
Imperans, Imperativ, Imperator 2c., |. unter
imberzehtibel, nl. (vgl. perzeptibel unter perzipie-
ren) unbemerkilich, unwahrnehmbar; Imbperzep⸗
fib utat. f. die Unbemerkbarkeit, Unwahrnehm⸗
arkeit.
imbperdibel, nl. (v. perdẽre, verlieren, verderben;
vgl. perdabel) unverlierbar, unverderblich; —
ſtörbar; Imperdibilität, f. Die Unzerſtörbarkeit.
imperfett, I. (imperfectus, vgl. perfekt, perfizieren)
unvollendet, unvollkommen, unvollſtändig, Imper⸗
fektum, (näml. Präteritum) od. Imperfett, n.,pl.
Imperfekta, Sprachl. die unvollendet vergangene
Zeit, od.r. die Zeitform der unvollendeten, währen-
den Handlung in der Vergangenheit; Imbperfek⸗
tion, f. (fpätl. imperfectio) der Mangel; imper-
fettibel, nl.nihtvervolfommnungsfähig; Imper⸗
fettibilität, £. die Unfähigkeit zur Vervolllomm-
nung.
ämperforäßel, nl. (vgl. perforieren) nicht zu durch-
bo5ten; Imperforation, L.Heilt.dieWerfähloffen-
heit od. Verwachſenheit gewiſſer von Natur offener
Zeile des Körpers, beſ. des Afters zc.
imperieren, I. (imperäre, v. paräre, bereiten, ein«
rihten) anorönen, gebieten; Impẽerans, m. der
Gebietende, Herrichende; imperatib(iſch), (I. im-
perativus), befehlend, zum Befehlen dienend; Im⸗
Heratis(us), m. Spradl. die Befehlsform, f.
Modus; fategoriiher Imperatin, Philoſ. die
unbedingte Befehlsweife der Vernunft, der unbe»
dingte Bernunftbefehl; auch Imperativ od. Ge-
botderSittlichfeit od. Pflicht, moralifcher,
praitijher oder unbedingter Smperatip;
imperatives Mandat, n. Zwangsauftrag; Im—⸗
perãtor. m. ehem. der Oberbefehlshaber, Yeld-
herr; Herrſcher, Kaijer; imperatöriſch, (l. impe-
ratorius, a, um), gebieterijc), ; faiferlich; Impera⸗
törif, f. barb.-l. die Herricher- od. Feldherrntunft;
Sunperinm, n.1.dieOberherrfchaft, Gewalt, Ober-
hand, der Oberbefehl; aud) das Reich, Kaiſertum;
imperium Manliänum, fprimwörtl. für ftrengen
Oberbejehl, nad) den wegen ihrer Strenge befann« .
ten Lucius und Torquatus Manlius; i. merum, |
impertinent 357
reine Staat3gewalt in Berwaltungsfachen und im
Kriege; auch — die peinliche Gerichtöbarkeit, der
Blutdann; i. mixtum, gemijchte Staatsgewalt,
d. i. mit der Rechtspflege verbundene Verwaltung;
imperium Romänum, n. [. das Römifche Neid);
1. summum, die dem Landesherrn od. derXandes-
obrigteit zujiehende Macht des Schwertes gegen
Mifjetäter 2c. od. das hohe Hals» od. peinliche Ge—
richt; impertäfl (l. imperiälis), nen ſtattlich,
herrlich; Imperiälpapier, Kaiſerpapier, vom
größten Format; Imperial-Spiel, ein Kartens
Ipiel unter Zweien mit der Pique-Karte (fr. impe-
riale, f.); Imperial-Dufat, m. eine ruf. Gold»
7* von 3 Rubeln, früher etwa 9,50 M., jetzt
10 De. wert; Impertäl, m. ein Zehnrubelſtück,
eine rufj. Goldmünze, 10 Rubel oder 33,47 M. an
Wert; (der Halbimperial, die gebräuchlichite ruff.
Goldmünze von 5 Nubeln = 16,74 M.;) aud) ein
Tanz: der Raifertanz; Imperiäl, n. ein te
Setränf aus Wafjer, Zuder, Zitronenjchalen und
Weinſteinrahm; auch eine Schriftgattung mit ſehr
hohen Budjitaben; Imperial, m. u. n. fr. (jpr.
ängp—), ein großer, auf beiden Längsſeiten ge—
ichweifter Flügel, entg. Royal, ſ. d.; Smperidie,
f, fr. (fpr. ängp—) der Kutichenhimmel; das mit
Spigen verfehene Dedeineg Boft- od. Reiſewagens;
Betthimmel; Imperiaͤles, pl. ſpaniſche Merino-
ſchafe, welche aus füniglihen Schäfereien ſtam—
mend, bejonder3 feine Wolle geben (auch Impe—
rtälfehafe); ferner: mehrere baummollene und
wollene Zeuge mit verfchiedenartigen Zeichnungen;
Imperialismus, m. nl. die Kaiſerherrſchaft, das
Kaiſertum; willkürliche, unbeſchränkte Herricherge-
walt, = Deſpotismus; Imperialiſt, m. ein
Kaiſerlicher, Anhänger des Kaiſers; bej. in Frank⸗
reich—Bonapartiſt, entg. den Royaliſten, ſ. d.z
imperial standard, engl.(ſpr. impihriäl ſtändärd),
die geſetzlich vorgeſchriebenen Maße in England;
imperiös, (l. imperiösus), herr] hjücdhtig, herrij ch.
imperifiabel, fr. (ſpr. ängperiſſab'l) unvergänglich.
Juberitia, E. l. und Imperitie, f. fr. (ſpr. äng⸗
perißih) die Unerfahrenheit. Br
impermandnt, nl. (vgl. permanieren) unbejtändig,
wandelbar; Impermandnz, f. Unbejtändigteit,
Wandelbarfeit. h
impermeäbel, nl. (vgl. permeabel) = impene»
—— Imbermeabilitüt, = Impenetra—
ilität.
impermutũbel, nl. (vgl. permutieren 2c.) unver⸗
— Impermutabilität, k. die Unvertauſch⸗
arkeit.
imperſonãl, i. (impersonälis; vgl. persona ⁊c.) od.
imperfondl(fr.impersonnel),unverjöühnlid); Amts
perſonãle (näml. Berbum), n., pl. Imperſonalis
od. Imperſonalien, 1. Spragl. ein unperfünliches
Beitwort, 3. B. es regnet, e3 fchneit 2c.; Imperſo⸗
nalität, £. nl. die Unperfönlichteit; Jınperjonäle
Konto, it. Sachen-Rechnung.
Surperipifuität, £. nl. (vgl. perfpizieren 2c.) Un»
deutlichkeit, Unklarheit.
imperſuaſibel, nl. (vgl. perſuadieren ꝛc.) nicht zw
bereden, jtarrföpfig, fteifjinnig.
impertinent, nl. (vgl. pertinent) ungehörig, un
ſchicklich; ungeziemend, zudringlich, ungelittet; bos—
haft, unverſchämt; Ju pertinentien, pl. nicht zur
Sache gehörige Dinge, Nebendinge; Ungebührlich*
feiten, Unjchiclichteiten; Impertinenz, I. nl., od.
fr. Impertinence (pr. üngpertindugß‘), die Un—
gebühr; Unbejonnenheit, Zudringlichteit, Unge—
zogeiheit.
358 imperturbiert
imperturbiert, l. (imperturbätus, vgl. pertur-
bieren) ungejtört, unangefochten; imperturbäbel
(pätl. imperturbabilis, unjtörber, unerjchütter-
lich, nicht aus der Faſſung zu bringen; gleihmütig;
Iinperturbabilität, £. die unftörbare Gemüts—
ruhe; Imperturbation, f. l. die ungeſtörte Ruhe,
die Gelaſſenheit.
impeſtieren, nl. (v. I. pestis, Peſt) verpeſten; im-⸗
peſtiert, verpeſtet.
Smpetigo, f. l. pl. impetigines, langwieriger
Hautausichlag, flechtenartiger Ausichlag; impeti-
ginös, (l. impetiginosus); Damit behaftet, räudig;
Ssnpetinologie, f. logr. Heilf. Lehre don den
Hautausjchlägen.
impetrieren, l. (impeträre, eig. überh. zuftande
bringen, erlangen) mit Bitten durchdringen, er-
bitten, erlangen, erhalten; impeträbel (I. impe-
trabilis), erlangbar, erreichbar; Impetraͤnt, m.
nl. (imp£trans) Ripr. der Kläger; impetrantiich,
klagend; Impetrãt, m. (impeträtus) der Beklagte
od. Angeklagte; impeträtiſch, verklagt, belangt;
Ampetration, f. (l. impetratio) die Erlangung;
bei. die Redtserlangung; Klage; impetritum est,
“1. (von impetrire, Nebenform v. impeträre) e3 iſt
durch günstige Wahrzeichen erlangt, die Anzeichen
find günjtig; impetritum (sc. auspieium)ginftige
Aufpizien.
Impẽtus, m. I. (v. impetere, anfallen) ein heftiger
Unfall, Angrift z. B. einer Krankheit; cum im-
pẽtu, mit Ungeſtüm, mit Hitze od. Heftigkeit; im⸗
petuss, (ſ. impétuõsus) heftig, hitzig, haſtig, un-
geſtüm; Impetusoſität, k. nl. Heftigkeit, Zudring-
lichkeit; mpetuôso, con impeto, it. Tonk. mit
Ungeſtüm, raſch, feurig, ſtürmiſch.
impie, l. (Adverb dv. impius) gottlos; Impietat,
f. (l. impiẽtas; vgl. Bietät) Mangel an Frommig⸗
feit oder Ehrfurcht, Gottloſigkeit.
Impignoration, f. nl. (vgl. pignus 2c.) die Ver-
»fändung.
impingieren, [. (impingere, von pangére, jchlagen,
einjchlagen, befeitigen) gegen etwas anſtoßen, fehlen,
verjtoßen gegen ein Geſetz.
Impinguentia, pl. 1. (v. impinguöre, fett machen;
vgl. pinguis) fettmachende Mittel.
impitogable, fr. (pr. ängpitoajdb’L; vgl. pitoyable)
unbarmherzig, mitleidslos.
implatabel, I. (implacabilis, vgl. plafabel) unver-
jögmlich, unerbittlih; Implatabilität, f. Gmpla-
cabilitas) Unverjöhrlichkeit.
implantieren, nl. (von plantäre; vgl. plantieren)
einpflanzen, einimpfen; Implantation, f.die Ein-
pflanzung, Einpfropfung.
implauſfibel, nl. (vgl. plaufibel) nicht beifallswür—
dig, unwahrſcheinlich.
impleĩren, I. (implöre) erfüllen, ergänzen, Genüge
leiten; Implement(um), n. krankhafte Anfül-
fung; die Ergänzung; Hilfämittel; implementum
conträctus, Ripr. Bollziehung des Vertrages.
implizieren, [. (implicäre, von plicäre, falten) in
eine Sacheveriwideln, einjchliegen, umfaijen, hinein-
gieden; impliziert, verwicelt, mit einbegriffen;
mplieite, einbegriffen, eingeſchloſſen, mit Ein-
ihluß; entg. explicite; Juuplitation, f. (1. impli-
catio) die Verflechtung, Verwicklung.
implorieren, [. (imploräre, v.ploräre, laut weinen)
weinend od. flehentlich anrufen, anjuchen): Implo⸗
raͤnt, m. (implörans) Ripr. Kläger; impfordn=
tiſch, ſchutzſuchend, klagend; Implorãt, m. nl.
(imploratus)der Beklagte; Implaration, f.(l.im-
ploratio) das Anſuchen, Schußtzgeſuch.
Vollsgunſt entbehrend; unverſtändlich, ſchwer faß⸗
impofjibel
Imbplubium, n. 1. (v. impluöre; hineinvegnen, vor
pluere, Perf. plui, u. pluvi, regıren) der Regen—
fang u. überh. der unbededte offene Raum in der
Vorhalle (dem Atrium) altrömifcher Häufer; der
Vorhof einer Kirche, Kircheneingang; Heilk. ein
Regenbad.
moi ft: ee 9— ꝛe.) unge⸗
hliffen, ungeglättet, roh, unhöflich; Impoliteſſe,
f. die Unhöflichkeit, Grobheit ꝛc. i n
tmbonderäßel, nl. (vgl. pondus ıc.) unmwägbar;
Imponderabilien, pl. (imponderabilia) unwäg⸗
bare Stoffe, 3. B. Licht, Wärme; unwägbare Ge—
fühle und Stimmungen ꝛc.; Imponderabilität,
f. die Unwägbarkeit. |
imponieren, I. (impon£re, v. pon£re, legen, feßen;
fv. imposer) eig. auflegen, 3. B. Stillfchiveigen 2c.;
be. Eindruck machen, od. fich geltend machen; Ad;-
tung, Ehrfurcht, Gehorfam ꝛc. einflößen oder for—
dern; jich der menjchlichen Gemüter bemächtigen;
imponierend od. fr. impoſaͤnt, auffallend, twich-
tig ſcheinend, Ehrfucht gebietend, Bewunderung
erregend, ergreifend, Eindrud machend, überwäl—
tigend, gebietend, bedeutiam; impon6nte, it. Tonf.
gebieteriſch; impoſabel, fr.(imposable) ſteuerbar,
jteuerpflichtig; imposito silentio, l. Rſpr. nach
od. mit auferlegtem Stillſchweigen; Impoſition,
f, (impositio) das Auflegen, z. B. der Hände bet
Einfegmungen, auch von Steuern.
impönttent, jpätl. (impoenitens; vgl. Pönitenz)
unbußfertig, verſtockt; Jupönitenz, £. (impoeni-
tentia) Unbußfertigfeit.
impopulãr, nl. (vgl. populär) volfsfeindlich, der
lich; Impopularität, f. Die Unvolksmäßigkeit;
Schmwerveritändlichkeit. |
Imporoſitüt, £. nl. (vgl. Poren 2c.) die Undurch-
— Dichtheit; der Mangel der Schweiß—
öcher.
importieren, l. (importäre, von portäre, tragen,
führen, bringen) fremde Waren einführen, Einfuhr-
handeltreiben(..B.importiertegigarren, ein—
geführte, nicht im Lande jelbit gefertigte Zigarren);
einſchleppen; etwas auf fich Haben; wichtig, erheb-
lich od. daran gelegen fein (fr. importer), 3. B. es
importiert nichts, e& hat nicht? auf ſich od. tut
nichts; Impoͤrt, m. nl. u. engl. die Einfuhr; pl.
Juipoͤrten, Einfuhrwaren; überfeeiiche, echte Zi»
garen; imhortäßel, jpätl.(importabilis)einführ-
bar, einzuführen erlaubt; Importation, f. nl.
die Einführung fremder Waren, Waren-Einfuhr;
Importätor, mn. nl. oder Importeur, m. ir.
(pr. ängportöhr) der Einführer von Waren 2C.,
Einfuhrhändler; imhortant, fr. (important),
wichtig, bedeutend, beträchtlich), erheblich; Impor⸗
tanz od. fr. Importance, ſpr. ängportangß)
die Wichtigkeit, Erheblichkeit, Bedeutſamkeit.
importũn, [. (importünus, v. portäre, tragen, aljo
gleich). nicht zuträglich) od. fr.importun (pr. äng—
portöng), ungeeignet, unpajjend, unbequem, unge»
ſtüm; Importunität, f. ae
lichkeit, Zäjtigteit; ein ungeftiimes Weſen, Heberlau-
fen; importunieren, fr. (importuner) überlaufen,
beläftigen, zudringlich fein. —— al
impos, I. (von potis, vermögend, Fräftig, mächtig)
ohnmädhtig, wıwermögend; impos animj, geiſtes-
ſchwach. [j. unter imponieren.
impofabel, impofant, Impofition, imposito zc.,
impofjibel, 1. (impossibilis; fr. impossible; vgl.
pofjibel) unmöglich, untunlih; Impoſſibilität, f-
(jpätf. impossibilitas) die Unmöglichkeit.
Impoſt
Impoͤſt, m. ml. (impostus; altfr. u..prov. impost,
it. imposto, neuit. imposta, f.) od. fr. Impõt, n.,
pl. Jinpöts, (pr. ängpöh; v. I. imponere, fr. im-
poser, auflegen; vgl.imponieren) die Abgabe, Wa-
renjteuer; Bauf. der Knauf vd. Kämpfer, ein vor-
jpringender Teil an dem Nebenpfeiler, worauf der
Dogen eines Gewölbes ruht (fr. imposte); im—
oftieren (it. impostäre) mit Abgaben belegen,
ejteuern; eine ftarf impoftierte Ware, eine
ſtark beſteuerte Ware; Impoͤſtor, m. jpätl. (von
imponere, imponieren in der Bedeutung: Ein»
druck auf jemand machen, fich feines Gemütes be—
mächtigen) oder fr. Impoſteur (jpr. ünpoftöhr).
der Betrüger, Berleumpder; Impostöres docti,
gelehrte Betrüger, Gelehrte, die abfichliche Schrif-
ten anderen untergejchoben, od. falſch angeführt
od. ausgelegt, oderirrigeLehrjäge verteidigt haben;
Impoſtur nn impostüra) od. Iimppftüre,
. fr. (fpr. ängpoſtühr') der Betrug, die Betrügerei,
Heuchelei, die Verleumdung.
Impötens, mm. !. (vgl. potent) ein Unvermögender,
bei. Zeugungsunfähiger; impotent, I. (impötens)
unvermögend, untüchtig (Vater zu werden); krüp—
pelhaft; Impotenz, f.(impotentia) das männliche
Unvermögen, Zeugungsunfähigfeit; auch weibliche
Unfähigkeit zum Empfangen; geiftige3 Unvermö—
gen, Geiſtesſchwäche; Ohnmacht (etwas durchzu—
jegen); impotentia conjugälis, da3 eheliche Un-
vermögen.
imbprägnieren, nl. (vgl. prägnant) ſchwängern, be-
fruchten; Scheidef. tränten, jättigen, durchtränken,
be. eine Flüſſigkeit mit einem Glaſe jättigen; un—
verbrennbar machen; JIuprägnation oder Im—
prägnierung, f. die Schwängerung, Befruchtung;
Scheide. die Auflöjung, Sättigung, 3. B. einer
Flüſſigkeit mit einem Öaje; Imprägnierung des
Holzes (mit Duedfilberjublimat, Kreoſot um.)
um es unverbrennbar zu machen od. gegen Fäul-
nis zu ſchützen; Imprägnier-&tabliffenient,
eine Anjtalt, wo Holz in dieſer Weije zubereitet
wird (z. B. Eiſenbahnſchwellen) Imprägnier—
Material, Durchtränkungsmaſſe; imprägnier—
tes Erz, eingeſprengtes Erz; impraegnator, m.
Kipr. der Schwängerer.
imprajndiziert, nl. (vgl. Präjudicium 2c.) nicht
vorher eingenommen, unbefangen, ohne Vorurteil.
impraftifäbel, nl. (vgl. Praktik 2c.) untunlich, un-
ausfiihrbar; auch unwegſam; ſchwer zu behandeln,
unverträglid; Jmpraktikabilität, f. die Untun-
lichkeit, Unausführbarfeit; Unwegſamkeit.
imprämeditiert, nl. (vgl. prämeditieren) undor-
bedacht, unvorſätzlich.
— aration, f. ul. die Nichtvorbereitung.
Impräſcienz, f. nl. (vgl. Präſcienz) das Nicht-
vorherwijjen.
impräftriptißel, ni. (vgl. präffribieren 2c.) unver—
jährlich, unverjährbar; Impräffriptibilität, f.
die Unverjährbarfeit.
imprendbel, fr. (imprenable, fpr. ängpr—; von
prendre, nehmen = [. prendere, prehend£re,
fafjen, ergreifen) uneinnehmbar, unbezwingbar,
unüberwindlich, z. B. eine deltung.
Imprejdrio, m. it. (von imprendere, unterneh-
men, Impresa, Unternehmung) ein Unternehmer,
bej. Opernunternehmer, Theaterunternehmer in
Stalien.
aanpreſcriptible, fr. |. impräjfriptibet.
ed j. — mb timieren.
märcbohance, f. jr. (pr. ängprehwoaidnaß’) di
— — * gprehwoajangß) die
Improbidenz 359
imprezieren, I. (imprecäri, eig. überh. einem etwas
auwünſchen, von precäri, bitten, anwünſchen) ver-
wünſchen, verfluchen; Imprefation, f. (impre-
catio) die Verwünſchung; imprekatdriſch, nl. ver-
fluchend.
n—— l. (imprimere, v. premére, drücken)
indruck machen, aufdrücken, einprägen, einſchär—
fen; drucken; imprimätur, eig. es werde gedruckt
od. mag gedrucdt werden; al3 Sachwort: das Im—
primãũtur, die Druderlaubuis,Drudgenehmigung,
oder billigende Unterſchrift des Bücherrichters vor
dem Drucke eines Buches; die Bemerkung auf der
Korrektur ſeitens des Verfaſſers, durch die der
Korrekturbogen für druckfertig erklärt wird;, Im—
primerie, f. fr. (ſpr. äng—) die Druckerei; Im—
primeur. m. (ſpr. ängprimöhr) ein Drucker, Buch—
drucker; JImprimüre, f. fr. (ſpr. ängprimühr')
Mal. die Gründung der Farben, der Grund; Im—
preſſum, l. od. fr. Smprimd,n. (jpr. ängprimeh)
eine Druckſchrift; Impreſſion, f. (l. impressio) die
Aufdrudung, Einprägung, Einwirkung; der Ein-
drud, die Rührung; aud) = Imprimüre; Im—
preſſioniſten, pl. uripr. eine naturaliftiiche Rich—
tung der Malerei in Srankreich (Führer: Edouard
Manet 1832—1833), die darauf ausging, nur den
eriten unmittelbaren Eindrud wiederzugeben;
dann überhaupt: Künstler, die einen Stoff, ohne
ihn künſtleriſch zu idealifieren, unmittelbar der
Wirklichkeit entiprechend wiedergeben, auch jolche
Dichter; impreffibel, nl. für Eindrüde empfäng-
ih; Impreſſibilität, f. Empfänglichkeit für Ein-
drüdesimpreijtu (fr. impressif), Eindruckmachend,
eindringlid).
improbäßel, I. (improbabilis; vgl. probabel unter
probieren)unwahricheinlic), unerweislich; verwerf⸗
lich; Improbabilität, f. nl. die Unerweislichkeit,
Unwaͤhrſcheinlichkeit; Verwerflichkeit.
improbieren, l. (improbäre, von probäre, prüfen,
für gut halten, billigen) migbilligen, tadeln; Im—
probation, f, (improbatio) die Mißbilligung, der
Tadel.
Improbität, f. I. (improbitas; vgl. Brobität) Un-
redlichkeit, Schlechtigkeit. —
improdnetible, fr. (ipr. ängprodüktibl' nicht er-
zeugbar; improduktib, nl. (vgl. produktiv unter
produzieren) unfruchtbar,unergiebig; Jınprodnf-
tinität, f. mangelnde Schaffensiraft.
improfitäßel (v. jr. profitable, vgl. Profit), unvor-
teilhaft; nicht erträglich.
Impronmiptu, n. fr. (fpr. ängprongtüh; von l. in
promptu, d. i. in Bereitjchaft; vgl. prompt) etivas
ohne Vorbereitung, aus dem Giegreif Gemad)-
tes 2c.; bisweilen auch Gelegenheits-Einfall, Ge—
legenheit3-Mahl od. Feſt.
Improportion, f. nl. (vgl. Propoition) das Mip-
verhältnis, mangelnde Ebenmaß; improportio—
niert, unverhältnismäßig; ungleiymäßig.
Ampropriation, £. nl. (vgl. proprius zc.) Rſpr. eig.
Aneignung; Belehnung mit Kirchengütern; eine
von einem Laien zu vergebende Pfründe.
improprie, I. (vgl. proprius zc.) uneigentlich, bild»
lich, verblümt; Impropriẽtät, f. (improprietas)
die Uneigentlichfeit, daS Uneigentliche in Aus-
drüiden; Improprietät eines Lehns, un-
eigentliche Öejtalt desjelben unter ausnahmasweije:
verabredeten bejonderen Bedingungen.
Improſperität, £. nl. (von prosperitas, Glüd, Ge—
veihen) dag Unglück.
Jnprodidcnz, f. fpätl. (improvidentia; vgl. Pro—
videnz) mangelnde Fürſorge, Unvorfichtigteit; im-
360 imprudent
provisus,a,um,|.(vb.providere, vorausfehen,vor-
jorgen) unvorbergejehen, unvermutet; ex impro-
viso, unverjeheng, unvermutet; improviſieren,
it. (improvisäre; fr. improviser) aus dem Stegreife
dichten, reden oder fingen; Improbiſude (it. im-
provisäta) oder Improviſation, f. barb.A. eine
Stegreif-Rede oder -Dihtung; Improviſätor, it.
Improbiſatoͤre, oder fr. Improviſatenr (pr.
ängpromwilatöhr),m. ein Stegreifdichter od. -Jänger;
Improviſatrice, f. it. (pr. —trihtiche) eine Steg-
veifdichterin oder -fängerin.
imprudent, I. (imprüdens, vgl. prudens) unvor-
fichtig, unbedachtiam, unflug; als Adverb auch
imprudenter; Jmprudenz, f. (imprudentia) die
Unbeſonnenheit, Unvorfichtigkeit.
impuberes, pl. J. (vgl. Pubes 2c.) Ripr. Unmiündige,
nmannbare, Heirat3unfähige, Knaben bis zum
vollendeten 14. und Mädchen bis zum vollendeten
12. Jahre; Impubertät, f. die Unmannbarfeit,
Unmündigteit.
impudént, I. (impüdens, von pudäre, fich ſchämen)
unverſchämt, ſchamlos; unſittlich, unkeuſch; Impu⸗
denz, f. (impudentia) die Unverſchämtheit, Scham—
Iojigfeit; impudice, Jl. unkeuſch; Impudizität,
f. nl. die Schamloſigkeit, Unzucht.
tmpugnteren, [. (impugnäre, von pugnäre,fechten,
pugna, Gefecht) beftreiten, befämpfen, mit Grün—
den angreifen; Impugnation, f. (impugnatio)
die Beftreitung, das Detämpfen; Impugnations⸗
Schrift, Ripr. Beweis-Anfechtung. _
impuiſſant, fr. (pr. ängpitifidng; dv. puissant, vom
gleichjam [. possens für potens, v. posse, können)
— impotent; Impuiſſance, £. (ipr. —ſſangß)
— Smpotenz. ’
Impuls, m. oder Impulſion, f. l. (impülsus, im-
pulsio; von impellere, anftoßen, antreiben) der
Anſtoß, Antrieb, Drang,die Anreizung, Der Beweg⸗
grund; impulſieren, nl. antreiben, anreizen; Im⸗
pulſoria, £. eine von Pferden bemegtetofomotive;
impulſib, antreibend, anregend; Impulsoriäles
(nämlich litterae), Antreibungs- oder Aufforde-
rungsfchreiben, worin ein Obergeriht das Unter-
gericht antreibt, in einer Rechtsſache fortzufchreiten.
impüne, [. (v. poena, Strafe, punire, trafen) un—
geitraft, ftraflos, ungerädt; Impunität, f. 1.
(impunitas) Gtraflofigfeit, daS Ungejtraftbleiben.
impũr, l. (impürus; vgl. pur) unrein, unzüchtig;
Impurität, f. (impuritas) die Unreinigkeit, Un-
lauterkeit, Unkeuſchheit; Impurismus, m. nl. die
Sprachmengung (vgl. Purisinus); Impuriſt, m.
ein Sprachmenger, |. Pu riſt; impurifiziert, un-
gereinigt.
imputieren, l. (imputäre, von putäre, rechnen) zu-
rechnen, anjchuldigen, beimefjen, zufchreiben; im—
sutäbel, nl. zurechnungsfähig, zurechenbar; Im⸗
sutabilität, f. Zurechnungsfähigkeit; Impu—
tation, f. (jpätlat. imputatio) die Zuredynung,
Beihuldigung, Anſchuldigung eines Verbrechen;
die Ausgleihung gegenfeitiger Forderungen; im—
utatio (jpätl. imputativus), anrechnend, eine
njhuldigung enthaltend.
imputreſzibel, nl. (vgl. putreizieren) unverfaulend,
unverwesliih; Imputreſzibilität, f. die Unver-
weslichkeit.
in, wofür in Zuſammenſetzungen vor I il, vor b,
m und p im, vor r ir jteht, ist 1. eine untrenn—
bare lat. und roman. verneinende Vorfilbe,
— un —, drüdt mithin Aufhebung oder Mangel
des in dem Worte, welchem fie vorgejegt ift, ent-
Haltenen Begriffes, oder gem. das Gegenteil des—
inamiſſibel
ſelben aus, z. B. admiſſibel, inadmiſſibel; diskret,
indiskret; liquid, illiquid; modeſt, immodeſt; poſ⸗
ſibel, impoſſibel; rational, irrational ꝛc. (Sollte
man daher ein Wort mit in, il, im oder ir nicht
ſinden, ſo darf man nur dieſe Vorſilbe weglaſſen,
das übrigbleibende Wort gehörigen Orts ſuchen
und vor deſſen deutjcher Überjegung un Yinzu-
fügen.) — 2. eine lat. und ital. Bräpofition od.
ein Vorwort, welches im allgem. in, ein», über,
auch auf, an, bei, gegen 2c. bedeutet, 3. B. illidieren,
impugnieren, inzitieren, inflinieven, induzieren,
irrumpieren 2c. Öanze Redensarten mit dem Vor—
torte in, z. B. in agone fein, in defectu, in duple,
in fidem; in omnem eventum, findet man in der
Pegel nicht unter in, fondern unter dem eriten od.
zweiten darauf folgenden Worte.
intabordäßel, fr. (inabordable; vgl. abordieren)
unzugängig, unzugänglid.
inabript, I. (inabruptus; vgl. abrumpieren) zu
weitläufig, unabgebrochen, unabgerifjen.
Inaditinenz, f. nl. (vgl. Abſtinenz) die Nichtent-
haltung, Unenthaltiamfeit.
Snabundanz, f. barb.-!. (von abundantia, die
Fülle) die der Mangel.
inadäquat, nl. (vgl. adäquieren 2c.) ungleich), un—
paſſend, unangemefjen.
Inädifikation, L1.das Bauenauf fremdem Grunde.
madmiſſibel. nl. (vgl. admittieren) unzuläßlich, un-
zuläffig, unftatthaft.
Inadvertenz, f. nl. (v. advertere, hinwenden, bei.
den Geiſt, aufmerfen; vgl. vertieren, vertere) die
Unachtſamkeit, Nachläſſigkeit, das Verſehen.
inaffäbel, nl. (vgl. affabel) ungeſprächig, zurück—
haltend, ungeſellig; Inaffabilität, f. Die Unge—
ſprächigkeit, Verſchloſſenheit.
JInaffektation, f. nl. (vgl. affektieren 2c.) Unges
ziwungenheit, ungezwungenes Wejen.
ttafloınmodäßel, nl. (vgl. akkomodieren) nicht bei⸗
legbar, unauögleichbar.
innaflordäßel, fr. (vgl. Akkord 2c.) unvereinbar.
inaffurat, nl. (vgl. akkurat) ungenau, nachläſſig,
unordentlich.
Staftion, f. nl. (vgl. Aktion ꝛc.) die Untätigkeit,
Ruhe, Trägheit; inaktivßv, untätig, müßig; bei.
geſchäftslos, amtlos, außer Dienſt; inaftiniereit,
änſtellen in einem Amt oder Dienſt; Ingakti—
vierung, Anſtellung (vgl. Reaktivierung); In—
aktivbitut, f. die Untätigkeit, beſ. Geſchäfts- Amt- -
oder Dienſtloſigkeit.
inafzestäbel, nl. (vgl. akzeptieren) unannehmbar,
unannehmlich; Inakzeptabilität, f. die Unan-
nehmbarkeit.
inakzeſſibel, fpätl.(inaccessibilis; vgl. Alzeß ec.) un⸗
zugänglich, un — ————
in der ———— ſolche, zu denen man von dem
eingenommenen Standpunkte nicht hinmeſſen kann ;
Inalzeſſibilität, k. die Unzugänglichkeit.
ineltenäßel, nl. (vgl. alienieren 2c.) unveräußerlich,
— Inalienabilität, f. Unveräußer-
ichfeit.
inalfidbel, fr. (inalliable; vgl. alliieren) unverein⸗
bar, unvermifchbar, unfügjam; Inalliabilität, f.
barb.=I. die Unvereinbarkeit.
inalteräßel, nl. (vgl. alterieren) unveränderlid, un-
wandelbar; Inalterabilität, f. Die Unveränder-
lichkeit, Unwandelbarfeit.
inamäbel, I.(v.amabilis,liebenswürdig) unliebens-
mwilrdig.
inamifjibel (1. inamissibilis), unverlierbar,; In⸗
amſſibilität. k. nl. Unverlierbarleit.
Inamorato
Inamoraͤto od. Innamordto, m. it. (von amöre
— [. amor, Liebe) der Verliebte, Riebite.
inamopvibel, nl. (vgl. amovieren) unentjeßbar, un-
twiderruflih; Inamovbibilität, f. Diellnabjegbar-
feit eine3 Beamten.
Inanimation, £. nl. (vgl. animieren) Unbefeeltheit,
Lebloſigkeit; inanimtert, unbelebt, unangereizt,
ınbegeiitert. |
tnän, |. (inänis) leer, eitel; Inanität, f. l. (inani-
tas) Leerheit, Eitelkeit, Nichtigkeit; Inanition, f.
n{. (v. I. inanire, ausleeren) eig. die Ausleerung;
Magenleere; die Entkräftung, Ermattung aus
nd an Nahrung; im theologijchen Sinne: der
Stand der&rniedrigung Chrüti; Inanitions-
fur, f. die Hungerkur.
inappelläbel, nl. (val. appellieren 2c.) unberufbar,
nicht geeignet, nicht wichtig genug zur Berufung
— reg ey ) die Unduft, $
Inappetenz, f. nl. . Appetenz) die Unluſt, der
et ei Eßluſt; Ser.
inapplifäbel, nl. (vgl. applizieren) unanmwendbar;
Snapplifabilität, f. die Unanmwendbarfeit; In—
applifation, f. die Ungeſchicklichkeit, der Unfleiß,
die Nachläfiigkeit.
inapprehenſibel, jpätl. (inapprehensibilis; vgl.
apprehendieren) unbegreiflich, unfaßlich.
inappretiäbel, nl. (vgl. een oder fr. in⸗
appréciable (ipr. —Biab’l), unſchätzbar.
inaphretiert, fr. (vgl. appretieren) unbereitet, un-
zugerichtet.
Inaptitüde, f. fr. (vgl. Aptitüde) die Untauglich-
feit, Ungefchielichkeit, Unbeholfenheit.
inagnäl, |. (inaequälis; vgl. äqual) ungleich; unter-
jhieden, uneben; Inäqualität, f. (inaequalitas)
die Ungleichheit.
intartilniiert(ipätl.inarticulätus; vgl. artifulieren)
ungegliedert: unvernehmlich oder undeutlich aus—
geſprochen; Inartikulation, f. nl. (vgl. Artiku—
lation) die mangelnde Gliederung, Undeutlichfeit
der Ausfprache.
inäftimäbel, I. (inaestimabilis; vgl. äftimieren 2c.)
— Snäftimabilität, £. nl. die Unfchäg-
arfeit.
inattent, nl. (vgl. attendieren 2c.) unachtſam, nad)-
läſſig, ſorglos; Inattention, f. die Unaufmerk—
ſamkeit, Unachtſamkeit.
inandibel, I. (inaudibilis, von audire, Hören) un-
hörbar; inandit (l. inauditus), unerhört; unge
bört, ohne vichterliches Gehör (4.8. verurteilen).
inaugurieren, I. (inauguräre, eig. mit Berückſich—
tiqung der Augurien [f. d.] einmweihen) feierlich
einweihen, einjegen; Snauguräl-Nede, eine Ein-
weihungs⸗ oder Weihrede, Antrittsrede; Inaugu⸗
rãlſchrift,-Diſſertation od.-Disputation, eine
Einmweihungsfchrift, gelebrte Abhandlung, welche
auf Hohen Schulen derjenige fchreiben muß, der
einen jogen. afademifchen Grad erhalten will;
JInauguration, f. (insuguratio) die Einweihung
oder Weihe.
sunurieren, I. — v. aurum, Gold) mit Gold
uberziehen, vergolden; Inauration od. Inaura=
tür, f. nl. die Vergoldung; Heiik. die en
der Pillen mit Goldfhaum; inaurätus, a, um,
vergoldet; pilülae inanrätae, pl. vergoldete Bil-
in bona pace, ſ. pax. ſlen.
incalzändo, it. Muſikſpr. jagend, haſtig.
incaute oder infaut, I. (vgl. caute) unbehutfam,
unvorſichtig, fahrläſſig; Inkautẽl, f.(fpätl. incau-
tela) Die rohen " *
Incendium, n. |. (v. incendöre, in Brand ſtecken,
indelebilis 361
anziinden) Feuersbrunſt, Brand, uneig. Flamme
des Aufruhrs; Incendiarius, m. ein Moͤrdbren⸗
ner, Brandſtifter; Aufrührer; Inzenſion, f. (lat.
incensio) die Anzündung, der Brand; inzeniter
ren, it. (incensäre, von inc&nso, Weihrauch, und
dies v. [. inc&nsum, Angezündetes, ml. Weihraud;)
beräuchern mit Weihrauch, Weihrauch ftreuen; in—
zenſiert, beräuchert; Inzenjation, f. barb.-lat.
das Räuchern mit Weihrauch) in der fath. Kirche:
Incenſarium oder Incenſorium, n. mlat. das
Räucherfaß.
incessament, fr. (ſpr. ängßeſſamcing; v. cesser, J.
cessäre, nachlaſſen, aufhören) unaufhörlich, ohne
Unterlaß; unverzüglich.
Inch, m. engl. (fpr. intſch; angelf. ince, Zoll, indsa,
Unze, vom lat. uncia, ein Zwölfteil; vgl. Unze) ein
Längenmaß — !/ı, engl. Fuß (Foot) = 2,54 cm.
inchoatib, |. (inchoativus, von inchoare, anfangen;
anfangend, einleitend; verba inchoativa, j.Ber-
bum; Inchoativbe, f. nl. die Einleitung, das Be»
ginnen, = Initiative.
ineident, m. engl. (fpr. inßident), der Zwiſchenfall.
Ineidit in Seyllam etc., f. unter inzident.
in eirca, nl. ungefähr (vgl. circa).
incognito, it. (ſpr. infönjito, gew. inkongnito, v. J.
incognitus, unbekannt, üngekannt, unerkannt, Abl.
incognito, ohne Wiſſen, ohne Kenntnis) unerkanmt,
heimlich, unter fremden Namen; Inkognito, 2.
als Sach. die Unerfanntheit, die Namens- oder
Standes-Berheimlijung.
indagieren, lat. (indagäre) auffpiren, ausfpüren,
nachſpüren, ergrübeln, ausfindig machen, erfor»
chen, ergründen; indagäbel, einer Unterſuchung
unterworfen; Indagateur, m. fr. (pr. ängdage-
töhr) der Aufjpürer, Nachforſcher; Indagatten,
f. (indagatio) die Nachſpürung, Erforſchung, das
Ausſpähen; Indägo, f. eigentl. die Einſchließung;
Erforfhung, Nachſuchung; die Wahlhandlung zur
Ernennung eines Prälaten.
Inde, f. fr., gew. pl. Indes (jpr. ängd’), Indien;
bleu d’inde (fpr. blöd —), Indigoblau, auf:
Blauholz (r. bois d’inde), Kampeſcheholz.
indebite, [. (vgl. debitum ꝛc. unter Debent) Ripr.
nihtfhuldig; ohne Befugnis; Indebitum, n. eine
Nichtſchuld, eine aus Jrrtum gefchehene Leiſtung,
wozu man nicht verpflichtet war.
indechiffräble, fr. (pr. ängdeſchiffräb'l; vgl. ber
chiffrieven) unentzifferlich, unerflärbar.
Indecörum, n. l. (vgl. Dekorum) das Unſchickliche,
Ungeziemende.
Indefatigation, f. nl. (von fatigatio, Exmüdung)
die Unermüdlichkeit.
indefeftibel, barb.-l. (vgl. Defekt) mangellos, un-
fehlbar; Indefektibilität, f. die Mangelfofigkeit,
Unfehlbarteit.
indefenfißel, nl. (vgl. defendieren) nicht zu verteie
digen, unhaltbar; indef6nsus, lat. Ripr. unver»
teidigt, beiſtandslos.
inDdefinibel, nl. (vgl. definieren) unbejtimmbar, un«
erklärlich; indefinit, l. (indefinitus) als Adverb
auch Indefinite, unbeſtimmt, undeutlich; unein—
geſchränkt.
indeklinũbel, lat. (indeclinabilis; vgl. deflinieren)
Spradjl. unabänderlich, unwandelbar, unbiegſam;
ann nl. Unveränderlichkeit, Unbieg-
amkeit.
indelebilis, e, I. (von delöre, tilgen; vgl. dele) un⸗
tilgbar, unvergänglich; character indelehilis, ‘.
unter Charakter; Indelebilität, f. die Unaus-
löſchbarkeit.
362 indeliberiert
indeliberiert, nl. (val. deliberieren) unüberlegt.
indelität, nl. (vgl. delifat) unzart, grob; Indeli—
kateſſe, f. fr. Unfeinheit, Mangel an Zartgefühl.
indemniſieren, fr. (indemniser) entjchädigen, ver-
güten; augerSchuld ſetzen; Indemniſation, f.die
Entjchädigung, Vergütung; Indemnität, £. [.(in-
demnitas, von damnum, der Schaden) der Erſatz;
aud — Indemnith, f. engl. die Sicherjtellung
gegen Strafe, Straflofigfeit; bill of indemnity,
Indemnitätsbill, ein Geſetzesvorſchlag oder Be-
ſchluß, wodurch das Parlament erklärt, daß es in
irgend einem Falle, wo das Minifterium aus
Gründen des Staatswohls auf eigene Hand ge-
handelt hatte, deſſen Verfahren fiir gerechtfertigt
und ftraflos Halte.
tndemonfträßel, !. (indemonstrabilis; vgl. demon-
jtrieren) uneriveislid.
Indenization, f. engl. (fpr.indenifehfch'n) die Ein-
bürgerung, Verleihung des Bürgerrechts — De-
nization, .d.
Indenture, f. engl. (ſpr. indenntſchör) eine gegen-
jeitig eingezadnte Urkunde.
in Deo consilium, [. (vgl. Deus u. Consilium) bei
Sott ift Rat.
independent, nlat. (vgl. dependieren) unabhängig,
jelbitändig, frei; Independenten, pl. Unabhän-
gige von biſchöflich kirchl. Herrſchaft, eine am Ende
de3 16. Jahrh. entjtandene protejtant. Neligions-
Sefte in England und Holland; Independentis-
mus, m. die Unabhängigkeit, ver Yang vd. Trieb
nach Unabhängigkeit; Indebendenz, f. die Unab-
dängigfeit, Selbitändigfeit; Independent Pen,
f. engl. (eigentl. unabhängige Weder, Die ung vom
Tintenfaß unabhängig macht) Füllfeder.
indebloräßel, barb.-lat. (von deploräre, beflagen)
nicht beflagen3wert.
indeſtruktibel, nl. (vgl. deſtruieren) unzerſtörbar;
Indeſtruktibilität, £. Die Unzerſtörbarkeit.
indeterminäßel, l. (indeterminabllis; vgl. deter—
minieren) unbejtimmbar, Indeterminabilität,
f. nl. Unbeftimmbarfeit; Indetermination, f.
die Unbejtimmtheit, Unentjchlofjfenheit; indeter—
minatib, nicht bejtimmend; indeterminiert. un-
beitimmt, unentſchloſſen; Indeterminismus, m.
die Lehre von der Nichtbejtiinmung des Willens
duch Notwendigkeit, oder von der unbedingten
Willensfreiheit des Menschen; Indeterminift, m.
ein Anhänger diejer Lehre; eutg. Determini$-
mus, Determinift.
indevõt, [. (indevötus; vgl.devot) andachtlos; Falt-
iinnig, lau, unehrerbietig; Indevotion, f. (in-
devotio) die Andachtlofigkeit, Unehrerbietigteit.
Inder, nm. (Gen. indicis), pl. Indices, I. eig. der
Zeiger; der Anzeiger, Blatt- od. Seitenzeiger eines
Bud; das Suhaltsverzeichnis; auch der Zeige-
finger; index librorum prohibitörum, da3
Berzeichnis der Bücher, welche von der katholiſchen
Kirche wegen darin enthaltener Irrlehren verboten
find, auch Ichlehthin „der Inder genannt; daher
Inder-Rongrepation, f.die mit der Uberwachung
und Britfung der Literatur beauftragte geijtliche
Behörde, ein von Sirtus V. eingejegter Ausſchuß
oon fardinälen, unter Beirat einiger Dominikaner;
Indicülus, m. ein feines Verzeichnis; auch ein
ihriftliher Befehl; Indicium, n., pl. Indicia
od. Indizien, Anzeichen, Merimale Symptome);
Verdachtgründe, Berdahterregendelmftände;n=
Bizien= Beweis, der Anzeichen» Beweis, Beweis
für die Schuld eines Angeklagten nad) bloßen Ber-
dachtgründen; Indizteren(!. indicäre ı.indicäre,
a — — — — — — — — — — — — — —— —— ——— —
Indien
v. dicẽre, jagen, dieäre, verkünden), anzeigen; ar»
jagen; zuweilen; indigterte Leiſtung, innere Lei—
ſtung einer Gas- od. Dampfmaſchine; indizierte
Pferdeſtärte, innere Pferdeſtärke einer Gas- od.
Dampfmaſchine; Indikans, n. Heilk. ein Anzei-
hen, Anzeiger; Jndifät, n. das Angezeigte; Ju—⸗
Difation, f. (indicatio, v. indicäre) die Anzeige,
der VBermutungsgrund; bef. das Krantheitsmer -
mal; indifatib (indicativus), anzeigend; Indi—
fativ(us), m. Spradl., f. Modus; Inpdifä-
tor, m. nl. der Streckmuskel des Beigefingers; auch)
. ein Inftrument zur Aufzeichnung von Diagranı-
men (}. d.) über die Veränderungen im Dampf-
drud während des Ganges von Damıpfmalchinen;
bei Bibliothefen ein Apparat zur Annahme von
Bücherbeftellungen; indiecateur de pression,
m. fr. (fpr. ängdikatöhr de prefjjöng) der Drud-
anzeiger, eine Vorrichtung, welche den Stand
des Drucks de3 Gafes in einer Gasfabrik an-
zeigt; indikatöriſch, dartuend; Judiktion, f.
(. (indictio, von indicere) die Anjage, Ankün—
digung; Ausfchreidbung oder Zufammenberufung
einer Kirchenverfammlung; das kirchliche Aufge-
bot; auch —Indiktions-Zirkel, die Römer-Zins—
zahl, Römerzahl, eine Zeit von 15 Jahren, wo—
rin die alten röm. Kaijer dreimal, nämlich von
5 zu 5 Jahren in den Provinzen einen gewiſſen
Kopfzins einfordern ließen; indietio paschälis,
f. die kirchliche Ankündigung der Diterfeier am
Epiphanias-Fefte, Indietment, n. engl. (ſpr. in-
deitment) die Anjchuldigung eines Verbrechens.
Indexterität, f. nl. (fr. indexterite; vgl. Derteri-
tät) die Ungefchiclichkeit.
indezent, lat. (indöcens, vgl. dezent), unanftändig,
unſchicklich; Indezenz, f. lat. die Unanftändigkeit,
Unſchicklichkeit.
indezis, neulat. (vgl. dezidieren) unentſchloſſen, un-
entjchieden; res indecisa, f. res; Indeziſion, f.
Unentjchiedenheit, Unſchlüſſigkeit; indeziſib, nicht
enticheidend.
Indianet, m. engl. ein Stoff, ähnlich dem Baum-
wollenſamt (Mancheſter).
Indicium, Indiculus 2c., |. Inder. _
indieta causa, l. ohne geitattete Verteidigung.
Indien, n. (gr. u. I. India, f., v. Indus, dem be-
fannten großen Fluſſe in Indien, ſanskr. sindhu,
perſ. hindu) großes Land in Süd-Aſien, in Indien
diesfeit und jenjeit des Ganges oder Border u.
Hinter-Indien geteilt, genauer: Oftindien,
JAU. v. Weftindien, d. i. die Inſeln im megifan.
Meerbufen; Indier oder Inder, Eingebovene
von Oftindien, Hindus; indiſch, dieſem Lande od.
Volke angehörig 2c.; Indiäner, Eingeborene von
Weftindien und in weiterer Bedeutung überh. die
Urbevölferung von Amerika; indiäniſch, Dielen
amerifan. Völkerſchaften eigen 2c.; indianiſcher
Ballam, m. Saft des Kopaiva- od. Kopahubau-
mes, d. 1. des füdamerifanifchen Balfambaumes,
daher auch Ropaivabalfam, Mekkabalſam, Peru—
balſam uſw. genannt; indianiſche Blätter,
Bimtbaumblätter, Blätter des oſtindiſchen Zimt—
baums; indianiſches Holz, das er aus der
Stadt Kampeſche in Merifo, Kampejcheholz, das
Holz des ſüdamerikaniſchen und namentlich mweit-
indischen Guajakbaumes, Guajakholz; indiauiſche
Nüſſe, die Früchte der Bein-Sägerpalme (Boras-
sus) auch maledivifche od. Meerkokosnüſſe genannt,
aud) Kokosnüſſe, Muskatnüſſe; indianiſches Rot,
dunkelrote Farbe, rotes Eiſenoxyd; indianiſche
Ruhrwurzel — Ipekakuanha, |. d.; indin=
indifferent
nische Vogelneſter, eßbare Neſter derSalangane,
d 1. der oſtindiſchen Schwalbe (Collacallia escu-
ienta), die aus ihrem Speichel eßbare Bogelnefter
bereitet; Indianiſt, m. (fr. indianiste) ein Ge—
fehrter, der fich mit Erforfchung der indischen Spra—
chen und Kiteraturen, bef. der älteren (des Sans—
frit 2c.), beſchäftigt; Iudianit, m. nad) feinem
Vorkommen in Oftindien benannter Anorthit,
j. d.; India Goods, pl. engl. (fpr. indiä gudds)
oſtindiſche Baummollenstoffe, namentlich unge-
bleichte weiße Stoffe, die zum Bedruden u. Färben
bejtimmt find (Drudfattune); India-rubber oder
Indian-rubber, m. engl. (ſpr. indiä= od. indiän-
röbbör, eig. indijches Neibzeug) das Yederharz,
Gummi em: Indieum, n. I. (ſchon bei Bli-
nius) der Indigo, j.d.; indieum in tabülis, In—
digo in Täfeldhen, Platt-Indigo; Indienne, k. fr.
(pr. ängdjenn’) oitindisches Baummvollenzeug, fei-
ner Kattun, Bits; Indogermänen, inDdo=ger-
maniſche oder indo-europäiſche Völter und
Sprachen, der über einen großen Teil von Aſien
und fait ganz Europa verbreitete, zur kaukaſi—
ichen Raſſe gehörende Bölfer- und Spräachenſtamm,
welcher die Sndier, Berjer, Armenier, Griechen,
Römer, Romanen, Germanen, Litauer, Slave
und Kelten umfaßt (vgl. Ariſche Sprachen).
indifferent, L.(indiferens; vgl.differieren) ununter-
ichieden, einerlei, gleichgültig; auch teilnahmlos;
Andifferentisuns, m. nl. die Öleichgültigfeit,
Teilnähmloſigteit, bei. in Glaubensſachen; Indif—
ferentift, m. ein Gleichgültiger, Teilnahmloſer;
Indifferenz, I. (indifferentia) od. Indifference,
fr. (ipr. —— f. die Gleichgültigkeit, Un—
empfindlichkeit, der Kaltſinn; Indifferenzpunkt,
m. Naturl. Nullpunkt, Punkt der Wirkungsloſig—
keit, der Punkt zwiſchen zwei entgegengeſetzten Po—
len, wo ſie ſich gegenſeitig auffeben, z. B. magne—
tiſcher Indifferenzpunkt, der in der Mitte
zwiſchen dem Nord- und Südpol eines Magnetes
liegende Punkt.
Indigena, m., pl. Indigẽnä oder Indigenen, 1.
(vd. indu = in, in, u. genere, gignere, gebären) ein
Eingeborener, Inländer; indigen, eingeboren,
inländiih; Judigenãt, n., r. m., oder Andige-
natrecht, das Heimats- od. Bürgerrecht, Staats-
angehörigfeit.
indigent, I. (indigens, Bartiz. v.indigäre, bedürfen,
v. indu=in, u. egere, Mangel leiden, bedürfen)
dürftig, Tage arm; Indigenz, f. (indigentia)
die Dürftigkeit, Bedürftigteit.
tndigeit, I. (indigestus; vgl. digerieren) unverdaut;
nicht Ducchdacht, nicht ausgearbeitet; indigeſtibel,
jpätl. (indigestibilis) unverdaulich, unverdaubar;
ndigejtion, f.(indigestio) Verdauungsſchwäche,
Verdauungsſtörung, leihter Magenfatarrh.
Indigetes, pl. I. (vgl. Indigena) oder Indigeten,
röm. Fabell. eingeborne Schuggötter, Schußgötter
des Landes, u ihrem Tode vergötterte Herven.
indigitieren, nl. (indigitäre, v. digitus, Finger)
nachweiſen, aufweijen mit dem Finger; Indigita—
tion, f. die Andeutung, der Fingerzeig.
iudignieren, [. (indignäri, d.i. eig. etwas für un-
würdig oder unziemlich halten, unmillig dariiber
jein, von indignus, unwürdig; vgl. Dignität) un-
gehalten od.ummillig machen,empören ;indinniert,
ungehalten, aufgebradıt, beleidigt; bej. unwuͤrdig
behandelt; Indignation, f. [. (indignatio) der
Unwille, Verdruß, das Wikfalen, die Entrüftung;
Indignität, f. |. (indignitas) die Unwürdigkeit,
Indium 363
Unanſtändigkeit, Schändlichkeit, Nichtswürdigkeit,
Beleidigung.
Indigo oder Indig, m. ſpan. (altſpan. éndico, it.
indaco, fr. indigo u. inde, v. l. indicum, indicus
color, indische Farbe) ein blauer Färbeſtoff von
den Blättern verjchiedener Gattungen der Anil-
und Snodigopflanze (Indigofera) in Oft- und
Wejtindien; reduzierter Indigo oder Indigo—
tin, n. bildet das kriſtalliniſche Indigoweiß, wel-
che3, in alfalifchen Flüffigfeiten aufgelöft, ich ftu-
fenweije wieder in Blau, die fog. Indigküpe,
umfärbt, die zum. dauerhaftellen Färben dient;
mit Indigofolution, einer andern Art der Auf»
löſung (aus Indigopulver nit engl. Schwefelfäure)
wird Hihfifhblau gefärbt; roter Indigo, |. Cud-
beard; Indigopapier, ein Reagenspapier (f. d.),
mit Hilfe defjen die Anweſenheit von Chlor nach—
gemwiejen wird; Indigoterfe, k. eine Indigopflan-
zung; auch der Ort, wo Indigo zubereitet wird.
Indiligenz, f. l. (indiligentia; vgl. Diligenz) man-
gende Sorgfalt, Nadjläffigkeit.
indirekt, J. (indirectus; vgl. dirigieren 2.) oder als
Adverb indirdcete, auch per indireetum, auf
Umwegen, mittelbar, durch Vermittlung; indi-
refte Abgaben, d.i. mittelbare, die nicht gerade-
zu den Perſonen aufgelegt, jondern mittel einer
auf gewiſſe Waren 2c. gelegten Steuer erhoben
werden; indirekte Expedition, f. gebrochene Ab-
fertigung; indirefte Rede, nicht wörtliche Rede;
indirefter Ton, zurückgeworfener Ton, Reflerton.
indiscernibel, nl. (vgl. discernieren) ununterjcheid-
bar, nicht wahrnehmbar.
indisfret, l.(indiscretus, eig. ungeſchieden, ununter-
jhieden; vgl. diskret 2c.) unvorjichtig, unbefonnen,
zudringlic), unbefcheiden, unhöflich, Indisfretion,
f. nl. die Rückſichtsloſigkeit, Unbeſonnenheit, Un—
vorfichtigkeit, Unbeſcheidenheit, Zudringlichkeit.
Indiskrimination, f. nl. (vgl. Diskrimen zc.) die
Kichtuntericheidung, Ununterjchiedenheit.
indistutäbel, nl. (vgl. diskutieren) nicht zu be—
Iprechen oder zu erörtern; indiskutiert, noch nicht
bejprogen.
indispenfähel, n!. (vgl. dispenfteren) unerläßlich,
unumgänglich, durchaus notwendig; Indispen—
jaßilitat, £. Die Unerläßlichkeit.
indisponibel, nl. (vgl. disponieren 2c.) unverfüg-
bar, worüber man nicht verfügen fann, unveräußer-
lich; Sndtshenibilttät, f. die Unverfügbarkeit,
Unveräußerlichteit; indisponieren, unlultig, un-
willig od. böje machen, in üble Laune jegen; in—
disponiert od. fr. indispos6 (ſpr. äng—), unauf-
gelegt, abgeneigt, veritimmt; unpäß-
ih; Indispoſition, f. die Unaufgelegtheit; Ab-
geneigtheit, Berdrießlichkeit; Unpäßlichkeit.
indisputãbel, nl. (vgl. disputieren) unbejtreitbar,
——7— Indisputabilität, f. die Unbeſtreit—
arkeit.
indifſolũbel, (. (indissolubilis; vgl. diſſolvieren)
unauflöslich, ungertrennlich; Indiſſolubilität, £.
nl. die Unauflöslichkeit, Untrennbarkeit,
indiſtinkt, I. (indistinetus; vgl. diftinguieren) un—
bejtimmt, undeutlich, verwirrt, verivorren; In—
Diftinftion, f. nl. die Nichtunterfcheidung, Unbe-
ſtimmtheit, Undeutlichkeit.
Indisziplin, f. nl. (vgl. Disziplin) der Mangel an
Zucht, die Zuchtlofigfeit; indisziplinabel, un-
lenkſam, unbändig; indiszipliniert, ungezügelt;
Krk. ungeübt.
Andinm, n. ein 1863 von F. Reich u. TH. Richter
in Freiberg i. ©, entdedter metallijcher Grunditoff,
J
364 Individnum
der bei der Spektralanalyſe eine indigblaue Linie
zeigt.
Indibidnum. n., pi. Individna od. Individuen,
l. (vgl. dividieren 2c.) eig. ein unteilbares oder un-
trennbares Ganzes; ein Einzelner, Einzelnes, Ein-
zelwejen; Perſon, Perſönlichkeit; individueéil, nl.
(fr. individuel) einzeln, beſonders; eigenartig,
eigentümlich, eigen; nur auf einen pafjend, per-
ſönlich; individualiſieren, vereinzeln, auf Ein-
zelwejen übertragen, od. als ein Einzelne betrach—
ten und behandeln; nad der Eigenart jondern,
auffafien; Indintänaltiatton oder Individua⸗
liſierung, aud Individuation, f. die Vereinze-
lung, Betrachtung nach der Eigenart; Beſchrän—
fung auf ein Einzelweſen; Individualität, f. die
Einzelheit, Bejonderheit; Eigenart, Eigentümlich—
feit, Perſönlichkeit; In dividnalpädagöogit, f. Er-
ziehungSiehre, die den Menſchen Yosgelöft von
allen übrigen Wefen lediglich als Indibiduum zu
höherer Bildung führen will, ohne Rückſicht auf
jein Leben als Glied des Staates, der Kirche, der
Gemeinde, der Familie uſw. (entgegen der So—
zialpädagogik); Individualphiloſobhie, eine
Vhiloſophie, die als Ausgangspunkt das theore—
tiſche, aus aller Verbindung mit andern Dingen
[osgelöfte Jh nimmt (entgegen der Sozialphi-
loſophie); Individuität, f. die Einzelheit, Be-
jonderheit; das Sch; indiviſibel, jpätl. (indivisi-
bilis) unteilbar; Indiviſibilia, pl. unteilbare
Körper; Indiviſibilität, £. nl. die Unteilbarfeit.
ändockt, I. (indocilis; vgl. docil unter docieren) un-
gelehrig, unlentfam; Indocilität, f. nl. die Un-
aelehrigfeit.
Snöngermanen, indogermaniich ꝛc., |. unter
Sndien.
indolent, nl. (v. dolere, jchmerzen) eig. ſchmerzlos;
unempfindlich, gleichgültig, jorglos, läſſig, träge,
ſchlaff; Indolenz, f. I. (indolentia) Schmerzlofig-
feit; Unempfindlichkeit, Gleichgültigkeit, Sorglojig-
feit, Schlaffheit.
Indöles, f. I. (v.indu = in, u. olere, wachen) an-
geborene Beihaffenheit oder Eigenfchaft, Anlage,
Naturgabe.
indomäbel, I. (indomabilis, v. domäre, zähmen)
unbezähmbar, unbezwinglid).
Indoͤrſement, n.engl.=Endojjement; die Rück—
jeiten-Infchrift einer Urkunde.
Indoffaut, indoſſieren ꝛc., ſ. endojjieren.
Indrä, m. ind. (entw. v. ſanskr. ind, herrſchen, od.
v. indh, flammen, leuchten) Fabell. der Gott der
Luft u. des Wetters, der Blitzträger u. Donnerer,
der höchſte Gott bei den älteſten Indiern, ſpäter
der Fürſt der unteren Götter, d.h. ſämtlicher, außer
Brabma, Wiſchnu und Sima.
indubitäbel, I. (indubitabilis; vgl. dubitieren) un⸗
zweifelhaft, zuverläflig, ausgemadt; Indubita⸗
bilität, f. die Unzmeitelhaftigteit
induciae, j. Induzien.
in dulei jukilo, j. unter Jubel.
indulgieren, I. (indulgöre, indultum, von duleis,
ſüß, angenehm, janft, nadhjjichtig jein) nachſehen,
erlafjen, willfahren; indulgent (indülgens), nad)-
jihtig, mild, ſchonend; Indulgenz, f.(indulgentia)
die Nachſicht, Sa der Straſerlaß, Ablaß;
Indulgenz-Briefe, Ablaßbriefe; Induͤlt, m.
(jpätl. indultus, m. und indultum, n.) eine Bewil-
ligung, Bergünjtigung; bej. eine Gnadenfrift oder
Gewährung einer Ba —— Aufſchub; päpſt—
liche Gnadenbewilligung, Gnadenbrief, Erlaß; Er-
laubnis; oberd. = Dult, Jahrmarkt, ſ. d.; In⸗
induzieren
duͤlto, m. ſpan eig. Straferlaſſung; Erlaubnis
oder Bewilligung; der Zoll von amerik. Waren in
Spanien.
Indulin, n. Indigblau, eine Gruppe von Anilin—
farbitoffen.
induräbel, nl. (vgl. durabel) nicht dauerhaft oder
nachhaltig.
Induration, f. ul. induratio (v.induräre, härter;
vgl. durus ꝛc.) die Verhärtung, Verſtockung, Une
bußfertigfeit; induratio cordis, Heilf. eine Herz-
. verhärtung;ichepätis, Leberverhärtung; i.lienis,
Milzverhärtung; indnreizteren, [. (indurescäre)
hartwerden;indureizent(indurescens),erhartend,
Sudustrie, £. fr. (von I. industria) von industrius,
jehr tätig, betriebfam) der Fleiß, die Betriebſam—
feit, ver Gewerbefleiß; Gewerbszweig, Betrieb, Be»
triebszweig; de industria, l. mit Fleiß, abſicht⸗
ich, gefliſſentlich Induſtrie-Ausſtellung, £. Se
merbe- Ausstellung; Induſtriebahn, Fabritbahn;
Induſtriebörſe, Vertrieb von Rohſtoffen u. Fa—
briiwaren; %.:&omstoir, n. fr. (ſpr. —fongtodär)
eine Kunſt- oder Gewerbeiwaren-Niederlage, ein
Kunſtlager; auch eine Anjtalt, duch welche die
neuejten Erfindungen der Snduftrie in Erfahrung
ebracht, verbreitet und empfohlen werden; J.⸗
egal, n. das Recht und die Pflicht des Staats—
oberhauptes, für das Aufblühen der Induſtrie zu
forgen; S,-Nitter = Chevalierd'Induſtrie,
j. unter cheval; J.⸗Schule, f. eine Erwerbſchule,
Werkſchule; J.-Syſtẽm, n. der von dem Schotten
Adam Smith aufgejtellte ſtaatswirtſchaftliche Lehr—
begriff, nad) welchem Fleiß, Arbeit und Sparjam-
feit die Urquelle alles Erwerbs und Beſitzes von
Gütern, folglih auch die legte Bedingung alles
Volkswohlſtandes u. Volksreichſtums jei, und wo⸗
nad) esdreirechtliche Steuern gebe,nämlich Grund»,
Gewerbs- und Kapitalien-Steuer; vgl. Merfar»
til=- u. phyſiokratiſches Syitem; induſtriet
(fr.industriell),gewerbtätig, gewerbfleißig, gewerb⸗
lich, Induſtrielle, pl. Gewerbtreibende, Gewerbs⸗
inhaber; Industrial partnership, f. engl. (jpr.
indöftriell partnerjchipp) gewerbliche Teilhaber.
ſchaft, Anteil am Geichäft; Induſtrialismus, ze.
barb.-!. das Vorherrichen des Gewerbfleißes oder
Gewerbitandes; induftrids (I. industriosus, &,
um; fr. industrieux), fleißig, betriebjam, emiig,
erfinderiſch, geſchickt.
Induzien, pl. lat. (induciae) eig. Waffenſtillſtand;
Kipr. Friſt für unſchuldige, unvorfägliche Schuld-
ner.
induzieren, [. (inducöre, eig. hineinführen; vgl.
duftil) verleiten, verführen, hintergehen, bereden;
herleiten, fchließen; induktibel, nl. leicht zu ver-
leiten od. anzuführen; Induktion, f. 1. (inductio)
eig. die Einführung; bej. die Einführung der Seele
in den Körper bei der Empfängnis, nad) der An-
ficht der Anhänger des Indüktionsſyſtems,
wonach die Seele vor dem Körper eriltiert; Die
Anleitung od. Verleitung zu etwas; Schluß vom
Bejonderen auf das Allgemeine, d. i. Aufzählung
einzelner Fälle, um einen Sat daraus zu beweiſen;
die Überleitung, daher Induktionselektrizi—
tät, von Faraday entdeckt, diejenige Erregung od.
nderung der Elektrizität, welche in einem Leiter
eintritt, wenn feine Entfernung von einem eleitri-
ihen Körper vergrößert oder verringert wird, od.
wenn die eleftrifchen Zustände der in feiner Nähe
befindlichen Körper überh. ſich ändern, daher In—
duktion; Stromerregung, Ladung; Induktions⸗
Kapazität, Ladungsergebnis, Ladungsinhalt;
inebriieren
Erregungsſtärke; Induktionsmotor, ein eleftri-
ſcher Motor, defjen Anker durch Induktion anges
trieben wird; Jndnktionsrolle, Stromerregungs-
volle; induktive Tpezifiihe Kapazität = Di-
eleftrizitätsfonitante, .d.; perinductiönem
einen Beweis führen od. durdh Induktion
beweisen, d. i. durch eine Reihe von Beifpielen
oder Tatjachen beweijen, im Gegen. zu per de-
duetionem, ſ. unter deduzieren; Induktions⸗
from, galvanifcher Nebenjtrom, der durch einen
eleftriichen Strom bewirkt wird, der in einem be-
nachbarten Leiter vorhanden ift, oder auch durch
Infant 365
inebitãbel, I. (inevitabilis; vgl. evitieren) unver⸗
meidlich, unausweichlich.
| inerdft, nl. (vgl. exakt) ungenau, unpünktlich, nach—
Läliig; fehlerhaft; Inexaktitüde, f. fr. (pr. — tüv)
die Unpünftlichkeit, Ungenauigfeit.
inexeitäbel, I. (inexcitabilis; vgl. erzitierenze.) un⸗
erwecklich, unerregbar.
inextuſãbel. !. (inexcusabilis; vgl. extufieren) un-
entſchuldbar, unverantivortlich.
| inexigibel, nl. (vgl. erigieren) uneintreiblich, uner—
reichbar, was nicht zu befommen ift; Incxigibi—
lität, f. die Uneintreiblichkeit. ;
Magnete hervorgerufen; Iuduktionsmaſchine, Inexiſtenz, f. nl. (vgl. eriitieren) das Nichtvafein,
eine Mafchine zur Erzeugung von Induktions— Nichtvorhandenfein.
firömen; Induktionswage, eine Vorrichtung, die | inexoräbel, |. (inexorabilis; vgl. exorieren) wer»
Dazu dient, das Innere der Metalle zu unterfuchen bittlich.
oder mit Hilfe der Elektrizität verborgene Metall- Inexperienz, f. ſpätl. (vgl. Experienz) die Uner-
adern zu finden ufw.; Induktor, m. Unfer einer fahrenheit,; Inexpertus, I. unerfahren.
Dynamomaſchine, Stromgeber, Stromerreger; inexpiäbel, I. (inepiabilis; vgl. erpiieren) unfühn-
Induktophön, n. Telephon mit Strominduktion; | bar, unerfetzlich.
induftorifch, heißt die Methode, welche fi auf | inexplikäbel, I-(inexplicabilis; vgl.erplizieren) un⸗
die Induktion gründet; induktib, nl. aus einzel- auflöslich, unerklärlich.
nen Fällen folgernd oder gefolgert; durch Erfah- inexploräbel, nl. (vgl. explorieren) unerforſchlich.
rung, Tatſachen gewonnen; induktive Wiſſen- inexponibel, nl. (vgl. exponieren ꝛc.) unerklärbar,
ſchaften nennt man ſolche, welche weſentlich auf nicht zu überſetzen.
dem Induktions-Verfahren beruhen. | inexpreiiibel, nl. od. inexprimäbel, fr. (inexpri-
inebriieren, I. (inebriäre) trunfen machen; Inu- mable; vgl. erprimieren) unausſprechlich, unbe-
edriation, f. die Berauſchung; Betörung. | ſchreiblich Inexvreſſibles, pl. engl. (ſpr. — preſ⸗
Zneditum, n., pl. Inedita, I. (vgl. edieren) noch ſib'ls) die Unausſprechlichen, ſcherzh. fürBeinkleider.
nicht oder früher nicht herausgegebene Schriften inexpugnäbel, l.inexpugnabilis; vgl. erpugnieren;
— Unefdota. | uneinnehmbar, unüberwindlid.
ineffäbel, I. (ineffabilis, von effäri, herausfagen)un- | inexſtinguibel, I. (inexstinguibilis; vgl. eritin-
ausiprehlid; Ineffabilität, f. ineffabilitas) die
Unausjprechlichteit.
ineffagable, fr. (pr. —Bab’I) unauslöſchlich.
ineffeftiv, nl. (val. effektiv) unwirklich, unwirkſam.
integal, fr. (vgl. egal) ungleich; veränderlih; In—
egalität, f. (fr. inegalite) Ungleichheit.
inelegdnt, [. (inelögans; vgl. elegant) geſchmacklos,
reizlos; Inelegaͤnz, f. (l. inelegantia) die Ge—
ſchmackloſigkeit, Geſchmackwidrigkeit.
meligibel, nl. (vgl. eligieren) nicht wählbar; In—
eligibilität, f. die Unwählbarkeit.
meloquent, nl. (v. l. elöquens, beredt) nicht beredt.
inept, I. (inéptus, d. i. eig. unpaſſend, von in und
aptus, paſſend) als Adverb auch inépte, unge—
reimt, albern, abgeſchmackt; inéptus lihellus, m.
eine ungeſchickte, ungereimte oder ordnungswidrige
Klagſchrift; Ineptie, f., pl. Ineptien (ſ. ineptia,
gem. pl. ineptiae), Poſſen, Albernheiten; ineptie⸗
ren, dummes Zeug reden; ineptitũdo libelli, f.
Rſpr. Ordnungswidrigfeit einer Klagjchrift.
inepuiſable, fr. (pr. inehpüijdb’L) unerjchöpftich.
inertia, f. [. (v. iners, eig. kunſtlos, ungejchidt; v.
ars, Kunſt 2c.; dann überh. untätig, träge) Träg- |
beit, a: Unvermögen, Schwäche; vis in-
ertiae, j. unter vis.
itterudit, (1. ineruditus), ungelehrt, ungebildet;
Inerudition, f. 1. Ungelehrtheit.
Ines oder Inez, f. jpan. Name fir dag deutſche
Ugnes, 3. B. Ines de Caſtro.
Jueskation, f. [. (von in-escäre, füdern, von esca,
Lockſpeiſe) da Locken und Berführen.
tnefjentichh, barb.-I. (vgl. eſſentiell) unmefentlich,
unweſenhaft.
meſtimable, fr. (ſpr. —dbl’; I. inaestimabilis), un—
ihäßbar.
mevident, nl. (vgl. evident) undeutlich, unklar, nicht
einleuchtend; Inebidenz, f. die Unflarheit, Un-
augenjcheinlichkeit.
guieren) unauslöſchlich, untilgbar.
inexftirpäbel, 1. (inexstirpabilis; vgl. erftirpieren)
unvertilgbar, nicht auszurotten.
inextenſibel, nl. (vom l.extendöre, ausdehnen) un-
ausdehnbar.
inextrifäbel, [.(inextricabilis, v.extricäre, heraus-
wickeln, entwirren; vgl. exrtrizieren) unauflöslich,
unentwirrbar.
infallibel, nl. oder infaillible, fr. (ſpr. ängfajib'l;
vgl. faillibel) unfehlbar, untrüglich, dem Irrtum
nicht unterworfen; Infallibilität, f. Unfehlbar-
feit, Untrüglichfeit, die von der fatholijchen Kirche
für das kirchliche Lehramt (Bapft oder allgemeines
Konzil) in Anspruch genommene amtliche, nicht
perfünliche Srrtumslofigfeit in Sachen der Glau—
ben3- und Gittenlehre als höchſte und lebte In—
ftanz; Infallibilisnus, m. die Unfehlbarkeits-
lehre, daS Dogma von der Unfehlbarfeit des Pap—
ſtes; Infallibiliſt, m. ein Anhänger und Bertei-
diger dieſes Glaubensſatzes.
infam, I. (infämis; vgl. Fama) ehrlos, übelberüch—
tigt, verrucht, verrufen, ſchändlich; infamäbel,
barb.-l. beichimpfenswert; Infamia od. Infamie,
f. (l. infamia) der üble Ruf, die Ehrlofigkeit,
Schande Niederträchtigkeit, Schandtat; Shmähung;
infamia notätus, für ehrlos erklärt, ehrlos ge-
macht; euminfamia,mitSchimpfu.Schande; cum
infamia relegiert werden, (von hohen Schulen)
mitSchimpfu. Schandeverwiefen werden; Infami⸗
tät, f. nl. die Ehrloſigkeit, Berruchtheit, Nieder—
trächtigfeit, Schurferei; infamieren (I. infamäre),
ehrlos machen, verleumden, verläjtern, ſchmähen;
infamierend od. infamaͤnt, entehrend, beichinp-
Ian Infamation, f. nl. die Befchimpfung, Ent-
ehrung.
Anfdnt, m. fpan. (Infänte, v. I. infans, eig. [noch]
nicht fprechend, nicht reden könnend, v. in u. far,
ſprechen, daher ein Heines Kind, im Mittelalter
366 Infarktus
bei. der Sohn eines Herrſchers oder Edlen) urjpr.
der Fünigliche Erbprinz, Kronprinz; dann überh.
ein — ohn, königlicher Prinz in Spanien und
Vortugal; Infant, m. engl. (fpr. infänt) Rſpr. ein
Minderjähriger, der das Alter von 21 Jahren noch
nicht erreicht hat; fonft ist in England Infant ein
Kind unter 7 Jahren, daher infants’ schools,
pl. (fpr. infänts ſkuls) Mleintinderfchulen ; Infaͤn⸗
tin, f. (jpan. Infanta) eine Königstochter, könig—
lihe Prinzeffin in Spanien und Portugal; In—
fantanien, pl. die dortigen Sahrgelder für Kö—
nigsfinder; Infantdde, m. das einem Snfanten |
oder einer Sufantin zum Reibgedinge angewieſene
Gebiet; dab. Aufantadns od. Infantaͤdo-Schafe,
ein Merino-Schafſtamm; Infanterie, f. fr. (ſpan.
u. it. infanteria, von |pan. und it. infante, fante,
Kind, Knabe, Burſche, dann Dienftbote, Knecht,
insbe). Fuß-Soldat, fr. auch fantassin; von |. in-
fans, Kind, mit jehr erweiterter Bedeutung) Fuß—
vol, die Fußtruppe, Fußmannſchaft; Infanterift,
m. ein Fußſoldat; Infanterie Feldwerf, n.Teld-
ſchanze füreine Kompagnie; Infanterie-Kanone,
f. Kugeliprige, Mitrailleufe, auch Kartätſchgeſchütz
genannt (f. d.); Snfantilismns, m. lat. eine in
der Pſychiatrie übliche Bezeichnung für eine Kranf-
heitsform, bei der Erwachjene kindiſche Züge im
Köperlihen und Geijtigen zeigen; Infanticida,
m. u. f. jpätl. (von infans, Rind u. caedere, hauen,
töten) Kindesmörder; Kindesmörderin; Infanti—
eidium, n. der Kindermord.
Infärktus, m. nl. (von J. infarcire, hineinitopfen;
(vgl. Farce), pl. ebenfo oder Infaͤrkten, Veritop-
rung im Unterleibe, Unrats- od. Kotverhärtungen;
Anſchoppung, namentlich Berjtopfung Kleiner Blut-
adern, auch Lungen- und Nierenblutungen; Nie—
ren-Infarlkt, Abfonderung von Harnjalzen, die
ji in den Nieren feitfegen; Gebarmutter-In-
farkt, chroniſche Entzündung der Gebärmutter,
infatigäbel, (. infatigabilis; vgl. fatigieren) uner-
müdlich, unverdrofien, raftlos; Jufatigabilität.
ir eh die Unermüdlichkeit; infatigtert, uner-
mudet.
Infatuation, f. nl. (von infatuäre, betören, von
fatüus, albern, töricht) Betörung, Dinkel, über—
triebene, Lächerliche Borliebe für etivas;infatntert,
töricht eingenommen für etwas, vernarrt in etwas.
infaporäbel, !. (infavorabilis; vgl. favorabel) un-
günſtig, ungeneigt. h
infeft, Infektation, infeltieren, |. infizieren.
Jufel od. Inful, f. (v. l. infüla) eine weiße wollene
Stirnbinde als Kopfſchmuck der altrömischen Ober-
priejter, Priefterbinde; Fathol. Abt3- od. Biſchofs⸗
müge, Biſchofshut; auch ein Kleines ſchwäbiſches
Fruchtmaß; infulieren(ml.infuläre),denBiichofg-
hut verleihen, d. i. jemand — Biſchof machen;
infulierte Abte, ſolche, denen der Papſt das
Recht verliehen hat, die biſchöflichen Ehrenzeichen
zu tragen.
infelix, I. (vgl. felix) unglücklich; infeliciter, un⸗
glücklicherweiſe; Infelizität, f. (infelicitas) Un-
glüd, Unglücjeligkeit.
inferi, pl. I. (von införus, a, um, unten befindlic,
der 2c. untere) eig. die Unteren, unten Befindlichen;
die Berftorbenen in der Unterwelt; die Unterwelt;
ad inferos, bei oder zu den Toten in der Unter-
welt; Inferien, pl. (l. inferiae) Totenopfer, wie
fie bei den Alten ven unterirdiſchen Gottheiten für
die Seelen der Berftorbenen gebracht wurden; In—
ferior, m. der untergeordnete, Untergebene, In—
feriorität, f.derlintergeorönete, geringere Stand,
infirm
die Unterordnung; der geringere Wert; entg.
Superiorität.
inferieren, I. (inferre, von ferre, tragen) hinein—
tragen, beitragen; zubringen (al3 Mitgift od. Ein-
lage); darbringen, opfern; folgern, herleiten; In—
ferierungswert, Einbringungsmert.
infernälliih), I. (infernälis, von infernus, unter-
Ka hölliſch, teuffiich, verrucht; infernalis la-
pis, |. lapis; Infernalität, f. nl. die teuffifche
Verruchtheit.
infertil, nl. (vgl. fertil) untragbar, unfruchtbar, un—
ergiebig; Infertilität, f. die Unfruchtbarkeit.
infeitieren, I. (infestäre, v. infestus, feindfelig) an-
feinden, feindfich anfallen, verheeren, berennen;
beunruhigen, plagen, quälen, unfihermaden: In—
feſtation (infestatio) oder Infeſtierung, f. der
feindliche Angriff od. Anfall; die Befehdung, Ver-
heerung.
infendieren, ml. (vgl. Feudum) belehnen; Infeu—
dation, f. die Belehnung.
infibnlieren, \. (infibuläre; vgl. Fibula) einhefteln,
zuhefteln; Inſibulation, £.Heilk. die Einheftelung,
das Bernähen der äußeren weiblichen Geſchlechts—
teile od. der Borhaut des Gejchlecht3gliedes, früher
im Morgenlande üblich, um vorzeitigen oder ehe-
brecheriſchen Beifchlaf zu verhüten, auch ala Mittel
gegen das Lafter der Selbitihwächung.
infidẽl, I. (infidelis; vgl. fivel unter fides) untreu,
treulo8; ungläubig; in partibus infidelium, im
Gebiete der Ungläubigen, d. i der nichtfatholifchen
Chriſten, Biſchofsſitze, die nur dem Titel nad) be-
jegt find, weil fie in Wirklichfeit nicht mehr vor»
handen find; Infidelität, £. (1. infidelitas) die
Untreue, Treulojigfeit; der Unglaube.
infinieren, I. finfigere; vgl. figieren) einheften, ein-
prägen, einjegen.
infiltrieren, nl. (vgl. Filtrum 2c.) einflößen; ein-
dringen, ſich ergießen; Infiltration, f. die Ein-
flößung;; das Eindringen; Heilf. Erguß v. Lymphe,
Blut, Eiter ꝛc. in die Subjtanz der Organe; fa-
daveriſche Infiltrationen find blutige, poröfe
a. gallige Ausſchwitzungen in der Leiche, vgl.
adaveı.
Infimus, m. I. (Superl. von inferus; vgl. inferi)
der unterfte, legte; infimteren (jpätl. infimäre),
erniedrigen.
infinit, I. (infinitus, von finire, begrenzen, endigen,
finis, die Grenze, das Ende) unbegrenzt, unbejtimmt,
unaufhörlich; Infinitum,n. das Unbegrenzte, Un-
beitimmte, Unendliche; ad od. in infinitum, ins
Unendliche, unaufhörlich; Infinttät, f. (infinitas)
die Unbegrenztheit, Unendlichkeit, Unzahl; infint=
tefimäl, barb.-!. ins Unendliche gehend, Infini⸗
teſimal⸗Kalkul(ſpr. — il), Infinitefimäl-Neh=
mung oder Analyjis des Unendlichen, Die
Rechnung mit unendlich Kleinen Größen; zu ihr
gehören die Differentiäl-, Integräl- umd
eh onentiot Rede j. d.; Infinitiv, m.
Spradl. |. Modus; Anfinitorkit, m. J. ein An-
hänger der Evolutionstheorie (ſ. d.) in der Lehre
von der organifchen Zeugung.
infirm, I. (infirmus; vgl. firm) nicht, feit, ſchwach;
Infirmaria, ml. od. Infirmerie, f. fr. (pr. äng⸗
firmerih) ein Krankenhaus, eine tanfenjtube in
ie der Platz für kranke Pflanzen in Gewächs⸗
häuſern; Infirmarius. m. ml. Infirmier, fr.
ſſpr. ngfirmeh od Infirmieͤre (pl. Inſixmieri),
it. ein (bef. geiftlicher) Krankenwärter, Kranken—
pfleger (in Klöftern); Infirmiere, f. fr. (pr. äng-
firmjähr') eine Kranfenwärterin; inſirmieren, I.
Infitiation
(infirmäre) entkräften, ungültig machen, z.B. ein
Tejtament; infirmatid, nl. entkräftend, ungültig
machend; Infirmität, f. l. (infirmitas) die Kraft-
lofigfeit, Gebrechlichkeit.
Infitiation, f. J. (infitiatio, von infitiäri, nicht
eitehen, leugnen, von fateri, gejtehen) Rſpr. das
Leugnen, Ableugnen vor Gericht.
infizieren, I. (inficöre, v. fac&re, machen, tun) od.
—————— fr. (infecter) eig. hinein- oder antun;
anſtecken, verpeften, vergiften miteinem Krankheits—
ſtoff; infiziert werden, von einer Seuche ange-
ſteckt werden; infizierbar, L.-dtich. anſteckbar; In—
fizierbarkeit, f. vie Anſteckbarkeit; infelt (ſ. ın-
fectus), angefteckt, verpeitet, faul; Infektion, f.
die Anſteckung, Seuche; infeftios, barb.-l. an—
jtedend, jeuchenartig.
inflammieren, I. (inflammäre; vgl. flammieren)
entflammen, entzünden, erhigen, erbittern; in—
Hammäbel, nl. entzindbar, brennbar; Inflam—
mabilien, pl. brennbare Materien, Brennitoff;
Inflammabilität, f. die Entzündbarkeit, Brenn»
barkeit; Juflammation, f. I. (inlammatio) die
Entzündung, der Brand; inflammatösriſch, nl.
entzundend, Entzündung verurfachend, mit Ent-
zündung verbunden; ein inflammatoriſches
Fieber, Entzündungsfieber.
Suffation, f. l. (inflatio, v. infläre, aufblajen; vgl.
Flatus) Heilt. die Aufblähung des Leibes durch
Blähungen; inflatio abdominis, Aufblähung des
Unterleibe3; 1. ventrieula, Aufblähung des Ma-
gens; Juflatilia, pl. (nämlich instrumenta) Tonf.
Blasinjtrumente.
infleftieren, I. (inflectere; aus fleftieren) beugen,
abwandeln; auch einen Vokal mit einen Zirkum—
flex verfehen; Juflexion, f. (inflexio) die Ablen-
fung der Lichtitrahlen von ihrem geraden Wege;
auch die Biegung oder Ausweichung der Stimme;
Inflexioſtköp, n. lat.-gr. (übelgebildet) ein von
Mayer erfundenes Werkzeug zur Beobachtung der
Erjheinungen der Lichtbeugung.
inflexibet, I. (inflexibilis; vgl. flektieren 2c.) unbieg-
janı, unlenfbar, unbeweglich, unerjchütterlich, un«
erbittlich, jtarrföpfig; Sprachl. unbiegfam, nicht
abwandlungsfahig (inflexrible Wörter od. In—
fleribilia); Infleribilität, f_ ni. Unbeugjam-
keit; Unerbittlichkeit, Starrköpfigfeit.
Inflexion 2c,, j. unter infleftieren.
infligieren, I. (infligere, von fligere, ſchlagen, nie-
derichlagen) eig. anjchlagen; einem etwas zufügen;
eine Strafe dürfenen od. vollitreden; Infliftion, f.
(inflictio) Ripr. die Auferlegung einer Strafe; die
Strafvollziehung.
infloreizteren, jpätl. (infloresc£re, von florescere,
erblühen, Inchoativum en esnunuen
zu blühen, erblühen; Infloreſzenz, f. nl. der Blü-
tenitand.
infinieren, I. (influerg, v. flure, fließen) einfließen,
einwirken, Einfluß haben; Influenz, f. nl. der
Einfluß, die Einwirkung, z. B. in der Naturl. die
Elektriſierung eines Körpers durch Annäherung
an eine Eleftrizitätsquelle; auch Juflüxus, m. 1.;
Sufluensmafgpine, f. eine auf dieje Jůfluenz ge-
gründete, von W. Hol u. von Töpler erfundene
Elektriſiermaſ chine; Influenza, k.it. Wanderkrank⸗
heit, ein allgemein verbreitetes Katarrhfieber;
Gripp e; auch Rotzkrankheit der Pferde; influen—
zieren, einen od. etwas —, Einfluß darauf haben;
be. anjteden; beftechen, gewwinnen; Influxion, f.
1. (influxio) Einfluß; das Juffurions=-Syftem od.
der Influxismus, nl. die Anſicht, daß Seele u. Leib
infringieren 367
einen derartigen gegenſeitigen Einfluß aufeinander
haben, daß jeder Teil in dem andern die ſeinen
eigenen entſprechenden Veränderungen hervor—
nt Snflurionift, m. ein Verteidiger diefer
nficht.
inföderiert, nl. (vgl. föderiert) nicht verbindet.
inföfind, \. (infoecändus; vgl. füfundieren) un-
fruchtbar, Infökundität, f. (infoecunditas) Un-
fruchtbarkeit.
inforeftieren, ml. (von foresta, Forſt) einforften,
einen Wald zum Forſt machen, indem der landes—
herrliche Bann darauf gelegt wird.
inform, I. (införmis; vgl. Form) ungeformt, un-
förmlich, ungebildet, häßlich; ordnungswidrig; In—
formität, f. (informitas) Unförmlichkeit.
informieren, l. (informäre, d. i. eig. geſtalten, bil»
den; vgl. Form, formieren) unterrichten; benach—
richtigen, berichten; ſich —, fich erkundigen; Ins
format oder Informativum, n. nl. Rſpr. ein
Rechtsgutachten, Belehrungs-Urteil, welches ein
Richter von einem andern für fich einzieht; auch
die eingeholte Belehrung; informatip, belehrend,
Auskunft gebend; Information, £.l.(informatio,
Abbildung, Borjtellung) die Unterweifung, der
Unterricht; auch gerichtliche Erfundigung, Unter»
fuhung, Nachfrage; Auskunft, Bericht, Zeugnis;
Informations- oder Informatib-Prozeß, m.
die Unterſuchung über die Würdigfeit eines zum
Biſchof Gemwählten und Vorbereitung desfelben für
die Weihen; Informäter,m.,pl.Informatören,
Lehrer, Hofmeifter, Hausichrer; Informätrig,
nl. od. Informatrice, fr. (pr. ängformatrihß) L.
eine Lehrerin.
Snformität, ſ. unter inform.
Infortiätum, n. ml. (v. infortiäre, verftärfen, v.
l. fortis, ftarf, j. d.) der zweite Teil der Digejten
(f. d.) von Buch 21—38, ein Teil des Corpus ju-
ris civilis.
Infortunium, n. I. u. Infortüne, £. fr. (pr. äng-
jortühn’; vgl. Fortuna) ein Unglüd, Mißgeſchick;
Infertünag, f. nl. bei den Aitrologen: ein Unglüd
weisjagender Planetenſtand, bef. Hinfichtlich der
beiden feindjeligen Planeten Mars und Saturn,
von welchen der erjtere infortuna minor, und der
andere infortuna major heißt.
infra, [. unten; unterhalb; ut infra, ivie unten od.
nachher (bemerkt wird).
Infraktion, f. l. (infractio, v. infringere, ſ. infrin»
gieren) Die Brechung, Übertretung, Verlegung; der
Bruch, z.B. eines Bündniffes; Infraͤktor, m. ni.
der Brecher eines Vertrages 2c., der Übertreter
eines Geſetzes ıc.
Snfralapjarier, = Sublapjarier, f. d.
inframundän, nl. (v. infra, ſ. d, u. mundus, Welt,
j. d.) unterweltlid).
infrangibel, nl. (v. frangere, brechen) unzerbrech-
id; Infrangibilität, f. die Unzerbrechlichkeit.
infrarvot, (vgl. infra) unfichtbar dunkelrot; infra—
rote Strahlen, unfichtbare Strahlen, dunkle
Wärmejtrahlen des Lichts.
infrequent,!. (infr&quens; vgl. frequent) nicht Häu-
fig, nicht zahlreich, unbefucht, menfchenleer; Infre—
quenz, f.(infrequentia) dev Mangel an Bejuchern,
die Menjchenleere.
infrigidieren, jpätl. (infrigidäre, v. frigidus, Falt)
falt machen, abkühlen, erfälten; Infrigidation,
f. (infrigidatio) das Abkühlen.
infringieren, [.(infring£re, eig. einbrechen, v. fran-
gere, brechen) brechen, 3. B. ein Bündnis, über-
treten, entfräften, zunichte machen.
358 infucieren
Ingiver
infucieren, I. (von fucäre, ſchminken, färben) | Jugerinm,n.l.(v.ingenre,ingignre, eingebären,
ſchminken.
Inful, infulieren, ſ. Infel.
infundieren, l. (infund£re, dv. fundöre, gießen) ein-
gießen, einflößen, aufgießen; infünde, gieß zu;
infünde aquae fervidae quantum süfficit od.
sufficientem quantitätem, gieße die hinreichende
Menge kochendenWaſſers auf; Infundier-Büchſe,
l.dtſch. eine Auf- od. Eingußbüchſe; Infundier⸗
asparat-— Infuſorium, ſ.d. Infundibülum,
a. J. ein Trichter; Infuſion, f. (infusio) der Ein-
zuß, Aufguß; die Anfeuchtung; auch die göttliche
Eingebung; Infuſions-Tierchen d.Infiorien,
pl. Infguß-Dierchen, dem bloßen Auge unfichtbare
Zierhen in Waffer od. andern Flüjligkeiten; In—
fafum, n. der Ein- vd. Aufguß; Infuſo-Deloͤkt,
2. nl. Aufguß-Abjud, wenn von einem Heilmittel
erit ein Aufguß bereitet, der Rückſtand abgelocht
und dann mit jenem vermijcht wird; infuſẽriſch,
durch Ein- od. Aufguß entitanden; Infuſorium.
n. daS Gerät zum Aufgießen, Aufgieger; Infu—
ſorienerde, Kiejelgur.
infungibel, nl. (vgl. fungieren unter Zunftion) un-
tunlich; infangibilis res, f. eine untunlicheSade,
etwas Untunliches.
Infuſion, Infuſum 2c., ſ. unter infundieren.
nfuſzieren, |. (infuscäre, v. fuscus, dunfelbraun,
—— ſchwarz machen, verdunkeln; Infuife-
tion, k. nl. die Schwärzung, Verdunkelung.
ingänno, m. it. (v. ingannare, altfr. enganer, be—
trügen, m[. gannare, verhöhnen) der Betrug; per
inganno, betriglicherweife.
Sngäbonten,pl.(l.Ingaevönes)einer derdrei Zweige
der Germanen, wozu die Zimbern, Teutonen,
Ehanfen, Angrivarier, Sachſen, Angeln, Züten,
Briefen und Heruler gerechnet werden (jo genannt
nach Inguio, des Mannus Sohn).
ttgeminieren, I. (ingeminäre; vgl.geminieren)ver-
doppeln, wiederholen; Ingemination, f. nl. die
Berdoppelung, Wiederholung.
tagenterieren, |. (ingeneräre; vgl. generieren) ein-
pflanzen, anerzeugen; ingeneriert, eingepflanzt,
angeboren ;Ingenerattion,f.nl.die Anerſchaffung.
Ingenienr,m.fi. (fpr.ängfcgeniöhr,gem. inſcheniöhr;
urſpr. der Verfertiger der Kriegsmaſchinen: v. ml.
ingenium, jharfjinnige Erfindung, fünjtlihe Ma-
ſchine, insbeſ. Krieggmafcine, ſpan. ingenio, it.
ingegno, altfr. engin, engl. engine) ein Feitungg-
od. Kriegsbaumeiſter; überh. Baumeijter,Straßen>,
Bafler-,Wege-,Schiffs-, Mafchinenbaumeifter uſw.;
ngenieur= Akademie, k. die Kriegsbauſchule;
Ingenieur-Komitee, auch Genie-Komitee,
eine beratende militäriſche Behörde, die von In—
genieur⸗ u. Pionieroffizieren gebildet wird und die
Entwürfe militärischer Bauten beurteilt; J.zKom⸗—
sagnie, f. die Kriegsbau-Hauptmannſchaft; J.⸗
Korps, n. eine (in Deutschland z. B. aus 600 Of-
fzleren gebildete) Militärabteilung, die militärische
Bauten entwirft; Ingenieurforps wie Sngenieur-
!omitee jtehen unter dem Generalinjpeftor der
Zandesverteidigung; J.-Geograͤph, m. Kriegs—
felomefjer, der Vermeſſungen u. ortbeichreibende
Aufnahmen madt, Planmeiſter; J.-Inſpektion,
f.das Aufſichtsamt desKriegsbauweſens; J.-Park,
m. die Zuſammenſtellung von Mitteln, die dem
sseftungsangriff dienen; J.-Schule, Schule Fiir
Artillerie- Ingenieure; Zipil-ängentenr, m. ein
bürgerlicher (nicht militärischer) Ingenieur; Ma—
zine-$,, m. ein beim Hafen- und Schiffsbau an-
geitellter Ingenieur.
einpflanzen, v. genere, gignöre, zeigen, erzeugen)
Naturanlage, natürlicher Berftand, Geift, Mutter
wis, auch ein geiftreicher, fcharffinniger Menſch,
vgl. Öenie; im fpäteren Latein auch: eine jcharf-
iinnige Erfindung ꝛc. (f. Ingenieur); ingenium
acutum, ein [charfjinniger, feiner Kopf; i. capax,
ein fähiger Kopf; i. divinum, ein trefjlicher Kopf;
ji. praecox, ein frühreifer Kopf; 1. stupidum, ein
Dummiopf; i. tardum, ein langjamer Kopf; in=
geniös (l. ingeniosus, fr. ingenieux), ſinnreich,
ſcharfſinnig, geiſtvoll, a, funftreih; In—
sentofität, f. nl. die Erfindungsgabe; ingenü,
fr. (pr. ängſchenüh; v.L.ingenüus, eig. eingeboren,
jreigeboren; dann freiſinnig, edel 2c.) offen, treu—
herzig, grogmütig; Ingenuität, f. (l. ingenuitas)
1. bei den Alten: Recht eines Freigeborenen; 2. die .
fittlihe Folge jener bürgerlichen Freiheit: Frei—
mütigfeit, Offenheit.
ingerteren, |. (ingerere; vgl. gerieren) hinein-
bringen, hineintun; ſich —, lich in etwas mengen
od. milden; — m, (ingerens) Rſpr. ein
Nebenktläger ;Angerenz, f. Einmifhung; Ingeéſta,
pl. die in den Körper eingeführten Stoffe, beſ Wah-
rungsmittel u. Luft; Ingeftion, f.(ingestio) Ein-
führung von Nahrungsmitteln 2c. durd) den Mund
in den Körper.
Ingot, m. engliich (ſpr. inngott; d. i. Einguß), pl.-
Innots, Flubeifenblod, Fluß⸗Stahlblock, ein ro-
ber Gußblock (in der Stahlfubrifation), wie er in
den Handel zu kommen pflegt, Beffemer-Stahlblod,
vgl. Zingot; Ingot-Eiſen, Tlußeijen.
ingrät, I. (ingrätus, v. gratus, angenehm, danibar)
u. fr. (fpr. änggräh) undantbar; Ingratitüde, f.
fr. (fpr. änggratitühd’) der Undanf. f
Ingrediens, n. I. (eig. das Hineingehende, von in-
gredi; hineingehen, v. gradi, jchreiten, gehen) od.
Angredtdnz, f. nl. die Zutat, der Bejtandteil; pl.
Ingredienzen od. Ingredientien, Beitandteile,
Zutaten; Ingrei, m. I. (ingressus) Eingang, Zu⸗
tritt, Eintritt; Beifall; die Aufnahme einer Nonne
ins Kloſter; Ingreſſion, f. (l. ingressio) das Hin—
eingehen; der Eingang, Anfang. \
Ingremiation, £. barb.-[. (v. ingremiäre, in den
Schoß aufnehmen, o. l. gremium, j. d.) die Auf-
nahme in eine geiftliche Körperſchaft.
Ingreß, Ingrefiion, |. unter Ingredien.
ingroflieren, ml. ingrossäre,eig. zu einem Ganzen
od. Körper vereinigen, vgl. Gros; doc) heißt gros-
sare od. ingrossare auch: ins Reine jchreiben, eine
Urkunde audfertigen, fr. grossoyer) eintragen ins
Hypotheferbud; Ingroifäter od. Ingrofſiſt, w.
der die verrichtet, der Pfandbuchhalter; Ingroſ⸗
farins „der Ingreffätus, m. ein eingetragener
PBfand-Gläubiger, der eine ins Pfandprotofoll ein-
getragene Forderung hat; Ingroſſation, f. die
Eintragung in dag Pfandbud); Ingrofiations=
Dofument,n.dieBeiheinigung über die gejchehene
Eintragung, der Eintragungsidein. —
Inguinal-Bruch, l. dtſch. (v. inguen, pl. inguina,
die Weichen) ein Leiſtenbruch, zwiſchen den Scham-
teilen und Schenfeln; Inguinal-&egend, die Lei-
ſtengegend.
Inyurgitieren, l. ingurgitäre, von gurges, Stru—
del, Schlund) hineinſchlingen, übermäßig efjen und
trinken; Ingurgitation, f. das Schlemmen.
inguftäbel, nl. (von gustäre, foften, genießen, vgl.
qujtieren) ungenießbar. ee Pi
Ingwer, m. (mhochd. gingeber, gr. zingiberi, zin-
giberis, I. zingiber, zingiberi, arab. u. per]. zen-
inhabil
äschebil, aus dem ind. sringawera, d. i. horn-
fürmig, von sringa, Horn, und wéra, Geftalt) die
gewürzhafte Wurzel eines oftind. Gewächſes (Zin-
giber officinale).
inhabil, lat. (inhabilis; vgl. habil) ungeſchickt, un-
tüchtig; Inhabilität, f. nl. die Unfähigkeit; In-
habilitas testium, f. Ripr. die Unzuläßlichkeit
der Zeugen.
inhabitäbel, I. (inhabitabilis; vgl. habitieren 2c.)
unbewohnbar; inhabitieren, I. (inhabitäre) in-
od. einmohnen, bewohnen; Inhabitation, f. die
Bemwohnung. |
inhaftieren, dtih.-I. (von Haft) in Verhaft neh-
men, verhaften.
inhalieren, I. (inhaläre, von haläre, hauchen) ein»
hauchen, einatmen; Inhalation, f. nl. Eınhau-
una, Einfaugung, Einatmung, be. auch die künſt—
liche von Dämpfen und Gaſen; Inhalations-
apparät, ın. od. Inhalatorium, n. Vorrichtung
bez. Anjtalt zum Einatmen von Heilmitteln in
Dampfform (für Hals- und Bruftleidende); At-
mungs-Berjtäuber; Inhalations-Kur, f. die
Heilung duch Fünftlihe Einatmung von Gafen,
Dämpfen 2c.; J.-Krautheiten, folche, die durch
Einatmen ſchädlicher Gaſe entitehen; Inhaäler,
engl., ſ. Steampot.
inharieren, lat. (inhaerere, von haerere, hangen,
feitfigen, Kleben) anfleben, anhaften, eigen jein;
Rſpr. fortfahren, auf etwas bejtehen; inharent
(inhaerens), anhängend, einverleibt; Inharenz,f.
nl. das Andaften, das Verhältnis zweier Dinge,
zufolge dejjen das eine nur in ıımd an dem andern
gedacht wird; eine zufällige Eigenſchaft; Ripr. die
Beharrlichkeit; Inhäſiv-Beſcheid, m. der Behar-
rungsbeſcheid, ein Erkenntnis, welches ein früheres,
bereit3 recht3fräftiges Urteil bloß wiederholt oder
eine unvermeidliche Folge desjelben enthält, fo daß
gegen dasſelbe ein Rechtsmittel nicht zuläſſig ift.
Snberitance, f. engliſch (ſpr. inheritäng) Erblehn,
Erbſchaft; Inheritor, m. und Inheritrig, £. nl.
der Erbe, die Erbin.
Inhiation, f. l. (v. inhiäre, hiäre, den Mund auf-
jperren) da3 Aufjperren des Mundes vor Ber-
mwunderung od. Begierde, ein heftiges Verlangen,
eine heftige Begierde.
inhibieren, l. (inhibäre) an- od. zurüdhalten, Ein-
halt tun, hemmen; verbieten; Inhibition, f. (in-
hibitio) die Unterfagung, in einer Sache weiter zu
verfahren; inhibitdriſch, verhindernd, verbieten;
Inhibitorium, n. oder Inhibitoriäles, pl. nl.
ein gerichtlicher Unterjagungsbefehl.
In hoc casu, ſ. Kaſus; in hoc passu, ſ. Paſſus;
in hoc signo, j. signum.
in honorem judieii, ſ. Judicium.
inhefpitäl, I. (inhospitälis; vgl. Hoſpes 2c.), un-
wirtlih; Inhoſpitalität, f. die Ungaftlichkeit.
inhumän, [. (inhumänus; vgl. human) unmenfd-
lich, hart, unbarmherzig; ungebildet, ungütig; In—
umeanität, f. (inhumanitas) Unmenfchlichteit,
nbarmbherzigfeit, Unfreundlichfeit, Härte.
Inhumanation, f. jpätl. (inhumanatio) wörtlich:
die Menſchwerdung Ehrifti.
Inhumation, f. nl. (v. inhumäre, beerdigen; vgl.
Humus) die Beerdigung, das Beerdigen.
Inigiten, pl. =Sejuiten, ſ. d. (von ſpan. Inigo,
— Ignacio, $Sgnatius [f.d.), Loyolas Vorname).
inimice, [. feindlich, feindlichermweife.
inimitdbel, l. inimitabilis; vgl.imitieren) unnach-
ahmlich; Animitabilität, f. nl. die Unnachahm⸗
lichkeit.
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
inkamerieren 369
inintelligibel, n!. (von intelligibilis, verſtändlich)
unverjtändlic.
in ipso termino, f. terminus,
inigque, [. (von in- und aeque, vgl. aequus ıc.) un»
billig, ungerecht; Iniquitãt, f. (l. iniquitas; vgl.
Aquität) die Unbilligkeit, Härte; engl. iniquity,
daher old iniquity, der alte böfe Geiſt, Teufel.
Initium, n. l. (v. inire, eig. hineingehen) der Ein»
gang, Anfang; ab initio, vom Anfang; ab initio
nullum, semper nullum, anfänglich Nichtige3
bleibt jtet3 nichtig; Initia, pl. Anfangsgründe;
initial (1. initiälis), anfänglich beginnend; Ini—
ttälen, die großen Anfangsbuchſtaben; auch: Na-
menszug; initiieren (I. initiäre), einführen, auf>
nehmen, einweihen; die Anfangsgriinde beibringen;
— (initiatio) Einweihung, Einführung;
nitiative, f. nl. die jelbjtändige Anregung, der
Antrieb, Anftoß; Antrag; eigenes Vorgehen; die
Eröffnung, das Borrecht der Eröffnung bei Be-
ratungen; das Antrags- oder Vorfchlagsrecht in
der Geſetzgebung; initiativ, Anſtoß gebend, an-
regend; aus eignem Antrieb; initiatsriſch, ein-
leitend, zur Eröffnung dienend.
injizteren, I. (injicere, von jacere, werfen) ein-
werfen, einwenden; Heilf. einfprißen, ausfprigen;
Anjeftion, f. (injectio) der Einwurf, die Einwen-
dung ; Heilf. die Einjprigung ; ſublutane In—
jeftion, Einjprigung unter die Haut; Injettions⸗
Pumpe, die Pumpe, welche kaltes Wafjer, J.⸗
Waſſer, in die Dampfmafcine bringt; Injektor,
m. lat. oder Injekteur (jpr. ängſchektöhr), m. fr.
Dampfitrahlpumpe, eine von Giffard erfundene.
Borrihtung zum Speifen der Dampffefjel, zum
Heben von Waſſer 2c.; Reftarting-Iniektor,
wiederanjaugende Dampfitrahlpumpe; Uniber—
ſal⸗Injektor, Doppelitrahlpumpe; injeftieren
— injizieren.
iniungieren, I. (injung£re, eig. ein- oder anfügen;
vgl. jungieren) einjchärfen, vorfchreiben; Injunk⸗
tion, f. (injunctio) oder Injunktum, n. die Auf»
erlegung, gerichtliche Auflage, Borichrift.
Injurãtus od. Injurät, m. nl. (vgl. Suratus) ein
Jichtbeeidigter.
Injurie, f. J injuria (v. jus, ©. juris, das Recht)
eig. überh. Unrecht, Unbill, BO AUEFE RUN: gew.
eine Ehrenverletzung, Beleidigung; i. realis, eine
tätliche, i. verbalis, eine wörtliche (mündliche od.
fchriftliche) Berunglimpfung;injuriärum (causa)
belangen, wegen Berunglimpfungen oder Ehren-
fränfungen verklagen; Injurtenprogeij, m. oder
Injurienklage, eine Ehrentlage od. Beleidigungs⸗
klage, ein Ehrenrechtshandel; Injuriteren (l.inju-
riäri), jemands Ehre angreifen, ihn verunglimpfen,
ihm Unrecht zufügen, ihn beeinträchtigen, verlegen;
Injuridnt, m. ein Läſterer, Ehrenräuber, Ber»
unglimpfer; Inijurtät, m. nl. ein Bejchimpfter,
Berunglimpfter; injuriös (I. injuriösus), ehren»
ineig, ſchimpflich, ſchmähend; injuriose, ehren-
verletzlich.
injäste, I. (v. justus, Adv. juste, gerecht) ungerecht,
unrechtlicherweife; Injuſtiz, f. (1. injustitia, fr.
injustice) die Ungerechtigkeit.
Inka, m. Titel der alten Könige von Peru und der
Prinzen aus der peruanifchen Herrjcherfamilie vor
der ſpaniſchen Herrſchaft.
infaltulabel, nl. (vgl. Calculus ꝛc.) unberechenbar.
infalejzieren, I. (nealescẽre; vgl. kaleſzieren) er—
wärmen, erglühen; Inkaleſzenz, f. nlat. das Er—
wärmen, die Erhitzung.
intamerieren, nl. (vgl. camera) einkammern, hin⸗
24
370 inlaminieren
zuziehen; mit den päpftlichen Kammergütern ver-
einigen; Anfanteration, f. die —— Ver⸗
einigung oder Einverleibung eines Gutes mit den
päpftlichen Kammergütern.
inkaminieren od. r. inkamminieren, it. (incam-
minäre, v. cammino, Weg, Gang; vgl. chemin) in
Gang bringen, einleiten, anzetteln; Inkammina⸗
tion, f. die Einleitung, Anzettelung.
infandeizieren, I. (incandescere, von candescere,
glänzend weil werden, glühend werden, von can-
dere, glänzend weiß fein, glühen) weiß werden;
glühend werden, entglühen; Inkandeſzenz, f. ıl. |
das Weißglühen; Glühlicht, Glühlampe.
infantieren, l. (incantäre, eig. anjingen oder gegen
jemand herjingen, von cantäre, fingen, Wieder-
holungszeitwort von canere, fingen) bezaubern,
beihworen; Infantation, f. (incantatio) die Be-
zauberung, Beſchwörungsformel der Zauberer; in
der alten Ripr. auch Verfteigerung, vgl. Gant;
Inkantätor, m. der Zauberer.
tnfapaßel, fr. (incapable; vgl. capable) untauglich,
untiichtig; ineäpax, lat. unfähig, unvermögend;
Inkapazität, f. nl.die Unfähigkeit, Untauglichkeit,
Untitchttgfeit. |
infarzerieren, nl. (vgl. Karzer) einferfern, einjper-
ren, verhaften; Heilf. einflemmen (von Brüchen) ;
Sufarzerat, m. ein Berhafteter; Inkarzeration,
f. die Einkerkerung, Berhaftung; Heilf. die Ein-
klemmung, 3. B. eines Bruches (incarceratio her-
niae). e
Inkardination, f. ml. (von incardinare) die Über-
tragung der Verwaltung einer Kirche an einen
fremden Geiftlichen: clericus incardinätus; auch
die Erwählung zum Kardinal (f. d.).
infarnieren, nl. (von caro, carnis, Fleiſch) mit
Fleiſch befleiden; zu Fleiſch machen; infarniert,
verförpert ; fleiſchgeworden; eingefleijcht ; fleiſch—
farben; Inkarnantia, pl. Heilt. Mittel, die das
Wachen des Fleiſches befördern; infarnadin, fr.
(pr. ängfarnadäng) blaßrot, blaffleiichfarbig; in=
farnät, fleifchfarben; bei den Färbern hochrot
(nicht fleiichfarben); Infarnät, n. Mal. die Fär-
bung des Fleiſches, der Fleiſchton; Innfarnation,
f. eig. die Berförperung, Berwirflichung; die Menſch—
werdung Ehrifti; infarnatin, Heilk fleifcherzeus-
gend; Inkarnatklee, m. Blutklee.
Snfartdden, pl. fr. (sing. incartade) beleidigende,
mutwillige Streiche.
Sntartatisn, f. fr. = Duartation.
infartieren, it. (incartäre; vgl. carta) in Papier
wickeln, die Seide in Karten binden.
infafjieren, it. (incassäre, von cassa, Kaſten, Ein-
fafjung 2c.; vgl.cassa) 1. in einen Rahmen faflen,
umfafien;2. Geld einziehen od. erheben; gew. ein-
kaſſieren; Inkaſſo, n., pl. Intaͤſſi, Kfipr. die
Erhebung, Einziehung baren Geldes. k
infaitellieren, ital. (incastelläre; vgl. Kaftell) be-
fejtigen, ummauern; Inkaſtellation, f. barb.-lat.
die Ummwallung, Ummauerung.
Inkaſtratũra, f.l.ein feiner Behälter in den Altar-
ſteinen für Reliquien.
infavieren, I. (incaväre, Hohl machen) aushöhlen;
Inkabvation, f. die Aushöhlung.
Inklamation, f. ſpätl. (inclamatio,von inclamäre,
anrufen) der Anruf, die Anrufung.
Inklabation, f. nl. (v. nıl. inclaväre, v. l. clavus,
Kagel; vgl. enklavieren) die Einfeilung, — gr.
Gomphoſis.
inklaſieren, j. enklavieren.
inkommode
Inklemeéènz, k. I. (inclementia; vgl. Klemenz) Un-
gnade, Rauheit, Strenge.
inklinieren, I. (inclinare, von clinäre, neigen, gr.
klinein) einen Hang, eine Neigung zu etwas haben,
geneigt fein; inklinant ([. inclinans), fich neigend,
zuneigend; ftromauf gerichtet (3. B. eine Buhne);
Inklinaͤnten, pl. einer Meinung od. Anficht Zu—
getane, Anhänger einer Glaubenspartei; Inkli—
nation, f. (lat. inclinatio) die Neigung; auch der
Keigungswinkel, 3.8. der Magnetnadel gegen den
Horizont; der Hang; die Zuneigung: der geliebte
Gegenſtand, der od. die Geliebte; Inklinatorium,
n. nl. der Neigungs-Stompaß, ein Werkzeug, die
Neigungder Magnetnadel zu bejtimmen; der Stuhl
für alte und gebrechliche Geiftliche im Chor der
Kirche; inklintert, zu etwas hingeneigt; auchemp-
fänglih;inflinierteSonnenuhr,ift einejolche,
deren Stundenblatt nicht ſenkrecht, jondern unter
einem Winfel nad) Süden geneigt it; Inklino—
meter, m. (vgl. Meter) ein von Gillejpie erfun—
denes Inſtrument zum Nivellieren.
inkludieren, (. (includere, von claudere, jchliegen;
vgl. Flaudieren) einfchliegen, umgeben, in ſich be-
reifen, enthalten; Inkluſion, f. (inclusio) die
inſchließung, der Subegriff, Einſchluß; inklu—
ſib(iſch), als Adverb auch inclusive, nl. ein—
ſchließlich, mit Einſchluß, mitgerechnet; entg. ex—
kluſiv; Intlũſum, n. |. das Beigeſchloſſene, der
Beilchluß, die Beilage; ineluse, f. fr. (jpr. äng-
klühſ') der Einſchluß, Beifchluß, die Einlage; par
ineluse, durch Beiſchluß.
infoerzibel, nl. (vgl. foerzieren) unzähnıbar, un-
ſperrbar, unhaltbar, nicht zujammenzudrüden;
Inkoẽerzibilien, pl. uneinſchließbare, unjperrbare
Körper, z. B. Lihtftoff, Wärmeftoff; Inkoerzibi—
litãt, f. die Unzähmbardeit, Unfperrbarfeit.
infogitant, [. (incogitans, von cogitäre, denfen;
vgl. fogitieren) unbedachtſam, unitberlegt; In—
kogitaͤnz, f. nl. Die Unbedachtſamkeit.
infohärent, nl. (vgl. kohärieren) unzuſammen—
hängend, locker, unbiindig, folgewidrig; Inkohä—
renz od. Inkohäſion, f.der Mangel an Zufammen-
bang; Unbündigfeit, Schlußmwidrigfeit; ein Ding
ohne Zufammenhang, eine verworrene Sade.
infoft, [. (von coquere, fochen, coctus, gefocht) un-
gekocht; Inkoktion, das Einkochen; intoftil, ver-
zinnt. Kurs
Jukolãt, n., v. m. od. Intolatsrecht, n. (I. incola-
tus, von incoläre = incolere, bewohnen, incöla,
Einwohner) = Indigenat. il
Inkolumitaät, f. 1. (incolumitas, v. incolümis, co-
lümis, unverjehrt) die Unverfehrtheit, Wohlfahrt.
infombuftibel, nl. (vgl. fomburieren ꝛc.) unver-
brennbar, unverbrennlich; Inkombuſtibilität, f.
die Unverbrennbarteit. Be
infomejtibel, nl. (vgl. komeſtibel) nicht eßbar, um»
genießbar.
infommenjuräbel, nl. (vgl. kommenſurabel) unab-
meßlich, ungleihmäßig, durch ein gemeinjchaft-
(iches Maß nicht auszumefjen; IJukommenſura⸗
bilität, £. die Unausmeßbarfeit, Ungleichheit der
Ma
e.
Inkommination, £. nl. (vgl. Kommination) die Be—
Drohung mit der Strafe des Barnes.
infommilzinel, ſpätl. (incommiscibilis; vgl. kom—
mifzieren) unvermijchbar, unvermengbar.
infommoöde, I. incommödus; vgl. commodus) un—
bequem, läftig, ungemächlich, ünleidlich; Inkom—
mödum, n. der Nachteil, die Beſchwerde oder Be—
schwer; Inkommodität, f.(lat.incommoditas)die
infommunifabel
Unbequemlichfeit, Beſchwerlichkeit, Ungelegenheit;
intonmodieren (l.incommodäre), unbequenn, bes
ſchwerlich oder läſtig fein, Ungelegenheiten machen,
beläjtigen; ſich inkommodieren, ſich bemühen, ſich
Mühe oder Ungelegenheiten machen; inkommo—
daͤnt, beläſtigend, beſchwerlich.
infommunikäbel, ni. (vgl. kommunizieren 2c.) uns
mitteilbar, was jich nicht mitteilen läßt; zurück—
haltend, verſchloſſen; Iukommunikabilität, f-die
Unmitteilbarkeit.
infommutäbel, l. (incommutabilis; vgl. kommu—
tieren) unveränderlih, unvertaufhbar; Inkom—
mutabilität, f. Unveränderlichkeit, Unvertaujch-
barkeit, Unentziehbarfeit eines Beſitzes.
infomparäbel, I. (incomparabilis; vgl. fomparie-
ren 1.) unvergleihbar, vortrefflih; Jokompara—
bilität, f. Unvergleichbarteit, Bortrefflichteit; Ju—
tomparabilia, pl. Sprach. Beiwörter, welche Die
Bergleihungsgrade nicht annchmen (vgl. Kompa-
ration und Komparativus).
infompatibel, fr. (incompatible; vgl. fompatieren)
umverträglich, unvereinbar, nicht gemäß; Jukom⸗
patibilität, f. barb.-!. Unverträglichkeit; bei. Die
Unzuläſſigkeit der, gleichzeitigen Bereinigung meh—
rerer öffentlichen Amter in einer Berjon (vgl. Kom—
patibilität).
infompenfäbel, nl. (vgl. fompenfieren 2c.) unaus-
gleihbar, unerjeglich, unveraütbar; Julompenſa—
bilttät, f. die Unausgleichbarkeit, Unerjeglichteit.
inkompetent, ul. (vgl. fompetieren 2c.) nicht zuſtän—
dig, unzuſtändig, unbefugt, ungültig, entg. kom—
petent; Infompetenz, f. die Nichtberechtigung;
Unzuftändigkeit; Ungültigfeit; Unzulänglichkeit,
Untüchtigfeit; incompetentia dotis, die Unzu-
jtändigfeit der Mitgift oder Zugabe; i. termini,
Unſchicklichkeit oder Zweckwidrigkeit der beitimmten
Zeit (4. B. an kirchlichen oder gerichtlichen Feier—
tagen). $
inkomplaiſant, fr. (jpr. ängfongpläjäng; vgl. font-
plaijant) ungefällig; Inkomplaiſance, f. (ipr.
—fangß’) die Ungefälligfeit.
intomplett, jpätl. (incompletus; vgl. komplett) un-
vollftändig, unvollzählig.
inftompier, nl. (j. Eompleftieren 2c.) unzujammen-
gejegt, einfach; infomplere Größen, Größent.
ſolche, die unverbunden nebeneinanderftehen, wie
2,x 2c., entg. den fompleren, die durch Addition,
Subtraftion 2c. miteinander verbunden find.
intomprehenſibel, (. (incomprehensibilis; vgl.
fomprehendieren 2c.) unbegreiflih; Inktompre=
henſibilität, f. nl. Unbegreiflichkeit; imfompre=
henſib, nicht umfaſſend.
inkompreſſibel, nl. (vgl. komprimieren 2c.) unpreß—
bar, nicht zuſammenzudrücken; verdichtungsun—
fähig; Inkompreſſibilität, f. die Unfähigkeit, zu—
jammengedrüdt zu werden, Unpreßbarfeit.
intondenjäbel, nl. (vgl. kondenſieren 2c.) unver—
un: Inkondenſabilität, f. die Unverdicht-
arkeit.
Inkonduite, f. fr. (ſpr. ängkongdüit'; vgl. Konduite)
unverſtändiges oder unſchickliches Betragen, un—
kluge Aufführung.
Inkonfidenten, pl. nl. (vgl. konfidieren) Rſpr. Un-
zuverläffige, der Obrigfeit Verdächtige.
inkonfärm, nl. (vgl. konform) ungleichförmig, nicht
übereinjtimmend; Inkonformität, f. Ungleich-
förmigfeit, Nichtitbeveinitimmung.
infongeläbel, I. (incongeläbilis; vgl. fongelieren)
ungefrierbar.
intongruent ([. incongrüens; vgl. congruus 2c.);
infonzeptibel 371
nicht übereinftimmend, unpafjend, unregelmäßig;
Inkongruenz (jpätl. incongruentia) od. Inkon—
gruität, f. nl. die Unangemefjenheit.
inkonkluſib, nl. (vgl. konkludieren 2c.) ohne Schluf-
folge, nicht beweisfräftig, unbindig.
infonföft, nl. (v. concoquere, zufanımentochen, ver-
dauen, d. coquere, fochen) unverdaut; umeig. un—
verarbeitet, roh; Inkonkoktion, f. die mangelnde
Verdauung oder Verarbeitung, Unveife.
infonndg, jpätl. (inconnexus; vgl. konnektieren 2c.)
unzujammenhängend, underbunden; Inkonnexi—
tat, f. nl. der mangelnde Zufammenhang.
infonjegnent, lat. (inconsequens; vgl. consequens
uw.) folgewidrig, jich ſelbſt widerfprechend, wider-
ſinnig; Inktonfegnenz, f. (l. inconsequentia) die
Folgewidrigkeit, der Widerſpruch mit fich felbit.
infoniideräbel, nl. (vgl. konſiderieren 2c.) unbedeu-
tend, unwichtig; infonfiderät, I. (inconsiderätus)
unbedachtjam, gedanfenfos, rückſichtslos; Inkon—
jideration oder r. Inkonſideränz, f. (L. inconsi-
derantia) Unbedachtjamfeit, Unbejonnenpeit.
inkonſiſtent, nl. (vgl. konſiſtieren 2c.) ohne Beitand,
unbaltbar; ımverträglich, widerſprechend; Inkon=
ſiſtenz, f. Unbeftändigfeit; Mißhelligkeit.
intonfoläbel, l. (inconsolabilis; vgl. Fonjolieren)
untröſtlich, troftlos.
Inkonſonaͤnz, f. der Mißklang.
inkonſtaͤnt, J (incönstans; vgl. fonjtant) unbeftän-
dig, veränderlich; Inkonſtänz, f. (I. inconstantia)
die Unbejtändigfeit, Beränderlichkeit.
infonftitutonell, nl. (vgl. konſtituieren 2c.) ver-
fafjungswidrig; Inkonſtitutionalität, f. Ver-
fafjungswidrigfeit.
inkonſumãbel, nl. (vgl. fonjumieren) unverzehrbar.
infontejtäbel, nl. (vgl. fonteitieren) unftreitig, aus—
gemacht; Inkonteſtabilität, £. die Unbeitreitbar-
feit, Unmwiverleglichkeit.
infontinent, [. (incontinens; vgl. fontinieren) un—
enthaltjam; Inkontinenz, f. (incontinentia) die
Unenthaltjamtkeit; Heilk. daS Unvermögen, ein
natürliches Bedürfnis aufzuhalten.
inkontribnäbel, nlat. (vgl. Fontribuieren) nicht
Frege Inkontribuabilität, f.dieSteuer-
veiheit.
Inkoͤntro, m. it. Begegnung, Ereignis; bei Kauft.
das günftige Zufammentreffen von Umständen, die
Gelegenheit, 3. B. Waren anzubringen, zu ver-
faufen 2c.; infontrieren (it. incontrare, altfr. en-
contrer, neufr. rencontrer, v. [. contra, gegen, wie
begegnenvon gegen), antreffen; ji) ſchicken, fü—
gen; Gelegenheit oder Mittel finden; Rechnungen
vergleichen; Inkontration oder Sfontration, f.
it. Kfipr. gegenjeitige Abrechnung mehrerer, um
Schulden zu tilgen. |
infonvendbel, fr. (inconvenable) u. inkonvenient,
l. (inconveniens; vgl. fonvenieren 2c.) nichtpafjend,
unſchicklich, ungelegen; Inkonvenienz, I. (ſpätl.
inconvenientia) Ungelegenheit, Unſchicklichkeit, Un—
gehörigkeit, Schwierigkeit, Hindernis, der Nachteil.
infonverfäbel, barb.-!l. (vgl. konverſieren 2c.) un—
geſprächig, ungejellig.
infonbertibel, jpätl. (inconvertibilis; vgl. konver—
tieren) unbefehrbar, unmwandelbar, unveränderlic);
nfonvertibilität, £. nl. die Unbefehrbarfeit; die
niwandelbarfeit, die Eigenjchaft Chrifti, daß feine
jeiner beiden Naturen in die andere verwandelt
werden kann. n
infonvinzibel, nl. (vgl. fonvinzieren) unüber—
zeugbar. 2
infonzeptibel, nl. (vgl. Fonzipieren) unbegreiflic)
24*
372 infonzeffibel
intonzefflbel, nl. (vgl. konzedieren 2c.) unzuläffig.
infonzevable, fr. (fpr. ängkongßewäbl'; von con-
cevoir, faljen, begreifen, vom I. concipere) unbe»
greiflich.
tnfonziltäbel, nl. (vgl. Tonziliieren) unvereinbar,
nicht auszugleichen.
infonzinm, [. (inconcinnus; vgl. fonzinn) unpaflend
oder ungeichickt gefügt, ungeordnet, unangemejjen;
Inkonzinnität, £. (1. inconcinnitas) die Unange-
mejjenheit. Ungehörigfeit, bej. von der Rede.
Inkorporalia, pl. I. (v. corporälis, förperlich; vgl.
forporal) Unförperlichkeiten, abgezogene Begriffe;.
Anforporalität, f.(incorporalitas) die Unförper-
fichkeit, Stofflofigfeit.
inforhorieren, [. (incorporäre, von corpus, ſ. d.)
einverleiben, vereinigen, in ein Ganzes oder eine
Gejellichaft aufnehmen; inforportert, einverleibt,
vereinigt, 3. B. inforporierte Ränder ıc.; In—
forporation, f. nl. die Einverleibung, VBereini-
gung, Aufnahme in eine Verbindung oder Gefell-
haft; die Menſchwerdung Chrifti; Inkorporiſt,
m. ein Buchbinner.
inforreit, I. (incorrectus; vgl. forrigieren 2c.) un-
richtig, fehlerhaft; Inkorrektheit, f. lat.-deutich
Sehlerhaftigkeit, Ungenauigfeit; Inkorreltion, f.
nl. die Nichtverbefjerung, Nichtzuvechtiveifung; in—
forrigibel, nl. keiner Befjerung fähig, unverbefjer-
ih; Inkorrigibilität, £. die Unverbeiferlichkeit.
intorrüst, l. (incorrüptus; vgl. korrumpieren 2c.)
unverdorben, unverfälſcht, rein; inkorruptibel,
!pätl.(incorruptibilis) unverderblich, unzerſtörbar.
unverweslich; unbeftehlih; Iukorrußtibilität,
f. die Underderblichkeit, Unzerſtörbarkeit; Unbe-
stechlichkeit; Inforrustion, f. (incorruptio) Un—
verdorbenheit; inforruptib, |. (incorruptivus)
unvergänglich.
infoupeble, fr. (pr. ängkupäbl'; vgl. foupable) un—
ſchuldig, ſchuldlos.
inkouraͤnt, fr. (vgl. kourant) nicht gangbar (von.
Waren und Gelde gebräuchlich).
infrajjieren, lat. (incrassäre, vgl. kraß) verdicken,
dider machen, 3. B. das zu flüflige Blut 2c.; In—
frafjantia, pl. Heilk. Mittel zur Verdichtung od.
Berdidung des Blutes und andrer Säfte; In—
frafjation, f. nl. die Verdickung.
infredibel, lat. (incredibilis; val. credo) unglaub-
lich; Infredibilität, f. (incredibilitas) Unglaub-
lichkeit; Innfredülus, m. ein Ungläubiger, Schwer-
gläubiger; Inkredulität, f. (Incredulitas) Un-
gläubigfeit.
Inkrement, j. unter infrefzieren.
infrepieren, [. (increpäre, eig. ein Geräufch gegen
jemand machen, von crepäre, Geräufch machen)
ſchelten, fhmälen, verweifen; Infrepation, f. (in-
crepatio) da3 Scelten.
inkreſzieren, I. (increscere, von cresc£re, wachfen;
vgl. crescendo) einwachſen, anwachſen, zunehmen;
Inkrementum od. Inkrement, n. der Zuwachs,
die Zunahme; Größenl. die Veränderung, welche
eine veränderlihe Größe erleidet.
intriminieren, nl. (v. crimen, f.d., criminäri, be-
ihuldigen) eine Verbrechens befchuldigen, an-
ſchuldigen.
inkroyabel oder inkrohable, fr. (ſpr. ängkroajäb'l;
vgl. kroyabel) unglaublich; als Hauptw. ein In—
trohable, ein Unglaublicher, Modenarr; ein über-
mäßig großer dreieckiger Hut.
intruftieren, I. (incrustäre, v. crusta, ſ. d.) berin-
den, überjintern, mit einer Steinrinde oder Krufte
überziehen, befleiden; auch mit Mörtel oder Gips
ER -
infurbieren
bemwerfen; Inkrnftät, n. oder ein inkruftierter,
d. i. befrufteter, iiberrindeter Körper des Tier- od.
Pflanzenreich3, der mit einer fteinähnlichen, Falt-
artigen Rinde überzogen ift; Innkruftatitein, Ze-
mentjtein; Inkruſtation (I. incrustatio) od. In—
fruftierung, f. derSteinüberzug, dielberrindung
eines Körpers; die Bewerfung einer Wand mit
Mörtel 2c.; das Einlegen mit Stein, Marmor,
Stahl ꝛc.; die Überzichung mit Gold oder Silber-
blättchen; Inkenftattons-Mafchine, f. eine von
d Stlier erfundene Mafchine zum Überziehen der
Sämereien mit Dünger.
Inknubation, f. I. (incubatio, v. incubäre, irgend»
wo liegen, von cubäre, liegen; vgl. Kubitus) das
Liegen, 3.8. eines Säuglings an der Mutter Bruft;
das Sitzen, z.B. einerdenne auf den Eiern, daher auch
das Brüten; im Altertum der Tempelſchlaf, d.t. der
Gebrauch, in einem Tempel zu ſchlafen, um ein
Orakel zu erhalten oder von einer Krankheit zu ge—
neſen; Inkubätor, m. die Brutkammer, der Brut-
ſchrank; die Eierbrütmafchine; Inkubationszeit,
Brütezeit, Entwickelungszeit einer — In⸗
kübus, m. Heilk. der Alp, nächtlicher Alpdrud;
Antüben, pl. Kobolde.
infulpäbel, I. (inculpabilis; vgl. culpa 2c.) nicht zu
befchuldigen, unſchuldig, untadelhaft, unfträffieh;
inculpäta tutela, f. die Rotivehr; infulpteren,
nl. (inculpäre, von in, ein, an 2c., und culpäre, be-
Ihuldigen) anfchuldigen, bezichtigen (Luther); In—⸗
fulpdnt, m. Rſpr. der Aniläger; Sntulpdt, m.
der Angeichuldigte; Inkulpation, f. die Beſchul⸗
digung, Anklage.
Inkultür, k. nl. (vgl. Kultur) der mangelnde An»
bau, Mangel an Bildung ꝛc.
intulzieren, l. (inculcäre, eig. eintreten, von cal-
cäre, treten, von calx, die Ferſe) einprägen, ein-
Ihärfen; einbläuen; Inkultation, f. (jpätl. incul-
catio) die Einprägung, Einſchärfung; in der kathol.
Kirche die Erteilung mehrerer geütlichen Weiher
an einem Tage.
infumbieren, I. (incumbere, v. cumb£re, ſich nie-
derlegen, von cubäre, liegen) fi) auf etwas legen,
einer Sache obliegen; infumbent (l. incũmbens),
auffiegend, obliegend; Intumbent, m. engl. (fpr.
infömbent) der Befiger einer geiftlichen Pfründe;
Inkumbenz, £. nl. die Obliegenheit, Schuldigfeit.
Antunäbeln, pl. L.(incunabüla, von cunabüla, cu-
nae, die Wiege) eig. die Windeln, daher: ab incu-
nabülis, von der Wiege, von zarter Kindheit an;
uneig. der erfte Anfang einer Sache, bef. der Buch—
druderfunft, die Bee Urdruckſchriften,
von der Erfindung der Buchdruckerkunſt bis in den
Anfang des 16. Jahrhunderts. |
infuräßel, nl. (vgl. furieren unter cura) unheilbar;
Inkurabilität, f. die Unheilbarfeit.
Xufurätus, m. barb.-lat. (vgl. Kurat unter cura)
ein Pfarrer; Infuration, f. die Erteilung einer
Pfarritelle. ii —
Inkurien, pl. I. Sorgloſigkeiten, in
incuria, f. [. (v. cura, ſ. d.) Sorglofigfeit, Unadht-
jamfeit; ex incuria, aus Unadtjamteit.
Inkurioſität, f. jpätl. (incuriositas; vgl. furios)
Neusierlofigfeit. " A
Inkurſion, f. I. (incursio, v. incurrere, Hineinlau-
fen, einfallen) ein feindlicher Einfall, ein Streif-
zug; Inkürſus, m. der Angriff, Anfall; die Straf-
gefälle bei Klojtergerichten. t
infurbieren, I. (incurväre; vgl. Kurve) frümmen,
biegen; Inkurvation, f. (incurvatio) die Krüm-
mung, das Biegen, Beugen.
Inkus
nkus, f. I. der Amboß.
nlet, m. engl. (ſpr. innlett; eig. Einlaß) eine kleine
Bucht oder Bai; verwandt mit dem deutjchen In—
fett, n. (niederdeutich inlet, d.i.Einlaß, zufammıen-
gelebt aus ein und laſſen), das Leinen» oder
aummollenzeug, in welches die Bettfedern un-
mittelbar eingefüllt werden, der innere Bett-
überzug.
in magnis voluisse, ſ. unter sat; in majörem
gloriam, f. unter gloria.
Inn, n. engl., pl. Inns, ein Wirtshaus, Gafthof;
ehem. ein Haus, worin Studenten Koft u. Unter-
richt befamen; daher noch jest ein Kollegium oder
eine hohe Schulanitalt, mo dag gemeine engl. Recht
gelehrt wird, eine Rechtsſchule, deren e3 vier gibt
und die vollit. Inns of court (jpr. — fohrt) heißen.
Innamorato, j. Snamorato.
innajzibel, nl. (von nasci, geboren werden, nasci-
bilis, was geboren werden kann) was nicht geboren
werden kann, unerzeugbar; Innafzibilität, f. die
Unerzeugbarkeit,die Eigenſchaft nichterzeugt zu ſein,
Gott dem Vater und dem heiligen —* eigelegt.
innavigäßel, I. (innavigabilis, vgl. navigabel) un-
— Innabvigabilität, f. nl. die Unbeſchiff—
arkeit.
Innervation, f. nl. (vom lat. nervus, ſ. Nerv) der
Nerveneinfluß auf daS Denkvermögen, auch Er-
geugung von Gedanken und Borjtellungen durch
ervenzuftände; das Durchzogenjein mit Nerven.
innominäbel, I. (innominabilis; vgl. nominieren
unter Nomen) unnennbar; innominät, I. (inno-
minätus) ungenannt; Innominat-Kontraft,m.
ein unbenannter (d. i. von den Römern nit in
die Reihe der alten benannten aufgenommener)
Realkontrakt, zufolge deſſen einer etwas tut oder
gibt, um etwas dagegen zu empfangen; Innomi=
nati, ital. pl. (von sing. innominäto) die Unge-
nannten, Mitglieder der Akademie zu Parma.
innormäl, nl. (vgl. Norm 2c.) regel- oder natur-
widrig, z.B. ein Auswuchs, Zuftand ꝛc.
innotejzieren, I. (innotesc£re, v. notus, befannt)
befannt werden, an den Tag fommen.
innopieren, I. (innoväre, vgl. novum) erneuern,
neu aufbringen, Neuerungen einführen; Innova—
tion, f. (innovatio) die Neuerung, Veränderung.
innozent, I. (innocens, v.nocere, ſchaden) unſchäd⸗
lich, unſchuldig; Innozentius od. Innozenz, m.
nl. männl. Name: der Unjchuldige; innocenta-
mönte, it. (ſpr. innotih—) Ton. unſchuldig, na-
türlich, ungefünftelt; Innozenz, f. (l. innocentia)
die Unſchuld, Einfalt.
Inns 2c., j. unter Inn.
innubil, nl. (vgl. nubil) noch nicht mannbar oder
one:
innuieren, |. (innuere; vgl. Nutus) winken, zuwin—
fen, andeuten.
innumeräbel, lat. (innumeräbilis; vgl. Numerus,
numerieren) unzählbar; Jnnumerabilität,f. (in-
numerabilitas) die Unzählbarkeit.
Innuüpta, f. lat. (vgl. Nupta) eine Unverheivatete;
Innüptus, m. ein Unverheirateter.
Ino, f. griech. Fabell. eine Meergöttin, auch Leu—
sothea; auch eine Art Tagſchmetterlinge.
inobedient, jpätl. (inobediens) ungehorjam; In—
obedidnz und Sneblenueng, f. neulat. (vgl. Obe⸗
dienz 2c.) die Unfolgjamleit.
inobligät, nl. (vgl. obligat) unverbindlich.
Inobſequenz, j. Inobedienz.
Inobjerbang, f. lat. (inobservantia; vgl. obfervie-
ren 2c.) die Nichtbeachtung, Nichtbefolgung; Un-
. fällig; inoffleiosum testamentum, |.
inquirieren 373
achtſamkeit, Gleichgültigkeit; Inobſervation, f.
die Nichtbeachtung, ; pe
inoffenſib, nl. (vgl. offendieren 2c.) nicht belei-
digend.
inoffizios,.l.(inofficiõsus, vgl. Offizium 2c.) pflicht-
widrig, ungebührlich, mwiderrechtlich ; Bi ae
eita-
ment; JInoffizioſität, f. (ſpätl. inofficiositas)
die Ungefälligfeit; Unrechtmäßigkeit.
Inogenejis und Inöſis, f. gr. (von is, Gen. inös,
Sehne, Musfelfajer) Heilf. die Faferbildung. |
inoffuptert, neulat. (vgl. okkupieren) unbejchäftigt;
Inokkupation, f. die Gejchäftslofigfeit.
inofulieren, I. (inoculäre, v.ocülus, Auge, Knoſpe)
einimpfen; Inokulation, f. (inoculatio) die Ein-
impfung; Inofulätor, m. der &inimpfer, Smpfer;
Inotuliſt, m. lat. (fr. inoculiste) der Anhänger
oder Freund der Blatternimpfung. |
inoleszteren, I. (inolescere, von olescere, wachſen)
einmwachjen, anwachſen.
Inopia, f. l. (von ops, Gen. opis, förderndes Mit-
tel, Vermögen, Macht) Mangel, Not; inopia las
borieren, an Mangel Frank jein.
inopinäta, pl. [. (inopinätus, a, um, unvermutet,
bon opinäri, meinen, vermuten) unvermutete Er—
eignifje, Zufälle.
inopportün, I. (in-opportünus; vgl.opportun) un«
bequem, ungelegen.
inoptäbel, jpätl. (inoptabilis; vgl. optabel) nicht
wünjchenswert, unerwünjdt.
in optima forma, ſ. Form; in ordinem redi—
gieren, |. redigieren. \
Inoſinſäure (vom ar. is, Gen. inös, Muöfelfajer),
Fleiſchſäure, und Inoſit, m. Fleiichzuder, zivei
chemiſche Beftandteile der Fleiſchbrühe; Inpfis,
j. Inogenefis.
Inostulation, £. nl. (v. 08, verff. oscülum, Mund,
Mündung) Einmiindung; inoseulatio vasorum,
Heilf. = Anaftomofis.
in partibus infidelium, j. infidel; in perpe-
tuam rei memoriam, j. unter memoria; im
praefixo termino, j. Termin; in praesenti
casu, |. unter Kaſus; in prima instantia, ſ.
Snitanz; in pristinum statum, f. status;
in puris naturalibus, j. unter Natur.
Anguartation, f. fr. = Duartatioı.
Inqueſt, n. engl. (jpr. infweßt, vgl. inquirieren)
Unterſuchung, bei. von Geihwornen.
inquiẽt, lat. (inquietus; vgl. quiejzieren) unruhig,
beunruhigend; inguietieren (l. inquietäre), be»
unruhigen; Inquiẽtation, f. (inquietatio) die
Beunrubigung im Bejip.
Inquilinus, mm. l. (f. incolinus, von incolere, be-
wohnen, wohnen; vgl. Inkolat) oder abgek. In—
anilin, ein Mietmann, pl. Inquilinen, Dliet-
leute, Mietbewohner; Inguilinät,n.,r.ın. (l.in-
quilinätus) das Rechtsverhältnis der Mietmohner.
inquinieren, l. (inquinäre) befleden,bejudeln; In⸗
guination, f. nl. die Verunreinigung.
inguirieren, l. (inquirere, v. quaerere; vgl. quae-
ritur) nachforfchen; gerichtlich unterfuchen, ver-
hören; Inquirent, m. (inquirens) der Unter-
ſuchungsrichter; Inquiſit, m., Ingnifitin, f. der
und die Angeklagte; Inquiſition, f. (inquisitio),
Unterfuhung, Berhör, Vernehmung; Kegergericht,
3. B. in Spanien, vgl. Auto da 6; inquiſi—
io, nl. nachforſchend; Inquiſitor, m. I. der
Nachforſcher oder Richter, bejond. Glaubens- oder
Keperrichter; Groginguifitor, der oberjte Keper-
vihter in Spanien; Inquiſitoriãl-Gericht, nl.
374 Inramo
dtich. ein peinliches Unterſuchungsgericht; inqui⸗
ſitöriſch, peinlich ausfragend.
Inränte, n. (eig. l. in ramo, am Aſte) Kfſpr. rohe
Baumwolle, bei. aus Agypten.
in rerum natura, j. Natur.
Inrolment, n. engl. (fpr. — röhl—) die gerichtliche
Eintragung eines Dokumentes.
inrotulieren, nlat. (vgl. Rotulus 2c.) Ripr. Akten
verzeichnen, wie jie zufammen gehören, ſie zuſam—
menlegen und einheften; Inrotulation, f. das
Einheften und Einpaden der Akten; Inrotula—
ttons-&ebühr, die Einheftungs-Gebiühr; J.—
Termin, m. der zur Durchſehung und VBerzeic)-
nung der Akten angelebte Tag.
inſaiſiſſable, fr. (ipr. ängßäſiſſäb'l; von saisir, er-
greifen) unantajtbar, unerfaßbar.
injalieren, nl. (von sal, Salz) einfalzen.
Inſalivation, f. nl. (v. 1. saliva, Speichel) die Ver-
milchung des Speichel3 mit den Speifen durch das
Kauen; auch Mangel an Speichelfluß.
Injalubrität, f. nlat. (vgl. Salubrität) die Unge-
jundheit, 3. B. eines Ortes in Hinficht der Luft od.
des Waſſers.
insänae mentis, [. (v. insanus, eig. ungeſund, da—
her unfinnig, von sanus, gefund) wahnfinnig; In—
fante, f. l. (insania) Wahnſinn, Srrfinn; insania
noetürna,nädtlicher Irrſinn, Nacht- oder Schlaf-
wandeln; Infanität, f. (1. insanitas) die Krank—
beit; nl. der Wahnſinn.
in sano sensn, j. unter sensus.
injattäbel, l. (insatiabilis; dal. jatiabel) unerfätt-
ic; Inſatiabilität, £. die Unerjättlicykeit.
inſaturũbel, l. (insaturabilis; vgl. faturieren) nicht
zu fättigen. Szene.
Snizenierung, k. lat.dtjch. das Inſzeneſetzen, vgl.
Infeiens, m. I. (v. seire, wiſſen) ein Unwiſſender,
Unfundiger; Inſcienz, f. (1. inscientia) die Un-
in sedecimo, j. Sede;z. [mifjenbeit.
Infekt, n. (ſ. insectum, pl. insecta, v. l. insecäre,
injezieren, einſchneiden) ein Kerbtier; pl. Inſekten,
die Kerbtiere; ſchädliche Inſekten, Ungeziefer;
perſiſches Inſektenpulber, n. ein aus den zerrie-
benen Blütenföpfen der Bertrammurz (Pyrethrum
carneum od. roseum) zur Vertreibung der Inſek—
ten bereitetes Pulver; Inſektenpulvertinktur, f.
ein hieraus bereiteter Auszug; Infektion, f. nl.
der Einfhnitt; Inſektivöra od. Inſektivören,
pl. nl. Snjeitenfrefjer, unterivdifche Naubtiere wie
Igel, Maulwürfe, Spitzmäuſe; Inſektolög, m.
(.gr. ein Kerbtierfenner; Inſektologie, f. Lehre
von den Kerbtieren, j. Entomologie; Inſek—
töres, pl. nl. die Einjchneider, vier Vorderzähne.
Inſel, f. (v. l. insüla) ein Eiland; Inſuläner, m.
((. insulänus) ein Inſelbewohner; infwlarliih),
({. insuläris), eine Inſel vd. Inſeln betreffend, da-
zu gehörig; Injelburgunder, m. Madeiramein.
Inſeneſzenz, f. nl. (insenescentia; vgl. Senejzen;)
das Nichtaltern, — gr. Agerafie; inſeneſzieren,
(. (insenescere) altern.
inſenſibel, I. (insensibilis; vgl. ſenſibel) od. fr. in=
fenjibfe (ſpr.ängßangßib'l), unempfindlich, gefühl-
108; unmerflih; Inſenſibilität, f. nl. oder In—
jenjibtlite, f. fr. (ipr. ängßangßibiliteh) Unemp—
rindlichkeit; Unnterflichkeit.
infeparäbel, l. (inseparabilis; vgl.jeparieren). un»
trennbar, unzertrennlih; Inſeparables, pl. fr.
(pr. änghepardb’l) unzertrennliche (Sympathie-)
Vögel, eine gejellihaftlihe Papageien in Dit-
indien; Inſeparabilität, f. I. Unzertrennlichteit;
infeparat, ungetrennt.
inſtrutabel
insequens, I. (v. insequi, aufeinanderfolgen) de.,
die, das folgende; inſequieren, folgen, erfolgen.
injerieren, i. (inseröre, dv. seröre, zujammenfiigen,
reihen od.-knüpfen) einfiigen, einrücken, einſchal—
ten; beſ. in eine Zeitung einrücken laſſen; ſich in=
ferteren, ſich anfegen (von Musfeln); inseratur,
e3 werde eingejchaltet, beigefüigt; Inſerät, nl., r.
Infſertum, J. n. eig. das Eingerückte, eine in öf—
fentliche Blätter eingerückte Anzeige; Ripr. eine Ein-
(age, Beilage, Nacherinnerung; Inferaten=Zeil,
der Anzeigeteil einer Zeitung; Inſerendum, n.,
pl. Inferende, einzurücende Nachrichten od. An-
zeigen; Inſertion, £. (lat. insertio) Einrückung;
Heilf. Anja der Muskeln an den zu bewegenden
Zeil; Inſertions-Kontrolle, f. Verzeichnis der
Anzeigen; J..Gebühren, Einrücdgebühren; J.—
Tare, f. Emrückungsgebühr. |
Inſeffus od. Inſeß, m. nl. (v. l. insidere, in oder
auf etivas jigen) Heilf. ein Sitzbad, Dampfbad;
Inſeſſion, f. das Sitzen im Bade; Inſidien, pl-
l. (insidiae, v. insidere, an einem Orte ſitzen oder
lagern) der Hinterhalt, die Nachſtellungen; infi=
diieren, nachſtellen; infidtös (1. insidiösus), hin-
terliſtig; Inſidiation, f. nl. (v. l. insidiäri, nach—
itellen) das Nachſtellen, Berführen.
Inſignien, pl. l. (insignia, von sing. insigne; vgl.
Signum) überh. Zeichen, a ee
bei. Ehren- od. Standeszeichen, Würde- od. Macht-
zeichen, 3. B. Wappen, Krone, Zepter 2c.; Reichs—
infignien, Reichswürdezeichen, Reichskleinode
inſignifiant, fr. (ſpr. ängßinjificing; vgl. ſignifi—
zieren unbedeutend, geringfügig, nichtsſagend; In⸗
ſignifiance (ſpr. ängßinjifjängß) od. nl. Inſig-
nifikaͤnz, k. die Bedeutungsloſigkeit; Nichtigkeit.
infimulieren, l. (insimuläre, eig. etwas gegen je—
mand vorgeben, v. simulare, vorgeben; vgl. ſimu—
tieren) bejchuldigen, angeben; Inſimulation, f.
((. insimulatio) die mehr oder weniger grundloſe
Beihuldigung. J
infinnieren, I. (insinuäre, d. i. eig. etwas in dem
Buſen od. einen verborgenen Ort bringen; v.sinus,
Bufen)jentand etwas auf eine feine Art beibringen,
heimlich zuſtecken, einflüſtern; Rſpr. gerichtlich zu-
jtellen, vorlegen; unterjtellen; ſich inſinuieren, ſich
einſchmeicheln, beliebt machen; infinudnt (insi-
nüans)od.infinnatin, ni. einſchmeichelnd; gefällig;
Inſinuation, f. (insinuatio) das Einjchmeideli;
die Einflüſterung einer Meinung, Unterſtellung; ge-
richtliche Einhändigung, Eingabe, z. B. einer Schrift
rꝛc. Inſinuations-Dokument, n. der Behändi-
gungsihein, die Zuitellungsurtunde; Inſ.-Ge—
bühr, Behändigungsgebühr; Inſ.-Termin, m.
der Zeitpunkt der Urteilsverkündigung. H
injiptd odee inſipide, I. (insipidus, von sapere,
ſchmecken) von fadem Geſchmack; abgeſchmackt, fade,
albern; Inſipidität, £. nl. Abgeſchmacktheit.
inſiſtieren, I. (insistere; vgl. ſiſtieren) auf etwas
beitehen, dringen; Inſiſtent, m. (insistens) ein
Dränger, wer auf etwas beiteht.
Inſition, f. l. (insitio, v. inserere, einpfropfen od.
pflanzen) das Pfropfen, Einimpfen, = Inoku
lation.
inſtribieren, l. (inscribere, v. scrib£re, chreiben)
vgl.Scriba) einſchreiben, eintragen; überſchreiben,
widmen; Infſkription, f. (l. inscriptio) die Ein-
ichreibung; Inſchrift, Überjchrift; pl. Inſtriptio—
nen, ——— Schuldverſchreibungen, beſ.
franzöſiſche Staatspapiere, deren Einlöſung durch
das große Buch verbürgt iſt.
inſtrutãbel, l. inscrutabilis, vgl. ſtrutieren) uner-
inſtulpieren
forſchlich, unergründlich; Inſtrutabilität, f. die
Unerforſchlichkeit.
inſtulpieren, I. (insculpere; vgl. sculpsit) ein—
graben, einichneiden.
Inſolation, ſ. unter infolieren.
intolent, I. (insölens, d. i. eig. ungewohnt, unge—
wöhnlich handelnd, v. solere, gewohnt fein) unge-
bührlich, unbeicheiden, übermütig, anmaßend; als
Hauptw. Inſolent, m.fr.(ipr. ängkoldng) ein Über-
mütiger,Unverjchämter; Inſolenz, f. [-(insolentia)
Ungebührlichfeit, Unbeicheivenheit, Ubermut.
injolide,!.(insolidus; vgl. jolide) unhaltbar, ſchwach;
unzuverläflig, unrechtlich; Inſolid tat f. nl. die
Unhaltbarfeit, Schwäche; Unzuverläffigfeit, Un-
vechtlichfeit.
inſolieren, I. (insoläre, von sol, die Sonne) der
Sonne ausfegen, fonnen, an der Sonne trodnen;
Inſolation, f. (insolatio) das Sonnen, Sonnen-
bad, die Befonnung, Beitrahlung durch die Sonne
zum Trodnen, Berdunjten, Hervorrufen der Phos—
phoreizenz 2c.: Heilf. der Sonnenſtich.
inſolũbel, IL. (insolubilis; vgl. ſolvieren 2c.) unauf-
löslich; unerklärlich; Inſolubilität, f. die Unauf-
in solutum, ſ. unter folvieren. Möglichkeit.
inſolvãbel (fr. (insolväble) und infolnent, nl. (in-
sölvens, d,i.nichtzahlend; vgl. folvieren) zahlungs⸗
unfähig, auch ohne Zahlmittel; pro insolvente—
für zahlungsunfähig erflären; Infolnenz, f. (mi.
insolventia) die Zahlungsunfähigfeit, Zahlungs—
einjtellung.
——— f. l. (insomnia; vgl. Somnus) Schlaf—
loſigkeit.
Inſouciance, f. fr. ſpr. ängßußjängß'; von souci,
Sorge; vgl. Sansſouci) Sorgloſigkeit.
injoziäbel, I. (insociabilis; vgl. ſoziabel unter
Socius) ungefellig; unverträglich, unvereinbar;
Snfosiablittät, f. nl. die Ungejelligfeit; Unver-
einbarfeit, Unverträglichkeit.
Inipektion, Infpekter, j. injpizieren.
infperäßbel, [. (insperabilis; v. speräre, hoffen) un-
hoffbar; insperäta, pl. (insperätus, a, um, un—
verhofft) en Dinge.
Inſperſion, f. l. (inspersio, von inspergere, ein»
itreuen, betreuen; vgl. ſpargieren) das Beitreuen,
Beiprengen, die Bejprigung; die Einftreuung, Ein—
ſpritzung.
inſpirieren (l.inspiräre, von spiräre, hauchen) ein-
hauchen, einflößen; eingeben, begeiftern, anfeuern;
infpiriert, begeijtert; von Gott eingegeben; In⸗
Ipirierte, Begeiiterte, Erleuchtete; Inſpiration,
f. (inspiratio) od. InspirIum, n. die Einhauchung;
Eingebung, Begeifterung; Beeinfluffung; der be-
fondere göttliche Beiftand bei der Abfafjung der
heiligen Schrift, die bejondere göttliche Eingebung;
per inspiratiönem, durch Eingebung.
infpiffieren, nl. (inspissäre, v. spissus, dicht) ein-
dien, verdichten; Jnfpiffation, f. Heilf. die Ein-
dickung; inspissätus, a, um, eingedidt; 3. B.
fel tauri inspissätum, eingedicdte Ochjengalle.
infpiziereit, !. (inspicere; vgl. Species) einfehen,
befichtigen; beaufjichtigen; inspeximus, auf Ur-
funden =vidimus; Inſpektion, f. (inspectio) die
Beſichtigung, Deufterung ; Aufficht,Beauffichtigung;
der AuflichtSbezirk eines Superintendenten, Schul-
rats uſw.; Krk. die Mufterung; auch die Kor-
poralſchaft, eine Unterabteilung der Kompagnie,
—— 20 Mann; Inſpektions-Paräde, f.
Krf. die Mufter- od. Mujterungsitellung; inspec-
tio oculäris, Ofular-Inipeftion, die Befichtigung
an Ort und Stelle, eine eingehende amtliche Be-
Inſtitor 375
ſichtigung; Inſpektor oder fr. Inſpekteur (ſpr.
ängipeftöhr), * ein Aufſeher; nee
Vorſteher; inspecteur aux revues, fr. (ſpr. oh
rewüh) Intendantur-Rat, ſ. d.; Oberaufſichtsbe—
amter; Inſpektorũt, n. u. Inipeftär, f. nl. Amt
und Wohnung des Inſpektors; Jnfpizient, m. 1.
der Beauffichtigende, bei. ein Beamter beim Thea—
ter, der die zur Borftellung oder Brobe gehörigen
Materialien zu beforgen, die Statiften zu befehligen
und fonftige Dienftleiftungen hinter der Bühne zu
verrichten hat; Inſpizientin, f., eine beauffich-
tigende Lehrerin (für Nadelarbeiten, Kochunter—
richt); Inſpizierung, f. die Mufterung.
inftabil, I. (instabilis; vgl. ftabil) unbejtändig,
wandelbar; Inſtabilität, f. (instabilitas) die
Unbejtändigfeit.
installieren, ml. (installäre, vom deutichen Stall,
d. i. Stelle) bejtallen, anjtellen, in ein Amt ein-
ſetzen, einweiſen; Inſtallateur, m. fr. (jpr. äng-
itallatöhr, gew. injtallatöhr) der Berfertiger, Lie—
ferer; Inſtallation, f. die Beitallung; Inſtalla—
tionsberat, m. nl.-türk. vgl. Berat.
Inſftäͤnt, m. I. (instans, v. instäre, worin od. wor—
auf jtehen; ſehr nahe fein. einem zufegen 2c.; vgl.
stante) ein Bittjteller; instänter, injtändig, be»
barrlich; in instänti, im Augenblid, augenblicd-
lich; inftantän, d.i. augenblidlich, plößlich, 3. B.
instantane Hebungen und Senfungen des Bodens
als Wirkung der Erdbeben; Jnſtänz, f. !. in-
stantia, 1. das Anhalten, injtändige Gefuc oder
Begehren, 3. B. ad instantiam ereditorum, auf
Antrag oder inftändiges Anhalten oder Anfuchen
der Gläubiger; 2. Ripr. die zufiändige Behörde,
der Rechtszug, Gerichtsjtand, z. B. in prima. in-
stantia, in erfter Inſtanz, bei der eriten Be—
hörde; einen Prozeß durch alle Snitanzen ge-
mwinnen oder verlieren 2c.; 3. Nedef. ein Einwurf,
Gegenbemweis; ab instantia pen Rſpr.
den Beklagten wegen nicht erwieſener Schuld von
der Pflicht, ſich auf eine gegen ihn angeſtellte Klage
weiter einzulaſſen, entbinden; im Krim.-R. auch:
den Angeſchuldigten vorläuſig außer Verfolgung
ſetzen; Inſtanzenzug, m. l.-dtich. der geſetzliche
Übergang einer Rechtsſache dv. niederen zu höheren
Gerichtsbehörden, der vorgefchriebene Rechtsgang;
inftanzenmäßig, im Dienſtordnungs-Wege.
injtanrieren, |. (instauräre) erneuern, wieder er-
öffnen; Inſtauration, f. (instauratio)die Erneue-
rung, Wiedereinjegung, Wiedereröffnung ;Inftans
väter, m. fpätl. ein Wiederheriteller.
injtigieren, |. (instigäre, Nebenform von instin-
guere; vgl. Inſtinkt) anreizen, antreiben, verfüh-
ren; Inftigation, f. (instigatio) die Anftiftung,
Aufhesung, Verführung; Inftigator, m. ein An⸗
ftifter, Yutheber: Eintreiber (— Fiskal).
inſtillieren, I. (instilläre; vgl. Stillation) eintröp-
feln, einflößen; Inſtillation, f. (instillatio) die
Eintropfung, Einflößung.
inftimulieren, l. (instimuläre; vgl. jtimulieren)
anreizen, aufregen.
Inſtinkt, m. I. (instinctus, v.instinguere, anreizen,
v. ungebräuchlichen Stammmort stinguere, stechen)
der natürliche Antrieb bei Tieren, Naturtrieb; in—
ſtinktiv, nl., od. inftinktartig, inſtinktmäßig,
L.-dtich. unmillfürrlich, vom Naturtriebe od. natürs
lichen Gefühle geleitet.
in stirpes ete., j. unter caput.
Inſtitor, m. l. (v. insistöre) 1. hin- oder eintreten,
2. etwas verrichten, emfig betreiben) 1. der Ge—
ſchäftsverwalter, Gejchäftsführer (Faktor, Dis—
376 inſtituieren
onent, Prokuriſt, Proviſor ſind Arten des
Inſtitor); Agent; 2. ein Krämer, Hauſierer.
inftituieren, [. (instituẽre, hineinſtellen, hinſtellen;
v. statuere, aufitellen; vgl. ſtatuieren) errichten,
anordnen, einjegen; auch anführen, unterweijen;
uſtitũt, m. (l.institutum) eine Anftalt, Stiftung,
Inordnung, 3. B. Armenanitalt; bej. eine Xehr- u.
Erziehungs-Anftalt; Bank-Inſtitut, Bankhaus;
institut de France, n. fr. (ſpr. ängſtitü d’Frangß')
der Gefamtname für die fünf zu Baris beftehen-
den Afademien, der Academie francaise, Aca-
d&mie des inscriptions et belles lettres, Aca-
demie des sciences, Academie des beaux arts
und Academie des sciences morales et poli-
tique; institut national des sciences et des
arts, fr. (pr. ängſtitü naßiondl dä ßjcingß e dä
fahr) die National-Anftalt für Wiffenichaften und
Künste, 1795 geftiftet und die vier eriten Afademien
umfafjend, feit 18316 wieder aufgehoben; Inſtitu—
tion, f. I. (institutio) die Stiftung, Einrichtung,
beſ. Staat3-Einrihtung; Einfeßung in ein Amt;
Inftitutiönen, pl. Unterweifungen in den römi-
ſchen Rechten, ein Teil der römiſchen Geſetzſamm—
fung des Kaiſers Juftinian, j. Corpus juris; In⸗
ftitutor, m. ein Stifter; auch ein Lehrer, fr. In—
ftitutenr(ängititütöhr); institutus,m.l.Vorerbe.
inftradieren (v. it. strada, Straße, und dies v. I.
sırata, sc. via, ein mit Steinen beftreuter od. ge-
pflajterter Weg, v. stratus, a, um, bejtreut, ge-
pflaitert, Partiz. v. sternere, stratum, ausſtreuen,
pflajtern) auf die rechte Bahn bringen, den Weg
vorſchreiben, die Marſchroute angeben; in einen
beitimmten Verkehrsweg leiten; Inſtradierung,
£. Berfehröleitung; Beitimmung des Weges (zur
Beförderung eines Gegenftandes auf der Bahn);
Inſtradierungs-Route, f. Wegvorſchrift (der
orgejchriebene Weg, auf dem ein Gegenftand zu
befördern ift); Inftradterungs-Tabelle, f. An-
zeiger der Bertehrsleitung; Inſtradierungs-
Tableau, n. Vorſchriften der Verkehrsleitung
Inſträtum, n. I. (v. insternere, darüber breiten,
bedecken) das Gedede, die Dede.
inſtruieren, l. (instruere, aufſchichten, aufrichten,
einrichten, v. strußre, ſchichten; vgl. Struktur) eig.
einrichten, zurecht machen; belehren, unterweiſen;
Berhaltungsregeln od. Vorſchriften geben; einen
Prozeß inſtruieren, eine Rechtsſache zum Spruche
borbereiten; Inſtruent, m. wer eine Rechtsſache
einleitet; aud) = Inſtruktor; Inftruftion, £.
(1. instructio) eig. Einrihtung; Unterweifung, Be-
lehrung; Weiſung, Anweifung, Vorſchrift; Dienft-
anweiſung, —— Anleitung in Amts⸗
fachen; Vorbereitung einer Rechtsfache zum Nich-
terſpruch; Bollmadt; Inſtruktion der Akten,
das Einrichten u. Drdnender Berhandlungsfcriften
eines Prozeſſes; $. eines Prozeſſes, die richter-
liche Ermittelung und Feititellung der Streitpunfte
dezjelben; Inſtruktionsloge, f. [.-fr. die Zoge in
der Freimaurerei, worin der Meifter vom Stuhle
freie Vorträge über den Zweck der Freimaurerei
hält; inftruktio, nl. lehrreich, unterrichtend; In—
ftruftor, m. ein Lehrer, bej. bei Prinzen.
Snftrument, n. [. (instrum&ntum, v. instruere,
einrichten, vgl. inftruieren; eig. ein Mittel zur Ein-
richtung einer Sache) ein Werkzeug, Hilfsmittel,
Gerät, bei. Tonwerkzeug; und ein mundärztliches
(Hirurg.); Vorrichtung, Maſchine; Rſpr. eine Ur-
funde oder Beweisihrift (Dofument); instru-
mentum authenticum, eine cihte od. glaubwür—
Hige Urkunde; i. cessiönis, eine Abtretungs-Ur-
infurgieren
Funde; Snftrumentszeuge, ein Beweiszeuge;
JInftenmentenmadher, ein Verfertiger von Wert-
zeugen vd. Geräten, bei. Tonmwerkzeugen; inſtru⸗
mental, nl. als Mittel oder Werkzeug dienend;
duch Werkzeuge, Geräte ꝛc. verrichtet; Inſtru⸗
mentãlis (Kajus), m. Sprach. der Kaſus auf die
Stage wodurch? womit? inftrumentaleLArith⸗
mẽtik, die Auflöſung gewiſſer Rechnungen mittels
mechaniſcher Hilfsmittel, z. B. Rechenmaſchinen ꝛc.;
Inſtrumentäl⸗-Muſik, Tonſpiel mit Tonwerk—
zeugen ohne Geſang, gelangloieg Tonſpiel (im
Gegenfate von Vokal-Muſik, Sangipiel); In—
ſtrumental⸗Philoſophie, = Logik, weil dieje
als das Werkzeug od. Hilfsmittel der ganzen Phi—
lojophie betrachtet wird; Inſtrumentalität, f.
das Verhältnis der Bermittelung od. der Wirkung
einer Sache als Mittel zum Zweck; instrumen-
tarium chirurgicum, n. eine Beſchreibung der
wundärztlihen Werkzeuge; inftrumentieren,
Zonf. für Instrumente jegen, unter die verjchie-
denen Tonwerkzeuge verteilen; Rſpr. eine Urkunde
abfafjen; Juſtrumentation od. Inftrumenties
rung, f. Verteilung eines Tonſtücks unter die ver-
nen Inſtrumente; Inſtrumentiſt, m. der
ufifer.
Inſuabvität, f. I. (v. suävis, fanft, lieblich) die An-
mutslojigfeit. |
Inſubordination, f.nl. (vgl. ſubordinieren 2c.) Un»
gehorjam, Zuchtloſigkeit, Widerfeglichkeit, Aufleh-
nung gegen Vorgejebte; inſubordiniert, wider-
feslich, ungehorſam.
infubſtantiell, n!. (vgl. Subitanz 2c.) unmefentlich,
weſenlos; nicht wirklich).
injuffizient, I. (insufficiens; vgl. juffizient) od. fr.
infürnjant (ſpr. ängküffildng), —— un⸗
tüchtig, unzureichend; Inſuffizienz, f. (pätl. in-
sufficientia) od. Infürfifance, f. fr. (pr. ängßüf⸗
fifdngß’) die Unzulänglichkeit, Untüchtigfeit.
Inſufflation, f. jpätl. (insufflatio, von insuffläre,
einblafen; val. foufflieren) das Einblafen, die Ein-
bauchung.
infufzieren, [. (insuccäre, v. succus, der Saft) an-
feuchten, einfeuchten, eintauchen; Anfuecation, T-
nl. die Einfeuchtung, Verſetzung mit einem Safte.
in suis terminis 2c,, ſ. unter terminus.
Infulaner, infular, |. unter Infel.
injultieren, |. (insultäre, eig. auf etwas [pringen,
mutwillig angreifen, Berjtärkungszeitwort v. insi-
lire, insultum, v. salire, saltum, ſpringen) beleidi—
gen, mighandeln, befchimpfen, anfallen; Infultes
tion, f. I. (insultatio), auch Inſuͤlt, m. |pätl. (in-
sultus) oder fr. Sufülte, £. tr. (ipr. na ein
plöglicher Anfall, befeidigender Angriff, Beſchimp—
fung, Berhöhnung; Inſuültor, m. ein Beleidiger.
inſumieren, I. (insumere; vgl. Sumtion) zu etwas
nehmen, verwenden; Inſumtion, f. (jpätl. in-
sumptio) der Aufwand.
infuperäbel, I. (insuperabilis, vgl. fuperieren) un-
überſteiglich, unüberwindlich. 3
infupportäbel, fr. (insupportable; jpr. üngküp—;
pal. fupportabel) unerträglid; Inſupportabili⸗
tat, f. die Unerträglichkeit. 9
inſurgieren, l. (insurgere, v. surgére, aufſtehen)
ſich empören, auflehnen gegen die Regierung oder
eine andere Partei; auch aufwiegeln; Inſurgent,
m.(insürgens),pl. Inſurgenten, Aufrührer; Ems
pörer; die Bannerleute, das Bannerheer, Aufgebot,
(die ungariſche Landmiliz, welche durch ein Auf-
gebot, den Heerbann)zufammengebradht wird; In⸗
furrektion, f. nl. Empörung, Aufruhr, Aufitand;
injürmontable
Aufgebet, Heerbann in Ungarn; infurreftiond,
aufrührerijch. empöreriich.
iafürmontable, fr. (pr. ängkürmongtdb’T; v. sur-
— überſteigen; vgl. montieren) unüberſteig—
ich.
infuszeptibel, nl. (fr. insusceptible; vgl. juszep-
tibel) unempfänglich, unempfindlich.
intabefzieren, I. (intabesc£re; vgl. tabesec.) ſchwin⸗
den, eindorren, bei. von Gliedern.
intabnlieren, nl. (v. tabüla, Brett, Tafel zc.) ver-
täfeln; eintragen in eine Tabelle u. dgl.; intabu-
ländo, durch Vertäfelung, Einfäumung; durd)
Eintragung; Intabulation, f. das Tafelwerk, der
oberfte Teil des Gefimjes; die Eintragung, Ein-
ſchreibung.
intaͤkt, l. (intäctus, v. tangere, berühren) unbe—
rührt, unverſehrt, üunbeſcholten; Krſpr. (von Trup⸗
pen) in der Schlacht noch nicht verwendet, noch
friſch und kräftig; intangibel, nl. unberührbar;
Intangibilität, f. die Unberührbarkeit. !
Intaglio, m. it. (pr. intdljo; von intagliäre, ein-
jchneiden; vgl. taillieren) pl. Intaglien, vertiefte
Schnig- od. Bildhauerarbeit, vertieft od. einwärts
geſchnittener Stein (gemma insculpta), entg. dem
erhabenen (f. Ramee); intaglio d’acqua forte,
eine geäßte Kupferplatte; der Abdrud davon.
intangibel, ſ. unter intakt. 6
Intarſia od. Intarjiatur, f. it. (v. intarsiäre, mit
buntem Holz auslegen, v. tarsia, ausgelegte Holz-
arbeit; vgl. ml. tarsicus, buntfarbig, v. Tharsia,
in Aſien) eingelegte Arbeit mit vielfarbigem Holze
und Berlmutter; Intarfiatöre, m. wer ſolche Ar-
beit macht; Intarſienmalerei, f. Erſatz für Die
Intarſiatur.
intöger, integra, intögrum, |. (f. intäger, v. in
u. tagere, alt f. tangere, berühren, taften, aljo
unberührt,unangetajtet)unverlegt,unverfehrt,ganz,
neu 2c.; integra res, eine unverfjehrte, unverän-
derte Sache; Intẽgrum, n. ein unverjehrtes Gan-
zes; de integro, von neuem; in integrum reſti⸗
tuieren, wieder in den vorigen Stand jeßen; inte=
gräl, nl.ein Ganzes ausmachend; für ſich beitehend
(3.8. integrale Eijenbahnen); Integräl, n. Grö-
Bent. eine endliche veränderliche Größe, wiederher-
ejtellt oder berechnet aus ihrem unendlich Kleinen
Teile(Differential);Integrälformeln,pl.diebein
Integrieren gebrauchten Muſterausdrücke od. Rech—
nungsvorſchriften; Integräl-Rechnung, die
höhere Rechnungsart, welche durch Vergleichung der
unendlich kleinen Teile die endlichen Größen dar—
ſtellt, woraus jene entſtanden; Iutegrälen und
Integrierte, pl. eine Art holländiſcher Staats—
papiere, weld)e als ergänzender Teil zur Geſamt—
heit der Staatsjchulden gehören; Integralität,
f. die Volljtändigteit, Ganzheit; integrieren, l.
(integräre) ergänzen, 3. B. ein integrievender Teil,
ein wejentlich zum Ganzen gehörender; Größenl.
eine endliche veränderlicde Grüße aus ihren gege-
benen unendlich kleinen Teilen berechnen; Inte—
ardnt, n. etwas zum Ganzen Gehöriges, Ergän-
zendes; Integrität, f. (l. integritas) der unver-
legte Bu tand, Bollbeitand, die Unverfehrtheit,
Bollftändigkeit, Aufrechterhaltung; Unbefcholten-
beit; Unantaftbarfeit; Reinheit, Rechtichaffenheit;
Integritäts-Eid, m. [.-dtich. Ledigkeitseid.
Integument, n. |. (intugemöntum, v. integere, be-
deden, überziehen; vgl. tegieren) eine Dede, Hülle,
bei. hautartiger Überzug.
Intelldttus, m.I.(v.intelligöre, einfehen, verftehen,
eig. dazwiſchen leſen, v. inter, zwifchen, u. legöre,
Intenfion
lejen) der Verftand, das Erfenntnisvermögen; ins
telfeftuäl, (fpätl. intellectuälis), oder gew. Intels
leftucll, (fr. intellectuel), dem Verftande angehö-
rend od, ihn betreffend, veritandesgemäß, begriff-
(ich, geiftig; Philof. überfinnlich, durch begriffliches
Denken gewonnen; intellektuelle Bildung, die
Geiſtes- od. Berjtandesbildung; intelleftueller
Urheber einer Tat ift derjenige, welcher die Idee
od. Anregung gegeben hat, entg. dem phyfifchen;
intelleftualiiieren, nl. in Begriffe od. Gedanken
auflöjen; Intellektualiften oder Intellektual⸗
philoſophen, Verſtandesweiſe, welche behaupten,
daß die Sinne uns nichts, als Schein, zuführen,
und daß der Verſtand allein das Wahre erkenne;
Intellektualismus, m. derZehrbegriffdiefer Phi-
lojophen; auch = Idealismus,; intelleftualts
ſtiſch, demſelben gemäß; Sutelleftnalität, f. der
Zuſtand des Erkenntnisvermögens, das Geiſtige
im Menſchen; intelligent (I. intelligens), ver-
Ttändig, kundig, einfichtig, erfahren, unterrichtet, ge-
ſchickt; Intelligenz, f.(intelligentia)da3 Verftänd-
nis, die Einficht, Kunde; der Verſtand, Geift; Die
geiftige Kraft und Geiftesbildung; ein verjtändiges
Weſen, Vernunftweſen; Intelligenzblätter, I[.-
dtſch. Anzeiger, Wochenblätter; ntelligenz-
Kontor, n. das Nachweifeamt, die YUnzeigeitelle;
intelligibel, I. (intelligibilis) verjtändlich, ver-
nehmlic, faßlich, begreiflich; Philof. überfinnlich,
3.8. Welt, Weſen; Intelligibilität, f. nl. die
Verſtändlichkeit, Denkbarfeit, Erfennbarfeit, Be-
greiflichkeit.
intemperdnt, I. (intemperans; vgl. temperieren)
ungemäßigt, unmäßig; Intemperänz, f. (l.intem-
perantia)die lnmäßigfeit, Ausjchweifung,Böllerei.
intempeſtiv, I. (intempestivus; vgl. tenıpeftiv) u.
al3 Adverb intempestive, unzeitig, nicht pafjend
al Antempeftipität, f. die Unzei—
tigkeit.
intendieren, l.(intend£re, eig. ausdehnen, ſpannen,
anjtrengen, wohin richten, sc. animum, den Geift)
auf etwas achten, fein Augenmerk auf etwa rich-
ten; beabjichtigen, beziweden, die Abficht haben, er—
itreben; aud) nl. intentionteren oder intentio=
siert fein; Intendant, m. fr. ein Oberauffeher,
Verwalter, — der Schauſpiele, u. beſ. bei Kriegs—
heeren der Aufſeher über die Bezahlung, Verpfle—
gung und Bekleidung der Truppen, Heerpfleger;
Intendaͤnz oder fr. Intendance, k. (ſpr.äugtang—
dcingß“) die Oberaufſicht, Verwaltung, auch der unter
einem Oberaufſeher ſtehende Bezirk; Iutendan—
tür, f. barb.-l. das Aufjeher-, Verwalter-Amt,
Heerpflegeamt; Jutendantũr-Rat, m. ein Be—
amter, welcher den Intendanten bei einem Kriegs—
heere zum Beiftand gegeben iſt; Intendanz-Rat,
Sekretär einer Theaterintendanz.
Intenſion, f. l. (intensio, eig. Ausdehnung, Span-
nung, v. Intendere; vgl. intendieren) die Anſpan—
nung, Kraftverſtärkung; die innere Stärke od.Kraft,
Innigkeit, Heftigfeit; der Inhalt, innere Gehalt;
intens od. intenſiv od. al3 Adverb auch inten-
sive, nl. innerlich, der innern Stärke und Kraft,
nad); ſtark, kräftig, anftrenaend, wirkſam, lebhaft,
durchdringend; intenſive Wirtichait Gegenſatz:
extenſive), eine Bewirtſchaftung eines Gutes, die
viel Geld u. Arbeit auf den Boden wendet, um ſo
hohen Ertrag zu erzielen; Jutenſivum, nämlich
Berbum, f. unter Berbum; Intenſität, f. die
innere Stärke und Wirfjamfeit; wirfjame Kraft
(Energie), Größe der Kraft, entg. Ertenjion;
Anfpannung, Anftrengung, Gewalt, Nahdrud,
377
378 Intention
Spanntraft; intenso, it. Tonf, erhöht, derftärkt,
fräftig.
Intention, f.[. (intentio, eig. intensio, Ausdeh-
nung, Anſtrengung; vgl. intendieren) die Richtung
der Seele auf etwas, die Abficht, das Vorhaben, die
Willendmeinung, der Zweck, Anfchlag; intentio
actiönis, Ripr. der Endzived einer Klage, Klage-
arund; i. prineipälis, die Hauptabjicht; I. secun-
daria, die Nebenabiicht; Intentionalismus, m.
‚nl. die Anſicht, dab der Zweck die Mittel Heilige;
Intentionalität, f. die Abfichtlichkeit; intentio-
nieren, ſ. intendieren; intentieren, I. (inten-
täre, Berftärkungszeitwort von intend£re) wider
jemand etwa3 beabjichtigen, unternehmen.
inter, [. Borwort: zwijchen, unter, während, in vie—
fen Zufammenfesungen; inter absentes, inter
arma silent leges und andere derartige Berbin-
dungen f. unter dem Folgewort.
interartifulär, nl. (vgl. Artikel ꝛc.) zwiſchen einem
Gelenke befindlich, zwiſchengelenkig.
inter canem et lupum, l. wörtl. zwiſchen Hund
u. Wolf, d. i. in der Abenddänmerung, eig. in der
Zeit zwifchen dem Augenblide, wo der Hirt den
Hund losläßt, um die Herde zu bewachen, und dem
Zeitpunfte, wo der Wolf, die beginnende Finſternis
benugend, in der Nähe der Hürden herumitreift.
interdizteren, l. (interdicere, von dicere, fagen)
unterjagen, verwehren (bef. die eigene Vermögens—
Verwaltung); interdiziert, unterjagt; der Selbit-
verwaltung jeines Vermögens unfähig erklärt;
Interdikt, n. ([. interdictum) eine Unterjagung,
ein Berbot, der große Rirchenbann, mit welchem
der Bapit ganze Städte, Provinzen, Länder 2c. be-
(egt; Interdiktion, f. (interdietio) die Unter-
jagung, das Verbot; interdictio aquae etignis,
die Unterfagung des Waſſers ınd Feuers, bei den
Römern die Förmliche und geſchärfte Art der Ber-
bannung; Interdiktor, m. jpätl. der Unterjager,
Berbieter.
Intereſſe, n. (v. [. interesse, dazwiſchen fein, von
Wichtigkeit od. Reiz fein, teilnehmen, angehen) das
Bermwebtjein in eine Sache, der Anteil, die Anteil-
nahme, Beteiligung; die Beziehung, das Anziehende,
Feſſelnde; die Liebe, Hingabe (an eine Sade); die
Bedeutung, Wichtigkeit; der Vorteil, Nutzen, das
Beite; der Eigennuß, Gewinn; Rückſicht; per in-
teresse od. fr. par inter6t (jpr. —ängteräh), aus
Eigennutz; Intereſſen, pl. die Zinjen eines Ka-
pitals; Intereſſen-Detklaration, f. Lieferfriit-
Berjiherung; Intereffen-Konte, n. Hilfs- oder
Nebenrehnung der Kaufleute; Intereffenrech-
nung, f. die Zinsrehnung; Jntereifenpofitif,
eigennüßige Politik; Intereſſenbertretung, ein-
jeitige Vertretung des eigenen Vorteils; intereſ⸗
jieren (fr. interesser), einen — in eine Sache mit
hineinziehen, einnehmen, gewinnen, jemands Teil-
nahme erregen, ihn anziehen, gewinnen, fejjeln,
hinreißen, reizen, bewegen, rühren; ihn angehen;
(3.8. e8 intereffiert mich, es geht od. zieht mich
an, reizt od. berührt mich, es flößt mir Teilnahme
ein, erregt meine Aufmerfjamfeit; ih bin dabei
interejjiert, esijt mir nicht gleichgültig, iſt mir
wichtig, ich nehme daran teil, bin dabei beteiligt;)
jich für jemand interesfieren, an feinen Schidjalen
teilnehmen, ihm wohlwollen, fi für ihn verwen—
den; interefiiert fein, beteiligt jein; eigennüßig;
ewinnjüchtig jein, nur den eigenen Borteil berüd-
fichtigen; intereffänt, fr. (eig. Partiz. von inter-
esser) anziehend, einnehmend, fefjelnd, rührend,
unterhaltend, hinreißend; wichtig, angelegentlich;
interkalieren
merkwürdig, eigentümlich; Intere ent, m. ein
Teilnehmer, Teilhaber, ER oa i
Interfektion, f. 1. (interfectio, v. interfic&re, töten)
der Totſchlag; Interfefter,m. I. (interfector) der
Totſchläger.
Interferenz des Lichtes, f. nl. (fr.interference, von
interferer, dazwiſchenkommen, aufeinanderftoßen
Naturk. die gegenjeitige Einwirkung der Lichtftrah-
len aufeinander bei ihrem Zufammentreffen; In—
terferentiäl-Nefrdftor, m. nl. (v. re, wieder, u.
‘ frangere, brechen) ein von Jamin erfiindenes In—
ſtrument, welches, auf die Interferenz des Lichtes
gegrundet, die geringen Unterfchiede des Brechungs—
vermögens meßbar madt.
interfluent, [. (interflüens, v.interfluöre,v.fluere,
fließen) dazwiſchenfließend.
interfoliieren, nl. (vgl. Folium) mit weißem Pa—
pier durchſchießen (ein Buch).
Interieur, n. fr. (fpr. ängteriöhr; von l. interior,
der Innere) das Innere, Inwendige, die inneren
j Angelegenheiten u. Berhältnijie, entg. Erterieur.
interim, [. inzwifchen, einjtmweilen; interim ali-
quid fit, Sprw. unterdefjen gefchieht etwas; das
Au al3 Sachw., nl. das Einftweilige, die
Zwiſchenzeit; beſ.das Augsburgiſchegnterim,
die einſtweilige Glaubensvorſchrift Karls V. im
Jahre 1548, durch drei Gottesgelehrte aufgeſetzt
und bis zur allgemeinen Rirhenverfammlung zur
Stillung der damaligen Kichenunruhen bekannt
gemadit; Interims-Aktie, f. der auf einzelne
Aftieneinzahlungen vorläufig ausgeftellte Schein,
der den Inhaber nad) erfolgter vollftändiger Ein—
zahlung zum Empfang der Aktie berechtigt; J.—
Beſcheid, ein einitweiliger Beicheid; J.-Beutel.
Poſtd. AusHilfsbeutel; J.-Konto, Kfipr. eine im
Hauptbuche überlebloje Gegenjtände geführte Rech—
nung; J.-Quittung od.-Schein, ein einjtweiliger
Schein, vorläufige Empfangsbeicheiniaung; J.—
Wagen, Poſtd Aushilfswagen; J.-Wirtſchaft.
im deutſchen Recht: die einſtweilige Verwaltung
eines Bauerngutes durch einen Zwiſchenwirt bis zur
Annahme des rechten Erben; ad interim,/,nl. einst»
weilen, mittlerweile, inzwiſchen, vorläufig, bis auf
weiteren Beſcheid; per interim, einſtweilen; in=
terimiſtiſch, einſtweilig, vorläufig; vgl. provi-
ſoriſch; Interimiſtikum, n. Ripr. eine einjtmwei-
lige Anordnung in einer Streitiache mit Vorbehalt
einer weiteren Unterfuchungund Entſcheidung; eine
vorläufige Einrichtung, die nur folange beiteht, bis
eine endgültige Fejtfegung der betreffenden Ber-
hältniſſe erfolgt. ale. |
interjazent, I. (interjäcens, v. interjacere, v. ja-
cere, liegen) dazmwijchenliegend.
Interjeftion, f. [. (interjectio, eig. Zwiſchenwurf,
v. interjacere, interjicere, dazwiſchenwerfen, von
jacere, werfen) Sprachl. ein Ausrufg- od. Empfin-
dungswort, Enıpfindungslaut, z. B. ad! o! eilt —
Rſpr. das Einlegen einer Berufung auf ein höhe-
res Gericht (eine Appellation); interjeftional,
nl. (interjectionälis) dazwiſchen gefeßt, als Zwi—
ſchenwort dienen. ;
interfaltieren, l. (intercaläre, eig. ausrufen, daß
etwas eingejchaltet wird, von caläre, rufen) ein-
ichalten; intercaläaris annus, m. ein Schaltjahr;
i. dies, m. Schalttag; Heilf. fieberfreier Tag,
Zwiſchentag; Interkalarbeſcheid, — Inter-
[ofut; Ymterfalarien, pl. oder Interkalär-
Früchte, der Ertrag einer Pfründe während ihrer
Erledigung; dah. Interfalar-Kaffe, J.-Fonds,
ein hieraus gebildeter Geldvorrat; Intertalar—
interklavikular
Zinſen, Zinſen während der Bauzeit; Interka—
fation, f. (intercalatio) die Einſchaltung, z. B.
eines Tages ꝛc.
interklavikulär, nl. (vgl. klavikular unter Klavis)
zwijchen den Schlüfjelbeinen liegend.
interfludieren, lat. (intereludere, von claud£re,
ſchließen; vgl. Haudieren) veriperren, abjperren,
hemmen, einschließen; Interkluſion, f. (interclu-
sio) die Abjperrung, Hemmung.
Interfolumminm, n. l. (von columna, Säule) der
Säulenabftand, die Säulenweite; Zwifchenraum;
== Entrefoloune.
interfommamal, nl. zwischen Gemeinden bejtehend;
interfommunizieren, nl. miteinander Gemein-
ichaft haben; Interkommunikation od. Inter—
fommunität, f. Semeinjchaft, Zufammenhang.
interfonfeflionell, ı1l. das Verhältnis der verſchie—
denen Ölaubensbefenntniffe zueinander betreffend;
ohne Trennung nad) dem Glaubensbekenntnis.
interfoftäf, nl. (vgl. koſtal) Heilf. zwiſchenrippig,
zwilchen den Rippen liegend; Interkoſtal-Rer—
ven, pl. Rippennerven.
interfruväl, nl. (vgl. krural) zwifchen den Schenfeln
liegend, zwiſchenſchenkelig.
interfurrent, [. (intercürrens, v. intercurrere, v.
eurrere, laufen) eig. dazwiſchenlaufend, dazwiſchen—
—— einmiſchend; Heilk. vom Puls: unregel—
mäßig.
interfutän, nl. (1. intercus, Gen. cutis, von cutis,
Haut) zwischen Haut und Fleifch befindlich.
interlineär, nl. (von linea, ſ. d.) zwiſchenzeilig,
zwiſchen anderen Schriftzeilen gejchrieben oder ge-
drudt; 3,8. Snterlinear-Berjion, Inter-
linear-Uberjegung, eine arvilchengeitige Über-
jegung; interlineieren, zwiſchenzeilig jchreiben;
Interlinteation, f. die Zwijchenichreibung (zwi—
ichen zwei Schriftzeilen); Interlinium, n. nl. der
Kaum zivischen zwei Zeilen.
Interlooper, = Enterlooper, j.>.
interfognuieren, [. (interlöqui, von loqui, jprechen,
reden) einen Zwiſchenſpruch tun, ein Nebenurteil
iprechen od. einen Borbejcheid geben; Interlofut,
n. (interlocütum), Interlofutorinm, n. nl. od.
Juterlokution, f. (l. interlocutio) Zwiſchenbe—
icheid, Nebenurteil wegen eines Nebenpunftes eines
Prozeſſes; Interlokut, auch das vorläufige Er-
fenntnis in einem Prozeſſe; Interlofütor, m. nl.
der Ein- od. Zwiſchenredner; en dee.
Interludium, n. nl. (v. l. interludere, dazmwijchen
jpielen) Tonf. das Zwiſchenſpiel.
Interlunium, n. [. (sc. tempus, Zeit; vgl. Luna)
eig. Zwiihenmond: der Neumond.
intermarilfär, nlat. (intermaxilläris, von inter,
zwijchen, u. maxilläris, zur Kinnlade gehörig, von
maxilla, Kinnlade) zwijchen den Kinnladen befind-
ih; Intermarillãr-Knochen, m. der Zivifchen-
fnochen des Kinnbackens, Zwifchenfieferfnochen.
Intermedinm,n. ıl. (v. [. intermedius, a, um, in
der Mitte befindlid; vgl. Medium) die Zwiſchen—
zeit, der Zeitraum zwiſchen apa Stichtagen oder
Terminen; Naturl.u. Scheidef.: der Vermittlungs-
itoff, ein Stoff, welcher den Übergang od. die Ver-
einigung zweier andern vermittelt; intermediär,
nl.(fr. intermediaire) zwifchen einzelnen bejtehend
oder obwaltend, Zwiſchen-, Mittel-, vermittelnd;
intermedial oder intermediat, das Mittel hal-
tend; im Mittel; als Hauptw. Intermediät, n.
die Zwifchenzeit, = Intermedium; Intermes
diation, f. die Bermittelung.
Interméözzo, n., pl. Intermezzi, it. (— 1. inter-
international 379
medium; von mezzo = medium, die Mitte; vgl.
Entreme3) ein Zwiſchenſpiel; ein Zwischenfall; bef.
fleine fomifche Opern, welche in den Zwiſchen—
Akten der Hauptvorftellung aufgeführt werden;
Intermezziſt, m. ein Zwiſchenſpieler (Buffone
od. Bouffon, ſ. d.) auf der it. Bühne, der durch
bloße Pantomime und Gefang die Zufchauer
unterhält.
interminäbel,l.(in-terminabilis;vgl.terminus :c.)
unendlic), grenzenlos, unermeßlich; unbejtimmbar,
unentſcheidbar.
interminieren, l. (inter-minäri, v.minäri, drohen)
drohen, bedrohen, drohend verbieten; Intermina—
tion, f. die Androhung.
intermiizieren, l. (intermiscere; vgl. mijzieren)
untermijchen, vermischen, einmifchen; Intermix—
tur, f. nl. Beimiſchung, Gemiſch.
intermittieren, [. (inter-mittere; vgl. mittieren)
unterlafjen, nachlaffen, unterbrechen; intermit-
tierende Krankheiten, Krankheiten mit Zwi—
Ichenzeiten, in Denen wenigſtens ein relativer Ge-
jundheitszuftend eintritt; intermittierendes
Sieber; intermittens,ein Wechjelfieber; inter-
mittierender Puls, ein auzfegender od. unter—
brochener Aderſchlag; intermittierende Duel-
len, ausfegende, ungleich fliegende Quellen; In—
termifiion, £. l. (intermissio) die Unterlaffung,
Unterbrechung, das Nachlaſſen; der Abjaß; die
Bwifchenzeit; Intermiſſion eines Fiebers,
die fieberfreie Zwiſchenzeit; Intermiſſions—
Sünden, Unterlaffungsfünden; intermiſſib, nl.
unterbrochen.
Antermirtür, ſ. unter intermifzieren.
intermontän, nl. (von mons, Gen. montis, Berg)
zwischen Bergen od. Gebirgen befindlic).
Intermundium, n. l. (v. mundus, Welt) Zwiſchen—
welt, der Raum zwiſchen Weltkörpern; pl. Inter⸗
mundien; intermundan, nl zwilchen Weltkör—
pern befindlich.
intermurãäl, [. (intermurälis, von murus, Manter)
zwifchen den Mauern befindlich.
intermustulär, nl. zwischen den Musfeln (f. d.)
befindlich.
intern, l. (internus, a, um) oder als Adverb in—
terne, innerlich, inwendig; inländifch; z. B. der
interne (innere) Handel, entg. ertern; häuslich,
zum innern Dienjt gehörig, nicht fiir die Offent-
lichfeit beftimntt, z. B. eine interne Angelegen-
heit; Interne, pl. Einheimijche, Snländer (bei. in
Lehranitalten); Schüler, die Koft und Wohnung in
einer Erziehungsanjtalt haben; internal, engl.
(ſpr. intörnehl) innerlicdy; al3 Haupt. das Inner—
liche; Internät, n. nl. eine Erziehungsanitalt, in
welcher die Zöglinge wohnen, entg. Erternat;
interitieren, nl. Fremde, Flüchtlinge 2c. von den
Grenzen in das Innere eines Landes verweifen
und darauf befchränfen; einfchliegen, in Haft Hal»
ten (befond. in einer Feitung); interniert, einge-
Ichloffen, gefangen; dah die Internierung; Ju—
terniften, pl. nl. Heilf. Innerlichkranke; ärztliche
Bertreter der inneren Medizin; in Frankreich:
Unteraffiftenten; au) = Interne; Internum,
n. das Innere, innere Angelegenheit.
internationäf, nl. (vgl. Nation) zwischen Nationen
oder Bölfern beitehend oder obwaltend, allen Völ—
fern gemeinfam, alleBölfer umfafjend, weltbürger-
lich (3. B. internationales Necht, internationale
Berhältniffe, Verträge 2c.); Internationale, f.
oder internationale Arbeiter-Afjoziation, f-
eine über Europa und Amerifa verbreitete Ber-
380 Internezion
bindung von Arbeitern zc. zur Verbeſſerung ihrer
politiſchen und fozialen Berhältniffe; Anternatio-
ntalift, m. ein Mitglied einer folhen Verbindung;
nternationalität, f. die Beziehungen zwifchen
Völkern und Rändern, Völferverfehr.
Internesion, f.1. (internecio,d. internecäre, gänz-
lich töten, hinmorden) völlige VBertilgung; Inter
nezions-Krieg (lat. bellum internecinum), ein
Vertilgungskrieg; internezin, tödlich.
internieren, Interniften, ſ. unter intern.
Internödium, n. I. Bot. der Raum zwiſchen zwei
Knoten an Pflanzen, Knotenabſtand; Gelenfab-
ſtand; Fingerglied.
Internunzius, m. I. (vgl. Nunzius) ein Zwiſchen—
bote, Unterhändler; Unterbotfchafter, bef.ein außer-
ordentlicher Botjchafter des Vapftes; Anternumns
statür, £. nl. das Amt und die Würde desfelben.
interozeãniſch, nlat. zwiſchen Weltmeeren gelegen,
diejelben verbindend.
interpafiieren, Left. (fr. passer, durchziehen, durch—
jtechen) durchnähen, jteppen; Interpaffation od.
Interpafiierung, f. die Unter- od. Durchnähung,
das Steppen.
interpellieren, I. (interpelläre) unterbrechen, ins
Wort fallen, ftören; Erläuterung oder Aufſchluß
fordern; hintertreiben, Einſpruch tun, einem etwas
jtreitig machen; vor Gericht fordern; Interbella⸗
tion, £. (interpellatio) eine Zwiſchenfrage, Unter-
brehung ; das Auffchlußverlangen, die Anfrage;
Berhinderung, Streitigmahung eines Befißes, der
Einſpruch; aud gerichtliche Aufforderung.
Interpenine, pl. I. (v. interpensivus, daztwiichen-
bängend, ſchwebend, dazwilchengefügt,vonpend£re,
innen) Bauf. Zwifchenbalfen, Stich- od. Einzug-
alfen.
intersolieren, [. (interpoläre, von polire, glätten)
eig. durch Glätten neu oder anders geftalten, auf>
ſtützen; etwas einjchieben, durch Einfchieben eines
Wortes 2c. verfälfhen; interpolierte Stellen,
verfälichte od. Später eingejchaltete Stellen; Anter=
polation, f. (interpolatio) die Einſchaltung, Ein-
rückung eines Wortes oder ganzer Sätze in Yand-
ſchriften, fpätere Einfhiebung ganzer Strophen
und Teile in ein Gedidt; Interpolations⸗For⸗
mel, £. eine Formel in der Wahrjcheinlichkeits-
rehnung; Interpolätor, m. ein Schriftverfäl-
ſcher, Unterſchieber.
interponieren, l. (interpon£re, von pon£re, ſetzen,
ſtellen, legen) een oder =itellen; etwas
vermitteln, die Bermittelung übernehmen; Rſpr.
ein Rechtsmittel gegen einen widrigen Bejcheid ein-
legen; Interponditt, m. (interpönens) Rfpr. der
Einleger eines Rechtsmittels; Interpofition, f.
(interpositio) die Bermittelung; Einlegung eines
Rechtsmittels; Einſchreiten einer Behörde; inter-
positio appellatiönis, Ripr. Einleguug der Be-
rufung an ein höheres Gericht.
Interpret, m. I. (intErpres, pl. interprötes, eig.
ein Zwiſchenſprecher, vom ungebräudjl. pres, pre-
tari, d. i. ſprechen, holl. praten, engl.prate, ſchwed.
prata)ein Ausleger, Überjeßer, Dolmetſcher; inter⸗
pretieren (I. interpretäri), auslegen, erläutern,
erflären; interpretäbel (ipätl. interpretabilis),
er£lärbar, überjegbar; Snterpretation, f. (inter-
pretatio) die Auslegung, Erklärung; interpre-
tatio authentica, eine beglaubigte, rechtsgültige
Auslegung); interpretatid, nl. auslegend, erklä-
rend; Anterpretätor, m. der Ausleger, Erflärer.
interpungieren, [. (interpung£re, interpünctum,
einen Punkt dazwiſchenſetzen, such Punkte unter-
TE
interbenieren
Iheiden oder abteilen; vgl. Punkt) oder inter>
punktieren, ıl. durch Zeichen abteilen; Inters
punttien [.interpunctio) od. Intervpunttation,
en tebung;Anterpunftions=deichen,
Interregnum, n. I. (vgl. regnum) das Zwiſchen—
reich, die Zwiſchenregierung, Zwiſchenherrſchaft,
Reichsverweſung; Intérrerx, m. (vgl. rex) ein
Zwiſchenherrſcher, Ziwijchentönig, Reichsverwejer.
interrogteren, l. (interrogäre, von rogäre, fragen)
fragen, befragen, verhören; Interrogation, f.
(interrogatio) die Frage, Befragung; Interroga⸗
tionszeichen oder signum interrogändi, n. ein
Sragezeichen (2); interronativ (jpätl. interrogä-
tivus) und al3 Adverb auch interrogative, fra-
gend, fragweile; Interrogatiu(um), n., pl: —@,
ein fragendes Fürwort; Interrogatorium, n. nl.
eine gerichtliche Frage oder Befragung, ein Frage:
punkt; ein Berhör; pl. interrogatoria vd. Inter
rogatorien. } |
interrumptieren, [.(interrumpere; vgl.rumpieren)
unterbrechen, abbreden; hindern, ftören; inter—
rint (l. interrüptus), unterbrochen, unzufammen-
hängend ;Anterrnption, f.(interruptio)diellnter-
bredung; Störung; interruptiopraeseriptiönis,
die Unterbrechung der Verjährung; Interrüptor,
m. der Unterbrecher, Stürer.
interfezieren, I. (intersecäre; vgl. jezieren) durch-
ichneiden; Interſektion, f. (intersectio)die Durc)-
ſchneidung Kreuzung, der Durchſchnittspunkt zweier
Linien, Durchſchnitt.
Interfeptum, n.!. (v. inter-sepire, verzäunen, ab-
ſchließen) die Scheidewand; auch das Zwerchfell.
Interffapilum oder Interifapilfium, n. jpätl.
(v. scapüla, Schulterblatt) der Raum zwiſchen den
Schulterblättern.
interſpergieren, ul. (von spargere, ſtreuen) da—
zwiſchen einſtreuen oder einmengen.
Interſtitium, n. l. (von inter-stäre, dazwiſchen⸗
ſtehen oder -fein) der Zwiſchenraum, die Zwiſchen—
zeit, Ruhezeit, Bauje, der Aufjchub.
Intertignium, n. I. (von tignum, Balfen) Bauk.
der Raum zwiſchen zwei Balfen.
Intertrigo, f. 1. (von ter&re, tritum, reihen) Heilt.
der Wolf, Reitwolf (am Hintern); das Wundjein
Heiner Kinder (durch Harnſchärfe); Antertritär,
f. l. (intertritüra) der Abgang durch Reibung.
intertroͤpiſch, I.-gr. (vgl. Tropen zc. unter Tropus)
zwifchen den Wendekreiſen liegend oder befindlich.
Interuſurium, n. I. (vgl. Ufur) der Zwiſchenzins,
d.i. der bei der Bezahlung einer noch) nicht fälligen
Forderung für die Zwifchenzeitabzurechnende Zins.
Interväͤll, n. lat. (intervällum, eig. der Raum zwi—
ihen zwei Schanzpfählen, v. vallus, Schanzpfahl)
der Zwifchenraun, Abjtand, die Lücke; Rſpr. eine
Friſt, Zwifchenzeit; Tonf. der Tonabſtand, die Ton-
weite, der Raum zwijchen zwei Tönen; pl. Inter⸗
pAlle (1. intervälla), Tonverhältnifie, Tonmweiten;
per intervälla, in Abſätzen, unterbroden; dUu-
cida od. gew. lucida intervalla, pl. helle Augen-
blicke, gute Schauer bei einem Kranten, bej. einem
Irrſinnigen.
intervenieren, l. (intervenire) dazwiſchenkommen
od. »treten, ſich in die Sache anderer einmengen,
in eine Klagejache eintreten, vermittelnd auftreten,
fi ins Mittel Schlagen; Kffpr. im Wechjelverfehr:
. einen von dem Bezogenen zurücdgemwiejenen Wechjel
für Rechnung oder zu Ehren (per honor) des Aus—
fteller8 oder eines Giranten einlöfen (daher auch:
Ehrenintervention und Interventions-Pro—
Interverfion
vifion); Intervenient, m. (interveniens) Ripr.
der ſich in eine Streitjache als dritte Partei (ter-
tius interveniens) mit einmifcht, Mittler, Schied3-
mann; Intervention, f. (interventio) die Da-
wiſchentunft od. — Vermittlung, das
Eingreifen oder Einmifchen, der Beitritt eines
Dritten in eine Klagejache, die Einmifchung eines
Staates in die Angelegenheiten anderer Staaten;
interventib, nl. dazwiſchentretend, vermittelnd;
Suterbentor, m. der Vermittler; Nichtinter-
ventionsprinzip, n. der Örundfaß, ſich nicht ein—
zumijchen.
Interberjion, j. unter intervertieren.
intervertebräl, nl. (vgl. vertebral) zwiſchen den
Wirbelbeinen liegend.
intervertieren, |. (intervertere, eig. gleich]. unter-
menden, d.i. nad) einer andern Richtung hinwen—
den; vgl. vertieren) unterfchlagen; Interverſion,
f. (interversio) die Unterfchlagung; Interverſor,
m. der Unterjchlager, Entivender.
Interbview, f. oder n. engl. (jpr. interwjuh), die Un-
tervredung, Ausfragung, ein Beſuch zur Ausfor-
chung od. Ausholung, bef. ein politisches Geſpräch
zwiſchen einem Zeitungs-Berichteritatter u. einen
Staat3mann, Geſpräch mit einem Künftler uſw.;
Interbiewer, m. (jpr. intertvjuer), ein Reporter
(1.d.), ein Ausfrager, der inUnterrediung mit einem
berühmten Staatsmanne, Künstler, Gelehrten ujw.
deſſen Meinung über wichtige Tagesfragen auszu-
forschen jucht; interviewen (ſpr. intermwjuen), be-
ſuchen und ausfragen.
tnterzedieren, |. (interced£re; vgl. zedieren) eig.
dazwiſchentreten, eintreten, vermitteln; Einſprache
erheben; fich für jemand verwenden, für ihn bitten,
fi für ihn verbürgen; intercedento, durd) Ber-
wendung oder Bermittelung, durch Fürbitte oder
Empfehlung; Interzedent (interc&dens) oder
Interzeſſor, m. ein Bermittler, eine Mittel3per-
jon; derBürge; Interzeſſion, f.(intercessio) Ber-
mittelung, Berwendung, Fürſprache, — chaft;
Erhebung der Einſprache; intercessio Christi,
Chriſti Fürſprache für die Seinen bei Gott; inter-
cessionäles, pl. nl. Berwendungsjchreiben, Für-
bittichreiben.
interzelfulär, nl. (intercellularis, von inter und
cellula, Helle) zwijchenzellig, was zwijchen den Ge-
mwebezellen des tieriichen Körpers iſt, z. B. Inter⸗
zellulargänge, Zwiſchenzellgänge, die lufterfüllten
Räume zwiſchen den Zellen; Juterzellular⸗Sub⸗
ftanz, Zwiſchenzellſtoff, die Maſſe, die die Bellen
verbindet.
— tion, ſ. interzipieren.
nterzefiion, ſ. interzedieren.
interzidieren 1., I. (intercid£re, v. cad£re, fallen)
—— zutragen; interzident(inter-
cidens), dazwiſchenfallend, eintretend.
interzidieren 2.1. (intercid£re, v. caedere, ſchnei—
den) zerichneiden, zertrennen; unterbrechen; inter=
gident (intercidens),unterbrechend; Interziſion,
. (intereisto) eig. die Zerfchneidung, der Durch—
fchnitt; die Unterbrechung, Baufe; der Abſatz, Zwi—
ſchenſatz.
interzipieren, I. (intercipere, von capere, faſſen,
fangen) auffangen, wegnehmen, unterfchlagen, 3.8.
Briefe; Interzeption, f. (interceptio) die —*
fangung, Wegnahme.
inteſtãbel, I. intestabilis (vgl. teftieren), Rſpr. un-
fähig vd. untüchtig, ein Tejtament zu machen, od.
Benge zu fein; intejtät, I. intestätus od. ab in-
estato, ohne Tejtament oder Vermächtnis, ohne
—— — — — — — — —— — — —— — — — — — — —— — — — — — — — — — | 6—
intraktabel 381
Erbſchaftsverfügung, ohne Erbverordnung, z. B.
Verſtorbener; heres intestãtus od. ab intestäto,
einInteſtũt⸗Erbe, ein natürlicher, geſetzlicher Erbe.
Inteſtinum, n. l. (von intestinus, a, um, innerlich,
inmwendig, v. intus, ſ. d.) der Darm; pl. Inteſting,
die Eingemeide 2c.; inteftinäl, nl. die Eingeweide
betreffend; Inteftinäl-Ton, m. das durd) das
Hörrohr wahrnehmbare Eingeweide-Geräuſch.
inthronifieren, [.-gr. (ml. inthronizare; vom gr.
thrönos, Stuhl, Thron) auf den Thron erheben,
einen Btjchof feierlich in feine Würde, in fein Amt
einfegen, auf den bifchöflihen Stuhl feßen; In—
throniſation, f. die Thronerhebung, Thronbe—
jteigung, der Antritt; bef. auch feierliche Einſetzung
eines Biſchofs oder Bapites durch Befignahnıe des
Thrones in der Hauptlirche; auch Freiſprechung
der Büßenden und deren Wiedereinjegung in Die
Gemeinde; ferner Wiedereinweihung eines ent-
mweihten Altars.
intim, l. (intimus, eig. der innerfte, Superl. von
interior) innig, vertraut (fr. intime); Intimus,
m. der Bertraute, Bufenfreund; Intimität, f. nl.
(fr. intimite) die Innigkeit, Vertraulichkeit.
Intimat 2c., |. unter intimieren.
intimidieren, nl. (fr. intimider; vgl. timide) ein-
ſchüchtern, in Furcht ſetzen, abichreden; Intimi—
dation, f. die Einſchüchterung; Intimtdäter, n.
der Einjchüchterer.
intimieren, |. (intimäre, eig. hineinfügen od. tun,
v. intimus; fr. intimer) gerichtlich ankündigen, an-
jagen; auch vorladen; Intimät, n. (intimätum)
eine hohe Verordnung; Intimation, £. (ſpätl. in-
timatio)die gerichtliche Ankündigung, Zufertigung;
Intimätor, m. der Ankiindiger.
Intimität, Intimus, ſ. unter intim.
intingieren, [.(intingere; vgl. tingieren) eintauchen,
anfeuchten; Antinftion, f. (jpätl. intinctio) die
Eintaudhung; bei. das Eintauchen des Brotes in
den Wein beim Abendmahl.
intitnlieren, nl. (vgl. Titel) betiteln, mit einerAuf-
Ichrift verfehen; Intitulation, f. die Betitelung,
Überfchrift.
intoleräßel, I. (intolerabilis; vgl.tolerieren ıc.) un»
erträglich, unleidlich; intoleränt (I. intolörans),
unduldſam gegen Andersdenkende, beſ. in Reli—
gionsſachen; Intolerantismus, m. barb.l. das
Unduldfamteitswefen; Intolerdnz, f. ([. intole-
rantia) die Unduldſamkeit, Feindjeligfeit gegen
Andersdenfende oder Andersgläubige.
intonieren, l. (it. intonäre, anjtinnmen, (.intonäre,
ertönen, donnern, von tonus, Ton, Donner) ans
ftimmen, einen Ton angeben; Intonation, f. das
Anſtimmen; der Tonanfag, Einfag, die Einfäte;
beim Gottesdienjt die vom Geiſtlichen am Nitar
gefungenen Sprüche, die von der Gemeinde beant-
mwortet werden.
intorquieren, I. (intorquere; vgl. torquieren) um⸗
drehen, verdrehen; Intorfion, £. nl. (intorsio) die
Berdrehung, Windung; intorsio uteri, Heilf.
Gebärmutterfnidung.
AIntorifation, f. I.-gr. (ſ. Torikum) die Vergiftung;
Beraufchung, Bezauberung.
intra, [. (f. interä, sc. parte, von interus, a, um,
inmendig, innerlich) innerhalb, binnen; intra bi-
duum und ähnliche Verbindungen, j. unter dem
Tolgemworte.
intrafapfulär, nl. was innerhalb der Gelenkſcheide
(capsula) ift, 3. B. eine dahin eingedrungene Ber-
legung des Gelenkes.
intraftäbel, I. (intractabilis, vgl. traftieren 2.)
382 Intrade
oder fr. intraitable (ſpr. ängträtäb'l), nicht zu
behandeln, unbeugjam, fpröde, twunderlich; In—
traftabilität, f. nl. die Unbeugſamkeit, Starr-
\innigfeit; intraftät, unbehandelt, (von Pferden)
unzugertitten.
Juträde, f. (it. inträta oder enträta, altfr. intrade,
f. entree, ſ. d.) Tonk. der Eingang, die Einleitung,
dasBoripiel,das ZufammenjchmetterneinesTrom-
peterorcheſters; Antraden, pl. Staats-Einfünfte,
Gefälle. bei. Kammer-Gefälle.
intramundan, nl. (von mundus, Welt) inweltlich,
in der Welt befindlich, zur Welt gehörig.
Intranjigenten, pl. jpan. (von transigir, ſich ver-
gleichen) Unverſöhnliche, die ſich auf feinen Ver-
gleich einlafjen.
Intranſitib, I. (intransitivus, a, um; vol. Tran-
fition 2c.) Sprachl. ein Berbum, das den Akkuſativ
nicht bei fich Haben kann; ziellos; verbum in-
transitivum od. Intranſitivum, n. ein ziellofes
Zeitwort (3. B. ſchlafen, jterben), entg. Tranfi-
tivum (vol. Verbum).
intransportäßel, nl. (vgl. transportieren 2c.) un—
beweglich, nicht fortzufchaffen.
intvehide, [. (intrepidus, von trepidus, unruhig,
ängjtlich) unerfchroden, beherzt; Intrepidität, f.
nl. die Unerfchrodenheit. _
intrizieren, I. (intricäre, von tricäri, Schwierig-
feiten machen, tricae, Poſſen, Ränke, Verwicklungen,
Schwierigkeiten) verwickeln, verwirren; intrifät(l.
intricätus), verwickelt, verworren, ſchwierig heikel,
verfänglich; Intrige, k. fr.(ſpr. —trige; it.intrigo,
m.) die Verwicklung, Knotenſchürzung, z. B. eines
Schauſpiels; das Lift- od. Truggewebe, Ränkeſpiel,
ein liſtiger, heimlicher Streich, Kniff; auch ein Lie—
beshandel; in der Mehrheit: Intrigen, Ränke,
Kniffe, Umtriebe, Schliche ꝛc.; ein Intrigenftüd,
ein Schaufpiel, deſſen Haupt-Intereſſe in der durch
die Lift der handelnden Perſonen herbeigeführten
Berwiklung und deren kunſtreicher Löſung liegt,
Verwicklungsſtück; intrigieren (frz. intriguer,
it. intrigare), Ränke ſchmieden, Liſtgewebe anzet-
teln; verwiceln, verflechten ; bei einer Sache intri=
siert jein, darein verwickelt, verflochten, verftrickt
jein; intrigant (fr. intrigant), ränfevoll, ver-
Ihmigt, araliftig, voll Kniffe u. Ränke; verflochten,
verſtrickt; Intrigaͤnt, m. ein Ränkeſchmied, ein
arglijtiger, ränfevoller Menſch; auf der Bühne die—
jenige Figur, welche durch ihre Liſten hHauptfächlich
die Vermwidelungen hervorruft.
introduzieren, [. (indroduc£re, von intro, hinein,
u. ducere, führen) einführen, einjeßen, einleiten;
Antroduftion, f. (introductio) die Einführung,
Einjegung in ein Amt; aud Einleitung eines
Buchs 2c.; Tonf. (it. introduziöne), ein einleiten-
der, vorbereitender Saß eines Tonſtücks, meist von
langjamen, ernjtem Charakter; introduftip, nl.
einführend, einleitend; introduktöriſch, nl. (in-
troductorius, fr. introductoire) zur Einleitung
gehörig.
Introgreſſion, f. nl. (v. introgredi, hineinschreiten,
v. gradi, jchreiten) das Eintreten, der Eintritt,
Jutroitus, m. [. (v.intro-ire, Hineingehen) der Ein-
gang, die Borbereitung; bej. der Nede-Eingang;
der Anfang der Mejie.
intromittieren, [. (intromitt£re) hineinlafjen oder
bringen; Intromiſſion, f. nl. die Einbringung,
Hineinſchiebung.
introſpizieren, [. (intro-spicere, v. spicere, spe-
Ecre, jeden, ſchauen) hineinbliden; innerlich unter—
.in una serie, j. unter Series.
Inbalenz
ſuchen; Introſpektion, f. nl. das Hineinblicken;
die Unterſuchung des Innern.
Introverſion, f. nl. (von intro, hinein, u. vertöre,
wenden) Die Einwärtswendung, Einwärtsfehrung;
introversio palpebrärum, Seit Einwärtsmwen-
dung der Augenlidränder.
intrudteren, I. (in-trudere, von trudere, ftoßen)
hineinjtogen, einfchieben, fich eindrängen; Intru—
jion, f. ıl. das Eindrängen od. Einſchieben in Am—
ter; das Aufdringen; intenfin, einjchiebend, ein-
drängend.
Sntwitns, m. l. (v. intueri, anjchauen, v. tueri, ins
Auge faſſen, ſchauen) das Anjchauen, Hinfehen,
der Anblick; intuitu, Rſpr. in Unfehung od. Er-
wägung; primo intuitu, beim erſten Anblick;
Intuition, f. nl. die finnliche Anſchauung; auch
innere, geiftige Anſchauung, anſchauende Erfennt-
nis, Beihaulichkeit; intuitib, anjchauend, unmit-
telbar wahrnehmend u. empfindend; anſchaulich;
die intuitive Erfenntnis, eine durch finnliche
Anſchauung gewonnene Erkenntnis; die intui-
tive Fakülkät, das Anſchauungsvermögen.
intumeſzieren, [. (in-tumescere; vgl. Tumor 2c.)
aufſchwellen, ſich aufblähen, jtolz fein; Intume—
ſzenz od. Inturgeſzenz, nl. (von in-turgescere,
— anſchwellen) die Anſchwellung, Auf—
ähung.
inturbiert, l. (inturbätus; vgl. turbieren) ungeſtört,
nicht beunruhigt.
intus, [. (eig. einmwärts, von in, u. tus, her) inwendig,
darin, drinnen, innerhalb ; Intusſuszeption, f.
nl. (vgl. fuszipieren) die innere Aufnahme, innere
Aneignung, wechlelleitige Einjaugung und Ver—
ſchmelzung zweier Stoffe, 3. B. Waller u. Zuder;
die Anjegung neuer Teile von innen, der Anwuchs
von innen; Antusinszention eines Darmes,
Heilf. Einjchiebung des oberen Teils desjelben it
den unteren.
Snüle, £. 1. der Alant (j.d.), eine Pflanzenart; Inu⸗
lin, no. nl. = Mlantin, ].D.
inumbrieren, I. (inumbräre, v. umbra, Schatten)
beihatten; Inumbration, f. (inumbratio) die Be—
(ſchattung.
inundieren, I. (inundäre, von unda, Welle) über—
ſchwemmen, unter Wafjer ſetzen; Inundation,
f. (inundatio) die Uberſchwemmung, Flut; ein
Schwarm. —
Inunktion, f. (. (inunctio, vgl. Unktion) die Ein—
jalbung, das Einreiben. e
inurbän,l. (inurbänus; vgl.urban) unhöflich, grob,
are roh; Inurbanität, f. nl. die Unhöflichkeit,
oheit.
inusitäte, [. (v. usitäre, usitäri, gewöhnlich gebrau-
hen, Berjtärfungswort v. uti, usus, gebrauchen)
ungebräuchlich, ungewöhnlich. £
inutilis, e, [. (vgl. utilis) unnüß, unbrauchbar; in-
utile pondus terrae, j. unter pondus; Inuti⸗
fität, f. (inutilitas) die Unbraucdhbarfeit, Nutz—
loſigkeit.
invadieren, l. (invadére, v. in, u. vadere, gehen,
ſchreiten) einfallen, überfallen; Inbaſion, k. (in-
vasio) ein feindlicher Einfall in ein Land; Inva—⸗
itons= Armee, f. das zum feindlichen Einfall be-
nußte Heer; J.-Krieg, ein Angriffsfrieg durch
plöglichen Einfall. Bel
Invagination, f. nl. (v. vagina, Scheide) die Ein-
ichiebung in eine Scheide. h
Inbaleéenz, f. I. (invalentia, v. valere, gejund, ſtark
jein) Kraftloſigkeit, Unvermögen, Unpäßlichkeit;
inpalejzteren, I. (invalescere, Beginn-Zeitwort
u EEE NE
indariabel
von invalere) jtarf werden, an Kräften guuehmen,
überhand nehmen; inbalid(e) (I. invalidus, fr. in-
valide, vont I. validus, geſund, kräftig, von valere)
fraftlos, schwach; unvermögend, gebrechlich, ſchwäch—
ih; bei. ausgedient habend, vienftunfähig, un-
brauchbar; auch ungültig, nicht vechtsbejtändig;
ndalide, m. ein Dienitunfähiger, Ausgedienter,
Verwundeter; Invaliden-Kompagnie, f. eine |
Abteilung alter Krieger; J.-Haus, ein Altkrieger-
haus; invalidieren, nl. gerichtlich unfräftig oder
ungültig machen, entkräften, jchwächen, umftoßen;
Invalidation od. Inbvalidierung, f. die Ungül—
tigiprehung, ein Nechtsipruch, durch welcen et-
was ungültig gemacht wird; Entfräftung; Inba=
fidität, f. die Kraftlofigfeit, Schwäche, das Un-
vermögen, die Unbrauchbarfeit, Dienftunfähigfeit;
die Ungültigkeit, Nichtigkeit.
invariãäbel, nl. (vgl. variabel) unveränderlich, un—
wandelbar; Inbäriabilität, f. ıl. die Unverän-
derlichkeit.
Andaiion, j. invadieren.
Invékta oder Inpeften, pl. I. (von invehere, ein-
führen, bringen) Eingebrachtes, Mitgebractes.
Inveftibe, f. nl. (fr. invective, vom [. invectivus,
a,um, gegen jemand losziehend, ihn anfahrend, von
inv&hi, eig. Paſſ. von invehere, gegen jemand los—
fahren, auf ihn ein- oder andringen, heftig an—
greifen) eine Beleidigung, Anzüglichkeit, Schimpf—
od. Stihelvede, Shmähung; bei. pl. Invektiven,
Anzüglichkeiten, Schimpfreden 2c.; invektivieren
(fr. invectiver), heftig und befeidigend anfahren,
beichimpfen.
invenit, lat. (von invenire, auf etwas fommen, e3
jinden, antreffen, erfinden) er hat's erfunden, auf
Kupferſt. gew. abgef. inv. neben dem Namen des
Künftlevs; Inventarium vd. verk. Inventär, n.,
pl. Inventarien, der Vorrat, bei. Wirtichafts-
vorrat, Wirtſchaftsbeſtand, Beſitzſtand, die Aus—
ſtattungsgegenſtände; das VBorratsverzeichnis, Be—
ſtandsverzeichnis der Verlaſſenſchaft, der Überlie—
ferungsſtücke oder aller vorgefundenen Güter ꝛc.,
bei Amts- oder Dienſtübergaben auch Stückver—
zeichnis od. Verzeichnis der Dienſtſtücke, des Dienſt—
zubehörs, der Ausſtattungsgegenſtände; Inven—
tar-Benefiz, n., ſ. beneficium inventarii;
S..&rbe, Erbe mit Vorbehalt; J.-Recht, Erb—
vorbebalt; inventariiieren, barb.-L. ein Beſtands—
verzeichnis anlegen, den Bejtand aufnehmen; In—
ventarisation, f. die Bernügens- oder Berlafjen-
Ihafts-Berzeihnung, Beitandaufnahme; Inven—
tion, f. (f. inventio) die Erfindung, der Kunftgriff;
inbentiös, tl. erfinderiich, erfindungsreich, ſinn—
rei; inventieren (fr. inventer), erfinden, aus—
finnen; auch f. inventarijieren; Inventiun—
file, £. l. eine kleine Erfindung; Inbentor, m.
l. der Erfinder; Inventũr, f. ııl. (inventüra) die
Nachſicht od. Durchſicht deſſen, was fich vorfindet,
und deſſen Aufzeichnung; bei Kaufleuten das Ver-
zeihnis vorrätiger Waren 2c., das Beitandbud),
Lagerbuch, Borratsverzeichnis, der Lagerbeſtand;
Inventurinät, m. nl. dev die Inventur nachficht
oder vergleicht.
inbergieren, l. (invergere; vgl. vergieren) neigen,
hinneigen; Invergenz, f. nl. die Neigung.
inverfäbel, n{. (vgl. vertieven) unumſtoͤßlich.
Invertebräta, pl. nl. (vertebra, Wirbelbein) wir—
belloſe Tiere.
indertieren, [. (invertöre; vgl. vertieren) umkeh—
ven, verjegen, umstellen; Inbertentien, pl. (in-
vertentia) Heilf. Einwidelungsmittel, um fcharfe
inditieren 333
Arzneien, bej. Säuren einzuhillen; inverso or-
dine, in umgefehrter Ordnung; Inverſion, f. (1.
inversio) die Umſtülpung; Sprachl. die verjeßte
Wortfolge, Umstellung der Worte eines Sabes;
Krk. die Bildung der Schlahtordnung auf eine
von der gewöhnlichen abweichende Art; inversio
palpebrarum, Heilf. die Auswärtsmwendung der
inneren Fläche der Augenlider; Inberjor, m. eig.
der Umwender, ein zum Umwenden des galvani-
chen Stromes dienendes —
inveſtigieren, l. (investigäre ; vgl. Veſtigien) der
Spur nachgehen, aufipüren, erforihen; inbeſti—
näbel ([. investigabilis), ausſpürbar, erforſchlich;
Invbeſtigation, f.(investigatio) Nachſpürung, Er-
forſchung, Unterjuchung; invejtigatid, neulat. zu
Forſchungen geneigt od. aufgelegt; Inbeſtigätor,
m. der Aufjpürer, Erforſcher; Inbeſtigator Is—
lands, m. englilch (ſpr. inweitigehter eiländs) eine
judl. vom auftraliichen Kontinent gelegene Inſel—
gruppe.
inveſtieren, I. (investire, v. vestire, fleiden, vestis,
Kleid) einkleiden, mit den Zeichen der Amtswiirde
befleiden; daher einjeten, einweiſen, bejtallen, be-
lehnen; inbeſtitib, nl. befleidend, einfleidend, ein-
jeßend 2c.; Inveſtitũr, f. ml. (investitüra) eig. die
Einkleidung; die feierliche Einjegung in den Beſitz
einer Würde, Pfründe 2c., die Einweiſung, Beleh-
nung, Bejtätigung im Amte; investitura even-
tualis, auf den Fall einer Lehnseröffnung ge-
gebene Belegung; i. simultanea, die Mitbeleh-
nung, Gejamtbelehnung, wenn mehrere mit einer
Sache belehnt werden; das Inveſtitũür-Recht, das
Belehnungsrecht.
inveterieren,l. (inveteräre, alt machen, inveteräri,
alt werden; v. vetus, alt) veralten, verjähren, ein-
wurzeln, durch lange Dauer ſich feitfegen; inbe—
teriert, verjährt, eingewurzelt; malum invete-
rätum, n. ein eingewurzeltes Übel; Xubetera=
tion, f. (l.inveteratio) die Beraltung, Einwurze-
lumg.
invtäßel, nl. (fr. inviable; v. I. via, der Weg) un-
gangbar, unmwegjant.
invicem, [. (vgl. vice) wechjelsweije, gegenfeitig;
eins nad) dem andern.
inpidieren, I. (invidere) neiden, mißgönnen; invi—
DIES ([. invidiösus, dv. invidia, Neid) neidijch, miß—
günitig.
Invigilaͤnz, £. nl. (vgl. vigilieren 2c.) die mangelnde
Wachſamkeit, Läſſigkeit; invigilieren, l. (invigi-
läre; vgl. vigilieren) über etwas wachen, wachſam
ſein, aufpaſſen.
invincibel, [. (invineibilis; v. vincere, ſiegen) un—
beſiegbar, unüberwindlich; Invincibilität, £. ni.
die Unbezwinglichkeit.
inetoläßel, [. (inviolabilis; vgl. violieren) unver-
leglich, unantajtbar, heilig; Inviolabilität, f. nl.
die Unverleglichkeit.
invifibel, l. (invisibilis; vgl. vijibel) unfichtbar;
Inviſbilität, ſ. Die Unfichtbarkeit.
invita Minerva, j. Minerva.
invitieren, l. (invitäre) einladen, zu Gajte bitten;
auffordern, anteizen; Inbitation, f. (l. invitatio)
die Einladung; Jnpitäter, m. der Einlader; In—
vitatorium, n. nl. der Ermunterungsgejang in
der fathol. Kirche; Inpitatoriänns, m. ml. der
Mönd, welcher im Chor die Gebete oder Gejänge
anjtimmt; Invite, f. (it.invito, m.) im Whiftjpiel:
eine Aufforderung an den Spielgehilfen durch
Ausſpielung einer niedrigen Karte, woraus jener
ſchließen fann, daß man in der ausgejpielten Farbe
384 indituperabel
AB oder König hat und fie daher nachgebracht zu
jehen wünſcht.
inbituperäbel, I. (invituperabilis, vgl.vituperieren)
untadelhaft.
Invoice, n. engl. (fpr. inweuß) = Faktur.
inbolbieren, I. (involvere, vgl. volvieren) einmwideln,
einhüllen, verwickeln; mitenthalten, in fich ſchließen,
in fich begreifen; Involbentia, pl. Heilk. einhül-
lende, verhüllende od. zur Abjtumpfung dienende
Mittel; Involükrum, n. die Hülle, der Umschlag;
involüt, (I. involütus, a, um); eingewidelt, um⸗
widelt; Involution, f. (involutio) die Einwide- |
lung, Einbegreifung; der Einfchlag, die Hülle; die
Berwirrnng, Berwiclung; Involutionsform, f.
eine Einhüllungsform, d. h. die Form, die fi) um
etwas gelegt hat.
inbogteren, I.(invocäre; vgl. vozieren) anrufen, an-
flchen; Ynpofäpit, der Name des eriten Fajten-
Sonntags, von dem Anfange des latein. Gejanges
in der kathol. Kirche: invocavit me etc., er hat
mich angerufen 2c., Pi. 91, 15; Invokation, f
(invocatio) die Anrufung; involatdriſch, nl. an⸗
rufend.
invulnerãbel, l.(vgl. vulnusꝛc.) unverwundbar, un-
verletzbar; Invulnerabilitäüt, f. nl. Unverwund⸗
barkeit.
inzentib, l. (incentivus, von incinere, anſtimmen,
von canere, tönen, fingen) eig. anſtimmend, den
Ton angebend; uneig. anregend, anreizend; In—
zentib, n. (l.incentivum) ein Reiz⸗ od. Antriebs⸗
mittel.
Inzeption, f. !.(inceptio, von incipere, anfangen,
von capere, nehmen, faſſen) der Anfang, das Be-
sinnen, Unternehmen; inzeptip, nl. anfangend,
den Anfang oder Beginn bezeichnend.
inzerieren, l.(inceräre, v. cera, Wachs) mit Wachs
überziehen od. vermiſchen; Inzeration, f. nl. das
Überziehen mit Wachs, die Bermiihungmit Wachs;
auch die Bermifchung eines trodenen Stoffes mit
einer Flüffigfeit bis zur Dichtigkeit des Wachfes.
inzeifibel, barb.-I. (vgl. zeffibel) unabtretbar; In—
zejiibilität, f. Die Unabtretbarfeit.
Suzeit, m. I. (v. castus, rein, keuſch) die Blut-
Schande, Unzucht mit jolhen Blut3verwandten, mit
denen die Ehe wegen Nähe der Verwandſchaft ver-
boten ift; inzeftieren (l. incestäre), befleden,
Ihänden; inzeftuss, nl. (fr. incestueux) biut-
ſchänderiſch.
inzident oder als Adverb. incĩdénter, l. (v. inci-
dere, hineinfallen, ein=, vorfallen ꝛc., von cadere,
fallen) einfallend, beiläufig, zufällig; Inzident-
mwinfel, der Einfallswinfel, entg. Keflerions-
windfel (f.d.); ineidit in Scyllam, qui vult vi-
täre Charybdim, I. Spriv. wer die Charybdis
vermeiden will, gerät in die Scylla, d. h. er fommt
aus dem Regen in die Traufe, hergenommen von
des Odyſſeus Schickſal in der fiziliichen Meerenge;
inzidentieren, barb.-[. (fr. incidenter) Neben—
ſachen einmiſchen, Schwierigkeiten machen; Inzi—
dentarius, m. ein Schwierigkeitenmacher; ver
Rechtsverzögerer, der Streitigkeiten über Neben-
ſachen erregt; Inzidenz, f. nl. der Einfall, Ein-
tritt, Borfall; die Einrüdung, Berührung; In—
zidenz-Fall, pl. auch Iuzidentien, 1. dh. des
incidents), ein Zwiſchenfall; Inzidenz oder In—
gläentunndt, m. ein Nebenpunkt, ein ftreitiger
ebenpuntft.
Snzidentien, pl. lat. (von incid£re, einjchneiden,
zerteilen, vgl. Inziſion) Heilf. einfchneidende Mit-
tel zur Berdiinnung der Säfte.
— — — — — — —
F
i
f
|
|
Iphigenia
inzinerieren, nl. (v. cinis, Gen. cinéris, die Aſche)
zu Aſche brennen, einäſchern; Inzineration, f.
die Verbrennung zu Aſche; auch die Beſtreuung
mit Aſche, als Zeichen der Trauer oder Buße.
inzipieren, |. (incipere; vgl. Supeption) anfangen;
Inzipient, m. (ineipiens) ein Anfänger, Lehrling.
Inzition, f. [.(incisio, von incid£re, und dies von
caed£re, jchneiden, hauen) die Einſchneidung, der
Einſchnitt, Schnitt; Leichenöffnung; Inztiions-
meiler, Eingriffsmeifer; ineisim, I. einicnittlich;
inziſis, nl. einjchneidend, allmählich einfrefjend,
beizend; zerteilend, verdünnend; Inziſöres oder
Inzifiven, pl. nl. (auch ineisorii dentes oder in-
cisivi dentes) die Schneidezähne; Snziforium, n.
das Meſſer zu Leichenöffnungen; aud) der Tiſch zu
demſelben Zweck; Inziſum, n. I. ein Einſchnitt;
Einſchiebſel, Zwiſchenſätz; Inziſũr, f. ([. incisüra)
ein gemachter Einſchnitt; Heilk. Aushöhlung an
einem Knochenrande oder an knorpeligen Teilen.
inzitieren, l. (incitäre, v. citäre, ſchnell bewegen,
treiben, Verſtärkungszeitwort von ciere, in Be—
wegung jegen) anreizen, aufhegen, antreiben, er-
regen, anjpornen, ermutigen; anftiften; inzttäbel,
nl. reizbar; Inzitabilität, f. Erregbar-
feit der Lebenstätigkeit, Reizbarteit; Inzitament,
n. lat. ſincitaméntum) der Reiz, das Neiamittel:
AInzitantia, pl. (von sing. incitans) Heilf. An—
regungsmittel, welche die Lebenstätigkeü erhöhen ;
Snzitation, f. (I. incitatio) Anreizung, Anjpor-
nung, der Antrieb, Anreiz; inzitatin, ni. an-
reizend, anregend.
inzivil, [. (incivilis; vgl. zivil unter civis) unhöf-
ic), grob, ungelittet, ungebildet, roh, unartig; In—
zieilität, f. (incivilitas) Unhöflichkeit, Grobheit,
das bäurifche Betragen; inziviliſiert, barb.=i.
ungefittet, roh; Jnztotismug, m. der Mangel an
Bürgerfinn.
Jo, f. gr. eig. die von Zeus geliebte Tochter des ar»
giviſchen Königs Snahus; das Tagpfauenauge,
eine Art Tagfchmetterlinge; Sternt. ein Afteroid,
1865 durch Peters entdedt.
ioboliſch (gr. iobölos), giftiprigend.
Yan, n. gr., pl. Jönen, die Beitandteile, in melde
ein der Eleftrolyje unterworfener Körper zerlegt
wird; vgl. Anion und Kation.
Sonifus, m. gr. (ionikös) ionifcher Versfuß mit 2
kurzen und 2 langen Silben: vu_-, jonicus a mi-
nöre, oder umgefehrt -- vu, ionicus a majore;
iõniſch, den Soniern, einem altgriech. Volksſtamme,
eigen; idniſcher Dialekt, die Mundart der Jo—
nier, die ſich durch Weichheit und Sanftmut aus-
zeichnete; auch Jonismus, m. überh. die Bolfs-
eigenheit der Sonier, vgl. Dorismus; ioniſcher
Bauftil, ionifhe Säulenordnung, der Heit-
folge nad) die zweite griechifche Säulenordnung,
deren Kennzeichen der mit jchnedenfürmigen Ver⸗
zierungen verſehene Knauf iſt; ioniſche Schule,
die älteften griechiſchen Philoſophen Thales,
Anaximander, Anaximenes, Heraklit und
Anaxagöras, die in einem Natur-Element das
Weſen der a ſuchten.
Ipekakuanha, f. brafil. (port. ipecacuanha, ſpr.
— Anja, fpan.ipecacuana) Brechwurz, Ruhrwurzel,
von einer amerifanifchen Pflanze, einem Halb—
ftrauche aus Brafilien (Cephaälis ipecacuanha).
per, f. (fr. ipreau, ypreau, von Ypern, fr. Ypres,
mhbochd. Iper, einer Stadt in Zlandern) die klein—
blättrige ige —
igenin od. gew. Iphigenie, f. gr. (Iphigéneia
— .Name: die Kraft⸗Geborene, Tapfer-Geborene.
ee —— —
ipse
ipse (ipsa, ipsum), {. ſelbſt; ipse dixit, „er ſelbſt
hat es gejagt” (nämlich Pythagoras) ein Ausſpruch
der Bythagoreer zur Beglaubigung ihrer Kehren;
daher überhaupt Formel für das gedankenloſe
Nachbeten der Worte des Meijters; ipse fecit, er
bat es ſelbſt gemacht; ipso facto, durch die Tat
jelbit, eigenmächtig; ipso jJure, durch das Recht
ſelbſt, von fich ſelbſt, an und für fih; Ipſismus,
m. barb.-!. die Selbſtſucht. [}. in.
ir — lat. Vorſilbe vor Wörtern, die mit v anfangen,
ira, fr. (d.5.estwirdgehen, Futurum von aller, gehen)
gewöhnlich ga ira (pr. Ba ira), d. h. e3 wird fich
machen, wird gehn! zur Zeit der franzölifchen Re—
volution der Anfang eines belichten Tanzliedes
(ga ira, ga ira, les aristocrates à la lanterne, e3
wird gehn, [hängt] die Ariftofraten an die Laterne).
Aräde, n. türf. (von arab. irädeh, irädet, Wunſch,
Willen, v. rada, wünſchen, wollen) ein Rüdjchreiben,
Befehlſchreiben, Ausſchreiben, eine Verordnungdes
Sultans.
Jraniſche Sprachen, eine Familie des indo-germa—
niſchen Sprachſtammes, welche mit den indiſchen
Sprachen die ariſche Gruppe bildet, und wo—
zu das Zend oder Altperſiſche, das Pehlwi oder
Huswareſch, das Pärſi oder Pazend, das Neu—
perſiſche, das Kurdiſche, das Afghaniſche oder
Puſchtu, das Oſſetiſche im Kaukaſus und das Ar—
meniſche gehören.
iraſzibel, ſpätl. (irascibilis, v. iräsci, zürnen) zum
Zorn geneigt, reizbar; Araszibilität, f. nl. Ge—
neigtheit zum Horn, Neizbarteit; ab iräto, l. aus
Zorn, im Zorn verfaßt (z.B. eine Verfügung ꝛc.).
Irene, f. gr. (eiröne, der Frieden) al3 weibl. Name:
die Friedliche; Fabell. die Friedensgöttin, Göttin
der Eintracht oder des Friedens, vgl. Themis;
Sternt. ein Afteroid, 1851 durch Hind entdedt:
Srenarch, m. ein Friedensfürft, Friedensrichter,
pl. Irenaͤrchen; im jpäteren röm. Recht Auffeher
ur Erhaltung der Ruhe und zur Einleitung von
riminal- Unterfuhungen; Irenardie, f. da3
Sriedensrichteramt; Friedensherrſchaft; Frenäus,
m. männl. Name: der Friedliche; Irenäen, pl.
Friedensgeſänge; Irenkon, n. eine Sriedenzitif-
tungsjchrift zur Vereinigung der futherifchen und
reformierten Kirche; Krenif, f. die Friedenslehre,
bei. in der Theologie; trenisch, friedejtiftend, ver-
mittefnd, z. B. ireniſche Schriften, welche Re—
ligionsvereinigung bezwecken.
Irtartea, f. eine amerikaniſche Palmenart, ſ. Ce—
roxylon.
Iris, f. gr. der Regenbogen; Fabell. eine jungfräu—
liche Göttin, die geflügelte Botin und Dienerin der
Götter, bei. Juno; die Regenbogenhaut im Auge;
die Schwertlilie, eine Zierpflanze; auch der Name
eines der Fleineren Planeten (vgl. Ajteroiden), 1847
durch >. entdeckt; Iris-Drück, m. eine Art far-
bigen Zeugdruckes, wobei verjchiedene fich abichat-
tende Farben ineinander zu laufen fcheinen; Iris—
Glas, durchſichtiges, in Regenbogenfarben jpie-
lendes Glas, das dadurd) Sure worden tt,
daß auf dasjelbe in heißem Zuſtande Dämpfe von
Zinnchlorür einwirkten; Jrisöl, ein ätherifches DL,
aus der Veilchen- oder Jriswurzel bereitet; Iris⸗
Steine, Kriftalle, beſ. Duarze, welche in den Far—
ben des Regenbogens ſpielen; Iridium od. Irid,
n. nl. ein 1803 von Tennant im Rlatinerz auf-
efundenes eigentümliches, filberweißeg, ſehrſchwer
hmelzbares Metall; iridifieren oder trifieren,
die Farben des Negenbogens zeigen, in Regen—
bogenfarben jpielen; Jridanfiftron, n. ar. oder
Heyſes Fremdmwörterbuhb 21. Aufl.
rn — — — — — — — — — — — — —
Vorfaͤll der R.; Iridotomiĩe, f.
irrefragabel 385
weniger r. Iriankiſtron, der Irishaken, ein Häk—
chen zum Hervorziehen der Regenbogenhaut durd)
einen Einjchnitt in die Hornhaut; Iridektomie,
f. das Ausschneiden der erg Iriden⸗
Heiis, f. Eintlemmung der R. in ven Hornhant-
ſchnitt; Jrideremie, f. Mangel der R.: Irido—
dialyiis, f. Ablöfung der R; JIridoptöſis, f.
chnitt in die R.;
Aritis, f. Entzündung der Regenbogenhaut.
iriſch (engl. Irish, fpr. etrifch), irländiſch; Iriſchis—
mus, nl. die irländiſche Spracheigenheit; iriſch—
römisches Bad, ein Schwitbad in einem mit
heißer, trodener Luft erfüllten Raum; Irish stew,
n. engl. (ſpr. eiriſch ftjuh) Kochk. Srifch-Hammel-
fleijch, eine englifche Nationakjpeife, die aus unter-
einandergemilchtem Hammelfleifch, Welſchkraut u.
Kartoffeln gekocht ift. |
Irmenſäule, f. (altjächj. Irminsül) eine von den
alten Sachjen verehrte hohe Säule, urjpr. ein Sinn-
bild des mythiſchen Stammvaters der Hermionen
Irmin, der von den Sachjen als Kriegsgott ver-
ehrt wurde.
Sronie, f. (1. ironia, dv. gr. eironeia, v. eirön, wer
fi) in feinen Reden verftellt) feiner, veritedter
Spott, Schalfgeit, indem man das Gegenteil von
dem jagt, was man meint, bef. fpöttifches Lob;
irõoniſch, ſpöttiſch, ſpöttelnd, ſchalkhaft; ironi—
ſieren, barb.A. ſpötteln, fein verſpotten.
irradiieren, I. (irradiãre; vgl. Radius) beſtrahlen;
Irradiation, f. nl. die Beſtrahlung, Erleuchtung,
Beicheinung; das Strahlen, Augitrahlen, die Er-
icheinung, daß Helle Gegenstände auf dunklem
Grunde größer erjcheinen, als gleich große und
gleich weit entfernte dunkle Öegenjtände auf hellem
Srunde.
irraiſonnable, fr. (ipr. irräſonnäb'l; vgl. Raiſon
2c.) unvernünftig, unbillig.
irrationäl, I. (irrationalis; vgl. ratio 20.) unver-
nünftig,vernunftividrig ; Rechenk. unrechenbar, was
"nicht ganz genau ausgerechnet werden kann; Ir—
rationalismus, m. nl. Bernunftwidrigfeit, z.B.
in Religionsfahen; Irrationalität, f. Unver-
numft, Bernunfttoidrigfeit; Unberechenbarfeit.
Irredenta (zu ergänzen: Italia), f. it. (v. redimere
— l. redimere, vgl. redimieren, d. i. loskaufen, frei
machen, befreien, erlöſen, Partiz. redento, befreit,
irredento, unbefreit) „daS unbefreite, unerlöjte
Stalien”, urfpr. ein Verein, der 1861 in Stalien
zum Zweck der Wiedererwerbung Nizzas gebildet
wurde, aber 1870 fein Ziel wechjelte und gegen
Dfterreich agitierte; ſeitdem Loſungswort u. Name
einer Partei italienischer Chauviniften, welche nun-
mehr alle Gebiete Öfterreich8 mit italieniſcher Be-
völferung, namentlich Trieft und Südtirol, als
vermeintlichunerlöftes Stalien, „Italia irredenta“,
für Stalien in Anspruch nehmen und deren Los—
trennung von Ofterreich zugunften Italiens be-
treiben ;$rredentiften, pl. Anhänger jener Partei.
trredimibel, nl. (vgl. redimieren) nicht loszukaufen,
unablöslich.
irreduzibel und irreduftibel, nl. (vgl. reduzieren)
nicht zurückführbar, nicht wieder herzuitellen.
Irreflexion, f. nl. (vgl. Reflerion) Unüberlegtheit.
irreformäbel, ipätl. (irreformabilis; val. refor-
mieren) unabänderlich, unverbeflerlih; Irrefor—
Miabilieht, f. nl. Unverbefjerlichfeit, Unabänder-
ichkeit.
irrefragäbel, n!. (vgl. refragieren) unwiderleglich,
—— Irrefragabilität, f. die Unum—
ſtößlichkeit.
25
386 irrefntabel Irbingianer
1
irrefutãbel. !. ärrefutabilis; vgl. refutieren) un- Jrreption, ſ. unter irrepieren.
widerleglich. tirreſiſtibel, ul. (vgl. reſiſtieren) unwiderſteblich;
irregeneräbel, ıl. (vgl. regenerieren) nicht wieder— Irreſiſtibilität, f. die Unwiderſtehlichkeit.
zuerzeugen, nicht wieder erzeugbar. irreſolũt, nl. (vgl. reſolvieren ꝛc.) unſchlüſſig, un—
Irregenitus, m. ıl. (v. genitus, erzeugt, geboren, entjchieden, jchwanfend; irresoluto, it. Tonf.
v. genere, gignöre, erzeugen, gebären) ein Nicht- | ſchwankend, weniger abgemeſſen; Krrefolution, f.
wiedergeborner, Ungebejjerter. nl. die Unfchlüffigkeit, dag Schwanfen.
irregular, nl. (vgl. vegulärunter Regel) unregel- | Jrrefpeft, m. nl. (vgl. Reſpekt unter refpizieren)
mäßig; regellos, unrichtig, unordentlich; irregu> | mangelnde Achtung, Unchrerbietigfeit; irrejpef-
lärer Puls, unordentliher Aderfchlag; irregu- tu88, unehrerbietig.
läres Militär, irreguläre Soldaten oder irreſpiräbel, ſpätl. (irrespirabilis; vgl. vefpirieren)
bloß Irreguläre nennt man den Teilder Armee, | — zum Einatmen untauglich, 3. B. ſolche Luft; Ir—
der weder mit dem Übrigen ordentlichen Teil des— reſpirabilität, f. nl. die Untauglichkeit zum Ein-
jelden, noch unter jich in bezug auf Kleidung und atmen.
Ausrüftung übereinjtinmt, auch eine andere Zucht | irreſponſäbel, nl. (vgl. reipondieren) unverant—
hat; verba irregularia, pl. unvegelmäßige Beit- wortlich; Irreſponſabilität, f. die Wirverant-
wörter; Jrregularität, f. Unvegelmäßigkeit, Un- | wortlichkeit.
ordnung; der Mangel an einer der Eigenschaften, | irrederent, [. (irreverens, von revereri, verehren)
die zum Empfangen der heiligen Weihen unbedingt unehrerbietig, ehrfurchtslos; Irreverenz, f. (l.
erforderlich jind. irreverentia; vgl. Reverenz) Unchverbietigteit, Ge—
irrelognojzibel, ni. (vgl. vefognofzieren) nicht an- | ringſchätzung.
erfennbar, was nicht anerkannt zu werden braucht irvebpfäbel, 1. (irrevocabilis; vgl. revozieren) un⸗
— B. eine Urkunde); Irrekognoßſzibilität, f. die widerruflich, unaufhaltian; Irrevolabilität, f.
n
anerfennbarfeit, Berwerflichteit. il. Unwiderruflichkeit.
irrefonziltäbel, nl. (vgl. refonziliieren) unverjühn- | irrevolutionär, ı!. (vgl. Revolution unter revol⸗
id; Srrefonziliäbilität, f. Unverſöhnlichkeit. vieren) nicht-aufrühreriſch; gegen die Revolution
tvrefordabel,ipätl.(irrecordabilis;vgl.refordieren) und ihre Grundjäße, den Revolutions-Grundfäßen
unerinnerlid). zuwider.
irrefuperäbel, (.(irrecuperabilis;vgl. rekuperieren) | trridieren, l. irridEre, v.ridere, lachen) auslachen,
unerſetzlich, unwiederbringlich verhöhnen, verſpotten; Irriſion, f. (1. irrisio) das
irrefufäbel, l. (irrecusabilis; vgl. rekuſieren) un— Auslachen, die Verhöhnung. 12
verweigerlich, unverwerflich, unabmweisbar; Jrre= | irrigieren, I. (irrigäre, v. rigäre, wäſſern, bemwäj-
fufabilität, £. nl. Unverwerflichfeit, Unablehn— jern) befeuchten, bewäfjern; Irrigation, f. (irri-
barfeit. gatio)die Anfechtung, Bewäſſerung, Bejprengung;
irrelativ, nl. (val. relativ) ohne Beziehung, einzeln, ı irrigatsriſch, ul. (irrigatorius) zur Bewäfjerung
unverbunden;Srrelativität,f.dieNtichtbeziehung. dienend; Yrrigatenv, m. fr. (pr. —töhr) eine
irrelevant, nl. (vgl. relevieren) un unbe Schlauchſpritze zum Selbjtkliftieren, eine Art
deutend; Irrelebantia, pl. unbedeutende, gering- Klyſopompe, ].d.
fügige Öegenjtände; Irrelevänz, f. die Unerheb- | Irriſfion, ſ. unter irridieren.
lichkeit. irritieren, |. (irritäre) anreizen, reizen, erregen;
Srreligion und Irreligioſität, £. jpätl. (irreligio aufbringen, erzienen,erbittern, ärgern; Jrritans,
u. irreligiositas; vgl. Religion) Religionslofigfeit, n., pl. Irritantia, Yeilf. Reizmittel; trritäbel
Religionsveradhtung, der Unglaube; trreligtds (I. (l.irritabilis), veizbar, leicht iu reizen od. in gorn
irreligiösus), glaubenslos, gottlos. zu bringen; Jrritabilität, f. die Reizbarkeit, bei.
irremeäbel, [. (irremeabilis, von remeäre, zurück— Muskelreizbarkeit, Erregbarfeit; Jrritament, n.
fehren) unwiederbringlich. (irritamentum) das Rei mittel, der Reiz; Irrita⸗
irremediäbel, l.(irremediabilis;vgl.Remedium.ac.) tion, f. (irritatio) die Anreizung, die Erregung;
unheilbar. Reizung zum Zorn, Erbitterung, Entrüjtung; ir—
irremiſſibel, l.(irremissibilis; vgl. vemittieren)un- ritatio, nl. veizend, erregend; irritatsriſch, ul.
verzeihlic); irremittent, nl. nicht nachlaffend, un- | aufreizend, aufregend.
abläſſig. irroborieren, |. (irroboräre; vgl. roborieren) Rſpr.
irremonfträbel, ıl. (vgl. remonſtrieren) unbe— ſtärken, verftärfen. fi
jtreitbar. irrogieren, [. (irrogäre, von in u. rogäre, fragen,
ivremobibel, ııl. (vgl. removieren) unabjegbar; un- bitten; be. amtlich anfragen od. beantragen) etwas
abänderlid). wider jemand in Vorjchlag bringen; einem etwas
irremuneräbel, l. (irremunerabilis; vgl. vemune- zuerfennen, bei. Strafe; Jrrogation, f. (irro-
vieren) unbelohnbar. gatio) Rſpr. die Zuerfennung einer Strafe, der
irreparäbel, [. (irreparabilis; vgl. veparieren) un- Strafanfaß. —
erjeßlid), unwiederbringlid; Irreparabilität, f. Irroration, f. nl. (v. l irxorare, betauen, v. roxare,
die Unerſetzlichkeit. tauen, betauen, v.ros, Tau) die Betauung; Heilk.
irrepieren, l. (irrepere, v. repere, friechen) fich ein- Beiprengung. _ L |
chleichen, etwas erihleihen; $rreption, f. (Ipätl. irrumpieren, I. (irrumpere, vgl. rumpieren) ein⸗
irreptio) die Erjchleichung. brechen, feindlich einfallen, eindringen ; Irruption,
irrepofzibef, ipätl.(irreposcibilis; vgl.vepojzieren) | f. (l. irruptio) der Einbruch, Einfall des Yeindes
nicht zuriidzufordern. in ein Zand, Überfall. |
irreprehenfibef, 1. (irreprehensibilis; vgl. repre- | Irus, m. gr. (Iros) Name eines Bettlers auf der
hendieren) unſträflich, untadelhaft. Inſel Shake, in Homers Ddyfjee; daher ein Ar-
irrepreſſibel, nl. (vgl.reprimieren)ununterdrüdbar. | mer, Blutarmer.
irveprohadfe, fr. (pr. irreprojchäb’L; vgl. veprv- Irviugiäner, pl. Anhänger der von dem Schotten
chieren) untadelhaft, unbeſcholten. ; Eduard Jrving-igeit. 1834) geſtifteten ſchwär—
Iſaak
Iſobaren 387
meriſchen chriſtl. Sekte, welche die Rettung des | Ischnobhön, m. gr. (ſpr. ischno —; von ischnös,
Menjchengeichlecht8 von jeiner Siindhaftigkeit mur
durch eine Wiederkehr Ehrijti und Einjeßung neuer
Apoſtel fir möglich Hält, in England und Preu—
benz; Irvingianismus, m. die Lehre derjelben.
Iſaak, m. hebr. (Jis-chäk, derSpötter, von sachäk,
achen, jpotten; gr. Isaak) männl. Name: Freuden-
find, Freudenſohn.
Siabelle, £. weibl. Nanıe (fpan. Isabel, Isabela, vom
hebr. isebel, Iſebel, Königin von Iſraël 917 bis
897, von i, nicht, und sebel, Beiwohnung) die Un—
berührte, Keufche — Agnes; Iſabellfarbe, eine
bräumlich-gelbe Farbe; iſabéll, iſabellfarbig od.
iſabellgelb, gelblichweiß vd. bräunlichgelb, blaß—
gelb; dab. Iſabelle, f. ein blaßgelbes Pferd; Iſa—
bellenorden, m. ein ſpaniſcher Orden, der 1815
von Bu jpanifchen Könige Ferdinand VII. gejtiitet
wurde.
Siabeypapier,n.auch Brijtolpapier, Das fir Kreide—
zeichnungen verivendet wird.
Iſagöge, f. gr. (eis-agöge, von eisägein, einführen)
die Einleitung in eine Wiſſenſchaft; iſagögiſch,
einleitend; Iſagögilk, f. die Einleitungskunft, ein-
feitende Wiſſenſchaft, bei. biblifche Einleitung; Iſa—
gogifon od. Iſagogikum, n. Eintrittsgeld.
Iſagön (fr. u. engl. isagone), iſagöniſch, unt. f.
Iſogon, iſogoniſch, |. d
Yin, m. hebr. ein Bürger zu Bethlehem und Bater
des Könige David; dah. Iſaĩde, m. ein Sohn
des Sjai, Beiname Davids.
Siameträfen, pl. gr. Linien, die auf einer Karte
olche Orte verbinden, deren Wärmeverhältniſſe die
gleiche Abweichung von der normalen monatlichen
Durchſchnittswärme zeigen.
Iſanemoren oder Iſoanemoren, pl. gr. (von gr.
1sos, &, on, gleich) Windfraft-Gieichen, Linien, die
auf einer Karte Orte von gleicher Windſtärke ver-
binden.
Sinnomälen, pl. Wärmeabweichungs-Gleichen, Li—
nien, weiche Orte auf der Erdoberfläche verbinden,
die um glei) viel Grade von ihrem mittleren
Breitenklima in der Temperatur abweichen.
Iſard, m. fr. (jpr. iſcir; Fatal. isart u. sicart) eine
Art Gemje in den Pyrenäen.
iſarithmiſch, gr. (v. isos, gleich, u. arithmös, Zahl)
gleihzahlig, aus gleichen Zahlen beitehend.
Siätis, f. gr.(isätis) eine Pflanzengattung, wozu der
Waid (isatis tinctoria) gehört; Iſatin, n. auf-
geläuterter (ſublimierter) Indigo.
Sichafn, ſ. Schaku.
Ischämie, f. gr. (ſpr. isch —; von ischein, halten,
hemmen, und haima, Blut) Heilf. Stillung eines
Blutfluffes; Hemmung des Blutzufluffes durch Ge—
fäßkrampf, 3. B. im Gehirn; Ischämon, n. ein
blutjtillendes Mittel; Ischidröſis, f. gr. (von hi-
drös, Schweiß) Unterdrückung des Schweißes oder
der Hautausdünſtung; ischidrötiſch, den Schweiß
unterdrückend, von Schweißunterdrückung her—
rührend.
Iſchariotismus, m. hebri⸗l. (von Judas Iſcha—
riot, dem verräteriſchen Jünger Jeſu) des Iſcha—
riot Weiſe, feile Verräterei.
Ischion, n. gr. (pr. ischion) die Hüfte, das Hüft—
bein; os ischli, n. gr.-!. oder blos Ischion, das
Sigbein; yahiddit, Ischiagra, Jschialgie und
Jschias, f. gr. Heilf. Hüftnervenjchmerz, Hüftweh,
Lendengicht; ischiädiſch, zum Sitzbein gehörig,
,B. ischiadiſcher Nerv, isch. Arterie ac,
— Sitzbeinſchlagader 2c.; ischiadiſche
Mittel, die gegen Hüftſchmerz wirken.
mager, dünn, u. phone, Stinme) ein Dünn- oder
Schwachſtimmiger; Stammtler, Stotterer.
Sschurie, f. Harnverhaltung; Jschuretife, pl. vd.
ischurétiſche Meittel, harnverhaltende Mittel.
Iſegorie, f. gr. (v. isos, gleich, u. agoretiein, öffent-
lich veden) die gleiche Freiheit od. das gleiche Necht,
öffentlich in Staat3= oder Gerichtsfagen zu reden
und zu ſtimmen; daher auch Gleichheit der bitrger-
lichen Nechte und Freiheit überhaupt.
Iſegrim, m. fein Fremdwort (mhd. isengrin, d. it.
Stienhelm, womit man ihn verjehen dachte; von
althochd. isan, d. t. Eifen, und grima, d. i. Helm)
der Name des Wolfs in der deütichen Tierfage;
daher ein grauſamer Menich; auch ein eigenſinni—
ger, mürriſcher und trosiger Menſch.
Iſelotte, = Szelotte, 1. d. |
is, f. eine ägyptijche Göttin, Gemahlin des Oſi—
vis, urfpr. als das Sinnbild der hervorbringen-
den Naturkraft der&rde (der griech. Demeter ent-
Iprechend) und als Erfinderin vieler Künſte ver-
ehrt, jpäter auch als Mondgöttin betrachtet und
mit der vergatterten griech. So verwechſelt; Sternt.
ein Ajteroid, 1856 durch Pogſon entdedt; Iſis—
tafel, f. eine im ägyptischen Muſeum zu Turin
befindliche Tafel, welche die Geheinniffe der Iſis
bildlich enthält; Jſẽum, m. gr. (Iseion) der Iſis—
tempel; Iſidörns, m., Iſidöre, f. gr. männl. u.
weibl. Name: eigentl. Geſchenk der Iſis, in deren
Schoße man nad) der ägyptiichen Fabellehre ewige
Ruhe fand.
Iskanderieh, f. arab. Benennung Alerandriens.
Islam, m. arab. (isläm, von salama, jic) jemand
ergeben, unterwerfen, bef. ſich Gott ergeben) eig.
die Ergebung od. Dingebung an Gott, Benennung
der mohanımedanifchen Religion, auch mit latein.
Endung: der Islamismus.
isle oder iley f. fr. (ſpr. ihl'; v. [. insüla, nl. isüla)
Inſel; Isle (ile) à Vache (jpr. awaſch') die Kuh—
injel (bei Haiti); I, de France (fpr. — d' frangp’),
die Inſel Frankreichs (bei Oſt-Afrika); alte fran—
zöfifche Provinz mit der Hauptitadt Paris; J. des
Lepreux (iprich: dä lepröh) die Inſel der Aus—
jäßigen; Isles basses, pl. (jpr. ihl' Daß’) die nie—
drigen Inſeln in Aujtvalien; I. de Ja Tresorerie,
die Schatzinſeln in Muftralien; I. francaises (jpr.
— frangßähſ'), die franzöſ. Inſeln in Auſtralien.
Ismäkl, m. hebr. (Jischmael) männl. Name: eig.
Gott (El) hört (jischmä, von schama, hören); Is—
maeliten, pl. Nachkommen Jsmaels, des Sohnes
Abrahams, die Araber; eine mohammtedan. Sekte
in Perſien und Syrien im Il. und 12. Sahrh., Jo
genannt, weil fie behaupteten, die Nachfonımen des
Kalifen Ali und namentlid) jeines Enkels Ismael
jeien die vecytmäßigen Erben des Kalifats. Sie
machten ſich befonders durch die von ihnen aus—
gejandten Fürſtenmörder furchtbar umd wurden
auch Haſchiſchim genannt, woraus Aſſaſſinen
(j. d) entitanden ift.
Ismag, m. türk. weiblicher Tırrban aus Tüchern.
Iſobären, pl. oder iſobarometriſche Linien, ar.
(v. isos, e, on, gleich) Druckgleichen, Linien, welche
die Orte von gleichem Quftorud (d. h. mit gleichem
Jahresdurchſchnittderbarometriſchen Anderungen)
verbinden; Iſobronten, pl. Donnergleichen, Li—
nien, welche diejenigen Orte verbinden, an denen
der erite Donner eines Gewitters hörbar wird;
Iſochaͤsmen, pl. Linien, welche die Orte verbin-
den, an denen das Volarlicht gleich häufig gejehen
wird; Iſocheimãl⸗Linien oder Iſochimenen, )-
25*
388 isola
iſothermiſch;iſochromätiſch, gleichfarbig; ifo- |
hromatifhe Brillen, mit zuzuflappenden
Planaläfern vor farbigen Gläfern verfehene Bril-
len; Iſochromen, Farbengleichen; ohren
firnis, m.ein Firnis, der zum Überziehen der Ol—
bilder verwendet wird; Iſochroͤne oder Tauto—
Krone, f. Größenl. die Linie des gleichzeitigen
Falls. eine Nebenbenennung der Zykloide, ſ. d.;
iſochroͤniſch oder ſhnchroniſtifch, gleichzeitig,
gleichlang dauernd; Iſochronismus, m. Die
feiche Zeitdauer, Gfleichdauer, 3. B. der Unruh—
— der Uhr; Iſodhnamie, f. Gleich—
fräftigfeit, gleichitarfe Wirkung, bei. des Magne-
tismus: iſodynämiſch, gleichkräftig, gleichwirk—
ſam; Iſodynamen, iſodynaͤmiſche Linien, ma—
gnetiſche Kraftgleichen, Linien, welche die Orte der
Erde verbinden, an denen die Kraft des Erdma—
anetismus gleich groß iſt; Iſogön, nm. ein Gleicheck;
iſogöniſch, gleicheckig, gleichwinklig; iſogöniſche
Linien, welche die Orte der Erde verbinden, an
denen dieſelbe Deklination (ſ. d.) der Magnetnadel
ſich zeigt; Iſographie, f. eine Gleichſchrift, =
Fakſimile; Wiederabdruckſchemiſch beſonders zu—
gerichteter alter Drucke; iſogräphiſch, gleichge—
zeichnet (f. Projektion); Iſohhẽten, Iſohhe—
töſen oder Iſohhten, pl. Regengleichen, Linien
zur Verbindung der Orte von gleicher (ährlicher
oder monatlicher) Regenmenge; Iſohhjpfen, pl.,
— äquidiſtante Niveau-Rurven, Höhen-
gleichen, Linien, welche die Punkte von gleicher
Höhe verbinden (um ſtufenweiſe die Erhebung auf
Gebirgskarten zu bezeichnen); Schichtenlinien; iſo—
kliniſche Linien oder Iſoklinen, pl. Neigungs-
gleichen, welche die Orte der Erde verbinden, an
denen fich diefelbe Inklination (ſ. d. der Magnet-
nadel zeigt; Iſokölon, n. Gleichheit der Glieder in
einem Nedejage; Iſokrymen, pl. Linien zur Ber-
bindung der Orte, die gleiche Kälte der Meeres-
läche zeigen.
isola, f. it. (= lat.insüla, ml.isula) die Inſel; Isola
bella, die Schöne Inſel, eine der borromeischen In—
feln; I. dei Pescat6ri, die Fiicherinjel im Lago
maggiore in Oberitalien; J. grossa, die große Inſel
an der dalmatiichen Küfte; I. madre, die Mutter-
inſel, eine der borromeischen Inſeln; tfofteren (it.
isoläre, fr. isoler), vereinzeln, vereinfamen, abſon—
dern; Naturl. einen Körper von aller Berbindung
mit elektriſch leitenden Körpern ausschließen, od.ihn
mitlauterNichtleitern umgeben; tfofiert, frei,allein
ſtehend, abgefondert, einſam, vereinzelt, fitr fich le-
bend; einifolierter Bunft, ein voneinerfurve
abgejonderter, aber zu ihr gehöriger Punkt; ijo-
lierte Soldaten find folche, die, von ihrem
Korps veriprengt, vereinzelt umherirren; ijo-
lierte Etablifjements (vgl. Etabt.), Einzel:
niederlafjungen; Iſolierung oder Iſolation, f.
barb.-[. die Abfonderung, Bereinfamung; Iſolar—
blätter, Lichthof-Schußblätter (bei der Bhotogra-
phie); Iſolarplatten, lichthoffreie Platten (bei
der Photographie); Iſolationsmauer, f. eine
Maier mit leerem Zmiichenraume zur Abhaltung
der Feuchtigkeit oder Wärme; Iſolierhülle, eine
nicht leitende Hülle; Iſolierſchicht, Iſolierwand,
Abjonderungsichicht, - ward; Zwiſchenlage; Iſo—
lierungs-Syſtem, n. in den Strafhäufern die Ein-
richtung, wonach die Gefangenen einzeln in Zellen
geiperrt werden, daher: Iſolierhaft, Iſolierzelle;
Iſolãtor, ın. ein Nichtleiter der Glettrizität, z.B.
las, Harz; Iſolatorium, n., Iſolierſtuhl oder
fr. Iſoloir, m. (fpr. —lodr) ein Abjonderungs-
nn — —
—— ——— — — — — — — — — — — — — — ——— ———
Iſrael
ſtuhl, in der Elektrizitätslehre ein Schemel mit
Glasfüßen, auf den ſich der ſtellen muß, welcher
eleftriitert werden foll; Iſolierkopf, das Abſonde—
rungshütchen bei Telegraphen.
Iſomerie, f. gr. (v. Isos, e,on, gleich, und méros,
Zeil) Rechenk. die Gleichteilung, Zurücführung
verfchiedener Brüche auf gleiche Nenner; aleicher
Anteil, gleiches Anrecht; Homer oder iſomeriſch,
gleichteilig, gleichgeteilt; ifomerifhe Körper,
Scheidek. folche, die bei gleicher chemiicher Zuſam—
menfegung doch verschiedene Eigenfchaften befiten;
Iſometrie, f. Meitung nach gleichen Teilen; iſo—
metvifch, gleichmeifend, gleiches Maß oder gleiche
Ausdehnung habend; iſomörph (v. morphe, Ge—
jtalt), gleichgeftaltig; iſo mörphe Subſtanzen,
verſchiedenartige Stoffe, welche bei gleicher Kriſtall—
form die Eigenſchaft haben, ſich in Verbindungen
erſetzen zu können, ohne deren Kriſtallform zu an—
dern; Iſomorphismus, m. die Gleichgeſtaltung
bei verſchiedenerchemiſcher ZzZuſammenſetzung; Iſo—
morkhie, f. Gleichförmigreit; Iſonephen, plur.
Bewöltungsgleihen; Iſonomie, f. (von nömos,
Geſetz) Gleichheit der Geſetze, Gejeggleichheit; iſo—
nomifch, allenthalben rehtsgültig.
Iſop od. Yfop, m. (gr. hyssöpos, I. hyssöpus, hys-
söpum, v. hebr. &söhh, arab. süfä) ein heilfames,
gewürzhaftes Gartengewächs; bei den Hebräern zu
Heinigungsbefprengungen angewandt.
Iſopathie oder Iſopaͤthit, f. gr. (von ĩsos, e, on,
gleich, und päthos, j.d.) eine Heilfehre, die ähnlich
wie die Homöopathie Gleiches durch Gleiches heilen
will; die Sfopathif der Kontagionen, d. i.
die angebliche Eigentümlichkeit anjtedender Krank—
heiten, daß fie in ihren eigenen Anitedungsitoffen
Mittel zu ihrer Heilung enthalten follen; iſopä—
thiſch, mit dem gleichen Krantheitsitoffe (heilen);
Hoserimetrie, f. die Umfang-Gleichheit; iſo—
Herimetrifch, von gleichem Umfange; iſophö—
nisch, mit gleicher Stimme, mit einer Stimme von
demjelben Umfange; Iſophoten, pl. Beleuchtungs=
gleichen; iſo Pleth, gleichwertig Iſorlethen Öleih-
wertlinien, Linien des gleichen Wertes; Iſobleu-
von, n. eine gleichſeitige Figur; Iſopolitie, f. die
Gleichheit ſtaatsbürgerlicher Rechte; tonolitiich,
mit gleichen Bürgerrechten; tfopfephifche Verſe
(von psephos, Steinhen zum Rechnen, Ziffer)
Verse, deren Buchftaben, als Ziffern betradjtet,
eine und diefelbe Zahl bilden; Iſorrhachien, pl.
Berbindungslinien der Punkte gleicher Hafenzeit,
d. i. von gleichzeitiger Ebbe und Flut; IJſorrho⸗
poftätif oder Iſorxrhopie, f. die Gleihgewichts-
lehre; torrhänifch, zur Gleichgewichtslehre ge—
hörend; iſoſkeliſch (v. skelos, n. Schenkel), aleich-
ſchenkelig (von Winkeln u. Dreiecken); Iſoſthente,
f. Gleichkräftigfeit; iſothermiſch, gleich warm;
iſothermiſche Linien, Jiothermäl-Linten oder
Iſothermen, Linien auf der Erdfugel, durch ſolche
Reihen von Ortern gezogen, welche gleichen mitt-
feren Wärmegrad haben; insbeſ. Iſotheräl-Li—
nien od. Kfotheren, und Iſocheimal-Linien vd.
Iſochimenen (von theros, Sommer, und cheima,
Winter) durch Orter von gleicher mittlerer Som-
mer- und Winter- Temperatur gezogene Linien,
Sommergleihen, Wintergleihen; iſotoͤniſch,
gleihtönend, gleichlautend.
Ysprdtenif, m. ruff. (v. issprawljätj, verbejiern, in
Ordnung — bon prawüj, recht, richtig, Sl.
probus, dtſch. brav), der Landpolizeimeiſter, Vor—
ſteher der ländlichen Polizei.
rast, m. hebr. (Jisrael, v. sarah, ſtreiten, und el,
Sftänonen
Gott) eig. Kämpfer Gottes, 1. jpäterer Name des
Jakob; 2. das Reich Iſrael, und zwar a) im allg.
alle Nachkommen Abrahams; b) bei. das nach Sa-
lomo dem abgetrennten Reiche Juda gegenitber-
ftehende Neich Sirael; Iſraelit, m., pl. Ziraes |
liten, überh. Nachfomme oder Meitglied des jüdi—
ſchen Volkes.
Iſtäbvönen vd. r. Islävönen, pl. (v. Isko, einem
Sohne des Mannus), der Name eines der 3 Zweige |
der Germanen (vgl. Ingävonen), wozu die Goten
mit den Gepiden, die Burgundionen, Bariner und
Semnonen gehörten.
Iſthmus, m. gr. (isthmös) eig. Hals, Kehle, Schlund,
enger Eingang: daher: eine Erd- oder Landenge
zwifchen zwei Meeren; bei. Name der Landenge
von Korinth; daher: iſthmiſche Spiele, feierliche |
griechiſche Ubungsſpiele, Kampfübungen 2c., welche
alle 3 bi3 5 Jahre auf der Yandenge von Korinth
angejtellt wurden; Iſthmitis, f. Heilk. die Nachen-
bräune; Iſthmorrhagie, f. Blutung aus den Ge-
fühen des Haljes.
Jswoͤſchtſchik. m. ruſſ. (v. iswösitj, das Fuhrweſen
treiben) der Lohnfuhrmann, Droſchkenkutſcher.
Stazismus, m. gr. die von und nad Reuchlin
angenommene, mit der neugriechifchen überein»
ftimmende Ausſprache des altgriehiichen Buch—
ſtaben 7 wie i; (entg. dem Etazismus, oder der
von u.nab Erasmus verteidigten Ausſprache des
n wie &); Jtaziit,m. ein Anhänger des Itazismus.
ita est, l. jo iſt e3, jo verhält es ſich.
Stafolumit, m. Gelenfquarz, bieglamer Sandftein
(von dem Berge Stafolümi in Brafilien).
Stäla, f. 1. die ältejte lateinische (eig. italieniſche)
Bibelüberiegung, ausderdieBulgata entitanden.
Italia irredenta, j. Srredenta.
Staliäner (v. it. Italiano gebildet) od. Italiener
(mit den bewahrten älteren Umlaute e), Stalier,
Einwohner $taliens(!.Italia.woh'urjpr. das Rin-
derland, v. gr. italös, Nino) od. Weljchlands; ita⸗
lieniſch od. itaͤliſch, welſch; italienische Buch—
haltung, die doppelte Buchführung; italianiſie-
ren, italieniſch machen, verwelſchen; Italianis⸗
mus, m. die italienische Spracheigenheit; Stalia=
nifiimeo, m. pl. —ımi, die eifrigjten und entjchie-
deniten, in ihren Forderungen fiir Staliens Freiheit
am weitelten gehenden Italiener, Italienſchwär—
mer; Italiot, m. (gr. Italiotes) der Stalier, Ur-
einmwohner Staliens, bei. Großgriechenlands; Ita⸗
lique, f. fr. (pr. —-P)Schrägichrift, ſchräg liegende
lateiniſche Drudichrift, von Aldus Manutiu3 er-
funden; italiſche Schule, in der Gefch. der Phi-
loſophie = Pythagoreiſche Schule.
item, I. ingleichen, ferner, aud) ; furzum; ttemieren,
nl. aufzeichnen.
Ite, missa est, [. in der römischen Kirche die Worte
welche die Gemeinde nach beendigter Meſſe ent-
laſſen: Geht, fie (die Gemeinde) ift entlaffen; aus
missa iſt Meſſe entitanden.
iterieren, l. (iteräre, v. iterum, wieder, abermals)
wiederholen; jih wiederholen, wiederfehren ;Jtera=
tion, f. (iteratio) die Wiederholung; iteratio, |
Jot 389
ſpätl. wiederholend, wiederholt, mehrmalig, noch—
malig; Iteratĩvum, n. ein Wiederholungswort,
ſ. Verbũm.
Itinerarium, n. I. (v. iter, Gen, itinéris, Weg,
Reiſe) ein Reiſebuch, eine Neifebefchreibung; das
katholiſchen Geiſtlichen auf Reiſen vorgefchriebene
Gebet (itinerarium clericõôrum); Itinerarauf⸗
nahme, flüchtige Aufnahme.
itio in partes, f. l. (wörtl. das Gehen in Teile od.
Barteien) im altröm. Senat die Abſtimmung durch
Hinübertreten zu denjenigen, mit welchem man
gieicher Meinung ift; die Sonderung in Teile, Ab—
ſtimmung nach gefonderten Barteien, be. ehem. auf
dem deutjchen Reichstage die gefonderte Abſtim—
mung der Römiſchkatholiſchen u. der&vangelüchen
in Religionsfachen.
Itſchoglans, |. Ichoglans.
Stiibo, m. eine früher gebräuchliche japanijche Sil-
bermünze im Werte von 1,50 M.
Ynlus, m. gr.(iülos, eig. das Milhhaar) ein Blüten-
kätzchen; iulophoͤriſch, Blütenkätzchen tragend, wie
3. D. die Haſelnußſtaude.
Isvoire, m. fr. (pr. imödhr; von lat. ebor&us), das
Elfenbein.
Ivorit, n. (Wohl vom engl. ivory, fr. ivoire, Elfen—
bein) eine in Amerika erfundene, mit Bapier in
Berbindung gebracdjte weiße Maffe, auf welcher
mit Bleistift od. Tinte gefchrieben u. das Gejchrie-
bene mit einem feuchten Läppchen wieder abge—
wiſcht werden fann.
Ivreſſe, f. fr. (von ivre — l. ebrius, trunken) die
Trunkenheit, Begeijterung, der Rauſch; Ibrogue,
m. (jpr. iwroͤnj') ein Trunkenbold, Säufer.
Iwan, m. ruſſ. — Johann, ſ. d.
Iwaraäankunſawurzel, auch Varankuſawurzel, Ve—
tiverwurzel, Kusküs (v. Anatherum muricätum),
aus Oſtindien, dient als Mittel gegen Motten, aus
ihr wird das aromatiſche Vetiveröl bereitet.
Ixeutit, f. gr. (v. ixös, f. d., ixetein, Bögel fangen)
der Bogelfang, bei. mit Zeimruten.
Ixia oder Jrie, f. gr. der Schwertel, eine Pflanzen—
| gattung mit Biwiebelwurzeln, von verjchiedenen
ſchönen Arten; Heilf, die Krampfader.
Ixion, m. gr. Fabell. ein König von Thefjalien, der
teil er die Gaftfreundfchaft des Zeus mißbrauchte,
zur Strafe in der Unterwelt an ein beftändig um—
getriebenes Rad gejchmiedet wurde.
Irre, f. ein Strauchgewächs aus Oftindien, von
| Linné jo genannt, weil die Bewohner der Hüfte
| Malabar den Tempel ihres Gottes Srora oder
Iſora mit diefem Strauche ſchmückten.
JIros, m. gr. (ixös) Miſtel, Vogelleim.
JIzari, m. (vgl. Alizari) morgenländiſcher Krapp;
zaries oder Izarims, pl. baumwollene oſtind.
Gewebe.
Izelotte oder Iſelotte, f. (vgl. poln. ztoty, ein Gul—
den, von zloto, Gold) eine türkische Silbermünze,
unge. =1M., aud) Zlota genannt.
Izlaͤs (pr. iſläͤhſch) Stromfchnellen der Donau, die
bei Izläs auf jerbiihem und ungarischen Gebiete
vorhanden find.
J (ver Konfonant Jot).
Abkürzungen: I, hemifdes Zeichen fir Jodum,
Jod; J. C. od. J. Chr. — Jesus Christus; J. N.
R. J. = Jesus Nazarenus Rex Judaeörum, ſ. Je-
sus; 0d. = justum necare reges Italiae, j.justus;
J. N. = Journal-Nummer (im Gegenjaß zu B.N.,
d. i. Buchungs⸗Nummer, u. &. N., d. i. Gefchäfts-
Nummer); J.u.C.=jurisutriusquecandidatus,
| J. U. D. =j- u; Doctor. ı A U. eh, Licen-
390 Jabiru
tiatus, j. unter jus; JCtus, j. Jurisfonjultus;
Jun., i. Sunior.
Jaͤbiru, m. brafil.(jabiru od. jaburü) ein Sumpf—
vogel in Sidamerifa, dem Reiher ähnlich, aber
weit größer.
Jabot, m. u. n. fr. (fpr. ſchaböh; eig. der Kropf der
Vögel, viel. f. gibot, v. l. gibba, Buckel, Höcker)
die Bruftkraufe, Hemdfraufe, der Bujenitreif.
Jacanga, m. brafil. ein den Waſſerhuhn ähnlicher
Sumpfvogel in Weftindien, Brafilien zc.
Nacapı, m. jüdamerifan. der Silberfchnabel, die
Rotbruſt-Amſel in Wejtindien ꝛc.
Jäcara, |. Stacara. 1
Iucaranda, f. brafil. jacaranda) eine Gattung ſüd—
meritan Bäume, den Akazien ähnlich, mit großen
glocfen= oder kapſelförmigen Blumen; bej.diebra-
jilianijhe Sacaranda, welde das Jaca—
vanda-Holz, ein Nugholz, zu feinen Tiichler-
arbeiten liefert.
Jackẽa, f. ul. (it. jacea) die Dreifaltigfeitshlume,
Stiefmütterchen; jaceae herba, f. getrocknete
Stiefmütterchenblätter, die als ein gelindes Ab-
führmittel zu Tee gebraucht werden.
Jacens hereditss, ſ. unter heres.
— r. Safhmad, ]. >.
Jacht, f. (niederländ. jaghte, jaght, die Jagd und
das Jagdſchiff, engl. yacht, dän. jagt, dv. deutfchen
jagen) eine Art Zleiner ſchnellſegelnder Schiffe,
Reun- oder Eilſchiff, Schnellichiff; im 15. und 16.
Jahrh. jagte man dafiir Jagschift, mittelnieder-
deutjch jageschip.
Sad, m. (Ipr. diegäck) engl. Abkürzung des Namens
Safob, jowie Verkleinerung zu engl. Sohn, So-
hann: Hans, Hänschen, Spisname der englifchen
Matrofen; Jack-Maſchine, Vorſpannmäſchine,
Spulenmaſchine; Jack Pudding, m. der Hans—
wurſt; Jack Tar, m. (jpr. tehr) Jakob od. Hans
Zeer, ein Spigname der Matrojen, woraus durd
Mißverſtändnis Teerjade entitand, das allerdings
fein Seemannsausdrud ift („Teerjacken gibt es
nicht”, Seemänniſches Wörterbud)).
Jaconet (pr. ſchakoneh) Jakonett oder Jacquet
(ſpr.ſchackeh), m. fr. eine Gattung oſtindiſcher, meiſt
glatter Muffeline.
Jäckett, n. fr. (ſpr. ſchakett; fr. jaquette, f., Verft.
von jaque, ade) ein Jäckchen; kurzer Männerrod,
kurze Srauenüberjade.
Jacquard-Maſchine, f. (pr. ſchäkahr—) od. Jac-
quardſcher Webeſtuhl, ein von Jacquard aus
yon (it. 1834) erfundener Webeitug! für Mufter-
iweberei; Jacquard, m. ein auf dieſe Art gewebter
Linnenftoff.
Jacquerie, Jacques, ſ. Jaqu—.
jacta est al&a od. jacta esto alea, [. (v. jacere,
werfen ; al&a,der Würfel; nach [päterüberlieferung
v. Zulius Cäſar gejagt, als er über den Rubifon
[f. d.) ging) der Würfel ift oder jet geworfen, es ift
od. jei gewagt; jaftierenl.jactäre), umherwerfen:
prahlen, großipreden; Jaktänz, f. (l. jactantia)
die Brahlerei; Jaktation, f.(jactatio) das Umber-
werfen; die Brahlerei; Jaktür, f. (l. jactüra) das
Wegmwerfen der Güter über Bord, der Verluft.
ade, m. (fr. und engl. Jade, it. jada) ſ. Nephrit.
J’adoube, fr. (ſpriſchadühb, v. adouber, zurechtrücken,
was verſchoben iſt) wird nach den Regeln des Schad)-
ſpiels geſagt, wenn man einen Stein bloß berührt,
ohne zu ziehen.
Jagellönen, pl. die Dynaſtie Jagellons, Großher—
wos von Lıtauen, Könige von Polen, bis zum
Iode Sigismund II. (1386—1572).
Salon
Jagermaſt, m. (aus engl. jigger, eine leicht ſich be-
wegende Vorrichtung, ffeines Fiſcherboot, Kleiner
Straßenbahnmwagen ohne Schaffner) Hinterfter
Maſt einer Bark.
Jago, m. jpan. u. portug. fir Jakob, ſ. d.; St.
Jago-Orden, m. der Orden des heiligen Safob.
Jaͤgua, m. dic Weinpalme; Jagära, m. der Palm—
weinzucer; Jagerh, n. ein aus den Bataten (f. d.)
bereitetes bevaufchendes Getränk in Dftindien.
Jagnar, m. (aus der Guarani-Sprache in Paraguay,
— jagoara) der amerikaniſche Tiger, die Tiger»
abe. |
Jakal, ſ. Schakal.
Jako, m. der aſchgraue Papagei auf Guinea, Kongorc.
Jakob, m. hebr. männl. Name: der Ferjenhalter,
Nachgeborne (vonäkeb, Ferſe, nach derBibel: weit
er als zweiter Ziwillingsfohn des Iſaak bei der Ge—
burt den Ejau an der Ferſe hielt; nach den Neue»
ven uneig. fir Überliſter, von akäb, einem die
Ferſe halten, um ihn zum Fallen zu bringen, hin—
terliftig betviigen; gr. Iscobos, I. Jacöbus, fr. Jac-
ques [jpr. fehad] it. Jacopo, ſpan. Jago [Ipr. Chägo
mit ftarfem Hauch], engl James [fpr. dſchähms),
arab. Yacub); Jakobine, f. weibl. Nanıe; Jako—
biner, pl. Freiheitsſchwärmer, Mitglieder oder
Freunde der während der franzöſiſchen Revolution
entitandenen Volksgeſellſchaft der wütendften Frei—
heitsichwärmer, welche ihre Sigungen in dem ehes
mal. Jakobiner-, d. i. Dominifaner-Klofter zu
Paris hatte; eine engliſche Goldmünze im Werte
von 25 M. 20 Pf.; jalobiniſch, Freiheits- und
gleichheitsfüchtig, freiheitgwitig; Jakobinismus,
m. die Partei und Gefinnung der Jakobiner, die
Freiheitsfucht, Freideitswut; Jakobiten, pl. 1.
Anhänger des heil. Jakobus, einealte, bej.in Afrika
verbreitete Neligionspartei, die man nach ihrem
Glauben auch Monophyfiten (f. d.) u. Euty-
hiäner nennt; 2. katholiſche Anhänger des im
Jahre 1688 vertriebenen Königs Jakob. in Eng-
land, jowie feines nach Frankreich geflüchteten Sob-
nes Jakob III.; Jakobibrand, die Heringe, Die
vom 24. Juli bis zum 24. Aug. gefangen werden;
Jakobsſtab, m. (auch baculus astronomicus, bei
den Arabern: mizän,d.i. Wagebalten) Name dreier
Sterne im Sternbilde des Drion; vgl. Orion und
Elgeuze. |
alonett = Jaconet, j.d.
aftan, u. Längenmaß in Guinea — 3,660. 1m.
Safulation, £. I. (jaculatio, von jaculäri, werfen,
ichleudern) das Werfen, Schleudern; Jalulätor,
m., pl. Zatulatören, Schleuderer; Wurfſchützen,
mit einem Wurfipieße (Jacüulum) bewaffnete leichte
Truppen bei den alten Römern; Jakulatorium,
n. nl. ein Stoßgebet. us
Jakuͤt, n. (fo genannt nad) dem türkiſch-tatariſchen
Stamme derJakuten) mit Leder überzogenes höl—
un er —
alaͤppe, f, Jalappenwurzel (pau. Jatapa, Xa-
rede hal-, von der Stadt Kalapa in Me—
xiko benannt, von wo fie ausgeführt wird) eine
dem Rettich an Geftalt ähnliche Wurzel voll har-
zigen, ftarf abfüihrenden Saftes, von der Salap-
pentwinde (l. convolvülus jalappa) in Südame-—
tifa; Jalappin, n. der Salappenitofi.
Salon, m. fr. (ipr. ne f. galon, gaulon, von
gaule, lange Stange, frie). walu) Krf. ein Abſteck⸗
pfahl, Richtfähnchen; Meßſtock, mit einem Stroh—
wiſch verſehen; jalounieren (fr. jalonner), mit
Pfählen 2c. abſtecken und bezeichnen; Jalonne—
ment, 2. (pr. —mäng)das Abſtecken; Jalonneur,
jalour
m. (ipr. ſchalonnöhr) derjenige, welcher beim Auf—
marschieren des Fußvolks durch ein ſolches Richt—
fähnchen die Flügelpunfte angibt.
jaloux, fr. (fpr. ſchaluh; prov. gelos, it. geloso, ze-
loso, ml. zelösus, v. gr. zelos, der Eifer) eiferſüch⸗
tig, jcheelfüchtig, mißgünftig; Jalonite, f. (pr.
ſchaluſih; it. gelosia) die Eiferjucht, Scheeliucht;
ein (aus Eiferfucht zur Abwehr neugieriger Blicke
angebrachtes) Fenitergitter, dDurchbrochene Fenſter⸗
läden, Sommerläden; Rolläden; Jalouſietür,
Aufrolltür; Jalouſie-Taube, f. fr.edtich., die
Steintaube; jalonfieartig, tlappenartig; Jalou—
ſieverſchluß, Rollverſchlüß (b. Photographieren).
Inmatfapfefter oder Jamaiſcher Pfeffer, |. Pi—
ment.
mies fr. (fpr. ſchamäh) niemals.
Jamabas, m. ojtind. Taft mit Gold- und Seiden-
——— —— wi
Sambage, f., r.n. fr. (fpr. ſchangbeiſch'; von Jambe,
Bein, Meiler: vgl. Gambade) Bauf. die Grund—
maner; Tiir- und Fenfterpfoften oder -pfeiler.
Sambe, Jamben, j. Jambus. in
Jambea, f. türf. ein breites, krummes u. jpißiges
Meier, das die Tiirfen in dem ledernen Gürtel
tragen. ’
Sombette, f. fr. (jpr. ſchangbett'; von jambe, Bein,
Schenkel; vgl. Gambade) ein Tafchenmefjer(hen);
Kürſchn. das Schenkelſtück von Zobelpelzen.
Iamboldne, f. (jansfr., hind, malayijch u. javan.
dschambu,malabar.jamboli, malayijchjambolan)
vie eßbare, weinjaure, fchlehenähnliche Frucht eines
Baumes in Indien und dDiefer Baum felbit (eugenia
jambolana).
Jambos, pl. ipan. Kinder eines Amerifaners und
einer Meitizin.
Jambus oder Jambe, m. gr. (iambos, I. iambus,
im Griech. und Lat. dreijilbig, i als Vokal) der
Schleuderer, ein Versfuß, der aus einer kurzen
und einer langen Silbe (u-) befteht; Jamben o».
jambiſche Verſe, die aus folchen Verjen zufammen-
gejegt find.
Jambüſenbaum, malayiich(jpan.jambosa, fr.jam-
bose, jambosier; von dem indijchen dschambu; |.
Sambolane) ein Baum mit einer angenehmen, er-
frifhenden Steinfrucht (eugenia malaccensis).
Ramdamis, pi. feine broschierte Seidenzenge aus
Bengalen.
Jamerlonk, m.(verderbt aus dem türf. jaghmürlik,
Regenmantel, von jaghmür, Regen) ein türkiſcher
Mantel.
James, m. (jpr. dſchehms) engl. Name für Jakob;
Samespulper,n. ein in England beliebtes ſchweiß—
treibende3 Heilmittel.
Jamſchtſchik, m. ruſſ. der Fuhrmann, Poſtkutſcher.
Jämtländiſches Leder, n. mit Lohe bearbeitetes
fejtes weißes Leder, das auf Schwedische Art zu—
bereitet iſt.
Jan, m. holl. Name für Johann, j.d.; Jan-Ha⸗
gel, m. niederd. (holl. janhagel, n. Anfpielung auf
die Menge des Volks, das jo zahlreich ift wie Ha—
gelförner) gemeines Bolf, Böbel: Jan Mant, m.
ein Muftermatrofe, ganzer Kerl; Kante, m. kleiner
Johann, Hänschhen, allgemeine Benennung der
Kellner und Aufwärter in Holland.
Jane, f. engl. (ſpr. dſchen) Johanna.
Sanitor, m. l. (janüa, die Tier) der Pförtner, Tür-
yüter.
Janitſchãr, m.türk. (eig. jeni-tscheri, neue Krieger)
ein Soldat der im Jahre 1826 aufgehobenen be-
porrechteten Kriegerllaffe, melche ehemal3 den Kern
=
— — — —ñ —ñ — — — — — — — — —— — —— —— — re et rss — — — — — — —— ——— —
Jargon 391
des türkiſchen Fußvolks ausmachte; Janitfeharen-
Aga, m. der Janitſcharenführer vd. Haupimann;
Janitſcharen-Muſik, türkiſcheKriegsmuſik; überh.
jede vollſtändige Militärmuſik mit Blas- u. Schlag—
inſtrumenten.
Jannequin, n. fr. (ſpr. ſchann'käng) grobes levan—
tiniſches Baumwollengarn.
Janſenismus, m. die Lehren des holländiſchen Bi—
ſchofs Cornelius Janſenius (ft. 1638), der in
einigen Bunkten von der Fatholijchen Lehre abwich;
Janſeniſt, m. ein Anhänger diejer Lehren; Jan—
ſeniften, pl. ehem. auch fange Ärmel an den Klei—
dern der Frauen; auch Feine Reifröce.
Santje, j. unter Jan.
Janus, m. l. ein Gott der Römer, Borfteher des
Jahres, Gebieter über Krieg u. Frieden, vorgejtellt
mit zwei Gefichtern, wovon da3 eine vor», das
andere rüchvärts ſieht; Jannıspolitik, f. dDoppel-
föpfige, ſchwankende Rolitif; Januar, mn. (l. Ja-
nuarius) gem. auch: Jänner, Jenuer, der erite
Monat des Sahres: Winter oder Schneemonat,
Hartmond.
Japaner, Bewohner des großen Injel-Staates
Japan, an der Oftküfte Afiens; aud) Japaneien,
engl. (engl. Japanese, Japaner); japäniſch, den
Sapanern eigen, in Japan einheimilch; japanische
Erde, j. Arefa; japanteren od. japonieren,
Porzellan nach Art des japanijchen formen und
malen.
—— pl. feine oſtindiſche Muſſeline mit Gold—
eiſte.
Japét, m. gr. (Sapetos) Tabelk. einer der Titanen
(1. d.), Bater des Atlas und des Prometheus.
Saphet, m. hebr. Name (jepheth, gr. Iäpheth)
der weit Ausgebreitete; zweiter Sohn des Noah,
welcher al3 Stammvater der im Weiten u. Norden
von Paläftina zeritreuten Völker (Saphetiten) ge-
nannt und für ven Japetos der Griechen gehalten
wird; daherjaphetiiche Völker und Spraden
— indo-europäilche Völker und Spracden.
Japons, pl. fr. (ſpr. ſchapongs) oftindijche Seiden—
zeuge zu Kleidern.
Japs, pl.engl., Kurzwort fiir Japaneses, Japaner.
Jaquenotte, k. fr. (ſpr. ſchakenott') ein oſtindiſcher
Muſſelin.
Jaques gew. Jacques, m. fr. (ſpr. ſchak“) = Ja⸗
kob; Jaqueline, f.— Jakobine; Jaquerie, f.
fr. (ſpr. ſchak'rih) ein Bauern-Aufruhr im nördl.
Frankreich im Jahre 1858, welcher den Zweck hatte,
den Adel auszurotten (jo genannt von dem Spott-
nanıen Jaques bonhomme, d. i. Safob der Tropf,
womit der Adel die Bauern bezeichnete); fpäter
überh. für einen Vollsaufftand.
Jaquette, |. Sadett.
Jar, n. neugr. (it. giarre) älteres Flüſſigkeitsmaß
auf ven Joniſchen Inſeln von verjchiedener Größe,
Imuer: — 171,
jardin, m. fr. (jpr. ſchardäng; prov. und fpan.
Jardin, it. giardino; vom deutfchen Garten) der
Garten; jardin des plantes, m. (jpr. — däh
plangt’) der Bilanzengarten vd. botanijche Garten
zu Paris; j. d’acelimatation, m. (ſpr. — dadli-
mattaßjong)der zoologiſche Garten zu Paris; Jar
diniere fr. (ſpr. ſchardinjähr') eig. Gärtnerin;
Blumenftinder Bhumenfhale;/hmalsRanpdftideret
an Bufen- und Hemdfraufen.
Sargon 1., m. fr. (jpr. ſchargong; it. gergo, ger-
gone, ſpan. jerga, gerigonza, viell. v. fr. Jars, der
Gänferich; denn man jagt le jars jargonne, dei
0
Gänjerich ſchnattert; vgl. das altnord. Jarg, Jargr
392 Jargon
J
Jeſiden
jargan, laugweilige Wiederholung, Salbaderei) Jehoͤvpa, m. (von häwäh, jein), genauere Form:
Kauderwelſch, Rotwelih; Eigenart des Redens;
jargonnieren (fr.jargonner), unverftändlich ſpre—
hen, fauderwelichen ; Jurgonneur, m. (ſpr. ſchar—
gonnöhr) ein Schwäßer.
Jargon 2., m., pl Jargons, fr. (pr. ſchargoöngs)
kleine, nadelkopfgroße, dem Hyazinth ähnliche Steine
von gelber oder violetier Farbe, zu Schmuckwaren
gebraucht.
Sargonele, f. fr. (pr. ſcharg —) eine Sommerbirne,
Herbſtbirne.
Jargonneur, jargonnieren, |. Jargon J.
Jarimilit od. Jarimlik |. Sgbirmilk.
Jarmurka, £. das ſchwarze Käppchen, das die mit
einem ſchwarzen Kaftan befleiveten galizifchen
Juden zu tragen pflegen.
Jarra, |. Öerra.
Sarretiere, £. fr. (pr. ſcharr'tjähr'; von jarret, die
Kniekehle, altfr. garret, it. garretto, vom felt. gar,
Schenkel, Schienbein) Strumpfband, Knie: oder
Dojenband;jarretieresäcoussinfipr.— fufjäng),
fr. pl. Kiffenftrumpfbänder.
Jaſcha Sultan, türk. (v. jäschamak, leben) e3 lebe
der Sultan, der osmaniſche Hurranıf.
Jaſchmak m. türk. (jäschmak) der Schleier der tür—
tiihen Frauen, welcher Hals und Kopf bis auf die
Augen verhüllt.
Jasınin, ın. (fr. jasmin, vom arab.=perf. jäsaman,
Jasmin, jäsamin, jäsamün) ein Strauchgewächs v.
verichiedenen Arten mit jtark duftender weißer
Blüte; Jasminlaube, f., eine mit Jasmin um—
pflanzte Yaube. _
Sülon, m. gr. Fabell. ein theſſaliſcher Königsjohn,
der als Anführer der Argonauten (ſ. d.) aus
Kolchis das goldene Vlies holte.
Jaſpis m. (gr. iaspis, per). jaschp, arab. jascheb,
jaschef) ein jehr harter, undurchſichtiger Stein
vom Kiefelgejchlechte von allerleigarben und Zeich-
nungen; daher jaſhieren, bei Buchbindern ze. jaf-
pisartig den Schnitt eine Buches bemalen oder
iprenfeln;jafptert od. jaſue, geiprenkelt, geflammt,
z. B. jajpierte Gewebe; Jaſpisporzellan,
durchſcheinendes, ſehr zartes Porzellan, von Wed-
gewood erfunden.
Satagan oder Yatagan, m. türk. (jatagän) ein
furzer Degen, Erummer Säbel.
jaune (jpr. john’), fr. geld; daher Jaune d’oeuf
(jpr. —döff) Eigelb; j. de Tarkand, eine gold-
farbige Stedribe.
Javellſche Lange vd. JZanelliches Waſſer, Bleich—
auge, vgl. eau de Javeile.
Javol, n. ein Haarwaſſer.
inzent, lat. (jacens von jacere, liegen), liegend,
— erb- oder herrenlos, z. ©. ein ſolches
ut
Sean, m. fr. (ſpr. gang) = Johann, ſ.d.; Jean-
lorgne, m. (pr. —lornj’; vom fr. lorgner, durchs
Lorgnon, d. i. ein Augenglas, anjehen) Maul- |
affe, Herumguder; Jean Botage (pr. — taͤhſch;
d. i. eigentl. Hans Suppe), = Hanswurit; davon
mundartlih ſchampetäſche, getäfche, d. i. zu—
vorfommend, gewandt, freundlic), eifrig (mie Sean
Potage in der franzöfishen Komödie); Jeanne, f.
(pr. ſchann') Johanna; daher Jeanne d’Arec, Jo—
anna von Arc, Name der Jungfrau von Orleanz;
Seannette, k. ſpr.ſchannette/—Johanne; Mod.
1}
I
ein von Damen um den Hals getragenes ſchmales
Ihwarzes Samtband, ein Kreuz oder fonftiges Ge- |
ſchmeide tragend; Jeaunnets, pl. (ſpr. ſchännehs)
eine Art geköperter Baumwollenzeuge.
Jahveh, der immer od. ewig Seiende, Ewige, Un—
wandelbare, hebräiſcher Name Gottes; Jehova
SchadtH, Welten-Herr oder Herr aller Heerſcharen
oder Weſen und Geſchöpfe.
jejün, 1. Gejünus, a, um) nüchtern, feicht, mager,
abgeſchmackt, geiſtlos; Jejunität, f. (l. jejunitas)
Nichternheit, Seichtigfeit, Trockenheit.
Sefatering, f. ruf. Name für Katharina; als Verkl.
Kaͤtjenka, Käthchen.
Jektikation, f. ni. (fr. jectigation, v. ml. jectigäre,
hin und her werfen; vgl. jaktieren und Saftation)
Heilf. das Herummerfen, Zudfen od. unordentliche
Bewegungen des Körpers in Krankheiten; dag Zit-
tern des Pulſes; eine Art Fallſucht.
Jellow metal, n. engl. (pr. — met'l), eine Metall-
wildung von 60%, Kupfer und 40%, Zink, Minz-
metall.
Sembie, f. Yembie.
Jeliſſawiäta, £. ruſſ. Name für Elifabeth.
Semeljan, m. ruf. Name für Amilian.
Jemtläudiſches Leder, ſ. Jämtländiſches L.
Jenenſer, m. heißen die Bewohner von Jena, bei.
die Studenten dajelbit.
je ne sais quei, fr. (ſpr. ſche n’ ßä fod) ich weiß
nicht wa3, d. i. etwas Unerflärbares.
jeniihe Sprache, = Gauner- ober Diebsſprache,
Rotwelſch.
Send, k. engl. ſpr. dſchenni, od. dſchinni), Johanna;
Jenny-Maſchine (ſpr. Digenni—), engl. Baum⸗
wollenſpinnmaäſchine, Fein-Spinnſtuhl, von High
(pr. heiierfunden und von Arfwright(fpr. ärkreit)
verbefjert und nad) feiner Frau Jenny. i. Hann—
chen) genannt.
Jens, m. dänische Abkürzung für Immanuel.
Jerboͤa, m. arab (jerbüa) der Springhafe, die zwei—
beinige Bergmaus in Nordafrifa, Urabien 2c.
Seremias, m. hebr.(jirmejäh, Jirmejähu, gr. Hiere-
mias) männl. Name: der vom Herrn Erhobene;
einer der großen Bropheten des A. T., welcher die
— Jeruſalems in den ſogenannten Klage—
iedern beweint; daher Keremidde, f. (fr. jere-
miade) daS Klagelied.
Jeremilik, m. türk. Silbermünze — 20 Piaſter, vgl.
SOhiEMIlE...
Ieriho-NRofe, f. oder Nofe von Jericho (Stadt
im alten Judäa, hebr. jeröchö; nad) der Legende
aus einer Stelle emporgeſproßt, welche Maria auf
der Flucht nad Agypten mit ihrem Fuße be-
rührte), ein Sommergewähs aus Baläflina ꝛc.,
deſſen Stengel ſich Dichtüber der Erde in viele Zweige
ausbreitet, am Ende feines Lebens Holzig wird,
und, wie da3 Moos, jobald es in Wafjer geftellt
wird, wieder auflebt; daher auch Anaftatifa, ſ. d.
Anferjtehungsblume, genannt. — 58
Jerobẽanmi, m. hebr. (Jarobeam, v. räbäb, viel ſein,
u. am, Volk) männl. Name: des Volks Vermehrer.
Jerome, m. fr. (ſpr. ſcherohm) = Hieronymus.
Serum Crochea, ältere türkiſche Goldmünze = un-
gefähr 4 M. et PY: ——
Jerüſalem, n. (hebr. jerüschälaim, ſpäter jerü-
schälajim, eig. jerüsch-schälem, Bejigung des
Friedens) die Hauptitadt von Judäa; das neue
oder himmlische Serufalem, in der Kirchenſpr.
—= Himmel.
Jeſatas, m. bebr. (Jeschajähu, von jescha, Hilfe,
Heil, gr. Hesaias, I. Isaias) männl. Name: 27
Gottes, Botthelf; ein großer Prophet des A. 7.
Jeſiden, gew. Zeziden, pl. Teufelsanbeter, Ver—
ehrer des Satans, eine nad) Mohammeds Tode
Jeſuit
entſtandene Sekte in Meſopotamien, beſ. unter den
Kurden, nad) ihrem Stifter Scheikh Jeſid genannt.
Jeſuit, m. (mi. Jesuit), pl. Jeſuĩten, Mitglieder
oder Anhänger des von Ignatius v. Xoysla
1534 unter dem Namen „Geſellſchaft Jeſu“ ges
jtifteten umd von Bapit Paul 1540 bejtätigten
fathol. geiftlichen Ordens, 1773 durch Bapft Ele
mens XIV. aufgehoben, 1814 durch Pius VII.
wiederhergeftellt; auch Loyoliten nad) ihrem |
Stifter genannt; jefwitisch, den Lehren, den Grund—
fäßen umd der Handlungsweie der Sejuiten ges
mäß; Jefniterei und Jefnitismus, m. Loyolas |
Lehre, Loyolas Sinn od. Geiſt; Si cum Jesuitis,
non cum Jesu itis, d. h. Wenn ihr mil den Se-
juiten geht, geht ihr nicht mit Sefu; Jeſuiten-
Pulver, a. Chinarinde; J.-Tropfen, Tropfen für
offene Wunden, auh Kommandeurbaljam ges |
nannt; J.-Wolle, ſpaniſche Schafwolle.
Jéſus, m. hebr. ı jeschüa, s1g°3, aus jehöschüa, gr.
lesüsı männl. Name: der Helfer, Netter, Heiland,
Ertöjer; Jesus Nazarenus Rex Judaeorum, Je—
jus von Nazareth, König der Juden, die Infchrift,
welche Pilatus am Kreuze Ehrijti anbringen ließ.
Lett, n., gew. m. engl. (fpr. dſchet, gew. ſchett; aus
engl. jet, ſchwarzer Bernitein, Gagat, aus griech.
lat. gagätes, altfvanz. jaiet) Schwarzitein, Gagat |
ı
(d.i. Schwarze Bechkohle, j. unter®agat), [hwarzer |
Bernitein, ſowie defjen künſtliche Nachbildung; auch
ein Guß aus Gummi (j. Ebonit); daher Jett—
Kämme, J.-Ketten, Je-Kreuze, 3. Armbänder,
Broſchen ꝛc. —
jet d’eau, m. fr. (ſpr. ſcheh doh) ein Waſſerſtrahl,
der aus einem Springbrunnen aufiteigt.
Beton
Spiel- oder Zahlpfennig, Schaupfennig.
Jettatura, f. it. (ſpr. dſch —) eig. Wurf; der böfe
Blick — mal’ occhio; Kettatore, m. (pr. dſch )
ein Menich, der den böjen Blick hat, ein Blickver—
zauberer. (Henriette.
Sette od. Jettchen, t weibl. Name: Abkürzung von
Jen, n. fr. (jpr. ſchöh; v. l. jocus) das Spiel, der
Scherz; jeu d’esprit, pl. jeux d’esprit (ſpr. ſchöh
desprih) Beritandesipiele, Gefellichaftsfpiele, bei
denen Wiß, Erfindungsgabe 2c. in Anfpruc ges
nommen wird; jeux floraux, pl. (fpr. — flor6h)
Blumenfpiele, ein in Touloufe feit 1323 jährlid)
gefeiertes Teft, wobei fir Gedichte goldene und
jilberne Blumen als Breije verteilt werden, neuer-
dings aucd in Köln am Rhein.
Jeunesse, f. fr. (pr. ſchöneſſ') eig. Sugend; in der
Kleidung der Frauen ein breiter Bund, der, um
Kinn u. Ohren gebunden, vor Kälte ſchützt; junge
Leute, die junge Welt, namentlich: jeunesse doree
(von dore, aus Gold, golden), leichtfinnige Sugend
Seziden, ſ. Jeſiden. [der vornehmen Welt.
Jig, m. engl. (fpr. dſchigg) ein leichter hüpfender
Tanz; eine Ballade; vgl. Gigue.
Siggermaft, m. engl. (von engl. jigger, eine leicht
jih bewegende Borrichtung, Kleines Fiicherboot)
der hinterſte Maſt einer Barf = Sagermaft ſ. d.
m. fr. (fpr. ſch'tong) ein Nechenpfennig,-
Joel 393
Aufgerichtete oder Beſtellte; Joachimstaler, m.
eine Münze, welche die Grafen v. Schlick fett 1517
aus dent in den Bergwerken zuSoachimstal in Böh—
men geivonnenen Silber prägen liegen, woraus
durd Abkürzung unjer Taler entitand.
Joaillier, m. fr. (pr. ſchoajeh, viel. aus den
perj. dschauhari) ein Suwelier, Sumelenhändler;
de od. Jouaillerie, f. (ſpr.ſchoajrih; vgl.
umel) die Sumelieriunft; der Sumelenhandel.
Jobber, m. engl. (ſpr. dſchöobber; von job, beftimmt-
tes Stück Arbeit, Affordarbeit, Gefhäft; davon.
das ZBeitwort to job, mit Aktien Handeln, den
Makler und Bermittler fpielen, ſchachern), einXohn-
arbeiter, Handlanger; Unternehmer im Fleinen;
Makler; indeutjcher Anwendung: Börfenfpieler;
in den Vereinigten Staaten ein Zmifchenhändler,
eine Mittelsperſon zwiichen dem Warenbezieher u.
Kleinhändler; Stock-Jobber (vgl. Stod), ein Bör—
jenfpieler in England; Jobberei, (engl. jobbery),
das Börjenfpiel (im Englischen haben die Aus—
drücke jobber und jobbery nicht die verächtliche
Bedeutung wie im Deutjchen).
Jobel, ſ. Subel.
— 2
ockey, m. engl. (ſpr. dſchöcki, von Jack, d. i. Hans,
Verkl. von John; dann auch Burſche, Knecht ꝛc.)
ein Reitburſche, Reitknecht, Vorreiter; ein Lieb—
haber von Pferderennen; Roßkamm; Jockehklub,
m. eine geſchloſſene Geſellſchaft von Liebhabern
der Pferderennen; Jokey-Club, engl. Benennung
eines engliſchen Wohlgeruchs (Parfüm).
| Doro, j. Barris.
Soeriffe, m. fr. (fpr. ſchokriß) eine Iuftige Figur in
der franzöſiſchen Straßenkomödie, dah. der Tropf.
309 (iodum) oder Jodin, n. auch Jodine, f. (vom
gr. Ion, das Veilchen, iodes, veilhenartig) ein 1811
von Courtois in der Aiche des Seetangs, dem jogen.
Kelp, entdecter einfacher, nicht metalliiher Kör—
per, der ſich beim Sieden in einen veildienblauen
Dampf verwandelt (daher auch der Name) u. als
ein ſehr wirkſames Heilmittel, als blauer Färbe—
ftoff, zur Erzeugung von Kichtbildern 2c. vielfach
benußt wird; Jodkalium, n. ein Fodpräparat aus
reinem Jod, in der Heilkunde als innerliches Mittel,
auch in der Photographie viel verwendet; Jodo—
form, n. ein Sodpräparat, das bei Geſchwüren,
Wunden uſw. verwendet wird; Jodpräparat, n.
jedes aus Jod hergeitellte Heilmittel; JZodtinftür,
f. Löfung von Jod in Spiritus, als Außerliches
. Heilmittel; Jodſtärke, durch Jod blaugefärbte
Stärke; Jodät, n. jodſaures Salz; Jodid, n. u.
Yodür, n. Verbindung des Jods mit einem ein—
fahen Körper, namentlich einem Metalle, 3. B.
—— Jod-Eiſen, Jod-Kalium, Jod—
ilber(für die Einwirkung des Lichts ſehr emp—
findlich, daher in der Photographie verwandt);
jodieren, mit Jod überziehen, z. B. bei Erzeugung
von Lichtbildern die verſilberte Kupferplatte durch
Joddämpfe mit einer dünnen Schicht Jodſilber be—
decken; Jodismus, m. Jodvergiftung, durch Ein-
nehmen von Jod herbeigeführt.
Jigger, m.engl. ſpr.dſchigger), eine Aufſatzmaſchine,
Walzen⸗Breitfärbemaſchine.
Jingo, m. engl. (pr. dſchingoö) pl. Jingoes, eigentl.
kriegsluſtiger Tory (d. i. Konſervaliver), dann:
Chauviniſt in England u. Amerifa.
Jinrikſcha, m. japan. leichter Perionenmwagen in
aufnehmend od. enthaltend, io-döke, Pfeilbehälter,
Köcher, und Name einer Amazone).
Soel, m. hebr. männl Name: deſſen Gott Jehova
ut; einer der zwölf Kleinen Propheten.
Joghurt, n., ein im Orient gebräuchliches Volks—
— —
Jodötus, m. männl. Name (v. gr. iodökos, Pfeile
|
Zapan, von Länfern gezogen, = Kuruma. nahrungsmittel, aus eingedicter Milch bejtehend,
A pl. bunte Baunwollenitoffe. | die mit geriebenem Schwarzbrot, Fruchtjäften,
f Joachim, m. hebr. männl. Name (Jehöjäkim oder | Zucker u. Zimt uſw. genofjen wird; beionders die
Jö-jakim, gr. Iöakeim) der von Jehova oder Gott | Bulgaren genießen Soghurt; ſ. auch Yoghurt.
394 Johannes
Johannes oder Johann, m. abgek. Sans, hebr.
(Jehöehänän, d.i. Jehova ſchentt od. ift anädig,
erbarmt ſich, gr. Ioannes, Idannäs, fr. Jean, it. Gio-
vanni, port. Joſo [ipr. ſchoang)], jpan. Juan, engl.
John, holl. Jan, ruif. Iwan) männl. Name: Gottes
Gefchent, das Gnadenkind, Gotthold; Jod (Jo—
bannes), m. vor 1836 eine portugiefiiche Rech—
nungsmiünge von Gold, — 1 Beca (d. h. Stück)
— 1); Dobra — 38,68 ME. ; Johanneiſche Lehre,
(Theol.) die für eigentümlicy gehaltene (tie man
jeßt zu wiffen meint, wohl 100 Jahre nach Chri— |
tus ausgebildete) Lehre des Evangeliſten Jo—
hannes; Johannisbeere, f. die um St. Sohanni3-
tag (24. Juni) reifende Frucht des Sohannisbeer-
jtrauches; Johannis-Blut, die deutſche Coche—
nilfe, eine rt Schildlaus, auch polniſcher Kermes;
Johannisbrot, eine rotbraune, eßbare Schote von
einem in Südeuropa wachſenden Baume; Jo—
banniswürmchen, der um St. Sohannistag er-
Icheinende Lerchtfäufer, das Glühwürmchen; Jo—
hannitter-Ritter oder Johannes-Ritter, ein
deutjcher Orden, der in Raläftina bet Gelegenheit |
der Kreuzziige entſtand, und die Beſchützung der
Pilger und die Verteidigung des heiligen Yandes
gegen die Ungläubigen 2c. zum Zwecke hatte; (die
Ritter wählten zu ihren Schußpatron den Apoſtel
Sohannes; aus Baläjtina verdrängt, begaben fie
ji nad) der Inſel Zypern [1291], von da nad)
Rhodus, daher Rhodiſerritter, und endlich
nah Malta [1529], daherMalteferritter);jegt |
ein evangeliicher Orden zur Pflege Bertvundeter;
— Sohanna, f. weibl. Name zu Johannes, die
Gottholde (fr. Jeanne, it. Giovanna, fpan. Joaũa
ı. Juana, engl. Jenny), auch Hanna, Hannden.
John, m. engl. (fpr. dſchonn) zuſammengezogen aus
Johann, ſ.d.; Johnſon, mengl.(ſpredſchonnß'n)
der Sohn des Johannes, John Bull, m. (ſpr.
dſchonnbull) ein Hans Bulle od. Ochs, Stier,
iherzh. Benennung der Geſamtheit des englischen
Volks, zuerſt durch den Gatirifer Swift, einen
geborenen Srländer, aus Nationalhaß gegen Eng-
land in Gang gebracht.
Joint-ſtock, m. engl. (fpr. dicheunt—) das Aktien—
fapital; Joint-ſtock⸗ companyhy, k. Aktiengeſellſchaft.
Jokus, m. 1. eh Jucks vder Sur) Scherz,
Spaß, Poſſen; joci causa, jpaßeshalber, zum
Scherz; inter jocos et serla, unter Scherz und
Ernit; Jokusſtab, ein mit einem Bruftbilde ver-
jchener Stab, womit die Freude bezeichnet wird;
jofös (1. jocösus), jcherzhaft, launig, kurzweilig;
Sofdja. pl. Iherzhafte Dinge, Poſſen; Joknlätor,
ın., pl. Jokulatõoren (v. joculäri, jerzen), Spaß-
macer; Gaufier, Schauspieler; im Mittelalter — |
Jongleur, f. d.; jokulieren, herzen.
joli, fr. (pr. f&oli; it. giulivo, urfpr. feftlid, fröh—
lich; vgl. das altnord. jöl, Feitlichfeit zur Weih-
nachtszeit; vgl. Julfeſt) hübſch, artig, niedlich, da—
her Jolh, m. als Hundename.
Jonas, m. hebr. (jönäh, eig. Taube, gr. [önäs)
männl. Name; ein jüdilcher Prophet zur Zeit
Serobeams II.; Jonasfiſch, |. Rarharias.
Sönathan,m.hebr.(Jönäthän, eig. Jehönäthän,d.i.
Sehova gibt) männl. Name: der Gottgefchenfte;
ein treuer Freund; Bruder (engl. Brother) Jo—
nathan, icherzhafte Benennung für das geſamte
Bolf der nordamerif. Sreiftaaten (wie John Bull
für die Engländer), verſch. von Yankee (f.d.) als
Benennung der Einzelnen. (General Wafhington
fagte, als er im Freiheitsfriege 1775 iiber die An—
Ihaffung von Berteidigungsmitteln in Verlegenheit
überh. u. umeig. ein
jour
‚war, in einer Beratung mit feinen Offizieren:
„Dir müffen Bruder Jonathan fragen”, womit ex
jeinen Freund Jonathan Trumbull, Gou-
verneur don Conecticut, meinte. Später wurde
Waſhingtons Ausspruch zum Sprichwort.)
Songlenr, m. fr. (pr. ſchonglöhr; altfr. joglere,
juglere,jonglere,jogleor,jugleor, jongleor, prov.
joglar, v. I. joculätor, dv. joculäri, jcherzen) im
Mittelalter die Mufifer vd. Spielleute, welche den
Troubadours (f. d.) zur Seite gingen; fpäter ein
Poſſenreißer, Gaukler, Taufendfinftler (der Ku—
geln, Bälle, Meſſer, Fackeln uſw. in die Luft wirft
und wieder auffängt); Jonglerie, f. Gaufelei;
jonglieven, werfen und wieder auffangen.
Sonke, 1. Dſchonke.
Sonquile, f. fr. (fpr. ſchonkij'; v. jonc, f. juncus,
Binſe, wegen der binfenähnlichen Blätter) eine Art
wohlriechender Narziffen; Jonquillen-Farbe,
Hochgelb, ius Grüne jpielend.
Jonvalturbine, f. ein horizontales Wafjerrad mit
Einjtrömungdes Waſſers in der Richtung der Achſe,
auch Henjchelturbine genannt.
Soppe, f. (mittellat. jupa, juppa, prov. jupa, franz.
Jupe, it. giuppa, giubba, ſpan. aljuba, mauriſches
Oberfleid, aus arab.al—dschubba, baumwollenes
Unterfleid) kurze Haus-, Neife- od. Sagdjade; vol.
Jüpe.
Joͤſeph, m. ein hebr. Mannsname (jöseph, er fügt
Hinzu) der Hinzugetane; eine Öattung dünnes
franzöfiches Papier; ein Neitkleid der Damen;
Joſephine, f. weibl. Name. die Hinzugetane; $o=
fefinos, pl. ſpan. Anhänger von &oleph, König
von Spanien (1808— 1815), = Wfrancefados;
Kofephinismus, m. die von Kaifer Sojeph I.
ausgegangene Einrichtung der fathol. Kircye, welche
eine vom Papſte unabhängige Stellung in Ofter-
veich beabfichtigt. hi
Sofia vd. Jöſias, m. hebr.(jöschijjäh, jöschijjäht,
ar. Iösias) männl. Name: der von Gott Geheilte.
Joͤſua, m. hebr. männl. Nanıe (eig. Jehöschüa, d. i.
deſſen Hilfe Sehova ift): Gotthilf. —
Jota, n. das griechifche —(i), der kleinſte Buchſtabe;
uchſtabe, Punkt oder Pünkt⸗
chen, Tüttel, das Geringſte oder Mindeſte; Jota⸗
ceismus, m. die zu häufige Wiederholung des
Sota; auch das Unvermögen, das Jota auszu—
Iprechen, eine Art des Stammelns.
Jota, f. jpan.(chöta), ein arragonefiicher Volkstanz.
Jonaillerie, ſ.Jogitlerie. Bi
Jouet, na. fr. (ipr. ſchueh; von jouer, jpielen, v. 1.
jcherzen) Spielzeug. Hi AN
Xoniflanee, £. fr. (pr. ſchuiſſängß'; von jouir, ge-
nießen, prov. jauzir, gauzir, it. godére, v. l. gau-
dere, fich freuen über etwas)der Genuß, Vollgenuß;
die — Re
Joujoun, n. fr. (pr. ſchuſchüh; vgl. Souet) ein Optel-
Soulg bef. das Auf- u. Abrollipiel, Wandelſcheibe.
Joule, n. engl. (jpr. dſchaule) Arbeitseinheit, Map-
einheit, Einheit der elektriichen Arbeit, das Zehn—
millionfache eines Erg, f.d.; 9,8 Joule Meter-
filogramm (benannt nach dem englischen Brauerei-
befiter James Prescott Joule in Salford bei
Maucheſter, 1818—1839, der eleftromagnetifche
Unterfuhungen vornahm). i
jour, m. fr. (ſpr. ſchuhr; prov. jorn, it. giorno, mil.
jornus, v.!. diurnum, taglang, einen Tag dauernd,
neutr. von diärnus, v. dies, der Tag) der Tag;
Aa jour, zutage gefaßt, d. i. jo, daß die Rüdjeite
frei liegt und das Licht durchſcheint, durchbrochen;
nur eingerandet, von Edelſteinen gebraucht; Kfſpr.
jobial
bis auf den laufenden Tag in Richtigkeit (z. B.
das Hauptbuch iſt noch nicht ganz A jour); du jour
oder de jour fein, den Tagesdienft haben, von
Dffizieren 2c.; woraus aus Mißveritand ein fem.
die jour, d. i. der Tagesdienft, entitanden ift,
.B. die jour haben, der Offizier von der jour ꝛc.;
jour fixe, m. (fpr.kYuhr-fir) in vornehmen Häu—
jern ein feiter wöchentlicher Empfangstag, wo man
uneingeladen offene Tafel findet; jours de gräce
(pr. ſchuhr d' graß’), pl. = Reſpekt-Tage, ſd;
Journal, n. (it. giornale, ml. jornale, eig. Adj.
täglich) ein Tagebuch; ein Tageblatt u. überh. eine
Zeitichrift; Zeitung; bei Kaufl. ein Vormerk- oder
— Tagebuch, Tageliſte, Sammelbuch,
Sammler; journaliſieren, eintragen, buchen;
Sonrnalismus, m. barb.-l. das Zeitſchriften—
wejen; die Zeitungsfchriftitellerei; Jonrnaliit, m.
(fr. journaliste) ein Tagesschriftiteller, Zeitungs—
ichreiber; auch einer der auf Diäten gefeßt ift;
Journaliſftikum, mein Leſeverein fiir Zeitichriften;
auch Vorleſungen über dieſelben; Journaliſtik.
f. das Zeitungsweſen, die Tagesſchriftſtellerei;
Journaliere, f. auch eine tägliche Poſt- od. Fahr—
gelegenheit, Tagepoit; Journalnummer, Bus
chungsnummer.
jobiäl, fr. (it. gioviäle, v.l. Joviälis, dem Jupiter,
altl. Jovis, gehörig, deſſen Stern den Sterndeutern
zufolge dem Menjchen Frohfinn mitteilt) frohſin—
nig, Inftig, munter; Jobialiſt, m. barb.-l. der
fujtige Rat, Hofnarr; Jovialität, f. (fr. jovialite)
die Fröhlichfeit, Luſtigkeit, Heiterkeit; Joptallinte,
f. in der Gefichtsdeuterei die zweite Hauptlinie von
der Stirn an nach unten.
Jevilabium, n. nl. (von Jupiter, Gen. Jovis) ein
Werkzeug zur Veranſchaulichung der Stellung des
Jupiter und feiner Trabanten.
joyeux, fr. (jpr. ſchoajöh; von joie, prov. joia, it.
gioja, vd. [. gaudium, Freude, pl. gaudia) freudig,
fröhlich ;joyenfe Entree, £. (pr. ſchoajöhſ' angtreh')
die fröhliche Ankunft, der vergnügte Einzug, bei.
der fröhliche Negierungsantritt eines Fürſten; eine
bei dem Regierungsantritt eines Fürſten entrichtete
Steuer, ein Thronbefteigungzgefchenf.
Inan, m. (fpr. chucinn) jpan. männl. Name, ent-
itanden aus Johann, ſ.d.
Jubel, m. (zunächit wohl v. mi. jubilus, (. jubilum,
Freudengeſchrei, Jubiläre, jauchzen; in den folgen-
den Ableitungen aber vermengt mit dem hebr.
jöbel, d. i. Horn, al3 Blas-Inſtrument. Bei den
Suden hieß jedes 50. Fahr, in welchem nad) dent
mojaischen Geſetz durch alles Land die Poſaune ge-
blafen werden joll, um ein Feier- und Erlaßjahr
enzufündigen: Sahr des Jobels od. Horn, bei
Luther Halljahr) ein Freudengefchrei, Froh—
Ioden; in dulei jubilo, J. eig. in jüßem Jubel, in
Saus und Braus (Leben 2c.); Jubiläum, n. ml.
(I. annus jubilaeus, nach dem Hebräifchen gebildet)
das Jubelfeſt, Zubeljahr, Sahresfeft, die Jubelfeier
einer abaelaufenen Zeit von 100, 75, 60, 50, 25
Jahren; Jubilär, m. ein Jubelgreis, der Gefeierte;
jubilieren, I. (jubiläre) jubeln, jauchzen, ehem.
hallen; auch die 50jährige Amts- oder Ehedauer
feiern; Jubiläte, m. der dritte Sonntag nad)
Dftein; von dem Anfangsworte eines lat. Ge—
betes in der röm.-fathol. Kirche nad) Palm 66
od. 100: jubilate (frohlocket od. jauchzet 2e.); daher
die Leipziger Subilate-Meffe, Fruͤhlings- oder
Oſtermeſſe, die mit dem Montag nach jenem Sonn-
tag ihren Anfang nimmt.
Jübis, pl. fr. (fpr. ſchübih') an der Sonne artrod-
Inften 395
nete Traubenrofinen oder Kiftenrofinen aus der
Brovence.
Juchart od. Juchert, f. vd. n. (verw. mit l. jug6-
rum, u. deutih Joch, als Feldmaß) ein gewifjes
Feldmaß, ungefähr ein Morgen Landes in Ober-
deutjchland; in der Schweiz ein Feldmaß dv. 40000
Duadratfuß>36a, in der franz. Schweiz Ar—
pent genannt (f. d.)
Juchten, ſ. Suften.
Jucker, m. teigentl.: der Springer, von deutſch:
jucen) ein feuriges, nicht zu aroßes Wagenpferd;
ucks. ſ. Sur. [ein Wiegemeſſer.
uda, m. hebr. männl. Name (Jehtidäh): der Ge—
prieſene; der vierte Sohn Jakobs u. deſſen Stamm;
ſeit der Teilung des Reiches ein beſonderer Staat;
als ſolcher auch Judäa genannt; daher Jude, m.,
DI. Suben, (hebr. Tehüidi, pl. Jehüdim; I. Judaeus,
pl.Judaei), urjpr. Bürger des Reiches Juda, ſpäter
das ganze Volk der Siraefiten; Judaismus, m.
nl. das Judentum; jindaiſieren, füdeln, ſ. he—
braifieren; auch zum Judentum neigen, 3. B.
judaifierende Srrlehren; Indenchriſten, pl-
die aus dem jüdiſchen Volke zum Chrijtentim
Übergetretenen; Judenzopf, Weichjelzopf, Ver-
filzung der KRopfhaare.
Yudas, m. hebr. männl. Name (gr. u. l. Form von
Juda) bef. der Apoftel, welcher Zefus verriet: Ju—
daskuß, ein Verräterkuß; Indashaar, rotes,
fuchſiges Haar.
Jüdex, m. [. (vgl. judizieren) der Richter, pl. judi-
ces; sub judice, unter dem Richter, dem Richter
unterliegend, d.i. noch unentichieden; Judieum
(sc. liber), das Buch der Richter im A. T ; judices
in partibus, pl. Bifchöfe, die vermöge päpftlicher
Ernennung im Namen des Papftes richten oder
enticheiden; f. auch lis.
Jüdith, f. Hebr. (jehüdith, gr. Judith) weibl. Name
= Jüdin oder Befennerin Gottes.
judizial, judiziarifch, judiziös, |. unter Judi—
zium.
judizieren, l. (judicäre, v. jus dieäre, Recht ſpre—
hen) urteilen, richten, entſcheiden; Judika, m. der
fünfte Sonntag in den Falten, von dem Anfangs»
wort der bibl. Lektion in der römiſch-kathol. Kirche
an diefem Sonntage, aus dem 43. Palm: judica
me etc., d. i. richte mich ꝛe, auch der ſchwarze
Sonntag genannt; jndifähel (L.judicabilis), ur-
teilfähig, d. i. worüber fich ein Urteil fällen läßt;
Indikation, f. judicatio) Beurteilung, Aburtei-
lung; jndifatoriich (ſpätl. judicatorius), richter-
lid; Judikätum, n. ein Urteil, richterficher Be—
Iheid, Rechtsſpruch; res Judieäta, f. ein rechts—
kräftiger Beſcheid, eine rechtskräftig entſchiedene
Sache; Judikatör, f. nl. die Rechtiprechung, das
een verfahren :IJndifatürbanf, f.das Handel3-
gericht.
Juͤdizium, n. [.(vgl.Zuder) das Gericht, die Rechts»
pflege, die gerichtliche Unterfuhung; das Urteil,
Gutachten, der Rechtsſpruch; der Rechtshandel;
der Gerichtshof; auch das Urteilsvermögen; ju—
Dizial, judiziäriſch, die Gerichte betreffend, ge—
tichtlich, vichterfich; Judicialiter, gerichtlich, rich-
terlih; Judizialtransaktion, f. ein gerichtlich
abgeſchloſſener Vergleich; jndizids, nl. (fr. judi-
eieux) urteilsfähig, ſcharfſinnig, flug.
Auffers, pl. hol. (eig. Sungfrauen, v. juffer, Jung-
frau) furze Schiffsmajften, die aus Riga u. Memel
kommen. URS TERIAR.
uften oder Juchten, n. (hol. jucht, Jugt, ruſſ.
Sure FR ” in Rußland bereitetes, jehr ge—
396 jugabel
Ihmeidiges, mit Birkenöl oder Birkenteer einge:
riebenes, und daher jtarfriechendes, votes Rinds-
oder Roßleder.
jugäbel, ſpätl. jugabilis, von jugäre, verbinden)
zujammenfügbar, vereinbar.
jugäl, I.(jugälis, von jugum, Joch) gejocht, zuſam—
mengefügt, zum Joch gehörig, ihm ähnlich; Jugal—
bein, das Jochbein; Jugalnaht, die Jochnäht.
juge, m. fr. ſſpr. ſchühſch“ v. I. judex) der Richter;
juso compétent, ſ. judex competens; j. consul,
m. (ſpr. —fongküll) ein Mitglied des Handelsge—
richts; j. de paix, m. (pr. —d’päh) der Friedenz-
— Jugement, n. (ſpr. ſchüſch'mcing) = Ju⸗
izium.
jugulär, nl. (von jugülum, Schlüfjelbein, Kehle, v.
‚ungere, verbinden) Hals oder Kehle betreffend;
Jugulãr-Vene od. vena juguläris, f. die Hals-
od. Kehlader, Drofjelader; jngulieren, I. Jugu-
läre)erwürgen; erftehen, umbringen; Jugulation,
f.! Aalen) die Erwürgung, Ermordung, das Er—
stechen.
Juick, Sit, Jux, m. eine Rechnungsfumme in
Konstantinopel v. 100000 Aſper oder 8531/, Bia-
ſter = 150 M.
Side, f. fr. (pr. ſchüihw') eig. eine Jüdin (von m.
Juif, Side) eine Art Furzer Frauenzimmer-UÜber—
vöde, ein Mantelrod, Uberwurf od. Umwurf nad
jüdiſcher Art.
Sijüben, pl. fr. (pr. ſchüſchüben) rote Brujtbeeren,
weliche Hagebutten, von Jüjühen-Baum, Bruft-
beerbaum (gr. zizyphon, l. zizyphus, woraus das
fr. jujube entjtanden ijt), vorzüglich in Syrien,
auch in Stalien 2c., be. gegen Hujten, Lungenſucht
gebraucht.
Jukundität, f. [. jucunditas, von jucündus, an-
aenehm, erfreulich) Annehinlichkeit, Ergößlichkeit,
Bergnügen. "
Julep, m. engl. (fpr. diegülep, julep, it. giulebbe,
giulebbo, jpan. julepe; barb.-lat. julapium; au3
dem arab. dschuleb, dschuläb, von perj. guläb,
Rojenwafjer, von gul, Roſe, und &b, Wafjer) ein
Kühltrank, Heiltrank; dann beſonders: ein ameri-
kaniſches Miſchgetränk aus Branntiwein, HYuder,
Eis und Krauſeminze.
Jalfeſt, n. (wohl v. l. joculus, Buß, Bermummung,
fleiner Scherz, von jocus, Scherz) das Feſt der
Binterfonnenwende; daher der Julklapp, die
Sitte, die Weihnacht3gefchenfe mit lautem Schall,
Klapp, in die Stube zu werfen.
Julienne, £. fr. (pr. ſchülienn) fein geſchnittene Ge-
müſe zu Suppen, Gemitjefeinfchnitt; Jultenne—
ſuppe, Frühlingsiuppe.
Julius, m. I. männl. Name (vgl. gr. iülos, Milch»
baar): der Milchhaarige, der Jüngling; Julie u.
reg f. Name: die Sungfräuliche, Sungfrau;
Jultus, m. 0d. abge. Jul, gew. Juli, (aus dem
Sen. Julii entit.), der ſiebente Monat des Sahres,
Erntenionat, Heumonat (angeblich zu Ehren des
die Zeitrechnung berichtigenden und in dieſem Mo-
nat geborenen Jul ius Cäſar jo genannt, indem
diefer Monat früher Duintilis hieß); Juliaãniſcher
Kalender, die von Julius Cäjar eingeführte, ver-
bejjerte Zeitrechnung, wobei anjtatt des Mond-
jahres das Sonnenjahr zu Grunde gelegt wurde,
welches daher Sullanikhes Jahr hieß. Dieſe
Zeitabteilung, auch alter Kalender oder alter
Stil genannt, iſt noch in der morgenländiſchen
Kirche, z. B. in Rußland gebräuchlich. In der
abendländiſchen Kirche aber wurde ſie unter dem
PB. vft Gregor XII. 1532 durch Gelehrte genauer
Jupiter
berechnet, und ſo entſtand der noch jetzt bei uns
ee neue Stil oder Gregorianiſche
stalender, welcher von jenem im gegenwärtigen
Jahrhundert um 13 Tage verfchieden iſt; daher
man auch der Genauigfeit wegen an Orten, wo
man noch dem alten Stil folgt, das alte Datum
oben und das neue umten jeßt, z. B. Petersburg,
den 10/,,. März.
Jumart, fr. (pr. ſchümähr) oder Xumar, m. ein
jabelhafter Ochjenejel oder Maulochs, vorgebliches
Bajtardtier vom Pferde- und Ochjengefchlecht.
Jumelles, pl. fr. (pr. ſchümell; v. jumeau, jumelle,
Hwillingsbruder, Zwillingsſchweſter) eig. Zwil—
linge; uneig. ein Opernguder mit doppelten Röh—
ren für beide Augen zugleich, vgl. Binocle.
jumpen, Seemannsausdrud (vom engl. to jump,
jpringen; fprich ; dſchömpen) ſich flink im Tatelwert
bewegen (vgl. Deutjch. Seemännifches Wörterbuch).
Sumpers, pl. engl. (fpr. dſchömpers; von jump,
jpringen) eig. Springer; Diebe, die in die Feniter
einiteigen; eine Methodiften-Sefte in Südwallis
und Amerika.
iungieren, I. Qungöre) verbinden; Junttür, f. (l.
Junctüra) die Verbindung, Fuge, das Gelenk; auch
Lage, Umftand.
Sungle, ſ. Dſchungel.
Junior, m. l. Kompar. v. juvönis, Im ‚jugendlich)
der Züngere; Juniorät, n. nl. die Erbfolge des
Jüngſten in der jüngsten Linie; eine nur jüngeren
Geiftlichen erteilte Bfründe ; Junioren, pl.Sports—
ausdruf), Die angehenden Sportsjünger (im Ge—
genjaß zu den älteren Mitgliedern: den Senio-
ven); Juniorenrennen, Iugendrennen, Erſt—
lingsrennen.
Juniperus, £. l. der Wachholder u. die ganze Pflan—
zengattung, zu welcher er gehört.
Junius, m. J. gem. Juͤni (aus dem Gen. Junii
entit.) der 6. Monat des Sahres, Brachmonat,
Roſen- oder Wiejenmond (wahricheinlich nach der
Göttin Juno benannt, welcher diefer Monat Heilig
ivar, f. Junonius).
Junke ſ. Dſchonke. A:
ſunkerieren (dilch. mit lat. Endung), beijer junfern,
d. i. wie ein Sunfer od. junger Herr von niederm
Adel leben und ſich lustig machen; als Junker jich
übermütig benehmen.
Juno, f. 1. röm. Fabell. die höchſte Göttin, jtolze u.
eiferfüichtige Beherricherin der Götter u. Menjchen,
Jupiters Gemahlin 2c., bei ven Griechen: Hera;
aud) einer von den Kleinen Planeten zwiſchen Mars
und Jupiter, 1804 durd) Harding entdedt; jund=
nisch, der Juno ähnlich, groß, jtolz, majeſtätiſch;
Junonium, n. nl. eine ältere Benennung des
Kadmium, |. d.
Junta, £. fpan. (von I. junctus, a, um, vereinigt,
Bartiz. v. Jjungere; vgl. jungieren) der Berein, die
Berbindung, Berfammlung,bej.Ratsverfammlung
in Spanien u. Bortugal; Volksausſchuß, Staat3-
verwaltung3- od. Regierungs-Ausſchuß—Komiteé.
Süpe, f. fr. (fpr. ſchühp'; ml. jupa, Juppa, prov.
Jupa, it. giubba, fpan. aljuba, v. arab. dschubba,
baumwollenes Unterkleid) ein kurzes, bei. weib-
liches Kleidungsftüd, ein Wams, Leibchen, Mieder
eine Joppe; ein Weiberrod, Unterrod; Jühon, n.
(ſpr. ſchüpöng; prov. u. fpan. jubon, it. giubbone)
ein Unterröcdchen. “
Jupiter, m. (Gen. Jovis) I. röm. Fabell. der oberſte
und mächtigſte Gott, Donnergott oder Donnerer,
von den Griechen Zeus, auch Kronion genannt,
ein Sohn des Saturnu,derRhea, und Bruder
se il Dun 22
Jupujuba
des Neptun und Pluto; aud) der größte Planet
unseres Sonnenſyſtems (der etwa 12 Jahre zum
Umlauf braucht und von + Monden begleitet ift);
Jupiter pluvius, der Negengott; J. tonans, der
Donnergott; a Jove prineipinm, der Anfang
mit Jupiter oder mit Gott! die Geiftlichkeit voran!
jupitrijieren, fr. jupitriser) ausjchweifend leben.
Jupujuba, m. braſil dev Beutelnejtler, eine Art
Golddroſſel in Brafilien, die ein langes beutelför-
miges Neit von Schilf und Binfen baut.
jura oder Jura, |. unter jus.
Iuraformation, f. dtſch⸗l. Juragebilde, Jura—
gruppe, Ovlithformation, eine Abteilung der Sedi-
mentär- od. Flözgebirge, welche zuerjt im Jurage—
birge erkannt wurde, als weigers-(bei.hellfarbige
Kalkiteine, Nogeniteine u. von Höhlen durchzogene
Dolomite). brauner $. (bej. bräunlicher u. gelb-
ficher Ton, Mergel und Sandſtein),ſchwarzer J.,
Sins (fpr. Leias, bei. bitumindfer Mergelichiefer,
Kalkſtein und Sanditein) unterfchieden. In dieſer
Gebirgsbildung find viele organiſche Reſte gefunden.
Surament, n. [. (juramöntum, ſpätl. jtatt des
ilteren jusjurändum, vd. juräre, ſchwören) der Eid;
juraméntum manifestatiönis od. Manifejta-
tionseid, der Offenbarungs- od. Darlegunggeid,
womit ein Schuldner rad) Angabe feiner Vermö—
ensverhältnijje beſchwört, daß er nicht3 verheim-
icht oder beifeite gejchafft habe; Juratus oder
abgek. Jurät, m. ein Beeidigter, Geſchworner; pl.
Suräten, die Beeidigten, in Eid und Pflicht Ge—
nonmenen; juräta depositio, f.eidliche Ausſage;
j. renuneiatio, f. eidliche Berzichtleiftung; Ju—
ration, f. das Schwören, die Beeidigung; Jnra=
tor, m. ein Schtoörer, geſchworner Zeuge; Sura=
torium, n. ein eiliches Verſprechen, aud) eine
Selobung an Eides Statt; juratsriſch, eidlich.
jurare in verba magistri, |. aus Horaz: auf Die
Worte des Meiiters ſchwören. (Epist. I 1, 14).
Jure, juris ?c,, j. unſer Jus.
juré, m., pl. jures, fr. (jpr. ſchüreh; von jurer,
ſchwören, [. juräre, vgl. Jury) Geſchworne, Mit-
glieder eines Geſchwornengerichts
juridiſch, I. juridicus, von jus dieäre; vgl. judi—
zieren) äls Adverb aud) juridice, dem Rechte ge-
mäß, rechtlich, vechtsfräftig.
Juriskonſültus oder Jurekonſultus, m. l. ein
Rechtsgelehrter, Rechtserfahrener.
Jurisdiftion, f. L. (jurisdictio) die Rechtſprechung,
Rechtspflege; Gerichtsbarkeit, Botmäßigfeit, der
Gerichtszwang; Gerichtsbezirk, das Rechtsgebiet,
die Vogtei.
Jurisprudenz, f. l. jurisprudentia) die Rechtsge—
lehrſamteit, Rechtswiſſenſchaft.
Surijt, m. (mi. jurista; v. jus, juris) ein Rechtsge—
lehrter, Rechtslehrer; ein Nechtsbeflitiener: Ju—
riſten-Falultät, kſFakultät; Juriſten-Recht,
das durch die ausbildende Wiſſenſchaft der Rechts—
gelehrten eingeführte Recht, im Gegenſatz des Ge—
mwohnheit3- und auch des geſetzlichen Rechts; ju—
riftiſch, den Rechtsgelehrten eigen od. gemäß, die
Nechtsgelehrjamfeitbetreffend; juriſtiſchePerſon,
rechtsfähige Körperjchaft, Nechtsperjon; aud) =
juridiid.
Juriſtitium, |. Suftitium.
Surte, f. (tufj. Jurta; dgl. perj. jürd, jürdah, jürdi,
— eine ſibiriſche Hütte, Filzhütte od. Zelt der
dirgiſen; auch die Winterwohnung der Kamtſcha—
dalen, beſtehend in einer Erdhöhle mit einem Dache.
Such, f. engl. (fpr. dſchühri; auch fr. jury, ſpr. ſchüri;
von [.juräre, fr. jurer, ſchwören) ein Geſchwornen—
Juſtinus 397
oder Schwur-Gericht, urſpr. in England; Preis—
gericht; Juror, m. engl. (ſpr. dſchührör) Geſchwor—
ner, Breistichter, Mitglied einer Jury; Juryman,
m. (ſpr. dſchührimänn) der Gefchworne, —
eines Geſchwornengerichts; pl. Jurymen.
Jüs, m. u. f. fr. (fpr. ſchüh; v. I. Jus, Brühe, Saft)
Sleifchjaft; die Bratenfauce ; jus de tablettes(fpr.
— d’ tablett’) Fleifchjafttafeln.
jus, n. I. (fiir ju-us, v. jungere, binden, ſanskr. ju,
alſo eig. da8 Band, das was bindet) das Recht, die
Gerechtigkeit; Gerechtiame, Befugnis, Aniprud);
Macht und Gewalt, Recht zu ſprechen; summum
jus summa injuria, da3 größte oder ftrengite
Recht (ift oft) das größte Unrecht; — pl. Jura, die.
Rechte, die Rechtswiflenfchaft, 3. B. jura jtudie-
ren; auch die Gerechtiame, Befugniffe; — jure
(Ablativ v. jus) oder de jure, auch ex jure, mit
Recht, von Rechtswegen, mit Fug und Redt; jere
divino, nad) göttlihem Nechte, durch: göttliches
Recht; ommi jure, mit allen Rechte; — Juris
(Gen. von jus), Rechtens; quid juris, was Rech—
tens ift; sai j. fein, fein eigener Herr, frei von der
päterlichen Gewalt jein; entg. alieni j., eines an-
dern Öewalt unterworfen, unter fremder Herrichaft,
bef. in väterlicher Gewalt; J. studiösus, ein der
Rechte Beflifjfener; j. ntriüsque candidätus, bei-
der Rechte (des bürgerlichen und geiftlichen Rechte)
Kandidat; j. ufriüsque Doctor, beider Rechte
Doktor; Jus canonicum, das geiitliche od. päpft-
lihe Recht, auch kanoniſches Recht; j. eirca
sacra, Necht im Kirchenweſen; J. eivile, I. das
bürgerliche Recht; J. commüne, daS gemeine
Recht; J. eriminäle, das Strafrecht; j. primae
noctis, !. das Recht der erſten Nacht, d. i. das ver-
meintliche ehemalige Recht des Gutsherrn, jede zu
feinen leibeigenen Untertanen gehörende Braut vor
ihrer Berheiratung zu entjungfern, eigentl.nur auf
das Recht des Herrin, feine Einwilligung zu der
Berheiratung zu geben, gegründet; daher vielmehr
eine für die Genehmigung der Heirat zu entrich-
tende Geldabgabe.
Juſſion, f. l. (jussio, von jubẽre, befehlen) die Be-
ehliguna, der Befehl eines Fürften; Jussu, auf
efehl; Juſſipbus oder Juffin, m. nl. = Impe—
rativus.
juft, (. (justus, j.d.; Adverb juste) od. fr. jũſte (ſpr.
ſchüſt'), als Adverb juſtement (pr. ſchüſt'mäng,
gem. auch juftement ausgejpr.), richtig, genau,
eben jet; Juste milieu,.n. (ſpr.ſchüſt'miljöh) die
richtige Mitte, bej. dag die Mitte zwiſchen den poli-
tiſchen Parteien haltende gemäßigte Regierungs-
ſyſtem des franzöfifchen Königs Louis Philipp,
v. feinen Gegnern ſpottweiſe fo genannt; Züfteffe,
f. (ſpr. ſchüſteſſ') die Richtigkeit, Genauigkeit; Ju—
ſtaucorus, m. fr. ſſchüſtokor, von juste au corps,
dicht am Leibe) ein enganfchliegender Mannsrock,
Wams; juftifizteren, I. justificäre) rechtfertigen,
belegen, richtigjprechen ; auch Hinrichten; ad Justi-
fieändum, zum Berichtigen, Öegeneinanderhalten
und Rechtfertigen; Juſtifikation, f. nl. die Recht—
fertigung, Belegung; Richtigſprechung; auch Hin-
tihtung; Inftififatorium,n. Poſtd. Rechnungs»
belag, Rafjenverfügung; Juſtifitatũr, f. — einer
Nehnung, Genehmigung derjelben.
Juſtinus, Juſtiniãnus, od. abge. Juftin 2c.,m.,
Surftine, f. I. (v. justus, ſ. d.) männl. und weibl.
Name: der, die Gerechte; Juſtinianiſcher Kodex,
j. corpus juris; nachjuſtinianiſches Recht; das
Recht der Römer nach den Zeiten der Geſetzgebung
des Inſtinian.
398 jwitieren Kabale
Juſtorium, j. unter ju ſtieren.
inſtieren, ml. (justäre, v. l. justus, ſ. d.) zurichten,
Justus, a,um, I. gerecht, rechtmäßig, recht, richtig,
berichtigen, abmeſſen, abziehen, ausgleichen, richtig
jtelfen, auch eichen; daher Iuftierer, m. ein Münz—
ausgleicher, Eicher od. Eigner; Juſtierbrettchen,
ein Brettchen zum richtigen Stellen der Wajfer-
wage; Juſtierfeile, f. die Ausgleihungs- oder
Richtfeile, Eichfeile, womit z.B. Münzen nad) dem
jogenannten Richtpfennige auf einer Wage audge-
alichen und berichtigt werden; Juſtierſchraube,k.
Stellichraube; Suftierzeigen, der Spißjtichel des
Metallichneiders; der Einjtellzeiger; Juſtorium,
n. das Abgleichungswerkzeug der Schriftgieker, ein
rechtwinkliges Blech zur Prüfung der Höhe der
gehörig; Juſtus, m. männl. Nanıe: der Gerechte;
Justum necare reges Italiae, e3 ijt recht, die
Könige von Italien zu töten, Erkennungsfpruch
der Karbonari (f. d.) in Stalien.
Jute, £. indifch-bengal. (fpr. Jũte, v. bengal. chuti;
auch engl. jute, jpr. dſchut) die Baftfafer von Cor-
chorus capsularis und C. olitorius, zweien der
Linde verwandten Pflanzen in Oftindien, oftindi-
jcher Hanf vd. Flachs und deſſen Faſer, von Kal-
kutta bei. nad) England und Nordamerika ausge-
führt, zu Badleinwand, Segeltuch ꝛc. verarbeitet.
Lettern, Richtplatte.
Suftitie, £., |. Juſtiz
Juftitiarius, |. unter Juſtiz.
Juſtitium, n. [. (f. jurisstitium; v. jus, Gen. juris,
Recht, u. sistere, ftillftehen machen, hemmen) auch
Sutta, f. altdtfch. weibl. Name, aus Judith ent-
ſtanden.
Juvantia, pl. l. (v. juväre, helfen, unterſtützen) Ver—
ſtärkungsmittel, Arzneimittel, welche man zur Ver—
ſtärkung anderer hinzufebt. 5
Juventa od. Juventus, f. I. Jugend, Jünglings-
Juriſtitium, ». nl. der Gerichtzitillitand, Aus- |
jegung der Rechtspflege infolge freudiger oder
trauriger Ereignifje.
Juſtiz, f. l. Qustitia, v. Justus, ſ. d. die Gerechtig-
feit; Nechtspflege, Gerichtöverwaltung; das Ge-
richtsamt, Gericht, der Gericht3hof; Justitia di« |
stributiva, f. die den Verhältniſſen Rechnung tra-
gende, ausgleichende Rechtspflege, entg. d. d. com-
mutativa, der abjolut durchgreifenden; Juſtiz⸗
Amtmann, m. ein Gerihtsamtmann; J,=Rolle-
gium, n. das Gerichtsamt, der Gerichtsrat, die |
Herichtsverjanmlung, Regierung; J.zKommiſſar
oder Kommiſſär, m. ein Rechtsgeſchäftsführer,
Rechtsbetrauter, Nechtsanwalt, vergl. Advokat;
J.⸗Hoheit v2. Gewalt, f. Hoheitsrecht u. Ober-
aufjicht der Gejeggebung über die Rechtsverhält—
niffe und Rechtsverwaltung; Y.:Mord, m. (dev
Ausdruck zuerit von Schlözer 1782 gebraucht) die
Tötung eines Angeklagten durch Schuld der Rich—
ter bei nicht gehörig eriviefenen Verbrechen; J.—
pflege; J.-Stelle, f. die Gerichtsftelle, Rechts—
behörde; Juſtitiär, m. nl. ein Gerichtsherr, Rich—
ter, eine Gerichtsperſon; der Rechtsbeiſtand; Juſti—
tiariãt, u.dieRchtsverwaltung; Gericht3halterei.
alter; röm. Fabell. die vergötterte Jugend; Jude
nalien, pl. (Juvenalia, von juvenälis, jugendlich)
die Feier derjelben, von Sünglingen begangen, die
ihr die Erjtlinge des hervorfeimenden Bartes
weihten; juvenil, Adi. jugendlih; Jubenil, m.
Süngling, z.B. „ein munterer Juvenil“ (Er.
Schmidt. Im Neuen Reich 1881, 3, ©. 97); Ju⸗
venilität, k. Sugendlichteit, jugendliche Unreife.
| Juwẽl, n. und m. (viell. auf lat. jocus, Scherz, Kurz-
|
Jux oder Jucks, m. (von l. jocus, ſ. d.)
Bilege,f. die Rechtspflege; J.e-Rat, m. ein Rechts-⸗
vat,Ehrentitelfür einen Rechtsanwalt; Z,.Neform, |
f. eine Gerichtsverbeſſerung od. verbefierte Rechts⸗
weil zuritägehend; lat. jocale, n., altfranz. joiel,
Joel, fr. joyau, ſpan. joyel, it.giojello, engl. jewel,
niederl. juweel) ein gejchliffener Edelſtein, Kleinod;
pl. Juwẽelen, Geſchmeide, Kleinodien, Kojtbar-
keiten; Juwelier, m. (aus franz. joaillier, jou-
aillier, niederl. juweellier) ein Juwelen- oder
Schmuckhändler, auch ein Schmuckkünſtler; Juwẽ—
lenkäfer, m. der Rrachtfäfer in Brafilien, auch:
Brillantenfäfer.
gem. fiir
Scherz, Spaß; landſch. (von deutſch: juden, mittel-
hochd. juck, d. i. Juckendes, die Krätze) Schmuß,
Nichtswertes.
juxta und juxtim, l. daneben, nahebei, zunächſt;
Juxtapoſition, f. ni. die Nebeneinanderſtellung,
Angrenzung: Naturk. die äußere Anſetzung od. das
Wachfen eines Körpers durch Anfegung von außen.
RR
Kaat oder Käk, m. holl. und niederd. 1. ein kurzer,
Abkürzungen: K,latein. Zahlzeichen — 250; in der
H 10; heftiger Windftoß, Wirbelwind; 2. der Pranger,
Rubrizierung = 10; K = 250000; in römijchen |
Inichriften fiir Caeso, zum Unterjchieve von Ca- | Schandpfahl. |
jus; K. od. Kal., — calendae, j.d.; kg — Kilo-⸗ Kaamı, m. türk. ein Tranf, welcher aus Weizen
gramm; K. &. — Knight (ofthe) Garter; km = | und Mais bereitet wird.
Kilometer; K. M.— Knight (of the) Malta; K.T.
— Knight (of the) Thistle, j.unter Knight; Ky.
— Staat Kentucky in Nordamerika; dem. Zeichen
K = Kalium.
K als Minzzeichen für Frankreich: Bordeaux; für
Dfterreih: Kremnitz; für das frühere Polen:
Rralau; im Deutjchen Reid: Straßburg.
Kaaba, f. (ipr. fd-aba) arabiſch (ka’bah), d.i. eig.
überh. ein vierecfiges Gebäude, von ka’b, Würfel)
Mohanımeds vierediger Tempel zu Mekka.
Stang, n. holl. und niederd. ein rundes, flaches ein»
' Kabddion, n. neugr. (von kabädi, n. Oberkleid) ein
langer Oberrod der griechischen Weltgeiftlichen.
Kabat od. Kabdd, m. ruſſ. (fr. cabaret) die Schenke,
Branntweinſchenke; als Verkl.: Kabatſchoͤk, m.
eine kleine Schenke.
Kabäͤle, k. fi. (cabale, v. Kabbala, j.d.; nicht, wie
oft noch angenommen wird, von dem fogen. Ka—
bal-Minifterium in England 1670, nad) den
Anfangsbuchjtaben der 5 Minifter: Clifford,
Aſhley, Buckinham, Arlington und Lauderdale, in-
dem der Ausdruck ſchon im Jahre 1581 vorkommt)
majtiges Fahrzeug zum Lichten der Schiffe, zur | heimliches Verjtändnis, geheime Verbindung zu
Fracht ꝛc. einer böſen Abſicht; auch Ränke, tückiſche Anſchläge:
*) Die Wörter, welche nicht unter R ftehen, ſuche man unter C. Vgl. die Einleitung über die Schreibung
der Fremdwörter.
Kabaleta
fabalieren fr. cabaler) od. kabaliſieren, Ränke
ſchmieden; Kabaleur, m. (ſpr. kabalöhr) ein Ränke—
ſchmied; Kabalift, m. Ränlemacher.
Kabalétta, k. ital. Tonk. richtiger Kavalletta, ſ.
unter Kaval.
Kaball, ſ. Kaval; Kaballéro, m. jpan. (jpr. ka—
waljero) = Kavalier, Ritter; Kaballéros, m.
eine Art ſpaniſcher Wolle. ſtroſen = Kapot.
Kaban, m. (ſpr. —bang) ein Kappenrock der Ma—
Kaͤban, mein Gewicht auf den Molukken— 45 kg.
Kabane, f. fr. (kelt. Urſprungs; walliſ. cab, verkl.
caban, engl. cabin, Hütte, Bude) eine Hütte, Stroh—
hütte; Schiffskammer, Steuermannsſtübchen, auch
eine Art kleiner Fahrzeuge mit einem Bretterdache.
Kabardiner, m. die ticherkefliiche Pferderaſſe aus
der Kabärda im Lande der Lircafiter an der Nord-
jeite des Kaukaſus.
Kabaret, n. fr. (ipr. — reh; viell. aus dem avab.
chamärät, Weinhaus, v. chamr, Wein) oder Ka—
barett,n. ein Wirtshaus, eine Schenfe; ein Kaffee-
od. Teebrett; Überbrettl, eine aus Deflamationen,
Geſängen und Fleinen Theaterjzenen beitehende
Vorſtellung in öffentlichen Sälen, vor allem mit
wigigem u. jatirischem Gepräge; eabaret borgne
(pr. — born’). Schlechtes Wirtshaus, Kneipe; fa=
baretieren, fireipen, jich in Schenken herumtrei-
ben; Kabaretier, m. (pr. —retjeh) ein Schenfwirt.
Kabaro, m. eine Handtrommel der Agypter und
Kabarre, £., j. Sabare. Abyſſinier.
Kabas, m. fr. (ſpr. fabdd; mi. cabacius, wahrſch.
v. l. capax, viel faſſend, geräumig) ein Feigenkorb
von Binſen.
Kabbäla vd. Kabbalah, f. hebr. (kabbäläh, Uber—
lieferung, rabbiniſche Geheimlehre, von käbal,arab.
kabala, an-,aufnehmen) die mündlichfortgepflanzte
Geheimlehre der Juden, auch die den jüdiſchen
Schächtern nach abgelegter Prüfung von einem
Rabbiner erteilte Befugnis zu ſchlachten; ſchwarze
Kunſt; Kabbaliſt, ın. ein jüdiſcher Geheimnis—
lehrer; kabbaliſtiſch.
Ktabel 1., n., auch m. u. f. oder Kabeltau, n. (holl.,
dän. umd ſchwed. kabel, engl. cable, vont fr. cäble,
altfr. chable, fpan. cable, v.ml.caplum, capülum,
Fangſeil, v. l. capere, fajjen) eln Ankertau, dickes
Schiffsfeil; aus vereinigten Drähten gebildetes
nterjeciiches oder unterirdiiches Telegraphentau;
Kabelgarn, Hanffäden zur Bereitung der Taue;
Nabelgat, n. dev Tauplag, die Taufammer in
Schiffen; Kabellänge, 120 Faden oder Klafter;
Sabel-Telegramm, n. ein unterjeeiicher od. unter-
irdiſcher Drahtbericht; fapfteren (fr. cäbler),jeilen,
aus mehreren dien Stricken ein Tau drehen.
Kabel 2., £. (holl. u. niederd. kavel, Los, Teil, An—
teil; vgl. poln. kawal, Stick) landſch. fiir Los, nad)
den Loſe zu verfaufender Teil, Anteil;dah. Haus
fabel, ein zu einem Haufe gehörendes Landlos;
fabeln (niederd. kaveln, holl. kavelen), ofen, nach
dem oje verteilen.
SKabeljan od. Kabliau, m. Holl. u. niederd. (mittel-
niederd. kabelow, cabbelyau, mittelfat. cabellau-
wus, ſchwed. kabeljo, dän. kabliau, daneben: nie-
derd. bakkeljau aus jpan. bacallao, basf.bacail-
laba, d. i. Stodfijch, von fat. baculus, Stock, vgl.
Unfenbed, Beiträge 19, 528) ein befannicı Seefiich;
gadus morrhua, vberd. Bold genannt; nach Art
der Heringe zugerichtet heißt ev Laberdan, ge⸗
trocknet Stockfiſch. (Geblüt.
Kabern, pl.Kinderaus äthiopiſchem u. mulattiſchem
Sinbejtan, m. (fr. cabestan, ſpan. cabestrante, von
cabestrar,andalftern, cabestro, Halfter, von [. ca-
Kabruiche 399
pistrum, Halfter; engl. capstan) die Anker oder
Schiffswinde, Spille, der Gangipill; hydrauli—
ſches Kapitan, Waſſerkraft-Spill.
Kabini, ſ. Kabybara.
Kabida, f. portugieſiſche Elle = 0,68 m.
Käabildo, n. jpan. (v. dem [. capitülum) das Dom—
fapitel; das Rathaus, der Stadtrat, Senat in den
ſüdamerikaniſchen Freiſtaaten.
Kabilen od. Kabilen, pl. avab. (bed. Völkerſchaften)
Name der zahlreichen Volksſtämme, die ven Atlas
bewohnen; auch = Berbern.
Stabin,n. arab.-per. bei Türken und PBerjern ein
Heiratsvertrag auf gewiffe Zeit; auch das Leib»
gedinge für Witwen der türkischen Paſchas.
Kabin, n. engl. (fpr. käbbin) Hütte; Kajüte; Ka—
binboy, m. der Schiffsjunge.
Kabinett, n. fr. (Berkl. von Kabane, ſ. d.) 1. ein
Heines Gemad) od. Nebenzimmer; 2. Geheimzim-
er fiirftlicher Berfonen; daher auch 3. der Verein
der vornehmften Minister eines Fürjten, der fürit-
liche geheime Rat; in engerer Bed. der Fürſt felbjt
ſamt feinen perjönlihen Ratgebern, beſ. Hinficht-
Lich der Berhältniffe zum Auslande; 4. eineSammı-
fung von Natur- oder Kunſtgegenſtänden; Kabi—
nettsirage, eine Frage, von deren Entſcheidung
das Verbleiben der Minifter in ihrem Amte ab-
hängt; Kabinetts-Juſtiz, periönliche, oft will-
fürliche Eimwvirfung des Fürſten auf die Rechts—
pflege in feinem Lande; Kabinetts-Meintjter, ein
Miniſter, der Sig und Stimme im Kabinett, aber
fein befonderes Verwaltungsfach hat; Kabinétts—
Ordre, unmittelbare landesherriiche Verfügung;
Kabinettsſtück, ein für eine ausgewählte Sanını=
lung (von Kunst od. Naturerzeugniſſen) geeignetes,
vorzügliches Stüd, z.B. Gemälde 2c.; ein Pracht-
ſtück; Cabinets-inodores, pl. fr. (fpr. —innodörs)
geruchloie Kämmerchen, Bediirfnisanftaltenin gro-
ben Städten; Cabinet noir (pr. fabinä nodhr),
n. fr. fchwarzes Kabinett (unter Ludwig XIV.),
das da3 Briefacheimnis verlegt; Cabinet separe,
n. fr. ein befonderes Zimmer, Sonderzimmer.
Kabir, ın. arab. (eig. gro) eine Minze von etwas
über 5 Pfennige Wert; Kahiren, pl. (gr. Käbei-
roi) geheimnisvolle Gottheiten, die in Ägypten,
Phönizien, Kleinajien und Griechenland verehrt
wirrden und unheintliche geheime Naturfräfte dar-
ſtellten. [= ungefähr 220 m.
Kable, engl. (pr. Fäbl),ein Garnmaß in Nordamerika
fablieren, j. unter Kabel J.
Kabo, m. jpan. und port. ein Borgebirge, ſ. Kap.
Kabochon, w. fr.(ſpr. kaboſchöng; von caboche,dider
Kopr)einnachjeinernatirlichen Form (meiſt fonver)
geſchliffener, nicht facettierter Edelſtein (beſ. Rubin).
fabotieren, fr. (caboter; v. ſpan. cabo, Kap, eig.
von Kap zu Kap fahren) die Küſten befahren und
Küſtenhandel treiben; Kabotier, m. (ipr. —tjeh)
od. Kabotiere, f. (ſpr. —tjähr') ein Küſtenfahrer
(Heines Fahrzeug); eriteres auch ein Lotſe; Kabo—
tage, f., v.n. (pr. kabotahſch') die Küſtenſchiffahrt;
der Küjtenhandel, auch Leinpfad= Schiffahrt od.
Sciffszieherei; Kabotin, m. (ipr. —täıg), Kabo—
tine, f. ehem. umberziehende Schaujpieler; kabo—
tinieren, al3 Schaujpieler umherwandern.
Kabriöle, f. fr. ſ. v. w. Kapriole (ſ. d.); dab. Ka—
briolett, n. eigentl. ein leichter Wagen, der Luft—
ſprünge macht, ein einfpänniger Gabelwagen mit
zwei Rädern; Bojtd. dev Vorderraum, Perſonen—
raum eines Poſtwagens.
Kabruſche, f. hebr. (Gaunerſprache) Kameraden,
namentlich bei ſchlechten Taten.
400 Kabuja
— f. ( pan.eabũya) eine Art ſüdamerikaniſchen
anfs.
abuse, k. (holl. Kabuys, verw. mit d. dtſch. Koben,
walliſ. cab, eine kegelförmige Zweighütte) niederd.
ein Heiner Verſchlag auf Schiffen, eine ſchlechte
Hütte, oder Heine Kammer.
Kaçadör, m., pl. Kaçadöres, port. leichte Infan-
terie, Jäger in Portugal.
Kaccia, f. it. (ſpr. kättſcha) die Jagd: Tonk. eine
Jagdmuſik mit Hörnern (f. Chaſſe); Kacciatore,
m, ein Jäger.
Kachalot oder Kachelot. m. fr. (fpr. Fafchelät) der -
Großkopf, Bottfiich, eine Gattung von Walfiſchen,
in deren großen Kopfe jich der Walrat (das fälſch—
liche jogenannte sperma ceti, l.), eine fettige, das
Gehirn umgebende Materie, findet.
Kache-nez, j. kachieren.
Kachexie, f. gr. (von kakös, ſchlecht, u. hexis, Zu—
itand) Heilk. die Ungefundheit, das Siechtum, die
Verdorbenheit der Säfte; facheftifch, ſiech, Fränk-
ich, bleih und aufgedunfen; Hacheftifer, m. ein
Bleichſüchtiger.
kachteren od kaſchieren(ſpr.kaſchieren), fr. (cacher;
0. |. coactare, aus coactus, zuſammengedrängt)
od. cache Halten, verbergen, verſtecken, bemänteln,
verheimlichen, verhehlen; bei den Buchbindern:
mit Bapier überziehen (Kaſchierarbeit); Kache—
nez, n. (jpr. kaſch'neh) Nafentuch zum Schuß gegen
jtrenge Kälte, ein Kleiner Shawl; Kache-pain, n.
(ipr.faich’päng)eine Brotkorbdecke zum Schutz gegen
Staub und Fliegen; Kachet, m. (ſr. kaſcheh) ein
Petſchaft, Siegel; j. aud) Xettre; eachet volant
(jpr. — mwoldng), fliegendes Segel, das, ohne zu
ichliegen, nur der Form wegen beigefügt wird;
fachetieren (fr. cacheter), verjiegeln; Kachot, m.
(pr. —ſchoh) ein tiefes, finjteres Gefängnis; Ka—
choterie, £. (fpr. kaſchot'rih) Geheimnisfrämerei;
Kaſchiereiſen, Krageijen.
Kachinnation, f. (l. cachinnatio) heftiges, lautes
Gelächter; kachinnieren, laut lachen.
Kacholong, |. Kaſcholong.
Kachou, fr. (pr. kaſchuh! = Katechu, ſ. d.; auch
Stäbchen von Lakritzen, Anisölec., als Mittel gegen
Huften, übelriehenden Atem ꝛc.
Kachucha, f. ſpan (ſpr.katſchütſcha) ein neuerer ſpa—
niſcher Tanz mit Kaſtagnetten nach einer Volks—
liedmelodie, aus dem Bolero und Fandango
gemiſcht.
Kadäver, nml., gew. m. (v. cadöre, fallen) ein toter
Körper, Leichnam; vom Vieh gebraucht: Aas; fa=
Daberds (lat. cadaverösus, a, um), leichenartig,
feichenhaft.
Kaͤddareh od. Kaddor, n. türf. ein kurzes, gerades
Seitengewehr der Spahis (ſ. d.).
Kaddiſch, |. Kadiid. —J
Kade, m. fr. (v. legr. cadus, ein Gefäß un. Maß für
Slüffigfeiten) das Würfelgrundmaß, Körpermaß.
Kadeau, n. fr. (pr. kadöh; v. l. cätellus, ein Rett-
en, Berfl. v. catena, Kette) ein zierlicher Feder—
zug, Schnörfelzug; ein kleines Gejchenf oder An-
gebinde; fadelieren (fr. cadeler), Schnörfelzüge
machen, Budjtaben 2c. verzieren.
Kadeliten, j. Kabdri. ah
fadent, !.(cadens, v.cad£re, fallen) fallend, jinfend;
eadente (mese c—), it. Kfſpr. der abgelaufene,
verfloflene Monat; Kadence, £. fr. (jpr. fadangp’)
oder Kadenz, f. it. cadenza (ml. cadentia, das
Fallen), der Schlußfall; Tonk. eine freie Verzierung
nach einem ausgehaltenen Ton —— vor dem
völligen Schluß des Tonſtücks;
edef. eine gefäl-
kaduk
lige Schlußwendung; im Tanz (auch bei wohlge—
ſchulten Pferden) Gleichgang od. Takt; a
ren (fr. cadencer), wohl abmefjen, z.B. feine
Schritte; eine Periode im Reden.
Kadett, m. fr. (altfr. capdet, I, gleichi. capitettum,
| als Berfl.v.caput, Haupt, Spige, Nuperftes, Ende)
der jüngere Sohn einer adeligen Familie, überh.
ein junger Adeliger, Edelfnabe od. Junker, der zur
Kriegsdienften gebildet wird, Kriegsſchüler, Heer-
zögling; Andetten-Korps,n. (iprih: — köhr) die
—— Kadettenhaus, eine Kriegs-
ule.
Kadette, f. fr. eine Steinplatte; kadettieren (fr.
cadetter), mit Steinplatten pflaftern.
' Kadetten, plur. (ein Buchjtabentvort, gebildet aus
K. D., 2. i. Konftitutionelle Demokraten, in Ruß—
fand), die rujfischen Kadetten, Name der politifchen
— der konſtitutionellen Demokraten in Ruß—
and.
Kadi, m. arab. (Partizip von kadaj, beſchließen,
entjcheiden, richten) ein Richter, Unterrichter, oder
Sriedensrichter bei den Türken und den Bölfern
mohammedanifchen Glaubens; Kadi el Asker od—
Kadileskier, die beiden (für die europ. und aftat.
Türkei entjcheidenden) höchſten Oberrichter nächſt
| dem Groß-Vezier und Mufti.
' Kadinen, plur. Lieblingsſklavinnen des Sultans,
7 an der Zahl, an Rang zwiſchen Khafjefis und
Odalisken.
Kadinöl, m(v. fr. u. prov. cade, ein großer Wadol-
derſtrauch), auch Kadeöl, eine Art Wacholderbeer⸗
öl, als Heilmittel gegen Hautkrankheiten.
Kadis, m. fr. (ſprich: kadih; engl. caddis, altengl.
caddus, felt. Urjprungs)ein feines gefüpertes Wol-
lenzeug. lein Totengebet der Juden.
Kaͤdijch Kaddiſch od · Kaͤdoſch, m. Hebr. (eig. Heilig)
Kadmiag, f. gr. (kadmia oder kadmeia, sc. ge, d. i.
Kadmiſche od. Thebanijche Erde) Galmei,ein Zink—
erz; auch Kobalt; Kadmiologie, f. die Robalt-
lehre; Zehre von der Benutzung des Kobalts; Kad—
mium, n. ein 1817 von Stromeyer und Hermann
gleichzeitig entdecktes, dem Zink ähnliches, glänzend
weißes Metall, welches mit Schwefel verbunden
(als Kadmiumſulfuret oderSchwefelfadmium) eine
ſchöne gelbe Malerfarbe, das jogen. Brillant-
: gelb od. Kadmiunigelb liefert.
Kadmos, m. gr. od. Kadmus (I. Cadmus, wahrſch.
| dv. hebr.-phöniz. ködem, Dftgegend, Miorgenland,
arab. kidm, alte Zeit) ein fabelhafter phüniz. Fürſt,
Bruder der Europa, Erbauer von Theben und
Einführer der Buchſtabenſchrift in Griechenland.
Seine Gemahlin war Harmonia, Tochter des
Mars und der Venus.
Kado, ın. it. ein italienisches Dohlmaß — El.
Kadogan od. Katogan, m. fr. (jpr. —gäng) die in
einen Knoten od. Wuljt zuſammengewickelten und
oben am Kopfe befeitigten Hinterhaare, Haar—
Kadoſch, ſ. Kadiſch. ſknoten.
Kadran, m. jr. (fpr. kadring; vom I. quadrans, vgl.
Duadrant) eine Sonnenuhr; das Zifferblatt einer
Uhr; die Teilfcheibe, Windrofe.
Kadre, m. fr. (fpr. kad'r; altfr. quadre, vom I. qua-
drum; vgl. Carıe) eig. Rahınen oder Einfafjung;
Krk. Stamm der Regimenter, Truppenftamm; auch
der Entwurf zu einem Werke.
Kadri(arab.kadriu.kadarijat,v.kadr, mächtig, von
Sott beftimmt) eine ftreng veligiöfe mohammedan.
Sekte, aud) Radeliten oder Kadizadeliten.
kadũt (I. cadücus, v. cad£re, fallen; fr. cadue, ſpr.
kaduͤk), hinfällig, altersſchwach; verfallen (4. B. ein
Kaduzeus
Grundſtüch, verloren; zugrunde gerichtet, uns
brauchbar; faduzieren, nl. für verfallen od. heim-
gefallen erflären, aberfennen; ein faduziertes
ut, ein verfallenes, dem Landes- oder Lehns—
herrn heimgefallenes Gut; Kaduzierung, Ver⸗
fallserklärung; Kaduzität, f. die Hinfälligkeit,
Baufälligkeit; Rechtsſpr. Berfallbarkeit, das Ver—
fallenſein, z. B. eines Vermächtniſſes.
Kaduzeus,m.!. Merkurs geflügeltevSchlangenftab, |
Heroldsitab, Friedensitab; Kaduzifer, m. nl. der
Stabträger, Beiname des Merkur.
Kafard, m. fr. (ſpr. —fähr; v. arab. kafür, Ungläu-
biger; vgl. Kaffer) ein Heuchler; Kafarderie, f.
Scheinheiligkeit, geuchelei; fafardieren, heucheln.
Kafer oder Kefir, m. türk. ein Ungläubiger.
Safe, n. türf. (v. arab.-perj. kafes, Käfig, Gitter)
die vergitterten Fenjter des Harems; das Staat3-
gefängnis der Söhne des Sultand. [die Spreu.
Ktaff,n.(altichwäh. kafs, engl. chaff,mittelhochd. kaf),
Käff, m. türk. das beſchauliche Sichverjenfen in die
Kaffe, m. ein indischer Kattun. [Naturbetradhtung.
Kaffar oder Kaffaro, n. türf. (vom arab. kafarah,
Büßung, Sühne) Zoll, bei. die Abgabe, welche die
in der Türkei anfäfligen hriftlichen Kaufleute ent-
richten müfjen, wenn fie Waren von Aleppo nad)
Syrien verjenden; auch das Eintrittögeld der hrijt-
lihen Pilger an die Türfen in Serujalem.
Kaffas, pl. arab. (kaffah, kaffat oder kuffat) aus
Palmzweigen verfertigte Gerätjchaften.
Kaffee, m. (aus arab. qahva, d. i. aus Beeren gekoch⸗
ter Trank. Kaffee; dieſes arabiiche Wort liegt dem
franz. cafe und dem engl. coffee zu Grunde; in der
zweiten Hälfte des fiebzehnten Sabrbunderts wurde
es ausengl.coffee in derForm Coffee ins Deutfche
übernommen, dagegendrang im Anfangdes 18. Jahr⸗
wert: aus franz. cafe diegorm Caffe, Caffee
eiung ein, die bereitSbei Klopſtock, Lejling u. Goethe
zur Herrichaft fam) die Bohnen des Kaffeebaums
und das daraus bereitete Getränk, im 17. Sahrh.
in Deutfchland eingeführt; auch eine zum Kaffee
eladene Gejellihaft; ein Kaffeehaus; Kaffein od.
ffein, n. ein Alfaloid, das in den Kaffeebohnen,
den Teeblättern (daher auch Tein), der Guarana
(daher auch Guaranin genannt) enthalten ift;
Kaffeeinrrogate, pl. billiger Erſatz für Kaffee, in
dem fein Kaffein enthalten ift, vaher auch: Geſund—
heit3faffee, 3.B. Eichelfaffee, Feigenfaffee 2c.; &afe
oder Kaffee, n. das Kaffechaus; Caf6-chantant,
n. od. r. m. fr. (fpr. faffeh-fchangtäng) Singfpiel-
halle, Tingeltangel; C.»restaurant, m. (jpr. re-
ftordng) Kaffeehaus mit Gaitwirtichaft; Kafetier,
m. fr. (fpr. faffetjeh) ein Kaffeewirt; Hafetiere, f.
(pri: —tjähr’) Kaffeetopf, KRaffeefanne; Cafe ä
diseretion, Speijef. Kaffee nach Belieben; Cafe
complet, Kaffee mit Zubehör, Kaffeefrühſtück.
Kaffer, m. 1.(v.arab. käfir, ein Ungläubiger, Nicht-
ohammedaner, von kafara, ungläubig jein; vgl.
Kiafır, Kafard, Geber und Giaur) ein Friegerifcher,
araufamer Volksſtamm in Südafrifa; 2. in der
Studentensprace (aus derGaunerſprache übernom—
nommen, aus dem rabbiniſchen: kaphri, der Dorf—
bewohner, Bauer, von hebräiſch: kaphär, Dorf) ein
ungejchidter, ungebildeter Menſch.
Kaffila od. Kafila, f. arab. eine veifende Gejellichaft
in Indien = Faramwane.
Kafis, Kafiz od. Kahi (pr. tafihß, kahihß) m. ſpan.
(von avab. gafis, ml. caficium) ein früheres ſpan.
Getreidemaß — 12 Tanegas — 660 1, Kafiſo, m.
früheres ital. Olgemwicht in Sizilien und der Prov.
$Balermo — 20,047 kg.
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
Kajalith 401
ſtaftan, m. türf. (kaftän, ruſſ. kaftan, fr. cafetan)
ein Ehrenfleid der Türken, langes Oberffeid; ala
ruſſ. Volkstracht ein langer Männerrod.
Kaftanhonig, ein Buderhaft, der aus den frischen
Hülfen des Sohannisbroteg (ſ. d.) bereitet wird.
Kaflılos, pl. ein Miſchlingsſtamm von Indianern
und Negern in Südamerifa.
Sans, f. fr. (br. kahſch'; eig. Käfig; v. I. cavea) da3
Rädergehäuſe in einer Uhr; auch f. v. w. Krino—
line, gleich). ein Frauentäfig.
Stagliarefo, m. it. (pr. faljarejo) eine Kupfermünze
auf Sardinien — 0,8 N
Kagniardelle, f. fr. Schraubengebläfe.
Kagots, pl. Überrefte eines Urvolks, dag früher in
Knechtſchaft gelebt haben mag und als unrein von
der menſchlichen Geſellſchaft ausgeſtoßen ift; fie
Bei ji) im ſüdweſtl. Frankreich familienweije,
ind von gelblicher Haut und nach der herrſchenden,
aber, wie es jcheint, unbegründeten Meinung Aus-
Jägige oder ftumpfjinnige Kreting (f. d.); daher:
Kagot, m. fr. (fpr.fagöh) ein jtumpffinniger Menich,
Dudmäufer, Heuchler; Kagoterie, f. u. Kagotis⸗
mus, m. Scheinheiligfeit, Heuchelei.
Kahan, f. Bantagan.
Kahier, n. fr. (fpr. fajeh; altfr. quayer, ſpan. cua-
derno, vom mi. quaternum, quaternio) ein Heft;
aud) ein kleines Notizbuch; cahier des charges,
(pr.dä ſcharſch), Bedingungen für den Unternehmer.
Kahiz, m. |. Kafis; Kahizäda, ſpan. (ſpr. kahi—
jada), ein ſpaniſches Feldmaß, ungef. 50 Ar.
Kahun, m. Rechnungsmünze in der Non. Bengalen
— 1/, (Kompagnie-) Rupie = 48,11 Pf.
Kat m. (frz. quai, Damm, niederländ. kaai, kaaj,
engl. quay) Hafendammı, befejtigtes Ufer.
Ktaid, m. arab. = Alkalde, ſ. d.
Kait, Kajif, n. oder Kate, f. (türk. käik, neugr.
kaiki, Boot, Barke, ital. caicco, jpan. caique, fr.
caic) ein leichter türf. Küftenfahrer (v. 1—7 Ruder-
paaren), Fährboot; eine Galeeren-Schaluppe;
Kaifticht, m. ein Ruderer auf einem jolchen Fahr-
zeug (dgl. Czaikiſten).
aim, m. türf. (v. arab. käim, jtehend) der Küfter
in den Mojcheen; auch türf. Bapiergeld; Kaimak,
geronnene od. faure Mil; Kaimäkam, m. käim-
makäm, v. arab. käim, jtehend, und makäm, Ort,
Stelle) ein Stellvertreter, beſ. der Geheimſchreiber u.
Stellvertreter de8 Grop-Veziersin der Türkei; auch
der Stellvertretereinestatar. Fürften; Aaimafant,
f. eine feine indische Leinwand. [gator, .d,
Kaiman, m. in der Sprache von Guiana — Alli—
Kdin, m. hebr. Name (von käjin, Erwerb, Lanze).
Kainit, m. gr. (von kainös, fremd, neu) ein aus
fchwefelfaurem Kali, ſchwefelſ. Bittererde, Chlor-
magnejium und Wajjer beftehendes Mineral im
Salzlager bei Staßfurt.
Sainiten, pl. eine ſchwärmeriſche Sekte des 2. Jahrh.,
die ein ſittenloſes Leben führte.
Kainkawurzel, f. die Wurzel eines in Braſilien
wildwacdjenden Strauches, ald Heilmittel gegen
Schlangenbigu. Bruſtwaſſerſucht gebraucht; Kain=
fafaure, eine in diefer Wurzel enthaltene Säure.
Kairn, m. (fpr. kahrn, felt.) ein aus der Keltenzeit
Englands heritammender fünftliher Steinhigel
(ber in Schottland).
Kairo, 1. Rofosfafer, vgl. Coir; 2. die befannte
Hauptjtadt Unterägyptens, von den Agypternſelbſt
Mair el Kahira genannt, Mafr = Hauptitadt;
el Kahira = die ſiegreihe.
Kajalith, n. Magneſiazement, eine künftliche Stein-
majje, zu Tifchplatten u. ähnl. verwendet.
26
=
402 Kajaput⸗Ol
Kajaput- oder Kajepnt-Ol, n. malay, (von käjiı,
Baum, und pütih, weiß) Weißbaum⸗Ol, ein koſt—
bares ätheriſches Ol aus den Blättern des Kajaput-
baums (melaleuca cajeputi) in Oftindien.
Kajdfje, f. eine Art türkiſcher Schiffe von mittlerer
vöße
Käjer, m. (aus Kairo verkürzt), 1. Kokosfaſer, =
Kaird, Coir; 2 in der Schifferfprache ein Tau.
SKajetäner, pl. eine fatholifche Sekte, die, ohne für
eigenen Erwerb zu forgen, alles zum Leben Nötige
als Gejchent der Vorſehung und Nächitenliebe er-
wartet.
tafolteren (pr. kaſchol⸗), fr. (cajoler) liebkoſen,
shmeicheln, hätſcheln; fajolant, jchmeichlerifch,
Kajolerie, f. die Liebkojung. Schmeichelei; Kajo—
leur, m. (fpr. kaſcholöhr) ein Schmeidjler; Kaje=
leuſe, £. (ſpr. —Llöhf’) eine Schmeichlerin.
Kajuẽla (vd. Kaxuẽla, ſpr. kachuẽla) ein amerifa-
niſches Getreidemaß — 2,2251J.
Kajus, I. m. (richtiger
cher Vorname; aud
miſchen Recht3gelehrten ausder Zeit Hadrians, der,
wie Sempronius, ein anderer Rechtögelehrter,
in der Rechtsſpr. zumeilen eine jtreitende Bartei im
‚allgemeinen bezeichnet, die man nicht beftimmter
vennen will, 3.8. Rajus wider Sempronius.
Kajüte, f. niederd. (hol. kajuit, ſchwed. kajuta, fr.
cahute, altfr. chahutte und cahuette, Hütte; Her-
funft unbefannt) das Schiffszimmer, die Schiffs-
fammer, [Höllenpapagei in Oſtindien.
Kafadıı, m. malay. (kakatüa) der weiße Buſch- od.
Stafalereteria, pl. ar. (von kakös, ſchlecht und
alexein, abmwehren) Heilf. Mittel zur Verbeſſerung
der Eäfte.. .
$tafdo, m. merifan. (kakauatl) die Kerne od. Boh-
nen des Kakaobaumes in Weitindien, woraus die
Schokolade (j.d.) bereitetiwird; Kakaobutter, das
aus geröfteten und zerriebenen Kakaobohnen ge-
zogene und gereinigte DL, welches nach dem Ge-
rinnen zu einer talgähnlichen Mafje wird, und
woraus man aud) Kakaoſeife bereitet.
Kakas, m. ungar. (fpr. —kaſch, von käka, Linfe,
Binſe) geröitete Maiskörner, ein Lieblingsgerücht
in Siebenbürgen.
Kalastheiis od. Kaläſtheſe, f. gr. (v.kakös, ſchlecht,
u, Aſtheſis, ſ. d) kranthaftes unbehagliches Gefühl;
Kakemphäton, n. ein übler, fehlerhafter, bef. un—
anſtändiger, zweideutiger Ausdruck.
Stafatorig, f. (ſcherzh. Volkslatein) der Durchfall;
caca du dauphin, n. fr. (ſpr. —dü dofäng) eine
gelbgriine, ehemals beliebte Modefarbe; cacatum |
non est pietum, gef* * * ijt nicht gemalt, ſprichw.
von Pfujchereien; Kakazibétto, m. it. (v. cacare
u. zibetto — Zibeth, — d.) ein Stutzer.
Safe, pl. Kales, engl. (pr. kehks) englijcher Zwie—
bad, englijches Bisfuit, Knapperkuchen. A
Ktaterlat, m., pl. Kaferlaten (hol. kakkerlak, fid-
amerifan. kakerlakki), die Brotichabe, Küchen—
ihabe, eine Art lichtſcheuer Inſekten in Süd—
amerika, auh TZorofan, m. genannt, eine aud) in
Deutichland jehr verbreitete Hausplage, bej. in
Gegenden, wohin fie durch die Schiffe gefommen
find; lichtſcheue Menſchen, ſ. Albin.
Kakingkohle, f. engldtſch. ſſpr.keh —) die Backtohle,
welche beim Verkohlen zuſammenbäckt.
Kakiftokratie, f. (ein zum Gegenſatz von Ariſto—
tratie neugebildetes gr. Wort v. altgr. käkistos,
der ſchlechteſte) Herrſchaft der Schlechteften.
kak-nibüdj, ruſſ. (eigentl. wie nicht ift) ivgend-
wie, halbwegs, notdürftig; es wird fchon gehen. |
eſchr. Gajus) ein altrömi- |
ame eines berühmten ro- |
Kakolet
(Moritz Buſch in „Graf Bismarck und ſeine Leute“
— am Schluſſe des 9. Kapitals ein Tijch-
geſpräch, in dent der Reichskanzler diefen Ausdruck
ek nur iſt's an jener Stelle leider eine
Verwechſlung mit dem ähnlichen Ausdrude „ſchtö—
nibudj“, eigentl. „was nicht ift”, f. v. w. irgend
etwas, was es auch jei).
Kakocholie, f. gr. (von kakös, jchlecht, und chole,
Galle) Heilf. Gallenverderbtheit; kakochoͤliſch
daran leidend oder davon herrührend; Kakochröe,
f. übles Ausjehen, kranke Hautfarbe; Kako uite,
- f. krankhafte Beſchaffenheit des Milch- oder Nah-
. rungsfaftes; Kalodumie, £. fchlerhafte Bereitung
des Speijebreies im Magen, Bereitung ungefunder
Säfte, Verdauungsſchwäche; kakochymiſch ſchlecht—
jaftig; Kalodämon, m. gr. (von Dämon, |. d.).
ein böfer Geiſt; Kalsdämonſe, f. Unglückſeligkeit;
Beſeſſenheit von böſen Geiftern, Raterei: Kako⸗
doxie, fſchlechte Meinung, übler Ruf; Kafadyf,
n. ein aus Kohlenstoff, Waſſerſtoff und Arſenik zu—
fanımengejeßtes Radikal, deſſen Oryde das Al-
farfin oder Kafodylorid und das Alfargen
oder dDieKafodyliäurefind; Kakoẽthes, m. Heil.
ein unbeilbares Übel, bei. ein böjes, unheilbares
Geſchwür; uneig. eine unbezwingbare Gewohnheit,
Sucht, bei. (nad) einem Ausdruck Juvenals) die
Schreibſucht; Kakogalaktie, f. ichiechte Beichaffen-
heit der Mil; Rafogansie, £. die Mißheirat, üble
erheiratung; Kafogranhte, f. ſchlechtes od. fal-
ſches, gegen die Rechtichreibung fehlendes Schrei=
ben; Kakoknẽmos, m.ein ee Schledt-
. beivadeter; Kalokratie, f. die Mißherrſchaft,
ſchlechte Regierung; Kakometer, n. Naturl. ein
Luftverderbnismeſſer; vgl. Eudiometer; Kalo⸗
- miorshie oder Kakomorphöſis, f. Mißbildung
organischer Körperteile; Kakonhchie, f. (v. onyx,
Nagel) ichlechte Beichaffenheit over Krankheit der
Kägel; Kakopathte, f.Beritimmung, Schwermut;
Übelbefinden; Ratenätien, pl. Freunde des Bien;
Kakophonie, f. der Ubellaut, Mißklang; üble
Stimme, jchlechte Ausſprache; Eafopnhantich, übel⸗
lautend, übelklingend; Kakophraſie, f. ſchlechte
Ausſprache; Kakoprante, f. Schwäche der Einge—
weide, Störung der Verdauuugstätigkeit; Kaklor⸗
rhachitis, f. Verderbnis des Rückgrates; Kalöſis,
f. iible Behandlung; ungeſunder Körperzuſtaud;
Kakafitie, f. Widerwillen gegen Speijen; Kaloö—
ſtopos, m. in der gr. Kirche der geistliche Aufſeher
über die übrigen Geiſtlichen während des Gottes—
dienſtes; Kakoſpermaſie, f. ſchlechte Beſchaffenheit
des Samens; Kafoinhraite, f. übler Gerud), bei.
aus dem Munde; Kaloſphhrie, a .
Buls; Kakoiplandhnie, f. ſehlerhafte Beichaffen-
heit der Eingemweide, Ihlechte Verdauung; Kalo—
ftomähns, m. ein Schwachmagen, Schlechtver-
dauer; Hafoftonste, £. ſchlechte Ausſprache; auch
—Stomakace; Katsiyntheten, f. ein fehlerhaft
zufanımengejeßtes Wort; Kakotechnion, n. Ver-
fälſchung, falſches Zeugnis; Kakothymie, f. Un-
mut, Niedergeichlagenheit; Wahnſinn mitverjtecter
Bosheit; Kakotrichie, f. Diinnhaarigfeit, Franke
Haarbeſchaffenheit; Kafotrophie, f. Mipnährung,
Ungedeihlichkeit; Katozefte, f. dev Miß- oder Fehl⸗
eifer, blinder, törichter Eifer; Nachahmungſchlechter
Dinge; Kakozẽlos, m. ungeſchickter oder unglück—
ficher Nachahmer; Kakozelon, n. Ungefhmad in
der Nadyahmuug ſchlechter Mufter. |
| Rafolet, m. (fpr. —Ieh) in den Pyrenäen ein Maul-
tier od. Efel mit zwei Körben, in deren jeden ein
Reiſender fißt.
—J
Kaloſchnik
Kakoͤſchnuik, m. ruſſ. (von kökot, Hahn, fr. coq) die
Kopfbinde, der volkstümliche Kopfpuß der ruſſ.
Bäuerin-in Form eines Hahnenkamms.
Kaktus, m. (gr. käktos) die Faceldiftel, eine in Süd-
. amerifa einheimiſche fleifchige u. mit Stacheln ver—
- jehene Pflanze; Kaktéen, pl. kaktusartige Gewächſe;
ſtaktiten, pl. Baltusverkeinerungen.
Kakũmen, n. I. Gipfel, Spitze; fafuminieren, zu-
ſpitzen, gipfeln.
Sal, ein jehr Fleines polnisches Längenmaß.
Salabdife, f. (von ſpan. calabaza, fr. calebasse, aus
jpan. calabaza, port. cabaga, aus fat. cucurbita,
Kürbis)der Flaſchenkürbis; auch ein Daraus verfer-
‚ tigtesTrinfgefäp,Kürbisflafche, j.auhRalebajie.
Stalabreien, pl. ital. Bewohner von Kalabrıen in
Unteritalien: Kalabreſer, pl. breitfrämpige (fala-
briſche) Hüte, Abzeichen dev Republifaner.
Staldde, f. fr. (v. caler, it. calare, und dies von gr.
“ chalän, nachlaſſen, herablafien; vgl. Falieren) ein
Abhang auf Reitbahnen. —— ——
Saladium, n. nl. (urſpr. oftind.) eine ſchöne Treib—
hauspflanze mit jchiloförmigen, in der Mitte pur-
purfarbigen Blättern. 5 © RUE
Kalagnäla, f. jpan.-füdamerif. eine heilträftige
Wurzel aus Peru, eine Art Polypodium.
Rune, m. gr. (kalais) ein blaugrüner Edelftein, =
Türfis (1. d.).
Stalam, m. (v. gr. kälämos) das Schreibrohr, deſſen
ich die Morgenländer ftatt der Feder bedienen;
- Kalamiten, pl. verfteinerte Rohrgewächſe.
Kalamaika, ein Tanz der karpathiſchen Slaven.
Kalamaͤnderholz, eine äußerſt harte, ſehr ſeltene
und ſchöne Holzart auf der Inſel Zeylon.
Kalamaͤnk od. zgez Kalmank, m. (engl. calamanco,
- fr.calmande, hou. kalmink, kalamink, durch Buch—
jtabenverjeßung. aus kamalank, wie ſchon ml. cala-
inaucus neben camelaucus, neugr. kamelaukion,
d. i. ein Kleid aus Kameelhaaren) ein zuerjt in
Brabant gefertigtes gejtreiftes Mollenzeug von
glänzender Außenſeite. | in‘
Kalambaklholz, Hol; des Adlerholzbaumes, wohl—
riechendes Harz enthaltend. RN
Kalamiftrum, n. [. (calämus, ſ. d.) da3 Brenn-
eifen zum Kräufeln der Haare) uneig. Schnörkelei,
üderladener Redeſchmuck.
Salamität, f. I. (calamitas, urfpr. wohl Hagel—
ihlag, Mißernte ꝛc., von calämus, Fruchthalm,
Stengel; dann überh.) Schaden, Unfall, Not, Not-
: lage, Drangfal, Unglüdsfall, libelftand; kalami—
188, elend, armfelig, trübjelig; Kalamitöſen, pl.
Unglücliche, Verunglüdte.
Kalamiten, pl. ıl. (calamites) verjteinerte Schach—
telhalme, von ealämus, m. I. (vom gr. kälämos,
vgl. Kalam) Rohr, Schilf, Kalmus. |
Kaͤland, m. (vom I. calendae, der erite Tag des
Monats) im 13. Jahrh. eine fich am erſten Tage
jedes Monats verſammelnde Brüderichaft andäd)-
tiger Berfonen, deren Brüder Kalandsbrüder
auüch Kalandsherren hieken, fpäter mehr durd)
Schwelgen und Schmaufen, als durch Frömmig—
feit ausgezeichnet; daher: dev Kaland, landich. für
feitliher Schmaus, bei. bei den jährlichen Ver—
ſammlungen der Geijtlichen ; Falandieren, ſchmau—⸗
jen, jchwelgen.
Saldnder, ın. fr. (calandre, Role, Mangel, vom
l.-gr. eylindrus, Walze) eine Zeug- oder Glättrolfe
mit Pregwalzen; falandrieren, (fr. calandrer),
rollen, 2. mangeln, das Zeug zwifchen Wal-
en prejjen, un Glanz und Glätte zu erhalten;
#alandrinen, pl. Glättiteine zur Zeugrolle,
Kalembourg 408
salandra, f.it. der Kalaitder, die große italienische
Haubenlerche, ein ausgezeichneter Singvogel; nach
ihm Kalandroͤne, f.it. eine zweiflappigeSchafmei.
Kaldnfas, pl. fit. calancä, fr. calencar, calencas)
eine Art oftindischer gedrudter Baummollenzeuge.
Kälaraſch, m. türk, ein mumän. Eilbote.
talascione, m. it. (ſpr. Talafchäne) ein. in Unter-
italien -gebräuchliches Saiteninjtrument, ähnlich
einer Kleinen Laute mit langem Halſe.
kalaſchen (verderbt aus dem ruff. kolotftj, Schlagen),
prügeln; Kalaͤſche, f. eine Tracht Prügel.
Staldta, f. it. (eig. Abhang, Fall; vgl. Kalade und
falieren) ein Tanz mit raſchem Tempo.
Kalatrava-⸗Orden, ein im 9. Sahrhundert geitif-
teter ſpaniſcher Ritterorden.
Kalätſch, m., pl. Kalatſchi, ilav. (ruſſ. kalätsch od.
kolätsch; poln. kolacz; v. kölo, Kreis) ein Gebäd,
eine Art Semmelmittreisförmigem Henfelod.Griff.
Kalauer, m. verderbt aus Ralembourg (1. d.),angebi.
durch Berliner Witz in bezug auf die billigen Stie»
fel der Stadt Kalau gebildet. : 1ur
Kalceament, n. I. od. Kalceãt, n.,r. m. I. die Fuß⸗
- beileidung; Discalceat, m. Barſüßermönch.
Kalcio, n. it. (pr. kältſcho; eın Fußſtoß, dv. 1. calx,
Ferſe) ein in Stalien bei. Freudenfeſten übliches
Ballfpiel, wobei die. Spieler den Ball mit dem
Fuße fortfchlagen. |
taldarifches Erz, n. (nad) dem [. caldarium aes,
Erz, das ſich nur Durch Hige bearbeiten läßt) eine
von 2003 in Berlin erfundene goldähnliche Me»
tallmiſchung aus Kupfer, Zink X.; Kaldarium,
n. ein Badezimmer fir Warmbäder; aud) Warnı-
haus, Gewächs- oder Treibhaus.
Kalderdri od. Kalderdi, pl. it. eig. Kefjelichmiede,
NameeinerausdenKarbonari(f.d.)bervorgegans
genen geheimen politifchen Geſellſchaft in Italien,
Kalebaſſe, |. Ralabaffe. ‚ae
Sialecons, pl. fr. (pr. —höng; it. calzoni, Hoſen,
v. calza, Strumpf, v. l. calc&us,.Halbiticfel, und
dies von calx, Ferſe) Unterhojen.
Kale, türk. Feſtung, häufig im Anfang od. Ausgang
von Ortsnamen am Schwarz Meere.
Ktaledonien, n., l. Caledonia, f. Schottland; Ka—
ledonier, m. (l. Caledonius, pl. Caledonii, v. Felt.»
gäl. coilldaoine, d. i. Waldmänner) der Schotte;
aledoͤniſch chotuiſch
Kalefacientia, pl. l. (v. cale-facẽre, warm machen
Erwärmungsmittel; Kalefäktor, gew. Kalfäkter,
‚m. nl: ein Stubenheizer, Aufwärter, Schuldiener;
auch Schmeichler, Ohrenbläler; Kalefaftion, f. die
‚Heizung; kalefaktern, kalfaltern, gem. fich her»
umtreiben u. in fremde Angelegenheiten miſchen.
Ktaleidofföp, n. gr. (von kalös, ſchön, eidos, Bild,
und skopein, ſchauen) ein Schönbildjeher, Schön-
guder, Umbildner, Bilduer- oder Zauberrohr, ein
1817 von Bremiter in Edinburg erfundenes Seh-
rohr, welches einfach hineingelegte Gegenftände
dem Auge in vielfacher Zahl und regelmäßiger
Geſtalt, bei der geringiten Bewegung wechſelnd,
darjtellt; auch Veyriomorpho}fäp genannt;
phõniſches Kaleidoffop oder Kaleidophon, n.
der Tonjhiwingungsipiegel, ein von Wheatjtone
erfundenes Werkzeug, mittels deſſen die zur Er—
zeugung der Töne erforderlichen Schwingungen
dem Auge fihtbar gemacht werden.
Kalembourg oder Kalembour (Halambour), m.
u.n. fr. (jpr. Edlangbuhr; ftammt von dem deut»
ſchen um 1500 erſchienenen Schwankbuche Phil.
Frankfurter: „der Pfaffe von Kalenberg“), ein
Wortwitz, Witzwort, ein Kalauer; |. d.
26*
404 Salembredaine
Salembredaine, £. fr. * kalangbredähn'; viell.
vom arab. kalam-barad, kalte od. ſchwache Worte)
eine ausmweichende Antwort.
Kalende, f. Abgabe von Früchten an die Geiftlichen.
Kalenden, pl., calöndae, pl. I. der erſte Tag jedes
Monats; ad calendas Gtraecas, auf die grie-
chiſchen Kalenden, d. i. auf den Nimmermehrätag
verweiſen od. verfchieben (weil die Griechen Feine
calendas oder röm. Benennungen der eriten Mo-
natstage hatten); Kalendatikum, n. ml. am Neu⸗
jahrstage gegebene Gejchenfe an die Geiftlichkeit.
Kalender 1., m. I. (ml. calendarius, m., calen- |
darium, n., v. calendae, f.d.) der Zeitweifer, das
Jahrbuch, Tagverzeichnig; die em, eines
Sahres in Monate, Wochen, Tage, nebſt Angabe
der Feittage 2c.; vgl. Julianiſcher Kalender;
— Kalender maden, falendern = falan-
dieren, .d.; Kalenderbrüder = Kalands—
brüder, f. unt. Raland; Ralendermedaillen,
p!. Dentmünzen, die als Kalendergebraudht werden
fönnen (3. B. von 2003 in Berlin für das Jahr
1804); Ralendertaler,ein feltenerpäpftl.Studo,
1582 von Gregor XIH. auf die Verbefferung des
Kalenders gejhlagen; Kalendariogräph, m. ein
Kalenderſchreiber; Kalendariographie, f. I.-gr.
Kalenderbejchreibung, oder Anweifung Kalender
zu verfertigen. an
Stalender 2. od. Kalendri, pl. perſ. ein in Perſien
und der Türfei verbreiteter, vom heil. Kalenderi
geitifteter, durch Sittenftrenge ausgezeichneter Or-
den von Derwiſchen (f. d.).
Kalenfar od. Kalenkas, |. Kalanfas.
Salentilira, f. jpan. (eig. Hiße —= calor) die Fieber-
hige; calentura amarilla (jpr. — ilja), da3 gelbe
Fieber in tropiſchen Gegenden.
Staleiche, f. (fr. calöche, it. calesse, calesso, jpan.
calesa, urfpr. ein jlav. Wort, böhm. kolesa, Berfl.
koleska,poIn.kolasa, Berfl.kolaska, ruſſ. koliäs-
ka, jerb. kolitsa, Berfl.von kola, Wagen, eig. Blur.
von kolo, Rad, jlav. kölo, pl. kolesa, Rad, ruf].
kolesö, Rad, alfo eig. urjpr. Räderfuhrwerf) ein
Halbwagen, leichter offener Reifewagen.
Salewäla, n. (d. i. Land des Kalewa od. Finnland)
Rame de3 aus ungefähr 23 000 Berfen bejtehenden
finnifhen Nationalepos, welches Sahrhunderte
* durch mündliche Überlieferung in Karelien
aufbewahrt wurde.
Kalfäkter, ſ. Kalefaktor.
falfdtern, niederd. (holl. Kalefateren, kalfateren,
kalfaten, v. fr. calfater, it. calefatare, mittelgr.
kalaphateın,neugr kalaphatizein,v.arab.kalafa,
Ritzen mit Moos od. Balmfafern veritopfen, tür.
kalfat, Werg zum Beritopfen der Sciffgrigen)
Schiffe dicht und wafjerfeit machen, ausbeſſern, ver-
pichen, die Rigen und Löcher verftopfen und her-
nad) mit Pech und Teerüberziehen ‚Ralfaterung,
f. die Ausbefferung eines Schiffes; Kalfatage, f-,
r. n. fr. (fpr. —taͤhſch) das Ralfatern j. d.; aud)
da3 dazu dienende Werg; Kalfateur, m. fr. (ſpr.
—töhr) ein Schiffbeflerer.
Kaͤli, n.arab. (kali, v. kalaj, in ver Pfanne ſchmo—
ren oder baden; vgl. Altali) das Salzfraut, der
Salzſtrauch; das auüs der Ajche diefer und anderer
Pflanzen darjiellbareLaugenfalz, Gewächslaugen—
jalz, Pflanzen-Alfali, eineBerbindung vonfaliun
u. Saueritoff, aljo = Kaliumoryd; kali aceti-
cum, .n.ejfigiaures Kali;k.carbonicum,fohlen-.
fauresRali ; Kaltumchlorür oder Chlorkalium,
früher ſalzſaures Kali genannt, eine Verbindung
von Kalium mit Chlor; Halihydratod Kalium⸗
Rallaria
orhöhhdret, n. arab.-gr. die chemifche
Verbindung des Kali mit Waſſer; kaliniſch, Kali
enthaltend. ſich wie Kali zu Säuren verhaltend;
alv,ifrät, n. ein bei. zu unterfeeiicher Anmwen-
dung iı Paris verfertigter Sprengitoff; Kalinum,
n. nf. die 1807 von Davy entdedte metalliſche
—— des Kalis; Kaliumchanid, m. ſ. Cyan⸗
alium.
Kaliatur-Holz, ſ. Sandelholz.
Kaliber, moder m. (fr. calibre, it. calibro, altfr.
qualibre,enttv.v.(.qua libra, von welchem Bfunde,
bon welchem Gewicht? od. vom arab. kalib, Form
für gefhmolzenes Erz, Gußform) urjpr. das Ge-
wicht und aljo auch der Durchmefjer der Kugeln,
welche dann die innere Weite oder den Durchmeſſer
des Geſchützes beitimmten; die innere Weite eines
Geſchützes, Stüdöffnung, Durchmeſſer, Geſchütz—
weite, die Größe und Schwere einer Kanonenkugel;
auch die Mündungsweite od. der Durchmeſſer einer
Ader; überhaupt: Maß, Größenverhältnis, Um—
fang; uneig. die Beſchaffenheit, Güte, der Wert,
das Gelichter; kalibrieren (fr. calibrer), nach dem
gehörigen Map einrichten, das Kugelmaß oder die
eſchützweite mit dem Kaliberftabe juchen oder
beitimmen; falibrierte Röhren (bei. gläferne zu
phyſikal. Inſtrumenten), von erprobter, durch—
gehends gleicher Weite.
Kalibögus oder Kaliboͤkus, m. ein amerikaniſches
Getränk aus Rum und Sproſſenbier.
falid, I. (calidus, a, um) warm; Kalidität, k. nl.
die Wärme, Hitze; Kalidükt, m. Wärme- od. Hei-
zungsröhre bei der Yuftheizung.
Saligen (l. caliga, f., pl.caligae), altröm.Soldaten-
ftiefel, Halbitiefel; Kamaſchen, welche die Biichöfe
bei der Mefje tragen; caligae Hispanleae, ſpan.
Stiefel, Folterwerfzeug; dav. Caligula, Stiefelchen.
Kaligation, f. I. (v. I. caligo, f. Dunft, Finfternig)
die Berdunfelung; faliginds (I. caliginösus, a,
um), nebelig, dunfel.
Kalif, m. arab. (khalifah, von khalafa, nachfolgen)
der Nachfolger, Stellvertreter, näml. Mohammeds,
ein Titel des Herrjhhers bei den Mohammedanern,
aud) des Sultans; Kalifät, n. die Statthalter»
Ichaft; da3 Amt des Kalifen; das Reid) des mo—
hammedaniſchen Herrichers.
Käliko, m. engl. calico, fr. calicot, von Kalikut od.
Kalkutta genannt, woher er zuerfteingeführt wurde)
urjpr. Rattun; ein feines leinwandartiges Baum-
wollenzeug; auch eine Nachahmung desjelben in
gepreßtem Papier; Kaliko-Druck, der vereinzelte,
eh ausgeführte Farbendrud von Tüchern u.
toffen.
Salin, n. (fr. u. engl. calin) eine chineſiſche Metall-
mifchung, aus Blei, Zinn, Kupfer und Zinf, dient
in China und Sapan zur Bedachung der Häufer..
falieren, it. (caläre; vom gr. chalän, nadlafjen,
jenfen; vgl. Kalade) niederlafjen, ſenken; die Segel
jtreihen; Kfipr. das erforderlihe Gewicht nicht
haben; caländo, Tonf. abnehmend in Bewegung;
und Stärfe des Tons.
Kalix (I. calix, m., pl. calices), Becher, Kelch; fa=
licifloriſch, nl. feichblütig, mit einem Blumen-
felche verjehen; kalicifoͤrm, nl. kelchförmig; Ka—
firtiner, nl. Kelchfreunde, Kelchner, bei der Abend⸗
mahlsfeier (— Utraquiften, ſ. d.), eine Partei
der Huffiten im 15. Jahrhundert.
Kalkaͤnt, m. l. (cälcans, Gen. calcäntis, v. calcäre,
treten) ein Bälgetreter bei Orgeln; Kallatür, f.
(I. calcatüra) da3 Treten, Keltern.
Kaltaria, f. (v. I. calcarius, a, um, von calx, Kall)
pe “
lalkieren
Kalkerde, Kalk; Kalciden, pl. kalkartige Körper;
Saleit, m. der Kalkitein: Kalcium, n. nl. die me⸗
talliiche Grundlage der Kalterde; Kalciumoxyd,
n. die Verbindung des Kalciums mit Sauerjtoff,
d. i. Kalkerde; andere Verbindungen von Kaleium:
Fluorkalcium, Chlorkaleium, Schwefelkaleium zc.;
falzinieren, nl. verkalfen, zu Kalk brennen, d.h.
durch Ausglühen einem Körper alle feuchten und
—— Beſtandteile entziehen; brennen, röſten;
von Metallen auch ſ. v. w. oxydieren, d. h.
Sauerſtoff mit den Metallen verbinden; kalzinäbel,
verkalkbar; Kalzinabilität, f. die Verkalkbarkeit;
Kalzination, f. die Verkalkung, das Verkalken
durch Glühen; kalzinös, kalkig; Kalzinierofen,
Brennofen.
Taltieren, fr. (calquer, v. I. calx, Kalt; urjpr. auf
friihen Kalk abdruden) durchzeichnen, d. 1. eine
Zeihnung nad) ihren Umriffen durch ein mit DI
getränktes Papier nahzeichnen; Kalque, m. (pr.
falf‘) die ee Kalquier, m. (pr. — ieh)
eine Art oſtindiſchen Atlajjes.
Kaltograph, ſ. Chalkograph; Kalkothar, |
Koltothar. j
Kalkülns, m. I. (Verkl. von calx, Stein, Kalfitein)
l. der Stein; Blafen- od. Nierenftein; 2. wie Kal-
ful, m. fr. (fpr. faltül) die Rechnung, Berechnung
{von I. ealcülus, ein Steinhen zum Rechnen); in
calcülo, rechneriſch; error in calcülo, ein Red»
nung3fehler; pro calcülo, für die (Richtigkeit der)
Rechnung, nämlich bürgt N. N. (von dem Rech—
nungsprüfer untereine richtig befundene Rechnung
geießt); ealeulus Minervae, [. eig. Steinchen der
Minerva, d. i. Stimmengleichheit zugunften eines
Schuldigen (weil Orejtes im Areopagus, bei gleich-
geteilten Stimmen der Richter, durch einen von
Minervahinzugelegten weißen Stein freigejprocdhen
ward); falfulieren (I. calculäre, fr. calculer),
rechnen, berechnen, überrechnen, zufammenrechnen,
überfchlagen; auf Handel3vorteile jinnen; kalku—
fäbel, nl. berehenbar; Kalkulation, f. die Be—
rehnung, der Überſchlag; Kaltulätor, m. der
Rechner, Rechnungsführer; bei. Nachrechner, Redh-
nung3prüfer; Kalfulatür, f. die Rechenſtube, das
Nehnungsamt; Kaltılatur-Atteit,n.rechnerifche
Beiheinigung; Kalkulatur-Buch, das Berech—
nungsbuch; kaltulõs, 1.(calculösus,a, um) jteinig,
rieſig.
alla, f. (£. calla od. calsa) Drachenwurz, Schlangen-
fraut, eine Bierpflanze.
Kalle, f. jüd. (v. hebr. kalläh) eine Braut.
etik, f. gr. (v. källos, Schönheit) die Lehre
vom Gefühl des Schönen, Unterſuchung des Wohl-
gefallend am Schönen; Kalliblephäron, n. Heilk.
ein Berfhönerungsmittel für die Augenbrauen;
Kalligraͤph, m.ein Schönfchreiber; Kalligraphie,
f. die Cehänihreibefunft, Schönſchrift, das Schön-
ſchreiben; kalligraͤphiſch, ſchönſchriftlich, ſchön—
geſchrieben; Kallilogie, f. Schönrednerei, Bered-
amkeit; auc die Xehre vom Schönen; Kalltöpe,
f. eine der 9 Mufen (f. d.); Sternf. ein Witeroid,
1852 durch Hind entdedt; Kallioͤpſis, f.das Schön-
auge, eine Bierpflanze aus Nordamerifa; Kalli-
gäbe, f. die Kunſt ſchöne Kinder zu Ehe der
eſitz ſchöner Kinder; Kallipädopäte, f. die Kunit
ſchöne Kinder zu zeugen oder zu erziehen; Kalli—
95905, m. u. f. mit ſchönem Hintern verjehen, ein
Beiname der Benus; Kalliſtẽmon, m. der Schön-
faden, eine Bierpflanze aus Neuholland; Kalli—
ſtheuie, f. Schönkräftigfeit; Körperübung zur
Erhöhung der Kraft und Schönheit, beſ. für junge
Kalofagathie 405
Mädchen; Kallitechnit, f. Verſchönerungskunſt,
Kunſt Schöner Daritellung.
folttd, I. (callidus, a, um) ſchlau, verfchmigt; Kalli⸗
dität, f. I. (calliditas) die Schlauheit.
Kalliſte, f. gr. weibl. Name: die Schönfte.
Kallo, ſ. Xiphias.
Kullologie, f. gr. (von källos, Schönheit) die Lehre
od. Wiſſenſchaft vom Schönen; Kallopiſtrie, f. od.
r. Kallopismus, m. (gr. kallöpismös, von kallö-
izein, ſchmücken, pußen) die Verſchönerungs- od.
— die Kunſt, ſich geſchmackvoll zu kleiden.
Kallus, m. l. die Schwiele, der Knorpel; die Knochen—
geſchwulſt, Knochenmaſſe, welche gebrochene Kno—
chen wieder vereinigt; fallös (I. callösus, a, um),
ſchwielicht; Kalloſität, f. (I. callositas) Verhär⸗
tung der Haut.
Kallntannjänre, Scheidek. eine aus dem gemeinen
Heidefraut (calluna vulgaris) Dargefteltie Gerb-
jäure, aus welcher das Kalluxanthin, n. (vom gr.
xanthös, gelb) ein rotgelber Farbitoff, gewonnen
Kalmant, |. Kalamank. [mwird.
Kalmar, m. fr. (d. i. eig. Schreibzeug, Federbüchfe,
it. calamajo, l. theca calamaria) eine Gattung der
Zintenfilche,l.Loligo, £.,bej. wegen des ſchwarzen
tintenähnlichen Saftes in einer Blafe des Unter-
leibe& merkwürdig. Der gemeine Tintenwurm,
Kuttelfiich, hat unter dem Rücken eine weiße harte
Schale (Sepie oder 08 sepiae), das jogenannte
weiße Fiſchbein, welches von Goldſchmieden ge-
pulvert jtatt des Formſandes gebraucht wird.
tale, f. fr. (v. calme, it. u. fpan. calma, Meeres-
ſtille) die Windſtille, Stille;falmieren (v. fr.calmer),
bejänftigen, beruhigen, ftillen; falmdnt, bejänfti-
gend, lindernd; calmäto, it. Tont. fanft, ruhig.
Kalmäuſer, m. (wahrſch. aus Kamaldulenſer
verderbt, j.d.; nad) H. Schröder jedoch ſoll das
Verbum falmüfern od. Elamüfern Streckform
zu niederd. klüsern, grübeln, jein) windftill, u. dem
vlt.mufen f. heimlich tun, nachdenten, od. mau»
jen, langjam u. leife gehen) ein einſamer Grübler,
Kopfhänger, gelehrter Stubenhuder; oberd. auch
ein Geizhals ;falmanfern, einfam grübeln, Grillen
fangen; fnaujern.
Kalmint, m. (vgl. Kalamanf) ruffiiher Zwillich.
Ktalmück, n. (fr. calmouc) Haar- oder Rauhtuch,
langhaariges Tud) (fo genannt, weil die Kalmüden
ähnliche grobe Mäntel tragen).
Kalmüden, pl. (in ihrer eigenen Sprade: Khali—
mif, d. i. Abtrünnige, welcher Name ihnen von
Dee tatarischen Nachbarn beigelegt fein fol, auch
(ot, Eluths oder Eleuten genannt) ein zum
mongolischen Stamme gehörendes Volk im innern
Alten, welches, in mehrere Horden geteilt, ein wan—⸗
derndes Hirtenleben führt.
Kaͤlmus, m. (vom gr. kälämos, I. calämus, Rohr,
Scilf) gewürzhaftes Schilfrohr (calämus aroma-
ticus L.), und bei. die als Gewürz und Heilmittel
gebrauchte Wurzel.
Sale, m. it. (von calare, ſ. kalieren) Abgang, be-
ſonders vom Roheijen; calo di peso, Mangel am
Gewicht; e. di prezzo, Fallen im reife.
Kalobidtik, f. gr. (von kalös, ſchön, u. biün, leben)
die Wohllebefunft, Kunſt ein angenehmes od. an-
jtändiges und fittlich gutes Leben zu führen; auch
die Kunst, das Leben jo aufzufaſſen, daß man es
als ein Glüd betrachten kann.
Kalogeri, pl. neugr. (eig. gute alte Männer) grie-
chiſche Mönde; Halogerä, pl. griehiihe Nonnen.
Kalofagathie, f. gr. (von kalös kai agathös, d. 1.
ſchon u. gut) fittliche Schönheit, Seelengüte; Redjt-
06 Kalomel
ſchaffenheitz Kalokanatophilus. m. ein Freund
von Ehrenmännern. |
Ralömel;n. (uripr..v. gr. kalos, ſchön, und melas,
ſchwarz; dann in meli, mel, Honig, übergedeutet)
das verfügte Duedfilber, eine Verbindung desfelben
mit Chlor, daher audi: Queckſilberchloxür, n. ein
fehr fräftiges Arzneimittel (früher, nach dem Wort-
jinn.entfprechender: aethiops mercurialis, Qued-
filbermohr). |
Ralometrie, f. gr. Schönheitsmaß; Schönheitäntej-
- fung; die Xehre von den Graden der Schönheit in
den Künſten ꝛc. Fi ira NR
Raloıiere, f. fr. (verderbt au canonniere) eine
Knallbüchſe für Kinder.. | »
— — n. nl. (v. gr. kalös, ſchön, und phyl-
lon, Blatt) das Schönblatt, Name verſchiedener
indiſcher Bäume. —
Kalopodien, pl. gr. (v. kälon, trocknes Holz, und
püs, Fuß) Holzſchuhe.
slorät, I. (caloratus, a, um, von lat. calor, m. die
Waͤrme) — erwärmt; Kalorifere, m. fr. (ſpr.
—fähr) d.i. Würmeträger, ein Quftheizungsofen;
- Kalorififation, f. nl. Wärmeerzeugung; Kalori⸗
meter, n. l.zgr. ein Wärmenteffer, um durch Ei3-
ſchmelzung oder Wafjerermärmung die Wärme-
!apazität oder die Verbrennungswärme der Stoffe
zu bejtimmen; Kalorimetrie, f. Wärmemeſſung;
Kalsrimöter, m. nl. ein Wärmetreiber, galva-
niſches Feuerzeug; alorte, f. nl. die Wärmeein-
beit, d. h. die Wärmemenge, durch welche 1Pfund
(nad) andern ein Kilogranım) Wafler um 1°C. er-
wärmt wird; kalöriſche Mafchine, Heikluftma-
Ihine, ein von dem Schiveden Eriffon in Newyork
erfundenes Triebiverf, in welchem jtatt des Damp-
fes die erhigte Luft einen Kolben bewegt, 1852 zu-
erit auf dem Schiffe Erikſon angewendet; daher
faloriihes Schiff. J
Kaloſpinthechromokrene, r. Kaloſpintherochro⸗
matofrene,f. (v.gr. kalös, ſchön, spinther, Funke,
ehröma, Farbe, krene, Duelle) ein Funfelfarben-
iprühbrunnen, eine durch verfchiedenfarbige Be-
— wie ſprühende Funken glänzende Spring—
quelle.
Salotaszeg-Varrottas, pl. Bauernſtickereien aus
Kalotaszeg, ein neuer Zweig ſiebenbürgiſchen Ge—
—— Stickereien auf ſtarkem, krauſem, frepp-
artigem Leinen, zu Gardinen, Möbelſtoff ꝛc.
Faloͤtte, £. fr. (wohl vom arab. Kaluta) insbeſ. die
rote Kappe der Morgenländer; dann überhaupt ein
Scheitelfäppchen, 3. B. das der fatholifchen Geijt-
lichen; Kıfpr. ein Huteifen, Hutfreuz; auch die |
ölbungan |
der Dede eines Zimmers 2c.; Scheidef. die Haube |
Springfapfel in Uhren; Bauf. runde
bei Deftilliergefäßen; auch Kugelabfchnitt, Kugel-
baube; Kalottiſten, pl. eine Gefellihaft in Frank⸗
reich zu Anfang des 18. Zahrh., welche ſich mit
abenteuerlichen Lächerlichkeiten ergößte. |
Zalotijp, n. gr. (v. kalös, ſchön, u. typos, Ein- od.
Abdrud), das Erzeugnis der Kalotypie, f. d. h.
des durch Talbot erfundenen Verfahrens zur Dar-
stellung von Lichtbildern auf (hemifch zubereitetem,
falotypem) Bapier,— Talbotypie und Pho—
tographie, f.d.
Ralpa, m. ind. ein Tag und eine Nacht Brahmaz,
d. i. ein Zeitraum von 4320 Millionen Bahren, der
mit der Vernichtung der ganzen Schöpfung en-
digen ſoll.
Ralpal, m. türf. (kalpäk, ungar. kalpag) eine tür-
Kiche od. ungarifge Pelzmütze, beſ. der Hufaren;
Kamarilla
Kalpack, m. ruſſ. die Zipfelmüge, Nadıtmübe,
:Schlafmüße, Kappe. NR Sa. ,Sal
Kdlpe, £. gr., diejenige Säule des Herkules (f. unt-
Herkules), die an der europäiſchen Küfte ftand.
Kalümet, m. fr. (ſpr. kalümeh; vom Iat. calämus,
Rohr) die Friedenspfeife, eine große zierliche Ta-
bafSpfeife, welche die amerikanischen Wilden beim
Schließen eines Friedendvertrages den Europäern
; zun Rauchen darbieten. - a
Kalumnfe, f. l. (calumnia) oder Kalumniation,
f. nl. Berfeumdung; kalumniieren ([. calum-
niari), verleumden; Kalumniuͤnt, m. ein Ver-
leumder; falummids, verleumderiſch.
Kalvarien-Verg, ın. (v. lat. calvarta, Hirnſchädel)
eig. = Öolgatha, Schädelberg, Schädelſtätte, der
Richtplatz außer Serufalem (jeht innerhalb der
Mauern, wo die vornehmſte Kirche in Baläftina
ſteht). In katholischen Ländern der re ein
oft künſtlicher Hügel mit dem ‚Kreuz, nach) welchem
man in der Faftenzeit wallfahrtet.
Kalville, m. u. f. fr. (Ipr. kalwihl, nicht Falmilj’, von
(.calvus,fahl) eine Art gerippter,fehr glatter Äpfel,
der Kantapfel, Erdbeerapfel, auch Grafenjteiner.
Ralpinismus,m.derevangelifch-reformierte®laube
nad) den Grundſätzen Kalvins (Soh. Cauvin, geb.
zu Noyon 1509, geft. zu Genf 1564), die von den
lutherifchen in der Xehre vom Abendmahl und vor
der Vorherbeſtimmung zur Seligkeit abweichen;
— Kalvin betreffend, deſſen Lehre zugetan
oder entſprechend; Kalviniſt, m. ein Anhänger der
kalviniſchen Lehre. ——
Kalvitium, nm. u. Kalvities, f. I. od. Kalvität, f.
n!. (v. I. calvus, a, um, fahl) die Kahlheit, Kahl-
föpfigfeit, Glatze.
Kalypfo, £. gr. Zabell. eine Nymphe auf der Inſel
Dayaia, wo jie den dajelbit Schiffbruch. leivenden
Odyſſeus aufnahm und ihn. 7: Sahre pflegte;
Sternt. eın Afteroid, 1858 durch Luther entdeckt.
Kalypter, ın. gr. (v. kalyptein, verhüllen) Heiik. ein
Dedel, eine Hülle, eig. der VBerhüller; Kalypte⸗
ion, n. ein Bedeckungs⸗ oder Verhüllungsmittel,
Dede, Deckel; Kalhptriten, pl. eine Art veritei-
nerter Schneden. ; —
Kdlyr, m., r. £. gr. Kelch, Blumenkelch.
falzitrieren, I. (calciträre, von calx, Yerje) Hinten
anal gen: fi) ſträuben; Kalzitration, f. ul
das Widerftreben; falzitrant, widerjpenjtig.
Ktamako, m. ein Längenmaß auf den ioniichen In—
ſeln, ungefähr 5 m. Si a
Kamaien, |. KRamayen —
Kamail, m. fr. (ſpr. —mäj; d. it. camaglio, prov.
capmail, urſpr. eine Kopfrüſtung, v. roman. cap,
Kopf, u. maglia, Maſche, Panzerhemd) ein Biſchofs⸗
mäntelchen, kurzer Frauenmantel; die Helmdecke
auf Wappen. Asch:
Kamaldulenfer, m. Einfiedler und Mönde eines
vom heil. Romuald 967 im Tale Kamaldoli in
den Apenninen gejtifteten Ordens von jehr jtren-
ger Regel. . Beh ea
Kamarnderie, f. fr. (v. camarade, Kamerad, ſ. d.)
Kameradicaft, Genoffenfchaft, vgl. Kliqiie.
Kamarero, m. ſpan. (ital. Kameriere) Kamner-
diener, Kammerherr; Kamarera, f.(tt.Rameriera)
Kammerfrau; Ehrendame der Königin.
Kamarguepferd, m. (ſprich: famarg’—) eine kleine
halbwilde Pferdegattung von grauer Farhe, auf
der Ahoneinjel Kamargue. — —
Kamarilla, k. ſpan. (jpr.rilja; Verkl. von cAmara,
— [.camera) eig. das Kämmerden; Geheimherr⸗
ichaft, Geheimgemwalt am Hofe in Spanien; überh.
Kamaroma
vbeſ. fofern er der geſetzlichen Gewalt entgegenwirkt.
Kamardıma, n. gr. (von kamarün, wölben) ein ge-
mwölbter Schädelbrudh, Gewölbbrud; Kamaröſis.
-f. Bildung eines folhen Bruchs; auch diejer jelbit.
Kamäſchen, ſ. Gamaſchen.
Kamauro, m. ital. (ml. camaurum) die rotſamtne
Mütze des Bapites.
Kamaypeu oder Kantaien, m. (fpr. kamajöh; altfr.
camaheu, ml.camahotus—= camaeus altus; hotus
— fr. haut, hod)) f. v. w. Kameeée (f.d.); auch ein
einfarbiges Gemälde, Grau in Grau, ein Stein-
gemälde.
Kaäambio, m. it. (ml. cambium, v. l. cambire, cam-
biäre, wechjeln, taufchen; daher fr. changer) der
Wechſel, Wechjelbrief, eine in Wechjelform ausge-
itellte Schuldverfchreibung od. Ichriftliche Verſiche—
rung einer fchuldigen Geldfumme; cambio com-
müne,eingemeinerinländiicher Wechſel; e. conto,
Wechſel-Rechnung; e., di polizza, Wechſel-Kurs—
Zettel; Wechjelbrief; e.di ricorso, ein Umlaufs—
wechjel; e. di ritörno, Rückwechſel; e.maritimo,
Seewechſel; der Bodmereivertrag; c. reäle oder
mercantile, ein ausländiicher Wechiel; €. secco,
trodener, eigener Wechſel; Kambiälrecht, das
Wechſelrecht; tambiieren, Wechjelgejnäftetreiben;
Kambiatürag, kieig. Wechfelrechnung; Abänderung;
Fuhr- od. Poſtwechſel, italieniſche Fahrpoſt; Kam—
bift, m. ein Wechſelhändler.
Kauibrai, m. fr. (ſpr. ãbräh; von der Stadt Kam-
brat an der Schelde, holl. Kamerijk, wo es ver-
- fertigt wurde) od. Kambrick, engl. pl. Kambricks,
Kammertuch, eine Art jehr feiner Leinwand.
Kambüſe, f. frz. (cambuse, Bude, Stneipe,aus mittel-
niederd. kabüse, Verichlag, engl. caboose), Schiffs⸗
Kamdade, f. fr. der Bergpfeffer. [Eüche.
Kamee, f. jr., cam6o oder camme&o, m, it. (mlat.
- eämaeus, cammaeus, d. gleich]. I. cama, camma,
‘für gemma, Edelſtein, altfr. gemme u. gäme) ein
erhaben gejchnittener Stein (gemma exsculpta),
entg. dem vertieften (ſ. Intaglio); inSbej. ein ge-
ſchnittener Edelitein, wo die hervortretende Figur
» eine andere Farbe hat als der Grund.
Kamel,n. (gr. kamelos); befanntes Lafttier in Aſien
u. Afrika; auch ein Schiffsheber, ein großes flaches
Fahrzeug zum Heben der Schiffe über Untiefen u.
jeichte Stellen; der Kamelhals oder die Kamel—
aorehiene, ein Inſekt mit vier durchſichtigen neß- |
der geheime (Kabinett3-) Nat eines Monarchen,
örmigen Zlügeln; der Kamelyarder od. Kunte-
lopard (gr. kamelopardälis), die Giraffe; die ia=
mel=, Kümel= od. Kämmelziege, das Kämmels |
tier, die angorifche Siege (von Angoͤra od. Anz |
guri, Stadt und Bezirk in Kleinafien), hat langes |
feidenartiges Haar (Ungorahaar) und gibt das |
beite jogen. Kamelgarn; Kamelst, m. (fr. came- |
lot), pl.Xamelot3, Kamelott, Kämelzeug v. jenen
Haaren, wollener Kleiderjtoff; marktjchreierischer
Spielmarenhändfer, Zeitungsjunge ufw. in Paris.
Kamelia, f. eine in Sapan, China und Indien ein-
heimijche jchöne — ung: die ſineſiſche
oder japaniiche Roſe, nad) G. 3. Camellus oder
Kamel, Apotheker der mährifchen Brüder auf
Manila, benannt, der fie 1731 in Europa ein-
führte; Kameliendame, f. nad) dem Stid des
jüngern Dumas la dame aux camelias, eine
Kamelot, j. unter Kamel. Kurtiſane (f. d.).
Ramelotiers, pl. (ſpr. —tjeh) Schleihhändler im
Kamenen, ſ. Kamönen. (füdl. Frankreich
Kamera, f. lat. (vgl. Camera), ein Apparat zum
Photegrapbieren. |
Kampagne 407.
Stamerdd,m., pl. Kamerdden (fr. camerade, ital.
camerata, eig. u. Be Stubengenoſſenſchaft, vom
[. camera, camära, Kammer) ein Stubengenof od.
-gejell; iiberh. Mitgenoß, Gejpiele, Schulfreund;
Spießgeſell, Dienft- od. Waffenbruder; Zeltburſche;
die Kameradſchaft (fr. Camaraderie, f.), Ge-
noſſenſchaft 2c.
Stomeralia, Rameraliit 2c., |. camera.
famerteven, |. (cameräre, v.. camera, ].d.) wölben,
tameration, £.(l.cameratio) Bölbung, Gewölbe.
Kamerlengo, |. unter camera. | lholz.
Kamholz, n. (engl. camwood) das afrikaniſche Rot»
Kamichh vder Dam, m. (in der Sprache von
Guyana: camichi, in Cayenne camucle, in Bra-
jilienanhima, inhüma, inhauma)der&umpfreiher
eine Art Sumpfvögel in Südamterifa. |
Kamille, £. (aus dem gr. chamaimelon, d.i. Erd-
apfel; wegen des apfelähnlichen Geruchs der Blüte;
in der Bot. Matricaria chamomilla) das Mutter»
traut, zu den Kompofiten gehörig, mit eilfräftigen
Blüten, gemeine oder echte K,; römische Ka-
mille ſ. unter Anthemis.
Kamin, m. (gr. ka-minos, [. caminus; v.gr.kaiein,
brennen) der Schornftein, Raudjfang, Schlot; im
Zimmer der Stubenderd, die Herren-Ejje.
Kamiſia, f. ml. (van. camisa, it. camicia, fr. che-
mise; vom arab. kamis, Untergewand) ein Hemd,
insbeſ. (camisia alba) weißes Hemd, Chorhemp, |.
v. w. Alba; Kamiſaͤde, £. fr. ein nächtlicyer Über—
fall in Uberhemden, damit die Teilnehmer einander
im Dunkeln kenntlich bleiben; Kamiſärden, pl.
die reformierten Bewohner der Cevennen während
des Aufſtandes 1702—1706, weil fie meiſt Über-
hembden 'camisas) trugen.
Kamifdl, 2. (v. fr. la camisole, it. camiciuöla, von
camicia; ml. camisiale; vgl. Kamiſia) ein Furzes
Unterkleid zur Bedeckung des Oberleibes, Brujt-
laß, Weſtchen.
Kamiß, n. arab. (vgl. Kamijia) baummollenes
Unterfleid, Nachtfleid; ein Hemd, womit die Tür-
fen die Zeichen nach) der Abwaſchung bededen.
Sammarolith, m., pl. Kammarolithen, gr. (von
kAmmäros, eine Krebsart) Krebsſteine; Ramma—
rologie, f. die Krebsfunde. [riu®.
Kammer, j. Camera; Kämmerer, ſ. Camera-
Kammertud,u.(v.toile deCambraiod.cambresine,
eugl. cambrie) jehr feine Leinwand, nad) der Stadt
Kammeric vd. Kambray (f d.) in den Nieder-
landen genannt, wo fie zuerjt verfertigt wurde.
famminteren (tt. camminare, gehen, reijen, v.camı-
mino = fr. chemin, der Weg), bein Fechten durch
Rückwärtsſchreiten vem Gegner eine Blöße zu ent-
loden juchen.
Kamönen, pl. {. (Camoenae od. CamEnae für Car-
menae, die Singenden; vgl. Karmen) altlat. Name
der Mufen.
Stamurra, f. it. (von camorro, Bauer, alfo eig.
Bauernjhaft) ein verbrecheriicher Geheimbund in
Neapel; Kamorrift, m. ein Mitglied diefer Bande,
neapolitaniſcher Brandichager.
Kampagne, f. fr.(ipr. fangpanj’, gem. fampänje; it.
campagna, von |. campan£us, zum Feld, campus,
gehörig) ein Landgut, Landſitz; ein Feldzug, Heer—
zug; Hüttenw. die Hüttenreife, die Dauer des Be-
triebes eines Schmelzofens vom Anblafen bis zum
Ausblaſen desjelben; die Betriebsdauer des Sie—
dens in einerZuderfabrifzc.; CampagnadiBoma,
die Umgegend von Rom, das alte Latium; à la
eampagne, od. it. alla ee ländlich, nad)
einfacher Zandfitte; auch fagermäßig; Kampag⸗
408 Kampane
nard, m.(fpr. fangpanjdr), ein Landmann; Kanı-
pän, n. daS obere Hinterteil eines Schiffes über
der Kajüte; Kampan-Flagge. f. die über dem
Hinterteil de3 Schiffes aufgezogene Flagge; Kam—
pagne-Reiteret, Fühnes, flottes Reitenim Terrain
(im Gegenjat * Schulreiterei).
Kamıpäne, f. ml. u. it. (campäna; fo genannt, weil
jte in der Provinz Campania in Mittel-Ftalien
erfunden oder doch zuerit zum Firchlichen Gebrauch
eingeführt fein joll) die Glocke, Kicchenglode; auch
die Glocke der Luftpumpe; ferner glodenfürmige
Troddeln oder Floden von Seide oder geſponne—
nem Golde zum Aufpuß eines Feſtſaales 2c.; Rafe-
matte zur niederen Grabenbeitreihung, für Ge-
wehrfeuer; Kampanetta, f. it. Tonk. das Glocken—
jpiel; Kampanologie, f. L.-gr. die Glockenkunde,
Glockenlehre, Glockengußlehre; Kampanile, m. it.
Glockenturm (z.B. in Benedig); Kampanũla, f.
ein Glöckchen; die Glodenblume; Kampanunlaria,
f. eine Gattung glodenförmiger Korallen, ſ. v. w.
Blajenforalline.
Kamparins, j. unter Kampus.
Kampeadör,m.jpan.(voncampeär, zu Felde ziehen)
ein großer Kämpfer, Held, ein Beiname des be—
rühmten Cid (ſ. d.).
Kampelogie, f. gr. (v. kampẽ, die Biegung, Krüm—
mung) die Beugungs- oder Krümmungslehre;
Kanıpemeter, m. gr. der Krümmungsmeſſer.
Kampefchcholz oder Campechenholz. n. (von der
Bai und Stadt Campeche in Mexiko) Blutholz
Blauholz, Brafilienholz, ein rotes, zum Färben
gebrauchtes Holz aus Siidamerifa (haematoxy-
lum campechiänum).
Kampfer, m. (nl. camphöra, fr. camphre, von
arab.-perj. käfür; fansfr. karpüra; vgl. hebr.
kopher, Harz) ein weißer, brennbarer, flüchtiger
Harzitoff von ſcharfem Geruch und Geihmad, von
den Kampferba um in Indien und Sapan (lau-
rus camphöra L.); auch in anderen Pflanzen
(dem Thymian) und verich. flüchtigen Olen ent-
halten; Kamıpfer = Spiritus, m. tmeingeiftige
Kampfer-Auflöſung; Kamphin, n. oder Game
phine, f. ein durch Sod aus dem Kampher erhal-
tenes Berjegungsproduft; in Nordamerifa auch
eine Miſchung von Terpentin und Spiritus, die in
den Lampen gebrannt wird.
Kamphon, m. eine Gattung feinen chineſiſchen Tees.
Kambio, m. ein Kämpfer zu Fuß bei den mittel-
alterlichen Gotteögerichten.
Kampong, m. malay. ein Dorf aus Bambustohr-
bäujern.
Stampus, m. 1. das Feld; Kampus Martins, das
Mars-zeld, ein dem röm. Kriegsgotte Mars ge-
meihter Waffen-Übungsplaß bei Kom; Märzfeld,
ein bei den alten Franken zur Kriegsmufterung im
Monat März beitimmter Bla; Campidoctöres,
pl. I. beim alten römijchen Deere die Fechtmeiſter;
Kampo, m. it. ein Feldmaß im nördlichen Stalien,
ungef.— 292 T Ruten oder 41,4 a; auch eine Art
ſpaniſcher Wolle aus Sevilla; eampo santo, it
eig. das heilige Feld; der Gottesader, —
platz; Kamp volant.n. fr. (ſpr. kangwoläng) ein
fliegendes Lager od. Heer, Flugheer, eine Kriegs—
ſchar, die den Feind bald hier, bald dort anfallen
muß; Kamparius, m. mi. ein Feldhüter, Feld—
ſchütz; fampieren (fr. camper), gelagert fein, im
Lager jtehen, zu Felde liegen, Tag und Nacht unter
freiem Himmel (ohne Zelte und Hütten) zubringen;
wohnen; Kampterpfahl, ein Standpfahl; Kam
pement, n. (fpr. —mäng) ein Feldlager, Übung3-
Kanarienſamen
lager; auch das Lagern der Truppen unter freiem
Himmel ohneObdach; kampeftriſch.l.(campéster)
zum Felde gehörig, eben, flach; auf dem Felde
wachſend.
ſtamphlograͤmmik, f. (gr. von kampylös, &, on.
frumm) die Lehre von den frummen Linien und
frummlinigen Größen.
Kamin, = Chamjin, f. Samum.
Kamuneng, auch Ambotnaholz genannt, ein Hol;
von der Sniel Amboina (Molukfen) das zu
Drechilerarbeiten dient.
Kamwood, n.engl. (pr. kämmwudd; wahrſch. abgef.
von Campeachy-wood, Kampecheholz) rotesFarb-
Fo von einem Baume an der Küfte von Sierra
eone.
Kan, n. die Kanne, hol. Bezeichnung für das gefek-
lich eingeführte Liter als Flüſſigkeitsmaß (j. auch
Kop) = 10 Maatjes od. Nähen (Deziliter) =
100 Bingerhöden (Zentiliter); in den niederl.-
oftind. Kolonien ift daS Kan = 1,49 neue Kannen
oder Liter.
Kandda, f. ein früheres portugiefiiches Flüſſigkeits—
maß für Wein und DI, ungefähr Lal.
Kanadaͤris, pl. vot und ſchwarz geitreifte oſtindiſche
Zeuge aus Baumwolle und Seide.
Kanadol, n. ein Hauptbejtandteil des kanadiſchen
Erdöls, der fich jehr leicht verflüchtigt.
Kanaille, f. fr. (pr. fandllje; d.t. eig. Hundevolk,
Hundepad, it. canaglia, vom [. canis, Yund) Ge—
jindel, Straßenpöbel, Janhagel; im einzelnen: ein
Lump, Schurfe; en canaille (jpr.ang fandlij) Be= -
handeln: twegwerfend, verächtlich behandeln; ſich
enfanaifiieren (fr. s’encanailler), ſich mit verädht-
lichen Menſchen gemein machen; Kanaillerien, pl.
ichlechte niederträchtige Streiche; kanaillös, nie-
derträchtig, nichtswürdig.
Kaͤnakas, pl. Eingeborene der Sandwichsinſeln.
Kanäãl, m., pl. Kanäle ([. canälis, v. canna, Rohr),
die Röhre, Rinne, Wafjerröhre; ein Wafjergraben,
Runitgraben, künſtlicher Fluß; nach engl. Sprach—
gebrauch auch die Meerenge zwijchen England ı.
Sranfreich (Pas de Calais); uneig. Mitte u. Weg
zur Erreihung einer Abfiht; aud) Säulenrinne;
die Rinne einerSchußwunde; canalicũli, pl. Keine
Gänge, Ninnen; tanalikultert (L. canaliculatus),
rinnenähnlich, rinnenförmig ausgehöhlt; fanali=
fieren, barb.-!. (einen Fluß) zum Kanal umwan—
dein, d. h. feinen Lauf regeln, ſein Bett berichtigen;
(ein Zand) mit Kanälen verjehen; Kanaltfatton,
f. nl. die Heritellung von Kanälen; Kanaliten, pl.
nl. = Tubuliten, ]. d. dr
Kanam, n. ein Hohlmaß in Oftindien, ungef. 721.
Kanang (Khanan, Tanan), der geſetzmäßig felt-
gejtellte Inhalt der Kokosnuß, die Grundlage des
Setreidemaßes in Siam, S reihlid Yal.
Kanapee, n. fr. (von ml. canopeum, Betthimmel,
und dies v. gr. konopeion, ein Bett,mit Vorhän-
gen zum Abhalten der Mücken, vonkonops, Mücke)
ein Ruhebett mit Lehnpolſtern, Sigbrett; Kochk.
Blätterfuchen.
Kanard, m. nl. (jpr. — ähr) die Ente.
Kanarienbaum, m. (nl. canarium) ein Baum, auf
den molukt Inſeln, aus deſſen nußähnlichen Früch—
ten man ein ſehr wohlſchmeckendes Mandelbrot
bereitet, Bangea genannt.
Kanarienjamen, m. auch Lenz oder Glanz ge-
nannt, fommt von dem Kanarienglanzgras,
welches mwahrjcheinfich mit den Kanarienvögeln
nad) Europa gebradt ift; Kanarienſelt, m. ein
füßer Wein von den Kanarieninjeln; Kana—
Kanaris
vienbogel, (it. canarino,ipan.canario, fr. canari)
ein befannter, Feiner gelber Singvogel, der auf
den Kanariſchen Inſeln einheimiſch ift.
Kangris, pl. ſeidene Taſchentücher aus Oſtindien
(gelb mit weißen Punkten).
Kanaß, m. ungar. (ſpr. kännahs) ein Schweinehirt.
Kanaͤſſe, k. fr. Tee-, Zucker- oder Tabakskiſte.
— oder Knaͤfter, m. Korbtabak, die beſte
Art des Rauchtabaks (von dem ſpan. canastro, fr.
canastre, canässe, ein Korb, worin er verſchickt
wird, d. [. canistrum, u. dies v. canna, Scilfrohr,
woraus die Körbe geflochten find); auch ein jad-
ähnliches Gefäh aus Tierhäuten zum Warenver-
paden in Indien.
Kanañs (pr. fana-uhf) ein perfifches GSeidenzeug.
Kaneiön, f. (pr. — Biöhn) ſpan. (1. cantio, fr.
chanson) ein Gejang, Lied; in3bef. eine eigentimt-
liche Inrifche Reimversform, meijt aus 12 trochäi-
ſchen Verſen beitehend; Kancionéro, m. jpan. u.
Kancionéiro, m. port. ein Kiederbuch, eineLieder-
jammlung, bej. des 16. Jahrhunderts.
Sandare, f. (ungar.) die Gebißjtange an den Zügeln
des Pferdegeſchirres.
Kandarin, ein japanifches und hinefisches Gewicht
== 0,376 gr.
— m. l. (candeläbrum, n. von candela,
Kerze) ein großer Leuchter, Urmleuchter, Laternen—
jtänder; Kandelaris, m. der Kerzenträger; Kan—
dẽl⸗Meſſe, k. Lichtmeſſe.
Kandeur, f. fr. (ſpr. kangdöhr; I. candor, Weiße,
Reinheit) die Offenherzigfeit, Redlichkeit; fandide
(ipr.fangdihd’; v.(.candidus, glänzend weiß, fleden-
(03), aufrichtig, redlich; Kandidãt, m.(l.candida-
tus, weiß gekleidet, weil die, welche ſich im alten
Rom um ein Amt bewarben, weiß gekleidet gingen)
ein Amtsbewerber, Anwärter, Wahlbewerber;
Gramen-Sandidat, der Prüfling, der zur Prü—
fung Zugelafjene; candidatusprobandus,Probe-
lehrer; Caudidatus r.m., ſ. unt. Minifterium;
Kandidatur, f. nl. die Bewerbung, Anmwart-
ſchaft; kandidieren, fi) bewerben, al3 Bewerber
auftreten,
Tandieren, fr. (candir) überzudern; auch Zuder in
Kriſtallen anſchießen laſſen; Kandierung oder
Kaudiſation, f. Überzuderung; —
des Zuckers; Kandis- oder Randelinder, au
Zuckerkand, m. (fr. candi, sucre candi, v. arab.-
perf. gand, ſanskr. khanda, Stüd, Stüdenzuder,
förniger Zucker. von khand, brechen) gereinigter,
friftallifierter Zuder; Kanditor ſ. Konditor.
Sandlöt, m. ein Bewohner der Inſel Randia od.
Kreta; ein Tanz der Neugriechen.
Kandle-, Kännel- oder Kannelkohle, f. (v. engl.
candle = [. candela, Licht, Kerze) eine Art Stein-
kohle in England und Schottland.
Saudeorin, m., ſ. Kondorin.
Kandſchar |. Khandidar.
Handy oder Candy, f. ein oftind. Gewicht, etiva —
250 bis 360 kg.
Sanecon vd. Kanczon, m. fr. (pr. —ßüh; wahrſch.
entjt. aus jüdfr. camisou, ein Feines Hemde; vgl.
Kamifia und Kamifof), ein weitenartiges Halstuch
der Frauen.
Kauẽẽl, Kannel m.(fr. canelle od. cannelle, nl.ca-
nella; vom I. canna, Rohr) — — Zimt;
Kannelas, m. fr. mit Zucker überzogener Bimt;
fanelieren, ſ. fannelieren.
Kanephöre, f., pl. Kanephoͤren, gr. (kansphöros,
v. kane, käneon, Korb, u. pherein, tragen) Korb-
trägerinnen, d. i. Jungfrauen, welche bei verjchie-
Kannibale 409
denen Götterfeſten in Athen die Heiligtümer der
Gottheit in geflochtenen Körbchen auf dem Haupte
trugen; daher ähnliche von Künſtlern gebildete
weibliche Geſtalten als Bauzierate: Körbchenhalter,
Zieratshalter.
Kanepin, m. fr. (ſpr. kan'päng; it. canapino, ein
hänfenes Tuch, cänapa, I. cannäbis, Hanf) Hüh-
— weißgegerbtes dünnes Schaf- od. Ziegen—
eder.
kaneszieren. I. (canescére) ergrauen (vor Alter);
faneszent (1. canéscens), weißgrau.
Kanette, f. fr. marmornes Spielkügelchen für Kinder.
Kanepas,m.fr.(jpr. kanewcih; ml. canevasium, hän-
fenes Zeug,v. cannäbis, ml.canava, — ein leine⸗
nes od.baumwollenes Gewebe miterhabenen Strei—
fen; Gitterleinwand, ungebleichte, netzartig gewebte
Leinwand mit viereckigen Zwiſchenräumen, beſ. als
Grundlage zur Teppichjtiderei( Stramin);durd)-
brochene3 Bapier zur Perlſtickerei; aud) ein Grund-
riß, erjter Entwurf einer Zeichnung oder eines
Werkes; bei der ital. Stegreiffomüdie: die Vertei-
lung des Stoffs in Ute und Szenen, die dann
von den Schaufpielern improvifierend ausgefüllt
wurden.
Kanezon, |. Kanegou.
Kangiar, m. (pr. kandſchar) ſ. Khandſchar.
Känguruh, n- das Riejenbeuteltier, ein grasfrefien-
des, eßbares Tier in Neuholland.
Kanitulär-$erien, pl. I. (v. canicüla, der Hund3-
jtern, von canis, Hund) Hundstagsferien; Kants
fulär-Periode, Dundsitern- Periode, ein Kreis
von 1460 Jahren in der altägypt. Zeitrechnung.
ſKtankümum, n. l..gr. ein Gummiharz, bei. aus
Braſilien.
Kankan, m. fr. (ſpr. kängkang; v. l. quamquam, ob»
gleich, dem gewöhnlichen Anfangswortakademiſcher
Borträge und wichtigtuender Reden; daher fr. ein
großes Quanquan, d. h. viel Wefens od. Lärm wo—
nit machen; jeßt vielmehr ein Unwefen, nämlich
ein wilder, unzüchtiger Tanz.
Kaͤnker, f. landſch. deutic (vgl. lat. cancer, Krebs)
die Spinne; auch eine Krankheit der Nelken, die
wie der Kreb3 um fich frißt.
Kanne, it. u. Kanne, fr. f. (v. I. canna, das Rohr)
der Spazieritod; die Elle; ein Längenmaß in Mar-
jeille (= 2,013 m) u. Neapel (= 2,648 m); Hanne
las, j. Kaneel; fannelieren, fr. (canneler, von
cannelle, Rinne, it. cannella, Röhrchen, Verf. v.
canna, Rohr), riefen, mit Hohlkehlen verjehen,
rinnenfürmig vertiefen oder aushöhlen; fannes
liert, ausgefehlt, gerieft (3.8. fannelierte Säulen);
Kannelterung od. Kannelur, f. eine Riefe, Aus-
fehlung; (bei Patronen): Würgung; Kannelie—
rungs-Mafchine, ein Ausfehlungsgerät, Rief-
werfzeug der Büchſenmacher; Kannelüre, f., pl.
Stannelüren, hohlichlige Riefen, bej. an Säulen;
Kannetille, £. fr. (pr. fann’tilj’) gem. Kantille,
pl. Kantillen, getvundener Gold» od. Eilberdraht
zu Stidereien, Achjeltroddeln u. dgl. Raupen.
Ktannabis, f. I. der Hanf; Kannabin, n. ein aus
indischem Hanf hergeſtellter ſtark alfoholhaltiger
Ertraft mit narfotiiher Wirfung.
Kannahen, pl. mit Korbweiden bepflanzte Land—
itreden.
Stänneltohle (j.Randle), die engl. Fackelkohle, bei.
zur Bereitung des Leuchtgaſes benußt.
Stannibdle, m., pl. —n (ſpan. Canibal, entit. aus
Caribal —= Caribe, ein Karaibe, bed. eig. tapfer)
Bewohner der Heinen Antillen oder karaibiſchen
Inſeln, Menfchenfrejjer; daher uneig. wilde grau-
410 Kannüle |
fame Menihen; kannibaͤliſch, wild, graufam;
Sannibalismus, m. barb.-I. Menjchenfreijerei,
Unmenſchlichkeit. ß
Kannüle, fr. ſſpr. —nühl; v. l cannüla, Verkl. v.
canna, das Rohr, der Stab) ein Röhrchen; Heilk.
Wundröhrchen, bei. die metallene Röhre des Tro-
kars (j. d.), welche das Stilett umgibt.
Rande, j. Kant. Kur jan
*dnon, m. gr. (kAnön) od. [.canon, pl. canönes,
die Regel, Richtſchnur, Ordnungsvorſchrift; das
Kirchengeſetz, Kirchengebot; Verzeichnis der Bücher,
die die inſpirierte heilige Schrift bilden und bei
Feſtſetzung der Glaubenslehren zur Richtſchnur
|
|
it
tönend, tonreich; Kaͤnor, m. I. Arzk. das Klingen,
dienen; in der Fathol. Mefje: der. mittlere, nie |
mechfelnde Teil der Meſſe vom Sauftus bis zur
Kommunion einihlieglih; Aipr. der Grundzinz,
ein bejtimmter Geldbeitrag, eine feitgejeßte Ab⸗
gabe von Grundftüden an den Grundherrn; Tonk.
ein Kettengejfang, Leitgefang, eine Kreisfuge, ein
Zonjtüd, worin eine Stimme nad) der andern ein-
iritt und den Öejang der erjten wiederholt; Buchdr.
die dickſte deutſche Druckſchrift; kanoͤniſch, vor-
chrifts mäßig, den Kirchengeſetzen gemäß, zurKicdhe
sd. zu kirchlichem Gebrauch gehörig; glaubwürdig;
mufterhaft; kanoniſches Alter, da3 zur Über-
nahme eines Kirchenamts vorgejchriebene Alter;
tanoniiche Bücher der Bibel, denen man einen
höhern Urſprung und eine vollgültige Beweiskraft
deilegte; tanoniſches Recht, das aus den Be-
ſchlüſſen der Kirchenverfamnilungen u. den Ver- -
ordnungen ber Bäpfte hervorgegangene fatholijche
Kirchenrecht; kanoniſche Stunden, ſ. horae ca-
nonicae; Kanoniſt, m. ein Kenner und Lehrer
de3 Kirchenrechts; Kanoͤnik, f. die mathematifche
Zonlehre, d. i. die von Pythagoras ausgebildete
Billenichaft, welche das Verhältnis der Töne nad)
deitimmten Größen mit Zahlen angibt; in der
Spifureifhen Schule die Logik oder Denklehre;
Kanonikus oder Canonicus, m. nl. ein Chor⸗,
Dont oder Stiftöherr, ein Weltgeiftlicher, der eine
Pfründe von einer Stiftskirche bejigt; pl. Kano—
nifer od. Canonieiz; Canoniei reguläres, nad)
einer Ordensregel Elöjterlich beilammenlebende —,
C, seculäres, nicht in klöſterlicher Gemeinschaft,
— — ———————— — —
ſondern frei für ſich lebende Dom- od. Stifts-⸗
herren, die ihre klöſterlichen Verrichtungen durch
einen Domvikar beſorgen laſſen; Kanonikalien,
pl. der Domherrenſchmuck; Kanonikät, n. eine
ru Domberin- oder Chorherrnitelle, ein
. Stiftsanıt; fanonizieren, in ein Stift aufnehmen,
auch mit einer Domherrnſtelle beſchenken; ang:
niifin, f: (fr. chanoinesse) eine Stifisfrau, ein
Stistsfräulein; fanonijieren, jemand in den Ka—
non (j. 9.) der Heiligen aufnehmen, heilig ſprechen;
Kantdr, ein im Meorgenlande, Syrien,
Kantila
ſchluchten mit ſteilen Felswänden im ſpaniſchen
Nordamerika.
Kandpus, m.,pl. Kandben (nad) der Stadt Kanö-
pos od. Kanobos in Unterägypten benannt, wenn
nicht diefe umgekehrt von der dort verehrten Gott-
heit den Namen erhalten hat) ägyptijche Götzen—
bilder in Geſtalt dickbäuchiger Krüge, welche zu-
gleich zur Aufbewahrung des Niimafjers; dienten;
aud) Name eines Sterneg eriter Größe, im Stern-
bilde de3 Schiffes Argo am füdlihen Himmel.
andr vd. fanöriich, L.(candrus)hellklingend, wohl⸗
metalliſcher Ton in der Bruft, mit dem Hörrohr
vernehmbar.
Kant, ın. fr. (ſpr. kanoͤh, aud) (engl.) Kane (Ipr-
fünüh), pl. —s, (ſpan, port. u. it. canda; aus. der
Sprade der Kargiben: can&oa) ein in einem aus-
gehöhlten Baumjtamm od. aus einem Stück be-
jtehender Eleiner Kahn der Indianer, ein Baum—
‚oder Bortenfahn.
fänozotich, gr. (von kainös, neu) in der Sebirgs-
Kantalupe, f. (cantaloupe, it. cantalupo, nach
funde: Tierreite der neueren Zeit enthaltend; kä⸗
nozoiſche Formationen, pl. —= tertiäre (eozäne,
oligozäne, miozäne u. plivzäne %.) u. quartäre F.
Sant, m. engl. (jpr. känt) Pöbelſprache, Kauder-
welld.
tantäbel, it. cantabile (v. cantäre, fingen), ſing⸗
bar (ſangbar), eine gefällige und mäßig bewegte
Tonfolge. |
dem Schloffe Kantalupo in der Mark Ankona be-
nannt, wohin fie zuerit aus Armenien gebracht
wurde) die Warzen- oder Dee
gypten,
Algerien ꝛc. früher u. zum Teil noch jetzt gebräud)-
liches Gewicht, zwijchen 50 und 230 kg jchwer.
Kaͤntara, f. jpan. (v. I. canthärus, j. d.) in Spa—
nien u. Bortugal ein früher gebräuchliches Wein-
- und Branntweinmaß von 15 bis 17 1 Inhalt;
Kaͤntaro, m. (Zentner), Kantarelio, m, (Heiner
Rantaro) in mehreren Teilen Stalien3 früher ein
Gewicht = ungefähr 40 big 42 kg.
Kantaͤte, f. 1. it. u..mıl. cantäte, dom f. cantäre
fingen) ein Singgedicht, welches aus Arien, Rezi—
tativen, Chören und Chorälen beiteht und zum
Kirchengebrauche beitimmt ift; 2. der Name des
vierten Sonntags nad) Oftern, von. den lat. An—
fangsworten der Meffe an diefem Tage, Bi. 98:
cantate Domino etc., finget dem Herrn 2c.; Kan
tatilla, (ipr. —tilja) oder Kantatina, £. it. eine
Heine Kantate; Kantatorium, n. nl. fatholiiches
Kirhenbuh, woraus der Kantor das Rejponjo-
rium abfingt; Kantatrice, f. it. (fpr. —tſche) die
Sängerin.
Stantele, f. die Harfe der finnischen Sänger.,
Kantenaf, m. ein Rotwein, eine Medokjorte..
Kanthariden, pl. (gr. kanthäris, f. Name verſchie—
dener Käfer) fpanijche Fliegen, eine Art Käfer, als
"Kanonifation oder Kanoniſierung, f.dieHeilig-
ſprechung, feierliche Aufnahme eines Verftorbenen
unter die Zahl der Heiligen durch den Papſt.
Kanone, f. (it. cannöne, * canon, dv. l. canna, gr.
känna, Rohr) eine Donner- od. Karrenbüchfe, ein
Stüd- oder grobes Geſchütz; Kanonenfutter, n.
icherzhafte Bezeichnung für das, was die Kanone
frißt, den Soldaten; Kanonier, m. (fr. canonnier)
ein Stückſchütze, Geihüß- od. Stüdwärter; fano=
nieren (fr. canönner), mit Kanonen Schießen oder
jeuern; Kanonier-Schaluppe,-Bootꝛrc. Geſchütz⸗
oot; Kanonaͤde, f. (fr. canonnade) ein Kanonen-—
Sieben, Geſchützfeuer, ein Kanonengefecht.
Santhärus, ın.
blaſenziehendes Mittelangewendet; Kanthariden⸗
Gemmen, Käfer-Ringſteine; Kantharidine, f.
od. Kantharidin, n. das ſcharfe Harz der ſpani—
ſchen liegen. | | —
l. (v. gr. kantharos) großes. Trink⸗
efäß, Kanne, Humpen; ein Waſſerbecken in den
Borhöfen der alten Kirchen; aud) dag Meßkänn—
hen, worin dem Priefter Wein und Waffer. zum
Mebopfer gereicht wird. ———
NKantika, f. it. (wird von Stafienern öfters ſtatt
Kanto gebraudit) ein Geſang, bef. Abſchnitt eines
größeren epiichen Gedichts, wie in Dante Göttl.
2anonit, Kanonikus, kanoniſieren, kanoniſch
uiw., j. unter Kanon.
Kanons, pl. ſpan. (ſpr. kanjons) enge tiefe Tal-
Kantilever
Komödie; canticum, n. l. ein Gejangftüd, Einzel-
- gefang, Lied, pl. canticaz; canticum canticd-
rum, das Lied der Xieder, das Hohelied Salomos;
NKantilene, f. ((. u. it. cantilena), ein Liedchen,
Kantilener, m. fr. (pr. —löweh, v. altfr. cant, it.
canto, Kante, Ede, u. fr. lever, aufrichten, in die .
Singjang; die Singweife, Sangart, auch die Ober- .
jtimme; ein kurzes edartiges Tonftüd für Geſang;
eine gel angreich hervortretende Melodie in größeren .
Tonſtücken.
ae heben) Bauk. ein Träger mit ‚freitragenden
tützpunkten vder übertragenden Enden; Kanti—
ſeber⸗Brücke, f. Brücke mit folden Trägern.
Rantillen, j. unter Kanna.
Kantine, f. fr. (it. cantina, entw. 93 aus cano-
Nantismus vd. Kantianismus, m. Kants Philo-
vettina, Verfl. v. canova, Keller, Magazin, od. d.
altfr. cant, it. canto, Winkel) 1. die Bier- u. Wein-
ſchenke, bei. in Fertungen: Feldfchenfe, Soldaten- |
ſchenke, Arbeiterſchenke; 2. der Flaſchenkeller; Z. auch
eine einzelne Feldflaſche; 4. (v. eanto, Geſang) die
Geigenquinte — Ch antarelle(ſ.d.); Kantinier,
m; fr. (jpr. kangtinjeh), auch Kantineur, m. (ipr.
—öhr) ein Soldatenwirt, Marketender; Hantis
niere, f. (pr. —jühr”) Marfetenderin.
ſophie; Kantiſt od. Kantiäner, m. ein Anhänger
der Rantichen Philoſophie; Kantopfatenisinns,
u. die zum Spealismus ſich neigende, aus der
Kantſchen und Platoniſchen Philoſophie hervor—
gegangene Art zu philoſophieren, in Frankreich
beſonders durch Couſin vertreten.
Santo oder cauto, m. it. (v. l. cantus, v. canere,
ſingen) der Geſang; ein Lied; canto fermo od. |.
ceantus firmus, die ruhige, feſte Singweiſe, der
aus gleichen Tonlängen beſtehende Kirchen- und
Choralgeſang; canto figuräta, oder nl. cantus
figuralis, tünſtlicher, verzierter Geſang, der die
Töne in mannigfacher Abwechſelung auf einzelnen
Silben Hin und wieder ſchweben läßt(ſ. unt. Figur).
Kanton, m. fr: (jpr. kantöng; ſpan. canton, it. can-
tone, Ede, Bezirk, Bergr. v. altfr. cant, it. canto,
Kante, Ede) ein Landſtrich, Bezirk eines Landes;
auch Bann⸗ oder Aushebungskreis; fantenfrei,
bann⸗ oder aushebungsfrei; Kanton-Liſte, f. der
Bann⸗Ausweis; kantonal, zum Kanton gehörig,
ihn betreffend; Kantonal-Berfaffung, Bundes-
kreisverfajjung; kautonieren (fr.cantonner), von
Truppen: in den Städten und Dörfern einer
Gegend beijammen liegen; Kantonnement, n.
fr. (pr. — mäng oder Kantonierung, f. die
Einlagerung, Zufammenordnung der Truppen im
Felde; Kantonift, m. ein Deerespflichtiger; un—
fiherer Kantontft, unzuverläffiger Menſch; Kan—
tundde, f. dev Raum der Schaubühne binter den
Kuliſſen; kantoniert, Bauf. an den Eden mit
Säulen, Pfeilern u. dgl.
Käntor, m. [.(v. canEre, jingen) pl. Kantören, ein
Sänger, Vorſänger, Sangmeifter; aud) der Kirch—
ſchullehrer, der zugleich Orgelfpieler ift; cantores
amant humöres, Sprw. Sänger lieben Nafjes,
trinken gern; fantorieren, nl. vorjingen, das Vor-
fängeramt verwalten; Kantorät, n., r. m. Ant
und Wohnung eines Kantors; leßtere auch: die
Kantorei. [Weberei.
Kantre, f. fr. (jpr. fangt’r) der Spulenlauf in der
Santichu, m. jlav. (poln. känczug, böhm. kan-
'tschuch, litauifch kancezükas, ungar. kancsuka,
tb. kämdschiga, tatarifchen Urjprungs; türf.
tschi, eine Peitſche) eine kurze Dide Peitjche,
aus Riemen gejlochten.
Kaolin
Kap 41
ſtanu, ni engl. (canoe, Baum- oder Rindenkahn,
Einbaum), leichtes Ruderboot, das nur für eine
Perſon beſtimmt it, mit zweiblättrigem Ruder
ſſcherzhaft aud) Seelenverfäufer genannt). ' ;
Kanzel, f. (v. lat. cancelli, Gitter, Schranken, um-
aitterter Raum) der Nede-, Lehr vd. Predigtituhl;
Kanzlei, f. (mil. cancellaria) ee 3
Amtsftube, die Stelle wo gerichtliche und behörd-
liche Erlafje, Anordnungen u. Befehle ausgefertigt
werden; in einigen Ländern beſ. das Obergeric)t
einer Provinz, Gericht zweiter Inſtanz; daher
Stanzleirat, Rat in einer Kanzlei; Kanzleiftil, m.
die den Kanzleien eigentümliche, meiſt ſteife, alt»
fränkiſche, mit Fremdwörtern überladene Schreib—
art; Kanzler, m. (ſpätlat. cancellarius) eig. der
Oberste, Vorgejeste einer Kanzlei; derjenige Be-
amte, welchem die Ausfertigung der öffentlichen
Schriften obliegt, in den alten germanifchen Rei-
den einer der oberften Hof- und Staatsbeanten;
dah. noch Reihsfanzler, Staatskanzler ıc.;
Sanzellariät, n. nl. die Kanzlerwürde; Kanzlei—
ſtube; Kanzlift, m. Kanzleifchreiber.
Kanzellen; I. pl. (cancelli) Schranfen, Gitter in Ge⸗
häftsjtuben; auch die einzelnen Abteilungen für
die Töne in den Windladen der Digel; Kanzel—
larius, m. Kanzler (j. d.), Siegelbewahrer; im
Mittelalter nur = Notär; Kanzellariät, n. die
Kanzlerwirde; das Geichäftsziimmer der Kanzlei;
fanzellieren (1. cancelläre), eingittern; gitterartig
durchftreichen, ausſtreichen; Kanzellation, f. Ver⸗
gitterung; Rſpr. das Zeichen in Geſtalt eines Git—
ters (X), womit man eine Schrift od. Schriftſtelle,
einen Wechjel, Schein u. dgl. zum Zeichen der Un-
gültigkeit durchjtreicht; auch die gerichtliche Ver—
nichtung einer Schrift.
| Sanzen, Kanzen-Billéets (v. holl. kans, Schickſal,
Glück, und dies von fr. chance, f. d.), eine Gattung
holländiſcher Staatöpapiere (ehemalige Batavische
Reſkriptionen).
Kanzeration, f. nl. (v. I. cancer, Krebs) die Ent-
ftehung eines Krebsgeſchwürs; Kanzerin, n. ge
pulverte Krebsſchalen; Kanzeröma, n. l. ein Kıebs-
geſchwür; kankriniſch, il. frebsgängig; v. Verfen:
rückwärts zu lejen, wie der Goetheſche Hexameter
im Reineke Fuchs: „Schadet niemand und Hilft;
man muß die Glaubigen ſtärken“, gejchrieben:
„Nekräſt negibual ꝛc.“, oder: rückwärts und vor-
wärts die nänıliche Buchftabenfolge enthaltend, wie
der lateinifche: Signa te, signa; temere me tangis
et angis; Kankriten, verjteinerte Seekrebſe;
Kankroĩd, eine geſtielte Krebsgeſchwulſt; kankrös,
krebsartig, von Geſchwüren.
Kanzlei, Kanzler, Kanzliſft, ſ. unter Kanzel.
Kanzoͤne, f. it. (canzöna, v. l.cantio
vgl. das ſpan.
cancion) ein Gejang, Lied; insbel. ein längeres
Lied in hohem Ton (Ode) u. von kunſtvoll geglie-
derter Form, bei provengalifchen und den älteren
italienifhen Dichtern, Betrarfa ꝛe.; Kanzonette,
f. it. canzonetta, ein Liedchen. **
n.chineſ. (kao-ling) Borzellan-Erde, Stein—
mark, durch Bermwitterung des Feldſpats entjtanden.
Kaorſini, pl. (nach der Stadt Cahors benannt,
wo dieje Zeute befonders wohnten) Wechjler im
Mittelalter in Südfrankreich.
Sap,n. fr. (it. capo, ſpan. cabo, v. l. caput, Kopf;
Gipfel) ein VBorgebirge (niederd. Höfd, d.i.Yaupt);
cap de bonne esp6rance, fr. (ſpr. — bonn eöpe-
rangß) das Vorgebirge der guten Hoffnung; cap
verd (jpr. —währ), das grüne Vorgebirge; Kap-
412 Kapa
wein, Bein aus dem Kaplande, vgl. Ronftan-
tiawein.
Stapa, |. Kappa
fapäbel, ir. (von I. capöre, faffen) fähig, imftande
etwas zu tun, geſchickt; eapax, I. fallend, geräu-
mig; empfänglid), fähig; eapax ingenium, |. in-
genium; Kapazität, f. (l.capacitas) die Räumig-
keit, von Schiffen: Ladungsfähigkeit; die Faſſungs—
kraft, Fähigkeit, Befähigung zu etwas, Tüchtigkeit,
Seididlihteit; pl. Kapazitäten, fühige, tüchtige
Köpfe; Wärme⸗-ſtapazität od. ſpeziſiſche Wär-
me, das Wärmejallungsvermögen der Stoffe, das
Verhältnis dev Wärmemengen in Körpern von
gleichem Gewicht und gleicher Temperatur, mit
Waſſer als Einheit verglichen; Fapazitieren, it.
befähigen.
Repanitiäe, f. tür. ein Gala- od. Ehrenpelz von
Marder, Hermelin und Zobel; ne
m. der Aufbewahrer der Galapelze des Sultanz.
Stapanje, f. holl. daS Verde über der Kajüte, die
ſich zwifchen der des Kapitäns und der der Kano—
niere befindet; |. Kampan.
Kaparra, f. it. das Handgeld al3 Unterpfand eines
ertrags; vgl. Arrha.
Sapann,m. (v. l. capo, caupus, gr. käpon, it. cap-
pone, prov. u. ſpan. capon, fr. chapon, holl. ka-
poen, angelſ. kapun; woher das deutjche kappen
ſtammt) ein verichnittener Hahn, Kapphahn; fa=
daumen, entimannen.
Kapeadöres, pl. ſpan. diejenigen, die bei Stierge-
fechten den Stier mit dem Mantel zu reizen haben.
Sinpeline, f. fr. (ml. capellina, von capellus, altfr.
capel, neufr. chapeau, Hut) Sonnenhut; Helm-
dede; Schaubhut, eine wundärztliche Binde.
Sapella, f. I. (Verkl. v. capra, Ziege) als Sternbild
am Nordhimmel: die Ziege Amalthea, welche den
- Supiter fäugte, mit einem gleichnamigen Stern
eriter Größe, arab. Alhajok od. Alhajoth genannt.
Kapelle, f. 1. eine Fleine Nebenkirche, ein Bethaus
(mi. capella, it. cappella, fr. chapelle); desgl. in
größeren Kirchen eine Bethalle (jede Abteilung mit
einem befonderen Altar); 2. die Kirchenmuſik und
die fie ausführenden Sänger; 3. ein volljtimmiger
Tonkünſtlerverein (volftändiges Orcheſter), bef. im
Dienit eines Fürjten; 4. ein Schmelztiegel, = Ku⸗
Helle, j.d.; a capella, it. r. cappella, Tonf. ge-
ihwinder als ein Kirchenſtück; a capella fingen,
Chorgefang ohne Inſtrumentalbegleitung; alla
capella, fapellmäßig, wenn Bofal- und Inſtru—
mentalmufif zugleich geht; Kapeiimeifter, m. der
Leiter eines Tonkünſtler-Vereins, bei. bei Opern;
Kapellãn (ml. capellänus), gem. Kaplän, m. ein
Geijtlicher, der einer Kapelle voriteht; ein Haus—
priejter od. Hausprediger; ein Hilfs- oder Unter-
geiftliher; Kapfandı, f. Stelle, Amt, aud) Woh-
nung desjelben; fapchieren, = fupellieren,
j. d.; Kapellholz, Spannholz (in der Seiden-
rärberei).
aper, m. (jr. capre, holl. kaper, v. kapen, Freie
beuterei zur See treiben, wahrſch. vom I. capere,
fangen) ein zum Wegfangen feindlicher Schiffe be-
vollmädtigter Freibeuter; auch das Schiff desſelben,
Raubſchiff; Kaperbrief, m. der Paß vd. die Voll⸗
macht, wodurch ein ſolcher Freibeuter von der Re—
gierung zu dergleichen Gewalttätigkeiten berechtigt
wird, audi: Markebrief; Kaperei, f. Seefrei-
beuterei, Seeräuberei, Raubjdifferei; fapern, ein
Schiff aufbringen, nehmen; fich mit Lift einerSade |
Staper, f., ſ. Rapper. [(bemächtigen.
tapi-Yan, m. türk. (von kapü, gem. kapi, Tür,
lapital
Pforte, ottomaniſche Pforte, u. aga, Herr) eig. der
Türderr: das Oberhaupt der Verjchnittenen, un-
ſerm Hofmarſchall od.Oberhofmeifter entfprechend;
aud) der General der Zanitiharen; Kapudſchi od-
ſtapidſchi. m. Tiirhüter, Pfortenwächter, bej. einer
von dem aus ungefähr1960 Perſonen beitehenden
Korps türkiſcher Beamten, von 12 Offizieren be-
jehligt, welche Kapidſchi-Baſchi (v. basch, Kopf,
Haupt) Heigen und unferen Kammerherren ent-
ſprechen.
tapillär, lat. (capilläris, von capillus, Haar) zum
Haare gehörig; Haarartig, haarfein; Kapillärs
Attraktion, f. oder Kapillarität, f. ni. Yaar-
röhrchenfraft, Anziehung in Haarröhrchenweite,
die das Auffteigen von Fhiffigfeiten in engen
Röhren oder zwilchen fehr nahen Gefäßwänden be-
wirkende Adhäfion; Kapillardepreſſion, f. Haar-
röhrchenabwendung, Haarröhrchentiefung (d. i. das
Vallen von Flüffigkeiten in engen Röhren); Kapil⸗
lärz&efähe, pl. Haarröhrchengefäße, feine, haar-
dünne Aderchen, die von den Schlagadern (Arterien)
zu den Blutadern (Venen) hinübergehn; Kapil—
laröfinungen, Poren; .-Sirup,m.Srauenhaar-
Sirup, aus dem Safte des Frauenhaares (capil-
lus Veneris), eine3 vanfenden Farnkrautes, berei-
tet; Kapillation, £. (1. capillatio) Heil. Haarbruch,
Haarſpalte, faum merkbarer Spalt der Hirnſchale;
fapillös (fpätl. capillösus), haarig, ftark behaart.
Kapilotdäde, f. fr. (ſpan. capirotada, it. capirota)
Eingejchnittenes von Geflügel, ein Ragout.
fapieren, I. (capere) fafjen, begreifen, veritehen.
Kapiftrum, n. lat. Halfter; wundärztliche Binde;
Heilk. ver Kinnbackenkrampf; kapiftrieren (1. ca-
pisträre), halftern, feitbinden; Kapiſtration, f.
nt. = Phimojfis.
fapttäl,!. (capitälis, e, v. caput, Kopf, Haupt) eig.
den Kopf od. das Haupt betreffend, darum: haupt-
jächlich, (ivgendivie) ausgezeichnet; ie ein fapi-
taler Menſch, ein vorzüglicher, vortveffliher Menſch;
einfapitales od. Kapital-Berbredhen,ein Yaupt-
verbrechen, da3 den Kopf koſtet, ein ſchweres, todes⸗
würdiges Verbrechen; Aapttal-Strafe, Todes⸗
ſtrafe; Kabital⸗Linie, Beſeſtigungsk. die Haupt—
linie, Mittellinie eines Bollwerks und deren Ver—
fängerung nad) außen; Kapital-Buchſtaben,
Haupt- od. Anfangsbuchſtaben; daher Kapitäl>
chen, pl. (Kapital Schrift) Buchſtaben aus der
latein. Antiqua, von der Form der Anfangsbuc-
ftaben, aber kleiner als diefe; — das Kapital, n.
1. das Grundvermögen, Stanım= oder Hauptgeld,
der Geld⸗ od Vermögensſtock Hauptſtamm (Goethe);
pl. Kapitallen, entg. den Zinſen; davon: Kabi—
tal⸗Buch. n. das Geheimbuch, welches viele Kauf-
leute uber ihr ganzes Vermögen und deſſen Ver—
wendung führen, auch — Hauptbudy; K-ſtonto,
n. diejenige Rechnung des Hauptbuchs, in welche
alfe den Grundſiock eines Handelsgeſchäfts betref-
fenden Veränderungen (Gewinn und Berluft) ein-
getragen werden; K.-Rente, f. der als Erjag für
die Benugung eines Kapitals — und im
voraus davon hinweggenommene Teil des Arbeits—
gewinns; K.-Steuer, f. Vermögensſteuer, welche
nach dem beziehlichen Gewinn aus dem anzugeben-
den Vermögen der Untertanen berechnet und er-
hoben wird; fapitaliiieren (fr. capitaliser), zu
Kapital machen, zum Kapital fchlagen; Kapitali—
fierung, f. die Ausrechnung des Kapitals nad) den
Binfen, 3.8. bei Ablöfung des Erbzinjes; Kabpi—
taltjt, m. ein Vermögender, Geldmann, der Sum-
men auf Zinfen ausleihen kann oder außleiht;
Kapitän
2. Kapitäl in Buchdrudereien: der Steg, der bei
Burichtung einer Form oben hin und an die Geite
gelegt wird; 3. Mapitäl (od. Kapital), Bauk. ric)-
tiger Kapitel, it. (capitello, von ml. capitellum,
Verkl. v. caput neben capitulum) der oberjte Teil
einer Säule, der Säulenfnopf od. Knauf; — ſta⸗
Bitale, f. fr. die ———— auch ſ. v. w. Kapi⸗
tal⸗Linie, |. d.; eapi
itraft, mit dem Tode beftraft.
Stapitän, m. (fr. capitaine, it. capitäno, nıl. capi-
tan&us, v. [. caput, Kopf, Haupt) ein Hauptmann,
Schiffshauptmann, Schiffsführer; Rittmeifter, bei
der Reiterei; capitaine d’armes, m. fr. (fprid):
—darm’) Waffenmeifter, Rammer-Unteroffizier,
d.i. Auffeher der Bekleidung und der Waffen, ſ. v.
mw. Feldiwebel; Kapitän-Leutnant, m. Mithaupt-
mann; Kapitaäns, m. ital. auch die Rolle eines
Großſprechers, Prahlhans auf der italienifchen
Bühne; Käpudan, m. türk.— Kapitän; Kapu—
dan-Paicha, m. Großadmiral, Ober-Admiral der
türkiſchen Seemadt.
Kapitdug,f. it.u. ſpan. das Hauptfchiff einer Flotte,
Admiralſchiff; capitanda villa, f. ml. ein Haupt-
gut; Kapitdno, m., ſ. Kapitän.
— pl. die großen Lehnsträger italieniſcher
iſchöfe im Mittelalter.
Kapitation, f. I. (capitatio, von caput, Kopf) die
Kopfbeiteuerung.
Kapitel, n. (v. ſpätl. capitülum, Verkl. von caput,
Haupt; it. capitolo, ſpan. capitulo, fr. chapitre),
ein Hauptjtüd, Abfchnitt eines Buches oder einer
Schrift; umeig. der Inhalt eines Abſchnittes, der
Gegenjtand eines Geſprächs 2c.; in Klöftern der
Berjammlungsfaal der Mönche, zur Verhandlung
aller Angelegenheiten des Klojters, zum Ablefen
der Ordensregel zc. (daher der Ausdrud: jemand
das Kapitel lejen, d.i.ihm einen erniten Ber-
weis geben); in weiterer Anwendung: eine Ber-
fammlung von zufammengehörigen Öeiftlichen, wie
die Kanoniker eines Doms (Domkapitel), ein
Stift; Hapitulär,m. (mi. capitularius) ein Stift3-
mitglied, Dom- oder Stiftsherr; kapituläriſch,
ftiftmäßig; Kapitularien, pl.(mi.capitularia) die
ejeße und Verordnungen der fränkischen N:
fapitulieren (mi. capituläre, eig. etwas nad) Ka⸗
piteln oder Hauptpunften ordnen und bejtimmen),
bei. wegen Übergabe einer Stadt unterhandeln, ſich
auf Bertrag ergeben; auch ſich zu freimilligem
längerem Kriegsdienſt verpflichten, weiter dienen;
Kapituldnt, m. ein (Übergabe-) Unterhändler;
ein weiter dienender Soldat; Kapitulät,n.,r.m.
nl. ein Vergleich zwifchen Staaten; Kapitulation,
f. Übergabe, Übergabe-Bertrag; das Weiterdienen
im Heere, der Dienftvertrag.
Kapitell od. Kapitello, ſ. Kapital 3.
tapitieren, it.(capitäre)eintreffen:capitäto, Kfipr.
eingetroffen, abgeliefert.
Kapito, m. l. ein Prahlhans.
Kapitolinm oder abgef. Kapital, n. I. (von caput,
Haupt) einer der 7 Hügel Roms, ehem. mit der
Hauptburg und dem Supitertempel, jet Kampi—
doglio, mit dem ftädtifchen Rathaus und Seiten-
paläjten nad) Michelangelos Plan; ſcherzh. „der
Bein jteigt einem ins Kapitolium“, d. h. zu Kopfe;
fapitoliniich, zum Kapitol gehörig.
Kapitular, fapitulieren 2c., ſ. Kapitel.
Saplafen, ſ. Rapplafen.
Kaplan und Kaplanei, j. Kapelle.
Kapınpmantie, f. gr. (von kapnös, Rauch) Rauch—
aliter, tödlich, 3.8. c. ber
Kaprikornus 413
wahrſagerei, Wahrſagerei aus Rauch; Kapuo—
maͤnt, m. ein Rauchdenter.
Kapok oder Kapuck, m. (malayiſch kapok, javan.
kapuk, jeidenartige Baumwolle) eine Art feiner
furzer Baumwolle zu Watte, aus Oftindien, Siam
und Java, auch zum Bolftern.
Ktapon, m. fr. (fpr. —pöng) ein fchelmifcher Spieler,
Sauner, Schlaufopf;faponnieren, (fr. caponner),
im Spiele betrügen, gaunern; Kaponniere, f.(fpr.
—njähr’) der halb unterirdijche, bedeckte Gang in
den Laufgräben einer Feitung; auch Schießgrube,
Scießhiütte.
Kaporal, ſ. Korporal.
kapdres gehen, gem. für verderben, zu Grunde
gehen (vom vabbin.-hebr. kappöreth, Sühnopfer,
v.käphar, entjümdigen; weil am Verjöhnungstage
mander Jude einem Nichtjuden feine Sünden
auferlegen wollte mit ven Worten: „ſei du meine
kappöreth od. mein Sühnopfer“, d. h. jtirb du für
mic zu meiner Verſöhnung mit Gott, was all-
mäbhlich zu einem lud) wurde).
Stapot, mm. ir (ſpr. kapoh. v. ml. capa, ein mantel-
artiges Kleid) ein Negenmantel mit einer Kappe;
Kapoͤtte, f. ein Srauenregenmantel od. Überkleid;
auch ein tief ins Geficht gehender od. feiner Damen»
hut; Kapottuch, dunkelfarbiges, auf einer Seite
rauhhaariges Tud).
Kapotage, f.,r. n. (fpr. —tdhich’) die Fahrtmeßkunſt
od. Kunſt, den Weg zu mefjen, den ein Schiff auf
der See zurücklegt.
Stapotdfte, n. it. (eig. capo di tasto, Kopf od. An—
fang der Taſten) der Kamm od. Steg, über den die
Saiten (der Geige, Gitarre) von den Wirbeln zum
Griffbrett gezogen find; auc) (auf Gitarren) auf-
gejegte Leifte zur Erhöhung des Tons.
Stappe, f, ml. ein mantelartiges Mönchaffeid mit
weiten Armeln und Kapuze.
Kappäten, pl. (v.deutihen Kappe mit lat. Endung)
Büßende, welche, um nicht erfannt zu werden, fich
bei der Geißelung in eine Kappe hüllten.
Stappe, m., pl. Kappar, ſchwed. ein Getreidemaß,
eine Mebe — 2 Tonne (Tunna) = 4,580 1
Kapper oder gew. Kader, f.(v. gr. kKäppäris, arab.
und perj. kabar, fr. cäpre, it. cappero, prov. und
jpan. caparra) die noch gefchloffene Blütenfnofpe
des Hapernitrandhes im jüdlichen Europa, als
Würze an Speifen gebraud)t.
Käphi, n. Käppchen, eine Art Soldatenntüge, bef.
in Öfterreich; vgl. Kepi.
Käpplaten, u. niederd. (holl. kaplaken, eig. Laken,
d. 1. Tuch, zu einer Kappe; ähnl. fr. chapeau,
d.1: Hut, aljo jo viel Geld, um einen Hut dafür zu
faufen) Brim- od. Brämiengeld, ein Bergütungs-
geld, welches dem Schiffer außer der Fracht gezahlt
wird, damit er für die auf dem Schiffe befindlichen
Güter bejondere Sorge trage, gewöhnlich nicht
mehr als 1/;, der Fradt.
Staprice, f. fr. (ſpr. kaprihße; it. capriccio, vom |.
caper, der Bod; eig. ein Bockſprung) Grille, Laune;
Eigenjinn, Störrigfeit; kapriziös (fr. capricieux),
grillen= oder launenhaft; eigenfinnig; Kapriccio,
n. it. (ſpr. —ittfho) ein launenhaftes Kunſtwerk,
z. B. Gemälde, bei. Mufikjtüc, vgl. Santafie; a
cappriccio, Tonf. nach Belieben, nad) Willfür;
eapricietto, it. (jpr. —tichetto) kleine, kurze
Yantafie; eapriccioso, it. (fpr. — tſchoſo) Tonk.
— ſich kaprizieren, ſich auf etwas ver—
teifen.
Kaprikornus, m. l. (von caper, Bock, und cornu,
Horn) der Steinbod, ein ſüdliches Sternbild und
414 Kapſel
Karagoli
Zeichen des Tierkreiſes, in welches die Sonne am | in Braſilien, dom Geſchlechte der Halbkaninchen
21. Dezember tritt; eirculus capricorni, der
Wendekreis des Steinbocks; kaprifizieren, |. (von
caprificus, der wilde Feigenbaum) Feigenbäume
künſtlich durch Gallweſpen befruchten; Kaprifika⸗
tion, f. die künſtliche Befruchtung am wilden
Feigenbaume; Kaprifolium, n. nl. (von caper,
ı. folium, Blatt) das Geihblatt, Selängerjelieber;
Kaprifolinzeen, pl. geikblattartige Pflanzen;
Kahrinfänre, f. (v. l. caprinus, zu Ziegen gehö—
vig, v. capra, dient nach ihrem Geruch jo benannt)
eine flüchtige Settfäure; Kaprioͤle, f. it. (capriöla;
fr. cabriole) ein Quftfprung, Gaufelfprung eines
Tänzers, auch eines Pferdes, das in die Höhe
ipringend zugleich mit den Hinterfüßen ausjchlägt.
Stapfel, f. (vom I. capsa, f. I. Behältnis, Kaſten,
Kiſte, verfl. capsula, f.) Käſtchen; Hülle, Scheide,
Sehäufe; fapfular, nl. Bot. Tapfelartig; Kapſu—
litis oder Kapfitis, f. Heilf. Entzündung der
Augenlinjenkapiel; Kapſikum, n. nl. (weil ex in
Kapſeln oder Schoten enthalten ift) der ſpaniſche
oder Kayenne-Pfeffer (f. d.). I: ER
Kapftan, n. engl. |. Kabeitan.
Raptation, f. I. (captatio, von captäre, haſchen,
tangen) die Erjchleihung; eaptatio benevolen-
tiae, l. die Bitte um geneigtes Gehör beim An-
fang einer Rede; auch Gunjterichleihung; Sagd |
Sunit; captatio verborum | te | — ——
nad) Sun] Bar Bye ' Sarabiner, m. (fr. carabine, it. u. fpan. carabine,
kavptatõriſch, (I. captatorius, a, um! haſchend,
angelnd; 3.8. eine faptatorijde Verfügung
in einem Tejtament, durch die man einen Gegen-
dienst des Bedachten hervorloden will.
Kaption, f., pl. Kaptiönen, [.(captio, von capere,
tangen) der Fehlſchluß, verfängliche Trugichluß;
faptiös, (I. captiösus, a, um), verfänglich, vieldeu-
tig; Kaptiofität, f. nl. die Verfänglichkeit.
Taptieren, |. (captäre) fangen, wegnehmen; Kap
teur, mn. fr. (fpr. —töhr; v. altfr. capter) der ein
Schiff, eine Ladung wegnimmt.
taptibieren, nl. (captiväre, fr. captiver; vom I.
captivus, a, um) gefangen) gefangen nehmen, fej-
jeln; auch uneig. fangen, durch Kunft oder Lift für-
jich getvinnen; Kaptivation, f. das Fangen; Kap⸗
tivität, f. I. (captivitas) die Haft. . |
ſtaptur, f. [. (captüra, v. cap£re, fangen, fafjen) die
Verhaftung, Kaptürbefehl, ein Haftbefehl; Kap⸗
tus, m. I. die Faſſungskraft, Fähigkeit; ad cap-
tum, nad) der Faſſungskraft, verjtändlich, ultra
captum, iiber die Saftungafraft hinaus.
ſtapuchon, m. fr. (pr. -püihöng)—= Kapuze; ein
Damenmantel mit Kapuze.
ſKtapudan-Paſcha, |. Kapudan unter Kapitän;
Kapudſchi, |. unter Kapi-Aga,
Kaplıze, f. (it. cappuccio, nr capucho, ml. capu-
tium, capitium, v. capa, cappa, Mantel, Mönchs⸗
fleid; fr. capuce, capuchon, cape) eine Kappe,
Mönchskutte, Mantel mit einer Kappe; Hauben-
artige Kopfbedeckung; Kapuzhut, m. Regenkappe,
Kapphut; Ktapuziner, m. ein Kuttenmönch (vom
Franziskanerorden); in Oſterreich übliche Bezeich—
nung für eine Taſſe ſchwarzbraunen Kaffee (mit
ſehr wenig Milchzuguß); Kapnzinerpniber, ein
Pulver gegen Läufe, aus Nieswurz 2c.; Kapuzi⸗
ndde, f. (X. capucinade) eine Kapuzinerpredigt,
Strafpredigt im Volkston; ein Kapuzinerſtreich,
dummer Streid).
Siapybara od. Kabiai, n. (braj. capiuara od. capi-
vara, eig. ein Tier, welches zwiichen dem Kraute |
capim od. caapiim [ebt) ein vierfirkiges Säugetier, |
ee ea Rn a a nn nn
oder Sçavien. | NEE
Kaque, f. fr. (fpr. far’; altnord. kaggi, dän. und
ſchwed. kagge, engl. cag, ein Fäßchen, bei. zur Ver—
padung von Fiſchen) ein Heringstönnchen; Pulver—
tönnchen; eine Talgbutte.
Kara, türk. Schwarz; häufig vor Namen; 3.8. Kara
Muftapha, = der ſchwarze Muftapha.. |
Käraba, 1., f. (arab. kärib, jpan. cäraba, neugr. ka-
rabi, ruſſ. koräbl, Schiff; vgl. Karavelle) ein in der
altat. Türkei gebräuchliches Fahrzeug.
Karaba, 2., m. arab.-per. (arab. kahrabä, v. perf.
kahrubä, eig. ftrohraubend od. -anziehend, weil
der erwärmte Bernitein Hälmchen anzieht, v. per).
kah, Gras; Stroh, u. rubä, raubend; nl. caraba,
carabe, jpan. cärabe) Heilf. der Bernſtein.
Karabächen vd. r. Karabaghen, pl. eine berühmte
Dferderaffe (Goldfüchſe) aus der Provinz Karabagh
in Transfaufafien.
Siarabanzes, pl. (par. garbänzo, pl. garbänzos,
eig. trockenes Korn, v. garau, Korn, und anzua,
troden) Kichererbſen oder Kichern, graue od. jpa-
nische Erbſen, auch Zifern, deutſcher Kaffee, bei. in
Spanien und Bortugal als Speije gebräudjlid).
Karabeia vd. Karabella, f. poln. (tat. Urſprungs)
der frumme Säbel ohne Bügel, welchen ehemals
die pofnifchen Edelfeute bei feitlichen Gelegengeiten
trugen. BR
uſammengez. aus carabagina, vommil.carabaga,
elagerungsgeſchütz, verderbt aus cadabüla, v. gr.
katabole, das Niederiwerfen) eine Reiterflinte, ein
kurzes Feuergewehr (zwiſchen Muskete u. Biitole);
Karabinerhaten, Federhaken (z. B. an der Uhr-
kette); Karabinier ın. (fpr.farabinjeh) ein leichter
Reiter; Karabiniẽri, pl. it. in Stalien = Gen-
darmen, ].d.; Karabinieren, n. das Reiter-
plänfeln; Das Reifen vd. Ziehen eines Laufes od.
Rohrs; Karabin, m. fr. (fpr. karabäng) ein zag-
hafter, wenig wagenderSpieler; auch Wortplänkler;
Karabinaͤde, f. zaghaftes Spiel; auch Sticheleien.
Kardde vd. Rardfe, f. (fr. caraque, ſpan. u. port.
carracä, engl. carrak) die größte Art der ehemals
gebräuchlichen Schiffe, bei. bei ven Spaniern und
—— zum Kriege und zur Kauffahrt.
Karaer od. Karaiten, in Südrußland Karaimen,
pl. (von hebr. karai, pl. karaim, jhriftgetreu, von
kara, in der Schrift leſen) eine jüdiſche Gefte,
welche Die im Talmıd (ſ. d.) enthaltenen Zuſätze
zu den kanoniſchen Büchern der moſaiſchen Reli—
gion verwirft und alle ihre Lehrſätze und Vor—
ſchriften allein aus dem Geſetze Moſes ſchöpft;
Karausmus, m. ihre Lehre.
Karafie, f. fr. (it. caraffa, jpan. garrafa, v. arab.
garafa, ſchöpfen) eine geſchliffene Zafelflajche, Kri⸗
ſtallflaſche; in Neapel früher ein Gemäß, — Yeo
- Barile=0,771; Karaffine, f.it.(caraffina, verkl.)
eine Kleinere Tiſchflaſche, Eifig- und lfläſchchen;
Karaffon, m. (ſpr. —föng) ein Kühleimer, großes
gläjernes Gefäß, um die Trinfgefäße fühl zu er-
halten.
Karag oder Karadſch ze. |. Kharadſch.
ran; m. der Steppenfuchs, deſſen Balg ein be»
liebte Pelzwerk. Hl:
Karaganäa, f. eine aus Sibirien ſtammende Hier-
pflanze.
Karaͤgoli, pl. it. (von caragolo, jpan. caracol,
nee) — Muſcheln im Adriat. Meere, deren
von der äußeren Kalferde gereinigte jchillernde
Schale in Venedig als Damenjchmud dienen.
Karaiben
Staraiben od. r. Kariben, pl. (vgl. Kannibale) ein
Indianerſtamm in Südamerika, bef. auf den klei—
nen weftind. Inſeln, ſehr Eriegerifche Menſchen⸗
frefier; dad. auch überh. für wilde, rohe Menfchen
(bei. da3 franz. Caraibes); faratbifche Infeln,
die Heinen Antillen in Weftindien.
Karaimen, |. Raraer.
Käralal, m. türk. (eig. kahrah-kuläk, von karah,
ſchwarz u. kuläk, Ohr; fr., ſpan. u. engl: caracal)
das Schwarzohr, ein Raubtier aus dem Katzen—
aeichfecht, dem Luchſe fehr ähnlich, in Afien und
Afrika.
— oder Merdfe, f. fürk. ein einfaches enges
Unterfleid für mittlere Beamte 2c., die Mitte zwi—
ſchen einem Ehrenpelz und einem Kaſtan haltend;
ſ. auch Rarade.
Karako
einer Heinen ſchoßartigen Verzierung am Ende des
Rückteils, jebt aus der Mode gekommen.
araköfe, £.fr.(vomfpan.caracol, Schnede, wahrid. |
iberifchen Urſprungs) die wechſelnde Schwenkung
eines Reiters nach links u. rechts; das Herumtum—
meln eines Pferdes in halben od. ganzen Kreiſen;
farafolieren (fr. caracoler), das Pferd herum |.
tummeln; plänfeln, ſchwärmen; Karakoleur, m.
(pr. — löhr) ein Plänfler.
Karamboͤle, f. fr. der rote Ball im Billard; Ka—
rambofitte, f. (gem. verkürzt Karoline), der
gelbe Ball im Billard, und ein mit fünf Ballen
geſpieltes Billardfpiel; farambalteren, mehr als
einen Ball mit dem Spielball treffen; anftoßen;
icherziw. zufällig mit jemand zufammentreffen;
sufammenprallen; Karambolage (pr. —lähſch')
„r.n. die Berührung einiger Bälle durd) den
Spielball beim Billard; Zufammenftoß.
Karambole, F. fr. (pr. farangböht), eine
ter flandrifcher Taler = 5,74 Mt.
Karamél, m. fr. (fpaır. caramelo, v. ml. canna
mellis, Honigrohr, d. i. Zuckerrohr) gebrannter oo.
gelottener Zuder; auch braune Gallerte aus Rind—
1. Kalbfleifh; Karamelifation, f. nl. das Ein-
jieden des Zuders. a
Karakor, f. ein Ruder-Fahrzeug in den indischen
Gemäflern. . Ä
aramnfjal od. Karammzzal, m. (vgl. Karmoſal)
ein türkiſches Kauffahrteiſchiff.
Karaͤnkas, pl. oitindifche ſchwere Seidenzeuge, mit
goldenen, ſilbernen ꝛc. Blumen durchwirkt.
Karapapachen, pl. tartariſche Milizen im türkiſchen
Deere,
Sardt, n. (fr. carat, it. carato, altport. quirate,
jpan. quilate; v. arab. kirät,— gr. kerätion, eig.
ein Feines Horn, dann die ähnlich geformte Beere
de3 Sohanni2brot3 [Ceratonia siliqua], die als
Gewicht diente und 4 Gerſtenkörnern gleich kam)
in Deutſchland früher ein kleines Goldgewicht, der
24. Zeil einer Marfu.—9,744 g; als Diamanten-
und Perlengewicht — 0,205 g mit Halbierungs-
teilung bis auf !/e4; in England jetzt noch das
Brobiergewicht für Gold — !/,, Troy-Pfund —
15,552; auch) im Morgenlande ein Juwelengewicht
von verfchiedener Schivere; farätig oder farätig
(in Zufammenfeßungen mit Zahlen, 3. B. 18-fara-
tig), jo viele Teile reinen Goldes in 24 Teilen ent-
haltend; faratieren, verjeßen, vermifchen (von
edlen Metallen); Karatierung, f. die Verſetzung
des Goldes mit Silber (weiße K.) od. mit Kupfer
(rote K.) oder mit beiden (gemifchte R.).
Sarandife, fr., oder Karapele, f. (ſpan caravela,
m. fr. Mod. eine Art Damen-Spencer mit |
Silber: |
in Flandern und Frankreich, ein fogenann= |
Kardamom — 415
carabela, Verkl. v. caraba, großes Fahrzeug, v.
l.-gr. carabus, Meerkrebs, u. Boot, auch arab.
kärib, Barfe) ein fchnellfegelndes Schiff in Spa-
nien und Portugal, ein Leichtjegler; Feines zum
Heringdfange dienendes Schiff in Frankreich; in
der Türkei ein kleines Kriegsichiff. Fich
Karawane, f. perj. (fr. caravane, jpan. caravana,
vom arab. kairawän, per. kärwän, kirwan, durch
viele Gegenden reijend) ein Handels- Pilger: oder
Reifezug in den Morgenländern; Karawanen-
Fahrer, ein Schiffshauptmann, der auf. einer
gropen Seereife nad) anderen, außer feiner Be-
itimmung liegenden Seehäfen bejondere Fracht—
fahrten macht; K.-Tee, Zugtee, feiner Tee aus
China, der, duch Handels Karawanen zu’ Lande
in zugelöteten Büchfen iiber Rußland zu uns ge»
bracht, ohne nadteiligen Einfluß der See- und
Schiffsluft geblieben 9 Karawanſerai, f., gew.
m, (vgl. Serail) oder ruſſ. Karawanfarsı, m.
Herberge für morgenländifche Reifezüge, in Tran3-
faufajien auch Kaufhof oder Raufhalle für morgen-
ländiſche Waren.
Karbätiche, f. tatar. (poln. karbacz, korbacz, ruſſ.
karbatsch, ungar. korbäcs, türf. kyrbätsch; wo—
ber auch da3 fr. cravache ftammt) eine von le»
dernen Riemen geflochtene Peitſche; karbatſchen,
peitſchen.
Karbion, n. der Schwefelkohlenſtoff (ſ. Karbön).
: Karbolianve, f. oder Phenylhydrãt, n. Scheidek.
Kohlenölfäure, ein aus dem Teer abgejchiedener,
dem Kreoſot verwandter Stoff, der in reinem Zu—
itande ein weißes Eriftallinifches Pulver, ſonſt aber
eine braune Flüſſigkeit bildet (zur Zerjtörung von
Anſteckungsſtoffen verwendet). SEN
Karbön, n. (lat. carbo, die Kohle) der Kohlenſtoff;
Karbolein,n. (v. ol&um, DI) ein von Weihnia-
koff in Petersburg erfundener neuer Heizungs-
ftoff bef. ver Dampfmaſchinen 2c., beitehend ın —*
gepulverter Holz- oder Steinkohle, die, mit irgend
einem DL vermifcht, zu einer fejten Maſſe zuſam—
mengedrüdt wird; Karbonaͤde, f. (fr. carbonnade,
unrichtig Karminade) Roitbraten; Koch. gem.:
Kippenftüd, Rückenſtück; Karbonaro, m. pl. FKar⸗
bonaͤri, it. (eig. Kohlenbrenner) ein politiſcher Ge—
heimbund, der in den Jahren 1810 --1820, bei. in
eapel, auf Bereinigung Staliens und auf Reli»
ionsfreiheit hinarbeitete; auch eine eigentüimliche
* des Boſtonſpiels; Karbonari, nm. ein wei—
ter und langer Männermantel ohne AÄrmel; Sars
Bonarismus,m. ni. die Geſinnungen und Grund-
fäße der Karbonari; Karbönat, eine Spielart des
Diamanten; Karbonäte, pl. fohlenfaure Salze;
farbonefzieren, I. (carbonescere) zu Kohle mer-
dein; Barbondtti, pl: (eig. Heine Kohlen) eine Art
ſchwärzlicher Korallen in Livorno; Karbonkum
od. Karbonikum, n. nl. Koblenitoff; karböniſch
oder Farbonds, fohlenartig, Fohlenitoffig; karbo—
nifteren, verfohlen, mit Kohlenftoff jättigen; Kar—
boniſation, f. die Verkohlung. |
Karbünkel, m. (v. l. carbünculus, Kleine Kohle) ein
brandiges Geſchwür; feltner aud) für Karfunkel
(1. d.); Karbunfulation, f. der Brand in den
Pflanzentnofpen, |
Kardarias, m. gr. (von kärchäros, rauh, ſcharf,
Iharjzähnig) der Haifisch, Menſchenfreſſerhai, auch
Jonasfiſch. *
Kardamöni, n., pl. Kardamömen (gr. kKardamö-
mon; arab. kirtim oder kurtum), auch Mala-
auette, f. fr. (fprich: —ghett') eine Art Gewürz,
Same eines mit dem Ingwer verwandten Ge-
416 fardaniiches Gelent
wächles (cardamömum minus) in Oftindien; vgl.
us daraus gardamemöäl,n. ein äthe-
riſche
lardaniſches Gelent, n. (nach dem Erfinder Car—
dano genannt), Kugelgelent, Kreuzgelent.
Karde, f. (fr. carde, vom I. cardüus, Diftel) Diitel-
fohl, Weberbdiitel; Kardätſche, f. (fr. cardasse, it.
cardasso) der Diitellamm, Wollkamm, die Woll-
fraße, Rrämpel, eine Art Striegel od. Bürfte von
den Köpfen der Karde; fardatichen, farden oder
fardieren, mit jenem Kanıme bearbeiten und rei»
nigen, Wolle fämmen, främpeln; Kardeur oder
Battenrcardeur, m. fr. (ſprich: —öhr) die Vor-
farde, der Reiniger (in der Spinnerei).
Stardiäfe, pl. gr. (von kardia, Herz) Heilf. Herz-
ftärfungen, herzitärfende Mittel; Kardialgie, f.
das Herzweh, Herzdrüden, Herzgejpann; Magen-
drüden, ver Magenkrampf; Kardiologie, f. Lehre
vom Herzen; Kardiopathie, f. Herzkrankheit,
Herzleiden; Kardioperitarditis, f. Entzündung
des Herzens und des Herzbeutels; Karditis, f.
Herzentzindung; Karditen, pl. verjteinerte Herz-
mujceln.
fardinal, l. (cardinälis, e, vorzüglich, vornehmlich,
von eardo, Türangel, Hauptpunft, an dem alles
hängt, um den fic alles bewegt) als Beiwort nur
in Zufammenjegungen das Vornehmſte, Wichtigfte
bezeichnend; 3.8. Kardinalpunkte, Hauptpunfte;
bei. die 4 Haupt-Himmelsgegenden (Nord, Weit,
Süd, Dit) und von ihnen ausgehend die 4 gleichna-
migen Kardinalwinde, Hauptwinde; Kardinal-
Tugenden, die Haupttugenden, 4 heidnifche (nad)
Gicero: Klugheit, Mäßigung, Gerechtigkeit und
Stärfe),und 3 hriftliche (Glaube, Riebe, Hoffnung);
Kardinal=sZahlen, Haupt- oder Grundzahlen;
Kardinäl, m., pl. Kardinäle, 1. Hauptpriefter,
ein Titelderpornehmiten römiich-Fatholifchen Geift-
lihen oder Kirchenfürften, 70 an der Zahl, von
und aus denen der Papſt erwählt wird; 2. ein
Getränk aus Wein, Bomeranzen u. Zuder; 3. eine
Apfelart, ſ. Kalville; 4. K. od. Kardinalvogel,
ein ſchöner Bogel mit äußerft melodischem Gejang
aus der Gattung der Kernbeiger; Cardinal ca-
merlengo, it. Kardinal-Kämmerling od. -Schab-
meijter, der die päpitlihen Einfünfte verwaltet
oder der apoftoliihen Kammer voriteht; cardi-
näles papabiles, pl. nl. zur Papſtwürde geeig-
nete Kardinäle; Kardinalät, n., r. m. die Kardi-
nalswürde; Kardinalsblume (lobelia cardinä-
lis, L.), die Burpurblume ein prädtiges, mehrere
Jahre dauerndes Gewächs mit einer tiefdunfeln,
brennend roten Blume; Kardinalshut, der Bur-
purhut der Hauptprieiter.
Sardobenedikten= od. Benediktfrant (aus dem I.
cardüus benedictus, d. i. gejegnete Diſtel; cen-
taur&a benedicta L.) das Segenskraut, die Bitter-
diitel, ein heilfames Gewächs von auflöfender Kraft,
im ſüdlichen Europa; Kardäne, f. (it. cardone,
fr. cardon, ſpan. cardo, eig. Diftel) eine der Arti-
ſchocke ähnliche Gartenfrucht.
Ktardöl, n. barb.=!. (von ſanajcardium u. olsum) ein
ölartiger Beſtandteil der Anakardienfrüchte(blaſen—
Karduſe, ſ. Kartuſche. ſziehend).
Starebärie, f. gr. (v. käre, Kopf, u. barys, ſchwer)
drüdender Kopfichmerz.
ſtareme, m. fr. (jpr. — ähm) oder mlat. earisma,
carena, f. (v. !. quadragesima, d. i. vierzigtägige
Faſten, it. quaresima, ſpan. quaresına) die Falten
(von Aſchermittwoch bis Ditern); carẽna, f. die
Entziehung des Mittagsti.ches als Strafe für einen
Karkan
Schüler; im Mittelalter: der kirchliche Ablaß, Er—
laß der Kirchenſtrafe.
tkareſſieren, fr. (caresser; ital. carezzare; ein lat.
caritiare vorausſetzend, von carus, lieb) liebkofen,
ſchmeicheln; kareſſaͤnt, koſend; Kareife, f. (mi. ca-
ritia) die Riebfofung, Schmeichelei; Tonf. carez-
zando od. carezzevöle, einichmeichelnd.
Kardt od. Karret,m. arab. (vgl. Karat) Rechnungs-
miünze, etwa = 1Pf.
Karette, f. oder Karettſchildtröte (fr. caret, nlat.
caretta) Meerjchildfröte, in Oft- u. Wejtindien, nach
- welcher das feinste u: ſchönſte Schildplatt Karett
od. Karette genannt wird.
Karfreitag, m. (von althochd. chara, Leid, Klage),
der Leidensfreitag (an dem Chriſtus gefreuzigt
wurde). [derbt), Blumenkohl (öfterr.).
Karfidl od. Karbvioͤl, m. (aus dem it.cavolofiore ver-
Karfunkel, m. (v. I. carbunculus, glühende Kohle)
ein Hochroter, edler Öranat, jeßt gem. für den Ru—
bin, Funkelſtein; vgl. auh Karbunkel.
Kargo, m., auch Karga, f. jpan. oder Kargaiſon,
f. fr. (pri): Fargäföng; vom fpan. cargäar — fr.
charger, it. caricare, carcare, beladen; ml. carri-
cäre, v. I. carrus, Wagen) die Schiffsladung, Fracht,
auch die Lifte davon; Karga vd. Kargo-Gewicht,
die Laſt, die man auf ein Saumtier paden kann;
in Spanien eine Laſt von etiva 150 kg; Karga—
ddr, auch Kargadeur (ſpr. —döhr), und Kargo.
m. ſpan. ein Schiffsbefrachter, Schiffsmäkler; ein
Überwacher, oft auch Verkäuſer der Ladung;
— Warenſchiff.
Kariben, ſ. Raraiben.
karieren, I. (carẽre) Mangel leiden, nichts befom-
nıen; faften, zur Strafe ungern; earet, e3 fehlt,
mangelt; Karitidn u. Karenz, f. die Entbehrung;
Karenzjahr, Entbehrungsjahr, in welchem einem
— od. Beamten ſein Einkommen entzogen
wird.
Karies, f. I. der Knochen- od. Beinfraß; kariös (I.
cariösus), angefrejlen, angejault (von Knochen);
hohl (Zahn).
Karikatur, f. (it. caricatüra, von caricare, beladen,
überladen, übertreiben, fr. charger; vgl. Kargo
u. Charge) ein Zerrbild, Spottbild, eine Fratze;
Karifaturiit, m. ein Srabenmaler; farikieren,
übertreiben, verzerren; fariftert, übertrieben, ver-
zerrt, überladen; Kaͤriko, m. it. (jpan. Karga, ſ. d.)
das Ladungsgewicht, nach welchem ın Stalien
Pferde u. Maulejel beladen werden; in Venedig
früher ein Handelsgewicht von fajt 100 kg; fari=
fieren, Kfipr. mit Wechjeln beläftigen; Karika=
töre, m. Befrachter; in Italien auch ein Güter-
auslader od. Güterſchaffner. A
Karillon oder Karrillen, m. fr. (fpr. farijöng; ml.
carillonus, urfpr. aus vier Gloden bejtehend, l.
gleich]. quadrilio, v. quatuor, vier) ein gejtimmtes
Slodenjpiel; dafiir geſetztes Tonftüd; der Gläfer-
lang beim Anſtoßen.
Starinthin, m. (v.Carinthia, Kärnten, nach welchen
Rande Werner diefe Mineralgattung des Kiejel-
gejchlechtS benannt hat) Hornblende; Strahlitein.
Kariol-Poft, |. Karriole. u
Karitas, f. !., caritä, it.(v.lat.carus, lieb) die Liebe,
insbefond. die hriftliche Nächitenliebe, ein beliebter
Gegenstand der neueren Kunſt, wo fie als eine liebe-
volle, Kinder nährende und pflegende Mutter Dar-
gejtellt wird; faritatip, nl. mildtätig.
Karkan, m. fr. (pr. —fäng; vom Felt..armor. ker-
chen, kelchen, Halsrund, Halsband) das Hals—
eifen, der Pranger; Halsband für Frauen.
Karkaſſe
Karkaͤſſe, f. fr. (it. carcässa, v. l. caro, Fleiſch, und
capsa, Behältnis, Kaſten) das Gerippe eines tie—
riſchen Körpers, auch eines Schiffes; des weiblichen
Kopfzeuges: Drahtgeſtell; eine mit einem eiſernen
Gerippe verſehene Brandkugel.
Karkabéllo, m. ein ſüßerweißer portugieſiſcher Wein,
nach dem gleichnamigen Dorfe in der Provinz
Eſtremadura benannt.
Karl, m. deutſch. männl. Name (althochd. charal,
karl, mittelhochd. karl, Kerl, Mann, Ehemann,
latinifiert Carölus; mit Ablautkerl, mittelniederd,
kerle, freier, gewöhnlicher Mann, niederl. kerel):
der Starke, Tätige, Betriebfame; Karliſt od. Car—
liſt, m., pl. Harliften, in Frankreich Anhänger des
vormaligen Königs Karl X.; in Spanien: An—
hänger des Don Carlos: Karlismus, m. deren
politische Gefinnung; Karoline, f. weibl. Name:
die Männliche, Starke, Kraftvolle, Betriebfame;
auch für Karamboline, f. d.; Karolinger, pl.
lat.-dtich., die Nachkommen von Karl (Carolus)
dem Großen als Herrſcher von Deutjchland, Frank—
reich und Lothringen.
Karlino, m. it. (v. Carlo, Karl) eig. ein Karlsſtück;
im Königreich Neapel früher eine Heine Silber:
münze = 34,415 Pf. ; in Sardinien eine früher üb-
lihe Goldmüngze = 45 Lire od. 37,75 ME. an Wert;
Karlsd’or, m. dtich.-fr. eig. Goldfarl, ein braun-
ichweig. Fünftalerjtüd.
Sormannole, f. fr. (ipr. farmanjsle) ein freiheits-
jhwärmerijches Volkslied mit Tanz, während der
erjten franz. Revolution (nad) den Carmagnolen
oder Savoyarden in Paris benannt, hauptjächlic)
ans der Stadt Carmagnola in Piemont).
Karmeliter, m. Mönche vom Orden unferer lieben
Frauen vom Berge Rarmel im Libanon, wo
diejer Orden um die Mitte des 12. Jahrh. von Pil-
gern gejtiftet wurde; Karmeliterinnen, pl. ein
Srauen-Orden, im 15. Sahrh. geitiftet; Marme-
liter: Rafjer, Meliffen-Wafjer, in den Karme—
literflöjtern bereitet.
Karmen,n. J. (ſanskr. gasman, Preislied, von çans,
loben, preiſen) ein Gedicht, beſ. Gelegenheitsgedicht,
z. B. Hochzeit⸗- oder Leichengedicht; pl. Karmina,
Gedichte; carmen secnläre, ein Jahrhundertge-
dicht; Jubelgedicht; Karmenta od. Karmentis, f.
Fabell. eine altrömifche weisfagende Göttin; Kar—
mentalia, pl. das ihr gewidmete Feit im Sanuar.
farmefin oder farmeifin ({pr. —moaſin; it. car-
mesino, fr. cramoisi, arab. kermezi, j. Kermes)
hochrot, Farminrot.
farmin, m. (v. arab. Karmes, Kermes, ſ. d.) eine
fojtbare hochrote Farbe, aus der in Mexiko ein-
heimischen Kochenille (coccus Cacti) dargeftellt.
Der Fäuflihe K. enthält außerdem Tonerde und
Zinnoryd; Karminblau oder Zörulin, m. nl.
(v. I. coerul&us oder caerulöus), blauer Karmin.
Sarminade, |. Karbonade.
Kerminatin, n. nl. (vb. carminäre, frempeln, dann:
reinigen, von carmen, die Krempel) Mittel gegen
Blähungen; abgezogener Branntwein.
farmoifin, j. farmejin.
Karmoſal, n. (val. Karmuffal) ein Fleines türkiſches
Fahrzeug, Schifferfahn, Nachen.
farmojieren, j. kurmuſieren.
Kärn, m. (feit.) — Rairn, j.».
Kar, n. (arab. —= Horn) ein Dornbuſch.
Rarnage, f,r.n. fr. (ſpr. karnähſch'; I. gleichſ. car-
naticum, von caro, Gen. carnis, Fleifch) ein Blut-
Bad, Gemetzel; karnäl, jpätl. (carnälis, e) fleifchlich,
leiblich; Karnalität, f. (carnalitas) die Fleifchlic-
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
Karolns 417
keit; Karnalift oder Karnalit, m. barb.-lat. ein
fleiſchlich Geſinnter; Wollüſtling; Karnation, f.die
Fleiſchfärbung, Fleiſchton; Karneöl od. Sarder,
m. ein fleiſchfärbiger oder blutroter, halbdurchſich—
tiger Edelſtein vom Kieſelgeſchlecht (fr. cornaline).
Karnallit, m. (nach dem Berghauptmann v. Kar-
nall) ein aus Chlorkalium, Chlormagnefium und
Waller beitehendes Staßfurter Mineral.
Karnaubawads, n., auch Cereawachs, ein wachs-
artiges a grünlichgelber Farbe, das aus
Talmen in Brafilien gewonnen u. zu Kerzen, zu
Firnis u. ähnl. verarbeitet wird.
Starnet, n. fr. (fpr. —neh; zgez. aus roman.-lat.
quaternettum, Verkl. von quaternum, f. Kahier)
da3 kaufmänniſche Tag- u. Schuldregijter, worin
Schuldner u. Gläubiger verzeichnet find.
Kärneval, n. u. m. (it. carnevale; v. it. la carne,
das Fleiſch, u. der vale, d. i. Abſchied, Lebewohl,
aljo: Abſchied vom Fleifch; la carne geht zurück
auf lat. caro [Gen. carnis), Fleisch; wohl entitan-
ven aus ntittellat. carnelevale, d. i. Entfernung
des Fleiſches; die Herleitung von carrus navalis,
Schiffswagen im Feftzuge, ift abzulehnen, vgl.
aud Charivari) Faſtnacht, Fafching, die Iuftige
Winterzeit von Epiphanias (6. Sanuar) bis zu den
alten (Aſchermittwoch), Wi: die 10 legten Tage
dieſes Zeitraums mit den dabei üblichen Volksver—
gnügungen, Masfenfreiheit 2c., am glänzenditen
in Rom; Karnepalöne, m. der große, d. h. der
um 8 Tage verlängerte Nachfarneval in Mailand;
Karnebalino, m. der Heine Nachfarneval in Flo—
venz, der nur noch einen Tag (den Aſchermittwoch)
ven Faſten entzieht.
Karnies oder Karnieß, |. Korniche.
Kurnifex, m. |. (vd. caro, Gen. carnis, Fleiſch, und
facere, machen) der Henker, Abdecker; furnifizie=
ren (l. carnificäre, hinrichten), quälen, martern;
auch in Fleiſch verwandeln; Karnifilation, f.
Heilf. die Fleiſchweichheit der Knochen; auch Fleiſch—
werdung, z. B. der Lungen; Karnifizin, f. (l. car-
nificina) die Folter- od. Richtjtätte; Karnivöra,
pl. I. fleifchfrefiende Tiere; karniboͤriſch, fleiſch—
frejfend; karnos (l. carnösus), fleijchig, bef. durch
Krankheit vervichtet; von Pflanzenteilen feft, did u.
jaftig; Karnoſität, f. nl. die Fleiſchigkeit; Heil.
eine fleiſchige Geſchwulſt.
Karnöffel, Karnüffel, m., in einem alten Lands—
knechtskartenſpiel der Unter mit dem Bilde des
Landsknechts als Haupttrumpf — hernia
carnosa, Hodenbruch, wohl von der Ahnlichkeit der
Gejtalt hergeleitet von fiz. cornifie, Hornblatt,
eine Wajjerpflanze). [1047 1; vgl. Karro.
Karo, m. früheres ital. Weinmaß von ungefähr
Karobe, Karrobi, j. Karuben.
Karöda, ſ. KRoroza.
Karogne, f. fr. (fpr. farönj’; it. carogna, v. I. caro,
Sen. carnis, Fleiſch) Nas; als niedriges Schimpf-
wort für ein jchlechtes Weib.
Karol, m. engl. (ſpr. kärröll) der Rundtanz; ein
geijtlicher Gejang, 3.8. Christmas carol, Weih-
nachtslied.
Karöle, f. (it. carola, altfr. carole, ob v. gleichſ. J.
chorülus, chorüla, Verkl. v. chorus, Chortanz?)
ehem. ein Reihentanz, Ringeltanz, wobei von Bor»
tänzer ein Liedchen gefungen u. der Kehrreim von
allen wiederholt wurde.
Karölns, m. nl. f. Karl; Karolin, m. (nach dem
prägenden FürjtenKarl Philipp von der Pfalz 1742
benannt) eig. ein Karlsſtück, eine Goldmünze von 6
ſchweren Talern od. 11 rheinischen Gulden—nahezu
27
A413 Karos
IIM., ein goldenes Sechstalerſtück, fr. auch Char—
lesd'or (ſpr. ſcharldohr); Karoling, f. Rſpr. die
peinliche Geſetzgebung oder Halsgerichtsordnung
von Kaiſer Karl V.; Karoline, f. weibl. Name, ſ.
unt. Rark aud für Karolin, m.;im Billardfpiel
fir Raramboline, ſ. _
Karos od. Karus, m. gr. Heiff. tiefer Schlaf; Ka—
vofis, f. Betäubung, Schlafſucht; Karotife, pl.
einichläfernde Mittel; Karötis, f., pl-Naratiden,
Kopf-Schlagadern, zwei Pulgadern am Haljfe, die
das Blut von der Aorta zum Gehirn führen.
Karoſſe, j. unter Karriere.
Karötte, f. fr. (v. I. caröta) Mohrrübe oder kleine
Möhre; ausgerippte Tabakſtange zu Schnupftabak;
Karottenzug, m. das Werkzeug zum Verfertigen
der Karotten; karottieren, Tabak rippen.
Karozzo, ein Getreidemaß in Sizilien = 1,07 ], ein
Feldmaß daſelbſt = 0,68 Ar.
Karpet, n. engl. (ſpr. farpet; mi. carpeta, carpita,
eine Art zottiges Tuch, dv. [. carpere, rupfen) Tep⸗
pic, Fußdecke; pl. Karpets, in England verfertigte
wollene Zeuge zu Zußdeden; Karpette, f. fr. gro-
bes geftreiftes Packtuch; Warpetkagger, m. pl. (v.
Karpet u. Bagger, ſ. d.) 1. engl. Hafenarbeiter in
Afrika, nad) ihrer Bekleidung jo genannt; 2. Reife-
Jadmänner (von engl. bag, Sad), die gleich]. ihre
ganze Habe im Reiſeſack haben, jo werden in den
Süpdftaaten von Nordamerifa politische Abenteurer
genannt, die von der herrichenden Regierungs—
partei als Beamte dahin geſchickt worden find.
Starphofith, m. gr. (v. kärphos, n. Stroh, Spreu,
Sloden) der Strohftein; Karkhalogie, f. das
Slodeniejen der Sterbenden, Miidengreifen, —
Krozidvismus; auch für die Splitterrichterei;
Karpholög, m. eig. ein Flockenleſer; Splitter-
richter, Krittler.
farpteren, I. (carp£re, eig. pflücken, rupfen) tadeln,
meiltern, befjer wijjen wollen; earpe diem, J.
Pflüde den Tag, d. i. nuße die Zeit!
Ktarpolith, ım. gr. (von karpös, m. die Frucht) ein
Früchtſtein, eine Fruchtverſteinerung; Karpolög
oder Karpologiſt, m. ein Fruchtkenner, Frucht
kundiger; Karvologie, f. Lehre von den Früchten
der Gewächſe.
Karpus, m. nl. (von gr. karpös) die Borderhand,
Handwurzel, das Fauftgelenf. |
Karquois, m. fr. (fpr. farfod) u. turcasse (beides
aus dem arab. terkesch), Köcher.
Karrdfa, ſpan. ſ. Karacke.
Karraghen, auch Karagheen, n. ivländifches Perl—
moos, d. i. der Knorpeltang (fucus crispus) in
trocknem Zuſtande, deſſen ſchleimiger Abſud häufig
zu Bruſttäfelchen benutzt wird.
karrariſcher Marmor, |. Marmor.
Karrec, n. fr. (entſt. aus quarre v. l. quadrätum)
das Viereck, beſ. die Viereckſtellung der Soldaten;
j. Quadrat, Quarré und Kadre; Karreau, n.
(ſpr. karröh; altfr. carrel, quarrel, v. ml. quadrel-
lus, Verkl. v. quadrum, Biere) eine Raute, dag
rote jchiefe Biere auf den franzöfischen Spielkarten
(j.Rarte); dieSteinplatte; farriert, mit Biereden
gezeichnet, gewürfelt; Karrelage, f., r. n. (pr.
karr'läͤhſch) das Belegen mit Steinplatten; farre=
fieren, mit Steinplatten belegen; Karreograph,
m. fr.-gr. ein Werkzeug zum Aufnehmen perfpefti-
ee Karrier-Webſtuhl, Wechſel—
ſtuhl.
Sarrefour,m. fr. (ſpr.—führ; prov. carreforc, vom
jpätl. quadrifurcum, vier Gabeln bildend) ein
Kreuz; Straßenede.
Karte
Karrete, f. (it. carretta, fr. charrette; v. l. carrus,
ver. mit dem deutſchen Karren) -ein jchlechter,
elender Wagen; Karrettiere, m. it. der Kärrner,
Fuhrnann.
Karri, pl. it. (v. carro, Karren, Wagen), Rarneval-
jpiele in Rom, die auf Wagen vorgefiihrt werden.
Karrid, n. engl. Reitrock mit mehreren firrzen Kra—
gen (von der Stadt Karrid in Iriand).
Karriere, f. fr. (it. carriera, vd. I. carrus, Wagen)
eig. die Rennbahn für Wagen; die Laufbahn eines
Menschen in der bürgerlichen u. Gejchäftswelt, der
Dienjtlauf; der volle Lauf, Schnellauf eines Pfer-
de3, das Jagen; en carriere (vd. en pleine car-
riere, was bei ung jehr eingebürgert, meift jchlecht-
weg Plän-farriere gefprochen wird) in vollen
Zaufe, mit verhängtem Yügel; Karriere-Attäcke,
f. Krſpr. der ſtürmiſche Reiterangriff; Karridfe, k.
u.n. auch das Kartal, ein leichtes zweirädriges
Fuhrwerk; daher die Kariol-Poſt; Narro, m. it.
(— I. carrus) eig. Wagen, Karren; eine Karren-
fuhre; früheres Getreidemaß, in Neapel 2000 1
Haltend; auch Weinmaß von verih. Gehalte, etiva
10001; Karroccio, m. it.(fpr. — oͤttſcho) ein Wagen
mit hölzernen Rädern, der im Mittelalter das
Banner der ital. Städte trug; Karöſſe, f. fr. (le
carrosse; it. carrozza, f.) eine Pracht- od. Prunk—
wagen; Karoſſier, m. (ſpr. —ßjeh) Kutichpferd; Ka—
rujſell, n. (pr. —ruff—, it. carosello) ein feierliches
Nitterfpiel, Ringelrennen, wobei man ſeine Geſchick—
lichkeit im Reiten und Ringſtechen zeigt; auch: Rin-
gelbahn, ein Ningelreiten auf hölzernen, um eine
Walze drehbaren Pferden, als Kinderbeluftigung,
und die dazır eingerichtete Anſtalt.
farriert, |. Karrec. BR}
Karronaͤden, pl.Krk. ſchwarze, meiſtens eijerne Ge-
ſchütze mit kürzem Laufe, welche man beſonders in
der obern Batterie auf Schiffen anwendet, Schiffsge—
ſchütz (nach den Eiſenhüttenwerken am Karron in
Schottland benannt, wo ſie zuerſt verfertigt wurden).
Karroo (ſpr. farın) od. Karru, f. eine unfruchtbare
Steppe de3 jüdlichen Afrika. ;
Karte, f. (fr. carte, v. l. charta, Papier) überh. ein
iteifeg Vapierblatt zu verjchiedenen Zwecken, 3.8
eine Viſitenkarte, Einlaßkarte 2c.; bei. Spiel⸗
farten, gemalte Spielblätter, angeblich erfunden
im 14. Jahrh. zur Zerſtreuung des gemütskranken
Karl VI. von Frankreich. Die nen. DER
vier Ständen der bürgerlichen Gejellichaft: Coeur,
Herz, jtatt Choeur, Chorus: die Geijtlichfeit (in
Spanien und Stalien dur einen Kelch, coppa.
bezeichnet); Pique, Lanzenſpitze: Adel und Wehr-
ftand (ital. Schwert, spada); Carreau, Raute für
Diamant: der Gewerb- und Handelsſtand (ital.
Geld, danaro); Trefle, Klee: die Bauern (ital.
Knüttel, bastone). Werner bed. Karte: Rip,
Grundriß, 5. B. Landkarte, eine geographiice
Abbildung der Erdfläche od. eines Teiles derjelben;
Himmelsfarte, Abbildung des geftirnten Him—
mels; j. auch carta, carte u. harte; fartieren,
in eine Karte eintragen, aufzeichnen; Kartierung,
f. Rarten- oder Blanzeihnung: Kartograph, m.
Kartenzeihnung, Planzeichnung; Kartographie,
f. Rartenzeichnungsfunit; kartographiſch, a1
diefer Kunſt gehörig oder durch jie hervorgebracht,
. B. fartographiihe Sammlung, Karten-,
Planſammlung 2c.; Kartomantie, f. lat.-gr. Die
Wahrſagung ausKarten, Kartenfchlägerei; Karto—
tHet, f. Kartenfammlung; carta, f.it. (lat. charta,
Papier; carta biänca (aud) blanca) it., carte
blanche, fr. = Blanfett; auch [.d.tv. freie Hand,
Kartätiche
offenes Spiel; ferner bezeichnet carte blanche, d. i.
weiße Karte, u. ähnl. auch eine Champagnermarke,
3. B. der Sabrif von Nöderer in Rheims, indem
die Etikette der betreffenden Sorte in Geitalt einer
weißen Karte auf die Flajche geklebt iit; carte,
f. fr. die Karte; der Speifezettel in Gajthäufern;
auch die Speijerehnung; earte de direction, fr.
(ſpr. — direkßjong) oder carte directrice, f. fr.
(ſpr. trihß) die Richtungsfarte bei Vermefjungen;
cartelettre,f.fr.geichlojjene Brieffarte,im Gegen-
ſatz aut offenen Poſtkarte, erit durch Abreißen des
zugeflebten, durchſtochenen Randes zu öffnen;
carte partie, Kfſpr. j. Certepartie; cartes sur
table, mit aufgevedten Karten ſpielen; karte—
teren (jpr. kartedſch —) it. (carteggiare) blättern,
Briefe wechjeln, von Karteggio, m. der Brief-
wechjel; Kartell, m. fr. (it. cartello) 1. ein Ber-
gleich, bei. Auslieferungs- od. Auslöfungs-Vertrag
wegen Auslieferung der Gefangenen, Ausreiger ꝛc.
(auch Kartel-Kondention); eine Übereinkunft,
ein Verband; daher: Kartell-Schiff, ein Kriegs—
Ichiff, welches Unterhändler oder die Gefangenen
führt, die von zivei friegführenden Mächten gegen-
einander ausgewechjelt werden: Zoll-Kartell, ein
Vertrag, durch welchen zwei Staaten fich gegen |
jeitig verpflichten, bei der Bewachung ihrer Zoll-
grenzen einander zu unterjtügen, um das Schmug—
geln tunlichit unmöglich zu machen; 2. ein Fehde—
brief, eine Herausforderung zum Duell; 3. eine
angeſchlagene Schmähſchrift; Hartellänt, m. oder
Sartellträner, der Überbringer einer Heraus»
forderung; Kartelle, £. fr. Pergament zum Noten-
jchreiben; Kartellöne, m. der große Anfchlagzettel
(einer Bühne, der das Verzeichnis der auszufiih-
renden Opern fund macht); kartellmäßig, ver-
——— vertragsmäßig.
Kartätſche, f. (v. it. cartaccia, cartoccio, fr. car-
touche, Papierhülſe, Batrone) eine mit kleinen
Kugeln, gehadtem Eifen 2c. gefüllte Batrone von
ſtarkem Bapier oder Blech für Kanonen; Kar:
tatichenrafete, f. eine Kriegsrafete, welche als
Berjegung eineBiüchjenfartätiche trägt; Kartätſch⸗
veihüß, Bereinigung mehrerer Gewehrläufe zu
einer Geſchoßmaſchine, um unabläffig zahlreiche
Keine Gejchofje gegen den Feind zufchleudern=,n-
fanteriefanone, ſ.ed, auch Maſchinengewehr.
Kartaune, f. (vom I. quartäna, d. i. ein Viertels—
ſtück, welches 25 Pfund ſchoß, das größte Gefhüg
hingegen 100 Bund) ein grobes Gefhüg, eine
große, kurze und dide Kanone; Kartaunenpulver,
das qröbite Schiegpulver.
Kartäuſe, f. neulat. (Cartusia, it. certösa) ein Klo—
jter, Kartäufer-Klofter, von der Einöde Cartusia, fr.
‚Chartreuse(fpr.jchartröhf’) bei Grenoble in Franf-
reich, wo das erſte Kloster diejes strengen Ordens, der
a ewigem Stillfehweigen verpflichtet ijt, vom heil.
Bruno 1086 gejtiftet wurde; Wartänfer, m. ein
Mönch diejes Ordens; Kartäuſer-Pulver hieß
früher derAntimon-Kermes (j.d.); K.-Tee das
Pimentfraut(Chenopodium ambrosioides), wächſt
in Mexiko; K.-Wolle, eine Art ſpaniſcher Wolle,
Kartejiäner, pl. Schüler und Anhänger des frz.
Philofophen Descartes od. Carteſiüsſſt. 1650);
fartejiäniiche od. karteſiſche Teufel, Taucher-
chen, jind (nad demjelben Philoſophen genannte)
tleine gläjerne, inwendig hohle Buppen, die wegen
ihrer Leichtigkeit in einem mit einer Blaſe verfchlof-
jenen Wafjergefäß Schwimmen und, je nachdem man
auf die Blaſe mit dem Finger drückt oder nachläßt,
bald finfen, bald jteigen.
Karyatiden 419
Karthämus, m. ıl. (von arab. qurtum, neuhebr.
garthami, Safflor) eine Pflanzengattung, wozu die
Särberdiftel od. der fog. twildeSaffran (carthamus
tinctorius, fr. carthame) gehört, deſſen Blumen-
fronen den Safflor(j. d.) geben; Karthamin, n.
ein aus dem Safflor gewonnener roter Färbeitoff,
Safflorrot.
fartieren (vgl. Karte), in einen Riß vd. eine Zeich-
nung bringen, aufreigen; Boftd. einfarten, ein-
tragen; Kartierung, f. das Aufreißen, die Plan—
zeichnung; im Eifenbahn- und Poſtverkehr: die
Eintragung in das Stückverzeichnis oder in die
Frachtkarte.
Kartilägo, f. [. (pl. cartilagines) der Knorpel; kar—
tilaginos, (l. cartilaginösus), knorpelig.
Ktartifane, f. fr. (von carte, it. carta) auf ausge»
Ihnittene Karten u. dgl. gewicelte Seiden-, Gold—
od. Silberfäden zum Sticken, Spitzen machen ıc.;
Karton, m. (jpr. fartöng; it. cartöne,), 1. ein Bo-
gen jtarfes Papier, ein Dinner Rappendedel; 2.
eine Pappſchachtel; 3. ein umgedructes Blatt eines
gedrudten Buches, welches an die Stelle eines aus—
geichnittenen fehlerhaften kommt; 4. iiberhaupt ein
Mufterblatt; Mal. die Muſterzeichnung aufftarfen
Bapier, der Entwurf zu einem Gemälde; Karton—
vierre, f. (pr. —piär‘) Steinpappe, ein von Gro—
pius in Berlin erfundener Stoff zu Verzierungen
u. dgl.; fartonnieren (fr. cartonner), in Bappe
binden oder einheften; Kartonnage, f.,v.n. (jpr.
—nahfeh’) Bapparbeit; Kartonnerie, f. Bappen-
macherfunst od. -Werkitatt; Bapparbeit; Karten:
tier, m. (fpr. —njeh) ein Bappenmader, Bapp-
warenhändler; Kartüſche, £. fr. (it. cartuccia, f. u.
cartuccio,m.v.carta, Bapier) die Randverzierung,
zierliche Schrifteinfaffung; auf altägyptiichen Dent-
malen mit Hieroglyphen angefüllte elliptiiche Figu—
ren; eine Schußrolle oder Patrone, Ladung; aud)
eine Heine Batrontajche u. = Hardnfe, eine Kar-
tätichenbüchle aus Bappe, Holz oder Blech mit dem
zur Ladung einer Kanone erforderlichen Pulver;
Kartuſchekaſten, ein Kajten am Kanonenwagen
zum Aufbewahren der Ladung.
Kartothek, f. gr. (vgl. Bibliothef), eine geordnete
Sammlung v Karten, auch Blättern in Kartenfornt.
Kartuſch oder Kartouche, m. (pr. kartüſch') ein be-
viichtigter Gamer und Dieb, der 1721 in Paris
hingerichtet wurde; daher überh. abgefeimterSpiß-
bube.
Karübe, f. ältere algeriihe Rechnungsmünze =
1/;; Nial Budſchu = ungef. 3 Bi.
Karuben, pl. (fr. caroube, f. Sohannisbrot; it.
carrubo, jpan. garrobo, vom arab. charrüb, per).
charnüb) Sohannisbrotbäume, Johannisbrot.
Karuünkel, f. I. (caruncüla, Berfl. v. caro, Fleiſch,
eig. ein Stückchen Fleiſch) Heilf. eine Fleiſchwarze)
ein warzenähnliches Körperchen, z.B. Tränen-
Karunfel, ein Häufchen von Talgdrüfen im in-
Karus, ſ. Karos. [neren Augenwinkel.
Karufjell, ſ. unter Karriere.
Kavbi, m. it. u. fpan. (arab. karwija, v. gr. käron
Bot. carum carvi) der Feldfiimmel.
Karviol, ſ. Karfiol.
Karvol, n. Kümmelöl.
Karyhyatiden, pl. gr. (karyätides) Bauk. Laſtträge—
rinnen, Gebälkträgerinnen, eine Art Säulen in
weiblicher Geſtalt, deren Kopf einem Gebälke zur
Stütze dient (nach den in die Sklaverei geführten
Weibern der Stadt Karyäſim Peloponnes, oder
b. nach den Briefterinnen, welche in dem Tempel
der Diana zu Karyä dienten).
27°
420 Karyophyllum
Karhophillum, n. gr. (karyöphyllion, d. i.eig. Nuß⸗
blatt) die Gewürznelke; Karhophhlläta, f. Nelken—
wurz, Benediktenwurz; Karhobphhllin, n. der aus
altem Relfenöl fich ausbreitende fampfer; Karyo—
phyflit, m. Nelkenitein, eine Art Berjteinerungen.
Kavzer, m. ır. geww.n. I. (daher das deutjche Kerker)
ein Gefängnis, Schul- vd. Univerfitätsgefängnis;
Karzerarius, m. Öefangenmwärter; Karzeratis
kum, n. ııl. Daftgebühr, Schließgeld; fargerieren,
einkerfern; Karzeration, f. die Einferferung;
Karzer-Effraftion, f. die widerrechtliche Befrei-
ung eines Gefangenen.
Karzinit, m. gr. (v. karkinos, Krebs) eine Krebs—
verjteinerung; Karzinofogte, f. Krebslehre, Na-
turbefchreibung der Frebsartigen Tiere; Karzi—
nom, n. gr. od. Karzinüfe, f. (karkinoma, von
karkinos, Krebs) Heilt. ein Krebsgeſchwür; farzi-
noĩdiſch oder farzinomatss, nl. Frebsartig.
Kafdk, m. ruf. der Koſal (ſ. d.); Kaſatſchök, m.
ruſſ. (eig. ein Keiner Kojak), 1. ein Zivreediener in
Rofakentradht; 2. ein Koſakentanz.
Kaſamatte, |. Kafematte.
Kaſaque, f. fr. (ſpr. Fajdd; jpan. casaca, it. casacca,
eine lange Jade, urſpr. wohl: bequemes Hauskleid,
von casa, Haus) ein furzer Reife» oder Reitrock;
Kaſaquin, n. (fpr. kaſakäng) ein Überrod; bef.
eine Form bequemer rauen-Überröckhen (& la ca-
saquin).
Kasbah, f. arab. = Zitadelle, Stadtfeite.
Käſch, j. unter Liang.
Kaäſcha, £. ruſſ. Grüße, Grützbrei; Wirrivarr,
Kaſcheff, m. arab. (eig. Enthüller) Bolizeiauffeher in
Aghpten.
kaſchelieren, ij. r. kajolieren.
Kaſchelot, ſ. Kachalot. RR
Kaſchemme, f. Gaunerſprache / jüdifch-deutich), eine
Wirtſchaft, in der die Verbrecher zujammen-
fommen, Berbrecherfeller.
Kaſchmir-Schal, m. (fr. cachemir) eine Art jehr
feiner und weicher wollener Tiicher, in Tibet und
Kaſchmir (ſanskr. kacmira) von den Haaren der
Kaſchmirziege verfertigt, vgl. Kafimir.
Kaſcholöng oder Kacholong, m. (ft. cacholong, v.
Cach, einem Bade in der Bucharei, und kalmück.
cholong, Stein) der ſchöne Stein, Schönftein, eine
milchweiſe Abänderung des Opal.
Rafein, n. (v. [. cas&us, Käfe) der Käfeftoff.
Kaſel oder I. Kaſüla, f. (eig. Hüttchen; Verkl. von
casa) daS mit einem Kreuz bezeichnete Gewand der
fatholiihen Briejter bei Darbringung des Meß—
opfers; Kaſelknaben, mit der Kaſel bekleidete Kna—
ben, welche beim Abendmahl den Kommunizieren—
den das Tuch vorhalten, Meßtuchhalter.
Kaſemätte oder Kaſamatte, f. fr. (casemate, it.
casamatta, eig. ein verdecktes Haus, vom. it. casa,
Haus, u. matto, dunfel, blind, verdedt) ein bom-
benfejtes Gewölbe unter dem Walle einer Feſtung,
fomohl als Kanonen oder Stücfeller dienend wie
als Schußortder Beſatzung; Infemattieren, unter-
wölben.
Kaferne, f. fr. (it carserma; viell. entſt. aus casa
d’arme, Waffenhaus; daher im älteren Deutjch
Rajarme; oder v. I. casa, Hütte wie [. caverna,
Höhle, von cavus, hohl) ein zur Wohnung für
Ssldaten eingerichtetes größeres Gebäude; fafer=
nieren (fr. caserner), in Kaſernen legen; Kaſer—
nement, n. (Ipr. —mäang).Soldaten-Einlegung in
Kajernen; Kaſernenhofblüte, f. militärifche Stil-
blüte, Witzwort vom Kaſernenhofe (vgl. Ladendorf,
Schlagwörterbuch, u. Gombert, Z.f. d. W. 3, 313).
Kaſſa
Kas fortuit, n. (ſpr. kah fortüih) ein unvorher⸗
eſehener Zufall; vgl Kaſus.
Ktäfimir, 1., oder Kaſemir, gew. Kaſchmir, m. (fr-
casimir, cachmir, it. u. — casimiro, engl.
casimere, cassemere, kerseymere, v. jansfr.kac-
mira, aus Kajchemir od. Kajchmir [kagmira] kom-
mend) ein leichtes gefüpertes Wollenzeug, eine Art
Halbtuch; feines, weiches Gewebe aus der Wolle
der Kajchmirziege.
Kaͤſimir 2., m. ruſſ. männl. Name (von kasätj, zei-
gen, und mir, Frieden): der Friedenbringer, Frie-
densſtifter.
Kaſino, n. it. eig. ein Häuschen, von casa, Haus)
ein Landhaus, Luſthäuschen, jo viel wie Billa;
ein Spielhaus in Florenz, worin fich der Adel ver-
ſammelt; eine geichlojjene Gefellfhaft; auch überh.
ein Gejellihaftshaus, Vereinshaus; ein Karten-
ſpiel unter vier, aud) drei Berjonen; Kaſinift, m.
ein Mitglied eines Kafinos.
Anstäde, f. fr. (fpan. cascada, it. cascäta, v. ca-
scäre, fallen) ein Waſſerfall; Kaskateélle, f. fr.
(cascatelle, it. cascatella) ein kleiner Waſſerfall;
Kaskaden-Sängerin, £. franzöſ. Bänfeljängerin
ſchlüpfriger Lieder.
Kaskalho, m. port. (ſpr. Tasfaljo, grober Sand,
Steinabfäle) in Brafilien das Erdreich von Kies
und Kiejeliteinen, worin ſich gewöhnlid die Dia-
manten finden. x
Kaskaͤne, £ fr. Wallkeller, Horhbrunnen, Horch—
gang der Minierer,
Rasfarilfe, f. fpan., cascarilla, (jpr. faskarilja,
eig. dünne Rinde, als Berl. von cäscara, Schale,
Rind), eine weißgraue oder grünlihe Baumrinde
aus Peru und beiden Indien, von bitterem Ge—
ſchmack u. lieblichem Geruch als magenjtärfendes
Mittel angewendet; Kaskarillin, n. der Bitter
ftoff der Kaskarillrinde; Kaskarillöl, n. ätheri-
ſches DI aus der Kaskarillrinde.
Kaskett od. Casquett, n. (Ipr.tasfet; fr.casquette,
it. caschetto, v. fr. casque, it. casco, Helm, jpan.
casco, Schädel, Sturmhaube) Helm, Blechhaube;
das eijerne Hutfreuz, Huteifen zur Kopfbeſchützung
der Reiter gegen Säbelhiebe, ein Eleiner Lederhelm
beim haben Militär.
Kasto,m.|pan.eig. Schädel, Scherbe(zu jpan.cascar,
zerbrechen) Seejpr. dev Rumpf des Schiffes, auch
was der Beſatzung eines Schiffes angehört; im
’Hombre: das Kaufen der nötigen Karten, wenn
der Spieler ſich auf einen bloßen Zufall verläßt und
oftineiner Böteverfällt, auh Grand» Kasko,vgl.
Obffurite; auch ein dem Solo ähnliches Karten-
fpiel unter drei Berfonen; Kaschino, n. (jpr. kas⸗
fino) eine Abänderung des Kasto durd Kaufen
von unten auf, ftatt daß beim Kasko von oben ab
gekauft wird; Kasko-Affekuranz, f. Kfipr. Ber-
fiherung mit Einſchluß des Schiffes.
Kasmak, m. Schleier der Zirkafiterinnen.
Keiodi-Bajcht, m. türk. (eig. chassoda-baschi)
Oberjter der großherrlichen Sammer.
Kaſpar, m. männl. Name, im Berfijchen: ein Schatz⸗
meijter (Kandschwar); Kaſperle, n. u. m. bie lu-
ftige Verfon im Buppenipiel.
Kaitn, Kaffe, f. (v. I. capsa, Behältnis, Kaften; fr:
caisse, it. cassa) der Ort, wo Geld verwahrt wird,
Geldkaſten; das verwahrte Geld jelbit; Beldvorrat,
Geld; bei Kaſſe jein, bei Gelde; in cassa, bar
borrätig; per cassa oder gegen Kaſſe, bar, gegen
Barzahlung; Kaſſa-Billetts, = Banknoten, ]. d.;
R,-Bronillon, n., K..Strasze, f, ein Hilfsbuch
zu unmittelbarem Eintragen der Einnahmen und
Kaſſabeh
Ausgaben, um fie ſpäter in das Kaſſabuch einzu—
tragen; K.-Buch, bei Kaufl. das Handlungsbud),
worin die eingegangenen und ausgegebenen baren
Gelder zur fchnellen Überficht des Geldvorrats ein-
getragen werden; diefe Rechnung Heißt: KeeKonto;
K.-Kurs, ſ. Kurs; K.-Saldo, m. der Überichuß
nad dem Kaſſenabſchluß (vgl. Saldo); K.-Skrip—
turen, in der Buchhaltung: die ins Kaſſenbuch ge-
hörigen Posten; K.-—Schluß 0d.-Sturz, das regel-
mäßige Durchſehen u. Abjchließen der Rechnungen
im Rafjabud); cassa de següuro, f. jpan. Berjiche-
rungsanftalt genen Seegefahren; Kaſſen-Anwei—
inngen oder «Scheine, Papiergeld im Deutſchen
Reiche von 5 bis zu 1000 M.; Kaflen=Defeft, m.,
Defizit, Manko, n. das bei Durchlicht der Kaffe
und Kafjenbücher fehlende bare Geld; K.— läd
m. der Raffenauszug; K.-Geld, das in Umlauf
befindliche bare Geld in groben Münzjorten; K.⸗
Ordre, k.Kaſſenverfügung; K.-Tiſch, ein gewöhn—
lich mit erhabenem Rande verſehener Tiſch zum
Geldzählen; Kaſſierer, m. (it. cassiere,fr. caissier,
der die Einnahme und Ausgabe bei einer Kaſſe be—
ſorgt, Zahlmeiſter; Kaſſier-Auweiſungen, Kai=
ſier-Ouittungen, eugl. checks gedruckte An—
weiſungen an die Kaſſierer zum Huszahlen einer
gewiſſen Summe.
Kaſſabeh, Koſſabeh oder Kaſſab, n. die ägyptiſche
Rute, ein Längenmaß, im gem. Leben — 6?/; Pic
Beledi — 3,850 m; bei der Stenererhebung für Län—
dereien aber nur 6%/;, Pic Beledi — 3,657 m.
Kaſſaͤde, f. fr. (v. I. cassus, leer, nichtig) eine Not-
(üge, Lüge im Scherz; auch das Mehrbieten oder
[Schnupftücher.
pr pl. buntfarbige baumwollene oſtindiſche
Kaſſation 2e., ſ. kaſſie ren; Kaſſava, |. Maniof;
Kaſſe 2e., j. Kaffa.
Kaſſeroͤlle, f. fr., gem. Kaſtroͤll (v. altfr. casse, it.
cazza, sur mit einem Stiel, Schöpffübel, v. I.
capsa, Behältnis, ml. cassea, verfl. gleich. cas-
seola) mit eingejhobenen r, landſch. * auch ca-
strole, eine Kochpfanne, ein a Schmor-
tiegel: Casserolle au riz, Kochk. Reiskruſte.
Kaſſes, pl. oſtindiſche feine, neſſeltuchartige Baum—
wollengewebe.
Kaſfſetéte, m. fr. (ſpr. kaßtäht, v. casser, zerbrechen,
u. tete, Kopf) ein Kopfbrecher, Totſchlaͤger, Stod
mit ſchwerem Knauf.
Kaffette, f. fr. (it. cassetta, Verkl. v. cassa) ein
Kästchen, beſ. Geldfäftihen; Bauf. vertiefte Felder
in gewölbten Deden; fafjettieren, einlegen, mit
jolden Feldern verjehen; Kaffettendere, Tel-
derdede; Kaſſetto, m. it. ein venetianijches Zwei—
pfennigftüd; Kaſſettoͤne, m. it. 1. eine Kom—
mode; 2. Bauf. eine aus immer Eleiner werdenden
Vierecken bejtehende Mauervertiefung an Deden-
gemölben.
Kaſſia, f. l. (gr. kassia) eine Bflanzenfamilie (allg.
Kaffingeen, pl.), meijt Sträucher u. Bäume; dazu
gehört der Diutterzimtbaum auf der malabarijchen
Küste, mit der gewürzhaften, zimtartigen Kaſſia—
rinde; e. fistüla, die weftindifche Nöhrenkaffia,
deren Fruchtſchoten ein braunes Mus enthalten,
das be). in Stalien als gelindes Abführungsmittel
(pulpa cassiae) benußt wird; c.sennae, der ägyp-
tiihe Sennaftraud, liefert die befannten Senne3-
blätter; Kaſſiaöl, n. das durch wäfjerige Deitil-
lation dev Rinde der Zimtkaſſia gewonnene äthe-
riſche DL.
Kaſſiber, m.(aumerjpr., von jüd. kesiwö, Gefchrie-
benes, Brief) Briefin Zeichenſchrift, vgl. Reffubah.
Überbieten im Spiele.
Kaftell 421
he pl. (v. [. cassis, Helm) verfteinerte Kint-
örner.
kaſſieren (von ital. incassare, Geld einnehmen),
Geld einnehmen und verwahren, vgl. Kaſſa.
kaſſieren (jpätl. u. it. cassäre, fr. casser) vernich-
ten, entmwerten, für ungültig erklären, z. B. ein
Teftament 2c.; des Amtes oder Dienstes entjegen,
abjegen; kaſſiert, vernichtet, abgetan, abgejegt;
durch eine unordentliche Kebensart abgenußt, ent-
fräftet; Kaſſation, f. I. die Amts- oder Dienjt-
entjegung, Abdankfung; aud) Tilgung od. Vernich—
tung, 3. B. eines Scheing, eines Urteiles; Kaſſu—
tions- Gericht od. Kafjations=Hof(cour descas-
sation, zuerst in Sranfreich gebildet, um den Ein—
fluß des Hofes auf den Rechtsgang zu bejeitigen),
ein Aufhebungs- or. Tilgungsgericht, höheres Ge-
richt, welches die Urteilsſprüche anderer Gericht2-
höfe wegen Nichtigkeit ihres Verfahrens aufheben
fann, ohne felbjt über den Streit zu erfennen;
K.-Prozeßz, m. eine Nechtsverhandlung über die
Entjegungeines Beamten; fafjatarifch, Ripr. auf-
hebend, verpflichtunglöfend; kaſſatoriſche Klan—
fel, Aufhebungsklauſel; Kaſſätus, m. I. ein Eni-
Kaſſinett, m. ein Wollenitoff. ſſetzter.
Kaſſiopẽa, f. ein Sternbild am nördl. Himmel, nad;
Kaſſiopea, der Gemahlin des äthiop. Königs Ke-
pheu3 und Mutter der Andronieda, benannt.
Kaſſis, m. ein Likör, der aus dem Safte der ſchwar—
zen Sohannisbeeren bereitet wird.
Stafiiterin, n. gr. (von kassiteros, m. Zinn) eine
Metallmiſchung, deren Hauptbejtandteil Zinn ift;
daher: Kaffiterin-Waren ꝛc.
Kafjorf, m. (ſpr. käſſok; v. fr. casaque, f.d.) der Leib-
ro der Geiftlihen in England; aud) der Reiter-
mantel, Soldatenmantel.
Kaſfſolle u. Kaſſolétte, f. fr. (Verkl. v. cassole, it.
cazzuolo, Kohlenpfanne, v. cassa, cazza, ſ. Kafje-
tolle) ein Räuderpfännden, ein Gefäß, aus dem
eine Flamme Wohlgeruch verbreitet; auch ein Tafel-
auffag mit Gewürz-, Eſſig- u. Olgefäß ꝛc.
Kaffonaäde, f. fr. weißer Mehl- oder Küchenzucker,
Kohzuder, Puderzuder, = Moskovade, ſad.
Kafſüben, pl. Nachkommen der Wenden im nord»
öltlichen Pommern. [der Schlinglorbeer.
Kaffijta, f. (v. gr. kassyein, fliden, ſchuſtern) Bot.
Kaſtaägnetten, pl. (Ipr. faftanjetten; fr. castagnettes,
aus jpan., castahetas, von castana, Kaftanie, we—
gen der Ähnlichkeit mit zwei halben Kaftanien)
paul Hand- od. Tanzklappern, Kleine hölzerne
ufcheln zur Begleitung des Tanzes.
Kajtalides od. Kaſtaliden, pl. gr. die Mufen, nad
der Duelle Kajtalia am Fuße des Mufenberges
Parnaß bei Delphi fo benannt.
Kaſtanie, f. (I. castanea, gr. kästänon, it. castagna,
fr. chätaigne; von der Stadt Kaftäna in Klein—
afien) ein bejonders in Siideuropa einheimifcher
Baum und die nahrhafte Frucht desjelben; vgl.
Marone.
Saite, f. (v. jpan. u. port. casta, Gattung, Schlag,
Zudt, eig. etwas Reines, Unvermifchtes, vom J.
castus, a, um, rein, fleckenlos) ein erblicher Stamm
oder Stand, Familienſtamm in Indien und dem
alten Agypten, eine Klaffe od. Zunft; Kaſtengeiſt,
Bunftgeift, Stande3- od. Innungsfucht.
faiteien (vom I. castigäre), züchtigen, Höfterlich gei-
Beln, peinigen durch Faften 2c.; Kaſteiung, f- Dual,
PBeinigung des Fleifches.
Kaftell, m. (I. castellum; Verff. von castrum, f. d.)
eine Burg, Feſtung; Schifferipr. das Verded am
Vorder- und Hinterteile des Schiffes, Vorderdeck,
422 Kajtellanes
Hinterded; Kajtellän, m. (l. castellänus, Burgbe-
wohner, ml. Befehlshaber einer fürftlichen Burg),
pl. Kafteläne, ein Burgvogt, Schloßvermalter;
Hausmeiſter in öffentlichen Gebäuden, Schulen 2c.;
auch Buragraf; Kaſtellanei, f. Shloßverwaltung,
Burgvogtei; Kaſtellation, f. nl. die Umwandlung
eines Hauſes in ein fejtes Schloß. F
Kaſftellaͤnes, pl. eine Art grüner Pflaumen im ſüd—
lihen Frankreich.
Kaſtellaͤno, m. (pr. —iteljano; eig. ein Kajtilier,
Spanier) eine ältere ſpaniſche Goldmünze.
- Kaites, pl.ipan.(v.casta, Öattung, Schlag, Stamm,
vgl.Kaſte) Süd-Amerikaneraus vermiſchtemBlut;
Kaſtizen, pl. (v. castizo, d. i. eig. von echter Ab-
Zunft, eingeboren) Abkömmlinge von Meitizen (.d.).
faftifizieren ꝛc. |. Kaſtität.
faitigieren, l. (castigäre) züchtigen, vgl. kaſteien;
Kajtigation, f. die Hüchtigung; castigatio pa-
terna, f. die väterliche Züchtigung; kaſtigatdriſch
(l. castigatorius, a, um), züchtigend.
Raftität, f. (l. castitas, v. castus, keuſch, fromm)
die Keujchheit; eastitas violäta, f. die verlegte
Keufchheit; kaſtifizieren (castificäre) reinigen,
keuſch machen; Kaſtifikation, £. nl. die Reinigung-
Raftizen, pl. j. unter Kaſtes.
Kalter 1.,.n.gr.(kästör, [.castor, viell. vom ſanskr.
kastüri, Mofchus) der Biber, ein befanntes nüß-
liches Säugetier; pl. Kaſtors, auch für Biberfelle;
Kaſtorhut, ein Hut von Biberhaaren; Kafterenm
oder I. eastor&um, n. (gr. kastörion) das Biber-
geil, eine gelbiiche ölichte Feuchtigkeit, in einer be-
jonderen Drüje in der Gegend des Afters des
Biber, von betäubendem Geruch und bitterem
Geſchmack, inKervenfrantheiten ein fehr wirkſames
Arzneimittel; Kaſtorin, n. der —
Kaftorine, k. fr. ein dicker Wollſtoff zu Winter—
kleidern; Kaſtoröl, n. (l. oleum castoris) ein Pur—
giröl, in England und Rußland — Ricinusöl,
ſ. d, auch = Krotonöl.
Käſtor 2. und Pollurx, auch die Diosküren(d. i.
Zeug’ Söhne) genannt, griech. Fabell. Zwillings-
jöhne Jupiters u. der Leda, unzertrennlicde Brüder
u. Freunde, als Schutzgötter der Seefahrer verehrt;
Schifferſpr. Flämmchen, Wetterlichter oder feurige
Dünſte, die ſich beſ. nach einem Gewitter auf Maſt—
bäumen, Segeln, Turmſpitzenꝛc. zeigen, vgl. Elms—
feuer; Sternk. die Zwillinge im Tierkreiſe.
Kaſtos, m. der jährliche Aus- und Einfuhrzoll, den
die Europäer in Japan entrichten müjfen.
Kaftrametation, f. (v. l. castra metäri, ein Lager
ausmeſſen) die Lagerkunſt, Kunſt, ein Lager ab-
zuſtecken.
kaſtrieren, I. (casträre) verſchneiden, entmannen,
verſtümmeln; Kaſträt, m. (l. casträtus) ein Ver-
ichnittener oder Entmannter; bej. ein entmannter
Sänger, fünftliher Sopran (in Europa nur noc)
bei der päpitlichen Kapelle); auch ein Keuſchheits—
wächter (im Orient, ſ. Eunud); Kaſtration und
Kaſtrierung, f. die Berihneidung, Entmannung.
Kaftroniermaichine, f. Bürſtenrauhmaſchine.
Kaſtrum oder castrum, n. [. Zeitung, Burg, fefte
Stadt (pl. castra, das Kriegslager); im Mittel»
alter: adliger Stammſitz, bej. castrum nobile,
Burgliß der Edelleute; castrum dolöris, n. eine
Trauerbühne, Aufftellung eines Katafalks (f. d.)
für eine fürjtlihe Berfon.
Kaſuär, m. (malay. kassuwari, suwari) ein dem
Strauß ähnlider Vogel in Oftindien.
Kajus, m. l. pl. Kaſus, ein Fall, Borfall, Zufalf,
eine Begebenheit; Spradl. der Biegefall eines
Katafalt
Wortes: Nominativ(n3),m. der erfte Fall; Ge—
nitiv(us), der zweite Fall; Dativ(us), der dritte
Fall; Akkuſativ(us), der vierte Fall; Voka—
tiv(us) derfünfte Fall, Anredefall; Ablativ(us),
der ſechſte Fall (die letzten beiden kommen im La—
teiniſchen u. Griechiſchen, nicht aber im Deutſchen
vor); außer dieſen Fällen haben andere Sprachen,
z. B. das Sanskrit noch einen Inſtrumentälis
u. Lokälis od. Zofativ (1. d.); casus recti, pl.
unabhängige Verhältnisfälle Nominativ und Vo—
fativ); e. obligui, pl. eig. fchiefe, d. i. abhängige
Berhältnisfälle (Genitiv, Dativ, Affufativ
u. im Latein. Ablativ); per casum obliguum,
uneig. auf schiefe Weile, durch krumme od. Schleid)-
wege; — casus belli, ein Kriegsfall, Grund oder
Anlaß zum Kriege; c. mixtus, ein zum Zeil ver-
IhuldeterBorfall; e, tragiens, ein trauriger Vor—
fall; — easu, durch Zufall, zufällig; in easu,
Rſpr. im Falle ꝛc.; in hoc cası, in dieſem Falle;
in nostro casu, in unſerm (gegenwärtigen) Falle;
in praesenti sasu, in gegenwärtigen Falle; im
easum, auf den Fall; in casum casus, eig.auf den
Fall des Falles, d. i. des Eintreten gewiſſer vor—
bedachter Umstände; kaſnäl, [. vd. iujuell (fr. ca-
suel), zufällig, gelegentlih; Kafnal=-Bredigt,
-Hede, Kaſnãl-Gedicht, Gelegendeitspredigt,
Rede, Selegerheitsgedidt; Kaſualien, pl. ge>
legentliche Amtsverrihtungen; Kaſualismus, ın.
nl. Zufallslehre, Annahme des Zufalls als Grund
der Dinge u. Begebenheiten; Kaſualiſt, m. ein An—⸗
hänger dieſer Lehre; Kaſualität, T.die Zufälligkeit;
casualiter, zufälligerweiſe, vorkommendenfalls;
Kaſuiſt oder Kaſuiſtiker, m. (fr. casuiste) ein
Gewiſſensgängler, der in zweifelhaften Gewiſſens—
fällen (casus conscientiae) Entſcheidung zu geben
weiß; auch ein Kenner verividelter Rechtsfälle;
Kainiitif, f. die Lehre od. Kunſt, Gewiſſensfragen
zu entjcheiden; die kluge Behandlung ſchwieriger
Rechtsfälle; überh. Klugheitslehre, die in jedem
Streit von Pflichten einen gefahrlojen Mittel-
weg auszufinden jucht; veräcdtlich: SKnifflehre,
Pfiffigkeit.
Kat od. Katſchiff, n. ein dreimaſtiges Handelsſchiff,
bef. in Norwegen und Schweden.
fata— oder vor Vokalen u. dem 5 fat —, gr. Vor—
wort in vielen Zufammenfeßungen, bedeutet urfpr.
herab, hinunter, und drückt dann überh. Bewegung
od. Richtung auf ein Ziel, Rückſicht od. Beziehung,
Angemefjenheit od. Gemäßheit, Schielichkeit, Ahn—
lichfeit ze. aus. N ter
Katabaſion, n. gr. (v. kata-bainein, hinabgehen)
eig. ein hinabführender Weg, Eingang ineine unter-
irdifche Höhle; in den griech. Kirchen der Ort unter
dem Altare, wo die Reliquien aufbewahrt werdet.
Katachrẽſis od. Katachreie, f. gr. (eig. überh. Ge—
brauch, dann Mißbrauch) Redek. ein Wortmip-
brauch, unrechter Gebraud) eines Beimortes, Das
mit dem Begriff eines Hauptivortes nicht beitehen,
d.h. fein Bild ausmachen kann, Zehler in der Redek.,
3. B. ein verwelkendes Licht, laute Tränen 2c.;
fatachreitiich, mißbräuchlid, gezwungen.
fatadioptriih, gr. (vgl. Diopter) eine Vergröße—
rung oder jcheinbare Annäherung des Sehgegen-
ſtandes bewirkend, ſowohl durch Brechungder Licht—
ſtrahlen in Gläſern, als durch Zurückſtrahlung von
Spiegeln aus.
Katafäͤlk, m. (fr. catafalque, it. catafalco, prov.
cadafale, vielleicht zgez. aus roman. catar, ſchauen,
von [. captäre, ji erreichen juchen, sc. oculis, mit
den Augen, u. it. falco f.palco, Gerüſt, vomalthochd.
Katagma
baleo, der Balken) ein Trauergerüſt, die ſtufen—
artige Erhöhung des Sarges eines Toten mit um—
gebender Kerzenbeleuchtung und dazu gehörigen
Berzierungen.
Katägma, n. gr. (von kat-ägnymi, ich zerbreche)
der Bruch, Beinbruch, Knochenbruͤch; katagmätiſch,
auf Knochenbrüche bezüglich.
Katägrabhologie, f. gr. (v. katagräphein, ſchrift—
lich bezeichnen) die Lehre von der Verſchreibung der
Arzneien.
Satafasmus, m. ar. (v. akazein, jtechen) Heilf. das
Scröpfen; vgl. Starifizieren.
Katakauma, n. oder Katafaniis, f. gr. (vgl. Rau-
118) Heilf. tiefe Berbrennung; Katakauſtikẽ oder
katakauſtiſche Linie, j. Diakauſis u. Kaufis.
Kataäakläſis, f. gr. (v. kläein, brechen) Heilf. inochen-
zerbredung; der Augenliderfranpf.
Kataklüsma, n. ar. (v. kata-klyzein, überſchwem—
men, bejpitlen) Heil. das Darmbad oder Kliſtier
(1.2.); Kataklüsmus, m. das Tropfbad, die Über-
ſchwemmung, Bähung.
Katakömbe, f. pl. Katakouiben (it. (catacomba, fr.
pl. catacombes; wahrſch. entſt. aus dem gr. kata
(1.d.), u.kymbe, Höhlung, Bertiefung) unterirdiſche
Gänge mit Grüften, Zeichengewölbe, Begräbnis-
höhlen der Alten, auch Höhlengänge, Selienhallen.
Rataküftit (vgl. Akuſtik), auch Kataphönit (vgl.
Bhonit), f. gr. die Lehre vom Wiverhalle od. Echo.
Katalékten, pl. gr. (von kata-legein, ausleſen, aus-
wählen) geſammelte Bruchſtücke, unvolljtändige
Überbleibjel alter Werke.
Kataleftifos, m. gr. (v. kata-legein, aufhören, fich
endigen)einunvollzähliger Vers, deſſen letzter Vers—
fuß um eine oder zwei Silben zu kurz iſt, im Ge—
genjag von Afataleftifos, vr. Afataleftos,
der feine Silbe zu viel oder zu wenig hat, und
Hyperkatalektikos, ein überzähliger Vers, der
am Ende eine Silbe zu viel hat; fataleftifch, un-
vollitändig, abgebrochen; Katalẽxis, £. der Schluß
eines Verira vor völliger Beendigung der rhyth—
miſchen Reihe.
Satalepfie oder Katalepiis, f. gr. !katä-lepsis, eig.
das Fallen, Greifen; der Kranfheitsanfall, von
kata-lambänein, fajjen, ergreifen) eineArt frampf-
‚after Starrſucht, Halbjtarre, Schlafſucht; kata—
leptiſch, ſtarrſüchtig.
Katalögus oder Kataldg, m. gr. (katälogos, von
kata-legein, aufzählen) ein®erzeichnis, bef.Biicher-
verzeichnis; Fatalogieren und fatalogijieren, in
ein Verzeichnis bringen, verzeichnen.
tatalõtiſch, gr. (v. kat-aloän, zermalmen, eig. zer-
malmend, niederdrücdend) Heilf. narbentilgend.
Ratdlpa, f. (aus der Sprache von Karolina in Nord»
amerifa, wo Catesby dies Gewächs 1726 ent-
dedte) der Trompetenbaum.
Katalüſis oder Katalyſe, f. gr. (vgl. Lyfis) Auf-
löſung; Auflöſungskräft; Eatalytifch, auflöjend;
Scheidef. durch bloße Berührung audere Körper
zerjegend, ohne ſich ſelbſt zu verbinden.
Ratamaran, m. ein Floßbot in Oftindien.
Ratamenien, pl. gr. (katamenia, von men, Monat)
Heilf. das Monatliche, die monatliche Reinigung;
tatamentäl, nl. diejelbe betreffend, damit zufam-
menbängend.
Katamitus, m. I. (verderbt aus Ganymedes,
j. d.) = pathicus, ein Luſtknabe.
fat’anthropon, gr. (zaT’ dAr9ewnov, von Anthrö-
pos, der Menſch) nad) der Fähigkeit des menſch—
lichen Berjtandes, derjelben gemäß; gemein-
faßlich.
Kataſcheſis 423
Katabäsma, n. gr. (von kata-pässein, beſtreuen)
Heilk. Streupufver auf Wunden und Gejchwiüre,
Katapäſten, pl. (von kata-pästos, beftreut, ge—
iprenfelt, bunt durchwebt) efeublattähnliche Ver—
jteinerungen.
Katabepſis, f. gr. (vgl. Pepſis) die vollftändige Ver—
dauung; fatapeptiich, dazu gehörend oder dieſelbe
befördernd. ;
Kataphönik, ſ. Katakuſtik.
Kaätabhöra, f. gr. (von kata-pherein, herunter-
bringen) eig. das Herunterfallen, Niederjinten;
Heilf. die Schlaffucht; der tiefe Schlaf, Totenichlaf ;
cataphöra magnetica, der magnetiiche Schlaf;
kataphoͤriſch, mit der Schlafſucht behaftet vd. die—
ſelbe verurjachend. |
Kataphratt,in. gr. (kataphräktes,v.kataphrässein,
bepanzern) ein Bruſtharniſch; Harnijchbinde, Ber-
band zerbrochener Rippen.
Stataplasına, n. gr. (von kata-plässein, beftreichen)
Heilk. ein erweichender Umschlag, Breiumſchlag;
fatapfasmieren, Umſchläge auflegen.
Katapleris vd. Kataplexie, f. gr. (v. kata-plessein,
niederichlagen, erjchrecden) Heilk. das Erjchreden,
Eritarren des menschlichen Körpers durch Schlag-
fluß; auch das Stumpfwerden der Zähne; fata=
pleftifch, dazu geneigt, davon herrührend.
Katapölis, f. gr. die Unterſtadt, befond. von Athen,
entg. Akropolis.
Katapontismus, m. gr. (katapontismös, v. kata-
pontizein, ind Meer ſenken, vgl. Pontus) Berjen-
fung ins Meer, Erfäufung, als Todesitrafe.
Katapöſis, f. gr. (v. kata-pinein, hinuntertrinfen,
ſchlucken) das Verſchlingen, Verſchlucken; Kuta=
potia, n., pl. gr. Pillen — &
Katapſüris, f. gr. (von kata-psychein, abkühlen)
Heilf. die Erkältung; ſchmerzhaftes Erkalten; fata=
sinktiich, erfältet, durch Erfältung entitanden.
Katäptöſis, f. gr. (vgl. Ptoſis) das Niederfallen;
Heil. — Epilepfie. 536
Kaͤtapuͤlte, f. (l. catapülta, gr. katapeltes) ehem.
die Schnellbant, ein Wurfzeug od. Schnellgeſchütz
im Altertume, vgl. Balliite.
Katardft, m. u. Kataraͤkte, f. (vr. Katarrhaft,
gr. katarrhäktes, m., [. cataracta, f.) ein Wafjer-
fall, Stromſturz, z. B. der Rheinfall bei Schafj-
haufen; Heilk. der graue od. weiße Star; aud) eine
Borrichtung bei der Steuerung von Dampf—
maschinen, be. ftehenden: Satarakt-Stenerung;
fatardftifch (v.fatarrhaftiich), zum Stare gehörig,
vom Star befallen; Antarafttopi, Überjturz-
kochtopf.
Kataraftifon, m. gr. (von kat-ärchein, anfangen)
was zur Einleitung einer Wiflenfchaft dient.
atarrh, m. (gr. katärrhüs, v. katarrhein, herab-
fliegen) Entzündung einer Schleimhaut,
Alußfieber; Schnupfen; _Katarrhäl=Ficher,
Schnupfenfieber, Schleimflußfieber; katarrhä—
liſch, ſchnupfenartig, flußartig; Katarrheuma, n.
Heilk. ein Schleimfluß.
Katarrhẽxis, f. gr. (von Rhegma 2c.) eig. gewalt—
james Zerreißen; Heilf. heftiger Durchfall.
Katartitis, f. oder Katartismus, m. (von katar-
tizein, einrichten) Heilf. Einrichtung eines Bruches
oder einer Berrenfung; Katartifta vder Katar
tifter, m. ein Einvichtungswertzeug.
Kataſärka, n. gr. (von katä, u. sarx, Fleiſch) Heilk.
Hautwaſſerſucht = Anajarkfa.
Kataſchäſsmus, m. ar. (ſpr. —8ch —, von kataschä-
zein, aufrigen) Heilf. das Schröpfen. AB.
Kataicheiis, f. (ſpr. —ash—) gr. (von kat-Echein,
424- Kataſkeuafis
anhalten) eig. das Anhalten, Behalten; Heilk. gute
tkräftige Leibesbeichaffenheit.
Kataſteuäſis oder Kataffeudie, f. gr. (von kata-
skeuäzein, zubereiten) Zubereitung, Einrichtung,
Anordnung, Herftellung, z.B. eines Schrift-Textes;
Satajteudit,m.(gr.kataskeuastes) der Einrichter,
Deriteller.
Kutajfopion, n. gr. (von kata-skopein, beſchauen,
ausfundichaften) ein Wachtſchiff; eine Warte zur
Grenzbewachung.
tataſtaͤltiſch, gr. (v. Kata-stéllein, aufhalten, hem—
men) Heilk. aufhaltend, zurücktreibend; Kataſtal—
tika, pl. zurücktreibende, zuſammenziehende, bei.
blutitillende Mittel.
Kataftdie, f. griech. (Katastäsis) bleibende Körper-
beichaffendeit; in der Aithetif der Teil des Dra—
mas, in welchem der in der Epitaſis (f. d.) ger
ſchürzte Knoten fih noch feiter knüpft, bis er ſich
endlich in der Kataſtrophe (f. d.) Loft.
Katditer od. Katäftrum, n. ml. (catastrum, cata-
stum, it. catastro, catasto, fr.cadastre, 3ge3. aus
gleich]. lat. capitastrum, Kopfitenerverzeichnis,von
caput, Kopf) ein Steiterbejuch, bei. Ackerverzeichnis,
Ader-, Grund-, Flur- od. Lagerbuch, Stammrolfe,
Urlijte, Grundlifte; fataftrieren, in ein Steuer-
oder Flurbuch eintragen, fortſchreiben.
Satajterismus, m. gr. (v. aster, Stern) das Stern-
bilderverzeichniS des Eratojthenes.
Stataitröphe, f. ar. (Katastrophe, eig. Umkehr, Wen—
- dung, von kata-strephein, umdrehen, wenden)
Wende- od. Entiheidungspunft, z. B. in einer Er-
zählung; im Drama diejenige Handlung oder das—
jenige Ereignis, durch weiche das fernere Schickſal
der Hauptperjonen zum Glüde oder Unglüde ge-
wendet wird, Schlugwendung; bei. traurige Wen—
dung,unglücliher Ausgang, Unglüd, Verhängnis.
Katatäfis, f gr. (v. kata-teinein, ausdehnen) Heilf.
die Ausdehnung nad unten; auch Einrichtung
eines Bruchs.
Satdris, f. gr. (von kat-ägnymi, ich zerbreche) das
Zerbrechen, ver Bruch; Heilf. ein Knochenbruch.
Katch, engl. (pr. fätich) eine in England gebräud)-
— Kompoſition eines komiſchen Liedes im Fugen—
ſtile.
Katchup, engl. (pr. kattſchöpp) ein aus Pilzen, Salz,
Ejiig und verihiedenen Gewürzen bejtehender Zu-
ſatz zu Fleiſchſpeiſen.
Katechẽſis od. Katechẽſe, f. (gr. Katöcheẽsis, Unter-
richt, von kat-Echein, d. 1. eig. entgegentöneit, dann
unterrichten, wegen des Nachſprechens der Kinder)
eine Gejprächbelehrung, Belehrung in Fragen und
Antworten; Katechẽt, m. gr. Katẽchẽtés) ein Frag⸗
lehrer, welcher Unterricht, beſ. in der Religion,
durch Frage und Antwort zu erteilen hat; Kate—
chẽtenſchulen, Bildungsanftalten für chrijtliche
Lehrer im 2. bis 5. Jahrh.; katechẽtiſch, frageweiſe,
—
Katechẽtit, f. die Kunſt des fragenden Unterrichts
oder der fragenden Xehrform; die wifjenfchaftliche
Unterweijung in diejer Kunſt; Katechismus, m.
ein Lehrbud in Form von Frage u. Antwort, bei.
für den Unterricht in der di. Religion; kate—
chiſieren (gr. katechizein, ſpätlat. catechizäre),
einen jolhen Unterricht erteilen, belehren, befra-
ven; Katechiſation, f. nlat. der Frageunterricht,
in Lehrgeſpräch, befond. beim Religionsunterricht,
tinderlenre ; ntehumen,m.(gr.katechüme£nos),
2l. Katechumenen, Slaubenslehrlinge, (nad) älte-
tem Gebrauch:) die Durch Unterriht zur Taufe,
der (nad heutigem;) die vom Prediger zur erjten
se —ñ —ñ —ñ —ñ — — — — — — — — — — — — — — — — — —— ——— — —— — — —
Katharer
Abendmahlsfeier vorbereitet werden, — K onfir—
manden
Katechu, n. (kochinchineſ. caycau), auch Cachou, fr.
(jpr. —ſchuh) vd. javaniſche Erde, ein ea
gerbitoffreiches wäßriges Extrakt, aus verfchiedenen
oftind. Gewächſen (3. B. den Früchten der Areka—
Palme, ſ. d.) bereitet und in der Gerberei, Wollen-
färberei und in der Medizin benust; Katechin, n.
der Katechuftoff, auch Katechuſäure; Katechu—
gerbſäure, der Hauptbeſtandteil des Katechu.
Kategorie, f. gr. (Katẽgoria, d. i. eig. Angabe, Aus—
jage, v. katẽgorein, angeben, ausjagen, behaupten)
der allgemeinere Begriff, unter welchen ein Ding
gefaßt wird, zufolge der Einteilung aller Gegen-
Hände des Denkens in gewifje Klaſſen (nach Ari—
jtotele3 in 10, nad) Kant in 4: Quantität, Quali—
tät, Relation und Modalität); überh. Gattung,
Art; Tach, Klaſſe, Sorte, Gruppe; urfpr. Angabe,
Behauptung, Borwurf, Anklage; Kategorẽma
oder Kategorem, n. Ur-, Grund-, Stanmbegriff,
Klafjenbegriff; urjpr. der Anklagepunft; kategs—
riſch, beitimmt, entjcheidend, unbedingt, gerade
heraus, ohne Umſchweif, nicht auf Schrauben ge-
ſtellt; der kategoriſche Imperativ, das unbe-
dingte Vernunftgebot oder -gejeg (Kant); vgl.
Imperativ; fategorifieren, in Begriffsfächer
bringen, nad) Klaſſen ordnen.
Kateleftrotönus, m. die gejleigerte Erregbarkeit
eines vom eleftriihen Strome durchfloſſenen Nervs,
die ji) im negativen Pole einstellt.
Katenen, (von lat. catena, Kette) Ketten; eatenas
atrum od. c. ecclesiae, pl. Sammlungen von
ibelauslegungen aus den Schriften der Kirchen-
väter; Katenaria, f. Größenl. die Kettenlinie, eine
frumme Linie, wie fie von einer an beiden Enden
aufgehängten Kette durch das eigne Gewicht der-
jelben gebildet wird; fatenarifch (l. catenarius,a,
um), fettenartig; fatenieren (I. catenäre), verfet-
ten; Katenation, f. (l. catenatio), die Anfettung;
Katenipära, pl. I. Kettentorallen; fatenufiert,
nl. (von catenüla, Kettchen) aus Kettchen beitehend,
aus Fleinen Gelenfen zujammengefügt.
Katerai, pl. (ipr. —dſchi) die Kutſcher od. Fuhrleute
in der Türkei.
fat’erochen, ar. (xaT' ESoxrv, von exoche, Hervor-
ragung) vorzugsweiſe, ausſchließlich, ſchlechthin.
Katgut, engl. (ſpr. kättgött) d. i. Darmſaite, Fäden
zu chirurgiſchen Zwecken (zum Heften, Binden uſw.),
die wie die Darmjaiten aus Schafdärmen bereitet
und mit Karbol beitrihen werden (diefe Fäden
werden vom Körper aufgejogen).
Katharer, pl. (vom gried). kathärös, rein, fittlich,
rein, unbefleckt) eig. die Reinen, jeit dem 11. Jahrh
Name mehrerer wegen manichäiſcher Kehren als
Feinde der fathol. Kirche verfolgten Sekten (fpäter
in Reßer verderbt); Katharine, f.verkl. Käthchen,
weiblicher Name: die Keine, Züchtige, Sittenreine;
Katharinen-Pilaumen, eine Art gelber, jehr jü-
Ber und ſaftiger Pflaumen; Katharinerinnen,
— Dominifanerinnen, j.d.; Katharismus,
m. Spradreinigung, Spraßreinigungseifer, =
Purismus; Katharjis, f. gr. Heilk. die Reini»
gung, Ausleerung des Darmkanals; auch geiftige
oder fittlihe Neinigung, Läuterung, 3.2. der Lei-
denjchaften; Kathartif, f. Reinigungslehre, gei-
ftige Reinigungstunit; Kathartikon, n. (l. reme-
dium catharticum), pl. Kathartika, Reinigungs»
oder Abführungsmittel; Kathartin, n. der neu-
entdeckte Abjührungsftoff ver Salappe, der Sennes—
Kathareſis
blätter und ähnlicher abführender Mittel; kathär⸗
tiſch, reinigend, weihend, heiligend; auch abführend.
Kathäreſis, f. gr. (v. kathairein, herunternehmen,
verringern, vernichten) Heilk. Herabſtimmung,
Schwächung; Ertötung, Zerätzung; Kathärẽktika,
pl. — ſchwächende Mittel; tötende Mittel; Atz—
nuittel,
Katharine, Katharjis, Kathartif ꝛc., |. unter.
Katharer.
Katharinka pflegt man in Rußland die Banknoten |
iiber hundert Rubel zu nennen, da auf diejen
Scheinen gewöhnlih das Porträt der Kaijerin
Katharina angebract ift.
SKatheder, n. griech. (kathedra, f. d. i. überh. Sitz,
Stuhl; [. cathedra) der Lehr- oder Rednerſtuhl,
Sehrjis; Katheder-Sozialiſt, m. ciner, der die
joziale Idee nur lehrt, nicht praftifch verfolgt, und
der ſich daher in feiner Lehre leicht in unpraftiiche
und unausführbare Träume und Ruftgebilde ver-
irrt; K.-Held; K.-Poeſie, d.i. Poeſie, die nad) den
Borihriften eines äjthetiichen Lehrgebäudes her—
gejtellt iſt, aber des wirklichen Lebens entbehrt;
K.-Weisheit u.a.; fathedern, lehren, ſchulmei—
jtern; Kathedra, Lehrſtuhl, Biſchofsſitz, Stu!
Petri; ex eathedra (Petri) dezidieren, !. eig.
vom Lehrſtuhle des Petrus herab entiheiden, d.h.
einen päpftlihen Machtſpruch tun; tathedräl,
Adj. das, was ſich auf einen Biſchofsſitz bezieht
oder zu ihm gehört, 3.8. Kathedralgericht, Kathe-
dralgebiet u.a.; Kathedrältiche od. Kathedräle, |
f. nl. eine biſchöfliche Hauptkirche, eii Dom over |
Münfter; Kathedralglas, Alt-Kirchenglas; Ka—
thedratifum, n. Lehrgeld auf Hochſchulen; ehem.
auc der Stuhlpfennig, eine Abgabe der Pfarrer
an den biichöflichen Stuhl; auch Abgabe der Diö—
zejanen zur Erhaltung des baulichen Zustandes der
Rathedrale.
Satheget, m. gr. (v. kathegeisthai, anführen) ein
Führer, Xehrer; Einjenfer, Einjchieber.
Siatheten, pl. gr. (sing. kathetes, d. i. Senfe, Senf-
linie, von kathiemi, id) laſſe hinab) die beiden kür—
zeren, den rechten Winkel bildenden Seiten, die
Kleinſeiten eines rechtwinkligen Dreieds; Kathe—
tomẽter, n.Abſtandsmeſſer, ein Werkzeug, um aus
der Ferne den jenfrehten Abjtand zweier Bunte
zu meflen; Katheter, m. gr. (katheter, überh.
Sonde, feines Röhrchen zum Einlaffen in die Harn-
röhre, ebenfalls von kathiemi, ich lafje hinab) ein
Abzapfer, Harnleiter, künſtliches Harnröhrchen;
fatbeterifieren, den Harn mit einem Urinröhrchen
abzapfen; Katheterismus, m. die Ubzapfung des
Harns mit dem Katheter.
Kathismäta, pl. gr. (v.kathizein, ſich en)
bibliſche Abjchnitte od. Gefänge der griech. Kirche,
bei denen die Gemeinde jid) niederfeßt.
SKathöde, f. ar. (v. käthodos, der Weg hinab, der
Niedergang)der negative Pol derzu chemijchen Zer-
jegungen (Elektrolyjen) verwendeten galvanischen
Kette, Stromausführer, Stromaustritt; Katho—
denftrahlen, pl. eleftriiche Strahlen, die in: jtarf
luftverdünnten Raume an der Kathode auftreten.
tfathoͤliſch, gr. (kathölikös, von kathölos, ganz, ge-
jant, zgej. aus katä, f.d., und hölos, ganz, un-
geteilt) allgemein, von denjenigen Büchern des
N. T. gebräuchlich, welche an feine befondere Ge—
meinde gerichtet jind; allgemeingläubig, der römi—
jhen Kirche zugetan, päpſtlich; auch: griechiich-fa-
tholiſch; katholiſche Majeftät, Titel der Könige
von Spanien; Katholit, m. ein Allgemeingläubiger,
ein Chriſt, der ſeinen Kirchenglauben für allgemein
Katt 425
gültig und verbindlich Hält und (ſofern er römiſch—
atholiihen Glaubens ift) den Papſt als das Ober-
bauptder Kirche anerkennt; Katholizismus, m. nl.
der Allgemeinglauben, verrömijch-Fatholijche Glau—
ben; Katholizität, f. Allgemeinheit, Rechtgläubig-
feitder fatholijchen Kirche ; Katholikos, m. Titeldes
oberiten Bifchof3 der armenifchen Kirche; Katholi—
fon, n. (l. catholicum) etwas Allgemeines, bef. ein
allgemeines Wörterbuch, Allwörterbuch; ein all—
gemeines Heilmittel, da3 gegen alle Krankheiten
dienen fol, = Univerjfal-Medizin; Katho—
likométer, m. ein Allmefjer, Allgemeinmefler; fa=
tbolifieren, rechtgläubig machen; zum katholiſchen
Glauben neigen. |
Kathypnie, f. gr. (vgl. Hypnos) Heilk. der ſehr feſte
Schlaf, Tiefſchlaf.
Kati, Katjes, | Katt. |
fatieren, jr. (catir, altfr. quatir, v. gleich]. I. coa-
ctare, zujammenprejjen) Tuch preſſen, ihm die
Glanzpreſſe geben. IE
Katilinäriſche Eriftenzen, pl. I. mad) Katilina,
einem beruchtigten römischen Verſchwörer) herun-
tergefommene Menschen, die aus verfehltemlebens-
beruf zu Umtrieben der fchlechteiten Art geneigt
find; (von Bismard in einer Barlamentsrede ge-
braudt). |
Katinat, m. fr. (fpr. fatindh) ein gemuſtertes Zeug
aus Baummollen- und Leinengarn.
Kaͤtinka, f. ruſſ. Berk. für Katharina, Käthchen.
Statino, m. it. (l. catinus) ein Beden; santo ca-
tino, die in Genua bewahrte heilige Schale, welche
der Gral fein foll (f.d.), ein für Smaragd aus-
gegebener ſchöner Glasfluß.
Katiön, n. gr. (von katienai, niedergehen) der bei
eleftrochemifcher Zerlegung am negativen Pol der
galvaniſchen Kette auftretende Stoff.
Satlin, n. engl. (fpr. Fät—) das Zwiſchenknochen—
mejjer für Amputationen.
Kato, m. I. Name zweier wegen ihrer ftrengen Sit—
ten berühmten Männer im alten Rom; daher ein
ftrenger Sittenrichter; fatonifieren, den Kato
jpielen, jtveng richten., 66
Katoche, f. gr. (katoche, von kat-Echein, anhalten,
fefthalten) eig. das Feithalten, Hemmen, Uberwäl-
tigen; Heilk. die Starrjucht, Öliederiteife; der feite
Schlaf bei offenen Augen. Erler
Katöden, m. gr. (v. odus, odöntos, der Hahn) eine
im Unterkiefer gezähnte Walfiſchart. ,
tatophöniich, gr. (von käto, hinunter, und phong,
Stimme) abwärts- oder hinabtönend.
Katopoͤden, pl. gr. (v. k&tö, unterwärts, und püs,
Gen. podös, Fuß) eig. Unterfühler; Naturk. Fiſche
mit Bauchfloſſen, Bauchflofjer.
Katöptrif, f. gr. (von kät-optron, Spiegel) Die
Spiegellehre, die Lehre von der Zuriidwerfung des
Lichtes, auh Anakamptik; Tatöptriich, den
Spiegel od.die Spiegellehre betreffend; Katoptro—
mantie, f. die Weisfagung aus Spiegeln.
Kätorga, f. ruff. (türk. kadirgha, neugr. kätergon,
Galeere) Zwangsarbeit, Galeerenſtrafe, die ſchwerſte
Kriminalſtrafe des ruſſ. Kodex.
fatoterifch, (v. gr. katoterikös) Heilk. abführend;
Kutoterife, pl. Abführungsmittel.
Katihu, m. S.Kautſchuk.
Katt, Katti, Kätti, Katjes, Katto, m. (malay. u.
jav. kati) ein fait in ganz Süd-Aſien, ſowie in
China, Japan und auf den Kanarifchen Injeln ge-
bräuchliches Gewicht, das bald mehr, bald weniger
als 600 g beträgt; Kati, ein Edelſteingewicht (vgl.
auch Tan).
426 Kattegatt
Kättegatt, n. dän. eig. Kagenloch, Name des Mee—
Sr — Jütland, Schweden u. den däniſchen
Inſeln.
Katten, eig. Chatten, pl. ein tapferer altdeutſcher
Volksſtamm in dem heutigen Heſſen und Franken.
Kattos, — unförmliche ſiameſiſche Silbermünze
50 Mk.
Kattuün. m. (aus dem it. cotone, fr. coton, engl.
cotton, bon dem arab. al-qüton, Baumwolle; vgl.
Koton) ein gewöhnlich mit Muftern bedrudtes,
dünnes, leichtes Baummollenzeug.
Saubang vd. Coubang, n. das kleinſte Gold- und
Silbergewicht auf den Molukken = 0,461 @.
Kauchemar, m. fr. (pr. kohſch'meir, vom altfr. cau-
cher, it. calcare, treten, prejjen, u. dem deutjchen
mar, althocdhd.mara in nachtmar, engl.nightmare
der Nadıtmahr, Alp) das Alpdrüden, der Alp.
Kaudatarius, m. (vom |. cauda, Schwanz) pl.
—ten, auch: Kaudatar, pl. —e, unterwürfiger,
blindergebener Anhänger, Schleppenträger. „Indeſ—
ſen hatte e8 doc) unter allen feinen Nebenbuhlern,
Schülern, Raudatarien ihrer zweien geglüdt.’
Wieland, Geſch. der Abderiten, Birch III, 3.
Kauderweiſch, (von dem Kaudern, d.i. Zwiſchen—
handel treiben, wucherifchen Kleinhandel treiben,
alſo Kauderwelſch: die unverftändliche, ver-
worrne Sprachederwelichen, fremdländijchen Händ-
ler, vielleicht unter Vermiihung mit dem Worte
churwelſch entitanden), verworrne, unverſtänd—
liche Sprache.
Kaudiniſches Joch, n. l. Demütigung, Unterwer—
fung; kandiniſch — demütigend, ſchmachvoll. (Bei
dei furculae Caudinae, d. i. den kaudiniſchen Päſ—
ſen, die bei der Stadt Kaudium an der Via Appia
lagen, wurden i. J. 321 v. Chr. die Römer von
den Samnitern vollſtändig beſiegt und mußten in
ſchmachvoller Weiſe einzeln unter dem Joch hin—
weggehen zum Zeichen ſchimpflicher Unterwerfung.)
kaukaͤſiſch, zu dem Gebirge Kaukäſus in Aſien ge—
hörig, davon herſtammend; die kaukaſiſche Neffe,
der weiße Menſchenſtamm, zu welchem die Vorder—
Aſiaten und die Europäer gehören. |
Kaulẽdon, n. gr. (eig. fiengelartig, von kaulös,
Stengel) Deilf. der Duerbruch eines Knochens.
kauleſzent (von caulis, m. I. der Stengel kraut—
artiger Bilanzen), jtengelbildend; kaulifoͤrm, ſten—
gelförmig, jtengelartig; Kaulöm, n. ein Achſen—
gebilde (Bflanzenk.); Kanlikulus, m. l. der Blu—
menjstengel am forinthiichen Säulenfopf.
Kauma, n. ar. (von kalein, brennen) Brand, Hitze;
Heilf. ein hitiges Fieber.
Kaungs, m. gr. Sohn des Milet und der Cyane
od. Eudothea, wurde von feiner Schweiter By -
blis mit unzüchtiger Liebe verfolgt; Daher kau—
niſche Liebe, — verbotene Liebe.
Kauri, m. das Schlangenköpfchen, Dtterföpfchen,
die guineifche Münze, Mujchelmünze, au): Sim-
bipuri oder Zembi, eine Art Fleiner, weißer
Porzellanſchnecken (Cypraea mon&ta) in Oftindien,
Siam, auf den maledivischen Inſeln, be. aber im
Innern von Guinea als Scheidemünze gebraucht.
faufäl, ipätlat. (causälis, e, vgl. causa, die Urfache)
urſächlich, begründend, z. B.eine Kauſal-Konjunk⸗
tion, ein begründendes Bindewort; K.-Mexüs, m.
der ürſächliche Zuſammenhang; K.-Prinzip, n.
der Grundſatz der Urſächlichkeit; Ke-WWerbindung,
eine Verbindung dur Urſache u. Wirkung; Kanfe=
(ität, £. nl. Unjählichfeit; Ranfation, f. 1. (cau-
satio), das Vorſchützen einer Urſache, die Entſchul—
digung; kauſatib, ſpätlat. bewirkend, verurſachend;
Kaval
Kanfatisum, n., pl. Kauſativa, Bewirkungs—
wörter; Kanfätor, m. nl. der Urheber; kauſieren
(ft. causer), verurjfachen, veranlafien.
Kaufen (fpr. Eohien, fr. causes), pl. Rniffe, Ränke
Kanfenmacher(ipr.tohien—),Ränfejchmied;eause
eelebre,f. fr. (pr. fohf’Beläb’r)merfwürdiger u. be-
rühmter Rechtsfall; eine Sache, Die Aufjehen erregt.
Kauſerie, f. (fpr. koſ'rih) fr. (v. causer — koſen,
plaudern) Geplauder, Wlauderei; unterhaltender,
nit ſtreng wiljenjchaftlicherBortrag; Kauſeur, m.
(ipr.Eojögr)ein Plauderer; Hanfenfe,f. (ipr-tojöhl’)
.. eine Blauderin; auch Feines Sofa, Plauderſofa.
ne)
auſis, f. gr. (v. kalein, brennen) das Brennen, die
Berrichtung des Brennens; kunſtiſch, übend, bei-
zend; beigend, brennend (jatiriich); kauſtiſche
Kurve vd. Rinie, Brennlinie, eine krumme Linie,
die Durch die Punkte gebildet wird, in welden Die
von einer andern krummen Linie vefleftierten Strah—
Lei ſich durchſchneiden; Sanftife, pl. Atz- vd. Beiz⸗
mittel, brennende, anfreſſende Mittel; Kanſtik, f.
die Atz- oder Beizkunft, auch die Lehre von den
Brenulinien; Kauftizität, f. nl. Atzkraft, Atzbar—
keit, uneig. die beißende, Spottſucht; Kanterium,
n. (gr kauterion) ein Ätz- oder Beizmittel; auch
Brandeiſen, Brandmarkeiſen; kauteriſieren,
barb.-[. ätzen, brennen, ausbrennen, dumpf- oder
totbrennen; Kauteriſation, f. die Verrichtung des
Brennens oder Abens, das Tothrennen, 3. B. hoh—
ler Zähne; kauftiſche Soda, Abjoda.
Kautẽl, f. (l. cautsla) die rechtliche Vorkehrung, um.
möglichem Schaden vorzubeugen, Siherungsmaß-
regel, Vorbehalt, Verwahrung; eaute, [. (Adverb.
v. cautus, d. cavöre, ſ. Tavieren) vorjichtig, behut—
ſam; si non caste, caute tamen, wenn nicht
keuſch, doch Hug! nur den Schein bewahrt! Kau⸗
telãr⸗Jurisprudenz, f. dev Teil der praktiſchen
Rechtswiſſenſchaft, welcher Vorſichtsmaßregeln zur
Verhütung möglichen Schadens lehrt; fantelds,
nl. (fr. cauteleux) vorjihtig, verſchmitzt.
Kauteriiation, Kauterium, |. Kauſis.
Kaution, f. I. cautıo (von cavere, ]. favieren) die
Buͤrgſchaft oder Gewähr für fich ſelbſt od. andre;
auch das zu diefem Zweck erlegte Pfand⸗ od. Haft-
geld; cautio reälis od. Realkaution, Ölterver-
jiherung; Kautionsſchein, m. Haftſchein, Bürg-
ichein; Fauttonteren, nl. (fr. cautionner) ſich für
jemand — M IR: *
Kautſchuk, n. ſüdamerik. fr.caoutchouc, caou u,
an a indianischen Benennung Cahuchu) Feder⸗
harz, der eingetrocknete Milchſaft des Kautſchuk⸗
baumes, beſ. für Gummi elaitifum; vielfach
auch in Zufammenfegungen, 3. B. Kautſchukrohr,
Kautſchukball, Kautſchukring u. a.; uneig. Kaut⸗
ſchuk-Mann, d. i. einer, der jeine Glieder ver-
drehen und verfchlingen kann, als ob fie aus
Kautſchuk wären; R,-Paragraphen, jehr dehn-
bare Gejeesparagraphen, die ganz verſchieden u.
willkürlich ausgelegt u. angewendet werden können;
8.-Charatter, u.a.; fantichutieren(trani.Berb.),
mit einer Kautſchukſchicht belegen, mit Kautſchukzu—
bereiten, i.B. fautjchutierte Seidenzeuge, d.i ſolche,
die mit einer dünnen Schiht Kautſchuk belegt find.
Save, f. it. ein Steinbrud; Kavage, f-, r. m. fr.
(pr. kawahſch; v. cave, Seller, von I. cavea, Höh—
fung) die Einfellerung, Einlagerung der Waren;
Arbeitslohn fir die Einkellerung; Kellerzing, Miet-
zins für die —— Re. —
Kabagnole, n. fr. (ſpr. kawanjol; v. If. cavagna,
oh) ein dem Biribi (f. d.) ähnliches Glücksſpiel.
Kabäl oder Kabaäll, m. (vom [. cabällus, ſpan. ca-
Kavaß
ballo, it. cavällo,= fr. cheval, Pferd) der Nitter
in Tarodipiel; Hapalfade, f. fr. ein präcdhtiger
Aufzug zu Pferde, Reiterzug; Kabalier, m., pl.
Kavaliere (fr. cavalier, it. cavaliere, ml. cabal-
larius), eig. ein Reiter, Ritter, Edelmann; im
Schadjpielder Springer; im Feftungsbau dieBor-
derſchanze, Kate, ein voripringendes Außenwerk;
- bei Schiefer- u. Metalldächern die rundgebogenen
Blechplatten, mit twelchen die Firfte bedeckt werden,
um das Eindringen des Waſſers zu verhüten; Ka—
palier-Papier, Briefpapier von geringer Dlatt-
größe; K.-Parole, f. das Ehrenwort; K.-Per—
ſpektĩbe, Die Darjtellung od. Anficht eines Gegen—
ſtandes halb von der Seite, halb von oben, cava-
liere servente, it. der dienſteifrige Begleiter einer
Dame, vgl. Cicisbeo; fapalierement, ir. (Pr.
kawal'jär'mäng) eig. ritterlich, dann weltmänniſch;
bei. leichtweg entjcheidend, vornehm abjprechend,
hochfahrend; Kaballerie, f. (fr. cavalerie) die Rei—
terei; im Tarod: die Reihenfolge der fog. 4 Bilder
in derjelben Farbe; Kaballeriſt, m. ein Soldat zu
Pferde, Reiter; Kaballero, m. (pr. fumwaljero; jebt
gew. eaballero geſchrieben) in Spanien ein Edel-
mann der geringiten Klaſſe; Kavalléetta (auch Ka-
baletta), £. it. eig. Grashüpfer, Grille; Tonk. ein
gelälliger, hüpfender Sa& (Thema) in der Arie od.
Kavatine italienischer Opern; Kavallétto, m. it.
(Pferdchen) ein hölzernes Pferd zum Boltigieren;
ein hölzerner Ejel oder Bock zur VBrügelftrafe ꝛc.;
überh. ein Geſtell, bei. die Staffelei dev Maler;
Kavalquet, n. fr. (pr. —walkeh) ein Reitermarfch,
Zrompeterftüc, welches bein Einrücken der Rei—
terei in eine Stadt geblajen wird.
and, m., pl. Kavaſſen, türk. (kawwäs) Gendar-
men, Bolizeifoldaten.
Kavdta od. Kasite, f. it. (von cavare, herausholen,
hervorheben, v. I. caväre, aushöhlen) ein einfacher
leiter Geſang; das gelöjte Geld; der Ertrag eines
Wechſels nach dem Kurs; Umfeßung eines Wechſel—
briefes gegen bares Geld; Kabatina oder Kaba—
tine, f. ein furzer ſchlichter Geſangsſatz, ohne die
bei der Arie gewöhnliche Wiederholung und ohne
Berzierungen.
Savdte, f. (vom [. cavus, hohl, caväre, aushöhlen)
ein Gewölbe; Bauf, der gewölbte Unterbau einer
hochliegenden Kirche; Kabation, £. (l. cavatio) die
Aushöhlung, Ausgrabung eines Kellers.
Kaveat, Kavent, j. favieren.
Kabeçon oder Kabeſſon, n. fr. fpr. kaw'ßöng; it.
cavezzöne, von cavezza, Halfter, vgl. capistrum)
der Kappzaum.
Kabveer oder Kabeer, = |. Kabir.
Kaveling, f. hol. = niederd. Kabel (f. Kabel 2);
203, Anteil; mehrere Stücde, die zufammen ver-
jteigert werden; vgl. Kavelin.
Kaverne, f. fr. oder [. caverma (von cavus, hohl)
eine Höhle, Grotte; ein Keller; Heilf. eine durch
Bereiterung entjtandene Höhle; kabernös (l. ca-
vernösus), voll Höhlungen; kavernöſe Reſpira⸗
tion, f£. Heilt. das Höhlenatmen. [zwei größeren.
Siavette, f. fr. ein Kleiner Fejtungsgraben zwiſchen
Kaviar, m. tatar. (fr. caviar, fpan. cabiar, cabial,
it. caviale, neugr. kabiäri, türk. haviär; ruff. ikrä;
das Wort jtammt alfo nicht aus dem Ruffifchen)
Störrogen, Pökelrogen, eingejalzener Rogen vom
Haufen, Stör, Sterlett und einigenanderen Fischen,
bei. aus der Wolga und dem Kafpifchen Meere.
labieren. I. (cavere, jich hüten) bürgen, qutfagen,
Bürgichaft oder Gewähr leiften; bei Rauıfl- Wedel,
bricfe favieren, an den Mann bringen, verhandeln;
Keepſake 427
Fechtk. einen Fechtſtoß unterwärts abhalten, den
Leib einziehen, |. v.w. parieren; ſich kabieren,
in acht nehmen; Kabẽat, n. (v. l. caveat, er hüte
ih!) Rſpr. die Warnung, gerihtlicher Einſprüch;
Kabent, m. (1. cävens) ein Bürge, Gewährsmann;
Kavet, n. (eig. er birgt) die Bürgfchaft; Kabet—
Schein, Bürgſchaftsſchein.
Kabviller, Kafifer, m. (Gaunerſpr. vom neuhebr.
kefäl, abdecken, abziehen, das Fell abziehen) der
Abdeder, Schinder; Kavillerei, Kafilferei, f. die
Abdederei.
fapillieren, l. (cavilläri) jemand verjpotten; jpiß-
jindige Trugfchlüffe anwenden; Kapiffation, f.
die Berfpottung durch verfängliche Fragen, Trug-
ſchlüſſe 2e.; kavillös, ſpitzfindig, verfänglich.
Kavbitüt, f. nl. (v. l. cavus, a, um, hohl) die Höh—
fung, Hohlheit, bei. im menjchlicden Körper: die
drei großen Kapvitäten: Kopf, Bruft- und
Bauchhöhle.
Kavitſle und Kawitſche, n. it. (v. caviccio, Pflock,
Nagel) ein hölzerner Nagel, an welchem die ge—
färbte Seide herausgedreht wird.
Kawa od. apa, f. polyneſiſch (kawa, kaua, welches
in der neujeeländ. Sprache auc) bitter, ftark [von
geijtigen Getränken], ſtinkend 2. bedeutet) eine Art
Pfefferſtaude (piper excelsum), bef. die Wurzel der-
jelben u. das daraus bereitete berauſchende Getränf.
Kawäß, ſ. Kavaß.
Kawi-Sprache, die alte Schriftſprache auf der In—
jel Sava, eig. Dichterfpracdhe (vom ſanskr. kawi,
Dichter, von kaw, malen, bejchreiben).
Kara, m. ältere indische Münze von Blei mit einen
Loch in der Mitte, um fie aufzureihen, etwa —
oo Pfennig.
Kahenne, f. (ſpr. Tajenn’) die befte Farbe bei einer
Art des Whiſtſpiels; ein Halbjeidenes geitreiftes
Sommerzeug; Kayenne-Krankheit, eine in
Kayenne (Guiana in Sidanterifa) einheimijche,
den roten Ausfag der Araber ähnliche Krankheit;
Kahenne⸗-Pfeffer, ein ſtarkes, beißendes Gewürz
aus den reifen Samen von capsicum baccatum
(v. Kayenne). t
fahieren, fr. Fechtf. — degagieren.
Kazadör, m. jpan. (v. cazar — fr. chasser, jagen;
vgl. Chaſſe) ein Jäger, Scharfſchütze. *
Kazan oder Kaſan, m. hebr. (chasan; vgl. Haſan)
der Vorſänger im Judentempel.
Kazawäikg, f. jlav. ein kurzer, weiter Damen-Über-
tod mit Armeln ohne Taille.
Kazik vd. Kazike, m. (ſſpan. cacique, aus der Sprache
von Hayti) ein Stammhaupt, Häuptling bei den
wilden Sndianer-Bölfern in Südanterifa.
Kazir, m. = Refir, ].>.
Kebes, pl. türkifche, wollene Bettdeden.
Keblah vd. Kiblah, f. arab. (kiblah, überhaupt die
gegenüberliegende Gegend, bei. Süden, v. kabala,
gegenüberliegen)das Ziel; Die Richtung nach Mekka,
wohin die Mohammcedaner beim Gebet das Geſicht
wenden; auch der dieſe Richtung anzeigende Koran-
Schrank in jeder Mojchee. r
Kechenäer, pl. gr. (von chainein, gähnen, Hafen,
jcherzh. von Ariftophanes für Athenäer gebildet)
Gaffenäer, Gaffer, Maulaffen. [ländern.
Kedis, m. feine weige Leinwand in den Morgen—
Kedmaä, n. gr. das chronische Gliederreigen, bei. in
Hüftgelenf,
Keepfafe,n. engl. (ſpr.kihphehk; von keep, behalten,
aufbewahren, und sake, Sache) ein Gejchen zum
Andenken, Erinnerungszeichen; ein jährlich erichei-
nendes Tafchenbud).
C
428 Kefern
Kefern, |. Riafir.
Keffetil oder Killkeffi, m. perſ.türk. (von perf. kef,
Schaum, u. gil, Ton) Schaumton od. Meerſchaum,
eine mweißgelblihe Talf-Erde in Aſien, befonders
in Natolien, die zu Pfeifenföpfen gefehnitten und
aeformt wird.
Keftr, m. Faufafifhes Gärungsmittel und Getränf
aus Kuhmilch; ſowohl die Kefirkürner, als aud)
die durch deren Auflöfung in Milch bereitete Flüf-
figfeit, die teils als erfriichendes, nahrhaftes Ge⸗
tränf, teil3 als Heilmittel dient; Kefir-Kur, eine
ur, bei der Kefir angewendet wird; K.-Pilz, der
Härungsträger in dem Kefirforn.
Keimẽlion, n. gr., p!. Keimelia, ein wertvolles
Serät od. Kunſtwerk, ein Kleinod, das man auf-
bewahrt (vgl. Cimelien).
Kekhenemals, n. ein harziges, grünliches Gummi
aus Amerifa, und von der Inſel Zeylon, in der
Arzneikunde und in der Malerei gebraucht.
Hele, f. gr. Bruch, jest nur in Zuſammenſetzungen:
Kelologie, £. die Lehre von den Brüchen, Bruch—
ehre; Kelntomie, f. die Bruchjchneidung, der
Bruchichnitt, gew. Celotomie; Kelotom, m. der
Bruchſchneider, das Bruchſchneidemeſſer.
Kellek, n. perſ. (kalak) eine Art Floß aus Rohr, von
aufgeblafenen Schläuchen getragen, bef. auf dem
Euphrat und Tigrie.
Kelp, n. engl. (wahrich. arab.; val. Kali, und arab.
xelb, rein, Dark, Saft) Aſchenſalz aus verbrann-
ten Meerpflanzen, |. Soda.
Kelph od. Kelpie, m. ſchott. (vielleiht von gäl.-ir.
cealg, anloden, täufcyen, verführen, oder v. ceal,
Ipod, Fruchtbarkeit, Brophezeiung) ein Waffergeift,
Flußgeiſt, oft in der Geitalt eines weißen Pferdes,
der den Tod eines im Wafler Umkommenden vor-
ker anzeigt oder ihn aud) ſelbſt in die Tiefe hin—
abzieht. ltiſches grobes Wollenzeug; ſ. auch Kilt.
Kelt, m. (altgäl. u. ir. cealt, Kleidung 2c.) ein ſchot—
Selten, pl. ein altes, im weſtlichen Europa, bei. in
Hallien, Spanien, Britannien, verbreitetes Bolt,
weldes aus Wien ftammt, ſchon im Altertum
größtenteils von den Römern unterjocht, jpäter
von den germanischen Völkern unterworfen und
mit denjelben vermifcht. Nur wenige Reſte dieſes
Bolfsftammes haben ihre eiaentiimlidhe Sprache
bis heutebewahrt; jolche keltiſcheſprächen find:
das Gäliſche in Hochſchottland, das Srifche in
Irland, das Wallififche in der Grafſchaft Wales,
und das Bretonijche in der Bretagne.
Kemeas, n. geblümter Taft aus Oftindien.
Kemnäte, f. altdtich. (nıhocyd. kemenäte, kemenät,
althochd. cheminätä; v. it. u. ml. caminata, cam-
minata, heizbare® Zimmer, Saal, v. l. caminus,
Kamin; aud) rufj. kKömnata, Zimmer) ein einzeln
itchendes Wohngebäude, ein Schlafgemadj; Kem—
nat⸗Lehn, n. ein in einer Wohnung, einem Haufe
oder mehreren Zimmern bejtehendes Lehn.
Ken, ſ. Keng.
Fenangie, f. gr. (v. kenös, leer, u. ängos, Gefäß)
Heilk. Gefäßlcerheit.
Kendhriten od. Kenhroiten, pl. gr. (v. kenchros,
Hirſe) Hirfenfteine, Rogenſteine, deren Körner
Hirſenkörnern ähneln.
Kendalgreen, n. engl. (ſprich: kendälgrihn) ein zu
Rendal in Weſtmoreland verfertigtes griines Tud).
Keng oder Ken, japan. Längenmaß von 6 Schafu
Kenne, = Alkanna. [= 1,818 m.
Stennel, m. engl. (kennel, Hundehiütte), Hundejtall;
Fuchsloch.
Kenöſis, f. gr. (v. kenün, ausleeren, v. kenös, leer)
Keren
— Ausleerung, Entleerung; Kenotaphium,
. Ken—.
Kephalän, f. gr. (von kephale, Kopf) Heilf. heftiger
Kopfihmerz; Kephalägra, n. Kopfgiht; Kepha⸗—
Talgie, f. der Kopfſchmerz, das Kopfweh; Kepha—
fifa, pl. kopfſtärkende Mittel; Kephalitis, f. die
Kopf- od. Hirnentzündung; Kephalometer, n. ein
Kopfmeſſer, Werkzeug zur Kopfmeſſung neugebor-
ner Kinder; Kephalopsde, m. Kopffüßler, eine
Ordnung der Weichtiere; Kephalotribe, m. (nach
franzöſ. Benennung) ein zangenartiges Werkzeug
zur Ausführung der ephalatrinite, d. h. der Zus
Jammendrüdung des Kopfes der toten Leibesfrücht
bei ſchweren Geburten.
REhDEn?, m. Name eines fabelhaften Königs von
thiopien, Vaters der Andromeda; Sternk. eine
tautenförmige Gruppe von 4 Sternen, zunächſt am
nördlichen Pol.
Kepi, n. eine Art Kappe od. Mütze einiger fran-
zöfiihen Truppen in Afrika.
Kenätdphion, n. gr. (von kepos, Garten, und tä-
phos, Grab) ein Grabmal, welche3 von einem klei—
nen Garten umfriedigt it; ein Gartengrabmal.
Keramentif, Keramie oder Keramik, f. gr. (von
kerämos, Ton, keram£uein, Töpferarbeit machen)
die Töpferfunft, Runfttöpferei, Erzeugung u. Ber-
arbeitung von Fayence, Majolika, Porzellan, auch
Bereitung von Badjteinen 2c.; Keramograpbie
od. Keramograͤphik, f. Ton⸗ oder Ziegelmalerei,
Malerei auf Tongefäßen im alten Griechenland,
bei. in Athen; keramograͤphiſch, auf Ton gemalt
und eingebrannt; Keramohalit, m. Haarjalz,
wafferhaltige ſchwefelſaure Tonerde. Ä
Bee. od. Keratophyllit, m. gr. (von KEras,
Horn) Bergk. Hornblende; Kerateftomie, f. Heilk.
das Ausfchueiden der Hornhaut des Auges, der
Hornhautausſchnitt; Keratiäſis, f.ein hornartiger
Auswuchs des Körpers; Keratin, m. der Hornſtoff;
Keratine, f. 1. das Krummhorn, die Poſaune;
2. = Cornutus, ein fophiltiiher Trugſchluß;
Keratit, m. Hornftein; Keratitis, f. Hornhaut-
entzündung; Keratogeneiis, f. Hornerzeugung,
Hornbildung; Keratoiden, pl. hornähnliche Ver⸗
ſteinerungen; Keratolithen, pl. verſteinerte Hör⸗
ner; Keratöma od.Keratöm,n. ein Horngewächs;
Keratophät, m., pl. Keratophäten, veriteinerte
Horntorallen, Abdrüde von hornartigen Seege-
wächlen; aud) Kleine Pilze, die aus der Hornhaut
wachen; Keratopidftif, f. künſtliche Hornhaut»
bildung; Keratotom, m. Werkzeug zur Durd-
ſtechung oder Durchſchneidung der Hornhaut; Ke=
ratotomie, £. der Hornhautſchnitt.
Kerannia, pl. gr. (von keraunöds, Donnerjclag)
Bligfteine, Donnerfeile; Kerauntan=-Sinter, m.
Blißſinter, Bligröhre; Kerannion, n. Verkl. von
keraunös) eine niederwärts gefehrte Pfeilipike,
als Eritifches Zeichen zur Andeutung verdorbener
Stellen auf alten Handſchriften; im N. Tejtamente
ein Zeichen, daß die Stelle aus den ropheten ge-
nommen ift; im Plato, daß ſich ein Beweis auf fie
gründen lajie; Benno. m. Knallgold;
Seraunometer, n. Bligmeljer, Wetterſchlags—
mefjer; Keraunoſlkopie, f. Wahrjagung aus dem
Donner; Keraunoſtopium vd.Kerannojlopcıon,
n. der Ort zur Beobad)tung des Donners; dieDon-
nermaſchine auf Schaubühnen. ;
Kterberos, m. gr. = Berberuß, }. >. I
Sören, pl. gr. Kẽres) Fabell. die Todesgöttinnen,
Schidjalsgöttinnen, die beſond, gemaltjamen Tob
bringen, auch überh. Unheilsgöttinnen.
Kerfopen
Sterfüpen, pl. gr. (kerköpes, v. körkos, Schwanz)
geſchwänzte Arten; in der gr. Fab. neckiſche und bo3-
hafte Unbolde, die dem Wanderer allerlei Bofjen
jpielten; Herkules, der fie einfing u. feſſelte, ließ fie
um des Spaßes willen doch wieder los); Kerfo=
ithefos, m. griech., pl. Kerkopithefen, langge-
chwänzte Affen, Meerkatzen.
Kermes, m. ärab. (perſ. kirm, der Wurm) 1. die
Scharlachlaus, eine Gattung Schildläufe im füd-
fihen Europa; 2. die auf Pflanzenblättern fich
bildenden beerenförmigen Eier-Behältnifje derjel-
ben, Scharlachbeeren, Purpurkörner, die zu verſchied.
roten Farben, bei. zu Karmoifinrot (arab. kir-
masi), auch in den Apotheken zu dem Kermes—
Sirup gebraucht werden (vgl. Alkermes); mi—
neraliſcher Kermes, |. Antimon-Kerme2.
Kermis, pl. oitindiihe Schnupftücher.
Rerographie, f. griedh. (von kerös, Wachs) Wachs—
ntalerei, vgl. Zerozenfualen ufw.; keroĩdiſch,
wachsartig, wachsähnlih; Keromantie, f. die
Wahrfagerei aus Wachs; Keroptditit, f. die
Wachsbildekunſt, Wachsbildnerei; Keroſin, n. ein
aus amerik. Steinöl gewonnener Leuchtſtoff.
Kerrena, f. eine Trompete der Indianer.
Kerri, n. die Keule als Waffe der Kaffern.
Kerſeh od. Kirſey, m. (engl. kersey, ſchott. carsaye,
holl. karsai, fr. carisel, cariset, crégeau) grobes
geföpertes Tuch od. Wollenzeug; Kerfeymir, n.
engl. f. Kajimir.
Kernftit, f. gr. (von köryx, der Herold, keryssein,
laut verfündigen) die Predigtkunſt.
Kefſubah, mn. hebr.-dtjch. (v.kethübäh, das Geſchrie—
bene) ein Ehe- od. Traubrief bei den Juden.
Ketmir, m. arab. Name des Hundes, der die in
einer Höhle eingejchlafenen 7 Schläfer 300 Sahre
fang bewacdhte. Die Mohammedaner jchreiben den-
jelben dreimal neben das Siegel ihrer Briefe.
Khabir, m. arab. (v. khabara, wiſſen) ein Führer
der Reifenden durch die Wüſten.
Khafhan, m. tatar. (vergl. Khan) der Khan der
Khane, Titel der mongolischen Fürften.
Khafi, m. per). (perj. chäki, gelbbrauner Stoff für
ropenkleidung), bräunlichgelber Feld-Drillich;
Khaki-⸗Uniform, Drillichuniform, Tropenuniform.
Khamar, m. arab. (khamr, Wein, und überh. be-
rauſchendes Getränt, von khamara, gären) der
Bein im Morgenlande (vgl. Sahba).
Khan, 1., m. tatar.ır. tiirk. ein Fürſt od. Oberhaupt
der Zataren, ein Tatarenfürit; Khanät, n. das
Gebiet eines jolchen.
Khan 2., m. perf. eine öffentliche Herberge; Stand-
ort der Karamwanen; aud) Markt; Khandſchi, m.
Auffeher einer folchen Herberge.
Khandſchar, m. arab. ein türk. Dolch, kurzer Degen.
Kharadſch, m. arab. (Steuer, Einkommen, Staat3-
einnahme) türk. Kopfiteuer; Kharadſchi, m. türk.
Einnehmer des Kopfgeides; Kharadſchi-Baſchi,
m. Obereinnehmer der Kopffteuer u. Richter aller
darüber vorfallenden Streitigkeiten.
Khaffeli vd. Khafſeki-Sultane, f. türk. (v. khasseh,
Sigentum des Yürjten, v. arab. khass, eigentim-
lich, bevorrechtet) die erite Sultanin, Mutter des
Kronprinzen.
Khatib, m. arab. (von khataba, predigen) der
sH —2 if b Hattif
a erif, gem. aber ungenau Hattiiherif,
Hatiſcherif, aud Hatſcherif, Chaticherif ze., m.
türk. (v. arab. Khatt, Schrift, Schreiben, u. scherif,
erhaben, — alſo: edle und heilige Schrift)
eine eigenhändige Verfügung des türk. Kaifers, die
Kilo 429
augenblicklich vollzogen werden muß; be. berühmt
tft der Khattifcherif v. Gülhane, der das neıte
türk. Grundgefeß enthält.
Rbazine, f. perf. (khazineh, Schaß, arab. khizaneh;
vgl. Hasne) der Schat des Großſultans; Kha—
zinedar-Aga, der Großſchatzmeiſter des Sultans,
oft entjtellt in Gefandar- ga.
Khedine vd. Khidiver, m. türk. — Ilustrissimus,
Durchlauchtigſter, ein perfischer Titel, vem Bize-
fünig von —— vom Sultan verliehen.
Khilat, ſ. Chllät.
Khivas, m. oftind. Gewicht etwa — 400 kg.
Khodſcha, m. perſ. (khodschah, Greis, Herr, aus—
gezeichneter Mann, wie signor, v. l.genior) Ehren-
ktitel eines angeſehenen Kaufmanns, Brofeljors,
Doktors, Lehrers ꝛc. (auch Kogia geichrieben).
ſthotbah oder Khutbeh, n. arab. (vgl. Khatib)
twöchentl.(Freitags) Gebet der Mohammedaner für
den regierenden Fürſten.
Kiafir, m., pl. Kuffar oder Kefern, türk. (S arab.
käfir, ſ. Raffern ) teßer, Ungtäubige, bej. Schimpf—
name für die Chriſten.
Kiahia, Kiaya, |. Kihaja.
Kiang, Kien, Koyang, Koyan od. Kuan, n. das
Fuder, ein ſiameſiſches Getreidemaß von 2000 Ka—
nang = ungef. 10 hl.
Kiatib, m. türk.-arab. (vom arab. kataba, jchreiben)
ver Schreiber.
Kibitke, f. ruſſ. (kibitka, v. arab. kubbat, Gewölbe,
Zelt, Sonnenſchirm) ein Zelt aus Fellen bei den
Tataren und Kalmüden; ein halbverdedtes ruſſ.
Fuhrwerk, der Reijefchlitten; auch das Verdeck, die
Mattendede über einem rufj. Wagen.
Kiblah, ſ. Keblah. Ben
Sicher, f. (v. I. cicer, cicera) die Zieſererbſe, eine
Gattung etwas zugeſpitzter kleiner Erbſen im Orient
und Sid-Europa.
Kir, m. engl. (to kick, mit dem Fuße ſtoßen, kick,
Fußtritt, Stoß), der Stoß beim Fußball; das Recht
zum Stoß bein Fußball nach der Reihenfolge;
Kicker, m. Fußballipieler, Mitglied eines Fuß—
balltlubs, daher pl. Kickers zur Bezeichnung von
Fußballklubs (4. B. Karlsruh-Kickers, Stuttgarter
Kickers ujw.).
Kid, n. engl. (kid, junge Ziege, Zicklein, Ziegen—
leder; altnord. kidh, deutſch: Kiße), Ziegenleder;
daher: pl. Kids, Handſchuhe aus Ziegenleder.
Kien, ſ. Kiang.
Kieſerit, m. (nach dem Naturforſcher D. ©. Kieſer)
ein aus ſchwefelſaurer Bittererde und Waſſer be—
ſtehendes Mineral im Salzlager bei Staßfurt.
Kihdin, Kiahia oder Kiaha, m. ein türk. Stell»
vertreter, Gejchäftsträger (Nlgent); Kihäja-Beg,
m. der türk. Minifter des Innern.
Kila, n. ein Getreidemaß, eine Metze in Slamwonien.
Kilar und Kilare, |. Ar und Ure.
Kilardſchi-Baſchi, m.(von kilardschi, Kellermeiſter,
kilar, Keller) derOberkellermeiſter des türk. Kaiſers,
oder Oberaufſeher des Kellers.
Kilare, ſ. Are.
Kilderkin, m. ein engliſches Biermaß, ein Fäßchen
— 2 Firkin = 18 Gallons = 81,785 1,
Kilimi, pl. türk. grobe Teppiche aus der UÜkraine.
Kilta, f., pl. Kilki, ruſſ. dev Strömling, ein bef. bei
Reval gefangener und eingemacht als Lederbifien
gejchäßter Fiſch (Clup&a latula).
Killteffi, ſ. Keffekil. =
Kiln, m. engl. Brennofen, Schachtofen, Röftofen
(im Berge und Hüttenweſen). *
Kild, Chilö, oder Kilé, n. (v. gr. köilos, Hohl), vor
12
430 Kilo
13574 ein türk. Getreidemaß, der Kübel = !/, For:
tin (}. d.), von ſehr verſchied. Größe, in Konſtan—
tinopel ungef. 36, in Smyrna 54, in Salonif und
Varna 144 1 ıc.
Kilo — (vom gr. chflioi, taujend), in den zufammen-
gefegten Benennungen der metriihen Maße und
Gewichte, bedeutet: taufend—, 3.B. Kilogramm,
j. Gramm; Kiloliter, |. Liter; Kilometer, |.
Meter; Kilojtere, ſ. Stere; häufig auch als
Kurzwort verwendet: Kilo, n., Kilogramm.
Kilt, m. Schott. (val. Kelt) der Hofenfchurz, das kurze
Röckchen, welches die Bergichotten ftatt der Bein-
kleider tragen.
Kimelien, j. Cimelien und Keimelion.
Simmerier, ſ. Cimmerier. ®
Kimöno,,m. japan., ein japanischer Überwurf mit
weiten Armeln, japanijches Morgenkleid.
Kin,n. einchinefifches Hölgernes Saiten-Suftrument;
auch ein chineſ. Gewicht, f. Bin 2.
Kindef, m. ein Baummollenzeug in Rußland.
Kinẽſis, f. gr. (v. kinein, betvegen) die Bewegung;
Kinejiätrik, f. (v. Kinefis und iatrike, Heilkunſt)
gymnaſtiſche Heilmethode; Kineſiometrie, f. Be-
wegungsmeßkunſt; Kineſtöp, n. eine Vorrichtung
mit drehbaren Stereoffopbildern (ſ. d.); Kinetif
und Kinemätif, £. die Lehre von der Bewegung,
Bewegungskunſt; Zwanglauflehre; Maſchinen-Ge—
triebslehre; kinẽtiſch od. kinemãtiſch, dieſe Lehre
oder Kunſt betreffend; beweglich; zwanglaufgemäß,
triebwerkgemäß; Kinematogramm, n. Bewe—
gungsreihenbild, eine Reihe von Lebebildern; Ki—
netogrdgh, Kinematograͤph oder Kinetoſtlöp
(auch Biograph od. Mutojfop), ein Wandbild—
werfer, ein Brojeftionsapparat, der Bewegungs—
reihen od. Xebebilder auf eine Schaufläche wirft;
tinetographiige Photograbhien, Neihenbilder,
Lebebiſlder; kinetiſcheKünſte mimiſcheKünſte,
ſ. dzKino-Theater: Ortttf derartigeAufführungen.
Sting, n., 1. auch Tſin od. Fu, ein chinej. Feldmaß
zu 100 Men (Ader) zu 240 Bu (oder Kung) =
6,7335 ha; auch ein Tonwerkzeug in China; 2. aud)
Kin, ein japan. Gewicht v. 160 Meh — 604,790 g.
Kingam, n.ein ojtindisches feines Baummollenzeug,
gew. Gingang, ]. d.
Kingdales, pl. engl. (jpr. fingdehls) eig. Königs—
täler, engliſches Wollenzeug, vem Etamin ähnlid).
Kings, pl. die fünf älteften und heiligiten Bücher
der Chineſen. Kr
Kings-Bench, n. engl. (pr. —benſch) eig. Königs—
banf: das Oberhofgericht, ein Hoher Gerichtshof zu
London (vgl. Queens-Bench) auch ein Öefäng-
nis fürSchuldner; Kings-Brifon, m. (pr. —prij-
jen) ein Gefängnis in London für Schuldner und
Berfafjer von Schmähartifeln.
Kinishemski, m. ruffifche Serviett-Leinivand, häufig
von Petersburg ausgeführt.
Kino, n. od. Kinogummi, n.1. ver getrocdnete Pflan—
zenjaft des afrifanijchenPterocarpus erinac&us, als
Heilmittel, bei. bei Durchfall. 2. ſ. unter Kineſis.
Kinſa, m. der bejtändige Agent des Groß-Veziers
am türkiſchen Hofe. (Nennwert.
Kinſatſu, n. japan. Staatspapiergeld v. verjchied.
Sionopharanz, f. gr. (von kiön, eig. Säule; das
Zäpfchen [vgl. Cion] u. phäranx, Schludt, Kluft)
— die Zäpfchenſpaltung; Kionoptöſis, f. der
Zäpfchenfall; Kionorrhaphie, f. die gäpfchen- od.
Gaumennaht.
Kiösk. m. türk. Kiuschk, kiöschk, v. perſ. küschk)
ein üürkiſches Gartenhaus, Gartenzelt auf Säulen,
Luſthaus; Verlaufstempel, -häuschen.
Kladde
Kin, m ein Zinngewicht in Malakka, ungefähr
ae ON N
Kips, pl. überjeeiiche getrocknete Häute.
Kiraggi, m. türkiiher Zug- od. Karawanenführer.
Kirat, n. (wörtl. der Teil) ägypt. Gewicht, — Ka—
— auch ein Feldmaß in Agypten = . Fed⸗
dan, ſ. d.
Kirdar-Ana, m. der Mantelträger des türkischen
Kaiſers.
Kireh oder Kiree, m. (v. poln. kiereia) ein langer
Pelzmantel mit herabhängenden Ärmeln.-
Kirgiien oder Kirais-Naifdlen, pl. Name der
Steppen-Koſaken in der kirgiſiſchen Steppe zwi—
ſchen dem Ural und Srtifch (wahrſch. nach einen
Stifter ihrer Horde benannt).
Kirke, |. Circe. |
Kirk=para (d.h. 49 Bars) 0d. Bir-gruſch, m. der
einfache türf. Piaſter — 0,18 M.
Kirſey, 1. Kerſey; Kirfoccle zc., ſ. Cirſus ac.
Klſeh oder Kizeh, aud) Kis oder Keſer, m. (perſ.
kiseh, Geldbeutel) ein Beutel, eine türk. Rechnungs-
einheit fir große Zahlungen, = 500 Piaſter; der
Beutel Gold, bei Gejchenfen des Sultans vorkom—
end, — 30000 Piaſter od. 5390 M.
Kishu, türk. Sorbet (f. d.) von Kokosmilch.
Kislar⸗Aga, m. türk. (v. kis, pl. kislar, das Mäd-
chen, die junge Frau; vgl. Aga) eig. der Mädchen-
aufjeher; der Aufſeher od. Vorſteher der ſchwarzen
Berichnittenen am türf. Hofe, Oberauffcher des
Harems (Weiberzimmers) des türk. Kaiſers.
Kisloz, m. ein türk Öetreidemaß, |. Kilo.
Kismet, n. türk. Schickung, Schickſal (Fatum).
Kißel oder Kißell, m. (von Kisslo, ſauer), ein
ſaͤuerlicher Mehlbrei, Lieblingsſpeiſe des ruſſ. Volks.
Kißlyja-Schtſchi, ruſſ. (eig. f. pl., im Deutſchen
als m. sing. gebraucht; wörtlich: ſaure Kohlſuppe),
ein beliebtes ruſſ. Getränk, mouſſierender Kwaß, ſ.d.
Kißmis, m. oſtindiſcher Kattun.
Kitab, m. arab. (kitäb, von kataka, ſchreiben; vgl.
Kiatib) Schrift, Buch; das Buch vorzugsweiſe, der
Koran, ſ. d.
Kitai (vom arab. khatäi, das nördliche China), ein
chinefifches Seiden- od. Baummwollenzeug; in Böh-
men und der Laufiß ungebleichter feiner Kattun;
Kitätke, f. ruſſ. ein chineſiſches Baumtmollenzeng.
Kithara 2c., |. Cithara. |
Kits oder Kitz, f. Holl. und niederd. (engl. ketch, fr.
caiche, quaiche) ein Fahrzeug oder eine Jacht mit
zwei Maſten.
Kitty, f. engl., Käte.
Kitul, ſ. Ejoofaſern.
Kiuptar, m. (v. türf. kiub, arab.-perſ. küb, Krug)
der Mundſchenk des türk. Kaifers.
Kibit, n. ein Feines vuffifches Fluß-Fahrzeug mit
14 Rudern. ’
Kiwi, m. der Waldjtrauß, ein jeit 1812 befannter,
ſehr feltener und dem Ausiterben naher neuſee—
ländijcher Vogel, nach feinem Geichrei benannt.
Kizeh, j. Kileh. EX 1
Kinffenmöddinger, pl. dän. vorgefhichtliche Ab—
fälle, Küchenabfälle aus vorgeichichtlicher Zeit.
Klabaud, m. fr. (pr. —böh; vgl. fr. glapir, kläffen,
hofl. klappen, mittelhochd. klaffen, plaudern) ein
Kläffer; insbeſ, eine Art Jagdhunde mit Schlapp-
ohren; klabaudieren (fr. clabauder), kläffen, bel⸗
fen; Klabaudage, f., r. n. (ſpr. —dahſch) u. Kla⸗
bauderie, k.Gekläff; Klabaudeur, m. ſpr.—döhr)
ein Schreier, Läſterer.
| Kladde, f. niederd. Schmutz, Unveinigfeit; der erite
EntwurfeinevSchrift( Konzept); Diartum ;Kffpr.
Kladonia
das Schmutz-, Kleck-, Sudelbuch zum vorläufigen
Eintragen der täglichen Geſchäfte.
Kladonia, f.,pl. Kladonien, nl. (v. gr. Kladön, klä-
dos, Trieb, Sproß, wegen der verzweigten, äſtigen
Geſtalt) Bot. eine Flechtengattung: Becherflechten.
Klamätor, m. l. (v. clamäre) ein Schreier im redne—
viihen Bortrag; elämor, m. das Gefchrei; ela-
mor belliens. m. [. das Kriegsgeichrei; elamor
violentiae, Rſpr. der Notichrei; klamös (l. cla-
mosus, a, um), laut fchreiend.
Klams, pl. ejbare Meermuſcheln Nordamerifa).
Klankulärier, pl. (v. l. clanculärius, geheim, ver»
borgen, u. dies dv. claneülum, Verkl. dv. clam) die
etwas heimlich tun, bef. heintliche Wiedertäufer.
Klandestin, [. (clandestinus, a, um, von clam) ge-
bein; elandestina possessio, f. ein Befit, den
jich jemand heimlich angemaßt hat; elandestina
sponsalia, pl. heintliches Verlöbnis oder Ehever-
ſprechen; elandestinum conjugium, n. heimliche
Ehe; Klandeſtinität, f. Verheimlichung.
Klavot, n. fr. (pr. klapoh; von clapoter, klatſchend
anjchlagen, 3. B. die Wellen an das Schiff) eine Art
Waſchmaſchme.
Klaque oder Claque, £. fr. (ſpr. klack; v. claquer,
klatſchen, holl. Klakken) eig. das Klatſchen; eine
Maſſe von gedungenen Beifallklatſchern; m. ein
Klapphut; auch der Uberfchuh; Klaqueur oder
Claqueur, m. (ipr. klaköhr) ein aedungener Bei-
fallfiaticher.
Klara, Klärchen, [. (von elarus 2c.) weibl. Name:
die Helle, Reine; auch die Berühinte, elara voce,
j. clarus. (Haarſtriche.
Klarendon, meine Art lateiniſcher Druckſchrift ohne
Klgrett, j. Klärett; Klarien, |. Klarius.
Klärett, m. fr. (ipr. klärett; von clair, klar, hell)
ein leichter, halbroter Wein; auch ein ſüßer Kräu—
terwein; Klaret, m. (pr. klärret) engl. Name fir
roten Bordeaue- Wein; Klärette, f. fr. eine Art
Branntwein; Klärebſkur, n. (pr. klär obſkühr)
das Helldunkel, bei Malern die Haltung der Lichter
und Schatten, it. Chiaroffuro (fpr. di wie h);
Härgoyant, fr. (pr. klärwoajäng) hellſichtig; in
der Sprache des Magnetifenrs: hellfehend; ein
Klärvoyant, eine Klärvohante (fpr. klärwoa—
jängt'), Selljeher,Helljeherin, vgl. Somnantbile;
Klärvohyance, f. (ipr. klärwogjcingß) Hellfeherei.
flarieren (v. I. claräre, hell machen, dartun), ing
Reine bringen; bej. den Zoll fir ein Schiff be-
zahlen oder berichtigen, zollen (auch in der Form
flaren, verflar-n. verflarieren); Kla—
rierung, f. und, Klarierungs=
ſchein od. -Zettel, der Zollſchein, Zollzettel.
klarifizieren, ſpätl. (clarificäre) far mächen; ver-
tlären, verherrlichen; Klarifikation, f. die Abklä—
rung, Läuterung (einer Flüſſigkeit); Rſpr. Erläu—
terung; die Verklärung.
Klarigation, f.l. (clarigatio) bei den alten Römern
die der Kriegserflärung vorangehende Zurückfor—
derung des Geraubten oder Genugtuungs-Forde-
rung; überh. die öffentliche Bekanntmachung.
Klarino, m. it., Klarin, n., od. Klarine, f. (it. cla-
rino, chiarino, v. l. clarus, hell, hellfchalfend) eine
helltönende Art Trompete; Klarinétt, n. od. Kla—
vindtte, f. (it. clarinetto, m., fr. clarinette, f.) die
gelfende Flöte od. Gellflöte, 1690 in Nürnberg er-
runden; Klarinettiſt, m. der eine ſolche dud
Klarifſa, f. (fr. Clarisse, v. l. clarus, ſ. d.) weibl.
Name: die mg Klariffen, pl. ein von der
h. Clara von Aſſiſi 1212 geftifteter Nonnenorden.
Klariſſimus, m. 1. (Superl. von clarus, hell, klar)
Haudieren 451
Se. Erlaucht oder Erlaudtigfter Graf, Titel für
Grafen.
Klaärität f. [. (claritas, v. clarus, a, um, hell, klar,
glänzend, berühmt) die Klarheit; Berühmtheit;
clarus, a, um, l. hell, far; glänzend, berühmt;
elara voce, mit heller Stimme, laut, deutlic);
clarum ingenium, n. ein heller Geift, vorzüg—
licher Kopf.
Klarius, m. I. (gr. Klärios) Beiname des Apollo
von der Stadt Klaros in Konien; daher Klarien,
pl. in der älteren deutfchen Poeſie (bei P. Fleming)
f. Mufen.
Klaſis, f. gr. das Abbrechen, der Bruch, Klasma,
n. ein Bruchſtück; klaſtiſch, zerbrechlich; zerbrochen.
Slafie, f. I. (classis) die Ordnung, Abteilung, das
Fach; beim Nennfport: ein Pferd von Klaſſe,
von hoher Klaſſe, ein hervorragend gutes Nenn»
pferd; Hlaffenftener, eine Steuer, behufs deren
Erhebung die Einwohneringewiffe Klaſſen (Steuer-
klaſſen) geteilt find, nach welchen der Steuerjaß
verschieden ist; klaſſifizieren, nl. abteilen, in Klaſſen
od. Fächer ordnen; Klaſſifikation, f. die Klafjen-
teilung, Einteilung; Klaſſifikations-Sentenz, f.
1. Brioritäts-Urteil; Klaſſifilations-Urteil,
Nangordnungsurteil; klafſiſch (1. classicus,a,um,
uripr. bei den Römern: wer zur erſten Klafje der
Birgergehörte,nach der fervischen Bolf3abteilung;
daher) vorzüglich; von anerkannten Wert, mujter-
haft in feiner Art, muftergültig; klaſſiſche Schrif-
fteller oder Klaſſiker, Haupt- oder Muſterſchrift—
ſteller; klaäſſiſche Werke, Haupt- vd. Muſterwerke;
klaſſiſche Literatur, in engerem Sinne die Li—
teratur der alten Griechen und Römer; jo auch
klaſſiſches Altertum 2c.; Klaſſizitüt, f. z. B. des
Stils, Haffisches Anjehen, Muſterhaftigkeit; klaſ—
ſiſcher Zeuge, glaubiviirdiger Zeuge; Haffieren
(z. B. Erz), nach) der Gröbe des Korns ſondern.
klaudieren, l. (claudére) ſchließen, verſchließen; ein—
ſchließen; claudãtur, es werde geſchloſſen; elaude
os, aperi ocũlos, Sprichw. ſchließe den Mund,
öffne die Augen; ſchweige und ſieh! Klaudius, m.,
Klaudia, f. männl. u. weibl. römiſcher Name u.
Klandinte, k. weibl. Name: der, die Verjchlofiene;
Klauſe, f. (ml. clausa) eine enge Höhle, Mönchs—
oder Eremiten-Wohnung; auch ein Bergpaß; in
Bayern eine Schlagichleufe, d. i. eine Vorrichtung,
um das Holz aus den Gebirgen in die Flußtäler
fortzuſchwemmen; Klausner, nl. elausarius, m.
ein Einjtedler; Mlanfel, [. elausüla, f. eine Ein-
ſchränkung, befchränfende Nebenbeitimmung eines
Bertrags, Gejeßes ꝛc., ein Vorbehalt, auch An—
bang; Vers- und Tonf. der Schlußſatz; elausula
primaria u. finälis, Ausgang in der Hauptton-
art; el. seenndarla, Schluf in der Quinte; el.
tertiaria, Schluß in der Terz (in einem Moll—
Tonftüc); Rſpr. elausüla cassatoria, die kaſſa—
toriſche Klaufel, dev Aufpebungs- oder Bernich-
tungsjaß; sine elausula, ohne Vorbehalt; davon:
klaufulieren, nl. od. verklaufulieren, mit allen
nötigen Einſchränkungen od. Bedingungen 2c. ver-
jehen, einschränken; jich verwahren, jihern; Klaus
filien, pl. Schließſchnecken; Manfür, f. (l. clau-
sura) die Einſchließung; der Aufenthalt in ge-
ichlofjenen —— das Beſchläge oder Geſperr,
die Haken, Krampen, womit man ehemals Bücher
zu verſchließen pflegte, das Buchſchloß; der Blatt—
bruch; das Eſelsohr in Büchern; Klauſurarbeit,
Prüfungsarbeit unter Aufſicht; Klauſtrum, n-
urſpr. Schloß, Riegel; verſchloſſener Ort; Daher ein
Kloſter.
432 Maudizieren
Flandizieren, I. (claudicäre) hinten; omne simile
elaudieät, jeder Vergleich hinkt, d. h. iſt unzurei-
hend, jobald er über einen gewifjen Punkt hinaus-
gebt; Klandifation, f. (I. claudicatio) das Hinken;
uneig. Unvollfommenheit.
Klaus, ns männl. Name, entitanden aus Niko—
lau3,).D.
Klabis, f., pl. Mlaves, ein Schlüffel; Tonk. die
Tajten der Orgel, dann auch des Klaviers; aud)
der Notenjchlüfjel, da Zeichen, welches den Ton
der Noten bezeichnet; philologiſche Klavis, ein
Schlüſſel zur Sprachenkunde, ein Worterbud), 3.8.
Clavis Homerica, Erläuterung der®örter im Ho—
mer; elaves Sti Petri, eig. die Schlüfjel des heil.
Retrus, die Kirchengewalt, Kirchengerichtsbarkeit;
elavieula, f. eig. ein Schlüffelhen; Heilk. das
Schlüfjelbein; elavieüla Salomonis, f. unter Sa—
lomo; klabikulär, nl. das Schlüfjelbein betref-
iend; Klavitularius, m. der Kirhenfchagmeifter;
Klaviatür, f. nl. ſämtliche Taften (— Taftatur),
das Griffbrett; Papier, n. (fr. clavier, dv. nl. cla-
riarium) 1.— Slaviatur, die Reihe der Taften;
2. ein bekanntes Tonwerkzeng; Klabier-Auszug,
m. die Übertragung eines größeren für ein ganzes
Orcheſter bejtimmten Tonwerfes auf das Klavier;
Klavier- oder Orgelfarmonifa, |. Cöleftina;
Klavecin, n. fr. (pr. klaw'ßäng), Klavichord, ni.
ſvgl. Chorde), Klavicembalo, it. (pr. klawi—
tichembalo) oder Klavpizimbel, n. (vgl. Zymbel)
ältere dem Klavier ähniiche Saiten- od. Tonwerk—
zeuge, wo die Saiten durch Rabenfiele 2c. berührt
murden; Hlavizylinder,m.ein1800v0n Chladni
erfundenes, dem Euphon ähnliches Stab-Inſtru—
ment mit einem Griffbrett.
Klavus, clavus, m. [. der Nagel; Heilf. elavus
hystericus, auf einem Punkt haftender Kopf-
ſchmerz; el. ocüli, der Nagelfnopf im Auge, ein
Borfall der Regenbogenhaut durd) ein Geſchwür
der Hornhaut; el. pedis, Hühnerauge; ferner hieß
elavus im alten Kom ein Rurpuritreif auf der
Zunifa der Senatoren und Nitter.
Klah, m. engl. (fpr. kleh) Lehm, Ton, 3.8. China-
elay (engl. pr, tiheinä fleh), Porzellanton, Por—
zellanerde, j. China 3.; Klay, = niederd. Klei,
Lehm, Schlamm, da3 auch ins Neuhochdeutſche ein-
gedrungen ift.
Biearance,t.engl (Ipr. flihräng)—=SRlarierung3-
zettel.
Siearinghoufe, n. engl. (fpr. klihringhauſ') ein Ge-
bäude in London, in welchem Vedhiel abgerechnet
und ausgeglichen werden, Abrechnungsbörſe.
let, m. niederd. (engl. clay) in ven Marſchländern
die fetten, beſ. fruchtbaren Erdfchichten unter der
Oberfläche, kleien, Dieje heraufholen, um die Acker
wieder fruchtbar zu machen.
Sleidägra, n. gr. (von kleis, Gen. kleidös, Schlüj-
tel, Schlüjjelbein) Heilf. die Hals- und Schlüfjel-
beingicht; Kleidomantie, f. Weisjfagung aus
Schlüſſeln.
Klematis, ſ. Clematis.
Klemens, m. männl. Name (von elemens, l. mild,
ſanft, gnädig) der Önädige, Milde; Klementine, k.
weibl. Name: die Gütige, Milde, Sanfte; Klemen—
tinen, pl. der Teil des corpus juris canonici
(ſ. d.), welcher die vom Bapit Klemens V. ver-
anitaltete und 1313 veröffentlichte Sammlung von
Beſchlüſſen enthält; Klemenz, f. I. (clementia) die
Huld, Gnade eines Füriten.
Klesnka oder Klejenta, f. ruſſ. (kleönka, von klei,
Zeim) Wach3leinwand, Wachstuch.
Klima
Kleobätra, n.
Vaters Ruhm.
Klephten, ſ. Klepten unter Klepſeläum.
Klepfeläum, n. gr. (von kleptein, ſtehlen, überh.
etwas heimlich over verftohlen tun, wegen des gll—
mählichen, unmerffichen Zufluffes, und elaion, Ol)
eine Lampe, in welcher ebenjoviel DI zufließt, als
von der Flamme verzehrt wird; Mlepfäpre, f. (v.
hydör, Waſſer) eine Wafjeruhr, ein Zeitmaß der
Alten, bejtehend in einem enghalfigen Gefäß, nad)
. Art unjerer Sanduhren; Klepten od. Klephten,
pl. gr. (kleptes, der Dieb) eig. Räuberhäuptlinge,
KriegsanführerimneuerenGriechenland kleptiſch,
diebijch, verjtohlen, ſpitzbübiſch; Kleptomane, m.
ein Diebsfüchtiger; Kleptomanie od. Klepteſne,
f. der Frankhafte Hang zum Stehlen, Diebsſucht.
griech. weibl. Name: wörtlich Tes
Klerk, m. fr. oder Clert (fpr. Hark) engl. (v. L. cle-
ricus, }. lerifer), ein Geistlicher; in allgemeinerer
Bedeutung (da im Mittelalter der Klerus faft allein
die Wiſſenſchaften pflegte) ein Gelehrter, Literat;
daher auch: ein Schreiber, bei. öffentlicher Ge—
ſchäfts⸗ od. Staatsſchreiber; in England überh. ein
Handlungsdiener; Mlerge, m. fr. (pr. —ſcheh) |.
v. w. Klerus.
Klermont, m. fr. (fpr. —möng) ein toter franzöſi⸗
ſcher Musfateller-Wein von dem gleichnamigen
Bezirt im Departement Buy de Dome.
Klerodendron, n. gr. (mörtl. Losbaum) eine Zier-
flanze aus Sapan, befannter unter dem Namen
Solfmannia.
Klerus, m. (v. gr. kleros, das Los, zugeteilte Erb-
gut; daher der auserwählte, befonder3 begnadigte
Stand) die Geiftlichkeit, der Priejterftand, die Prie—
fterfchaft, gem. auch: die Kleriſei, (mi. clericia,
ſpan. clerecia, prov. clercia); Kleriker od. I. Cle⸗
ricus, m. ein Geiſtlicher, Briefter, Schriftgelehrter,
(vgl. Klerd); clericus elericum non decimat,
ein Geiltlicher bezehntet nicht den andern, oder
nimmt von ihm feine Gebühren; Klerika, f.—=
Tonfur; klerikäl (fpätl. clericalis, e), geijtlich,
den geiftlichen Stand betreffend; geiſtlich gejinnt;
daher Klerifaler, m., pl. die Klerifalen, Geiſtlich—
gefinnte, der Geiftlichkeit Anhängende; Klerikät,
n., tr. m. (clericätus) der geijtliche Stand; Klero⸗
gamie, f.gr. Brieiterehe; Klerokratie, f. Prieiter-
herrſchaft; Kleromantie, f. die Wahrjagerei dur
oje oder gegebene Zahlen.
Klethra, f. gr. Bot. die Elfe.
klichieren (pr. Flifceh—) fr. (licher) od. lifhieren,
Schriftformen abklatſchen, Formſchnitte durch den
Guß vervielfältigen; Kliché od. Kliſchee, n. (ſpr.
kliſcheh ein Gußabdruck, bei. von Holzſchnittformen;
Kliſchierkunft, die Kunſt des Abtlatſchens der
Schriftformen; Kliſchiermaſchine, f. eine von
Pfnorr in DarmitadterfundeneMajchine, mittels
deren das Letterngut durch ein Fallwerk in Die
Form gepreßt wird. a
Klient, ın., pl. Alienten, I. (cliens, pl. clientes, eig.
der Hörende, Hörige, jt. clüens, v. cluere, an
gr. klyein) ver Schüßling, Schußbefohlene; Kunde
eines Anwalts; entg. dem Patron; Klientel, f.
(1. clientela) das Verhältnis des Schützlings zu ſei⸗
nem Bertreter, die Schutzgenoſſenſchaft; die Kund-
haft eines Rechtsanwalts; Altentelar-Auris-
dittion, f. Die Gerichtsbarfeit des Lehnsherrn
über jeine Lehnsträger.
‚Klima, n. gr. (eig die Neigung, bej. der Erde gegen
die Pole zu, dann die nad) dem Örade dieſer Nei—
ung fich richtende Wärme oder Witterung, von
linein, biegen, fich neigen) der Himmelsſtrich, Erd»
Klimar
strich, die Himmelslage, Qufteigenheit, Geſamtheit
der Ritterunasverhältnifje eines Ortes od. Landes,
vgl. Zone; Hlima-Küren, pl. Anwendung der
verschiedenen Einwirkungen der Klimate zur Heiz
fung franthafter Körperzuftände; klimätiſch, nach
dem Erd- oder Himmelsjtriche; z. B. tlimatijche
Berbältnifje, Witterumgsverhältnifie; Klima—
tologie, f. die Himmelsitrichtunde, Luftbeſchaffen—
heitslehre; klimatoloͤgiſch, die Himmelsitrichtunde
betreffend oder dazu gehörig; Klimatotherapie,
Heilung durch klimatiſche Einwirkungen.
Klimar, f. gr. (von klinein, biegen, neigen) eig. die
Reiter, Treppe; dah. eine Stufenfolge, bei. Redek.
die Steigerung der Ausdrücde in einer Nede, vgl.
Gradation;ffimakteriich, (gr.klimakterikos,v.
klimakter, m. Stufe, Staffel; Stufenjahr) ſtufen—
artig, ftufig, was einen Ubjaß od. eine Stufe macht;
klimakteriſches Jahr od. annus elimactericus,
ein Stufenjahr, d.i. jedes fiebente Jahr des menſch—
lichen Lebens, in welchem eine merfliche Berände-
rung in dem Körper vorgehen foll; bej. die Wechjel-
jahre der Frauen.
kliniſch, gr. (von klin, Lager, Bett) bettlägerig,
frank; auf bettlägerige Kranfe fich beziehend; Kli—
nit, f. (gr. klinike, sc. t&chnd, Kunſt) die aus—
übende Heilfunde oder ärztliche Behandlung bett-
lägeriger Kranken und bef. der Unterridt am
Kranfenbette; aud = Klinikum; Kliniker, m. ein
Lehrer der Heilkunſt am Keranfenbette; Klinikum,
n. od. kliniſches Institut, ein Krantenhaus, worin
are ausübend gelehrt wird; auchüberh. eine
Anſtalt od. Einrichtung zur Behandlung bettläge-
rigerfranfen;ambulatsrifhesklinifumeli-
nicum ambulatorium) Behandlung nicht bettläge-
tiger, ab- u. zugehender Kranken; Einotldifch, bett-
fürmig, jtollig, jattelartig (von Knochenfortſätzen);
Klinnlogie, f. dieLehre von der beiten Beichaffenheit
der Krantenbetten ; klinorhoͤmbiſch u klinorhom⸗
boidaliſchnennt man mehrfac verſchobenekKriſtall—
formen, die, von Rautenflächen begrenzt, 3 ungleiche
und fchiefgejtellte Achjen Haben; Klinotechnik, £.
die Kunft der Einrihtung von Krankenbetten.
Klinometer, n. gr. (von klinein, neigen) ein Nei-
gungsmefjer, Werkzeug zur Bejtimmung der Lage
(de3 Streicheng und Fallens) von Gebirgsihichten
und Gängen.
Klinopodinm, n. gr. Bot. die Wirbelborfte, Wirbel-
doite, Bierpflanze und Küchenkraut.
Alinguant, m. fr. (ipr. Hängfäng), landſch. fr. clin-
clant, vom deutſchen Klingklang) Raufchgold,
Knitter- od. Flittergold; auch uneig. falfcher Schim—
mer, Slitterglanz.
Klio, f. gr. (Kleiö) eine der 9 Mufen (f. d.); Stern.
ein Aſteroid, 1865 von Yuther entdeckt.
Klippdas, mm. holl. (clipdas, von clip, Klippe, und
das, Dachs) der Klippendachs, eine Gättung großer
Mäuie am Kap, in Abyjlinien zc.
Klipperichiff, n. (engl. clipper, eig. Abichneider,
Durchſchneider, v. clip, abjchneiden) eine in Nord-
amerifa aufgefommene Art jehr ichnell fegelnder
Kauffahrteiichiffe, die das Waſſer mehr durchſchnei—
den, als daß fie darüber hHinmweggleiten.
Klique, f. fr. (pr. Elıhfe) oder Klike, die Genofjen-
ichaft. Spießgeiellichaft.
Klifcometer oder unr. Kliſiométer, n. gr. (von
klisis, Biegung, Neigung, v. klinein, biegen, neigen)
Heilf, ein ——— — Werkzeug zur
Meſſung des weibl. Beckens.
ſtliftier, n.(gr. klystör, v.klyzein, ſpülen, waschen),
aud Klüsſsma, n. od. fr. avement, n. (jpr. lam’-
Heyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl.
Knäs 433
mäng) ein Darmſpritzmittel od. eine Einſpritzung
in den After; eine Darmbad, eine Darmipilung;
Hiftieren, einjprigen, darmjpilen; Kliſtier—
fpriße, eine Darmjpriße.
Klitöris, f. gr. (kleitoris) das Schamzünglein, der
Kigler, die weibliche Rute, ein Teil der weiblichen
Scan ; Klitorismus, m. franfhafte Anfchwellung
der Klitoris; widernatirlicher Gebrauch derjelben
zum Geſchlechtsgenuß; Klitoritis, f. Entzündung
derjelben.
Kljütwä, £. ruff. die MooSbeere, Sumpfbeere (Vac-
cinium oxycoccosL.) in Rußland zur Bereitung
eines beliebten fäuerlichen Getränkes benubt.
Runen, m. rufi. (von ach, Schlüſſel) der
chaffner, Haushofmeilter, Verwalter.
Kloacina, f. (tr. Cluacing) die Reinigende, Beiname
der Venus bei den Römern.
Sloäfe, f. I. (cloäca) die Kotjchleufe, Abzugskanal;
-Cloäca maxima, die große Kloafe in Rom, ein
in die Urzeit Roms (bis Tarquinius Briscus) hin-
aufreichender unterirdifcher Entmwäfferungsbau.
Kloiſon, n. (eig. f.) fr. (ſpr. kloaßoͤng) ein Himmer-
verihlag; Kloiſonnée-Arbeit (ſpr. kloaßonneh),
getäfelte, eingelegte Arbeit.
Klonus, m. gr. (klönos) Heilk. Krampf, Zuckung;
klaoͤniſch Heilt. zuckend, Frampfhaft bewegt.
Kloquette, £. jr. (pr. Elofett’; eig. Glöckchen, ſ. v. w.
— bei den franz. Troubadours = Tam-
urin.
Kloͤſett, n. engl. (altfr. closet, Verkl. von clos, Ge—
hege, Einzäunune, eig. Bart. v.clorre, verschließen,
I. claud£re, Bart. clausus) ein Mundſchloß, Maul-
ford; auch ein Feines Geheimzimmer, Kabinett;
deı Abort; Klotüre, f. fr. ((pr. —tühr’) die Ein-
fafjung, Berzäunung; die Bejchränfung der Nonnen
auf ihre Klöfter, = Rlaufur; die Abſchließung
einer Rechnung; der Abſchluß von Verhandlungen.
Kloſterinen, pl. Spindeltiere (Infuſorien).
Ktlos-Vougeot, m. (ſpr. kloh-⸗wuſchoh) ein vorzüg—
licher Burgunderwein, nach dem Weinberge gleichen
Namens bei Dijon benannt.
Kloth, n. engl. Zeug, Tuch, Leinwand, Futterſtoff.
Klotho, f. gr. (v. klöthein, jpinnen) die Spinnerin,
eine der drei Barzen, ſ. d.
Klove, m. engl. (ſpr. klohw; d.i. eig. loben, v.cleave,
ipalten) ein veraltete Wollgewicht = 3,175 kg.
Klown, m. engl. (pr. klaun, zgez. aus lat. colönus,
Landmann, Bauer) ein Tölpel, Rüpel, Charafter-
rolle eines tölpelhaften Wigboldes in altengliichen
Schaufpielen; neuerdings auch der Hanswürſt bei
Kunjtreitern, Zirkusfomifer.
Klub, m. (englisch elub, von altengl. club, clubbe,
Keule, Kolbe, altnord. klubba, Keule; zur Ein-
ladung wurde ein Stocd oder eine Keule herum—
gejchickt, daher der Name) ein gejchlofiener Verein,
eine gejchlofjene Gejellihaft; Klub-Haus, Ver-
einshaus; Klubbiſft, m. (engl. clubbist) ein Ver»
einsmitglied.
Klnniazenfer, pl. nl. ein Zweig de3 Benediktiner-
ordeng mit jtrengerer Regel, im 10. Sahrhundert
in Clugny gegründet. ws
Kluſchnik, m. ruſſ. falſche Form für das richtige
Kljütſchnik, f.d.
Kiypediter, m. (v. I. elipfus od. elyp&us, m. ein
runder Schild) eine Art der Geeigel; Klypeöla,
f. nl. Bot. das Schildfraut.
Alysına, n. gr. Kliftier.
Kiyfeir,n. fr. (fpr. —odhr)ein Selbitkliftierer; in ver-
bejjerter Form: Klyſonompe, f. fr. Darmpumpe.
Knäs, Knees od. Kniäs, m. |. Knjas.
28
434 Knaſter
Knaäſter, ſ. Kanaſter.
Ktuave, m. engl. (ſpr. nehw; = Knabe) ein Bube,
Schelm; der Bube im Kartenspiel.
Kneepels, pl. hol. (= Kniüppel) das Krummholz
im bolländ.-franz. Handel. 2
Knebh. m. gr. (auch Knuphis, Chnuphis, Chnubis,
Chnumis, ägypt. Hnum oder Knum) ein altägyp-
tiſcher Gott, als Hervorbringerder Nilanſchwellung
und des Nilſegens verehrt.
Kntsma,n. gr. (von knän, ſchaben, fragen) Heilk.
eine zerfraßte Stelle, Kragwunde; Knẽsmus, m.
(gr. knesmös) das Juden. [Schleswig-Holitein.
Knick, m. niederd. eine Hecke, ein Wiejenzaun in
Kniderboders, pl. engl. (ſpr. niderbod’rs; nad
Diedrih Kniderboder, dem angeblichen Vers
fajjer von Wafh. Irvings History of New-York,
einer humoriftiichen Daritellung al3 Urbild der
holländiichen Einwanderer und Yinfiebler in New⸗
york), Holländer in Newyork; weite Kniehoſen (wie
dieje fie trugen). |
Knidöſis, f. gr. (von knidän, mit Neſſeln peitfchen,
nejjelartig jucen, v. knide, die Nefjel) das Jucken,
Brennen, Brideln; der Neſſelausſchlag; das Peit-
ſchen mit Neſſeln, = Urtifation.
Knight, m. engl. (pr. neit; = Knecht, d. i. urjpr.
junger Mann, Knappe, Edelfnecht) ein Ritter in
England; auch englifher Name des Springers im
Schachſpiel; Anight Bauneret, der Bannerherr,
ein auf dem Schlachtfelde vom Könige jelbit zum
Ritter Gefchlagener; ‚Knight of the Garter,
Nitter des Hofenbandordens; K. of the Malta,
Maltejerritter; K. of the Thistie (fpr. ßiſt'l),
Ritter des fchottiichen Diftelorden.
Knifforesmie, f. gr. (von knissa, Fettdampf, und
regnymi, ic) bh. 103) Heilf. dag ranzige, faulige
Aufitoßen.
Sinjas, m. ruff. (poln. kniaz), ein ruſſ. oder pol.
Fürſt; Anjaghinja, f. ruf. Fürstin, Gemahlin
eines Fürſten; Kniaſhnä, f. (pr. ſh wie ſch) Für⸗
ſtentochter.
Knockabouts, pl. engl. (ſpr. noͤckäbauts, v. to knock,
klopfen, ſchlagen, pochen, ſtoßen, knock, Schlag,
Strich, Griff, und about, herum, umher, um, to
knock about, umherſtoßen) Zirfusfomifer, die
nach amerifanifcher Art fich werfen und boxen;
feine Filzhüte, wie fie diefe Komiker durch die
Luft werfen und auffangen.
Snownothings, pl. engl. (ſpr. nohnöſſings) Nichts—
wiſſer, eine vor Beginn des Bürgerfrieges jehr
zahlreiche politijche Sartei in Nordamerika, welche
die Einwanderung aus Europa zu hemmen und die
Einbürgerung zu erſchweren fuchte (angeblich nad
den Worten to know nothing, nicht3 zu wiſſen,
die in dem von ihnen abzulegenden Eide vorkom—
men follen); Unmijjende, Dunmtöpfe.
Knudleduſter, m. engl. (ſpr. nökk'ldöſter) der Knö—
chelabſtäuber, eine nordamerikaniſche Verteidi—
gungswaffe.
Knute, f. ruſſ. (knut, m.; got. hnutö) eine in Ruß⸗
land übliche Riemenpeitiche, Zuchtpeitiche.
Soadamiten, pl. verichiedene uriprüngliche Men-
ihenarten, als gleichzeitig mit Adam gedadıt.
Seadjüter, m. nl. (von adjütor, Helfer; vgl.adju-
vieren) ein Gehilfe, Amtsgehilfe, insbeſond. Amt3-
verweſer und vorausbeitimmter Nachfolger eines
Biſchofs od. geiftlihen Fürften; Koadjutorät, n.
das Amt des Koadjutord; Koadjutoriny, f. die
Gehilfin vd. beftimmte Nachfolgerin einer Abtiffin;
Keadjuvaänz, f. nl. die Mithilfe.
tosgulieren, I. (co-aguläre) gerinnen; Coagulan⸗
dete; Koalition, f. die
Kabold
tia oder toagulierende Mittel, ſolche, die das
Blut und Blutwafjer zum Gerinnen bringen; koa⸗
aulatin, nl. Gerinnen bemirkend; Koagülum, n.
I. daS Geronnene; gerinnenmachendes Mittel.
Stonita, |. Sapajı.
toaftid, l. (v. 1. cogere, ztvingen, coactio, Zwang)
zwingend.
Ktoal, m. engl. (ſpr. kohl), die Kohle; Koal⸗pit, m.
die Kohlengrube.
fonleizieren, I. (coalescere), auch koaliſieren, fr.
(coaliser) fi) innig verbinden, verfchmelzen; Koa⸗
leſzenz, f. nlat. das Verwachſen, die innige Ver—
einigung; Koaltjierte, pl. Verbundene, Berbiün-
erbindung, Bereinigung
(meift zu einem augenblidlichen Zwed, einem ge-
meinjchaftlihen Feinde gegenüber); Koalitions—
Miniſterium, n. ein aus verfchiedenen Parteien
(3. B. in England aus Whigs und Tories) zufam-
mengejeßtes Minifterium; Koalitionsrecht, n
das Recht, ſich zu vereinigen (zur Erreichung eines
beitimmten Zweckes, 3.8. einer Lohnerhöhung).
Toaptieren, jpätl. (co-aptäre) zufammenfügen; an-
pajien; Koaptation, f. die Anpafjung.
foarguieren, I. (co-arguere; vgl. arguieren) über⸗
meijen, widerlegen.
foarftieren, I. (co-arctäre; vgl. arctus) verengen,
drüden; Koarktation, f. die Verengung.
Koartitulation, f. ni. — Synarthroſis.
Koaſſation od. Koaration, L. lat. (co-assatio, co-
axatio, d. assis od. axis, Brett) eig. Zujammen-
jtellung zweier fich getrennt findenden Stüde ( 3.8.
einer Konjtitution in dem Theodoſiſchen od. Zufti-
nianiichen Kodex).
ſtoaſt⸗goods, pl. engl. (fprich: kohſtgudds) Taufch-
waren nad) der afrifaniichen Küſtenlandſchaft am
Golf von Öuinea, die den Namen Goldküſte führt
(mit der Hauptitadt Cape Eoajt Eaitle),
foitan, I. (co-aetan&us, a, um, v. aetas, dad Alter)
gleichzeitig, gleihaltrig; Kodtan od. Kodtandus,
m. ein Alters-, Jugend» od. Schulgenojje.
toäternell, nlat. (von aeternus, ewig) gleich ewig;
Koäternität, f. gleich ewige Dauer. Ka 4
Kodtt, m. ſpan. der amerifanifhe Waſchbär, auch
Rackun, Shupp.
Koating, n. engl. (ſpr. Töhting; eig. Kleidung, vor:
to coat, bekleiden, einen Rod [coat] anziehen) ein
englijches dides langhaariges Wollenzeug, auch
Bodens. ii Mitt. — Rob tattene
oäuuns, m. jpütl. = Koätaneus.
Kobalt, m. (nl. cobaltum; urjpr. = Kobold [].d.};
ein weißgraues, ziemlich jchweres, hartes und
ftrengflüffiges eigentümliche3 Metall, das in der
Natur be. mit Arjenif und Schwefel verbunder
(als Speisfobalt, Kobaltglanz, Kobalt-
kies 2c.) vorkommt, und defjen Orydul zur Berei-
tung der Smalte (f. d.) benugt wird; Kobalt»
blau oder Kobalt-Ultramarin, n. eine aus
Kobaltoxydul u. Tonerde beftehende blaue Farbe.
Kobang, m. vor 1871 eine japan.goldne Rechnungs—
münze, im Wert von 14,15—14,32 ME.
Kobbit, auch Eubit, Covid. |. Cito. —
Kobid, Kobido oD. port. Kobdde, m. (ſpan. cübito,
v. fat. cubitus, Ellenbogen, Elle; vgl. Kodo) ein
frühere Ellenmaß für oftind. Zeuge, = 3 Pal-
mo3 = 0,66 m. 1
Ktobeld, m. fein Fremdwort, alfo nicht von gried.
köbalos, Bofjenreißer, Schmaroger, Gauner, jon-
dern vom mhochd. kobe, der StaH, ug, urjpr. die
Hütte, das kleine Haus, Gemach, altnord. kofe,
angelfächf. cofa, Kammer, Gemad, u. der Silbe
Kobolz
walt, von walten, die, wie in Herold u. a. zu
«old wurde,alfourspr.der im Koben Waltende,
d. h. im Haufe Herrichende, der Hausgeift, der
nedische Poltergeiſt; auch: ein neidijcher Berggeilt;
auch ein Burzelmänndyen, aus Holundermarf mit
einem Stücdcen Blei gemadt.
Robölz, m. Purzelbaum (in Norddeutichland, 3. B.
Kobolz Schicken, d i. einen Purzelbaum machen,
wohl von Kobold herzuleiten, vielleicht unter Ein»
wirkung des franzöſiſchen faire la culbute).
Robra-ftabelo, f. port. (v. cobra de capello, von
cobra = [. colübra, Schlange, u. capello, Kappe)
die Brillenſchlange in Djtindien.
Koheniile, £. fr. (ipr. koſchenije; v. nl. coccinella,
gleichj. fleine Beere, j. coccum), oder Koſchenille.
die amerikanische Kaktusſchildlaus (Coceus Cacti),
deren Weibchen getrocnet u. mit Zinnjalz behans
delt die ſchönſte Scharlachfarbe liefert, der Schar»
lahmwurm (vgl. Nopal).
Aochlĩten, pl. gr.(v.Köchlos,[.cochl&a, die Schnede)
veriteinerte Schneden.
Kochen, m. fr. (ipr. kofchöng; urſpr. junges Schwein,
von coche, Sau) das Schwein; Kochonnerie, f.
(ipr. fojchonnerih) die Schweinerei, Unjlätigkeit.
Gef, m. engl. der Hahn; Kof’s=fomb vder Kox—
tomb, m. der Ged, Feigling.
Sodel (vom lat. coccum, n. {., gr. kökkos, Beere,
die Scharlachbeere) od. Koffülus, m. eine zu den
Lorbeergewächſen gehörende Bilanzengattung; da-
her eoceuli indiei. Kodelstörner,die roten ſchwar⸗
zen und giftigen Steinfrüchte einer Art derjelben
auf den Moluffen (unerlaubterweije im englifchen
ſtarken Bier benugt); Koftulin, n. der Bitterjtoff
der Kockelskörner, auch Pikrotoxin genannt.
Kocket, n. engl.ein Zollſchein, Ausfuhrſchein (Waren
zollfrei ausführen zu dürfen). N
Sodim, m. eine ehemalige japan. Minze.
Rodfneh, m. engl. (fprich: föckni; altengl. cokenay,
wahrſch. von cokaygne, Schlaraffenland, vgl. Ko⸗
zagna) ein Weichling, Mutterjöhnchen : ein Londoner
Maulaffe od. Stadtfind, Spottname für die Einge-
bornen der City von Zondon; das Kockney od. der
Kockney-Dialekt, die gemeine Londoner Mundart.
Rochtus od. Kocht, m. gr. (Kökytos, der Tränen-
trom, v.kökyein, weinen) Fabell. ein Höllenfluß,
luß der Unterwelt, val. Tartarus.
Soda, Coda, f. it. (1. cauda) eig. der Schwanz;
Versk. der Anhang, die Zujagverje zu einem So—
nett; Ton?. Schlußjaß eines Tonſtücks.
Aoda od. Kot, m. ein Handelsgewicht in Georgien,
— 2 Bud oder 80 ruf. Pfund = 32,781 kg.
Ködaf, m. amerifan. (ein von dem ameritanischen
Erfinder Eaſtman im Jahre 1887 willkürlich er—
fundener Name, der als Schutzmarke für ſeine pho—
tographiſchen Apparate eingetragen wurde), ein
photographiicher Apparat, F Ktodats (vgl hier-
zu: Hubert Sanjen, Redtichreibung der natur»
toiflfenich. u. techn. Fremdwörter 1907, ©. 64).
Rodama, ın. eine jilberne Rechnungsmünze in Ja—
pan = 1a Mt.
Rodebitor, m. nl. Mitfhuldner; Kodezernent, m.
der Mitentjcheider (j. Dezernent); Kodenunziät,
m. der Mitbeflagte (vgl. denunzieren 2c.).
Rodeln, n. (v. gr. kodẽ, Mohnfrucht) Scheidek. ein
Alfaloid des Opiums.
Kodex, ın. l. (urſpr. caudex, Stamm, Baumſtamm;
dann ein aus beichriebenen Holztafeln oder Blät-
tern zufammengefügte3 Buch, 3. U. von volumen,
ſ. d.) überh. ein Bud; insbeſond. Geſetzbuch, 3.8.
‚codex Theodosiänus, Justiniandus 2c.; jegt gew.
foeriitieren 435;
j. v. w. codex manuseriptus, ein handfchrift-
liches Werf, eine alte Handichrift; pl codıcos
(manuscripti), alte Hanpfchriften; codex char=
tacens, I. eine Papier-Hanpfchrift; ce. membra-
naceus, eine Pergamenthandfchrift; e. rescrip«
tus, eine wiederbejchriebene Handſchrift, nach Til»
qung der früheren Schrift, griech. Balimpfeft;
Kodizill, n. (l. codicillus, m. Berl v. codex, alio
eigentl. eine Heine Handſchrift, ein fchriftl. Aufſatz)
ein Anhang od. Aujag zu einem Teftament, Nadı-
trag; auch eine nicht in gehöriger Teftamentsform
und vor wenigen Zeugen —— letztwillige
Verfügung; Kodtziller-Mantel, Beſtimmung,
nad der ein Tejtament, falls es nidyt als folches
anerfannt wird, wenigſtens al3 Kodizill gelten joll;
Kodififation, f. nl. Vereinigung aller geieglichen
Vorichriften in ein Geſetzbuch; Kodifikätor, m.
der Berfafler eines Geſetzbuches. |
Kodille, f. fr. (pr. fodij’; ſpan. codillo) das ver-
lorene Spiel des Hauptſpielers beim l'Hombre.
Kodirektion, f. nl. (vgl. dirigieren) die Mitvermal-
tung; Kodireftor, m. der Mitvoriteher; Kodivi⸗
fton, f. nl. (vgl. dividieren) Nebeneinteilung des-
felben Ganzen nad) einem andern Gefichtspuntte,
Kodo, m. |pan. eig. der Ellbogen (= fr. coude, vom
lat. eubitus; vgl. Kobid) ein älteres Faftilifches
Längenmaß von durchfchnittlich O,s6 m.
Kodöl, n. Xebertran.
Koedufation, f. lat. (eigentl. die Miterziehung) d. i.
das Zujammenerziehen von Knaben und Mädchen
in einer gemeinjamen Klajje, aud) in Gymnaſien,
end Klafjenerziehung beider Geſchlechter
tziehung in gemilchten Klafjen — engl. Eoedu:
eation, |. d.
koeffieren od. fotffieren, fr. (Ipr.foaff—; v.coeffe,
coiffe, Haube, it. cuffia, I. cuppa) den Kopf pugen,
das Haar ordnen 2c.; Koiffeur, m. (fpr. foafföhr:
ein Haarkünſtler; Koiffeuſe, £.(jpr. foafjöhl’)Haar-
künſtlerin; Koiffüre, f. (ſpr. koafführ') der Haar-
ſchmuck, Kopfputz.
Koeffizient, m. nl. ſv. efficere, bewirken) die Ver—
hältniszahl, Wertziffer (in der Algebra: eine das
Bielfadhe einer Hauptgröße angebende Zahl);
Koeffizienz, f. die Mitwirkung.
foömendteren, lat. (co-emendare) mitverbefjern;
Koemendation, f. I. die Mitverbefjerung
foömieren, I. (co-em£re) mitfaufen; Kokmtion, 8.
i.(coemtio; vgl.emtio) der gemeinſchaftliche Kauf;
auch eine alt-römiiche Yorm der Eingehung der
Ehe, in einem Scheinfauf beſtehend.
Koendu od. Kuaͤndu, m. (brafil. cuandü) eine Gat-
tung der Stadeltiere in Brafilien uſw.
Koepiſtopus, m. L.-gr. der Mitbifchof.
foerzieren, (.(coörcere)im Jaume balten,bändigen;
foerzierende Mittel, Zmangsmittel; koerzibel,
nl. zähmbar; Koerzibilität, f. die Zähmbarteıt;
Koërzition, f. I. (coereitio) die Einjchränfung.
Bändiqung, der Zwang; foerzitin, nl. zwingend,
ein ii 3 enthaltend; Koerzitiv-Kraft,
die Kraft, welche der Annahme, aber auch dem
Verluft des Magnetismus, aljo der Trennung der
beiden magnetischen Strömungen wideritrebt.
Koefſenz (vgl. Eſſenz) und Kokfſentialität, f. nt.
das Zujamnmienjein, Einsſein der drei Berjonen im
der Dreieinigfeit; toefjentiell, nl. gleiches Wejens-
Koetan, |. Koätancus; Kokternität, |. Koä—
ternität; Koetus, ſ. Zötus. f
toexiſtieren, nl. (vgl. exiſtieren) zugleich fein, zu⸗
teich beitehen; kotxiſtent, zugleich beitehend;
Aoerifteng, f. das Mitvajein, Mitbejtehen.
28*
436 Koertenjion
Koertenſion, f. l. die gleichtveite Ausdehnung; ko—
extenſivb, jich gleich weit erjtrecend.
Köfent, m. auch n. (verderbt aus Konvent-Bier,
j.d.) Dünnbier aus Würze von 4 bis 6 Prozent.
Koffein, ſ. Kaffee.
Kofler, m. (prov. u. fpan. cofre, it. cöfano, v. L.-gr.
cophinus, Korb) der Kaſten, Reifefaften; Krg3f. der
Quergang, ein vertiefter Gang mit doppelten
Bruſtwehren in einem trodnen Graben; Koffer,
engl., auch Smad, Kriegsw. der Sprengtajten,
Feuerfajten, eine engfiiche Serfiärunesaneiinge für
Schiffe; koffrieren, ausfchalen; Koffrage, f.,r.n.
(pr. koffrähſch') Krk. die Ausſchalung, Verzimme-
rung von Minen od. Erdgruben.
Konia, |. Chodida. !
fogitteren, I. (cögitäre, zgez. aus cö-äAgitare, eig.
etwas mit od. in fich herumbewegen) denfen; co—
gito ergo sum, ich denke, alfo bin ich (der An—
fang3- und Ausgangsſatz der Bhilofophie des Kar-
teſius); fogttäbel (I. cogitabilis, e), venfbar; Ko⸗
gitant, m., pl. Hogitanten, Denker, Freidenter,
eine Art Religionsgenofjen, welche nur die Reful-
tate des Denkens anerkennen; Kogitation, £. (I.
cogitatio) das Nachdenken.
Kognalk, m. fr. (ſpr. fönjad) urſprünglich ein vor—
zugliher Bordeaug-Wein von der Stadt Kognaf;
jebt: der nad) diefer Stadt benannte reine Franz-
branntwein.
Kognät, m. !. (cognätus, wörtl. ein Mitgeborener)
überh. ein Verwandter; im engern Sinn (gegen-
über Agnat) ein Berwandter von weiblicher Seite,
durch Mutter oder Frau (Spillmagen im ſächſ.
Redt; im Stal. bed. cognato bloß Schwager);
Kognation, f. (l. cognatio) die Berwandtichaft
durch weibliche Abjtammung; überh. Stamm- od.
Blutsverwandtichaft;coguatio spirituälis,geift-
lihe Verwandtſchaft, bei. der Taufpaten.
Kognition 2e,, ſ. unter Eognofzieren.
ognõmen, n. l. der Beiname, bei den Römern
der Zuname, der zu dem Geſchlechtsnamen (nomen
gentilicium)nocd) hinzufam, wie Cicero zu Tullius,
Scipio zu Rornelius;fognominteren(l.cognomi-
näre),mit einem Beinamen belegen; Kognomina⸗
tion, f. die Belegung mit einem Beinamen.
fognoszieren, l. (cognoscere) erfennen, gerichtlich
unterjuchen, vernehmen; Kognition, f. (cognitio)
die Erfenntnis, Kunde; gerichtlihe Unterſuchung;
fognitional (l. cognitionälis, e) zur gerichtlichen
Unterfuhung gehörig.
fohabitieren, I. (cohabitäre) zufammenmwohnen;
Kohabitdnt, m. ein Mitbewohner; Kohabita—
tion, f. das Zufammenmwohnen.
tohärieren, [. (cohaer&re) zufammenhängen; kohü⸗
rent, (l. cohäerens), zujammenhängend; Kohä—
renz, f. (l. cohaerentia) der Zufammenhang, die
Bujammenhangsfraft; Kohäſion, f. nl. das Zu-
jammenhängen der Teile eines Körpers; uneig.
aud) der Zufammenhang einer Gedanfenreihe 2c.;
Kohäſionsöl, Schmieröl; kohäſiß, Zujammen-
bang bewirtend oder zeigend; Kohärer oder Ko—
berer, m. der Empfänger oder Empfangsapparat
(bei Marconi3 drahtlojer Telegraphie).
Koheéleth, m. Hebr. (eig. Sammler, Prediger, Ver—
jammler od. dergl., von kahäl, verfammeln) Be-
nennung des Königs Salomo und des ihm zu-
gejchriebener. biblischen Buches „der Prediger
Salomo”, de: Umsturz des jüdischen Staates be-
treffend (gr. E’flejiajtes).
fohibieren, I. (cohiböre) zurüdhalten, mäßigen;
Kohibition, f. die Mäßigung.
Kofa
Koh-i-Nur, Kohinur, m. ind. (— Lichtglanz) das
tojtbarjte engl. Kronjumel, der Königin Viktoria
als Beuteſtück von der oftind. Kompagnie gejchentt;
Kohinurſtift, m., Benennung eines Bleiftifts der
Bleiftiftfabrit Hardtmuth (die englifche Schreibung
Kohinvor jollten wir, da das Wort aus dem
Indiſchen zu uns gefommen ift, vermeiden).
fohobieren, ml. (cohobäre, fr. cohober, wahrſch.
arab. Urſprungs) wiederholt abziehen (deitillieren);
Kohobation, f. das Deflillieren.
Kohoͤrte, k. I. (Cohörs) das Geſchwader, eine Rotte,
Schar, der 10. Teil einer Legion; auch Leibwache,
Gefolge.
fohortieren, I. (cohortäri) ermahnen; Kohorta—
tion, f. (1. cohortatio) die Ermahnung.
Kohraſch, ſ. Korge.
Kohüe, £. fr. (ml. cohua, eine Markthalle) eine lär—
mende, jchreiende Menge.
toifiieren, Koiffeur, j. foeffieren.
Koilöma, n. gr. (v. koilün, höhlen, aushöhlen, von
koilös, hohl) eine Höhlung; Koilometrie, f. Ge—
fäßmeßkunſt, Lehre von der Ausmefjung hohler
Gefäße; Rpilvitemie, f. die hohle Stimme; koi—
loftumisch, hohlſtimmig.
foindifant oder coindicans, nl. (vgl. indizieren)
Heilf. mitanzeigend; Kpindikation, f. die Mit- vd.
Nebenanzeige.
Koinologie, f. gr. (von Koinös, gemeinjam) gemein»
ſchaftliche Beratichlagung, bei. der Arzte. |
koinſpizieren, nl. (vgl. injpizieren) mit beauflich-
tigen; Roinfpekter, m. der Mitauffeher; Koin-
ineftorät, n. od. Koinfpektion, f. die Mitaufjicht.
foinbeitieren, nl. (vgl. inveitieren) mitbelehnen;
toingeitiert, mitbelehnt; coinvestiti, pl. Mitbe—
leynte; Koinveititür, f. die Mitbelehnung. _
foinzidteren, nl. (v. incidere, hineinfallen) inein-
anderfallen, zufammentreffen; zueinander pafjen,
einander deden ; foinzident, inetnanderfallend, zu⸗
jammenfallend; Koinzidenz, f, das Zufamment-
treffen, der Zufammenfall, die Übereinftimmung.
Koion, m. fr. (fpr. fojsng; f. prod. u. fr. coillon, it.
coglione, Hodenjad, Hode, u. die vom I. col&us,
verw. mit cul&us, Sad) gewöhnt. Kujon (Rujohn),
ein nichtswürdiger Kerl, Taugenichts, Schuft;
foionnieren (fr. coionner), gewöhnt. kujonieren
(od. conj.), Shnöde behandeln, aus bloßem Mutwil⸗
len plagen, Koionndden, pl Schelt- vd. Schimpf⸗
worte; Koionnerie,f.einejchimpfliche Begegnung,.
ein Schurkenftreid).
Koir, m. Kokosfaſer, die aus der Schale der Kokos—
nuß gewonnen u. zu Flechtwerk, Gemwebe n. ähnl.
verwandt wird, auch der Baſt des Kofosbaumes;
auch das Geflecht od. Gewebe ſelbſt, vgl. Fairo.
Koitiän, f. 1. (coitio, d. co-Ire, en) ſich
vereinigen, paaren) die Zuſammenkunft; Vereini—
gung; Kottus, m. die Begattung, Paarung, der
eiſchlaf.
Koje, k. pl. Kojen, auch Kojt, Rott, niederd. (holt.
kooi, Schiffsbettitelle, eig. Stäfig, v. I. cavea, Höh-
lung, Käfig, v. cavus, hohl) bretterne Schlafitellen,
Berichläge zum Schlafen auf Schiffen, auch im
Straf- und Zuchthäuſern. ee
Kojote, m. (v. fpan.-merifan. coyöte, einheimijch)
der amerifanifche Schafal (f. d.), ein Mitteltier
zwilchen Fuchs, Wolf und Hund.
Kota, f. jpan. der Hunger- u. Durftjtraud, eine
Pflanze in Peru, deren wohlriechende und bitter»
(ich jchmecdende Blätter ihrer belebenden Wirkung
wegen gefaut werden (erythroxylon coca L.);
Kokain, ein die Nerven unempfindlich machender
Kokagna
Stoff, der aus dieſen Blättern gewonnen wird;
Kokatee, Kokablätter zu Tee verwendet.
Ketagna, it. (ſpr. kokänja) od. Kokagne u. pays
de cocagne, f. fr. (fpr. pei de Fofanj’, d. i. eig. Ku-
chenland, v. it. cucca, landich. fr. couque, Kuchen,
vd. I. coqu£re, fochen) das Schlaraffenland, wo man
fich die Häufermit Kuchen gedectdachte; euceagna,
it. u, mät de cocagne, fr. (fpr.mah—) ein Kletter-
baum, glatter, mit Seife beftrichener Maftbaum,
oben mit Geflügel und anderen Sachen behängt,
welche bei öffentlichen Feften dem Volke preis-
gegeben werden; auch überh. ein Volksfeſt, wobei
man Wein u. Eßwaren austeilt. i
Kofarde, f. fr. (v. coq, Hahn; wegen der Ahnlich—
feit mit einem Hahnenfamm) die Hutjchleife, Band-
Schleife von bejtimmter Farbe, als Feld- od. Bar-
teizeichen, oder als Abzeichen einer Nation: Na-
tional-Rofärde.
tofett, fr. (coquet; von coq, Hahn, abzuleiten, aljo:
ſich wie ein Hahn brüftend; ein im 16. Sahrh. un»
ter Katharina von Medicis in Baris aufgefomme-
nes Wort, viel. Nahahmung des gleichbedeuten-
den ital. civetta, Käuzchen, ſ. d.) gefalliüchtig, er-
oberungsfüchtig; Mofette, f. eine Gefallfüchtige,
Buhlerin; kokettieren (fr. coqueter), allerleifteize
anwenden, um Männer anzulocken od. in fich ver-
liebt zu machen; liebeln; Kofetterte, f. die Gefall—
jucht, Eroberungsſucht.
Koklolith, m. gr. ſv. kokkos, Kern der Baumfrüchte)
Kernſtein, eine Art des Augits mit ausgezeichnet
körniger Abſonderung.
Koks, n. ein Getränk der niederen Volksklaſſen in
Baris (Waffer mit Süßholzſaft).
Kokodes, m. fr. (pr. köködäß) ein junger Ged,
Stutzer, eig. einer, der eine Kofotte unterhält.
Kakon, m. fr. (ſpr. koköng; Verkl. von coque, Eier-
ichale, Gehäufe, v. I. concha, Mujchel) die Puppe
od. das Geſpinſt der Seidenrantpe.
Kolkoſchnik, |. Kakoſchnik.
Koͤkosnuß, k. (vgl. gr. küki, die Kokospalme und
ihre Frucht, Koöix, Gen. köikos, eine ägyptilche
Balmenart, und kökkos, Kern, Beere, harziger
Zapfen) die Frucht des Kokosbaums od. der Ko—
sanpalme, auch Klapperbaum genannt, in Ame—
rifa ıc.
Kokotte, f. fr. vornehme Buhlerin, Zuftdirne, ge-
meinerer Ausdrud als Grijette.
Kols, Kofe, unrihtig Coaks, pl. engl. (fpr. Fohts),
sing. of oder Koke, verkohlte od. jog. abgefchwe-
telte Steinfohlen, denen man ihren Waſſerſtoff u.
Sauerjtoffmöglichit entzogen hat; verfofen, Stein-
foblen abjchwefeln.
Koftion u. Koftür, f. (l. coctio, coctüra, von co-
qu£re, fochen) das Sieden, Kochen; die Berdauung;
auch das Berhärten des Krankheitsftoffes, nach den
Grundfäßen der Humoralpathologen; Koktum, n.
etwas Gekochtes, ein abgefochter Trant IC.
Noku od. Kof, n. ein Ionen, Hohlmaß zu 10 To od.
109 Schoo = 1,315 hl.
Tol=, ſ. col-.
Kol, m. fr. (v. l. collum) eig. der Hals; ein Engpaß
zwijchen Bergen, bei. in den Alpen.
Kolagäfi, m. türf. Adjutantenmajor; Koläſſi, m.
tiırk. Hauptmann.
Koläptif, f. (v. gr. koläptein, aushauen, meißeln)
die Bildnerei mit dem Meißel.
Kolaͤtſch, ſ. Kalatſch.
Kolbat, m. türf. (fr. colbac) eine türk. Pelzmütze;
auch al3 kriegeriſche Kopfbedeckung durch die Sran-
zoſen bei uns eingeführt.
tollaborieren 437
Koflbertismus, m. Bevorzugung der Induftrie und
Zurückſetzung der Landwirtſchaft, Hinderung der
Einfuhr (durch Zölle), Förderung der Ausfuhr,
gew. Merfantilfyftem genannt, ſ. d.
Kolchikum, n. I. (nl. colchicum autumnäle) die
Herbitzeitlofe, ein Giftgewächs; Kolchizin, n.
Sceidef. eine in der Herbitzeitloje entdeckte eigen-
tümliche Salzbaſis.
Koletin, n. gr. (v. koleös, Scheide) der Scheiden- od.
Hlügeldedenftoff; Koleitis, f. Heil. die Mutter:
ſcheidenEntzündung, = Elytritis; Koleockẽle,
f. der Mutterſcheidenbruch; Koleoptẽra, pl. (von
koleös, u. pterön, Flügel) Kerbtiere mit Flügel-
deden, Käfer, Horn- oder Dedflügler; Kofeoptes
riten, pl. verjteinerte Käfer oder Räferteile; Ko—
feoptofis, f. Heilf. der Mutterjcheiden-Borfall;
Koleorrhẽxis, f. Zerreißung der Mutterjcheide.
Kolibri, m. (einheimifcher jüdamerifanifcher Name,
jpan. colibri) eine amerifaniiche Bogelgattung, zu
welcher die fleinften und jchönften Vögel gehören:
der Blumen», Fliegen- od. Honigvogel, Blumen-
ſpecht, Summelvogel.
Kolibris od. Koliberts, pl. eine von unterjochten
Völkern ftanımende und vernachläffigte Menjchen-
Elaffe in der Bretagne; vgl. Kagots.
folicren, I. (coläre) durcjeihen; cola, Heilf. feihe
durch; Kolation oder Kofatür, f. nl. (abgef. col.
od. colat.) die Durchfeihung; auch die durchgejeihte
Flüſſigkeit; col. add., d. i. colaturae adde, ſetze
dem Durchgejeihten zu (auf Rezepten); Colato-
rim, n. ein Seihetuch; Kolatorien des menſchl.
Körpers, Organe, durch welche die Auswurfsftoffe
bereitet u. ausgeführt werden.
Kolifichet, m. fr. (fpr. folifiicheh; von col, cou, Hals,
u. ficher, anheften; alfo eig. Halsſchmuck) Tändel-
fram, faljher Schmud (in Garten», Bau- und
Redekunſt).
Kolik, ſ. unter Kolon.
Koliſeum od. Koloffenm, n. I. (von dem urfpr. dort
aufgeitellten Koloß des Nero benannt) it. Koliſeo,
der Rieſenbau, das größte Amphitheater des Alter—
tum3, in Rom für öffentl. Schaufpiele unter dem
Kaiſer Veſpaſian gebaut, jegt die großartigſte Ruine
Roms (dum Colosseum stabit, Roma stabit;
dum Roma stabit, mundus stabit, „ſo lange das
K. ſteht, wird Rom ſtehn; fo lange Rom ſteht, wird
die Welt beſtehn“, Spruch des Beda im 8. Jahrh.);
in neuerer Zeit Benennung großer Gebäude zu
öffentlichen Vergnügungen.
Kolje, m. (fchwed. kolja, Schellfiſch, isländ. koli,
Scholle, Blattfifch) Dorichfiihe in Norwegen.
Kolfothär, m. (colcöthar vitridli, ein von Baracel-
ſus eingeführtes Wort, wahrih. aus dem Arabi-
chen) veralteteBezeichnung für Engliſch-Rot, Eiſen—
* Vitriolpulver, rotbraunes Eiſenoxyd (Maler—
arbe).
Kolta, f. gr. (kölla) der Leim, Kleber, als Haupt-
nährſtoff im Mehle; Colla piscium, l. die Haufen»
blaſe, Fiſchleim.
kollabieren, I. (collabi) zuſammenfallen, z. B. von
Geſchwulſten; ſinken, von den Kräften; kollabe—
ſzieren (I. collabescẽre), hinfällig werden; kolla—
beſzent, hinfällig; Kollabeſzenz, f. nl. die Hin—
fälligkeit; Kolläpſus, Kollaps, m. nl. das Sinken
der Kräfte, bei Schwächeanfällen, bef. bei heran-
nahendem Tode,
foffaborieren, [.(collaboräre; vgl.laborieren) mit-
arbeiten; Kollaborätor, m. ml. ein Mitarbeiter,
Hilfslehrer; Kollaboratür, f. die Mitarbeiter-
jtelle; Kollaboration, f. Hip. in der deutjchen
438 Kollane
Gütergemeinichaft zwiſchen Eheleuten, der gemein-
jam bewirkte Erwerb.
Rolläne, f. it. (colläna, von collo, Hals) die Hals»
od. Ordenskette.
Sollavius, j. follabieren.
Kolläre, n. (v. collum, Hals) ein Halsband, Hals-
fragen; insbe. ein dunfelfarbiges Halsband mit
weißen Streifen od. Spigen, ein Abzeichen katho—
liiher Geiſtlichen.
Kollas- Manier, f. eine von dem Franzoſen A. Col⸗
las 1850 erfundene Manier, mittel3 einer Ma-
ſchine Nachbildungen erhabener Gegenftände in |.
Kupferſtich hervorzubringen.
tollateräl, nl. (v. con- u. latus, Gen. lateris, Seite)
feitlich, zur Seite ftehend; Koffateräl-Erben, er-
bendeSeitenverwandte;daher: Kollateral-Erb-
ſchaftsſteuer, eine beim Antritt einer jolchen
Erbichaft dem Staate zu entrichtende Steuer; Kol—
fateral=Rinie, die Seitenlinie, Seitenverwandt-
ſchaft: collateräles, Seitens od. Nebenvermandte;
Kolletarãl⸗Werke, Nebenwerke einer Feſtung;
follaterieren, eine Art des Baumpfropfens.
Rollation, f. (collatio, eig. da8 Zufammentragen,
bon conferre, zufammentragen, dann: vergleichen;
übertragen 2c.), die Bergleihung zweier Schriften;
ein Imbiß, bei. Frühftüd (fr. collation, ml. colla-
tio u. cenfertum, v. conferre dapes, d. i. Speilen
auftragen); Zufammenftellung, Auswahl; colla-
tio bonörum, [. Ripr. das Einwerfen dezjenigen,
wa3 der Erbe vor der Erbteilung aus dem Ber-
mögen de3 Erblaſſers erhalten hat, in die Erb—
matte, c. dotis, da3 Einwerfen der Mitgift; im
Kirchenr. Übertragung einer Pfründe od. kirchlichen
Anjtellung; tollationteren, nl.(fr. collationner)
eine Abſchrift mit der Urſchrift vergleichen; auch ein
ungebundenes Buch Blatt für Blatt durdigehen,
um zu erfahren, ob e3 volljtändig (Tomplett) iſt;
Erſriſchungen nehmen, frühftüden; Kollationie—
rung, f. Schriftenvergleihung; Bogenmuiterung,
Bücherdurchficht bei Buchbindern u. Buchhändlern;
Kollätor, m. |. der Berleiher, der eine Stelle ıc.
zu vergeben hat, Kirchenpatron; aud) Bergleicher
verſchiedener Handichriften u. dgl.; Kollätur, £. nl.
das Beſetzungsrecht, Anſtellungsrecht.
Kollaudation, f. I. (collaudatio) Belobung, ein-
ſtimmiges Gejamtlob.
Kollöge, m. l. collẽga) ein Amtsgenoſſe; Kollegium
oder Kolléeg, n., pl. Kollegin od. Kollegien, eine
Amtsverjammlung, Amtsgenofjenjchaft (ver Xehr-
förper einer Schule, der Rat einer Stadt, die Mit»
en eines Gerichts, der Regierung 2c.); deren
efammlungsort, Sigungsort; eine öffentliche
Schulanftalt, hohe Schule, in Frankreich u. Belgien
collöge, n. (fpr. follehie’), in England college
(fpr. Eöllidig); ferner ein Xehrvortrag, eine Bor-
leiung der Lehrer auf Hochſchulen; collegium il-
lüstre, I. eine Hochſchule für junge Edelleute; c.
medicum, der Gejundheit3rat; e. publicum, eine
öffentliche Vorlefung, die unentgeltlich) gehalten
wird; c. privätum, eine beiondere, die von den
Bubörern bezahlt wird; c. privatissimum, die
nur einigen gehalten wird; c. sacrum (it. sacro
eollegio), die heilige Berfammlung, näml.derfar-
dinäle in Rom; Collegium germanicum, eine
Anstalt in Rom, in der deutiche katholiſche Geiſt—
liche gebildet werden; kollegiäliſch, od.al3 Adverb.
coll»gialiter, nl. amtsbrüderlih, einträctig;
Stollegialität, f. die Amtsbrüderlichkeit, der dem
Zuſammenwirken geziemende Öemeinfinn, Zuſam—
menhalt; Kollegial-Syftem, n. in der Staat3-
tollidieren
Verwaltung die Einrichtung, wonach eine Regies
ierung3-Handlung, ein öffentlicher Beſchluß, Ber
ehl ꝛc. nicht von einem einzelnen Staatsbeamten,
fondern von einem aus mindefteng drei ſtimmfüh—
renden Mitgliedern beftehenden Amt3verein aus»
gehen muß (entg.der®ureaufratie); im Kirchen»
recht: die Anficht, daß die Kirche, unabhängig vom
Staat, aus einem Verein freier Mitglieder befteht,
dieihre Angelegenheiten durchGeſellſchaftsbeſchlüſſe
beſtimmen (entg. dem Territorial- u. Episko—
palſyſtem); Kolleniänten, pl., auch Rheinsbur⸗
ger, eine zu Anfang des 17. —— aus Remon⸗
ſtranten (ſ. d.) entſtandene Religionsgeſellſchaft in
Holland; Koffeniät, m. ein Stiftsmitglied, Stifts-
herr, Mitglied einer akademiſchen Gejellichaft, wel⸗
ches die Einfünfte der der Akademie gehörigen Ge—
bäude (Kollegiaturen) genießt; Kollegiätkirche,
eine Stiftskirche, die feinen Biſchof, fondern drei
Geiſtliche (alfo ein Kollegium) an ihrer Spite hat;
Kollentätftift, n. ein Stift von gleicher Beichaffen-
heit; Kollegiatür, f. auf Univerfitäten ein Ge—
bäude, in welchem Studierende unter Auflicht von
Lehrern zufammenmwohnen, zuerft in Paris, dann
auch auf deutichen Univerfitäten eingerichtet.
Kolldkte, f. 1.(collecta, v.colligere, zujammenlejen,
jammeln) Geldfammlung, Almoſenſammlung; in
der Kirche ein Altar-Gebet; Kolleftanda od. Kol⸗
feftancen, pl. gefammeite Bemerkungen, Leſe—
früchte; Kollektion, f. (l. collecti) die Sammlung;
follettieren (mi. collectäre)fammeln, eine Kollefte
veranitalten; Kollektaͤnt, m. ein Sammler, bei.
Almofenfammler; Kollettatton, f. das Sammeln,
die — von Geldbeiträgen; Kollektations⸗
recht(jus collectandi), die Befugnis zum Geldſam⸗
meln; kollektiv, I (collectivus, a, um, als Adv.
enllectiverinsgejamt, gemeinjam,gemeinfchaftlic);
Kollektin-Cingabe, Sejamteingabe; Kollektib—
Garantie, f. Geſamtbürgſchaft; K.⸗Glas, ein
Brennglas; K.⸗Note, gemeinfames diplomatiicyes
Schreiben mehrerer Regierungen; K.-Urteil. Rſpr.
ein Geſamt-Urteil über Mehrere; K.-Vollmacht,
Geſamtvollmacht; Kolleftivum, n. j. Nomen;
Kolletter, m. nl. in ver Naturl. Kraftiammier,
Vorrichtung zum Anfammeln und leichten Nach-
mweijen kleiner Mengen von Elektrizität, vgl. Kon»
denjator; Stanbkolleltor, eine Staubfangvor-
richtung, Staubfänger; auch = Kollekteur, m. fr.
(pr. —töhr) ein Sammler, Losverfäufer, Ein-
lagenjammler; Kollefturgebühr, Einnehmerge-
bübr.
Kollerette, k. fr. (ſ(pr. —rett'; v. col, cou==!1. col-
lum, Hals) eine Art Frauen-Halstuch oder Hals⸗
fragen; Kollet, n. (ipr. folleb, gem. tollett; it. col-
letto, eig. Halskragen) oder Kollett, eine Reitweite,
ein Reitwams, oller; jemand beim Kollett
nehmen, d.i.beim Kragen nehmen 2c.; Daher gem.
einen kollet(ſpr.kollehſſchleppen, ihnverhaften.
Kollefis, f. gr. (v. kollän, leimen, kölla, Leim) die
Berleimung; auch das Löten; Heilf. das ſchnelle
Zuſammenheilen: nn. feimend, zufammen-
beilend; Kolletika, pl. durch Verklebung zufammen-
heilende Mittel.
Kolli, ſ. Rollo.
tollidieren, I. (collidöre) zufammenjtoßen; anein-
andergeraten; Kolliſion, f. (I. collisIo) der Zu—
fammenftoß, Streit od. Widerftreit zweier Kräfte,
Geſetze, Pflichten 2c.; das Gedränge, Die Klemme,
Berlegenheit; Kolltiions-Fälle, jtreitende Zälle,
wo die Erfüllung einer Pflicht ein Verjtoß gegen
die andere wird.
Kollier
Kollter, n. fr. (fpr. koljeh; I. colläre, f. d., von col-
lum, fr. col, cou, Hal3) Halsband, Halskette,
Ordenskette der Ritter (vgl. Kollane).
follinieren, I. (colligere) janımeln.
Toffimieren, I. (collimäre) eig. zufammenzielen, d.i.
von verjchiedenen Punkten aus nach einem Biel
gerichtet jein; Kollimation oder Kofftmations-
linie, f. Sternf. die Geſichts- oder Sehlinie, die
gerade Linie, in welcher das Auge auf einen zu
mefjenden Gegenstand gerichtet ift, in Verhältnis
zu andern, eben dahin zielenden; auch: Kollima=
tionsachie, Ziellinie; Kollimationsfehler, Ziel-
fehler; Kollimator, m.,Dilfsfernrohr; aud) Sam>
mellinie. h
Kolliquation und Kolinneszenz, f. nl. (von colli-
quescere, zerfließen, fehmelzen) das Zerfließen;
auch die Zeriegung; Heilk. Auflöfung der Säfte,
Fäulnis; Koliguationsficher, das Yaulfieber;
folliquatid, zerfließend, ſchwächend; kolliquativer
— ein heftiger, ermattender Schweiß; fol=
liqueszent, ſchmelzend.
Kolliſion, ſ. kollidieren. ſtender.
Kolligitaͤnt, m. nl. (vgl. ligitieren) ein Mitſtrei—
Rollo, m., pl. Kofi, it. (v. I. collum, Hals, ml. ein
Bündel, welches auf dem Naden getragen wird;
vgl. Eolportieren) Kfipr. ein Fradtitüd, Stüd
Faß, Bündel, Kite, Ballen, Ware).
Kollodium, n. nl. (vom gr.kollodes, leimartig, kleb⸗
tig, von kölla, Leim) ein durch Auflöjung der
Schießbaumwolle in Schwefeläther gewonnener
Stoff, welcher al3 wundärztl. Klebemittel und in
der Photographie gebraucht wird; Kolleid, n. (v.
kolla u. eidos, Art) Heilf. ein im Körper ent-
ftehendes Gallertgewebe; auch jeder lösliche, aber
nicht friftallifierbare Körper, wie Dertrin, Sirup,
Eimeiß- und Käſeſtoff, Leim ꝛc.; kollotdäl, hierauf
bezüglich.
follofieren, lat. (collocäre; vol. locus ꝛe.) ſtellen,
ordnen; ausleihen, anlegen; Kollofation, f. (lat.
collocatio) die Stellung; Anweijung des Platzes;
Rſpr. Anordnung der Gläubiger; Kollafations=
Urteil, Entſcheidung über die Neihenfolge der
Gläubiger im Konkursprozeß.
Kollofution, j. folloquieren.
tolloquieren, I. (collöqui; von loqui, reden) ſich be—
Iprechen, unterreden; Kolloquium, n. oder ſtollo⸗
fution, f. die Unterredung, das Geſpräch; Prü—
fungsgefpräd; colloguium caritativum, ein
gütliches Geſpräch, Einigungsgeipräd).
tolludieren, I. (colludere; von ludere, ſpielen) eig.
in geheimem Einveritändnig ftehen; unter einer
Dede jpielen; Kolludium, n. od. Kolluſion, k. (I.
collusio) ein geheimes, unerlaubtes Einvernehmen;
folluföriich, abgefartet.
folluftrieren, I. (collusträre) in volles Licht jeßen,
genau betrachten.
Kollutorium, n. ni. (von colluere, ausfpülen, zu⸗
jammenipülen) Heilf. Mundwoſſer; Kolfuntes, f.
oder Kolluvion, f. (lat. colluvio) das Zujammen-
fließen, bei. der Zufammenfluß von Unrat, Spü—
liht; colluvies gastrica, Heilf. die Verunreini-
gung der Speiſewege.
Kolläben, pl.(v. gr. kollybos) Heine Münze, Scheide
miünze; Kollijbus, w. auch für das Aufgeld, der
Aufwechſel (Agio); Kollybiit, m.ein Geldwechiler.
Kollyrium, n. gr. (kollyrion, eig. teigahliche Mafje
(v. kollyra, grobes Brot); Seilt. Augenjalbe.
ſtolma, f. felt. (gäl. Culmath, ausgeſpr. Culma, f.
cul, Haar, u. math, maith, gut, weibl. Name: da3
Mädchen mit ſchönem Haar.
Kolonus 439
Kolma, f. it. (v. colmare, überfließen) die Spring-
flut im Adriatifchen Meere; Kolmatiön, f. Höher-
legung von Sumpfboden dadurd, daß derjelbe
umdeicht und ein hHindurchgeleiteter Fluß zum Ab⸗
fegen von mitaeführter Erde genötigt wird.
Kolmar oder Kolmart, f. eine Art jehr großer,
grüner und dauerhafter Birnen.
Koloböma, n. gr. (eig. das Verſtümmelte, v. kolo-
bün, verjtimmeln) Heilf. die durd) Verwundung
u. dgl. entjtandene oder angeborene Spalte der
Augenlider oder der Regenbogenhaut. |
Kolocynthin, n. ni. der im Marke ver Koloquinthe
ſ. d.) vorfommende Bitterftoff.
Kolofdfie, f. (1. u. gr. colocasia) der großblättrige
Aron, ägyptifche Bohne, eine eßbare Pflanze in den
Deorgenländern.
Kolokoͤlnik, m. ruff. (von kölokol, die Glode) der
Glockenturm, von der Kirche getrennt.
tolombin oder foloımbinfarbig, fr. ſ. folumbin;
Kolombine, £. ein mutwilliges Zöfchen, ftehende
Rolle auf dem italienischen Theater, die Geliebte
des Arlequin (daS zum Eigenname gewordene
colombina, Täubchen, womit Arlequin jeine Ge—
liebte anzuveden pflegt), daher auch Arlecdhi-
netta.
Kolombicher Signalanparat, m., eine Laterne (od.
andere Gegenftände), die man auf einem Schiffe
aufzieht over verfchwinden läßt, um dadurd) be-
ftimmte Zeichen zu geben.
Kölon, n. (pl. Kola) gr. ein Glied, Abfchnitt, 3.8.
der Rede; derDoppelpunft, das Folgezeichen (:) als
Scheidezeichen für die Glieder einer — 5— Heilk.
der Grimmdarm; Beiname einiger Tiere, welcht
eine dem Kolon ähnliche Geſtalt haben, z. B. Ko—
lonkäfer 2c.; Kolik, k. (gr. kõlikẽ, sc. nösos,
Krankheit) das Leibſchneiden, Bauchweh,die Darın-
giät, der Darm od. Baudframpf; Kolifodynie,
. gr. der Grimmdarmſchmerz; Kolifoplegie,
f. Darmlähmung; Kolitis, f. Darmentzündung;
Kolotomie, f. fünftlihe Afteröffnung.
Koloͤnne, f. fr. (prov. u. it. colonna — l. columna;
vgl. Kolumne) eine Säule; Krſpr. Heerfäule; co-
lonne coup6e, fr. (ſpr. fupe’) ein unterbrodhener
Bug; c. pleine (fpr. plähn’), ein geichlofjener Aug
(ohne Zwiichenräume für die Abteilungen), Kos
lonnen-Kommandant, m. ein guafübrer, Bug»
bauptmann; Kolonnen-Weg, Marſchweg; Kos
lonndde, f. ein Säulengang, Säulenhalle, Lau—
bengang; Kolsnnato, m. it. 1. ein Säulenwert
(=&olonnade); 2. (jpan.colunärio) einSäulen«
taler, Biafter im ehem. fpan. Amerika, auf deſſen
einer Seite die Kolumnen (Säulen) des Herfules
abgebilderftehen; Kolondl,m. fr. (ftatt Kolonnel,
d.i.eig. Anfuhrer einer tolonne) der Oberſt eines
Regiments; bei Buchdrudern eine Schriftgattung,
die Mitte haltend zwiſchen Petit und Nonpareille;
Colonel-gen6ral (jpr. —ſchenercil), kommandie⸗
tender General; Colonel-lieutenant (jpr.—1jüt'-
nang), j. dv. w. Oberitleutnant.
Ktolönus, m., pl. Kolöni, I. Feldbauer, Anbauer,
Anfiedler; ingbef. Snhaber eines Kolonat3; ſolo⸗
nät,n., r. m. (l. colonätus) Bauernhof, namentl.
ein Zinsgut, Bauerngut, das dem Gutsherrn jähr-
lich einen Zins zu entrichten bat; Ktolonatifum,
n. nl. der Dient, den der Anbauer dem Grund—
herrn zu leıften bat; Kolonie, f. 1. (colonia) Nie-
derlaffung, Anfiedelung; ein Pflanzort, Pflanz- od.
Tocdhterftaat, eine Pflanz« oder Tochterſtadt; aud)
ein Bienenfhwarm; Ferientolonien, pl. Som-
merpflegen (für arme und ſchwächliche Kinder);
440 Kolophon
folontäl, nl. Pilanzitätten oder Niederlaffungen
betreffend, von ihnen herkommend; Kolontäls
Handel, Handel mit fremden, beſ. den amerifa-
nischen, afrifanischen und aftatischen Pflanzitaaten;
Kolonial-Waren, Waren aus fremden Pflanze
jtaaten, bej. Zuder, Kaffee, Gewürze 2c.; foloni=
fieren (fr. coloniser), anfiedeln, Pflanzjtädte an-
legen; Koloniſation, f. das Anfiedeln, Nieder-
falien, Anbauen; Koloniſt, m. ein Anbauer; An—
fiedler, Pflanzer.
Kolophön, m. gr. eig. der Gipfel, die Spibe; das
Äußerſte, Letzte, der Schlußſtein; daher: der Ab—
ſchluß in alten Druckwerken, die Angabe des Ver—
faſſers, des Druckortes und Jahres enthaltend;
Colophönem add£ere,!.Sprichw. eine Sache voll⸗
enden, ihr den Ausjchlag geben.
Kolophonium, n. gr. dag Geigenharz, Spiegelharz
(von der Stadt Kolophon in Kleinafien benannt),
j. Zerpentin; Kolophonit, m. eine dem Granat
verwandte Gteinart.
Koloquinthe, f. gr. (kolökyntha, I. colocynthis, it.
coloquinta, fr. coloquinte) die Bittergurfe, Pur-
gier=- od. Abführungsgurke, apfelrunde Frucht einer
Gurfenpflanze.
folorieren (v. [. coloräre, it. coloräre u. colorire),
färben, mit Farbe ausmalen, Farbe geben; auch
bejchönigen, bemänteln; eölor, m. lat. die Yarbe;
der Schein, Anſtrich; sub colöre juris, unter
dem Scheine des Rechts; koloriert, ausgemalt,
farbig, bunt; verziert, vom Gejange; Kolora—
mento, m. ituf. die Anordnungsweije der Farben
auf Gemälden; Koloration, f. nlat. Anfärbung,
Anftrich; auch Beichönigung; Kolsratür, f. Tonf.
ein füinftlicher Tonlauf, Verzierung des Gejanges;
Kolorimeter, n. Färbungsmefler, Werkzeug zur
Meſſung der Stärfe einer Farbe; Kalorimetrie,
f. Meſſung derarbenftärfe; Scheide. Beftimmung
der Stärfe einer Auflöfung nach der Farbe; Ko—
Iöris, pl. Halbtürfen, Xeute, die aus der Ver-
mifhung der Türfen mit Negerinnen oder Mau-
rinnen erzeugt find (f. Kuliali); Kolortft, m. (fr.
coloriste) ein Sarbengeber; ein guter Koloriſt
(Meiiter der Yarbe) ift ein Maler, der die Farben
recht zu wählen, gegeneinander abzuftimmen und
zu einer lebenswahren und wohltuenden Geſamt—
wirkung zu verbinden weiß; Kolorit, n. it. (colo-
rito, fr. coloris) Färbung, Farbengebung u. «wir-
fung; auch der Anftrich; bei Schriften die Darftel-
Yungsmeife.
Kolorädofäfer, m. (nach dem nordamerifanifchen
Zerritorium Kolorado benannt), der Kartoffelfäfer
(Chrysom&la decemlineäta),ein feit 1825 in Word»
amerifa befannt gemwordener, 1877 auch nad)
Deutichland eingejchleppter, ven Kartoffeln gefähr-
liher Blattkäfer.
Kolok, m. gr. (kolossös, Riefenbildfäufe, bef. die
140 Fuß hohe, dem Sonnengotte geweihte eherne
auf der Inſel Rhodus) eine jehr große Bildfäule,
Niejenfäule, ein Rieſenbild, Riefenbau; Holdijen,
pl. vorzugSmweije die beiden 18 Fuß hohen Stand»
bilder mit jpringenden Roſſen vor dem päpftlichen
Talojte auf dem Monte Cavallo in Rom; koloſ⸗
Säl, nlat., fofofjatiich oder lolöſſiſch, ungeheuer,
uber Lebensgröße, riefenmäßig, riejenförmig; Ko—
Iofiafität, f. die Riejengröße; Koloſſeum, |. Ko—
iſeum.
Koloͤſtrum, nm.lJ. die erſte Muttermilch nach der Ent-
bindung; Koloftration, f. Krankheit der Säug—
linge von der erjten Muttermild).
Kolotomie, ſ. unter Kolon.
Komb
Kolpad, ſ. Kalpäck.
Kolvalgie, f. gr. (von kölpos, Buſen, Schoß, Höh—
lung 2c.) Heilk. Schmerz in der Mutterjcheide;
Kolpeurynter, m. Heilf. Scheidenausdehner,
-weiter; Molpitis, f. Entzündung der Mutter
ſcheide; Kolpöden, pl. — eine Art von
Aufgußtierchen, die z. B. durch Maceration von
friſchem Heu entſtehen.
kolportieren, fr. (colporter, eig. [Waren] auf dem
Nacken herumtragen, von col, Hals, Naden, und
porter, tragen; vgl. Kollo) hauſieren; verbreiten;
Kolportage, f., r. n. (fpr. — tahſch)) das Herum-
tragen der Waren, bei. von Schriften, Haulier-
handel; Kolporteur, m. (pr. —töhr) ein Hau-
ſierer, beſ. Schriftenverbreiter.
Koltellata, f. it. (von coltello, Meſſer, v. Jl. culter,
verklein. cultellus) ein Meſſerſtich, Dolchſtich; auch
Stachelrede, Stichelei.
Kolti oder Koltik, n. fr. Bauk. ein Eck-Kabinett,
Erker; ein Berichlag auf Schiffen.
Kolubrine, f. (it: colubrina, fr. couleuvrine; v. I.
colüber, eine Kleinere Schlange) eine Feldſchlange,
langes Geſchütz im 15. und 16. Jahrh. ’
Kolum, n. |. (vgl. Eolieren) ein Seingefüß, Seiher,
beſ. für den Altarwein in der röm. Kirche.
Kolumbarium, n., pl. Kolumbarien, I. (von co-
lümba, Taube) ein Taubenjchlag; aud ein alt-
römiſches Grabgemwölbe, dejjen innere Einrichtung
(mit vielen Kleinen Niſchen für die Aichentrüge) an
ein Taubenhaus erinnert, ein Urnengewölbe; ko—
fumbin ((. columbinus, a, um) od. folombinvot,
aus dunflem Rot und Blau gemijdt.
Kolumbatzer od. Kolumbatſcher Mücke, ein dem
Bieh jehr ſchädliches zweiflügliges Infekt, bei. in
Siebenbürgen.
folumbin, j. unter Kolumbarium.,
Kolumbium, n. ein 1801 entdedtes einfaches Mer
tall, = Tantal, ſ. unter Tantalus.
Solumbotwurzel, eine bitter ſchmeckende oftindifche
Wurzel, Arzneimurzel gegen die Säure, Schwäche
der Eingemweide 2c. (von Kolumbo od. Kolombo,
der Hauptitadt der Inſel Zeylon); Kolumbin, n.
ein bitter ſchmeckender, £riftallifierbarer eigentum-
Yiher Stoff in diefer Wurzel. |
Kolumeda od. Koluméllen, pl. I. (sing. columella,
Berff. v. columna) eig. Säulen, Pfeiler; walgen-
förmige Verfteinerungen; columelläres dentes,
pl. die Eckzähne.
Kolumne, f. I. (colümna) eine Säule, Buchdr. die
Schriftſäule, Drudjeite; gejpaltene Kolumnen,
in der Mitte geteilte Seiten, Spalten, Halbjeiten;
Kolumnen-Titel, m. Überſchrift jeder einzelnen
Druckſeite.
Kofären, pl. gr. (kölüroi, von köl-üros, d. i. eig.
ſtutzſchwanzig, geftugt) Diezwei (nur verjtümmtelt
von uns gejehenen) Meridiane auf der Himmels-
kugel, welche den Aquator in den Punkten der
Tachtgleiche und Sonnenwende durchjchneiden.
Kolza⸗ Öf,n. (ſpr.kölſa, fr. huile de colza; colzalt],
Raps, das Wort ijt aus flamländiſch-deutſchem
Kohlſaat entjtanden), Rüböl, Rapsöl.
Kömä, n. gr. (von koimän, einjchläfern) Heilk. die
Schlaͤfſucht; fomatös (fr. comateux), ſchlafſüchtig,
Schlaffucht erzeugend oder anzeigend.
Komäla, f. felt. (gäl. Caomhmhala, ausgejpr. küw-
wäla, v. caomıh, fanft, hübjch, und mala, maladh,
Augenbraue) weibl. Name: das Mädchen mit rei—
zenden Augenbrauen.
Komb, m. hr. fohm) oder Koom und Koomb, m-
fombabijieren
(jpr. fuhm) ein engl. Hohlmaß fiir trockene Dinge
—=145,395 1 (vgl. Duarter).
fombabtiieren (ein durch Wieland in Gebrauch ge-
fommtenes Wort), fich jelbit entmannen, wie Kom—
bäbus, ein Syrer, tat, um fich vor allem Ber-
dachte beim Könige, dejfen Gemahlin Stratonice
er begleiten follte, zu ſchützen; kombäbiſch, ver-
fchnitten.
Kombat, m. fr. (ſpr. fongbah) der Kampf, das Ge-
fecht, Treffen; fombattieven (fr. combattre),
kämpfen, ftreiten, fehten; Kombattänten, pl. (fr.
combattants) Streiter, Kämpfer.
fombinteren, [. (combinäre) eig. paariveife verbin-
den (von bini, je zwei; bis, zweimal) vereinigen,
verfnüpfen, zujanmenfegen, z. B. ein kombi—
niertes (vereinigtes) Heer; auch vergleichen und
beredinen; combinändo, durch Gegeneinander-
haltung od. Vergleihung der Rechnung ꝛc.; kom—
binäbel, nl. (fr. combinable) vereinbar, zu ver«
fnüpfen; Kombinäter, m. der Verbinder, Samm—
ler, ein Quftiammelkaften bei Gebläfen ; Rombinga—
tionu.Kombinterung, f.(ml.combinatio) die Zu-
jammenhaltung, Verbindung od. Berfnitpfung von
zwei Dingen, Bergleichung u. Berechnung; daher
auch Vermutung; Kombinations = Gabe oder
-Vermögen, Verbindungs- und Vergleichungs—
Bermögen, die Fertigkeit des Verftandes, durch die
Verbindung mehrerer Wahrnehmungen die Wahr-
heit zu finden; Kombinationslehre (ars combi-
natoria) die Wiſſenſchaft von den Geſetzen der Zu—
jammenftellung gegebener Dinge; Kombinations⸗
ſchloß, ein Sicherheitsfchloß, das nicht durch ein
Sperrzeug, jondern nur durch den zugehörigen
Sclüfjel geöffnet werden fann, 3. B. Brahma-
15108, f.d.; Kombinationsten, Naturl. der bei
aleichzeitigem Anschlag zweier Töne gehörte (durch
Snterferenz entftehende) dritte Ton, auch Diffe-
venzton; fombinatoriich, zulammenhaltend, ver-
fnüpfungs- und vergleichungstweife.
Kuımblainfarabiner, m. fr. (pr. tongbläng—) ein
bei der belgischen Reiterei gebräuchlicher Karabiner
mit Fallblockverſchluß.
fomblieren (jpr. tongbI—), fr. (combler, v. comble,
I. cumülus, der fpig aufgetürmte Haufen auf dem
Maße) häufen, Überhäufen.
fomburteren, I. (comburere) verbrennen, zünden;
fombuftibel, nl. brennbar, verbrennlih; Kom—
buftibilien, pl. brennbare Stoffe, Brennftoffe;
Kombuftibilität, f. die Brennbarfeit, Verbrenn-
lichkeit; Kombuftion, f. das Verbrennen; auch der
Brandſchaden; combustio spontanda, f. Selbſt—
ne eh de3 menschlichen Körpers; Kombüſtor,
m. Verbrennungsunterhalter, heißt in der Chemie
ein Grundjtoff, der fich mit einem andern Grund-
jtoff unter Licht- u. Wärmeentwidelung leicht ver-
bindet, wie Eu BETT: der Saueritoff.
Kombüſe, f. (holl. combuis, cabuis, engl. camboose,
caboose, vgl. Kabufe) die Schiffsküche, der Ort auf
—3 wo die Speiſe bereitet wird, vgl. Kam—
üſe.
Komedie, ſ. Komödie; comedie A tiroir, f. fr.
(pr. fomedih a tirodhr) ein Schubladenftüc, ein
aus — Szenen ohne gehörigen Zufammen—
hang beſtehendes Schaufpiel; comedie frauçaise,
f. daS Theater in Paris, welches die Stüde der
klaſſiſchen Zeit aufführt.
Komdde, m. L. ein Freſſer, Schlemmer, pl. Kome⸗—
dönes, Mitejjer, Zehrwürmer in der Haut, eine
Beritopfung der Schleimdriifen.
tomejtidel,nl. (fr. comestible; v. I. comed£re, auf-
kommandieren 441
eſſen) genießbar; Komeſtibilien, pl. Eßwaren;
Komeſftibilität, f. die Genießbarkeit.
Komeẽt, m. gr. (kömötes, eig. langes Haar habend,
sc. aster, Stern, v. Komẽ, Haar) ein Schweifſtern
in doppeltem Sinne (jowohl wegen des jeinent
Kern folgenden Lichtſchweifs, al3 der meitaus-
fchweifenden Bahn, welche er durchläuft); Kometo—
graphie, f. die Haar- oder Schweifſternbeſchrei—
bung; Rometolonie, f. die Lehre von den Schweif-
jternen; Kometomantie, f. abergläubiiche Deu-
tung der Siometenericheinungen auf künftige Er-
eigniffe in der Menjchenwelt; Kopmetiten, pl.
Sternfteine mit langen Strahlen. j
Kömeterium oder Cömeterium, n. (it. cimetero,
gr. koimeterion,v. koimäan, einjchläfern, Paſſivum
einjchlafen) der Friedhof, Gottesader. |
Kömfort, m. engl. (fpr.tömfört, gewöhnt. fr. fom-
föhr; eig. Stärkung, Troft, altfv. confort, vom
jpätl.confortäre, ftärfen) Behagen, Behaglichkeit,
Bequemlichkeit; komfortabel (pr. fömförtäbbel),
bequem, behaglich, gefchmadvoll-behaglih; Köm—
forter, m. ein NRegenmantel.
Komik, komiſch ꝛc. |. unter Komos.
Komiſen, pl. holl. Maut- od. Zolldiener,
Komitat, ! unter fomitieren.
Komität, f. 1. (comitas) Oefälligfeit, Freundlichkeit,
Höflichkeit.
Komitee, m. u. n. fr. (engl. committee, ſ. d.; v. J.
committere, beauftragen) ein Ausſchuß, d. i. ein
Berein von Mitgliedern einer größeren Gemein—
Ichaft (Berfammlung), welche mit einer beſtimmten
Aufgabe, einer Beratung, Unterfuhung, Bericht»
erjtattung ufw. betraut werden; Zentrallomitee,
Hauptausfhuß; Lokalkomitee, Ortsausſchuß.
Komitia, I. od. Komitien, pl. (v. sing. comitium,
der Beratungsort) Volksverſammlungen bei den
alten Römern; bei uns: Neichsverjammlungen,
Reichstage; Komittäl-Gefandter, ein Reichs—
tag3-Gejandter; comitiälis morbus, m. lat. die
Fallfucht, weil ein epileptifcher Zufall bei den Ko—
mitien als böſes Vorzeichen galt und ſofort die
Beratung aufhob.
fomitieren, lat. (comitäri) begleiten, das Geleit
geben; Kontität, n., r. m. (l. comitätus) die Be-
leitung, das Geleit; bef.das feierliche Geleit eines
Fort iehenden Studenten; bei den alten Deutjchen
Battenbrüderihaft; eine Gejpannfchaft oder ein
Bezirk in Ungarn,
Komitib, n. ni. (von comes, f. d.) ſchriftlich über-
tragene Befugnis od. Ermädtigung; insbeſ. ſeit
dem 14. Sahrh. die Berechtigung der faijerlichen
Hof-Pfalzgrafen, gewiſſe Amter, Würden und
Rechte zu erteilen.
Kömma, n., pl. Kommäta, gr. (v. köptein, hauen,
abhauen, zerjchneiden) ein tleiner Abjchnitt eines
Sates; ein Strich („„Beiſtrich, Strichzeihen im
Schreiben; in der Tonf. ein Tonneuntel, der neunte
Teil eines Tons; kommätiſch, aus einzelnen Sät-
zen beitehend; Kommatismns, m.diezerjchnittene
Schreibart, in furzen Einzeljägen.
kommandieren, (fr. commander, it. comandare; v.
l. commendäre, übertragen, anvertrauen, v. man-
dare, auftragen) befehligen, gebieten, anführen;
Kommandierte, pl. Befehligte, zur Ausführung
einer Sache befehligte Soldaten; Kommandant,
m. der Oberbefehlshaber, Platzhauptmann, An—
führer; Kommandantür, f. die Wohnung des
Bejehl3habers ujw.; Kommande, f. Kri. Neben-
werk, Beiwerk bei Fejtungen; Kommandemens,
n. (pr. —mäng) das Gebot, der Befehl; die Anhöhe
44) Kommandite
bei Feſtungswerken, von der man alles überblidt;
Kommandeur, m. (jpr. —döhr) der Befehlshaber,
Anführer einer Truppenabteilung; auch Ordens»
vorjteher oder Ritter einer der obern Klaſſen eines
Ordens; Kommandeur-Schiff oder Komman—
döre- Schiff (vgl. Kommodore), das Schiff, auf
welchem der Befehlshaber des Geſchwaders fich be=
findet, bei Rauffahrteiflotten da3 voranjegelnde;
Kommando, n. (it. u. jpan. comando) der Befehl,
das Befehlswort; der Oberbefehl; aud ein zu
einem bejtimmten Unternehmen abgefchidter Trupp
Soldaten; im Handel der Auftrag; Kommando—
pfeife, eine Metallpfeife, deren man ſich auf See—
Ihiffen zum Zufammenrufender Matrojen bedient;
Kommandoitab, der Zelöherrnitab; Kommando
twort, das Befehlswort, worauf ein Handgriff od.
eine Bewegung zu machen it.
Kommandite, f. (it. commändita, fr. commandite
od. societe en commandite, fpr. fommangdiht’)
Kfipr. eine stille Handlungsgejelichaft, deren Mit-
glieder zum Teil nurihr Geld hergeben, ohne tätig
mitzumirfen, während ein od. mehrere verantivort-
lihe Geihäftsführer (Romplementierer, fr.
associe gerant od. complementaire genannt) die
Geichäfte beſorgen; auch ein Neben- oder Zweig-
ejchäft; associe en commandite, f. Afjocie;
ommanditär,m.(fr.commanditaire) der Grün⸗
der einer von einem Bevollmäctigten geführten
Handlung; ftiler Teilhaber; Kommanditiit, m.
wer für jeine Rechnung von einem andern Waren
verichreibt; jtiller Teilnehmer.
Kommando, j. fommandieren.
Summefjation, f. nl. Güterzufommenlegung; Ver⸗
foppelung der Felder.
Kommeline, f. (nlat. commelina) eine Pflanze in
Amerifa und Sapan, aus deren Blumenblättern
man eine Art Ultramarin-Farbe bereitet (nad) den
holl. Botanifern oh. u. Kafp. Commelyn im
17. Sahrbundert benannt).
tommenmiorieren, I. (commemoräre) gedenken, er-
wähnen; kommemoräbel (l. commemorabilis, e)
erwähnenswert; venfwürdig; Kommemoration,
f. ((.commemoratio) die Erinnerung, Erwähnung;
das Andenken an die Verftorbenen durch) Lejen von
Meilen und Gebete für ihr Seelenheil; Anrufung
der Heiligen im Gebet; commemoratio omnium
Ndelium, das Feſt aller Seelen; ce. ommlum
sanctörum, Gedächtnisfeſt aller Heiligen.
tommendabel, commendamus, Kommendation,
1. fommendieren.
Kommende, Kommenturei oder Kemturei, f.
(ml. commenda, v. I. commendare, anvertrauen;
fr. commanderie) urjprünglichdie vorläufigellber-
tragung einer erledigten Efriinde an einen Geift-
lichen bis zu deren Wiederbejegung; dann überh.
die Pfründe, Ordenspfriünde; das Gebiet eines
Ordensritters; Kommendätor, ml. oder Kom⸗—
mendataire, m. fr. (jpr. —tähr) Beiſitzer einer
Pfründe; Kommentür od. Komtur, m. (ml.com-
mendarius, fr. commandeur) Befehlöhaber eines
Ordens.
tommendieren, I. (commendäre) empfehlen; com-
mendamus, wir empfehlen, die Yormel, mit wel-
cher der Papſt feine Einwilligung zur Wahl eines
Kandidaten gibt; fommendäbel (l. commenda-
bilis, e) empfehlenswert; Kommendation, f. die
Empfeblung; das Gebet für einen Berjtorbenen;
Sommendatorien, pl. (ſpätl. commendatoriae
littörae) Empfehlungsschreiben, bef. eines Biſchofs
für reifende Geiſtliche.
Komminifter
Kommenfälis vd. Kommenfäl, m. nl. (v. mensa,
der Tijch) der Tiſchgenoſſe; Koſtgänger.
kommenſurãbel, nl. (vgl. Menfur 2c.) nach gleichem
Maße meßbar, gleichartig, vergleichbar; Kommen
fnvabilität, f. die Meßbarkeit mit gleichem Maße.
Komsmient, m. (fpr. fommdng; vom fr. comment,
wie?) eig. das Wie? die rechte Art fich zu beneh-
men; der Brauch, Schick, die Sitte, oder der her-
kömmliche Ton unter Studierenden.
Kommentär, m., pl. Kommentäre oder Kom⸗
mentarien (I. commentarius, pl. —rli, sc. liber,
" Bud, urjpr. ein Tagebuch, Dentwürdigfeiten, wie
5. B. Cäſars „Kommentarien über den gallifhen
Krieg“) jegt: die Erläuterung od. Auslegung einer
Schrift;fommentieren(commentäri),eıflären,er-
läutern; Sommentation, f. (l.commentatio) eine
Be Abhandlung zur Erklärung eines Gegen-
tandes; Kommentätor, ın. ein Ausleger, Erklärer.
Kemmentum, n. [. (von comminisei, erjinnen, er-
dichten) eine Erdichtung, Lüge; commentitia em-
tio, j. emtio c—.
Kommentur, |. Kommende.
Kommöeérage, ſ. unter Rommere.
Kommerztim,n.1.(v. con-u.merx, Ware) od. Kom⸗
meérz,ni fr.Kommerce, Kommers, m. (ſpr.komerß)
der Handelsverkehr, Handel, auch überh. Verkehr;
Studentenſpr. Trinkfeſt, Feſtkneipe; auch ein Kar—
tenſpiel; Kummmerzien, pl. Handelsgeſchäfte; com«-
mercium animi et corpöris,das Wechſelverhält⸗
nis (die Wechielwirfung) zwiſchen Seele u. Körper;
ce. epistolicum, [. der Briefwechſel; Kommerz
Bilanz, f. Vergleichung der gefamten Ein- und
Ausfuhr eines Staats, auch Handel3-Bilanz;
K.⸗Kollegium, n. das Handelögericht, der Handels»
od. Handlungsrat; aud ein Berein von Berjonen
in See- u. Schiffahrtsangelegenheiten; K.-fam=
mer, f. Handelsfammer; K.=Rajt, f. in Däne-
mark das Maß zur Bejtimmung der Schiffögröße
und der Sciffsfrachten, = 5200 dän. Pfund —
2600 kg; Kummerz= od. Kommerzien-Rat, ein
Mitglied eines Handelsgerichts; jeßt gew ein vom
König verliehener Titel; Kommerztraftat,m. od.
Kommerz= Allianz, f. ein Handels- oder Kauf—
bandelövertrag; Kommerce-Sptele, Selelihafts-
od. Unterhaltungsipiele; fammerziäl,ni. od.tom=
merziell, gewerblich, zum Handel gehörig; Kom⸗
merzialitraße, Handelsitraße;Kommerzial-Shy=
ſtent, n. der ſtaatswirtſchaftliche Grundiag, den
Handel vor andern Gewerben. namentlich vor dem
Ackerbauzu begünſtigen; kommerzieren, fommer=
ſieren (ſpr. kommerßieren), fr. (commercer) han-
deln, Handel treiben; Trinkgelage abhalten; kom—
mercabte (ſpr. fommmerdb’l), verkäuflich; zur Ges
jelligfeit geeignet; umgänglid).
Sonmmere, f. fr. (jpr. komühr; von con- und mère,
Mutter) Gevatterin, Frau Bafe, Stadtklatiche;
Kummerage, n. (pr. —rahie‘) das Stadtgeilatjch,
Geſchwätz, Fraubaſerei.
fommigrieren, I. (commigräre) mit all dem Sei—
nigen wandern, fort- oder einziehen; Kommigras
tion, f. (I. commigratio) dad Wandern.
Kommilitönen,pl.l.(commilito,pl.commilitönes)
eig. Mitjtreiter, Waffenbrüpder; Lerngenofjen, Schul-
genofien, bef. auf Hocjchulen.
fomminieren, I. (comminäri) bedrohen, androhen;
Kommination, f. die Drohung, Warnung; cum
comminatiönemit Bedrohung; fomminatöriich,
drohend, warnend.
Komminifter, m. nl. (vgl. Minifter) eig. ein Mit»
diener; in Schwedei = Diakonus.
fomminnieren
tomminnieren, I. (comminuere) zerjtüceln; ver-
ringern, vermindern, Schwächen.
Kommis, m. fr. (ſpr. kommih; v. commettre — |.
committere, auftragen, zu etwas beitellen) ein
Handlungsdiener,Handlungsgehilfe; val. Faktor;
Kommis-Voyagenr, m. (pr. woajaſchöhr) Hand-
lungsreiſender, Gejchäftsreijender.
tommiizieren, I. (commiscere) vermijchen; fom=
miſzibel, vermiſchbar; Kommiztion und Noms
mirtür, f. Vermiſchung.
fonmiferieren, l.(commiseräri)bemitleiden;om=
mijeration, e 1. (commiseratio) daS Mitleid.
Kommik, Kommifjär, Kommiſſion, Kommiſſo—
rium 2c., |. fommittieren.
Kommifjation, f. I. (commissatio) Iuftiger Umzug
nach einem Gaſtmahl.
Kommiffür, f. l. (commissüra, von committere,zu-
jammenfügen, verbinden) die Zufammenfügung,
Fuge, Naht.
Kommittee, f. engl. (ſprich: fommttti), j. Komitee;
K.general (ſprich: k. dſchenneräl) ein allgemeiner
Ausschuß, eine Vereinigung des Ober- und Unter-
hauſes in England zur freieren Erörterung eines
Geſetzentwurfes.
tommittieren, I. (committere) übertragen, auftra-
en,übergeben, anvertrauen; abordnen, entjenden;
Rommittent, m. der Auftragende; Kommitti—
mus, n. (v. I. committimus, wir erlauben) ein
fürſtlicher Gnadenbrief mit der Verleihung des
Rechts zur Berufung an cin höheres Gericht;
Kommittierter, m. der Beauftragte, dem eine
Geichäftsbeiorgung für Nechnung anderer über—
tragen it; Kommittib, n. nl. ein Bejtellung3brief,
Bollmahtichreiben; Kommiffum, n. I. Aufgetra-
enes; Kommiß-, nur in Zuſammenſetzungen ge-
räuhlid von Dingen, deren Berfertigung und
Lieferung in Menge andern aufgetragen mird;
. B. Kommißzbrot, Soldatenbrot; Feldbrot;
it hemid, Soloatenhemd zc.; Kommißfah⸗
rer od. Kommiſſionsfahrer, m. ein von der Re—
gierung ermächtigter Freibeuter (Kaper); Kom—
miſſarius, ml. od. Kommiffjar (fr. commissaire),
m ein Bevollmächtigter, Beauftragter, Geſchäfts—
führer; commissarius perpetüus, I. ein blei-
bender, bejländiger Gejchäfteführer; Kommiſſa—
riät,n.das Heerverpflegungsamt, od.diejämtlichen
Rommijjarien, welche zur Verpflegung eines
Heeres angejtellt find; Vertretung einer Behörde,
Regierung 2c.,Handelninderen Auftrag; ftommif=-
fariats=-Bureau, n. das Heerverpflegungsamt, die
Amtsitube; Kommiſſion, f.der Auftrag, die Beitel-
lung ; inöbej.die Gefhäftsführung für andere, 3.8.
im Buchhandel (daher in Kommiffion geben,
jemand den Berfauf eines Artifel3übergeben); auch
die von einer gejeglichen Macht oder Gefamtheit
(Barlament zc.) zur Ausführung eines Geſchäfts
bejtimmten und bevollmädtigten Mitglieder, ein
(Komitee); die Gebühr,
die ein Kaufmann für Beſorgung eines Geſchäfts
bekommt, Bermittlungs- oder Beſorgungsgebühr,
Kommiſſionsgebühr; ex commissiöné., kraft
oder vermöge Auftrages; commissio fendi. die
Berwirkung des Lehns; techniſche Kommission,
Sadausihuß; Kommilfions-Artifel, m. Ware,
die von einem Kaufmann für Rechnung des Eigen-
tümer3 verfauft wird; K.-Brief, worin die Be-
jorgung eines Geſchäfts aufgetragen wird; Ke—
Burcau, n. (jpr. —ıöh) eine Unftalt, worin Auf»
träge angenommen u. gegen bejtimmte Gebühren
bejorgt werden; K.-⸗Buüch, n. Beitellungsbud,
Kommoners 443
worin fämtlihe Aufträge eingetragen werden;
K.:Stonto, n. die Rechnung über die für andere
bejorgten Geſchäfte; A.-Geſchäft, n. Auftragg-
geihäft; Buchh. ein Geſchäft, das die Vertretung
ausmwärtiger Geſchäfte am Plage hauptſächlich be»
treibt, Vollmachtsgeſchäft; K.-Handel, der Han—
delszweig, der nei in kaufmänniſcher Geſchäfts—
beſorgung für Rechnung anderer gegen verhältnis—
mäßiger Gebühren beiteht; 8.:Zratte, f., K.⸗
Wechſel, m. im Auftrag eines Dritten ausgefiellter
und verfaufter Wechjel; fummiffionäl od. fonts
miſſionell, eine Kommiſſion betreffend, von ihr
bewirkt; Kommiſſionär, fr. commissionnaire,
m.(ml.commissionarius)ein Beauftragter, Bevoll⸗
mächtigter,Geichäft3vermittler ; Kohndiener, Frem⸗
denführer; commissionnaired’achat, m. fr.(jpr.
— daſchäh) Eintaufsbeauftragter; c. d. vente (Ipr.
d’wangt’), Berfaufsbeauftragter; c. d’entrepöt
- (fpr. dangt'rpoh), Beauftragter für den Zwiſchen—
handel; e.de banque (jpr.d’banf’), Wechjelbeauf-
tragter, der einen zugejendeten Wechjel einzieht u.
nad Vorſchrift des Auftragitellers wieder über—
jendet; Kommiſſorium od. Kommifforiäle, m. nl.
ein Auftrag, Geſchäftsauftrag, Vollmachtsbrief
von einem Landesherrn zu einem beſtimmten Ge—
ſchäfte; fommifforiätifch od. kommiſſöriſch, bes
auftragt od. im Auftrage; Kommiſſion, engl. (pr.
Freie ran das DOffizierspatent (in England jowie
in Umerifa); commissioned officers, pl. engl.
(Ipr.fommifch’nd) Offiziere mit Patent, patentierte
D.; non commissioned ofllcers, nicht patentierte
Offiziere, d. i. Unteroffiziere.
Kommirtion, Kommirtür, ſ. fommifzieren.
forumisde, bequem, dv. l. commödns, a, um, ange»
mefien, pafjend, gehörig, bequem, nützlich; daher:
'commödum, n., pl. commoda, Borteil, Nußen;
Bequemlichfeiten; commodum possessiönis, der
mit dem Befiß einer Sache im Sinne Recdtens
verbundene Borteil; commödum publicum. n.
das Gemeinwohl; €. rei venditae, der Nießbrauch
oder Nutzen einer verkauften Sache; cömodo, co-
modaméntéeé oder comedetto, it. Tonk. bequem,
gemählih; die Kommoͤde, ein Kaſtenſchrank;
Kommodité, f. fr. od. Kommodität, f. (l. com-
moditas, fr. commodite) die Bequemlichkeit; auch
der Abort; kommodieren (l. commodäre), einem
etwas darreichen, darleihen; commödans od com-
modätor, m. Ripr. der Berleiher; commodata-
rius, m. der Borger; commodatum od. Komıno=
dãt, n. ein unentgeltliches Darlehn; ein Leihver—
trag: Kommodation, f. die Darleihung.
Kommodore, m. engl. (jpr. fommodshr; wahrſch.
verderbt aus dem jpan. comendador, od. it. co-
mandatore,m[.commendator, Befehlshaber, font-
tur; vgl. Kommende) 1. der Befehlshaber, eines
feinen Gejchwaders von Kriegsichiffen, das zu
einem bejonderen Zweck ausgejfandt wird; 2. aud;
das Leitichiff in einer Handelsflotte = Komman-
dierſchiff, f.d.
Kommoners, pl. engl. (v. common = fr. commun,
l. commünis, gemein) Bürgerliche, Nichtavdelige;
Studierende vom ziveiten Range auf englifchen
Hochſchulen; auh = Kommons, pl. (fpr. kom—
mon) die Gemeinen, Mitglieder des Unterhaufes
in England; Kommon=Hall(ipr.—bahl) die Ge—
-meindehalle, das Stadthaus; house of Commons.
(ipr. hauf’), das englische Unterhaus; K.:Paw,
n. (pr. —lah) da3 gemeine Recht, das durd) Ber-
jährung zum Gefeß gewordene Herkommen, Ge-
wohnheitsrecht, Landredht in England; K.⸗Place
444 kommonieren
((pr. —plehh), Gemeinplatz, Allerweltsweisheit;
K.⸗VPraher, n. (fpr.—präher) das allgemeine Kir⸗
chengebet, die angenommene Liturgie der biichöf-
lichen englichen Kirche; R.-Prayer=Boof, n. (pr.
— bud) das allgemeine Gebetbuch, das Liturgie⸗
buch der biſchöflichen Kirche; K.eSenſe, m. (ſpr.
— Ben$) gefunder Menfchenverjtand.
fonmonteren, [. (commonöre) erinnern, mahnen;
Kommonition, f. Ermahnung: Kommonito—
rinm, n. ein Erinnerungsichreiben.
Kommons, ſ. Rommoners.
kommorieren, l. (commoräri) fi an einem Orte
aufhalten, zögern, verweilen; Kommoration, £. 1.
(commoratio) das Vermeilen.
kommobieren, I.(commovöre)bemwegen,erjhüttern;
Kommmnotton, f. I. commotio) die Bewegung; Ge-
mütsbewegung, Rührung; Heilk. die heftige innere
Erihütterung, 3. B. des Gehirns; Kommotioner,
m. engl. (jpr. kommoͤſch'ner) Aufwiegler.
lommũn, |. (commünis, e) gemein, gemeinjchaftlich,
acmeinjam; in commüni, in Gemeinſchaft, ge-
meinſchaftlich ſommũne od. Kommüne, L. fr. die
Gemeinde, Geſamtheit; ein gemeinjchaftlicher Beſitz
oder Anteil an Ländereien, Waldungen, Waſſer zc.;
fommmumnal (fr. communal), zur Gemeinde gehörig
oder diejelbe betreffend; Kommunalien, pl. Ge-
meindejahen; ommunãl-Angelegenheiten, Ge⸗
meindeangelegenheiten; K.-—Steuer, Gemeinde—
ſteuer; K.-Repräſentation, f. Gemeindevertre—
tung; K.⸗Garde, nl.-fr. Bürgerwehr; Kommus |
nard, m. (pr. fommündhr), pl. Kommunagrds,
fr. Barifer Sozialdemotraten von 1871, = Kom—
muniften; Kommunéros, pl. ipan. (commune-
ros) Aufrührer in Kajtilien unter Karl V.; An-
hänger einer nad) Volksherrſchaft ftrebenden Ver—
faſſung in Spanien, eine 1820 entftandene geheime
politiiche Geſellſchaft; auch Megros; kommuni—
zieren, I. (communicäre) mitteilen; gemeinſchaft—
lic) daS heil. Abendmahlgeniegen, zum Abendmahl
gehen; in Verbindung ftehen, zujammenhängen,
3. dB. fommunizierende Röhren, Röhren, die
miteinander in Berbindung ſtehen; kommuni—
fabel, nl. mitteilbar, vereinbarlich Kommunifa⸗
bilitat, f. Mitteilbarfeit; Kommunifant, m. ein
Zeilnehmer am heil. Abendmahl; Kommmmifä-
tum od. Sommmunifät, n. l. eine zur Beantwor-
tung mitgeteilte Schrift, Ichriftliche Mitteilung
einer Behörde; Kommunikation, £. (l. communi-
catio) das Mitteilen; im Striege: der freie Zugang
od. die Verbindung; überh. ein Verbindungsmeg,
Bauf. j.v.iw. Korridor; communicatio idio-
mätum, Theol. ſ. Idiom; Kommunikations⸗
Abgaben, Abgaben für Wege ꝛc.; K.-Auftalten,
Wegeanſtalten; K.-Brücke, eine Verbindungs—
brücke; K.⸗Linie, Bereinigung3- od. Verbindungs—
linie; K.-Rohr, ein Schallrohr, Sprachrohr; kom—
munikatib, nl. mitteilſam; Kommunikatorien,
pl. (communicatoriae litterae) Mitteilungsbriefe,
insbeſ. jolde, durch welche ein Bifchof von der
Wahl eines neuen Biſchofs oder von Synodal—
Beſchlüſſen in Kenntnis gejegt wird; Kommunton,
f. . communio, 1. die Gemeinjchaft, Teilhabung;
3.8. commnnio bonorum, Gemeinschaft der Gü-
ter; 2. das heil. Abendmahl; daher Rommunion—
Buch, Sammlung von Kommunionandachten; Ps
Tiſch, der jtatt des Altars dienende Tiſch der Re—
formierten; communiqué, fr. (fpr. kommünikeh,
Partiz. von communiquer, ntitteilen) mitgeteilt;
als Hauptw. ein Kommunigud, n. eine Mittei-
fung, 3. B. in Zeitungen; NKommunismus, m. nl.
Kompagnon
die Gemeinjchaft alles Beſitztums, die Lehre der
volftändigen Öiütergemeinichaft; Kommunift, ın.,
pl. —en, Anhänger und Berbreiter diejer Lehre;
kommuniſtiſch, derjelben gemäß oder darin ge-
griindet (3.8. fommuniftiiche Vereine, Grund»
jäße 2c.); Kommüne, f. die revolutionäre Sozial-
demofratie in Paris 1870; Kommunität, k. 1.
(communitas) die Gemeinjamteit; aud) das Ge—
meingut; auf mehreren alten —— ein Ge—
bäude, in welchem ein Teil der Lehrer und Studen—
ten gemeinfchaftliche Wohnung und Koſt empfing;
communiter, [. gemeinjchaftlich.
kommutieren, [. (commutäre) verändern, umtau—
ichen,verwechjeln;fommmtäbel,(l.commutabilis,e)
veränderlic, vertaufchbar; Kommutabilität, kenl.
Die Beränderlichkeit; Vertaufchbarkeit Rommuta—
tion, f. (l.commutatio) die Beränderung, Bertaus
ſchung; 3. B. Rſpr. das Eintreten einer Strafe
ſtatt einer andern, Kommmtations-!Binfel, m.
Sternf. der Winfel, welchen die von der Erde aus
zur Sonne gezogene Linie mit einer andern von der
Sonne aus zu einem Planeten madt; Kommu—
tätor, m. Naturl. der Stromwechſler, um die Rich—
tung eines elektrifchen Stromes zu verändern.
Komneẽnen, pl. eine erlofhene Herrfcherfamilie des
Dyzantin. Raifertums (1057—1204 in Konftan-
tinopel, 1204— 1461 in Trapezunt). '
Kömos od. Komus, m. gr. ein feſtliches Gelage mit
Mufit, Geſang und Tanz, Iuftiger Umzug; Fabell.
der Schmaufegott, Gott der Schmaujereien und
Luſtbarkeiten; Komödie (gr. kömödia, v. komos,
und öde, Gejang, I. comoedia), od. fr. Comedie,
it. commedia, Schauſpiel, bei.Luftipiel, Scherz-
jpiel, entg. Tragdpie; commedia dell’ arte, it.
Bolfsichaufpiel, Stegreifs-Bofjenipiel mit jtehen-
den Charattermasfen; Komödidit, ın. (it. com-
mediant, eig. Bartizip v. commediäre, Zujtjpiele
aufführen, fr. comedien) ein Schaufpieler; Ko—
mifer, m. (gr. kömikös, [. comicus) ein Luftjpiel-
Dichter, Zuftipieler, Schauspieler für komiſcheRollen;
komiſch, Iuftipielartig; luſtig, belujtigend, ſcherz—
haft, jpaßhaft, Lachen erregend, lächerlich; Kömik,
f. das Beluſtigende, Lächerliche, und die Begabung,
es darzuſtellen, Lachen zu erregen.
fompdft, I. (compactus, Part. von compingere,
zufammenfchlagen oder -fügen) dicht, derb, feit zu-
jammenhängend; in der Logik: ein fompafter
Begriff, der viel Merkmale enthält; Kompak—
tion, £. ([. compactio) die Zufammenfügung, Ver-
Dichtung; Kompaktäten, pl. ni. Verträge; beſ. die
Prager K., 1433 mit den Huffiten geichlojjen.
Kumpagination, f. l. Zuſammenhang. £
Kompagnen, m. fr. (ſpr. fongpanjdng, gewöhnt.
tomp—j, alt: Kumpan od. Kompan fit.compagno,
jpan. compaäero; v.mi.companium, Gejellichaft,
eig. Brotgenoffenfchaft, aus I. cum u. panis, Brot),
ein Genoffe, Gefährte; ein Mitarbeiter; Handels—
enofje, wie Dienitgenoffe, Gejchäftsteilhaber; vgl.
ifo ci; Komnpagne, f. (pr. fongpanj’, gem. kom⸗
pänje) die Öefährtin; Gehilfin, wie Geſpielin, Gat—
tin; Kompagnie, Kompanie, f. (pr. fongpanjih,
gew. Fompanıhz it. compagnia) die Geſellſchaft;
Handelsgejellichaft(abgef. Co.,Com.,Cp. od. pie);
engl. Company (3. B. Compagnie gen6rate
transatlantique, £. fr. transatlantijche Dampfer-
geſellſchaft in Havre); Krſpr. ein untereinem Haupt-
manı jtehender Trupp Soldaten on 100 big 200
Mann (ehem. ein Fahnlein), bei Jer Reiterei vorn
geringerer Zahl unter einem Ritimeüter (.E3Fa-
dron); Kompagnie-Billetts, pl. Schuldverichrei-
tomparieren
bungen einer Handelögejellichaft bei Aufnahme
von Kapitalien, die jtatt baren Geldes in Umlauf
fommen; K.-Chef, m. der Führer der Kompagnie,
Dauptmann; K.-Konto, n. die in dem Hauptbuche
einer Gejellichaft geführte Sonderrechnung eines
Mitgliedes; Ke-Kontrakt, m. Gejellichaftövertrag;
Kompagnonnage, f.,r.n. (ipr. fongpanjondhie’)
die Gejellenjahre; die Gefellenjchaft, ein Berein von
Handwerksgeſellen.
tomparieren, 1., l. (comparare) vergleichen; kom⸗
parãbel, I. (comparabilis, e) od. fomparable, ir.
vergleichbar; Komparabilität, f.ni. die Vergleich—
barkeit; Komparateur, m. fr. (pr. fongparatöhr)
der Bergleicher, Stangenzirfel mit Loupen an den
Enden, zur Beſtimmung Sehr feiner Längenunter—
ichiede; Komparation, £.(l.comparatio), fr.com«
paraison, f. (jpr. fongparäföng) die Vergleihung;
Spradl. Gradwandlung od. Steigerung der Eigen-
ichaftswörter (vgl. Grad); en comparaison, fr.
(ipr. ang fongparäjöng) im Vergleiche, sans com-
Br (ipr. Bang —), ohne Bergleichung (ein
Borbehalt gegen den Verdacht der Anzüglichkeit);
fomparatid, I. (comparativus, a, um) verglei>
chend, vergfeichungsweile; Komparativpus (sc.
gradus) od. Komparatid, m. l. Sprachl. die zweite
Steigerungsitufe, ſ. Grad.
fomparieren 4., I. (comparäre) erjcheinen, fich vor
Gericht jtellen; Homparent, ın. Rſpr. der erſchei—
nende Teil, Anmwejende; Komparenz od. Kompa—
rition, I.nl.die Erſcheinung; Stellung vor Gericht;
Kompdrie, £. fr. (v. it. comparsa, das Erfcheinen,
Auftreten, v. comparire, erjcheinen) das Einreiten
der Ritter in Quadrillen zum Karufjell, Kompar-
jen, pl. fr. im Schaufp. die ftummen Berjonen, die
loß durch ihreförperlihe&riheinung mitwirken,
alfo= Figuranten,Statijten; Komparſerie,
f, die Anordnung der Aufzüge auf der Bühne.
fompartieren (ml. u. it. compartire), abteilen;
Koampartiment, n. (it. compartimönto, fr. com-
partiment)regelmäßigabgeteiltegelderod. Fächer;
Gemach; Eifenbahn-Coupe; Kompartition, f.(mi.
compartitio) die Abteilung.
gempaichum, n. I. Ripr. die Koppeltrift, Mit-
weide; compascũi jns, ſ. jus.
Kömpaßß, m. (ml. compassus, fr. compas, it. com-
passo, v. [. cum u. passas, eig. Mitjchritt, gleicher
Schritt, und daher Maß, Werkzeug zum Meſſen,
— die Magnetnadel mit ihrer Einfaſſung und
nterlage, der nad) den Himmelsgegenden einge—
teilten runden Scheibe oder fogen. Windrofe, vgl.
Boufjole; Kompaßhbrief, m. in der älteren Ripr.
das Erjuhungsichreiben eines Gericht an das
andere wegen Rechtshilfe, bef. wegen Bernehmung
von Zeugen.
lompaſſibel, Kombaſſion zc., |. fompatieren.
Kompajtor, m. nl. (vgl. Paſtor) ein Mitpfarrer,
Mit- od. Nebenprediger.
Kompaternität, f. nl. (vgl. Baternität) Gevatter-
ichaft, geistliche Verwandtichaft.
fompatieren, I. (compäti, fr. compatir) mitfühlen,
Mitleid, auch Nachjicht haben (letteres bei. nad)
ital. Gebraud)); zueinander paffen; fompatiffänt,
fr. teilnehmend, mitfühlend; kompatible, fr. oder
fompatibel, vereinbar, verträglich, ſchicklich, tun—
lich; nach ital. Weife auch: vezeihlich; Kompati—
bilität, f. die Bereinbarfeit, Verträglichteit, Tun—
lichkeit; im franz. Recht die Zuläffigfeit der gleich-
zeitigen Bereinigung mehrerer öffentlicher Amterin
einer Perjon; Kompaſſion, f.l.(compassio) das
Mitgefühl, Mitleid; kompaſſibel (ſpätl. compas-
fonıpetieren 445
sibilis), teilnehmend; Kompaſſibilität, £. ul. das
Mitfühlen.
Kompatridt, m. ıl. (vgl. Patriot) ein Landsmann,
Boltsgenofie; Kampatriotin, f. die Landsmän-
nin: fompatriötifch, landsmänniih.
fompazifzieren, |. (compaecisci; vgl. paziizieren)
jich) mit jemand vergleichen, mit ihm einen Ver—
gleich Schließen; Kompaziſzent, m. ein Vertrags—
ſchließer; auch Vertragsgenoſſe; Kompäktum vd.
Kompakt, n. der Vergleich, die Übereintunft; pl.
Kompakten, Vergleichspunkte.
Kompeditus, w. l.ſv. compedire, feſſeln, v. compes,
Fußfeſſel, pes, Fuß) Rſpr. ein Gefeſſelter, beſ. an
den Füßen Geſchloſſener.
kompellieren, I. (compellöre) antreiben, anhalten,
zwingen; das Kompeélle (lat. Smperat. compelle,
nötige), ein Nötigungs- vd. Zwangsmittel, ein ge—
bieterijcher äußerer Beweggrund; Kompell-Man-
dat, n. I. der Antreibungsbefehl, vgl. Mandat;
Compelle (vd. auch coge) intrare, d.h. Zwinge
hereinzufommen (nämlich den Steger in den Schuß
der Kirche, nach Luk. 14, 23).
Kompendinm, n., pl. Kompendia oder Kompen=
dien, I. eine Eriparung, Abkürzung; ein kurzer
Abrig oder Grundriß einer Wiſſenſchaft 2c., Leit-
faden, Handbuch; kompendids, (l. compendiösus,
a, um), kurz, zul ammengefaht, gedrängt; fompen:
diäriſch, nl. auszugsartig, vgl. ſummariſch;
Kompendiofität, f. Handlichkeit, handliche Form.
fomsentieven, I. (compensäre, eig. gegeneinander
abmägen; vgl. Penſum) erfegen, vergüten, vergels
ten; ausgleichen, gegeneinander aufheben; jedem
jtreitenden Teile feine Koſten auflegen; bei Kauf—
leuten durch Gegenrechnung abmaden; compen«
sätis compensändis, mit Ausgleichung de3 Aus»
zugleichenden; compensätisexpensis, unter Ber»
gitung der Auslagen; kompenſäbel, nl. erjegbar,
ausgleihbar; Kompensation, f. l.(compensatio)
Ausgleihung, Aufhebung einer Schuld gegen die
andere; Vergütung od. Entjchädigung, Kojten-Er-
ftattung, Erſatz; Naturl. die NAusgleihung der
Wirkung einer Kraft; Kompenſũtor, m. der Aus»
gleicher, Regler.
Kompere, m. fr. (pr. fongpähr) Gevatter; Kom—
perage, f., vr. n. (ſpr. kongpährähſch') die Gevatter—
ſchaft, — Kompaternität.
tomperendinieren, l. (comperendinäre, v. peren-
die, übermorgen) auf den dritten Tag verſchieben,
überh. verjchieben, bef. einen gerichtlichen Termin;
Komperendination, f.(l.comperendinatio)Ber-
ſchiebung auf den dritten Tag; Ripr. die gegen-
jeitige Ermahnung der Barteien, am dritten Tage
vor Gericht erfcheinen; die nochmalige Bornahıne
einer Klagejache; Komperendinätor, m. nl. wer,
um einen Aufjchub zu bewirken, etwas Neues
vorbringt.
fompetieren, [. (compet£re) 1. rechtmäßig zufom-
men, zuitehen, gebühren; 2. fich mit bewerben;
kompetent (I. compe&tens), zuftändig, ftatthaft,
rechtsgültig (von Handlungen); befugt oder berech—
tigt (von der handelnden Berjon), be. urteils- od.
Tpruchfähig (vom Richter u. a.); Kompetent, m.,pl.
— en, ein Mitbewerber; Kompetentia, pl. ame
dige Kechte, Vorteile 2c.; Kompetenz, f. (ml.; auch
[., aber in einem andern Sinne, competentia)
1. die Zuftändigfeit, Rechtsgültigfeit (einer Ent-
jheidung); die Befugnis, das Necht (eines Richters
zu diefer Entfcheidung; daher Kompetenzfrage:
die Frage, welchem Gerichtshof od. welcher Behörde
die Entfcheidung zuftehe); 2. die Mitbewerbung od.
446 Tompilieren
das wetteifernde Beftreben mehrerer Perſonen nad
einem gemeinjchaftlichen Zwecke, 3. B. nach Amtern
2c.; 3. auch das, was einem Schuldner zur Frütung
2 Lebens ausgefegt wird; Kompetenzbuch,
as Pfarrbefoldungsbud; Kompetenzrecht (1.be-
neficium competentiae), Zujtändigfeitsrecht, das
Recht eines Gemeinjchuldners, welcher fein ganzes
übriges Vermögen feinen Gläubigern abtritt, da—
von das für feinen notdürftigen Unterhalt Erfor—
derliche zurüczubehalten; fompetierende Rate,
f. der zuftchende Zeilbetrag; Kompetition, f.
(fpätl. competitio) Mitbewerbung; Kompetitor,
m.[. — Rompetent.
fompifteren, l.(compiläre)zufammentragen, -jtop-
peln, plündern, aus anderen Büchern; Kompila—
tion, f. ([. compilatio) die Zufammentragung, das
Zuſammenſtoppeln aus anderen Schriften; auch
die zufammengeraffte Schrift ſelbſt, Stoppelmwerf;
Kompiiätor, m. ein Zufammenträger, Sammler,
verächtlich Zuſammenſtoppler, —
Tompingieren, l.(compingére) feſt zuſammenfügen
oder -heften.
komplaiſant, fr. ſſpr. kongpläſcing; von complaire,
gefällig fein, willfahren) gefällig, dienſtwillig, will-
tährig, höflich; al3 Hauptwort: ein Augendiener;
Komplatjance, f. (pr. onpläfängß’) die Gefällig-
feit, Dienjtbefliifenheit, Höflichkeit; par complai-
sance, aus Öefälligfeit.
fomplanieren, l.(complanäre; val.plan ıc.) eben;
ab» od. ausgleichen; der Erde gleich machen, jchlei-
fen; fompfanäbel, nl. ebnungsfähig; ausgleich-
bar; Fomplanation, £.l.(complanatio)die Schlei-
fung, 3.8. von Fejtungswerfen; Größen. die In—
baltsbejtimmung krummer Oberflächen.
tompleftieren, [. (complecti) zufammenfafjen, um⸗
faſſen, in ſich fchließen; fompfeg (complexus, a,
um), zujammengefaßt; Größen. mehrgliedrig, aus
teellen und imaginären Größen Zee
Komplex, m. (l. complexus) der Umfang, Snbe-
griff; die Geſamtmaſſe, B. Häuſer-Komplex;
Komplexion(l.complexio), dieguſammenfaſſung;
Größenl. Zufammenftellung, Anordnung, der In»
begriff mehrerer zufammengeitellten Elemente; am
gemwöhnlichiten die Leibesbeſchaffenheit; nach eng-
a Gebrauch bei. die Gejichtöfarbe, dag Aus—
eben.
Komplement, n.[. (complementum, von complere,
füllen, ergänzen) die Ergänzung; Größen. was
einem Bogen zum Duadranten, dem Winfel zum
rechten Wintel (90°) fehlt, 3. B. 25° das Komple—
ment von 65°; Sternf. der Abſtand eines Stern?
vom Benith; Komplementaärius, m. nl. oder
Komplementär, ein Stellvertreter, Verweſer eines
Hanvelshaufes(val.Rommandite):fomplemen=
tär, ergänzend; 3. B. fompfementäre Farben
(aud) harmoniſche Farben), Ergänzungsfarben,
die fich zu Weiß ergänzen, 3. B. Rot und Grün;
Komplementär-Zag, der Ergänzungstag im Fe—
bruar eines Schaltjahres; komplétt, .(completus,
a, um) vollitändig, vollzäblig, voll; fompflettieren,
nl. (fr. completer) vollitändig od. voll machen, er—
gänzen, ausfüllen; Komplettierung, f. die Ber-
vollſtändigung, Ergänzung; Komplöte, f. die legte
Mofterbetttunne, der Schluß des täglichen Gottes⸗
dienſtes bei den Katholiken; Kompletorium, n. —
Komplete; aud) eine Ergänzungsſchrift.
— ſtomplexion, fomplexus, ſ. komplek—
ıeren.
Kompliment, n., pl. —e (fr. compliment, it. com-
plimento, von it. complire, feine Aufwartung
fontponieren
machen, altfr. complir, erfüllen) Höflichkeitsbezei⸗
ung in Wort und Gebärden; durch Gebärde: eine
erbeugung 2c.; in Worten: Ausdruc der Achtung,
Ehrerbietung; eine Empfehlung, Begrüßung, ein
Schmeichelmort; daher: jemand einfompliment
Tagen, überh. ihm etwas Verbindliches und An—
genehmes jagen; viel Komplimente madıen,
viel Umjtände machen, voll höfliher Rückſichten
fein; komplimentieren (fr. complimenter, it.
complimentare), begrüßen, bewilltommnen, Artig-
feiten jagen; Komplimentarius, m. barb.-L. od.
Komplimentenr, fr. (ipr. Eongplimangtöhr) ein
Schmeichler, überhöflicher Menſch; Complimen-
taire, m. fr. (fpr. kongplimangtär), Bevollmäch⸗
tigter eine Handelöhaufes, Prokuriſt — Kom—
plementär, |. d.
foinpfizteren, [.(complicäre)vermwideln,erfchveren;
tompliziert, verwidelt, zufammengefeßt, ſchwierig;
fomplizierte Krankheiten, ſolche, deren Er-
jheinungen nicht aus einer Duelle abzuleiten
iind; ein fomplizierter Prozeß, ein verwicdel-
ter Rechtshandel; Fomplizierte Verbreden,
folche, die in einer Tat mehrfahe Strafgründe
darbieten, 3. B. der Raubmord; Komplikation,
f. die Verflechtung, Berichlingung, Verwickelung
G- DB. einer Kranfheit mit anderen bedenflicherer
ranfheiten); complices delieti, pi. I. (von dem
sing. cömplex, mitverwidelt) oder Complicen,
Komplizen (pr. kongplißen), fr. (complice) Mit-
ihuldiae; Kompfizität, f. nl. die Mitſchuld.
fomplorieren, I. (comploräre) zufammen beklagen
oder beweinen; Komploration, f. I. das gemein⸗
fame Bemweinen od. Beklagen.
Komplött,n.fr. (für comploit, vom l.complicitum
= complicatio, Verflechtung; vgl. a
eine geheime Verbindung zu einem ftrafbaren
Unternehmen, Verſchwörung; komplottieren (fr.
comploter), fi} verihmören; Komplotteur, m.
(fpr. —töhr) ein Meuterer. r
fompfutenfiihe Bibelausgabe, eine berühmte
Polyglotte, die der Kardinal Kimenes 1514 zu
Komplutum, d. i. Alfald de Hendres, in Spanien
berausgab.
komponieren,l.(componẽre) zufammenfegen;Tont.
tonfegen, tondichten; Lomponende, f.it. dieSpor-
tel» Beitimmung und -DBerichtigung, päpitliche
Sportelfammer; Kompontit m.ıtl. (fr. composi-
teur) ein Tonfeßer, Tondichter, Verfaſſer eines
Tonſtücks; Komponditer, m. nl. ein jchlechter
Tonjeger; Komponium, n. (faljch gebildet) eine
von Winkel in Amſterdam 1924 gebaute jehr künſt—
Yihe Spieluhr, welche felbit zu fomponieren
fchien, indem fie die vorgetragenen Tonſtücke will-
fürlich veränderte; Kontpofita, pl. zufammenge-
fegte Wörter, Mittel 2c.; Compositae, pl. eine geht
reiche Bflanzenfamilie mit zuf ammengejegten ü⸗
ten; Kompoſiteur, m. fr. (ſpr. fongpofitöhr) ſ.
Komponiſt; Kompoſitiou, f. l. compositĩo, die
ne: Miſchung von Metallen 2c., das
emiſch; die(geiſtige) Ausarbeitung, aucheinGeiſtes—
erzeugnis od. Werk; Anordnung eines Gemäldes;
Tonf. die Tonſetzung, Setzkunſt od. der Satz; ein
Tonftüd; Ripr. ein Vergleich od. Vertrag; com-
positio amicabilis, f. die gütliche Fa. eines
Streites, der gütliche Vergleich; im Mittelalter
heißt Kompoſition bei den german. Völkern aud)
das Wergeld (gütliche Abfindung durd) Geld) ſtatt
der Elıuje sd. der Blutrache im Falle der Tötung
eines Menſchen; Kompoſitionsbetrieb, m. Forſtw.
die Bewirtſchaftung eines und desſelben Waldes
fomportieren
auf Ober- od. Baumholz und Nieder- od. Schlag-
holz; Kompositionstwaren, zulammengejeßte,
aus verichiedenen Stoffen beitehende Waren, be].
chemiſche Erzeugnifje; ex composite, I. Ripr. nad)
Berarbeitung oder Übereinkunft; kompoſitöriſch,
die Tonjegung betreffend; Kompoſitum, n., pl.
Kompofita, etwas Zuſammengeſetztes, ein Ge—
miſch; Sprachl. einzulammengejegtes Wort; Kom⸗
poſitũr, f. I. (compositüra) die Zufammenfügung,
Fuge; eompösto, it. Tonk. gejeßt, gedichtet; mix-
tum compositum,n. ein gräßliches Durcheinander.
tomportieren, ſich —, fr. (se comporter) ſich be»
tragen; fich vertragen miteinander fertig werden;
tombortable (ipr. —tab’I), verträglich, ſchicklich;
Komportement, n. (ſpr. —mäng) die Verträg-
lichkeit.
Kompoſition, Kompoſitum, ſ.komponieren.
Kompofieg, m. und Kompoſſeſſion, f. ni. (vgl.
pojjidieren 2c.) der Mitbeſitz; Kompoſfſeffor, m-
der Mitbefiger.
Kumpoft, n., getv. m. (aus dem lat. compositum
3ge3.; vgl. fomponieren) ein Dingmittel, Gemeng
von Erden und Mergelarten mit dem Abfall von
Tieren und Pflanzen, Menge- oder Mijchdünger;
fompojtieren, mit Mengedünger düngen.
Kompotstiön, f. I. (compotatio) Trintgelage.
Kombött, n. (it. composta, v. l. composita, Zus
jammengefegtes, Gemiſch) eingemachte Früchte,
Dünjtobit, Schmorobſt ufw.; Kompotiere, f.
(ſpr. —tjaähr') eine Fruchtſchale, worin eingemachte
Früchte auf die Tafel geſetzt werden.
Kompoundmaſchine, f. engl. (ſpr. —paund) eine
Dampfmajcıne mit zwei ungleichen Zylindern,
Verbundmaſchine; Majchinevon stetigerSpannung.
Kompraddr, m. jpan. eig. ein Käufer (v. comprar,
faufen, l. comparäre, anihaffen), ein Gejchäfts-
führer bei den holländ. Faktoreien.
tombrehendieren, I. (comprehend£re) zufammen-
fajien; komprehenſibel (l. comprehensibilis e)
begreiflich, faßlich, verjtändlich: Komprehenſibi⸗
Kität, En. die Faßlichkeit; Kompreheniien, k. (l.
comprehensto) das Begreifen, die Fajjungskraft;
tomprehenfid, nl. zufammenfafjend.
£omprimieren, I. (comprimöre, von prem£re) zu—
iammendrüden; uneig. unterdrüden, bändigen, im
Baume halten; beflemmen, 3. B. das Herz; kom—
sure (I. compr&ssus, a, um), enge, dicht, zujam«
mengedrüdt; Kompreſſe, f. fr. ein Wundumſchlag;
Compresse chauffante, f. fr. (jpr. ſchohfangt', v.
chauffer, heizen, erwärmen) eine Dr
naſſe Umfchlagbinde zur Erwärmung eines Kör—
perteild; fompreffibel, nl. pregbar, zuſammen⸗
drüdbar; Kompreſſtbilität, f. die Preßbarkeit,
die allen Körpern mehr oder weniger zufommende
Eigenschaft, fich in einen engeren Raum zufammen-
preſſen zu laſſen; Kompreſſion, f. 1. (compressio)
das Zufammendrüden, Preſſen, die Verdichtung
der Luft 2c.; Kompreſſionsmaſchine, f. eine Bor
rihtung, welche zur Zujammenprejjung elaftiicher,
alfo bej. luftförmiger Körper dient, Luftpreife,
Preßmaſchine, auch: Lompreſſionspumpe; Kom⸗
pre. nl. zufammendrüdend, prejiend; Kom—
prefis-Airaft, die Drud- oder Preßkraft: Kom—
refjine oder —— n., pl. Kompreſ⸗
orien, nl. Heilt. eine Breßbinde, ein Preßband,
eine Drudmajdine.
tomprebieren, I. (comprobäre) gutheißen; Kom⸗
probation, ed. comprobätio) die Billigung.
tompromittieren, I. (compromitt£re, fr. compro-
Kompuliion 447
mettre; vgl. promittieren) eia. einander ein gegen-
feitiges Berfprechen tun; Rſpr. einen zum Schieds—
richter oder Obmann wählen; ihn durd) Nennung
feines Namens in den Fall fegen, daß er in eine
Sache mit verwicelt werde; jemand mit verant-
wortlich machen mit ins Spiel ziehen, mit gefähr-
den, ihn einer Verantwortung und daraus ent-
ftehenden Verlegenheit ausfegen; fich oder feine
Ehrezc.fompromittieren, fich bloßitellen, fich
etwas vergeben; fompromittierend, verfünglic,,
bioßitellend; Kompromittent, m. jemand, der bei
einer jtreitigen Handelsſache ſeinem Gegner zu—
gefteht, diefelbe dem Ausipruche des Richters zu
unterwerfen; Kompromißz, m l.(compromissum)
ein gegenjeitiges Berjprechen, Übereintunft; insbe].
Nipr. Berufung auf das Urteil eines Schied3-
richter3, oder die Übereinkunft ftreitiger Perionen,
lich mit dem Ausſpruche eines Schiedsrichters be—
nügen zu wollen; ompromtijarius, m. nl. ein
Poldher Schiedsrichter, Obmann; Kompromiſſor,
m.ein Mitbürge, wer mit einem andern fir jemand
gut jagt; kompromiſſöriſch, ſchiedsrichterlich.
Kompromotional, m. [. (vgl. promovieren),
einer, der mit einem andern gleichzeitig die Doktor—
Promotion erhielt (z.B. wird in Theobald Kerner
„Kernerhaus” der Athetifer Friedr. Viſcher ein
Freund u. Kompromotivnal von David Friedrich
Strauß genannt).
Kompte, m. fr. (fpr. fongt’; von compter, zählen,
rechnen, aus dem I. computäre; it. conto, vgl. d.)
Rechnung, Zählung, Rechenſchaft; compte de
gain et de perte (fpr. — d' gäng eh d’ pert’),
Gewinn» und Berfluftrehnung; compte rendu
(ſpr. — rangdüh), Rechenjchaftsbericht, abgelegte
Rechnung; fomptable (ipr. kongtäb'l), rechen—
ichaft3pflichtig, verantwortlich; Komptäabilité od.
Komptabilität, f. die Möglichkeit der Berechnung
einer Sade; Berantwortlichfeit; fomptent, ſ.
fontant unter Konto; Kemptant, m. (jpr. kong—
täng) bares Geld; bar, Barzahlung; au comp-
tant, gegen bar; gegen Komptant od. gemöhn-
li gegen fontante Zahlung faufen, d. i.
gegen bare Bezahlung; Kompteur. m. (fpr. tong-
töhr), der Rechner, Zähler; compteur d’ex-
perience (jpr. — dedsperidngß’) der Rechner aus
Erfahrung, eine Art Gaszähler, wodurch der Gas—
verbrauch an einerStelle ermeſſen wird; compteur
pour usines (pr. — purr ülihn’), der Gaszähler
für Gase Fabriken, welcher angibt, wie viel Has in
jeder Viertelftunde erzeugt worden üt; Komptoir
od. weniger gut Komtoir, n. (ſpr. fongtodr), doch
gem. Kontör (jpr.fontohr, nad) it. contöro, engl.
counting-house, lat. computatorium, d.i. Rech—
nungsitube), eig. ein Zähl- oder Rechentiſch; bei.
eine Rechnungsitube, ein Gejchäfts- oder Schreib»
immer der Kaufleute; auch ein Handlungs- oder
andelshaus; Komptoir- oder Kontor-Wiffens
Schaft, der Inbegriff aller dem Kaufmanne nöti—
en Kenntniſſe; Komptorift oder Kontoriſt, m.
er. comptoriste) ein in dver&chreibitube arbeitender
Handlungsgehilfe.
Kompulſion u. Kompulfation, f. ſpätl. (compul-
Bio, compulsatio, v. compellöre, compulsäre, an—
treiben, drängen) die Antreibung, Nötigung; der
Drang, Zwang; Kompulſor, m. Eintreiber einer
Bohteug, Abgabe ꝛc.; in Klöftern der Anfager der
et- u. Singitunden; kompulſöriſch, antreibend,
mahnend; Kompulſorium, on. od. littörae com-
pulsoriäles, pl. ein Zwangs- oder Mahnbrief,
Nötigungs- oder Antriebjchreiben eines höheren
448 Kompunktion
Gerichts an ein niederes, um die Entfeheidung einer
Rechtsfache zu bejchleunigen ꝛc.
Kompunktion, f. nlat. (von compungöre, ftechen,
— die Zerknirſchung des Herzens, lebhafteſte
Reue.
ſtompurgätor, m. mi. eig. Mitreiniger, Apr. einer,
der die Unſchuld eines andern durch einen Eid
verbürgt, Eideshelfer.
fomputieven, lat. (computäre) zufanmenrechnen;
fompsutäbel (lat. computabilis, e) berechenbar;
Komputabilität, f. nl.dieBerechenbarkeit; Some
—— f. (lat. computatio) die Berechnung;
jpr. die Berechnung der Berwandtichaftsgrade
nad römiſchem (zivile), oder päpſtlichem Recht
kanoniſche Komp.) Komputiſt, m. nlat. ein
Sahresberechner; ad compütum, lat. zur Rech—
nung, in Rechnung.
Kamft, m. (aus dem I.compositum, zſgz. Kompoft,
Kompejt 2c.) landſch. f. ſaure, dide Milch; zer-
jchnittene — Kohlköpfe (Komſtkohl);
auch: weißer Bernſtein; Bodenſatz in Tintenfäſſern
= Gums, ſ.d.
Komte, m. fr. (ſpr. kongt'; v. fat. comes, ſ. d.) ein
Graf; Komteſſe, k. (ſpr. kong'teß') eine Gräfin,
Grafentochter.
Komtoir, j. unt. Kompte; Komuneros, ſ. fom-
mun.
Kontur, ſ. Kommentur unter Kommende.
Komus, ſ. Komos.
fon=, ſ. con-.
Konaf, m. türk. ein großes Gebäude, Palaſt.
Konätus od. verk. Konät, m. l. (v. conäri, wagen,
verjuchen) das Vorhaben, der Berfud).
Konditen, pl. gr. (v. Könchẽ, [.concha, zweijchalige
Muſchel, ſanskr. cankha) verfteinerte Mufcheln;
Kondhoide, f. die Schnedenlinie, Mufchellinie, eine
von Nikomedes angegebene frumme Linie vom
vierten Grade; Konchhlien, pl. gr. (sing. kon-
chylion, n.) Scaltiere, Schneden und Muſcheln;
Konchhliolog, m. ein Schaltierkenner, Mufchel-
a Kondyliologie, f. Schneden- u. Mujchel-
ehre.
Kondebitor, m., pl. Kondebitören, nl. (vgl. De-
bitor) Rſpr. Mitjchuldner.
fondeforieren, nl. (vgl. dekorieren) ſchmücken, aus—
ſchmücken, zieren.
fondemmieren, [. (condemnäre, v. damnäre) ver-
urteilen, verdammen; fondemnäbel(l. condemna-
bilis, e) verdammenswert; Kondemnabilität, f. |
nl. die Berdammlichkeit; Rondemnät, m. (l. con-
demnätus) der Berurteilte; Kondemnation, £. (l.
condemnatio) die Verurteilung, Berdammung;
Kondemnätor, m. der Verurteiler; fondemna-
tõriſch, nl. (condemnatorius, a, um) verurteilen,
verdammend, 3.8. ein kondemnatoriſches Ur—
teil (sententia condemnatoria, f.), ein Verdam—
mungsurteil, welches Dem Beklagten das auferlegt,
mas der Kläger verlangt.
fondensieren, [. (condensäre; vgl. denfteren) ver-
dichten, verdicken, eindampfen; kondenſierte Milch,
eingedampfte Milch; kondenſierter Torf, Ma-
Ihinentorf;fondenfäbel, nl verdichtbar: Konden-
ſabilität, f. die Verdichtbarkeit; Kondenfans, n.,
pl. ondenjantig, l. verdichtende Mittel; Kon—
denſation od. Kondenſierung, f. die Verdickung,
Verdichtung, namentlich eines dampfförmigen in
einen flüſſigen Körper; Kondenſationstopf, ein
ſelbſttätiges Gefäß zur Verdichtung der Dämpfe,
Dampfwaſſertopf; Hondens= od Kondenſations—
waſſer, Dampfwaſſer; Kondenſations-Hygro⸗
kondizieren
meter, nm. ein Hygrometer (ſ. d.), das auf Beſtim—
mung des Taupunktes beruht; Kondenſations—
maſchine, eine Dampfmaſchine mit Kondenfator;
Koudenſationswärme, Verdampfungswärme;
kondenſativ, nl. verdichtend; Kondenſätor, m.
nl. Naturl. der Strom- oder Spannungsitärker,
Elektrizitätslammler, ein von Bolta erfundenes
Werkzeug, um Elektrizität von geringer Spannung
nachweisbar zu machen (auch Mifroeleftro-
meter, Mifroeleftroffop genannt); auch ein
Werkzeug zur Einengung der Wärme; bei Dampf-
maſchinen das mit Waller gefüllte Gefäß, worin
ſich die Dämpfe verdichten; desgl. bei Schmelzöfen _
eine Vorrichtung zum Verdichten verflüchtigter
Stoffe, Berdichtungsfammer; Kondenſität, f. nl.
die Dichtheit, Dichtigkeit. —
Kondeputierte, pl. zur Unterſtützung (auch wohl
berwachung der gewählten Vertreter mitgefandte
Neben-Abgeordnete.
fondefzendteren, nl. (vgl. defzendieren) fich herab-
laſſen, ſich bequemen, willfahren, Nachſicht haben;
mitabſtammen; kondeſzendent, herablaſſend nach⸗
giebig; Kondeſzendenz, f. die Herablaſſung, Nach—
giebigkeit; auch Mitabſtammung.
Kondignität, f. nlat. (von condignus) die Ange—
mejjenheit.
Kondiment,n. I. (condimentum) Würze, Gewürz.
Kondireition, f. nl. (vgl. dirigieren) die Mitauf-
ſicht ꝛc.; Kondirektor, m. ein Mitvorfteher; Kon—
direktorium, n. Mitvorſtand.
Kondiszipel, m. l. (condiscipülus; vgl. Diszipel)
ein Wütjchüler. |
Kondition, f. l. conditio (v. condeEre, zufammen-
geben; fr. condition)die Bedingung; dieBejchaffen-
heit, der Zuftand; der Vorichlag, Antrag; ein
Dienjtverhältnis, eine Stelle, der Dienft, Stand,
3.8. in Kondition gehen, einen Dienſt anneh-
men; pl. conditiönes, Bedingungen; sub condi-
tiöne, unter der Bedingung; absque ulla condi-
tione, ohne irgend eine Bedingung, unbedingt;
-conditio sine qua non; [.(wörtl. Bedingung, ohne
weiche nicht) eine unerläßliche Bedingung; fondt=
tionäl, I. (conditionälis, e) od. fondttiondt, be-
dingt, 3.B. ein bedingtes Verjprechen; bedingend,
$ . eine fonditionale Konjunftion, ein
edingende3 Bindewort; conditionaliter, nlat.,
auch & condition, fr. (fpr. kongdißjoͤng) bedin-
gungsweife; Kfſpr. (bei. im Buchhandel) auf die
Bedingung des Zurückſendens der empfangenen
Waren, Bücher 2c., wenn der Empfänger fie in
einer gemiffen Zeit nicht hat verfaufen fünnen;
tonditionieren, nl. bedingen; dienen, in Dienjten
ftehen; fonditiontert, bedingt, 3. B. fonditio-
nierte Wechſel, bedingte Wechjel; wohl fondi=-
tiontert (fr. conditionne), wohl erhalten, in gutent
uftande; engl. condition, beim Rennſport: der
uſtand eines Pferdes, bejonders: der gute Zu-
ſtand, 3. B. ein Pferd ist in Kondition, d. h. in
gutem Zuſtand ans Ziel gefommen.
Konditor, m. I. (von condere, einrichten, gründen)
der Urheber, Gründer, Erbauer.
Konditer, m. (v. I. condire, einmachen, würzen),
ein Zucderbäder, Feinbäder, auch Schweizerbäder
(weil friiher bef. Graubündner im Auslande dies
Gejchäft betrieben); Konditorei, f. Zuderbäderei;
eonditum,n. Apoth. in Zuder Eingemadteg.
fondtzieren, I. condicöre, von dieEre, jagen) an-
u. auftiindigen, bei. durch gerichtliche Klage etwas
zurüdfordern; Kondiktion, lat. condictio, f. die
Kündigung; Ripr. Zurüdforderung einer und zu⸗—
fondolieren
——— Sache od. eines Rechts; jede perſönliche
age.
fondolieren, lat. (condolere, von dolẽre, Schmerz
empfinden) Beileid bezeigen, bedauern; Kondolenz,
f. nl. (it. condoglienza, fr. condol&ance) die Bei—
leidsbezeigung.
Kondominus, m. mlat. (v. l. dominus) der Mitbe-
ſitzer; Kondominium, n. der Mitbeſitz, die Mit-
od. Bereinsherrichaft; Kondominät, n., r. m. ein
Randesgebiet, das mehrere Herren hat; kondomi—
ntäl, Sich auf die Mitherrichaft beziehend.
fondonieren, I. (condonäre) jchenfen, zugute hal-
ten, verzeihen; Kondonation, f. Ripr. die Schen-
fung, Erlaffung.
Kondor, m. (fpan. condör, vom peruan. Kuntur)
der größte Geier, Königsgeier im wejtlichen Süd—
amerifa.
Kondorin od. Kandorin, aud) Kandarin,m. u.n.,
eine chinefifshe Rechnungsmünze; auch ein chinef.
Gewicht; vgl. Liang En
Kondötta, f. it. (ſpan. conducta, ſ. fonduzieren) die
Leitung, Führung, das Geleit; Kfjpr. Warenver-
jendung, vgl. Spedition u. Transport; aud
Fracht, Frachtlohn; per condotta, durch Geleit
oder Fortſchaffung diejes oder jenes Fuhrmanns;
Kondottiere,m., pl. Kondotticri, Rottenführer,
Anführergeworbener Soldtruppen in den früheren
italienischen Staaten.
Konduft, m. nl. (condüctus) die Begleitung, da3
Leichenbegängnis; Fondnzieren, I. (conducere)
leiten, führen, begleiten; mieten; fonduzibel (l.
eonduceibilis, e), förderlich, nützlich, dienlich; Kon—
duzibilität, f. nlat. die Förderlichkeit; die Kon—
duften, plur. die Windführungen, d. i. zinnerne
Röhren in der Orgel, die von der Windlade zu
denjenigen Pfeifen führen, die wegen Mangel an
Kaum und wegen ihrer Größe nicht unmittelbar
auf die Windlade geitellt werden fonnten; Kon—
Düfte, f. ipan. eine unter militärischer Begleitung
abgehende Sendung edler Metalle von den ſpani—
ſchen Kolonien an die Regierung des Mutterlan-
des; Kondukteur, m. fr. (fpr. kongdüktöhr) ein
Auffeher, Leiter von Vermeſſungen oder Bauten;
Begleiter, Schaffner, Poſtſchaffner, Voftbegleiter;
Konduftion, f. I. (conductio) das Mieten, Bach-
ten; Kondüktor, m. Ripr. ein Pachter; Naturl.
der Leiter an der Elektrifiermafchine, zur Aufnahme
der erzeugten Elektrizität; auch Blißableiter an
Gebäuden (j. Elektrizität); ferner: ein wund—
ärztliches Werkzeug zum Einbringen eines andern,
eine Hohlionde 2c.; fonduftibel, nl. leitbar; Kon—
duftibilität, f. Leitbarkeit.
Konduite, f. fr. (v. conduire, führen, se conduire,
fid) aufführen, fich betragen, vom I. conduc£re) die
Aufführung, Lebensart, daS Betragen; Kon—
duiten=Pifte, f. Sittenausmeis, Führungslifte;
Konduiten-Meifter, m. Anſtandslehrer.
Kondurangorinde, f. die Rinde einer zu den As—
flepiadeen gehörenden Pflanze: Gonolöbus con-
durango,als Mittel gegen den Krebs angemenbdet.
Kondälus, m. gr. (köndylos) ein Knochengelent,
Gelenkfnorren; kondyloidéiſch, einem Gelent-
fnorren ähnlich, knopfförmig; Kondylömen, pl.
Heilf. Feigwarzen; fondylomatds, feigwarzen-
artig, damit behaftet,
Ktonepatl, n. merifan. das Stinktier.
fonfabulieren, I. (confabuläri) fich traulich unter-
halten, plaudern; Konfabulation, f. Geplauder.
Konfederdtta, f. eine pelzverbrämte polnische Mütze
mit Quajte.
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
fonfidieren 449
Konfeékt, n. (it. confetto; mlat. confectum, urfpr.
Part. v. I. conficöre, verfertigen; confectio, ur
bereitung, nıl. zubereitete Arznei u. dgl.), Zuder-
wert, Zuderware, Naſchwerk; Konfektion, f. J.
(confectio) Ripr. die Fertigung, Bollführung ; auch
VBervollitändigung, Vollendung; Mod. vollftändige
förperliche Ausftattung, engl. accomplishment,
5 . wie man jeßt jagt, Damen-Konfettion;
n Apotheken: Zubereitung von Heilmitteln (mo-
nad) der Apotheker jelbft auch Konfettionarius
hieß); Konfektionslager, Lager fertiger Klei-
dungsſtücke.
lkonferieren,l(conférre, fr. conferer) gegeneinander
halten, vergleichen; gemeinſchaftlich überlegen, be—
raten, verhandeln; übertragen, verleihen, z. B. ein
Amt; confer oder conferãtur, man vergleiche
Hinweiſung auf die Stelle eines Buchs), gewöhn—
lich abgekürzt ef. geſchrieben; Konferierung, f.
die, Verleihung, Übertragung; Konferenz, f. (mi.
conferentia, fr. conference) die Zufammenfunft,
Beratung, VBerfammlung, Beiprechung, bef. über
Staat3angelegenheiten (wie die „Londoner Kon-
ferenz“ wegen der deutjch-dänifchen Streitfrage);
bef. auch die beratende Zuſammenkunft eines Rich—
ter-, Lehrer-Kollegiums u. a.; Konferenzier, m.
fr. (fpr. kongferangßieh), der Sprecher und Leiter
eines Kabarett3.
Konferrumination, f. nl. (v. I. conferruminäre,
zufammenlöten; vgl. Ferrumination) das Zuſam—
menloöten.
Konferva, f. I. od. Konferpe (v. 1. confervere, zu-
jammenjieden, zufammenheilen, fo genannt wegen
Er zufammenziehenden Heilkraft) der Wafjer-
aden, das Waſſermoos, eine fadenförmige Pflanze;
pl. Konferven, vgl. Algen.
Konfefiion, f. I. confessio (v. confiteri, befennen,
geitehen) das Gejtändnis, Bekenntnis; Glaubens-
oder Religionsbekenntnis (confessio fid&i); die
Slaubenstorm u. -Gemeinjchaft, Eh der fich jemand
befennt; auch Beichte; in alten Kirchen die Grab-
ſtätte des Kirchen-Heiligen; Konfe tun, fich als
Mitglied eines geiftl. Ordens befennen od. er-
flären: als Mönch od. Nonne förmlich ins Klo—
tter treten; Konfefiions- Verwandte, Ölaubens-
genofien; Konfeſſions-Wechſel, der Übertritt zu
einer andern Religionspartei; confessio Augu-
stäna, |. Augustäna confessio; Sonfej-
fionalismus,m. die Lehre der Theologen, welche
die Religion von einem beftimmten Glaubens—
befenntnis abhängig macht; konfeſſionslos, feinem
beitimmten Glaubensbekenntnis angehörend; Kon—
feſſionãäl, n. der Beichtſtuhl; Konfeſſionarius,
m. nl. der Beichtvater; konfeſſionell, das Glau—
bensbekenntnis betreffend oder bewahrend; Kon—
feſſioniſt, m. ein Kirchengenoſſe; ehem. f. Anhän—
ger der Augsburgiſchen Konfeſſion, Proteſtant;
Konfeſſor, m. J. ein Bekenner des Chriſtentums,
beſ. in der alten Kirche: wer für dies Bekenntnis zu
leiden hatte, wenn auch nicht den Tod (als Mär—
tyrer); ein Beichtender doer Beichtiger; conſssus,
ſ. unter fonfitieren.
Konfetti, pl. (v. confetto) it. f.v. mw. Konfekt,
ſ. d.; aud) Heine Gipskügelchen (richtiger confet-
tacci, d. i. Schlechtes od. Faliches Konfekt genannt)
womit die Masken im römischen Karneval einan-
der zu werfen pflegen.
Konfiance, j. fonfidieren.
Konfidejnifor, m. I. (vgl. fidejussor unter fides)
Ripr. ein Mitbürge.
fonfidteren, I. (confidöre) vertrauen; fich auf etwas
29
450 fonfigteren
fonfundieren
verlafjen; Konfiance, k. fr. (pr. kongfiängß) das | fonflagieren, [. (eonflagräre) verbrennen, ein-
Bertrauen, die Zuverficht; Konfident (pr. kongfi—
dang) od. Kunfid (ipr kongfieh), m. ein Vertrauter,
Bufenfreund: Konfidente, f. (fpr. —dängt') eine
Bertraute: Konfidentiariuns, m. nl. wer (uner-
laubtermweife) die Einfünfte einer Pfründe bezieht,
die er einem andern verfchafft hat; fonfidentick,
(fr. confidentiel), vertraulich, zutraulid; Konfi—
Denz, I. (confidentia) od. Konfidence, f. fr. (ipr.
kongfidängß') das Vertrauen, die Vertraulichkeit;
Zuverfichtlichkeit, Dreiftigfeit; vertraulihe Mit-
teilung; daher Konfidenzen maden, im Ber-
trauen etwas mitteilen; em confidence (fpr.
ang —), im Vertrauen.
fonfigteren, I. (confgöre) zufammenheften.
fonfigurieren, l. (configuräre, er Figur ꝛc.) ges
ſtalten, bilden; Konfiguration, k. die Geſtaltung,
Bildung; Sternk. die Stellung, der Stand der Pla—
neten, = Aſpekten. f
Konfinen, (v. finis, Grenze), pl. Grenz- oder Feld-
Nachbarn; Konfinium, n. die Grenze der Grenz—
ftein; Konfinien, pl. Grenzen; Grenzländer; fon
finteren, tl. 1. angrenzen; 2. auch auf einen ge—
wiſſen Bezirk befchränfen, einfchließen, z. B. im
Haufe; 3. die Grenzen bewacden; an die Grenze
vermweifen, verbannen; Sonfinität, f. das An-
grenzen. [ten, erjinnen.
fonfingteren, L. (confingere; vgl. fingieren) erdich-
fonfirmieren, I. (confirmäre; vgl. firm ıc.) beſtä—
tigen, befräftigen; vuchNamensunterihriftfichern;
beitätigen in der Religion, einjegnen; Kunfir-
mänden, pl. (sing. Konfirmand, m. u. Konfir=
mandin, £.) eig. zu Befeitigende (im Glauben),
in der proteftant. Kirche die, welche Tonfirmiert
werden, Einfegnungsfinder, Abendmahlsfinder;
Konfirmation, f. (confirmatio) die Chriftenweihe
od. Zaufbeftätigung, d. i. Beitätigung der mit der
Taufe überfommenen Pflichten durch) ven Täufling
jelbit, der nach abgelegtem Befenntnis durch die
erite Abendmahlsfeier indie Gemeinſchafterwachſe—
ner Chriften aufgenommen wird; in älterer Zeit
auch: die Losſprechung eines Buchdruderlehrlings;
Anitellung, Bejtallung; fonfirmativ, beitätigend,
befräftigend; Konfirmität, f. (I. confirmitas)
ſtarre Feitigfeit.
tonfiszieren, l. confiscäre, v. fiscus, ſ. d.) gericht-
lich einziehen, dem öffentlichen Schageeinverleiben;
für verfallen erflären, in Beichlag nehmen; fon=
fisziert, eingezogen, weggenommen; auch von ver-
dächtigem, liederlichem Anfehen; fonfisfäbel, nl.
verfallsfähig, was eingezogen werden fann vd. ſoll;
Konfisfät, n. das Eingezogene, Weggenommene;
Konfistation, f. I. (confiscatio) die Vermögens—
einziehung, Verfallgerklärung, Wegnahme.
Knufifeur, Konfiferie, |. Konfitüren.
fonfitteren, l. (confiteri, von fateri, geitehen) be—
kennen, beichten (vgl. Ronfejjion); confiteor, ic)
befenne (Deo omnipotenti ete., dem allmädjtigen
Gotte 2c.). das von dem Geiſtlichen fnieend gejpro-
chene Sündenbekenntnis beim Anfang der fathol.
Meile; das Honfitior, das Schuldbekenntnis der
Gemeinde und des Prieſters bei der Mefje und beim
Ehorgebet; Konfitent, m. (l. confitens) ein Beich⸗
tender, Beichttind; conf6ssus, m. ein geitändiger
Mifletäter.
KSonfitüren, pl. fr. (ml. confectura, v. l. conficere,
zubereiten, fr. confire, einmachen) Eingemachtes,
Zuckerfrüchte; Konfiſeur (pr. kongfiſöhr) od. Kon—
fitürier (ſpr. —rieh), m. ein Konditor, ſ. d.;
Konfiſerie, f. Korditorei.
äſchern; Konflagration, f. (l. conflagratio) völ⸗
lige Verbrennung; insbef. der Untergang der Welt
im euer de3 jüngften Gerichts.
Konflation, f. l.(conflatio, v. confläre, anfachen,
——— das Anfachen, das Schmelzen von Me—
allen.
konflektieren, I. (conflectöre) zuſammenbiegen.
Konflikt, m. (conflictus, v. confligere, zuſammen-—
jtoßen) der Zufammenftoß, Kampf, Streit, Wider-
ftreit; 3.8. tragifcher Konflikt: ein Wider-
. jtreit von Gefegen oder Pflichten, in welchen ein
Menſchenleben zu Grunde geht; KonfliftSperiode,
f. die Periode im Preußiſchen Staate, in der der
Streit um die Erneuerung der Armee geführt wurde
(1862—1866), der mit dem Siege Bismards über
die mwiderjtrebenden Stände endigte.
fonfiuieren, I. (confluere, von fluere, fließen) zu-
jammenfließen, zufammenftrömen; fonflu nt (I.
conflüens), zufammenfließend; Konfluenz, £. (l
confluentia) Jufammenlauf,ZulaufvonMenfchen ;
Konflürus, = KRonfluenz.
fonfoderieren, I. confoederäre; v. foedus, Gen.
foed£&ris, Bündnis) ſich —, ich verbinden; Konz
föderierte, pl. Verbündete, Konfüderation, f.
ein Bund, bei. von Staaten und auf längere
Dauer; wie die helvetifche K., vorzugsweiſe
„Eidgenoſſenſchaft“, der Schweizerbund von 22
demofratiihen Kantonen; die nordamerifa-
niſche K., der Bund der Südſtaaten gegen die
Noröftaaten.
fonfofäl, nl. (v. focus, f. d.) einen gemeinjchaftlichen
Brennpunkt habend (ionfofale Linien).
fonförm, [. (conförmis, e, v. forma, Form) gleich-
förmig, übereinftimmend; Koniörmer, m., pl.
Konfoͤrmers, engl. oder Konformiiten, pl. in
England die Anhänger der herrſchenden biſchöfl.
Kirche; entg. Diffenters; Konformität, f. nl.
die Gleichförmigfeit, Übereinjtimmung; fanfer:
mieren, |. (conformäre) anpajjen, gleihförmig
machen; ſich £., fich fügen, anbequemen; Konfer=
miation, f. (I. conformatio) die gehörige Anbe—
quemung, Zuftimmung.
fonfortieren, Spätl.(confortäre; fr. conforter)jtär-
ten, tröjten; Konfort, m. fr. (ſpr. kongföhr) Dilfe,
Beiltand, Troſt; Konfortantia, pl. nl. Heil.
Stärfungsmittel; Konfortation, f. die Stärkung;
Nipr. Bereinigung von Lehngütern mit einem
Mannlehn; Konfortativ, n. (confortativum,
näml. remedium) jtärtende Arznei.
Kunfräter, m. nl. (vgl. frater), fr. Konfrere (pr.
fongfrähr‘), ein Mitbruder, Amtsbruder, Amts⸗
genoſſe; konfraterniſieren, verbrüdern; Konfra=
ternität, f. die Verbrüderung, beſ. Amtsgenoſſen⸗
ſchaft; confraternitas, Rſpr. Erbverbrüderung:
Konfraternitä, it. od. Konfroͤrie, fr. (pr. fong-
frehrih) eine fromme firchliche Brüderſchaft.
fonirontieren, ml. (confrontäre, v. L.frous, Stirn)
zwei Berjonen Stirn gegen Stirn verhören, ein-
ander gegenüberftellen und gegenjeitig vernehmen;
Konfrontation, f. die Öegenüberjtellung; com-
frontatio testium, Rſpr. die Gegeneinander-
jtellung der Zeugen.
fonfundieren, [.(confundere, eig.zufammengiepen,
von fund£re, gießen) vermengen, verwirren; ver—
wirrt, bejtürzt oder verlegen machen, verblüffen;
fonfus, (l. confüsus), verworren, verwirrt, be-
ftürzt; confusum chaos, n. ein Wirrſal, Wirr-
wart; Koniuſion, f. (confusio) die Verwirrung;
die Beitiirz ung, Berlegenheit; Beritreuung; annus
fonfutieren
confusionis, Sahr der Verwirrung, hieß das Fahr
45 v. Chr. welches Cäſar, um den Kalender in
Ordnung zu bringen, um 90 Tage vermehrte;
Konfuiionarius, m. nl. ein Wirrkopf, Zerſtreu—
ter; Konfuitonsrat, m. jcherzhafte Bezeichnung
für einen ®irrfopf.
tonfutieren, I.(confutäre) widerlegen; fonfutäbel,
nl. widerlegbar; Konfutatton, £. (l. confutatio)
die Widerlegung; Konfutätor, mn. jpätl. der Wi-
derleger.
Konfutie oder eig. Konzfustid, gem. Konfuzius
genannt, ein noch jegt in China allgemein ver-
ehrter Religions- u. Sittenlehrer (etwa 500v.Ehr.),
dem zu Ehren Tempel erbaut find.
Konge, m. fr. (fpr. kongſcheh; altfr. conget, it. con-
gedo, prov. comjat, v. [. commeätus) der Urlaub;
der Abfchied, daher auf Bifitenfarten p.p. c., d.h.
our prendre cong£ (fpr. pur prangd’r —), zum
Öfbfchtebmehmen: — — ſpr.kongſchedieren;
fr. congédier), beurlauben, verabſchieden; (aus
dem Dienſt) entlaſſen.
tongelieren, l. (congeläre, das verſt. geläre) ge—
frieren, gerinnen; Kongelation, f. (l. congelatio)
das Gefrieren, Erſtarren durch Kälte; das Ge—
rinnen, die Verdickung; auch ſ. v. w. Katalep—
ji3; Rongelation der Zähne (congelatio den-
tium), daS Stumpfmwerden.
tongendriich, lat. (congöner, von genus, ſ. d.) von
gleichem Gejchlechte, gleichartig.
tongentäl od. Eongeniälifch, nl. (vgl. Genius :c.)
etitesperwandt, ebenbürtig; Kongeninlität, f.
Geiftesperwandiichaft.
fongenitäl, nl. (congenitus) angeboren.
fongerieren, l. (congerere) zuſammentragen, häu-
fen; Kongeries, f. ein ungeordneter Haufen;
Redek. Worthäufung; Kongejition, f. (l.congestio)
An⸗ od. Aufhäufung; bei. Biutandrang, z B. zum
Kopfe: congestio sanguinis; congestio Iym-
phatica oder serösa, Andrang des Blutwaſſers;
fongejtis, nl. jolden Andrang erzeugend oder
davon herrührend.
Kongiarium, n. lat. Gefchenf, das dem römischen
Volte gejpendet wurde.
Kongius, ın. I. ein altrömifches Flüſſigkeitsmaß —
1/, Anpbora = ungef. 751.
Konglaziation, f. nl. (v. l. conglaciäre; v. glacies,
Eis) das Gefrieren.
fonglobteren, I. (conglobäre; vgl. Globus) zu—
jammenballen, fugelförmig maden, runden; kon—
globierte Drüjen, Saugader-Driüjen; Konglo—
batton, f. eig. die Zujammenballung; Häufung
der Beweiſe in der Redekunſt.
tonglomerieren, I. (conglomeräre, vgl. Glomus)
zu einem Knäuel zufammenballen, zufammen-
häufen; fonalomerierteDrüjen, abjondernde
Drüfen; Konglomerät, n. daS Semenge, die Häu-
fung; Bgf. ein Menggeſtein, Gemengjel von zu—
fammengefitteten Bruchſtücken und Geichieben ver-
jchiedener Steinarten; Konglomeration, f. die
BZulammenhäufung.
tonglutinteren, I. (conglutinäre, vgl. Gluten 2c.)
uiammenleimen, zuſammenkleben oder -Fitten;
fonglutindnt, zufammenleimend; Kongluti—
nantia, pl. j. dv. w. Kolletifa; Konglutinät,
n. etwas BZujammengeleimtes; insbej. ein durd)
irgend eine Majje zufammengefittetes, nicht kri—
ftalliniiches Gejtein; Konglutination, f. das Zu-
fammenleimen, Zujammenfleben.
Kongo-Tee, = Samphou.
Konjugation 451
fongratulteren, SKongratulant, Kongratulgs
tion, j. gratulieren.
fongregieren, I. (congregäre, v. grex, Gen. gregis,
m. Herde, Schar) verjammeln, vereinigen; Kon—
arcgät, n., pl. Kongregäte, Naturf. Gehäufe,
nicht£riftallinifche Geiteine, die ohne Bindemittel
nur ſchwach zujammenhängen; Kongregation,
f. (l. congregatio) die Berfammlung; insbe. Or-
densverbindung od. «VBerbrüderung; Vereinigung
mehrerer Klöſter zur Beobachtung derjelben Re—
gel; auch die Natsverfammlung der Kardinäle;
usſchüſſe der Kardinäle zur Xeitung gewiſſer be-
ſonderer Gefchäfte, insbe). die congregatio de
propagända fide, j. Bropaganda; congr.in-
dieis, ſ. Inder; Songregationiiten, pl. nl.
Mitglieder einer Kongreaation, insbe]. der jejuiti-
chen; Kongregationaliiten, pl. in England eine
kirchliche Gejellichaft, welche die höhere bifchöfliche
Leitung vermwirft.
Kongréß, m. l. (congressus, von congredi, zufam-
tommen) die Zufammenfunft, namentlich von Für-
jten oder ihren Gejandten und Bevollmächtigten,
um ſich über StaatSangelegenheiten zu beraten und
u vereinbaren; in Nordamerika: die gefeßgebende
erſammlung derlandesabgeordneten; inneuerer
Zeit auch (periodiiche) Zuſammenkünfte von Fach—
genofjen jeder Art; Kongreſſion, f. (l.congressio)
die Zufammenfunft.
Kongreve-Druck, m. mehrfarbiger Drud nad) einem
von William Congrave (geit. 1828) erfundenen
Verfahren; Kongreviſche Raketen, eine von dem-
jelben 1808 erjundene Art Brandrafeten von
großer Tragweite und mit einem ſchwer zu löfchen-
den Brennitoff.
fongruieren, l. (von congru£re), übereinitimmen,
gleich ſein, ſich decken; congrüus, a, um, l. über⸗
einſtimmend, paſſend; de congrüo, nad) Billig-
feit; kongruent (l. congrüens), übereinjtimmend,
paſſend; Größenl. gleich und ähnlich, von ——
Größe u. Form, ſich deckend; Kungruenz, f. (con-
gruentia) die Übereinstimmung, Formgleichheit;
Kongruismus, m. barb.-l. die Lehre von der
bereinjtimmung der göttlihen Gnade mit dem
menſchlichen Willen; Kongruiſt, m. ein Anhänger
dieſer Lehre; Kongruität, £. die Übereinſtimmung,
völlige Gleichheit.
Koniferen, Kontglob, koniſch ec., ſ. unter Konus.
Kontin oder Konin, n. (v. gr. könion, Schierling)
der giftige Stoff des Fleckenſchierlings (Conium
maculatum), auch Cicutin genannt.
fonjizieren, I. (conjicere, eig. zuſammenwerfen,
vereinigen) vermuten, mutmaßlich Ichließen, er»
klären oder verbejjern, mutmaßliche Lesarten auf-
ftellen; conjectanea od. Konjektaneen, pl. (eig.
Bufammengemworfenes) Sammlung von Bemer-
tungen, augenblidlichen Einfällen zc.; Konjeftür,
f. (conjectüra) eine Bermutung, mutmaßliche Be-
rihtigung einer verdorbenen Lesart; fonjefturäl
(l. conjecturälis, e) auf Vermutungen berubend:
3. B. Konjektural-Kritik; Konjektural-Politif,
eine bef. bei ver Beriwaltung des Innern auf Ver—
mutungen, Schlüjje aus Zahlen-Statiſtik u. dg!
jih ftügende Staatsfunft; fonjefturieren, m.
mutmaßen, raten, neue Resarten erjinnen, ſich in
—— —* und Verbeſſerungsvorſchlägen er—
gehen.
Konjugation, f. (conjugatio, Zuſammenfügung,
Verbindung) Sprachl. die Biegung oder Abwand—
lung der Zeitwörter; fonjugieren (l. conjugäre,
eig. zufammenfnüpfen, verbinden), Beitwörter ab»
29*
452 fonjungieren
wandeln; fonjugierte Linien, Größen!. einander
zugeordnete, in einer bejtimmten Weife aufein-
ander bezogene Linien; konjugiert fein, lich ent-
ſprechen; Conjugãta, f. (näml. linea conj.) Anat.
der Feine Durchmeſſer des Beckens oder der ver»
bundenen Bedentnocden; Konjugium, n. I. die
Ehe; fonjugäl (I. conjugälis), ehelich; Konjugi⸗
eidium, n. nl. (v. I. conjux, Gen. conjügis, Öatte,
u. caedere, erjchlagen) der Gattenmord.
fonjungieren, I. (conjungöre) verbinden; con-
jüänetis viribus, mit vereinten Kräften; conjünc-
tim, zufammen, in Gemeinfchaft, vereint; Konz |.
junftion, £.((.conjunctio)dießerbindung;Sternt.
gleichjam die Bermählung eines Planeten mit der
Sonne, wenn derjelbe (für unfern Standpunft)
gerade vor die Sonne (untere Konj.), oder, bei
den von der Sonne entfernteren Planeten (obere
Konj.), hinter diejelbe tritt; entg. Oppofition;
Spradl. ein Bindewort zur Verknüpfung von
Sägen und Saßgliedern; das günftige oder un—
günjtige Zufammentreffen von Umftänden(=Kon-
itellation, . d.), befonders in der Politif und an
der Börje; Konjunktionswinfel, Breitentwinfel;
fonjunftiv (I. conjunctivus), eine Verbindung
bewirfend od. darin gegründet; Konjunktipus od.
Konjunktiv, m. j. Modus; Konjunktive, f.
Heilf. die Bindehaut des Auges; konjunktiviſch,
in der Weife des Konjunftivs, bedingt, abhängig;
Konjunktivitis, f. nl. Entzimdung der Binde-
haut; Konjunftür, £., pl. Konjunktũren (ml.
conjunctüra), das Zuſammentreffen einwirfender
Umſtände, wodurd) 3. B. im Handel das Verhält-
nis des Angebot3 und der Nachfrage bei einer
Ware, alfo der Preis derjelben beitimmt und ver-
ändert wird; überh. Zeitumftände, Zeitverhältniffe.
tonjurieren, I. (conjuräre, v. juräre, ſchwören) ſich
verſchwören, eine Verſchwörung anzetteln; Kon—
nn auch Konjurät, m. (l. conjurätus) ein
erihmorener; Konjuration, f. (l. conjuratio)
die Verſchwörung; Konjuräter, m. nl. ein Eides-
helfer, welcher beim altdeutfchen Gerichtöverfahren
feine Überzeugung von der Unfchuld des Angeklag—
ten beſchwört.
Konfamerationen, pl. l. (Sing. concameratio, eig.
das Gemölbe, von concameräre, umwölben; vgl.
camera) Fächer, Abteilungen, Kammern: Kon:
fameraziten, pl. nl. verjteinerte Mufcheln mit
Querſcheidewänden.
Konfafje, m. fr. (ſpr. kongkaßeh, von concasser,
Körner 2c. in einem Mörjer grob zeritoßen) grob
geitoßener Pfeffer.
Sonlatenation, f. I. (concatenatio, vgl. catena)
die Berfettung, Berfnüpfung; fonfatenierter
Schluß, ein Kettenſchluß.
fonfap (fr. concave, I. concävus, Berjtärfung von
cävus, hohl, alfo ganz hohl) hohlrund, ausgehöhlt,
einwärt3 gemwölbt; Konkaͤp-Gläſer, Hohlgläfer,
Hohllinjen (die entweder auf einer, od. * bei—
den Seiten eine hohle Krümmung haben. Im
ersten Falle heit ein folches Glas Blanfonfav-
Glas, Ebenhohlglas; im zweiten Konkav—
fonfav-Gla3, Doppelhohlglas; Konkaͤp-Spie⸗—
el, ein Hohlipiegel, Brenntpiegel; fonfapieren
A concaväre), aushöhlen; Konkabität, f. (l. con-
cavitas) die Einbuchtung, Höhlung; konverkon⸗
fap, erhaben-hohl; plantontab, halbhohl, flach⸗
hohl; konkav⸗konvex, hohl-erhaben; plankonkave
vinſe halbe Hohliinje; Kontabtonver⸗ Gias.
onvex.
Konkläbe, n. [. (v. con- u. clävis, Schlüſſel) überh.
Konfreditor
ein verſchließbares Gemach; insbef. das geheime
verjchloffene Wahlzimmer (früher im Duirinal,
neuerdings im Batifan), worin die Kardinäle den
Papit wählen; die Verfammlung der Kardinäle
zur Wahl eines Papſtes; Konklaviſt, m. nl. ein
darin Eingejchlofjener, zu einem der Kardinäle ge-
hörender Diener oder Gejellichafter, der gleichfalls
bi3 zur vollendeten Papſtwahl das Kontlave nicht
mehr verlafjen darf; Konklavarbeiten = Klau—
furarbeiten, f.d.
fontiudieren, I. (conclud£re, v. claud&re) ſchließen,
folgern, auch befchließen ; ceoncludéndo, ſchließlich;
Konklũſum, n. pl. Konklũſa, das Beichloffene,
der Beſchluß oder Beſcheid; conclusum imperii,
ein ReihSabjchied, Landtags-Abichluß;conclasum
in Senätu, beichloffen im Rate, bei der Obrig-
feit 2c.; Konkluſion, f. ([. conclusio) der Schluß,
die Schlußfolge, Folgerung, der Schlußſatz, auch
der Bejchluß oder das Ende einer Rede; fonklufin,
nl. ſchließend, folgernd.
Konkoktion, f. |. (concoctio, von concoquere) die
Berdauung der Speijen.
fonfomitieren,!.(concomitäri;vgl.fomitieren) mit-
begleiten,begleiten,mitwirfen; fonfomitierende
Symptöme, unmefentlihe Nebenerfcheinungen
beiftranfheiten ; fontomitdnt, mitbegleitend, mit-
wirfend; Konkomitaͤnz, f. ml. Ungetrenntheit des
Reibes und Blutes, eine Satzung der fathol. Kirche,
derzufolge beim heil. Abendmahl der Genuß des
Weines zum Brote für entbehrlich gilt; Konko—
mitance, £. fr. (jpr. tongfomitängß’) die Begleitung,
Mitwirkung. [bevollmädhtigter.
Konkommiſfſarius, m.nl.ein Mitbeauftragter, Mit-
Konfordia, f. I. (von cöncors, einträcdhtiq, v. con-
u. cor, Herz, Gefinnung) die Eintracht, Einigfeit;
als Göttin im alten Rom verehrt; auch ein Aiteroid,
1860 von Zuther entdedt; comcordia res parvae
erescunt, durch Eintracht wird Kleines groß;
Konkordie, £.,pl. —n, bei Blumiften zweifarbige
Gartennelfen, wo eine Farbe auf dem Grund der
andern steht; Konkordienbuch und Konfordien=
formel (formüla concordiae), das Einigungsbuch,
eines der fogenannten ſymboliſchen Bücher der
Proteitanten, zur Beilegung der in der protejtan-
tischen Kirche entitandenen Streitigkeiten 1580 her-
ausgegeben; fonfordieren, I. (concordäre) über-
einftimmen, zuſammentreffen; oncordat, es ſtimmt
überein; concordat cum originãli, es ſtimmt
mit der Urſchrift überein (von Abſchriften); fon=
fordäßel (I. concordabilis, e), vereinbar; Kon⸗
fordabilität, f. die Vereinbarkeit; fonfordant
(l. concördans), übereinstimmend; fonfordant
gelagert, gleichartig, übereinftimmend gelagert
(Bergmweien); Konfordänz, f. (ml. concordantia)
die Übereinftimmung, beſ. der heil. Schriftiteller;
ein Bibelregifter od.eindas Aufjuchenerleichterndes
Berzeichnie allerSprüche u. Worte der heil. Schrift;
Buchdr. Fülftüd, eine größere vieredige Aus—
ſchließung zwifchen den Abſätzen und Schriftjäulen
(Kolumnen); Konfkordät, n., r. m. nl. u. fr. ein
libereinfommen, Vergleic) oder Vertrag mweltlicher
Fürften mit dem Bapfte in Kirchenjachen; bei.
PBfrindenverleigungs-Bertrag; inder Schweiz auch
dieBereinbarung einzelner Kantone über bejondere
Zweige der Gejeßgebung.
fontorhorieren, [.(concorporäre, von corpus) ein»
verfeiben; Kontkorporativn, f. Einverleibung.
Konfrediter, m., pl. Konfreditüres, nl. (vgl. Kre—
ditor) ein Mitgläubiger; fonfreditteren, mitan-
vertrauen.
fonfreszieren
fonfreszieren, [.(concresc£re,v.crescöre, wachſen)
HERR: fic) vereinigen; Spradl. ein
eimort durch angehängte Yaute oder Buchſtaben
mit einem Nennmworte in unmittelbare Verbindung
jegen oder demfelben einverleiben; Konfrement,
n. nl. ein duch Gerinnen einer Flüſſigkeit ent-
ftandener fejter Körper in einem lebenden menſch—
lihen oder tierischen Körper (mie der Stein in der
ne) e); Konfreszenz,f.l.(concerescentia)da3
ujammenwacjen; fonfreszibel, nl. vereinbar,
zufanımenwachiend; Konfreszibilität, f. die Ver-
einbarfeit; fonfret, I. (concretus, eig. zufammen-
— en) einverleibt, vereinigt; verwirklicht, wirk—
ich, weienhaft, greifbar; ein fonfreter Begriff,
ein Begriff, der ein beftimmtes finnlich wahrnehm-
bares Ein elwejen oder Einzelding oder eine ſolche
Eigenfhaft bezeichnet (Gegenf. abſtrakt, ſ. d.);
Konkrẽt, m. engl. der Steinmörtel, ein in Eng»
land, befonders für Grundbauten viel gebrauchtes,
dem Waſſer gut widerftehendes Geinenge von Mör-
tel mit Steingrus, vgl. Beton; Konkrẽtum, n.
ein wirklich vorhandenes Ding, 3. B. Menſch, Tier,
Baum 2c.; in concreto, in einem bejtimmten,
wirklichen Falle, in der Wirklichkeit; etvaßin con-
ereto nehmen od. betradten, d. i. als weſen—
haft und verförpert oder im Reich der Wirklichkeit
erfcheinend; Konfretion, f. ([. concretio) eig. das
Zufammenmwadjen, die Verwachlung; uneig. Ver⸗
förperung; insbeſ. Sprachl. die Einverleibung des
mit dem Hauptmworte verbundenen Beitwortes durd)
demfelben angefügte Endungen (Konfretiong-
eihen); Naturl.die®erinnung, Berdidung, Ber-
— das Gefrieren eines flüſſigen Körpers;
Bergw. die Ausſcheidung; Arzk. die Ablagerung
fremder Stoffe im Körper, z. B.des Harnſteins 2c.;
Kunfretiäner, pl. nl. Pſychologen, welche anneh-
men, daß die Seele mit dem Körper verwachfen fei.
tonfubieren oder fonkumbieren, I. (concubäre u.
concumbe£re) beifchlafen, beimohnen; Konkubine,
f. (coneubina) Beilchläferin, Kebsweib; Konku—
binarius, m.nl. ein Beifchläfer, Kebsmann; Kon—
fubinät, n., rt. m. (concubinätus) die wilde Ehe,
Kebsehe; Konkubitus, m. der Beilchlaf; coneu-
bitus anticipätus, I. Ripr. ein vorzeitiger, zu
früher Beilchlaf von Verlobten.
Konkupiszenz, f.I.(concupiscentia) die Begehrlich—
feit, daS Gelüſt oder Gelüſten.
Konkurätor, m. l. (vgl. Kurator) ein Mitvormund,
Mitfürforger.
fonfurrieren, I. (concurr£re, eig.zufammenlaufen)
— — mitwirken, mitbeitragen, z. B.
ei einer Geldſammlung zu einem beſtimmten
Zweck; nach gleichem Ziele ſtreben, gleiche Geſchäfte
treiben; ſich mitbewerben, z. B. um einen Preis,
wetteifern; Konkurrent, m. ein Mitbewerber;
Konfurrenz,f.(mi.concurrentia, fr. concurrence)
der Wetteifer, Wettftreit; die Mitbewerbung, der
Mit- od. Wettbewerb um einen aus: efeßten Mreis
für die beſte Löfung einer Aufgabe; Rip. das Zus
fammentreffen oberer Klagen oder Verbrechen,
j. unter concursus delictorum; im Handel: die
törende Begegnung anderer Mitbewerber beim
Kauf oder Berfauf; Ideal-Konkurrenz, Tatein-
heit, einheitliches Zujammentreffen; Konkurrenz⸗
drojeft, n. Entwurf aum Preisbewerb, Wettent-
wurf; Ausmwahlplan, Gegen- oder Nebenentwurf;
Konkurrenzroute, f. Auswahllinie, eine in Mit-
bewerb tretende Verkehrslinie; im Konfurrenz-
wege, im Wege der Wett- oder Preisbewerbung;
im Wege der öffentlihen Ausschreibung oder Ver-
fonnibieren 453
dingung (Submijjion, ſ. d.); Konkürs, m. lJ.
(concürsus; fr. concours) da3 Zufammenlaufen;
die wetteifernde Bewerbung mehrerer (Ronturs3-
Kandidaten) um ein Amt, ausgeſetzte Preife ıc.
mit Prüfung ihrer Tauglichkeit: Konfturs-Prü-
fung;inöbej.—=coneürsus creditörum, das Zu-
jammentreten od. die Bereinigung mehrerer Gläu-
biger, um da3 zu ihrer völligen Befriedigung nicht
ausreichende Bermögen eines Schuldnersnad) Ber-
hältnis ihrer Forderungen gerichtlich zu teilen, die
Sahlungseinjtellung, tandie. der®ant; Konkurs⸗
dikt, n. die öffentliche Vorladung der Gläubiger
eines Gemeinjchuldnerd; Konkursmaſſe, f. das
zum Konkurs gefommene Vermögen, die Gant—
maſſe; Konkursordnung, die gejeglichen Beſtim—
mungen, nach denen im Rechtswege ein Konkurs
zu behandeln iſt, die Gant- oder Gemeinſchuldord⸗
nung; K.⸗Prozeß, m. das beim Ausbruche eines
Konkurſes eingeleitete®erichtöverfahren;K.:Neht,
die Übereinkunft verfchiedener Staaten oder Städte
über Gleichſtellung der Gläubiger in den verfchie-
denen Gebieten; H,- Verfahren, das Öantverfah-
ren, Gemeinjchulöverfahren; Konfurfifeg, m. nl.
Rſpr. der Gemeinjchuldner. ’
Konkuſſion, f. I. (concussio, v. concut£re, erjhüt-
tern) die Erjchütterung; beſ. Einfhüchterung und
dadurch bewirkte Gelderprefjung; erimen con-
cussionis, das Berbrechen der ge la.
coneüssor, m. l. oder Konkuſſionär, m. fr. ein
Erprejier.
Konnaifiance, f. fr. (fpr. konnäſſängß'; von con-
naitre = |. cognosc£re, fennen) die Kenntnis, Be-
kanntſchaft; konnaifſable (pr. —näſſab'lh), erfenn-
bar, kenntlich; Konnaiſſement, n. (ſpr. —näfl’-
mäng), entſtellt Ronnoſſement (von it. connosci-
mento), der Erfennungsichein, Seefrachtbrief, Ber-
ladungsichein, den der Kapitän eines Handels-
ichiffes dreifach, fire fich, den Verlader und den
Empfänger der an Bord genommenen Waren aus-
fertigt; Konnaiſſeur, m. (pr. —näfjöhr) ein Ken-
ner, Kunſtkenner; Konnaifienfe, f.(ipr. —näſſöhſ')
die Kunſtkennerin.
Könnaja (näml. Plofhtihad’, ſ. d.), f., ruff. (v.
konj, das Roß), der Roßplatz, Pferdemarkt.
Konnärus, m. gr. Bot. die Baumbohne.
fonnät, l.(connatus, v.connascor)mitgeboren, an-
geboren; verwachjen-
Konnaturalität, f.nl.(v.connaturalis, miterzeugt,
bei der Geburt entitanden) die natürliche Verbin-
dung, Naturverwandtichaft.
fonneftieren, I. (connectere, v. nectere, fnüpfen,
vgl. Nerus) verbinden, verfnüpfen; auch verbun-
den fein, zufammenhängen; Konneftifülum oder
Konneftivum, n. barb.-I. Bot. dad Mittelband,
die Fortſetzung des Staubfadens zwiſchen den An-
therenfächern; fonnedxr (l. conn&xus), verbundent,
verknüpft; Konnéxa, pl. verbundene Dinge; Konz
nerion, f. (l.connexio) aud) Konndens od. abgek.
Konndr, m. der Zufammenhang, die Verbindung;
Konneziönen, pl. bei. einflußreihe Bekanntſchaf⸗
ten, Verbindungen; Konnexität, f. nl. das Ver—
bindung3-Berhältnig; fonnerib (l. connexivus)
verbindend.
Konnetable,m. fr. (fpr.fonnetdb’T; it. contestäbile;
aus dem lat. comes stabüli, Stallgraf; ehem. ur-
—5 Oberſtallmeiſter) der Oberreichsmar—
chall und Kronfeldherr in Frankreich; auch ein
erblicher Ehrentitel; in England: Polizeibeamter,
Konſtabler, ſ. d.
konnivieren, lat. (connivẽre, ſchließen; insbeſ. die
454 Konnoſſement
Augen) ein Auge zudrücken, durch die Finger ſehen;
connivendo, nachſichtigerweiſe, aus Vergünſti—
ung; Konnivenz, k. (ipätt. conniventia)dieNac)-
icht, Schonung, das Gehenlaffen, Überfehen und
Dulden.
Konnofjement, n., j. Ronnaiffement. —
Konnstation, f. nl. (v.con u.notäre, vgl. notieren)
die Mirbezeihnung, Mitanzeige; Konnotations-
Termin, m. Ripr. der Termin oder anberaumte
Tag zur Anzeige N Schulden oder Forde-
rungen in einem Konfurfe.
Konnubium, n. I. (von nub£re, heiraten) = Kon- |.
jugium; auch das Heiratsrecht, das Recht unter
re Ständen, Volksſtämmen zc. einander
zu heiraten.
Konnumeration, f. nl.(v.jpätl. connumeräre, mit-
ählen) die Zuſammenrechnung.
Könobium vd. Cönohtum, n. gr. (koinöbion, d. i.
eig. gemeinjchaftliches Xeben, von koinös, gemein—
am, u. bios, Xeben) das Kloſter; Könobiärd, m.
Boriteher eines Kloſters; Könobit, m. ein Rlofter-
bruder, Mönd; könobitiſch, klöſterlich.
Konvide, |. Konus.
Konopeton,n. gr. (vd. Könõps, Mitde) ein Mücken—
nes oder Mücdenjchleier; ein Bett mit Vorhängen
von dünnem Zeuge zum Abhalten der Mücken (vgl.
Ranapee).
fonquieszieren, I. (conquiescöre; vgl. quieszieren)
beruhen, verbleiben.
fonguirieren, l. (conquirere; dv. quaer£re, fuchen)
zujammenjuchen, eifrig aufjuchen.
Kongutiitores, pl. I. Auffihtsbeante im Theater
der alten Römer.
Konguiite, f. ſpan. (fpr. qu wie h) die Eroberung;
die Zeit der eriten Entdedungen in Amerika; Kon⸗
quiſtadoͤren, pl. (pr. —fi—) die Eroberer, in den
ehemaligen jpanifhen Beſitzungen Amerikas die
eriten Eroberer de3 Landes und ihre Nachfommen.
Sonreftor, m. nlat. (vgl. Rektor) der Mitporfteher,
eriter Xehrer nach dem Rektor; Konreftorät, n.
dejjen Amt, auch defjen Wohnung.
Ronjatramentäl, m. nl. ein Eideshelfer, = Kon-
purgator od. Ronjurator.
tonſanguiniſch, [. (consanguin&us, dv. sanguis, das
Blut) blutsverwandt; Konfanguinität, f. (I. con-
sanguinitas) die Blutsverwandtichaft; consan-
guinäi, pl. Blutsverwandte.
tonscendieren, I. (conscendöre, v. scand£re, ftei-
gen) bejteigen; conscensio thalämi, f. Ripr. die
Beiteigung des Ehebettes.
Sonfcienz, f.1. (conscientia, v. conscire, mitwiſſen,
fi) bewußt fein) das Bewußtſein, Gemiffen; con-
scientia salva, unverleßtes Gewifjen; konſcien⸗
ti88, nl. gewiljenhaft; Konfeius, m. l. (conscius,
bewußt) ein Mitmwifjer. [reißen.
fonfcindieren, I. (conscind£re) — zer⸗
Konſeil, m. fr. (ſpr. kongßej; v. I. consilium) der
Rat; Staatsrat, NRatsverfammlung; conseil
d'tat (pr. —detdh), der Staat3rat; c. perma-
nent (jpr. —ndng), immerwährender Staatsrat,
beitändige Ratsbehörde; Konſeiller, m. (ſprich:
kongßejeh) ein Ratsmitglied, Rat.
tonſekrieren, I. (consecräre, von sacräre) weihen,
widmen, einjegnen; Konſekraͤnt, m. (cons&crans)
der Einmweihende, Einjegner; Konfefration, f.
(consecratio) die —— ‚3. B. einer Kirche;
Weihe der höheren kathol. Beititähen: Einfegnung,
bej. des Brotes und Weines im Abendmahl.
fonfeftieren, I. (consectäri) eritreben; Sonfelte-
rium, n. ein Folgeſatz, Zuſatz.
fonferbieren
Konfefutton, f. I. (consecutio, v.consdqui, folgen;
j. fonfequieren) die Folge, Nachfolge; conseceutio
tempörum, l. die Beitenfolge in der Sprachlehre,
die Gejege der Aufeinanderfolge der Tempora im
Saßgefüge; fonfekutiv, neulat. nachfolgend, fol-
endzkonſekutive Krankheiten, Zolgefrankheiten;
onſekutivſatz, Folgeſatz (mit fo daß); konſeku⸗
tive Wirkung, Nachwirkung.
konſeneszieren, lat. (consenescẽre, vgl. Seneszenz)
altern, hinfällig werden; Konſenior, m. nl. (vgl.
Senior) ein Mitältefter; Konfentorät,n. das Mit-
älteften- Amt, die Meitälteften-Wiirde. - '
Konſens 2c., |. fonjentieren.
fonientieren, I. (consentire, v. sentire, empfinden;
aljo eig. nit od. gleichempfinden) beiftimmen, bei-
pflichten, einmwilligen; comsentio, ich ftimme zu;
Konfentierung, f. od. Konjentement, n. fr. (pr.
fongkangt’mäng) die Zuftimmung; Ronjentie-
rung der Haverei, das Geſuch eines Sciffers,
den erlittenen Seejchaden ihm am Ausladungsorte
zu An Konfenins, L. od. abgek. Konſens, m.
die Zujtimmung, Einwilligung, Erlaubnis einer
richterlichen Behörde (zum Heiraten in gewiſſen
Fällen 2c., zu Berpfändungen 2c.); der Bewilli—
gungsſchein; auch das Mitempfinden; fonfenjuäl
oder fontenfuckl, ni. mitleidend, mitempfindend;
Konſenſuãl-Kontrakt, m. ein Vertrag, bei wel-
chem die Berbindlichkeiten der Kontrahenten nur-
auf deren Willeng-Übereinftimmung beruhen.
fonfequieren, I. (cons&qui) folgen, erfolgen, fich er-
geben; consequens, die einer Vorausſetzung (an-
tec&dens) entjprechende Folge od. Yolgerung; fon=
fequent, folgerecht, folgetreu, feinen Grundſätzen
getreu; Konſequenz, f. (lat. consequentia) oder
Konfequence, Ir. (ſpr. kongßekangß) f. die Folge,
Schlußfolge; Yolgerichtigreit; ee Beharr-
lichkeit; auch die Wichtigkeit einer Sache in ihren
Folgen; per consequentiam od. fr. par conse-
uence, folglich, folgereht; sans consöquence
(pr. Bang—), (ein Menſch) ohne Bedeutung; aud)
ohne Überlegung; (eine Handlung) woraus feine
Negel für die Zukunft folgt; a posse ad essenon
valet consequentia, [. von der ER darf
man nicht jofort auf die Wirklichkeit Schließen;
Konjeguenzen, pl. Folgerungen; Konſequenzen⸗
macher, ein Zolgenzieher, der aus anderer Reden
oder Handlungen zu ihrem Nachteil Faljche oder
übertriebene Folgerungen zieht; Konjequenzen-
macheret, die Folgenmacherei. jr
fonjerteren, I. (con-seröre) zufammenfügen, an-
reihen; Konfertton, f. (Ipätl. consertio) die Zu-
fammenfügung, Verknüpfung.
fonjerbieren, [. (conservare) bewahren, aufbewah—
ren; ſich konſervieren, lich halten; Fräftig od. bei
uter Gefundheit bleiben; konſerviert, wohlbe—
— von friſchem, kräftigem Ausſehen; Konz
ſerve, £. fr. (barb.-lat. conserva, pl. conservae,
Konſerven) 1. bei. im it. conserva: Behältnis,
Aufbewahrungsort, wo etwas vor Verderbnis ge⸗
ſchützt wird: Speiſegewölbe, Waſſerbehälter, Eis—
grube ꝛc.; 2. aufbewahrte, d. i. eingejottene Früchte
oder Gemüſe, Büchfengemüfe, Büchſenobſt, auch
Büchſenfleiſch (Fleiſchkonſerven); desgl. Apothek.
Miſchung von friſchen Kräutern mit Zucker, Kräu—
terzucker; 3. Flottenverein zu Siche⸗
rung, Sicherheitsflotte;4 Außenwerk vor Feſtungen
und Baſteien; 5. pl. Konſerves, |. dv. m. Kon—
fervationg-Brille; konſerväbel (fpätl. con-
servabilis, e) was fich bewahren läßt, erhaltbar;
fonſervaͤnt ([. conservans), erhaltend, bewahrend;
Konjefius
Stonfervpation, f. (1. conservatio) oder Konſer—
hierung, die Aufbewahrung, Erhaltung, Initand-
— Konſerbations-Brille, f. eine Erhal—
tungs⸗Brille von ſehr großer Brennweite, gewöhn—
lich von grünem Glaſe; Konſervations-Haus
od. Konſervatorium (ſ. u. n. eine Art Gewächs—
haus, um Pflanzen vor der Winterkälte zu ſchützen,
Winterhaus; konſerbvatib, nl. die Erhaltung be—
fördernd, derſelben geneigt; insbeſ. feſt an den her—
gebrachten und beſtehenden bürgerlichen Zuſtänden
und Staatsformen haltend; Konſerbativismus,
m.nl.die Anhänglichkeit an die beſtehenden Staats—
formen; Konjerpätor, m. !., pl. —en, Konſer⸗
bateur, m. fr. (jpr. fongkerwatöhr), Bewahrer;
Auffiht3beamter (namentlich) bei Sammlungen);
Stiftungsverwalter; Dentmalpfleger; Konſerva—
forium, n. nl., oder Konſervatoire, n. jr. (Ipr.
fongBerwatodr) eine Zehranftalt für die Tonkunft,
höhere Mufifichule; ein Erhaltungshaus für Kunjt-
und Naturjeltenheiten, eine öffentliche Kunſtkam—
mer; auh — Konſervations-Haus.
Konſeſſus, m. I. Situng, Amt3verfammlung; in
cons6essu, in der Sißung; in consessu senätus,
in der Ratsverfammlung.
fonfiderieren,!.(consideräre)betradhten, überlegen,
erwägen; en achten, hochachten;fonfideräbel,
nl. beträchtlich, anfehntic, achtbar oder achtungs—
wert; Koniideration, f. I. (consideratio) Erwä—
gung, Überlegung (3. B. etwas in Konfideration
nehmen); daS Abjehen; die Wichtigkeit; Achtung,
Hochachtung.
Konſiglio, m. it. (ſpr. gli = lj) der Rat, Ratſchlag;
Ratsverſammlung; Konſigliére, m. it. der Rat,
Ratsherr.
Konfignee, m. engl. (jpr. fonfjetni) der Empfänger,
an den die Waren adreffiert werden.
fonjignieren, l.(consignäre; vgl. Signum) zeichnen,
bezeichnen, überjchreiben; verfiegeln, befiegeln, ‚„‚ver-
wahrlic) niederlegen”; bei Kaufleuten dem Zeichen
gemäß überliefern, Waren enden; Krfpr. einweifen,
befehlen, daß man ſich an einem beftimmten Orte
aufhalte, 3. B. in der Kaferne, marfchbereit halten,
eine Fonjignierte Wache, Heeresabteilung ꝛc.;
fonjigniert, verzeichnet, beftegelt; Konfignation,
f. (l. consignatio) die Zeichnung, Überjchreibung,
Berfiegelung; die Niederlegung im Gericht; Kffpr.
die Sendung von Waren, um damit nad) Vor-
fchrift des Verſenders zu verfahren; daher Kon—
fionations-Güter oder Maren, von einem
Dritten zum Berfauf oder zu anderer vorjchrift-
liher Bejtimmung empfangene Waren; consig-
natio bonörum, gerichtliche Aufzeichnung der
Güter, 3. B. bei Erbfällen, Berfteigerungen, bei
der Flucht eines Verbrechers; jymbolifche Befit-
ergreifung; Konfignatarius oder Konfignatär,
m. nl. ein Mitunterzeichner, bef. von Zeugnifien;
Kfipr. der Empfänger von Konfignationd-Waren;
Konfigndnt, m. wer Waren in Konfignation gibt;
Konſigne, f. fr. (jpr. kongßinj'; it. consegna) die
Lojung, Anmweifung, die einer Schildwache gegeben
wird, oder die einem Tormächter hinfichtlich der
Aus- und Eingehenden gegebene Vorſchrift; auch
das Verzeichnis der leßteren und der Torzettel;
Tor» oder Hausiperre; der Torwächter; ein Buch,
worin Fuhrleute die Frachtſtücke eintragen.
Konſignifikation, f. I. die doppelte Bedeutung.
Konfilinm, n. I. (v. dem Stamm conso, vgl. Kon-
er und fonjulieren) Rat, Ratjchlag; die Berat-
Hlagung; eine Ratöverfammlung; consilium
abetndi, der Rat abzugehen, eine gelindere Art
tonfolidieren 455
der Relegation od. Wegweifung v. hohen Schulen;
c. ecclesiasticnm, kirchlicher Rat; ce. medicum,
ärztlicher Rat, ärztliches Gutachten; Konſiliarius,
ein Rat, Ratsherr; Ratgeber; insbeſ. ratgebender
Arzt, der ald Autorität in feinem Fache gilt; Kon—
filtarpraris, f. Praxis eines foldhen Arztes; con-
silia evangelica, pl. in der Zehre der katholischen
Kirche diejenigen Vorſchriften der Gittenlehre,
deren Befolgung nicht unbedingtes Erfordernis ift,
aberzu befonderem Berdienft gereicht ; fonfiltieren
(l. consiliäri), fid) beraten, beratfchlagen; Rat er-
teilen, raten; wegmweifen von Hochſchulen.
foniiftieren, lat. (consistere) bejtehen; fonfiftent
(consistens), dicht, feit, haltbar; Konfiftenz, f. nl.
(consistentia, it. consistenza, fr. consistance) die
Dichtheit, Dichtigkeit, mehr od. weniger feſte Ver-
bindungder Beitandteile, Haltbarkeit, Dauerhaftig-
keit; Konſiſtorium, n.1.(v. consistöre, zujammen-
treten zur Unterredung),urfpr. der Berfammtlungs-
ort; überh. Verfammlung, 3. B. die Zufammen-
funft der Kardinäle, um die Allofutionen des
Papites zu vernehmen; insbeſ. der Kirchenrat,
geistliche Rat, eine geiftliche Behörde über Kirchen-
und Schulangelegenheiten u.. f.; Konfiftoriälis
od. Honfiftoriälret, m. ein Mitglied diefer Be-
hörde, Kicchenrat.
fonftribieren, I. (conscribere) au3jchreiben, auß-
heben zum SKriegsdienft; Konſtribent, m. (con-
scribens) ein Ausjchreiber; Konſtribierter, m.
ein Ausgeſchriebener; Kriegspdienst- Pflichtiger;
Konfkription, f. (l. conscriptio) die Ausſchrei—
bung; Aushebung, ehem.: die Zwangswerbung,
der Heerbann; Konfkriptionsbezirk, der Aus-
hebungs- od. Werbefreis; Konffriptionsburcan,
n. das Ausſchreibungs- od. Werbeamt; Konſtrip⸗
tionsfommifjär, m. der Aushebungs-Bevoll-
mädtigte; Kunffriptionsfreiheit, Dienſtfreiheit;
Konfkriptionstifte, f.die Werbe- od. Aushebungs⸗
rolle; fonftrintionspflichtig, geitellung3pflichtig.
fonfeztieren, I. (consociäre; vgl. Sozius) gefellen,
vereinigen; Konſoziation, f. (l. consociatio) die
Gejellung, Bereinigung.
fonfolant, Konſolation, ſ. fonjolieren.
Konsole, f. fr. (ipr. kongßoöhl'; dv. sole = I. solea,
Sohle, Schwelle, Unterlage; od. zgez. aus I. con-
solida, v. consolidus, fehr feſt, jtarf befeftigt) der
Kragſtein, Sparrenkopf, ein aus einer Mauer her-
borragender Stein 2c., um etwas zu tragen, ein
Wandgeſtell; Konſole-Tiſchchen, ein Wand- oder
Pfeilertiſchchen, Spiegeltiichchen.
tonjolidieren, I. (consolidäre, v. solfdus, ſ. folide)
befejtigen, gründen, begründen, ficherftellen; Rſpr.
vereinigen, was eigentlich zu einem Rechtszuſtande
ehört, bei. wenn der Nußnießer einer Sache das
igentumsrecht derjelben dazu erwirbt; Konſoli—
dantia, pl. Heilf. zufammenheilende, befejtigende
Mittel; Konſolidation (l.consolidatio) od. ons
olidierung, f. Die weteitigung, Seititellung;
icherung, Dedung angelegter Gelder; DBergb.
Vereinigung mehrerer aneinander grenzender Örus
benfelder; get Buheilung oder Bereinigung einer
Wunde; Konfolidierung eines Knochen»
bruches, Feitwerden des die Bruch-Enden ver-
bindenden aan Konſols, engl. abgef.
ne consolidated stocks (jpr. konßollidehted),
r. consolid6s (jpr. kongßolideh), d. i. Fonfoli-
dierte Schulden oder Fonds, jind in England
folche, für deren Zinjenbetrag gewifje Staatsein-
fünfte angemiejen find, gedeckte oder eg Schul⸗
den, und die Staatspapiere darüber, engl. Staatd-
456 fonfolieren
Schuldenfcheine; fonfolidierte Annuitäten,pl.
Zinszahlungen von Staatsſchulden, die durch Taren
gedeckt find.
tonfolteren, I. (consoläri) tröften, beruhigen; kon⸗
foläbel (consolabilis, e) für Troft empfänglich;
tonfoldnt (consölans), troſtreich; Konfolation, f.
(consolatio) Troſt, Beruhigung; Konfoläter, m.
der Tröfter.
Konfomme, n. fr. (ipr. Fongkommeh, urjpr. Bart.
d. consommer, vollenden, lange fochen, ausfochen)
Kraftbrühe, KRraftiuppe.
fonjonteren, [.consonäre;v.sonäre, tönen, ſchallen)
zufammenklingen, übereinftimmen; fonfondnt,
einjtimmig, Be Konfondnt, m.
(l. cönsönans, f., sc. littera) ein Mitlauter (der
ohne Ka eine? Vokals oder Selbitlautes nicht
deutlich vernommen wird, wie b, d); Konfonane
tismus, m. das Konſonantenſyſtem, die Zahl und
Beichaffenheit der Konfonanten einer Sprade;
Konfondnte, f. fr. eine Stand- oder Spißharfe;
Koniondnz, f., pl. Konfonanzen oder fonfo=
nierende Töne (Il. consonantia), Tonf. der
Einklang, wohllautende Zufammenhang; Versk.
der Reim.
tonfopieren, I. (consopire; vgl. Sopar 2c.) einjchlä-
fern, beruhigen; aud in Vergeſſenheit bringen;
Konfopiation, f. barb.-I. (consopiatio, f. conso-
pitio)die Einjhläferung, Beruhigung; Verwiſchung
aus dem Gedächtnis.
Konjdrten, pl. I. consörtes, von consörs, teilhaft)
Genoſſen, Gefährten, Teilnehmer; Gleichgefinnte
in üblem Sinne, Gelichter; Mitkläger oder Mit-
verflagte; consörtes litis, Ripr. Streitgenofjen, |
alle, die dasſelbe Recht gemeinjchaftlich vor Gericht |
verfolgen; Konsortium, n. die Genoſſenſchaft, Ge-
meinjchaft; insbeſ. Handel3- oder Ermerb3-Gejell-
ſchaft; aud die Ehe; Konſorteria, f. it. die Ge—
noſſenſchaft.
tonſpirieren, l. (conspiräre, von spiräre, hauchen,
atmen) zuſammenſtimmen; ſich verbinden; ſich ver-
ſchwören; Konſpiraͤnt, m. (conspirans) ein Ver⸗
ſchworner, Meuterer; Konſpiration, f.(conspira-
tio) die Verſchwörung, Meuterei.
fonfpiztieren, [.(conspicere) wahrnehmen, erbliden;
Konſpetktus oder abgef. Konfpeft, m. der Über-
blid, die Überficht; auch das Verzeichnis; in con-
spectu omnium, vor aller Welt; Konſpikuität,
f. nl. (v. I. conspicüus, fihtbar) die Anjcyaulichkeit,
Klarheit.
Konipönfor, m. l. (vgl. jpondieren) Ripr. ein Mit-
bürge, Mitſchuldner.
Konftäbel oder Konftabler, m. (v. ml. constabu-
larius, d.i. einStall od. Zeltgenofje, alfo Mitjoldat,
Kamerad) daher bei der Artillerie ein Hilfsmann,
Stüddiener, der Pulver u. Kugeln zureicht, die Ge-
ſchütze laden u. richten hilft 2c., desgl. auf Schiffen;
ein Schutzmann; engl. Konſtable (jpr. könnſtebl),
früher fo viel wie: Konnetable (f. d.); dann: eine
untere Gemeindebehörde; jetzt: Schugmann(Police
Eonftable).
fonftabilieren, I. (constabilire; vgl. ſtabil) mit-
befejtigen, fejt gründen.
tonftänt, I. (cönstans, von constäre, bejtehen) be-
ftändig, ftandhaft, beharrlich;; unveränderlich; von
gleichbleibender Wirkung (3. B. folde galvanifche
etten); herrichend (eine Gewohnheit); gewiß und
anerkannt (eine Tatjache) ; Konstante, f. Größen.
eine unveränderliche Größe; in constänti, eig. in
dem bejtehenden (Beitpunfte), Be): Kon-
ftantia oder Konftänz, f. Die Beitändigfeit, Be-
tonftitnieren
barrlichfeit, als römifche Göttin verehrt; Kon—
KantiastBein, Kapwein, der beite Wein auf dent
orgebirge der guten Hoffnung, von dem Land-
hauſe Konftantia; Konftantinus, abgef. Konz
ftantin, m. männl. Name: derStandhafte; insbe].
Konitantin der Große, der erite römische Kai-
fer, der fich zum Chriftentum befannte(306n. Chr.);
Konftantinsbogen, fein noch in Rom ftehender
Zriumphbogen; Konſtantinsſchlacht, dag be-
rühmteſte Schlahtbild (Raffaels im Vatikan), wel-
che3 den Sieg Konftantins über den Gegenkaiſer
. Marentius darftellt; Konftantineod. Konftänze,
f. die Beftändige; cönstat, e3 fteht feit, iſt gewiß;
auch: es koſtet, fommt iR itehen.
Konitantiamein, m. ſ. fonftant. .
fonftatieren, fr. (constater, dv. l. constat, e3 iſt
ausgemacht) Elar oder gewiß machen, dartun, be-
a diegonftatierung, Beitätigung, Bekräf—
igung.
Konitellatton, f. I. (v. stella, Stern) 1. ein Stern-
bild, eine Gruppe von Sternen, die unter einem
Bilde und Namen zujammengefaßt werden; 2. die
Stellung der Sterne gegeneinander u. deren ver-
meintlicher Einfluß auf die Schidjale des Menjchen
(vgl. Nativiät).
fonjternieren, I. (consternäre) bejtürzt machen, in
Berlegenheit fegen; koſterniert, beitürzt, er-
Ihroden, betroffen, verblüfft; Konfternation, f.
(l.consternatio) die Beſtürzung, Betroffenheit, Ver⸗
legenheit.
konſtibieren, l. (constipäre, zuſammendränge) ver-
ſtopfen; konſtipiert, verſtopft, hartleibig; Kon—
ftipantia, pl. den Durchfall hemmende, ſtopfende
Mittel; Konſtipation, f. (constipatio) die Ver—
ſtopfung, Hartleibigfeit.
fonftituieren, I. (constituere, von statuere, |. jta-
tuierenfejtjegen, anoronen, jemand wozuernennen,
einjeßen, 3.8. als Richter; (ein Ganzes, eine Ein-
heit) darftellen, ausmachen; Ripr. jemand zur Ber-
antivortung ziehen, belangen; ſich fonftituieren,
fih einrichten, in verfaffungsmäßige Lage jegen;
diefonftituierendeBerjammlung;fr.assem-
bl6e constituante(fpr. afjangbleh kongſtitücingt'),
auch bloß Constituante, f. die gefeßgebende oder
den Staat begründende Kerfammlung, insbe. die
Nationalverfamntlung, welche in der franz. Revo-
(ution 1791 da3 neue StaatSgrundgejeß entwarf;
Konftitudnt, m. fr ein Mitglied derjelben; fon=
ftituiert, feitgejegt, angeordnet; konſtituierte
Autoritäten, geſetzliche Gewalten oder Staats-
behörden; Konftitiiens, n. Heil. diejenige Arznei,
welche einem verjchriebenen Heilmittel bejonders
jeine Form gibt; Konftituent, m. (l. constitüens)
ein Vollmachtgeber (f. Mandant); in England:
der Wähler für das Parlament; Konititution, f.
({. constitutio) ſtaatsrechtl. die Verfaſſung, das
Staatsgrundgefeß, wodurch das Verhältnis zwi⸗
ſchen Fürſt und Volk geregelt und der Anteil des
legtern an den wejentlichiten Landesintereſſen feſt⸗
geſtellt wird; im bürgerl. Recht: jede Anordnung,
Feſtſetzung überh.; Heilk. die Leibesbeſchaffenheit,
der Koͤrperbau; Scheidek. die innere Beſchaffenheit
der chemiſchen Verbindungen, die Art des Ver—
bundenſeins; konftitutionéll, nl. (fr. constitu-
tionnel) was eine Staatsverfaſſung hat oder der—
jelben gemäß ijt, verfajjungsmäßig; auch in der
Zeibesbefchaffenheit od. dem Körperbau gegründet,
daher 3.8. Eonititutionelle Krankheiten;
Eonftitutionelle Monardie, eine durch ein
Srundgeieg beſchränkte Fürftenherrfhaft; Konz
Lonjtringieren
Stitutionelle, pl. Verfafjungsfreunde, Anhänger
verfaflungsmäßiger Staatsjorm; Honftitutiong=
lismus, m. das Syftem der verfafjungsmäßigen
Staatsform u. das Feithalten an demjelben; Konz
stitutionalität, f. die Verfaſſungsmäßigkeit; fon
ftitutin, wejentlich beitimmend, Konſtitũtor. m.
(. ein Anordner, Stifter; Konftitütum, n. etwas
Feſtgeſetztes, — beſ. ein wiederholter
Bertrag; eonstitütum possessorium, n. Rſpr.
die vertragsmäßige Übergabe eines Befiges an
einen andern, als dejjen Stellvertreter man einjt-
weilen im Beſitze bleibt; Konſtitũtus, m. ein
Stellvertreter.
Tonftringieren, |. (constring£re) zufanmenziehen,
binden; fonftringierend oder fonitriltid, zus
jammenziehend; Konſtringentia, pl. Heilk.
zufammenziehende Heilmittel; Konftriftion, f.
(constrietio) die Zujammenziehung von Kör—
perteilen; Beſchränkung; Konftriftor, m. nl.
Schließmuskel, welcher die natürlichen Öffnungen
—F menſchlichen Körper ſchließt; boa constrictor,
. Boa.
tonstrnieren, I. (constru£re) zufammenfigen, auf-
bauen, einrichten, verfertigen (ein Gebäude, eine
Majchine); aufreigen (den Plan, die Zeichnung
dazu); folgereht aus einem Grundbegriffe ent-
wiceln (eine Wiſſenſchaft); Sprachl. die Saß- und
ng entivideln, folgerichtig ordnen; Kon—
ruftion, f.(l.constructio)die Zufammenfügung,
Sulammehoebrung,vecaunieSulammenledung
auart, Einrihtung u. Anordnung der Teile eines
Ganzen; folgerehte Entwidelung; Spradl. der
Satbau, die Wortfügung, Wortfolge; — die
Zeichnung einer Figur zum Behut einer Bemeis-
führung od. der Löfung einer Aufgabe; konſtruk⸗—
tiv, nl. ordnend, folgereht entwicelnd; zuſam—
menjeßend, 3. B. Bauf. was zum Zufammenhalten
der Teile eines Bauwerks mwejentlich ift (entg. de—
forativ).
tonftuprieren, I. (constupräre; vgl. Stuprum)
ihänden, entehren; Konſtupration, f. nl. die
Schändung, Notzucht.
tonfuadieren, (ſpr. ſu wieftv),I.(consuadere)raten,
Kat erteilen, anraten.
Konfualien, pl. I. altrömifche Feſte mit Wett-
rennen, zu Ehren des Roßerzeugers Neptun (Con-
sus) von Romulus veranftaltet, als Anlaß zum
Raub der Sabinerinnen.
tonſubſtantiell, nl. (vgl. Subitanz) von gleichem
Weſen oder Stoff; Konfubitantialität, f. die
Bejen-Einheit inder Dreieinigkeitslehre; Konſub—
antiation, f. dieMitgegenmwart, d.i.das wirkliche
orhandenjein des Leibes und Blutes Chrifti im
heil. Abendmahl.
Könful, m. l. pl. Consüles, Konfuln (von dem
Stamm conso; vgl.Ronfilium) derBürgermeifter,
Ratsvoritand; im altrömifchen Staate die beiden
jährlich gewählten höchſten Staatsbeamten; auch
das Staatsoberhaupt in der franz. Republik (von
1799 bi3 1804); nad) deutichem Rechte: ein Rats—
herr, Mitglied der polizeilichen (früher von der
richterlichen gejchiedenen) Behörde der Stadt; auch
ein Ddiplomatischer Beamter oder ein Handels-
beihüger im Auslande, der dort die heimischen
wirtihaftlihen Intereſſen zu wahren und zu für-
. dern und zugleic die Angehörigen feiner Bunt
zu jhirmen u. zu ſchützen es die beſoldeten diplo-
matiihen Beamten find Berufsfonfuln, die an-
dern find Wahl- oder Handelstonjuln u. meift
Raufleute; für die größten Gebiete wird ein Ge—
Kontalt 457
neralkonſul ernannt, dem nod) gewöhnlich ein
Vizefonful beigegeben wird, für weniger große
wird ein Konſul, für Kleinere nur ein Vizekonſul
ernannt; Slonfulär, m. (vir consuläris) bei den
Römern: ein gemwefener Konjul; konſuläriſch,
um Konful ae fich darauf beziehend, in Zu—
fommenf egungen wie KoninlärsGarde, -Negie-
rung 2e ; Konſularagenten find Privatbevoll-
mächtigte, welche die deutjchen Konſuln beauftragen
dürfen, um ſolche Geſchäfte auszuführen, die feinen
amtlichen u. obrigkeitlichen Charaftertragenjollen;
Kenfulät, n., r. m. (l. consulätus) das Amt und
die Würde eined Konjuls; die Gerichtsbarkeit,
auch Wohnung oder Bureau eines Handeläbevoll-
mäcdhtigten.
fonfulteren, I. (consulöre; vgl. Ronfilium) zu Rate
ziehen, um Rat fragen; Konſulent, m. Rechtsbei—
jtand, Ratgeber, bei. in gerichtl. Angelegenheiten,
Anwalt; Konfulte, f. it. u. jpan. eine beratende
Berjammlung; Staats-Konſulta, f. (it.consulta
di stato) der Staatsrat, Benennung von Ratöver-
jammlungen u. Gerichtshöfen in Stalien u. Spa-
nien; consülte, I. bedächtig, vorjichtig; comsulto,
mit — abſichllich Konſültum, n. der Be-
ſchluß, das Rechtsgutachten; fonjultieren, l.(con-
sultäre, Intenſivum dv. consulere) überlegen, be»
ratſchlagen; zu Rate ziehen, 3.8. einen Arzt, einen
Nechtsgelehrten 2c.; Konsultation, f. (L. consul-
tatio) die Beratichlagung, bei. mehrerer Arzte bei
wichtigen Kranfheitsfällen; fonjultativ, nl. be»
ratend; Konſultatiy-Kommiſſion, f. der Bera-
tungsausſchuß; Konfultäter, m. der Ratjucher.
konſumieren, I. (consum£re) verzehren, verbrau-
hen; Konfumdnt, m. der Berbrauchende, Verzeh-
rende; Konflimo, n. it. od. Konſũm, m. Kfſpr. der
Verbrauch, Abſatz, Vertrieb einer Ware; auch —
BORN] oder Konfumtion, f. der Auf-
wand, Bedarf, Berbraud), 3.8. von Xebensmitteln
an einem Orte, Holzverbrauchzc.; Konſumberein,
ein Verein zur Bejchaffung billiger Xebensmitrel
und anderer Bedarfsgegenjtände; consumtio, I.
Heilf. (auch in engliſchem Sprachgebrauch: con-
sumption) die Auszehruna, Schwindſucht; Kon—
ſumtions-Alziſe od.-Steuer, k. die Berbraud)s-
oder Bedarfsſteuer; K.⸗-Artikel od. Konſumti—
bilien, pl. nl. Gegenſtände des Verbrauchs; per
consũumo verzollen, als zum Verbrauch im In—
land beſtimmt verzollen; konſumtib, nl. verzeh-
rend, zeritörend; Konfunttor, m. I. = Kon—
fument.
fonjummtieren, I. (consummäre; v. summa, [.d.)
zujammenrechnen; vollenden, vollbringen; con-
summätum est, e3 ijt vollbracht (letztes Wort
Chriſti am Kreuz, nad) Joh. 19, 30); mißbräud-
lich zum. f. alles it au3 od. hin; Konfummarion,
f. (consummatio) die Zufammenrehnung; Boll-
ziehung, 3. B. eines Vertrages, Verbrechens (vgl.
er consummatum), auch der Ehe durch Bei-
ager.
Konſumo, Konfumtion, |. fonjumieren.
Konjumo, m. eine dem Portwein ähnl. Weinforte.
SKontabejzenz, f. nl. (contabescentia; vgl. Tabes)
die Dörrſucht, — —
fontabulieren, I. (contabuläre, v. tabüla, ſ. d.) mit
Brettern verjehen, täfeln, dielen; Kontabnlation,
f.(I. contabulatio) das Brettergefüge, Getäfel.
Kontadint, pl. it. (contadino, der Conet) italie-
niſche Landleute; eontadinesca poesia, f. ital.
Liebeslieder in bäurischer Mundart.
Stontäft, m. l. (v. contingöre, berühren; vgl. Takt)
458 fontaminieren
die Berührung; Kontaft-Glektrizität, f. Berüh-
rung3-Eleftrizität, z. B. durch Berührung von
Kupfer und Zink erregt, vgl. Galvanismus;
Kontaft-Goniometer, m.l.gr. der Anlegewintel-
mejjer, früher zur Meitung der Kriſtallwinkel ges
braucht; Kontaktarm, Bügel- oder Schleifarm,
Abnehmer; Kontattkohlung, Oberflächenkohlung;
Kontaktleitung, eleftriiche Arbeitsleitung (bei
eleftriihen Bahnen); Kontaktdruck, Platten-
Belihtungsdrud (beim Bhotogr.); Kontaftiwir-
fung, Scheide. eine zerfegende Wirkung, die durch
bloße Berührung anderer Körper herbeigeführt
wird, ohne daß dieje ſelbſt verändert werden oder
eine Verbindung eingehen = Katalyſe, f. d.;
Kontastön, f. ([.contagio) die Anſteckung, Seuche;
tontagiös (I. contagiosus), anitedend; Konta—
gtum, pl. Konttagia vd Kontanien, Anſteckungs⸗
jtoffe, die jich durch perſönliche Übertragung fort-
pflanzen (verſch. Miasma); Kontagiesität, f. nl.
die anjtedende Kraft einer Krankheit; Kontagio—
niſt, m. wer die anftedlende Kraft einer Krankheit
behauptet.
tontaminieren, I. (contaminäre) verunreinigen,
mijchen, verfchmelzen; Kontamination, f. (conta-
minatio) die Berunreinigung, Mif hung, Verf chmel⸗
ung, namentlich in der Sprachforſchung, Ver—
——— mehrerer Wortformen in eine oder
mehrerer Schriften in eine u. ähnl.
fontant, it. contante, ſ. Konto.
tontemnieren, |. (contemn£re) verachten; Kon—
temtion, f.(l. contemptio) die Verachtung; kon⸗
temtibel(l. contemtibilis, e)verächtlich ; Kontem⸗
tibilität, f. die Berächtlichkeit.
iontentplieren, I. (contempläri) aufmerffam be-
traten, beihauen; Kontemplatien, f. (contem-
platio) die Betrachtung, Bejchaulichkeit; kontem⸗
platin (I. contemplativus) od. fontemplatüriich,
nl. beihaulich, finnend; fontemplatives od. be=
ihauliches Leben, im Gegenfaß de3 tätigen, nach
augen wirkenden, iſt die ftille und beharrliche Rich-
tung des von der Sinnenmwelt abgefehrten Gemütes
und Geiſtes auf das Überfinnliche und Ewige, aus
welcher das Mönchsleben hervorging.
Kontemporandns, m. I. (von tempus, ſ. d.) oder
Kuntemporain, m. fr. (pr. fongtangporäng) ein
Zeitgenoffe; Kontemporaneität, f. nl. (franz.
contemporaneite) die Öleichzeitigfeit; kontem⸗
porär, nl. gleichzeitig; fontemporieren, gleich
zeitig jein.
Sontemtibel, ontemtion,.unterfontemnieren.
fontent, I. (contentus, d. i. eigentl. ſich einfchrän-
fend, enthaltend, v. continere) oder fr. (ſpr. fong-
täng) zufrieden, vergnügt; content, non content,
engl. (jpr. fontent—) zufrieden, nicht zufrieden, d. i.
ja, od. nein (beim Abſtimmen für oder gegen einen
Vorſchlag im engliihen Parlament); Kontente-
ment, n. fr. (fpr. fongtangt’mäng) Bufriedenheit,
Vergnügen, beim Nieten eines andern gejagt, für
wohl befomm e3; aud) ein warmes Getränf, aus ge-
ftoßenen Mandeln mit fiedender Mil, Zimt,
Bitronenfhale, Zuder und Eiern bereitet; fonten=
tieren, fr. (contenter) befriedigen, zufriedenitellen,
Genüge leilten; bezahlen; Kontentivverband, m.
Heilf. ein Schienen» od. Bipsverband u. ähnl., der
die Bewegung de3 verbundenen Gliedes verhindert.
fontentieren, ſ. unter fontent.
Kontention, f. I. (contentio, von contend£re, ſich
anjtrengen, ftreiten) die Anftrengung; Streitigfeit;
fontentiös (I. contentiösus), jtreitluftig, zänkiſch;
Streitjachen betreffend.
lonfingieren
Kontentum, n., pl.Kontenta, I. (v. continere, ein-
ſchließen, in ſich enthalten) der Inhalt 3. B. einer
Schrift; Kontenten, pl. in Seeftädten Berzeichniffe
der angefommenen Waren nebit Bemerkung der
Schiffer und der Empfänger; Montenten-Zettel,
Frachtzettel.
Konter—, ſ. Kontre—.
Konterfei, n. entſt. aus dem fr. Kontrefait, f.d.;
fonterfeien, |. dasſelbe.
fonterminieren, l.(conterminäre, j.terminus) an-
grenzen, Grenznachbar fein; Kontermination, i.
.nl. die Angrenzung. -
Kontertanz, m. fr.-dtfch. (fr. contredanse, jpr.
fongt’rdangß’, v. engl. country dance, d. i. länd—
licher Tanz; Alt-Englandift die Heimat des Konter-
tanzes, doch kam der Tanz bald von da nach Frank—
reich und erſt von da nach Deutſchland) abgek. auch
Konter, ein Wechſeltanz, ein aus verſchiedenen
Gängen zuſammengeſetzter lebhafter franzöſiſcher
Reigen mit je zwei od. mehr ſich gegenüberſtehen⸗
den Paaren. |
fonteftieren, I. (contestäri; fr. contester; vgl. te-
ftieren) zu Zeugenanrufen, durch Zeugen beſtätigen;
vor Gericht ſtreiten; etwas beſtreiten; fonteftäbel,
nl. ſtreitig; Konteſtation, f. (contestatio) Be—
ſtätigung durch Zeugen; der Streit, die Beſtreitung.
Kontext, m.l.contéxtus (v.contexere, zuſammen⸗
weben; vgl. Text) der Zuſammenhangder Gedanken
in einer Rede, Redeverbindung; Faſſung, Wort-
laut; uno contéxtu, in einem Zuſammenhange,
ununterbrochen; Kontertür, f.nl.die Verbindung,
der Zuſammenhang.
Konti, Kontierung, Kontift, |. Konto.
Kontignetion, f. 1. (contignatio, von tignum, der
Balken) das Gebält.
Kontiguität, f. nl. (v. contigüus, berührend, an-
ſtoßend) das Zuſammen- oder Aneinanderſtoßen,
die Angrenzung, Berührung oder Gemeinſchaft der
Grenze; fontiguierlich, angrenzend, berührend;
Größenl. fontiguierliche, aneinander liegende
Winkel, die einen gemeinſchaftlichen Schentel
haben.
Kontindut, n. oder gem. m. (fr. u. engl. continent,
d. i. continens terra, zuſammenhängendes Land,
v. continäre, zufammenhängen) das Feſtland, feite
Land (im Gegenjag der Snjeln); fontinentäl, nl.
das Feſtland betreffend, feſtländiſch; Kontinentäl-
Frieden, der Landfrieden; K.-Krieg, der Land—
trieg, entg.dem Seekriege; K.eMächte, die Staaten
auf dem feſten Lande von Europa, Feſtlandsmächte
im Gegenſ. zu England; K.-Truppen, die nur
auf dem feiten Lande zu dienen beſtimmt jind; K.⸗—
Syſtem oder =Sperre hieß Napoleons Maß—
regel (von 1806 bis 1812), England vom Handels⸗
verkehr mit demübrigen Europa auszuschließen; ex
od. in continenti, I. auf der Stelle, jofort, ſtracks;
Kentinenz, f. (l. continentia) die Enthaltung,
Mäpigung, Enthaltfamfeit; continentia causa-
rum, Berbindung od. Zufammenhang der Sachen.
fontingieren,I.(contingere,v.tangere,f.tangieren)
berühren, treffen, betreffen; (feltner, wie im Lat.
und Ital. ſich ereignen, fi) zutragen;) Kontin—
gens, n. etwas Zufälliges; Kontingent, n. nl.
und fr. der den einzelnen treffende Pflichtbeitrag,
flichtteil, jchuldige Beitrag, z. B. an Truppen,
Zuzug, in der Schweiz: Auszug; Beifteuer an
Kriegsgeldernze.; fontingentieren, diel en Pflicht⸗
. beitrag feſtſetzen; Kontingenz, f. die Bufälligfeit,
Ungewigheit; Kontingenzwinfel, Berührungs-
winkel, Solgemintel( Made berührender Linien).
fontinieren
tontinteren, l. (continere) enthalten, zujanımen«-
hängen; ſich font., ſich enthalten, ji) mäßigen.
Kontinä oder Kontinue, f. fr. (pr. fongtinit) die
Droſſelmaſchine od. Boripinnfrempel (in der Spin—
nerei); Kontinülüpe, Laufküpe (in der Färberei);
Kontinürahmen, Laufrahmen; Kontinüſpin—
tier, Streichgarnſpinnmaſchine.
Kontinüum, n.!.(v. continüus, zufammenhängend)
etwas Stetiges, Ununterbrochenes; continue, it.
Tonf. anhaltend, fortwährend; in continüo, |.
ununterbrochen, in einem fort; Kontinüne, pl.
Spradjl. dauernde Laute, wozu das h, die Spi-
ranten, die Vofale, et e und Liquidae ge-
hören, entg. Erplofivae; fontinneil, fr. (con-
tinuel)fortdauernd, bejtändig; Kontinuität, f. (l.
continuitas) die Stetigfeit od. Ungetrenntheit (im
Raume wie in der Beit), das Aneinanderhängen
der Teile eines ununterbrochenen Ganzen; tete,
anhaltende, ununterbrochene Fortdauer; Konti—
nuität eines Röhrenknochens, das mittlere
Hauptftüd, der Körper. im Gegenfaß zu den Gelent-
Enden; fontinnieren, I. (continuäre) fortjegen,
fortfahren; fortdauern, währen; continüet oder
eontinuetur (abgef. cnt., entr.), Heilf. der Kranke
möge im Gebrauch der Arznei fortfahren; Kon—
tinuation, f.(l.continuatio)dieFortjegung, Fort⸗
dauer: pro continuatiöne, zur Yortjegung oder
als Fortfegung (von Schriften und Werfen); fon=
tinuetin, nl. fortjegend, eine Folge ausdrüdend;
Kontinuätor, m. ein Fortſetzer; fontinuterlich,
fortdauernd, beſtändig; Größenl.fontinuierliche
Größe, eine jtetige od. räumliche Größe, mit un-
unterbrochenem Zufammenhang der Teile, entg.
disfrete Größe.
Sönto, n., pl. Konti, it. (f. v. w. das fr. Kompte,
v. [.compütus, Berechnung, v.compütäre, zujam-
menrechnen) Kfſpr. und Poſtd. die Rechnung mit
einem, mit dem man in Gejchäftsverbindung jteht
(Berjonen-Konto) od. iiber eine Sache (Sach-Konto,
aud) totes Konto); ein Konto anlegen, eine Stun-
dung einrichten; K. Halten, Porto jtunden lajjen;
jemand K. geben, d. i. leihen, oder ihm in dem
Handlungsbucde eine Rechnung eröffnen, ihm Kre—
dit geben; K. nehmen, lich dieſes Kredits bedienen,
d. h. borgen; ein gutes K. machen, feine Rech—
nung finden, einen guten Handel maden; K. re=
fieren, eine Rechnung unterfuchen undfchließen;
. jaldieren, eine Rechnung abſchließen und die
Summe ziehen, ausgleichen; ein K. eröffnen, im
Geihäftsbuche eine laufende Rechnung für jemand
anlegen, mit dem man in Gejchäftsverbindung ge-
treten iſt; ein 8. ſchließzen, dieſe Geſchäftsverbin—
dung aufheben, ein K. abſchliefzen = ein K. ſal—
dieren, ſ. d.; Kontobuch, Stündungsbuch; K.⸗—
ührung, Stundungsbuchführung; a conto, auf
Rechnung, auf Abſchlag, abſchläglich; a conto ſtel⸗
len oder ſchreiben, eine empfangene Zahlung auf
die laufende Rechnung ſetzen; per conto, auf od.
durch Rechnung; conto a metä, it., fr. compte
ä demi, engl. on half account, Rechnung zur
Hälfte, d. 5. auf gleichen Gewinn und Verluft;
Stontoforrent, it. c. corrente, fr. compte cou-
rant, engl.account-eurrent, eine laufende Rech—
nung; ontoforrentbuch, da3 Buch, das die lau-
fende Rechnung enthält; conto di compagnia,
Gejellihaftsrehnung; conto de reis, auch bloß
Konto, port. Rehnungsmünze=1 Million Reis
od. 1100 Milreis, = 4535,75 M.; ec. di stämpa,
Wechſelſtempelungsrechnung; ec. di tempo, eine
Rechnung auf Zeit, bei welcher die Waren auf ge-
Kontrados 459
wiſſe Zeit geborgt werden; c. dubio, das Rech—
nungsbuch, das die unfichern Außenftände enthält;
c. finto, eine erdichtete Rechnung, um auswärtigen
Geſchäftsfreunden die Kaufpreije eines Ortes an-
zuzeigen; Warenfalfulation; c. Ioro, ihre, e. mio,
meine, €. nostro, unjere Rechnung; c. nu6vo,
abgekürzt N. C., neue Rechnung; c. per div6rsi,
Rechnung für allerhand oder über verſchiedene
Kleinigkeiten; e. pro erräta, Rechnung zur Aus-
Den der vorgefallenen Sehler; €. Baldo, die
ezahlte Rechnung; auch der Zahlungsreit nach
Abrechnung od. Empfangnahme abſchläglicher Zah-
fung; c. seperäto, getrennte, bejondere Rech—
nung; C. 8u0 od. suo conto, auf feine od. eigene
Rechnung; ce. vecchio (ſpr. medio), die alte Nech-
nung; eonto vostro od. vostro conto, abgekürzt
V. O., Ihre Rechnung; — kontaͤnt (it. contänte,
bon contäre, rechnen, zahlen) zahlfertig, bar; ein
fontanter Mann ,Sfipr. ein immer zahlfertiger,
der gleich bar bezahlt; gegen fontante Zahlung
faufen, d.i. gegen bare Bezahlung, für bares Geld;
in contänti, in barem Gelde, bar; per oder pro
contante, gegen bares Geld; Kontaͤnten, pl. bares
Geld; Fradt; Kontantenzettel, Frachtenzettel;
fontieren, in Rechnung jtellen; Kontierung, f.
da3 in-Rechnung-Stellen, die laufende Rechnungs—
führung, ftattfofortigerbarer Zahlung ;Hontift, m.
einer, der Konto hat, 3.8. bei einer Kreditanitalt.
Kontor, ſ. Romptoir.
Kontoͤrno, m. it. der Umkreis, Umriß, — fr. Kon—
tour; pl. Kontoͤrni, Umgebung, Umgegend; Unt-
riſſe; Kontorniäten, pl. (contorniäti) Randmün-
zen, römiſche Schaumünzen des 4. Jahrh. mit er»
höhtem Rande, weldye als Einlaßmarfen zu Schau-
jpielen 2c. dienten.
fontoranieren, I. (contorquere, vgl. torquieren)
verdrehen, verzerren; kontoͤrt (1. contörtes), ver-
dreht, verzerrt; Kontorten, pl. nl. (contortae)
Drehblütler, eine Pflanzenfamilie; Kontortion
oder gew. Kontoriion, f.(l.contortio) gewaltjame
Berdrehung od. Berrenfung der Muskeln u. Glie-
der; Verzerrung, Berziehung des Geſichts, Gri-
maſſen; Kontorſioniſt, m. Zirk. der Schlangen-
menſch.
Kontraapertür, f. nl. die Gegenöffnung, beſonders
bei Eiterungen, um dem Eiter einen freiern Weg
Kontrabande, ſ. Kontrebande. [zu bahnen.
Kontrabaß, j. Kontrebaß.
Kontrabuch, L.-dtjch. das Gegenbuch.
fontradizteren, lat. (contradicöre) widerſprechen;
Kontradizent, m. (contradicens) Ripr. der Geg—
ner, Widerſacher; Kontradiktion, f.(contradictio)
der Widerſpruch; contradietio in adjecto, l. ein
Widerſpruch im Zuſatze, z. B. trockner Regen, kal⸗
tes Feuer; contradietio symptomätum, Heilk.
Widerſpruch der Krankheitszeichen (vgl. Symptom);
Kontradiftor, m. der Widerjpreder; Ripr. des
Gemeinjchuldners Stellvertreter,der mit den Gläu-
bigern wegen ihrer liquidierten Forderungen recht-
lid) verfährt; kontradiktöriſch, nl. widerſprechend,
ſich gegenfeitig aufhebend;fontradiftorifheBe-
griffe, Urteile 2c., d.i. einander widerfprechende
oder gegenfeitig aufhebende, 3. B. Licht u. Finfter-
nis; in contradictorio, Orr. im zweijeitigei,
aus Behauptung und Widerſpruch zufammenge-
jeßten Verfahren, auf Anhören des Gegners.
Koͤntrados, f. nl. Ripr. eig. Gegenmitgift (ſ. Dos),
Gegenvermächtnis, welches der Mann der dotierten
En verspricht, und welches fie nach feinem Tode
erhält.
460 Kontraertenjion
Kuntraegtenfion, £.nl.(vgl.Ertenfion) Heilf. Öegen-
ausdehnung beim Einrichten von Verrenfungen
und Knochenbrüchen. ſſ. d.
Kontrafagoͤtt, n. das um eine Oktave tiefere Fagott,
Rontrafazient, m. nl. (von contrafacere, dagegen
tun, mlat. auch nachbilden, fr. contrefaire) er
Übertreter einer Verordnung; Kontrafaftion, f.
die — täufchend ähnliche Nachbildung
von etwas, der Nachdrud eines Buches; Kontra—
faftür, f. Bildwerk.
Kuntrafiffür, Kontrafraftür, f. nl. Wundarzneik.
ein Gegenfpalt, Gegenbruch, wenn der Schädel an
einer Stelle bricht, welche von der, two die äußere
Gewalt einwirkt, entfernt ift.
fontrabieren, |. (contrahere,v.trahere, ziehen) zu-
jammenziehen; fich zu einem Vertrage vereinigen,
einen Bergleich Schließen, übereinfommen; über ein
Duell verhandeln und e3 feftitellen ; daher Rontra⸗
Hase, f. (jpr. g= }&) Die Feititellung eines Duells,
Forderung zum Zweikampf; Schulden fontra-
bieren, d. 1. machen; ſich fontrahieren, lich ein-
ichnüren, einengen, zufammenjchrumpfen; Kon=
trahent, m. ein Vertragjchließer; pl. die Rontra⸗
henten, die iibereinfommenden, vertragichließen-
den Teile; Kontrabentia, pl. Heilk. zufammen-
ziehende Mittel; — Konträft, m. I. conträctus,
ein Vertrag, eine Übereinfunft; auch eine Spiel-
marfe für zwei oder mehrere Dubend Rechen—
pfennige; kontraͤkt, al3 Beiwort ((. contractus),
verfrümmt, gliederlahm, gelähmt; Kontraktion,
f. (lat. contractio) die en 3.8.
Spradl. zweier Silben in eine; Heilf. Verfrüm-
mung, Berfürzung der Muskeln, des Haljes ꝛc.,
Lähmung; kontraltibel od. kontraktil, nl. zu-
jammenziehbar, verfürzbar; Kontraftibilität od.
Kontraftilität, f. die Be fon=
traftin, Zufammenziehung bewirfend; Kontrafs
tinfraft, Zuſammenziehungskraft (entg. Exrpan-
jiofraft); kontraktlich, vertragsmäßig; Kontrak⸗
tür, f. Krümmung der Gelenke; Lähmung.
fontraindizieren, nl. (vgl. indizieren unter Index)
daS Gegenteil anzeigen; contra-indicans, n.
Arzneif. eine Gegenanzeige gegen die Anwendung
eines Mittels; pl. contraindicantia; Kontra⸗
indikation, f. die Gegenanzeige.
Kontrajagen, n. ledtſch. SD Entgegenjagen,
eine Treibjagd, wobei das Wild von zwei Seiten
gegeneinander getrieben wird.
Kontrafdmbio, ın. (it. überh. Ermwiderung) Kfipr.
(vgl. Kambio) ein Gegenwechſel, Rückwechſel.
Kontrakt ze., |. fontrahieren. .
fontralizitieren, nl. (vgl. lizitieren) überbieten, in
den Kauf treten od. fallen.
fontramandieren, j. fontrem—; kontraminie⸗
ren, ſ. fontrem—.
fontraponieren, I. (contrapon£re,v.ponäre,jeßen)
entgegenjegen; Log. ein Urteil umfeßen, d. i. ihm
ohne Veränderung des Inhalts eine andere Form
geben, jo daß aus einem verneinenden ein bejahen-
des wird, od. umgefehrt; Kfipr. ab- od. zufchreiben,
Budeinträge berichtigen; Kontrapoſition, f. nl.
die Gegen 7— Umſetzung eines Urteils; Dedung
einer Wech i — eines Buchhal⸗
tungsfehlers; Kontrapoſt, m. der Gegenſatz in
den bildenden Künſten, — Antitheſis in der
Rede. lin der Orgel.
Kontrapoſaune, f. lat.-dtich., eine tiefe Baßſtimme
Kontra= Proteft, m. nl. (vgl. Proteſt) Gegenver-
mahrung, die gerichtliche Sicherjtellung3urfunde
für den Anıhaber eines proteitierten (ſ. d. Wechſels.
Kontrahyerba
ſtontrapunkt, m. nl. (eigentl. der Gegenpunkt, da
man ehemals Bunfte ftatt der Noten machte), Tonf.
die Kunſt des Tonſatzes (gleich). die Grammatik
der Muſik), d. i. die Kunſt, zu einer Stimme mehrere
zu jeßen, oder mehrere Stimmen regelrecht mitein-
ander zu verbinden (einfacher Kontrapunft);
bef. die Kunft des Stimmenwechſels, d. i. die Stim-
men fo einzurichten, daß fie ohne Fehler in der
Harmonie vermwechfelt, die tieferen zu höheren ge-
macht werden können (doppelter od. vielfadher
Kontrapunft); fontrapunktieren, die Regeln
des Kontrapunkts anwenden; kontrapunttiſch,
dem Kontrapunft gemäß; ihm entjprechend; Kon⸗
trapumnftift, m. ein gelehrter, jchulgerechter Ton-
künſtler.
fonträr (fr. contraire), lat. contrarius, a, um, ent-
gegen, zuwider, entgegengejet, widerwärtig, wider-
treitend; fonträre Begriffe, Urteile zc., ein-
ander widerftreitende oder (pofitiv) entgegengefeßte
Begriffe 2c., 3. B. Tugend und Laſter; fonträrer
Wind, Gegenwind; Konträr-Buch, ein Gegen-
rechnungsbuch; e contrario, [., od. fr. au con-
traire (fpr. o fongträhr), im Gegenteil, umgekehrt,
vielmehr; Kontrarium, n. I. daS Gegenteil, in
contrarium, im Gegenteil; pl. Kontraria, Ent-
gegenfeßungen, Gegenfäte; contraria contrarlis
curäntur, Entgegengejegtes wird mit Entgegen-
gejegtem geheilt (Grundſatz der Allopathie, ſ. d.);
jemandem fontrariteren, fr. (contrarier) ihm
entgegenarbeiten od. -wirfen, Hinderlidy fein; Kon=
trarietät, f. I. (contrarietas) das Hindernis, die
Widerwärtigkeit, Unannehmlichkeit.
Kontraremonftranten, pl., |. Somariiten.
Kontra: Schiffe, L.-dtich. Schiffe, die zwifchen außer
europäilchen Staaten hin und her ——
kontraſignieren, nl. (contrasignare, fr. contre
signer; dgl. jignieren) gegenzeidhnen, mitunter
jchreiben, zu größerer Beglaubigung einer Schrift;
Kontraiignierung, Kontraiignatür, f. die Ge-
genzeichnung, Mitunterjfchrift der Minifter unter
einem königlichen Erlaß.
Kontrdft, m. (fr. contraste, it. conträsto, v. mlat.
contra-stäre, entgegenftehen, jtreiten), der Gegen-
ſatz; die Nebencinanderftellung des Entgegengejeß-
ten (inderKedef.auh Antitheton genannt); fon=
traftieren, gegeneinander abftechen.
Kontraftimilus, m. nl. (vgl. Stimulus) Heilf. der
Gegenteiz, die abfichtlihe (Schmerz) Erregung
eines Körperteild, um von einem andern einen
Reiz abzulenken; Kontraftimulismus, m. die
‚Gegenreizlehre, ein von Rafori in Stalien ge-
gründetes Syftem der Medizin; Kontraſtimuliſt,
m. ein Anhänger diefes Syſtems.
Kontraiubiekt,n.nl. Tonk. der Gegenjah od. zweite,
untergeordnete Saß in der Fuge.
Kontratenmpo, |. Rontretemp®.
Kontratöne, die tiefiten Töne des Baffes unter dem
großen C.
Kontravballation, ſ. Rontrevallation.
fontravenieren, nl. (v.venire, fommen) entgegen-
handeln, übertreten; geſetz- oder vertragsmidrig
handeln; Kontravenient, m. dev Übertreter einer
obrigfeitfihen Verordnung; Kontravenienz oder
Kontravention, f. die Übertretung eines Gejebes,
Vertrags; in casu od. casum contraventionis,
[. im Übertretungsfalle.
Kontraviolon, |. Kontrebaß.
fontradotieren, barb.-lat. (von Votum, votieren)
gegenitimmen. '
Kontrayerba, f. ſpan. (eig. Gegenfraut, von yerba
Kontre
— l. herba, Kraut; nl. radix contrayerbae) die
perupianifche Giftwurzel, virginifche Schlangen-
wurzel, auch Giftheil.
Ktontre, m. fr. (fpr. kongt'r), franzöfifcher Reigen,
j. Kontertanz.
fontre, fr. (fpr. kongt'r; — lat. contra) entgegen,
gegen, wider, wird in Zuſammenſetzungen ge
raucht wie in den folgenden: 8
Kontre-Admiral, der Gegen-Admiral, der dritte
Seebefehlshaber, der auf den Admiral u. Vize—
admiral folgt, Unter-Flottenführer.
Kontre-Allee, f. ein Neben- od. Seitenbaumgang.
Kontre-Appröfchen, fr. (contre-approches) Ge—
genlaufgräben, wodurch die ——— den Lauf⸗
gräben der Belagerer entgegenarbeiten.
Kontrebalance, f. (ipr. —balaingß) daS Gegenge-
wicht; fontrebalaneieren (Ipr.—langbieren), das
Gegengewicht halten, die Wage halten; Kontre=
Balancier, m. Gegengewicht3hebel.
Kontrebande od. Konterbande, f. fr. (pr. kongt r-
bangd’, gem. fonterbande; it. contrabbando, von
contrabannum od. bandum, gegen das Verbot; vgl.
bannum), Schleichhandel, Unterjchleif, Schmugge-
lei; verbotene Ware, Schmuggelmare, Schleihgut;
fontrebandieren, Schleihhandel treiben, ver-
botene Waren einführen od. einſchwärzen, niederd.
ihmuggeln; Kontrebandier, m. (ſprich: kongt'r⸗
bandjeh) ein Schleichhändler, Schmugaler, landſch.
Schwärzer.
Kontrebaß, m. (fr. contrebasse, it. contrabbasso)
od. Kontreviolon, m. fr. (fpr.fongt’rwiolöng) der
Gegenbaß, tiefe Baß, die größte Baßgeige.
Kontrebatterie, f. fr. der Gegengeſchützwall, Gegen-
rojt; uneig. Gegenanſchlag.
ſtontrebille, f. ar (jpr. kongt'rbij') der Gegenball,
der beim Zurückprollen vom Rande des Billards
den Ball des Mitſpielers treffende Ball.
Kontrebillett, n. fr. (ſpr. kongt'rbilljeh; gewöhnl.
—billjett) ein Gegenſchein, der einen früher aus—
geftellten wirkungslos mad.
Kontre-Change, j. Kontre-Echange.
Kontre-Chafiis, n. fr. (fpr. kongt'rſchaſſih) Gegen-
fenſter, Vorfenſter, Winterfeniter.
Kontrecoeur, n. fr. (ſpr.kongt'rköhr; eig. gegen das
Herz) die Hinterwand des Kamins; A contre-
coeur, gegen die Neigung, mit Widerwillen, un-
gern.
Kontreconp, m. fr. (ſpr. kont'rkuh) ein Gegenjchlag,
Rückſchlag; ein widerwärtiger Zufall, Querſtrich.
Kontredampf, ea (gibt der Lokomotiv—
führer, um die Majchine bei unvorhergejehenen
BZufällen raſch zum Stehen zu bringen).
Kontredanie, f., j. Kontertanz.
Kuntre-Echange od. Kontre-&hange, f. fr. (ſpr.
tongt'rſchaͤngſch) Gegentauſch, Rückwechſel.
Kontreeffet, m. fr. (ſprich: kongt'reffeh), Rückprall,
Gegenwirkung.
Kontre⸗-Epaulette, f. fr. (ſpr. kongt'repolett) das
Achſelband ohne Bart.
Kontre=escarge, j. Kontrejcarpe.
— f. fr. (ſpr. kongt'rfaſſoͤng), Gegenform;
Nachdruck.
Ktontrefait, n. fr. (ſpr. kongt'rfäh; ml. contrafac-
tum; vgl. Kontrafaftion) gem. Konterfei, das
Ebenbild oder Nahbild (Borträt); fontrefait
als Beimwort (it. contraffatto), nahgemadt; auch
verunjtaltet, entitellt; unkenntlich (durch Verklei—
dung 2c.); fontrefeien, gem. fonterfeien (fr.
contrefaire, nahmacden), abmalen.
Kontrefen,m. fr. (ſpr. fongt’rjöh) ein Feuerjchirm.
Kontrepied 461
Stontrefiche, f. fr. (ſpr. kongt'rfiſch', v. ficher, ein-
a ein Strebeband, Strebebalfen, Wand-
alter.
Kontrefort, m. fr. (ipr. fongt’rföhr, v. fort, ftark)
ein Gegen= oder Strebepfeiler, eine Stügmauer,
Widerlage. [fuge.
Kontrefuge, f. fr.-lat., Tonk. Doppelfuge, Gegen-
Stontregarde, f. fr. Krk. ein vorgefchobenes Boll-
ah. tirnband, ein Borwall für den erſten Wider-
and.
Kontregewicht, n. fr.-dtich. Gegengewicht.
Stontrejonr, m. fr. (fpr. kongt'rſchuhr) das Gegen-
licht, der Gegenjchein.
fontrefarrieren, fr. (contrecarrer, v. carrer, vier-
ecfig machen, uneig. fich breitmachen, brüften) einem
entgegenarbeiten, entgegenwirken, hinderlich fein.
fontreftieren, lat. (contrectäre, von tractäre) eig.
betaften, angreifen; Rſpr. rechtswidrig jich etwas
aneignen, jtehlen; Kontrektation, f. (contrecta-
tio) Entziehung, Entwendung.
Stontrefettre, f. fr. (pr. fongt’rlett’r) Gegenbrief,
Rückſchein, Ridverfiherung — Revers.
Kontremaitre, m. fr. (ſpr. kongt'rmät'r), der Werf-
meijter.
fontremandieren (Ipr. fongt’rmangd—), fr. contre-
mander; vergl. Mandamus) Gegenbefehle geben,
abbejtellen, abjagen, widerrufen, ER
Kontremandement, n. (fpr. —mangd’mäng) ein
Gegenbefehl.
Kontremarte, £. fr. (pr. kongt'rmarke; vgl. Marke)
Gegenmarfe; Wiedereintrittichein, Paßmarfe; auch
ein Stempelzeihen auf Waren, Münzen ufm.;
fontvemarfieren (fr. contremarquer), mit egen-
zeichen verjehen; auch faljch zeichnen.
Kontremarfch, m. (fr. contremarche) Gegenzug,
Degen Rückzug; Schlangenmaricd in Win-
ungen.
Kontremine, £. fr. (pr. kongt'r —; vgl. Mine 3.) die
Segenmine der Belagerten, um die Mine der Be-
lagerer in die Luft zu jprengen; Gegenlift, Gegen
anjchläge; eine Gegenjpefulation (im Börſenweſen);
fontreminieren (fr. contreminer), Gegenminen
macen; entgegenarbeiten; Kontremineur, m.
(jpr. —nöhr), ein —— der eine Gegen—
ſpekulation an der Börſe ins Werk ſetzt; überh.
Gegenwirker, Widerſacher.
Kontremuſter, n. Gegen-, Vergleichsmuſter, Kon—
tremutter, f., Gegenmutter.
Kontreoppoſition, f. fr.=l. eine ſich zur Oppoſition
(ſ. d.) haltende, aber von andern Grundſätzen aus—
gehende Partei.
Kontreordre, m., gew. f.fr. (ſpr. fongt’rord’r; engl.
counter-order, it. contr’ordine) der Gegenbefehl,
der einen frühern wieder aufhebt.
fontreparieren, fr. (vgl. parieren 1.) wehren, ab-
wehren; Kontrepardde, f. die Abwehr eines Hie-
be3, in der Fechtkunft.
Kontrepart, m. fr..nl. = — (vgl. Part),
der Gegner und das Gegenteil; Kontrepartie, f.
fr. Tonf. die Gegenjtimme; Handl. das Gegenbud).
Kontrepas, ın. fr. (ſpr. fongtr’pah) der Gegenſchritt,
der dem Gegentänzer antwortet.
Stontrepafjation, f. fr.(ipr. kont'rpaſſaßjoöng) Rück—
abtretung( bei. eines Wechſels.
Stontrepente, f. fr. (ſpr. an eig. Gegen-
abhang: ein umgefehrtes Glacis (1.d.).
Kontrepied, m. fr. (pr. fongt’rpjeh) Jäg. Rüdfpur,
falfche Fährte, wenn der Hund auf der Spur des
Wildes rückwärts od. dahin Läuft, woher es fanı;
das Widerfpiel von einer Sade.
462 Kontrepilaiter
Kontrepilgiter, m. (fr. contre-pilastre; vgl. Pi—
lajter) ein Gegen- oder Nebenpfeiler.
Kontrepeids, n. fr. (fpr. fongt’rpod; it. contrap-
pesso) Gegengewicht, &leichgewichtäftange der
Seiltänzer.
Kontreprije, £. die Gegenlaft, Gegenbelaftung.
Kontrerafel, k. fr. (v. fr. racle,, Streichmaß, Kratz-,
Schabeijen, v. I. rasiculäre, v. l. rasus), das Ab—
jtreichmefjer (bei der Druckmaſchine).
Kontrerevolution, f. fr. die Gegenrevolution,
das Ummerfen eines aus Revolution hervorgegan-
enen Berfaffungszuftandes (meijt in volfsfeind-
ihem Sinne); fontrereboluttonär, (fr. contre-
revolutionaire), gegenummälzend, der neuen
Staatsverfaffung entgegenwirfend.
Kontreronde, k. fr. (ſpr. kongt'rrongd') Krſpr. die
— zweite Runde zur Beobachtung der
erſten.
Kontrerüſe, f. fr. (vgl. Rüſe) Gegenliſt.
Kontreſalüt, m. fr. ſpr. kongt'rßalũh; vgl. Salüt)
der Gegengruß, die Gegenbegrüßung mit Kanonen—
ſchüſſen.
Kontreſcarpe, f. fr. (vgl. Escarpe) die äußere Ges
genböjchung, die ſchiefe Fläche eines Feſtungs—
graben gegen das Feld zu, die Außenwerke.
Kontrejens, m. fr. (fpr. fongt’rkäng) Widerfinn,
Unfinn.
Kontrefignal, n. fr. (pr. fongt’rBinjdl, gem. —fig-
ndhl; vgl. Signal) ein Gegenzeihen, Antwort auf
ein gegebenes Zeichen; fontrefigneltiieren, ein
Rück- oder Gegenzeichen geben; Kontreſigne, n.
(ipr. fongt’chinj’) das Feldgeſchrei; fontrefignie=
ren, ſ. fontrafignieren.
Sontretemps, n. fr. (pr. fongt'rtäng) od. Kontra⸗
tempo, n. it. (vgl. Tempo) ein Borfall zur Ungzeit,
ein unvermutetes Hindernis; Reitk. eine unzeitige
Unterbredung des Pferdes in feiner ſchulgerechten
Bewegung; Fechtk. ein zur unrechten Beit an-
gebrachter Stoß; Tonf. die Verzögerung des Zeit—
maßes.
Kontre-Terraͤſſe, f. fr. Krk. Gegenerdwall, Er-
höhung über eine Terraſſe.
Kontretranchèee, f. fr. (ſpr. kongt'rtrangſcheh) Krk.
Gegenlaufgraben, Laufgraben gegen die Be—
agerer.
Kontrevallation, f. fr. oder Kontravallations⸗
linien, f. nl. die Gegenverſchanzung der Belagerer,
um ſich gegen Ausfälle der Belagerten zu ſichern.
fontrebenieren, ſ. fontravenieren.
Kontrevent, m. fr. (fpr. fongt’rwäng) ein Wind-
ſchirm, Windladen, äußerer Fenfterladen.
Kontrevislon, j. Kontrebaß.
Kontreviſite, f. fr. (mo es jedod) eine Gegenbefich-
tigung bedeutet) der Gegenbeſuch.
fontribuieren, I. (contribuere, fr. contribuer;
vgl. tribuieren) einen Betrag geben, Abgaben oder
Steuern entrichten; beitragen, beifteuern; mit-
mwirfen,befördern;fontribudäbel(fr.contribuable),
jteuerbar, jteuerpflichtig; Kontribuent, m. [.(con-
tribüens) ein Steuerpflichtiger, Beilteuernder;
Kontribution, f.L.(contributio,fr.contribution)
die Beijteuer, der Steuerbetrag; die Kriegsiteuer,
öfters Brandihagung, d. i. gemaltfames Einfor-
dern und Herbeilhaffen jedes Bedarfs; in Kon—
tribution jegen, bejteuern, brandſchatzen; Kon—
fributionspfund, n. ehem. öſterreichiſche Rech—
nungsmünze von 13 Gld. 48 £r. rheinifch oder —
24,154 ; fontributin, nl. (fr. contributif) bei»
fteıternd, ſteuerbar; beitragend, mitwirfend.
Kontumaz
Kontritton, £. 1. (contritio, v. conter&re, zerreiben)
die Zerknirxſchung, tiefe Reue (vgl. Aitritiom).
Kontroßfe, f. (fr. contröle, m. entit. aus contreröle,
v. röle, Lifte, Regifter, it. rötolo, Röllchen, Verkl.
v. I.röta, Rad) das doppelte Regifter aller Aug-
fertigungen oder die doppelte Rehnungsführung
in Kanzleien, Schreibftuben 2c., Gegen- oder Nach
tehnung zur Vermeidung ſowohl des Irrtums,
als des Betruges; Gegenbuch; die Gegenaufficht
eines Rechnungsführers oder Beamten über den
andern; auch Aufficht überh.; Kontroll-Stem—
el, Forſtw. der Stempel, womit die zu fällenden
Bäume bezeichnet werden; Kontroll-Apparat, m.
Prüfungsapparat, Maßvorriihtung; Kantrof-
buch, * (Beitungs-)Eingangsbud; K.⸗Bu⸗
reau, n. (der Poſtanweiſungen), — —
amt; K.-Journal, n. Frankobuch: K.-Karte,
Merkzettel; (bei Zeitungen:) Ausgabekarte; Kon—
trollfafſe, ſelbſtkontrollierender Kaſſenapparat;
Ke⸗Nachweiſung, Gegennachweiſung; Kontroll⸗
ſchuß, Probeſchuß; Kontroll-Uhr, eine Uhr. in
die ein Wächter zur beſtimmten Stunde ſeines Um—
ganges ein Zeichen einzudrücken hat; K.⸗WVer—
ammlung, die jährliche Verſammlung der Land—
wehrleute behufs ihrer Verleſung u. Muſterung;
kontrollieren (fr. contröler), Gegenrechnung füh-
ren, nachrechnen; ins Gegenbuch eintragen; auch
überh. beauffihtigen, überwachen, nachprifen;
Kontrollierung, f. Überwachung; Kontrolleur
m. (pr. —löhr) ein das Gegenregiiter führender
Beamter, Gegenrechner oder Auffeher; insbeſ. der
Aufficht3beamte der nr und Gteuerbehörden ;
Kontroifer, m. engl. elektrifcher Fahrſchalter,
Stromregler.
fontroners, lat. (controversus, a, um) jtreitig, be-
ftreitbar; beftritten, angegriffen; Kontroveérs od.
Kontrovérſe, £. I. (controversia) ein gelehrter
Streit, eine Streitſache, Streitfrage; controversia
verbörum, Ripr. ein Wortitreit; Kontrovers⸗
Predigt, eine Streitpredigt, worin die Glaubens—
lehren anderer Religionsparteien beftritten wer—
den; Kontroverfiit oder Kontrovertiſt, m. nl.
ein Streiter, bei. Glaubensſtreiter, Kampfredner;
tontroperiieren (l.controversäri), ftreiten, fämp-
fen, Streitichriften wechjeln.
Rontrumid, n. (v. fr. contre u. humide, Feuchtig—
feit) eine aus unporöfen Mafjen beitehende, von
3. Feichtinger in London erfundene Überkfeidung
der Zähne zur Abhaltung der Feuchtigkeit.
Sontubernium, n. l. (v.taberna, Hütte, Bude) das
Beifammenwohnen, dieStubengemeinjhaft; Kon—
tubernälts, m. eig. ein Beltgenoffe, ein ‚Stuben-
burſche, Stubengenoffe; Kontubernalität, f. die
Stubengenofjenfchaft.
Kontumaz, f. (von contümax, I. hartnädig, troßig,
widerſpenſtig) ein Halsftarriger, Troßiger, derauf
gerihtlihe Vorladung nicht erſcheint; contuma-
eiter, ungehorjam, halsitarrig; contumacla) die
Widerjeglichkeit, der Ungehorjam gegen gerichtliche
Befehle, das Ausbleiben oder Nicgtericheinen vor
Gericht, Verſäumnis; aud |. v. w. Quarantäne;
Kontumäz halten, ſ. Quarantäne halten;
Kuntumäzsftorden, m.(Ipr.—ELordöng)eineSon-
derfette, aufgejtellte Mannfchaft zur Sicherung
einer Gegend vor einer anitedenden Krankheit;
Kontumäz-Häuſer, Sonder-Häujer; in contu-
maclam, |. wegen Ungehorfams, 3. B. Nichter-
ee auf ergangene Borladung, wegen Ber-
äumnis, in Abweſenheit; fontinnazieren, nl.
(fr. contumacer) jemand megen Ungehoriams
Kontumelie
oder verfäumter Nechtsfchuldigfeit vor Gericht
gone (jeitend der Gegenpartei) oder (ſeitens
des Richters) verurteilen, —= in contumaciam
verurteilen, ein VBerfäumnisurteil erlafien; Kon—
tumaztial-Erfenntnis, n. Verſäumnisurteil;
Koniumaziäl-Verfahren, das gerichtliche Ver—
fahren gegen einen jäumigen oder ungehorfamen
Berklagten, Berfäumnisverfahren; dontumazier=
zeit, die Frift, nad) deren Ablauf die Verurteilung
eines Nichterjchienenen erfolgt.
Kontnmelie, f. l.(contumelia) Bejchimpfung, grobe
Beleidigung; fontumeltids (I. contumeliösus, a,
um), ſchmähend, ſchimpflich.
kontundieren, |. (contund£re) quetſchen; Kontu⸗
fion, £. (l. contusio) eine Quetſchung, Verlegung
durch Stoß, Braujce.
Kontur, m. fr. (jpr. fontühr; vgl. Tour) der Umriß
einer Fiqur, die Umrißlinien; fontnrieren oder
fonturnieren, die äußeren Umrifje ziehen, zeich-
nen; fonturniert (fr. contourne), auch verdreht,
Wappen. linf3 gewendet.
fonturbieren, I. (conturbäre, vgl. turbieren) ver-
wirren, beunruhigen; Konturbation, f. Verwir⸗
rung, Bejtürzung.
Konturniati (aud Kontorneati od. Krotoniati),
Münzen mit erhabenem Rande, die aus der römi—
ſchen Kaiſerzeit jtammen.
Ktontüſche, k.oder Kontuſch, m. (v. poſn. kontusz,
m. ein poln. Oberileid; vgl. gr. kändys, ein me—
diiches und perfifches Oberfleid mit Ärmeln) ein
born offenes Oberfleid für Frauen; aud) ein kur—
zer Hausrod für Männer.
Kontuiion, j. fontundieren.
Kontütor, m. L. (vgl. Tutor) Rſpr. der Mitvormund.
Konus, m. gr. (könos), Meßk. ein Kegel; Naturbe—
jcreib. die Kegelichnede,Zute; koͤniſch, kegelförmig,
fegelicht; Eonifche Refrattion, Yuflöjung des
Lichtſtrahls in ein fegelfürmiges Bündel; foni-
her Spiegel, Kegelipiegel; Kontferen (l. coni-
ferae), Bäaumemitfegelförmigen Früchten, Zapfen-
bäume, Nadelhölzer; Konigisb, m. od. Koniglo=
bium, m. ein Sternfegel; Nunitithen, pl. Kegel⸗
fteine; Sonimeter, n. einstegelmefjer; Konifeltor,
m. nl. der Kegelſchneider, ein Werkzeug zum Stegel-
Schneiden; Konit, m. gr. eine verjteinerte Kegel-
jchnede; auch eine UbartdesBitterfalfs ; Konizität,
f.Regel-,Reil-, Trichterform; die Schräge, Neigung;
Konoid, n. ein fegelähnlicher Körper, Afterkegei,
durch Umdrehung gemiljer Kurven um ihre Achie
entitanden (3.B. ein Barabofotd, j.d.); fonpi=
diſch, kegelaͤhnlich; Aöouophthaͤlmus, m. das Ke—
gelauge, kegelförmiges Hervortreten des Auges.
tonvaleſzieren, lat. ſeoncalescẽre, von wılere, ge—
ſund fein) geneſen, gefunden; Konvaleſzierte, pl.
Wiedergeneſene; Konvaleſzent, m. ein Geneſen—
der; Konvaleſzenz, f. die Geneſung.
Slonvaliaria, £. (vom l. convallis, das Tal) eine
Bilanzengattung, zu der die Maiblume gehört.
Konvenation, f. (vom I. venäri, jagen, venatio,
Jagd) die Koppeljagd.
fonvenieren, [. (convenire) übereinfommen; an-
itehen, paſſen; ſich ſchicken; konvenierend, pafjend,
angemeſſen, z. B. im fonvenierenden Falle,
d. i. wenn es paßt od. angemeſſen iſt; konvenäbel
(fr. convenable), pafjend, ſchicklich, zuträglich; ton
benienz, l. (convenientia) oder Konvenance, fr.
(fpr. —nängß) f. die Übereinkunft; Rüdjiht auf
Umftände (3.8. Konvenienz-Heirat, entg. a
tions-Heirat); Schidlichkeit, Wohlitand, d.i. An—
ftändigfeit des Betragen? im gefelligen Leben; auch
fonverfieren 463
Buträglichkeit, Bequemlichkeit; Konvent, m 1.
(conventus) die Zuſammenkunft, Berfammlung,
3. B. Nationallonvent, Volks- oder Reichs—
verfammlung, bejonders in der franzöfiihen Re—
volution, auch ſchlechthin „der Konvent’ ge-
nannt; Bufammentunft der Mönche oder Nonnen
in einem Klofter, daher auch f. Klojter, Stift; Kon—
ventsfirche (nl. conventuälis ecclesia), Klojter-
firche; auch jede Kirche, in welcher ein Klojtergeiit-
licher den gewöhnlichen Gottesdienst hält; Kon—
vent-Bier, eigentl. Klofterbier, Bier der Kon-
ventualen oder Klofterbrüder, z. U. von dem
jtärferen Biere, welche3 die Patres tranfen; dann
überh. Halb- oder Dünnbier, gem. Kovent oder
Kofent genannt; Konventuäl, m. nl. (conven-
tuälis) ein Klojterbruder; beſonders Mönche von
gemilderter und freiererOrdensregel, im Gegenſatz
zu den Obfervanten; Konpentualin, f. eine
Kloiterfrau; Konventikel, n. I. (conventicülum,
Berfl. von conventus) eine heimliche Zufammen-
kunft, Winfelverfammlung, be. der jogen. Stillen
im Lande (zuerst gebraucht von den frommen Zu—
fammenfünften der Anhänger des Widliffe); con-
ventio in manum, f. Übergang der Frau aus
der Gewalt des Vaters in die des Ehemannes (im
altrömijchen Recht); Konvention, f. (l.conventio)
die Berjammlung, bei. des Barlaments in Eng-
land, wenn fein König vorhanden ift; die Überein-
£unft, das Übereinfommen, der Vertrag, Vergleich;
Militär-Konvention, |. unter Militär; Kon—
dentionsfug, ein Münzfuß, der durd Staatd-
vertrag feitgeitellt ift (4. B. der 521/.-Gulden- op.
30-Talertuh zwiſchen Bayern und den andern ſüd—
deutichen Staaten 1857, nach dem 52%/, Guiden —
30 Taler waren); Konveutionsgeld od. Münze,
Übereinfunftsgeld od. Münze, die zufolge der ge-
fchlofjenen Übereinfunft von 1753 von verjchiede-
nen deutichen Staaten und Reichsjtänden nach dem
Wiener Münzfuße geprägt ward, wonach man die
Mark feinen Silbers zu 20 Gulden oder 13%, Tir.
fhäßte; daher Konventions-Taler, ein älterer
Bereinstaler zu 1 Rtlr. 10 Sgr.; Konventions—
Hage, Ripr. die Vorklage, erite Klage des Klägers;
entg.Refonventionsflage, f.d.;konventionell
od. funventionäl, l. (conventionälis, fr. conven-
tionnel), auch fondentionsmärig, mas auf Über—
einkunft oder Herfommen beruht, vertragsmäßig;
herkömmlich, üblih; Konventional-Strafe, be-
dungene Strafe, eine Zahlung, zu welcher man ſich
verpflichtet für den Fall, daß man das Verjpro-
chene nicht leijten jollse.
fondergieren, nl. (v. l. vergöre, fich neigen) zuein-
ander neigen, fich nähern; bei der Verlängerung
in einen Hunft zufammenlaufen; fonvergent, ſich
zuneigend, zulammenlaufend (Linien, Strahlen);
uneig. übereinjtimmend; Konvergenz, f. die An-
näherung zweier Linien gegeneinander.
konverſieren, l. (conversäri, mit jemand umgehen)
ji) unterreden, fih unterhalten, umgehen; fon=
verjäbel, barb.-L.(fr.conversable) umgänglich, ge-
Iprädig; Konverſation, f.(l.conversatio, fr. con-
versation) der Umgang, Berfehr; gem. der münd—
liche Verkehr; die gejellige — das Ge⸗
Nies die Konverſationsſprache, Umgangs-
rache; Der onverfationsten, Geſprächs- oder
mgangston der guten, gebildeten Gejellicaft;
das Konveriationsftüdk, ein feines bürgerliches
Schau- oder Luſtſpiel; Mal. ein Gejellihaftsitüd;
Konverſationsoper, f. eine moderne komiſche Oper
mit gejprochenem Dialog; Konverfationshaus,
464 Konverfion
Sefellihaftshaus, Kurhaus; Konverfations-
lerifon, n. allgemeines Sachwörterbuch; das erjie
diejes Namens ward von Löbel begonnen u. 1811
von Brodhaus vollendet; Konverſatorium, nm. nl.
ein Unterhaltungszimmer, Unterhaltungsverein.
Konverjion, ſ. Eonvertieren. |
fonvertieren, [.(convertere)umtandeln;befehren;
den Zinsfuß herabjegen ; Beffemer Stahl bereiten;
fonvertibel, nl. befchrungsfähig; Konverſion,
f. (l. conversio) die Veränderung, Umwandlung;
Konverfion der Staatsſchuld, Herabfegung
des Zinsfußes der Staatsſchuldſcheine; Rſpr. Kon⸗
verjion eines Rechtsgeſchäfts, d.i. Abände—
rung desſelben in etwas, indem es im übrigen bei—
behalten wird; auch Bekehrung, Beſſerung: Kon—
verſiousfarben, Verwandlungsfarben; Konvéer⸗
fus, I. od. Konvertit (it. convertito), m. ein über⸗
getretener (von einer Kirche zur andern), Befehr-
ter; Konverſa oder Konvertite, f. eine Befehrte;
Konverter, m. der Stromummandler (de3 eleftri-
jchen Stromes); Apparat bei Bereitung des Befje-
mer Stahles, Bejlemer-Birne.
toner, lat. (convexus) rıınderhaben, auswärts ge-
wölbt, linjenförmig; Konvergläſer, erhabene od.
Linjen-Gläfer, welche entweder auf einer, od. auf
beiden Seiten eine fugelförmig erhabene Krüm—
mung haben. Im legtern Falle find fie wahre
Konvergläjer; imerfternaber, wenn fie nur auf der
einen Seite erhaben und auf der andern völlig eben
find, heißen fie Planfonvergläfer, Ebenrund-
gläjer. Sit das Glas auf der einen Seite erhaben
und auf der andern hohl, fo heißt es Konkav—
fonverglas, Hohlerhabenglas, od. ein Meni3-
fus, Mond; — Konveripiegel, erhabene oder
Kugel-Spiegel; konver-konver, doppelerhaben,
—=bifonver, ſ. d.; Konvexität, f. (l.convexitas)
die Runderhabenheit, Linjenfürmigfeit, äußere
Wölbung, Bogenfläde; plankonvexe Linſe, halbe
Volllinſe; konver-konkave Linſe, erhaben-hohle
Linſe, Muſchellinſe.
Konveher, m. engl. (ſpr. konweh-er) eine Förder—
ſchraübe (in Mühlen u. ähnl.).
Konvikt, m. lat. (convictus, das Zuſammeneſſen,
Gaſtmahl; convivere, zuſammen leben, zuſammen
ſchmauſen; vgl. victus) Freitiſch auf hohen Schu—
len; auch der Ort desſelben; Konviktorium, n.
nl. Speijejaal; Ehzimmer für viele; au) = Kon—
vift; Konbiftorift, m. ein Freitiſchgenoſſe; Konz
bipium, n. I. ein Gaſtmahl, Schmaus, Gelag;
Konvive, m. fr. (pr. fongmwihm’; vom I. conviva)
der Gaſt.
fonbinzieren, I. (convinc&re) übermeifen, überzeu⸗
gen, auch überführen; convietus,überführt, über-
wiejen; Konviktion, f. die Überzeugung, Über-
weilung, Überführung eines Beflagten oder Be-
Konvivium, j. Konvikt. [ichuldigten.
Konvizium, n. I. die Schmähung, Läſterung; pl.
convicia od. Konvizien, Shmähungen, Shimpf-
worte; fonbiziieren (lat. conviciäri), ſchmähen,
ihimpfen.
Aonvoi od. Konvoh, ın. fr. (ſpr. kongwoci, v. con-
voyer, begleiten; it. convoglio) das Geleit, die
Bedeckung; die nel, bewaffnete Poſtbe⸗
gleitung; ein Geleitichiff, welches Kauffahrtei- od.
Handelsichiffen zur Bedeckung dienen muß, ein Be-
ſchirmungsſchiff; aud) die Zufuhr von Mund- und
Kriegsvorräten; ein Wagenzug auf Eijenbahnen
—= Train; Konvoi-Brief,
Ware zur Verſendung von einem Orte zum andern
beigegebene Schein; Konvboi⸗-Loobers, pl. in Hol⸗
egleitjchein, dereiner -
fonzentrieren
land vom Staat angejtellte Ausfertiger der Aus—
u. Einfuhrjcheine; konvoyieren (fr. convoyer; ml.
conviäre, v. I. cum u. via, der Weg, fr. voie) be-
gleiten oder geleiten, beveden, befhirmen; Kon—
boher, m. engl. (fpr. konweüer; v. convoy = fı.
convoyer) ein bewaffneter Poſtbegleiter; auch —
Konveyer,f.d.
Konvoitife, f. fr. (pr. kongwoatihſ', für covoitise
it. cupidigia, prov. cobiticia, l. gleich]. cupiditia,
v. cupidus, gierig) die Lüfternheit, Begehrlichkeit.
Konvolatiliſation, f. nl. (vgl. volatil 2c.) die Mit-
. verflüchtigung.
Konvolüt, n.!. (convolütum, v.convolv£re, zufam-
menmideln) ein zujammengerolltes Pad, Bündel,
eine Rolle Bapier, Schriften 2c.; Konvolũte, f. nl.
Bauf. die Schnede am ioniſchen Kapitäl; Konvo—
Iution, f.nl. die Zufammenmidelung, Aufrollung;
Konvolbvülus, m. I. die Winde, ein zahlreiches
Pflanzengeſchlecht; Heilf. die Zufammenjchnürung
oder Berwidelung der Gedärme (convolvülus in-
testinöorum); Konvolvulin, n. der harzartige Be-
ftandteil in den Wurzeln der Windenblütler (Kon-
volvuleen), ein farblojes Gummiharz, das fi in
der Jalapawurzel findet.
Konvoh, Konvoher, konvohieren, |. Konvoi.
konvozieren, |. (convocäre; vgl. vozieren) zuſam⸗
menberufen; Konvökans, m. ein Zuſammenrufer,
bei Rſpr. wer jeine Gläubiger zufammenberuft od.
einladet; Konvolation, £.die Zufammenberufung,
be. in England die einberufene Berfammlung der
zur Staatsfirche gehörenden Geiftlichfeit.
Konvulſion, f. l. (convulsio, von convell&re, los⸗
reißen, erſchüttern) die Zudung, krankhafte Zu-
jammenziehung der Muskeln, der Krampf; Konz
vulſibilität. f. nl. Muskelunruhe; konvulſiviſch.
nl. zuckend, krampfhaft; Konvulſionär, m. ein an
Krämpfen Leidender; Berzüdter, bej. ein aus den
Sanjeniften hervorgegangener, in frampfhafte Ber-
zudungen geratenderSchwärmer; aud) ein Duäfer.
fonzedieren, I. (concedere) einräumen, zulaffen,
geitatten, zugeftehen; coneedo, ich gebe zu, gejtehe
ein; konzefſſibel, nl. zuläjlig; Konzeſſion, f. I.
(concessio) die Bewilligung, obrigfeitliche Erlaub-
nis zur Betreibung eines Gejchäfts; Verleihung
eines Vorrechts und das Vorrecht jelbit; pl. Kon—
eſſionen, Zugeſtändniſſe in bezugauf Berfafjungs-
— 2c.z einander Konzeſſionen machen, ſich ge—
enſeitig Zugeſtändniſſe machen, ſich ineinander
chicken; Konzeſſionarius oder Konzeſſionür, m.
nl. ein Begünſtigter, dem etwas bewilligt worden
iſt; konzeſſionieren, genehmigen, befugen; fon=
zeſſioniert, erlaubt, mit obrigfeitlicher Erlaubnis
verjehen 2c.; fonzefjtb, einräumend, geitattend;
Konzeſſive, f. Spraͤchl. die Einräumung, das Zu-
geitehen. h
fonzelebrieren, I. (concelebräre; vgl. zelebrieren)
gemeinschaftlich feiern oder feierlich begehen.
fonzentrieren (fr. concentrer, von centre, |. cen-
trum, der Mittelpunkt) vereinigen, ver] ammeln, in
einem Brennpunfte jammeln; aud) verdichten, ver-
ſtärken; Konzentration od. Konzentrierung, f-
die Vereinigung in einen Bunt, Zufammen-
drängung, Zufammenlegung, Verdichtung, Ver—
ftärfung; 3. B. Scheidef. die Erhöhung der Kraft
einer Flüfligfeit durch Verflüchti —
Teile; konzentriſch, mit gemeinſchaftlichem Mit—
telpunkt; umſaſſend; konzentriſcher Angriff,
Kripr. ein Zangenangriff, aus einer halbfreis-
förmigen Stellung nad) dem Mittelpunkt gerich—
tet; fonzentrifche Zirkel, Kreiſe eines gemein-
Konzentug
ſchaftlichen Mittelpunktes; fonzentriiches Fener,
Kripr. Kreuzfeuer; konzentriſcher Nüdzug, ein
. Blodrücdzug, der aus zerftreuter Stellung nad
einem Punkte Hin geichieht; Konzentrizität, f.
die Mittelpunftsgemeinfchaft.
Konzentus, m. l. (v. coneinere, eig. zuſammen od.
einjtimmig fingen, v. canere, fingen) ver Einklang,
Zujammenflang.
Konzept ꝛe., ſ. fonzipieren.
Konzern, m. engl. (fpr. könßöhrn; enal. concern,
Wichtigkeit, Bedeutung, Anteil, Intereſſe, Gefchäft,
Angelegenheit) Beteiligung, Intereſſenkreis, das
Belorgtjein um etwas, Pflege gegenfeitiger Be—
ziehungen (im politiichen Sinne).
fontzernieren, jr. (concerner) betreffen, angehen.
tonzerpieren, [.(concerp£re) zerreißen, zerpflüden.
Konzert, n. (fr. concert, it. concerto; vom [. con-
certäre, eig. zufammen ftreiten, wetteifern; it. auch
zuſammen verabreden, übereinfommen) 1. Mufit-
aufführung; 2. ein größeres Muſikſtück, gem. in
drei Abteilungen, in welchem ein einzelnes In—
ſtrument vorherriäht, welches die übrigen begleiten
(3. 8. ein Geigen-, Flöten, lavier-Sonzert 2c.;
Doppel-Konzert, wenn jtatt eines zwei In—
jtrumente die Hauptitimmen haben oder fonzer-
tieren, f. d.); 3. fr. u. it. aud) Übereinstimmung,
Übereinkunft, Einverjtändnis; de concert (jpr.
d'kongßähr), im Einverftändnis, einmütig; com«
eert spirituel, fr. (pr. fongkähr —-) eine geift-
liche Mufifaufführung; Konzert-Meifter, insbe).
der Borjpieler im Orchejter, welcher die erſte Geige
foielt; Titel für hervorragende Mitglieder einer
KRonzertfapelle; Konzerting, f. eine Art Affordion
oder Zieh-darmonita; Konzertino, m. it. (fpr.
fontjchert—) ein kleineres Tonjtüd in drei Säßen;
fonzertieren (fr. concerter, it.concertäre), Tonf.
ein Konzert geben, in demjelben auftreten od. mit-
wirken; weiteifern, wechielsweife die Hauptftinme
vortragen; verabreden. wegen etwas iibereinfont-
men; Sonzertänt, fr. (pr. Fongkertäng), Konzer⸗
tänte, it. (jpr.zer,it. cer, wie tjcher) od. Konzertiſt,
ın. ein Hauptfpieler od. -Sänger, der in Konzerten
in erfter Reihe ſingt od. jpielt; Konzertation, f. l.
(concertatio) ein Wettfampf in Worten, Wort-
Streit; Wetteifer; Übereinkunft.
konzeffibel, Konzetiion 2c., j. fonzedieren.
SKonzetti, pl. it. (jpr. Eontjchetti; dv. Sing. concetto,
aus dem I. conceptum, alfo eig. Entwurf, Einfall
ufm.; val. fonzipieren), Gedanfenjpiele, erkünſtelter
Bis, ſchimmernde, nur ſinnreich ſcheinende Einfälle
(= 1. argutiae, j. d.); Konzettiſten, pl. (it. con-
cettisti) Verkünſteler der Dichtung, bef. bei den
Stalienern des 17. Jahrh.: Marini ꝛe.; in Deutjch-
land: Hofmanswaldau u. a.
Sonzilium, n. L., pl. Konzilia od. Konzilien (von
eoncire, conciere, zujammenrufen; vgl. concio)
eine Verſammlung, be. Kirchenverfammlung (—
Synode), eine Zuſammenkunft von Vorftehern der
Kirche zur Beratung und Entſcheidung über ftrei-
tige Glaubenspunkte; der Gericht3hof einer hohen
Schule; ein Schulgerit; concilium academi-
eum der Hochſchulrat, das Hochſchulgericht; e. me-
dieum, eine ärztliche Zuſammenkunft und Be—
ratung; €. oecumenicum (vgl. ökumeniſch),
eine allgemeine Kirchenverfammlung, deren Be-
ſchlüſſe (als canones) bindende Kraft für die fatho-
liſche Chriftenheit Haben und deren man von dem
zu PR 325 gegen die Arianer gehaltenen bis
zum Conc. Tridentinum (1545—63 zu Trient) 18
zählt; konziliäriſch, ein Konzilium, eine Rirchen-
Seyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl.
fooperieren 465
verjammlung betreffend; fonsiltteren, I. (con-
eiliäre) vereinigen (3. B. verfchiedene Meinungen),
vereinbaren; fonziltant, fonzilintäriich, eini-
gend, verjöhnlich, zum Vermitteln und Ausgleichen
der Gegenſätze geneigt oder geſchickt; Konziliation,
f. (fat. coneiliatio) die Vereinigung, Verſöhnung;
Konziltabiifum, n. l Verſammlungsort, Markt;
heimliche, verdächtige Zuſammenkunft; insbeſ. eine
unbefugte, unrechtmäßige Kirchenverſammlung,
Irrlehrerverſammlung.
konzinerieren, I. (v. cinis, Gen. cineris, Aſche) ein—
äſchern; mit Aſche beſtreuen.
konzinn, [. (concinnus, a, um) Redek. kunſtvoll ge-
fügt, geſchickt und zierlich in Beziehung auf Form
und Verbindung der Süße; Konzinnität, f. (l.
concinnitas) das Wohlgevrdnete u. Maßvolle, die
gefällige Ebenmäßigfeit der Nedeglieder; fonzin=
nieren, !. (concinnäre) gehörig zufammenfügen,
ordnen; Runziunäter, m. ein Ordner, Berferti-
ger; auch = Schikaneur.
fonzipieren, [. (concipere) empfangen, bei Tieren:
trächtig werden; Gedanfen empfangen und ent-
werfen, aufſetzen, verfaſſen, abfaſſen; Konziptent,
m.(l.concipiens) der Verfaſſer einer Schrift; Kante
atpift, m. barb.=!l. der Aufpaffer und Aufzeichner,
chreiber, 3.8. einer Verhandlung; concẽpi, ich
hab’ es aufgefeßt, verfaßt; al Hauptw. das Kon—
zẽpi, 3. B. jein Konzepi unter etwas jchreiben,
d.t. ſich als Berfaffer (einer Rechtsfchrift) unter-
zeichnen; conc£pit, er hat’3 verfaßt (hinter dem
Namen des Verfaſſers); Konzept, n. (concep-
tum) das Entworfene, der erite ſchriftliche Ent-
wurf einer Sache; Plan, die Entwurfsfchrift, ein
Bertragsentwurf, — Punktation; jemand aus
vem Konzept bringen, ihm das Konzept
verrücken, die Ordnung feiner Gedanken ftören,
feinen Plan verwirren; ausdem Konzept kom—
men, irre werden, ſtocken; Sonzept-Papier, grö-
beres Schreibpapier zu Entwürfen; Konzentafüi=
lum, n. ein Behältnis; konzeptibel, nl. begreij-
lich, faßlich Konzeption, f.(l.conceptio) die Emp—
fängnis: 1. törperliche Einpf. im Mutterfeibe, An—
fang der Schwangerichaft; Conceptio immacu-
lata beatae Virginis, die unbefledte&mpfängnis
der Maria und das Felt derjelben; nach fatholi-
icher Lehre: die Freiheit der Maria von der Erb-
jünde ſeit dem erſten Augenblic ihres Daſeins im
Mutterleibe; 2. geijtige: Faſſungs- oder Begriffs-
kraft; Begriff, Gedanken; 3. die Abfafjung einer
Schrift 2c.; fonzeptin, nl. (fr. conceptif) emp-
fänglich; fajfungsfähig ; Konzeptualiften, pl. die-
jenigen Scholaftifer, welche die Univerfalien (f. d.)
als Inbegriffe (conceptus) auffaffen 2c., Anhänger
der Bhilvjophie von Abälard, des Konzeptualis=
mus, m. s
fonzis, I. (concisus, v. concidöre, zerjchneiden, ab-
fürzen) Furzgefaßt, gedrängt, bündig; concisa,
auf Rezepten: zerfchnitten; Konziſion, f. (l. con-
eisio) die Zerjchneidung, Zerteilung; Redek. die
Zerjtücelung der Säße; die. Gedrängtheit, Bündig—
keit; Konzisheit, kKnappheit, Kürze, Bündigfeit.
fonzitieren, lat. (concitäre) anreizen, aufiwiegeln;
Konzitament, n. (l. coneitamentum) ein Reiz-
mittel; Konzitation, f. (lat. coneitatio) die An—
reizung, Aufhebung; fonzitatin, aufs oder an—
vegend; Konzitator, m. ein Aufwiegler.
Kooi, |. Koje.
Koom od. Koomb, ſ. Komb.
fooperteren, nl. (vgl. operieren) mitarbeiten, mit—
wirfen; Kooperãtor, I. od. Kooberateur, ir. (ſpr.
30
466 fooptieren
—töhr) m.ein Mitarbeiter, Mithelfer, Amtsgehilfe,
bei. in Ofterreich des Pfarrers; Kooperatrice, f.
fr. (pr. —trihß') Mitarbeiterin 2c.; Kooperation,
f. I. die Mitwirkung; fooperatip, gemeinfan, ge
noſſenſchaftlich; kooperative Afozintion, f. Ge—
noſſenſchaft.
fouptieren, lat. (cooptäre) erwählen, annehmen;
Kooptation, f. (cooptatio) die Aufnahme oder
Wahl von Mitgliedern durch die übrigen Glieder
einer Öefellichaft.
foordinieren, ml. (coordinäre, vom [. ordinäre,
ordnen) zuordnen, beigejellen, gleichießen; Koor—
dinäten, pl. Größen!. gemeinſchaftliche Benen-
nung einer Abfziffe und der zugehörigen Ordinate;
Achſen, Achſenabſtände; Konrdination, f. die Bei-
ordnung; Gleichjtellung, Gleichheit des Ranges;
koordinierende Konjunktion, beiordnendes Bin-
dewort, 3.8. und, denn, aber u.a.
Koorge, |. Korge.
Kob, n. holl. der Kopf, Bezeichnung für das Liter
beim Mefjen trodener Dinge (vgl. Kan).
Kopaive= od. Kopahubaum (port. und jpan. co-
paiba, brajil. cupauba) der gewöhnliche Balfam-
baum in Amerika, beſ. Brafilien, aus deſſen Stamm
man den Stopaivabalfam gewinnt, ein ſchweiß- u.
harntreibendes Heilmittel.
Kobäl, m. merifan. (Kopalli) der ausgetrocnete Saft
eines in China, Amerika, auf den Antillen und in
Afrika einheimijchen Baumes (rhus copallinum),
ein dem Bernjtein ähnliches, feites, glänzendes u.
angenehm riechendes Baumharz; bei. als Firnis
benust; Kopallack, vgl. Gummi und Sumad.
Kopang, m., ſ. Kobang.
Kobartition, E. nl. (vgl. Partition) Nebenteilung,
Teilung desſelben Ganzen nach andern Rückſichten.
Sopefe, f. ruſſ. (kopeika, v. Kopje, Lanze, weil dieſe
Münze urſpr. einen mit einer Lanze bewaffneten
Reiter im Gepräge hatte; n. a. v. türk. köpek,
Hund, welcher das Gepräge einer tatariſchen Münze
war) eine ruſſiſche Kupfermünze — oo Rubel =
3, Bf. [ungefähr 7 1 halten.
Kopeélls, m. ehemaliges italtenijches Getreidemap,
Köper, ın. ein Dichtgewebter Stoff, bei welchen: die
den Grund des Gewebes bildenden, wagerecht aus—
geſpannten Fäden nicht einfach ſind, ſondern aus
mehreren Gängen beſtehen.
Kophöſis, f. gr. (v. köphün, ſtumpf od.taub machen,
xõphõs, ſtumpf, taub) Harthörigkeit, Taubheit.
Kophta, m. Oberhaupt eines geheimen Bundes (in
Agypten? denn fr. Cophte = Copte, Kopte, ſ.
Kopten); Daher kophtiſch, Dem eigen oder gemäß.
Kopie, f. I. copla (eig. Menge, Vorrat; im Mittel-
fat. Bücherabſchrift, weil dadurch der Vorrat an
Eremplaren vermehrt wird), die Abjchrift; Nach-
bildung, Nachzeihnung, ein Nachbild; pro copia,
für die Abſchrift; copla vidimäta od. Bidimierte
Kopie, eine beglaubigte Abichrift; Kopiäl- over |
Kopter-Bud, ein Abſchreibebuch; Kopialien, pl.
(copialia) Abichreibe- oder Schreibgebühren; Ko—
pialienſchreiber, Fett. Hilfsſchreiber; kopieren
(fr. copier), abſchreiben, nachzeichnen, nachbilden;
überh. nachahmen, nachmachen; Kopiermanual,
n. Abſchriftsbuch; K.-Maſchine, f. eine Vorrich—
tung, um Schriften auf mechäniſchem Wege zu ver—
vielfältigen; bej. die von Watt erfundene eng-
liſche, welche auf durchſcheinendem Bapier Ab-
drüdeliefert; Abform-Drehbant; Verkleinerungs-,
Bergrögerungsmajdine; Kobiſt, m. ein Abſchrei—
ber, Schreiber; Nahahmer; Kopierrahmen, Ein-
ſpannrahmen.
koranzen
fopiös, Tat. (copiösus) reichlich, in Fülle; kopiöſer
til, wortreiche Schreibart. |
Koͤpos, m. gr. (von köptein, fchlagen) das Gefühl
großer Mattigteit, das Zerfchlagenfein; Kopiopie,
f. die Augenmattigfeit, eine Krankheit der Augen.
Stoppa, f. it. (eig. Becher; prov. copa, fr. coupe, v.
lat. cüpa, Faß) ein älteres italien. Getreidemaß;
Kopp, m. (eigentl. — altes Gewicht in Lucca
zum Wiegen des Speiſeöls — 264 Pfund (zu 3345
Gramm).
Koppingplatte od. Copingplate, f. Spulmaſchine
(in der Spinnerei).
Kopra, f., der getrocknete Kokosnußkern; Kopra—
handel, m. der Handel mit Kokosnußkernen.
Kopragonie, f. gr. (von köpros, Mift, Rot) Heilf.
Kotabführung; Koprolitgen, pl. Kotiteine, ver-
iteinerter Kot oder Abgang urweltlicher Tiere;
Koprophaäͤgen, pl. kotfreſſende Käfer, Kotkäfer;
Koproftfieröſis, f. Kotverhärtung.
Kobſchat, m. niederd. (S Kaufſchatz) Rſpr. des
deutſchen Rechts: Ware, bewegliches Gut.
Kosten, pl. (arab. kibti, pl. kibt, Agypter, Ver—
ſtümmelung vom l. Aegyptius, gr. Aigyptios) die
in Agypten zerjtreut wohnenden Nachkommen Der
alten Agypter; daher koptiſche Sprade ıc.
Kopu, m. hinef. (pü, Zeug, Tuch) ein ine]. aus
der Ko-Pflanze gemachtes leichtes Zeug.
Kopüla, £. lat. da3 Band, Satzband; Spradl. das
Ausſagewort (ift, find 2c.), mittels deſſen das Prä—
difat dem Subjekte beigelegt wird; Verbindungs-
zeichen; Koppel (bei der Orgel); copüla carnälis,
Rſpr. fleiſchliche Vermiſchung; kopulieren (f. co-
puläre), verbinden; zwei Verlobte trauen (mlat. .
copulare matrimon:o, ehelich zujammengeben;
vgl. das fr. couple, ein Ehepaar); Gärtnerjpr.
einen wilden Baum mit einem edlen Reis zujam-
menfügen u. gleihfam vermählen; Kopulation, f.
(.copulatio) die ficchliche Trauung, Bermählung;
Redek. — Ploce, ſ. d fopnlatin ([. copulativus),
verbindend, verknüpfend; kopulative eu:
tionen, Sprachl. anfügende od. anreihende Binde-
wörter, 3.8. und, aud) 2c.; Kopulätor, m. der
trauende Geiitliche.
Koͤra, £. gr. (köre, Mädchen), 1. ein Mädchenname;
| 2. Sungfrau, Mädchen; 3. Name der Berjephone,
e
ua
Koͤrah, m. hebr. ein Enkel Levis, der mit jeinen
Anhängern gegen Moſes einen Aufruhr anftiftete
und vom Feuer verzehrt wurde, daher: Rotte
Kohras, eine aufrühreriſche Bande, verruchtes
Geſindel.
Koralin, m. ein Erſatz für Fiſchbein, der aus Aloe—
hanf oder Agavefaſern beſteht. ce
Koraͤlle, £., pl. Rordßen, gr. (korällion, pl.korällia)
von kleinen Meertierhen erbaute und bewohnte
baumförmige, horn- und fteinartige Gehäuſe; auch)
aus jener Steinmajje gedrehte Kugeln zum Putze;
Korallen-Achat, m. ein Achat, mit forallenähn-
lichen Linien durchzogen; K.-Riff, eine lange Ban
von Rorallen in der Ser; Koräallin, n. ein roter
Farbſtoff, aus Phenol gewonnen; Korallinen, pl.
torallenartige Tiere, Koralliten, Koralliniten,
Koralliolithen od. Koralliopétren, pl. veritei-
nerte Korallen.
Koraͤn od. Alkoraͤn, ın. arab. (al-korän, eig. die
Lefung, das Buch, v. karaa, lefen) daS mohamme—
Danifehe Sefeg- und Neligionsbud.
foranzen, kuranzen od. furrenzen (niederd. ka-
ranzen, Stredform zu Franzen, d. i. im Kranz,
Kreis Herumtreiben, vgl. anranzeı, d. 1. jemand
Kord
anfahren, oder viel. entitanden aus To ramſen,
— koramieren, v. coram, ſ. d.) gem. für quälen,
plagen, hart anfahren, ausfchelten; auch: umher—
vennen.
—— geſtreifter Mancheſterſtoff (Baumwollen—
ſamt).
Koͤrdax, Chortanz in der älteren attiſchen Komödie,
duch den beſonders die Trunkenheit dargeſtellt
wurde; daher überhaupt: ein unſchicklicher, umfitt-
licher Tanz.
Korde, f. fr. (vgl. Chorde) eine Klafter, ein Faden,
ein älteres franz. Maß für Brennholz; Kordelat,
m. fr. (fpr. ford’ldh; fpan. cordellate; fr. auch cor-
dillat) grobes Wollenzeug aus Spanien und Lan-⸗
guedoc; Kordellen, fr. (sing. cordelle) od. Kor
dein, pl. Schnürchen zum weibliden Puß_2c.;
Kordeline, f. fr. Rantenfäden, Salband, Sal-
leiſte; fordelieren (fr. cordeler), zwirnen, flechten;
tordeliert, gezwirnt; Kordelier, m. (pr. —Tjch)
ein Franziskanermönch, eig. Strickmönch wegen
des Stricks, mit welchem er ſich umgürtet; auch
Mitglied einer Volksgeſellſchaft während der fran—
zöſiſchen Revolution, die ſich im Franziskaner—
kloſter in Paris verſammelte; Kordeliere, f. (ſpr.
—fjähr') der Knotenſtrick; ein geinöteltes Frauen—
halsband.
Kordel, k (fr. cordelle, Ziehſeil, Verkl. von it.corda,
fr. corde, Strick, Leine) Bindfaden.
tordtäl u. als Adverb eordialiter (von cor, Gen.
cordis, das Herz) ml. herzlich, vertraut; Kordtäle,
n. eine Herzjtärfung, herzftärtende Arznei; Kor—
Dialität, f. die Herzlichkeit, Biederherzigfeit; Kor—
delia und Koͤrdula, f. weibl. Namen: Herzchen;
das Gemütliche, Herzliche; Cordieölae, pl. Her-
zensanbeter, eine fatholifche Sefte des 17. Jahr—
hundert, die dem Herzen Jeſu u. der Maria eine
bejondere Verehrung widmete; Kordifolium, n.
nl. Bot. ein herziörmiges Blatt; ein Gewächs mit
herzförmigen Blättern; fordifornt (cordiförmis),
herzförmig.
Kordie, f. (cordia, nach dem Botaniker Cordus im
16. Jahrh. benannt) ein Pflanzengeſchlecht, wozu
als Arten gehören: die Pflaumenkordie oder der
Sebeſtenbaum, ſchwarze Bruſtbeerbaum in Sy—
rien (Aloeholz); die Zypernholzkordie.
Kordierit, m. — Beliom, |.d._
Kordilleva, f., pl.Kordillexas, ſpan. (ſpr. Fordilje-
ras; v. altipan. cordilla, fr. cordelle, ein Schnür-
chen, Verkl. v. it. corda, fr. corde, Strid) Gebirg3-
fette; in3bef. das Hauptgebirge von Südamerika,
gew. die Kordilleren, auch Andes od. Anden ge-
nannt (jpan.vollftändig: cordillera de los Andes).
Kordon, m. fr. (ſpr. kordöng; v. corde, ſ. Chorde)
Band, Schnur, z.B. Hutſchnur; in Frankreich beſ.
Ordensband; im Nauchtwarenhandel: eine An—
zahl Bobel- und Marderſchwänze; Krſpr. Sperr-
od. Gtenzfette; Örenzabjperrung; Grenzbefagung,
d. i. eine an der Grenze eines Landes aufge
ſtellte Truppenreihe, insbe. zur Sicherung des-
jelben vor dem Eindringen anftedender Krank-
heiten, verbotener Waren 2c.; Schußfette, Schuß-
hülle; Bauk. Mauerband, jteinernes Gefims,
Kranz, Ballmauerfims; Hprdonftein, Deckſtein,
Mauerplatte, Gejimsftein; Kordoniſt, m. ein
Grenzſoldat.
Kordonnettſeide, Zwirn- od. Schnurſeide; Strick—
oder Maſchinenſeide.
Kördonnier, m. fr. (ſprich: —ieh) Schuhmacher,
Schuſter.
Avrds, pl. engl. (fpr.fähıds; — fr. corde) eigentl. |
Kornard 467
Schnüre; ſchwere baumwollene oder mancheſter—
artige Zeuge verſchiedener Art.
Koͤrduan oder Kordovan, m. (fr. cordouan, ſpan.
cordobän) weiches Leder aus Ziegenfellen, Geiß-
leder, nach der ſpaniſchen Stadt Kördova ge—
nannt, wo es zuerſt von den Mauren bereitet
wurde; dgl. Maroquin.
Kordyline, f. Bot. eine dem Afphodelos verwandte
Pilanzengattung.
Ktöre, f. gr. — 1. Kora, T.d.; 2. (vom gr. köre, Pur
pille) Bupille.
Koredialäfis f. ar. (von köre, Pupille) Heilf. fünft-
liche Bupillenbildung durch Ablöfung der Sris, r.
Sridodialdfis.
Korveifchtten, plur. arab. (kuraschi, nad feinem
Stammovater Soreifch, arab. Kuraisch, benannt)
ein edler arab. Stamm, aus welchem Mohammed,
deffen Großvater Abdul Mutullab Fürſt desfelben
war, hervorging.
Koreopſis, f. gr. Wanzengeficht) die Wanzenblume.
Koretu, pl. Indianer, Bewohner von Venezuela.
Korge, f. (pr. kohrdſch), aud) Kohraſch od. Konrge,
eine in Djtindien gebräuchlide Zuſammenfaſſung
von Sahlen (wie unfer Dugend, Mandeln. ähnl.),
die zwangig Stück bezeichnet.
Koriditder, m. (l. coriändrum, gr. Koriannon, vor
köris, Wanze, wegen des wanzenähnlichen Geruchs
der Blätter) Wanzendill, Schtwindelfraut, Schwin-
delförner, eine dem Anis ähnliche Pflanze, und
deren gewürzhafter, magenftärfender Same.
Korine od. Koriune, £. fr. (it. corina, nl. antilope
corinna, in Senegal korin) afrikaniſche Gazelle.
Kerinthe, f. (von Korinth in Griechenland, weil
fie daher fommen; fr. corinthe) eine Art Kleiner
Roſinen ohne Kerne; korinthiſch, der Stadt Ko—
rinth eigen oder daher jtanımend; korinthiſches
Erz, ein fojtbares Metall von unbefannter Natur
im Altertum; korinthiſche Säulenordnung,
die dritte Säulenordnung, welche am Knauf mit
Akanthusblättern (Bärenklau) in Form eines
Blumenkelchs verziert iſt.
Korioklaben, pl. (von l. corium, Leder, und clavus,
Nagel), Holzſtifte in Stiefelſohlen; Stiefel mit
Nägeln bejchlagen.
Korkorre, ſ. Slamingo.
Korlin, n. haarähnliche Gold- und Silberfäden.
Korliß-Stenerung, eine von dem Amerikaner Kor—
liß erfundene Steuerung an Dampfmaſchinen,
durch welche der ſchädliche Raum in den Dampf—
fanälen möglichjt verkleinert wird.
Kormteiierfteine, Feine Steine zur Glasmofaif.
Kormerän,m.(fr.cormoran,engl.cormorant, tau—
lologiſch zuſammengeſetzt aus dem lat. corvus,
Nabe, und nieder-bretonijchen mörvran, Seerabe;
prod. corp-mari) die Scharbe, der See- od. Waſſer⸗
vabe, ſchwarze Belitan.
Kornädo, m. (zgez. aus ſpan. coronado, gefrünt,
weil eine Krone darauf geprägt war) eine alte ſpa—
niſche Münze, ungefähr — Y, Pfennig.
Kornaf, m. (fr. cornac) ein Elefantenführer; auch
iherzb. = Cicerone, S.d.
Kornamüſa, £. it., jpan. u. prov. (fr. cornemuse,
zuſammengeſetzt aus prov.corna, Horn, und musa,
feife, als Hornpfeife, weil ſie urſpr. mit einem
Ziegenbockskopfe oder zwei Hörnern verſehen war,
deren eines die hineingeblaſene Luft aufnimmt,
die aus dem andern als pfeifenartiger Ton hervor—
fommt) eine Sacpfeife; ein Dudelſack; ehem. auch
ein hölzernes Blaſe-Inſtrument.
Kornard, m. frſpr. forndhr; von corne, Horn —
80*
468 Kornelins
{.cornu) ein Sörnerträger, Habnrei; Kornardiſe,
f. fr. die Hahnreischaft.
Kornelius, Kornelia, I. männl. u. weibl. Name; |
Kornelbaum, Kornelkirſchenbaum (it. cornelio,
fr. cornouille, nıl.cornolium, vontl.cornus, veriv.
mit cornu, Horn, wegen des harten hornartigen
Holzes) Herlsfenbaum, Dierling, Judenkirſchbaum.
Korner, m. engl. Winkel, Ede.
Kornéti, m. (engl. cornet, fr. le cornette, von la
cornette, f. u.) 1. ein Fähnrich bei der Reiterei,
Standartenträger; 2. = cornetto, j. corno; Hipr=
nette, f. fr. (Verfl. von corne, Horn, etwas in
eine Spitze Endendes; uripr. ein langes StüdTaft,
welches doppelt an der E pie einer Yanze befeitigt
tar) eine Reiterfahne od. Standarte; eine Schiffg-
Hagge; eine jpige weibliche Haube.
Kornettift, cornetto 2e., ſ. corno.
Korniche (fr. Corniche) ber. Straße von Genun |
nach Nizza.
Korniere, £. fr. (ipr. kornjär'; v. cornier, an einer
Ecke befindlich, v. corne, Ede),die Keylrinne.
Kornin, a. Scheidef. ein in der Wurzelrinde des
amerifanijchen Hartriegel (cornus florida) entded-
‘er bitterer friftallinifcher Stoff.
Kornwallkefſel, Feuerrohrkeſſel (mit einem einzigen
Feuerrohr) nach d. englifchen BezirkKornwall gen.
Koran, eineGoldminzeimBortugal, etwa45* Mark;
Kordn de prate, Silvermünge, etwa5 Mari (auch
einfah: Korda).
Aoroͤlla, f. l. (Verl. v. coröna, Kranz) ein Kränz-
hen, eine Blumenfrone; Korollarium, n. eig.
(scil. donum) ein Kränzchen als Gejchenf; dann
jedes Geſchenk außer dem jchuldigen Lohne, eine
Zulage; daher uneig. ein Folgefaß als Zugabe u. |
Anhang eines — Beweiſes; korollitiſch,
nl. Bauf. mit Blättern und Blumen umwunden,
mit Laubwerk befrängzt.
Koroͤwah, n. poln. der Hochzeitöfuchen, Topfkuchen.
Koroza, f. jpan. (fpr. koroßa; port. carocha, fr.
caroche) die Spitzmütze, Teufels- oder Ketzermütze
für die von der Inquifition in Spanien zum Feuer:
tode Verurteilten.
Sorhordl, m. (verderbt aus dem fr. caporal, it.
caporäle, ein Anführer, voncapo, Haupt, aljo eig.
Hauptmann) ein Unteroffizier, der eine Korporal⸗
ſchaft, einen Kleinen Trupp von 12 bis 15 Mann |
befehligt.
forporäl, l.(corporalis, v.corpus) oder korporeẽll
(fr. corporel), körperlich, leiblich; korporelle
Strafen, Leibesſtrafen; Korboräle, n. das ge-
weihte Meßtuch in kathol. Kirchen, ein mit Figu—
ren geſticktes Leinentuch, worauf der Hoſtienteller
und der Kelch geſetzt werden; Korporälfutter,
das Futteral od. Käftchen zur Aufbewahrung des
geweihten Meßtuches; Korppralität, f. (ſpätl.
corporalitas)die Körperlichkeit; Rorporation, ml.
(l. corporatio, Körperlichkeit) eine Körperjchaft,
Zunft, Innung, Genoſſenſchaft; Korporations⸗
Afte, f. = Teſtakte (f. unter Teit 1.); korvpori⸗
fizieren, nl. oder forporifieren, barb.-L. verkör—
pern, verdichten; Korporifikation oder Korpori—
iation, f. Scheidef. die Verförperung, Verwand—
fung einer flüffigen Materie in einen fejten Körper.
Korps, n. fr. (fpr. fohr; v. [. corpus) ein Körper
od. ein Ganzes; ein Truppenförper, Heerhaufen, |
Heertrupp (j. Armée-Korps);
auch die Geſamt—
heit, Körperſchaft, Geſellſchaft, z. B
. Zurner-
forps,Shüßenforps,Trompeterforpzae.: |
auf Uni erjitäten exkluſive jtudentifche Berbin-
dung, der beſonders der Adel, die Söhne des hö—
Korreption
bern Beamtentums ufw. angehören, die mit den
| andern Gruppen ftudentiicher Verbindungen, den
Landsmannihaften, den Burſchenſchaften ufir.
| feine Gemeinfchaft haben, ſondern ſich ftreng ab-
jchließen, entgeg. der deutſchen Burfchenfchaft;
Korpsier, m (fpr. fohrie), Mitglied einer ftuden-
tijchen Verbindung, die jich „Korps“ nennt; corps
a corps, Mann gegen Mann; Korys d'Armee,
das Hauptheer, die Heeresmacht; C. de Batailffe
(pr. =d’batdj’), der mittlere Teil einer Schladht-
ordnung, das Mittel- oder Haupttreffen; corps
de Ballet, frz. da3 Ballettkorps, Korps der künſt⸗
- Yerifchen A dee an einen Theater; K. de
Garde, der Wachtpoſten, die Wachtitube und die
darin befindliche Mannfchaft; landſch. als Schimpf⸗
wort für „äußerſte Gemeinheit, Wachtſtubenton“;
K. de Genie (pr. — ſchenih), auh Ingeniéeur—
Korps, die Abteilung der Kriegsbaufinitler, der
Ingenieure; K. De Logis, n. (fpr. —ſchih) das
Mittel- oder Hauptaebäude eines Balaftes
oder Schloſſes; K. De Vince (ſpr. —plähß') der
Hauptwall, innere Teil einer Feitung; K. De
Reſerve (ſpr. - fer’) oder Reſerve-Korps, das
Rückhalts- oder Unterjtügungsheer, das während
der Schlacht aufgejpart wird; ein detaſchiertes
Korps, fr. corps detachs, ein abgejonderter
Heerhaufen, ausgejandte, abgesrdnete Abteilung,
des Heeres; Korps Dinlomatique (pr. —tif),
Tämtliche fremde Sefandte an einem Hofe; K. le—
gislatif (pr. — leſch —) der gefeßgebende Körper;
8 volant (pr. — wolang), ein fliegender, d. bh.
| aus leichten oder leicht beweglichen Truppen be-
itehenber Heerhaufen; Korpsgeiſt, Standesgeiit
| oder »bemwußtjein, j. esprit de corps.
Korradiation, £. nl. (vgl. Radiation unter Radius)
| die Strahlenvereinigung in einem Bunte.
Korraſion, f. I. die Abichleifung, Abſpülung.
| Korreferieren, nl. (ont: teferieren) mitberichten;
' Sorveferent, m. ein Neben od. Mitberichterftatter,
ver dem ordentlichen Referenten zugeordnet ift;
Norreferenz, f. der Mitbericht Korrelation.
Korregidoͤr, m. ſpan. (fpr. g wie ch; eig. einer
ı der befjert od. zurechtweiſt, v. ſpan. corregir — I.
| corrigere, j. forrigieren; port. corregedör (jpr. g
| wie ſch) ein Stadt- od. Polizeirichter in Portugal
u. Spanien.
| Korreginola-Gras, it. ein Gras, das als Erſatz
für Veaulbeerblätter verwendet wird(Seidenzudt).
korrekt ꝛc., ſ. unter forrigieren.
Korrelät, n. nl. ein Begriff, der in notwendiger
Beziehung zu einem andern jteht; pl. Korreläte,
in GBehielberug ftehende Begriffe, Wechlelbegriffe,
3. B. rechts und links, Recht u. Pflicht, Bormund
und Mimdel; Korrelation, f. die wechjeljeitige
Beziehung, Wechielbeziehung; auch der Vortrag
oder Bericht des Korreferenten, |. d.; forrelatin,
wechſelbezüglich; dem&egenbericht zugehörig; Kor⸗
relatisa, pl. = Korrelata; Korrelativität, f.
die Wechjelbezüglichkeit.
Korrende, f. it (von cörrere =, currere, laufen):
i.v.w. Kurrende und Zirkular; in Oſterreich
die außergerichtliche Darftellung der Konkurs-Ur—
ſachen; eorr6nte, laufend, gangbar, |. v. w. fur-
' rent, courant, j.d.
| forrepetieren, nl. (vgl. repetieren) mitwiederholen,
| wiederholen laſſen oder helfen; Korrepetitor, m.
ein Wiederholungs-Auffeher, beſ. auf Hochichulen,,
* Schaubühnen, Einüber der Opernchöre.
| Korreption, S. forripieren.
— — — — — — — — ern
Korrerei
Rorreret oder Korrerie, f. (fr. correrie) die Woh-
nung der Laienbrüder in den Rarthaufen.
forreibondieren, nl. (von respondöre, antworten, |
entſprechen; it. corrispöndere) Briefe wechjeln,
ichreiben; auch übereinstimmen,entiprechen; forre-
jpondierende Höhen, Sternt. der gleich hohe
Dimmelsitand eines Sternes zu verſchiedenen Zei-
ten, 3.8. der Sonne vor und nad) Mittag; Korre—
ſpondent, m. ein Briefichreiber, be. in einem
Kontor; Abjender oder Empfänger eines Briefes,
Geſchäftsfreund; Mitarbeiter, Berichterftatterfeiner
Zeitung u. ähnl.); auch Name einiger Zeitungen;
Korreipondentin, f. eine Briefſchreiberin, Mit—
‚arbeiterin; Korrefpondentreeder, d. 1. Geſchäfts—
führer der Mitreeder, d. i. der vereinigten Schiff-
eigentümer; Korreſpondenz, f. (it. corrispon-
denza, fr. correspondance) der Briefwechſel, auch
Verkehr in Handels- und Wechlelfachen; Korre—
ſpondenz⸗Journal, n. Poſtd. Amtsſchriftenbuch;
K.⸗Karte, Poſtkarte; K.-Verkehr, Briefverkehr;
Korreiponfäl, m. veralt. Kfſpr. = Akzeptant,
1.d.; forreiponfip, entsprechend, übereinjtinmend.
Körridör, mn. fr. (it. corridöre, v. correre, |. cur-
r£re, laufen, aliv eig. Laufgang) ein Ylurgang,
Flur, Vorſaal, Hausgang; im Theater der Ban
um die Logenreihen; Korriere, f. it. (ſpr. Are)
ein Voſtſchiff in Stalien; Korridre, m. = Kurier;
Reitpoſt.
korrigieren, |. (corrigere, von con- u. regẽre, vgl.
vegteren) verbefjern, berichtigen, be). ettvag Ge—
ichriebenes oder Gedrudtes von Fehlern reinigen;
zurechtioeifen, tadeln; ftrafen ; Korrigendus, verf.
Horrigend, m., pl. Korrigendi, Korrigenden,
zu Befjernde, Sträflinge, Züchtlinge; Korrigende,
pl. zu verbefjernde Fehler, Drud- oder Saßfehler
und deren VBerbefjerungen, Drudberiätigungen; |
Korrigentin, pl. Heilf. Geſchmack verbeifernde,
unschädlich machende Beimifhungen; auch Säfte-
verbejjerungsmittel; forrigibel, ni. verbeſſerlich;
Korrigiunküla, £. in Klöſtern das Glöckchen, mo»
mit das Zeichen zur Geißelung (Disziplin) ge-
geben wird; forreft, I. (corr&ctus) richtig, fehler-
frei, tadellos; beijeder Arbeit: was den allgemeinen
Regeln derſelben genau entfpricht, regelrecht; von
Sprachwerken: ſprachrichtig; vonWerken derKunſt:
kunſtgerecht; von einer Druckſchriſt: druckfehlerfrei;
die Korrektheit, ledtſch. Fehlerfreiheit, Fehler—
loſigkeit, Genauigkeit, Richtigkeit (Sprach-, Drud-,
Kunſtrichtigkeit), Richtigkeit der Zeichnung u.ſ.f.;
Korrektion, f. I. (correctio) die Berichtigung,
Berbefjerung; uneig.dviegüchtigung; Korrektiöns—
haus, Stran, Budt- oder Befjerungshaus; Norz
vektionsmiitel, Beſſerungsmittel; forreitionät
oder forreftortäl, nl. Ripr. verbefjernd, berich-
tigend; Korreltionär, m. ıul., od. Korrektioner,
m. engl. (jpr. korreckſchener) Züchtling, Sträfling
zur Beſſerung; forreftionell (fr. correctionel),
beijernd, züchtigend; korrektib, berichtigend, bei-
ſernd, zurechtweifend; Horreftid, n.einBeflerungs-
oder Zuchtmittel; Heilt. ein Berbeilerungsmittel,
das die Eigenschaften eines andern Mittels berich-
tigt od. mildert 2c.; Korréektor, m. [. ein Berich-
tiger, Berbefjerer, Drudberichiiaer 2e.; korrekto—
rtäl, j. Eorveftional; Korrektorium, n.ni. ein |
stlofteritrafen-Berzeihnis; Strafzimmmer, Buhge-
mad; Tonf. das Stimmhorn; Korreftür, f. die
Verbeſſerung, Durchſicht, Berichtigung; Aorreftur= |
abzug, Bürſtenabzug, Berihtigungsabzug; der
Sorrelturbogen beim Drud eines Buches, Be—
richtigungs- oder Durchſichtsbogen.
Korſo 469
korripieren, [. (corripere, v. con- u.rapre, raffen)
ergreifen, erhaſchen; eine Silbe kurz ſprechen, kür—
zen; korripient, ergreifend; Korreption, f. die
rgreifung; Kürzung; auch Tadel, Verweis.
Korrivalis, m. jpätl. (vgl. Rival) cin Mit-Neben-
buhler; Korrivalität, f. nl. Mitbewerbung.
Korribation, f. 1. (corrivatio, v. corriväre, Waſſer
zuſammenleiten, von rivus, Bach) die Zuſammen—
leitung mehrerer Gewäſſer.
forroborteren, l. (corroboräre, ſtärken; Korro—
boration, f. Kräftigung; Korroborativ od. cor-
robörans, n. ein Stärfungsmittel; pl. eorrobo=
rantia, jtärfende Mittel,
torvodieren,[.(corrodöre)zernagen zerbeigen,ägen;
corrodentia, pl. beizende Mittel, Atzmiktel; fprs
rodibel oder torrojibel, nl. zerfreßbar, äßbar;
Korroſion, f. nl. die Kung, Auflöfung durch Ätz—
mittel; forrofib, l. (corrosivus) ätzend, beizend,
reſſend; Korxoſipum, verk. Korrofip, n., pl.
—— Atz- oder Beizmittel; ſcharfe, ätzende
Sifte.
korrugieren, l. (corrugäre, v. ruga, Runzel) run»
zelig machen, runzeln; Korrugation, f. nl. das
Runzeln; Korrugätor, m. ein Runzler; auch
VNaſerümpfer; Heilt. der Runzler, Faltenzieher, ein
in auf der Stirn, der die Stirnhaut in Falten
zieht.
' forrnmpieren, I. (corrump&re) verderben; ver-
ı führen, auch bejtechen; koörrumpiert, verderbt;
forriipt (l. corruptus), gew. vom Denken: ver-
fehrt, verfchroben, hirnverdreht; Korruptet, f. (I.
corruptela) daS Berderben, die Berfäljchung, Ber-
führung; korruptibel (corruptibilis) 1. ſtofflich:
dem Verderben od. der Fäulnis untertvorfen, ver—
weslich; 2. fittlich: verführbar, auch beitechlich;
Korruptibilttät, f. die Verderbbarkeit; Verwes—
lichkeit; Verführbarkeit und Beftechlichkeit; Kor—
ruption, f. (I. corruptio) Berderbnis; Sitten—
ververbnis; Verführung; Beitechung; auchdie Ver—
fälſchung, z. B. einer Schrift, Urkunde, des Maßes,
Gewichts 2c.
Koͤrſa, f. it. (von cörrere, laufen; vgl. Korſo) das
Wettrennen der Pferde ohne Reiter.
Korſage, f. fr. (pr. —ähſch) das Leibchen (Teif der
Frauenkleidung).
Karjaf, m. pl. Korſaki, ruſſ. (aus tatariſchen Spra—
chen) Heine Steppenfüchſe, mit einem koſtbaren
Selle, im aftatijchen Rußland.
Koriar, m. (it. corsare, corsale, fr. corsaire, ſpan.
corsario, von Corso, das Kreuzen eines Schiffes,
corsear, freuzen, fapern, vom |. currere, laufen,
eursus, der Lauf) ein umberfreuzender Seeräuber
vd. Raubfchiffer, bei. an den Küſten der Berberei;
auch ein Raubichiff.
Korjett, n. fr. (jtatt corpset, v. corps, Leib, [. cor-
pus) ein Leibchen, Schnürleib, eine Schnürbruft,
ein Mieder; Korſelet, n. (fpr. — léh; Verkl. von
corset) eine Art ſchwach geftreifter Schnürfeibcher,
ein leichter Harniſch. [den Mojcheen.
Korſi, m. arab. (kursi u. zum. kirsi) die Kanzel in
Korſo, m. it. (v. [. cursus, Lauf) der Untlaufspreis,
Preis des Geldes oder Wechjel®, vgl. Kurz; auch
die Rennbahn, Name der Hauptitraße in Nom u.
andern ital. Städten, wo man Bferderennen hält 2c.;
ferner |. d. w.: Korſo-Fahrt, eine Schaus und
Luſtfahrt zu Wagen, näch italienijcher Sitte in
großen Städten zu bejtimmten Stunden in der
guten Jahreszeit gehalten; al corso, Kſſpr. nad
dem laufenden (gegenwärtigen) Preiſe dus Geldes
oder der Wechlel.
470 Korta
Korta, f. ein Olmap auf Majorfa und Minorka =
ungef. +1; Kortän, m. oder Kortdita, f. ſpan.
Flüfjigfeitsmah von etwas überS'/s 1; Kortarine, |
f. ein jpan. Weinmaß — , Kortana.
Sortege, m. fr. (ipr. körtähſch; it. corteggio) Ge—
folge, Ehrengeleit. |
Kortejo, m. jpan. (fpr. — ehcho; von corte, Hof;
cortejar, einem den Hof machen) forgfältige Be-
dienung, Aufivartung; wer aufwartet, den Hof
macht, ein Frauenbegleiter, ein ſpaniſcher Cicis—
beo, j. d.; daher: Kortege, n. fr. (ſpr. kortehſch';
it. corteggio) das Ehrengeleit, Staatsgefolge eines
großen Herrn; Koͤrtes, pl. ſpan. (von corte, Hof-
itaat, Gericht3hof; aus dem I. curia) die Reichs—
itände in Spanien u. Portugal.
Foͤrtel, £. (vom fr. corde, cordelle) landſchaftl. für
Schnur, Bindfaden; kortelieren, miteinem Schnür—
chen einfaſſen, beſ. genähte Blumen.
Sporting L.,f. l. eig. Keſſel; ver Sitz der weisſagen—
den Pythia (f. d.), der Dreifuß.
Korting 2. od. Kortine, it. = Kurtine.
Rorumd, m.nl.(urjpr. ein indifches Wort) ein Haupt-
fächlich aus Tonerdebejtehender&delftein, Diamant-
ipat in China, Koromandel ac.
Koruskanuß, f. Elfenbeinnuß, Pflanzenelfenbein,
Frucht der Elfenbeinpalme (Phytelephas).
!srusziereit, I. (coruscäre) ſchimmern, funkeln;
Korüskation, f.(l. coruscatio) das Funkeln, Blit-
zen; Scheidef. dag Aufbligen, der Stlberblid.
Korbee, f. fr. (ſpr. korweh; ml. corvada, corroata,
sorrogata, d.[.corrogare, auffordernd zujfammen-
bringen, zujammenbitten, alfo eig. Aufgebot) der
Frondienſt; korbeien, fronen.
Zorvétte, f. fr. (ehem. corbette, ſpan. corbeta, v.
1. corbita, Zajtichiff, v. corbis, Korb; n. a. vom I.
curvata[navis])ein Rennſchiff, Schnellfegler,Eleines
Kriegsſchiff zum Ausſpähen, Kreuzer.
Korving, f.l.die Handſchriftenſammlung des ungar.
Königs Matthias Korvinus (in Ofen).
Forvin-Niello,n. eine auf galvanoplaftiichem Wege
erzeugte Einlegearbeit (erfunden von Otto v. Kor—
- vin-Wiersbigfi 1812—1886).
Zorhbänten, pl. gr. (Korybantes, v. sing. Kory-
bas) Prieſter der Zybele (f. d.), deren Zeil fie mit
färmender Mufik in rafender Begeifterung feier-
ten; dab. korubantiſch, wild begeiſtert, aus—
gelaſſen lärmend, außer ſich; Korybantismus,
m. Heilk. Schlaf mit offenen Augen; auch Fieber—
wahnjinn.
Korhdälis, f. gr. Bot. Lerchenſporn; Korydalin,
n. nl. Scheide. eine in den Wurzeln der corydalis
bulbosa u. fabacea entdedte organische Salzbaje.
Korijdon, m. gr. Hirtenname bei den Bukolikern:
ein armer Schäfer,der überunermwiderteXiebe klagt,
daher: beflagenswerter Menſch.
#srymbus, ın. gr. (körymbos, I. corymbus) oder
Sornmbe, f. gr. der Scheitel; Traubenbüjchel des
Sfeu; die Doldentraube; Korymbiferen, pl. (1.
corimbiferae) Doldentrauben tragende Gewächſe;
fuoryınbös (nl. corymbösus), eine Doldentraube
bildend, doldentraubenförmig.
Korhphäus oder Koryphäe, m. gr. (koryphäios,
von koryph®, Haupt, Gipfel), pl. oruphäen, eig.
der Oberite, Anführer, be. der Vorſänger, Chor-
führer oder Gängerführer bei den Schaufpielen
der alten Griechen; gegenwärtig bej. der Führer
im Ballettforp3; aud) überh. der Bornehmite, das
Haupt, der Erſte, Borzüglichite in einer Kunſt od.
—— ein Volksführer, Anſtifter, Rädels—
ührer.
Kosmos
ı Kerhge, Katarrh der Naſenſchleimhaut, Schnupfen.
Korzec, m. (fpr. korſchez), pl. Korzy, der frühere
polmiſche Scheffel — 0,810 ruſſ. Tichetivert = 1281.
Kos, Koß oder Regel-Koß, k. ehem. f. Algebra,
Buͤchſtabenrechnung, nad) dem it. arte oder regola
| della cosa (v. cosa, Hauptſache, d. i. Wurzel oder
unbekannte Zahl einer Gleichung); daher Koſſiſt,
m. jt. Algebraiſt; Koſſiſche Zahlen, d. i. Rotenzen
und Wurzeln.
Koſat oder Kafat, m., pl. Koſalen, Kaſaken (uff.
. kasäck, ein mit einer Lanze bewaffneter Soldat,
auch ein Taglöhner; vgl. poln. kozak, ein Koſak
und ein Ziegenhirt; oſttürk. kazäk, leichtbewaffneter
Soldat) die freien, d. h. unbefteuerten, aber dafür
immer friegsfertigen Völkerſtämme in den ſüdl.
u. öſtl. Öegenden Rußlands, Polens ıc.; Koſaka.
koſaäkiſch, |. Kaſatſchök 2.
töjcher, jiid. (chald. köschar, köscher, recht, gejeg-
mäßig, dv. hebr. käscher, gerade, recht, ſchicklich
jein) nad) veligiöfen Geſetzen zuläffig, vorichrifts-
mäßig,vein, geniegbar, gut; koſchern od. afıgern,
reinigen 2c.
Kofeidtte, f. nl. (entjt. aus der Abfürzung co. se-
cans fiir complementi secans, der Ergänzung Se—
kante) Größenl. die Sekante(ſ.d.) des Ergänzungs-
winkels, der mit dein Hauptwinkel einen vechter
madt; Koſinus, m. (enift. aus co. sinus f. com-
plementi sinus, der Ergänzung Sinus)der Sinus
(}. 8.) des Ergänzungswinkels e
| Kosjuban, Kosjukin od. Kosjukni, ın. früher eine
goldene Rechnungsmünze in Japan.
Kosfinomantie, £. gr. (vd. köskinon, Sieb) die Sieb»
wahrjagerei.
Kosmardie, f. j. unter Kosmos. R
Kosmeſis, f. gr. (v. kosmein, ordnen, jhmüden)
das Schmücden, Berzieren, Verſchönern; Kosmetik,
f. Verſchönerungskunſt, Putzkunſt, Schminkkunſt;
Kosmetika, pl.Schönheitsmittel, bei. für die Haut,
um fie weiß und weich zu machen; kosmẽtiſch,
verjchönernd, ſchmückend, reinigend.
Kosmos, m. gr. Ordnung, Schmuck; die Welt, das
Weltall (Titel des leßten großen Werkes von A.
v. Humboldt, in welchem ex feine Betrachtung des
Weltalls zufammenfaßt); Kosmarchie, f. Welt⸗
herrichaft, welche z. B. das Papſttum übte; kos⸗
miſch (kosmikös), weltlich, die Welt, d.i. das Welt⸗
ganze od. das Weltgebäude betreffend, kosmiſcher
Aufgang eines Sternes, der Aufgang desſelben
mit der Sonne zugleich; kosmiſcher Untergang,
der Untergang eines Sternes beim Aufgang der
Sonne; fosmijche Berhältniffe, die Zuſtände
und gegenfeitigen Bedingungen im gefamten Welt-
all, verih. von tellurifchen, j. d.; Kosmo⸗
gloͤbus, m. eine von C. Garthe erfundene Welt—
maſchine, un alle Erfeheinungen des Weltgebäudes
u veranjchaufihen; Kosmogonie, f. Die Welt-
Sntftehungsfehre, die Lehre von der Erſchaffung
oder Entftehung der Welt; Tosmoganifeh, dieſe
Lehre betreffend; Kosmographie, f. die Welt-
beichreibung; Kosmograph, n. ein Weltbeichrei-
ber; fosmogrdphiich, weltbeſchreibend; Kos⸗—
mofratie, f. die Weltherrihaft, =Kosmardie;
Kosmologie od. Koͤsmik, f. Die Weltlehre, Welt-
wiſſenſchaft, Lehre von der Welt; tuemoldatil,
zur Weltlehre gehörig, das Weltall betreffend; z. B.
fosmologiicheBetradtungen, Betrachtungen
iiber das Weltall; der fosmologijche Beweis
des Dafeins Gottes, der Beweis, welcher ſich
auf den Bau der Welt gründet, oder da man
| aus dem Bau der Welt auf ein höchſtes Weſen
—————— — — — — — —
Kosmus
ihließt; Kosmonsmie, f. die Weltgejeglehre,
Wiſſenſchaft von den Gejegen des Weltbaus;
Kosmophilen, pl. Weltfreunde, Name eines Ver-
eins zu internationalen Bildungszwecken; KLosmo—
— f. Erforſchung der Naturgeſetze des Welt—
alls; Kosmopolit, m. ein Weltbürger; Kosmo—
Bm, m. der Weltbürgerfinn; kosmopo—
itiſch, weltbürgerlid; kosmopolitiſieren, den
Weltbürger machen; weltbürgern; Kosmorüma,
n. Weltichau, Weltbild, eine Reihe von Anfichten
oder ntalerifchen Mini on verſchiedener Teile
der Welt; Kosmoſtopfe, f. Weltbeichauung, Welt-
betrachtung; Kosmoſophie, f. Erforſchung des
Weltganzen durch innere Anſchauung; Kosmo—
ſphäre, f. die Weltkugel; Kosmotheisnns, m.
Weltvergötterung, die Lehre, welche Gott und Die
Welt für eins erklärt; Kosmotheologie, f. die
Welt-Gotteslehre oder der Schluß von den Dafein
der Welt auf das Dajein eines Weltſchöpfers; kos—
motheolägiich, dieje Lehre betreffend od. Dazu ge-
hörig; Kosmotheöros, m. ein Weltbetraditer.
Kosmus, m.männl.Name (v. gr. kKösmos, Schmud):
der Geſchmückte.
Koß, Coßz, Eos vd. Hardary, m. eine oftind. Meile,
in der Prov. Bengalen 1 bis 2 engl. Meilen groß.
Kofias, m. einfacher indischer Mufjelin. F
Kofjät od. Kofiäth, m., pl. Koſſäthen (mi. casätı),
niederd. (urjpr. Kotsate) für Kotjaffen, Kötener,
Kleinbanern, eine geringe Klafje von Bauern, die
in einem ot od. einer Kote, d. i. einem Kleinen
Haufe mit wenig Ader, wohnen (daher der in vielen
Orten vorkommende Familienname Kußäther).
Kofftit, ſ. Kos.
Koſſo, ſ. Kouſſo.
Koffijnka, f. ruſſ. (ſpr. kaſſhynka: von kosoi, ſchräg,
ſchief) ein ſchräggeſchnittenes, alſo dreieckiges Kopf—
tuch, Volkstracht der ruſſiſchen Frauen.
Roaftie, f. das Kind eines Weißen u. einer Fuſtie.
Roftonlichter, rote, weiße, grüne, iiberh. farbige
Lichter, die auf Kriegsichiffen Signale abgeben.
Koſtüm, n. fr. (it. costume, m., Gewohnheit, Sitte,
aus consuetümen, einer jpäteren Nebenform des
l. consuetudo, entitanden) Zeit» u. Landesbrauch,
die Tracht (Kleidertracht); en costume (fpr. ang
koſtühm'), in Trachten, d. i. in außergemwöhnlicher
und bejonderer Amts», Tejt-, Ballkleidung ꝛc.;
foftümieren (fr. costumer), in der Tracht einer
beitimmten Zeit oder eines Volkes Heiden; koſtü—
miert, einer Zeit gemäß gekleidet; Koſtümier, m.
(jpr. —mjeh) beim Theater der Anordner und Be-
jorger der für die Zeit der aufzuführenden Stücke
pajjenden Anzüge; Koſtümkunde, Trachtenfunde.
KRoftus, ſ. Koſtwurzel.
Koftwurzel od. Koſtwurz, f (L.costus, radix costi,
gr. Köstos, arab. kost, kust, fan3fr.kuschtha)eine
gemürghafte, heilfame Wurzel aus Oftindien und
| —
Kot, ſ. Koda 2.
Kotangente, f. nl. (entſt. aus der Abkürzung co.
tangens für complementi tangens,der Ergänzung
Zangente) Größenl. die Tangente (f. d.) des mit
dem Hauptwinfel einen rechten bildenden Ergän—
zungswinkels.
Aotau, m. hin. der untertänigſte Gruß der Chine—
jen, der darin befteht, daß man fich vor dem Herr-
ſcher auf die Erde wirft und mit der Stirn den
Boden berührt; das Bauchrutfchen.
Rate, f. fr. (pr. köt) Nummer (zur Bezeichnung von
Alten); Maßzahl, Maß, Höhenmaß, Höhe.
Roteldtte, f. * WVerkl. v. cöte, I. costa, Rippe)
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fotohieren (jpr. fotoaji—;
Kotyle 471
Rippenſtückchen von einem Kalbe ꝛc. auf dem Roſt
gebraten.
Koterie, f. fr. (fpr. foterih; dv. cote, prov. cota, ir.
quota, der Beitrag eines jeden zu einer gemein—
ichaftlichen Ausgabe, v. l. quota, sc. pars, der wie-
vielite Teil) ein gejelfchaftlicher Verein zum Ver-
nügen, eine gejchlofjene Geſellſchaft; auch kleinere
* für politiſche od. Literarische Zwecke, Spieß—
gejellichaft.
Kothürn, m. gr. (köthornos, !.cothürnus) ein hoher
Bühnenſchuh, Stelzenſchuh od. Stelgenitiefel, eine
Art hoher, in den gried). u. röm. Trauerjpielen zur
Erhöhung der Leibesgeftalt gebräuchlicher Schuhe
oder vielmehr Halbitiefel mit Handhohen Sohlen;
uneig. die Sprache od. Ausdrudsmeije des Trauer-
ſpiels; eine hochtrabende, ſchwülſtige Schreibart;
auch — Tragödie.
fotteren, fr. (coter; v. fr. cote, Ziffer, Buchſtabe,
vgl. quotieren unter Duota) bezeichnen, mit
Buchſtaben und Ziffern verfehen, bej. von dem
amtlichen Beziffern der Blattjeiten eines Hand-
lungsbuches; mit Maßzahlen, Höhenzahlen ver-
jehen; fotifieren (fr. cotiser; vgl. quotifieren)
einen Anſchlag maden, abſchätzen, was jeder Teil-
nehmer zahlen joll; feinen Anteil beitragen, zu—
ſammenſchießen; Kotiſation, f. der Anſchlag, die
Schätzung, Anteilsbejtimmung, = Duotifation.
Ketillon, m. fr. (pr. Eötijong; vom altfr. cote,
prov. cot, it. cotta, ml. cotta, Kutte, langes Kleid)
eig. ein Unterrod; ein franzöficher Gejellichafts-
tanz, Gabentanz.
Kotinga, f. nl. u. jpan. der Seidenſchwanz, eine
Öattung Vögel; insbef. der Schmudvogel; Hals
band-Kotinga, eine durch Farbenſchmuck ausge-
zeichnete Art derjelben in Brafilien.
Koton, m. fr. (pr. Eotöng; Span. al-godon, von
dem arab. kotn, unverändert in der Aussprache
engl. cotton) Baumtolle (die aus den Samen-
fapjeln einer urjprüngl. arabifchen, in Oftindien
faſt baumartigen Staude hervorbricht); Baum—
wollenzeug, Rattun (ſ. d.); Kotonndde, f. Rattun-
feinwand; Kotonnerte, f. Baummollenweberei;
fotonnieren, mit Baummolle ausjtopfen; koto—
niſieren, Baftfafer oder Zellulofe nad) Art der
Baummolle in derBaummollenweberei bearbeiten;
foteniitert, baumwollartig, baummollartige Baft-
fafer; kotoniſierte —— Flachswolle.
r. cötoyer, von cöte,
Küſte; vgl. Löte) längs der Küfte hinfahren, fegeln
od. marjchieren; einem zur Geite gehen, ihn be-
gleiten; die Flanke deden.
Kottäboes, m. gr ein altgriech. Geſellſchaftsſpiel,
wobei man die Neige ungemijchten Weines aus dem
Becher in ein metallene3 Gefäh fallen ließ; Kotta—
bismus, m. Heilf. das Tropfbad.
Kottage, n. engl. (jpr. föttädfch’; von cot, Hiltte =
deutjich die Kot oder Kote, niederd. kot, kote,
Hütte,ml.cota; cotagium,altfr.cotage)eine Hütte,
ein Zandhäuschen; Bauerndaus, Einfamilienhaus;
Kottageſhyſtem, n. AnlagevonEinfamilienhäufern.
Koͤttimo, m. it. (eig. bedüngene Arbeit) die Steuer,
welche die europäischen nach der Xevante ſegelnden
Schiffe an ihre Konfuln erlegen müffen.
Kotton-Vogel, m. die Bendulin- od. Beutelmeife,
der —— wegen des künſtlichen, beutelförmigen
Neſtes befannt.
ſtoͤtwal, m. hindoſt. (von perſ. kötwäl) der oberſte
Polizeibeamte in einer oſtindiſchen Stadt.
Kutyle, f. gr. (kotyle, eine Höhlung) Becher; der
192. Teil des Medimnus (f. d.); Kothledoͤnen,
Kouſſo
pl. ar. (sing. kotylödön, f. überh. Höhlung) Mut—
terdrüſen, Samenlappen auf beiden Seiten des
Keims der Pflanzen; Notyledonär-Pflanzen,
Samenlappen-Pflanzen, die aus einem Samen
erwachſen, deſſen Keim mit Samenlappen ver—
ſehen iſt.
Kouffo, m.auch Kwoſo (unr. Koſſo) die Blüte eines
in Abyſſinien einheimiſchen baumartigen Strau—
ches, ein ſicheres Mittel gegen den Bandwurm und
andere Eingeweidewürmer, Banksia abyssinica
oder Brayera anthelmintica, leßteres nad) Dr.
Brayer jo genannt, welcher die Pflanze zuerſt
nah Europa brachte.
Kove, f. engl. (fpr. kohw) Kleine Bucht, Ankerplag
für Keine Schiffe, Schlupfhafen.
Kotobot od. Cowboh, m. engl. (pr. fauboi, v. engl.
cow, Kuh, und boy, Sunge, Burſche) Kuhjunge;
beriitener Rinderhirt in Amerika.
Kopie, m. (fr. cobit; vgl. Kobid) ein indiſches Län—
genmaß, j. Yatl.
Korägra, n. lat.-gr. (vom I. coxa, Düfte, und gr.
agreın, fallen, nach der Analogie von chiragra,
podagra) Heifk. Hüftgicht; Kogalgte, f. Hüftweh,
Lendenſchmerz oder Lahmheit; Kpzttis, f. Ent-
zündung des Hüftgeleufs.
Kohang od. Kohan, m. auf den Sunda-Inſeln und
den Molukken ein Reis- u. Salzgewicht von 1250
bis 1845 kg; auch ein Öetreidemaß, 3.8. auf Su—
matra, von 15 bis 33 hl; vgl. Kiang.
Kraal, n. (holländ. kraal, Dorf, Gehege, Tiergarten,
wahrſcheinl. aus der Sprache der Hottentotten) ein
Dorf der Hottentotten.
Kradfeld = Craquele, ſ. 2.
Straf, m. ein dreimaftiges Fahrzeug der Dänen u.
Schweden auf der Ditjce, = Karate, Karaka.
Krake od. Kraken, m. (wahrſcheinl. von altſchwed.
krake, altdän. krage, eine Stange od. ein Baum—
ſtamm mit hervorſtehenden Baden der nicht dicht
am Stamm abgehauenen Zweige; vgl. isländ.
kraki, Hafen, Bootshaken) ein fabelhaftes Seeun-
geheuer, das in der Tiefe des Meeres Haufen jol.
Kraköwiak, m. ein polnischer Tanz im ?/,-Taft, von
der Stadt Krafau (Krakow) benannt, zu welchem
kurze zweizeilige Lieder, Krafomwiafen, gefungen
werden; vol. Cracovienne.
Ktraküſen, pl. leichte polnifche Reiterei (zuerjt 1812
in Krakau errichtet, und nach dem Heiligen Krakus
benannt).
Krambambüli, nm. (Stredform zu krambel, das zu
krammet, althochd. kranawitu, d. i. Kranichholz,
Wacholder, gehört, alſo eigentl. Wacholderfchnupg,
vergl. böhm.krambampule, f.zugerichteter Srannt-
wein) eine Art Branntwein, Wacholderichnapg,
Danziger Kirihhranntwein; auch überhaupt fiir
Branntwein. Ä
Krampus, m. nlat. (ml. crampa, fr. crampe, vom
deutſchen Krampf, althochd. chrampfo) der klamm,
Wadenkrampf.
Kran, m. auch Keran, Gharän (eig. Sahib Kran,
i. Herr der Zeitalter, ein Titel des Schah), eine
perlische Silbermünze = Y,, Toman (j. d,), jet
0,83 M, früher bis 1,57 .% an Wert.
Kranion, n. gr. od. Kranium, nl. der Hirnſchädel;
Sraniognömif, f. die Schädellunde, -forſchung
umd Deutung, die Beſtimmung der Geiltesfähig-
feiten und Neigungen eines Menſchen aus der Bil-
dung des Hirnſchädels; Kraniolithen, pl. ver-
fteinerte Totenfopfsmuscheln; Kraniolög, m. ein |
Hirn- oder Scädellchrer; Araniologie, f. die
Schädellehre von Dr. J. Gall; die Schädelfunde;
Krebrität
kranioloͤgiſch, zur Schädellehre gehörig, ſchädel—
kundlich; Krantomantie, f. das — aus
dem Schädel; Krantomant, m. ein Schädelwahr—
ſager; Kranionetrie, die Schädelmeßkunde; Kra—
niopathie, f. ein Schädelleiden, eine Schädelfrant-
heit; Araniojföp, m. ein Schädelbefchauer; Kra—
nioſtonie, f.dieSchädelbetrachtung; Kraniotöm,
m. ein Schädelmefjer, Schädelbohrer, eine Art
Trepan (j.d.); Kraniotomie, f. die Schädelzer-
legung od.»zergliederung; Jermalmung des Schä-
dels bei der Geburt.
Krannoges, pl. fünftlihe keltiſche Inſeln in den
Seen Schottlands und Srlands.
Kraiis, f. gr. (v.kerannynai, mifchen) die Mifchung,
Vermiſchung; Heilf. gehörige Miſchung der Säfte;
Sprachl. Verſchmelzung der Bofale zweier Silben
zu einem Miſchlaut, bei. wenn fie zwei verſchiede—
nen Wörtern angehören; Krafiologte, f. die Lehre
von der Miſchung der Säfte tierifcher Körper;
Kräter, m. gr. das Mifchgefäh, in welchem mar
nach altgriech. Sitte den Wein mit Waffer miſchte;
der Schlund feuerfpeiender Berge.
tra, fat. (crassus) did, ſtark, grob; —
roh, z. B. kraſſe Begriffe; crassa Minerva,
nad) Horaz: von derber (Bolfs-) Weisheit, von
HausbadenemBerjtande; Kraſſität, k. (pätl. cras-
sitas) Verdickung, Dichtheit; Plumpheit, Roheit;
Kraſſäne, f. (bergamotte crassane) fr. eine Art
gewürzhafter Birnen, an Geftalt und Farbe der
Bergamotte ähnlich; Kraſſüla, f. nl. Fettpflanze,
Planzengattung mit fleiſchigen Blättern.
Krati-Scherif,n. perf. (edle Schrift) die eigenhän-
dige Unterjchrift des türkiſchen Kaifers; vergl.
Khattiſcherif ꝛc.
Krawäll, m. landſch. (mi. charavallium, vgl. Cha—
rivari) Auflauf, unruhige, gew. mit geſetzwidrigen
Berlegungen von Gegenjtänden oder Perſonen be-
leitete Volksbewegung, Lärm; Krawäller, m.
ufrührer, Zeiter eines Auflaufs od. einer Volks—
bewegung; überh. ein Menſch, der iiber jede Klei—
nigfeit Lärm zu jchlagen pflegt, Streitfopf, Lärm—
macher. *
Krawatte, f. fr. (cravate,von den Kroaten, früher
Cravates genannt, von denen diefe Halsbekleidung
1636 bei ven Kriegen der Franzoſen gegen Deutjch-
land nah Frankreich kam; daher altital. croatta
itatt des jeBigen cravatta) das Halstuch, die Hals-
binde, Schleife, Schlipe. x
Kreatin, n. gr. (v. kr&as, n., Gen. kréatos, Fleiſch)
Steifchjtoff, ein Friftallifierender, ftichtoffhaltiger
Grundbeſtandteil des Fleiſches der Wirbeltiere;
Kreatinin,n. ein Zerſetzungsprodukt des Kreatin,
welches ji im Harn der Wirbeltiere vorfindet;
Srentophagie, = Kreophagie, ].d. j
Kreation, f. lat. (creatio, von creäre, erihaffen,
wählen) die Erſchaffung, Shöpfung; jeltener: Er-
wählung, Ernennung; Kregtianismus, m. nl.
die Schon von Ariſtoteles aufgejtellte und von den
Kirhenvätern verteidigte Meinung, dab Bott die
menfchlichen Seelen unmittelbar bei der Zeugung
ſchaffe und mit den Leibern verbinde; Kreatiäner,
Anhänger diefer Lehre; kreatib, nl. ſchöpferiſch;
Kreätsr, m. |. der Schöpfer, Erzeuger; Kreatür,
f. ((. creatüra) ein Geſchöpf; verächtlich ein ab-
hängiger Günſtling, ein Menſch ohne Selbftwert,
der ıım eine äußere Stellung Gewifjen und Willen
einem Mächtigen zur Verfügung ftellt; auch ein
ichlechtes Weibsbild; Kreatürlichkeit, f. L.-dtich.
der Zuftand oder das Verhältnis eines erfchaffenen
Krebrität, f. 1. (crebritas) Häufigkeit. [Weſens.
wur
Kredo,n.L. (von l. credo, ich glaube) das Glaubens»
Kredemnon
Kredemnon, n. gr. (von kräs, Kopf, Haupt, Gipfel,
und deo, ich binde) Kopftuch, Kopfbund, Schleier. |
beienntnis, der Glaube; Tonf. der dritte Teil einer |
Meffe; eredöre, L. u. it. glauben; —5 eredat |
Judaeus Apella bei Horaz, das glaube der Jude
Apella, d. i. ein anderer, der leichtgläubig od. aber- |
gläubiſch genug ijt;del eredere, aquch Deleredere,
n. it. Kfſpr. auf Treu u. Glauben, die gegen Vers |
alitung geleiftete Bürgſchaft für einen Dritten bei |
Warenverfäufen, Wechjelgejhäften 2c.; aud die
Verbürgungsſumme; del er&dere ftehen, für |
etwas gutjagen, Bürgichaft leiiten; Kredende, pl. |
l. da3 zu Elnnbenoe, die Glaubensartifel; ere- |
dentiäles (littörae),f.litterae cred—; kredenzen
(it. eredenzäre von credenza, nt. credentia, der
Glaube) eig. beglaubigen, d.h. vorfojten, vor= |
verjuchen, nach der ehemal. Sitte an Höfen, tvo |
der Truchfeß Speifen und Getränfe zum Beweis |
ihrer Unjchädlichkeit vorher Eoftete, ehe er fie jei- |
nem Herrn darreichte; darreichen; daher Hredenz |
zer, m. ein Mundjchent; Kredenzteller oder
Bräfentierteller, ein Darreicheteller; Kre—
denztiſch, ein Schenktifch, Anvichtetifch, ſüddeutſch:
die Kredenz; Kredenzichreiben, |. Kreditivd,
— fredibel, I. (credibilis, e) glaublich, glaub-
wirdig; Aredibilität, f. ıl. die Glaubwürdig—
keit; — Kredit, m. (fr. credit, it. credito, v. I.
creditum, das Darlehn, v. cred£re, leihen) bei
Kaufl. Treue und Glauben, Handelsvertrauen,
der gute Ruf, worin jemand jteht, daß er ein rich—
tiger Zahler fei, oberd. ehem. der Trauen; vie
Zahlungsfrift, ver Borg, 3.B. auf Kredit etwas
nehmen; jährigen Kredit oder jährliche Zah-
lungsfriit haben; das Kredit (eig. die 3. Perjon
von credere: eredit, er vertraut ar, leiht), das
Haben, in Handlungsbüchern dem Debet od. Sol
gegenüber; Kreditanftalt, eine gew. von Gejell-
Ihaften gegründete Anjtalt zum Ausleihen von
Geld gegen genügende Sicherheit und angemejjene
Vergütung, das entweder die Gejellichaft durch
Beiträge aufbringt, oder jelbjt gegen Sicherheit
entnimmt, bei. zur Debung des Handels und der
Snöuftrie; 3. B. er6dit agricole, m. fr. (ſprich:
fredihtagrifohl) Aderbaufredit, eine Kreditanftalt
zur Hebung de3 Aderbaues; er. foncier, m. fr.
(ipr. kredih fongßjeh), Bodenfredit, eine Kredit-
anftalt, weldye ihren Kredit auf Grumdvermögen
gründet; er. mobilier, m. fr. (fpr. — mobiljeh),
eine Kreditanstalt, welche ihren Kredit auf beiveg-
liches Vermögen, Waren, Wertpapiere 2c. gründet;
Kreditbillett, n. Schuldichein für. empfangene
Waren; Kr.-Brief, Beglaubigungs- oder Bürg—
ichaftsbrief = Akkreditiv, ſ. d.; Kr.⸗Kaffe, eine
ſolche, bei der man gegen Waren Vorſchüſſe er—
heben kann; Kr.-Maſſe = Konkursmaſſe;
Kreditrubel, m. ruſſ. das in Rußland vormals
mit Zwangskurs eingeführte Papiergeld od. Kre—
ditbillett, im Gegenſatz zur Geldmünze, dem „Sil—
berrubel“ (. unter Rubel); — —— der Be⸗
trieb des An- und Ausleihens als Staatseinrich—
tung (durch die Finanz- und Handelsbehörden);
Ar.-Verein, Verein zur Beſchaffung von Dar-
Ichen für jeine Mitglieder, gew. durd) eine Are- |
ditanfstalt, f.d.; KAr.⸗Votum, n. die der Regie-
rung von den Ständen für gewiſſe Fälle bewillig- |
tern Öeldmittel; Kreditſeite, die Seite des Gut- |
habens in Handlungsbüchern; freditieren (fr. |
erediter), auf Glauben geben, außleihen; jemand |
Vertrauen jchenten; Kreditib, n. nlat. jchriftliche |
— — — — — — — — — — — — —— — — —
—
Krepp 413
Vollmacht eines Gejandten, = Akkreditiv, .d.
aud Kredenzſchreiben; Kreditor, ın. lat. (pl.
creditöres) ein Gläubiger, der Geld ausgeliehen
und zu fordern bat, entg. Debitor; ereditrix,
f, die Öläubigerin; Kreditum (creditum), n., das
geliehene Geld; Kredulität, f. (1. credulitas) die
Leichtoläubigkeit; Kredulitätseid, die eidliche
Berficherung, dag man etwas für wahr halte, was
man durch eigene Wahrnehmung nicht weiß.
kretren, lat. (creäre) fchaffen; wählen, ernennen;
freirt, erwählt, ernannt; Kreierung, f. Ernen—
nung; Schaffung von Staatspapieren.
Kremafter,m. gr. (eig. der Aufhängende, von kre-
mannynai, aufhängen) Muskel, Sehne, Band,
_ woran etwas hängt; bei. der Hodenmuskel.
Kremation, £. |. (crematio,v. cremäre, verbrennen)
Veichenverbrennung, Yeuerbejtattung; Arema-
torium, n. Leichenverbrennungs-DOfen oder -At-
jtalt; fremteren, feiterbeitatten.
Krembälon, n., pl. Krembäla, gr. (v. der Wz. im
tat. crep-äre, flappern, crepülus, flappernd) eine
Klapper, Tanzllapper od. -ſchelle; Maultrommel.
rem vd. Kremlin, m. ruf). (v. kremönj, Kieſel—
ſtein) überh. innere Feftung, Zitadelle; bei. die
Zitadelle in Moskau, worin fich das Faiferliche
Schloß, das Arſenal, die Schagfammer, mehrere
Kirchen und Klöſter 2c. befinden.
Kren, m. flav. (tuff. chrän, Botan. Cochiearia
armoracia, Meerrettih) in Süddeutſchland Be—
nennung für Meerrettich, z.B. Krenwürſtchen, d. i.
Würſtchen mit Meerrettid).
Krenologie, f. gr. (v. kreng, Duelle) die Duellen-
vd. Brunnenkunde, Lehre von den Heilquellen.
Kreͤle, m., pl. Kreslen, fr. (v. fpan. criollo, d. i.
eig. erzeugt, aufgewachſen; insbe]. von eingeführten
Eltern im Lande erzeugt, einheimifch) die in Ame—
vifa don europäifchen Eltern geborenen Menichen.
Sreophagie, f. gr. (von kreas, Fleifch, u. phageln,
een) das Fleiſcheſſen, Shimpfende Benennung der
futherifchen Abendmahlstehre durc) deren Gegner;
Kreoſöt, n. (jöt dv. sözein, retten, erhalten) fleijch-
erhaltender Stoff, ein von Dr. Reihenbacd 1832
entdecter eigentiimlicher fäulniswidriger Beſtand—
teil des Rauchs, Holzeffigs ꝛc., welcher zur Erhal-
tung des Fleiſches (daher der Name), des Holzes,
als Heilmittel, bei. gegen den Zahnſchmerz zc. dient.
Krepida, f. I. (gr. krepis, idos) die Fußbekleidung
der alten Griechen, ein Halbſchuh; ne sutor ultra
(vd. supra) erepidam! Sprichw. Schufter, bleib
bei deinem Leiſten; eig. geh nicht über den Pan—
toffel hinaus, d. i. urteile nicht über Dinge, die dur
nicht verſtehſt; Krepidolith, m. L.-gr. Bontoffel-
mujchel, eine Berfteinerung.
frepierent, f. (erepäre, krachen) platzen, zeripringent,
von eijernen Hohlfugeln,; uneig. gem. be. vor
Tieren fit. crepare, fr. erever): fterben, verreden;
aud ärgern, verdrießen; frepttieren(l.crepitäre),
fnattern, Inirren, von gebrochenen Knochen; Kre—
vitation, f. das Kniſtern, Praſſeln, 3. B. eines
Flammenfeuers; Heilk. das Knirſchen gebrochener
Knochen; auch das Knacken der Gelente; erepita-
tio vesiculäris, das Knilterrafjeln, das beim
Atemholen in der Zunge hörbar wird; erepitus
ventris, m. [. eine hörbar abgehende Blähung.
Krepp, fr. ın. (crepe), auch Crepon, m. (ipr. kre—
pong, dv. lat. crispus, fraus, crispare, fr. creper,
krauſen) fraufer Flor, Trauerflor; auch eine Art
krauſer Friſur; eröpe de Chine (jpr. — ihn),
ine. Flor; Eripe dangeant (pr. Ihangihang),
ſchillernder Krepp; Krepi, m. fr. der Kalkwurf,
474 Krepundia
die krauſe Tünche, womit man eine Wand bewirft;
Krepine, f. eine Art oben breiter und durchbrochen
gewirkter Franſen mit lang herabhängenden Fä—
den; Krepon, m. jr. Krausflor, eine Art Krepp.
Krepundia, pl. |. (von crepäre, Happern, fnarren)
Kinderklapper.
trepustulãr, nl. (v. erepuscũlum, n. die Dämme-
rung, bei. Abenddämmerung) die Dämmerung be—
treffend; Krepuskularia, pl. Dämmerungsfalter,
Wbendfchmetterlinge.
Sretenfer, Kreter, Bewohner Kretas.
reiht u. Plethi, hebr. (krethi, eig. Scharfrihter, |-
v. käräth, ſchneiden, abhauen; plethi, fünigl. Eil-
bote, Läufer, von päläth, fliehen; nach andern: Kre—
ter und Vhiltjter) eig. die Leibwache Davids; uneig.
allerlei Volk od. Gefindel, die große Menge (2. Sam.
Sretifus, |. Amphimacer. [15, 18).
Rretin,m., pl. Kretins, fr. (ſpr. fretäng) od. pl. Kre⸗
tinen (aus frz. cretin, it. cretino, vom lat. chri-
stiänus, Chrift, armer Chrijtenmenjch, der nur die
Taufe mit andern Menjchen gemein hat; Campe
verdeutichte das Wort mit Freidling), Heine blöd—
iinnige Menfchen mit dickem Kopf, Ge⸗
ſichtszügen, ſchlaffen Muskeln und Kropf, wie ſie
in einigen Bergtälern von Salzburg, Unterwallis,
Savoyen ꝛc. vorkommen, Blödſinniger; Kretinis—
mus, ın. die Verkümmerung der körperlichen Ent—
wickelungu. der damit verbundene Blödfinn ſolcher
Menſchen.
Kretio, f. I. (v. cernére, ſich entſchließen, beſ. zum
Antreten einer Erbſchaft) die gerichtliche Willens—
erklärung über den Erbſchaftsantritt.
Zrevellen, pl. Kfſpr. die kleinen Elefantenzähne von
Guinea.
Sri, n. jüd. (eig. das Gelejene od. zu Xejende, v. hebr.
kärä, lefen) eine Randlesart in der hebr. Bibel.
Sriblenr, ın. fr. (pr. Kriblör) der Sichter (an Ma-
ſchinen), Schwingſichter, vgl. eribrum.
Sridet, n. engl. ſ. Cricket.
2ride, f. ml. (eig. öffentlicher Ausieuf, Daher Zu-
fammenrufung der Gläubiger, prov. crida, it.
grida, v. it. gridare, fr. crier, ſchreien, ausrufen)
ſ. v. w. Konkurs im Schuldenwejen, daher Kri—
dar(ius), m. ein Gemeinſchuldner, Zahlungs—
unfähiger.
rief, m. engl. (creek, Bucht), Schlupfhafen (vgl.
Creeks).
krikoẽdiſch, gr. (v. krikos, Ring 2c.) kreisförmig.
Srtimatologie, f. gr. (von krima, Entſcheidung,
Urteil, von krinein, ſcheiden, entjcheiden) die Lehre
von den Urteilen, ein Zeil der Logik; Krinomẽ⸗
sion n., pl. Krinomena, Kennzeichen, Unterjchei-
dungszeichen.
Srimen, Grimen, n., pl. erimina, l. (zgez. aus
cernimen, von cernere, gerichtlich entſcheiden, alſo
urfpr. die rihterliche Enticheidung, dann der Gegen-
ftand derjelben, die Anjchuldigung, und endlid) die
Schuld oder das Vergehen felbjt) ein Verbrechen,
eine Übel- oder Mijjetat; er. Jaesae majestätis,
ein Majejtätsverbreden, Die Majeftätsbeleidigung;
ein Staatöverbredjen, Hochverrat; Friminäl, 1.
(eriminälis, e) oder frimindff (fr. criminel), pein-
ich, ſtrafrechtlich, Leib und Leben angehend, 3.8.
Kriminälgericht, das peinliche Gericht, Straf-
gericht; Ar.⸗Gerichtsbarkeit, Strafgerichtöbar-
eit, Blutbann; Kr.-Juſtiz, f. peinliche Rechts—
pflege, Strafrechtspflege; Kr.⸗Prozeß, m. das pein⸗
liche Strafverfahren; Kr.-Recht, peinliches Recht,
Strafrecht; Kr.-Richter, ein peinlicher Richter,
Strafrichter: Kr.-Sache, eine peinliche Rechtsſache;
Kriſpin
Sr.:Senat, m. eine zur Entſcheidung der Straf—
rechtsſachen bejtimmte Abteilung eines Gerichts-
hofes entgegen: Zivil-Senat; Ar.-Statiftik,f.
die wiſſenſchaftliche Darjtellung der Geftaltung der
Strafrechtspflege eines Landes während eines ge-
wijjen Seitraumes; Kriminaliſt, m. barb.-f. ein
Lehrer oder Kenner des Strafrecht; Krimi—
nelität, f. das Verbrecheriſche, die Strafbarkeit,
Strafgerihtlichfeit; eriminaliter, l. peinlich, auf
Leib und Leben; Friminteren (l. criminäri), be-
ſchuldigen; bei. fälfchlich anlagen; Krimination,
f. ({.criminatio) die Beſchuldigung, Anklage; Kri⸗
minätor, m. der Bejchuldiger, Yırkläger.
Krinofdden, j. Crin—. |
Krinoline, f. ir (erinoline, eigentlich: Roßhaar-
zeug), Reifrod der Damen (f. unter erinis).
Kris oder Krißz, m. (malai. ır. javan. kris, kres,
käris) der über 2/, m lange, gew. ſchlangenförmigeé
Dolch der Malaien auf ojtindifchen Inſeln.
Kriſchna, m. (v. ſanskr. krischna, ſchwarz, dunfel-
blau) eine Gottheit der Indier, eine der Weltver—
förperungen des großen Gottes Wiſchnu, welcher
den Ather bedeutet.
Kris vd. Krife, f. gr. (von krinein, unterjdeiden,
richten) die Entjcheidung od. entjcheivende Wendung
einer Sache; bef. der Wendepunkt, Ausſchlag einer
Krankheit, wo entweder ihre Kraft gebrodyen wird,
oder das Leben gefährdet ilt; — im Leben der
Völker und Staaten: der Höhepunkt politiſcher
Krankheit, zugleich Entſcheidung u. Gericht; Krite—
rium, n. gr. (kriterion), pl. Kriteriu od. Krite⸗
rien, das Merfmal, Unteriheidungszeichen, Richt-
ſchnur oder Kennzeichen zum Richten oder Urteilen
über etwas; Kritik, f. (gr. kritike, sc. techne,
Kunft) die Prüfung, Beurteilung, Mufterung,
Kunjtbeurteilung; auch die Prüfkunſt, Beurtei-
lungskunſt, das Kunſtgericht; bef. die Unterfuhung
der Echtheit und Unverfälfchtheit ſchriftlicher Zeug-
nifje und Denkmäler (hiftoriiche, philologijde
Kritik), ſowohl im ganzen (höhere Aritif), als
in Beziehung auf einzelne verderbte und zu ver—
bejjeınde Stellen (niedere Kritik); Pritifer od.
I.Kritifus, m. (gr. kritikös) ein Kunſtrichter, Be—
urteiler; Kritikaͤſter, m. einKrittler, Silbenftecher;
kritiſch, (gr. kritikös, ẽ, 6n), entſcheidend, bedenk—
lich, gefährlich; prüfend, beurteilend, kunſtrichter—
lich; Kritizismus, m. die duch Kant begründete
Art der philviophiichen Forſchung, welche die Phi—
loſophie auf eine Unterſuchung des Erfenntnisver-
mögen3 gründet; fritifieren, barb.-[at. beurteilen,
prüfen, muftern, tadeln; Sritemanie od. Kriti—
fomanie, f. gr. die Tadelſucht.
Krifpation, Rrifpatur, ſ. kriſpieren.
frifpieren, lat. (crispäre) fräufeln, fraus machen;
Heilk. Adern Erifpieren, abgejchrittene Adern
mit einer Zange etwas umdrehen, um die Blutung
zu Stillen; Kriſpation, f. nl. das Kräujeln; Heilk.
die Zufammenziehung der Nerven; Kränkung;
Kriipatür, f.die Kräuſelung; krauſes Judergebäd.
Krifpin, m. I. (l. Crispinus, d. i. der Kraushaarige,
v. crispus, fraus) Schußheiliger der Schuhmacher;
er ftahl das Leder und jchenfte Die Daraus ver—
fertigten Schuhe den Armen, im 3. 287 n. Chr.
wurde er zu Soiffons ermordet; Kriſpin, ın. fr.
(fpr. trifpäng) ein pfiffiger und tölpelhafter Be—
dienter, eine von Raimond Roiffon 1660 auf dem
franzöfifchen Theater aufgebrachte komiſche Be—
dientenrolle; Kriſpinaͤden, pl. Geſchenke auf an—
derer Koſten, nach dem heiligen Kriſpin; Kriſ—
pine, f. fr. ein Frauenmäntelchen.
Kriftall
Krtitdäll, m. gr. (krystallos, Eis, von krystainein,
durch Kälte, Kryos, gerinnen od. gefrieren machen)
eiq. alles Gefrorene; ein regelmäßig gebildeter
Körper des Steinreichs, durch eine bejtimmte
Unzahl ebener, unter beſtimmten Winkeln zu—
ſammenſtoßender Flächen begrenzt; auch bef. für
Bergkriftall, Bergglas, ſchweiz. Strahlitein, eine
durchſichtige, gew. zu ſechsſeitigen Säulen ge—
formte Art des Duarzes; Kriſtall-Glas, ein an
Durhfichtigkeit u. Schwere dem Bergkrijtall ähn—
liches bleihaltiges Glas; K.-Linſe, die Augenlinſe,
Sehliufe; K.-Palaſt, m. das große Ausſtellungs—
gebäude fiir Runftwerfe u. Naturdinge in dem Vor⸗
ort Sydenham (ſpr. ßidenhäm) von London (jeit
1858); danach auch in andern Städten nachgebil—
det; B,-Spftem, n. der Inbegriff allerder Kriftall-
formen, die auf diefelbe Grundform zu beziehen |
find; K.-Waren, Waren aus Kriltallglas; K.—
Waſſer, das in manchen kriſtalliniſchen Hydraten,
Salzen 2c. enthaltene Waſſer, daS durch geringere
Berwandtichaft an fie gebunden ift, al3 dag Hy—
dratwafjer, j.d.; K.-Zinn, die jeinite Art des
lauteren Zinns, wie es ausderSchmelzhüttefommt
(Bergzinn); kriſtalliniſch oder kriſtaälliſch, nach
Art der Kriſtalle regelmäßig geformt; auch berg—
— hell, durchſichtig wie Kriſtall; kriſtalli⸗
ſieren, barb.A. (fr. cxistalliser) in Kriſtalle, d. i.
in regelmäßige Geſtalten, verwandeln oder über—
geben; Kriftallifation oder Kriftallifierung, f.
ie Kriltallbildung, das Entjtehen regelmäßiger
Formen; Kriftallogenie, f. die Erzeugung der
Kriſtalle, Kriitallbildung; Hriftallograpfie, f.
Krijtallbejchreibung, Lehre von den Formen der
Kriſtalle; Friftalloidiich, kriſtallähnlich; Kriſtallo—⸗
keraͤmen, pl. überglaſte Tongefäße; Kriſtallolo⸗
gie od. Kriftallogte, f. die Kriſtall⸗Lehre, Kriftall-
iſſenſchaft; Kriftallomantie, f. Wahrfagung
aus Krijtall oder Spiegeln; Kriftallometrie, f.
Kriſtallmeßkunſt; Kriftallonomie, f. die Lehre von
den Gejegen der Krijtallbildung; Kriſtallophyſik,
£. die Kunde von den phyſikaliſchen Zuständen der
Kriftalle; Kriſtallotechnie, f. die Verglaſungs—
Kriitallotomie, f.Rrijtalltrennung, Kriftall-
paltung.
Briftaziten, pl. nl. (v. I. crista, Kamm) verfteinerte
Hahnenkänme, zadige Auftermufcheln.
rithe, f. gr. (krithe, Gerſte) Heilf. ein Gerſtenkorn
am Auge; Krithiäſis f. das übexfreſſen in Gerite,
die Rehkrankheit der Pferde; der Übermut aus leib—
lichem Wohlbehagen; Krithomanthie, f. Weis—
ſagung aus dem Gerſtenmehl, womit dieOpfertiere
beſtreut wurden.
Zritit, kritiſch 2e,, |. unter Kriſis.
Sriwe, m. der Hoheprieſter bei den alten Preußen.
Rrocidismus, m. |. (gr. krokydismös, von kro-
Flocke) Heilf. das Flodenlejen od. an der
ahnfinnigen und Fieberfranfen an der Bettdecke
uſw; = Karphologie.
Krockett, j. Cridet.
frsdieren od. kroquieren (pr. —fi—), fr. (croquer)
unter — krachen, Inorpeln; auch: wippen,
daher heißt z. B. ein Spiel, bei dem Bälle durch
einen mit langem Stiele verſehenen Holzſchlägei
fortgeſtoßen oder genauer fortgewippt werden,
Krockettſpiel; bei Malern: flüchtig hinzeichnen
oder entwerfen; den Plan einer Gegend nach dem
Augenmaß zeichnen; daher — m. (ſpr. kro⸗
Ah) der erſte Gedanke od. rohe Entwurf eines Ge—
mäldes 2c.; eine nad) dem Augenmaß entworfene
Zeihnung einer Gegend; Kroquant, m. (fpr. fro-
Krotaphites 475
fang) ein Schuft, Lump; pl. Kroquants, Schimpf-
name der aufrührerifchen Bauern unter Hein-
rich IV. u. Ludivig XIII; kroquant (ipr. Ersfang)
bedeutet auch: fnufperig-gebaden, jpröde, knuſpe—
rig; Daher: Kroquants auch: gebrannteMandeln;
Kroquante oder Krofante, f. ein Krachkuchen,
Krach-Torte, welche unter den Zähnen Tradt;
Kroquet, m. (ſpr. krokeh) dünner, harter Bfeffer-
fuchen; ein Ballfpiel, das aus England zu uns her-
übergefommen iſt (ſ. o.) u. friiher Pall-mall (f. d.)
oder Pall-mallet, genannt wırrde. Man jpricht ır.
ſchreibt das Wort in diefem Sinne bei uns durch-
gängig Krockett; Kroquétte, f. fr. (pr. Frofett),
pl. Kroquettes, Kruſtel, ein in der Küchenſpraché
üblicher Ausdrucd, welcher ein Gebäck mit knuſpe—
riger Krujte und weichem Inhalte (3. B. Kartoffel-
froquettes), namentlich aber mit weicher Füllung,
bejonders Ragoutfüillung, bezeichnet; Hrognent-
bouche, £. fr. (ipr. krokangbüfſch, v. croquer, ſ. o.,
und bouche, Mund) gefüllter Krachküchen, ge-
füllte Krachtorte; Kroqueur, m. (fpr. kroköhr) ein
Näſcher.
Krodo, m. Name eines angeblichen Götzen der alten
Deutſchen im Harze.
Krofters, m. pl. ſchottiſche Kleinbauern keltiſchen
Urſprungs auf Skye und den Inſeln.
Strofastl, m. u.n. (gr. kroködeilos) die größte Art
von Eidechſen, in den größeren Strömen von Afrika,
be. im Nil; Krokodiltränen, heuchleriſche Trä—
nen (nad) der Fabel, daß das Krokodil, wenn es
auf Raub lauert, die Stimme eines weinenden
Kindes nachahme).
Krokus, m. gr. (krökos, I. crocus) der Safran, ein
Zwiebelgewächs, wovon eine Gattung, der Herbſt—
Jafran in der Blüte drei faferige Narben befigt,
die getrocnet unter dem Namen Safran, an
Speiten, zum Färben und als Arznei gebraucht
werden; Krokomaͤgma, n. Heilk. Safranfalbe.
Krokhdolith, m. gr. (von krokys, Gen. krokydos,
Flocke, Fädchen) Blaueiſenſtein, fajerigesEifenblau,
ein hauptſächlich aus Kieſelſäure und Eiſenoxydul
beſtehendes blaues faſeriges Eiſenerz.
Krokhylegmos, m. gr. (v. krokys, Floͤcke, Fädchen,
u. legein, leſen) Federleſerei, kleinliche Tadelſucht
oder Kleinmeiſterei; auch niedrige Dienſtfertigkeit
gegen Vornehme.
Kromhyomantie, f. gr. (von krömyon, Zwiebel) die
Wahrfagerei aus Zwiebeln.
Kronos, m. gr. Tabell. = !. Saturnus; Kro—
nide (gr. Kronides) oder Kroniĩon, m. der Sohn
des Kronos: Zeus od. Zupiter; pl. Kroniden, die
Söhne des Kronos und der Rhea; Kronien, pl.
(gr. Krönia) = Saturnalien.
Strong, m. landichaftl. ein eingezäuntes oder mit
einem Erdwalle ungebenes Stück Land, bei. wenn
e3 der See abgewonnen iſt.
Krore od. Crore, m., auch Kuron, hindoftan. (ka-
ror) nd in Oftindien = 4 Ureb =
100 Lad = 10 Mill. Rupien = 19 245 288 M.
Kroskillwalze, Schollenbrecher.
Kröfns, m. (ar. Kroisos) Name eines fehr reichen
Königs in Lydien im 6. Sahıh. v. Chr.; daher
überhaupt ein jehr reicher Mann, ein Steinreidher.
Sirotdlen, pl. gr. (krötäla, vom sing. krötälon)
Tanzflappern, Holz- od. Blechklappern zum Tanze,
mit denen man die Faune abbildet, ähnlich den
Kaftagnetten; ratalift, m. ein Klappertänzer;
Srotelaria, f. nl. die Klapperjchote, ein Bier-
gewächs. ——
Krotaphites, m. gr. (von krötäphos, die Schläfe
476 Kroton
am Kopfe) ein Schläfenmusfel; Krotäphium, 2.
Boden im Kopf, bef. in der Schläfengegend.
Kroton, m. gr. (krötön, eig. die Hundelaus, welcher
die Frucht des danach benannten Baumes ähnlich
it), auch Crozophöra, eine Pflanzengattung aus
der Familie der Euphorbiazeen. Dazu gehört Cro-
ton tiglium, der Burgier-Kroton, deſſen Sante
Heine Purgierkörner (grana tiglüi) heißen u.
aus denen durch Auspreſſen ‚ein fettes, jtarf ab-
führendes OL, das Kroton-Ol, gewonnen wird.
Ferner Crozophöra tinctoria, Yranienträger od.
Tournefolpflanze, aus deren Blättern und -
Stengeln ein blauer Farbjtoff gezogen wird. Die
jogenannten Tournefol3 od. blauen Farbeläpp-
chen find leinene od. wollene, in jenem Farbeitoffe
mehrmals getränfte Kappen, woraus hernach die
Sarbeteile, beſ. von den Holländern, wieder her-
ausgezogen und zur Färbung des Zuderpapiers,
des Käſes, der Weine 2c. gebraucht werden. —
Krotonin, n. eine im Samen von Croton tielium
entdeckte organiſche Salzbaſe.
frudẽl, I. (cxudẽlis, e) grauſam; Krudelität, f. L.
(erudelitas) die Grauſamkeit.
Krudität, £. [. (cruditas, von erudus, voh) die Un—
verdanlichteit; ettvag Unverdaufiches in Magen;
bei. pl. irmaitäten; Krudoſilber, Rohſilber, noch
mit Kupfer oder andern Beltandteilen vermiſcht.
krüel, fr. (pr. krüell; v. I. crudelis) graufam, hart,
unmenſchlich; entſetzlich.
Krüor, m. |. das geronnene Blut; auch das Blut—
rot, der rote Farbſtoff des Blutes; Kruentation,
f. ſpätl. (cruentatĩo, v.l. cruentäre, blutig machen)
Befleckung mit Blut.
fruräl, I. (crurälis, von crus, pl. crura, Schenfel)
zum Schenkel gehörig; in Zuſammenſetzungen:
Schenfel-, z. B. Kruräl-Muskel, Scenfel-
Muskel ꝛc.
Kruſäͤde, f. (ſpan. u. port. cruzädo, m. d. i. eig. ein
Bekreuzter) ein Kreuztaler, eine ältere portugiefilche
Münze mit einem Kreuz im Gepräge, von Silber
2,312 bi3 2,810 .4, von Golde 2,29 big 4,30 4;
aud) in Spanien eine goldene Minze von 3,50 big
4,50 M.
Kruſchka, f. ruſſ. (v. krug, Kreis) überh. Krug; bei.
ein Flüſſigkeitsmaß von !/, Wedro — 1,230 1.
kruftiſche Inſtrumente, pl. (v.gr.Krüein, jchlagen)
Schlag-Tonwerfzeuge (wie Trommel, Beden 2c.).
kruftulieren, nl. (von crustülum, Eleines Backwerk,
Berl. v. crustum, Backwerk, und dies v. crusta,
ſ. d.) etwas vorefien, bei. vor dem Mittagseſſen.
Kruzado, |. Krufade.
Kruziation, f. nl. (v. cruciäre, freuzigen; v. crux,
Ben. erucis, das Kreuz) die Kreuzigung; Kru—
zifer, m. der Streuzträger; Kruziferen, pl. (cru-
ceiferae) Kreuzblumen, eine Bflanzengattung (bei
Endlicher), Die verichtedene heilfräftige u. Küchen—
fräuter enthält, Kruzifix, n. (ml. crucifixus, eig.
der an das Kreuz Geheftete, fr. crucifix) das Bild
Chriſti am Kreuz; Kruzigẽöri, pl. Kreuzträger,
Kame mehrerer geiftlihen Genoſſenſchaften.
trymõdiſch, gr. (krymödes, von krymös, Eiskälte,
\
i
!
Froft) eisfalt, frojtig (von Fiebern); Keymodhnie,
f. Heilf. der falte Gliederfluß.
Sryolith, m. gr. (v. kryos, n. Frojt, Eis) Eisitein,
ein aus Flußſäure, Tonerde und Natron beitehen-
des Mineral, zur Daritellung des Aluminium be-
nußt; Kryophör, m. Srojibringer, eine von Wol—
fafton erfundene Borrihtung, um Wafler duch
Berdampfung zum Gefrieren zu bringen.
Krhpte, f. gr. krypte; I. erypta; v. gr. krfptein, |
Kuhus
verbergen) ein verdeckter Ort od. Gaug, eine Gruft;
bdeſ. eine unterirdiſche Kirche; krptiſch, verborgen,
verſteckt; ein kryptiſcher Schluß, in der Logik:
ein Schluß, dem ein Glied zu fehlen feheint od. der
einen ſcheinbaren Formfehler hat, aber doch richtta
ft; auh= efoteriih; kryuto —, in Zufamment.
verſteckt, verborgen, geheim oder heimlich; 3. B.
Kryptofalsindit, m. ein heimficher Anhänger des
Kalvin; kryptoklerikäl, heimlich der Geiftlichkeit,
dem Klerus anhängend; Kryptonnmie, f. die ge-
heime oder BEER Ehe; Kryptogamia oder
—— pl. gefchlechtsfofe, r. verborgen
jamige Bflanzen mit untenntlichen od. verborgenen
Gefchlechtsteilen, nämlich Farnfräuter, Mooje u.
Schwämme, in Linnes Syſtem die 24. und lebte
Klafie; Eryptogamiich, in verborgener Ehelebend;
von vätjelhafter Fortpflanzungsart; Kryptoga—
mologie, f. die Zehre von den Pflanzen mit uns
fenntlichen Gefchlehtsteilen; Krhotogenen, pl.
darmloſe Tiere, die im Innern anderer Tiere leben,
3. B. die Samentierchen; Kryptogräph, m. ein
Geheimſchreiber, d. i. der mit geheimen Schriftzei-
chen ſchreibt; Rryptographie, £. die Geheimfchrift;
Kryptogranpif, f. Ocheimichriftenkunde; frypto=
grabhiſch, geheimſchriftlich; Krynto-Janſeni⸗
ſten, pl. Spottuame für diejenigen, welche die fünf
vom Papſte verdammten Sätze der Janſeniſten
verwarfen, ſich aber im übrigen zu denſelben bes
fannten; K.-Jeſuit, m. ein heimlicher Zefuit; K.—
Jeſuitismus, m. die heimliche Anhänglichkeit an
den Orden und an die Lehre der Jeſuiten; krypto—
kaͤrpiſch, Botan. geheimfrucytig, mit verborgenen
Früchten; Krypto-Katholik, m. geheimer od. ver-
iteckter Katholik; K.-Katholizismus, m. heintliche
Anhänglichkeit an den katholiſchen Glauben; Bro
tofoffen, pl. kettenförmige Bilzbildungen (3. ©.
bei Zubereitung von Fleiſchſaft entitehend); krhp⸗
tonijm, geheimnamig; Kryptouijmus, m. ein Ge—
heimmamiger, der feinen wahren Namen verbirgt;
Kryptoportifus,m. gr.=l. Bauf. eine verborgene
Hinterhalle an der Nordſeite des altrömifchen Hau—
ſes, zum Schuß gegen die Sommerhige; Krybptoͤr⸗
dis, m., pl. Kryptorchiten, gr. Heilt. Geheint-
hodige, deren Hoden unter dem Bauchringe liegen.
Kryptoſtköp, n. ein Werkzeug zum —— le⸗
bender Körper, von Prof. Salvioni in Perugia
1896 erfunden.
Kuan, |. Kiang.
Kubebe, f., Kubebenpfeffer (nl. und jpan. cubeba,
it. cubebe, vom arab. kabäbat, perj. kabäbah)
Schwindelkörner, Hauptkörner, eine heilfame, pfej-
ferähnliche indische Gewürzfrucht; auch die größte
Art von Rofinen, beffer Zibeben genannt, |. D.
fubif 2c., |. unter Kubus. ne
Kubikülum, n. I. (von cubäre, liegen, jchlafen) das
Bimnter, Gemad), bei. Schlafgemad); Kubilula⸗
rius, ın. bei ven alten Römern der Stlave, wel—
cher die Aufficht über die Zimmer hat; im Mittels
alter ſ. v. w. Kammerherr; Kammerdiener, bej.
beim Bapft. | we
Kubitus, m. l. (von cubäre, fiegen, weil man fi
darauf fehnt) der Ellbogen, Borderaum; auch Die
Elfe; Fubitäl (1. cubitälis, e) den Vorderarm be-
treffend.
Aube, m. der weltliche Herricher in Japan.
Kubras, pl. aus der Vermischung von Mulatten
mit Negern entjprofjene Menfchen in Siivamerike.
ſKtübus, m. (gr. kybos, I. cubus) Meßk. ein Wür—
fel, d. i. ein von 6 gleichen Qundratflächen be-
grenzter regelmäßiger Körper; auch = Kubik⸗
a
2
Kuddu
zahl, f.u.; kubik od. kübiſch (pr. kybikös), würf-
fig, würfelförmig, gleic) lang,
zu ‚en Würfeifuß; K.-Maß, ein Würfelmap;
Meter,n. ein Würfelmeter; K.-Tabellen, pl.
Zafein, welche die Kubikzahlen von 1 bis 1000 u.
weiter enthalten; C.-Koll, Würfelzollzc.; K.e⸗Zahl,
Würfelzahl, die dritte Potenz, d. i. das Produkt
aus einer dreimal als Faktor gefegten Zahl, welche
in Beziehung auf jenes Produkt die Kubikwurzel
genannt wird (3.8. 27 ift die Kubifzahl von 3;
3die Kubikwurzel von 27); funbieren,ni.den Raum—
inhalt eines Körpers berechnen; Kübation oder
Rubatür, f. Körperinhalt-Meſſung; Aubiztt, ın.
Würfel-Zeolitd,— Chabajit, ſ. d.; fubeiddifh
oder Fuboidifch, würfelähnlich, mwürfelfürmig;
Kuboktaeder, n. ein Würfelachtflächner.
Kuddu, mm. eine Art kleiner Melonen in Borderafien,
bei ven Usbeken ꝛc.
Kudjaf, m. ein weißer Bordeaurwein.
Kudſchira ſchaku od. Kudſchira fall, I. Schaku.
Kudu, m. ſüdafrikan. (antilöpe strepsiceros, gr.)
eine Gattung von Antilopen am Borgebirge der
guten Hoffnung.
Kuerda vder Enerda, f. jpan. (cuerda, eig. Strid
— [at. chorda) die Schnur od. Kette, ein älteres
Längenmaß in Balencia von 40,770 m,
Kuffar, |. Kiafir.
tufiihe Schrift, eine der ältejten Formen der arab.
Schrift, ohne Unterſcheidungspunkte (vonder Stadt
Kufa im Bezirk von Bagdad benannt).
Kuguar, ſ. Puma.
Kuſon od. Kujohn, ſ. Koion.
Rufe, f. türk. (v. perſ. kKükah, Schleife am Turban)
eine mitStraußfedern u. Edeljteinen beſetzte Mütze,
welche die Fürjten der Moldau und Walachei und
die Anführer der Janitſcharen zu tragen berechtigt
waren.
Ku⸗Klux-Klan, m ein politifcher, gegen die Repu—
blifaner gerichteter Mörderverein in Nordamerika.
Kukülle, f. (lat. cucüllus, m., jpätlat. cuculla, f.)
deutſch umgebildet: 1. eine Gugel, d. i. Kappe,
Kopfbededung, bej. wenn jie am Gewand befeitigt
ift; 2. ein ne Mönchskleid, eine Kutte; eu-
enllus non faeit monachum, die Kutte macht
nichtden Mönch; Kukullãris, m. Heil. der Mönchs—
fappenmusgfel,ein Muskel im Nacden, der die Form
einer herabhängenden Mönchskappe hat.
Knfumern, pl. (l. cucume£res, von sing. cucümis)
Surfen.
Rufurbite, f. lat. der Kürbis, Tlafchenapfel; auch
Schröpfiopf; Aufurbitazcen, pl. (nl. cucurbita-
c&ae) Kürbispflanzen; Aufurbitation, f. (cucur-
bitatio) Schröpfung ; ml. Ripr. eine Art der Lehns—
untreue (Felonie), wenn der Lehnsmann nahe Ber-
wandte jeines Lehnsherrn fleiſchlich mißbraucht.
Nuturuz, m. (jerb. kukürus, böhm. kukuruc, ku-
kuryce, poln. kukuryca, rufj. kukurüsa, ungar.
kokoricza, türf.kukurus) Mais, türkifcher Weizen
in Ungarn, Dalmatien und Slavonien.
Kukufiu od. Kuskuffu, v. Kuskus, ſ. d.
Kul, m. ruf). der Sad, in Rußland eine Gewichts-
einheit beim Getreidehandel, mit dem Sad von
ungefähr 1 Zjchertwert Inhalt, 3.8. für Roggen—
mehl 300, für Roggen 360, Gerſte 260, Hafer 237
ruf). Pfund enthaltend.
Kula, f. der Krug, ein Olmaß in Maroffo—=11,2keg.
Kulack vd. Kulat, j. Goelgk.
Kulagus, m. türk. der Führer, Wegweiſer, Vor—
treter bei Aufzügen; Anführer; Steuermann.
Kultur 477
Kulan, m. tatar. der wilde Eſel, bef. in der Tatarei,
reit u. Did; Kubik—⸗
Perſien und Indien (vgl. Onager).
Kulbut, m. die Kopfbedeckung der Najas (ſ. d.) in
ver Türkei.
Kuliks, pl. poln. (von kulik, Faſchingsluſtbarkeit,
Faſtnachtsſchwärmerei) lawinenartige Befuche der
Gutsbeſitzer unter ſich auf dem platten Lande in
Polen, indem einer mit feiner Familie bei den näd)-
jten Nachbarn einige Tage verweilt und zehrt,
dann in Begleitung der befuchten Herrichaft ſich
auf den nächſten Edelhof begibt, und fo fort, wo—
bei die Zahl der Säfte fich bis über Hundert Per—
jonen fteigern fan. Der Anfang der Kulif-Saifon
it im Jaͤnuar, das Ende am Donnerstag vor
Palmfonntag.
fulinärtich, l (eulinärius, von culina, Küche) was
zur Küche, zur Bereitung der Speifen gehört. .
Kulis, pl. Hindoft. (küli, ein Tagelöhner, Zaftträger,
engl. cooley; vgl. türk. kül, kjüleh, ein Sflave)
Hindus aus einer der unterften Kaſten, die jeßt viel-
fältig nad) den britifhen Kolonien in Wejtindien
als Yeld- und Plantagenarbeiter ziehen.
Kulifſe, f. fr. (alifr. colaise, colise, Fallgatter, von
couler, flichen, gleiten, ſchieben; vgl. Coulis, Cou-
lage 2c.) 1. Bühnenmwand, bewegliche Seitenwand
auf der Schaubühne, deren Erfindung und Ein-
führung den Stalienern des 16. Jahrh. gehört, aud)
Dlendiwand; 2. ein Seitenraum der Barifer Börſe;
die Gleitbahn, Führungsbahn bei Maſchinen, Salz,
worin fi) ein Rahmen bewegt, Schlikrahmen zur
Führung eines Mafchinenteils; Kuliſſiers, p).
(pr. uliffjeh) unzünftige Börfenmakler in Paris;
Kuliffenhieb od. =jchlag, m. Forſtw. ein jhmaler
Streifen Holzin Fichtenwaldungen, derzum Schube
derjungen Saateine Zeitlang jtehen bleibt, Spring-
ihlag; Knliſſenreißer, übertreibende Thenter-
helden ꝛe.; Kuliſſeneinlauf, der Leitichaufelein-
lauf bei einem WBajferrade; Kuliffenfeniter, Schieb-
feniter; Kuliſſenſteuerung, f. vom Engländer.
Stephenjon erfunden, mitteljt deren an Xofo-
motiven, Fördermaſchinen 2c. nad) Belieben eine
por- od. rückwärtsgehende Bewegung erzielt wird;
Kuliffentiſch, Ausziehtiſch.
Kulkas, m. ein Gericht der Araber.
kulminieren, nl. (v. culmen, Gipfel) gipfeln; bei.
Sternf. durch den Meridian gehen und folglich die
größte Höhe erreihen; Kulmistation, f. Sternt.
der Durchgang der Sterne durd) den Mittagskreis;
überh. die höchste Höhe; Gipfelung; Kulmina—
tionspuntt, der Gipfel⸗ od. Höhepunkt, die Spitze,
der höchſte Grad
Kulogli od. Kulugli, m. türk. (= Sklavenſohn) ein
Halbtürke, ſ. Koloris.
Kulot, m. fr. (ſpr. külöh; v. cul, ſ. d.) 1. das Neſt—
küchlein; das letztgeborne Kind; der Jüngſte in
einer Geſellſchaft; 2. die Unterſchale, der Bodenſatz;
3. Bauk. ſtengelartige Verzierung mit Laubwerk;
Kuloͤtten, pl(ſpr. kül —; fr. culottes) kurze Knie—
hoſen, Hoſen.
Kultriroſtres, pl. I. (von culter, Meſſer) Meſſer—
ſchnäbler, Sumpfvögel (Reiher, Störche u. a.).
Kultür, f. I. (cultũra, v. colöre, beſorgen, pflegen,
bearbeiten, verehren 2c.) Bearbeitung, Ausbildung,
Anbau; daher 1. Feldbau, das Urbarmachen und
Bauen des Landes überh.; 2. landwirtjchaftliche
Bodenverbejjerung; 3. Anbau und Pflege der Ge—
mwächje; dah.: SSL U LORIEN: Gewächſe, welche
man zu nüßlichen Zwecken befonders zieht, entg.
wildwadhjende Pflanzen; Kulturjtangen,
mit Samenzapfen behangene Stangen, die man
478 Kumarin
auf Holzblößen zu deren Wiederbefamung aus-
jteeft; 4. Ausbildung der Naturanfagen des Men-
ſchen, Bildung, beſ. Geiftesbildung; daher: Kul—
turgeſchichte, Sejchichte der Fortbildung od.fort-
chreitenden Entwickelung des Menſchengeſchlechts;
Kultur-Ingenieur, m. ein landwirfſchaftlicher
Techniker; Külturkampf, der in den 1870er Jahren
entbrannte Kampf des preußiichen Staates gegen
die Udergriffe der röm.-Fath. Kirche; ein Kultur-
volk, ein auf einer bejtimmten Bildungzftufe an-
aelangtes Volk; entg. Naturvolf; — Kultus, l.
abgek. Kult, m. (eig. Pflege; dann Verehrung zc.)
der Gottesdienft, die öffentliche Gottesverehrung;
Kirchenweſen u. Kirchengebräuche; auch die gläu-
bige unbedingte Verehrung, die man jemand zollt,
3. B. Goethe-Kultus; Kultus⸗Miniſterium, n.
oberſte Staatsbehörde für das Kirchen- u. Schul-
weſen; — lultivieren, ml.(cultiväre, fr. cultiver)
bauen, anbauen, bearbeiten, urbar maden, an-
pflanzen (ein Feld); ziehen (Pflanzen); pflegen,
en fortjegen (eine Bekanntſchaft); bilden,
ausbilden, üben (den Beritand, Künfte, Wiffen-
Ihaften); auch verfeinern, gejittet machen; eine
tultivierte Nation, ein gebildetes, gefittetes
Volk; kultivierbar, aubaubar, bildfam; Kulti—
dnfenr, m. fr. (jpr. kültiwatöhr) ein Bauer, An—
bauer, Landwirt Pflanzenzieher; Kultivãtor, m.
nl. ein zuſammengeſetztes Ackerwerkzeug zur Er—
leichterung des Feldbaus, wie der een,
Schaufelflug, Igel, die Furchenegge, Balfen-
leife 2c.; Kultibation od. Kultivierung, f. der
Anbau, die Bebauung; Übung, Veredelung 2c.;
tultueſll, auf den Kultus bezüglich; kulturell, die
Aultur betreffend.
Kumarin, n. ein fampferähnlicher Stoff, in den
Zonfabohnen, im Waldmeifter, im Steinflee und
einigen anderen Pflanzen.
Kumatich, m. ruf). (vom avab. kumäsch, eine Art
geug)buntgeftreiftes od. geiwütrfeltes Baummollen-
zeug.
Sumbarddicht, m. türk. (v. kumbarah, chumba-
rah, Bombe) Feuerwerker, Bombardier.
Fumtdinn. Syaniden, n. Scheidek. zwei dem Anilin
ähnliche, im Steinfohlenteer enthaltene Bafen.
Kumiß, m. mongol. (ruf. kumys) Weinmilch, ge-
gorene Stutenmilch, Steppenmilch, Milchwein, ein
berauſchendes, als wirkſames Heilmittel ange—
wandtes Getränk der ſibiriſchen und ruſſiſchen
Steppenvölker, durch alkoholiſche Gärung der Milch
der ruſſiſchen Steppenſtuten gewonnen.
Kummur, m. ein ſcharfes Schwert der Tſcherkeſſen.
fumslieren (l. cumuläre, von cumülus, Haufen),
häufen, z. B. Worte; auch mehrere Amter zugleich
betleiden und die Damit verbundenen Gehalte be-
ziehen; daher Anmulterung der Öehalte; Kumu—
lation, f. nl. die Anhäufung; Redek. die Häufung
ähnlicher Begriffe, entg. Distribution; kumu—
fatin, häufend, an- od. aufhäufend; in cumulo,
gemeinlam.
Kung, n. Hinej. Feldmaß, ſ. unter King.
Kunftetion, f. (cunctatio, von cunctärl, zaudern)
das Säumen; Kunktätor, m. der Zauderer (in der
römiſchen Geſchichte Beiname des Diftators Fa—
bius Marimus, der „durch Zaudern“ den Hannibal
in jeinem Giegeslaufe aufhielt): kunktaätoriſch,
zaudernd.
Funſchut, 1.Sejam.
Aupelle, f. (fr. coupelle, vom I. cupella, Fäßchen,
Beril. vo, cupa, Rufe; auch Kapelle)1. fleines
Schmelzgefäf aus Knochenerde zum Abtreibei des
|
Kurbaich
Silbers oder Goldes mit Blei; 2, ein keſſelartiges,
meijt eifernes Gefäß, worin auf einer Sandırnter-
lage Retorten oder Kolben Eon werben ; kuvel⸗
lieren, Silber od. Gold durch Äbtreiben mit Blei
(auf der Kupelle) reinigen, auf die Kupelle bringen;
Kubellation, f. diefes Abtreiben des Silbers ıc.
Kupfer-Kolik, f. Rupfervergiftung (Kuprismus),
eine Krankheit, die fich bei manchen Gewerben zeigt,
ferner infolge des Genuffes von Grünfpan uft.,
K.-NRubin, m. Kupferglaz, d. i. rubinzotes Glas;
das mit a ut gefärbt iſt; K.eVitriol, n.
eine Löfung von Kupfer in fonzentrierter Schive-
felfäure; f. auch cuprum.
Nuptdität, f. I. (cupiditas, von cupidus, begierig,
cup£re, begehren) die Bo Lüſternheit; Ku⸗
vido, m. eig. Begierde, Liebesverlangen, der Liebes⸗
gott, Amor.
ſtupõol⸗ od. Aupüle-Dfen, m. (v. fr. coupole oder
it. cüpola, Kuppel, v. I. cüpa, Faß) Kuppelofen,
ein niedriger Schnelgofen zum Umfchmelzen des
Roheiſens 2c.; Kupuloe-Eiſen, duch Umſchmelzen
gereinigtes Roheiſen.
Kupoͤle, |. Kuppel.
Kuppel, f. (fra. coupöle, it. cupola, nl. cupüla,
cuppüla, v. I. cupa, cuppa, Tonne, Tab, Rufe,
ml. Becher, fo benannt wegen der Ahnlichfeit mit
einem umgejtürgten Becher) ein halbkugelförmiges
Gewölbe, Helmdach, zur Bedeckung eines kreis—
runden Baues.
Kur, f. 1.(l.eüra, f.die Sorge, Fürſorge, Bemühung
Berwaltung, Pflege) eig. Krankenpflege od. -Be-
ſorgung; die Heilung (Ausheilung), Wiederherftel-
lung der Gefundheit; Brunnen- u. Bade-Rur,
der Gebrauch eines Gejundbrunnens oder Heil-
bades; Kur-Schmied, ein Pferbearzt; pro cura,
fürgehabte Mühe, Bejorgungsgebühr; Vertretung;
cura posterior, lebte, Tpätere vd. geringere Sorge;
— knrieren (l. curäre, eig. jorgen, beforgen) ärzt»
[ich behandeln; heilen, herſtellen; kuräbel, ııl. heil-
bar, was geheilt werden kann; Kurabilität, f. die
Heilbarfeit; Kuraͤnd, m. ([. curändus) ein Bevor⸗
mundeter, Mündel, Bflegejfohn, Bflegling: pl. Ku⸗
randen, Pflegekinder; Kuraͤndin, f. eine Pflege-
tochter; Aurät, m. nl. (it. curato, engl. curate, -
(pr. Hühret) ein Pfarrer, Seelforger; Kuratel, f.
(ml. curatela) das Amt eines Kurators, die Pfleg-
Ihaft, Vormundſchaft; Kuration, f. (l. curatio)
die Heilung; kuratib, nl. heilend; Kurator, m. !.
ein Bormund, Fürjorger, Bileger, Berater u. redht-
licher Vertreter einer Perſon, die ihren eigenen
Sachen nicht vorftehen kann oder darf; auch ein
Beamter, den vom Staate die nähere Aufficht über
eine deutſche Univerfität übertragen ift; euratorio
nomine, ıl. im Namen eines Mündels oder als
Fürſorger, Bormund 2c.; Kuratorium, n. das
Pflegamt, die Pflegfchaft; obrigkeitliche Beſtellung
od. Beftätigung eines Vormunds, Fürforgers ac.
kuranzen, |. foranzen. ’
Küraß, m. (fr. la cuirasse, it. corazza, |pan. co-
raza, ml. coratia, curatia, urfpr. lederne Bruft-
mehr, gleich]. [. coriac&a, v. coriac&us, a, um, aus
Leder gemacht, von corium, Leder, Rn cuir) ein
Bruſthärniſch, Panzer, bei Luther „Krebs; Küt-
raflier, m. (fr. cuirassier) ein geharnifchter Reiter,
Banzerreiter.
Kurat, Auratel zc., |. unter Kur.
Kurbaan-Beiram, n. (v. arab. kurbän, Opfer;
vgl. Beiram) das Feſt der Opfer, ein großes Felt
bei den Türken.
Kurbaſch, m. arab. Beitiche, ſ. Karbatſche.
Kureten
Kurẽten, pl. (ar. Kurätes) im Altertum Priejter auf
der Inſel Kreta, welche lärmende Waffentänze auf-
führten.
Kurgän, ın., pl. Kurgäne, ruſſ. (kurgän, v. per).
kürchäneh, eig. Hügelhaus, v. arab. kür, pl. v. kä-
rat, Hügel, u. perj. chänah, chäneh, Haus) Toten-
hügel, fegelförmige Grabhügel der alten Mon-
golen ir Rußland und Sibirien.
Kurie, £. I. (lat. euria) bei den alten Römern eine
Zunft od. BollSabteilung, deren Romulus 30 ein-
ſetzte; desgl. das Berfammlungshaus jeder ein-
zelnen Rurie; fpäter vorzugswetje das Verfamm-
lungshaus des Senats; daher überh. fürRathaus;
die Ratsverfanmlung, der Rat; der Gerichtshof,
B. Lehnskurie; auch eine Stiftstwohnung, ein
Sriftöhnus: in curia, auf dem Rathaufe; curia
foudälis, j. Feudum; euria romäna, die rd-
miſche Kurie, alle päpitlicden Beamten und Ge—
richtshöfe zur Ausübung des allgemeinen Kirchen—
rechts; aud) überh. die päpftlicye Regierung od. der
Hof des Papſtes; furtäl (i. curiälis), im Rathaus-
vod.Kanzleiftile, förmlich; Kurialien, pl. (curialia)
Förmlichkeiten des Kanzleijtiles, Ehrenworte in
Titeln 2c.; Kurtälftil oder stilus enriae, m.
Ranzleiitil; Kurialiſten, pl. nl. diejenigen Katho—
lifen, welche dem Papſt eine unbeihränfte Macht
in der Kirche beilegen, =Ultramontane, entg.
Episfopalijten; euriätim, I. nad) Rurien, ku—
rienmweije, gemeinfam ; Kuriatſtimme, Die Geſamt⸗
ſtimme, 3. B. mehrerer Staaten am deutfchen
Bundestag; vgl. Votum; Kurio, m., pl. Hits
rionen, Borjieher der altrömiſchen Kurien, welche
zugleich Prieſter waren.
Kurier, m. (v. frz. courrier), Eilbote, StaatSbote
(Kabinettsfurier); Neifebegleiter, der die Außer-
fichfeiten der Neife bejorgt, Reiſemarſchall; Ku—
reur, m. fr. (jpr. furöhr; v. courir, [. currere,
laufen) ein Läufer; Rennpferd; leichte Reiter, Die
zum Kundſchaften ausgeſchickt werden; kurier⸗
mäßig, eilbotmäßig; Kurierpferde, Eilpferde
zur Beförderung der Kuriere; Kurierſchiff, ein
Schnellſegler, Eilſchiff; Kurierzug, Eilzug.
Kur.—— re
furios od. furtds (1. curiösus, eig. jorgfältig, allzu
forgjam, von cura; fr. curieux) neugierig; fonder-
bar, ſeltſam; Kurioſität, £. (l. curiositas) die Neu—
gier; auch das ibertriebene Bemühen um Klei—
nigfeiten, kleinlicher Gelehrtenfleiß; ferner: etwas
Seltjames, Sonderbares; Kurioſitüten oder cu-
riösa, pl. Seltenheiten, Merkwürdigkeiten, Seheng-
wirdigfeiten; curiositätis causa, fr. par cu-
riosite, der Neugierde od. Seltenheit wegen, aus
Neugier; Kurioſum, n.lat., Sonderbarfeit, etwas
Merkwürdiges, Seltenes.
Kurmede, f. altd. (kurmeda, kormeda, gleich]. Kur»
miete, von küren, wählen, u. Miete, d.i. Lohn;
Bezahlung, Abgabe) alt u. landſch. Apr. = das
Körrecht, Todfallsrecht, Befthaupt, d. i. das Recht
des Grundherrn, bei dem Tode eines Leibeigenen
das beite Stüd aus deſſen Verlaffenihaft für fich
zu nehmen.
Turnieren od. karmoſieren (ichmwed. farmijera,
von Karm, Rand) umrändern, umkränzen, ein-
faſſen, bei. einen größeren Edelftein mit einen
Rande von Fleineren einfafjen.
Kuron, |. Krore.
Kurotrophium, n. nl. (v. gr. kurotröphos, knaben—
nährend) ein Findelhaus,.
Kurrende, f. (v. I. curräre) das Laufchor, arme
Sinafchitler (Rurrendaner), die, von Haus zu
=»
Kurufu 479
Haus gehend, um ein Almofen geiftliche Lieder
fingen; auch ein Laufjchreiben, Umlauf; kurrent
([. cürrens, Part. v. curröre, f. dv. w. courant;
eine kurrente Bahn, d. i. freie Bahn; eine Lifte
furvent halten, d. h. fie immer vervollſtändigen,
immer nadjtragen; anni currentis, abgef. a. C»>
des laufenden, d. i. jegigen Zahres; mensis cur-
rentis, des laufenden Monats; Anrrentichrift,
die gangbare oder gewöhnliche deutjche Schrift im
Schreiben; eurrieulum vitae, n. I. der Lebens»
lauf, die Lebensgefhichte; Kürrikle, engl. (fpr.
körrickl'), auch it. corricola, ein leichter zweirädri—
ger Wagen, Rennwagen, = Karriole; Kurſeur,
m. fr. (fpr. kürßöhr) derLäufer auf einerSchraube,
Schiebring; eürsim, I. flüchtig, obenhin; Kur
oder Kurſibſchrift, nl. die ſchräge od. lateiniſche
Schrift; Kuͤrſor, m. I. ein Läufer, Eilbote; eur«
sores, pl. das Geſchlecht der Laufvögel; kurſö—
riſch (fpätl. cursorius, a, um, u. als Adverb cur-
sorie), hintereinander fortlaufend, 3. B. etwas
leſen; eine kurſoriſche Keftion, eine fortlaufende,
nicht durch Erfiärungen ꝛc. unterbrochene Leſung,
der ftatarifchen od. verweilenden entgegengeſetzt;
Kürfus, m. 1. eig. der Lauf, bei. der Lehrgang,
d.h. der zuſammenhängende Bortrag_aller Teile
einer Wiſſenſchaft in ihrer natürlichen Folge; auf
die Unterrihtsfolge, od. die vollitändige Reihe
der Wiſſenſchaften, welche auf hohen Schulen in
dent Zeitraum von mehreren Sahren für ein be
— Fach zu lernen ſind; kurſieren, ſ. unter
urs.
urs, m. (ſpr. kurs; fr. cours, v. |. cursus), der
Lauf, Umlauf, beſ. der Gang einer Münzſorte (4.8.
„außer Kurs ſetzen“); der laufende Geldpreis, d. i.
der jedegmalige Wert, welchen nad) den wechjeln-
den allgemeinen Handelsverhältniffen das Geld
eine Landes (Ortes) in den andern hat; der
Wechfelpreis, die Wechſelhöhe; Wechſel-Kurs,
der Preis, wonach der Wert eines Wechjels in dem
Gelde des Zahlungsortes berechnet wird; Effef-
ten- Kurs, der veränderlihe Preis der Staats»
papiere; auch die Straße, der Weg, 3. B. Bojt-
furs, Poſtſtraße; der Lauf des Schiffes; Daher:
Kurs halten, den rechten Weg verfolgen; Kurs
ſtellen, die Fahrt beſtimmen; Kurs=Differenz, f.
derim Wechlelgeichäft durch das Fallen ır. Steigen
der Kurſe fich ergebende Unterihied ;K.-Ncednung,
PBreisberehnung der Wechjel, wenn von eitten Ort
auf den anderngezogen wird; K.-Richtung, Poſtd.
Zugrichtung, Boltrihtung; K.-Zettel, die Überſich—
ten der im Geld- u. Wechſelhandel ſtattfindenden
Beränderungen; kurſieren, umlaufen, im Umlaufe
oder gangbar ſein; kurſibel, gangbar, geläufig;
Kurſier, m. fr. (pr. —ßjeh) ein Rennpferd.
Kurs, m. männl. Name (niederd. Körd) Abkürzung
und Zuſammenziehung von Konrad.
Kurtane, f. das englische Königsſchwert ohne Spiße,
bei der Krönung vorgetragen.
Kurtiſan, m. fr. (Ipr. Furtiiäng; jpan. cortesano,
it. cortigiano, v. fr. courtois, jpan. cortes, it.
cortese, I. gleich). cortensis, den Hof betreffend,
den j. Kur) ein Hofmann, Höfling; aud ein
uhler; Aurtifane, £. uripr. ein Hoffräufein, jegt
eine Buhlerin; kurtiſieren (fr. courtiser), jemand
fleißig den Hof machen, jchmeicheln, Hi einer
Dame; Kurtoiſie, f. (ſpr. kürtoaſih; it. cortesia)
die Hof- oder Nitterfitte. vitterliche Frauenver-
ehrung; Artigfeit u. Höflichkeit gegen das anbere
Geſchlecht.
Kurüku oder Kurutüru, m. brafil. (curucui) ber
480
furuliich
Guiana ıc.
furũliſch (1. curülis), der kurũliſche Stunt (sella |
eurülis), der Ehrenſitz der altröm. Könige, ſpäter—
hin der drei oberſten Stagtswürden, Konſuln, Prä—
toren und patriziſchen Adilen, welche letztere da—
her, zum Unterſchied von den plebejiſchen Kurul-⸗
Adilen (Aediles curüles) heißen.
Zuruma — Jinrikſcha, ſ. d.
Kurve, f. I. (curva, sc. linéa, von curvus, frumm) |
frumme Linie, Abſchnitt eines Kreijes; Küurba—
tton, f. (l.curvatio) u.Kurvatũr, £.(l. curvatüra)
die Krümmung; kurvilineär, nl. krummlinig.
Surbirdftres, pl. I. Krummſchnäbler.
fkuſch! fr. (von coucher, niederlegen) lieg ſtill!
ichweig! (zu Hunden gejagt); kuſchen, till liegen,
ſich ſtill niederlegen, zu Kreuze Eriechen.
Kusfus, Kuskuſſu, ın., bei den Berbern Sukſu, m.
arab. in der Berberei, Algier zc. ein aus Grütze
oder Maismehl mit Hammelfett, Hühnerbrühe n.
dgl. bereitetes Kieblingsgeriht; au =Swaran-
funfamwurzel, ſ. d.
&uftard, m. engl. (fpr. köſtärd) Eierrahm, Eierfäfe,
etn beliebtes englisches Gericht aug Eiern, Rahm,
und Zuder.
Kuftodiat, Kuſtodie, ſ. Kuſtos.
Rufe, n. engl. (jpr. köſtöm; eig. Gewohnheit, Ge—
brauch, dgl. Koftüme), Zoll; Kuſtomhouſe, n.
(fpr. —hau3) das ollhaus; Kuſtomlaw, n. (pr.
—Tah) Zollgejeg; Zarif; Kuſtompennhy, m. Ein-
gangszoll für ausländiice Waren in England; |
auch ver Rückzoll bei wiederausgeführten auslän-
diſchen Waren.
Füftos, m. !., pl. Kuſtöden (I. custödes), ein Hüter,
Auffeher, 3.8. einer Bücherfammlung; in Kirchen:
der Küſter (eben daher abgeleitet), Kirchner, Glöck—
ner; auch ein Blatt- od. Seitenhüter, Folgezeiger
oder Stichwort, die am Ende einer Schriftjeite be-
jonders gejeßte Anfangsfilbe der folgenden; das
Leitzeihen auf Notenblättern (zur Anzeige der un-
seränderten Qeltung desselben Schlüffels von Blatt
zu Dlatt); Kuſtodiãt, n., r. m. nl. das Wad)- od.
Hütertum; die Kronhüterwürde in Ungarn; Ku—
ftodie, f. (l. custodia) die Haft, Wade, das Ge—
fängnis; kuſtodieren, bewachen, hüten.
Ente, f. ruf. (v. kütatj, verhüllen, einhülfen) der
kurze Kittel des ruff. Kriegsvolkes.
Riutter, m. (engl. cutter, von cut, fchneiden, durch—
ichneiden, näml. das Meer; vgl. Klipperſchiff) ein
ſchnellſegelndes Boot, bef. bei Kriegsfchiffen; auch
ein Kleines einmajtiges engliſches Fahrzeug.
Kutüchta, m. das geiftliche Oberhaupt der Mon-
golei, ein Oberpriefter, der aber unter dem nod)
mehr göttlich verehrten Dalai-Lama od. Lama—
Eremburſchin fteht, welcher unter chineſiſcher
Oberherrſchaft in Tibet regiert. Im ſüdl. Tibet iſt
der Bogdo-Lama(Taiſho od. Teſchu-LPama)
faſt von gleichem Anſehen und unabhängig vom |
chineſiſchen Kaiſer.
fur, m. pl. Auge (zuſammengezogen aus indes,
‚at. cuccus, das ſchon in einer böhm. Urfunde von
1327 vorfommt; böhm. kukus, v. böhm. u. ruff.
kuss, ein Biſſen, Stüd, v. ruſſ. kussätj, beißen) ein
DBergteil, Anteil an einem Bergmwerfe, gewöhnt. der
128ite Teil einer Zeche od. des einer Gemwerfichaft
verliehenen Feldes nebit den dazu gehörigen Gru—
bengebäuden; Kuxpartierer oder Kuxkränzler,
beeidigte Verkäufer der Kuxe.
fwan, m. |. Duan.
Kwarta, f. (poln. (= I. quarta, sc. pars) ein Quart,
Seidenkudud, ein den Krähen ähnlicher Bogel in !
Kyſtis
jrüheres Flüſſigkeitsmaß in Krakau und Polen =
0,961; auch ein poln. Getreidemaß von gleichem
Inhalt und = 1/ıos Korzec; Kwarteel, n. eig. ein
Diertel, bef. ein Gewürzmaß der holländ.-oftind.
SFandels-Kompagnie.
Bin? oder Kwaß, m. flav. (ruſſ. poln. u. böhm.
KWass, Säure, Jaurer Geſchmack, Sauerteig, faures
Öetränt) ein aus Malz, Roggenmehl und Waffer
durch Gärung bereitetes fünerliches, kühlendes Ge-
| tränf des gemeinen Mannes in Rußland.
| Kwoſo, ſ. Kouſſo.
Kyantjation oder Khaniſierung, f. das von dem
Engländer Kyan angewandte Verfahren, Hol;
‚ zum Schuße gegen Fäulnis mit einer Löſung von
ı Duedjilberfublimat, Kupfervitriol u. dergl. zu
tränfen,
Kyandl, n.—= Anilin, ſ. d.
Khyansmeter, ſ. Zyanometer.
Kyäthos, m. gr. ein Becher, ſ. Cyathus; khathö—
diſch, becherförmig.
Kybomantie, f. gr. v. kybos, Würfel, vgl. Kubus
Wahrſagung mit Würfeln.
Kydonium, ſ. Cydonium.
Kihẽma, n. gr. (kyema, v. kyein, ſchwanger fein) die
Zeibesfrucht im Mutterleide=Embryo; Kyefis,
; E. Die Schwangerſchaft; Kheſiognöſis, f. das Er-
ı senmen der Schwangerjchaft; Kheſiologie, f. die
| Schwangerichaftsiehre.
|
'
Kyliſtik, f. gr. (v.kylindein, wälzen, vgl. Zylinder)
die Wälzkunſt, Kunſt auf dem Kopfe zu Itehen u.
; mit den Händen zu gehen ıc.
Kylofig, f. gr. (von kyllün, krümmen, von kyllös,
| trumm, gelähmt) Heilf, die Kriimmung, Lähmung
| wegen Berbiegung der Ölieder, u. der dadurch ver-
urſachte watſchelnde Gang.
San es gr. Bauf. die Blatitwelle, Welle des Säu—
lentopf2.
Kymograbph, m. Pulszeichner; Aufzeichner des Ge—
bärmutterdrude.
Kyn—, |. Zyn —
Kynologie, f. grieh. (von kyon, Hund) Hunde-
funde, Wiſſenſchaft vom Hunde, feiner Zudt uſw.
Kyophtzorie, f. gr. (von kyos, n. Leibesfrucit)
Schwangerſchaftsdauer; Khotrophie, f. Leibes—
frucht⸗Ernährung im Mutterleibe.
Kupellomachie, f. ar. (von kypellon, Becher) ein
Becherkampf, Wettitveit im Bechen. —
Kyiphõm, n. gr. (kyphöma, von kyphün, krümmen,
von kyphos, krumm, budlig)Rüdgratsfrimmung,
Buckel, Höder; Kyphöſis, f.die Bildung desfelben;
| auch — Kyphom.
| Kypris, 1. Zypris.
|
Kyrben, pl.gr. (kyrbeis) hölzerne Gefegjäulen, drei-
Fantige, drehbare Pfeiler zu Athen, auf deren drei
Flächen die älteften Geſetze verzeichnet waren.
| Kyrie eleifon! gr. (v. kyrios, Herr, u. eleison, 1.2.)
Herr, erbarme dich! die Anfangsworte der muſi—
falifchen Meſſe in der Fathol. Kirche; Kyrielle, f.
— Lılanei. Br on Ya
Kyriofante, f. gr. (v. kyrios, Hauptfädlid, gültig;
eigentlich, eigentümlich) eigentliche, gewöhnliche
Bedeutung; kyrioloͤgiſch, im eigentlichen Sinne
zu verstehen; im eigentlichen Ausdruck; in natür-
licher Darftellung. f ;
| Kyrtöma, n. gr. (von kyrtün, krümmen, v. kyrtös,
frumm, gebogen) Heilk. Geſchwulſt, Beule, Höder.
Anfthitis, f. gr. (v. kysthos, weibfihe Scham) Ent-
zundung der Mutterjcheide.
' Gnitts oder Mfte, f. gr., oder Cyſtis, die Blaſe,
Harnblaſe; auch eine Sadgefhmwulit; Kyſtalgie, f.
L
Heilk. Harnblaſenſchmerz; kyſtiſch, die Harnblaſe
betreffend; auch blafen- oder ſackförmig; Kyſtĩtis,
f. Blajenentzündung; elektriſche Kyſtoſtopie, f.
Beſichtigung der menschlichen Blafe mittels elef-
facerieren 481
trifcher Beleuchtung (Methode von Mar Nike er-
funden); Hyftotom, m. das Meffer zum Blafen-
ſchnitt; Ayftotomie, f. der Blafenjchnitt.
L.
Hbkürzungen: L, lat. Zahlzeichen = 50, in der
Aubrizierung = 11; in lat. Handjchriften = Lu-
cius oder Laelius, im neueren Latein — Linea,
Zeile, od. Licentiatus; an franz. Düten — Laine,
Wolle; auf holländ. Tuchen derfabrifortXeyden;
engl. u. fr.—=Livre, Pfund; auf fr. Kurszetteln
— Lettres, d. i. Wechjelbriefe: 1— Liter; 1. = li-
ber, Buch, libertus, reigelafjener, u. lex, Geſetz;
£ —= Pfund Sterling; 8, oder Pur. = Livre;
La. — Staat Zouiftana in Nordamerifa; 1. a. =
lege artis, f. unter lex; L. A. M. = Liberalium
artium magister, ſ. Magiſter; L. B. = lectöri
benevölo; auch —= LiberBaro, Freiherr; auf Bü-
chertiteln = Lugdüni Batavörum; L. B. S
lectori benevölo salütem; 1. c. = loco citato;
L. D. = aus Deo; Ld. = Lord; Ldp. = Lord-
IHiB; Ld'or, j.Louisd’or;leg.— legatur; Lie.
— Lizentiat; Liq. = liquor; 1.1. —=1loco laudato,
f.locus; LL. D. = legum Doctor, in England =
Doktor der Redte; log. — Logarithmus; (L. S.)
— loco sigilli; chem. Zeichen find: L= Lithium;
La — Lanthanium, Xanthan.
L als Münzzeichen für Sranfreih: Bayonne.
Labadiſten, pl. eine von Labadie, einem früheren
Sejuiten, im 17. Jahrhundert gegründete, ſchwär—
merifche Sefte der Reformierten
Labärum, n. jpätl. (mittelgr. labaron, von Kon—
itantin, dem ein Kreuz mit der Inſchrift „in diefem
Zeichen wirft du am Himmel erjchienen
war, nach dem feltijchen lavar, Wort oder Aus—
ſpruch, näml. doue, Gottes, fo genannt) die rö—
miſche Kriegsfahne unter den fpäteren Kaiſern, ſeit
Konſtantin d. Gr. das Zeichen des Kreuzes und die
riechiſchen Anfangsbuchſtaben des Namens Chriſti
führend; eine Umgangsfahne bei den Katholiken,
aus einem viereckigen Stücke koſtbaren Zeuges mit
Kruzifix oder Heiligenbilde beſtehend.
Labberdan oder Laberdan, m. niederd. (holl. lab-
berdaan u. abberdaan, entjtanden aus Aberdeen,
j.d.) j. Kabeljau.
Labdazismus, =Lambdazismus; Labdanum,
j. Ladanum.
labefafticren, I. (labefactäre, Verftärfungszeitmwort
von labefacere) ſchwächen, wankend machen.
Labellum, n. I. (Verfleinerungswort von labrum),
Lippe)dasLippchen, eine furze, breite,lappenartige
Verlängerung an Blütenteilen.
labent, I. (läbens, von labi, fallen, gleiten) fallend,
ſinkend; gleitend.
Iabet (fr. v. la böte, j. Bête unter Beitie), Kartenfp.
verloren, ſtichlos, matſch; ermüdet, kraftlos.
labial, labiadus, labiieren 2c., ſ. labium.
labil, I. (labilis) hinfällig, vergänglich; Naturl.
ſchwankend, leicht das Gleichgewicht verlierend,
ſchwebend; labiles Gleichgewicht, unſicheres
Gleichgewicht (Gegenſ. ftabil).
Labis, f. gr. (labis) die Zange, Geburtszange; La—
bidometer oder Labimeter, n. ge der Zangen-
meſſer; in der griech. Kirche der Köffel, in welchem
die Hojtie gereicht wird.
Heyſes Fremdmwörterbud. 21. Aufl.
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|
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Jabium, n., pl. labia, I. die Lippen, Lefzen; La—
bium, n. (pl. Labien) die Lefze, PBfeifenlefze einer
Orgel; labium leporinum, n. Hajenjcharte; 3.
leontinum, Zömenmaul; (abiäl, nl. was zu den
Lippen gehört, 3. B. Labialen, Lippenlaute;
Rabial-Buchftaben (labiäles), Lippenbudjitaben;
R.-Menfür, f, das Map (Enge oder Weite) der
Orgelpfeifenlippen; L.-Töne, Kippentöne; [abiä=
tus, lippig, Benennung von Pflanzen, die eine od.
zwei Zippen haben; Iabtteren, Orgelb. die Orgel-
pfeifen mit2efzen(Yabien) verh eben ;(abiodentäl,
zu den Lippen und Zähnen gehörig; mit den Lip-
pen und Ahnen —
Labiza oder Labnza, n. ein wohlriechendes Gummi
aus Amerika, das zu Armbändern, Ohrringen u.dgl.
verarbeitet wird.
laborieren, l. (laboräre) eig. arbeiten; (chemiſch)
ſcheiden, abziehen (deſtillie ren), ſchmelzen; an
einer Krankheitec. laborieren, damit behaftet ſein,
daran leiden, darniederliegen an ꝛc.; Laboraͤnt,
m. (laborans)eig.ein Arbeiter, bei. Schmelzkünſtler,
Sceidetünftler; auch Goldmader = Alchy miſt;
Saboratorium, n. ml. die Werfitatt des Scheide-
künſtlers, Arzneibereiters, Feuerwerkers 2c.; Ber-
fuch3anftalt; faboriss(l.laboriösus,fr.laborieux),
arbeitfam, mwerktätig, emfig; müheſam, mühevoll,
beſchwerlich; Laborioſität, f. nl. die Arbeitſamkeit,
Emſigkeit.
Labradör, Labradorit, m. od. Lubraddr-Stein,
m. ein jhwärzlichgrauer, in mancherlei ſchönen
Farben fpielender Feldſpat, vorzüglich auf der
nordamerifanifchen Küfte Labrador ac.
Jabrum, n. [. die Zippe, =labium; überh. der Rand
eines Geſäßes 2c.; auch eine Badewanne.
Labyrinth, n. gr. (labyrinthos) ein Irrgebäude,
ehemals in Ngypten und auf der Inſel Kreta ꝛc.;
Irrgang, Srrgarten; eine Verwirrung, Verwicke—
lung, ein Gemwirre; auch der Srrgang im Ohr; la—
byrinthiſch oder labyrinthartig, irrgängig ver-
mworren, verwidelt, verfänglich, dvunfel; einlaby-
rinthiſches Gebüſch, ein Irrgebüſch; Labh—
rinthforallen, pl. eine Gattung Sternkorallen mit
verfchieden laufenden Furchen auf der Oberfläche,
wie die Windungen des Gehirns(vgl. Zerebriten);
Labhriuthodoͤnten, pl. Wickelzähner od. Banzer-
lurche, vorweltliche Amphibien, die der Steinfohlen-
formation und Trias angehörten.
lac, n. l. die Milch; lac sulfüris, Schwefelmilch,
Schwefelniederſchlag von milchigem Anfehen.
2ac, 1.,m. fr. (v. [. lacus, See) der See, Teich, 3. B.
Lac Leman, fr. (l. Lacus Lemanus) der Genfer
See; ac, 2., ſ. Lad.
lacca, f. nl. =Xacd 2., |. d.; lacca caerulöa, Lad-
mus (j.d.); 1. globuläta, Rugellad; 1. sigilläta,
Siegellad.
Race, n. engl. (jpr. fe) die Spite, Borde, Kante;
PFoint-laces, pl. Bandipigen, Bändcherarbeit,
genähte Spißen, ſ. auch Points.
facerieren, I. (laceräre) zerreigen, zerfleifchen (3. ®.
eine lacerierte Wunde, eine gerifjene Wunde);
31
482 Lacerta
uneig. verleumden, läſtern; laceräbel (ſpätl. lace-
rabilis), zerreißbar; Laceration, f. (l. laceratio)
die Serreißung, Zerfleiihung; Iacerativ, nl. zer-
reißend, he
Kacerta, £., pl. Lacerten, I. Eidechien, bef. eigent-
liche Eidechjen, verichieden von den Krokodilen; in
Benedig = Freudenmädden.
laceſſieren, I. (lacessere, Berjtärfungszeitivort von
lacöre, loden) reizen, herausfordern.
Lacet, n. fr. (fpr. laſſeh; vgl. lacieren und lacs), pl.
Lacets, Shnürbänder, Schnürfenkel für Frauen-
zimmerfleidung.
lade, fr. (fpr. laͤſch'; v. l. laxus) laß, ſchlaff, faul;
feigberzig, verzagt; niederträchtig; Lachetée, k. (fpr.
lãſch'teh) die Laͤſſigkeit, Schlaffheit, Trägbeit, Feig—
beit; Niederträchtigfeit; fachteren (fr. lächer, v. [.
laxäre), nach» oder loslaſſen, fahren lafjen, nad-
geben; läche (ſpr. läſch), laß los! Zuruf an den
Hühnerhund, das Apportierte herzugeben.
Lachẽſis, f. gr. Fabel. eine der 3 Barzen, ſ. d.; auch
Schlangengift aus den Giftzähnen einer brafilia-
niichen Schlange (trigonocephälus lachösis), ein
homöopathiiches Heilmittel.
Lachorias, pl. wollene oſtind. Zeuge von Patna.
lacieren (ipr. laßieren), fr. (lacer, vom [. laqueäre;
vgl. lacs) ſchnüren, mit Band durchfledhten; Lacis,
n. (jpr. lafjih) daS Adergewebe; aud ein Neg-
gewebe; ein Halbjeidenzeug, arli.
Lacinia, f. l. (lacinia) Jade, tiefer Einfchnitt, der
nicht breit und nicht abgerundet tft; Iaciniatus,
geihlit, mit fpigigen Lappen verjehen; lacinu-
ätus, feinfchligig.
ad L.,n., auch Pae geichrieben, pl. Lacks, Lacs
(perf. lak, hindoft. lak, läkh, laksch, fanstr. lak-
scha, ein Zeichen, die Zahl 100000) in brit. Oft-
indien eine angenommene (fingierte) Rechnungs—
münze = 100000 Rupien oder 192452,83 M, vgl.
Rupie und Krore.
Lack 2.,m. perl. (lak, ſanskr. läkschä und räkschä,
v. randsch, färben; nl. u. it. lacca, fpan. u. prov.
laca, fr. laque) undurdjfichtiger Firnis, von verſch.
Farben und aus verid. Den bereitet; bej. auch
Malerlack, Ladfarbe, Kugellack, mit Tonerde ver-
bundene Farbeſtoffe; gem. fürSiegellad; ferner für
Gummilad, der Stoff, aus welchem der Lack—
wurm oder die Lackſchildlaus ihre Zellen baut,
die fie mit einem roten Safte füllt; auch = Pad:
biole, Goldlad, Laditod, eine bochgelbe Blume;
Rad=dye (ipr. läckdei, engl. lac-dye, von engl. dye,
färben) Färblad, einaus dem Gummiladfdargeitell-
ter, bei. zum Rotfärben der Wolle gebrauchter Sarb-
ftoff; lackieren, verladen, mitQacfüberziehen ; Lak—
fiever, ein Zadarbeiter; Lack-Lake, engl. n. (pr.
läcklehk) ein roter zarbeftoff,aus Alaun u Gummi—
ladertraft gewonnen; Lackmus, n. (aus ndl. lak-
moes, vgl. lat. muscus, Moos/ eig. Moos⸗- oder r.
Flechten-Lack, ein aus verichiedenen Flechtenarten
(bei. Lecanöra tartar&a, Rocc&lla tinctoria.c.)ge-
wonnener blauerarbeftoff, der entweder in wälje-
tiger Löfung (Kackmustinktur), od. in damit ge-
färbtem Papier (Kackmuspapier) von den Che-
mifern zur Erkennung von Säuren u. Bajen benugt
wird, indem eritere das Lackmus rot färben, leß—
tere die blaue Farbe wieder heritellen.
Laconicum, laconiſch, |. lakoniſch.
la. rfma over lacrima, f. (. die Träne; laerimae
Christi, plur. lat., oder ital. lagrima Christi,
Chrijiustränen oder Tränenwein, ein ſehr foit- |
barer, edler, dunfelroter Wein, der am Fuße des
Veſuvs wächſt; lacrimae vitis, l. Weinſtocktränen,
Lägel
das aus dem ausgeſchnittenen Weinſtock fließende
Waſſer; fafrimäbef(l.lacrimabilis, e), beweinens-
tert, kläglich; lakrimäl, nl. Heilf. die Tränenmege
betreffend; Patrimartum, Rafrimatorium, n., .
pl. Safrimarien, Lafrimatorien, Lränengefäße,
in welche man bei altröm. Leichenbegängniſſen die
Tränen rinnen ließ; lagrimöso, it. Tonf. weiner-
lich, Elagend, in weinerlich-beweglichem Tone.
lacs, m. hr (jpr. lab; prov. latz, ſpan. lazo, it. lac-
cio, vom 1. laqu&us) Schlinge, Schleife, Knoten;
lacs d’amour, m. (fprich: — damühr) Ziveifels-
Inoten, Liebesknoten, ineinander gezogene od. ver-
Ichlungene Schnur, Buchitaben ıc.
Ladänum, n. lat., od. Ladäin-Gummi (gr. läada-
non, l&danon, perj. lädan, läden, hebr. loth) ein
Gummiharz mit balfamifchem Gerud) u. von heil-
ſamem Gebraud, häufig zu Räucherungen ver-
mendet, von einer Art Ciſtenſtaude (I. lada, leda.
f. vd. ledon, n., gr. l&dos, m.; vgl. Ciſtus) in der
Morgenländern; auch Labdänum oder Laudä—
num; bei Luther: Myrrhen.
lädieren, l. (laedére) beſchädigen, verlegen, belei—
digen; verkürzen, beeinträchtigen; Lädent, m. ITe
dens) der Beleidiger od. beleidigende Teil; Läſus
m. der Beleidigte, Verlegte, Übervorteilte; Fäflon,
f. lat. laesio, die Verlegung. Beihädigung,
ber-
vorteilung; laesio enörmis, I. Rfpr. eine über—
große Beeinträchtigung, welche über die Hälfte geht.
Ladines, pl. engl. (fpr. lädeins) bunte, glänzende
Bollenzeuge aus Norwid in England.
Zadino, n. ſpan. und port. (v. L. latinus, lateiniſch)
ein tweitverbreitetes, von den Juden gebildete
Sargon; Ladinos, pl. fpan. (vom I. latinus) eig.
die zur lateinischen Kirche ſich Bekennenden, daher
jo benannt die getauften Indianer und Milchlinge
Ladon, |. Tarod. [in Zentralamerifa.
Ladu, m. ft. (fpr. ladüh) Rofahampagner, roter
Champagner. ei
Lady, f. engl. (ſpr.lehdi, v. angelj. hifdige, Brot-
herrin, Brotausgeberin, von hläf, Laib, Brot, und
dige, altſchwed. degja, deja, Ausgeberin, Berwal-
terin) der Titel der Frauen oder Fräuleins von
vornehmem Stande in England, wenn man vor
ihnen ſpricht, — Dame; fonjt aber nur der Titel
der Frauen von hohem Abel in der Anrede; bie
Jungfrau Maria; Jadylike (fprich: —leit), lady-
mäßig, für Damen fchidlih; Ladyſhip, f. gleich-
ſam Ladyſchaft, Stand u. Anrede-Titel einer Lady;
Lady patroness, f. engl. (ſpr. — pätroneß) d. i.
die Dame als Beihügerin, Patronin; bef. bei öf-
fentlichen Wohltätigfeitsfejten und Bafaren die
Dame, an deren Tijche oder Verfaufsitand unter
ihrer Obhut ftehende junge Mädchen als Verfäu-
ferinnen tätig find.
laeva mann, {. Tonf. mit der linken Hand.
Lafette, k. (entit. aus dem fr. Vaffüt, welches vom
lat. fustis abitammt; vgl. Affit) Scießgerüft,
das Stücgeftell, Stüdgerüft, der Kanonenfarren;
Iafettieren, beitelligen.. m
' Rasa, f. nord. Zabell. die Göttin und heilbringende
nalen der Gemwäfjer und Bäder; daher ein
Morgenanzug, Badeanzug der Frauenzimmer.
Lagan oder Lagon, n. engl. (|pr. lehgen) der Aus-
| murf, das Strand- oder Wradgut; auch das
Strandredit.
| Lägel, n., ſ. Zagena; 1. ein Weinmaß (namentl, im
Schweiz. Kanton Teffin in Gebraud), ungefähr
52 I baltend, 2. ein Pafet Hanf im Gewichte von
2 Pfund; 3. in Öjterreich ein Gewicht für Stab!
| =13 Pfund.
Lagena
Lagẽna, f. 1. eine Weinflaſche mit engem Halfe und |
mit Henkeln (davon das deutiche Lägel); fageni=
form, ul. flaſchenförmig; Lagenit, m. der Fla—
Ihenjtein; Pagenophorien, pl. gr. (von lagenos,
f. Flaſche) Trinifeite, zu denen jeder feine Flajche
mitbringt.
Rago, m. it. u. ſpan. (v. I. lacus) der See, Landſee;
Lagünen, pl. (= lat. lacünae) Heine Seen, Un-
tiefen und Inſeln im Adriatifchen Meere, feichter
Meeresarm, Küſtenſumpf.
Rasodhilus od. Lagoſtöma, n. gr. (von lagös, der
Haie, u. cheilos, n. die Lippe; stöma, der Mund)
die Haſenſcharte, auch ein Menjc mit einer Hafen-
ſcharte; Pagophthalmte, f. das Haſenauge, hajen-
artiged Augenöffnen im Schlafe, ein Yehler der
Augenlider; Lagöphthalmos ——— iger.
— 7 m. griech. (von lagon, eiche, Seite)
Heilk. Seitenichmerz, Seitenjtich.
lagrima Christi, lagrimöso, j. unter lacryma.
Lagthing, m. ſchwed. (lag, Geſetz, angelf. lag, engl.
law) der gejeßgebende Körper der normweg. Reichs—
— od. des Storthing, ſ. d. und vgl.
ing.
Lagunen, ſ. unter Lago.
Lai od. Lay, m., pl. Lais (ſpr. läh; von kelt. Hais,
laoidh, laoi, Schall, Melodie, Lied, Gefang), in der
altfranzöſ. u. altengl. Poeſie eine Art epiicher und
lyriſcher Gefänge, urjpr. von mehr volksmäßigem
Charaiter, entg. der kunſtmäßigen, gelehrten, höft-
ihen Dichtung.
läicus, m., pl. läiei, fpätl. vd. Laie, m., pl. Saiten
(vd. gr. laikös, zum Volke gehörig, v. 1A0s, Volk),
ein Nichtgeiftlicher, Weltlicher; ein Uneingemweihter,
UnerfahrenerinirgendeinerKunft; Nichtfahmann;
Laien Brüder u. L.-Schweſtern, die zur Bedie—
nung der Ordensperjonen in Klöftern bejtimmten
Berjonen; Laien-Penſion, f.eine Rente, welche ein
Laie von einem Firchengute zieht; L.Pfründe, f.
eine geiftliche Pfründe, die ein Weltlicher beiigt; L.—
Bräbende, f.die Unterjtügung, welche Hilfsbedürf-
tigen lebenslänglich aus ehemaligen Klojterfonds
guricht; 2.-Prieiter, m. ein Priejter, welcher fein
‚lojtergeliibde getan hat; Infeieren od. faijieren,
barb.=[. entpriejtern, in den Laienſtand zurüdjegen.
Laine, f. fr. 9 lähn) Wolle; Laine cardde,
Streihgarn, Wollgarn; Laine peignde, Kamm-
garı.
Laird, m. ſchott. (fpr. lehrd), = Lord: der Herr,
Grundherr, Gutsherr, Edelmann.
Lais, f. eine berühmte Buhlerin des griech. Alter-
tums, in Korinth lebend.
2aitage, f., r.n. fr. (lätähſch'; von lait — lat. lac,
Mitch) Milchſpeiſe; Laiterie, f. (pr. lät —) Die
Milchfammer.
afat, m. (fr. laquais, for. lakäh, v. fpan.lacayo, ein
jeinen Herrn zu Fuß begleitender Diener, it. lacche)
ein Ausläufer, Diener, Aufwärter; Beiläufer.
Rate, f. (ſchwed. laka, Brühe) die falzige Brühe von
eingefalzenen od. eingepöfelten Fifchen vd. Fleiſch—
arten.
Latiften, pl. engl. (fpr. Iehfüten, engl. lakists, la-
kers) die Seedichter, Dichter der Seeſchule, fo ge-
nannt nach) den Seen (lakes, jpr. lehts) im Weit-
moreland, an deren Ufern fie fich niedergelaffen
batten, namentlich bei. Wordsmworth, Coleridge,
Southey; davon die ganze Schule: lakeschool
(fpr. lehkſtuhl), die Seefchule.
Zafmus, |. Lackmus.
lutõniſch, gr. (lakõn, lakonikös) kurz u. nachdrüd-
(ich, förnig, gedrängt, einfilbig, mit wenigen Wor-
Lauma 483
ten viel ſagend (nach der Art der alten Lakönen,
d. i. Lakedämonier od. Spartaner, ſ. d.); Lakoni—
fum (8c.balneum), n. l. eine Schwitzſtube im Bade,
ein trocknes Schwigbad, Dampfbad; lakoniſieren,
gedrängt und bündig reden; Lakonismus, m. die
innreiche Kürze und Bündigfeit im Reden und
Schreiben, Redekürze, Einfilbigteit.
Rafrite, £. (0. 1. liquiritia, fiir glyceyrrhiza, gr. gly-
kyrrhiza, v. glykys, ſüß, und rhiza, Wurzel; vgl.
Glyeyrrhiza) das Süßholz, die Süßwurzel oder
Süßholzpflanze; Lakritzenſaft, m. (1. succus li-
uiritiae) Süßholzjaft, aus deſſen Vermiſchung mit
re und arab. —— man die braune Re—
gliſſe macht.
Laktarin, n. nl. (v. lac, Gen. lactis, Milch) ein aus
Buttermilch bereitete, von R. Battifon in Glas—
gow erfundenes Berdidungsmittel, beim Druden
von Zeugen angewendet; Laktäte, pl. Sceidel.
milchſaure Salze; Paktein, u. oder Laktolin, n.
(fr. lactoline) eine durch Abdampfung der Milch
gewonnene rahmartige Maſſe; Iafteizierend (v. l.
lactescere, zu Milch) werden), milchig, mildyjaftig;
Pattizinien, pl. (latein. lacticinium) aus Mil
bereitete Gegenftände, wie Käſe, Butter 2c.; im
Sprachgebrauche der Kirche alle animalifchen Spei-
jen mit Ausnahme desFleifches felber; auch Milch»
ſpeiſen; laktieren, I. (lactäre) fäugen; lattänt (l.
lactäns), jäugend; Paftantins, m. u. Laktaniia,
t, Name; der, die Säugende; Laktation, f. nl. die
Ernährung mit Milch, das Säugen, Stillen; Idf-
tiſches Fieber, ein Milchfieber; Lattifugium,
no. Heilk. ein Milchſauger, eine Milchpumpe; Pal
tolin,j.Laktein; Laktoméẽter, Laktsdentimeter,
——— n. Milchmeſſer, Milchprüfer, verſchie—
dene Werkzeuge zur Prüfung des Milchgehalts;
Laktöſe, k. Zuder, der aus Wildguder gewonnen
wird; Raftofurie, f. diejenige Geitalt der Zuder-
frantheit, bei der im Harn Milchzucder auftritt.
Laktisma, n. u. Laktismus, m. gr. (von laktizein,
mit dem Fuße treten) Heilf. das Fußtreten, bei. die
rühlbare Bewegung des Kindes im Mutterleibe.
Laktũk od. Laktüke, f. I. (lactüca, von lac, Milch,
weil beim Anrigen des Stengel ein mildyiger Saft
herausquillt) der Lattich, Gartenjalat; Laktuka—
rium, n. nl. der aus angefchnittenen Stengeln von
Lactuca ausgefloſſene und an der Luft erbärtete
Milhjaft; Laktuka-Säure, f. eine in dem Gift-
lattich (lactüca virösa) enthaltene eigentümiiche
Säure; Laftuzin, n. der Bitterjtoff des Laktufa-
riums.
Lakũne, f. lat. (lacüna, eig. Graben, Vertiefung) eine
Lücke, z. B. in einem Bude; Lakũnar, n. eine ge—
täfelte Zimmerdecke mit vertieften Feldern, Felder—
—— latunõs (ſl.lacunõsus) lückenhaft,
ückig.
lä 1ä, fr. jo fo, obenhin, mittelmäßig, fo ziemlich.
Lalanggras, n. malay. (malay. und javan. lalang,
alang-alang) eine Art hohen üppig wachjenden
Graſes in Dftindien, z. B. auf den —
Lalẽtik, f. gr. (Ialõtikẽ, sc. téchnẽ, von lalein, ſpre—
chen, lallen) die Sprechkunde, Sprechlehre; Lalĩe,
f. gr. (lalia) die Rede, das Sprechen.
Lama, m. tibetan. (blama, auögeipr. lama, ein Obe-
ver, Oberp riejter) ein tibetan. Sriefter, Oberpriejiter,
der Buddhiften (f. d. und vgl. Dalai Lama); die
lamatiche Religion oder der Lamatsmus, die
Religion der buddhiftifchen Tibetaner und Mon—
Beet welche daher Lamaiten oder Lamaiiten
eißen.
Lama od. Llama, n. peruaniich (llama, ſpr. ljama,
31*
484 Lamanage
das Lama, auch Vieh, Tier überh.) das Schafkamel,
ein in den Gebirgen Perus herdenweiſe lebendes
langhalſiges Tier von der Größe eines Hirſches,
welches gezähmt ein we Hans- und Laſttier
iſt; auch eine Art feiner Wollenzeuge od. Sommer—
tuche, beſ. für Damen.
Lamanage, f. fr. (ſpr. lamanähſch') das Lotſengeld.
Lämbda, n. der griechiſche Name des X (A); die
Lambda-Naht, die A-fürmige Vereinigung der
Scheitelbeine mit dem SinterhauptSbeine; Lamb⸗
dazismus, m. gr. das Lallen, die fehlerhafte Aus—
ſprache des l für r od. das Hörenlaſſen eines j nach
dem 1; lambdoidiſch, einem Lambda (A) ähnlich,
winkelförmig.
Lambertsnüſſe, pl. Lombardiſche Nüſſe, eine Art
großer Haſeinüſſe aus der Lombardei.
Lambrequins, pl. fr. (Ipr. Tangb’rfäng; v. niederl.
lamberkin, Verkl. v. lamper, lamfer, $lor, Krepp)
dieHelmdede, Bänderbüfchel am Helme, vgl. Cha-
peron; heraldifcher Helmſchmuck; auch ein Zaden-
oder Bogen-Behang als Zimmerſchmuck, Sims—
behang, —————
Lambris, m. u. m. fr. (ſpr. langbrih; altfr. lambre,
vom l. lamina, lämna, dünnes Blatt, Brett oder
Blech) das Täfelwerk, Getäfel, die Bertäfelung,
Zimmer-Einfafjung oder Bekleidung des untern
Teils einer Zimmerwand mit Brettern ıc. —
Paneel; aud) Dede, Gipsdede; Iambrifieren (fr.
lambrisser), täfeln, befleiden.
Lame, f. fr. (pr. Lam; eig. Klinge, dünne Platte),
Lahn, Rauſch-, Slittergold, »filber; (ame, mit fol-
hem Flittergold, -filber durchwebt.
Lamäélle, f. I. (lamella, Berfl. v. lamina) ein Blätt-
chen, Plättchen, dünnes Blech) von allerlei Metall;
lamellär, nl. tafelfürmig, blech-, blatt- od. platten-
förmig; lamelliförm, blätter- od. plattenförmig;
Lamellenfeder, Plättchenfeder; Lamellenräder,
Sceibenräder,Keibräder ;Qamellenzapien, Plätt-
chenzapfen.
lamentieren, lat. lamentäri) wehklagen, jammern,
wimmern, beweinen; [amentäbel(l. lamentabilis),
fläglich, jänmerlich, beklagens- od. beweinenswert,
elend; Jamentäbile u. lament6so, it. Tonf. kla—
gend oder kläglich, weinerlidh, im Klagetone; La—
meintation, f. I. (lamentatio), auch Lamentum,
n. (l. nur im pl. lam£nta) u. Qamento, m. u. m.
it. die Wehklage, das Jammern, Klaggeſchrei; La—
mentin, m. nl. u. fr. die Seefuh.
Ranıetta, f. pl. lat. Blitzfäden, fadendünne lange
Streifen Metallblech, zum Überjpinnen des Weih-
nachtsbaumes.
Lami, n. (zujammengefegt aus den Nanıen der Töne
la u. mi) Tonf, etwas übel oder Häglich Klingen-
des, ein Übelflang; auf ein Lami ausgehen
od. hHinauslaufen, übel od. jchlimm ablaufen,
jich Mäglich endigen.
Lamia, f. l. und gr., pl. Lamien (Il. lamiae) Hexen,
Spufgeijter, Unholde, womit man Heine Rinder
ichredte.
Laminaria digitata, f. gefingertev Blattang,
Seetang, Riementang, deffen Aſche zur Bereitung
von Jod u. Kalifalzen dient; auch wird die Pflanze
zu chirurgiſchen Zweden wie Preßſchwamm, 3.
zur Erweiterung von Wunden verwendet.
Lämingſche Maſſe, f. eine Maffe, die aus Säge-
ſpänen u. Rafeneijenftein bejtcht u. zur Reinigung
des Leuchtgaſes dient.
(aminteren, nl. (v. 1. lamina, dünnes Blatt, Blech
ujw.) Metall zu Blech ſchlagen, verblehen; auch
!
Landolette
Streckmaſchine; Laminoir, n. (fpr. —odhr) od.
Laminieritupf, Stredwerf (in der Spinnerei),
Plättwalze.
Lamiodoͤnten, pl. gr. (von lamia, ein großer, ge—
fräßiger Meerfiih, u. odüs, Gen. odöntos, Zahn)
verjteinerte Haifiſchzähne mitlägeförmigem Rande.
Lamottes Ye aa Atheralkfohol, in dem
iſenchlorid gelöft it, eine Nerventinktur, auch
Beſtuſhewſche Nerventinktur genannt, nach ihrem
Erfinder, dem ruſſ. Feldmarſchall Graf Alerei Pe-
trowitſch Beſtuſhew⸗Rjumin (1693 — 1766).
ampadarius, m. I. (vom gr. u. [.lampas, Tadel,
Lampe) ein Qampenträger; Kampadedromie oder
Lampadodromie, f. gr. Fadel-Lauf, ein Wett-
rennen mit brennenden Wachsfadeln; Lampadiſt,
m. ein Fadelläufer; Lampadephor, m. ein Fadel-
träger; Lampadomantie, f. die Wahrfagung aus
dem Brennen der Fadelı.
Lamparilias, |. Nonpareille.
ammpas, pl. (fr. lampas, lampasse) jeidene gemalte
oſtindiſche und chineſiſche Zeuge.
Lampion, m. fr. (ſpr. langpjöng, Verkl. von lampe,
Lampe), eine kleine Lampe, ein Lämpchen; auch) eine
Art Papierlaterne, welche bei Fadelzügen ftatt der
Fackeln an einem Stabe getragen wird.
Lampons, pl. fr. (ſpr. langpoͤng, v. lampons, laßt
uns zechen, Imper. v. lamper, faufen, zechen)
Trinklieder.
Lamprẽte, f. (v. mi. lampreta, lampetra, it. lam-
preda, v. [. lambe£re, lecken, u. petra, Stein, gebil-
det, weil ſich der Filch mit feinem faugnapfartigen
Maule an die Steine anhängt) Steinleder, Stein-
jauger, eine Art jehr großer und köſtlicher Briden
oder Neunaugen, in der Nordfee ꝛc.
Rampropbonie, f. gr. (v. lamprös, glänzend, hell)
Hellitimmigfeit, fehrdeutliche,weittönende Stimme;
lamprobphõniſch, hellſtimmig.
Lamphris od. Lampũris, f. gr. (lampyris, v. lam-
pein, leuchten) der Leuchtwürm, das Johannis—
würmchen.
Kän,n.fchwed. (eig. das Lehn) die Statthalterſchaft,
Provinz.
lana, f. I. Wolle; lana caprina, f. Ziegenwolle;
Nichtsnutziges, Geringfügiges; de lana caprina
(ftreiten), um Ziegentvolle, d. i. um eine unbedeu-
tende, wertlofe Sache, um des Raifers Bart; lana
philosophica, Zinfblumen, weiße leichte Flocken
von Zinkoxyd; Janätus, wollig, mit Wolle über-
(von ferre, tragen) wolletra-
zogen; Jantferif \
alben- und Seifen-Örundlage
gend; Lanolin,
aus Schafiwollfett.
Rancade, langadieren, |. Lanzade unt. Lanze.
Rancette, Lancier, lancieren, ſ. unter Lanze.
Landaulet vd. Landeaulet,n. dtjch. mit fr. Endung
(ipr. —dolett), ein Eleiner Landauer, d. i. nad) der
Stadt Landau benannter Reifewagen mit in der
Mitte geteiltem Verdeck.
Landes, pl. fr. (ſpr. langd'; felt. Urſprungs) Heiden,
Steppen, bej. die an der Küſte des Bisfayiichen
Meerbufens im weſtlichen Frankreich.
Landfalling, engl. das Landen.
Landjobber, m., pl. —8, engl. (jpr. länddſchobber;
vgl. Sobber) Land» od. Sütermäfler, bef. in Nord-
amerifa; Landlord, m. der Gutsherr; Gaftwirt.
Landliga, f. in Irland, eine Bereinigung, welche
die Rurcigabe des irifchen Grund und Bodens an
die Iren verlangt (jeit 1879).
Randmilizen, pl. im 16. bis 18. Jahrh. aus der
Bewohnerſchaft geworbene Truppen zur defaßung.
itreden, 3. B. Garn auf der Qaminier- oder | Pandoldtte, f. |. Landaulet.
Landſaſſiat
Landfafität, m. barb.“. (v. d. deutſchen Land—
ſaſſe) das Verhältnis der Perſonen, welche durch
unbewegliche Güter einen Sitz im Lande haben.
Langage, ſ. unter Langue.
Langobarden, ſ. Longobarden.
Langoiran, m. fr. (fpr. langoardng; vgl. altfr.
langoirant,matt,Schwach,kraftlos=neufr.languis-
sant,f.d.) ein weißer Bordeaur-Wein;auch Langen,
m. (pr. langoͤng) ift ein ſolcher Wein.
Langue, £ fr. (fpr. langh’; dv. [. lingua) die Zunge,
Sprade; L.d’oc,diefüdfranzöftiche(provenzalifche),
u. L. d’oil od. L.d’oui, die nordfranzöfiiche Mund—
art; Langage, m. (fpr. langähſch') die Sprache,
Sprachweiſe; Languette, f. (ſpr. lanaett) ein Zün-
gelchen, eine Zunge, z.B. an einer Wage, Klappe
an einem Dlasinftrument, Randleifte bei Tijchlern,
ein hervorjtehendes Gold- od. Silberblättchen bei
Goldfhmieden; ein Zaden; languettieren (fr.
languetter), auszaden, bej. Weißzeug am Rande.
languente, it. (v. [. länguens, v. languere, matt
od. abgefpannt fein) Tonf. ſchmachtend, ſehnſuchts—
voll, feufzend; languid, I. (languidus) matt, träge,
ichlaff; Jänguido, it. — languente; Languidi-
tät, f. nl., Laͤnguor, m. I. oder Langueur, f. fr.
(pr. —göhr)die Mattigkeit,Schlaffheit,Abgeipannt-
heit, das Schmadhten ;languiffant(ipr. langifjang),
matt, jchlaff, ſchmachtend, lechzend.
Ranguette zc., j. unter Langue.
Languenr, languid, Ianguiifant 2c., ſ. unter
languente.
Langüſten, pl. (v. [.locusta, fr. langouste), Haut-
floſſer, eine al3 Leckerbiſſen gejchägte Gattung gro-
Ber Seekrebſe; auch eine Gattung der Heujchreden,
vgl. Lokufta.
lantieren, I. (laniäre) zerfleiihen, Laniation, f.
(laniatio) die Zerfleifchung, Zerreißung; Laniſt, m.
(l. lanfsta) ein Fechtmeijter bei den alten Römern.
Lankaſterſche Lehrmethode, f. wechfelfeitigerlinter-
richt, die Unterrichtsweiſe, wonach eine große An-
ahl von Schülern verfchiedenen Alter3 in einem
J gleichzeitig beſchäftigt werden, indem die
geſchickteren als untergeordnete Lehrer die ſchwä—
cheren unterrichten, zuerſt von Andr. Bell, einem
engl. Geiſtlichen, in Oſtindien ſeit 1790, dann von
Sojeph Lankaſter (jpr. länkäſter) in London 1805
eingeführt; daher auch Bell-LZankaſterſcheMe—
thode genannt; Lankaſter-Schule, eine Schule,
in welcher nach dieſer Lehrart unterrichtet wird.
Lanolin, j. unter lana.
Lansquenet, m. fr. (fpr. langskeneh) Landsknecht,
ein Glücksſpiel mit Karten.
Ranterne, f. fr. (ſpr. langtern; v. [. lafn]terna) die
Laterne; à la lanterne! andieLaterne, hängt ihn!
lanterntjieren, an einen Zaternenpfahl hängen.
Lanternerie, f. fr. (pr. langt—) albernes Gefchwäß;
Haudern; lanternieren (fr. lanterner), leeres
eug ſchwatzen, mit Worten hinhalten.
Ranternina, f. it. (eig. Verkl. v. lanterna, Laterne)
florentinifche Rechnungsmünze — 6 Lire.
Lanthaäͤn, n. (v. gr. lanthänein, verborgen fein) ein
1839 von Mofander im Cerit entdecftes neues
Metall.
Lanũgo, f. I. (v. lana, Wolle) der Flaum, Flaum-
bart; weiches, wolliges Barthaar.
Lanze, f. (fr. lance, jpan. lanza, vd. I.-felt. lanc&a)
ein Spieß, Langjpieß, Speer; Lanzette, k. (fr. lan-
cette, Berfl.v.lance) das Laßeiſen, die Wundnadel,
ein wundärztliches zweiſchneidiges Mefjerchen zu
Einſchnitten; auch der Grabftichel der Holzjchnei-
der; Sanzieren oder lancieren (jpr. langß —; fr.
Lappets 485
lancer), werfen ſchleudern, abſchießen, ein Geſchoßee.
aufwerfen (eine Frage, Vermutung, einen Vor—
ſchlag); ein Schiff — vom Stapel laufen laſſen;
in der Tanzf. = im Galopp dahintanzen; Jäg.
der Fährte eines Wildes mit dem Hunde fo lange
folgen, bi3 man e3 aufjagt; — —— etwas auf
geſchickte Weife, aber nicht offiziell, als Mitteilung
od. Anregung in ein Blatt, in eine Vorlage 2c. brin-
gen; lancierende Schmerzen, d. i. hiehende,
veißende, entg.den bohrenden, z.B. Zahnſchmerzen;
Lanzade oder fr. Langade, f. (pr. langbdd’) ein
Speer- od. Spießſtich, ein Ausfall; eine Wenhlerei:
Lancçade, auch ein bogenförmiger Ruftfprung eines
ferdes; Sangadteren, jolhe Sprünge maden;
ancier (pr. langpjeh) od. Lanzierer, m. ein Lan—
enreiter, Ulan; Tanzf. eine von zwei od. mehreren
—— ausgeführte Art Konterkanz, Quadrille.
Laokiun od. Laotſe, m.ein Religionsſtifter in China,
ungefähr 600 Jahre v. Chr. deſſen Religion die
Taoreligion oder die Religion des rechten Weges
genannt wird; ihre Anhänger heißen Taoſſe.
Laoköon, m. gr. Fabell. Prieſter des Apollo, der
mit jeinen beiden Söhnen von zwei großen Schlan-
gen umfchlungen und erdrüct wurde, weil er das
von den Trojanern der Pallas gemweihte hölzerne
Roß entehrt und mit einem Speer durchbohrt
hatte; der Titel eines Werkes von Leſſing, in wel—
chem er bei Befprechung der (al3 antifes Bildmwerf
in Rom aufbewahrten) Laokoongruppe jeine
Runftanfichten entividelt.
Laokratie, f. gr. (v. laös, Volk) Volksherrſchaft.
lapaͤktiſch, (v. gr. lapäzein, ausleeren) Heilf. gelind
ausleerend oder abführend.
Raparoccle, f. gr. (v. lapära, f. die Weichen) Heilk.
Bauch» od. Seitenbrud; Laparoſkopie, f. Unter-
ſuchung des Unterleibes; Kaparotontte, f.Offnung
des Unterleibes in der Weichengegend.
Lapäthum acütum, n. gr.-[. (läpathon, v. lapä-
zein, abführen, wegen der Wirkung, u. acutum,
jpiß, wegen der Form der Blätter von Rumex
acutus, wovon man früher diefe Wurzel ableitete)
der Sauerampfer, die Grindivurz (von Rumex
obtusifolius), in Hautkrankheiten gebraudt; La—
pathin, n. Grindwurz-Bitter, ein aus der Grind-
wurz gezogener Stoff.
Lapin, m. fr. (fpr. lapäng) das wilde Kaninchen.
Lapilli, pl. lat. Auswurfsſchlacken der Vulkane.
lapis, m. (Gen. lapidis, pl. lapides) I. der Stein;
lapis aquĩlae, Adler- od. Klapperitein; Qapidar,
n. ein fteinähnlich erhärtendes Anftrichmittel, das
beliebig mit Farbe verfegt wird; lapidär (I. lapi-
darius, a, um), in Stein gehauen, jteinjchriftlic);
kurz gedrängt; bündig; Lapidärſchrift, in Stein
gehauene Schrift, Steinſchrift; Lapidärftil, kurze
und ausdrudsvolle Snjchriftenipracdhe, erhabener,
dieſen nachgebildeter Stil; lapidätim geben, ni.
mineralogiihe®Wanderungenmacen; Lapidation,
f. (l. lapidatio) dieSteinigung ; Lapidifikation, !.
nl. die Steinerzeugung, Bildung oder Erzeugung
der Steine; Berfteinerung.
Lappalie, f. (deutich mit lat. Endung von Zappe,
Lappen) eine Zapperei, unerheblihe Sadıe; bei.
im pl. Sappalien, Kleinigkeiten, Albernheiten.
Lappé, n. fr. (v. lapper, laper, begierig aufledfen od.
aufichleden) Pharaoſp. der doppelte Gewinn des
Geldes, welches man auf eine mit der Spibe zu
einem Ohr eingebogene Karte ſetzte, vgl. Paroli.
Laͤypets, pl. engl. (ſpr. läppits) eine beſondere Art
auf beiden Seiten gleich gemuſterter Muſſeline;
Lappingmaſchine, f. engl. eine Wattbilde- oder
486 lapsus
Aufbereitmafchine, Wicelmafchtne, in der Baum-
wollenjpinnerei zwijchen der Vor- und Feinfrage
angewendet.
lapsus, m., pl. lapsus, l. (v. labi, fallen; vgl. la-
beit) das Fallen, der Fall; der Fehler; lapsus
bonörum, Ripr. Berfall des Vermögens; J. ca-
lämi, ein Schreibfehler; 1. linguae, ein Spred)-
fehler; 1. memoriae. ein ®edächtnisfehler; 1.
palpöbrae, Heilf. Borfall des Augenlids.
Laquea, orangefarbiger Karneol, der Fugelförmig
geichliffen ift.
Larboard, m. engl. (fpr. —bohrd; zgez. aus engl.
lower, Kompar. von low, niedrig, däniſch lav,
jchwed. läg, iSländ. lagr, holl. laag, eiq. alfo die
niedrigere Seite) die linke Schiffſeite —Backbord.
Lardon, j. Ladon unter Tarod.
Laren, pl. I. (Lares, v. sing. Lar) bei den alten Rö—
mern die Yamiliengötter, häuslichen Schußgötter, |
Hausgötter; vgl. Benaten; Lararium, n. der
Schrein auf dem Herde, in welchem die Bilder der
Zaren ftanden; Laralia, pl. das zu Ehren der
Zaren am 1. Mai gefeierte Feſt.
largus, a, um, l. reichlich; freigebig; larga mann,
mit reichlicher, freigebiger Hand, reichlich; Largi—
tion, f. I. largitio, v. largiri, freigebig jpenden)
die Gejchenfausteilung, das Schenfen; large, fr.
(fpr. larſch') breit, weit; au large (fpr. o larſch),
weit, bequem, reichlich; Jargo, it. Tonk. langjam,
edehnt; Kfipr. im Überfluß, und daher wohlfeil;
argo assäi, 1. di molto u. larghissimo, Tonk.
höchſt langſam und feierlich; larghétto, etwas
langjam; Larghézza, f. Überfluß, Kaufipr. bedeu-
FR Geldvorrat für Wechjelbriefe auf einem
Platze.
Lari, Larin, m. eine Rechnungsmünze in Malabar,
in Arabien und Perſien v. verſchied. Werte.
Lari fari, n. (vgl. holl. larie, leeres Geſchwätz,
larien, ſchwatzen, und I. fari, ſprechen) Gewäſch,
Schnickſchnack.
larmohyant, fr. (ſpr. larmoajdng, gew. —idnt; v.
larme, Träne, |. lacrima) weinend, in Tränen
zerflicgend, weinerlid. |
Lartiguebahn, f. frz.-deuti (pr. lartihg—; nad)
dem Erfinder Lartigue), einjchienige Eifenbahn,
die Einjchienenbahn.
Larve, f.1.(larva) bei den alten Römern ein Schred-
bild, ſchädliches Geſpenſt; ein Schredgejicht, auch
überh. — Maöfe; eine Inſektenhülle, Buppe, ein
nod in feinem unvollkommenen Zuftande fid) befin-
dendes od. derBerwandlung unterworfenes Inſekt,
.B. eine Raupe, Made ꝛc; farptert, vermummt.
— m. gr. der Luftröhrenkopf, Kehlkopf; La—
rynglsmus. m. Stimmrigenframpf (Aſthma)der
Kinder; Laryngitis, f. Heilf. die Luftröhrenent-
zundung; Laryngofiſſur, f. Spaltung des Stehl-
fopfes durd) eine Operation; Paryngologliich),
Kehlkopfkundig; Laryngophthiſis, £. Luftröhren⸗
ſchwindſucht; Paryngorrhangie, f. Blutung aus
der Luftröhre; Laryngoſtöp, n. der Kehlfopfipie-
gel, 1840 von Liſton erfunden, 1855 von Garcia
zuerjt angewendet, 1858 von Czermak vervollkomm⸗
net; Saryngoffopie, f. die Anwendung des Kehl-
fopfipienels; laryngoffopteren, denjelben anwen—
den; Paryngoipasmus, m. Stimmrißenframpf;
Raryngojtendfis, f. Verengung des Kehlkopfs;
Paryngofärinz, f. eine Luftröhren- od. Zungen- |
Iprige; Laryngotomie, f. der Luftröhrenſchnitt;
Ausjchneiden des Kehlkopfs; Larynngotradeitis,
f. Kehlkopfentzündung verbunden mit Kuftröhren-
entziindung.
EEE TER
Laſting
Laſagne, f. (fpr. lajdnje) it. (pl. v. lasagna) eine
Urt dünner und breiter Nudeln, Bandnudeln in
Italien.
—— m. ſchwed. (d. i. ein Leſer, nämlich der
Bibel und von Luthers Poſtille) eine religiöſe Sekte
in Schweden, Norwegen und den Finnmarken.
— od. Laͤski; pl. (ſlav. läsiza, poln. lasica,
Berfl. lasiczka, böhm. lasice, laska, ruſſ. lästka,
— — das Wieſel) Wieſelfelle im ruſſ.
andel.
Lascia, it. (ſpr. laſcha) laß! Iasciãte, pl. laßt!
Lasciate ogni speranza voi ch’enträte (ſpr. la-
ſchäte onji) Laßt jede Hoffnung draußen, die ihr
bier eintretet; in Dantes Göttliher Komödie die
Auffchrift über dem Eingang zur Hölle.
lafzin, I. (lascIvus) üppig, unzüchtig, ſchlüpfrig;
Infzivuteren (lascivire), ausgelaſſen jein, ſich wol—
füjfig benehmen; Laßzivität, f. (lascivitas) die
| Uppigfeit, Unzudt, Schlüpfrigfeit, 5. B. eines
ı Buches.
Rafe, £. (1. lasanum; vgl. das gr. lasänon, Geſchirr)
ein großer Krug.
Laserpitium, n. I. da3 Laſerkraut, eine Pflanzen—
gattung, von deren Arten da3 breitblättrige L. od.
die weiße Hirſchwurz in feiner Wurzel den al3 Tier-
heilmittel gebrauchten weißen Enzian liefert.
Läſion, f. ſ. lädieren.
Infieren (aus glafieren entit., oder von Laſur,
Laſurſtein —ſ. d.) gebildet?), Malerk. einen früher
gemalten und bereits trocknen, dunkeln Grund mit
einer dünnen, durchſichtigen Farbe überziehen, leicht
übermalen; Pafar, f. leichte Übermalung miteiner
durchſichtigen (urfprünglich blauen) Yarbe, jo daß
die Farbe de3 Grundes durchſcheint; aufgetragene
Übermalfarbe; Laſur-Farben, dazu geeignete
— Laſurftein, Laſurſpat, ſ. unter
aſur.
Rastar,m.,pl.2astars, Laskaren (v. perj.-hindoft.
laschkari, Soldat, laschkar, Armee) oſtind. Boots—
knechte, Matroſen, Kanoniere.
Lasti, ſ. Laſchitzen.
laßz (1. lassus, fr. las), müde, verdroſſen; Laſſitũde,
. fr. die Müdigkeit, Abfpannung, der Überoruß.
Raffalleäner, m. Anhänger Ferdinand Lafjalles,
welcher fich die Hebung de3 Arbeiteritandes durd)
Staatshilfe und Ummandlung der Geſellſchafts—
ordnung zum Ziel ſetzte; Laſſalleanismus, m.
defjen hierauf bezügliche Lehre über Staat und Ge⸗
ſellſchaft; laffalleaniſtiſch, dieſe Lehre betreffend,
ihr anhängend.
®afjo, m. ſpan. (lazo, ſpr. laſſo, vom lat. laquéus),
pi. Laſſos, eine Wurfſchlinge, d. i. ein Seil oder
ein lederner Riemen, an deſſen Ende ſich eine Ku⸗
gel befindet, zum Einfangen der Büffel und Pferde
in Südamerika. 3
last, not least, engl. (fpr. lahſt, not lihſt) der Letzte,
nicht der Geringfte; (ein geflügelte® Wort aus
Shakeſpeare, der den König Year [Akt. 1, Szene 1]
jeine jüngfte Tochter Corbelia anreden läßt: „Now,
our joy, although the last, not least‘; jegt oft ge
braucht, um die Tüchtigfeit eines Menſchen hervor-
uheben, der zufällig in einer Reihe den legten
laß hat). y
Raftadie od. Laftagie, f. (v. mi. lastadium, lasta-
glum, und diejes von Lat) die Schiffsfracdht; der
Ballaft; aud) die Schalung od. Schälung, der Ort
| in großen Seeftädten, wo Schiffe ihre Waren aus-
| und einladen. t
| Rafting, m. engl. (lasting, dauerhaft) ein atlag-
| artig geglättetes Wollenzeug; vgl. Everlafting.
Läſtrygonen
viſterygonen l. gr. (Laistrygönes) ein fabelh. wil⸗
des Sisftien od. Unteritalien, dag Homer |
olk in
in feiner Odyſſee als Menjchenfrejier von riejen-
bafter Größe jchildert. h
Laſur, 1. m. mittellat. lazur, lazurium — lapis
lazuli; von arab. läſward, von perj. lädſchward
oder läfchward, d. i. Geftein aus den Minen von
Lädſchward, vgl. Azur), ein blauer Stein, als
Schmucd verwendet: Pajurftein, Pafuripat, m.;
aus ihm wird auch das Lafurfteinblau oder Ul-
tramarin bereitet; 2.£.1. Malerei: die Übermalung
mit durchlichtiger Farbe, j. unter lafieren.
Lätare, I. der 4. Faftenfonntag, von den Anfangs-
mworten der lateinischen Mefje Se. 66, 10: laetare
Jerusalem, freue dich, Jeruſalem 2c.; auch Rojen-
Jonntag genannt.
Ratei-Brett, n. landichaftl. (verwandt mit Latte?)
das innere Senfterbrett; Latei-Holz, n. das Duer-
holz zwiſchen Türflügel und Oberlicht bei Haus—
Lateiner 2c., |. Qatiner. [türen.
latent, I. (lätens, v. latere, verborgen fein) verbor-
gen, veritedt; Naturl. gebunden, 3.8. latente
ärme; latet anguis in herba, l. Spriv. es liegt
eine Schlange im Graſe verborgen, d.i. es jtect
etwas dahinter od. es iſt Gefahr dabei; bene qui
latüit, bene vixit, wer wohl verborgen blieb, hat
wohl gelebt; wer im Verborgenen lebt, lebt gut.
Pateral—, laterieren, j. unter latus.
Paterän, m. der an die Sohannisfirche grenzende
Balajt des Papſtes in Rom (nad) einer altröm.
Familie dieſes Namens benannt, welche im Alter-
tum im Beſitz diejes Platzes war); daher latera-
niſche Synoden, die in der Kirche des heil. Jo—
res vom Lateran gehaltenen Kirchenverfanm-
ungen.
Raterne, f. I. (laterna) eine Leuchte; ein Heiner
turmartiger Aufſatz auf Kuppeldädern; auch ein
Sad mit einem Boden von ftarfem LXeder zum
Bortihaffen von Rebhühnernu.Falanen; Laterne
magica, f. eine Zauberlaterne; Paternenträger,
m. ein Inſekt in Amerifa u. Aſien, mit einer hor-
nichten, im Finftern leuchtenden Blafe vor der
Stim; Iaternifieren, barb.-L. (fr. lanterner) an
einen Raternenpfahl hängen.
latest novelty, f. engl., pl. novelties (fpr. leteft
nöwelti) legte Neuheit, d.i. neuejter Handel3artifel
(= frz. derniere nonveaut6).
latet anguis etc., j. unter latent.
Patier-Baum, m. 1.-dtich. (v. I. latus, Seite?) ein
Seitenjcheidebaum, in Pferdeitällen zwiſchen je zwei
Pferden zu ihrer Abjonderung angebradt.
Lätifikantia, pl. I. (v. laetificäre, erfreuen, v. lae-
tus, freudig, u. facere, machen) Heilf. erheiternde,
belebende Beilmittel,
ſlatiföliſch, I. (latifolius, v. latus, breit, u. folium,
Blatt) breitblätterig. |
Eatifundium, n. [., pl. Patifundten (v. latus, weit,
u. fundus, Grundbefiß) die ungeheuren Landgüter
der Römer in Italien, Großgrundbeſitz.
Patiner (Latini) od. Pateiner, pl. das uralte Volt,
welches die Landjchaft Latium in Stalien bewohnte,
in welcher Rom liegt; dah. laterniſche Spruche,
die Sprache der alten Römer; Patinismus, m.
nl. eine lateinische Spracheigenheit; latinijieren,
jpätl. (latinizäre, fr. latiniser) lateinijche Sprad)*
eigenheiten und Ausdrucksweiſe nahahmen; ins
Lateiniſche übertragen; Patintft, m. (fr. latiniste)
Latein-Kundiger; Patinität, f. (I. latinitas), die
Kenntnis der lateiniihen Spracde; bef. der reine
lateinische Ausdruck.
latus 487
Satirdftren, pl. nl. (von latus, breit, u. rostrum,
Schnabel) Naturf. Breitfchnäbler, Vögel mit brei-
ten Schnäbeln; latiröſtriſch, breitfchnäbelig.
fatitäbel, nl. (v. |. latitäre, verſteckt fein, Verſtär—
fungszeitiwort von latere; vgl. latent) verſteckbar,
was verheimlicht werden fann.
Lätitia, l (laetitia, von laetus, froh, fröhlich) oder
abget. Lätiz, f.Sröhlichkeit, Heiterkeit; Beluftigung;
Lätitia, f. als weibl. Name; die Fröhliche; Hei-
tere; der Name eined 1856 von Chacornac ent-
decten Witeroiden.
Latitũdo, f. I. (v. lätus, breit, weit) od. Latitüde,
f. fr. die Breite; der Spielraum, die Entſcheidungs—
freiheit zwiſchen zwei Grenzen, beſ. Strafgrenzen;
Latitudinarier, nl., od. Patitüdinaire, fr. Ib.
—nähr)m. ein Weitherziger, Freifinniger, Zreigeift;
ein Leichtfertiger mit weitem Gewitten, ichlaffer
Sitten- od. Religionslehrer, entg. Rigoriſt; bei.
Benennung derjenigen, welche während der heftigen
Religionsitreitigteiten in England und Schottland
im 17. Jahrh. — den verſchiedenen Parteien
vermitteln wollten; Latitudinarismus, m. Welt-
herzigfeit, Freigeifterei; jchlaffe oder leichtfinnige
Gittenlehre.
Ratomie, £., pl. Qatomien, gr. (latomia, f. u. lato-
meıon, n. von läs, Stein, u. temnein, fchneiden,
hauen 2c.) der Steinbruch, die Steingrube; bef. die
unterirdiichen Steinbruchgefängnifie bei Syrakus
unter der Regierung des Tyrannen Dionyſius;
auch Freimaurerei; Patömus, m. gr.(lätömos) ein
Steinbrecher; dah. auch ein Freimaurer.
Latöna, f. I. Fabell. die Göttin der Nacht u. alles
Berborgenen, gr. Leto, die Mutter des Apollo u.
der Diana.
Ratrie, f. gr. (latreia, v. latredein, um Sold oder
den Göttern dienen) eig. der Dienjt; Gottesdienft,
nöttliche Verehrung, beſ. der Heiligen.
2atrine, f. I. (latrina, 3ge3. f. lavatrina, Abfluß
oder Zufammenfluß der Unreinigfeiten; v. laväre,
waſchen, baden), pl. Latrinen, der Abtritt, die
Abtrittägrube.
Patrocinium, n. I. (von lätro, Straßenräuber) der
Straßenraub; Ratruntulätor, m. ein Unter-
ne über Straßenräuber.
Latter-day Saints, pl. engl. (ſpr. lätt'r⸗deh ßents)
die Heiligen der legten Tage (wie fich die Mor-
monen felbjt nennen; von engl. latter-day, d. i.
aus der legten Zeit jtammend).
Latũün, n. (ſpan. laton, alaton, fr. laiton, isländ.
lätun, Mejling, v. it. latta, weiße Blech, eig. =
Platte, Ratte) Meffingbled; Patünhütte oder
Latũnwerk, ein Mejfingblechwert, eine Anitalt,
wo Meſſing zu Blech geichlagen od. gewalzt wird.
latus od. Latus, n., pl. latera, I. die Seite, Blatt-
jeite; Summe oder Betrag einer Seite in Rech—
nung3büchern, der Seitenbetrag; latus per se,
Seite od. Betrag für fich, d.i. einziger Seitenbetrag,
wenn nur ein einzelner Poſten auf einer Seite ent»
halten ift; ad latus, zur Seite, zur Hilfe, zum Bei-
itande; a latere, de latöre, von der Seite, von
jeiten 2c., j. Legat unter fegieren1.; lateral (!.
laterälis), zur Seite gehörig, zur Geite befind-
lih; Zateral-Erben, Seiten-Erben; Lateral—
Magnete find Magnete, bei welchen ſich die Pole
an den langen und einander nahe ftehenden Sei»
ten befinden, entg. den Rongitudinal-Mag-
neten, f. d.; Zateral-Bermwandte, GSeiten-
verwandte; laterieren, ni. den Seitenbetrag ziehen,
———— den Betrag rechnen und alsdann zu—
ammenziehen.
488 Zativerge
Ratimeras, f. (fr. electuaire, altfr. lectuaire, prov.
lactoari, it. lattuario, v. I. electarium, electua-
rium, u. dies v. gr. ekleiktön, auszuledende od. zu
erledende Arznei, von ekleichein, ausleden; vgl.
Sflegma) ein Didjaft, Saftmus, eine musartige
Arzneiform.
Lauda, laudabel zc., j. unter laus.
Saudaminium oder Laudamium
mim, ſ. d. |
Laudänum, n. (entjt. aus dem gr. lädanon, lau-
danon; zuerjt bei Baracelfus vorfommend)—=La-
dDanum; auch eine mit Gewürzen verjegte Opium-
Tinktur, ein Schlaftrunf.
Laudemium, n. ml. (auch laudaminium, laudium,
laudatiönes, laudesetc.)od. Raudemien=-&elder,
das Lehngeld, die Lehngebühr, Lehnware, eine
Summe Geldes, welche der Obereigentümer für
die Annahme eines neuen Nutzungs-Eigentümers
von diejem erhält; Laudemialfonds, m. ein im
ehemaligen Kurheſſen aus den Ablöfungsgeldern
gebildetes Kapital, Lehngeldfonds.
Iaudieren, 1., ölen oder einölen, gepreßten Tüchern
Bu Beitreichen mit Baumöl ein ſchönes Anſehen
geben.
laudieren 2., Laudiſten, |. unter laus.
laudum, n. ml. Ripr. der Ausſpruch eines Schieds⸗
richters; auch eine Angelobung.
Raudun=- Wein, fr. (pr. lodöng) ein vortrefflicher
franzöfiiher Wein von der Stadt Laudun in
Languedoc.
Laura, Laurette, Lorchen, f. weibl. Name, aus
Eleonore entitanden.
laureätus, [. (v. laurus, der Zorbeer) mit dem Lor-
beerfranze gef hmücdt (von Dichtern); Laureũt, m.
ein gefrönter Dichter; Laureation, £. = Pro-
motion, ]. d.; Lauroceräſus, m. nl. Kirichlor-
beer; Kauroftearin, n. ein aus den Xorbeern, den
Pichurimbohnen und der Kofosnußbutter darjtell-
bares feites Fett.
Laurentius, m. nlat. männl. Name, — Lorenz,
1. d.; Saurentie, f. weibl. Name; Laurentins-
Birnen, eine Urt gelber Sommerbirnen; Lau—
rentius⸗Fliege od. -Mürde, Tagetierchen.
Lauretãniſche Litanei, £. eine fathol. Litanei (f.d.),
welche nach der Sage zu Loreto (l. Lauretum),
einer Stadt des Kirchenitaates am Adriatiichen
Meere, von Engeln vom Himmel gebracht worden
jein joll. y
Sauroceräfus u. Lauroftearin, |. unt. laureatus.
aus, f., pl. laudes, I. daS Lob; eum laude, bei
Zenſuren: mit Auszeichnung; laus Deo, eig. Gott
Lob! als.n. eine Schuld-Rechnung, ein Mahnbrief,
worüber man ehedem jenen Augdrud mißbräuch—
(ich ſetzte; Iaudes, pl. Zobgejänge, in der fathol.
Kirche beſ. diejenigen, welche auf die Frühmette
folgen, dah. auch die zweite priejterliche Tagzeit;
Lauda, f. it. ein Robgejang Au Schluß der Veſper
in Stalien; laudieren, I. (laudäre) loben; Ripr.
einen Zeugen laudieren, d. i. ihn in Vorjchlag
bringen; laudäbel (I. laudabilis), Löblich, lobens—
wert; Laudazismus, m. nlat. Zobpreiferei, Lob—
dudelei; Laudamentum,n. ml. ein Handgelübde
oder Gelöbnis; Laudatio, f. das Lob, die Lob—
rede; laudativ (1.laudativus), zum Loben gehörig,
lfobend; Laudätor, m. l. ein Xobredner; Jauda-
tor tempöris acti, ein Lobredner der Vorzeit;
faudatoriih (ipätlat. laudatorius), lobend, lob-
redneriich; Laudiſten, pl. nıl. Lobſänger, welche,
Laude⸗
auf den Straßen herumziehend, Lieder zum Lobe
Gottes (laudes) ſangen, be}. in Italien u. Frank—
Law
reich (ſie ſangen unisono im Gegenſatz zu den
iguriſten)
laute, l. (Adv. von lautus,
wajchen) herrlich,
Schmäuſen.
Lauteniſt, m. (dtſch. mit fremdartiger Endung) ein
Lautener od. Zautner, Yautenfpieler.
lautieren (dtjch. von Laut mit lat. Endung), beim
Zejenlernen die Buchſtaben fogleich nad) ihrem
Laute, nicht, wie beim Buchftabieren, nach ihrem
Namen ausjprehen; Lautiermethode, f. dieje
Leſelehrart.
‚eig. Partiz. von laväre,
prächtig, be. von Feiten und
‚Lava, f. it. (neapol. ein die Straßen überflutender
Regenbach, vd. it. u. L. lavare, wachen) die aus
feuerfpeienden Bergen in feurig-flüffigem Zuftande
geworfenen od. geflojjenen Maffen, welche erfaltet
zu Stein erharten. »
Lavagna, f. it. (pr. lawwanja) ein Diftrift im Ge-
nueſiſchen, ehemalige Bejigung des Grafen Fieschi;
eine Steinart, welche bej. zu Mojaifarbeiten be-
nutzt wird. (Frankreich (toiles de Laval).
Lavalſches Leinen, n. Leinwand aus Laval in
Savatian, f. I. (lavatio, von laväre, wafchen) das
Waſchen, die Wafhung; Lavatorium, n. nl. ein
N Ravement,n. fr. (ſprich: lam’mane)
—= fliftier.
Lavéndel, m. (ml. lavendüla, lavandüla, it. laven-
ola, lavända, fr. lavande, £.; v. l. laväre, waſchen,
weil man dieje Pflanze zum Wajchen und Baden
gebrauchte), f. ein befanntes wohlriechendes Garten—
gewächs, aus deſſen Blüten manLa vendelwaſſer
(eau de lavande, fr., ſpr. oh d' lamdngd’), La—
vendelöl und Lavendelgeiſt bereitet.
Lavérna, k. lat. Fabell. die Scyußgöttin des recht—
lihen und unvechtlihen Erwerbs, daher auch der
Diebe und Betrüger.
Laveton, n. fr. (pr. law'tong, von lavette, Waſch—
lappen, Einjchmierlappen, von laver, wajchen, l.
lavare) das Walfhaar, die beim Walken wollener
Zeuge losgefchlagene Wolle.
Ranette, |. Zafette. 3
Lapezitein oder Lawézſtein (vom it. lavezzo, la-
veggio, Kochtopf, Kohlentopf, eherner Keſſel, lat.
gleich]. lebetium, von lebes, Gen. leb&tis, ein me-
tallener Keſſel, worin gekocht wurde), Topfitein,
ein dem Talf verwandter Stein, der in der Schweiz
zu Kefjeln, Töpfen 2c. gebraucht wird.
lävigieren, j. levigieren.
lavieren 1.,1.(laväre, fr.laver) bei Malern: wajchen,
eine aufgetragene Farbe mit Wafjer vertreiben;
eine Zeichnung lavieren, d. i. tujchen, oder durch
den Binjel mit einer Tinte oder Farbe daritellen;
Lavierfeuer, n. Borfeuer, der erite Teil der Hei-
zung beim Brennen der Tonmwaren; Lavis, m. fr.
({pr. lawih) das Waſchen, Tuſchen, die gewaſchene
Zeichnung; au lavis (ſpr. o lawih), in gewaſchener
od. getuſchter Manier (von Zeichnungen u. Kupfer—
ſtichen); Laboir, n. (ſpr. lawocihr; prov lavador,
ml. lavatorium) gem. Labör, ein Waſchbecken,
Waſchhaus.
lavieren 2. (v. holl. laveren, u. dies v. fr. louvoyer,
louvier, v. holl. loef, Zuffeite, ſ. Luf), Schiffſpr
feitwärt3 gegen den Wind jegeln; uneig. behutjanı
verfahren, ſich abwartend gegen etwas verhalten,
ſich durchichlängeln; aud) allerlei Ausflüchte ge-
brauchen (von böfen Schuldnern).
Ravine, j. Lawine. —
Law, n. engl. (ſpr. lah) Geſetz, Rechtswiſſenſchaft;
Lawyer, m. (jpr. laͤhjer) ein Rechtsgelehrter, Au—
walt.
Ramine
Lawine, f. (altd. lewine, lewinä, churwelſch lavina,
. ml. lavina, labina, Erdrutich, v. 1. labi, herabglei-
ten, it. lavigna, fr. lavanche, prov. lavanca) ein
Schneefturz, eine fich im Herabrollen vergrößernde
verderbliche Schneemaſſe in den Hochgebirgen.
Laͤwka, f. ruf). (von flav. lawa, Brett, Steg, Bank)
ein Kramladen, Kaufladen, Bude.
Paten, n. engl. (fpr. lähn; v. fr. linon) feine Lein—
wand, Schleiertudh, = Linon.
Lawn-Tennis, n. engl. (jpr. lähn —; von engl.
lawn, Rafen, Wieſe, urfpr.: der freie —
vor Herrenhäuſern) ein engliſches Raſen-Ballſpiel,
mit kleinen bunten Bällen, welche zwei Parteien
mit Ballſchlägeln, die aus Rohr oder Darmſaiten
geflochten ſind, über ein zwiſchen den Parteien
aufgezogenes Netzgitter nach beſtimmten Regeln
ſich zuſchleudern; in Deutſchland, da wir den un—
verwüſtlichen, kurzgeſchornen Raſen Englands nicht
ſo leicht beſchaffen können, wird das Spiel meiſt
auf künſtlich feſtgeſtampftem Boden geſpielt.
Laͤwra, f. ruſſ. (neugr. laũra, von laüros, weit, ge—
räumig, umfaſſend), ein Kloſter erſten Ranges,
Metropolitankloſter od. Kloſterſitz eines Metropo—
liten der griech. orthodoxen Kirche.
Lawſonia, f. eine Pflanzengattung, benannt nad)
dem engl. Arzte Th. Lawſon, = Alfanna.
lax, l. (laxus) weit, unbejtimmt; jchlaff, Ioder, un—
gebunden; Laxismus, m. nl. die Schlaffheit in
jittlihen Grundfägen; Laxität, f. lat. (laxitas)
Schlaffheit, Lockerheit; laxieren (1. laxäre, erwei-
tern, auflöjen, lüften) abführen, reinigen; laxa-
mentum, n. Erweiterung, Erleichterung; Ripr.
die zweimonatliche Frift fürBormünder zum Aus—
leihen der Mündelgelder ; Anratin,n. od. Lardnz,
f. nl. ein Abfüihrungsmittel; laxantia od. Jaxa-
tiva, pl. Abführungsmittel.
Lah, j. Lai.
Lazärus, m. hebr. männ!. Name (= Eleaſar),
otthilf; bei. Name eines aus der heil. Gefchichte
(Zuc.16,20) befannten ausfägigen Mannes, der in
der Folgezeit zum Scyugheiligen der Kranken ge-
macht wurde; überh.ein armer von Leiden Heim-
gejuchter; Lazarusklappe, f. eine Art Mujchel mut
einem jehr Zünftlichen Gewinde; Kazardtt, n. (it.
lazzeretto, jpan.lazareto, fr.lazaret) ein Kranken⸗
oder Siehenhaus, urfpr. im Mittelalter ein dem
beil. Lazarus geweihtes Haus für Ausfäßige bei
Serufalem; Lazaärett-Fieber, |. Hoſpital-Fie—
ber; 8,-&ehilfe, m. ein militärärztlicher Gehilfe
im Range eines Gefreiten oder Unteroffiziers;
8.-Inipeftor, m. ein Krankenhaus-Aufſeher;
Lazariften, pl. ein geiftl. Orden in Frankreich,
vom heil. Bincenz von Paula 1634 zum Miffiong-
eichäft errichtet; Lazaroͤni, pl., it. lazzaröni,
— Arnie in Neapel und Sizilien,
teils vom Laſttragen und anderer Taglöhnerarbeit,
teils vom Betteln ꝛc. ſich ernährend, auch Ban—
hieri genannt, weil viele von ihnen auf hölzernen
Bänken unter Wetterdächern jchlafen.
ageröle, f. (it. lazzeruöla u. azzeruöla) eine Art
eiß- oder Hagedorn, die Hagebuttenbirne, der
Weinapfel; vgl. Azarole.
2azo, m., pl. Lazos, j. Laſſo.
Lazur, ſ. Lajur; dab. Lazalith, m. Blaufpat.
Lazzi, pl. altſächſ. Rſpr. f. Leute, Hofhörige (daher
Lagen, ein Dorf bei Hannover, Lapfelde, ein
Dorf am Harz).
Lazzo, m. it., pl. Lazzi, das Gebärdenfpiel bei ital.
Zujtipielen, bej. bei ver commedia dell’ arte, zur
T
Ausfüllung der Pauſen im Sprechen, jtumme |
Legat 489
Sprade; lächerliche Gebärden, Poſſen; pofjenhafte
Stegreif-Späße, Schwänte, Witzworte.
Lea, n. engl. (jpr. lih), aud) Lay, Ley, Warp, Stein
oder Map, das Gebinde, ein engl. Garnmaß zu
80 bis 120 Threads oder Bouts (Fäden, Hajpel-
fäden) von 1, 1Y/, oder 2 Yards Ränge.
Reader, m. engl. (jpr. lihder; von lead, leiten) eig.
Leiter, Führer; dah.: ein Leitartikel in Zeitungen,
— leading article (jpr. lihding drtif’I); leading
chäracters (fpr. — färäfter3), pl. eig. führende,
an der Spitze ftehende Charaktere, die Hauptrollen
im engl. Drama.
League, f. engl. (jpr. lihE; vgl. Lieue) die Meile.
Leaſehölders, pl. engl. (pr. lihßhohlders; v. lease,
Pacht) Pächter.
Leckage, f. (ſpr. leckähſch'; dtſch, von led, leden,
mit franz. Endung) das Ausrinnen aus bejchä-
digten Gefäßen, das Auslaufen; der Zedverluit;
aud) die Summe, die fire dieſes Auslaufen in Ab-
rechnung gebracht wird.
legons, pl. fr. (jpr. ’Böng; v. sing. la legon, — 1.
lectio, }. Lektion) Übungsſtücke (bef. in der Tonf.).
Rectica, f. l. (v. lectus, Bett) eine Sänfte, ein Trag-
ſeſſel, Tragbett; Lecticarius, m., pl. Lecticarit,
Sänftenträger.
Lectülus, m., pl. Rectült, lat. (Verkl. von lectus,
Bett; alfo eig. Heine Betten, Zageritätten) Heilf.
Strohladen, Verbandjtüde zum Scienen zer-
brochener Glieder.
Rede, f. gr. Fabell. die ſchöne Gemahlin des jpartan.
Königs Tyndareog, in die fih Jupiter in Geſtalt
eine® Schwanz verliebte, als fie fich badete; (fie
| war die Mutter des Kaftor und Bollur und der
Helena u.Klytämneitra;) aud) der Name eines
von Chacornac 1856 entdecten Aiteroiden.
Ree,n. in der engl. u. niederl. Schifferjpr. die unter
dem Winde befindliche, d. i. vom Winde abge-
wandte Seite, entg. Quffeite; Leefüfte, die Küſte,
auf die der Wind zumeht; leewärts, nach der Lee—
Lee = ken, ſ. d. [jeite zu.
leeg od. fr. lege (ſpr. lähſch'; prov. leu, v. I. levis,
leicht), Schifferipr. leer, ledig, bei. ohne Waren,
bloß mit Ballaft beladen.
Rega, £. it. (ſpan. liga; vgl. legieren 2.) eig. Verbin-
dung, Bündnis (vgl. Liga); bei. Metallmiichung
(Legierung); Schrot und Korn der Münzen;
Lega bafla, niederes oder geringhaltiges Muͤnz—
metall, jtark verjegtes Gold oder Gilber; legäbile,
it. Tonf. verbundener Vortrag oder gebunden vor-
zutragen.
legäl, |. (legälis, von lex, Gen. legis, das Gejek)
gejeglich, geſetzwäßig, rechtskräftig; legälis medi-
eına, f. gerichtliche Medizin; legali modo, gejeh-
licherweije; Legal-Inſpektion, f. Ripr. die vor-
ſchrifts mäßige Beſchauung eines verlegten Körpers
oder Leichnams; L.-Sektion, f. eine gerichtliche
Leihenöffnung; legaliter, gejeßlichermweije, gejeb-
mäßig 2c.; Legalität, f. nl. die Gejeglichkeit, Ge-
jegmäßigfeit, Übereinftimmung einer Handlung
mit dem Geſetz; legaliſieren (fr. legaliser), gejeß-
oder rechtskräftig machen; auc) gerichtlid) bejchei-
nigen, bejtätigen; 2egalifation, f. die Beglau-
bigung der Geſetzmäßigkeit einer Urkunde; gejeb-
liche Beitätigung.
Legal tender, engl. (jpr. lihghel—), die Annahme
von Banfnoten, die von engliichen Banfen ausge-
geben find, bei den englijchen Staatskajjen, indem
ſie als gültiges Zahlungsmittel erklärt werden.
Legat, Legation, Tegatarius, Legator, ſ. unter
iegieren 1.
490 Regatine
Legatine, f. fr. eine Art Halbfeidenzeug.
!egato, ſ. ligäto unter ligieren; Legatür, unter |
fegieren 2.
!egatur, lat. (von legere, leſen) es werde gelefen,
man lefe,
Legende, f. (vom lat. legenda, pl., das zu Lejende,
im Mittelalter Titel eines Buches, weldes die täg-
lichen gottesdienitlichen Leſeſtücke enthielt, v.legere,
lejen) Beiligenerzählung; überh. eine Erdichtung,
Sage: im Münzwefen: die Umfchrift einer Münze;
der äußere Rand der Münzen, der aut Erſchwerung
des Beſchneidens oft mit einem Sinnſpruch ver—
ſehen iſt; überh.: eine Aufſchrift, z. B. auch eines
Denkſteins; Legendarium, n. ein Heiligenſagen—
buch, eine Sammlung von Heiligengeſchichten; Le—
gendarius od. Legendär. m. ein Heiligenſagen—
Schreiber od. -Erzähler; legendär, legendäriſch,
nach Art der Legenden, jagenhaft.
i6ger, legere (fpr. lefegähr), fr. (leEger, l&g2re, prov.
leugier, it. leggiero, I. gleich]. leviarius, v. levis,
leicht) Teicht, ungezwungen; leichtfertig, flüchtig,
nachläſſig; oberflächlich; legerement (pr. lehſchär⸗
mäng), leicht; leichtfinnig, flüchtig, oberflächlich;
Legerete, £. (pr. leſchär'teh) die Leichtigkeit; Leicht-
fertigfeit, Nachlöſſigkeit.
leges, ſ. unter lex.
Legger, m. ein ehemaliges holländ. Flüſſigkeitsmaß,
bei. für Araf, in Amjterdam = 563 |, in den Ko—
Ionien = 578 1; auch große Tonnen mit Trink
waſſer, im untern Schiffsraume liegend.
teggiere, leggiermente vd. con legger&zza, it.
(ipr. ledfger—; vgl. d. fr. löger ꝛc.) Tonf. leicht,
mit Zeichtigfeit, ohne Nachdruck; leggierissimo,
jehr leicht.
fenteren 1.,1. (legäre, abjenden, vermachen, v. lex,
Sen. legis, das Geſetz) Vermächtniſſe machen, ver»
ordnen, jtiften; Pegätus oder Legät, m. bei den
alten Römern ein dem Statthalter einer Provin
zugeordnieter Gehilfe, Unterfeldherr; ein päpft!.
Sejandter, Abgeordneter od. Botſchafter; Vorjteher
einer Provinz des früheren Kirchenftaats, ſ. Le—
gation;legatns a !atöre od. de Jatäöre (sc. pa-
pae),ein päpſtlicher Botſchafter oder Gefandtereriter
Klaſſe, Kardinal-Botſchafter; auch Bevollmädhtigter
des heil. Stuhls in Sachen der geiſtl. Gerichtsbar—
keit für einen größeren Landesbezirk; Statthalter
od. Borgefegter einer Provinz des früheren Kirchen-
ſtaats; Legation, f. (l.legatio) die Gefandtichaft;
auch eine Provinz des früheren Kirchenitaats; Le—
gations-Kavalfer, m. ein Gefandtichaftsritter,
adeliger Gejandtjchaftöbegleiter; L.-Mat, m. ein
Sejandtichaftsrat; L.-Sekretär, m. Gefandtſchafts—
gehilfe; legatĩv (ſpätl. Iegativus), zur Geſandtſchaft
gehörig, geſandtſchaftlich; — legatum od. Legät,
n. ein Vermächtnis, eine Stiftung; Legatarius
oder Legstär, m. ein im legten Willen Bedachter,
fofern er nicht Erbe (im rechtlichen Sinne) ift; Le—
gätor, m. der Erblafjer, Stifter.
iegieren 2. (it. legäre, v. l. ligäre, binden), Münzm.
inden, vereinigen; Metalle unter fich verbinden,
bei. Gold, Silber 2c. mit geringeren Metallen ver-
miſchen, zufammenjchmelzen; Kocdf. eine Suppe,
Brühe abziehen, binden; echt. = ligieren, ſ.d.;
diePegterung od. Legatür, die Metallverbindung,
miſchung, =Wlligation,f. alligieren; Lega—
tar⸗Band, unehtes Gold- oder Silberband; L.⸗
Zreffen, unechte Gold- und Silberborten.
»eston, f. [. (legio, pl. legiönes, von legere, leſen,
'ammeln) eine altrömijche Kriegerihar von unge»
tahr 3000 bi3 6000 Mann; eine große, unbeftimmte
Leguan
Menge, Schar, ein Heer; Iegion d'étrangers, f.
fr. (fpr. lehſchjong dehtrangjcheh) Fremdenlegion;
1. d’honneur, £. fr. (fpr. - donnöhr) die Ehren-
legion, ein franz. Orden; Regionär, ın. (l. legio-
narlus) Soldat einer Legion; Mitglied od. Ritter
der Ehrenlegion.
Legis, f. die feinfte perjifche Seide.
Legislation, f. l. (legis-latio, d. i. eig. das Bringen,
d. i. Vorſchlagen eines Geſetzes; vgl. lex) die Ge—
jeßgebung, gejeßgebende Gemalt; Tegislatin, nl.
gejeßgebend; die Geſetzgebung betreffend; Senis-
lätor, m. I. der Geſetzgeber; Legisiatür, f. nl.
. Die Geſetzgebung; die geſetzgebende Verſammlung
od. Macht, der gefeßgebende Körper.
Legiſt, m. nl. (von lex, ſ. d.) ein Geſetzkundiger, bef.
Lehrer des meltlihen Rechts, Anhänger des röm.
Rechts im Mittelalter, *— Dekretiſt, | d.
legitim, I. (legitimus, vol. lex, Gen. legis, Geſetz)
al3 Adverb auch legitime, gejeb- od. rechtmäßig,
geſetzlich, mit Necht; rechtmaͤßig geboren, ehelich,
echt; Legitima od. legitima (pars od. portio), f.
der Bflichtteil, der den Erbzwangsberechtigten ge-
jeßlich gebührende Erbteil; legitimieren, ni. (fr.
legitimer) gültig machen, für rechtmäßig erflären;
die Echtheit oder Gültigkeit dartun; fi legiti-
mieren, feine Vollmacht zeigen, fein Recht dartun,
fih ausweiſen; Legitimation, f. die Erbfähig—
machung, Erklärung für ehrlich) u. rechtmäßig, die
Ehelichſprechung eines unehelihen Kindes; auch
die Beglaubigung, Anerkennung einer Vollmacht,
eines Geſandten ıc., der Nachweis einer Empfangs—
berechtigung; die Beglaubigungs-Schrift oder Ur—
kunde, der obrigkeitlich ausgeſtellte Schein über
Stand, Namen, Alter, Geburtsort 2c. einer Perſon,
der Ausweis; Legttimatienstarte, f. Ausweis-
farte, Beredtigungsfarte; Grbeslegttimations-
Atteſt, n. Erbbeſcheinigung; Aftin-Pegitimation,
f. die Klageberechtigung; Vaſſip-Legitimation,
f. die Klageverpflichtung; Legitimität, k (fr. legi-
timite) Gejegmäßigfeit, Geſetzlichkeit, Rechtmäßig—
feit, Echtheit; bei. die Gefegmäßigfeit der Erb- u.
Thronfolge, das Geburtsreht als Grund der
Staatögewalt, in diefem Sinne zuerjt 1814 auf
dem Wiener Rongrefje v. Talleyrand gebraudt;
Legitimiſten, pl. Anhänger und Verfechter des
Zegitimitäts-Srundfages, d. i. des Grundſatzes,
daß Die Landeshoheit ein gleich anderen Privat-
rechten vererbliches,vom Volföwillenunabhängiges
Recht fei; in Frankreich diejenige Bartei, welche
nur den älteren Zweig der Bourbonen als be-
rechtigt zur Regierung anerkennt; Vegietef EN:
der rechtmäßigen Regierung und dem Legitimität-
Grundjage anhängend; Legitimismus, m. bie
Lehren und Grundjäge der Legitimiſten.
legno, m. it. (fpr. lenjo; — I. lignum) Holz; daher
col legno, Tonf. mit dem Holz des Bogens (nicht
mit den Haaren). Ä
Regogrdph, m. L.-gr. (vgl. lex) ein Gejeßichreiber.
Regographologie, f. gr. (vom l. legere, gt. legein,
fejen, jagen, u. gr. gräphein, fchreiben) die Leſe—
und Schreiblehre; Legologie, f. die Leſekunſt, Leje-
fehrfunde.
Legua, f. jpan. (port. legoa, prov. legua, iega, it.
lega, ml. leuca, leuga, lega, fr. lieue; ein urſpr.
telt. Wort, platter Stein, Meilenftein bedeutend)
eine frühere jpaniihe Meile von verjchiedener
Ränge, 5555,555 bis 6687,24 m.
@eguän, m. (ſpan. iguana, f. d.; aus der Sprache
von Haiti) die Kamm-Eidechſe, ungefähr 11, m
lang, bei. in Weitindien.
Legulejus
Legulejus, m. I. (v. lex, Gen. legis, Geſetz) ein Ge—
re ſchlechter Sachwalter, Rabuliit; Res
sulejismus, m. nl. ſchlechte Sachwalterei.
tegumen, n., pl. Jeeumina. [. (v. legere, ſammeln,
pflüden) Hülſenfrüchte; Legumin, n. nl. Hülſen—
fruchtſtoff, Pflanzen-Kaſein, vgl. Kafein; Legu⸗
minöfen, pl. (nl. leguminösae) Hülſengewächſe.
Leias, m. j. Lias. i
Reich, m. altd. (mittelhochd. leich; altnord. leikr,
Spiel, leika, fpielen, got. laiks, Tanz, zu laikan,
fpringen, hüpfen) im Mittelalter eine Art fing-
barer Gedichte, aus ungleichförmigen Versſätzen
beitehend. State
Leidener Flaſche, j. Leydener Flaſche.
Reila, f. arab. Frauenname (leilä, eig. die Nacht);
Peilet, pl. heilige Nächte bei den Mohammedanern.
Reimoniaden, j. Nynıp he.
Reiocephälus, m. gr. (von leios, glatt, eben, und
kephale, Kopf) Glattkopf, eine Gattung Eidechſen;
Reiogomme, n. fr. (fpr. leogdmm, v. fr. gomme,
Gummi) unricht. auch Leiocome vder Leiokom,
franzöſiſche Bezeichnung fir das Dertrin (ſ. d.), es
wird aus KRartoffelftärte bereitet und dient 4. D.
ur Verdidung der Farbe in den Kattunfabrifen;
eiophuͤllum, n. d. i. Glattblatt, eine Gattung
Heidegemwächie.
leipogrammatiich, = lipogrammatiſch, ]. d.
Reitmotid, n. ein jharf ausgeprägter muſikaliſcher
Gedanke, der einem Tonftücd zugrunde liegt und
3 beherrjcht, und der zugleich den geijtigen In—
halt und die ideelle Bedeutung des Tonjages cha-
rafteriftifch zur Geltung bringt.
Lektion, f. (1. lectio, eig. das Leſen, v. legere, lejen)
der Unterricht, Lehrſtünde; die Aufgabe, das Lehr»
oder Lernſtück, au) ein Verweis; Abſchnitte aus
bibliichen od. fonjtigen Kirchenbüchern; Pettions-
Statalög,m.!.-gr. ein Unterricht3- od. Lehrſtunden⸗
verzeihnis, Stundenplan; Borlefungsverzeichnid;
Rektionarium, n. nl. ein biblijches Vorleſebuch
in der römijchen Kirche; Rektor, I. vd. fr. Lekteur
(ipr. leftöhr), m. ein Leſer, Vorlejer; Nebenlehrer
auf Hochſchulen, der nicht Profeſſor ift, Sprach—
lehrer, bef. einer neuern Sprade; ſ. aud Ditia-
rius; lector benevöle, [. geneigterZejer; lectöri
benevölo (salutem), dem geneigten Zejer (Deil
oder Gruß); Peftorät, n. nl. das Amt eines Vor-
lejer8 oder Nebenlehrers; auch eine der niederen
Weihen; Lektrize, f. fr. (fpr. lektrihß') eine Vor-
fejerin; Lektüre, f. fr. (mi. lectüra) das Leſen;
die Belejenheit; der Leſeſtoff; Lekturer, m. engl.
(ipr. feftichurer) ein Vredigergehilfe, Kaplan.
Lektifternium, n. l. (v. lectum sternöre, ein Bett-
od. Speije-Sofa mit Polſtern bededen oder überh.
zurechtmachen), pl. Keftifternien, Göttermahl-
zeiten bei den alten Römern, wobei den Götter»
bildern auf prächtigen Polſtern od. Kiffen Opfer-
ipeifen vorgejegt wurden.
Lektor ꝛc., J. unter Xeition.
Lektüre, ſ. unter Lektion.
Lemma, n., pl. Lemmäta, gr. (lẽmma, eig. das
Genommene, v.lambänein,nehmen)eine Annahme,
ein Borderjaß; ein entlehnter Sag, Hilffag aus
anderen Biljenjchaften; der Wahlipruch, Leibſpruch,
das Wort bei einer Deviſe (ſ. d.); auch der Titel,
bei. da3 an die Spitze eines Artikels, einer An-
merfung 2c. gejtellte, zu erflärende Wort.
Lemming, n. norweg. und dän. (fchwed. lumik) die
roße Züg- oder Wandermaus, bei. in Lappland,
Norwegen und Sibirien.
.
Leonhard 491
Lemna, f. gr. (eig. Pflanze im jiehenden Waſſer,
verw. mit limng, ſtehendes Waffer) die Wafjerlinfe.
— (von der griech. Inſel Lemnos),
olu8,).D.
Remmisfus, m. gr. (lömniskos, von l&nos, Wolfe)
ein wollenes Yan, ein Kifjen, zum Berbande;
Remnisfäte, f. Größenl. die Schlingenlinie, eine
Krummlinie des vierten Grades in Geitalt einer 8.
Lemon-squash, n. engl. (jpr. lem'n ßkwöſch, vor
engl. lemon, d. i. Zitrone, Limone, und squash,
d. 1. quetichen, zu Brei drücden, ſowie das Zer-
quetjchte, zu einer weichen Mafje Zerdrücdte) Zi-
tronenlimonade, Zitronenquetichung.
Lemoſität. f. nl.(v. l. lema, gr. leme, Augenbutter)
Heilf. dad Augentriefen, die Schmierigfeit und
Schmusigfeit der Augenwinkel durch fogenannte
Augenbutter.
Lemur, eine Gattung Halbaffen auf Madagaöfar,
ſ. Dali; pl. Lemüren (I. lemüres), bei den Rö—
mern Nachtgeifter oder abgefchiedene Seelen, Ge-
ipenfter; Lemurien (I. Lemuria), pl. ein im Mai
gefeiertes Feft zur Verſöhnung und Berbannung
der Kemuren. [feit der Athener.
Lenäen, pl. gr. (lönaia, v. lönös, Kelter) das Kelter-
Lendemain, m. fr. (jpr. langd’mäng; für le en de-
main, le, Urt. der, en, in, und demain, morgen,
prov. deman, v. l. mane, der Morgen, morgens)
der folgende oder niorgende Tag; be}. der Tag nad
der Hochzeit.
Lenientia, pl. I. (von lenire, lindern) Heilk. Lin-
derungsmittel; auch Erweichungsmittel; Lenitip,
n,. nl. ein Zinderungsmittel; auch Hinhaltungs-
mittel, = Balliativ; Jenitip, lindernd.
Leno, m. !., pl. Lenönen (l. lenönes), ein Kuppler,
Stlavenhändler, bei. in den altröm. Komödien;
Rena, f. die Rupplerin; lenozinieren (l. lenoci-
näri), fuppeln; Lenozinium, n. Kuppelei.
lentando, lentement ze., ſ. lento.
lentitulãr, I. (lenticuläris, von lenticüla, Linfe,
Berfl. von lens, Gen. lentis, Linſe) linfenförmig;
Lentitulär-Meffer, n. L>dtich., od. Ventikulatre,
n. ft. (jpr. langtikülähr') bei Wundärzten, ein lin»
ſenförmiges Mejier; Lentifulit, m. nl. oder gr.
Phacit, Linſenſtein, Berjteinerung einer Art ge-
mundener Rammerjchneden, beſ. in Agypten u. in
der Schweiz; Lentigo, k. I. Heilk. ein Xeberfled;
pl. lentigines, Sommerjprofjen, auc) Xeberflede;
lentiginss(l.lentiginösus), ſommerſproſſig; Len—
titis, f. = Phacitis, ſ. d.
lento, it. (ſ. lentus) Tonk. langſam, gedehnt, ge—
mächlich; Jento assai und lento di molto, ſehr
langſam; lentände und lentänte, zögernd, nad)
und nad) langjamer; lentement. fr. (}pr. langt'-
mäng) langſam, gemach; lenteſzierend, I. (von
lentesc£re, eig. zäh werden) jchleichend, be. von
Krankheiten; Lentor, m. die Zähigfeit, Klebrigkeit;
bei. Heilf. Zähigkeit der Säfte.
lenzen, Schifferipr. vor dem Winde fegeln bei ſchwe—
rem Sturm; lenzpunthen, alles Wajjer a. d. Schifie
pumpen; lenz Echiff = ohne Waller im Raum.
Lenzin, n. ein reiner weißer Ton, der in der Bapier-
fabrifation verwendet wird, um die Bapiermaffe
zu beſchweren; auch zur Verfälſchung unter das
Mehl gemiidht.
Reufadins, m. u. Leokadia, f. gr. Name: der, die
Freundliche, Sanfte.
Leon&sas, die beite fpanifche Wolle.
Reonhard, m. L.-dtic. (vom I. leo, der Löwe, und
hard, v. got. hairtö, Herz) männl. Name: der
Löwenherzige, Tapfere.
—
*
492 Leonina
Leonina, f. eine vormalige römiſche Goldmünze v.
4°, Studi, unter Papſt Leo XII. geprägt; das
leoniniihe Rom, die leoniniſche Stadt (it.
città leonina) od. Kepftadt, der von den Päpſten
Leo II. und bei. Leo IV. im 9. Jahrh. mit einer
Mauer umgebene, auf dem rechten Tiberufer ge-
legene Teil von Rom, der den Batifan, St. Peters-
dom, das Kaſtell San Angelo und verjchiedene
Kirhen, Klöfter, Staatsgebäude 2c. in 30 bis
40 Straßen umfaßt und auf den fich das jegige
weltliche Beſitztum des Papftes befchränft.
leoniniſche Gejelichaft (1. soci&tas leonina; von
leo, Gen. leönis, der Löwe) eine Löwengeſellſchaft,
d. i. jolde rechtswidrige Gemeinfchaft, in welcher
einer od. einige, gleich dem Löwen in der äfopifchen
Fabel, allen over einen unverhältnismäßig großen
Borteil, ein od. einige andere Teilnehmer der Ver—
bindung nur Gefahr und Schaden haben; auch
(eoninifher Vertrag genannt.
leoniniſche Berje, gereimte Herameter, in denen
Mitte und Schluß jedes Verjes miteinander reimen
(nad einem Dichter des Mittelalter namens Leo).
leoniſches od. lhoͤniſches Gold (wahrſch. von der
Stadt Lyon in Frankreich), unechtes Gold, aus
reinem Kupfer u. Zink bereitet; leoniſches Sil⸗
ber, unechtes Silber, aus Kupferſtangen bereitet,
die mit Blattjilber überzogen find; daher auch:
leoniſche Blumen, Fünftlihe Bfumen aus un-
Se Golddraht, und leoniſche und lyoniſche
Treſſen.
Leontiäſis, f. gr. (v. Ieõön, Gen. léontos, der Löwe)
Heilk. das Löwengeſicht, eine Anſchwellung der Haut
im Geſichte, wodurch dieſes ein löwenähnliches
Anſehen bekommt; auch der knollige Ausſatz oder
Hautgrind,—Elephantiafi,f.d.; Leontödon,
n. Bot. der Löwenzahn, eine Pflanzengattung, vgl.
Zararacum; Leontopetälon oder Leontopo—
dDium, n. Löwenfuß, eine Pflanze; Leopdrd, m.
(gr. leöpardos, v. léõn, Löwe, u. pärdos, Barder;
[.leopärdus) ein dem Tiger ähnliches Raubtier in
Afrika; Wappenf. die Stellung des Löwen, wie im
welfiſchen Wappen, mit vorwärt3 gefehrtem Ge-
jiht und erhobenem rechten Borderhuh,
Lepaditen, pl. gr. (von l&pas, Napfjchnede) Schal-
muſcheln, verjteinerte Entenmujceln.
Lépero, m. jpan. (wahrſch. von jpan. u. gr. lepra,
Ausjag, j.d.) in Mexiko ein Bettler u. Lajtträger,
ein Yazarone.
lepidantiich, gr. (v. lepis, Schuppe, Schild, und
anthos, Blume) mit jchuppenförmigen Blüten;
Renidium, n. J. (gr.lepidion) die Kreſſe, mit ſchup⸗
penähnlihen Schötchen; Lepidin, n. ein in der
KrefjeporfommendereigentiimlicherStoff; lepidsn
od. lepidõdiſch (gr. lepidoeidgs), ſchuppig, ſchup—
penförmig; Lepidodendréen, pl. (von dendron,
Baum) urweltlide Schuppenbäume, baumartige
Lyfopodiazeen mit fhuppenartigen Blattnarben;
Repidutde, f. die Schuppennaht am Schädel; Le—
pidofrofit, m. jhuppig-faferiger Brauneijenftein;
Lepidolith od. Lilfalith, m. eig. Schuppenitein,
ihuppiger Glimmer, Lithionglimmer, von lila—
roter Farbe; Lepidoptera od. Lepidopteren, pl.
Schuppen- od. Staubflügler, Schmetterlinge; Le—
pidopteriten, pl. Schmetterlingsabdrüde auf
Stein; Fepidopterologie, f. die Schmetterling3-
funde; Lepidöpus, ın.eig. Schuppenfuß, ein Fiſch;
Lepidoſarköma, n. Heilf. ihuppiges Fleifchge-
wächs (im Schlunde); Lepidöſis, f. Schuppenaus-
ihlag; lepidõtiſch, ſchuppig geihuppt. _
Lesra, f. gr. u. I. (von gr. leprös, rauh, jchuppig,
Retten
f. leperös, v. lepos, Schale, Schuppe) der Ausſatz
die Kräße; leprös (I. löprosus), ausjäßig,
räudig; Leprofen, pl. Ausjäßige, Kräßige; Le:
pröis, f. gr. = Lepra; Lepröjenhaus od. Le:
sroforium,n. barb.=l. ein Krankenhaus für Aus
Jäßige oder Kräßige, Lepraheim.
Lẽpſfis, f. gr. (v. lambänein, nehmen) das Nehmen;
die Annahme, der angenommene Sa, der Anfall
einer Krankheit.
Lepton, n. gr. (von leptös, &, ön, dünn, fein) eine
Heine altgriechiſche Scheidemüngze von Kupfer —
'z Chalfos od. Pf. neugriech. Kupfermünze
— 1/00 Drachme = 0,8 Pf.; Leptochrda, f. eine
dünne, feine Haut; leptograäphiſch, fein od. Hein
aeichrieben; Leptolög, m. ein Stleinigkeitsfrämer;
Leptologie, f. die Spisfindigkeit, der Kleinigfeitö-
geiſt; ebteloͤgiſch ſpitzfindig, kleingeiſteriſch;
Leptomerie, f. die Dünnheit; Leptometer, n.
Zähigkeitsmeſſer SSVikoſimeter, ſ. d.); Lepto⸗
phonie, f. Dünn⸗ od. Feinſtimmigkeit; leytophl⸗
liſch, dünnblätterig; Leptoͤthrix od Leptotrichus,
m. ein Dünn- oder Feinhaariger; Leptotrichie,
f. Diinnhaarigfeit. a
LZernän oder Xernäen, pl. gr. (Lernara) altgried).
Geheimdienst der Demeter in dem Fleden Lerna
in Argolis; lernäiſche Schlange, |. Hydra.
Le roi regne et ne gouverne pas (jpr. lö röd
renj’ eh nö guwern pah), ein franz. Sprichwort:
der König regiert, aber er herricht nicht (der Örund-
faß derer, die für eine Verfaſſung eintraten).
Lẽros, m., auch Lerẽma, n , u. Lereſis, f. gr. (von
lerein, töricht reden od. handeln) Geſchwätz, törichte,
findifche Rede, bef. das Kindiſchwerden im hohen
Alter.
lesbiſch, Beiw., von der griech. Injel Lesbos im
en Meere; lesbifche Liebe, unnatürlide
Unzucht der Frauen unter ſich. f
Lesche, f. gr. (lEsche, v.l&gein, reden)ein Geſprächs⸗
ort, Verfammlungsort für Müßige; Beratung,
Ratsverſammlung.
Leſinen, Leſenen, |. Lijenen.
fefinteren, fr. (lesiner) knauſern; Leſinerie, f.
lesso, it. — lesto, j. d. [Kniderei.
Refins, m. I. Trauergefang, Totenklage, Toten-
eheul.
m. fr. (v. dtſch. Laſt) Ballait; Leſtage, £., r.
n. (jpr. —dhjeh”) das Einladen des Ballajtes in
Schiffe. It
le — fr. (ſpr. leſt'; v. dtſch. liſtig), leicht, gewandt;
esto, it. Tonf. munter, leiht.
Le style c’est ’homme, fr. (jpr. Lö ſtihl Bäh lönım),
d. i. der Stil ift : a an der Schreibweife
erkennt man den Menſchen. ji \
letãl, [. (letälis, v. letum, der Tod) tödlich; Exitus
letalis, tödliher Ausgang; Letalität, f. nl. die
— (lethargia, v. lethe, das Vergeſſen
thargĩe, f. gr. (lethargia, v. lethe, d Sert 4
En ee en Heil. die Scdlaf-
ſucht, auch Unempfindlichkeit, Lrägheit; lethaͤr⸗
giſch, ſchläfrig, träge.
Lethe f. gr. (v. lethesthai, vergeſſen) die Vergeſſen
heit; Fabell. der Fluß in der Unterwelt, aus wel—
chem die Abgejchiedenen Vergeſſenheit tranken;
Kethognömit, f. die Anleitung zum Vergeſſen.
Leto. f. gr. Zabell.—1. Latona, f.d.; auch ein
Afteroid, 1861 durch Luther entdedt. ’
Ketten, pl. eigentümlicher Volksſtamm, welcher die
Hauptbevölferung von Livland ausmacht; daher
lettiſche Sprade.:c.; Letto-ſlaviſche Sprach⸗
familie, f. ein Zweig der indogermaniſchen Spra—
lettera di cämbio
hen, zu dem die lettijchen und flavifchen Sprachen
gehören.
lettera di cämbio, f. it. ein Wechielbrief.
Letterbog, n. engl. (vgl. Bor), Brieffach, Poſtfach.
Lettern, pl. (v.L.littera, Buchjtabe, fr. lettre) gegof-
jene Drückbuchſtaben, Schriften; ihre verjchiedenen
Arten bilden in abnehmender Größe folgende Reihe:
1.$mperiäl, Gros-Double-Canon, fr. (fpr.groh-
HubT-Fandng): 2. Real ,Double-Oanan Mitfäl,
Gros-Canon;4.Sabon, Trismégiste(ſpr. g-ſch);
5. Kanon; Deux points de Gros-Romain(fpr. dö
poängd’groh-romäng); 6.Noman, Petit-Canon;
7.Doppel-Mittel, Palestine; 8. Tert od. Se-
funda, Gros-Parangon; 9. Parangon, Petit-
Parangon; 10. Tertia, Gros-Romain; 11. Mit-
tel, St. Augustin (jpr. ogüjtäng); 12. Cicero,
Cieero; 13. Brevier, Reinländer; Difcen-
diain, Philosophie; 14. Korpus, Garmond,
Petit-Romain; 15. Borgi3, Bourgeoiß (fpr.
burſchoci), Gaillarde (fpr. galljard’); 16. Petit,
Sungfer,Petit-Texte; 17. Rolonel, Mignonne
(pr. minjsnn’); 18. Nonpareille (pr. nongpa—
rei); 19. Berl, Perle; 20. Diamant; — Let—
terngut, Buchitabengut, das aus Blei und Anti-
mon gemifchte Metall, woraus die Lettern gegofjen
werden; Letternholz, Buchitabenholz, ein dichtes,
hartes, rotbräunliches Holz in Gniana, defjen
Adern oft den Buchjtaben ähneln; es dient zu fei-
nen Drech3ler- und Tijchlerarbeiten.
lettre, £. fr. (jpr. Iett’r; v. [. littera, f. Buchſtabe,
pl. litterae, Schrift, Brief) 1. der Buchſtabe, die
Schrift; dah.: avant la (od. toute) lettre, vor Der
(oder jeder) Schrift oder Unterfchrift, von Kupfer—
jtichen: die erften und beiten Abdrücke, die por Ein-
arabung der Unterjchrift gemacht werden ; entg.
avec la lettre, mit der Unterfchrift; 2. ein Brief:
lettre d’affaires, (jpr. —daffähr’) ein Geſchäfts—
brief; 1. d’avis (fpr. — wih), ein Meldungsbrief;
1. de cachet (jpr. —fajcheh), ein königl. Geheim-
brief, meijt ein mit dem königl. Petſchaft verfiegel-
ter geheimer Verhaftbefehl (unter Ludwig XIV.
von Sranfr. 2c.); 1. de change (fpr. hang),
ein Wechjelbrief; vgl. Change; 1. de er&ance
(pr. — Freingk), ein Beglaubigungsfchreiben; 1.
de grosse, im Handelsrecht: ein Bodmereibrief,
Rielbrief; 1. de marque (jpr. —mdrf) u. 1. de
repr6ssailles (pr. —teprehjdj’), ein Raperbrief,
eine von der Regierung erteilte Erlaubnis zur
Seeräuberei; 1. de r&pit (fpr. — repih), ein Friſt—
brief fiir einen Schuldner oder Bankbrüchigen; J.
de voiture (jpr. —woatühr’), ein Frachtbrief; 1.
atente, f. (jpr. —patdngt’) ein offenes oder
Kir die Dffentlichkeit beftimmtes königliches Schrei»
ben, Erlaß.
Leu, m.(der Löwe), pl. Lei, feit 1868 die Münzein—
heit in Rumänien, zu 100 Bani (Para), = 1 Franc
— (0,80 M.
Reuce, f. gr. (leükẽ, v. leukös, weiß) Heilf.der weiße
Xusjah; Seneismus, m. od. Albinismus, m. die
franfhafte Entfärbung der Oberhaut, wie fte bei
den Albinos (ſ. d) ericheint; Leuzit, m. weißer
oder vulfaniicher Granat, ein zum Riefefgeichfecht
———— Stein, beſ. in Unteritalien; Leuzrtis,
. die Entzündung des Weißen im Auge; Leuzi—
toẽder, n.die gewöhnliche Kriſtallform des Leuzits,
— Trapezoäder.
leudum, n. ml. Rſpr. (auch lendus, leudis, altfränf.
leudi, angelj.leodgeld,v.leod, Leute, Bolf, Mann)
Lebi 493
Lenkangitis, f. gr. (v. leukös, &, on, hell, lauter,
weiß) Entzündung der Lymphgefäße; Leukämie,
f. Weißblüt, eine Art der Blutverderbnis; Leukä—
tbiops, m. ein weiter Mohr, = Kaferlaf oder
Albino, f.d.; Leukäthiopie, f. das Anfehen od.
der Zuftand eines ſolchen; Leukolith, m. weißer
Stein, = Feuzit; Leuköm(a), n. ein weißer Fleck
auf der Aırgenhornhaut; fenfomatds, daran lei-
dend; Leukomorie, f. (v. leukös, f. bleich, ſchwäch—
lich, feige 2c.) unruhiger Trübfinn, Schmwermut;
Leuklobathie, dieBleichſucht; leukopaͤthiſch, bleich⸗
ſüchtig; Leukophän, m. eig. der Weißglänzende,
ein Mineral in Norwegen; Lenfophobie, f. die
Scheu vor der weißen Farbe; Leukorhödon, n.
weiße Roſe; Leukorrhöe, f. der weiße Fluß beim
weiblihen Geſchlecht; Leukothẽa, f. ſ. Ino;
auch Name eines 1855 von Luther entdeckten Aſte—
roiden.
Keuteration, f. nl. (v. leuteräre, aus dem deutjchen
läutern) die Läuterung, in der Rechtsſpr. die
nochmalige erläuternde Darftellung des Sach- und
Rechtsverhältniſſes vor demfelben Richter, der ſo—
eben ein dem Läuternden ungünftiges Urteil ge-
Iproden; Leuteration ſuchen od. lenterieren,
läutern, ftch des Rechtsmittel der Läuterung be—
dienen; Lenterdnt, n. ein Yäuterer, der eine Läu—
terug gebraucht; Leuterũt, m. der, gegen welchen
man ſie gebraucht.
Leutnant, m. (aus frz. lieutenant, von lieu, Ort,
Platz, und tenir, tenant. halten, haltend, ver-
treten, d. i. den Platz, die Stelle vertretend, Stell-
vertreter, Yat. locum tenens), ein Offizier, der
Stellvertreter des Hauptmanns (jet: Oberleut-
nant), Oberjten (Öberftlentnant) oder Öenerals
(Generalleutitant) it; jest in der Bezeichnung
Leutnant Die übliche Benennung für den nad) dem
Oberleutnant (früher Bremierleutnant) folgen-
den Unterleutnant (früher: Sefondeleutnant)
Reväde, }. unter levieren.
Levain, m. fr. (fpr. lewäng) der Sauerteig.
Leväna, f. röm. Fabell. (v. leväre, aufheben) die
Göttin, unter deren Schuß die neurgeborenen Kinder
jtanden, wenn fie der Vater von der Erde aufhob
und ſich dadurdh-für deren Erziehung verpflichtete;
daher Titel von Erziehungsichriften.
Lebaͤnte, f. it. (levänte, m. überh. Oft, Morgen,
eig. Sonnenaufgang, urſprüngl. Partiz. vonlevare,
heben, levarsi, ficherheben, aufgehen) dag Morgen—
fand, bei. die aftat. Türkei; Ievantifch, morgen-
ländiſch, öſtlich; leva ntiſche Aiche, in Spanien
aus Waſſerſenf bereitete Aſche; levantiſcher
Kaffee, d. i. arab. Kaffee, über die Levante be—
zogen; Levanters, pl. heftige Weſtwinde an der
Küſte von Syrien; Lepantin, m. der Nachkomme
eines in Agypten wohnhaften Europäers; Leban—
tinos od. Levantiskos, pl. Morgenlandsfahrer,
Ipanifche, nach dem Morgenlande bejtimmte Schiffe;
Lebantine, f. fr. (Ipr. lewangtihn’) ein urſprünglich
morgenländifches Seidenzeug; Yenantiner Taler,
m, ein Maria-Therefia-Taler; Lebantins, pl.
({pr. lewangtäng) engl. u. franz. leichte Tuche, die
beſonders nad) der Levante gehen.
Lebation, f. I. (levatio, v.leväre, heben) die Auf—
hebung, bef. der Hand beim Taktſchlagen; Lepä=
tor, m. nl. eig. der Aufheber; Heilf. ein Aufbebe-
musfel; Lebatorium, n. nl. Heil. ein mundärzt-
liches Hebewerkzeug, r. Elevatorium, ſ. d.;
Lebée, j. unter levieren.
das Wergeld; die Lehnspflicht; leudesamio, die | Lebi, m. hebr. männl. Name (lewi, v. lawah, ſich
den Lehnseid leiſtende Mannichaft
an einen hängen, ihn begleiten, auch lawaj, flechten,
494 Leviathan
winden, umkränzen), der Anhängliche, Treue; od.
auch der Bekränzte, beſ. der Sohn Jakobs von der
Lea (daher Reviten, ſ. d.)
Leviäthan, m. hebr. (liwjäthän, eig. der oder das
Gewundene, vd. arab. lawaj, drehen, winden) in der
jpäteren jüd. u. chriftl. Sage ein dämoniſches Un-
en, roßes Wafjertier,. große Schlange, Kro—
odil (3. 9 Hiob Kap. 40 u. 41); Meerungeheuer,
daher man auch große Seeſchiffe mit dieſem Namen
zu belegen pflegt.
lebieren, fr. (lever —J. leväre, erleichtern, heben,
aufheben, erheben, v. 1&vis, leicht) Reitf. ein Pferd
erheben; einlefen der Karten (in der Weberei);
Kfſpr. einen Proteſt levieren, d. i. erheben, über
einen Wechjel einen Brotejt (f. d.) gerichtlich auf-
nehmen lafjen, Zahlung verweigern; Penäde, f.
(pr. lewcihd'), Reitk. die Erhebung eines ſchul—
gerechten Vferdes mit den Vorderfüßen; Pende, f.
fr. die Erhebung, Einfammlung; der Aufitand; |
Kripr. das Aufgebot, die Aushebung; Kartenfp.
die meisten Stiche; lev6e en masse, ein Volks—
aufitand, das allgemeine Aufgebot; derLandſturm;
Lebee, n. engl. (jpr. lewwi) = fr. Zever (f. d.); in
Nordamerika hingegen: Abendbeiuch, Abendgejell-
ichaft; Lever, n. (pr. l'weh') das Aufftehen, der
Morgenbeiud, die Morgen-Aufwartung; aud ein
Rartenipiel; Leviermaſchine, £. die Rartenfchlag-
maschine (bei der Weberei).
lebigieren, !. (levigäre, v. levis, glatt) glätten;
Scheide. feite Körper auf dem Reibſteine zu Staube
reiben; Levigation, £. (l. levigatio) die Slättung;
Berreibung; Levigätor, m. ein mit einem Schuß-
blatt verjehenes Raſiermeſſer; der Zerreiber in
Reichenbachs Apparat zur Runielrübenzuder-Be-
reitung.
2entr, m. 1. Ripr. des Mannes Bruder; Lebirats⸗
Ehe, die Schwager-Ehe, die Ehe zwifchen einer
Stau und dem Bruder ihres verjtorbenen Mannes,
bei den Juden.
Reyit,m. hebr. (L.levites, levita, gr.leuites, v. hebr.
lewi; vgl.Xevi) bei den ehem. Juden: ein Abkömm—
ling des Levi (1. d.), Glied des Stammes Levi, wel-
her das Priefteramt ausſchließlich zu verjehen
hatte; auch ein Prieitergehilfe in der rom. Kirche;
Levitikus (nänıl. liber), m. das [evitifche Bud) od.
dritte Buch Moſes, welches religiöje Gejege, be-
jonders über Opfer, u. überh. Verordnungen über
die Leviten 2e enthält; dah.: einem die Leviten
lejen,ihm einen derben Verweis geben; Levlte,
f. fr. eine Urt fehr weiter Srauenkleiver; Levito—
ttarinım,n. barb.-!. eine Mönchskutte ohne Armel,
ehemals Kleidung für ägyptiſche Mönche.
leviter, lat. (Adverb. v. levis; vgl. levieren) Leicht,
obenhin.
Levitikus, Lebitonarium, j. unter Levit.
Pentote, f. (v. gr. leukö-ion, d. i. weißes Veilchen,
wegen des Veilchengeruches) ein bekanntes Barten-
gewächs mit vielfarbigen, wohlriechenden Blumen.
Levrier, m. fr. (ſpr. lewrjeh; it. levriere, von nıl.
[canis]leporarius, HundzurYafenjagd,Windhund, |
u. die3 von lepus, Gen. leporis, Haje, fr. li®vre) der
Bindhund,das Windjpiel; Lenrette, f.(Ipr.lemrett’)
die Windhündin.
Lebuloſe, k. Fruchtzucker.
lex, f. (Sen. lẽgis, v lẽgẽre, ſammeln, leſen, od. von
ligäre, binden) l. Vorſchrift, Verordnung, Satzung,
Regel, Geſetz, Gebot; hac Jege, unter der Bedin⸗
gung 2c.; sub lege remissioni«, mit dem Auf-
trage der Rüdiendung; lege artis, nad) der Regel
der Kunſt, kunſtgerecht; pl. leges, Geſetze, Verord⸗
Libanomantie
nungen; contra leges, wider oder gegen die Ge
jege; lex abrogäta, ein aufgehobenes Geſetz; lex
et rezio, eig. Gefeg und Gegend oder Randichaft,
d. h. ländlich, fittlich.
Lexidion, n. gr. (von lExis, Rede, Ausdrud, Wort,
von légein, reden, jagen) ein Wörterbüchlein, ein
Heines Wörterbuch; Lexikon, n. (v. lexikön, sc.
biblion, Buch) ein Wörterbud; pl. Lexika; lexi⸗
lãliſch, nl. (lexicälis) zum Wörterbuch gehörend
oder dasſelbe betreffend; wörterbuchartig, 3.8. ein
Verf in lexikaliſcher Form, in Wörterbucdh-
- form; Lexikalien, pl. das Wörterbuch betreffende
oder dazu gehörige Dinge; Lexikogräph, m. gr.
der Berfafler eines Wörterbuchs; Rerifogranhie,
f. Wörterbuc-Verfafjung; Lexikologie, f. Lehre
von den Wörterbüchern und deren Abfafjung;
Lexikoloͤg, m. ein Wortgelehrter.
Tegis, f. gr. (v. lögein, ftillen, aufhören machen) das
Aufbören, Nachlajien; Lexipyrẽton, n., pl. Lexi⸗
pyrẽta, Heil. Heilmittel gegen das Fieber.
Ley, n. engl. (fpr. lih), ſ. Zea.
Leydener Flaſche oder Kleiſtſche Flaſche, f. die
erſtärkungsflaſche, ein zylindriſches Glasgefäß
zur Anſammlung u. Verſtärkung der Elektrizität,
von Cunäus in Leyden (CLeiden) und v. Kleiſt
in Kamin erfunden.
L'hombre, n. fr. (ſprich: longb'r; urſpr. ſpan. von
hombre, Menſch, Mann) ein Kartenſpiel, gewöhnl.
unter drei Perſonen L'hombreaͤſtrois, ſprich;
— a trod); auch unter zwei (!’hHombreendeng;
fpr. — ang döh), vier (X’Hombre engquatre od,
Duadrille, jpr. — ang fattr’ oder Fadrij‘) und
fünf Berfonen (L'hombre en cing od. Cin—
quille, fpr. — ang Bängf od. Bänfij); auch der
eigentl. Spieler, der gegen die andern Ipielt, heißt
L'hombre. — OL
%,n. die hauptſächlichſte Münze in China, aus
Kupfer, Zinn und Zink beftehend (vgl. Liang);
ein Gold- und Silbergewicht — ooo Liang (T. d.);
ein chinef. Wegemaß zu 180 Tſchang od. 1890 Tſchi
— 442m; ein ine. u. japaneſ. Gewidt (ſ. Tan).
Liaiſon, f. fr. (fpr. liäſöng; prov. liazo, I. ligätio,
von ligäre, binden, fr. lier) die Verbindung, das
Einverständnis; bef. ein Yiebesverhältnis ohne den
Bmed der Ehe.
Riane, f. fr. (v. lier, binden) ranfende Schmaroger-
gewächfe od. Schlingpflanzen inden Tropenländern.
Riang, n. chinef. (von den Engländern Tael oder
Tale, v. d. Bortugiefen Tael genannt) die Sil-
berunze, eine chineſ. Silbermünze zu 10 Tjien
(Mas od. Meh8) zu 10 Fen (Kondorin) zu 10 Li
(Tong-Tiien. Käſch vd. Pitjes) zu 10 Han (Chou)
zu 10 Sfe (Si), anftatt eines Gewicht3-Liang nur
33,337 g feines Silber enthaltend, 6 # wert;
ferner ein Handelögewicht von 37,799 g, und ein
Gold⸗, Silber- und Münzgewicht von 37,573 g
(vgl. Kin und Tan).
Liard, m. fr. (fpr. lidhr) eine altfranz. Nechnungs-
münze, JR von Silber, fpäter von Kupfer,
3 Denier3, }. d.; liardieren (fr. liarder), Pfennige
jammeln, Geld zuſammenſchießen.
Lias, m. engl. (fpr. leias) = ſchwarzer Jura, das
unterfte Qager der Suraformation, |. d.
Liaͤſſe, f. fr. (1. gleich). ligacka, von ligäre, binden,
fr. lier) Kfſpr. ein Bündel angereihter Zettel, bei.
Preisanzeigen.
Libament, n. l. (libam&ntum, von libäre; vgl. Li-
bation) ein Koft- oder Leckerbiſſen.
Libanomantie, f. gr. (von libanos, der Weihraud-
baum) Wahrjagung aus dem Weihrauchdantpf;
Libation
Libanomänt, m. ein aus dem Weihraudhdampf
Wahriagender; Pipandtis, f. das Weihraudfraut,
der Rosmarin; Bot. eine Gattung Doldengemwächle,
bei. die Hirſchwurz.
Libation, f. [. (libatio, von libäre, etwas hinweg—
nehmen, fojten, od. ausgießen) ein Tranfopfer der
alten Römer, twelches darin beftand, daß man bei
der Mahlzeit etwas Wein zu Ehren der Götter
ausgoß; gegenwärtig — Gelage.
Rihavs, d.i. Spiritus fumans Libavii, auch: rau—
hender Spiritus, rauchender Geijt genannt: Zinn—
chlorid, jo genannt, weil e8 an der Luft raucht.
Libeccio, m. it. (fpr.libeticho; fpan. lebeche, prov.
labech, altfr. lebeche, lebech, vom gr. lips, Gen.
libös) der Südmweitwind in Unteritalien.
Libéll, n. l. (libellus, m. Verl. v. liber, Buch) eig.
ein Büchlein, eine Heine Schrift; eine Klageichrift,
Bittfchrift; nl. auch Schmähfchrift (libellus famö-
sus od. diffamatorius), = Basquill; Pibel, n.
engl. (pr. leibel) Ripr. für Breßvergehen; libel—
lieren, nlat. jchriftlich Eagen; eine Libellierte
Schuld, gerichtlich eingeflagte Schuld; Libellaͤnt,
Libelliſt, m. od. Libellenſchreiber, ein Flugichrift-
ſchreiber; Schmäbfchriftitelier (Basquillant).
Rißelle 1., £. I. (libella, Berfl. v. libra, Wage) eine
Waſſerwage, ein Werkzeug, um Linien oder Ebenen
mwagerecht zu jtellen; daher wohl Libelle 2.,£., pl.
Libellen oder Libellulen, Waſſerjungfern, ſchön—
farbige Inſekten mit vier netzförmigen Flügeln ꝛc.;
Libellenquadraͤnt, m. ein Inſtrument zum Neh—
men der Erhöhung von Haubitzen und Mörſern;
libellieren, mit der Waſſerwage meſſen.
Liber, m. I. Fabell. urſpr. ein altit. Gott der An—
pflanzung; nachmal3 ein röm. Beiname des Bac-
chus: der Löſer, Sorgenbefreier: Liberalien, pl.
(Liberalia) das dem Liber oder Bacchus zu Ehren
am 17. März gefeierte Felt.
Lihera, n. I. (von dem Anfangsworte libera, d. t.
befreie, erlöfe 2c., Imper. von liberäre) das Toten-
gebet der Katholiken.
liberäl, l. (liberälis, v. liber, rel frei) frei-
jinnig, vorurteilsfrei; edel, freigebig, mild, gütig;
bei. fiir die Volksfreiheit und freieStaatsform ein-
enommen; ein Piberäler, ein Freigeſinnter, Frei—
sen, die Liberälen, al3 politische Partei, entg.
den Konjervativen (vgl. Ragarde in feinem
Auffag: „Konjervativ?” aus dem Jahre 1853, in
dem er jagt: „Der Liberalismus ift die not-
mendige Ergänzung des Konjervativismug”;
die beiden Ausdrüde fonjervativ und liberal
wurden zur Bezeichnung politiicher Parteien zu—
erit in Spanien im Anfange des 19. Jahrhunderts
gebraucht, gingen von da zunächſt nad) England
über, wo 3. B. der Ausdrud fonfervativ, engl.
conservative, im Jahre 1831 belegt ift); Natio—
nalliberaf, diejenige politifche Bartei, die zwischen
den Stonjervativen und Deutjchfreifinnigen in der
Mitte fteht und bei. fir ein einiges deutſches Reich
eintritt; fiberaliiieren, barb.-l. (fr. liberaliser)
zum Sreilinnigen machen; aud ſich als Freiſin—
niger zeigen od. benehmen; Liberalismus, m. nl.
die Freiſinnigkeit, Liebe zu freien Verfafjungen;
liberaliftiich, in unpraftiicher und ſchädlicher
Weije liberal; Piberalität, f. l. (liberalitas) die
freie, edle Gefinnung; Yreigebigfeit, Milde; libe-
ralium artium magister, ſ. Magiiter.
Liberei, f. mi. (liberia, f. libraria, v. liber, Buch)
die Bücherjammlung, der Bücherfaal, = Biblio»
thek, jegt veraltet.
liberieren, I. (liberäre) befreien, freilafien ; Libera⸗
|
licet 495
tion (liberatlo) oder Liberierung, f. die Be-
freiung, Freilaſſung; Liberationsſchein, eine
Ichriftlihe Erklärung, wodurch jemand von einer
Schuld freigefprochen wird; Liberätor, m. der Be-
Pe Fiberatorium,n. nl. = Abjolutorium,
.d.; Liberia, k. eine freie Negerrepublif in Afrika;
Libertadör, m. ſpan. der Berreier (ein dem Bo—
livar erteilter Ehrentitel); Libertas, f. I. oder
Libertät, fr. libert6, f. die Freiheit, das Latein.
Libertas auch als perjönliche Gottheit gedacht;
liberte et Egalit6, fr. Freiheit und Gleichheit,
Wahlſpruch der eriten franz. Revolution, mozu in
der von 1848 noch fraternite, d. i. Brüderlichkeit,
gefügt wurde; fibertickd, nl. freiheitmordend; ala
Hauptw. Kiperticid, ın. ein Freiheitmörder.,
fibertin, fr. (jpr. libertäng; vom l. libertinus, frei—
gelajjen, ſ. d.) leichtfertig, ausgelafjen; Pihertin,
m. ein Lüſtling, zügellojer Menſch; Jibertinteren
(fr. libertiner), ausjchweifen, ftederlich leben; Li—
bertinage, f., r. n. (pr. —nähſch') Zügellofigfeit,
Kiederlichfeit; Pibertinismus, m. nlat. die Frei—
heitsſucht; Freiheitölehre.
Fiberstinus u. Pibertus, m. [. (libertinus, v. liber-
tus, in Freiheit gejegt, f. liberätus, von liberäre,
befreien) ein Freigelaſſener; Ribertiner, pl.in der
Bibel: freigelaffene Sklaven, welche die jlidifche
Religion angenommen und ihren eigenen a
zu Serufalem hatten.
Liberty, f. engl. 1. die Freiheit; 2. ein englifcher
GSeidenftoff (nad) dem Erfinder Liberty benannt).
libörum arbitrium, j. Arbitrium unter Arbi—
ter; liherum veto, j. unter veto.
Libidiniſt, m. nl. (vom l. libido, Luft, Wolluft) der
Wollüſtling; libidinds, l. (libidinosus) wollüſtig,
ausſchweifend, unzüchtig; Libidinoſität, k. nl. die
ausſchweifende Lebensweiſe.
Libitina, f. 1. Fabell. die Leichen- od. Totengöttin,
Aufſeherin über die Begräbniſſe; auch Beiname der
Proſerpina, ſ. d.; Libitinarier, m. (libitinarii)
Prieſter derſelben, Leichenbeſorger.
libitum od. Ibitum, n. [. (v. libet, es gefällt, be—
liebt) daS Belieben; Wohlgefallen; ad libitum
oder pro libito, nach Belieben, z.B. fingen.
Libra, f. l. ein altrömifches Gewicht, ungefähr —
3, Pfund; ferner das jpan. und port. Pfund,
460, reſp. 459 g; auch eine jpan. Rehnungsmünze
von verſchiedenem Wert, von 2,35 big 3,94 #6;
libra argenti, eine altrömifche Rechnungsmünze
— 100 Denarien.
Ribrarie, f. l. (libraria, von liber, dag Buch) oder
Librairie, f. fr. (fpr. librärih) eine Buchhand—
fung, ein Buchladen, auch eine Bücherſammlung;
Librarius, m. lat. eine Bücherabfchreiber, überh.
Scyreiber (Sekretär); aud) = fr. Pibraire,m. (fpr.
—ähr’) ein Buchhändler; Libraire 6diteur (jpr.
— ehditöhr) der Verlagsbuchhändter.
Library, f. engl. (fpr. latbreri), Bibliothek.
Ribration, £. I. (libratio, von libräre, wägen, in der
Schwebe erhalten) da3 Schwanfen, die Wechfel-
bewegung, bef. des Mondes in der Stellung der
und zugefehrten Seite.
Librétto, m., gew. n. ii., pl. Libretti (Verkl. von
libro, Buchüber) überh. ein Büchlein, bef. das
Tertbuch einer Oper, Operntert; Pibrettift, m.
der Berfaffer desjelben, Operntertdichter.
Libufſa, f. eine fagenhafte, böhmiſche Königin, die
als die Gründerin Böhmens gilt, daher auch über-
haupt poetiſch Fi Böhmen und Prag gelebt.
licet, I. es ift erlaubt oder geftattet; per me licet,
meinetwegen mag's geichehen; Lizitum, n. ein
496 lichen
erlaubte Sade, etwas Erlaubtes; Jieito modo,
erlaubterweife; Lizenz, I. licentia, f. die Erlaub-
nis, Bewilligung, Befugnis; Benutzungsrecht, Aus—
führungsbefugnis; Lizenzgebühr, Abgabe für
erteilte Erlaubnis; Patentabgabe; Ungebunden—
heit, Ausgelaſſenheit; pro licentia, für die Er—
(aubni3 3. B. zu predigen, öffentlich zu lehren 2c.;
licentia coneionändi, die Erlaubni3 oder Be—
fugnis zu predigen; 1. docendi, die Befugnis zu
lehren, bef. auf Hochſchulen Vorlefungen zu halten;
l. poötiea, die dichterifche Freiheit; lizentiieren,
ml. (licentiäre) gejtatten, Erlaubnis erteilen; frei-
geben; verabjchieden; Lizentiãt, m. (mi. licentiä-
tus) einer, der fih auf Hochſchulen die Erlaubnis
erworben hat, Doktor zu werden und feine Wiſſen—
ichaft, bef. die Theologie od. Rechtsfunde zu Ichren;
Lizenzträger, Ausführungs- od. Batentbefugter;
stndiosus licentiätus, m. wer, ohne vollberech-
tigter (immatrifulierter) Student zu fein, die Er-
laubnis erhalten hat, Borlejungen zu hören; li—
zentiös, [.(licentiösus, fr.licencieux)auögelafjen,
ausſchweifend, zügellos. i
Jichen, m. (pl. lichenes) [. (gr. leichen) die Moos—
flechte, ein Pflanzengeſchlecht; Heilf. die Flechte,
das Hautmoos; Lichenin, n. nl. Moosſtärke, ein
im isländ. Moos u. anderen Flechten enthaltener
ftärfeartiger Stoff; Lihenit, m. nl. ein Flechten-
ftein; Stein mit Flechtenabdrüden; Lichenologie,
f. gr. Flechtenkunde; Licheuſchokolade, f. Schofo-
lade mit isländiſchem Moos.
Lichtmagnete, pl. im Dunkeln leuchtende Mineral-
förper, auch Leuchtſteine genannt.
Lichtpausprozeß, m. die furz nach ihrer Entdeckung
zunächſt auf die Wiedergabe von Silhouetten an-
gewandteRhotographie, indem mandieSilhouetten
auf ein mit einer Silberlöſung getränfktes Papier
brachte und der Einwirkung des Sonnenlichts aus-
ſetzte, wodurch dann die Silhouette weiß auf brau-
nem Hintergrunde erjchien.
Liddy, f. engl. Kofeform für Lydia.
Lidi od. Ritt, pl. (v. sing. lidus, litus) mi. f. Leute,
Grundhörige; dah.: der Lidlohn, Arbeits-, Tage-,
Geſindelohn.
Lido, m. it. überh. Ufer, Geſtade; beſ. das Ufer der
ſtark befeſtigten Inſel Malamocco, welche die La—
gunen Venedigs vom Adriatiſchen Meere trennt.
Lieferaͤnt, m. (dtich. mit lat. Endung, v. liefern,
aus fr. livrer, ml. liberäre, aus der Hand geben,
übergeben, v. I. liberäre, frei machen, entledigen,
v. liber, frei) ein Lieferer (für einen Ban zc.).
lien, m. I. die Milz; lienal, nl. die Milz betreffend
oder dazu gehörig.
Lienterie, f. gr. (von leienteria, von le1os, glatt,
Ihlüpfrig, und enteron, Darm) Heilf. die Magen-
ruhr, Speiſeruhr.
Liepapier, n. deutſch (Kurzwort aus dem Namen
Liejegang), ein photographiiches Papier aus der
Fabrik von Liefegang in Düſſeldorf.
"tespfund,n. (entitanden aus Liveſches, d. i. Liv—
ländiſches Pfund; holl. lyspond, ſchwed. lispund)
ein niederdeutſches, holländ.,, ſchwed. 2c. Handelg-
ewicht = "/,, Schiffspfund od. 14 bis 16 gemeine
fund, in Schweden und den ruffifchen Oſtſeepro— |
pinzen 20 Pfund zu 405,076, bez. 418,832 g.
lieu d’aisance, ſ. unter Aiſe.
Lieue, f. fr. (fpr. liöh'; vgl. Legua) die alte franz.
Meile od. Wegitunde, von der 25 auf einen Ylqua-
torialgrad gingen, —= 4451,9 m.
Lieutenant du roi (jpr. — dü rod), Königs-Stell-
vertreter; Königsleutnant; L. du royaume (ſpr.
Rift, m. engl., Aufzug, Fahrſtuh
Likör
— dü xoajohm') od. de Pempiro (ſpr. d' lang-
pihr') Reichs-Statthalter Reichsverweſer.
Lifat, m. avab.-türk. die Volksbewaffnung, Land-
wehr in der Türkei.
Life-preserver, m. engl. (pr. laifpreſöhrw'r), d. i.
der Lebensretter; der Schwimmgürtel; der Tot—
ſchläger (ein Stock mit en als Schußwaffe)
; Liftboy,m.engl.
oder Liftjunge, m. engl.-deutfch, der den Fahı- _
ſtuhl bedient.
Liga, fpan. und it., od. Lige, fr. Ligue, f. (Ipr.
lig’; vgl. ligieren) ein Biindnis, Bund von Füriten
oder Staaten; beſ. das Bündnis der Fatholifchen
Fürften gegen die Union der proteſtantiſchen, 1610
zu Wirrzburg gefchloffen; auch das Bündnis der
fatholifchen Partei in Sranfreich, von dem Herzog
Heinrich von Guife gegen den König Heinrich II.
1576 geſchloſſen; die Berbündeten, auch Ligiſten;
Hakietih, zu der Riga gehörig oder dieſelbe be-
treffend.
ligieren, l. (ligäre, binden) Fechtf. da3 Gewehr dem
Segner aus der Hand winden oder fchlagen; Me-
talle ligieren, f. legieren 2.; Ligäde, f. fr.
die Wegichlagung des Degens aus der Hand des
Gegners beim Fechten; ligäto, it. Tonk. gebunden,
gelateilt; Rigament,n. (l.ligamentum) Heilf. das
and, Gelenfband, die Flechfe, Sehne; aud) Heilk.
ein Verband; bei Schriftgießern ein Doppelbud)-
ftabe, zufammengezogene Buchſtaben; Rigation,f-
(ligatio) ein wundärztlicher Verband; Ligatür, f.
(ligatüra) Tonf. die Bindung der Noten von einem
Taft in den andern; Doppelbudjtabe (in der
Druderei); Heilf. dad Band, der Berband, die
Aderlagbinde; das Umlegen derjelben, das Ver-
binden; jeßt gem. die Unterbindung einer Ader od.
eines Schmarotergetwächfes, und der dazu dienende
Faden; auch der Einband eines Buchs; pro liga-
tura, für den Einband.
Ligiſten, ligiſtiſch, |. unter Liga.
a id a —— v. I. lin&a) eine Linie; auch
als Maß; der zwölfte Teil eines Zolls; en ligne
(fpr. ang linj’), in Linie, in der Reihe; en ligne
Fr compte (pr. — d’ koͤngt'), in Rechnung(bringen,
tellen).
lignum, n. !. Holz; pl. ligna, Hölzer, Dome
Lignin, n. Holzitoff; Lignit, m., pl. Ligniten,
nl. Braunfohle; lignös, 1. (lignösus) holzartig,
holzig; Lignoſität, f. nl. die Holzartigfeit.
Ligoriäner oder Kignoriäner, Ligoriſten, Pl-
ein nad) ihrem Stifter Alfonfo Ligüori (welder
1839 heilig gefprochen mwırrde) benannter 1732 ge-
itifteter und 1749 von Papſt Benedikt XIV. bejtä-
tigter, den Jeſuiten ähnlicher Orden in Stalien u.
. Ofterreich, au) Redemtoriften genannt (ſ. unt.
redimieren).
Rigroine, f. od. Ligroin, n.,ein aus dem Petro-
leum gewonnenes flüchtiges DI, das in Ligroin-
lampen zur Beleuchtung verwendet wird.
igue, Ligutit, ſ. Liga.
rn . [. die Rainweide, der Hartriegel,
Tintenbeerftraud, ein Gewächs, welches gemöhn-
fich zu Heden dient; Liguſterſchwärmer, m. einer
der größten und ſchönſten Abendjchmetterlinge
Deutſchlands, deffen Raupe auf dem Liguſtrum
Lebt.
fiieren, fr. (lier, prov. liar, ligar, liguar, von I.
ligäre) binden, verbinden; fig —, Tich eng mit je-
mand verbinden, vereinigen; Ittert, engverbunden,
vertraut.
Likör, |. Liqueur.
Liktor
Liktor, m., pl. Liktören, I. (lietöres) altröm. Ge—
richtsdiener, Scharfrichter oder Schergen, Stock—
bündelträger der höhern obrigkeitlichen Perſonen; Limite
vgl. Faſces.
Lilak, m. ſpan. (auch engl. lilac, lilach, ſpr. leiläk,
von türk. leiläk; vgl. perf. liladsch, die Indigo—
pflanze), od. Lilas, fr. (ſpr. lildh), auch Lila, mm.
der ſpaniſche oder türkiſche Flieder, die Syringe,
ein befanntes Gartengewächs, urjprünglih aus |
Berfien; die hellblaurötliche Farbe der Blüte des
ipan. Flieders, Holderfarbe, vgl. auch Kermes;
Lilas, pl. Heine Kanonen in Nordamerita; Pila=
sin, n. Lilaf-Bitter, ein aus den Blättern und
Blattknojpen des Lilak dargeitellter bitterer Stoff.
Lilie, f. (v. I. lilium, pl. lilia, gr. leirion) ein be-
kanntes Zwiebelgewächs, mit Schöner, wohlriechen-
der Blüte; Riltenftein, j. Enfrinit; Liliazẽen,
pl. (liliac&ae) litienartige Pflanzen, Rohrbiumen-
arten; Lilioneſe, f. ein oft angepriejenes Schün-
heitömittel.
Liliput, n. ein märchenhaftes Land mit daumen-
roßen Bewohnern, den Liliputern (in Oulliverd
eilen von Swift); daher ſpöttiſch Liliputer od.
Liliputäner, geiſtig od. körperlich Heine Menjchen;
verächtliche Geaner.
Lillalith, j. Lepidolith.
Lille, Lilli oder Lili, f. weibl. Name, Verkürzung
von Karoline (Xina) oder Sulie.
Limaille, f. fr. (fpr. limdj’; von lime = [. lima,
Teile) Feilitaub, Feilfpäne von Metallen.
Limakographie, k gr. (v.leimax, die nackte Schnecke;
vgl.Limazeen) dieSchneckenbeſchreibung; Lima—
fologie, f. die Schneckenlehre.
Liman, m. (ruf. limän, Bucht, türf. limän, Hafen,
v. gr. limen, Hafen, Bucht; vgl. gr. limnß, jtehen-
des Waller, Sumpf, See) in Südrußland eine
fumpfige Bucht, ein fumpfiger Meerbufen, bef. die
oft zu einem breiten Meeresarme erweiterte Mün—
dung eines Fluſſes, .B.derLimander Donau,
des Dnjeſters, des Dnjepers, des Bugs.
Limandie, £. gr. (v. limös, der Hunger, u. Anchein,
ängitigen) das Verhungern, der Hungertod.
Limande, f. fr. (jpr. limangd’; v. lime, Feile, wegen
der rauhen Haut) die Kliefche, eine Art Schollen
(Seeftiche).
Limation, f. nl. (v. [. limäre, feilen, lima, die Feile)
das Feilen; Limatũr, f. Teilipäne, Feilſtaub.
Limazẽen, pl. (von l. limax, m. ı. f. die Schnede,
die Wegſchnecke, griech. leimax) die Schneden; Li—
maziten, pl. veriteinerte Mujcheln.
Limbus, m. I. der Saum oder Streifen, Bejat an
Kleidern, die Falbel; der in Grade geteilte Bogen
an Winfelmepinitrumenten; Jimbus infäntum,
(nad) dem röm.-fathol. Glauben) der abgeionderte
Ort neben der Hölle, für ungetauft gejtorbene
Kinder, die erit hier, von der Erbfünde gereinigt,
des Himmels fähig werden; J. patrum, eine ähn-
liche Borhölle für die Seelen der Bäter des AT.
vor ihrer Befreiung dur Christi Höllenfahrt.
Lime oder Limiette, f. fr. (vgl. Limone) eine Art
kleiner füiger Limonen oder innen, daraus P=
metta, f. ein alkoholfreie Getränf; Limetteöl,
ein ätherifches DI.
Limenaͤrch, m. ar. (v. limen, Hafen) ein Hafenauf-
jeher; Limenereütik, f. (von limen und ereunän,
ausjpüren) die Seefahrt- od. Schifflentungswifjen-
fchaft, au) Steuermannzfunde.
Limier, m. fr. (jpr. limjeh; altfr. liemier, I. gleich].
ligaminarius, v.ligämen, Band, v. ligäre, binden,
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
|
nn — — — — — — — — — — nn — —
Linament 497
weil derſelbe an einem Bande nachgeführt wurde)
ein Leithund, Spürhund.
f. fr. od. limito, m. it., aud) Limitum, n.
(v. 1. limes, Gen. limitis, die Grenze) Kfſpr. das
höchſte Auftrags-Gebot, Preisvorichrift, Kurs—
grenze, äußerſter Preis oder Kurs; auch die Grenze
des Kredits, den ein Kaufmann dem andern gibt;
limitieren, l. imitare, frz. limiter, engl. to limit)
einſchränken; begrenzen, genau beſtimmen, Preis
oder Kurs vorſchreiben; limitiert, beſchränkt, be—
grenzt; Limitation, f. (limitatio) die Einſchrän—
ung, Begrenzung; beſtimmte, vorgeſchriebene Zeit;
limitativb, nl. beſchränkend; limited, engl. (ſpr.
limmited, von to limit, beſchränken, begrenzen)
beſchränkt, begrenzt, bedeutet, dem Namen einer
Aktiengeſellſchäft beigeſetzt, daß die Mitglieder
der Geſellſchaft nur mit dem Betrage ihres Ein—
lage-Kapitals für die Schulden der Geſellſchaft
haften, mit beſchränkter Haftpflicht; limited Com-
pany, f. engl. Atiengejellichaft.
Fimma, n. gr. (leimma) Tonf. urſpr. die Meinfte
Bauje; überh. = Sntervall.
Limndden, pl. gr. (v. limne, See, Teich) See- oder
Zeihnympben, |. Nymphe; Limniten, pl.Steine
mit Abdrücen in Geſtalt von Bufchwerf u. Seen;
Limnokochliden, pl. Wafjerichneden.
Limnograph oder Limnigraph, m. Flutmeſſer,
ſelbſtſchreibender Pegel; Limnographen-Kurve,
f. Flut- oder Woſſerſtandslinie.
Limoge-Arbeit, f. altfr.(jpr. g wie ſch; dv. der Stadt
Limoges in Sranfreich) Arbeit aus Schmelzglas
(Email); Limoges,buntgejtreiftes Bettleinen aus
Limoges.
Limoktonie, f. gr. (von limös, der Hunger) die Tö—
tung durch Hunger, der Hungertod; Limothera—
pie, f. die Hunger-Kur.
Rimöne, f. it. (limöne; jpan., prov. u. fr. limon,
engl. lemon; v. perj. u. türf. limün. arab. laimün)
eine Art Kleiner, blajjer, dünnſchaliger Zitronen;
überh. = Zitrone; auch andere zitronenartige
Früchte, Limondde, k. fr. (it. limonäta) Zitronen-
wafjer, ein kühlendes Getränk von Zitronenfaft,
Waffer u. Zuder; jegt auch Himbeerlimonade
u. a.; limonade gazeuse (jpr. — gaſöhſ'), ſchäu—
mende Rimonade, Braufelimonade, d. i. Limo—
nade, welche fohlenjaures Gas enthält; Limo—
nadier, m. (fpr. — djeh), Pimpnadiere, f. (ipr.
—djähr) ein Schenkwirt, eine Schentwirtin, welche
Limonade und andere erfriichende Getränfe berei-
ten und feilbieten; Limonenöl = Limetteöl, ſ.
d.; Limongrasöl, n. = Idrisöl, ſ. d.; Limes
nin, n. ein in den Zitronenkernen enthaltener
bitterer Stoff.
Rimonit, m. gr. (v. leimön, Wiefe) Rafeneifenjtein,
Wiefenerz, Morafterz, Sumpferz, aus Eifenoryd-
hydrat u. phosphorjaurem — beſtehend.
limös, l. (limösus, von limus, Schlamm, Kot)
ichlammig, jumpfig; Limofität, f. nl. die Schlam-
Rimotherapie, j. untet Yimoftonie. [migfeit.
fimpid, I. (limpidus) klar, hell, durchfichtig; Lim—
pidität, f. nl. die Klarheit, Helle.
Pina, Liüchen, f. weibl. Name, Verkürzung von
Karoline.
Linament, n., pl. Linamente, I. (linam&ntum, pl.
linamenta, v. linum, Flachs, Lein) Zupfleinwand,
Wundfäden, = Scharpie; Linaria, f. ni. Lein—
fraut, Frauenflachs; Pinarin, n. eine BR
aus Provenceröl beſtehende Flüfiigfeit, durch welche
man die Unvermifchtheit eines leinenen Gewebes
prüfen fann.
32
493 Line
Line, f. engl. (for. lain, engl. line, Leine, Schnur;
Richtſchnur, Linie), Linie,
linẽa, f. l. (urſpr. ein Faden aus Lein, von linum,
Lein. Flachs, Faden) — die Linie, f.d.; a linda od.
Alinda, von vorn, Abfag, eine neue Zeile; extra
linsam, außer der Linie; Iinda alba, die weiße
Rinie, ein Sehnenitreif in der Mitte des Bauches,
tvo die Bauchmusteln miteinanderverwacfen find;
I. faciälis, ſ. unter facies; I. media, f. Dediäl-
Zinie; — linea, aud f. Gefchlechtstinie, f. Linie;
dah.: linea asc&ndens, auch ascendentium oder
superior, f. die aufjteigende Linie oder Berwandt-
Schaft, nämlich Eltern, Großeltern ꝛc.; 1. deseön«
dens, auch descendentium od. inferior, die ab—
od. niederjteigende Linie, Kinder und Kindeskinder;
lineäl (I. lineälis), linienförnig, in gerader Linie
fortichreitend; daher Linealſyſtem, n. Ripr. Be-
ſtimmung der Erbfolge nad der nächſten Linie
(Reihe der Deizendenten), entg. Gradualfyitem,
ſ. d.; inealgradualiyftem, n. die Erbfolge des
nächſten Grades in der nädjiten Linie; Fineäl, n.
ml. (lineäle) ein Richticheit zum Ziehen gerader
Linien ; Yineamente, pl.!. (lineamenta, vom sing.
lineamentum) Züge, Geſichtszüge; Handlinien;
lineär (1. lineäris) od. fineäriic, linienförmig;
linearijche Gleichung, Größenl. Gleichung des
1. Grades zwiſchen 2 veränderl. Größen; Lineär-
Diſtanz; f. die wirfliche Entfernung zweier Kör—
per voneinander; 2.-Taftif, f. Krk. Fechtart mit
Aufftellung der Truppen in langen Linien; 2.-
Zeichnung, eine Zeihnung, durch Tinien, Umriß—
zeihnung, vgl. Kontur; linegarifsliſch, mit
!inienförmigen Blättern; lineariboliſch, mit li-
nienförmigen Zappen; lineteren (1. lineäre), |.
liniieren; nulla dies sine linda, lat. Sprichw.
fein Tag ohne jchriftliche Aufzeichnung.
Pingam, m. (ſanskr. lingga, linggam, n., urfpr. ein
Jeden, von ling, malen) in Indien das männliche
Glied als Sinnbild der Zeugungsfraft der Natur,
— Phallos bei den Griehen; Lingamiſten, pl.
Prieſter desselben.
Tinge,m.fr.(fpr. längſch; v. l. Inéus, leinen,v.linum,
Flachs, Lein) Leinwand, Leinenzeug, Wäſche; linge
de table (ſpr. —tãhblꝰ), Tiichzeug; I. Quvré (ſpr.
umreh), gemuſterte Leinwand; J. plein (ſpr. pläng),
glattes Weißzeug; Lingerie, f. fr. (pr. längſcherih)
die Wäſche; der Linnenhandel, Weißzeugladen; die
Wäſchkammer; Lingettes, pl. fr. (jpr. längiegett';
Berft. von linge) diinne Serge (f. d.); feiner engl.
Flanell.
Lingot, ın. fr. (ſpr. längöh; nıl. lingotus, v. lingua,
Zunge, wegen der Geſtalt), pl. Lingots, ein Me⸗
tallitab, Barren, eine gegofiene Metallitange, wie
jte in den Handel fommt, vgl. Ingot.
linguäl, nl. (v. l.lingua, die Zunge, Sprache) die
Zunge betreffend oder dazu gehörig; linguäles, pl.
(se.litterae) Zungenlaute; linguifoͤrm, zungen»
förmig; linguiſch, ſprachlich; Linguiſt, m. ein
Sprachforſcher, Sprachgelehrter; Linguiſtik, f.
die Sprachkunde, Sprachforſchung; linguiſtiſch,
ſprachtundlich, ſprachwiſſenſchaftlich; Lingula, f.
J. eig. kleine Zunge; Naturk. eine Zungenmuſchel;
Linguliten, pl. n!. verſteinerte Zungenmuſcheln.
Linie, f., pl. Linien (v. l. lin&a, vgl. d.; fr. ligne),
ein Strich, eine Reihe, Zeile; Schnur, Leine;
Größenl. eine Ausdehnung in die Länge (ohne
Breite u. Die); Meßk. der 10. oder 12. Teil eines
Zolles; aud) = Aquator (f d.); bei. die Ge—
ſchlechtsliuie, d.i. die Reihe der auf- und neben-
einander folgenden Abfömmlinge von einem ge-
a — u — — —— ernennen ern rennen —
Liquation
meinſchaftlichen Stammvater; Geſchlechtsreihe;
Stammfolge (die ab- oder aufſteigende Linie, vgl.
linea): feınerdie Schlachtlinie, Schlachtreiheeinee
Kriegsheeres oder einer Zlotte; dle Linte, auch
überh. für das ftehende Heer, die regelmäßigen
Truppen, mit Ausnahme der Garden; daher:
Linten= Bilitär, L.-Infanterie, d.-Nanallerte,
L.⸗Truppen, itehende, regelmäßige Truppen, z.U.
von den Garden und den Milizen oder Landweh—
ren; L.⸗Schiffe, die größte Art Kriegsichiffe vor
50 Bis 110 Stanonen, welche bei einer Seejchlacht
in eine Reihe neben- oder hintereinander geitellt
werden; L.⸗Perſpektive, f.dietinien-Verjüngung,
regelmäßige Verkürzung der Linien und Umriffe
eine3 darzuftellenden Gegenstandes nach den Ge—
fegen der Fernjcheinlehre oder Veripeftive (f. d.);
L.⸗Syſtẽm, n. Tonf. die 5 De Linien,
auf welche die Roten gejchrieben werden; liniteren.
Linien ziehen. |
Liniment, n. !. (v. linire, ſchmieren) flüſſige Salbe;
Schmier- oder Streichmittel.
Linkrufte, f. Linoleumtapete, künſtliche Ledertapete.
Linftus, m. l. (v. lingere, leden) eig. das Leden;
Heilk. ein Leckſaft, Leckmus.
Linolekum, n. [.(v. linum, Lein, u. ol&um, Ol) Kork-
teppic; zur Zußbodenbefleidung aus waſſerdichtem
Segeltuch, auf welches eine Maffe aus pulverifier-
tem ar u. gefochtem Leinöl (linol&um) aufgetra-
gen iſt.
Linon oder vlt. Linomple, m. fr. (fpr. linoͤng,
linöngp'l; von lin = linum, ein) jehr feine Lein-
wand, be. in Frankreich, Schleiertud).
Tinophunie, f. Papier Feniterbild.
Linotype, f. engl., eine englijche Setzmaſchine (in
—
Linurgĩe, f. gr. (v. linon, Leinen, Leinwand, und
ergein, verfertigen) Bereitung der Leinwand, Lein—
weberei. |
Lion, m. fr. (fpr. ling) u. engl. (fpr. laten; v. L. leo,
Gen. leönis) derZöme; uneig. eine Merkwürdigkeit,
Sehenswürdigkeit; ein fich auszeichnender,berühm-
ter Mann, ein Löwe des Tages (aus engl. lion
of the day); in Zranfreich u. England ein Mode—
herr, Salonheld; Lionel, m. fr. und engl. *
lionel oder latonel) Name: der Löwenähnliche:
Liönne, k. fr. eine Löwin; uneig. eine in der Ge—
ſellſchaft glänzende, berühmte Dame.
Ripurte, f. gr. (von lipärös, fettig; lipos, n. Fett)
Heilk. Fettigfeit, Klebrigfeit; Liphhl, n. der von
Berzelius angenommene Stoff, deſſen Oxyd die
Baſis der fetten Öle bildet —
lipogrammaͤtiſch od. leipogr —, gr. (von leipein,
laſſen, feylen lajjen) mit gefliffentlicher Vermeidung
gewiſſer Buchjtaben, z. B. des v in Gedichten oder
ganzen Werfen, eine Spielerei in der Zeit des Un-
geſchmacks.
Lipplappen, pl. — von Europäern u.
Eingeborenen auf den Inſeln Sava u. Sumatra.
Lippus, m. l. ein Zriefäugiger. _
Lipfäna, pl. gr. (leipsana, v. leipein, lafjen 2c.) hin-
terlafiene Heifigtümer, — Reliquien; Lipſano—
raphie, f. Reliquien-Bejchreibung ; Lipfanothek,
. ein Neliquien- Behältnis.
Lipſia, f. lateinischer Name fiir Leipzig.
Lipijl, f. unter Liparie.
Piuyrie, k. gr. (leipyria) = Lipopyri e.
Liquation, £. (. (liquatio, v. liquäre, flüſſig machen)
das Schmelzen der Metalle, Zerfliegung der Salze,
Scheidung des Silbers von Kupfer (Steigerung);
liquäbel, ſchmelzbar.
liquet
tiquet, I. (v. liquöre, flüſſig, Mar fein) es tft Klar,
deutlich, es leuchtet ein; non liquet, e3 ift nicht
Har oder deutlich, läßt fich nicht enticheiden; li—
quent, fließend, flüſſig, Har; Liquefaltion, f. nl.
das Schmelzen, Berlafien harter, hargiger Stoffe
durch —7 euer; liqueſzent, 1. (liquescens)
—E—— flüſſig werdend; liqueßzieren, flüſſig
erden.
Liqueur od. Likör, ın. fr. (pr. litöhr; v. l. liquor,
ſ. d.) feiner Branntwein, Gewürzbranntwein; lie
queur de Johuson, nach dem Erfinder benanntes,
gu KRolodiumbildern verwendetes Bromfadmium;
. de Laharrague (jpr. —rdd), eine Natronaufs
löſung zum Bleichen verwendet; Likör-Wein, m.
dickflüſſiger, ſüßer Wein.
liquid, I. (liquidus, von liquere, flüſſig fein) eig.
flüſſig; in Rechnungsfachen: hell, rein, richtig, an—
erfannt, erwiefen, gewiß (3. B. eine liquide
Schuld); fällig; Liquida, f. (sc. littöra, pl. liqui-
dae) ein jchmelzender, jließender Konſonant (I, m,
n,er) im Gegenfag zur Muta; Liquidum, n.
etwas Flüfiigkeit, eine Flüffiafeit; eine Har erwies
jene Forderung od. Schuld; Liquidamber, m. nl.
flüffiger Amber, ſ. Storaz; liquidieren, nl. (i-
quidäre) auseinanderiegen (eine Forderung); in
Richtigkeit bringen, abzablen; das zu Bezahlende
einzeln verzeichnen, Gebühren berechnen; Geichäft
auflölen, bei Auflöfung einer Handelsgejellichaft
die Geichäfte ordnen; Liquidänt, m. ein gericht-
fih mahnender, feine uudlöretberung geltend
machender Gläubiger; Liquidät, m. ein ange-
Hagter Schuldner, einer, gegen den die Schuldfor-
derung geltend gemacht wird; Liquidation, f. die
Auseinanderfegung, Schuldbezahlung, Berichti-
gung; auch der Forderungsnachmweis, die Koften-
erehnung; Gejchäftsauflöjung, -abwidelung;
Liquidations-Termin, m. die für die Gläu-
biger gerichtlich feitgefegte Zeit zur Eingabe ihrer
Horderungen; Liquidätor, m. ein mit Schuld»
ſachen Beauftragter, Maſſenvertreter, Abrechner;
Liquidität, f. |. (liquiditas) die Flüffigfeit; Er-
wiejenheit oder Richtigkeit von Schulden.
Liguiritienfaft, = Lafrigenjaft, f. d.
Liquor, mn. [. (v. liquere, flüſſig fein) eig. eine tropf⸗
bare Flüjiigfeit, ein Naß; be). Kraftwafjer, Wein-
geiit; vgl. Liqueur; Heilk. die Auflöfung eines
feiten Körpers, welche tropfenweije gegeben wird.
Lira, f., pl. Lire, it. (= fr. livre, I. libra, alfo eig.
Brund) eine ehem.it.Rehnungsmünze = % Soldi
zu 12 Denari, aber von ungleichem Wert, von 0,60
bis 0,50 M.; Liraͤzza, k. eine Rechnungsmünze in
Benedig.
2irae, m. ein roter franzöfifcher Wein.
Liriod6ndron tulpifira, ar.=l. (von leirion, Lilie,
dendron, Baum, tulipa, Tulpe, ferre, tragen, alfo
eigentl, tulpentragender Liltenbaum) der virgi-
nilche Tulpenbaum; Piriodendrin, n. ein in der
Wurzelrinde diejes Baumes enthaltener bitterer,
kampferartiger Stoff.
lis, f. (pl. lites) (. ein Streit, beſ. ein Rechtsſtreit,
Brosch); eine jtreitige Sache; adhuc sub judice
lis est, der Streit it noch beint Richter, d. b. un—
entichieden; Pitisdenunziant, m. der Streitver-
finder, deſſen Gegner der Litisdenunziat heißt;
Litisdenungiation, f. die Streitverkundung.
liseio, it. (jpr. liſchjo) Ton, ſchlicht, glattweg.
Liſenen, Laſchẽnen, Lefinen od. Leſenen, pl. fr.
Bauf. pferlevartige Wanditreifen od. Mauerleiften
an romanischen (byzantinischen) Gebäupden.
Stferieren, fr. (liserer) mit Schnürchen einfaffen od.
Lithagoga 499
ſticken; Liſere, m. die um den Rand eines Zeuges
geitidte Schnur od. Leifte; Liferdge, f.,r. n. (fpr.g
wie ſch) die Einfaffung einer Stickerei mit goldnen,
jülbernen ze. Schnürchen; Liſiere, f. (fpr. liſiähr'; 1.
gleichſ. liciarla, v. licium, fr. lice, lisse, Faden des
Gewebes,SLitze) eine Einfafjung, Lie; die Sal-
leifte; das Laufband, Gängelband; die Grenze, der
Rand oder Saum, 3.8. eines Waldes, Feldes.
Kifette, £. weibl. Name, franz. Verkleinerung von
Eliſe, Elifabeth.
Liſiere, ſ. unter liferieren.
Liſte, £. (zunächſt entlehnt v. fr. liste, it., fpan., prob.
u. ml.lista; dieſes aber entit. aus dem mittelhochd.
liste, Leiſte, Streif) ein Verzeichnis, eine Role;
Kiftel oder Liſteau (pr. liftsh), m. fr. Bauk. die
Leiſte, der Unterjaum einer Säule.
Liftenſkrutinium, [.Strutiniumn.ffrutieren.
Liſter-Verfahren, n., bei Wundbehandlungen dag
antijeptiiche (fäulnisverhiitende) Berfahren, das
nach dem englifchen Chirurgen Liter, um 1870,
benannt ift, der es erfunden hat; daher aud
Liiteriher Verband uſw.
Pistesse t&npo, it. Tonk. dasfelbe Zeitmaß, wenn
in einem Tonſtück der Tait ziwar verändert wird,
aber Delle Bewegung fortbehalten werden foll.
Litanet, f.gr.(litaneia, v. litanedein, bitten, flehen;
lite, Wirte) ein (abzufingendes) Gebet in der Not;
firchliche3 lagelied, Dittgefang; uneig. auch eine
langweilige Klage, eine immer wiederholte Be-
fchwerde.
lit de justice, n. fr. (fpr. fi d'ſchüſtihß'; v. lit, —
l. lectus, eig. Bett, Lager) ehem. ein feierliches
Gericht, öffentlicher Gerichtstag beim franz. Bar-
lament in Gegenwart des Königs: Throngerichts—
ſitzung.
Liter, n. (willkürlich gebildet vom gr. litra, f., dag
eig. die Be is ein Gewicht u. eine Münze
war), für Bee und flüſſige Stoffe die Einheit de3
dezimalen deutfchen Hohlmaßes, dejjen Grundlage
das Kubikmeter ijt. Ein Liter (1) ift 1000 Rubik-
meter (cbm) oder ein Würfel, deſſen Seite 1 Dezi-
meter lang ift, = 0,87334 frühere preuß. Quart;
e3 faßt genau 1 Kilogramm deftillierten Waſſers.
Bielfache des Liter find: Defaliter(v. gr. deka,
zehn) = 101 = Yo ebm; Heftoliter (v. gr.
hekatön, hundert) = 110 1= Yo ebm; Kilo—
fiter (v. gr. chiliei, taufend)—= 10001 = 1 cbm.
Unterabteilungen des Liter ſind: Deziliter (v. 1.
decem, zehn) — — Yıoow ebm; Zentiliter
(v. I. centum, hundert) = Yon! = "haaıno ebm.
Geſetzlich eingeführt find in Deutſchland nur Kilo-
liter, Heftoliter und Kiter.
litera. Riteratur ꝛc., 1. littera.
Litéwka od. Liteiwfe, f. poln. (eig. eine Litauerin,
ein litauifcher Rod) ein kurzer polnischer Überrod
von eigentümlichem Schnitt; Heer-Bluje, Wams.
Lithugöga, pl. gr. (v. lithos, m. Stein) Heilf. Stein
abführende Mittel; Lithagögon, n. eine Stein-
zange, ein Steintöffel; Lithaänthrax, m. Stein-
kohle; Lithanthraziten, pl. Pilanzenveriteine-
rungen in Steintohle; Sitgargürum, n. Silber-
glätte, Bleiglätte; Lithiäſis, f. Deilf. die Stein-
franfheit; Lithion, Lithon od. Lithiumoxyd, n.
Steinlaugenialz, ein 1817 (zuerft im Mineralveich)
entdedtes Alkali; Lithium, n. die 1818 zuerit dar—
geitellte metalliiche $rundlage desjelben; kohlen—
ſaures Lithionwaſſer, Mittel gegen die Gicht;
lithiſche Saure, Härnſäure, welche fi) im Urin
und ın Blajenfteinen findet; Pithobiblton, n. ein
Blätterabdrud, verfteinertes Blait; Lithobolle, f.
32*
900 Lithagoga
das Steinwerfen, die Steinigung; Lithochromie,
die Steinfärbung, farbige Steindruderei, Kunſt,
mit Olfarben auf Stein zu malen und das Ge—
malte auf Leinwand abzudruden, = Chromo—
lithograpbie; auch ein farbiger Steinabdrud,
pl. Lithochromien; Lithodendron. n. Stein-
bolz od. veriteinertes Holz; Lithodialnſis, f.Heilf.
die Blajenjtein-Auflöfung; Lithofrakteur, m. gr.⸗
fr. (fpr. —töhr) eig. Steinzerbrecher, ein verbefler-
ter Dynamit (1. d.), bei. zum Zerjprengen von Ge-
ihügen; Cithonfyph, m. (gr. lithoglyphos) ein
Steinichneider; Lithoglph od. Lithoglyphit, m.
ein Bildftein, Zierſtein; Lithoglijphit, f.dieStein-
ichneidefunft; Lithoglüͤpt, m. ein Steinjchneider;
Lithograͤph, m. ein Sieinſchreiber, Steinzeichner,
Steindruder; Lithographie, f. die Steinbejchrei-
bung, das Befchreiben der Steine; Steinzeichnung
und Steindruderei, die von Senefelderin Mün—
hen 1799 erfundene Kunft, auf Stein gemachte
Zeichnungen mittels einer Brefje zu vervielfältigen;
aud ein lithographiertes Blatt, ein Stein
drud; Sithogräphie, f. die Steinzeihnungs- und
Steindrudfunft; lithographieren, fteinbeichrei-
ben; jteinzeichnen, fteindruden, durch Steindrud
beritellen; lithograͤphiſch, fteindefchreibend; auch
j.v. w. lithographiert, durch Steindrud darge—
itellt; lithographiſcher Stein, der zum Stein—
druck angewendete ſchieferige Kalkſtein; Lithogrä—
Phon. n. eine Steinſchrift; lithoĩdiſch, ſteinähn—
lich; Lithokarditen, pl. verſteinerte Herzmuſcheln;
Lithokoͤlla, f. Steinkitt, Steinleim; lithokollẽ⸗
tiſch, mit eingelegten Steinen beſetzt, mit Edel-
feinen verziert; Lithokollẽten, pl. mitangefitteten
Edelſteinen ꝛc. ausgelegte Kunftwerke; Rıtholä=
bon, n. Heilf. ein Steinzieher, ein wundärztliches
Werkzeug, Steine aus derBlafe zu nehmen; Litho—
latrie, f. Verehrung von Steinen, eine Art Fe—
tihismus; Lithologĩie, f. die Steinlehre, Stein-
funde; Litholog, m. ein Steinfenner, Steinfun-
diger; litholoͤgiſch, zur Steinlehre gehörig, ſtein—
kundlich; Lithomantie, f. die Bahıfagiag aus
od. nad Steinen; Lithomaͤrga, gr.-i. Bgk. Stein-
mark; Lithomoͤrphen, pl. gr. Bild- od. Geftalt-
jteine, ſeltſam geitaltete Steine; Lithontriptika,
ſ. Lithotr—; Lithopädion, n. das Steinfind,
die verjteinerte (vertnöcherte) Leibesfrucht; Litho—
phäg, m. ein Steinfreifer, Steinnager; Litho—
dhagie, f. die Steinfrefjerei; Lithophanie, f. die
Kunſt, ein Duchicheinbild in Stein oder ſteinähn—
fiher Maſſe, z. B. in Porzellan, zu verfertigen;
aud ein ſolches Durchfcheinbild jelbit; Litho—
hllon, n., pl. Lithophyflen, =Lithobiblion;
ithophijten, pl. Steinpflanzen,Storallengemächfe;
auch Bflanzenverjteinerungen; Lith-oftẽu, pl.Kno⸗
chenverſteinerungen; Lithoſträtum, n. gr.[. oder
Lithoftröton, gr. Fußboden⸗Moſait, ſ. d.; Litho—
thcologie, f. gr. Beweis des Daſeins Gottes aus
den Steinen; Lithotgräpfis, f.=Lithotripfie;
Lithotöm, m. Heilf. das Steinmefjer, Werkzeug
zum Steinſchnitt; Lithotomie, f. der Steinſchnitt,
Sthnitt oder Ausschnitt des Blafenfteins; Litho—
tomift, m. ein Steinjchneider, Steinarzt; Litho—
tripiie, f. Heilf. Stein-Zerhämmerung, eine neu—
erfundene Art der Stein-Bertreibung; Lithotrip⸗
tifa, pl. jteinzermalmende od. -auflöjende Mittel;
Lithotriptor (x. Lithotriptẽr), m. der Stein-
zertrümmerer, ein neuerfundenes Werkzeug dazu;
- Bishotritie, f. gr.-lat. das Stein-Zerbohren, die.
Steinzerbrödelung in der Blaſe; Lithotritor od.
fr. Litbotriteur (pr. —töhr), m. ein Werkzeug
— ee — G — — — — — —— — — — — — ann
8
L
littera
dazu, von Dr. 3. Civiale erfunden; der Bohrer: od.
die Krone; Lithotritift, m. ein Blafenftein-Ver-
treiber vd. Arzt; Yithotypographie, f. gr. Ver⸗
vielfältigung des Letterndruds durch Steindrud
mittel3 Übertragung de3 eriteren auf Stein, nad)
einem 1839 von den Gebrüdern Dupontin Paris
erfundenen Verfahren; Lithoxijlon, n. verſteiner⸗
tes Holz, Holzſtein; Lithozöon, n., pl. Lithozda,
Steintiere, Korallentiere; Lithurgie, f. Bearbei-
tung der Steine, Steinhauerei; Stein-Stofftunde
od. -Scheidefunft (Steinhemie); Lithürgit, f.
die angewandte Steinfunde, Stein-Bearbeitungs-
funde; Lithurie, k. Heil. das Steinharnen, Gries—
itt, |. Zidi; liti, f. unter lis. [darnen.
itie, f. ruſſ. (pr. Kitije, eig. litija) die Litanei, bei.
Seelenmefje in der griech-orthodoxen Kirche,
litigteren, I. (litigäre, von lis, Gen. litis, u. agöre,
führen; vgl. lis) rechten, ftreiten, einen Rechts—
handel führen: litigändi temeritas, f. die Streit-
ſucht; Litigaͤnt, m. (litigans) ein Rechtsſtreit—
führer, Streitender vor Gericht; Litigation, f.
(ſpätl. litigatio) der Streit vor Gericht, Rechts—
jtreit, Rechtshandel Prozeß); das Nechtaftreiten,
Rechten; litigids (1. litigiösus), streitig. dem Streite
unterworfen; auch gern ſtreitend, ſtreitſüchtig;
Litigioſität, f. nl. die Streitigkeit, das Streitig—
jein einer Sache; Hitis 2e,, 1. unt. lis; Litistonſor⸗
ten, Streitgenofjen, vgl. lis.
litoral, I. (litorälis, von litus oder littus, Meere3-
ufer, pl. litöra) das Strandland oder Küjten-
land betreffend, davon herrührend; Litoräle, n.
da3 Küſtenland, Gejtade; bei. das Oſterreich ge-
hörige Uferland am Adriatiihen Meere, oder das
Trieſter Gebiet.
Nitötes, f. gr. (v. litös, jchlicht, gering) Redek. die
e
Milderung, Verkleinerung, bei. ein jcheinbar ver-
Heinernder Ausdrud, um eine Sache deſto mehr zu
erheben, z. B. das ift nicht übel, ft. vortrefflich.
itra. n. ein in Georgien im Kleinhandel übliches
Gewicht = 9 ruff. Pfund = 3,686 Kg.
itre,m. fr. (fpr. lit’r) die Einheit des franz. Flüſ ig"
keitsmaßes (für trockene Körper, Getreide 2c. Mi
Liftere genannt, vgl. Stere); die Ober- u. Unter-
abteilungen des Litre ſ. unt. Liter; Litraméter,
n. ein Werkzeug, um das fpezifiiche Gewicht der
Flüſſigkeiten zu beitimmen.
Litſchi, £. eine mohlichmedende Steinfrudt in China
und Tonkin; Li-Tſu, m. Himmliicher, ein chineſ.
Beiname,der außer dem Kaiſer nur denen zukommt,
die in den Tſing-Long erzogen werden.
littẽra od. Iitẽra, f.l.ſzgeʒ. aus licitera, [lictera],
v. ſanskr. likh, ſchreiben, malen, mit dem Binde-
vofal iu.Suffix tera) der Buchitabe; sub littera,
unter dem Buchitaben 2c.; littera scripta manet,
Sprw. der gejchriebene Buchitabe bleibt, d. h. was
geichrieben ift, macht weit mehr verbindlich oder
gibt ficherern Beweis, als was bloß mündlich ge-
jagt wird; litterae, pl. Buchjtaben, etwas Schrift»
liches; Briefe, ein Schreiben, ein Brief; per lit-
tẽras, durch Briefe, ſchriftlich; — literäl ſpätlat.
litterälis), ſchriftlich, buchſtäblich; Literal-Kon—
trakt, m. ein Vertrag, bei welchem der Ausſteller
durch die Schrift felbit verbindlich wird; L.- Me⸗
thode, f. die Buchitabiermethode, entg. Lautier-
methode; Literalismus, m. nlat. die Buchſtäb—
lichkeit, das ftarre Feithalten am Buchſtaben mit
Vernachläſſigung des Geiftes; Literalift, m. nl.
Silbenjtecher; literär od. literäriſch (l. littera-
rius), zur Bücherkunde oder zum Schriftwejen ge-
hörig, gelehrt, wiſſenſchaftlich; für die Literatur
little
von Bedeutung; Literärgeſchichte oder Litera⸗ |
rũrgeſchichte. Geſchichte des Schriftiwefens und
der fchriftlichen Geiſteswerke; Literarhiſtori—
fer, m. Literaturgefchichtichreiber; Literätor, m.
ein Sprad und Schriftgelehrter; Literatür,
f. (1. litteratüra, Buchftabenschrift, Unterricht im
Lefen und Schreiben, Spradunterricht, Sprad)-
kunſt, Gelehrſamkeit) das Schrifttum; Literatur—
zeitung, eine gelehrte Zeitung, eine zur Beur—
teilung von Büchern beſtimmte Zeitſchrift; Lite—
rãtus od. Literũt, m. ein Gelehrter, der ſtudiert
Hat, bef. ein der schönen Riteratur Zugemwendeter,
überh. fiir Schriftiteller; literieren, nl. mit Buch—
jtaben bezeichnen: als Literat od. Schriftjteller le—
ben und wirken; Literomanie, f. die Schreibmut.
little, engl. (pr. litt'l) Elein, bei vielen engliſchen
Benennungen.
Littreſcher Bruch, ein gefährlicher Darmbruch, bei
dem nur die Augenwand des Darmes fich außer—
halb der Bauchhöhle befindet.
Lituiten, j. unter Lituus.
Kitür, f. (lat. litüra; von linere, beſchmieren, aus—
jtreichen) daS Ausftreichen des Gefchriebenen; auch
die ausgeftrichene Stelle.
Pitürg, m. gr. (leiturgös, d. i. wer ein öffentliches
od. gemeinnüßiges Geichäft verrichtet, von leitos,
da3 Volk betreffend, öffentlich, und Ergein, wirken,
arbeiten, ergon, Werk) ein Priefter als Vorgänger,
Borfänger zc. im Kicchendienit; Liturgie, f. (gr-
leiturgia) urjpr. öffentliche, für den Staat über-
nommene Leijtung, wozu namentlih Choregie
u.Trierarchie gehörten; Verwaltung des Gottes—
dienftes, der Kirchendienft; die Kirchenordnung,
vorichriftsmäßige Anordnung der Gebete und Ge—
fänge beim Gottesdienft; bef. das der Predigt vor-
angehende evangel. Kirchengebet 2c.; Liturgifum,
n. in der griech. Kirche ein Buch, welches drei Li—
turgien, näml. die des heil. Bafilius, Chryſoſtomus
und den ee des heil. Gregorius d. Gr.
enthält; Litürgit, f. die Lehre von der Einrich-
tung des öffentlichen Gottesdienſtes; litürgiſch,
dazu gehörig, derſelben gemäß, od.kirchendienſtlich.
Litũus, m. lat. der Krummftab der Auguren (ſ. d.)
bei den alten Römern; Krummſtab der katholiſchen
Biihöfe, Biſchofſtab; auch ein römiſches Blasin-
firument, der Zinke; Lituĩten, pl. nl. Schaltier-
verfteinerungen mit jtabförmiger Schale.
Liva, m. türk.-arab. (eig. Fahne, Banner) die Unter-
abteilung eines Ejalet3, die von einem Kai—
mafam regiert wird; Miri-Liva, m. (vgl. Miri)
der Statthalter einer joldyen kleinen Provinz; aud)
ein Brigadegeneral.
Livery, f. engl. (ſpr. liwweri) die Wahlbürgerichaft,
unft in London, die Gefamtheit der Londoner
ürger, welche das Wahlrecht befigen.
Libet, m. fr. (ſpr. liweh) der legte Spieler im Billard.
Livia, f. lat. röm. Frauenname (männl. Livius);
auch die Feldtaube.
libide, I. (lividus) bleifarbig, bläufich, fahl, gelb»
grün, von der Hautfarbe; uneig. mißgünftig, nei-
diſch; vinidität, f. nlat. die Bleifarbe, Fahlheit;
Mikgunit, Neid; Livor, m. lat. ein blauer Fled;
Heilf. ein blaugelbes Wundmal.
Fivondfe, m. ital. d. i. Livländer: eine ruſſ. Rech—
nungsmünze = 96 Slopefen.
Livor, ſ. unter livide.
Livraiſon, f. fr. (ſpr. liwräſöng; I. liberatio, Be-
freiung, v. liberäre, befreien, fi. livrer, liefern;
vgl. Lieferant) die Lieferung, Ablieferung.
livre, m. fr. (jpr. liw'r; vom lat. liber) das Buch);
— — —— — ee — — — — — — — — — — — — — —— —— —— —
Lloyds 501
a livre ouvert (ſpr.a liw'r uwahr'), nach offenem
Buche; Tonk. nach vorgelegten Noten, vom Blatte,
3.8. ſogleich fpielen; livre blane (ſpr. — blang),
ein Buch von weißem Bapier, Schreibpapier; J. en
blane (pr. —ang blang), ein rohes ungebundenes
Buch; 1. de döpense (ſpr. — depängf'), ein Aus—
gabebuch; 1. de mise et de recette (jpr. — mihſ'
ed’ rehett’), ein Einnahme- und Ausgabebuch; 1.
rouge (ſpr. — ruhſch'), das rote Buch od. Angebe—
buch bei den vormaligen franz. Königen; Livret,
n. (fprich: liwreh) ein Biichlein, Feines Buch; die
13 Karten der Bharaofpieler.
Rivre, f. fr. liw'e; v. I. libra), pl. —8, ein Pfund
(in Frankreich — 49,506 g); als Münze (gew. n.
od. m.) in England Livre Sterling, hund Ster-
ling, ein Münzpfund, [. Sterling; in Franfreid
— ſ.d
Livree, k. fr. (von livrer, liefern; ital. livrea, ſpan.
librea; vgl. Lieferant) ehemals auch Liverei, eig.
gelieferte Kleidung; Dienftkleivung, Xeibtracht;
auch Hof- oder Leibfarbe; die fämtliche Diener-
ſchaft einer Herrfchaft; eine gleihförmige od. gleich»
farbige Kleidung; Libreeraupe, f. fr.-dtich. die
Ningelraupe.
livre rouge, Libret, f. unter livre.
lixivia, f. over lixivium, n. lat. die Qauge; lixi-
vium causticum, Atzlauge; Lixiviation, f. nl.
die Auslaugung (vgl. Eliriviation).
Lizent, m. (vom L. licentia, Erlaubnis), ſ. Atzife;
Nizent-Brief, ein Abfertigungsichein bei Waren»
verfendungen; L.⸗Geld, ehem. hannoverifche Ver—
brauchsfteuer, welche in Kafjengeld bezahlt wurde.
Rizitum, n., pl. Lizita, l. 1., f. licet; 2. (v. licere,
ausgeboten od. feil fein) ein Gebot bei Veriteige-
rungen, Angebot; lizitieren (l.licitäri), auf etwas
bieten; etwas verfteigern, ein Geſchäft ausverfau-
fen; licitando, auf dem Wege des Angebots;
Lizitaͤnt, mn. (licitans) ein Bietender, Meiftbieten-
der; Lizitation, f. licitatio) das Bieten, Feilfchen;
eine (gerichtliche) Berfteigerung (Auktion); aud
———— Unterbietungsverfahren; ein Aus-
verkauf.
Lizzi, f. engl. (ſpr. Liffi), Koſeform von Elifabeth,
unjer: Lieschen.
Ljubow, k. ruſſ. (pr. ljuböff; von ljubitj, lieben),
die Liebe, weibl. ruſſ. Taufname, als Abkürzung
Ljuba.
Llama, ſ. Lama. | A
lano,m., pl. Y!anos, ſpan. (ſpr. ljänos; d.i. überh
Ebenen, v. lat. planus, eben) ungeheure baumloje
Ebenen im ſüdl. Amerika; — pl. die dieſe
Ebenen bewohnenden Hirten.
Lloyds, n. oder Llohd, m. (fprich: leud) eine See-
handels-Anſtalt zur Berficherung gegen Seegefahr
und Einziehung von Schiffsnachrichten, die ihren
Siß in einer Reihe Zimmer der Londoner Börfe
hat, durch einen Verein von Sciffsverficherern
(underwriters, d. i. Unterzeichnern) gebildet (fo be»
nannt nach Lloyds Kaffeehaus, in welchem
feit Ende de3 17. Jahrh. die Schiffs-Mafler ıc. fich
verfanmelten, weil e3 in der Nähe der Börfe lag);
auch eine ähnliche Berfiherungs-Anftaltu. Danıpf-
ſchiffahrts-Geſellſchaft zu Trieit feit 1833, Oſter—
reichiſcher Xloyd oder it. Lloyd austriaco ge-
nannt; in Odefia feit 1856, Ruffiiher Lloyd,
u. in Bremen feit 1857, Norddeutſcher Lloyd
‚genannt; Lloyds List, Lloyds Lifte, f. oder
(08 Lloyd, m. ein Haͤndels⸗ und Schiffahrts-
Anzeigeblatt, welches in London und Trieit heraus-
gegeben wird.
502 Loa
Loa, f. ſpan. (eig. Lob, v. l. laus, Gen. laudis) beim
ſpan. Theater ein Vorſpiel, ein kleines Schau- od.
Luſtſpiel, das vor einem größeren aufgeführt wird
und den Inhalt desjelben anfündigt (jo genannt,
weil der Gegenstand diejer Stüde immer auf Das
Rob derjenigen Berfonen berechnet ift, welchen fie
gewidmet find). h
Load, n. engl. (fpr. lohd) die Laft, ein engl. Maß für
Bretter, Dielen, Planfen von verfchiedenem In—
halte, je nad) der Dice der Holzjtüde.
Loafer, m. engl. (fpr. löhfer; vom deutſchen lau—
fen, landichaftl. lofen) anfangs ein Bettler und
Herumtreiber, Razarone; jeßt ein Bummler, Hän-
deljucher, feit fünfzig Jahren in den größeren
Städten des nordamerif. Freiftaats gebräuchlich
(vgl. Rowdies).
lobus, m., pl. lobi, nf. (v. gr. löbös) Zappen; Ilo-
büli, pl. Läppchen; Lobelie, f. (fr. lobelie) ein
artenreiches Bflanzengeichleht aus Südamerika, zu
den Glodenblumen gehörend.
loca, lotabel, lotal 2c., |. unter locus.
Locanda, f. it. (v. it. u. I. locäre, vermieten) eine zu
vermietende Stube; ein Gaſthaus, eine Herberge
oder Schenke in Italien u. Griechenland; Rocanz
Dicra, f. die Gaſtwirtin.
Loch, m. ſchott. (felt.-gäl.-ir. loch; vgl. das deutfche
Race, u. das lat. lacus) ein Landſee.
Lochien, pl. (griech. löchia u. locheia, von löchos,
Niederkunft) Heil. der Entbindungsblutfluß, die
u der Kindbetterinnen nad) der Geburt,
auch wohl der Wocenfluß (weil er in der Wochen
bettzeit eintritt); Lochtorrhagie, f. der Mutter:
blutfluß während des Wochenbettes; Lochodo⸗—
chium, n. Entbindungsanitalt.
—“ engl. (ſpr. lockrihs) Leinwand aus Ir—
and.
loci, lozieren, |. unter locus.
Röret,n. engl. (Verkl. v. loek, Schloß) ein Schlöß-
hen, Häkchen, Armband; auh = Medaillon.
Lock-out, m. engl. (fpr. — aut) eig. die Ausfper-
rung, Ausſchließung, bildet den Gegenfaß zum
Streik, indem die Arbeitgeber ſämtliche Arbeiter
entlajjen, um zur Befämpfung eines Streifs fid)
die Arbeiter zu unterwerfen.
loeo. Potozeflion, lofofig 2c., ſ. locus.
Locofoͤceo, m., pl.Locofocos, die Anhänger der Furt-
jchrittspartei in den Vereinigten Staaten Nord-
amerifag, — Demoteaten, ii 1835 jo genannt.
(Sn einer Wahlverſammlung löfchten die Rück—
IchrittSmänner, ſeitdem jpottweile Hocopoco3
[f. d.] genannt, die Gasflammen aus, worauf die
Sortihrittsmänner durch Reibzündhölzchen, engl.
locofoco-matches, den Saal erleuchtetent.)
iseus, m. lat. der Ort, die Stelle; 1. a. quo, der
Drt, woher? Wohnort des Wechjelitellers; 1. ad
quem, der Ort, wohin? Ort der Wechjelbeziehung;
l. elassieus, m. eine Haupt- oder Mufteritelle;
Beweisſtelle in einem Buche; J. commünis, m.
ein Gemeinplas, Alltaasjaß; 1. delieti, der Ort
des Vergehen; 1. parallelus, eine Vergleichungs⸗
ſtelle, Stelle, von gleihem $nhalt od. entſprechender
Beſchaffenheit, z. B. in der Bibel; — pl. v. locus:
lova, d. i. Orter, Gegenden, u. loci, d. i. Stellen
(3. 8. loci classiei, loci commünes, loci paralleli
2c.); ad loca, auf die Bläße, fegt euch! loci meme-
riales. Stellen zum Auswendiglernen; — loco,
anitatt, 3.8. loco sigilli, anftatt des Siegel3; loco
eitato, aud) 1. Jaudäto, am angeführten od. an—
gezogenen Orte; loco, Kfſpr. am Ort des Berfaufs;
Loko-Ware, am Plage vorhandene Ware; L.⸗
locus
Fracht, Platzfracht; in loco, an Ort und Stelle
an derfelben Stelle; aud) hier; hoc loco, an dieſem
Orte; hujus loei. dieſes Ortes; ad hunelocum,
an oder zu diefer Stelle; pro loco, für den Plaß
(3. B. in Schulen eine Probeſchrift Schreiben 2c.);
locum tenens, m. (fr. lieutenant) ein Stellver-
treter, Statthalter; — Lotozeſſion, f. nl. das
Platzmachen, Weichen; lofofix, auf einem Stand-
orte befeftigt, angewachlen; Lotofixität, f. die Un-
beweglichfeit; lokomobil, der Drtsveränderung
fübig; Lokomobile, Lokomobil, n. od. gew. Loko⸗
mobile, f. eine fahrbare(ſich nicht auf Gitenf chienen
bewegende) Dampfmaſchine; Lokomobilität, f.
Beweglichkeit, Bewegbarkeit; Lokomotion, f. die
Ortsveränderung; loökomotĩb, freibeweglich; Orts—
veränderung oder Bewegung bewirkend; daher als
Sachw. Lokomotib, n. od. Lokomotive, f. die ſich
ſelbſt fortbewegende u. zum Fortziehen von Laſten
benutzte Dampfmaſchine, der Dampfwagen; Loko—
motivität, f. freie Beweglichkeit; Lokomotor, m.
Maſchinenwagen, Triebwagen; Lokotenenz, !.
Stellvertretung, Statthalterſchaft; —lotäl (1. lo⸗
calis), örtlich, räumlich; ortsmäßig, einem Orte
und deſſen Lage gemäß, zugehörig, daſelbſt befind—
lich und gebräudlich,; das Lokaäl oder Lokale, das
Örtliche, die Örtlichkeit, Ortsbeſchaffenheit; der ey
einem gewiljen Zweck eingerichtete Raum, 3. ©.
Saal, Gebäude, Gaftlofal, Kauflofal; pl.Lokalien,
bei. Geſchäftsräume; f. auch weiter unten; Lokal—
Behörde, Ortsbehörde, die örtliche niedere Behörde,
entg. der höheren od. Oberbehörde einer Provinz,
eines Bezirkes oder Landes; L.⸗zBlatt, ein Ortö-
blatt, Stadtblatt, eine Zeitung, die ſich hauptſäch—
lich mit örtlichen Angelegenheiten befchäftigt; L.—
Charakter, m. die Ortseigenheit oder -beinaffen-
heit; 8.=&rpedition, f. Erhebung an Ort und
Stelle; L-zFarbe, Malerk. die Ortsfarbe, eigen-
tümliche und natürliche Farbe eines Gegenſtandes,
modurd er ſich in Hinficht des Ortes, den er Im
Gemälde einnimmt, von allen andern Gegenständen
unterfcheidet; desgleihen in einem Dichtwerke
Worte, Wendungen, Anſchauungen, welche die Hei—
mat des Dichters oder einer Dichtung anzeigen;
L.⸗Fracht, f. Bezirksfracht; L.-Heizung, k. Hei⸗
zung durch Einzelöfen; L.-Katalög, m. ein Ver—
eichnis, worin die Standplätze der Bücher einer
Bibliothek angegeben find; L.-Nachricgten, Orts⸗
nadrichten; 8.-Patriotisuus, m. Yeimatsjtolz,
Voreingenommenheit für die Heimat und alles,
was zu diefer gehört und aus diejer ſtammt; L.⸗
Pferde, Poſtd Ortspferde; L.sPolizei, f. Die ört-
liche, niedere Polizei, entg. der höheren, von ven
Oberbehörden ausgeübten; L.zPoſtanſtalt, Orts—
poftanftalt; P,-Saß, Sprachl. Umjtandsjaß des
Ortes; L.⸗Sen dungen, Poſtd. Orts- oder Stadt-
ſendungen; L.⸗Statut, Ortsgeſetz; L.⸗Tarif, De-
zirksfrächtſatz, L.⸗zVerkehr, Binnenverkehr Ort⸗
verkehr; L.-Z8un, Binnenzug, Ortszug; L.⸗Zulage,
Ortszulage; Lokalie, f. eine, Ortsangeegenheit,
ein örtliches Intereſſe; Lokalien, pl. in Oſterreich
Seelſorgerſtafionen, Die aus zu weitläufigen
Pfarreien feit Sofeph II. entjtanden jind; Loka—
liſten, pl. (Capelläni locäles) die Seeljorger der»
jelben; Lotalis (nämlich Kaſus) od. Lokativp, m.
nl. der Ortfall, ein eigentümlicher Biegefall der
Nennwörter in einigen (z. B. den flavifchen) Spra-
chen; Iofalijieren, eine Stelle anweiſen oder auf
eine beftimmte Stelle, in gewifje Grenzen beigrän-
fen, 3. B. einen Krieg, eine entſtehende Krankheit
Lofalifieren; Lokaliſation, f. die Stellenan-
Lodoiska
weiſung; Begrenzung, Einſchränkung; Lokalität,
f. (fpätl. localitas) die Ortlichteit, Ortsbeichaffen-
or Lage, Räumlichfeit; localıter, in örtlicher
Dinficht; — Lokarium, n. 1. der Mietzins, das
Pachtgeld; — lozieren (I. locäre), an einen Ort
jeßen oder ftellen; verleihen, 3. B. Geld; vermieten,
verpachten; die Öläubiger einer Konkursmaſſe ord-
nen; Iofäbel, nl. ortsgemäß, der Natur eines
Ortes nicht zuwider; Lofabilität, f. die Ortsge-
mäßbeit; Cofäta oder Yofäte, pl. Facher, Schrift.
fächer; Lofatarius, od. fr.Lokutaire ipr.—tähr),
m, der Mieter, Mietmann, Bachter; Lokation, f.
!. (locatio) die Ortsanweijung, Anordnung; die
Berdingung, Verpachtung; auc das Lokations—
Urteil, das —— — die richterliche Ent—
ſcheidung, wodurch jedem Gläubiger in der Kon—
kurs⸗Maſſe ſein Platz in der Reihenfolge der For—
derungen — wird; locatio operärum,
der Dienjtvertrag; 1. operis, der Berdingungsver-
trag, wodurch die Ausführung einer Arbeit oder
Unternehmung, 3. B. eines Baues, verdungen
wird; Kofätor, m. der Vermieter od. Verpachter;
Lokatorium, n. = Lokarium; Lofätum, das
Bermietete.
Lodoista, f. poln. Name: die Volksbeſchützerin.
"ef oder Loof, n. (altichived. lop, löp; angelj. und
altengl. lep, isländ. laupr, Korb; uripr. wohl
überh. Gefäß; vgl. Loop) in Kur- u. Livland früher
ein Getreide- und Kalkmaß — !/, Nigaifche Tonne
— 63,86 1; aud) ein Gewicht — 5 Liespfund —
100 Pfund.
Lofne oder r. Lofn, f. altnord. Fabell. die Göttin
der ehelichen Berbindungen.
Log n. niederd. ſſchwed. logg, engl. log, d. i. überh.
Blod,Holzicheit)ein Schiffglaufmeffer, Fahrtmeſſer,
Werkzeug zur Beſtimmung der Geſchwindigkeit der
Scife beitehend in einem ſchifförmigen oder drei»
eckigen, mit Blei beſchwerten Holze an einer langen
Leine (Rogleine); das Logbuch, Buch zur Auf-
zeichnung der mit dem Log angejtellten Beobach—
tungen über die Richtung und Geſchwindigkeit des
Laufs eines Schiffes, der Winde ufw., Schiffs-
Sournal; loggen (engl. log), daS Log auswerfen,
um die Geſchwindigkeit des Schiffes zu meflen.
iogasdifeh, gr. (v. lögos, Rede, und aoıde, Geſang)
Versk. logaödiſche Verſe, Berfe, in denen der ge-
jangmäßige daktyliſche Rhythmus in den ſchwäche—
ven und ruhigeren trochäiſchen übergeht (3. 8.
— Logarithmus, ın., pl. Logarithmi
oder Logarithmen, gr. (logärithmos, von lögos,
Wort, Rede, a Rechnung, Verhältnis ıc.,
u. arithmös, Zahl) Größen!. Berbältniszahlen od.
Berhältniszähler (der Logarithmus einer Zahl ift
der Erponent der diefer Zahl gleichen Potenz einer
al3 Grundzahl oder Bajis angenommenen Zahl
(gew. 10); Logarithmit, f. die Berhältniszahlen-
lehre; logarithmiſch, die Verhältniszahlen ber
treffend; iogarithmijches Syitem, die Verbin—
dung der Logarithinen mit ven Zahlen al3 Boten-
zen einer und derjelben Baſis.
Loge, f. fr. (ſpr. lohſche; it. loggia, prov. lotja, ml.
logıa, logea, von althd. louba, mhd. loube, löube,
nl. laubia, lobia, Zaube, d. i. urfprüngl. ein be-
dedter Raum od. Gang) die Halle, Zelle, Hütte, an
der Außenſeite eines Haufes, entweder in den obe-
ven Stodmwerfen, oder in einem leichten Aufbaue;
in Schaufpielhäufern: ein verſchloſſener u. bedeitter
Sig nr ein Sperrjiß; bei Sreimaurern: der Saal
od. Berjammlungsort, die Maurerhalle, u. die Ber-
ſammlung ſelbſt, der Freimaurerverein; ferner die
— ——— — —— —ñ — — —ñ — — — ç — en — — —
— — — — — — — —
longen, —
Loggia, f. it. (ſpr. lödſcha) = Loge, ſ. d.; beſ. ein
— — — — — — — —— — — — — — — —— — — — — — — —
Logos 503
Belle für Wahnſinnige in Irrenhäuſern; die Schiffs—
kammer, Koje; das Behälmis, der Verſchlag für
wilde Tiere; in England die Türhüterwohnung in
einem Park; auch ein kleines Landhaus; in älterer
Zeit bezeichnete Loge auch die Amtsſtube, das
Bureau, Bureau iſt der jüngere Ausdrud dafür;
logieren (fr. loger, ml. logiäre), wohnen, herber-
gen; jemand beherbergen, bei ſich wohnen laſſen,
od. ibm Wohnung geben; Iogeable (ipr. loſchäb'l),
wohnbar, wohnlidh, bequem; Pogement, an (ipr.
loſch'meing) Wohnung, Behaufung; Kripr. Ber-
ſchanzung, Befeftigung eines von den Belagerern.
eroberten Poſtens; auch der — Ort; Logis,
n. (ipr. loſchih; ml. logicium) die Wohnung, Be—
hauſung, das Haus.
— unter Log.
bedeckter Gang um das obere Stockwerk eines Hau—
ſes, eine Galerie, Laube, Bogengang.
logieren, Logis, ſ. unter Loge. F
Loͤgos, m. gı. das Wort, die Rede; Sage; die Ber-
nunft, da3 Denkvermögen; der Bernunftgrund;
das Wort im Neuen Tejtamente, d.i. das Gelbit-
bewußtfein Gottes, der von Ewigkeit her gedachte
Gedanke Gotte3 von fich felbft, der in der Schöp—
fung al3 jchöpferifche Kraft hervortritt und in der
Anleitung der Menſchen En höherem Geiftesleben
in Tugend, Weisheit u. Wiſſenſchaft; die göttliche
Natur Ehrifti; Logik, f. (gr. logik& sc. techne,
Kunft, I. logica) die Denflehre, die Wiſſenſchaft der
Denfgejege od.des reinen Gedankens; auch die Wij-
fenichaft derBernunft od. des Erfenntnisvermögeng
überhaupt; Folgerungsvermögen; Logifer, m.
Denklehrer; auch Denfkundiger; loͤgiſch (gr. logi-
kös,&,ön),der Denklehregemäß,darin gegründetzc.;
fogifhrichtig, denfrichtig, folgeri ni Ronis=
mus, m.(gr.logismös)ein Vernunftſchluß; Logiſt,
ın. (gr.logistes) der Rechner, bej Buchſtabenrechner
(Algebraiſt); Logiſtit, f. die Buchſtabenrechen—
kunſt, ſ. Algebra; auch die Folgerungskunſt;
Krſpr. die Friſtkunde, d i. die Wiſſenſchaft, welche
Zeit und Raum, die zur Ausführung einer tak—
tifchen Bewegung nötig find, berechnen lehrt; lo—
giftiſch, dazu gehörig, bei. für algebraiſch; Lo—
nodädalie, f. die Wortkünftelei; Schönſprecherei;
onvdädulift, m.ein Wortfünitler, Schönjprecher;
Logodiarrhöe, f. Wort-Durhfall, Wortüberfluß; _
Weitſchweifigkeit; Cogogrash, m., pl. Logogrds
phen (gr. sing. logogräphos), Sagenjchreiber, Be-
nennung der älteften griech. Gejchichtichreiber;
Pononraphie, f Sagenichreibung, älteſte Geſchicht-
jchreibung; Pogogriph, m., pl. —en (vgl. Griphi),
Worträtiel oder Rätſelwort, Buchſtabenrätſel, ein
Wort, das durch Ab» ımd Zunehmen eines Bud)»
itabens 2c. eine andere Bedeutung befommt, 3. B.
S-p-aß, Ger-eis 2c.; Pogolutrie, f. übertrie-
bene Verehrung des Wortes oder der Vernunft;
Logologie, f. die Lehre vom Logos im N. T;
Ponomadhie, f. Wortitreit; Logömachos, m. ein
Mortflauber, Silbenitecher; Logöméter, n. der
Berhältnismeffer; Logometrie, f. die Wortmaß-
lehre; Logophoͤr, m. ein Wortträger, Sprachrohr
durch wagerechte Röhren in der Erde; Logoſobphie,
f. Wortmweisheit, Wörterfunde, gründliche Ktennt-
nis der Wörter; Pogothet, m. ein Schriftiteller;
auch Schnellichreiber; der Kanzler am byzantin.
Hofe; Logotypie, f. Wörterdrud, der Abdruck in
Holz ausgejchnittener oder galvanoplaftijch ange-
fertigter en welche ganze Wörter oder
Silben enthalten: Logoihpen.
504 Loi
Rot, k. fr. (ſpr. loci; aus d. I. lex entſtanden; prov.
Ice, lei, ſpan. ley, it. legge) das Geſetz, Gebot,
eat.
Koimiäter, m. gr. (v. loimös, m., Veit, Seuche, u.
iätrös, Arzt) ein Peſtarzt; Loimographie, f. die
Beichreibung einer Peſt oder Seuche. er
Kof oder Looch, m. arab. (la'ük vd. lu’ük, eig. eine
Arznei, die geledt wird, von la’ika, lecken) der
Bruſtſaft, Bruftlatwerge.
Lokao, n. hin. ein erſt feit 1856 befannt gewordener
Färbejtoff, der in China aus der Rinde des Loh—
zah bereitet wird und einfaches, urfprüngliches
— Blau u. Gelb zuſammengeſetztes) Grün
enthält.
Lokativ, Lokation, Lokomobile, Lokomotive ꝛc.,
ſ. unter locus.
Loke, r. Loki, m. altnord. Fabell. (nach Mogk v. d.
nord. Verbum lüka od. ljuka, d. i. ſchließen, en—
digen) der Endiger des Angenehmen wie des Un-
angenehmen, der Freund u. Feind der Götter, der
Gott der Zerftörung, duch Lift und Trug ausge-
eichnet; vielleicht urfpr. die Berperfönlichung des
Keuerz in feinerverderblichen Richtung (vgl. isländ.
logi, Slamme).
Rofice, m. poln. (pr. lükiéz) Gen. pl. Lokci, die
frühere polnifche Elle = Sſaſhen (Rlafter, Fa—
den) = 0,576 m. a
Rotulament, n. I. (loculamentum; v.locülus, Ort⸗
chen) das Fach, Behältnis; Bilderblenve; Loku—
fätor, m. ml. ein Wirtichaftsaufjeher.
ofupletieren, I. (locupletäre, von locüples, reich)
reich machen, bereichern.
Rofufta, k. L. eine Gattung von Heufchreden; Lo—
küſten, pl. eine Abteilung heufchredenartiger Tiere
(Zaubheufchreden, Heupferöchen).
Lokution, f. (. (locutio, v. loqui, reden) das Reden,
der Ausdrud, die Redeweiſe; Lokutorium, n. nl.
das Sprechzimmer in Klöftern.
Loligo, |. Ralmar.
Lollharden od. Lollarden, pl. jeit dem 14. Jahrh.
Kame für verjchiedene fromme Genoſſenſchaften
von Laien, welche fich bei. der Kranfenpflege und
Leichenbejtattung widmeten (v. demniederdeutjchen
Worte lollen.lullen, weil fie beileichenbegäng-
niſſen einen dumpfen Gefang hören ließen), zuerſt
in den Niederlanden, dann auch in Deutſchland;
auch Spottname der Anhänger Wiklefs in England.
Sombard, m. fr. (pr. longbahr; von den Lom—
barden, d. i. Bewohnern der Lombardei in
Oberitalien [entit. aus Longobarden, f.d.], wel-
he ji) als Anhänger der Ghibellinen nad) Frank⸗
reich flüchten mußten und dort zu Anfang des
13. Jahrh. zuerft folche Anftalten errichteten) das
Leihhaus, Pfandhaus, die Leih- oder Darlehns-
bank; Lombards, pl. Leihfcheine, Vfandfcheine,
Bedjelzettel; Pombard-Bant,P.-Geichäft, Dar-
lehnsbant, Pfandgeſchäft; &.=-Beftändeod.-&ffek-
ten, pl. die niedergelegten Pfänder.
Lomber od. Lomberfpiel, ſ. L'hombre.
Lompenzucker od. Lumpenzucker, m. engl.-dtich.
(von engl. lump, Klumpen, fpr. lömp), Auer in
Klumpen, Klumpenzuder (engl. lumpsugar).
Lond res, pl. fr. (pr. longdr’) Name für die Stadt
Zondon, danad benannt verfchiedene Arten von
Zuden, Zigarren 2c.; früher eine Art Galeere,
Long, long ago, engl. (ſprich: — ägoh) d. i. Lang,
lang iſt's her (ein Lied von Bayly).
longanim, nl. (v. longus, fang, u. animus, Geiit,
Gemüt) langmütig; Yonganimität, f. die Lang-
mut; Qongäpität, f. I. (longaevitas) das lange
|
Lord
Leben; Longe, k. fr. (ſpr. longſch'; abgek. f. alonge,
ſ. unter allongieren), Reitk. der Halfter- oder
Langriemen, das Leitjeil (mit einem dem Reit—
Ihüler um den Leib gelegten Strid, der über eine
Rolle geht und von dem Lehrer gehalten wird);
longiman, I. langhändig; Longimänus, m. ein
Langhändiger, Beiname von einem perj. König
Artarerres; Longimetrie, f. L.-gr. die Längen-
meſſung, Ausmefjung der geraden Linien, ein Teil
derGeometrie; longieren, fr. (longer, ſpr. longſch —)
längs eines Gegenſtandes hingehen od. hinziehen;
Longitũdo, k. lat. die Länge, beſ. die geogra-
phiſche, ſ. d.; longitudinal, nl. die Länge be—
treffend, der Länge nach; Longitudinäl-Grade,
Längengrade; 8.-Magnete, längliche Magnet-
ſtäbe, bei denen ſich die magnetiſchen Pole an den
am weiteſten voneinander abſtehenden Enden be—
finden (entg. den Lateral-Magneten); LSchwin—
gungen, Längenſchwingungen (des Schalls).
Longchamp, n. od. r. m., fr. (fpr. longſchang; von
long, !ang, und champ, %eld) ik ein au Wett-
vennen benußter Plaß im Bois de Boulogne in
Paris; daher überh. Wettrennen, PBferderennen,
Rennbahn.
Long-Cloth, m.engl. (ſpr. —klohß) ein gewöhnliches,
grobes Baumwollenzeug; Long-Ells p! engl.ge-
köperte englifche Flanele. ’
Longobarden, pl. eig. Kangobarden (: i. Lang-
bärte, lat. Longobardi, eigentl. Langobardi) eine
deutſche Völkerſchaft, die zuerit an der Niederelbe,
etwa im Lüneburgiſchen, u. zuleßt in Oberitalien
wohnte (vgl. Lombard).
Rang-Royal, n. fr. (pr. —roajahl) engliſches Kup-
ferdrudpapier; Longſhawl, engl., |. unt. Shawl.
Longuette, f. fr. (pr. longett’; von longuet, läng-
lich) ein längliches Drudläppchen auf Wunden.
Lonicere, £. fr. (pr. —Bähr’; nl. lonicera, v. Plu—
mier zu Ehren des Naturforſchers Adam Lo—
nicer, + 1586, fo genannt) Geikblatt, Jelänger-
jelteber, ein Bflanzengejchlecht von verjchied. Arten,
vgl. Kaprifolium.
Looch, ſ. Lot; Long, ſ. Log.
Soofah, fatſhl für Luffa, [. d.
Roon, m. engl. ({pr. luhn; dän. loom, ſchwed. lomm,
lomma, lumbe, altnord. lömr, deutih Lohme) der
Waſſertruthahn, eine einfam lebende Taucherart
am Hudſon-⸗Fluſſe in Nordamerika.
loop, m. engl. (jpr. lüp), die Schleife, Schlinge;
looping the loop, n. (barb.-engl.samerifan. Bil-
dung der Artifteniprade; d. i. eig. eine Schleife,
Windung fih windend machen) eine Schleifen-
fahrt, bei der der Akrobat auf einem Zweirad od.
Automobil innerhalb einer großen Schleife, die
die Fahrbahn darjtellt, in rafendem Tempo fährt,
jo daß er den oberen Teil der Schleife frei in der
Zuft ſchwebend mit dem Kopf nad) unten zurüclegt.
Loop, m. ( Lof, ſ. d.) in Riga früher ein Oetreide-
maß; Looper, m. ein ehemaliges Getreidemaß in
Friesland — Yg Tone = !;, Laſt.
Looti. |. Luti. an
Roanazität, £. 1. (loquacitas, v. loquax, geſchwätzig)
die Geſchwätzigkeit.
Lorcha, f. ein chineſiſches Küſtenſchiff, nach einem
europäiſchen Muſter in China ſelbſt gebaut, und
nad) einer portugielifchen Niederlaffung, Hongkong
he. a F
Loͤrchen, k. Verkl. von Lore, ſ. d.
— m. engl. (ſpr. löärd; angelſ, hläford; alſo
urſpr. Brotherr, Brotwart, von bläf, Laib, Brot,
und weard, der Wart, Wächter, Bewahrer; vgl.
Lordoſis
Lady) in der Anrede: Mylord (von my, mein),
Herr, gnädiger Herr, ein Ehrentitel des hohen
Adels in England; auch Titel verfchiedener hoher
Staatöbeamten und der Bifchöfe der engl. Kirche,
welche legteren Kords ſpirituals, d. h. geiftliche
Herren, genannt werden; Lord-High-Steward,
ſ. Steward; L.-Lieutenant, nm. (ipr. — Leften-
nänt) Titel des Vizekönigs v. Irland; L.-Mayor
m. (jpr. — meer) Herr Bürgermeifter, der Titel
des erſten Bürgermeiſters von London und York;
L.⸗Provoſt, m. Titel des Oberbürgermeifters von
Edinburgh; Lordſhip, f. Lordſchaft, Herrlichkeit,
Anvedetitel eines Lords.
Lordöfis, f. od. Lordöma, n. gr. (v. lordün, vor⸗
wärts biegen, lordös, vorwärts gekrümmt) das
Nachvorngekrümmtſein des Rückgrats, die vor-
gebücte Haltung des Körpers; der Brufthöder;
lordötifch, vorwärts gefriimmt, bucklig.
Lore, Lori, |. Lowıy.
"pre, f. weibl. Name, Abkürz. von Eleonore, f.d.
Rorenz, m. (nl. Laurentius, von laurus, Qorbeer)
männl. Name: der Xorbeerbefrängte.
Lorétte, f. in Paris eine Weltdame, Birhlerin, eine
etwas vornehmere, aber bei weiten nicht fo —
loſe Art von Griſetten (ſ. d.) in Paris, jo ge—
nannt nad) der Kirche Notre Dame de Lorette, in
deren Nähe fie meistens wohnen; Lorettendrama,
ein Drama, in welchem Loretten verberrlicht wer—
den (3. B. die Kameliendame von Dumas); Lo—
rettodicẽe, f. Verherrlichung der Loretten.
forgnieren, fr. (lorgner, jpr. lornj—; vom mhochd.
lüren, jchweiz. loren, luren, neuhochd. lauern)
anjchielen,veritohlen beobachten; be. durch Augen-
gläfer betrachten; auch Iprgnettieren, Lorgneur,
m. (pr. lornjöhr) ein Beäugler, Auflaurer; Lor—
nette, f. (fpr. lornjett’) ein Augenglas, eine Art
rille, welche aber nicht auf der Nafe ruht, fondern
an einem Schnürchen getragen u. nad) Bedürfnis
vors Auge gehalten wird; Yorgnon,n. —
joͤng) ein einfaches Vergrößerungsglas, Brillen-
glas, Monocle, ſ. d.
ori, m. (hindoft. und malay. luri od. nüri, javan.
nöri; jpan. ift loro, port. louro, Benennung aller
größeren PBapageien-Arten) eine Art prächtiger
großer Papageien, von den Moluffen.
Lori, Lore, ſ. Lowry.
Lorika, £. I. (v.lorum, Riemen) ein Bruftharnifch,
Panzer; Iorizieren (latein. loricäre), bepanzern;
Sceidef. Gläſer mit Ton 2c. umgeben, damit fie
beim Gehrauch im "euer nicht jpringen.
Loris od. ori, m. eine Art Mati oder Faultieraffe
auf Zeylon, von der Größe und Farbe des Eich-
hörnchens ꝛc.; ein bunter Schal.
Lormier, m. fr. Kleinſchmied, Sporer; Rormerie,
f. das Handwerk desjelben.
loro, ital. ihr; fie, ihnen; Kfipr. z. B. conto loro,
Loſament, n.—= Logement,j.d. [ihre Rechnung.
Sojbti, pl. ruff. hölzerne Löffel, die bei der ruſſiſchen
oltsmuſik als Tonwerkzeuge gebraucht werden.
loss, n. engl. Berlegenheit; never at a loss (fpr.
newwer ät ä [.), nie in Verlegenheit.
Rotiön, f. I. (lotio, v. laväre, waschen) das Waſchen,
Baden, die Reinigung; auch Potür, f. (I. lotüra);
loturae, pl. Bajchmittel; lotion secrete, f. fr.
Ohr: loßjong Befräht) eig. geheime Waſchung, ein
Mittel gegen gefchlechtlihe Anſteckung.
Lotium, n. I. der Harn, Urin.
Rotophagen, ſ. unter Lotus.
Lotſe od. Loismann, m. niederd. (loots, von Root,
d.i. Lot, Sentblei; altengl. loadsman) Schiffsfüh—
eng
— — — — — — — —— — — — — — — —— — —— — — — —
Lowryj 505
rer, des Fahrwaſſers vollkommen kundige Leute,
welche ein⸗ u. auslaufende Schiffe den ſichern Weg
leiten; lotſen, ein Schiff —, als Lotſe Leiten.
Rottel., f., verkl. Lottchen, weibl. Name, Verkür—
zung von Charlotte (j. Charles).
Lotte 2., od. Lutte, f. (dtich., verw. mit Yade) eine
aus Brettern zufammengejchlagene Abzugsrinne
oder «Röhre in Bergwerfen. bier
Lotto, n. oder Lottoſpiel (v. it. lotto, der Glücks—
topf, urſpr. das Los), das ———— — ——
lotterie, ein Geſellſchaftsſpiel; auch ein beſonders
in Öfterreich übliches Glücksſpiel; Potterie, f. fr.
lotterie, von lot, Los, Anteil, Gewinn, mittellat.
loteria, zuerft 1513 in einem lat. Briefe von Chr.
Longolius; das Lotterieweſen fam im 16. Sahrh.
aus Holland, niederl. loterey), ein Glücksſpiel;
deutich urfpr.: der Glückshafen; Yottericanichen,
ein Anlehen, das Ausjicht auf einen Ziehungsge—
winn gewährt, aber nur einen niedrigen Zins gibt.
Lotur, |. Lotion.
Lotus od. Potos, m., Lotusbaum, gr. (lötös) der
Labe- oder Nahrungsbaum, Name verjchiedener
Bäume, die nährende und labende Früchte tragen,
bef. einer Pflanze, die ven Agyptern und Indiern
heilig war; aud) Name mehrerer jchönen See- od.
Baferrofen: dah. Lotophaͤg, m., pl. Lotophägen,
Lotosfrucht-Effer, bei. an den Küſten von Afrika.
Lonis, m. fr. (jpr. lüih) = Ludwig; in neueiter
Beit gewöhnlicher Name fir Zuhälter; jcherzhaft
auch ir verjchmißter Kerl; Louis-blanc, m. eig.
weißer Ludwig, eine franzöſ. Silbermüngze unter
Ludwig XIIL; Ponisd’or, m. (ſpr. luidöhr) eig.
Ludwig von Gold, ein urſpr. franzöſ. goldenes
Smwanzigfraneftüd; Louiſe (ipr. Luiſe) od. Luiſe,
. weibl. Name von Louis.
Loup, m. fr. (fpr. luh; v. I. lupus) der Wolf; eine
Larve von ſchwarzem Samt zum Schuße des Ge-
jiht3 bei ftrenger Kälte; Loupgarou, m. (ſprich:
—garuh) der Werwolf, d. i. Mannwolf; Coupe,
auch Lupe, f. (eig. eine Wolfsgeſchwulſt, Ereig-
fürmige Geſchwulſt unter der Haut, vgl. Lupia
unter lupus; dann wegen der ähnlichen rund er-
habenen Form:) eine Glaslinje, ein Handver-
— Augenglas, das einfachſte Mi—
kroſkop.
ionp-du-loupysf.barb.sfr. Umbildung des engliſchen
looping the loop; in der Artiſtenſprache: eine
Scleifenfahrt, ſ. unter loop.
Loupiac, m. fr. (pr. lüpiak) ein weißer Musßfateller-
Wein aus Montpellier. }
Lourderie oder Lourdiſe, f. fr. (jpr. lurd—; von
lourd, jchwer, plump) die Tölpelei.
Loure, £. (ſpr. luühr'; altfr. die Sadpfeife, v. isländ.
lüdr, dän. luur, Hirtenpfeife) ein franz. Tanz von
erniter und langiamer Bewegung.
Loubre, n. fr. (jpr. luw’r; angeblich) vom ml. lu-
para Wolfszwinger, da e3 urjpr. eine Menagerie
für Wölfe gewefen fein fol, welche die Könige
von Yranfreich ſich zur Bertilgung des Wildes
hielten; der Turm Lupära wurde 1204 erbaut)
der alte königliche Palaſt zu Paris, enthält jeit
1793 großartige Kunftfammlungen; die Ehre
des Louvre re hieß früher: in allen könig—
lichen Schlöffern freien Zutritt haben.
Low, n. (dän. lov, engl. law, Gejeg) ein jütijches
Gefebbuch (auf der Halbinſel Sütland).
Low middling, engl. geringe Mittelware.
Lower House, n. engl. (jpr. löer hauß, von engl.
low, niedrig, — Unterhaus, Abgeordnetenhaus.
Lowrij, f. engl. Epr. lohri, von low, niedrig), nad
06 Loxarthros
neuer Rechtſchreibung Lori od Lore, ein offener
Güterwagen, niedriger, mit Heiner Einfriedigung
verjehener Eifenbahnmwagen zur Fertihaffuna von
Kohlen 2c., meist 5000 kg Ladung fallend; Dop—
pel=Yotwry, mit 10000 kg Ladung (Rowry it
die alte engliſche Schreibmeife, jegt ſchreibt man
englifch lorrie od. lorry, En gründet ſich un
jere neue Rechtichreibung: Lore od. Lori).
Loxaͤrthros, m. ar. (loxös, chief) Heilk. ein Schief-
glievriger; Loxarthroͤſe, f Gelenkverkrümmung,
Sciefgliedrigteit; Qoredromie, f. oder loxodroͤ⸗
miſche Rinie, die Linie des jchiefen Laufs (eines
Schiffes), eine krumme Linie, welhe alle Meridiane
der Erdfugel unter einerlei fchiefen Winkeln durch—
ſchneidet, val Orthodromie; loxodrömiſche
Tafeln, nach welchen man den Lauf eines ſolchen
Schiffes berechnen kann; Loxoköſsmos, m. eine
Majchine zur Darftellung des Laufes der Erde un
die Some und der Drehung der Erde um ihre
Achſe: loxovphoniſch, Ichieftönend, ſchrägſchallend;
loxophthalmiſch, ſchielend.
foyal, fr. (v. I. legälis, geſetzlich, v. lex, Gen. Iegis,
Beleg, fr. loi) gejeg- oder pflichtmäßig, rechtlich,
rechtſchaffen, gutgeſinnt, aufrichtig; Loyalität und
fr. Lohauté, f. (ſpr. loajoteh) die Geſetzmäßigkeit,
Treue, beſ. Untertanentreue, Gehorſam aufrichtige
u. redliche Geſinnung; Lohaliſt, m. ein Getreuer,
Treugeſinnter; auch = Koyalift, beſ. der im
nordamerit. Kriege der königlichen Sache getreu
oder ein Anhänger des Königs blieb.
Loholit, j. Jeſuit.
Inst in corpöre (qui non habet in aere), {. Rſpr.
der bezahle oder büße am Körper durd) Haft oder
Schläge, (wer nicht mit Geld bezahlen fann).
Inbitum, ſ. libitum.
Lubrikantia, pl. !. (v. lubricäre, ſchlüpfrig machen,
iubricus, jhlüpfrig) ſchlüpfrig madende Mittel;
ichlüpfrige Sachen, Bilder oder Schriften; Lubri—
fation, f. nl. oder unr. Lubrifikation, f. fr. die
Schlüpfrigmadhung; Lubrizität, f. die Schlüpfrig-
seit; Qubrifater, ın. |. od. Lubrifatteur, m. |.-fr.
(ipr. —Öhr) der Schmierapparat, Borrichtung zum
Selbiteinölen von Mafchinen.
Lucarne, f. fr. (9. l.lucerna, Rampe,» lucere, leuch-
ten) ein Dachfeniter, Kappfeniter, eine Dachlufe.
Lucius, m. und Lucia oder Lucie, f. I. (von lux, |
lüeis, Licht) männl. und weibl. Name: der, die Er-
leuchtete; Luciũn, m. u. Luciũne, f. nl. männf.
und weibl. Name; Lucianskraut, Beramegebreit,
eine Pflanze,
IGeus, m. |. ein den Göttern geweihter Hain, überh.
für Wald; fprichwörtl. lucus a non lucendo, der
Wald vom Nicht-hellfein, ſpottend gebraucht gegen
Bhilologen. welche ungereimte Abſtammungen
nadzumeijen bemüht find.
Ludditen, pl. in England diejenigen, welche durch
|
1
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t
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Lumie
ielte, Sdiff. die dem Winde zugewendete Seite
Windfeite; entg. Qeefeite.
Luffa, f. devnamentlich in Nordamerifa angebaute
Schwammkürbis; Luffa-Schwamm, ein baſt—
a der aus diefer Frucht ge»
reßt ift.
Luftballen, j. Ballon und Aeroftat.
Sufteleftrizität, Luftelektrometer, |. Elektri—
| zitat ic.
|
Luftventil, n. Sicherheitsflappe am Dampfkeſſel,
| Lugdunum Batavorum, n. |. Zeyden; L.&allö-
rum, n. |. Lyon.
Lugger (ipr. lögger) oder Logger, n. engl. (v. lug,
ziehen, jchleppen) ein ſtark fegelndes, zwei⸗ bis drei-
maſtiges Fahrzeug, bei. Poſtſchiff.
Inguber, I. over fügübre, fr. (pr. lügüb'r; v. L.
lugübris, v.lugere, trauern)traurig, kläglich, düſter,
ſchauerlich; Qugubrie, pl. I. Trauerkleider; Lu—
| _gubrität, f. ul. die Traurigkeit.
;
i
{
|
|
|
|
|
|
planmäßige Zerjtörung des Wajchinenmwejens von |
hrer Nahrungslofigkeit ſich zu retten ftrebten (nad) }
ihrem erjten Anführer Ludd).
Lndi, pl.!. (von Indus, Spiel; Schule) die Spiele,
Seitipiele; Ludimagifter, m. |. ein Schulmeifter,
Schullehrer.
Ludmilla,f. jlav. (altböhm. Ludmila, jetzt Lidmila)
mweıbl. Name: die bein: Volke Beliebte.
Ines, f. l. die Seuche; 1. pecörum, die Biehjeuche;
1. vener®a, die Benus-Seuche, Auitfeuche, daher
Lues, auch ſchlechthin: die Syphilis (f. d.); Lueti—
fer, m. ein Syphilitiicher, an Syphilig Erkrantter.
Luf od. Lu, f. (holl. loef, engl. loof} vd. die Luf⸗
— —
Luiſe, ſ. Louiſe.
Lukas, m. Name: der Leuchtende, Lichtvolle, Be—
rühmte; einer der Evangeliſten.
lukrativ, ſ. unter Lukrum.
Lukretia, f. I. (v. lucrum, Gewinn?) weibl. Name:
die Gewinnende; bei. Name der keuſchen Gemahlin
des Römers Tarquinius Collatinus, weiche ji
jelbit eritacy, da der Schn des Königs Tarquinius
regen fie entehrt hatte; Daher für eine Keuſche,
eine.
: Rufrum, n. I. Gewinn, Vorteil, Wucher; Inerum
S6SSAns, N. entzogener Vorteil, Gewinnverluſt,
Gemwinnseinbußeod. Öewinnhinderung; lukrieren
(L. Inerari), erwerben, gewinnen, Gewinn von etwas
haben; auch genußreich leben; lukratib (1. lucra-
tivus), Gewinn dringend, vorteilhaft, ergiebig.
inftnds, l. (Auctuösus, v. luctus, Trauer, v. lugere,
trauern), traurig, klagend.
Iufnbrieren, l. lucubräre, von lux, Licht) bei Licht
oder bei Nacht arbeiten; das Pufubrieren, das
gelehrte Nachtarbeiten; Rufubration, f. (ucubra-
tio) das Nachtſitzen, Nachtſtudieren, nächtliche
Forſchen: auch das bei Nacht Gearbeitete, die Nacht»
arbeit; Intulent, lat. (Iuculentus) lichtvoll, Elar,
augenscheintich; Lukulenz, £. (ſpätl. luculentia)
die Helle, Lichtheit des Drudes oder der Druckbuch—
ftaben.
lutulliſch, ſchwelgeriſch, üppig, nach Art des rei—
chen und üppig lebenden Römers Lucullus um
75 v. Ehr.
Lulov, m. jüd. ein Palmenzweig, welcher bei der
Feier des Laubhüttenfeſtes angewendet wird.
Lumuchello, m. it. (fpr. —fello; v. lumäca, = |.
imax, Schnede) buntjchillernder Muſchelmarmor.
lumbıgo, f. l (v. lumbus, Lende) Lenvenlägmung,
Zendenmweh; lumbäl, nl. die Lenden betreffend.
Rumbritus, ın. I. der Regenwurm; Lumbrikäl—
Musteln, nl. Spulmusfeln der Finger u. Zehen;
Lumbrizit, m., pl. Lumbriziten, verſteinerte
Regenwürmer. u
lumen, n., pl. Iumina, l. (ji. lucimen, v. lucöre,
leuchten, v. lux, Gen. lücis, Licht) ein Licht; großer
Geift; Iumen majus, n. eig. das größere Licht:
Gold, und 1. minus, eig.dastleinereticht: Silber,
in ver Sprache der alten Scheidefünitler u. Gold-
macher; . mundi, n. ein Licht der Welt, Weltlicht,
WWelterleuchter, großer Geiit; Lümiere, t. fr. (fpr.
lümjähr') Licht; pl. Lümieres, Einjichten, Kennt
niſſe; Iuminds, [. (luminösus, fr. lumineux) licht-
vol, leuchtend, hell, deutlich. wi
Lumie, f., pl. Lumien, it. (lumia oder lomia) eine
Lumiere'ſches Verfahren
Art Heiner, jehr leichter, jüßer, den PBomeranzen
ähnlicher Bitronen.
Lumiere'ſches Verfahren, n. (nad) dem Erfinder
benannt). die Aufnahme farbiger — —
Lumpenzucker, m. ſ. Lompenzucker.
Luna, f. I. (f. lueina, v. Iucẽre, leuchten) der Mond;
die Mondgöttin, vgl. Diana; Scheidek. der Name
des Silbers; Runslabium, n. I.-gr. ein Mond-
höhenmejjer; Iunär od. lunäriſch, I. (lunäris)den
Mond betreffend; auch Silber betreffend od. dazu
gehörig; Runarium, n. nl. eine Vorrichtung zur
arjtellung der Bewegung des Mondes um die
Erde; Lunation od. fr. Künaifon (Ipr. lünäfsng),
f. der Mondwechlel, die Mondswandlung; Luna—
tits, l. oder Runambuliit, nl. m. ein Mond-
füchtiger, Nachtwandler; lunaticus morbus, m.
l. die Mondſucht, Fallſucht; lunätiſch, mondfiich-
tig; Lunambulismus, m. nl. die Mondſucht,
Sudt bei Mondichein zu wandeln; Luniftitium,
n. Mondwende; Ründtte, f. fr. (d. i. eig. kleiner
Mond, etwas Mondfürmiges) das Augenglas, die
Brille, der Dedelring einer Uhr; das Scheuleder
oder Augenleder der Pferde; Fenſterchen od. Luft—
löcher in Turmhauben; Befeſtgsk. Wallbrille, Brill-
ſchanze, ein Fleines vorliegendes Feſtungswerk od.
zwei kleine Halbmonde vor der Grabenfchanze
Ravelin); Bauf. ein halbfreisförmiges abge-
ichloffenes Feld an der Wand, über Tiiren, Fen-
ttern 2c.; auch ein haldfreisfürmiges Bild über
einem größeren Altargemälde; Iunifolär, nl. den
Mond- und Sonnenlauf betreffend; Lunülag, £. 1.
(eig. Heiner Mond) eine halbmondförmige Verzie-
rung als Frauenſchmuck, an Pferdezäumen ꝛc.; der
weiße halbrunde Fled an der Wurzel der Nägel;
Innüla Hippoerätis, Größenl. der zwischen zwei
Kreisbogen, die nach derjelben Seite hin hohl And,
— Raum; lunulär, ıl. halbmond—
örmig.
Lund od. Luucheon, n. engl. (ſpr. lönſch, lönſchen)
eig. ein großes Stück (Brot, Speife): der Imbiß,
das Zwiſcheneſſen, Frühſtück.
Lundiften, pl. (ſpr. löngd—; v. fr. lundi, Montag)
Montagszeitungsichreiber.
Lündl oder Mustat-Lünel, m. ein franz. ſüßer
Musfatelerwein von der gleihnamigen Stadt in
Languedoc.
Lünette, Iunifolar, Lunula, j. unter Quna.
Lungen-Infarit, Eintritt v. Blut indas Lungenge—⸗
webe, vgl. Infarkt; L.-Katarrh, ſ. Brondial-
katarrh; Le⸗Odẽm, wäſſerige Ausſcheidungen in
die Lungenbläschen, in die Luftröhrenäſte, vgl.
Odem; L.-Tuberkuloſe, ſ. Tuberiuloje.
iuöge, it. (v. l. locus, Ort) Tonk. am rechten Orte;
Suogotenente, m. eig. Statthalter, Stellvertreter,
= fr. Lieutenant.
Supänar od. Lupanarium, n. l. (v. lupa, Wölfin,
Raupe, ſ. Zoupe. [u. Buhldirne) = Bordell.
Ruperfalien, pl. I. (Lupercalia) das Wolfsfeft. bei
den alten Römern ein Zeit, welches dem Ban od.
Luperkus (dem Schüger gegen Wölfe) zu Ehren
gefeiert wurde.
Zuvig, Lunine 2c., j. unter lupus.
Lupülin, on. nl. (lupulinum, lupulina, fr. lupuline,
v. I. lupulus, lupus, Hopfen) das gelbe Bulver de3
Zapfens der weiblichen Hopfenpflanze u. der darin
enthaltene eigentüimliche Bitterjtoff.
kupns. m. l. der Wolf; Heilf. der Hautwolf, ein um |
ftch freſſendes tuberkulöfes Geſchwür od. eine jolche
Sieh frefiender Wolf (lupus vorax); Iupus in
abüla, I. Sprw. der Wolf in der Fabel, d. i.
Lutheraner 507
wenn man von jemand ſpricht, kommt er oft un—
vermutet dazu; Iupus non curat num?rum
(ovium), Sprw. der Wolf frißt auch die gezählten
Schafe; Lupia, f. nl. Heilf. eine Balg- oder Wolfd-
eihwulit; Pupine, f., pl. —n, (lupinus, m. u.
upinum. n.) die Wolfsbohne, Feigbohne, ein Zier—
gewächs; Lupinin, n ni. Feigbohnenbitter, ein
aus verfchiedenen Yupinen-Arten dargejtellter Bit-
| teritoff.
lurch, lurk, lauern) im Kafino-Spiel: ein doppelt
zu gewinnendes (oder zu verlierendes) Spiel, der
Matich, auch Bredoutlle,
Lurche, pl. neud. (nach Oten) Amphibien; au
die frofchartigen Amphibien, = Batradier.
Rufatie, f. I. Name für Laufig; dad. jo benannt
verichiedene Vereine und Gejellichaften.
Luſche, f. landſch. (altböhm. lusche, jest lausche,
ruf). fuscha) die Pfütze.
Lnseinia, £. l. die Nachtigall.
Luscität f. nl. (v. I. luscus, einäugig) Heilk. die
Schiefſichtigkeit, das Schiefſehen; Luskoſität, f. die
Kurzſichtigkeit.
Luſiaden, pl. d. i. Söhne des Luſus, Portugieſen
(vgl. Zufitanien), Name des berühmten portugie-
jiichen Epos des Camoens, deſſen Gegenitand der
Bug des Vasco de Gama nad; Indien ift.
lusinzändo, lusinghevolme£nte, it. (v. lusingäre,
ſchmeicheln, prov lauzengär, v. lauzär, |. laudäre,
Toben) it. Tonk. ſchmeichelnd oder einjchmeichelnd,
liebfofend, ſcherzend.
Rufitanien, n. I. (Lusitania, f.) ein Teil des alten
Hifpaniens, da3 jegige Portugal; luſitäniſch,
portugieſiſch.
Insorie, I. (v. ludöre, fpielen) ſpielend, tändelnd.
Quftine, f. weibl. Name: die Lujtipenderin.
Nufträlisaffer, j. unter lujtrieren.
Lünre, n. u. m. fr. (fpr. lüſt'r; v. I. lustrum, mit
der neuen Bedeutung Glanz, von lusträre, hell
oder alünzend machen) Glanz, Lichtglanz, Schim-
mer, Ruhm, Bracht, Herrlichkeit; der Kronleuchter;
feines Schmelzglas; englifches ſchillerndes Baum-
; wollenzeng; Luſtrin, m. oder fr. Lüſtrine, £.
| Slanztaft, ein glänzendes Seidenzeug; Lüſtrin,
| n. gebrannte Stärke, ein zur Apprvetur angewand-
| te3 Verdidungsmittel, um den Zeugen Glanz zu
geben; Inftrieren, I. (lusträre) reinigen, weihen;
muftern, betrachten; erieuchten, hell maden; Rus
fträl-Maffer, Weihwaſſer; Luſtration, f. (lu-
! stratIo)eierlihefteinigung, Weihe; die Mufterung -
Luſtrum, n., pl. Luſtra, ein Sahrfünft, eine Zeit
Lurch, ın. engl. (fpr. Lörtich; eig. Lauer, Verfted, v.
von 5 Jahren bei den alten Römern, nad) welcher
ein feierliches Reinigungs- u. Sühnopfer für das
ganze Volk durch den Zenfor angejtellt wurde.
Lnstrings, pl. engl. (pr. Löft—) oſtind. Seidenzeuge.
Lustrivi, pl. it. ſchwarze, glänzende Seidenitofie
aus Italien.
iusus, m. l. (v. ludere, fpielen) daS Spielen, ein
Spiel; lusus inzenii, m. l. ein Berjtandes- vder
Wipipiel, Denkfpiel; I. naturae, ein Naturipiel;
Il. verborum, Wortipiel.
Nutament, vutation, |. unter Lutum.
Yuteolin, n. nl. (v. I. luteölus, Verkl. von lut&us,
gelblich; lutum, das Gilbfraut, der Wau) der gelbe
Färbeſtoff des Wau (reseda lutedla).
Putetin, f. 1. Name für Baris; Name eines 1852
von Goldſchmidt in Paris im Sternbilde des
Widders entdedten Blanetoiden.
Lutheräner, Anhänger od. Befenner der Lehre Dr.
Martin Luthers; Lutheranism(us), m. dag Lu—
508 Luti
thertum: Intherifch, der Lehre Luthers angehörig,
fie betreffend.
Luti oder (nach engl. Schreibart) Looti, m. (arab.
lüthi, eig. einer von den Leuten des Lot, ein Be-
wohner von Sodom, ein unverfchämter und prah-
leriſcher Menſch) ein perſ. Spaßmacher, Poſſen—
reißer, Taſchenſpieler, Gaukler.
lutieren, ſ. unter Lutum.
Lutrophilos, m. gr. (von lũtrôn, Bad) ein Bade—
liebbaber, Freund von Badeörtern; Wutrophör,
m. Badträger, ein Knabe, der Badewaſſer trägt.
tum, n. I. Kot, Ton; Klebwerk, Ritt; lutulent,
(l. lutulentus), ſchmutzig, trübe; lutieren (I. Iu- |.
täre), dicht bejchmieren, verfitten; Lutament, n.
(I. lutamentum) da3 Lehm- oder Klebewerk; Lu—
tation, f. nl. Scheidef. die Verklebung, Verfittung
eines Gefäße. |
un, ſ. Luf.
lux, f. (Gen. lucis) I. das Licht; ante lucem, vor
Tagesanbrud).
luxieren, I. (luxäre; vgl. gr.loxös, jchief) verrenken,
ausrenfen; Quretion, f. nl. luxatio, die Ver»
venfung. das Verrenken eines Knochens.
Luͤxus, m. [. (eig. üppige Fruchtbarkeit der Gewächſe
2c.; Mutwillen) das Wohlfeben, die lippigfeit, Ver-
ſchwendung, Schwelgerei; be}. die Prunkliebe, Pracht,
Prachtliebe, Überfluß; Luxusartikel, m. Prunkge⸗
genſtand; furnriös(l.luxuriösus), üppig, überflüſ⸗
— 5———
voll; luxuriieren oder luxurieren (l. luxuriäre),
üppig wächſen, wuchern; mit Schmucküberladen ſein;
ſchwelgen, üppig oder prächtig leben.
Luzerne,. f. oder der Luzernerklee (fr. luzerne;
vgl. armor. luzu, luzuen, Gras, Kraut) der
Schnedentlee, ein fehr ergiebiges Futterkrant.
luzid, I. lucidus, v. lux, Gen. lücis, Licht; fr. Iu-
eide, jpr. lüßid’) heil, en. Iucida inter-
valla, pl.f. Sntervall; Quzidität, £. nl. Helle,
Durchfichtigfeit, auch geiltige Klarheit.
Luzienholz, n. (fr. bois de sainte Lucie, Holz der
a Lucie) ein weißes, hartes Holz von dem
Fraubenfirfhbaum in Frankreich und England;
Luzienwaſſer, — eau de Luce, f. unter eau.
Luziſer, m. |. (v. lux, Gen. lücis, Licht, und ferre,
bringen) der Lichtbringer; Name der Venus als
— —
Planet, wenn ſie vor der Sonne aufgeht, der Mor⸗
genſtern; auch der Teufel od. Fürſt der Finſternis
(zufolge allegoriſcher Erklärung des Jeſaias 14, 12,
wonach der mit dem Morgenſtern verglichene Kö—
nig von Babylon auf den Teufel gedeutet wird);
Luzifügen, pl. (I. lucifügi) Lichtſcheue, die das
Zageslicht nicht vertragen; Quzimeter, n. \.-gr.
der Lichtmefjer, = Photometér; Luzina, f. I.
die Lichtbringerin oder vielmehr die ans Licht
Bringende, Helferin, Beiname der Diana oder der
Suno, als geburt3helfende Gottheiten.
Luziodonten, pl. [.-gr. (v. [. lucius, der Hecht, gr.
Iykos, u. dem gr. odüs, Gen. odöntos, Zahn) ver-
jteinerte Hechtzähne.
29, 1. Li.
Pyäus, m. gr. (Lyarus, von lyein, löſen) Fabell. der
Sorgenlöjer, Sorgenbrecher, ein Beiname des
Bacchus.
Lychnis, f. gr. (v. Iychnis, v. Iychnos, Leuchte,
!ampe) die Feuerblume, Stechnelke, das Marien-
röschen; Lychnomantie, f. gr. (von lychnos) die
Lampen-Wahriagerei oder -Weisfagung.
Lycium, n. gr. (lykion, von Lykia oder Lycien in
Kleinaſien) Bocksdorn, ein Gewächs, bei. zu lauben
verwendbar.
Lyra
Iydiicher Stein (1. Iydius lapis, von Lydien in
Kleinaſien) Probierſtein, jaſpisartigerKieſelſchiefer.
Lygmus, m. gr. (lygmös, von Iyzein, jchluchzen)
Heilt. das Schlucden, krampfhafie Schluchzen.
Syfände od. Lytaͤnchis. f. gr. (v. Iykos, der Wolf)
Heilk. die Wafiericheu; Lykanthröp, m. ein Wolfs⸗
menſch, Werwolf; Lykanthropie. f. die vermeint-
lihe Verwandlung in einen Wolf, eine Art des
Wahnſinnes; Lykäon, m. ein fabelh. König von
Arfadien, den Supiter in einen Wolf verwandelte,
weil er die in fein Land fommenden Fremden mor-
dete und fo das Gaftrecht verlegte; Lykodoͤnten.
pl. eig. Wolfszähne,—= Bufoniten; Lykoperdon,
n. Wolfsfiſt, Kugelſchwamm, = Bofiit; Lytopo⸗
Dinm, n. Wolfsfuh, Bärlapp, Kolbenmoos, eine
Movsgattung; dah. semen Iycopodii, Bärlapp-
jamen, fogenanntes Hexenmehl; Lykopodiolithen,
- Pl. dem Bärlapp verwandte baumartige Berftei-
nerungen; Lykorexie, f. der Wolfshunger.
Suma, n. gr. Heilf. der Schmuß, die wegſpülbare
Inreinigteit. |
Lymphe, f. l. (Iympha, Waffer, auch mit Säften
geſchwängertes Waller) Blutwafjer, helle Blut-
flüfligfeit, eine befondere, mildhartige, weiße, Die
füfjigleit in eigenen Gefäßen; Kuhlhmöphe,
Vockenlhmphe, d. i. der zum Impfen gebraudte
Stoff, der von pockenkranken Kühen und Rälbern
gewonnen wird; Iymphatifch (lat. Lymphaticus),
das Blutwaffer beratend od Dazu gehörend; Iyın=
phatiiche Gefätze od. Lymphgefäße, Blutwaſſer⸗
efäße, Saugadern, viel zarter und feiner, als die
Iutadern; lymphatiſches Temperament —
phlegmatifches Temperament, ſ. d.; Lymphöſe, f.
die Bildung von Lymphe in den Lymphgefäßen;
Lymphotomie, f. der Lymphgefäßſchnitt
Eng: Geſet (engl. lynch-law, ſpr. linjchläh), eigen-
mächtige Volksrache od.-Beitrafung verhaßter Ber-
jonen auf eigene Fauſt, welche nad) der Meinung
des Volkes von dem Berichte zu gelinde beitraft
worden, ein Mißbrauch der Volksgewalt bei. in
Nordamerika (fo vermutlich benannt nad) dem vir-
ginifchen Barmer Sohn Lynch, der gegen das
Snde des 16. Jahrh., von feinen Mitbürgern mit
unumfchränfter Macht befleidet, flüchtige Sklaven
u. Verbrecher verurteilte und jehr jtreng beitrafen
ließ, Doch ift diefe Vermutung bisher nicyt aus—
reichend begründet); daher Lynch-Juſtiz, f. Ge
richt oder Rechtshandlung nad) diejem jogen. Ge—
ſetze; lynchen, ohne ordentlichen Nichterjprud) je-
mand meift mit dem Strange beftrafen.
Lynkeus, j. unter ne
Lijnx, m. griedh. der Luchs; Loͤnkeus, m. (gr. Lyn—
keüs, Name eines der Argonauten) ein Luchsauge,
Hell» oder Scharflichtiger; ein Menſch mit gutem
Sehvermögen; Lynfür, auch Lynkürer, m. (gr.
lynkürion, n.) der Luchsſtein, Name verjchiedener
elblicher Steine, 3. B. de8 Hyazinths, Bern-
teins u.a. m. 20
Lyvpothymie, f. gr. (von Iype, Betriibnis, Trauer)
Trübſinn, Schwermut.
Lyra, f. gr. die Leier der Alten, das älteite Saiten-
injtrument bei den Griechen 2c.; ein Sinnbild der
Dichtkunſt; aud ein nördl. Geſtirn od. Sternbild;
lhriſch gr. lyrikös, &, ön), zur Xyra gehörig; was
mit der Lyra begleitet oder gejpielt und gelungen
werden fann, fingbar, liedartig, empfindungsvoll;
ein Iyrifches Gedicht, ein Empfindungsgedicht,
Sing- od. Sanggedicht, ein Gefang, Lied; Lͤrit, f.
od. Inrifche Poeſie. die Gefühlsdichtung, die Dich⸗
tungsart, deren Inhalt die Empfindungen u. Ge—
Puch, tete
Lysd'or
mütszuſtände des Dichters ſind, und wozu das
Lied, die Ode, die Hymne ꝛc. gehören; lyriſcher
Dichter od. Lyriker, m. Liederdichter, verſch. von
Epiter und Dramatiker; Lyränten, pl. nlat.
fahrende Schüler; Lyriſt, m. ein Lyra-Spieler;
Iyrödes, gr. Iyraförmig.
Lysd'or, m. fr. (v. Iys od. lis = 1. lilium, Lilie) die
Botdlilie, eine 1665 geprägte Goldmüngze, 10,70 .#
wert; Lys D’argent (pr. —daridng), die Silber-
filie, eine unter Ludwig XIV. geprägte Silber-
münze, 5,60 „4 wert.
Lyſimachie, f. gr. (lysimachia, benannt nad) Lyfi-
machus, —— Alexanders des Großen, der
nach Plinius die Pflanze entdeckt haben ſoll) der
— — ein Pflanzengeſchlecht von verſchiedenen
Arten.
Lyſis, f. gr. (v Iyein, löſen) die Löſung, Auflöſung;
uslöfung, Befreiung; Heilk. die Löſung od. all—
mählicye Abnahme einer Krankheit, langſame Ent-
fcheidung.
yföl, n. gr.-!., ein Teererzeugnis, das ähnlich wie
Karbol als Desinfektionsmittel dient, abergiftig ift.
Kyfla od. Pytta, f. gr. Heil. Wut, Raferei, Hund3-
mut; Lyſſä, pl. die Wutblafen oder Kleinen Ge—
ſchwüre unter der Zunge toller Tiere; Lyſſo—⸗
Macabre 509
dẽegnig, n. oder Pyifudegmus, ın. der Biß eines
tollen Hundes; Lyſſodẽkt(os), m. ein von einen
tollen Hunde Gebifjener; Lyſſodẽxis, f.das Beißen
eines tollen Hundes.
Lyteria, pl. gr. (von lyein, löſen) Heilt. Vorzeichen
einer glüdlihen Wendung bei gefährlichen Krank—
beiten.
Lythrum, n. nl. (von gr. Iythron, Befledung mit
Blut) das Blutkraut, der Weiderich, ein Pflanzen-
geichlecht.
ür die Befreiung eined Sklaven od. Xeibeigenen;
ytrum personäle, Ripr. Löfung für die Be—
freiung der Perſon —, 1. reäle, für die Befreiung
der Guter eines Leibeigenen.
"irdte n. gr. (lftron, v. lyein, löfen) das Löſegeld
Lutta, ſ. Lyſſa. PN:
Lyzẽum, n., pl. Lyzẽen, lat. (gr. Lykeion) Name
de3 Gymnaſiums oder dffentlihen Ringplatzes
zu Athen, in deſſen bedecdten Gängen Arijtoteles
lehrte (nach) dem in der Nähe ftehenden Tempel
de3 Apollo Lykeios, d.i. Wolfstöter, benannt);
eine Oberjchule, Gelehrtenschule GGymnaſium);
in Breußen: Name der Studienanftalt für Mäd-
chen, des Mädchengymnaſiums.
M.
Abkuͤrzungen: M, der zwölfte Buchſtabe im latein.
und deutſchen Alphabet, als latein. Zahlzeichen =
1000, MM = 2000, 4 = 1000000; in der Rubri—⸗
zierung = 12; M. auf röm. Inſchriften = Marcus
u. Magister, engl. u. fr. = Master u. Monsieur,
auch — Medaille, wenn da3 M. hinter einen Na—
men gejegt ift, alfo: Medailleninhaber; auf Re—
en — manipulus; m = Meter; m. — mascu-
inum; auf Rezepten = misce oder misceatur;
fr. möl6; it. Tonf. = meno, mano und mezzo;
M’— [ Name Manius u. Mac; Mag. = Magi-
ster; M. A. — Magister artium; man. oder mp.
auf Rezepten, f. manipulus; mase., | Masku—
linum; Mass. = Mafjadufetts in Nordamerika;
ım. c., |. mio conto; M. D., ſ. medicinae Doctor;
m. d. = mano destra; Md. = Maryland in
Nordamerifa; Mde. oder Mdme. — Madame;
Mdes. — Mesdames; m. d. s., misce, da, signa;
Me. — Maine in Nordamerifa; mf. = mezz0-
forte; m. f. plv., misce, fiat pulvis, j. misce;
mg = WMilligramm; Mg. — Magnificus; Mgr.
— Monseigneur; Mgrs.— Meſſeigneurs; Minn.
— Minnefota in Nordamerifa; Miss. = Mij-
jiffippi in Nordamerifa; mixt. = Mirtur; Mile.
— Mademoiselle; mm — Millimeter; m. m. od.
mut. mut., ſ. mutatis mutandis unter mutie—
ren; M. (0) P., f. Member of Parliament; Mo.
— Mifjouri in Nordamerifa; M. pp., mpp. oo.
m. Pr., j. manu propria unter manus; Mr.
— Monsieur; auch engl. = Mister; Mrs. —
Messieurs; engl. = Mistress (in Anrede jprid): |
Miifis); M.S., Ms. od. Mierpt., j.Manuffript;
M. s. c., mandatum sine clausula, d. i. ein Be—
fehl ohne Bedingung, ein unbedingter Befehl;
MSS. = Manuscripta; Mssrs.— Meſſieurs, frz.,
j. unter re Messrs., pl. engl. (jpr.
meßjörſ oder: meſchjörſ), d.i. Herren, die Besen:
m. 8. oder m. sin. — manu sinistra; chem. Zei-
chen find: M= Magnesium; Mn = Manganium,
Mangan; Mo = Molybdsenum, Molybdän; MA
od. Mäl = Acidum malicum, Apfelſäure; Me, frz.
= maitre, d.i. hier: Anwalt, Notar, Advofat.
M als Münzzeichen für Frankreich: Touloufe; für
Spanien (mit Krone darüber): Madrid; für Ita—
lien: Mailand; für Mexiko (mit einem o darüber):
Mexiko.
Ma od. Meh,n. eine chineſ. Rechnungsmünze (vgl.
Liang); ein chinef. u. japan. Gewicht (vgl. Tan
und Meb).
mädndrifch, gr. (Maiändrios, fat. Maeandricus)
gefrümmt, ſchlangenförmig, ſich windend, wie der
wegen feiner außerordentlichen Krümmungen be-
rühmte Fluß Mädnder (grieh.Maiandros), jeßt
Meinder, in Kleinafien; Mäandriten, pl. ver-
iteinerte Labyrinth- od. Gehirnforallen.
Maaich, f. arab. eine Art breiter, ſchwerer Barken
zu Reifen auf dem Nil.
Maafchbuch, jüd.-dtich. Märchenbuch.
Want, m. hol. und niederd. (engl. mate) Genoſſe,
Gejährte; Gehilfe auf Schiffen, 3. B. Bootsmanns
Maat u. dal.; in der deutihen Marine ein Unter-
offizier; Maatihappij (pr. mahtschappei) oder
Mantichait, f. eine Geſellſchaft, Handelsgejell-
ſchaft in Holland, vgl. Maskopeiz; Sciffipr. die
gefamte Mannfchaft eines Schiffes.
Maate, f. (niederd. Mate — Mete) ein altes hol-
ländiſches Maß für Steinfohlen (ungef. 31 1) und
Seeſalz (ungefähr 61 ]).
Ma, f. engl. (ſprich: mäbb) in Shafejpeares Dich—
tungen die Feenkönigin; daher eine Feenkünigin
überhaupt.
Mabille, fr. (ſprich: mabij), auch Bal Mabille und
Jardin Mabille (jpr. ſchardäng) ein Balljaal und
ae aa der liederlichen Dirnen in
aris.
Mac, m. (ſpr. mäch) gäliſch u. erſiſch: der Sohn; vor
ichottifchen Namen abgek. M’ = Sohn.
' Wacabre, fr. danse macabre, f. (ſpr.dangß' ma-
510 Mararo | Mademoiſelle
fib’r; v. arab. makbar, pl. makabir, Begräbnis, | Machörka, f. vd. Machoͤrſth-Tabak, m. ruſſ. eine
Begräbnigplag) eig. Kichhofstang, der Totentanz, | gemeine Sorte ah bes
bildliche Daritellung des fogen. Totentanzes, bet Wacies, f. I. (v. macöre, mager fein) die Magerfeit;
an den Kirchhofsmauern; auch Benennung kirch— Heilk. Darrjucht, Abzehrung.
licher Masferaden in England und Frankreich. Macis, m. fr. (ſpr. maflih; it. mace, [. macis, ein
Macdeo oder Makako, m. die Meerfage, ein ger unbefanntes Gewürz) Musfatenblüte, Mustaten-
ſchwänzter Affe auf der Küfte von Guinea, An» | blume; daraus Macisöl, ein ätheriiches DL.
gola 2c. (daher portug. der Affe üiberh. macaco). | Mackinaw, n.engi. (pr. mädinäh), pl. Madinaws,
Macairiaden, pl. (ipr. —kähr —) Dichtungen, die eigentümlich geformte Ruderboote der Trapper
einen Charakter wie Robert Macaire (j. d.) zum (ſ. d.) auf nordamerifanifchen Flüſſen.
Belden haben. 3 NE Wadfintoih, m. engl. (fpr. mädintojch) ein waſſer—
Dlacdo, m. der langgeihwänzte brafilianifche Pa— dichtes Zeug umd ein daraus verfertigter Regen—
Macaroͤne, f., ſ.Makrone; Meaccaröni, pl.venet. finder Macdintofh (+ 1843) benannt.
oder Maccheroͤni, it. (pr. matte—; vgl. gr. ma- | Wiacon, mm. fr. (fpr. mafjöng; nıl. macio, marcio,
karia, Spetfe aus Brühe u. Geritengraupen, eig. macerio, v. [. maceria, eine Mauer, Lehmwand)
Seligfeit, d. i. höchſt leckere Speiſe, v. mäkar, ma- pl. -s, ein Maurer, beſ. Freimaurer (vgl. Sranc-
kärios, ſelig, glückſelig) italien. od. welſche Nudeln, macon); Macçonnerie, f. (ſpr. maſſonn'rih) die
Dagei oder Aras, |. d | mantel oder Überrod, nad) dem Namen des Er-
gerollte Nudeln; Maccaröne od. Muccheröne, m. Breimaurerei; naconniert, in der Wappent. von
ein plumper Menſch, Hansmwurft; ehem. Spigname der Einteilung der Felder: in derForm von Mauer-
der aus Stalien heimgefehrten Reiienden, die dag innen.
Heimifche gering achteten und bei. die Macheroni | marte! [. brav! gut! Glück zu! Heil!
erhoben; jpäterüberh. für Stuger; maccardıtifhe | Macuba, ſ. Makuba.
Verſe, iherzbafte Mifchverje aus verſchiedenen macüla, f. l. ver led, Sieden; daher Makel, .d.;
Sprachen oder vielmehr Wörtern verjchiedener | macülae. pl. Flede; makulieren (l. maculäre),
Sprachen zufammengefegt. befleden, beſudeln; zu Schmug- oder Badpapier
Macchiavellismus, m. (pr. madi—) die Macchia— machen; Mafulatür, f.(mi.maculatüra)unreines
veilslehre, d.i. die gewiffenlofe und felbitjüchtige | oder bedrudtes Papier, Schmuspapier, zum Ber-
Staat3flugheit, nach folchen Grundſätzen, wie jte paden 2c. gebraucht, auch Migdrud.
Mackhiavelli, ein berühmter florentintfher Ge- | Maddnte, f. fr. (meine) Frau, gnädige Frau ıc., An-
ſchichtſchreiber (ft. 1527) in einem Buche il principe redewort und Ehrenname für verheiratete Frauen
der Fürft) entwidelt, in dem er das Bild eines (vgl. Dame); in Frankreich u. England aud für
fchlauen, feinem nächiten vermeinten Borteile Recht ältere Unverbeiratete von Stande; in Frankreich
u. Sittlichkeit aufopfernden Herrſchers darſtellt, — ehemals Titel der älteſten Tochter des Königs
aber nicht als Muſter für Fürſten, ſondern zur auch der Schwägerinnen u. Tanten desjelben; pi.
Lehre für Völker, mas man lange verfannt hat | Mesdames (ipr. mähdam’), meine Damen, ver-
(vgl. Antimacchiavell); Macchiavelliſt, m. ein ehrte Frauen.
Freund od. Anhängerfolcher Srundfäge; machia= | Madapolam, n. (fr. madapolame, f.) ein feiner
veiliich oder macchiavelliſtiſch, auf verichlagene ranz. Battift, der zu Wäſche verarbeitet wird.
Weiſe, ſtaatsklug, Hinterliftig. Madardsiis u. Madẽſis, f. ar. (v. madän, ſich auf-
Macedoine, £. fr. (fprich: mabedöahn) Gericht von löſen; augfallen, vom Haar; madarün,fahlmagen,
allerleı Gemüjen u. Früchten, Mifchgemüfe; bun- | madarös, kahl) Heilf. das Ausfallen der Haare,
tes Allerlei. die Kahlheit, Slaße; bei. das Ausfallen der Augen—
Macfarlan, m. engf. (fpr. madferlan), ein Mantel wimpern; madarötiſch, das Ausfallen der Yaare
mit langen Rragenflappen ftatt der Armel, eine betreffend; glatzköpfig. —
Art Havelod, $ made in Germany, engl. (fpr. mehd in dſchörmäni)
Machärion, n. u. Mahäris, f. gi. (macheirion in Deutfchland gergeitellt (von England für deutjche,
u. machairis, Vertl. v. mächeira, Mefjer) Heilk. nach England eingeführte Waren vorgejchriebene
ein wundärztliches Meſſer. Aufſchrift; a wurde befannt, daß zahlloſe
mache, fr. (pr. mafcheh; v. mächer=I.masticäre, | nad) England eingeführte Waren nad Deutichland
kauen) gefaut, zerweicht; vgl. Bapiermade. als angeblich echt englifche Waren zurückkamen u.
Machẽtik, f. gr. (von mäche, Schlacht, Gefecht) die bier zu hohen Preifen als folche verkauft wurden).
Gefecht- od. Rampflehre. MWadefaftion, f. nl. (v. I. madefacere, nah maden,
machitotieren, fr. (pr. mafd)—; v. machicot, ml. | madere, naß fein) die Befeuchtung, Benegung.
macicotus, massicotus, ein Kirchenſänger, an- Madeira, port., od. Madera, ſpan. m. ein norziig-
geblich nad einem Parifer Kanonifus, namens ! licher Wein von dergleihnamigen Inſel; Madera⸗
aceco, jo genannt) einen Gejang verzieren; | Muhugoni, m. feines Holz zu Tiſchlerarbeiten
Machikotage, f., r.n. (pr. —tdhieg’) Verzierung aus Senegal, auf Kailcedraholz genannt;
des Kirchengeſanges. M.⸗Zucker, ein feiner, auf Mabera beveiteter
machina, f. .— Maſchine, f.d.; Deus ex ma«- Zucker in Hüten.
china, ſ. Deus; machinalement, fr. (fpr. ma- ! Madelon, f. fr. (pr. mad'löng) Berk. von Mattes
ihinaf'mäng) mafhinenmäßig, triebwertsinäßig; leine, = Magdalena, Lenchen; Madelonetten,
Machiniſt, m., |. Maſchiniſt; madhinieren, I. | pl. (fr. madelonettes) in Klöjtern bußende Freu⸗
machinari, etwas Künſtliches ausdenken) etwas denmädchen, ſo genannt nach der büßenden Mag—
Böſes ausſinnen, anzetteln; Ränke ſchmieden; dalene im N. T., vgl. Magdalene; auch die
Mächination, f. (machinatio) die Anſtiftung, Klöſter, worin Ste ihre Bergehungen abbüßen.
fürtige Unternehmung, Machenſchaft, ein böjer od. | Mademoiſelle, k. (ſpr. mad moajell) mein) Fräu-
liſtiger Anſchlag. ein (vgl. Demoifelle); in Frankreich ehem. die
Machloſijne, f. gr. (0. mächlos, on, geil = Nym— ültefte Tochter des Bruders des Königs; pl. Mes⸗
phomanie; Machloͤtes, f. Geilheit. deuoiſelles (pr. mähd’mocfell’), meine Fräulein.
Madefis
Madeiis, i. Madarofis.
Mudtn=Öf, n. fettes Brenn- und Speijeöl, aus
dem Samen der in Chile wachſenden Madpflanze,
Madia sativa, Olmadie, gewonnen.
Madoͤnna, f. it. (vgl. Donna unter Don) eig.
meine Herrin oder Frau! unfere liebe Frau, die
—5 Jungfrau (Maria); ein Marienbild, auch:
adonnenbild; Madonna di Reggio (ſpr.
—reddſcho), eine alte italien. Rechnungsmünze;
Madonnina, f. eine alte Rechnungsmünze in
Senua, mit dem Bilde der heil. Jungfrau.
Madras, n. von der Stadt Madrds auf der Küſte
Roromandel in Oftindien) ein oftind. halbfeidener
Stoll; bei. Madrashalstuch aus Seide und Baum-
tolle.
Madrepore, f. fr. (von it. madrepora, eig. Mutter
der Heinen Öffnungen, weil fie viele fternförmig ges !
blätterte Höhlungen hat worin Medufen wohnen,
bon madre, Mutter, und poro, Heine Offnuna; vgl.
Poren) dieSternforalle, ein Rflanzentier; Madre
Korit, ın. veriteinerte Sternforalle
Madrigäl, n. fr. (it. madrigale, madriale, von
mandra, mandria, Viehherde, v. gr. u. I, mandra,
Hürde, Stall; vgl. it. mandriäle, Hirt) eig. Hirten»
tied, Schäfergedicht, eine Art Kleiner tändelnder
Gedichte von 4 bis 16 Zeilen, welche uriprünalid)
vielfach in den einftmals fehr beliebten Schäfer-
fpielen vorfamen.
Madrileüa, f. pan. (fpr. madrilenja; von Madrid,
eig. eine Einwohnerin von Madrid) die Madriderin,
ein ſpaniſcher Nationaltanz.
Medrill-Brett, n. (engl. madrier — fr. madrier,
Bohle; vgl. das fpan. maderillo, ein Brettchen,
Berfl. von madero, ein Stüd Holz, von madera
— l. materia, Nutholz) Krk. ein Schlag- od. Schlä-
elbrett, zur Unterlage des Schlägels od. Spreng-
ichs (Betarde). '
madrieren, fr. vom Falken: ſich maufern.
Madrüre, f. fr. (von madré, maferig, gefledt, vom
deutihen Mafer, Auswuchs an Bäumen, Ader
im Holz, althochd. masar) die Mafern im Holze.
Mäeia, Mäia und Mäeutik, f. gr. (v. maietein,
entbinden) die Geburtshilfe, Entbindungstunit;
Mäenfis, f.(gr. maieusis) die Entbindung; mäen-
tiſch, geburtshilflich.
maestöso, it. (= fr. majestueux; vgl. Majeltät)
Ton. majeftätifch, feierlich).
Maẽſtro, m. it. (v. l magister, f. d.) Meiſter, Lehr—
meiſter, bei. ein großer Meifter in dev Schöpfung
von Tonwerfen, Altmeifter, auch Muſikmeiſter,
Mufiflehrer; Herr, Gebieter, Borgefester;maöstro
di cämera, der päpftliche Finanzminiſter; m. di
eapella, = Kapellmeifter, |. d.; Maẽſtrale,
m. it. (aud) maöstro genannt; jpan. maestral, fr.
masöstral, mestral, mistral = I. magisträlis; alfo
eig: der Meifterwind, der herrſchende, gewaltige
er der Nordmweitwind auf dem Mitielländifchen
eere.
Mäeufis, Mäeutik, |. unter Mäeia.
Mafia oder Muffia, k. it. eine ſeit 1860 beitehende
geheime Verbindung von Briganten 2c. auf der In—
Bei Sizilien; Maſiöſo, m. ein Mitglied derfelben.
ma foi, fr. (ſpr. — fod) bei meiner Treue, wahr-
baftig: auch ein Ausruf der Verminderung.
Magazin, n., pl. —e (fr. magazin, magasin, it.
magazzino, |pan.magacen, almagacen, almacen,
aus dem arab. machsan, almachsan, Scheune,
Norratshaus, von dem Präfix ma, weldyes den
Ort einer Sache andeutet, und chasana, in eine
Borratsfammer 2c. fammeln und darin aufbe—
es — — —
|
|
|
|
|
!
|
|
— —
— — —
Magiſter 511
wahren) Speicher, Lagerhaus, Warenhaus, Nieder—
lage, Borrats Raum, - Zimmer, -Reller oder -Be-
hältni3, Lager; (eines Boftwagens:) der Laderaum;
Mehrladevorrichtung' bei einem Magazin Gewehr);
uneig. eine Sammelfchrift, Zeitjchrift für ein be-
ftimmtes Fach; Mugafinage, f., r. n. fr. (for.
—nahieh’) Kfipr. die Tagerzeit, während welcher
etwas in einem Magazine lieat: auch der Lager-
ins, das Lagergeld; Bücher-Magazin, Bücher—
ale Biiheraufitchungsraun; Magazine
gewehr, ein Mehrlader (im Gegenfaß zum Einzel»
lader, doch ift e8 immer auch als — ver⸗
wendbar), Repetiergewehr mit einem Magazin für
die Patronen, das ſich entweder im Kolben oder
unter dem Lauf befindet; das 1887 in Deutſchland
eingeführte Magazingewehr mit Mauſerverſchluß
(d. i. mit dem von dem Gewehrfabrikanten Wil—
helm Mauſer 1871 erfundenen Verſchluſſe) hat das
Magazin unter dem Laufe und darin Raum für
8 Patronen; Magazin- oder Magazinierungs-
ſhyſtem, n. Einſpeicherung, Speicherungseinrid-
tung; maggzinieren, einlagern, einſpeichern;
Magaſinier, m. (pr. —ſinjehſ ein Vorrats-Auf-
fcher oder Verwalter, Speicherwart; auch Yager-
wärter.
Muagdaléna, f. hebr. weibl. Name: eig. die aus der
Stadt Magdala (hebr. migdal-el, En Gottes)
gebürtige Maria Mugdalena, die von Chriftus
angenommene reuige Büßerin; daher Munde:
lenen, pl. f.reuigeSünderinnen; Magdaleniten,
pl. ein Bußorden reuiger Freudenmädcen, vgl.
Madelonetten.
Deugdalia, f. gr. eig. Brotkrume; Heilf. Pille, Bij-
jen, Kügelchen; Mugdelönen, pl. (fr. magdal6ons,
Stangen, Rollen, be). von Schwefel) hölzerne For-
men, in welchen dergeläuterte Schwefel zu Stangen
gegoffen wird.
Mage oder Magen, m., pl. Magen, fein Fremd—
wort, jondern altd. (von althochd. magan, mugan,
mögen, urſpr. f. zeugen; vgl. das ſchott. Mac,
Sohn) Verwandte, ee Schwert—
magen (von Schwert, der Waffe des Mannes),
erwandte von männliher—, Spillmagen (v.
altd. Spille = Spindel) von weiblicher Seite.
Mugenta (pr. Madſchenta), Ort in Oberitalien wo
1859 eine Schlacht geihlagen wurde; eine rote Ani—
lIinfarbe; Magentabrongze, f. violettes Wolfram—
oxydtali.
Maggi, u. Benennung eines Suppen- und Sopen-
gewürzes.
Maggie, engl. Koſeform von Margarete(fpr. mäggi):
Gretchen.
Maggio, m. it. (ſpr. mädſcho) ſ. Moggio.
Maggiolata, f. it. (ſpr. madſcholcita; von maggio
= I. Majus, Mai) eig. ein Gedicht auf den Mai
Frühlingslied; ein Minnelied der Liebhaber unter
dem Yeniter der Geliebten, in Italien.
Maggiordoͤmo, m. it. (pr. madidor—; v. 1. Major
domus, ſ. d.) ein Oberhofmeifter, Hof-Marichall,
Ober-Haus hofmeiſter am päpitlichen Hofe.
Magi od. Mugier, Mante, Mugifer, magiſch ꝛc.
unter Magus.
Magiſter, m. L. ein Meifter, Lehrmeifter, bef. Lehr—
meister der freien Künste (Magister artium libe-
ralium), eine akademiſche Würde, vgl. Doktor;
mnagister equitum, der Oberanführer der Rei—
terei bei den alten Römern; m. infirmöorum, der
Krankenmeiſter in Klöſtern: M l&gens od. döcens,
ein fefender oder Ichrender Meijter, der fich durch
feine öffentliche Brobefchrift 2. das Recht erworben
512 Magiitrat
hat, auf Hochichulen Vorlefungen zu halten, und
wirflich lieſt; m. mathesöos, eig. der Meifter der
Mathematit, der Meifterfag, der wegen feiner
Wichtigkeit für die ganze Größenlehre jo benannte
pythagoreiſche Lehrſatz: daß das Quadrat der
größten Seite (DYypotenuje) eines rechtiwinkligen
reiecks ſo groß ijt wie die Summe der Quadrate
der beiden Kleinern Seiten (Ratheten); m. op6-
rum, der Baumeijter od. Bauauffeher in Klöftern;
m. sacri palatii, der vom Papſt zur Prüfung
aller neuen Bücher gewählte Dominikaner; m.
scholärum, der Oberaufjeber einer Klofter- oder
Kirhenichule; zu Paris im Mittelalter jederZehrer, |.
der Gejellichaften von Studierenden bildete; Ma—
sifter-Rromotion, f. die Beförderung zum Ma-
giiter; Magifterium, n. das Vorfteher- od. Lehr-
amt; die Magifter-Wirrde; in der ält. Scheidek. dag
Meifterpulver, der gepulverte Niederichlag der
edeljten oder wirkſamſten Teile einer Maffe, 3. B.
magisterium bismüthi. Wismutweiß, Schminf-
weiß, Perlweiß, eine als Schminke 2c. brauchbare
und als Arzneimittel angewendete Verbindung von
Wismut mit Salpeterfäure; magifträl oder ma—
giſträliſch, I. magiſterhaft; hauptjächlich, die
Grundlage bildend, Magiſträl. n. ein Gemenge
von geröjtetem und gepochtem Schwefel- u.Kupfer-
fies, welches beim Silber-Amalgamationsprozeß
in Merifo dem Gemenge von Erzſchliech und Koch—
jalz zugejegt wird; Magiſträle, f. nl. Kıf. die
Ball-Einfaffung, Zarge; Manriträl-Formel, |.
formula magistralis; magiftrieren, Magiiter
werden; Magiſtraͤnd, m. wer Magijter zu wer-
den ſucht.
Dranifträt, m. pl. Magtitrate, l. (magisträtus,
obrigfeitliches Ant u. Beamter, von magisträre,
das Amt eines Vorgejegten [magister] verwalten)
die Obrigkeit, Stadtobrigfeit, der Stadtrat; daher
Magiſtratsperſon, f. eine obrigfeitliche Verfon,
ein Ratsherr; Magiftratür, f. nl. das obrigfeit-
liche Amt, die obrigfeitlihe Würde.
Magma, n. gr. (v. mässein, fneten) Heilf. jede ge-
inetete Waffe: der Bodenjag einer ausgedrüdten
Materie, Salbe ꝛc.
megnanim, [. (magnanimus, von magnus, groß, u.
snimus, j. d.) groß= od. hochherzig, erhaben, jeelen-
groß; magnanimi pretium, n. Belohnung des
—— (Deviſe des däniſchen Elefanten—
ordend); Magnanimität, f. (l. magnanimitas)
die Großmütigkeit, Großherzigfeit.
Magnät, m., pl. Magnäten (it. u. ſpan. magnäte,
nl. mägnas, vom |. ınagnus, groß) die Mächtigen
od. Großen des Reichs, bej. die vornehmſten Reichs—
beamten und Altadligen in Ungarn und Polen.
Magneiia, f. gr. (von der Landichaft Magneiia
in Theſſalien) die Bittererde oder Talkerde, Bitter-
jalzerde; bejond. auch fiir magnesia alba, weiße
Magnejia, eine ald Arzneimittel gebrauchte Ber-
bindung von Bittererde mit Kohlenjäure; mag-
nesia carbonica, fohlenjaure Bittererde; Mag-
nejialiht, n. ein aus gebrannter Magnejia
hergejtellter Stift, der ein außerordentlich helles,
weißes Licht gibt; magnesia usta, gebrannte
Magneſia; in der Natur vorfommend als Mag:
nejit, m. eine weiße Steinart, die jeßt häufig zur
Magnolie
nefiicher Stein; vgl. Magnefia) anzieheuder Eifen-
ſtein, natürliches Eiſenoxyduloxyd, welches eifen-
haltige Körper an fich zieht 2c.; fünftlichder Wlap-
nöt, mit dem Ma netjtein bejtrichenes Eifen oder
Stahl, welche die Kräfte des natürlichen Magnets
beligen; Magnetinduktion, f. eleftrifhe In—
duftion (f. d.), die durch Magnete erzeugt wird;
Magnetnadel, f. der Nordweiſer, Nordzeiger, eine
mit dem Magnet gehörig beſtrichene ftählerne Na—
del, welche fich frei fchwebend gegen den Nordpo!
richtet und dadurch zur Erkennung der Weltgegen-
den dient, ſKompaß; Magnettheodolit, m. ein
mit einem Nordweifer verjehener Thevdolit (f. d.);
magnetisch, mit der anziehenden Kraft des Ma-
gnets begabt; magnetifher Aguator, eine Linie,
die alle Orte verbindet, die feine Inklination (f. d.)
der Magnetnadel zeigen und die jämtlich in der
Aquatorialzone liegen; mannetifche Kuren, An-
wendung des tierifhen Magnetismus (j. d.), um
Kranke zu heilen; magnetifieren, nlat. (fr. ma-
gnetiser) einen Körper: 1. ihm magnetische Kraft
mitteilen; 2. nad) einer durch Dr. pr feit
1776 entjtandenen Heilungsart durch Reiben oder
geregelte Handbewegung u. Berührung Mani—
pulation) geheime Kräfte im menschlichen Körper
erwecen und dadurch Krankheiten heilen; Ma—
gnetifierungs=Spirale, f.auhgaldaniiheSpi-
rale, eine Spirale aus Kupferdraht, durch vie ein
galvanischer Strom geführt wird, um damit Eiſen—
jtäben uſw. magnetijche Kraft mitzuteilen; Ma—
gnetismus, m. nl. die magnetiiche Kraft; tieri—
ſcher Magnetismus, eine angenommene Kraft
magnetiicher Art im tierischen, befond. im menſch—
lihen Organismus, vermöge welcher ein Menſch
ſowohl auf die Willenskraft eines andern, als auch
auf defjen körperliche Zuftände einen bedeutenden
Eindruchervorrufen fanı, f.auh Somnambiüle;
Magnetiſeur, fr. (pr. —Töhr) aud) Mannetift,
in. wer auf ſolche Art zu heilen ſucht; Magnetis⸗
momanie, f. gr. Die Hellſeherwut, Schlafredefucht;
Magnetoelektrizität, £. durd den Magnet er-
zeugte Elektrizität; magneteleftrifche Wellen, die
von dem VhyfiferHerg entvedten eleftrifchen Ather-
wellen; Muagnetologie, f. die Lehre vom Magnet
und vom Magnetismus; Moagnetometer, n. ein
Nagnetmeiler, Werkzeug zur Meſſung der Ma—
anetfraft;Wiagnetopath,m. = Magnetiſeur, ſ.d.
Magnificat, n. [. (von magnificäre, groß maden,
rühmen) der Lobgeſang der Maria, von den lat.
Anfangsworten Zuf. 1, 46° Magnificat anima
mea dominum, meine Seele erhebet oder preijet
den Herin; Magniiitation, f. die Grhebunng;
magnificus, m. J. der Herrliche, Würdige, z. B.
Rector magnificus, Titel de3 Univerſitäts-Rek—
tor3; ad Magnificum $itiert—, d. i. vor den
Rektor gefordert werden; Magnificentiſſimus
heißt der Rektor, welcher Landesfürſt it; magni—
figue, fr. (fpr. manjifif’) oder magnifik, groß—
artig, prächtig, herrlich, köſtlich; Deannifisenz, J.
(maguificentia) oder fr. Magnificence, (prich:
manjifißängß’) Großartigteit, Pracht; dann ein
Titel der Rektoren und Kanzler von Hochſchulen,
auch der regierenden Bürgermeilter in freien
Städten.
Magniloguenz, f. [. (magniloquentia, v. magnus,
aroß, u. loqui, fprechen) die Großſprecherei, Prah—
Manntum, j. Magnejium. [lerei.
Magnolie, f. (nad) Frangois Magnol, Prof. der
Bot. zu Montpellier, gejt. 1715) der Biberbaum
von verjchiedenen Arten, aus Nordamerika.
Entwidlung der Kohlenjäure für Bereitung von
Säuerlingen benugt wird; Magneſium oder
Mangnium, n. nl. die metalliſche Srundlage der
Magneſia, zuerjt 1808 durh Davy dargeſtellt.
Magnẽt od. natürliher Magnet, m. (l. magnes,
gr. lithos magnethes oder magnösios, d. i. mag-
y
t
Magot
Magot, mefr. (pr. — göh; viell. v. gr. magõdos, eine
Art Bantomimen, die Männerrollen in Frauen—
tracht fpielten) ein Fratzengeſicht; großer Affe; ein
verborgener Schaf.
Magrabines, pl. (v.arab. magrab, magreb, ma-
grib, der Sonnenunteraang, Weiten, das Abend-
land, bej. die Berberei, Mauritanien, von garaba,
fortgehen, untergehen) ägyptifche Leinwand; Ma—
grchis, pl.avab. berittene Beduinen(ſ. d.) im nörd-
lichen Afrika.
Magus, m. L., pl. Magi oder Magter (gr. mägos,
pl.mägoi; arab. madjüs, urfpr. ausdem Berfiichen)
eig. altperfiiche Feueranbeter, beſ. deren Priejter,
welche Sternfundige und Traumbdeuter waren;
überh. morgenländifche Weife 2c., die Betrug und
Aberglauben fpäterhin in Zauberer verwandelte;
Magie, f. Zauberkunft, Blendwerkskunſt, die
ſchwarze Kunſt, vgl. Theurgie; Magifer, m.
Zauberer, Schwarzfünitler; magiſch, zauberifch,
geheimkünſtlich; magiſche Künſte, Zauberfünite;
magische Laterne, |. Qaterna magica.
Maghar, m., pl. Magharen (ung. jpr. Madidren),
Kame der Ungarn: magyariſch, ungariid.
RMaha—-, ind. und perj. = groB, in vielen Zujant-
menſetzungen vorkommend.
Rahabhärata, n. ind. eig. das große Bharatiſche
Gedicht (nach dem ind. Könige Bharatas be-
nannt): das größte epische Gedicht der Indier, von
ungefähr 100000 Berien.
Mahadeéwa, m. ind. (d. i. großer Gott, aud) Ma—
hadöh) Beiname des ind. Gotted Siwa.
Biahsgoni= oder gew. Mahagoͤniholz, n. (engl.
mahogany; in Frankreich bois d’acajou, ſpr. bod
d' akaſchüh, von dem brafil. acajaiba) Amaranten-
holz, ein feines braunrotes, jehr hartes Holz,
von dem jtarien Mahagoni» vv. Anafardien-
baum auf den wejtindiichen Inſeln und in Süd—
amerika.
Eédhaleb od. Mahnlch-Kirfche, f. arab. (mahleb)
die Tintenbeere, Barfüimierkirjche, Parfümierman-
bel, eine Art ſchwarzer wilder Kirſchen von einem
Strauce, deſſen Blätter, Blüten und Beeren zu
wohlriehenden Wafjern 2c. gebraucht werden.
Daharaͤdſcha, m. ind. d. i. großer König (Raja),
ein ausjchließlich regierender Ober- od. Großkönig
in Oftindien, bef. der Oberherricher der Seif3 op.
Siks im Pendſchab.
Nahbub, ſ. Zerimahbub.
abdi,m. (engliſche Schreibweiſe für dag arabiſche
Mehdi, wie das Wort zu ſprechen ift) eigentl. der
Prophet, der in erwartende Erlöfer, Benennung
des Agypters Mohammed Achmed, der im $. 1881
unter Berufung auf den Propheten Mohammed
im Sudan fich erhob, um die Einheit des Glaubens
und joziale Gleichheit herzuftellen (geft. 1835).
Mahts, |. Mais.
Wahmil,m. arab. (v. hamala, tragen) Laſttier; bef.
das gemweihte Kamel, das mit den großherrlichen
Geſchenken nad) Mekka geht und ir gerader Linie
yon dem abjtagumen joll, welhes Mohammed auf
feinen Reifen zu reiten pflegte.
Mahmudi, ſ. Mamoudi.
Mahon, m. od. Mahona, f. (fr. mahon, mahone,
mahonne, jpan. mahona, wahrich.v.altfr. Mahon,
Mohammed, mohammedaniſch) ein türkiſches Fahr-
eug, eine Art Galeaffe.
Waprätten, pl. ein Volk in Dftindien auf der Halb-
injel diesjeit de8 Ganges (von dem Namen des
Landes: ſanskr. mahäräschtra, d. i. das große
Reich, von mahä, groß, und räschtra, Reich).
Hegjes Fremdwoörterbuch. 21. Aufl.
main 513
Mahut, m. ind. der Elefantenireiber oder -wärter,
der mit dem Tiere auf vertrautem Fuße fteht.
Mahwabaum, m. der oftindische, ebenholzartige
Baſſia- od. Butterbaum (Bassia butyrac&a).
Wat, m. l. (Majus, nach der Göttin Maja benannt)
der fünfte Monat, der Weidemonat, Wiejen- oder
Wonnemonat; dad Maifeld, die Reichsverſamm—
fung der alten fräntifchen Könige; aud) das Rüiten-
fand, welches über dem Meeresfpiegel jo erhaben
liegt, daß es vor den gewöhnlichen Fluten ge—
Maia, gr. = Mäja, ſ.d. ſcchützt ift.
Maidan od. Weiden, m. arab. (maidän, v. mäda,
bewegt werden) große Bahn, Rennbahn, bej. die
alte Rennbahn in Konstantinopel; große Ebene;
auch Marktplatz, = Baſar.
Maid, Maiden, £. engl. (pr. mehd, mehd'n) Mäd-
hen, Sungfrau; auch Benennung eines Pferdes,
das noch fein Rennen gewann; an old maid, eine
alte Jungfer; Maiden-ſpeech, m. engl. (jpr. meh⸗
denſpihtſch) eine Jungfernrede, erfte od.-Antritts-
rede, 3. B. eines Barlamentsmitglieds.
Maleutik, maieutiſch, |. Mäeutii zc.
Maigreur, m. fr. (jpr. mägröhr) die Magerfeit;
maigrieren, abmagern.
Mail 1, n. fr. (fpr. maj; eig. ein Schlägel = I.
mallöus, it. maglio) od.das Matl-Spiel, Mailles
Spiel, das Laufſpiel, Kolbenipiel, eine Art Zafel-
Ipiel ; die Mail: od. Maillebahn, Kolbenjpielbahn;
Mail od. Maille, f. ein öffentlicher Spaziergang.
Mail 2. n. engl. (pr. mehl; = fr. malle, f d.) das
Selleifen, der Briefbeutel, verfiegelte Lederjäde,
welche die zu befürdernden Briefe 2c. enthalten; Die
Reitpoft; mail-coach, f. (ſpr. mehl kohtſch) die
Briefpoftiutfhe in England; große, diejer nad)-
gebildete Wagen. ;
Maile, f. fr. (pr. mähl') od. Maille, f. (jpr. maj’)
ein oltes franz. Gold- u. Silbergewicht = !/, Gro3
— 0,785 g; aud) eine ehemalige Silbermünze, und
fpäterhin eine feine Kupfermünge, ein Heller.
Mailluchor od. Maillechort, n. ſpr. majſchor; nad;
den Namen der franz. Erfinder Maillet u. Chorier)
eine Art Urgentan, |. d.
Maille, f. fr. (pr. maj’; it. maglia, jpan. malla; v.
{. macüla, ſ. d.) eine Mafche an gejtridkter Arbeit;
Mailleuſe, f. fr. (ſpr. majöhs) Maſchenrädchen,
der Maſchenbildner an den Rundſtühlen der Wir—
fer; Maillons, pl. fr. (ſpr. majongs) drei anein-
ander gejchmolzene Ringe, welche bei Webjtühlen
zur Schonung der Kette gebraucht werden.
Maillet, m. fr. (ſpr. majeh) der Klöpfel, Schlägel;
die Stampfe in der Bapiermühle.
Maillotins, pl. fr. (ſpr. majotäug) die Streithänt-
mer, eine aufrühreriihe Bartei zu Paris unter
Rarl VI. im Sahre 1413 (jo benannt v. den grogen
Schlägeln, fr. maillotins oder maillets, die fie zu
ihrer Bewaffnung von dem Pariſer Stadthauje
entmendeten). i
Matmaktirion, |. Mämakterion, Maimon, j.
Mandril.
main, f. fr. (fpr. mäng; = I. manus) die Yand; em
main (jpr. ang mäng), in der Hand; en main
fein, beim Billardjpiel: fi) ausjegen; à deux
mains (jpr. — döh mäng), auf beide Hände, a
Doppelgebrauche; zweihändig; main de jusilce,
f. fr. (fpr. —d'ſchüſtihß) d. i. Hand der Gexechtig⸗
feit, eine Art Zepter, als Ehrenzeichen der franzo).
Regierung; m. forte, eig. ftarfe Hand, obrigfeit>
liche Gewalt, bewaffnete Mannjchaft; m. morte,
eig. tote Hand, unveräußerlihes Örundeigentum,
ä quatre mains, vierhändig.
83
514 Mainotten
Majuskel⸗-Schrift
Mainotten, pl. fr. eig. Keulenſchwämme; Poſtd. Majeſtät, f. I. (majéstas, von majus — magnus,
Feder-Gehänge.
Mainpriſe, f. enal. (ſpr. mänpreis) Freilaſſung
gegen — Bürgſchaft eines andern.
maintenteren, fr. (maintenir, jpr. mängt —, von
main, Hand, ımd tenir, halten) behaupten, aufrecht
halten, verfechten ; maintenable, haltbar, zu recht⸗
fertigen; Maintenance, f. (ſpr. mängt'nangs) die
Aufrechterhaltung; Maintenüe, f. Üipr. mängt'-
nũh') der gerichtliche Schuß bei dem Beliße.
Maire, m. fr. (fpr. mähr; v. l. major, der Größere,
woraus auch das deutfche Meier, Vorſteher einer
Gemeinde, entitanden ift) ein Gemeindevorfteher,
Stadtrichter, Bürgermeiſter; auch Dorf-Schultheiß;
Mairie, f. die Witrde, das Amt und Haus eines
ſolchen.
Mais, m. (fr. mais, ſpan. maiz, aus der ausgeſtor—
benen Sprache von Haiti, wo es mahis od. mahiz
heißt) urjpr. amerikanisches Korn; türkiſcher Wei-
zen (von Kolumbus aus Siidamerifa nahSpanien
gebracht, wo es ſchon um 1520 gepflanzt wurde);
davon Maizene, f. Maismehl.
maison, f. fr. (fpr. mälöng; v. l. mansio, Aufent-
halt, Wohnung, bon manere, bleiben) das Haus;
maison de campagne, f. (pr. — d' fangpanj’)
ein Landhaus; m. de force (pr. — forß') od. m.
de correction (fpr. — forrefgjsng), ein Zucht—
haus, Strafhaus; m. de plaisance (jpr. — plä-
jangp’), ein Luſthaus; m. de sante (pr. — ſang—
teh), Deilanftait; m. de ville (fpr. — will’), das
Stadthaus, Rathaus; m. du rei (pr. — dü vod),
die Haustruppen des Königs.
Maitre, m. fr. (fpr. mäht’t; von [. magister, ital.
maöstro 2c.) ein Meifter, Herr, Gebieter, Beherr-
icher; z. B. er fpricht oder befiehlt en maitre (fpr.
ang —), d.i. als Herr, als wenn er Herrim Haufe
jei 2c.; ein Yehrmeifter, Lehrer, Sprach-, Zeichen-
meifter 2c.; auch der Meifter, Vornehmſte in einer
Kunft, = Virtuos, z. B. en maitre fpielen, mei-
tterhaft —; au Anwalt; Maitres&hargen, pl.
(pr. —ſcharſchen) Hofänter, welche den Range
nad) iiber den Kammerherren ftehen, 3. B. Ober-
hofmeifter 2c.; maitre d’armes (pr. —darm), ein
Fchtmeifter; m. d’ecole (jpr. defohl), ein Schul-
meifter; m. de plaisir (jpr. — pläfir), ein Hof-
beamter, der die Xuftbarkeiten zu leiten hatte; auch
ſonſt ein Anordner von Feitlichfeiten und Ver—
gnügungen; m. de requötes, j. unter Nequ&te;
m. d’hötel (pr. — dotell), Haushofmeiſter; aud):
Dberfellner; ala maitre d’hötel, mit einer But-
terjauce, mit Salz, Bfeffer, gehadten Kräutern,
hei. Beterfilie und etwas Effig zubereitet; Maitre
Sean (pr. —iHang), eigentl. Meifter Johann od.
Hans, weil dies einer der verbreitetiten Namen,
— in den niedern Volksklaſſen iſt, — Jan—
Hagel, f.d.; Maitreſſe, f. (ſpr. mätreffe) eine
Gebieterin; eine Geliebte, Beifchläferin; maitri—
jieren (fr. maitriser), meiſtern, herriſch behandeln,
beherrichen.
Maizeng, ſ. unter Mais.
Maja, f. I. (v. gr. Maia, d. i. eig. Mutter) Fabell.
1. die Tochter des Atlas und Mutter des Merkur;
2. mit dieſer griechiſchen Göttin ward bei den Rö—
mern eine altitaliiche Naturgöttin Maja vd. Ma—
jeita verihmolzen, die im Monat Mai verehrt
wurde, Berjinnbildlihung des Mais; 3. in der ind.
Habell. eine weibliche Gottheit, die zugleich mit
dem Schöpfer der Welt auftritt (vom ſanskr. mäjä,
Täuſchung, Trug, Schein); Stern. ein Aſteroid,
1861 von Tuttle entdedt; j.auh Maya.
groß; fr. majeste) Würde, Hoheit, Herrlichkeit,
Sroßheit, bei. die Königswürde od. höchfte, größte
Gewalt und Würde, ein Titel der Kaifer, Könige
und ihrer Gemahlinnen; Meajcitätsbeleidigung,
eine Handlungsweiſe oder eine Außerung, die eine
Mißachtung des Landesherrn enthält; Majeſtäts⸗
verbrechen, |. crimen laesae majestatis; Maje⸗
ftätShrief, ein Freiheitsbrief, von einem ununt-
ſchränkten Herrn oder Staate erteilt, be. Kaifer
Rudolfs II. Snadenbrief fiir die Brotejtanten Böh—
mens 1609 gegeben; maj6estas personälis, per-
ſönliche Majeftät; m. realis, Majeität des Staats-
vereins; majeſtätiſch, herrlich, erhaben, füniglich.
Maid, ſ. Mayo.
Majoltta, f. it. (v. altit. Majolica fiirMajorca, au
welcher Inſel fte verfertigt wurden) Gefäße aus
feinem Ton mit weißer Glaſur u. funftmäßig be-
malt, befonders im 16. Jahrh., wo die größten
Maler, jelbit Rafael Sanzio, zu ihrem Bergnügen
feihte Gemälde auf ſolche Geſchirre malten, wes—
halb dieſe heutigestags zum Teil teuer bezahlt
werden; eine Art — Fayence, ſ.d.
Majonnaiſe, ſ. Mayonnaife.
majör, m. J. (major, neutr. majus, omparativ v.
magnus, a, um, groß) der größere; ältere von
wei Brüdern, vgl. senior; in der Logik: der Ober-
Mn in einem Bernunftichluffe; ml. dev Verwalter
oder Hausmeier (I. villicus), bei. Major Domus,
m. der Oberite des Haufes, Oberhaushofmeiiter,
bei den alten fränfiihen Königen der Titel des an-
aejehenften Hofbeamten; majora, (näml.vota) od.
Majöra, pl. die meiften Stimmen, die Stimmen—
Mehrheit od. Mehrzahl; per majora, durch die
meiſten Stimmen, durch Stimmen-Mehrheit; Ma—
joral, fpan. |. Mayoral; Majorät, n. ml. (ma-
jorätus) das Vorzugsrecht vder der Altersvorzug
der Alteſten in einer Familie od. (im engeren Sinne)
des Älteſten unter mehreren gleich nahen Erben, das.
Alteſtenrecht; auch Alteftengut, welches jedesmal
ungeteilt bei dem Alteſten der Familie bleibt;
majorenn (ml. majorennis, d. i. major annis),
volljährig, mündig; Majorennität, f. die Groß—
jährigfeit, Mündigkeit (nah) röm. Recht im 25.,.
nad) ſächſ. und jest allgemein in Deutſchland
mit dem 21. Lebensjahr eintretend); Majorität
(ml. majoritas), die Mehrheit der Stimmen,
Stimmenmehrheit, dad Stimmenmehr; majori—
jieren, überſtimmen, durh Stimmenmehrheit:
zwingen.
Major, m. (ſpan. mayor, ſpr. majöhr, fr. major,
ſpr. maſchoöͤhr, von l. mäjor, der Größere, Höhere)
ein Anführer eines Bataillong, unterſter Stabs-
offizier: Major du jonr (fpr. maſchoͤhr dü ſchühr),
der Stab3offizier, der an einem Tage die Wachen
und Posten zu beauffichtigen hat; Platz-Major,
m. Blaßbefehlshaber.
Majorän, m. (niht Mairan; it. majoräna, ml.
majoraca; verderbt aus dem l. amaräcus) ein be»
fanntes, gewürzhaftes Gartengewächs, Wohlgemut.
Majoranas Apparat, m. ein Apparat zur Her-
Itellung kriſtalliſierten reinen Kohlenſtoffs, d. h. alſo
wirklicher künſtlicher Diamanten (nad) dem Phy—
ſiker Majorana benannt).
Majorat, majorenn, Majorität, ſ. unter major;
majorum gentium (Dii), ſ. unter Deus.
Majuͤskel⸗Schrift, L.-dtich. (aus I. majuscüla, sc.
littera, Buchjtabe, von majuscülus, a, um, etwas
rößer, Verkl. von major, majus, größer) Drud-
heit mit lauter großen oder Anfangsbuchſtaben,
Makadam
jedoch von kleinerer Form, entgegengeſ. von Mi—
nuskeln, .d.; der große Buchſtabe überhaupt;
vgl. auch Kapital-Buchſtaben, Kapitälden.
Maladam, n. engl. (fpr. Mäckädäm) Steinſchlag,
Steinſchult, Steinfchuttftraße; maladamiſieren,
eine Kunſtſtraße von Steinſchutt erbauen, nach
dem Verfahren des ſchottiſchen Amerikaners John
Loudon Mac Adam (+ 1836; Mac Adam heißt
eigentl.: Adams Sohn).
Maldme, f. arab. (makämeh, d. i. eig. Verſamm—
fung, Unterhaltung in einer Gefellichaft, v. käma,
jtehen, verweilen) Erzählungen in eigentiimlich
künſtlicher, halb dichterifcher Fornı, von dem arab.
Dichter Hartri, in deutfcher Sprache meifterhaft
nachgebildet v. Fr. Rückert.
Mafarios oder Makarins, m., Makaria, f. ar.
männl. u. weibl. Name: der, die Glückſelige; Ma—
tarismen, pl. (sing. makarismös, da3 Seligprei—
fen) Seligpreifungen, die 7 Punkte im erjten Teile
der Bergpredigt (Matth. 5, 3 f.).
Mafäffardl, n. (jo genannt nad) dem Königreiche
Makaſſar auf Celebes, von wo es ausgeführt wird)
eine Art Bflanzenbutter; auch ein englisches Ge-
heimmittel zur angeblichen Beförderung des Haar—
wuchſes, welches aus Alfannamwurzel und ge-
färbten Ölen beftcht.
Matats, pl. leichte geföperte Wollenzeuge zu Sofa-
ecken.
make money, to make money, engl. (ſpr. mehk
mönni), das Gelomachen (nad) Art der rückſichts—
loſen amerifanifhen Geſchäftsmänner).
Makel, m., l. macũla, f. ein Flecken, Ehrenflecken,
Fehler; makellos, fleckenlos, ohne Tadel; daher
mäkeln, Fehler und Mängel gern aufſuchen und
finden, tadeljlichtig jein; levis notae machla,
Ripr. eig: ein Flecken einer leichten Ehrenfränfung;
an der Ehre eines Menjchen haftender leichter (D.i.
im Vergleich mit der infamia geringer) Flecken;
Anrüchigkeit als rechtliche Ehrenverminderung, od.
die von den Gejeßen gebilligte Verachtung einer
unehrlichen Geburt, eines entchrenden Handwerks,
3. B. des Schinders ꝛc.
nake-shift, n. engl. (fpr. mehfichift; von make,
machen, u. shift, ein Notmittel, Behelf, eine Aus—
flucht) ein Notbehelf.
Matt, m. der Fuchsaffe, das Geipenitertier, ein dem
Affen ähnliches Tiergefchlecht, auch Lemur, m. I.
Mattes, pl. jüd. Schläge (vom hebr. makkäh, das
Schlagen, von näkäh, fchlagen).
Makler od. Mäller, m. (fein Fremdwort; von nie-
derd. mäkeln, niederländ. makelen, zu maken,
machen, gehörig) obrigfeitlich angeftellter und ver-
‚eideter Gefhäftsvermittler, der die Gejchäfte zwi—
schen Kaufleuten [namentlich an der Börſe) rechts—
fräftig abjchließt, Börfenfenfal, Senfal; Makler:
gebühr, die für die Vermittlung zu entrichtende
‚Gebühr — Courtage, Senfarie, j. d.; Matler⸗
ordnung, die gejeglichen Beſtimmungen fiir die
Seichäftsvermittler und deren Tätigkeit.
Moto, Baummolle aus Ägypten.
Matrele, f. (holländ. makreel, dän. makrel, ſchwed.
makrill, engl. mackerel, ml. macarellus, maque-
rellus, altfr. maquerel, neufr. maquerau, Ma-
frele) ein fetter und ſchmackhafter Raubfifch im
Nordmeere,
Makrobier, pl. gr. (sing. makröbios, von makrös,
lang, und bios, Leben) Langlebende, ein fa-
belhaftes Volk bei alten griech. Schriftftellern;
Makrobidſis, f. das Langleben; Mafrobidtif, f.
dieLebensverlängerungskuͤnſt; überh Gefundheiis—
malade 515
lehre; makrobiõtiſch, langlebig, langlebend; die
Lebensverlängerung betreffend; Makrocephälus,
m. ein Groß- od. Dickkopf; Makrocheir od. Mas
frodhir, m. Sanghand, einLanghändiger; Makros
Daftälos, m.einLangfingeriger; mafrodaftyliich,
langfıngerig; Makrodiagonale, f. die lange Quer-
achſe; Makrodoma n. das langadlige Dad);
Makroglofite, f. zu große Zunge, die jemand an-
geboren ist; Meakrofolie, f. die Langgliedrigfeit;
makrokõliſch, langgliedrig; Makrokösſsmus, m.
die große Welt, ——— das Weltgebäude, vgl.
Mikrokosmus; Makrokosmita, pl. Außen⸗
dinge; Makrokosmologie, f. die Lehre von den
Augendin en; Makrologie, f. weitläufiges Ge—
ſchwätz, Wortgepränge, Weitjchweifigfeit.
Mafröne, f. (von it. macarone, ſ. d.j fr. macaron)
eine Art Zudergebacdenes von Manvelteig.
Makronoſie, f. gr. (von makrös, lang, und nösos,
Krankheit) langwierige Krankheit, Siechtum; mu—
frophöniich, mit weitichallender Stimme, laut»
ſtimmig; Makrophthaͤlmos, m. ein Großauge,
Großäugiger; matrophthälmiſch, großãugig;
makrophuͤlliſch, lang⸗ od. großblätterig; Makro⸗
pnoie, f. tiefes und langfames Atemholen; Mia
kropoͤden, pl. Nagetiere mit langen Hinterfüßen;
makropodiſch, laügfüßig; Mafroptera, pl.Lang-
flügler unter ven Inſekten; matropteriſch, lang-
flügelig; Meafrofeit, pl. Erdbeſchr. Langjchattige;
Makröſis, f. die Verlängerung, Vergrößerung;
mafroftichifch, langzeilig; makroſtoͤmiſch, grob-
mäulig; Meafrära, pl. langgeihwänzte Vögel,
deren Schwanz länger ift, als ihre Füße; auch
Langſchwänze Krebſe).
aküba, m. ein feiner Schnupftabak mit Veilchen—
geruch, nach einem Bezirk auf Martinique benannt,
wo er gebaut und zubereitet wird.
Makukawa, m. (brajil. macucäua, macuco) ſ. unter
Trompete.
Makuta, eine in den portugieſ. Kolonien übliche
afrikaniſche Silber- und Kupfermünze — 50 Reis
— 22Pf. an manchen Orten 33 Bf.
mal, fr. (= I. male) übel, ſchlecht; in Zuſammen—
ſetzungen = miß —, un— ıc., vgl. malfontent,
malhonnet ıc.; mal, al3 Sachw. (= I. malum)
n. ein Übel, eine Krankheit; mal à propos (fpr.
— ph), übel angebradht, zur Unzeit; mal à son
aise (jpr. — a fonn ähß), unbehaglid) (vgl. Aiſe);
mal de cerf, n. (jpr. — Bähr) die Hirſchkrankheit,
Maulſperre; mal de Naples, n. (fpr. —nap’l) eig.
das Übel von Neapel, die Unzucht3- od. Luſtſeuche;
pas mal (jpr. pah ntall), nicht übel.
Malabariſt, m. Zirk., ein Zauberfünftler, der zu-
gleich Songleur ift (ſ. d.), jo benannt nad) der ojt-
indischen Küſte Malabar, wo Zauberer diefer Art
ſehr häufig find.
Malachit, m. (v. gr. maläche, Malve, wegen der
malvengrünen Yarbe) Utlaserz (der fajerige M.),
ehem. auch Bappelitein, natürliches wafjerhaltiges
el be upferoryd; Maladitgrün, n. die
beite Art des Tiroler Berggrüns.
Malachmövbes, m. jiid. (von hebr. maläch, Engel,
und moves, poln.-jiid. fiir mäweth, der Tod) der
jüdiihe Todesengel.
Malacie od. Malafie, f. (gr. malakia, v. malakos,
tweich) eig. Weichheit; Heilk. Erweichung (4. B. des
Magens); Weichlichkeit, Lüſternheit, das Gelüſte,
bef. Schtwangerer.
malaͤde, fr. (it. malato,altfr.malabde,prov. malaut,
malapte, v. I. male aptus, jchlecht pafjend, n. a. v.
male habitus, der fich nicht wohl befindet; vgl. das
20%
Je)
516 Maladreſſe
deutſche * krank, unpaß, unpäßlich, ſiech;
Paladie, f. Krankheit, Unpäßlichteit, Siechtum;
VDaladerie u. Maladrerie, k. ein Kranken- oder
Siechenhaus, beſ. für Ausſätzige.
Wualadreſſe, f. fr. (vgl. Adreſſe) Ungeſchicklichkeit,
Unanſtelligkeit; maladroit, (ſpr. —adrod), unge—
ſchickt, tölpelhaft, plump.
mala fide, j. unjer fides; malae fidei possessiore.,
ſ. unter pojjidieren.
Mälaga, m. ein fpanifcher füßer Wein, von der
Studr Malaga.
Siuldgma, n. gr. (von malässein, erweichen; vgl.
Dalacie) Heil, ein Erweihungsmittel, lindernder
Umſchlag; maldttifch(gr.malaktikös),erweichend,
— Malaktita, pl. erweichende Heil—
mittel.
Balaguette, f. fr. (ſpr. malaghétt'; ſpan. mala-
gueta, von der Stadt Malaga benannt) = Kar—
alaten, |. Malayen. [domom, f.d.
Nal⸗aise, .n, fr. (ſpr. —ähſ'; vgl. Aiſe) körperliches
Abelbefinden, Unbehagen.
Biniafte, f. ſ. Malacie; Malakodermen, pl. gr.
v. malakös, weich, und derma, Haut) Weichtiere,
—=Moilusien; Malakolith, m. Weichſtein, eine
dem Augit verwandte Steinart, Wealafon, ın. ein
dem Zirion vewandtes, aber weniger hartes Mine-
al; Malakoſurfos, m. Heilk. ein Weichfleiihiger;
Hulalzujtdon, n. die Knochenerweichung; Mala⸗
ozoon, n., pl. =zög 0d. =3Ben, Weichtiere; Mala⸗
_ozoglogie, f. die Lehre von den Weichtieren.
Aulaftife, walditiic, |. unter Malagma.
BHulandriae, f. |. (it. malandra, fr. malandre) die
Diauie, der Rotz, eine Pferdekrankheit.
Salandrino, m. it.(fr.malandrin, it. malandrino,
9. mi. malandrinus, v. l. malus, böfe, u. gr. aner,
Gen. andrös, Mann; b. vom fr. malandre, aıt3-
jägig, und dies v. I. malandria, Blatter od. Blaje
am Yalje; urjpr. Name arabiſcher u. ägyptilcher
Straßenräuber zur Zeit der Kreuzzüge) ein Stra-
Benräuber; al3 Schimpfwort: Scheim; pl. Malan⸗
drinen (von Schiller in Turandot 1.1. irrig für
eine Bölferjchaft gehalten).
malũr, nl. (maläris, v. I. mäla, der Kinnbaden) die
Baden od. Wangen betreffend, dazu gehörig.
Baldria, f. it. (eig. mala aria, böje Luft) ungefunde
Sumpfluft u. das dadurd) erzeugte Sumpffieber
nlate, j. Sorbate. [in Stalien.
sanlazieren, I. (malaxäre, v. gr. malässein) ermei-
chen, gej — .B. harten Stoffin Öl ꝛc.;
Dalagstion, f. Heilk. Erweihung.
Blalayen, pl. (in ihrer eigenen Sprache: Mälayu
od. Malayü, d.i.wahrſch. Flüchtling, von dem javan,
mälayu, weggehen, fliehen) ein Volksſtamm in
Hinterafien und auf den Inſeln des indischen Mee—
res; fie maden einen eigenen Menjchenitamm, die
malayiiche Raſſe, aus.
Nalberg, ın. altd. (val. mallum) die Gerichtsjtätte;
Vualbergiſche Gloife, f. die in mehreren Hand—
ſchriften des Saliſchen Geſetzes zur Erklärung ein-
geihobenen nicht-lateinifchen Worte, die von eini-
gen früher für feltiich, von andern richtig für frän-
Hi gehalten werden.
stalcontent, tr. (jpr. — fongtang, gew. —Tontent;
vgl. fontent) unzufrieden, migvergnügt; die Mal-
fontenten, die Mißvergnügten, 3. B. mit der Lan⸗
desregierung.
Maldivbiſch, FMalediviſ
ch |
male, l. (Adverb. v. malus) itbel, ſchlecht, ſchlimm; M
maledizieren (1. maledicẽro), d. i. eig. übel reden,
— nn — — — —
Malle
verfluchen; maledizent(I.maledicens), ſchmähend
verleumderiich; Malediktion, f.(L. maledictio)die
Schmähung; Verleumdung; der Fluch, die Ver-
wünſchung; Malefikus, Malefäktor, m. I. oder
Malefikänt, in. nl. ein Übeltäter, Miſſetäter, Ver—
brecher; Maleficium,. I. od. Malefiz, n. die Miſſe—
tat, da3 Verbrechen; Maleſiz-Gericht, das peinl.
Gericht, der Blutbann; M.⸗Glöckchen das Hin-
rihtungS= od. Armeſünder⸗ Glöckchen; M.⸗Perſon,
Verbrecher od. Verbrecherin, gem. armer Sünver;
M.-Richter, der peinlihe Richter; M.-Sache,
eine peinliche Sache.
Malediviſches Gold, die Muſchelmünze, Kauri,
9. D.), weiche die Neger auf der Goldküſte ꝛc. ſtatt
der Scheidemünze gebrauchen (jo genannt, weil fie
in großer Menge von den maledivifchen Inſeln
fonımt); malediviſche Nüſſe, Meerkokosnüſſe,
Früchte der Wein-Fächerpalme, auch Palmyra—
palme genannt (Borässus flabelliformis); desglei—
hen maledivifche Matten, malediviſcher
Bein, Juderıc.
Malekiten, pl. Anhänger derLehre des Malek, eines
der vier vechtgläubigen Imam des Islam.
Malzencontre, f. fr. (pr. mal'angkoͤngtr'; vgl. ven»
fontrieren)ein böfes Yufammentreffen, Mißgeſchick,
Unglüd; malzencontreug, fr. (pr. —tröh), un-
glücklicherweiſe.
Mal⸗entendü, nm. fr. (ſpr. mal-⸗angtangdü; vgl. En⸗
tente) der Mißverſtand, Irrtum.
Malepärtus, lat. (d. i. Ubelloch), die Wohnung Rei—
nekes des Fuchſes in der Tierſage. In franz. Ge—
Dichten heißt fie Maupertuis, die lat. Form ſtammt
aus ber lat. Überjegung von Schopper.
malevolent, I. (malevölens; vgl.volo) übelwollend,
abgeneigt; Malevolenz, f. ([. malevolentia) das
libelmollen, die Abneigung.
Malfaçon, £. fr. (pr. — vgl. Façon) der
UÜbelſtand, Mißſtand.
Malfaiſance, f. fr. (ſpr. — fäſangs) die Bosheit;
malfaiſant (ſpr. — fäſang), bösartig.
malgre6, fr. (ogl. bon gré unter bon) ungern, wider
Willen, unfreiwillig. :
malhabil fr. (mal-habile; vgl. habil) ungeſchickt;
Malhabilité, f. die Ungeſchicklichteit.
Malheur, n. fr. (ſpr. malöhr; altfr. maleür, eutſt.
aus dem f. malum augurium; vgl. bonheur und
Augur) Unglück, Mißgeſchick, Unfall, entg. Bon-
heur; par malheur oder malheureusement
(pr. —röfemdng), zum Ungiüd; malheureux
(pr. malöröh), unglücklich; Unglücklicher.
malhonnett, fr. (malhonnete; vgl. honnett) unan-
ſtändig, unhöflich, unſchicklich, ehrwidrig; unedel,
untedlich; Malhonnetete, f. (pr. malonnäteteh)
Unanftändigteit, Unhöflichteit; Ehrwidrigfeit; Un-
Pe (fpr. malihß'). 1. malitia, f. (v.mal
alice, £. fr. (fpr. malihp)), I. malitıa, f (d.malus,
1. d.) Bosheit, Arglift, Tüde, Heimtlide, Schalt-
heit, Schelmerei; ein boshafter, tüdijher Streich;
malttiös (l. malitiösus, fr. malicieux), boShaft,
hämiich, argliftig; ſchalkhaft, mutwillig; Malitio⸗
fität, £. (jpätl. malitiositas) Bosheit, Argliſt.
maliiorm, nl. (maliförmis, v. I. mälum, Upfel)
apfelförmig.
maliguns morbus, m. l. (malignus, ſ. maligenus,
bösartig, von malus [f. d.) u. genus, Geburt, Ge⸗
ſchlecht. Art) eine bösartige Krankheit; Maligni—
tät, £. (1. malignitas) Bösartigfeit, Schadenfreude;
altß, f. gr. = Malandria. [(Schalkheit
malitia, malitios zc., ſ. unter Malice.
daher: maledeten, verinnledeien, verwünſchen, Malle, !. fr. (prov., ſpan. u. port. mala, v. mhochd
malleabel
malhe, althochd. malaha, lederne Taſche, Reiſeſack,
holl. maal, male; gr. molgös, ein Sad von Ochien-
haut oder Rindsleder) ein Eleiner Reiſekoffer, Fell-
eifen; Mallepoſt, f. die Briefpoft, das Brief-Fell-
eilen; vgl. Mail 2.
alleäbel, nl. (v.I. mall&us, der Hammer) hHämmter-
bat, fchmiedbar, nach zwei Richtungen, was ſich
hämmern, walzen od, preſſen läßt, z. B. Metalle;
Malleabilität, k. die Hämmerbarkeit, Streckbar—
teit, vgl. Duftilität; Malleazeen, pl.verſteinerte
Hammermujceln.
malleolär, I. (v. malleölus, d. i. eig. Hämmerchen)
die Knöchel betreffend oder dazu gehörig, 3. B.
Malleolar-Bänder, Knöchelbänder.
Mallum, n. ml. (v. altd. mal, Mahl, d. i. Vereini-
gung, Berfammlung; vgl. Malberg) die beratende
u. rechtſprechende Volksverſammlung der einzelnen
Gemeinden oder Gaue.
znal’ occhio, n. it. (pr. — odjo) der böfe Blid, das
iftige Auge, nad) dem Volt3aberglauben in Ita—
ien: die Fähigkeit gewiffer Menjchen, die man
gettatore od. Nettatore, pl. —ri (eig. Werfer)
nennt, durch ihren bloßen Blick andern Unglüd zu
bringen; = Settatura.
malo modo, j. unter malus.
Mealofjol, m. der feinite, am mildeiten geſalzene
Kaviar.
Malxupighiſche Haut, das Schleimneg, die Neghaut
od. mittlere Hautſchicht des menjchlichen Körpers
(nach dem ital. Arzte Malpighi, + 1694).
malplacieren, fr. (fpr. — Rieren; vgl. placieren)
elle oder fchlecht anwenden, an den unvechten Ort
tellen.
malpröpre, fr. (fpr. — prop’r; vgl. propre) uns
reinlich, unſauber, garitig; Malproprete, f. die
Unreinlichkeit.
Maltejer, m. (it. Maltese) Eingeborne und Ein-
wohner der Inſel Malta; Maltefer-Pitter, |.
Sohanniter-Ritter; M.-Geier, der braune
eier, häufig auf Malta; MW.-Händchen, = Bo—
fognejer-Hündden.
Malthuſianismus, m. nl. die Lehre des engl.
Volkswirtſchafters Malthus (ft. 1834), das Wachs—
tum der Bevölferung müſſe im Intereſſe des Gan—
zen staatlich beichränit werden; Malthufianer
oder Malthuſianiſt, m. Anhänger diejer Lehre.
Maltofe, £. eine durch Einwirkung eines wäfjerigen
Malzauszugs auf Stärfemehl entitehende, eigen-
Br und vom Traubenzuder verſchiedene Auf
erart.
sualtraitieren, fr. (maltraiter; fpr. — trät—; I.
male tractäre; vgl. traftieren) mißhandeln, übel
begennen.
malus, a, um, I. übel, ſchlecht, böje; mala fide, ſ.
unter fides; malo modo, böſer oder fchlechter Art
und Weife; malum, n., pl. mala, ein Übel, Un-
glüd, Weh, ein Schaden; aud) eine Krankheit, bef.
ein Törperliches Gebrehen; m. Neapolitänum,
— Eyphilis, vgl. mal de Naples; m. necessa-
rium, n. ein notivendiges Übel.
Malvaglia, m. it, (pr. malmdlja) ein ital. Wein,
dem Malvaſier (f. d.) nachgebildet, au8 Trauben
gefeltert, die man am Stiel umdreht und fo ver-
trocknen läßt.
Malvaſier, m. (it. malvagia, malvasia) ein gelber,
baljamifcher, ſüßer Bein, urſpr. vorziiglich von der
Stadt Napoli di Malvafia auf der Halbinfel
Morea; auch ein künſtlich zubereiteter franzöfifcher
Musfatwein.
Mammut 517
Malve, f. (l. malva) die Rofenpappel, Stodrofe;
Malbazeen, pl. nl. (malvackae) Malvengewöchſe.
malverjicren, fr. (malverser, v. I. male versare,
Ichlecht betreiben) Unterfchleife begehen, etwas ver-
untreuen; Malperfänt, m. wer fein Amt unge-
treu verwaltet, Unterjchleife macht, öffentliche *
piere fälicht 2c.; Malverſation, k. die Veruntreu—
ung, ungetreue Verwaltung eines Amtes, der
Unterſchleif durch ———
Malnivénti, pl. it. eig. Ubellebende, beſ. Räuber;
Malvivenz, f. das Näuberwefen in Dalmatien ıc.
Malwina, f. felt. (gäl. Malmhina, ausgeſprochen
Malwina) weibl. Name: die Sanftmütige; die Ges
mahlin Osfars, Pflegerin u. Liebling ihres blin-
den Schwiegervaters Dffian.
Mami, f. (fr. mamän, jpan. mama, [. mamma) ir
der Sprache der Kinder: Mutter.
Mämealterion, m. der Sturmmonat bei den Athe-
nern, = Ende November u. Anfang Dezember.
Mamberziege, f. die ſyriſche vd. indische Ziege vom
Berge Mamber in Syrien.
Mamelif, vr. Mamlück, m. (it. mammalücco, v.
arab. mamlük, Bartiz. pafj. v. malaka, beiiger,
beherrſchen; alfo: ein Beſeſſener, Beherriüter,
Silave) eig. ein von Kriftlichen Eltern geborner,
in der mohammed. Religion erzogener Sklave; aus
jolden bildete man im .13. Sahrh. eine Heerſchat
in Agypten, wo fie vom Sultan Selim der türk-
[hen Oberhoheit wieder unterworfen ward; jegi
auch: ein Glauben3-Abtrünniger (Renegat); zur
weilen auch: willenlofer, blindergebener Dienez,
blinder Verteidiger einer Anſicht, befonders der
Anſchauungen der Regierung, z.B. Breßmane-
lud (dieſe Bebastuns geht zurüd auf den Leib»
mameluckenNapoleons J. Ruſtan. Bgl.3.B.worax?
die Dame [Frau v. Staël] kaum die Antwort ab—
wartete, die der getreue Mameluck Auguſt Wil—
helm Schlegel, ihr Ruſtan, haſtig in fein Notizen—
buch einzeichnete.“ Heine, Geſtändniſſe, Ausg. Hamb.
1867, XIV. ©. 222). |
Mameh, m. (fpr. mamei; aus der Sprade vor
Haytiſeine Artdes Breiapfelbaumsin Siidamerife.
Wake, f. ruſſ. (v. mämtschitj, nähren, jtillen) die
Amme.
mamma, f. I. weibliche Bruft; f. au Mama;
Mammalin od. Mammalien, pl. nl. (v. l. mam-
mälis, die Brüfte betreffend) Säugetiere, mit Brüs
iten zum Säugen verjehene Tiere; Mammtalies
fithen, pl. l.-gr. veriteinerte und andere Knochen
von Säugetieren der Urwelt; Mammalivlogie,
f. die Zehre von den Säugetieren; Wammiferk,
f.,pl.eia. Brüfteträger = Säugetiere; Mammille,
od. r. Mamilla, £. I. die Brujtwarze; mammil⸗
Yarlifch), bruſtwarzenähnlich; mammös, [.(mam-
mösus) großbrititig, vollbuſig; Mammoeſitäüt, ?.
nl. die Großbrüſtigkeit, Vollbuſigkeit.
Mammeon, m. chald. (gr. mammönäs, chald. mä-
mön, mammön, aus hebr. matmön, unterirdiſcher
Schatz, Reichtum, v. täman, verbergen, vergraben)
der Gold- od. Geldgötze, Geldſchatz, irdiſche Güter
und Reichtümer, inſofern man ſein Herz daran
hängt; Mammoniſt, m. Mammonsknecht, Geiz—
hals; Irdiſchgeſinnter, Weltkind.
Mammut od. Mammuth, n. (aus dem ruſſ. m&-
mont, mämant, v. tatar. mamma, die Erde, weil
die Tungufen und Safuten glauben, daß das Tier
. unter der Erde wie ein Maulwurf wühlte) eine ur—
weltliche, ausgeſtorbene ungeheure Eleſanten-Art,
deren Gebeine (Mammutstnochen) in Sibirien
und bejonders am Ohio in Nordamerifa ausge
18
Mamoudi
en
graben und wie Elfenbein zur allerlei Runftiachen
verarbeitet werden. H
Mamoudi od. Mahmudt,m.eineRehnungsmünze
in Berjien und Kleinajien = Yo Toman = !/ıo
Kran (f. d.); in Baflora = 10 Danimis — 100
Fluſch — ungef. 7 9. !
Deamfel, f. gem. verderbt aus Mademoijelle
(1. d.): Sungfer, Fräulein; ſprichw. fie [pielt die
Mamfell, = das vornehme Fräulein.
Mamura, k.ruſſ. die finnländiiche Brombeere, nor—
diſche Himbeere (Rubus areticus).
Dan, ſ. Mönn.
Manacanit, aud Manakonit, = Menakan.
Mängde, f. gr. (mainäs, pl. mainädes, v. maine-
sthai, rafen) eine Briefterin des Bacchus, rafende
Bachantin, ſ.Bacchus; ein tolles, raſendes Weib.
Manager, m. engl. (fpr. männedſcher; v. manage
— fr. menager, verwalten, leiten; vgl. Menage)
ein Ordner, Aufſeher auf der engl. Bühne, = Re—
giffeur; auch der technifche Leiter oder Direktor
engliiher Fabriken; Geihäftsführer, Macher.
Deandti oder Manate, m. (aus der Sprache von
Hayti) die Seefuh; ein Meertier vom Gejchlechte
des Walroſſes.
:Kanation, f. I. (manatio, v. manäre, fließen) das
ließen, der Ausflup.
mancändo, it. (v. mancäre, mangeln, abnehmen;
vgl. manquieren) Tonf. allmählich abnehmend, Hin-
ſchwindend.
Dtaͤnceus, m., pl. Mancipes, l. (v. manus, Hand,
u. capere, nehmen; vgl. Maneipium) der Käufer,
Erwerber eines Eigentums durch Kauf; auch
Staatspädhter.
Mancheſter, m. engl. (jpr. mäntfcheiter, gew. man—
heiter), au) Manſcheſter geichrieben, Baum-
wollenjamt, eininderStadt Mancheflererfundenesg,
baumtvollenes, jamtartige Zeug; Manchester
cottons, pl. (pr. — kottens) arobe Baummollen-
zeuge für Matroſen u. Neger; Mandeiter-Schufe
od. Partei, in England die def. durch Cobden
geführte politiihe Bartei von Groß-Induſtriellen
u. Volkswirtſchaftslehrern, welche den Freihandel
und die Nichteinmilchung des Staates in die In—
duſtrie vertritt, Freihandelspartei; ihre Lehren =
Meancheiter-Theorie.
Bancipium, n. |. (v. manus, Hand, u. capere, neh-
men, eig. die Handnahme, Handanlegung; vgl.
Manceps) der gerichtliche fürmliche Kauf; das
Eigentumsrecht an einer Sade, das Eigentum;
Samilienrecht an freien Perſonen in einer gemiffen
Unterordnung; auch ein durd) Kauf erworbener
Leibeigener, Sklave; manzinteren (l. mancipäre),
altröm. Ripr. zum Eigentum übergeben oder zu-
eignen, verfaufen; Manzipation, f. (l. mancipa-
t10) die Einhändigung, Übergabe einer Sade zum
Eigentum, eigentiimlic) feierliche Eigentumsüber-
gabe bei den alten Römern mit Scheinverfauf u.
Seldzumwägung; die Zueignung; Unterwerfung.
maneus, a, um, [. verjtimmelt, unvollitändig;
mancus, m. ein Verſtümmelter, Einhändiger;
manco, m. it. Kfſpr. der Mangel, das Fehlende,
der Abgang bei Waren.
Mandäer, pl. auch Sabäer oder Sohannesjünger,
eine Sekte am Tigris, mit eigenen, in einer be-
jonderen aramäiſchen Sprache abgefaßten Reli-
gionsbüchern.
Mandñmus, nml. (mandämus, eig. wir verordnen,
v. mandäre, auftragen, befehlen) der Befehl des
Kings- od. Dueensbend-Gerichtes zu London, im: |
Namen des Königs oder der Königin; Mandant |
—
Manen
(. mändans) od. Mandator, ın. ein Auftraggeber,
Machtgeber; Mandatärlius), m. ein Beauftrag-
ter, Bevollmächtigter, Geſchäftsverweſer, Sachfüh—
ver, Sachwalter; — Wandät, I. mandatum, n.
ein — eine Vollmacht, Ermächtigung; ein
landesherrlicher Befehl, eine obrigkeitliche Ver—
ordnung; auch eine Anweiſung, eine Art Papier—
geld in der franz. Revolution, das die Aſſignaten
erjegen jolfte; Maundatsbrief, ein Auftragsbrief;
mandätum ertrahteren, ſ unter extrahieren;
ex mandäto vd. ad mandatum, auf Befehl, im
Auftrag; mandat imp6ratif,m. fr.(fpr.mangddh
- ängperatif) od. Imperativmandat, n. bindender
oder Awangsauftrag, duch den ein Abgeordneter
für jeden einzelnen Sal in jeiner Abſtimmung ge-
bunden ilt; Mandatsprozeß, ın. ein Brozeß, der
mit einem richterfichen Befehl an den Berklagten
anfängt; — Weandement,n. fr. (pr. mangd’mang)
eine mehr ermahnende, al3 gebietende Verfiigung,
bejond. der katholiſchen Geiftlichkeit in Frankreich;
Mandamento,m. it. der Bezirk, Amtsbezirk, ein
Teil einer Provinz im Königreich Stalien.
Mandarin, m. (port. mandarım; das Wort ijt nicht
chineſiſch, ſondern = ſanskr. mantrin, Ratgeber,
von mantra, Rat, u. dies von man, denfen, wiffen)
jeder Stzatöbeamte in China, vornehmer Chinefe;
Mandarine, f. ein kurzer, mit Pelz bededter Da-
men-Überrod; Mandarinen, p!. eine Art Feiner
Apfelſinen aus Malta.
Mandat ꝛc., I. unter Mandamus.
WMandeldde, f. (vom dtſch. Mandel mit franzöſ—
Endung) Mandelmilch, mit Eidotter abgezogen u.
mit Zuder und Zimt od. Vanille gewürzt.
Mandille, £. fr. (ſpr.mangdij'; altfr. mandil, Man-
tel, fpan. und port. mandil, Schürze, Schabrade,
v. arab. mandil, Tuch zum Abwiſchen 2c., und dies
von nadala, abwifchen, umhüllen) ein Oberrod,
Mantel, bef. der Bedienten.
Mandidf, gew. Maniof, ſ. d.
Mandoline, Mandöre, f. (fr. mandoline, man-
dole, mandore, pandore, it. mandöla, mandöra,
pandöra, pandüra, v. jpätl. u. gr. pandüra; vgl.
Bandola) eine Ra feiner er aitiger Lauten, auch
andore od. Pandur-Zither.
— f. gr. Stall, Hürde; Kloſter; Mandrit,
m. Klojterbruder, Mönch.
Mandragöre, f. (. mandragöra, f., gr. mandra-
géras, m.) eine ne Alraunmwurzel, eine
»meigejpaltene Wurzel, welche Ahnlichfeit mit der
Menjchengeitalt hat. |
Mandrill od. Maimon, w. ſpan. mandril, wahrſch.
nach vaterländiicher Benennung; perſ. und türk.
maimün, Affe, Pavian) dev Waldteufel, eine Art
Pavian auf Guinea, am Kap zr.
Mandriſe, f. ein feines, grün gea
der Inſel es {
tandrit, j. unter Mandra. —
er m. l. ein Ejjer, Freſſer; ein Schreckbild,
Popanz für die Kinder; manduläbel, nl. kaubar,
ehbar; Mandufatien, f. (v. manducäre, fauen,
und dies v. mandere, fauen) das Kauen, Efjen des
Brotes 2c. im heil. Abendmahl; Mandulatdres.
pl. (v. [. manducätor, der Kauer) die Kaumuskeln.
Manege, f. fr. (pr. manähſch'; it.maneggio, überh.
Handhabung, Führung, mlat. managlum, von it.
inaneggiäre, handhaben, v. l. manus, Die Hand)
die Neitihule, Reitbahn; Reitkunſt; maneges
mäßig, ſchul⸗ od. bahnmäßig; kunſtgerecht (reiten).
anen, pl., [. manes, die abgejchiedenen Seelen:
v9. Schatten der Berftorbenen, die Schattengeftalt
dertes Holz vor
Manequin
auch die Unterwelt, das Schattenreich; piis mani-
bus, den frommen (geweihten) Seelen der Abge—
ichiedenen oder Verjtorbenen.
Manequin, |. Mannequin.
Mang, m. eine oftindifche Hilfenfrucht, bei. am
Indus häufig angebaut.
Manga, f. ipan. (eig. Urmel, Sad, v. I. manica;
vgl. Manfchette) der Mantel eines Merifaners.
Mangän od. manganesium, n. nl. (verderbt aus
magnes, Magnet, wegen der äußerlichen Ahnlich-
feit) Braunsteinmetall, ein eigentümliches graulich-
weißes, jehr jprödes Metall; Mangdnoxryd, n.
Verbindung des Mangans mit Sauerftoff, in
der Natur wafjerfrei al3 Braunit, wafjerhaltig
(Manganorvyohydrat) als Manganit, m., vor-
fommend; Manganoxydũl, n. Berbindung des
M. mit einer geringeren, und Manganſuper—
he oder -hyperoxyd, n. mit einer größeren
Menge Sauerjtoff als im Oryde; Manganſpat,
m. ein aus fohlenjauren Manganorydul beitehen-
des Mineral.
Mangel, m. arab., Fupfernes, transportfähigeg,
tiſchhohes Kohlenbeden zum Erwärmen eines Zim—
mers (Orient, Agypten, Malta; vgl. Moltkes Ge-
fammelte Schriften Bd. IV, ©. 105, Bd. VII,
©. 25, 41, 103, 116, wo bald die Schreibung
Mangal, bad Mangall vorkonmt).
Manganent, m. griech. (manganeutes, v. manga-
neüein, dureh Zaubermittel betriigen; mänganon,
ein Zaubermittel) ein Zauberer, Tafchenjpieler;
Duadjalber; manganentifch, tajchenipieleriich,
betrügeriih; Manganie, f. (gr. manganeia) Zau-
berei, Tajchenipielerfunft.
Mangle od. Manglebaum, m. (aus der Sprade
von Hayti) ein fiidamerifanifcher Baum, der bef.
am Meeresufer wädit. Bi
Mango, m. l. pl. Worgonen (l.mangönes), überh.
ein Händler, der jeine Ware zuſtutzt, z.B. Sklaven—
händler; mangonium, n. lat. oder Mangonie,
Mangonifation, f. nl. überh. Zu- od. Aufitugung
der Ware, bei. die Arzneiverfälihung.
Mango-Baum, m. (magnifera indica L.; malay.
mangga) ein hoher ojtind. Baum, mit goldfarbigen,
fleifchigen, jehr mwohlichmedenden Früchten, mit
mandelartigem Kern; die Frucht heikt: Mango—
Frucht od. bloß Mango vd. Manga, f.
Mangonen, Mangonie zc., |. unter Mango.
Mangnite (v. hindoft. mangüs), j. Shneumon.
Mania, ſ. Manie.
maniaäͤbel, fr. (maniable, von manier, handhaben,
v.[. manus, Hand) handlich, lenkſam, geichmeidig.
Maniakus, ſ. Manie.
manica Hippocrätis, f. fat. Heilf. eig. der Armel
de3 Hippokrates, ein Durchſeih-Säckchen; auch der
Trichter des Gehirns, das Mufchelbein.
®tanichäer, m. (mi. Manichaeus, pl. Manichaei)
Anhänger der heidnijch-chriftlichen Sekte de3 per-
ſiſchen Irrlehrers Manes od. Mani ims3. Jahrh.,
der zwei göttliche Grundweſen, ein gutes und ein
böſes, annahm; uneig. und ſcherzhaft: ungeſtüme
Gläubiger, Mahner (weil man Juden u. Mani—
chäer in mehreren Ländern Europas im Mittel—
alter verwechſelte vder gleihachtete); Manichäls-
mus, m. die Lehre des Manes und feiner An—
hänger; in der Studentenſprache fcherzhaft: die
abgeihmacdte Anficht der Gläubiger, daß man feine
Schulden bezahlen müſſe.
Manichord, = Klavihord, ſ. unter Klavis.
Manicure, f. Handpflege, die gemerbsmäßig von
Manipel 519
beſtimmten Perſonen ausgeübt und Häufig in Zei-
tungen angepriefen wird.
Manie, f. gr. (mania, v. mainesthai, vafen, wüten)
die Raſerei, Tollheit, Verrücktheit; krankhafte ein-
jeitige Richtung des Geiſtes auf eine Idee; Sucht,
Wut rc, z.B. Anglomanie, d. i. Engländerei;
Maniäfus,m. (gr. v.manikös) ein Wahnfinniger,
Verrückter; maniafalifch, auf einer Manie be-
ruhend.
Maniement, na. fr. (ſpr. mani'meing; von manier,
handhaben; vgl. maniabel) die Handhabung oder
Behandlung, das Verfahren; die Führung des
Pinſels bei den Malern; der Handgriff.
Manier, f. (vom fr. maniere; it. maniera, d.i. eig.
die Handhabung, Behandlung, v. I. manus, Hand)
die Art und Weiſe fich zu betragen oder in irgend
einer Sache zuverfahren, Behandlungsart, Lebens-
art; der Kunftgriff; in Rede- u. Kunſtwerken aud):
handfertige Einförmigfeit der Behandlungsweife,
fehlerhafte Eigentümlichkeit, Verkünſtelung, entg.
Stil; Manieren, pl. die Sitten, das Betragen,
die Aufführung; Tonk. Verzierungen, z. B. Triller,
Schleifer 2c. beim Spiel u. Gefange; manterlich,
artig, zierlich, bejcheiden; manieriert, gezwungen,
gefünftelt, geziert, verschroben (affettiert); Ma—
niertjt, m. ein Künſtler oder Schriftjteller, der
durch einfürmige, eigentiimliche Behandlungsmeije
ih von der wahren, der Natur feines Gegen
ſtandes angemefjenen Auffafjung und Darftellung
entfernt.
Manifejt,n. ml. (manifestum, v. f. manifestus, a,
um, handgreiflfich, offenbar, v. manus, Hand) eine
öffentliche behördliche od. landesherrliche Befannt-
machung; auch öffentliche Rechtfertigungsfchrift;
manifeſtieren, lat. (manifestäre) offenbaren, be»
fannt machen, anzeigen, darlegen; den Manifelta-
tiongeid leiſten; Mantfeftation, f. (manifestatio)
Offenbarung, Bekanntmachung, Eröffnung eines
Vorhabens; in der Naturphilojophie: die Erjchei-
nung des Unendlichen im Endlihen; Manifeſta—
tionseid, m. Offenbarungseid, j. juramentum
Eier nal Manifeftäter, m. der Offen—
arer.
Manila-Zigarren, pl. Zigarren von der philip-
pinijchen Snjel Manila.
Manille, f. fr. (ſpr. manij’; fpan. manilla, d. i.
eig. Armband, von: {. monile, Halsband; pl. mo-
nilia, nach dem von Stierfänmpfern zu Ehren einer
Dame getragenen Armbande) der zweite Trumpf
im l'Hombre und in ähnlichen Kartenjpielen;
Manillen, pl. jpan.(manilla, pl. manillas) Arm—
bänder, Handjchellen, mejjingene Armringe, bei.
von Negern zur Zierde an Armen und Beinen ge-
tragen.
Manilubium, n. nl. (v. manus, Hand, und luere,
waschen) das Handbad.
Manist, Mandiok oder Manihot, m. (von den
port. ıı. brafil. mandioca) die Brotwurzel, die jehr
mehlreihe Wurzel des Maniok- oder Kaſſave—
ſtrauchs (Jatröpha manihot), in Wejtindien und
Südamerika. Dieje große, rübenähnliche Wurzel
(auch Yukka- od. Kaſſava-, r. Kaſave-Wur—
zel) liefert ein ſehr ſchmackhaftes u.gejundes Brot:
Kaſave oder Kazave genannt (in der Sprade
von Hayti kasabi).
Wanipel, od. l. manipülus, m. (v. mänus, Hand,
ı. plere, füllen) auf Rezepten: eine Handvoll, z. B.
Kräuter oder Blätter; bei den alten Römern ein
Fähnlein, der dritte Teil einer Kohorte; Manipu—
fären, pl. (I.manipuläres) die zu einem Manipel
520 Manitu
ehörenden Soldaten; manipulieren, ul. hand-
Ar mit den Händen berühren oder beitreichen,
betajten, befühlen, befinaern, zu Werfe gehen, ſ.
auch Magnetismus; Mantpuletten, f. überh.
die funstgerechte Handhabung; bef. die Behandlung,
Betaftung, das Befühlen oder Beitreichen eines
nervenfranten Körpers mit den Händen durch den
Magnetifeur, um heilfane Veränderungen in
dem Körper zu bewirken; Mantpilum,n. nl. in
der griech. Kirche ein Handtuc; zum Abtrodnen der
Hände und der heiligen Gefäße, das der Subdiafo-
nus auf der linten Sculter trug; auch der über
der Alba (f.d.) liegende Teil des Meßgewandes.
Manitu od. —to, m. der große Geiſt, Gott der
nordamerifanifchen Indianer.
Manng, k. u. m. (l. u. gr.männa, hebr.män, wahrſch.
urſpr. Teil, Gabe, Geſchenk, arab. mann, v. hebr.
mänäh, arab.manna, zuteilen, ſchenken) Himmels⸗
gabe, Lufthonig, ein Nahrungsmittel der Israe—
liten in der Wüſte; auch ein Abführungsmittel, ein
geldlicher, zäher, ſüßlicher und gelinde abführender
Saft, der aus verjchiedenen Bäumen, bej. aus einer
Tamarisfenart am Sinei u. aus der Manna-⸗Eſche
im ſüdlichen Europa herborquillt und in Kleinen
durchſichtigen Körnchen gefammelt wird; Mannes
od. Schwadengrütze, f. eine Getreideart von dem
Mannafhwingel in Preußen und Litauen;
Dannit, m. Mannaftoff oder Mannazuder, der
»auptbeitandteil des Manna.
Danneh, m. ein vedender, ſinnvoller Blumenſtrauß
bei den Morgenländern.
Mannequin, m. fr. (fpr. —fäıtg; don dem deutſchen
Männden,niederd. Männeften,altholl.manne-
kin) ein Gliedermann, eine Gliederpuppe, ein Höl-
zerner Mann mit beweglichen Gliedern, bei Ma—
tern und Beichnern; auch Vrobierdame; uneig. ein
charafterlofer Menſch; Mannequinage, f., r. n.
(pr. —naͤhſch') Bildhauerarbeit an Gebäuden.
Mannit, f. unter Monza.
Manns, m. = Mann) altdtſch. Fabell. Gott und
Stammpvater deralten Deutichen, Sohn des Tuisko.
mano, f. it, (Sl. manus) die Hand; mano destra
od. dritta, die rechte Hand; Tonk. mit der rechten
Hand; mano sinistra, die linfe Hand; Tonf. mit
der linfen Hand zu jpielen.
Manöver, n. fr. (fpr. manöw'r; ml. manopéra,
von [. manus, Hand, und opera, Arbeit) die
Handhabung, Berrichtung, Serfahrungsart, der
Hand- oder Kunſtgriff; bejond. die künttlice Be⸗
wegung, Wendung oder Lenkung eines Schiffes
od. Kriegsheeres, Schiffslenkung, Heerbewegung,
Heerſchwenkung; auch die Kriegsübung, das Kriegs⸗
ſpiel; manoeuvre de force (ſpr. — d' forß'),
Mittel, ſchadhaft gewordenes Kriegsmaterial
bar zu machen; pl. Manöver, auch Umtriebe,
Ränke, Machenschaften, f. v. m. Machinationen,
ſ. d.; manösrieren (fr. manoeuvrer), Hand»
bemegungen und Übungen machen (beim Eyer-
zieren der Soldaten), — oder Schiffsſchwen—
kungen machen; auch Vorkehrungen treffen, ſich be—
nehmen.
Manometer od. Manoſkoͤp, n. gr. (von mänös,
dünn, undicht) Dichtigteitsmeffer, befond. der Luft,
zum Meſſen des Dampfdruds in Dampffefieln, de3
Gasdruds 2c.; vgl. Dajymeter.
Manor, n. engl. (pr. männör; v. altfr. manoir) I.
manerium, von manere, bleiben; vgl. Manjion)
ein Rittergut, Landgut.
stanguieren (jpr. mangfi—) od. montieren, fr.
(Schiffe, Geſchütze, Fuͤhrwerke 2c.) wieder braud)-
Mantifſe
(manquer, it. mancare, prov. und fpan. mancar;
v. I. mancus, ſ. d.) fehlen, verfehlen, fehlichlagen;
unterlaffen, verſäumen; feine Zahlungen einfteller
od. me fein, — fallieren; mangus
de touche, m. (fpr. mangk' de tüſch') ein Fehlſtoß
beim Billard; Manquement. m.(ſpr. mangt'maͤng)
ein Mangel, Fehler, Unterlaſſungsfehler, Ausfall.
Manſäͤrde, f. od. ein Manſardendach (nah dem
Namen des Erfinders Manſard, eines Kanal)
Baumteifters, geit. 1666),ein gebrochenes Dach, hol⸗
ländifches Dach; auch eine Dachitube, ein Giebel-
zimmer, landjch. die ®aupen(pl.), eine &aupenftube.
Manigeiter, |. Mancheſter. —
Mandchette, £. fr. (Verkl. von manche, Ärmel, lat.
manica, von manus, die Hand) die Handkrauſe,
Stulpe; eine über eine Kerze zu ſchiebende Papier-
Frame: Lihtmanfcette; Verdichtungsmittelaus
Leder, Gummi od. Guttapercha bei den Stempeln
hydrauliſcher Preſſen 2c.; auch ein ſpaniſcher Na—
tionaltanz (la manchétta, ſpr. mantſchetta); Man-
ſchetten-Fieber, ſcherzh. das Feigheits- oder
Furchtfieber; Manſchetten haben, gem. für
Furcht Haben (man nannte die Handſchellen, die
einem Verbrecher angelegt wurden, Manſchetten,
der mit ſolchen Manfchetten Geſchmückte hatte
Furcht vor dem Henker); Manſchettär, m. Stu-
dentenfpr. ein Feigling.
Manfſion, n. engl. (fpr. mänſchen; vom I. mansio,
von mansre, bleiben) Aufenthaltsort, Wohnung.
Wohnhaus.
Mansien-House,.n. (fpr.mänjchen-haus)derStaats-
palaft des jeweiligen Lord-Majors (f. d.) in der
City von London. ,
manfuẽt, l (mausustus, v.manusı. sure, gewöhnt
fein, an die Hand gewöhnt) zahm, mild; manſue—
tieren, zähmen, mild maden.
Manteau, m. fr. (ſpr. mangtöh; altfr. und prob.
mantel, vd. I. mantellum od. mantelum) der Man—
tel; uneig. Dedmantel, Vorwand; Mantelet, n.
(fpr. mangt'leh; Verkl. von mantel, manteau) ein
fleiner Mantel, ein Mäntelchen; aud) Manteldtte,
ein Schirmleder au Kutihen; ein Sturm- oder
Schirmdach, eine Blendung von Holz, welche Die
Belagerer gegen das Gewehrfeuer der Belagerter
fichert; auch die Pforten, Bfortlufen auf Schiffen;
Manteline, f. ein Srauenmäntelden; manter
fteren, Krk. umfriedigen, befeitigen.,
Manteca, f. ſpan. (wahrſch. v. l. mantica, Querjad,
vi. fpäter auch wohl Schlauch [vgl. ml. manticum,
Schlau, Blafebalgj; weil die Araber u. wahrſch.
auch die Spanier fich der Schläuche zur Bereitung
der Butter bedienten) Fett, Butter; in Südamerika:
am Feuer geſchmolzener Rahm; auch ausgekochtes
Rindsfett.
Mantelet, mantelieren ꝛc., |. unter Manteau.
antik, £. gr. (mantike, v. mäntis, Wahrjager) die
Bermutungs- od. Wahrjagefunit; Manterisimus,
ın. leichte R orm — —— *
dantilla, f. ſpan. (fpr. —ttlja; Verkl. von manta,
—— — manto, Schleiertuch, Mantel, abgek.
v. I. mantelum; vgl. Manteau) das lange Schleier-
tud) der ſpan. Frauen, weiches den Kopf und einen
Teil des Gefichts verbüllt und bis auf den Gürtel
hinabreicht; Mantille, k. fr. (ſpr. mangtij, Verkl
von manto, manteau, Mantel) eine Art Frauen—
mäntelchen.
Wantiffe, f. I. (mantissa) die Zugabe, die Anhang,
Bujag, die Schleppe; Größent. die Dezimalziffern
eines Logarithmen, entg. der Kennziffer od. Cha-
rafteriitit.
Mann
Manu, ind. Nom. Manns, m. (engl. verderbt:
Menu) in der indiichen Sage der Stammoater des
Menfchengeichlechts, dem das älteite in der Sand-
kritſprache gefchriebene Gefegbuch der Indier zu-
geichrieben wird.
Manual zc., |. manus.
Manubien, pl. I. (manubiae, von manubius, dem
Feinde abgenommen, von manus, die Hand) die
Kriegsbeute u. bei. das daraus gelöfte Geld; uneig.
Birchergepinn ;manubidl(manubiälis), zur Beute
gehörig, erbeutet.
manus, f. (pl. manus), L. die Hand; manus firma,
eig. feite Hand: fchriftliche Berficheriing; m. ma«
num lavat, Spr. eine Hand wäſcht die andere;
m. mortüa, eig. tote Hand, f. unter mortuus;
manuarmäta, mit bewaffneter Sand; m. brevi,
furzer Hand, ohne weiteres; m. brevissima, aufs
fürzefie; m. forti, pr. mit Gemwalt, bei. mit
obrigfeitlicher; m. propria, eigenhändig; m. sti-
puläta, mit oder durch Handichlag; in manu, bei
der Hand, unter Händen; manum de tabulaf eig.
die Hand von der Tafel oder vom Gemälde! die
Hand weg, d. h. nichts angerührt! — mänus; pl.
die Hände; ad manus, zu Händen, bei der Hand;
ad manus benevölas, zu geneigten Händen; ad
m. fideles, zu getreuen Händen; adm.proprias,
zu eigenen Händen; — Manugle oder Manuäl,
a. (v.1. manuälis, handlich) bei Kauft. ein Hand⸗
buch, Verzeichnis, bei. dasjenige Buch, worin Die
Ausgaben und Einnahmen nad den Quellen und
Zweden (nah Titeln und Kapiteln) eingetragen
werden; Tagebuch, auch Memorial; beiderÖrgel
das Griffbrett, die Taftenteihe KKlaviatur), die
nit den Händen gefpielt wird; entg. Pedal; Ma⸗
analten, pl. geiftliche Bfründen; Maunät-Aften,
pl. Hand-Xlten, weldje ein Sachwalter fürfich hält;
M.-ChHirurgte, f. die Lehre von den wundärzt-
iihen Handgriffen; M.-Rerifon, n. ein Hand-
wörterbud;; manualıter, nl. mir mit den Händen
{ohne Pedal) auszuführen; Manubrium, n. l.
Maraud 521
tenenz od Manutention, k. die Aufrechterhaltung
z. B. der Geſetze; beſ. Schub im Befite; Mans
tenenzdefret, n. ein Bejig-Schußbrief od. gericht-
licher Befehl, wodurch jemand in feinem Befise
geſchützt wird.
Menzel, m. oder Manzille, f. avab. (manzil, vor:
nazala, herabjteigen, einfehren) Herberge für Ret-
jende in Perſien ꝛc.
Müäonide, m. (gr. Maionides) ein Beiname des
Homer, dv. Mäonien (Maionia), einer Landſchaft
in Lydien; Mäoniden, pl. Benennung der Mu—
ten; mäüöniſch, homeriſch.
Mädõſtis, f. (gr. maiötis) der mäotiſche See. od. das
Aſowſche Meer.
Mappe, f. (v. I. mappa, Tiſchtuch, wegen der Ähn—
lichkeit mit einem zufammengelegten Tiſchtuche,
welches benutzt wurde, um darin Speiſen v. einem
Mahle mit nad) Haufe zu nehmen) eine Schriften—
tafche, Zeichentafche 2c.; Mappe eeleste, f.fr.(ipr.
mapp'ßeleſt) Himmelskarte; Mappemonde, f. fr-
(ſſr. Sr ni eine Erd- od. Weltlarte; maß⸗
sieren, Landkarten zeichnen; Mappenr, m. (ipr.
—pöhr) Krk. ein Landkarten», bei. Kriegskarten—
Zeichner; Mappierung, f. die Kartenzeichnung.
Manquereau, m. fr. (fpr. makeröh; altfr. maquerei,
vom dtſch. mäfeln, niederd. mäkeln, u. dies von
maken, machen, handeln, unterhandeln) ein Kippe
ler, Hurenwirt; Maguerelle, f. eine Kupplerin;
Maguerellage. f,, r. n. (ſpr. — laͤhſch') die Kup⸗
elei.
Maquette, k. fr. (ſpr. makett') die Anlage, der Ent—
wurf, bei. eines Bildwerkes, = Modell.
Maquignon, m. fr. (ſpr. mafinjöng; vom alifr.
maque, Berfauf, Ware, von althochd. mabhön,
machen, verfertigen, handeln, viell. unter Einfluß
des lat. mango ſſ. dJ auf die Form des Woris;
val. Maquereau) ein Vferdehändler, Roßkamm;
Magquignonnage, f., r. n. (pr. makinjonndhſch
der Pferdehandel; Roßtäuſcherkünſte.
Maräbu-Federn (fr. marabouts), ſchöne, flaum—
artige, lange Schmuckfedern auf Damenhüten, vom
Marabu-Storch in Indien.
Marabut oder Marabout, m arab. (marbüt, ge-
bunden, v. rabata, binden) ein (durch Gelübde an
ein gottbeſchauliches, einſames Leben) Gebundener,
frommer Einſiedler; (oft verwechſelt mit More-
bit, ſ. d.); auch eine mohammedaniſche Andachts-
Kapelle (arab. marbat, marbit).
Marakdibo, ın. eine Tabakſorte von der gleich—
namigen Stadt und Vrovinz in Südamerifa.
Waramele, f., p!: Maramellen, fr. eingemachte
japaniſche Quitten.
Maräne, ſ. Muräne.
Maranen, ſ. Marranen.
Maruaͤnſis, k. gr. (von marainein, auslöſchen, eitte
kräften 2c.) das Welk- oder Schwachmachen, Wele⸗
werden; maraͤntiſch, welk machend, ſchwächend;
Marasmus, ın. (l. maraswus senilis) das Hin—
weiten, die Altersſchwäche; Marasınppürg, f.oa®
Behrfieber der Altersichwachen.
, Handhabe; bei. die Handhaben ver Orgel-Regiſter,
pl. Manubrien; Manufaption, f. ın!. (manu-
<aptio) die handſchriftliche Bürgichaft: Manufdn-
tor, m.derBürgeduch Handſchrift; Manudekreẽt,
n. ein Schugbrief; Mannduktion, £. nl. Hand-
leitung, Anleitung, Anführung; Manudüftor,
a. der Handführer, der ältefte Novize als Auffeher
in einem Sefuitenfoleg; Manufäkt, on. (von l.
mann factum, mit der Hand gemacht) ein Hand-
erzeugnit; Mennfeftür, f. ni. (manufactüra, fr.
manufacture) gewirfte und gewebte Stoffe, Zeug-
ftoffe; eine Handtirkerei, eine Fabrif, in welcher
Stoffe aus dem Pflanzen- und Tierreiche verar-
beitet werden; z.B. Strumpftvirferei, Tuichweberei,
Hutmadereizc.; Manufaltur⸗Waren, Web- u.
Ririwaren; manufeltuiteren(fv.manufacturer),
durch Handgewerf verfertigen, verarbeiten; Ma—
aufalturift, m. ein Handwerker, Gewerksarbeiter;
Gewerksherr, Eigentümer einer Handiwirkerei;
smanumittieren, |. (manumittöre) der Gewalt
entlafjen, freilafjen (einen Stlaven); Manumiſ⸗
;
> ton, f. (l. manumissio) Entlafjung, Freilafiung | Marasquin, fr.(ſpr. —käng) od. Marastine,m.it.
f eines Sklaven od, Leibeigenen; Moanuffript, n., % maraschino, von maräsca, amaräsca, faure
? pl. Manuffripte (v. I. manu scriptum, mit der Kirſche, Weichjelfirfche, v. I. amärus, bitter, Daher
Hand geſchrieben) eine Handichrift, be. eine zum
Abdrud beitimmte; mannftuprieren, nl. (vgl. erjtoßenen Kernen faurer Kirichen abgezogen.
jtuprieren) Selbſtbefleckung treiben; Manuſtu⸗ aratten, r. Mahratten, ſ.d.
pration, f. Die Selbſtbefleckung, ſ. Onanie; ma— Maraud, m. fr. —* — roͤh; ſpan. maröte, ein
antenieren (vom I. manu tenere, mit der Hand schlauer Menſch; vgl. marode) ein Schurke, Spitz⸗
Halten), handhaben; erhalten, befhügen; Manu= | bube, Faugenicht3.
auch amarina genannt) ein feiner Branntwein, von
nn — — — — — — —— — — — —— —— rn —— nn nn nn ——
522 Maraudenr
Maraudenr, j. Marodeur.
Warangie, f. od. Marmarÿijgä, pl. gr. (maraugia,
marmarygai, v. mairein, marmairein, flimmtern)
Heilk. das Flimmern vor den Augen, = Pho-
topjie.
Marabedi, m. (von der ehemals in Spanien herr
chenden Familie der Moraviden, arab. marä-
bitin, d.i. eig. die Beharrlichen, Standhaften, be—
nannt, dgl. Morabit) eine frühere ſpaniſche
Minze von Kupfer, genauer: Maravedi de
Bellon (fpr. —weliöhn) = tz, Real de Bellon
—= 0,8 d; der Silber-Maravedi oder Mara-
—
vedi de Plata, einefehnungsmünze=1/z,,Neal |.
de Plata = 2 Kupfer-Maravedi = 1,2 9.
Marbles, pl. engl. (fpr. maärb’I3; v. marble, Mar-
mor, vgl. Marbrüre) Marmorjachen, Kunjtwerfe
aus Marmor.
Marbrüre, £.fr.(v.marbrer, marmorieren, marbre,
Marmor, [. marmor) marmorierte Arbeit.
marcändo und marcäto, it. (vd. marcäre, bezeic)-
nen)Tonk. hervorgehoben, mitbeſonderemNachdruck.
Moarcalit, m. (fr. marcassite, it. marcassita, ſpan.
marcasita, marquesita, margajita, v. arab. mar-
® kaschitsä, Sliefelftein) Schwejelties, Eifenfies, ein
jpeisgelbes, metallglänzendes Erz, das aus Eijen
u. Schwefel beiteht, auch älterer Name des Wis—
muts, ſ.d.
Marcelline, m. fr. (ſpr. marßellihn) eine Art leich—
ten, meiſt ſchwarzen Seidenzeugs (von der franz.
Stadt St. Marcellin im Departement Iſere?)
marceizieren, l. (marcescere, von marcere, welt
fein) welk werden, erichlaffen; marcejzent ({. mar-
eescens), welkend, erſchlaffend; marceſzibel, ver-
welklich; marcid(l. marcidus), welk, morſch, ſchlaff.
Marchand, m. fr. (ſpr. marſchäng; altfr. marche-
daut, marcheant, marchand, markand, it.merca-
tänte, mercänte, d. it. mercatäre, Handel treiben,
v. [. mercätus, Handel, mercäri, Handel treiben,
v. merx, Gen. mereis, Ware, ſ. auch Marfetender)
ein Kaufmann, Handeldmann; marchand tail-
leur, m. (jpr. —tajöhr) ein Schneiderfaufmann,
Kleiderhändler; marchande de miodes, f. (jpr.
marſchängd' de mod’) eine Bubhändlerin; Mar:
chandiſe, f. (pr. marſchangdihſ') Ware, Kauf-
mannsware; marchandieren (fr. marchander),
Handeln, feilfhen, Gewerbe vder Handel treiben,
marften; ſich lange bedenken, zaudern.
Marche, m.fr.(jpr. maricheh)der Marktplatz, Markt;
Marktpreis, Kaufpreis; bon marche (jpr. bong—),
die Wohlfeilheit; & bon marche, wohlfeil; Au bon
marche: d. i. zum billigen Einkauf, Name von
Baſthäuſern, Geſchäften üſw.
Marcheſe, m. it. (ſpr. markeſe) = Marquis.
Marchetten, pl. it. (fpr. marfetten, von it. marca,
ir. marque) gebleihte Wachstäfelchen.
mareiäle, it. (jpr. martſchaͤle) Tonk. marjchartig,
marcid, ſ. unter marcejzieren. kkriegeriſch.
Marcipän oder Marzipan, ın. (nl. Marci panis,
9.1. eig. Marfusbrot; it. marzapane, jpaı. mar-
zapan, fr.massepain, engl. — uckerbrot,
Bebackenes aus Mandeln und Zuder.
Parco, m. ein Gold- und Silbergewicht in Portu-
gal und Braiilien = 229,5 g.
Diarconiiche Zelegraphie, f. drahtlojeTelegraphie,
die Kunſt, aud) ohne Draht auf weite Entfernungen
hin zu telegraphieren (nach dem Erfinder, dem
Italiener Marconi, benannt, der fiir feine Ber-
jude die von dem Phyſiker Her entdeckten eleftri-
hen Ätherwellen benugte); Marconiſcher Appa⸗
rat, m. Upparat hierzu, der aus Sendeapparat
|
margo
(Funfentelegraph) u. Empfangsapparat (Ko—
derer, ſ. d.) eh en ’
Mardi gras, m. fr. (fpr. —grah
Martis dies, Tag des
Faſtnachtsdienstäg.
Mareage, f., v.n. fr. (ſpr. —ahſch') das Matrofen-
geld, der Matrojenlohn; der Vertrag, den ein
Sciffseigentümer od. Kaufmann mit den Boot3-
feuten abjchließt.
Marechal, m. fr. (pr. märeſchall) — Marſchall;
ſ. d.; Marechal de Camb, m. (jpr. — fang) Ge-
neral-Wajor; M. de Logis, ın. (ſpr. — dö loſchih)
ein Regiments-Quartiermeiſter, Wachtmeifter;
Marehaufide, £. fr. (pr. mareſchoſſeh) eig. eine
von einem Marſchall befehligte Schar: eine Sicher-
heitswache zu Pferde, Yand- oder Straßenteiter,
jetzt Gendarmen.
Maree, f. fr. (f. gleich]. marata, von mare, Meer)
1. jeder friſche ungefalzene Seefiſch; 2. der Waffer-
land des Meeres: Ebbe, la basse —, und Flut,
la haute marce.
Marelanit od. Marekänftein, m. eine ducchlic-
tige Abänderung des Obfidian (f. d.), nach feinem
Sundorte, vem Bade Marekanka in Sibirien, be-
Marelte, f. abge. f. Umarelle, ſ.d. [nannt.
Mardimmen, pl.it. (sing. maremma, d.1.Seegegend,
altfr. marenne, v. [. maritima, se. loca, See-
gegenden) mehrere ungejunde, ſumpfige Gegenden
in Stalien, bei. der Landftrich an der Seekitite vom
Ausfluſſe der Cecina big Orbitello.
Mareograͤph, m. (.-gr. (v. mare, Meer, u. gräphein,
jchreiben) ein Suftrument zur jelbittätigen Auf-
zeichnung der Waſſerſtandskurven an den Meeres-
küſten; Mareographenkurve, f. Pegel- oder
Waſſerſtandslinie.
Marfil oder Morfil, m. ſpan. (viell. v. arab. mäl
a fl, Out oder Reichtum des Elefanten) unver—
arbeitetes Elfenbein, rohe Elefantenzähne.
Marförio, m. Name einer verjiiimmelten Bildſäule
eines Flußgottes im Hofe des Kapitols, an wel-
cher ehent. wie am Basquino (T.d.) allerlei Bas-
quinaden angeheftet wurden.
ah; mardi, vom |.
Mars) eig. fetter Dienstag,
Margarkta oder Margarete, f. abgek. Örete,
Grethen, ein weibl. Name {v. l. margarita, gr.
margarit&s), die Berle; Margarin, n. (vom gried).
märgaron, Perlweiß) eine von Ehevreuf 1813 ent-
dedte Fettart; Margarine, f. (= Margarin, n.)
Kunſtbutter aus Tier- u. Bflangenfetten; darin (am
Glyzerin gebunden) die Margarinjänre, ähnlich
der Stearinjäure, Margarit, a. Berlglimmer,
Raliglinmer; Margarita,k. Heilk. ein perimutter-
ähnlicher Hornhautfleck; margarıtae, pl. in der
fathol. Kirche; Stückchen einer geweihten Hoftie für
Kranke; Marnarite, f. oder Margeritum, n.
in der griech). Kicche das Gefäß zur Aufbewahrung
der geweihten Hoftie; Margaritinen oder fr.
Margueriten, pl. feine Glasperlen.
Margaux, |. Chateau-Margauz. ee
margo, m. u. f. [. (Gen. marginis), margine, it.
(ipr. mardfchine), Marge, f. fr. (pr. marſch) Der
Rand; Kfſpr. der leergelafjene Rand in Fracht- u.
Geſchäftsbriefen, auf welchem man die Zeichen u.
Nummern der überfendeten Güter angibt; ad
marginem od. in margine, I. am Rande_eines
Buchs, 3. B. etivas anınerfen 2c.; marginal, ni.
(marginälis) den Rand betreffend, am ande be-
findlich; Marginalien, pl., od. Marginal⸗An⸗
mertungen, Kandbemerkungen, Randvermerie
(Randgloffen); marginieren, I. (marginäre) mit
einem Nande verjehen, beranden.
ar ep"
Margriettes Marketings 523
Margriettes (ſpr. mararjett), Margritins (pr. | maritus, m. [. der Ehemann, Gatte; contra ma-
margritäng), fr., od. Margritinen, pl. (it. mar- | ritum, gegen od. wider den Ehemann, z. B. eine
gheritine) Ölasperlen od. Slasforallen, |. Mar: Klage; maritäl(!. maritälis), ehelich, ehemännifd) ;
garitinen. maritälis pot6stas, f. die ehemännliche Gewalt;
Maria oder Marie, f. weibl. Name (im griech. | m. sociötas, f. eheliche Gemeinjchaft; m. tutela,
N. T. Maria, aus dem bebr. Mirjam, arab. Mar- f. ehemännliche Vormundſchaft; m. ususfructus,
jam, —— eig. Widerſpenſtigkeit, Bitterkeit, v. Genuß der Frauengüter ſeitens des Mannes wäh—
märäh, widerſpenſtig oder bitter fein) die Wider- rend der Ehe; Maritanium,n. ml. Ripr. Frauen-
ipenitige, Herbe; Marinlatrie, f. (vgl. Latrie) die
Verehrung der Maria; Marienbad, n. — bal-
neum Mariae; Marienglas, Fraueneis, Gips-
ſpat; Marienkäfer, ſ. Coccinella; Mariänne,
f. weibl. Name, eniſtanden aus Maria-Auna;
Mariäner, pl. Ritter der heiligen Jungfrau, = | Marjolet, m. fr. (fpr. — ſcholeh; f. mariolet, urfpr.
deutiche Ritter, Marienritter. Kind, junger Menſch ohne Erfahrung, Verkl. von
maridbel, fr. (mariable, v. marier —[. maritäre, mariole, ml. mariola, Marienbild; vgl. Mario-
verheiraten) heiratsjähig, mannbar; Mariage, f., nette) ein Stuger, Laffe; vgl. Damoifeau.
rt. n. (ſpr. marighſch') die DU Mark, f. (dtfch. v. got. marka, althochd. marcha,
zeit; auch ein Srartenfpiel, das Bermählungsfpiel; | Grenze) die Grenze eines Gebiets oder Bezirk u.
mariage d’amour (jpr. — damühr) eine Heirat dieſer Bezirk jelbit; (mihochd. marke, marc, davon
ausLiebe; m. de conseience(jpr. — Tongkjdngß’), nıl. marca, Y/ Pfund, fr. marc, it. marco, m.) ein
eine Gewiſſensheirat ohne die geſetzliche Form, ehemaliges Gold- u. Silbergemwicht: 16 Kot Silber,
Winkelehe; m. de raison (jpr. — räſöngß eine 24 Karat Gold; ein früher in Deutjchland übliches
Bernunftheirat; Marieuſe, f. (pr. —öhl’) eine | Münz- u. Probiergewicht = 233,86 g; eine feine
|
ins, Brautlöjung, dieSteuer od. Zahlung für eine
eibeigene an deren Herrn; Martto, m. it. (=1.
maritus) eig. der Ehemann; uneig. ein Kohlen-
beden, deffen fich die Römerinnen zum Wärmen
der Füße 2c. bedienen.
Heiratitifterin, Rupplerin. Mark: eine Mark reines Gold oder Silber, das
Mariane, Minrienglas ꝛc. |. unter Maria. nicht mit andern Metallen vermifcht ift; auch eine
Marifina, f. amerikan. die ſeidenhaarige Meerkatze, Kehnungsmünze in verichiedenen Ländern u. von
ein Heiner, niedlicher, einem Löwenhündchen ähn- verichiedenen Wert, jet die Einheit der neuen
licher Affe in Brafilien ıc. deutihen Goldwährung, nad) welcher aus 1 kg
Marine, f. fr. (vom [. marinus, a, um, das Meer, feinen Goldes 2790 .4 Goldmünzen geprägt wer—
mare, betreffend) das Seeweſen, die Seemacht, See- den, — die Silber-Marf enthält 5 g feinen Silbers;
flotte; Mal. ein Seeſtück, Seebild; dah.: ein Ma- Mark-Banko vder Banfo:Mari, ehemals eine
rinemaler, Warinemalereiac.; Marineaka— angenommene (fingierte) Rehnungsmünzein Ham—
demie, f. eine Anstalt in Kiel zur Ausbildung der
Seeoffiziere; Marinter, m. (fpr. —njeh) ein See-
mann; auch Seejoldat; marinteren (fr.mariner),
7— in Seewaſſer legen, einſalzen; Fiſche mit ihrer
ilch in Eſſig und Gewürz einmachen, einſäuern;
auf Seeſchiffen verderben; mariniert, eingelegt,
eingemacht, eingeſäuert; auch vom Seewaſſer ver-
dorben; Marindde, f. ein eingemachtes oder ein-
gejäuertes Eſſen; Würzbrühe, Beize.
Maringotte, f. fr. (fpr. maränggätt’) der Wohn-
wagen fahrender Künftler.
Marinismus, m. die fünftelnde und ſchwülſtige
Schreibart des italienifhen Dichters Marino oo.
Marini (gejt. 1625); Mariniften, pl. die An-
bänger destelben.
Mariölen, pl. (it. mariöla, mariuölo, ein Schelm,
Sauner) Raubgefindel in Neapel.
Btariondtte, f. fr. (marionette, v. Marion, Berfl.
des Namens Marie, alfo eig. Mariechen) Kleine
Puppe mit beweglichen Gliedern, Draht- od. Glie-
derpuppe, an Drähten gezogene Schaupuppen zur
Aufführung Heiner Bühnerttüide (vgl. Burattini);
ein hölzerner Schaufpieler; auch ein Menfch, der
ſich zu allem gebrauchen od. von einem andern vor-
ichieben läßt; Martonetten-Spiel, das Puppen- |
Ipiel; der Marionetten=Spieler, Buppenjpieler; | Marlaſit, ſ. Marcaſit. |
Marionetten-Theater, Buppen-Schaubiühne. Martketender, m., Marketenderin, F.(v.it. merca-
Mariscen vd. Maristen, pl. !. (mariscae, v. sing. tänte, Handelsmann, Kaufmann, eig. Partiz. v. it.
marisca, eig. eine Art großer jchlechter Feigen) | mercatäre, Handel treiben, u. dies v. it. mercato,
burg und Lübeck, — 12 Schillinge zu 12 & oder
— 1,52% deutſcher Währung; al marco, it., od.
au marc, fr., nad) dem Marfgewichte der Münzen,
d.i.nad) ihrem eigentlichen Metallwerte, ohne Rück—
fiht auf die Zahl und den äußeren Wert, auch:
al peso; entg. al numero u. al pezzo; Mare, f.
(fr. marque, prov., |pan., port. u. it. marca) ein.
Zeichen, Merkzeichen, Merimal, bei. beim Spiel
ein Rechenpfennig; ein Zeichen od. eine Karte für
eineLehritunde, füreinen anvertrauten Gegenstand,
fiir etwas Bezahltes, 3. B. Kontermarfen ꝛc.;
einHandlungszeichen; ein Mal, eine Narbe; Marke⸗
brief, Kaperbrief; markieren (fr. marquer),
marken, bemerken, bezeichnen; ſtempeln; auf- oder
anſchreiben; mit Nachdruck hervorheben, auszeid)-
nen, 3. B. durch fetten Drud oder breitere Schrift;
bei Schaufpielproben die Rolle nıır ohne Betonung
und Spiel herjagen; Billardip. die Treffer zählen,
den Spieljtand angeben od. anmerken; markänt,
fr. ji) auszeichnend, ausgezeihnet; markiert, be-
eichnet, gezeichnet, bemerkt; Marqueur (ſr. mar—
Sohn) od. Markör, der Anmerter, Spielwärter beim
Billard; überh. fir Aufwärter, Kellner in Wirts-
häufern; auch ein landwirtichaftliches Gerät, wel-
ches beim Feldbeitellen gewiſſe Punkte bezeichnet.
Heilf. Feigwarzen, Goldaderfnoten. {. mercatus, Handel; vgl. Marchand) Feldfrämer,
Maritagium, marital 2c., j. unter maritus. Feldwirt, Feldwirtin, Feldkoch 2c. für die Soldaten
maritim, I. (maritimus, von mare, Meer) zum | Marketerie, |. Margqueterie. [in Kriege.
Meere gehörig, die Schiffahrt, die Seemacht 2c. be- | Maͤrketings, pl. engl. (von market, Markt) Storb-
treffend; 3. B. maritime Angelegenheiten, pfennige, Dearktgrojchen der Köchinnen beim Ein-
See-Angelegenheiten. fauf, d. i. die Pfennige, welche die Köchinnen beim
mariton de Paris, m. fr. (fpr. maritöng d’ parih) Einkauf auf dem Markte durch Handeln eriparen
eine hochgetürmte Damenfrifur. | und dann für fich behalten.
924
Marlette
Markette oder Margnette, f. fr. (it. marchetta) |
Badstafel, Kuchen od. Klumpen Jungfernwachs.
Markiſe, f. Sonnendah (= Marquife, f.d. unter
Marquis).
Markomännen, pl. (. Marcomanni, Marcomani,
v. althochd. Marcaman, Marachaman, von marca,
maracha, die Grenze) d. i. Grenzmänner, eine alt-
deutiche Völkerichaft zwifchen Donau und Rhein,
jpäter im heutigen Böhmen,
Markus, m. [. (entiv. v. marcus, ein größerer Ham-
mer, od. f. Maricus, von mas, maris, Mann) ein
römischer männlicher Borname: der Streitbare od.
Männliche. ‚
Marlboron gh,m. engl.(jpr.mahlböro) ein berühm—
tes franz. Volkslied auf den großen engl. Feld—
herrn dieſes Namens (+ 1722) und die Marſch—
Melodie jenes Liedes; auch ein Zeug aus Wolle u.
Seide mit verfchiedener Farbe der Kette und des
Einſchlags.
Marli od. Marlh, m. fr. ein gitter⸗ oder netzför—
miges, etwas ſteifes Gemebe; auch ein Halbfeiden-
zeug (benannt nad) dem Dorfe Marli-ia-Machine,
wo jenes Zeug zuerst verfertigt wırche).
Marmardgs, pl. ſ. Maraugie.
Marmeläde, £. fr. (port. marmelada, v. marmelo,
die Dritte, d. gr. melimelon, Honigapfel, indem
man die Onitten mit Honig zu einem diden Safte
einfochte) Saftmus, Fruchtmus, mit Zucker ver-
didter Saft von allerlei Früchten.
Marmiton, m. fr. (pr. —töng, v. marmite, Koch—
topf) ein Küchenjunge. [pentin.
Mernsltth, m. (von Marmor) blättriger Ser-
Rarmöor, m.l. (marınor, n., pl. marmöra, gr. mär-
maros, m. von marmairein, jchimmern, glänzen)
der Marmel oder Marmelftein, ein feiner, harter
Kalkſtein von allerlei Tarber; Marmor-E$renif
oder Arundeliſcher Marmor (marmödra Arun-
deliäna), eine um 263 ». Chr. auf eine Marmor-
platte eingegrabene gricchiſche Zeittafel, wahrſch.
auf der Inſel Baros gefunden, von dem Örafen
Arundel 1627 erfauft, feit 1667 im Beſitz der
Univerſität Oxford, daher auch marmöra Oxonien-
sia; marmo statuärio, mm. it. Bildhauer- oder
Bildfäulen-Marmor, von den Griechen benußt: der
pariſche Marmor aus Paros, von den Römern: |
der fuenenfiiche, von der Stadt Luna in Etru—
rien, jet aus derielben Bergreihe: der farra- |
ö— — — — — — — — —— — — —
— — ——— ———————— SE
riſche Marmor; marmsrieren (1. marmoräre,
mit marmorähnlichen Flecken od. Streifen verſehen;
mit marmornen Platten belegen; marmerierf, |
geadert, geiprenfelt, marmorartig gefleckt oder ge= |
zeichnet; Marmoration, f. (jpätl. marmoratio) |
die Marmorierung; die Bekleidung mit Marmor. |
Marmöoͤſe, f. (fr. marmose, jpan. marmosa) das |
mäuleartige Beuteltier in Südamerika.
Marmötte, f. fr. (it. marmötto, marmötta, mar- |
montäna; entjt. aus I. mus montanus, d. ti. Berg- |
maus) das Murmeltier, die Beraratte, auf den
höchſten Gebirgen von Aſien und Europa, def. in |
Savoyen. |
Maroc, fr., oder Marock, m. (von Marokko in |
Afrika) ein leichtes Wollenzeug, eine Art Raſch.
Btardcca, m. ein amerifaniicher Schnupftabat aus
marylandfchen Blättern.
uardde (vgl. da3 fr. maraud; la maraude, die
Blünderung, welche gem. von Nachzüglern [marau- |
eurs, l. moratores] geübt wird) abgemattet, ent-
fräftet, wegqmüde; marodieren (fr. marauder),
unter dem Borwande der Ermüdung zuriidbleiben
und heimlich plündernd herumſchweifen, ungejtüm |
Mars
beitein und plündern, heimlich aufs Rauben und
Plündern ausgehen; Marodeur, mn. (fpr. maio-
döhr) Nachzügler, Plünderer, ein Soldat, der aus
vorgegebener Müdigkeit zurückbleibt und heimlich
aufs Nauben u. Plündern ausgeht: Raubgeſindel.
Maroͤne, k. it.(frz. marron, it. marrone, jpätgried;.
märaon u.märaos) die große edle eßbare Kaſtanie
Marsniten od. Maronäner, pl. eine nad) ihrem:
Stifter Maron jo genannte Chriften-Sette am
Berge Libanon, die fih im 12. Jahrh. mit den
Katholiken vereinigt hat.
Maron-Neger, m. (fr. marron, abgek. v. ſpan. ci-
marron, vermwildert, dahernegro cimarron, ein ent-
Iprungener Neger, der fich in den Gebirgen aufs
hält) entflohene Neger, Bufchneger; Wiaranase, !-
(ipr. —nähſch) die Negerflucht od. Stlavenentlait-
fung, beſ. auf Domingo.
maroon, engl. (pr. märühn, eigentf. die Kaſtanie
faftartenbraun, rotbraun.
Maroquin, ın. fr. (fpr. marofäng; ſpan. marogut,
it. marrochino) d. i. marokkäniſches Leder,
. feines benarbtes und gefärbtes Ziegenleder, uripr.
aus Marokko in Aftifa, auch: Saffian.
Maroͤſchka, k. ruſſ. die Schellbeere, Sumpf-Himbeere,
norwegiſche Brombeere (Rubus chamaemorus).
Maroͤtte, f. fr. (f. mariotte, Narrenzepter mit einem
Puppenkopfe, v. Marion, Mariechen; vgl. Mario»
nette) Schellen- od. Narrenkappe; Narrheit, Grille
das Steckenpferd.
marouflieren (ſpr. ou = u), fr. (maroufler, vor
maroufle, eine Art Malerlein) Mal. aufleimen;
maroufliert nennt man Gemälde auf mit Lein-
wand überklebtem Holze.
Marque = Marke; in franz. Tuchfabriken ein Maß
von drei alten franz. Ellen.
marquetieren (pr. marfet—), fr. (marqueter, ver
marquette, als Verff. v. marque, |. Marke) fleder:,
iprenfeln; eingelegte Arbeit machen; Marquete⸗
vie, L.eingelegte Arbeit mit farbigem Holz, woraus
man ganze Gemälde zufammenjeßt.
Margquette, |. Marfette.
Marqueur, marguieren, |. unter Mar,
Maranis, ın. fr. (fpr. marfih) ein hoher Adelstite!
in Frankreich und England, Marcheſe in Italien,
ursprünglich = Markgraf (ml. marchensis, =
marchio, v. alt5d. marcha, Mari); Marquiſe, !-
(fpr. marfife) die Frau oder Tochter eines Mar—
quis; ein Sonnendad), eine Zeltdede von Leinwars
vor den Yenjtern und, Türen zur Abhaltung der
Sonneritrahlen; ein Überzug über ein Offtzier-
zeit; eine Art großer, wohljchmedender Birnen;
auch eine Rakete von über 1 Zoll im Durchmeifer;
Marautfät, n. Würde u. Gebiet eines Marquis,
dag Marigraftum.
Marraͤnen, pl. (ſpan. Marränos, v. marrano, ver⸗
flucht, in den Bann getan; ml. Marrani, Marro-
nes) die getauften, aber heimlich ihrer Religion
getreuen Juden und Mauren it Spanien.
Marröne, f. it., |. Marone. ——
HMarronniers, m. pl., fr. (ſpr. marronjehs bie-
nende Brüder des Auguftinerordeng im ee
des Großen St. Bernhard, die auf 15 Sabre
„Profeß machen“, d. h. die Pflicht übernehmen
müffen, fih der Rettung Berunglüdter zu widmen.
| Mars od. Maͤvors, m. |., röm. Fabell. der Kriegö-
gott oder Gott Des Krieges und der Schlachten, =
gr. Ares, ein Sohn des Jupiter und der Juno;
uneig. der Krieg; auch ein Planet; Scheidel. das
Gifen; martiäliſch (1. martiälis, zum Mars ger
hörig), Friegeriich, itreitbar, mutvoll, wild; Mars
—
Marjalalwein)
*täfgeletz, 1.-dtich. das Kriegsgeſetz, wonach auf
rühreriſche Berfonen ohne Prozeß hingerichtet wer—
den können; Martialismus od. Martialität, f.
nl. daS kriegeriſche Wejen. die Streitbarfeit; Mars
tismann, Martisfohn, Marsjohn, m. ein Krie—
ger, Kriegsmann, Soldat, Heid.
Rarjala(liwein), m. it. (vino di Marsala) ein fizi-
liſcher Wein, der feinen Namen von der Stadt
Marſala auf der Weſtküſte der Inſel Sizilien hat.
Marſch, m. (von fr. marche, f.), pl. Märſche, der
Kriegs- oder Heereszug, Gang, die Tagereije meh—
rerer Soldaten, Turner ꝛc. in Gefellfehaft; auch ein
Tonſtück zur Begleitung feierlicher, beſ. friegerifcher
Aufzüge; ein foreierter Marfch(fpr.cwie ß) ein
Bewaltzug, Eil- od. Schnellmarſch, Doppelichritt;
marjch! (ald Ausrufswort) vorwärts! fort!; die
Marichlinie oder Marfhordnung, die Ord—
nung, nad) welder die Schiffe einer Kriegsflotte
geftellt werden; der Marſchkommiſſar, ein Of—
Mer, welcher für den ungeftörten Fortgang der
Märſche die nötigen Maßregeln zu treffen hat; die
Marſchroute (pr. —rute), die Marjchitrage, die
— — marſchieren (fr. marcher, überh.
ſchreiten, gehen, von altfr. marche, Mark, ſ. d.,
Grenze; aller de marche en marche, von Grenze
zu Grenze ziehen, reiſen), regelmäßig gehen, ſchritt—
weiſe ziehen; zu Fuße gehen, reiſen; vorrücken od.
zurückziehen nach Art der Soldaten; ſich aufmachen,
aufbrechen.
Marſch, k. od. das Marſchland (althd. marsc, angelſ.
mersc, engl. marsh, fr.marais, holländ. maarsch,
meersch, von maar, mare, See, Ranal, Graben),
Moorland, ein niedriges, fettes, ſumpfiges gem.
am Meere oder an grogen Flüffen gelegenes Land
ſentg. Geeft od. Geeſtland).
Raͤrſchall, m. (althochd. marah-scale, Marſchalk,
von marah, Mähre, Pferd, und scale, Schalk,
Rnecht, ml. marescalcus, it. mariscalco, fr. mare-
ehal) ehem. ein Stallbedienter, Stallmeifter; Ober-
aufjeher über den Marftall; dann der Oberauf-
Teher über den Kriegs- und Hofitaat eines Fürjten;
daher jegt der Stabträger, Auffeher und Anführer
bei öffentlichen Feierlichkeiten; bef. ein fürſtlicher
— — auch Hofmarſchall, ein adeliger
ofbeamter, der Aufjeher der innern Haushaltung
des Hofes und der Hofämter; daher Marihalls-
Zafel, eine Neben- od. Beitafel an Höfen für jolche,
die nicht tafelfähig find; Marihalät, n. barb.=1.
das Marihal-Amt; ein ſeit Yebruar 1858 in
Frankreich eingeführtes Militäroberfommando,
welches einen Marfchall an der Spitze hat; Yelds
marſchall, m. der Oberjeldherr; Großmarſchall,
m. der erjte unter den Marſchällen.
sarihieren, Marſchlinie, route ꝛc., ſ. unter
Marſch, m.
Marſeillaiſe, f. fr. (ſpr. marßeljähſ'; von der Stadt
Marjeille) dad Marjeiller Marſch- und Kriegs—
lied, ein zum Freiheitsfampf anregende3 Boltafie)
aus der Bit der erjten franz. Revolution, gedichtet
und fomponiert von dem Hauptmann Rouget de
'Isle 1791; ſ. allons enfants de la patrie.
Marſen L1. pl. d.i. Meeranmwohner, ein altdeutfcher
Boltsitamm am Niederrhein, der mit den Cherug-
tern großen Anteil an der Varusſchlacht nahm.
Marien 2., pl. l. Marsi) eine italiſche Völkerſchaft,
welche die Hochebene der Abruzzen um den Fuciner
See bewohnt; bei Goethe (Fauft, 2. Th.) = Zau—
berer, nad) Horaz, Epode 17,23, wo Marsa naeni-
24, ein marlilcher Zauberipruch, vorfommt.
Baribider Apparät, m. (nad) dem engl. Chemi-
Maſchal 525
ker James Marſh, ſpr. Märſch, ſt. 1846) eine
Vorrichtung, um bei gerichtl. chemiſchen Unter—
ſuchungen die geringſte Menge Arſenik zu entdecken.
Marlilidne, f. (it. marsiliana, en v. Marsi-
glia, d.i. Warfeille) ein venetianijches vorn rundes
Fahrzeug zum Küftendandel auf dem Adriatiichen
Meere.
Marjuntiim,n.l.(gr.marsypion,marsipion, Verkl.
von märsipos, Beutel) der Beutel, Geldbeutel;
Mariuptal,n. = Opoffum.
Maridas, m. gr. Fab. ein Sohn des Olympos u.
ein Meifter im Slötenfpiel, der aber, von Apollo
im Wettjtreit befiegt, an einen Baum gehängt und
geſchunden wurde,
Martäéllos, pl. it. (.martülus, marcülus, Berff. v.
marcus, Hammer) eig. Hämmer, Benennung der
gewölbten runden Türme auf den Hüften Sardi-
niens und Korſikas zum Schuße gegen die See-
räuber; martelläto, Tonk. gehämmert (eine Art
der Bogenführung beim Violinfpiel).
Martha, f. weibl. Name, fyr. (hald. märe’, Herr)
die Herrfcherin im Haufe, nad) andern: die Be—
trübte (hebr. märö). - N
martialiſch ze., |. Mars; Martiälis, Martia-
nus, m. männl. Name, = Martin(us), m. der
Mitvolle, Streitbare (von Mar).
Martingaleur, m. fr. (fpr. martenggalögr) beim
Pharao: ein Spieler, welcher den Saß, Die Karte
mag verloren oder gewonnen haben, verdoppelt
Ger: Verdoppelung martingale heißt, d. i. eig.
der Sprungriemen des Pferdes; martingäla, ſpan.
Beinfchiene, it. eine Art Strümpfe).
Martiniiten, pl. Anhänger des myſtiſchen Schwär—
mers Louis Claude de St. Martin (geb.zu Am-
boife in Frankreich 1743, get. 1803).
Martismann, john, j. unter Mars.
tärtyrev, m. (vd. gr. märtyr, Blutzeuge, märtys,
Zeuge) ein Glaubenszeuge, Ölaubensheld, Dulder,
der für Religion, Wahrheit und Tugend, bef. für
den chriſtl. Glauben unjchuldig leidet; Marth—
rium, n. l. das Martertum, dag Leiden und der
Tod eines Glaubenshelden; aucd der Teil einer
Kirche, wo das Grab eines Märtyrers ſich befindet;
Martyrologium, n. gr. das Märtyrerbud), eine
Geſchichte od. ein Verzeichnis der Blutzeugen oder
Slaubenshelden.
Marum,n. l., auch Marum verum (gr. märon),
das Amber- od. Majtirtraut, ——— ein ſehr
ſcharf⸗, aber wohlriechendes, den Katzen äußerſt an»
genehmes Gewächs.
Marunke, k. (wahrſch. verderbt aus I. malus Arme-
niäca, d. i. armeniſcher Apfel) eine Art kleiner gel-
ber Aprifojen; eine große, runde blaurote Pflaume.
März, ın. (l. Martius, weil er dem Mars geheiligt
war; it. Marzo, fr. Mars) der dritte Monat im
Jahr: Frühlingd- od. Lenzmonat; Marzolano,
m.it. (v. grano marzuolo, Märzjaat) das Stroh
des Sommerweizens zu Strohhüten; Marzolino,
m. tosfanijcher Käfe, der im März bereitet wird.
Marzivan, |. Marcipan.
Hlascagnin, n. (nach dem ital. Anatomen u. Che—
miker Mascagni, geft 1815, benannt) natür—
liches fchwefelfaures Ammoniak, in Stalien als
vulfanifches Erzeugnis und in einigen Lagunen
fich findend.
Mascarets, pl. eine Art Wollenzeuge mit atlaarti-
gen Wiuftern, dem Satin ähnlid. [Lombardei
Mascarpönt, pl. eine Art ital. Sahnenkäſe aus der
Waichat, m. hebr.(mäschäl, v.mäschäl, vergleichen,
ähnlich fein) ein Gleichnis, ein Dentſpruch.
526 Maſchale
Maſchäle, f. gr. maschälẽ; jpr. mash—) Heilk die
Achſelhöhle; Maſchaliſter, m. der zweite Hals-
wirbel; auch Schultergüirtel bei Pferden; Maſcha—
loͤnkus, m. die Achſelbeule.
Maſch Allah (wahrſch. die gangbare arab. Redens—
art mä schä allah, d. i. was Gott will), Werf Got-
tes, türk. Benennung des Opiums. PR
Maſchine, £. (fr.machine, (.machina,gr. mechäne)
ein Triebwerk, Getriebe oder Kunſtgetriebe; ma—
Ichinell, das Triebwerk betreffend oder dazu ge-
börig; maſchinieren, etwas durch eine Mafchine
bearbeiten, 3. B. Schafwolle mittelS des Wolfs
reinigen, Getreide mit der Fegmühle reinigen, da-
ber maſchinierte Wolle, mafdhiniertes Ge-
treide; Maſchiniſt, m. Mafchinenmeifter; Ma—
fchinerie, f. das Getriebe, Triebwerk; auch ein
Gewebe von Ränken ꝛc. (ſ. Machination).
Mascoͤchi, pl. (for. —Fodi) eine Art geblümter
Baumwollenzeuge in Oſterreich.
Masculinum,n. (v.masculinus, a, um, männlichen
Geſchlechts, v. mascülus, Verkl. v. mas, männlich)
das männliche (Geſchlecht); auch ein Wort männ—
lihen Gefchledts, pl. Masculina, ſ. Genus.
Maſe od. engl. Weace,n. (pr. mehß; malay. mas
oder amas, eig. Gold) eine malay. Goldmünze =
Uis Tail; auch Hinef. Rechnungsmünze u. Gewicht.
Mafenno,m. it. (ſpr. —ſenjo) weißer Kalkftein von
Verona zum Straßenpffafter. [matten.
Maſel, ſ. Majjel; Maſematten, 1. Maffe-
maſerieren (Dig. mit fremder Endung), Holgntajern
anfärben od. befirnifjen; Waferterer, m. Mafern-
Maſette, |. Mazette. [maler, Möbelanftreicher.
Mail od. Maſſil, m., pl. —en, ein adeliger Bauer
od. Hinterjafie inder Moldau u. Walachei (Numä-
nien), die unterfte Adels-Klaſſe.
Mascha, f. ruſſ. (Berkl. des weibl. Namens Maria)
Mariechen.
Maskaron, m. fr. (fpr. —röng; v. it. mascaröne,
mascheröne, eine große u. haͤßliche Maske, ſ. d.)
Bauk. ein Fragentopf, fragenhafter Kopf an To-
ren, Fenfteröffnungen und bei. Brunnen.
Daste, f. fr. masque (mlat. masca, mascara, it.
mäschera, jpan. mäscara, von arab. maskhara,
Dofjenreißerei, und daher Hanswurſt mit einer
Mazfe, im ital. Volksluſtſpiel, und Maske felbit;
von sachira, verladhen, verjpotten) eine Larve; auch
eine verlarvte Perſon; eine jtehende Charafterrolle
in Luftfpielen; uneig. ein Vorwand, Dedmantel,
eine Beritellung, Lift; en masque (fpr. ang —), in
Masken, verlarot, 3.8. ein Ball en masque =
Mastenball; Diasten-Aife, |. Choras; Mas-
feräde, f. (fr. mascarade, it. mascheräta, v. ma-
scheräre, masfieren) eine Mummerei, eine Tanz-
gejellichaft oder Zuftbarkeit verlarvter Perfonen;
mastliert(fr. masque), verdedt; mas kierte Bat—
terie, eine Batterie, die bis zu dem Wugenblide,
to fie in Tätigkeit tritt, durch irgend einen Gegen-
ſtand verdeckt bleibt; maskiert iſt ein Bauteil,
deſſen Außenſeite ſeinen Beſtandteilen nicht ent-
ſpricht, z. B. eine mit Quaderſteinen bemalte Zie—
gelwand; maskiert iſt ein Ball auf dem Billard,
wenn zwiſchen dem Spielball und dem zu ſpielen—
den ein andrer Ball od. Kegel ſteht; ſich maskie—
ren (fr. se masquer), jich verkleiden.
Mastopet, f. (holl. Maatihappy, Maatichap, nie-
derdtih. Maatichaft; ſ. Maat) Handelsverbindung,
Handelögefellichaft auf gleichen Gewinn und Ver-
fujt; gem. f. Verabredung zum Betrug; betriige-
riihe Geſellſchaft, = Klique.
Maslaſch, m. ungar. (mäsläs, Trefterwein, Nach⸗
EEE EEE EEE EEE DEE EEE
Maſſeria
wein) ein ungar. Wein, der zwiſchen dem gemeinen
Tokayer und dem Ausbruch die Mitte hält.
Maſochismus, m. eine perverfe geichlechtliche Lei—
denſchaft, Die darin befteht, da& ein Mann od. eine
Frau dadurch gefteigerte Wolluſt empfinden, daß fie
fi) durch eine Perſon des entgegengejeten Ge—
ſchlechts Förperliche Qualen zufiigen laſſen, benannt
nach dem Schriftiteller Sacher?Mafoch, der in
feinen Romanen u. Novellen in den achtziger Jah—
ven des vorigen Jahrh. diefe Leidenfchaft jchilderte.
Maſorẽten, pl. altjüdische Gelehrte od. Rabbiner,
welche die Maſöra (rabbin. massöräh, d. i. Über-
lieferung, v. mäsär, überliefern), eine Sammlung
fritifcher und erflärender Anmerkungen über die
hebr. Bibel, machten, um jede Verfälfchung zu ver-
hüten; daher der Maforeten-Tert, |. Talmıud.
Mafia, m. in der Negeriprache: Herr.
Matin, f. L., ſ. Maife. |
Mafinere,n. od. — f. fr. (fpr. maſſcik'r; ml. ma-
zacrium, von oberd. metzgen, meßgern, Vieh
ſchlachten) das Gemetzel, Morden, Niedermegeln,
Blutbad; maſſakrieren (fr. massacrer), nieder⸗
metzeln, morden, ein Blutbad anrichten.
Maſſage, ſ. maſſieren.
Maffagẽten, pl. ein altes mongoliſches Nomaden-
volf, nördfih vom Fluſſe Sarartes (jebt Sir).
Maffalia, f. Sternf. ein Afteroid, 1852 durd de
Gasparis entdedt.
Maſſe, £.(f. massa, fr. masse) die Menge, der Stoff,
Klumpen, Teig, Haufen; der Beitand, das Ganze
eines Körpers, infofern derfelbe als aus gleich-
artigen Teilen zufammengeiegt (alfo mehr mecha—
niich als chemifch) betrachtet wird (verſch. v. Sub-
tanz); der Einfaß in Glücksſpielen; (fr. masse,
mäce, prev. massa, if. mazza, d. gleich]. l. matea,
erhalten in der Veril. matedla, Schlägel) ein gro»
Ber Hammer oder Schlägel der Bildhauer; beim
Billard: der Kolben over Ballitab zum Stoßen der
zu weit jtehenden Bälle; massa bonörum, die
Süter- oder Bermögendmaffe, der Bermögensbe-
itand; m. coneürsus, die Konkursmaſſe, dag ge-
famte Vermögen eines Gemeinſchuldners; m. he-
reditätis, die Erbſchaftsmaſſe, der ganze Nachlaß
des Erbiajjers; m. pillulärum, der Pillen-Teig
und -Beitand; em masse, fr. (fpr. ang maſſ) in
Maſſe, z. B. — aufftehen, d.i. fid) vereinigt, in
ganzen Haufen erheben; Die großze Maſſe, d- i.
das Bolf, befonders dag niedere Volk, weil diejes
die größte Zahl ausmacht; maſſiv (fr. massif) von
Gebäuden: aus lauter Mauerwerk beitehend, jtei-
nern, feuerfeft, ftark; von Metallen: dicht, vol,
ſchwer, gediegen, nicht hohl; umeig. grob, plump,
roh; Maſſib, n., pl. Waffive, ein grundlegender
Biod, ein als einheitlihe Maffe erſcheinender Blod,
3.B. ein zur Grundfteinlegung beim Hafenbau zu
verjenfender aus Beton (}. d.) hergeitellter Blod;
Maſſivität, f. barb.-!. (fr. massivete) die Derb-
heit, Feuerfeſtigkeit; Grobheit. u,
Widijel, n. jüd. (rabbiniſch massäl, v. nasal, fliegen,
hevabiteigen, bej. vom Simmel; daher: Einfluß
des Himmels oder der Geſtirne) Glüd, Schidjal;
Maſſeltow, n. jüd. Glückwunſch. R |
Maſfema, n. oder Maifeits, f. gr. (v. masästhai,
fauen) das Kauen, Eſſen; Mafjeter, m. der Kau-
muskel; maſſetẽriſch, zu den Kaumuskeln gehörig,
dieſelben betreffend.
Maſſemaͤtten, pl. jüd. Handel, Shader; Gewinn.
Mafleria, it. (v. massa, fpan. masa, altfr. mase,
ınl. massa, mansa, Meierhof, v.I.manere, bleiben,
wohnen) ein Meierhof.
Maſſeſis
Maſſeſis, Maſſeter, ſ. unter Maſſema.
Mafiette, f. fr. Verkl. von masse, ſ. d.) der Hand—
Ichlägel; auch) = Mazette, ſ.d.
Maſſeur, ſ. unter maſſieren.
Maſſicot, n. fr. (ſpr. — köh) Bleigelb, Bleiaſche,
gelbes Bleioxyd.
Maſſil, Maſſilen, Maſil.
maſſieren, fi. (masser, I. massäre, gr.mässein) den
Körper nach dem Bade Ineten, reiben, walfen nad).
morgenlänDd, Sitte; auch Maſſen zufammenbringen,
anhäufen (3. B. Truppen); Maſſeur, m. (pr.
—$öhr) der das Kneten beforgende Bademwärter;
Kneter; Maſſeuſe, f. (pr. —Höhfe), die Kneterin;
Maſſage, f., v. n. (ipr. —ßähſch') die Knetung.
majjid, Maſſib 2c., |. unter Maſſe.
Mailleniza od. r. Mäfiljaniza, f. ruſſ. (v. mässla,
Butter) die jogenannte Butterwoche mit ihren
liegen (die legte Woche, woind. griech.
orthodoren Kirche Butter zu effen erlaubt tft, vor
den großen Fajten der Paſſionszeit), od. ruf). Faſt—
nacht3zeit, wo Fleiichgenuß verboten, dagegen
Milch, Butter, Eier noch zır effen geftattet ift.
mafjolteren, fr.(massoler) miteiner eule(massue,
altport. massua, massuca; vgl. Maſſe, großer
Hammer) tot Schlagen, eine chemals in Stalien u.
Spanien gebräuchliche Todesitrafe. |
Maitalgie, f. ar. (von mastös, Brut, be. weibliche |
Brust) Heilk. Schmerz in den Brüften; maſtödes
oder maſtoides, bruſt- oder zitzenförmig, val.
koniſch; Maſtödon, n. eine untergegangene ele-
Tantenähnliche Tierart der Vorwelt mit zißenfür-
migen Spiten der Barenzähne; Maſto-Zoolith,
m. eine Säugetier-Berjteinerung; Maſtozöon, n.
ein Säugetier.
Dinitelle, m., pl. Maſtelli, it. ein Zuber, Kübel;
ein ehemal. Flüſſigkeitsmaß, in Serrara=56,7841;
in Benedig — 75,117 1.
Diniter, m. engl. (v. I. magister) 1. (gefpr. Mäp-
ter) Meifter, Gebieter, Herricher; Direktor; jun—
ger Herr, Sunfer; Herr, Lehrer; als Anredewort |
Herr“, aber nur noch vor dem Vornamen uner-
wachſener Söhne, namentlich im Munde der Dienft- |
boten; Titel von Hof-, Staatsbeamten, Vorſtehern
ujw.; Master of arts = Magifter (f. d.); 2. abgef.
Mr., nicht Abkürzung zu Master, fondern zu Mi-
ster (f. d.), Daher ift die engl. Abkürzung Mr. ſtets
Mister zu Sprechen: Herr, vor männlichen Ber-
jonen-Wamen; pl. abgef. Messrs., engl. (fpr.
meßjör] oder gem. meſchjörſ), Herren, die Herren
Mafti, ſ. Tihu. (= frz. Messieurs).
mastiff, m. engl. (ſpr. mäßtif) Bullenbeißer, Bull-
dogge, großer Kettenhund.
Maſtikation, f. l. (masticatio, v. masticäre, fauen) |
die Kauung, das Kauen; Maftifatorium, n. nl.
Kaumittel; pl. Maſtikatoria, Heilmittel, welche
Maftik, |. unter Maitir. [gefaut werden.
Maſu, i. Schon.
Maftig, m. ml.(v.gr.mastiche, v.masästhai,fauen,
weil man es feines Wohlgeruches wegen kaute; fr.
mastic, it. mästice) ein blaßgelbes, wohlriechendes
Harz von der Majtir-PBiftazie od. dem Maftir-
baume, bei. auf der Inſel Kandia 2c.; aud) =
Maftit oder Maftirzement, m. Steinfitt, eine
künſtliche Steiumaſſe, zu Bildwerken, zur Ausbeſſe—
rung oder waſſerdichten Überziehung des Mauer-
werks ꝛc. gebraucht; Maſtixkraut, |. Marım.
maſtõodes, Majtöden 2c., ſ. unter Maſtalgie.
maſturbieren, = manuftuprieren; Maſtu—
pration auch Mafturbation, f. — inanchn-
pration.
Water 527
Maſulipätnams, pl. (v. Majulipatam, Bezirk
und Stadt in Border-ndien) oftind. baumwollene
Schnupftücher und feine, bunte Zitze.
Maflıref oder Maflırka, f. (poln. mazurek, ruſſ.
mazurka, von den Mazuren od. Mafuren, den
Einwohnern des ehemal. Herzogtums Mafovien)
ein poln. Nationaltanz im %; Takt; maſüriſch,
diefem Tanze gemäß oder dazu gehörig.
Maſut, m. u. n. ruf). (mundartlich, von rufj. majatj,
mit Fett einreiben) eigentl.: Schmieröl, als Bremt-
jtoff dienender Rückſtand bei der Deitillation des
Petroleum.
Wat, m. fr. (fpr. mah, prov. mast, v. dtſch. Mait)
der Mafjtbaum; mät de cocagne, ſ. Kofagna.
Data, |. Mate.
Matabis, pl. oitind. Seidenzeuge, mit Silberlahn
durchwebt.
Matadör, m. ſpan. (v. matar—l. mactäre, opfern,
ſchlachten, mactätor, der Töter) eig. ein Totſchläger,
Stiertöter; uneig. ein hoher Kartentrumpf, Daupt-
trumpf; auch ein vorzüglicher od. wichtiger Manıt,
Hervorrager, Dausmann; Faurx-Matadors, p!.
({pr. foh mat—) int l'Hombre die Nachtrümpfe,
welche von der Manille an aufeinander folgen.
Muaͤtalan, m. oitind. eine Art Kleiner Flöten, womit
der Tanz der Bajaderen begleitet wird.
Matäologie, f. gr. (von mätaios, eitel, nichtig) uns»
nüßes Reden, Geſchwätz; Meatsopdie, f. eitles,
vergeblihes Tun; Matäoponie, f. vergebliche
Mühe od. Arbeit; Matüofopbie, f. eitle, nichtige
Weisheit; Matäntehnie, f. vergebliche Kunſt.
Matafſſe, f. it. (it. matassa, aus lat. mataxa, griech
mätaxa) Rohſeide.
Matafiin, m. fr. (fpr. —Bäng; ſpan. und altengl.
matachin) ein Gaufeltänzer; Mataſſins, pl. ein
Öauteltang, von verlarvten, als Pickelheringe ge—
kleideten Tänzern mit hölzernen Schwertern ꝛc.
getanzt; mataſſinieren (fr. matassiner), Gaufel-
poffen machen, Saufeltänze tanzen; Matafiindden,
pl. Gauflerpofien, lächerliche Gebärden.
Matatan, m. die große Trommtel der Indianer u.
Neger.
Math, m. engl. (ſpr. mättjch) eine Wette, Bartie;
Wettlampf, für Wettlauf und Wettfahrt wird ge-
mwöhnlich Match gebraucht; im engeren Sinne ber
zeichnet Match ein Pferderennen, bei dem nur
zwei Pferde konkurrieren.
Mate, Diatenita od. Mata, m. jpan., auch Pa—
raguay=Tce, von der Stechpalme (Ilex para-
guayensis), eine Art Tee, ein beliebtes Getränf der
Sidamerifaner.
Matelot, m. fr. (pr. mat'löh; wahrſch. f. materet,
materos, vom |. mattarlus, einer, der auf einer
Matte jchläft, v. matta, Matte, grobe Dede; n. a.
weniger gut von den niederd. Maat, ſ. d.) ein
Matrofe; pl. Matelots (pr. — löhs), Matrofen-
Beinkleider, Pluderhoien; Matelotage, f., r. n.
(pr. —tahſch') der Matroſenlohn; Meateldte, f.das
Matrofengericht, eine Art Fifchjpeife; ein franz.
Matrojentan; im 3%, Taft; A la matelote, auf
Matrojenart.
Mäter, f. (pl. matres) [. ein. Mutter; (von einer
Kirche) die Mutterkicche, Mutterpfarre, entg. Fir
lial; auch die Schraubenmutter; alma mater,
‚ hohe, ehrwürdige Mutter, als Ehrenname fürHoch—
ihulen; m. dolorösa, die Schmerzensmutter, ein
Bild der gebeugten Mutter des gefreuzigten Jefus;
dura m., nat. die harte od. dicke Hirnhaut unter
der Hirnichale; m. familias, cine Hausmutter;
m. gloriösa, die ruhmreiche Mutter, Maria; m.
528 Materie
pia, eig. Fromme Mutter, Heifk. die dünne Hirn-
daut; matres lectiönis, pl. eig. Leſemütter, Leſe—
mittel, eingejchaitete hebräiicheBuchftaben :matdrnt
(X. maternus, a, um), mütterlih; matörna, pl.
Ripr. mütterliches Erbteil od. Erbe; Wiaierne, =
Matrize;itaterniiieren,barb.-l.(fr.materniser)
der Mutter nacharten, mütterlich handeln; Ma—
ternttät, f. nl. (fr. maternite) die Mutterichaft,
Drütterlichfeit, Mutterwürde; das Maternitäts—
srinzip, Ripr. der Orundjaß, daß ein uncheliches
Rind von der Mutter erhalten werden müſſe; Ma—
zernité, £. fr. auch Name der Gebäranftalt over
des Entbindungshaufes in Paris.
?Baterie, f. I. materia, der körperliche Stoff, Ur-
jtoff, bef. im Gegenfaße derForm; Inhalt, Gegen-
tand, z. B. einer Rede; auch der Eiter; m. morb}
oder m. P6ccans, der Krankheitsitoff; materia!
I. materiälis) od. inateridll (fr. materiel), iörper-
lich, ftoffheltig, ftoffartig, den Stoff einer Sache
betreffend; NE inhaltlich, jahlich(enta. for-
malınd formell); aud plump, grob; körperlich,
finnlich (entg. ideell); materielle Intereſſen,
tacliche, weientliche, wirkliche, oder auch körper—
che, daS finnlihe Dafein betreffende Vorteile;
Bintertäle, Material, n., pl. Materialien, der
zohe Sioff zu einer Arbeit, Werkitoff, Zeug, die
Butat, das Gerät; das Geſchütz, Gepäd, der Schieß—
Bedarf, Rohſtoff; in Zuſammenſetz. 3.8.
materialien, der Inbegriff alles deſſen, was zur
Ausführung des Baues erforderlich iſt, Bauzeug,
Bauſtoff; ————
niſſe Schreibmaterialien, Schreibbedarf; ma—
teriäle delicti, das Stoffliche zum Verbrechen,
alles was zum Tatbeſtand des Verbrechens gehört;
Saterialreich = Mineralreid; Materials
are, vohe Waren aus dem Stein- u. Pflanzen⸗
seihe (Spezereien); Kolonialwaren (ſ. d.); Ma⸗—
zerialiſt, m. nl. mer mit folhen Waren handelt,
ein Gewürzhändler, Gewürzkrämer; in der Philo-
Sophie ein Anhänger des Materialismus, ın.
d. h. derjenigen Lehre, welde jedes felbjtändige
Beitehen de3 Geiftes leugnet, alles geiftige Xeben
als eine bloße Wirkung der Materie betrachtet;
sisterialiftiich, diejer Lehre gemäß, zugetan:
ssaterislijieren, verkörpern; Materialität, f.
Körperlichkeit; Stoffhaltigkeit; das Körperliche od.
Beitehen aus bloßer Materie; materialiter, ſtoff⸗
Ad; wejentlih, dem nhaltenacdh(entg.formaliter);
materiieren, [. (materiäre) eig. aus Holz bauen,
zimmern, künſtliche Arbeit machen, be}. bei Hand-
meriern: das Meifterjtüik verfertigen; Materia—
dien, f. nl. die Stoffbildung, Stofferzeugung;
Diateriätum, n. etwas von einem Stoffe Öefer-
figtes oder Zufammengefegtes; Materiatür, f.
ie Stofjlichieit; Materiierer, m. der Verfertiger
eines Meiſterſtücks.
——
J
Baus |
ee —— — ——
Matrix
Ei Ni betrachtet; Matheſtologte, f. Wiſſenſchaſts⸗
unde.
Mathuriner, |. Trinitarier.
Matico, m. ein peruanifcher Baum und ein aus
deſſen Blättern aefertigtesHeilmittelggegen Gonor-
vhöe; baher Matico-Injettion, f. Einiprigung
von Matieo.
Matin, m. fr. (fpr. —täng) 1. (prov. mati, it. mat-
tino, v. I. matutinum, sc. tempus, die morgend-
liche Zeit) eig. der Morgen; ein Morgenrod, weiter
Armelrod; Name einer franzöſ. Zeitung; 2. (fr.
mätin, prov. und ſpan. mastin, it. mastino, eig.
. Haushund) ein Schäfer- oder Fleifcherhund; als
Schimpfwort: ungeſchickter, unnüger Menſch;
matinäl, fr. früh (aufitehend); Matinee, f. eig.
die Morgenzeit, der Vormittag; eine Morgenunter-
haltung, Bormittagsgejelfchaft, z. B. muſika—
liſche Matinee, ein Frühkonzert; ein Morgen—
Heid; Matines, pl. fr. (ſpr. -tihn; v.l. matutĩnae,
sc. horae, die Frühſtunden) bei den Katholiken: die
Frühmette, Nachtmette.
Maatjes-Hering, m. holl.dtſch. (holl. maatje, ein
kleiner Geſelle od. Gefährte, Verkl. von maat, ſ. d.),
Jungfernhering, früh gefangene Heringe, die weder
Milch noch Roggen haben, entgeg. Vollhering.
Matratze, I. (mi. matratium, mataratium, mata-
ritium, it. materasso, materassa, altfr. materas,
neufr.matelas; jpan. almadraque, prov.almatrac,
v. arab. mathrah, ein Ort, wohin etwas geworfen
wird, v.tharaha, hinmwerfen,; n.a.vom I.mastrüca,
Scafpelz) ein mit Roßhaaren od. Seegras u. dgl.
ausgejtopftes und durchnähtes Unterbett, ein Haar=
bett, Haarfifien ;eine Haardede; Matratzierung,f.
Bord. Bolfterung.
matres lectiönis, j. unter Mater; Matricida,
m. ein Muttermörder; Matricidium, n. der
Miuttermord.
Matrikel, £. (1. matricüla, ein öffentliches Verzeich⸗
nis, Verkl. von matrix) da3 Einſchreibebuch, Na-
menverzeichnis der Glieder einer Gejelljchaft; der
Aufnahmejchein auf Hochſchulen; auch dag Ver—
zeichnis der Einfünfte eines geiftlichen oder welt»
lichen Amtes; das Verzeichnis der Eingepfarrter
einer Kirche ſowie der Getauften, Geſtorbenen u.
Setrauten; Matrikulaär-Anſchlag, ehem. der be⸗
ftimmte Anjchlag der Mannſchaften u. Zahlungen,
welche jeder deutjche Reichsſtand nach dem Darüber
entworfenen Berzeichniffe(derfeich3-Matrikel)
leiften follte; Matritulär-Beiträge find die Dei-
träge, welche jeder deutſche Bundesſtaat zu den
allgemeinen Reichsausgaben im Berhältnig jeiner
Kräfte zu leilten hat.
Matrimonium, n. !. (v.mater, Mutter) die Ehe, der
Eheitand; matrimoniäl (ſpätl. matrimoniälis),
zuc Ehe gehörig, ehelih; Matrimonialia oder
Matrimonialien, pl. Ehejachen.
| tatrifieren, barb.-I. (vgl. Mater) der Mutter nach—
arten, muttern.
mätrix, f. [. (v. mater) die Mutter, das Muttertier;
materna, Maternität, ſ. Mater.
Dathẽma, n. gr. (v. mathein, manthänein, lernen)
eig. das Gelernte, die Kenntnis, Wiſſenſchaft; ein
Zehrjaß, bei. aus der Größenlehre; Mathematik,
{gr. mathömatike, sc. techn, Kunſt, von mathe-
matikös, e, ön, zum Lernen oder zur Wiffenfchaft,
bei. zur Größenlehre gehörig) oder Mathelis, f.
eig. die Wiljenihaft im vorzüglichen Sinne, die
Größenlehre; Mathematiker, m. ein Größen-
lehrer, Größenforſcher; mathemätiſch, zur Grö-
Benlehre gehörig unddarin gegründet; ausgemacht;
mathemati r Geographie, S.d.; mathesis
epplicäta, f. die angewandte Größenlehre; m.
pura, die reine Größenlehre, welche die Größen
— — — — — —
die Gebärmutter; der Stamm, die Quelle, Urſache;
das öffentliche Verzeichnis, Stammverzeichnis (da⸗
her Matrikel); auch = Matrize, f. (v. fr. ma-
trice) die Giegmutter, Guß- vd. Schriftinutter, bei
Schriftgiegern die fupferne Form, die durch Ein-
ichlagen der Batrize entitanden it, und worin
hernad) die Drudbuchitaben (Lettern) abgegoſſen
werden; der Prägeftod beim Münzweſen; Die
Schraubenmutter; das Muttermaß, Muttergemwicht,
das gerichtliche Haupt- od. Muftermaß u. Jewicht
für alle übrigen; in der Galvanoplaitif der erite
A
Matrone
Kupferniederſchlag aufs Original, welcher nun als
Form für die jpäteren Abgüſſe dient.
Matröone, f. l. (matröna, eine verheiratete Frau,
bei. von vornehmem Stande, von mater, Mutter)
eine angejchene, ehrwürdige, alte grau, Ehrenfrau,
Shrenmutter; eine Frau welche die Wechfeljahre
Hinterfich hat; Matronalia od. Matronalien, pl.
ein altröm. Feit, von den Matronen am1. März ges
feiert: di Matronälpiole,j.Biolamatronäli?.
Matroͤſe, m. (holl.matroos, dän. u. ſchwed. matros,
vom fr. matelot, f. materos, materot, j. Matelot)
ein Bootsmann, Schiffsknecht, Mehrh. Schiffsleute,
Seeleute; Matroſen preſſen, d. i. gewaltſam
um Seedienſt anwerben.
atruẽlis, m. l. (sc. frater, Bruder; von mater,
Mutter) ein Mutterbrudersfohn; pl. Matruẽles,
Bermandte von mütterlicher Geite. ;
Matich, m. (im 17. Sahrh. Martſch, v. it. marcio,
eig. Fäulnis) im Kartenfp. Matſch machen: jo
fpielen, daß der Gegner feinen Stich macht; Kegelip.
9 08.8 Kegel ſchieben; M. werden: im Billardjp.
weniger als die Hälfte der zum Gewinnen nötigen
Boints haben.
Matte, f. 1. eine ehemalige Silbermünze in Spa-
sien, = 1 Biafter (f. d.); 2. oberdtich. eine Berg-
tiefe; 8. eine grobe geflochtene Dede; der japan.
Ben, jtet3 6 Schafu lang und 3 Schafu
reit, alfo Y, Tijubo (f. d.) groß und Häufig als
Flächenmaß benußt. £
Matthäus oder Matthias, m. hebr. (Matthai,
v. näthän, geben) männl. Name: ein Gejchenfter,
Gottes Gabe; Mattkier, m. ein halber Marien-
grofhen = 4 & (uripr. in Goslar geprägt mit
den Bilde des heil. Matthias).
Disttineta, f. it. ein Worgenjtändchen, vgl. Matin.
mattieren (it. mattare, fr. mater), matt, glanzlos
machen oder laſſen.
matureſzieren, lat. (maturescere) reifen; matu⸗
rieven, |. (maturäre, v. matürus, reif) zur Seife
dringen; zeitigen, befchleunigen, eilen; Ripr. um
—————— des Beſcheides nachſuchen; Matu—
rantia, pl. Heilk. Zeitigungsmittel, die Eiterung
befördernde Mittel; Maturation, f. (maturatio)
die Zeitigung, Beſchleunigung, das Eilen; das
Reifen, die Reife; die Eiterung; maturativ, nl.
Reifebewirfend,zeitigend; Maturität, f.(I.matu-
ritas) die Reife,Beitigfeit; Waturitäts-Examen,
n. die Prüfung der Reife auf Schulen, Reifeprüfung.
Matuſchka, f. ruſſ. Mütterchen.
Watutine, f Il. matutina, sc. hora, v. matutinus,
früh, frühmorgens gejchehend, v. mane, der Mor-
gen) die Frühmeſſe in der kathol. Kirche, Mette
od. Metten, die erite kanoniſche Stunde (val. horae
eanonicae); matutinäl (jpätl. matutinälis) mor-
endlich, früh.
aßen, ſ. Mazzen.
matzhameln, Betrug u. Unterjchleif treiben (Berg-
recht).
Hand, engl. (fpr. mahd), Magdalene, Lenchen, auch
Mathilde.
maulſchellieren (dtich. mit fremder Endung), einen
— ‚ihm Maulſchellen oder Ohrfeigen geben.
Maund, n. engl. (fpr. mahnd), ſ. Mönn.
Sauren, pl. (l. Mauri) ein mohammedan. Volks⸗
ſtamm im weitl. Nord-Afrifa, arab. Ursprungs;
Mauretanien, n. (l. Mauretania) dag Land der
Deauren, im Altertum jo genannt; Mauritius,
m. männl. Name: der Maurijche, Duntelfarbige,
daher: Moriß.
Mauſchel, m. jüd. (Hebr.möschEl, Bart. v. mäschäl,
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
Mayor 529
herrſchen) der Herrſcher, Herr; gem. Schimpfwort
für einen Juden (in dieſer Anwendung wabhrſch.
deutjche Berfl. v. Moscheh, Moſes); mauſcheln,
gem. jüdeln.
Mauſolenm, n. [. (vom gr. Mausöleion) ein präch—
tiges Grabmal, Ehrendenkmal, fürftl. Begräbnis,
wie e8 die Königin Artemifta ihrem verjtorbenen
Gemahl Maut ölus, König in Karien, zu Ehren
in ihrer Hauptitadt Halifarnaß um 350 v. Chr.
bauen ließ.
maufjade, fr. (fpr. nuoffdde; v. mal und altfr. sade
— |.sapidus, ſchmackhaft, flug) abgejchmadt, fchal,
matt; jchmußig, efelbaft, garitig, grob, plump;
mürriſch, ärgerlid; Mauſſaderie, f. unangeneh-
med, mürrijches Wefen.
Maudaisplaifant, m. fr. (ſpr. mowäh⸗pläſcing; v.
mauvais, jchlecht, und plaisant, ſpaßhaft, Spaß-
macher, vgl. plaifant) ein abgefchmadter oder un-
iemliher Spaßmacher, —
audein, m(ſpr. mowein, v.engl. mauve — violett
oder lila) die von Perkins entdedte veilchenblaue
Anilinfarbe.
Mavors, ſ. Mars; mabortiſch, |. martialiſch.
dax, m. männl. Name, Abkürzung von Marimi-
lian; Mard’or, m. ein Goldmar, ein ehemaliges
bayr. Goldjtüd mit dem Bilde Marimilians, —
_2 Soldgulden od. 71/, Gulden = 13,98.4 an Vert.
Maxillen, pl. I. (maxillae, sing. maxilla) die Kinn-
baden, Kiefern; marillär (maxilläris), die Kinn-
hacken betreffend oder dazu gehörig.
Marima, ſ. unter maximus.
Maxime, £. fr. (von ml. maxima, näml. regula, die
höchſte Regel, der höchſte Grundfa, bei den Mathe-
matifern; vgl. maximus) der Grundjag oder Be—
ſtimmungsgrund, ſelbſtgewählte Verwaltungsregel,
Richtſchnur, wonach man handelt.
Marimiltän, m. männl. Name, abgeleitet vom I.
Marimus, der Größte, Allergrößte, oder aus
Marimus Amiliänus zufammengezogen.
maximus, a, um, l. (Superl. von magnus, groß)
der 2c. größte, allergrößte, höchfte 2c.; maximum
od. Maximum, n. das Größte, Höchite, die größte
Menge; der höchite Preis, die höchite Zahl; Ma—
Meg f. Tonk. die Großnote, größte oder längite
ote von acht Schlägen od. ganzen Takten in alten
Muſikſtücken; Martmäl-Betrag, m. neul.-dtich.,
der höchſte Betrag, Höchſtbetrag; M.-Gewicht.
das Meiſtgewicht; maximieren, nl. aufs Höchſte
treiben od. ſteigen laſſen, z. B. Waren.
Mav, ws (pr. meh), Koſeform für Mary.
Mäha, f. ind. (jpr.mäja) Täufcherei, vergänglicher,
eitler, leerer Schein; 2. f. jpan. (fpr. mdja) die
Maikönigin (ein junges Mädchen, das an Sonn-
und Feiertagen im Mai gejchmüct und auf der
Straße auf eine Art Thron gejegt wird, von vielen
Mädchen umringt, die von den Borübergehenden
fid) Geld erbitten, um fich gemeinjchaftlich zu be—
luſtigen; n. a. v. arab. bahidja, die Schöne); auch
ein junges leichtfertige8 Mädchen, auch Maja ge
fchrieben, = Grifette, val. auch: Maja, ſ. d.;
Maho, m. ein füßer Herr, Stuger aus dem Mittel-
ſtande, = Dandy; Mayo, Moyo, m. ein frühe-
res portugiej. Getreidemaß von verjchied. Größe,
in Ziffabon = 830,45 1.
Mayonnaiſe, f. fr. (pr. majonnähſ') eine aus Eſſig,
DL u. Ei bejtehende falte Sauce zu einer Art Salat
von kaltem Geflügel, Braten, Hummer oder Fiſch.
Water, m. engl. (jpr. meh-ör od. mähr; vom lat.
' major, der Größere; vgl. Maire) der Birgermeijter
(vgl. Lord-Mayor); Mayoren, f. die Öattin des
34
530 Mays
Bürgermeiiters; Mayordf, m. ipan. der Oberhirt
bei einer Merino-Herde; Auffeher einer Meierei;
der Schaffner, Schirrmeifter einer Bolt, = Kon-
dufteur; Mahyordoͤma, m. ſpan. (= I. Major
Domus, j.d.) der Haushofmeifter; Verwalter eines
Gutes, Oberauffeher.
Days, j. Mais.
Mazaganbohne, f. die Maibohne, Buffbohne, eine
Art vorzůglich in England geſchätzter großer Sau-
oder Gartenbohnen, die fchon im Mai ebbar wird.
Mäzen, m. ein Gönner u. Bejchüger der Gelehrten,
ein Gelehrten- und Künftlerfreund, gleich dem Rö⸗
mer Mäcenas,demGinftling des Kaiſers Augu—
ſtus und Gönner des Horatius, Bergilius, Varius.
mazerieren, |. (maceräre) einweichen, einwäſſern,
— en mazerieren, d.i. die weichen Teile
an denjelben durch Einlegen in Waſſer zeritören,
bei. zum Zweck anatomifcher Zubereitung; daher
auf Univerlitäten: das Mazerierhaus, wo dies
geichieht; uneig. fi) abarbeiten, abmergeln, quä-
len, kaſteien; Mazeration, f. (maceratio) die Ein-
weihung, Einwäſſerung (3. B. der zerjchnittenen
und zu Brei zerriebenen Rüben zum Ausziehen des
Zuckers), Beizung; Abmattung, Kafteiung.
Mazetta, f. it. die Schulterdede des Bapties, von
rotem Samt oder Moiree.
Vinzette, f. fr. (ipr. majett’) eine Mähre, Krade,
ein alter Klarrengaul; uneig. ein niederträchtiger,
fauler Kerl; bej. ein fchlechter Spieler, Stümper.
Mazzen od. Mazzes, m. jüd. (vom hebr. mazzäh,
etwas Süßes od. Ungejäuertes, gew pl. mazzöth)
ungejäuerte Diter-Suchen, Bafjah-Brot.
Mazzo, m. ital. (jpan. mazo) ein Bund, Bad, Ge-
binde; in Konftantinopel: 50 Stüd, von Waren
gebraucht.
mô⸗-, mes- (franz. Vorfilbe entftanden aus dem I.
minus, tveniger) miß—, fehl—, un; ſ. . 2.
Mecompte, mecontent, Megarde, Mes—
alliance ac.
mea gratia, |. gratia; mea memorja, |. unter
memorıa.
meat, n. engl. (fpr. mit), Fleiſch; Fleiſchſpeiſe.
meatns, m. [. (von meäre, gehen) der Gang; m.
auditorius, der Öehörgang.
Mechancete, j. unter mechant.
Mechanik, f. gr. (mechanike, sc. techne, Kunſt,
von möchang, Hilfsmittel, Werkzeug, Maſchine,
j.d.) die Wiſſenſchaft von den Geſetzen, Kräften und
Hilfsmitteln der Bewegung und des Gleichgewichts
der Körper, die Bewegungs-u. Gleichgewichtslehre,
deren Teile Statik, Hydroftatif, Dynamif,
Hydrodynamif, Hydranulif ze. find; die Ma-
ſchinenlehre; auch die Einrichtung, der Bau einer
Maſchine 2c.; Mechanikus, m. lat., oder Mecha⸗
nifer, m. ein Maſchinenmacher, bef. ein Verfertiger
von wiljenfchaftlihen Hilfsinftrumenten, Zirkel-
ſchmied 2c.; auch Handkünftler, Handarbeiter; mes
chaͤniſch (gr. möchanikös, &, on), handwerksmäßig;
gewohnheit3mäßig, gedanfenlos, 3. B. etwas mes
hanijch (gedanfenlo3) verrichten; zur Mechanif ge
hörend; mechaniſche Wifjenfhaften, die ver-
jchiedenen Zeile oder einzelnen Wiſſenſchaften der
Mechanik, ſ. d.; mehanifhe Künfte, Hand-
fünfte; mehanijher Beweis, Beweis, welcher
durch Inſtrumente und Handgriffe geführt wird;
Mechanismus, m. nl. der Bau, die Vorrichtung,
die innere Einrichtung oder Fünftlihe Zufanımen-
fegung einer Maſchine; Mechanographik, f. gr.
mechanische Malerei; mechanograͤphiſch, diejelbe
betreffend od. dazıı gehörig; Mechanologie, f. die
media
Zriebwerf- oder Majchinenlehre; Mechanurgie,
f. die Maſchinenmacherkunſt; auch A Teil De
Wundarzneikunſt, welcher die mechanische Dilflei-
ftung begreift; Mechanotherapie, f. Bewegungs⸗
heiltunde, d.i. die Lehre von der Kunft durch Be-
wegung, namentlich duch Kneten, Walten, Rei-
ben zc. dev Musfeln, Krankheiten zu heilen (=
ſchwediſche Heilgymnaftif, Mafjage, j. d.). Der
Schwede Peter Heinrich Ling begründete diefelbe,
und im Jahre 1813 ſchuf eine königliche Verord-
nung eine Sentralanftalt für Gymnäſtik in Stod-
holm; Mechanotherapeut, m. Bewegungsheil⸗
künſtler.
mechant, fr. (jpr. mejchäng, gem. meſchänt; altfr.
mescheant, PBartiz. von mescheoir, übel fallen,
von mes, weniger, und cheoir, choir = |. cad£re,
fallen, alfo eig. mißfallend, oder übel ausfatlend)
ichlecht, garſtig, häßlich, böfe, bösartig, ſchändlich;
Michancetd, £. (pr. meſchangßteh) die Bosheit,
Büberei; ein ſchlechter, niederträchtiger GStreid).
Mechitariſten, pl. eine Ordensverbindung arme-
niſcher Chriſten auf der Inſel St.Lazaro bei Ve—
nedig, geftiftet von dem Armenier Mechitar (d.t.
Tröfter) 1701 zur Belebung und Verbreitung der
armenifchen Sprache und Kiteratur.
Mecheacana, f. oder Mechvakän-Winde (Ipan.
mechoacän, jpr. metſch—; von der mezifan. Bro-
vinz Mechoacan od. r. Mihuacan, d.i. Fiicher-
land, von merifan. michin, Fijch), weiße Rhabar—
ber, eine Art Winde im füdlichen Amerifa, deren
Wurzel abführende Kräfte befißt; auch weiße
Salappe genannt.
Meͤcompte, m. fr. ({pr.melöngt’; von me, f.d., und
compte, ſ. d.) ein Rechnungsfehler, Srrtum; mes
compiteren, fich verrechnen.
teconium, Mecanin 2e., |. Mekoni on ze.
meeontent, fr. (ſpr. nefongtdug; von me, f.d., u.
content, |.d.)—= malcontent.
Medaille, £. fr. (fpr. meddlje; it. medaglia, jpan.
medalla, ml. medalla, medallia, medalia, ein
halber Denar, auch eine Goldmünze) Schaumünze,
Denfs oder Gedächtnismünze, jedes nicht mit dem
Zeichen des Geldes oder der Umlaufsmünze aus—
neprägte Schauftüd; Medailleur, m. (pr. medal-
jöhr) einStempelfchneider; Medwillift, m. (fr.me-
dailliste) ein Schaumünzentenner, Münzenſamm—
ler; Medaillon, n. (fpr. medaljöng) große Denk⸗
münze, großes Schauſtück; beſ. ein Rundbild,
kleines Gemälde zum Tragen am Halſe und die
Gemälde zum Tragen am Halſe u. die Einfaſſung
dazu; auch wohl runde, flache Kapfel für Yaar-
loden und andere Andenten; en medaillon ſſpr.
ang —), in Form einer Denf- oder Schaumünze;
ein Gemälde en medaillon, ein rundliches Denk—
oder Schaubild; Medalla, f. jpan. (ipr. meddlja)
eine alte jpan. Goldmünze = 8 Piafter.
Medaͤrdus, m. nl. (althochd. Medard, fr. Medard,
vont angelj. maedh, Ehre) männlider Name: der
Ehrenfeite.
Medien, f. gr. (Mödeia) Fabell. die Tochter des Kö—
nigs Metes zu Kolchis, wegen ihrer Schönheit,
BZauberfunft u. Grauſamkeit bekannt, da fie die Un-
treue ihres Gemahls Jafon durch die Ermordung
ihrereigenen Kinder rächte; Drama vonGrillparzer.
med&simo tempo und med. mod», it. (medesimo
— fr. meme, altfr. mesme, meisme, prov. me-
desme, smetessme, v. ml. metissimus, metipsis-
simus, semetipsissimus, derjelbe) Tonf. in voriger
oder gleicher Bewegung oder Zeitmeſſung.
media (sc. littera), pl. mediae, [. (von medius, a,
——— *
Mediante
um, mittel) Sprachl. mittlerer Laute: die weichen
Mitlaute b, d, g, welche die griech. Grammatiker
als Mittellaute zwiſchen den harten (tenues: p, t, k)
und den gehauchten (aspiratae: ph,th,th) anſahen;
mediäl (ipätl. medialis), in der Mitte befindlich;
Miediäl-Rinie, f. die Mittellinie des Körpers, I.
lin6a mediälis; medtän, [.(mediänus) mittelgroß,
mittelmäßig, 3. B. Medianpapier, ein Bud) in
Medianfolio, Medianoktav, ein Buch oder
Papier von Mittelgröße; Median-NAder, die
Mittelader, zwiſchen der Leber- und Hauptader;
Median-Nerd, -Vene, der Nerv und die Blut-
ader, welche in der Mitte der inneren Fläche des
Armes verlaufen.
Medidnte, |. unter mediieren.
Mediaftinum, n. nl. (v. medius; vgl. media) Heilf.
das Mittelfell, Zwifchenfell, ein die Brufthöhle in
zwei gleiche Teile teilendes Häutchen; Mediaſti—
nitis, f. die Mittelfell-Entzündung.
mediat, Mediation, mediatijieren, Mediator
uſw. ſ. unter mediieren.
Medtäpiften, f. unter Medium. R
Medicder, pl. ein bef. im 15. und 16. Jahrh. mäch-
tige3, kunſtſinniges floventinifches Geſchlecht; Me—
dicetſche Venus, |. Venus.
Mediẽtät, ſ. unter Medium.
mediieren, ſpätl. (mediare, v. medlus, mittel, halb)
mitten voneinander teilen; vermitteln; Mediaͤnte,
f. nl. Tonk. der Mittelton zwiſchen dem Grundton
und feiner Quinte, oder die Terz; mediänte, ver-
mittel3; mediante juraménto, I. vermittel3
eines Eides; medtät, mittelbar; Medtiätbanern,
pl. L.eotjch., Beliger von Bauerngütern in guts—
berrliden Dörfern; Mediätitadt, mittelbare
Stadt, die nicht ihre eigene Gerichtöbarfeit hat;
Mediätor oder fr. Medtatenr, m. (jpr. —töhr)
eine Mittel3perfon, Schiedsrichter; Kartenſp. Hilfs»
Tarte, die fich der Duadrillefpieler noch ausbittet;
mediatsriſch, vermittelnd, durch Zwiſchenkunft
verfühnend; Mediation, f. dieBermittelung, Für-
bitte; Mediations-Atte, f. die Vermittlungs—
Urkunde; medtatitieren, mittelbar od. landjäjlig
machen, unmittelbare Reich3itände der Oberherr-
jchaft eines andern Staates unterwerfen; media-
tifierte Füriten find die ehemaligen reichsun—
mittelbaren Fürſten, die teil durch die Napo-
leoniſche Weltherrichaft, teils durch Beſchlüſſe des
Wiener Kongreſſes ihre Souveränität verloren und
nur gewiſſe Rechte behielten, z. B. bei Eingehung
von Ehen den — regierender Häuſer eben—
bürtig zu fein; Mediatiſierung und Mediatiſa⸗
tion, f. die Aufhebung der Reichs Unmittelbar—
feit, Verwandlung eines felbjtändigen Staates in
einen abhängigen; mediatin, vermittelnd; bef.
Sprachl. ein Zeitwort(Berbum), welches eineHand-
lung miteinem egenjtandevermittelt, wiejchlagen,
fuchen, entg. immediativ.
medifabel, j. unter Medifus.
Wicditägo, m. nl. ((. medica, sc. herba, gr. medike
p6a, d.i. mediſches Kraut, von Medien in Ajien)
der Schnedenklee, Zuzerne, ein Ziergewächs von
verſchiedenen Arten.
Meditament, Medizin 2c., |. unter Medikus.
Vieditus, m. (.(v. mederi, heilen) der Arzt; Leib—
medikus, Leibarzt eines großen Herrn; Hof—
medifus, Hofarzt u.f. f.; pl. die Medizi, Arzte;
Medito-CHirurg, m. L.-gr. ein Wundarzt, der
zugleich innerliche Krankheiten behandelt; medifo=
Auilantbrügiieie Sozietät (in St. Vetersburg),
erein und Pflegeanjtalt für arme Kranke; medi—
Medinm 531
täbel (l. medicabilis, v.medicäri, heilen), heilbar;
Medikation, f. (medicatio) die Heilung, Kur;
Medifament, n. (l. medicamentum und medicä-
men) ein Arznei» od. Heilmittel; Medikaͤſter, m.
nl. ein Duadjalber; Medikaſterei, f. die Quack—
ſalberei; medice, I. ärztlich, nad) ärztlicher Vor—
Ichrift; Medizin, f. (l. medicina) die Arzneiwifjen-
Ichaft, Heilfunde; auch Arznei, Heilmittel; medi«
eina for6nsis, die gerichtliche Arzneifunde mit
Einfchluß der medizinischen Polizei; m. mentis,
Geiſtes-Arznei; uneig. für Vernunftlehre, Dent-
kunſt; medieinae Doctor, Lehrer oder Meiſter
der Heilfunde; m. practicus, m. ein ausübender
Arzt: medizinäf (l. medicinälis), heilwifjenfchaft-
lich; Mediztinät-Anftalten, Heil-Anftalten; M.=
Kolleginm,n.der Gejundheit3-Rat, Berfammlung
der Arzte; M.-Gewicht, das AUpothefergewicht,
nad) welhem die Apothefer ihre Arzneijtoffe wä—
gen; Medizinälrat, m. Mitglied eines Medizinal-
Kollegiums, aud) bloßer Titel eines Arztes; Mes
Diziner, m. ein Heilfunftbeflifjener auf: Univer-
fitäten, Heilfundiger; medizinieren, ml. (it. me-
dieinare, fpan. medicinar, fr. medeciner, Arznei
geben) Arznei gebrauchen od. anwenden; medizT=
niſch (I.medicinus), zur Arznei gehörig, arzneilich,
heiljam (offizinell); zum Arzte gehörig, Arztlid);
medizin] he Polizei, ſ. Polizei; Meditoma—
nie, f. 1.-gr. Arzneiwut, Arzneiſucht.
Medimnus, m.gr. (m&edimnos) der altgriech. Schef-
fel, ungefähr 51,5 1.
medio, j. Medium.
wmediocre, fr. (ſpr. mediöfr; v. I. mediocris, von
mediur, mittel) mittelmäßig; al3 Adverb. me-
diöere u. mediocriter, I. mittelmäßig, ziemlich;
Meedivfrift, m. barb.-!. ein Mittelmäßiger; Me—
diofrität, f. (I. mediocritas) die Mittelmäßigieit;
auch die Mittelſtraße.
medilieren (fr. medire, von m£- [f. d.] und dire,
jagen), übel nachreden, verleumbden, läjtern; medi—
ſaͤnt, ſchmähſüchtig, läfterfüchtig; Mediſance, k.
(ipr. mediſingß') die üble Nachrede, Läſterung;
Schmähſucht.
mediterrän, l. (mediterran£us, v. medius, mittel,
u.terra, Land) mittelländilch; Mediterrän-Wieer,
das Mittelländische Meer, Mittel- od. Binnennteer.
meditieren, I. (meditäri; fr. mediter) nachdenken,
nachſinnen, Betrachtungen anftellen; überlegen, er-
wägen, betrachten; itille Gebete, fronme Betrach—
tungen anftellen; Meditation, f. (l. meditatio)
das Nachdenfen, die Betradytung; Andacht, ftilles
Gebet; meditatip, ſpätl. (meditativus; fr. medi-
tatif) nachſinnend, in tiefen Gedanken od. in Nach»
denfen vertieft.
Meditring, k. [. (v. mederi, heilen) Yabell. die Heil-
göttin, Göttin der Heilkunſt; Meditrinalia, pl.
ein ihr zu ne altröm. Felt.
Medium, n., pl. Media, Medien, I. (medius, a,
um, ntittel) das Mittlere, die Mitte, der Mittel-
weg; Zwifchenmittel,3.B.Lichtleiter in der Naturl.;
das Hilfsmittel, Bergteichömittel;die Mittelsperfon
beim ®eijterflopfen; Spradl. das Medium (sc.
verbum), die Mittelform der griech. Zeitwörter,
welche, zwiſchen der Tat- und Leideform (Aktivum
und Kafftvim) in der Mitte ftehend, eine Rückbe—
ziehung der Tätigfeit auf das Subjekt ausdrüdt
(vgl. verbum reflexivum); medium tenuere
beäti, die Glücklichen halten die Mitteljtraße, od-
derMittelitandiftderglüdlichite; medium aevum,
n. da3 Mittelalter, der Zeitraum vom 5. bis zum
Ende des 15. Jahrh., 3. B. in medio aevo, im
34”
532 Medor
Meioſis
Mittelalter; daher: Mediänfften,pl.n!. Menſchen, mefiant, fr. (ſpr. mehficing; von me-fier, mißtrauen)
beſ. Schriftſteller des Mittelalters; medio od. in
medio, in der Mitte, 3. B. medio Junii, in der
Mitte des Junis; medio, in der Kfipr. bef.: in
derMitte des Monats; Wechjel, welche per medio
ausgejtellt find, miüjjen anı 15. des Monats be—
ablt werden und haben feine Refpefttage; medio
tissimus Ibis, I. Sprw. in der Mitte wirft du
am ficheriten gehen, oder der Mittelweg ijt der
ficherfte; in mediam rem oder in medias res,
mitten in die Sache, mitten in den Gang der. Hand⸗
fung; Mediẽtät, f. (l. medietas) die Mitte; die
Mittelbarkeit; eine (au3 drei Gliedern bejtehende)
ftetige Proportion; medietas linguaey f. I. die
Sprahhälftung, englilche Benennung für ein halb
aus Inländern und halb aus Ausländern beftehen-
des Gericht.
Medoc, m. fr. ein roter Bordeaur-Wein, von der
Landſchaft und dem Städtchen gleichen Namens in
Franfreid).
wedoperjiich, die Meder und Berfer betreffend.
Vedorrhöe, f. gr. (vd. mödos, männlide Scham) =
Gonorrhöe.
Medriffa od. Medreſſe, f. arab. (madras od. me-
dres, medrasat od. medreseh, midräs, v. darasa,
durchlejen, lernen) eine mohammedanifche höhere
Schule, ein Gymnafium im Orient.
Medſchid, fi. Metfhed u. Moſchee; Medfchtdie-
orden, ein '852 vom Sultan zur Auszeichnung
verdienter Männer gejtifteter Orden.
Dedſchilik, m. der Volfsrat der ——
meduüllä, T (v. medius, mittel) Mark, Kern; m.
spinälis, Rückenmark; medullär (1. medulläris),
Der Rückenmark gehörig; Medullarſarköm, n.
‚gr. Heill. Markſchwamm; Medullin, n. nl.
Markſtoff, ein aus dem Mark verſchiedener Pflan-
gen, bei. ben lim er ba
oderer Stoff; Medullitis, f. L-gr. Heilf. die
Rüdenmark-Entzündung; medullös (1. medullö-
sus), voll Marf.
Medum, m. altſächſ. (m&dhom, methom, angel.
mädhm, isl. meidm) Gabe, Gejchent; bejtimmte
Abgabe; Medums- Güter, im Hejliihen: gegen
einen bejtimmten Zins erblich verliehene Bauer-
— ohne echtes Eigentum; Medumstorn, Zins⸗
orn von ſolchen Gütern.
Mednñſa, f. gr. Fabell. eine von den drei Gorgo-
nen oder Töchtern des Gorgon, welche der Mi—
nerva den Schönheitsrang jtreitig madjen wollte,
wofür dieje ihr lodiges a in Schlangen ver-
wandelte und ihren Augen die furchtbare Kraft
beilegte, jeden, der jie anjah, in Stein zu verwan-
deln; Berjeus überwand fie, fchnitt ihr das furdt-
bare Haupt ab, und überlieferte e3 feiner Schuß-
göttin, der Minerva, die es auf ihren Schild fegte,
der daher aud) die Medufe oder das Medujen-
haupt heißt; Naturf. die Dualle oder Meernejjel,
ein nadtes Wurmgeſchlecht; ver Mednfenftern,
das Meduſenhaupt (caput Medusae), zur Fa»
milie der Seejterne gehörige Tiere.
Nedwedki, pl. rujj. (von medwiedka, ein junger
Biber von Kamtſchatka) Felle von jungen See-
ottern, ſo * ſie noch weiß ſind.
Meede, m. holl., der Krapp, das Färberrot.
Decting,n. engl. (jpr. mithing; v. meet, begegnen,
ag Irma Fre On Dream
ung, Gejellichaft; bej. öffentliche Volksverſamm—
fung; aud: Feiteflen, Ehrenmahl; meeting-hou-
se, pl.(fpr. —häufes) Verfammlungshäufer, Bet
bäujer religiöjer Genofjenfchaften in England.
mißtrauiſch; Mefiance, f. fr. (fpr. —fidngß’) das
Mißtrauen.
Megälanthropugenefie, f. (v. gr. megas, megäle,
mega, groß) die Kunſt, große oder fräftige Kinder
zu erzeugen, Megälegorie, f. gr. die Großſpre—
cherei, Brahlerei; Mergaliihen, pl. große Steine,
aus Gteinblöden beftehende Denfmäler der Vor-
zeit; megalithifch, aus großen Steinen bejtehend;
Megalobyzen, pl. verihnittene Priefter der Arte-
mis in Ephejus; Megalocklus, ın. ein Dickbauch;
Megalograͤph, m. ein Großmaler, der ins Große
arbeitet, Berjonen in Lebensgröße darjtellt; Me—
galsgrannie, f. die Großmalerei, Malerei in gro-
Ben Stücen; vergrößernde Daritellung wichtiger
Gegenftände, bei. Helden 2c.; megalegraphiich,
großmalerijch; megalokaͤrpiſch, großfruchtig Me⸗
galomanie, f. gr. Größenwahn; Megalomeéter
od. Merameter, n. ein Größenmeſſer, Werkzeug
um große Winfel am Hinmel, 3. B. den Abitand
de3 Mondes von Firiternen zu mejjen (erfunden
von Charnitre); Megalönye, m. eig. Riefen-
flaue, eine Art des Megatherium; Megalo—
Hhonie, f. volltönende, jtarfe Stimme; Megalo⸗
phõnus, m. ein Starfitimmiger; megalophoniſch,
Ntariftimmig: Megalopfydhte, f. die Seeiengröße,
Grogmut; Megalejeurus, m. die Riejeneidechje,
ein urweltliches trofodilähnliches Tier von ungef.
13 m Länge; Megaphön, n. ein von dem Aıneri-
faner Thon. Editon erfund. Schallverftärker (für
das Ohr, was daS Opernglas für das Auge);
Megabodien, pl. Srokfüßler, ein hühnerartiges
Bogelgejchlecht; Megaiföp,n. ein Berguäbeninge-
anzeiger, ein von Charles angegebenes optiſches
Werkzeug, durd) welches man, mittel immer grö—
Berer Annäherung eines ©egenjtandes an den
Brennpunft einer Sammlungslinje,immergrößere
Bilder desfelben erhatten kann, eine Art Laterna
magica; Megatherinm,n.das Riejenfaultier,eine
urweltlihe Yaultier-Öattung; pl. Megatherien,
auch überhaupt für große Tiere der Urwelt.
Megära od. Megäre, f. gr. (Megaira) eine der Fu—
‚rien, j.d.; uneig. für eine böfe od. häßliche Frau.
Megaͤrde, £. fr. (v. mé- u. garde, ſ. d.) die Unacht—
—— ; par megarde, unverſehens, unvorſichti⸗
erweiſe.
Megariker, mendriihe Schule, eine altgriechiſche
Philoſophen⸗Schule, geſtiffet von Euklides aus
Megara, einem Schüler des Sokrates; auch
Eriſtiker genannt (ſ. d.).
Megaſtop, Megatherium, ſ. unter Megalan—
thropogeneſie.
Meh, n. die Einheit des japan. Gewichtsſyſtems,
10 des chineſ. Liang (f.d.), zulOFung od. Pur
zu 10 Ring oder Rin zu 10 Mo und = 3,780 g;
auch eine chineſ. Rechnungsmünze (ſ. Liang).
Mehmendär, oder r. Mihmandar, m. per]. (von
mihmän, Saft, Fremder, und där, halten) eig. ein
Gajthalter; ein Beamter am türk. Hofe, der fremde
Geſandte und vornehme Reifende zu empfangen, zu
begleiten und zu bewirten hat.
Meiden, |. Maidan. y
Hle ligmia, n., pl. Meiligmäta, gr. (von meilis-
sein, bejänftigen) Bejänftigungs-, Erheiterungs-
mittel, bef. folche Heilmittel. un ’
Meidiis, f. gr. (v. meiün, verringern, me
Heilf. franthafteBerkleinerungeined Teiles; Rede
Berkleinerung,anscheinendeBerminderung; Meinũ⸗
ros, ın. (v. ürd, Schwanz) ein Kurzſchwanz, Stuß-
ihwanz; Metonit, m. (v. gr. meidn, Kleiner, wegen
Meiran
der ftumpferen Pyramide im BVergleih mit dem
Veſuvian 2c.) der weiße Hyazinth, = Wernerit
und Stapolith, ſ.ed.
Meiran, n.= Majoran, f.d.
Diekftabalſam, m. (von der arab. Stadt Mekka)
ein weißliches Harz von gewürzhaftem Geruch und
Gefchmad, von der arab. Balfamftaude.
Metometer, n. gr. (von m&kos, n. die Länge) der
Rüngenmefier; be. ein Zirkel, um die Ränge der
Neugeborenen zu mefjen; Mekometrie, f. Längen-
mefjung. e
Metonion, gr. od. Meconium, I.n. (v. gr. mekon,
f. der Mohn) Mohnjaft, Opium; auch (wegen der
ähnlichen Farbe) das Kindspech, der erite zähe
braune Unrat neugeborener Kinder; Mekon—
fänre, die Mohnfäure, Opiumfäure; Melonäte,
pl. mohnfaure Salze; Metonin, m. Mohnſtoff,
ein trijtallinijcher Beitandteil des Opiums.
Miekteb, n. türk.-arab. (v. kataba, fchreiben) eine
Schule, beſ. Elementarichule; Mektubdſchi, m.
türf. (vd. arab. mektub, gejchrieben) der Schreiber,
Geheimfchreiber ; Mekteb alt, Hohihule.
mel,n. [. der Honig; mel rosätum, Kojenhonig.
Melaͤmmed, ın. jiid. (v. hebr. lämäd, lernen, lim-
mad, lehren) ein Lehrer.
Melampodium, n. gr. (v. mélas, melaina, mélan,
Ihwarz) ſchwarze Niewurz; Meläna, f. Heilk. die
ſchwarze —S oder Ruͤhr; auch = Hämate—
meſis; Melanchlörus, m. ein Schwarzſüchtiger;
Melancholie, f. (gr. melancholia, v. chölos oder
chole, Galle) Schwerblütigieit, Schwermut; me—
lanchoͤliſch, ſchwarzgallig, ſchwermütig (val. Tem-
perament); traurig, düſter; Melanchslikus oder
Melancholiker, m. (grieh. melancholikös) ein
Schwermütiger; melanc6lico, it. Tonf. traurig,
ihwermütig; Melanchröos od. Melduhris,m.
ar. ein —
Vielange, j. melieren.
DMelania, Melanie od. auch Melanie, f. gr. (von
melas, melaina, melan, ſchwarz) weibl. Eigen-
name: die Schwarze, Dunkle.
Melanin,n. gr. (v. melas ıc., ſchwaxz) der Schwarze
itoff, ein Färbeſtoff, der ſich als Überzug auf der
Gefäßhaut des Auges findet; Melanit,m. ſchwar⸗
zer Granat, Eifengranat, eine den Granat ver»
wandte Steinart; auch eine ſchwarze Hartgummi—
maſſe, die fie in die verſchiedenſten Kormen prägen
und zu Kameen, Ketten, Kämmen 2c. benugen läßt;
vgl. ett; Melanorrhagie, f.Heilk ſchwarze Ruhr,
—Meläna; Welanöäng,n. (v.melanün, ſchwär⸗
zen) die Schwärze, ihwarze Mafje; Heilf. Schwarz
blutgeihwulit; Melanoſtöp, n. gried). (skopein,
fhauen) ein Schwarzidjauer, Apparat von Lom—
mel in Erlangen, durd) welchen gejehen das Grün
ber Blätter ſchwarz eriheint; Melandjis od. Me⸗
lanöfe, k. Heilf. die Schwarzſucht, das Schwarz»
werden der Eingemweide, ein franfhaftes Schwarzes
Gewebe in den Zungen od. in andern Organen;
melanotifch, dazu gehörig, oder damit behaftet;
Welanptypie, f. gr. (typtein, ſchlagen, drucken)
die Kunſt, ein photographiiches Bild auf geſchwärz⸗
tem Kupfer zu erzeugen; Melanotijp, m. ein pho-
tographiiches Bild auf geihwärztem Kupfer; Me—
lanterie, f. (gr. melanteria) die Metallſchwärze,
das Kupferſchwarz.
Melanzdne, f. (it. melanzäna, von mela, Apfel, I.
malum, gr. mölon, u. insano, insana, [.insanus,
toll) od. der Melanzanu-Apfel, der Tollapfel, das
Eiergewächs, die Krucht einer Gattung von Nacht»
{chatten (solänum), der eiertragende Nachtſchatten.
mieliorieren 533
; Melapbör, f. (fr. mélaphyre, v. dem fr. Gelehrten
Brongniart übel gebildet aus dem griech. melas,
ſchwarz, und der Schlußfilbe von porphyre, Vor-
phyr) Schwarzer Porphyr (Werner), eine Ari
Srünftein-Borphyr.
Meias,m. gr. (v.melas, ſchwarz) Heil. der ſchwarz—
fledfige Ausſatz; Melaͤsma, n. die Schwärze oder
der ſchwarzeFleck an dem leidenden Teile bei Gicht»
franfen.
Meläſſe, £. fr. (fpan. melaza, port. melaco, l. mel-
lac&um, Moſt, v. mel, Honig; vgl. Melis u. Mo-
laſſen) Zuckerfaßz Zuckerhonig, brauner Sirup, der
nach dem Einkochen des Zuckers nicht geronnene
Zeil, woraus man ſonſt eine Art Zuderbrannt-
wein, Taffia, madte.
Deelatrophie od. Meratrophie, f. gr. (v. melos,
Glied, meros, Teil, und Atrophie, |. d.) Heilf. die
Gliederſchwindſucht, das Schwinden, Dünnwerden
eines einzelnen Teils.
Melchior, m. hebr. (v. melech, König, u. ör, Licht)
männl. Name: der König des Lichts, Kichtfünig;
auch — Maillachor, Argentan; Melchifcder,
m. hebr. (Malki-zedek) männl. Name: König der
Gerechtigkeit; gerechter König; Melchiten, pl.ſyr.
eig. Königliche; im 6. u. 7. Jahrh. Benennung der-
jenigen orientalischen Chriſten, welche jich den Be-
ihlüfjen der halcevonifchen Kirchenverſammlung
unterwarfen.
Diele, £. gr. Heilk. die Sonde, Senknadel; Melöſis,
k. die Unterſuchung mit einer Senknadel.
Melee, |. melieren. .
Blelequettapfeffer, m., auch Malaghettepfeffer,
die Körner der Gemwürzlilie (Amömum Mele-
queta), Baradiesförner.
Meletét, die Kriegstrompete der Ägypter u. Abif-
iinier, falt 2 m lang.
Meleſigẽnes, m. gr. ein am Meles (Fluß in Jo—
nien) Geborner, Beiname Homerd.
Meiste, f gr. (v. melein, forgen) Sorgfalt, Nad;-
denten, Übung; Name einer der ältejten 3 oder 4
Mufen der altgriech. Fabellehre; Sternf. ein Aſte—
roid, 1858 durch Goldjchmidt entdedt; Meletẽms,
n. gr. (von meletän, forgen, forgfältig betreiben;
Übung (Studium), Betradhtung; pl. Meletemäte.
Meliänshus, n. gr. (v. meli, n. Honig, u. Anthos,
Blume) die Honigblume, ein Ziergewächs v. ver-
hiedenen Arten; Meliglöſſus, m. eig. ein Honig-
mund; ausgezeichneter Redner; Melikrdt, n. 90-
nigtvajjer; Welitith, m. eigentl. Honigjtein, eine
honiggelbe, dem Granat verwandte vulfanijche
Steinart (verfh.von Mellit); Melilithäte, pl.
honigfteinfaure Salze; Melilötus, m.. pl.Melts
Ioten, derSteinflee, Honigklee; daher Meliloten⸗
Bilafter (niht Melotenpflaiter), Steinfleepfla-
iter; Melitismus, m. (gr. melitismös) die Arı-
wendung des Honigs al3 Heilmittel.
Melier, m. fr. (jpr. meljeh) eine vortrefflihe Art
weißer Weintrauben in der Provinz Poitou in
Frankreich.
Meligloſſus, Melilith, Melilotus, ſ. unter Me-
lianthus.
Melimẽli, r. Melomẽli, n. L. (v. gr. melon, Apfel,
Quitte, u. meli, Honig) A Quittenſaft.
Melinit, n. neu erfundener Spreugſtoff.
Weelinum, n. l. (v. der griech. Inſel Velos), Me—
liſche Erde, eine weißliche od. afhgraue Alaun—
Erde, zu Malerfarben gebraucht; aud = Kad—
mium, .d. T
meliorieren, l. (melioräre, v. ınelior, beijer) ver—
bejiern, bef. ein Grundftüd; Meliorstion, F-
534 melieren
NL ee) od. Meltorament, n. nl. die
Berbejjerung, bej. Grundſtücks-Verbeſſerung durch
neue Anlagen, zwecdmäßigere Bearbeitung ꝛc.;
Meliorationg-Roften, Verbeſſerungskoſten.
melieven, fr. (meler, altfr. mesler, prov. mesclar,
dom mi. misculare, v.l miscẽre) miſchen, mengen;
fih in eine Sache melieren, ſich damit abgeben,
hineinmiſchen; meliert, gemifcht, mifchfarbig, ge—
ſprenkelt oder ſprenklig; Melange, f. r. n. (fpr.
melängich’) die Mifchung, das Gemiſch; aud) die
Miſchung aus zwei verfchiedenen Hälften, 3. B.
weierlei Arten
elee, £. (1. gleichſ. misculäta) ein Handgenienge,
Gefecht, heftiger Wortitreit.
Weelis, m. (fr. melis, I. gleich]. melitium, von mel,
Honig) eine Sorte Hutzuder, geringer als Raffi—
ade; eine Art leinener Tücher aus Angers und
Beaufort. |
meliich, |. unt. Melo3; Mellsme,n. gr. (melisma,
überh. Lied, Geſangweiſe; vgl. Melos) Tonf. der
Schleifgefang, eine Verzierung des Geſanges durch
Verteilung und Verkleinerung der Töne; melis=
maͤtiſch, mit Öejangsverzierung, jo daß auf eine
Silbe des Tertes mehrere Töne gejungen werden,
Enin dem ſyllabiſchen Belange.
Meliſſe, f. (v. gr. melissa, melitta, die Biene, von
melı, Honig) das Bienenkraut, die Honigblune;
Meliſſen-Waſſer, ein Arzneimittel aus Meliffen-
blättern, Spiritus und Bitrone, auch Karmeliter-
geijt genannt; Melittotheologie, f. Beweis von
dem Daſein Gottes aus der Kunſtfertigkeit Der
Bienen.
Melttismus, f. unter Melianthus.
Wellägo, f., pl. Mellagines, nl. (v. I. mel, Gen.
mellis, Honig) Heilf. flüjjige, Honigartige Auszüge;
mellägo plumbi, Bleihonig; melliferiſch (I. mel-
lifer), Honig tragend oder bringend, Honig erzeu-
gend; Mellifitation, f. ni. (v. I. mellificäre, Honig
machen) die Honigbereitung; mellifluent (ipätl.
mellifluens), von Honig fließend, honigſüß; Mellit
oder Mellith, m. der Honigftein, wajjerhaltige
bonigiteinjaure Tonerde.
Melochie, f. arab. u. per. (arab. melokhieh, perf.
mulukhija, nl. melochia) eine in Ägypten häufige
eßbare Pflanze, die Muspflanze.
Wielodie,f., pl. Melodien, gr. (melodia ;zufammen-
gejegt aus Melos und Ode, j. d.) die Tonfolge,
die Singweije; der Öefang, auch Wohlklang; mes
lödiſch, wohltönend, lieblich Elingend; fingbar;
Mielodit, f. die Lehre von der Ntelodie, Tonfolges
lehre; Melodika, f. ein von 3. U. Stein 1770
erfundenes Drgelwerf, in Geitalt eines kleinen
Flügels; Melodien, n. ein von Dieß erfundenes
Stab-nitrument, deſſen Ton durh Reibung nıe-
tallener, ſenkrechter Stäbe vermittel3 einer Walze
viel leichter hervorgebracht wird, als bei der Har—
monifa, und fi mehr den der Blas-Inſtru⸗
mente nähert.
Melodrämg, n., j. unter Melos.
Dielög, f. der Maimurm, Olkäfer.
Melograuh, Wielographie, Melolopie, Melo-
man, Melomantie zc., j. unter Melos.
Melomeli, ſ. Melimeli.
Dielen, n. gr. (melon, Apfel) Heilk. das Apfelauge,
ein apfelfürmiges Hervortreten des Auges.
Meloͤne, f. (v. [. melo, m., Gen. melönis, f. melo-
p&po, apfelförmige Deelone, vom gr. melon, Apfel,
u. pépõn, I.pepo, eine jroße Art Melonen, Pfebe;
it.mellöne,fr.melon)ei ie befannte wohlſchmeckende,
gurferähnl. Frucht; Melonen-Baum oder Pas
i8 auf einem Teller; Milchkaffee; .
Memnon
paya-Baum, eine Palme in Oft- und Weſtindien,
mit melonenähnlihen Früchten; Melonerie, f.
eine Melonenpflanzung, ein Melonenbeet.
Meloͤnkos od. Meloncus, m. gr. (von melon, die
Wange) Heilf. Wangengefhwulft; Meloplditif, £.
die Wangenbildung.
Melvs,n. gr. (melos) eig. Glied; dann Lied, Ge-
ſang, Singweife; meliſch, gefangartig, fanabar,
38. melifhe Dihtfunft—= lyriſche od. Lie—
der-Dichtung; Melodräma, n. (it. melodram-
ma, fr. mölodrame; das erfte Drama diejer Art
war Rouſſeaus Pygmalion) ein Scaufpiel mit
Mufifbegleitung, worin die von der Muſik in
Zwiſchenräumen begleiteten Worte bloß gejpro-
hen, nicht gefungen werden; Arten davon ſind:
das Monodrama, das Einjpiel, worin nur
eine Berjon fpricht, und da3 Duodrama oder
Zweifpiel, worin zwei Perſonen auftreten; melo=
Dramatifch, nach Art oder in Form eines Melo—
dramas zın Mufif geiprodhen; Melogräph, m.
ein Notenſchreiber; eine Notenſchreibemaſchine (am
Klavier, welche alles, was gefpielt wird, von ſelbſt
in Noten Br — Notoaraph); Melographie,
f. die Notenjchreibung; Melofopte. f. die Glied-
abnehmung; Melomdn, m., pl. Melomanen,
leidenfchaftlihe Mufiffreunde; Melumanie, f. Die
leidenihaftlihe Liebe zur Tonkunſt, Mufikwut;
Melomantie, f. Weisjagung aus den unwillfür-
lihen Bewegungen der Glieder eines Körpers;
Melopldit, m. eine in Frankreich von Galin er-
fundene Lehrart in der Mufif zum Auffinden der
Intonation ohne Hilfe eines Inftruments; Melo—
hüte, f. die Liederdichtung; das Tonſetzen; Meles
thefie, f. der Sag einer Sangweije; Melothet, ın.
ein TZonfeßer; Melotypie, f. Notendruderei, No»
tendrud, die von Duquet in Paris gemachte Er-
findung, Muſiknoten mit beweglichen Charakteren
zu druden.
Melöfis, |. unter Mele; Meloten-Pflaiter, ſ.
Melilotu2. x
Melpomẽne, f. eine der Mufen, |. d.; Sternk. ein
Aſteroid, von Hind 1852 entdedt.
Melufine, f. fr. u. dtſch. weibl. Name: die Honig-
füße (vom felt.-wallif. melus, melys, honigartig,
ſüß, von mel, Honig). N
Mem, engl. Rurzivort für fat. memorandum, d. i.
wohl zu merfen (= NB,, d. i. nota bene, |. d.).
Membrum, n. I. das Glied, Mitglied; pl. Mem⸗
bra; membrum genitäle, l. das Zeugungsglied;
m. honorarium, ein Ehrenmitglied; m. virlle,
da3 männliche Glied; Member of Parliament,
engl. Mitglied des Parlaments; Membrän oder
Wiembräne, f. I. (membräna, eig. Yaut, welche
die Glieder überzieht) eine zarte Haut, ein Häut-
chen; Bot. jedes flache, zarte, biegjame Pflanzen-
organ, insbeſond. bei Laubmooſen ein zujammen-
hängender feinerer Zortja des Schlauchs; aud)
— Vergament, Pergament-Handſchrift; membra=
nifoͤrm, nl. hautförmig, hautartig; membrands,
häutig; Membranüle, f. [. ein Häutchen; mem«
brätim. gliederweije, Glied für Glied; Meiubra⸗
tür, f. (jpätl. membratüra) die Gliederbildung,
der Gliederbau; membrieren (jpätl. membräri),
gliedern, Glieder bilden, entg. dismembrieren.
mem6nto?! I. (Smper. v. memini, id) erinnere mich)
gedenfe! daher dad Memento, eine Erinnerung,
ein Gedächtniszeihen; memento mori, gedente
des Todes!
Menmon, m. ägypt.-gr. Zabell. ein Sohn bes
Tithono3 und der Eos (Aurora), König der Athio-
Memoire
pier, welcher vor Troja durch Achilles getötet wurde;
ſeine Bildſäule, die Memnons-Säule beiThebä
in Ugypten, ſoll beim Auf- und Untergange der
Sonne ertönen.
Memoire, n. fr. (le m&moire, (fpr. memodhr'; vom
I. memoria, f. d.) eine Dentjchrift, = Memorial
oder Bromemoria; aud) eine Art von Staats—
Schriften, eine jchriftliche Darlegung; Memoires
oder Memoiren, pl. merkwürdige Nachrichten,
Denkwürdigkeiten, in denen der Berfafler vorzüg—
fich felbfterlebte Begebenheiten aufgezeichnet hat,
— über merkwürdige Perſonen und Er—
eigniſſe.
— oder Memorie, f. I. (von memor, einge-
dent; fr. la m&moire) das Andenfen, Gedenten;
Gedächtnis, die Erinnerungsfraft; meamemoria,
meines Gedenfens oder Wiſſens; piae memorlue,
frommen, ehrwirdigen Andenfens; memoriae
martyrum. pl. die Gedächtnistage der Märtyrer;
memoria locälis, da3 Ortsgedächtnis; m. ver-
bälis, das Wortgedächtnis; memoriae damna-
tio, j. damnatio memoriae; ad oder in perpe-
tüam rei memoriam, zum fteten Andenken an
dieSadıe, zum ewigen Gedächtnis; posthominum
memoriam, jeit Menſchengedenken; Memortäle
od. Memoriäl, n. (l. memoriälis liber od. libel-
lus), aud) Bromemoria vd. pro memoria, eine
Erinnerung3- od. Denkſchrift; Eingabe, Bittſchrift,
untertäniges Geſuch; man fagt dafür auch: dienit-
fihe Zuſchrift, ganz —— Bekanntmachung
od. Eröffnung, gehörſamſte Anzeige, Anfrage ꝛc.;
bei Kaufleuten ijt das Memoriäl ein Denf- oder
Merkbud,, f. Manual; Memorialift, m. nl. ein
Denk od. Bittfchriftiteller; memorialiter, dent-
oder bittſchriftlich; memorieren, (|. memoräre, er-
innern, erwähnen), auswendig lernen; Memorier⸗
ftoff, Stoff zum Auswendiglernen; memoräbel
(l. memorabilis, e), merf- oder denfwürdig; Me⸗
morabilia oder Wiemorabilien, pl. Merk⸗ oder
Dentwürdigfeiten; Memordnden-Buch vd Me—⸗—
mordndum, n. ein Denf- od. Merkbuch; Memo⸗
ration, f. (memoratio) die Erwähnung; memori⸗
fieren, barb.-I. zur Erinnerung aufzeichnen und
aufbewahren; memoriterz I. auswendig, aus den
Kopie, 3.8. herjagen.
Memphit, m. eine ſchwarz⸗ und mweißgeftreifte Ab—
änderung de3 Onyr, nad) der Stadt Memphis
in Agypten benannt.
Menãchmen, pl. gr. (v. men-aichmös, ausharrend
im Kampfe, von ménein, bleiben, ausharren, und
aichme, Lanze, Kampf) Name von jehr ähnlichen
Zmwillingsbrüdern in der gleichnamigen Komödie
des Plautus; Zwillinge, Ebenbilder.
menacieren (ſpr. —Bieren), fr. (menacer, von me-
nace, Prob. menassa, it. minaccia, v. (. minaciac,
Drohungen) drohen, bedrohen.
Menage, f., r. n. fr. (le menage, fpr. mendhſch';
altfr. mesnage, ml. mansionaticum, managium,
— mansio, Wohnung, v. I. manere, bleiben) die
— 7 Wirtſchaft, das Hausweſen; die gute
inrichtung, Erſparung; Tiſch- u. Wirtſchaftsge—
meinſchaft; auch Einfag- od. Riemenſchüſſeln zum
Speiſeholen aus Speiſehäuſern; Menage-Herd,
fradeutſch ein Sparherd; M.-⸗Train, m. fr. (fpr.
—träng) die Feldfüche; menagieren (ft. ménager;
ſpr. menaſch —) haushalten mit einer Sache, oder
ſie zu Rate halten, in acht nehmen, haushälterifch, |.
Ken mit etwas umgeben; ſich menagieren,
ic [honen, mäßigen, 3. B. im Zorn; ſich in acht
nehmen; Menagement, n. (fpr. menahſch'mäng)
Mennig 535
die Schonung, Mäßigung; Menagere, f. fr. (fpr.
menaſchähr) eig: die Haushälterin, eine Vereini—
gung von Speilegeichirren, das Haushaltsgeicirr,
Speijegerät; Menagerie, f. (pr. menaſch'rih) ein
Tier- oder Viehhof, Hühnerhof; Tiergarten fir
fremde und feltene Tiere; eine Sammlung v. be].
ausländiichen Tieren; Tierhaus; menageng (pr.
—}öh8) oder menagierlich, haushälteriſch, ſpar⸗
ſam, rückſichtsvoll, anſtändig.
Menakan, auch Menafanit, m. Titaneiſenſtein,
Titanſand, eine metalliſche Steinart, nad) ihrem
Fundorte Menakan in Cornwall benannt.
Mendazität, f. (ſpätl. mendacitas, von mendax,
lügenhaft) die Lügenhaftigkeit.
Mendikänt, m. [ (mendicans, dv. mendicäre, bet—
teln, mendicus, Bettler) ein Bettler; Bettelmönd),
Bettelbruder; Mendifation, f. (mendicatio) das
Betten; Mendizität, f. (I. mendicitas, von men-
dieus, bettelarm)der Bettlerstand, die Bettelarmut.
Miende, f. fr. (v. mener, führen) ein geheimer Gang,
Schlid; die Fährte eines Wildes.
Menelãos oder Menelaus, m. gr. (von ménos,
Kraft, und läös, Volk) männl. Name: der Volks—
ftarfe, Bolfhart ; griech. König vor Troja.
Meneo, m. ein umzüchtiger Tanz der Zigeuner in
Andalufien.
Deenejtrel oder Menetrier, m., pl. Menejtrels
oder Menetriers, fr. (ipr. menetrjeh; engl. min-
strels, v. nıl. ministeriäles; vgl. minister) Diener
und Begleiter der provenzaliihen Troubadours
(ſ. d.), welche ſich nur auf das Singen, nicht auf
das Dichten verstanden, — ehem. Jongleurs.
Mene Thekel oder vollſtändig Mene Mene Thekel
Upharſin, chald. (gezählt, gezählt, gewogen und
eteilt) dunkle, den nahen Untergang verkündende
orte, welche von Geiſterhand an die Wand ge—
ſchrieben wurden, als der gottloſe König von Ba—
bylon Nabonides oder Belſazer die aus dem
Tempel von Jeruſalem geraubten Gefäße bei einen
Gaſtmahl entweihte, worauf er (539 v. Chr.) von
den eindringenden Perſern ermordet und fein Reich
zerjtört wurde (nad) Daniel 5).
Menetrier, j. Meneftrel.
Meenilit, m. Leberopal, Knolfenftein, eine Abände-
rung des Halbopals, bei. zu Menil-Montant
bei Paris.
Menin, ın. fr. (fpr. m'näng; jpan. menino; port,
menino, überh. ein Kind, vom gleich). I. minimi-
nus, als Verkl. v. minimus, der kleinſte) ein Edel-
knabe (Page) der mit einem Prinzen zufammen
erzogen wird, PBrinzengefpiele; aud) Wenine, f.
Geſellſchaftsdame einer Prinzeſſin.
Meniux, f. gr. die Hirnhaut; pl. Meninges, die
Hirnhäute; Meningitis, f. Heilk. Entzundung
derHirnhaut; Meningophäfar, m. ein Hirnhaut—
befhüger beim Schädelbohren; Meningorrhöa,
f. Blutaustreten zwifchen den Hirnhäuten; Me—
ningoſymphijſis, f. die Verwachſung der Schädel—
Meniſcheſis, ſ. Menoſcheſis. [häute.
Mienisfus, m. gr. (meniskos, Berfl.v.mene, Mond)
ein Mondglas oder Mond, Mondlinfe, ein Glas,
da3 auf der einen Seite erhaben und auf der an—
dern hohl ger iien ist; auch ein yalbmondförmiger
Kreisabſchnitt, Heilk. eine halbmondförmige Knor—
pellage zwiſchen Gelenken.
dennig, m. auch Mennige, f. (v.I.minium, Berg-
zinnober, ein hiſpaniſches Wort, da die Römer
allen Zinnober aus Spanien befamen; baSf. armı-
ned) Bleizinnober, Brennendrot, rotes Bleioryd,
als Farbeftoff benußt.
=
536 Mennonit
Mennonit, m., pl. Mennoniten, Wiedertäufer,
Taufgejinnte(Anabaptijten),einefchwärmeriiche
riftliche Partei, deren Anhänger nur Erwachſene
taufen, feinen Eid ſchwören und den Krieg verab-
Scheuen, nach einem ihrer Lehrer, Menno Simo—
nis, d.ti. Simons Sohn (geb. 1496 in Friesland),
genannt, der ihren Aufruhr gegen die weltl.Obrig-
feit im Jahr 1537 ftillte.
meno, it. (I. minus) Tont. tweniger; meno forte,
weniger ftarf; meno piano, weniger ſchwach
Menologium, n. gr. (v. men, m. der Monat) ein
Heiligenfalender, eine nad) den Monatstagen ges
ordnete Heiligengeſchichte; Menopauſis, f. das
Aufbören der monatlihen Reinigung; Mens
Hlanie, f. die Berirrung od. Verſetzung derjelben;
Mensrrhagie, f. der Mutterblutfluß, zu häufiger
od. zu lange anhaltenderMonatfluß; Menorrhoe,
f. die monatliche De Menoſchẽſis oder
Meniicheiis, f. die Verhaltung der monatlichen
Reinigung; Menoftafie oder Menoſtäſis, £.
Stehenbleiben der monatlichen Reinigung.
mens, f. (ci. mentis) I. der denfende eilt, Ber-
itand, Sinn, Gejinnung; mens legis, f. I. Ripr.
der Sinn eines Geſetzes; mens sana in corpöre
sano, eine gelunde Seele in einem gefunden Kör—
per; bona mente, in guter Gefinnung; mente
captus, am Beritande gefangen, d. i. blödfinnig,
mahnfinnig; sanae mentis, gejunden Beritandes;
mentäl, nl. (mentälis) geiltig, innerlich; Mental:
rejerdation — reservatio mentalis, |. d.
mensay f. I. der Tifh; m. academica, Studenten-
heim, -tiſch; m. ambulatoria, ein Wandeltiich,
abmwechjelnder Freitiich, den ein Schüler heute in
diejem, nıorgen in jenem Haufe hat; m. Domini,
der Tiich des Herrn, Abendmahlstiſch, Altar; m.
gratuita, ein Freitiſch; m. episcopalis, eig. der
biſchöfliche Tifch, d. i. die unveräußerlichen Güter
u. Einkünfte für die Tafel eines Biſchofs; amensa,
vom Tiſch (z.B. geihieden); Mienfäle od. Mienfät,
n. ml. ein Tiſchtuch, Handtuch; Menſälgüter, Za-
felgüter, in geiitlihen Staaten Güter, deren Ein-
fünfte zur Tafel des geiftlichen Itegenten verwen-
det werden; Menfarius, m. I. ein Wechfler, Ban-
fier; pl. Menſarii.
mense, menses, |. mensis.
Menſel, ſ. Menſul.
Dienfindio, m. it. ehemal. Getreidemaß in Nizza
—.ı N
Meniion, f. I. (mensio, von metiri, mefjen) bie
Meſſung.
mensis, m. !. der Monat; höc mense, in dieſem
Monate; hujus meusis, dieſes Monates; mense
medio, in der Mitte des Monat3; ımenses, pl.
auh = Menjtrua, ſ. d.; menses apostolici
od. papäles, pl. apoſtoliſche oder päpitliche Mo-
nate, in denen der Papſt nad) Übereinkunft mit
Kaiſer Friedrich III. geiftliche Pfründen vergeben
fonnte, näml. Januar, März, Mai, Zuli, Sep-
tember u. November; m. capituläres od. episco-
päles, Kapitel» oder Biihof-Monate wurden die
übrigen —— in welchen den Kapiteln das
Hecht zuſtand, geiſtliche Pfründen zu vergeben;
wieninäl, monatlid.
Meniola, f. it. Bauf. der Kragftein, Sparrfopf.
Menftrnum,n.1.[.(v.menstrüus,a,um, monatlich,
v. mensis, ſ. d.) das Monatliche, die monatlicje Zeit,
weibliheReiniqung; gew. pl. Menſtrũa, auchmen⸗
568, pl. u. Menſtruation, f. Monatsfluß, = Ka—
tamenien; menjtruäll.menstruäalis),‚monatlic);
einen Donat lang; bef. zur monatlichen Reinigung
Mennett
gehörend,; Menftruältoftt, f. L.gr. ſchmerzhafter
Durchbruch des Monatsflujies; menftruteren, (1.
menstruäre),den Monatsfluß bekommen od.haben:
Menftrüum, n. 2. ml. Scheidek, ein flüffiges Auf-
löſungsmittel (Ertraftivum), das man früher
oft einen Monat lang wirken ließ; menstruns:
universäle, = Univerfal-Meoizin.
Meénſul, auch Menſel, £. . mensüla praetoriäne
(v. mensüla, Tischen, Verfl. v. mensa), der Mef-
tiſch, beim Feldmeſſen; Menſelblatt, n. Meßtiſch⸗
anfnahme; Karte, die eine genau ausgemeſſene Auf—
nahme eines Grundſtücks oder Gebietes enthält.
Mienfür, f. (.(mensüra, von metiri, mensug, mei»
jen) das Maß, das Größenverhältnis; bei. Tonk.
Das Tonmaß, die richtige Einteilung des Griffbretts
bei Saiten-njtrumenten; das Zeitmaß, der abge»
mefjene Tongang; bei Bildhauern: ein vierediger
abgeteilter Rahmen, von welchem Bleigewichte ar
Schnüren herabhängen, um die Entfernungen an
einer Bildfäule zu meſſen; bei Zweikämpfen die
abgemeſſene — zwiſchen den Kämpfenden;
auch für Zweikampf ſelbſt gebraucht; ad mensü-
ram, nad) dem Make und Gewicht; menſuräl, (I.
mensurälis), zum Meſſen gehörig oder dienend;
Meniuräl-Muiit, ehemals Mufit mit genau be-
ſtimmtem Zeitmaß oder ftrenger Taftbewegung,
3. U.von Choralmufit; menfurteren (. men-
suräre), mejjen, abmefjen: die Orgelpfeifen nad
ihrer Tonartzufchneiden; menjuräbel ipätl.men-
surabilis), ermeßlich, meßbar; Menfurabilität.
f. nl. die Mebbarkeit; Menſuration, f. {. (mer-
suratio) die Meflung, das Mejien; Menfurätum,
n. das Ausgemefjene, Abgemejjene.
Wentägre, f. [.-gr. (v. I. mentum, das Kinn) Heilk.
die Kinnflechte.
nteutäf 1. mente captus, f. unter mens.
mental 2., 3.8. Mental-Arterien ze. (vom J.
mentum, da3 Linn) zum Kinn gehörig.
mentha oder menta, £. l. (gr. mintha, minthe) die
Minze, eine Pilanzengattung, wozu die Kraufe-
minze (m. crispa), die Pfefferminze (m. piperita)
zc. gehören; daher Menthol, n. (ol ala Abfür-
ung für lat. ol&um, Ol), ein Heilmittel gegen
Kopfweh, Katarrh ufw., 3.8. der Menthol- od.
Migräneftift, Mentholpaitillen uſw.
Mention, £. I. (mentio) Erwähnung, Meldung, An-
zeige; mentionieren, nl. (fr. mentionner) ermäh-
nen, gedenfen, erinnern: mentioniert, erwähnt,
gemeldet.
Mentor, m. gr. Name des vertrauten Freundes des
Ulyſſes u. Lehrer des Telemad); daher überhaupt
ein Führer, Ratgeber, Hofmeilter eine3 jungen
Menſchen.
mentüla, f. l das männliche Glied; Mentulägra,
{. (.gr. = Priapismus.
Wenn, 1.1. Manu, 2. f. den folg. Artikel
menue dépense, f. fr. (Ipr. menüdepängß'; von
menu = |. minütus, flein, eig. Bartiz. v.minuere,
vermindern) Kleine Ausgabe; menu peuple. m.
(fpr. — pöp’i), gemeine Volk; menus plaisirs,
pl. (ipr. — pläfır) Kleine Bergnügungen und die
Ausgaben dafür; Tajchengelp; ber die —
der franz. Könige; das Menu, der — lit.
minuta); bef. die Speiſekarte. Tiſchkarte Tafelkarte
(menu d’un repas); Menũaille, f. (pr. menüdi)
feine Münze, Scheidemünge; leinigkeiten.
Menuäett, k. od.n. eig.m.fr. (v.l.minũtus, fr.menu,
klein, wegen der kleinen Tanzſchritte) ein urſprüngl.
franz. Tanz von langſamer, abgemeſſener, feierlicher
Bewegung, Prunftanz; auch ein zur Begleitung
Menntjerie
dieſes Tanzes beftimmtes oder geeignetes Tonftüd;
Mienuettpas, m. fr. der Menuettjchritt.
Menuiſerie, f. fr. (fpr. menüiſ'rih; v. menuiser,
tifchlern, menuisier, ein Tifchler; altfr. menuisier,
menuiser, flein machen, zerichneiden, prov. menu-
zar, it. minuzzare, I. gleich). minutiäre, v. minü-
tus, Fein) Schreiner- Arbeit.
Menyänthes, m. gr. (menanthos) der Bitterflee,
Sumpfklee.
Menzille, f. arab. = Manzel, f. d.
meo vote, f. unter Votum.
Meyphiſtophẽeles, auch abgek. Mephiſto, m. (bei
altengl. Dihtern Mephoftophilus, wahrſch.
übel gebildet aus gr. m&, nicht, phös, Sen. phötös,
das Kicht, und philos, liebend; alfo der das Licht
nicht Liebende, der Lichticheue, der das Dunkle und
Unbeimliche Liebende) der böje Feind, Teufel.
Mephitis, £. I. jchädliche Ausdünſtung, Stid- oder
Stiniluft, durch Kohlenſäure 2c. verunreinigteRuft,
auch: mephitiſche Luft; Fabell. die Göttin des
Geſtanks, die gegen jchädlihe Ausdünftungen
ſchützte; mephitiſch (l.mephiticus), verpeitend, er»
ſtickend (f. aud) Gas); mephitiſieren, barb.el. (fr.
me£phitiser) verpejten; Mephitismus, m. nl. die
Erſtickungskraft od. Stickkraft.
Menris, m. fr. (ſpr. —prih; v. mé-, ſ. d. u. prix,
l. pretium, Preis, Wert; mépriser, verachten) die
Mißachtung, Geringihägung; meprifäble, ver
ächtlich; meprifänt, verachtend.
Mieprife, k. fr. (v. m&-prendre, wörtl. mignehmen,
vergreifen) ein Mißgriff, Irrtum, Verſehen.
Meratrophie, j. Melatrophie.
mercedes pupillörum, pl. [. (v. merces, f. Gen.
merce&dis, Lohn) Ripr. Erziebungsfoften für Mün—
del oder Unmündige; mercenär, fr. (mercenaire,
jpr. mer; —, vom I. mercenärius) eigennüßig,feil;
ein Mercenär, ein Söldner, Mietling.
Merecedonius, m. l. ein röm. Schaltmonat von 22
od. 21 Tagen zur Ausgleihung des Mond- und
Sonnenjahrs.
Merceria, £.it , Schnitt-, Kram⸗, Kurzwarenhandel;
Name einer Straße in Venedig.
Miercerie, f. fr. (fpr. merßerih; v. I. merx, Gen,
mercis, Ware) Kramhandel.
merci, fr. (ſpr. merßih; v. l. merces, Lohn) Dank,
habt Dant.
merde d’oiey f. fr. ({pr. — dod; vom I. merda, Un-
rat od. Kot des Leibes) eig. Gänſekot; grüngelb,
eine Modefarbe; merdss, Eotig.
Mere, f. fr. (jpr. mähr) die Mutter.
Mereau, m. fr. (ipr. — roh) Münzk. ein Kirchen»
zeihen, Marke fiir die Dombherren.
Merzemphräris, f. gr. (v. möros, Teil, u. Em-
phraris,.d.)teilweile Berftopfung od. Überfüllung.
Merende, f. I. das Nachmittagsbrot, Veſperbrot.
Meretrig, f. I. (v. mereri, verdienen) eine fäuf-
liche Dirne; meretrizieren, buhlen; meretriziſch
(l. meretricius), Buhldirnen eigen, buhleriſch.
meridies, m. l. (aus medidies, d. i. mediug dies,
entit.) Mittag; ante meridiem, vormittags; Mes
ridtän, m. (l. meridiänus, sc. circulus) ein Wit»
tagskreis, jede an der Himmel3- und Erdfugel ges
dachte, den Üquator und die beiden Pole durch.
ichneidende Kreislinie, in weldher die Sonne für
jeden darin liegenden Ort der Erde mittagd um
12 Uhr jteht; auch uneig. die Höhe, der Böchite
Grad, Gipfel; Meridiangrade, Breitengrade;
meridionäfl (ipät!. meridionälis), mittäglic), ſüd⸗
ld; Meridionalttät, f. nl. die Mittäglichkeit,
mittägliche oder jüdliche Lage oder Richtung.
Merkurius 537
Meridröſis, f. gt. (von méros, Teil, und Hidroſis,
f. d.) Heilf. teilweife3 od. örtliches Schwißen; mes
ridrotiſch, an einzelnen Stellen ſchwitzend.
Merimmophrontift, m. gr. (von mérimna, Sorge,
u. phrontizein, nachdenken), od. Merimnoſophift,
m.(d. sophizein, erjinnen) ein ängjtlicher Grübler.
Merindäd, f. ſpan. (mi.merinia, f. majorinia; val.
Merino) die Gerichtöbarkeit, der Landgerichtsbezirk
in jpanifchen Provinzen. '
Meringue, f., pl. Meringues, f. (pr. merängg’;
vgl.mi.meringa, = I. merenda, Nachmittagsbrot,
alfo wahrfch. eig. mas man zum Nachmittagsbrote
ißt) Meringel, mitSchaum gefülltes Zudergebäd,
in Deutichland gew. Baijer genannt, Schaunt-
uder; Meringue à la creme, Meringel mit
chlagfahne.
Merino- Wolle, die beite ſpaniſche Schafwolle von
den Merinos, der edeljten Art fpan. Schafe (ſpan.
merino, ein Bezirfsrichter, Aufjeher über die wart-
dernde Schafherde, feinwolliges Wanderfchaf, fein-
wollig, vd. ml. merinus, entit. aus majorinus, d. i.
major villae, = fr. maire); Merinos, pl. auch
aus diefer Wolle verfertigte Zeuge.
Merisma, n. gr. (m6risma, v. merizein, teilen) das
Abgeteilte, der Teil, Anteil; Merismos, ın. die
Einteilung, Berteilung eines Satzes bei der Dis—
pofition; Meriftein, n. gr. Teilungs- oder Bil—
dungsgewebe bei den Pflanzen, das einer fortge>
jeßten Zellteilung unterworfen ift, durch die immer
wieder neue Gewebe entiteheıt.
meritum, n. I. (v. meröri, verdienen), fr. Merite,
n. das Berdienit; pl. Meriten, Verdienjte; pour
le mörite, fr ‘fpr. pur l’ merit’) für das Ver—
dienft; ein fo benannter Orden: VBerdienit-Orden;
bene meritus, m.!. ein Wohlverdienter, verdienft-
voller Dann; meritieren (fr. meriter), verdienen,
wert od. würdig fein; fich verdient machen; mert—
töriſch (v. I. meritorius), verdienftlih; aud: in
die Sache felbit eingehend, die Sache ſelbſt (die me-
rita causae) betreffend.
mertantil od. mertantififch, nl. (mercantilis, fr.
mercantile), auc) meriatöriich, I. (mercatorius,
v. mercätor, der Kaufmann, mercäri, handeln, d.
merx, die Ware) faufınännijch, zum Handel ge-
börig; das Merkantil-Weſen, der Handel u. Ver-
tehr, die Handelsgeſchäfte mit ihren Gebräuden,
Sejegen und Eigentümlichkeiten; das M.⸗-Syſtem,
der Xehrbegriff in der Staatswirtichaft nad) wel—
chem Gewerbe und Handel mit Vernachläſſigung
der Landwirtſchaft begünstigt werden, u. der Neich-
tum eines Volks in der möglichſt großen Mafje
von Gold und Silber befteht; entg. phyſiokra—
tiſches Syſtem; Werkantiliften, pl. die Ans»
hänger diefes Syitens; Mertatür, f. (l. merca-
türa) der Kaufhandel, Bertrieb der Waren; Mers
fanzei, f. (0. ml. mercantia) ehem. für Hanvels-
Speiulation, unredlicher Vorteil, Wucher.
Merturins oder Merfür, m. 1. 1. Fabell. = gr.
Hermes, der Sohn des Jupiter und der Maja,
der Götterbote, Handeld- oder Kaufgott, überh.
da3 Sinnbild de3 Friedens, der Klugheit und Be-
redſamkeit, Lift u. Behendigfeit od. Flüchtigfeit,
der Handelichaft, aber auch der Betrügerei und
Dieberei; 2. der Planet, welcher der Sonne am
nächften fteht; 3. Scheidef. dad Queckſilber; mer-
eurius cosmeticus, weißer Quedjilber-Wieder-
ſchlag als Schminte; m. duleis, verfühtes Queck—
jilber, = Raiomel, f. d.; m. sublimätus cor-
rosivus,a.HAgfublimätod.ägendesQued-
jilberfublimät, Quedfilberchlorid; m. vivus,
538 Merlan
flüſſiges Queckſilber; merkuriäl ([. mercuriälis)
od. merkuriãlis, den Merkur betreffend ꝛc.: queck—
ſilberhaltig, von Queckſilber, z. B Merkurtiäls
mittel oder Merkurialien, Merkurialpillen,
Queckſilbermittel 2c.; Mercuriäles (viri), Männer,
deren Schuggott Merkur ift: die Gelehrten u. Dich—
ter; auch die Kaufleute; Merfurtdie, f. fr. ehem.
die Berfammlung der franz. Parlamente am eriten
Mittwoch (dies Mercurii) nad) den großen Ferien;
die an diefem Tage gehaltenen Reden hießen Mer—
furialien, in welchen die Mißbräuche und Unges
hörigkeiten bei der ®erichtsverwaltung zur Sprache
famen; daher Merkuriale, auch ein Verweis;
Merkurialismus, m. nl. od. Merkuriälsftrant-
beit, die Duediilber- Krankheit, langſame Bergif-
tung durch den Gebraud von Duedjilber; mer—
furifigteren, nl. verquedfilbern, in Queckſilber
verwandeln; Merkurifikation, £. die Berquidung
od. Verbindung mit Quediilber; auch Ausziehung
der Metalle durch Duedfilber.
Merlan, m. fr. (pr. —ldng) = Gadde, ſ. d.
Merlin, m. ein berühmter fabelhafter Zauberer,
angeblich der Sohn eines Damon und der Tochter
eines Königs von England, Genoffe der Tafelrunde
des Königs Artus im 6. Jahrhundert.
Merlon, m. fr. (fpr. merlöng; it. merlo, merla, v.
l. mirüla, f. minüla, Verkl. v. mina, Mauerſpitze)
Krk. eine Zinne, Wallzeile; Schartenzeile, das Stüd
der Bruſtwehr zwiſchen zwei Schießjcharten.
Merluſchki, pl. vuff. (von merlüschka, Verkl. von
merlücha, Lämmerfell mit der Wolle) Felle von
jungen Lämmern, bef. aus der Krim, daher aud)
Krimer genannt, = Baranken.
Merobalnkum, n. l.gr. (v. gr. meros, Teil, Glied,
u. d. l. balneum, ſ. d.) Heilf. ein Gliedbad.
— f. gr. (v. mörös, Schenkel) der Schenkel—
ruch.
Meropie, f. gr. (von méros, Teil, u. Ops, Geſicht)
Heilk. teilweife Berdunfelung des Geſichts.
Mörowinger, pl. das ältefte Königsgefchlecht im
alten fränkiſchen Reiche von 486—752, vor den
Karolingern, nad) jeinem Stammovater Merowig,
Merwig od. Meroväus benannt.
Meriawtichif, m. ruſſ. im Volksmund das beim
Berfauf von Branntwein zuläfiige Mindeſtmaß =
Yo WVedro,.d.
Mierülg, f. l. die Amſel; auch ein Orgelzug.
merum (sc. vinum), n. l. (von merus, a, um, rein,
unvermijcht) unvermijchter Wein; merum jus, n.
l. eig. ein lauteres Recht, ein ausdrüdliches, gejeb-
liches Recht; mero jure, Rſpr. nad) lauteren,
reinem Rechte.
Merveille, m. fr. (fpr. merivej’; v. I. mirabilia, pl.
von mirabile [j. mirabilis]; altit. mirabiglia, jeßt
meraviglia,maraviglia) das Wunder, Wunderwerk;
à merveille, vortrefflich, wunderjchön; merbeils
leur (ipr. merwejöh), wunderbar, wunderſchön;
Bezeihnung eines Seidenftoffes; Merveillense, f.
weibliche Tracht aus der Zeit der franzöfifchen Re—
volution (der griechiſchen Tracht nachgebildet oder
mit großem baufchigem Rod; entjpredyend den In-
eroyables der Männer, d. i. der Tracht mit dem
rogfrempigen dreiedigen Hut),
erycismus, m. gr. (merykismös, v. merykizein,
wiederfäuen) das Wiederfäuen.
Wein, f. jpan. (v. I. mensa) eig. der Tifch, die Tafel;
in Südamerifa ein langgedehnter dachförmig ab»
fallender Bergrüden der Andeskette.
mesalliieren, ſich —, fr. (mösallier; vgl. me, m&s-,
u. alliieren) ſich nicht feinem Stande gemäß ver-
Meß
heiraten, eine Mißheirat ſchließen; Mesalliance,
f. (ſpr. mejalljängß’) eine Mißheirat, Mißverbin—
Be Verbindung zwifchen Berfonen fehr
ungleichen Standeg.
Mesanentüre, f. fr.(Ipr. —wangtühr'; vgl. Aven—
türe) ein Mißgeſchick, Unfall.
meihdnt, |. mehant.
meſchugge (bebr. meschuggä), verrüdt.
eſchwereh, m. arab. (von schära, beratichlagen)
die Beratjchlagung, der Rat, Staatsrat bei den
Moslemin.
Mescolaͤnza, f. it. (von mescoläre, vermifchen, ml.
nun vgl. melieren) ein Gemisch, Miſchmaſch,
erlei.
Miesdames, fr.j.unt. Madanıe; Mesdemoiſelles,
f. unter Mademoijelle.
Mesdſchid, |. Mofchee. |
mese, m. it. (= I. mensis) der Monat; per mese,
Kfſpr. für oder auf den Monat, monatlid; mese
cadente, j. cadente.
Meſembrianthemum, n. gr. (v. mesämbria, Mit-
tag, entit. aus mesos, mitten, und hẽméra, Tag)
eig. Mittagsblume, die Zaferblume, ein Zierges
wächs von mehr al3 100 verjchiedenen Arten tır
Südafrika. } E
Mesentendü, n. (ſpr. mejangtandü) unfranz. für
Malentendü, f.d. |
Meefenterium, n. gr. (mesenterion, v. mésos, ntit-
ten, u. Enteron, Eingemweide) da3 Gekröfe; mefen=
teriäl, nl.od. mejenterifch, zum Gefröje gehörig;
Meſenteritis, f. Gefrösentzündung.
Mesintelligence, f. fr. (pr. meſängtelliſchängß';
vgl. Sutelligenz) ein Mikverjtändnis.
Meslis, pl. franzöfifche Tücher aus Hanfjegeltud).
Mesmerismus, m. die magnetijche Heilart und
Lehre des Dr. Mesmer (ft. 1815), — tierischer
Magnetismus, ].d. a
Mesiter, m. [. (v. mansionarius, d. i. Hausmeifter,
v. mansio, Wohnung) Kirchner, Küfter.
Meſocephälum, n. ar. (von mésos, &, on, mitten)
das Mittelgehirn; Meſocephalitis, f. Heilk. die
Entzindung des Mittelgehirns; Meſochöros, m.
mer in der Mitte de3 Chores Iteht, der Chorführer,
Borfteher; Meſodme, k. — Mediaſtinum; Mes
ſödos, f. Zwiſchengeſang, pl. Meſoden; Meſo⸗—
kranium, n. der Scheitel; Meſolabium, n. ein
Werkzeug, um mittlere Broportional-Linien zwi⸗
ſchen zmwei gegebenen zu finden; Meſolith, m.
wörtl. Mitteljtein, eine Art Zeolith, |. d.; Meſo—
nyftifon, n. ein Mitternachtgefang; mejopotd-
isch, zwischen zwei Flüffen liegend; daher Meſo⸗
otamien, das Land zwiſchen Euphrat u. Zigris;
cjoftylon, n. der Raum zwifchen zwei Säulen;
Mejoryp, m. Nadel-, Faſer⸗ oder Strahlzeolith,
eine Steinart = Natrolith; mejozötfch, in der
Gebirgskunde: Tierreite enthaltend, welche den
Übergang zu jegt noch lebenden Tieren bilden (in
der Mitte zw. paläozoifch und känozoiſchß
meſozoiſche Formationen, pl. = ſekundäre F.
(Trias, Jura und Kreide).
mesquin, fr. (pr. mesfäng oder meskihn; it. me-
schino, ſpan. mezquino; vom arab. meskin, von
sakana, ruhig, arm, unglücklich fein) armſelig, er-
bärmlich, karg, knauſerig; in den ſchönen Künften
dürftig, kärgüch, mager, geichmadlos, kleinlich;
Mesquinerie, f. Knauſerei; Kleinlichteit.
Mieira, f. arab. (v. sraj, bei Nacht reifen) die nächt⸗
liche Himmelsreife Mohammeds.
Mei, n., auch f. engl. (v. altfr. mes, jetzt mets, Ge⸗
richi, Speife, it. megso, v. I. missum, das Aufge—
messa di voce®
tragene) eine Tifchgejellichaft, eine Anzahl Zu—
fanıntenefjender, bei. der gemeinſchaftliche Mittags—
tiſch der engliſchenOffiziere ſowie derSchiffsoffiziere.
messa di voce, it. (jpr. — woͤhtſche; eig. das Setzen,
von méttere, fegen) Tonk. Mittelſtimme, allmäh—
liches Anſchwellen der Stimme, zunehmend und
wieder abnehmend.
Meſſage, k., r. n. fr. (ſpr. —ßähſch'; vom ml. mes-
sagium, missagium, missaticum, vom l. mittere,
jenden) die Sendung, Botichaft; Meifaner,m.(ipr.
—ſcheh) ein Bote; auch Vorbote; Meſſagerie, f.
(fpr. —ſch'rih) dag Botenamt; dag Botenhaus, die
Botenmeifterei: der Botenwagen; auch eine Brival-
Anſtalt zur Beförderung von Reiſenden durch Eil—
wagen in Frankreich und Belgien.
Meſſaliäner, ſyr. (v. zala, beten, hald. zelä, arab.
sallä) eine in Mefopotamien entitandene ſchwär—
merijch-pietiftifche Sekte feit dem 4. Jahrh., aud):
Euchéten genannt, f.d.
Meſſalinga vd. Meſſaline, f. die wegen ihrer Aus»
jhweifung berüchtigte dritte Gemahlin des alt-
römischen Kaiſers Claudius; daher überh. ein
ge freches, wollüſtiges Weib.
effapier, pl. l die Ureinwohner der kalabriſchen
Halbinjel; meſſapiſch, diejelben betreffend.
Meſſe, f. (fr. messe, it. messa, ſpan. misa, vom
ipätl. missa, Entlaſſung = missio, entit. aus den
Worten des Geiftlichen: ite, missa est, nänıl.
ecclesia od. coucio, d.i. geht, die Berfammilun
it entlajfen, womit der allgemeine Snttesieni!
für Ze der nicht an dem Abendmahl teilnehmen
wollte, beendigt war) 1. die neutejtamentl. litur-
giihe Opferfeier, in feierlicherer Zorm Hochamt
(missa solemnis) genannt; ein Hochamtsſtück, ein
während der Mejje aufzuführendes geijtl. Ton-
jti (in 6 Abteilungen: Kyrie, Gloria, Credo,
Sanctus, Benedictus u. Agnus Dei); 2. j. v. w.
Mei, .d.; 3. ein öffentlicher Verkauf von Le—
bensmitteln und Waren, den der Zufluß von
Menihen zu jener kirchl. Feier anfangs veran-
faßte, eigentl. Hochamtsmarkt, Hochmarft oder
Großmarkt; daher Meßgut, Meßwareꝛc; aud)
ein Geſchenk von der Meile, Meßgeſchenk; Mei
Bierant, ſ. Tierant; M.-Katalog, m. Ver—
zeichnis der in jeder Büchermefje neu erjcheinen-
den Bücher; Meiner = Messner, f.d.
Dichte, f. enal. der Raum, in dem die Schiffsoffiziere
ſpeiſen = Meß, ſ.d.
Meſſeigneurs, pl. von Monjeigneur, ].d.
Meſſenger, m. engl. (messenger, For. mefjendfcher)
der Bote, Name vieler ee en
Meiiengerboy, m. engl. Eilbote, Ausläufer,
Laufburſche, Beitelljunge (jeit 1906 in Deutjd)-
land üblich infolge der Begründung einer Geſell—
ſchaft für Beſorgungen durch Boten in Berlin,
die den Namen führte: The Berlin Messenger-
Boy Company m.b.H., und ihre Boten mit der
engliihen roten Uniform ausftattete, in anderen
Städten wurde dann infolge des Widerſpruches
egen dieſe Eugländerei die Bezeihnung „tote
adler” gewählt, z. B.in Dresden, Münden uſw.);
Meſſenger-Girl, n. engl. (fpr. —göhrl), weib-
licher Eilbote, Ausläuferin.
Meilias, m. hebr. (mäschiach, gejalbt, von mä-
schäch, jalben) ein Gejalbter od. König; bei der
von den Juden erwartete Erlöjer; Chriſtus; Meſ—
fidde, f. der ln
gedicht auf Ehriftus von Klopitod; meſſianiſch,
was fi) auf den Meſſias bezieht oder von ihm
berfommt; Meſſiauismus, m. die Würde des
befanntes Helden—
Metacarpium 539
Meſſias, die Lehre von ihm; Meſſianität, f. das
Sein und Wejen des Meffias. "
Meſſidoͤr, m. fr. (v. I. messis, Ernte) der Ernte-
monat, der 10. Monat im ehemal. neuen Kalender
der franz. Republik, vom 19. Juni bis 18. Juli.
Meſſieurs, 1. fr. pl. (pr. meßjö, pl. zu monsieur),
meine Herren, die Herren; 2. engl. pl. (fpr. meß-
jörf od. meſchjörſ; pl. zu Mr.), Herren, die Herren
(gew. abgekürzt; Messrs.) nur vor Berfonennamen.
Mefiire, m. fr. (it.messöre, = mio sire, mein Herr,
vom altfr. sire, sendre, it. ser, sere, sire, Herr,
v. l. senior, der ältere, gelehrtere) gnädiger Herr,
ehem. Ehrentitel, jeßtdurh Monjeigneur erjebt.
Meſſolaͤn, m. (entit. aus dem it. mezzolana, Halb-
tolle, v. mezzo, l. medius, mitten, halb) ein Zeug
aus Leinengarn und Schafivolle.
Meſta, f. ſpan. (vom I. mixta, gemifcht) eine ver-
Ihiedenen Eigentümern gehörende Herde Wander-
: nl auch die jährl. Verſammlung der Schäferei-
eſitzer.
Meſtangs od. Muſtangs, pl.die halbwilden Pferde
der Indianer in den nordamerikan. Prärien.
Meitiz od. — m., pl. Meſtizen, ſpan. (me--
stizo, prov. u. altfr. mestis, neufr. metis, v. nl.
mixtitius, dv. [. mixtus, gemiſcht) Mifchlinge von
Weißen und Indianern in Amerika.
mesto oder mest6so, it. (— |. moestus) Tonk.
traurig, betrübt.
Meſuũe, f. (nl. mesüa; nad) einem arab. Arzte Jod.
Mejueh od. Mejuah im 8. Jahrh. benannt) der
Eijenholgbaum in Oftindien.
Meſumi, m. ein leichter, jehr feiner Mantel der
Beduinen aus weißer Wolle.
inejfüräßel, fr. (mesurable, vorn mesurer, mejjen)
meßbar, zu meffen; Mefüres, pl. (ſpr. meführ')
Mapregeln, Maßnahmen, Ausfunftsmittel, Bor-
fehrungen.
Meſñſa, f. hebr. (mözüzä, v. zuz, glänzen, herbor-
tagen) der Tiirpfoften; das an den Türpfoſten
jüdischer Wohnungen befeftigte, die 10 Gebote ent-
baltende Gehäufe.
Meszely, n. ein ehemaliges ungarishes Maß, ein
Seidel — 0,423 ].
Met, f. engl. (Kurzwort für Metripolitan Railway,
Stadtbahn) die Londoner Stadtbahn, Londoner
unterirdifche Eifenbahn.
Meta, f.1. 1. eine Spigjäufe, ein Zielfegel am Ende
der Rennbahnen; daher überh. ein Ziel; 2. weibl.
Name: abgef. f. Margarete, j.d.
metä, f. it. (= fr. moitie, altfr. meited, vom l.
medietas, v. medius, mittel) die Hälfte; a metä,
Kfipr. zur Hälfte, auf gleichen Gewinn u. Berluft.
metd—, oder vor Vokalen und dem h met—, gr.
Vorwort in vielen Zufammenjegungen, bedeutet
im allgem. mit, zwischen, nach, binzu, u. drückt bei.
häufig einen Übergang od. eine Veränderung aus.
Metabäjis, f. gr. (v. meta-bainein, übergehen) ein
Übergang, bei. in der Redekunſt; auch in Kranf-
heiten od. deren Anficht u. Beurteilung; desgl. die
Abſchweifung, fehlerhafte Einmifhung des Un—
twejentlichen und Fremdartigen im Beariffe.
Metaböle od. Metabolie, f. u. Metabolismus.
m. gr.(v. meta-bällein, d. i. eig. umwerfen Heilk.
eine Umwandlung, Veränderung der Zeit, Luft od.
Krankheit; auch eine Veränderung der Sitten 2c.;
eine Berfeßung der Buchftaben; Nedek.eine Zujant-
menjtellung von Gegenjägen in unıgefehrter Ord-
nung; metaböltfch, umgeitaltend, verändernd.
Metabutie, f. gr. (vgl. Bule) Willensänderung.
Metacarpium, ſ. Metakarpium.
540 Metacentrum
Metackntrum, n. gr. der Punkt, At welchem bie
Scwerlinie der von einem gedrehten ſchwimmen—
den Körper verdrängten Flüſſigkeit die aller
lihe Schwerlinie des ruhenden Körpers durd-
jchneidet; befond. der Schwanffmittel)punft eines
Schiffes; metacentriſches Mar, Schwankmaß.
Metachorẽſis, f. gr. (von meta-chorein, weagehen)
Heilf. Ort3veränderung, VBerjegung oder Wande-
rung des Krankheitsſtoffes.
Metahromatäpen, pl. gr. (v. metä, f. d., chroma,
die Farbe, u. typos, Bild, Form, Abdrud) Sarben-
bilder, welche mittel3 der Xithographie auf zube-
reitete3 Papier gedrudt werden; Metachroͤma⸗
typie, f. farbiger Steindrud, die Übertragung far«
biger Bilder, Abziehbilder, von zubereitetem Papier
auf andere Stoffe.
Metahronismus, m. gr. = Anachronismus.
Metacinema 2c., |. Metafinema.
Metadciia, f. it. Verkl. von metä, ſ. d.) ein halbes
Map, ein Schoppen (von Flüfjigkeiten); ein altes
Öetreidemaß in Florenz.
Metageitnion, m. ein Sommermonat der Athener,
Ende Auguſt und Anfang September.
Metagenciis, f. gr. Naturk. der Geſchlechts- oder
Genrnutionäfveihiei, wonach die Ahnlichkeit zwiſchen
den Erzeugern und Nachkommen immer eine Ge-
neration überjpringt; von Chamiſſo zuerſt bei den
Sulpen entdedt.
Metaplobulin,n. Form der Proteinkörper im Tier-
reiche, d. i. der Eiweißſtoffe, die im tierischen Kör—
ver enthalten find.
Bretagnöftik, f. gr. = Metaphyſik.
Metagogie, f. ar. (v. met-agögß, eig. Wegfüihrung,
Berjegung, von met-ägein, hinüberführen) eine
redneriiche Wiederholung derfelben Wörter.
Metagrdimma,n. gr. (von meta-gräphein, nad)-
od. umjchreiden) eine Nahichrift, Abichrift; Über—
jegung; Metagrammatismus, m. Buchitaben-
Veränderung od.-Umſchreibung; Metagramma=
tif, f. (v. metä, nad), hinzu, dariiber hinaus, und
Grammatif) Bhilofophie der Sprachlehre.
Metairie, £. fr. (fpr. metärih; vom ınl. medietaria,
Pachtung eines medietarius, der den Ertrag mit
dem Srundherrn teilt, vom I.medius, mittel, halb)
die Meierei, Holländerei.
Metafarpinm, n. gr. (metakärpion, von karpös,
Handmwurzel) die Bor- od. Mittelhand.
Metakinẽma, n. od. Metafinejis, f. gr. (v. meta-
kineın, umjtellen) die Umijtellung, Ort3verände-
rung; Deilf. die Kranfheitsverfegung.
DMietatondäli, pl. gr. (metaköndyloi, v. köndylos,
—— die Teile zwiſchen den Fingerge—
enken.
Meratritit, f. gr. (vgl. Kritik) eine Nachbeurteilung,
Beurteilung einer Beurteilung.
Metalepiis od. Metalepfe, f. gr. (vgl. Lepſis) eine
redneriſche Verwechſelung oder Bertaufhung des
Borhergehenden mit dem Nachfolgenden, 3. B.
Grab ftatt Tod.
Metaͤll, n. (gr. metallon, l. metällum), pl. Metalle,
jolche Grundſtoffe, die ſich durch Undurchſichtigkeit,
eigentümlichen Glanz (Metallglanz) und gute
Zeitungsfähigfeit für Wärme und Elektrizität aus—
zeichnen; uneig. Metall der Stimme ıc., der
helle Klang derjelben; metallen, aus Metall ver-
fertigt; metallifch, Metall enthaltend, erzähnlich;
wie Erz flingend. Metall-Wiohr, = moire me-
tallique, ſ. d.; Metullettypographie, f. Hochätz⸗
verfahrenin Kupfer; metalliieriich (1.metallifer),
metallerzeugend, metallreid); Metallifodinen, pl.
Metamorphoſis
nl. Erzgruben; Metallin, n. ein Stoff, der zum
Einfchmieren von Majchinenteilen, namentlid;
Bapfenlagern dient und aus Blei, Zink, Kohlen—
ſtoff 2c. beiteht; Metalligues, pl. fr. (pr. —IiP)
Scheine für Elingende Münze, Staatspapiere, die
in Silbergeld (nicht in verzinit und
eingelöjt werden jollen. 3. B. öfterreichiiche, ruf-
jiihe 2c.; metallifieren, nl. (fr. metalliser) in
Metall od. Erz verivandeln; feiter u. dauerhafter
. machen; 3. B. Holz durch Anfüllung der Poren
desjelben mit Eifenvitriol und Soda-Auflöfung;
Metalliſation und Metalliiierung, f. die Ver-
erzung, Erz-Öildung od. »Erzeugung: Metallo—
chemie, f. gr. die Erzſcheidekunſt; Metulloch ro⸗
mie, f. die galvanifche Metallfärbung, Metallos
Rrandie, f. gr. die Befchreibung der Metalle; auch
etalldrud, die von Nik. Zach in München 1850
erfundene Kunſt, Zeichnungen auf zubereiteten
Detallplatten, wie Holzichnitte, erhaben darzu—
ſtellen und abzudrucken; wetallographieren,
dieje Runft üben; metallogräphiſch. zur Metall-
beichreibung od. zur Metallgeichnung gehörig od.
diejelbe betreffend; ſ. auch Stereotypie: MetalloTd,
n. eig. ein metallähnlicher Körper; nad) Berze-
lius: die nichtmetalliſchen Grundftoffe (Sauerſtoff,
Waſſerſtoff 2c.); bei einigen Chemikern: die leichten
Metalle; metalloidiſch, metallähnlich, metall—
artig; Metallofe, k. Ertrankung der Lungen durch
Metalitaub; Metalojtopte, f. Erforſchung und
Unterfuhung von Yähmungen des Körpers oder
eines Körpergliedes durch Metallplatten, die auf-
gelegt werden; Wetallatechnif, f. Eiſenbaukunſt;
Wretallotberapie, f. Metallheilkunft, d. i. die Hei-
lung nervöſer Lähmungen durch Auflegen von
Metallplatteı, von dem franzöſiſchen Arzte Burca
entdedt; Metallornd, n. Metall mit Sauerftoff
verbunden; Metallſeife, Seife, die mit Schlemm-
freide vermijcht ı t und zum Reinigen der Metalle
verwendet wird; Metailurgie, f. Metallbereitung,
Erzfcheidefunft, Düttenfunde, die Lehre von dei
Prozeſſen, durch welche die Metalle und gemilje
Berge derjelben aus ihren Erzen dar-
geitellt werden, bei. im Großen (in Hüttenwerfen);
Metallũrg od. Metallurgiit, m. (gr. metallur-
gös, Metall verarbeitend; vgl. Demiurg) ein Hüt-
tenmann, Erzicheidefünitler; auch Bergwerks- od.
Erzfundiger; metallürgiſch, hüttenkundlich 2c.;
Metallzeit, £. das Zeitalter, in den die Menjchen
ihre Werkzeuge aus Metall Heritellten und das auf
die Steinzeit folgte. L
Metalläge od. Metallaͤxis, f. gr. (von met-alläs-
sein, umtaufchen) Veränderung, Verwechſelung,
Bertaufchung.
metalliferiſch, Metallifodinen, Metalligues,
metalliſch, metalliiieven, Metallographie,
Metalurgie ꝛe, ſ. Metall.
Metamathematik, f. gr. (v. metä, nad), dazu, dar—
iiber hinaus, und Mathematit) Philoſophie der
Größenlehre.
Wietamerie, f. gr. (v. metä u. méros, Teil, Glied)
Scheidek. der Zuftand der metamerijchen Kör-
per, d. 5. folcher, welche diefelben Elementarbe-
itandteile zwar in gleicher Anzahl, aber in ver-
jchiedener Berbindungsweife enthalten und daher
beim BZufammentreffen mit gewiſſen Stoffen ver-
jhieden zerlegt werden; verwandt mit: iſome—
riihe K, ſ.d.; Metamören, pl. die einzelnen
regelmäßig ——— liegenden Abſchnitte
gegliederter Tiere.
Metamorphöoſis od. Metamorphöſe, f. ci. (von
Metanöologie
weta-morphün, umgeſtalten, v. morphẽ, Geſtalt)
die Umgeſtaltung, Umwandlung; metamorpho—
ſieren (fr. metamorphoser), verwandeln, umge—
jtalten, umfchaffen; metamorphötiſch, umgeital-
tend, 3.8. met. Spiegel, welche die Beitalt des
Hineinfehenden entitellen; Metamorphofie, lat.
verwandelndes Sehen, ein Sehfehler, durch welchen
Geſtalt und Größe der Öegenftände verändert er-
fcheinen.
Wetanöologie, f. gr. (von metanoia, Buße, Bekeh—
rung) die Beiehrungslehre.
Metdpher, f. gr. (metaphörä; von meta-pherein,
übertragen) Redek. eig. Übertragung oder über-
tragene Bedeutung eines Wortes, nach welcher es
nicht im eigentlichen Sinne gebraudt wird, ein
uneigentlicher oder bildlicher Ausdrud; metaphoͤ—
riſch, uneigentlich, bildlich.
Metaphräiis oder Metaphradie, f. gr. (von meta-
phräzein, in andere Worte übertragen) eine wört—
liche Überfegung, Umſchreibung; bej. Übertragung
eines Gedichtöin ungebundene Rede ; Metaphrait,
m. ein mwörtlicher Überfeger; Umjchreiber; meta—
braftiich, wörtlich iiberfegend, umfchreibenp.
etuphyfit, f. gr. (von metä, nad), dazu, Darüber
hinaus, u. physikä, natürliche Dinge, vgl. Phyſik)
die Wiſſenſchaft des Überfinnlichen, od. die Wifjen-
fchaft von den legten Gründen unferer Erfenntnig
der Dinge; Metaphüſiker, ın. der ſie veriteht,
Uberfinnlichfeitsiehrer; metaphyſiſch, überſinn—
lich; zur Metaphyſik gehörend; metaphyſiſcher
Beweis vom Daſein Gottes, = ontologiſcher
Beweis; metaphyſiſcher Grund, letzter Grund.
Metaphüijſis, f. gr. (von meta-phyein, umwachſen)
die Umwandlung.
Dretaplasm(us), m. gr. (vgl. Plasma) die Umbil-
dung. Veränderung, z. B. der Geſtalt eines Wor-
te3; Sprachl. eine Kafusforn:, dieeinen ungebräuch-
lichen Nominativ vorausicht; metapläͤſtiſch, um—
bildend, zur Umbildung gehörig.
Hetanodium, n. gr. (v. pus, Gen. podös, der Fuß)
der Mittelfuß, das Fußblatt; aud) ein fheinbarer
Abdrud von riefigen Menſchenfüßen in Stein.
Dretapolitif, f. gr. (vgl. Politik) die reine philofo-
phiſche Staatölehre.
Metapiyhaiis, f. gr. = Metempſychoſis.
Dretapteiis, f. ar. (v. meta-piptein, umfallen, um-
Ichlagen) und Metaihematismus, m. gr. (vgl.
Schema 2c.) Heilf. die Umgeitaltung, Ummwandlung
einer Krankheit in eine andere.
Wictarjiologie, f. gr. (von metärsios, hoch in der
uft, v. metarsis, das Erheben, v. met-airein, er»
heben, die Yufterjcheinungsiehre, Wifjenfchaft von
den Veränderungen im Dunſtkreiſe der Erde, —
Meteorologie.
Metaihematismus, |. Metaptofis.
Wetaffopie, f. gr. (von skopein, ſchauen) die Ge-
danfen- oder Gemüts-Erſchauung.
Metaſomatöſis od. Metaſomatöſe, f. gr.(v.söma,
Leib) die Umtörperung, Bertaufchung des Körpers,
Einwanderung in einen andern Leib.
Metaſtäſis od. Metaſtaͤſe, f. gr. (vgl. Staſis) Heilk.
der Übergang einer Krankheit aus einem Teile des
Körpers in einenandern; metaſtätiſch, verändert,
übergegangen.
Metaſtroöphe, f. gr. (v. meta-str&phein, um⸗, weg⸗
wenden, vgl. Strophe) die Abwendung der Ges
danfen von einer Sade.
Metaſynkriſis, f. gr. (vgl. Synkriſis) Heilk. Ver-
bejierung der Leibesbefchaffenheit dur; Heraus
treibung ſchädlicher Feuchtigkeiten aus der Haut
Meteor 541
durch Blafenpflafter 2c.; metaſhnkritiſch, durch
Austreibung umwandelnd oder verbeſſernd.
Metataͤrſus, m. gr. (v. tarsös, ein Flechtwerk, um
etwas darauf zu trodnen, eine breite Fläche, Fuß—
ſohle, v.tersainein, tersesthai, trodnen)—=Meta-
podium.
Metatheiis od. Metathefe, f. gr. (vgl. Theſis) Ver-
ſetzung, Umftellung. bei. Buchitabenverfe ung.
Wietathöraz, m. gr. (j.meta u. Thörag) Binter-
bruſt, der legte oder hinterſte Einfchnitt der Bruft
der Inſekten.
metatorinm (nämlich jus), n. I. (von metäri, einen
Ort begrenzen, ein Lager abjteden) dag Einlage-
rungsrecht. |
Meterylogie, f. gr. (von metaxy, dazwiſchen) das
Zwilchenreden, Einfchiebfel- oder Zwiſchenſätze—
machen.
Metazön, pl. gr. (von zöon, — Geſchöpf,
Tier) Nachtiere, echte Tiere, die über den Protiſten
oder Urtieren jtehen und aus deren in einer kern—
haltigen Zelle bejtehendem Keime fich dann nad)
und nad) die Gewebe de3 wirklichen Tierkörpers
entwickeln.
Metedoͤr, m., pl. —s, ſpan. (von meter, heimlich
einführen) Schleichhändler, Schmuggler.
Met-empſychõſis od. Metempfychöſe, f. gr. (von
metä, ſ. di, u. empsychün, bejeelen, vgl. Pſyche)
die Umfeelung oder Seelenwanderung, Berjegung
der Seele aus einem Leibe in den andern, nad) der
Lehre der Pythagoreer; Metempſychoſiten, pl.
Anhänger der Zehre von der Seelenwanderung.
Metzemntofe, f. gr. (von metä, und emptösis, das
Hineinfallen; vgl. Btofis) die Au2- od. Weglaflung
des Schalttages in 134 Sahren, nad) dem Grego—
rianiſchen Kalender.
Metenfomatöiis, f. gr. = Metafomatofi3.
Meteör, n. (gr. meteöron, d. i. in der Luft befind-
li, von metä, j. d., und eöra, das Schweben, für
alöra, von aeirein, heben, und dies von aer, die
Luft) eine ill alle Erfcheinungen
im Dunſtkreiſe der Erde, bei. die feltneren, auf-
fallenden; daher uneig. eine ungewöhnliche, wun—
derähnliche Erfcheinung; Meteor-Eifen und M.⸗
Stein, j. Meteorit; M.-Stahl, mit Nidel ver-
bundener Stahl; M.:Waffer, von oben kommen—
des Waſſer, Negenmwafjer; Meteoration, f. das
Verhalten des Wetters; Meteörik, £. die Luft—
erfcheinungs- oder Witterungsfunde; metedriſch,
auf Zuft- u. Witterungsveränderungen bezüglich,
davon abhängig, z.B, meteorifche Pflanzen,
die Sich hinſichtlich des Offnens und Schließen ihrer
Blumen nad der Bejchaffenheit der Luft, dem
Sonnenſcheinꝛc. richten; Meteorismus,m.überh.
Erhebung; Heilk. die Bauchſchwellung (in Faul—
fiebern), Blähſucht; Meteorit oder Meteorolith,
Meteorſtein, m. Sternſchnuppenſtein, Luftſtein,
aus der Luft herabgefallene ſteinartige od. metal—
liſche Maſſen, entweder aus Verbindungenv. Kieſel—
ſäure, Talkerde, Eiſenoxydul und einigen andern
Stoffen beſtehend (Meteoriteine), od. faſt reines
Eijen mit etwas Nidel enthaltend (Meteoreijen);
—Aerolith; Meteorognoſie, f. wiſſenſchaftliche
Wetterfunde; aud) Wetter- Borherfagung; Meteo
rognöſt, m. ein Wetterverjtändiger, Meteoro⸗
gend, m. ein Weiter- od. Witterungsbeichreiber;
MWitterungsanzeiger, ein Werkzeug, welches die
Zuftveränderungen anzeigt; Meteorographie, f.
die Wetterbeichreibung; metenrographiich, mitte»
rungsbeſchreibend, die Quftveränderung anzeigend;
Meteorolith, ın. f.o. Meteorit; Metcorolös,
942 Meter
m. ein Witterungsbeobadter; Meteorologie, f.
die Lufterfcheinungsiehre, Wetterfunde; meteoro⸗
loͤgiſch, die Witterung od. Witterungslehre betref-
fend, 3.8. meteorologifhe Beobadtungen,
Wetterbeobachtungen; meteorologijhe Sta—
tionen, Wetterbeobachtungsſtellen, an denen
regelmäßig die Witterungserſcheinungen, z. B.
Wärme, Feuchtigkeit, Niederſchläge, Luftdrück ꝛc.
beobachtet und aufgezeichnet werden, Wetterämter,
Wetterwarten; Meteoromant, m. ein Wetter-
prophet; Meteoramantie, k. Vorausverkündigung
der Witterung; Wahrfagung aus den Lufterſchei—
nungen; Meteoronomie, f. die Wettergejeglchre,
Lehre von den Witterungsgefegen; Meteorophij⸗
ten, pl. vermeintliche ———— Niederſchläge
aus der Luft; Meteorofföp, n. ein Werkzeug, die
Längen und Breiten der Orte auf der Erde zu be—
ſtimmen; aud ein Wetterveränderungsanzeiger;
Weetenroftopie, f. die Wetterjchau.
Meter, n. (v. (. metrum, gr. metron, vgl. Netrum)
od. fr. Metre (f. d.), ein Maß, der Stab, bildet die
Grundlage des zuerſt in Frankreich und fpäter bei
den meijten gebildeten Völkern eingeführten, auf
Zehnteilung beruhenden Maß- u. Gewichtsſyſtems,
welches auch kurz als dezimales oder metrifches
bezeichnet wird. Das Meter it = ein Vierzig-
millionftel des Erdmeridiand — 443,296 Barifer
Linien = 3,1862 preuß. Fuß — 3,28088 engl. Fuß
— 1,4994 od. 11/5 preuß. Ellen. — Bielfache des
Nieter (m) find: Dekameter (v. gr deka, zehn) =
10 m; Hektometer (v. gr. hekatön, hundert) =
190 m; Kilometer (v. gr. chilia, taufend) —
1000 m; Weyriameter (v. gr.myrioi,zehntaufend)
10000 m; — Unterabteilungen des Meter: Dezi⸗—
meter (v. I. decem, zehn) Yıo m; Zentimeter (v.
[. centum, hundert) = Yıoo m; Millimeter (v. I.
mille, taujend) = Yıoro m, Geſetzlich eingeführt
find in Deutfhland nur: Kilometer, Defameter,
Meter, Centimeter und Millimeter. — Meterfiles
gramm, n. (ähnl. dem früheren Fußpfunde) Die
Einheit bei Bezeichnung oder Berechnung der Ar-
beitSleiftung von Maſchinen ꝛc., d. 1. die Kraft,
welche in 1 Sekunde ein Gewihtvonikgumılm
zu heben vermag; — metrifch (von Map und Ge-
wicht), das Meter zur Einheit Habend, z. B. metri-
ſches Syftem, ein metriſcher Zentner — 100 kg.
Meterfi, pl. türk. (eig. meterisdschi ‚d. i. wer Lauf⸗
gräben macht od. verteidigt, d. meteris, Feſtungs-,
Laufgraben) Krieger, deren Beſtimmung ift, ein
Lager aufzujchlagen, die Zelte abzubrechen u. fort-
zuſchaffen.
Mit, m. (altd. mötu, engl. mead; vgl. das ſlav.
ıned, lit. medus, Honig; ſanskr. mädhu, ſüß,
Honig, gr.methy, Wein) Honigtranf, eingegorenes,
beraufhende3 Getränk aus Honig, Waſſer, Ge-
würz, Himbeeren uſw.
Methän, n. Scheidek. der Methylwaſſerſtoff, das
Gruben vd. Sumpfgas, aus 2 Atomen Kohlenftoff
und 4 Atomen Waſſerſtoff beitehend.
methemeriniich, gr. (v.metä, |. d., u.hemera, Tag)
Heilf. täglich, täglid) vorfommend (vom Fieber).
Methode, f. (gr. methödos, d. i. eig. das Nachgehen,
Berfolgen, von metä, nad, u. hodös, der Gang,
Ten; I. methödus) die Art und Weife, bei einer
Sache zu verfahren, Berfahrungdart, bej. Lehrart,
Lehr⸗ oder Bortragsmweife, Lehrgang; im Kegelip.
ein Nichttreffer, wein die Kugel zwiſchen der Mittel-
reihe und eine ver beiden nächſten Reihen Hindurd)-
geht, ohne zu treffen; m. socratica, ſokratiſche
d. i. entwicelnde Zehrart in Trage und Antwort;
Metis
Methoͤdit, f. (gr.methodike, se. téchnẽ, Kunſt) —
Methodologtie; Methoͤdiker, m wer eine Lehr—
weife 2c. jtreng befolgt; methoͤdiſch, nach gewiſſen
Grundfägen geregelt, ordnungsmäßig, planmäßig,
vorjchriftsmäßig; ſchnl⸗ oder lehrgerecht; Funit-
mäßig, wiſſenſchaftlich Methodismug, m. ſtreng
geregelte, kunſtmäßige Lehrweiſe; bei. die Lehre und
Lebensweiſe der Methodiſten (f. u.i, ftreng kirch—
liche, eifrige tätige Frömmigkeit; Methodiſt, m.
überh. — Methodiker, bei. ein wilienichaftlicher,
Funjtmäßig verfahrender Arzt; Methodtiten, pl.
eine ſchwärmeriſche chriſtliche Sekte, bef. in Eng-
land und Nordamerifa, un 1720 durh Sohn
Wesley in Oxford geftiftet, jo genannt, weil man
bon ihnen jagte, fie hätten eine neue Methode des
chriſtlichen Lebens erfunden, in neuerer Zeit aud)
in Frankreich und der Schweiz verbreitet; früher
fatholifche Schriftfteller, welche im 17. Jahrh. den
Streit mit den Broteftanten durch neue dialeftifche
Methoden abzufürzen ſuchten; Methodologie, £.
die Lehr- u. Lernanweiſung, Vortragsiehre; me—
thodoloͤgiſch, lehrkundlich.
Methoͤl, n. Scheidek. ein im Holzgeiſt (Xylit) enthal-
tener öliger Stoff.
Methuen-Vertrag, m. (pr. metthjusen—) der1704
zwiſchen England u. Bortugal geſchloſſene Vertrag
uber den Zoll portugiefiiher Weine und englifcher
Tücher (nad) dem engl. Gefandten Methuen be-
nannt).
Methuſala, gew. Methuſalem, m. hebr. (eig. Mes
thuſchelach, gr. Mathuſala, v.m’thü, Mann, u.
schelach, Geſchoß) männlicher Name: Pfeil» vder
Speer-Nann, im Ü. T. Name eines Mannes, wel-
her nach 1. Mojes 5, 27 ein Alter von 969 Jahren
erreichte,
Methyl, n. gr. (v. metä u. hyle, Holz) Scheidek. die
Srundlage (da3 Radikal) des Holzgeiftes u. feiner
Verbindungen; Methylamin, n. ein farblojer,
widerlich riechender Stoff, ver aus einer Verbin—
dung von Ammoniak und Methyljodür beiteht;
Meethylbenzof, n. Kohlenwafjeritoff im Stein-
fohlenteeröl; Methylbichlorid, n.Berbindungdon
Chlor mit Methyl, als Betäubungsmittel ge⸗
braucht; Methylkarbönſäure, Eſſigſäure; Me—
thylchlorid, n. Verbindung von Chlor mit
Methan (j. d.), dient zu Teerfarben, auch für
Eismaſchinen u. a.; Methylalkohol, m. od. Mes
thyloxudhydrat, n. Dolzgeüt, Holzalkohol; Me⸗
thylather, m. oder Methyloxyd,en Holzäther;
Methyltaffeeſäure, f. aud Ferulaſäure od. Stinf-
ajantjäure genannt, findet fich in dem Harziafte,
der aus der Wurzel der Ferüla Nathex fommt: in
der Asa foetida od.dem fogenannten Teufelgdred;
Methylwaſſerſtoff, ſ. Methan.
Methyologie, u. Methüſtit, f. ER (v.methy, Wein,
methyein, trunten fein) die Zechkunſt, Trunken—
——— methyoloͤgiſch u. methüſtiſch, zu ihr
gehörig. {
Metier, n. fr. (fpr. metjeh; altfr. mestier, prov.
mestier, menestier, v.I.ministerium, Dienjt, Ver⸗
richtung; ml.auchf. Werkzeug, beſ. Webituhl, 1. das
Handwerk, Gewerbe, der Beruf, Lebensart; daher
ar metier, aus Beruf oder Berufspflicht; 2. ein
Bertitubl, Geftell, worauf z. B. Band ꝛc. verfertigt
wird; aud ein Stidrahmen.
metifulös, [.(meticulösus, v. metus, Zucht) furcht⸗
—* ängftlih; Metikuloſität, f. nl. die Angit-
lichkeit.
— f. gr. Fabell. die Klugheit, Tochter des
Ozeans und der Tethys und erite Gemahlin des
2222
Metis
Zeus; Stern. ein Aiteroid, 1848 durch Graham
entdedt. |
Meͤtis, m. fr. (fpr. metih; fem. metisse), pl. Me—
tifen, = Meitize, 1. d.
Metöte oder Metoite, m., pl. Metöfen ꝛc. gr.
(met-oikos) ein eingefefjener Fremdling, Schutz⸗
genofje, Beifafle.
Metzonomafie, f. gr. (von met-onomäzein, um—
nennen) die Nanıensveränderung oder Überjegung
eines Eigennamens aus einer Sprade in die an—
dere, 3. B. Melandhthon ftatt Schwarzerd, Sar-
toriußs ftatt Schneider.
Metonymie, f. gr. (met-onymia, von önyma, gew.
oönoma, Name) Redek. die Umnennung, die Wort-
vertaufhung, 3. B. graue Haare für Bohes Alter,
Traube für Wein; metonhmiſch, namen» oder
mworttaufchend, umnennend.
Metöpon, n. gr. (von metä, f. d., u. öps, Gen.
öpös, Geficht) die Stirn, Vorderſeite; Metöpe, pl.
Metöpen, Bauf. Füllplatten, Zwiſchenfelder, vier
edige Zwifchenräume zwijchen den Balkenköpfen u.
Dreifchligen des —8 in der doriſchen Säulen—
ordnung; Metopaͤntron, n. die Stirnhöhle; Me—
topantralgie, f. Heilk. der Stirnhöhlenſchmerz;
Metopantritis, f. Stirnhöhlenentzimdung; Me—
topomantie, f. Gejicht3= oder eine:
MWietopojföp, m. eig Stirnſchauer, gew. Phy—
fiognom (f. d.), Geſichtsforſcher; Metupoffopie,
f. die Gefichtsdeuterei, Wahrjagung od. Wahrjage-
kunſt aus den Geſichtszügen.
Metra, f. gr. (von meter, Mutter) Heilf. die Ge—
bärmutter; Metralgie, f. Gebärmutterſchmerz;
metraͤlgiſch, denſelben betreffend oder daran lei—
dend; Metratonie, f. Gebärmutter-Erſchlaffung;
Metremphyſema, n. Mutter-Windſucht; Me—
trendhäte, pl. Einſpritzmittel, u. Metrenchijtes,
m. Sprige für die Gebärmutter; Meetritis, f.
Gebärmutter- Entzündung; Metromanie, f. =
kymphomanie, ſ. d. (nicht zu verwechjeln mit
Metromanie, abgeleitet v. metrum, ſ. d.); Me=
tropolypus, m. der Mutterpolyp: Metroptö-
fis, f. der Gebärmutter» Borfall; Metrorrhöe,
f. der Mutterfluß, Ausflug von Blut, Schleim ıc.
aus der Gebärmutter; Metroſköp, n. der Mutter-
jpiegel, ein Werkzeug zur Unterjuchung der Gebär-
mutter; Metroifopte, f. die Unterfuchung der
— Metrotomie, f. Heilk. der Kaiſer—
nitt.
Metre, m. fr. (jpr. mät’r) die Grundlage des zuerft
in Frankreich eingeführten zehnteiligen Maß- und
Gewichtsſyſtems; die Ober- u. Unterabteilungen
des Metre, j. unter Meter.
Metretes, m. gr. ein Flüſſigkeitsmaß — 39,39 1;
auf einen Metvete3 gingen 12 chüs (— 3,283 |) u.
184 Kotylẽ (= 0,274 ]).
Metrit, j. unter Metrum.
Metriopathie, f. gr. (v. mötrios, das rechte Maß
habend, v. metron, das Maß; vgl. Metrum) Mäpi-
gung der Zeidenjchaften, Gemütsruhe.
metriich, j- unter Meter u. Metrum.
Metritis, Metromanie, |. unter Metra. — Mes
trographit, Metrologie, Metrometer, Metro
nom, j. unter Metrum.
Metronymiton, n., pl. Metronymila, gr. (v. me-
ter, Muͤtter u. önyma — 6noma, Name) Mutter-
name, vom Namen der Mutter hergeleiteter Nanıe,
J Patronymikon; metronimiſch, nach der
utter Namen genannt.
Metropölis oder Metropoͤle, f. gr. (von meter,
Mutter,u.pölis, Stadt)eig.dieMutterjtadtin Riüc-
Diezeline 543
jicht auf die Tochterftädte oder Kolonien; Haupt—
ſtadt; die Stadt, wo ein Metropolit, d. i. ein Bi-
ſchof oder Erzbiichof der griech. Kirche, feinen Sit
hat; metropulttän(ipätl.metropolitänus,a,um),
— z. B. Metropolitän-Kirche, erz—
biſchöfliche Mutter- oder Hauptkirche; Metropo⸗
litän, m. ein evangeliſcher Obergeiſtlicher od. Kir—
chenaufjeher u. Pfarrer einer Hauptfirche.
Metrobpolypus ꝛc. — Metrotomie, ſ. unt. Metra.
Mietrum, n. I. (gr. mötron, v. d. Wz. met im lat.
metiri, meſſen, ſanskr. mä) überh. das MaBß;, bei.
Silbenmaß, Versmaß; Metrif, f. (gr. metrike,sc.
techn, Runft) die Verskunft, Versmaßkunde, Lehre
vom Versbau; Metrifer, m. ein des Versmaßes
Kundiger; aud) ein in Verfen Dichtender; metriſch
(gr. metrikös, 8, ön), nach dem Versbau richtig ab»
gemeffen; in gebundener Nede; Metrograͤphik, f.
die Kunst, Verſe nad) der Silbenmeßkunſt zu fchrei-
ben; Metrologie, k. die Maßkunde; metroloͤgiſch,
maßkundlich; Metromanie, f. die Versſucht, Reim⸗
ſucht (nicht zu verwechſeln mit Metromanie, her-
geleitet von meter, Mutter, ſ. Metra); Metro—
meter, Metronoͤm, m. der Taktmeſſer, ein Werk—
zeug, wodurch dag Maß der Bewegung, welche ein
Zonftüd haben foll, genau fejtgejtellt wird (erfun-
den von Renaudin, vervollfommmet von Mälzl);
Metrometer auch = Chronometer, f. d.
Deriben, f. arab. (mesdschid, von sadschada, fich
bien, anbeten) ein mohammedanijcher Tempel,
DBethaus, = Moſchee.
Mette, f. (altd. mettina, v.[. matutina, nänıl. hora,
Morgenftunde, vgl. Matutine) fathol. Frühgottes-
dienst, Frühpredigt; Gottesdienjt am Abend od. in
der Nacht vor einem Feite, z. B. Chrijtmette.
Metteur en pages, m. fr. (|pr. mettöhr ang pahſch';
v. mettre, Een, legen, en, in, u. page, die Seite)
in den Druckereien der Seter, welcher die von
den andern Sebern gefeßten Stüde in Kolumnen
und Formen ordnet (umbridt), Kormbilder, Ein-
richter.
Metuſie, f. gr. (met-usia, d. i. eig. dag Mitſein) die
Wefengemeinfchaft oder Vereinigung.
Men, n. ein hinef. Feldmaß — 6,7335 a; vgl. Kling.
Meuble, n. fr. (ipr. MöbT), pl. Meubles oder
Möbel, pl. Möbel od. Mobilien, I. (v. I. mobile,
etivag Bemwegliches, pl. mobilia, vgl. mobil) beweg—
liches Gut, fahrende Dabe; Hausgerät; möblieren,
mit Haudgerät verjehen; einrichten, ausrüjten;
Menblement, j. Ameublement.
meum et tuum, n. !. daS Mein und Dein; der
Eigennutz.
Weeurtriere, f. fr. (fpr. mörtriähr', von meurtrier,
mörderijch, von meurtre, Mord, dv. got. maurthr,
Mord) eine Schiehicharte.
Meute, f. (fr. meute, eig. Jagdzug, v. ml. movita,
Bewegung, d. gleich]. I. movitus f. motus, Bartiz.
von movere, bewegen) eine Koppel Jagdhunde, un-
gefähr 50 big 60 Stück.
Mevente, £. fr. (fpr. mewangt’; von me—, miß —,
und vente, Verkauf) Berfauf unter dem Werte,
Berjchleuderung.
Mexicaine, f. fr. (fpr. —fähn’; von mexicain, e,
mexikaniſch) ein mollener Stoff; Merical, ſ.
Pulque.
Mezair, f. fr. (méêsair, mézair, ſpr. mefähr) die
Halbſchule des Pferdes, eine halbeCourbette,ſ.d.
Mezeline, f. (ſpr. meſelihn“, vom it. mezzo, halb)
- franzöfische Leinwand, halb aus Wolle u. halb aus
Seide, bei. zu Vorhängen, Überzügen ꝛc.
544 Mezetene
Mezetene, f. eine türk. Grenz-Warenabgabe (8 bis
10 Prozent vom Werte betragend).
Mezza-Lira, f. it. (von mezzo, mezza, halb, v. I.
medius, mittel, halb) eine halbe Lire, eine frühere
Rehnungsmünze im Kirchenjtaat, ungefähr —
0,38 .4; a mezza voce (jpr. — wötiche), mit halber
oder gedämpfter Stimme; mezzo forte, Tonf.
mitteljtart; m. piäno, halb ſchwach; m. rili6vo,
halb» oder fladh-erhaben; m. sopräno, die tiefe
Oberjtimme, der tiefe Disfant; Meezzoterming,
m. der Mittelweg; uneig. das Mittel zwiſchen zwei
äußeriten Graden; Mezzatinta, f. oder Mezzo—
tinto, m. Mal. die Mitelfarbe (die durch Über-
gang einer Yarbe in eine andere fich bildet) halbe |
oder gebrochene Farbe, auch lichte Schattierung;
jchwarze Kunft bei Kupferitehern, Schabe-Manier;
Wezzanine, f. (it. mezzanino, m.) Bauf. ein Halb-
geſchöß, jedes niedrigereStocdmwerfzwifchen —
(vgl. Entrejol); auch ein Halbfenſter, kleineres
Fenſter zwiſchen dem größern; Mezzaroͤla, f. ein
früheres Flüſſigkeitsmaß in Genua — 159 ];
Mezzeͤtta, f. ein früheres Getreidemaß in Toskana
— 0,751 1; Mezzetto, m. ein ehemaliges toska—
niſches Flüffigteitsmaß — 0,570 1.
Mezzaro, m. it. ein Frauenſchleier in Genua.
Weidm, ein Gold- und Silbergewicht in Hinter-
Indien = 832 engl. Troygrän.
Miaͤsma, n. gr. (v. miainein, färben, befleden) eig.
Färbung, Verunreinigung; Anſteckungsſtoff, in der
Luft verbreiteter Kranfheit3- od. Seuchenftoff, bös—
artige Ausdünjtung; miasmaͤtiſch, jolden Stoff
enthaltend oder dadurch entjtanden.
Weichnel, m. bebr. (von mi, wer, ka, wie, &l, Gott)
männl. Name: Wer ift wie Gott? gem. abgef.
Michel, verädtl. f. einfältiger, plumper Menſch
(wahrich. durch Bermengung des hebr. Namens
mit dem got. mikils, mhd. michel, groß); daher:
der beutiche Michel od. Better Michel, fcherz-
hafte verächtliche Benennung des deutichen Volkes,
um die Shwäden, Torheiten und Berfehrtheiten,
bejonder3 die Langſamkeit, Schwerfälligfeit degjel-
bei zu bezeichnen.
dickmack, a.niederd. (fr.miemac) die Durchitecherei,
Epigbüberei.
mieroscoplum gc., |. Mikroſkop.
Midas, m. ein phrygiſcher König, defien Ohren nad
altgriech. Sage Apollo in Eſelsohren verwandelte,
als er, bei einem tonkünſtleriſchen Wettſtreite des—
ſelben mit dem Pan zum Schiedsrichter gewählt,
dem letztern den Vorzug gab; daher überh. für
Langohr, Eſel, reicher Dummkopf; nad) einer an-
dern Sage ward ihm von Dionyſos der Wunſch
gewährt, alles, was er berühre, in Gold zu ver—
wandeln, bis er ſich zur Befreiung von dieſer
läſtigen Wohltat im Baftolus badete, der ſeitdem
Gold führte; Midasohren, — od. Eſelsohren;
das Midasohr, Natürk. eine Art Rollen- oder
Walzenſchnecke, und eine Art Ohrſchnecke.
Midgärd, m. altnord. eig: midhgardhr, urfpr. ein
eingehegter Bezirk) Fabell. die Erde, das bewohnte
Land; Midgardichlange, f. das Meer.
Midigipman, m. engl. (pr. —ſchippmänn), pl.
Midigipmen,—Kadetten od. jüngjte See-Dffiziere
auf den engl. Kriegsichiffen.
Wiiemit, m. (jpr. mire—) ftengeliger Rautenfpat,
Bitterjpat oder Bitterfalf, von Miemo im Tos—
tanifchen.
Miglidje, ın. it. (pr. milljdjo; v. I. milliarium, ein
Zaufend, v. mille, taufend) ein ehemal. Handels-
gewicht von 1000 Pfund, zu Venedig = 476,999 kg,
Mikrocephalus
in Toskana = 339,542 kg, auf den ioniſchen In—
jeln = 1000 engl. Avoirdüpoispfund; aud) ein
venezian. Olmaß = 6,316 hl; Miglie, f. (it. mig-
lio, m.), pl. Miglien (fpr. miljen; d. i. eig. 1000
Schritt), eine alte ital. Meile; auf der Iniel Sar-
dinien ein Feldmaß, und zwar fir Weinland (m.
di viti, für 1000 Weinjtöce) — 17,248 a, für Öl—
Daumland (m. d’ulivi, fir 1000 Ölbäume —
— 2.
igma, n. gr. (v. mignynai, miſchen) Die Mifchung,
das Gemiſch, — Mirtur. — ſchung
mignard, fr. (ſpr. minidhr; ſ. Mignon) niedlich,
zterlich; geziert; mignardteren (fpr. minjard—;
fr. mignarder), verzärteln, verhäticheln; auch zu
ſehr künſteln, verfünfteln; Mignardiſen, pl. Ber-
zierungen; auch dazu dienende Ligen u. Gimpen,
Häfelborte; Mignatur, |. Miniatur; mignon
(jpr. minjdng), niedlich, artig, zart, allerliebit; als
achwort: Mignon, m. (v.altho. minna, Minne,
Liebe, minnön, minnen, lieben) Günftling, Lieb-
ling, Mignonne, f. ein Lieben, Schägchen;
Buchdr. Jungfernſchrift, die Eleinften franz. Druck⸗
buchſtaben; Mignonndttes, pl. eine Art jehr
Ihmaler Zwirnſpitzen; aud) eine Art gemuiterter
baummollener Halstiicher; kleine Brief-Oblaten;
mignotieren (fr. mignoter), liebfojen.
Migraine, f. fr. (fpr. migrähne; entit. aus dem
aried) Hemifranita, ſ. d.) einjeitiges Kopfweh,
Kopfgicht; aud) die beite Sorte Burgunderwein.
migrieren, I. (migräre) wandern, ziehen; Migra⸗
tion,f.(migratio)die Auswanderung, Wanderung;
der Zug wandernder Tiere, Def. der —— das
fortwährende Streben einzelner Individuen, ſich
vom Verbreitungsgebiete ihrer Stammart zu ent⸗
fernen, um für ſich und ihre Nachkommen beſſere
Lebensbedingungen zu finden; migratärtich, nl.
wandernd, ziehen.
Migueliſten, pl. Anhänger des portugieſiſchen
Kron- PBrätendenten Dom Miguel, und Gegner
der Bedroiften, ſ. d.
Mihmandar, |. Mehmendar.
Mike, f. l. ein Krümchen, Körnchen; Naturk. der
Glimmer, das Katzenſilber, Katzengold; Mikagra⸗
phie, f. logr. die Nachahmung der Glasmalerei
durd) Auffleben farbig bedrudter Glimmerblätt-
chen auf Glas.
Mikado, m.d.i. Gebieter, früher das geijtliheOber-
haupt des japan. Reich5 (neben dem Taikun als
weltl.Herricher), jegt Alleinherricher, japan. Kaifer.
Mika⸗Operation, f. eine Operation, die in einer
Berlegung der Harnröhrenmündungnad) der Wur-
zel des männlidyen Gliedes beiteht, un jo den Aus—
tritt de8 Samens dorthin zu leiten u. Befruchtung
zu vermeiden, nur in Auſtralien üblic).
Mifation, f.nl.(v. l. micäre, jich zitternd Hin und
her bewegen) Heilf. die Bewegung vd. Kreifung des
Blutes im Körper. —
mitrakuſtiſch (vgl. Mikroſkop), eigentl. auch das
Kleine hörend, ſchallverſtärkend; ſo nennt man die
Werkzeuge, die zur Verſtärkung des Gehörs durch
Zuleitung des Schalles dienen.
Mikrocephyälus, m. gr. (v. mikrös, A, On, klein) ein
Kleintopf; Mikroͤben, pl. die Heinjten Lebeweſen,
die niedrigften Wejen der organiſchen Welt; Mi—
frochemie, f. hemijche Unteriuchung Eleiner oder
feiner Gegenftände; Milrochronometer, n. ein
Be] er zur Beitimmung jehr fleiner Zeiträume;
ifroeleftromdter, n. od. Mikroefeftroftäp, n.
f. Kondenjator; Mitrogalvanometer, n. ein
von Marechaux erfundenes Werkzeug zur Be—
Milrograpbie
ohachtung der re ö bis zum
$leiniten Grade; Mifrographie, f. die Beichrei-
bung Kleiner, unter dem Vergrößerungsglafe be-
obachteter Körper; Wiifrofardie, f. Kleinheit des
Herzens; Mifrofärp, m. fleine Frucht, Schwamm,
Rilz; Mitrokösmus, m. die Kleinwelt, Welt im
Kleinen: der Menſch; mikrokoͤsmiſch, den Mikro»
kosmus betreffend, Dazu gehörig; mikrokos—
mifhesSalz(sal mierocosmicus), Harnſalz, aus
Harn daritellbares phosphorfaures Natron Am-
moniak; Mikrokosmologie, f. die Kleinweltlehre,
Lehre vom Menschen, = Anthropologie; mi—
frofriftalfinifch, aus Kleinen, nur durd) das Mi-
kroſtop wahrnehmbaren Krijtallen zuſammenge—
ſetzt; Mikrolepidoptera, p}. Klein-Schuppenflüg-
fer, Kleinjchmetterlinge; Mikrolepidopterologie,
f. die Lehre von denfelben; Mikrolegie, f. Klei-
nigfeitsgeift; Weifrolög,m. einstleinigfeitsfrämer;
mitroloͤgiſch, kleinlich, Keingeiftig; mifrologt-
teren, fich mit geringfügigen Sachen bejcgäftigen;
Nikromegas, m. ein Gernegroß, ein fleiner
Menſch, der gern für groß gehalten fein will; tii=
ie im Heinen; Mitrometer, n. ein
Kleinmefjer, ein gewöhnlich bei Fern- und Ver-
größerungzgläfern angebrachtes Werkzeug zur
eſſung kleiner Größen od. Entfernungen; Mi—
frometerschrande, eine Heine Schraube zur fein—
sten Einftellung phyſikaliſcher und ———
Werkzeuge; Mikrometerzirkel, ein Zirkel, mit
dem man auch die kleinſten Längenunterſchiede
meſſen kann; Mikrometrie, f. die Kleinmeßkunſt;
wmilvomer, Minerale, deren Zuſammenſetzung aus
verjchiedenen Gemengteilen nur durch) dag Mikro—
Hop erkennbar ift; mifromdtifch, Heinäugig;
Mikromillimeter — 0,001 mm, bezeichnet durch u
(bei mikroſkopiſchen Unterfuchungen angewendet);
Pikroneiien,n. Rleininfelland, die nordmweftlichen
auftraliihen Inſeln; Mikroorganismen, plur.
Keinfte Lebeweſen; Mikroparaſiten, pl. niedere
Schmarogerwejen; mikropetaͤliſch, Heinedfumen-
Hlätter habend; Mikrophön, n. ein Schallver-
ftärfer, von D. E. Hughes erfundener Apparat,
um jehr zarte Töne od. Geräusche dem Ohre ver-
nehmbar zu machen (verwandt dem jchon etwas
früher von Dr.Lüdtge in Berlin erfund. Univer-
‘al-Telephon), dient namentlich zur Schallverſtär—
tung bei Telephonen; Mikrophonie, f. feine
Stimme, Schwadjtimmigteit; mikrophöniſch,
ſchwachſtimmig, feinftimmig; Mikrophotogra⸗
shie, f. Vergrößerungsphotograpyie; Mikro—
sHthalmie, f. Eranthaftes Schiwinden des Aug—
apfels; Mifrophthälmos, m, ein Rleinäugiger;
mitrophthälmiſch, Fleinäugig; Mikrophüllon,
2., pl. Mikrophijllen, kleinblättrige Gewächſe;
seifrophhilifch, Heinblättrig; Mitropiycie, f.
die Kleinmütigkeit, Verzagtheit; auch tleinliche
Sefinnung; mikrobpſüchtſch, kleinmütig; kleinlich
denkend, niedrig geſinnt; Mikroptẽra, pl. Klein—
flügler unter den Inſekten; mikropteériſch, klein—
Hügelig; Mikrorchis, m. Heilf. ein Kleinhodiger;
mitkroſeismiſch, griech (von seismös, Erdbeben)
von leichten Erderfchütterungen herrührend; folche
anzeigend; leicht bebend, nur am Erdbebenmefjer
Semerklih; Mikroſtöp, n. ein Werkzeug od. Glas,
!leine Dinge groß zu jehen: ein Vergrößerungs-
la3; microscopium simplex, n. gr.-l. ein ein-
aches Vergrößerungsglas; m. compositum, ein
zuſammengeſeßtes Bergrößerungsglas, das aus
mehreren !
Sie, f. der Gebraud) des Vergrößerungsglaſes u.
Hebrſes Fremdwörterbuch. 21. Auf.
inſen zufammengejegt iſt; Mitrojfo= |
Militär 545
die Lehre davon; mikroſkoͤpiſch, durchs Vergrö—
Berungsglas betrachtet ;nurdurchsBergrößerungs-
glad wahrnehmbar (3. B. mifroffopiiche Tiere);
mitroffopifhe Beobachtungen, Beobad)-
tungen durchs Bergrößerungsglas; mikroſko—
iſches PBräparat,n. ein Dünnſchliff, Dünn-
chnitt, Heiner, bi zur Durchjichtigfeit gejchliffener
oder fein gejchnittener Teil eines Gegenitandes,
der auf ein Ölastäfelchen gebracht ift, um ihn der
mifroffopiichen Unterfuchung zu unterwerfen;
Mikroſomie, f. gr. (von söma, der Körper) die
Smwerghaftigfeit, zwerghafte Körperbildung; Mi—
kroſphrie, f. ſchwacher Pulsſchlag; Mikroſpo⸗
ven, die kleineren Sporen bei Gefäßkryptogamen
mit dem männlichen Vorkeim; mikroſtoöͤmiſch,
mit Heinem Munde verjehen; Mifrotaiimeter,
m. (vom griech. täsis, Dehnung) eine Vorrichtung,
um auch die kleinſte Ausdehnung eines Körpers
infolge der Wärme, des Feuchtigfeitögehaltes der
Luft ufw. nachzumeifen, von Edifon erfunden;
Mikrotoͤm, nm gr. (v. tömnein, fchneiden) ein Ap-
parat, um mifroffopijche Gegenjtände in ganz
dünne, durchſichtige Scheibchen zu fchneiden; Mii=
frotroshie, f. jpärliche Ernährung.
Miktologie, f. gr. (von miktös, gemijcht, von mi-
en mifchen) die Lehre von gemijchten oder zu—
ammengejegten Körpern, Miſchungslehre.
Mildn, m. fr. (von gleich]. I. miluänus, v. milüus,
milvus) der Hiühnergeier, Weide, Taubenfalfe,
Sänfeaar, ein braunroter Raubvogel vom Yalfen-
geſchlecht.
Milanaiſe, £. fr. (ſpr. —nähſ'; v. Milan, d. i. Wiai-
land) eig. mailändiſche Goldſtickerei.
Mile, f. engl. (ſpr. meil) eine engliſche Meile von
5000 engl. Fuß = 0,20539 frühere deutjche (geogr.)
Meilen = 1523,986 m.
mi'es gioriösus, m. l. (miles, Soldat, gloriosus,
ruhmredig) in der alten Komödie: ein Haudegen,
Eiſenfreſſer, Großjprecdher, vgl. Thrafo u. Bra»
marbas.
Niliaria, f. I. (v. miliarius, a, um, hirjenartig, dv.
milium,Dirfe) Heilf. das Frieſel; miliäris febris,
f. das Frieſelfieber.
milieu, m. fr. (ſpr. miljöh) die Mitte, der Durd)-
fchnitt; fig. bedeutet Milieu, n. den perjönlichen
oder fachlichen Angelpunkt einer Erzählung oder
Dichtung, den bejonderen Charakter, Stand, Be—
ruf od. Geſellſchaftskreis, um den es fich darin vor»
zugsweiſe handelt; die Umwelt, den Lebenskreis;
ewiſſermaßen das literariſche Reitmotiv (f. d.);
juste milien, |. Juste.
Miliölum, |. milium.
Militär, n. (fr. militaire, v. l. militäris, ſoldatiſch,
friegerijch, v. miles, Gen. militis, der Soldat) das
Soldaten- oder Kriegswelen, der Wehritand; Mi—
litär, m. der Soldat, Krieger; Militär-Akade—
mie, f. die höhere Kriegs- oder Soldatenjchule;
M.⸗Kodex, m. das Strafgejegbuch für Soldaten;
M.⸗Konbentionen, pl. die Verträge Preußens
mit den übrigen Staaten Deutjchlands, um den:
Heere eine einheitliche Zeitung und Geftaltung zu
geben; W.-Aurät, m. der Feldgeiftliche; M.⸗Eid,
der Fahneneid; M.-Effelten, Heeresausrüſtung;
M.⸗Etat (pr. — etah), m. der Soldatenbeitand u.
der Ausgabeplan für dag Heerweien; militär=
eographiſches Inſtitut, n. eine Anſtalt für
artenzeihnung, und fartographiihe Aufnahme
de3 Landes in Ofterreih; Militär-Medizinals
weſen, alles, was die Militärheilfunde und milil»
tärgefundheitliche Einrichtungen betrifft; Wi.-Shi=
35
546 milium palpebrae |
tal, n. ein Krankenhaus fir Verwundete; M.—
Tarif, m. Gebührenjab für Beförderung von
Truppen und Kriegsgeräten, der den Eiſenbahnen
vom Reiche vorgefchrieben it; M.-Telegraphie,
Feldtelegraphie; M.-Transportordnung, Die
Sefamtheit der Vorjchriften jeitens des Deutjchen
Reiches fiir die Beförderung der Truppen auf der
Bahn; M.-Veterinärweſen, dev roßärztliche
Dienſt im Heer und alles, was damit zuſammen—
hängt; militaria, pl. l. Soldatenſachen, Kriegs—
dienſtſachen, Heeresangelegenheiten; militäriſch,
kriegeriſch, ſoldatiſch, wehrtümlich, nad) Kriegs-
gebrauch; militäriſche Wache, Soldatenwache;
militariſieren, militärisch einrichten; Militaris⸗
mus, m. das Vorherrſchen und die Bevorzugung
des Soldatenweſens, Soldatenherrſchaft, Soldaten—
tum; Militariſt, m. ein Soldatenfreund; mili—
tieren fr. militer), widerſtreiten, im Widerſpruch
ſein; Millz, f. (v. l. militia) der Kriegsſtaat, das
Kriegs- oder Soldatenweſen; die Mannſchaft; bei.
die Landmiliz, auch pl. Milizen, Volkswehr od.
Landſoldaten, bloß fir einen Krieg zuſammen—
berufene und bewaffnete Landes-Einwohner; ehem.
Reſerve-Truppen, die nicht zum Kriegsdienſt in der
Linie, ſondern zum Dienſt im Innern des Landes
beſtimmt waren.
miſium palpébrao od. verkl. Miliölum, n. l. (v.
milium, Hirſe) ein Hirſe- oder Gerſtenkorn auf dem
Augenlide.
Deiltz, ſ. unter Militär.
inille, f. tauſend; pro mille od. it. per miile, für
das Taufend (näml. wind bezahlt); Millefiöri, pl.
it. eig. taufend Blumen: eine Art bunter Glas—
Mofaif, ehem. in Stalien verfertigt, 1834 durch
den Chemiker Fuß in Schönebed wieder erfunden;
Mille-Fenilles, pl. fr. (pr. milföp) eig. taufend
Ylätter, Blättergebacdenes;Tourtemille-fonilies,
f. fr. (fpr. turt ) Blättertorte, Blätterteigfuchen ;
Milteffeurs, pl. (gew. aber als sing. und n. ge—
braucht) fr. (pr. milflör) eigentl. Tauſendblumen,
Streublunien, ein aus lauter Blümchen zufammen-
gejeßtes Zeugmujter, oder eine wohlriechende Efjenz,
eau de mille fleurs; ebenjo: Millepoints, fr. (pr.
milpoäng) Streupunkt, aus lauter Pünktchen oder
Zupfen, und Milferates, fr. (pr. milräh), aus
feinen Strichen, Streifen oder Linien beſtehendes
ea Millefolium, m. l. das Tauſendblatt,
die Schafgarbe (Achillẽa millefolium), ein ſehr
heilſames, wildwachſendes Kraut; Millenarier,
— Chiliaſt, r. Millennarier, v. Millennium,
n. nl. ein Jahrtauſend; das tauſendjährige Reich;
Millepes, m. (f. millepeda) der Taufendfuß, die
Kelleraſſel; Miffepdren, pl. I.-gr. Punkt⸗Korallen;
Milleroͤle, f. fr. ein Flüſſigkeſtksnaß, beſ. Wein-
maß in Marjeille 2e.; Meilles, eine Nechnungs-
münze in den Bereinigten Staaten von Nord»
amerifa, — Y,ooo Dollar oder 44, d; Miles
ſime, n. fr. die Jahreszahl einer nad) dem Sahre
1000 geprägten Münze; Milliäde, f.ıl. eine Reihe
von tauſend Jahren, ein Sahrtaufend; Miftärd,
ın. fr., oder Miflidrde, f. taufend Millionen;
Milliar oder jr. Milliare, |. unter Ar; Mile
liarium, n. [. ein vöm. Meilenstein, der eine Ent—
ſernung von 1000 Schritten bezeichnet; Milliäſſe,
f. fr. 1000 Milliarden; eine jehr große Menge, eine
Unzahl; Milfigramm oder fr. Milligramme, ſ.
unter Gramm; Milliliter oder fr. Millilitre,
j. unter Liter; Millimeter vd. fr. Millimetre,
ſ. Meter; Milftjtere, |. Steve; Mittion, f. (nl. |
ari!lio) ein Tauſeudmaltauſend; an Gelde 10 Ton-
TEE
Nina
nen Goldes; Miillionär, m. (fr. millionnaire) ein
Millionen-Befiger; eine jehr reiche VBerfon; Milz
liardär, m. ein Milliavdenbefiker.
Milly-Kerzen, pl. feinite Stearin-Lichte aus der
Fabrik des Dr. de Milly in Wien.
Milinil, m. hindoft. (malmal, Nefjeltuch, Muſſelin)
eine Gattung Rattın aus Oftindien.
Milord, r. Mylord, |. Lord.
Wiilphöſis und Miltöſis, f. gr. (das letztere von
miltün, mit Mennig oder rot anftreichen, v. mil-
tos, Mennig, Bergzinnober) Heilf. das mit Ent-
zimdung verbundene Ausgehen der Augenwim—
pers, = Madarofis.
Milréis, n. oder mille réis, eine portugieſiſche
Rechnungsmünze — 1000 Reis oder Realen (ſ.
Real) oder 4,54.4 an Wert, in Brafilien 2,29 M.
Mimänſa, f. ſanskr. (mimängsä, von män, Begeh-
vungsform mimängse, ehren, denken, iiberfegen)
ein indiſches philoſophiſches Syſtem, alle Bielheit
de3 Seienden für bloßen Schein, und die Subftanz
fiir das einzig Wirkfiche Hält (val. Sankhja).
Mimar-Agaä, m. arab. (vd. mimär, Baumeiiter, vd.
amara, bauen, und Aga, ſ. d.) türk. Gebäude-Auf—
ſeher, Oberaufſeher über alle Bauten.
Mime oder Miĩmus, ın. (gr. mimos, (. mimus), pl.
Mimen, eig. Nachahmer; Gauffer; überh. Schau—
jpieler; auch Charakter- u. Poſſenſpiele, eine eigen-
tiimliche dramatiſche Dichtungsart bei den alten
Griechen u. Römern; Mimejis, f. (v. mimeisthai,
nachahmen) die Nachahmung der Gebärden eines
andern; die Nachahmung überhaupt; mimétiſch,
nahahmend, nachäffend; Mimik, f. die Gebärden-
kunſt, das Gebärdenjpiel; Mimiker, m. ein Ge-
bärdenkünſtler; Poſſenreißer; mimen, ſchauſpie—
lern, — darſtellen; mimiſch (gr. mimi-
kös), zur Mimik gehörig, derſelben —— rc.; da⸗
her: mimiſcheDarſtellung (auchwohl:Mimo—
drama,n.);mimiiche Künſte, nachahmende od.
darſtellende Künſte; mimiſche Künſtler, Schau—
jpieler; Mimograpp, m. pl. Mimogräphen,
Berfaffer von Gebärdenjpielen; Wimpgransie,
f. die Gebärdenfpieldichtung; Miimoldg, m. ein
Nachahmer, Nachſprecher; Mimologte, f. Nach—
ahmung einer Perſon in ihren Reden u. Gebärden.
Mimer, m. (eig. Mimir) nord. Fabell. der Gott der
Weisheit, der aus einer Duelle Mimersborit,
altnord. Minisbrunnr) jchöpft.
Mimeteiit, m. nat. arjenifjaures Bleioxyd.
Mimitry, f. engl. (mimiery, pr. mimmikri; eig.
poſſenhafte Nachahmung, Boflenreißerei; wird in
uneigentlichem Sinne gebraucht) die täufchende
Ahnlichkeit mancher Tiere, z. B. Spinnen, mit
(eblofen Körpern oder auch Hflangen, auf denen
jie leben, Schugfärbung, Farbenanpaſſung.
Mimpje (nl. mimösa, v. ſpan. und port. mimoso,
zärtlich, verzärtelt, weichlich, von mimar, liebkoſen,
verzärteln), £., pl. Mimöſen, Sinn- oder Fühl—
pflanzen, ein ausländiſches Pflanzengejchlecht von
mehreren Gattungen, deren einige ſich durd) die
ungemeine Neizbarteit ihrer Blätter auszeichnen,
die fich bei der geringjten Berührung a ai
ziehen, z. B.die a Rn e (mimosa
sensitiva), die Sinnpflanze, das Sinnkraut; die
ſchamhafte Mimofe(m.pudica)zc.; Mimoſit,
m. = Dolerit. u |
Mina, f. it. (prov. mina, emina, fr. mine, altfr.
emine, vont (. hömina, gr. hömina, ein Maß, Die
de eine3 Sextarius) ein älteres, s ohlmaß in
ailand; fi. Getreide — 5,223 1, fir O— 15,592 1,
jegt häufige Bezeichnung für 1 Detafiter.
minactioso
minaceiöse, it. (ſpr. minatjchdjo) od. minaccevole
(ipr.minatfchewole: von minaccia, Drohung; vgl.
menacieren) Tonk. drohend, nachdrücklich; Ming
gtat f. nl. (v. minax) das Drohende, die drohende
Beſchaffenheit; die Neigung zum Drohen.
Minage, j. Mine 8.
Vinaktun, m. (vgl. Altin), eine per. Minze, =
m., pl. Minaretts, arab.
Yo Toman.
Minaret od. Minarett
(menäret, d.i. eig. Ort des Lichts, Reuchter, Leucht—
turm, von nära, glänzen, när, Feuer 2.) Rund—
türme an kirt Bethäur ern od. Moſcheen, von denen
das Volk zum Gebet gerufen wird.
Wiinargent,n. fr. (pr. minarſchang) das Halbjilber,
aus Kupfer, Nickel, Wolfram und Aluminium be-
itehend.
Mination, f. l. (minatio, von minäri, drohen) das
Drohen, die Drohung; minatarifch (ſpätl. mina-
torius),drohend, bedrohlich.
minaudieren, fr. (minauder, jpr. minod—; von
mine=Miene, Geſichtszug) Schön tum, ſich zieren;
Minauderie, f. Ziererei, Schöntuerei; Mingu⸗—
dier, m.(jpr.—djeh) ein Schöntuer, Zieraffe; Mi—
naudiere, f. (ſpr. —djähr') eine Zierpuppe, ein
Zieräffchen.
Mincepie, n. engl. (ſpr. minspei; von mince, Hein
baden, und pie, Baltete) die fleine Paſtete von ge-
badtem Fleiſch mit Eiern, Zucker, Heinen Rofinenze.
Mine 1., f. Verkl. Minchen, Abkürzung von Wil—
helmine.
Mine 2., l. (mina, gr. mnä) ein alt-griech. Gewicht
und Minze, feit Eolon — 100 Drachmen; — jeßt
die Grundlage des 1856 eingefüihrten griech. Ge-
wichtsſyſtems = 1500 Drachmen oder Gramm —
1,5kg=468,75 alte gried. Dramen =15000 Obo⸗
len (f. d.) = 150000 Gran (Zentigramm); 100 Mi-
nen = 1 Talent = 150 kg.
Mine 3. f. fr. (vgl. Mina) ein Getreidemaß; dab.
Minage, n. (pr. — nähſch) die Scheffelftener.
Mine 4, f. fr. (it. mina, prov. mina, mena; vd. ml.
minare, prov. menar, fr.mener, führen, betreiben,
ins Wert jegen) ein unterirbifcher Gang im Berg-
und Feſtungsbau, eine Höhlung; bei. Erzgrube,
Zeche, ein Bergwerk; Krk. eine Sprenggrube, ein
Sprengpraben, un die darüber liegende Laſt ver-
möge des Bulvers in die Luft zu fprengen; uneig.
ein verdeckter, heimficher Auſchlag; minieren (fr.
miner), ımtergraben, aushöhlen, Erdgänge oder
Sprenggruben machen oder anlegen; Minenr (pr.
mindhrl fr., Mindro, ſpan. oder Minterer, m.
ein Sprenger oder Schanzgräber; auch der Berg—
mann, Bergknappe; Meiner, f. (mi. minera, ſpan.
minera) oder Mineräl, n. (mi. mineräle, pl. mi-
neralia, fr. mineral) da3 Berggut, die Steinart;
pl. Minern, Mineralien, Berggitter, Erz und
Steinarten, lebloſe (unorganifche) Naturkörper,
auch Foffilten; Mineralien-Kabinett, n. cine
Steinfammlung oder Sammlung von Steinarten;
minerãliſch, berggängig, ftein- oder erzhaltig;
mineraliſche Quelle, eine Heilquelle, ein Ge—
fundbrumnen;mineraliiheod. Mineral-Waj-
jer, Geſundheits- oder Heilwafjer; nach ihrem
Hauptbeitandteile heißen fie auch Sauer-, Bitter-,
Schwefel- und Stahlwaijer; Mineral-Bad, n.
mineraliſches Heilbad, Gefundbrunnen; D-B lan,
u. Bergblau, feingeriebene Kupferlaſur M.-Grün,
n. Berggrün, BraunfchweigiichesKupfergrün; M.⸗
Kermes, i.Antimonfermes; mineraliicherod. |
M.-Miohr, m. eine aus Schtwefel und Quecfilber |
bereitete fchmärzliche Farbe; Mel — Photo- ı
E — Er EEE EEE EEE WERE EEE FEN EEE EEE EEE RER —— ESS REN SET
-
Miniiter 547
gen; M.⸗Reich, n. das Steinveich, der Inbegriff
aller unorganiüchen Naturförper; M.-Spda =
Kryolith, alfo im Handel benannt, weil er zur
Laugenbereitung in Seifenftedereien dient; M.—
Theorie, f. die Liebigjche Lehre, wonach die Pflan-
zen fich durch die im Erdboden befindlichen lös—
baren Mineralbeftaudteile ernähren; mineralis
jieren (fr. mineraliser), veriteinern; Mineralis
ſierung, od. Mineraliſation, f. die Verſteinerung,
Verwandlung in Stein; Mineralogie, f. nl.-gr.
die Steinkunde; in engerer Bedeutung: die Lehre
von den mechanifch-einfachen lebloſen Naturförpern,
= Oryktognoſie, und entg. Geognoſie ꝛc.;
Mineralög oder Mineralogift, m. ein Stein-
fundiger; minergloͤgiſch, tteinkundlich; Minero⸗
graphie, f. die Steinbeſchreibung; Minerothen=
logie, f. der Beweis fiir da8 Dafein Gottes aus
dem Dajein der Mineralien.
Mincho, m. it. ein friiheres Getreidemaß in Bes
rona=1Y, Sacco = 0,582 hl.
Minerva, f. I. röm. Fabell. die Göttin der Weis-
beit, Beihügerin der Künſte des Friedens; auch
Kriegsgöttin, vol. Ballas; Minervae calceulus,
.Saleulus; invita Minerva, wider Willen der
Minerva, d. i. ohne Fähigkeit und Anlage, ohne
geiftigen Beruf (etwas unternehmen, bei. jtudieren) ;
Minerpäl, m. (ſpätl. minervälis) ein Schüler,
Lehrling, bei dem Orden der Illuminaten der
unterste Grad; n. (l. minärval) ein Lehrgeld, Lehr—
geſchenk.
Mineur, ſ. unter Mine 4.
Miniätor, ın. nl. (vom l. miniäre, mit Mennig,
minium, färben) ein Ausmaler, Kleinmaier (it.
miniatöre); Mintatär od. Miniaturmalerei (it.
miniatura, fr. miniature, uripr. Malerei dev Mi-
niatoren, meift Mönche, welche im Mittelalter
die Handichriften mit feinen Malereien verzierten;
alfo nicht von minutus, Kein) die Klein- od. Fein-
malerei, feine Raffermalerei mit Oummifarben,
die mit der bloßen Binfelipige aufgetrageit oder
getiipfelt (punitiert) werden; en miniature, fr.
(pr. ang miniatühr') im Tleinen oder verkleinert;
Miniatur-Gemälde, n. ein Kleingemälde; M.⸗
Maler oder Beintaturiit, m. ein Kleinmaler,
Kleinkünſtler, Feinmaler.
Miniebüchſe, f. eine Art Büchſen, die mit geringer
Ladung auf fehr große Entfernungen ſchießen (nad)
dem franz. Erfinder, dem Brigadebefehlshaber
Minie, benannt).
minieren, j. ter Mine 4.
minimus, a, um, [. (Superl. zu dem Komp. minor,
j.d.) der, die, das mindefte, kleinſte; Minima od.
Minime, f. Tonk. die Kleinnote, eine halbe Taft-
note; minimum od. Minimum, n. das Kleinite
oder Geringfte, Mindeite; bei. das kleinſte Maß,
der geringfte oder niedrigste Grad einer Größe,
entg. Marimun; bavemetriihes Minimum,
das Gebiet des niedrigiten od. tiefiten Luftdrudes;
Teil-M., Teilgebiet des niedrigiten Quftoruds;
minimum sapientiae, das kleinſte Weisheitsmaß;
Minimen, pl. (minimi) die geringjten Brüder, ein
jehr ftrenger Mönchsorden, im 15. Jahrh. von dem
heil. Franz von Paula geitiftet, daher auch
Bauliner vd. Baulaner genannt; Minimen—
farbe, ein Blau, das einen voten Schein hat; in
minimo, zum mindeften, geringitenfallg; Mini—
mülBetvan, m. nl.sdtic. der Minpdejtbetrag;
Di. grift, f. fünzeite Friſt ac.
Mintjter, m. l. (v. minus, geringer, wie magıster,
v. magis, mehr) eig. ein Diener; höchſter Staats-
35*
548 miniftrieren
beamter, welcher an der Spite der Staat3verwal-
tung oder eines Ziweiges (Departements) derſelben
steht; aud ein Sefandter; Mintfter-Neiident,
m. ein Gejandter von geringerer Würde, Geſchäfts—
detrauter eines Staates oder Fürften; Minister
sacri offleii, ein Geiftlicher, Seelforger; Mini—
fteriät, n. die Minifteritelle; Minifterium, n. I.
eig. Dienſt, Bedienung, Dienerſchaft; die Staats⸗
verwaltung oder Reglerung; die ſämtlichen Mi—
niſter eines Fürſten ꝛc.; ein unter einem Miniſter
stehender Staatsbeamten-Verein für ein beſonderes
Verwaltungsfach (z. B. das Kriegs⸗, Juſtiz⸗
Miniſterium ꝛc.); auch die geiſtliche Beamten-
ſchaft, Ortsgeiſtlichkeit, die ſämtlichen Prediger
eines Landes oder Ortes; das Predigtamt; 3. B.
Candidätus(reverendi)ministerii,abgef. Cand.
{r.) m., ein Kandidat des (ehrwürdigen) Predigt—
amtes od. Predigtamts⸗Bewerber; pro ministe-
710, für das Predigtamt oder die Erteilung einer
Pfarre (geprüft werden); ministere public, m.
fr. die Staatsanwaltichaft, die Stelle des Staats-
anmwalts; miniftertäf, ml. (ministeriälis) od. mi=
stifteriell (fr. ministeriell), amtlich, bei. ſtaatsamt⸗
lich, amtsmäßig, von Amtswegen, 3.8. ein amt-
!icher Bericht; einem Minifter zufommend od. von
ihm ausgehend; auch im Sinne der Minijter, zu
denjelben haltend, ihren anhängend; Mintiteriä-
fen, pl. ‘Prediger, welche Siß und Stimme im
Minifterium (d. i. im Kicchenrat od. Konfistorium)
Haben; im Mittelalter. auch Dienſtmannen, die
Slieder des aus dem Hof- und Fürftendienfte her-
vorgegangenen Adels, 3. U. von dem echten dyna-
ftiichen Adel; ministeriäles (nämlich littErae), pl.
Schreiben oder Erlaß aus einem Minifteriun;
Miniſterialismus, m. Barteilichfeit fir die Maß—
regeln der Miniiter; Minifterialität, f. die Mi-
nilterichaft; das Verhältnis der Dienftmannen, die
Dienitmannjhaft; Mintfterialpartet, f. die Bar-
tei, welche es mit den Minijtern Hält.
siniftrieren, l. (ministräre) dienen, Dienft, 3.8.
Kirchendienſt verjehen, be. bei der Mefje dem Brie-
fter an die Hand gehen, Hilfe leisten; Meiniftrdnt,
m. (ministrans) ein Meß- od. Kirchendiener; Mi-
niftration, f. (1. ministrätio) die Bedienung, der
Dienft, die Mitwirkung; miniftrativ, nl. dienend,
dienjtleijtend; Minijträtor, m. l. ein Diener, Auf-
wärter, Gehilfe; ministrator juris, ein rechts—
fundiger Beiltand.
sıinitieren, I. (minitäri) drohen, bedrohen; Mini⸗
tation, f. nl. die Bedrohung; Minitäter, mm. ein
Bedroher.
PRinium, n. [. = Mennig.
2tine, m. hindojt. (mina, mainä, javan. mencho;
nl. gracülareligiösa) der Plauderer od. Plapperer,
ein beliebter Stubenvogel in Oftindien.
Minöna, f. felt. weibl. Name (gäl. Minfhonn,
ausgeipr. minnon, v. min, fanft,u.fonn, Melodie):
die fanfte Melodie,
minor (neutr. minus; Komp. zu parvus, Kein), L.
minder, Eleiner, geringer, weniger; Minor oder
minor (nänıl.natu),m.derüngere: minor (näml.
terminus), m. derlnterjaß eines Bernunftjchluffes;
min6re, it. Tonf., fr. mineur, = Moll; Mino—
rät, n., r. m. ni. daS Vorrecht oder Erbfolgerccht
des Jüngeren, im Gegenf. zum Majorat; Mi—
norstion, f. eig. Berminderung, Berkleinerung;
Heilt. gelinde gen minvratid, gelind ab-
führend; minorenn (ml.
annis, jünger an Jahren) minderjährig, unmündig,
entg. majorenn; Minorennität, f. die Minder⸗
minorennis, d. i. minor |
miocan
zährigkeit, Unmündigkeit; Minoriſft, m. ein Geiit-
licher, der die niederen Weihen empfangen hat;
Minorität, f. (ml. minoritas) die Minderzahl, ge>
ringere Zahl von Stimmen; Minoritãts⸗Votum
n. Gutachten der Minderheit; Minoriten oder
fratres minöres, pl. geringere od. niedrige Brü-
der, ſich ſo nennend zum Zeichen ihrer Demut —
a minörum gentium (Dii); f.
unter Deus.
Minos, m. gr. ein alter berühmter, durch jtrenge
Gerechtigkeit ausgezeichneter König und Geſetzgeber
in Kreta, nad) der Sage Sohn de3 Zeus und der
"Europa, nad feinem Tode Richter der Unterwelt
(. Pluto); Minotaurus od. Minotaur, ın. ein
fabelhaftes Ungeheuer, halb Menjc u. halb Stier,
nad) der Sage Sohn der Paſiphaë u. eines Stiers.
Der jüngere Minos, Enkel des vorigen ließ das—
jelbe in da3 von ihm erbaute Labyrinth einfperren
und mit Menfchenfleifch füttern, wozu ihm die
Athener, zur Strafe für die Ermordung feines
Sohnes, alle 9 Jahre 7 Zünglinge und 7 Sung-
frauen fenden mußten; Theſeus, ein griechiicher
Held, der fich unter diefen Sünglingen befand, tötete
da3 Ungeheuer mit Hilfe der Ariadne, der Tochter
des Mino3.
Minftrel, m. engl. = Meneftrel ff. d.); Meifter-
fänger, Spielmann.
Minait, m. fr. (fpr. minüih) Mitternadit.
minus, !. (vgl. minor) weniger; in der Zahlenlehre
die Bezeichnung für negative Größen; bei Wärme-
meflern = unter Null oder unter dem Gefrierpunft
(Beiden: —); ein Minus, n. ein Mangel, Aus—
fall, = Defizit; Minns:Betrag, m. ein Min-
derbetrag; M.⸗Differenz, f. Minderbeitand; mi-
nus grata oder minus grata persona, minder
genehm, unbeliebt, mik fällig; einemindergenehme,
mißfällige Berfon, Minüstelſchrift, f. (vd. l. mi-
nuscülus, etwas Klein), Kleinſchrift in Buchdrucke—
veien; minnieren, ([. minuöre), vermindern, ver-
tingern; Minnendus oder Minnend, mn. die zız
vermindernde Zahl, von welcher eine andere abge-
aogen wird; Minuendo⸗Lizitation, f. öffentlicher
Verkauf an den Mindeitfordernden; Minutton,
f. (minutio) die Verminderung, Verkleinerung;
Minüte, f. (v. I. minätus, a, um, klein; minüta,
näml. pars) der 60. Teil eines Ganzen, bei. einer
Stunde, auch eines Grades in der Geographie;
uneig. ein ſehr Eleiner Zeitteil, ein Augenblid;
Mal. ein fleines Map für die Länge des menſch—
lichen Körpers, der 48. Teil einer Kopflänge; Bauk
der 30. Teil eines Modells; Minũtenglas, n.
eine kleine Sanduhr auf Schiffen, die nur eine
Minute läuft; Minutiſſimum, n. das Kleinfte,
©eringite; pl. Minutiſſima, Die allerkleinſten
Umſtände, 3. B. einer Begebenheit; Minutien,
pl. (I. minutiae) Kleinigkeiten, Einzelheiten, auch
Minnterien; minutids, nl. (fr. minutieux) klei-
nigfeitöträmerifch, kleinlich; peinlich genau; mi-
nuta, f. auch Xufjaß, vgl. Menu; dav. Minu⸗
tant = Ronzipiit; alla minuta od. al minute,
it. einzeln, im tleinen (handeln), alla-minuta-
Handlung od. Minũt-Handel, Kleinhandlung,
Kleinhandel = Detailhandel; Minutierer u.
Miuutiſt, m. ein Kleinhändler, = Detaillift,
entg. Grojfift.
Ming, m. eine Art Otter, auch Nörz, Nörzmiefel
genannt, in norddeutfchen und nordamerikanijchen
Flüſſen; dad. Mingfelle, nordamerifan. Otterfelle
al3 Pelzwerk.
mioeän, |. unter eocän.
mio conto
miſerabel 54%
mio coyto, tt. Kfipr. meine oder auf meine Rech- Mirza, m. per. (mirzä, od. volljtändiger mirzädeh,
nung (vgl. Konto), auch per mio, für meine (Rech-
nung), für mid).
Miöſis, f. gr. |. Meiofis.
Miguelets, pl. fr. (ſpr. mik'lehs; fpan. miqueletes)
friegerifche und räuberiſche Gebirgsbewohner in
den füdlihen Pyrenäen, die als neiihictte Schützen
eine Art Landwehr bilden.
Miquelot, m. fr. (fpr. mik'loöh) ein bettelnder Pil—
ger (der unter dem
St. Michael bettelt), Heuchlerifcher Bettler.
Mir, m. ruſſ. (fpr. mirr), 1. Welt, Weltall; 2. das
Menfchengeichleht; 3. Gemeinde, Bauernichaft;
4. Titel ruff. Zeitungen.
mirabel — mirabilis, — d.
Mirabelle, f. fr. eine Heine rötlich-braune od. gelbe
runde Pflaume von vortrefflihem Geſchmack (nad)
der Stadt Mirabeau, I. Mirabella, benannt).
mirabilis, e, [. (v. miräri, fi) wundern) munder-
oriwande einer Wallfahrt nad) |
bar; mirabile auditu, wunderbar zu hören; m. |
dietu, wunderbar zu fagen; m. visu, tvunderbar
zu jehen; mirabilia od. Mirabilien, pl. Wunder-
dinge, Wunderwert; Mirabtlität, f. (jpätl. mira-
|
bilitas) die Wunderbarteit; Miräfel, n. (l. mira- |
eülum) ein Wunder, Wunderwerf; auch) der Name
von geiftlihen Schaufpielen, vornehmlich) in Frank—
reich und England; wmirafuläs, nl. (fr. miracu-
leux) wunderbar, bewunderns- oder erftaunens-
würdig, wunderähnlich, wundervoll; wundertätig;
miratulöje Gejtalt, Größe zc., Wundergeftalt,
Wundergröße 2c.; Mirdnda, f. I. weibl. Name:
die Bewundernswürdige.
Wiradfch,n.arab.(m’irädsch,v.’aradscha, hinauf-
jteigen) das Himmelfahrtsfeft Mohammeds.
Mirane, £., r.n. fr. (pr. miraͤhſch'; v. mirer, jpie-
geln) Zuftipiegelung, = Fata Morgana.
Wiratel, Miranda, f. unter mirabilis.
Miramolin, verderbt auh Emir al Mumenin,
Mirdrd, m. neugr. Oberft. [f.d.
Mirawoi⸗Sſudja od. gem. abgel. Miramar, m.
ruf. (v. mir, Frieden, u. ssudit), richten, urteilen),
der Friedensrichter (in Zivilitreitigfeiten bei einem
Klageobjeft unter 300 Rubel).
Mirban-Effenz, f. u. Mirbanöl, Bittermandelöl,
ein ätheriiches Ol = Nitrobenzöl.
Mire, f. fr. (ſprich: mir) das Richtkorn (Viſier) an
Schießgewehren, auch dieMarfe od. das Richtungs-
zeihen an Fernrohren); Mireur,m. (fpr. —röhr)
das Fernrohr der Küſtenwächter.
Miri, n. — (miri, d. 1. eig. fürſtlich, königlich, v.
mir = arab. emir, Fürſt, König 2c.) der königliche
oder kaiſerl. Schaß, Reihsihag; Miri-Liva, ſ.
unter Liva.
Miriditen, pl. auch Mirditen oder Mirediten,
ein kathol. Volksſtamm der Albanefen.
Mirliflöre, m. fr. (eig. einer der die Blumen be-
wundert, vom altfr. mirer, bewundern, li, der, die,
und flor, Blume) ein Stußer, füßer Herr.
Mirliion, m. fr. (pr. mirlitöng) Kochk. ein Bad-
wert als Zwiſchengericht, Mandel-, Hafelnuß-
törtchen.
Mirmiran, m. perf. Herr der Herren, Titel der
türk. Yandpfleger od. Statthalter von Provinzen.
Mirstr, m. fr. (pr. mirodhr) der Spiegel; Mirvoi⸗
terie, f. der Spiegelhandel.
Miroton, n. fr. (jpr. —töng) ein Gericht von ein-
en Fleiſch mit in Milch gelochtem Reis,
idotter 2c.; auch geflopfte Kalbskeule mit Speck,
—— Eidotter und in Rahm geweichter Sem-
‚melfcume zubereitet.
|
|
I
—r— — — — — — — —ñ — —— — —— —— — ⸗—
von mir, Fürſt, und zädeh, Sohn) ein Fiürften-
oder Herrenjohn, Prinz, z. B. Abbas-Mirze;
überh. vornehmer Mann; vordem Namen = Herr,
z. B. Mirza-Schaff ein neuerer türk. Dichter
aus Georgien, Lehrer Bodenſtedts.
Mirze, ein walachiſches Getreidemaß — 1,968 hl.
Miſalne, £. fr. (fpr. mifähn; engl. mizzen, vom it.
mezzana, ſ. mezzo) das Fockſegel.
mi-saison, ſ. unter Saiſon.
Miſalethie, f. gr. (von miscin, haſſen, u. alötheia,
; d.) Wahrheitsfchen; Mifandrie, f. (von aner,
Gen. andrös, Mann) Männerjchen, Männerhaß;
Weifanthröp, m. (von änthröpos, Menſch) ein
Menjihenfeind; Mifanthropie, f. der Menichen-
haß; miſanthröbpiſch, menſchenſcheu, menjchen-
feindlich; mürriſch; Miſautie, f. (v. autös, jelbit;
Selbſtverachtung.
miseo, Miszelle, Miſzellaneen ꝛc., ſ. unt. miſ-
zieren.
Miſchmiſch, m. arab. (mischmisch, maschmasch,
perj. maschmaschä) eine Art Aprifofen, beſ. ge-
trodnete Aprikojen, ein Haupt-Dandelsartifel der
Einwohner von Damaskus in Syrien.
Miſchna, |. Talmud.
miſzieren, l. (miscöre) miſchen; misce, auf Arznei⸗
vorſchr. miſche; misce, da, signa, miſche, gib,
bezeichne; misce, flat pulvis, miſche, mache Pul⸗
ver; misceätur, es werde gemiſcht; Miszella, f.
neulat. teſtamentliche Beſtimmung, welche der den
Mann beerbenden Frau eine zweite Heirat ver-
bietet; Miszellanken od. Miszellen, pl. (1. mi-
scellan&a, misce£lla, pl. n. von miscellan&us, mi-
scellus, gemifcht) vermiſchte Auffäße; feine Mit-
teilungen, Vermiſchtes; ein Allerlei, verächtlicher
Miſchmaſch; miszibel, nl. miſchbar; Miszibili⸗
tät, f. die Miſchbärkeit.
Miſe, £. fr. (fpr. mihſ'; v. mettre, jegen) dev Ein-
jap, die Einlage beim Spiel, bei einem Handels-
hefhäft, bei einer Kentenanftalt 2c.; mise en
pages (jpr. — ang päſch') das Ordnen oder Um-
brechen des Schriftfages zu Seiten; m. en scèns
(ſpr. — ang Bähn), au ee Una h. die Vor⸗
bereitung, um ein Schauſpiel aufzuführen; auch
die Art und Weiſe, wie man es aufführt.
miferäbel, I. (miserabilis, v. miseräri, bejammern,
von miser,unglidlich) beklagens-, bedauernswert;
elend,armjelig, jämmerlih; Meiferabilität, f. nl.
die Erbärmlichkeit, Bedauernswürdigfeit; Miſe—
ration, f. (I. miseratio) daS Erbarmen, die Be-
Hagung; Mifere, k. fr. (fpr. miſähr; v. l. miseria)
das Elend, die Not, der Sammer; trojtlofer, jäm-
merliher Zuftand, jämmerliche Wirtſchaft; im
Bofton-Spiel: ein jtichlofes Spiel, wobei man ab-
jichtlich feinen Stich macht; misere forc6e (fpr.
— forheh), ein Zwifchenfpiel im Bofton, wenn nie-
mand ein Spiel anfagt, wobei der verliert, welcher
die meiften Stiche hat; Miſerẽre, n. I. (Impera—
tiv von misereri, fi erbarnten) 1. ein mit den
Worten: „miserere mei, Deus! (Gott, erbarme
dich meiner!) anhebender Pfalm (Ps. 57, nad) fa-
tholifcher Zählung Ps.50); 2.die Darmgicht, Darm-
verjchliegung; auc das Kotbrechen; Miferisor:
Din, f. I. (eig. Mitleid, Barmherzigkeit, von mi-
sereri, fi) erbarmen, und cor, Gen. cordis, Herz)
in den Klöftern: was wider die Ordensregel den
Mönchen gegeben wird; Miſericordiä, pl. die
Stühle, auf welchen alte und ſchwache Geiftliche
beim Gottesdienfte faßen; misericordias Do-
mini, lat. (die Barmherzigfeit des Herrn 2c.) der.
00 Mistal
ziveite Sonntag nad) Oſtern, nach dem mit jenen
Worten anfangenden Tat. Meßgeſange, Pſalm 89,
jo genannt.
Wisfal oder vr. Mitsfal, n. avab. (von tsakala,
— überh. ein Gewicht; im Morgenlande beſ.
ein Gewicht v. 11/ Drachmen = 4,8 g; eine Gold—
müngze im nördl. Afrika (auch Metifal, Mete-
fal, Mitifal, Mitfale)
Mist, f. ein Getränf der Indianer in Amerika
aus der Frucht der Platanen.
Wiseina, f. nl. Name für Meigen. |
Miſogallo, m. gr.-[. (v. misein, hafjen, und Gallus,
der Ballier, Urfranzofe) ein Franzoſenhaſſer; Mi—
fogamt, m. gr. (v. gamos, Ehe) ein Eheverächter,
Hageſtolz; Mifogamie, f. die Heiratsichen; miſo—
gamiſch, ehefeindlich; Weifugyn, m. (von gyne,
Weib) ein Weiberfeind; Miſoghnie, f. der Weiber-
haß; miſoghniſch weiberſcheu; Meifofalos oder
Mitofdl, m. ein Verächter des Schönen u. Guten;
Miſokaͤpnos, m. ein Rauchſeind, bei. Feind des
Zabafraudhens; Mifofasmie, f. Beratung des
Schmudes; Miſolog, m. ein Vernunftverächter;
Difologie, f. Verachtung der Wifjenichaften; mi—
ſologiſch, vernunfthaſſend, denkſcheu; Miſopögon,
m. ein Bartfeind, Barthaſſer; Miſoponie, f. die
Arbeitsſcheu; Miſopfſychie, k.der Lebensüberdruß;
Wifoxenie, k. Fremdoenhaß.
Miiß, f. engl. (Abkürz. von Miſtreß, ſ. d.) Fräulein
urſpr. die Töchter des niedern Adels in England).
missa, f. l. die Meile (j. d.); missa pro defunctis,
Seelenmeffe für Beritorbene; Miffäle od. Miſſäl,
nu. nl. das Meßbuch, weiches die Gebete u. Gelang-
formeln des kathol. Hochamtes enthält; Meıffäl, f.
Buchdr. einegrobe Drudichrift (in welcher die Mep-
bücher gejchrieben und gedrudt wurden) zu Haupt-
zeilen auf Büchertiteln u. dgl.
Miſſilien, pl. I. (missilia, v. mittöre, jenden, wer—
ren 2c.) wegzuwerfende, preisgegebene Dinge, 3.8.
Münzen, die bei feierlichen Gelegenheiten unterdas
Volk geworfen werden.
Wiſſiön, f. l. (missio, von mittere, fenden, entlaj-
jen ꝛc.) die Entlaſſung, Freilaſſung; die Sendung,
der Auftrag, Gelandtichaft, Abordnung; die Hei-
denbefehrung, Befehrungsgeiellichaft; missIo ca-
nonica, die von der geiftl. Behörde erlangte Be-
fugnis, den kathol. Religionsunterricht zu erteilen;
m.in partes (infidelium), Sendung in Gegenden
oder Länder der Ungläubigen, d. i. Nichtchriſten;
m. in possessionem, obrigfeitliche Einweiſung in
den Befig eines Gutes; Mifiions-Koffeginm, |.
Kongregation; Miſſionar(ius), nl., od. Miſ⸗
fionär (fr.missionnaire),m. ein Sendbote zur Be-
fehrung, Deidenbefehrer, Glaubensbote; missi
regii, pl. fönigliche Abgeordnete oder Geſchäfts—
führer; Miſſib, n. ıl. (missivum) od. Meiffine, f.
fr. (ml. missiva) einSendichreiben, eine Botjchaft;
auch eine verſchließbare Schriftentajche zum Ver-
ichiefen; Miffnrn, f. nl. die legte Ölung bei den
engl. Katholiken.
Minfredit, m. dtfch.-fr. (vgl. Kredit) der üble Ruf,
die Mißachtung, das verringerte Anſehen od. Ver-
trauen.
#issultini, pl. kleine geräucherte Fiſche aus Ober-
italien.
Miſtäto, m. vor 1874 ein Olmaß auf der Inſel
Kandia v. 11,6 bis 11,01, im Gewicht v. etwa 10,2 kg.
Mister, m. engl. Herr, Anredeform für Männer,
ſtets abgefürzt Mr. vor dem Familiennamen.
ınisteriöse, it. geheimnisvoll,
Miſfträ, m. it. ein Getränf aus Fujel und Anis.
Mixed pickles
Weiftrdf, m. fr. (= Maeftrale, ſ. d.) der Vordiveit-
wind im ſüdöſtlichen Frankreich.
Weiitreiz, f. engl. (= altfr. maistresse, jegt mai-
tresse, ſ. d.) eig. Meifterin, Gebisterin, Herrin,
Frau; def. 1.(fpr. miſſis) Anredewort für Frauen
(= Madame), jedoch nur in Verbindung mit dein
Familien⸗Namen gebraucht; 2. (pr. miltriß) un-
eheliche Beiſchläferin Maitveffe).
Meitaines, pl. jr. (pr. mitähn') Fauſthandſchuhe,
Haudſchuhe ohne Finger, Pelzhandſchuhe.
Mitella, F. [. (Berkl. v. mitra, }. d.) eine Kopfbinde;
Heilk. eine Armbinde, Tragbinde.
Mithra und Mithras, m. der perſiſche Sonnen»
gott od. das unter dem Bilde der Sonne verehrte
höchſte Weſen bei den älteiten Berfern.
Mithridat, m. ein Gegengift od. Mittel gegen Ver—
giftung, ein opiumhaltiges Mittel gegen die ver-
ſchiedenſten Krankheiten, nad) einem König in Pon—
tus, Mithridätes (um 120 v. Chr.), jo genannt,
der ſich, um vor Vergiftung fiher zu fein, an ver-
ichiedene Arten von Gift gewöhnte.
mifigieven, l. (mitigäre, von mitis, mild, gelinde,
janft) lindern, mildern, mäßigen; mitigantia, pl.
Heilk. lindernde Mittel; Ripr. Milderungsgründe,
mildernde Umſtände; mitigant ([. mitigans) oder
mitigatin (pätl. mitigativus),mildernd, lindernd;
Mitigation, f. (mitigatio) die Linderung, Milde»
rung; mitigatie poenae, die Strafmilderung.
Mitikal, Weitikäle, 1. Miskal.
Mitiserün,n. Schweinfurter Grün, eine aus Ar—
enik bereitete giftige Farbe.
Mitisgußz, m. eine Miihung aus Eifen und Alu»
mini, Die ebenfo feit ift al3 Schmiedeeifen.
Mitkäl, m. ruſſ. (aus dem per). mitzkäli), oſtin—
diſches rohes (d.h. ungebleichtes) Baummollenzeug,
grober Berfal, ).d.
Mitrn, £. gr. u. l. urjpr. überh. Binde; Zeibbinde,
Gürtel; gew. Kopfbinde, Mütze, Haube; bef. Bi-
ihofsmüße, ein Hauptſchmuck der fathol. hohen
Geijtlichen, = Infel; mitra Hippocrätis, eig.
Mütze des Hippofrates, ein wundärztlicer Kopf-
verband; miträl, nl. mützen- oder haubenfürmig;
Miträlvalvel, f. (valvüla miträlis, vgl.valva ıc.)
oder Miträlis, f. Heilf. vie miigenförmige Herz»
klappe.
Mitraille, f. fr. (ſpr. — träj'; mit eingeſchobenem
r f. altfr. mitaille, eine kleine Kupfermünze, altes
Eiſenwerk, von altfr. mite, hol. mijt, ml. mita,
eine Kleine flandriſche Kupfermünge, urſpr, etivas
Kleines, Winziges; daher angelf. und engl. mite,
eine Milbe) Elehte Eifenware; Krk. gehadtes Eifen
oder Dlei, der Kartätfchenhagel, Kartätſchenſchuß;
mitraillieren (fr. mitrailler), mit Kartätſchen
ichießen; Mitraillaͤde, f. das Kartätfchenfeuer,
Schießen mit Blei u. Kartätfhen; Mitrailleur,
m.(fpr. —trajöhr) od. gew. Mitrailleuſe, £. (ipr-
—trajöhj’), eine Kugelſpritze, Revolverkanone für
Rartätfchen, eine neuere Kriegsmaſchine, die in
einem achtfantigen Rohr 25 zufanmengefchmie-
dete Läufe vereinigt.
mitral ac., j. unter Mitra. —
mittieren, I. (mittére) ſenden, ſchicken; geben laſſen,
verabſchieden; Mittimus, n. engl, (v.l. mittimus,
wir fenden) ein Gerichtsbefehl zur Überfendung der
Akten; auch ein Berhaftshefent, ir
Mixäthrie, f. vd. Miräthrion, n. gr. (mizaithria)
Miſch⸗ oder Wechjelwetter; Mixeolnſe, f- gr. Be⸗
reitung reinerer Miſchfarben durch Miſchung ihrer
Auflöſungen.
| Mixed pickles, engl. (ſpr. mikßt pikls; von engl.
Mirluſtre
ınixed, gemiſcht, und pickle, Pökel, Salzbrühe,
gewürzter Einmacheſſig, das in Eſſig Eingemadhte),
engliſche Eſſigfrüchte, in Eſſig eingemachte unreife
Gemüſe und Früchte verſchiedener Art.
Mixluſtre, m. engl. (eig. mixed, gemiſcht, lustre,
Lichtſchimmer, Glanz) ein aus Wolle und Baum—
wolle gemijchter Kleiderjtoff mitfchillerndem Glanz ;
Mixpickles, pl. engl. (fpr. —pickels) eig. mixed
ickles, |. d.
Wirtion, f. I. (mixtio oder mistio, don miscere,
milchen) die Miſchung; Mixtum, n. (v. mixtus,
a, um, gentifcht, Partiz. v. miscere) Gemifchtes;
Mixtur, f. (I. mixtüra)eine — —— ;bef. Arznei⸗
gemiſch, Miſchtrank; auch der Miſchzug, ein ver—
ſtärkendes Orgelregiſter, das auf jeder Taſte durch
mehrere Heine Pfeifen die Oftave, Terz u. Quinte
mittönen madt.
Mizer, ſ. unter Alioth.
Brlatnir. m. nord. Fabell. der Streithbammer des
Donnergottes Tor.
Mna, f. gr. = |. mina, j. Mine 2.,
Mnemeen,n. gr. (mn&ömeıon, dv. mneme, Gedädt-
nis, Erinnerung) ein Erinnerungszeichen, Anden—
fen, Denkmal; Winemöntt, Minemonentif oder
Mnemotechnik, f. gr. (mnemonike, sc. techne,
Kunſt, von mn&mön, eingedeni, ſich erinnernd) die
Gedädtnis- vd. Erinnerungskunft, d. i. die Kunft,
die Kraft des Gedächtniſſes durch gewiſſe Hilfsmit—
tef zu unterftügen; Winemonifer, m. ein Gedächt-
nisfünftler; mnemöniſch, die Gedächtniskunſt be-
treffend; Wenemofäne, f. die Erinnerung, das
Gedächtnis; Fabell. die Göttin des Gedächtniffes,
Mutter der neun Mufen; Sternf. ein Aſteroid, 1859
durch Luther eutdeckt; Mnemoſhniden, pl. ein
Beiname der Mufen, ſ. d.; Miemoſijnon, n. =
Mnemeon; Mnemotäéchnik, = Vinemonif.
Mo, n. japan. = Meh, ]. d.
Muoalläkat, f. arab. (al-kasidet al-muallakat, das
aufgehängte Gedicht, v. ’alika, hängen) Name von
fieben arab. Gedichten aus der Zeit vor Mohammed,
welche ihrer VBortrefflichfeit wegen im Tempel zu
Mekka aufgehängt waren. |
ob, n. engl. (fpr. möb; abgek. aus mobile, und
dies aus lat. mobile vulgus, das bemegliche ge-
meine Volk) der Pöbel, dag gemeine Volk.
mobil, l. (mobilis, v. movere, beivegen) beweglich;
Kripr. marjch- oder zugfertig, friegsbereit; mobile
Kolonnen, Truppenabteilungen, welche ein Land
jeittwärt3 der Hauptitraßen durchſtreifen, um Ma—
vodeurs aufzuheben; mobile Last, Verkehrslaſt,
Gebrauchslaſt; mobile perpetüum, n. ein ſich
unaufhörlic) beivegendes Triebiverf, ein von vielen
gejudjter, aber als unmöglich zu betvachtender
Segenjtand, der in dauernder Tätigkeit oder Be-
wegung bleibt, ohne day ihm dazu eine äußere
Unterftügung zuteil werde; Mobilien (mobilia;
oder Möbel, pl. j. Meuble; Mobiliär, n. nl.
(mobiliäre) die jümtlichen beweglichen Güter, bei.
der Hausrat, das Hausgerät; Mobiliär-Erbe,
m. Erbe des beiweglihen Vermögens, mit Aus—
ſchluß der liegenden Gründe; Mobiliar-Exeku—
tion, f. Zwangsvollitredung in die beweglichen
Güter; Mobiliar-Steuer, f. Abgabe von den
beweglichen Gütern; Mobiliäar-Vermögen,n.
bemwegliches Gut, bewegliche oder gem. fahrende
Habe; mobiliſieren oder mobil machen, Krk. in
ntarjchjertigen oder friegsbereiten Stand feßen,
rüften marihbereitmadien; Wiggik erung, Mo⸗
hilifation oder Mobilmahung, f. die Ruͤſtung,
Schlagfertigmachung, Verfegung auf den Kriegs-
Model 551
ſuß; Mobilität, f. (l. mobilitas) die Beweglichkeit,
Behendigkeit, Fliichtigfeit, Unbeftändigkeit.
Mocca—, Mochha —, |. Mokka—.
Moccöðli, Wivccoletti, pl. it. (v. sing. moccoletto,
Verkl. von möccolo, Stumpf, kurzes Licht) Licht-
chen (beim Karneval zu Nom).
| Mochlia, f. gr. (von mochlös, Hebel) Heilf. Ein-
| renfung verrenfter Knochen durch Hebel od. Fla—
ſchenzüge.
mock, engl. (to mock, ſpotten, nachäffen), nachge—
| macht, unecht; Mod, n. engl. Rohſtahl, Schmelz-
ſtahl, ſtahlartiges Eijen; Mod-Turtle Sonp, f-
engl. (pr. — törti-Fubp; v. mock, unecht, turtle,
Schildkröte, und soup,Suppe)unecdhte Schildfröten-
juppe, Kalbstopfluppe.
modal, nl. (modälis, v. modus, ſ. d.)durd) Berhält-
niſſe bedingt oder davon abhängig; Modälis, m.
Spradl. der Berhältnisfall (Kaſus), welcher die
Art u. Weife od. das Wie ausdrüdt; Modalttät,
f. Bhilof. die Art u. Weife zu fein, Bejihaffenheit,
Bedingtheit; der Begriff des Verhältnijjes einer
Sade zum Erfenntnisvermögen, dreifach unter-
ſchieden: als Möglichkeit, Wirklichkeit und
Notwendigkeit;derzufällige Unterfchied, Neben-
unterſchied.
Mode, £. fr. (v. l. modus, ſ. d.) die Art, Sitte, Zeit-
jitte, Gewohnheit, Tracht, der Tages- oder Yeit-
geſchmack; Ala mode od. modiſch, mac) der Mode,
nad) jebiger Art od. Sitte, im neueſten Geſchmack;
der Modenrtifel, dieModeware; die Modedame,
Nusdame; modern (fr. moderne, it. moderno,
jpätf. modernus, wahrjd). nicht v. modus, jondern
v. dem Adverb modo, ebeı jet), jeßig, heutig, neu,
neuzeitig, nach neuer Art oder Kunjt, im neueſten
Geſchmack; von Kunſt- und Dichtwerfen: was das
eigentümliche Gepräge derneuern Zeit an fi trägt,
entg. antif; Moderne, f. die neuejte Kunſt—
richtung; modernifieren, erneuern, nad) dem
neuesten Geſchmack einrichten; die Moderniſie—
rung, die Umgeſtaltung nad dem nenejten Ge—
ihmad; Modernismus, m.barb.-l.derneueBeit-
geſchmack und die Neigung zu demfelben; Moder⸗
nift, m. ein Anhänger und Verehrer des neuen
Zeitgeſchmacks; Modiſt, m. ein Putzhändler; auch
Name der Schönſchreiber und Schreiblehrer vor
Erfindung der Buchdruckerkunſt; Modiſtin, f. (fr-
modiste) eine Putzmacherin, Putzhändlerin.
Model vd. Moͤdul, m. (v. I. modülus, Berk. von
modus) ein Maß, Maßſtab, bei. bei ven Säulen—
ordnungen; das Münzmah, der Durchmeijer der
Münzen; eine Figur, ein Bild bei den Näherin-
nen und Webern; eine Gießform zu Patronen;
Model-Holz, n. Krk. der Lehritod, bei Verferti-
gung der Schußrollen; Mddelfchneider, m. cin
Formſchneider; Modeltuch, n. bei Näherinnen:
ein Mujter- od. Borbildtuch mit eingenähten Buch»
ftaben, Figuren 2c.; Modell, n. (it. modello, fr.
modele, vor l. modülus) ein Vorbild, Mujter,
Mufterbild; Mal. eine ganz oder teilweije nadte
Perſon, oder auch eine Gliederpuppe, als Vorbild
od. Gegenftand des Studiums für den Künſtler;
beſ. ein Abriß, Entwurf od. Verſuchsſtück, Probe—
bild im kleinen; auch vertiefte Form, einen audern
Körper Hreinzugiepen; Modell 71 ff. das deutſche
Snfanteriegewehr, zu dem 1871 der Gewehrfabri—
fant Wilhelm Maufer die Berfchlußfonjtruftion
erfand, das fog. Maufer-Gemwehr mit Zylinder»
verichluß ; modellieren (it. modelläre,fr.modeler),
abformen, nachbitden, im Kleinen herjtellen; cin
Mufter, Probeſtück heritellen; Modellierung, pta—
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552 moderieren
ſtiſche Behandlung von Figuren 2c.; Modellenr
(ipr. —löhr), Modellierer oder Modellmacer,
m. ein Borbildner, Muftermadher, Vorformer;
Modellier-Karton, m. ein Bilderbogen mit aus—
Ichneiobaren Figuren, zum Auseinander- und Zu⸗
jammenfegen, als Übungsfpiel für Kinder.
moderieren, I. (moderäre und moderäri)mäßigen,
mildern, beruhigen, hemmen, ablafien; moderät
(l. moderätus, a, um), mäßig, gemäßigt, —
billig, beſcheiden; Moderados, pl. ſpan. die Par⸗
tei der Gemäßigten in Spanien (Gegenſatz: Exal—
tãdos, die Umſturzpartei in Spanien ſeit 1820);
moderäto, it. Tonk. mäßig, mit gemäßigter Be—
wegung; Moderämen, n. |. die Lenkung, Leitung;
Mäßigung; Moderantismus,m.nl. Mäßigungs⸗
geiſt, ein gemäßigtes Regierungsſyſtem; Moderan⸗
tift, m. ein Gemäßigter, Mildgeſinnter, beſ. in
Staatsſachen; Moderation, f. (l. moderatio) die
Mäpigung, Ermäßigung, Milde, Gleihmut; Mo—
derationsrerht, das Recht der gerichtlichen Be—
börden, die Gebühren der Rechtsanwälte auf die
geſetzliche Taxe herabzufegen; Moderũtor od. fr.
Moderatenr (pr. —töhr), m. Lenker, Negierer;
an einerMafchine das Stück, welches die Bewegung
mäßigt; Moderateur-Pampe, f. Sparlampe.
medern, moderniſieren 2c,, |. unter Mode.
modeéſt, I. (modestus, a, um, von modus, das Maß)
Map baltend, mäßig, beicheiden, ehrbar; Moddits
und Modeftiue, f. weibl. Name; die Beicheidene,
Sittſame; Modeſten, pl. — für Beinkleider;
Modeſtĩe, f. (i. modestia) die Beſcheidenheit, Sitt-
ſamkeit, Ehrbarkeit.
modieus, a, um, I. (von modus, das Maß) mäßig,
das gehörige Maß beobachtend, gemäßigt; modien
eastigatio, f. eine mäßige Züdhtigung; modice,
mäßig, jparfan; Modizität, f. nl. die Mäßigfeit;
modtfisteren, I. (modikcäre, v.modus, Maß, und
facere, machen) gehörig abmejjen, auf fein richtiges
Maß herabjegen, einer Sadje die Art oder Geſtalt
geben; abändern, ander3 oder näher beftimmen, |
einfhränfen; Modtfifatton, f. (modificatio) die
Maßbeſtimmung, Abänderung, Umartung, Geſtal—
tung, nähere Beitimmung, 3. B. eines Begriffes;
Beſchränkung, Milderung.
Drodilfo oder Wiodelly, ın. tt. (Verkl. v. modo, l.
modus, Maß) vor 1861 ein Getreidemaß in Sizi-
lien — Ye, Salma = !, Tomolo —= 4,333 1.
Modillon, m. fr. (ſpr. modijöng; it. modiglione)
Bau. ver Sparrenkopf, eine Verzierung ter der
Kranzleiſte.
Mohatra
form, die abhängige Weiſe, (ich läſe gern, wenn
uſw.); Optativ(us) — die Wunſchform (könnt'
ich doch lefen!); Imperativ(us) — die Befehls-
De (lies, lejet!); est modus in rebus, es iſt ein
taß in den Dingen, d. i. alles hat fein Maß und
Biel (Anfang eines Horazifchen Verfes); modus
major, Tonk. die große oder harte Tonart, =
Dur; m. minor, die Keine oder weiche Tonart,
= Moll; m, proced6ndi, die Verfahrungsart;
ın. vivendi, der Verkehrsfuß, die Art miteinander
zu leben und in Geſchäften auszufommen, bei.
ein Weg der Verftändigung, des Nebeneinander-
Beftehens bei entgegengejegten polit. Meinungen;
bono modo, gütlicherweije; ommi modo, auf
jede Art; mode meo, nad) meinem Belieben; m.
Don nes Log. in fegender Weife, behauptend; m.
ollente, in aufhebenver Weife, verneinend; ad
modum, nach Art und Weife ıc.; per modum,
vermittels.
Moeda, |. Mueda.
Moed’or oder Mohd'or, ın. (3985. aus dem port.
moeda de ouro, d. i. Goldmiünze) eine ehemalige
portug. und brafil. Goldmünze, in Brafilien vor
1833 —1849 — 16000 Reis, an Wert 36,68 #,
früher = 9000 Reis, an Wert 20,60 M.
Mofette, f.—= Moufette; bef. pl. Mofetten, joa.
Luftquellen, en von Kohlenſäure aus
Erdipalten in manchen Gegenden, Giftgasipalte:
böſe Wetter (Bergwerk).
Bonn, n. ein engl. Baummollenzeug, dem Pique
ähnlich.
Monnte, £ it. (fpr. mödſcha) ein ehemal. Feld- und
Flaͤchenmaß in Neapel, fait = 7 a; Moggio, mn.
(pr. mödſcho; fpan. moyo, fr. muid, dv. I. modius,
Scheffel) ein früheres Getreidemaß, ein Malter in
Stalien, auch ein Feld- u. Flächenmaß, beide von
fehr verfchiedener Größe.
Mogilälos, m. gr. (v. mögis, mit Mühe, u. lalein,
reden) ein Schwerfprechender, Stammler; Moni:
' falie, f. da3 Stammeln. ? ;
Mogilos od. Wiogillen, pl. (poln. u. ruſſ. mogilo,
| ein Erbhügel, Grabhügel) alte Grabhügel der
| Mongolen in den — Steppen.
Moguette, £. fr. (ſpr. mogett’) ein ſamtartiges Wol⸗
|
— ——— ER EEE ER EEE
lenzeug mit eingewebten Ziguren, zu Teppicden.
Mogul oder Großz-Mogul, m. der Titel der mon-
goliſchen Beherricher von Hindoſtan jeit 1525,
deren Herrichaft die Engländer im vorigen Jahrh.
ein Ende madıten (fo benannt wegen ihrer Abkunft
von den Mongolen).
Moͤhabuts, pl. oitind. farbige Baumwollenzeuge.
Mohagrin, pl. avab. (eig. mohädschir, pl. moha-
dschirüna, v.hadschara, aus der Heimat auswan-
dern) die Geflüchteten, die Anhänger Mohammeds,
welche fich in Medina um ihn verjanmelten.
modiſch, Modift, |. unter Mode.
— l. jetzt, gegenwärtig (beſ. bei Schuldſcheinen
ufm.). |
modo meo ꝛc., f. unter Modus. |
Modul, ſ. Model; Elaftizitätsmodul, m. Elafti-
zitätsmaß; modulteren, I.(moduläri) eig. meffen, ' Mohair, n. engl. (fpr. möhär; vgl. Moire) Angore-
abmefjen, regeln; die Stimme fteigen und fallen | molle, ein famelhärenes Zeug, das Haartud;;
laſſen, die Töne durchführen, beugen; iibergehen in |; auch ein dem Tibet ähnlicher Damenftoff.
eine andere Tonart; Modulation, f. (1. modula- | Mohammed zc., |. Muhammed.
tio) die regelmäßige Abmefjung od. Abwechſelung, Mohar, n. ungar. das Hirfegras, der Fennich, ein
das Steigen und Fallen der Stimme, derllbergang | Futterfraut.
von einer Zonart zur andern, die Tonbeugung, | Mohdrrem, m. arab.(d.t. eig. verboten, v. harama,
Stimmbeugung; die Vortragsart eines Tonftücs; | verbieten) der erfte Monat im mohammed. Kalen-
Ausmweihung oder Durchführung der Töne. der, jo benannt, weil in ihm Krieg und Kampf
Modus, m., pl. Modt, I. das Maß; die Art und | verboten ift. 2
Weile; Ton. die Ton-Art oder -Weife; Sprach. | Mohätre, f. oder contractus mohätrae m., mo- .
Rede» oder Ausſageweiſe der Zeitwörter: Indi— hatrae pactum, n. ml. (vom arab. muchätarah,
kativ(us) (Modus), die Wirklichteitsform, Die Gefahr, Wagnis, v. chatara, eine Sache verkaufen,
beſtimmte oder unabhängige Redeweiſe (z. B. ich die man nicht befikt) — ein Scheinvertrag,
teje,ihlas);Ronjunktiv(us)— die Möglichkeit3- | Wuchervertrag, von beiden Seiten bloß zum Scheis
Mohawks
geſchloſſen, meiſt um einen andern geſetzwidrigen
u verſtecken.
Mohawls (ſpr. mohaͤks), pl. ein faſt ausgeſtorbener,
ſehr kriegeriſcher Stanim der Irokeſen in Nord—
amerika.
Mohel, m. jüd. (v.mül, beſchneiden) der Beſchneider,
der * Beſchneidung der neugeborenen Knaben
verrichtet.
Mohikaner, pl. ein ausgeftorbener Indianerſtamm;
der letzte der Mohikaner, ein Roman Coopers;
— ſprchw. = der letzte ſeines Stammes, ſeiner
Art ꝛc.
Mohout, m. hindoſt. (mahout, mahäwat) ein Ele—
fantenmwärter oder »treiber in Oſtindien.
Mohur, m. perj. (muhr, muhur, eig. ein Siegel,
Siegelring) eine perf. und oftind. Goldmünze, im
brit. Oftindien = 15 Komp. Nupien = 29.4 83 9,
ältere Stüde bis 35 M wert.
Moire, f. fr. (pr. mocihr), auch Mohr, m. (altfr.
mouaire, moh£re, engl. mohair, j. d., it. moerre,
amoerre, fpan. muer, mué, wahrſch. orient. Ur»
jprung3; dgl. bindoftan. mäghar, eine Art Tuch)
Seidenmohr, ein mit wellenförmiger (gemwälferter)
Zeihnung verjehenes Seidenzeug; motrieren,
mohren, ein flammichtes oder gewäflertes Anjehen
geben, 3. B. Bändern; moir6 oder moiriert, ge
wäffert od. geflammt; moir6 antiqne (pr. —ang-
tihk), altertümlicher Mohr; m. metallique, Me-
tall⸗Mohr, ein geflanınter od. marmorierter Me-
tall-Zad, auch Atlasblech; Moirette, f. mohrartig
gemwebte Zeuge; Moirierung, Dem Gewebe durd)
* ein gewäſſertes oder geflammtes Ausſehen
geben.
oiren od. Mören, pl. gr. (Moirai, v. sing. moira,
d.1. Teil, Los, Verhängnis) Fabell. Göttinnen des
Schickſals, — 1. Barzen, f.d.
Moitié, £. fr. (pr. moatieh; prov. meitat, it. me-
dietä, v. I. medietas, Mitte, Hälfte; vgl. Medium
und Medistät) die Hälfte, die Chehälfte, Gattin;
beim Tanz: meine Mloitid, mein Tänzer, meine
Tänzerin ꝛc.; auch Tiſch- oder Tafelnachbar;
Moitid machen, Gewinn u. Verluſt mit jemand
teilen, 3. B. beim Spiel; überh. etwas auf gemein-
Ihaftlichen Gewinn od. Berlujt mit jemand unter-
nehmen.
Molade, ſ. Moquette; Mokaſſins, pl. |. Mo-
kaſſins.
Mokaſſin, n., pl. Motaſſins (aus der Algonquin—
ſprache: makisin, amerif. moccasin) wildlederne
Schuhe der nordamerilaniihen Indianer ohne
ne Sohle.
Diofta-Sinffee, auch bloß Malta, m. beiter arab.
Kaffee (von Mokha, einer Stadt am arab. Meer-
bujen); Mokka-⸗ od. Mochnftein, ſ. Dendradat.
Motolo, m. (vgl. Makako) der Schnurraffe, der gleich
den Kaben zu ſchnurren pflegt, der ringelfchwän-
ige Mafi, Katzenmaki.
dotnt. n. ein älteres Fruchtmaß in Syrien, —
mola od. mola carnda, f. I. Heilf. ein Mond- od.
Mutterfalb, eine fehlerhafte menſchliche Frucht,
eine Klumpfrucht; m. salsa, gefalzene3 DOpfer-
ihrot, womit man im Wltertum den Kopf der
Opfertiere bejtreute.
Moldiie, f. Ichweizerifch (v. fr. mollasse, weichlich,
v. mol, mou, weich, ſ. mollis) ein lockerer Sand-
jtein, bejond. zwifchen den Alpen und dem Jura;
Molafien-Formation, f. eine dort verbreitete
Tertiärformation aus der Zeit der Braunfoblen-
bildung.
Molokanen 553
ı Moldfien od. Mnlaffen, pl. (engl. molasses, mo-
losses) = Melajje.
Mofe, m. fr. = Molo, |.d.; pl. Molen, auch ein
dider, runder Turm mit einer Kuppel.
Mote, f. fr. = I. mola, ſ. d.
Meoleben’, m. ruſſ. (von molitj, bitten, flehen) das
Gebet, bei. Danfgebet, allgemeines, öffentliches
Gebet in der ruſſ. Kirche (entfpr. dem Tedeum).
Molekül, n., neulat. u. fr. (Verkl. v. I. moles) Teit-
chen, Maffenteilhen, Kügelchen, $ B. Blutteilchen,
Blutflümpchen 2c.; Naturl. die Heinften Stoffteil-
hen, = Atome, oder gem. Gruppen folcher
Atome; Molekulãr⸗-ſträfte, f. Naturl. die dieſen
Teilhen innemwohnenden anziehenden und ab
jtoßenden Kräfte.
Moles, f. I. die Laſt, ein ſchwerer, drückender Kör—
per, 3.8. ein großes Gebäude; die Befchwerlichkeit ;
eine rudis indig6staqgue moles, eine robe un—⸗
geordnete Maſſe (Bezeichnung des Chaos in Dvids
Metamorphoſen); moldit (1. mol6stus), beſchwer—
(ich, Yäftig, ungelegen; Moleſtte, f. (l. molestie)
die Bejchiverlichkeit, Ungelegenheit; moleftterez
(l. molestäre, ft. molester) beläjtigen, beſchwer
fich fein.
Molestin, m. engl. (ſpr. mohl’ftinn; eigentl. Maul⸗
wurfsfell) ein feiner Weitenftoff aus Baummolle,
in den Zeichnungen von fehr feiner Wolle einge-
webt find; aud) ein feiner Barchent.
Moléta, f. port, Moléette, f. fr. (v. I. molöre, zer-
reiben, malen) eine Art portugiefiiher Fiſcher—
barken; Mal. die Reibfeule zum Berreiben der
Farben; beim Kattundrud: eine erhaben gravierte
Heine Stahlwalze zum Abpreſſen eines Mufters;
daher: melettieren (fr. moleter), ein Mufter mit⸗
tels jolcher Stahlwalze auf Kupfer abpreſſen.
Molinismus, m. die Lehre des Spanischen Jeſuiten
Molina (gejt. 1601), dab nur die Wirrdigen der
göttlichen Gnade teilhaftig werden fünnen; Meliz
niſten, pl. Anhänger diejer Lehre.
Moll, |. unter mollis und Molton.
Wolfe, m. (arab. maula, türk. mewla, gem. molis,
v. walaj, regieren) überh. Herr, Borgejeßter, türt.
Oberrichter in einer großen Stadt od. einem gatı-
zen Bezirke, Geſetzkundige und -ausleger.
mollis, molle, [. (fr.mou, mol, molle) weich; Mei,
n. Tonk. die weiche Tonart mit der Heinen Terz;
entg. Dur; Mollakkord, ın. ein Dreiflang in der-
artiger Tonart; Mollſtala, f. Die zugehörige Ton-
leiter; Molltöne, weichere Töne; Moll, m. (v. fr.
molle, weich, se. Etoffe, Stoff, Zeug) ein Zeug, f.
Molton; molleizteren (1. mollescöre), weich
werden, fich erweichen; Molleſſe, £. ie die Weich⸗
heit, Weichlichteit, Schwäche; mollientia, pi. àI.
(v. mollire, erweichen) erweichende Arzneimittel;
Mollimentum, m. pl. Mofimente, Heilk. ein
Erweichungs- oder Linderungsmittel; mollifizie⸗
ren, nl. erweichen, lindern; Mollifikation, k. die
Ermweihung; moltfifatin, erweichend, lindern;
Mollitie, f. das Weichjein, Weichwerden; Mol—
füsten (nl. mollüsca), pl. Weichtiere.
Molly, f. engl. weibl. Name, entjt. aus Marta.
Molo, m. it. (= lat. moles, fr. mole) ein fteinerker
Wehr- oder Hafendamm. TIER,
Moͤloch, m. hebr. (molech, d. i. König) ein Göße
der PBhönizier, Ammmoniter und Moabiter, unter
deifen Geftalt fie die Sonne verehrten und dem fie
Menichen opferten.
Mofofänen, pl. eine Sekte der Raskolniken, d. i.
| Abtrünnigen, in Rußland, f. Raskol.
504
Molops
Molops, m. griech. (mölöps), pl. Moldpen, Blut-
unterlaufung, Blutjtrienen, Schramme. R
Moloͤffus, m. gr. (molossös, sc. püs, der moloj-
ſiſche Versfuß, nach der Landſchaft Moloſſia in
Epirus benannt) Versk. der Schwerſchritt, ein
Versfuß von drei langen Silben (22), 3. B.
Sonntagskleid. ni *
molto, it. (— lat. multum) viel, ſtark, ſehr; molto
all6gro oder allegro di molto, Tonk. jehr ge—
ſchwind; m. andänte, ſehr langſam; non molto,
nicht zu viel, nicht zu ſehr.
Holton und Mol, ın. jv. (molleton, eig. weiches
Woilenzeng, von mollet, etwas weich, zart, vom l.
mollis, weich; j. Moll) wollenes Dichtzeug; Baum-
wollengewebe aus furzer, feiner Wolle.
Wolhybdän, n. gr. (molybdaina, f. Bleikugel, Blei:
malje,v.mölybdos, Blei) od. Molybdan-Metalf,
n.das Waſſerblei, ein zuerſt 1782 dargeftelltes ein-
faches Metall; Molybdänblau, eine Anftriche u.
Schnelzfarbe aus Molybdän; Molnbadnblei,
Selbbleierz; Moltzbdänglanz oder Molybaan-
files, m. Wajjerblei,. natiirliches Schiwefel-Mo-
Inboän; Molybdängrün, eine Anſtrich- und
Schmelzfarbe aus Moͤlybdaͤn; molhbdänſaures
Molijbdänoxyd, blauer Karmin oder Mineral-
indigo, der zum Färben von Seide verwendet wird;
Molhbdaäte, pl. molybdänſaure Salze; Molub—
domantẽe, k. Wahrſagen aus geſchmolzenem Blei,
Dleigießen.
Moment, I. (momentum, entjt. aus movimentum,
von movere, beivegen) 1.n. das Bewegende, Ent-
icheidende, den Ausſchlag Gebende; der Grund,
Heiveg- od. Beſtimmgrund; Gewicht, Wichtigkeit,
Nachdruck, Stärke; weſentlicher Beſtandteil od. Um—
ſtand, Punkt; 2. m. (fr. le moment) der Zeitpunkt,
Augenblick; mechaniſches u. ſtatiſches Moment,
Naturl. Drehvermögen, ein Broduit in Zahlen,
das aus der Multiplikation von Kräften, Ent-
rernungen, Gewichten, Maßen 2c. gewonnen wird;
Zragheitsmoment, Trägbeitsvermögen ; Wider:
Aandsmement, Widerſtändsvermögen; mom&n-
tam, n. Tonk. eine Achtelpauſe; momentülum,
2. eine Sechzehntelpauje; momenta causae, pl.
f. die Hauptpunfte einer Sache; aw moment, fr.
(ipr. oh momang) im Augenblick, auf der Stelle;
momentän(jpätl.momentanens, fr.momentane),
augenblicklich, zurzeit; plötzlich, flüchtig, ſchnell
vergehend; Momentatikum, n. ein ——
welches eine ſchnell vorübergehende Handlung
bezeichnet; Augenblickszeitwort; Meomentpild,
Augendlid3bild (bei der Bhotographie); Moment:
sbotograpkie, die Herjtellung von Augenblid3-
bildern; Momentaninahme, Augenblidsauf-
nahme Momentverichlug, Augenblicksverſchluß;
Momentenpunkt, Vrehpunkt, Bot.
Momiers, pl.(ox.momjeh; v. altfr. woweér, ſich ver-
mummen, vom deutſch mummen, Mummerei,;
alſo eig. Vermummte, Heuchler) fpött. Benennung
einer neuen frömmelnden Religionspartei in Genf
und dem Waadtlande.
Mom, ın. gr. (mömos, Tadel, Spott) Fabell. der
Spott- vd. Tadelgott; uneig. ein Tadler, Spötter;
momiſch, ipottend, tadelnd; Momomanie, f. Die
Tadelſucht.
MON, jr. ſſpr. mong) mein; Verbindungen wie mon
ami, mon bijou ⁊c. ſ. unter dem Folgewort.
Mon od. Mong, ſ. Sen.
Ronächus, mſpätl. (v. gr. monachös, einzeln, ein-
fam lebend, v.mönos, einer, allein, .Monade) ein
Mind; Monde, f. eine Nonne; monachiſieren,
m u nn nn —ñ —— — — — —— —— — —
Money
barbl. möndeln, mönchiſch oder einſam leben, den
Mönch ipielen; Monachismus, m. das Mönch—
tum, dev Mönchsgeiſt; monächiſch, mönchiſch;
Monachulogte, k. gr. die Mönchlehre, Darſtellung
des Mönchsweſens; Monachomachite, f. Bekäntp-
fung des Mönchsweſens.
Monade, Monadologie, |. Monas.
Monadelphia, pl. ar. (v. mönos, allein, u. adel-
phös, Bruder) einbrüdrige Pflanzen, deren Staub-
füden unten in ein Bindel zulammengewacfen
iind, in Linnes Syitem die 16. Klaſſe; mong—
deluhiſch, einbrüdrig.
Monagandria, pl. (vor mönos, allein, u. aner, ©.
andrös, Mann) einmännige Pflanzen mit Ziwitter-
blumen mit einem Staubfaden, die 1. Klaſſe in
Linnes Syſtem. |
Weondreh,m. gr. (mon-ärches, v. mönos, allein, u.
ärchein, herrichen) ein Alleinherrfcher; Monar—
hie, f. (gr. monarchia) die Einherrſchaft od. Allein-
herrſchaft; monaͤrchiſch, auf Alleinherrichaft be-
ruhend königlich, Eailerlich ufto.; monarchiſieren,
den Alleinherrſcher ſpielen; herriſch ſein; einen
bisher freien Staat zu einer Monarchie umwan—
dein; Monarchismus, m. das Syſtem der Allein—
herrſchaft u. die Anhänglichkeit an dieſelbe; Mo—
narchift, m. ein Anhänger der Alleinherrſchaft;
monarchiſtiſch, der Alleinherrſchaft anhängend;
Monarchomaͤchen, pl. Gegner der Allein- oder
Einzelherricaft.
Monas od. Mongde, f., pl. Mondden, gr. (mo-
näs, pl. monädes, von mMönos, einer, ein einziger)
Einheiten, einfache Weſen, Urkörperchen, unteilbare
Beitandteile der Materie, vgl. Atom; nad) Leib-
niz: abjolut einfache Subitanzen; Naturk. Punkt—
tierchen, jehr Heine Aufgußtierchen, auch Mong⸗
dinen; Monadolagie, f. die Einheitslehre, Lehre
von den einfachen Weſen.
Monafterium, n. [. (v. gr. monasterion, eig. ein
Ort, wo man einfam [ebt, v. monaster, der einfanı
Lebende) ein Kloſter, eine Kloſterkirche, daher:
Münſter (ſ. d.); mondftifch (gr. monastikös)
klöſterlich, mönchiſch.
Mondamin, n. entöltes Maismehl, Maisſtärke.
Monde, m. fr. (ſpr. mongd'; v. lat. mundus) die
Welt; Leute, Geſellſchaft; Feine Welt, gute Geſell—
ſchaft; Weltklugheit, feineLebensart;beaumonde,
ſ. unt. beau; Mondain, m. (pr. mongdäng) ein
Weltmenſch, Welttind; Monduine, f. fr. (ſprich:
— ähn) eine Weltdame. 7»
Mondejtren, pl. die Mauren in Spanien, welche
nach der Unterwerfimg&ranadas unter chriſtliche
Herrſchaft kamen. no |
Mondphafen, ſ. Phaſe; Mondur, |. Montur
unter montieren. A —
monemnériſch, gr. (von mönos, einzig, u. hemera,
der Tag) eintägig, für einen Tag geltend; mon—
epigraͤßhiſch, gr. (vgl. epigraphiſch nur ſchriftlich
vd. Anſchriftlich ohne Bilder (v. Münzen).
Monent, ſ. unter monieren. a
Weonere, f. gr. (von mönos, einzig, allein) Kanıe
der einfachiten mikroſkopiſchen Organismen, ſ. umt.
Amöbe. 1 EEE \
Monẽſia, f. Heilk. ein Arzneimittel, aus der Rinde
eines brafilianifhen Baumes hergejiellt.
Monta, f. I. (nad) der Juno Moneta genannt, in
deren Tempel die Münze gejchlagen wurde) die
Minze; pl. Monẽten, Münzen; Geld; menetül
(L, monetälis) Münzen betreffend, gemünzt.
Money, engl. (fpr. mönni) Geld; Moneybroker,
in. engl. der Geldwechiler; Monaymaking (IPr.
Monferino
mehling), das Geldmachen, Gelderwerben; time is
money (fpr. teim —) Zeit iſt Geld. |
Monferino, m. (ital. monferina, wahrſch. von der
Landſchaft Monferrato in Italien) ein italienischer
Geſellſchaftstanz. (ler.
Monger, m. engl. (fpr. mön'gör) der Krämer, Händ-
Mongoͤlen, pl. ein Volksſtamm in Mittefafien, wo-
nad) ein dem chinef. Reiche unterworfenes Land
die Mongolei, und ein eigener Menſchenſtamm die
mongoliiche Naffe benannt wird.
Mongovbpoes, pl. engl. (pr. mongopuhs), ofiindifche
Baummwolcnitoffe aus Madras.
Mongos vd. Mongus, m. der wollichte Maki, ein
den Affen verwandtes Tier auf Madagaslar ꝛc.
ntonieren, lat. (monere) erinnern, Erinnerungen
machen, mabnen; rigen, bemänteln; Monent,
m. (l. mönens) ein Ermahner, Erinnerer; Moni—
tum, n., pl. Monita, I. Erinnerungen, Bemän-
gelungen, tadelnde Bemerkungen; Monitaziehen,
rinnerungen, Ausitellungen machen; Monition,
f. ({. monitio) die Ermahnung, Erinnerung; der
Wink, die Warnung; Monitor, m. ein Aufjeher
der Jugend; Schulgehilfe in England (pl. Moni⸗
töre8); eine Gattung Schuppeneidechjen; auch der
Name eines amerifan. Panzerſchiffs und eines
öjterreih. Kriegsſchiffs; Banzerichiff mit einem
Turme; Moniteur, m. fr. (pr. —töhr) der Er—
innerer, Anzeiger (eine Pariſer Staat3zeitung jeit
1789, welche bej. die amtlichen Befanntinachungen
der Regierung enthält); Monitorium, n. oder
monitoriäles, pl. (näml. litterae) nl. Mahnung
oder Mahnſchrift; monitieren (ſpätl. monitäre),
erinnern, mahnen.
Monismus, m. gr. (v. mönos, allein) die Einheits-
fehre, Lehre von der Spentität des Idealen und
Realen; Annahme, daß alles Beitehende auf eine
einzige Subſtanz zurückgehe u. aljo Körperliches u.
Geiſtiges nicht verschiedenen Uriprungs u. Weſens
eien; Moniſten, pl. Anhänger diefer Anſchauung.
onitage (pr. monitäfg) das Verſpritzen des
Weines. nieren.
Monitenr, Monition, Monitor ꝛc., j. unter no-
Mönn, n. aud Man, Dun, Maund (v. oſtind. u.
perſ. man) ein ojtind. Handelsgewicht, in Bombay
— 12,70 kg, in Kalkutta = 37,32 kg, in Madras
— 11,34 kg.
Monnaie, f. fr. (ſſpr. monnäh) die Münze, das Geld.
Monnie, f. jap., ein japanijc). Gewicht = 1 Pfund;
auch eine Rechnungsmünze = 284, Pfennig.
Monocerös, m. gr. (v. mönos, & on, einzia, und
keras, Horn) das Einhorn, ſ. Narwal; Wong:
chordium oder Monochoͤrd, n. (vgl. Chorde) der
Tonmeſſer, ein einjaitiges Tonwerkzeug mit be-
weglichem Stege und Einteilungen, um daran die
Höhe und Tiefe der Töne zu bejtimmen; mono—
chrõiſch, einfarbig; Monochroismus, m. die
Einfarbigfeit; Monohrönde), n. (vgl. Chroma)
ein einfarbiges Gemälde; pl. Monochromäta od.
Monochromen; monochroniſtiſch, einzeitig, d. i.
gleichzeitig; Monöcia, pl. (monoikia, von oikos,
aus) einhäufige Pflanzen mit getrennten männl.
u. weibl. Blumen auf einem Stamme, in Linnes
Syiten die 21. Klaſſe; Monocle, m. fr. (ſpr. mo—
noff, v. gr. mönos. einzig, u. l. oculus, Auge)
Sehglas für ein Auge, entg. Binocle; Mon:
chele, n. das Einrad, Fahrrad mit nur einem
Rade; Monodie, f. (mon-Odia; vgl. Ode) ein ein-
itimmiger Öefang (Solo); eintöniges Lied; auch
ein poetifches Selbjtgefpräh(perjifizierterMo-
nolog); Monödon, n. Einzähn, einzahniges
nn
= ö— — — — ——— — — — — — — ———— ———
— — — — — — —— —
Monoceros 555
Säugetier, Narwal; monodoͤntiſch, einzahnig,
nur mit einem Zahne verſehen; Monodräma,
das Eindrama,ſ. Melodrama; Monogamie, f.
(von gämos, Ehe) die einfache Ehe, Einweiberei—
entg. Bolygamie; monogaͤmiſch, einweibig;
Monogdmen, pl. Pilanzen mit einfachen Blumen;
Wonogendiis, f. die Selbfterzeugung; monoge⸗
niſch, von einem Geſchlecht vd. Stanıme, einartig;
Monpgrammda), n. (v. gräamma, Gefchriebenes,
Buchſtabe) ein Namenszug, die in einem Zuge ver-
Ihlungenen Anfangsbuchſtaben einesNamens; eine
einfache, nur mit Linien jEizzierte Jeichnung; in der
Bau. der Hauptriß zu einer Zeihmung; Mono:
graphie, f. eine Einzeldaritelling, Einzeljchrift;
monogyn vd. monoghniſch (v. gynẽ, Weib), ein-
weibig; Monogynie, f. die Einweibigfeit; mono—
fürpiich, einfrüchtig; monolkauliſch, einitielig;
monvfephaliieh, einköpfig; Monoferos, m. |.
Monvceros; Monsföfon, mod. monokoliſches
Gedicht (vgl. Rolon), ein Bedicht, das aus einerfei
Bersart bejicht, entgeg. Ditvlon; Monokothle—
dönen, pl. (vgl. Kotyledonen) Pflanzen mit ein-
lappigem Samen; monofotyledöniich, ſolche
Bilanzen betreffend, dazu gehörig; einlappig;
Monofrdt, m. (von kratein, herrjchen) = Mtoun-
arch; SRonpfratie, f. die Alleinherrſchaft: Mo—
ntolemma, n. (vgl. Lemma) Zog. ein halber Schluß,
dem ein Sab fehlt; Monolith, m. (von lithos,
Stein) ein einfteiniges Werk, 3.3. eine Säule aus
einem einzigen Stein; monolithiſch, einiteinig,
aus einem einzigen Stein; Monsline, f. engl.
eine engliſche Seßmaſchine in der Druderei; Mo—
nolog, m. (vgl. Logos) die Aileinrede; das Selbit-
geſpräch; monoloͤgiſch, alleinredend, in Form
eines Selbſtgeſprächs; Weonemadie, £.(v.mächö,
Gefecht) ein Alleingeſecht, Zweikanpf; Monomä—
choͤs, m. der Alleinkämpfer; Monomanie, f. (vgl.
Marie) auf einen einzeinen Gegenjtand gerichteter
Wahnſinn, vgl. fire Idee; eine närrifche Laune;
Monpmanen, pl. in einer ſolchen firen Idee Be-
fangene; Monomerie, £. (v. méros, Teil) Ein—
teiligkeit, d. i. das Beſtehen aus einerlei Zeilen,
Einfachheit; monomériſch, einteilig Monomẽter,
m. (vgl. Metrum) Versk. der Einmeſſer, ein nur
aus einem Gliede beſtehender Vers, z. B. ein
zweifüßiger jambiſcher oder trochäiſcher Vers;
monometriſch, einmaßig: monzommätiich (v.
ömma, Auge) einäugig; Monomorphie, f. (v.
morphe, Geſtalt) Eingeitaltigfeit; mononoͤmiſch,
einteilig, eingliedrig, vgl. binomiich und poly-
nomiſch; Mononijcha (v. Onyx, Klaue) oder
Monäche, pl. eindufige Tiere; Monopathie, t.
das Alteinleiden eines Körperteils, vd. ver Seele,
oder des Körpers allein; monopdtaliich (vgl. Pe—
talon) eindlättrig; Monophagie, f. v. phageın,
eſſen) das Alleinefien; auch = Monoſitie; Mo—
nophbonie, f. (v.phöng, Stimme) die Eintönigfeir;
monophõn, einſtimmig, eintönig; Monophthal⸗
mus, gr., oder Monzveũlus, m. gral. ein Ein—
äugiger; monophthälmiſch, einäugig; mono—
pyhlẽtiſch, einſtämmig; monophyhletiſche Ab—
ſtammungstheorie, die Lehre von der Entwicke—
lung aller lebenden Weſen aus einer einfachen
Zelle; nonophÿülliſch, gr.(vgl. Phyllon) einblättrig;
Monophyſiten, pl. (v. physis, Natur) eine ehem.
Chriſtenſekte, welche in der Perſon Chriſti nur eine
Natur annahm; Monoplan, m. qr.el., der Ein—
deder, Einflächer, eine Flügmaſchine mit nur einer
tragenden Fläche (im Unterſchiede zum Biplan,
den Zweidecker, einer Flugmaſchine mit zwei tra—
556 Monroe⸗-Doktrin
genden Flächen, Drachenflieger); Mononodie, f.
(vd. püs, podös, Fuß) die — im Versbau;
ein Einzelfuß, ein einfüßiges Versglied, entg. Di—
podie; monopoͤdiſch, einfüßig, in oder nach Ein—
zelfüßen; Monopöl, n. (v. polein, verkaufen) der
Aleinhandel, Alleinverfauf; monopoliſieren, et-
was zum Alleinverfauf beitimmen, auf den Allein-
handel beichränfen; Monopolift, m. ein Allein»
händfer, Inhaber des ausjchließenden Handels
mit einer Ware; Monppteron, n. ein Einflügler,
Einfloffer; pl. Monoptẽra; Monoptiros, m.
Bauk. ein runder, nur aus einer Säulenhalle be=
jtehender Tempel ohne Zelle; monopteriſch, ein-
flügelig, einfloffig; in der Form eines Säulen»
rundbaus; monophrẽniſch, einfernig; Mon—
oͤrchis od Monorchit, m. (vgi. Orchis) ein Ein-
hodiger; Monorime, f. ar.-fr. ein einreimiges
od. gleichreimiges Gedicht; Monofitie, f. gr. (von
sitos, Speije) das Alleinefjen; das tägliche Nur-
einmalejien; Monoſophĩe, f. (ogl.Sophia) Allein-
weisheit; Monoſoͤph, m. wer allein mweife ift oder
zu fein glaubt; monoſpermiſch, (von sperma,
Sanıe) einfamig, nur ein Samenforn tragend;
Monoſtichtum od. Monoſtichon, n. (v. stichos,
Reihe, Ber3) ein Einzelverz, eine einzige Verszeile;
Monoſhllähum, n. (vgl. Silbe) ein einfilbiges
Wort; pl. Monoſylläba od. Monoſhllähen, ein-
ſilbige Wörter; monoſhlläbiſch, einfilbig; Mo—
notheismus, m. (v. theös, Gott) die Verehrung
eines einzigen Gottes, ald des Schöpfer3 und Er-
dalter3 der Welt, entg. Polytheismus; Mo—
nothetft, m. wer an einen Bott glaubt; mond⸗
theiſtiſch, an einen Gott glaubend od. in dieſem
Glauben gegründet; Monothelẽten, pl. (v. the-
lein, wollen) eine hriftliche Sekte im 7. Jahrh.,
welde nur einen Willen in Chrijius annahm;
Monotheletismus, m.deren Lehre; Monotonie,
f. (ogl. Ton) die Eintönigkeit, Einförmigkeit,
monotoͤn od. monptoͤniſch, eintönig, einförmig.
langweilig; Monotremen, pl.(vontrema,n. Loch,
Ofinung) Naturk. Tiere, welche nur eine Öffnung
für den Kot, den Harn und den Samen haben, wie
die Vögel; Monotriglyph, m. (vgl. Triglyph)
Bauk. der Dreiſchlitz, welcher bei naher Säulen-
ftellung zwiſchen zwei Säulen fteht; monovalent,
Seibel. einwertig; Monoxijlon, n. (v. xylon,
Holz) eig. Einholz, ein Stammkahn od.aus einem
Baume bereiteteg Yahrzeug.
Monroe⸗Doktrin, f. (jpr. Mönro—), daS Verbot
europäiſcherGebietserweiterung auf amerikaniſchem
Boden, die von James Monroe, Präſidenten der
Bereinigten Staaten von Nordanterifa, 1823 auf-
gejtellte Zehre, Feine europäiſche Macht ferner in
Amerika feiten Fuß faſſen zu laffen und jeden euro—
päiſchen Einfluß auf Amerika zu bekämpfen; daher
auch: Monroe-Grundſätze,-Anſichten ıc.
mous, m. [,, mont, fr. (fpr. mong), monte, it. u,
jpan. der Berg; mons pietatis, [., monte di
pietä, monte pio, it., od. mont de pi6t6 (ipr.
mong d' pieteh), fr. eig. Berg der Frömmigkeit,
Benennung milder Stiftungen, bef. der Zeihhäufer
in Stalien; mons Venöris, I. der Venusberg,
Schamberg, . Genitalien; Monte, m. it. aud
ein auf unbemeglide Güter ausgeliehenes Kapital;
daher Montiften, pl. Rentner, tvelche ihre Gelder
auf unbeweglihe Güter ausleihen; Montblanc,
an, fr. (jpr. mong bleing) der weiße Berg, die höchſte
Spige der Alpen (wegen der hen):
ment d’or (jpr. — dor), der Goldberg; m. perdu
(ipr. —perdü), der verlorene Berg, Die höchſte Spitze
— — — —
{i
Montant
der Pyrenäen; monte della vergine, it. (ipr,
— merdfhine)derungfrauberg (in Neapel); mon-
tagne, f. fr. (fpr.mongtänj’) Gebirge, Berg; mon-
tagnes russes, pl. (jpr. mongtanj’ rüſſ) eig. ruf«
fiiche Berge: Nutfchberge, künſtliche Eisberge;
Wontagne-Weine, pl. verfchiedene Arten feiner
Champagnerweine; Montagnard,m. (pr. mong-
tanjdhr) Bergbemwohner; auch ein Mitglied der
jogen. Montagne oder Bergpartei oder ein roter
Republikaner in der franzöſiſchen National-Ver—
fammlung von 1792 und 1848 bis 1849, fo ge-
nannt, weil fie von den im Saale ftufenweije er»
höhten Sitzen die höchſten auf der äußerſten Linken
einnahmen, z. U. von der gemäßigten Partei der
Girondiſten (im J. 1792), welche die niederen
Sie: inne hatten und daher auch den Namen parti
de la plaine (Partei der Ebene oder Talpartei) er»
bielt; montan, [.(montänus) bergig, gebirgig; dei:
Bergbau betreffend; Montänus, m. I. mönni,
Name: Berger, Bergmanı; montaniſtiſch, ni-
bergmänniſch; Montaniſten, pl. Anhänger des
Montanus, Biihofs zu Pepuza in Phrygier,
eine hriftl. Seite inı 3. u. 4. Sahrh., auch Pneu—
matici, d. i. Seiftiggefinnte, Bepugianer oder
Phrygier genannt. MR ;
Monſeigneur, m. fr.(fpr. mongkänjöhr; vgl. —
neur) gnädiger Herr! Monſieur, m. (ſpr. moßjöh;
vgl. Sieur), mein Herr; ehem. ohne weiteren Zu»
jaß Titel des älteiten Bruders des Königs box
Frankreich; pl. Meſſieurs (pr. mejjjöh), meine
Herren, die Herren.
Monsonia, f. (nach) Lady Anna Monfon, die viele
Gemächfe aus Oftindien mitbrachte, auhmitLinze
in Briefwechfel ftand) eine Pflanzengattung aus
der Familie der Storchſchnabelgewächſe, von der
die Arten M. speciösa, mit großen roten Blumen,
und M. pilösa, mit augen grünen, innen voten i:.
weißen Blumen, Bierpflanzen find.
Monſoon, m. engl. (ipr. monßühn), pl. Monfoons
od. Monſũun, = Mouffon, |. d.
Meniter, n. (engl. = fr. monstre, v. I. monstrum)
ein Ungeheuer; in Zufammenj. etwas ungeheuer
Großes, Unermeplichesac. bezeichnend, z. B Mon⸗
iter-Adreffe, f.einevon unzähligenUnterſchriften
begleitete Zufchrift, Rieſen whcift; M.-Ronzert,
ein Konzert, in dem alle Juſtrumente bejonders
ſtark befegt find (gewöhnt. durch Vereinigung von
zwei Mufiffapellen); M.-Meeting,n.pr. —mib-
ting) eine ungeheuer große Verfammlung; M.-
Betition, k. eine Bittſchrift mit ungeheuer vielen
Unterfhriften; M.-Brozeß, m. ein riefenhafter
— {. (monstrantia, v. l. monsträre
Monitranz, f. nıl. (monstrantia, d. I. monstrars,
nn en Schaugefäh od. prächtige Gehäuſe der
geweihten Hoſtie in der fathol. Kirche; Monitres
tion, f. (I. monstratio) da Zeigen, Veijen; mon⸗
ftratin, nl. auf dem Zeigen od. ver Wahrnehmung
beruhend.
Monftrum, n., pl. Wionftre, I. das Ungeheuer, die
ht ein Unmenſch; fr. Monitre, m. (Ipr.
mongit’r) auch die kleinſte Art Scheren mit ſehr
kleinen Klingen und unverhältnigmäßig großen
Griffen; monſtrös ([. monströsus, monstruosuß,
fr. ınonstrueux), unförmlid), mißgeſtaltet; Vers
ſtro ſität, £. nl. die Mißgeftaltung, Unförmlichkeit.
Moniun, tr. Monſoon, |. Moujjon.
mont,Montagnard,montagnezc. Montanifien,
. MONS. ;
— re, it. Nähſeide, die aus Kalabrien fommi.
Montant, m. fr. (ipr. mongtäng; v. monter,fteigen,
Montanus
ſich bis zu etwas erheben, belaufen, f. montieren) |
der Betrag oder Belauf einer Rechnung.
Montanus, monte, f. unter mons.
Montefiascoͤne, m. (mörtl. der Flafchenberg) ein
italien. Musfatellerwein von der gleichnamigen
Stadt in Stalien (vgl. Est, est, est).
Monte⸗jus, m. fr. (pr. mongt'ſchüh', von monter,
jteigen, und jus, Saft, Vorrichtung zum Steigen-
laſſen v. Säften, Ölen ıc. in Fabriken, Drudheber.
Montenegro, m. it. (eig. Schwarzberg, von monte,
Berg, und negro, ſchwarz) ein irflentum an der
dalmatinischen Küſte.
Monteur, j. unter montieren.
Dontgolfiere, f. fr. (fpr. mongolfjähr) ein Zuft-
ballon oder Zuftball, in welchem die Luft durch
— wird, nach den Erfindern, Ge—
brüdern Montgolfier, 1782 benannt (verjchieden
Charliere).
montieren, (fr. monter, von mons, Berg, |. mons),
1. eig. jteigen; fteigern; 2. aufitellen, zufammen-
fegen (namentl.Maichinen), faſſen (einen Edelitein),
ausrüjten, mit Hausrat verfehen (ein Haus); ein
Schiff bemannen; einen Reiter beritten machen;
einlegen (ein Geſchütz); bef. Soldaten bekleiden;
montiert nennt man auc) die verfchieden gefärbte
Rüſtung der Reiter od. Schiffe im Wappen; Mon⸗
teur, m. & (ipr. mongtöht) der Einrichter, ein
Techniker, der die Mafchinen aufftellt, einrichtet u.
im Stande erhält; Wontierung, 1.= Montage,
f. fr. (fpr. mongtaͤhſch) die Aufitellung, Zufammen-
jegung, Ausitattung; 2. = Montür, f. (vom fr.
monture)dieDienfttletdung,Soldatentradht,Dienjt-
tracht; auch die Unterlage einer Perrücke; Mon⸗
tage⸗Gerũſt, Aufſtellungsgerüſt; Montierungs⸗
genen jtände, zurSoldatenausrüftung und Dienjt-
etleidung gehörige®egenfjtände ; Montur-Depot,
n. (fpr. —depsh), (Soldaten-) Ausrüſtungsnieder⸗
lage; Monture, £. fr. (jpr. mongtühr) die Schmud-
aa der Schaft.
ontiften, j. unter mons.
Mont⸗rachet, m. fr. (fpr. mong-rajche) einer der
beiten weißen Burgunder-Weine aus der Gegend
pon Beaune.
Montur, ſ. unter montieren.
Btonument, n. l.(monum£ntum, von mon£re, er-
innern) ein Denfmal, Ehrenmal; monumentäl (I.
monumentälis), zu einem Denfmalgchörig od. das—
felbe betreffend; ventmalartig, großartig, gewaltig;
monumentieren, barb.-I. mit einem Denkmal
verjehen oder beehren; Monumentomanie, f. l⸗
r. die Denfmälerfucht, übertriebene Neigung,
entmäler zu errichten.
Mook, m. der Honigfudud in Afrifa, auch Sengo.
W008, n. jüid.-dtich. (aus fpäthebr. ma öt, jüdiſch
— Geld, kleine Münzen; zuerſt im Jahre 1750)
eld.
moquable, moquant, Moquerie, ſ. unter mo—
quieren.
Moquette, f. fr. (fpr. mokett') oder Meofdde, ein
ſamtartiges Wollen- od. Baumwollenzeug.
moquieren od. mofieren, ſich — (jpr. modieren),
fr. (se moquer; v. gr. mokän, verjpotten, mõkos,
Spott)fich über jemand aufhalten od. luftig machen,
fpotten; moquable (pr. mocab’I), ſpottenswert;
moquant od. mofant (ipr. get. madint),
Pöttiſch, tadelſüchtig; Moguerte, kſpr. mock'rih)
Spott, Spottrede; Moqueur, m. (ſpr. mocköhr)
ein Spötter, Spottvogel.
Mora, f. it. (fr. mourre, vom Felt.-ir.-gäl. meur,
Singer) alla mora (giuocäre, ſpr. dieguofäre), ein |
morbide 557
ital. Fingerfpiel, wobei jemand eine oder beide
Hände mit mehr oder weniger eingefchlagenen
Fingern ausſtreckt, und ein anderer au enbiictich
angtbt, wie viel Finger jener ausgeftredt hat.
mora, f. I. die Verzögerung, der Aufſchub; In mora
Sein, ſäumig, im Rückſtande, ſchuld an einer Ber-
zögerung fein; sine mora, ohne Verzug, unver—
züglich; perieülum in mora, j. periculum; mo⸗—
tieren l.moräri),verzögern,aufhalten; merändo,
it. Ton. zögernd, verweilend; Moraterium, n-
nl. Stundung, Zahlungsfrift.
Morabit, m., pl. —en, arab. (muräbit, pl. murä-
bitin, auf der feindlichen Grenze aufgeitellt, von
rabatha, beftändig fein; verih. von Marabut)
Name eines arab. Stammes, welcher im 11. und
12. Sahrh. in Spanien herrſchte, auch: Moras
viden, Almoraviden (vgl. Maravedi).
Woral, f. (l.morälis doctrina; morälis, ſittlich, v.
ın08, Gen. möris, Sitte) der Inbegriff der bei einem
Volke oder zu einer Zeit geltenden fittlichen Grund—
jäße u. deren Ausführung, die Sittenlehre, Pflich—
tenlehre, Tugend» od. Sittlichkeitölchre; auch eine
einzelne fittliche Lehre oder Nuganwendung (3. B.
die Moral einer Fabel ıc.); Moral-Philoſoph,
m. ein Sittenforfcher, mer die Sittenlehre ſyſte—
matiſch behandelt; M.-Philofonhte, f. die wiſſen⸗
Thaftlihe Sittenlehre, praktiſche Philoſophie, —
Ethik; M.-Prinzip, n. der Grundbegriff und
Mittelpuntt der Sittenlehre, das Sittengeleb; mo⸗
rãliſch, die Sittlichkeit oder Sittenlehre betreffend,
darin gegründet, bef. ſittlichgut oder tugendhaft,
gerecht; (moralifhellberzeugung, eine im Ge—
fühl entitandene Überzeugung); in weiterer Bed.
(dem Phyſiſchen entg.) geiftig, bloß gedacht, 4.8.
eine moralijche Berfon, d. 1. was für eine Ber-
fon gilt, die Rechte 2c. einer Berfon hat, ohne wirf-
li als Einzelwefen zu erütieren (= juriſtiſche
Perſon); moralifieren, ni. (moralizare, fr.mo-
raliser) ſittlich machen; jittliche Betrachtungen an-
ftellen, Zehren geben, Sitten richten, den Tugend-
lehrer machen over fpielen; Moraliſation, f. fitt-
lihe Vorihrift oder Nupanwendung und deren
Einihärfung; Moraltft, m. (fr. moraliste, it.
moralista) ein Sittenlehrer, Sittenrichter; mora⸗
liſtiſch, auf die Sittenlehrebezitglich od. gegründet;
Moralität, f. (moralitas, fr. moralite) die Sitt-
lichfeit oder das Gittliche, 3. B. einer Handlung;
das Sittlich-Gute, fittliche aheanne eines Men⸗
ſchen; die ſittliche Güte, Reinheit und Würde einer
—— Moralitäten, J (fr. moralités) im
ipäteren Mittelalter: eine Art geiftliher Schau—
jpiele, welche, im Gegenjage zu den Myiterien,
einzelne Sittenlehren durch erfundene Beijpiele in
dramatiſcherForm veranſchaulichten(vgl. Baſoche).
Moral insanity, f. engl. (ſpr. möröl inhännitt), d. i.
moraliſcher Wahnſinn, auf ererbter Geiſtesſtörung
beruhende Schwäche des Willens, moraliſcher
Schwachſinn, Verbrecher⸗Irrſinn.
morando, ſ. unter mora.
Moräne, f., pl. Moränen, auch Muränen (fr.
moraine, d. i. eig. Wolle von gefallenen Schafen),
Gletſcherwälle, Gletſcherdämme, durch Gleticher
fortbewegte Felsblöcke, Schuttmaſſen ꝛc.
Moratorium, ſ. unter mora.
Morapia, f. [. Rame für Mähren.
morbide, fr. (v.I. morbidus, a, um, d. i. eig. franl,
ſiech, von Früchten, die fich aladann weich anfühlen
laffen) Mal. weich, mürbe, zart; Morbideſſe, fr-
od. Morbidẽzza, it. f. die Weichheit, Zartheit (von
Morbillen
gemalten Fleiiche); Morbidität, f. der Krank—
heitszuſtand, z. B. einer Armee.
Morbillen, pl. (ml. morbilli von sing. morbillus,
Verkl. v. morbus, Krankheit; fr. morbilles) Haut-
ausichfäge, bei. Mafern; morbids, maferig, zu
den Mater gehörig.
morblen! fr. pr. —blö; entjt. aus mordieu, d. i.
par la mort de Dieu, bei Gottes Tod!) verdanmt!
verwünſcht! beim Teufel.
morbus, m.,pl.morbi, I. Krankheit; morbus acü«
tus, eine hißige, heftige Krankheit; m. coerul&us,
die Blauſucht; m. niger, die ſchwarze Krankheit;
m. regius, eig. die Fönigliche Krankheit, die Gelb—
jucht;m. solstitiälis,derSonnenftih,; Morbonia,
f. Fabell. die Krankheitsgöttin oder Göttin der
Krankheiten und Seuchen bei den Römern; more
688 ({. morbösus), krankhaft, kränklich; Morboſi⸗
tät, f. (morbositas) die Kränklichkeit.
Dordazität, f. [.(mordacitas, v. mordax, beißen,
bilfig) das Beißvermögen, die Biffigfeit; beißende
Schärfe, Beiz- od. Atzkraft; Mordänt, ın. fr. (pr.
mordang) 1. die Beize der Färber, durch welche
diefe die Stoffe zur Annahme der Farbe zubereiten;
2. = moräönte, it. m. (0. mordre, mördere =!\.
mordere, beißen, kauen) Tonk. derHalbtriller (ohne
Kacichlag), Bralftriller, eine Verzierung im Bor-
trage des Spiels oder Gejanges, indem man mit
dem Haupttone u. dem zunächſt unter ihm Tiegen-
den Schnell abwechfelt; auch der Grund zum Ver-
goiden und zum Berfilbern.
Morderin,m.ojiind.(fr.mordexin,mordechi, span.
mordechin) die afiattiche Cholera.
Mordio, n. (dich. von Mord und dem alten Schall-
laute io, jo) Zetergeichrei, Angſtruf.
mordore, fr. hochrot, braunrot.
merey !. ſ. unter mos.
Morelle, f. (von it. morello, ſchwarzbraun, altfr.
morel, jest moreau, von ml. morus, mauriſch,
ſchwärzlich u. dies v. I. maurus, mauriſch, mauri-
tanifch, ſ. Mauren) eine Urt großer ſchwarzer oder
— ſaurer Kirſchen; die Herzkirſche, beſ. die
ſchwarze.
Morelſchiki, pl. ruſſ. eine ruſſiſche Sekte der Ras—
kolniken (ſ. d.), die ſich ſelbſt Freiwillig dem Feuer—
tode hingibt.
Hören, ſ. Moiren u. Parzen.
mor6ndo od. moriente, it. (von morire = |. mori,
iterben) Tonf. eriterbend, hinfterbend, verſchwin—
dend, zur kaum hörbaren Schwäche des Tons ab-
nehmend.
Mores, ſ. unter mos.
Wordsten, pl. (v. it.moresco, mauriſch, mohriſch.
= fpan. morisco, |. Moriscos) — Arabesken
u. Örotesfen; Mordsen, it., od. fr. Moresque
(jpr. moresf’) ein Mohrentan;z.
Worfil, r. Marfil, ſ. d.
Worfling, zn. ein Karpfen ohne Milch u. Rogen.
Dorangnüige Feuchtigleit, f. (pr. morganji—),
das feine Wäſſerchen zwiſchen der Kriftallinje des
Auges und ihrertapjel; Morgagniſche Höhle, f.
die kahnförmige Grube ver Harnröhre, Morgag:
niſche Muſcheln, pl. die oberen Nafenmujchein
(nach dem gelehrten italienischen Arzt u. Anatomen
Morgagni [+ 1771] benannt).
Morgäna, ſ. Fata Morgana.
Morganatica, f. ml. Ripr. die Morgengabe; mor—
ganatiiche Ehe od. matrimonium ad morga-
naticam,.n./entji.au3 dem althochd.morgengäba,
(angobard. morgincap, Morgengabe, Geichent am
Morgen nad) der Brautnacht) die Ehe 7 ar linken
998
Morning
Hand, ‚bei welcher ein Fürſt, Sraf 2c. einer nicht
ebenbitrtigen Frau, mit der er fich verehelicht, et-
was Bejtimmteszur Morgengabe ausfegt, während
die Kinder einer jolhen Ehe nur Namen u. Ver-
mögen der Mutter erben.
Meorgue, I. fr. (fpr. morg’; v. morguer, hochmütig,
trogig oder genau betrachten) ein trogig-hoch-
mütiges Geficht, ftolzer Ernft; die Leichenfchauftätte
in Paris.
Worin, f. ar. (möria, v. mörös, ftumpfiinnig, när-
riſch) od. Moröſis, f. Heilf. Dummheit, Stumpf-
beit; Morodochium oder Morafomium, n. ein
Irrenhaus; Moroſophie, f. eine Art düſterer
Narrheit.
Doribindns, m. l. (von mori, fterben) ein Ster-
ender.
Morieit, ſ. unter Morum.
morieren, ſ. unter mora.
itorigerieren, I. (morigeräri, v. mos, Gen. moris,
der Ville, Eigenwille, u. geröre, führen) willfahren,
gehorchen; Meorigeration, f. (morigeratio) der
Gehorſam.
orin, n. nl. der ausgezogene Färbeſtoff des Gelb—
hoizes (morus od. maclüra tinctoria).
Marin, m. fr. ({pr. moräng) ein franzöſiſcher weißer
Wein aus der Gegend von Saumitr.
Morion, m. fr. ſchwärzlichbrauner Bergkriſtall.
Moriscos, pl. (ſpan. morisco, eig. mauriſch, von
moro, ein Maur, ſ. Mauren) die auf Befehl
Karls V. getauften Nachkommen der Mauren in
Spanien; Morisque, f. (ſpr. morisk')) eine Rech—
— in Algier, ungef. 0,56 .M.
Moritz i. Mauritius. - HR
Morlaͤchen vd. Morldfen, pl. (it. Morlacchi, d. i.
Meerwalachen, v. jerb. more, u. Wlach, der Wa-
(ache) die jlavifchen Bewohner des Küftenlandes
am Mdriatifhen Meere in Kroatien, Dalmatien,
von Iſtrien ab. ’
Morlaiz, m. (fpr. morläh) oder Morlaife, k. (Ipr.
morläht.) dichte, ftarfe Hausleinwand von der
Stadt Morlatx im nördlichen Frankreich.
Mormon, ſ. Choras. *
Mormönen, pl.Heilige des jüngſten Tages (engl.
Latter-Day-Saints), eine von Joſeph Smith
(geb. 1805) 1827 in Nordamerika geitiftete reli-
giöſe Sekte, die fich auf Wunder u. Offenbarungen
ſtützt, Vielweiberei geftattet 2c., benannt nach
ihrer angeblich von einem Propheten Mormon
420 n. Chr. gefhriebenen Mormonen-Bibel;
Mormonismus, m. das Mormonentum, der
Glaube der Mormonen.
mormorändo, mormor6vole, mormor6s0, it.
(von mormoräre, [. murmuräre, murmeln) Tont.
murmelnd. *
Morn, fr. (morne, prov. morn, althochd. mornen,
got. maürnan, trauern) düſter, finjter (vom Wetter,
von Farben und Ortern); traurig, trübfinnig.
Morne, m. fr. (jpaıt. moron, bazf. murua) ein
Heiner Berg, Hügel an der Küfte, bei. auf den
franzöſiſchen weitindtichen Inſeln. —*
Mornel, ın. oder Mornelle, f. (ſpan. morinelo;
charadrius morinellus L.) der Bitronenvogel,
Poſſenreißer, Hanswurit, vom Gejchlecht der Re—
enpfeifer, von dev Größe einer Amjel.
orming, n. engl. der Morgen; dab. Morning-
Ehroͤniecle, n. die Morgen-Ehronif, eine englijche
Zeitung der Whig-Partei; M.=Herald, m. (ſpr.
Häräld) der Morgen-Herold, eine unabhängige,
FeeifinuntgeQgeitung ; BR, So ea, D DE En
orgenblatt, eine ultratoryſtiſche Zeitung;
nel)das
Moro
M.⸗News, pU(ſpr. —njuhs) Morgen-Nachrichten;
M.⸗Poſt, k die Morgen-Poſt, gleichfalls eine eng-
liſche Zeitung.
Doro, m. it. die Maulbeere; Moro-Liköröl, n.
ein zuſammengeſetztes ätheriiches DL.
Morodochium, Morofoninm, ſ. unt. Moria.
Moromoͤro, n. ſpan. das bunte Lama, eine Abart
des Lama(ſ. d.), ſchwarz und weiß, und größer als
das gemeine Lama.
moros od words, |. (morösus) mürriſch, verdrieß—
(id); morösus debĩtor, j. debitor m— ; Moro⸗
fität, f. ((. morositas) das finjtere, verdrießliche
Weſen; auch Saumfeligleit(diejes aber abjtanımend
von möra, ſ. d.), bei. eines Schuldners.
Mordichte, |. Maroſchka. BB
Morsibenoje, f. od. r. n., ruſſ. (pr. iQ = ſch; von
morös Froſt, Kälte), Gefrorenes, Fruchteis.
Moroſis, Moroſophie, ſ. unter Moria.
orpxit, m. (val. gr. möroxos, mörochthos, eine
Art Ton) blauer Spargelitein, eine Abänderung
des Apatit (f. d.).
Morphin vd. Moruhen, f. ar. (v. morphg, Form,
Sejtalt; Heilf. ein Feuermal, Mehlfleck, weißer
Hautfleck, = Alphus; Moͤrpheus, m. gr. Fabell.
(eig. der Geſtalter, Bildner, wegen der Öejtalten
und Bilder, die durch ihn in der Seele des Schla—
enden entjtehen) der Traum- od. Schfummergott;
Morphin, Moruhium, n. (von Morpbeus,
wegen der einschläfernden Wirkung) eine von Ger-
türner 1804 als eigentümlicher Stoff nachgewie-
fene, im Opium u. im Milchiafte unſeres Mohns
vorkommende Bflanzenbaie; ein in der Heilkunde
verwendetes jchmerziiillendes Mittel; Morpht-
nismus, Morphiumſucht, k. durch fortgejeßte
Morphiumeinſprißungen uͤnter die Haut herbei—
geführtes ſchweres Nervenleiden, das zu Tobſucht
rührt; Morphinift, m. ein von der Morphium—
jucht Befallener; Worphographie, f. Beſchreibung
der Naturkörper nach ihren Formen; Morpholo—
nie, f. die Bildungs» oder Geitaltlchre der orga-
niſchen Körper; morpholsgiſch, dieſelbe betref-
fend, geſtaltlich; Morbhometrie, f. Form- oder
Geſtaltmeſſung; Morphonomie, f. die Lehre von
den Gefeßen der Formenbildung; Morphöſis, f.
die Geſtaltung, Bildung; Morphotomie, f. all-
gemeine Zerglieverungslehre, = Anatontie.
Morpionen, pl. fr. (Sing. morpion; vgl. lat. inor-
dens, beißend, u. it. piattone, Filzlaus, v. piatto,
fr. plat, platt, flach) Filzläuſe; uneta. kleine unver-
ſchämte Buben.
mors, f. !. (Sen. mortis) dev Tod; mors appärens
oder spuria, Heilf. der Scheintvd; m. ceivilis,
der bürgerliche Tod; m. vera, Heil. wahrer, wirk-
(iher Tod.
Morſe-Apparat oder Morſe-Telegraph, m. ein
nad) jeinem Erfinder, denı Nordamerifaner Sam.
Finlay Breeſe Morſe (geb. 1791, geft. 1872), be-
nannter Schreibtelegraph.
Morielle, f., pl. Morjellen, nl. (morsüli, mi. mer-
selli, Berfl. v. morsus, Bi) Würztäfelchen.
Wort, m. fr. (ſpr. miohr) eigentl. ein Toter; im
l'Honmbre der vierte, gerade nicht mitfpielende Spie-
fer, der fogerannte Strohmann.
Mortadellen, pl. it. (sing. mortadella, f., beſ. m.
di Bologna) italien. Mettwiirfte, aus einem Teile
Schweine- und aus zivei Teilen Rindfleisch 2c. ge
madt; Knackwürſte.
Mortalität, f. I. (mortalitas, v.mortälig, ſterblich;
mors, ſ.d.) die Sterblichkeit; die Sterbefälle, entg.
Mojaismus 559
Geburtsfälle, Sterblichkeitsziffer; Mortalitäts-
Liſten, «Tabellen 2c., Totenliſten, Sterbfichteitg-
tafeln.
morte-saisons f, j. unter Saijon.
Mortgage, engl. (pr. mortgehdſch) das Unterpfand,
die ——
Mortier, m.fr.(ſpr. mortjeb; v. l. mortarium) ein
Mörſer, etwas darin zu ſtoßen; Krk. ein Mörſer,
Böller, ein grobes — um Bomben daraus
zu werfen; die Samtmütze der Gerichtspräſidenten
in Paris; Mortier-Stuhl, m. ein Mörſerſtuhl,
Mörſerblock.
mortifizieren, ſpätl. (mortificäre) töten, abſterben
laſſen; kaſteien, dämpfen, z B. die Lüſte; das
Fleiſch —, mürbe machen; Rſpr. aufheben, ver—
nichten, für ungültig erklären; Mortififatton, £.
(mortificatio)die Tötung, Ertötung; das Abjterben
einzelner Teile; die Kaftetung; das Mürbemachen,
3. B. des Fleijches, indem man dasſelbe der Luft
ausjeßt; Rſpr. Aufhebung, Tilgung, 3. B. einer
Schulöforderung 20; Mortlfikations-Schein,
m. ein Tilgunasichein, wodurch eine verlorene Ur-
Funde fiir ungültig oder eine Schuld für erloſchen
erflärt wird. :
Mortisponation, f. nl. (vr. donatio mortis causa,
j. Donation) Schenkung auf den Todesfall.
Bortöden, pl. fr. (mortodes) falfye Verlen zum
Negerhandel am Senegal.
mortüus, a, um; [. (v. mori, ſterben) gejtorben, tot,
ein Toter; manus mortüa, f. die tote Haud;
Ripr. unveräußerliches Stiftseigentum, Vermächt—
nis an Die Kirche, das, aus dem Handel gefommen,
fir den Etaat gleichfam tot ift; pro mortüo era
klären, fir tot oder geitorben erflären; de meor-
tüis nil nisi bene, Spriv. von Toten muß man
nichts als Gutes reden; Mortuarium, n. ılat.
Haupt- und Sterbefall, d. i. das Recht des Guts—
beren, auf den Todesfall feines Untertanen aus
deſſen Nachlaſſe gewiſſe Gegenſtände zu fordern;
auch = manus mortua.
Morüe, £. fr. (felt.-armor. moru, molu, nf. morhua,
molua; gadus morhua, L.)derKabeljau, Stockfiſch.
Möõrum, n. [. (gr. möron) die Maulbeere; Heilk.
eine Maulbeergeſchwulſt, als Muttermal; Mörus,
f. der Maulbeerbaum; Mearteit, m. nl. verſtei—
nertes Maulbeerbaumholz.
mös, m. I. Gebrauch, Herkommen, Sitte, Lebens—
art; pl. möres, Sitten; daher: jemand Mores
lehren, d. i. ihn lehren, wie man jich aufführen
joll, ihn zurechtweifen, zur Ordnung bringen; ex
more, nach Herkommen oder Sitte, nach einge—
führten Gebrauche; more consueto vd. solito,
nach herkömmlicher Weife; m. majorum, nad) der
Gewohnheit ver Vorfahren; boni mores, pl. eig.
die guten Sitten; das Sittengeieß; eontra bonos
mores et contra leges, gegen die Moral und das
pofitive Recht.
Moſait, Muſib-Arbeit, moidiiche, majiniiche
vd. muſätſche Arbeit od. Malerei (fr. mosaique,
prov. Mozaic, jpan. u. port. mosäico, it. musäico;
neugr. musaikon, [. [opus] musivum; gr. museion)
Stein-Schilderei, Stiftmalerei, eingelegte Arbeit,
die Kunſt, aus farbigen Stein», Holz: vder Glas—
ſtückchen Figuren oder Bilder herzustellen; Leder—
moſait, Zedereinlage; Moſaiſt, m. der Mufiv-
arbeiter; Muſib-Gold, a. Malergold, unechtes
Muſchelgold aus Zinn, Quedjilber, Schwefel und
Salmiak; M.-Silber,n. unechtes Silberaus Zinn
mit Wismut und Durecjilber.
Moſaismus, mojatich, |. ter Mojes.
560
Moscado
Moscaͤdo, m. it. ein ſiziliſcher Muskatwein (j. unter
Muscuß).
Mojhäte, ſ. unter Moſchus.
Moſchee, f. arab. (eig. Mesdſchid; it. moschea, fr.
mosquee; ſ. Metiched) mohammed. Bethaus, tür-
tifcher Tempel zweiten Ranges, vgl. Dſchamie.
Moſchel, m. jüd., ſ. Mauſchel.
Moſcholatrie, f. gr. (ſpr. moscho —; von möschos,
das Kalb) Anbetung eines Kalbes, beſ. Verehrung
&r goldenen Kalbes durch die Israeliten in der
üfte.
Moſchus, m. (ml. moschus, moscus, lat. muscus,
arab. musk, misk, perf. muschk, vom ſanskr.
muschka, Hode, weil er darin erzeugt wird) ſ. Bi-
! am; Möſchata, pl. nl. Biſam enthaltende Zu—
ereitungen.
Stofelläner, plur. ein Studentenorden, = Ami—
eiiten, ſ. d.
Moſes, m. hebr. (Mosch£h, von mäschäh, heraus—
zienen,nad) Joſephus aber ägyptifchen Urſprungs)
männl. Same: der aus dem Waſſer Gerettete, der
Sefesgeber u. Religiongitifter der $Sraeliten; tes
ji, ihn Betteenb oder von ihm herrührend
34. B. mofaifher Glaube 2c.); Molaismus, ın.
nl. Moſes' Lehre, die moſaiſche oder jüdiſche Re—
Moskiten, |. Mos quito. [ligion.
Rostoväde, f. (fr. moscouade, ital. moscovato,
port. assücar mascabädo, der rohſte Zuder, von
mascabär, f. menoscabär, verjchlimmern, ver»
zingern, altfr. meschever, v. fpan. menoscäbo,
Berihlimmerung, Verringerung, prov. mescap,
fr. möchef, engl. mischief) auch Kaſſonade,
zoher, ungeläuterter Zuder, Rohzuder, woraus
durch weitere Reinigung der Farin- u. Melis-
— 2c. bereitet wird.
|
|
|
osfobs, pl. bei den Türken = Moskowiter,
als allgemeine Benennung der Rufen; Mosko—
witer, pl. eig. Einwohner der Stadt Mostau;
ehem. Name der Rufien; Moskowiter-Apfel, m.
hbirifcher Eisapfel; M.⸗Kohl, m. Gerſch, Geis-
fuß, eine wild wachjende eßbare Pflanze; Mosko⸗
witiicher Tee, m. = KRaramanentee.
Moslẽm, m., pl. Moslemin, arab. (v. salama, ſich
Sott ergeben; vgl. Islam), gem. verderbt: Mufel-
männer, d. i. Rechtgläubige oder Gläubige an
Mohammeds Lehre, Mohammedaner.
Vosquito, m. jpan. (ipr.—fito; von mosca, = |.
musca, liege), pl. Mosquitos oder Mostiten,
Beißfliegen, jehr läftige, ſtechende Mücken in Indien
u. andern heißen Erdgegenden; Mosquitero, m.
ein ———— oder Kleidungsſtück zum Schutz
zegen den Stich dieſer Inſekten in der Nacht; Flie—
genſchirm.
220850, it. (Partiz. von muövere, bewegen — |,
movere) Tonk. bewegt, mit etwas lebhafterer Be-
wegung.
Moftard, Moſtert, m. (von it. mostarda — fr.
moutarde, j.d.) gem. für Moſtrich, Senf.
Motacille, f. I. (motacilla, Badhitelze), pl. Mota⸗
eillen, Sänger, ein Bogelgefchledht, wozu die Nach—
tigall, Grasmücke 2c. gehören.
Motette, f. (ml. motetum, fr. motet, it. mottetto,
vd. motto, Wort, Sprud,, ſ. d.) ein mehrjtimmiger,
mit Fugen durchſchnittener Kirchengefang, dem
em. ein biblijher Sprud) zugrunde liegt.
steur, ın. fr. (jpr. motöhr; = I. motor, von mo-
vöre, bewegen) der Leiter, Anjtifter, 3. B. eines
Aufſtandes; Motilität, f. nl. (motilitas) die Be-
meglichkeit; Motion, f. I. (motio, v. movere, be-
wegen) die Bewegung, Leibesbewegung; Berände- ! Moui
“pl. die
Mouillette
zung; Spradl. die Abwandlung der Haupt- und
Beimörter nad) dem Geichlecht; ein mündlicher An⸗
trag, Vorſchlag zur Beratfchlagung in einer Ver—
janımlung Motionnaire,m.fr.(fpr.mopjonnähr)
ein Antragjteller; Motib, n. nıl. (motivum, tt.
motivo, fr. motif) ein Beweggrund, Antrieb; in
den ſchönen Künſten: ein auf eine gemwiffe Wirkung
berechnetes Kunſtmittel; ein bedeutfamer Zug it
der dichterifchen Erfindung; Tonk. ein melodischer
Saß,der in einem Tonſtück vorherrfcht und wieder-
fehrt; motivieren (fr. motiver), begründen, mit
Gründen unterftügen; Meotisierung, f Die Be-
gründung; moto, it., j. motus; Möter, m. L,
Motoren, Der Beiveger, bei. eine Betriebs-
majchine, ein Triebwerk, 3. B. Dampf-, Wind-,
Wafler-, $a3-, Benzin», falorifher Motor; Luft⸗
mötor, Heißluftmaſchine; Moͤtorwagen, Kraft
wagen, Nafchinenwagen; Motorboot, Naſchinen—
boot, Kraftboot; Motoriſt, m. engl. (motorist),
lee motõriſch (I. motorius), be»
iwegend, Bewegung hervorbringend, 3. ®. moto-
riihe Nerven. ;
motrix vis, f. vis. s
Motto, n. it. (= fr. mot, Wort, it. motto, Wort,
Sprud, mi. muttum, vom I. muttire, leije reden,
einen halblauten, vereingelten Ton ausſtoßen) der
Denk od. Sinnſpruch, Wahlſpruch (ohne begleiten-
des Bild; verſch. Depife, f. d.); Kernwort, ein
finnreiher Saß zur Überfärift einer Abhand-
fung u. dgl.
motus, m. |. (von movöre, beivegen) Die Beivegung,
Erregung; Empörung, Aufftand; motu proprio,
aus eignem Antriebe; al3 Sachw. dad Motu—
roprie, eine unbeitreitbare, päpftliche Entjchei-
ung oder Verordnung; com moto, it. Tonk. mit
Bewegung, Iebhaft; moto precedente (ſprich:
— pretihe—), Tont. = medesimo tempo.
Mouchard, m. fr. (jpr. muſchähr; von mouche,
Fliege, weil er wie diefe umherſchweift u. beläjtigt)
ein Rundfchafter, Spion, befonders Rolizeifpion;
auch Schimpfwort: Schuft; mouchardieren, fund-
S ee Ka
vude, f, pl. Mouches, Tr. (pr. muſch; v. Lat.
musca) eig. Fliege; Schönpfläjterchen; mouche
volante, f. od. geiw. pl. mouches volantes (fpr.
— woldngt), Heilf. die — Mücke, das Mücken⸗
ſehen, d. ĩ. bewegliche Flecken vor den Augen, eine
Augenſchwäche; mouchetieren (frz. moucheter),
ſprenkeln, mit ſchwarzen Flecken befprengen;
moucheté (ſpr. muſch'teh), getüpfelt, —
Mouchette, £. fr. (ſpr. muſchett') Bauk. die Kranz
leiſte, Mauerleiſte.
Mouchettes, pl. fr. (ſpr. muſchett'ʒ; von moucher,
ſchneuzen, an — v.l. mucus, muc-
cus, Rotz) die Lichtputze, Lichtſchere.
Mouchoir, n. (eigentl. m.) fr. (ſpr. muſchochr) das
ne
Moufette, f. fr. (pr. muf—; vgl. it. muffo, ſchimm—
lig, v. diſch. Muff, Schimmel, Schimmelgerud)
aud) Mofette, Muffette, ihädliche Bergwerksluft,
böfe Wetter; auch = Viverre, ſ. d.
Mouflon,n. fr. (fardin.muflone, it.mufione,mufo),
.Argalti.
—— fr. (ſpr. mujieren, mouiller, prov.
molhar, I. gleich]. molliäre, v. mollis, weich, aljo
eig. erweichen, einmweichen) beneßen, be euchten; aud)
weich ausfprechen, bei. im Sranzöfiichen lj ftatt U;
Mouillebouche, f. (pr. muj’busch”) die Waſſer⸗
birne, eine jehr faftige Birne,
Nette, f. fr. (fpr. mujätt) Kochk. eig. Brot-
Moule
ſchnitte zum Eintauchen in weiche Eier, geiv. ge-
röſtete Semmelfchnitte, arme Ritter. -
Monte, f. fr. (fpr. mül; v. I. modülus, Berfl. von
modus) Form, Modell, Gießform; montieren,
abformen, abgieken, abdrücken; Monlage, f. frz.
(ſpr. mulahſch), Abguß, Abdruck.
Moules, pl. fr. (ſpr. muhl), eßbare, Heine See—
muſcheln von der Nordküſte Frankreichs.
moulieren, fr. (mouler, jpr.mul—; von moule =
Viodell, Form, prov. molle, v. I. modülus, it. mo-
dello; vgl. Modell) abdrüden, abformen; Mon
füre, Bauk. der Sims; allerlei Zierat, Leiſt—
chen 2c. an Goldjchmiedearbeiten. P
Baulinet, m. fr. (jpr. mulineh; eig. Heine Mühle,
vd. moulin, Mühle, it. mulino, molino, ml. moli-
num, f. [. molina, v. molöre, mahlen) die Mühle,
ein Drehfreuz im Tanze; Fechtk. die freisfürmige
Schwingung des Degen3, um Stöße od. Hiebe von
mehreren Gegnern zugleich abzumehren; muli—
Mudir 561
nach der Mahlzeit, frz. Sprichw. für etwas zu ſpät
Kommendes; Montardier, m. (fpr. —djeh) das
Senfnäpfchen, Senftänncen; val. Muſtärde.
Motuton, n. fr. (pr. mutöng) das Schaf, der Schöps;
— die Mitglieder der geheimen franzöſiſchen
Solizei.
Mouvance, £. fr. (ipr. muwangß'; v. mouvant, bes
weglic), daher Iehnbar) die Kehnfolge; Mondes
ment, n.fr.(fpr.niumv’mäng; v. mouvoir, —=I.mo-
vere, bewegen) die Bewegung; das Fortichreiten;
der Aufftand, Aufruhr.
mopdteren, |. (movöre) bewegen; ſich movieren,
jich regen, unruhig werden; fich entgegenjegen;
Spradl. ein Wort movieren, es nah den Ge
jhlecht verändern (j. auch Motion); Moövens, n.
ein Hilfs- od. Bewegmittel; Moventien, pl. (mo-
ventla) fich felbft bewegende Güter, 3.8. Vieh
(verih. Mobilien); movime6nto, m. it. Tonf.
Bewegung, Zeitmaß.
nieren, fr. (mouliner, fpr.mul—), Seide auf der | Mora, f. jpan. (fpr. mochha; viell. von moxar, mo-
Miihle zwirnen; Monlinage, f., r. n. (ſpr. muli-
ndbieh’) die Seidenzwirnung u. das dazu erforder-
liche Gerät.
mound, m. engl. (fpr. maund) Erdhügel, Orab-
od. Schanzhügel der Ureinwohner.
Mount, ın. engl. (fpr. maunt) der Berg; im Namen
vieler Ortjchaften 2c.; Monntains (pr. mauntins),
Gebirge; Mountain-dew, m. engl. (jpr. maunt’n-
djuh, i. eig. Bergtau) ein Kornbranntwein.
Mourani, ſ. Murki.
Mouſſe, m. fr. ſſpr. muß’; v. ſpan. mozo, jung,
junger Menſch, it.mozzo, v. l. mustus, jung, friſch)
der Schiffsjunge.
Mousse, m. fr. (fpr. muß; v. fr. mousse, Moos,
Giſcht, Schaum) Schaumgefrorenes, Zuderguß;
Mouss$, n. Moosmuſter (in Stoffen u. Geweben);
Mousseux, m frz. (jpr. mußö), Schaummein (vgl.
Mouſſelin, j. Muſſelin. ſ(mouſſieren).
Moufjeren, m. fr.(pr. muff’vöng;v.mousse. Moos,
prov. mossa, v. dtſch. Moos, althochd. mos) der
Moosſchwamm, Snoblauchpilz, ein Heiner egbarer
Bilz der unter dem Moos wädhlt.
wonjiieren, fr. (mousser, jpr. mufj—; v. mousse,
Moos und, der Ahnlichkeit wegen, Schaum) ſchäu—
men, brauien od. aufbraufen; dah mouſſierende
Weine, Schaummweine; mousseux (ſpr. muſſöh);
ihäumend, wie 3. B. der Champagner-Wein,
Schaumwein;champagnemonusseux (jpr. ſchang⸗
panj’—), ſchäumender Champagner; entg. cham-
pagne non-mousseux, nicht fhäumender Cham—
pagner.
Mouſffon, m. fr. (ſpr. muſſoöng) = Monſoon
(port. mongäö, jpan.monzon, malay.müsim, Zeit,
ahreszeit, Bafjatwind, Strihwind, oftind. mau-
sim, mausam, d. arab. mausim, beftimmte Zeit,
Jahreszeit, von wasama, bezeichnen), Zeitwinde,
Wechſelwinde, diezubeftimmten Jahreszeiten regel-
mäßig in einer gewifjen Richtung wehenden Winde
im nördlichen Teile des indischen Ozeans zwifchen
den Küsten von Afrifa und Afien.
Monftadhe, £. fr. (fpr. mujtdich'; it. mostaccio, v.
gr. mystax, Oberlippe, Schnurrbart, ſ. d. Schnurr-
art.
Mouftigue, f. fr. (pr. muftigt) = Mos quito;
Wiuuitiguaire, m. (ſpr. muftifähr) = Mos—
quitero,
Moutarde, f. fr. (ipr. mutdrd’; it. u. prov. mo-
starda, v. [. mustum, Mojt, fr. mout) — Moſtrich,
mit Moſt od. Weineſſig eingemachter Senf; dela
moutarde apres diner(jpr.—apräh dineh), Senf
HSeyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
Jar, anfeuchten) Beifußwolle, ein grauer wolliger
Stoff, welcher in China 2c. aus den Blättern und
Spigen de3 gemeinen Beifußes (artemisia vul-
gäris) bereitet und al3 Heilmittel gegen Gicht und
Podagra äußerlicy gebraucht wird; (manrolltnäm-
li) die Mora in einem 25 mm fangen Kegel zu-
ſammen, befeftigt fie mit Speichel auf der Haut u.
zündet fie an; am Ende bleibt ein Brandmal zus
rück, das in Eiterung übergeht; Moxibuſtidn, f.
barb.⸗l. Heilf. da3 Brennen mit Mora.
Mondor, |. Moedor.
Wioyen, n. fr. (fpr. moajäng; vd. I. mediänum, von
medium) Mittel, Weg, Gelegenheit; pl. Moyens,
auch Vermögensumftände, Mittel.
oo, m. jpan. (I. modius, Scheffel; vgl. Mog-
giv) ein älteres fpan. Getreide- u. Flüſſigkeitsmaß
von verjchiedener Größe.
Miozaräber, tr. Moftaräber, m. ſpan (mozärabe,
v. arab. mustarab vd. mustarib, d. i. ein den Ara-
bern ähnlich gewordener Fremder) jegt — Chriſten
von maurijcher Abſtammung in Spanien u. Afrifa.
Moszetta, f. it. (v. mozzo, abgehauen, geftugt, vd.
diſch. mutzen, abjchneiden, abjitugen) ein tod ohne
Armel als Bekleidung der hohen kathol. Geiftlichen
in Stalien.
M. P., m. engl. (ſprich: Em-Pi, d.i. Member of
Parliament), Barlamentsmitglied.
Muazil, m. türk. der erſte Beamte eines Paſchas.
Wübufchtr, m. türk. (v. arab. baschara, durd) eine
Borjchaft erfreuen, ein Gefchäft behandeln) ein Ab-
geordneter od. Bevollmächtigter der türf.Negierung
in den Provinzen.
Muchter, m. arab. (eig. ein Erwählter) ein türk.
Dorfichulze.
mucus, m. l. (gr. mykos), auch mneägo u. muci-
lägo, f. nl. Heilt. Schleim, Rotz; ein fchleimiges
Heilmittel! mucilago gummi arabiei, Gummi
Ichleim, in 4 Teilen Wafjer aufgelöjte® Gummi;
Mufäte, pl. ichleimjaure Salze; mufös (l. mucö-
sus, a, um), mutös oder mueilaginss, nl. ſchlei⸗
mig; mukulent (jpätl. muculentus, a, um), ſchlei—
mig; Mutulenz, f. nl. Schleimigkeit; uucefzte=
ren, I. (mucescere) ſchimmlig werden.
Muderis, m. arab. (mudris u.muderris, v.darasa,
lejen) eig. ein Leſender, Studierender; ein Lehrer,
Profeſſor.
Müdir, m. türk. (arab. mudir, eigentl. einer der
herumgeht, v. dära, herumgehen) der Befehlshaber
(Gouverneur) einer Stadt oder eines größeren
Bezirks, auch Direktor einer Schule.
36
662 Mueda
Miucde, £. port. (eig. moeda — l. moneta, ſ. d.) eine
Münze = 10 Krufäden (f.d.) od. etiva 24 bis 88 M.
Muezzin, m. arab. (von azana, hören, benachrich-
tigen, von uzu, das Ohr). der Rufer, Ausrufer der
©ebetitunden von den Minaretts der Mojcheen in
der Türkei.
Mufiel, £. (fr. moufle, eig. Fauſthandſchuh, ml.
muffüla, holl. moffel, mof, Muff; vgl. das engl.
muftle, landſch. muffeln für verhüllen) Scheidef.
eine gewölbte Schale von gebranntem Ton zur
Bedeckung des Schmelztiegeld beim Kupellieren |
(.2.); Muffelfarben, auf die Olafur aufgetragene
und dann eingebrannte Farben.
Muffrika, f. die Moorgegend in Hannover.
Mufti, m. arab. (Partizip v. fata, Recht Tprechen)
eig. Rechtfprecher, Geſetzausleger; der türf. Ober»
priejter und zugleich Oberrichter, der türk. Kultus—
miniſter, — Groß⸗Mufti genannt.
Mugit. ſ. Muſchit.
Veuhämmed, m. od. Mohammed (arab. muhäm-
med, Bartiz. pass. v. hamida, preifen): derHochge-
priejene, Ruhmwürdige, Stifter der nach ihm benann«
ten Religion (geboren zu Mekka um 570 n. Chr.);
Muhammedäner. Anhänger diefer Religion;
Muhammedanismus oder Wohanmedisnus,
m. nl. die Xehre Muhammeds — Islam.
Muharram, j. Moharrem.
Muid, n. fr. (pr. müt; = [. modius; vgl. Moggio)
ein ehemaliges franz. Maß für trodene Gegen-
ftände, nach den Waren und Orten von fehr ver—
ſchiedener Größe; ein altes, teilweije noch jeßt ge—
bräuchliches Flüſſigkeitsmaß; ein Faß, eine Tonne
von 273,9 1 Inhalt. _
Mulagis, m.einauserwählterfteiterbeiden Türken.
Minlaſim oder Mülazim, m. türk. (eig. einer, der
einem andern anhängt, ihm dient, v. arab. azama,
anhangen) = Leutnant. -
Mulaͤtte, m., Mulattin, £. (ſpan. u. port. mulato,
mulata, urjpr. ein Maultier, erzeugt von einem
Hengſt und einer Ejelin, fr. mulätre, v. I. mulus,
Maultier) Halbmohren, Mifchlinge von weißen u.
Ihmwarzen Menjchen (Negern) erzeugt.
Mulciber, m. l. (v. mulcere, erweichen, u. ferrum,
— Rn Metall-Erweicder, ein Beiname de3 Buls-
an, ]. d.
Meute, £. engl. (pr. mjül, von lat. mulus, Maulejel),
Schußgarn (in der Spinnerei).
mulcta oder multa, £. l. Ripr. eine Gelditrafe; m.
psenitentiae, Reugeld od. Reukauf; m. stuprö-
rum, Strafederdurerei; uulktieren l-mulctäre),
mit Gelditrafe belegen.
Mulemaſchine od. Mule-Jenny-Maſchine, f. (v.
engl. mule, fpr. mjuble: vgl. Deule und Jenny»
Maſchine) eine Art Spinnmaſchine; Mule⸗-Twiſt,
n. engl. (vgl. Twiſt) Mühl⸗ oder Maſchinengarn
von Baumwolle.
Muliẽbria, pl. I. (von muliebris, e, weiblich, von
nulier, das Weib) weibliche Dinge, die weiblichen
Gejchledtsteile; Heilf. monatl. Neinigung; Mu—
lichrität, £. (fpätl. muliebritas: die Weiblichkeit.
nulinieren, (franz. mouliner), zweifarbig zwirnen
(Spinnerei).
Mult od. Mülk, n. türk. der Steuer unteriworfenes
rivateigentum, entg. Wakuf.
Mull, m. (viel. gez. aus mossul, ſ. Muffelin) Harer
u. feiner Mujjelin, der zuerit aus Ditindien fan.
Mullah, m. ein armenifher Priefter.
Mulltrapy oder Wüllfrapp, m. (von dem niederd.
Mull oder Mill, hol. Mul, d. i. Staub, Kehridt,
Abfall) Staubfrapp, Abfalltrapp, der beim Rei—
Mundium
nigen ber Krappwurzel ſich ergebende Abfall, der
als beſondere Sorte (die ſchlechteſte Sorte des Krapp)
in den Handel gelangt und zum Braun- und
Schwarzfärben benugt wird.
Mulomedizin, ſ. unter mulus.
Mulſfum, n. (. (sc. vinum, Wein, von mulsus, mit
Honig vermijcht, von mulcöre, fanft, ſüß machen,
nildern) mit Honig gemilchter Wein, Weinmet.
multns, a, um, l. viel: multa, pl. vielerlei: mul-
tum, n.vieles, viel; daher: non multa, sed mul-
tum, nicht vielerlei, fondern viel; multangulär,
nl. (l. multangülus) vielwintefig, vieledig; multi⸗
ceps, vieliöpfig, Multizykel, I.-gr. n. eine Ver—
en 6 Zweirädern zu einem einzigen, fo
daß 12 Mann darauf Plag haben u. zugleic) ein
leichter Wagen angehängt werden kann, für Kriegs-
HEHE multifarius, vielzeilig; multifidus, viel
paltig; multiflöriſch, vielblumig, was mehr als
5 Blumen trägt; multiiörm (I.multiförmis), viel
geitaltig,vielfältig;multigendrijch [.multigenus),
mannigfach; multilaterät, ni. vielfeitig; multi⸗
lobatitch,viellappig; multiofuläriich,mehriäche-
rig; multindmifch, L.-gr. vielteilig; multiplerx,
!. vielfad), vielfältig; multiplizieren (1. multipli-
cäre), vervielfältigen, Rechenk. eine von zwei ge-
gebenen Zahlen fo vielmal zu Null addieren, als
die andere Einheiten hat; jene heißt der Multi—
Hlifdndus, die zu vermehrende oder Vervielfälti-
gungs-Zahl; dieje der Multipfifätor, der Ver—
vielfältiger, die vergrößernde Zahl; eleftroma-
gnetiſcher Multiplifator, ein von Schweigger
erfundenes Inftrument zur Mefjung der feiniten
Grade des Galvanismus; Multiplikation, f.
(multiplicatio) die Vervielfältigung; Multipli-
kationskreis, ein zu Höhenmeilungen dienendes
altronom. Snitrument; multipfifativ, nl. ver
vielfältigend, Vervielfältigung bewirfend od. aus—
drüdend, 3.8. multiplifative Bablwbrier: Multis
plizität, f. die Mannigfaltigkeit, Dienge; Mul⸗
tiplum, n. eine vielfache Zahl, die eine andere
mehrmal enthält, 3.8.9 ift das M. von 3; mul⸗
tipolar, mehrpolig; multipotent(l.multipotens),
vielvermögend, fehr mächtig; Multivälven, pl.
nl.(vgl.valva)vielfhaligetufcheln, Multungũla,
f. I. (v. ungüla, Klaue, Huf) Bielhufer.
mulus, m. [. da3 Maultier, der Mauleiel; Studen-
tenjpr. wer von der Schule abgegangen, aber nod
nit als Student aufgenommen ift; Mulomedi⸗
sin, f. (I. mulomedicina) die Tierheiliunde. _
Mumie, f. altfr. mumie, jet momie, it. mümmia,
perf. mümijä, v. müm 0d. möm, Wachs, weiches,
baljamiiches Harz, indem die Perſer u. Babylonier
ihre Toten damit überzogen) eine einbaljamierte
u. getrocdnete Qeiche bei den alten Agyptern; mis
neraliihe Mumie, ein jehr foitbarer, wohlrie-
chender u. für Wunden ſehr heifamer Bergbaliant
in Berfienzc., den die alten Agypter zu ihrer Mu—
mienbereitung gebraudten; mumifigteren, nl zur
Mumie maden, einbaljamieren; Mumifikation,
f. die Diumien-Bereitung, Einbaljamierung. _
Miumps, n. engl. (jpr. mönıps; von mump, vor ji
bin brummen, murmeln) üble Laune; Heilk. die
Ohrdrüfenbräune.
Mun, |. Mönn.
mundan, Mundanismus, Mundanität, i unt.
mundus; Mundation 2c., mundieren, |. unt.
Mundum.
Mundium, n. ml. (von althochd. nıhochd. munt,
angel. mund, d.i. Hand, dann Schug, Schirm, Be-
Ichliger, daher Bormund; verwandt mitl.manus,
Mundum
Hand) das Recht der perfönlichen Herrſchaft itber
Sreie, namentlich des Ehemannes tiber die Frau,
dee Vormunds über das Mündel. f
Mundunmi, n. I. (v. mundus, a, um, rein) die Rein»
ichrift, enta. Konzept; pro mundo, für die Ab-
Schrift; mundieren (I. mundäre), reinigen, ſäu—
bern; ins Reine jchreiben; Mundant,m.=Nanz-
Hit; Mundation, f. (ipätl. mundatlo) die Reini⸗
gung, Säuberung; Mundätor, m. der Reiniger;
Feger (in Klöſtern); mundetöriich (1. mundato-
rius), reinigend, jäubernd; Mundtiifantia oder
Mundifitativa. pl. nl. Heilt. reinigende Heil—
mittel.
mundus, m. l. die Welt; mundus vult deeipi,
ergo decipiätur, I. Sprw. die Welt will betrogen
fein alſo mag fie betrogen werden; mundän (l.
mundänus), weltlich: a mundo condito, von der
Erichaffung der Velt an: Mundanismus, m. u.
Mundanität, f. nl. die Weltlichteit, der Weltjinn.
Mungo, m L1. ſIchneumon; 2. aucn. engl (pr.
möngo; viell. v. mungrel od. mongrel, ein Miſch—
ling, od. auch von to mangle. zerreißen, zerfegen),
die feineren furzhaarinen Sorten Lumpenwolle
oder Kunſtwolle, die durd) Zerreigen der Abfälle
von gewalftem Tuch bereitet werden; verjchieden
bon Shoddy, ].d.
Munteipium, n, pl. Municipia od. Munizipien,
l. (v. munus, Amt, Pflicht 2c., und capere, nehnıen,
empfangen) eine römiſche Freiſtadt, Landſtadt im
alten Stalien, welche das röm. Bürgerrecht genoß
und unter einer jelbitgewäblten Obrigfeit jtand;
auunizipäf (I. municipalis), ftadtobrigfeitfich,
ſtädtiſch, die Gemeinde betreffend; Munizipäl—
Beantte, pl. Stadtbeamte, Mitglieder der Ende
obriateit; M.⸗Rat, m. Gemeinderat, Stadtrat;
M Ncht,n.Stadt-, Gemeinderecht; M.-Städte,
pl. ehem. deutsche Städte, welche einen Reichs»
ſtande unterworfen waren; M.-Berfaflung, f.
Gemeindeverfajjung; Munizipalität, f. ni. der
Gemeinderat, die Orts- vd. Stadtobrigfeit; muni—
zivaliiieren, mit Munizipalverfajlung verjehen.
nunıeren, I. (munire) befeitigen, verwahren, ver—
jorgen mit Kriegsbedarf; Muniment, n. (I.muni-
mentum) eig. ein Befeitiaungs- oder Chugmittel;
Rſpr. ein Beweis- oder Stüßgrund, ein Umftand,
welcher die eine Bartei im Rechtshandel begünſtigt;
Munition, f. (fr. munition, Vorrat, Bedarf, L.
munitio, Befeitigung, Verwahrung 2c.) der Kriegs»
porrat, Schiegbedarf (Pulver, Kugeln 2c.); Munte
tions Kolonne, f. Truppen, die den erſten Eriaß
der Munition herbeiführen; M.⸗-Wangen, m. wors
auf jener Vorrat geführt wird; Munitur, f.
Schurzfell.
Munifizenz, f. I. (munificentla, von munificus,
freigebig, und dies v. munus, Dienst, Gefchent, u.
facöre, machen) die Freigebigfeit, Milde, Großmut.
Munjeet, ın. engl. (fpr. mönn-dfchibt) die Wurzel
von indifchen Krapp (rubia munjista).
Munſchi, m. türf., hindoft. und arab. (vom arab.
naschä, einen Geruch bemerken, eine Botſchaft er-
aa ein Schreiber, Geheimfchreiber; auch ein
ehrer, Spradılehrer, beſ. des Hindoftaniichen, Ber
fiihen u. Arabiſchen.
Münfter, n..gemw.weniger t. m. (v. [. monasterium,
j. d.) eine Stiftskirche, Domtirche, Haupttirche.
Münz-Billetts, phholländiſche Staatspapiere; M.—
Konvention, f. Übereinkunft zwiichen mehreren
Staaten um einen bejtimmten Münzfuß feitzu-
tellen; M.-Part, n. Öleichbeit des feinen Meialls
in zwei Miinzmengen; M.⸗Regal, n. das Minz-
Muſafaſer 563
recht des Landesherrn; M.-Nemedinm, n. Kleine,
geſetzlich zugelaſſene Abweichung der einzelnen
Münzen von dem feſtſtehenden Gewicht und Fein—
aebalt der Münzen.
Munychidn, m. gt. ein Frühlingsmonat der Athe-
ner, Ende April und Anfang des Mat.
Murabbai, n. türk. Flächenmaß = 1 Wr.
muraille, £. fr. (fpr. mürdj’; it. muraglia, fpr.
murdllja; l. gteicht muralia, pl. n, v. murälis, e,
au Mauer gehörig, von murus, f. d.) die Mauer;
ripr. ein Angriff en muraille (ipr. ang —), d. i.
ein Angriff beſ. der Reiterei in langer, dünner, ges
Ichloffener Linie.
Muraine, Muräne, |. Moräne.
Wurnjdte, k. eine ältere ital. Rechnungsmünze v.
verichted. Wert.
Muräles, Muratoren, |. unter murus.
Waurãne, f.(l.muraena,gr.myraina, v. myros, eine
Art Meeraal) ein ſehr wohlichmecender Meeraal,
be. bei Sardinien; eine ſchmackhafte Lachsart in
Pommern; auch ein dem Hering ähnlicher meiß-
licher Fiih in den Seen der Mark Brandenburg,
Schlefieng u. Bommerng, gem. Maräne genannt.
muratiftifch, der Familie Muratd, des napoleo-
niſchen Generals, jpäteren Königs von Neapel, zu—
getan.
Murchiſonit, m. (pr. = ti) Feldſpat, nach dem
engl. Geologen Murchiſon benannt.
Mauren, n. Unilingrau, eine glänzend graue Farbe,
vgl. Anilin.
Mürexid, n. nl. (v. [.murex, die Purpurſchnecke) ein
durch Einwirkung der Salpeterjäure auf den Harn»
ftoff und Zufag v. Ammoniak aebildeter Stoff mit
Kriütallen von grün u. rot fchillerndem Glanze, —
purpurjaures Ammoniaf.
Muriäte, pl. nl. (von I. muria, Salzlake) ſalzſaure
Salze; Muriäten, pl. fochjalzhaltige Quellen;
muriaticum (nämf. acidum), n. {. die Salzſäure,
Kochſalzſäure, Chlorwaſſerſtoff; muridtiich, Salz
ſäure enthaltend;muriatiihesBulver, ein dem
Schießpulver ähnliches Gemenge, welches itatt des
Salpeters chlorſaures Kali enthält; Muriazit, m.
— Unhydrit.
Murteit, m. ni.(vom I.murex, Purpurfchnede) eine
verjteinerte Stachelichnede,
Wiuride, m. arab., od. Mürld, m. turfo-tatar., eig.
der Strebende oder Jünger, bef. ein Anhänger der
von Schamyf gegründeten, aus dem Islam her-
vorgegangenen myſtiſchen Sefte im Kaukaſus.
Murfi, n. ein Murmelftüc, eine alte Art Fleiner
Tonſtücke fürs Klavier, mit febhafter, murmelnder
Berg de3 Baſſes; Murtibäſſe, pl. Murmel—
äſſe.
Murmur,n. I. das Murmeln, Gemurmel; Heilk.
— Borborygmus; Murmuration, f. (l. mur-
muratio, v. murmuräre, nıurmeln) dag Gerücht,
das gerüchtliche Berlauten.
Murrba, k. [. eine mattglänzende, buntgeaderte,
ſehr hoch gefhäßte Steinart bei den alten Römern;
daher Murrhiniiche Gefäße (1. vasa murrhina),
pl. eine Art äußerjt fojtbarer und ſchön gearbeite-
ter Prachtgefäße bei den Alten.
murus, m, [. die Mauer; pl. murl; extra muros,
außerhalb der Stadtmauern; intra muros, inner»
balb der Mauern; in der Stadt; Muräles, pl.
Mauergewächſe, an Mauern wachjende Pflanzen;
Muratören, pl. nl. Freimaurer. n
Dina, Muſaget, ſ. Muſe; Müse, Müscadin,
Musfateller zc., |. Muscus 2.
Muſafaſer, f. Manilahanf. ir
3
564 musca
musca, f. [. die Flieae; Musciden, pl. Fliegen, als
Snjektenfamilie; Musfarin, n. das giftige Alfa-
loid des Fliegenpilzes (Agaricus muscarius).
Muscavdine, £. fr. Ohr. miüstardign’) die Kalffucht
oder Schwammkrankheit der Seidenraupe, bewirkt
durch den Schimmelpilz Botrytis bassiäna,
Wuſchit, |. Muſhik.
Muſchtr, m. (arab. muschir, ein Ratgeber, Geh.
Rat, Minifter, von schära, raten, beratichlagen)
ein hoher türf. Rat, Paſcha von drei Roßſchweifen,
Ober-General; Mujchirät, n. Würde und Amt3-
bezirk eines Mujchirs.
Muichrikin, pl. arab. (von muschrik, Gotte Ge—
nojjen zuteilend oder mehrere Götter verehrend,
von scharika, ein Genofje fein oder zum Genoſſen
maden) = Bolytheijten, ein Name, welchen die
Mohammedaner den Chriften geben, weil fie Gott
al3 den dreieinigen verehren.
Muscovade, m. |. Moskovade; mustos zc., |.
unter Muscu3l.
Muscus 1., I. Moos; pl. Musci, Movie; muscus
isiandicus, iSländijches Moos; mustös (I. mu-
scösus, 3, um), moolig, bemooft; Mensköfen (mu-
scösae), pl. moosartige Gewächie, Laub- u. Xeber-
mooje; Muskoſität, f. nl. die Mooſigkeit; Mus
fusiarbe, f. Moosfarbe, eine braunrote Farbe.
Musceus 2., L. oder Müsc, fr. m. = Moſchus,
j. aud) Bijam; Müsfadin, m. (fpr. müskadäng)
eig. ein Biſamküchlein; ein Biſamdufter, Stuger;
müsgquieren (fr. musquer) oder müsfieren, mit
Bijam wohlriechend machen, den Biſamgeruch ge-
ben; Musfatblüte, Musfatblume, f. vgl. Ma -
cis), das negartige Gewebe an der harten Schale
der Musfatnuß, auch Musfate (fr. muscade,
jpan. moscada, it.noce moscada, ml.muscata, sc.
nux, Nuß, und muscatum, dv. muscatus, wie Mo-
ſchus riechend), das getrocknet ebenſo, wie der eigent-
liche Kern der Nuß, als Gewürz gebraucht wird;
Muskatéller oder Muskaͤtwein, m. (it. mosca-
tello, moscadello, mi. muscatellum oder musca-
dellum, sc. vinum, ®ein, v. muscatellus, musfat-
artig, Berfl. von muscatus, wie Moſchus riechend;
arab. muskat) ein ſehr jüßer, gewürzhafter ital.
Bein; Mustatellerbirne oder Mustatenbirne,
f. eine Art frübzeitiger Shmadhafter Birnen.
Muskowit, m. (von mittellat. muscovia, d. i. Ruß⸗
land) ein Mineral, Glimmer, auch Mifa genannt.
Mufe, f. gr. (Müsa), pl. Mufen, Fabell. Kunft-
görtinnen, die neun Schuggöttinnen der fchönen
Künſte u. Viljenihaften; auh Kamönen, I. u.
Bierinnen,r.Bieriden,(gr. Pierides)genannt;
näml. Klio, die Berfünderin (mit einer Buchrolle
dargeitellt, fürdie Gefhichte), Kalliöpe, die Schön—
redende (mit Öriffel u. Wachstafel, für das Helden
gedicht), Melpomene, die Sängerin (mit der tra-
giſchen Maske, für das Traueripiel), Thalia, die
Heitere (mit Hirtenjtab u. komiſcher Maske, für das
Luftipiel), Eräto, die Liebliche (fiir Scherz- und
Riebeslieder), Euterpe, die Erfreuende (mit der
Flöte, für die Tonkunſt, Terpfichöre, die Tanz»
frohe (mit der Lyra, für den Tanz), Polyhym-—
nia, die Gejangreiche (für höheren od. Feitgefang
und Beredjamteit), und Urania, die Himmlifche
(mit derdimmelsfugel, für dieSternfunde); uneig.
die ſchönen Künste und Wiffenichaiten, bef. Dicht-
funft; Muſen-Almanach, m. eine Zahrfammiung
von Gedichten; M.-Noi, n. = Pegafus,fod.;
M.⸗Sitz. m. Hohe Schule; M.-Sphn, m. ein Stu= |
dent; Mufaget, m. (gr. Musag£tes) eig. ein Mu-
jenführer, Borjteher u. Anfiihrer der Mufen, ein
Muster
Beiname des Apollo und des Herakles; uneig. ein
Muſenfreund, Beichüger, Gönner der Fünfte und
Wiſſenſchaften; Muſẽum, n. J. (gr. muselon, von
muselos, den Muſen angehörig) ein Muſentempel
oder den Muſen, d. i. der Gelehrſamkeit, den Kün—
ſten und Wiſſenſchaften gewidmeter Ort, z.B. eine
Studierſtube; eine Kunſtſammlung, auch eine
Sammlung von Gegenſtänden der Wiſſenſchaft,
Technik ufw.; auch eineSammelfchrift, wiffenichaft-
!iche eitichrift vermifchten Inhalts; Muſeogra—
»hie, f. gr. die Beichreibung von Kunſtkammern
od. Naturalienfammlungen u. deren Seltenheiten;
Mufeologie, f. Lehre oder Anweiſung zum Auf:
itellen u. Erhalten von Raturalienfammlungen ꝛc.;
Muſomanie, f. leidenſchaftliche Kunſtliebe, bei.
Muſikwut.
Muſelmann, m. (fr. u. ſpan. musulman, it. musul-
mano, nl. Musulmänus, verderbt aus arab. mosle-
müna, Plur. von Moslem, f. d.).
Mufetier, n. (engl. moose, moose-deer, v. dem in-
dianijchen musu) eineAbart des Elentiers in Nord⸗
amerifa.
Müßjette, f. fr. Verkl. v. altfr. muse, Pfeife, Flöte;
vgl. Kornamufa) die Sadpfeife, der Dudelfad; ein
Leierſtück von ſanftem u. einfchmeichelndem Gange;
ein ländlicher Tanz in Frankreich; der Örotbeutel
der Sinfanterie.
Mufenm, ſ. unter Mufe. — ——
Muse verte, f. fr. (ſpr. mühſ' wärt) der Abſinth (im:
Bari jo genannt).
Mußhit, m., pl. Muſhiti, ruff. (pr. muſchik; von:
mush, Mann) der Bauer, der gemeine Mann im:
Rußland; auch uneig. ein grober Menſch.
mushroom empire, n. engl. (ſpr. möſchruhm em-
pair; von engl. mushroom, Pilz, und empire,
Neich), das Pilzreich, d. h. dag ganz plöglich wie
die Pilze emporgejhoffene Reich (Bezeichnung.
Deutichlands in der englifchen deutichfeindlichen
Preffe, man will damit jagen: Deutichland habe
feine Eriitenzberechtigung in der Weltpolitik).
Music, f.engl.(fpr. mjulif), die Mufit; Music-Hall,,
f. engl. (fpr. —hahl), Mufithalle, Variete, Zingel-
tangel; Musical clown, m. engl. (jpr. mjüjı£öl
Haun), ein mufitalifcher Boffenreiger, Clown, der
allerlei feltiame Inſtrumente unter Darbietung:
akrobatiſcher Künſte ſpielt. ——
muſiert, nl. durch Moſaik (f. d.) verziert; mufier-
ter Schnitt, durch Stempeldrud verzierter gol-
dener Schnitt an Büchern; Mufid= od. muſibiſche
Arbeit, Muſivgold, =jilber, |. Noſaik.
Muſit, f. gr. (musike, sc. techne, Kunft, eig. überh.
Muſenkunſt, bef. Ton, Dicht- und Redekunſt; 1.
musica, fr. musique) die Tonfunit; das Tonſtück;
Muſit⸗Direttor, m. Vorſteher einer Muſikkapelle,
aud) eines Geſangschores; Muſitkalien, pl. Dinge,
die zur Muſik gehören, beſ. Notenhefte; muſilaliſch
(it. musicäle, fr. musical), der Tonkunſt gemäß,
dazu gehörig; derfelben fundig; auch wohlklingend;
muſitaliſche Inftrumente, pl. — e,
Tongerate; mmiizieren, nl. (it. musicäre) Kunſt⸗
töne hervorbringen, jpielen; Mensifänt, m. ein:
Spielmann; Muſikus, l. oder Muſiler, m. ein:
Tonfünftler.
Musfardine, Muskat, j. unter Mustus, 2.
Weusfel, m. oder f. (vom I. muscülus, m. d. i, eig.
Mäusen, Verfl. v. mus, Maus), pl. Muskeln,
die Sleifchmäufe, Fleifchmaffen, Fleiſchbündel, die
fleiſchigen Zeile des tierifchen Körpers, Die ihm:
durd) ihr Ausdehnen und Zuſammenziehen der
willkürlichen Bewegung fähig machen; musfulär.
Muslkete
al. die Muskeln betreffend oder denſelben eigen;
Muskulär-Feder, f. eine Feder, ein Zug, der die
Musfein der Automaten in Bewegung feßt: M.=
Syſtem, n. das Musfel-Gebäude, der Zuſammen—
hang jämtlicher Musfeln eines Körpers; Musku—
laritüt, f. die Muskelkraft, das Vermögen u. die
Tätigkeit der Muskeln; musfulds (l. musculösus,
a, um), musfelitark. fleiichia; Mustuliten, pl. ni.
eine Art verfteinerter Klaffmuſcheln.
Mustete, £. (it. moschetto, ſpan. mosquete, fr.
mousquet;altir.mouschete, mouchette, m{.mus-
cheta, muschetta, eine Art Wurfpfeil) die Sol-
datenflinte; Winsfetier, m. (fr. mosquetaire) ein
Soldat zu Fuß, Flintenſchütz; Musketon od. fr.
Musaueton, m. (pr. —töng) die Halbflinte,
Stutzbüchſe.
Mustito, Muskiten, |. Moskito.
Musme, k. japan., japaniſches Mädchen.
Muſomanie, ſ. unter Mufe.
Mufpel oder Mufpelheim, n. altnord. (muspell,
das Feuer, Weltfeuer, eig. der Erdvernichter, v. d.
Worte mü, d. i. Erde, verwandt mit got. mulda,
althd. molta, Staub, Erde, und einem mit dem
angelſächſ. Berbum spillan, zugrunde richten, ver-
zehren, althd. spilden verwandten Worte) Fabell.
der ſüdliche, lichte und heiße Teil der Welt, das
Feuerreich, entg. Niflheim. E
Musquah-Felle, pl. die Felle der amerifanijchen
Bilamratte,
musquieren, ſ. unter Muscus 2.
Muſſafir, mtürk. der Gaſt (Moltkes Geſammelte
Schriften Bd. VIII, ©. 83 u. 35).
Veuffelin, m. (fr. mousseline, it. mussolino und
müssolo) Neffeltuch, von der türk. Stadt Moſſul
am Zigris (mi. Mussula, arab. Mauzil, Maussil,
jyr. Mauzol, Muzol, Mosul), wo e3 zuerſt verfer-
tigt wurde; Muffeltupfas,n. Tafelglas mit durch—
fihtigem Mujter auf mattem Grunde.
auufiieren, ſ. mouffieren.
Muſſierung, f. die bunte Verzierung der Spiel-
farten auf der Rückſeite (vgl. mufiert); Muſſier—
form, f. die Form von Birnbaumholz, mit welcher
dieſe Verzierung aufgedruckt wird.
muſſitieren, I. (mussitäre, Verſtärkungszeitwort
v. mussare, ſchweigen) leiſe murmeln; ſchweigen,
ſich nichts merken laſſen; Muſſitation, f. (mussi-
tatio) das Murmelu; Unterdrücken der Stimme,
Mufon, = Moujjon, f. d. (Schweigen.
ARüftafe, m. türf, eig. der Erwählte (vom arab.
safa, rein fein, wählen); Beiname Mohammeds.
Denjtahafiz oder Muſtehafis, m. arab. die türk.
Bürgerwehr, der Landſturm, die Nationalgarde.
Muftangs, j. Meitangs. KANN
Muitarde pl. (vgl. Moutarde) Südfrüchte in
. Senf und Honig.
Müiteihar, m. turk. (eig. einer, der um Rat gefragt
wird,-v. schära, Rat geben; vgl. Muſchir) ein
Staatsrat, Unterjtaat3minister des Sultans, einer
im Minifterium de3 Innern, der andere in dem
der äußeren Angelegenheiten. _
Müftie, f. (vgl. Zuftie) die Tochter eines Weißen u.
einer Mulattiı.
Muftimeter, n. Moſtwage.
Winftöphi, m. tür. ein Verwaltungsbeaniter, Ge—
heimjchreiber.
Mufun, |. Muzun.
Muta (sc. littera), f. l. (von mutus, a, um, ftumm)
Spradl, ein ſtummer Mitlaut, Verſchlußlaut; pl.
Mutä (g, d, b; £,t,p); Mutismus, m. barbel.
die Stummheit; das Stillicyweigen.
Muzun 565
mutabel, Mutabilität, Mutation, |. unter mu—
ieren.
Mutakallimun, pl. arab. (v.kalama,fprechen) Dia-
leftifer, Zogifer, Metaphyſiker, philofophierende
Theologen, eine der älteften niohammedaniihen
Seften.
Mutazileh od. Mutazaliten, pl.arab.(mu’tazilah,
Getrennte, Abmweichende, v. azala, verbannen, fich
urücziehen) eine der älteften mohammedanischen
Sekten, welche da8 Dogma der Vorherbeitimmung
verwarf und an die Freiheit des menſchlichen Wil-
lens alaubte,
Mutefjärrif, m. arab. der wirkliche Bejiger od. In—
baber eines Sandſchak (f. d.), auch der Zollpächter;
Muteſſelim. m, der zeitweilige Beſitzer eines San⸗
ſchak.
mutieren, l. (mutäre) verändern, wechſeln, bei. von
dent Wechjeln der Knabenſtimme bei dem Eintritt
der Mannbarkeit; mutäbel (lat. mutabilis), ver-
änderlich, unbejtändig, wandelbar; Mintabilität,
f. (mutabilitas) die Wandelbarfeit,Unbejtändigfeit;
Mutation, f. (I. mutatio) die Veränderung; mu-
tatis mutändis, mit Abänderung defien, was ge—
ändert werden muß, oder mit den nötigen Ab-
änderungen; Mutätor, ın. [. der Veränderer, ein
von M. H. Jacobi erfundenes Inftrument, mit-
tel3 deſſen man einen eleftrifhen Strom ſchnell
hintereinander öffnen und fchließen kann; Muto—
ffop, n. Bewegung3- od. Lebebildſeher, ein Schau-
apparat, durch den man photographiihe Bilder
— Verfonen und Gegenftänden in Bewegung
ieht.
mutifteren, l. (mutiläre, v. mutilus, veritiimmelt)
veritümmeln; verfälfchen; Mutitation, f.die Ver⸗
ſtümmelung.
Mütinerie, f. fr. (von mutin, Aufwiegler, von altfr.
meute, Aufitand, Kreuzzug, Sagdzug; vgl. Meute)
Meuterei, bej. unter Soldaten.
Mutismus, |. unter Muta.
Mutſchierung, f. (mitteld. mütscharn, von müt,
Berlangen, Begehren, u. schar, Teilung, alfo Tei-
fung nad) Berlangen) Ripr. die Teilung des Be-
fige3 und Genufjes von Stammgütern (mit Bor-
behalt einer Eigentums-®emeinichaft).
Muttonchops, pl. engl. (fpr. möttentihopp3; von
mutton = fr. mouton, Hammel, u.chop, Schnitte)
geröſtete Hammelrippchen.
Mutualiſten, Mutualität, ſ. unter Mutuum.
Wutuation, f. l. (mutuatio, v. mutuäri, entlehnen,
borgen) das Borgen, Leihen von jemand, die Ent-
mutuell, . unter Mutuum. llehnung.
Mutülns, m. I. Bauk. der Kragſtein, Dielen- oder
Sparrenfopf.
Mutüum, n. l. (v. mutüus, a, um, geborgt, wechjel-
jeitig) ein Darlehn, eine Geldſchuld; mutuäl oder
mutudhl (nl. mutualis, fr. mutuel), gegenjeitig,
beiderjeitig, wechjelnd; Mutualität, f. barb.-lat.
da3 gegenjeitige Verhältnis, die Gegenſeitigkeit,
Bechieljeitigfeit; Mutnalliten od. Mutuelliften,
pl. Mitglieder der geheimen Gefellichaft für Gleich-
heit der Menjchenrechte, 1835 zu Lyon geitiftet;
Zeilhaber einer auf Gegenfeitigfeit gegründeten
Berfiherungsanftalt; Naturbeichr. Solche Schma-
roßertiere, welche dem Wirt, auf dem fie leben,
auch wiederum wefentliche Dienjte leijten.
Muzio-Gambit, n. eine nad) dem Italiener Sig-
nor Muzio jeit 1634 fo benannte Spielart des
Schadjpiels, ſ. Gambit.
Muzun oder Muſun, m. arab. (mauzün, eig. ge—
wogen, das rechte Gewicht habend, von wazana,
566 my better half
wägen) eine vor der franz. Herrichaft in Mlgier u.
Marokko aanabare Rehnungsmünze, etwa — 3 9.
my better half, f. engl. (jpr. mai better hahf) meine
befjere Hälfte, d.i. meine Frau (zuerft von Sidney
gebraucht).
Myaciten, ſ. Myiten.
Myaithenie, f. ar. (von mys, Maus, Muskel, ſ. d.,
und Yithenie) Heile. Muskelſchwäche.
Muchmos od. Mygnos, m. gr. (v.myzein, ſtöhnen)
das Stöhnen, tiefe Seufzen, Röcheln.
Myco —, ſ. Nyfo—. zur &
Meydziis, f. qr. (v. mydän, feucht fein) Heilf. Fäul-
nis durd) Schleim od. andere Feuchtigfeiten; Eiter-
ausfchwigungen aus der inneren Augenfläche;
Mydon, m. ein fauler Fleiſchauswuchs.
Mudriäſis, k. gr. Heilf. krankhafte od. künſtlich be-
wirkte Erweiterung des Augenfterns; mydridtiidh,
daran leidend; Mydriatikum, n. ein ven Augen-
ftern erweiterndes Mittel.
Diyclalgie, f. gr. (v. myelös, Mark) Heilf. Schmerz
im Rücenmark; Myelitis, k. Rückenmark-Entzün—
dung; Meyeiomalucie, f. Erweichung des Rücken—
marks; Myelomeningĩtis, f. Entzündung der
Rückenmarkshaut; Myelophthiſis, k. Heilk. die
Rückendarre; Myeloſpöngus, m. Markſchwamm.
Mygmos, ſ. Mychmos.
Miniocepälen, n. gr. (von myia, Fliege) Heilk.
Mückenkopf, Borfall der Regenbogenhaut durch ein
Geſchwür der Hornhaut.
Myiten oder Wiyaciten, pl. gr. (von ınys, Maus,
Muskel) eine Art verjteinerter Klaffınufcheln, —
Muskuliten; Myitis, f. gr. eine Musfelent-
zundung.
Vykodérma, m. gr. (v.mykos, Schleim; Schwamm,
ilz) Deilf. der Hautihwanm, Eimweißpilz; Miyto=
lith, m. Bilzitein, fcheinbar verfteinerter Bılz;
Diyfologie, f.— Myzetologie; Mytöſis, f. der
Schleim Polyp, ein ſchwammichtes Fleiſchgewächs;
Mukothanäton, n. eig. Schwammtod; ein aus
Schwefeljäure und Kochſalz bereitetes Mittel zur
Bertilgung und Berhütung des Holz- und Mauer-
ſchwammes, ſowie gegen Holzfäulnis.
Muktẽres, pl. gr. (v.myzein, ſchnauben) die Naſen—
löcher; Wiyfterismus, m. das Naſerümpfen, Ber-
eig Wiykterophonie, f.das Näſeln, die Naſen—
imme.
Mylady, f. engl. (ſpr. milehdi; ſ. Lady) meine gnä—
dige Frau, mein gnädiges Fräulein; Mylord, m.
mein gnädiger Herr (f. Lord).
Weynher, m. holl. (tihtiger: Mijnheer, fpr. Mein-
hähr), mein Herr; Spigname für die Holländer.
Wyotarditis, f. gr. (v.mys, Maus, Mustel) Herz-
enzundung; Myodynamométer. n. oder Myo—
graph, m.ein Muskelkraftmeſſer; Myodynĩe, fgr.
eig. Wustelichmerz, = Rheumatismus: Myo⸗
graphie, f. gr. die Musfelbefchreibung; Myolo—⸗
Te, f. vie Muskellehre; myoloͤgiſch, Die Mustel-
ehre betreffend: Myomantie, f. die Wahrjagerei
nad Mäuien; Myopathie, f. ein Mustfelleiden;
myondthiich, musteltrant; Myotomie, f. die
Mustelzerlegung; Muskeldurchſchneidung.
Muyops, m. gr. (von myein, ſich ſchließen, blinzen,
und Ops, Gejicht; eig. mit den Augen blinzend) ein
Kurzlichtiger, der nicht weit fieht; myoͤniſch, furz-
fihtig; Myopie, f. die Kurzſichtigkeii; Myopodi⸗
orthotiton, n. eine Vorrihtung zur Heilung der
Kunziichtigkeit, vom Brof. Berthold in Göttingen
1840 erfunden; Mydſis, f. Heilf. Berengerung des
Augeniterng.
Diysidtis, f. gr. (v. mys, Maus, und üs, ©. ötös,
Myrjen
Ohr) Maufeöhrhen, Vergikmeinnicht, eine ber
fannte Blume.
Diyotomie, ſ. Myokarditis. |
Wiyridde, f. gr. (myriäs, von myrfos, fehr viel, un»
zäblig, pl. myrioi, zehntaufend, die höchite Zahl,
für die der Grieche ein Wort hatte) ein Zehntau-
ſend; pl. Meyriaden, nneig.eineunzählbare Menge,
eine Unzabl; Wiyriagramm, f. unter Gramm;
Myrtaliter, |. Liter; Meyriameter, |. Meter;
Myriapoden, j. Myrivpoden; WMyridrej, m.
(gr. myriärches u. myriarchos) ein Befchlsyaber
itber 10000 Mann; im neueren Griechenland —
Divifions-General; Myriar od. Myriare, |. Ar
od. Are; Meyriaftere, |. Stere.
Myrika, f. l. oder Myrike, f. gr. die Tamariske
(1. d.); der Wachsbaum, Kerzenbeerſtrauch, auch
Sagel; Myrtein,n. ein Beitandteil des Wachjes.
Viyriomorphoffsg, n. gr (vgl. Myriade) ein Spie-
gel unzähliger Bilder, = Kaleidoſkop; myrio—
nujmiſch, tauiendnamig, eig. zehntauiendnamig;
myriopgäliich, taufendblätterig: Myriophil⸗
lum, n. = Millefolium; Myriopoͤden, pl-
Zaujendfühler; Myrioräma, n. ein Landidafts-
umbildner, eine fünjtliche Einrichtung, wodurch
einzelne gemalte Landſchaftsſtücke zu vielen neuem
Landichaften zufammengejegt werden können; mi⸗
riothẽtiſch, taufendfäcerig.
Myrisma,n.ar.:v.myrizein,falben, myron, Salbe}
eine Salbe; Myrismus, m. die Einjalbung, das
Einfchmieren; Myriſtika, f. eine Pilanzengattung,.
mozu der Mustatnußbaum (m. moschäta, gehört;
Aruriieigin, n. Mustat-Sampfer, eine aus äthe-
Em Muskat-Ol fih anjegende kriſtalliniſche
ale.
Myrmẽkia od. Myrmecia, pl. gr. (von myrmex,
Ameije) Heilf. die Ameijenwarzen bej.in den Hand⸗
flächen und unter den Fußſohlen; Myrmecismus,
m. u. Myrmekiäſis, f. die Kriebeitranfheit, Emp—
findung, al3 ob Ameiſen am Leibe kröchen; Myr—
meziten, pl. verjteinerte Ameijen; Myrmelophäg,
m. Ame'iſenfreſſer od. =ejier.
Myrmidsnen, pl. gr. (Myrmidönes, nah Myr-
midon, einem Sohne de3 Zeus und Vorfahr de&
Achilles, benannt) eine Völkerſchaft in Thefjalier
unter Achilles’ Herrichaft. *
Muyrobalänus, f., pl. Myrobalaͤnen, gr. (sing.
myrobälanos, f., von myron, Salbe, u. bälanos,
Eichel) die oftindifche Salbnuß, Behennuß, ſ. d. (l.
glansunguentaria);verjchiedenetrodenepflaumen-
ähnliche Früchte aus Oftindien teil in Auder ein⸗
gemacht als Konfekt, teils als Abführungsmittel
(P Me ae
Salbenfenner,aud) ein Balfambereuter; Myrömg,
n.—=Myrisma; Myröfis, f. = Myrismus;
Myropöla, m. gr. ein Balfamhändfer; Myro⸗
ſpermum, a. Balſamſamen, eine zur Familié der
Papilionazeen gehörige Pflanzengattung; Myro—
thẽca, f. eineSalbenbüdie; Myrogsfarpin, u. ein
aus den Früchten von Myroſpermüm hergeſtellter,
in der organischen Chemie vorklommender Stoff;
Myrothecium, n. ein Balfambühschen; Myros
xijſon, n. Ballamholz, = Myrojpermum.
Murrhe od. Myrrhen, f. (gr. myrrha; hebr. mör,
arab. murr, v. hebr. mar, arab. murr, bitter, vor
marra, bitter fein) ein bittere3, mohlriechendes und
heilſanies Gummiharz von einem Straud) in den
Myrja, r. Mirza, ſ. d. (Morgenländern:
Murſen, m. (türk, merdZan, Koralle) ame de&
Meerihaums in Kleinafien, wo bei Kiltſchik dev
Hauptfundort ift; der Name ift tatariſchen Ur⸗—
Myrte
rin und unfer Meerſchaum tft vermutlich
araus durch voltsverjtändlich gemachte Umdeutung
entitanden. Neuerdings nimmt man an, daß die
Bezeihnung Meerihaum nad Anjchen und Ge—
wicht erfolgt Sei, weil man die Maſſe für verhärteten
Schaum des Meeres hielt, —— für deutſche
Wortforſch. 2, 345 u. 7, 292.
Myrte, f. gr. (myrtos, I. myrtus, dv. perj. mürd) der
Diyrtenbaum, ein befanntes immergrüne3 Ge—
wächs, bei Dichtern ein Sinnbild der Xiebe, weil
fie im Altertum der Benus heilig war; Miyrtien,
pl. myrtenartige Gewächſe, eine Pflanzenramilie.
HWehftag, m. gr. der Raum zwiſchen der Naſe und
Oberlippe; Schnurrbart (dab. fr. moustache).
muijſtiſch. or. (mystikös, €, Ön, v. myeein, in relis
iöſe Geheimlehren einweihen, zu griech. myein, fich
ließen, verſchließen, bej. die Augen. u.den Mund)
geheim, geheimnisvoll, dunkel, verborgen; eine
myſtiſche Perſon häufig für juriftifche Per—
fon, f. d.; Wenftif, f. die Geheimlehre, das Ge—
eimwiſſen, bej. in Keligionsfachen, oder das GStre-
en nad) dem Geheimnisvollen, Unbefannten und
Dunkeln, um es mit der ganzen Kraft der Phan—
tafie durch innere Anſchauung zu erareifen und jo
dem Gemüte näher zu bringen; Weyftifer, m. ein
Geheimwiſſer; Myſtizismus, m. (fr. mysticisme)
der Geheimnisglaube, Hang zum Wunderglauben
oder nsliien, der Glaube an die Möglichkeit
einer unmittelbaren Bereinigung mit dem gött—
lichen Wejen und das leidenichaftlicheStreben nad)
diejer Bereinigung; Myſtagoög, m. (gr. mystagö-
gös) ein Öeheimniöslehrer, ſpott. Geheimnisträmer;
Diyitagogie, f. Vorbereitung zu Geheimlehren
Miyjterien) u. Einführung in diejelben; auch wohl
Einführung in die hriftliche Glaubenslehre; Miy-
erium, n. (gr. mysterion), pl. Wiyfteria over
iyiterien, Geheimnifie; Geheimlehren, Geheim—
dienjt, bei den alten Griechen: vor dem Volke ge-
Se gehaltene, mit mancherlei Gebräuchen und
eierlichfeiten verbundene Religionslehren, bef.
die eleujinifchen (j.d.) Myfterien in Athen; im
Mittelalter: eine Art geiftlicher Schauſpiele, welche
Szenen aus der heiligen Geſchichte, bei. aus der Baj-
fion, Auferjtehung und Wiederiunft Chrifti, in dras
matischerdorm darjtellen (vgl.Moralitäten); myſt e⸗
Nacarat 567
riös, nl.(fr.mysterieux)geheimnisvoll, rätſelhaft,
dunkel; Myſterioſophle, f. gr. die Geheimnis—
Funde; myſtifizteren, gr.>l. (neulat. mystificäre,
fr. mystitier) täuichen, Zeichtgläubige zum beften
haben; Myſtifikation, f. die Täuſchung; Berrug.
Diytazismus,m ar. (mytakismös,v. my, gr. Name
des Buchſlaben M) die fehlerhafte Häufung des M.
Muten, m. eine alte niederländijche kleine Rech—
nungsmünze = 1 Pf.
Wiythos, m. ar. (mJthos, urfpr. Wort, Nede, Er-
zählung) od. Mythe, f. eine Sage, Dichtung, Göt-
ter> od. Heldenage od. Erzählung von Göttern u.
Helden der Alten; pl. Mythen; miythiich (gr.
mythikös, &, ön), ſagenhaft, Jagengemäß, erdichtet;
miythifizteren, gr.i. zur Sage machen, in Sage
od. Dichtung verwandeln od. als folche behandeln;
— m. ein Sagenſchreiber, Sagener⸗
eben ythographie, f.Sagenichreibung,schrifte
iche Abfajjung von Sagen; Wytholdg, m. (gr.
mytholögos) ein Gagenerzähler, Sagenfenner;
Sagenforicher; Mythologie, f. die Götterlehre,
Sagenfunde und »forichung, Fabeliehre, die Lehre
von den fabelhaften Gottheiten und Halbgöttern
oder Helden des Altertums: miytholögiich, götter⸗
oder jagenkundlic; mythologiieren, jagenmäßig
behandeln od. deuten; Weyshopnfte, f. (gr. mytho-
poila) Fabel⸗ oder Sagendichtung, dichterifche Be—
handlung der Sagen; Mythotheologie, f. Ver-
fnüpfung der Sagenlehre mut der Goiteslehre.
Dintuliten, pl. (v. gr. mytflos, I. mytilus, mytulus,
Muſchel) verfteinerte Miesmuſcheln.
mhũriſch, gr. (myũros, dv. mys, Maus, und üraͤ,
Schwanz) einen Mauſeſchwanz habend vd. demſel—
ben ähnlich; myürus pulsus, m. Heilk. ein ſchwa—
cher, aber jehr Schneller Puls.
Minen, f. ar. Schleim; Myxa, pl. oder myxae,
ſchwarze Bruftbeeren = Sebeiten; myrodes, gr.
(v. myxa, Schleim) Heilf. fchleimartig; Weyzamg,
n. die Schleimgewebegeſchwulſt (an Speicheldrüſen,
Hoden 2c.); Myxorrhde, f. Schleimfluß; Myxo⸗
minzeten, pl. Schleimpilze, eine Gattung ver Urs
weſen, j. unter Amöbe; Myxoſarköma, n. ein
jchleimiges Fleiſchgewächs, Schleimpolyp.
le f. gr. (v. mykö&s, pl. mykötes, Pilz),
ilztunde; Myzetophaäg, m. ein Pilzeſſer.
N.
Abkürzungen: N, als der dreizehnte Buchſtabe in
- der Rubrizierung = 13; als Zahlzeichen griech.
(») = 50 und (,») = 50.000; 1. (N) = 90, zuweilen
auch = 900, N = 90,000, zuweilen audh— 900,000
auf römiſch. Inſchriften und Handjchriften = No-
men, Numerus, Neutrum, Nominativus, f. d.;
N.B. od. NB.=nota bene; N. C. = nuovo od.
nostro conto, f. Conto; N. L. = non liquet, ſ.
liquet; N. H. = New-Hampshire, N. J. =New-
Jersey in Wordamerifa; N. N. = nomen nescio;
aucd = notetur nomen, |. notieren; No., Nr,
ed. Nro.=numero; Nom.—=Nominativus; Not.
puhil. « aes. jur. inmm.—Notarius publicus cae-
sareus juratus immatriculatus; not. — notatum,
d. i. notiert, vermerkt, eingetragen; oder aud) —
notetur, d. i. zu notieren! einzutragen! — u. t.
od. not. term, — notetur terminus, d.i. es werde
der Termin, die Frift vermerkt, Frist, 3 B. n. t.
5 Tage = Frilt 5 Tage; Nov. November; N.T.
= noyum testamentum: nto, — netto; N, Y, =
New-York in Nordamerika; hem. Zeichen find; N=
Nitrogenium, Sticdftuff; Na = Natrium: Nb =
Niobium; Ni=Niccolum, Ridel; No=Norium. —
N=dies nefasti, verbotene Zage im röm. Kalender.
N. als Münzzeichen für Frankreich: Montpellier.
Naamaz, |. Namaz.
Nabi vd. Nabhi, m. hebr. — Prophet.
Nabob, m. (entit. aus dem arab. plur. nawwäb, v.
sing. näjib, ein Stellvertreter, Statthalter, von
näba, jemand3 Stelle vertreten, engl. nabob; vgl.
Naib) ein indischer Statthalter, Befehlshaber in
Dftindien; ein reicher Beamter der engl.-oftind.
Kompagnie; uneig. ein ſehr reicher Mann, bef.
der fich in Oftindien Vermögen erworben hat.
Nabothseier, pl. geſchwollene Schleimdrüſen im
Gebärmutterhals.
Nacarat, n. fr. (pr. —rd; ſpan. u. port. nacarado,
v. nacar, Berlmuttermuicel, Perlmutter, v. arab.
nakir, ausgehöhlt, nukrat, eine kleine runde Höh⸗
lugn, v. nakara, aushöhlen) hellrot, ins Pome—
568 Nacchere
ranzengelbe fallend; nacarat de bourre (ſpr.
—burr'), Ziegenhaarrot.
Naͤcchere, pl.it.( nacchere, v.gnacchere,ipr.njdeere)
Handilappen = Raitagnetten, vgl. Nafara.
Kahiorihungsproteit, m. — Perquiſitions⸗
proteit, 1. d. :
nachnidellieren, mit der Wafjervage nachwägen,
wiederholt einmwägen, j. nivellieren.
Nachſchußhrämie, f. die von den Mitgliedern einer
Berficherungsgejellihaft auf Gegenjeitigfeit nach»
zuzahlende Beitragsjteuer bei einem ungünftigen
Sahresabichluffe.
Nacr6 chinois, m. fr. (jpr. näkreh ſchinöci; vom fr.
nacré, d. i. perfmutterartig glänzend) Qadarbeiten,
in die Perlmutter eingelegt tft.
Naczeélnik, m. poln. (fpr. cz = ti; von na, an u.
czoto, Stirn, Spige) ein Anführer, Befehlshaber,
Feldherr.
Nadeſhda, k. ruſſ. (ſpr. nadjeſchda), eig. Hoffnung,
weibl. ruſſ. Taufname; als Verkl. Nadja, Naͤd⸗
enka, Nadine,
Nadirr, n.arab. (nadir, nazir, gegenüberliegend, v.
nazara, anſehen; eig das dem Zenith Gegenüber—
liegende) Geogr. derFußpunkt, entg. Zenith, ſ. d.;
Nadirhorizont, m. der Queckſilberkreis (in der
Meßkunde).
Nadiri, m. eine Rechnungsmünze in Perſiſch-Geor—
gien, etwa 1M. 80 Bf.
Nadſiraͤtel, m. ruſſ. (v. nadsirätj, beaufſichtigen)
der Aufſeher, Inſpektor, z. B. Kwartaͤlnüſ⸗Nad⸗
ſiratel, der Aufſeher eines Stadtbezirks od. Viertels.
Naëkma, Naëmi, f. hebr. Name: die Liebliche.
naevus, m. |. Heilk. ein Muttermal; pl. naevi,
Muttermäler.
Nagätka, f. ruf. (v. nagöj, nadt, bloß), die Beitjche,
Knute. [der Schwimmplatz.
Nagevir, n. fr. (ſpr. nafehodr; dv. nager, ſchwimmen)
Nagor, m. eine Gattung ſchöner Antilopen in Afrika.
Nagh, ungar. (fpr. nadj) groß.
Nahia, f., pl Nahias od. Nahien, Bezirke, in die
das Land Montenegro eingeteilt ift.
Naͤhum, m. hebr. Name: der Tröfter, einer der 12
Heineren Propheten im U. T.
Nalb, m. (arab. näyib, ſ. Nabob) türf. der Stell—
vertreter, Verweſer in geiftlichen und richterlichen
Geſchäften; auch Unter-Richter.
Naide, f., pl. Naiden, gr. (nais,—naüs, |. Na-
jade)Bafjerichlängelchen, jehrzarte Wafferwiirmer.
Rail, n. engl. (ſpr. nehl; eig. Nagel) ein veraltetes
Map v. 21/, Zoll od. 0,057 m; auch ein Gewicht v.
8 Pfund od. 3,629 kg.
Hair, m. nord. Fabell. Schatten eines Berjtorbenen,
Geſpenſt.
Nairen, pl. eine kriegeriſche Kaſte der Hindus auf
der Küſte Malabar.
Naiſſance, f. fr. (fpr. näſſängß'; v. naitre = 1.
nasci, geboren werden) Geburt, Abkunft.
naiv, (fr. naif, naive, m[. naivus, entft. aus I. na-
tivus, angeboren, natürlich) natürlich, unbefangen,
ungezwungen, offen, treuherzig, unſchuldig, arglos;
Naivete, Natvetät oder b. Naivität, f. die Na-
türlichfeit, Unbefangenheit, Uriprünglichfeit, Offen-
herzigfeit, liebenswürdige Einfalt, Unſchuld ujm.
Najdde, f., pl. Najaden, gr. Naiäs, pl. Naiädes,
v. näein, fliegen) Fabell. Fluß- od.Wafjernymphen,
j. Nym Pur:
Natara, f. perj. (nakärah; arab. näkir, näkür, eine
Zronıpete, v. nakara, aushöhlen) eine türkische
hölzerne Pauke.
Nappeuſe
Nakas, m. ruſſ. eine Ausführungsverordnung.
Nakib, m. türf.-arab. (v. arab. aakaba, durchwan—
dern, durchforfchen) der Anfithrer, Befehlshaber;
Natibeselscihräf, m. der Anführer der Scherifs,
weicher die Fahne (Sandihat-Scherif)des Pro—
Hirten aus dem kaiſerlichen Palaſte in das Lager
rägt.
Nalim, m. ruſſ. die Aalraupe, Duappe(Gaduslota),
deren Leber als Leckerbiſſen gilt.
Nalimka, k. ruſſ. (v. na, auf, u. liwätj, litj, gießen;
alſo eig. ein Aufguß, der Beerenwein, Likör aus
Beeren oder Früchten.
Namaz, n. per). (namäz, Gebet, v. ſanskr. namas,
Verbeugung, Anbetung. von nam, ſich verbeugen)
da3 Gebet der Türfen, welches fie täglich fünfmal
verrichten müffen, nämlich bei Sonnenaufgang,
des Mittaas, am Abend, bei Sonnenuntergang
und in der Nacht um 2 Uhr; Rama Schiaf, m.
der Gebetitein, ein auf der Landſtraße aufgerichte-
ter Stein, an dem fromme Mufelmänner ihr Gebet
Nänie, ſ. Wenie. [verrichten.
Nanting, Nankin oder Nanquin, m. ein urjpr.
chinejiiches, jehr dichtes, leinwandartig gemwebtes
Baummollenzeug, meiſt von erbsgelberFarbe (nad)
der gleichnamigen chineſiſchen Stadt benannt);
Nankinet od. Nanquinet, m. dem Nanking ähn—
liches, eben ſo dichtes, aber feineres Baumwollen—
zeug.
Nanna, f. nord. Fabell. die Gattin Balders, ſ. d.,
eig. die Kühne, Mutige (v. isl. nenna, wagen).
Nänna, f. u. als Verkl.: Nännuichke, f. ruſſ. (v.
njäntschitj, Kinder warten, pflegen; perſ. nanu,
türk. nene, gr. nänné, it. ninna), die Kinderwär—
terin. fr
Nannedtte od. Nannon, (pr. —nöng), f. Anuchen,
franzöfijche, fo wie Nanny (ſpr. nänni) engliiche,
auch oberdeutfche Kojeform des Namens Anna
(Annchen).
Nass, m. gr. (naos) der altgriechiſche Tempel, na-
mentlic) dag Innere eines folchen. _ 7
Napäe, £., pl. Nanien, gr. (Napalai, v. näpz,
Waldtal) Talnymphen, ſ. Nymphe.
Naͤphtha, k. gr.(v. chald. naphtha, arab. nafth, nifth,
v. nafatha, kochend aufwallen) Steinöl, Erdöl,
Bergöl; Naphthalin, n. im Steinkohlenteer vor—
kommender Zweifünftel-Kohlenwaſſerſtoff.
Napiſten, pl. Spottname der Anhänger der ruſſi—
jchen Partei im neueren Griechenland (von einen
Narren namens Napa in Nauplia, zur Zeit des
Präſidenten Capo d'Iſtria). |
Napoͤleon, m. gr. (v. näpos, näpe, Waldtal, und
leön, Löwe, männl. Name: Tallöwe; Napoleo⸗
manie, f. die Napoleonſucht, leidenſchaftliche Ver—
ehrung Napoleons (Kaiſers der Franzofen); Na—
paleond'or vd. bloß Napoleon, m. eig. goldner
Napoleon, eine franz. Goldmünze = 20 Francs
oder 16,20M. wert; Napofeonide, m. ein Ab-
tömmling od. Verwandter Napoleons; Napoleo⸗
nismus, m. (fr. napol&onisme) Napoleoıs Heri-
ihergrundfäße und die Anhänglichfeit an dieſe;
Napoleoniſt, m. ein Anhänger Napoleons, —
Bonapartift. Mer
Napolitaine, f. fr. (ipr. —tähn’; von napolitain,
neapolitaniich; it. Napoli, Neapel) ein in Reims
ei Wollenzeug zu Mänteln u. Umſchlage—
tiihern.
Nappeuſe, f. fr. (ipr. —öhs') Wattenmajchine,
Vließmaſchine, eine mit Dampf geheizte, außen
mit vielen Stahlnadeln bejegte eiferne Trommel,
welche die Wolle trocknet und in Watte verwandelt.
nappieren
uappieren, fr. (vem fr. nappe, f. das Tiſchtuch,
Tafeltuch, Sn eigentlich mit diefem überziehen)
Roche. mit Saft oder Sulz überziehen.
Nardngiitan, m. per. (von närang, närandsch,
Bomeranze u. stän, Ort) ein perſiſcher Orangen»
garten.
Narce, f. gr. (närke) Heilk. die Betäubung, Erſtar—
ung; der Krampfrode; Narcein, n. eine der im
Opium enthaltenen Pflanzenbajen, 1832 von
Pelletier entdeckt.
Narciſſus od. Narzii, m. gr. (närkissos) Fabel.
ein jhöner Jüngling, der beim erjten Anblid feines
Bildes im Wafler in fich felbit fo verliebt wurde,
daß er vor Leidenschaft verging u. von den Göttern
in die nad) ihm genannte Blume Narziije verwan-
delt wurde; daher auch ein in ſich jelbit verliebter
junger Menſch, felbitgefälliger Ged; Nareifjin,
m. it. (ſpr. —tichiffino) die Charakterrolle des Ein-
faltspinjels in den ital. Gebärdenipielen; Nar—
eitin, n. ein brechenerregender Stoff aus den
Zwiebeln der Waffernarzi fie.
Narcotienm, ſ. Narkotifum.
Narde, £., pl. Narden (gr. närdos, I. nardus; hebr.
nerd, arab. nardin, närdin, perj. nard, närd, alt-
perj. narda, v. fansfr. nalada, eig. die Duftgebende,
von nala, Duft, u. da, gebend, von dä, geben) ver-
jchiedene wohlriehende Gewächſe, bei. der Lavendel
und der Bergbaldrian; daher: das Narden-DI.
Narnilch, f. türk. eine türkische Wafferpfeife zum
Rauchen, wobei der Rauch mittels eines langen
— an der Pfeife durch Waſſer geht (vgl.
Hookah).
Narke, ſNarce; Narköſis oder Narkoſe, f. gr. (v.
narkün, ſtarr machen, betäuben: vgl Narce)Heilk.
die Fühllofigkeit, Betäubtheit; Narkotin, n., aud)
Dpiän,n. oder Desrosneſches Salz, eine der
organischen Salzbafen des Opiums, in Indien als
Mittel gegen das Fieber benust; narkötiſch, be-
täubend, einichläfernd; NRarkotikum od. Narcoti⸗
cum, n., pl. Narkotika od. narfotiiche Mittel,
Betäubungs-, Cchlafmittel; narfotijieren, be-
täuben; Nartotiſation oder Narkotiiierung, f.
die Betäubung; Narkotismus, m. der Zujtand
der Betäubung.
starräbel, I. (narräbilis) erzählbar; Narrãta, pl.
J. (von narräre, erzählen) Erzähltes; Erzählungen
oder die angeführten näheren Umftände einer Be-
gebenheit; narräta reföro. ich ſage nur Erzähltes
wieder (vgl. relata refero); Narration, f. (1. nar-
ratio) die Erzählung, das Erzählen; narratib,
ſpätl. erzählend, in Form einer Erzählung; Nar—
rätor, m. l. der Erzähler.
Narragonien, dtich.-gr. icherzh. das Land der Nar—
ten (bei Sebalt.Brant) ; nerrieren,dtih.-I.narren,
ſpaßen.
Naͤrthẽx, m. gr. od. Narthecium, n. I. eine Sal-
ben» oder Balſambüchſe; Heilf. eine Schiene zur
gelfung von Knochenbrüchen; Bauf. die fchmale
orhalle einer Kirche; Narthecium, Botan. die
Beinbred-Grastilie.
Narwal od. Narwall, m. (ſchwed. u. dän. narhvall,
is{. nähvalr, engl. narwhale, fr. narval) da3 See-
Einhorn (monödon monoec£ros), ein dem Walfiſch
ähnliches Tier im nördl. Arlantifchen Ozean, mit
2 langen, im Oberfiefer figenden Zähnen, wovon
Ana gervöhnlich einen abbricht und nur einen
ehält.
stafäl, nl. (nasälis, v. [. nasus, Nafe) zur Nafe ge-
börig; 3. B.Nafäl-Laut, einNajenlaut, z.B. m,
a 2c.; najalieren, mit einem Nafenlaut begleiten,
Nathan 569
näſeln; Natalia, pl. Heilk. Schnupf- oder Nieje-
mittel; Najäl od. Nafard, n. fr. (fpr. najdhr) ein
näſelndes Orgelregiſter; Nafdrde, f. ein Naſen—
jtüber; najardieren (fr. nasarder), Najenjtüber
geben; verhöhnen.
Naſaras u.Nafarindhen, pl. ältere vieredige Kleine
türkiſche Silbermünzen.
Naſcenz, f. I. (nascentia, v. nasci, geboren werden)
die Geburt, das Entſtehen; Nafettürng, m. barb.-1.
ein noch zu gebärendes, im Mutterleibe befind-
liches Kind; nascitürus pro jam nato habetur,
Ripr.dieLeibesfrucht wird (in Unfehung der Rechte)
als Schon geborener Menſch betradtet.
Naſir, m. arab. (näzir, Partizip von nazara, an—
ſehen, anblicen, fiir etwas jorgen; vgl.Nadir) ein
türkischer Beamter, Auffeher (Inſpektor); auch eine
Gerichtsperfon.
Naſiräer, m. gr. (v. hebr. nasir, ein Geweihter, von
nasar, hissir, weihen) ein Gottgeweihter mit be—
fonderen Gelübden, der fich namentlich Haar und
Bart nicht ſchor; Naſiräat, n. nl. der Stand des—
jelben, da3 Kafıräertum.
Palo, m. l. (von nasus, Nafe) ein Großnafiger, alt-
römischer Yamilien-Name, 3. B. des befannten
Dichter Ovidius.
Naſſib, n. türf. (arab. nasib, Teil, Schidfal, v. na-
saba, jegen, feitjegen) das im Buche des Himmels
geichriebene Verhängnis.
Nafflednik, m. ruſſ. (von na, auf od. nad), u. sslä-
dowatj, folgen) eig. der Nachfolger, Erbe; bef. der
ruſſ. Thronerbe, Großfürft-Thronfolger, vgl. Zä—
ſarewitſch; Naffledniza, f. die Gemahlin des—
jelben, die Großfürſtin-Thronfolger von Rußland.
Kailtatiie, f. ruſſ. weibl. Taufname (entit. aus dem
gr. Anaſtaſia): die Auferſtandene; verkl. Naͤſtjenka.
Naſta. ſ. Natg.
Naftrand od. Naſtrond, m. altnord. (v. nä od. när,
Leichnam, u. strönd, Strand) Fabell. der Toten-
jtrand, ein Ort in Niflheim oder der nord. Hölle.
Naiturtium, n. [. (f. nasitortium, v. nasus, Naje,
und torquöre, quälen, alfo eig. Nafenquäler, weil
‚ der Saft in der Nafe Niefen und Brennen ver-
urlacht) die breitblätterige Kreſſe, Brunnenfreffe;
nasturtinm offlcinäle, gewöhnliche Brunnen-
freie, Waſſerkreſſe.
Naſũtus, m. I. (von nasus, Nafe) ein Großnafiger;
Naſeweiſer; verkl. Naſutülus, m. ein Feiner Naje-
weis.
Ruta, Natta oder Naſta, f. (v. gr. nastös, &, On,
vollgejtopft, dicht, derb, von nässein, feitdriiden)
Heilf. eine Spedbeule, ein großes Fleiſchgewächs,
bei. am Naden.
Natagai, m. ein Gott der Tataren, den fie fiir den
— und Schöpfer der Erde und aller Geſchöpfe
alten.
natäl, l. natälis, e, v. natus, Geburt, v. nasci, ge-
boren werden) die Geburt betreffend oder dazu ge-
börig; natäles (näml.dies), auc) natalicia, Was
talicien, pl. Geburtstage, Geburtäfeier; in der
röm.-kathol. Kirche die Sterbetage der Heiligen u.
Fu lea Natalie, f. weibl. Name: die Lebens—
rohe.
Natation, f. [.(natatio, v. natãre, ſchwimmen) das
Schwimmen, die Shwimmübung; Natatöres, pl.
(. die Schwimmvögel.
Natchitoches, m. (jpr. nätjchitötfches) ein feiner
Schnupftabaf von der Stadt Natchitoches in der
Provinz Louiſiana in Nordamerika; auch ein In—
dianerjtammt.
Nathan, m. hebr. (v. näthän, geben) männl, Name:
570 Nation
die Gabe, sc. Gottes, oder der von Gott Gegebene;
Natbanacl (von El, Gott), m. männl. Name:
Gottesgabe.
Natiöõn, k. (v. I. natio, d. i. eig. die Geburt, v. nasci,
geboren werden; dann das Geſchlecht ꝛc.) ein Volk,
eine Völkerſchaft; nationäl, ni. (nationälis; fr.
national) volfstüimlich, einem Volke eigen vd. eigen
tümlich, landesüblich, ftammesüblich, vaterländisch,
heimiſch; das geichmadlofe und falſch gebildete
Wort völfifch für national tft zu meiden: dah.
Kationäl-Charakter,m.derBolfsgeift, die Volks⸗
tümlichkeit, die einem Volke eigenümliche Art zu
denken, ſ. auch Narionalität; N.⸗Konvent, m.
die Verſammlung der Volksvertreter in Frankreich
am 21. Sept. 1792, welche Frankreich für eine Re—
ublif erklärte; N.-Feſt, n. ein Volks- od. Landes—
* N.⸗Garde, f. Volkswache, Bürgerwehr; N.⸗
Geld, n. Landesgeld, das bei einem Volke oder in
einem Lande allgemein gültige Geld; R.-In—
Duftrie, f. Volks⸗ oder a =
Liberale, pl. eine liberale politiihe Partei,
welche vor allem die Einheit Deutſchlands erftrebte
u. ſtützt; N.-Linke, f. eine Dampferlinie über
Liverpool, Queenstown, Bolton; R.-Riteratur,
f. die Geſamtheit der Schriftwerfe einer Nation,
welche aus dem Bolfsgeijte entſprungen, diejen
in feiner Eigentümlichfeit darstellen; W.-Öfons
nie, f. die Landes- oder Staatswirtichaft, Volks—
wirtſchaft; M.⸗Rat, m. die Bolfsvertretung der
Schweizer im jcyweizerifhen Bunde; N.-Reprä⸗
jentänt, m. ein BolfSvertreter, Yandespertreter;
N. Schulden, pl. Landeihulden; N.= Stolz,
m. Vaterlandsſtolz; N.-Tänze, pl. Volkstänze,
Iandesübliche Tänze; N.⸗Theäter, n. vaterlän-
diiche Schaubühne od. Landesbühne, Volkstheater;
N.⸗Tracht, f. Volks- od. Landestracht; M.e⸗Trup⸗
Ken, pl. die Mannſchaft von Zandesfindern: R.⸗—
Berein,m. ein 1859 gebildeter politischer Verein,
welcher die einheitliche Gestaltung Deutjchlandg ans
ſtrebte; N.e-Verſammlung, f. Yandes- od. Volks⸗
verſammlung; S.=Zettung, f. Volks- od. Lande3-
zeitung; Nationäle, n. das Verzeichnis aller bei
einem Truppenteile befindlichen Mannichaften mit
Angabe aller Bor- und Zunamen, Alter 2c., die
Standeslifte; auch das Abzeichen einer Nation, =
Kofdrde; nationaltiicren(fr.nationaliser), ein»
biirgern, in eine Nation aufnehmen, = natura»
lijieren; Nationaliſierung, f. die Einbürge-
rung, Aufnahme unter die Landeskinder, = Nas
turalijation; Nationalität, £. die Volkstüm—
lichkeit, Bolfseigenheit, Boltsart, das Volkstum;
Nattonalitätsprinzip, n. ein in der neueren
Politit aufgejtellter und namentlich früher von
Napoleon III. vertretener Grundfatz, wonach
jedes Volk fich jelbjtändig bejtimmen und unab—
hängig von andern Staaten feine Etantsange-
legenheiten bejorgen joll; die Anhänger dieſes
Prinzips heißen auch wohl: Nationaliften.
Natib, |. (nativus, v. natus, Geburt) angeboren, na-
türlich; —— Natives, pl. engl. (ſpr. neh⸗
tiws) wörtl Eingeborene, geborene Amerikanet;
Anhänger einer politiſchen Partei in den Vereinig—
ten Staaten von Nordamerika, welche ſich zur Ver—
teidigung der Borrechte der Eingeborenen im Ge-
genjag zu den Fremden bildete u. auf Berlängerung
der zur Naturalifierung erforderlichen Zeit des
Aufenthalt3 von 7 auf 21 Jahre antrug laus ihr
ging 1854 die Partei der Knownothings her»
vor, j.d.); auch englifche (eingeborene, einheimifche)
Auftern; Nativität, f. (I. nativitas) die Geburt, |
Natur
Geburtsſtunde, dag Geburtsglück, Geburtsverhäng-
nis oder der Stand der Geſtirne zur Geburiszeit
eine? Menichen; daher: einem die Nativität
ftellen, jemands Schidiale aus dem Geſtirnſtande
feiner Geburtsftunde vorherjagen; Nativitäte
fteller,m. der die zu fünnen vorgibt; vgl. Ho—
roffopie.
Natolien, n. (neugr. Anadoli, v. gr. anatölẽ, der
Aufgang, Often) Kleinafien; vgl. Le ante.
Natrium, n.. ſ. unter Natrum.
Natron vd. Natrum, f. (fr. u. engl. natron, arab..
Nutrün, nitrün, v. [. nitrum, gr. nitron, Sodaſalz)
minerafisches Laugenſalz (Alkali), aud) Minerals
Alkali, nächſt dem Rali die ftärfite aller Baſen;
natrum bicarboniecum, doppeltkohlenſaures
Natron, zur Bereitung des Braufepulvers benußt;
n. carbonicum, fohlenfaures Natron; n. cau⸗
sticum, Atznatron; n. sulphuricum, jchwefels
faures Natron, auch Slauberjalz; Natrium, Na=
tronium, n. die metalliiche Grundlage des Nas
tron, aud Sodium; Natrium-Sulfat = Na-
trım sulphuricum; N.-Chlorid, n. Kochſalzz
Natrolith, m. Laugenfalzitein, eine natronhaltige-
Art des Zeolith, beiond. im Baſalt und Klingſtein
borfommend; Natronaluminat, n. Zonerde-
netron; Natron-Kalk, eine Miſchung von Ätzkalk
mit Atznatron, dient dazu, den Stietftorfgehaut eine
Körpers nahzumeiien; N.-Koks, aus Kreoſot—
natron ausgeglüht, fodahaltig; N.:Rofomotive,
f. eine von a erfundene Xofomotive,
auch Honigmannſche Mafchine oder hemijche Lo—
tomotive genannt, bei der der Dampf in eine ſtarke
Natronlöfung geleitet wird und fo Hige erzeugt;,
N.-Meiätgp — Natrolith; N.-Salpeter, m.
natürliches ſalpeterſaures Natron, auch Chile—
ſalpeter genannt, wird zu a Dünger
uſw. verwendet; N.⸗-Weinſtein. Verbindung vorz
Natron mit Weinjtein.
Katichar,n. rufi. (v. na, zu, u. tschai, Lee) Trink—
geld: als Verkl.: Natichnjsf,n. ein kleines Trinkgeld.
Natſchälnik, m. ruji. (v.natschälo, Anfang, Grunde
lage, aljv eigentl. Ürbeber; wird in uneigentlichens
Sinne gebraucht) der Vorgeſetzte, Obere; Natſchal⸗
nija, die Vorſteherin, Vorgeſetzte, Oberin.
Natta, ſ. Nata.
Natũur, f. (v. l. natũra, von nasci, geboren werden,
entitehen) die urfprüngliche Beichaffenheit und Eine
rihtung, Art od. Angeborenheit, dag Weſen eine
Dinges; der Inbegriff der Eigenichaften aller ge—
ſchaffenen Weſen; auch der Inbegriff der geihaf-
fenen Weſen felbit, die Welt, fichtbare Schöpfung;
uneig. die hervorbringende Urfache der Dinge oder
die Schöpferfraft, der Schöpfer jelbit, 3.2. die Na—
tur bringt hervor 2c.; natürae convenienter
vive, Icbe der Natur gemäß; contra naturam,
gegen od. wider die Natur; in natura, in Natur,
in Wirflichfeit, urfprünglich, urzuſtändlich; auch
von aleicher Befchaffenheit; in rerum natura, in
der Natur oder dem Wefen der Dinge, in der gan-
zen Welt; Natura-Nehnung,f. Kfipr. Rechnung
der Kleinhändler über Waren, welche fie von—
einander entlehnen und durch gleichartige |päter
wieder erfegen; Natur-Dienft, m. die Verehrung
der Natur als einer allwirfenden göttlichen Kraft;
R.:Hiitorie, f. die Naturgeſchichte, Naturbe-
fhreibung; N.-Lehre, ſ. Phyſik; N.Philes
ſophie, f. die Wiſſenſchaft der Naturgeſetze begriff⸗
mäßige Erfenntnislehre der Natur; N.=Produfte,
f. Naturalien; N.-Recht, n. das eigentliche,
wirkliche Necht, welches mit uns geboren wird, im
natus
Gegenſatze zu den Fünftlichen, traditionellen
u. hiftorifchen Nechten, die erfunden, überliefert
od. durch langjähriges Beftehen gewifier Zuftände
entitanden find; N.-Cyitem, n. das Lehrgebäude
der Naturmwiflenfchaft;— naturalia, pl. (v. natu-
rälis,e,natürlich) natürliche Dinge, Natürlichkeiten;
naturalia non sunt turpia, Sprichw. natür—
liche Dinge find nicht ſchändlich; in puris natu-
ralihus, im natürlichen Zuftande, nadt; Natu=
ralien, pl. Ripr. die natürlichen Folgen u. Eigen-
ſchaften eines fchon bejtehenden Rechtes; auch =
Naturprodukte, Naturkörper, Naturerzeugnifie,
natürliche Körper; Naturalien=-Nabinett, n.
Sammlung von Naturerzeugnifien; Natural-Be⸗
foldung, f. Befoldung an Frudt u. dgl.; N.-Lie⸗
—— en, pl. Stofflieferungen; Natural Selec-
on, f. engl. (fpr.nehtichöret ßihlekſch'n) die natür—
liche Zuchtwahl nach der Lehre Darwins; Natu—
ralwirtichaft, der gegenfeitige Austauſch von
Naruralien, der friiher üblich war, als es nod) kein
Geld gab; naturaliiieren, nl. (fr. naturaliser)
einheimifch machen, einbürgern, = nationali—
fieren; auch in eine Familie aufnehmen und für
erbfähig erklären; von Pflanzen: an einen fremden
Himmelsſtrich gewöhnen; Naturaliſation, f. die
Einbürgerung, = Nationalilierung; Natu—
ralisınus, m. der Naturglaube, die natürlıche
Religion oder die Behauptung, daß ſich Gott den
Menſchen bloß mittelbar od. natürlich, nicht durch
unmittelbare Verkündigung feines Willens, geof-
fenbart habe, entg. SupernaturaliSmug; aud)
die Ausübung einer Kunst oder Wiſſenſchaft nad)
natürlicher Anlage, ohne Schule u. Kenntnis der
Regeln; in den jchönen Künften: die Naturnad)-
ahmung, das Streben nad) möglichft treuer Nach—
bildung der®irtlichkeit ohne Erhebung zum Ideal;
Paturalift, m. ein Befenner der natürlichen Re—
ligton, der die Offenbarung verwirft; auch ein
Naturmenſch, ungelehrter Künjtler, der ſeine Ge—
jchidlichfeit nicht ducch Unterweifung und nad) Re-
ein, jondern durch fich ſelbſt erlernt hat; ein aus—
chlieklich nach Naturwahrheit ftrebender Künſtler;
naturéll (fr. naturel), natürlich; als Sachw. Na=
turell, n. die Naturanlage, natürliche Neigung,
Narurgabe; Naturelcoulenr, f. fr. (fpr.natürel»
fulöhr) die natürliche Farbe der Wolle, wie fie vom
Schafe fommt, oder von einem Tuche, da3 in der
Wolle ſchon gefärbt ift; Natur-Heilmethode,
Behandlung der Krankheiten ohne Medizin allein
durch Diät und Wafjer, ſowie überhaupt durch eine
naturgemäße Lebensweiſe; N.-Spiel, n. od. lusus
naturae, m.L.eine merkwürdige Naturerſcheinung.
nätus, [. geboren; auch al3 Hauptiv. m., der Sohn.
Maugrch, m. gr. (naü-archos, v. naus, Schiff, und
ärchein, herrichen) der Schiffsherr, Schiffsbefehls—
haber; Nunardie, f. der Schiffsbefehl; die Schiffs—
lenfung; Ranfragium, n. [.derSchiffbrucd): nau—
franieren (l. naufragäre), Schiffbruch leiden;
taulum, n. [. (gr. naulon) der Schiffslohn, das
Fährgeld; Naumadjie, f. gr. (naumachia, von
mäch®, Gefecht) eine Seeichlacht, ein Seegefecht;
bef. ein See- od. Waſſerkampfſpiel, Quftgefecht zu
Schiffe bei den Griechen und Römern.
Nauruz, m. perſ. (von nau oder nf, neu, und rüız,
ag) der Neujahrstag der Perſer in der Frühlings»
Zag- und Nachtgleiche.
nausca, f. [.(gr. nausia, von naus, Schiff) die See—
krankheit; Übelfeit, da3 Erbrechen; ad nanscam
usque, bis zum Ekel od. Überdruffe; nauſeös (I.
nauseösus), efelhaft.
nebula 57:
Nanfkoͤp, n. gr. (von naus, Schiff, und skopnei,
ſchauen) ein Sciffjpäher, Werkzeug zum Entdeden
entfernter Schiffe; Nanffopie, f. div Schiffmahr-
fagerei; auch die von vem Franzofen Battimeau
1785 erfundene Kunft, weit entfernte Schiffe zu
entdeden; Nantif, f. (gr. nautike, sc. techne,
Kunft, von nautikös, &, Ön, ſchiffsmänniſch, zur
Schiffahrt gehörig, von naütẽs, der Schiffer, und
dies von naus, Schiff) das Schiffsweſen; die Schiff—
fahrtskunſt oder Schiffahrtskunde; Nantifer, m.
ein Seemann; Nautilus, m. (gr. nautilos) die
Sciffihnede, Kahnmuſchel, der Segler, ein
Schnedengefchlecht; 3. B. der Perlmutter-Nau-
tilus, das Sciffboot oder die Schifffuttel; der
Papiernautilus,f.Argonaut; Nautilit, m.,
pl. Nautiliten, veriteinerte Nautilus-Schneden;
nautisch, ichiffahrtstundig, zum Seeweſen gehörig;
— f. die Matroſenwut, eine Art Waſ—
erſcheu.
naväl, I. (navälis, e, dv. navis, Schiff) die Schiffahrt
od. das Seeweſen betreffend; Navalkrieg, m. ein
Geefrieg; Naväle, n., pl. Nuvalia, I. Standort
der Schiffe, Schiffsmwerft; nanifulär (v. navicüla,
kleines Schiff), Ihiffsfürmig; napigäbel (Il. navi-
gabilis, v. navigäre, jchiffen) jchiffbar, befchiffbar,
befahrbar; Navigation, f.(l.navigatio) die Schiff-
fahrt; Navigations=ifte, f.ein Schiffahrtsgeſetz,
Seehandelsgefeg in England, das Cromwell 1651
erließ, und nad) dem von feiner Nation andere,
als ihre eigenen Erzeugnifie nach großbritannifchen
Häfen gebradjt, und engliihe Waren nur auf eng»
lichen Schiffen ausgeführt werden dürfen; N⸗
Schule, f. eine Seejchule; Mapigätor, m. ein
Schiffer, Seemann.
nabraͤnt, fr. (v. navrer, verwunden, prov. nafrar,
v. deutjch. Näber, althoc)d. nabeg£r, isl. nafar,
der Bohrer) herznagend, herzzerreißend.
any, f. engl. (ſpr. nehwi) die Ylotte; navy-bills,
pl. Schiffs wechfei, ein Staatspapier, welches von
dem Navy-board, einer Abteilung der Admiralität,
auf Kredit der letzteren ausgeſtellt wird.
Nazariner, m. (von Nazareth, dem Wohnorte
der Eltern Jeſu) Ehriften, Befenner de3 chriſtlichen
Glaubens, ehem. Benennung der Ehriften durch)
ihre Gegner; bej. eine chrijtliche Sekte in Paläſting
im 2. Sahrh., welche da3 jüdische Zeremonialgefeg
mit den Borfchriften Jeſu vereinigen zu müſſen
laubte; aud) die Anhänger der (von Overbed in
om eingejchlagenen) religiöſen Richtung in der
neuern deutfchen Malerkunit; daher Nazarenis—
ms, m. dieje Schule od. Richtung jelbft.
Nednder, m. gr. (von néos, neu, und aner, Gen.
andrös, Mann) männl. Name: Neumann.
Neapelgelb, n. eine im Neapolitaniichen ſich fin-
dende ſchöne, hochgelbe Erde, meijt aber künstlich
bereitet durch Zuſammenſchmelzen von Brechwein-
ſtein, ſalpeterſaurem Bleioxyd und Kochſalz zc., u.
ur Ol- und Schmelzmalerei gebraucht; auch
iallorino, m. it. (ſpr. dſchall — vgl. Giallo).
Neapolitaine, f.fr. (pr. —tähn) geſtreffte Halbſeide.
Nearthröſe gr. (v. néos, neu, und ärthron, Ge»
lent) eine Neubildung eines Gelenkes, aber nicht
an der richtigen Stelle.
Nebris, f., pl. Nebriden, gr. (nebris, pl. nebrides,
v. nebrös, Hirichfalb) Birichfelle als Kleidung des
Bacchus und der Bachantinnen.
nebüla, f. {. Nebel; nebüla cornöae, f. Heilt. ein
Hornhautfled im Auge, = Nephelium; Nebu—
fit, m. nl. ein Woltenmaler; auch ein flüchtig ent-
werfender u. ausführender Zeichner; nebuliſtiſch,
512 nebulo
nebelig, wolfig, 3. B. nebuliftifch zeichnen, fo
daß nur schwache Umrifie hervortreten; überhaupt
nebelhaft, unklar; nebufös, I.(nebulösus) nebelig,
bewolft; verdrieglich; Nebufojität, ki (ſpätl. nebu-
lositas) Umwölkung; finjteres Weſen.
aebülo, m. [. (von nebüla, Nebel, aljo urjpr. einer
der Nebel oder Dunst macht, Nichtige3 treibt, ein
Windbeutel) ein Taugenichts, Gauner, loderer
nebulüs 2c., j. unter nebula. [(Menſch.
Neceſſär, n. fr. (nécessaire, ſpr. neßeſſähr, als Beim.
„Notwendig“, dv. l. necessarius, a, um) das Not—
wendige, Nötige; beſ. ein Reiſekäſtchen, Reiſebedarf;
Handarbeitsfäjtchen u. dgl.
nee plus ultra, [. = non plus ultra, ſ. d.
Neero—, |. Nekro —; Nectar, |. Nektar.
Nectarine = Weftarinen, f.d.
Ned, m. engl. männl. Name: Abkürz. für Edvard.
Nedunja (rabbin. nedünijäh) das Eingebrachte der
Braut bei den SSraeliten.
ne exẽat regno, |. er oder fie gehe nicht aus dent
Reiche, in England ein mit diefen Worten an-
fangende3 Geſetz, das Königreich nicht ohne obrig-
feitlihe Bewilligung zu verlaffen.
nefas, n. l. (vgl. fas) das Unrecht, der Frevel; ein
eig. nicht rechtmäßiges Einfommen; per nefas,
mit Unrecht, durch widerrechtliche Mittel; mefarie,
Rſpr. böje, ruchlos, ſchändlich; nefariae nuptiae,
j. unter Nupta.
negando, Yegation, negativ zc., |. unter ne—
gieren.
Neger, m. (fr. negre, jpan. und it. negro, vom l.
niger, ſchwarz, ſpan. und it. negro, fr. noir) ein
Schwarzer, Mohr; Negerin od. fr. Negreiie, f.
eine Schwarze, Mohrin in od. aus Afrika; Negro—
phil, m. halb-gr. ein Negerfreund, der die Frei-
lafiung der Neger-Sklaven wünſcht.
negieren, |. (negäre) verneinen, leugnen, ab» oder
ausjchlagen; negändo, leugnend, mit oder durch
Berneinung; negatnr, c3 wird verneint, geleugnet,
auch abgeſchlagen; Megation, f. (l. negatio} die
Berneinung, Leugnung, Aufhebung; das Bernei-
nungswort; negatib (l. negativus, a, um), ver-
neinend; aufhebend oder aufgehoben, entg. dent
Poſitiven; 3. B. negative Zahlenaröße, von
Null abgezogene, fehlende Größe; negative Elek—
trizität, j. Elektrizität; Negativdruck, m.
Ausipardrud (Buchdruderei); Negatipe, f. fr. der
verneinende Sag; eine Verneinung, verneinende
Stimme oder Meinung, abſchlägige Antwort oder
Erilärung; Negativprogeiz, m. Behandlung der
Platten, Blattenentwieelung(inder Photographie);
Kegativität, f. nl. das verneinende oder Vernei—
nungs-Verhältnis; Negatsrien-Klage, f.(l.actio
negatoria od. negativa), Rſpr. eine Verneinungs—
lage zur Entfräftung der Ansprüche oder For-
derungen eines andern an das dingliche Necht
des Slagenden.
ztegligieren, I. (negligere) u. fr. (fpr. negliſchieren;
negliger) vernadjläjligen, verfäumen; Negleften=
Gelder, pl. (v. I. negl&ctus, a, um, vernadjläjligt)
Berjäumnisgelder, Strafgelder wegen Amts- oder
Dienitverjäumnifjen; Neglektion, f. (I. neglectio)
die Bernadhläffigung, Berfäumung; Negléktor, m.
fpätl. der N —66 Negligéèé, a (jpr. ne=
gliſcheh) Haus- oder Kachttleivung, Morgenfleid;
Negligenz, f. 1. (negligentia) od. e Megligence,
f. (jpr. negliſchängß)) Nachläjjigkeit, Unachtſamteit;
negligens (pr. neglifgäng) nachläſſig, fahrläſſig,
lieverlih; negligente, it. (ſpr. —diegente) Tonf.
nadhläjjig, ohne Nahdrud.
2 ö— — — — —e — — — — — — — — — nenn ann — — —
Nekragog
Negotium, n. I. pl. (Negotia oder Negotien)
abgef. Negoz, Fr. Negoce (pr. negöhß)), Geſchäft,
Handel, Verkehr, beſ. Handlung im großen; nego-
tiorum gestio, f. !. die Geihäftsführung ohne
Auftrag (verjch. von mandatum); negotiörum
göster, m. dev Geſchäftsführer, Geichäftsträger;
negottieren (I. negotiäri) oder negoziieren (fr.
negocier), unterhandeln, verhandeln, Handel trei-
ben, handeln mit Wechieln; auch verfchaffen, 3. 8.
eine Summe Geldes; negoztidbel (fr. negociable,
jpr.c= $), umfegbar, von Wechfeln, Staatspa-
pieren 2c.; Negoztabilität, f. barb.-I. die Umſetz—
barkeit; Negotiaͤut, f.(negotians)od. Negoziaͤnt,
fr. (ſpr. negohjdng) m. ein Kaufmann, Handelsherr
int großen; Negotiantismus, m. nl. der Handels—
geilt; Negotiäter, m. |. ein Großhändler, Handels—
herr, bei. Geldhändler (Bankier); Negociateur,
m.fr.(fpr.negoßjatöhr)ein Unterhändter, Aiichen-
händler, bef. in StaatSangelegenheiten; Negacia-
trice, k. (ipr. negobjatrigß’) eine Unterhändlerin;
Negotiation, l. (negotiatio) od. fr. Megusiation,
f. das Handelsgeſchäft, der Handel; die Unterhand-
lung, Verhandlung, das Geſchäft, Vermittlungs—
geſchäft, bel. in Staatsangelegenheiten; der Ver—
kauf eines noch nicht verfallenen Wechſels, auch
Negozierung.
Negreſſe, |. unter Neger.
Negretti oder Regrettiſchafe, pl. (angeblich nach
einem Grafen Negretti, dem Beſitzer ſolcher Schafe,
ſo benannt) eine Art ſpaniſcher Schafe, mit dichter
und kräftiger Wolle.
Negrille, m. (v. ſpan. negrillo, ſchwärzlich, Verkl.
v. negro, l. niger, ſchwarz) ſchwarzgebeizter hol»
ländiiger Schnupftabaf.
Negrito, m.,pl.Negritos, ein negerartiger Volks—
ſtamm in Auftralien, Auftral-Weger, auch Pa—
puas (j. d.); Negrophil, m j. unter Neger;
Regros, pl. |pan. eine politische Partei, — Com-
munero®. ,
Negus, m. 1. der Gefrönte, der Titel des Kaifers
in Abeſſinien; 2. engl. (fpr. nihgös), Würz-Glüh—
mein, ein Getränf aus Wein, Waller, Zuder, Zi—
tronen und Musfatnug (nad feinem Erfinder,
dem englifchen Oberjten Negus). —
Nehemia od. Nehemias, m. hebr. (nechemjäb, von
nächam, Mitleid haben, tröjten) männl. Name:
Gottes Troft, ven Jehovah tröftet, d. i. dem er hilft.
Wet, n. perj. überh. Rohr, Röhre; eine Rohrflöte
bei den Türken. 4
Neith oder Neithe, f. eine bei. in Sais verehrte
ägyptifche Göttin, welche den das Weltall orönen-
den göttlichen Geift bezeichnet zu haben jcheint, bon
den Griechen mit ihrer Athene verglichen.
Nekatiön, f. nl. (necatio, v. l. necäre, gewaltfant
od. vorfäglich töten) die Tötung; mecatio hyper-
einetica, Tötung durch Überreizungen; n. pri=
vativa, durch Entziehungen, 3. B. der Luft, Speiſe
ıc. bewirkte Tötung. —
Nekragög, m. gr. (von nekrös, der Leichnam) der
— (Charon,f d.); NKekrobiöfe, f. Ab-
jterben lebender Teile eined organiſchen Körpers,
ohne daß dabei Fäulnis eintritt; Nekrograͤph, m.
ein Toten-Geſchichtſchreiber; Nefrographie, f. die
Totengeſchichte; Nekrotanitie, f. die Leichenver-
brennung; Nekroſoͤsmus, m. ein Toten- oder
Leichenſchmücker; Nekrolatrie, f. abgöttiiche To—
tenverehrung, Totendienſt; Nekrolith, m. gr. oder
Sasso-Morto, it. Totenſtein, ein beſ. aus glaſigem
Feldſpat beftehendes vulfanifches®ejteinintalten;
Nekroloͤg, m. (fi. necrologue) ein Totenbejchrei=
Nekroſis
ber; das Totenbuch, Totenverzeichnis; der Toten—
bericht, die Lebensbeſchreibung eines kürzlich Ver—
ſtorbenen, auch eine Sammlung ſolcher Lebens—
beſchreibungen, Nachruf; Nefrologie, f. die Ge—
fchichte Veritorbener; nekroloͤgiſch, totenbeichreis
bend, Berichte von Toten betreffend; Nekroman—
tie, f.(ar.nekromanteia) die Totenbefragung zum
Behuf der Weisjagung, Geiſterbeſchwörung oder
»bannung, Schwarzkunft; Netromant, m. (gr.
nekrömantis) ein Totenbeichwörer, Totenbefrager,
Schwarzfünftler; Nefrophohie, f. Totenicheu,
Furcht vor Leichnamen: Netropölis, f. eine To-
tenitadt, Totenſtätte; Nekropoͤmpos, m. der To—
tenführer (Beiname des Hermes); Nekropompe,
f. das Totengeleite; Nekroſtopie, Totenjchau,
Unterfuchung eines Leihnams; aud) Nefromane
tie; Nekroſylie, f. die Toten-Beraubung; Nefro=
tomie, f. die Zeichenöffnung.
Rekröſis oder Netröſe, f. gr. (von nekrün, töten,
abjterben machen, v. nekrös, tot) Heilf. der Kno—
chenbrand; nefrätifch, Enochenbrandig.
Hektar, m. gr. (nektar, n.) Göttertranf, Götter-
wein, das köſtliche Getränf der Götter nach der
altgrieh. Fabellehre; uneig. überh. ein köſtliches,
erquickendes Getränk; ein griech. liebliher Wein
auf der Snfel Seio, aus halb getrodneten Trau—
ben; Nektarium, n., pl. Nektarien, Honigbehäl-
ter, Honiggefäße der Blumen; Nektarinen, pl.
glatte ıd. b. nicht mit Samtflaum bevdedte) Pfirfiche;;
nektaäriſch, ſüß u. erquidend wie Nektar, göttlich).
Nethyien, pl. gr. (nekyia, f. von nekys, Leichnam)
Zotenopfer, Leihenfeite; Nefyamantie, f. = Ne-
fromantie.
Nel, Nett 0d. Nellh, £. engl. weibl. Name: Lenchen,
Abfürzung für Helena und Eleonore.
nel tempo, ſ. Tempo.
Nema, n. gr. Garn, Faden, Geſpinſt; Nematoiden
od. Nematoidien, pl. die Familie der Fadenwür—
mer, Nundmwürmer.
Nemauſa, f. I. Sternk. ein Aſteroid, 1853 durch
Laurent in Nimes (l. Nemausus) entdedt.
wemeiiche Löwe, der, Fabell. ein ungeheurer Löwe
in der Gegend von Nemeta in Argolis, welchen
Herkules beſiegte; nemeiſche(nicht gut nemäiſche)
Spiele (gr. Nem&a,n. pl.), Kampfſpiele der alten
riechen, welche zu Ehren des Zeus alle drei Jahre
zu Nemta gefeiert wurden.
Kemeiis, f. gr. eig. der Unwille über etwas Un-
rechtes, Entrüftung; Fabell.diegerechte Bergelterin
des Guten, wie des Böſen, bei.der aus unmwürdigem
Glücksgenuß u. Übermut entiprungenen Ungerech-
tigfeiten u. Gemaltjtreiche; Nemefins, m. männl.
Name: der Räder.
Nemet (pr. nehmett), ungarisches Wort für deutich,
häufig in Zujammenjegungen ungariſcher Orts—
namen vorlommend,
nemo, l. (Gen. neminis) niemand; nemo ante mor-
tem beätus, I. Sprw. niemand ift vor feinem
Tode glüdlih; nemo judex, nemo testis ido-
n&usin propria causa, niemand fann in eigener
Sade (ein tauglicher) Richter oder Zeuge fein;
nemine contradicente, indem niemand mwider-
ſpricht, ohne Widerjpruch od. Widerrede; neminem
laede. verlege niemand; neminem time, fürchte
niemand,
Nemolith, m. gr. (von nemos, Waldung, I. nemus)
ein Waldbilditein, = Dendrid; Nemoralien, pl.
(v. I. nemorälis, e, zum Hain oder Wald gehörig)
Waldfeſte, Hainfefte; nemords (I. nemorosus, a,
um), waldig, waldreich; Nemoröfen, pl. (nemo-
Nephelin 573
rösae) Hainpflanzen, in Laubwäldern wachſende
Pflanzen.
Nems (ägnpt.-arab.), ſ. Schneumon.
Nenie od Nänie, f.I.(nenia, frz. nénies, Klagelieder,
daher häufig auch Neni geſprochen) ein Totenge- _
fang, Trauergefang, Klagelied, bei Begräbnifien der
alten Römer zum Lobe der Berftorbenen von
Weibern gefungen; auch Wiegen» od. Schlaflied;
Fabell. die Klagegöttin oder Göttin der Leichen.
VNenna, Nennufchke, ſ. Nänna, Nännuſchka.
Nenuphar od. Nuphar, m. (v. perſ. nufar, naufar,
nilfar, nilpar, eig. blauglänzend od. blaues Blatt;
od. umgebildet aus gr.nymphaia; vgl. Nymphäa)
die Seeroſe, WRafferlilie.
Neodamõd od. Neodemöd, m. gr. (von néos, neu,
und demos, dor. dämos, Volk) ein Neubürger bei
den Spartanern, ein zum Bürger gemachter Helot
(1.d.); Neograͤph, ın. ar. ein Neufchreiber, der von
der herrichenden NRechtichreibung abweicht; Neo—
raphie, k. die Neufchreibung, neue Schreibweije;
eographismus, m. die Neufchreiberei, Neu-
Ihreibungsjucht; neolithiſch, ein. neufteinig, der
neueren Steinzeit angehörig; Neolög, m., pl.
Neoloͤgen, Neuerer in einer alten Lehre, Neualäu-
bige; auch Sprachnenerer; Neologie, f. vd. Neo⸗
logismus, m. die Zehrneuerung, Neuerungsjucht,
Keulehrerei; vgl. Heterodorie; Neologie auch
Bildungneuer Wörter; Neologismen, pl. Sprach⸗
neuerungen, beſonders ſprachwidrig gebildete neue
Wörter u. Redensarten; neoloͤgiſch, neuerungs—
ſüchtig, beſ. in der Sprache u. in Glaubensſachen;
neugeſchaffen; neologiſieren, Neuerungen machen;
Keonsmen u. Neonomiſten, pl. Anhänger eines
neuen Geſetzes; Neopädagög, m. ein Erzieher nad)
neuer Methode; neopädagsögiſch, nad neuer Er-
ziehungsart; Neoparächns, m. ein neuer Pfarrer;
Neophobĩe, f. die Neucrungsfcheu; neophöbifch,
neuerungsiheu; Nenphyt,m.(gr.neo-phytos) eig.
ein Neugepflanzter; Neuling, Neubekehrier, Neu⸗
gläubiger; Neoplasma, n. Neubildung (ſowohl
die normale als die kranthafte Anhäufung von Ge—
weben im Körper); Neorãma, n. (v. horän, jehen,.
höräma, das Gejehene) eig. Neuficht, ein aus der
Bereinigung des Panorama u. Diorama von dent
Barifer Künftler Allauzr (fpr. Alloöh) 1827 erfun-
denes Rundbild, welches aber feine freie Gegend,
fondern das Innere eines Gebäudes, einer Tem-
pelhalle 2c. darjtellt, in deren Mitte fich der Zu-
Ichauer befindet, Tempelrundbild, Tempelanſicht;
neotéeriſch (gr. neöterikös, eig. was Jüngeren zu—
fommt oder zujagt, v.neöteros, der jiingere) neu—
artig, in neuem Geſchmack neuerungsjüchtig; Neo—
terismus, m. (v. neoterizein, erneuern) die Neue-
rungsjucht; auch der Gebrauch neuer Wörter und
Redensarten.
Nepenthes, f. u.n. gr. (von der verneinenden Vor—
filbe ne, u. penthos, n., Trauer) ein Linderungs—
mittel der Schmerzen 2c., ein Erheiterungsmiittel,
Sorgenbrecher; Bot. Kannenträger, eine Pflanzen-
gattung in Oftindien, deren Blätter an einer Ranke
eine frugartige Erweiterung tragen, die fih aus
dem Innern der Pflanze mit reinem, trinfbarem
Waller füllt.
Nephalien, pl. gr. (nephälia, v. nöphein, nüchtern
1 Trantopfer ohne Wein, aus Milch, Honig,
affer ujw. beftehend; Mäßigkeits-, Nichtern-
heit3fefte.
Nephelin od. Nephelit, m. gr. (v. nephele, Wolfe,
Nebel) Nebeljtein, eine zu den Silifaten gehörende
Steinart, von welcher durchjichtige Kriitalle in Sal—
574 Nephralgie
peterſäure neblig od. wolkig werden; auch Eläo—
lith od. Fettſtein; Nephelion od. Nephelium,
n. Heilk. ein Wölkchen vd. Nebelfleck auf der Horn—
haut im Auge und im Urine; auch weiße Ylede
auf den Nägein; nepheloidifch, wolkig, trübe;
Nephelokokkygig, n. eig. f.(v. gr. kökkyx, Kuckuck)
Wolkenkuckucksheim, dieStadt, welche Ariftophanes
von den Vögeln in den Wolfen erbauen läht; Nes
Hhelologie, f. die Wolkenkunde; Nephelophoro⸗
ineter, n. ein Wolkenzugmeſſer.
Nephraigie, f. ar. (v. nephrös, Niere) Heilk. Nie-
ven od. Lendenſchmerz; Nephratante, f. Nieren-
lähmung, Nierenihwäde; Nephridium, n. Nie
tenfett; Wephrit, m. der Nierenjtein, Bitteritein,
ein lauchgrüner Stein vom Talfgejchtecht, bei. in
Agypten, auch Jade; Neyhritika, pl. Heilf. Nies
venmittel; Neppritis,f. Heil. Nierenentziindung;
senhritiich, die Nieren betreffend, nierenkrank;
nephritijches Übel, ein Nieren-Übel, Nieren—
ſchmerz; nephritiſches Mittel, ein Nierenmittel
(Mittel wider die Steinſchmerzen); nephrödiſch,
nierenartig; Nephrodium, n. eine Bflanzengat>
tung, zu den Farnkräutern gehörend; Bephrogras
phie, f. die Nierenbeichreibung; Nephrologie, £.
dieNierenkunde; Nephrophthiſis, f.Nierenfchwind-
ſucht; Nephrotomie, £. der Nierenſteinſchnitt.
Nephthys, f. eine ägypt. Gottheit, Schwefter und
Gattin des Typhon (f.d.), bezeichnet die unfrucht-
bare Külte am Roten Meere.
Nepotismus, m. nl. (v. I. nepos, Enkel, Neffe, pl.
nepötes)die Neffen- od. Betterngunft, Berwandten-
begiinjtigung, u. »verjorgung; urfpr. die Neigung
regierender Päpſte 2c., ihre Nepöten, Neffen od.
Bettern, zum Nachteil andrer vervienterer Männer
zu erheben und zu bereichern, od. zu nepotijie-
ren; überh.: daS Beitreben großer und kleiner
Herren, ihre nächiten Verwandten vorzugsweiſe
zu Amtern und Würden zu befördern.
PMeptün, m. I. (Neptünus) Fabell. = gr. Poſei—
don, der Meergott oder Beherricher des Meeres,
uripr. Beihüßer der Pferde, Sohn des Saturn,
Bruder des Jupiter, Pluto und der Juno ꝛc.;
Sternf. der von der Sonne fernite, 1846 von Xevers
tier duch) Berechnung entdedte, durch Galle auf-
gefundene Planet; Neptuns-Gürtel, ein najjer
mjchlag um den Reib, über den ein wollenes Tuch
gebunden it; N.-Manſchette, f. Naturf. die See-
manjcette, eine Gattung Bunttforallen; WR. Bojft,
f. die Mitteilung von Nachrichten durch aläferne
Flaſchen, welhe max bei Unfällen zur See dem
Deere übergibt; Neptunliren, pl. Anhänger des
Neptunismus, m.d.i. der wiſſenſchaftlichen Ans
ihr, daß die Erde ihre jegige Geitalt durch das
Waſſer erhalten habe; entg. ven Bulfaniften,
welche das Feuer als alleinige Urjache jener Bil-
dung annehmen; neptuniiche Geſteine, Meeres»
grundgeiteine.
Neéquam, m. lat. ein Taugenichts, nichtswürdiger
ne quid nimis, ſ. nimis, Menih,
Nequitien, pl. [. (nequitiae, vorn nequam, nichts-
würdig) Vichtswürdigfeiten, Bübereien.
ne recipiatur, f. unter rezipieren.
Nereus, m. gr. Fabell. eine Untergottheit des Mee-
tes, Vater von 50 Töchtern, den Nereiden (fiehe
Nympbe); Nereide, f., pl.Nereiden, Naturbeſchr.
Leuchtwürmchen, ſehr Kleine Seewürmer, welche zur
Nachtzeit leuchten.
Perite, f. gr. (nerites, m.) die bunte Meerfchnede,
Halbmondihnede; Nerititen, plur. verfteinerte
Schwimmſchnecken.
Net
Nero, m. ein durch feine Grauſamkeit berüchtigter
altröm. Kaifer (von 54—68 n. Chr.); dah. überh.
j. ein graufamer Fürſt; auc ein Hundename;
nervönisch, wie Nero graufam.
nero antico, m, it. wörtl. altes (antikes) Schwarz,
ein ſchwärzlicher Marmor.
Neroli⸗Ol. it. u. fr. Pomeranzenblütenöt.
Berterof.gnte, f. gr. (von nörteros od. enerteros,
unten befindlich) die Lehre od. Kunde von unter-
irdiſchen Körpern; Nerteromoͤrphen, pl unter-
irdiſche od. Toten-Geſtalten, Totenbilder; Nerte—
vomorphite, f. die unterirdiſche Geſtaltung.
Nerthus, f. (ehemals oft nad irrtümlicher Lesart
—— Hertha) altd. Fabell. die Göttin der
rde
Nero, m. fat. (nervus, gr. neuron, neurä, auch die
Nerve, pl. Nerven, die Spann- od Kraftflechien,
die weißen, weichen, marligen Fäden, die aus dem
Gehirn und Rückenmark entipringen, fi in un—
zähligen Zweigen faft durch alle Teile des tierischen
Körpers verbreiten und die Werkzeuge der Empfin«-
dung und Bewegung find; bei den Pferden die an
den Schenkeln hinlaufende Beugefehne; im Tuch—
handel die falſchen Falten, welche daS Tud) in der
Waffe erhalten hat; nervus probändi, m. [. die
Beweistraft, der Hauptbeweisgrund; n. rerum
gerendärum,m. die Spannflechje od. Haupttrieb-
jeder aller Handlungen oder Unternehmungen
(nänıl.das Geld); Nerben-Subſtanz, f. der Stoff,
aus dem die Nerven beiteben. N.-Syſtem, n. Ner-
vengebäude, Nervenbau; N.-Wurm, ſ. Gordien;
nervina, pl. ni. Nervenſtärkungsmittel; nervös,
[. (nervösus) eig.nervig, jest gewöhnl. die Nerven
betreffend, 3. B.nervöje Krankheiten, Nerven-
franfheiten;an Nervenübeln leidend, nervenſchwach,
leichterregbar, 3.8. einenervöfe Berjon; Ner—
vofität, k. die Nervenſchwäche, Erregbarfeit.
Merz, 1. Nörz. ART.
Neſawiſſimoſti, f. lad. (v. ne, nicht, u. sawisset),
abhängig jein) Unabhängigkeit; Name einer jlav.
Zeitung .
nes:1o, { ich weiß nicht; meseire, nicht willen;
a neseire ad non esse, in der Logik der untich-
tige Schluß „vom Nichtwiffen auf das Nichtjein‘;
Neſcienz, f. (fpätl. nescientia) das Nichtwiljen,
die Unwiſſenheit. .
Nesthi od. Neschi, n. arab. (nas-chi od. nes-chi,
von nasacha, abſchreiben) die gewöhnliche flüch-
tige arabijche Kurrentichrift.
Neſologĩe, f. gr. (v. nesos, f. die Inſel) die Inſel⸗
lehre, ein Teil der phyſikaliſchen Geographie; neſo⸗
loͤgiſch, die Inſellehre betreffend od. dazu gehörig.
Neiiing, m. ein holländiſcher Schnupftabat.
Peitin, f. ar. (nẽsteia, von nesteüeın, faſten) das
Saiten; Neſtiatrie od. Neſtotherapie, f. ärztliche
Behandlung durch Falten, die Yungerfur.
Neitor, m. gr. Name eines ſehr klugen und eriah-
venen Königs von Pylos, der noch in hohem Alter
mit vor Troja ging u. hier vorzüglich als Ratgeber
diente; dab. überh. ein Eluger, erfahrener und ehr-
würdiger Greis; der Alteſte und Erfahrenfte unter
feinesgleichen. i
Neſtoriãner, pl. Anhänger de3 Biſchofs von Kon-
itantinopel Neftorius, welcher im Jahr 431 als
Neger feines Amtes entfegt ward, weil er die Jung»
frau Maria nicht als Gottesgebärerin anerkannte;
Neitortanismus, m. die Lehrmeinung derjelben.
ne sus Miuervam, [.sus Minervam; ne sutor
ultra erepidam! ſ. unter Krepida.
Net, n. engl. (fpr. net), Ne, Fangnetz; be. das zwi⸗
nett
schen den Parteien aufgejpannte Neb beim Ten⸗
nisſpiel.
mett (fr. u. prov. net, it. netto, ſpan. neto, vom J.
nitidus, vd. nitere, blinken. glänzen), rein, glänzend,
niedlich, zierlich; Netteté f. fr. die Sauberfeit,
Reinlichkeit, Zierlichkeit; Mettine, f. weibl, Vor—
name; die Reinliche, Hübſche; netto, it. bei Kaufl.
rein od. genau, d. i. nach Abzug alles Abzuziehen-
den od. aller Unfoiten; ohne weitern Abzug (ohne
Rabatt. f.d.); Netto-Betrag, Erlös, Ertrag,
-2Gewinn 2c.,der reine Betrag, Erlös, Gewinn zc.,
nad) Abzug alles Abzuziehenden; N.-Gewicht, nm.
das wirkliche Gewicht einer verpadten Ware, nad
Abzug des Gewichts der Packhülle; N.-Leiſtung,
Nupleiftung; N.-Preis, m. der reine od. genaue,
feinen Abzug erleidende Preis, bef. der Preis, zu
welchem die Buchhändler untereinander ihre Ware
ablaſſen, u. der in der Negel ein Viertel od. Drittel
geringer ift, al$ der Tadenpreis; W,:Brovent,
N.⸗Produkt, auch netto ricäve, der Breis einer
Für Nechnung eines andern verfauften Ware, nad
Abzug aller Untoiten; N.-Proviſion, f. die Bro-
viſion (f. d.), die der Bankier für die Belorqung
eines Geldgeihäfts erhält, bei Wechfelaeichäften
ſchon im Wechfelfurfe mit enthalten: W.-Quer=
ſchnitt, nugbarer Querichnitt; N.-Summe, f.
runde Summe; N.-Tara, f. der Abzug des wirk-
lichen (nicht bloß ungefähr od. nad) Brauch ange-
nommenen) Gewichts der Bacdhülle.
Pettiing, m. it. (eig. —= l. Neptunus, ſ. Neptun)
ein farbiges leichtes Zeug zu Frauenkleidern.
Meuf, fr. (fpr. nöhf) neu; in vielen Zuſammen—
jegungen, 3. B. Neufdhätel (jpr. Nöfcatell),
Neuenburg; Neufchateller, m. Neuenburger,
auch als Abkürzung für Neuenburger Wein,
Käſe uſw.
Yenmen, pl. (ml. neuma u. pneuma, eine Schluß-
wiederholung beim Kirchengelang, dv. gr. pn&uma,
Hauch, Hauchzeichen) die alten Notenzeichen des
Deittelalters, in Bunften, Strichen, Häschen ꝛc. be-
jtehend, auch am Schluſſe der Kirchengejänge an-
gebänate Tonreihen ohne Worte,
Peuralgie, £. gr. (v. neuron, Sehne, Band, Safer,
Xerv) Beil. der Nervenfchmerz: Neurafthenie,
f.Nervenihmwäde; neurajtgeniih fälſchlich auch:
neurasthiich), nervenſchwach; Neurilhma, n. (v.
eilyma, Hülle; unrichtig Neurilema oder Neuro—
lemma) die Nervenicheide, Nervenhülle; Neurin,
n. der ———— Neuriticum oder Neuroti—
um, n. ein Nerven-Heilmittel, Nervenſtär—
fungemittel; Neuritis, f. Nervenentzündung;
neuritiſch, Newvenentzündung betreffend od. da»
von herrührend; auch nervenftärkend, auf die Ner—
ven wirfend; Neurobat, m.ein Seiltänzer,; Neus
roblocie, f. Unenmpfindlichfeit der Nerven; Neu—
rodynie, f. Nerveniämerz; Neurogamie, f. =
tieriiher Magnetismus, gleihjam Bermählungder
Nerventätigfeit: Neurographie, f. die Nerven»
beihreibung; Neurologie, £f. die Nervenlehre,
Nerventunde; neurolögiih, nervenfundlich, die
Nervenlehre betreff ; Neurõm(a), n. eine Nerven-
geſchwulſt; Neuropathie, f. ein Nervenleiden;
Neuroptẽra oder Neuropteren, pl. Nepflügler,
Inſekten mit vier ducchjichtigen, negförmigen Flü—
ein, 3 B. Wafjerjungfern, Frühlingsfliegen 2c.;
tee, f. daS Nervenfieber; Nenrofcirs
rhus, m verhärtete Nervengeihwulit; Reuröſis
od. Neuröfe, f. die Nervenkrankheit; Neuroſpus⸗
mäte, pl. durd Fäden — Gliederpuppen,
Marionetten; Nenvofthenie, k. zu große Nerven-
Nezeſſität 575
tätigfeit; Neuroticum, [.Neuriticun; Neuro—
tomie, f. der Nervenjchnitt, die Nerveu-Zerglie—
derung.
Neuruz, = Nauruz, f.d.
Neutrüm, n. l. (v. neuter, neutra, neutrum, feiner
von beiden, d. i. n&-üter, nicht [pc] einer von bei—
den [uter], eig. feing von beiden; Sprachl das
ſächliche Sprachgeſchlecht, ſ. Genug; ein Neu—
trum, ein Wort ſächlichen Geſchlechts; pl. Neutra;
Verbum neutrum oder Intranſitivum, .
Verbum; Neutropaſſivum, n., pl. Neutros
paſſiva, lat. Zeitwörter, deren Beitforinen der
vollendeten — paſſive, die übrigen aktive
Form bei aftiver Bedeutung haben; neuträl (l.
neuträlis), parteilos, feiner Partei zugetan;
Spradl. fählihen Gefchlecht3; Scheidef. weder
fauer, noch alfalisch reagierend; Neuträlſalze, in
der früheren Scheidek. die Salze der Alfalien und
Erden; Neutralität, £. ml. (neutralitas, fr. neu-
tralite, die Barteilojigfeit, der Zuitand, da man es
mit feiner Bartei hält; diebewaffnete Neutra—
lität, bewaffnete Barteilofigfeit oder die bemaff-
neten, am Kriege nicht teilnehmenden Mächte;
neutraliſieren (ml.neutralisäre, fr. neutraliser),
neutral, parteilo8 machen, in den Zuitand der
Berteilofigkeit verfegen, die Wirkungen einerdand«
lung oder Sache aufheben; aud) fich parteilos ver-
halten, untätig, gleichgültig bleiben; Scheidel. ſät—
tigen, die eigentüimlichen Eigenjchaften zmeier
Körper (namentlich Bafen und Säuren) durd) Ber»
bindung derjelben in einem gemilien Verhältnis
aufheben; Neutraliſation od. Neutraliſierung,
f. Barteilosmachung, Ausgleihung entgegengejeg>
ter Zultände; Scheide. Sättigung, die Verbindung
einer Säure mit einer Baje zu einem Salze, in
welchem die Eigenschaften beider (bej. die Einwir—
tung auf Qadmuspapier 2c.) aufgehoben find;
Neuütraliſt, m. wer ſich zu feiner beſtimmten Re—
ligion od. Philoſophie Hält, ein Freidenfer; Mens
tralismus, n. die Freidenkerei.
Neupuine, £. fr. (fpr. nömwähn’; v. neuf, neun —!,
novem) neuntägige Andacht, Verehrung eines Hei-
ligen, neuntägige3 Gebet in der Fathol. Kirche, =
it. Wovena.
Wchdde, m. fpan. (nevado, beichneit, von nevär,
ſchneien) ein Schnee» oder Eisberg in den ſüd—
amerifan. Kordilleren.
Neveu, m. fr. (pr. n’wöh; altfr. nepveu, vom lat.
nepos) der Neffe, Bruders- oder Schweiterjohn.
Nevralgie, Nevriticum, Nevrologie zc., |. Neu-
ralgie ꝛc.
Newgate, n. engl. (ſpr. njühgebt; d. i. eig. neues
Zor) ehemals: das größte Gefängnishaus in Lon—
don, das Kriminalgefängnig der City von Lon—
don.
Newlerry, f. engl. (ſpr. njuͤhkeri) eine Art Surinam-
Baumwolle von geringerer Güte.
New-mown Hay, n. engl. (pr. njümön be, d. i.
friſchgemähtes Heu) ein engliicher Wohlgeruch,
Heugerud).
Nexus, m. lat. (von nectere, fnüpfen) Zuſammen—
hang, Verbindung, Band; recjtliche Verbindlichkeit;
Kanſäl-Nexus, |. unter causa; nexus feudälis,
Lehnsverbindung; n. parochlälis, Verbindung
mit einer Kirche, Rirchenverband; EX nexu oder
außer nexu mit jemand fein, außer Verbindun
(be). Gejchäftsverbindung) mit ihm ftehen; bei
Kaufl. feine Rechnung mehr mit ihm haben; Im
nexu, in Verbindung, in geſchäftlichem Verkehr,
Nezeſutät, f. 1. (necessitas, d. necesse, notwendig)
976 Niais
die Notwendigkeit; in casum necessitätis, für
den Fall der Not, im Notfalle; mec6ssitas pub-
lica, ein allgemeiner Notitand; n. est durum
telum, wörtl. die Not ijt ein hartes Gejchoß, d. i.
das Wörtlein „muR” iſt eine harte Nuß; necessi-
tas non habet legem, Not kennt fein Gebot; ne=
efjitieren, nl. (fr. necessiter) nötigen, zwingen;
tezejiitation, f. die Nötigung, der Zwang.
Niais, m. fr. (fpr. niäh; it. nidiace, prov. nizaic,
niaic, ml. nidasius, v. I. nidus, fr. nid, Neſt) eig.
‚ein Neftling od. ganz junger Bogel, Gelbjchnabel;
ein unerfahrener, einfältiger Menſch, Tropf; als
Beim. dumm, einfältig; Nintfe, £. (fpr. —ähſ')
eine Einfältiae. Närrin, Gans; Niagiſerte, f. die
Einfalt, Dummheit.
nteäifhges od. nicanifches Konzilium, n. die be-
rühmte im Jahr 325 zu Nicäa oder Nikäa in
Bithynien von Konftantin d. Gr. zur Beilegung der
Arianiſchen GStreitigfeiten veranjtaltete Kirchen-
verjammlung, auf welcher der Arianismus (f. d.)
verdammt u. das nicäniſche Blanbensbefennt-
nis angenommen wurde, welches noch jegt bei
allen chriftl. Religionsparteien al3 unabänderliche
Slaubensregel gilt.
Nicephörus, gr. eig. Nikephoros, m. (von nike,
Sieg, u. pherein, tragen, bringen) männl. Name;
Siegbringer.
Niche, ſ. Niſche.
Nicolſche Prismen, pl. Naturl. nach dem Schotten
W. Nicol (F 1815) berranntes Doppelprisma aus
Kalkſpat zur Trennung der beiden Strahlen des
polarifterten Lichtes.
Nicotiäna, f. (nl. herba nicotiäna) der Tabaf, die
Iabatspflanze, nach dem Franzoſen Nicot (fpr.
Nico), der in der Mitte des 16. Jahrh. dieſes Ge-
wächs zuerjt nad) Frankreich brachte; Nikotianin
oder Nifotin, n. der Tabaksitoff, ein aus dem
Zabaf darjtellbarer eigentümlicher giftiger Pflan-
zenitoff (ein Alfaloid).
Hictation, f. I. (nictatio) von nietäre, mit den
Augen blinfen, blinzen, von nicäre, winken) Heilk.
das Augenblinzen, unwillfürlicyes krankhaftes Be-
wegen der Augenlider.
Nicus, = Negus, ſ. d.
nidifizieren, l. (nidificäre, v. nidus, das Neft, und
facere, machen) Neſter bauen, niften; Nidifika—
tion, f. nl. der NejteıÜ u, das Niften.
Nidor, m. der Dampf, Brodem von verbrannten
tierijchen Körpern; Heilf. der faulige Geruch beim
Aufitoßen aus dem Magen; nidoros (ſpätl. nido-
rösus), brenzlich oder faulig riechend.
Niece, f. fr. (jpr. niähß'; altfr. niepce, vom gleichſ.
[. nept‘a, f. neptis) die Nichte, Bruderd- oder
Schmwejter-Tochter.
Niéllo, n., pl. Nieten, it. (wahrſch. v. I. nigellus,
ſchwärzlich, vgl. Migella) eig. Schwarzplatten, d.i.
Metallplatten, denen eine Beide eingegraben
u. mit metalliiher Schwärze (nigellum) ausgefüllt
it; nichieren (it. niellare), in Metall graben und
mit Schwärze füllen, eine von florentin. Gold-
arbeitern im Mittelalter erfundene Kunſt; Niel—
lierung, £., pl. —en, Xrbeiten oder Kunstwerke
diejer Art.
Nicpcotynie, f.fir.-gr.Lichtbildnerei mittel3 Afphalt, |
nach dem eigentl. Erfinder der Photographie, dem | Nikaraͤguaholz, n. (von der P
Franzoſen J. N. Niepce (ft. 1833) benannt.
Niete, f. (vom nieder. niet, eig. das Nichts, nicht,
genau unfer deutſches nicht, nicht, vgl. daß it.
niente) eine Null, ein Fehlgriff, ein Log ohne Ge-
winn bei Loiterien.
Kite
ni fallor, ſ. unter fallibet.
Niflheim, n.d. i. Nebelheimat, altnord. Fabell. der
falte nördliche Teil der Welt; auch die Unterwelt
oder Hölle, der Wohnfiß der Het (f. d)
Nigaud, m. fr. (ipr. nigöh) ein Einfaltspinfel,
Tropf, Gimpel; Miganderie, f. Albernheit, dum—
mes Zeug; nigandteren(fr.nigauder), ſich albern
ei 5 Ent rom Knigel ſchwärzl
nigélla, f. nl. (vont {. nigellus, a, um, ſchwärzlich,
Verkl. von niger, har) Garten-Schwarstiinkimeh
(ft. la nielle). |
niger, nigra, nigrum, lat. ſchwarz; Nigrum, n.
das Schwarze, der Inhalt einer Schrift; nigrum
ocäli, n. das Schwarze des Auges, — Pupille;
nigrefzteren (1. nigrescöre), ſchwarz werden; nis
greſzent (nigrescens), ſchwärzlich, graufchwarz;
Nigrin, m. ni. Schwarzitein = Rutil; Nigri=
tien, n. daS Negerland Sudan in Afrika; Nigros
mänt, m. [.-gr. ein vermeintlicher Schwarztunft-
lex; Nigromantie, f. (durch Verderbung aus dem
griech. Nekromantie entft., indemman f.nekrös,
Zoter, das latein. niger, ſchwarz, hineinlegte) die
vermeintliche ſchwarze Kunft, Zauberei und Wahr-
fagung mit Hilfe böfer Geiſter; Nigror, m. I. die
Schwärze; Heilk. ein ſchwarzer oder blaugrauer
Hautfled.
Ninner, m. engl. (fpr. nigg’r), Neger, Schwarzer;
Niggermuſik, f. Die von Negern aufgefüihrte Mu—
tif, Ningertang, m. Negertanz.
Nigua, f. (ipan. aus der Sprade von Hayti) —
Chike, ſ. d.
nihil oder nil. Lat. nichts; nihil oder nil (facit) ad
ren, nihil ad rhombum, [. das tut nichts zur
Sade, hat nicht3 zu jagen oder zu bedeuten; nihil
habenti nihil deest, wer nicht3 hat, dem fehlt
nicht3; nil admiräri, nichtS bewundern oder ſich
über nicht3 wundern; nil debet, er ijt nichts ſchul—
dig; nil desperändum, man muß an nichts ı_te
zweifeln, nicht aufgeben; nil dieit, er jagt nichts,
er hat nichts eingeredet; nihil humani a me
alienum puto, nichts Menichliches it mir fremd;
nihil probat, qui nimium probat, nichts be—
weist der, welcher zu viel beweiſt; nihilum album,
n. weißes Nichts, Binfolumen, weiße leichte Flocken
von Zinforyd, ein Augenmittel; n. griseum, n.
graues Nichts, Dfenbrud, = Tutia; Nihilis⸗
mus, m. nl. die Nichtigfeit, das Nichtsjein; Die
Nichtigkeits- oder Vernihtungslehre; in Rußland
(ruſſ. nigilism, m) eine feit den 1860er Jahren bei.
unter den Studenten und der jungruffiichen Bartei
verbreitete fozialiftifche Bewegung od. Propaganda,
welche eine politiiche und joziale Revolution her-
beiführen, die beitehende Ordnung in Staat und
Gejellfchaft vernichten und aus dem Nichts heraus
eine neue Welt errichten will; Nihilift, m ein
Nichtsglaubender; Nichtsnutz; Anhänger od. Mit-
glied jener geheimen ſozialiſtiſchen Gejellichaft in
Rußland; nihiliſtiſch, dem Nihilismus an-
hängend od. hüldigend; Nihilität, f. die Nichtig-
keit, Wertlofigfeit. # d.
Nike, f. gr. ital. Granat, eine eßbare Art Garnäle,
Nifa:Anfitanp, m. Empörung von 532 in Kon—
itantinopel unter Yuftinian, nach dem Lojung$-
wort Nika — Nife (f. d.) benannt.
rovinz und Stadt
Nitaragıa an der®ejttüftevon Mittel-Amerita)
Blutholz, = Kampejheholz. u.
Mike, f. gr. der Sieg; Fabell. die Siegesgöttin bei
den Griechen, bei den Römern Viktoria; Nile⸗
terien, pl. (gr. niketeria) Siegerpreiſe; Sieges⸗
nil
feite; Nifodemns und Nikoläus, m: gr., abget.
Niklas und Klaus, Mannsname, wörtl. Volks—
fieger; Volksbeherrſcher; Nikolajewitſch, m. und
Nitolajewna, f. männ! u. weibl. Name: Sohn,
Tochter von Nikolaus; Nitolatten, pl. eine fege-
riihe (gnojtiiche) Sekte im 2. Sahrh. der chriſtl.
Kirche; auch eine Art Wiedertäufer im 16. Jahrh.;
fathol. Priefter, die den geiftl. Stand verlafjen,
um zu heiraten.
nil, ſ. nihil.
Nil, n. in Surate: eine Summe von 100 Padans
oder 100000 Millionen Rupien (f. d.).
Nillas, pl. oftind. und hinef. Zeuge von Baumbaſt,
mit Seide vermiſcht.
Nilometer, n. gr. ein Nilmefjer, Pfahl zur Meſſung
der Höhe und der Überschwemmungen des Nils,
de3 Hauptfluffes von Ägypten; Niloſtöp, n. der
Nilbeobachter, Nilzeiger; Nilpferd, n. |. Dippo-
potamos; Nilreiher, m. j. Ibis.
Kimbus, m. I. (uripr. Sturmmolfe, Regenwolke;
dann jpätl. der jtrahlende Glanz um die Köpfe der
Heiligen und eine Stirnbinde der Frauen) der Hei-
ligenjchein, Strahlenkranz; uneig. der Ölanz, wel»
cher ausgezeichnete Perſonen umgibt.
nimis oder nimium, 1. zu viel; ne quid nimis!
Sprechw. nichts zu viel; alles mit Maß! — omne
nimium nocet, alles Zuviel ſchadet; allzuviel ift
ungejund; Nimietät, f. (l. nimietas) das Zuviel,
das Übermaß.
Nimrod, m. hebr. Eigenname eines Nachkommen
des Ham; da Nimrod nad) 1. Moſes 10, 8. 9 ein
„gewaltiger Jäger vor dem Herrn“ war, fo dient
Ha Name zur Bezeihnung eines Jägers über-
aupt.
Kinon, f. fr. (pr. ninöng) = Anna. | BR
Ninſing, n. oder Ninſiwurzel, f. (nl. sium ninsi,
Ben nindsin, ninsji) ein wegen feiner Heilkräfte
erühmtes, der Zudermwurzel ähnliches, kojtbares
Gewächs in Japan und China.
Niöbe, f. gr. Zabell. die Tochter des Tantälus u.
der Dione, Gemahlin des theban. Königs Am -
phion und — Mutter von 7 Söhnen und
7 Zöchtern; (zur Strafe ihres Übermuts gegen die
Latöna, die nur zwei Kinder, Apollo und
Diana hatte, wurden von diefen all ihre Kinder
nacheinander durch Pfeile getötet; Schmerz und
Verzweiflung verwandelten dieunglüdliche Mutter
in einen Gtein); Niob(ium), n. nl. ein von
9. Roje im Tantalit (j. d.) entdedtes Metall;
Niobe-Eſſenz, f. eine wohlriechende Ejjenz, Die
aus Benzoefäure-Methyläther hergeitellt wird.
Niphotheologie, f. gr. (von nipho, fchneien) die
Erfenntnis Gottes aus dem Schnee.
Nippes, pl. fr. (jpr. nipp’) weiblicher Putz, Putz⸗
zeug, Modetand, auch Tändelfram; Nippſachen,
Heine niedliche Sachen von Erz, Porzellan, Glas,
Ton 2c., die auf den Buß- oder Nipptifchen, in
den Glasſchränken der Damen ftehen; nippteren
(ft.nipper), mit Modetand od. Kleiderpug verjehen
oder ſchmücken.
Ripples, pl. Nippel, Einſatzſchrauben oder Einſatz⸗
gewinde, Zwiſchenſchrauben, Zwiſchengewinde.
Nuptide, Nipptid, f. niederd. Nippflut, auch tote
od. taube Flut, totes Wafjer, die nad) dem erften
und legten Mondviertel eintretende ſchwächſte Flut
(Segeni. Springflut).
Rirmäna, f. ind., im Buddhismus: die Abgezogen-
heit des Gemüts von allem Irdiſchen, feligesSelbit-
vergefien durch Verſenkung in das Nichts.
Klfan,m.hebr.(nisän, viell. f. nizän, v.nöz, nizzah,
Heyſes Fremdwörterbuch. 21, Aufl.
Niveau 577
Blume) ein Frühlingsmonat, nad) dem jüdischen
Kalender die legte Hälfte unferes März und erfte
Hälfte de3 April, an defien 14. Tage urjpr. dag
Oſterfeſt gefeiertwurde; vgl. Quartodezimaner.
Rihandict, m. türk. (von perf. nischän, Zeichen,
rief eines Fürften) der Geheimjchreiber oder
Staatsſekretär des Sultans; Niſchan Iftichar, m.
(arab. iftichär, Ruhm, Ehre, v. fachara, ſich rüh—
men, an Ruhm übertreffen) Zeichen des Ruhmes,
Ehrenzeichen, ein von Mahmud II. gejtifteter tür-
kiſcher Orden.
Niſche, f. (fr. niche, it. nicchia, eig. eine mujchel-
artige Vertiefung in der Mauer, von nicchio,
Muſchel, v. I. mytilus, eßbare Mufchelart) eine
Blende; bogenförmige Wandvertiefung. R
Niſchu, d. h. 2 Schu, frühere japan. Silbermünze,
eine rechteckige, Leicht vergoldete Platte = Y/, Bu
— 0,70 bi3 0,50 M an Wert.
Niſhnagrodsti, pl. ruſſ. Grauwerk von nordischen
Eichhörnden.
nisi, I. wenn nicht, wofern nicht; ein nisi, ein Wenn
oder Aber, ein Hindernis, eine Bedingung, Be—
ihränfung; misi quid novi, Ripr. wenn nichts
Neues, nämlich vom Beklagten eingewendet wird.
Niffen od. Niffer, pl. (sing. dan. Niffe) nad ſtan—
dinaviſchem Bolfsglauben Schußgeifter der Häu—
fer, Höfe 2c., eine Art Kobolde.
Niſus, m. I. (v. niti, ſich ſtemmen, anftrengen, jtre-
ben), die Anftrengung, das Streben, der Trieb;
ni-us formativus, der Bildungstrieb; nitimur
in vetitum, Sprichw. wir ftreben gern nad) Ver—
botenem.
Witor,m. I. od. Nitidität, f. nl. (v. nitidus, glän-
zend; vgl. nett) der Glanz, Schimmer; Nitidula,
f. Naturk. Glanztäfer.
Nitrum,n. 1. (v. gr. nitron; vgl. Natrum) der Sal-
peter, ſ. d.; Niträte, pl. nl. jalpeterfaure Salze;
Nitratin, n. das natürlich vorfonmende jalpeter-
faure Natron, Natronjalpeter, Chile-Salpeter;
Nitrikum oder Nitrium, n. die vermeintliche
Srundlage de3 Stiditoffs; Nitrite, pl. jalpetrig-
jaure Salze; Witro-Benzid, N.⸗«Venzin od. N,s
Benzol, n. ein durch Eintragen von Benzin od.
Steindl in rauchende Salpeterfäure entjtehendes
L von Bittermandelgeruh = Mirbanol, f.d.;
N.Ralzit,m.Kalkjalpeter, falpeterfaure Stalferde;
N.-Zellulöſe, n. = Schießbaumwolle; Ns
Dynamit, m. ein neuerfundenes Sprengpulver, ſ.
Dynamit;R.-Benltum), Nitrogen,n. gr. Stid-
jtoff, Salpeterjtoff, — Azot; N.=&lyzerin, n. eine
durch Behandlung des Glyzerin mit Schwerelfäure
und Salpeterfäure dargeitellte ölartige Flüſſigkeit
von heftig exrplodierender Wirkung, daher zum
Sprengen der Teljen zc. — N auch
(nad) dem erſten Darſteller A.Nobel in Hamburg)
Nobeliches Sprengöl; Nitrolenm, = Nitro-
Iyzerin;z Nitro-Magneſit, m. Magnejia-
Feinden jalpeterfaure Bittererde; W.-Phssphät,
ein aus Stidjtoff und Phosphorſäure gemijchter
fünstliher Dünger; nitrsg ([.nitrösus), jalpetrig,
falpeterhaltig, ————— Nitroſitüt, f. nl. die
Salpeterhaltigkeit.
nitschewö od. njetschewo, ruſſ. (von nischtö od.
njeschto, nichts), es tut nichts, hat nichts zu be-
deuten. £
Nivcau, m. od. n. fr. (ſpr. niwoh; urfpr. livea
prov.livel, nivel, it.livello,v.1.libella, ſ. Libelle J.
die Waſſerwage, Richt- oder Setzwage, die waſſer⸗
rechte Ebene vder wagerechte Fläche; die gleiche
Höhe; Waſſerſpiegel, Dieeresipiegel; Oberkante der
37
578 Nibette
Schienen; gleicher Rang, gleiche Höhe (der Bil—
dung) ujw.; au niveau, de niveau, wagerecht,
in gleicher Höhe; in gleichem Range; Niveaus
Kanal, m. fchleufenfreier Kanal; N.:Cote, f. fr.
(ipr. föt; v.cote, Ziffer, Nummer, I. quota) Höhen-
ziffer, Höhenzahl, Höhenmaß; N.-Kurven, Linien
gleicher Seehöhe; Schichtenlinien; N.=-Differenz,
Höhenunterfchied, Wafferfpiegelunterichied; M,=
Krenzung, Schienenfreuzung; Kreuzung in Stra-
Benhöbe; N.⸗Ubergang, Schienen», Straßenüber-
gang; Setzniveau, Gelenkwaſſerwage; nivellieren
(fr. niveler), waſſerwägen oder einwägen, mit der
Waſſerwage dieHöhenunterjchiede abmeſſen; wage-
recht oder gleich machen, ebnen, ausgleichen, aus—
ebnen; Mivellement, n. (jpr. nimell’mdng) oder
Nibellierung, f. die Wafferwägung, Einwägung,
Höhenmeſſung, Abmeſſung der Höhenunterjchiede
nach der Waſſerwage; Nibellementszeichnung,
f. ein Höhenplan; Nivellementspuntt, Höhen-
punkt; Niveleur, m. (ſpr. nim’löhr) ein Wafler-
wäger, Einwäger, Öleihmader; Nivellierinſtru—
ment,n. Feldmeß-Inſtrument; Höhenmwage, Fern-
rohrwage; Nivellierkreuz, Nivelliericheibe, Ein-
wägefreuz,-jcheibe; nivellitiſch, die Höhen meſſung
betreffend oder zu ihr gehörend; nivelliſtiſches
Net, Höhenneg.
Nivette, f. fr. eine große längliche Pfirfich-Art.
Nivoͤſe, £. fr. (ſpr. niwoͤhſ'; v. I. nix, Gen.nivis, der
Schnee) der Schneemonat, vom 21. Dezember bis
19. Januar im neuen Kalender der ehemal. franz.
Itepublif.
nix antimonii. f. l. eig. Spießglanzfchnee, filber-
glänzende Spiejglanzblumen, weißes pulverfür-
miges Antimon-Oryd.
Niren, pl. von: der Nix und die Nixe (mhochd.
nickes, althochd. nihhus, Krofodil, altnord. nykr,
Waſſergeiſt in Geftalt eines Flußpferdes, Fluß-
pferd), altnord. Fabell. böſe Wafjergeifter od. er-
dichtete Weſen, welche im Wafjer leben und oft
Menschen zu fich Herunterziehen.
Nizam (Ipr. nifahm) od. Nifam, m. arab. (nizäm,
Ordnung, Regel, von nazama, anordnen) Titel
einiger Fürjten in Border-Indien; auch —Nizam⸗
Dichedid, n. arab. (d.i. neue Ordnung oder Ein-
richtung; dschedid, neu) das zuerft von Selim II.
auf europäische Weiſe eingerichtete türkiſche Kriegs—
wejen, die requlären Truppen, das ftehende Heer;
Nizam-ud-Daulet, ſ. unter Daulet.
n0, engl. nein.
Noah, m. hebr. (nöach, d. i. Ruhe; von nüach, ſich
niederlafien, ruhen) männl. Name: der nach der
Erzählung des U. T. aus der Sintflut allein mit
feiner Familie gerettete Patriarch u. Stammvater
eines neuen Menjchengejchlehts; Noah-Arche, f.
Natırrk. eine Archenmuſchel im Mittelländiſchen
Meere; N.-Schulpe od. N.⸗Muſchel, f. die Rieſen—
muſchel, die größte bekannte Muſchel, bei. in Oſt—
indien; Noachide, f.ein von Bodmerverfaßtes Hel-
dengedicht, deſſen Gegenſtand die Geſchichte Noahs
iſt; Noachiden, Noachiten, pl. Noahs Söhne,
Sem, Ham und Japhet, und deren Nachkommen.
nöbel od. fr. noble (ſpr. nob'l; v. l. nobllis, e) edel;
vortrefflih, erhaben, prädtig, vornehm; auch
adelig,von Geburtsadel; noble Baffionen, edle
oder für den Adel geeignete Liebhabereien, meift
ſpöttiſch (4.8. Jagd, Fechten, Spiel ꝛc.); Nobel, m.
Name des Löwen in der Tierfabel; Nobel-Gar:
den, pl. ein Heerhaufe, deſſen Gemeine junge
Adelige des Landes find; Mobel, Noble, m. eine
angenommene (fingierte) Rechnungsmünze in Eng-
uolens volens
land A Pfund Sterl. od. = 6,81 ,4; nobile
par fratrum, ſ. par nobile fratrum unter par;
Mobilt, pl. it. ehem. die adeligen Gefchlechter in
Venedig, welche Teil an der Regierung hatten;
Nobilität, f. [. (nobilitas) Berühmtheit, Adel, die
Ritterſchaft; Nobilith, f. engl. (fpr. nöbileti) dev
hohe Adel in England, verſch. Gentry; nobili—
tieren (l nobilitäre), adeln; Mobilitierter, m.
ein Seadelter; Nobilitation od. Nohilttierung,
f. das Adeln; Nopteife, £. fr. der Adel, die adelige
Würde; noblesse oblige (ſpr. oblihſch), Adel ver-
dflichtet, d. h. Vorrechte erlegen Pflichten auf.
Nobelpreis, m. von dem veritorbenen Erfinder des
Dynamits Nobel in feinem Teftament ausgejeßter
Preis gi Stärfung der Friedensbeftrebungen
durch Wiſſenſchaft und Kunft.
Nobistrug,m. (v. d. deutfchen Krug, d. i. Schenke,
11. lat. in abysso, v. abyssus, Abgrund; in abysso
wurde ital. nabisso, daraus nabis, nobis) die
Höllenschente, Hölle, Unterwelt, deren Wirt (Höllen-
wirt) der Teufel ift. ,_
Noͤbody, m. engl. (ſpr. nobodt; v. no, nicht, u. body,
Leib, Berfon) niemand; eine unbedeutende Berfon,
eın Unbefannter.
Noctambülus, m. nl. (vom lat. nox, Sen. noctis,
Nacht, u. ambuläre, wandeln) ein Nachtwandler,
val. Somnambüle; Noctambulation, f. und
Noctambulismus, m. das Nachtwandeln, die
Nachtwandelei; Noctüa, f. die Nachteule; Noc—
türnus, m. (nämf. cantus, v. [. noctürnus, nädt-
lich), pl. Nocturnen, ein Nachtgeſang in Klöftern;
Nocturlabinm,n. nl. ein Gradbogen zurMeffung
ver Polarſternhöhe.
Nodus, m., pl. Nodi, lat. Heilf. ein Knoten, eine
harte Geſchwulſt an den Gelenken u. Flechſen 2c.,
eine Beule; nodus gordiuss f. gordifcher Kno—
ten; nodum in seirpo quaeröre, I. Spriv. wörtl.
einen Knoten in einer Binje fuchen, d. i. Schwie-
rigfeiten fuchen od. finden, 100 feine find, oder ſich
grundlofe Bedentlichkeiten machen (weil die Binfen
feine Knoten haben); nodi articuläres, pl. Ge—
lenffnoten, Gichtfnoten; Nodulus, m. eigentl. ein
Rnötchen; ein Sädchen mit Heilmitteln, deren Kraft
in Wein oder andere Flüſſigkeiten übergehen joll;
nodõs (I. nödösus) od. nodos, Enotig, verwidelt,
verichlungen; Nodoſitäten, pl. (v. ſpätl. nodosi-
tas, Knotigkeit) inotige Beulen.
Moel, m. fr. (v. I. natälis, sc. dies, d. i. der Ge—
burt3tag Ehrifti) das Weihnachtsfeit; auch ein
Weihnachtslied, Lied auf die Geburt Chriſti; auch
ein Ausruf der Freude: Suchhei!
Nocme,n. gr. (v. noein, wahrnehmen, denken, von
noos, —— Geiſt) das Gedachte, der Gedanke;
Noẽſis, f. das Denken.
Nogging-Moment, n. engl.-lat. (von engl. nog,
Holznagel, Fußbolzen, Holzblod, Riegel, to nog,
mit einem Holznagel befejtigen) Aufbuchtungs-
vermögen, Aufbuchtungswucht (beim Schiffbau).
noir, fr. (fpr. nodhr; v. I. niger, ſchwarz; aud) als
Sachwort: dad Schwarz, die Schwärze; bei. für
vin noir, duntelroter Wein aus der Gegend von
Blois, zum Färben anderer Weine gebraucht; noir
d’Allemagne, n. (fpr. — dall’'mdnj') eig. deutſches
Schwarz, Frankfurter Kupferdruckſchwärze; n. de
cerf (jpr. — Bähr), ein Hirſchhornſchwarz. Bein-
ichwarz; n. de terre (pr. — tähr), Erdſchwarz.
N10j08, it. (nojoso, von noja, Verdruß, Ekel; vg!.
Ennui) langweilig, verdrießlich.
Noleggio, ſ. Nolis.
nolens volens, l. (von nolle, nicht wollen, u. velle.
Nolis
vollen) wollend od. nicht wollend, man mag wollen
od. nicht, noli me tangöre, wörtl. wolle nicht mic
berühren, d. i. hüte dich, mich zu berühren! greif
mich nicht an! Benennung verschiedener Fühl- od.
Sinnpflanzen (f. Mimofe), und des gemeinen
Springfrauts; ein offenes Frebsartiges Geſchwür;
der Tremulant an der Orgel; Daritellung der
Szene, da Ehriftus aus dem Grabe fteigt und zu
Magdalena jagt: Rühre mich nicht an; über-
haupt: ein Punkt, der nicht berührt werden darf.
Nolis. Noliffement, n. fr. (pr. — mäng; uripr.
naulis 2c., auch naulage, dv. gr. nanlon, Frachtgeld,
von naus, Schiff), it. nolo u. noleggio, n. (ſpr.
noledſcho) die Mietung oder Befrachtung eines
Rauffabrteiichiffes, bei. in den ital. Handelsſtädten
des Mittelländiichen Meeres; noltiieren (fr. no-
liser), ein Schiff mieten.
Noma, f., unr. n. gr. (nomẽ, eig. Weide, v. nemein,
weiden, auch um fich frefien) Heilf. ein um ſich
freffendes Geſchwür, Waſſerkrebs; noma herpe-
tieum, ein Flechtengeſchwür; Nomdden, pl. (gr.
Nomädes, vd. nomäs, Sen. nomädos, weidend um—
herichweifend) Hirten- od. Wandervölfer; nomd=
diſch, Herumziehend, heimatlos; nomadiſieren,
ul.-gr. umberziehen.
Nomantie, f. barb.-gr. (vgl. Mantif) Namen-
Wahrjagerei, Prophezeiung aus Namen-Bud)-
ſtaben. ſmos J.
Nomaͤrch, Nomardie, Nomen, pl. gr., |. No—
nom de guerre, m. fr. (jpr. nong d’ gähr’) eig.
Kriegsname, wie ihn angeworbene Soldaten oft
annahmen; falicher Name,
Nomen, n., pl. Nomina, I. dev Name, die Benen-
nung; nomen est omen, der Name iſt eine Vor-
bedeutung, d. i.im Namen liegt oft cine hohe Be-
deutung; nomen et omen (vgl. Omen), Name
und dejjen Bedeutung zugleich, oder der Name mit
der Tat, 3. B. Bäder, Müller, Fleifcher 2c. dem
Namen und zugleich dem Gefchäfte nach; nomen
nescio, den Kamen weiß ich nicht, od. unbekannten
Namens; in nomine, in Namen; in nomine
Dei, Domini od. Jesu, in Gottes, des Herrn od.
Sefu Namen; ji. n. principis, im Namen des
Fürften; i. n. sanctae trinitätis, im Namen der
heil. Dreieinigfeit; nomine mandatario, |.Man-
datarius; Spradl. Nomen, ein Nennwort, wo—
bin die Haupt- und Beimörter oder nomina sub-
stantiva und adjectiva gehören, ſ. Subftantiv
u. Adjektiv; nomen appellativum, n.,j.Apel-
lativum; n. collectivum oder Kolleftip, n. ein
Sammelwort, Sammelname, Mengename, Biel-
heit3wort, 3.8. Bolf, Heer, Vieh 2c., n. gentile,
ein Volksname, z.B. ein Deuticher, Engländer ꝛc.;
n. materiale, ein Stoffname, 3.8. Waifer, Stein,
Eifen 2c.; n.patronymieum, der Vatername, von
Bater hergenommener Beiname einer Perſon; n.
roprium, cin Eigenname, Yandes-, Orts- oder
I onen-Name 2c.; im Nechnungswefen: nomen,
eine Geldpojt, Schufldpoft, Schuld; nomina sunt
odiosa, ſ. unter odiös; Nomenflätor, m. ein
Namennenner, Namenzeiger, Namenbuch; Nomen:
tlatũr, f. (I. nomenclatũra) die Benennung, das
Namenverzeichnis, die Namenkunde; nominäl od.
nominel (1. nominälis), den Namen betreffend;
dem Namen nad. anaeblih; Nominäl-Betrag,
m. Nennbetrag; N,-Definition, f. eine Namen-
od. Worterflärung, entg.Real-Def.; N.=Diftinf-
tion, f. die Wortunterfheidung; N.-Katalog, m.
Verzeichnis von Büchern in alphaberiicher Reihen-
folge der Namen der Verfafier; N.-Wert, m. der
non 579
Nennwert einer Münze, eines Staat3papiers,
einer Aktie uſp, entg. Neal-Wert; Nomina—
lüften, pl. ııl. Namengläubige, diejenigen Scho—
laitifer des Mittelalters, welche behaupteten, die
allgemeinen Begriffe der Dinge feien blog Wör—
ter oder Namen entg. den Realiſten, ſ. d.; No—
minalismns, m. die Lehre der Nominaliften; no-
minatim, l. namentlich; nominieren (l. nomi-
näre), nennen, benennen, ernennen (auh denomi-
nieren): Nominät(us), m. Genannter, Benann-
ter, Ernannter; Nominativus, ſ. Kaſus; No—
mination,f.(l.nominatio)Benennung, Ernennung
(Denomination); nominatio auctöris, Rſpr.
Angabe des Urhebers einer Tatfahe; Nomine-
tören, pl.(l. nominatores) Rfpr. Berjonen, welche
für einen Bormundlofen bei der Obrigkeit einen
Mann zum Vormunde in Vorichlag bringen (no-
minant) und für denfelben einjtehen müffen.
Nomos, 1, m. gr. (nomös, eig. Weideplag, Wohn-
jiß 2c., von nemein, weiden) ein Landesgebiet, Be-
zirk, bef. im alten Agypten, pl. Nomen; Nomardh,
m. ein Gaugraf, Zandvogt, Statthalter; Nomar—
hie, f. die Landvogtei.
Momos 2., m. gr. (nömos, eig. das Zugeteilte, v.
nemein, verteilen, zuteilen)&ebrauch, Herfommen,
Sitte, Gejeß; Tonf. — Tonart, Sabmeije; bei.
eine eigentümliche uralte Ton- und Geſangweiſe
ohne Gegenftrophe und Wiederholung, einer Gott-
heit zu Ehren angeitimmt; daher noͤmiſch, dieſer
Tonweiſe gemäß; Nomodiddft(gs), m. ein Ge-
jegfundiger; Momogrdph, m. ein a aa
Geſetzſammler; Nomographie, f. die jchriftliche
Geſeßgebung; Nomokänon, m. Staat3- u. Kirchen-
gefeg-Sammlung, das in der griech. Kirche gang»
bare Handbuch des Kirchenrecht3, von Bhotius um
883; Nomokratie, f. od. nomokraͤtiſche Regie⸗
rung, eine Gejegherrichaft, Verfaſſung, wo das
Geſetz herrfcht, wie bei den alten Israeliten; No—
mologie, f. die Gejeßgebefunit; Nomomdden,
pl. Anfechter der Geſetze; Nonomadie, f. die Ge—
ſetzanfechtung; Romophylax, m. ein Gejegwächter,
Geſetzbewahrer oder Wächter über die Aufrecht-
haltung der Geſetze; Nomoteletif, f. eig die Ge-
jeghaltungs- oder Erfüllungslehre, Kirchenzudt;
Nomotheſie, f. die Sejesgebung, das gegebene
Geſetz; Nomothet, m. (gr.nomothötes) ein Gefeß-
geber; Nomotheétik, £.die Geſetzgebung, auch Die Ge—
Nompareille, j. Yonpareille. [jeßgebungskunit.
non, [. (pr. nön), fr. non (fpr.nong), nicht, nein;
non avenu, non liquet und andere nicht aufge-
führte Berbindungen j. unter dem Folgewort.
None, j. None; Nonagenarius, m. |. (v. nona-
ginta, neunzig) ein Neunzigjähriger; Nonagium,
n. ml. (vd. l. nonus, a, um, der 2c. neunte) ein Neun—
tel, der 9. Giüterteil, welchen Geiftliche im Mittel-
alter für milde Stiftungen in Anfpruc nahmen;
Nonagön, n. L-gr. das Neuned; Nonandrig,
pl. L.-gr. neunmännige Pflanzen, mit 9 Staub-
fäden der männlichen Blüten, r.gr.Enneandria;
nendndriil, neunmännig.
non bis in idem, I. nicht zweimal in dasſelbe, d. i.
man fann nicht zweimal genau in denjelben Zu—
itand fommen, ein Lehrſatz des griech. Philoſophen
Heraklit; juriftifch: man kann nicht zweimal für
dasjelbe Bergehen bejtraft werden.
noncdhalant, fr. (pr. nongſchaläng; v. vlt. chaloir,
it. calere, fih um etwas fiimmern od. danach fra-
gen) nachläffig, unachtſam; Nonchalance, f. (pr.
—[dängß’) die Nachläffigfeit; Saumjeligfeit.
non cuivis (homini) contingit adire Corin-
57?
580 None
thuni, I. nicht jedem (Menjchen) gelingt es, nad)
Korinth zu kommen, d. i. nicht jeder hat Glück.
None,f. (v. I. nonus, a, um, der 2c. neunte) Tonk.
der Neunte Ton vom Grundton; in den Klöſtern
(nona sc. hora) die neunte Tagesſtunde, um 3 Uhr
nachmittags, die fünfte der Fanonifchen Stunden
(j. horae canonicae), und der Gejang zu diejer
Stunde; Nondtte 0d. Nondtt, n. it. ein Tonſtück
für 9 Stimmen; Nonen, pl. I. (nonae; jo genannt,
weil fie jedesmal der neunte Tag vor den Idus
waren, dieſe mit eingeichloffen)im altröm. Kalender
der 5. Tag in allen Monaten, außer März, Mai,
Sulius und Oktober, wo es der 7. it; Nonen=
Attord, m. ein Fünfklang von Grundton, Terz,
Quinte, Septime und None.
Nonens oder non-ens, n. nl. ein Unding, Nichts,
ein Ding, welches weder ilt, noch ſein kann; non
6ntis nulla sunt praedicäta, das Nichtjeiende
bat feine Merkmale; Nonentität, £. barb.-I. das
Nichtfein oder Nichtsfein.
Nonett ober Nonetto, ſ. unter None.
Noneriftenz, f. nl. (vgl. exiſtieren 2c.) das Nicht-
dajein, die Nichtmwirklichkeit.
non ex quovis ligno fit Mercurius, I. nicht aus
jedem Klotze läßt fich ein Merkur ſchnitzen, d. i.
nicht jeder kann ein Gelehrter werden.
Nonidi, |. unter Dekade.
Nonius, m. auch Vernier (fpr. vernjeh) genanni,
Mept. der Gradteiler, Kleinteiler, ein neben dem
Hauptmaßitabe angebracdhter verichiebbarer klei—
nerer Maßſtab, um die Grade des Bogens in fehr
Heine Teile zu teilen, deſſen Erfinder Beter Ber-
nier(1631), nicht aber Peter Nonius od. Nu-
ãez (geit. 1577) ijt, obgleich er gewöhnlich nach
Fr genannt wird.
Nonkonformiſten, |. Diijenters.
nou multa, sed multum, [. nicht vielerlei, jondern
viel (fol man lernen, treiben uſw.).
Konne, f. (althochd.nunna, jpätl. u. gr. nonna) eine
Kloſter⸗Jungfrau, Kloiter- oder Ordensfrau; aud)
eine Bogelgattung, zu den Bapageifinten (Tangara)
gehörig; Kame eines Nachtjchmetterlings (Liparis
monacha,Ocneria monacha),dejjenRaupeFichten-
u. Rieferwälder vermilitet.
non numerända, sed ponderända argum6nta,
I. man joll die Gründe nicht zählen, fondern wägen.
Ronobftänz, f. nl. (v. l. obstantia, das Entgegen-
itehen; vgl. obitieren) die Wiedereinfegungs- oder
Wiederherſtellungs-Urkunde.
20n omnia possümus omnes, |. ſ. unt. omnis.
Nonpareille, f. fr. (ſpr. nongparej’; von pareil,
—— gleich, ähnlich, it. parecchio, Verkl. vom
. par, gleich, ml. paricülus) ohnegleichen, unver-
gleihlih; Benennung verſchiedener Dinge, die jich
durch ihre Güte auszeichnen, 3.8. eine Art ſchma—
ler, jeidener Bänder, Strohband; eine Art Kame—
lot (auch Zamparillas genannt); Heine Zuder-
förner; auch eine Gattung Buchdruderfähriften
Hleineren Grades, vgl. Xettern.
non passee, fr. (jpr. nong paſſeh, v. non, nein, u.
asser, vorbeigehen) nicht vorbeigegangen! — al3
— — im Billardipiel: n., ein Gix od. Fehlſtoß,
wenn derSpielballdiesjeit des andern ftehen bleibt,
ohne ihn getroffen zu haben.
son-plus-ultra, n. [. das Nicht-darüber-hinans
oder Nicht3-darüber, das Unübertreffliche, Höchſte.
non pössümus, l. ſ. unter posse,
aon qua itur, sed qua edndum est, I. nicht
wohin man geht, fondern wohin man gehen muß,
d. i. nicht auf dent gemeinen, fondern auf den
|
— —
Norm
rechten Wege muß man gehen; non quam diu,
sed quaın bene vixöris, refert, e3 fommt nicht
darauf an, wie lange, fondern wie qut od. tugend-
baft man gelebt hat; non scholae, sed vitae
discöndum est cder discimus, nicht bloß für die
Schule, jondern für das Leben muß man lernen.
Nönfens, m. nl. (non-sensus, v. sensus, der Sinn;
fr. nonsens,engl.nonsense) Unfinn, dummesgeug,
leerer Wortihwall; nonjenjitdlifch (engl. non-
sensical), unfinnig, unveritändlic.
nonum premätur in annum, |. (vgl. None) es
werde (die Schrift, das Buch) bis zum neunten
Jahre od. neun Jahre lang verſchloſſen; man eile
nicht mit der Bekanntmachung eines Schriftwerkes.
non-usus, m. nl. (vgl. Uſus) Kor. der Nichtgebrauch
eines Rechtes.
Nonvaleur, £. fr. (ſpr. nongwalöhr; vgl. Valeur)
der Unwert, mangelnde Ertrag; der unſichere Aus—
ſtand oder Rückſtand von Pachten, Zinſen ꝛc., Aktie
ohne Ertrag, wertloſes Stück.
non volat in buccas tuas assa colümha, l. es
fliegt dir feine gebratene Taube in den Mund.
Noodhirie, f. gr. (fpr. no-0—; dv. n60s, zgez. nüs,
Beritand, und cheir, Hand) der gewaltiame Aır-
riff auf jemands Geiftesfräfte, daS an dem See—
enleben eines andern geübte Verbrechen; Noo—
gonie, f. die Kenntnis oder Xehre von Erzeugung
der Begriffe; Noologre, f. die Lehre von den rei-
nen Vernunftbegriffen; Noologiſt, m. ein An—
hänger derjelben; Nooſterẽfis, L. eilt. die Ent-
ziehung des Bewußtjeins durch betäubende Mittel.
opal, m. (merifan.Kopalli)die Kochenille-Fadel-
diſtel (Opuntia coccinellifera) im tropischen Ame-
rika, auf deren dien eirunden Blättern die Rocher
nille⸗Schildlaus lebt; vgl. Opuntie; Mopalerie,
f. Anpflanzung diefer Pflanze zum Zwecke der
Kochenillezucht, namentlid) in Merito, Madeira
ufw.; Nopalin, n. ein roter Färbejtoff.
No:-Popery, engl. (ſpr. no-pöhperi) fein Papſttum,
das Loſungswort der Epiffopalen (f. d.) gegen
jedes Auffommen der päpitlihen Gewalt in Eng-
and.
Noppe, f. (niederd. nobbe, nubbe, holl. nop, veriv.
mit Knobbe, Knubbe, Knopf ze.) die Tuchflode, das
Wollknötchen; aud) die Majchen des Samtgemebes,
welche aufgejchnitten das Haar des Samts dar-
jtellen; noppen, Tuch von Wollfnötchen durch Ab⸗
zwicken derjelben reinigen, abzupfen; Noppzange,
Zupfzange, Wederzange.
Nordfaper, m. (fo genannt, weil er um das Nord»
fap, das nördlichjte Vorgebirge Europas, lebt) der
en Eiswalfiih, auch Delphin; Words
ol, 1. Bol.
— f. ſpan. (port. nora, altſpan. anoria, vom
arab. nä’urah, al-nä’urah, fo genannt von dent
Raut, den fte hervorbringt, v. na’ara, ſchnauben,
den Atem heftig durch die Naſe ausitoßen) ein Bes
twäfferungsbrunnen, ein Schöpfrad zur Bewäſſe—
tung der Zelder in Spanien.
Norki, pl. ruſſ. (vgl. nörnik, ein junger Fuchs, der
noch in der Höhle, norä, Verkl. norka, bleibt, und
nörka, eine Heine Fischotter, Sumpfotter) das Pelz-
twerf von jungen Füchſen.
Norm, f. 1. (norma) das Richtmaß, die Regel, Richt⸗
ſchnur, Grundlage, Borichrift, Maßſtab, leitender
Grundſatz, Mujterbeifpiel; bei Buchdruckern der
abgefürzte Titel eines Buchs, auf der eriten Seite
jedes Bogend, gem. verderbt „der Wurm’; ad
normam, nach der Vorſchrift oder Richtſchnur;
ttormäl (I. normälis, e), vorfchriftgmäßig, regel»
S
Normannen
recht, muſterhaft; Meßk. winkelrecht; Normal—
Arbeitstag, geſetzlich feſtgeſetzte tägliche Arbeits—
zeit, z. B. in Oſterreich und der Schweiz 11 Stun
den; N.⸗-Bahn, vollfpurige Bahn, Hauptbahn;
N.-Beivannung, f. Boitd. LEHE
N.⸗Eichungskommiſſion, dieOberbehörde,welche
im Deutihen Neiche (Bayern ausgenommen) die
Eihung der Maße und Gewichte zu überwachen
hat; Rormaletat, m. Beſoldungsplan; N.-Ge⸗
leis, n. volljpuriges Geleis; N.-&efhwindig-
feit, mittlere Geihwindigfeit einer Maſchine; N,=
Gewicht, n. Muftergewicht, genau abgemefjene
Gewichte, welche von den Behörden aufbewahrt
und nad) welchen alle übrigen Gewichte abgemefjen
werden; R.-Jahr, n. maßgebendes Jahr, Muiter-
jahr; das Jahr 1624, weil in dem mweitfäl. Frieden
(1648) ausgemacht wurde, daß diejenige Religion,
welche zu Unfang jenes Jahres in einem Lande
die herrichende war, e3 auch bleiben ſolle; Nor—
malterze, Beleuchtungseinheit, Einheitsferze;
Ladungsſatz, m. Poitd. Regelladungsſatz; W.e
Dia, n. vorgeichriebenes Ma$, Grundmaß; N,=
Probe, f. Regelprobe; N.=-®rofil, n. Umgren-
ungslinie, vorgefchriebenerQuerjchnitt; Lademaß,
icht- oder Freiraum (bei der Eifenbahn); W.=
Necht, n. Naturrecht, Bernunftredt; N.-Schule,
f. Muſterſchule; Schule alter Organifation (im Ge—
geniagzurReformichule), z.B. Normalgymnafium;
N.-⸗Spur, Volfpur, volle regelmäßige Weite des
Schienenweges von 1,435 m(Gegen. Schmaljpur u.
Übernormal- od. Weitſpur); W.=Ton, m. Tonk der
Stimmton a; W.-Tonleiter, f. die ®rundtonleiter
Odur:R.=Zeihnung, f.Mufterzeihnung;normals
mäßig, vorichriftsmäßig, regelrecht; Normäle, k.
höhere Srößent. die Senkrechte, Winfelrechte, das int
Berührungspunkt aufder Tangente errichtete u. bis
zur Abſeiſſenlinie verlängerte Xot für jenen Punkt
der krummen Linie; Normalien, pl. Örundfor-
men, Mufterzeihnungen, Weujtervorlagen; Mor
malıtät, f. nl. Borihriftsmäßigkeit, regelrechte,
voriehriftsmäßige Beichaffenheit, z.B.vollfommener
Gefundheitszuftand u. Körperbau; Normal-Tuge,
pl. Peru der fathol. Kirche, an denen öffent—
tiche Quftbarkeiten unterjagt ſind; N.⸗Zeit, ein-
Heitlihe Eifenbahnzeit, Einheit3zeit; normatip,
nl. regelnd, zur Regel oder Richtſchnur dienend;
Normativnbeitimmungen, Srundbeitimmüungen;
nermieren, ipätl. (normäre) eig. nad) dem Grund-
maß regeln; anordnen, vorschreiben, regeln; Nor—
mierung, f. Seititellung, ——
Nörmannen od. Normänner, pl. (d. i. Nordmän⸗
ner)die germaniſchen Bewohner Norwegens, Schwe⸗
dens u.derſtandinaviſchen Halbinſel im Mittelalter,
die große Seefahrten und Eroberungszüge machten.
normatĩiv, normieren, ſ. unter Norm.
ornen, pl. altnord. (norn, pl. norner) Fabell. die
drei Göttinnen der Zeit und des Schickſals. Gie
heißen: Urdhr, d.i. das Geweſene oder die Ver-
gangenheit, Berdhandi, d. i. das Seiende od. die
Segenmwart, Sfuld, das Künftige od. die Zukunft.
Nörz od. Herz, m. poln. Heine Sumpfotter aus der
Yamilie der Marder (Mustöla lutreöla) mit wert-
vollem, dem Zobel faft gleich geſchätztem Pelz.
Rofairen, ſ. Unjarier.
Donce te [psum, l. lerne dich felbit fennen!
Nofeän, m. ein nad) Dr. Noſe benanntes, aus Tiefel-
ſaurem Natron, fiefelfaurer Tonerde u. fchwefel-
jaurem Natron beftehendes Mineral.
Rofelie, f. gr. (noseleia, v.nösos, f. Krankheit) Heiff.
Kräntlichteit, Siechtum; auch Krankenpflege und
-
.-
|
Notarins 581
Arzenei; Noſogente od.Nofogonie, f. Entitehung
der Rrantheit, Kranfheitserzeugung; Nofogeos
araphie, f. Darftellung der geostapbiigen oder
Fimarifchen Verbreitung der Krankheiten: Noſo—
graphie, f. Krankheitsbeſchreibung: Rofograp
m. ein Sirantheitäbeichreiber; Noſokomie, f. die
Krankenpflege; Noſoloͤg, m. = Patholog, ſ. d.;
Noſologie, f. = Pathologie; nofolögiih, =
pathologiſch; Noſonomie, f. die Lehre von den
Krankheitsgeſetzen.
Nos Folöni non cüramus quantitätem syllä-
barum, nl. Sprw. Wir Polen kümmern ung nicht
um den Zeitwert der Silben; es wäre zu leſen:
Nos Polöni non curämus quantitätem sylla-
barum.
Noſſa, £. nord. Fabell. die Göttin der Vortrefflich-
keit und Anmut; daher Noſſen, pl. die koſtbarſten
Kleinodien.
Noffairier, — Nofairen, ſ. Anjarier.
Noften, pl. gr. nöstoi, v. sing. nöstos, m. Heim-
kehr, Seiicfehr Niücreif en, griech. epiſche Dichtungen,
welche die Rückfahrten der griech. Helden von Troja
erzählten, wie die Odyſſee; Noftalpie u. Nofto:
manie, f. gr. da3 Heimweh, vie fchwermütige
Sehnfuht nad) der Heimat; noſtälgiſch, das
Heimmeh betreffend oder davon herrührend.
Noſtoe od. Noftoch, f. fr. Schleimling, Zitteralge,
Sternſchnuppe, eine Pflanzengattung aus der Ya-
milie der Gallertalgen; Nostoe commnne, der
gemeine Schleimling.
Nofträt, m., pl. Nofträten, I. (nostras, pl. no-
Strates, v. noster, Nostra, nostrum, unfer:c.)einer
von den Unferigen, ein Landsmann; noftrifigies
ren, nl. zum Unjerigen machen; auch einheimiſch
maden, einbürgern; Moftrififstton, f. die Ein-
bürgerung, Erteilung der Rechte eines Einhei—
mijchen.
Nota oder Note, f. (.(nöta, pl. notae) ein Zeichen,
Kennzeichen, Erinnerung3- od. Merkzeichen, Merk—
mal; eine jhriftliche Anzeige, Bemerkung, Anmer⸗
fung zur Erflärung od. Erläuterung einer Stelle;
bei Kaͤufl. kurze Rechnung, Kaufanzeige über emp-
fangene Waren; ein Schein, eine Berfchreibung,
Se Banknote; ein gefandtichaftl. (diplomatiſches)
chreiben, eine Meldung, Erklärung u. dgl. ent-
haltend; Tonk. Tonzeichen, aud) der Ton jelbit;
nota bu6na, it. gute Note, u. n. cattiva, ſchlechte
Note, von welchen jene auf den guten, diefe auf
den fchlechten Taftteil fällt; n. caratteristica,
der Ton, aus welchem ein Mufifftüd acht; Noten,
pl. = Mufilalien,f. d.; Prima-Nota, Örund-
buch; Notenplan, m. die 5 Linien zu den Noten;
die Tonleiter; interiöris notae, I. von vorziig-
licher Güte, von befter Art (urfpr. bei Horaz vom
Weine gebraucht); etwas ad notam nehmen, es
ſich merken, anmerken, gem. hinter Ohr ichreiben;
eum notis, mit Anmerfungen; cum notis va-
riorum, mit Anmerkungen von Berfchiedenen.
nota bene, notabel zc., ſ. unter notieren. |
Not: Hdreife, £. Nebenadrefie, die auf einem Wechfel
beigefiigte Adrefje eines Handlungshaufes, das für
den Fall beigefügt ift, daß der Bezogene den Wech—
fel nicht einlöft; M.⸗Adreſſant, m. der, welcher
diefe Firma beifügt; N,-Mdreffat, m. dieje beige-
fügte Firma felbft. 2
Notalgie, f. gr. (v. nötos, Nüden) Rückenſchmerz.
| Notarius, [., od. abgek. Notär, m., pl. Notarien,
urjpr. ein Gefchwindfchreiber, der mit Abfürzungen
0d. Zeichen (notae) fchreibt, dann überh. ein Schrei»
ber; jegt bef. ein Beglaubiger, der, mit landes-
582 Notat
herrlicher Genehmigung beſtellt und vereidet, das
Recht hat, gewiſſe rechtliche Handlungen in Gegen—
wart von — zu vollziehen und darüber eine
glaubwürdige Urkunde Motariats-Inſtrument,
n.) aufzunehmen; Notariät, n. ml. (notariätus)
das Amt eines Notars; Notariats-Siegel, n.das
Siegel eines Notars.
Notat, Notation, j. unter notieren.
Note, |. unter Wota.
Motel oder Noͤtul, £. (v. I. notüla, ſ. d.) ein kurzer
Auffas, Einjchränfung eines Vertrags, z. B. Ei-
de3-Notel, in einen Dienfteid eingejchobene furze
Amts-Anweifung (Inftruftion), Amtseidesformel;
Heirat3-Notel, Heiratövertrag.
notetur nomen, ſ. unter notieren.
Nothus, m. gr. (nöthos) ein unechter, unehelicher
Sohn, Bajtard; Nothia, pl. Ripr. Erbſtücke für
natürliche oder uneheliche Kinder.
notieren, [. (notäre) merken, anmerken, bemerfen,
verzeichnen, aufzeichnen, eintragen; nota bene,
merfe wohl! wohlgemerkt! ein Notabene, ein
Merkewohl, Denkzettel od. Verweis; mit einem
Notabene bezeichnen; mit einem Merfzeichen,
— einer Ohrfeige, Schmarre ꝛc. bezeichnen;
quod bene od. optime notändum, was wohl od.
beiten3 zu merfen iſt; notetur nomen, der Name
werde gemerit; notäbel (I. notabilis), bemerkens—
wert, wichtig; Notabilttät, £. nl. die Angeſehen—
heit, Anjehnlichkeit; pl. Notabilitäten oder No=
tdbeln (fr. notables), die Angefehenjten, vornehm—
jten Bürger eine Staat3 oder einer Stadt; Be-
rühmtheiten; der engere Ausſchuß der Landitände
im ebemal. Frankreich; Notät, n. (l. notätum),
Notäte, pl. (l.notäta) Bemerktes, Aufgezeichnetes,
Bemerkungen; Notate ziehen, Bemerkungen u.
Ausstellungen machen, 3. B. zu einer Rechnung;
Notation od. Notierung, f. das Anmerfen, Ver-
zeichnen, die Aufzeichnung; Tonf. das Notenfchrei-
ben; Notiſt, m. nl. ein Notenſchreiber, welcher aus
der Partitur ein Tonſtück in die verfchiedenen
Stimmen fchreibt.
notifizieren, I. (notificäre, v. notus, befannt, und
ficäre f. facere, machen, vgl. Notiz) Fund tun, be-
fannt maden, ankündigen, Nachricht geben, eröff-
nen; Rotififation, f. ml. (notificatio) auch das
Notifieetur, I. die Befanntmachung, Mitteilung
einer Nachricht, Ankündigung, Meldung, Anzeige.
Notiologie, notioloͤgiſch, gr. (von nötios, a, on,
eudht)—= Hygrologie 20; Notiometer, |. Hy—⸗
grometer.
Kotion, f.L.(notio, v. noscere, fennen lernen, er-
fennen) ein Begriff, Standesbegriff.
Notiz, f. I. (motitia, von notus, bekannt, Partiz. v.
noscere, fennen) Kenntnis, Runde, Nachricht, Mel—
Bund, Anzeige; Bemerkung, Aufzeihnung, Ver-
merk; ad notitiam, zur Nachricht; Notiz von
etwas nehmen, d. i. Erfundigung von etwas
einziehen, fich darum befiimmern, e3 jeiner Kennt—
is, Bemerfung od. Erwägung wert halten; No—
ta: Bud, n. Merfbud); W.Zettel, m. Melde—
zettel.
Kotmünzen, pl. wertloſe oder nicht vollmwichtige
Münzen, die zu Zeiten großer Geldnot geprägt
wurden, um das Geld zu erjeßen; f. auch unter
objedieren.
Notograph, m. L.-gr. der Notenjchreiber, ein von
Schmeil in Magdeburg erfundenes Werkzeug, wel-
che3 die Noten eines auf dem Klavier gefpielten
Stüdes jofort niederjchreibt.
notõöriſch, l. (notorius, eigentl. anzeigend, fund
novus
machend, v. notor, Kenner, v.noscere, kennen) all—
gemein bekannt, offenkundig; Notorietät, £. nl.
(fr. notoriete) Offenkundigfeit.
Notre Dame, f. fr. (ſpr. nott’rddm’) Unfere liebe
Frau, Benennung der Jungfrau Maria; auch der
Name der großen Kathedralficche zu Baris: Un—
ſerer lieben Frauen Kirche, Marienfirche.
Nottoͤrno, Notturne u. Notturnino, n. it. (von
l. nocturnus, nächtlich, v. nox, Gen. noctis, Nacht)
Nachtſtändchen, Nachtmuſik.
Notũüla, f. I. (Verfl. v. nota) eine kleine Bemerkung
oder Rechnung; vgl. auch Notel.
Notus, m. I. (gr. nötos) der Südwind, od. genauer
Südweftwind.
Nouet, n fr. (fpr. nueh; von nouer, knüpfen Sl.
nodäre, v. nodus, Knoten) ein Sädchen, Kräuter—
lädchen.
Nougat, n. fr. (ſpr. nugcih; v. l. nux, Gen. nucis,
Kup, weil ftatt der Mandeln ehemals Nüſſe ge-
nommen wurden) Zuckerbackwerk mit Mandeln,
Mandelfuchen.
Nönmenon, n.gr.(v. noeim, im Geifte wahrnehmen,
denken) ein Verſtandesweſen, Gedankending, über-
ſinnlicher Gegenftand, 3.8. Gott, Geift 2e.; entg-
Phänomen.
Nourrice, f. fr. (fpr. nurrihß'; vom l. nutrix, von
nutrire, fr. nourrir, ernähren) die Amme; Nour=
ricter, m. (ſpr. nurrißjeh) der Pflegevater, Mann
der Amme; Nourritüre, k. (pr. nurritühr) Nah—
rung, Unterhalt.
Noubeautés, pl. fr. (pr. nuhtwohteh, von nouvean,
nouvelle, l. novellus, Berfl. dv. novus, neu) Neuig-
feiten, be. neue Waren oder VBerkaufsgegenitände,
Modeartifel; Monvelle, £., pl- Noubellen (pr.
nuw —), Neuigkeiten, Nachrichten; auch Movellen,
ſ. d.; Noubvelliſt m. (fr. nouvelliste) ein Neuig—
keitskrämer; auch Zeitungsſchreiber.
Node, Novale, Novation 2c., |. unter novus.
Novatiäner, pl. Anhänger des römifchen Prieſters
Novatianus, welcher behauptete, die vom
Chriſtentum Abgefallenen dürften, aud) wenn fie
bußfertig zurüdiehrten, nicht wieder aufgenommen
werden, vom 3. bis in3 6. Sahrhundert.
Novelle, Novelliſt 2c., |. unter novus.
novelty, f. engl. (fpr. nömwelti), Neuheit, neuer
Handelsartifel.
Novémber, m. l. (v. novem, neun) der Wind- oder
Reifmouat, der 11. Monat (urfpr. der 9. Monat
ach den altröm. Kalender); Novéua, f. it. neun»
tägige Andacht; Novenaria, pl. (v. I. novenarius,
aug neun beftehend) neuntägige Trauer u. Gebete,
Seelenmeflen; Novendtdien, pl. it. (v. l. novem,
neun, u. dies, Tag) in Nom die neuntägige öffent»
liche Leichenfeier um einen veritorbenen Papſt;
Novenoͤte vd. Novemoͤle, f. it. Ton. ein Neun-
ling od. neun zufanımengezogene Noten, die eigent-
(ic) aus drei verbundenen Lriolen beitehen.
novus, a, um, [. neu; Novus, m. ein Neuer, Neu—
(ing; homo novus, m. im alten Non ein Empor—
fömmling, Neuadliger, der erſte in einer Jamilie,
der zu einem höheren StaatSamte gelangte; No—
vum, n. etwas Neues; Ripr. ein Tatumjtand der
nach bereits gejchl offenem Nechtsverfahren zuneuer
Verhandlung Anlaß gibt; Nova, pl. neue Dinge,
Neuigkeiten, vgl. Novitäten; de movo, von
neuem, von vorn; novum testamentum, n. das
Reue Teftament, die Schriften des Neuen Bundes;
novae fundatiönis, neuer Stiftung; novissıme,
neulich, vor kurzen; novsantit, nl. neualt, neu
nad) altertümfichem, insbe]. faffithem Geſchmack;
Nowoje Wremja
Novantiken, pl. neue Sachen in altem Geſchmack;
Koväle, n. L., oder Noval-Acker, m. Neubrud,
zum erften Male bebautes Land; N.-Zehnte, m.
Neubruch od. Rottzehnte, der Zehnte von neuan-
gebauten Grundſtücken; Novation, f. (l. novatio,
v. noväre, erneuern) Erneuerung; bef. Umwand—
fung einer Schuldverfchreibung, Aufhebung einer
bisherigen Forderung durch ausdrückliche Ein»
gehung einer neuen an der Stelle der eriteren;
Novätor, m. ein Erneuerer; Novelle, f. (it. no-
vella, vom l. novellus, Verkl. v. novus, neu), pl.
Novellen, — fr. Nouvdellen, Neuigkeiten, Zei—
tungen, neue Nachrichten; kleinere Erzählungen;
Ripr. die neuen Verordnungen oder Gejege Juſti—
nians nach Veröffentlichung des zweiten Koder, ein
Teil des Corpus juris; überhaupt Zufäße zum
Geſetzbuche; Novelldtte,f.it.(novelletta) eine Heine
Erzählung; Feine Tonſtücke von ganz freier Form,
zuerst von Robert Schumann komponiert; Novel—
(ift, m. (it. novellista) ein Novellenjchreiber; ein
Neuigfeitsliebhaber, Neuigfeitsfrämer; novel—
liftiſch, in Form einer Novelle; Novicius, |. od.
Noviz, ım., pl. Novizen, ein Neuling, Probe—
ichüler, Anfänger, Probemönch; Novize, f. eine
Anfängerin, Probenonne; Noviztät, n. nl. das
Neulings- oder Prüfungsjahr, die Probezeit in
Klöftern; Novilunium, n. ıl. Neumond; Nouvi—
tät, f. I. (novitas) die Neuheit, Neuigfeit; pl. No=
Bitäten, =Nova, Neuheiten, Neuigkeiten; Kſſpr.
friſche Ware; Buchhdl. neu herausgefommtene
Bücher.
Nowoje Wremja, f. (eig. n.) ruſſ. (von nöwüj, nen,
und wremja, Zeit) die Neuzeit, Name einer ruf-
jilchen Zeitung.
Nowoſti, pl. ruſſ. (nämwöjti; sing. nöwostj, von nö-
wüj, neu) Neuigkeiten, neue Nachrichten; Titel
ruſſiſcher geitungen.
Kor, f. I. (Gen. noctis) die Nacht; Fabell. dieNtacht-
göttin, gr. Nyx, eine Tochter des Chaos, Gattin
des Erebos.
noxa, f. I. (von nocẽre, ſchaden) Schaden, Schuld,
Berbrechen; be. Rſpr. Beſchädigung u. daher Ver—
fuft am Vermögen durd) ein an und fir fich recht»
ih nicht haftendes Weſen, 3. B. ein Tier, einen
Sklaven; Noxãl-Klage, f. Schadenklage, die Klage
auf Erjag eines ſolchen Schadens gegen den In-
haber des Bejchädigenden.
Noydde, f. fr. (v. noyer, erjäufen, prov. negar, von
[. necäre, töten, mi. ertränten) pl. Woydden, Er-
jäufungen, Berfenfungen ind Waſſer zur Zeit der
franzöfiichen Revolution.
Nozrim, pl. jüd. — Nazarener, ].d.
Nuance, k. fr. (ſpr. nüdngß’; I. gleich). nubantia,
eig. Umwölkung, von nubes, Wolfe, fr. nue) die
Scattierung, Abjtufung, Abtönung, Farbenüber-
gang; feiner Unterfchied, feine Wendung; auch ein
ejonderer Zug, z. B. im Spiele eines Schaufpie-
fer; nuancieren (fr. nuancer, ſpr. nüangß —),
abjtufen, abjchatten, Abtönung geben; auch mit
einen bejonderen Zuge ausdrüden; nuanciert,
abgeftuft; Nuancierung, f. = Nuance.
nubecüla, f. I. (ein Wöltchen, Verkl. von nubes,
Wolfe) = Nephelion, j. d.
nubil, I. (nubilis, von nub£re, heiraten) mannbar,
heiratsfähig; Nubilität, f. nl. die Mannbarteit.
nubilieren, [. (nubiläre, von nubilum, Gewölk, v.
nubes, Wolfe) wolfig machen, umwölken; nubilds
(ſpätl. nubilösus), wolfig, triibe,
nuces, pl. von nux, ſ. d.
Kneleus, m. l. (f. nuculöus, von nux, Nuß) ‚der
Numerus 583
Kern; pl. nuelei, Kerne; Nucleolithen, pl. [.-gr.
Kernfteine, eine Urt verjteinerter Seeigel.
nudus, a, um, [. nadt, bloß; nudis verbis, mit
nacten od. diirren, trocknen Worten; nude erude,
nadt und roh, ſchlechthin; nudãte, pl. (v. nudäre,
entblößen, offenbaren) offenbare, Har vorliegende
Dinge; Nudation, f. (l. nudatio) die Entblößung;
Nudität, f. (l. nuditas, pl. Nuditäten, die Nackt—
heit, Blöße; nadte Menichengeitalt, nadte Figur;
uneig. Schlüpfrigfeit, Schmuß; Nudipedälen, pl.
(v. I. nudi-pes, barfuß) Barfüßler, eine Gejellfchaft
von zunächſt mährischen Schwärmern im 16. Jahrh.
nugae, pl. I. Bofjen, Albernheiten, Geſchwätz; Nu—
aazität, f. (l. nugacitas, von nugax, pofjenhaft)
Bojjenhaftigkeit; nugatöriſch (lat. nugatorius, a,
um), läppijch, albern; Mugatorium, n. unnützes
Geſchwätz.
Nugget, m. engl. (ſpr. nögget), ein großer Klumpen
namentlich edlen Metall3; Goldforn; pl. Nuggets
= Bepiten,.d.
Nuiſance, f. engl. (ſpr. njühſäns; v. fr. nuisance,
Beſchädigung, I. nocentia, von nocere, jchaden, fr.
nuire) eine Beläftigung, öffentliches Argernis.
Nuits, m. fr. (fpr. nüih) ein feiner Burgunderwein,
von der gleichnamigen Stadt im Bezirk Beaune.
aullus, a, um, lat. (f. ne ullus, nicht ivgend einer)
fein, feine 2c.; daher: Null, f. die Sohlaiffer (0), die
ein Nichts oder die Abwefenheit einer Zahl be-
zeichnet; null und nichtig, völlig ungültig, durch—
aus nichtig; Null-Brüder, Nulläni, pl. Franzis—
faner-Mönde; N.-Punkt, m. der Anfangspunft
einer Skala bein Thermometer der Wärme oder
Kälte; daher auch: Gefrierpunft; nulla dies sine
linea, fein Tag (vergehe) ohne eine Linie oder
einen Binjeljtrich, d. i. ohne day man irgend etivas
Nüsliches getan hat! — ein Wahljpruch des Ma-
lers Apelles; nulla ratiöne, auf feine Weife;
nulla regüla sine exceptiöne, ſ. unter Regel;
nullius mome£nti, von feiner Bedeutung; Nulli—
biſten, pl. (v. jpätl. nullibi, nirgendivo) diejenigen
Spiritualiften (ſ. d.) welche behaupten, daß der
Geiſt als ein unkörperliches Weſen nicht in einem
Raume exiſtieren könne, entg. Holomerianer;
nullen, Bergb. den Bergleuten die angeblich nicht
gehörig gefüllten Kohlen- oder Erz-Karren für
nicht3 rechnen, alſo am Lohne kürzen; nullifizie—
ren (ſpätl. nullificare), zunichte machen, aufheben;
geringihäßen: Nullifikation, £. nl. die Nichtig-
machung, Aufhebung; bejonders in Nordamerifa
da3 Beitreben der Partei der Nullifiers (pr.
nöllifeiers), Nichtigfeit3erklärer, die Verbindung
mit den füdlichen Staaten aufzuheben; Nulliſſi—
mo, n, nl. im l'Hombre der Fall, wenn man feinen
einzigen Stid) machen darf; Nullität, f. (mi. nul-
litas) Nichtigfeit, Ungültigfeit; Nullitüts-Klage,
f. Ripr. Nichtigfeitstlage od. Klage auf Ungültig-
feit; N.⸗Shſtem, n. eine eigentiimliche Xehre von
den rechtlichen Hilfsmitteln gegen ein nachteiliges
Tejtament; Nulfpant, m. derjenige Schiffsipant
(d. i. Rippe des Schiffsförpers, die vom Kiel nad)
dem Deck geht und die Ausbuchtung des Schiffes
bewirkt), der am weiteſten ausgebuchtet ijt.
Number, engl. (ipr. nömb’r), ſ. Hanf.
Numerus, m. (pl. num&ri)!. die Zahl, Ziffer, Num-
mer; aud Anzahl, Menge; Redek. der redneriſche
Wohlklang, das Ebenmaß, vgl. Rhythmus; uu—
mero, der Zahl oder Ziffer nach; sub numero,
unter der Zahl oder Nummer, 3. B. sub numero
1.2. 3 ıe. unter 1.2. 3 2c.; al numero, it. der
Zahl nad) (verjch. al marco, al peso); numerus
584 Numismatik
rotuͤndus. [. eine runde Zahl, die ſich leicht mer-
fen oder teilen läßt; Numert, pl. eig. die Zahlen,
das vierte Buch Moſis, weil darin die Volks—
zählung der Ssraeliten enthalten ift; Numeräle
(sc. nomen), n., pl. Numeralia, Spradl. die
Zahlwörter; numerär, nl. der Zahl nad, 3. B.
numerärer ®ert, der Zahl- oder Zählwert;
numerifch, der Zahl nach, zahlenmäßig; nume—
riihes Berhältnis, ein Zahlenverhältnis; nu—
meros (lat. numerösus), zahlreich, häufig; wohl⸗
flingend, ebenmäßig (rhythmiſch); Numeroſi⸗
ti ,f. (ſpätl. numerositas) Die große Anzahl,
Menge; der rhythmiſche Wohllaut der Rede; nu=
merieren (I. numeräre), zählen; mit Ziffern oder
BZahlzeichen bezeichnen, beziffern; Kfſpr. Waren-
preife durch Buchſtaben oder andere (nur dem Ver-
fäufer befannte) Zeichen auf den Waren bemerfen;
Numeration, f. (I. numeratio) Rechen. die Zäh-
lung, das Zahlenausfprehen; die Bezifferung;
Kumerativum,n. =Numerale; Numerätor,
m. Recent. der Zähler eines Bruches; numero⸗
tieven (fr. numéroter), mit Ziffern bezeichnen,
beziffern (bei. die Yeinheit3grade verjchiedener
Seipinite).
Numismaͤtit, f. (von gr. nömisma, [. numisma,n.
und numus oder nummus, m. Minze) die Münz-
funde; Numisımatifer, m. ein Mimzfundiger;
numismdtiih, minztundlih; NRumismato⸗
graph, m. ein Münzbeichreiber; Numismates
graphte, T. die Münzbeichreibung; numismate-
erdphiih, miünzbeichreibend; nummäriſch (I.
nummarius oder numarius), das Geld betreffend
oder dazu gehörig; Mumophylacium, n. l.-gr.
eine Münzjammlung; Aummmlarius, m. l. ein
Geldwechſler; Nummuliten, pl. nl. Pfennig od.
Linjenjteine, = Phaciten.
Nundinae, Nundinen, pl. lat. im alten Rom die
auf jeden 9. Tag fallenden Marfttage.
nunfupieren, I. (nuncupäre, entjt. aus nomine
capẽre, bei vem Namen nehmen) namhaft machen,
in rechtlicher Form erklären; nuncupäta volün-
tas, f. Rſpr. die beftinnmte oder bejiimmt aus—
oeiprochene Willenserklärung; Nunkupation, f.
(nuncupatio) die Ernennung, feierliche Erflärung
zum Erben; nunfupativ, nl. nad; mündlicher Er-
tlärung; Nunkupatĩb, n. (testamentum nuncu-
pativum) eine mündliche letztwillige Verordnung.
Nunguam retrörsum! [. Niemals zurüd! (Wahl-
ſprüch des Cicero).
Nuntius, ſ. Nunzius; Nuphar, ſ. Nenuph —.
Nunzius od. Nuntius, m. l.ein Bote, Geſandter,
Botichafter, bei. des Japftes (daher auch nuntius
apostolicus genannt); nmuntli terrestres, pl.
barb.sl. Zandboten, ehemalige Landesabgeordnete
in Bolen; nunziieren (l. nunciäre), verfündigen,
melden 2c.; Nunziaͤnt, m. (nuncians) der Un-
zeiger, bei. Ripr. wer gegen feinen Nachbar mit
dem Berbot einer Neuerung an defjen Grundſtücke
gerichtlich oder außergerihtiic auftritt; Nunziãt,
m. (nunciätus) der Angezeigte, dem verboten wird;
Nunziation, f. (nunciatin) die ——
Anzeige; Nunziatũr oder Nuntiatũr, f. nl. Ge⸗
ſandtſchaft, Botfchaft, Amt u. Würde eines päpft-
lihen Gejandten; Nunzium oder Nuntium, n.
Bericht, Botichaft.
Nupta, f. l. (von nub£re, heiraten) die Berehelichte,
Verheiratete; nuptiae, pl. die Hochzeit, Ehe;
nuptiäf (lat. nuptiälis, e), hochzeitlich, bräutlic);
Nupturiéènten, pl. (v. l nupturire, heiraten wol-
ien) Brautleute.
Nymphe
Nuraͤgen oder Nuraͤghen, pl. in Sardinien alte
3
tegelförmige Grabhügel (Steinbauten) aus vor-
römiſcher Zeit.
Nurse, f. engl. (fpr. nörh), Amme, Kinderfrau;
nursery-governess, f. engl. (fpr. nörkeri-gö-
werneß; von nursery, Kinderjtube), Erzieherin fir
feine Kinder.
Nutation, |. unter nutus.
nutrieren, [. (nutrire) ernähren; Nutrientia, pl.
-Nutritivfrait,
Nährftoffe; Mutriment, n. (l. nutrimentum) die
Nahrung, das Nahrungsmittel; Nutrition, f.
nl. die — — nutritis, nährend, nahrhaft;
. die Nährkraft; NRutritor, m.,
pl. Autritören, Ernährer, Pfleger, Firforger
von Schulen und Univerfitäten; Nütrix, f. die
Amme; Nutrikation, f. (I. nutricatio) das Säu-
gen, Nähren.
nutus, m. [. (von ungebräuchl. nuere, winken; vgl.
innuieren) der Winf; ad nutum, auf den Win;
Nutaätion, f. (I.nutatYo, v. nutäre, niden, winfen)
dag Niden, Winfen; das Schwanfen; Sternf. die
duch Anziehung des Mondes bewirkte periodische
Schwanfung der Erdachſe gegen die Himmelgpole;
dag Hinneigen der Pflanzen zur Sonne.
naxy f. I. (Gen. nucis) die Nuß; pl. nuces, Nüffe
in nuce, eig. in einer Nuß zujammengedrängt, im
feinen; nux vomica, die Brehnuß, fogenannte
Krähenaugen, Erbrechen erregende, den Ratten u.
Mäufen giftige Fruchtferne eines oſtindiſchen Bau—
mes (Strychnos nux vomica L.).
Nyktalopfe, f. gr. (v.nyx, Gen nyktös, die Nacht)
das Nachtiehen, die Tagblimdheit (eine Augenkrank—
Heit); Nyktalöps od. fr. Ryftaldpe, m. ein Tag-
blinder, der bei Nacht befjer jieht, als bei Tage;
entg. Hemeralopg; Myftegerfie, f. das Nacht⸗
wachen; das Auffahren aus dem Schlafe; Nykto⸗
batejis od. Nyttobatie, f. Heil. das Nachtwan—
deln; Nyftogrdph, m. ein Nachtichreiber, Werk—
yeua zum Schreiben im Dunkeln; Ruttanrandir,
? ae One Nyktophüten, pl. Nadıt-
gemwächfe.
Nymphe, f., pl. —en, gr. (nymphe, urjpr. überh.
junge Frau, Mädchen) Fabell. Unter- oder Halb-
göttinnen, welche die Naturgegenjtände beherrichen
und befeelen, von denen fte ihre Namen führen,
al3: Aulonidden, Talnymphen; Oredven,
Bergnymphen; Leimonidden, Wiefennymphen;
Limndden, Sumpf, See- und Teichnymphen;
Napäen, Tal- u. Hainnymphen; Nereiden u.
Ozeaniden, Wafler- u. Meernymphen; Najd-
den u. Botamtden, Duell- u. Flußnymphen;
Drydden u. Hamadrydden, Baum- u. Wald-
nymphen; ein fchlanfgewachjenes, leichtfüßiges,
anmutiges Wefen; Naturbeichr. Injekten-Buppen;
auch die Wafferjungfer; Nymphen (nymphae), pl.
Heilf. die Eleinen Schamlippen; Nymphäa, f. die
Wafler- oder Seelilie; NAymphäum_oder Nym⸗
phẽum, n. ein Nymphenhaus oder ⸗Tempel, hei-
liger Pla der Nymphen, mit vielen Spring-
brunnen 2c.; Frauenbad; Nymphagög, m. ein
Brautführer; Nymphitis, f. Heilf. Entzündung
der Kleinen Schamlippen; Wympbolenfie, f. Be-
geifterung, Verzüdung; Nymphomanie, f. die
iebeswut, Mutterwut, Mannſucht, = Undro-
manie; Nymphonanie, f. (vgl. Onanie) weibliche
Selbfibefledung; Nymphoͤncus, m. Geſchwulſt
derSchamlippen; Nymphotomie, f. Heilt.Scham-
lippenſchnitt.
Nyia
Nyſa, f. l. eine der Nyınphen zu Nyſa in Böotien,
die den Bacchus erzogen; Sternk. ein Nijteroid,
1857 durch Goldſchmidt entdedt.
Nuftaͤnmus, m. od. Nyitdris, f. gr. (v. nystäzein,
Dbitus
niden) eig. das Einfchlafen; Heilk. ein frampfhaftes
Augenzucken, Augapfel- oder Augenlidframpf.
Nyxis, f. 3 (v. nyssein, ſtechen) Heilf. das Stechen,
der Einſtich.
585
D.
Abkürzungen: O, als 14. Buchitabe in der Rubri-
terung — 14; als Bahlzeihen = 14; 0. auf
ehfeln = Drdre, f. d.; O0. = Ohio in Nord-
amerifa; 0°, vor irländiihen Namen = of, das
Adelswörtchen von, z. B. O'Connell,O'Meara
uſw.; O. A. (M.) D. 6, d. r omnia ad (ma-
jorem) Dei gloriam j. unter Deus; Oct. = Ofto-
ber; Op. = opus; Opp. = opera, ſ. Opus; Or.s
offizielle Abfürz. für den Staat Oregon in Nord-
amerika; chem. Zeichen find: O — Oxygenium,
Sauerftoff; Os. = Osmium. ae
O als Münzzeichen für Frankreich: Riom; für Diter-
reich: Oravieza inUngarn; firNordamerifa : New
Orleans.
Darion, n. gr. (Verl. von Oön, Ei) ein Kleines Ei;
der Eierftod, = I. Ovarium; Ogrisnens, m.
Heilk. die Eierftod-Anihwellung; Daritig, f. bie
Eierjtod- Entzündung; Daſtop, n. Eierprüfer.
Dars, pl.eıtgl. (fpr.ohr3;,v. oar, Ruder) Kleine zivei-
rudrige Fahrzeuge zur Überfahrt auf der Thenfe.
Däfe, f., pl. Daſen, fopt. (gr. Öasis, fopt. ouahe,
Ba hmaunsbare beiäflerte@egeiiben mitten in
den großen Sandwüſten Afrikas, gleichlam Land-
infeln im Sandmeere; oaſitiſch, wüſteninſelartig.
oat, m. engl. (fpr. öt), Safer; oat-meal, n. engl.
(pr. — mil), Hafermehl, Haferichleim.
ob, lat. Vorwort, 1. wegen; 2. gegen, entgegen, in
vielen Aufammenfegungen, wo e8 vor einem c oc,
vor f of, vor pop lautet ur. teils entgegen-, wider»
bedeutet, teils unjerm ans», dar⸗, über-, be- u. ver-
entipriht; jo 3. B. objizieren, opponieren, occur-
tieren, offerieren 2c.
obambulieren, lat. (obambuläre; vgl. ambulieren)
herumgehen, jpazieren; Obambulation, f.(obam-
bulatio) da8 Herumgehen, der Spaziergang.
Dbang, m. früher die größte goldene Rechnungs—
münze in $apan, = 3 Kobang und von jehr ver-
ichiedenem Werte (56—73 A).
obäriert (lat. obaeratus, von aes, Gen. aeris, Erz,
Geld, aes alienum, fremdes Geld, Schulden), ver-
ichuldet, itberfchuldet.
Dbauditus, m. od. Obaudition, f. ni. (vgl. audi-
tus) Heilf. Schwerhörigfeit.
Dbblino, it. j. unter obligieren.
ob def6ctum, ſ. Defekt.
obduzieren,!.(obdücere, gew.überziehen, bededen;
doch aud) Schon im Altlat. f. aufdecen, öffnen; ml.
f. verlegen, beſchädigen) Leichen öffnen oder auf-
ſchneiden u. befichtigen, Obduzent, m. (obdücens)
ein Leichenöffner, Keichenbejichtiger; Obduktion,
f. (obductio) gerichtliche Offnung und Bejichtigung
eines Leihnam3; Obduftiond- Bericht, m. Be—
fihtigungsberidt; D.-Haus, Leichenſchauhaus —
Morgue, .d.; O-PBrotofoll,n. (vgl. Protokoll)
die gerichtliche nung Der bei der Leichen-
befichtigung vorgefundenen Tatſachen.
obdurieren, I. (obduräre, v. durus, hart) verhärten,
veritoden; Obduration, f. (ipätl. obduratio) die
Berhärtung, Verftodung; Unbußfertigkeit.
Dbedidnz,f. I. (obedientia, von obedire, gehorchen)
— — — — — — — — — — — — — nn nn m — — —
Gehorſam, Dienftpflicht, befond. in Klöſtern; ein
Flöfterlicher Geleit3brief für reifende Ordensgeiſt—
fie; die Befoldung der Domherren aus liegenden
Gründen: Obedienz-Pfarrei, f.dieein Kloiter-
lehn ift und von einem Kloftergeiftlichen verwaltet
wird; D.-Schreiben,n. ehem. ein Schreiben des
deutichen Kaiſers an den Papſt, durch welchen
jener der kathol. Kirche feine Ergebenheit bezeigte,
oft durch eine eigene O.Geſandtſchaft abge-
geben; obedientia canonica, f. der Gehorfam
der Geiftlichen und Laien gegen den Biſchof eines
Kirchſprengels; Obedientiarins, m. nlat. verk.
Obedientier, Obedienzer, ein Dienfttuender, der
einer Kapelle im Namen eines Klofterd vorfteht.
Dbeltst, m., pl. —cı (gr. obeliskos, Verkl. v. obe-
lös, Spieß), im alten Hgypten vierjeitige, 15 bi3
20 m hohe, meijt aus einem einzigen Steine ge
— Spitzſäulen, überh. eine Spitzſäule, Dent-
jäule,
Obẽlus, m. gr.(obelös) ein liegender Spieß, Anstrich
oder Zeichen verdächtiger, für unrichtig gehaltener
Ausdrücke 2c. (in den älteren Ausgaben der Klaſ—
fifer); Delismus, m. (gr. obelismös) od. Obeli⸗
ſierung, f. die Bezeichnung mit dem Obelus, An-
deutung der Unechtheit einer Stelle.
Oberen, m. (entit. aus fr. Auberon, v. Auberi,
Aubri, prov. Albaric, Albric, it. Alberico, v. alt»
hochd. Alberich, Albrich, d. i. Elfenherrfcher) der
Elfentönig, Gemahl derTitania; Gedicht v. Wieland.
Oberſt-Leutnant, m. dtſchefr. (vgl. Leutnant)
der Stellvertreter des Oberſten oder Nächſte nach
ihm.
Obeſität, f. I. (obesitas, v. obẽsus, fett, eig. ange—
gejien, der ſich angegefjen hat) die Dicke des Leibes.
obesity, f. engl. (jpr. ob ßiti) die Yettleibigfeit;
obesity-reducer, m. engl. (fpr. redjußer) Fett⸗
feibigfeitverminderer, Fettverminderer, ein von
Sandow erfundener gymnaftifher Apparat.
Ober, m. I. (f. obiex, was vorgeworfen oder vor-
gehoben wird, dv. objicere, vorwerfen; vgl. obji-
zieren) ein Riegel, Damm, Hindernis.
obfirmieren, I. (obfirmäre oder offirmäre, v. fir-
märe, fejt machen, firmus, feſt; vgl.firm) befeitigen;
beitärfen.
Obi, m. eine Art Fetiſch oder Zaubermittel auf ber
Weſtküſte von Afrifa; daher Obi-Männer, pl.
Bauberer bei den weſtindiſchen Negern.
obiit, I. (v. obire,_f. Obitus) er od. ſie iſt geftorben.
Obtofaune od. Öbistwurzel, f. = Yamsmwur-
zel, ſ. Yanı.
obiter, I. (eig. während der Reife oder des Gehens,
v. iter, das Gehen, die Reife) obenhin, flüchtig;
nebenher.
Dbitus, m. I. (v. obire, untergehen, fterben) Unter-
gang, Tod; dah. per obitum, durd Todesfall;
obitus jurium, Kir. der Untergang oder Ber-
luft gewiffer Rechte oder Anjprüche durch Verjäh—
rung; Obitus, ml. oder vert Obit, m. der feler-
liche Leichendienft vor dem Leichnam im Gottes—
hauſe; eine jährliche Seclenmeffe, dah. dies obitus,
536 Objects
der Tag des Begräbnijjes; Obituarium, n. ein
Totenverzeihnis, Seelenmekbud).
Objcets, pl. engl. (ſpr. oͤbdſcheckts) Zirk, Bänder,
Reifen und Flaggen, über und durch die die Kunſt—
reiter jpringen.
objizieren, I. (objicere, eig. entgegenwerfen, -itellen,
v. Jacöre, werfen) einwenden; entgegnen; Objekt,
n. (objéctum, d. i. eig. daS Entgegengeworfene,
Borliegende) der Gegenjtand, Vorwurf, die Sadıe
oder Perſon, worauf die Betrachtung gerichtet ift;
Angelegenheit, Fall, Frage; auch der Zweck, das
Ziel einer Tätigkeit; Spradl. daS Gegenftands-
od. Zielwort; Objektion, f. (ipätl. objectio) Ein-
wendung, Einwurf; objektieren ([. objectäre, fr.
objecter) = objizieren, ſ. o.; objektibliſch),
nl. gegenſtändlich, ſächlich, tatfächlich, unbefangen,
unparteiifch; (entg. fu bjeftiv);objeftivesQßer-
hältnis, das Verbältnis des Objekt zur Tätig-
feit des Gubjefts; Objeftiv-Glas od. Objektib,
n. Gegenjtandsglas, das aus einer fonveren Linſe
beitehende Glas an Fernrohren, Mikroſkopen und
photographifchen Apparaten, welches dem zur be-
trachtenden oder durch Photographieren aufzu—
nehmenden Gegenitande zugefehrt it; objek—
tivieren, vergegenſtändlichen, äußerlich darftellen;
Objektivierung, f. die Bergegenitändlihung;
Objektivität, f. die Saclichfeit, Gegenftändlich-
feit, Wirklichkeit, Unbefangenheit.
objurgieren, [. (objurgäre, v. jurgäre, aus jure
agere,ntach dem Recht verfahren, aerichtlich ftreiten,
zanfen, tadeln) tadeln, ſchelten; Objurgation, f.
(objurgatio) der Verweis, das Schelten, Tadeln;
objurgatarijch (l. objurgatorius) fcheltend, ver-
weiſend.
obfänisch, nl. (vgl. koniſch unter Konus) umgekehrt
kegelförmig, mit der Grundfläche nach oben.
obtoͤrdiſch, nl. (v. cor, Gen. cordis, das Herz) um-
gefehrt herzförmig.
Obläte, f. (v. obläta, v. offerre, Darbringen: das
dargebrachte Brot, welches die Chriſten in den
früheiten Zeiten zu ihren Liebesmahlen mitbrad)-
ten) daS gemweihte Abendmahlsbrot, Opferbrot;
auch Mundlack zum Brieffiegeln 2c.; Umhüllung
von Arznei, die das Einnehmen erleichtern foll;
Oblät(us), m., pl. Obläti od. Oblãten, Kloiter-
ſchüler, dem Kloiterleben gewidmete Kinder; auch
Zaienbrüder oder Invaliden zur Verſorgung in
einem Klofter; Oblation, I. oblatio, f., pl. obla-
tiönes, Darreihung, Darbietung ; Opferung, Gabe,
Geſchenk; Ripr. Erbietung; oblatio ad idem, das
Erbieten der Zahlung der nämlihen Kaufjumme,
die ein anderer geboten hat; oblatio bonöorum in
feudum od. 0. fendi, die Lehn-Darbietung, Dar-
bietung eines Eigentums feitens des Eigentiimers
zum Lehn, wodurd) er Lehnsmann wird; Oblatio—
narius, m. in der fathol. Kirche der Pfarrhelfer
Diakonus), welcher dem Bijchofebei der Meſſe Brot
und Wein zuträgt; Oblatorien, pl. nl. Kfſpr. ge—
dxuckte Ankündigungs- oder Empfehlungsbriefe;
Oblei, f. (aus oblata verderbt) jede Gabe an geift-
liche Stiftungen.
obfeftieren, I. (oblectäre, v. lactäre, Milch aus
den Brüjten trinken, jaugen, v.lac, Milch) ergögen,
befuftigen; obleftäbel, ergöslih; Oblektament,
n. (oblectamentum) die Ergögung, Ergöglicdjfeit;
Oblektation, f. (oblectatio) das Ergögen.
obligät, I. (obligätus, v. ob-ligäre, zu», anbinden,
verbinden, verpflichten; vgl. ligieren) verpflichtet,
verbunden, pflichtig; obligät oder obligäto, it.
Zonf. hauptjtimmig, in einer vollftimmigen Mufif
Dbnoriation
zur Hauptitimme nehörend od. diejelbe begleitend;
aud) ſonſt für begleitend gebraudt; Obligatien,
f. {. obligatio, die Verpflichtung, Verbindlichkeit,
Obliegenheit, Schuldigkeit; Ripr.genauer: das per-
jönliche Haften für eine Reiftung; auf feiten des
— eine Forderung; auch eine Schuld—
verichreibung, ein Schuldicein; obligatio acces-
soria, Ripr. eine Nebenverpflihtung, Nebenver-
jchreibung; obligatöriſch (I. obligatorius), ver-
pflichtet, bindend, verbindlih; vorgejchrieben,
zwangsmäßig; Ripr. perfünliches Haften betref—
rend; obligatorijche Rulpa, f. eine Schuld, für
die nur derjenige einzuitehen braucht, dem eine be—
ſondere Berpflichtung (Obligation) veshalb obliegt-
oblinteren (ipr. —ſchieren), fr. (obliger, v. l. ob-
ligäre; vgl. obligat) verbinden, verpflichten, ver—
bindlich machen; aud) nötigen, zwingen; einem
obligiert fein, ihm verbunden oder verpflichtet
jein; Obligeance, £. (ipr. —ſchängß) Dienitfertig-
feit, Gefälligteit, Höflichfeit; obligeant (pri:
— Hang, gew. —ſchänt), geränig, verbindlich, Höf-
(ih; öbligo,.n. it. (eig.öbbligo) Kfipr. die Schuldig-
feit oder Verbindlichkeit eines Kaufmanns gegen
einen andern, das Gutjtehen, Haften; die Gewähr-
feiftung; in obligo jein, einem andern ſchuldig
fein; fiir jemand fein obligo geben, für ihn
bürgen, haften; aus dem obligo lafjen, jtatt
der Verbindlichkeit eines andern die Anweifung auf
einen Dritten annehmen, ohne Obligo vd.senza
öbbligo, ohne Gewähr.
oblimieren, [. (oblimäre, v. limus, Schlamm) mit
Schlamm überziehen, verihlämmen.
oblignus, a um, [. (v. liquus, jchief) ſchräg, ſchief;
easus obliqui, ſ. Kaſus; oratio obliqua, f. die
abhängige Rede, entg. o. directa, oder recta, ob—
lique od. ſchräge Schlahtordnung, bei wel-
cher der Feind nur mit einem Flügel angegriffen
wird; oblique, Adverb. fehief, jeitwärts; auf
krummen Wegen, unerlaubt; obliquum,n. das
Sciefe, Schräge, Krunmte; per obliquum, eig.
durch Schiefes, d. i. durch Schleidy- od. Ummege;
Obliquität, f. (1. obliquitas) Schrägheit, jchräge
Richtung; Ablenkung; Hinterlift, Falſchheit;
Sprachl. Abhängigfeit. y
obliterieren, [. (oblitteräre, v. littera, Buchſtabe)
Buchſtaben auslöſchen, tilgen; Heilf. auch ver-
ihliegen; Obltteration, f. (oblitteratio) die
Schriftlöfhung, Tilgung; Heilf. Verjchliegung
eines Gefäßes oder Ganges.
Obliviõdn, f. [. (oblivio, v. oblivisci, vergejjen) dag
Bergejien, die Vergefjenheit; oblivioös (1. oblivio-
sus} leicht vergefjend, vergeßlich.
Oblokution, ſ. unter oblogquieren.
oblöng, I. (oblöngus, von longus, lang) länglich,
länglich vieredig; Obloͤngum oder Obloͤng, n.
ein längliches Viereck, Nechted. |
obloquieren, [. (oblöqui, v. loqui, ſprechen) wider»
iprechen, einreden; Obloquium, n. jpätlat. oder
Oblokution, f. ııl. die Ein- oder Widerrede, der
Widerſpruch. J
Obluttation, f. ſpätl. (obluctatio, von obluctäri,
gegenfämpfen, anfämpfen, von luctäri, ringen,
tämpfen) der Wideritand.
Obmuteſcenz, f. nl. (v. ob-mutescere, verjtummen,
von mutus, ftumm) das Berjtummen. -
Obnoxiation, f. ml. (v. [. obnoxius, unterwürfig
die Unterwerfung, durch welche der, welder ſich
nicht felbjt ernähren, oder dag verwirkte Wergeld
nicht aufbringen, oder das Gejtohlene nicht eritat-
| ten fonnte, fi) oder feine Familie mittel3 einer
obunbilieren
förmlichen Urfunde (charta obnoxiatiönis) einent
Dritten verkaufte.
obnubilieren, I. (obnubiläre, v.nubiläre, wolkig
fein, nubilis, twolfig, v. nubes, Wolfe) umwölken,
verfinitern.
Obde, = Hautbois, j.d. j
Obölus od. Oboͤl, m. gr. (obolös) eine Kleine alt»
griech. Scheidemüngze, der 6. Teil einer Drachme,
etwa 10 Pfennige; ein Heller, Scherf, Scherflein;
jeit 1836 ein griech. Gewicht von ?/;, Drachme
(Gramm) — 1 Dezigrammı.
Obotriten, pl. ein wendiicher od. altjlavifcher Völ—
kerſtamm, im jeßigen Mecklenburg.
obonväl, nl. (vgl. oval) verkehrt eifürmig.
obrepieren, I. (obrepere, v. repere, kriechen, jchlei-
chen) bejchleichen, hintergehen, erſchleichen; Obrep=
tion, (f. —5 — Erſchleichung durch Vorſpie—
gelung od. irrige Anſicht; obréeptiſch vd. obrep-
titie, erſchlichenerweiſe.
obrogieren, I. (obrogare, v. rogäre, fragen, beim
Borlie anfragen, ob e8 ein Geſetz genehmigen wolle)
ein altes Gejeß durch ein neues teilweile aufheben;
Obrogation, £f. (l. obrogatio) der Borjchlag zur
Aufhebung od. Abänderung eines Gejeßes.
Obrot od. Obrock, m. ruf). das Kopfgeld, der Leib»
zins, die jährl. Abgabe, welche die Kronbauern
und anderen Leibeigenen an ihren Leibherru zu
entrichten hatten.
obruieren, I. (obruere, v. ruere, ſtürzen) überhäu—
fen, überladen; dadurch undeutlich, vergejien ma—
His obruiert, mit Geſchäften oder Schulden be—
aitet.
Obrüſſa, f. I. (vgl. gr. Öbryzos, vein, von Golde)
die Feuerprobe des Goldes, Läuterung des Goldes
durch Feuer.
objedieren, fr. (obseder, v. [. obsidere, eig. irgend-
wo ſitzen, v. sedẽre, ſitzen) belagern; befegen; in-
ſtändig bitten, durch Bitten beſtürmen, quälen;
obsessio viae od. itinerum, f. I. die Wegelage-
vung, Befegung der Wege; Obſidiön, f. (l. obsi-
dio) die Einichliegung, Belagerung Glockade);
Obſidionãl-Münzen, pl. Belagerungsmünzen,
Notmünzen, in belagerten Fejtungen geichlagen.
objefrieren, I. (obsecräre, v.sacräre, einer Gottheit
weiber, v.sacer, heilig) bejchivören, dringend bitten;
Obſekration, f. (obsecratio) die Beſchwörung.
obſequieren, . (obsequi, v.sequi, folgen) willfah—
ven, jich fügen, nachgeben; obſequent, (1. obse-
quens) willfährig, gerällig, folglanı; Obfeguenz,
f. nl. od. Obfeguium,n. I. Wiltfährigkeit, Gehor-
jam, Nacdıgiebigteit; obsequium amicos, veritas
odium parit, Sprw. Nachgiebigfeit od. Fügſam—
feit macht Freunde, Wahrheit erzeugt Day; Obſe—
quien, pl. nl. (obsequiae, fr. obseques, prov. u.
altipan. obsequias, umgedeutet aus l. exsequiae,
indem man an das willfährige Gefolge der Freunde
und Diener dachte) kathol. Toten- od. Seelenant,
Totenfeier, j. Erjequien; obfequids, [. (obse-
quiösus, a, um) — obſequent.
obſervieren, I. (observäre, von serväre, behüten,
bitten, acht haben) beobachten, wahrnehmen, genau
beachten; pbfernäbel, (1.observabilis) bemerfens-
wert, beahtenswert; Obferbabilia od. Obſerva—
bilien, pl. jinnlih wahrnehmbare, anjchauliche
Gegenjtände; Obſervanda, pl. zu beobachtende
Dinge; Ößfervanten, pl. jolche, welche die Ordens-
regel ftreng beobadıten, Franzisfaner-Mönde von
der alten jtrengen Ordensregel; Obſervänz, f. (1.
observantia; it.osservänza) die Beobachtung; das
Herkommen, die Gewohnheit; Gerichtsbraud in un-
obitetriziid) 587
wejentlichen Dingen; ſtrenge (ſt rikte), oder fchlaffe
und gelinde (late oder laxe) klöſterliche Ordens—
regel; con osservänza, it. Tonf. mit Aufmerf-
jamfeit; Obſervation, f. (l. observatio) Beobach—
tung, Bemerfung, Wahrnehmung; pl. Obſerva—
tionen, Bemerkungen, Unmerkungen; Obſerva—
tions=-Armee, f.; O.⸗Korps, n.einBeobadhtungs-
heer, welches weniger zum Kampfe, al3 zur Be-
obachtung des Feindes und zur Sicherung für alle
Fälle aufgeftellt wird; D,.Neferbe vd -Quarau—
täne, Beobachtungszeit od. -Jperre; Obferbätor,
m. ein Beobachter; bei. Sternbeobacdhter Obſer—
vätorinm, n., pl. Obſervatoria oder Obferba=
torien,nl.eine arte, beſ Sternwarte; Öbferber,
m. engl. Beobachter (als Titel engl. Zeitungen).
obsessio 26, j. unter objedieren.
Obſidiãn, m. (I. Obsidiänus lapis, von dem Nömer
Obſidius, welcher dieje Steinart zuerjt aus
Athiopien nad) Rom bradte) island. Achat Lava—
glas, eine fchwarze, glasglänzende vulfanijche
- Steinart; Obſidianporphyr, m.Objidian mitein-
gemengtem glafigem Feldſpat.
Obſidion, ſ. unter objedieren.
objignieren,l.(obsignäre; vgl. ſignieren) verſiegeln,
beſiegeln; beſtätigen, genehmigen; Obſignation,
f. (obsignatio) die Verſiegelung, Beſiegelung, Be—
ſtätigung, Genehmigung.
obſiſtieren, l. (obsistere; vgl. ſiſtieren) widerſtehen;
Obſiſtenz, £. nl. der Widerſtand.
ebftür, Il. (obseürus) dunkel, finfter, Düfler; undeut-
fi, unverftändfich; unbefannt, unberühmt; im
obscũro Ieben, im VBerborgenen, in der Stille
feben; Obſturität, f. ([. obscuritas) die Dunkel—
heit, Finiternis; Undeutlichkeit, Unbeitimmtheit;
Berborgenheit, Unbemerftheit, Unberühnitheit;
Obſeürité, F. oder Obſeür, fr. auch Caſco, m.
jpau., im L'hombre die Wählung neuer, frijcher
Spielfarten, um eine davon zum Trumpfe zu
maden2c.; obſturieren, [.(obscuräre) verfinitern,
verdunfeln, verdüftern; verkleinern, den Ruhm
ihmälern; im Kartenſpiel verdect jpielen, aufs Ge—
ratewohl Karten wechſeln; Opffurdnt, ın., pl.
Obfkuraͤnten, Tiniterling, Duntelmann, Licht—
feind; Obſturantismus, m. nl. Aufflävungshaß,
Lichtſchen, Verfinjterungsfucht oder das Beitreben,
durch alle möglichen Mittel das Selbſtdenken und
die Fortjchritte der Auftlärung zu hemmen, das
Bolt in Unwifjenheit zu erhalten 2e.; Obſtura—
tion, f. (l. obscuratio) VBerdunfelung, z. B. der
Hornhaut.
objoleizieren und obfolieren, [. (obsolescere, ob-
solere) veralten, abfommen, außer Gebraud) kom—
men; Obſoleſzen, f. die Verödung, der höchſte
Grad des Schwindens eines Organs; obſolẽt ll.
obsol&tus), veraltet, abgenußt, abgefommen, bei.
von Wörtern und Redensarten.
Obſtacũlum, [., oder abgek. Obftäfel, n. auch Ob⸗
ftät, n. nl. (v. l. obstäre, ſ. obſtieren) Hindernis,
Wiverftand; jemand das Objtat Halten, d. i.
ihm im Wege jein.
obstagiun, n. ml. (zjgez. aus ml. obsidaticum, v.
l. obsidätus, Bürgjchaft durd) Geijel, von obses,
Geijel; it. ostaggio, prov. ostatge, altfr. ostaige,
neufr. Ötage, Geifel, Bürge) Nipr. das Einlager,
der Eintritt, indem Hauptfchuldner oder oft auch
jeine Bürgen ſich verpflichten, in eine beſtimmte
Stadt, Burg oder Wohnung als Geifel einzureiten
oder einzufahren und big zur Befriedigung des
Släubigers zu verharren.
| obftetriziich, [.(obstetricius, v. obstötrix, die Heb-
588 obftieren
amme) was zur Geburtähilfe (ars obstetricia) ge-
bört, geburtshilflich; Opftetrif, f. (fr. obstetrique)
die Entbindungskunſt. [im Wege Hg
obitieren, [.(obstäre, v.stäre, ftehen) entgegenfiehen,
obftinteren, l. (obstinäre) veritoden, verhärten;
widerſpenſtig oder halsitarrig werden; opftindt,
(obstinätus), eigenfinnig, balsftarrig, ftarrföpfig;
Öbftination, ? (obstinatio) die Hartnäcigkeit,
Wideripenftigkeit, der Starrfinn.
ebjtipieren, nl. (obstipäre, vom I. stipäre, ftopfen)
veritopfen, hartleibig machen; obftipiert,veritopft,
——— Obftipation, f. Verſtopfung, Hart—
eibigkeit.
Obftipität, f. ııl. (v. l. obstipus, ſeitwärts gebogen,
ichief) Heilf. die Schiefheit des Halfe2.
Objtrigilläter, m. !.(v.obstrigilläre, entgegen fein,
hindern, v. obstringere, binden, fefleln) ein Split-
terrichter, unvernünftiger Tadler; obſtringieren,
(.(obstringöre) verbinden, verbindlich machen; ob⸗
ftrift (obstrietus), verbunden, ſchuldig; Obſtrik⸗
tion, f. nl. die Verpflichtung, Verbindlichkeit.
obftrift, Obftriftion, ſ. unter obftringieren.
obftruieren, I. (obstruere; vgl. Struftur) heinmen,
hindern; verftopfen, hartleibig machen ;pbftrutert,
verjtopft, hartleibig; Opftruentia, pl. veritopfende
Mittel; Opftruftion, f. (obstructio) Hinderung,
Hemmung; Verſtopfung des Unterleibes oder der
Eingeweide (obstructio alvi od. viscerum), Hart—
feibigfeit; ebftruftin, nl. verjiopfend; Obſtruk⸗
tioniften, pl. (von engl. to obstruct, hemmen)
eine politiihe Partei im engliihen Parlament, die
aus Iren bejtand und die ſich dadurch bemerklich
machte, daß fie 1882 und 18537, ehe die ftrengeren
Gejchäftsordnungen angenommen wurden, dur
allerlei parlamentarijche Ränte, 3.8. lange Reden,
nugloje Anträge uſw. den Fortfhritt der Berhand-
lungen zu unterbrechen und binzuhalten juchte.
objzön, I. (obscoenus, wahrjdh.v.coenum, Schmuß,
Kot) ſchmutzig, unanftändig, ſchlüpfrig, unzüchtig;
Obſzöna, plur. Unanftändigkeiten, Schlüpfrig-
keiten 2c.; Obfzönität, f. (l. obscoenitas) Uns
züchtigfeit, Schlüpfrigfeit.
obtemperieren, I. (obtemperäre; vgl. temıperieren)
gehorchen, nachgeben, fic) fügen; Obtemperation,
f. (obtemperatio) der Gehorjam. h
abtenieren, fr.(obtenir)u.obtinieren, |. (obtinere,
v. tenere, halten) etwas behaupten, innehaben, be—
halten; erlangen, etwas durchjegen; fiegen, ge—
winnen; Obtention, f. nl. Erreichung des Zweckes.
obteftieren, I. (obtestäri; vgl. teftieren) flehen, in—
fändig bitten; Obteftatien, f. (obtestatio) eine
angelegentlihe Bitte, Beſchwörung.
obtorpeizieren, I. (obtorpescere, von torpesc£re,
jtarr werden, torpere, jtarren) erjtarren, fühllos
werden.
obturguieren, I. (obtorquere; vgl. torquieren) ver-
drehen, umfehren; obtörto collo, eig. mit umge—
drehtem Halfe, d. i. mit Gewalt oder gemaltjam.
obtreftieren, I. (obtrectäre, von tractäre, betaften,
behandeln) verfleinern, anſchwärzen, verleumden;
Obtreftation, f.(obtrectatio) —5 böſe Nach⸗
rede, Verleumdung; Öbtreftätor, m. ein Ver-
leumder.,
obtrudteren, l. (obtrud£re, v. trud£re, ftoßen) eig.
hineinitoßen; einem etwasaufdringen, aufnötigen;
DObtrufion, f. (jpärl. obtrusio) das Hineinftoßen;
die Aummötigung; obtrufin, nl. aufdringlid.
Dbtrunfation, f. l. (obtruncatio, von obtruncäre,
abſchneiden, verjtimmeln,v.truncus, verftiimmelt)
das Abjchneiden, die Verftiimmelung.
Ochriaſis
Obtrufion, obtrufib. ſ. unler obtrudieren.
obtundieren, I. (obtundéẽre, von tundöre, ſtoßen,
zerſtoßen) ſtumpf machen, abſtumpfen; müde und
matt machen, betäuben; Obtundentia, pl. ab-
ftumpfende Mittel; obtũs, (1. obtüsus), ſtumpf;
betäubt, dumpf; ſchwach am Verſtande; ghtnss
angulär, ni. ſtumpfwinkelig; Obtnſion, f. (fpä i.
obtusio)die Abjtumpfung, Stumpfheit.
Öbtnratoren, f. unter obturieren.
obturbieren, I. (obturbäre; vgl. turbieren) ver-
wirren, ftören; verftopfen; Obturbation, f. ni.
die Verwirrung, Störung; Verftopfung.
ohturgeisteren, I. (obturgesc&re, von turgesc£re,
aufihwellen, turgere, aufgefhwollen fein) an-
ſchwellen.
obturieren, I. (obturäre) verſtopfen, verſchließen;
Obturation, f. nl. (chir.), Verſchliezung; Obtes
ratören, pl. ni. (obturatöres oder obturatorii
muscüli) verftopfende od. verjchließende Muskeln;
fünftlihe Gaumen an Gebiflen; obturatsrifch.
veritopfend, verichliegend.
obtus, Obtuſion, ſ. unter obtundieren.
obumbrieren, I. (obumbräre, v. umbräre, beſchat⸗
ten, umbra, der Schatten) befchatten, iiberfchatten,
verdunkeln; Obsmbration, f.(|pätl.obumbratie)
die Befchattung, Berdunfelung.
oßventeren, I. (obvenire, von venire, fommen) be-
gegnen, widerfahren,; Obvenienz, f. (ipät!. obve-
nientia) die Begebenheit, der Zufall; die Zuftän-
digkeit; Obnention, f. (ſpätl. obventYo) das Ent-
gegenkommen, die Begegnung; Nipr. Einfünfte;
freiwillige Gabe, Steuer, beſ. Kirchenſteuer.
obuolüt, |. (obvolutus, eig. eingewidelt, von obvol-
vere, einwickeln, verhüllen) auswärts gebogen,
rinnenartig; Obpolution, f (obvolutio) Heilk
Umwickelung mit Binden; Obbvolventia, pl. ein-
hüllende Arzneimittel, welche entblößte od. wunde
Stellen mit einer heilenden Dede überziehen.
Dca, |. Oka.
Occhi's, pl. it. (fpr. oͤcki's, von occhio — lat. ocu-
lus, Yuge; vgl. mal occhio) Frivolitäten, Spigen
(ſ. rivol); Handarbeit. £
Deciput od. Ocetpitium, n. [. (v. ob u. cäput, j.d.)
das Hinterhaupt, der Hinterteil der Hirnichale;
Beeipitäl, nl. das Hinterhaupt betreffend od. dazu
gehörig.
occitäniiche Sprache, f. (langue d’oc, v. oe, wel-
ches in dieſer Sprache ja bedeutet, entit. aus l.
hoc, dieſes) = provenzaliſche (ſ. d.) od. ſüdfranzö⸗
ſiſche Sprache.
occorrenza, ſ. unter okkurrieren.
oc6llus, m. I. Verkl. von ocülus, ſ. d.) ein Äuglein,
Bunftauge, 12. an Kerbtieren; geellät (ocellätus),
mit Heinen Augen od. eirunden Fleden verjehen.
Dcelot, |. Ozelot. |
Ochavo, m. — (ſpr. otſchiwo; eig der achte oder
ein Achtel, = I. octavus) eine ehemal. Rechnungs⸗
münze in Raftilien — Yı, Real de Vellon oder
1/,, Real de Plata = 1,3 Pf; in Maroffo =
2 Uias—=0,5M.; Ochavos, ſ. Oltavonen.
Ochẽma, m. gr. (v. ochein, tragen) eig. ein Trage-
over Haltemittel (Behifel); Heilk. eine flüffige Ein-
hüllung allzu trodner oder jtarfer Heilmittel.
Dchlofratte, f. gr. (v. öchlos, m. Bolfshaufen, Pö—
bei, u. ee die Maffen- od. Pöbel—
herrſchaft, verich. v. Demokratie, f.d.; Ochlo—
frdt, m. ein Böbelanführer, Pöbelherrſcher; od=
lokraͤtiſch, pöbelherrichend.
Ochras, — —— Pottaſchenfluß, ſ. unt. Pot.
Schriäſis, f. gr. (v. Schriän, blaß werden, v. öch-
Ocke
rös, bleich, gelblich) Heilk. gelbliche Bläffe des Ge- |
fibts; Ochroit, m. gr. — Cererit, Cerinftein;
Ochrophra, f. gr. Heilk. das gelbe Fieber.
Dete, r. Dta, ſ. d.
Der, m. (l. u. gr. öchra, von gr. öchrös, A, 6n,
elblich) ein erdiger Metallkalk (Metalloryd); bef.
Fir Eifenoder, Metalliafran, Berggelb, Gelb-
erde, erdiürmiger Rot-, Braun» und Gelbeifen-
ftein; ockrig, metallifch-erdig.
Dd, n. (vom isländ. odr, Sinn, Gefühl) eine von
K. dv. Reichenbad) behauptete eigentüimliche Natur-
fraft, für weldye nur die fogenannten fenfitiven
Perjonen empfänglid) find.
Dda, f. türf. (eig. eine Stube voll, von öda, Stube,
Wohnung) eine türk. Soldaten-Abteilung (Kom—
pagnie), ein Zug türk. Soldaten; Odabaſchi, m.
der Anführer eines ſolchen Su Hauptmann;
Oberaufjeher einer Karamanjerai, d. i. eines Un-
terfunftähaufes fiir Reifende im Orient.
Ddal, n. ſchwed. od. Odel, norweg, ein Freigut.
Odaliske oder r. Odalike, f., pl. Odalisken, türf.
(ödalik, v öda, Stube, Zimmer, alfo eig. Stuben-
enoſſin) Magd, Sklavin im Harem, die niedere
— zu verrichten hat; Kammermädchen;
insbeſondere diejenigen Sklavinnen des türkiſchen
Kaiſers, welche weder einen Sohn geboren, noch
durch größere Begünſtigung zum Range von Sul-
taninnen gelangt find, meiſt zirkaſſiſche vder geor-
aiihe Sklavinnen; ein Wollenzeug.
Opgzkömus, m. gr. (odax&smös, von odaxän —
odazein, beißen, jtechen, juden) Heilf. das Juden,
ein beißender oder brennender Schmerz, beſonders
der Schmerz beim Hervorbredhen der Zähne, —
Odontiajig; odagejtifch, judend, beißend.
D5D Fellows, pl. engl. (ſpr. ad felloh8), eig. när-
riſche Gejellen, eine engliihe um 1780 nad) dem
Muiter des Freimaurer-Ordend gegründete, aud)
pr Rn verbreitete philanthropijche Gejell-
ſchaft.
Ode, f. gr. (öde, überh. Geſang, Lied, zuſammengez.
aus aoidd, von aeidein, fingen) Hochgejang, eine
Gattung erhabener, fhmwungvoller, feierlicher, ly—
riſcher Gedichte; Ode-Sinfonie, f.fr. (pr. od’Bäng-
in ein von Fel. David zuerft durch das Ton-
tüd „die Wüſte“ 1844 eingeführter Gefang mit
tonmaleriſcher Orcheiterbegleitung; Odeum, n. !.
(gr. od&ion), pl. Odden, ein Sing- und Leſeſaal;
eine Tonhalle bei den Alten, worin vorzüglic)
poetifche u. muſikaliſche Wetiſtreite angeſtellt wur—
den; auch eine Sammlung lyriſcher Gedichte.
Ddelbonden, pl. (dän. odelsbonde, ſchwed. odal-
bonde) freie Grundbefiger, Erbfreifafjen in den
fFandinav. Ländern, = Adelbonden; Odels—
thing, n. ſchwed. die zweite Abteilung oder Kam-
mer de3 Storthing (f. d.) in Norwegen.
ODdem(a), m. gr. (oidema, v. oidän, ſchwellen) Heilf.
örtliche Wa Fergeic wulſt; Odematie, f. allgemeine
Hautgeihwulit; Bdematiich vd. ödematss, ge-
ſchwollen geihmwülitig; ſich Ödematifieren, ſchwel—
len, von Waſſerſucht ergriffen werden; Ödephön,
n. gr. d. i. Schwellton, ein von Banderburg erfun-
denes Tonwertzeug, dejjen Töne durd einen Zy—
linder von Metallitäben u. eine Klaviatur hervor-
ebracht werden.
sdärint, dum metüant, l. (von odi, ich haffe)
Sprichw. mögen fie mid) haſſen wenn ſie mich nur
fürchten, Wahlſpruch des Kaiſers Caligula, n. a.
des Nero; Odium, n. Haß, Feindſchaft; Rſpr. Un—
g it, Zurückſetzung; odium implacabile, unver—
Dditologie, f. unr.
Dpdium 2e., j. unter nderint ıc.
ODdnotolta, f., pl. Odnokoͤlli, ruf). (v. odnö, ein,
Odyſſee 589
odiõs (I. odiösus), verhaßt, gehäſſig, verdrießlich,
Ddidfe, pl. verhaßte, widıige oder verdrießliche
Dinge; Odiöfus, ein verhakter. widriger od. wi—
derlicher Menſch: nomina sunt odiosa, I. Spr.
„Namen find gehäſſig“, d. h. Strafpredigten und
allgemeine fittlihe Rügen ſollen nicht perſönlich
werden; Odioſität, f. ni. Gehäſſigkeit, das Ver—
haßtſein.
Dde-Sinfonie, Odeum, ſ. unter Ode.
Odeur, k. fr. (fpr. odöhr; dv. I. odor) der Geruch, be
Wohlgeruch; auch bildl.: der Ruf, üble Ruf; äi
Odeurs (jpr. odöhrs), Wohlgeriiche, wohlriechende
achen.
Ddin, r. Odhinn, m. nord. = Wodan.
odiõs ꝛc., j. unter oderint ıc.
Hdipũs od. Didipfis, m. gr. ein König von Theben
in Griechenland, welcher das Rätſel der Sphinz
löfte; daher überh. ein glüclicher oder geſchickter
Rätfel-Auflöfer; vgl. Davus.
! Hoditologie,f. d.
u. kölo, Kreis, Reif, Wagenrad), eig. ein leichtes
Fuhrwerk auf einem Räderpaar, ein Kabriolett;
aud) für den Transport Verwundeter bejtimmter
ziweirädriger Karren.
Odsõl, f. unter Odontagögum.
Ddometer, r. Dodometer, f. d.
Ddontagögum, n. gr. (von odüs, odöntos, Zahn)
Heilt. die Zahnzange; Odontägra, n. gichtiſcher
Zahnſchmerz; Odontalgie, f. Heilk. Zahnweh;
Odontalgita oder Odontita, pl. Mittel gegen
Zahnweh; Odontiäſis, f. das ſchwere Zahnen
der Rinder; Odontiatrie, f. die Zahnheilkunde;
Odontin, n. u.Ddontine, f. ein Zahnjchmerz ver-
treibendes Mittel; Zahnerhaltunasmittel; Odon⸗
titis, f. die Zahnentzündung; DnantnalgnDun,
DD ——— Zahnfeilen, Wertzeuge
zum Ausputzen od. Reinigen der Zähne; Odentos
graphie, f. die Zahnbeſchreibung; Odontogräph,
m. der Zahnflanfenzirfel; odontoitiſch, zahnfür-
mig; Odontofithos, m. der Weinjtein an den
Zähnen; Odontolithiäſis, f.dieWeinfteinbildung
an den Zähnen; Ddontolithen, pl. Zahnverjtei-
nerungen, verfteinerte Zähne von Säugetieren;
Ddontologie, die Lehre von den Zähnen, die
Babnlehre; Odontöſis, das Bahnen, die Zahn-
bildung; Odontoſmẽgma od. Odontotrimma, n.
Zahnpulver; Odontotechnie, f. die Kunſt, die
ähne zu erhalten, aud zu erſetzen; Ddonto⸗
therapie, f.die Zahnheilkunde; Odoͤl (eig. Zahnöl),
n. ein von Lingner in Dresden erfundeneg, fäul-
nisverhütendes Zahnwaſſer.
odor, m. I. Geruch; Geſtank; pl. odöres, Wohl—⸗
geriiche, wohlriechende Spezereien 2c.; odor hir-
cInus, m.l. eig. Bodsgeitanf, Schweißgerud); Ddo⸗
ramıent, n. (odoramentum) Räucherwerk; odo—
rant oder r. pdorät (von odoräre, wohlriechend
machen), wohlriecyend, duftend; VOdoräte, pl.
Wohlgerüche, mohlriehende Sachen; sderiferif
(l. odorifer), riecyend, duftend; odorifizieren, nl.
mwohlriechend machen.
Odſchãt, m. türk. (von oda, Stube, Zimmer, f. d.)
der Herd, die Familie; ein Verein; ein Jani-
ticharen-Heertrupp; Bejagungstruppen in den
Grenzfejtungen.
Odur oder Öder, m. altnord. (Odhr) Zabell. der
Semahl der Göttin Freia, welcher dieje zu ihrer
großen Betrübnis verließ und in die Fremde zog.
öh nlicher Daß; o. internecinum, tödlicher Haß; Ddyiiee, k.Homers berühmtes griechiſches Helden⸗
580 oeil de boeuf
aedichtvon den Abenteuern des griechiichen Fürften
Odyſſeus od. Ulyſſes auf feiner Rückfahrt von
a nad Sthafa.
evil de boeuf, m. fr. (jpr. öi de böf; oeil, v. l.
ocülus, Auge) Bauf. ein Ochjenauge, rundes Dach—
tenjter: bei. ehem. das durch ein Ochjenauge er-
bellte Borzimmer im Schloß zu Berjailles, worin
jich die Hofleute vor ihrem Eintritt bei dem Kö—
nige verfammelten; daher Chronif des oeil de
boeuf, Läſtergeſchichte des Hofes von Verſailles;
oeil de perdrix (jpr. — drih), eig. Rebhuhnauge,
ein vortrefflicher, hellroter Champagner-Wein;
Deillade, f. (ipr. öjcid') ein veritohlener Blick, Sei-
tenblid, Wink; veilladteren (fr. oeillader), Blicke
zuwerfen, liebäugeln; Heillere, f. (ſpr. öjähr’) das
Scheuleder der Pferde; Heillets oder engl. eyes,
Augen, Schleifen (in der Weberei).
Oenf, m. fr. (fpr. öf; vom lat. ovum, Ei) das Ei;
oeufs brouilles (pr. d brujeh), pl. Kochk. Rührei,
Rühreier; oeufs A la eloque (fpr. 5 ſalla klöck)
weich gejottene Eier); oeufs sur plat (fpr. ö ßür
plah), Spiegeleier, Eier auf Butter; oeuf dur (Ipr.
ö dühr), hartes Ei; oeufs poche6s (jpr. 5 poſcheh),
verlorene Eier, Sebeier.
Denpres, pl. fr. (pr. öw'r; dv. Tat. opera) Werfe,
Schriften.
offa, f. [. ein Bijjen; inter os et offam, Sprich.
zwiſchen Mund und Bifjen (deutich: zwiſchen Lipp’
und Kelchesrand), d. i. ehe man den Billen in den
Mund bringt, in kurzer Zeit, ehe man fich defjen
verfieht.
vffendieren,!.(offendere)angreifen, beleidigen, ver-
legen; jich offendiert finden, ich für beleidigt
halten; Offenſion, f. (1. offensio) der Angriff, An-
fall; die Beleidigung; ne, ) an-
greifend; angriffsweile; offenfivesWerf,n. ein
Uferbau, durch welchen der Strom vom Ufer weg—
gewieſen wird; Offenfive, f. fr. der Angriff, das
Verhalten al3 Angreifender; die Offenfive er-
greifen, zum Angriff übergehen; Offenfip-
Manz, f. ein Angriffsbündnis, Trutzbündnis,
entgeg. Defenfiv-Allianz; Offenfinbuhnen,
Zreibbuhnen (= deflinante Öuhnen); O.⸗
Krieg, m. ein Angriffsfrieg; O.-Stellungen, pl.
Krk. Angriffsitellungen, die einen plößlichen An—
griff vorbereiten jollen; auch jolche, durch die mıan
den Feind zu einem Angriff zu verleiten ſucht.
vfferieren, I. (offerre; fr. offrir)antragen, anbieten;
darbringen, opfern; Offerte, f., auch Offert, n.
das Anerbieten, Angebot; pl. Offerten, Anerbie-
tungen; Öffertorium, n. nl. das Opfergeld; ein
Opferbuch; das Erheben und Borzeigen der in der
Monſtranz befindlichen geweihten Hoftie bei der
fathol. Meſſe und der diefe Zeremonie begleitende
ang (das Opfergebet).
Dffice, f. fr. (pr. offihß') od. Offiz (v. I. officium),
die Leinwand» u.Silberfammer, Tiichgerätfammer
in vornehmen Häujern; auch die Kiichendiener-
ſchaft; office de publieite, fr. f. (pr. offihß do
pübligiteh) Annoncengefhäft, Anzeigengefchäft;
Office, f. engl. (ſpr. offis) Geichäftsitelle, Expedi—
tion (f. d.), Büreau (f. d.); Officer, m. engl. ein
Offizier, ein Beamter.
Of a Dffiztal, Offiziant, offiziell, ſ. unter
icium.
Dffieium, n. [., od. verf. Offiz, pl. Officia, Dienit,
Amt, Pflicht, Dienstpflicht, AUmt3verrihtung, Dienft-
feiftung; da8 heilige Officium— die Inqui—
jition; bona offlecia, pl. gute, willige Dienite;
ocfällige Bermittelung; ex offleio, von Amts
Ogre
wegen, amtlich; unentgeltlich, umſonſt; als Über—
ſchrift auf Briefen: Dienſtſachen; offl-ium ahso-
lutum, eine unbedingte Pflicht; o. beätae vir-
sinis (Mariae), der tägliche Mariendienit in fie-
benteiligen Gebeten; 0. completum od. 0. noe⸗-
türnum, letztes Amt; Nahamt, Mette; 0. di-
vınum, der ganze von dem Geiltlichen geleitete
Öottesdienft, bef. in der Fathol. Kirche; o. huma-
nitätis, eine Pflicht der Menfchlichkeit; 0. imper-
fertum, eine unvolltommene Pflicht oder Ver—
— wobei kein äußerer Zwang ſtattfindet;
0. judicis implorieren, das mildrichterliche Amt
anrufen, d. i. die dem Anrufenden zugute fom-
mende amtlihe Ergänzung der unvollftändigen
Bitte; 0. perféctum, eine vollfommene oder
Zwangspflicht; o. plenumyein vollftändiger, feier-
licher Gottesdienft; 0. supremum, letzke Pflicht
oder Ehre; — Hffiziäl, m. (ſpätl. officiälis), pl.
Difiziälen, ein Kirchendiener, Kirchenbeamter od.
Kirchenvoriteher; auch ein geiftlicher Rat oder Ge-
richtsbeamter, geiftl. Stellvertreter eines Biſchofs
der röm.-fathol. Kirche in weltlichen Gerichtsange-
legenheiten: Dffizialät, n. nl. deſſen Amt und
Wirde; Offizial- Bericht, m. Amtsbericht; O.
Sache, f.Dienjtiache; Ofiiztafia pl. Amtsarbeiten,
Dienftleiftungen ; Offiztalberteidiger,m.ein amt-
lich beftellter Berteidiger; Offiziänt, m. (mi. offi-
cians), pl.Offiztänten, Beviente, die Dienerſchaft;
Beamte; offiziell (fr. officiel), amtlich, behördlich;
auch dienftlich, pflichtgemäß, berufsmäßig; offi-
zieller Bericht, ein Amtsberiht; offizielle
Zeitung, von einer Behörde unmittelbar aus-
gehende Zeitung, Amtszeitung; pffigtieren,
Dienft tun, fein Amt verwalten, = funftionie-
ren; ofſizios (1. officiösus), dienftfertig, dienſt—
willig, dienſtbefliſſen; willfährig, gefällig; mittel-
bar amtlich, nicht ımmittelbar, aber doch auf
Beranlaffung einer Behörde oder ihr zu Gefallen
gejchehend; offiziöfe Zeitung, mittelbar von
einer Behörde beeinflußte Zeitung; Offizioſität, f.
(jpätl. officiositas) Gefälligfeit, Dienitfertigfeit,
Dienjtwilligkeit.
offirmieren, |. obfirmieren.
Offiz, ſ. Office u. Officium.
Hffizier, m. fr. eig. überh. ein Beamter, Bedienter
(von office, m. =. officium, ]. d.), jeder iiber den
Mannschaften und Unteroffizieren jtehende militä-
riſche Borgefegte; im Schadhipielafle Figuren außer
dem Könige und den Bauern; Offizier⸗ſtorps,
n. (ipr. —kohr) die Anführerihar; Dffiziers-
afptrant, m. einer, der nad) Ablegung des Abi-
turienten- und Fähnrichsexamens in das Heer
eintritt, um Offizierzu werden, auhAvantageur
genannt; offleier de sante(fpr. ofißjeh d’Bangteh),
ein Feldwundarzt; 0. du jour (pr. — dit fuhr),
om: an Offizier. BER en
jizin, £. 1. (officina, zgez. aus opilicına, d. opitex,
Ms Werkmeiſter, Verfertiger, Arbeiter) Werkſtatt,
Werkftätte, beſ. Apotheke, Buchdruckerei; offizinäl,
nl., od. offizinell, in der Apotheke fertig vorhan-
den, gangbar und gebräuchlich; heilfräftig; Dffi-
zinalia, pl. Arzneiwaren, Heilmittel; Offizinal-
Formel, f. |. formula officinalis.
Dffrande, f. fr. (fpr. offrdngd’; v.offrir, darbringen)
die Darbringung, das Opfer.
Ogive, £. fr. (fpr. oſchiw') Bauk. Spigbogenrippe,
Bogengräte an gotijchen Gewölben; ogival (ſpr.
oſchiwal), bogenrippenförmig zugefpißt, zweiflächig
abgedacht (bei Geſchoſſen gegen Panzerſchiffe).
Ogre, m. fr. (fpr. og’r; fpan. ogro, it. orco, angel].
Ogyges
orc, hölliſcher Dämon, Hölle, v. I. Orcus, Unter—
welt) ein Werwolf, wilder Mann, ein Schreckbild;
Ogreſſe, f. ein böſes Weib.
Ogijges, m. der älteſte fabelhafte Beherrſcher von
Artita, unterdefjen Regierung die ogygiihe Flut
ganz Attifa verwüstet Haben ſoll; daher ogigiſch,
uralt, ehrwürdig.
ohoe! jam satis est! Sprichw. O! nun iſt's genug!
Ohm, n. oder f., auch m. (aus Ahm entſtanden, f.d.),
ein altes deutſches Flüſſigkeitsmaß — 2 Eimer od.
ungef. 150 1, vgl. Nam und Ahm.
Ohm, n. (fein Fremdwort, fondern nach dem Phy—
iifer Georg Simon Ohm benannt, der 1854 als
Profeſſor in München ftarb) praftiiche Maßeinheit
des elektrischen Wideritandes; Ohmmeter, n. ein
Galvanometer zur Meſſung des Wideritandes.
Didẽma,ſ.Odema; — 20.,|.Onogi—;
Difophagitis 2c., ſ. Vjopbagitis ıc.
idium, n. nt. eine Gattung jehr Feiner, auf Bflan-
zen und tierischen Körpern als Urjache von Krank—
beit3erfcheinungen vorfommender Pilze.
iron, genauer Fayence d’Oiron, £. fr. (fpr. fa-
jängß d'oaroöng), auch Henry-Deur, nad König
Heinrich II. von Frankreich genannt, Gefäße von
gelblichem Ton aus dem 16. Jahrhundert.
Oka, f. peruan. und fpan. eine Pflanze mit nahr-
hafter Wurzel (Oxälis tuberosa, L.), ein Haupt»
nahrungsmittel der Indianer.
Oka oder Da, f. türf. (entjt. aus avab. wakijah,
ükijah, ein Gewicht von 2%, Pfund, und dies
wahrſch. d. qr. unggia, ungkia, l. uncia, Unze) in
der Türkei, Griechenland, Ungarn, Rumänien ıc.
früher ein Gewicht von 400 Drachmen (Dramnıen,
Derhem): in Ungarn = 21, Wiener Pfund =
1,260 kg; in Griechenland (hier auch Stadera ge-
nannt) früher 1,280 kg, jeßt (neue Ofa) = 1,250 kg;
ebenda früher ein Olmaß von 2,5 Gewicht3ofen; in
der Türkei, in Rumänien, Albanien ꝛc. friiher ein
Gewicht von Kantcir — 1,281 kg, ebenda früher
ein Flüffigfeitsmaß von 1,281 1; auf Kreta (Candia)
früher ein Gewicht von .. Kantdro — 1,992 kg;
in Agypten ein Gewicht = 1,235 kg.
Dfal,m. arab. (eig. Verwaltung) ein großes vermiet-
bares Wohngebäude in Agypten, für die Läden ır.
Mprenlagr der Kaufleute 2c.
Dfarina, f. it. eine italienische Tonpfeifemit 10 Ton-
löchern, Blasinjtrument Fir Kinder, doch gibt es
auch Okarina⸗Virtuoſen, deren Leiitungsfähig-
feit jedoch nur fehr gering zu fein braucht.
Oteanos, |. Ozeanus.
Okelpfennige, pl. l.-dtich. (vom lat. ocülus, Auge)
Finkenaugen, eine Art Brakteaten (ſ. d.) mit ein—
zelnen augenähnlichen Ringen im Gepräge, chem.
in Brandenburg, Pommern 2c. gejchlagen.
Dfer, |. Der.
Otia, f., auch Ofin, Udfia, engl. Ofhent, die Unze,
eine Rehnungsmünze in Maroifo, = !/;, Mitskal
(Metefal) = 0,125 M.
fift, m. gr. (oikistes, von oikizein, griinden) der
Gründer einer Pflanzitadt, Anfiedler.
Oktalleſcenz, f. nl. (v. [. occallescöre, von callus,
Scmiele, harte Haut) das Diethäutigwerden, Ver-
härtung.
Dftajion, f. l. (occasio, dv. occidöre, vorfallen, ſich
zutragen, von ob und cad£re, fallen) Gelegenheit,
Beranlafjung, Anlaß; per oceasiönem over fr.
par occasion (jpr. —ofafjöng) mit od. durch Ge-
legenheit, gelegentlich, auch okkaſionéll (fr. occa-
sionnel) und als Adverb nl. oecasion»literz; Öfs
Injionalismus, m. nlat. oder das Offafionäl-
Dftahord 591
Syſtem, die Lehre od. Meinung der gelegentlichar
Urfachen, nach welcher Gott überall unmittelbon
toirft, und fich des Willens der Menfchen und des
Inſtinkts der Tiere nur als Gelegenheit zum Wir-
ten bedient; Offafionaliften, pl. Anhänger diejer
Lehre; oflafionieren (fr. occasionner), veran-
(afien, Gelegenheit od. Beranlafjung geben; Ok—
faitonär, m. ein Barteigänger.
oftludieren, l. (occludere, von claudere, jchließen)
verschließen, hemmen, verfperren; Otkluſion, f. nl.
die Hemmung, Sperrung.
Okkülta, pl. I. (v. occulere, verbergen) verborgene
Dinge, Geheimnifje; ocenlte, heimlich, geheim,
verborgen; oceulti morbi, pl. verborgene Krank—
heiten; okkulte Wiſſenſchaft = Spiritismus;
uffuftieren (1. occultäre, Berjtärfungszeitivort v.
oceul£öre), verbergen, veriteden 2c.; Offuftation,
f. (occultatio) die Verbergung, Verhehlung; Be—
deckung od. ER; eines Sterns; Offultä=
tor, m. der Berhehler, be. eines Verbrechens.
oftumbieren, I. (occumbere, v. ungebräuchl. cum-
ere, f. cubäre, lieaen) fallen, finfen, zugrunde
gehen, unterliegen; Offumbenz, f. nl. das Unter-
liegen; Obliegenbheit, Verbindlichkeit.
offupieren, [. (occupäre, dv. capere, nehmen) eitt-
nehmen, befeßen, fi) einer Sadje bemädhtigen; be»
Ihäftigen, in Anfpruch nehmen; offupiert, bejegt,
eingenommen; beichäftigt, mit Gejchäften über-
bäuft; Offupatton, f. (l.occupatio) die Befegung,
Einnahme, Bemädtigung, Bejißnahme eines Or—
tes; Krſpr. Befeßung eines Landes behufs Er-
zwingung eines Anfpruchs oder einer Bedingung;
Nipr. Befitergreifung eines vorher herrenlojen
Dinges; die Befchäftigung, Berrichtung, das Ge—
ihäft,der Beruf; offupatoriich (l.occupatorius),
in Befiß genonmen; befigergreifend.
offurrieren, [. (occurrere, dv. currere, laufen) bes
gegnen, vorfallen, fich ereignen; vorbeugen, zuvor—
tommen; gffurrent (occürrens), vorfallend, ſich
ereignend; Otkurrenz, f. nl. das Ereianis, der
Anlaß, die Begebenheit, Gelegenheit; all? oecor-
r6n2a, it. fjpr. gelegentlich, nach Umständen.
Oklad, m. ruf. (fpr. oflddd, von okladywatj, mit
einer Steuer belegen) die feitgejeßte Abgabe oder
Steuer; Okladiſt, m. der fteuerpflichtige Stadt-
bewohner (Ditfeeprovinzen).
fographie, f. gr. (v. Oikos, Haus) Hausbefchrei-
bung; Öfondm, m. Haushalter, Hausverwalter,
Zandwirt; Ökonomie, f. dic Haushaltung, Land»
wirtichaft; Wirtſchaftlichkeit, Sparſamkeit; dieWirt—
ſchaftskunde, Haushaltungs- od. Landwirtſchafts—
Wiſſenſchaft; Haushaltungskunſt; überh. Anord—
nung, zweckmäßige Einrichtung, z.B. eines Staates,
Kunst» oder Naturwerks; Staats-Okonomie,
Staatshaushaltung, Staatswirtſchaft;zökonoͤmiſch,
den Haushalt betreffend, wirtſchaftlich, landwirt—
ſchaftlich; haushälteriſch, ſparſam; ökonomiſieren,
wirtſchaften, haushälteriſch oder ſparſam leben;
Dfonomift,m. ein Anhänger des phyſiokratiſchen
Syitem3; }.d.; Staat3-Dfonomijt, ein Staats-
haushalter, Staatshaushaltsfundiger; Htoſtopie
(Oikoſkopie), f. Wahrſagung aus zufälligen Be—
DEN in oder auf einem Haufe.
Okrüshnoi Ssud, m. rufj. ((pr.sh wie fe; v. 6krug,
Bezirk, Kreis, u. ssud, Gericht) das Kreisgericht.
Oktachoͤrd oder Oktochoͤrd, n. gr. (von oktö, acht)
ein achtjaitiges Tonwerkzeug; Oktaëdron oder
Dftaeder, n. Größenl. ein Adhtflächner, eim von
acht aleichjeitigen Dreiecken eingefchloffenerKlörper;
ottaẽdriſch, ahtflähig; Oltaddrit, m. ein oita-
592 Oltangulum
edrifch Friitallifierendes Mineral, aus Titan und
Sauerftoff beitehend; auch: Anatas: Öftaeteris,
f. ein Zeitraum von acht Sahren; Oftandria, pl.
achtmännige Pflanzen, deren Zwitterblumen acht
freie Staubfäden haben, die achte Klaffe in Linnes
Syſtem; Oftogön, n. ein Achteck; oktogdniſch,
achtedig; oktoghniſch, Bot. achtweibig, acht ge—
fonderte Piſtille in einer Blüte habend; okto—
etdlifch,achtblumenblätterig ; oltophülliſch, acht⸗
lätterig; Oktoſtlon, n. eine Reihe von act
Säulen.
Oftanpülum, n. I. (v. I. octo, acht, und angülus,
Winkel) ein Achted, eine Figur mit 8 Winkeln od.
Eden; oktangulär, nl. achtwinklig, achtedig; Ol⸗
tdnt, m. |. (öctans, der achte Teil) ein Achtelfreis,
ein aftronom. Werkzeug, welches den achten Teil
eines Rreifes enthält; auch ein Sternbild am ſüd—
(ihen Himmel; Oktäpla, pl. eine achtſprachige
Bibel; Oftäp,n. (v. l.octävus, a, um, der 2c. achte)
die Achtelform od. Achtelgröße eines Papierbogens;
in octävo, in Achtelform, d. i. fo daß der Bogen
in acht Blätter zufammengelegt iſt; die Oftäve,
Tonf. der achte Ton vom Grundtone, die gleich—
tlingende Acht; aud) der ganze Umfang von 8 Tö—
nen; in der fathol. Kirche achttägige religiöje Ge-
bräuche zur Feier eines Hauptfeites (4. B. Olter-
DOftave); der legte od. achte diefer Tage; Oktava⸗
rium (if. ottavario); Oftavönen oder Ochanos,
pl. (fpr. otſch -, fr. octavon, jpan. octavo, ochavo)
die Achtelfhwarzen, Kinder eines Europäers und
einer Duarteronin, |. d.; Oftäuns, m. der Achte,
erw. Benennung für den achten Lehrer einer ge-
ehrten Schule; Dftett,n. ſ. Ottett; Oktidi, fr.
ſ. Dekade; Oktidünm, n. nl. eine achttägige Frift,
Zeit von acht Tagen; intra oetidüum, innerhalb
od. binnen acht Tagen; Oktilliön, f. eine Million
Septillionen = 1mit 48 Nullen; Oktiphonium,
n. l.-gr. ein achtſtimmiges Tonftüd; Oktöber, m.
I. der Weinmonat, in dem älteften Kalender der
alten Römer der 8., bei un3 der 10. Monat des
Sahres; Oktochord, j. Oktachord; Ottodéz, n.
(von I. octod&cim, achtzehn) die Achtzehntelform
eines Papierbogens; Oftonarius, m. j. Tetra-
meter; Öftung, f. I. ein Gewicht von 8 Unzen
oder 16 Xot (eine alte preuß. Unze = 29,232 g);
Ottũulum, n. das Acıtfache; oktuplieren (I. oc-
tuplicäre), achtfady nehmen.
Ottroi, m. fr. (fpr. oftrod; ml. auetorium = aucto-
ritas, ſ. d.) Handelsfreiheit, ausfchließendes Han-
delsrecht, vgl. Brivilegium; die befreite oder
bevorredhtigte Handelögefellihaft; auch die Ber-
zehrungsfteuer der Gemeinden, Stadtiteuer für
Eßwaren; pftroyieren (fr. octroyer, prov. au-
treyar, autorgar, v. gleich]. [. auctoricäre f. auc-
toräre, verbürgen, befräftigen, mi. bemwilligen)
Handelsfreiheit vermwilligen oder gewähren; aud)
aufdrängen, aufndtigen; ein Gejeß oftroyie-
ren, dasſelbe fraft landesherrliher Machtvoll-
kommenheit ohne die verfafjungsgemäße Zuftim-
mung der Landesvertreter in Kraft treten zu laj-
ſen; oftreyierte Verfaſſung, durch füritliche
Machtvolltommenheit od. als Gnadengeſchenk des
Monarchen verliehene, bewilligte Verfaſſung, entg.
der paktierten, d. i. mit den Landesvertretern
vertragsweiſe feſtgeſtellten.
Dftung, Oktuplum ze., ſ. unter octo.
ofulär, l.(v. ocülus, Auge, oculäris) das Auge be-
treffend, Augen⸗; ſichtbar; oculus Christi, das
Chrijtuß-Auge, blaue Sternblume; 0. elephan-
timus, Elefanten- od. Glogauge, = Buphthal-
oleum
mie; ad oculos 2e,, j. demonſtrieren; Ofült,
der dritte Faftenfonntag, von den Anfangsworten
der Meſſe: Oculi mei semper ad Dominum etc.,
Meine Augen feben ftet3 auf den Herrn 2c., Pſalm
25,15; Okulãr⸗Glas od. Ötulär,n. ein Augen-
la3. das dem Auge zugefehrte Glas in einem
serntohre, Augenlinie; O.-Inſpektion, f. die Be-
fihtigung; O.=Zenge, m. ein Augenzeuge; oku⸗
lieren, nl. (von ocülus, Auge f. Knoſpe) Äugeln,
ein Bflanzenauge in einen fremden Stamm fügen,
impfen, auch inofulieren; Okulation, f. die
Impfung, Augelung: Ofulift, m. ein Augenarzt.
öfumenisch, gr. (oikumenikös, &, Ön, von. oikein,
bewohnen) die ganze bewohnte Erde (oikumend,sc.
g&) betreffend, allgemein; bef. ein öfumenijche3
Konzil (I. concilium oecumenicum), eine all
gemeine Kirchenverfammlung. _
Ofydrdm, m. gr. (von ökys, ſchnell) ein Schnell»
läufer; Ofygrapbie, f. die Schnellſchreibekunſt, =
Tachygraphie; Ofypdde, m. ein Schnellfuß,
Schnelläufer.
Ölzident,m. I.(occidens, v. occidöre, fallen, unter-
geben) der Heron der Sonne, Abend, Welt,
bendland, entg Orient; ofzidentälliich) (lat.
occidentälis), abendländiich, weitlih; ofziden-
taliſches Reid), n. das abendländiiche od. weit«
römiſche Kaiſertum; Ofzidentaluhr, f. eine
Sonnenuhr, deren Ebene nad) Weiten geneigt iſt.
Okziſion, f. I. (occisio, v. occidöre, töten) die Er-
mordung, der Totichlag.
Dlaf oder Oslaf, m. altd. (v. angelj. os = altnord.
as, Gott) der Gottentftammte (= gr. Diogened).
Dlampi=Harz,n. ein weißgelbliches, dDurchlichtigeg,
bartes und zerreibliche3 Harz aus Amerika.
Olax, f. (vom mlat. olax, riechend; olere, riechen)
Stinfholz, ein Baum in Oftindien. x
old, engl. (fpr. ohld), alt; o!d Jack, m. (jpr. ohld
dichäd), alter Hans (die britiiche Flagge). _
ol&a. pl. v.olöum, f. d.; oleaginds (fr. oleagineux,
I. oleagin&us, zur Dlive gehörig), ölig, ölicht.
Dlednder, m. 1 (fr. ol&andre, it. oleandro, ml.
lorandrum, verderbt aus I. rhododendrum, gr.
rhodödendron) Rojenforbeer od. Zorbeerrofe, ein
baumähnlicher Straud) mit giftigem Saft, in ſüd—
lichen Ländern. i
Dlediter, m. I. (v. olsa, Olbaum, Olive) der wilde
lbaum.
Oleate, Olein, Oleometer, ſ. unter oleum.
Olekränon, n. gr. (v. dlenẽ, Ellbogen, und kränon,
Kopf, Schädel) Heilk. der Kopf des Ellbogenbeins,
der Ellbogen.
Dlerazeden, pl. nl. (olerac&ae; vd. I. olus, n., Gen.
oleris, Kohl, Gemüſe) Küchengewächfe, Küchen-
fräuter.
oleronenſiſches Seerecht od. fr. röles d’Oleron,
das — in Frankreich u. England als Hilfs—
recht geltende Scerecht der Inſel Oleron an der
Weſtküſte Frankreichs, ſchon im 13. Jahrh. ab-
gefaßt. *
olöum, n., pl. olẽa, |. das DL; oldum et operam
perdidi, ich habe DI und Mühe verloren, d. )-
mich umfonft oder vergeblich bemüht; o. vitriöli,
Bitriolöl, Schwefelfäure, aud) ſchlechthin Oleum
genannt; Öleäte, pl. nl. ölfaure Salze; Olein, n.
oder fr. Dleine, f. = Elain, |.d.; dah. Olein⸗
Seife, oleösa, pl. ölige Arzneien od. Heilmittel;
Dleohaliographie, f. I..gr. Dl-Rupferdruderei,
Kupferftihh mit Olfarben; Olesharte, f. öl
getränfte und dadurch waichbare Tapete, Oleo—
graphie,f. Prüfung der Ole durch die Geftalt der
Olfaktus
auf Waſſer geworfenen Oltropfen und Übertragung
dieſer Figuren auf Papier; Oleomargarin, n.
Kunſtbutter, Talgbutier (vgl.Margarin); Oleo—
meter, m. Ölmejjer, Werkzeug zur Prüfung der
Güte des DIa
Olfättus, m. I. (von olfacöre, riechen, von olere,
riechen, und facere, machen) das Riechen, der Ge»
ruchfinn; olfaktöriſch, den Geruchfinn betreffend
oder dazu gehörig; Ölfafterius, m. der Geruchs—
nerv.
ODlga, f. ruſſ. (Oljga, v. Oleg, altruſſ. Heldenname,
val. altnord. Helgi) weibl. Name: die Erhabene;
Ölgatine, f. Wollenzeug mit perfiichen Zeich-
nungen.
Olibänum, n. ml. (fr. oliban, it. olibano, vom gr.
libanos, libanötös, hebr.lebönäh, arab.lubän) der
Weihraud).
Olifänt, ın. (altfr. olifant, Elefant, Elfenbein und
ein wahridh. aus Elfenbein verfertigtes Feines
Sagdhorn, prov. olifan, holl. olifant, armor. oli-
fant, wall. oliffant, vom I. elephantus, gr. Ele-
phas, Elefant) dasHifthorn derfahrenden Ritter;
Dlifänt oder Olifant-Papier, n. hol. Elefant-
papier, das größte Bapier mit dem Zeichen eines
Elefanten, be. zu Tabellen und Kupferftichen ge-
bräudlid).
Dligãmĩe, f. (v. gr. oligos, &, on, wenig und haima,
Blut) Heilf. Blutmangel; Oligardjie, f. gr. (von
ärchein, herrichen) die Herrſchaft weniger Adels—
familien, Ausſchußregierung; Oligärch, m. ein
Mitglied oder Anhänger einer ſolchen Regierungs-
form; oligäͤrchiſch, in der Gewalt weniger; der
Regierung weniger gemäß, geneigt; oligozän, |.
unt. eozän; oligochroͤniſch, kurze Zeit dauernd;
Oligochronométer, m. ein Kleinzeitmefjer, ein
von del Negro erfundenes Inſtrument zur Ab-
mefjung fleiner Beitabjchnitte; Oligoklas, m. ein
dem Feldjpat vermandtes Mineral, dag haupt-
fählih aus Kiefeljäure, Tonerde und Natron be-
fteht; Oligofrdt, m. (von kratein, herrjchen) ein |
Herrſcher, ver wenige Mitherricher hat; Oligo—
fratie, f. die Herrichaft weniger; oligophilliſch,
blätterarın, wenig Blätter habend; Dligopiitie, f.
ſchwacher Glaube, Kleingläubigteit; Oligopfychie,
f. Geiſtesſchwäche, Geihesarmut; Dligotridie,
f. Haarmangel, Dünnhaarigfeit; oligotrichiſch.
dinnhaarig, ſchwachbehaart; Oligotrophie, f. die
verminderte Nahrung und Eßluſt, das Yaften;
Dligurefie, f. krankhafte verminderte Harnabfon-
derung.
olimy l. einft, ehemals, vormals, vor Zeiten; jcherzh.
vor oder zu Olims Zeiten, d.i. vor alters, vor
undenklichen Zeiten; les olim, fr. die Olims, alt-
franzöfiihe Gewohnheitsrechte. |
Dlinde, f., pl. Olinden, feine Degenklingen aus |
der Stadt Olinda in Brafilien. f
—— pl.nl.(v. l.oleum, Ol) wohlriechendeHle;
aus DL bereitete Arzneimittel; daher Olitäten—
Händler oder -Arämer, herumziehende Arznei-
händler, Quadjalber.
olitõriſch, I. (olitorius, von olitor, der Küchen—
gärtner, von olus, Küchenkraut) in Küchengärten
wachſend, Küchengewächje betreffend.
Dlive f. [. (oliva, jpan. oliva, fr. olive, it. uliva)
die Ölbeere, Ölfrucht, Frucht des Olivenbaums
oder Olbaums; uneig. ein olivenförmiger Zierat,
auch dev metallene Griff an der Türtlinke: Oliben—
farbe, Olivengrün, Ölbeerfarbe, Ölbeergrün;
O.⸗Erz, O.-Kupfer oder Ölivenit, m. nlat. ein |
olivengrünes Kupfererz, arſenikſaures Kupfer; |
Henfer Frembwörterhud. 21. Aufl.
Dmegn- 593
Olivẽt(um), nl. ein Olgarten, Ölberg, Dlbaum-
wald; Olibẽte, f. ein nach der Dlivenernte in: der
Provence übliher Tanz; Olivetten, pl. (fr. oli-
vettes) olivenförmige od. längliche Korallen, Glas—
perlen 2c.; Öltvil,n. ein eigentümlicher kriſtallin.
Körper des Olbaumgummis; Olivin, m. bajal-
tiicher Chryfolith, ein olivengrünes Vlineral; auch
einduchBehandlung desSalicin(f.d.) mir Schwefel⸗
ſäure entftehender olivenfarbiger Körper. —
Oliver, m. engl. männl. Name: der Olbaum, Ol-
bauer, Olbaumpflanzer (fr. Olivier); Olivia, f.
weibl. Name: die Olbaumpflanzerin.
Dlivetäner, pl. Benediktiner (f. d.) v. Monte Oli—
veto in Stalien. |
olla, £. I. ver Topf; olla fervet, Sprw. der Topf
jiedet, von einem Reichen, der viel darauf gehen
läßt; olla male fervet, der Topf ſiedet jchlecht,
bon einem armfelig Xebenden; Olla potrida, f.
jpan. (ſpr. olfja—, d. i. eig. Zaultopf; von olla,
— Kochtopf, prov. ola, fr. oille, und podrir,
pudrir, fr. pourrir, — [.putrere, faulen) ein Kraft⸗
oder Würzgericht, bejtehend aus Hein geſchnittenem
und ſcharf gewürztem Fleiſch von verſchiedener Art,
ein Lieblingsgericht der Spanier; ein Riechtopf,
Duftgefäß (Botpourri) mit wohlriechenden Blu-
men und Kräutern angefüllt; überh. ein Allerlei;
Titel mehrerer Bücher, welche verfchiedenartige
Aufſätze enthalten.
Dionne, £. fr. jtarfe Hanfleinwand, nad) dem gleid)-
namigen Marktfleden benannt. ß
Olympos oder Olymp, m. gr. ein berühmter Berg
in Theflalien (jept Lacha), fabelh. Wohnjit des
Zeus und der himmlischen Götter; der Himmel,
Götterfig; olhmpiſch, himmliſch; olhmpiſche
Spiele, feierliche aligriech. Volksſpiele, die in
Kampfübungen, Wettlaufen ꝛc. beſtanden, und bei
Olympia am Alpheus dem Zeus zu Ehren, als
ein Nationalfeſt u. Vereinigungsband aller griech.
Völkerſchaften, ſtets nach Verlauf von 4 Jahren
gehalten wurden; dah. hieß ein folder ‚Zeitraum
eine Olympidde, (gr. Olympiäs), ein Jahrviert od.
Bierjahr; die Zeitrechnung nad) Olympiaden be-
ginnt mit 776 v. Chr.; Olympia, f. weibl. Name:
die Himmlijche.
Omägra, n. gr. (von Omos, m. die Schulter) Heilt.
aichtifcher Schmerz in. der Schulter, Schultergicht;
Omalgie, f. Schulterjhmerz; Omarthrotäce, f.
gr. Heilf. Entzündung des Schultergeleni?. -
Omar, m. arab. (v.’amara, bebauen, anbauen, lange
leben) männl. Name: der Langlebende.
omäsum, n. [. derBlättermagen, Pfalter, Löſer, der
dritte Magen der Widerfäuer.
| Sun sun. eine ſeltene Kegelſchnecke auf der Inſel
Oma im Indiſchen Ozean. —
Ombrage, m. fr. (jpr. ongbrähſch'; v. ombre —I.
umbra) eig. der Schatten; Argwohn, Verdacht, das
Miptrauen; ombragieren(fr.ombrager), bejchat-
ten; Mal. überjdyatten, beveden, verdunfeln, ver-
teinern; ombres chinoises (jpr. ongbr’ fchinodf’),
chineſiſches Schattenfpiel; ombriert (fr. ombre),
abgeichattet, von Zeugen, deren Farben aus dem
Dunkeln ins Helle unmerflich übergehen ; gewäfjert,
geflammt; Ouibré, n. ombriertes Garn, Flamm—
garn. |
DOmbriten, pl. gr. (von ombros, Regen) Regeniteine,
angeblich mit. Platzregen vom Himmel gefallene
Steine; Ombrometer, n.—Hyetometer; Oms
brometrvie, £. die Regenmeſſung.
Omega, n. gr. (von m£gas, groß) das große, d. i.
lange oder gedehnte DO der Griechen (w), der legte
38
594 Dmelette
Buchſtabe ihrer Buchftabenfolge, vgl. A und O
(unter W).
DOmeletie, £. fr. (entit. aus oeufs möles, gemilchte
Eier) Eier- od. Pfannkuchen; Omelette aux fines
herbes (fpr. ob fin färb), Eierkuchen mit fein zer—
hackten Kräutern; O. soufflee (fpr. ſuffleh), Eier-
auflauf, aufgelaufener Eierfuchen; O. aux confi-
tures (jpr. — oh fongfitühr), Eierfuchen mit ein-
gelegten Früchten, gefüllter Eierfuchen; O. natu-
relle (jpr. natürell), einfacher Eierfuchen; tant de
bruit pour une omelette (jpr. tang d'brüih pur
ühn' om’lett’), Sprw. eig. fo viel Lärm um einen
Eierfuchen, d. i. fo viel Lärm um nichts!
Dmen, n., pl. Omina, l. (mit fat. avis, Vogel, zu—
ſammenhängend, eiwa fo viel wie Bogelflug) eine
Borbedeutung, ein Vorzeichen; omen faustum,
eineglüclicheBorbedeutung; ominds [.ominösus),
vorbedeutend, beſ. von ſchlechter Borbedeutung,
ahnungsvoll; ominteren (l. ominäri) weisjagen,
ahnen, vermuten.
Dmentum, n. l. Heil. das Netz, die Nebhaut der
Gedärne; Omentitis, f.L.-gr. die Netzentzündung,
Entzündung des Weges oder der Neghaut.
Omifron, n. (v.mikrös, ä, ön, flein) das Eleine, d. i.
furze griechiſche D (0). i
Omite, ominieren, ominds, |. unter Omen.
omittieren, I.(omittere) auslaſſen, weglaſſen, über-
gehen 2c.; Omiſſum, n. ein ausgelajjener Bunft
»d.Saß; pl. Omitie, Ausgelaſſenes; casus omissi,
pl. in den Rechten, Gejegen 2c. ausgelajjene Fälle,
worüber die Obrigfeit 2c. nach Berhaftenhent der
Umstände entjcheivet; salvo erröreetomissiöne,
j. unter salvus; Omiſſion f. (ſpätl. omissio) Un-
terlafjung, Auslajjung, Berfäumung; Omiffion
der Erbihaft, Ripr. Nichtannahme derielben,
Berfäumung der Annahmefrift; Duiſſions-Sün⸗
den, Unterlafjungsfünden; omissive, nl. auslaj-
ſend, übergehend.
Dinladina, £. jerb. (eig. Jugend) ein jährlich in der
Berienzeit zu Belgrad zulammientretender litera-
riſcher u. politiicher Verein der auf fremden Hod)-
ichulen ftudierenden Serben, ſowie Name einer ge-
heimen Verbindung; die jungſerbiſche Partei.
Dmmant, n. (engl. hominy, ein indianifches Wort)
Türkenmus, grobes,in Waſſer gefochtes Maismehl.
DOmmatophällon, n. gr. (v. omma, Gen. 6mmatos,
das Auge, u. phylion, |. d.) Heilf. eig. ein Augen—
blatt, Fell auf dem Auge.
omuis, omne, l. aller, alle, alles; pl. omnes, n.
omnia; omne nimium nocet, j. unter nimis;
0. prineiplum grave, |. Brinzipium; 0. sci-
bile, f. scibile; o. simile elaudivat. f. unter si-
milis; 0. trinum perfectum, alle3 Dreifache ift
vollfommen, aller guten Dinge find drei; 0. tulit
punctum, qui miscüit utile dulei, der hat all-
gemeinen Beifall, der das Nügliche mit dem Ange—
nehmen vereinigt; non omne licitum honéstum,
nicht alles Erlaubte ift auch ehrenhaft; omni ex-
ceptiöne major, f. unter erzipieren; 0. jure,
j. Jus; 0. mudo. |. Modus; 0. tempöre, f. unter
Zempu3;omnia ad Dei gloriam, omnia cum
Deo! j.unter Deus; 0. mea mecum porto, alles
Meinige trage ich bei mir (der Dentjpruch des
ieh. Weiſen Bias, der feine höchſten Schäße in
Feiner Weisheit befaß); mon ommia possümus
omnes, wir können nicht alle alles leisten 2c., find
nicht alle in allen Stüden geihidt; in omnibus
aliqnid, in toto nihil, in oder von allem etwas,
im ganzen nichts (Rechtes), näml. willen od. leiten;
non omnibus dormio, ich jchlafe nicht bei allem,
fi
1
Dnee
d. i. ich werde nicht zu allem ſchweigen; omnis
amans amens, [. jeder Verliebte iſt töricht oder
närriſch; Omnihus, m. lat. (v. Dat. Pl. omnibus,
d. i. eig. allen, für alle) ein Geſellſchaftswagen, ge-
räumiger, vielfisiger Tobnwagen; Omminm, n.
engl. der Allwert, die den Staatsgläubigern als
Unterpfand angewiefenen gefamten Stammagelder
de3 Staatsichages; ommino, [. allerdings, über-
haupt; emmifarm(ipätl.omniförmis),allgeitaltig;
ommipavent, allgebärend; Ymmiparität, f. nl.
allgemeine &feichheit; Ommiphdg, m. l.-gr. ein
Alles-Efjer oder »Freffer; ommipotent, |. (om-
nipötens) allmächtig, allvermögend, allgemaltig ;
Dunipotenz f. (omnipotentia) die Allmacht,
Allgewalt; ommipräfent, nl. allaegenwärtig;
Quinipräſenz, f. die AUllgenenwart; Ommifeidnz,
k. die Allwiſſenheit; mnivöriſch I. (omnivörus),
alles verichlingend od. frefiend; Omnivoren, p!.
Naturk. Allesfrefier, Tiere (def. Singvögel), welche
ihre Nahrung ſowohl aus dem Tier-, als aus dent
Pflangenreiche nehmen. |
Dmoalgie, f., v. Omalgie, .d.; Omofotäle, f. gr.
Heilf.dieSchultergelenfpianne; Omopläte, f. dag
Sdulterblatt; Omophorion, n. die lange Schul-
terbinde der hohen Geiſtlichen in der griech. Kirche.
Dmophäg (nihtYomophag), m.gr (v.Omös, roh,
unreif) ein Rohfleiſcheſſer Omophanie, k. das Roh—
ne Dmotocie, f. Das Zufrühgebären,
eblgebären.
Ompbäle, f. gr. Name einer Iydischen Königin, die
den Herkules fo zu fejjeln wußte, daß er unter ihren
Sflavinnen weiblich getleidet an ihrem Rocken
ſpaun, daher jprichwörtl.: es findet ein jeder Her-
fules feine Omphale.
Dmphalelföjis, f. gr. (von omphälös, der Nabel)
Heilk. ein Yenbelgeihwir: omphaͤliſch, den Nabel
betreffend; nabelfürmig; Ompgalitis, f. Nabel-
entzündung; Omphalszẽle, f. ein Nabelbruch;
Omphalomantie, f. Wahrjagung aus dem Kno—
ten der Wabeijchnur eines neugeborenen Kindes;
Omphaloͤnkus, m. die harte Nabelgeſchwulſt;
Omphaloncuron, n. die Nabelfhnur; Omphulo-
hyme, n. ein Nabelgewächs, eine große weiche
dabelgeſchwulſt; Omphalöptron, n. eineZinfe,ein
Linſenglas; ein nabel- od. linſenförmig geichliffe-
nes Vergrößerungsglas; Omphalorrhagie, f.ein
Nabelblutfluß; Omphalotöm, m. Werkzeug zum
Abſchneiden der Nabelſchnur; Omphalotomie, f.
das Abſchneiden der Nabelſchnur.
Dura vd. r. Omrah, m. arab. (v. amara, bebauen,
befuchen; vgl. Omar) die Wallfahrt od. der feier-
lihe Bilgerzug der Gläubigen nad) Meffa.
ODnäger od. Önägrus, m. l. (gr.Önagros) der wilde
Eſel, Waldejel (vgl. Kulan); ein leichtere Wurf-
geihüßg der alten Römer.
Dnanie, f. (von Onan, 1. Mo]. 38,9 benannt) die
Selbſtbefleckung; auch Dnanismus, m.; ona⸗
nieren, dies Laſter treiben; Omanift od. Onanit,
Setbitbefleder — a
Hnaͤnth-Ather, m. gr. (von dinos, Wein, änthos,
wu und pen j. d.) eig. Weinblumen Geiſt,
der im Weine enthaltene Stoff, welcher die Urſache
des Weingeruches tft; PRnaͤnth-Säure, f. eine aus
egorenen Flüffigfeiten, z.B. Wein, entwidelte
äure.
Onbaſchi, m. türk. ein Unteroffizier in der Türkei.
Dubeſchlit, m. türk. (von on-besch. fünfzehn, v. on,
zehn, u. bösch, fünf) eine türk. Rechnungsmünze
— 15 Paras oder faum 7 Pf. |
Ouce, f. fr. (pr. ongß') — Unze, ſ.d; Oncia, it.
Dnele
(pr. ontſcha) Onze, Onca, f. eine Goldmünze im
ehemal. Königreich beider Sizilien, zu 5 neapolit.
Dukati— 10,75 M.; auc ein chem. Gewicht (Unze)
und ein Längenmaß in Stalien v. verfchied. Größe;
Oncetta, f. (fpr. ontichetta) eine ehemal. Gold»
münze in Neapel = 10,50 M.
Dnecle oder Önfel, m. fr. (prov. oncle, altfr. uncle,
v. [. avuncülus) der Obeim, abgek. Ohm, des Ba-
ter8 oder der Mutter Bruder.
Onens, m. gr. (Onkos, urfpr. Bug, Krümmung,
Erhabenheih Heilf. harte, feite Geſchwulſt oder An»
ihwellung; Onfotomie, f. Aufihneidung eines
Geſchwürs, Geihwüröffnung.
onda maris, f. it.[. (von it. onda, die Welle, und
mare, en. maris, das Meer) die Meereswelle, ein
offener Flötenzug in Orgeln.
Ondatra, j. Desman.
ondeggiäre, ondeggiamento, n. it. (ſpr. on-
dedſch —; vd. onda=[. unda, Welle) Tonk. wellen-
fürmige Bewegung, Bebung; Ondine, f. fr. =
Undine, ].d.
on dit, fr. (fpr. ong di) eig. man jagt; ala Sachw.
n. eine Sage, ein Gerücht; einem on ditzufolge,
nad Hörenfagen.
Dndulation, j. Undulation.
Oneida-Commune, f. eine v. Mr. Noyes 1838 in
der Anfiedelung Oneida-Creek im Staate New—
York auf ſozialdemokratiſcher Grundlage gegrün-
dete Religionegemeinichaft, mit Güter- und ſogar
Weibergemeinfchaft, Shre Anhänger nennen ch
Biblecommunists, |. d.
Dneirodynie, f. gr. (Öneiros, m. Traum) Heilf.
franfpartes ängjtliches Träumen; Oneirofrit u.
Dneiroldg, m. Traumdeuter; Oneirofritie oder
Oneiromantie, f. die Traumdeutung; Oneiro—
logie, f. die Lehre von den Träumen; Oneiropö⸗
los oder Öneiromantis, m. ein Traumpdeuter;
Oneiroffopie, f. die Traumbeobadhtung.
neläum, n. gr. (von oinos, Wein, u. Elaion, DIN)
Weinöl, Wein mit DI gemiſcht.
Onẽra, onerieren, onerös ꝛc., |. Onus.
Dngäro, m. it. eig. ein Ungar; ein ungarischer Du-
faten, 3. U. dv. den venetianijchen Ducati di banco,
Banfdufaten.
Dniseus, m. gr. (oniskos, Verkl. von 6nos, Ejel)
eig. ein Eſelchen; Kellerejel, Afjel.
Ontel, |. Oncle.
Ontotomie, |. Oncus.
Dntit, m. türf. (von on, zehn) eine türkische Münze
von 10 Piaſtern = 1,50 M.
Onocephälus, m. gr. (von Önos, Ejel, u. kephale,
Kopf) ein Eſelskopf; Onofrotälus, m. (d. i. eig.
‚Ejelöflapperer, Ejelöjchreier, val. Krotalen) die
‚Kropfgang, der Pelikan, j.d.; Onolatrie, f. Ejels-
dienst, Ejelöverehrung, deren bei ven Alten die
Suden und ſpäter die Chriften beichuldigt wurden,
viell. weil Chriſtus auf einem Ejel reitend in Jeru—
ſalem einzog. *
Dnogäle, n. gr. (von o1nos, Wein, u. gäla, Milch)
Weinmilch, Wein und Milh; Önographie, f. Be-
icreibung v. Weinen; önoldiſch, weinartig, wein-
ähnlich; Onolög, m. ein Weıntenner, Weinbaus
fundiger; ÖOnologie, f. die Weinfunde, Lehre von
der Kultur, Kelterung, Gärung und Behandlung |
der Weine; önoloͤgiſch (od. oinologiich), wein-
tundlic, den Wein betreffend; Enomanie, f. die
Weinwut, Weintollheit; der Säuferwahnfinn;
Önomantie, f. Bahrjagung aus Wein, bej.Opfer-
svein; Önomelt, n.®einhonig, Honigwein, Wein- |
Dnyr 595
met; Önometer (od. Dinometer), n. ein Weit-
meſſer, einvon Bertholon angegebenes Werkzeug
zur Beitimmung der Zeit der höchſten Gärung des
Moſtes; Hnophil. m. ein Weinliebhaber, Freund
des Weines; Önopolium, n. das Weinhaus, die
Weinſchenke; auch das Weinſchankrecht; Onopot.
m. Weintrinker; Onoſtaͤgma, n. Weingeiſt.
Onomaſtiton, n. gr. (v. onöma, n. Name) ein Na-
men od. Wörterverzeichnig, bei. ein fachlich. nicht
nad) der Buchftabentolge, geordnetes Wörterbuch,
Reallerikon, auch ein Gedicht auf den Namenstag,
Geburtstagslied; Onomdtif, f. die Lehre von der
Bedeutung und Bildung der Namen, = Onoma-
tologie; Onomatolatrie, f. übermäßige Ver—
ehrung eines Namens, eines beriihmten Mannes
2.;Onomatologie, f.Wörter- od.Namenbilvungs-
lehre; onomatoloͤgiſch, f. die Namendeuterei,
Wahrjagerei aug Namen; Onomatomorphöfe, f.
Namenbildung, Wortgeftaltung; Ongmutopdie,
f. die Namen- oder Wortbildung; Spradl. die
Schallnahahmung, Wortbildung nad) dem Natur-
laute oder Klange einer Sache, z. B. Trommel,
raſſeln; onomatopöetiſch lauinachahmend, z. B.
in der Poeſie durch den Rhythmus die Naturtöne
nachahmend; Onomatopöẽtita, pl. nad) dem Na-
turlaute oder Klange des Gegenſtandes gebildete
Wörter; Ongmatothet, m. eig. Wortſetzer, Er—
finder neuex Wörter, beſ, Namen.
Onomeli, Önometer, Änopolium eꝛc., j. unter
nogala.
"Ononychit, m. gr. (von bnos, Eſel, u. onyx, Klaue,
Huf) ein Eſelfüßler, wer Eſelsfüße hat; Spottname,
welchen die Heiden Chriſtus beilegten (vgl. Onola-
trie); Onoſcelit, m. (v. sk&los. Schentel) ein Ejel-
ſchenkler, wer Ejelsfchentel hat; Onofkiomadhie, f.
abderitifcher Rechtsftreit über den Ejelsjchauten.
onore di lettera, it. ſ. honor di littera.
Önotrer, pl. (l. Oenotri) die älteften Bewohner des
ſüdweſtlichen Italiens.
Ontogenie, f. gr. (von On, Gen. ontos, ſeiend, pl.
neutr.öuta, das Seiende, Part. von Einai, fein) die
Entftehungslehre der Weſen; Ontographie, f. die
Beitreibung der Dinge od. Weſen; Ontologie, f.
die Wefenlehre, Lehre vom Sein, Grundwiſſenſchaft,
Lehre von den allgemeinen Eiaenjchaften der Dinge,
ein Teil der Metaphyfif, auch Ontofophie, f.; ons
toloͤgiſch, die Wejenlehre betreffend od. darin be-
ründet; ontologijcher Beweis, der aus dem
egriffe Gottes geführte Beweis für das Dajein
Gottes; Ontoftätik, f die Wifienichaft vom Gleich-
erwicht der Dinge; Ontotheologie, f. die Gottes—
ehre aus den Begriffen; überſinnliche Gottesge-
lehrtheit.
Onus oder onus, n., pl. onẽra, lat. die Laſt, Be—
fchwerde Bürde; Pflicht, Verbindlichfeit;omera pu-
blica, öffentlihe Abgaben, Staatslaften; onerös
(l. onerösus), drücdend,bejchwerlich, mühvoll, müh—
fam; Onerojität, £. (jpätl. onerösitas) die Läftig-
keit, Bejchwerlichfeit; onerieren (l. oneräre), be-
fchweren, belajten, aufbürden; oneräbel, ni. ſteuer—
bar, jteuerpflichtig, jteuerbelajtet, 3. B. dieonera-
bein Stände, nämlic) Bürger u. Bauern; One—
ration, f. die Belaftung.
Onyg, m. (gr. önyx, Gen. önychos) eig. der Finger—
nagel; der Nagelftein, eine als Edeljtein befannte
Abänderung des Chalcedon, von der Farbe der
Bingernägel (ehem. ververbt: Onichel, Onich—
ftein), vol. Kamee; Heilf. ein Augennagel, eine
nagelförmige Eiteranfammlung zwilchen den Plat-
38*
596 Dnza
ten der Hornhaut; Onhchia, f. Heilt. ein Nagel« |
eſchwür, die Nagelräude; Onyehiiterion, n.
Nagelfchere, er zum Bejchneiden der Nägel;
Onycholritie, f. Undeutung des Charakter eines
Menſchen aus der Bildung feiner Fingernägel;
auch = Onychomantie, f. die Wahrjagerei aus
den Nägeln der Finger. A
Onza, f. jpan. — Unze, als Gewicht; früher aud)
eine Goldmünze (onza de oro) inSpanien, Mexiko,
den mittelamerif. Freijtaaten 2c., Quadrupel oder
vierfache Piſtole zu 16 Silberpiaftern und 65 bi3
67 A an Bert.
Doͤgäla, Odgla, n. gr. (v. 560, = I. ovum, Ei, und
ala, Mildy) Eiermild, Ei in Mil gerührt;
Satith, m. der Rogenftein, ein aus Kleinen, dem
Fiſchrogen ähnlichen Körnern bejtehender Kalf-
jtein; Oolith=- Formation = Jurasdormation,
1. d.; oolithiſch, rogenjteinartig, rundkörnig mit
fonzentrifchichaliger Abjonderung: Dologĩe, f.
Eierlehre, Lehre von den Vogel-Eiern u. -Weitern;
Domantie oder Ovfkopie, f. Wahrfagung aus
Giern; Opnin, n. Eiweißitoff; Opphoritis, f.
Heilk. Eierjtod-Entzündung.
onomantie, f.gr. (oionomanteia, von oionôs, ein
einfam fliegender Bogel, Raubvogel) Weisfagung
aus dem Fluge und der Stimme der Vögel.
opäf, I. (opäcus, fr. opaque) dunkel, undurchſichtig,
ſchattig; Opazität, f. (l. opacitas) die Dunkelheit,
Undurchſichtigkeit; Daque, n. fr. (fpr. opdhf) eine
Art Steingut oder Fayence.
DOpdl, m. (I. opälus, gr. opällios, v. jansfr. upala,
Stein, Edeljtein) der Schillerftein (doch nicht der
Mineralogen), ein mildhblauer, farbenfpielender,
durchicheinender Edelftein vom SKiefelgejchlecht;
opaliſieren oder obaleſzieren, barb.-I. nach Art
de3 Opals jchillern; opaliſierend od. opaleſzent,
in Farben jpielend, fchillernd.
Opaleſzentglas, n. Opalglas, Schillerglas; opa⸗
leizieren, ſchillern.
ope et consilio, lat. mit Hilfe und Rat, oder mit
Rat und Tat.
Dpelünify-Siomjät, m. ruf). (v. opeka, Vormund⸗
Ihaft, u. ssowjät, Rat), der Vormundſchaftsrat in
Rußland, = Bupillen-Kollegium.
Obener, m. engl. der Öffner; Baummollöffner- od.
putzmaſchine.
Ober, f. (aus dem it. o6Pera, d. i. überh. Werk, Kunſt⸗
werk, dem Stegreifſpiel entgegengeſ.) ein Singſpiel,
muſikaliſches Drama; Opera buffa, f. it. ein fo-
mifches Singfpiel; opera Iyrique, fr. (jpr. lihrick)
(yrifche Oper; Opera jeria, it. ernite, große Oper;
Dperdtte, f. (it. operetta) Zleines Singfpiel;
Operiſt, m. ein Dpern- od. Bühnenjänger; Ope⸗
rijtin, f. eine Opernfängerin; Opernguder, ın.
j. Bolemojfop.
opera, + l. ſ. unter opus.
opera, f. l. die Arbeit, Mühe; der Dienft, die Dienjt-
leiftung; it. Kunſtgeſch. Opera del Duomo, Dom-
bauvermwaltung, Bauhütte; opera et studio, durd)
Mühe und Fleiß; pl. operae, Rſpr. Herren- oder
Frondienſte; operds(l.operösus), als Adverb auch
operöse, mühſam, mit Mühe; Operoſität, f. (I.
operositas) die Mühſamkeit; iibertriebene Ge—
ichäftigfeit.
Dperette, ſ. unter Oper.
sperieren, |. (operäri, v. opus, j.d.) unternehmen,
eingreifen, zu Werfe gehen, vorgehen; bej. wund-
ärztlich arbeiten oder etwas verrichten, um eine
Heilung zu bewirken, ſchneiden, jtechen 2c.; Opera=
tion, f. (operatio) die Unternehmung, Verrich- |
Ophthalmalgie
— das Verfahren; bei Wundärzten das Heil—
verfahren, Wundgeſchäft, die Heilung durch
Schneiden, Stechen 2c.; der Schnitt, Heilſchnitt,
Kriegs-DOperationen, Kriegshandlungen oder
unternehmungen; Operations Bails, f. Kıf. die
Grundlage, der Stügpunit für die friegerifchen
a bef. eine Reihe von Feftungen, aus
deren Borräten der Abgang an Kriegsbedar) und
Mannſchaft wieder erjegt wird; O.-Linie. f. die
Haupt- oder Standlinie des Heeres; V,-Objert,
n. da3 Ziel; O.⸗Plan, m. der Unternehmungs-
Entwurf, Plan für das Vorgehen; Operateur, m.
fr. (fpr. —töhr) ein operierender Wundarzt, Wund-
künſtler, z. B. ein Augenarzt, Augenfünftler, Bruch—
arzt, Bruchſchneider, Steinſchneider od. Steinarzt,
Zahnarzt zc.; oberatĩb, nl. zu Werke gehend, bef.
wundärztlich arbeitend; operative Heilkunde,
— Ohirurgie. ’
Opertit, Operiftin, j. unter Oper.
Öperkularien, pl. nl. (v. I. opercülum, Dedel, von
operire, bededen)Dedeltierchen ;aucheinePflanzen-
gattung; Operfuliten, pl. veriteinerte Schneden-
edel.
Operment, j. unter Arjenik.
oberös, operoso 2c., |. unter opera.
Ophianer, = DOpbhiten. |
Ophiäſis, f. gr. (v. öphis, m. Schlange) Heilf. das
(ihlangenartige) Kahlmerden einzelner Kopffleden;
DOppidia od. Ophidier, pl. fchlangenartige Tiere;
Ophikleid, n. das Schlangenrohr, ein neuerfun-
denes Ichlangenförmiges Blasinftrument vom tief-
jten Ton, der Baßpofaune ähnelnd: Ophioce—
phälus, m. Schlangenfopf; Ophiodonten. pl.
verjteinerte Schlangenzähne; Ophioglöſſum. n.
Schlangen- od. Natterzunge, eine Pflanzengattung;
Ospioglöiien, pl. veriteinerte Schlangenzungen
oder vielmehr Haififchzähne; Ophiolatrie, f. oder
Ophitismus, m. die Schlangenverehrung, An—
betung der Schlangen; Ophiolkthen,pl.Schlangen-
verjteinerungen; Ophiologie, f. Schlangentehre,
Naturbefchreibung der Schlangen; Ophiomantie,
f. Wahrſagung durd) Schlangen; Ophiophdg, m.
ein-Schlangenefjer od. Schlangenfrefjer; Dphior⸗
rbiza, ft. Schlangenwurz; Ophiofaurus, m.
Sclangen-Eidechje; Dphioſtöma, n. das Schlan-
genmaul, ein Eingeweidewurm; Oppit, ſ. Ser—
pentin; Ophiten od. Ophbtäner, pl. Schlangen-
brüder, Schlangendiener, eine gnoftifche Bartei vom
2. bi3 7. Jahrh., welche die Schlange verehrten;
Ophiũchus, m. der Schlangenträger, Schlangen-
halter, Schlangenmann, ein Sternbild; Ophtits
rus, m. der Schlangenſchwanz ein Knochenfiſch;
Ophiuride, f. Größenl. die Schlangenſchwanz⸗
linie; Ophinriten, pl. Schlangenſchwänzchen ähn⸗
liche Verſteinerungen.
Ophir, n. Name eines berühmten Goldlandes,
woraus die Hebräer Gold, Perlen, Edelſteine und
andere koſtbare Waren bezogen und das in Ara—
bien oder Indien zu ſuchen iſt.
Onhthalmalgie, f. gr. (von ophthalmös, m. Auge,
und älgos, Schmerz) Augenjchmerz, Augenweh;
Dppthalmiäter, m. (von opthalmös und iatrös,
Arzt) ein Augenarzt; Ophthalmiatrie od. Oph⸗
thalmiätrif, f. Augenheiltunde; ophthalmia⸗
triſch, augenärztlich, augenheilkundlich; Duhthal⸗
mie, £. Heilk. die äußerliche Augenentzündung,
Augenkrankheit; ophthaͤlmiſch, die Augen betref—
fend; augenheilend, augenärztlich; ophthalmiſche
Mittel oder Ophthalmitka, pl. Mittel für Die
Augen, Augenmwajjer, Augenjalben; Ophthalmis-
Dpian
tt3, f. innere Entzündung des ganzen Augapfels;
Dohthalmobiõtitk, f. die Uugenpflege; Ophthals
modulie, f. dev Augendienit; Ophthalmodynie,
f. der Augenfchmerz: Ophthaliographie, f. die
Augenbejchreibung ; Ophthalimoldg,m.ein Augen-
fundiger, Augenarzt; Ophthalmologie, f. die
Augenlehre; ophthalmolsgiih, augenkundlich,
die Lehre vom Auge betreffend; Ophthalmoneter,
n. ein Sngeiriielier, Werkzeug zur Mefjung des
Hornhautfrümmungshalbmeflers u. Beitimmung
der Abmweihung von der Kugelgeftalt; Ophthal—
mometrie, f. die Lehre von der Einricytung und
dem Gebrauch diefes Werkzeugs, Augenmellung;
Ophthalmophantoͤm, m. eine Vorrichtung zu
Übungen in Augenoperationen; Ophthalmoptö=
fi ‚ f. der Augapfel Borfall, das Herportreten des
ugapfels; Ophthalmorrhöe, f. Augenfluß;
Dohthalmoſtoͤp, m. ein Augenunterfucher, Augen-
jpiegel; Ophthalmoſtopie, f. Unterfuhung des
kranken Auges mit dem Augenfpiegel; früher auch:
Bahrfagung aus den Augen; pphthalmoffo-
pieren, mit dem Augenſpiegel unterjucen;
spbtbnimoftäpiic, den Augenſpiegel oder die
ugenipiegelunterjuchung betreffend, Ophthal⸗
mo-Speftrojtöp, j. unt. Spektrum; Opbthal-
motherapie, f. die Augenheiltunft; Ophthalmo=
tomie, f. die Augenzergliederung; Ophthalmo⸗
öfter, m. oder Ophthalmorgitrum, n. ein
ugenfrager, Augenjchröpfwerfzeug.
Dpian und Opiat, j. unter Opium.
opime Spolien, ſ. spolia opima.
Opindnt, m. [. (opinans, v. opinäri, meinen) wer
jeine Meinung äußert, feine Stimme abgibt, ein
Stimmender.
opiniatre, fr. (pr. opinjdt’r; ml. opiniaster, v. I.
opinio, Meinung; aljo eig. auf feiner Meinun
beitehend) hartnädig, halsitarrig; Opiniatretd,
f. die Hartnädigkeit, Starrföpfigteit; ſich opinia—⸗
trieren (fr. s’opiniätrer), ſich halsſtarrig od. hart-
nädig widerjegen, auf etiwa$ beharren.
Opiniön, f. lat. (opinio, fr. opinion) die Meinung,
ermutung; der Wahn; Opinioniſt, m. barb.-l.
ein Meiner, wer nad) Meinungen od. Bermutungen
urteilt und auf feiner Meinung beiteht; opinids
(lat.opiniösus), meinungs⸗ oder vermutungsvoll;
opinieren, meinen, der Meinung jein; Opinion
ublique, fr. (fpr. opiniöng püblik) öffentliche
Meinung.
Dpiophag, ſ. unter Opium.
Dpisina n. und Dpismus, m (gr. v. opizein, und
diejes dv. opös, Pflanzenſaft) das Einfammeln oder
Auffangen und Eindiden der Pflanzenfäfte.
Opiſthenar, n. ar. (v. Ööpisthen, hinten, und thénar,
die flahe Hand) der Handruden; Optithocephäs
lum oder r. Öpifthofephalon, n. der Hintertopf;
Opiſthodömos, m. Bauf. der Hinterteil eines
Zempels, die Hinterzehe; Opifthographie, f. das
Schreiben auf der ae Geite eines Blattes;
obifthograͤphiſch, hinten oder auf der Rückſeite
beſchrieben; Opifthofranion, n.Heilf. der Hinter-
topf, bei. das Hinterhauptsbein; Opiſthotönos,
m. Rüden-Starrframpf, wobei der Körper nad)
hinten gebogen wird.
Dpitulation, f. [pätl. (opitulatio, v. opituläri, hel-
en, von ops, Dilfe,u. Stamm tul- f. ferre, bringen)
die Hilfeleijtung; Opitnlätor, m. I. der Helfer,
Hilfebringer, Beiname Jupiter.
Opium, n. (l.opium, v. gr. öpion, Verkl. v. opös,
Saft) Mohnjaft, Mohnharz, der verhärtete Milch—
faft der nochgrünen Mohntöpfe im Orient; Optan,
opportun 597
n. f. Narkotin; Opiät, n. Heiff. ein Schlaf-
mittel, mit Opium zujfammengejegt; Optophdg,
m. ein Opiumefjer; vgl. Theriaf. 3
Opobalfam, m. gr. (opobälsamon, d. i. Balfamfaft,
v. opös, Pflanzenfaft) auh Balſam von Gilead
oder von Mekka, ein fojtbarer, wohlriechender
Balfam von einem Baume (Amyris gileadensis)
in Arabien; Opodéldok, n. (von Theophraftus
Paracelfus fo benannt) Gichtfalbe, eine gallert-
artige Salbe von Seife, Kampfer und Rosmarin
geift; auch ein Barfüm; Dpopänax, m. oder Ba-
nargummi,n. (v. gr. panax oder pänakes, d. i.
eig. Allheil) Heilmurz- od. Paſtinakharz, ein heil-
james Gummiharz aus der Wurzel einer Art Pa-
— (Pastinäca opopänax) in der Levante, im
üdl. Frankreich 2c.
Opoltſchenije od. Oboltſchenie, f., r. n., ruſſ. (die
Rüſtung, Bewaffnung) die rufiiihe Landwehr;
ODpoltſchéeuetz, m., pl. Opoltſchenzy, rufj. der
Landwehrmann im aktiven Dienjt, entg. Rätnik,
ſ. d.
Opoͤra, f. ruſſ. die Stütze (Name von Vereinen zu
gegenfeitiger Unterjtügung).
Oporine, f. gr. (von opora, der Frühherbſt, die
Erntezeit) die Hore des Herbites, vgl. Horen.
opörtet, I. e3 ijt nötig, man muß; ald Sachw. n.
das Muß, der Zwang; Sprw. oportet est mala
er. Muß iſt eine harte Nuß, eig. ein böſes
raut.
Opoͤſſum, n. (dev Name in den — Staaten)
die Beutelratte, das Beuteltier, in Amerika auch
Philander,m,u.Yara,m.
Dppidänen, a l. (oppidäni, v. oppidum, Stadt)
Städter, bej.Kleinjtädter; auflandesfchulen:Schü-
fer, die in der Stadt (nicht in der Anftalt felbit)
wohnen. i i
oppignorieren, [.(oppignoräre od.r.oppigneräre,
v. pignus, das Pfand) verpfänden, verjegen; de-
cretum de oppignorändo, Erlaubnis der Ober-
vormundſchaft zur Berpfändung der Güter des
Pflegebefohlenen; Oppignorätion, f. nl. die Ver-
pfändung, Berjegung.
Dppilation, f. I. (oppilatio, von oppiläre, ver-
jtopfen, v.piläre, zufammendrüden) Heilf. die Ber-
ftopfung. —
Oppletion, f. nl. (von opplẽre, erfüllen) Überfül-
lung, Überladung des Magen?.
opponieren, I. (oppönere, v. ponere, jeßen, ftellen)
ſich widerſetzen, entgegenfeßen, gegenüberjtellen, be»
ftreiten, einwenden, Einwendungen oder Einwürfe
maden; Oppondnt, m. (oppönens) ein Gegner,
Widerſprecher; Oppofitum od. fr. Oppofe, n. da3
Gegenteil, Entgegengejegte, Widerfpiel, der Gegen—
faß; pl. Oppofita, entgegengejegte Dinge, Gegen-
ſätze; Oppoiition, f. (l. oppositio) die Wider-
feßung, ver Widerſtand, Gegenfag, die Widerrede,
Gegenrede, die Gegenpartei, gemeiniglich diejenige
Bartei, welche der Regierung gegenüberjteht, —
Oppojitionspartei, ſ. u.; Sternf. der Gegen-
jchein eines Planeten, wenn derjelbe, von der Erde
aus betrachtet, der Sonne gerade gegenüberjteht,
vgl. Konjunktion; —— die
Gegenſeite od. Partei; beſ. die ſtaatliche (politiſche)
od. bürgerliche Obſtands⸗ od. Widerſpruchs-Partei,
welche der herrichenden Partei od. der Regierung
entgegenarbeitet; oppoſitionell, der Gegenpartei
angehörig, entiprechend, od. von diefer ausgehend;
widerſetzlich, widerjpenftig. Erb
opportün, I. (opportünus) gelegen, ſchicklich, günftig,
rechtzeitig; Öpportunität, f. (I. opportunltas)
598 Oppoſition
günſtige Zeit oder Gelegenheit, Schicklichkeit, Paß—
lichteit; auch die Anlage od. Empfänglichkeit, 3. B.
gu einer Krankheit; Opportunismus, m. Nüß-
ichkeitsfinn, von Zweckmäßigkeitsgründen geleitete
Gefinnung; Mangel an Feitigfeit der Gefinnung,
ſchwankende Haltung; Opportunift, m. nl. eın
Gelegenheitsmenſch, der die Gelegenheit wahrzu—
nehmen und zu benugen weiß; opportnuniſtiſch,
die Gelegenheit nußend.
Oppoiition, Oppoſitum 2c., |. unt. opponieren. |
opprimieren, |. (opprimöre, v. premere, drüden)
unterdrücen, dämpfen, niederdriüden ; Oppreſſion,
f. (oppressio) die Unterdrüdung, Niederhaltung;
Abipannung, Erihlaffung; der Drud, dieStrenge,
Gewalt; pppreffin, nl. unterdrüdend, dämpfend.
opprobrieren, I. (opporbräre, v. probrum, Be-
ichimpfung, Vorwurf) vorwerfen, zum ſchimpflichen
Vorwurf machen; Opprobration, f.(opprobratio)
die Beſchimpfung, Schmach; ein ſchimpflicher Vor⸗
wurf; auch Opprobrium, n.; opprobriös ſſpätl.
opprobriösus), ſchimpflich, ſchmähend.
obpugnieren, l.(oppugnare, v. pugnäre, kämpfen,
pugna, Kampf, urſpr. Fauſtkampf, v. pugnus,
Fauſt) anfechten, angreifen, belagern; Dppugna—
tion, f.(oppugnatio)dieBelagerung, Befämpfung,
der Angriff; Oppugnätor, m. der Angreifer, Be-
tämpfer, Belagerer; oppugnatöriſch (l.oppugna-
torius), angreifend, belagernd.
DOps, f. Zabell. altröm. Göttin der Fruchtbarkeit,
Beſchützerin des Feldbaues, Schweiter u. Gattin
des Saturn, — gr. Rhea.
opiidnthifch, gr. (v. opsé od. Öpsi, fpät, u. anthos,
Blüte) jpätblühend; Opfiganie, f. die ſpäte Heirat
(erjt im Alter); opfindnisch, jpät erzeugt, jpät ent-
ftanden; Opſimathie, f. das Spätlernen od. ſpäte
Erlernen einer Sache im Alter.
Opſis, f. gr. (v. Stamm op-, jehen) die Anjchauung,
das Sehen; Opfiometer, n. = Optometer.
Dpfomanie, f. gr. (v. öpson, gefochte Speife) Ver-
rüctheitauslederhaftigfeit, Lederwut; Opfophag,
m. ein Gemüſeeſſer; auch ein Leckermaul; Opſo—
shagie, f. Gemüſeliebhaberei; Lederhaftigteit,
Gutejien.
optäbel, I. (optabilis, v. optäre, wünjchen) wün—
ihenswert; Optant, ſ. unteroptieren; Optäte,
f. Rame: die Erwünjchte; Optation, £. (l.optatio)
das Wünſchen, der Wunjd; optativ od. optati-
biſch (l.optativus, a, um) wünichend, einen Wunſch
enihaltend od. ausdrüdend; Optativus oder Op⸗
tativ, ſ. Modus; optato, nachWunſch, erwünſcht.
optieren, l.ſoptãre) wählen, erwählen, füren; wün-
ihen; fih in Bezug auf die Staats- oder Landes—
angehörigfeit entiyeiden; Option, f. (l. optio) die
freie Wahl, das Ausmwahltecht, Wahlrecht, bei. die
Wahl de3 Baterlande3 vder der Staatsangehörig-
feit, welche den Bewohnern einer anneftierten Bro-
— bis zu einer gewiſſen Zeit gelaſſen wird,
Bolfsabjtimmung: Optionslegat, ein Wahlver-
mädtnis; optionis jus, ſ. jus; Outant, m. der
Wähler, bej. Baterlandswähler in Mifchgebieten.
Optit, f. gr. (optike, v. Stamm op-, jehen) die Seh⸗
funde, Lichtlehre; die Wiſſenſchaft von der Natur
de3 Lichts und den Gejegen des Sehens; Optikus
oder Öptifer, m. Augenglasichleifer, Augenglas-
verfertiger, Brilfenmacher 20; optiſch, zu der
Lichtlehre gehörig, ſehkundlich; optijher Be—
trug, Augen- oder Gefiht3-Täufhung; optiſche
Gläſer, Seh-, Augengläfer; optiſcher Winkel,
der Sehwinfel, Gefichtswintel; Optilogion, n. der
Augenipreder, ein Werkzeug zur VBerjtändigung
Dr
mit Taubjtunmen; Optonteter, n. ein Sehmeſſer,
Sehkraftmefier, Werkzeug zur Beftimmung der
Sehfraft, ſowie der Brennweite der einem *
ober Weitſichtigen nötigen Brillen.
optimus, a, um, I. (Superlativ zu bonus ꝛc. gut)
der 2c. beite; optime, am beiten, jehr gut; Opti⸗
mus Maximus, m. ein Beiname Jupiters der
Beite und Größte; opfimaforma, L.in beſterForm
oder Fafjung; Optimäten, pl. (1. optimätes) die
Bornehmen, Angejehenen; Optimatie, f. nl. =
Arijtofratie; \ d.; Optimism(us), m. die
(Leibniziche) Lehrevonder beiten Welt; die Neigung,
- alle Dinge von ihrer beften Seite zu nehmen; Op—
timift, m. ein Verteidiger od. Bekenner jener Leib-
nizijchen Lehre, oder einer, der allen Dingen die
beite Seite abzugemwinnen geneigt ift; optimiſtiſch,
dem Optimismus entjprechend,. ihm huldigend;
Optimität, f.(ipätl.optimitas) dießortrefflichkeit.
optiih, Optometer, ſ. unter Optik.
opulent, I. (opulentus, v. ops, Macht, Vermögen)
jehr vermögend od. reich, üppig, prächtig, jehr reich-
ih; Dpulenz, f. (l. opulentia) großer Reichtum,
Überfluß; Aufwand, Fülle.
Opuntie, f. die gemeine Fadeldiftel (Cactus opun-
tia, nach) Opus, Gen. Opuntis, einer Stadt in Lokris
in Sriehenland genannt); verw. mit Nopal, j.d.
Opus oder opus, n. L. ein Werk, bei. ein gelehrtes
erk, Buch, cine Schrift 2c.; pl. opera, Werke;
opera omnia, ſämtliche Werke od. Schriften; 0.
misericordiae, Werke der Barmherzigfeit; opera
quae supersunt,dienod) vorhandenen Werke eines
Schriftftellers; 0. sel&cta, auserlefene Werfe;
opus alexandrinum, eine Ärt fünftlicher Stein-
belegung (Mofait) der Fußböden im Altertum;
o.Hercul&um, ein herkuliſches Werf, eine Riejen-
fraft erfordernde Arbeit; 0. ineertum, ein un-
regelmäßiges Werk, ein Steinverband aus unregel»
mäßigen u. ohne bejtimmte Ordnung miteinander
verbundenen Bruchſtücken; o. mallei, eig. ein
Hammerwerf, ein gejchlagener oder gehämmerter
Rupferftich , o. masıvum, = Mojaif; 0. operä-
tum, die Werftat, ein Werf, das man nur tut, um
e3 getan zu haben, ohne darauf zu fehen, wie und
marum; bef. religiöfer Werfdienit, gedanfenloje
Übung äußerlicher Religionsgebräuche; o. posthü-
mum, ein hinterlaſſenes od. erjt nach des Berfaj-
jerd Tode herausgegebenes Werk; o. reticula-
tum, ein netförmiges Werk, Nebverband, ein
Mauerwerk, wobei die Fugen zwiſchen den vieredig
geformten Steinen Diagonallinien bilden; 0. ru-
sticum, n. Bauf. ein bäurifches Bauwerk, vgl.
Bofjage; 0. supererogatiönis, |. Superero-
gation; 0. teetorium, Bekleidungswerk, der
äußerite und feinste Mauerüberzug von Marmor-
ftueco; 0. tesselätum, Würfelwerf, der würfelför-
mig mit Heinen Marmorftücden von verjchiedenen
Farben —— Fußboden; o. testudin&um,
Schildkrötenwerk, mit Schildfrot ausgelegte Teller,
Platten 2c.; opuscülum, n. ein Werkchen, Feines
Werk, Kleine Schrift; pl. opuscũla.
Sr 1, m. = Horus, j.d.
Or 2., ın. eine perfische Rehnungsmünze = !/ıo To⸗
man od. ungef. 0,92 M.
Or, n., eig. m., fr. Gold; or double (jpr. dubleh)
vergoldete Rupferwaren, Schmudjachen aus dieſer
Mafje; or en coquille (pr. —ang fokij’) Muſchel⸗
gold.
Ör, m. u. n. eine ſchwediſche Rechnungsmünze, von
Kupfer ungef. = 2%, Pf., von Silber = 6 Pi.
ora
ora, |. (v. oräre, reden, bittend jprechen, beten, v.
08, Gen oris, der Mund) bete! ora et laböra,
bete und arbeite! ora pro nobis!? bitte für ung!
oräte, betet; or&mus, laſſet und beten (bei der
katholiſchen Meſſe vor dem Gebet), Ordnten, pl.
({. oräntes) Betende, Betbrüder.
orageux, fr. (pr. —ſchöh; dv. orage, Sturm, prov.
auratge, vom altfr. ore, prov. aura, it. ora, aura,
J. aura, Quftzug, Wind) ftürmifch, ſturmbewegt;
ungeſtüm, unruhig.
Oräfel, n. I. (oracülum, v. oräre, jprechen; vgl. ora)
bei den alten Griechen der angebliche Sötleriprud),
Weisheits- od. Schickſalsſpruch; Offenbarungsort,
Sit der Götterfprüche, ar des Apollo zu Delphi;
uneig. jeder rätjelhafte Ausſpruch; auch ein allge-
meiner od. allverehrter Ratgeber; prafelmäßig,
geheimnisvoll, rätjelhaft, dunkel.
oräl, nl. (orälis, v. O8, Gen. öris, der Mund; das
Angeficht) mündlich; OralFideifommiß, n, ein
mündliches Vermädtnis; O.-Geſetz, n. ein münd—
liches Gejeg; orälis submissio od. Oral-Subs
miſſion, £. Ripr. mündlicher Anhang over Nach—
jag zu einem Urteile 2c.; Oräle, n. das päpitliche
K opt, der Hauptfchleier.
Orange 1., f. fr. (fpr. orängſch; it. arancia, arancio,
mi. arangia, aurantia, venet. naranza, jpan. na-
ranja, vom arab.perj. närandsch vd. närang, in
ııl. pomumaurantium, d. i. Goldapfel, umgedeutet)
die Pomeranze, auch der Pomeranzenbaum;
orange oder orangefarbig, pomeranzengelb;
ODrangeade, klſpr.orangſchid'Pomeranzenwaſſer,
ein Getränf aus Pomeranzenſaft, Zucker u. Waſſer
oder Wein; im letztern Falle: Biſchof; Oranges
Admiral, m. eine feltene Kegelſchnecke des Indi—
ihen Meeres; Orangceat, m. (ipr. — ha) einge:
machte Pomeranzenſchalen; Orangeneilenz, f-
ätherifches Di aus Pomeranzenichalen; Orange:
fetten, pl. (pr. orangiegel—) Kleine unreif getrod-
nete Romeranzen; Orangerie, £.(pr.orangiherih)
eine Sammlung von Zitronen= und Bomeranzen:
bäumen 2c.; auch ein Gewächshaus; Orange:
Spinne vd. Curafjjao- Spinne, f. eine äußert
giftige Spinne.
Drange 2. (pr. orängſch) oder Oranien, n. ehem.
ein Heines Fürſtentum in Sranfreich, welches von
11. bis 16. Jahrh. eigene Fürsten hatte; jegt fiihrt
der ältejte Sohn des Königs der Niederlande den
Titel Prinz von Oranien; Orangiit, m., pl.
Drangiiten, Anhänger des Haujes Dranien in
den Niederlanden, auch die politifche Partei der
Brotejtanten in Irland (engl. Orangeman, pl.
Orangemen [jpr.drrendichmän], nahWilhelmIlL.,
dem Dranier, jo genannt, der das für die Stuarts
aufgetretene$rland unteriwarf), deren Zulammen-
finfte man Orange-Logen nennt; Orange:
od. Oranien-Kirſche, f. eine gelbrote, duntelrot
gefleekte, angenehm jäuerliche Kiriche.
Drang:litan, m. malay. (oräng ütan, von Örang,
Menſch, u. ütan, Wald, Wildnis, wild) der oftind.
Waldmenſch, ein jehr ſtarker, gegen 1,35 m hoher,
gewöhnlich aufrecht gehender Ihe auf Borneo ıc.,
auch Jocko.
Dranten, ora pro nobis, ſ. ora.
Drarinm, n. I. (v. ös, Gen. öris, Augeficht) ein
Schweißtuch, ein Stüd des Briefter-Anzugs in der
römischen od. griechiſchen Kirche.
Dratio od. Dratiön, f. I. (oratio, v. oräre, reden;
vgl. ora) eine Rede; Dratiuncüũüla, f. eine Heine,
furze Rede; oratio dominira, das Gebet des
Herrn, das Vaterunſer; oratio pro domo, eine
— — — — — — — — —— —— — —
Orcheſiographie 599
Rede für das eigene Haus, in der man für ſeine
eigenen Angelegenheiten eintritt; Drätor, m. ein
Redner; der Sprecher einer Gejandtichaft, ein Ger
fandter mit mündlichem Auftrage; Mitglied eines
geiftlichen Ordens (f. unter Oratorium; 3 B.
Treitichte, — Geſch. des 19. Jahrh. I, 701);
Oratorie, f. nl. u. Oratörif, f. die Redekunſt;
oratõriſch (1. oratorius, a, um), redneriih; Ora⸗
torium, n., pl. Oratorien, 1. ein Betzimmer,
Berhaus; 2. Tonk. eine Art mujifalifcher Dramen
ernften, meiſt biblifhen Inhalts, welche eine Hand-
lung oder Begebenheit durch Gefang mit Mufik-
begleitung, doch ohne Gebärdenipiel vergegenmär-
tigen, ein geiftliche8 Singitüd, bibliſcher Geſprächs—
gejang; Prieſter vom Dratorium, die Glieder
eines geijtlichen Ordens, der anfang? nur ein Bet-
haus hatte, von Filippo Neri in Rom geftiftet,
1574 beftätigt. f
Orbar, Örbete, altd. = Urbar, Urbete, ]. d.
Orbation, f. I. (orbatio, v. orbäre, berauben, bei.
vermwaifen, v.orbus, verwaiſt) die Beraubung, Ver-
waiſung.
orbifulär, l. (orbiculäris, von orbicũlus, Verkl.
v. orbis. Kreis, Scheibe) kreisförmig, ringförmig,
rund; Orbikuliten, pl. nl. verſteinerte Kreis⸗ od.
Scheibenmuſcheln.
Orbiltus, l.ob. abgek. Orbil, m. ein mürriſcher, ſtraf⸗
oder prügelſüchtiger Schulmeiſter, Schultyrann,
eig. der Eigenname eines zu Horatius' Zeiten le—
benden mürriſchen Sprachlehrers in Rom, der
früherhin Ratsdiener und Soldat geweſen war;
orbiliſch, ſchulmeiſterlich. Hor. ep. 2, 1, 71).
Orbis pictus, m. I. (von orbis, Kreis, Erdkreis,
Welt) die gemalte Welt, die Welt in Bildern, Vor—
ſtellung der Gegenſtände der Natur und Kunſt
durch Bilder, ein zuerſt von Amos Comenius
verfaßtes Buch für Kinder mit erläuternden Bil—
dern; orbis terrärum, m. der Erdkreis.
Orbita, f. I. (von Orbis, Kreis, Windung) das Ge-
leife, Wagengleis; der Kreislauf, die Bahn, bef.
Planetenbahn; Heilf. die Augenhöhle; orbitäl, ni.
die Augenhöhle betreffend oder dazu gebürig.
Orbität, f. |. (orbitas, von orbus, verwaiſt, Finder-
od. elternlos) Rinderlofigfeit; auch Elternlofigfeit,
Bermaiftheit.
Orbitolithen oder Orbuliten, pl. I.-gr. eine Art
verfteinerter Korallen von flacher, fajt freisrunder
Gejtalt; = Nummuliten.
Orca, f. I. der Nordkaper (f.d.), eine Art Walfiſche.
Drean, m. ſ. Orkän.
Orcein,n. ſ. unter Orecin.
Orcheocẽle, j. unter Orchis.
Orcheſiographie, f. gr. (v. örchäsis, Tanz, orchei-
sthai, tanzen) die Tanzbeichreibung, Tanzzeich—
nung; Orcheſter, n. (jprich weder Ork— noch
Orſch—, jondern Orh—; gr. orchestra, f.) der
Tanz- und Singplaß bei den alten Griechen, oder
derjenige Platz des Theaters, wo der Chor zu tan-
en und zu jingen pflegte; bei den Römern der
at vor der Schaubühne, wo dieSenatoren ſaßen;
jest der abgejonderte Raum für die Muſikkapelle
in Konzerten und im Theater; auch jämtliche zur
Ausführung mehritimmiger Tonmerfe vereinigten
Tonkünftler jelbit; Orcefter-Avloditon, n. |.
unter Äolus; Orchẽſtik, f. die Tanziunit; Or—
cheſtrion, n. eine vom Abt Vogler erfundene u.
1789 zuerst in Amſterdam aufgejtellte Saiten-
orgel, aud) Organochordium genannt; ein von
Kunz in Prag 1791 erfundenes ähnliches Pfeifen—
und Saiteninitrument in Beftalt eines Flügels;
600 Orchis
ein von Kaufmann in Dresden 1851 erfundenes
großartiges jelbitipielendes Tonwerkzeug; orche⸗—
ftrieren, ein Tonſtück für die verfchiedenen Stint-
men des Orcheſters bearbeiten; Orcheſtration, f.
diefe Bearheitung.
Orchis, m. gr. die Hode; das Knabenkraut, eine
Pflanze mit hodenähnlichen Wurzelfnollen; Orchi—
dalgie, f. Heilt. Hodenfchmerz; Orchidden, pl. or-
hisartige Gewächſe; Orchidocẽle, f. Heilf. der
Hodenſackbruch, jog. falſcher Hodenbruch; aud) eine
Hodengefhwulit; Orhidodpnie, f Orchi—
dalgie; Ordhiten, pl. Steine von hodenähnlicher
Bildung; Orchitis, f. Heilf. die Hodenentzündung;
Orchitomie od. Orchotomie, f. der Hodenfchnitt,
‚die Entmannung, — Raftration.
Drein, n: L. ein aus Flechten durch Kochen mit Kalk—
milch dargeftellter fticjtofflofer Stoff, der durd)
Einfluß von feuchter Luft und Ammoniak zum ftid-
jtoffgaltigen Orcein wird, zur Bereitung der Or—
jeille (ſ. d. benugt. : °
Drens,m.!. die Unterwelt, daS Totenreich, = Tar-
tarus (f. auch Pluto).
Drdäl, n., pl. Ordalien, ml. (ordalium, angelſ.
ordäl, niederd.Ordeel = Urteil) Sottesurteil, Got⸗
tesgericht, im Mittelalter eine Art des gerichtlichen
Beweijes, wonah man die Entſcheidung über
Schuld od. Unſchuld eines Beklagten von dem Aus-
gange gemijjer lebensgefährlicher Broben, 3. B. des
weikampfes, der Feuer⸗ oder Waflerprobe, ab-
hängig machte.
Drden, m. (vom I. ordo, f. d.) Stand, Gefellichaft,
weltliche od. geiftliche Berbrüderungen zu beſtimm⸗
ten Zwecken, mit gewiſſen Ordensregeln, Ab-
zeigen 2c. (Ritter-, Mönchs⸗Orden); Würde, Ehren-
zeihen; Orden de. la Trappe, |. Trappiſten;
Ordens-Kapitel, m. Berfammlung der Mitglieder
eines Ritter⸗Ordens (vgl. Kapitel); D.⸗Inſignien,
pl. Ordenszeichen.
ordo, m. (Gen. ordinis) l. die Reihe, Ordnung; Ab⸗
teilung, Klafje, der Stand; pl. ordines, auch dic
Weihe, Einweihung (f.unt. ordinieren); ordines
imperii, die Reichsſtände; 0. provineiäles, Land-
jtände; extra ordinem, auker der Ordnung oder
Reihe; Ordinäle, n., pl. Ordinalia, Sprachl.
Ordnungszahlmwörter, 3. B. der erſte, zweite, dritte
2e.; entg. Kardinalien; Ordinale, n. nl. (engl.
u. fr. ordinal) das Regelbuch, Kirchenbuch der
anglikaniſchen Beiftlichkeit; prdindr(l.ordinarius,
fr. ordinaire), ordentlich, gewöhnlich, regelmäßig,
gebräudlich; gemein, gering, niedrig; ordinär⸗
fontant, in der gewöhnlichen, üblichen Zahlungs—
friſt; ordinärer Preis, Marktpreis, bei Buch—
bändlern: Ladenpreis; die ordinäre Poſt, landſch.
die Ordinäre, die gewöhnliche, regelmäßige Poſt,
der Poſtwagen: ordinärio, it. Ton. auf gewöhn—
fihe Weije; à Pordinaire, fr. (fpr. —nähr’) mie
gewöhnlich, auf die gewöhnliche Art; meiſtens;
Drdinarium, n. der gewöhnliche Belauf des
Steuerfußes od. Koſtenanſchlags in der Aufftellung
der Staatsausgaben für ein Gap: entg. Ertra-
ordinarium; Ordinarius, m. l. (nänl. Bro-
fefjor) ein ordentlicher, für ein beftimmte3 Fach
angejtellter Zehrer auf hohen Schulen, entg. Er-
traordinarius; auch insbe] der Vorligende
eines Sprud-Kollegiums auf einer Univerlität;
der Klafjenlehrer; jeder Geistliche, der einer Kirche,
Gemeinde 2c. voriteht; in der Fathol. Kirche der
Biſchof, als der eigentliche: Kirchenregent feines
Sprengel; daher cum facultäte ordinarii, mit
=
— — — —
Genehmigung des Biſchofs oder der oberen geiſt-⸗
Drerie
lichen Behörde; ordinieren, I. (ordinäre, anord-
nen, einrichten) einen —, oder ihm die ordines
erteilen, zum Prediger einfegen, einmweihen, ein-
fegnen; bei Kathol. die Priefterweihe geben; Or—
dindndus, m. ein zu weihender Priefter; ein
Pfarvamt3-Anmwart; Ordindnt, m. (I. ordinang)
der Weihende, Weihbiihof; Ordindnz, f. |. Or-
donnanz; Ordinäten od. Applifäten, pl. ni.
Größenl. von der Abjziffenlinie (f. d.) nad den
Bunften des Umfangs einer frummen Linie ge-
zogene, untereinander gleichlaufende gerade Linien;
rdinatien, f. I. (ordinatio) Anordnung, Ein-
richtung; die Einfegung, Briefterweihe.
ordonmieren, fr. (ordonner, altfr. ordener, or-
doner, [. ordinäre; vgl. ordinieren u. Ordre) an-
ordnen, befehlen; Ordenndngz. f. (fr. ordonnance)
Anordnung, Vorſchrift, Beftimmung, Verordnung,
die von dem Oberhaupte der Regierung ausgeht;
Krk. Dienſtwache, ein Kriegsbote, ein Soldat, der
beitändig um einen befehlhabenden Offizier fein
muß, um jeine Befehle auszurichten; in einigen
Gegenden aud) = Extrapoſt; in der Malerei die
Anordnung und Verteilung der Gegenitände auf
einem Gemälde; Erlaß franzöfiicher Könige, der
Geſetzeskraft beſaß; ordonnanzmäßig, vor-
ſchriftsmäßig; Ordonnanz-Offizier, m. de:
Meldungsoffizier; Ordonnatenr, m. (ſpr. —töhr
ein Anordner.
Ordre oder Order, £., fr. m. (fpr. ord’r; altfr. or-
dene, ordine, vom l. ordo, Gen. ordinis, f. d.) die
Ordnung; Verordnung, Verfügung, Anweiſung,
der Befehl, 3. B. Kabinett3-Order; auch das
Rofungswort, die Loſung, = Parole; bei Wed)-
jeln: das Recht, den Empfang der Wechjeliummen
auf einen anderen zu übertragen; daher: Orders
Papiere, Anweisungen, Wechfelzc.,Aufgabepapiere,
weiche, obwohl auf einen bejtimmten Berechtigten
(Aussteller) fautend, durch Endofjentent (j.d.) unter
Beifügung der Worte „an die Order von... -"
auf einen andern übertragen werden; par ordre,
auf Befehl; ordre de bataille (jpr. d’batdj’),
Krk. die Schlachtordnung; em ordre de bataille
(fpr. an ord'r —), in Schlachtordnung; ordre de
campagne (jpr.d’fanıpanj'), Feldordnung; 0. de
parade, Brunf- od. Prachtordnung, Schauftellung ;
0. du jour (ſprich: — dü ſchuͤr), Tagesordnung,
Tagesbefehl. £
Dredde, f., pl. Oredden, gr. (Oreiäs, pl. Oreiädes,
von 6ros, Berg) Berguymphen, |. Nymphe.
Oreiller, n. fr. ({pr. orejeh; von oreille — |. auri-
cüla, Verkl. von auris, Obr) ein Ohrkiſſen, Eleines
Kopffiffen, eine Schlummerrolle; Oreillette, £.
(pr. orejeit’) das Ohrreifchen zum Tragen der
Ohrringe 2c.; Oreillon, |. Orillon; Oreillons.
pl. (fpr. orejöng) Gejchmwulft der Ohrörüjen.
oremus, |. unter ora. [in Sidamerifa.
Oreodoͤrxa, f. gr. eine 25 bis 50 m hohe Palmenart
Sröttles), m. nad) der altgr. Sagengeihichte Der
Sohn des Agamemnon, Königs von Mycenä,
und der Klytämneftra. Er rächte die Ermor-
dung feines Vaters durch Klytämneſtra und ihren
Buhlen Agifthos, indem er jeine Mutter morbdete,
wurde aber darauf von den Eumeniden verfolgt
und wahnjinnig gemacht. Er ift einer der Haupt—
helden der griech. Tragödie und berühmt durch
jeine innige reundichaft mit Pylädes, ſ.d.
Dreitidde, f., pl. Oreftidden, gr. = Oreaden.
Drexie, f. gr. (Örexis, von or&gein, ausitreden) die
Begierde, das Streben; Heilf. bef. die Eßgier, der
Heißhunger, das Sodbrennen.
Orfebrerie
Drienrerie, f. fr. (v. or, das Gold, I. aurum, und
faber, I. der Schmied, davon das nur in Zuſam—
menjegungen übliche fr. fevre) die Goldfchmiede-
kunſt; auch Goldfchmiedsarbeit. h
Organ, n. gr. Orgänon (von ergon, Wert, Ergein,
erdein, tun) Wertzeug, ehemals bef. Tonwerkzeug
(daher unjer Orgel, ml. orgänum; orgäno pleno,
mit voller Orgel); rien ilfsglied; ein felbit-
tätig wirfender Teil eines lebendigen Ganzen,
Glied, Körperteil, bej. Sinneswerkzeug; Sprad)-
werfzeug, Stimme, 3. B. eines Sängers, Schau-
jpieler3; uneig. eine Perſon, durch welche man
etwas fagen od. verrichten läßt, der Sprecher; Ber-
mittler; Organgn,n. ein befonderer Name der
Ariſtoteliſchen Logik, als den menschlichen Erfennt-
nijfen innere Haltung gebend; auch Daritellung
eines wiſſenſchaftlichen Gegenſtandes mit innerer,
gleihjam organischer Verbindung; orgaͤniſch, mit
tganen od. Werkzeugen, inneren Gefäßen, Röhren
2c. zum Leben, Wachen und Fortpflanzen verjehen
(wie die Tiere und Pflanzen), lebendig; ein leben»
diges Ganzes bildend, einheitlich; Ehe organischen
Körpern eigen od. angehörig, z. B. ein organifches
Naturgefeß; den inneren — oder das innere
Leben betreffend, z. B. organiſche Beſtim—
mungen, grundſätzliche oder Grund-Beſtim—
mungen; organiſche Chemie, die ſich mit den
Verbindungen der zufammengefegten Gruppen in
— Tieren oder denſelben entnommenen
örpern beſchäftigende Chemie; organiſieren,
barb.-!. 1% organiser) mit Organen verjehen, be»
leben; bilden, planmäßig einrichten, außgeitalten;
Kripr. feldtüchtig machen, 3. B. ein Heer; Orga⸗
nifierung oder Organiiation, f. die Belebung;
Gliederung, innere Anordnung, Einrichtung, Ge-
jtaltung, Berfaffung; Organifater, m. Ordner;
Geitalter, Schöpfer; organifatoriich, orönend,
geitaltend; jchöpferiih; Organismus, m. der or-
ganiſche Bau, die innerlic) belebte, lebendig ge—
gliederte Bildung, Geftaltung, Anordnung, Eis
richtung, Gefüge; Organift, m. ml. (organista)
Orgelſpieler; Organochordium, ar. ſ. Orche-
ſtrion; Organogenie, f. die Lehre von der Ent-
jtehung organischer Wefen; Örsanognofie, f. Er-
fenntni3 und Unterſcheidung organijcher Körper;
Organographie, f. Beihreibung organiſcher Na—
turförper; auch Beichreibung von Tonwerkzeugen;
Organologie, f. die Lehre von den organischen
Naturförpern; auch die Snitrumentenlehre in der
Geburtshilfe; Organonomie, f. die ——
des organischen Lebens; Organoplaͤſtik, f. Or⸗
ganenbildung; Organoſfopie, f. unterſuchende
Betrachtung der Organe; Organvzöen, pl. Schma⸗
roger in den Tier- und Pflanzenorganen; Orga—
nozoismus, m. die Art des Hylozoismüs,
welche alles Leben, auch das höhere des Denkens
und Wollend, aus dem bloßen Organismus der
Materie ableitet; Organozoonomie, f.die Theorie
von den Gejegen des Lebens in der organifchen
Natur.
Drgandin oder Orgändh, m. (fr. organdis) ein
oytınd. baummollenes Gewebe, eine Art Nefjeltuch,
a dem Mufjelin u. Linon; daher Organdy-
and,
organisch, arganiiieren, Organismus, Orga
nift, Drganochordium 20. — Organozoonomie,
j. unter Organ.
Organſin, m. (fr. organsin, it. organzino) od. Örs
ganſin-Seide, Kettenfeide oder gezwirnte Seide,
entg. TZramfeide. /
original 601
Orgaͤsſsmus, m. gr. (von orgän, jchwellen, ſtrotzen)
allung, jtarke Bewegung des Blutes und andrer
Säfte; ftroßende Fülle, heftiger Trieb; orgäſtiſch,
jtroßend, heftig wallend und treibend.
Orgeade, f. fr. (fpr. orſchähd') od. Orgent, m. (ſpr.
orkhd; von orge, Gerſte) Gerſtentrank, Kühltrank;
Mandelmild. a
Orgel⸗Geſchüůtz, eine im 14.—17. Jahıh. gebräud)-
liche Infanteriefanone (f.d.); Orgel-Metall, eine
Miſchung aus Zinn und Blei, aus der die Örgel-
pfeifen Dergeftellt werden; Orgelpunft, m. ein
durch mehrere Takte hindurch ausgehaltener Baß—
ton, iiber dem eine Reihe von Harmonien wedjeln;
orgeln, Orgel fpielen; auch das Gefchrei der Hirſche
in der Brunftzeit. }
Orgel-Harmonita, f. |. Zöleſtine. ER
Orgien, pl. gr. (örgia) überh. geheime Religions-
gebräuche; bei. die mit trunfener Wildheit gefeier-
ten Bachus-Fefte u. Opfer; uneig. Schwelgereien,
Ausfchweifungen; Orgidft, m. (v. orgiäzein, Or-
‚gien feiern) der Eingeweihte, der die Orgien feiert ;
orgiaftifch, ſchwärmeriſch, begeiftert, finnv. en-
thufiaftiich; wild rafend.
Orgöſis, f. gr. r. Orgasmus, f.d.
Drient, m. I. (oriens, sc. sol, die — Sonne;
v. oriri, aufgehen, entftehen 2c.) der Morgen, Diten,
das Morgenland, entg. Ofzident; Orientäle,m.
(l. orientälis) ein Morgenländer; Orientäl,n. ein
baumwollenes Gewebe, auch englijches Leder oder
Satin genannt; orientälifch (I. orientälis, e),
morgenlaͤndiſch, öjtlih; orientalifhe Frage,
die Frage, welches Schickſal einmal die Türkei
haben, bez. wann fie ganz aus Europa verihmin-
den foll; orientalifhes Kaifertum, das ojt-
römische od. byzantinifche Reich; Orientalismus,
m.nl.diemorgenländifheSpradeigenheit; Örten=
talift, m. ein Kenner morgenländiicher Spraden,
bej. ver jemitifchen (j. d.); Orientalität, f. die
öftliche Lage; morgenländiiche Beichaffenheit und
Eigentünlichteit; ſich orientieren (fr. s’orienter),
eig. den Aufgangsort der Sonne Juchen, um ſodann
auch die übrigen Weltgegenden zu finden und fich
danach zu richten, welches von Seefahrern vor Er-
findung der Magnetnadel gejchehen mußte; mit der
Lage und den Verhältnifjen eines Ortes ſich be-
fannt machen; uneig. ſich zurechtfinden, ſich unter-
richten, Einblid verihaflen; auch: einen andren
orientieren,ihnunterrichten,aufflären,einmweihen;
Orientierung, f. das Zurechtfinden, Einrichten,
die Aufklärung; die Oftung, d. i. Erbauung einer
Kirche mit der Mittellinie genau nah Dften, Feit-
ftellung diefer Linie; Orientierungspian, Lage-
oder Überfichtsplan.
Drifieium,n. I. (v.ös, oris, Mund) die Mündung,
Offnung.
ODriflamme, f. fr. (prov. auriflan, ml. auriflamma,
v. l aurum, Gold, u. famma, Flamme; mi. Kleine
Fahne, Wimpel) die ehemalige franzofifche Haupt-
fahne, Reichs- und Kriegsfahne (eit 1124), ur«
Iprünglid) eine Lanze von vergoldetem Kupfer mit
einem Wimpel von feuerroter Seide, der in drei
Spitzen verlief, jede mit einer goldenen Quaſte ver-
fehen; anfangs das Banner der Abtei St. Denis.
Drigänum,n.I.(gr.origanon u.oreiganon) Doiten,
Wohlgemut, eine Pflanzengattung.
vriginätl, I. (originälis, v.origo, der Urſprung) od.
originell (fr. originel), urſprünglich, urwüchſig;
anerjchaffen, nicht nachgeahmt, ureigen, eigentumt-
(ich; auch feltiam, wunderlich, vom Gewöhnlichen
abweichend; Ortginäl, n. ein Urſtück, Urbild, Ur—
602 Original
felbft (nad) Bürger), Erftes in feiner Art, was
nicht nachgeahmt, fondern urſprünglich ift; eine
Urſchrift, ein Urdruck, Urbild, entgeg. Kopie; Ur-
Iprache, Urtert (entgeg. Überfegung); ein außer-
ordentlicher Kopf in feiner Art; auch für Sonder»
ling; Originäl-Ausgabe, f.die vom rechtmäßigen
Berleger veranjtaltete Ausgabe eines Werks, entg.
dem Nahdrud; O.-Dichter, m. Urdichter; O.=
Dichtung, f. Urdichtung 2c.; O.-Genie, n. L.-fr.
(ipr. — ſchenih) ein urjprünglicer, eigentümlicher
Schöpfergeüt; vgl. Genie; O.-Karte, k. Urſchrifts—
farte; O.-Sprache, f. die Sprache, in der ein
Dichterwerf urjpr. gedichtet wurde, entgeg. der
Überfegung, Urſprache; Originalität, f. nl. (fr.
originalité) die Urſprünglichkeit, Ureigenheit, Eigen-
tümlichfeit, Eigenart; auch Sonderbarfeit; origi-
naliter od. in originäli (produzieren), I. Ripr.
urkundlich od. urjchriftlich, in der Urſchrift (vor-
zeigen); originellement, fr. (jpr. orifeginell’mäng)
urjprünglicy, dent Urfprunge nad); originär,
fpätl. (originarius, fr. originaire) urſprünglich,
angeboren ;priginteren, nl. entjpringen, entitehen,
Drigination, f. die Entitehung, Abftammung, der
Urſprung.
Orignal od. Orignac, m. fr. (pr. orini—; wahrſch.
aus der Sprache von Kanada) in Nordamerifa das
Elen, Elentier, ein jehr jtarfes Tier vom Hirſch—
geſchlecht.
Orillon, m. fr. (ſpr. orijong; von oreille, Ohr) ein
Ohr, eine Handhabe; Krk. ein Baſtei- oder Boll-
werf3ohr, Rückwurf, der obere Teil der Flanke an
einem Feſtungswerke; Bauk. Eckzierat, Verkröpfung.
Drion, m. (griech. Oriõn) ein glänzendes Sternbild
am mittägigen Himmel (nad) dem Namen eines
fabelhaften riefenartigen Helden u. großen Jägers).
Drfän,m. (it. oragano, uracano, fr. ouragan, fpan.
huracan, engl. hurricane; aus der Spradje von
Hayti) ein heftiger Sturm, bei. Küſten- oder See-
ſturm, eine Windsbraut.
Orlaͤndo, m. it. Name: Roland; Orlando furioſo,
der raſende Roland, berühmtes Heldengedicht von
Ariofto; Orlando innamorato, der verliebte Ro-
land, ein Epos des italieniſchen Dichters Bojardo
(1430—1494).
DOrleän, m. Kernrot, ein ſchöner gelbroter Yärbe-
jtoff, Farbenteig von der dien und roten Haut
der Kerne des Orlean- od. Rulubaumes (Bixa
orelläna) in Amerifa, auh Roucou, Rufu od.
Urufu.
Drleanift, m. (fr. Orleaniste), pl. Orleantiten,
Anhänger des Haufes Orleans in Frankreich, bei.
de3 Königs Louis Philipp (jeit 1830) und feiner
Familie, Orleanismus, m. barb.-lat. (fr. Orlea-
nisme) die Herricherweife dieſes Haufes und die
Anhänglicykeit an diefelbe.
Orlog, m. (niederl. oorlog, ſchwed. örlog, angeli.
orläg, altſächſ. orlägi, althochd. urlag, urliugi,
Schickſal, Kampf, Krieg) Seeſpr. der Krieg; Or:
Ionsichiff, n. (niederl. oorlogsschip) Kriegsſchiff.
Drmolu, m. engl. (jpr. ormolju), Malergold; auch
die damit verzierten Gegenstände einer beſtimmten
Geſchmacksperiode.
Ormuzd, m. altperſ. (entſt. aus ahura mazda, d. i.
hochweiſer Herrſcher) der Genius, welcher dem erſten
Tage des alten perſiſchen Sonnenjahres vorſteht;
nach der Lehre des Zoroaſter das Licht oder das
gute Grundweſen, im Gegenſatze zu Ahriman,
dem Urweſen der Finſternis, des Böſen.
Orna, f. it. (= I. urna, Topf) ein ehemal. Flüſſig—
!
1}
|
|
|
Drphens
keitsmaß in Trieft — 1 Wiener Eimer = 56,589 1,
in Siume = 53,321. _
ornieren, l.(ornäre) zieren, pußen, ſchmücken; Or-
nament, n. I. (ornamentum), od. fr. Ornement
(pr, orn’mäng), Verzierung, Zierat, Schmud; bei.
pl. Ornamente, Verzierungen, Zieraten an Ge-
bäuden, Gefäßen u. dgl.; senza ornamenti, it.
Zonf. ohne Verzierungen; Ornamentif, f. die
Berzierungskunft, die Lehre und Anwendung der
Ornamenté; ornamentieren, barb.-I.mit Zieraten
berjehen; Ornamentiit, m. tver Hieraten an Ge—
bäuden und dergl. arbeitet, ein Verzierer; Orna-
mentftich, m. ein Kupferstich, der ein Ornament
daritellt (namentlich aus dem 16.—18. Sahrh.);
Ornät, m. 1. (ornätus) Buß, Schmud, Zierat; bef.
Amts- od. Feierfleid bef. der Geiftlichen, Kirchen-
oder Briejterfleid; ornatamente, it. Tonf. ver-
yert, mit Verzierungen vorgetragen; Ornation,
. (l. ornatio) und Örnatür, f. (ſpätl. ornatüra)
die Verzierung, Schmückung.
Ornitbichniten, pl. ar. (v. Ornis, ©. Örnithos, der
Vogel, und ichnos, Fußtapfen, Spur) Fußipuren
von vorweltlichen Vögeln auf Steinen; Ornitho=
cephälus, m. d. i. Vogelkopf, ein verjteinertes
Tier der Vorwelt, nad Sömmering eine Fleder-
maus, n. a. eine Eidechjenart; Ornithogälum,
n. die Vogelmilch, Sternbiume, eine Pflanzengat-
tung; Ornithonraphie, f. Vogelbejchreibung;
Drnitholith. m. ein Bogelftein, eine Vogelver-
fteinerung; Örnitholög, m. ein Bogelfundiger;
Ornithologie, f. die Beichreibung der Vögel, die
Vogelfunde; ornitholoͤgiſch, vogelkundlich; Or-
nithomaͤnt, m. ein Vogeliwahrjager; Ornitho-
mantie und Örnithoffopie, f. die Vogelmahr-
fagerei, Wahrfagung aus dem Fluge, Fraße und
der Stimme der Vögel; Ornithon, n. ein Bogel-
haus; Ornithorchändus, mm. eig. Vogelſchnabel,
da3 Schnabeltier, die Schnabelotter, ein jonderbar
ebautes, der Otter ähnliches Säugetier mit einem
ntenfchnabel und mit vier Schwimmfüßen, lebt
in Zandjeen von Neuholland; Ornithothenlogie,
f. Erweis de3 Dafeins Gottes aus Betrachtung der
Bögel; Ornithotrophie, f. die Vogel-Ernährung;
Bogel- oder Federviehzudt.
Drognofie, f. gr. (von öros, der Berg) die Berg-
od. Gebirgsfunde; orognöſtiſch, gebirgskundlich;
Drogräph, m. ein Gebirgsbejchreiber; Oro—
graphte, f. die Berg- oder Gebirgsbeichreibung;
orographifch, darauf bezüglich, z. B. orugra-
philche Karte, eine Gebirgsfarte; Orplogte, f.
Gebirgskunde; oroloͤgiſch, zur Gebirgslehre ge-
hörig; Orotheologie, f. Beweis des Daſeins Got-
tes au3 den Bergen.
Orondeo,m. ein füdamerifan. Tabak, von der gleich—
namigen Landfchaft in Venezuela.
DOrphanie, f. ar. (v. orphänös, verwaiſt) die Ber-
wailung, der Waijenftand; Orphanotrophium,
n. (gr. orphanotropheıon) ein Waijenhaus, eine
Waijenverforgungsanftalt. J.
Orpharion, n. engl. und fr. höchſt wahrſch. von
Orpheus) ein altes Saiten-Inſtrument, eine Art
Bither. $ ne
Orpheus, m. gr. ein berühmter Sänger und Leier⸗
ipieler, auch Weisfager in dem älteften fabelhaften
eitalter der Griechen, der mit den füßen Tönen
Bine Lyra alles bezauberte: darum der Name
vieler Gejangvereine; davon Orphẽon, gr. (fr. or-
pheon, fpr. orfeöng) oder Orphenm, n. Bezeich—
nung der Männergejangvereine in Frankreich; eine
Tonhalle; auch Tanzhalle in Berlin u. a. Orten;
Orrery
Orpheonift, m. fr. (orphéoniste), Liedertäfler, |
Mitglied eine Männergefangvereins; daher so-
eietes des orph£onistes, Liedertafeln, Männer:
gejangvereine; Orphika, f. ein von Röllig erfun-
dene, im Ton der Laute ähnliches traabares Ton-
werkzeug mit Saiten, die dur Hämmer berührt
werden; Örphifer, pl.die veligiös-myjtiichen Dich—
ter und Philoſophen Altariechenlands (al3 An-
hänger des Orpheus); orphifch, den Orpheus be-
treffend, 3. B. orphiſche Kulte, uralte heilige
Gebräuche; Orvhioniſt, m. fr. — Orpheonift.
Orrery, m. od. Orrerinm, n.—= Planetarium,
eine Blanetenmajcine, ein Runjtgetriebe, welches
die Bewegung der Himmelskörper verfinnlicht (nach
dem Grafen Orrery benannt, welchem die erjte
Maichine diefer Art gewidmet wurde).
Orrhos, m. gr. (orrhös oder orös) Molfen, Blut-
mwajjer, der wäjlerige Bejtandteil der Milch, des
Blutes 2c.; Orrhodhesie, f. Heilf. wäßriger, mol-
tenäbnlicher Stuhlgang; Orrhorrhöe, f. wäßriger
Ausfluß durch den Stuhlgang.
Orſeille, f. fr. (ſpr. orßej; it. oricello, roccella, nl.
lichen roccella L.; v. ft. roc, it. rocca, Fels; dah.
engl. archil und rockmoss, d. i. Felsmoos) die
Färberflechte, die zu rotem Farbitoff, auch zur Berei-
tung des Lackmüs benußt wird; vgl. Erythrin.
Orſoh⸗Seide, = Organjin- Seide.
erthifch (ar. orthios, aufgerichtet, jteil, hoch) Tont.
Hoch, 5 B. orthiſche Melodie, eine M., die ſich
in hoben Tönen bewegt.
Ortkobidtif, f. gr. (v. orthös, &, 6n, gerade, recht,
und biün, ieben) die Kunſt oder Wiſſenſchaft wohl
zu leben; Orthoceratit, m. (v. keras, Horn) eine
verjteinerte Kammerjchnede; Orthodiagenale, f.
wagerechte Querachſe; Orthodidaͤttit, f. richtige
Lehrart od. Lehrkunſt; orthodox (gr. orthödoxos,
v. döxa, Meinung, Glauben), rechtgläubig, ſtreng—
gläubig, altgläubig, echt- oder altfirchlich, der
alten angenommenen Kirchenlehre gemäß; ein
Orthodoͤxer. m. ein Rechtgläubiger, Streng—
gläubiger; Orthodorie, f. die Rechtgläubigkeit,
Strenggläubigfeit, die ſtrengkirchliche Nichtung,
entg. Heterodoxie; Orthodvgiit, m. Eiferer für
Rechtgläubigkeit; Orthodsrograph, m. ein recht-
a Schriftſteller; Orthodoxographie, f.
reng kirchliche Schriftſtellerei; DOrthodromie, f.
der gerade Lauf eines Schiffes nach einer der vier
Haupthimmelsgegenden, entg.Xorodromie; or—
thodromiſch, geradläufig, den geraden Lauf eines
Schiffes betreffend; Orthoepie, f. (v. &pos, Wort)
die Lehrevonderrichtigen Ausiprache, auch Ortho—
Enif, f.; orthoepiich, orthoeviſtiſch, die richtige
Ausiprache betreffend; Orthoeponraphie, f. die
Rechtſprech- und -jchreiblehre; Orthogön, n.
Größenl. ein Rechteck; orthogonäl oder ortho—
göniſch, rechteckig, rechtwinklig; Orthograͤph, m.
(v. gräphein, ſchreiben) ein Rechtſchreiber, Kenner
und Lehrer der Rechtſchreibung; Rechtzeichner (beim
Kartenzeichnen); Orthographie, f. die Rechtſchrei—
bung; auch die Kunſt, eine aufrechtſtehende Seite
eines Körpers ſo zu zeichnen, wie ſie ins Auge
fällt; Orthograͤphit, f. die Rechtſchreiblehre; or⸗
thograͤphiſch, ſchreibrichtig, der Rechtſchreibung
gemäß, oder dieſe betreffend, z. B. orthogra—
phiſcher Fehler, ein Fehler wider die Recht—
ſchreibung; Orthokeratit, m. ſ. Orthoceratit;
Drthoflds, m. eine Gattung des Feldſpats, aus
stiejeljäure, Tonerde und Kali bejtehend; Ortho—
fölon,n. Heilf. die Steifheit, regeliwidrige Gejtredt-
beit oder Geradheit eines Gliedes; Örthologie, f.
Dscabrion 603
die Spradrichtigfeit, = Korrektheit; Ortho—
metrie, f. die Rehtmeflung; orthometriich,vecht-
mejjend, die Rechtmefiung angehend; Orthomor—
phie, f die richtige Bildung od. Öeflaltung; Heilk.
die Kunft, Krümmungen der Wirbelfäule und der
Glieder zu heilen; orthomoͤrphiſch, rechtgeſtaltig;
orthondmisch, vehtnamig, rehtgenannt; Ortho—
pädie, f. (v. paidetiein, erziehen, bilden; pais, ©.
paidös, Kind) die Erzielung eines geraden Wuchjes
der Kinder, die Runft, Mängel an dem Körper
junger Kinder zu heilen; orthopädiſch, diejelbe
betreffend oder bezwedend; Orthopädlum, n.
oder orthopädiſches Institut, eine Heilanitalt,
in welcher ſchief gemwachjene Kinder durch künſt—
liche Mittel geftredt und gerade gebildet werden;
Srthophonie, f. die BE Ausſprache = Or—
thoepie; Orthophönik, f. Anweilung zur rich—
tigen Ausſprache; Orthopnöe, f. Heilk. eig. Das
Atmen in aufrehter Stellung, Schweratmen,
Starke Engbrüftigfeit; Orthoptera oder Ortho—
pteren, pl. Seradflügler; Orthaiis od. Orthöſe,
. das Geraderichten, Aufrechtitellen; die gehörige
Richtung; Orthoſomätik, f. = Orthopädie;
Orthoterium, n. der Geraditreder, die Stred-
majchine; Orthotonie, f. die richtige Betonung
der Wörter; orthozentriſch, den Mittelpunkt an
der richtigen Stelle habend (in der Optif ge
bräuchlich).
Ortje, n. (holl. oortje — ein Viertelſtüber,
Verkl. von oort, oord, ein Viertel, ein Ort) eine
ehemal. Heine Rechnungsmünze in Lüttich und Oft-
friesland, etwas mehr als 19.
Örtolän, m.(it.ortolano, fr. ortolan, vont Y. hortu-
länus, v.hortus, Garten, nl. emberiza hortuläna)
die Garten-Ammer, Fettammer, der Koınfinf, im
füdlichen Europa, der, bej. gemäſtet, außerordentlich
fett und al3 Leckerbiſſen verjendet wird.
ortus, m. I. (von orIri, vgl. Orient) der Aufgang;
ortus cosmieus, der Aufgang eines Geſtirns mit
Aufgang der Sonne; 0. acronyetos, der Aufgang
mit dem Untergang der Sonne.
Ortygia, f. gr. Fabell. ein Beiname der Artemis,
nad) einem Haine auf der Inſel Delos.
Orpietän, n. ein Gegengift oder ein dem Gift wider-
ftehendes Heilmittel, nad) der Stadt Orvieto in
Stalien genannt.
Orpktochemie, f. gr. (von oryssein, graben, aus—
graben, oryktön, ausgegraben) die hemijche Un-
terfuchung der Geſteine; Orhyftogenie, f. die Ent-
jtehung der Geſteine; Oryftognofie, f. die Unter-
tcheidungsfunde der einfachen oder ungemengten
Mineralien; oryktognöſtiſch, Diejelbe betreffend;
Oryttographie, f. die Beſchreibung der Steine ıc.;
Oryftologie, .—=Mineralo gie; oryftolögniich,
jteintundlich; Orhftometrie, f. die Steinmeijung,
Steinmeßfunit, Duhltozoologie, f. die Lehre von
den Tierverjteinerungen.
Oräsa, f.gr. u. 1. der Reis; Orhzeen, pl. reisartige
Gewächſe, eine Familie ver Gräjer.
ös 1.,n.!. (®&. oris, pl. ora) der Mund; das An—
eliht; per 08, Heil. durch den Mund (3. B. beizu—
ringen); uno ore, mit einem Wunde, einstimmig.
ös 2.,n. 1. (©. ossis, pl. ossa) der Knochen.
Osbert, m. altd. Name (angel. Osbeorht, von os,
altnord. as, Gott; vgl. Aſen und Berta) der gütt-
li Glänzende, göttlih Schöne; Osberte, f. die
Gottalänzende, göttlid) Schöne.
Dscabrion, m. nl. u. fr. (mahrid. v. isländ, oska-
biörn, eine Art Seeaffel, womit dieſe Mujchel viel
Ähnlichkeit haben fol) die Käfermuſchel, eine Gat-
604 oSscen
tung vielihaliger Muſcheln; Oscabrinoiten, pl.
verjteinerte Käfermufcheln.
oscen, m. I. (©. oscinis, pl. oseinds; dv. os, Mund,
und canere, fingen) ein Weisfagevogel, Singvogel.
Oſceltis od. Ofchitis (ſpr. os⸗ch ⸗), f. gr. (v. oschö,
Beutel, beſ. Hodenſack) Heilk. Entzündung des Ho—
denſackes; Oſcheopläftik, f. die Ve:
Dicheocele oder Ofchocele, f. ein Hodenſackbruch;
Dichle)öncns, m. feite, Oſchle)ophijma, n. weiche
Hodenſackgeſchwulſt.
Oſeillum, n. J. ein kleines bewegliches Larvenbild;
oßzillieren (l.oscilläre), ſchwingen, Schwingungen
machen, auch ſchwanken, ſchaukeln; Oſzillation, f.
(lat. oscillatio) die Schwingung, ſchwingende Be—
wegung, der Schwung, = Vibration; auch das
Schwanken; oſzillatöriſch, nl. ſchwingend.
oscũlum, n. l. (Verkl. v. 68, Mund) ein Mäulchen,
Ruß; oscũlum caritätis, ein Liebeskuß; o. pa»
eis, ein Friedenskuß, bef. der, welchen die Kardi-
näle von dem neuerwählten Papſt empfangen;
osfulieren (l. osculäri), füllen; Größenl. für be-
rühren; osfulierende Kurve, f. eine Krumm-
linie, welche eine andere in einem Punkte berührt;
Oskulation, f. (osculatio) das Küffen; auch die
Berührung einer krummen Linie oder Fläche mit
einer andern.
Djemund oder Ogmumnd, n. eine vorzügliche Art
ſchwediſchen Stabeiſens, nach einer Eifenhütte glei-
hen Namens genannt.
Diiris, m. ägypt. Fabell. der Sonnengott, Urheber
beitimmter Zeit od. Zeitjchöpfer, der Bruder und
Gemapl der Sjis ꝛc.
Ostar, m. altd. männl. Name (angelj. Ösgär, von
ös, = altnord. as, Gott, u. gär, Speer; vgl. Afen)
Dslaf, ſ. Olaf. R [Öottegjpeer.
Ösmdnen, Dsmanlis, pl. Türken; osmaniſches
Reich, j. ottomaniſches ıc.
Dsmazem, |. Osmozom.
Dsmin, m. (ruſſ. osmina, f., von wosmj, acht) ein
ruſſiſches Getreidvemaß, 1/s des alten Kad, oder
4 Tſchetweriks, — 104,85 1.
DOsmium, n.gr. (v. osme, Gerud), v. 6zein, riechen)
ein 1803 im Blatinerz entdedtes ſchwarzes Metall,
das von feinem eigentümlichen ſtechenden Geruch
den Namen hat; Osmodysphorie, f. Heilk. das
Unvermögen, gel: Gerüche zu ertragen; Os—
mologie, f. Geruchlehre, Lehre von den Riech—
itoffen; Osmonofologie, f. Lehre von den Ge-
ruchskrankheiten; Osmöõſis oder Osſsmöſe, f. das
ungleihe Durchgangsvermögen in Waſſer auf:
gelöfter Stoffe durch poröſe Scheidemände (vgl.
Diosmoſe, Endosmoſe undEro3moje); Os⸗
moſe-Verfahren, n. in der Zuckerfabrikation Ge—
winnung höherer Ausbeute aus der Melaife (f. d.)
duch Auslaugen mittels Filtration durch Zelluloſe
und PVergamentpapier; Osmozöom, richtiger als
Dsmazöm,m. (v.zömös, Fleifchbrühe) der eigen-
tiimliche, würzige Grundjtoff des Muskelfleiſches,
zur Bereitung der OSsSmozom-Schokolade be-
nußt.
Dsmücha oder verfl. Osmuſchka, f. ruſſ. (von
wosm), acht; richtiger, obwohl ungebräuchlich, ift
die Schreibart Wosmüſchka) ein Achtel, befon-
ders ein Achtel-Pfund; ein Achtel-Eimer, Zlüffig-
rs von gejegmäßig 1,875 1, gew. aber nur
1,537 1.
Osmund, m. altd. männl. Name (v. angelf. ös =
altnord. as, Gott; vgl. Afen): Gottesihuß; Os⸗
wald, m. — Gottwald; Oswin, m. Gottesfreund,
Gottlieb.
Oſteocele
DOsmuſchta, j. Osmucha.
5
ophägus oder Öfophdg, m. gr. (oisophägos) die
Speijeröhre; Sfophagitis, f. gr. Heil. Entzin-
dung der Speiferöhre; Dfophagarrhagie, f. Blu⸗
tung aus der Speiferöhre; Ofophagarrhde, f.Aus-
Icheidung von Säften aus der Speiferöhre; Bfo=
Lhagotomĩe, f. Aufiyneidung oder Öffnung der
Speijeröhre.
Osphrafie od. Osphreiis, f. gr.(v.osphrainesthai,
riechen) das Riechen, der Gerud); Osphraſiologie,
f. die Lehre vom Geruchsſinn und den Gerüchen.
Osphyalgie, f. gr. (von osphys, f. die Hüfte) Heilk.
das Hüft- oder Lendenweh; Osppätis, f. Ent-
zundung am Hüftgelenf.
DOsramlampe, f. eine eleftriiche Lampe, ein Glüh—
üörper, der bei bejonders großer Leuchtkraft große
Stromerfparnis bewirkt; das Wort Osram iſt
ein aus der eriten Silbe von Os minm und der
zweiten von Wolfram gebildetes Kurzwort.
Die, f. gr. das Gerücht, al3 Göttin und Botin des
eus, = lat. Yama.
0ssa, pl. I. (von os, n. Gen. ossis) Knochen, Beine,
Gebeine; ossa nudat, es entblößt oder zeigt Die
Knochen, d. i. es ift dürftig, 3. B. ein Gedicht; 0882
sepiae, Tintenfifchbeine (vgl. Sepia); Offarium
oder Offuarium, n. Behältnis für Totengebeine,
Beinhaus; Dffatür, f. nl. Heilk. der Knochenbau;
ofjifizteren, verknöchern; Offifitation, f. die Ber-
knöcherung; Oſſilegium, n. — Gebein⸗
ſammlung; offivoͤriſch, knochenzerfreſſend.
Offeten, pl. ein im weſtlichen Kaukaſus wohnendes
Volk iraniſchen Stammes.
osseveranza, ſ. unter obſervieren.
Oßmund, ſ. Oſemund.
Oſtägra, f. ar. (v. osteon, Knochen) eine Bein- oder
Knochenzange; Oftalgie od. Oftenlgie, f. Knochen⸗
ſchmerz; Oftalgitis oder Dfteitis, f. |chmerzhafte
Knochenentzündung.
Oftara, £., eine altgermaniſche Frühlingsgöttin
— Auströ, das gleich iſt dem ind.
usrä, a vgl. Zeitſchr. f. deutſch. Wort-
forſchung LI, 42).
oftenfibel, ul. (vom I. ostendere, zeigen) was vor—
gezeigt werden kann oder ſoll, zeigenswert; deut⸗
lich hervortretend, augenſcheinlich, handgreiflich,
prahleriſch; oſtenſib, bloß zeigend, ohne Erklärung
der Erſcheinungen, z. B. oſtenſive Methode;
zeigende (nicht erklärende) Lehrweiſe; anſchaulich,
augenſcheinlich, handgreiflich; prunkend, prahle⸗
riſch; Oſtenſorium, n. das Schaugefäß in der
kathol. Kirche, — Monſtranz; Oftentum, ein
Anzeichen, Vorzeichen, Wunderzeichen, eine vor—
bedeutende Nalurerſcheinung; oftentieren (lat.
ostentäre) zur Schau ſtellen, prahlen, prangen;
Ditentation, f. (I. ostentatio) die Schauſtellung,
das Brunfen, Prahlen; die Ruhmredigkeit, Eitel-
feit; oftentatiös, auch oitentativ, auf Bemerkt-
werden berechnet; prunfend, prahlerifch.
Oſteocẽle, f. Br. (von osteon, der Knochen) Heilt.
ein Knochenbruch; Oftenchemie, f. die Lehre von
der chemifchen Natur der Knochen; Ofteodermen,
pl. Naturf. Knochenhäuter, Knorpelfiſche; Oſteo—
dynie, k. Knochenſchmerz; Oftengenie, f. die Kno—
chenerzeugung, Knochenentſtehung; Oſteographie,
f. die Knochenbeſchreibung; Oſteoid, n. eine ino-
henähnliche Neubildung ohne Kalkſalze, die not-
wendig zu einem Knochen gehören, tritt bei der
englifchen Kraniheit auf; Oſteokläſis, f. ein Kno⸗
chenbruch; Oſteokoͤlla, f. (inochenführender) Kalk⸗
tuff, Tuffſtein; Diteniith, m. ein Knochenſtein, eine
Diteria
Knocenverfteinerung; Ofteolög, m. ein Knochen⸗
fenner; Dfteologie, f. die Knochenkunde; pfteold-
giſch, Tuochentundliy; Oſteonekröſis, f. der Kno—
henbrand oder trodene Knochenfraß; Ofteopäü=
dien, n. eig. Knochenkind, eine verfnöcherte Leibes—
frucht, vgl. Lithopädion; Dfteopathologie, f.
die Knochen -Krantheitslehre; Dfteoptditik, f.
Knocenbildung; oſfteopläaͤſtiſch, fnochenbildend;
Dfteofflerdfis, f. Qiuochenverhärtung; Ofteotöm,
m. Rnochenjäge; Ofteotomie, ih en
Diteria, f. it. (vgl. Hoſteria) Gaſthaus, Wirtshaus,
Schenfe in Italien.
Dfterlugei, f. (verderbt aus Arijtolochia, ſ. d.) Ge-
burtsfraut, Hohlwurz, eine Heilpflanze.
Dftfdlen, pl. ein alter Name der öftlihen Sachſen,
die vom Harz bis zur Elbe im heutigen Braun-
ſchweig und in einem Teile von — wohnten.
Oftiarius, m. J. (v. ostium, die Tür) ein Türhüter,
förtner in Klöſtern; in der kathol. Kirche der—
jenige, welcherdie niedrigſte der vier kleinen Weihen
empfangen hat. (Die anderen drei ſind in auf—
ſteigender Stufenfolge: Lektor, Exorziſt und
Akoluth.) Oſftiariät, n. nl. das Pförmeramt;
die erſte od. unterſte Prieſterweihe; Ostium, n. |.
Mündung, Einfahrt; Oftien, pl. die Mündungen;
Dftienftenöfe, f. l⸗gr. Verengerung der Herz
mündungen. [harrlid).
ostinäto, it. (= 1. obstinätus) Tont. hartnädig, be-
Dftindienfahrer, m. ein Handelsſchiff der die
chen Kompagnie, das nad Dftindien fährt; Oft:
indische Kompagnie, engliiche, holländische, fran—
zöſiſche Gejellichaft zur Betreibung des Handels
mit Oftindien.
Dftitis, f. gr. (v. osteon, Knochen) Heilf. Knochen⸗
entzündung; Oſtöma, n. ein Knochengewächs;
Dftafis, f. Berfnöcherung.
Dftjdten, pl. eine zum altaiichen eg ee ge⸗
hörige —S— in den ſibiriſchen Provinzen
Tobolsk und Tomsk.
Dftralismos oder Oſtrazismus, m. gr. (v. Östra-
on, Scerbe, Mujcelichale 2c.) das Scherben-
gericht oder Scherbenurteil, bei den alten Griechen
eine zehnjährige Verbannung eines zu mächtigen
und zu gefährlichen Staatsbürger aus Athen,
wobei die jtimmenden oe den Namen des zu
Berbannenden auf Mufchelichalen oder Scherben
jchrieben 2c.; Oftraziten, pl. Berjteinerungen von
aufterartigen Mujcheln; Oſtrakodermäta, pl.
Aufterjchalen.
oströa edülis, £. [. die egbare Aufter; Oftreiten,
pl. nl. = Oſtraziten; Oftreopeltiniien, pl.
„gr.=l. verfteinerte Kammuſcheln.
Dftromanie, f. gr. (von distros, m. Stich, Stachel,
heftiger Trieb) die ————— Unerſättlichkeit
in Befriedigung des Geſchlechtstriebes.
Öftrus, m. lat. (gr. distros) die Roßbremſe, Schaf-
bremſe.
Ofyypus, m. gr. (oisypos) Heilk. Schweiß⸗ od. Fett⸗
wolle, als Heilmittel gebraucht.
Oswald, Oswin, j. Osmund. ‚Bi
Dizillation, ofzilfieren, ſ. unter Oſeillum.
vigitieren, I. (oscitäre, von os, Mund) gähnen, den
Mund aufſperren; nadläffig oder unaufmerffam
jein; vornehm tun; Öfzitetion, f. (l. oscitatio),
oder Ofzitänz, f. nl. dag Gähnen; die Nachläfjig-
feit, Trägheit; das nadläffige, unachtſame, mit
:öfterem Gähnen verbundene vornehme Wefen
mander Großen im Geſpräch mit Geringeren;
daher die — — auch die Großtuerei.
Otägra, n. gr. (von üs, Gen. ötös, das Ohr) der
out 605
— 7 die Ohrengicht; Otatüftit, f die
Kunft, den Gehörfinn zu verſtärken; gtafüftiich,
gehörverftärfend; Otalgie, f. Ohrenweh, Obren-
zwang; Otalgika, pl. oder otdlgiihe Mittel,
Mittel wider den Ohrenichmerz; Otendhäte, m.
Heil. eine Ohrjprige; Otheltdfis, f. Obrvereite-
rung; Otiäter, m. ein Ohrenarzt; Otiatrie oder
Otiãtrit, f. Ohrenheilkunde; ottdtriich, diefelbe
betreffend; Otika, pl. Ohrenmittel, Mittel gegen
Ohrleiden; Otitis, f. die Obrenentzündung; Oto=
dynie, f. Ohrenſchmerz; Otonfänhis, f. u. Dto⸗
glyphon, n. der Ohrlößel; Dtographie, f. Ohren-
beſchreibung; Otologie, f. die Lehre oder Willen-
ihaft von Ohre; Otophön, n. ein Hörwerkzeug
für Schwerhörige; Dtopfditif, f. Obrbildung;
Dtorrhagie, f. dev Obrenblutfluß; Otorrhöe, f.
der Ohrenfluß; Otofföp. n. ein Ohrenjpiegel,
Werkzeug zur Unterfuchung des Ohres; Dtotomiĩe,
f. Obrenzerlegung.
o tempora, 0 mores? f. unter Tempus.
Otbelfofs, Otiatrie, Otika, Otitis, ſ. unter
tagra.
Othello, m. der Mohr von Venedig in Shakeſpeares
Traueripiel; jprw. ein eiferfüchtiger Ehemann.
Otium, n. lat. (fpr. t = 3) die Muße, Ruhe, der
Müßiggang; pl. otia, Mußeſtunden, Mußezeit;
per otium, aus Müßiggang, aus Langeweile;
otium cum dignitate (aus Cicero „Pro Sestio“,
cap. 45), eine Mußezeit vol verdienter Witrde,
Ruheftand nach verdienftreicher Amtsführung; otĩa
dant vitia, Sprw. Muße erzeugt a üßig—
gang iſt aller Laſter Anfang; otios (lat. otiösus),
müßig, ungenutzt, 3.8. Geld liegen laſſen.
Dtodynie, Ototomie ꝛc., |. unter Otagra.
ottava, f. it. (v. ottavo, a, der achte; otto — l. octo,
acht) die Oktave (f. d.); all’ ottäva, in der Oktave,
im Achttone, achttonweiſe oder acht Tune höher;
alta ottäva, alt’ ottäva, hohe Dftave, Bezeich-
nung, daß um eine Oftave höher gejpielt werden
ſoll, als geſchrieben ſteht; Ottave Rime, pl. Acht-
reime, achtzeilige Versſätze, die ital. Stanze, ſ. d.;
ottavina, f. Tonk. kleine Oftave (ſ. d.); Öttedtt, n.
(it. ottetto) gew. Oktett, n. ein achtſtimmiges Ton—
ſtück, Achtgeſang.
ottomaͤniſches od. osmaniſches Reich, das Reich
der Osmanen, das türkiſche Reich (von Osman
oder daraus verderbt Ottoman, dem Stifter des—
ſelben im Jahre 1300); ottomaͤniſche od. osma⸗
niſche Pforte, der türkische faijerl. Hof, auch: die
hohe Pforte (von dem Haupttore, das zum faijer-
lichen Balaft führt); Ottomäne, f. ein türkisches
Ruhebett, ein niederes Polſtermöbel nad) türkischer
Art für mehrere Perfonen.
Oturatler od. Oturats, pl. türk. (sing. öturäk, v.
öturmak, jid) jegen, bleiben) in Ruheſtand gejeite
Altkrieger (Beteranen, Jnvaliden), die nicht mehr
ing Feld ziehen dürfen.
Dublidtten, pl. fr. (fpr. ubI—; von oublier, ver-
geſſen, v. I. oblivisci) Verliefe od. Vergeſſenheits—
gefängniſſe zu heimlichen Hinrichtungen, mit Fall—
türen verjehen, die den hinabgejtürzten Unglüd-
lihen auf immer der Vergeſſenheit übergeben, bef.
in Frankreich zur Zeit der Baloia üblich; publieng
(ſpr. ubliöh), vergeßlich, Leicht vergefjend.
Dunce, f. engl. (jpr. auns) die Unze.
out, engl. (fpr. Aut), aus, befonders beim Tennis
von einem Ball gebraucht, der nicht richtig zurüd-
geihlagen oder zu weit geflogen und deshalb aus
em Spiel heraus ift; Outsider, m. engl. (ſpr.
zütßaid'r), Außenseiter, Nebenläufer, eigentl. der
06
{or}
Dutil
auf der Außenſeite Befindliche, der Umeingeweihte, |
Fernſtehende; beim Wettrennen: ein Pferd, das
seine Ausficht auf Sieg hat; der, welcher gegen den
Buchmacher wettet, ein Uneingeweihter; Renn-
pferd unbefannter Herkunft, das daher nicht be-
achtet wird.
Dutil, n. fr. (fpr. utih; altfr. ostil, ustil, wahrſch.
v. [. utensile, Gerät, v. utensilis, e, brauchbar, v.
uti, gebrauchen) das Werkzeug.
untragieren, fr. (fpr. utraſchieren) beſchimpfen,
gröblich beleidigen; Outrage, £.,t.n.(fpr.utrdhie;
prov. oltratge, ml.ultragıum, v. ultra, ſ. d.) grober
Schimpf, Shmad); antrageant (pr. —ſchang) od.
putrageng (pr. —ſchöhs) ſchimpflich, äußerſt be-
feidigend.
uutrieren, fr. (outrer, jpr. utr —; prov. ultrar,
v. I. ultra, ſ. d.) übertreiben; aufs äußerfte brin-
gen; autriert, übertrieben; A outrance (pr. —
utrangk), aufs äußerſte.
vudert, Ouvertüre, |. unter onvrieren.
Dupdrage, n. fr. (jpı. uüwrähſch'; v. ml. operagium,
vom I. operäri, arbeiten) eine Arbeit, ein Werf;
Ouvrier, m. (fpr. umrjeh; = I. operarius) ein
Handwerker, Handarbeiter; pl. Qusriers, Werk-
leute, Handarbeiter zc.
supdrieren, fr. (ouvrir, jpr. uwr —; prov. obrir,
ubrir, altit. aprire, altfr. aovrir, auvrir, prov.
adubrir, v. gleich]. l. ad-deoperire, v. de-operire,
aufdeden, öffnen, neuprov. durpir) öffnen, enthül-
fen, eröffnen, anfangen; oubert (jpr. umähr), ges
öffnet, offen; freimütig; offenbar; ouvertement
(fpr. —mäng), öffentlich, offenherzig, frei heraus;
Dupertüre, £. (jpr. uwertühr') die Offnung; der
Anfang; Tonk. ein Borfpiel deg Orchefters zu einer
Oper ıc.
obal, Ovbarium 2c., |. unter ovum.
Dbution, f. I. (ovatio, von oväre, frohloden) ein
tleiner Triumph oder Giegedeinzug bei den alten
Römern, wobeider ovierende oder fiegprangende
Feldherr nicht auf einem Wagen, jondern zu Fuß
oder zu Pferde feinen Einzug hielt, und jtatt des
Ochſen ein Schaf (ovis) opferte.
Dperlander, m. hol. ein holländifches Fahrzeug auf
der Maas und dem Rheine.
ovum, n.(pl. ova) [. das Ei; dah. ab ovo anfangen,
vom Ei, d. i. vom Beginn od. äußersten Uriprung
einer Sache, au): von Adam an; ab ovo usque
ad mäla, Sprichw. vom Ei big zu den Äpfeln od.
zum Objte, d. i. vom Anfange bis zum Ende (her-
genommen von den altrön. Mahlzeiten, die ges
wöhnlich mit Eiern anfingen u. mit Obſt endeten);
ovÄäl, nl. eirund, eifürmig, länglichrund; das
Dväl, das Eirund; Oparitis, f. (fr. ovarite) die
Eieritodentzünduna; Ovarium, n. der Eieritod;
l. Oparia oder Ovurien, Cieritöde; bei den
flanzen Samenbehältnifje, Frudytfnoten: Opäs
ralgie, f. Nervenſchmerz im Eierftod; Opgrien=
ayite, f. L-gr. Balggeihwulft im Eierſtock; obãt
(l. ovatus), eiförmig, bei. in der Pflanzenlehre;
ovatifoliſch, mit eirunden Blättern; obãto⸗ob⸗
föng, barb.-i. mehr länglich als eirund; oniförm
eiförmig; Övipdren, pl. Eierleger, durch Eier ic)
fortpflanzende Zıere; oboidiſch, eiförmig; Ovo⸗
logie, f. L.-gr. f. Dologie, |. d.; Obofföp, n. Eier-
jpiegel; Opufation, f. Ausſtoßung eines reifen
Eies im Eieritod; Owülum, n. feines Ei; Samen-
fnojpe; Ovnliten, pl. verjteinerte Eierichneden.
Oxulis, f. gr. der Sauerflce; O. acetosella, gemei-
ner Sauerflee, Haſenkohl; Ogrdlfänre, f. (1. acl-
dum oxalicum, n.) die Kleetäure, Sauerkleeſäure,
Dean
Sauerkleefalzjäure, Zuderfäure; Oraläte, pl.
Scheidek. kleeſaure Salze; 5 1. er.
‚leegewächle; ordlifch, Heejauer; Öratit, m. auch
Humboldtit, m. ein aus Eleefaurem Eijenorydu!
und Waſſer beftehendes Mineral; Oralinm, n.
Sauerfleefalz, doppelt kleeſaures Kali; Orzalurie,
R Abfonderung von Fleehaltigem Mleefäureialz im
arn.
Oxonia, f. l. Oxford.
Ortailfonp, f. engl. (jpr. oͤxtehlßuhp, v. ox, Ochs,
tail. Schwanz, soup, Suppe) Ochſenſchwanzſuppe
Oxyaphie. f. gr. (von oxys, ſcharf, fauer 2c., und
haptein, anfafjen, berühren) jcharfes Gefühlsver—
mögen, Seingefühl; Ogychloride,pl. Verbindungen
von Metall-Oryden mit Ehlorverbindungen; Oxy⸗
eroccum=Pilafter, n. (v. krökos, [. crocus, Sa-
fran) ein ſaures Safranpflafter; Oxyd, n. Scheidek.
Sauerftoffverbindung, Verbindung eines Körpers
mit Saueritoff; be. eine als Baſis fich verhaltende
(mit Säuren Salze bildende) Verbindung eines
Metalles mit Sauerftoff, Metallfalt; im engeren
Sinne: der die größere Saueritoffmenge enthal-
tende falzbildungsfähige Metalltalt, = Beroryd,
entg. Orydul dd. Brotoryd; orhdieren, gr.-l.
(oxydäre) u. pxygenteren, ſich mit Saueritoff ver-
binden, verfalien; exrydäbel od. orydierbar, ver-
kalkbar, mit Sauerftofjverbindbar; Orydabilttät,
f. die Verkalkbarkeit, Fähigkeit des Berbinvens mit
Saueritoff; Oxydation od. Ogydierung u. Oxy⸗
genation od. EBENEN, f, Berfalfung, Ver-
brennung, das Verbinden mit Sauerftoff; Orud=
Bybrät, n. hemijche Verbindung eines Oryds mit
aſſer; Oxydũl, n. oder Protoryd, n. ein ſalz—
bildungsfähiger Metalltalt mit geringerer Menge
von Sauerftoff al3 im Oryd; oxydulieren, bis
zum Zuſtande des Oxyduls mit Sauerjtoff ver-
binden; — Oxygäla, n. faure Wild; Orygärum,
a. Sauerbrühe; Oxygen, n. der Sauerjtoff, der
Hauptbeftandteil der Lebensluft 2c.; oxygenie⸗
ren 2c.,== orhydierenc., |.0.; Oxygon, n. Meßk.
eine ſpitzwinklige Figur; oxyganlisch), ſpitzwink⸗
lig; Oxylrät, n. (vgl. Krajis ıc.) Eſſigwaſſer, ein
Gemiih aus Ejiig und Waſſer; oryfratieren, mit
Eifigwaffer waſchen; Oxymél, n. gr.-i. Sauer-
honig oder Honig-Ejliq, Ejiigmet; Oxyméter, n.
gr. ein Säuremejjer; Orymöron, n. (von mörös,
a, 6n, dumm, albern) Ytedet. eig. eine ſcharfſinnige
Dummheit, ein wigiger Unſinn, Gedanke, der einen
Tcheinbaren Widerſpruch enthält (z.B. ein ſtummer
Auf, ein lautes Geheinmis u. dgl.); ogymuriä-
tiſch (in der älteren Chemie) orydiertsjalgiauer.
d.h. chlorhaltig, mit Chlorverbunden; Opynitron,
n.Salpeterfäure; Öryopfe, f.(vom gr.Stamme op-,
jehen) Scharflichtigteit; Ogyrrhodin, u. derRoſen⸗
eſſig; Oxyrrhynchen, pl. eig. Spitzſchnäbel; fegel-
artige, langjpigige Belemniten (ſ. d.); Oryiachä=
rum, n. Eiligzuder, ein Gemijh von Zuder und
Eiiig; Oxytẽs, f. die Säuerung. der Säurezuftand;
Orythymie, f. Jähzorn, aufbrauſendes Weſen;
oxutuijmiſch, jähzornig, auffahrend; oxytonie⸗
ren (gr. oxytonein), Sprachl. eine Silbe, beſ. die
Enpfilbe eines Wortes, mit dem hohen od. fcharfen
Ton (Afutus) fprehen; Oxytoͤnon, ein Wort
mit hochbetonter Endfilbe; —* f. Spik-
ſchwanz, eine Gattung Fadenwürmer.
Ozãna, f. gr. (6zaina) Heilk. ein ſtinkendes Naſen—
geſchwür, Naſenkatarrh mit übelriechender Abſon—
derung.
Dzkan, m. l. (oceänus, von gr. õkeanõs,) das Welt-
meer; uneig. der Abgrund; Ozeãnus od. Otednos,
Ozelot
m. Fabell. der Meergott od. Beherrſcher des Welt-
meers 2c., Gatte der Tethys, der Mutter der
Flüſſe und Nymphen; Ozeaniden oder Ozcanis
tiden, pl. Töchter des Ozeanus, Meernymphen, f.
Nymphe; Ozeanien, n.=Auftralien od. Po—
Iynefien; Dzeanier, pl. die eingeborenen Be—
mohner der Südfee-Inſeln; ozeaͤniſch, zum Welt-
meer oder zu der Inſelwelt der Südjee gehörig;
ozeanifhe Spraden, die Sprachen des Inſel—
volfes der Südfee, auch polynefifheSpraden;
Dscanographie, f. die Meerbeichreibung; Ozean
telegraphie, f. Telegraphie mittel eines unter-
jeeifchen Kabels.
Dzelot oder Ocelot, merifan. (ocelotl) der Tiger,
Kapenparder in Brafilien und Mexiko.
Dzotkerit, m. gr. (v. Özein, riechen, u. kerös, Wachs;
eig. Riechwachs, wegen jeines angenehmen Ge—
ruchs) Erdwachs, ein in der Moldau, in Ga-
|
l
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Para 607
lizien 2c. vorfommendes, bei 65— 80 C ſchmelzen⸗
des, aus verjchiedenen Kohlenwaſſerſtoff-Verbin—
dungen beſtehendes Mineral, aus welchem ein weißer
wachsähnlicher Stoff (Berefin) dargeſtellt wird.
Don, n. gr. (von Özein, riechen, ftinfen) der 1840
durch Schönbein in Bajel entdecte erregte od. aktive
Sauerftoff, ein durch Einwirkung von eleftriichen
Funken oder feuchtem Phosphor erzeugter allotro-
piſcher Zuftand des Saueritoffs, in welchem der-
ſelbe fich durch eigentümlichen Geruch, ſtärkeres
Orydationsvermögen 2c. auszeichnet; ozonig, ozou⸗
haltig, -ähnlich, artig; ozoniſieren, (Saueritoff)
in Ozon verwandeln; Ozonométer, n. ein Meſſer
de3 Ozongehalts der Kuft, mit Jodfaliumtleiiter
getränttes Papier, das dur Ozon gebläut wird.
ODzophhllon, n. Riechblatt, Stinkblatt ein Strauch—
gewächs in Guinea.
pp.
Abkürzungen: P, als 15. Buchſtabe in der Rubri—
— — 15, als Zahlzeihen nr’ — 80, ‚n =
000; lat. P= 4010; P. in römischen Inſchrif—
ten ꝛc. ⸗ Publius; jonft auch für Bater, Bapit,
Paſtor, Profeſſor; p. = populus, pontifex,
pius, proconsul, pater, pars; auf Rezepten = pu-
gillus; auch pro; p. od. pag. — pagina; p. Tonf.
— piano; p. auf Wechſeln — protejtiert; p. A.
auf Briefen = par amitie od. per Adreſſe; p- a.
gi Rechnungen = pour acquit (fpr. pur afih),
d. i. als Quittung für den Empfang erhalten;
1% A. = per annum od. pro anno, d. t. jährlid);
a. — Vennfylvanien in Nordamerifa; pa. =
prima, f.d.; pr. pa. = per procura, f.d.; P- aeq.
— partes aequales; Part. od. Partic. — parti-
eula od. ⸗ PBartizipium, j. unter Bart; Pass. =
Paſſivum; pc. = Prozent; auch = par cou-
vert, ſ. Couvert; p. €. = pour condoleance,
d. i. ala Beileidsbezeigung, um das Beileid aus-
zufprechen; p. c. d. = per copiam decreti, d. i.
unter Abjchrift der Verfügung; p. compl. = par
complaisance, j. unter fomplaijfant; p. d. =
per deliquium, f. unter deliquefzieren; p. d.
— per decretum. d. i. durch Verfügung; p. d. =
ro decernente oder pro domino X, d. i. für
Herrn &.; ps &.= par exemple, ſ. Erempel;
p- &. = post expeditienem, d. i. nach dem Ab-
gang; P- eXpr. — per expressum, ſ. unt. erpri=
mieren; p. f. = pour feliciter; P. f. a, f., |.
unter Paſtor; p. f. v. — pour faire visite;
pinx. (auf Gemälden)—=pinxit, eig. er hat gemalt,
d. i. gemalt von N.N.; P. L.= Pastor loci, od.
— Poeta Laureatus; pl. od. plur. = Pluralis;
P. M. = pro memoria, ſ. memoria; p. m. —
post meridiem, Nachmittag; p. m. (jpr. pi— em)
engl.d. i. nachmittags, lat. post meridiem; p. m.
=pagina mea, 0d. = piae memoriae vd. pondus
medicinale; p. m. od. p. M. = per mille od. pro
mille, fürs, aufs,.vom Tauſend; P. N.=pro noti-
tia; P.O.—Professor ordinarius; p. oce. — par
occasion, f. unter Dffafion; Pomp. =Rompe-»
jus od. Romponius: P.M. od Pont. Max. —
Pontifex Maximus; P. P. — praemissis prae-
mittendis, f. unter prämittieren; auch) — Pro-
fessor publicus, fowie Pastor primarius; P. P. O.
— Professor publicus ordinarius; p. p. od. pp.»
= perge perge, d. h. eig. fahre fort, fahre fort!
d. i. und jo mweiter; p. ptr. —= praeter propter;
P. P» €. = pour prendre congé, f.Ronge; P. R.
— populus Romanus; P. R. A. = President
(of the) Royal Academy; P. R. S. = President
(of the) Royal Society; p. r. — post reditum,
d. i. nach Rückkunft; p.r.v.= pour rendre visite,
j. Vifite; p. 8. = Summa per se, d. i. Summe
wie oben; pr. c. = pro cura; pr.lig. act. =
pro ligatura actorum, f. unt. ligieren; Praef.
— praefatio od. praefectus; Praem. =Präpo-
fition; Praes. = Präſens; Praet. — Prä-
teritum; Prof. = Profeſſor; P.S.—= Boit-
jfriptum; p. t. = pro tempore, j. unt. Tem-
pu3; od. — pleno titulo, od. auch = praemisso
titulo; publ. = publice od. publicus 2c.; Pulv.
— pulvis, j. Pulver; chemiſche Zeichen find: P =
Phosphorus, Phosphor; Pb — Plumbum, Blei;
Pd = Palladium; Pe= Pelopium; Pt=Platina.
P. als Münzzeichen für Ofterreich: Brag; für Frank—
reih: Dijon; für Polen (früher): Polen; für Por-
tugal: Porto; für den Kirchenftaat: Perugia.
Baal, ein Wegemaß auf Java — 1506,94 m.
Paalſtab, m. eine Axt, die der Bronzezeit angehörte.
Päan, Paon,m. gr.(Paiän, Paiön) Fabell. der Arzt
der Götter; Beiname des Apollo, ald Gotte3 der
Heilfunft; Päan auch ein Loblied auf Apollo;
überh.ein feierlicher, vielftimmiger Belang, Sieges—
lied, Zubellied; Päanismus, m. Nedek. ein be-
geifternder Jubelruf; päoniſche Ktunſt, Heilkunit.
P and 0, £. engl. (ſpr. pi änd 0) kurze Bezeichnung
einer engliihen Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft: der
Peninsular and Oriental Steamship-Society.
Paatwerk, n. (v. dem niederd. paten für pflanzen)
in Schleswig eine Art lebendiger Heden zur Ein-
friedigung von Grundftüden.
pabülum, n. l. (von pasci, weiden, auf der Weide
frefien) die Nahrung, das Futter; pabülum vitae,
n. I. Heilf. Zebensnahrung, Xebenzfutter, uneig.
für Luft; pabulätor, m., pl. pabuiatöres, Zut-
terholer, = Fourageur; im 3. Jahrh. in Wäl-
dern von Wurzeln und Kräutern lebende Einfiedler.
Paca, m. (port. u. brafil.; in anderen Teilen Süd—
amerikas pak od. pag genannt,nl.cavia paca) das
efledte Halbfaninchen od. Schweinsfaninden, von
Seichlecht der Sçavien.
608 Pacaret
Pacaret, m. der beite Keresiwein.
Vacation, f. jpätl. (pacatio, v. pacäre, zum Frie— |
den bringen, beruhigen, von pax, Gen. pacis, der
Srieden) die Beruhigung Friedensftiftung; Pacd-
tor, m. I. der Berudiger, Friedenzitifter.
Pacco, m. ital. (vom deutihen Bad) Kfipr. ein
Warenballen, Bündel eingehüllter Waren; auch ein
ehemal. Getreidemaß von verjchiedener Größe.
Bace, f. engl. (fpr. pehß; = fr. pas, I. passus) der
Schritt, Gang; voller Kauf, Wettlauf, die raſcheſte
Gangart; al3 Maß 2, engliihe Fuß — 0,762 ım.
pace-maker, m. engl. (jpr. peh&meht’r) der Schritt-
macher (beim Sport).
pace tua, Pacem (pacem), j. unter Bar.
Padometer, n. gr. (v. pächos, die Dide, pachys,
did, dicht) ein Dickenmeſſer, Werkzeug zur Stellung
der Dide belegter Spiegelgläjer; Pachyämie, f.
(von haima, Blut) Heil. Verdidung des Blutes,
Didblütigfeit; vachhämiſch, didblütig; Pachy—
derma oder Pachydermen, pl. Didhäuter, Tiere
mit dicker Haut, 3. B. Elefanten, Schweine ꝛc.;
nachydermiſch, didhäutig; Bachymenie, f. (v.hy-
men, Haut) Berdidung der Häute; Pahyntife,
pl. (von pachynein, did machen) verdicende Heil»
mittel; pachuͤntiſch, verdidend; Bachytes,f.Dide,
Aufgetriebenheit; Bachytherium,n. eine vorwelt-
liche Säugetiergattung, deren Knochenüberreſte fich
in Brafilien finden; Pachytroͤp, m. (eleftr.)Strom-
Umſchalter.
Baht, f. eine ägyptiſche Liebesgöttin (hat einen
Katzenkopf).
Vacificãle, n. nl. (v. pacificus, Frieden ſtiftend, v.
Pax, Gen pacis, Frieden; eig. das Friedenſchaffende)
ein Heiligtum-Behältnis, eine Hoſtienſchachtel in
der kathol. Kirche; pazifizieren, I. (pacificäre)
Srieden heritellen, Streitigteiten beilegen, ftillen;
ausjöhnen, ausgleichen; Pazififäter od. fr. Pa-
eficateur(ipr.paßififatöhr), m. ein Sriedenzftifter,
Bermitiler, Ausſöhner; Bazifilation, f. (l. paci-
ficatio) die Friedenzftiftung, Herſtellung des Frie-
dens Ausgleihung, Beilegunginnerliherlnruhen,
der Friedensſchluß; die Friedensunterhandlung;
Pacific, m. engl. (ſpr. päſſiffik) od. Bacific-Ozean
»d. pazifiſcher O., m. der Stille oder Große D.;
daher Bacifie-Kifenbahn, diegroßen nordamerif.
Bahnen, welche die Küſte des Stillen Oyeans mit
der des Atlantiſchen Meeres verbinden, Über-
landbahnen; paziñſche Küfte, f. die Küſte des
Großen Ozeans; pazifiſche Staaten, pl. die an-
grenzenden Gebiete ꝛc.
Vaciniſche Körperchen, pl. (nach dem ital. Arzte
Bacini, ſpr.patſch —, genannt) mikroſkopiſch wahr⸗
nehmbare, durch den ganzen Körper hindurch vor—
kommende Körperchen von Se
paciizteren, I. (pacisci) einen Vergleich eingehen,
ſich vergleichen, ausfühnen, Frieden machen; Paci—
Izenten, pl. od. die paciſzierenden Zeile, die
en od. einen„Bertrag fchließenden
eile.
Pack, Wollgewicht in England — 108,86 kg.
Vackfong, — ——
Vacking, Packung.
Paco, m., auch Paco⸗-ſtamel, n. (peruan. paco) das
Bmwerg-Lama, eine Art des Lama (f. d.), kleiner als
diejes, in Peru, mit fojtbarer feiner Wolle, Baco-
Baar, jest in England wie Kammwolle verar- |
e
itet.
Pacotille, f. ji. (pr. —tij'; Verkl. von paquet, ſ.
Patet) das Gepäd, Reijegepäd, beſ.— Portage.
Paddy
in Lydien, der Goldſand mit ſich führte; daher
(Bm: Pactölus tibi fluat, en Hnctofas
ür dich fließen; od. alles Gold des Bactolus,
d.i. alle Schäße und NReichtiimer der Erde,
Pactum, n. I. (pactum, eig. Partizip von pacisci,
1. pacifcieren), pl. Pacta oder Pakten, aͤuch der
Pakt u. pl. die Watte, der Vertrag (pl. erträge),
Vergleich, die Abrede, Übereinkunft; auch Bump,
Bündnis ; ex pacto, laut des Vertrages, der Ab-
tede gemäß; Valtbürger, pl. Schugverwandte in
Städten, ohne Beſitz des Bürgerredhts; Pattion
(l. pactio) das Übereinfommen, die Verabredung,
. der Vergleich, Vertrag; paltieren, nl. überein-
fommen, durch Vertrag beitimmen, vertraggmäßig
feſtſetzen; paftiert, dürch Übereinfommen feftge-
jeßt; paftierte Verfafjung, ſ. unter oftroy-
ierte Verfaſſung.
Püdandg, m., 2 —.en, gr. (paidagögös, von pais,
Gen. paidös, Kind, Knabe, u.ägein, führen, leiten,
eig. Kinderführer, Erzieher, Lehrer, Schulmann;
Pädagogaͤrch, m. ein Erziehungsvorſteher; Pä—
Dagögif, f. die Erziehungslehre oder -wiſſenſchaft,
Erziehungskunft; Püdagogiker, m. ein Erzie-
hungsfundiger; bädagögiſch, Craiehun
erziehlich, zur Erziehung gehörig; pädagogiſche
Schriften, Erziehungsihriften, Erziefungsbücher;
Pädagogium,m. l. (v. gr. paidagogeion) eine Er—
ziehungsanitalt; Vädagogiſt, m. ein Zögling der-
jelben; Pädagogomanie, f. die Zehrmeifterjucht,
Hofmeifterei; Padanchöne, f. (vgl. Anchone) gr.
Heilk. die Bräune der Kinder; Fädatrophie, f.
die Abzehrung, Dörrſucht der Kinder; Bäderdit,
m. (von erän, lieben) ein Sinabenjchänder; Päde—
rajtie, Snabenihändung; Pädeuterium, n. (gr.
paideut&rion, dv. paideuein, erziehen, bilden) eine
Erziehung3- od. Unterrichtsanftalt, eine Knaben—
Thule, Klofterjchule; VBäapentik, f. der von Py—
tbagoras ſo genannte Unterricht in der Tugend-
lehre; padentifch, bejfernd, belehrend, anwendbar
zut Befjerung -und Tugend; Pädiäter, m. ein
Kinderarzt; Pädiätrik, f. die Kinderheilkunde;
Badtometer, n. Heilk. (von paidion, Kindlein,
Berfl.v. pais)ein Kindermeſſer, eine Kindermagezur
Beltimmungdes Gewichtes, der Längeu. Kopfgröße
der Neugebornen (v. Dr. Siebold erfunden); Pä⸗
diotheologie, f. Beweis des Daſeins Gottes aus
der Kinderwelt; Pädobaptismus, m. die Kinder-
taufe; Pädonoͤm, m. ein Snabenaufjeher; Pä⸗
dophilos, m. ein Kinderfreund, Knabenfreund;
Pädopöie,f.das Kinderzeugen ; Pädoſtathmium,
n. eine Kinderwage; Pädothyſie, f. Opferung der
Kinder; Pädotrib, m. ein Lehrer der Ringkunft
für Knaben; Badotribie, f. Kinderbejchäftigungd-
kunſt; Bädotrophie, f. die Kinderernährung, Kin-
derpflege, das Aufziehen der Kinder.
Padan, m. in Surate eine Summe von 1000 Mil-
lionen Rupien. i i
Pädanchone ꝛc. — Pädatrophie, |. unter Pä—
Dagog.
Badde,L. Blähfucht bei Tieren.
Padding, n. engl. (fpr. pädding) aus Lumpen be-
reitetes ungejchorenesWollenzeug; Padding⸗ Ma⸗
ſchine, f. dient zum Waſchen, Stärken od. Spülen
leinener Gewebe, Stärkemaſchine.
Paddock, m. engl. (jpr. päddök) 1. Kröte; 2. Gehege,
umzäunter Raum in Tiergärten und für Pferde,
Koppel, Stall, Geſtüt. Ah;
Paddy 1., m. (pr. päddi) in Oftindien: Reis in den
Hülſen, ungejchälter Reis.
Paetölus,m. I. (gr. Pactolös; vgl. Midas) ein Flut | Paddyi 2., m. Spottname der Irländer, in England
ee EL, We
Päderaſt
und Nordamerika (verderbt aus St. Patrik, dem
Schutzheiligen der Irländer).
Päderaft, Pädeutik ꝛc. — Pädiotheologie, ſ.
unter Pädagog.
Fadifchäh, m. perf. (pädischäh, pädschäh, bäd-
schäh, v. päd, Beſchützer, v. ſanskr. pati, Herr, v.
pä, herrfchen, und schäh, König; val. Paſcha) eig.
Herr der Könige, Sultan oder Großfultan.
Padoggen, pl. ruf. r. Batoggen od. Batoden,
j. d. (Pädagog.
Pädonom, Pädopöie ꝛc. — Pädotrophie, j. unt.
Padröne, m. it. (I. patrönus, ſ. Batron) Herr,
Sebieter, Schiffsherr; Gönner.
Paga, f. it. (von ml. und it. pagare, prov. pagar,
payar, fr. payer, bezahlen, welches vom I. pacäre,
befriedigen, ftammt; vgl. Bacation) der Lohn, Sold;
ein Abrechnungsbuch, Lohnbuch der Arbeiter in
manden Werkhäuſern 2c.; Bagament, n. ml. (pa-
nn Miſchmetall; ungemünztes Silber,
ruchfilber; geprägtes Geld itberh., beſ. Scheide-
münze; bei Bauft. Bahlgelder, bare Bezahlung;
auch Zahlungsfriit in den Mefjen, fr. Bayement
(jpr. päj'mdng); Bagards, pl. ſpan. Schuldfcheine.
Paganalien, pl. I. (paganalla, von pagus, Gau,
Dorf) ländliche Feite, Dorffeite, bei. die bei den
alten Römern am 24. Januar gefeierten; Paga—
nismus,m.nl. (von pagänus, pl. pagäni, urjpr.
Dorfbewohner, Zandleute, jpäter Heiden; meil
da3 Heidentum fi) auf dem Lande am längjten
erhielt) das Heidentum; paganiſieren, heidniſch
machen, durch das Heidentum verunſtalten.
Vagat, ſ. unter Tarok.
Vage, m. fr. (ſpr. pahſche; ml. pagius, it. paggio,
fangobard. pahis, pais, Diener; von dem gr. pais,
verff. paidion, Knabe; vgl. das dän. pog, engl.
boy, Sinabe) ein Edelfnabe, junger Adeliger, zur
Bedienung fürftliher Perſonen; auch ein Kleid-
halter von Gummi, zum Aufichürzen.
Vagina oder pagina, f. I. Seite, Blattfeite, Sei—
tenzahl; pagina mea, auf meiner Blatijeite, d. i.
auf der Seite meiner Ausgabe; Hpaginieren, nl.
Seiten beziffern, mit Seitenzahlen bezeichnen;
Papination, f. die Bezifferung der Blattjeiten.
Paglinecio od. Pagliazzo, m. it. ſ. Bajazzo.
Pagne, f. fr. (pr. panın) ) der baummollene Schurz
der Neger, in Guinea und Senegambien auch als
Taufchmittel benutzt.
VPägnia, pl. gr. (v. sing. paignion, Spiel, Scherz)
ileine, leichte, ſcherzende Iyrijche Gedichte.
Pagoͤde, f. hindojt. u. perj. but-kadah, v. perf. but,
Idol, Gögenbild, u. kadah, ein Haus, ein Tempel)
ein Gößentempel in Indien u. China, m. ein Götze
Er: ein nictende3 Gößenbild, Nidfopf oder eine
adelpuppe, fleine Figur mit beweglichem Kopfe;
auch eine indische Goldmünze von verjchied. Wert
— 6,72 bi 8,03 M; halbe u. Biertel-®B., ojt-
ind. Stlbermünzen — 3,40, bez. 1,70 M an Wert;
Pagodit od. Pagvin, m. (fr. pagodine) dine].
Speditein, Bildjtein, = Agalmatolith.
Pagoplerie, f. gr. (v. pägos, m. Eis, Froſt) Heilf.
Sroifäfag, Lähmung durch Froft.
Vagor, f. Buchſtabenwort für: Prismenglas-At-
Vai, |. Phai⸗nung. ltiengeſellſchaft Goerz.
Pai, m. ruſſ., pl. Päis, J. der Teil, Anteil an einem
Gemeingut, 2. der Anteiljchein, die Aktie.
Paillard, m. fr. (pr. pajdhr,v.fr. paille,das Stroh;
eigentl. ein Strohlieger) ein Hurer; paillardieren,
— —— oder Paillardiſe, f. die
urerei.
Paille, f. fr. (ſpr. paj’; prov. palha, it. paglia, v. l.
Heyſes Fremdwörterbud. 21. Auf.
Pair, m. fr. (
Pata, |. Baca. E
Balkan, n. das Fell des kanadiſchen Wiejels.
Patet, n., pl. Pakete (zunächſt von fr. paquet, it.
Pakfong 609
palẽa, Spreu) Stroh; Paillen, pl. Heine länglich⸗
viereckige Schnitzel dv. Gold- od. Silber-Schlaglot
(zum Löten); paille-gelb oder paille, ſtrohgelb,
ſtrohfarben; Paillefons, pl. (pr. pajejöng) grobe
Strohhüte; Paillaife, f. (pr. pajafi’) ein Strohfad,
eine Streu; Paillet, m. (fpr. pajeh) Bleicher, blaß⸗
roter Wein, bei. aus der Provence; Paillette, f.,
pl. Bailletten (fpr. pajetten; Verkl. v. Baille), Flit-
ter, Goldflimmer; Paillon, n. (pr. pajöng) ein
Silberblatt, als Folie (j. d.) für Edelfteine.
pain, m. fr. (fpr. päng) Brot; Kochk. Fleifchbrot,
Fruchtbrot.
Pain-expeller, m. engl. (fpr. penetpelfer, v. engl.
pain, N
| ein, Dual, Schmerz, und to expel, ver-
treiben) Schmerzvertreiber, ein Univerjal-Heil-
mittel gegen die verfchiedensten Schmerzen.
Painung, |. Phaisnung.
pair, fr. (jpr. pähr; = I. par) gleich; gerade; pair
et impair (jpr. — e ängpähr) oder pair ou non
(fpr. — u nong), paar oder unpaar, gerade oder
ungerade(Bahl)=[!.par et impar (j.par); au pair
(ſpr. 5 pähr), zu gleichem Werte, d. i. wenn Nenn»
wert und Berfaufswert gleichjtehen; = it. al pari,
j.d. unter pari; daher auch: Austaufch von Kin-
dern ufw. in zwei Familien verjchiedener Länder
und Sprachen, ſodaß die gegenfeitige Vergütung
für Erziehung und Ausbildung in der fremden
Sprade aufgehoben wird.
8 pähr); engl. Peer (ſpr. pihr; v. 1.
par, Gen. paris, gleich); pl. Bairs (l. Pares), engl.
Peers, d.i. eigentl. Gleiche: Erzbiſchöfe, Herzoge,
Grafen od. Barone ıc., die urjpr. als dem Fürjten
ebenbürtige, unmittelbare Kronvajallen, dann als
Mitglieder des höchſten Gerichtshofes, an Rang
und Vorrechten einander gleich find: gleiche
Reichsräte, Mitglieder des Oberparlaments in
England vd. der eriten Kammer(Bairsfammer)
in Sranfreih; Pairsſchub, m. fredtſch. die gleich»
zeitige Ernennung einer größeren Anzahl von
Pairs, um für ein gewiſſes Regierungsſyſtem oder
einzelne Regierungsvorlagen gegen die Oppofition
der bisherigen Majorität Unterftügung zu finden;
Pairie, f. die Pairichaft, die Würde und die Ge-
jamtheit der Bairz; Peereß, f. engl. (ſpr. pihreß)
die Gattin eines Peers.
paiſible, fr. (ſpr. päſib'l; v. paix = 1. pax, Frieden)
friedlich, ruhig, friedfertig.
g |
Pairhans, m. fr. (pr. pähjang) eine Art langer
80 pfündiger Mörfer mit fegelförmigen Kammern,
nad) dem Erfinder, dem franzöſ. Marine-Oberften
Paixhans, benannt.
Pajarete, — Pacaret, ſ. d.
ala 1. Ba
Ba
ja330.
dk, n. rufj. (gefchr. pajek, Verkl. v. pai, Teil,
Anteil) da3 monatliche Mehlmaß (Ration) eines
Soldaten, 2 Tſchetwerik.
Pajonismus, m. die Lehre von der Gnade Gottes
egen die Auserwählten, jo genannt nac) dem dieje
nicht verteidigenden franzöſ. reform. Theologen
Claudius Bajon.
pacchetto, pacco, dieje aber v. d. deutichen Bad,
pacden) ein Päckchen, Bündel, Stoß, Bad; Paket—
boot, n. ein Poſtſchiff, ein leichtes Sabraeng, wel⸗
ches zur Beförderung von Perſonen, Briefen und
Gepäck an beſtimmten Tagen von einem Seehafen
zu einem andern geht.
g
Patfong, n. Weißkupfer, Neufilber, ein Mifcherz
aus Kupfer, Zink u. Nidel, = Argentan.
39
510 Bald
Bato, ſ. Baco. tag.
Baladin. m. (von mi. Palatinus, pl. Palatini, d. i.
optimates palatii, Herren des Palaſtes oder Hofes)
Ritter aus dem Gefolge Karls des Großen, Pfalz-
grafen, Hofritter; umeig. ein tapferer Held; auch
irrender Ritter, Abenteurer.
Falagonit, m. Bgk. ein nad) dem Zundorte Bala-
gonia in Sizilien benanntes formlofes, bräunliches
Mineral, aus Verbindungen der Kiefeljäure mit
Eijenoryd, Ton- Kalk- u. Talterde 2c. nebit Waſſer
en r lah L. palatfum) Paloſt
alais, n. fr. (fpr. paläh; von I. palatium) Palaſt,
Schloß, Prachtgebäude; auch eine obere Gerichts—
behörde im alten Frankreich; Palais Royal, n.
(pr. — roajdl) der königliche (päter Faiferliche)
Balaft in Paris.
Balämon, m. gr. (Palaimon) Fabell. ein den Schiff—
brüchigen hilfveiher Meergott, bei den Römern
Portunus; auc eine Gattung langjchwänziger
Krebſe.
VPalanche, k. fr. (ſpr. paldugfch”) ein grobes, aus
Wolle und Leinengarn gemiſchtes Zeug zu Unter—
futter, Matroſenmänteln ꝛc.
Palaͤnder, n. (it. palandra) ein plattes Fahrzeug,
Bombardierſchiff. —
Paͤlankin, m. (port. fr. u. engl. palanquin; hindoſt.
pälki, telingiſch in der Gegend von Madras pal-
lakt, in der Kawi-Sprache auf Java palangkan)
- ein ojtind. Tragbett, Tragfefiel, eine Sänfte.
Palanque, £. fr. (pr. palängk'; türk. palankah, v.
ungar. palänk, Planke) eine Pfahlweris-Ber-
- Ihanzung. ——
Paläodoxie,f. gr.(v. palaiös, A,ön,alt) Aitgläubig-
keit; Balüograpyie, f. die Kenntnis dev alten
Schreibfunft oder. der Schreibefunft der Alten,
Handſchriftenkunde; galtographiih,dieiltiärift-
kunde betreffend; Palüoldg, m. ein Altgläubiger;
Valäologen, pl. hieß die legte Herrfcherfamilie im
oſtröniſchen oder byzantinijchen Reiche; Paläolo⸗
nie, f. die alte Lehre, entg. Neologie; die Ater-
. tümerfunde; paläolithiſch, der älteren Steinzei—
angehörig; Baläoııtogranhie, f. die Bejchreibung
der fofiilen Überreite der Urweit; Beldonsologie,
8. die Verjteinerungsfunde, Lehre von den Ver—
jteinerungen, Wifjenfchaft von den urweltlichen
Geſchöpfen und deren foſſilen Überreften; Haläoıı=
toloͤgiſch, urweltkundlich; Baldophran, m. ein
Altgejinnter, Altgläubiger; Paläophhtologie, f.
. die Lehre von den foffilen Pflanzen Überreiten der
Umwelt; Balästherion, n., pl. Paläotherien,
Urmelttiere; bej. eine urweltliche Tiergattung, zwi—
ihen Tapir u. Nashorn die Mitte haltend; Paläo⸗
tüpen, pl. Erſtlings- od. Urdrude, = Inkuna—
bein, j.d.; Paläozdon, n. ein Urweltstier; pas
läozõdiſch, die Urweltstiere betreffend; in der Ge—
birgskunde: Überreſte der ältejten Tierwelt ent-
haltend; paläszoifhe Formationen, pl. = pri-
märe %. (die filurijche, devoniſche, Steinfohlen- u.
vermiſchte %.); Paläozoologie, f. die Tierkunde
der Urmelt.
Palaͤft, m. (von [. palatium, urjpr. Name eines
Hügels des alten Noms, auf welchem die Wohnung
der Kaiſer ftand) ein großes prächtiges Wohnhaus,
Schloß. H
Baldite, f. (gr. palaiste, die flache Hand) eine Hand-
breit, ein altgrieh. Längenmaß.
Balsftina, n. I. (gr. Palaistine, hebr. P’lescheth,
nad den Philiitäern oder Philiſtern genannt, Die
einen großen Teil des Landes bejaken) das gelobte
Zand, Hebräerland, auch Kanaan.
Bali
Baläftre, £. 1. (palaestra, v. gr. palaistra, v. palai-
stes, der Ringer, palafein, ringen) die Ringſchule,
Fechtſchule, der Kampfplaß, Ringplatz, Fechtplas
bei den alten Griechen u. Römern; Paläftrit, t.
die Fechtkunſt, Rings, Kampfkunſt; auch — Gynı-
naſtik; Paläſtrit, m. ein Ringſchüler, Ringer;
Paläſtrophylax, m. ein Hüter oder Wächter des
Kampfplatzes.
Palãta, f. ruſſ. (urſpr. ſteinernes Gebäude, großes
Gemach daher) 1. Palaſt; 2. der Reichsraät, Die
geſetzgebende Verſammlung; z. B. Granemwitaja
Balata (v. ruſſ. granowitüj, eckig; gran)’, Seiten-
fläche eines gejchliffenen Steines od. geometr. Kör—
pers), das Zeughaus, die Rüſtkammer im Kreml
zu Moskau; Graſhdaͤuskafa P. (pr. ſh wie ſch;
von grashdanin, Bürger), Zivilgerichtshof; Kaſi—
oͤnnaja P. (v. kasna, Staatsihas, Staatskaſſe),
Kameralhof. |
Balntälen oder Palatine, j. unter palatum.
Palatin, m. oder Palatine, f. fr. (la palatine, v.
palatin, pfälzifch, weil dieſe Tracht ans der Pfalz
nach Frankreich gefommen jein fol) ein Pelztragen,
zierliches Halstuch, Hafsitreifen od. Halsbekleidung
der Yranen.
Palstinus, ın. !. (sc. collis oder mons) der palati-
niſche Hügel oder Berg in Rom, zuerft angebaut;
jpäter auf demſelben die Raiferburg, palatium (vgl.
Palaft); Balatinns, m. nl. (sc. comes, f. d.; von
palatium = Pfalz, Balaft) ein Pfalzgraf; königl.
Großgraf oder Vizekönig in Ungarn; Palatinat,
n. die Bfalz, Pfalzgrafſchaft.
palätum, n. [.der Gaumen; ad palatum, nad) dem
Gaumen oder Geſchmacke; nach dem Munde oder
Maule (reden); palätum artifieiäle, n.!. Heilt.
ein fünftlicher Gaumen; p. fissum, ein gejpalte-
ner Gaumen, Bolfsraden; Balntälen od. Pala⸗
— pl. ul. (palatinae, sc. litterae) Gaumen»
aute.
Balaver, n. engl. (jpr. pelehw'r; v. portug. palavra,
ivan. palabra, f. das Wort, von [. parabola, gr.
parabol6, Gleichnis, ml. Spruch, Wort) Berfamm-
lungsplatz der Neger zu gottesdienftlichen Verrich—
tungen oder zum Gerichthalten; Verſammlung,
Zuſammenkunft, Beipredung.
Palaͤzzo, m. it. — Palaſt. |
Balco, m. it. das Gerüſt; be. (scenico) die Schau—
ühne.
Pale ale, n. engl. (fpr. pehl ehl, von pale, bla,
bleich, und ale, englisches Bier aus ungebräuntem
Malz), helles Bier, helles Ale.
Bales, f. röm. Fabell. die Hirtengöttin, Odttin der
Viehzucht u. Landwirtichaft; ihr jährliches Feſt am
21. April, dem angeblichen Stiftungstage Roms,
hieß: Palilia od. Valilien, pl.; Pales, f. Sternk.
ein Aiteroid, 1857 durch Goldſchmidt entdeckt.
Baldfterbogen, m. (v. wohl Baleiterbogen, ſ.
Baleiter) eine Vorrigtung an einer Drechjelbant
itatt der gewöhnlichen Wippe.
Paleſtrinaſtil (nach dem italien. Komponiften Pale-
ſtrina, geſt. 1594, der geifttiche Tonwerke im groß-
artigiten a capella-Stil ſchuf), der a capella-Stil
(ſ. d.), Mufit für Gefang ohne Snitrumentalbe-
gleitung.
Baletot, m. fr. (ſpr. pahl’töh); altfv. palletoc, ſpan.
paletoque, ein liberrod ohne Armel) Mod. Über-
vo für Männer, Sackrock (feit 1838 üblich gewor—
den), überh. Überrod.
Baldtte, f. fr. (it.. paletta, vom I. pala, Spaten,
Schaufel) das Farbenbrett, die Malerfcheibe.
Pali, n. (ſanskr. päli, d. i. Maß, Mapitad, maß»
|
|
|
|
Palifikation
ebende Sprache) die heilige Sprache von Hinter—
dien, in der die heiligen Biicher der Religion de3
Buddha geichrieben find, eine durch weichere Aus»
ſprache, Abſtumpfung und Bermifchung der For-
men 2c. aus den Sanskrit entftandene Sprade.
Balififstion, f. nl. (von I. palus, der Bfahl) die
Pfählung, Einvammung der Pfähle zum Grund»
bau; Bereftigung des Bodens durch Pfahlwerk.
Palifäris oder Palitdren, pl. (neugr. palikäri,
pallekäri, ein junger Menfch, ein Süngling int fräf-
tigjten Alter, ein junger Held, ein Tapferer) uns
regelmäßige Truppen, freiwillige Soldaten bei den
Neugriechen.
Palilla, |. unter Bales.
Palillogie, f. gr. (v. pälin, — wiederum, und
legein, reden, lögos, das Wort) Redek. die Wort—
wiederhofung am Ende und Anfange von Süßen;
Palimbacchius, m. gr. Verst. der Schtwerfall, ein
dreifilbiger Bersfuß, der aus zwei langen Silben
u. einer kurzen bejteht (__), au Antibacchius;
entg. Baechius; Palimpfeſt(us), m. (d. i. eig.
wieder aufgefraßt, von psäein, fraßen, ſchaben) =
codex rescriptus, |. Koder; Balindrämos, m.
(l. versus cancrinus) ein Krebsvers, Rückläufer,
rücklaufender Vers, der rückwärts wie vorwärts
lautet; Balindrsm,n. ein Wort, welches vorwärts
amd rückwärts gelefen eine verichiedene Bedeutung
bat, 3. B. Gras und Sarg, Regen und Neger 2c.;
Balindromie, f. Heill. —R fg, iv, f. d.; Palin⸗
genejte, f. die Wiedergeburt, Neugeſtaltung; pa—
lingenefieren, twiedergebären, wiedererzeugen;
Palingraphre, f.der Wiederdrud, die von Cam p⸗
haufen in Köln gemachte Erfindung, Holzichnitte,
Kupferftiche u. dgl. treu auf Stein zu übertragen,
ohne daß das Driginal wejentfich leidet; Palino—
Die, f.die Gejangsiwiederholung; der Gegengeſang;
Rſpr. der Widerruf Desjenigen, was man jchimpf-
lich von jemand geredet od. gejchrieben Hat; pali—
nodieren, nl. wiederholen; widerrufen, zurück—
nehmen; Baltutefte, f. gr. die Rückverzinfung,
Zinserftattung nad) Wucyer.
Palinũrus, Palinfir, m. der Steuermann des
Aneas in Birgils Äneis, der auf der Fahrt nach
Stalien feinen Tod im Meere fand; daher ein
treuer Steuermann überhaupt; auch Name eines
Seekrebſes, der jogen. Languſte.
Balifdde, fr. £. (prov. palissada, paliza, it. paliz-
zata, palizzo, ınl. palissata, palitium, Bfahlwerf,
v. I. palus, Pfahl) ein Schanzpfahl, Spispfahl; pl.
Palitaden, Schanzpfähle, ein Pfahlwerk, Baum—
oderPfahlgehege; nalifadteren (fr. palissader) od.
verpalifadieren, mit Schanzpfählen verjehen, ein-
ichließen, veriwahren od. befeltigen, verrammten.
Balifanderholz, |. Balirander.
Pali —— pl. Töpferwaren von od. nach Art
des Tonbildners und Glasmalers Bernhard v.
Bali (1510-1590).
Paliränder= oder Balifander-Holz, n. (gem. ver-
derbt Bolifander- oder Bolyjander-Holz)
Purpurholz, Luftholz, auch St. Lucienholz,
Biolettholz, ein veildenblaues, an der Luft die
Farbe änderndes Holz aus Buiana und Brafilien,
zu feinen Tifchlerarbeiten, eingelegter Arbeit ꝛc.
Pollen, f. I. ein langes Obergewand der Damen im
alten Rom; palla corporälis, f. eig. Körper»
Mantel- od. Hülle, ein Altar- u. Kelchtuch in der
katholiſchen Kirche.
Wallas, f. gr. Fabell., aud) Athene, = Minerva
bei den Römern, die Göttin der Weisheit, der ſchö—
nen Künste, der Friegerifchen Tapferkeit und Kluͤg—
————— — — — ——— —— — — — — — —— —— Aa —— — — — — —— — — ————— ——— ————— —— —— —
Palme 611
heit 2c.; Pallas, f. auch ein von Dr. Olbers 1303
entdeckter Blanet; Palladium, n. gr. (Pallädion)
eig. ein fabelhaftes Balasbild, von welchem das
Schidjal der Stadt Troja abhing, die man nämlich
für unüberwindlich hielt, folange fie dieſes jorg-
tältig bewahrte Heiligtum bejaß; daher überh. ein
Schußbeiligtum, Schußbild; Schuß, Bürgfchaft,
Freiheitswehr; eine Heilig zu haltende Sache; auch
ein 1803 als Begleiter des Platins entdedtes, die»
jem ſehr ähnliches Metall.
Paͤllaſch, m. (altfr. palache und palanche, it. pa-
lascio, poln. palasz, ruſſ. paläsch, jerb. pälosch,
v. ungar. pallos, jpr. pallosch) ein langes Schladht-
ſchwert der Reiterei.
Balliation, Palliativ, |. unter Pallium.
Pallidität, f. ni. (v. [. pallidus, blaß, bleich, von
pallöre, blaß fein) die Bläffe, vgl. Pallor.
Balltfade, ſ. Paliſade. 5.
Pallium, n. I. (von palla, ſ. d.) überh. Hülle, Be-
dedung, Gewand; ein Mantel, im Altertum bei.
das griech. Oberfleid, entg. der röm. Toga; Bi—
She jeit dem 4. Sahrh. von den röm. Kai—
ern den höheren Biſchöfen erteilt als Zeichen ihrer
geiftlichen Geivalt; pallium caritätis, der Man-
tel der (hriftlichen) Liebe; Palliation, f. nl. die
Bemäntelung, Einhüllung, Beihönigung; ober-
flächliche Heilung; Ralliatib, n. nl. (v. I. pallia-
tus, a, um, mit einem Mantel befleidet, bemäntelt)
ein bemäntelndes Mittel, Einhüllungsmittel,
Schein», Befänftigungs- od. Linderungsmittel auf
eine Zeitlang; Hinhaltungs- od. Friſtmittel, Hilfe
für den Augenblick; Baltatie-Kur, f. die nur
gegen die Krankheitszeichen (Symptome), nicht ge-
gen die Krankheit ſelbſt gerichtete Heilart, entg.
Radifal-Kur;palliätes, a, um, eig. mit einem
Pallium angetan oder bededt; dah. palliatum ne-
gotium, n. ein der Sache nad) verbotenes, der
Form näch erlaubtes Gejchäft.
all⸗mall, n. engl. (pr. pellemell; altfr. palemail,
it. pallamaglio, v. palla, Ball, und maglio, fr. u.
prov. mail, engl. mall, v. I. mallöus, Hanımer,
Schlägel, Kolben)*Mail-Spiel( ſ. Mail); Kols
benfpiel, Bahnballſpiel, jebt ——
genannt (j. d.)z, auch die Mail-Bahn, Bahn zum
Ballichlagen, Ballſpielbahn; daher Name einer
Allee od. Straße, z.B. in London, in Altona, wo
es in Pallmaille, f. (fpr. pallındj’) verderbt ijt.
Pallor, m. I. (v. pallẽre, blaß fein) die Bleichheit,
Btäffe; das Erbleichen, Totenbläffe.
palma, f. I. (ar. palamö&) die flache Hand: Palma,
Palme, Palm, it., jpan. u. port. einlängenmaß,
eineHandbreit; palmär, zur flachen Hand gehörig,
ihr ähnlich; Balmar-Manipulation, f.diedand-
betreichung beim Magnetiiteren (). d.); Palmen
ftrie, £. nl. = Chiromantie, (j. d.; Palmises
des, pl. I. (sing. palmipes, breitfüßig) Natur,
Schtwimmvögel; Palme de Cräveiro, portug.
Normal-Längenmaf — 0,22 m.
Palme, f.I.(palma) der Palmbaum, ein Gejchlecht
aft- und zweiglofer, nur im Wipfel Blätter und
Früchte tragender Bäume in Aſien 2c.; aud) der
FE als Siegedzeihen und Sinnbild des
riedens; Palmũrum (eig. Gen. pl. vd. palma;
dies oder Dominica palmarum, der Balmentag),
der Balmjonntag, Sonntag vor Oftern, an welchen:
dem in Jeruſalem en Ehriftus Balm-
zweige auf den Weg gejtreut iwirrden; Balnaziten,
EI uruenfeinerieennenttänne, Palmariım,
n. I. Siegeslohn, bef. an einen Sachwalter für der
gewonnenen Prozeß; Palmetten, pl. fr. Baut.
39*
=
612 Palmo
palmblattähnliche Verzierungen angried). Säulen;
Balmin, n. küntliher Talg aus Rizinusöl; Pal⸗
mit, n. das Balmenmehl, Balmenmarf; Palmi—
tin, n.fefterKerzenftoffaus Balmftoffu.a.; Balz
Öl u. B.:Madhs, n. oder P.-Butter, f. ein Ol
und Wachs, welches durch Kochen und Preſſen aus
den Früchten verjchiedener Balmenarten, bejond.
aus den Kokosnüſſen gewonnen und zu Lichten,
Seife ꝛc. gebraucht wird; Palna-ChHrifti=öf, n.
— Rizinusöl; Palmaroſaöl, n. ein äthe—
riſches DL.
Balıno, j. Palma. WR!
®alınos, m. gr. (palmös, v. pällein, ſchwingen,
Ipringen) Heil. dag Schlagen, Klopfen, bef. Herz-
tlopfen, der Bulsihlag; Palmoſtkopie, f. Beob-
achtung des Pulsichlages u. Weisjagung daraus;
Palmoflöp, n. der Pulsmeſſer.
Valmſekt, m. ein lieblicher, füßer Wein (Set, ſ. d.)
von der Kanarien-Inſel Palma.
Palmwachs, ſ. unter Balnıe.
Sulomanite, f. gr. (v. pälos, das Los, v. pällein,
ſchwingen) = Kleromantie.
salotieren, fr. (paloter, v. altfr. palot, Schaufel,
v. I. pala, Spaten, Schaufel) mit der Schaufel auf
einem Ader Furchen ziehen oder auswerfen.
salpabel ıc., j. unter palpieren.
palpebrãl, I. zu den Augenlidern (palp&brae) ge-
hörig; Halpebrieren (I. palpebräre) die Augen—
lider jchnell bewegen, blinzeln, zwinfern; PBalpe-
dration, f. (palpebratio) das Blinzeln, Zwinkern.
®alpen, pl. (fr. palpe, pl.palpes) Fühlipigen, Fühl⸗
jäden, Fühlhörner der Inſekten; palpieren, |.
(palpäre) janft berühren, ſtreicheln, betajten; pal⸗
päbel (I. palpabilis) oder palpable, fr. greifbar,
handgreiflich, fühlbar; offenbar, deuilich; Palpa—
bilität, £. nl. die Greifbarkeit, Handgreiflichkeit;
Ban, f. ({. palpatio) daS Befühlen, Be-
tajten.
salpitieren, I. (palpitäre) jchlagen, Hopfen, zuden,
zappeln; Palpitation, f.(palpitatio)das Klopfen,
Schlagen, Herzflopfen, Zuden, der Pulsſchlag;
di tanti palpiti, it. nad jo großen Leiden
— Zitat aus Roſſinis Oper Tankred,
Akt 1),
Baludamentum, n. I. Oberkleid, Mantel; bei.
Kriegs», Feidmantel; Kaifermantel.
Paludier, ın. fr. (pr. —üdjeh) ein Seejalzgeivinner,
Salzbauer an der Weſtküſte Frankreichs.
Pambiõma, n. gr. (v. pän, alles, u. biün, beleben)
das allgemeine Xebensprinzip.
Pamela, f. eine Tugendheldin, nad) des Engländers
Richardſon Roman diejed Namens.
Pampa, f., pl. Pampas, peruan. (pampa, Ebene,
freies Feld) große, grasreiche Ebenen in Süd-
Amerika; Pampeiro, m. portug., vd. Bampero,
ipan., der kalte heftige Südwind, der von den Ebe-
nen v. Baraguay 2c. her weht.
Pamphilos, m. gr. männl. Name, Allgeliebter.
Vamphlẽt, n. engl. u. fr. (frz. pamphlet, engl.
pamphlet, Broſchüre, altengl. pamfiet, pam-
filet, Urſprung dunfel) eine Flugfchrift, ein Hug.
blatt, eine Heine Schrift, bef. politifche oder Streit»
Schrift, auch mit dem befonderen Sinn eines belei-
digenden Inhalts: Schmähſchrift; Bampbielier
(pr. —tjeh) oder Pamphletiſt, m. ein Flugblatt-
ichreiber; Schmähſchriftſteller.
Pamplegie, f. gr. (von pän, all, ganz und plege,
Schlag) Heilf. der allgemeine Schlag, die allge»
meine Lähmung.
P
F
p
|
Pancratium
an 1., m. in mehreren ſlaviſchen Sprachen, beſ. im
Bolnifchen: der Herr.
än 2., m. gr. Fabell. der Feld- und Hirtengott,
Gott der Hirten und Herden 2c., Sohn des Hermes
und einer Nymphe, bodsfüßig, zweihörnig, amgan-
zen Leibe rauh behaart; Banflöte od. Banspfeife,
auch Syrinzeu. Bapageno-Pfeife, die Hirten-
flöte, Stufenpfeife, aus 7 jtufenteife abnehmenden,
nebeneinander liegenden Röhren zufammengefeßt;
Panik, Panique, f. od. paniſcher Schreden fr-
anique, terreur panique, engl. panic) ein plöß-
licher, blinder Lärm, eine allgemeine grundlofe Be-
ſtürzung, als deren Urheber man im Altertum den
Pan betrachtete; als Börjen-Ausdrud: die plöß-
liche Entwertung aller Staats- und Wertpapiere,
eine — eine Krediterſchütterung; Panophobie,
f. Heilf. das Auf- oder Zufammenfahren, Er-
ichreden im Traume.
Be, m. eine per. Silbermünze — Y, Kran
j. d.).
Panacẽa, f. I. oder fr. Banacee (v. gr. pan-Akeia,
von pän, all, u.akein, heilen) ein Allheil, ein Kraut
von allgemeiner Heilkraft, od. überh. ein allgemei-
nes Heilmittel, Wundermittel; Tabell. die Allhei-
lerin, Göttin der Geneſung, eine Tochter de3 Asku—
ap; panacea mercuriälis, = Kalomel; Paͤ—
tax, k. od. Banar-Pilanze, das Heilfraut, Opo-
panarund Lajerfraut.
Panache, m. fr. (jpr. pandfch’; ſpan. panacho, it.
pennäcchio, v. I. penna, Feder) der Federbuſch,
Helmbuſch: Panachẽ, n. (pr. panafcheh) eig. feder-
artig, bunt gejtreift; Gefrornes von verſchied. Art
und Farbe miteinander gemiſcht; Panachüre, f.
(pr. —ſchühr,) ftreifige Färbung, Farbenmiſchung,
panachieren, buntitreifig machen; panadhiert,
buntgejtreift.
Bandde, £. fr.(v.I.panis, Brot) Semmelbrei, Weip-
brotbrei, auch Panadenſuppe, d.i. Weißbrotjuppe,
Semmelfuppe, beſ. Kraft- oder Fleiſchbrühe mit
geriebenen Brote.
Bonattap, f. ruf. volfstümlid für Panichida,
d
panamerikaniſch, nI. (v. gr. pän, all) allamerifa-
nisch, ganz Amerika betreffend. ‚
PBanaricium, n. [. (aus paronychium verderbt, j.
Baronydie; fr. panaris) das Fingergeſchwür, Na—
gelgeſchwür. ne
Banathenäen, pl. gr. (Pan-athönaia) Volksfeſte der
Athener zur Ehre der Athene.
Panar, |. unter Banacea. |
Pancates, pl. engl. (ſpr. pänkehks, von pancake,
Pfannkuchen), runde Eisihollen im Eigmeere.
Pancarte, f. fr. (ml. pancharta, v. gr. pän, all, u.
I. charta, gr.chärtes, f. Charte) ein Anſchlagzettel;
eine Schartefe (f. d.); Die Zolltafel = Tarif.
Panchreftum, n. gr. (von pän, all, und chrestös,
ön, brauchbar) Heilf. eig. ein allhelfendes, wenig—
ſtens vielhelfendes Heilmittel, vgl. Panacee;
panchrẽſtiſch, allhelfend, allheilend.
PBancratium, l., oder Pankration, gr. n. (von
pän, all, und krätos, Kraft, Gewalt) ein Allkampf,
Geſamtkampf, Wettkampf mit allen Leibeskräften
und Kampfmitteln, eine Kampfübung bei den alten
Griechen, welche das Ringen und den Fauſtkampf
in fi) vereinigte und alle Leibeskräfte erforderte;
auch eine aus mehreren Rädern und Getrieben
beftehende Mafchine, deren erſtes Rad durd) ein
Gewicht in Bewegung gejegt wird, zur Erläute-
rung verjchiedener auf Beit u. Rraftgewinn Be-
zug habenden Lehren dienend; Pankratidit, m-
Panda
{gr.pankratiastes) ein Allfämpfer, dev das Pan—
tration übt; Paneratins, Tankratins, Pan
fraz, m. männ!. Name: der Allgewaltige.
Panda, m. der Katzenbär am Himalaya.
Pandämonium, n. gr. (vgl. Dämon) ein allge-
meiner Dämonen- oder Halbgöttertempel; auch
die Geſamtheit der böfen Geifter od. Teufel, das
Neid) des Satan.
Pandetten, pl. gr. (v. pandectes, allumfafjend, v.
pän, all, und döchesthai, aufnehmen) eig. alles
umfafjende Bücher, der Inbegriff des röm. Rechts,
eine aus 50 Biihern bejtehende Sammlung von
Rechtsſprüchen, welche unter Juftinian im Jahre
530 gejeßliche Kraft erhielten; abgef. ff., welches
aus dem griechiſchen Anfangsbuchſtaben u (nach
andern aus einem mit einem Duerftriche verjehenen
D., d.i. Digesta) durch unwiſſende Abjchreiber
entitanden iſt; Digeſta u. corpus juris; Pan—
Dektift, m. ein Pandektenkenner, Bandektenlehrer;
an deutichen Univerfitäten der Brofefjor, welcher
bei. das römiſche Recht vertritt.
pandẽmiſch, gr.(pandemios,vonpän, all,u.d&mos,
Bolt) das ganze Volk betreffend, allgemein, allver-
breitet, 3. B. pandemijche Krankheiten, all-
gemeine Seuchen; Bandemie, f. Heilf. eine all-
gemeine Bolfsfrantheit; Venus Pandẽmos, 1.
Benuß.
Pandẽrẽte, m. jpan, Heines Tamburin (f. d.)
Pandẽro, m. jpan. = Tamburin (f.d.).
Pandikulation, £.nl.(v.Y.pandiculäri, fihdehnen)
die Erweiterung u. Ausdehnung der Musfeln am
ganzen Körper, welche ein krankhaftes Zucken
desjelben verurfacht, das Streden, Gliederftrecen
bei Fiebern.
Pandörg, f. gr. (von pan, all, u. döron, Geſchenk)
weibl. Name: die Allbeſchenkte, Allbegabte; Fabell.
ein Schönes Mädchen, Kunftwerk des Bulfan, von
allen Göttern mit Gejchenfen und Reizen ausge—
stattet. (Sie trug das ganze Heer der menschlichen
Übel in einerverfchlofjenen Büchje. Epimetheus,
durch die Schönheit des Mädchens gereizt, öffnete
den Dedel, und es flog alles Elend heraus und
verbreitete fich über die Erde; nur die Hoffnung
blieb in der Büchfe zuriick 2c.) Sternf. ein Afteroid,
1858 von Searle entdedt; Bandorens Büchfe,
die Duelle alles UÜbels.
Bandöre, r. Bandure, |. Mandoline.
PBandär, m. ein ungarifher Soldat zu Fuß (fo ge-
nannt, weil fieurfprünglich aus einem Dorfe Ban -
dur u. den benachbarten Bergen in Nieder-Ungarn
famen); in der Schweiz jo viel wie Diener, Bote;
Pandurenklinge, f. gebogene Hirſchfängerklinge.
Paneel, n. oder Banceliwerf (altfr. panel, paunel,
engl. panel, neufr. panneau, vierefige Scheibe,
Tach, Feld, von pan, das Blatt eines Rockes, die
Wand sc., d. [. pannus, ein Stück Tuch), das untere
Wandgetäfel oder Täfelwerk der Wände in einem
Zimmer, die untere Wandbekleidung; pancelteren,
mit hölzernem Wandgetäfel befleiden, untertäfeln.
Panegyricus, m. 1. cd. Paneghrikos, gr. (v. pa-
negyris, allgemeine Volksverſammlung, Feſtver—
jammlung) eine vor einer Volksverſammlung ge-
baltene Feitrede, feierliche Xobrede, Ehrenrede, Lob—
od. Ehrenjhriit; Paneghriker, m. ein Verfaſſer
von Lob- und Prunkreden; paneghriſch, feierlich
lobpreijend, lobreoneriih; Panegyrismus, m.
die Prunk- od. Lobrednerei; Banegyrift, mm. (gr.
pınegyristes) ein Lobredner, Ehrenredner.,
Pandlle, f. fr. (port. panela) roher, gelber Zuder in
Panueau 613
ſcheibenförmigen Stücken aus Südamerika und den
Antillen.
anem ꝛc., j. unter panis.
anergeiie, f. gr. (v. pän, all, u. Ergein, tun, wir—
fen) allgemeine Erwedung zum Beflerwerden;
Vangenejis, f. gr. in der Lehre Darwins die An-
nahme, das aus den Zellen felbft neue, erblich be-
laftete organische Wefen hervorgehen; Bangernia=
nismus, mm. das Streben der deutfchen Bülfer nach
einer innigeren Vereinigung untereinander, das
Ganzdeutſchtum; Panglößß, m. (vgl. Glofje) ein
Allſprecher, Shwäger; Banglofite, f. Geſchwätzig⸗
keit; Panhagia, f. die Allheilige, in der griech.
Kirche Name der Mutter Jeſu; panharmoͤniſch,
ganz zuſammen- od. übereinſtimmend; Panhar—
monikon, n. ein von Mälzl in Wien erfundenes
Tonwerkzeug, welches mehrere Blaginftrumente in
jich vereinigt; Panhellenion, n. (vgl. Hellas zc.)
der oberite Staatsrat der Neugriehen; Pauhiſto—
vie, £. die Allwifferei.
Banflöte, j. Ban 2.
Panichide, £., pl. Panichidy, ruſſ. (aus d. gr. pan-
nykhis, verlängerte Nachtwache, Vorabend, vor
pän, all, u. nyx, Nacht) die Seelenmefje, das
Zoteramt der gried.-orthodogen Kirche; vgl. Re—
quiem und Bigilien.
Panicographie, f. l.-gr. (v. [. panicum, Hirfe, u.
gräphein, ſchreiben) eine Art der Hochätzkunſt, bei
welcher Die —— auf hirſenförmig gekörnte
Zinkplatten aufgetragen und dann hochgeäßt wird.
Panier 1., n. (fpr. —nibhr; zunächſt v. fr. bannière,
it. bandiera, ml. banderia, baneria, von dem
deutschen Band, d. i. flatterndes Band als Fahne,
got. bandwa, bandwö, Zeichen, langobard..ml.
bandum) das Banner, die Hauptfahne, Heerfahne.
Panier 2., m. fi. (pr. panjeh; prov. panier, it. pa-
niere, nıl. panarium, v. | panis, Brot) der Brot-
neifter am fönigl. franz. Hofe; auch ein Korb.
Panik, ſ. unter Mn 2.
pänis, m. I. Brot; dal. panem et eircönses, Brot
u. Schaufpiele des Zirkus! (f. d. das Loſungswort
des Volks im alten Rom, u. das Mittel, wodurch
es von feinen Tyrannen in Gehorfam erhalten
wurde; Pänisbrief, m. ein Brotbrief, Verſor—
gungsfchreiben, faiferl. Empfeblung zur Verſor—
gung in einem Kloſter; Laien-Pfründe, Wanift,
m. nl. ein Berforgter, Laien-Pfründner; panieren
(fr. paner), Kochk. mit Brotfrumen bejtreuen, eitt»
Eruften; pauifizieren, nl. zu Brot machen; Pas
nififation, t. die Brotbereitung; die Brotgärung.
paniſcher Schrerfen, ſ. unter Ban.
Baniten, pl. verfteinerte Meerohren.
Banfvatefie, f. gr. (v. pän, all, u. kratein, herr-
jchen) Allgewalt, Allherrſchaft, alleiniger Beſitz.
Panfretion, Pankratius ꝛc., |. Bancratium.
Pankreas, n. gr. (von pän, all, ganz, und kreas,
Fleiſch, alfo eig. Ganz-Fleifch) oder die pankred-
tiſche Drüſe, große Magendriife od. Gefrösdrüfe
unter dem Wagen, Bauchſpeicheldrüſe; Aanfreds
tisch, die Magendrüfe betreffend; Pankreatitis,
f. Gefrösdrüfen-Entzündung.
Panmelodion, n. gr. d. i. Allwohlklang, ein neu-
erfundenes Tonwerkzeug, auf welchen die Töne
mittel3 eines Griffwerks u einer Walze durd Me»
tallitäbe hervorgebracht werden.
pannational, gr.-l. (v. gr. pän, all, u. I. natio,
Volk) ein ganzes Volk betreffend.
Panne, f. fr. ein famtartiges Zeug aus Seide u.
Volle, vgl. Felbel.
Pannen, n., pl. Banncang, fr. (pr. pannoh; vgl.
614 Pannel
Taneel) vertiefte Felder od. Füllungen an Türen,
Bänden 2c. zu Verzierungen, Inschriften u. dgl;
auch der breite Sattel der im Stehen reitenden
Kunſtreiter im Zirkus.
Bannel, n. engl. (fpr. pännel), = Baneel u. fr.
Banneau;auchdas Verzeichnis der Geſchworenen.
pannus, m. lat. ein Stüd Tuch, Flicken, Lappen;
pannus cutan&us, m. Heilk. ein Hautfled, Honig-
tler; p. oeüli, m. Heilk. ein Fleck od. Fell auf dem
Auge; pannieülus, m. eig. ein Läppchen; Heilk.
fejte, dichte Haut. R
Banodie, f. er (vd. panus, gr. p&nos, eine Drü-
ienbeule) Heilf. eine Leiſtenbeule.
Vanopäa, f. ein Ajteroid, 1861 durch Goldſchmidt
Vanophobie, ſ. unter Ban. lentdeckt.
SBenophthalmitis, f. gr. ſchmerzhafte Entzündung
de3 ganzen Auges.
Benspfie, f. gr. (von pän, all, ganz und höplon,
Rüſtzeug, Waffe) die vollitändige Waffenrüjtung;
sandptiich, allſchauend, allſehend; Banoptifon,
gr., od. Panoptikum, nl. n. in London (ſeit 1875
auch in Berlin) eine Anjtalt, in welcher Samnı-
lungen u. Apparate, bejonders Wachsfiguren aller
Art begufs anſchaulicher Belehrung durch Wort u.
Experiment aufgeitellt find; Panorame, n. gr.
(von pän, all, und horän, jehen) Rundgemälde, in
deſſen Mittelpunfte ih der Beſchauer befindet und
bier den Überblid 3.8. einer ganzen Stadt erhält;
Panoramogräph, m. ein von Gavard erfunde-
ner Apparat zur Zeichnung diefer Bilder.
®attoro, m. it. ein altes Feld- der Flächenmaß in
Tosfana, von 144 toskan. Duadratellen = ungef.
49 qm.
Sanotäh,n. (wohl r. Bannsiyp, vom [. pannus,
Zeugjtüd) ein photographiſches Bild, welches auf
einer iiber Wachäleinwand liegenden Kollodium-
ficht erzeugt wird; Pauothpie, f. die dazır ge—
Hörige Runft.
Danſlabismus, ın. (v. gr. pän, all, und nl. Sla—
vismus, das Slavenfum) wörtl. das Alljlaven-
tum, das Streben der flaviichen Völker nach Ver-
einigung der ſämtlichen ſlaviſchen Volksſtämme zu
einem Neiche od. doch einer Nation; Panſlaviſt,
m. ein Anhänger und Beförderer dieſes Strebeng;
senjlaniftiich, auf dasjelbe bezüglich.
Senfosh,m. a (v. pän, all, u. sophös, weiſe) ein
Allweiſer, iſlgelehrter; PBanjasbie, f. die All—
weisheit, Wllgelehrtheit; der Dünkel des Allwiſſens;
Banipermium, n. or. die Grundmaterie, der Ur-
ſtoff; Banfperinie, £. (vgl. Sperma) die Lehre von
einer Allverbreitung der Keime der lebenden We-
fen, wonach e3 zu deren Entwidelung nur be-
itinnmter Beranlafjung bedarf; panſpérmiſch,
allſamig, ganz aus Samen bejtehend; Banfteren-
räma,n. Daritellung eines Gegenſtandes in ganz
erhabener Arbeit; vgl. Relief. _
2ant, Pont od. Bunt, iv. Hin. |. Tſun u. Tſchi.
Santagöpn, pl. gr. (von pänta, alles, und ägein,
treiben) Heilf. alabführende Mittel od. alles aus—
feerende Mittel.
Pantalon od. Bantsleon,n.Rlöppelklavier,nannte
man das älteite, noch unvollfonmene Klavier(ohne
Dämpfer) nad jeinem Erfinder Pantalkon He-
benjtreit 1718.
Nantalon, m. fr. (pr. pdngtalong) oder Panta—
föne, it. (von Pantaleone, dem Schußpatron der
Benetianer, den fie bef. verehrten und mit deſſen
Namen fie häufig getauft wurden, weswegen fie
ben Spignamen pantaloni erhielten; der Name des
Heiligen ift aber ſchon ein altgriehiicher: Panta-
— — — —
VPantograph
léon, alles oder ganz Löwe) eine Maskenrolle ir
dem ital. Volksluſtſpiele (commedia dell’ arte,
1. d.): ein kluger, reicher, bald geiziger, bald eifer-
ſüchtiger, manchmal verliebter venetianifcher Kauf—
mann, meiſt ein Familienvater, alt und hager, in
Pantoffeln, die außer ihm feiner auf der Bühne
trägt; dann überh. ein Poſſenreißer, Hanswurit;
von den weiten Matrofen-Beinfleidern des Banta-
lone (zufolge derin Benedigüberhaupt herrichenden
Tradit) kommt: Bantalons, pl. fr. lange, weite
Beinkleider, Strumpfhojen; Beinfleider; Bantas
Jonnade, f. Boffenjpiel, Gaufelei; Verftellung.
Pantamarpbie, f. gr. (pänta, alles; vgl. Amorphie)
völlige Geſtaltloſigkeit; Fantaphobie, f. ſ. Ban-
tophobie; Pantaſtie, f. (vgl. Aſcii) gänzliche
Scattenlofigfeit; Bantetronhie, f. völlige Atro-
phie, ſ. d.; Bantatypte, f. (ogl. Typus) die Ver-
wandlung der für Kupferjtich- und Lithographie-
prejjen aus — graphiſchen Werke (Radie—
rungen, Stiche, Kreidezeichnungen 2c.) in erhabene
Platten für die Buchdruckerpreſſe.
Pantäno, m. it. (m{. pantanum; vgl. felt.-wallif.
pant, ein hohler, niedriger, eingejunfener, um-
ſchloſſener Drt, Felt.-ir. pont und engl. pond, ein
Zei, und gr. pöntos, das Meer) Sumpf; pl. Batı-
tani, große Marjchen und Sümpfe in Sardinien.
Pontelegräsh, m. gr. (vgl. Telegraph) ein vor
Cajelli in Slorenz 1856 erfundener Telegrapd,
durch welchen auch die Schriftzüge des aufgegebener
Telegramms, Zeichnungen u. dgl. wiedergegeben
werden.
Pausen, pl. Münzmuſcheln oder Muſchelmünze, —
Kauri.
Banihelsmus, m. gr. (v. pän, all, u. theös, Gott)
ver Allgott- oder Weltgoitgiaube, die Allvergötte—
rung, diejenige Richtüng der Philofophie, nad;
welcher Gott und Welt eins jind und ſich nich?
gegenüberjteben als ein Schaffendes und Geſchaf—
fenes, vgl. Deismus; Pantheift, m. ein An—
hänger dieſer Lehre; ganiheiftiich, weltgottgläu—
big; Bantbeufogie, f. die Allgötterlehre; Pau—
theon, n. im alten Nom ein Allgottempel, Tempel
aller Götter; nachh. unter den Väpſten Kirche der
Jungfrau Maria und aller Heiligen, aud) Ro-
tonda; das Pantheon zu Bariz, die chem. Kirche
der heil. Genoveva, während der Revolution
und bis 1814 ein Ehrentempel verftiorbener großer
und berühmter Männer, Tempel der Unjterblichen;
senthesntiieren, die Ehre des Pantheons zuer—
kennen, in das Pantheon bringen oder verfeßen.
Banther, ın., da3 Banthertier, oder der Parder
(gr. panther, [. panthera) ein dem Ziger und Leo»
parden ähnliches Raubtier in Afrika u. Oſtindien;
das Heine Banthertier, — die Unze; die Pan—
therkatze, ein etwas Eleineres, aber graujames
Kaubtier im füdlichen Amerika.
Banthere, f. (fr. pantiere; vom gr. panthera, d. i
Allfang, von pän, all, u. thera, Jagd, Fang) ein
Hangneb, Hänggarn, Spiegeinet od. Bogelneß mit
Spiegeln, in Stalien jehr gewöhnlich, um allerlei
Bögel zu fangen. a
Pantine, f. fr. (pr. pangtihn), Holzpantoffel; Garn⸗
nn: ee — Bu
antograͤuh, m. gr. (v. p&n, ©. pantös, all, ganz,
u. ae ichreiben 2c.) eig. ein Allzeichner, Al-
ichreiber, ein Storchſchnabel oder Werfzeug zum
Nachzeichnen und Berkleinern der Riſſe; Pants:
vaphie, f. die Allſchreibekunſt, Schattenrißkunſt;
antofratie, f. (v. kratein, herrjchen) die Allherr-
Haft; pantofrdtiich, allyerrihend; Pantekrdt,
Pantry
m. ein Allherrſcher, Beherrſcher aller Dinge; Pan—
tometer od. Holometer,n. ein Allmefjer, Win-
felmeffer, die Meßſcheibe zu allerlei Ausmeſſungen
auf dem Felde und am Himmel; Bantomim,
Bartomimiler od. Pantomimiſt, ın. (vom gr.
pantömImos,d.i.alles nachahmend) ein Gebärden—
fpieler, welcher Gedanken, Empfindungen u. Hand
ungen nur durd; Mienen- und Gebärdenfpiel od.
Tanz ohne Worte darftellt; Pantomime, f. eig.
Allnachahmung; Mienen- und Gebärdenjpiel, Ge—
bärdenfprache; auch eine dramatiſche Handlung,
welche nur durch Gebärden dargeftellt wird; Want
tonmit, f. Gebärdenkunſt, Künſt dev Gebärden-
iprache; gantomimiich, durch Gebärden ausge—
drückt; pantomimiſcher Tanz, ein Gebärden
Schautanz, Gebärdentanz; pantomimiſieren,
EIER ————— rt m
tomoͤrgnhiſch, allgeftaltig; Bantophag, m. (von
mernd 1 ein Allfrejjer, Bielfraß; Panto—
Hhanie, f. der Genuß aller eßbaren Dinge ohne
Unterschied; Bantophobte, f. Furcht oder Scheu
vor allem; auch Waſſerſcheu; Bantofonpte, f. =
Banfophie.
Pantry, f. engl. (ſpr. päntri) Speifefammer (auf
chiffen).
@anürg, m. gr. (pan-ürgos, d. i. eig. alles tuend
oder zu tun imjtande) ein durchtriebener, ver—
a Menſch; Panurgie, f. die Verſchlagen—
— Verſchmitztheit; panuͤrgiſch, argliſtig, ver—
ſchmitzt.
— n. [. (gr. penos, dor. panos) Heilk. eine
Drüfenbeufe, Drüſengeſchwulſt.
2unzüotie, f. gr. (von pän, all, ganz, und zöon,
lebendiges Geſchöpf, Tier) Heilk. eine allgemeine
Tierſeuche; panzooͤtiſch, das gefamte Leben oder
das Leben im allgemeinen betrejfend.
=45lo, m. it. (= Paulus) ein Baul od. Pauliner,
eine alte Rechnungsmünze, in Toskana 0,45 4,
in Rom nahezu 0,44 .4 an Bert; Pabploͤtti, pl.
it. Bauliner, vgl. Minimen.
Päon, m. = Päan, ſ. d.; Versk. der Tänzer, ein
vierjilbiger Bersfuß mit drei kurzen Silben und
einer langen, von vier verjchiedenen Formen, nad)
der Stellung der Länge benannt: erſter Päon:
-uv, zweiter B. uw, dritter B. wuu, vier-
ter 5. vw.
Pädnie, f. gr. die Pfingjtrofe, Königsroſe, ein be-
kanntes Gartengewächs, urfpr. aus Bäonien im
alten Mazedonien.
VPapa, m. |. (auch deutſch, fr., engl. in gleicher Form,
fat. päpa, ngr. pAppas: ein allgemeines Kinder-
wort, von einem Naturlaut ausgehend) Vater; da-
her ein bedeutender Kirchenlehrer, Bifchof, und bef.
— Papft, der heilige Bater, das geijtliche Ober-
haupt der römisch-fatholifchen Kirche; auch ein dem
Biſchof ähnliches Getränk; Päpftin, it. papessa,
eine angeblich mit der päpitlichen Würde 855 be»
Hleidete Frau, Johanna; papäbel, nl. (papabilis)
papitfähig, zur Erlangung der Rapitwiirde ge⸗
eignet; papal, päpſtlich; Papãl-Syſtẽm, n. die
päpitliche Oberherrichaft in der Kirche, Papalini,
pl. it. (sc. soldati) die päpftlichen Soldaten; Pa=
Bunte f. die Päpftlichkeit, päpftliche Würde;
Sapät,n.r. m. (it. papäto) die päpitliche Würde;
die geiftliche Regierung des Papſtes als des Ober-
bauptes der fathol. Ehriftenheit, abgefehen von der
weltlichen feines ehem. eigenen Staates; Bapis-
ns, m. dad Papſttum, beſ. die Lehre der rüm.-
zathof. Kirche don dem Papſte ald Statthalter
Thriſti und von deſſen Untrüglichkeit; Papift, m.
Papilio 615
ein Päpſtler, unbedingter Anhänger des Papſtes;
Papiſterei, f. die Päpſtlerei, Anhänglichkeit an
den Papſt; papiſtiſch, päpſtlich, pöpftiih; Pakus
eafarte, f. die Bapft-Oberherrfchaft, das Eingreifen
des Papſtes in die Nechte weltlicher Fürſten; Pas
toldter, m. I.-gr. cin Bapftdiener, Papſtverehrer
oder -anbeter; Vapolatrie, f. übermäßige Ver—
ehrung od. Anbetung des Bapftes; Papomän, ın.
ein leidenschaftlicher Bapitverehrer; Bapomanie,
f. feidenschaftliche Bapftverehrung.
apagaͤllo, m. it. der Papagei (1. d.); auch ein lachs-
artiger Fiſch, welcher eingelalzen aus Neufundland
fommt.
Papageit, m. (fpan. papagayo, it. papagallo, ml.
papagallus, prov. papagai, altfr. papegai, pape-
gaut; vom türk. papagäi, papagän, perf. bapgä,
arab. babagä, nıalay. bayan) od. Sittich *
psittäkos, I. psittäcus) ein ſehr zahlreiches Ge—
ichlecht größtenteils fehöner Waldvögel in Alien,
Afrika und Amerika; Papageigrün, Schwein-
furter Grimm.
Pauageénopfeife, — Panspfeife.
vapal, Bapal-Spiten, ſ. unter Papa.
Bubatace, m. it. (ſpr. —tdtfche) eig. Schweigvater,
ein gutimütiger Tropf.
Papäner, n. I. der Mohn; Vapaverden, od. Pa-
Saverazden, pl. mohnartige Gewächſe; Papas
verin, n. neulat. eine der im Opium gefundenen
Pflanzenbafen.
Pabayg, L. peruan. die Melonen-Frudt; Bapaya=
Baum, der Melonen-Baum, f.d.; Papayazeen,
pl. Naturk. Kürbisgewächſe.
Pabelard, m. fr.(ſpr.pap'lähr) ein Heuchler, Schein⸗
heiliger, Kopfhänger.
Pabzeline, auch Popeline, f. fr. ein halbſeidenes
Zeug, eine Art Gros de Tours, wobei ſtatt der
SH lorettfeide oder Baummolle den Einſchuß
ildet.
Papelitas, pl. ſpan. (von papel, Papier) Bapier-
Babeln — papulae, ſ. >. [zigarren.
Baden, pl. od. Bfaffen, die bei Ubtragungen ſtehen—
gebliebenen Erdkegel, durch die angezeigt wird, wie
Hoch die urfprüngliche Oberfläche lag.
Baperdifen, pl. fr. (psperasse, v. papier, Papier)
unbrauchbare, beichriebene Papiere = Maku—
latur; paperaſſieren, in alten ‘Bapieren kramen;
Bapeterie, Bapierhandel, Bapier- und Papp-
waren; Briefpapierfäftchen.
Bapdto, m. eine ehemal. Rehnungsmünze in Rom
— 2 Baoli od. ungef. 0,87 M.
Banhien, f. gr. Beiname der Venus, von der Stadt
er in Zypern, wo fie den fchönften Tempel
Jatte.
Baptermache, n. fr. (pr. papjehmajcheh; v. mächer,
fauen) eig. gefautes Papier, zeritampftes Papier,
Papiermafje, Steinpapye, Bupieritoff zu Dofen
und Schadteln 2c.; Papter-Nantilus, '. Argo—
naut; Pabiermonnaie, f.fr. (vr. papjehmonnäh),
Papiergeld, Wertpapier, engl. daper money, it.
carta monetata. ,
Bapterrubel, j. unter Rubel; Bapteriähirting,
m. Bapier, das auf einer Seite raubfaferig und
foder ift, 7. B. zu Briefinnfchlägen und ähnl. ver-
wendet; Pabierſtramin, m. aud) Papierfanes
das genannt, Kanevas (j. d.) aus Papier, Karton»
papier mit Löchern zum Stiden; Papterftnd, —
Papiermacheé, ſ. d.
Pabilio, m. I. der Schmetterling, beſ. Tagfalter;
PBapilionazeen, pl. nl. Natınk. ſchmetterlings
bfütige Pflanzen.
616 Papille
Papiille, £. l. (papilla), pl. Bapiffen, warzenähnliche
Bildungen, bei. die Bruftwarzen; Bapillarförper,
die oberfte Lederhautſchicht mit Papillen, in denen
die Nerven endigen; papillifoͤrm, papillar, nl.
walenförnig; Papillom, n., Papillöne, f. eine
warzige Geſchwulſtmaſſe, Warzengejhwulit; pas
pillös, warzig, mit warzenähnlichen Erhöhungen
bejegt. Br
Papillon, m. fr. (fpr. pdpijong, vom L. papilio)
Schmetterling, bei. ein Tagihmetterling od. Tag-
vogel,entg.Phaläne u.Sphinz; aud ein flatter-
hafter Menſch; Papillote, f. fr. (pr. papijätt‘),
pl. Bapilloten, Haarwidel von Papier, Bapier-
wicel; Wapierfraufe; (wegen der Ähnlichkeit mit
einem Schmetterling jo genannt); papillotieren
(fr. papilloter), die Haare aufwideln.
Bapinicher Topf, m. ein Dampftochtopf, ein von
dem Franzojen Bapin (pr. papäng) 1681 erfune
dener eiferner Topf, der durch einen Schrauben-
deckel jo feit verfchlofien ift, daß die in ihm durch
Hige entwidelten Waſſerdämpfe feinen Ausweg
finden, und dadurd Knochen aufgelöft und zu
Gallert gekocht werden fünnen; audh Digeitor
und Autoflav genannt.
Papismus, Vapiſt, Papocäfarte ze. — Papo—⸗
manie, j. unter Bapa. t
Paͤprika, m, ungar. türkischer od. jpanifcher Pfeffer
(Capsicum annttum) aus Ungarn.
Bapit, Büpftin, |: Para.
Papıns, pl. (v. malay. papüah, javan. papuwah,
fraus, wollhaarig) die fraushaarigen, ſchwarzen
Bewohner von Neu-Guinea, und überhaupt der
Negerſtamm in Anftralien, Auſtral-Neger (vgl.
Negritos).
papüla, m., pl. papülae, I. Heilf. Hautfnöichen od.
-bläschen, — Puſteln; papulös, nl. puftelartig.
VPabusmuſchel, f. eine Art eßbarer Stecmufcheln
im Mittelländifchen und nordifchen Meere.
Paphrus, m. gr. (päpyros) altägypt. Bapier, aus
der Papyrusitande, einen ägyptiſchen Scilf-
gewächs, bereitet; Paphrin, n. Pergamentpapier;
Papyrogräph, ın. eine Vorrichtung zum Kopie—
ven, bei der eine Papierſchablone die Bervielfälti-
ung bewirkt; PBapyrographie, f. Papier-Be—
— Bapp-Steindrud, d. i. die Anwendung
von Pappendeckeln, die mit einer tonkalkartigen
Maſſe überzogen ſind, ſtatt der Steinplatten zum
Steindruck; Papyros, pl. ruſſ. Papierzigarren;
Paphrusrolle, f. Handſchrift auf Papyrus, wie
ſie z. B. in Agypten, auch in Pompeji und an an—
deren Orten gefunden wurden.
Paquelin-Stift, m. (nach dem Erfinder Baquelin
(pr. Pakeläng] benannt), Brennftift.
Baquet, ſ. Baket.
Paquitta, k. jpan. (ſpr. pakitta) eineBapier-Birrarve
für Damen.
par, fr. (v. I. per) durch, aus, mit, zu 2c.; Verdin-
dungen wie par aceident, par acclamation ıc,,
j. unter dem Folgewort.
par, [. gleid); par als Subst. n. ein Paar; daher
par nobile fratrum, ein edles oder fauberes
Brüderpaar! ſpöttiſch von Ziveien, die ſich in Hin-
ſicht ihrer Schlechtigfeit zueinander ſchicken; par
et impar, gerade u. ungerade, paar od. unpaar,
ein Hazardjpiel; par ratıo, f. gleiche Beivandtnis,
gleichviel; Rſpr. gleiher Grund des Gefeßgebers
od, der Rechtsgewohnheit; pari passu, gleichen
Schrittes, mit gleihem Maße; pares, pl. Gleiche,
Gleichſtarke; beſ. Standesgleiche, vgl. Pair; dad.
jJudicium parium od. Bair-Gericht, das über
parachroniſch
die Mitglieder des Standes urteilt, ſo daß der An-
geklagte nur von ſeinesgleichen gerichtet wird;
ꝑarĩa (sc. vota),pl.gleiche od. gleichviel Stimmen,
Stimmengfeichheit (bei Wahlen); pariter, auf
gleiche Weiſe, gleichmäßig.
BAra, m. (vom perf. pärah oder päreh, Stücd) auch
Aktſcheh od. Atſcheh (f. d.), eine Rechnungsmünze
" se Türkei und der Krim 2, Piaſter —
464.
paraͤ— oder vor Vokalen par —, gr. Vorwort in
vielen Zuſammenſetzungen, bedeutet urſpr. neben,
bei; dann: hin, Hinzu; daran vorbei, darüber hin-
‚aus; daher bei. ein Berfehlen, etwas Yehierhaftes
od. Irriges, — ver—, miß — ein Überjchreiten od.
Übertreffen; Widerftreiten oder Widerftreben,
gegen—, entgegen--, wider—; endlich eine Umän—
derung oder Umwandlung, = um—.
Barabän-Säure, f. Scheidel. eine Säure, die fich
aus der mit Salpeterfäure erhigten Harnſäure ent»
wickelt, entdeckt von Wöhler und Liebig. i
Barabäfis od. Parabaͤſe, f. gr. (von parabainein,
daneben gehen, überfchreiten)die Abſchweifung, das
bipringen von einen Gegenjtande zum andern;
das Vergehen, die Ausfchweifung; in der alten
ariech. Komödie die außer Zufammendang mit dem
Stücke ftehende Anrede des Chorführers im Namen
des Dichters an das Volk; auch eine dem nachge—
ahmte und bef. von Graf Blaten in jeinen Lırjt-
jpielen gebrauchte Dichtungsform.
Bardbel, f. gr. (parabols, d. i. eig. Nebeneinander-
tellung, von para-bällein; l. paraböla) Redek
Gleichnis, Gleichnisrede, Erzählung in Gleichniſſen;
Größenl. derjenige Kegelſchnitt, welcher gleichlau—
fend einer Seitenlinie des Kegels gelegt iſt; para—
boͤliſch, gleichnisweiſe, gleichnismäßig; die Geſtalt
jener Kegelſchnittslehre habend; paraboliſieren,
durch Gleichniſſe reden; Parabolotd, n. ein durch
Umdrehung einer Parabel um ihre Achſe entſtan—
dener Afterkegel und deſſen krumme Oberfläche;
im weiteren Sinne der Name für gewiſſe Flächen
zweiter Ordnung; Parabolſpiegel, m. Hohlſpiegel.
Parableépfis, f. gr. (von para-blepein, vorbeiſehen
das Vorbeijehen, Überfehen; Heilf. das Falſch- od.
Fehlſehen.
Barabolän, m. l. (parabolänus, v. gr. paräbolos,
daranfegend, wagend) ein Wagehals; pl. Parabo⸗
lönen, geiſtliche Krankenpfleger, Stranfenmwärter.
saraboliih, paraboliſieren zc., |. Barabel.
arabraͤhma, m. ind. (v. ſanskt. para, der beite,
vorzüglichite) eig. der befte Brahma (ſ. d.), das
höchſte Weien. ae:
Parabijsma, n. oder Barabyitie, f. ar. (v. byein,
vollitopfen) Heilf. das Überitopfen, Bollpfropfer.
Baracentcjis oder Baracenteie, f. gr. (von para-
entein, an der Seite durchſtechen) wundärztlicher
Einſtich in eine innere Höhle des Körpers, bei. den
Unterleib oder die Bruft, ıım die darin enthaltenen
Slüffigfeiten auszuleeren; paracenteiieren, ein-
ſtechen und abzapfen.
Barachrön, f. gr. (v. chroiä, chröma, Haut, Haut-
farbe) Heilf. Eranfhafte Veränderung der Geſichts—
farbe; Parachröma, n. Zarbentäufhung, wenn
das Auge andere Farben, als die wirklich vorhan-
denen, ſieht; Parachromatopſie, f. Zarbenblind-
heit, das Unvermögen, die Farben richtig zu unter»
icheiden; Parachröſis, f. Das Verfärben, VBerder-
ben duch die Färbung.
parachroͤniſch, gr. (v chrönos, Zeit) unzeitig, zeit-
widrig; Parachronismus, m. ein Zeitrechnungs-
febler, Fehler wider die Zeitrechnung.
Parachroſis
Varachroſis, ſ. unter Parachröba.
Parachũte, m. fr. (fpr. paraſchut'; von parer, ab-
halten, ſchützen, und chute, Fall; vgl. parieren 1.)
ein von Zenormand 1783 erfundener Fallihirm
an einem Ruftballon.
Parachẽſis, f. gr. (von parä, f. d, und kyösis,
Schwangerfhaft) die Schwangerſchaft außerhalb
der Gebärmutter.
Pardde, k. fr. (von parer, ſchmücken, v. I. parare,
bereiten) ein feierlicher Aufzug, Pracht, Ausitel-
fung; zur Schau, Gepränge; Krſpr. Heerſchau,
Mujterung; Fechtk. die Abwendung eines Stoßes,
Auslage, Deckung (vgl. parieren 1); Parade—
bett, n. Schau= oder Prunkbett, das geſchmückte
Iotenbett; Parademarſch, m. feierlicher Aufzug;
Mufterungsmarih; Paradepferd, n. Pracht- od.
Prunkpferd; Paradepiak, m. ein Plab, wo eine
Barade abgehalten wird; Wach- oder Wachtpa—
rade, aufziehende Wache, Wachtaufzug; varadie—
ren, prangen, zur Schau ſtehen.
Baradinitöle, f. gr. (vgl. Diaftole) Redek. eig. das
Trennen nebeneinander ftehender Dinge, die Er-
fänterung durch das Gegenteil.
aradieren, |. unter Barade.
avadics, n. (zunächſt vom I. paradisus, gr. para-
deisos, und dies dv. altperj.parada6sas, ſanskr. pa-
rad6sa, fremdes Land und beites, ſchönſtes Land;
hebr. pardes, perj. und arab. firdaus, pl. farädis,
Lufigarten) ein Baum- oder Tiergarten; Luft-,
Wonnegarten, Wonnegefilde, Aufenthalt des erſten
Menichenpaares vor dem Siindenfall und der Se-
figen nad) diefem LXeben; ſcherzh. auch die oberſte
Galerie im Theater; varadieſiſch, wonnig, herr-
(ch; Baradiesapfel, m. Adamsapfel, eine Art
Zitvonenfrudht; auch eine Art ſchmackhafter, roter
und weißer Apfel; Baradiesfeige, f. die Frucht
vom Bijang; das Paradiesholz, Adlerholz und
Aloeholz, koſtbares, wohlriechendes, votbraunes
Holz aus Bombay, Sumatraze.;Baradtesförner,
pl. (l. grana paradisi), der Same eines ojtind. Ge—
wächjes (Cardamomum maximum), ehemals als
Gewürz gebraudt, vgl. Kardamom; Paradies:
vogel, m. ein en Geſchlecht außerordentlich
ſchöner Vögel in Neu-Guinen ꝛc.
Paradigma, n. (gr. parä-deigma, von para-deik-
nynai, daneben oder als Beijpiel vorzeigen) ein
Beifpiel, Vorbild, Mufter; Sprachl. Beifpiel- oder
Mufterivort für die Abwandlung aller andern
Wörter von gleicher Biegung; auch das Modell
für bildende Künſtler; Baradismatifer, m. Le-
bensbejchreiber von Heiligen und frommen Men-
ihen; paradigmaätiſch, vorbildlich, mufterhaft;
durch Beijpiele lehrend; paradigwmatifieren, durch)
aufgeftellte Beijpiele lehren; Paradigmätik, f.
die Kunſt der Gipsbildnerei.
Parados, m. fr. (pr. paraddh; v. parer, abhalten,
ihüßen, und dos, Rüden) eine Rückenwehr, im
we einer Verſchanzung aufgeworfene Schulter-
wehr.
paradoöx, gr. (parädoxon, v. parä, gegen, u. döxa,
die Meinung) anfcheinend widerfinnig, der gewöhn—
lichen Lehre und Meinung entgegen, ungewöhnlich,
abweichend, feltfam, auffallend; das Paradoͤre.
das Auffallende, Seltfane; paradegäl, unr. f.
vyarador; Paradoxie, f. Denk- oder Meinungs-
Sonderbarfeit, -Seltiamfeit, Liebe zum Sonder-
baren; auh — Warddoren, n., pl. Barddora, |
der Widerjinn od. Widerſpruch, feltfame Meinung,
auffallende Säge; Paradogologie, f. das Reden
vd. Schreiben in jeltfamen Sägen; Baradogo-
Paraguatan-Rinde 617
mante, f. ibertriebene Neigung od. Sucht in felt-
jamen Meinungen und Lehren.
Barafe, |. Paraphe.
Paraffin, n. (fr. paraffine, f.; v. qr. parä, gegen,
oder dv. [. parum, wenig, und l. affinis, verwandt,
wegen des Mangels an Verwandtfchaft, den es
egen die meiften Körper, namentlicd) Alkalien und
äuren zeigt) ein 1830 durch K. v. Reichenbach ent-
deckter, Ben ettig anzufühlender und hauptſäch—
ih aus Braunfohlen gewonnener Stoff, dem ül-
bildenden Gaſe ähnlich zufammengefegt und als
Material zu Kerzen dienend; Parafiindl, n. ein
Schmiermittel; araffin, das in Solaröl gelöjt
iſt; es wird auch bei der Reuchtgasbereitung ver-
wendet.
PBaraflancs, pl. fr. (v. parer, hüten, u. flanc, pl.
tHancs, die Geite) eine Seitenwehr, welche zugleich
den Rücken einer Feſtung dedt.
Parafoudre (pr. —fühd'r) od. Paratonnerre (pr-
—tonnähr'), m. fr. (v. parer, abhalten, ſchützen, u.
foudre, Blitz, tonnerre, Donner; vgl. parieren 1.)
ein Blißableiter, Wetterableiter; Donmer- od. Wet-
terſchirm, ag ah mit einem Blitableiter.
Paragendiis, f. gr. das Zufammenentftehen, -vor-
fommen.
Parageniie, f. gr. (von geüein, fojten, ſchmecken
Heill. Berjtimmung des Geſchmacks od. des Schmed-
vermögens.
Paragium, n. ml. (v. l. par, gleich) Rſpr. Mitbe—
lehnung, das gleiche Anrecht im Lehn, bei. bei
fürjtl. Erbteilungen die Abſchichtung einer Neber-
linie durch Überlaffung eines abgeteilten Landbe—
zirks unter Oberhoheit des Regenten (verich. Apa-
nagium); daragteren, abteilen, abſchichten; pa—
ragierte Linie, durd) einen Landesteil abgefun—
dene Kebenlinie eines fürſtl. Geſchlechts (verich.
apanagierte Linie).
Buranlöfle, f. gr. (vgl. Gloſſe) Heil. Zungenvor-
fall; Entzündung der Zungenmusteln.
VParagöge, f. ar. (v. par-Agein, daneben- oder Hin-
zuführen) Spradl. Endverlängerung eines Wort3
durch Anfügung eines Buchſtaben 4. B. Niemand
aus altd. nieman); Beugung, Ableitung; Heilt.
a Ennneenabimeidiung, bparagõgiſch,
am Ende verlängert.
Paragomphöſis, f. gr. (vgl. Gomphoſis) Heilk. Ein-
teilung des Kindskopfes im Becken.
Paragon oder fr. Parangen, n. (it. paragone,
fpan. paragon, parangon, v. ſpan. para con, im
Bergleich mit) eig. das Muſter, die Vergleichung;
Budpdr. eine Schriftart, welche das Mittel zwiſchen
Text und Tertia hält; Paragön-Perlen, pl.
Bahlperlen von beſonderer Größe; Paragöne, m-
it. Brobierjtein; ein Schwarzer ital. Marmor.
Baragrämma, n. gr.(v.grämma, das Gefchriebene,
gräphein, jchreiben) ein Zujaß, Einfchiebjel in einer
Schrift, Buchltabenveränderung od. »verfälihung
in einer Schrift; auch — Anagramm, ſ. d.;
Paragraͤph, m. (gr. parägräphos, f. eig. Bei-
ſchrift; Zeichen am Nande) Abjaß, ein Abjchnitt u.
deffen Zeichen (8); ein Rechtsſatz, Sab; paragra⸗
shieren, in Abjchnitte oder Abſätze teilen.
Para-Gras, n. ein in Curaçao wachſendes Gras
(Panicum jumentörum), jet auch in Europa aus
gejäet.
Paragrẽle, m. fr. (von parer, abhalten, und grele,
Hagel; vgl. parieren 1.) ein Hagelableiter.
VBaragudtan-Ninde, f. eine zum Rotfärben be-
nußte Rinde von einem amerifan. Baume (Oonda-
minea tinctoria).
’
618 Paragney-Rour
Varaguah-Rour, m. fr. eine Zahntinktur aus füd-
emeritanicher Rardiveffe auch Huſarenknopf oder
ledenblume genannt (Spilanthes olerac&a) und
ertrammurzel, wird gegen Zahnjchmerzen emp-
fohlen; P.⸗Tee, Blätter de3 ſüdamerikaniſchen
Ehriftdornes od. derStechpalme(llex paraguayen-
sis), die in Südamerika Statt des chineſiſchen Tees
gebraucht werden. £
Varah, n. ein ojtind. Gewicht = 20,3 kg, für Reis
—=156Kg; aud ein Hohlmaß für Salz, Reis,
Getreide 2c. vgl: Buddy. — Hr
Varaiba⸗Baumwolle, f. eine Art ſüdamerikaniſcher
Baumwolle (von dem Fluſſe Paraiba in Bra—
ſilien).
Varakenteſe, £. gr. (von kentein, kentizein, ſtechen)
Einſtich, Bruſtſtich (wundärztlich).
Seraflet, m. gr. (para-klẽtos, d. i. herbei⸗, zu Hilfe
erufen, advocatus) ein Berater, Helfer, Tröfter,
—* recher, Vermittler; der heilige Geiſt; Name
des Kloſters unweit Troyes in Frankreich, welches
der Zufluchtsort des berühmten Abälard (im
12. Jahrhundert) war; Parakletikon, n. eine
Troitiehrift; bei. ein griech. Kirchenbuch, welches
ne enthält; paraklẽtiſch, tröſtend, troſt—
reich.
Bardime oder Parakmäſis, f. gr. (parakme, vgl.
Akme)Heilk. die Abnahme einer Krankheit nach deren
größter Stärke; parakmäſtiſch, abnehmend, vom
Sipfelpunkte wieder herabſteigend.
Saraläpe, f. gr. (v. para-köptein, d. i. eig. Daneben
ichlagen, verfälfchen 2c.) Heilf. das Srrereden oder
Bhantajieren in Fiebern. 0
Sarafüfis, f. gr. (v. par-aktein, falſch hören) das
Falſchhören; auch das Ohrenfaufen.
Berafgefis, |. Baracyefis.
Baraiypnande, j. Paracynande.
#aralalie, £. gr. (v. para-lalein, faljch reden) un-
vollfommene, undeutliche Ausſprache.
SBaralempiis, f. gr. (von para-lämpein, daneben
länzen) Heil. ein weißer glänzender Fleck auf der
Hornhaut.
Sgralipomene, pl. gr. (von para-leipein, vorbei-,
auslaſſen) Ausgelafienes oder Übergangenes, Zus
füge od. Nachträge zu einem Werke, Ergänzungs-
ihriften; Benennung derBücher der Chronik in der
Bibel, ald Ergänzungen der Bücher Samuelis u.
ber Könige; Baralipis Pb. Baralipfe, £. gr. (pa-
räleipsis) Redek. die Übergehung, Scheinüber-
sehung, da man auf etwas aufmerffam madt,
was man vorgebli übergehen will, |. Präte-
rition.
Baralläge, f. gr. (v. par-allässein, abwechjeln, ab-
weichen) die Abwechjelung, Berwechjelung; Heilk.
auch Beiftesverwirrung; Parallaxe, f. gr. (par-
Allaxis) der Winkel, den zwei verjchiedene Geſichts—
finien zu einem und demjelben Gegenjtande mit»
zinanber bilden, beſ. in der Sternk. dazu dienend,
ben Unterſchied des wahren und fcheinbaren Stons
des eines Sternes und dadurch deffen Entfernung
zu — parallaͤttiſch, die Parallaxe be-
treffend.
saraliel, gr. (par-Allälos, on, eig.nebeneinander be⸗
Andlich) gleichlaufend, gleichweitig, in allen Punkten
gleichmweit voneinander abjtehend; uneig. gleich-
autend, einander entjpredend; Parallẽlzirkel od.
Barelleifreife, pl. Kreije auf der Erd- od. Him-
melöfugel, die mit dem Aquator parallel gezogen
werben; Barallel-Lineäl, n. ein aus zwei an-
einander befejtigten Linealen beitehendes Werkzeug,
um Linien in gleichen: Abjtande zu ziehen; Pa—
Paramorphismus
rallellinien, gleichlaufende Linien; Barallei-
ftellen, gleich od. ähnlichlautende Stellen, bef. in
der Bibel; Paralleltonarten, die einander ent-
Venen Dur- und Molltonarten mit gleicher
orzeihnung; Parallẽle, f. (fr. le parallöle) die
Bergleichung, Gegeneinanderftellung; die Verbin—
| = zwiſchen zwei Qaufgräben; pl. Parallelen,
— Barallellinien; auch vergleichende Zuſam—
menſtellungen, z. B. ſolche Lebensbeſchreibungen
| od. Vergfeichungen von den Werfen verjchiedener
Schriftſteller; naralleliſieren, barb.-!. gleichjtellen,
| vergleihend zujammenitellen; Baralellsm(us),
‚m.der Gleichlauf der Linien od. Flächen ꝛc.; Gleich—
laut, Übereinſtimmung, Gleichförmigkeit, Eben-
mäßigfeit, Ähnlichkeit einzelner Schriftftellen in
der Bibel, bei. Ahnlichleit ver Versglieder in den
Palmen; Barallelepipedum, Parallelibigedon
oder Parallelepißed, n. (v. gr. epipedon, Fläche,
Oberfläche) Größenl. das Rautenprisma, ein von
6 Baraflelogrammen eingefcjloffener Körper, wo—
von die einandergegenüberftchendeneinandergleich
| iind; Parallelograͤmm, n.(gr.parallelögrammon,
v. gramma, Zeichnung, Figur) ein gleichläufiges
| Biere, d. h. ein jolches, deſſen gegenitberliegende
Seiten parallel und daher auch — ſind; Pa—
rallelogramm der Kräfte, Naturl. das Ver—
hältnis zweier od. mehrerer auf einen Körper vor
einem gemeinſchaftlichen Angriffspunite nad) di—
vergierenden Richtungen wirkenden Kräfte zu der
daraus hervorgehenden Bewegung des Körpers;
Barallelegränh, m. — Rajträl; Parallẽl⸗
Trabez, n. (vgl. Trapez) ein Biered, in weichem
ein Seitenpaar gleichlaufend tt, das andere nicht;
Baralleltwert, n. ein Leitwerf, Streichwerk(Waſſer⸗
au).
Barafogie, f. gr. (vgl. Logos) Vernunftwidrigkeit,
Irrtum; Heilt. das Srrereden; Paralgismus,
| m. (vgl. Rogismus unt. Logos) ein Yehl- od. Trug-
ſchluß; saralogiileren, ehlſchliezen; Barala-
giftie, k. die Trugſchlußkunſt, = Sophiſtik.
Paralüis, f. gr. (eig. Auflöfung, v. paralyein) Die
Lähmung, Gliederlähmung, lähmende Gicht oder
deral., Schlagfluß; Gehirnparalyſe, Gehirnerwei—
chung; paralyſieren, barb.⸗l. fr. paralyser)lähmen;
überh. ſchwächen, entkräften; aufheben, ausgleichen;
Paralttikus, u. I. (gr. paralytikös) ein Ge—
lähmter, Gichtbrüchiger; an Gehirnerweichung Er-
franiter; varalytiſch, gelähmt, gihtbrädig; zu
Sthlagflüfjen geneigt; garalytiihebeiitestrants
heit, Gehirnerweichung.
paramagnetiſch, vom Magnete angezogen, z.B.
Eifen, entg. diamagnetiſch, ſ. >.
Baremente, pl. nl. (paramenta, v. parare, bereiten,
jpäter aud): ſchmücken) Kirchenfojtbarkeiten, koſt—
barer Altarſchmuck, Meßgewänder; Barameıtt-
itein, Berblenditein.
Parameter, m. ar. (von para, neben u. metron,
Mad) Größenl. Beitimmungsgröße, eine gerade,
unveränderliche Linie, deren Berhältuis zu Den Ko—
ordinaten die Geftalt der Kegelſchnitte u. anderer
frummen Linien beitimmt.
Parametritis, f.gr. Entzündung des Bindegewebes
im Beden nad einer Gedurt.
Barämt, pl. ruſſ. Slöße. —J
Paéramo, m. fpan. eine Heide, ein ödes Feld; pl.
Baramos, bei. Die mit Alpengräfern bewachſenen
Hocehenen der Andes-Gebirge in Südamerika,
| auch Bazondies.
t
Paramorphismus, m. gr. (v. morphẽ, Form, Ge—
Halt) das Zugleichauftreten der beiden Formen
Paramythien
eines dimorphen Körpers bei einem u. demſelben
Kriſtall.
VParamhthien, pl. gr. (para-mythia, f. das Zureden,
die Ermunterung, Ermahnung; val. Mythos) be-
lehrende und ermahnende Fabel-Dichtungen, dich—
terifche Erzählungen; paramtthetiſch od. bara⸗
mythiſch, ermunternd, tröitend.
— — n. alter Name für Anthra-
cen, ].d.
Varänẽſis od. Paräncie, f. gr. (parainsis, v. par-
ainein, zureden, ermunteri2c.) die Ermahnung,
Ermunterung, Uberredung, ernahnende, ermun-
ternde Rede, Nutzanwendung einer Predigt; ba—
rãnetiſch, ermahnend, ermunternd, erbaulich.
Barangarien, pl. = Angarien, |. d.
Varangon, |. Paragon.
Baranda, f. gr. (parä-noia, dv. nüs, Beritand) Heilk.
die Verftandesverwirrung, der Wahnſinn.
Saranpınie, f. gr. (vgl. Nomos 2.) das Handeln
gegen die Geſetze; eine Geſetzwidrigkeit.
Baranthin, = Stapolith. |
Varanymph(us), m. gr. (von nymphö, bie Braut)
ein Brautjührer, Einführer der Braut in das Haus
2 Bräutigams; Aufſeher der Hoczeitsfeierlich-
eiten.
Parapẽgma, n. gr. (parä-pegma, eig. etwas daran
Gefügtes, Angeichlagenes, v.pegnynai, feſt machen)
eine aufgeitelite Tafel, Geſetztafel, Zeittafel, jtern-
tundliche Rechnungstafel, Kalender.
@arahıdt, n. (fr. parapet, jpr. —peh; v. it. para-
petto, d. paräre, fr. parer, abhalten, ſchützen, u. it.
etto =]. pectus, die Bruſt; vgl. parieren 1.) die
ruſtwehr, Bruſtlehne eines Wales ꝛc.
Sarabetälum, n. gr. (vgl. Petalon) das Neben—
blumenblatt.
Perabetdsng, n. gr. (v. para-petannynal, davor
, ausbreiten) der Borhang, dei. im Theater.
Bardphe od. Bardpp, m. fr. 99% aus dem parä-
graphos; vgl. Paragraph) ein Namenszug, Teder-
zug; Stempel, wodurch ein Namenszug aufgedruct
wird; parauhieren, (fr. parapher), mit dem Na-
menszuge bezeichnen od. ſtempeln, einen Federzirg
machen, unterzeichnen; paraphiert, geſtempelt,
aud) augebörig u. beigeheftet; Barapbierung, f.
Stempelung, Schlußformelung.
Paraphernalien oder Baraphernäl-ßäter, pl.
r.=!. (v. gr. parä-pherna, was die Braut neben
er Mitgift [pherne] empfängt) Ripr.das Eigen:
od. Sondergut, zugebrachte Vermögen einer Fran,
worüber fiefich die Freie Berfügungvorkehalten hat.
Parabhie, f. gr. (v. parä, ſ. d., u. haphe, das Ge—
ruht) Heilk. Franfhafte Veränderung des äußeren
Sefühls.
Paraphimõſis, f. gr. (vgl. Phimofis) Heil. die Um—
ſtülpung u. Geſchwulſt der Vorhaut, der fpanifche
sranhieren, ſ. unter Paraphe. (Kragen.
#eranhanie, f. gr. (von phone, Zaut, Stimme) ein
Sehler der Stimme, auch der Nebenklang, Mip-
Hang, das Mittönen, Mitfingen; paraphoöniſch,
mibklingend; Paraphoniſt, m. ein Vlitjänger,
Chorfänger; auch der Vorſänger.
#araphörg, f. gr.(v.para-pherein, beifeite od. vom
rechten Wege abführen) Heilf. ein geringer Grad
von Wahnſinn.
Farabhrajis od. Baraphrafe, f. gr. (v. paraphrä-
zein, Daneben reden, etwas zu einer Nede hinzu—
fügen) eine verdeutlichende, weiter ausführende
Umſchreibung, erflärende freie Überfegung eines
Zertes; auch: eine mufifalifche Ausführung über
sin Thema; karauphraſieren, barb.-L.umfchreiben,
Paraſpadie 619
erklären; Paraphräaͤft, m. gr. (para-phröstes) ein
Umſchreiber, umjchreibender Ausleger od. erflären-
der Umſchreiber einer Schrift; varaphräſtiſch,
umfchreibend, erflärend.
Paraphrenẽkeſie vder Parabhrenitis, f. gr. (von
phren, pl. phrenes, das Zwerchfell) Heilk. die Ent-
zündung des Zwerchfells und daher entitandene
Rajerei, das Tollfieber.
Parabphronẽſis, f. od. Parabhroſijne, f. gr. (vgl.
Vhronejis)Verjtandesverwirrung, Aberwis, Wahn
ſinn; paraphronetifch, aberwißig, wahnſinnig.
Baraphäfe, Paraphnis, f. gr. (von para-phfein,
daneben wachſen) der Nebenwuchs, Schößling, der
jogen. Saftfaden an Bilanzen.
Parablasma, n. gr. (vgl. Plasma), Mikbildung.
?araplegie od. Baraplerie, f. gr. (para-plexia,
von para-plessein, an der Seite, an einem Teile
Schlagen 20.) Lähmung einiger Glieder nach dem
Sclagfluffe; paraplẽftiſch, teilweiſe vom Schlage
gelähmt; lähmend.
Barapleuritis, f. gr. (vgl. Pleuritis) ein geringer
Grad von Brujtfellentzündung.
Paraplüie, m. fr. (fpr. paraplüih; von parer, ab»
hen u. pluie, Regen; vgl. parieren 1.) ein Regen-
ivm.
paravpontiſcher Stuhl ober Seffel, m. gr. (para-
pöntios, neben vd. auf den Micere) ein Waſſer- od.
Schwimmſeſſel, zu Paris von einem Deutichen er-
funden.
Pararrhythuus, ın. gr. (vgl. Rhythmus) Heilk. ein
widernatürlicher, ungewöhnlicher Puls; parar—
rhuͤthmiſch, widernatürlich ſchlagend.
Pararthrẽma od. Pararthröma, n., auch Par—
arthrẽſis, f gr. (pPar-rthrẽma, par-ärthrösis, v.
ärthron, Glied, Gelent) Heilk. die unvollkommene
Ausrenkung; überh. Berreniung.
Paraſaͤnge, T. gr. (parasängös, m., v. perſ. farsang;
vol. Farfang) eine perjiiche Meile, geſetzlich —
6720 ın, meijt aber etwas Eleiner.
Paraſcenium, n. gr. (para-skenion; vgl. Szene)
das Nebenzimmer in Schaufpielhäufern zum An—
Heiden; Paraſcene, f. Nebenvorgang.
Paraſcẽve od. Parafkene, f. gr. (para-skeue, Zu-
bereitung,v.skeuß, Rüſtung), I. festumparascöves,
n. der Rüſt- oder Vorbereitungstag, Karfreitag;
auch der heilige Abend, Vorabend eines Feſtes,
Sabbat-Abend der Juden.
Paraͤſchen, pl. hebr. (päräschäh, v. päräsch, tren-
nen, unterscheiden, angeben, beſtimmen) Abſchnitte
der Bücher Mofis, die bei den Suden am Sabbat
vorgelefen werden (Leltionen).
Barsfelene, f. ar. (vgl. Selene) ein Nebenmond,
Ruft- od. Dunjtbild des Mondes.
Paraſẽmon, n. gr. (paräsemon, v. sema, Zeichen)
ein Abzeichen, Wahrzeichen, Wappen ꝛc.
Barafit, m. gr. (parä-sitos, v. parä, ſ. d., u. sitos,
Speije) ein Tifchgenofje, Schmarotzer; Paraſiten,
pl. auch f. Schmarogerpflanzen und Schmaroger-
tiere, die auf anderen organischen Körpern leben
und ihre Nahrung aus ihnen ziehen (vgl. Pſeudo—
parafiten); paraſitiſch, ſchmarotzerartig, ſchma—
rotzeriſch; Paraſitismus, ın. das Schmaroger-
weſen, die Schmarogerei.
Baraitene, ſ. Barajceve.
Barajdl, m. fr. (it. parasöle, v. paräre, abhalten,
fr. parer, u. sole, I. sol, fr. soleil, die Sonne; vgl.
parieren 1.) ein Sonnenjchirnt.
Paraſpadie oder Paraſpadiäſis, f. (v. gr. para-
späein, beifeite ziehen) Heilf. die Hffnung der
Harnrühre an der Seite de3 männlichen Gliedes,
620 Baraitaten
pareutieren
eine Mißbildung (vgl. Epifpadie); Paraſpa- ; Pardine, f., pl. Bardunen, Schiffipr. fange, ftarte
diäus, m. ein damit Behafteter.
Teraftdten, pl. gr. (v. para-stätes,daneben ftehend)
Bauf. Nebenpfeifer, Stüten; paraftätifch, bei
jtebend, helfend; auch nur jcheinbar jtügend ꝛc.
Paraftihon,n. = Akroſtichon, f.d. .
»arät, |. (parätus, v. paräre; bereiten, rititen) be—
veit, fertig, gerüftet; ad utrümque parätus, zu
beidem bereit, auf beides gerüftet. e
Paratheſis, f. gr. (parä-thesis; vgl. Thejis) die
Daneben- od. Hinzujegung, Hinzufiigung, der An—
ſatz; die Vergleichung, der egenfaß.
Paratbumie, f. gr. (v. thymös, Gemüt) Heilt. Ge—
mitsveritimmung.
Varatolsidin, n. eine Bezeichnung, die eine Zeit-
lang dem von Prof. Robert Koh in Berlin 1890
entdedten Mittel gegen tuberfulöfe Erfranfungen
beigelegt, von Koch jelbjt aber verworfen und durch
den Kamen Tuberfulin (f.d.) erjegt wurde.
Baratonie, f. ar. (vgl. Ton) krankhafte Spannung,
berfpannung.
Baratonnerre, |. Barafoudre.
Parstrimme,n gr. (para-trimma, v. paratribein,
daran reiben) Heilf. das Wundjein am After, der
Afterfratt od. fogen. Wolf. _
Paratrophie, £. gr. (v. trophe, Nahrung, Ernäh—
rung, dv. trephein, ernähren) widernatürliche, uns
vegelmäßige Ernährung.
PBaratropie, f. gr. (von para-trepein, ab⸗ od. weg⸗
— — Heilk. die fehlerhafte Lage eines Körper—
teil.
Paravent, m. fr. (fpr. paramwäng; it. paravento,
v. paräre, abhalten, fr. parer. u. vento, fr. vent,
Wind; vgl. parieren 1.) ein Windfhirm, Teniter-
laden, ſpaniſche Wand.
Paravol, m., pl. Paravols, fr. (jpr. —wöl; v. fr.
parer, abhalten, u.vol, Diebitahl; vgl. parieren 1.)
Schlag- oder Knallichlöffer, eine Erfindung zur
Sicherung gegen Diebftahl.
parazentriſch, grl. (v. gr. parä, j.d. u. [.centrum,
Mittelpunkt) um den Mittelpunkt liegend oder be-
weglid.
Varazonium, n. gr. (vgl. Zone) etwas am Gurte
vd. Gürtel Hängendes, bej. ein Seitengewehr, Dold)
bei den Alten.
parbleu, fr. (fpr. parblöh; entit. aus par Dieu, bei
Gott; vgl. morbleu) po&taufend! bei meiner Treue!
ein Ausruf der Verwunderung od. des Verſicherns.
Barce, ſ. Barze. i
Berhemin,n. fr. (pr. parſch'mäng) = Pergament.
Bardent, ſ. Bardent.
Barcimonte, f. fr. (pr. parhi—) = Parfimonie.
.par ci par là, fr. (fpr. parßih parla) hier u. da, hin
u. wieder; an verſchiedenen Orten.
Pardaͤo od. Paͤrdo, m. aud) Kerafin, m. eine ehe-
malige u. zum Zeil noch jeßt gebräuchliche Nech-
nungsmünze im portugie). Oftindien, urjprüngl.
— 1, Silderrupie von Goa u. 0,75 M wert.
Barder und Pardel, m. (gr. u. I. pardos, pardus,
pardälis) j. Banther. '
Pardefiüs, ın. fr. (par-dessus, jpr. —ih,d. i. dar-
über hin; vgl. dessus) der Überrod.
Paͤrdo, ſ. Bardan.
Pardon, m. fr. (ſpr. pavdöng; v. ml. perdonnäre,
vergeben, v. per und donäre, ſchenken, verzeihen)
Verzeihung, Bergebung; Straf-Erlaß, Gnade, Be-
gnadigung (in diejer Bedeutung fr. gräce); par—
donnieren (fr.pardonner), verzeihen, begnadigen,
verihonen mit der Strafe, daS Leben fchenten;
pardonnaͤbel (fr. pardonnable), verzeihlich.
aue zur Befejtigung der Stengen u. Bramſtenge
—* ee Den Des Schiffe. : —
arcätis,n.|.(von parere, gehorchen) eig. gehorcht!
ein Vollziehungsbefehl einer oberen — nie⸗
dere Behörde.
Parxechẽſis, f. gr. (v. par-öchein, den Klang nach-
ahmen, v. &che, Schall) Klangnahahmung; Ber-
bindung ähnlich lautender Wörter; parechetifch,
klangnachahmend.
bareggieren, it. (pareggiare; ſpr. paredſch —; vor:
pari, gleich, ſ. d.) Kffpr. vergleichen, ausgleichen
(Rechnungen).
Paregoricum, n. gr. (v. par-&goräin, eig. zureden;
tröſten, mildern 2c.) Heilf. ein milderndes, ſchmerz—
jtillendes, erweichendes u. zerteilende3 Mittel; pg=
regoͤriſch, ſchmerzſtillend.
Pareira, Vareirabrava oder Pareira-Wurzel,
. (Cissamp&los pareira; eig. portug. parreira, v.
parra, Weintebe, Zweig vom Weinftode) die Gries-
wurzel, eine bej. in Steinſchmerzen ſehr heilſame
Wurzel in Südamerifa.
Varektäſis, f. gr. (vgl. Ektaſis) Heilf. übermäßige
a
Parellipſe, f. gr. (par-elleipsis, vgl. Eliipfis) die
Auslaſſung des Danebenftehenden, befonders eines
Selbſtlauters.
Baremböfe, f. gr. (par-embols, v. par-embällein,
daneben einjchieben) eine Einjchaltung, ein Zwi—
ihenfaß, vgl. Barenthefe.
Baremptojis, f. gr. (par-&mptösis, v. empiptein,
hineinfallen) Heilf. Eindringen des Blutes in Teile,
wohin es nicht gehört, ala angebliche Urfache von
Entzündungen.
Parencephälis, f. gr. (vgl. Encephalos) Heilf. das
Eleine Hirn; Varencephalitis, f. die Entzündung
des kleinen Hirns.
Parenchhin, Parenhämg, n. gr. (par-enchyma,
v. parenchein, dancben hineingießen) eig. ein Füll-
jel, etwas Eingefülltes; das Gewebe, Zellgeivebe;
Heilf. da3 Beftandivefen der Eingemweide, das Drü-
ſenfleiſch; auch (bei den Pflanzen) das innere Mark,
der fleifhartige Saft, das Fleifh der Früchte;
parenchymatiſch und parenhymatds,das Par-
enchyma betreffend oder dazu gehörig.
Parentalia od. Parentalien, pl. L. (v. parentes,
Eltern, Verwandte) römische feierliche Xeichenopfer,
befond. zur Ehre verjtorbener Eltern, Totenopfer,
Begräbnismahle; parentieren (l. parentäre), ein
Leichenopfer bringen; eine Leichenrede halten bei
dem Sarge oder Grabe; Barentation, f. (paren-
tatio) Trauerrede, Leichenrede, Standrede; Pa—
rentätor, m. nl. ein Leichenredner, Standredner;
Barentel, f. lat. (parentela) die Verwandtichaft;
die Gejamtheit der Abkömmlinge von einem
Stammvater, = Geſchlechtslinie (f. Linie); Pas
rentelenordnung, die Ordnung der Erbfolge, vgl.
Rineal- u. Zinealgradualiyitem. £
Varenthẽſis od. Barenthdie, f. gr. (parénthesis,
v. par-entheinai, daneben einſiellen) ein Zwiſchen—
oder Schaltſatz, Einſchiebſel, die EN das
Einfhlußzeihen, die Klammer, ein Baar Klam—
mern (); in parenthesi od. parenthetiich, einge-
haltet, eingeflammert; beiläufig, im Borbeigehen.
Barenthhrjus, m. gr. (v. thyrsos, Thyrſus, der
Begeifterungsitab des, Bacchus) der Ausdrud fal-
ſcher Begeifterung,die Übertreibung, Überfpannung,
Begeiſterungswut, Schwulit, leidenjchaftliche Uber⸗
treibung des Vortrag?.
| parentieren, |. unter Barentalia.
Parere
Parére, m.it. (v. parére, ſcheinen, dünken = |. pa-
rere, erſcheinen, ſichtbar fein) Kfſpr. die Meinung,
das Gutdünken oder Gutachten bei Streitigkeiten
über Handelsangelegenheiten; auch der Schau—
befund, das Gutachten eines gerichtlichen Arztes.
Parergon, n. gr. (pär-ergon, v. ergon, Werk), pl.
Barerga (fo wurden urjprünglich diejenigen Ar-
beiten des Herakles genannt, die ihm von Eury-
jtheus nicht aufgetragen worden waren, die er
alfo neben den zwölf Hauptarbeiten mit erledigte),
Nebenwerk, Nebenſache, Nebenfigur; Nebenleiſtung,
freiwillige Leiſtung, kleine Schriften.
pares, [., ſ. par.
Varẽſis, f. gr. (pär-esis, eig. das Vorbeilaſſen, Nach—
laſſen, v. pariemi, ich laſſe vorbei) die Erſchlaffung,
Abſpannung; Heilk unvollkommene Lähmung;
nl; varettiſch, nachgebend, jchlaff, erichlat,
fend.
Pareſſe, f. fr. (prov. u. ſpan. pareza, it. pigrezza,
v. l. pigritia, Trägheit, Faulheit, v. piger, träge,
faul) Faulheit, Trägbeit; —— (ſpr.pareſſöh),
faul, träge, nachläffg; em. paresseuse, daher:
Bareijenfe, f. (pr. pareif 1) eine bequeme Über-
wurfhaube; auch ein Ohrkiſſen auf einem Boljter-
bett (Sofa); ein leicht gebundenes Leibchen, hatt
eines Schnürleibes von Damen getragen.
par et impar, [., j. unter par.
varetiſch, ſ. unter Pareſis.
par excellence, j. exzellieren.
parfait ı. ale Adverb parfaitement, fr. (fpr. par-
fäh, parfäht'mäng; v. [. perfectus, eig. Bartiz. v.
perficere, vollenden) vollfommen, völlig; Parfait⸗
amour, m. (pr. parjät-amühr) eig. vollkommene
Liebe: eine Gattung feinen rojenroten Likörs.
Barforce, ft. ( fpr.parförh) j.unt. Force; Parforce⸗
Hund, m. ein Hetzhund; P.⸗Jagd, f. eine Lauf-,
Renn⸗ oder Hebjagd; P.-Peitſche, f. die Hep-
peitihe; P.-Werke, pl. ſtarke Uferbefeftigung, um
einem Fluſſe einen andern Lauf zu geben.
Parfum, m. fr. (fpr. parfüng; von par = I. per,
durch, u. fumus, Rauch, Duft; alfo durchdringen⸗
der, jich verbreitender Duft) Wohlgeruch, Duft,
Räucherwerk; Barfümerie-Waren, pl. wohlrie-
chende Waren, Räucherwaren, 3. B. Riechwaffer,
Räucherpulver 2c.; parfümteren (fr. parfumer),
wohlriehend machen, mit Wohlgeruch erfüllen,
ſalben, einölen, räuchern; parfüniert, twohlrie-
hend gemadt; Parfümenr, m. (fpr. — möhr),
Parfümierer oder Parfümerie-Händfer, ein
Räucherwerfs-Händler; Parfünsgir, n. (ſprich:
— modı) ein Räucherpfänncden, Räucherfaß; ein
Duft- oder Räucherkiſtchen, worauf dasjenige ge-
fegt wird, was den Duft der wohlriechenden Sa-
hen annehmen joll, welche in einer darunter ge-
stellten Kohlenpfanne verbrennen. and.
Bargajit, m. Hornbiende aus Pargas in Finn-
®arbhelien, pl. gr. (sing. parhelios, vgl. Helios)
Nebenjonnen, Dunjtbilder der Sonne.
bari od. al pari, it. (= I. par, fr. pair, engl. par)
bei Kaufl. gleich, gleichgeltend, von gleichem Werte
oder Gehalte, ohne Aufgeld, Gleichheit des Nenn-
werts mit dem Berfaufsmwert, nach dem Nennwert,
ohne Abzug od. Berluit; Münzpart, das natür-
lihe Verhältnis der Münzwerte; Wechſelpari,
das natürliche Verhältnis der Wechlelwerte; unter
bari, unter dem Nennwerte; Pari-Rechnung,
f. Berechnung über den gleichen innern Wert der
Münzen und das Verhältnis der Wechjelpreije der
verjchiedenen Handelspläge.
paria, j. unter par, |.
Parifien 621
Paria, m., plur. Parias, auch Pareheras (von
tamulifch. pareyer, od. v. hindoſt. pahärijä, Ge—
birgsbewohner, indem die von den ſanskritiſchen
Stämmen befiegten Ureinwohner in die Gebirge
gedrängt wurden) eine von den Hindus als un-
rein verabfcheute Kafte oder Zunft, geborne Skla—
ven Indiens; (noch tiefer herabgemwiürdigt find die
Pouliahs, die fich nicht einmal Hütten, fondern
nur eine Art Neſter im Dieiht der Bäume bauen,
und ſich unter Hundert Schritten weit Berjonen
andrer Kaſten nicht nähern dürfen); daher auch:
ein Baria, ein armer, elender, der niedrigiten
Klaſſe angehöriger Menſch.
Pariaͤmbus, m. gr. (von Jambus, gr. iambos)
Bersf. = Pyrrhichius.
Parian, engl. eine Borzellanmaffe, die wie perſi—
icher Marmor ausfteht.
Variation, j. unter parieren 3.
Paridae, pl. nl. Meien, meijenartige Vögel.
darieren 1. (v. l. paräre, bereiten, rüften; dann in
den roman. Sprachen: zu Ende bringen, einen
aufhalten, hinhalten, abhalten, ihm ausweichen,
daher it. paräre, fr. parer, abhalten, abmwehren,
ſchützen, it. pararsi, fr. se parer, ſich vorſehen,
ſchützen) Fechtk. einen Hieb oder Stich abwenden,
ihm ausweichen (fr. parer, val. Barade); Reitt.
ftillfe haften, anhalten.
parieren 2. (l. parere), gehorchen, folgen; Pari—
tion, f. nl. Folgjamteit, Gehorſam: Paritor, ın.
Ipätl. ein Diener, Aufwärter; Leibwächter, Ge—
richtsdiener.
parieren 3. (vom ſpätl. pariäre, gleichmachen, von
par, gleich; daher auch völlig bezahlen) eig. Glei—
ches dagegen ſetzen, Gleiches gegen Gleiches ſetzen,
daher wetten (fr. parier); Bariation, f. ml. die
Ausgleihung, Schuldtilgung, bare Bezahlung;
auch das gleiche Kindsxrecht, die Einfindung.
paries, m. (Gen. parietis) l. Wand; intra parietes
privatos, ziwijchen den PBrivat-Wänden, d. i. zu
Haufe; bef. heimlich, insgeheim, im Vertrauen,
unter vier Augen; Parietaria, f. das Wand- vd.
Mauerkraut, Glasfraut, eine an Mauern, auf
Schutthaufen 2c. wachlende Bflanzengattung, zum
Reinigen des Glaſes benußt.
parifizieren, nl. (v. 1. par, gleich) gleihmaden,
gleichitellen; Parifikation, f. die Gleichitellu.ig.
Parilien = Palilien unter Pales.
pari passu, l., ſ. unter par.
WBaris, m. der Sohn des Königs Priamus von
Troja, welcher den Streit der Göttinnen Juno,
Minerva und Venus um den Preis der Schönheit
ugunften der Venus entjchted, und durd) die Ent-
rung der Helena den Trojanifchen Krieg ver-
anlaßte; Paͤris-Apfel, m. Teufelsapfel; B.=
Birne, f. eine angenehm fänerliche Birnen- Art;
P.-⸗Kraut, n. die Einbeere; P.-Vogel, ın. eine
Art Dickſchnäbler.
pariicher Marmor, jehr jchöner weißer Marmor
von der Inſel Baros im Ardipelagus; pariſche
Marmor-Chronif, |. unter Marmor.
Partiien, m. fr. (jpr. —ſjeng) ein Barifer, d. i. klei—
ner, leichter Stoßdegen, — t; Pariſienne,
f, fr. eig eine Pariſerin; Benennung einer kleinen
latein. Druckſchrift, Perlſchrift; der feinſte Kattun;
auch — Pariſer Hymne, ein Pariſer Volkslied
in der Revolution von 1830, von Kaſimir Dela—
vigne gedichtet, und mit den Worten „peuple fran-
çais, peuple des braves, franzöſiſches Volk, Volk
der Tapferen“ beginnend; ein auch in Deutſchland
beliebter Rundtanz.
622 Pariſthmia Paroli
Pariſthmia od. Pariſthmien, pl. gr. (paristhmia, in Klöſtern; Parleur, n. engl. (ſpr. —lör) ein
vgl. u) tra Mandeln im Halje und Sprechzimmer, Bejucdzinmer.
deren Krankheiten, befonders Entzündung; War | Parmäne, f. (v. engl. pearmain, fpr. pehrmän) ein
viithmitis, f. Mandelbräune. — birnähnlich ſchmeckender Apfel, Birnapfel.
pariſillaͤbiſch, I--gr. (vgl. Silbe) gleichfibig, Parmelün=ftäfe, m. (fr. parmesan) Parmerkäſe,
Barität, f. I. (paritas, v. par, glei) die Rechts- ein wohlfchmedender ital. Käſe, in der Gegend von
qleichheit, bei. dev Glaubensgenofjen verſchiedener Parma und im Mailändijchen.
Bekenntniſſe vor dem Gericht u. in der Staatsver- | Parnäfz, m. gr. (Parnassös, I. Parnässus) der Mu-
waltung; parttätifch, rechtsgleich, — ſenberg, ein dem Apollo und den Muſen (f. d.) hei-
gemeinihaftlich; paritätiſche od. Parttätzflir- | iger Berg in Phocis, an DR Fuße die Stadt
hen, pl. gemeinjchaftlihe Kirchen verjchiedener | Delphi lag; dab. uneig. der Pe der Dichter,
Ölaubensparteien. das Öebiet der Dichtkunſt; z.B. den Parnaß be-
pariter, |. unter par. jteigen, fich der Dichtkunſt widmen; Sohn de3
Varition, Variter, f. unter parieren 2. Parnaſſes, ein Muſenſohn, Dichter; Parnaſſi⸗
Vark, m. (engl. park, fr. parc, prov. parc, pargue, den, pl. = Mujen.
it. parco, ml. parcus, parricus, Umzäunung, Ge- | par nobile fratrum, ſ. unter par, l.
hege; daneben aber entitand aus park, Umbegung, | Parodie, f. (1. parochia, auch paroecia, aus dem
das deutſche Pferch, althochd. pfarrich, pferrich, gr par-oikia entſt, d. i. das Dabeitvohnen, Die
angelj. pearruc, pearroc) ein eingehegter Wald, dachbarſchaft) der Kirchiprengel, das Kirchſpiel,
Gehege, bei. Tiergarten; ein Wäldchen, Zuftgehölz, | die Pfarrei; Varöchus, m. ni. ein Pfarrherr oder
Luſthain; Seeſpr. Schiffsmagazin; Artillerie— Pfarrer; Parochiãl-Kirche, f. die Pfarrkirche od.
Bart, |. unter Artillerie; Parkpferd, n. ein Hauptlicche, entg. Silial; B-Schulen, pl. Pfarr⸗
Stüdpferd, Kriegsfuhrpferd ſchulen, mit den Pfarreien verbundene Schulen
Varkeſin oder Parkeſine, n. ein vom englifchen | (jeit dem Jahr 525); Parochialia od. Parochia⸗
Chemiker Parkes erfundener gummiährnlicher, aus lien, pl. Pfarramtsangelegenheiten; Barohtänt
vulfanifierter Schießbaumwolle u. Rizinusöl her- od. Baraohtänen, pl. Einaspfarrte, Bfarrkinder.
gejtellter Stoff, leicht zu färben, auch in Fäden zu | Parodie, f. gr. (par-Odia; vgl. Ode) ein Nebenge-
Geweben verwandt, Erfaß für Kautſchuk, Sfolier- jung, Öegengedicht, eine wigige Anwendung Der
material. Form eines bekannten Gedichtes auf einen anderen
Varkéètt, n. (v. Park, ſ. d.) ein abgeſonderter, ein— Gegenſtand; bei. Nachäffung od. ſpöttiſche Nach—
geſchloſſener Raum in Gerichtsſtuben; der in Sperr⸗ bildung eines ernfthaften Gedichts ꝛc. Spottnad-
ſitze geteilte Vorplatz im Schauſpielhauſe; ein ge- dichtung; vgl. Traveſtie; parodieren, ſpöttiſch
täfelter oder eingelegter Fußboden, Täfelwerk, nachbilden, ſcherzhaft nachahmen, nachäffen, nadj-
Riemenfußboden; Parketteur, m. fr. (ſpr. parke⸗ ſpötteln; parödiſch, witzig oder ſcherzhaft umbil-
töhr) ein Täfelwerkmacher, Täfler; parkettieren dend, nachſpöttelnd; Parodiſt, m. wer Parodieen
(fr. parqueter), täfeln, einlegen (einen Fußboden); macht. PN 3
parkettiert, getäfelt; parfieren (fr. parquer), in Parodontides, pl. gr. (v. para, |. d., U. odüs, Gen.
einen Raum einfließen, einpferchen, bef. von Ge- | odöntos, Zahn) Heilt. jchmerzhafte Zahnfleifch-
ſchütz und Kriegswagen (vgl. Bar). Blatterchen.
Parlament, (fr.parlement, ſpr. —maͤng; engl.par- | Parödos, f. gr. (von hodös, Gang) das Auftreten
liament, jpr. pärliment; nıl. parlamentum, von | und der erite Öejang des Chors in der griechijchen
parläre, fr. parler, jprechen, vgl. parlieren) in | Tragödie, ode Ip
Frankreich vor der Revolution das höchfte Gericht | Parökie, f. gr. (par-oikia, v. Oikos, Wohnung) das
einer Brovinz, welches auch Anteil an der höhften | Wohnen an einem Orte als Beifafje od. Fremder
Sewalt hatte; in England der Reichsrat, Volkzvat, | ohne Bürgerrecht, das Beiſaſſenrecht; Baröfen,
Reihötag, jeßt auch in andern Ländern: Reicyg- | Pl. (gr. päroikoi) Beifafien, Fremde ohne Bürger-
tag, Landtag 2c.; Parlamentär od. Varlemen- | Tedt. Ti
tair, m. (fr. parlementaire, fpr. parfemangtähr) | Parole, f. fr. (it. paröla, prov. paraula, v. ml. pa-
Krſpr. ein Unterhändler, bei. wegen Waffenjtil- | raböla — gr. parabole, Zufamntenjtellung, Ver—
ſtandes od. Ergebung; Parlamentär-Flagge, f. gleichung, ß Parabel; ſpan. palabra, Wort; von
die Flagge, welche ein zum Unterhandeln bejtinint- parola wurde das roman. parlare, fr. parler gebil-
tes Schiff aufzieht; P.eSchiff, n. ein Unterhand- | det, f. parlieren) urfpr. ein lehrreiher Spruch,
lungsſchiff zur Unterredung mit dem Feinde; par dann überh. die Rede, das Wort; bef. Verſprechen,
fomentäriic, das Parlament betreffend, dazu | Ehrenwort, z. B. auf Kavalier-Barole, auf
gehörig; feinen Gebräuchen und Vorſchriften ent— Ritterwort oder ritterl. Ehrenwort; Krſpr. das
ſprechend; ordnungsmäßig, anftändig (z.B. das ift | Kennwort, Lofungswort, die Lojung, das Zeldge-
fein a Ausdrud); Barlamentas ſchrei, woran ſich Wachen u. Boften erkennen; bei
rismus, m. nl. das Weſen der Parlamente in ihrer der Parole, ehem. „im Ringe”; parole d’hon-
Berhandlungsform u. entjcheidenden Mitwirkung | neur (jpr. —nöhr), dag Ehrenmort.
bei der Regierung; das Regierungsiyitem, das ſich Paäroli, n. jpan. ü. fr. im Pharao: das Dreifache
auf die Mitwirkung desParlaments gründet; auch: | od. der dreifache Gewinn des erſten Einjages; auch
Übergriffe des Parlaments in die Rechte der Krone; das zum Zeichen diefer Verdreifachung gemachte
parlamentieren (fr.parlamenter),unterhandeln, | Ohr an einer Karte; uneig. die verſtärkte Vergel-
ſich beſprechen. tung; [läßt der Pharaoſpieler ſein gewonnenes
Sarlieren (it. parlare, fr. parler; vgl. Parole) ſpre⸗ PBaroli ftehen und bezeichnet die Karte jedeswal
hen, ſchwatzen; parländo od. parlänte, it. Tonf. | gehörig, jo fann er das Sechsfache oder Sir-et-
vedend, gejprächartig, mehr geiprochen als geſun— | lerva (fpr. ſiß⸗e⸗le⸗wei, von va — vade, Einjaß),
gen; Barleur, m. fr. (fpr. —löhr) ein Schwäßer; | dasSiebenfadhe,Sept-et-le=valipr.Bet-e-le-ig),
PBarlatorium, n. ml. (it.parlatörio) od. Parloir, | das Zivölffache, Douze-et-le-va (pr. duf’se-les
n. fr. (ſpr. parlodr) ein Sprechzimmer, Spredjfaal | wd)azc. des eriten Sabes auf eine Karte gewinnen];
ö— — — — —— ——
Parömie
ein Baroli bieten oder biegen: jemandem in
gleicher Weife begegnen od. ertvidern, ihm in Wort
od. Tat tüchtig heimzahlen.
Parömie, f. gr. (paroimia, v. paroimos, was neben
dent Wege [o1ımos] iſt, alfo eig. eine von dem ge—
wöhnlichen Wege abweichende, bildliche Ausdrucks—
weije) ein Sprichivort; paroemia juris, f. nl. eine
zum Sprichwort gewordene Rechtsregel; Pard-
miograph, m. gr. ein Sprichwörterſchreiber oder
-jammler; Parömiographie, f. Sprichwörter:
ichreibung oder -fammlung; parömiogrägßhiſch,
Sprichwörterbetreffend ;Pardmiologie, f.Sprid)-
wörterkunde.
Paromologfe, f. gr. (par-homologia, vgl. homolog)
verſtelltes Zugeben oder Einräumen.
Paromödſis, f. gr. (par-homoiösis, von hömoios,
ähnlich) Redek. Anähnlichung, Berähnlihung der
aufeinander folgenden Glieder oder der Ausgänge
eines Redeſatzes.
Parönien, pl. gr. (par-oinia, sc. mélẽ, von O1nos,
Rein) Weinlieder, Trinklieder.
Varonomajie, f. gr. (par-onomasia, von Önoma,
Name) der Gleichklang od. Gleichlaut von Wörtern
verschiedener, oftgegenjäßlicher Bedeutung, und die
Zufammenftellung folder Wörter; ein Wortjpiel,
das auf der Yhnlichfeit des Yautes beruht, — An—
nomination (3.8. aus den Leid entſprang das
Lied; hostis u. hospes; Bistümer, Wüſttümer;
Abteien, Raubteien); eine Anſpielung auf einen
Namen; paronomaſieren (ar. paronomäzein),
gleich- oder ähnlichlautende Wörter in verſchiede—
* Sinne gebrauchen; auch auf einen Namen an—
ipielen.
Paronhchie, f. gr. (von Önyx, der Nagel) Heilf. ein
Nagelgeſchwür, = Banaricium, auch ein Nied-
oder Keidnagel.
Paronijmen, pl. gr. (v. önyma = önoma, Name)
jtammwerivandte, voneinander abgeleitete Wörter;
paroniimiſch, ſtammverwandt, abgeleitet; gleich-
lautend (von Wörtern); Paronthmik, f. die Lehre
von der Ableitung der Wörter; auch die Kunde von
gleichlautenden, aber in der Schreibung oder Be—
deutung verichiedenen Wörtern.
Paropium, n. ar. (par-öpion, von Ops, Geficht) ein
Augenſchirm; Paropien, pl. Heilf. die äußeren
Augenwinkel; PBarspfis, f. eig. Das Vorbeifehen;
Heilf. franfhaftes Sehen; Paroͤptik, f. die Lehre
vom Borbeijehen; paroͤptiſch, dazu gehörig; par-
optifhe Farben, die durch Beugung des Kichtes
entitehen.
Paroptẽſis, f. gr. (von par-optän, an der Seite od.
obenhin braten) ein gelindes Braten, Bähen;
Heilk. ein Schwigbad in heißer Aſche oder heißem
Sande.
Baroptif, j. unter Paropium.
Parorafis, f. gr. (von par horän, daneben vorbei-
jehen) Heilk. das Falſchſehen, die Geſichtstäuſchung.
Parorchidium, n. gr. (vgl. Orchis) Heilk. eine Lei-
jtenhode, — 7
ar ordre, ſ. Ordre.
Barofföp, n. gr. Krijtallwetterglas.
Parosmie, f. gr. (v. osmẽ, Geruch) eine krankhafte
Heruchsveränderung.
Pardtis, f., pl. Barotides, gr. (par-Ötis, von üs,
Gen. Otös, das Ohr) Heilk. die Ohrſpeicheldrüſe;
Bauf. der Kragitein; Parotitis, f. Entzündung
der Obrfpeicheldrüfe, Bauernwegel, Mumps, Zie-
genpeter.
VParoxijsmus, m. gr. (v. par-oxynein, jhärfen) der.
verjtärkte Anfall, Schauer einer Krankheit; eine
Parteke 628
außerordentliche fieberhafte Aufregung des Geiſtes;
Fieber-Paroxysmus, Fieberanfall, Fieber—
ſchauer.
Parpapoͤle, k. (it. parpajola) eine ehemal. Heine ital.
Rechnungsmünze in derlombardei=2 bis 3Solhi
(ſ. Soldo),
par pr6caution, f. unter präfadieren.
Barrain, m. fr. (fpr. —räng; prov. pairi, nıl. pa-
trinus) Pate, Gevatter, Taufzeuge; Beiſtand bei
der Aufnahme in einen Orden.
par ratio, |., j. unter par.
Parrbeite, f. gr. (parrhesia, v.pän, alles, u. rhesis,
das Reden, von Th&ö, ero, ich fage) die Sreimütig-
feit, Offenheit und Dreiſtigkeit im Reden.
Parricida, m. l. (gez. aus patricida, von pater,
Bater, und caedere, hauen, töten) der Vater-,
Mutter- oder Berwandten-Mörder; auch Fürften-
mörder, Hochverräter; Parrtetdjum,n.derVater-
od. Mutkermord, Eltern» oder Berwandtenmord;
auch Hocverrat.
parss ſ. Bart.
Barjen oder Bart, j. Geber; Parſi, n. als
Sprache: ein Dialekt des Zend. .
Barfimonie, f. [. (parsimonia, v. parcere, ſchonen)
die Sparſamkeit, Kargheit.
Parſon, m. engl. (fpr. paß'n, aus lat. persons,
Perſon, nämlich ecclesiae, der Kirche), Pfarrer.
Bart, m. I. pars, f., pl. partes, der Teil, Anteil,
3. Bd. ein Schiffs-Part, der Anteil an einem Schiffe;
Gegenpart, I. pars adv6rsa od. contraria, der
Gegner, die Gegenpartei; p. litigans, der ſtrei—
tende Teil;in bonam partem, von oder nad) der
guten Seite; in yalam partem, von od. nad) der
ichlechten Seite; garttal, nl. (partiälis) od. parficll
(fr. partiel) teilig, zum Teil, teilweife; einzeln, be-
ſonders; parteilich oder parteiiſch; Bartiäle, pl-,
Partiãl⸗Loſe, Bartial-Obltgationen, Kfipr.
einzelite, in Kleinere gleiche Teile abgeteilte u. mit
fortlaufenden Nummern bezeichnete Schuldver-
Ichreibungen auf ein Anlehen; Vartialtöne, Ne
bentöne; Partial-Turbine, f. Zeilturbine tim
Gegenſatz zur Vollturbine); Partialiſt, m. ein
Perteimann; Vartialität, f. die Barteilichkeit;
partizipieren, |. participäre) Teil oder Anteil
nehmen oder haben, einen Teil befommen, mitge-
nießen; Bartizipdnt, m. (participans) ein Teil-
nehmer; Teilhaber; Partizipation, f. (partici-
patio)die Teilnahme; VBartizinations-flonto,n.
Kfipr. die Teilnehmungs- oder Anteil-Nechnung;
Partizipium od. Partizip, n. Spradl. das Mit-
teltwort, die beimörtliche —* des Rede⸗ od. Zeit⸗
worts (Verbums), welche den Inhalt des Rede—
worts in der Form eines Beiworts (Adjektivs) dar⸗
ſtellt, alſo an beider Redeteile Natur teilnimmt,
z. B. wachend, lebend; geliebt, gefallen ꝛc.
Parta, f. ungar. ein Kopfpuß der ungariſchen
Mädchen.
Partage, f., r.n. fr. (ſpr. partäͤhſch'; von ml. par-
tagium, vd. I. pars, Zeil) die Teilung; der Anteil;
Bartagetraftat, m. ein —————— eine
Unterhandlung über die Teilung einer Sache, 3.8.
eines Landes: partagieren (fr. partager), teilen,
verteilen. '
Partele, f., geiv. pl. Bartelen (vom I. particüla,
Verl. v. pars, Teil), im älteren Deutſch des 16, u.
17. Jahrh. ein Teilchen, Stüdchen; in einzelnen
li eingehende Einnahmen; bej. ein Stückchen
rot; dah. Parteken-Freſſer, m. dev Mäufelönig
im Froſ De — P⸗Stecher, ın. (bei Fildhart),
wer nach Brotitücen ſticht; P. Sack, m. der Brot-
524 Partei
Sentel derSchulfinder; P.-Hengſt, m.(beiluther), |
f. ein Rurrende-Schüler (weil diefer für ein Stüd-
hen Brot fang).
Partei, f. (v. fr. la partie, und diejes v. J. pars tua,
dein Teil, deine Abteilung, entlehnt, der Bedeu-
tung nach jedoch mehr dem fr. le parti, Anhang,
Bartei, Vorteil, entfprechend) eine Abteilung oder
Sejamtheit von Menfchen einer Art oder Berrich-
tung; ein Teilverband, bef. in politifhem Sinne,
eine Gruppe gleichgejinnter Perſonen, die ſich ver-
binden, um einen stärkeren Gegenfaß gegen Anders-
denkende zu bilden, eine Teiljtellung; mehrere
Berfonen, oder auch eine einzelne Berjon, jofern Ste
mit andern in einem Rechtsſtreit begriffen find;
Parteigänger, Farteimann, Parteiler, m. wer
ſich zu einer Bartei ſchlägt od. ihr anhängt; Harz
teiiſch, Harteilich, zueiner Bartei ſich Haltend oder
angehörend, fie in jeinem Urteil begünjtigend.
Barterre, n. fr. (ſpr. partähr’; zgeſ. aus par terre,
d.t. auf der Erde) das unterjte Stockwerk od. Erd-
geſchoß (mißbräuchlich jtatt des fr. rez-de-chaus-
see); ein Garten- oder Blumenbeet; der untere,
auf ebener Erde abgegrenzte Zufchauerraum im
Schaufpielhaufe; auch ſämtliche in diefem Raume
befindliche Zujchauer; eine Art Damaſt mit einge-
wirkten Blumen u. Girlanden; Raſenparterre,
Rafenihmudplag; Parterre-Symnaitifer, m.
Turnkünſtler aufdem Erdboden, Flachturnkünſtler.
partes 2c,, pl. von pars, j. unter Bart.
Partezettel, m. (v. fr. partir, abjcheiden, fterben,
Todesanzeige (in Oſterreich).
Parthenie, f. gr. (v. parthenos, Jungfrau) die
Sungfern- od. Mädchen-Blumes Parthenien, pl.
(gr. parthönia) Heilf. die Zeichen der Sungfrau-
ihaft; Parthenios, f. eine Sungfrauenfrankheit,
bef. die Bleichſucht: Parthenier, pl. Sungfern-
föhne, angeblih aus Ehen jpartanifher Sung-
frauen niit Heloten während des ersten mefjenischen
Krieges hervorgegangene Spartaner, welche nad)
Stalien auswanderten und QTarent gründeten;
Barthenogenejis, f. jungfräuliche Zeugung, die
eigentumliche Fortpflanzung der Bienen und ans
derer Inſektenarten; parthenogetiſch, unbefruch—
tet; Parthẽnon, m. gr. das Jungfrauenzimmer,
Name des Tempels der Minerva auf der Burg zu
Athen; Parthenöpe, k. die erſte der Sirenen; ein
von de Gasparis zu Neapel 1850 in der Wage
entdecktes Aiteroid; parthenopeiſche Republit,
f. der Freiſtaat, in welchen das Königreih Neapel,
früher Barthenope genannt, durch die franz. Re—
publifaner umgewandelt wurde.
Parther-Pfeil, m. ein hinterliftiger Ausfall (weil
nad Herodot die Barther im Fliehen noch nad)
rückwärts ihre Pfeile abichojjen).
bartial, Partizipant, partizipieren, Partizis
piumzc.i.unt. Bart;partibel, j.unt.partieren.
particüle, f. I. (Berfl. v. pars, Teil) oder gem.
Bartifel, f. ein Teilen, Stückchen, Stoffteildyen;
Spradjl. Redeteilchen, unbiegjame, d.i.unabänder-
fihe Wörter, wohin die Neben-, Bor- und Binde-
wörter gehören; partifular oder partikulär (1.
particuläris), bejonder, einzeln, abgejondert; um—
tändlih, genau; Partitulär-Afzeptation, f.
Kfipr. nur teilweife erfolgende Annahme oder Ein-
löfung eines Wechſels; P.-Geſchichte, f. die Ge-
Ihichte einzelner Staaten; P.-Recht, n. Sonder-
od. Einzelrecht, Recht eines deutichen Staates aus
feiner eigenen Gejeßgebung od. Landesgewohnheit,
entg. dem gemeinen Recht; P.-Zahlung, f. Ab—
Ihlagszahlung; Partikularia od.Bartifnlarien,
|
|
dartieren
auch Partiknlaritäten, pl. nl. die beionderen,
näheren Umjtände od. genaueren Nachrichten, Ein-
zelheiten; partifulartiieren (fr. partieulariser),
abjondern, vereinzeln; umständlich darftellen; Bar
tikularismus, m. die Selbftfucht, befondere Mici-
nung, Gejinnung und Handlungsweife, Sonder-
bejtrebungen, Sondertüntelei; be. 1. die Meinung
der Juden, Gott forge unter allen Völkern nur
für fie und laſſe nur fie an der ewigen Seligfeit
teilnehmen; 2. die Lehre von der befonderen Gnade,
dag nämlich Chriitus nur für etliche geftorden fei,
und daß nur etliche felig würden; 3. in der Politik
. die Anficht, daß die Borrechte oder die Selbjtändig-
feit eines einzelnen Teiles dem Wohle des großen
Ganzen nit unterzuordnnen od. aufzuopfern ſeien;
Bartitulariiten, pl. Anhänger diefer Meinungen;
particularit-r u. partieulatim, l., oder fr. en
particulier oder particulierement (fpr. parti-
küljähr'mcing), insbeſondere, befonders, einzel,
allein; en partienlier, aud: al3 Privatmänn;
Bartifulter, m. fr. (fpr. partitüljeh) ein Brivat-
mann, Rentner; Bartitulation, f. (fpätl. parti-
eulatio) die Zerteilung, Zerſtückelung.
Partie, f. fr. (la partie, it. partita, I. gleichf. par-
tita, v. partitus, a, um, geteilt, v. partire, partiri,
teilen; vgl. partieren) ein Teil, Stüd, z. B. eines
Semäldes 2c.; eine Anzahl, Menge, 3. B. Waren;
Geſellſchaft; auch Luſtbarkeit oder Luſtreiſe, Spa—
zierfahrt; Luſtpartie (fr. partie de plaisier),
$agdpartie (partie de chasse) 2c.; ein ganzes
Spiel, z. B. eine Bartie Billard; Beirat od. Ber-
bindung; Tonk. eine einzelne ausgejchriebene
Stimme; in Rechnungen eine Poſt Schuldpoft;
aud) = Wartet, f. (fr. le parti) Seite, Anhang,
. B. jemands Partie nehmen, d.1. fi auf
Beine Seite ſchlagen, ihn verteidigen 2c.; - partie
blanche, f. (jpr. —blanafch’) im Billard ein ein-
faches Spiel unter zivei Berfonen mit zwei Spiel-
bällen, dah. der Ausruf „Partie! gleichbedeu-
tend mit „gewonnen“ ift; p. morteyf.(fpr.—mort’)
Krſpr. ein unbeftrichener Wintel; parties hon-
teuses, pl. (fpr. partihongtöhf’) die Schamteile,
uneig. die Unfittlichfeiten oder Schändlichkeiten,
3.8. einer Gefellichaft; partiell, ſ. partial unter
Bart
partieren, [. (partire und partiri, v. pars, Gen.
partis, Teil) teilen, ab- od. einteilen, verteilen od.
zuteilen; auch Ränke gebrauchen, um etwas zu er-
langen, etwas betrüglicherweife an jich bringen od.
veräußern, heimlich entwenden; teilnehmen an
einer Entwendung; jerner=pafdhen u. konter—
bandieren; Partierer, m. ein Stüdfrämer,
Kleinhändler; ein Hehler, Diebsgenoſſe, Betrüger;
Partiereret, k. Unterjchleif, Schleihhandel,Dieb-
jtahlsunterjtugung; im Bergbau: Erzentwendung,
betrügerifcher Kurhandel 2c.; partibel (Npätl.par-
tibilis, fr. partible) teilbar; Bartibilität, . nl.
die Teilbarkeit; Bartite, f. (it. partita) Teil, Poit,
Schuldpoſt, ſ. Partie; Bartiten, pl. (ml. partı-
tum, heimliche Beratichlagung, Verabredung, An-
ichlag; it. partito, Vertrag. Entihluß, Art und
Weije ꝛe.) liftige Ränke, Schelmftreihe, Spigbübe-
reien, =Braftifen: Partitenmacher, m. ein
Ränkemacher, liftiger Betrüger; — —
voll, betrügeriſch; Partition, f. I. (partitio) die
Teilung, Einteilung; partitiv, Biv., nl. teilend,
einen Teilbegriff ausdriidend, eine Einteilung be—
wirkend; Partitivlum), n. ein Zeilungswort,
.B. teil — teils, bald — bald ıc.; partito, it.
E ont. in Stimmen verteilt; Partitür, f. nl. ein
Partikel
Stimmenbuch, die überſichtliche Zuſammenſtellung
aller Stimmen eines mehrſtimmigen Muſikwerks.
Partikel, ſ. particula,
partim, [. (v. pars, Teil) teilweiſe; auch zu gleichen
Teilen, von jeder Art einen gleich großen Teil (z. B.
in deutichen Meierbriefen: „der Meier gibt jähr-
lic an Weizen, Roggen, Hafer 30Malter partim“,
d. i. von jeder Art 10 Malter); daher Partim—
ſchule, f. eine Schule, in welcher Knaben u. Mäd-.
chen jind.
partim6nto, n. it. (eig. Teilung, Einteilung, Ver—
teilung, von partire, teilen; vgl. partieren) Tont.
bezifferte Baßſtimme; Begleitung nach den Regeln
des Generalbafies; partim6nti, pl. Übungsftüce
zur Begleitung bezifferter Läufe. —
Partiſan, m. fr. (ſpr. —ſcing; von le parti, die
PBartei;it.partigiano) ein Anhänger, Barteigänger;
Freibeuter; Partijdne, f. (it. partigiana; fr.per-
tuisane, umgebildet, al3 ob von pertuiser, durc)-
bohren; wahrjch. urjpr. die einem Barteigänger
ukommende Waffe) eine Art Lanze od. Spieß, ein
Knebelſpieß mit einem zweijchneidigen Beile unter
dem Stecheifen.
Partite, Partition, partitin, Partitur, |. unter
partieren.
Paͤrtner, m. engl. ein Teilhaber, Genojje Kom—
pagnon); Mittänzer, Mitjpieler, Spiel- od. Tanz—
genoſſe; Partnerſhip, f. engl. (pr. —jchipp) Ge⸗
noſſenſchaft zwischen Arbeitern und Arbeitgebern,
—— der Arbeiter am Gewinne einer
Fabrit.
partout, f. (pr. partüh); überall; gem. f. durchaus,
Ichlechterdings; Partoutbillett, n. od. Partout⸗
farte, f. Freipaß, eine Einlaßfarte zu allen Auf-
führungen in einem Theater ꝛc.
»arturient, I. (parturiens, v. parturire, gebären
wollen, freien, von parere, gebären) freißend, ge-
bärend; parturiunt montes, nascetur ridicũ-
lus mus, [. a Berge freißen, und e3 fonımt
eine läherliche Maus zur Welt, d. h. große Erwar—
tungen werden erregt und am Ende wenig zuftande
gebracht, viel Geichrei und wenig Wolle; Paturi⸗
tion, f. (fpätl. parturitio) das Kreißen, Gebären;
Partus, ın. [. (partus, pl. partus, v. parere, ge-
bären) die Geburt, Niederfunft; ein gebornes Kind.
Parülis,f.gr.(par-ülis, von ũlis, Zahnfleiſch) Heilk.
ein Zahngeſchwür, ein Zahnfleiſchgeſchwulſt.
parum rofert, l. es liegt wenig daran.
Parüre, k. fr. (ſpr. parühr'; von parer, ſchmücken,
vgl. Parade) der Buß, Schmuck, Prunk; en pa-
rure (jpr. ang parühr’), im Ruß, Schmud, Glanz;
pl. Parures, Küchenſpr. Abfälle, Abgang.
Parurie, f. gr. (von parä, ſ. d., u. urein, harnen)
Heilf. krankhaftes Harnen, Urinverjegung.
Paruſie, f. gr. (par-üsia, von pareinai, anwejend
jein) die Gegenwart, Anweſenheit; dieWiederiunft,
Wiedererfcheinung Chriſti.
VBarbenü, m. fr. (pr. parw’nüh; v. parvenir, zu
etwas gelangen) ein Emporkömmling.
Barbis, m. fr. (jpr. parwih; it. paraviso, paradiso,
ein Borhof, wo in der alten Kirche die Büßenden
itehen mußten, v. I. paradisus, j. Baradies) der
Borhof, Borplaß einer Kirche.
Varvität, f. l. (parvitas, von parvus, Klein) die
Kleinheit, Geringheit.
Barze, f., pl. Barzen, I. (Parca, pl. Parcae) Fabell.
—= gt. Moiren, die drei Schickſalsgöttinnen, die
als Jupiters Dienerinnen dem menschlichen Zeben,
unter dem Bilde eines Fadens, vorftehen, von
denen die eine, Klotho, den Rocken hält und den
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
Bafigraphie 625
Faden anfnüpft, die andere, Lacheſis, den Faden
fortjpinnt und die dritte, Atröpos, ihn ab-
jchneidet.
Parzelle, f., pl. —en, ml. (parcella, fr. parcelle, v.
(. pars, Teil) Stückchen, Teilchen eines Ganzen;
Nipr. ein zu einer rechtlich feſtſtehenden Güter-Ge—
jamtheit zu rechnender u. nicht davon zu trennen-
der Teil; parzellieren (ml. parcelläre), in Stücke
zerteilen, alle 4. B. ein Landgut; Parzel—
lterung, \. Berteilung, Zerfällung, Zerftüdelung
bon Gütern.
Pas, m. fr. (fpr. pah; vd. [. passus, vol. Paß) ein
Schritt, Tritt; beſ. fünitliher Tanzſchritt; Vor-,
Seiten-, Rüdpas, Bor-, Seiten-, Rückſchritt;
pas bourr& (jpr. — burreh), der Tanzichritt vor
und zwiichen dem Walzen; p. redouble& (ſpr.
— vdubleh’) der Gejchwindfchritt; 2 seul (jpr.
— $öl), p. de denx (jpr. — dö), p. de trois (pr.
— trod), beim Ballett- od. Bühnentanz, bedeuten:
einen Solotanz od. Alleintanz, einen Tanz jelb-
ander oder Zweitanz, u. einen Tanz jelbdritt oder
Dreitanz; Pas de geant, m.fr.(fpr.pahd’kkhedng;
v. geant, Rieſe, vgl. Gigant; eigentl. Riejenjchritt),
ein Lauf- und Schwingjpiel oder eine fliegende
Schaufel,gemöhnlihNRundlaufgenannt,beitehend
aus einem Majtbaum mit oben befeitigtem dreh—
barem Eijenring u. lang herabhängenden GSeilen,
an deren Enden die Mitfpielenden Schlingen um
den Leib nehmen und durch fräftiges Aufſtoßen
der Füße ſich freisförmig durch die Quft ſchwingen;
Bas, Schiffipr. eine Weerenge, 3. B. Pas de
Calais: die Meerenge oder Yahrt bei der Stadt
Calais.
Paſacalle, |. Bajjacaille
Paſan, Vaſen od. Paſeng, m. die Bezoarziege od.
Antilope, eine Art wilder Ziegen auf den perj. Ge—
birgen, von welchen der Bezoar (j. d.) fommt.
Paſch, m. (v. fr. passe-diz, Knöcheln, ein Spiel mit
drei Würfeln) ein Gleihmwurf, Wurf von gleichviel
Augen auf zwei oder drei Würfeln. N
Paſcha, auch Bafſa, m. (perj. bäschä, verfürzt aus
bädischäh; vgl. Padiſchah) ein türf. Statthalter,
Zandpfleger, Staatsrat; vornehmer Kriegsbefehls—
haber, Heerführer; Päſchalit, n. dag Gebiet und
die Würde eines Paſcha, ein Gau; Paſcha, n.
1. Baija. j
Paſchälis, m. I. eig. Oftern betreffend (vgl. Paſſa),
männlicher Name.
paſchen (wahrſch. v. fr. passer, mi. passare, d. i.
überjchreiten, nämlich die Yandesgrenze, vgl. paj-
ſieren), Schleichhandel treiben, ſchmuggeln; auch
ſich durchſchleichen; Paſcher, m. Schleichhändler,
Schmuggler.
Paſchmaklik, n. türk. (von paschmak, bäschmak,
Sandale, Pantoffel) eig. das Schuhgeld; das Na—
delgeld für die Mutter des Sultans, wozu die Ein—
künfte von eroberten Städten angewieſen ſind.
aſcholl! ruſſ. ſcher' dich, packe dich, geh fort!
zaſen, Paſeng, ſ. Paſan.
Paſéo, m., pl. Paſéos, ſpan. (v. paseär, ſpazieren
gehen, it. passeggiäre, v. l. passus, Schritt) öffent—
liche Spaziergänge in den ſpan. Städten.
Paſigraphie od. Paſigraͤphil, f. gr. (v. päs, päsa,
päan, ganz, all) die Allgemeinfchrift, die Kunst, durch
—— allverſtändliche Schriftzeichen ſeine Gedan—
ken darzuſtellen; paſigräphiſch, die Allgemein—
ſchrift betreffend, allichriftlih; Paſilalie, Paſi—
lonie od. Paſiphraſie, auch Paſilingua, f. eine
Allgemeinjprache, Weltiprache, welche die Borziige
aller Sprachen in fich vereinigt, wie fie Leibniz,
40
626 Pasma
Wolke, Wilkins, Siccard u. Kalmar vergeb—
lich wünſchten; Bene egvaphie, f. eine Art Tele-
graphic, deren Zeichen allen Völkern verftändlic)
jein follten.
Pasına,n. ar. (v. pässein, ftreuen) Heilf. ein Streu-
mittel, eingeftreutes Heilmittel. —
Paſo, m. ſpan. (v. paso, Schritt, Zwiſchenereignis,
vom l. passus, Schritt) eine Zwifchenhandlung, ein
Zwifchenjpiel,Boripiel,eine Gattung ſpan. Dramen.
Paſpel, m., pl. die Paſpel (aus fr. passepoil), die
Kige, Vorſtoß, Borte, ſ. Baffepoil unter paj-
fieren.
vofpelieren,[;paffepoilieren; Bafpoili-? aſſe—
poi
Pasquino oder Pasquin, m. it. ein Schalfsnarr,
bösartiger Wigling, eig. und urjpr. der Name
eines fehr wißigen und N nöttifchen Schuhfliders in
Rom; dann der Name einer verftiimmelten Bild-
Säule an der Ecke des Balajtes Orfini (mo ſonſt die
Bude jenes Schuhflider3 geitanden haben joll), an
welche Schmäh- od. Spottihriften angeſchlagen zu
werden pflegten; dah. Pasqnindde, f. (it. pas-
quinäta), pl. Basauindden, Schalkspoſſen, Spott-
reden, mehr wigige, als boShafte Scherze; Pas—
quill, n. (it. pasquillo) eine Schmäh-, Schand-
oder Läſterſchrift; Pasquillaͤnt, m. ein Schmäh-
ichriftiteller, grober Verleumder, Läſterer; pas—
quillantiſch, ſchmähſchriftartig, ehrenrührig; pas⸗
os od pasquinieren, läſtern, ſchmähen,
chmähſchriften machen; Pasquillverſchluß, =
Baskuleverſchluß (ſ. d.).
Paß, m. (v. l. passus, it. passo, fr. pas, Schritt ꝛc.
vgl.pafjieren) ein gewiſſer Gang der Pferde, nad)
welchem fie Border- u. Hinterfuß auf einer Seite
zugleich erheben; ein Engweg, Durdgang; ein
Sreibrief, Geleitbrief, Reifefchein zu ungehinderter
Fortjegungdes Weges, fr. Paſſeport; Paßkarte,
f. ein Ausweisſchein, ohne Angabe eines beitimm-
ten Reifezieled, gemw. auf ein Jahr ausgeſtellt;
Baßtugel, Bolltugel, die dem Kaliber genau ent-
ſpricht.
paſſable, fr, od. paijabel, als Adverb pafſable⸗
ment (ſpr. —b’Imäng; vgl. paſſieren, dah. eig.
was durchgehen, hingehen mag), erträglich, leid»
ih, mittelmäßig. ?
PBailacaille oder Paſſecaille, f. fr. (pr. —Edi’),
u. Baflacaglio, m. oder Paſſacaglia, f. it. (ſpr.
—fälja), von jpan. Bafacalle, m. (ipr. —fdlje; v.
pasar, d. i. pajfieren, hindurchgehen, u. calle —=1.
callis, Straße, aljo eig. Straßengänger, Gafjen-
bauer) ein Gejang mit Begleitung der Gitarre,
womit man durd) die Straßen zieht; ein langfamer
Tanz mit anmutiger Bewegung und das denjelben
begleitende Tonitüd.
Paflade, f. fr. (von passer, f. pajlieren) die Durch-
reije, der Durchgang durd einen Ort; der Huf-
Ihlag, Hin- und Hermweg eines Pferdes auf dem-
felben Blage; Reitf. ein Hin- und Herreiten immer
auf ein und derjelben, gleich langen Linie, indem
man an den beiden Enden von der Rechten zur
Linken und von der Linken zur Rechten tmechjelt;
Baflage, f., r. n. fr. (fpr. paſſcihſche) die Straße,
Fahrbahn, Durchfahrt, Durdhreije, Überfahrt, der
Durchgang, Durdritt, Durchmarſch; bef. ein be-
dedter Durchgang, eine überdedte Straße; das Hin-
und Hergehen, Reiten und Fahren an einem Orte,
der Berfehr; ein Sag oder eine Stelle eines Buchs
oder Tonſtücks; ein melodiſcher Gang, eine Ton-
folge; Reitf. ein abgemejjener u. fhulrechter Gang
eines Pferdes oder „ſpaniſcher Schritt”, vom ital,
paſſibel
spassegio (Spaziergang) abgeleitet, d. i. ein taft-
mäßiger Schritt, wobei da3 Pferd feine beiden, wie
beim Trab im Kreuz ftehenden und einander ent-
gegemgefeptent Schenkel längere Zeit in der Luft
alten, jedoch viel langſamer und erhabener wie im
gewöhnlichen Trab gehen muß und beijedem Schritt
nicht mehr als einen Fuß vorrüden darf; Paſ—
jagesInftrument, n. Mittagsrohr, ein Fernrohr,
das n Beobachtung der — d. i. Meridian-
durchgänge der Sterne dient; pafjagere (pr.
—ähr), vorübergehend, zeitweilig, flüchtig; Paſ⸗
fagier, m. (jpr. pafjajegier; aus dem fr. passager
entit.) ein Reiſender, Yahrgaft, beſ. mit.der Boft,
Eiſenbahn od. einem Schiff; ein blinder Paſſa—
gier, ein blinder (nicht bezahlt habender) Zahı-
gaſt; ein Ioderer Paſſagier, jcherzhaft für ein
Ioderer Burſche; Paffagier-Billett, n. ein Fahr-
ihein; B,-dampfer, Berfonendampfer; P,s&f-
fetten, pl. od. =Gepäd,n. Reifegepäd; P.-Geld,
n. Fahrgeld; P.⸗Stube, f. Wartezimmer; Paſ⸗
fagium, n. ml. ein Heereszug, Kreuzzug.
Paſſah, auch Paſcha, n. hebr. (pesach, v. päsäch,
vorübergehen, verichonen) eig. der Vorübergang,
die Verihonung; das jüdiſche Oſterfeſt zum An-
denten an den Auszug der Juden aus Agypten,
ſowie daran, daß der die ägyptiichen Eritgebor-
nen tötende Würgengel (die Beit) bei den —
der a ſchonend vorüberging, 2. Mo]. 12.
Bafidnt, en passant, j. pajjieren.
Pafſfarillen oder Paſarillen, pl. (fr. passarilles,
v.l. uva passa, getrodnete Weintraube, Rofine, v.
passus, a, um, getrodnet, v. pand£re, ausbreiten,
ausbreitend trocdnen; jpan. pasa, uva pasa, port.
passa, Roſine) jehr gute ſpan. Rofinen, getrodnete
Deintrauben in Spanien und Franfreid.
passäto, m. it. (v. passare, f. paſſieren) Kſſpr. der
vergangene od. verwichene Monat, 3. B. am 6. pas-
sato, d.i. am 6. des vergangenen od. vorigen Mo—
nat3; tempi passäti, ß unter Tempo.
PBalldtwind, m. beitändiger Wind, gleichförmiger
Zugwind, der zwilchen den Wendekreiſen in allen
Meeren mwehende beitändine Ditwind (verſch. von
Mouſſons, Monfun, ſ. ®.).
Baflaner Kunſt, f. die Kunft, ſich ſchuß-⸗ und hieb-
feit zu machen, jo genannt, infolge der Zettel, die
einft ein Paſſauer Scharfrichter unter Truppen
verteilte, worin ihnen die angebliche Yeltigfeit ver-
bürgt war. i
Paffabant, ſ. unter pas ieren.
Paffe, £. fr. (v. passer, f. paifieren) Fechtk. ein Aus—
fall, Sprung gegen den Gegner; Paffé vd. passe-
dix (jpr. —dihs, über 10 oder mehr al3 10, Elfer,
Knöcheln, Paichen, ein Würfeljpiel, in welchem
man mit 3 Würfeln wenigſtens 11 mit Einſchluß
eines Paſches geworfen haben muB, um zu ge-
winnen; Baifeballe, |. unter pafjieren; Paſſe—
caille, ſ. Paſſacaille.
Paſſementen, pl. (fr. passements, ſpr. pajj'ındng;
it. passamano) Borten, Schnüre, Treffen; Paſſe⸗
menterie, Pofamentierhandlung, Bortenhand-
lung; Baifementier, j. Bojamentier.
paifen (aus engl. to pass, ſenden) beim Fußball
einen Ball zuſpielen.
Bafleparofe, Paſſepartout, Paſſepaſſe, Paile-
poil, Paſſetemps 2c., |. unter paſſieren.
pajlibel, jpätl. (passibilis, v. pati, leiden) empfind-
lich, leidfam, leidensfähig, empfänglid) für Leider
und Freuden; Paſſibilität, f. (passibilitas) Die
Reidend-Empfänglichkeit, Empfindlichkeit.
u
bailieren
vaſſteren (it. passare, fr, passer, v. l. passus, der
Schritt, j. d.), vorbei» od. durchreifen, «geben od.
-wandern, vorüberfahren; überjchreiten; vorfallen,
begegnen, fich zutragen, ereianen; durchgehen, be-
willigt oder angenommen werden; angehen, leid»
lich, erträglich fein (vgl. paſſable); für etwas
paſſieren, gehalten werden, gelten; die Zeit
paſſieren, zubringen, hinbringen, vertreiben;
paffieren und repaflieren laffen, frei hin-
und hergeben lafien; paſſieren, in der Küchenfpr.:
pucchfeihen,durchichlagen: Baffterftupf,Rüchenipr.
————— Paſſiertuch, Seihtuch; paſſiert, fr.
passe, passée (vgl. it. passäto), vorübergegangen,
vorüber; vergangen, verbraudt, abitändig; non
ass6e, |. non; Paſſierung, f. die Bahnung; der
urchgang, das Durchgehen ; paſſierbar, wegſam,
fahrbar, gangbar uw. ; in Bezug auf Rechnungen:
Be: Paſſier-Gewicht, n., B.-Stein, m.
indejtgewicht, Durchlaßgewicht, ein etwas Leich-
teres Gewicht, als da3 vorgejchriebene Vollgewicht
der Goldmünzen, melches aber im Handel nod;
aid ist; Paſſiermaſchine, f., Durchziehmafchine
in der Färberei); P.-Zettel, m. ein Durchgangs-
ſchein, Zaufzettel, Freizettel, Paß vd. Geleit3brief
für Waren; pour passer le temps, fr. (ſpr. pur
paſſeh Vtang; in der gem. Volksſpr. verderbt:
zum Bajjerlantant, Buffeltant od. Bafjel-
tant) die Zeit zu vertreiben od. — Zeitvertreib;
auch oft: jo nebenher, beiläufig; Passe-temps, m.
fr. (ipr. paß-tdng) Zeitvertreib; en passant (fpr.
ang bafläng), im Vorbeigehen, beiläufig, gelegent-
lich, nebenbei; Paffaͤnt, m. ein Durchreifender,
Vorübergehender; pl. Baffanten, auch Durchſteck⸗
borten für die Offizier-Epauletten; Paſſanten-
Kifte, f. Verzeichnis der Durchreifenden; Pafſa⸗
vant, m. fr. (Ipr. —twdng) ein Paſſierzettel, Durch⸗
gangsſchein, Zollſchein; Vailchälfe, m. ein Kugel—
maß, Kugelmejjer, die Kugelprode; Paffepardfe,
f. Krſpr. ein Laufbefehl, Kriegsbefehl, der von der
Spite bis and Ende einer Armee von Mund zu
Mund geht; Pafjedartont, m. (fpr. paßpartuh)
ein Hauptichlüfjel, Dietrich; eine Freifarte fiir alle
Vorſtellungen, Dauerfarte; eine in Kupfer ge-
ftochene od. aus Karton zugefchnittene Einfaffung
zum Hineinjegen einer beliebigen Figur od. Zeich-
nung; bei Buchdr. ein al3 Einfaffung eines Buch-
ftaben3 2c. dienendes Bieratitödhen; Pafſepaſſe,
n. d. i. eig. gehgeh!) ein Taſchenſpielerſtückchen;
Zours de Paffepafie, pl. (pr. tuhr — ) Zaichen-
fpielerfünfte; aüch Spigbübereien; Paſſepied, m.
(tpr. paßpjeh) ein ehemals üblicher, der Menuett
ähnlicher, aber lebhafter und gejchwinder Tanz;
Baflepoil, 7 paßpocil), auch Paſpel, ein Vor⸗
ſtoß, eine ſchmale Borte od. ein Streifen am Kleide,
bunter Hojenitreif (bej. bei Uniformen u. Livreen);
Baffepoilieren, au: pafpelieren, mit ſchmalen
Streifen beſetzen, voritoßen, jäumen; Pafſepoilie—
rung, auch: Pafpelierung, f. die Bejegung, Säu-
mung; Baffeport, m. (ipr. paßpohr) ein Paß, Ge-
leitsbrief; Scebrief; Paſſebolant, m. (ſpr paßwo⸗
(dng) Krſpr. ein Blinder, bei der Muſterung unter—
gel chobener, zum Schein eingeftellterSoldat Lücken⸗
über; auch ein blinder, d. i. nicht eingejchriebener
Fahrgaſt; ein Einfchleiher in Schaufpielen u. dgl.
Vaſſiflora, f., pl. Paſſifidren, barb.-. eine Pflan-
g" attung, wozu die Paſſionsblume (f. unter
alfion) gehört.
Baffion, f. 1. (l. passio, v. pati, leiden) das Leiden,
die Marter, körperliche Schmerzen; bei. das letzte
Zeiden Ehrifti, u. die dem Andenken desjelben ge-
Baite 627
widmete Zeit; ‘auch die ganze En fions- oder
Leidensgeſchichte u. die dramatiſche od. mufi-
kaliſche Vorſtellung derſelben (Paſſions-Muſik;
vgl. Oratorium); P.-Woche, f. Leidens- oder
arterwoche; B.- Predigt, f. Leidens- od. Mar-
terpredigt; B.-Blume,f. ein zahlreiches Pilanzen-
geichlecht mit Blumen, auf deren Blättern man
die Werkzeuge der Kreuzigung Chrilti, Dornen-
frone, Nägel, Speer 2c., zu ſehen glaubt; ir
fir 2. (fr. passion, it. passione), die Leidenſchaft,
eftige Empfindung, Neigung, Begierde, Liebe,
Eifer; con passiöne oder passionäto, it. Ton!.
mit Leidenschaft, leidenschaftlich, nachdrücklich; Paſ⸗
fional, n.nl eine Sammlung hriftlicher Legenden
des Mittelalters, hauptjächlich von Chriſtus, Maria
und den Apofteln, fo genannt, weil die Baffion,
d. i. das Leiden Ehrifti, der Angelpunft des ganzen
Werkes ift; fich paſſionieren, fr. (se passionner)
inLeidenfchaftgeraten, ich) begeiftern; paſſioniert,
leidenschaftlich, eifrig für etwas eingenommen: ;
Paſſioniſten, pl. Mitglieder der Geſellſchaft vom
heiligen Kreuz oder vom Leiden Chrifti, eine geijt-
liche Brüderfchaft in Stalien.
Bafjip, I. (passivus, von pati, leiden) leidend, dul⸗
dend, leidſam, unwirkſam, untätig, entg. aktiv;
Pafline, pl. oder Paſſivſchulden, Schulden, die
man zu bezahlen hat, Berbindlichkeiten, entg. Af-
tivihulden; Paſſivhandel, |. Altivhandel;
Paſſivlegitimation, f. Beklagbarteit, Klaghaf-
tung; paſſiv legitimiert, verflagbar, der rechte
Beilagte; verbum passivum,.n. ein leidentliches
oder in der Leideform jtehendes Rede⸗ oder ne
wort, |. Berbum; Pafſivum, n. die Leideform
der Verba oder Zeitwörter; paſſivieren, barb.-|.
in Leidensſtand verfegen, untätig maden; Paſ—
finität, f. (ſpätl. passivitas) dag untätige Ver»
halten; Bafjivitätdes Eiſens, derZuſtanddes
Eifend, wenn e3, in Salpeterjäure getaucht, fich
mit einer Lage von Oxyd bededt und dann weiterer
Einwirkung unzugänglid) ift.
Paſſo, ın. it. (fpan. paso; vom l. passus, ſ. d.) der
Schritt, ein früheres ital. Längenmaß, in Venedig
— 5 Fuß (Piedi) — 1,739 m; passo passo, Schritt
für Schritt, langfam, bedächtig; Pafſometer, n.
Schrittzähler.
Paffulãt, m. nl. (v.it. pässola od. pässula, Rofine,
v. passo, welf, troden; vgl. Bafjarillen) Heilk. ein—
gedickter Rofinenfaft, Traubenhonig.
Paffus, m., pl. Paſſus, I. (von pand£re, passum,
ausbreiten, alſo eig.dag Ausbreiten der Füße beim
Gehen) der Schritt, als Längenmaß ein doppelter
Schritt = 5 Fuß; Vorfall; die Schriftitelle, der
Punkt; in hoc passu, in diefem Falle, für dieſen
Tall; passus geometricus, ein geometriicher
Schritt, Feldmefjerfchritt, von 5 Fuß; pari passu,
l. in gleihem Schritt, gleichmäßig.
Paſte, £. (v. ml., prov., jpan. u. it. pasta, fr. paste,
päte, Teig, von I. pistus, gejtampft, gefnetet, mit
Anlehnung an pascere, pastum, füttern, nähren,
astus, Nahrung, und pastillus, Mehlküglein), pl.
aiten,1. zu einer gäben Maſſe eingedidter Pflau—
menauszug; Teig, Maſſe, Teigpräparat; 2. Teig-
ſteine, Teig⸗Abgüſſe od. Abdrücke alter geſchnittener
Steine (Rameen) aus einem Teige von Siegellack,
Schwefel, Gips od. Glas 2c.; Paite, f. engl. (ſpr.
pet), eine zu einer Breimafje verrührte Zuſpeiſe,
die auf Brot, Semmel ufw. aufgetragen und bei
falten Büfetts mit aufgejtellt wird, 3. B. Sardel-
fen-Bafte, Anchovypaſte ujm.; Paſtawaren, Han⸗
delswaren aus Mehlteig, z. B. Nudeln u. a.; pa⸗
40*
623
Paſteke
ſtös u. paſtös (it. pastöso, fr. päteux), teigicht,
teigartig, weich, ſanft, fett im Kolorit; Paſtéll, m.
u.n. (it. pastello, fr. u. jpan. pastel) Farbenſtift,
Farbenteig-Stift, ein farbiaer Stift aus fein ge
ihlemmter Farbe; Paſtell-Maler, m. ein Farben—
ſtiftmaler, Trockenmaler; P.-zMalerei, f. Farben—
jtift- oder Trockenmalerei, Stiftmalerei; P.zGe⸗
mälde, n. ein Farbenftift-Gemälde, Stiftgemälde,
Trocdengemälde; en pastel, fr. (pr. ang) mit
Raitellfarben, trodnen Farben (malen); Bajtete,
f. (mI. pastata, fr. päte, m.) eine Teig- od. Bad-
ſpeiſe, ein Fleiſchkuchen; Paſteten-Bäcker, m. ein
Fleiſchkuchen-⸗Bäcker; Paſticcio, m. it. (pr. pa-
ſtitſcho) oder Paftiche, m. fr. (ſpr. paſtihſch') eig.
eine Paſtete, ein Gemijch, eine Miſchſpeiſe, Mal.
eine Nachahmung in der Manier eines berühmten
Malers, die für deſſen Arbeit ausgegeben wird;
Tonf. eine aus Tonstüden verfhiedener Meijter
zufammengefegteOpernmufif(Quodlibet);überh.
für Täufchung, Betrug, Borfpiegelung; Paftillus,
m. L., pl. Baitifen, Kügelhen aus Mehl, Frucht-
faft, Zuder 2c., Zeltchen, Bläschen; auch Räucher—
kügelchen od. Räucherferzen; pastilles du serail,
pl. fr. (fpr. paftij’ dü Berdj) in Indien aus Ka—
tehu, Zuder, Zimt und Wohlgerüchen bereitete
Kügelchen, die man im Munde zergehen läßt; p—
roborantes, pl. (ſprich: — roborangt’) ſtärkende
Kügelchen; Bajtild, pl. Paſtilas, ruf. eingedicdter
und gepreßter FSruchtjaft, vergl. Marmelade;
Baitillages, pl. fr. (ipr.paftijdhi”) Feines Zuder-
werk, zu allerlei Figuren ———
Pafteke, f. fr. (pasteque, ſpan. und port. pateca,
v. arab. bathich, biththich, Melone) die Wafjer-
melone.
saftenrifieren (ſpr. paſtör—), den Wein, die Milch
ulm. durch Erwärmung auf55—60°C. zur Tötung
der Defezellen und anderer Keimgebilde haltbar
machen, nach dem Berfahren v. 2. Paſteur; entfei-
men, feimfrei machen; Baftenrifierer, Entkeimer.
Paſticcio, Baftillus ꝛc., |. unter Bafte. _
Baitinäfe, £. (I. pastinäca) eine befannte Schirn-
pflanze und ihre eßbare ſüßliche Wurzel.
Bajtine, k. fr. der Gurtjattel von Zwillich und mit
Nchhaaren gefüttert bei jungen Pferden.
Raftor, m.,pl. Paſtören, l. (pästor, pl. pastöres,
von pascere, weiden) eig. ein Hirt; Seelenhirt,
Seeljorger, Diakonus, Brediger; PBajtarin, f.
die Bfarrerin, Pfarrfrau; Pastor fidus animä-
rum fidelium, treuer Hirt der gläubigen Seelen
(aus dejjen Abkürzung P. f. a. f. man das Wort
Pfaff herleiten wollte, welches jedoch aus dem
griech. pappäs, d. i. niederer Geiltlicher, clericus
minor, niederd. Bade, entitanden iſt); Pastor
loci, der Drtöpfarrer; P. primarius, der
erite Bjarrer, Oberpfarrer; P. seenndarins, der
ziveite Bfarrer, Unterprediger; paſtoräl (l. pasto-
ralis),hirtenmäßig, Ihäferlich, ländlich; den Pfarrer
und das Pfarramt betreffend, feelforgerifch, pfarr-
amtlih; Paftoräl-Briefe, pl. die Briefe des
Apoſtels Baulus an Timotheus u. Titus, welche
Anmeilungen zur Amtsführung enthalten; P.⸗—
Geſchäfte, pl. Riarramts-Gejchäfte, B,-Mlug=
heit, f. die Seeljorgerklugheit in der Führung
eines Bredigtamts; B,-Schreiben,n. ein Hirten-
brief; B.-Symphonie, f. das Hirtentonſtück; P.—
Zheologie od.-Wiſſenſchaft, f. Anleitung zur
Bredigtamtsführung; Baftorälle),n. ein Schäfer-
oder Hirtengedicht, Hirtenlied over Hirtenfpiel;
auch Schäferjpiel, ländliches Schaufpiel od. Sing-
jpiel; Paſtoralia, pl. Bfarranıt3- od. Prediger-
Pate
Angelegenheiten; Paſtorät, n.n!. Pfarre, Pfarr—
amt, Stelle u. Wohnung eines Predigers; Bafto-
rela, f. ſpan. u. prov., fr. Baftorelfe, ein Hirten-
lied von ſcherzhaftem Inhalt und lebhafter Sing-
weile; Baftordlio,n. it. ein eines Hirtengedicht;
Baftorite, f. die Hirtenflöte, das Hirten- und
Wächterhorn; Paſtoritium, n. I. ein Hirtenlied,
paſtös, ſ. Paſte. (Hirtengeſang.
dat od. patt, ſ. ſchachpatt unter Schach.
Pataca, f. oder Patacoͤn, m. ſpan. eine Silber—
münze, ein ſpaniſcher Taler, etwa ein Konven—
tions-Taler an Wert; Patäca, f. auch eine Rech—
nungsmünze in Braſilien, früher = 820, jetzt —
640 Reis oder 1,46 .4; Pataͤcca, k. it. ehemals
eine Nechnungsmünze in Neapel, = 1, Ducato
di regno — 1,72 4; Patacão, m. (fpr. —fanjo)
eine brafilian. Rechnungsmünze von 3 Patacas od.
1920 Reis, im Handel aber meijt höher, bis zu
2000 Reis od. 2 Milreis gerechnet.
Patache, f. ſpan. u. fr., auch Pataͤſche (vol. arab.
batash, pl. batas, ein Kriegs- u. auch Laftichiff),
ein Wachtfchiff, Auslieger, zweimaftiges Kauffahr-
teifchiff, be. in Spanien u. Bortugal.
Patagon, m. eine ehemal. brabanter Silbermünze,
ein brabanter Taler = 48 Patars (Stüber oder
Spus) — ungef. 3 —A A.
Patagsnen od. Patagonier, pl. eine Völkerſchaft
in Sidamerifa von ungewöhnlicher Leibesgröße.
Piütdt, m., pl. Pätali, ruſſ. (von pätj, fünf) eine
ruſſiſche Münze von 5 Kopefen.
Batate, f. (wahrſch. entitellt aus Patate, ſ. Ba-
tate) eine gelbichalige ſpäte Kartoffel-Art.
Patdr, Patdrd, m. fr. (uripr. flamänd. patar, an-
gebl. v. Betrus, Beter, weil diefe Münze den
Apoſtel Petrus im Gepräge hat) ein Stüber oder
Sou, früher eine Scheidemünge in Brabant, Flan—
dern 2c., ungef. 0,07 bi3 0.08 4 wert. l
Pataria, f. u. Batarener, pl. it. (patareni, von
pataria, dem Yumpenjammlerviertel in Mailand
benannt, wo fi) 1053 diefelben verfammelten)
Spottname der Befämpfer der Prieſterehe zur Zeit
Gregors VII.
Batas, m. der rote Affe in Afrika, bei. in Sene—
gambien.
Vataten, pl. Kartoffeln (im Italieniſchen u. Spa-
niichen); au) — Bataten.
Batatichof, |. Piataf. f
Batapinttät, f. I. (Patavinitas, v. Patavium, Pa-
dua) die Mundart der Bewohner der ital. Stadt
Padua; bej. die nach) den Alten etwas unrömiſche
Schreibart des in Badua geborenen Geſchichtſchrei—
bers Livius.
Paͤtcholi od. Paͤtchouli, m. (ſpr. patſcholi, patſchuli)
ein ſtarkriechendes Kraut in Neuholland (Plectran-
thus graveölens) und ein daraus bereiteter ſtark
duftender Riechſtoff; als ätheriſches DI: Pat—
chouliöl.
Pate, k., pl. Paten, fr. (päte, pl. pätes, dv. jpan.
pasta, Teig, Metallmaffe, zujammengejchmolgener
Klumpen, Gold- od. Silberitange; val. Bafte) Teig;
Silberbarren, die durch den Schleihhandel unge-
jtempelt aus den fpan. Beſitzungen in Amerika
ausgeführt wurden; päte pectorale (jpr. paht
peftorapl), Bruftteig, ein angebl. Bruftheilmittel;
Päte sur päte (fpr. paht Bür paht) farbiges gla-
jiertes Borzellan, auf dem erhabene weiße u. durch⸗
ſcheinende Verzierungen ſich befinden; en päte
(ipr. ang paht), in: Teigform 6; B. Farbeitoffe);
Päte d’Italie (pr. paht v’italih), Formnudeln,
italien. Nudeln; Päte, m. fr. (fpr. pateh) Paſtete.
Patefaktion
Patefaktion, f. I. (patefactio, von patefacẽre, öff-
nen, eröffnen) die Eröffnung, Entdedung, Befannt-
machung.
Patelin, m fr. (jpr.—läng; v. Pathelin, dem Na-
men der Hauptperfon in einer gegen Ende des
15. Jahrh. von Pierre Blanchet gedichteten Poſſe)
ein jchmeichlerischer Betrüger, Schleicher, Fuchs—
Ihmänzer, Fuchs; Ppatelinteren (fr. pateliner),
fuchsſchwänzen, fchleichen; — — ——
(ſſpr. —ndhieh’) die Schleicherei, Fuchsſchwänzerei;
VBatelineur, m. (fpr. —nöhr) = Patelin.
Patella, f. I. (eia. Schale, Schüffel) Knieſcheibe.
Patélle, £., pl. Batellen (von lat. patella, Schale,
Schüſſel, Verkl. von patéra, f. d.) Napffchneden;
Hatelliförm, nl. tellerförmig; Patellit, m., pl.
en, verteinerte Napfichnede; Patẽne, f. mlat.
patena, [. patina, Schale, f. d.) das Kelchſchüſſel—
chen od. Hojtientellerchen beim Abendmahl.
Patent, n. (nl. patens, patenta, v. [. pätens, offen,
b. patere, offen jein) ein offener Brief, öffentlic)
angejchlagener oder befannt gemachter obrigteit-
licher Befehl (I. littörae patentes); die Urkunde
einer Anftellung, eine Bejtallung, Beftallung3-
urkunde; eineSchugurfunde, ein Schußbrief, worin
jemand gewilje Vorteile, Vorzüge oder Vorrechte
zugelichert werden, daher VBatent-Strümpfe,
P.⸗Knöpfe, B.-Papier 2c., überhaupt Pa—
tentwaren, mit Bevorreshtigung verfertigte Wa-
ren; befond. ein Erfindungs-Patent, wodurch
den Urheber einer nützlichen Erfindung das Recht
der ausschließlichen Nutzung derjelben auf eine
Reihe von Schren zugeftanden wird; ferner: der
Gewerbeſchein, d. i. ver Erlaubnisfchein, ein Ge-
werbe zu treiben, der in Staaten, mo Gewerbefrei—
heit beiteht, gegen eine gejeliche Steuer (Batent-
oder Gewerbe- Steuer) erteilt wird; daher: Pa—
tentlizenz, f. Batentabgabe, Batent- oder Aus—
fügrungsbefugnis; Watentmeifter, m. ein Hand-
werfer, der nur auf jeinen Gewerbeſchein das Mei-
jterreht übt; patent, Studentenipr. fauber, nett,
modiſch; patente netta, f. it. Geſundheitsſchein,
Beicheinigung, daß am Abgangsort eines Reijen-
den od. einer Ware ein reiner Gejundheitszuftand,
feine anjtedende Krankheit herrſche; patente
sporca, f. ein Zeugnis, daß der Gefundheitszu-
jtand des betr. Ortes nicht rein jei; patentieren
oder Hatentiiicren, ein Vorrecht erteilen, durch
ein Patent ſchützen.
®ater, m., I. päter (gr. pater), pl.patres, der Ba-
ter; Rirchenvater, chriftlicher Kirchenlehrer in den
eriten Sahrhunderten; Mönch oder Ordensgeift-
fiher; Bater-Bier, n. das ftärfere Bier für die
Oberen in Klöftern, entgegen dem Konventbier
(Kofent); pater adoptıvus, der Wahlvater, der
jemand an Kindes Statt angenommen hat; p. fa-
milias, der Haus- od. Samilienvater, unabhängi-
er Hausherr; der nach) röm. Recht Kinder und
Sfaven in jeiner Gewalt hat od. haben fann; p.
atriae, Vater des Vaterlands; pater peccävi,
Bater, ich habe gejündigt (aus der Parabel vonı
verlorenen Sohn, Luk. 15, 21), dah. pat. peccavi
jagen, — flehentlich bitten, fich auf Gnade u. Un-
gnade ergeben; pater provinciälis, ſ. Brovin-
etalis (unter Provinz); ad patres, zu den Vä—
tern (gehen oder jchiden, d. i. jterben oder aus der
Welt jchaffen); patres od. patres conscripti,
Ehrenname u. Anredetitel der altrömifchen Sena-
toren; p. apostolici, ſ. apoftolifche Väter;
p. ecelesiästiei, Kirchenväter; paterneil, fr. (pa-
ternel) väterlich; Paternttät, f. (I.paternitas) die |
Pathos 629
Baterichaft, Baterwürde, der Vaterſtand; Pater—
nöfter, n. (v. I. pater noster,d. i. unjer Vater)
der Anfang des chriftl. Hauptgebetes u. dab. überh.
für das Vaterunjer; die beim katholiſchen Rofen-
franzgebet gebrauchte Perlenſchnur (Roſenkranz);
auch eine Verzierung am Gefimfe; das Pater—
nojterwerf od. die Baternofterfunft, da3 Roſen—
franzwerf, Tafchenwerf, die Tajchenkunft, eine
Schöpf- od. Zugwafler-Mafchine, mit einer aus
federnen Kugeln bejtehenden Kette, das Waſſer
aus der Tiefe zu holen; Vaternoſter-Aufzug,
Kettenaufzug, Becherwerk; Baternofter=&ebläfe,
Kettengebläfe.
Batera, [., od. Patere, £., pl. Pateren (fr. patöre),
ein flaches Trink» od. Opfergeſchirr, eine vömifche
Opferſchale.
Päterik, m. ruſſ. (v. pätj, fünf; vol. Pätah)ein ruſſ.
Gewicht = Pud = 5 ruf). Pfund — 2,047 kg.
paterna zc,, paternell, Paternität, Paternofter,
j. unter Bater. L[feierlich, wiirdevoll, erhaben.
patetico, it. (= pathetifch, |. unter Pathos) Tonk.
datenz, fr. (ſpr. patöh) = paſtös, Paſte.
Pathos, n. gr. (päthos, v. päschein, pathein, lei-
ven, auch überh. ſich in einem Zuftande befinden)
das Leiden, die Krankheit; der Leidenszuſtand, bei.
der Seele; die Leidenſchaft, Iebhafte Gemütsbewe—
gung; bef. das Bewegende, Rihrende im Ausdrud,
die leidenschaftliche Erhabenheit, hohe Rührung od.
Empfindung eines Redners od. Dichters, Wärme,
Glut, Schwung, Nachdruck, die leidenjchaftliche u.
zugleich begeijternde Sprache im Drama, bej. in
der Tragödie und überh. jede höhere Ausdruds-
weise; auch: hochtrabende Art; Pathos der Di—
ftanz, nach Niegiche: das leidenſchaftliche Streben
des Wenjchen, andere Menjchen zu überholen und
diefe in großer Diſtanz hinter ſich zurüdzulafien,
auch wenn jie unferes Mitgefühls u. unferer Dilfe
bedürfen, ala Übermenſch fühllos über fie hinweg—
ſchreiten; Pathos der Reſonanz, nad) yon: das
leidenschaftliche Streben nad) Widerhall in gleich»
empfindenden Wejen, um mit diefen immer neue
und höhere Einheiten zu bilden, al3 wejentliche
Eigenjchaft des Genies; Pathẽma, n. gr. (p&-
thema) Leiden, Unglück, bei. Seelenleiden; Leiden—
haft; pathemätiſch, die Leidenjchaften betr.;
Pathematologie, f. die Lehre von den Leiden»
ſchaften; pathetifch (gr. pathetikö ss), leidenſchaft-
lid) empfindend, empfindungsvoll; erſchütternd,
eindringlich, Hohe Einpfindungen erregend; Fraft-
und wirdevoll, feierlich; Wathifer, m. (gr. pathi-
kös, [. pathicus) ein Luſtknabe, der jich zu wider-
natütrlicherUnzuchtmißgbrauchen läßt (vgl. Cinäd);
Paͤthik, f. widernatürliche Unzucht, Knabenſchän—
derei; Pathogenie, f. Heilf. die Lehre von Ent-
ftehung der Kranfyeiten; pathogeniſch, Krankheit
erzeugend; Pathognömit, f. die Lehre von den
Zeichen der Krankheiten und deren richtiger Be-
urteilung; pathognömiſch oder pathognöſtiſch,
Krankheiten bejtimmend und unterjiheidend; Pa—
thographie,f.Bejchreibung derKrankheitsformen;
Batholdg, m. einsrantgeitsfenner: Pathologie,
f. die Krankheitskunde, od.dieXehre von den Krank—
heiten, ihren verjchiedenen Gattungen und Arten
(Nojologie, auch Bhänomenologie), ihren
Urfachen u. Beranlafjungen(Atiologie),u.ihren
Anzeigen oder fi äußernden Erjcheinungen und
BZufällen (Symptomatologie); patholögiſch,
ur Krankheitslehre gehörig; kranthaft; im der
Philos. ſinnlich, durch finnliche Antriebe; Patho—
nöie, f.(gr.pathopoiia) die Leidenſchaft-Erreguug.
530 patibel
batibel, I. (patibilis, v. pati,leiden) leidlich, erträg-
lic); leidend; Patient, m. (I. patiens) ein Leiden—
der, Kranker: Batientenftube, f. die Kranken—
itube; patientia, f. I. oder verf. Patienz u. Pa—
tience, fr. (pr. paßjangß’) die Geduld, Duldung,
Ertragung; Patience, f. auch das Geduldſpiel, ein
Kartenspiel unter zwei Perfonen, das auch einer
allein jpielen kann, und verichiedene Spiele mit
Rarten zum Zeitvertreib für eine einzelne Berjon;
auch das Skapulier der Nonnen; patientia vineit
omnia, I. Geduld überwindet alles; Patienz-
fraut, n.(Rumex patientia), dag Öeduldfraut, der
Gartenampfer, engliicher Spinat, ein befanntes
Küchengewächs; fih patientieren (fr. patienter),
jich gedulden, mit Geduld warten.
Rating oder Batine, f. I. (vgl. Batelle u. aerugo)
Scale, Schüffel; Edelroft, der braune oder grüne
Roit-Überzug auf antiken fupfernen oder erzenen
Münzen, Standbildern, Kunſtwerken u. dgl., aud)
durch chemiſche Mittel dem alten Roſte künſtlich
nachgemacht; patinieren, dieſen Überzug erzeu—
gen; ſ. auch unter Patins.
Patins, pl. fr. (ſpr. patängs; sing. patin, ml. pa-
tinus, it. pattino), oder Patinen, Stelsfchuhe,
Stödelihuhe, Damenſchuhe mit hohen Abfägen;
Pantoffelſchuhe; Überfchuhe; auch Schlittſchuͤhe;
patinieren, Schlittihuh laufen; Patineur, m.
(ipr. —öhr) der Schlitticduhläufer.
Paͤtio, m.ipan.(port.päteo, pätio, fatal. pati, ſpan.
auch patin, v. I. patere, offen jein, unbedeckt fein)
der innere Hofraum der Wohnhäufer, der Wohn-
hof, im Sommer der gewöhnt. Aufenthaltgort der
Yamilien im ſüdl. Spanien.
Patira, f. fpan. (aus einer füdamerifan. Sprade)
das Biſamſchwein, Moſchusſchwein.
Batifferte, £. fr. (v. päte, Teig, päte, Paſtete; vgl.
Paſte) Backwerk, Pafteten-Gebäd; auch die Ba-
jtetenbäderei; Patiſſier, m. (fpr. patißjeh) ein
Paſtetenbäcker; Patiſſoire, m. (pr. —odhr’) ein
Paſtetenbäckertiſch.
Patiffote, f. fr. (pr. —B0d’) ein ſchweres chineſiſches
Seidenzeug.
Patois, n. fr. (fpr. —tod; v. gleichj. altfr. paois,
mit euphonifch eingefchobenen t, um den Hiatug
zu vermeiden, v. gleich]. [. oder ml. pagensis, e,
ländlich, v.[.pagus, Dorf, Gau) die gemeine (platte)
Mundart, Blatt, Bauerniprade; Kauderwelſch.
Patraͤque, f. fr. (pr. —traf) altes abgenutztes Ge—
rät, Gerümpel, Trödelware.
Patres, I. pl. v. Pater, .d.; Batrin, f. da3 Ba-
terland; in patria, im Baterlande, in der Hei—
mat; pro patria, für daS Vaterland; patria po-
testas, j. unter Boteftät.
Patriaͤrch, m. gr.(patriärchös, v.patria, Geſchlecht,
Stamm u. arche, Anfang) der Stammovater eines
Geſchlechts, Urvater, Erz- oder Altvater; bef. die
Stammoäter u. Samilienhäupter der jüd. Nation;
jeit dem 5. Jahrh. Titel der Biſchöfe zu Rom,
Konjtantinopel, Alerandria, Antiochia und Seru-
falem; jpäter nur Titel der Oberbifchöfe in der
morgenländiichen Kirche; uneig. ein ehrwürdiger
Sreis; patriarchaͤliſch, nl. (patriarchälis) erz-
väterlich, altväterlicd, ehrwürdig; patriardha-
liſcheKegierung, hausväterlicheFamilienregie—
rung; Patriarchäl-Kirche, f. eine Hauptkirche;
Batriardhät, n. das Erzvatertum; die Wirde u.
das Gebiet eines Oberbijchof3.
Batrimontum, n. I. (v. pater, Vater) das väter-
liche Erbe, Erbgut, Stammgut, Erbvermögen, an-
geſtammte Vermögen; Patrimonium Petri, das
Patron
vorgebliche Erbteil des heil. Petrus, ein Teil des
Kirchenſtaates, das Gebiet um Rom, welches Kon-
ftantin d. Gr. im 4. Jahrh. dem Papſte geſchenkt
haben joll; patrimoniäl (jpätl. patrimoniälis),
zum väterlichen Erbgute gehörig, (vom Bater) er-
erbt, angeſtammt, ureigen; erbherrlih; Patri—
moniäl-Güter, pl. Erbgüter, väterliche Zehen;
P.-Gericht, n. ein erb- oder grundherrliches Ge-
richt, Deirengeriht; P.-Jurisdiktion, f. oder
P.: Gerichtsbarkeit, f. die gutsherrlihe, am
Grundbeſiztz haftende Gerichtsbarkeit iiber die Guts—
eingefeffenen,entg.der Gerichtöbarfeit des Staates;
P.-Pfarre, f. guts- od. erbherrliche Pfarre.
Patrinus, m ml. (v. l. pater) der Taufvater, Bate.
Patriomanie, f. l.-gr. (v. I. patria, Vaterland; vgl.
u Baterlandswut, übertriebene Baterlands-
iebe.
Patriot, m. (ml. patriöta, v. gr. patridtes, Lands⸗
mann, d. pätrios, väterlich, vaterländiich) ein Ba-
terlandsfreund, vaterländifch Öejinnter; patrig-
tiſch, vaterländiich gelinnt, vaterlandsliebend, va-
terländiſch; Patriotismus, m. die Vaterland3-
liebe, der Baterlandsiinn; Patriotenliga, f. eine
Bereinigung franzöfiicher Batrioten (v. Deroulede
gearündet), die den Zweck hat, Elſaß-Lothringen
wieder Frankreich einzuverleiben.
Natriiieren, nl. (ſchon altl. patrissäre, von pater,
Bater) den Bater nacharten od. nachichlagen, ihm
ähnlich werden. e
Patriſtik oder Batrologie, f. gr. (vgl. Pater) die
Kirchenväterkunde, Kenntnis der hriftlichen Kir-
chenväter und ihrer Lehrmeinungen; Patriſtiker
oder Patrolog, m. ein Kenner der Kirchenväter
und ihrer Schriften, Kirchenväter-Kundiger; pa—
triftiſch oder patroloͤgiſch, kirchenväterkundig,
die Lehren der Kirchenväter betreffend.
Batrize, f. (vom I. pater, Vater) die Urform, der
SAME eanpel od.Stempelbeim Schhriftgießen;vgl.
Matrize.
Patrisier, m. I. (Patrickus, pl. Patrieti, b. i. von
Senatoren od. patres abftammend, dal. Pater) ein
Edelbürger, Ratsfähiger im alten Rom, gewiſſe
Familien, welche wegen ihrer Abkunft in den frü-
heren Zeiten de3 römischen Staates bedeutende
Vorrechte genofjen, entg. ven Plebejern; in ehe-
mals deutichen Reichsſtädten Stadtadelige, rats—
fähige Gefchlechter; Watrieins, m. Titel der ehem.
kathol. deutichen Kaiſer als Schugherren von Rom;
patriziſch, edelbürgerlic),ftadtadelig; Batriztät,
n.,t.ım.(l. patriciätus) derBürger- od. Stadtadel.
Patrociniuin, n., pl. Batrocinia oder Patroci⸗
nien, [. (von patrönus; vg!. Patron) der Öönner-
ihuß, Schirm, Rechtsbeiftand;diellbernahme einer
anvertrauten Prozeßführung; auch ein Schugmit-
tel; atrozinteren (l.patrocinari), beihügen, be»
ſchirmen, unterjtügen; Batrozinatton, Vatrozi⸗
nanz, f. nl. die Beſchützung, Fürſorge.
Batrolle, f. Batrouille; Patrologie, |. Pa-
triſtik.
Patron, m. l. (patrönus) ein Schutzherr, Beſchützer,
Schiemvogt, Gönner; Schugheiliger (Schußpa-
tron); Schiffsherr, Handlungsherr; Kirchenherr
(Rirhenpatron);Amtövergeber,Lehnsherrüber
geiſtliche Amter; auch fcherzd. f. Menih, Mann,
3.B. ein Iuftiger Patron; patrönus causae, ein
Nechtsbeiftand, Anwalt; p. flsci, = Fiskal;
atrönag oder Patrönin, f. die Schutzherrin,
chutzheilige; Patronage, f. ſſpr. —nahſch)
oder Patronanz, f. lat. Günſtlingswirtſchaft,
SGönnertum; Batrenat, n., r. m. ([, patronatus)
Patrone
die Würde od. das Amt des Schußherrn; aud =
Vatronät-Ncht, |. jus patronatus; Patronat-
Bfarre, Gutsherrn- oder Herrenpfarre.
Batröne, f. (fr. und jpan. patron; ml. patrönus;
bildliche Anmendung des |. patronus, ſ. Batron;
it. padröna) Form, Mufter; Schußhülſe, Ladung;
Schablone; Schugjtreifen (in der Druderei); Pa—
tronnenr, m. (jpr. —öhr) der Mujfterzeichner;
Hatronnieren, nach einem Mufter durchzeichnen,
paujen. jchablonieren; Patronenholz, m. der Lehr⸗
ſtock; Patronen-Taſche, k. Schußtaſche, Ladungs—
taſche, Soldaten-Taſche für die Patronen; patros
nieren, Patronen machen.
Vatronymifon, gr., oder I. Patronhmicum, n.,
pl. Batronymila od. — ca (von pater, Vater, u.
önyma == 6noma, Name), der Bater-, Geſchlechts—
od. Stammmame, ein vom Namen de3 Vaters ab-
geleiteter Name, 3. B. Herakliden v. Herakles ꝛc.;
patronijmiſch, nach des Vaters Namen genannt,
nad) dem Abkunftsnamen.
Patrouille, f. fr. (jpr. patrüj'; altfr. patrouille, v.
patrouiller, altfr. patouiller, d. i. eig. mit den
Pfoten oder Händen in ſchmutzigem Waffer man-
jchen, daher im Kote herumtreten, v. pate, patte,
Pfote, Hand) die Streif- od. Scharwade, Streif-
ſchar; nächtlich HerumgehendeSoldatenwacde; Pa—
gronillentrveppe, Schleichtreppe; patrouillieren
{ = patrouiller), die Runde machen, jtreifen, ab-
Uchen.
Vatruẽlis, m. l. (v. patruus, des Vaters Bruder,
der Oheim) ein Vaterbrudersſohn; pl. Patruẽles,
Geſchwiſterkinder von väterlicher Seite.
Patſchuli, ſ. Patchouli.
Patte, f. fr. (d. i. eig. Pfote; dann das Faſſende,
Ubergreifende, Deckende; it. patta, Klappe an Klei—
dern) Taſchenklappe, Tafchendedel;patte Aregler,
Linienzieher (für Mufitnoten), vgl. Raſtral.
pattieren, fr. (patter) mit einem Najtral liniieren,
Notenlinien ziehen, mit Notenlinien beziehen.
Ban, n. ein Längenmaß in Afrika, von 0,400 bis
0,750 m.
Baucität, f. [. (paucitas, von paucus, wenig) Die
er geringe Anzahl.
Baul, 1. Paulus.
paulätim, [. (von paulus, wenig) allmählich; pau-
latim longius itur, allmählich fommt man weiter.
Paulette, f. fr. (ipr. polett’) eine jährliche Abgabe
von erfauften Amtern im ehemaligen Frankreich
(nadı Charles Baulet benannt, der fie 1604 in
Borichlag bradite); dah. überh. Amier- od. Stellen-
verfauf. “
Baulteianer, pl. Überreite der Manichäer u. Gno—
itifer in Armenien feit dem 8. Sahrh., nach einem
Barteihaupte Paulus jo genannt; Pauliner od.
Paulaner, ſ. Minimen; Baulinismus, m. die
eigentümliche Lehre des Apojtels Paulus, entg.
dem ſogen. Judenchriſtentum u. anderen befonderen
Anſichten der Apojtel Betrug und Johannes.
®Baulit, m. (nach dem Fundorte, der St. Bauls-
Inſel an der Küſte von Labrador) = Hyper—
ithen, f. d.
Paulus oder Paul, m. [. (v. paulus, a, um — gr.
pauros, flein, gering) männl. Name: der Geringe,
Kleine, Shlihte; Pauline u. Pauliska, f. weibt.
Name: die Geringe, Kleine, Schlihte; Paulö—
Pabie 631
PBauperes; panperiäs u. paupértas, vd. Pau⸗
er, f., fr. Pauprete, f. (fpr. pom’rteh) die
Irmut, Dürftigfeit, Armfeligfeit; pauperies,
Rſpr. ein Schaden (fofern er den Befchädigten är-
mer mad)t), bei. der durch ein Tier bewirkte Scha-
den; actio de pauperie, Klage wegen des durch
ein Tier verurfachten Schaden gegen den Beſitzer
de3 Tiere; paupertätis juramentum, j. jura-
mentum; p. testimonium, j. testimonium p—;
p- votum, ſ. Botum; Panperismus, m. (ein
neugemachtes Wort franzöfifcher Erfindung) das
Armenwejen, die Vollsarmut, Mafjenarmut, die
Lehre von derBerarmung, deren Urſachen und Ab-
hilfe; Banprehonteug, m. fr. (fpr. pow’rhong-
töh) ein verſchämter Armer, Hausarmer, der ſich
Ihämt zu betteln; Paubret, m. (fpr. pow'reh) ein
armer Schelm, armer Teufel; Paubreétte vder
Pauvräfſe, f. eine Arme, Bettelfrau. N
Pauſchäle, n. barb.-I. Durchſchnitts- oder Über—
ſchlagsſumme, in Ofterreich amtlicher Ausdruck für
Beſoldungs- od. Dienitkoiten-Fonds; Pauſchaͤl⸗
Vergütung, f. Boftd. Durhicnittsvergütung,
an in Baufch u. Bogen; Pauſchalierung,
Feſtſetzung einer jolchen Summe over Vergütung.
Bande, f. I. (pausa, v. gr. pausis, von patein, auf-
hören machen) der Ruhepunft, Stillitand, Rajt, ein
Stillhalten, Schweigen, bei. in der Muſik; Schwei-
gezeichen oder Ruhezeichen; Pauſis, f. gr. Heilk.
das Aufhören, Nachlafjen, die Beruhigung; pau—
fieren, l.(pausäre) innehalten od. einhalten, ruhen,
eine Zeitlang aufhören, ſchweigen, Halt maden;
PBanjant, m. ein Säumiger.
Paudre, Paubreté 2c., |. unter pauper.
Bapage, |. unter Bave.
Babdıme, m. fr. (in Ylorida palame) = Saſſa—
fras.
| Bapdne, k. fr. (ſpr. v wie w; ſpan. pavana, vom
ſpan. pavon, pavo, Pfau — lJ. pavo) der Pfauen—
tanz, ein ſpan. ſehr ernſthaft ſich fortbewegender
Tanz und das denſelben begleitende Tonſtück; auch
der ernſtfeierliche ſtolze Gang, ſpaniſche Schritt,
Pfauentritt; ſich papanieren (fr. sepavaner),jic)
brüſten, wie ein Pfau, ſtolz einherſchreiten.
Band, n. fr. (ſpr. paweh; von paver, pflaſtern, vom
{. pavire, fejtichlagen, pavimentum, Eitrich) Stein-
pflaiter, Pflajter, bei. nahe an den Häujern; au
pav6 (pr. o pamweh) ſetzen, aufdie Gafjejegen, hin—
austerfen, brot= oder nahrungslos maden; Pa—
vage, n. (jpr. pawahſch') das Straßenpflafter; das
Pflaſtern; Pflaftergeld.
Pabvedette, f. die Brief- oder Poſttaube.
Paveſen, pl. (jpan. paves, it. pavese, fr. pavois,
wahrjch. von der Stadt Pavia, mo fie etwa ver-
fertigt wurden) ehemals große mit Eifenblech be-
ichlagene Schilde, untenmit einemeijernen Stachel,
um bei Belagerungen zum Schuß der Armbruft-
fügen in die Erde geſtoßen zu Nerden; auc) ein
ihildförmiges Gebäd, j. Boffejen; Papejdde,
f. fr. Schiffipr. die Schirmwand, das Schanztleid
auf Kriegsihiffen.
Paͤvian, m. (it. babbuino, fpan. babuino, fr. ba-
bouin, engl. baboon, altengl. babion, babian,
niederd. bavian, ml. baboynus, babovinus, papio)
eine Art kurzgeſchwänzter, jehr wilder Affen in
Afrika; Seejpr. der Bootswächter.
witſch, m. u. Pauloͤwna, f. ruſſiſch, Pauls Sohn, Pavbie, f., pl. Pavien, fr. (ipan. pavia; angeblich
Bauls Todter.
uper; |. fr. pauvbre, al3 Adv. paubrement (pr.
vow’rmdng), arm, dürftig, ad ärmlich;
Pauper, m. ein Armer, beſ. armer Schüler, pl.
|
|
|
|
j
|
von der ital. Stadt Bavia, woher fie ſtammen
jollen) Härtlinge, Pitrfiche, deren Stein fich nicht
vom Sleijche löft; eine feine weiße gemufterte
Flachsleinwand.
632 Pabillon
Papillon, m. fr. (ſpr. pemljong; vom l. papilio,
Schmetterling, dann uneig. Zelt; ml. auchpavilio)
ein Zelthaus Zeltdach, Gartenzelt; Zeltbett; Ne-
bengebäude, Flügel od.Zeltflügel bei einemPalaſte;
bej. ein Sommer-, Luſt- od. Gartenhäuschen mit
rundem Dache, Rundgebäude, Kurppelgebäude; Die
Krone od. der obere Teil eines gefaßten Brillanten;
der Wappenmantel; jede Fahne, auf welcher die
Nationalfarben eines Volkes zuſammengeſtellt find,
beſ. die Flagge, Schiffsfahne; auch die Stürze der
Blasinſtrumente.
Papiment, n. l. (pavimentum; vgl. Pavé) Getäfel,
buntes Rflafter, Eſtrich.
Pavonie, f. nl. (pavonia, von pavo, der Pfau) eine
Art Korallen, zuden Madreporen(l.d.)gehörend;
auch eine Pflanzengattung aus der Yamilie der
Malvengewächſe.
Pavor, m. I. (von pavere, vor Furcht oder Angſt
beten) Furcht, Schreden; Heilk. ſchreckhaftes Auf-
fahren im Schlafen. 2
PBatwoinif, m. rufj.(v. powiwatj, entbinden, pawöoi,
Entbindung) eine reichgeftidte Haube oder Kappe,
Kopfputz der rufj. Bauerfrau, bef. der Amme.
Par, f. (Gen. pacis) I. der Friede; röm. Yabell. die
Friedensgättin: auch als Zurufpax? Friede! halt!
Nuhe! bei Wettläufern; pax vobiseum, Triede
(jei) mit euch! in pace od. in bona pace, in Frie-
den, in guter Ruhe; pace tua, mit deiner Erlaub-
nis; pacem od. Pacem, ein Yrieden3bild oder
ein agnus Dei. agnus), welches der fathol. Brie-
jter nad) der Meſſe dem Bolfe zum Küſſen dar-
reicht, mit den Worten: pax Domini vobiscum!
der Friede des Herrn fei mit euch! auch der Backen—
jtreich, den der firmelnde Bijchof erteilt.
payabie, fr. (pr. päjdb’L; v. payer, zahlen = prov.
payar, pagar, it. pagare, ſpan. pagar, vom I. pa-
cäre, befriedigen) zahlbar, fällig; Payement over
Paiement, n. (fpr. päj'mdng) die Bezahlung; der
Sold; auch die Zahlwoche auf Meilen und die Zah—
lungsfriit, vgl. BPagament; Bayenr, m. (jpr.
päjöhr) der Zahlmeilter; payeur gen6ral(jpr. —
ſchenercil) der Oberzahlmeiiter.
Pahaͤnne, f. eine Gattung roher Seide aus Neapel;
Baya, m. eine Art levantiſcher Seide; aud) grobes
Baummollengarn von Aleppo.
Payement, Bayenr, j. unter payabie.
Pays, n. fr. (jpr. pe-ih; prov. paes, it. paese, vom
gleich). I. pagense; vgl. Patois) daS Land; pays
de cocagne, ſ. unter Cocagna; Pahſage, f.,r.
n. (ſpr. pe-ijahfeh’) eine Zandichaft; Bayiagift, m.
ein Landſchafismaler; paysage intime (jpr. —
ängtihm), Stimmungslandiaft, Stimmungsbild.
Bazonales, j. Paramos.
Pazzo, ın. it. (vom it. pazziare, unfinnig fein) ein
Narr; in Biemont = Rretin.
Peane, n. fr. (fpr. pedbi&; it. pedaggio, vom mi.
pedagiunn, ſ. d.) das Wegegeld, der Zoll; die Mit-
benugung einer Bahnftrede, 3. B. Beage-Ver-
trag, Péeage-Recht.
Peajackett, n. enal. (pr. pih —) blauer Tuchüber—
zieher der Watrojen; Seemanns-Flaus gegen Un-
wetter; anliegende furze Jade aus didem Stoff
für Kinder.
Beat, n. engl. (jpr. piht) Berggipfel; der Specht;
eine Art Meerichnedenichalen, die in Nordamerika
anstatt der Münzen diente,
Peate-Boot, n. (ipr.pihl—) eine Art Rettungsboot,
das der Wiederaufrihtung fähig ift.
Pears Soap, f. engl. (jpr. pärs ßop, von engl. pear,
Birne, und soap, Seife), eine englifche Seife.
Perunia
ı Peau, f. pl. Peaux, fr. (fpr. poh) die Haut, das
Gel; Leder; peau d’Espagne (|pr. —despanj),
Ipanijches Leder; peaux de chamois (jpr. —
dD’ichdmoah), mit ÖL zugerichtete Gemfen-, auch
Biegen- u. Schaffelle; p. de diable (pr. —d’jabl),
ı eig. Teufelsfelfe, englifches Leder.
Pebeco, ein Buchjtabenwort (aus Paul Beiers—
an u. &o.), ein Hamburger Gefchäft für Zahn—
aſta.
Pecado, ſpan. Sünde, Pecadillo, ſpan. kleine
| Becart, ſ. Pekari. ſ(Sünde.
Peccadille, f. fr. (ſpr. — dij) eine kleine Sünde,
geringes Vergehen.
peccieren, I. peccäre) fehlen, verſehen, verſtoßen,
ſich vergehen, ſündigen; peccävi, ich habe geſün—
digt oder gefehlt; als Hauptw. n. das Siindenbe-
kenntnis; peceätum, n. das Verſehen, Vergehen,
die Sünde; p. commissiönis, Begehungsjünde;
p. ommissionis, Unterlaljungsjünde; p. origi-
nis, eig. die Urſprungsſünde, die Erbfünde; Per—
cätor, m. ſpätl. der Sünder; peccatöriſch und
Beccäbßel, nl. (fr. peccable) fündhaft, ſündig;
Peccabilität, k. die Sindhaftigkeit.
Pecco od. Pecco-Tee, m. (v. chineſ. pih-haou) ein
feiner chinejilcher Tee.
Pechtmals, pl. türk. feidene od. halbjeidene Teller-
oder Handtüder.
Pechhägra, n. gr. (von p&chys, der Ellbogen) Heil.
|
|
|
die Elldogengict.
Bel, n. (unt. Bed) engl. ein Viertel (näml. Bujhel),
Hohlmaß für trodene Dinge — 9,087 1, vgl.
Quarter. |
VBecten, m. l. (eig. der Kamm, dv. pect£re, kämmen)
die Kammuſchel; Heilf. die Schamhaare; auch
der Schamfnochen dabei.
Bectin od. VBektin, n. (v. gr. pektös, feit, verdidt,
geronnen, dv. pegnynai, feſtmachen) der Pflanzen-
aallertitoff, ein eigentiimlicher, daS gallertartige
Fa eingefochter Pflanzenfäfte bedingender
| Stoff.
| Beetinit, m. nl. (v. I. pecten, der Kamm) eine ver-
jteinerte Kammuſchel, ein Kammitein.
pectus, n. (Gen. pectöris) I. die Bruſt; das Herz,
Gemüt zc.; pectus est, quod facit disertum,
das Herz iſt's, das beredt macht; p. facit theolö-
gum, das Herz macht den Theologen; Pectoräle,
n., pl. Pectoralia, das’ Bruftitüd, Bruſtſchild des
Prieſters in der vöm.-Fathol. Kirche; aud) Bruft-
mittel, Bruftarzuei; Pectoriloquie, f. nl. die
Bruſtſprache der Schwindfüchiigen.
Pecul, ſ. Pikul.
Peculät, m. l. oder Pekulät, (peculätus, von pe-
culäri, öffentliche Gelder veruntreuen, v. pecu-
lium, ſ. d.) Diebitahl, bei. Kafjen-Diebjtahl, Un-
terfchlagung öffentlicher Gelder, Staatsdiebſtahl,
vgl. crimen peeulatus; Peculũtor, m. der Ber-
untreuer, Staatödieb.
Peculium, n. I. (von pecus, Vieh) oder Peculiar⸗
| Vermögen, n. das Eigengut, Sondergut, jelbit-
| erworbene Eigentum _od. eigentiimliche Vermögen
| eines Sohnes, eines Sklaven ıc., woran der Vater
vd. Herr feinen Teil at; Peenliären, pl. von der
Gerichtsbarkeit ihres Biſchofs befreite Kirchen;
Peeuliarität, £. nl. die Eigenheit, Eigentümlich-
feit, Sonderheit; peculiariſieren, barb.-l. zum
Eigentum machen, zueignen. |
Pecunia, f. I. (von pecus, Vieh) Geld, Vermögen,
Habe und Gut; gefuntär (1. pecuniarius), Gel
betreffend, in Geld beitehend, bar; pekuniös (l.
pecuniosus), geldreic), vermögend, voll Geld.
1
Pecus
Pecus, n. (pl. pecöra), l. Vieh; ein viehiſch dummer,
roher Menſch; auch pecus campi, ein Feld- oder
Rindvieh, Erzdummkopf.
Pedagium, nmml. (v. l. pes, Gen. pedis, Fuß, weil
es von den Vorübergehenden bezahlt wird, vgl.
Peage) Weg- oder Geleitgeld, Zoll.
Pedäl, n. I. (pedälis, e, den Fuß betreffend, v. pes,
Sen. pedis, der Fuß) die Fußtaften, Trittbrettchen
an einer Orgel; auch Züge zum Klavier oder zur
Harfe; fcherzh. auch f. die Fühe, das Fußgeſtell;
Vedal-Harfe, f. eine Trittharfe; P.-Schiene,
Druckſchiene.
Pedant, m. (fr. pédant, it. pedänte, urſpr. ein Er—
zteher od. Hofmeilter, al3 Bartiz. v. gleich]. it. pe-
däre, von gr. paideüein, erziehen, vgl. Bädagog)
ein Schulfuchg, Rleingeift, Silbenftecher; Wedan:
terie, Vedanteret, f. oder Bedantismus, m.
barb.»[.Schulfuchferei jteifesWefen,Silbenftecherei,
Kleinigkeitsgeiſt, geſchmackloſe Einjeitigfeit, od. die
läcyerliche Neigung, alles zu verachten, außer was
man felbjt kann und treibt; peddntifch, ſteif, ge-
ſchmacklos, kleinlich, ſilbenſtecheriſch Hedantijieren
(fr. pédantiser), ſich jteif und kleinlich benehmen.
Peddig, Abfall, Hornzapfen (von Tierhörnern) ge—
ſchältes Rohr.
Pedéll, m. (ml. pedellus, bedellus, bidellus, it. bi-
dello, ſpan. und prov. bedel, fr. bedeau, Gericht3-
bote, vgl.althochd. butil, mhochd. bütel, d. i. Büt—
tel) ein Diener, bej. Gerichtsdiener, Gericht3bote,
Häſcher; Hochjchuldiener, in der Studentenſpr. ver-
derbt: Pudel.
pede plıno, it. = Barterre.
pedes, [. pl. von pes, j. d.
Pedẽſis, ku. Pedẽthmos, m.gr.(v.pedän,springen)
Heilk. das Springen, Pulſieren, Schlagen, nämlich
des Herzens und Pulſes.
vedeſtriſch, l(pedéster, v. pes, Fuß) auf den Füßen
gehend oder ſtehend, zu Fuß; auch = proſaiſch;
pedetentim, Fuß für Fuß, Schritt für Schritt,
allmählich; Vertalgte, f. I.-gr. der Schmerz in
den Fußſohlen.
Vedethmos, j. Pedeſis.
Pediculãris, f. l. (v. pedieülus, m. die Laus) das
Läuſekraut, eine Pflanzengattung; pediculäris
morbus, m. die Läuſeſucht; HBedieuläs, —
Pedicure, f.Fubpflege, die von Perſonen gewerbs—
mäßig übernommen und ausgeübt wird.
Vedinree, m. engl. (fpr. pedigrt) Stammbaum (in
der Sportſprache üblid: Stammbaum eines Rfer-
des).
Vedilavinum, n. nl. (v. pes, Gen. pedis, Fuß, und
laväre, wajchen) das Fußbad, kirchliche oder chriit-
liche Fußwaſchen.
Pediffẽequus, m. l. (von pes, Gen. pedis, Fuß, und
sequi, folgen) ein Diener, Nachtreter.
Pedlar, m., pl. Bedlars, engl. (ſpr. pedlers) wan—
dernde Krämer, Haujierer, bei. in den Vereinigten
Staaten von Nordamerifa.
Pedometer, m. od. n. gr. —=Hedometer, ſ.d.
Pedro, m. jpan. = Peter; Pedroiſten, pl. An-
hänger de3 Kaiſers Dom Pedro, welche namentlich
1633 durch die Vertreibung verMigueliften(f.d.)
sürdieBefignahmevon®Portugalfämpften ; Pedro—
Ximenes, m. ein vortrefflicher weißer ſpaniſcher
Wein aus dem Bezirk von Granada: Pedrolino,
m. it. Berkleinerungsmwort von Pedro, Beterchen,
eine fomijche Charatterrolle des ital. Theaters.
Pedum, n. !. ein altrömijcher Hirtenftab; pedum
episcopale, der Biſchofsſtab, Krummitab.
declen, enthaaren (in der Gerberei die Häute).
Peirama 633
Peer, Peereß, ſ. Bair; Peerage, n. engl. (ſpr.
pihredſch) die Pairſchaft, die Würde eines Pairs.
Pẽgä, pl. gr. (pẽgai, von sing. pẽgé, die Quelle)
Quellen, bef. — Mineralwaſſer; Heilk.
die inneren Augenwinkel, Tränenquellen; Pegia—
trie, £. Heilung durch Mineralquellen; Begologie,
f. die Heilquellenlehre; Wegomantie, f. Wahr-
ſagung aus Brunnenwaſſer; Pegäſus, m. (gr.
Pegaſos) das fabelhafte Flügelroß, Mufen- oder
Dichterpferd, aus dem Blute der von Perſeus ge-
töteten Medufa entfprungen in der Nähe der Quel—
len (p&gai) des Ozeanus (daher der Name; ſ. jedoch
auch Hippofrene); aud) ein Sternbild am nörd—
lihen Himmel; den Begafusfatteln oder rei-
ten, d. i. fih al3 Dichter verfuchen, Gedichte oder
Verſe machen, dichten; Pegaſus-Fiſch, m. das
Meerpferd, ein Knorpelfiſch in Indien; Pegaſi—
den, pl. ein Beiname der Mufen.
PBeganit, ın. (v.peganon, die Raute) ein grünliches,
fettglänzende3, mufchelige3 Gejtein, aus phosphor—
jaurer Tonerde und Waſſer beitehend, bei. bei
Frankenberg in Sadjen.
Penafus ꝛc. ſ. unter Begä.
Pegel, m. (fein Sremdmwort, nicht vom ml. pagella,
jondern vom niederd. pegel, eine Art Map, das
zunächit im Niederländtichen in der Form pegel,
d. i. Eichmarke, Muttermaß, und peil, d. i. Eich—
marke, vorkommt, dann ins Niederdeutſche über—
ging in der Form pegel und von da ins Neuhoch—
deutſche) eine zur Abmeſſung der Waſſerhöhe in
Grade eingeteilte Latte, Waſſermeſſer; pegeln,
peilen, den Waſſerſtand unterfuchen.
Pẽeẽgma, n. gr. (v. pegnynai, fejtmachen, zufammen-
fitgen) ein Gerüft, be. Bühnen» oder Schaugerüft;
Benmatit, m. gr. (v. pegnynai, fejtmachen, indem
der Quarz in den Feldſpatſchriftartig eingewachjen
it) Schriftgranit, Granit mit jchriftähnlichen
geichnungen.
»egologie, Pegomaitte, |. unter Begä.
Pehlewi, n. die alte Sprache de3 weitlichen Per-
jieng, eine Mifhung von Perſiſchem und Semi-
tiſchem, mit vorherrichender perſiſcher Grammatik.
Pehliwän, r. Pehluwãn, m. per). (v. pehlu, ftarf,
tühn, Eriegerijch) ein türkiſcher Ringer, Kämpfer,
Held. ſthodoxen polnifchen Juden.
Veies, pl. (jüd. Jargon) die Schläfenloden der or»
Peignoir, m. fr. (pr. pänjodr; v. peigner, kämmen
— [. pectinäre, d. pecten, der Kamm) ein Buder-
mantel, Frifiermantel; auch ein weiter, bequemer
Damen-Oberrod als Morgen- oder Abendkleid;
Peignée (laine), Kammgarn; Veignees, pl. far-
bige Kammſeide; Peigneur, m. (ſpr. —öhr) Kamm—
walze, Abnehmer; Peignenſe, f- (ſpr. —öhſ') die
Kämmaſchine (in der Baummollenfpinnerei).
Peit, m., plur. Peiks, perj. (paik, von pai, Fuß)
Boten, Käufer, Lakaien; Wächter; in der Türkei
die Nobelgarde des Sultans.
Beil,n.— Pegel, ſ. d.; Peilungen vornehmen,
die Tiefe des Waſſers mejjen.
Peine, k. fr. (fpr. pähn’; vom I. poena, Strafe) die
Bein, Mühe, Beſchwerlichkeit, Schwierigkeit; Sorge,
Unruhe, Berlegenheit, Angit, Not; en peine (ſpr.
ang — fein, in Berlegenheit, in Sorge oder be»
jorgt 2c. jein.
Beträme, n. gr. (von peirän, verſuchen) der Ver—
juch; dag Erprobte, der Erfahrungsjaß; Peiräfis,
f. das Berfuchen, die Probe; Beiramologie oder
Beirasmologie, f. gr. (peirasmös), das Verſuchen)
Erfahrungs- od. Berfuchslehre, Anweiſung zu Ber-
juchen (Erperimenten).
Peiſa
Peiſa, auch Pehs oder Pyyſa, m. (hindoſt. paisä,
perj. paisah) eine oftindische Rechnungsmünze =
Ygs Rupie = 0,03 A.
Peitho, ſ. Pitho.
pejerieren, I. (pejeräre, aus perjuräre entjt.) falſch
ſchwören, einen Meineid begehen; Pejeration, f.
nl. Ripr. der Meineid.
peior, pejus, I. (al3 Kompar. zu malus, a, um
dienend) Schlimmer, ſchlechter; In pejus oder in
durins erfennen od. reformieren, Ripr. (von
einem Obergerichte) noch härter, noch nachteiliger
für den Angeklagten urteilen, ihm eine härtere
Strafe zuerfennen; pejorieren (jpätl. pejoräre),
verjchlimmern, verichlechtern, jchlechter maden;
ärger oder fhhlechter werden; Pejoration, f. nl.
Verſchlimmerung, Verſchlechterung.
Bela, Pẽkas, m. eine oſtind. Rechnungsmünze,
ungef. = 29.
Pekan, m. eine Art Steinmarder und deijen Foft-
bares Fell, in Kanada.
Vekan-⸗Walnuß, f. die walnugähnliche Frucht eines
Baumes in Rouifiana (Carya olivaeformis).
Pekaͤri, n. da3 Warzenſchwein, Nabelſchwein, Bi-
ſamſchwein, auch Tajaſſu, in Siidamerifa her-
denweiſe lebend, höchitens 30 kg ſchwer.
Pekeſche vd. r. Belieſche, f. (poln bekiesza, ungar.
bekes) ein polnifcher od. ungarischer Belz-Überrod,
mit Schnüren und Quaſten befegt.
Belin, |. Bequin.
VBelmes, m. türk. bis zur Sirupsdide eingekochter
Beintraubenjaft.
Vekul, ſ. Pikul.
Pelaͤche, k. fr. (ſpr. di’; vom altfr. pel, Haar,
jet poil, I. pilus; vgl. Plüſch) grober Plüſch, 1. d.
Pelaͤde, f. fr. (vgl. das fpan. pelada, ein Schaffell,
dem die Wolle ausgerupft wird, von pelado, tahl,
gerupft, von pelär, ausrupfen, das Haar od. die
olle, v. pelo, Haar, I. pilus) abgebeizte, nicht ab»
aefhorne Wolle, Raufwolle, Gerbermwolle.
Belagiäner, pl. eine chriſtliche Sekte, Anhänger des
Pelagius, eines engl. Mönchs im 5. Sahrh., der
die Erbjünde leugnete und behauptete, daß der
Menſch aus eigenen Kräften jelig werden fünne;
Belsgianismus, m. die Lehre desselben.
pelaͤgiſch, gr. (v. pelagos, dad Meer) im Meer ge-
bildet, bei. von Juras und Kreidebildungen; Bes
Ianoftön, n. ein Meerſchauer, Werkzeug zum
Sinabjehen in die Tiefe des Meeres (von dem
Engländer Collins erfunden); Velagüren, pl.
eine Art Ammonshörner, ].d.
Pelams, Pelangs od. Pelings, pl. Hinefiihe und
oſtindiſche ſeiden- oder atlasartige Zeuge.
Belämys, f. Name verjhiedener Thunfiſche; aud)
die geſchuppte Blättchenjchlange.
Pelargonium, n. gr. (von pelargös, der Storch)
Storchſchnabel od. Kranichſchnabel, ein Pflanzen-
geichleht von mehr al3 300 Arten.
Beldsger, pl. gr. (Pelasgoi, urfpr. die Altvordern)
die Urbewohner Griechenlands, an deren Stelle
ſpäter die Hellenen traten.
Pelekan, ſ. Pelikan.
pele-mele, fr. (ſpr. pähl’-mähl’; wahrſch. v. pelle,
Schaufel, u. meler, mijchen) bunt durcheinander;
Miſchmaſch.
Pelerinage, f., r. n. fr. (jpr. —nähſch'; v. pélerin,
der Pilger, aus dem lat. peregrinus, Fremdling,
entjt.) die Bilgerung, Bußwanderung; Pelerine,
f. ein Bilgerfragen, Pelzkragen, Frauenkragen.
Peltdnöma und Pelioma, n. gr. (v. pelidnös od.
peliös,jchwärzlich,bleifarbig) Heilf. eine bleifarbige,
634
— nn nn nn nee
Pelotte
auch grüne oder gelbe, gequetſchte Hautſtelle; Pe⸗
lidnus, m. eine Art der A] ”
Pelitan oder Pelekan, m. (I. pelecänus, gr. pele-
kan od. pelekäs, uripr. der Baumſpecht; v. pele-
kan, baden) die Kropfgang, der größte Schwimm-
— mit einem beutelförmigen Kropfe; auch die
Schnabelzange, ein Werkzeug zum Ausziehen der
Zähne; ein veraltetes —— ein gläſernes De-
itilliergefäß.
Peltöme, n. ar. ſ. Belidnoma; Peliöm, m., auch
Dihroit und Jolith, blauer durdicheinender
Schörl; Peliöſis, f. gr. (v. peliün, ſchwärzlich od.
„bleifarbig machen, v. peliös, ſchwärzlich oder blei-
farbig) Heilf. die Blutunterlaufung, Blutfleden-
krankheit.
Peliſſe, k. fr. (mi. pellicia, it. pelliccia, althochd.
pelliz, mhochd. belliz, belz — Pelz, v. l. pellic&us,
a, um, aus Pelzen gemacht, von pellis, Fell, Pelz)
ein Belz, Belzrod; gefütterter®inter-Überrod für
rauen.
Pelifiier, m. (fpr. pelifjjeh) Mod. ein nad) unten
ſich weitender Überzieher mit fehr weiten Ärmeln,
nad) Belilfier, Herzog von Malafom, dem Beendiger
des Krimfrieges, benannt.
Belite, pl. Tongefteine.
Vellägra, n. gr. lübereinſtimmend mit lat. pellis, f.,
abgezogene Tierhaut, und zu griech. pelma, n.,
Sohle am Fuß, gehörig) Heilf. eine fhmerzhafte,
flechtenartige Hautkrankheit, beſ. in Italien, die
ſogen. mailändiſche Roſe od. der lombardiſche Aug»
ſatz; sellagrös, gr.-lat. mit dieſer Flechtenfrant-
beit behaftet.
Pelle, f. niederd. (fein Fremdwort, niederl. pel, engl.
peeljSchale; Pellkartoffeln, Kartoffeln mitSchale.
Teienim pl. {. (von pellre, treiben) Abtreibe-
mittel.
Belleterie, f. fr. (v.pelletier, Belzhändler, I. gleichſ.
pellitiarius, v. pellis, Fell, Velz) Pelz- od. Raud)-
wert, Kürfchnerware; auch Belzhandel.
Bellteteren, I. (pellicere, von per u. lacere, loden)
durch ſchöne Worte Ioden, anloden.
veil⸗meſſ, engl. = fr. pele-möle, ſ. d.
Pelloͤnes, pl. (von sing. pellon) ſpan. Belzdeden,
gem. von Ziegenfellen, in Südamerika bei Reifen
zu Pferde über den Sattel gelegt.
Belluzid, I. (peilucidus, f. perlucidus, von lucidus,
lichtvoll, hell, v. lux, Gen. lueis, Licht) durchſichtig
durchſcheinend; Pelluzidität, f. (pelluciditas) die
Durchſichtigkeit.
Pelopium, n. nl. (v. Pelops, ſ. u.) ein neue von
H. Roſe im Tantalit entdecktes Metall; Belop-
ſäure, k. Verbindung des P. mit Sauerſtoff; Pe—
lopennẽs, m. (gr. Beloponnejos, zujfanmen-
gejeßt aus Pelops und nesos, die Inſel, aljo In—
jel des Pelops, nad) altgrieh. Sage Sohn des
Zantalus und der Euryanafja, der dort einwans-
derte und in Elis herrichte) der füdliche Teil Grie-
chenlandg, die Halbinfel Mora.
Belorion od. Peldron, n. gr. (von pelöros, &, on,
ungeheuer groß) Heilk. ein Glied oder Körperteil
von libermäßiger Größe. .
Pelotage, f., r. n. fr. (fpr.—tdhie’) feines Kämel-
haar, }. Kämelziege; auch eine geringe Art Vi—
gogne-Wolle fir Hutmacher (ſ. Vigogne).
Pelotte, f. fr. (prov., jpan. und port. pelota, it.
illotta, ml. pelota, pilota; v. I. pila, Ball) ein
Ball, Knäuel; bei. in der Heilf. Drudpoliter, der
gepoljterte Ballen am Bruchbande, womit der her-
ausgetretene Teil Hineingedrücdt und zurüdgehal-
ten wird; auch die Bläffe am Kopfe der Pferde; |.
Pel-Seide
auch Plate 2.; Veloton,n. (fpr. p’lotöng) Kripr.
die Rotte, Truppenabteilung, ein Heiner Haufe
Soldaten zu Fuß von 20 bis 40 Dann, die zugleich
abfeuern; dah. das Peloton-Feuer, Rottenfeuer;
Peloͤtte, f. fr. ein Heines Rennſchiff.
Pel-Seide, f. (v. it. pelo = I. pilus, Haar) Haar-
jeide, Seide mit grobem Faden von den ſchwächſten
Cocons, entg. der Organfin- und Tram- Seide.
Pelta, f gr. (pelte) ein fleiner runder Schild; daher
Peltäft, m. (griech. peltastes), pl. Peltaſten, mit
ſolchen Schilden verjehene leichtbewafjnete Krieger
bei den alten Völkern, beſ. bei ven Griechen.
Belüche, f. fr. (pr. p'lüſch) = Plüſch, |. d.
Pelnimeter, l.gr. (v. I. pelvis, Beden), r. Pelhko⸗
meter, n. gr. (v. pelyx, pelik&, Beden) Heil. ein
Beckenmeſſer, Werkzeug zur Mefjung des weiblichen
Beckens.
Pembe, f. perj.(pembeh;türk.auchpambük,pamuk)
Baummolle. h
Pemmilan od. Pemmelin, n. nordamerik. gedürr-
tes und zerſtoßenes fonzentriertes Zleifh vom Bi-
ſon⸗Ochſen, als Nahrungsmittel für Jäger und
Reiſende im hohen Norden von Amerika.
Pemphigus, m. ul. od. Pemphtg, f. gr. (eig. Hauch,
Luft, Zuftblafe) Heilk. der Blafenansichlag, die
Neſſelſucht; pemphisndtich, blafenähnlich; blafen-
od. blatterntreibend, 3.8. ein ſolches Fieber.
Vemptäos, m. griech. (pemptäios, fünftänig, von
— fünfte) Heilk. ein fünftägiges Wechſel—
fieber.
Penalität, f. barb.J. (fr. pénalité, v. I. poenälis,
zur Strafe gehörig, v. poena, ſ. d.) die Straffällig—
teit; Strafbeitimmung; code penale, m. fr. das
franzöfiiche Strafgeſetzbuch.
Penãten, pl. I. (Penätes, v. penitus, inwendig, im
Innerſten) Schußgötter des Staates u. einzelner
Samilien bei den alten Römern, Hausgötter, die
im Innern des Haufes verchrt wurden; uneig.
Wohnung, eigenes Haus, Herd.
Bence, ſ. Benny.
Veuchant, m. fr. (jpr. pangichang; v. pencher, nei-
acn, prov. pengar, v. gleich]. [. pendicäre, v. pen-
dere, hangen) der Hang, dieNeigung, Borliebe für
etwas; Venchement, n. (pr. pangih’mäng) die
Neigung, Sentung.
Pendacülum, n. nl. (von I. pendere, hängen) ein
Schuggehäng, Zaubergehent am Halfe; Bendant,
m. fr. (jpr. pangddng) ein Gegenjtüd, Gegenbild,
Geitenjtüd, ein Gemälde, das einem andern gegen-
über gehängt zu werden geeianet ift; bei dem
Strumpfnirteistuhl die an beiden Seiten ange-
brachten Stangen; Pendard, m. (pr. pangddhr)
ein Galgenſtrick, wer gehängt zu werden verdient;
Pendeloque, f., pl. Bendeloquen (pr. pangd’-
löden; fr. loque, Fetzen, Yappen; vgl. Breloque),
die Anhängfel, ſchmückende Kleinigkeiten an Ohr—
ringen, Uhrketten, Kronleuchtern 2c.; Pendentif,
m. fr. Bauf.der Strebebogen, überhängende Bo en
eine® Gewölbes, Gemwölbzwidel; Pendul oder
Pendel, n. (vom lat. pendülus, a, um, hängend)
auch Pendüle, fr. (le pendule, fpr.pangdühl') ein
an gewichtlojer gerader Linie hängender, hin und
her jhwingender Körper (einfaches od. mathe»
matiſches Pendel); ein Schwingfjtab mit ange-
hängtem Gewicht, ein Schwing- oder Schwung-
aewicht, bei. an einer Uhr (Perpenpdifel); dab.
Pendüle, f. (la pendule) oder Pendeluhr, eine
Wanduhr; gew. Stuß- od. Standuhr; Pendel—
flinte u. baltiftiihes Pendel, ſ. unt. Balliite;
Kompeniationspendel, Roſtpendel; ideales
Benny 035
Vendel, einiaches Bendel; Neveriionspendel,
Umfehrungspendel; Torfionspendel, Drehwage;
ſphäriſches Pendel, Kegelpendel; Pendulin, ſ.
Kottonvogel.
Penelöpe, f. gr. des Ulyſſes (ſ. d.) Gemahlin, be—
rühmt wegen der ehelichen Treue gegen ihren
zwanzig Jahre abweſenden Gatten ꝛc.
penetrieren, I. (peneträre, von penitus, inwendig
binein, ins Innerſte) durchdringen, eindringen;
durchſchauen, eraründen, erforſchen; Henetränt
pen£trans), durchdringend, 3. B. eine ſolche Kälte,
ein folcher Geruch; eindringend, ſcharſſinnig, z. B.
ein folcher Berftand; Venetrantia, pl. durchdrin—
gende Heilmittel; Heneträbel (I. penetrabilis),
durchdringlich, durchdringbar; Venetrabilität, f.
nl. die Durdpringlichkeit; Benetralien, pl.!. (pe-
netralia) das Innerite, die geheimſten Tiefen einer
Sache; Penetranz, f. nl. dic eindringende Kraft;
Scharfſinn; Benetratipn, f. (penetratio)da3 Ein-
dringen, Durddringen; Ergründung, Scharfſinn.
Penguin, ſ. Pinguin.
Rente, f. gr. (v. penesthai, arm od. dürftig fein) die
Armut, Dürftigfeit; Fabell. die Göttin der Armut.
henibel, fr. (p&nible, von gleichſ. I. poenibilis, von
poena, Strafe, fr.peine, Mithe) mühſam, mühjelig,
peinlich Ba ängitlih; Benibilität, f. barb.el.
die Beinlichkeit, Ängftlichkeit.
Beniche, f. fr. (pr. penihſch) eine Art Kanonen-
ſchiffe in Frankreich.
Penicill(um), m. I. (eig. ein Schwänzchen, Verkl. v.
penis) ein Pinſel, beſ. Wundenpinſel von Pflückſel.
Pentd-Zueder,n. (fr. nenide; nl. saccharum peni-
dium, v. perj. panid, pänidh, fänid, arab. fänidh,
türk. fanid, gereinigter Zucker, Zuckerwerk, perl.
fanidan, Zucker reinigen) Elarer, gereinigter Zucker
in Stangenform; aud) Gerſtenzucker.
VBeninfüle, £. (l. paeninsula, von paene, faft, und
insüla, Snfel) eine Halbinjel; peninsulär oder
peninſulãriſch, zu einer Halbinjel gehörig oder
dieſelbe betreffend; Beninfularfrieg, m. der
ſpaniſch-portugieſiſche Befreiungsfrieg.
Penis, m. l. (eig. und urſpr. der Schwanz, ſpäter
cauda genannt) das männliche Glied.
PBenitenzinria, f. it. = PBönitentiaria, ſ. d.;
VBenitenziere, m. it. u. Penitencier, m. fr. (fpr.
—tangßjeh) = Pönitentiarius, ]. d.
penna, f. [. die Feder, Schreibfeder; penna duplex,
f. I. eig. die doppelte Schreibfeder, eine Kopier—
maschine; Bennäl, n. (ml. pennäle) die Feder-
büchſe; ehedem lateinische Schule, Oyminafium, da—
her friiher (jeit dem Ende des 16. durd) das ganze
17. Sahrh.) Spottname für den neuangelommenen
Studenten, jeßt Fuchs; dagegen Pennal in der
heutigen Studentenfpr. ein Schüler; Bennalis=
mus, m. das ehemalige Fuchsrecht, eine jchimpf-
liche Behandlung od. Mißhandlung der Ankömm—
linge auf hohen Schulen durd) ihre älteren rohen
Mitihüler, im Sahre 1662 durd) ein Reichsgeſetz
förmlich verboten.
Menne, f. fr. oder Benne, Gaunerſpr. eine Nacht-
kneipe der niedrigsten Art, die Herberge der joge-
nannten PBennbrüder, d. i. Strolde, Vaga—
bunden. \
penniglvaniiches Straf: oder Gefüngnisſhſtem,
n.dasSjolierungsijyftem (f. d.), zuerjt von den
Quäkern in Benniylvanien eingeführt.
Penny, m., pl. Bence (fpr. penn), engl. ein Pfen-
nig, Stüber, Schilling, die kleinſte engl. Silber»
müngze, = 8,5 ®f.; Penny-a-liner, m. (jpr. — ä⸗
feiner) ein Pfennigſchreiber, Zeilenfchreiber, d. t.
636 Penombre
einer, der gleichſam einen Pfennig fiir die Zeile
erhält, eine herabfeßende Bezeichnung für einen
Reporter (ſ. d.); VPenny-Bank, f. eine Sparkafje
für die Armeren in London; P.-Poſt, k. die Pfen- |
nigpoſt, Stadtpoft in London; P.⸗-Wight, |. unter
Pound.
Venombre, ſ. Penu mbra.
Venſa, ſ. Penſum. as
Beniacola-Baumtvolle, f. eine im Handel ſehr
aangbare Baummolle von der Benjacola- Bat in
Florida.
Venjätor, m. nıl. (v. 1. pensäre, wägen 2c.) eig. ein
Wäger; ein Schäßer, = Tarator.
Penfee, f. fr. (fpr. pangße'; v. penser, denken, prov.
u. jpan. pensär, it. pensäre, u. dies v. [. pensäre,
mägen, uneig. erwägen) Gedanfe, Betradhtung,
Meinung, Einfall; auch das Stiefmütterchen, eine
befannte Blume; die Stiefmütterchenfarbe, in3
Rotbraune fallende Violett; pensée fugitive
(fpr. — füſchitiw'), ein flüchtiger Gedanke; venſin
(fr. pensif, jpr. pangßif) od. it. pensieröso, pen-
ser0so, in Gedanken, nachdentend, nachdenklich,
ſchwermütig.
Penſion, £. fr. (ſpr. pangßjoͤhn; von l. pensio, Ab-
wägung, Zahlung, Abgabe, Mietzins ꝛc.; v. pen-
dẽre, wägen, zahlen) die Dienſtbelohnung, beſ. der
Ruhegehalt, Ehren- oder Gnadengehalt, Ehren—
ſold, das Jahrgeld; auch Koſtgeld, Beköſtigung,
Verpflegung, Koſt u. Wohnung, Pflegegeld; Koft-
od. Erziehungshans, Erziehungsanftalt, = Ben:
jionsanftalt, aud Penſionät, n.; Benitenär,
m. (fr. pensionnaire) ein im Ruheſtand Befind-
licher; ein Kojtgänger, Koſtſchüler, Zögling, PVfleg-
ling; Gaſt, Fremder; penſionieren (fr. pension-
ner), einen —, ihm ein Sahrgeld od. Gnadengehalt
geben; bei. ihn mit einem Sahrgehalt in Ruheſtand
ſetzen; Venſionsfonds, m. das zum Zwecke der
Ruhegehalte angejammelte Kapital, Ruhegehalts-
falje; penſionsfühige Kompetenzen, Dienjtbe-
züige, die bei Bemejjung des Ruhegehaltes ange-.
rechnet werden.
Penſum, n., pl. Benfa oder Benfen, I. (eig. das
Zugewogene, von pendere, wägen) daS Zugeteilte,
Aufgegebene, Zugemefjene, die Aufgabe, einem
Schüler aufgegebene Arbeit.
Pentachörd, n.gr. (von pEnte, fünf) ein Fünfſaiter,
fünfjaitiges Tonwerkzeug; Pentadaktylos, m. ein
Sinffingeriger; der Fünffingerfiſch; Hentadafty-
Lich, fünffingerig; Wentäde, f. (gr. pentäs) fünf |
Stud zufammengenommen, ein Gefünft, z. B. ein
Sahrfünft, ee
tagdn, n. ein Sünfzehned; Ventadit, f. Zahlen-
ſyſtem, deſſen Grundzahl fünf ift; Pentadräch-⸗
mon, n. eine altgriechiſche Münze von fünf Drach—
men, |. d.; Bentacdrum od. Bentadder, n. Meßk.
ein Fünfflächner; pentadärtich, fünfflächig; Pen—
taglötte vd. Bentäpfe, f. ein Fünfſprachenwerk,
fünſſprachiges Bud, die Bibel in fünf Sprachen |
oder Zungen; Bentagan,n. ein Fünfeck; Benta-
gonäl-Dodefadder, n.j.unter Dodefadit; Hen-
tagoniſch, Tünfedig; Ventagrammla), Venta-⸗
vamme, Pentaäͤlpha, n. der Drudenfuß, das
Fünfwintelzeichen, uripr. die Figur, welche ent-
iteht, wenn alle Seiten eine3 regelmäßigen Fünf-
eds jo weit verlängert werden, da die Verlänge-
rungslinien einander berühren; dann auch die aus
zivei ineinandergejchobenen Dreieden gebildete Fi- |
gur, als geheimnisvollesSinnbild und zauberfräf-
tiges Zeichen in Altertum und im Mittelalter;
Ben
Piftillen; Pentakoſiarch, m. ein Anführer von
fünfhundert Mann; Pentakrinit, m. eine zur
Familie der Krinoideen (}. d.) gehörige Verſteine—
rung, mit fünffantigem Stiel; Pentakroſtichon,
n. (vgl. Akroſtichon) ein fünfzeiliges Namen- oder
Anfangsbuchitaben-Gediht, Pentalemma, n. ein
fünfgliederiger Schluß; Ventalpha, |. Benta-
granına; Ventameter, m. ein Fünffuß, Fünf-
füßler, fünffüßiger Vers, bef. im elegiichen Vers—
maße (im Diftichon) dev mit dem Herameter wech—
jeinde daktyliſche Vers; pentametriſch, fünffüßig,
in fünffüßigen Berfen; Pentamäron,n.eineSalbe
aus finf Beftandteilen; Ventandrin, pl. fünf-
männige Bilanzen, deren Zmwitterblumen 5 Staub-
täden haben (die 5. Kaffe in Kinnes Syitem);
Pentangülum, n. gr... = Bentagsn u. Ben-
tagramma, |. o.; Hentangulär, fünfwinkelig,
fünfedig; pentanetdtifch, gr. fünf Blumenblätter
babend; Pentapharmäkon, n. Heilk. ein fünf-
faches Heilmittel; Bentaphoninm, n. ein fünf-
ſtimmiges Tonftüc; ventaphhlliſch, fünfblätte-
tig; Bentapla, ſ. Bentaglotie; Pentapölis, f.
der Fünfſtädtebezirk; pentaptériſch, fünfflügelig;
Bentabtöton,. n. ein Hauptwort mit fünf Beu-
gungsfällen; Pentärch, m. ein Fünfherrſcher, einer
von fünf gemeinichaftlihen Herrſchern; Pentar—
chũt, n. od. VBentardhie, f. eine Fünfherrſchaft;
Bentas, f. die Fünf, Finfzahl, fünf Stüd (vgl.
Pentade); Bentajpdit, m. ein Flaſchenzug, Zug
oder loben mit fünf Rollen; pentaſpermiſch,
fünffamig; Bentaftichen, n. ein fünfzeiliges Ge—
dicht; Pentaſthlon, n. ein Gebäude mit fünf Säu-
lenreihen; Pentaſhlläbum, n. ein fünfſilbiges
Wort; Pentateuch, m. (v. teuchos, n. urſpr. Ge—
rät, Rüſtzeug, ſpäter auch Buch) der Fünfband, die
fünf Bücher Moſis; Pentäthlon, n. = Quin—
quertium, ſ. d.; Pentatönon, n. Tonk. ein
Zwiſchenraum von fünf ganzen Tönen, die kleine
Septime; Pentekontärch, m. (von pentekonta,
fünfzig) ein Befehlshaber od. Anführer von fünf-
zig Mann; Wentefodfte, f. (v. pentekostös, &, On,
der ꝛc. fünfzigfte) der 50. Tag nad) Oſtern, Pfing-
jten; Penthemẽron, n. eine Zeit von fünf Tagen;
VBenihemimerts, f. (v. pente, fünf, u.hemimeres,
halbteilig) Versk. ein aus fünf halben oder dritte-
halb ganzen Füßen beitehender Versteil; bej. die
nach drittehalb Füßen oder im dritten Zube (des
Herameters) befindliche Zäfur; Pentere, Pen⸗
treime, f. ein Fünfruderer, Schiff mit fünf Reihen
von Ruderbänken.
eit von fünf Jahren; Bentades | Bente, f. fr. (fpr. pangt’; I. gleich]. pendita, vor
pendöre, bangen, fr. pendre) ein Yang, Abhang,
der Fall, das Gefälle des Waſſers.
Pentekoſte, Penthemeron 2c., |. unter Benta-
hord.
Bentheiilen, f. gr. Fabell. eine Tochter des Mars
und Königin der Amazonen (ſ. d.), die den Tro-
janern zu Hilfe zog und gegen die Griechen focht,
bis fie von Achilles getötet wurde; daher Penthe⸗
ſilẽen, pl. kriegeriſche, krieggluſtige Frauen.
Pentimenti, it. eig. Neue, Anderungen, die nach—
träglich in einem Kunſtwerk angebradjt werden.
Benuftime, f. I. (v. pene od. paene, faſt, ultimus,
a, um, der 2c. lebte) die vorleßte Silbe eines Wor-
te3; Penultimus, m. der Vorletzte, bei. in Schul-
Hafien; Benumbra, nl. (v. umbra, Schatten) od.
fr. Penombre, f. (jpr. —Sngb’r) der Halbſchatten,
der ſich unmerklich ın Licht verliert.
Mennvie, k. I. (penuria) drüdender Mangel.
Ventaghnien, pl. fünfmweibige Pflanzen mit fünf Wen, n. port. Kfipr. = Fuſti, ſ. d.
People
People, m. engl. (fpr. pihp!) Volk. |
Peoͤte oder Ventte, f. it. (peota, peotta, v. deutſch.
Boot) ein Feines Fahrzeug, bei. bei den Benetia-
nern, verdecter Kahn, Gondel.
Pepaͤnſis, f. od. Pepdsmmg, m. gr. (v. pepainein,
reifen, p6pon, reif) Deilf. Zeitigung einer Krank—
heit; Berdauung, Kochung; Pepaſticum, n. ein
Beitigungs3- oder Beförderungsmittel; pepäftiſch,
zeitigend; fochend, verdauend. Be
Penerin od. Peperino, m. it. (v. pepe = l. piper,
Pfeffer) Pfefferitein, eine graue vulfaniiche Ge-
ſteinsart, häufig in der Ebene von Ron; Peperd-
nis, pl. unreife Schoten des fpanischen Pfeffers in
Eſſig eingemadt.
Bepin, |. Pippin. — N
Pepiniere, f. fr. (jpr. pepinjähr’; von pepin, der
Fruchtkern) die Baumſchule, Pflanzenichule; uneig.
eine Bildungsanftalt, bei. die für Feldärzte zu
Berlin feit 1796; uneig. auch Seminariftin, Schü—
lerin eines Zehrerinnenjeminars.
PBeniten, pl. jpan. die in den Goldbezirten gefun-
denen größeren Körner und Klumpen gediegenen
Goldes.
Peplos, m. gr., oder Peplum, n. lat. ein Falten—
mantel, faltige3 Brachtkleid, ein griechifches weites
und feines Frauengewand; aud) ein Schleier, Tep-
pic, Umhang.
Peppo, m. it. männl. Name, verderbt aus Giuseppe
(pr. dſchuſeppe), Joſeph.
Pepſis, f. gr. (von péssein, péptein, kochen, ver-
dauen) Heilf. die Verdauung; Pepſin, n. der Ver—
dauungsitoff, durch Auflöjfung der Nahrungsſtoffe
die Verdauung bewirfend, und von Wasmann
und Shwann aus dem Magenfafte zuerit dar-
gejtellt; Heptifch, verdauend, die Verdauung
befördernd; Peptika, pl. Berdauungsmittel, .die
die Verdauung befördern; Peptöm od. Peptön,
n. der durch die Verdauung umgeänderte Nah-
rungsſtoff; aus Eiweißförpern durd Einwirkung
des Magenjaftes gebildete Stieitoffverbindungen;
Fleiih-Vepton, künſtlich aus Fleiſch hergeſtelltes
Pepton, das Kranken, die an ſchlechter Verdauung
leiden, als Nahrung dient.
Vepuziäner, ſ. Montaniften unter mons.
Pequin oder Pekin, m. fr, (fpr. pefäng), pl. Bes
quins, chineſiſche geftreifte Seidenzeuge (von der
gleihnam. Stadt in China); auch = Bhilifter,
im Gegenjag zum Militär.
per; !. durch, hindurch; mittel3; wegen, für; in Zu-
jammenjeß. auch — au$-, er=, ver⸗ 2c.; it. Kfipr.
für, 3. ®. per Zentner, für den Zentner ꝛc.;
ver abusum, p. accidens und ähnliche Berbins
dungen j. unter dem Folgemorte.
Bere, eine Boritadt von Konstantinopel, der Aufent-
halt der meijten vornehmeren Chrijten umd der
Sit der Gejandten.
peragieren, [.(per-ag£re, vgl. agieren) durchführen,
vollenden, vollbringen; auch behandeln, abhan-
deln; peräctis peragendis, nad Vollendung
deſſen, was geſchehen follte; Peraftion, f. (1. per-
actlo) die Bollendung.
Keragrieren, |. (per-agräre, v. ager, Acker, Gebiet)
durhmwandern, durchitreifen; Peragration (f.
per-agratio), die Durchwanderung.
Peraͤlta, m. jpanijcher Seft (ſ. d.) aus Peralta in
Navarra.
perambulieren, I. (per-ambuläre) durchwandern,
PBerampulation, f. nl. die Durchwanderung, Be-
reijung, Beſichtigungsreiſe; Berambuläter, n.—
Hodometer.
perdurieren 637
peräguieren, l. (per-aequäre) völlig gleich machen,
ausgleichen, gleich verteilen; Peränuation, f
(per-aequatio) die Ausgleichung, Gleichmachung,
be. von Schufdenlaften; Peräquätor, m. ein Ver-
gleichitifter, Schiedsmann.
perarieren,l.(per-aräre)durchpflügen,durchfurchen;
Buchſtaben eingraben, fchreiben.
per bacco! it., al3 Beteuerungsforntel:
Bacchus!
Veras, Brennziegel aus Teer u. Steinfohlenkleie.
Bercale, f. fr. ſ. Perkal.
Bercent oder por Cent, ſ. Brozent.
Bercepteur, perceptibel, Perception ꝛc., |. unter
percipieren.
Perche 1., £. fr. (fpr. perfch’; vom I. pertica, ſ. d.),
engl. Perch vd. Pearch (ipr. pertich), eine Stange,
Rute, bef. Meßrute, ein englisches Längenmaß von
5,5 Yards oder 16,5 engl. Fuß — 5,0% m; in
Frankreich früher 18 bis 22 franz. Fuß oder 5,847
bis 7,146 m.
Perche 2., f. (ſpr. perjch’) franz. Leinwand, nad) der
gleichnamigen Provinz benannt; Percheron—
dferde, pl. eine Art Pferde, urjpr. aus der Pro—
vinz Berce.
Bereipieren, lat. (percipere, von capere, nehmen,
fafien) einnehmen; faljen, wahrnehnen; Perci—
pidnt, m. (percipiens) ein Empfänger; percep—
tibel, nl. vernehinlich, faßlich, wahrnehmbar;
Perceptibilität, f. die Haplichkeit, Wahrnehm-
barkeit; Perception, f. lat. (perceptio) Rſpr. die
Einnahme, Erhebung der Einkünfte oder Gefälle,
Gelder, Früchte; Philoſ. Wahrnehmung, Vor—
jtellung mit Bemußtfein; perceptiv, nl. emp-
fangend, wahrnehmend; Werceptinität, f. das
Wahrnehmungsvermüögen; Berceptenr, m. fr.
(pr. — ßeptöhr) der Einnehmer von Abgaben,
Zöllen, Steuern.
perdable, fr. (ſpr. —dab’L; von perdre, verlieren;
vom lat. perdere) verlierbar; Perdant, m. (pr.
— ding) der Verlierer, Verfpieler; perdu (jpr.
— di), verloren.
per deliguium, j. unter deliqueszieren.
perdendo und perdendosiz it. TZonf. jich verlierend,
allmählich abnehmend.
Berdiciten, pl. nl. (vom I. perdix, Rebhuhn) Reb—
huhniteine, mit Rebhuhnsfedern ähnlichen Figuren,
ein Naturſpiel.
perdita, f. it. — fr. perte, ſ. d.
Berdition, f. l. (perditio, von perdere, verderben)
die ewige Verdammnis, der ewige Tod.
Perdrix, £. fr. (pr. perdrih; vom lat. perdix, Gen.
perdicis) das Rebhuhn; toujours perdrix (jpr.
tuſchühr) —), immer Rebhuhn! d. i. immer etwas
Leckeres, ein Ausruf der Überſättigung oder des
Widerwillend; Werdrean, n. (Üpr. perdroh) ein
junges Rebhuhn; pl. Perdreaux (ipr. perdröhß),
Kripr. Rebhühnergranaten, Hagelgranaten, welche
in Menge, wie ein Bolt Rebhühner, aus einen
Mörjer geworfen werden; Perdrigon, m. fr. (pr.
—göng; don perdrix, wegen der dem Nebhuhn-
halje ähnlichen Färbung) verichiedene, ſehr ſchmack—
Hafte Bflaumenarten, weiß, blau, vot oder ſchwarz.
perdu, f. unter perdable.
VBerdnelltön, f. I. (perduellio, v. duellum = bel-
lum, Krieg) der Hochverrat; auch die Tötung oder
der Mord eines Mitbürgers; Verdnellis, m. ein
Staatsfeind (Rebell) Aufrührer.
Berdnrieren, I.(per-duräre)ausdauern, aushalten;
Herduräßel, ni. beharrlich, dauerhaft; Perdura=
Bilisät, £. die Fortdauer, Beharrlichkeit.
beint
638 pereat
per£at! [. (von perire, umkommen) er, fie oder es
gehe unter! pl. Herkant, fie mögen untergehen!
das Perkat, als Sachw. in der Studentenipr. entg.
dem VBivat, 3. B. jemand ein Pereatbringen,
d. i. ihm feinen Untergang anwünſchen, ihn zum
Henker wünichen.
Peregourdine, |. Perigourdine.
Beregrinus, m. [. (v. peregre, über Land, von per
und ager, Ader, Land) ein Fremder, auch männl.
Name; Peregrina, f. weibl. Name: die Fremde;
peregrinieren (I. peregrinäri), in der Fremde le—
ben, auf der Wanderſchaft jein, umherreifen, mall-
fahrten, wallen; Beregrination, f.(peregrinatio)
die Wanderung, das Reiſen od. der Aufenthalt in
der Fremde; VBeregrinätor, m. der Wanderer;
Beregrinität, f. (l. peregrinitas) die Fremdheit,
Fremdartigkeit, Ausländerei; Beregrinumdn, m.
l.-gr. ein Fremdſüchtiger, Reifefüchtiger, Wander—
lujtiger; Beregrinomanie, f. die Wander- oder
Reiſeſucht.
Pereuption, f. I. (peremptio, von perim£re, ver⸗
nichten) eig. Bernihtung, Tötung; Rſpr. der Ver—
fall, die Berjährung, Ungültigwerdungeiner Klage;
der endliche Beſcheid; peremptöriſch oder gew.
peremtöriich (lat. peremtorlus, und al3 Adverb
peremtorie),enticheidend ;unverziiglich, unbedingt,
ein für allemal oder zum legten Wale; pereni-
toriſche Einreden, zeritörende, die des Gegners
zugeſtandenes oder bemwiejenes Recht dennoch ver-
nichten.
perendinus diös, m. l. (v. perendie, übermorgen)
der dritte Tag von heute an, übermorgen.
perennieren, lat. (perennäre, von perennis, das
Jahr hindurch dauernd, von annus, Jahr) durch
dDauern,ausdauern,überwintern;perennierende
Pflanzen, durd)- oder ausdauernde, überſtändige
Pflanzen, die ven Winter überleben, Dauerpflan-
zen, Wintergewächſe; Perennität, f. (perennitas)
die Fortdauer, Überwinterung.
Bererration, £. nl. (vom l. per-erräre, durchirren)
das Durgirren, Durchitreifen.
Peretẽrion, n. gr. (v. perän, duchdringen, durch—
bohren) Heilf. ein Bohrer, bei. Schädelbohrer, vgl.
Trepan.
Verdtte, £. fr. (vom it. pera, die Birne) die Birn-
zitrone, eine Art Kleiner, blaßgelber, ſüßer, birn-
förmiger Zitronen.
Perewoͤs, m. ruf. (von pere, über, hiniiber, und
wositj, führen, fahren), die Fähre, Überfahrt; Pe—
rewöstichif, m. der Fährmann, Flöß- od. Boot-
führer, Ferge.
perfeft, perfeltibel, Perfeltion ꝛc., j. unter per-
fizieren.
perfer et obdüra, [. trage und dulde: —————
f. (ſpätl. perferentia) die — rduldung.
perfide, fr. (ſpr. perfihd'; vom [. perfidus) treulos,
argliſtig, verräteriſch; Perfidie, £. (perfidia) oder
Perfidität, f. nt. Treubruch, Verrät.
verfizieren, l. (perficöre, v. per u. facẽre, machen)
zujtande bringen, vollenden; perfett, (1. perféctus,
a, um), vollfommen, fertig; gejchidt; es wird
etwas perfekt, es fommt zum Abſchluß, zu—
itande; Berfeltum, n. Sprachl. die Zeitform der
vollendeten Handlung in der Gegenwart, vollendete
Gegenwart, z. B. ich habe gelejen 2c.; perfeftibel
nl. vervolllommnungsfähig; Perfektibilität, f.
dieBervollfommnungsfähigfeit; Bildſamkeit; Per—
— m. die Behauptung einer fort-
chreitenden anni de3 Menihenge-
ſchlechts; Perfektibiltiten, pl.
peri
Lehre; Perfektion, k.l. perfectio) die Vollendung,
Vollkommenheit; perfektionieren, nl. (fr. per-
fectionner)vervollfommnen ;ausbilden,vollenden;
Berfcktionierung, f-die Bervolllommnung; per-
etto ‚modo, it. Tonk. volllommenes Zeitmaß
(heißt der Dreitakt, weil die Zahl 3 nicht gerade
geteilt werden fann).
perforieren, [.(per-foräre)durchbohren; Perfora⸗
tton, f. nl. die Durhbohrung, Durchlöcherung;
Berforiers od. Beriorations:Mafchine, Loch—
maſchine, die dazu dient, Bapier mit Köcherftichen
zu verjehen, z. B. bei Briefmarken; B.-Stempel,
Lochſtempel; Werforatin oder Perforatarium,
n. ein inochen- oder Schädelbohrer; Verfpratid-
Trepdn, m. ein Bohrer, womit man einen Kno—
chen einfach durchbohrt, ohne ein rundes Stüd
auszubohren.
Perfriktion, f. I. (perfrietio, v. perfrigesc£re, jich
erfälten) die Erkältung, Eritarrung; Perfrige—
rium, n. nl. (von I. perfrigeräre, abfühlen) ein
hober Grad von Froſtgefühl in Fieberfrankheiten.
Perfunktion, f. I. (perfunctio, von perfungi, ver-
tichten, verwalten) die Verwaltung, Berrichtung,
Reiltung; perfunftärtich (I. perfunctorius, a, um,
und als Adverb perfunctorie), oberflächlidy ab-
gemacht, nachläſſig.
Berfufion, f. L. (perfusio, v. perfund£re, begießen)
die Begiegung, Übergießung. —*
Pergament oder r. Bergamen, n. (I. pergamena,
sc. charta, d. i. Bapier von der Stadt Bergamus
in Aſien, wo man es als Erſatz derBapyrusblätter
verfertigte, deren Ausfuhr aus a Die eifer-
jüchtigen Ptolemäer verboten, als Eumenes II. von
Pergamus auch eine Bibliothek ſammelte)Schreib—
leder, gegerbteg, mit Half gebeigtes und auf eigen-
tümliche Weife zubereitetes Cjeld-, Schaf- oder
Kalbsleder ꝛc. bei. zum Schreiben; eine auf ſolches
Leder geichriebene Schrift oder Urkunde; Perga—
ment-Drucke, pl. Bücher, welche wenigjtens in
einigen Exemplaren auf Pergament abgezogeit
find; P.⸗Papier, n. ein ſehr feites, durchſcheinen—
de3, ungeleimtes Bapier, auch vegetabiliiches Per-
gament genannt, das zum VBerpaden, zu fünftlichen
Wurjtdärmen zc. dient; P.⸗Leder, ein lederähn-
liches PBergamentpapier, das zu Büchereinbänden
verwendet wird; P.⸗Ton, m. der Ton bei der
Ausfultation, ſ. d. 2
perge, I. fahre fort! weiter! pergieren (I. pergere),
fortfahren, bei. im Reden ıc. |
Pergola, f. it. (v. I. pergüla, Weingeländer) Laube,
Weinlaube; ein überwachjener Bl in Gär⸗
ten; lauhenähnlicher Anbau an einem Gebäude;
Pergolaͤto, n. Bauk. Bindewerk, Gitterwerk.
per grato governo, ſ. unter gouvernieren.
perhovreizieren, I. (perhorrescere, v. per u. hor-
rescöre, Beginnzeitwort von horrere, jtarren,
ihauern, ſchaudern) eig. vor etivas ſchaudern, ſich
entjegen; etwa3 verabfäjeuen, abmwehren, von ſich
weijen; Nfpr. verwerfen, für parteiifh erklären
(einen Richter od. Zeugen); Perhorreſzenz. f. nl.
Rſpr. Furcht vor Barteilichkeit eines Richters, —
gen 2c. und rechtliche Verwerfung desſelben; Per—
horreſzenz⸗ Eid, m. die eidliche Verficherung, daß
man einen Nichter od. Zeugen nicht für unpar-
teiiich halten fünne. 7
Bert, m. u. f., pl. Peris, per. (v. peri, beflügelt,
v. per, Flügel) Fabell. zarte, liebliche, feen- oder
elfenähnliche Weſen, welche Schugengel der Men-
ſchen find.
Anhänger diejer ! gerk, gr. Vorw., um, herum; über, wegen ze. be-
Perialgie
zeichnet in Zuſammenſetz. bej. Umgebung, Berbrei-
tung, auch Bollendung eines Kreisfaufes, = um-,
herum-, umber-; ferner ein Überfchreiten, Über-
reifen, eine Steigerung od. Verſtärkung, — über-,
ehr.
Perialgie, f. gr. (v. älgos, n. Schmerz) Heilf. ein
jehr heftiger allgemeiner Schmerz; periälgiſch,
daran leidend oder davon herrührend.
Peridmma, n. gr. (v. peri-Aptein, umbinden)
Amulet, ſ.d.
Pertanthium, n. gr. (vgl. Anthos) die Blumenhülle,
Blumenſcheide, Blütendede.
Periäreſis oder Vertärdie, f. gr. (v. periaireın,
tingsherum wegnehmen) das Wegjchneiden, Ab—
nehmen von Gelhwüren ꝛc.
Periaftrum, n. gr. (v. aster od. Astron, der Stern)
der dem Hauptitern eines Doppelſternes am näch—
jten liegende Punkt.
Periantologie, f. gr. (v. autös, jelbit, u. legein,
reden) Selbjtlob, Nuhmredigfeit; Periautoloͤg,
m. ein ruhmrediger Menjch, Prahler.
Periblẽma, n. gr. (v. peri-bällein, umwerfen; vgl.
Beribole) der Ummurf, Umhang, die Hülle; der
Büchereinband.
Periblépfis, f. gr. (von blöpein, blicken) das Um—
blicken, die Umſicht; Heilk. das ängſtliche Umher—
ſehen der Irrſinnigen, das Stieren.
Periböle, f. gr. (von peri-bällein, umwerfen, um-
legen)der Umfang, Umfreis ; Redek.derRedeſchmuck;
abgerundeter Sag; ein Umjchweif, eine weitläufige
Beichreibung: Heilt— PB erikardion; Peribölos
od. Peribölus, m. das Gehege, die Einfriedigung;
Tempelhof.
Peribronditis, f. Entzündung der Häute, welche
die Quftröhrenäfte umgeben, vgl. Bronditis.
Peribröſis, f. gr. (v. bibroskein, frefjen,nagen) eig.
da3 Umnagen; Heilf. die Augenmwinfelzerfreffung,
Augenliderfräße.
Pericardium, j. Perifardion; Pericarpium,
j. Perikarpion.
Pericharie, f. gr. (v. chairein, ſich freuen) Entzük—
fung, große, lebhafte Freude. J
Pericholie, f. gr. (v. chölos od. chole, Galle) Heilk.
bermaß an Galle; Perichölus, m. ein Gall
füchtiger.
Berihondrium, n. gr. (v. chöndros, Knorpel) die
Knorpelhaut; Perichondritis, f.diefinorpelhaut-
Entzimdung.
Hericlitieren ꝛc., ſ. unter periculum.
Verieranium, |. Berifranion.
pericälum, n., pl. perieüla, I. der Verſuch, die
Brobe; die Gefahr; pericülum in mora (fr. peril
en demeure), Gefahr beim Berzuge, dringende Ge—
fahr beim Zaudern; Yerifulds (1. pcriculösus),
efährlich, mißlich; Perikuloſität, f. nl. die Ge-
ährlichkeit; geriflitieren (1. periclitäri) Gefahr
laufen, in Gefahr jein; wagen, verjuchen; peri—
tlitaͤnt (periclitans), wagend, Gefahr laufend;
Beritlitation, f. (l.periclitatio) die Gefährdung,
das Wageſtück. i
Perieyititis, f. gr., ſ. Perikyſtitis.
Peridesmium, n. gr. (v. desmös, Band) Heilf. die
Bänderhaut; Veridesmitis, f. Entzündung der
Bänderhaut.
eridät, m, fr. = Chryfolith.
eridrömis, f. od. Peridrängs, m. verf. Peri⸗
droͤm, gi. (von drömos, Lauf) ein Säulengang,
Gang zwiichen Säulen u. Mauern; auch eine Art
Geiltanz.
Periegẽſe, Perieneiis, f. gr. (von peri-ögeisthai,
Perimyſium 639
herumführen) dag Herumführen u. Vorzeigen von
Merkwürdigkeiten, die Fremdenführung, die Orts—
und Länderbeſchreibung; Periegẽt, m. (gr. perie-
getes) ein Herumführer u. Erklärer des Merkwür—
digen; Städte und RYänderbefchreiber.
Periergie, f. gr. (v. peri-ergos, überfleißig, über-
trieben jorgfältig) übermäßige Sorgfalt, Kleinlich
feit u. SBeinlichkeit; bef. die allzukünſtliche, gefucht:
Schreibart.
Perigäum, n. gr. (peri-gaion; vgl. Gäa) die Erd—
nähe, der Standpunft eines Planeten, bef. des
Mondes, wo er der Erde am nächiten fommt, enteo.
Apogäum. |
Beriglöttis, f. gr. (vgl. Gloſſe) die Zungenhaut.
Perigonium, n. gr. (d. gone, das Erzeugende, die
eugung) die innere Blumenfrone oder Blüten-
hülle; Berigoniafien, pl. die die innere Blumen-
frone bildenden Blätter.
Perigord (pr. —göhr) od. Berinneng (pr. —göb),
m. fr. ea ai Braunſteinerz, nach einer Pro—
binz gleichen Namens in Frankreich genannt; kfr,
Trüffel aus diefer Zandichaft, die Trüffel über-
haupt; A la Perigord od. Périgueux, mit Trüf—
feln; Perigourdine oder Peregourdine, f. ein
franz. Tanz im ®s-Taft u. in Form der Menuett.
Perighnien, pl.(v. ar.gyne, Weib, d.h. Biftill, ſ. d.)
flanzen, deren Blütengejchlecht3teile auf dem
Kelche fißen.
Perihelium, n. ar. (v. hölios, Sonne) die Sonnen-
nähe der Planeten, entg. Aphelium.
Peritardion od. Pericardium, n. gr. (v. kardia,
Herz) der Herzbeutel, das Herzfell; perikaͤrdiſch.
zum Herzbeutel gehörig oder ſich darauf beziehen.
(4. B. perifardiihe Arterien, Venen ıc.);
Perifarditis, f. Entziindung des Herzbeutel®.
Perilarpion oder Bericarpinm, n., pl. —ien, gt.
(von karpös, Frucht) das Samengehäufe bei ven
Pflanzen; Heilf. (von karpös, die Handwurzel) ein
— welches um die Handwurzel gelegt
wird.
Perikläſis, f.gr.(vonperi-kläein, umbrechen) Heilk.
ein Bruch, beſ. Beinbruch.
Periklin, m. gr. (von peri-klines, ſich ringsum
neigend, abſchüſſig, in Beziehung auf die Lage der
Endfläche der Prismen) der Kieſelſpat, eine Art
Feldſpat.
Beritochlion, n. Esch (von kochlias, Schnede,
Schraube) die Schraubenmutter.
Beriföße, £., pl. —n, gr. (v. periköptein, ringsum
bejchneiden, abjchneiden) ein Abfchnitt; bej.ein Ab—
Schnitt aus den Evangelien und Epijteln, welcher
bejtimmt ijt, an Sonn- und Feittagen vorgelejen
und erklärt zu werden.
Perifranion od. Perieranium, n. gr. (vgl. Kra-
nion) die Schädelhaut, das Hirnſchalhäutchen.
Verifgkitis, f. gr. (v. kyste od. kystis, die Harn—
blaje, vgl. Kyittis) eig. Entzündung der Blaſen—
umbüllung, d. i. Bauchfellentziimdung.
herimaddriich, gr. (v. madarös, fahl) Heil. haut»
verderbend, hautzerfrejjend.
Perimöter, m. gr. (peri-metros) der Umfang, Unı-
kreis; perimétriſch od. perimeträl, umkreiſig, im
Unmfange, dem Umfange nad).
Berimetritis, f. gr. (v. möter, Mutter, vgl. Metri-
ti3) Entzündung des die Gebärmutter umbülle::-
den Bauchfelles. 4
perimieren, lat. (per-imöre) vernichten, zerſtören,
umbringen.
Perimyfinm, n. gr. (von ms, Maus, Muste!)
Heilk. die Muskelhaut.
640 Perinäum
Perinäum od. Perinkum, n. gr. (perinaion oder
perineon) Heil. die Schamleiſte, das Mittelfleifch,
der Damnı, Verbindung zwifchen Scham u. After;
Perinäockle, f. ein Schamleiftenbrud, Mittel-
fleiſchbruch.
Berinephritis, f. ar. (von nephrös, Niere; vgl.
Nephritis) Nierenktapfelentzündung.
Rerinyftides, pl. qr. Heilk. = Epinyktides, ſ.d.
Periöcha, f. gr. (periochg, v. periechein, umfaſſen)
der Umfang, die Umgebung; der Inbegriff oder
Furze, gedrängte Anhalt, 3. 3 eines Buches; auch
ein umgrenzter Abfchnitt, ein Stüd einer Schrift,
welches ein Ganzes bildet.
Bertöct od. Bertöfen, pl. gr. (peri-oikoi, v. 01kos,
Wohnung) Ummohner, Nahbarn; Erdb. Neben-
wohner unter einerlei Breiten od. Parallelfreifen
der Erde; freie Bauern in Sparta.
%eriode, f. gr. (periödos, v. hodös, f. der Weg; l.
periödus, eig. Umgang, Umlauf) Sternf. der Kreis-
lauf, regelmäßige Umlauf eine Planeten; Chro-
nol. eine Neihe von Fahren, nad) deren Verlauf
die nämliche Begebenheit oder das nämliche Zeit-
merkmalwiederkehrt, j.Z ykel; ein Zeitraum, Beit-
abſchnitt; Heilf. die monatliche Neinigung des
weiblichen Geſchlechts; Redek. ein kunſtvoller, ge-
gliederter Sag; Periodenbau, m. der Öliederjab-
bau, Redebau; Periodent, m. (gr. periodeutes, v.
periodeuein, umreiſen „Bl Periodeuten, Herum⸗
ziehende; wandernde Arzte, Marktſchreier ꝛc.; im
Mittelalter auch wandernde Gehilfen der Biſchöfe;
deriodeutiſch, herumziehend, wandernd; markt⸗
ſchreieriſch; Periodizität, £. nl. der Umlauf, die
Viederfehr in gewiflen Zeiträumen; der Kreislauf
derNiatur;perisdifch (gr. periodikös),umlaufend,
regelmäßig wiederkehrend; zeitweilig wechſelnd;
vorübergehend; periodiſche Kontrolle, regel-
mäßige,wiederfehrendellberwahung Nachprüfung
— —
nale ꝛc.) periodiſche Krankheiten, Wechſel—
krankheiten; periodiſche Winde, Zeit-od. Wech—
ſelwinde; periodiſcher Monat, die Umlaufs—
zeit des Mondes von dem Frühlingspunkt an ge—
rechnet bis wieder dahin (vgl. ſideriſcher Mo—
nat); periodiſchſchreiben, in Gliederſätzen od.
wohlgerundeten Redeſätzen jchreiben; periodiſie⸗
ren, in Berioden einteilen, die Perioden feitjegen;
Beriodift, m. (fr. periodiste) ein Zeitjchriften-
ichreiber; Berivdnlogte, f. griech. die Lehre vom
Periodenbau; periodoloͤgiſch, vedejaß- od. rede-
baufundlid.
Periodynie, f. gr. (von odyne, Schmerz) Heilk. ein
heftiger Shmerzim ganzen Körper, —=Berialgie.
Peridbe, f. gr. (v. Ops, Geficht) die Umschau, eine
Sternwarte; Perioͤptrik, f. die Umjtrahlungs-
lehre, Lehre von ver Beugung der Lichtitrahlen an
Dberflächen der Körper; perisptrifch, auf dieſe
Lehre bezüglich.
Periorama, n. griech. (v. periorän, umherſchauen)
ein Umſchaugemälde, Rundſchaubild; vgl. Pano—
rama.
Periorbita, f. gral. (vgl. Orcbita) Heilk. die Augen—
höhlhaut.
Perioſtẽum od. Perioſt, n. gr. (von ostéon, Kno—
chen) die Bein- oder Knochenhaut, das Beinhäut-
hen; Berioftitis, f. die Entzündung der Bein-
haut; Perioſtöſis, f. die oberflächliche Knochen—
geſchwulſt.
Peripätos, mn. gr. (v. pexi- patein, herumgehen) der
Spaziergang, das Luſtwandeln und der dazu be—
ſtimmte Ort; Peripatẽma, n. od. Peripateſis,
Periſcii
f. das Umhergehen, Spazierengehen; ernſte Unter-
haltung; Peribatetiker, m. Anhänger der Lehre
des Ariitoteles, der in einem Spaziergange, dem
Lykeion bei Athen, zu lehren pflegte (ogl.Xyzeum);
deripatetiich, umherwandelnd; der Lehre und
Schule des Ariftoteles angehörend, ariftotelifch;
Peripatetismus,m. die Lehre der Beripatetifer.
Peripetaͤsma, n. gr. (von petannynai, ausbreiten)
das ringsumher Ausgebreitete, die Umhüllung,
ein Teppich, Vorhang.
Peripetie, f. gr. (peripsteia, v. peripiptein, um-
fallen, umfchlagen) das plößliche Umfchlagen der
Glücksumſtände, die unerwartete Veränderung,
en des Knotens in Schaufpielen, die Um—
ehr.
Beriphacitis od. Periphafitis, f. gr. (v. phake,
a Heilf. die ———— der Linſenkapſel des
uges.
Peripherie, f. gr. (periphéreia, von peripherein,
herumtragen, periphéresthai, fich herumbemwegen)
der Umfang eines Kreijes; Bezirk; Peripherie—
Geichwindigfeit, en P.⸗
Winkel, m. ein von 2 Sehnen gebildeter Winkel,
deſſen Scheitelpunft im Kreisumfang liegt; peri—
uhcriich, umkreifend, umlaufend; am Umtreije
od. äußeren Umfang befindlich; periphertiieren,
im Umfang meffen.
Periphräſis oder Veriphrdie, f. gr. = Para—
phraiis; periphrditiih, — paraphraſtiſch.
Peribphrixis, f. gr. (v. phrissein, ſchaudern, frieren)
Heilf. der Froitichauer.
Peripleröma, n. gr. (vgl. Pleroma) die Erfüllung,
Erjegung. ,
Beriplöce, f. gr. (periploke, von periplekein, um»
mwiceln) das Umwickeln, die künſtliche Einhüllung
von Dingen, die verſteckte Rede.
Periplũs, m. gr. (von plöos, plüs, die Schiffahrt)
Umſchiffung, Küftenbejchreidung.
Peripneumonie, k gr. (vgl. Prreuntonie)dieQungen-
Entzündung; beripneumanifh, zur Lungen—
Entzündung gehörig oder daran leidend.
Heripolygäntich, gr. (vgl. Polygon) vielfantig, viel-
flächi
g.
Peripſema, n. gr. (v. peripsän, abwiſchen) eig. ab—
gewijchte Unreinigkeit; ein laſterhafter Menſch; ein
a is, RB Bir
eripſhris, f. gr. (v.psyxıs, Kühlung, d.psychein,
— völlige Abkühlung oder Erkältung; Heilk.
ein allgemeines Fröſteln, die jog. Gänſehaut.
Beripteros, m. gr. (eig. rings beflügelt; v. pteron,
Flügel; vgl. Dipteros) ein von Säulengängen
rings umgebened Gebäude; Peripterium, n. ein
äußerer Säulengang, eine Säulenhalle.
Periptöſis, f. gr. (von peripiptein, umfallen, um—
ichlagen) Beil, die entfcheidende Wendung; der
Umſchlag einer Krankheit. |
Periphema, n. gr. (v. pyon, Eiter) Heilf. Umeite-
rung, Eitererzeugung. 1 ;
Bertrrhanterion,n. gr. (v. perirrhainein, bejpren-
gen) ein Sprenggefäß od.-Gerät, Weihwaljergefäß;
Beihmaffer- od. Sprengmwedel. E21?
Perirrhexis, f. gr. (vgl. Rhexis) Heilk. die Ab-
reißung, Abbrechung, z.B. eines Knochens.
Berirrhde, k. gr. (perirrhoia, v. perirrhein, rings
umfliegen) Heilf. das Umfliegen, mehr- od. all-
ortiges Ausfließen.
Peris, f. gr. (von pera, Sad, Taſche) Heilk. Die
Mutterſcheide.
Berifckt, pl. gr. (peri-skioi, v. skiä, der Schatten)
Erdbeichr. Umfchattige, Kreisfchattige, nahe an den
Perijchthismus
Polen wohnende Bölker, denen die Sonne mehrere ı
Zage od. Monate gar nicht untergeht, fo daß ihr
Schatten in 24 Stunden um fie herumläuft.
Berifeythlsmus, m. oder Beriichtbifls, f. griech.
(periskythismös) die friiher bei den Schthen üb-
lihe Schindung, das Hautabziehen, Schinden
Stalpieren,} h
veriſtoͤpiſch, gr. (von peri-skopein, rings umher-
fchauen) sh, umſichtig; 53 he
Gläſer, Umfichtögläfer, fonverfonfave (von Wol—
laſton, ſpr. Usläjt’n, erfundene) Augengläſer, bei
denen man an den Rändern ebenſo gut ſieht, wie
in der Mitte.
Periſpermium, n. gr. (von sperma, der Samen)
— Berifarpion.
Periſuhhrion, n. gr. (sphyrön, Knöchel) ein Band
oder Ring um die Knöchel, Fußring als Schmud.
Periſprit, m. nach Anficht der Spiritiften (f. d.) ein
Mittelglied zwiſchen Geift und Körper, das ins
Denfeit3 übergeht, ein geiftiger, verklärter Leib.
Beriffodaktylus, m. gr. (von perissös, überflüſſig,
übermäßig) ein mit überzähligem Finger od. mit
überzähligen un Verſehener, aud) der über-
zählige Finger jelbit.
Berifiologie, f. gr. (von perissös, übermäßig, und
legein, reden) der Wortſchwall, Überfluß in Worten
oder in Reden, die Weitjchweifigfeit; Beriffäng,
n. f. Berittoma.
Berifiomeros,n. gr. (von perissös, übermäßig viel,
überflüffig, und meros, Teil, Glied) mit über-
zähligen Gliedmaßen.
geriftältifch, gr. (von peristellein, umgeben, um-
fafien) Heilf. wurmförmig, ſ. motus peristalticus.
periitätiich, gr. (von peristasis, der Umftand, von
periistemi, ich jtelle oder ftehe herum) umständlich,
ausführlich.
Berifterien, n. gr. (Verkl. v. peristerä, f. Taube)
ehem. eine über dem Altar ſchwebende Fünjtliche
Taube zur Aufbewahrung der gemweihten Hoftien.
Beriftöle, f. gr. (vgl. periftaltifch) Heilf. die wurm-
fürmige Darmbemwegung.
Veriftöma od. Periſtomium, n. gr. (von stöma,
der Mund) Heilf. der Mundrand, die Mündung.
Periftröma, n. griech. (vgl. Stroma) = Peripe-
tasma.
Periſftröphe, f. gr. (vgl. Strophe) die Umkehrung
des gegenteiligen Beweiſes.
Periftijl od. Beriftylium, n. gr. (peristylon, von
stylos, Säule) Bauf. ein Säulengang, eine Säu-
fenhalle, ein freier Pla ringgum mit Säulen
Beriinftäte, £gr.(ogl. Syftofe) heilt. der d
yſtöle, f. gr. (vgl. Syftole) Heilf. der Herzens—
— die Zeit zwiſchen zwei Pulsſchlägen,
perite, j. peritus. (Pulspauſe.
Peritonãum od. Peritonẽum, u. gr. (peritönaion,
eig. das Darübergejpannte, von peri-teinein, Dar»
überfpannen) Heilf. das Bauchjell; peritonääl,
nl., oder peritondiich, zum Bauchjell gehörig;
Peritonnitis od. Peritonitis, f. gr. die Baud)-
fell-Entziimdung.
Veritrochion od. Peritrochium, n. gr. (von tro-
chös, Rad) die Achſe oder Welle eines Rades; auch
ein an feiner Achſe feites Rad.
Perrittümg,,n. gr. (v. perittos — perissös, über-
fifiie) das Ubriggebliebene, der Überfhuß; Heilf.
er nad) der Verdauung übrigbleibende Reit von
Speifen, Unrat; Rüditand von Krankheiten.
peritus, a, um, |. erfahren; al3 Adverb perite,
erfahrnermweije, mit Einfiht; peritus artis,m. ein
Kunitverjtändiger; p. juris, ein Rechtskundiger.
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
—— — —— — — — —— — — — — — — — —— —— — — — —
perluſtrieren 641
Perithphlitis, f. gr. (von typhlös, blind) Entzün-
dung des den Blinddarm einhüllenden Bauchfells.
Perizöma, n. gr. (von peri-zönnynai, umgürten)
eig. Gürtel, Schürze; Heilf. ein Brudhband an
Nabelbrüchen; auch das Zwerchfell; Perizöſis, f.
die Umgürtung, Umbindung.
Perjurium, n.!. ein Meineid, falfcher Eid; poena
perjurii, f. die Strafe de3 Meeineides; Herjuridg
(perjuriosus), meineidig; perjurieren (l. perju-
rare). faljch ſchwören, einen Meineid begehen;
Perjuration, f. nl. das Falſchſchwören, Schwören
eines Meineides; Perjürus, m. ein Meineidiger.
Perkaͤl, m. (fr. percale, vom perf. pergälah, grobes
Zeug) ein dichtgewebtes oftindisches Baummollen-
zeug, feiner als Mitkal, ].d.
Perkan, ſ. Bercan.
Berkinismus, m. das Heilungdverfahren dur
Streichen der krankhaften Teile mit zwei. Nadeln
von verſchiedenen Metallen, von Perkins (geſt.
1799) in Nordamerifa erfunden.
perfolieren, I. (percoläre) durchſeihen; Perlola⸗
tion, f. I. (percolatio) die Durchjeihung, Läute-
rung.
perlontieren od. perfutitieren, |. (percontäri
od. percunctäri) erforichen, jich erfundigen; Per⸗
fontation oder Perfunftaston, f. (percontatio)
die Erfundigung, Nachfrage.
Berfünds, m. Gewitter- und Feuergott der alten
heidniſchen Breußen.
perfurrieren, [. (per-currere) durchlaufen, flüchtig
durchjehen ; Perfurfion,f.(l.percursio)das Durd)-
laufen; dag flüchtige Durchgehen, Überdenten.
perfutieren, I. (percutöre, v. per u. quat£re, jchüt-
teln, ſtoßen) erſchüttern, ſtoßen; perkutient (lat.
percütiens), erſchütternd, ſchlagend; beklopfen,
durch Beklopfen unterſuchen; Perkuſſion, f. (lat.
percussio) der Stoß, Schlag, die et:
bef. in der Heilk. die Unterſuchung durch Beklopfen;
Perkuſſions⸗Gewehr, n.die Schlagſchloß⸗Büchſe,
deren Ladung mittels einer Knallmiſchung durch
den Schlag des als Hammer geſtalteten Hahns ent-
zündet wird; P.⸗-Maſchine, f. eine Stogmajchine
zu Verſuchen über die Geſchwindigkeit bemwegter
Körper nad) dem Stoße 2c.; P.-Satz, Bümbiap,
Zündmaſſe; B.-Schloß, u. Schlagſchloß, Hammer-
ſchloß; B.-Zundung, Schlagzündung; Perküſſor,
m. der Totſchläger, Mörder; ein Zermalmungs⸗
werfzeug.
Berl, eine Leine Letternart, Kleindrud.
Verla, f. ml. (auch perüla, pirüla — Birnden,
Bernlein) die Berle; Heilf. ein milchweißer, perl-
—— Perl⸗Aſche, f.reine Pott⸗
aſche aus Amerika; Perlcantille, Cantille (ſ. d.
unter Canna) von halbrundem gepreßtem Drahte;
Perlen-Efſenz, eine Gelatinelöſ ung, die mit dem
filberglänzenden Stoffe aus den Schuppen des
Weißſiſches vermifcht ift und mit der Glasperlen
im Innern überzogen werden: P.-Kupfer, in
Körnern gegofienes Kupfer; B.=&erfte od. Berls
graue, die feinfte Öraupenjorte; Verlit, m. Berl-
jtein; Berlfraniheit, Zinnentraniheit; Perls
mutter, n. die innere Schicht der PBerlmutter-
Muscelichalen; Periſucht, Tuberfulofe des Rind-
vieh3; Werlüre, f. fr. die perlähnlichen Knoten
am Hirſchgeweih; Perlzwiebel, kleineLauchzwiebel,
in der Küche und als Würzgewächs verwendet.
perludieren, I. (von ludöre, jpielen) jcherzen, vor-
ipiegeln; perluſöriſch, I. (perlusorius) jcherzend,
Ipielend, täujchend, zum Schein.
perinftrieren, I. (perlusträre)durchmwandern; durch⸗
41
642 Perma
ſehen, durchmuſtern, genau durchgehen und beſich—
tigen; Perluſtration od. Perluſtrierung. k. nl.
die Durchſicht, Durchmuſterung.
Perma, n. ein ruſſiſches Gewicht — 3582 kg.
Bermanganät, n. übermanganfaures Kali.
dermanieren, I. (permanere) fortdauern, verblei-
ben; permanent (permänens), fortdauernd, be-
harrlich, beitändig, ununterbrochen, entg. interi-
miſtiſch; Permanentweiß, n. eine dauernde
Waſſerfarbe, aus Schwerjpat od. Witherit gefertigt,
auch Barytweiß genannt; Bermandnz od. Per⸗
manfion, f. nl. die Fortdauer, Ständigfeit, Be-
barrlichkeit; das Verbleiben, 3.B. einer gefeßgeben-
den oder u Verſammlung.
Verme, m. türf. (peremeh, v. gr. peräma, Ort zum
Überjegen, Überfahrt) ein Fleines Fahrzeug zum
Überjegen, ähnlich einer Gondel. |
per me, l. meinetivegen; per me licet, j. licet.
bermeäbel, I. (permeabilis, v. permeäre, hindurd)-
gehen) durchdringli, durchdringbar (penetra-
bel); Bermenbilität, f. nl. die Durchdringlichkeit,
Durchdringbarkeit; Permeation, f. das wechſel—
ſeitige Durchdringen zweier Körper.
vermiſche Formation, f. die beſ. im Gouverne—
ment Perm in Rußland entwickelte, zwiſchen der
Steinkohlenformation und der ſogenannten Trias
liegende Gebirgsformation, welche in Deutſchland
die Formationen des Rotliegenden und des Zech—
ſteins umfaßt.
permiſzieren, l. (per-miscere) vermiſchen, ver-
mengen, verwirren; permiſzibel, nl. vermiſchbar;
Permixtion, f. (l. permixtio) die Vermiſchung.
Hermittieren, I. (permittere) erlauben, geſtatten,
gulalien, beivilligen; Permittierte, pl. Beur-
aubte; Permiß, m. (l. permissus, Erlaubniß) ein
Erlaubnisichein, Sreifchein, fr. permis; permis
de sejour, m. (fpr. permi d’ ßeſchuͤhr) eine Aufent-
heitsfarte; Permißgeld, n. Wechjelgeld, eine (fin-
gierte) Rechnungsmünze, in welcher zu Antwerpen,
Brüfjel, Gent 2c. Wechjel ausgeftellt werden; per-
missu superiörum, I. mit Erlaubnis oder Ge-
nehmigung der Öbern ; Permiſſion, f.([.permissio)
die Erlaubnis, Bewilligung; Permiſſionär, m.
bei wandernden Kunftreiter- oder Schaujpieler-
truppen der vorausreiſende Geſchäftsführer, der
an jedem Orte die Erlaubnis zum Auftreten ein»
zuholen und alles Erforderliche vorzubereiten hat;
Permiſſioniſten, pl. Fremde, welche die Erlaub-
nis zum Wohnen in einer Stadt haben; avec per-
mission, fr. (fpr. — miffjöng) und con permis-
sione, it. mit Erlaubnis; permissive, nl. er-
laubnismeije.
Permigtion, j. unter permifzieren.
bermobieren, I. (per-movere) bewegen, erregen,
rühren, reizen; Permotion, f. (permotio) die Be-
mwegung, Erregung.
sermutieren, |. (per-mutäre) umtauschen, vertan»
ichen, verwechjeln; permutdbel, nl. vertaufchbar;
Bermutdnt, m. (l. permütans) der Umtaujcher;
Bermutatton, f.(l.permutatio) die Bertaufchung,
Verwechſelung, der Umtauſch; Größenl. Berjegung.
Pernaubük, = Fernambuk, ſ.d.
vernegieren, [.(per-negäre) gänzlich leugnen, durch⸗
aus verneinen. [beulen an den Füßen.
PBerniönen, pl. [. (pernio, pl. perniönes) Froſt—
Bernife vd. Perniſſe, f. fr. (vgl. it. pernice, Reb-
huhn = perdice, v. l. perdixz) das Rothuhn, eine
Art Rebhuhn.
Berniten, pl. gr. (von perna, der Schinken) verftei-
nerte Schinfenmuscheln.
nn — — — — — —— — — — — nn — — —— —— —— —— — — —
perquirieren
pernizids, |. (perniciösus, v. pernicies, das Ver—
derben) jchädlich, zerjtörend; bösartig, 3. B. Heilf.
perniziöfe Wedfelficher,
Pernizität, f. I. (pernicitas, von pernix, behend,
ſchnell) die Behendigkeit, Hurtigkeit. i
pernnoftieren, I. (pernoctäre, von nox, G. noctis,
die Nacht) iibernachten, Nachtlager Halten; Pers
noftänt, m. (pernöctans) ein Übernachtender;
Pernoftation, f. (ſpätl. pernoctatio) das Über-
nachten.
Pero, m. it. männl. Name — Peter.
Perodẽéell, m. ein gelblicher, grau untermiſchter To-
pas in Brafilien.
Perodynie, f. gr. (v. pera, Taſche, Sad, ſ. Magen)
Heilf. Magenweh, = Kardialgie.
PBeröntg, n. gr. (v. perün, lähmen) Heilt. Lähmung,
Beihädigung an den Sinneswerkzeugen; Peröſis,
f. die Verſtümmelung. :
per omnes passus et instantias, ſ. unt. Paſſus.
Peröne, f. gr. (peröne) eig. Spite, Stachel, Zunge
einer Schnalle, Spindel; Heilf. das Wadenbein,
die Heine Beinröhre; Peronẽen, pl. (nl. muscüli
peron&i) die Wadenbeinmusfeln.
Peronoſporaſpritzeſvon Peronospöra, einem ſchäd—
lichen Pilze), k. Rebenſpritze.
perorieren, I. (per-oräre) eine Rede (bei. Schulrede
halten; eine Rede zum Schluß bringen, endigen;
Peroration, f. (peroratio) die Schlußrede, der
Redeſchluß; eine öffentliche Rede, be. Schul- oder
Übungsrede.
Peröſis, ſ. unter Beroma.
Perogyd, j. unter Dryd. R
perpendieren, [.(perpend£re) eig. genau abivägen;
erwägen, unterjuchen. {
Verpendifel, m. r. n. [. (perpendicülum, n. vor
pendöre, bangen) die jenkrechte Linie oder Senk—
rechte, Yotrechte, da3 Rot, Senkblei; das Pendel;
Berpendifulär (I.perpendiculäris), fenfrecht, lot⸗
vecht, ſchnurgerade nad) dem Mittelpunkte der Erde
a Perpendikularität, f. nl. die jenkrechte
age.
Berpefiion, f. {. (perpessio, von perp&ti, erdulden)
das Erdulden, Ausſtehen, die Ertragung.
perpetrieren, [.(perpeträre, von paträre, zujtande-
bringen) begehen, vollbringen; Perpetration, f.
(jpätl.perpetratio) die Bollziehung, Vollbringung;
Perpeträtor, m. der VBollzieher, Täter.
perpetüus, a, um, l. ununterbrochen, bejtändig;
Perpetün, f. weibl. Name: die Beitändige; in
perpetüum, fiir immer, zu ewigen Zeiten; Ber-
petüum mobile, |. Mobile perpetuum; per-
petuum silentium, |. Silentium; Perbe—
tuäne, Perpetudlle, auh Sempiterne, £. fr.
Dauerzeug, ein ſehr dauerhaftes Wollenzeug, eine
Art Serge; perpetuch (fr. perpetuel) oder per⸗
petuierlich, fortwährend, ununterbrochen, ewig;
PBerpetudle, f. = Smmortelle; auch eine Pa⸗
pierblume; perbetuieren, I. (perpetuäre) immer-
während erhalten oder fortjegen, in die Länge
zichen; immer fortdauern; Perpetuation, f. nl.
immermwährende Fortdauer; VPerpetuität, f- I.
(perpetuitas) ununterbrochene Yortdauer z. B.
eines Amtes; Perpetuitäten, pl. eig. Unaufhör—
lichkeiten; liegende Stiftungsgiter. 5
perpieg, |. (perplexus, eig. verflochten, verivorren,
von plectere, flechten) verwirrt, betreten, beſtürzt;
vperplexieren, verblüffen; Perplexität, f. (ſpätl.
perplexitas) die Verworrenheit, Beſtürzung, Un-
ſchlüſſigkeit.
perquirieren, I. (perquirere, v. quaerẽre, ſuchen)
Perron
unterſuchen, nachſuchen, erforſchen; Perquiſition,
k. nl. die gerichtliche Nachforſchung, Unterſuchung;
Bitte domestica, f. die gan) uchung;
erquiſitions⸗Proteſt, m. die Wechſel-Ver—
werfung, wenn der Bezogene zur Verfallzeit des
Wechſels nicht ausfindig zu machen ist; Perqui—
fitor, m. I. der Nachforſcher, Unterfucher.
Perron, m. fr. (fpr. perröng; f. pierron, v. pierre,
Stein) ein fteinerner Auftritt, eine Freitreppe vor
einem Haufe; der Platz zum Ein- und Ynötteigen
auf Bahnhöfen, Bahnfteig.
Perroquet, m. fr. (fpr. perrofeh) eig. der Papagei
(it. parrocchetto, etwa Pfäffchen, v. l. parochus,
ſpan. parroque, Pfaffe, weil die Geistlichen diejen
Bogel zuerst gehalten haben, fowie das fpan. pa-
pagayo, it. papagallo wörtlich Pfaffenhahn be-
deuten); eine Art Feldftuhl; die Schiffsftrenge; in
Baris auch: der Abfinth (wegen der grünen Farbe);
Be: f. (pr. perrüſch) ein langgeſchwänzter
apagei.
Berrotine f. eine von Berrotin Rouen erfundene
Zeugdrudmafchine, mit welcher 3 Farben zugleich
gedruckt werden fünnen.
Perrüche, |. unter Berroquet.
Berrüde, f. (fr. perruque, it. perruca, parruca;
ipan. peluca, v. pelo —=!. pilus, Haar) eine Kopf-
bededung von fremden Haaren, der Haaraufjaß;
Perrüguier, m. (fpr. perrüdjeh) ein Perrüden-
macer, Haarfräugler.
Perry, m. engl. (fr. poire, von poire, Birne = |.
pirum) Birnenmoft; aud) ein roter Champagner-
weit.
Perſan, mm. fr. (pr. perkdng) eig. ein Perſer; Bauk.
eine tragende Bildjäule, ein Balfenträger (vgl.
perfiihe Ordnung unter PBerjien).
perjeribieren, I. (perscriböre) aufichreiben, auf-
zeichnen; verzeichnen, überſchreiben; Perſeription,
f. (l. perscriptio) die Niederſchreibung, Aufzeich-
nung, Eintragung.
verjerutieren, I. (perscrutäri) durchforichen, Durch»
juchen, genau unterfuchen ;Berferutation, f.(per-
scrutatio) die Durchſuchung, Erforichung.
er se, [. an fich, für fich, von ſelbſt.
ersea gratissima oder Laurus persea (vom |.
Pers£&a, qr. perseia, d. i. zu Perſeus gehörig, ein
heiliger Baum Agyptens, der wohl zu Ehren de3
Berjeus jo genannt wurde, aber mit dem Baume,
der jeßt Werten heißt, nichts gemein hat), ein 40 bis
50 Fuß hoher, zu den Yaurazeen gehöriger Baum
Brafiliens und Weftindiens, der in feiner Heimat
Abafatebaum od. Abafäde, bei uns auch Ad-
vogatebaum oder Advofatenbaum genannt
wird. Die fleiichigen, fauftgroßen, birnförmigen
Früchte heißen Advogator- oder Alligator-
birnen und werden mit Gewürzen und Salz als
Obſt gegeffen.
perfelutant, Perſelution ꝛc., ſ. unter perje-
quieren; Perſebhöne, |. Brojerpina.
Perſenning, n., pl. Berfenninge, Schifferipr. ge-
teerte3 Segeltuch, daS über freiliegende Waren
ulm. gedecdt wird.
perjequieren, I. (pers&qui) u. perjefutieren, fr.
(pers&cuter)verfolgen, ausführen; gerichtlich nad)-
jegen, belangen, drängen; Perſekution, f. l. (per-
secutio) die Verfolgung; Perſekũtor, m. jpätl. der
Verfolger, Nachſteller; ein zudringlicher, läftiger
Menſch; perſekutänt, fr. verfolgend, zudringlic).
-Perfeus, m. gr. Fabell. ein griech. Held, Sohn Ju—
piterö u. der Danas, tötete die Gorgone Meduja;
auch ein Sternbild am nördl. Himmel.
persona 643
Berfevdnten, pl. (v. jr. poursuivants, Part. von
poursuivre, verfolgen, nachgehen, l. prosequi) die
Sehilfen eines Herold2.
herfeverieren, (.(perseveräre) beharren ; Perſebe⸗
vantia u. Perſeveraͤnz, f. (perseverantia) Die
Beharrlichkeit, Ausdauer. —
Perſien, n. (gr. Persis, l. Persis, Persia) ein Land
in Aſien; der Perſer, die Perſerin, Eingeborne
dieſes Landes; Perſer od. Berfiäner, m. Naturk
eine perſiſche Vogelart mit weißen und ſchwarzen
Federn u. einem langen Schwanze; auch eine Art
Borzellanmalzen, u. eine Art Klippfiiche; Pelzwerk,
delle perfiiher Schafe; perſiſch, zu Perſien ge—
hörig, dort einheimifch, daher fommend; pers iſche
Erde, das engliſche Braunrot; perſiſch-blau
(fr.pers od. bleu de Perse), grünblau, dunkelblau;
perjifch-rot, korallenrot; die perſiſche Ord-
nung, eine Säulenordnung, wo Sklaven-Bilder
die Stelle der Säulen vertreten; Perfienne, f. fr.
(pr. —Bijenn’) fein gemufterter perfiicher Zits; aud)
ein leichter Fenſterladen, Saloufie.
berfiflieren, fr. (persifler, eig. auszifchen, auspfei—
jen, v. siffler, I. sibiläre, zifchen, pfeifen) auf eine
feine Art verfpotten, lächerlich machen; Perfiflage,
f. (fpr. perhifldhfeh’) die Spötterei, das Aufziehen,
feiner Spott; Perſifleur, m.(jpr.—flöhr) ein Auf-
zieher, Berfpotter.
Verfifo, m. it. (von persica, Pfirfich, ſpan. persigo,
v. [. persicum, eig. perſiſche Frucht; fr. persicot)
Pfirfich-Branntwein, ein mit Bittermandelöl ver-
milchter Likör.
Perfimon, m., pl. Perfimönen, die Dattelpflaune,
der virginifche Lotusbaum, eine Zierpflanze aus
Amerika mit großen Blättern u. purpurroten Blu-
men (Diospyros virginiana).
Perſio, j. Cudbeard; perſiſch, |. unt. Perſien.
Perititieren (1. persistere), auf etwas beharren, be-
ſtehen; perfiftent (I. persistens), beharrlich, feit
bleibend; Perſiſtenz, f. nl. Beharrlichkeit, auch
Hartnädigkeit, Eigenfinn. | |
perſolvieren, I. (persolvere; vgl. folvieren) bezah-
len, völlig abtragen.
persona, f. I. (eig. eine Maske) eine Perfon, d. i.
ein ſelbſtbewußtes, fittlich-Ffreies Einzelmejen, bei.
hinfichtlich jeiner Lebenzitellung oder, der Rolle,
welche e3 im Leben oder auf der Bühne fpielt;
Ripr. eine Berjon od. ein Menjch, jofern er in der
bürgerlichen Gejellihaft gewiſſe Rechte zur haben
fähig ift, ein vechtsfähiger Menfch (jeder, der nicht
Sklave ift); in persona, in Perſon, perſönlich,
jelbit; pro persona, für od. auf die Perjon, auf
den Mann; moraliihe Perſon, j. unt. Moral;
ersona grata, eine bei den Vorgeſetzten od. bei
Eochgefteltten gern gefehene Perſon; persona in-
fämis, ehrloie Berjon; p. miserabilis, mitleids-
würdige, bedrängte Perſon, z. B. Waije; p. pu-
blica, in einem öffentlichen Amte ftehende Perſon,
(in Beziehung auf das Amt) ein Staat3beamter,
Schriftiteller, Schaufpteler; ſpottweiſe auch ein
öffentliches Frauenzimmer; p. susp6cta, eine ver-
dächtige Perſon; p. turpis, eine beriihtigte Per-
ion; derjonäl (I. personälis) oder perjonek (fr.
personnel), als Nebenw. I. personaliter, fr.per-
sonnellement (pr. perhonnell’mdng), perfönlich,
in Berfon, in eigener Perfon, felbit; Perfonal-
Alten, pl. die Akten über die perfünlichen Berhält-
niſſe, Fähigkeiten, Leiſtungen 2c. eines Menjchen,
bej. eines Bedntten: P.-Arreft, |. Arreſt; P.—
Konto, Rechnungen, die bejtimmten Perſonen er-
öffnet u. geführt werden (Gegenf. Sahen-Konto);
41*
644 Verſpektiv
P.⸗Ktredit, m. Kfſpr. perſönliches Zutrauen; P.⸗
Släubiger, m. wer für ſeine Schuldforderung kein
Unterpfand bat; P.-Steuer, f. Perſonen- oder
Kopfiteuer; P.⸗Unidn, f. die Vereinigung zweier
od. mehrerer übrigens jelbjtändiger Staaten unter
der Regierung eines Fürjten oder einer Fürften-
familie; Bol, m. Perjonen- oder Leibzoll;
Berfonälle), n. die Berfonenzahl, aus welcher ein
Kollegiumzc. bejteht; die Gefamtzahl der bei einem
Unternehmen 2c. angeftellten oder mitwirkenden
Perſonen; Berfonalien, pl. ((. personalia) Ber- |
jönlichkeiten, perfönliche Anzüglichkeiten od. Belei-
digungen; bej. die näheren Umftände od. Lebens»
umftände einer Berjon, 3.8. eines Verſtorbenen;
pronomina personalia, j. unter Pronomen;
perfonalifieren, fr.(personaliser)PBerjönlichkeiten
od. perjünliche Anzüglichkeiten angeben, anzüglich
fein od. ſchildern; Perſonalift, m. nl. dem ein ge-
wiſſes Recht, (3.8. die deutſche Reichsſtandſchaft)
nur für feine Berfon (nicht jeiner Güter wegen) zu-
iteht; Perſonalität, f. die Berjönlichkeit, Eigen»
Schaft einer Perſon; auch das Fürſich-beſtehen eines
vernünftigdenfendenWejens: pl. Berjonalitäten,
perjönliche Anfpielungen; Berjonät, n. eine Kir-
hen-Wiürde od. Pfründe in einer Dom- od. Stiftö-
firhe; bloß perſönlicher Vorrang ohne Kirchen-
gemwalt (entg. der wahren Dignität mit Kirchen-
gewalt); gerjonifizteren, in eine Berfon verwan-
deli, allgemeine Begriffe, Eigenjchaftenzc., leblofe,
unbejeelte Dinge oder audy Tiere, als Perſonen
bandelnd od. redend einführen; Perſonifizierung
oder Perſonifikation, f. die Darjtellung einer
Sache zc. als Perſon, Berfonendihtung, — Pro-
jopopödie; Perjonnage, f. (ipr. perßonnähſch')
fr. (le personnage) eig. = Perſon, bej. eine vor-
nehme Perſon; gem. im Scherz oder Spott: ein
jeltfjamer Menſch.
Beripeftip, n. nl. (v. perspicere, ſ. peripizieren) ein
Fernrohr, Fernglas; Werfpeftin-Tineäl, n. die
Kippregei, ein am Fuße des Fernrohrs zum rich»
tigen Stellen angebradhtes Lineal; Perſpektive,
f. die Ferndarftellung, Fernzeichnung, Ferndar—
ſtellungskunſt, Sernfihtsmalerei, Schaubild, Fern⸗
bild; die Ausſicht; auch bildlich für Aussicht in die
Zukunft; Vogel-Perſpektive, Bogelihau,Dar-
ſtellung, Zeichnung od. Anſicht eines Gegenſtandes
ſchräg von oben; role, dieſelbe orig bon
unten; vgl. Ravalier-B.; perfpeftihifch, in die
‚serne gezeichnet oder gemalt, ſchaubildlich, im
Schaubild; perfpettivifhdes Gemälde, ein
Schaubild, Ternjichts - Gemälde; Perfpneftin-
Schnede, f. das Wirbelhorn, eine fehr fchöne
Kreiſelſchnecke.
deripirieren, I. (perspiräre, von spiräre, hauchen,
atmen) ausdünſten, ſchwitzen; perſpiräbel, ni.
ausdünſtbar, ausdünſtend, ſchweißig; Perſpira⸗
tion, f. die Ausdünſtung, der Schweiß; perjpt-
ratsöriſch, die Ausdünftung befördernd.
deripizieren, I. (perspicere, von spec£re, fehen,
hauen) durchſehen, durchſchauen, befichtigen, er-
fennen, perjpifäbel, jihtbar, erfennbar; Perſpi⸗
fazität, f. |. (perspicacitas) die Scharffichtigfeit,
der Scharfſinn; Scharfblid, Hellblid; perspicüe,
Adverb, deutlid, Far, offenbar; Perſpikuität, f.
(f. perspicuitas) die Durchſichtigkeit, Deutlichfeit,
Berjtändlichkeit.
perjtringieren, |. (perstringere, vgl. jtringieren)
durchziehen, durchhecheln, jehr tadeln.
perfuadieren, |. (persuadere, v. suadöre, zureden,
überreden) überreden, bereden, glauben machen,
|
|
|
Berüde, |.
perüla, £. !. (Verkl. v. pera, Ranzen, Duerjad) ein
pervertieren
ich perfundieren, ſich einbilden, glauben; er=
uaſibel (I. persuasibilis, fr. persuasible), über-
— einleuchtend, auch leicht, zu überreden;
erſuaſion, f. (I. persuasio) die Überredung, Be-
redung; persuasio dolösa, Liftige oder argliftige
'Überredung; persuasoria od. Berfuaforien, pl.
nl. Überredungsmittel.
per sub=-et obreptiönem, ſ. unt. fubrepieren.
perte, f. fr. oder p6rdita,
f. it. (v. fr. perdre, it.
pördere, verlieren) Kfipr. Verluft, bef. an Wechjel-
zahlungen.
gerterrieren, I.(perterrere; vgl. terrieren)erfchref-
ken, in Furcht ſetzen.
Pertika, f. !. eine Stange; Meßrute; it. früher ein
Längenmaß, bej.inRorvditalien,v.verjchied. Größe,
in Sardinien —3,0s3m; Pertica quadräta, ein
Flächenmaß, in Mailand — 6,545, in Piacenza —
7,83 franz. Are.
Pertinar, m. I. (von tenax, feithaltend, f. d.) ein
Halsſtarriger, Hartnädiger; Pertinazität, f. nl.
Hartnäcdigkeit, Halsſtarrigkeit, Beritocktheit.
Bertinieren, I.(pertinere, v.tenere, halten) fich auf
etwas beziehen, dazu gehören; pertinent (!. per-
tinens), fhielih, zur Sache gehörig, pafjend, zweck—
dienlich, a Pertinentien oder Pertis
ntenzien, pl. (l. pertinentia) daS Zubehör; zu-
ehörige Grundftüde; cum pertinentiis, mitZu-
Ans Pertinenz⸗Stück, n. ein zugehöriges
üd. |
Berturbieren, !.(perturbäre; vgl. turbieren)ftören,
beunruhigen, verwirren, in Schrecken ſetzen, aus der
Faſſung bringen, bejtürzt machen; perturbiert,
beunruhigt, beftürzt2c.; Berturbatton, f.(pertur-
batio) die Unruhe, Beſtürzung, Verwirrung; Vers
turbatiönen,pl-Sternf. Störungen, Abweichungen
der Planeten von ihren elliptiihen Bahnen um
die Sonne, durch die Einwirkung anderer Planeten
hervorgebracht; perturbatio critica, Heilk. die
Aufregung, welche der Entfcheidung (Krife) einer
Krankheit vorangeht. |
Perubalſam ⸗perubianiſcher Balfam, . d.; Peru⸗
ummi, die zu Pulver geſtoßene Wurzel einer
Asphodelus- oder Schopflilienart, die anitatt des
Gummi-Tragant3 und des Dertrind verwendet
wird; Peruſalpeter = Chilifalpeter, ſ. d.; Peru⸗
Berrüde. ſſilber, Neufilber.
Säckchen; Bot. eine häutige od. rindige Hülle eines
Pflanzenteils, 3.8. einer Knoſpe.
perunianifcher Balſam, ın. (1. balsamum peru-
viänum), ein didjlüffiger Balfam, der aus dem
peruvianifchen Balfamholze (Myroxylon peruife-
rum) gewonnen und der Schofolade zugejeßt oder
zu Räüchereſſenzen gebraucht wird; auch zum Schuß
offener Wunden auf diejelben geftrichen; perubia⸗
niſche Rinde (v. Beruin Südamerika), j.China-
Rinde; Berüptenne, £. fr. (fpr. perümjenn’) eig.
peruanifcher Seidenſtoff: geblümter Gros de Tours,
auch Brüfienne.
perbagteren, I. (pervagäri; vgl. vagieren) durch⸗
Ichweifen, durchſtreifen; ſich ausbreiten.
Pervaſion, f. nl. (v. 1. per-vadöre, Hindurchgehen)
die Durchſtreifung, Durchdringung.
pervertieren, I. (pervertere; vgl. vertieren) ber-
drehen, verderben; perpers(l.perversus), verfehrt,
verwirrt, verdorben; midernatürlich, im engern
Sinne=homoferuell, .d.; Berberfion, I
versio)die Verkehrung, Berichlimmerung, das Ver—
derben; Perverſität, f. (1. perversitas) die Ver-
fehrtheit, Verderbtheit, z. B. des Herzens.
perbeitigieren
»erbeitigieren, I. (pervestigäre, v. vestigäre, auf»
jpüren, von vestigium, Fußftapfe) durchſuchen,
unterfuchen; Perveftigation, f. (pervestigatio)
die Durhfuchung, Austpürung.
Berbigilien, pl. I. (pervigilia, eig. Nachtwachen)
nächtliche eier od. Feſte, welche von den Alten der
Ceres, Benus und dem Apollee. zu Ehren ge-
feiert wurden.
herbolvieren, [. (pervolvere; vgl. volvieren) durch⸗
blättern, durchſuchen; gründlich ftudieren.
bervulgieren, I. (pervulgäre; vgl. Vulgus zc.) ge-
mein oder befannt, ruchbar machen, ausbreiten,
unter die Leute bringen; Perbulgation, f. nl. die
Ausbreitung, Ruchbarmachung.
Perwenez, m.ruff. (v.perwüi, dererite), Erjtgebor-
ner, erites Kind, Erſtling; auch Name eines ruf.
Kriegsichiffes.
pes, m., pl. pedes, I. der Fuß, bei. Versfuß; pes
equinus, Heilf. der Bferdefuß, Klumpfup; per
pedes, zu Fuß; per pedes apostolörum, zu Fuß,
wie die Apojtel, gem. auf Schufter8 Rappen.
Peſaͤde, f. fr. (v. peser, wägen und wiegen, durch
ein Gemwicht niederdrüden und aufheben; v. l. pen-
säre, it. pesare) Reitk. das Bäumen, das Aufheben
der Borderfühe eines Pferdes ohne Bewegung der
Hinterfüße; peſänt, ſchwer, wichtig; läjtig, be-
ichwerlich; pesänte, it. Tonf. ſchwer, Behr langjam
und mit Würde.
Peſchito, f. ſyr. (eig. die einfache, mortgetreue) Be-
nennung der älteiten ſyriſchen Überlesung des
Alten und Neuen Tejtament3 aus dem 2. Jahr).
Peſeéta, f. Verkl.v. Peſo, f.d.) feit 1871 die Grund»
lage de3 jpan. Münzſyſtems, eine Silbermünze =
100 &entimos — 0,80 M.
Belo, m. it. (v. l. pend£re, wägen, pensum, das Ge—
mwogene) Kfipr. die Laſt, das Gewicht; in Bologna
u. Brescia früher ein Handelsgewicht v. 25 Libbre
. zu 361,851 g, aljo— 9,046 kg; al peso, nad) der
Schwere, nad) dem Gewicht, = al marco (f. unter
Mark; verich. alnumero; peso grosso, ſchweres
Gewicht, Schiffsgewicht; p. sottile, leichtes Ge-
wicht; Peſo, m. früher auch eine jpan. und jegt
nod) eine merifanifche u. füdamerifan. Rechnungs—
münze von durchſchnittl. Wert — 4,20 bis 440 M. ;
Peſo Dura oder P. fuerte, d. i. harter P. (gem.
kurzweg Duro, Harter, genannt), der ſpan. Piaſter
od. harte Taler — 4,20 bis 4,0 M.; P. de Plata,
der Silberpiaſter, eine früher im jpan. Handel übl.
Rehnungsmünze — ?/, P. duro.
pessarium, pessülum u. pessum, n., pessülus
u. pessus, m. [. (gr. pessös, pessön) Heilk. ein
Mutterfranzg, Mutterzäpfchen, ein länglichrundes
Zäpfchen, aus Wolle, Seiderc. mit Harz oder Wachs
emacht u. mit Heilmitteln gemijcht, in die Mutter-
Pheibe oder den After zu jteden.
pessime,!.(Superl.v.pejus,j.pejor) ſehr ſchlecht, am
ſchlechteſten, amfjchlimmitenzc.; Beifimismus, m.
nl. die Zehre oder Meinung, daß die Welt durch—
aus fchlecht fei; die Neigung, alle Dinge von der
Weisheiten Seite zu nehmen; Peſſimiſt, m. ein
erteidiger des Peſſimismus; ein Menſch, der alles
bon der nlimmiften Seite betradtet, ein Schwarz-
jeher; entg. Optimismus zc., j.d.; peſſimiſtiſch,
dem Peſſimismus entjprechend, ihm huldigend,
ſchwarzſeheriſch.
ssulus, pessus, ſ. pessarium.
BR, n. in den Gegenden des Schwarzen Meeres
ein ſtark eingekochtes Pflaumenmus.
Peftildnz, f. lat. (pestilentia—= pestis) die Peſt,
uche; Peſtilenzwurz, f. der große Huflattich;
petillieren 645
peſtilenziäliſch, nl. peitartig, peſtähnlich; der Peſt
ausgeſe t; verpeſtet anſteckend; Peſtilentiarius,
m, ein Peſtpfleger; Peſtprediger, welcher Peſtkranke
zu beſuchen hat; in Leipzig noch jetzt Titel einer
ae Predigerjtelle fürr einen der jüngſten Geift-
ichen.
Petälon, n. gr., oder Petälum, n. ml. ein Blatt
bei. ein Blumenblatt; Betalismus, m. eine Ber-
bannung auf fünf Jahre aus Syrafus, wobei die
Abftimmung über den zu Verbannenden auf
Dlivenblättern (p&tala) gejchah, vgl. Ditrazis-
mu3; Petalit, m. eine (&ithion enthaltende) Art
Feldſpat; petaloTdiich, blattähnlich, be. blumen-
blattähnlid; Betaloferen, pl. Kerbtiere mitblätt-
tigen Fühlhörnern; Petaloſömen, pl. Blattfiiche,
me: Vetalürg, m, ein Blechſchläger, Gold-
äger.
Betärde, f. fr. (p&tard, m., v. peter, eine Blähung
hörbar abgehen lafjen, uneig. krachen, lat. ped£re,
peditum, it. und fpan. petardo) eine Spreng-
büchfe, ein Sprengftüd, kegelförmiges Geſchütz zur
Sprengung der Tore und Mauern; ein Bulver-
ſchwärmer, Froſch zu Luſtfeuerwerken 2c.; petars
dieren (fr. petarder), Sprenggefhüß anmwenden,
Tore 2c. aufiprengen; Petardier (jpr. —djeh) od.
Petardierer, m. ein Feuermerfer.
Petäfus, m. gr. (petäsos) ein Hut mit breiter
Krempe, Schirmhut; bei. Merkur geflügelter
— — uneig. das breite Schirmblatt mancher
anzen.
Petauriſt, m. gr. (von petaurizein, auf dem Geile
tanzen, petauron, dag Gerüſt der Gaukler zc.) ein
Seiltänzer, Luftſchwinger.
Petechen, Petechien od. Peteſchen, pl. (it. petec-
chia, fr. petechie, nl. petechia, ml. peteccia, v. l.
etigo, Räude; vgl. peticulae) Heilf. Feine rote
lecken auf der Haut der Menjchen, gew. Zeichen
von einer Art Nervenfieber; Petehiäls o . Bes
teſchen⸗Fieber, Aledfieber. ger
Pet en Y’air, m. fr. (fpr. petanglähr) ein Nacht»
leibhen für Frauen, Nachtjäckchen mit langen
Schößen; Schlafrod.
Betent, |. unter petere.
Peter, m. (v. gr. Petros, ein Stein, Fels) männl.
Name: Felfenmann; Peter-Simons-WBein, m.
eine Art ſpaniſcher Weine, aus rheinischen Reben
ewonnen, die ein Holländer Peter Simon nad
panien brachte; Petriſſe oder Vetrondle, f.
weibl. Name: die Feite, Beitändige; Petröwitſch,
m. und Petrowna, f. ruſſiſch — Peters Sohn,
Tochter.
petere licet, lat. (petere, jtreben, ſuchen 2c.; vgl.
Petition) bitten ijt erlaubt, man darf anſuchen;
Vetent, m. (lat. p&tens) ein Anjucher, Bewerber,
Bittjteller.
Peter-pence, m. engl. (ſprich: pit'rpenß), Peters-
pfennig.
Beterfilie, f. (v. [. petroselinum, gr. petroselinon,
v. petra, Stein u. selinon, Eppich) der Stein- od.
Felſen-Eppich, das Eppichfraut.
Peteſchen, |. Petechen.
Peteſter, m. ein türkiſcher Wein.
peticülae, pl. nl. = Betedhen.
petieren ([. petöre), bitten, anfuchen; vgl. Petition
und petere licet.
petillieren, fr. (petiller, jpr. petij—; v. peter, vgl.
PBetarde) praffeln, kniſtern; vom Wein: ſchäumen,
iprudeln, perlen; funfeln; petillierend vd. pe=
tillant (jpr. petijäng od. gem. — ſchäumend,
ſprudelnd, perlend; PR, lebhaft.
646 Petinet
Petindt, m. feines ſpitzenähnliches Gewebe aus
Seide, Baumwolle oder Leinenzwirn zum Putz.
Vetinotheologle od. Petenotb—, f. ar. (von pe-
tenös, ẽ, Ön, geflügelt, von petomai, ich fliege)
fromme geiftliche Betrachtung der Vögel; Beiveis
von dem Dafein und dem Wirken Gottes aus den
Vögeln. 2
Petiölus, m. 1. eig. ein Füßchen (Verf. von pes);
der Blattjtiel, Fruchtitiel; petislär, nl. zum Blatt⸗
itiel gehörend, daraus entipringend zc. 9
vetiotiſieren (nach dem Verfahren von Petiot in
Burgund), fauren Wein dadurd) verbejlern, daß
man die gequetfchten Trauben wiederholt mit
Zuderwafjer gären läßt.
petit, fr. (fpr. p’tih) Klein, gering, niedrig; Wetit,
n. bei Buchdr. eine Art Mittelfchrift zwiihen Bor-
gis und Kolonel, vgl. Lettern; Petit-Bour—
gogne, m. (pr. —burgönj’) geringer Burgunder,
ein franz. roter Wein, der auch ald Tavel, Lirac
uſw. befannt ift; Betit-Grain, m. (fpr.—gräng)
eine Art Gro3 de Tours; Petitgrainsöl, n. ein
ätherijches DI; Petitzgris,m. (jpr. —grih) Grau⸗
werk, Pelzwerk vom jibir. Eichhorn; Petit⸗lard,
m. (fpr. —lahr) Kochk. Bruftfped; Petitloup, m.
(ipr. lu) eine halbe, nur Augen und Nafe bevedende
Larve; Betitmaitre, m. (pr. ptimät’r) ein Stut-
zer, vgl. Elegant; Petit-ſalé, n. (von fr. saler,
ſalzen); Kochk. Feines Pöfelfleijch (viande salee,
Pötelfleiſch) Petit⸗velours, m. der Mancheſter⸗
jamt; pétite misere, j. Miſere; petites 6coles,
pl. (pr. p'tit'ſekol) d. i. Heine Schulen: unentgelt-
liche Kleinkinderihulen in Frankreich; petit chou,
m., pl. petits choux (jpr. — hub, vom fr. chou,
Kohl. Windbeutel; petits fours, pl. (fpr. fuhr;
four, m. Ofen, Badofen), Kleines Backwerk, Tee-
gebäd; Petitäffe, f. die Kleinheit, Geringheit,
Ge ringrügigteit, Wenigfeit.
Petition, f. I. (petitio, von petere, ftreben fuchen,
verlangen) das Gefuch, die Bitte, Bittſchrift; peti-
tio prineipli, f. die Scheinbegründung oder An-
führung desjenigen als eines Beweisgrundes, was
telbit erjt beiviefen werden muß (ein Yehler im
Schließen ꝛc.); petition of rights, engl. (fpr.
pitiſch'n ow reihts) Bittihrift um Herjtellung der
Rechte, die vom engl. Parlament 1628 dem König
Karl I. überreichte Beſchwerdeſchrift, weiche die
BWiederheritellung der alten oft verlegten Rechte
und Freiheiten bezweckte und erzielte, und ſpäter
durd) die Habeas-Korpus-Akte und die de-
claration ofrights (f. d.) bejtätigt und vervoll-
tändigt wurde; Petitions-Recht, das Recht zur
Einreihung von Bittfchriften; aud) das Antrags-
und Beſchwerdenrecht, die grundgefegliche Befug-
nis der Staatsbürger, Beſchwerden 2c. an die
Staat3gemwalt gelangen zu laſſen; Betitionär, m.
nl. (fr. petitionnaire) ein Bittender, ver höhern
Orts eine Bitte einbringt; Hetitionieren, eine
Bittfhrift einreichen, bitten; Wetiter, m. lat. ein
Bewerber, Amtsbewerber; Ripr. der Kläger in
Zivilfahen, Zivilkläger; Petitorium, n., aud)
Petitorien-flage, f. Ripr. Klage oder Rechts-
itreit zum Zweck der Rechtserlangung felbjt, 3. U.
von hoffelforinm, worin vorläufig nur die
Frage über den Befi einer Sache erörtert wird;
vetitõriſch (lat. petitorius), zur Rechtsforderung
gehörig, die Anſpruchsklage betreffend; Petitum,
n. [. das Geſuch, Anjuchen, Begehren; in der Phi—
lofophie ein Grundjaß, um deſſen Annahme gebeten
wird, oder deſſen Annahme man von vornherein
vorausjegt; eum annéxo petito, mit beigefügter
— — — — ⸗—e Ú ñ—S —h — — — e r — — — — — — — — — — — — — — — — — —— — —— — — —
Petum
Bitte, mit suachEn ke Geſuch; sub petito re-
missiönis, unter Erfuchen oder mit der Bitte um
Zurücdjendung.
peträtfch (I. petraeus, gr. peträios, v. pétra, Fels,
Stein) felſig, ſteinig; das ——
das ſteinige Arabien; Petrefaͤkt, n., pl. Betre-
ae: (petrefäcta), gr.-lat. Verjteinerungen, ver-
teinerte Tiere oder ——— Vorweſen; als Bei—
wort: Hetrefaft = petrifiziert, f.d.; Petre-
faktenfunde = Paläontologie, f.d.
Petrdt, m. fr. und engl. (lat. gleich]. petrellus, der
Heine Betrug, Verkl. von Petrus, Beter, ſ. d.) der
. &t.-Beterövogel, Sturmvogel, die Sturmſchwalbe,
der kleinſte aſſervogel.
Petreläum, n. = Petroleum.
petrifizieren, nl. (von petra, Stein, und facere,
machen; fr. petrifier) verjteinern, zuStein werden;
petrifiziert, veriteinert, vgl. Falziniert u. me—
tallijiert; Betrififation, f. Die Verfteinerung;
Petrilith, m. gr. ehem. für Feldſpat.
Betriner, pl. nl. die in feinem Mönch3orden leben-
den Fatholifchen Weltgeiftlihen, welche in Hof» und
Hausfapellen für beifinmte Bezahlung Gottes-
dienft verrichten.
Hetrinifh, vom Apoitel Petrus Herrührend, ihn:
anhängend; Petrinismus, m. nl. die von Betrus
vertretene Xehre des urjprünglichen Sudenchriften-
tum3; vol. Baulinismus. }
Betriffe, Petronelle, Petrowitſch, |. Beter.
Petrobruſianer, plur. eine kirchliche Sekte des
12. Sahrh. in Languedoc, welche die Kindertaufe
und dag Abendmahl verwarf und die Kirchen zer-
jtörte, nad) ihrem Stifter Peter Bruys benannt.
Petrographie, f. gr. (von petra, Stein) Geſtein—
beſchreibung; petrogrdphifch, geiteinbejchreibend;
petrographifche Karten, Landkarten, auf wel-
hen die Gebirgsarten und deren Grenzen bezeidh-
net find; Petrolẽum, n. nl. Steinöl, Erdöl, bei.
aus Nordamerika fommend und gereinigt als jehr
guter Zeuchtftoff dienend; vgl. Naphtha; Petro⸗
leum= Benzin, n. daraus bereitetes Benzin (. d.);
P.-Spiritns, m. Erdölgeift, der beim Reinigen
des Petroleums zuerit in Dampfform übergehende
Teil, als Erjag für Terpentinöl gebraucht; Petro⸗
leur, ın. (pr. —öhr) u. Betrolenfe, f. (pr. — hl’)
neufr. die (männlichen und weiblichen) Betroleum-
Mordbrennerin Paris von 1871; Vetrologte, f-
gr. die Gejteinfunde.
Vetichier, n. veraltet für das Petſchaft (ein ſlav.
Wort, aus dem böhm. petschet im 15. Sahrh. ins
Deutiche übergegangen; rufj. petschätj), Siegel;
Petſchier⸗Ring, m. ein Siegelting; Petſchierer,
m. ein Betichaftitecher, Siegelitecher; auch ein Ver⸗
fiegeler; petſchieren, petichaften, verjiegeln.
Pettö, m. it. (vom I. pectus) die Bruft, der Buſen
das Herz, das Innere; etwas in petto oder in
Petto haben, behalten, d. h. im Herzen haben, bei
ji) behalten, vorbehalten, gutbehalten, geheim:
halten, verjchweigen.
petulänt, I. (petülans) mutwillig, ausgelaffen, un-
geſtüm, leichtfertig; Vetuldnz, £. (lat. petulantia)
der Mutwille, Leichtiinn, die Ausgelafjenheit.
Petum, n. nl. der Rauchtabak; Tabak zum Kauen
(eig. der einheimijche Name des Rauchtabaks auf
der Inſel Tabago, unter dem er zuerjt in Europa
[1598] befannt wurde, altſpan. petun); Petunia,
f. barb.»I. (von Petum) Bot. eine Pflanzengat-
tung aus der Familie der Nachtichatten, die ſich
dem Tabak nähert.
PBetuntie
Petuntſe, n. in China: weißer Feldipat, zur Be—
veitung des Porzellan benutzt.
pen, fr. (pr. pöh; vom lat. paucum) wenig; pour
peu (jpr. pur —), um ein Geringes, es fehlte nicht
viel, bei einem Haare; peu ä peu, nad) und nach,
allmählich.
Peucedänum, m. l. (v. gr. peukedanon) Haarſtrang,
Saufenchel, eine Gattung Doldengewächſe; Pens
cedanin, n. nlat. ein aus der Wurzel des Haar-
ſtrangs gezogener jcharf bitterer Stoff.
peupflieren, fr. (peupler; jpr. pöpl— ; v. peuple =
[. popülus, Bol) bevölfern; peupliert, bevölkert;
Peuplade, f. (ſpr. pöpldd’) eine Bölterichaft; auch
für Kolonie.
Pexis, f. griech. (von pẽgnynai, feſt, ſteif od. hart
machen, gerinnen laſſen) Heilf. die Gerinnung, das
Gerinnen.
Peys, m. eine bleierne Rehnungsmünze in Bom-
bay, etwas über 2 5; vgl. Peiſa. Na
Peza, f. portugiej. (pega = fr. piece, Stüd) eine
Rechnungsmünze in Cambaja, Delhy und Surate
— 1/,, Rupie oder ungef. 3 9. ’
Pezza, f. it. (= fr. piece) eig. ein Stüd, beſ. Tuch
en: ein ehemal. Feld» oder Flächenmaß in
Rom; eine frühere Rechnungsmünze, in Toskana
53/, tosfan. Lire = 3,86 M, auf Malta vor
dem Jahre 1800 = 4,42 bi$ 4,45 „4; alla pezza,
ftüdweije; Pezzo, m. überh. ein Stüd (in jedem
Sinne; 3. B. pezzo d’artigleria, ein (Stüd)
Grobgeſchütz; un pezzo di donna, ein tüchtiges
Weib; un p. d’uomo, ein gewaltiger Kerl (von
Geſtalt), oder auch jpottweife: ein jauberes Stüd
von einem Menjchen; un bel pezzo, eine gute
Weile; pl. Pezzt, bei. Münzen, Geldjorten; al
pez70, nad) dem Stück oder der Stüdzahl, Stüd
für Stüd, ſtückweiſe; Bezzoldjo, m. ein Kleidungs⸗
ſtück der Frauen in Genua.
Pfaffe, m. (niederd. Bape; nicht vom J. papa, wie
gew. angenommen wird, jondern vom gr. pappäs,
d. i. clericus minor, niederer Geijtlicher; ehemals
ohne üble Nebenbedeutung) ein Geiftlicher, beſ.
ein fatholifcher Prieſter, jegt nur in verächtlichem
Sinne.
Pfalz, f. (vom I. palatium, m{. palantia, althochd.
pfalanza, mittelhochd. phalenze, pfalze = Balaft,
j. d.) ehem. Schloß, Balaft; bei. kaiſerl. Palaſt, in
welchem ein Bfalzgraf als Richter und oberfter
Beamter waltete; auch das dazu gehörende, dem
Raifer unmittelbar untergebene Gebiet, dah. noch
die Pfalz am Rheine, die Oberpfalz in
Bayern uſw.
Pfffikus, m. (deutfch mit I. Endung) ein pfiffiger
enſch, Schlaufopf.
®päälen. pl. (ar. Phaiäkes) die fabelhaften alt-
aricchifchen Bewohner der InjelScheria (Eorcyra?),
u denen nad) Homer3 Erzählung Odyſſeus ver-
— wurde durch Schifahrtatunde, Reichtum
und Gaftlichfeit ausgezeichnet; dah. uneig. reiche,
in Üppigfeit febende Menjchen.
Vhacéllus, m. nl. (v. gr. phäkelos oder phäkellos)
ein Bündel (Faszikel).
Tharit, m. gr. (v. phake, Linſe) Linſen-, Pfennig.
od. Fruchtitein, eine verjteinerte Kammerjchnede,
— Lenticulit; Phacitis, f. Heilf. Linjenent-
zündung, Entzündung der Rriftaltinfe.
Phädra, f. gr. (Phaidra) Fabell. die Gemahlin des
Theſeus, Schweiter der Ariadne, Tochter des Fre-
tiihen Könige Minos. Sie liebte ihren Stieffohn
HippolYtos und wurde durd) ihre Verleumdung
die Urfache feines Todes, worauf fie fich erhängte.
Te ———— —⸗—⸗—⸗— M— ——————————— ——————————— —SEnBeS SEK
Phalaris 647
Vhadthon, m. gr. eig. der Leuchtende (v. phaéthein,
leuchten); Fabell. des Sonnengottes Sohn, der
den Sonnenwagen am Himmel fo fchlecht regierte,
daß er damit die Erde beinahe verbrannte und von
eus durd einen Blipftrahl getötet wurde; ein
ober, leichter, unbededter Wagen; auch ein Schirm-
wagen, an den Seiten offen und nur oben mit
einem Sonnendade.
Pha äna, f. gr. (phägaina, v. phagein, eſſen) Heilk.
Heißhunger, Freßſucht; Phagedäna, f. (gr. pha-
gédeina) ein bösartiges, freſſendes Geſchwür;
phagedãniſche Mittel, Heilmittel gegen ſolche
Geſchwüre; phagedäniiches Waſſer (aqua pha-
— Altſchadenwaſſer, eine Auflöſung von
Atzſublimat (Chlor-Queckilber) in Kalkwaſſer;
Phago, m. l. (v. gr. phagön) ein Freſſer.
Phai-nung, m. u. n., auch Painung,
Gold- und Silbergewicht in Siam — !/g;
Tifal = 32 Saga — 0,239 g.
Thaton, m. gr. (phakös, eig. Zinfenpflange, Linfe)
Heilf. ein linſenförmiger Hautfled, bei. Summer-
ſproſſe; Phakochftitis, f. Heilf. die Entzündung
der Kapſel der Kriftallinfe im Auge; phatödiſch
ae linfenförmig, leber- oder jonnen-
edig; Phakopalingencie, f. die Wiedererzeugung
der Linje im Auge; Phaͤkobs, m. ein Sommer-
Ipeoliget; Phakoͤpſis, f. Linjenfledigkeit; Pha—
toptifäne, f. (vgl. Btijane) ein Abſud von Linen,
Kinjentrant; Phaköſis, f. ein Linſenfleck, dunkler
led im Auge; vhaloſtotoma. n. die Verdunke—
lung der Kriſtallinſe; Phakötos, m. ein linjen-
fürmiges, wundärztliches Meſſer.
phalãciſcher Vers, m. gr. ein elffilbiger, trochäiſch—
daktyliſcher Vers, nach dem griechiſchen Dichter
— genannt, auch Hendekaſylläbus
——— | zu | 2a, | 70).
Phaläfre, f. griech. (von phalakrös, kahl) Heilk. die
Kahlheit; phalatrõdiſch (gr. phalakrödes), fahl-
köpfig; Phalakröma, n. Kahltopf; Phalakröſis
f. das Kahlſein und Kahlwerden; Phalatrötes,
die Kahlköpfigkeit, Kahlheit.
PBhaläne, f., pl. Phalänen, gr. (phäleina, von
phälos, licht, hell) Lichtmotten, Nachtfchmetterlinge,
Nachtfalter, Nachtvögel. j
Phalanz oder Phaldnge, f. gr. der gejchlojjene
Kriegerhaufen; die Kernſchar des mazedonijchen
Fußvolks, ein eng aneinander im Biere ge-
ichlofjenes Kriegsheer (von 4-, 8- bi8 16 000 Mann),
mit langen Spießen bewaffnet, das durd) die Stärke
feines Anſturzes in Schlachten gewöhnlich den Aus—
ihlag gab; pl. Phaldngen, Kriegerreihen, Fuße
ſcharen; Anat. eine Gliederreihe der Finger oder
Zehen; Phalaͤnge, f. auch die Fußſohlen⸗Züch—
tigung (Baftonnade), eine im Orient jehr ge-
bräudliche Strafe; Phalanger, m. (fr. phalanger
u.phalangiste, wegen der eigentümlichen Stellung
feiner Bhalangen oder Zehenglieder jo genannt)
das morgenländifche Beuteltier, be. auf den mo—
lukkiſchen Inſeln; Phalangafis, f.=Tridhiafis;
Phalanſterium, n. barb.-i. od. fr. Phalanitere,
n. (jpr. jalangftäbr) gemeinjhaftliher Wohnort
und Wrbeitsanftalt für eine Phalanx, d. i. eine
Sejamtheit von 400 Familien, nad) dem Syitem
de3 franzöfischen Sozialijten Fourier (geft. 1857).
Phalärifa, f. gr. od. Phalärica, [. (v. phalarös,
heil, leuchtend, glänzend), Brandfadel, Heuerbrand,
eine Art Brandgeſchoß.
Phaläris, f. Slanzgras; Phaläris canariensis,
deren Samedient alsBogelfutter: Glanz,Ranarien-
Tante,
ai, n.
at od.
648 Phalarismus
Vhalarismus, m. gr. grauſame Regierung, wie die
des Tyrannen Bhaläris von Agrigent in Sizilien
tm 6. Sahrhundert v. Chr.
Phallos oder Phallus, m. gr. (phallös) das männ-
liche Glied, die Nute, bei den alten Griechen ein
Sinnbild der Zeugungskraft der Natur, welches,
aus Glas oder Holz nachgeahmt, bei den Bacchus—
Br in feierlichen Umzügen getragen wurde, dgl.
ingam; Phallika, pl. bei ven Phallos-Umzügen
an Bachusfeiten übliche Gfänge; Phallophoͤr,
m. ein Phallusträger bei Feſtzügen; Phallor—
rhanie, f. Heilf. Blutfluß oder Blutabgang aus
dem männlichen Gliede; Phallorrhöe, f. Samen-
fluß aus demfelben.
Thänaliftojföp, n. = Strobofkop, ſ. >.
Bhanerogdmen, pl. gr. (von phanerös, ſichtbar u.
gamos, Che) oder phanerogdamiihe Pflanzen,
Pflanzen mit deutlichen, ſichtbaren Sefchledhtsteilen
(entg. Eryptogamijche Pflanzen); phaneromer,
mit bloßen Augen unterjcheidbar, bei. ein Geſtein,
deſſen einzelne Teile, aus denen es zufammengejeßt
ift, mit bloßem Auge unterjchieden werden können
(Gegen. mitromer oder fryptomer, d. h. nur
mit dem Mifrojfop zu unterjcheiden).
Bhänomen, n. (gr. phainömenon, v. phainesthai,
jihtbar werden, erjcheinen), pl. —e, Ericheinung,
bei. Lufterſcheinung, Naturbegebenheit; Ereignis;
auch eine außerordentliche Erſcheinung, ein Wun—
der; Phänomenogenĩie oder Phänomenogonie,
f. die Entitehung der — Bhanomeno-
soniologie, f. Lehre von der Entjtehung der Er-
Iheinungen, beſ. bei Krankheiten; Bhanomeno-
rapbie, f. die Beichreibung von Exrjcheinungen;
bänomenglogie, f. die Exfheimungslehre, Lehre
von den Naturerſcheinungen, auch von den Er-
Iheinungen, Außerungen, Kräften 2c. des Geiftes
in ihrer Entwidelung und ihrem Zufammenhange;
Phänomennflopie, f. Beobachtung der Er-
icheinungen.
"hanfigaren oder Phanſeguren, pl. hindoftan.
ürger, indifhe Raubmörder, = Thugs, |. d.
Phantajie, f. gr. (phantasia, das Sihtbarmaden,
Scauftellen, und das Sichtbarwerden, Erjcheinen,
bon phantäzein, jihtbar machen) die Einbildung3-
kraft, Dichtungs- oder Erfindungsfraft, das fünft-
leriihe Darjtellungsvermögen; eine Geiftesjchöp-
fung, Dichtung, Einbildung, Gedantenbild, Hirn-
geſpinſt, Trugbild; Tonk. ſ. Fantafie: phane
tafteren, mit feinen Gedanken herumirren, ſich
lebhaften Borftellungen überlafjen, Erſcheinungen
haben, Gelichte fehen; in Krankheiten: irre reden;
Zonf. |. fantafieren; Phantaſieſtoff, ein bun-
ter Möbelftoff, Gardinenftoff ufw.; Phantaſie⸗
waren, allerlei bunte fein gewirkte oder geitricte
Modewaren; Phantaffdp oder Phantofkoͤp, n.
eine Zauberleuchte; aud = Strobojfop (j. d.)
oder PBhänaliftojfop, Phantdsma u. Phan-
töm, n. eine lebhafte Einbilvung; ein Scheinbild,
Zrugbild, Hirngeipinit; Phantasmätik, f. die
Erklärung der äußern Erfcheinungen; Bhantöm,
auch eine aus Leder verfertigte fünftliche Nachbil-
dung des meiblihen Bedens und der weiblichen
Seburt3teile zum Unterricht in der Geburtshilfe;
VBhantomift und Bhantasmatift, m. ein Träu-
mer, Schwärmer; auch Traumbdeuter; Phantas—
magorie, f. die Scheingauberei, oder die Kunft,
dur Hoblfpiegel, Rauch 2c. menschliche Geftalten
eriheinen zu lafjen, Scheinbild, auch — Hallu-
gination, .D; Foantasmoflupte, f. das Ge-
'peniterjehen, eine Art Wahnſinn, wobei der Kranfe
— — — — —
Pharmakon
Geſpenſter ſieht; Phantdft, m. ein Schwärmer,
wer ſeine Einbildungen für wirkliche Dinge hält
und die Wirklichkeit danach behandelt; ein Menſch
mit überreizter Einbildungskräft; Phantaftifen,
n. das Einbildungsvermögen; phantaftiſch, auf
Einbildung beruhend, wunderlich, abenteuerlich;
Phantäſus, m. Fabell. der Traumgott, ein Bru-
der des Morpheus, weldher ven Menjchen ar-
genehme Gegenftände im Traume daritellt.
| VBhäoretin, n. gr. (von phaios, dunfelfarbig, und
|
Bharmäleon, n., pl. Pharmäle,
nn nn — — —
rhetinẽ, Harz) ein aus der Rhabarberwurzel ger
ſchiedenes eigentüimliches Harz. |
Pharamund, |. FZaramund. '
Phaͤrao, m. (hebr. paroh, foptifch pouro, v. ouro,
König, mit dem männl. Artikel p; qr. pharaö)bibli-
ſcher Name der Könige des alten —
raons-Feige, f. = Paradiesapfel; Ph.⸗Maus
oder Ph.⸗Ratze, f. |. Ichneumon; Pharao—
Schlange, f. ein kleiner Kegel, der, oben ange—
zündet, in fehlangenartigen Windungen fich aus-
dehnt, wohl nach dem Stabe, den Mofes vor Pharao
zurSchlange werden läßt, benannt; Ph.⸗Schnecke,
f. eine Art Nabelfreifel im Noten Meere; Ph.=
Spiel, auch Pharo und Faro, n. das Bankipiel,
ein Hazard- oder Wagfpiel mit franzöſiſchen Karten
(jo genannt, weil ehem. auf einem derKartenblätter
der aus der Gejhichte Joſephs befannte König
Pharao abgebildet war).
Phaͤriſaer, m. (firchen-[. Pharisaei, pl. rabbiniſch
parüschim,sing. pärüsch,v.hebr.päräsch, trennen,
abjondern) eig. Abgefonderte, Somderlinge, eine
Sefte unter den ehemal. Juden, die mehr auf den
äußern al3 innern Oottesdienit hielt und das mo—
ſaiſche Geſetz durch eine Menge willfirrliherZebens-
regeln, viele Falten und Beten, oft nur mit ſchein—
barer Strenge und Heiligkeit, verehrte; Heuchler,
Scheinheiliger; phariſäiſch, heuchleriſch, jchein-
heilig; Phartiätsmus, m. Heuchelei, Schein-
heiligfeit.
gr ein Arznei⸗
mittel; Baubermittel, Zaubertrant, Gift; Phar⸗
maceum, n. (gr. pharmakeion) = Xpothefe;
Pharmacent od. Pharmacentifer, m. (gr.phar-
makeüs od. pharmakeutes) ein Apotheker, Arznei-
bereiter; Bharmacemtit oder Pharmacke, f. die
Apothefer- oder Arzneibereitungstunit; Hharma=
ceutiſch oder pharmacentiich, arzneikundlich, Die
Arzneibereitung betreffend; Wharmacites,m. (gr.
pharmakites) Kräuterwein; Bharmalschemie, !.
die arzneiliche Scheidefunft, Bharmalodypnndmik,
f. Arzneikraftkunde oder »lehre; Pharmakognoſte
oder Pharmalognöftif, f. Arzneimitteliunde;
Pharmafofstagiapholagie, f. Arzneimittelver—
ichreibungsichre, auch bloß Katagraphologie,
j.d.; Pharmakolith, m. Giftitein, arjenitfaurer
Ralf; Pharmakologie, f. Arzneilehre, Heilmittel-
fehre; VWharmalomante, f. Arzneiſucht, über-
triebener Arzneigebrauch oder Verlangen danach;
Pharmalometer,n.das Arzneimaß; Pharmalo⸗
metrie, f. die Arzneimeßkunde; Pharmalopsa,
Pharmafopöe oder Pharmakopðöie, f. (gr. phar-
makopoiia)die Arzneibereitung; die Apothefer- od.
Arzneibereitungsvorfchrift; ein Arzneibereitungs-
buch (Dispenfatorium); Vharmealondle, m.
(gr. pharmakopoöles) ein Arzneiverfäufer; Phar⸗
mafopolium, n. die Arzneimarenhandlung; ver
Arzmeiladen, = Apotheke; Pharmalopofie, f.
das Arzneitrinfen oder -einnehmen; das Gift
trinken; Pharmakoſiderit, m. Würfelerz, aus
Arſenikſäure u. Eifen beitehend; Pharmalotbäke,
Pharos
f, eine Hau3- und Reiſeapotheke, ein Arzneikaſten;
Pharmabkotript, m. (gr. pharmakotriptẽs) oder
Bharmatdtrips, m. ein Arzneiveiber od. -jtößer.
Plerae od. Pharus, m. (urfpr. Name einer Infel
ei Alerandria an der Mündung des Nils, auf
welcher ein zu den Weltwundern gezählter, jehr
hoher Leuchtturm Stand) ein Leuchtturm, bei einem
Seehafen.
Phaͤrynx. m., rt. f. gr. (von phärein, ſpalten) der
Schlund, Anfang der Speiferöhre; Pharyngem—
phraͤxis, f. Heilf. Verſtopfung des Schlundes;
VBharhnigeurhsme, n. die Schlund- Erweiterung;
PVharyngitis, f. Entzündung des Schlundkopfes;
Pharyngocẽkle, f. ein Schlundbrud) oder -fang;
Bharyngographie, f. die Schlundbefchreibung;
Pharyngoläiis, f.dieSchlundlähmung; vharyn⸗
opalatiniih, Schlund und Gaumen betreffend;
Pharpngoparalgiis, f. Schlundfopflähmung;
Vharyngoperiftöle, f. die Schlundverenqung;
Pharyngoplegte, f. = Pharyngolyiis; Pha=
tungorrhagte, f. Schlundblutfluß; Pharynngo-
ipdsmugs, m. der Schlundframpf; Pharyngo⸗
ftenie, f. Schlundyerengung; Pharyngotoͤm, n.
das Werkzeug zur Offnung der Speijeröhre ; Pha—
rungotomie, f. der Einſchnitt in den Schlund.
Vhaſe, f., pl. —n, gr. (phäsis, pl. phäseis, d. i.
Hein, Erſcheinung; v. phainesthai, fidtbar wer⸗
den, erſcheinen) Lihtgeitalten, Lichttvandlungen,
bef. die verjchiedenen Gejtalten, in melchen der
Mondinfolge jeinerverjiedenen Stellungen gegen
die Sonne und Erde ung erfcheint; überh. für
Wandlungen, Wechſel, wechjelnde Geftaltungen;
Beränderungen in den Zuständen des menschlichen
Lebens, wechſelnde Schidfale 2c.; Phasma, n.,pl.
PBhasmäte, eine Erſcheinung, Gejtalt, ein Geſicht,
Geſpenſt; die Geſpenſterheuſchrecke, Stabheufchrede.
Phaſeoͤle, f. ar. (phäselos, phaseolos, J. phasẽlus,
phaseölus) ein Bflanzengefchlecht mit Hülfenfrüch-
ten oder Bohnen, von denen mehrere Arten ſehr
nahrhaftund wohlichmedendfind,z.B.dieSchminf-
bone, türfifche oder Vitsbohne, aud) Fafeole,
Faſeéle oder Fiſole; Phnfenlit, m. Bohnenftein,
Erbfenitein.
Phasma, j. unter Phaſe.
Team. m. (fr. phatagin, v. gr. phattägds, das
chuppentier) das langgeſchwänzte od. vierfingerige
Schuppentier in Aſien.
Phatne, f. u. Phatnion, n. gr. (phätne, eig. Krippe,
rog) die Zahnhöhle.
Phelloplaͤftik, f. gr. (von phellös, der Kork) die
orfbildnerei, Kunſt in Kork zu bilden; phello⸗
plaftiſch, Dazu gehörig.
Bhenatiftojtöp, n. gr. = Strobojtop.
Phengit, m. gr. (von phöngos, Licht, Glanz) der
Leuchtitein, Würfelfpat, = Unhydrit; Phengo—
shobie, f. Heilk. die Glanzſcheu, der Widerwille,
egen glänzende Gegenjtände, ein Zeichen der
Sundamut; daher auch f. Hydrophobie; phen=
gophoͤbiſch, Licht- od. glanzicheu.
Phenol, n. nl. (vom gr. phainein, leuchten, u. I.
ol&um, Of), bei. ph6nol sodique, n. fr. (fpr. —$o-
did) ein neueres Univerjalmittel, bef. auch gegen
Cholera, erfunden vom franz. Chemifer Bobeuf;
bhenoliertes Waſſer, damit verjeßtes Waffer;
Phenyl, a. nl. (v. gr. hyle, Stoff) ein angenom-
menes, aus Kohlen- und Wafjeritoff beitehendes
Radifal; Phenylhydrät, n. oder Phenylfäure,
f. = Karboljäure (f. d.); Phenylamin, n. =
Anilin; Phenyiwafleritofi, m. = Benzin.
Vherefratiiher Vers, ın. ein fiebenfilbiger tro- |
Philipp 649
hätjch-Daktyliicher Vers (27 | zw | 20), nad) dem
griech. Dichter Pherefrätes benannt.
un. f. ein oftind. Getreidemaß von verjchiedener
röße.
Pheugidron, n. gr. (v. pheügein, fliehen, u. hydör,
das Waffen) die Waffer cheu, = Hydrophobie;
Pheugidros, m. ein Waljerjcheuer.
Bhidle, i. gr. = Phiole, ſad. Drau
Phiditia oder Phiditien, pl. gr. (pheiditia, von
pheidesthai, ſchonen, jparen) öffentliche u. gemein-
Ichaftliche mäßige Mahlzeiten der Männer u. Kna—
ben in dem alten Sparta, aud) Syj —
Bhiladelphen, pl. gr. (von philos, lieb, Freund, u.
adelphös, Bruder) Bruderliebende, feit 1808 ein
geheimer Bund in dem franzöfiihen Heere, um
das Kaiſertum zu jtürzen u. die Republik wieder-
herzuitellen; Philadelphrie, f. die Bruderliebe,
Nächitenliebe; philadelphiſch, bruderliebend, dab.
die philadelphHijche Geſellſchaft in England
u. Schweden, welche Wohltätigfeit zum Zwecke hat;
Philalẽth(es), m. ein Wahrheitsfreund; Phila—⸗
lethie, f£. (ogl. Aletheia) die Wahrheitsliebe; Phi⸗
lander, ſ. Opofjum; Philandrie, f. (gr. phi-
landria) Männerliebe; Philanthräp, m. gr. phi-
länthröpos)ein Menjchenfreund; Ph ilanthronte,
f. die Menjchenliebe, Menjchenfreundlichkeit; Phi—
lanthropin(um), n. nl. eig. eine Erziehungs- od.
Bildungsanftalt nad) Bat edows Grundjäßen,
unter diefem Namen-zuerit 1774 in Defjau gejtiftet;
Philanthropinismus, m. das Erziehungd- und
Unterricht3-Syjtem Baſedows u. feiner Freunde,
wonach die reine Menfchennatur u. die urjprüng-
(ihen, rein menſchlichen Verhältniffe zur Grund-
lage und die Bildung der Zöglinge zu praktifc
brauchbaren, lebensfrohen u. wohlmollenden Men-
jhen zum Zweck der Erziehung gemacht werden
jollte; vgl. Humanismus; philanthröpiich,
menschenfreundlich, liebreich; Philanthropoma⸗
nie, kiſchwärmeriſche Menſchenliebe; Philargyrie,
{. (gr. philargyria, v. ärgyros, Silber, Geld) Geld—
liebe, Geiz, — Philaͤſter, m. und Phila⸗
fterie, f. männl. u. weibl. Name: Liebhaber der
Sterne, Himmelsfreunde; Philatelie, f. (v. ngr.
Atelie, die Briefmarke) Lehre von den Bojtwert-
zeichen der Erde, Briefmarkenkunde; Ppilatelift,
m. Briefmarkfenfammler; namentlich nennen fi
die Mitglieder des 1877 in Dresden gegründeten
Vereins der Briefmarkenfammler PBhilateliften,
— Timbrophiles, ſ. d.; philateliftiſch, die
Briefmarfenfunde betreffend; Philautie, f. (gr.
philautia, v. autös, felbjt) die Eigenliebe, Selbit-
ſucht, = Egoismus; Phildmon, m. männl.
Name: der Liebende; Philemon u. Baucis, gr.
Fabell. ein Ehepaar, welches durch jeine treue
Liebe bis ins hohe Alter ausgezeichnet war; dab.
für alte, treu und einträchtig lebende Eheleute;
Philharmöniker, pl. Tonkunſtfreunde, ein muſi—
kaliſcher Verein in Rom; philharmöniſch, die
Tonkunſt liebend; Philhellene, m. ein Griechen—
freund, beſond. Unterſtützer des griech. Freiheits—
kampfes; philhellẽniſch, griechenfreundlich; Phi—
liãter, m. (v. iatrös, Arzt) ein Freund od. Lieb—
haber der Arzneiwiſſenſchaft.
Phileuſe, ſ. unter Philiſter.
Philipp oder Philippus, m. gr. (Philippos, von
philos, lieb, Freund, und hippos, Pferd) männl.
Name, wörtl. Bferdefreund, Roßlieb; Philippine,
f. weiblicher Name: PBferdefreundin; Philippila,
f. od. Philippiſche Rede, eine heftige, beigende
Strafrede wie dergleichen gegen den König Phi—
650 Philiſter
lipp von Mazedonien von dem atheniſchen Redner
Demoſthenes gehalten wurden, un die Griechen
abzumahnen, fi ihm zu unterwerfen; Tolip«
piften, pl. Anhänger des Philipp Meland)-
thon, die man des Krypto-Ralvinismus befchul-
digte; Talttppönen; pl. eine ruſſiſche Sefte, die
ein geiftliches Oberhaupt, den heiligen Synod und
die Priesterweihe der ruffiihen Geijtlichfeit nicht
anerkennt, genannt nad Philipp Puſtoſwiät, der
jie 1700 aus Rußland nad) Polniſch Litauen führte.
Philifter, m. (hebr. Plischthi, pl. Plischthim, von
päläsch, umberjchiweifen, wandern, einmwandern;
vgl. Baläftina) die alten Grenznachbarn der Sjrae-
liten im füdweſtlichen Baläftina; verächtliche Be-
nennung der Bürger od. auch aller Nicht-Studen-
ten in der Studentenjpradje; überh. ein Spieß-
bürger oder ſpießbürgerlich gefinnter Menſch, ein
Menſch von beſchränktem Geift u. gemeiner, hand-
werfsmäßiger Sinnesart; in engerer Bed. der
Haus- od. Kneipmwirt eines Studenten; ferner ein
Pferdeverleiher, od. ein geliehenes Pferd; auch ein
alter Tabaksreſt in einer Pfeife; PHiliftreffe od.
Phileuſe, f. (ipr. filöhfe) Studentenpr. die Phili—
iterin, Haus⸗ od. Kneipwirtin; Philifteret, f. be-
Ichränfte, Handiwerfsmäßige Dentweife, vgl. Ba-
naufie; philifterhaft od. philiftrös, beſchränk—
ten Geiftes, einfeitig, engherzig, Handwerfsmäßig;
Philifterium, n. der Bhilifterftand.
Philodendron, n. gr., d. i. Baumfreund, eine Klet-
terpflanze.
Fhilodorie, f. gr. (philodoxia, von philos, lieb,
Freund, u. d6xa, Meinung, Ruf, Ruhm) Ehr- od.
Rubmliebe; Philofenier, m. ein Anhänger der
Zenier (f.d.); Philagin, m. (gr. philögynos, von
gyne, Weib) ein Weiberfreund, Frauenliebhaber;
Philogynie, f. die Srauenliebe; Neigung für das
weibliche Geſchlecht; Philsifos od. Bhildcus, m.
ein Hausfreund, Familienfreund; Philokalie, f.
Liebe zum Schönen, Ehrbaren, Sittſamen; Phi—
Iolög, m. (gr. philölogos, v. lögos, Rede) Sprad)-
— Sprachkundiger, Sprach- u. Altertums⸗
forſcher; beſ. wer ſich dem wiſſenſchaftlichen Stu—
dium der Sprachen, der Literatur und Geſchichte
des klaſſiſchen Altertums (der alten Griechen und
Römer) widmet; auch Altphilolog od. Flafji-
ſcherphilologgenannt; dagegen Reuphilolog,
ein der modernen (romaniſchen, germaniſchen, ſla—
viſchen uſw.) Sprachen Kundiger; Philologie, f.
die Sprachliebe, Sprach- und Altertumskunde,
Sprachwiſſenſchaft; beſ. klaſſiſche Philologie,
die Wiſſenſchaft od. gelehrte Kenntnis der altgrie—
chiſchen und römiſchen Sprade, Literatur u. Ge-
ſchichte; philoloͤgiſch, Tprachliebend, ſprach- und
altertumskundig, jprachgelehrt; zur Sprach- und
Altertumsfunde gehörig od. dieje betreffend; Phi:
fomathie, f. (gr. philomätheia, v. manthänein,
lernen) die Lernluft, Wißbegierde; philomäthiſch,
lernluftig, wißbegierig; Philomẽle, f. gr. (eig. Die
Apfel oder Obſt Liebende, von melon, der Apfel)
Fabell. Name der Tochter des Königs Bandion
von Athen, welche der Sage nad), um fie der Ver—
ſolgung des thraciihen Fürſten Tereus zu ent-
ziehen, in eine Nachtigall verwandelt wurde; dah.
t. Die Nachtigall; Philomẽtor, m. ein Mutter-
liebender, Mutterfreund; Philomimeſie, f. (vgl.
Mime rn ae hr Philomiios,ın.
ein Diujenfreund, Runftfreund.
Philonium, n. !. (v. gr. philönion, sc. phärmakon,
(1. d.) Heilf. ein jhmerzitillendes Heilmittel (nad)
einem alten Arzte Bhilon benannt).
Philtrum
Philoönus, m. gr. (philoinos,v. philos, lieb, Freund,
und oinos, Wein) ein Weinfreund, Zecher; Philo⸗
pädie, f. (v. pais, Gen. paidös, Knabe, Kind) die
Knaben und Erziehungsliebe; philopädifch, kna⸗
ben⸗ und erziehungsliebend; Philspdtär, m. ein
Vaterfreund, der Vaterliebende; Philopatrie, f.
die Baterlandsliebe; — m. ein Na—
turforſcher; Philopinacium vd. Philopinafton,
n. ein Stammbuch; ghilopolemiſch (vgl. pole-
mifch),Itreitliebend; Whilopofte, f. Trinkluſt, Zech—
liebe; Philopfychie, f. Liebe zum Leben, Feigheit,
Baghaftigkeit; PHiloriftie, f. (v. horizein, be-
-grenzen,bejtimmen, definieren) die Erklärungsſucht,
Vortklauberei; Bhilorthudsg,m.(vgl.orthodorze.)
ein Freund oder Anhänger der Rechtgläubigfeit;
Philofarkie, f. die Fleiſchesliebe, der Hang zu
feifchlichen Lüften; Philofemit, m. der Zuden-
freund (Gegenſatz Antijemit); philoſemitiſch, ju⸗
denfreundlich; Philofomatie, f. Leibesliebe, über⸗
triebene Leibespflege.
——— m. (gr. philösophos, von philos, lieb,
reund, u. sophös, weiſe, sophia, Weiöheit; I. phi-
losöphus) eig. ein WeisHeitöfreund; Weifer, Welt-
weiler, Begriffsforicher, Denker, Weisheitslehrer;
philosöphus non curat, [. ein Philoſoph achtet
das nicht, jegt fi) darüber weg; Philoſophänt,
m. nl. (philosöphans, von philosophäri, philojo-
phieren) ein Handwerfsmäßiger Bernünftler Phi⸗
Iofophäjfter, m. ein Afterweifer, Vernünftler;
P — n. (gr. philosöphama) eine philo-
ſophiſche Frage oder Unterfuhung, Betrachtung,
Meinung, ein Vernunft oder Weisheitsſpruch;
Bhilofophie, f. (gr. philosophia) die Weisheits-
liebe; Weisheitsfunde, Weisheitslehre (Weltweis⸗
heit), Erkenntnislehre oder Wiffenfchaft der Geſetze
und Bedingungen begriffmäßiger Erfenutnis Got-
tes, des Menschen und der Welt; aud) Benennung
einer Art Zettern (f.d.) = Brevier; philofophie=
ren (gr. philosophäin, {.philosophäri), gründlich,
vernunftmäßig denken, forichen; aus Gründen er-
fennen, ſchließen, beweiſen; fich deutliche Begriffe
von etwas zu machen fuchen; das Philoſophieren,
das gründliche Forihen, die Begriffsforihung;
philoſoͤphiſch (1. philosophicus), vernunftmäßig,
begriffmäßig, vernunftwifienjchaftlich; gründlich
forjchend, denkend; philoſophiſches Ei, n ein
. bauchiges, gläjernes Gefäß mit langem, engem
Halſe, deſſen fich die Alchymiſten zurHeritellung des
Steines der Weijen bedienten; Philoſophismus,
ın. nl. Scheinphilofophie, Scheinweisheit, Bernünf-
telei; Philoſophift, m. ein Scheinweijer, Ber-
nünftler; shilofophiftieren, vernünfteln, ſchein—
philoſophiſch ſprechen.
Philoſtorgie, f. gr. (v. philos, lieb, Freund, und
stergein, zärtlich lieben) Verliebtheit; Philo—
technie, f. die Kunſtliebe; philotechniſch, funit-
liebend; auch die Gewerbe liebend, Kunſt- u. Ge—
werbtätigfeit begünftigend (vgl. Technik 2c.); Phi=
lotechnos, m. ein Kunitfreund; Philotefnos, m.
ein Kinderfreund; Bhilnteknie, f. Kinderliebe;
Phitotpeus m. Name, — Gottlieb; Philothẽa,
. die Gottliebende, Name einer religiöſen Zeit—
ſchrift; Philotimie, f. die Ruhmſucht, der Ehr-
geiz; Wetteifer; Philoxenie, f. Fremdenliebe,
Saftfreundlichkeit; Whilozote, f. Liebe zum Leben,
— Bhilopfydie.
Philstten, pl. (vielleicht von mittelhochd. villen,
itoßen) Balken, die in die Erde eingerammt find.
' Philteum, n. I. (v. gt. philtron, v. philein, lieben)
| ⸗
ein Liebesmittel, Liebeszauber, bei. Liebes- oder
Phimofis
Zaubertrant; Ppiltromanie, f. eingetränkte Lie
beswut, Riebesraufch, durch einen Liebestrank ver-
urſachte Liebeswut.
Phimdfis, f. gr. (v.phimün, ſchnüren, binden) Heilk.
die Berengerung der Borhaut; phimösis femi-
narum, I. Scheidenverengung.
Phioͤle, f. (entitellt aus 1. phiäla, v. gr. phiäle,
Schale, Urne) eine Kugelflafche, Scheideflafche, ein
baucdiges gläfernes Gefäß mit langem, engem
Halſe, von Chemikern gebraudt; Kripr. eine Art
Sturmtöpfe, mit Sandgranaten uſw. gefüllt:
Sturm-Phiolen.
Phlaſis, f. gr. (phläsis, v. phlaein, zerdrücken, zer»
quetichen) Heil. der Bruch eines platten Knochens.
Vplebitis, f. gr. (von phlebs, Gen. phlebös, Blut—
ader), Blutader-Entzündung ;phlebades,adervoll;
aderähnlich; Phlebographie, f. dic Blutaderbe-
ichreibung: Phlebolith, m. der Aderjtein, jtein-
Ei Körper in den Blutadern: Phlebologie, f.
die Xehre von den Blutadern; Phlebotoͤm, n. das
Laßeiſen, ein Werkzeug zum Aderlafjen, der Schnep-
per; Bhlebotomie, f. das Aderlajien; Phleboto⸗
mift, m. ein Aderlaſſer; Phlebotomomanie, f.
die Aderlaßwut, iibertriebene Neigung zum Ader-
laſſen; Phlebotraume, n. eine Ölutaderwunde.
Phledonie, f. gr. eig. Geihwäßigteit (von phledön,
Schwäßer, v. phleö, ich ſchwätze); Heilf. Irr- oder
Bahnfınn; phledonõdes, irreredend. j
Phlegẽthon, m. gr. (von phlegethein — phlegein,
brennen) ein fabelhafter Feuerfluß, Höllenfluß,
welcher jtatt des Waſſers Feuerſtröme mit glühen-
den Felſenſtücken forttrieb,auh Byriphlegethon.
Phlegma, n. gr. (v. phlegein, brennen, verbrennen,
uripr. Brand, Flamme 2c.; Heilk. ſchleimige, zähe
Feuchtigkeit im Geblüte, zäher Schleim (viell. des—
wegen ſo genannt, weil am Feuer eingekochte
Flüſſigkeiten ſo zäh u. ſchleimicht werden); natür—
liche Unempfindlichkeit u. Trägheit, Gleichgültigkeit,
Läſſigkeit; Scheidek. das Wäſſerige, Unſchmackhafte,
was nach der Deſtillation der geiſtigen Teile, z. B.
des Branntweins zurückbleibt; Phlegmagogicum,
n. nlat., pl. Bhleamagogica, r. Phlegmagöga,
gr. Heil. Schleim abführende od. zerteilende Mit—
tel; Phlegmapäre, ı- Phlegmatopäre, f. das,
Scleimfieber; Phlegmaiie, f. — Phlogojis
j.d.; = phlegmatia alba dolens puerperärum,
J. d.; Phlegmaticus, I. oder Phlegmatifer, m.
(gr. phlegmatikös) ein Schleimblütiger, Kaltblü—
tiger, Unempfindlicher und Träger: Bhlegmatie,
f, (nl. phlegmatia) Heilf. Bafter- oder Schleim-
Geſchwulſt; phlegmatia alba dolens puerperä-
rum, die weiße Schenkelgeſchwulſt der Wöchnerin-
nen; phlegmaͤtiſch, voll zähen Schleims; gleich-
gültig, unempfindlich, untätıg, faul, läſſig, ſchwer—
ällig; träger, Falter Natur (vgl. Temperament);
phlegmatiſche Zeichen, in der Nitrologie die
Zeichen des Krebjes, des Skorpions u. der Sifche,
Phlegmöne, f. Heilf. Entziindung; eine Blutge-
ihmulit.
khlegräifch (I. phlegraeus, v. gr. phlegraios), von
Phlegra (entit. aus phlegyra, sc. ge, d. i. bren-
nendes Land, v. phlegein, brennen), einer Land—
ihaft in Mazedonien, wo die mit den Göttern
fämpfenden Giganten durch Zeus’ Bliße vernichtet
wurden; überh. f. brennend, feurig; phlegräifche
Gefilde, Brandfelder, Brandgefilde, bejond. eine
fchwefelreiche Ebene bei Cumä in Unter-Stalien.
Phloͤgiſton, n. gr. (von phlogizein, verbrennen,
rennen; phlöx, ;lamme) in der älteren Scheide.
der Brennitoff,dasbrennbare Wefen; phlontitifch,
Phonascie 651
brennbar, mit Brennſtoff angefüllt; phlogiſtiſie—
ren, mit Brennſtoff verbinden; — let:
Luft oder phlogiſtiſſertes Gas..Gas; Phlo—
iſtik oder Phlogurgie, auch Phlogochemie, f.
ehre von den brennbaren Körpern; phlogndes,
entzündet, flammig; Phlogopijra, f. ein Entzün-
dungsfieber; Phlogafis, f. Heilk. örtliche Entzün-
dung; auch eine fliegende Hige, ein flüchtiges Rot-
werden des Geſichts; Phlogofföp, n. d. i. eigentl.
Slammenzeiger, ein von Thilorier 1801 erfun-
dener, Rauch verbrennender Sparofen, der nicht
bloß wärmen, fondern aud) leuchten fol; ein In—
itrument, welches die Hißgrade angibt.
Phlomis, f. gr. (phlomis ıı. phlömos, für phlogmis
u. phlogmös, v. phlegein, brennen, weil die diden
und fetten Blätter ftatt der Dochte in den Qampen
dienten) Wollblume, Kerzenkraut, Jeruſalemsſalbei,
eine Zierpflanze von vielen Gattungen, z. B. der
Salbeiftrauch,derföwenihwanz,das Löwenrohr ꝛc.
Phloridzin od. r. Phlorrhizin, n. barb.-gr. (von
gr. phloiörrhizos, mit rindenartiger Wurzel, von
hloiös, Rinde, und rhiza, Wurzel) Sceidef. der
Burzelrindenitoff; ein indifferenter, Friftallinifcher
Stoff in der Wurzelrinde der Apfel-, Birn-, Kirich-
und Pflaumenbäumte.
Phlor, f. gr. (eig. die Flamme, von phlegein, bren-
nen) die Flammenblume, eine Gattung Winden»
gewächje von mehreren Arten.
Phlyatographie, f. gr. (v. phlyax, Geſchwätz, Pof-
jen; auch der Poſſenreißer; v. phlyein,überquellen:,
überjprudeln, unnützes Zeug reden) ein Poſſenſpiel,
pofjenhaftes Schaufpiel.
Phlyktäne, f., pl. Phlyktänd od. Phinktides, gr.
(phlyktaina, phlyktis,pl.phlyktainai,phlyktides,
v. phlyein, phlyzein, iiberquellen,aufwallen) Heilf.
Hikblätterchen, Wafferblajen, befonders im Auge;
phlyftänödes, friejelartig; Phlyſis, f. der Aus»
bruch von Waflerbläschen auf der Haut; Phly—
zafion od. Phlyzactum, n. = Phlyftäna.
Bhöbe, j. unter Phöbus.
phobodipſos, gr. (v. phöbos, Furcht, Schreden, u.
dipsa, Durst) Heilf. eigentl.durjticheu; waſſerſchen,
hundstoll; Phobodipſon, n. die Waſſerſcheu.
Phöbus, m. g (Phoibos) d.i. der Leuchtende, Glän-
zende, ein Beiname des Apollo, der Sonnengott,
die Sonne; uneig. Redeſchwulſt, ſchwülſtige, hoch—
trabende Scyreibart (Bombait); post nubila
Phoebus, lat. Sprw. nad) den Wolken die Sorte,
auf Regen folgt Sonnenſchein; Phöbe, f. (gr.
Phoibe&), d.i.die Klare, Glänzende, ein Beinameder
Mondgöttin, Artemis od. Diana; Phöbolepiie, f.
Dichtwut.
Phõca, f. I. (v. gr. phöke) der Robbe, Seehund;
Phocãna, f. (gr. phökaina) eine Walfiſchart.
Phocäa, f. gr. eine alte Seejtadt in Jonien, von
welcher Marfeille abjtammt; Stern. ein Ajteroid,
1853 von Chacornac in Marjeille entdedt.
Phois, f. gr. (v. phözein, röften, erhigen) Heilf. eine
— Phoides oder Phodes, pl. Brand—
aſen.
Phoites⸗Arbeit, eine Zirkusnummer, jo benannt
nad) ihren amerifanifchen Erfindern, zivei als Teu-
fel verkleideten Künſtlern, die mit künſtlich verlän-
gerten Beinen ihre Sprünge machen.
PBholdde, f. gr. (phöläs, v. pholein, ſich verfriechen)
pl. Bholaden, Bohrmuſcheln, Steinbohrer, Meer-
Datteln, die ſich in die härteſten Uferfelfen ze. Gänge
bohren und im Finftern leuchten; Pholaditen, pl.
verjteinerte Bohrmuſcheln. y
Bhonascie, f. gr. (phonaskia, von phöne, Laut,
652 Phönicin
Stimme, u.askein, üben) eig. Stimmübung, Sing-
u. Redekunſt der Alten; Phondsens, m. (gr. phö-
naskös) ein Gejangslehrer; Phonautogrdph, m.
Vorrichtung, um die Schwingungen eines tönenden
Körpers aufzuzeichnen (auf einer gedrehten u. zu-
leich längs einer Schraube fortgehenden berußten
rommel); phoneleftrifche Ströme, die elektri⸗
ſchen Ströme, die durch eine ſchwingende Stimm«
abelunterbrochen werden; En
— tönen), lautend, den Laut, beſ. Sprachlaut,
betreffend oder darſtellend, lautlich; phonetiſche
Schrift, Lautſchrift, Schreibweiſe, die genau die
Aussprache wiedergibt; Phonẽtik, f. Lautlehre,
Stimmlehre, richtiger Gebrauch der Stimme beim
Spreden und Singen; Phonik, f. die Schall- od.
Tonlehre; phoniſch, tönend, jchallend, 3.8. der
phonifche Mittelpunkt, der Stimm- od. Hall-
punkt, die Stelle, wo fich die rufende Perſon bei
einem einfachen Echo befinden muß; phoniſches
Kaletdoftop, |. Kaleidojtop; phoniſches Nad,
ein rotierender Elektromotor, bei dem der eleftrifche
Strom dur eine ſchwingende Stimmgabel unter-
brochen wird; Phonismus, m. der Kunitihall;
phonochromatiſche Therapie, f. die Heilung»
verjuche, die Durch die Einwirkung farbigen Lichts
an Geiſteskranken angeftellt werden; Phonognd⸗
mit, f. die Kunſt aus der Stimme oder Sprache
eines Menſchen jeine Denkart zu erkennen; PBhos
nograuh, m. der Laut-, Schall» od. Tonjchreiber,
eine 1877 von Thom. Edifon in New-Jerſey er-
fundene Sprechmaſchine, welche durch Vermittelung
eines künſtl. Trommelfells (einer Papiermembrane)
und eines Metallſtiftes laut geſprochene Worte in
Form einer Reihe von kleinen Vertiefungen auf
einem Staniolblatt aufzeichnet und nach beliebiger
Zeit das Geſprochene hörbar wiedergibt; Phones
graphle, k. Lautſchrift, Kurzſchrift auf phonetiſcher
Brundlage; Phonograͤphit, f. Lautſchreibekunſt,
Darſtellung der Worte durch Schriftzeichen für die
Sprachlaute; phonograͤbhiſch, lautſchreibend;
phonographiſche Schrift, welche durchaus mit
der Ausſprache übereinſtimmt, indem ſie nur die
wirklich geſprochenen Laute durch beſtimmte Schrift—
zeichen darſtellt; Phonokampfre, f. die Schall-
brechung; phonokamptiſch, ſchallbrechend; pho⸗
nofamptijherMitttelpunft,derStimmbeuge-
punkt, der Ort, von welchem der Schall beim Echo
zurüdgemorfen wird; de ftimmbre-
hend; bef. von oder bei Widerhallen; Phonolith,
m. der Klingjtein, Porphyrſchiefer; Phonologie,
f. die Yautlehre, Wiſſenſchaft von den Sprachlau-
ten; Phonsmeter, n. der Schallmefjer, Rlang-
mejjer; Werkzeug, um den Atemdrud beim Spre-
chen zu meſſen; Phonometrie, f.dieflangmefjung;
Heilk. Unterſuchung der Reſonanz einzelner Kör—
perteile, indem man eine ſchwingende Stimmgabel
daraufſetzt; Phonoſophĩe, k. die Klanglehre; Pho⸗
noſhnaktẽr, m. der Schallfänger, das Hörrohr;
Phonurgie, f. die Schallehre, Stimmlehre.
Phönicin, n. gr. (v. phofnix, Burpur, Burpurröte)
Indigopurpur, der purpurrote Niederjchlag, der in
der Auflöſung der Indigopurpurſchwefelſäure durch
Allalien entſteht; Phönicismus, ın. Heilf. die
Maſern; Phönigmus, ın. (gr. phoinigmös) Heilk.
Hautröte; ein Reizmittel zur Rötung der Haut.
Phönif, m. eine kleine türkiſche Silbermünze von
verjchiedenem, aber geringem Wert.
Phonit, phoniſch, Phonismus, j. unter Pho—
nascie.
Phönix, m. gr. (phoinix, d. i. der Purpurrote oder
Phosgen-Gas
Feuerfarbige) der Sonnenvogel, ein fabelhafter
ägyptiſcherWundervogel, der 600 Jahreleben, dann.
auf einem von ihm ſelbſt bereiteten Lager ſich ver-
brennen und aus feiner Aſche verjüngt wieder er-
jtehen ſoll; das Sinnbild der Seltenheit, Vortreff-
lichkeit u. Unvergänglichkeit; Phönix⸗Kompagnie
oder -Geſellſchaft, f. Name jehr vieler Verjiche-
rung3-Anftalten in Deutfchland und England;
— f. Chronol. ein Zeitraum von 500
ahren.
Bhonognomil, Phonograbh zc. — Phonurgie,
ſ. unter Bhonascie.
Phoranthium, n. nl. (v. M pherein. tragen, und
anthos, die Blume) der Blumenboden.
Phorkos oder Phorcus, auch Phorlijs, m. gr.
Fabell. ein Meergott u. Valer wunderbarer Meer-
geftalten; Phortiden oder Phoriyaden, pl. (gr-
Phorkides), die Töchter des Phorkys, die drei Gor⸗
gonen (ſ. d.)
Phoͤrminx, f.
tragbar) die tragbare
Tongerät, das älteſte
geiecifchen Sänger.
Phormium, n. nl. (v. gr. phormion, Flechtarbeit
von Binjen od. Schilf, auch Name einer unbelann-
ten Pflanze, Veril. von phormös, etwas aus Bin-
jen oder Schilf Geflochtenes) die Flachslilie, der
—— Flachs, bei uns hauptſächlich Zier—
pflanze. —
Phorometer, n. gr. (von phérein, tragen; führen,
bewegen) Tragfähigteit3-Meifer, eine Vorrichtung
zur Beſtimmung der Tragfähigkeit von Brüden,
Semölben 2c.; auch Ertragsfähigfeits-Mefjer im
Landbau; Phorometrie, f. die Laftmefjungs- u.
Rafttraglehre, ein Teil der höheren Mechanik;
— f. gr. dieehrevon den Bewegungs⸗
ejegen; Bewegungsmeßkunſt, Wiſſenſchaft vonder
Bemegung fefter und flüfliger Körper, ein Teil der
höheren Mechanik; phoronoͤmiſch orono⸗
metriſch, Bewegung meſſend oder Die Geſetze der-
ſelben und die Bewegungsmeßkunſt betreffend.
Phousgen⸗Gas, n. gr. (v. phös, Licht, u. genein,
herborbringen) vom Licht erzeugte Luft, durch das
Sonnenlicht bewirkte Verbindung von Kohlenoryd-
ga mit Chlorgas; Phosphör(us), m. (von gr.
phösphörus, Licht bringend, von pherein, tragen,
bringen) Lichtträger, Leuchtſtoff, ein 1669 durd)
Brand in Hamburg entdedter nichtmetallifcher
Grundftoff; pl. Phosphoͤren, Lichtträger, leuch—
tende Körper (in früherer Zeit jehr verjchiedene
Körper bezeichnend); phosphörus bononiensis,
derZeuchtitein, [.Bologneterjpat; Bhosphäte,
pl. phosphorfaure Salze; Phosphite, pl. phos⸗
phorigfaureSalze; Phosphorbronze, keine Zünd⸗
maſſe aus Kupfer, Zinn u. — vphospho⸗
reſzieren, im Dunkeln od. Finſtern leuchten, wie
z.B. die Johanniswürmchen und viele Seetiere;
das Phosphoreſzieren od. die Phosphoreizenz,
das Finjterleuchten, dag ſelbſtändige Lichtausſtrah—
lungsvermögen od. die Eigenſchaft mancher Körper,
ohne Verbreunung im Dunkeln zu leuchten; Phos⸗
phorchalcit, m. ein grünes, phosphorjaures Kup⸗
feroxyd, meift in fugeligen Maſſen erſcheinend;
Phosphorẽte, pl. Bhosphormetalle, Verbindun-
gen von Wetallen — Phosßhoriſten,
pl. ein Dichterverein in Schweden, der ſich Die Ro—
mantifer zum Vorbild nahm; Phosphorit ın.
phosphorfaurer Kalk, eine Art Apatit (j. d.), al?
gutes Düngemittel benußt; Whosphornekräfe, f-
der Rieferfraß, eine beim Arbeiten mit Phosphor
gr. (von ph£rein, tragen, phörimos,
Biber, ein harfenähnliches
aiten⸗Inſtrument der alt-
Photochallographie
entitehende Knochenkrankheit, bef. der Kinnbaden ;
— Phosphor, der in Mandelöl aufge-
Löjt ift, ein Einreibungsmittel; Phosphoroſtoͤp,
n. gr. (skopeln, ſchauen) ein von Becquerel erfund.
Apparat, um aud) jehr ſchwache Grade der Phos⸗
phoreizenz jihtbar zu machen; Phosphorfäure
und phosphorige Säure, f. Verbindungen des
Phosphors mit Sauerjtoff zu Säuren.
Photochaltographie, f. gr. (v. phös, Gen. phötös,
das Licht) die Erzeugung von Bhototypen auf Me-
tal; Photochemie, f. Lehre von der hemifchen
Wirkung des Lichts; Photochromie, f. Lichtmale-
rei in natürlichen Farben, Wiedergabe der Farben
auf photographiihem Wege; Photochrom, n. Far—
benaufnahme, Farbenbild; Photochromometer,
n. Farbwage; Photochromoſtöop, n. Tarbenbild-
ſchauglas, Farbenlichtbildfpiegler; Photochrono⸗
graph, m. Bewegungsbildaufnehmer; Photogal⸗
banographie, f. die Erzeugung von Drudplatten
mittels der Photographie und der Galvanoplaftif;
Bootonen, n. gr. Schieferöl, ein Licht erzeugender
toff, ein fünftliches Mineralöl; photogeniſch,
durch Licht hervorgebracht 4 B. Zeichnungen, Bil-
der); Photogrammetrie, f.Lichtbildmeptunit, die
Kunſt, nach Photographien die wirkliche Größe u.
Ausdehnung des photographierten Gegenjtandes
und die genauen Maße desſelben zu beitimmen;
Photogramm, n., auch: Meibildaufnahme; pho—
togrammetrieren, durch Meßbildverfahren auf-
nchmen oder ermitteln; Photogrammeter, m.
Mepbildaufnehmer; photogrammetriſch, meß⸗
bildlich; Photographie, f. Lichtzeichnung, Licht—
malerei, das Verfahren, durch Einwirkung des
Lichtes auf dadurch zerlegbare Stoffe von den Ge—
genſtänden, welche das Licht ausſenden, Bilder her—
zuſtellen; auch ein ſolches Lichtbild, beſ. auf Papier,
—= Photogrämm, n. (veri. v. Phototyp oder
Daguerreotyp); Photograph, m. ein Licht—
zeichner; Heriteler von Lichtbildern; photogrd=
Lhiſch, Lichtbildlich, im Lichtbilde dargejtellt; auch)
u Lichtbildern dienlich; z. B. photographijches
Bapier) Bhotographometer,n.einvon Claudet
erfundenes Injtrument zum Mefjen der Lichtemp-
findlichkeit photographiiher Präparate; Phote-
ee — e,).d.; Photofdmpiis,
. die Biegung oder Brehung der Lidhtftrahlen;
Bhotolithographie, f.die Wiedergabe von Photo-
typen auf Stein; photolithographiſche Karten,
nad) erhaben gearbeiteten Gypskarten photogra-
phierte u. durch Steindrud verbieifältigte Karten;
Photologie, f. die Lichtlehre; Photomagnetis⸗
mus, m. duch Einwirkung des Lichts erregter
Magnetismus; Photometedre, pl. leuchtendeRuft-
eriheinungen; Photométer, n. ein Lichtmeſſer,
Leuchtkraftmeffer; Photometrie, f. die Lichtmeß-
funit; auch Mefjung nad) photographiicher Auf-
nahme; Austemerttie, lihtmefjend; Photopho⸗
bie, f. die Lichtſcheu der Augenkranken; photophoͤ⸗
biſch, lichtſcheu; Photophõon, ein Werkzeug, das
dazu dient, Töne dürch Licht in hörbarer Weiſe zu
übertragen, erfunden von dem Prof. der Phyſio—
logie Alex. Graham Bell zu Boſton; Photopſfie, f.
krankhaftes Lichtſehen, Leuchten vor den Augen aus
innern Urſachen, =Waraugie; Photerrheris,
f.= Bhototampjis; Photoflulptür, f. ar.1.
die mechanijche Verwendung photographiicher Auf-
nahmen für plaſtiſche Zwecke, 3.8. zur Anfertigung
von Büjten, Bildjäulen ze. (indem aus 24 gleich-
zeitig von allen Seiten eines Gegenstandes aufge
nommenen Tichtbildern durch Storchichnabelvor- |
Phryne 653
rihtung ein förperliches Geſamtbild zufammenge-
jtellt wird),nahWillemein Paris ; Photoſtiatẽrit,
f. die Lehre von Licht u. Schatten; botojtöp, n.
ein Lichtfchauer, Lichtmefjer; Photoſphäre, f. der
Lichtkreis, die den Sonnenkörper umgebende Licht-
hülle; Phototechnik, f. Erleuchtungskunſt; Pho—
eng n., pl. Phototijpen, durch das Daguerreo-
typ (1.d.)erzeugte Bilder, Lichtbilder; Phototypie,
f. die Kunſt der Berfertigung folder Bilder; Pho—
totypiit, m. der Verfertiger julher Bilder; Pho⸗
torylographie, f. die Erzeugung folder Bilder
auf Holz; Bhotozinkographie, f. Übertragung
einer Photographie auf eine Zintplatte.
Phoros oder Phorus, m. gr. (von phoxös, ſpitz)
Heilk. ein Spigfopf, ein Menfch mit ſtark zugejpig-
tem Kopfe.
Phrdfe, f. gr. (phräsis, v. phräzein, ſprechen), pl.
braten, die Redensart, Nedeformel, der Aus-
drudim Reden; verächtl.inhaltleere, ſchönklingende
Redensarten; Bhrafeologie, f. eine Sammlung v.
Redensarten; auch die Lehre von den einer Sprache
eigentümlichen Redensarten; Phraſeologismus,
m. inhaltleere Schönrednerei und die Neigung
dazu; Phraſeur, m. fr. (fpr. —föhr) ein Vhrajen-
macer, Schönredner, Schwätzer; phrafieren,
Tonk. ein Tonſtück oder einen Gejang funjtvoll
ausführen.
Phratria od. Phratrie, f. gr. (phrätra, phratria)
im alten Griechenland eine uripr. durch Stamm-
verwandfchaft verbundene Bolf3abteilung; in
Athen eine Unterabteilung der Vhyle, ſ.d.; Phra=
triarch, m. Stamm-, Zunft-Vorſteher; Phra⸗
tridit, Phratör od. Phräter, m. Stamm⸗ od.
Bunftgenojffe.
Phrenefie, f. (I. phrenösis, fr. feenesie) u. Phre⸗
nitis, f. gr. (von phrön, urjpr. Zwerchfell; dann
Geift, Sinn, Gemüt, Verſtand) die Hirnentzün-
dung; Wahnfinn, Aberwiß; phrenätifch vd. phre=
nitiſch, unfinnig, raſend, aberwigig: phrenogd=
ſtriſch, Zmwerchfell und Magen betreffend; Phre—
nolpgie, f. Lehre vom Bau des Gehirns; die Lehre
von dem Zufammenhang des Schädelbaues mit
den geiftigen Eigenjchaften; Bhrenopathie, f. Ge-
hirnkrankheit, Geiſteskrankheit; phrenpiplenifch,
Zwerchfell und Milz betreffend.
Phrikaͤsmus oder Phrikodes, m. gr. (von phrix,
Gen. phrikös, rauhe Oberfläche, da3 Rauhwerden)
Heilf. Frieren, fogenannte Gänſehaut.
Phronkſis, f. gr. (v. phronein, denken, verjtändig
jein) Verſtand, Klugheit, Einficht.
Phrontift, m. gr. (phrontistes, von phrontizein,
nachdenten, überlegen), pl. Phrontiſten, Denker,
Forſcher; Klügler, fterweiſe; Bhrontifterion,.n-
der Ort zum Grübeln; vie Grübelei, Schulfucdjjerei
(ein ſcherzhaft gebildetes Wort); jpäter auch Hör-
faal,Schuleeines Phrontiften, pl. Phrontifterien.
Phryjgien, n. (gr. u. [. Phrygia) ehent. Name einer
Landſchaft in Borderafien; phrygiſch, in Phry-
gien einheimifch od. daher jtammend; phrygiſche
üße, eine den Kopf umſchließende, vorn über—
bängende Mütze auf alten Kunſtwerken; eine vote
Mige von folder Form, als Sinnbild der Frei—
er in der erften franz. Revolution; phrygiſcher
tein, ein zum Rotfärben gebrauchter ſchwam—
michter Stein, phrygiiche Tonart, eine Tonart
der alten Griechen von heftig aufregender Wirkung.
Phryne, f. gr. Name einer Buhlerin od. Luſtdirne
u Athen, wegen ihrer — und ihres durch
uhlerei zuſammengebrachten Reichtums berühmt;
654 Phtha
daher überh. eine verführeriſche, buhleriſche und
ſehr freche Schöne; ſ. Hetäre.
Phtha, m. gr. oder Phthas, m. nl. (hieroglyphiſch
Ptah) ein ägyptiſcher Gott, dargeſtellt mit dickem
Bauch, großem Mund, großen Ohren und Augen,
im alten Memphis verehrt, von den Griechen mit
Hephäſtos (ſ. d.) gleichgeſetzt, als Symbol des
Naturfeuers.
Phthaleinfarben, Teerfarben aus Phthalſäure ꝛc.
gewonnen; Phthalſäure, aus Naphthalin und
Salpeterfäure gewonnen.
shthinodes, ſ. unter Phthijis. Bill
Thtbiriäfis, f. gr. (phtheiriasis, von phtheiriän,
Zäufe haben, von phtheir, die Laus) Heilf. die
Läuſeſucht, Läuſekränkheit; Phthirophäg, m., pl.
Phthirobhaͤgen, Läuſefreſſer, Spottname einer
Voͤlkerſchaft in Kleinaſien, welche die Kätzchen der
Fichten aß; Phtbivophagie, f. Läufefrefjerei.
Phthiſis, f. gr. (v. phthiein, phthinein, ſchwinden,
jid) verzehren) die Schwindjucht, Aus- oder Ab-
zehrung, Dörrfucht; phthisis bronchialis, Zuft-
röhrenſchwindſucht; ph. pulmonälis, die Lungen-
ſchwindſucht; Phthiſicus, m. ein Schwindfüchtiger;
phthiſiſch od. phthinndes, gr. ſchwindſüchtig ꝛc.;
Phthiſiologie, f. die Auszehrungslehre, Lehre od—
Abhandlung von der Schwindſucht; Phthiſio⸗
sneumonie, f. eiterige Lungenſucht mit Entzün-
dung; Phthiſiurie, f. Harnruhr, = Diabete2.
wotdas, 00. BHtpifis; phtbäith, — phthi-
}
ſiſch.
Phthora, f. gr. (phthörä, v. phtheirein, verderben)
Vernihtung, Zeritörung; Phthoricum, n. (gr.
phthorikön) Heilf. ein ab» od. austreibendes Heil-
mittel; Phthor, Phthorin,n., oder Phthorine,
f. der mit Wafjeritoff verbundene Beitandteil der
Flußſäure (fo genannt, weil die Flußſäure die
— Stoffe anfrißt und zerſetzt),
Fluor, ].».
PBhycit, m., pl. Phycĩten, gr. (von phykos, Meer-
gras, Seetang) verjteinerter Seetang; Phylo⸗
Kram, n. gr. der grüne Farbeſtoff in einzelligen
Algen; Eisler an, n. gr. ein blauer — in
einigen Sußwaſſeralgen; Phyfologie, f. die Lehre
von den Tangen. ' }
Phyganthropte, f. gr. (v. phygein, pheügein, flie-
ben, und Anthröpos, Menich) die Menſchenſcheu.
Bhyfohrom, Phyfologie, |. unter Phycit.
Phylar, m. gr. (von phylässein, wachen, bewachen)
ein Wächter, Hüter, Bejchüger, al3 Hundename
gebräuchlich; Phylaciſt, m. (I. phylacista, v. gr.
phylakistes) der Gefangenmwärter, Kerfermeifter;
Phylafterium, n. (gr. phylakterion) ein Wacht—
poiten, Wahthaus; ein Berwahrungsmittel; An—
bängjel gegen Zauberei 2c., vgl. Amulet; ein
Dentzettel der Zuden mit den zehn Geboten, au
der Stirn, Brujt oder am Kleide getragen; phy⸗
litt (gr. phylaktikös), bewachend, beſchüßend.
Phyile, f. griech. (phyle) im alten Griechenland eine
olfSabteilung, ein Volksſtamm; in Athen an-
fangs eine Gejellichaftsflafje, veren e3 4 gab; dann
jeit der Verfaſſung des Kliſthenes ein Landbezirk,
Gau, 10 an Zahl, die in 174 Demen (vgl. Demos)
oder Gemeinden zerfielen; Phylaͤrch, nm. Vorfteher
oder Anführer einer Phyle, be. im Kriege; phy⸗
lẽtiſch, den Stamm betreffend.
Phylon, n. gr. das Blatt, bei. Kelhblatt; Phyll⸗
aͤnthus, m.,r.n. die Blätterblume, eine Gattung
Rautengewächſe; Phyllis, f. d. i. die Sprofjende,
Blühende, war der ame der Tochter des thra-
chen Königs Sithon, die den Demophoon liebte,
— — — — — — — — — — — — — — —
— ——— — — ——— — —— —— — — ———— ———— —— —————
Phyſik
und ſtarb, da dieſer ihre Liebe nicht erhörte, daher
dieſer Name fehr viel in Schäfergedichten ala Be—
nennung einer liebesfiechen Schäferin gebraucht
wurde; Phijlliten, pl. veriteinerte Pflanzenblätter,
Blätter-Abdrüde; Phyllobläſten, pl. Blattkeimer,
= Di- und Bolyfotyledonen,; Hhyladiich,
blattähnlich; Phyllophägen, pl. Laubfreſſer, bei.
eine Familie der Beuteltiere; Phyllorhodoman⸗
tie, f. Wahrjagung aus Rofenblättern, die man
auf dem Handrücken zerflaticht; Phylloſtöma, n.,
pl. Bhnlloftomäte, Blattmaul, Blattnafe, eine
Art Fledermäuſe; Phylloxẽra, f. (v. xẽrös, troden)
die blattausdörrende Reblaus, den Weinſtöcken
durch Vertrocknen der Blätter fehadend.
Phnlon, n. gr., pl. Bhyle, Bhylen (vgl. Phyle),
Stamm, Oartung, Familie; Ppylogenie, f.Stam-
mesgeſchichte.
Phyma, n. gr. (phyma, eig. Gewächs, von phyein,
hervorbringen, wachjen lafjen, wachen), pl. Bhy=
mäta, Heilt. jede Geſchwulſt oder Hauterhöhung,
beſ. Drüfengeihwulft; phhmätiſch, geihmulitig,
geihwollen; Phymation, auc Phymatödes, rn.
eine kleine Beule, ein Beulchen.
Phinſa od. Phyiälis, f. gr. (von physän, blajen)
eig. Hauch, Wind; Heilf. eine Blafe, Wafjerblafe;
Phyſagögum, n., pl. —güga, Deilmittel zum
Abtreiben der Blähungen — Karminativ;
Bhnfaliten, pl. Blajenichneden, Kibigeier, eine
Schnedenverfteinerung ; Phyſalith, m. eig. Blafen-
ſtein od. Feuerblaſenſtein, eine Art Topas, die im
Lötrohrfener Luftblajen entwidelt, auch Pyro-
phyfalith; Phyſema, n. oder Phyſeſis, f. die
Aufblädung, Auftreibung, Trommeljudht; Phy—
ſeter, m. ein Blajebalg, Bülter; auch) de. Sprig-
fie, eine Art Walfiſch; Physharmonita, f. ein
1821 von Hanfel in Wien erfundenes orgelartiges
Tonwerkzeug, dejjen Töne durch vom Wind an-
geblajene metallene Zungen hervorgebracht werden.
Physcon, physconia, j. Physkon.
Vhyiema 2c., |. unter Phyſa. —
Phiſiüter, m. gr. (von physis, Natur, und iätrös,
der Arzt) ein Naturarzt, welcher vorziiglich der
Heilkraft der Natur vertraut; Phyſiatrie, f. (von
physis und iatreia, Heilung) Naturheilung, Heil-
fraft der Natur; —— ſelbſtheilend;
Phyſiautokratie, f. (vgl. Autofratie) eig. Selbit-
herrichaft der Natur, die Naturheilkraft.
Phyſit, f. gr. (physike, v. physis, Natur, u. dieſes
von phyein, hervorbringen, wachen Lafjen) überh.
Naturkunde, Naturwifjenichaft; gew. in engerem
Sinne die Wiſſenſchaft von den Gejegen und Ur-
fachen der Naturerfcheinungen, ſoweit diejelben
nit von organischen od. chemiſchen Orundfräften
abhängen, die Naturlehre; Erperimentalphy-
ſik, f. Erperiment; Phyſik-Bad, n. verjchiedene
Farbenbrühen, mit denen man Seide färbt; phy—
ſiſch (gr. physikös), natürlid, in der Natur be-
gründet, ſinnlich, körperlich, auch bisw. irdiſch;
pphyſiſche Unmöglichkeit, was nad) den Natur—
geſetzen nicht ausfuͤhrbar iſt; phyſiſches Bild,
Naturl. das durch wirkliche Wiedervereinigung der
von einem Punkte fommenden zurückgeworfenen
oder gebrochenen Strahlen entiteht; phhſiläliſch,
gr.-i. der Naturlehre gemäß, dazu gehörig, natur-
kundlich; phyiitaliichetechniihe Neihsanftalt,
eine vom Deutjchen Reiche begründete wiljenjchaft-
liche Anftalt, zur Unterfuhung phyſikaliſcher und
technologifcher Fragen und zur Förderung diejer
Wiſſenſchaften in Theorie und Praxis; Phyſifus,
m. l. od. Phyſiker, m. ein Naturforjcher, Natur⸗
Phyſiogenie
kundiger; Phyſikus, auch ein von der Obrigkeit
für einen gewiſſen Kreis als Medizinal-Aufſeher
angeſetzter Arzt, Gerichtsarzt, Kreisarzt ꝛc.; daher
Phijſikũt, n. nl. das Amt desſelben; Bonitäns,
m. ein handwerfsmäßiger Naturlchrer; Phyſik—
farben, Farben, die durch Zinnchlorid gewonnen
und in der Färberei verwendet werden; bhyſiko—
mathemdtifch, die Natur- und Größenlehre zu-
gleich betreffend; Phyſilotheologie, f. griech). Die
Natur-Gotteslehre, oder die Lehre don der Not-
wendigfeit des Dafeins Gottes aus der vernünf—
tigen Betrachtung der Natur und ihrer Zivede ge-
ihöpft; phyſilotheoloͤgiſch, darauf bezüglich oder
dazu gehörend; der — Be⸗
weis de3 Daſeins Gottes, der aus der Be—
ihaffenheit und Anordnung der Dinge der gegen-
wärtigen Welt gefiihrt wird.
Phhiogenie, j. Phyfiogonie. ;
Phyfiognom od. Phyiiognomift, m. gr. (v. phy-
sis, Natur, und gnömon, Kenner, Beurteiler) ein
Geſichtsforſcher, Geficht3- od. Mienendeuter; Phy⸗
anomie, f. das Ausfehen oder Anjehen eines
denſchen, und in weiterer Bedeutung aud) eines
Tieres, einer Pflanze, einer Gegend ꝛc., als Aus—
druc der inneren Eigentiimlichkeit; bej. die Ge—
ſichtszüge, die Gefichtsbildung, jofern fie eine blei-
bende natürliche Bejichaffenheit des Geijtes aus—
drüdt, der Gefichtsausdrud; Phyſiognömil, T.
Phyiiognomönik od. Phyiiognomie, f. die Ge—
ſichts- od. Mienendeutung, oder die Wiſſenſchaft,
aus den Gefichtszügen auf die Geijtes- und Ge-
mütSbejchaffenheit, die Anlagen 2c. des Menjchen
zu ſchließen, wie Lavater verfucht hat; Hhhyiie=
anõmiſch od. phyſiognomõoniſch, gelichts- oder
mienendeutend;phyfiognomiihegragmente,
pl. Bruchſtücke zur Gefichtsdeutung; phyſiogno⸗
miſieren, ſich mit der Gefichtsdeutung bejchäftigen,
den Mienendeuter mahen; Phhyſiognoſie, f. Na-
turfenntnis, Naturforſchung; Ben onnatüp, n.
od. fr. Phyſionothpe, f. der Gejicht3zeichner, ein
neu erfundenes Werkzeug zur jchnellen Auffaflung
der Geſichtszüge u. Ausführung von Bruftbildern;
Bhyfiognotypie, f. Naturfelbitdrud.
Phyſiogonie oder Phyiiogente, f. gr. (v. physis,
atur, u. ginesthai, werden, entjtehen) die eigent-
liche Naturgefhichte oder Naturentitehungsichre;
Phyiiograph, m. ein Naturbefchreiber; Bhyiio-
srabhie, f. die Naturbefchreibung; phyſiogra⸗
phiſch, Phnyiioferamit, f. (vgl. Phyſiognotyp) die
Kunst, Medaillonbilder nach Photographien her-
zuſtellen; Phyſſiokratie, f. die Naturkraft, das
ermögen der Natur; phhſſiokraͤtiſch, die Natur-
fraft betreffend oder darauf gegründet; phyſio—
fratifhes Syſtem, in der Staatswiljenichaft
der Lehrbegriff, nad) dejien Grundſatze die höchſte
Blüte des Landbaus die einzige Duelle des Volks—
reichtums ift, deſſen reiner Ertrag mithin den
Staatzu einer einzigen Steuer (Örundjteuer) be-
vechtige, auch Agrikultur-Syſtem genannt,vgl.
Merfantil-Syitem; Phyſiokräten oder Oko—
nomiften, pl. Anhänger jenes ba en
lichen Syftems; Phyſiokratismus, m. die philo-
ſophiſche Anficht, nach welcher die Natur die höchite
mwirfende Urſache iſt; PWhhyiiolög, mn. (gr. physio-
lögos) ein Erforſcher der menjchlich-tierifchen Na-
tur; Phyfiologie, f. eigentl. Naturlehre (Phyſik);
Naturlehre der tierijhen (Bo0-Phyfiologie) und
Pflanzenkörper (Phyto- od. Vflanzen-Phy tologie);
bef. die Zehre von Bau und Einrichtung, Leben
und Lebensäußerungen des menschlichen —5*
Phytalie 655
phiyjſiologiſch, dazu gebörig; Poyiionomie, f.
(val. Nomos 2.) die Naturgejeßkunde od. Lehre;
Phyfiophilos, m. ein Naturfreund; Phyſio⸗
bbiloföph, m. ein Naturphilojoph; Phyſiovhilo⸗
fophie, f. = Naturphilojophie, ſ. d.; Phyſio⸗
laͤſtik, f. 1. die natitrliche ee nun 2. künſt—
icher Erjaß verlorener Körperteile, z. B. der Naſe
aus der Stirnhaut, auch plaftifche Operationen
genannt; Foreſtor n. ein Werkzeug, durch wel—
ches lebende Wejen in übergroßen Bildern zur
Anſchauung gebracht werden; Phyſſioſophĩie, f.
Naturweisbett: hijſioſoͤph, m. ein Naturmweijer;
phyiinteleolögiich (vgl. Teleologie), auf der zweck⸗
mäßigen Einrichtung der Natur beruhend; phy-
fioteleoldgifhe Glaubensgründe, jolche,die
von der Zweckmäßigkeit der Natur hergeholt, aljo
erfahrungsmäßig find; Phyjiotäpe und Phyſio—
ynie, f. he Anyfiognntppe, Phyſiogno—
ypte
phnyiiich, i. unter Phyſik.
Physfön, m. gr. (v. physk&, der Unterleib mit dein
dicken Darme) ein Dickbauch; Physkonie od. lat.
physconia, f. die Bauchſchwellung, Auftreibung
des Unterleibes; überh. Anfchwellung eines Or—
gan.
Phyſocẽle, f. gr. (v. physa, j.d.)— Pneumato—
cele; Phyſocephälus, m. Heilf. ein Windfopf,
die Kopfſchwindſucht; Toytocälte f. die Wind-
bauchigkeit; Phyfodes, = ECmph yf ema; Phyſo⸗
mẽtra, f. Heilk. die Mutterwindſucht, Windjucht
der Gebärmutter; Phyſoͤncus, m. Heilk. die Wind-
geſchwulſt; Phyſoſpäsmus, m. dev Windframpf;
Phyſoſtigmin, n. ein giftiger Stoff, der von den
Früchten der Physostigma venenosum, den og.
Kalabar-Bohnen (nad) der britischen, an der Küfte
von Oberguinea gelegenen Landſchaft Kalabar jo
genannt) gewonnen und in der Heilkunde zur
Berengerung der Pupille u. ähnl., von den Ein-
gebornen zu Pfeilgift verwendet wird; Phyſo—
{hörog, m. Windgeſchwulſt der Zungen u. Bruft-
Ö
e.
Phytalie, f. gr. (phytaliä, von phytön, das Ge-
wachlene,v.phfein, hervorbringen, wachjen) Pflan-
zung und Pflanzzeit; Phnteume,n. (v. phyteüein,
pflanzen) das Gepflanzte, die Pflanze; Phyteuma⸗
koͤlla, f. Pflanzenleim, ein gummiähnlicher Pflan-
zenitoff; Phytenſis, f. das Pflanzen, Säen; Phy—
teutẽrion, n. eine Baumſchule; Bhytobiblia, pl.
verfteinerte Pflanzenblätter od. Blätter-Abdritde;
Phyſtobiologie, f. die Lehre vom Pflanzenleben;
VBhytochemie, f. Pflanzen-Stofffunde, Üffanzen.
Scheidekunſt; Phytochlorainon, n. — Chloro-
phyll, ſ.de; Phytogen, n. das Pflanzenzeugende,
der — “” Bohtonene, pl. aus Bilanzen
entitandene Mineralien und Gefteine, 3.8. Stein-
fohle, Torf; phytogéniſch, aus Pflanzen erzeugt;
Vhyiogeographie, f. die Pflanzen-Erdkunde,
Wiſſenſchaft von der Verbreitung der Pflanzen auf
der Erde; phytogeog raͤphiſch, diejelbe betreffend
oder dazu gehörig; Phytoglph, m., pl. Phyto⸗
glüphen, Steine mit —— Phyto=
gnomönik, f. die Pflanzen-Erfennung, Beur-
teilungsfunst der Pflanzen und ihrer Kräfte nad)
ihrer äußern Befchaffenheit; Phytognoſie, f. Na-
turgefhichte der Pflanzen; Phytogrdpb, m. ein
Pflanzen od. Gewächsbeichreiber; PBhytographie
und Phhtologie, f. die Pflanzenbejchreibung, Ge—
wächs⸗ oder Pflanzenfunde (Botanik); ꝓAhhto⸗
graͤphiſch, pflanzenbefchreibend; Poytollih, m,
pl.PHYtolithen, Sewächsiteine, Pflanzenverſteine—
656 Pi
rungen; Pbutologte, © | E
tomörph, m., pl. Bhytomärphen, Steine mit
pflanzenähnlihen Zeichnungen; Phytonomie, f.
Naturlehre der Pflanzen, Geſetzlehre des Pflanzen-
lebens; Phytonymie, f. Pilanzenbenennung;
Phytopaläographie, Beſchreibung der vorwelt-
lichen Pflanzen; Phytopathologie, f. —
krankheitslehre; Phytophäg, m. ein Pflanzeneſſer;
Phyytophhlacium, n. ein Gewächshaus; Phyto⸗
hyſiologie, f. Rebenslehre der Pflanzen, Geſetz⸗
ehre des Pflanzenlebens; Phytoſaurus, m. die
Pflanzeneidechſe, eine ausgejtorbene Eidechſenart;
zhytotheologie, f. Pflanzen-Gotteslehre, die
ehre von Gott aus der vernünftigen Betrachtung
der Gewächſe; Phntotherapie, f. die Pflanzen-
Beilfunde; Phytotomie, f. die Pflanzenzerlegung,
Gewächszergliederung; Phytotopologie, f. die
Lehre von den Standorten der Rflanzen; Phhto⸗
tropbie, f. die Pflanzenernährung; Phytotropie,
f, die Pflanzenummwandlung, bie Kunſt, Pflanzen
zu verändern; Phytotyvpolithen, pl. Pflanzenab-
drüde auf Steinen; Phytozöon, n. ein Pflanzen-
* Poyturgie, 5 der A die An⸗
pflanzung3ftunde; phutũrgiſch, dazu gehörig.
=, griech Name des B (z, MM); in der Größenl.
(als Abfürz. von periphereia) da3 Verhältnis des
Kreisumfangs zum Durchmefjer, = 3,1415926 :1.
pia causa, . causa.
piacere, it. (fpr. piatjchere; = I. placere, gefallen,
belieben; a oder al piacere, oder a oder al pia-
eim&nto, auch bloß piacimenteo (pr. piatſchim —),
Tonf. nach Gefallen, nad) Belieben, — I. ad libi-
tum; piacevole (pr. piatjchewole) oder piace-
volme&nte, Tonf. gefällig, angenehm.
Biaculüm, n. I. (von piäre, duch ein Opfer ver-
jöhnen, von pius, fromm) ein Sühnopfer, Ber-
a Piation, f. (piatio) die Verſöh—
nung, Sühne.
Piadeh vder nad) fr. Schreibung Piadet, f. türk.
(v. perj. piädah, ein Fußgänger, Lafai) ein jchnell-
zuderndes Fahrzeug, eine Gondel.
»ia desideria, j. Dejiderium; piae memoriae,
j. memoria.
staffieren, fr. (piaffer) ſtolztreten, die fünftliche Be-
megung bes Pferdes, wobei es, auf derjelben Stelle
bleibend, die Borderichentel jehr hoch erhebt und
mit Heftigfeit niederjegt und nur durch die Hinter-
füße ſich im Schwerpunft erhält; Piaffe, f. Reitk.
der abgemefjene, taftmäßige Trab auf der Stelle;
das Biaffieren nad) vorwärts ift der fogenannte
„paniſche Tritt”.
pia fraus, ſ. fraus,
VBiali⸗Paſcha od. Piri⸗Paſcha, eine Vorſtadt Kon⸗
ſtantinopels jenſeit des Hafens.
zia mater, ſ. unter Mater.
plano, it. I. plänus, eig. flach, eben) Tonk. ge-
finde, ſchwach, leiſe, janft; planissimo, fehr leiſe,
ſehr ſchwach; pianoforte, mäßig ſtark; Pidne,
n. = Pianoforte, ſ. Sortepiano; Pianing, n.
oder piano droit, fr. (jpr. — drod) ein kleines
Piano mit aufwärts gerichteten Saiten; Pianiſt,
m. ein Yortepiano-Spieler; PBiantftin, f. eine
Zortepiano-©pielerin; Bianola,n.,ein durch einen
mechaniſchen — von großer Vollkommenheit
zu ſpielendes Klavier; Pianothp, n. die Sep-
maſchine (in der Druderei).
Biariiten od. Piären, pl. Lehr- od. Schulmönde,
ein geiftlihder Orden im — 5— 17. Jahrh. in
Rom geſtiftet, deſſen Glieder ſich Patres scholärum
piärum, d.i. Bäter frommer Schulen nennen und
|. Phytographie; Phy⸗
Birus
die — in Volksſchulen ꝛc. unentgeltlich unter-
richten.
Piaffava, f. eine von den Antillen fommende, bei.
u. ejen verwendete Binfenart; auch ein zu Befen,
ürſten 2c. verwendeter Faſerſtoff von einer füd-
amerifan. Balmenart (Attal&a funifera Mart.).
Piditen, pl. eine alte polniſche Herricherfamilie,
Abkömmlinge des Piaſt, der im 9. Jahrh. aus
niederem Stande zum Herzog von Polen erhoben
worden jein joll.
Piditer, ın. (it. piästra, d. i. eig. Metallplatte; ml.
2
plastra) eine frühere Rechnungsmünze in verſchie—
. denen Ländern und von verichiedenem Wert; 3.8.
in Italien = 3,0— 3,55 M., in Spanien — 4,20—
440 M., in der Türkei anfänglic) mehr als 3M.,
jegt 0,18 M. (vgl. Guruſch); Piaſtrino, m. eine
ehemal. jilberne Rechnungsmünze in Toskana,
ungef. = 1M.
Piation, ſ. unter Piaculum.
Bidtte, f. it. (von piatto — platt, flach, verwandt
mit gr. platys, platt, breit) ein plattes, majt» und
jegellofes Fahrzeug, auf Reeden zum Lichten grö-
Berer Schiffe gebräuchlich; Pidtto, m., pl. Piatti
(eig. ein Teller) Beden bei der Sanitiharenmufil.
Pidzza, f. it. (prov. plassa, vom I. platea, platea,
Straße, breiter Platz, gr.plateia, Straße, v.platys,
platt, breit; vgl. Blace) ein öffentliher Bla in
Stalien, Marftplaß; breite Straße.
Pibroch, m. engl. (pr. peibrod oder pibbrock; vom
gäl. piobaireachd, ein Tonſtück auf der Sackpfeife,
von piobair, ein Sadpfeifer, von piob, die Pfeife,
Sackpfeife) der Kriegsgefang, die Schlachtmuſik der
Bergſchotten für Die Sndpfeife,
Pie, m. fr.,— Pico; f. au Pit.
pica, f. (v. l. pica, die Elfter) Heilk. eine Sucht, ein
Gelüft der Schwangeren zu fonft ungenießdaren
Dingen (nad Art der Elitern).
Piccaͤnte, m. it. (eig. Scharf, jtechend, von piccare,
ſtechen; vgl. pifant) ein ital. Wein aus der Gegend
von Pavia.
Piccoldto oder Biccolet, m. ital. Wein aus Friaul
und der Gegend von Görz. }
piccolo, piccolino, it.(von picco,fpan. pico, walliſ.
pig, Spige; verw. mit piden) Klein; der Kleine,
Kieiner; dah. Piccolo-Flöte, f. gem. Pickelflöte,
eine Zeine Duerpfeife mit hellem Ton; Piccolo,
auch Picciolo, m. eine alte Rechnungsmünze, in
Benedig = 2,5 Pf., in Sizilien etwas über 1; Pf.
mert; Piccolo, m. DENN R
Picht oder Witt, f. neugr. (peche, gejpr. pichi, vom
— pẽckys, Ellbogen, Elle) die griech. Elle (feit
18386 =1m = 1,543 alte, fogen. Feine Piki (oder
Endafeh) = 1,495 alte jogen. große Piki.
Picholines, pl. fr. (ſpr. bifcholihm’) Oliven der klein⸗
ften Art, auch eingemachte Dliven.
Bichurimbohne, ſ unter faba. f
Pictles, pl. engl. (jpr. pidel3; von pickle = Pöfel,
Salzbrüde) in Eſſig und Salz eingemachte ſcharf
gewürzte Bflanzenjpeifen, Ejitgfrüchte. _
Pidnid_oder Pidenid, m. (fr. piquenique) ein
au chußmahl, Beitragsmahl, eingemeinj chaftlicher
chmaus, wozu jeder Teilnehmer beiträgt.
Pickpocket, m. pl. Pidpodets, engl. (von pick,
pfluden, klauben, bejtehlen, und pocket, Taſche)
Zafchendiebe in England. _ ;
Pico, m. fpan. (it. picco, fr. pic; vgl. piccolo) eig.
eine Spie; ein hoher ſpitziger Berg, Spitzberg.
Picus, m. (eig. der Specht, der als mweisjagender
Bogel galt) ein altitalijcher weisjagender Wald-
gott, Sohn des Saturnus, Vater des Faunus,
Pie
durch Circe, deren Liebe er verſchmähte, in einen
Specht verwandelt.
Pie, engl. (fpr. pei), 1. n. Raftete; 2. m: auch Pice,
oftind. Kupfermünze =! Anna = Yıga Comp.
Rupie = 1 Pr.
Bid, m. fpan. (= fr. pied, vom l. pes) der Fuß,
vor 1852 die Grundlage des fpan. Längenmaßes
zu 12 Pulgadas zu 12 Lineas zu 12 Punto) =
0,279 ım.
Piece, f. fr. (pr. piäß’; = it. pezza, pezzo, prov.
peza, pessa, ml.pecia, pechia, petia,petium,felt.
Urfprungs, wallif. peth, m. eine Sache, etwas, ein
Teil, armor. pez, pech, m. ein Stüd, ein Teil,
gäl. pios, m. ein Stüd, Feten) ein Stüd, Geld—
ſtück; ein Stüd, Geihüß; Theaterftüd, Schaufpiel;
ein Tonftüd; eine Nummer in einem Klonzertpro-
gramm; Schriftſtück, Schriftchen, fliegendes Blatt;
ein gerichtliche8 Beweisſtück; ein Gemach, eine
Stube, Kammer, be. pl. Biecen; z.B. eine Woh-
nung von 12 Biecen u. dgl.; piece A tiroir (fpr.
— tirodhr), ein Schubladenftüd, ein unzufammen-
bängendes Schaufpiel, in welchem es mehr auf die
Wirkung einzelner Szenen als auf Einheit der
Handlung abgefehen ijt (vgl. Komedie); piece de
resistance (jpr. — dð reſißtangß) Rochk. ein großes,
viel hergebendes Stüd Fleiſch Hauptgericht; eijer-
ner Bejtand; in der Kiteratur: ein bombaftifch ge-
ichriebener Reitartifel; pi&cemonteeifpr.—mong-
teh), ein Tafelaufjaß aus Badwerf, Torte; Pie—
cette, £. fr. (fpr. piäßett’, Verkl. von piece, ſpan.
peseta, ſ. d.) eine alte fpanifche Silbermünze —
2 Realen oder ungef. 0,5 M.
pied, m. fr. (fpr. pjeh; vom I. pes) der Fuß; auch
die &rundlage des alten franz. Längenmaßes (pied
de roi, pr. — tod, fünigl. Fuß) 0,335 m; äpied,
zu Fuß; pied-A-terre, m. ein Abjteigequartier;
Pieds-courts, pl. fr. (fpr. — führ), jamtartige
Möbelitoffe aus Franfreih; Wiedeftdl, n. (d. i.
pied-estal, v. pied u. estal, Stelle, Stellung; vol.
etalieren; it. piedeställo) daS Fußgeitell, der
Säulenfuß, Unterfaß; Sodel; Zirk. auch die Säule,
auf deren oberem Ende der Akrobat feine Kunſt—
ſtücke vollführt; Piedouche, n. fr. (pr. piedühſch')
das Bildgeftell.
Piéde, m. it. der alte ital. Fuß, in Sardinien (p.
liprando) = 0,614 m, in Mailand — 0,435 m, in
enedig — 0,748 m, in Rom — 0,298 ın.
pieno, it. (= I. plenus) Tonf. voll, vollftimmig;
pieno 6rgano, mit vollem Werke; con suono
pieno, mit vollem Ton; coro pieno, voller Chor.
Bier, m. engl. (jpr.pihr) der Pfeiler; das Pfahljoch;
der Wandelfteg, Landungsbrücke; Buhne, Strand-
buhne; Hafendanın.
Bierhend, n. engl. (fpr. pihrhed, von pier, Pfeiler,
Hafendamm, u. head, Haupt) der Dammktopf, das
Dammende.
$ieriden, pl. gr. (Pierides) Benennung der Mufen
(j.d.), als Töchter degPieros, od. nad) dem Berge
Piero in Thracien.
Riero, m. it. Name (= fr. Pierre), Peter; auf der
ital. Bühne die Rolle des einfältigen Dieners (vgl.
Pierrot). ee ’
Pierrier, m. fr. (pr. pjerrjeh; von pierre, Stein)
Krk. ein Steinböller, Steinjtüd, ein Geſchütz, wo—
mit fteinerne Kugeln gejchofjen werden.
®ierrot, m. fr. (pr. pjerröh; Verkl. von Pierre,
Peter) eig. Peterchen ; der töfpelhafte,dummpfiffige,
immer gefoppte, oft geprügelte Bediente als Hans-
wurſt der franz. Bühne (vgl. Harlefin).
Vierutſch oder Pirutſche, F. in Wien verderbt für
Seceyies Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
pignus 657
Barutſche, f.d.; Pierutſchade od. Pirutfchade,
f. eine fejtliche Umfahrt un —— koſt⸗
barer Beſpannung.
Pietät, f. 1. (piẽtas, dv. pius, ſ. d.) die Frömmigkeit,
Gottſeligkeit; auch kindliche Liebe, liebevolles An—
denken, dankbare Liebe und Ergebenheit, Ehrfurcht
gegen Eltern, Wohltäter 2c., beſ. Verſtorbene; it.
Pier, aucheine DarftellungdesLeichnams Chrifti,
der vom Kreuze abgenommen auf dem Schofe der
Mutter ruht und von ihr beweint wird; Pietift,
m. nl. (pietista) ein Srömmler, in der lutheriichen
und reformierten Kirche (ſeit Spener 1670) eine
Seite, welche befond. Zufammenfünfte zullbungen
der Frömmigkeit hält; ein Betbruder, Kopfhänger;
Pietifterei, f. od.Pietismns, m. die Frömmelei;
die Neigung, die Religion vorzugsweiſe durch das
Gefühl aufzufaffen und befondere geheime Fröm—
migfeitsübungen zu halten; franthafte religiöje
Gefühlsrichtung, welcher die menschliche Natur ala
gänzlich verdorben und alles durch Menjchen ge»
ſchehende Gute al3 ein Werf unmittelbarer gött-
licher Gnade erſcheint; pietiſtiſch, frömmelnd;
pietoso, it. Tonk. andächtig, feierlich; teilnehmend;
Mitleid erregend.
Pieton, m. fr. (pr. pjetöng; f. piedon, it. pedone,
v. fr. pied, I. pes, ©. pedis, Fuß) ein Fußgänger.
pietoso, j. unter Pietät.
Piezometer, n. gr. (v. piezein, driiden) der Drud-
mefjer, eine Borrichtung zur — der Zujam-
— von Flüſſigkeiten, Verdichtungs—
meſſer.
Piffero, m. u. Piffera, f. it. (pifaro, auch pifara,
vom deutjchen Pfeifer) eine Pfeife, Querpfeife;
aud) ein Orgelregifter; Piffer no m. ein Quer-
pfeifchen ; Pifferart, pl. Pfeifer, Leute mit Pfeife
und Dudeljad. 4
Bigeon, m. fr. (fpr. piſchöng; altfr. pipion, prov.
pijon, it. piccione, vd. I. pipio, ein junger piepen-
der Vogel, ein Täubchen 2c., v. pipire, piepen) Die
Taube; der Taubenapfel, eine Art feiner Apfel;
auch eine Art franz. Papier; ein Tanz, ähnlich)
dem Schottifch; Pigeonnette, f. (jpr. pigeonnet,
m.) der Taubenapfel; Pigeonnier, m. (jpr. pi»
ſchonnieh) ein Taubenfchlag, TZaubenhaus.
Pigeon-English, n. engl (jpr. piddſchen⸗ingliſch;
richtig: Pidgin-Engliſch, von engl. pidgin, d. i.
Geſchäft, eine chineſiſche Entitellung des engl.
Wortes business, Gejchäft) das Chineliic-Englitc)
in den chineſiſchen Hafenorten; hineftsch-englijcher
Dialekt in den chineſiſchen Seejtädten.
Pigmäen, |. Pygmäen. —
Pigment, n. I. (pigmöntum, von pingere, malen)
Sarbeitoff, Färbeitoff; Aufjtrich od. Anſtrich, Farbe,
Schminke; adjeftive Pigmente, Zarbeitoffe,
welche zur Befeltigung auf einem — eines Beiz⸗
mittels bedürfen, ſubſtantive B., jolche, welche
unmittelbar haften; piméntum indicum, n. —
Indigo; p. nigrum, n. das Augenjchwarz an
der inneren Fläche der Aderhaut des Auges;
pinmentteren, nl. färben, jchminten, TF
— f. it. (pignölo, m.; jpr. pinj -), = Pinie,
Pignon, m. fr. (pr. pinjong) der Giebel.
—— n., pl. pignöra, |. ein Pfand, Unterpfand;
PVfandvertrag, Pfandrecht; pignus imperii, ein
Neichs- od. Negierungsunterpfand; pignorierett,
(l. pignoräri, oder pigneräri) pfänden, etwas zum
Pfande nehmen oder geben, verpfänden, verſeßen;
Pignoration, f. (pignoratio) die Pfändung, Ver⸗
pfändung; bona pignoratitia, ſ. unter bonus;
42
658 piis manibus | Bilatus
pignoratid, nl. pfandiveile; Vignoräter, m. !. | aus einer einfachen, fondern aus verfchiedenen
ein Pfandnehmer. Yarben, jo Heißt die Nelke ein Pikott⸗Bizard.
piis manibus, ſ. unter Manen. Piloterie, ſ. unter pikotieren.
Pijacke, f. engl. große anliegende dicke Tuchjacke, Hifotteren, fr. (picoter, von piquer, ſ. pikieren
Jockeyjacke, = pea-jacket, ſ. d. ſſtechen, ſticheln, ſchrauben; in der Formenftecherei,
Bit 1., m. türk, Pili, f. neugr. die Elle, ein bis welche die Holzplatten zum Drude von Heugen ꝛc.
1871 in der Türkei u. noch jet in Griechenland bereitet: mittelS des Pikotier-Eiſens Stifte in
gebrauchtes Längenmaß; vgl. Pichi, Enddfeh | das Holz ſetzen, um damit feine Punkte zu druden;
und Hälebi. Bifotage, kE(ſpr. pikotcihſche), ein aus lauter feinen
Pit 2.,n. ſ. Pike unt. pifieren. Punkten zufammengefeßter Grund eines Beichen-
Vikadoͤr, m. jpan. eig. der Stecher (v. picar, ftechen), | mufters; Wifgterte, f. (nicht Bifanterie) Stiche-
der mit einer Lanze bewaffnete Kämpfer zu Pferde | et, Anzüglichkeit, Nederei, Streit um Kleinigkeiten;
bei den Stiergefechten in Spanien; Pilade, f. Bifots, pl. (Ipr. —kohs) feine Punkte, Pünktchen,
Durchhauung eines Weges durd) den Urwald. Zäckchen an Spiben oder Kanten: ſchmale Zwirn—
Bifal, m. eine Rechnungsmünze auf der Küſte Koro- fanten, Randfchleifen (b. Geweben); pikottert, ge-
mandel, etwa 15 Bf. iprenfelt (in der Wappenmalerei).
gilant, |. pikieren; Pikanterie, |. Pikoterie. Pikotin, m. fr. (pr. —täng, eig. Berl. von picot,
unter pifotieren; Pifarden, j. Adamianer. Baumjtumpf, Zäckchen, Spishaue, von picoter,
bube, Schelm; daher pikariſcher Roman, ein Metze, ein franz. Maß zu Hafer.
Schelmen- oder Bettlerroman, wie fie die Spanier | Pilrin, n. gr. (v. pikrös, bitter) ein eigentümlicher
Mendoza u. Quevedo lieferten. bitterer Stoff aus der Digitälis purpur&a, — Di-
Fifatton, f. und Bteätum,n. [.(v. picäre, mit Pech, gitalin, f.d.; Vikrinſaure, f. auch Pilrinfal-
pix, bejtreichen) ein Bechpflafter. peterſäure, Nitrophenhlſäure, Kohlenſtickſioff-
Pike, f. (fr. pique, ſpan. u. port. pica, it. picca; jäure, Ditterfäure, ein gelber, blätterig kriſtallini—
val. pifieren) der Spieß, die Lanze mit einem iher, leicht explodierender Farbejtoff, dargeſtellt
langen Schafte; ſ. auch Pike unter pikieren; aus Indigo, Teer, Salicin u. a.; vgl. Kalipikrat;
Bilenter, m. (fr. piquier) ein Spieß- od. Lanzen- silrochslifeh, gr. (von pikrös, bitter und chölos,
Fifett, |. pifieren. [träger. Galle) jähzornig; Pikrochölos, m. ein Gallſüch—
gifteren, fr. (piquer; vgl. das deutiche piden) tiger; Pikroglheion, n. (v.glykys,füß) das Bitter-
itechen; fticheln, veizen zum Zorn, aufbringen, be- | füß, ein eigentümlicher Stoff der Bitterfühftengel
leidigen, enipfindlich machen, Eränten, wurmen; | (von Solänum dulcamära); Bifrgfigentin, n.
pifiert fein, empfindlich, beleidigt fein; ſich pi⸗ Tlechtenbitter, ein aus der Variolaria amära
kieren, fig) eine Ehre aus etwas machen, fid) auf | durch Abdampfen des weingeijtigen Auszuges der
etwas jteifen, ſich einbilden, etwas darin ſuchen, ſich gepulverten Flechte dargeftellter Stoff; Pifrolite,
viel wijjen mit 2c.; pikieren, fr., oder Biccteren m. Bitterftein, fafriger Serpentin; Bilromelt
(ital. piecare), Tonk. auf einen Bogenjtrich viele | vd. Pikromeél, n. Bitter- oder Gallenſüß, Sallen-
nacheinander folgende Töne ganz furz abftoßen; | stoff, ein eigentiimlicher Stoff in der Ochſengalle;
pitant, ſtechend, pridelnd, ſtarkreizend, ätzend, Pilroterin, n. (vgl. Torieum) das Bittergift, ein
ſpitzig, jtichelnd, treffend; reizend, anziehend; Bike, eigentümlicher bafifcher Pflanzenbildungsteil in
f. der Groll, Ingrimm, heimliher Haß; Bike, den Kodel3- od. Fifhförnern (von Menispermum
Spieß; Pique, n. auch Bil, Kartenfp. die Farbe, | coceülus).
deren Zeichen das Eijen einer Bike ift, = Brün in | Biltographie, f. gr.-l. (v. I. pietus, gemalt, v. pin-
der deutfchen Karte (vgl. Karte), Schaufel, Spa- | gere, malen) Schriftmalerei, wodurch jede Hand-
ten; Pique⸗Madrille od. -Mtedrille, ın. eine Art od. Drucjchrift Schneller al3 durch den Buchdruder
Bifetifpiel; Piqué, m. (fpr. pifeh) Gteppftoff, | vervielfältigt wird.
Baffelmufter, ein der geiteppten Arbeit ähnliches | Pilul oder Bien, aud) Pikol, Pekul ꝛc., m. oder
Baumwollenzeug zu Weiten 2c., mit eingewebten | n. malay. (von pikul, tragen, eine Bürde) ein Han-
Muftern, fr. coton pique, engl. Duilting ge- | delsgewicht in Hinterindien, den Sundainjeln,
nannt;Bifett,n.(fr.piquet/Xripr.einegeldwade, | China ꝛc. = 100 Kattis oder Pfund —= 60,5 bis
ein Trupp Soldaten (gewv.50 Mann), um den Feind 61,5 kg; vgl. auch Tan.
zu beobachten und einen plößlichen Überfall zu | pilay f. I. ein Ball, Spielball; Heilf. ein Ball, Knäuel
verhüten; auch ein Kartenipiel unter 2 PBerfonen | von Wundfäden; piiae marinae, pl. Meerbäle,
mit 32 Blätteın; Piketts, pl. Fluchtftäbe, Merk im Mittelmeer aus den Fafern der abgeftorbenen
pflöcke (beim Feldmeſſen); Pikette, f. (pr. pifett’) Posidonia oceanica, eines Seegewächjes, von den
der Lauer, Treſterwein, geringer, ſchwacher, [hlech- | Wellen zufammengerollte Kugeln. ———
ter, ſaurer Wein, im franz. Handel, auch Krätzer, Wildde, f. pl. Piladen, nl. (v. I. pila, Pfeiler) höl⸗
Rachenputzer genannt; Piqueur, m. (fpr. piköhr) | zerne Pfeiler mitten auf der Reitbahn, um welche
od. Biför, ein Spießjäger, reitender Fäger, Sagd- | man Pferde an derLeine herumlaufen läßt; Bilgr,
tnecht bei der Parforce-Jagd; aud) ein Vorreiter; | m. (fpan. pilar) ein Pfeiler; bei. in Pferdejtällen
Aureiter; Piquo, Marke, Anfappunft (in der | der zwei Pferdeftände trennende hölzerne Pfeiler;
Bifaro, m. ſpan. (altit. piccäro) ein Gauner, Spig- | ſtechen, j. pilotieren) ein Mäßchen, Vierling, eine
Druderei). Pilaren, pl. Cire. zwei ftarfe, 2 m voneinander
Fifnometer, VBilnofföp, n. gr. häufig fälihlih | entfernte Säulen, zwiſchen denen das Pferd in
für Phtnometer, Pylnaffop (f. d.). Drefiur genommen wird; Pilären-Gérüſt, n.
Bilol, tr. Pitul, f. d.; Piloleto, f. Biccoleto; | ein Säulengerüſt bei hüttenmännifchen Walzwer-
Pikotage, ſ. unter pifotieren. fen; Bildfter, m. (fr. pilastre, ſpan. pilastra) ein
Bitöte oder Pikotte, f. (wahrſch. v. fr. picoter, j. | vierediger Pfeiler, Wandpfeiler.
pifotieren) eine Nelfe mit einfarbigen zarten Sei- | WBilätus, m. I. (v. pilum, Surlipieh), fr. Pilatre,
tenjtrihen am Rande der Blätter, mit weigem od. | männl. Name: der mit einem Wurfſpieße Bewaff⸗
gelbem Grunde. Beſtehen dieje Seitenftriche nicht nete, Kriegerifche.
Pilau
Pilau oder Pilaw, n. perſ. u. türk. (perſ. piläw)
Reismus, türkiſcher Reis, eine beliebte Speiſe der
Türken und andrer Morgenländer, aus Reis in
Waſſer od. Fleiſchbrühe gekocht, über den zerlaſſene
Butter gegoſſen twird.
Pilchard od. Bildjer, m. engl. (jpr. piltſcherd, pilt-
iher; Eelt.-ir. pilseir) der Bilfcher, ein dem Hering
ähnlicher Fisch, der an der Küſte von England ge-
fangen und gleich dem Heringe zubereitet wird.
Vile, n. fr. (von piler, ſtampfen, weil in die Fäſſer
eingeftampft), ungeformter Zuder, Klumpenzuder.
pilöus, m. [. der * (in der Heilk. und Botanik);
tleata major, f. (v. [. pileätus, a, um, mit einem
Hute verjehen) Tonf. grobes Geded(8- bis 16-füßige
Orgeljtimme);p. minor;tleines vierfüßiges Geded.
sillieren, fr. (piller; jpr. pii—; v. I. pilare, expi-
lare 2c.) plündern, rauben; Bilferie, £. (fpr. pijerih)
die Erprefjung, Blünderung.
Pillory, n. engl. (pr. pilleri; ml. pilorium, pillo-
ricum, pilaricum, v. [. pila, Pfeiler) in England
der Pranger, fr. Pilori, m., in der Schweiz der
Laſterſtein; pillorieren (engl. pillory, fr. pilorier), |
am Stode zur Schau ftellen. \
Pillow, n. engl. (pr. pillo) ein Kopfkiſſen; Pillows,
pl. (jpr. pilloh8) Bettbarchent, halb leinenes u. halb
baumwollenes geichorenes Zeug.
silds, 1. (pilösus, v.pilus, das Haar)behaart, haarig;
Bilofitat, f. nl. die Haarigfeit.
Piloöt, m. (fr. pilote, it. piloto, pilota, altital.
pedota; die Quelle iſt niederländ. piloot) ein
Steuermann, Lotſe, Führer, der des Hafens
und der umliegenden Gegend Fundig und dazu
beftimmt ift, den ein- u. auslaufenden Sciffen
den Weg zu zeigen; Naturf. ein Kleiner Fiſch,
melcher den Hai begleitet und ihn zu feinem
Raube zu leiten jcheint; pilotieren (fr. pilo-
ter), totfen, Schiffe durch gefährliche Orter füh-
ven; Bauf. rammen, Pfähle einſchlagen; Pilo—
tage, £., r..n. (ſpr. pilotaͤhſch') die Steuermanns-
kunñſt; das Lotsgeld, die Lotſengebühr; Bauf. das
Pfahlwerk, Einrammen der Pfähle, z. B. zum
Grunde eines Wafjerbaues; Pilotiden, pl. die
Kuppeln oder Tonjpäne in den Orgelpfeifen, =
Abitraften od. —
pilüla, f., pl. pilülae, I. Verkl. v. pila, ſ. d.) Kiigel-
hen, Pillen.
Pilum, n. I. der Wurfipieß des altröm. Fußvolks.
Pimelith, m. ar. (unrichtig gebildet von pimele,
Fett, und lithos, Stein) Fettjtein, grüne Chryfo-
praserde, eine aus Kiejelfäure, Nideloryd 2c. be-
Itehende Steinart; Pimelorrhöe, f. Heilf. ein
frankhafter Fettabgang.
Viment, m. fr. ((pan. pimienta, Pfeffer; mi. pig-
mentum, Gewürz, gewürzter Wein, I. Färbeſtoff,
Kräuterfaft, und dad. etwas Gemwiürzhaftes oder
Wohlriehendes; vgl. Pigment) Samaifa-Pfeffer,
Nelken» od. Wunderpfeffer, englijches Gewürz, die
unreif getrodneten,jhwarzbraunen und gemürzhaf-
ten Beeren der®ewürzmmprte (Myrtus pimenta)
in Oſtindien 2c.; Pimentöl, n. ein daraus berei-
tetes ätherifches DL.
Pimpinélle, f. (nl. pimpinella, ml. bipinnella, f.
bipinnüla, d. i. doppelt — gem. auch Pim-
pernelle,ft.pimprenelle;vgl.Bibernelle)eine
als Heilmittel gebrauchte Pflanze mit einer Wur-
gel von ſcharf brennenden —— auch eine
rt Becherblume, ein gutes Futterkraut; die Pim—
pinellroſe, eine Art niedrigwachſender Roſen.
Simpleiden, pl. gr. Name der Muſen, von der
— — — — — — — — — — — — — — —— nn nn nn
Pinhoen⸗Ol 659
ihnen geheiligten Duelle und Bergſtadt PimpIe
vd. Bimpleia in der Landſchaft Bieria.
Pinalel,n. Spigfäulcen der gotischen Strebepfeiler,
oder an Fenſter- und Türgiebeln, Fiale ſ. d.
Pinafotd,n. gr. (v. pinax, Fläche, Tafel, Gemälde)
das Flächenpaar.
Pinakothẽk, f. gr. (von pinax, m. Tafel, Gemälde)
eine Gemälde- oder Bilderfammlung, ein Bilder-
faal, Runjtfaal für Gemälde, beſ. eine jo benannte
Kunſthalle in München.
Binang, m. malay. = Wrefa, ſ. d.
Pinas,m. Nipis de ptita (pr. pinja, d. i. Ananas),
Gewebe von Ananasfafern, oftindisches Zeug aus
Baumbaft oder aus den Fajern der Ananas»
Blätter.
Bindife, f. fr. (ſpan. pinaza, it. pinassa, pinazza,
engl. pinnace; v. I. pinus, Fichte, Schiff aus Fich—
tenholz) eine Art Schaluppe (f. d.) mit wenigitens
6 Rudern; auch ein langes ſchmales Rennſchiff ob.
Jachtſchiff (Korvette) mit plattem Sinterteil und
mit Rudern; ferner ein Kleines ziweimaftiges Tahr-
zeug, ungefähr wie ein Schoner zugetalelt.
Kinditer, m. |. (v. pinus, Fichte) Die gemeine Kiefer.
pinc6, fr. (fpr. pängßeh; v. pincer, fneipen, zwicken)
Tonk. gelniffen (auf Saiteninftrumenten); Binces
nez, n. fr. (fpr. pängßeneh) der Kneifer, Naſen—
klemmer; Pincette, £. (pr. pängßett') die Feder—
zange, Haarzange, Zwickzange der Wundärzte ꝛc.;
vpineieren, junge Triebe der Obſtbäume über dent
3. od. 4. Blatte abjchneiden.
Bincerna, m. |. ein Mundſchenk.
Pinchbeck, n.engl.(fpr. pinſch ) das Tombat, Geld-
fupfer, ein Mifchmetall, ähnl. dem Prinzmetall,
Similor 2e., aus Kupfer, Zink u. Eijen befteheud
und nad) feinem Erfinder, einem engl. Mechaniker,
benannt, auch Pinchbeak, (pr. pintſchbihk), Kupfer»
bronze.
Pincher, m. engl. (ſpr. pinſcher; v. pinch, kneipen,
wicken) der Pinſcher, ein Kneiper, Zwickhund, eine
rt engl. Hunde mit ſcharfem Gebiß.
Pincop, pl. Pincops, Spindelgarn; Garnſpule,
Garnſpindel.
Pindarees, pl. engl. (ſpr. —rihs; dv. hindoſt. pin-
därä, ein Blünderer, eutemacher) Freibeuter, be»
rittene et im britijchen Oftindien, im
Jahre 1816 bejiegt und zerjtreut.
sindariiieren, barb.-l. A pindariser) dent alt»
griech. lyriſchen Dichter Pindar (eig. Pindärog,
eſt. 441 v. Chr.) nahahmend fchwungvoll, erha—
en, hochdichteriich reden oder jchreiben; pinddz
rijch erhaben, ſchwungvoll; Pindarismus, m.
die Nahahmung der pindariſchen Schreibart.
Pindus, m. gr. (Pindos) ein Mufenberg oder dem
Apollo und den Mufen Heiliger Berg im alten
Griechenland (jet Mezzovo).
Pinse, f. fr. die bejte Sorte getrodneten Stod«
fiſches.
Bincolen, ſ. unter Pinie.
Biney=-Talg, m. engl. (piney-tallow, peinitällo) ein
meißgelbliches, angenehm riechendes Pflanzenfett,
von Vateria indica.
pinguis, pingue, [. fett; pingue remedium, n.|.
unter Remedium; pinguior emtor, m. ein fet»
terer,d.i. bejferer, mehr bietender Käufer; pingue-
cüla, f. nl. Heilf. ein Fettfell im Auge; Pinguin,
m. die Fettgans, ein Schwimmovogel in Afrika,
Amerika und Siüdindien; Pinguit, m. der Fett⸗
jtein, ein —6 aus Kieſelſäure, Eiſen⸗
oryd, Eiſenoxydul u. Waſſer beſtehendes Mineral.
Binhosn=dl,n. port. ein ſark abführendes Ol aus
42*
660 Pinie
Brafilien, wahrſch. aus den Fruchtkernen der Ja-
Perg ir ida. —
nie, £., pl. Pinien (fr. pignon, jpr. pinjöng; vd.
{. nux pin&a, von pinus, Fichte) Zirbelnüffe, den
Mandeln an Geſchmack und Größe ähnliche eßbare
Samenterne des Binienbaums od. der Pinio-
lenfiefer (it. pignolo) im füdlichen Europa; auch
der Pinienbaum felbft; Pinioͤlen od. Pineoͤlen,
pl. die Fruchtkerne der Binien, Biniennüfje; Pinin,
n. nl. das Fichtenharz; Pinin⸗Säure, f. Fichten⸗
harzſäure, ein Beſtandteil des Kolophoniums;
Pinolin, n. Harzöl, Sarzgelit, Harzeſſenz, eine
ſtark riechende, hellgelbe Flüfjigfeit, die aus
tenharzöl gewonnen und zur Beleuchtung, ſowie
al3 Firnis verwendet wird.
Vinik, f. gr. (v. pinein, trinken) die Trinklehre, Lehre |
von Trinken; piniſch, zur Trinklehre gehörig
(iherzhaft gebildete Wörter).
Pink-colonr, engl. (ſpr. —foller) Neltenfarbe, eine |
rote Farbe aus Zinnoryd u. Chromoryd od. Hrom-
'aurem Rali u. a.; auch Minerallad genannt.
Pink Pearl, f. engl. (fpr. pink pörl, d. i. blaßrote
— eine blaßrote, nelkenfarbige Dahlie, Edel—
dahlie.
Pinke, k. (engl. pink, fr. pinque) ein plattes, großes
Laſtſchiff mit einem fangen und hohen Hinterteil;
in der Djtjee ein dreimaftiges Schiff mit Raajegeln,
das unten ziemlich jchief gebaut und Hinten hoch
it; ein ruffifches Kriegsichiff mit 18—24 Sechs—
pfündern.
Pinkſalz, n. (von engl. pink, hellcot) Ammonium-
Zinndlorid, ein in Kattundrudereien als Beize be-
nutztes Friitallinifches Pulver.
pinna, f. Pinne.
Binnase, f. engl. (pr. pinnäh) = Pinaſſe.
Sinne, £., pl. —n, [. (pinna, pl. pinnae, die Feder;
Floſſe) 1. Schwungfedern, Federfiele, die Federn
der fpanifchen Reiter; 2. eine Art Eleiner Nägel
mit flachen Köpfen; der Stift im Kompaß, der die
Magnetnadel trägt; 3. Kleine, fpißige Stäbe beim
Feldmeſſen; 4. eine Art langer jpigiger Mufcheln,
die Stickmuſchel (Pinna marina), deren Berfteine-
zungen Binniten heißen; Binnipeden, pl. (von
pinna, Floſſe u. pes, Fuß), Floſſenfüßer, Floßen—
tiere.
Bint,n. engl. (fpr. peint; von jpan. u. port. piata,
ein Mal, Zeichen, ein Flüſſigkeitsmaß, v. pintar,
malen) in England ein Hohlmaß für trodene und
füffige Dinge = 0,568 1 (vgl. Quarter und Tun);
Binte, f. it. ein früheres Flüſſigkeitsmaß in Sta-
lien; Binte, f. fr. (pr. pängt’) eine Kanne, ein
Map, ein früheres Flüſſigkeitsmaß in Frankreich
= 0,931 1, die jeßt no) im Großhandel gebrauchte
3. — 0,951 1; in den Niederlanden ehemals ein
Getreide, Wein- und Branntweinmaß — 0,68];
auch) eine Schenfe, Sneipe.
Pintaͤdos, pl. jpan. (pintädo, gemalt, von pintar,
nalen) gemalte od. gedrudte oitind. Baunmollen-
od. Leinenzeuge.
Binte, |. Pint.
pinxit, [. (v. pingere, malen) er hat’3 gemalt (auf
Gemälden neben dem Namen de3 Malers).
2iombi, pl. it. (von sing. piombo = l. plumbum,
Blei) Bleiftüde; Bleidächer, z. B. der Gefängnifie
in Venedig.
Bien, ın. fr. (fpr. pjong; eig. ein Fußgänger, prov.
peon, pezon, it. pedone v. l. pes, G. pedis, Fuß,
tr. pied), pl. —8, ein Bauer, gemeiner Soldat im
Schadjpiel; ein einfacher Stein im Damenſpiel;
Pisnier, ın. (fr. pionnier, fpr. pjonnieh) urfpr.
Bid. -
Pirogue
ein Fußſoldat; ein Schanzgräber, Wegebahner;
Bahnbrecher; Pfadfinder; Pionier-Korbps, n. die
Truppe für militärtechnifche Arbeiten; Pioncers,
pl. engl. (fpr. peionidrs) die Schanzgräber oder
Wegebahner, in Nordamerifa die erſten Anfiedler
in einem noch unangebauten Gebiete, die den nach»
folgenden Einmwanderern gewifjermaßen den Weg
bahnen; pionieren, fr. im Schachſp. Bauern neh⸗
men; auch ſchanzen; Bahn brechen.
' Biofföp,n. gr. (von pion, fett) Milhprüfer, Wert-
| zeug, um den Fettgehalt der Milch zu mefien.
ı Pipe, 5 ( — Name) diefurinamifche Kröte;
ſ. au ipe.
Bindla, f. oſtind. (pipal, m.) der heilige Feigenbaum
(Ficus religiösa) in Sndien, auch Aswcittha ges
nannt, und die Frucht desjelben.
: Pipe, £. (fpan. und port. pipa, ital. pippa — dem
. niederd. Pipe, d. i. Pfeife, Röhre; wegen der röh—
tenartigen Form) ein langes, jhmales Faß zur
Verſendung von Wein und DL, bei. in Spanien u.
Portugal; ein Flüffigfeitsmaß in England (fpr.
peip; auch Butt gen.) = 572,491 1 (vgl. Tun); ein
ehemal. Flüſſigkeitsmaß in Spanien — ungef.
434 1, in Bortugal = 5021, auf Madeira = 4161];
Pinenfeabe, pl. im Holzhandel: eichenes Stab- od.
lappholz zur Berfertigung von Bipen und andern
Fäſſern; Pipettte, £. fr. ein Pfeifchen; Stechheber,
eine in der Witte zu einerugel ausgeblaſene Glas—
röhre, um Flüfligfeiten, die auf andern ſchwim—
men, einzufaugen und abzunehmen.
Piperie, f. ft (von piper, d. i. eig. Vögel mit der
Lockpfeife loden, ein Schallwort = piepen, pfeifen)
Betrügerei im Spiele.
Piberin, n. ul. (v. (. piper, Pfeffer) der Pfefferitoff,
ein eigentiimlicher Stoff im ſchwarzen Pfeffer; Pi—
perinen, pl. Bfefferminzplägchen; Piperino, m.
| it. = Peperino, ].d.; Piperitis, f. I. Pfeffer-
Ripette, f. unter Pipe. [Eraut.
| Bipin od. Wippin, m. männl. Name: wahrſch. der
eine, Kurze u. Dide, Unterjeßte (vgl. I. pepo, die
Pfebe, Melone, der Kürbiß). —
Pippin oder Goldpippin, m. (engl. pippin, viell.
von pip, Punkt, Sled, wegen der gefledten Schale;
altholl. pipping, pupping), aud) Bepin, Beping,
Pippiug ꝛc., der Rußling, ein ſehr gemwürzhafter
Apfel, beſ. in England.
Pips, m. niederd. und mitteld. (althochd. mhochd.
pfipfiz, pfiffiz, älter. neuhochd. Pfipfs, entlehnt
aus ml. pipita, it. pipita, vgl. dazu fr. pepie und
engl. pip; alle diefe Wörter gehen zurüd auf lat.
pituita, Schleim, Schnupfen, Pips), eine fatarrha-
liſche Krankheit der Bögel, die mit Schwellung der
Halsdrüſen und Berftopfung der Nafenlöcher ver—
bunden ift. —
Piquenique, ſ. Picknick.
Piraſchki, ſ. unter Pirog. ——
Wirät, m. |. (piräta, gr. peiratés, von peiran, ver⸗
juchen, fein Glüd verjuchen, auf Abenteuer oder
Raub ausgehen) ein Seeräuber, — Korjar; Pis
rätif, £. (1. piratica) od. Piraterie, f. fr. die See-
väuberei; piratieren (fr. pirater), Seeräuberei
ni —— —— |
iri⸗Paſcha, |. Piali-Paſcha. |
Piroͤg, Ser pl. Biröggen, ruſſ. ein Backwerk, mit
gehadtem Fleifche vd. auch Fiſch, Kohl, Reis oder
dergleichen gefüllt, Baitete; Pirafchkt, pl. (ruſſ.
—— Ya pre 3 aa
trögne, f. fr. (ſpan. piragua), Biroge od. Pirole,
f. ( ei urjpr. amerifan. Wort) ein Nachen, Ruder⸗
kahn der Indianer in Südamerika, aus einem ein»
5
4
2
a
Pirol
zigen ausgehöhlten Baume, größer und höher als
ein Kanu.
Birol, ſ. Bülom.
Pirouette, f. fr. (pr. piruette; eig. das Drehrädcden,
v. pied, Fuß, u. roue, Rad, alfo rouette, Rädchen,
weil es auf einem Zapfen wie auf einem Fuße
ſteht) Tanzk. der Kreisſchwung, Hackenſchwung,
eine Kreiswendung auf einem Fuße; Reitk. die
ähnliche Wendung eines Pferdes, ohne die Stelle
zu verändern; beim Kunſtreiter, der fich auf dent
Pferde ftehend produziert, die einmalige Kreijel-
drehung des Körpers umdie eigene Achje; pirouet⸗
tieren (fr. pirouetter), fich im Kreiſe herumdreben,
einen Kreisfchwung maden.
Virutſche u. Pirutſchade, j. unter Pierutſch.
pis-aller, n. fr. (fpr. pijalleh; v. pis, jchlinmer, le
pis, das Schlimmite, und aller, gehen) das Miß—
lingen, der ſchlimmſte Fall; au pis-aller (fpr.o —),
im ſchlimmſten Falle; wenn alles fehl gebt.
Pifang, m. 1. malay. der Adamsapfel- od. Bara-
diesfeigenbaum, ein Prachtgewächs in Afien, Afrika
und Weftindien, vgl. Banane; daher: die Pifang-
Sohle, -Droſſel, eine amerikaniſche Dohlen- und
Drojjel-Art; 2. (vom fr. paysan, Bauer) ein ein-
fältiger Menſch.
Bild, m. fr. (v. l. pinsere, pisere, jtoßen, ſtampfen)
Stoßerde, geftampfte Erde zum Bauen, Erdbau-
ftoff; dah. Pije-Bau, Pife-Wände, Bau, Wände
von gejtampfter Erde oder mit Kies gemengtem
Kaltmörtel, Stampfbau.
Piskatiõon, f. jpätl. (piscatio, von piscäri, fijchen,
piscis, m. der Fiſch, pl. pisces) der Fiſchfang, die
Fiſcherei; pisfatöriich (1. piscatorius, a, um), die
Fiſcherei betreffend od. dazu gehörig; Piscina, f.
l. ein Fiſchteich, Fiſchbehälter; Piseinarius, m.
ein Freund von Zijchteichen, der ſich dergleichen zu
jeinem Bergnügen hält; piscivöriſch, nl. Fiſche
freſſend.
Piſolith, m. gr. (von pisos oder pison, l. pisum,
Erbje) der Erbenſtein, ein rundkörnig abgeſonderter
Kalkſtein.
Piſſaſphaͤlt, m. gr. (von pissa, Pech, u. äsphaltos,
ſ. Aſphalt) Bergteer, Dergped; Biffeläum,n. Ver⸗
bindung von Harz u. DL, aud) Teer; Piſſophän,
m. ein im friihen Zustande Elebriges, bräunlich-
grimes Mineral, aus Schwefelſäure, Tonerde,
Eiſenoxyd und Wafler bejtehend.
Piffoir, n. fr. (ſpr. piffodhr; von pisser — pifjen)
edürfnisanitalt, Abort; Piffotiere, f. (ſpr. piſ—
jotjähr’) ein Pißraum.
Biltazie, f. (gr. pistäke, pistäkion, [. pistacium,
v. per. pistah, arab. fustak od. fustuk), pl. —n,
grüne Mandeln, den Haſelnüſſen ähnliche ölige u.
wohlſchmeckende Früchte des Piftazienbaums (Pi-
stacia vera L.) im Orient und im jüdlichen Eu-
ropa; die wilde Biitazie (Staphyl&a pinnäta L.)
beißt auch Bimpernuß, Klapper- od. Blaſennuß;
Biltazit, m. grüner Epidot, eine meift piftazien-
grüne Steinart.
Biite, £. fr. (jpan. pista, it. pesta, v. ſpan. pistar,
it. pestare — |. pistare, jtampfen, zertreten) die
Spur der Pferde, Fährte des Wildes; auch die Um—
randung der Reitbahn im Zirkus.
Piſteodite, f. gr. (von pistis, f. der Glaube, u. dike,
da3 Recht) Rechtfertigung oder Verteidigung des
Glaubens; Pifteologie, f. Slaubenslehre; Piſtẽ⸗
von oder Piftenon, m. (von pistetein, glauben,
trauen) der Öläubige; Piftik, f. die Glaubenslehre
od. -verteidigung.
pistillum oder Piſtill, n. I. (von pinsöre, pistum,
— ——— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —— —
Pityriaſis 661
zerſtoßen) der Stempel, Stampfer, die Mörſerkeule
(in Apotheken auch: die Piſtille); Bot. die Be—
fruchtungs-Nöhre, der Staubweg, das weibliche
Befruchtungs-Werkzeug in den Blüten der Pflan—
zen, welches aus drei Stüden, nämlihdem Frucht—
Inoten od. Eierſtock (germen od. ovarium), dent
Griffel (stilus) und der Narbe (stigma) beiteht;
vol. Antheren.
Piſtoͤle, f. 1. (fr. pistole) eine ehemalige franz. und
ſpan. Goldmünze, ein Fünftalerjtüd, auch Piſto—
fette (nicht von Pijtoja in Italien, wo ſie zuerit
geprägt fein follten, fondern aus itaf. piastruola
entjtanden); 2. (fr. pistolet, m.) ein furzes Sattel;
gewehr, Sattel» oder Fauſtbüchſe; par pistolet,
fr. (fpr. — piftoleh) im Billardfpiel: aus freier
Hand, ohne Auflegen der Hand auf das Billard
(togen); Piſtoletſtoßz m. der Freiſtoß; Piftolter,
m.(jpr. pijtoljeh) ein Piſtolenſchütz; Piſtolenmacher.
Pifton, m. fr. (fpr. —Ing; it. pestone, ein großer
Stößel, v. pestäre, I. pistäre, jtoßen, ſtampfen) der
Bumpenftod, die Ziehitange; der Stempel, Stift
für Zündhütchen, die Schlagröhre; auch ein Blas-
injtrument, ſ. cornet à piston unter corno.
Pitahanf, m. Aloshanf, Indiafaſer, ſ. d.
Pitch-Pine, f. engl. (ſpr. pitſchpain) amerikaniſche
Pechkiefer; Beſenkiefer (in Auſtralien); amerika—
niſches Pechkieferholz, auſtraliſches Beſenkieferholz.
Pithanologie, f. gr. (v. pithanös, leicht überredend,
glaubhaft,v.peithein,überreden)diellberzeugungs»
lehre; Pitho, f. (griech. Peitho) Fabell. die Göttin
der Überredung bei,den Griechen, vergl. Suada;
auch die Gabe der Uberredung, überzeugende Be—
redſamkeit.
Pithométer, n. gr. (von pithos, m. Faß) ein Faß⸗
meſſer; Pithometrie, f. die Faßmeſſung, Fabmeh-
kunſt; pithometriſch, dieſe betreffend.
Pitis, m. malay, Pitſchis, javan., auch Pitjes
(nach holländ. Schreibung), eine kleine (mitunter
bleierne) Münze (vgl. Liang); auch überhaupt fr
Scheidemünze, kleines Geld.
Pito, n. ein aus Mais gebrautes Bier im innern
Afrika.
Biton, m. fr. (fpr. pitöng) das Spiralklöbchen in
. U .
der Uhr.
Bitot’iche Röhre, f. (ſpr. pitofhe—) Strömung3-
— dem franz. Waſſerbaumeiſter H.
Pitot 1732 beſchriebenes Inſtrument a Beitim-
mung der Geſchwindigkeit Fliegender ——
pitoyabfe, fr. ſpr. pitoajdb’L; v. pitie, Mitleid —
{. pietas) erbärmlich, jämmerlich, elend, armfelig.
Bits, Pitje, Lumpenfleckchen (in der Papierfabri-
fation).
Pittakall, n. gr. (von pftta, Pech, u. källos, Schön-
heit) ein von Reichenbach) 1833 aus Teerölen dar-
gejtellter, prächtig blauer Stoff.
Bittizit, m. (v. gr. pittizein, dem Pech ähnlich fein,
von pitta, pissa, Pech) Eijenpecherz, Eiſenſinter,
ichwefel- und arſenikſaures Eijen.
pittordst, it. (pittoresco, I. gleich]. pictoriscus, vd.
pictor, Maler, v. pingére, pictum, malen) male-
riſch Schön, zur malerifhen Behandlung geeignet,
z. B. eine Gegend; malerische Darjtellungen oder
Schilderungen enthaltend (3.8. pittoresfe Gedichte,
Reifen 2c.); Pittordsten, pl. maleriihe Scilde-
rungen. ‚up
Pituite, f. l. Heilf. Schleim, zähe Feuchtigkeit im
Körper; pituitös, (1. pituitösus), jchleimig, ver»
ihleimt, voll Schleim. at
Bityriäjis, f. gr. (von pityron, Kleie) Heilk. der
Kleiengrind, die Kleienſchwinde.
662 Pithuſen
Plaid
Vityñſen, pl. (v. gr. pitys, Fichte) die Fichteninſeln, Plachmal oder Plachmahl, n. Hüttenw. durch-
eine ſpan. Inſelgruppe im Mittelmeere.
piü (fpr. pjüb), it. (1. plus) mehr; 3. B. piu ada-
gio (pr. — adadio), Tonk. langjamer; p. alle-
gro, geſchwinder; p. forte, jtärfer; p. lento,
iangjamer; p. moto, p. mosso, p. presto oder
p. stretto, jchneller; p. piäno, leifer; p. tosto,
viel mehr, viel lieber. * I AR
pius, a, umy J. fromm, gemwifjenhaft, pflihtmäßig;
Pins, m. männl. Name: der Fromme, Gemeihte;
pius usus, m.—=pia causa, j.causa; pium cor-
pus, n. eine milde od. wohltätige Stiftung; pium
desiderium, j. Defiderium; piae memoriae,
frommen Andenfens.
Vius-⸗Orden, m. ein vom Papſte Pius IX. geftifte-
ter Orden; P.-Verein, eine Vereinigung fatho-
liſcher Chriſten, namentlich Geistlicher, die die Kirche
zu größerer Selbitändigfeit führen will.
Ribot, m. fr. (ſpr. piwöh; f. pipot, v. pipe, Pfeife;
it. piuolo, Pflock, Sproſſe ander Leiter) der Zapfen,
Angel-, Schwenf- oder Drehpuntft.
ix, f.1. Pech; pix alba, weißes Pech; p. liquida,
flüſſiges Veh, Teer; p. navälis, Schiffspech; p.
nigra, ſchwarzes Bed.
Biete od. Piſét, m. ungar. ein ehem. Gewicht für
Waſchgold in Ungarn, Siebenbürgen 2c. = 5,2088.
»izzieändo od. pizzicäto, it. (v. pizzicäre, vondem
deutſchen pfigen, d. i. zividen, piden, fneipen;
altHoll. pitsen; vgl. pince) Tonk. gefnippen oder
gefniffen, kneipend, gepickt oder gejchnellt mit den
Fingern: entg. coll’ arco.
2igtgf, ın. uf (von pjatj, fünf) od. gebräudhlicher
die Berl. Batatihat, m. ein Fünfkopekenſlück
(vgl. Kopeke), eine rufj. Scheidemünze in Silber u.
Kupfer, 16 Bfennige an Wert; Pjfatjaltynnit,
m. ruſſ. (5 Altin ſ. d.), eine ruf). Silbermünze von
15 Ropelen.
face, £. fr. (fpr. plaß’: prov. plassa, it. piazza,
'varı. plaza, d. [. platea, gr. plateia, d. i. eig. die
Breite; dann I. Straße; fpäter Hausflur, Hof-
raum ꝛc.; vgl. Piazza) der Platz, jeder freie, offene
Raum, bei. Maritplag; Place Beife, k. ei niede-
rer Wall; Plage d'armes, f. (pr. —darm), ein
Waffenplatz, Ubungsplab für eine Befagung;
place de ralliement (jpr. — ralli'mang), der
Sammelplas; Place de Repos (pr. — v’poh),
ein Ruheplaß; placieren (fr. placer; (pr. plaB—),
einen —, ihm einen Bla anweiſen, ihn an jeinen
Platz Stellen, jegen, legen, anjtellen; anlegen, an-
dringen, unterbringen, 4. B. Geld; Placement,
2. (fpr. plaß’mäng) oder Placierung, f. Stellung,
Anftellung; Unterbringung, Anlegung des Geldes.
»lac6nta, f. (gr. plaküs, plaköeis, flach, flacher Ku-
hen) der Kuchen; Heilf. der Mutterkuchen; Bot.
der Samenkuchen, Samenlappen; placenta san-
zuinis, £. Deilf. der Blutkuchen; p. uterina, der
Mutterkuchen; Slacentäl, nl. zum Mutterfuchen
gehörig; Placentation, f. Bot. die Bildung des
Samenlappens.
#lacentiner, m. nl. (vom l. placere, gefallen) ein
Gefallſüchtiger, Augendiener, ein Jaherr; pläcet,
fat. es gefällt, wird genehmigt, bewilligt; Plaäcet,
2.nl. = Blacitum; placet oder placetum re-
gium, n. fönigliche od. landesherrliche Genehmi-
gung, 3.8. zur Befanntmadung und Ausführung
päpitliher Verordnungen; Placet. n. fr. (ſpr.
plaße) ein Bittichreiben eine Bittichrift.
Flache, £. fr. (pr. plaich’) großes Tuch od. Leinen-
zeug; Sagdtücher; Plachenpaärtei, f. die Leute,
welche die Jagdtücher unter ſich haben.
ichwefeltes Silber, Schwefelfilber.
Placidus, m. I. (placidus, fanft, mild, von placöre,
gefallen) männl. Name: der Sanfte, Gefällige,
Freundliche; Placida, k. weibl. Name; dieSanfte;
pläcido und placidamente, it. (pr. platſch —
Zonf. ruhig, janft, gefällig; Placidität, f. (1. pla-
ceiditas) Sanftmut, Gelaffenheit.
Blacteren, ſ. unter Place.
Placitum, n., pl. Biacita, l. (v. placere, gefallen)
eig. iiberh. das Gefallende, Beliebige od. Beliebte;
das. Gutachten, die Willensmeinung, Verordnung,
ad bene placitum oder ex bene placito, nad;
Gefallen, nach Belieben, beliebig, vgl. a bene pla-
cito; placitum imperii, ein Reichs-Gutachten;
blacitieren, ni. gut Heißen, genehmigen, eingehen,
belieben; davon franz. plaid, m. frz. (ipr. plä),
ehemals Verſammlung zur Aburteilung von Pro»
zeſſen, Gerichtsſitzung, wovon Plaidoher abge-
leitet iſt, ſiehe unter plädieren.
Blacsiden, r. Plakotden, pl. gr. (von pläx, Gen.
plakös, Platte, Blatt, Brett) Knorpelfiſche.
Pladaröma, 2. u. Bladardiis, f. gr. (v. pladarös,
naß, plädos, n. Feuchtigkeit, Shwammigfeit) Heilk.
Balg- oder Breigeſchwulſt, Dei. der Augenlider.
piädteren, fr. (plaider; jpr. pläd—; von plaid —
fat. placitum, ſ. d.; ml. placitare, plaitare) einen
Rechtshandel führen, bei. mündlih als Advokat
vor Gericht verhandeln, für etwas eintreten, ſpre—
hen; VPlaideur, m. (fpr. plädöhr) der Sachführer,
wortführende Sachmalter; Plaidoyer, n. (pr.
plädvajeh) eine VBerteidigungsrede eines Advo—
faten vor Gericht; Schlugrede oder Schlußvortrag
des Staatsanwaltes und des Verteidiger; plai—
dohieren (lat. gleich].placiticare, prov.plaideiar)
—= plädieren. RR
Plafond, m. fr. (fpr. plaföng; entjt. aus plat fond,
d. 1. platter Boden oder Grund, platte Ausfüllung
zwiichen den Balfen) die Zimmeirdede, das Ober»
getäfel; ein Dedenjtüd; Deckengemälde; Plafond⸗
malerei, f. Decenmalerei; plafonnieren (IT-
‚piafonner), die Dede eines Zimmers befleiden.
pläga, f. lat. (gr. plöge, von plessein, jchlagen) ein
Schlag, Hieb, Stoß; Heilk. eine Geſchwulſt durch
Schlag, Fallıc., Beule, Brauſceh.
Plagiarius, Plagist 2c., . unter Plagium.
Plagiedron vd. Plagieder, n. gr.(v.plägios, quer,
ſchief) ein Duerflähner; Plagioſtöma, Das
Schiefmaul, Quermaul, eine nur verjteinert (im
Muſchelkalk) vorkommende Muſchelart; Plagio⸗
ftönmt, pl. Quermäuler, eine Ordnung der Fiſche
(Haie und Rochen).
Plagionit, m. nl. ein aus Schwefelblei u. Schwefel»
antinon LE —
lagium od. Blagiät, n. l. Rſpr. Menſchenraub;
hi, uneig. — — — Gedankenraub, die Aus⸗
ichreibung, Bücherplünderung (Plagium littera-
rum); Plagiarius od. Blagtäter, m. Ripr. ein
Menfchenräuber, Seelenverfäufer; ein Abihreiber,
Bücherausſchreiber, Gedantendieb oder Gedanten-
väuber, Bücherplünderer; plagtärifcg ausgeihrie-
ben; Plagiarismus, ın. die Ausſchreibeſucht.
Plagoſtopium od. vert. Plagoſtoͤn, n. gr. (v. pla-
gos, 1. pläga, Seite, Gegend) eig. ein Anzeiger der
Himmelsgegend, ein Windzeiger. k j
Plaid, mm. engl. (fpr. plädd, ichott.: pled; von gäl.
plaide, Bettdede, grobes Wollenzeug, zgez. aus
peallaid, Schaffell) der Mantel der Bergſchotten
von gewürfeltem Wollenzeuge; ſchottiſcher, aus fa-
riertem Wollitoff gefertigter Überwurf; auch
Plaidoyer
Plaiding, n. (ſpr. pläding) ein grobes, buntge- |
mürfeltes Umfchlagetuch, bejond. auch ſchwarzweiß
gewürfelter Wolljtoff und ein Umſchlagetuch aus
jolhem Stoffe.
Plaidoher, ſ. unter plädieren.
Vlaine, ſ. Pläne unter plan; Plain-chant, m.
fr. (fpr. pläng-jchang) einfacher Choral oder Kir—
hengejang; Plainbied, n. (fpr. —pjeh) das Erd-
aefchoß eines Gebäudes.
plaiſant, fr. (fpr. pläfäng; v. plaire = l. placere,
gefallen) anmutig, ergötzlich, luſtig, drollig, ſelt—
ſam; plaifantieren (fr. plaisanter), [herzen, ſpa—
Gen, einenzum beiten haben; Platfanterte,£.(ipr.
plälangt’rih) Scherz, Spaß, Beluſtigung; plaisan-
terie ä part (for. — appähr), Scherz beijeite, im
vollen Ernjte; Bläfter, n. (ipr. pläſihr) Vergnü—
gen, Freude, Belujtigung, Quftbarkeit, Annehm-
lichkeit, Ergöglichfeit; mon plaisir (ſpr. mong —),
mein Vergnügen (Namen von Quftörtern); tel est
notre plaisir (fpr. täll eh not’r—), das ift unfer |
Vergnügen, jo beliebt oder gefällt es ung, in der
Kanzleiſprache der altfranz. Regierung die her-
fümmliche Schlußformel der Verordnungen ꝛc.,
bat das deutſche „hieran gefchieht unfer gnäbdigfter
Wille’; pläfierlich, Fr.-dtich, angenehm, luſtig.
Hlafäßel, I. (placabilis, v. placäre, bejänftigen) ver-
jöhnlich, Friedfertig ; Plakabilität, f.(placabilitas)
die Verjöhnlichkeit.
Plakage, f.,r.n. fr. (ſpr. plafahie’; v. plaquer, be-
fegen, befleiden, plattieren, plaque, Blatte; nieder.
pladen, holl. ee feftichlagen, anſchlagen,
aufleben, plak, f. flaches Holz, Scheibe) eingelegte
(furnierte) en Plalard, m. (pr. plaidhr)
eine zierliche Berkleidung über einer Tür; auch —
Plafät, n. (ml. placätum, v. placäre = pladen)
ein öffentliher Anfchlag, Bekanntmachung, ein
Maueranſchlag, eine angejchlagene Anzeige 2c.;
Plafat-Fahrblan, Wandfehrplan; platardie⸗
zen (fr. placarder) öffentlich anfchlagen; ein Zeug
mit einem Beizmittel überzichen und mit Muſter
Er (fpr. plak'; vgl. Plakage) die Pl
ale, f. fr. (ſpr. plak'; vgl. Plakage) die Platte,
das Blatt, Blech, z. B. —6 Stichblatt ꝛc.;
Biafer, m. (fpr. plakeh) ein dünner Blechleuchter;
ein Wandleuchter mit Armen; sfafieren (fr.
plaquer) oder Hlattieren, mit Blättchen belegen
oder überziehen, bej. nıit Gold» oder Silberblätt-
chen vergolden oder verfilbern; Plaqué, n. pla=
fierte oder plattierte Arbeit, mitSilberblätt-
chen belegte, iiberjilberte Arbeit; Plakette, f. die
Platte, Tafel, bejonders: KReliefplaite, Gedenf-
platte (vgl. Blaquette).
sien, I. (plänus) eben, gleich, flach); uneig. allgemein
verjtändlich, deutlich, fahlich; de plano, Rſpr.
schlechthin, furzweg, ohne Umstände; Plan, m. pl.
Plane, I. planum, n., aud) Pläne, f. (fr. plaine),
re die Ebene, Fläche, ein ebener Platz, Flach—
and oder Flachfeld, Blachfeld; Plan, uneig. ein
Abriß, Grundriß, Riß eines Gebäudes; der Ent-
wurf, das Vorhaben, die Abficht (pl. gew. Pläne);
508 Planum, bei. der geebnete Platz zu einer
Bauanlage, 3. B. einer Chaufjee; planum ineli-
aatum, n.[. eine Schieffläche, Sente, ein Abhang;
plan desite, m. fr. (pr. plang d’ ßiht) der Sohl-
riß, die Sohl- oder Örundflähe; pPlankontäb,
ebenhohl, fachhoHl, daher Planfonfauglas, |.
!tonfad; Klantondeg, ebenrund, jlad) und ge-
wölbt, dah. Plankonverglas, j.tonver; Plani—
atöb(tum), auch Plantippärlium), n. nl. (vgl.
Sobus und Sphäre) eine flache Kuͤgelzeichnung,
PBlantagenet 663
ein Kugelaufriß, Erd- oder Himmelgkugelfarte,
Weltiarte, Darjtellung einer Erd» oder Himmels
Halbfugel auf einer ebenen Fläche; vgl. Aſtrola—
bium; Planimeter, n. l.gr. der Flächenmeffer,
ein Werkzeug zur Beſtimmung des Flächenraums
ebener Figuren, erf. von Ernit in Paris; Plani—
metrie, f. die Flächenmeßkunſt, Flächenmefjung ;
die Lehre von den in einer Ebene liegenden
Raumgrößen; slanimetrifch, flächenmeßkundlich;
zur 2*— von den ebenen Raumgrößen —
Planibennen, pl. nl. Blattflügler, eine Inſekten—
Gattung; Planiroͤſtrum, n. nl. ein Flach- oder
PBlattichnabel; planieren, nl. (fr. planer), ebnen,
planen, glätten, eben od. glatt machen; bei Buchb.
leimen oder mit Leimwaſſer tränfen, Drudpapier
durch ein mit Alaun gejottenes Leimmwafjer Pla—
niermwaffer) ziehen; Planierhammer, m. ein
Hammer der Gold» und Kupferſchmiede zum Glät-
ten des Metalls; Planeur, m. fr. (pr. —nöhr)
ein Glätter, Ebner (Bolierer); Planſichter,
Flachſichter (Maſchine).
Blanche, k. fr. (ſpr. plangſch'; prov. planca, plan-
cha, vom I. planca, deutjch Planke, Brett) auch
Planſche od. Plantſche, eine Platte, Metalltafel
in der Münze; aud) ein Kupferſtich, eine Kupfer»
platte; Planchette, £. (ſpr. plangfgett’) ein Meß⸗
tiſchchen, eine Meftafel; auch eine Schnürleib-
Schiene, ein Mieder-Stab- oder «Holz bei Schnür-
brüften, Blankſcheit (welches au planchette ent-
ftanden ift), auh Büsc genannt.
Planẽt, m. gr. (planet&s, von planästhai, umher»
irren), pl. Blaneten, ein Lauf» oder Wandeljtern,
der, wie die Erde, an und für ſich dunkel iſt, ji}
um die Sonne von Abend nach Morgen bewegt,
und von ihr fein Licht erhält; z.B. Merkur,
Venuszꝛc.; das Planetenjahr, die Umlaufszeit
eines Planeten um die Some; Planetenrad,
Umlaufrad (Maſchine); planẽtiſch vder planetäs
riſch, herumirrend, umherſchweifend; auf Planeten
ſich beziehend; Planetarium, n. nl. ein Berzeich-
nis der Wandeljterne; auch ein Kunftgetriebe zur
Darſtellung ihrer Bewegung um die Sonne; Pla—
netoiden, pl. = Wterviden, ſ. d.z Planetolas
bium, n. ein Wandeljtern-Mefjer, Werfzeug zur
Beybachtung der Wanpdeljterne.
Blanete, f. ml. und fpan. (planeta, v. gr. planetes,
unıherirrend, umherſchweifend; vgl. Blauet) ein
langes Meßgewand.
Planeur, Planiglod, Planimetrie, planieren,
Planiroſtrum ꝛc., ſ. unter plan. er
Blaniten, pl. (vom [. planus, flach) verjteinerte
Meer- oder Seeohren, eine Schnedenverjteinerung.
ulantontavb, planfonneg, |. unter plan.
Plankton, n. gr. (eig. das Treibende, Haly-
planiton, das im Meer Treibende) das im Meer
Umphertreibende, das Kleinleben im Weltmeere;
Biankton-Erpeditton, f. eine Meerreiſe zur Er-
forſchung des Kleinlebens im Weltmeer, wie z. B.
eine ſolche im Juli 1889 von Kiel aus angetreten
wurde.
Planodie, f. gr. (planodia, v. plänos, irrend, irre»
führend, u. hodös, Weg) ein falſcher Weg, Irrweg.
Blanorbiten, pl. nl. (von planus, flach, und orbis,.
Kreis, Scheibe) verfteinerte Tellerjchneden, Nabel
ihneden; Planoſpiriten, pl. (v. I. spira, Win-
dung) verfteinerte Windel- od. Scheibenjchneden.
Plantage, j. unter plantieren.
Plantagenet, m. engl. (fpr. pläntedſch'net; vom 1.
planta genista, die Ginfterpflanze) Beiname des
1154—1399 in England regierenden Haufes An⸗
664 Blantago
jou, nad) dem Öinfterzweige benannt, welchen Hein-
rich II. (1154—1189) an * Barett trug.
Plantägo, f. lat. Wegerich, Wegebreit; Plantagi⸗
neen, pl. nl. Wegeriche, Wegerich- Arten, eine
Pflanzenfamilie.
planta pedis, f. [. die Fußſohle; plantär (l. plan-
täris), die Fußſohle betreffend; plantigrad, nl.
auf den Fußjohlen gehend; Plantigräda, pl. nl.
Sohlengänger, eine Abteilung der Raubtiere (Bä-
ren 2C.). ö
blantieren, I. (plantäre, v. planta, Pflanze) pflan-
zen, jeßen; uneig. (fr. planter) jemand irgendivo
itehen, ſtecken oder ſitzen lafjen, im Stiche lafien;
Plantiermafchine, Mafchine zum ©eradehängen,
Anreißer (in der Uhrenfabrifation); Plantage, £.
fr. (fpr. plantcihſch) und Plantation, f. lat. (plan-
tatio, das Pflanzen) die Bflanzung, Anpflanzung,
bei. Raffee-, Zuder-, Baummollen-Pflanzungen ꝛc.
der Europäer in Oft- und Weltindien, pl. Plan—
tagen; Plantarium, n. eine Baumſchule; Plan:
teur, m. fr. (ſpr. plangtöhr) ein Pflanzer, An—
bauer, Anfiedler; bei. Baumpflanzer, Bauntgärt-
ner; Plantifüg, m. nl. ein Pflanzenfauger.
Planulit, m., pl. Planuliten, nl. (von planülus,
Verkl. vom lat. planus, flach) verjteinerte Wendel-
ſchnecken mit flacher, ſcheibenartiger Schale.
planum :c., Planum, |. unter plan.
Blanurie, f. gr. (v. plänos, umherirrend, u. üron,
Harn) Heilk. Harnabgang dur ungewöhnliche
ege.
Plaquette, f. frz. (pr. plafett), oder Plãkette, Kleine
Metallplatte; befonders: eine künſtleriſch plaſtiſch
bearbeitete Kleine Metallplatte (Bronze ujmw.), die
mit Figuren von kleinem Umfang gerchmitdt it;
Plaquetten-Kunſt, f-, die Kunſt, jolde kleine
Platten künſtleriſch zu bearbeiten, eine wichtige
Art plaftifcher Kleinkunft, die von Franfreih aus
nad) Deutihland und anderen Ländern Fan;
Plaquetten⸗Sammlung, f., eine jegt mit jedem
größeren Mufeum verbundene befondere Abteilung
Er nz diefer Kunſt (vgl. Blafette unter
Pläke).
Plasma, n. gr. (von plässein, bilden) das Gebilde,
Bildwerk; Naturbeſchr. der Smaragdprafer, eine
lauchgrüne Abänderung des Chalcedon; Heilf. —
Blutliguor, der flüflige, ftoffbildende Teil des
Blutes; Plaͤſtik od. plaftiihe Kunſt, f. (gr. pla-
stike, sc. téchnẽ, Kunſt) die Bildnerei, bildende
Kunft, Bildhauerkunft; Plaftiker, m. ein Bildner;
Blaftilina, f., oder Plaftilin, n. (ital.-griedh.),
künſtlicher Erfag für Ton zum Formen, namentlich
im Handfertigfeitsunterrichte verwendet; plaſtiſch
(gr. plastikös, l. plasticus), förperlich bildend,
gejtaltend, formend; ſchöpferiſch; auch bildfam;
Form gebend, zur Formbildung verwendbar, 3.8.
plajtiiher Ton; plaftiihe Lymphe, Heilf.
Bilditoff, eine infolge von — oder auch
in Wunden ausſchwitzende Flüſſigkeit, welche ge—
einnt und organiſche Form annimmt; Hlaftifche
Dnerationen, pl. = Phyjioplaftif, j.d.; pla=
ftiihe Kohle, Formkohle (im amtlichen Waren-
verzeichnis zum neuen Zolltarif); plaſtiſche Ma—
terinlien, Formftoffe (ebenda); Wilaftizität, Ent.
Bildſamkeit; Formbarkeit; Plaſtizismus, m. der
Bildetrieb; Plaſtidul, n. das kleinſte organiſche
Lebensteilchen, das ſowohl die höchſten, wie die
niedrigſten Geſchöpfe zuſammenſetzt nach Häckel);
Plaftogräph, m. gr. ein Schriftverfälſcher
Plaſtographie, f. verfälſchte nachgeaymte Schrift;
Schriftverfälſchung; Plaſtolög, m. ein Lügner;
Platina
\ Blaftron,n. fr.(fpr. —Sng;it.piastrone,bonpiastra,
Metallplatte, mI.plastra) ein Bruftharnifch, Bruft-
ſtück der Yechtmeifter; auch) das Stichblatt.
Plaftümi, pl. Vorpoften von Koſaken, die nicht be-
nr De — J erh
at, m. ft. (jpr. plah; v. plat, plate, eben, flach)
die Platte, das Gericht, die Schüſſel voll; Plat de
menage (fpr. — dö mendi), |. Platmenage;
Plat du jour (ſpr. — dit fuhr), Tagesſchüſſel,
Stammgeridt.
Plata, f. ſpan. (eig. Metallplatte, altfr. plate, verw.
m. gr. platys plat&ja, platy, platt, breit) Silber,
bei Münzen im Gegenjat von Vellon (Kupfer)
gebraucht.
Platänus od. Plataͤnenbaum, m., auch Plataͤne,
f. (I. platänus, gr. plätänos, f., von platys, breit;
wegen der Breite feiner Blätter od. der Ausbreitung
feiner Zweige) der ausländische Ahorn od. Mass
holder, auch Kleiderbaum.
Plate 1., f. (wahrſch. fr. plat, f. plate, platt, flach,
verw. mit gr. platys, platt, breit) eine Sandfläcdhe,
Anhäufung von Sand u, Steinen vor Häfen und
Flußmündungen.
Plate 2.,£., auch Pelote, Plotar, eine unförmlich
große, viereckige ſchwediſche Kupfermünze, ungef.
von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrh.
zum Werte von 10,8, 4,2,1 und ⸗ Daler (Taler
— 4,60 M wert) geprägt.
Platẽa, f. (v. gr. platys, plateia, platy, platt, breit)
Heilf. der breite Bandwurm.
Plateau, n. fr. (fpr. —töh; v. plat = platt; vgl.
Plate 1.) ein Wagebrett; Tiſchaufſatz, ein Auftrage-
brett, Bräfentierbrett; auch Gebirgsebene, Hoch—
fläche, Hochebene, Tafelland; Platebande, f. (fpr-
plat’bangd’) das Saumbeet, female Einfaffungs-
beet um ein Gartenftücd, vgl. Rabatte; auch das
Tür- od. Fenjterfutter; eiferne Schienen zur Unter—
ſtützung gemwölbter Feniterfturze; Plateforme, f-
(pr. plat’fsrm’) oder Plattform, f. ein flaches
Hausdach, Söller; bei Uhrm. die Teiljcheibe, zur
Abteilung der Räder; Krbauf. die Bettung, Stüd-
bettung, das Stiidgerüft; bei Eiſenbahnwagen mit
in der Mitte durchgehendem Gange, der Austritt
vor der Eingangstür; eine Bergebene, Hochebene,
eine abgepfattete Höhe; in Gärten, Spaziergängen
2c. ein künſtlicherhöhter u. geebneter Blaß, two man
die Ausficht genießt, vgl. Terraſſe; Platfond, ſ.
Plafond.
plated, engl. (ſpr. pleht—) mit Gold⸗ oder Silber-
bfättchen belegt, beplattet, plattiert; plated-
Waren, plattierte Waren.
Platform, £. engl. (jpr. plättform, eigentl. Platt—
form, dann Tribüne, Nednerbühne, daher auch:
politifches oder kirchliches Barteiprogramm) ein
programmatischer Beſchluß einer Partei, einer Ver—
jammlung, auch: Volksbeſchluß. Lie:
Blatidsmus, m. gr. (plateiasmös, v. plateiäzein,
platt od. breit aussprechen, v. platys, platt, breit)
das fehlerhafte Breitfprechen, die breite Ausſprache
wegen Yungenfehlers.
slatieren, = plafieren.
Platilles, ol. fr. (ſpr. platij; ſpan. platillas) ver-
ſchiedene Arten feiner ſchleſiſcher und böhmifcher,
aud) ab und engliiher Leinwand.
Plaͤtina, f. jpan. (von plata, Silber, f. d.) oder
Platin, n. Halbfilber, Kleinfilber, Schwerlilber,
Weißgold, ein ſehr ſchweres und ftrengflüfliges,
ſtahlgraues edles Metall, das 1736 in Brafilien
entdeckt und 1752 al3 bejonderes Metall erfannt
wurde und fih auch in Peru, am Ural ze. findet;
ss u
Platine
Platin-⸗Amalgäma, n. Platinqueckſilber, eine
Berbindung von Platina und Queckſilber, mittels
deren man platinteren, d. i. mit Platin über-
ziehen, kann; Platin au titre, n. fr. (fpr. platäng
o tihtr) eine Metallmiſchung aus Platin u. Silber,
die zu Schmuckwaren verarbeitet wird; Platin=
Panıpe, ein der Luftreinigung dienendes Glüh—
lämpchen, bei welchem fic über der Flamme ein
Blatindraht oder durchbrochener Platinzylinder
findet, der noch weiterglüht, wenn die Flamme aus—
gelöſcht iſt P.-Mopr,m.ichtwarzes,feingepufvertes
Platinmetall, P.⸗Schwamm, Platinmetall in
Form einer ſchwammigen Maſſe, durch Glühen
des Platinſalmiaks gewonnen; P,-Spiegel, der
Platinüberzug über ein Metall, der durch Mreiben
hergeſtellt wird; Platinothpie, f. Herſtellung
kupferſtichartiger Photographien unter Einwirkung
von Platinſalzen.
Platine, £. fr. WVerkl. v. altfr. plate; vgl. Plata)
ein Metall-Plättchen od. Blech; eine Rohrſchiene,
bei Wırkitühlen.
Platitüde, £. fr. (v. plat, platt; vgl. Plate 1.) die
PBlattheit, Seichtheit, ein niedriger, platter, abge»
nüster Ausdrud.
Blatonifer,n. Schüler des berühmten griech. Philo-
jophen Platon (geft. 348 dv. Chr.) und Anhänger
jeiner Lehre; platöniſch, den Platon betreffend,
von ihm herrührend, feiner philofophifchen Lehre
gemäß; platonijche Xiebe, eine überfinnliche,
bloß geiitige, von aller Sinnlichkeit freie Liebe;
platonijhe Republik, das Muſter einer voll-
fommenen Staatsverfafjung, wie es Platon ent-
warf; platoniſieren, Dem Blaton folgen; geiftig
lieben; Platonismus, m. Platons Lehrgebäude
u. die Anhänglichkeit an dasſelbe; beſ. das Stre—
ben der Kirchenväter, die platoniſche Weisheit mit
der chriſtlichen Lehre in Verbindung zu bringen.
Platta, Platte, ſ. Plate 2.
pꝓlattieren,
. plafieren; plattierte Garne,
überjponnene Garne, bunte Garne.
Plattmennge, f. eig. Plat de Mienage, fr. (pr.
pla d’ menahſch'; v. le plat, die Schüfjel,, Tafel. v.
plat, platt; vgl. Plat) Tiſchaufſatz, Olftänder,
- BWiürzitänder, Geitell mit allerlei Gefäßen für
Zuder, Pfeffer, DL, Eſſig ze. (in Frankreich nicht üb—
li, fondern in denselben Sinne: surtout).
Platũrus, m. gr. (von platys, platt, breit u. ürä
Schwanz), Plattjehwanz, Breitichwanz, eine Schlan-
gengattung; Platyeephäfus, m. Breittopf, Schau-
relfopf, eine Art Fiſche; Platykriniten, pl. eine
Gattung der Enkfriniten, ſ.d.; Platypns,m. Platt-
fuß, eine Gattung Borkenfäfer; aud) das Schnabel-
tier; Platyrrhünchus, m. Plattſchnabel, eine
Gattung Singvögel; Platyipermen, p].d.i. Platt-
jamige, eine Gattung Doldengewächje; Blatysma,
n. eine breite Fläche. (Major, ſ. Major.
Platz-Rommandant, ſ. Kommandant; Plaf-
plaudite! l. (v. plaudere, klatſchen) Flatjchet, gebt
Beifall! bei. das Ende eines Schauſpiels bezeich-
nend; plauſibel, (I. plausibilis), eig. ——
wert, beifallswürdig; — einleuchtend;
Blaujibilität,f.nl.dieBeifallswürdigfeit; Glaub-
wirdigfeit; Plauſus, m. I. das Beifallflatfchen,
der Beifall.
Play, (ſpr. pleh) Spiel (beim Tennis, Rennen
ujw.); Bühnenſtück; Play or pay (jpr. — orr peh),
ein Nennen, bei dem Einſaß und Renngeld von
gleicher Höhe find.
Plaza de tores, f. jpan. (vgl. Place u. Torea-
dor) ein Stiergefehtplag.
4
— Banterott.
Plemmprie 665
Plea, n. engl. (jpr. plih; altengl. ple, plee, vom fr.
plaid, mi. placitum) ein Rechtsſtreit; bef. die Ein-
rede oder Antwort des Berklagten; Pleading, n.
(ſpr. plibding; v. plead = fr. plaider, ſ. plädieren)
die Führung eines Rechtsſtreits; pl. Pleadings,
Nechtsverhandlungen, Streitihriften zc.
' Wlenafuresground, m. engl. (fpr. pleſch'r gräund)
| Spielpla, Rafenplag, bei. Borgärtchen am Haufe.
Plebs, f. I. (Gen. plebis, v. plere, füllen, urſpr.
die Fülle, Menge, der große — gemeines
Volk, Pöbel; misera plebs, f. lat. das arme
Volk (Horaz Satiren 1, 8, 10: „miserae plebi“,
d. i. für das arme Volk; dann erweitert zu der
Wendung misera contribuens plebs, d. i. das
arme fteuerzahlende Volk, von dem ungarischen
Juriſten Berböczi in feinem Decretum triparti-
tum 1514); Plebãnus, m. mi. ein Zeuteprieiter,
fathol. Geijtlicher einer Stadtkirche; SIEDLER m.
({. plebejus, pl. pleb&ji) ein Bürger oder Bürger»
licher im alten Rom, der nicht zu dem Stande der
Senatoren und Ritter gehörte, entg. Patrizier;
der gemeine Mann, verächtl. für Birrgerliche, enta.
dem Adel; plebẽöjiſch, unadlig; gemein, pöbelhaft,
pöbelartig; plebejijche oder plebeje Gejin-
nungen, Sitten 2c., gemeine oder niedrige Ges
finnungen 2c.; Plebiscit(um), n., pl. Blebisciie,
ein Volksbeſchluß; in Frankreich (ſpr. plebiſſiht):
eine Bolksabftimmung, Urabjtimmung des Volkes
mit Umgehung der verfaffungsmäßigen Vertreter;
plebifcitär, volfsabitimmungsmäßig; Plebo⸗
kratie, £.1.-gr. Pöbelherrſchaft (r. Ochlofratie).
Bleetrum, n. L., od. Blektron, n. gr. (v. plessein,
ichlagen) der Griffel od. Kiel v. Elfenbein, Holz
od. Metall, womit die Alten die Saiten der Zither
ihlugen; Plectraͤnthus vd. Pleftranthos, n. die
Harfenblume, ein Ziergewächs vom Kap.
Pleggorrhiza, f. gr. (v. plẽgẽ, Schlag, Wunde, v.
- plessein, jchlagen) Wundmwurzel.
Plein air, n. fr. (jpr. plähnähr, eigentl. en plein
air, d. h. in freier Quft, unter freiem Himmel, in
vollem Tageslicht) Freilicht; Freilichtmalerei;
Plein-air-Maferet, Treilichtmalerei, d. h. Dar»
jtellung der Gegenstände auf dem Bilde in voller
nat durch) das Sonnenliht von allen
Seiten, ohne Schatten aufzufegen (im Gegenfag
zum Malen im abgedämpften Atelierlicht); Plein-
airist, m. Freilichtmaler, Impreſſioniſt; Plein—
pouboir, ſ. Plenipotenz unter plenus.
sleiftocän, gr. (v. gr. pleistos, am meijten) bezeich-
net die obere od. jüngite Abteilung der plivcänen
Formation, j. unter eocän.
pleite, jüd. ſ. v. w. banferott, |. d.; Pleite, f.
Plejaͤden, pl. gr. (Pleiädes, v. plein, ſchiffen, weil
die Schiffahrt mit dem Aufgange diejes Geſtirns
anhob, mit deſſen Untergange aufhörte)das Sieben-
geftirn, die Gluckhenne, ein Geftirn im Sternbilde
de3 Stiers; nad) der Fabell. die von Zeus unter
die Sterne verjeßten ſieben ſchönen Töchter des
Atlas und der Plejöne.
Plettopode, m. gr. (v. plektös, geflochten, u. püs,
Gen. podös, Fuß) Flechtfüßler mit verflochtenen
Füßen oder verwachſenen Hinterflofjen; Plekto—
ptẽra, pl. Flechtflügler mit vereinigten Flügeln
oder Bauchfloſſen.
Blektranthos, Blektvon, j. Plectrum. —
Plemmprie, £. gr. (plemmyris od. plömmyria) die
Flut, das Überfließen; Heilk. die Volljaftigkeit,
die Überfaftigfeit; plemmüriſch, vollfaftig, von
Bollfaftigkeit herrührend.
666 plenus
»ienus, a, um, I. voll; Plenum, n. die Öejamt-
beit, vollzählige Verſammlung; In pleno, in voller
Berfammlung, vollzählig; ex pleno, aus dent
vollen, nämlich Glaſe; plena potestas, =Pleni-
patıny: j. u.; plenus venter non studet
bönter, Sprw. ein voller Bauch jtudiert nicht
gern, oder mit vollem Magen ift Schwer lernen;
pleno chöro, Tonk. mit vollem Chor, mit allen
Stimmen; pl. jüre, mit vollem Rechte; pl. titulo,
mit vollem Titel; plenarie, nl. völlig, gänz—
id; plenarie reftituieren, völlig erftatten;
Plenãr-⸗Kongreß, m. od. B.-Berfammlung,
f. voller Verein, volljtändige od. vollzählige VBer- '
fammlung; Ph.⸗Sitzung, f. eine Sisung, an wel⸗
her alle Mitglieder eines Kollegiums teilzunehmen
haben; Gefamtiigung; plenaria fides, f. völliger,
rehtsgültiger Glaube; Blenavriuns, n. ein bud)-
förmiges Reliquien-Behältnis; Bfentilnnium, n.
!. der Vollmond; Plenipotenz, f. nl. u. plena
potestas, f. l. vd. Pleinpouvoir, n., fr. plein
souyvoir (pr. pfängpumodhr), die Vollmacht, völ—
itge oo. unbeichränite Gewalt, Vollgewalt; auch
ein Bolmadtigreiben; Plenipotentiarius, nl.,
sd. Plenipotentiũr, m. (fr. plenipotentiaire) ein
Bevollmächtigter, bevollmächtigter Öejandter; ple—
wifleren, barb.-Tat. rollitändig verfammeln, zu-
sammenberufen; Wlenift, m., plur. Pleniſten,
Anhänger der Xehre, daß es in der Natur feinen
ieeren Raum gibt.
eochroismus, m. gr. (vd. pleon, mehr, u..chrös,
ehroös, Farbe) die Eigenihaft mander Eriftalli-
Rerten Mineralien, verjchiedene Farben zu zeigen,
se nachdem die Strahlen in der Richtung der einen
od. der andern Achſe od. ſchräg durchgehen; ples—
Srõom, verihiedenfarbig, zu —
Bieondsmus,ın. gr. (pleonssmös, überh. Überfluß,
Abermaß, dv. pleonäzein, überflüſſig fein, v. pleon
od. pleiön, mehr) Nedek. der Wortüberfluß, über-
Jüſſige od. überladene Ausdrud, bei. die Hinzu-
rügung von Worten, deren Bedeutung fihon in den:
Hauptiworie enthalten ijt, 3. B. ein alter Greis;
Deilf. zu jtarfe Ausbildung oder Überzähligfeit
eines Körperteils; pleonäſtiſch, überflüſſig, über-
füllt von gleichbedeutenden Ausdrücken; Pleonaſt,
m. ſchwarzer Spinell, Eiſenſpinell, eine Abände-
rung des Spinell.
Dleontegie, f. ar. (pleonexia od. pléon, mehr, und
£chein, haben; Habſucht, Gewinnfucht, Unerjätt-
lichkeit; Pleonekten, pl. Habſüchtige, Begehrliche;
Szleonettiſch, habſüchtig.
Slegrämag, n. gr. (v. plein, ſchiffen, und höräma,
Schau, Bild, v. horän, ſchauen, ſehen) ein Schiff-
fahrtsbild, Ufergemälde, welches an dem Befchauer
fich vorüberbemwegt, während er in einem fchaufeln-
den Fahrzeuge an den dargeitellten Gegenftänden
opgrbeizujegeln jcheint. j
SZleröma, n. gr. (v. plerün, füllen, pleres, voll) eig.
Fülle, Unfüllung; das Lichtmeer, nad) der Lehre
der Önojtifer die Wohnung Gottes, des Urquells
alfes Guten; Pleropkorie, f. volle Überzeugung,
Bewißheit; voller Beifall; Pleroſis od. Pferöje,
£. Heilf. die Füllung, das Wiederzunehmen, Wieder-
eritarfen eines Genejenden; Pferatifa, pl. anfül-
iende, ausjtopfende Heilmittel, vgl. Sarkotifa;
lerophonie, f. Zonfüle, Macht u. Anſchwellung
bed Tone2.
Biefionfie, f. gr. (von pl&sios, nahe, Adv. plesion)
Rurzlictigfeit. |
Biehsiaurus, m. gr. (eig. der Eidechje nahe ſtehend,
»on pläsios, nahe, u. sauros, Eidechje) der Dieer-
PBlinth
dradje, die Halseidechje, eine vorweltliche Eidechſen—
art von 1,5 bi3 8m Länge, mit fehr langem Halſe
und feinem Kopfe.
Pleffigräph, m. gr. Dämpfungszeiger, eine Vor—
| richtung zur Umfchreibung der Schallräume bei
Verkuffions-Unterfuhungen, vgl. Beriuffion;
Blefiimeter, n. Schallplatte, Klopfplatte.
Bletht, ſ. Krethi.
Bletbomerie, f. gr. (von plöthos,n. Fülle, Menge,
und méros, n. Teil) Heiſk. die Überzahl der Teile
des Körpers, z. B. ſechs Finger; Plethöra, f. (gr.
plöthöre, von plöthein, fich füllen) die Fülle, An—
füllung; Heil. die Saftfülle, Vollblütigkeit; ple—
horiſch, vollblütig. |
Plethrön, n. griech. ein altgriech. Längenmaß (=
| 1), Stadion) und Flächenmaß (= jugerum).
Pletkau, f. ruf). (gejpr. pliotfa; Verklein. von pletj,
| Beitiche von zujammengeflochtenen Riemen) eine
| Keine, vorn gefpaltene Beitfche zu Züchtigungen in
Rußland.
VPleumddes, m. gr. (von pleimon — pneümön,
| Zunge) Heilk. ein Lungenfüchtiger; pleomödiſch,
fungenfüdtig; Pleumontie, = Pneumonie.
Pleura, f. gr. (pleurä) die Seiten des Leibes, die
| Rippen, das Bruſt- od. Rippenfel; Pleuralgĩie,
| 8. Heilf. der Seitenjchmerz, Schmerz unter den Rip—
ı pen; Blenvwitis, ar. k. die Brujtjell-Entzimdung;
| Seitenitechen; pleuritiſch, an Bruſtfellentzündung
leidend oder davon herrührend.
Plenres, f. fr. (ſpr. plöhrs) Sterblingswolle, d. t.
Wolle von gefallenen Schafen.
Pleurense, £. fr. ({pr. plöröhl’; v. pleurer, = [. plo-
räre, weinen), pl. Pleurenſen, Traueraufſchläge,
Trauerbinden; ſchwarzer Trauerrand am Papter.
Pleuritis 2c., |. unter Bleura.
Plexeoblaſten, pl. gr. (von plexis, dag Schlagen,
Stoßen, Spalten, Reiten, von plessein, ſchlagen,
ſtoßen ꝛc., u. blastös, Keim) Bot. Einfchnittfeimer,
Pflanzen mit doppelten Samenlappen.
Sierus, ın. I. (von plectöre, flechten) das Geflecht;
bei. Heilk. ein Geflecht oder Gewebe von Gefäßen
. und von Nerven; plexus soläris,m. da3 Sonnen-
geflecht, das Gewebe der Sangliennerven (vergl.
Sanglion) im Mittelbauch oder in der Magen—
gegend; plexifoͤrm, nl. aeflechtartig.
PBlt,m. fr. die Zalte, der Bug, das Gelenk, Die Ge—
wandtheit, leichter Anitand, gefällige äußere Hal-
tung; pᷣltieren (fr. plier, prov. plegar, v. l. pli-
cäre) falten, in Falten legen; biegen od. beugen,
bef. von Karten; Krk. weichen, ſich zurüdziehen;
Reitk. ein Pferd gewöhnen, ſich leicht rechts und
links zu wenden; Plivir, n. (ſpr. pliodhr) das
Falzbein, Pr BE *
Blica oder Plite, f. (plica polonica; jr. plique, v.
I. plieäre, falten) die polniſche Slechte, der Weichjel-
zopf od. Judenzopf, eine in Polen nicht ungewöhn⸗
liche, von unreinen Säften herrührende Haarkrank—
heit; Plicaria, f. der gemeine Bärlapp, als ver-
meintliches Heilmittel gegen den Weichjelgopf; pli⸗
Täßel, nl. (v. 1. plicäre, falten) biegjam, gelenf,
gewandt; Plicatula, f. die Zaltenmufchel; Pli—
fatür, f. (I. plicatüra) das Falten; die Einbiegung,
Falte.
lieren, ſ. unter Pli—.
linie, . rufj. (aus ruſſ. blinec, Fladen, im 16. Jahr⸗
hundert entlehnt) Fladen.
Plinth, m. oder Wlinthe, f. (gr. plinthos, f. eig.
Biegei) Bauf. die Tafel, Säulen- od. Unterplatte,
das Fußgefims bei Säulen und Standbildern, Ge—
bäuden, Simfen 2c.; Plattziegel.
— — — ——— — — — — —
pliveän
gun, f. unter eocän.
Hoir, f. unter Pli. |
Stine, n., eig. m. fr. (jpr. plikeh; von plisser, fal-
ten, in Yalten legen, vergl. Pli) Preßfalte, ein in
Falten gelegter oder gerippter Beſatz an Frauen—
kleidern; pliffiert, gefältelt.
Ploce od. Plote, f. gr. (plok&, v. plekein, flechten;
eig. das Geflecht) vermwicelte Nede; die Wieder-
holung eines Wortes in verfchiedenem Sinne.
Plomb, n. fr. (fpr. plong; vom l. plumbum, . d.)
das Blei, Bleigewicht 2c.; à plomb. nach dem Blei
oder Senkblei, jenfrecht, lotrecht; Wlomb, n., gem.
Blomibe, f. das Bleizeichen, Bleifiegel; Füllung
eines hohlen Zahnes, Bahnfüllung; plombieren
(fr. plomber), mit Blei ftempeln, verjiegeln, mit
dem Bleifiegel verjeben; mit Blei oder auch) an—
derem Metall ausfüllen (hohle Zähne); auch
überh. hohle Zähne ausfüllen; Plombage, f., r.
n. (for. plongbähſch') das Verbleien, die Blei-
ſiegelung; dah.: das Blombage- Amt :c; Plome
berie, f. die Bleigießerei, Bleiarbeit; Bleifiegelung;
Plombine, f. Walzendruckmaſchine; Drucdwalze.
alongieren, fr. (plonger, jpr. plongfd—; v. gleichſ.
{. plumbicäre, prov. plombar, einfenfen, eintau-
Sen, piombare, ſenkrecht herabfallen, nad) dem
Blei od. Senkblei fallen, von [. plumbum, Blei)
tauchen, untertauchen, verjenten; Krk. die Min-
dung der Kanone jenien, unterwärts jchießen;
Blongier-Schuß, m. ein Senk- od. Teufſchuß;
B.-Bad,n. ein Sturzbad; Plongee, f. (pr. plong-
ſcheh') Krk. die Abdachung der Bruſtwehr, Teufe;
Blongenr, m. (jpr. plongſchöhr) ein Taucher.
algräbel, I. (plorabilis, v. ploräre, flagen, weinen)
beklagenswert, kläglich.
Ploſchtſchad', f. a der Plab.
fat, m. ruf. (jpr. plott; von plötnüj, dicht, feit;
lotitj, Bretter zufammenfügen) das Floß, die
—— Ploͤtnik, m. der Zimmermann.
Bieter, |. Blate 2.
Sipten, ſ. Beloton.
VBlotus, m. gr. (plötös, ſchiffend, ſchwimmend) der
Schwimmer, Schlangenvogel,eine Art Sumpfvogel.
&ishteren, jr. (ployer; jpr. ploaj—; v. I. plicäre,
falten, wie plier, j. pliteren) jchichten, aujammen-
legen; Plohement, n. (ſpr. ploaf'mang) die Schid)-
tung, Bujammenlegung; ſ. deplonieren.
Btüde, |, Plüſch.
Same, f. 1. die Flaumfeder; Plumatella, £. nl. der
Federbuſchpolyp; Plümage, 1. unter Blüme.
Slumbum, n. lat. daS Blei; Bfeifiegel; plumbum
album, bei den alten Römern für Sinn; plum-
bägo,f. Reißblei, ⸗ Graphit; aud eine Pflan—
zengattung au3 der Familie der Plumbaginéen,
pl.; Plumbagin, n. ein aus dem abgedampjften
Auszug der Wurzel v. plumbago europaea dar-
zuitellender Stoff; Blumbäte, f. nl. ein mit Blei
ejhwerter Wurfpfeil, eine mit Blei verjchene
Martergeigel; Plumbation od. Plumbatür, £.
die Berbleiung, = fr. Blombage.
»lüme, f. fr. (pr. plühm’; = I. pluma) Feder; bei.
Schmudjeder; Plüncan, n. (jpr. pliimöh) eine
— ein leichtes Federkiſſen zum Zudecken;
Daunenbett; Plůmet, n. (pr. —meh) die Hutfeder;
der Federhut; Plümage, f., r. n. (pr. —mähſch')
das Gefieder; der Federbufh, Federſchmuck, das
Zederwerk auf Hüten u. Helmen; Plümagekohl,
m. franzöf. bunter Kohl; Plumaſſeau, m. fr.
nn
Plunger, m. engl. (fpr. plön
Plupialke) 667
— aus Weſtindien mit großen, roten
od. weißen wohlriechenden Blumen; plumieren,
lat. (plumäre) mit Federn bedecken oder ſchmücken;
plumõs (I. plumösus), befiedert, mit Federn oder
jederartigen Haaren bejegt (von Pflanzen).
Plumpudding, m. engl. (fpr. plümm—; v. plum,
Pflaume, Rojine) ein Budding (f. d.) mit Rofinen,
Zitronat und Rum, der angeziindet wird.
Kar) der Taucher, bei.
der Zaucherfolben bei Drucpumpen, Mönchs- od.
Brabmatolben.
PBlurälis ꝛc., ſ. unter plus. 1
PBluran,n. ein von Oſann im uraliichen Platinerz
entdecktes, noch wenig unterjuchtes Metall.
plus (Gen. pluris), I. mehr; Plus, n. ein Mehr, Üb-
riges, Mehrbetrag; plus minus, mehr oder we—
niger, ungefähr jo viel; Pluselektrizität, = po—
jitive Elektrizität, f. d.; Plusmacher, m. ladtſch.
ein Bergrößererder Staatseinfünfte; vᷣlusmache⸗
rei, f. die übertriebene Vermehrung der Staats»
einkünfte zum Nachteile der Untertanen; Geld—
ſchneiderei; Plusquamperfektum, n. (d.i. eigentl-
mehr als vollendei!) Sprachl. die vollendete Ver—
gangenheit, oder genauer die Zeitform (das Tem—
pus) der vollendeten Handlung in der Vergangen-
heit, 3. B. ich Hatte gejchrieben; Pluszeichen, n.
das Hinzufügungszeichen (+); Blurälis, [. (plu-
rälis numörus) od. Bluräl,m. Sprachl. die Mehr—
heit, Mehrzahl (vgl. Singular); pluralis ma-
jestatieus, m. die Redeweiſe, wonad ein Fürſt
im Blural von ſich ſpricht, alfo „wir jtatt „ich“ 2c.;
plurale täntum, ein Wort, welches nur in der
Mehrzahl gebraudit wird; Plurglismus, m. nl.
der Gemeinfinn, Gemeingeift; Pluraliſien, pl.
Inhaber mehrerer Pfründen; Plurglität, 2. (plu-
ralitas votörum) die Mehrheit, Stimmenmehr—
heit, die meiſten Stimmen; Pluralwahl, f., ein
in verfchiedenen Ländern, z. B. in Belgien und im
Königreich Sachſen, eingeführtes Wahliyitem, bei
dem ein Wähler mehrere Stimmen in ich vereinigen
ann (je nach Alter, Vermögen, Xebenzitellung u.
Bildungsgrad); pluraliter, [. in der Mehrzahl;
piurima vota valent; f. unfer Votum.
Plüſch, m. (engl. plush, fr. peluche, it. peluccio,
vom [. pilus, Haar; vgl. Pelache) Wollen-Sanıt,
Halbſamt.
Pluto, m. l. od. Pluton, gr. Fabell. der Höllen—
gott, Gott der Unterwelt, des Toten- od. Schatten-
teichs, bei den Griechen auch Hades, Bruder des
Supiter u. Neptun, u. Gemahl der Proſerpina.
Außer den Barzenu. Furien gehörten zu einem
Hofitaat die drei Höllenrichter: Minos, Rakus
u. Rhadamdnthys, die das Schidjal der in der
Unterwelt anfomntenden, vom Fährmann Charon
hinübergeführten Schatten entjchieden. Am Ein-
gange des Schattenreich$ (Tartäru), vor Plu—
to3 Balafte, lag der Cerberus, ein dreiföpfiger
Hund, um die Rückkehr in die Oberwelt zu ver-
wehren; Plutoniſten, pl. Anhänger der Lehre,
da; die Gebirgsarten aus glühenden Maſſen ent-
ftanden feien; plutonifch, Durch unterirdiſches
Teuer hervorgebracht, aber verjd. von vulfa-
niſch; Plutonium, n. nl. = Barium.
Plutos od. Piutus, m. gr. (plütos, der Reichtum)
Fabell. ver Gott des Reihtums; Plutokratie, f.
(v. kratEin, herrſchen) die Herrſchaft der Reichen,
Geldherrſchaft; Plutotrat, m. ein Geldherrſcher.
Ipr. plühmaſſoh), ein Bauſch, Bäuſchchen (z. B. Plubiäl(e), m.nl. (v. pluvia, Regen, pluviälis, den
Scharpie; Heilt.); ein Beſen aus Schmuckfedern,
Federbeſen; Plumerie, f. nl. (plumeria) eine hohe
Regen betreffend) ein Regenmantel; ein mantel»
ähnliches, vorn offenes Priejtergewand, beim kathol.
663 p. m.
Nahmittagsgottesdienft und einigen andern feier:
lihen Verrichtungen außer der Mefje getragen;
Pluvioméͤter, n. L.gr. der Regenmefjer, eine Bor-
rihtung, um den gefallenen Negen zu meflen;
plupids (I. pluviösus), vegnicht, regneriſch; Plũ⸗
visje, m. fr. der Negenmonat, der 5. Monat im
neuen Kalender der erjten franz. Republif, vom
20. Januar bis 18. Februar; Plupins, m. I. der
Regner, Regengeber, ein Beiname des Jupiter.
p. m., engl. (fpr. pisem, d. i. lat. post meridiem,
nah Mittag) Nachmittag (englifche Bezeichnung
der Nahmittagsjtunden, entgegen a.m., |pr. &-em,
d. i. lat. ante meridiem, Vormittag).
Pneuma, n. gr. (von pnein, hauden, atmen) der
Hauch, tem; Wind, die Luft; der Lebensgeiſt, die
Seele; auch der heilige Geilt; Prrenmatins oder
Pneumatö des, m.ein Kurzatmiger, Engbrüftiger,
Pueumatici, ſMontaniſten unt.mons; Pneu⸗
mätik, k. der Luftreifen (an einem Fahrrad),
Gummiluftreifen; die Luftbewegungs-Lehre oder
Lehre von dem Gewichte, dem Druck und der Be—
wegung der Luft- oder Gasarten; die Geiſterlehre,
Geiſterkunde, auch Preumatologĩie, f.; pneuma⸗
tiſch, dazu gehörig, luftig, geiſtig, auch das Atmen
betreffend; duch Luftdrück, Luftdruck⸗, Preßluft⸗;
pneumatiſche Eiſenbahn, eine gew. unter-
irdiſche, beſ. Pakete durch Luftdruck befördernde
Eiſenbahn; pneumatiſches Bett, Luftkiſſen,
pneumatiſches oder Kompreſſions-Feuer—
zeug, beſteht aus einer Röhre mit beweglichem
Kolben, der durch heftiges Zuſammendrücken der
Luft ein unter ihm befefligtes Stückſschwamm ent—
zündet; pneumatijhe Kuren, Luftfuren, dur)
Aufenthalt an einen Höhenkurorte oder durch das
Einatmen zufammengeprehter Luft in einem pneu—
matiſchen Kabinette; pneumatiſche Maſchine,
die Luftpumpe; pneumatiſche Poſt, Rohrpoſt,
Druckluftpoſt; pneumatiſche Schule, Arzte im
Altertum, welche alle Lebenserſcheinungen aus
einer den Körper durchdringenden Luft erklärten;
pneumatiſcherTelegraph, einLuftdruck-Fern⸗
ſchreiber, bei welchem Depeſchen als Röllchen in
luftleeren Röhren fortgeſchnellt werden; pneu—
matiſche Wanne; ein mit Waſſer od. Queckſilber
gefüllter Kaſten, in welchem bei dem. Arbeiten die
Gaſe in Gläfern aufgefangen werden, Pneuma—
tismus, m. = Spiritualismu3,.d.; Bneu:
matocele, f. Heilf. ein Luft- oder Windbrud;
Pneumatochemẽe, f. die chemiſche Bearbeitung
der Öasarten; Pneumatochoͤrd, n dieWindharfe;
pneumatõdes oderpneumatoddiſch, aufgeblafen,
aufgebläht; auch engbrüſtig, keuchend; Pneuma—
tologie, auch: die Lehre vom heiligen Geiſte;
Pneumatomuäch, ın. ein Beitreiter der Berjönlid)-
feit und Gottheit des heiligen Geiltes; Pneuma—
tomadjie, f. deſſen Lehrmeinung, auch Geijtes-
leugnung, Berleugnung des Geiltigen im Men—
ihen; Pneumatophobie, f. die Geiſterfurcht,
Geiſterſcheu; PBrreumatsjis, f. Aufblähung des
Unterleibes, Blähung; Windgeſchwulſt; Pneu—
matothörng, f. die Luftbruit, das Eingedrungen-
jein der Luft in den Bruſtkaſten.
PBneumeineter, n. gr. (von pneümön, Zunge, von
pneuma, Hauch, Atem, [.d.) der Lungenmeſſer, ein
von Kentijh erfundenes und von Himly ver-
bejjertes Werfzeug, die Räumigfeit (Kapazität) der
Zungen für Luft im gefunden und franfen Zu-
ſtande zu beitimmen; Pneumometrie, f. die
Lungenmeſſung (Hinfichtlich der Größe des Luft-
raums); Pneumonalgie,f.Lungenſchmerz; Piren-
Podagra
monemphraͤxis, f. Lungenverſtopfung; Pneu—
monie, f. eine Rungenfrankheit; bei. = Pneu⸗
monttis, f. Lungenentzündung; pneumoöͤniſch.
die Lunge betreffend; pneumontiche Mittel oder
Pneumonila, pl.Zungenmittel, Zungenheilmittel;
Pnreumonocele, f. Lungenbruch; pneumono—
gaͤſtriſch, die Qungen und den Magen betreffend;
Pneumonographie, f. die Lungenbefchreibung;
Pueumonologie, f. die Lehre von den Lungen;
Prreumonomantie, f. Weisfagung aus den Lun—
gen; Pneumonométer, n. = Bneumometer,
1.0. Breumonopathie, k.Lungenkrankheit; pneu⸗
monopaͤthiſch, lungenkrank, Pneumonophthiſis
oder Pneumonophthoͤe, f. Lungenſucht, Lungen⸗
ſchwindſucht.
Pnigalion, n. gr. (von pnigein) erſticken) Heilk.
der Alp, das Alpdrüden; Pnigmus, m. (gr.
pnigmös) das Stiden, Erſticken; Pnigma, n. der
„ Stidfluß.
Puyr, f. gr. der Blaß zu Volfsverfammlungen im
— Athen; auch vie Volksverſammlungen das
elbft.
PBoneiten, pl. gr. (v. pda, Gras, Kraut) Verſteine—
rungen oder Abdrücke grasartiger Pflanzen.
Pöbel, m. (mhd. povel, bovel, v. I. populus, fr.
peuple, engl. people, Bolt) daS gemeine Volf, bei.
der roheſte, ungebildetite Teil desſelben.
Voche, f. fr. (ſpr. poſch'; landſch. pogue, pouque,
engl. poke, pocket, angelſ. poca, poha, pocca, is-
länd. poki, ınl. pochia) die Tajche, der Sad; pl.
Bochen (ipr. poſchen), Taſchen, Rockſäcke; dietion-
naire de poche, engl. pocket- dietionary (jpr.
pöcit dickſchönäri) n. ein Taſchen-Wörterbuch;
Bochade, £. fr. (fpr. poſchcihd') der erjte Entwurf
eines Bildes, Umriß, Skizze; Pochette, f. (ſpr.
—ſchétt; it. poccetta, jpr. potjchetta) eine kleine
Taſche für Frauen; eine Taſchengeige, kleine Geige;
vpochieren, fr. (pr. poſchieren, von pocher, ſchla—
gen [im Küchengebrauch 3.8. des oeufs, Eier ein-
Ichlagen], geht zuriid auf poche) bezeichnet in der
Küchenſpräche: ftocen laſſen, jteif machen, in braus
ner Butter baden; pochierte Eier (ſpr. pofchierte),
verlorene Eier (ein Geridt).
pochissimo, j. unter poco. |
Pöcile od. Pötile, näml. Stoa, f. gr. (poikile, v.
poikilos, bunt) die bunte Halle, eine berühmte
Säulenhalle im alten Athen mit Wandgemälden
von Polygnotos.
Pocillãtor, ın. ſpätl. (v. pocillum, Berfl. v. pocu-
lum, f. d.) der Mundjchenf.
pocket dietionary, j. unter Bode.
poco, it. (= I. paucum) Tonf. wenig, etwas; &
poco a poco, nad u. nad), allmählich; um poco,
ein wenig; un poco all&gro oder poco allegro,
ein wenig geſchwind, etwas munter; p. forte, et-
was ſtark; p. lento, etwas langſam, nicht zu lang-
jan; p. piäuno, etwas ſchwach: p. piu u. p.menc,
etwas mehr und etwas weniger; p. presto, etwas
raſch; pochissimo (pr. pofi—), jehr wenig.
Bocilum, n., pl. pocüla, I. der Becher; Trank od.
Trunk; inter pocüla, bei den Bechern, beim
Trinfen oder Zehen; pocülum hilaritatis, n.
der Fröfichkeitstrunf; pocülum vomitorlum,
je Brech- oder Speibecher; pokulieren, 1.
echen.
Podägra, eig. f., gew. n. gr. (v. püs, podös, Fuß)
die Fußgicht, das Zipperlein; podaͤgriſch od. ho⸗
dagrös (I. podagricus und podagrösus), mit der
Fußgicht behaftet; Podagricus oder Podagriſt.
m. ein Fußgichtkranker; Mudnlaie, f, gr. nervöfer
Poderbrood
Fußſohlenſchmerz; aud = Rodagra; Podar:
thritis, f. — Podagra; Podarthrocäce, f.
Heilf. Fußgelenk-Entzündung; Podaͤri, m. neugr.
ein Fuß, Schuh.
Poderbrood, Poterbrood od. Poierbrood, w hol.
eine Sorte Auder, welche die Mitte zwiſchen Melis
und Raffinade hält.
Podẽéſt, m. u. n. (vgl. Podium) der Ruheplatz, die
breitere Stufe einer Treppe, Treppenabfab.
Podejtd, auch Podeftdt, m. it. (v. podestä, f.=1.
otestas, en ein Gewalthaber; Amtmann,
andvogt; Stadtherr, Stadtrichter oder Bürger—
meifter in Stalien.
Podetinm, n. nl. (Berl. von gr. püs, podös, Fuß)
Bot. das Geitell, der Fruchtitiel der Laubmooſe.
Vodewilsgewehr, n. ein nach dem Erfinder, Major
Bodewils, benanntes weittragendes Gemehr.
Podex, m. lJ. (v. pedẽre, einen Wind ftreichen laſſen)
der Hintere, das Geſäß, der Steiß.
Podjäsd od. Podjésd, m. ruſſ. (v. pod’, unter, u.
jächatj, fahren) die Anfahrt, der Treppenaufgang
eines Haufes, die Rampe.
Podium, n. I. (v. gr. pödion, Verkl. v. püs, podös,
Fuß) eig. ein Godel, Tritt, eine Erhöhung; der
porderite Teil der Schaubühne, der durch den Vor—
hang abgejchnitten wird.
Vodolatrie, f. gr. (von püs, podös, der Fuß) die
Sußverehrung, der Fußgögendienft; Podologie,
f. die Lehre von den Füßen; Podométer, m. ein
Fußmeſſer, Schrittzähler, Wegmefjer; auch Huf-
meſſer; Podonipten, pl.(v.niptein, wachen) Fuß⸗
waſcher, ſchwärmeriſche Wiedertäufer im 16. Jahr—
Hundert, die im Fußwaſchen ein beſonderes Ver-
dienſt ſüchten; Podophyllon, n. Fußblatt, Enten-
fuß, eine Pflanze; Podoptẽra, pl. Fußflügler,
Schwimmer, plattfüßige Schwimmvögel; po—
dopteriſch, flügelfüßig; Podorrheuma, n. Heilt.
gelinder Grad der Fußgicht; Podoſpermium,
n. Bot. der aus der Keimgrube hervorgehende
Keimgang; Podozöon, n., pl. Podozõa, Fußtiere,
Vielfüßler, eine Tierklafje, welche die Inſekten,
Arachniden, Kruftentiere 2c. umfaßt; Podüre,
f., pl.—n (v. ürä, Schwanz) Fußſchwanztierchen,
Springfchwan;, jehr Kleine Inſekten.
Podwörje, f. ruſſ. n.(v. po, bei, am, u. dwor, Hof)
das einem auswärtigen Klojter gehörige Abiteige-
haus nebſtHauskirche in größeren ruffifchenStädten;
der Kloſterhof.
Poẽlon, m. fr. (ſpr. pöalong) eine irdene Kaſſerolle,
Zuckerpfanne.
Poẽema od. Poẽm, n. gr. (poieẽma; vgl. Poeſie) ein
Gedicht, Dichtwerk.
poena, f. l. (gr. poine), auch Pön, Strafe, Buße;
poena conv6enta oder conventionälis, der Reu-
fauf; pro poena, in der Studentenfpr. zur Strafe,
.B. trinfen; sub poena, unter oder bei Strafe;
ün-Fall, m. ein Straffall; jträfliches Vergehen;
Pöno-Mandat, n. Strafgejeß; pönen und ders
pönen, mit Strafe belegen, durch Strafgefeße ver-
bieten: pönäl (I. poenälis), die Strafe betreffend
od. dahin gehörig; Pönal-Koder, m. das Straf-
geſetzbuch; P.-Geſetz, n. ein Strafgejeß; P.⸗Ur⸗
teil, n. Strafurteil.
poenitentes od. paenitentes, pl. l. (v. poenitere,
bereuen) die Büßenden: una poenitentium, eine
der Bühenden;_Poenitentia, f. unt. BPönitenz.
PVoefie, f. (l. poësis, vom gr. poiesis, von poiein,
machen, hervorbringen, dichten) die Dichtkunſt, das
Dichten; eine Dichtung, ein Gedicht; entg. Proſa;
Point
Poẽt, ın. (I. poeta, gr. poietes) u. Poẽtin, f. ein
Dichter, eine Dichterin; po&ta Jaureätus, J. ein
mit dem Lorberkranggefrönter Dichter; Poetaͤſter,
m. nl. ein Dichterling; Poetaſterei, f. Dichterei,
Versmacherei; Poeterei, f. Dichterei, das Dichten;
Poẽtik, f. ([. poätica, gr. poietike) die Dihtungs-
lehre, Theorie der Dichtkunft; Pogtifer, m. ein
Kenner u. Zehrer der Dichtkunſt; poẽtiſch (1. poë-
ticus, gr. poietikös), dichterijch, ſchwungvoll; boe⸗
tiſieren, dichten, Verſe machen; der dichteriſchen
Darſtellungsweiſe ſich annähern.
Pognerde, kOfr. (ſpr. ponjereh) ein altes Hohlmaß
in Montpellier —=!/,s Setier oder ungef. 3,81;
Pognouod.Pognoul, pl. Pognoug (pr. ponjüh),
ein —— in Lüttich — Setier oder
1,921. j
Pogonias, m. u. f. gr. (v. pogon, der Bart) der u.
die Bärtige; der Bartfifch; auch der Haarfomet;
Vogonidiis, f. Heilf. Starfbärtigfeit; der Weiber-
bart; Pogonologie, f. die Bartlehre; Pogono—
pBlt, m. ein Bartliebhaber; Pogonotoͤm, m. ein
artabjchneider, Barticherer; Pogenotomie, f.
das Bartabnehmen; Pogonotrophie, f. die Bart-
pflege, das Wachlenlafjen des Bartes.
Pohl, Pohle, j- Pol.
poids, n. fr. (fpr. pod; altfr. pois, peis, pes, prov.
pes, pens, it. u. jpan. peso, v. [. pensum, gewich—
tige oder ſchwere Sache, v. pendére, wiegen, ſchwer
fein, neufr. poids, vertwechjelt mit l. pondus) das
Gewicht; poids de fer, Schwergewicht; p. de
marc, Markgewicht.
Poierbrood, j. Boderbrood.
Potgnede, f. fr. (pr. poanjeh’; v. poing=I. pugnus,
die Fauft) eine Handvoll; der Griff, dag Heft.
poil, m. fr. (fpr. podl; v. I. pilus) dag Haar, der
Strich des Tuches; das rauhe Haar am Samt,
gem. Pohl, Pole, j. d.; poil de chevre (pr.
—ſchäwr') eig. Ziegenhaar, ein Zeug ans Wolle u.
Baumwolle; p. de laine (fpr. —lähn’) d. i. eig.
Wollenhaar; Mod. feine Straußfedern.
Poinciana, j. Boinziane.
Baincon, m. fr. (pr. poängköng; eig. der Pfriem,
Stecher, Grabftichel, Bunzen, ſpan. punzon, it.
punzone, v. [. punctio, der Stid), das Stechen, v.
pung£re, ftechen) ein Wein- und Branntweinmaß
Ir age \ har —*
eint, m. fr. (ſpr. poüng; prov. point, ponh, v. l.
ne ſ. d) ein Punkt; Stich, Stoß; ein Auge
auf Würfeln und Karten; Apoint od. auf dem
Point fein, im Begriff oder auf dem Punkte;
point, auch: nicht3; daher A point, zunichtS (beim
Billavd);pointd’alignement(ipr.— dalinj'mäng),
Krk. der Richtpunkt, Stellpuntt; p. d’appui (jpr.
—dapüi, der Ruhepunkt, Stützpunkt; p. d’argent,
p. de Suisses, fr. (fpr. poäng d'arſchäng, poäng
dö ßwiſſ') fein Geld, Tein Schweizer; p. d’attaque
(fpr. — dattaf), der Angriffspunft; p. de devant
(jpr. —d’wang), der Vorſtich (beim Nähen); p. de
direetion (jpr. — direfgjöng), der Nichtpunft,
Stellpuntt; p. de poste (pr. — pojt), der Poſt-
ftich (beim Nähen); p. de ralliement (jpr. —ralli’-
mäng), Wiederverfammlungspunft; p.dereunion
(fpr. — reühnjöng), der Sammelplag; p. de vue
ipr. —mwüh’), Gefihtspuntt, Richtpunkt; P. d’hon-
neur (fpr. — donnöhr), Ehrenpunkt; Ehrenſache:
Ehrgefühl; p. du tout (ſpr. — dü tuh), feines»
wegs, ganz und gar nicht; Points, pl.(ipr. poängS)
genähte Spitzen, Kanten (v. point für Stich beim
Nähen, Näharbeit 2c.); points d’Alengon (ſpr.
— dalanghöng), Spigen aus Alengon; P. à la
669
670 Bointer
Reine (pr. — rähn’), eig. Spigen wie die Königin,
Spigenfanten ohne Bogen; p. de France (jpr.
— d’frangf’), weiße Zwirnjpigen aus Frankreich);
p. de Turquie (fpr. — türkih), feine ſeidene Spitzen,
die in den Harems der Türfen gemacht werden;
p. de Valenciennes(fpr. — walangbiänn), Spigen
von Balenciennes; p. de Venise (jpr. — wenihs),
Spigen von Venedig; Points, pl. (von point,
Stich beim Nähen) genähte Spigen, Nadelſpitzen
im Gegenfag zu den Klöppeljpigen); Points
tivgs, pl. (pr. — tireh) Ausziehſpitzen; · Pointe,
f. (jpr. poängt’; I. gleich]. puncta) Spite, Stachel,
Schärfe, bei. Spibe eines Wied; Pointe machen,
jpi$ einziehen (in der Weberei); pointieren (fr.
pointer; jpr.poängtieren), tüpfeln (punftieren);
mit Bointen verſehen, zufpiten; richten, 3. B. ein
Geihüg, uneig. zielen, tradhten, ftreben, zeigen,
tweifen; in Hazardſpielen: auf eine Karte jegen,
wagen, r. pontieren (ſ. Bonte); Pointeur, m.
(fpr. poängtöhr) der Kanonier, welcher die Geſchütze
richtet, Pharaoſp. der Gegenspieler, Ausſetzer, der
auf ein Kartenblatt eine Summe Geldes jet;
beintiert, betont, zugeſpitzt, nachdrücklich; Hain
tiiteren (fr. pointiller; jpr. poängtijieren), eig.
tipfeln; uneig gritbeln, Eritteln; ſticheln; Poin—
tilferte, f. (pr. poängtijerth) Zankjucht, Streit
über Kleinigkeiten; Stichelei; pointilleur (pr.
poängtijöhs), Ipisfindig, Frittlig, Heintich.
Pointer, m. engl. (fpr. peun—) der Vorftehhund,
kurzhaariger Hühnerhund.
Point-lace, f. engl. (jpr. point⸗lehß), genähte Spit-
zen, Bändchenfpigen, Bändchenarbeit (vgl. Lace).
Poinziãne, £. (nl. poinciäna) Pfauenſchwanz, eine
Treibhauspflanze aus Wejtindien (jo genannt zu
Ehren des franzöſ. General-Gouverneurs in Weit-
indien Poinci um 1650, der die Naturgefchichte
der Antillen bearbeitet hat).
Voiré, m. fr. (ſpr. poareh; v. la poire = |. pirum,
die Birne) Birnmoſt. {
Boifidrde, f. fr. (ſpr. poafi—; v. poisson, Fiſch, it.
pescione, ein großer, ftarfer Fiſch, von pesce, I.
piscis, Fiſch) ein franzöſ. Fiſchweib, pöbelhaftes
Weib; voiſſard (pr. poaſſähr), pöbelhaft, gemein.
Poitos, pl. jpan. indianiſche Silaven (aus wilden
Indianern zu Sflaven gemacht).
Pojas, m. ruſſ. (poln. pas) die Xeibbinde, bei dem
höheren Adel gew. aus Gold gewirit.
®Bofäl, m., pl. —e (fr. u. fpan. bocal, it. boccale,
nl. baucalis, v. gr. baükalis, baukälion, Gefäß)
der Becher, Kelch, das Dedelglas, der Humpen.
sofern, ein amerifanisches Kartenfpiel, jehr beliebt
bei den fahrenden Künftlern.
Pol, m., pl. Pole (1. polus, v. gr. pölos, d. i. Dreh-
punkt, v. pelein, drehen), der Dreh- od. Angelpunft;
die beiden Endpunkte der Achje einer Kugel, 3.8.
der Erde, um welche ſie ſich herumdreht; der äußerfte
Bunft der Erdachje gegen Norden heißt der Word-
polod. arktiſche Bol (polusarcticus),derandere
gegen Süden der Südpol od. antarktifche Pol
(polus antarcticus); Bole des Himmels oder
Weltpole, die Weltangeln, um melche jich die
iheinbare Himmel3fugel binnen 24 Stunden ein-
mal zu drehen jcheint; Naturl. die Punkte od. Stel-
fen, welche der Siß entgegengejeßter Kräfte oder
Eigenichaften find, 3.8. die Pole des Magnets,
die Zugpunkte od. die nach entgegengejeßten Rich—
tungen ftrebenden Stellen des Magnet3,in welchen
jeine Anziehung am jtärfiten ijt, vgl. Magnet;
Bolhöhe eines Drt3,f.geographiiche Breite;
EEE EEE EEE —— — —
Polemarch
polär, nl. die Pole betreffend, von den Polen her;
ettgegengefeßt, gerade entgegen; Polär-Zirkel
od. =ftreife, pl. Angelfreije, die Kreislinien, welche
man ſich um jeden der beiden Erdpole mit einem
Halbmeſſer von 231/, Graden gezogen denkt; P.⸗
Distanz, f. die Entfernung des Bars vom Sceitel-
punkt eines Ortes; P.⸗Dreieck, n. Größenl. Er-
gänzungsdreied; P.-Fuchs, m. Blaufuchs, ein
ichneeweißer, im Sommer grauer Fuchs des Nor-
dens mit geſchätztem Pelz; P.-Länder, pl. die um
den Nord- und Südpol bis zu den Polarkreiſen
gelegenen Länder; P.-Lichter, pl. Nord- u Süd—
lichter, Richterfcheinungen in der Atmoſphäre nahe
den Erdpolen, magnetifche Gewitter; P.⸗Men—
Ichen, pl. Bolmenjchen, Bewohner der Bolgegen-
den; B,=Brojeftton, j. Brojeftion; B.=Stern,
m. der Nordſtern am äußerſten Ende des Schwan»
368 von feinen Bären, ehem. Leitftern für Schiffer
(vergl. Cynofura); B.-Strömmmg, f. die Be—
wegung des Meerwaſſers von den Polen nad dent
Aquator; Bolgrimeter, Polariſkoͤp, u. Werk-
zeuge zur Unterfuchung des polarijierten Lichtes;
Bolarifatenr, m. (jpr. —töhr) ein Spiegel am
Polarijationsinftrument; polariſteren, Bolarität
erteilen od. annehmen; Balarifation od. Polari⸗
fterung, f. Erteilung oder Verleihung von Pola—
rität; auch Annahme derjelden; Bolarijation
des Lichtes: die durch Brechung (bef. in doppelt⸗
brechenden lörpern, 3. B. Kalkſpat) dem Lichtitrahl
erteilte Eigenſchaft, nad) zwei jenfrecht aufeinander
jtehenden Richtungen entweder vollitändig, oder
gar nicht zurückgeworfen od. gebrochen zu werden;
Bolarität, f. die Neigung oder Richtung frei
ichwebender Magnete nad) den magnetischen Bolen
der Erde; im weiteren Sinne: das Beſitzen zweier
Pole oder entgegengefeßter Stellen mit —
gefesten (anziehenden und abſtoßenden) Eigen—
ihaften, daher magnetijhe und elettrilge
Bolarität; überhaupt das Auseinandertreten
einer Kraft in zwei enigegengejebe und zur Wie-
dervereinigung ftrebende Tätigfeiten, der Gegen»
jag zweier in Wechjelbeziehung zueinander fiehen-
den Eigenihaften oder Kräfte; Polographie, ?.
die Bolbejchreibung.
Boldcen, £. it. ein polniſcher Volkstanz = Polo»
naije; Poläcke, m. (vom it. Polacco od. fr. Po-
laque) ein Pole, polnischer Reiter; poln. Rio
ein gefchnittenes Huhn; Tabaksreſt in der Pfeife.
Bolafer, m. (fr. polacre, auch polaque) eine Art
dreimaltiger Laſtſchiffe (mit Rudern), bef. auf dem
Mittelmeere.
polar ꝛc., polartiieren, Polarität, ſ. unter Pol.
Bolder, ın., pl. Polders, Hol. und niederd. ein-
gedeichtes od. eingedämmtes Land; Poldermühle,
f. eine zur Entwäſſerung deafelben dienende Wind⸗
mühle.
—— m. pofn., ſ. Polturak, Polturg.
Pole vd. Pohle, f. (v. fr. poil, Haar) das Haar des
Samts, auch der Pohl genannt; die vbere Kette
— — es cn a ea
ole, n. engl. (= Pfa eine Stange, Meßſtange,
a als Maß j.v. w. Perch (f. d.) od. Rod
(Rute).
Polei, m. (v. I. pulegium, pulejum, v. pulex, Floh;
it. puleggio, poleggio, prov. pulegi, fr. pouliot)
eig. Slohfraut (wegen — Wirkung gegen die
löße), eine bitter und würzhaft ſchmeckende und
ſtark riechende Pflanze,
Polemaͤrch, m. gr. (von pölemos, Krieg) ein Feld»
herr, Oberfelbberr; Kriegsrat, Kriegsiminifter bei
Bolenta
den alten Griechen; Polemardie, f. die Würde
de3 Oberfeldherrn od. Kriegsminiiters; Polemik,
f. die Streitfunft, die Kunſt, einen wiſſenſchaftlichen
Streit zu führen; auch die Führung des Streites
ſelbſt, der Federkrieg; Polemiker, m. ein Streit-
kundiger, wiſſenſchaftlicher Streiter; polemiſch,
ſtreitend, angreifend; polemiſche Schriften,
Streit- od. Haderſchriften; polemiſieren, ſtreiten,
beſ. über wiſſenſchaftliche Meinungen; Polemo⸗
graphie, f. Kriegsbeſchreibung; Polemograͤphilk,
kKriegsbeſchreibekunſt; — — kriegs⸗
beſchreibend; Polemoſkoͤp, n. ein von Hevel 1637
zu Danzig erfundenes Kriegsfernrohr, auch Opern-
gucker, bei. im Kriege und in Opernhäufern 2c. ge-
bräuchlich.
Polenta, f. it. (v. l. polenta, Gerſtengraupen, verw.
mit pollen, feines Mehl) ein Breigericht, ein dicker
Brei von Mais-, Koaſtanien- od. anderm geröſteten
Mehl mit Butter, Ol oder Speck u. Parmeſankäſe
gemiſcht, eine Lieblingsſpeiſe der Italiener.
Poleographĩie, f. gr. (von pölis, Stadt) Städte-
bef&reibung; poleonraͤphiſch, ſtädtebeſchreibend
od. ⸗ſchildernd. [Muskaten u. Zitronenſaft.
Polepoͤnze, f. ein Getränk von Branntwein, Zucker,
Polẽten, pl. gr. (v. Sing. pöletes, v. pölein, verfau-
fen) eig. Berfäufer; im alten Athen zehn obrig-
keitliche Perſonen, welche die Staat3gefälle und
öffentlichen Abgaben zu verpachten hatten.
poli, ſ. unter polieren.
Boliäter, m. gr. (von pölis, Stadt, u. iatrös, Arzt)
ein Stadtarzt (Stadt-Phyſikus).
Police, f. fr. (pr. pohlihß') 1. die Polizei, ſ. d.;
2. auch Polizza, it., gem. Polize oder Politze
(engl. policy, ſpan. poliza, mi. poletum, poleti-
cum, polecticum, entjtellt aus ſpätl. polypty-
chum, polyptycha, Rechnungsbuch, Verzeichnis,
vom gr. polyptychon, viele Blätter haben, von
ptyche, Kalle, Shit, Lage, Blatt, v. ptyssein,
falten) ein Berfiherungsichein, eine Berficherung3-
ichrift oder -urfunde nebjt einen genauen Ber-
zeichniffe der verficherten Güter nad) Zahl und
Gewicht 2c., vgl. Aſſekuranz; policieren (fr.
policer), gute Ordnung (Polizei) einführen, wohl
einrichten; policiert, wohl eingerichtet, gebildet,
gefittet (poli).
Polichinel, m. fr. (polichinelle, jpr. polifchinel),
od. Pulcinella, m. it. (fpr. pultichi —) der Yuftig-
macher, Bofjenreißer od. Hanswurſt, eine Masken—
rolle in den italien., bei. neapolitan. Bofjenfpielen.
solicieren, policiert, j. unter Police.
Polier, ſ. Bolierer unter polieren.
polieren, I. (polire, fr. polir) feilen, außsfeilen;
abreiben, glatt machen, pugen, blanf machen;
verfeinern, höflicher, gefitteter machen, vgl.zivili-
fieren; (daher Bolierfeile,-hHammer, -fol-
ben, »itahl, -ftein, Lie 2c., überh. Bolier-
mittel, Mittel oder Werkzeuge zum Glätten;
Bolierpapier, mit einem Firnis überzogenes
Badpapier zum Busen verrojteter Waren; Po—
lierrot,n.j.v. w. Engliſch-Rot); aucd einen Ge—
wehrlauf bohren (dab. Wolierb ohrer); Holtert,
geglättet, aejchliffen, gepußt; uneig. verfeinert, ge-
jitiet ꝛc.; Polierer, gem. verkürzt Wolter, m. 3.8.
Maurer-, Zimmer-Bolierer, Obergefellen,
welche die grobe Arbeit ins Feine bringen und des
Meisters Stelle vertreten (nad) anderen von
Parleur, Spreder); holt, fr., oder poltt, !
(politus — poliert) geglättet, geplättet, blank ge-
ichliffen; höflich, fein, auch Tiftig; euivre poli, m.
fr. (euivre, Kupfer, fpr. ftir), eigentl. poliertes Polizza, |. Police.
Bolizza 671
Kupfer, blank gejchliffenes Meſſing, Blankmeſſing;
oliment, n. fr. (ſpr. polimdng) die Glättung,
chleifung, der Glanz, Goldgrund; Poliſſeur, m.
(jpr. —jöhr) Schleifer, Slätter bei Goldarbeitern,
Steinfchleifern 2c.; Politũr, f. l. (politüra) Glät-
tung, Verfeinerung; Glätte, Glanz; aud) = Bas
litefſe, £. fr. Sefchliffenheit, Feinheit, Artigfeit im
Betragen, feine Lebensart, feine Sitte.
Poliklinik, f. gr. (von pölis, Stadt) Stadt-Klinit
(j. Klinik), Stadtfranfenbehandlung oder -pflege;
Behandlung der Kranken in ihren Wohnungen;
Poliorcẽtes, m. (von poliorkein, eine Stadt be-
lagern) der rd ein Städtebezmwinger;
Poliourcẽtil, f. die Belagerungsfunde; polioreẽ⸗
tiſch, belagerungskundlich.
Boliment, |. unter polieren.
Boltn,n. ein von Oſann im uraliſchen Blatin-Erz
entdeckte Metall (vgl. Pluran). |
Veltdfis, f. gr. (v. poliün, grau machen, v. poliös,
— 755 das Grauwerdender Haare; Poltoͤtẽs
das Grauſein, greiſes Haar.
Polis, f. gr. die Stadt, der ſtädtiſche Staat (jetzt
auch bei —— gebrauchter Ausdruck).
Poliſander⸗Holz, r. Palixander-Holzſed.
Boliffon, m. fr. (fpr. poliſſöng; urſpr. ein Hand
mwerfsjunge, der etwas glatt oder blanf mad, db.
I. politio, das Glätten, perfönlich genommen, v.
polire, glätten) ein Bube, Wicht, Rn
olifjonnieren (fr. polissonner), Gafjenbuben-
treiche begehen, Boten reißen; VBoltffonnerie, f.
die Ungezogenheit, Bubenitreich; die Hote.
Polite, f. (vgl. Bolice) eine kurze Schrift, ein Zettel,
bei. Handlungszettel.
Politeſſe, ſ. unter polieren.
Politicalgossip, m.engl.(jpr. pölttifölgogip,v. engl.
gossip, Gevatterin, Klatjchbafe) politiſcher Klatjch.
Soltsik, £. gr. (politike, v. pölis, Stadt, Staat) die
Staatswifjenfhaft, Staatskunſt, Staat3klugheit,
Staatöweisheit; Weltflugheit, Klugheit im Umt-
gange, Schlauheit, Liſt; Politica, pl. I. (v. poli-.
ticus, a, um, ftaatlich, politiih) StaatSangelegen-
heiten, Staatsſachen; Politikus oder Politiker,
m.(gr. politikös) ein ftaats- od. weltfluger Mann,
Staatsmann, Staatsfundiger; uneig. ein Welt
Eluger, verjchlagener Kopf; Polttifditer, m. a
tiſcher Kannegießer; politiſch itaatswitjenf aft⸗
lich, ſtaatskundig, ſtaatsklug; Staatlich, ſtaatsbür⸗
gerlich, bürgerlih, 3. 8. politifche (bürgerliche)
Berfaffung; politiihe Verhältniſſe ꝛc,
Staatsverhältniffe; politifhe Geographie, ſ.
Geographie; politifche Verſe (vomgr. politi-
kös, f. volfsmäßig), nach dem Akzent gemefjere
griech. jambifche Verſe, die im Mittelalter der da-
maligen Volksſprache gemäß üblich wurden; im
gem. Leben: klug, weltflug, vorfichtig, ſchlau, ver-
Klagen; politiſieren, barb.-I. von Staatsfachen
reden.
Politur, j. unter polieren; Polixander⸗-Holz,
ſ. Balirander-Holz; Polize, ſ. Bolice.
VPolizẽi, f. (vom gr. politeia, l. politia, Staats-
verwaltung, Staat) die Staat3anftalt, welche die
öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Per-
jonen und des Eigentums aufrecht erhält, die
Staatsauflicht, Sicherheit3behörde ; Polizei-Kom⸗
miffer u. P.-Inſpektor. m. Sicherheitsaufjeher;
P.⸗Direltor, P.-Präfident, m. der Vorjteher,
Oberſte der Kolizei; P.:Staat, m. ein Staat, in
welchem die Verwaltung unbeichränft ift, entg.
Rechtsſtaat; Poliziſt, m. ein Polizeibeamter,
[Bolizeidiener.
672 Poll
Folk, Pult, m. (ruſſ. polk, poln. pölek, pulk; türk.
büluk, viell. veriw. mit Volk), eine Truppen-
abteilung, ein Regiment, ein Trupp, be. Koſaken;
Bolkötwnif, m. der ruf). Oberit.
Rolfa, f. ein Tanz in ?/;Takt, der in Polen (daher
der Name, von polka, Polin) und von da aus in
Böhmen und Ungarn beim Volfe gebräuchlich und
feit 1842 auch in Deutfchland und Frankreich be= |
Fannt und beliebt geworden ift; Polfa-Liför, m. |
pr. —föhr) ein eigentüntlicher feiner Branntwein; |
Volkaſchlächter, m. ein Schlächter, der fchlechtes, |
krankes Vieh ſchlachtet und in den Handel bringt |
(entgegen dem polizeilichen Verbot). |
Voll, n. engl. (fpr. pohl) eig. Kopf; die Verfonen- i
lite, Namenliſte, Stimmenzahl; die Abſtimmung |
bei ven Wahlen der Barlaments-Mitglieder; Poll:
ſchreiber, m. engl.-dtich., wer bei Barlament3-
mwahlen das Eintragen der Namen und die Stim-
menzählung bejorgt; Poll-Tar, n. die Kopfiteuer,
das Kopfgeld. |
Pollen, n. lat. Staubmehl; Bot. der Blütenftaub, |
Samenjtaub an den Staubfäden der Blumen; Pol— |
ienin, n. nl. der Blütenjtaubftoff, ein eigentüm- |
fiher, aus Blütenftaub darftellbarer Pffanzen- |
beitandteil. |
pollicitieren, I. (pollicitäri, Verſtärkungszeitwort |
|
v.pollic&ri)verfprechen, verheißen; Pollteitation,
f. (£. pollieitatio) Ripr. das einfeitige Berjprechen,
Gelübde; Pollicitätor, m. der Verſprecher.
Vollinktur, £. nl. (vom lat. pollingöreé, Leichen ab—
waſchen) die Leichenwäſche; die Einölung toter
Körper.
Vollution, f. lat. pollutio, von polluére, beſudeln)
Befleckung; beſ. unwillkürliche nächtliche Befledung
oder Samenergießung; polintio templi oder p.
ecclesiae, Rſpr. die Gerunreinigung oder Ent- |
weihung eines Tempels oder einer Kirche.
Vollux, |. Kaftor. |
Bolly, f. Abkürzung für Apollonia. |
Bolmaifcheizung, f. engl.-dtih. (pr. pofmähf”—) |
nad) dem Erfinder, dem ſchottiſchen Särtner Bol- |
maije, benannte Heizungsmethode in Gewächs-—
Polograbhie, j. unter Bot. ‚ [häufern.
Polonaiſe, £. fr. (pr. — nähſ'; v. polonais, f. polo-
naise, polnisch; ein Pole, eine Bolin) ein polnischer
Tanz und deſſen Tonweife im %4-Takt; ein weib-
licher Pelzmantel oder Pelzumhang nad) polni-
ſcher Art. laltes Getreidemaß in Trieft.
Poloͤnico, m. it. (von nl. polonicus, polniſch) ein
Poltina, f. uff. (von pol, Hälfte) ein halber Rubel
oder 50 Kopeken, eine ruſſ. filberne Rechnungs—
münze — 1,62 4; Boltinnif, m. ein Halbrubel-
ſtück; Polupoltina, f. ein Biertefrubel; Bolt:
Holtinnif, m. ein Biertelrubeljtüd.
Boltron, ın. fr. (fpr. poltröng; it. poltröne, ein
Faulenzer, poltro, faul, poltrire, im Bette fau-
lenzen, v. althochd. bolstar, mhd. polster, Polſter,
Pfühl; gem. unr. abgeleitet v. [. pollice truncus,
d. i. am Daumen verjtümmelt, weil man im alten
Kom den Feigen den Daumen abgejchnitten) ein
Feiger, Feigling (im gewöhnlichen Xeben irrtümlich
a für Bolterer, Schreier, Zänfer gebraudt);
aud) ein ſcheues Pferd; Poltronnerie, f. die Feig—
beit, Berzagtheit.
Poltura, Polturat,m.(polu.pöltorak, ein Andert⸗
halbgroſchenſtück, v. pöltora, ruſſ. poltorä, andert-
halb, v. poln. pol, rufj. pol, halb, u. pol. wtöry,
rufj. wtoröi, f. dwatoröi, der zweite, andere) eine
ehemal. Rechnungsmünze in Ungarn u. Ofterreich,
— 1/0 Thr oder etwa 7 Pf.
polyeephaliich
Poluosmin, m. (halber Osmin, f. d.) ruff. Getreide-
maß — 52,476 1 (f. a. Tihetwert).
Polnpolting, ſ. unter Boltina.
polus arcticus und antaretieus, ſ. unt. Bol.
Polüfchke, f. ruſſ. Verkl. v. pul, pulo — perf. und
türk. pül, eine Fiſchſchuppe, kleine Münze, Heller)
— ——— — 100 Rubel od. . Ko⸗
= (08).
Polutſchetwerik, m. (halber Tſchetwerik, ſ. d.) ruff.
Getreidemaß — 13,12 1 (f. a. Tihetmwert).
Tolyadelphia, pl. gr. (von polys, polle, poly, viel;
Su Adelphie) vielbrüdrige Pflanzen mit Zivitter-
blumen, deren Staubfäden in drei oder mehr Bün-
del zufammengewachfen find (in Linnés Syftem
die 18. Kaffe); polhyadelphiſch, vielbrüderig;
Volyadelphit, m. ein Eifengranat; polyakdii=
thiſch (v. akantha, Dorn) vieldornig, vielftachelig;
Polyanmie, f. (von haima, Blut) Heilf. die Voll-
blütigfeit: polhämiſch, vollblütig; Polhama—
tynie, f. Wortichriftiag (in der Druderei); Poly⸗
andrie, f. (von aner, Gen. andrös, Mann) die
VBielmännerei, Verbindung einer Frau mit mehre-
ven Männern; PBolyandria, pl. vielmännrige
Pflanzen mit 20 bis 100 freien Staubfäden in dem
Boden einer Zwitterblume (in Linnes Syitem die
13. Klaſſe); polyandrifch, vielmännrig; Bolyan-
gien, pl. (v. ängos, Gefäß) vielfächerige Pflanzen,
mit vielen Sachenfächern; Polhanthẽa, f. (vgl.
Anthos) eine Blumenfammlung. bunte Sammlung
belletrijtifcher Aufſätze; polydnthifch, vielblumig;
Bolyardie, f. (von ärchein, herrichen) eine Viel⸗
herrichaft, Staatsverfaffung, wo viele herrſchen;
bolhaͤrchiſch, vielherrſchend; Polhautograbhie.
f. (vgl. Autograph) die Vervielfältigungskunſt von
Zeichnungen, Schriften 2c. durch Abdrüde auf
Marmorpiatten 2c.; auch für Lithogräphik,
Steindrudfunft.
Polybins, m. gr. (von poly, viel, und bios, Leben)
männl. Name: derLanglebende; Polybia, f. weibl.
Name: die Zanglebende.
Bolyblaftie, f. gr. (v. poly, viel, u. blästos, Kein,
Sproß) Bielzweigigfeit, Wuchsfülle; nolyhlditiih,
vielzweigig; Bolyblennte, f. (v. blenna, Schleint)
Heil. ftarfe Verſchleimung.
solycephälifch (von poly, viel, und kephale, Kopf),
vieltöpfig, Polychezie, k. anhaltender, Durdfall; -
Polycholie, f. (0. chölos, Galle) Heilf. Überfüllung
mit Galle, Gallenfucht; Polychoͤrd(on). n. (vgl.
Chorde), Bielfaiter, ein von Hilmer 1799 erfun-
denes vieljaitige8 Tonwerkzeug; polhychrẽſt (von
chröstös, braudbar), zu vielen Dingen brauchbar,
3.8. Bolycreftpillen, Bolychreitjalz,).sal
polychrestus; Polhchroin oder Bolychroit, n.
Saffrangelb, der ausgezugene Färbeſtoff des Saf-
franz; Balychramdiih) oder Holychromatiich
(vgl. Chronta), vielfarbig; Polhchröm, n. PhoS-
phorbleierz, Buntbleierz, Grün- od. Braunbleierz,
phosphorfaures Blei; auch Schillerſtoff, = Hjen-
fin (j. unter aesculus); Polhchromie, f. Bicl-
farbigfeit, bef. die Bemalung alter Bau- u. Bild-
werfe mit verjchiedenen Farben; Polychromo—
graphie, f. die Kunft, auf der Buchdruderprefje
mehrere Farben gleichzeitig zu druden; polhchron
oder polhchroͤniſch (von chrönos, Zeit), viel- od.
fangzeitig, langdauernd; Bolychylie, f. (vgl. Chy⸗
fus) Überfluß an Nährftoff, welcher viel Milchſaft,
mithin Nahrung gibt; polhchhliſch, Taftreich, voll»
iaftig; Bolychymie, f. (vgl. Chymus) die Viel- od.
Bolltaftigtent, Polyijcheſie, f. (v. kKyein, ſchwanger
jein) Heilf. mehrfache Schwangerſchaft; PBolyda=
Polydor
trie, f. Tränenfülle, Tränenfluß; polydaktyliſch,
(vgl. Daktylus), vielfingerig; Polhdaktylismus,
m. Vielfingerigkeit, die Erben eines jechiten
Singers an einer Hand, an beiden Händen, oder
an Händen und Fügen; Polydipfie, f. (von dipsa,
Durft) großer, unmäßiger, widernatürlicher Durft.
Polydor, m., Polydöre, f. gr. (von poly, viel, u.
döron, Gejchenf) männl. u. weibl. Name: der und
die Yreigebige.
Bolydynamie,f.ar.(v.poly,viel,u.dynamis, Kraft)
Kraftfülle, aroge Stärke; Polyedron, Polye-
drum oder Volyeder, n. (v. hedra, Sig, Grund—
fage) ein Bielflächner, vieledig geichliffenes Glas,
welches einen Gegenjtand vervielfältigt; palye=
driſch, vieljeitig, vielflächig; Polhgäla, f. I. (v.
gr. polygalon) dag Milchkraut, die Kreuzblume,
eine a ognitung non vielen Arten, worunter
bei. die heilfräftigen Polygala amära u. P. sen&ga
(vgl. Senega-Wurzel); PBolygalin, n. Kreuzwurz—
bitter, ein au8 der Wurzel von Polygala senega
ausgezogener Stoff; Polygalaftie od. Bolygalie,
f. (v. gäla, Gen. gälaktos, Milch) Heil. Milchfülle,
Milhüberfluß; polygaldttiich, milchreich; Poly⸗
amie, f. (von gämos, Ehe) die vielfache od. mehr-
ache Ehe, Bielmännerei (Bolyandrie) od. Viel-
weiberei (Bolyaynie); Polhgamia, pl. vielgat-
tige oder vielehelihe Pflanzen, welche außer den
Awitterblumen zugleich entweder mänzl.od. weibl.
Blumen, oder auch beide zugleichtragen (inLinnes
Syitem die 23. Klafje); polhgaämiſch, vielgattig;
Polygamiſt m. ein Verteidiger der Vielweiberei;
Polijgaftrica, pl. Magentiere, eine Art Infufions-
tierhen; Polyglötte, f. (ogl. Gloſſe) ein viel-
üngigeg, d. i. in mehreren Sprachen gefchriebenes
Bud, bej. eine in verjchievdenen Sprachen verfaßte
Bibel, auch Polyglottenbibel; Polyglotten-
Lexikon, n. ein vielfpradhiges Wörterbud); poly-
glottif vielſprachig; Polhgön, n. (von gönos,
Winkel, Edle) ein Bieled; Krgsk. eine vielfeitige ge-
ſchloſſene Schanze; Volygenmanern, pl. die alt
griehiichen, aus vieledig behauenen Steinen auf-
geführten Mauern; polygonäl, vieledig; auf ein
Vieleck bezüglich; VWolygonälzahlen, pl. Vieled-
zahlen, Diejenigen Arten von figurierten Zahlen
(j. d.), welche ſich Durch — weit entfernte Punkte
in die Fläche eines regelmäßigen Vielecks eintragen
laſſen, z. B. eines Quadrats (Quadratzahlen),
einesgunfeds(Bentagonalzahlen),einesSech3-
eds(Heragonalzahlen) zc.; Pplygonometer,
n. ein Bieledmejjer; Polygonometrie, f. Vieled-
mejjung, die Lehre von der Ausmeflung grad«
liniger Figuren von mehr al3 drei Seiten; Poly—
gonneß, n. Stredenneg; Bolygonalräder, nicht
runde Räder, vieledige Räder; Polygonpunkt,
Knotenpunkt, Brechungspunkt; Polygonmwintel,
Brechungswinkel; Kräftepolygon, Kräfteplan,
F der Kraftlinien; Seilpolhgon, Seil- oder
elented; Polygonie, f. (von göneia, Zeuaung)
große Beugungsfähtgeeit od. Fruchtbarkeit; Poly:
sönum, f. der Knöterich, eine Pflanzengattung von
vielen Arten; Polhgraͤmm, n. (von grämma,
Schrift, Zeichnung; gräphein, ſchreiben 2c.) eine
duch viele Seiten begrenzte Figur; Umdrud, Durch⸗
iHrift; polygrammadtiich, vielbuchſtabig, Poly-
graͤph, m. ein Bielfchreiber; Umdruder, Schnell»
drucker; Bolygraphie, f. die Vielichreiberei; poly=
araphiich, vielihreibend ; Bolygynie, f. (v. gyne,
Weib) die Bielweiberei; Polygynia, pl. vielmeibe-
rige Pflanzen, Pflanzen mit vielen Piſtillen; Poly⸗
bydrie, f. (v. hidrös, Schweiß) Heilf. das zu ftarfe
Heyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl.
Polyp 673
Schwitzen; Polhhiftor, m. (von histör, der Kun—
vige) ein Bielwifjer, Bielgelehrter, in vielen Wifjen-
Ichaften Bewanderter, oft tadelnd von dem, der
vielerlei, aber auf Koften der Griindlichkeit ftu-
diert; Polyhiftorie, aud) Polyidrie, f. die Viel-
gelehrſamkeit, große Belejenheit auf allen Gebie-
ten; polyhiſtoͤriſch, vielgelehrt. —
Polyhynnia oder Polhinnia, f. gr. (v. poly, viel,
und hymnos) die Gefangreihe, eine der Mujen
(ſ. d.); Name eined von Chacornac 1754 ent-
deckten Planetoiden. [Hidrie, ſ. d.
Polyidrie, f. ſ. Polyhiſtorie; Heilf. = Poly-
Polytärp oder Polhkaͤrpus, m. gr. (vd. poly, viel,
u. karp6s, Frucht) männl. Name: derFruchtreiche.
bolykephaliich, |. polycephaliſch.
Polytotyledonen, pl. gr. (v. poly, viel, vgl. Koty-
tedonen) viellamenlappige Gewächje, deren Keim
mehr al3 zwei Samenlappen hat; polhtotyhle⸗
doͤniſch, vielſamenlappig; Polykrätes, Polykrät,
m. (gr. polykrätes) ein Vielherr, mächtiger Herr—
icher; auch wer mit vielen gemeinschaftlich herrſcht;
Bolyfratie, f. die Vielherrſchaft, Vielherricherei,
— Volyardie; Polylalie, f. die Bauchredner-
kunit; Polylalens, m. ein Bauchredner; Poly-
logie, f. (vgl. Logos) Redſeligkeit; polyloͤgiſch,
redjelig, geihmäßig; Polymdth, m. (gr. poly-
mathes, v. mathein, lernen) wer viel arlerut hat;
auch — Volyhiftor; Polymathie, f. das Viel-
wiſſen; polymdthiih, — polytehnijd, j.b.;
Bolymerie, f. (von meros, Teil) Vielteiligkeit;
Scheidek. der Zuftand zweier od. mehrerer VBerbin-
dungen, die zwar eine gleiche relative, aber un-
gleiche abfolute Anzahlchemifch gleichartiger Atome
haben; polymerifch, vielteilig, vielgliedrig; Poly
merismus, m. die Bielgliedrigfeit; Polymeter,
m. (vgl. Metrum) ein Vielfuß, Stredvers; aud) der
Bielmefjer, ein Werkzeug zum Mejjen oder Map-
nehmen; auch: Name eines Haarbündel-Feuchtig-
keitsmeſſers; Bolymetrie, f. Vielheit des Maßes,
bei. des Silbenmaßes; polymetriich, vielmefjend ;
et auch enthaltend. |
olymnia, |. Bolyhymnia.
belgmirpäii (v. poly, viel, u. morphe, Geitalt),
vielgeftaltig; Bolymorphie, f. od.Polymorphis-
mus, m. die Vielgeitaltigteit; Bolympthie, t. (vgl.
Mythos) eig. Vieldichtung, Anhäufung dichterifcher
BEENDEN: Überhäufung oder Überladung ver-
wicelter Begebenheiten in Schauſpielen; poly=
mythifch, mit Begebenheiten überhäuft.
olgnefien, n. gr. (von poly, viel, u. nesos, Inſel)
Biel-Snfelland,— Auftralien, j.d.; aud) Ozea—
nien; polynẽſiſch, zu den Inſeln der Südſee ge-
börig od. dort einheimiſch; polynejiihe Spra-
den, = ozeaniſche.
poiinomiſch, gr. (von poly, viel, u. nomos, j. No-
mös 2.) vielteilig, vielgliederig, von vielfacher
Größe; polynomticher Lehrſatz, m. lehrt Die Ent-
mwidelung der Botenzen einer vielgliedrigen Zahlen-
größe; Polynöm od. Volynomium, n. eine viel-
teilige, vielgliedrige Zahlengröße; polhonijm (vgl.
anonym), vielnamig; Polyonymie, f. die Viel-
namigfeit; Polyopie oder Volyspiis, f. (vom
Stamme op-, jehen) das Vielfachſehen, Doppelt-
jehen, ein Geſichtsfehler; Polhoͤpter oder Poly⸗
öptron, n. ein vieljichtiges Glas, Vervielfälti—
ungöglas, auf der einen Seite mit gejchliffenen
J—— x. Kr 3
Polyp, m., pl. Polnpen, gr. (polypüs, von poly,
viel, u. pus) der Vielfuß, Vielarm, Heine gallert-
artige Pflanzentierchen mit vielen Armen od. Fühl⸗
43
=
674 Polypädie
fäden; ein Fleiſchgewächs in oder an dem menſch—
lichen Körper, z. B. ein Herz-, Naſenpolyp ꝛc.;
Volyparium, n. nl. Polypengehäuſe; Bolypiten,
pl. = Koralliten:; Bolypäs, I. (polypösus) po-
Iypenartig, mit einem Fleiſchgewächs behaftet;
Polypodium, n. gr. das gemeine Engelfüß, Tüp—
fel-Farnfraut, Süßfarnwurz, auf alten Baum—
jtämmen, Mauern zc., aud) Ajpidium; Poly
podiolithen, pl. Abdrücke und Verjteinerungen
von Yarnfräutern. x 5
olypädie, f. gr. (v. poly, viel, und pais, paidös,
Kind) die Kindermenge; Polhpathie, f. (vgl. Pa-
thos) das Vielleiden, vielfaches Leiden; —
thiſch, vielfach leidend; polhpetaliſch(vgl. Petalon),
viel Blumenblätter habend, mehr als 6 Blumen—
blätter habend; Polhbhäg, m. (v. phagein, eſſen)
ein Vielfraß; Polyphagie, f. die Vieleſſerei, Ge—
fräßigfeit; Polypharmäton od. —cum, n. (vgl.
Pharmakon) Heilf. ein vielfach) zuſammengeſetztes
od. vielfach nüßliches Heilmittel; Polypharmacie,
f. Arzneiüberladung, übertriebene Anwendung von
Heilmitteln.
Polypham,m. gr. (Polyphömos, v.poly,viel,u.phe-
me, Huf) männl. Name: der Vielberühmte oder
sberufene; Fabell. der Fürchterlichſte unter den
Zyklopen, f.d.
Polyphilie, f. gr. (v. poly, viel, ır. phileın, lieben)
die Vielliebe, Liebe zu vielen, Menge von Fteun-
den; Polyphonismus, m. od. Polhphonie, f. (v.
phöne, Zaut) Vieltönigfeit (Gegenfat von Homo-
phonie); Holyphönliich), vielitinnmig; polh⸗
pböriih, fruchtbar; Wolyphylie, f. (vgl. Phyl-
lon), Bielblättrigfeit, von der regelmäßigen Ge—
ftaltung abweichende Bervielfältigung der Blätter
einer Pflanze od. Blüte; polhphülliſch, vielblättrig;
olypiliich, griech.-!. (v. pilus, Haar) vielhaarig;
olypionie, f. gr. (von piön, fett) Heilf. die zu
toße Menge Fettes, Fettfucht; Bolypirie, f. (po-
ypeiria, v. peira, Erfahrung) die Bielerfahren-
heit, Lebensklugheit; Polhpiten, ſ. unt. Bolyp;
Polyplafidsmus, m. (v. polypläsios, vielfältig)
die Servielfältigungsfunft v. Zeichnungen 2c., =
Polyautographie; Bolypodium, Polypodio-
lithen, |. unter Polyp; Bolypolium, n. (von
pöleın, verkaufen) der Vielverfauf, entg. Mono-
polium; polypös, j. unt. Polyp; Volypoiie,
f. (v. pösis, f. Trunk) die Trinkſucht; Polhorag⸗
mdtifer, m. (von prägma, Gejchäft) ein Vielge—
Ihäftiger, Unruhiger; polhpragmätiſch, vielge-
ſchäftig; Bolypragmofäne, f. die berufloje Viel-
tuerei, „Vielgeſchäftigkeit“ (Goethe); Wolyptere,
pl. (v. pterön, Flügel) Bielflügler, Inſekten mit
mehreren Flügelpaaren; Bielflofjer, Fiſche mit
vielen Rüdenflofjen; polhptériſch, viel- od. mehr-
fügelig; PBolyptäton, n. (von ptösis, Yall) die
häufige Wiederholung eines Wortes mit veränder-
ter Endung; Polyptächon,n. (eig. vielfach gefaltet,
v. ptych&, alte) eine aus mehreren Blättern be»
ftehende Schrift oder Schreibtafel; bef. ehem. ein
Verzeichnis der Kirchengüter (Polyptychon ecele-
siasticum); Polypus, |. Polyp; Polyſarkie ı.
Polyiarköfe, f. (von sarx, Gen. sarkös, Fleiſch)
die ungewöhnliche Beleibtheit, Muskelſtärke, Fett
ſucht; polyihemattitiich (vgl. Schema), viel- oder
verjchiedengeftaltig; Versk. polyfchematiftifche
Berje, pl. Berjevon regelwidrigſcheinenderForm;
PBolyichidie, f. (von schizein, alten) Teilungs⸗
ſucht; yoluiialte, f. (v. sialon, Speichel) Heilf. zu
ftarfe AUbjonderung des Speichels, Speichelüber-
fluß; Polhſtop, n. (v. skopein, hauen) ein Ver-
=
Pomerium
vielfältigungsglas; Bolyfomatie, f. (v. söma, n.
Leib) Wohlbeleibtheit; Polyipdft, m. (v. späein,
ziehen) eig. ein Flaſchenzug, eine Zugwinde; Tulde
fpevmie, f. (v. sperma, n. Samen) Samenfülle;
Bolyipermifch od. polyſpermaͤtiſch jamenreich;
Polyftöma, n. Vielmaul, eine Art Ouallen- und
Eingemeidewirmer; polyſthliſch, vielſäulig; Polh⸗
ſtlon, n. ein vielfäuliges Gebäude; Polhſylläbon
od. Polyſhlläbum, n. (vgl. Silbe) ein vieliilbiges
Wort; polyiylidbiich, vielfilbig; VBolyiyndehte,
f., Bolyiyndeten, n. (vgl. Syndefis) Redek. das
Bielverbundene, die Häufung der Bindemörter,
entg. Afyndeton; Polyſhnodie, f. (vgl. Synode)
- oftmalige Zufammenkunft; polyſyntheétiſch (vgl.
—— viel verbindend; vielfach zuſammen—
geſetzt; haben ie f. (vgl. Technik) die Lehrkunſt
der höheren Wertgeſchicklichkeit od.eig. vieler Kunit-
eſchicklichkeiten; pol veauiic, viele Künſte und
iſſenſchaften —*2 3.8. polytechniſche
od. polymathifhe Schule; auch Polhytéchni⸗
tum, n. d. i. technische Hochſchule, Gewerbe-Hoch—
ihule; Polhteknie, f.(v. teknon, Kind)—PBoly-
pädie; Poihtheismus, m. die Vielgötteret, Ver—
ehrung mehrerer Götter, entg. Monotheismus;
Polytheift,m. Anhänger derſelben; polytheiſtiſch,
vielgöttiſch; Polythenrie, f. (vgl. Theorie) Viel⸗
lehre, mehr Lehrfunft als Anwendung; Poly⸗
theorift, m. ein Lehrklügler; Polytokie, f. das
ielgebären, die Fruchtbarkeit; polhtoͤmiſch, viel-
ſchniktig; polhtoͤpiſch vielortig, z.B. eine poly-
topifche Uhr, eine Sonnenuhr, welche die Zeit
von mehreren Städten anzeigt; Polhtrophiĩe, f.
(von trophe, Nahrung) Heil. viele und zu ſtarke
Ernährung; Überernährung; bolytröpbiieh, ſtark
genährt, übernährt; allzu nahrhaft; Polhtrobpie,
f. Vielgewandtheit; Geſchmacksrichtung auf Vieler⸗
lei; Polhtypie, f. (vgl. Typus) Vervielfältigung
des Drudes; Drud v. Verzierungen, Vignetten 2c.;
Bolytype, f. Berbundbuchitabe (in der Druderei);
Polyureſie, f. gr. (vgl. Ureſis) Bielharnen, häu-
figes Harnabfondern; Polyxen, n. (d. i. eig. jehr
gaftlich) eifenhaltiges Platinerz, mit anderen Me-
tollen gemengtes Platin.
Bone, n. gr. der Dedel; Kiemendedel.
poma, [. pl. v. pomum, ſ. d.
Bomaden, pl. Bergvölfer Bulgariens, die zum
Islam üibergetreten find.
Bomadde, f. 1. (fr. pommade, it. pomata, v. pomme,
pomo, Apfel, weil man fte ehem. mit Apfelfchnitten
bereitete), die Haarjalbe, da3 Haarwachs; aud)
Lippenpomade; Homadieren od. pomadiſie⸗
ren (fr. pommader), mit Pomade beftreichen;
pommade glaciale, fr. ſpr. glabidll), Eispomade,
durchſcheinende Pomade; 2. (jlav. pomade, poln.
omalu, langfam, gemädlich) in devStudentenfpr.
Beauemlichfeit, Gemädhlichkeit; pomadig, lang-
ſam, gemächlich.
Pomeraͤnze, f. (aus dem it. pomarancia, das aus
it. pomo, Apfel, und arancia, Orange, zujammen-
ejeßt ift; f. Orange 1.) Goldapfel, die goldgelbe
Frucht des Pomeranzenbaumes.
pomeridiäniich, [. (pomeridiänus f. postmeridia-
nus, von meridies, Mittag) nahmittägig; von
Pflanzen: nur nachmittags blühend.
Pomerium, n. gr.-lat. (v. gr. pomerion) im alten
Rom der unbebaute Heilige Raum auf beiden
Seiten. der Stadtmauer; nah Mommſen der
innere Fdiesfeit der Mauer zur Verteidigung
—— durch cippi — d.) abgeſteckte
aum.
Pomeſine
Pomeſine, ſ. Pommeſine unter pomme.
omiform, ſ. unter pomum.
ommdde, f. fr. (v. pomme, pommeau, Sattel-
knopf) Reitk. ein Sprung über das Pferd, wobei
man fi) am Sattelfnopf anhält; j. auch Po—
madel.
pomme, f. fr. (ipr. ponım’; vd. . pomum) der Apfel;
pomme d’amour (jpr. — damühr), der Liebes—
apfel, Baradiesapfel, ein vortrefflicher hochroter,
etwas jäuerlich ſchmeckender Apfel, bei. in der Krim
u. dem füdl. Rußland; p. de Chine (fpr.— ſchihn')
od. Sine, landih. gem. Pommeſine, f. hinejiicher
Apfel, = Xpfelfine; p. de terre (jpr. — d’tär),
Erdapfel, Kartoffel; pommes(deterre)bouillies
pl. (fpr. — bujih), Salzfartoffeln; pommes (de
terre) frites (ipr. — friht), Schmorkfartoffeln, ge-
bratene Kartoffeln, auch Kartoffeln, die nicht erft
gekocht, jondern gleich roh in Scheiben gefchnitten
und jo gebraten werden. (China.
Bommert, pl. gemufterte feidene Schlafröcde aus
ommery, eine Sorte frz. Champagners (nad) dem
Befiger der Firma benannt).
Pomoloͤg, m. [.-gr. (v.(. pomum, Baumfrucht) ein
Obſtkenner; Pomologie, f. die Obſtkunde, Lehre
von den Baumfrüdhten; pomoloͤgiſch, die Obit-
kunde oder Objtlehre betreffend; Pomöna, f. 1.
Tabell. die Obit- od. Gartengöttin; Bejchreibung
der&artenfrüchte od. eine Schrift iiber den Garten-
od. Obſtbau; auch ein von Goldſchmidt 1854
entdecktes Ajteroid. ’
Pomörium, n. l. (aus pone (Hinter) oder post und
moerus, altl. f. murus, Mauer) der Zwinger,
Stadtgraben, das Stadtgebiet, Weichbild; aud)
* —— —
omp, m. (l. pompa, v. gr. pompẽ, d. i. eig. Sen-
I Geleit, Aufzug) Pracht, Sepränge, feierlicher
Aufzug, Brunf; pompe funebre, f. gem. m. fr.
(ipr. pongb fünähbr), Zeichenfeierlichfeit, feierlicher
Reihenzug; pompäs, (ſpätl. pompösus, fr. pom-
peux) prächtig, glänzend, herrlich; pompöso, it.
Tonk. prädtig.
Ponpadonr, m. fr. (ſpr. —duühr) ein Kleiner Strid-
oder Arbeit3beutel, eine Gürteltafche der Frauen
(nad) der Marguife von Bompadour, der Mä-
trejje Ludwigs XV., benannt); auch der rote
Schmucdvogel in Südamerika.
Pompelmite od. Bompelmus, f. (hol. pompel-
moes, engl. pumplemoos und pumplenose) eine
Art oſtindiſcher Apfelfinen, welche die Größe eines
FE — ae decumäna).
omphölyz, f. griech. (pomphölyx = pomphös,
—8 Werterbiafe) Zinkblumen, Hüttennichtg,
weiße leichte Floden von Zinforyd.
Pompier, mm. I (fpr. pongpjeh; von pompe —
Pumpe) der Aufjeher über die öffentlichen Pum—
pen und Sprigen einer Stadt, Sprigenmeifter;
pl. Bompiers, Sprigenleute, Löjch- u. Rettungs-
mannſchaft bei Feuersbrüniten, eine Art Bolizei-
foldaten in Paris und anderen Städten.
Pompon, m., pl. Bompons, fr. (pr. pongpöng;
v. pompe, Brad, I. pompa, j. Pomp) jeidene Blu-
men mit Gold oder Silber durchwirkt, zum Kopf-
puße der Frauenzimmer, Flitterftaat; Krk. die
Kopfzierde, der Wollfnopf auf Soldatenhüten,
Tſchakoknauf, Quaſte 2c.; auch der Regenſpund od.
ſeidene Büſchel zur Sicherung des Gewehrs vor dem
Regen; pomponnteren (fr. pomponner), mit klei—
nen Bieraten ſchmücken, verzieren.
Vompoͤna, f. ſpan. eine ſchlechtere od. mittlere Sorte
Banille,
Pönitenz 675
pompds, pomposa, f. unter Bomp.
Yomptiniihe Sümpfe, ſ. pontiniiche.
pomum, n. !. Baumfrucht, bef. Apfel; pl. poma,
Obft; pomum Adami, n. der Adamsapfel, Para-
dDiesapfel, eine Art Bomeranzen; aud) der Luft—
röhrenfnorpel, Quftröhrentnopf, Kehlfopf;pomum
aurantium, n., pl. poma aurantia, Soldapfel,
Pomeranze, irrtüimliche gelehrte Umdeutung von
ital. pomo u. arancia, Orange, f. unt. Bomerdnze;
nos poma natämus, [.Spriw. wir Früchte ſchwim⸗
men oben, d. i. wir find geſchickte Leute; wird von
denen aejagt, die jich das Verdienst ihrer Anführer
oder Obern mit aneignen; pomiform, nl. apfel-
förmig, fugelrund mit einer fegelförmigen Ber-
Vön, pönal ꝛc., ſ. unter poena. [tiefung.
Poncean, m. fr. (pr. pongßoh; v. I. punicdus, verkl.
punicellus, gr. phoinikeos, dunfel- od. purpurrot)
die Klatſchroſe; das Hochrot = Coquelicot.
Poncette, |. unter poncieren.
Voncho, m. fpan. (fpr. pontſcho; aus der chileſiſchen
od. araufanischen Sprache) eine Art grober Mäntel,
beitehend in einem vieredigen Stüd Zeug mit einer
Offnung in der Mitte, durch welche man den Kopf
jteckt, bef. in Beru und Chile gebräuchlich.
doncieren, fr. (poncer; fpr. pong&—; v. ponce, it.
pomice= [. pumex, Bimsſtein) mit Bimsſtein ab-
reiben vd. glätten; durchitochene Zeichnungen durch
Betupfen mit einem Kohlenjtaubbeutelchen über—
tragen, durchpaufen, durchitäuben; Poncette, f.
(ipr. ponggett’) ein Kohlenftaubbeutelchen, ein klei—
nes Säckchen zum Durchſtäuben BEER LO EEBLER-
Bond,n. hol. = Pfund, v. l. pondus) die Grund-
lage de3 ſeit 1821 gültigen niederländ. (metrifchen)
Gewichtsſyſtems, — 1 Kilogramm zu 10 Hefto-
gramm od. Onfen (Unzen) zu 10 Dekagramm od.
Rooden (Rot) zu 1O Gramm od. Wigtjes, — 2,024
alte Amjterdamer Handel3pfund.
ponderabel 2c., j. unter pondus.
Pondichery, m. fr. (pr. pongdifcheri) ein halb—
feidener Stoff, von dem gleichnamigen Gebiet der
Franzoſen in Ojtindien.
pondus, n., pl. pond£ra, [. das Gewicht; ad pon-
dus omniun, Heiff. jo viel wie von allen anderen
Zeilen einer Arzneimifchung; inutile pondus ter-
rag, eine unnuͤtze Zaft der Erde, uneig. für einen
untätigen, unnißen, nur genießenden Menjchen;
pondus eivile, biürgerliches, d. i. gemeines Ge—
wicht; Ps» medieinä 6, Arzneigewicht; ponde⸗
rieren (U. ponderäre), abtwägen, erwägen, über»
legen; ponderäbel (jpätl. ponderabilis), wägbar,
was man wägen kann; Bonderabilien, pl.(ponde-
rabilia) wägbare Körper; PBonderabilität, f. nl.
die Wägbarfeit; Ponderation, f. I. (ponderatio)
das Wägen, Abwägen; Mal. das Gleichgewicht in
der Stellung u. Bewegung einer Figur; Ponde—
rometer, m. ein Zajtmefjer, bej. auf Landſtraßen;
ponderõs (l.ponderösus), ſchwer, gewichtig, nach—
drücklich; erwägungswert; ponderöso, it. Tonk.
gewichtvoll, ſchwer; Ponderoſität, f. neulat. die
Schwere.
Ponént, m. l. (v. pönens, Gen. ponentis, Bart. v.
pon£öre, jegen, angeben, jagen) der Ausſagende, der
eine Ausfage über etwas macht, bej. vor Gericht;
ponieren, jeßen; Studentenfpr, auftifchen laſſen,
etwas zum beiten geben.
Ponerologie, f. gr. (v. ponẽros, jchlecht, böje) das
Schlechtreden; die Lehre von Böſen, z. B. in der
menschlichen Natur.
Pongo, ſ. Barris; Honieren, |. unter Ponent.
Pönitenz, f. (. (poenitentia, v. poenitere, bereuen)
43”
676 ponktuell Popolano
die Neue, Bereuung; die Buße, Bußübung, Strafe, | Pontlenis, m. fr. (ſpr. pongl'wih; von pont — l.
Pein; Pönttenz-Piarre, f. eine Buß⸗ od. Straf- pons, Brüde, u. levis, prov. levaditz, ſpan. leva-
pfarre; wegenihrergeringen Einkünfte einem Geiſt— dizo, I. gleichj. levaticius, v. leväre, erleichtern,
lichen zur Strafe wegen eines Bergehens gegeben; heben, fr. lever, prov. und altipan. levar; vgl.
Pönttentiäle, n. nl. ein Beichtbuch, Kirchenbuch | Ievieren) eine Zugbrüde; Pont-neuf, m. (ſpr.
der Katholifen über Beihte, Buße und Ablaß; pong-nöff) die neue Brüde in Baris; Ponttour⸗
Pönitentiarius,m. ein Beichtvater; beſ. der Vor— nant, m. (jpr. pong turndng) die Drehbrücke,
iteher der päpftlichen Behörde, welche in befonderen welche die Stelle einer Zugbrüde vertritt; Pont—
Gemwifjensfällen im Namen de3 Papſtes Dispen- voͤlant, m. (ſpr. —woldng) die fliegende Brüde
fationenerteilt; auch der Inhaber einer Bußpfarre; od. Fähre: Ponton, m.(ipr.pongtöng) ein Prahm;
önitentiaria, f. oder Pönitentiär-Kammer, eine Schiffbrücke; ein — —6 Brückenkahn;
. (it. la Penitenziaria), die päpſtliche Gerichtsbe— pl.Boantons (pr. pongtöngs), Brüdenfchiffe, Hleine
börde über Pönitenz- Sachen, welche Dispenfationen Fahrzeuge, mit Kupfer od. weißem Blech beichla-
erteilt und Ablaßbußen ausfertigt. Aue ‚gen, deren man ſich im Kriege zur Unterlage be-
vonttuéll, fr. (ponctuel, v. [. punctum) pünktlich, dient, um Schiffbrücken Bonton-Brüden) über
enau. einen Fluß zu fchlagen; dab. Ponton⸗-Blech, n.
Pönn, Bonnes, Ponnt od. Vonn „an: 1. Bunn. die ftärkite Eifenblechforte, Weißbledh; P.⸗Train.
pons asinörum, m.!. eig. eine Ejel3brüde, d. h. m. (jpr. —träng) Brüdenzeug; Pontonage, f-; r-
ein Hilf3- od. Erleihterungsmittel für Unwiſſende m. (jpr. cihſch') das Brücdengeld, der Yährzoll;
Vont, Bunt, n. |. Pant. [oder Schwache. Pontonier, m. (jpr. —tonijeh), pl. —8, Brüden»
Vontac oder Pontaf, m. ein franzöfifcher dunfel- Ihläger, Brüdenbauer; Pontonier-Korps, n.
toter ſchwerer Wein von der Gegend des gleich die Truppe der Brüdenjchläger.
namigen Ortes im jüdlichen Frankreich. Ponto, m., pl. Bonti, eine alte Rechnungsmünze
Bonte, f. fr. (ponte, m., jpr. pongt'; jpan. punto, in Sizilin—!,so Scudo oder etwas iiber 2 Pf.
v. I.punctum, vgl. Point, pointieren) einA&(Herz- | Ponton ꝛc., Bonttournant, ſ. unt. Bontlevis.
od. Rautenaß), al3 vierter Trumpf im Uhombre- | Pontus, m. I. (gr. pontos) das Meer, bei. —= Pon-
fpiel; Ponte, m. der einfegende Spieler, Gegen- | tus Euxinus, m. das Schwarze Meer.
jpieler im Pharao, =Pointeur; Hointieren (fr. | Pontvolant, j. unter Bontlevis.
onter) einen Preis auf eine Karte jegen im | Pony, m. engl. (aus den gälifchen ponaidh, fleines
barao, gegen den Banfhalter. Pierd) eine eigene Art Kleiner fchottifcher Reit- od.
ponte de’ sospiri, m. it. (d. ponte, I. pons, die | Wagenpferde.
Brüde, u. sospiro, der Seufzer) die Seufzerbrüde | Ponzine, f. it. (limöne ponzino od. ponzinäto, v.
in Benedig, über welche die zum Tode Verurteilten | I. punic£us; vgl. Bonceau) die dunfelrote Apfel-
geführt wurden. fine; aud) eine Spielart der Zitrone.
Ponti, pl. von Bonto, |. d. Pool, n. engl. (ſpr. puhl) 1. ein Handelsgewicht im
Bontia, ſ. unter Pontius. Ralifut — 0 engl. Piund; 2. ein Pfuhl, Teich,
Vonticello, n. it. (fpr. pontitfchelo; Berl. von | Sumpf, 3. B. der Stanley-pool in Afrika.
ponte — lJ. pons, Brüde) Tonf. eig. ein Brüdchen, | Poop, f. engl. (fpr. püp, v. lat. puppis, Hinterteil),
Steg an Saiten-Tonmwerfzeugen; sul ponticello, die Achterhütte, Aufbau iiber dem Hinterteil, dem
it. Tonk. mit dem Bogen nahe am Steg. Achterdeck eines Schiffes.
hontieren, j. unter Bonte. Poͤpanz, m. (aus tſchech. bobek, d. i. Schredgeftalt,
Vontifex, m., pl. Pontifices, f. (eig. Brüdenfhlä- | im 17. Sahrhundert entlehnt, tihechiiche Dialekt-
ger, v.pons, Brüde, u.facere, machen) ein Briejier formen bubak und bobak) ein Schredensmann,
od. Auffeher des Religionsweſens im alten Rom, Schreckbild. net di
Mitglied des Kollegiums der Bontifices, denen ur- | Pope, m. rufj. (pop, dv. neugr. papäs, Prieſter, v.
jprünglich das wichtige Gefchäft des Baues u. der gr. päppas, Vater; vgl. Papa) ein Prieſter der
Unterhaltung der Tiberbrüde oblag (allmählic) griechiſchen Kirche in Rußland.
bis auf 15 Mitglieder vermehrt); ein Oberprieiter, | Popeline, £. fr. = Bapeline.
Biſchof; Pontifex maximus, der Vorfteher der ! Vopetichitel, m. rujj. (v. popetschenije, Sorge,
PBontifices im alten Rom; Briefterfürt, Papſt; Pflege) Sürforger, Pfleger = Kurator.
Bontififäle, n. (v. I. pontificälis, e, priefterlich) | Popine, f. I. (popina) eine Garküche, Kneipe.
ein Kirchenbuch, welches die Obliegenheiten oder | Poplifugien, pl. I. (poplifugia, v. populus, Volk,
Berrichtungen eines Biſchofs enthält, erichienen und fugere, fliehen) das Feſt der Volksflucht im
unter Clemens VII. im Jahre 1596; Bonti= | alten Rom.
— od.pontificalia, plbiſchöfliche Kleidung; Poplins, pl. engl. (popleens) Halbſeidenzeuge aus
rieſterkleid; Feiergewand; in pontiflcalibus, Seide und Wolle, beſ. in Irland verfertigt, = fr.
im Teiergewwande, in Amtskleidung; Bontifität, Papeline oder Bopeline. i
n., t. m. ([. pontificätus) das Amt eines Bontifer; | poplitiſch, nl. (v. I. poples, Gen. poplitis, Knie-
Oberpriejtertum, Bapjttum, die Papſtwürde; pon= fehle) an der Kniekehle befindlich. }
tifizieren, nl. das Amt eines Oberpriefterg ver- | Popocatéeoͤpétl, m. (v. dem aztef. popocani, rauchen,
jehen; das Hochamt halten. und tepetl, Berg) rauchender Berg, Vulkan (in
bontiniiche oder pomptiniſche Sümpfe, pl. (lat. | Wnahuac).
palüdes pontinae od.pomptinae, entjt.au&pome- | Popoͤwlta, f. ruſſ. eine Art runder Panzerſchiffe,
tinae von der Stadt Pometia, der mächtigjten der | nad) dem Erfinder, dem ruff. Admiral Popoff be-
33 Städte, welche früher dort jtanden; it. paludi THE: -. j
pontine), ein moraſtiger Landſtrich von3QDuadrat- | Wopoläno, m. it. Volksfreund; Popolo, m. it. das
meilen im ehem. Kirchenjtaate, jüdlid von Rom. Bolt; Bopülnce, f. fr. (pr. popüldß’; I. gleich].
Bontins, m. gr. (v. pöntos, Meer) männl. Name: populac£a, v. populac&us, populacius, pöbelhaft,.
der Meermann; Poutia, f. ein Beinanıe der v. popülus, Volk) die Bevölferung, bei. die große,
Venus, als der Meergeborenen. gemeine, der Pöbel, die Volksmenge, gemeines:
—— — — — — — — — — — — — — — — — — — nn —
Populin
Volk; popülacier, (pr. — Bieh), pöbelhaft, ge—
mein, unedel ſich herablaſſend od. gemein machend;
vopulãr, I. (populäris, fr. populaire) volf» oder
volksmäßig; gemeinnützig; gemeinverſtändlich, faß⸗
lich; volksliebend, leutſelig, freundlich, beim Volk
beliebt, volkstümlich; popular, engl. (ſpr. pöpju—
lör) volksmäßig, volkstümlich; Popularität, f.
(l. popularitas), die Volksmäßigkeit; Volksſprache,
der Bolfston, die Gemeinveritändlichfeit, Gemein-
nüßigfeit; Leutſeligkeit, Herablaſſung, Volksgunſt;
Popularklage, Bürgerklage, Eigenklage (Privat-
klage); „opularifieren (fr. populariser), etwas
volksmäßig, gemeinfaßlich, gemeinverſtändlich
oder gemeinnützig machen; ſich populariſieren,
ſich beim Volk beliebt machen, in die Gunſt desſelben
ſetzen; populieren, nl. (fr. peupler; das l. po-
pulari heißt verheeren, plündern, entvölkern) be—
völkern; Population, f. (ſpätl. populatio) die
Bevölkerung, Volksmenge; Populationiſtik, f.
Bevölkerungskunde, die Lehre von den Bevölke—
rungsverhältnifien; Popufationiften, pl.in Eng-
land: Gegner der Übervölkerungslehre des Staats—
wirtichaftslehrere Malthus; Hopulds (popu-
lösus), volfreich, zahlreich, ſtark bevölkert; Popu—
loſität, f. (ſpätl. populositas) die Volfämenge,
ftarfe Bevölkerung; Populonia, f. Tabell. ein
Beiname der Juno, unter dem die Römer fie ver-
ehrten.
Populin, n. nl. (vom I. popülus, f. die Bappel)
Bappelitoff, aus der Rinde und den Blättern der
Bitterpappel (Popülus tremüla) gezogen.
Poͤpulo, m. oder Poͤpulus-Wein (v. l. pöpülus,
das Volk) ein Gewürzwein, aus Rheinwein ır. fpa>
I chem Wein mit Zuder, Zimt, Gewürznäglein ꝛc.
yereitet.
Populonia, populös ꝛc. ſ. unter Bopolano.
Popülus, m. I. das Volk; bei. das Geſamtvolk der
Römer, Batrizier u. Blebejer umfaſſend; populus
Romanus, m. da3 römiſche Volk; ſ. Pleb&.
Porche, m. fr. (fpr. porſch'; prov. porge, vom |.
porticus) Säufenhalle, Vorhalfe an Kirchen und
anderen großen Gebäuden.
®oren, pl. gr. (v. pöros, m., pl. pöroi, d. i. eig.
Durchgang, Ausgang; [. porus, m., pl. pori) die
Heinen Zmwifchenräume, Offnungen oder Löcherchen
der Körper; Schweißlöcher, Hautarübchen; Poro—
Höie, f. Die durch Heilmittel bewirkte Eröffnung der
Schweißlöcher; porös, nl. (fr. poreux) [öcherig,
mit Zroifchenräumen verfehen, voll Heiner Offnun-
gen; Poroſität, f. die Löcherigkeit, Durchdring-
arfeit der Körper.
Porisma, n.gqr.(pörisma, v.porizein
gen, berbeilchaffen, herleiten) ein Solgefaß; pl.
Porismäta od. Porismen, Folgefäbe od. Folge⸗
rungen aus einem bereit3 bewieſenen Saße, 3.8.
in der Größenlehre; porismatiſch, lehr⸗ od. folge
täglich; Poriſtik, k. die Schlußſatzlehre; portitiich,
lehrſätzlich.
Vörkelt, n. ungar. ſ. Gulaſch, Sulyas.
Pornĩe, f. ar. (porneia) Hurerei, Buhlerei; Por⸗
nographie, f. fr. Ichriftitelleriiche Verherrlichung
der Hureret, unſittliches Schrifttum, Hurenfchrift-
tum; Pornograph, m. ein Schriftiteller diejer
Richtung, aud) Name eines in Paris kurze Zeit er-
Ihienenen Blattes; pornographtich, dieſer Rich-
tung angehörig; pornograpyiiche Publifatio-
nen, umfittliche Veröffentlichungen, unfittliche
Schriften und Bilder; Pornokratie, f. Huren-
——— die Zeit der größten Verderbnis des
apſttums im 10. Jahrh., als die Buhlerinnen
zuwege brin⸗
portabel 677
der Päpſte dieſe beherrſchten, den Staat regierten
und den heiligen Stuhl wie nach Erbrecht Bea:
Porocele, f.gr.(v.pöros, m. Tuffitein, Sinter, uneig.
eine fteinartig verhärtete Knochengeſchwulſt) Heilk.
ein Steingewächsbruch, Hartbruch, falfcher, aus
Berhärtungen entitandener Bruch; Voromphä—
fon, n. od. Boromphälus, m. auch Boromphas
Iocefe, f. NRabelfteinbruch, Hervorragung des Na-
bels durch eine Berhärtung; Poröſis, f. Verhär-
tung; Heilk. Verwachſung gebrochener Knochen; bei
den Neueren auch f. lodere Auftreibung, Auflocke—
rung; Poroticum, n. ein Bernarbungsmittel;
vorotiſch, verbärtend.
Poropdie, vorös, Poroſität, ſ. unter Boren;
Porofis, Porotienm 2c., ſ. unter Borocele.
Porpezit, m. ein aus gediegenem Golde mit 4 Proz.
Silber und 10 Proz. Palladium beitehendes Erz
in Brafilien.
Poͤrphhr, m. gr. (fr. porphyre, engl. porphyry,
[. phorphyrites, 3. gr. porphyrites, dem Burpur
ähnlich, v. porphfra, Purpur) der Purpuritein,
ein gemengtes Gejtein von verfchiedener Grund»
maſſe mit eingewachſenen Feldſpatkriſtallen 2c.;
Porphyrſchnecke oder ene f. die Lagerwalze,
eine Walzenschnede in Braſilien; porphhriic,
purpurn, purpurfarbig: porphhyriiieren, purpur-
farbig machen; verpurpurn,; Porphyrisma, n.
Heilk. das Scharladh; Horphyriftiich, das Schar-
lach betreffend od. davon herrührend; Porphyris
tis oder Porphyrit, m. Marmor mit Purpur-
itreifen; Porphärogenitus, m. gr.l. ein im
Purpur Geborner, ein Beiname der während der
Regierung des Vaters geborenen Prinzen des grie-
chiſchen Raifertums nad Konſtantin.
Porpiten, pl. gr. (von pörpe, Ring, Spange) eine
Art Ereis- oder eirunder verjteinerter Schwamm—
forallen.
Porporino, m.it. (d. i. purpurn) Burpuritein, eine
fünftliche farbige Steinmafje, ehem. in Italien vor-
züglih zum Ausſchmücken der Kirchen gebraudt;
auch = Hämatinon.
Porree, m. (fr. porreau od. poireau, it. porro, d. |.
porrum, Lauch) ſpaniſcher Lauch, ein zwiebelartiges
Küchengewächs.
Porrektion, ſ. unter porrigieren.
porrigieren, l. (porrigẽöre) ausſtrecken, darreichen;
Porrektion, f. (porrectio) die Ausſtreckung, Dar-
reichung.
sorriginds, ſ. unter Porrigo.
Borrigo, k. I. Heilf. der Kleiengrind = Pityria-
ji3; vorriginds (I. porriginösus), grindig.
orrum, n. oder Porrus, m, I. Lauch; Porrus,
m. Heilf. eine Lauchwarze, Warze mit Hödern und
Baden; ſ. Boree.
Port, m. (v. I. portus) ein Seehafen; Zufluchtsort,
Ort der Ruhe u. Sicherheit; ein enger Gebirgspaß,
bei. in den Pyrenäen, = Puerto (vgl. Col).
Porta, f. l. Tor, Tür, Pforte.
portäßel, I. (portabilis, von portäre, tragen) und
portatip, nl. (fr. portatif) tragbar; dah. Porta⸗
tiv, n. ein Taſchenbuch; Portäge, f., r. n. fr. (ſpr.
ortähieh’), auch Bacotille, f. (jpr. pafotij’) das
—— die wenigen Waren und Güter, welche
die auf dem Schiff ängeſtellten Perſonen mit ſich
führen dürfen; auch) dag Recht, Freigepäd laden zu
dürfen; der Trägerlohn; Portament, n. it. Bir
tamento di voce (fpr. —mwötjche), Tonf. die Füh—
rung der Stimme, das Halten und Tragen des
Tons im Wechjelgefnng der Melodie; Portaten,
pl. (it. portäta, f., Shihsladung) in Seehäfen und
678 Portal
Handelsitädten: Verzeichnijje der täglich ankom—
menden Waren und von deren Empfängern.
Portäl, n. (altfr., prov. u. fpan. portal, neufr. por-
tail, ml. portäle, v. I. porta, die Tiir) Haupttor,
Haupteingang, Pradttor; ein Bogen von Latten—
wert mit Ranfengewächjen überzogen.
Bertament, Portaten, bortatin, |. unter por»
abel. |
Vort d'armes, m. fr. (pr. pohr darm’; von porter
=. portare, tragen)ein Waffenjchein, Erlaubnis-
ichein, Waffen tragen zu dürfen; Porte⸗aiguille,
n. (fpr. vort-ägütj) der Nadelhalter, ein wundärzt⸗
liches Werkzeug; Portesafiiette, m.(ipr. —aflieir')
der Tellerträger, Strohteller, Schüfjelring; Porte—
bras (ipr. portbrã, wohl verſtümmelt aus port de
bras, Armbhaltung, wie port detete,Kopfhaltung),
Haltung u. Bewegung der Arme; Leſſing gebraucht
da3 Wort in feiner Hamburgiſchen Dramarturgie
im 4. Stüd, auch Lewald in feiner Schrift: „Sey-
delmann und das deutiche Theater 1835, in fran-
zöſiſchen Wörterbüchern findet fich das Wort nicht;
Vorte⸗chaiſe, £. (ipr. portichäje; fr. chaise & por-
teurs) die Sänfte, der Tragſeſſel; Portecrayon,
n.(jpr. —Erejöng) ein Bleiftift- od. Sarbeitifthalter,
eine Hülfe, Neibfeder (. Crayon); Portecroix,
m. (fpr. port’frod) der Kreuzträger, der bei fathol.
feierlihen Umgängen das Kreuz trägt; Porte—
Dten, m. (fpr. — djöh) ein Gottesträger, kathol.
Priefter, der die gemweihte Hoftie zum Kranken
trägt; Portee, f. die Haltung, Faſſungskraft;
Schußweite, Tragmeite; Tonf. die fünf Noten-
finien; à (la) port&e, im Bereich, in der Schuß—
weite; Portesenfeigne, m. (ſpr. portangjänj?) der
Sahnenträger, Fähnrich; Portepee, n. (frz. porte-
épée, ın.) eig. ein Schwertträger; Degengehenf,De-
genquafte; Portepeefähnrich, m., die Voritufe
zum Offizier; Portesdperon (jpr. — Ep’röng), ein
Spornträger, an den Stiefeln; Portefenille, n.
(ipr. port’föj’) die Brieftafhe, Mappe, Dienjtmappe;
bei. die Dienjtmappe eines Minifters, dah. auch für
Minijteramt, 3.8. fein Bortefeuille nieder-
legen, jein Minifteramt niederlegen; Kfſpr. Geld-
tafche, Geldmappe; das Behältnis, worin öffent-
lihe Geldinftitute ihre Wertpapiere aufbewahren,
und die Gejamtheit diefer Bapiere; Portefoudre,
m. (pr. — fud’r) wörtl. ein Bliß- od. Donnerträger;
die Kanone; Porte-jupe, f. (jpr. — ſchühp) Klei-
derhalter, zum Aufſchürzen der Frauentleider;
Portelettre, n. (ſpr. —lett'r) die Brieftajche;
Portemanteau, m. (jpr. —mangtöh) ein Mantel-
iad; Portemonnaie, n. (v. monnaie, Münze) ein
Geldtäſchchen; Porteplume, m. (pr. —plühm)
Federhalter; Portenv, m.(jpr. portöhr), pl. —$,
ein Sänftenträger, auch Gepädträger; in Wechſel⸗
ſachen, bei Shuldscheinen ꝛc. der Überreicher od. In—
haber; au porteur lauten, d. i. auf den In—
baber;auporteur-PBapiere, Inhaberpapiere.
Portentum, n. (pl. portenta) I. (von portendere,
heuvoritreden, anzeigen, ein Wahrzeichen geben)
ein Anzeichen, Vorzeichen, Wunderzeichen; ein Uns
geheuer, eine Mißgeburt; vgl. Brodigium.
Porter, m. engl. (jpr. pöhrter) ein ſtarkes engliſches
Bier, Starkbier (angeblich jo genannt, weil e3
megen jeiner Stärke vorzüglich für Laſtträger
[porters] tauge).
Portenr, m. j. unter Port d'armes.
vn n. engl. (fpr. pohrtföhlio) — Porte—
euille.
Portt, pl. v. Porto, ſ. d.
Porticüs, f. u. geiv. ın. I. (von porta, Tor, wegen
Portulak
der vielen offenen Tore, welche die Säulen bilden)
eine Säulenhalle, ein Säulengang, Bogengang.
Portier, m. fr. (fpr. portjeh; prov. portier, it. por-
tiere, jpan. portero, ml. portarius, v. I. porta,
Tür) ein Türhüter, Pförtner; Bortiere, f. (fpr.
—tjähr’) 1. die Türhüterin, Pförtnerin; 2. die
Bagentür, der Kutfchenfchlag; 3. der Türvorhang.
porticrt fein für jemand (fr. se porter oder etre
porte à quelque chose, ſich zu eſwas neigen) ihm
geneigt, günftig fein; auch fich für jemand por—
tieren, verivenden.
‚Portion, £. 1. portio (fr. portion), der Teil, abge-
mefjene Teil; ein Erbfchaftsanteil; Speifengabe,
Gericht, Teller, auch die Gabe; portio gratialis,
Ripr. ein Gnadenteil,Önadengeld;p. hereditaria,
dag Erxbteil; p. legitima, geſetzlicher Teil oder
Pflichtteil; p. statutaria, der Witwen-Pflichtteil,
landesübliche oder gefeßliche Erbteil von dem Nach—
lafje eines veritorbenen Gatten ;p. virtlis, Manns⸗
teil, gleiche3 Erxbteil, Rindesteil; Portiuncũla,
Portiunkel, £. ein Kleiner Teil, ein Teilchen, bei.
vom Efjen; auch eine fleine Kirche unmeit Affiit,
an einer Benediktiner- Abtei gehörend und von den
önhen Bortiuncula genannt, weil fie auf
einem fleinen, ihnen angehörigen Grundſtücke
lag; von Franz von Aſſiſi im Jahre 1207 herge—
itellt, jpäter von einer größern Kirche überbaut;
in alten Kalendern Bezeihnung des 2. Auguit,
weil an diefem Tage den Befuchern der Portiun-
cula-Kirhe Ablaß verliehen wird.
Portique, m. fr. (ſpr. —tP) = Portieus.
Portiuncula, |. unter Portion.
Portlanditone, m. ngl. (ſpr. —länditohn) —
landſtein, ein auf der Inſel Portland gebrochener
dichter oolithiſcher Kaltſtein; Portland⸗gement,
n. aus Portlandſtein gebranntes od. auch künſtlich
durch Brennen von Ton und Kalk bereitetes Ze—
ment (f. d.); P.⸗Vaſe, k. früher Barberina-
Bafe, eine zwiſchen 1623 und 1644 zu Rom ger
fundene altrömijche Vaſe aus Glasfluß, vom Her-
zog don Portland für das britiihe Mufeum in
London erworben.
Porto, n., pl. Porti, it. (v. portare, tragen, fort»
Ballen) der Botenlohn, Fracht; bef. das Poſtgeld,
viefgcld; porto-franco, it., franc de port, fr.
(fpr. — pshr) oder portofrei, poitfrei; Porto⸗
Kontogebühr, f. Poſtd. Stundungsgebühr; P.=
Freiheit, f. Befreiung vom Pojtgelde, Poſtfreiheit.
Porto-franco, m. it. (v. porto — |. portus, Hafen)
ein Freihafen; P.⸗morto, m. ein toter Hafen, in
welchen den Kauffahrern einzulaufen verboten ift;
Portorico, m. (fpan. Puerto rico) d. i. reicher
Hafen, Name einer fpanifchen Inſel in Wejtindien,
und des daher fommenden Rauchtabaks.
Porträt, n. fr. (fpr. —träh); altfr. portraict, eig.
Partizip des vlt. portraire, abbilden, v. [. protra-
höre, protractum, d. i. hervorziehen, ans Licht
bringen), pl. Borträts, das Bildnis, bei. Brujt-
bild, Abbild eines Menfchen; uneig. Gemälde,
Bild, Schilderung; Porträtitatue, f. fr.-I. oder
fr. (fpr. porträh-itatüh) das Abbild in Form
einer Bildfäule; Porträtenr (pr. — trätöhr),
Borträtift oder Porträtmaler, m. ein Bildnis-
maler; porträtieren, abbilden, abmalen.
Bortugaldfer, m. (von Portugal) eine portugie-
jifche Soldmünze von verſchiedenem Gehalte; auch
eine Hamburger Schaumünze, 10 Dulaten wert.
Portülaf, m.(l.portuläca), entit. aus dem urfprüng-
licheren poreciläca; it. u. prov. auch portulaca) das
PBortulan
Purzelfraut, eine bekannte jährige Gartenpflanze
zu Gemüſe und Salat. |
Rortulan, m. fr. (fpr. portüldng; it. portulano,
portoläno, der Steuermann, u. das Buch, worin
die Seehäfen bejchrieben werden; v. porto, fr. port
[. portus, Hafen) Schiffipr. das Gradbuch, welches
die Lage der Küften und Seehäfen 2c. bejtimmt an»
gibt; Portumnus oder Bortünus, m. !. Zabell.
der Hafengott, Gott und Beichüger der Seehäfen;
bei den Griehen Balämon.
Portwein, m. ein portugiefiicher Rotwein, der von
— Porto oder Oporto aus verſendet
wird.
Porus, m. l. (ar. põros, vgl. Porocele 2c.) der Tuff⸗
ſtein; Heilk. Knochenauswuchs, Schwiele.
Porzellän,n. (it.porcellana, fr. porcelaine; urſpr.
Name einer Schnede: PBorzellanjchnede, I. porcel-
läna, concha cypraea, wonach das Borzellan we—
gen jeiner Glätte und feines milchweißen Glanzes
enannt wurde, vd. weil der Ölaube herrichte, daß
e3 daraus verfertigt wiirde) Edelton, Weißton,
Weißgeſchirr, eine im Feuer halb verglaite, durch—
fcheinende Mafje, und die daraus bereitete Fünit-
lihe Töpferware; Porzellan-Bilder, pl. durch-
fcheinende, aus dünnem Borzellan hergeitellte Re—
liefbilder; P.-eJaſpis, m. eine durch Erdbrände
ausSchieferton 2c. erzeugte jafpisähnliche Steinart.
Voſaͤda, f. ſpan. (jpr. poada; v. posar, ſich nieder-
lajjen, ausruhen 2c., dv. l. pausare, prov. pausar,
it. posare; vgl. pofe) ein Wirtshaus, Gajthof, eine
Herberge; Poſadéro, m. der Gajtwirt. —
Poſaͤdnit od. v. Pofſädnik, m. (von po, vor, über,
und ssaditj, jegen) im alten Nowgorod u. Pſkow
der Vorfigende bei der Berfammlung der Dorf-
richter, Schultheiß, Schulze.
Poſamentierer oder Poſamentier, m. (ip: ft.
Bajjementier, vgl. Bajjementen; wahrid. v
passare, passer, durchziehen, nämlid) die Süden)
Bortenwirker, Bortenmader; Bejfaghändler; Po—
famentier= oder Paſſement-Arbeit, f. Borten-
arbeit, Bortenwerk; Beſatzſtoff; Poſamente, pl.
Beſatz, Borten; Poſamentierwaren, Beſatz-⸗ vd.
Bortenwaren.
Bojaune, f.(mhochd. busune, bosüne, busine, altfr.
buisine, bozine, buccine, prov. bozina, buccina,
v. [. buccina, bücina, gr. bykäne) ein trompeten-
ähnliches Blas-Inſtrument mit gewundener Röhre,
deren bewegliche Teile auf und ab geſchohen wer—
den, um die Unterſchiede der Töne hervorzubringen;
Pojaunenfeft, n. da3 mit Poſaunenſchall ange-
tündigte jüdiſche Neujahrsfeſt.
Posca, k. I. Eſſigwaſſer, = Oxykrat.
Poſchega-Tabaf, m. eine feine Tabaksart aus
Ungarn.
Boichen, j- Bode. i
Hofe, ir. (von poser; it. posare, jpan. posar, prov.
pausar, ruhen und ruhen machen, niederjegen, v.
{. pausare, inne halten) aejeßt, ernithaft; Pöſe, f.
fr. (fpr. pohs) förperliche Stellung, Lage, Haltung,
bej. fünjtlerijche, theatraliihe — Attitüde, f. d.).
Poſeidon, m. der griech. Name des Meergottes, —
Neptun, f. d.; Pofeideon, m. ein Herbftmonat
der Uthener.
Pofition, f. l. (positio, v. pon£re, jegen, ftellen 2c.)
die Stellung, Lage, der Zuftand, Stand; Krk. die
Heeritellung, Truppenjtellung; Kfipr. Aufftellung
von Rechnungspoſten; Zanzf. die Fußſtellung
(erite, zweite, dritte FZußitelung); Tonk. = Appli-
fatur, j. d.; Fechtt. die Grundjtellung des Fech—
tenden; Versk. das Zuſammentreffen zweier oder
pojjidieren 679
mehrerer Mitlauter, wodurch im Griechifchen und
Lateinischen eine Silbe zur Länge wird; Poſitio—
nen, pl. Sätze, Angaben, Einträge, Beträge; po-
sitiönes captiösae, pl. Rſpr. verfängliche Süße
oder Rechtsfragen; Poſitions-Beſtimmung, f.
die Lagebeſtimmung; P.⸗Krieg, m. Krk. ein Schup-
frieg; P=tanone, f. od.-Geſchütz, n. ein ſchwe—
res Geihüß; Poſitionswinkel, Sehwinkel; pofi=
tiert, ni. geſetzt, geſtellt, gelegt; poſitiv, I. (posi-
tivus) feſtgefetzt oder beſtimmt, ausgemacht; feſt,
gewiß, wirklich; behauptend,bejahend; wirklich vor—
yanden oder zu Null hinzugezählt (von Zahlen—
größen, entgeg. negativ); pojitive Elektri—
zität, f. Elettrizität; da3 pofitive Recht,
jejtgejeßte oder Satzungsrecht (im Gegenfaß des
Naturrecht3); pofitiveteligion, die feitgeießte,
geoffenbarte und überlieferte R. (im Gegentap der
natürlichen); der Poͤſitiv oder Positions,
Sprachl. das ohne Bergleichung beigelegteBeimwort,
die Grundftufe, ſ. Grad; das Poſitib, eine Heine
Stuben» od. Stellorgel; Bild, Abzug (in der Pho-
tographie); Siapoiitib, Glasbild, Teniterbild;
Poſitibprozeßz, m. Bildentwicelung, Abziehver-
fahren (in der Photographie); Poſitivismus, m.
grundjägliche Annahme und bevorzugende Be-
hauptung des Pofitiven, im Gegenfaß bloßer Ber-
nunftergebniffe; Poſitivität, £. nl. die Beitimmt-
heit, Gemwißheit, Auverläjfigteit; das Behauptungs-
oder Bejahungsverhältnis, entg. Negativität; po-
sito, gejeßt oder angenonmten, daß 2c.; posito,
sed non conc6sso, gejeht, aber nicht zugegeben
oder zugeitanden; Poſitür, f. (lat. positura) die
Stellung, Haltung des Leibes, der Anitand; ſich
in Bojiturfegen, fich zu etwas anſchicken, bereit
oder gefaßt halten, ſich in eine feierliche Stellung
begeben.
Poſologiĩe, f. gr. (von pösos, wie viel, wie groß) die
Lehre von der Größe der Arzneigaben, =Dojio-
logie; poſoloͤgiſch, hierauf bezüglich.
posse, |. (zgez. aus potis esse, vermögend fein) fün-
nen, vermögen; a posse ad esse, Xog. der unrich—
tige Schluß von der Möglichkeit auf die Wirklid)-
feit einer Sadıe; ultra posse nemo obligätur,
Spriw. über Vermögen etwas zu tun, ijt niemand
verbunden; Pofſe, al3 subst. n. die bewaffnete
Macht (bei. in England); poffihel (lat. possibilis,
fr. possible), möglich, tunlich; Poſſibilität, f.
(fpätf. possibilitas) die Möglichkeit; mom pössü-
mus, |. wir fönnen nicht! (päpſtliche Antwort auf
verjchiedene Forderungen, zuerjt gebraudt von
Papſt Clemens VII. in der Scheidungsfache Hein-
richs VII).
Poſſeß, Poſſeſſion, poſſeſſiv 2c., ſ. unter poſſi—
ieren.
poſſibel 2c., j. unter posse. 2
pofidieren, l. (possidäre, v. po, bei, zu, u.sedere,
ſißen) befigen, inne haben; Poſſeß, m. (jpätl. pos-
sesgus) od. Poſſeſſion, f. l possessio, der Bejiß,
Beſitzſtand, die Bejignahme; Beligung, Habe, das
Beſitztum; p. praeseripta, verjährter Beſitz; poſ⸗
ſeſſioniert fein, ul. angeſeſſen, begütert jein, Be—
jigungen, Güter 2c. haben; pofſeſſib, I. (possessi-
vus) den Beſitz betreffend, befiganzeiaend; prono-
mina possessiva, j. Pronomen; Pofjeffor, od.
fr. —* (ipr. =Böhr), it. Poſſidente, m. der
Beliger, Inhaber; possessor bonae fid£i, lat.
Ripr. ein ehrlicher Befiger, wer im rechtmäßigen
Beſitz einer Sache zu fein glaubt; p. malae fiddi,
ein wiſſentlich untechtmäßiger Beliter; poſſeſſö—
rifch(possessorius), den Bett betrefjend oder Dazu
680 poſſierlich
gehörig; possessorium, n., oder Voffefforten-
Klage, f. oder poſſeſſoriſcher Vrozei, m. Be—
figungs- oder Befistumstlage, ein Rechtsitveit, der
bloß den Beſitz betrifft; beati possidentes, !. die
glüdlichen Befigenden.
poſſierlich (von dem alten Zeitwort pofjjieren,
(ujtige Gebärden machen, mit fremdartiger Endung
abgel. von dem deutihen Pofje),ipaßhaft, drollig,
Ihnurrig; Votiterlichteit, f. die Drolligkeit.
Poſt, f., pl. —en (it. posta, vom I. ponere, jeßen,
itellen) 1. der Anja, eine für etwas beſtimmte od.
ausgegebene Geldjumme, fofern fie in Rechnung
geitelt wird; Schuldpoſt, Schuldfumme; 2. (fr.
la poste, it., jpan. u. port. posta, v. I. positus, a,
um, gejtellt, von ponere, ftellen; von der Auf—
jtellung der Pferde, aljo eig. = Station, Stand»
ort) die öffentliche Anstalt zur Beförderung von
Briefen, Gütern und Berfonen; aud) f. Nachricht,
Kunde (3.8. eine ſchlimme Poſt); Poſt-Direèttor,
m. Rojtamtsvoriteber; P.⸗Expedient, m. ein
Poſtabfertiger; B.-Infpeltor, m. ein Boftamtz-
aufjeher; P.⸗Sekretär, m. ein höherer Boitjchrei-
ber; P.-Inſtitut, n. Boltanftalt, Boftverwaltung;
P.-Mandat, n. Boltauftrag; P.⸗-Regal, n. das
landesherrlicdhe Vorrecht, das Poſtweſen zu befor-
gen; P.zNeglement, n. (fpr. —mang) Pojtord-
nung: B.-Station, . Station; B.- Transport,
m. Poſtladung, Roftbeförderung, Bojtverjand;
per posta, it. mit der Poſt; poste restante, fr.
(ipr. poſt' reftängt’) poitlagernd; Poſtalien, pl.
Poſtſachen; poſtäliſch, die Poſt betreffend, pojt-
amtlich, poſtdienſtlich; Poſtillon, m. fr. (pr. po⸗
jtiljöng, gew. —ishn) ein Poſtkutſcher; postillon
d’amour (jpr. — damuhr) ein Liebe3bote.
post, I. Hinten, hinter; nach, hernad), jpäter als —;
post hoc, ergo propter hoe, d. i. nad) dieſem,
alſo wegen diefes, fehlerhafter Schluß aus der Auf-
einanderfolge auf den urfächlichen Zufammenhang
zweier Erjcheinungen.
post, m. engl. (ipr. pohſt) Pfoſten, Pfahl, meijt
Blur. posts, Pfähle zu Seiten der Rennbahn.
Poſtage, n. engl. (fpr. — ehdſch') Briefporto; Po—⸗
——— m. (pr. — ſtemp) die Freimarke auf
oſtſendungen.
Poſtaͤki, pl. ruſſ. Schaffelle aus den Gegenden am
poftãliſch, ſ. unter Poſt. [Schwarzen Meere.
Poſtament oder Poſtement. n. barb.-I. (vom lat.
pon£re, jegen, ftellen) das Fuß- oder Untergejtell
(Biedejtal), der Säulenstuhl, Sodel, Unterbau;
Boftanentofen, m. Kaſtenofen, ein vierediger
Dien.
post coenam stabis etc., j. unter coena.
pojtdatieren, nl. (vgl. datieren unt. datum) zu—
rüddatieren, einen früheren, ſchon vergangenen
Tag unterzeichnen.
boftdilusiäniich, nl. (vgl. Diluvium) nahfündflut-
ih, nad) der großen Flut gefchehen od. entitanden,
entg. antediluvianiid.
Poſtdirektor, ſ. unter Bot.
post efflüxum (näml. terminum), ſ. unter ter-
Boitement, ſ. Bojtament. [minus,
Pojten, m. (fr. le poste, it. posto, vom I. pon£re,
jtellen) der Stand, Plaß, die Stelle; eine Schild-
wache und der Ort ihrer Aufftellung; uneig. Amt;
im Handel und Rechnungsweſen eine Geldjumme;
pojtieren (fr. poster), hinitellen oder -jegen an
einen Ort, jemand einen Blaß, ein Amt ꝛc. an—
weiſen; Poftierung, f. die Stellung; Poſtier⸗
maſchine, die Kurbelrauhmaſchine; Poſto failen,
ſ. unter vPoſto
m—— — — eú ñ — — — — — — — — —— — — —
Poſtlitz
poste restante, ſ. unter Poſt.
posterus, a, um, I. nachher folgend, künftig; PO«
steri, pl. die Nachkommen; posterius, n. dag
Hintere, Spätere; der hintere, legtere Sat; a po-
steriöri, von hinten her, aus der Folge, d. i. von
der Wirkung auf die Urſache (hliegen), oder aus
der Erfahrung (bemweifen); entg. a priori; poste-
rior terminus, der Hinterjaß, Nachſatz; Poſte—
riare, pl. die Hinterteile, der Hintere, das Geſäß;
ad posteriöra, auf den Hintern; Poſteriorität,
f. ııl. das Süngerfein, Nachſtehen im Nange, Nach—
fommen, entg. Briorität; Poſterität, f. latein.
(posteritas) die Nachkommenſchaft, Nachwelt.
BVofteriftenz, k. neulat. (vgl. Exiftenz) das fünftige
post festum, j. festum. [Dafein.
Poſthia, f. griech. (posthia) Heilk. eine harte Balg-
geihwulft am Augenlide, ein Gerſtenkorn.
Poſthioplaͤſtik, f. gr. (von pösthe, pösthion, das
männliche Glied, die Vorhaut) Heil. Fünitliche
Bildung der Borhaut; Poſthitis, f. die Entzün-
dung der Borhaut; Poſthoͤncus, m. Geſchwulſt
der Vorhaut.
post hoc est, f. unter post.
post hominum memorlam, lat. feit Menſchen⸗
gedenken.
posthümus, r. postümus,m. (Superl. v. posterus)
und posthüma, f. I. ein Spätling, Nachgeborner,
nach des Vater Tode geborenes Kind; Libri
posthümi, pl. nachgeborne Kinder; opus post-
hümum oder postumum, n. ein erjt nad) des
Berfaflerd Tode Herausgefommened Werk; plur.
opera posthüma, oder fr. oeuvres posthumes
(ſpr. öw'r poftühm’), Hintexlaffene od. nachgelaſſene
erke, Schriften; poſthüm, nachgelaſſen; auch
nachträglich.
poſtiche, fr. (ſpr.poſtiſch; it. posticcio, apposticcio,
ſpan postizo, apostizo, prov. apostitz, I. gleich].
appositicius, an die Stelle gejeßt, von apponere,
hinzuftellen, an die Seite Itellen) ſpäter hinzu—
efonımen, nachgemacht, falich, 3. B. von falſchen
Bahnen oder Haaren gebräuchlich, vgl. cheveux
postiches, cul postiche, dents postiches; homne
postiche,m. (jpr. omm’ —) der faljche od. After-
mensch, d.i. der Affe. |
Bofticenm, n. l. (v. posticus, hinten befindlich) ein
Hinterhaus, Hintergebäude; auch Hintertür.
oftieren, ſ. unter Boften.
oitilfe, £. (ml.u.it. postilla; fr.apostille, postille;
ipan. postilla, Randbemerfung) ein Vredigtbud)
iiber die Sonn- und Felttags- Evangelien 2c. (v. 1.
post illa [verba], nad) jenen Worten des Bibel-
textes); poftillieren, die Bibel erklären; Poſtil⸗
laͤnt, m. ein Bibelerklärer, Bredigtenjammler, Her-
ausgeber von PBredigt- und Erbauungsbüdern.
bo ı ftiche: als Hauptw. Poſtiſch, m. im
d „ſ. poſtiche; als Yaupiw. Wo ‚m. in
ne der Blinde, eine verdedte Karte, die
man auf gut Glüd gegen feine eigene Karte ein-
taujchen kann. J
Poſtkommuniön, f. nl. (vgl. Kommunion) in der
fatholifhen Kirche ein Gebet od. Gejang nad) dem
Abendmahl.
Poſtliminium, n. l. (von limen, Gen. liminis, die
Schwelle, Wohnung) die Rückkehr, die Heimkehr;
jus postliminii, Rſpr. der Wiedereintritt in den
vorigen Befiß, das Recht, welches für jemand dur)
jeine Wiederkehr aus der Gefangenjchaft oder aus
der Ferne neu entiteht.
Poſtlitz, n. L.-dtich. (fcherzh. gebildet ala Gegenjag
zu Antliß) der Hintere.
Poſtludium
Poſtludium, n. nl. (vom [. ludus, das Spiel) das
Nachipiel auf der Orgel beim Kirchenfchluß, der
Ausgang.
pojtmeridiäniich, j. pomeridianiic.
Poitnojesmäkla, f. ruf). (don post, Faſtenzeit, die
Faſten, und mässla, OT) das Faſtenöl, Hanföl.
post nubila Phoebus, ſ. unter Phöbus.
poſtnumerieren, nl. (vd. numeräre, zählen, zahlen)
nachbezahlen od. nachzahlen, entg. pränumerie-
ren; postnumerändo, nachzahlend, nachträglich.
Pojto, m. it. (vom J. ponere, jtellen) feſte Stellung,
Stand, Stelle; Pete faſſen, Stellung nehmen,
jich aufitellen; fejten Fuß faſſen.
pojtpliocän, nach den pliocänen Gebilden ent»
ftanden, vgl. eocän.
voſtponieren, lat. (postpondre) nachſetzen, hintan-
jegen, geringer achten; Poſtpoſition, f. nl. die
Nachſetzung, Hintanfegung; Sprachl. ein Verhält-
niswort, welches hinter da3 zu beftimmende Haupt-
wort, nicht, wie die Präpofitionen, demselben vor—
an gefeßt wird; 3. B. in den finnifchen Sprachen;
pl. Roftpofitionten; postpositis postponendis,
mit Hintanſetzung deſſen, was hintangefegt wer—
Poſtregal, ſ. unter Poſt. ſden muß.
postremus, a, um, [. (Superl. v. posterus) der ꝛ⁊c.
binterite, legte; Poſtrẽmum, n. das Letzte; das
Yette Wort vor Gericht, ein Recht, weiches dem
Beklagten zukommt; postremo, zuletzt, endlich);
Pojtremität, f. (jpätl. postremitas) die Stellung
des Letzten. [der Bühne.
Boitjcenium, n. lat. (vgl.Szene) der Raum hinter
voſtſtribieren, lat. (postseribere) dahinter- oder
darunterjchreiben, einem Schreiben noch etivas
hinzufügen, anhängen; Poſtſtript(um), n. die
Nachſchrift in Briefen.
Bojtitation, |. Station.
voſt Zrinitätis, |. unter Trinität.
pojtulieren, I. (postuläre) fordern, veriangen, nad)-
ſüuchen, als Bedingung vorausjegen, begehren; bei
Buchdr. fih um die Würde eines Gefellen bemer-
ben, vgl. Cornut; auch: außergewöhnlich zum
Biichof ernennen; Poſtulaͤnt, m. (postülans) ein
Bewerber, Anſucher; Poſtulãtus, m. ein Ernann-
ter, Berufener, bef. zu einem Bistum; Bojtulät,
n. (postulätum), pl. Bojtuläta oder Poſtulate,
das Geforderte, das Verlangen; der Forderungs—
oaß der ohne Beweis angenommen werden und
gelten ſoll, wegen eines andern notwendigen und
gewiſſen Satzes, die Vorausſetzung; Größenl. eine
Forderung, Aufgabe; Buchdr. die Bewerbung um
die Geſellenwürde und Aufnahme dazu; Pofſtula—
tion,f. (postulatio) die Anforderung, das Begeh-
ren; bej. die Ernennung einer Berfon zu einer
geistlichen Würde, zu welcher fie eigentlich nad) dem
fanonifhen Recht nicht ernannt werden fann;
Fojtulailandtage, pl. die alten Ständeverfamm-
lungen, injofern fie zu Steuerbemwilligungen zu-
fammentraten.
Poſtuma, Poſtumus, ſ. posthumus.
Poftumät, n., r. m. ſpätl. (postumätus) die letzte
Stelle, der unterfte Rang.
Poſtũr, f. (it. postära) — Poſitur.
Pot, m. fr. (fpr. poh; = niederd. Pott) ein Topf;
ein altfranzöf. Flüſſigkeitsmaß — 2 Bintes (f. d.);
Pot de Chambre, m. ſſpr. poh de jchdnab’r) ein
Nachtgeſchirr; pot de vin, ın. (fpr. — wäng) der
Weinkauf, die Bunube: ein über den bedungenen
Kaufpreis gegebenes Geſchenk; Pottaſche, f. (nie-
derd. Pott, Topf; niederländ. pot, Topf; engl. pot,
Topf; daraus engl. potash, Bottafche, und darnadı
Boterie 681
ital. potassa, fr. potasse) fohlenfanres Kali, aus
Bflanzenafche gelaugt, u. (früher in Töpfen) ab-
gedampft und geglüht; Pottfiſch, ſ. Kachelot;
Botpourri, m. ſpr. pohpurri; v. pourrir, faulen)
eig. ein Faultopf, ein Riech- od. Düftetopf; uneig.
ein Allerlei, Mifchgericht, vgl. Ola potrida;Tont.
ein aus mehreren ſchon befannten Stiiden zufam-
mengeſetztes Tonſtück; Pot-Roſinen, pl. Topf-
roſinen, die beſten ſpaniſchen Roſinen in Töpfen.
Potage, f., r.n. fr. (ſpr. potdhfe’; von pot, Topf;
eig. etwas im Topf Bereitetes, it. potaggio, jpan.
potage, ml. potagfum) eine Suppe, Fleifchjuppe;
franz. Semüfe mit verfchiedenem Zubehör, nament!l.
Reis od. Graupen mit Klößchen, Kohlrabi, Spar-
gel, Schoten, Möhren 2c.; Allerlei; Potagelöffel,
m.einSuppentlöffel,Borlegelöffel; Potageſchüſſel,
f. große Suppenfchüffel; Jean Potage, j. unter
Sean; Potager, m. (fpr. —fcheh) der Suppen»
herd; die Suppenfchüffel; der Küchengarten.
Potamiden, gr. (v. potamös, Fluß) Flußnymphen
(f. Nymphe); Potamegrdph, m. ein Flußbe—
Ichreiber; Botamographie, f. dDieBejchreibung der
Flüſſe; potamographiſch, flußbeſchreibend; Po—
tamologie, f. die Lehre von den Flüſſen u. Strö—
men; potamploͤgiſch, flußkundlich.
Potauſche, potassa, ſ. unter Bot; Potaſſium, n.
barb = Ralium. :
Potation, f. I. (potatio, von potäre, trinfen) das
Zrinfen, Zehen, Trinigelag; Potätur, m. der
Becher, Trinfer, Säufer.
Poteau, m. fr. (fpr. potöh; altfr. u. prov. postel,
mi. postellum, v. I. postis, der Pfoften) Bauf. ein
Pfoten, Ständer, eine Säule von Holz.
Botentce, m. (fpr. potängß’) der Galgen; Krfpr. eine
bejondere, der Figur eines Galgens ähnliche Auf-
itellung von Truppen.
sotent, |. (pötens) mächtig, vermögend; Votentät,
m. (ml. potentätus) ein Macht oder Gemwaltbaber,
gefröntes Haupt, Kaiſer, König 2c.; pl. Potenta=
ten, die Mächte, Macht: oder Gemwalthaber; Pos
tentilfe, f. nl. (potentilla, von potens, wegen der
Heilfräfte) Name verjchiedener Pflanzen: Tormen»
till (ſ. d); Sänferich; Finffingertraut; Potenz, f.
[. (potentia) die Macht, Gewalt, Kraft, Stärfe;
Grad, Steigerung; belebende oder das Leben er-
haltende, iiberh. wirkende oder bewegende Kraft;
Zeugungskraft; Recent. die Zahlenwürde, Bahl-
Itufe, auch Dianität, das Produft aus einer zwei
oder mehrere Male als Faktor geſetzten Zahl (die
zweite Potenz — Duadratzahl od. Duadrat,
die dritte PB. —= Kubus 2c.); jtrahlende Po—
tenzen, Naturl. die unmwägbaren einfachen Stoffe,
nämlic Licht», Wärmes, eleftrifcher u. magnetifcher
Stoff = Smponderabilien u. Inkoerzibi—
lien; potential, nl. od. potentiell (fr. potentiel),
vermögend, mwirfend, wirkende Kraft habend; bei.
nicht unmittelbar, fondern verborgen wirkend, 3. B.
dergleichen Arzneimittel (entg. aktuell); poten—
tielle Energie, Arbeitsvermögen; Spanntraft;
®otentiäl, n. Größenl. ein mathentatiicher Aus—
drud, aus welchem ſich das Anziehungsvermögen
eines Körpers berechnen läßt; Botentiälis, m.
(se. modus) Sprachl. die Möglichkeit3- oder Ver—
mutungsweife, die Augsfageform des Heitworts,
welche etwas al3 möglich oder wahrjcheinlich dar—
jtellt (im Deutfchen gewöhnlich durch können od.
mögen gebildet); potenzieren, nl. Macht geben,
bevollmäcdtigen; erhöhen, verjtärken, jteigern.
Voterbrood, |. Poderbrood. 3
Boterie, f. fr. (v. pot, Topf, ſ. Pot) Töpferware.
682 Poterium
Poterium, f. gr. (poterion = poter) ein Becher; die
Becherblume, eine Glashauspflanze von Paläſtina,
mit ältigen Stadheln u. Blumenähren mit Heinen
Knöpfen von vötlicher Farbe.
Potéerne, £. fr. (ehem. posterne, posterle, prov. po-
sterla, it. postierla, nıl. posterna, posterla, v. l.
posterüla, Seitenweg, Nebenweg) eine heimliche
Tür, ein Ausfalltor, verborgenesNebentor in einer
Feftung, wodurch man unvermerft einen Ausfall
tun kann; auch der Ausfall jelbit.
Boteftät, f. I. potsstas, Kraft, Macht, Vermögen;
potestas imperii, Reich3- oder Staatsmacht; p.
patria, väterliche Gewalt, väterliches Recht oder |
Anjehen, Vaterrecht; In potestäte, in Gewalt, in
den Händen.
Potihomanie, f. fr.-gr. (fpr. ch wie ſch; vom fr.
potiche, ein bemaltes chinefifches Porzellangefäß)
die Kunst, Glasgefäßen durch Aufflebung von bun-
teın Bapier, Zeichnungen, Blumen 2c. das Anfehen
von echten chinefischen und japanischen Borzellan-
gefäßen zu geben.
Botin, n. (fr. potin) das Geldfupfer, eine Metall-
miſchung von Kupfer, Blei, Zinn und Galmei.
Potion, f. (.(potio, v.potäre, trinken) das Trinken,
der Tranf; potio mortifera, ein tödlicher Tranf;
p. Riveri, j. Riveriiches Tränfden.
potior,-potius, [. (Kom. v. potis, vermögend, im-
itande) vorzüglicher, wichtiger; a potiori, nad)
dem Wichtigeren, nach) der Mehrzahl; a potiori
fit denominatio, nad) der Hauptjache od. Mehr-
zahl gejchieht die Benennung eines Gegenjtandes;
potior ereditor, Ripr. ein bevorrechtigter Gläu—
biger; potior tempöre, potior jure, Sprw. wer
früher fonımt, geht mit Recht vor, od. gew.: wer
zuerjt fommt, mahlt zuerft.
Potiphar, m. Name eines ägyptiichen Beamten,
dejjen Frau den Joſeph zur Unkeuſchheit verleiten
wollte, daher Potiphars Weib, Bezeihnung für
eine unfeujche Frau, treuloje Gattin.
Potniaͤden, pl. gr. (Potniädes) Benennung der
Backhantinnen; auch der Eumeniden.
Botngraphie, f. gr. (v. potön, Tranf, Getränf) eine
Beichreibung der Getränke; Potolonie, f. die
Tranf- oder Getränklehre; potologiſch, die Lehre
von den Getränfen betreffend; Potomanie, f. die
Trunkſucht.
Potpourri, Pot-Roſinen, ſ. unter Bot.
Pott, m. niederd. der Krug, Topf (vgl. Bot); die
Einheit des däniſchen Flüfligkeitsmages—!/,,dän.
Kubiffuß = 54 dän. Kubikzoll = 0,96612 1; Wott-
aſche, ſ. unter Bot. h
Botterie, f. fr. — Boterie, j. d.
Bottle, n. engl. (fpr. pott'l; — deutſch Buttel; fr.
bouteille, ſ. d.) eine Flaſche; ein engl. Hohlmaß
für trodene Dinge = 2,2721 (vgl. Duarter).
Pou de soie, ſ. poult.
Poudre, f. fr. (ipr. pud’r; v. l. pulvis, Gen. pul-
veris) Staub, Pulver, Streujand, Puber (f. d.);
poudre d’Arles (jpr. — darl), eine Art Spaniol
aus der franz. Stadt Arles; p. d. riz (jpr. —
rih) Reispulver, ein Hautverfhönerungsmittel;
p. de succession (jpr.— Bücdhekjöng), Erbpulver,
ein Gift der Marquije v. Brinvilliers; p. d’or,
Goldjand; Vondrier, m. (jpr.pudrieh) die Streu-
büchſe, das Sandfaß; Poudrette, f. (pr. pudrett')
Staubmift, Düngſtoff, kurzer, zu Staub gewordener
od. nach einem an von %. Thon zu Kafjel
künſtlich eingedampfter Menſchenkot, ein treffliches
Düngungsmittel; jo auch der zu einem fünftlichen
Dünger gefertigte Harn: Urate,f.; Boudretten-
pouſſieren
Fabritk, f. eine Anſtalt, in welcher Dünger zu
Düngerſtaub verarbeitet wird.
Bont, 1. Pul.
Poulain, m. fr. pr. puläng; eig. ein Füllen, prov.
polin, v. I. pullus, jung, ein junges Tier; daher
—5— equinus, ein Füllen) eine veneriſche Leiſten⸗
beule.
Poulan, m. fr. (ſpr. puliing) Zuſatz, doppelter Ein-
ſatz des Kartengebers in einigen Spielen.
Poularde, k. fr. ſpr. puldrd’; v. poule, Huhn, v. J.
pullus, jung, beſ. junges Huhn, Küchlein) ein
Kapphuhn, junges verichnittenes und gemäſtetes
Huhn; Poularderie, f. eine Hühnerzüchterei, ein
Federviehhof, wo verſchnittenes Geflügel im großen
gemäftet wird; Poulardier, m. (pr. poulardjeh)
ein Hühnerzüchter; Wonle, m. fr. (fpr. puhl, v. J.
pullus, das Huhn) und Bonlefpiel, n. auf dem
Billard das Huhnſpiel, Einfagjpiel.
Ponliahs, ſ. unter Baria.
Poulpeton, m. fr. (pr. nutpehdugs von poulpe, I.
pulpa, da3 Fleifchige, das derbe Fleisch am tierifchen
Körper) ein Fleiſchklößchen, eine Fleifchpaftete mit
eßbarem ande.
poult (auch pou, pout oder poux) de sole, m. fr.
(ſpr. puh de Bod; engl. Paduasoy, angeblich von
Padua in S$talien und altfr. soye, Seide) ſtarkes,
glanzlojes Seidenzeug, den Gros de Naples ähn-
liher Seidenftoff.
Pound, n. engl. (jpr. päund) ein Pfund, al Avoir-
düpois-Pfund — 16 Unzen (Ounce3)—256 Drad)-
men (Drams) = 453,593 g; al3 Troypfund =
12 Unzen = 240 Pfenniggewicht (Pennymweight) =
5760 Grän (Grains) = 373,222 g; aud) ein Pfund
Sterling; Poundage, n. (Ipr. paͤundädſch) Der
Pfundzoll, ein in England üblicher Zoll von allen
ausgehenden Waren.
Poupon, m. fr. (fpr. pupöng), Pouponne, f. (ipr-
puponn'; Verkl. von poupee, v. l. pupa, Mädchen
und Buppe) Buppe, Docde, Püppchen.
pour, fr. (jpr. pur; v. l. pro) für; zu, um zu; pour
acquit, |. Acquit; pour-boire, n. (jpr. pur-
boaͤr; wörtl. zum Trinken) daS Trinfgeld; pour
faire visite, pour rendre visite, j. Vijite;
pour felieiter (jpr. — feligited) um Glück zu
wünſchen; pour la bonne bouche, ſ. bouche;
pour la raret6 du fait, ſ. unter rar; pour le
m6rite, j. unter meritum; ein pour-parler, n.
(ſpr. — parleh) eine Unterredung, Beſprechung,
ein Meinungsaustauſch bej. zwiſchen Staatsmän—
nern; pour passer le temps, ſ. unt. pajjieren;
pour peu, j. peu; pour prendre cong6, j. unt.
Conge; Pourſept, n. (ſpr. purjett) ein Gejell-
ſchaftsſpiel mit Bändern od. um die Zeche, wel-
ches darin beſteht, daß beim Zählen im Kreife jtatt
der Zahl 7 und jeder durd) 7 teilbaren Zahl pour
gejagt werden muß 2c. Em
pourpre francaise, £. fr. (pr. purp’r frangkähj')
eine aus ‚Steinfohlenteer gewonnene farminrote
Flüffigfeit. *
pourſuivieren (fpr. purkiiim—), fr. (poursuivre;
mi. prosevere f. [. prosöqui) verfolgen, nachjegen;
fich um etwas bewerben, darum anhalten; etwas
betreiben; Pourſuivant, m. (jpr. purküimäang)
ein Bewerber, Betreiber; Pourſuite, f. (pr. pur-
ßüit') die Verfolgung, Bewerbung. Betreibung.
pouffieren, fr. (pousser, jpr. Hl ‚ptov. polsar,
jpan. pulsar, v. (.pulsäre) jtopen, treiben, ſchieben;
uneig. einen —, ihm forthelfen, förderlich fein, ihn
befördern, unterftügen; etwas durchjeßen; gem
auch — den Hof maden; daher Pouſſade oder
Pouboir
Pouſſage, £. (ſpr. puſſahſch') die Geliebte, Herzens—
dame; ih pouſſieren, ſich emporſchwingen, heben;
Fortſchriſte machen, weiter kommen; auch für bof-
fieren oder bojjeln, 5.d.; Pouſſeur u. Pouſ⸗
fadenr, m. (ipr.— Öhr) ein Frauenjäger; Pousse-
caf6, m. fr. (ipr. puſſ-kafeh) ein Kaffee-Nachſchub,
in Frankreich jcherzh. für das Schälhen Kognaf
nad) dem Kaffee.
Ponbvoir, n. fr. (pr. pumodhr; v. pouvoir, fünnen,
altfr. pooir f. podoir, prov. und ſpan. poder, it.
pot£re, [. posse f. potis esse, j. posse) die Macht,
Gewalt, Straft, das Vermögen, etwas zu tun, val.
Pleinpouvoir; pouvoir ex6cutif, die voll-
ziebende, ausübende Macht oder Gewalt; p. legis-
latif (ſpr. leſchis —), gejeßgebende Macht.
Poverino, m. it. (Werft. von pövero — l. pauper,
arm) ein armer Schelm, armer Teufel.
Powerloom, m. engl. (fpr. päuerlühin), der Ma-
ichinenwebjtuhl, auch Kraftituhl genannt.
Vowiäsfe, f. ruf). (v.powiäsätj, umbinden, bewin-
den) das Stirnband, die Stirnbinde, Haube unver-
heirateter Frauenzimnter.
Pozzolana, Pozzolan-Erde, |. Pu 530 lana.
pra—, ſ. prae; das Prä haben, den Vorzug oder
Vorrang behaupten.
Praadamiten, pl. nl. Voradamer, Menichen, die
ichon vor Adam gelebt Haben jollen; präadami-
tiſch, fich auf die Präadamiten bezichend; aud) vor
Adam gejchehen oder bejtanden.
Prändpis, m. barb.-I. (vgl. Advis, Avis) vorläu-
figes Gutachten, vorläuftge Meinung.
präambulieren, ſpätl. (praeambuläre; val. ambu-
lieren) eine Borrede od. Einleitung vorausfchiden,
einleiten, vorbereiten, Umjchweife machen; Bra-
ambülnm, n. od. fr. Breambüle, n. (pr. —ang-
bühl’) der Eingang, die Borrede, Einleitung, 3. B
zu einer Rede; uneig. das Borfpiel, der mine,
die Weitläufigfeit.
PBräanteceifor, m. nl. (vgl. antecedieren) der Bor-
vorgänger, Ehvorwefer im Amte.
Präapprehenſion, £. nl. (vgl. apprehendieren) vor-
gefagte Meinung, Vorurteil.
Präbende, f. ml. (praebenda, v. [. praebere, dar-
veichen, gewähren) die Pfründe, kirchliche Verſor—
gung, Stiftsitelle, ein gewiſſes jährliches Einfom-
men von einer geijtlichen Stiftung, ſowie ein geift-
fihe3 Ant, welchem ein Teil der Kirchengüter vd.
Einfünfte zugeteilt ift; au) Zeibrente: Präben—
därlins), auch Präbendät, m. ein Pfründner,
Stift3- oder Domherr; auch der Genießer einer
Leibrente; präbendieren, mit einer Pfründe be-
gaben; Präbitor, m. [. der Scyaffner, Austeiler.
Prädamnätion, f.ipatl.(praedamnatio, von prae-
«damnäre, vorher verdammen) Die VBorher- oder
Borausverdammung.
Prädäter, m. l. (von pra&dari, Beute machen, rau—
ben, praeda, die Beute) ein Beutemacher, Blün-
derer, Räuber; prädatsriſch (I. praedatorius),
plündernd, räuberiſch.
Pradecéeſſor, m. ſpätl. (v. I. decéssor, Vorgänger,
von deced£re, weggehen) der Vorgänger, Borfahr
im Anıte.
prädeliberteren, nl. (ogl.deliberieren) vorher über«
legen, vorher beratjchlagen; Prädeliberation, f.
die Borherberatung.
Prädelineation, f. nl. (vgl. delineieren) die Vor—
zeihnung. Borausbezeichnung, der Borentwurf.
prüdeftinieren, l. (praedestinäre, vgl. deftinieren)
vorausbejtimmen,auserwählen ; Bradeftination,
f. praedestinatio)die Borherbeftimmung, Gnaden-
prae 683
wahl, die von alleın Anfang an beſtimmte Erwäh—
lung des Menjchen zur Geligfeit, oder zur Ver—
dammnis; Prädeftinatiäner, m. nl. ein Anhän—
er der Önadenwahllegre (Prädeſtinations—
ehre, aud Prädeterminismus).
prädeterminieren, nl. (vgl. determinieren) vorher—
bejtinmen; Prädetermination, f. die Vorher—
bejlimmung; Prädeterminismus, m. die Vor—
herbeſtimmungslehre, nach welcher der Menſch ohne
Rückſicht auf * Willen nicht nur zum Glück
oder Unglück, ſondern auch zur Tugend oder zum
Laſter, zur Seligfeit od. zur Verdammnis voraus—
bejtimmut fein fol; Praädeterminift, m. ein An—
hänger der Vorherbeſtimmungslehre, prädeter—
miniſtiſch, diefer Lehre gemäß oder darin ge»
gründet.
Prädialift, Pradiäl-Raften, ſ. unter Brädium.
Pıradiktion, f.l.(praedictio, v.praedicdre, vorher-
jagen)dieBorherjfagung, Weisſagung; Prädictus,
m. Vorgenannter.
Prädigeſtion, £. nl. (vgl. Digeſtion) die zu frühe
erdauung.
Prädilektion, f.nI. (von dilectio, Liebe, diligere,
auserleſen, lieben) die Vorliebe, das günjtige Vor—
urteil für etwas.
prädisponieren, l. (praedisponere; vgl. dispo—
nieren) anordnen, veranstalten, vorbereiten; im
voraus geneigt od. empfänglich machen; Pradis-
poſition, £. nl. die Vorbereitung; Geneigtheit,
Empfänglicjfeit, 3.8. zu einer Krankheit.
Bradium,n. I. (eig. ein einzuſetzendes Beſitztum, v.
praes, Gen. praedis, der Bürge, der mit ſeinem
Beſitze haftet) ein Landgut, Vorwerk; ji unbe⸗
wegliche Grundſtück; Prädialiſt, m. ni. ein Guts—
herr, Gutsbeſitzer; Prädial-Laſten, pl. Güter-
beiteuerungen.
prädizieren, |. (praedicäre, v. dicäre, laut ver-
fündigen, Berjtärfungszeitivort von dicere, jagen)
eig. etwas öffentlich verfündigen od. befannt machen,
rühmend äußern; ausfagen, behaupten, beilegen;
pradiziert, eine Ehrenbenennung führend; prä=
difäbel praedicabilis), rühmlich; ausfagbar, bei»
legbar; Pradifabile, n. das von einem Gegen—
itande Auszuſagende, die ihm beizulegende Eigen-
daft; ein allgemeiner Begriff, abgeleiteter reiner
er le: pl. Brädifabilien; Prädika=
bilität, £. nl. die Fähigleit, eine Eigenjchaft zu
bezeichnen, od. als Eigenjchaft beigelegt zu werden;
Prädikament, n. die Eigenjchaft, vd. was von je—
mand geiagt, ihm beigelegt werden kann; 3. B. je-
mand durd alle Brädifamente loben oder
tadeln, d.i. ihm alle möglichen auten oder böſen
Eigenſchaften beilegen; Philoſ. dag Begriffsfach, die
Abteilung oder Ordnung, — Kategorie; Prä—
Difänt, m. nl. ein Prediger, Hilfsprediger; Prä=
difänten=Örden, ın. der'Brediger-Orden, =Do-
minifaner-Orden, j.d.; Bradifät,n. (praedi-
cätum) dag Ausgejagte oder Beigelegte, die einen
Subjefte od. Dinge beigelegte Eigenſchaft; Sprachl.
„ Snsnue age; aud) per Ehren- oder Amtsname,
itel.
Prado, m. ſpan. eig. eine Wieſe (= I. pratum), ein
Spaziergang, Luſtwald, Yujtgarten (der Haupt»
jpaziergang in Mapdrid).
prädominieren, nl. (vgl. dominieren unter domi-
nus) herrſchen, vorherrichen, überwiegen, die Ober-
hand oder das Übergewicht Haben; Prädomina⸗
tion, f. das Vorherrſchen, die Obergewalt, das
Übergewicht.
prae, (prü—), lat. Vorwort bedeutet vor, voran,
684 praecox
voraus 2c., ſowohl dem Orte, als der Zeit und dem
Range oder Vorzuge nad).
praecox, Öen. praecöeis, [. (v. praecoquere, vor-
ber fochen)frühreif, vorzeitig; Ingenium praecox,
. Ängenium; praecox partus, |. Partus;
Präfozität, f. nl. die Friihreife, Notreife.
präcmindnt, [. (v. praeeminere, hervorragen; vgl.
eminieren) vorzüglich, hervorftehend; Präemi—
nenz, f. (ſpätl. praeeminentia) der Vorzug, Vor—
rang, das Hervorragen; Borredt.
praemisse etc., praemissis etc., |. prämit-
tieren.
Präemtion, f. nl. (vgl. emtio) der Vorkauf.
praennmerando, j. pränumerieren.
praepostöre,[. (v.praeposterus,eig.der hintennach
Folgende voran, v. pesterus, hintennac folgend)
verfehrt, verkehrterweiſe, widerſinnig, zweckwidrig;
prüßojterteren (ſpätl. praeposteräre), verkehrt
handeln; etwas umfehren, verſetzen; Präpoſteri⸗
tat, f. (praeposteritas) verfehrte Ordnung.
praeter propter, I. ungefähr, etwa, mehr oder
praetexta toga, }. unter Toga. [meniger.
praevius, a, um, [.(v. via, der Weg) vorausgehend,
vorläufig; praevia admonitiöne, Rſpr. nad
vorgängiger Erinnerung; praevio examine, nad)
vorhergegangener Prüfung.
präcriftieren, nl. (val. eriitieren) vorher da fein,
eher da jein; Präexiſtenz, f. das vorher Mein
Borleben; bef. fruͤheres Beftehen der eele vor
dem jeßgigen Dafein ; Braeriftenttiäner diejenigen,
welche behaupten, daß die menjchlichen Seelen ſchon
vor der Geburt des Menfchen dagemwefen jeien;
Präcxiſtentianismus, m. die Lehre derjelben.
Präfation, f. I. 'praefatio,v.praefäri,vorherjagen)
die Borrede; Präfatiuncüla, f. eine Heine Bor-
rede, ein Vorwort.
Präfelt, Präfektur, ſ. unter präfizieren.
prüferieren (I. praeferre; fr. preferer), vorziehen,
höher achten, den Vorzug geben; präferäbel, nl.
(fr. preferable) vorzüglich; Braferenz,od. fr. Bre=
ference (fpr. preferdangß”), f. der Vorzug, Vorrang;
im Kartenſpiel die Vorzugsfarbe oder Borfarbe, ſ.
Eouleur; auch ein Stichſpiel mit deutſcher Karte
unter 3 oder gew. 4 PBerjonen; par prefereuve,
vorzugsweiſe, vorzüglich.
präfejtinteren, [.(prae-festinäre)jehrbecilen,üiber-
eilen; Präfeftination, f. nl. die Übereilung.
Bräfica, f. (pl. praeficae) I. ein Klageweib, der-
aleichen bei altrömijchen Zeichenbegängniffen zum
Weinen gedungen wurden.
bräfigieren, [. (praefigere; vgl. figieren) eig. porn
anheften od. anfügen, vorfegen, 3. B. eine Silbe;
beitimmen, anfegen, anberaumen, z. B. einen Tag;
dah. Präfirxion, f. nl. die Borfegung, Borfügung;
Anberaumung, Anfegung; Präfix(um), n., pl.
Präfixa, das Vorgejegte, die Borfilbe od. Borjeß-
jilbe, entq. Suffirum; auch eine Zahlung, bei der
feine Reipefttage gelten, — prefisso, ſ. d.; prae-
fixo termino, im anberaumten Termine.
präfigurieren, jpätl.(prae-figuräre ;vgl.figurieren)
vorher bilden, vorbilden; Brafiguration,f.(prae-
figuratio) die Borbildung.
präfinieren, l. (praefinire, von finire, abgrenzen,
durch Grenzen bejtimmen, von finis,Örenze) vor—
her beitimmen oder feitiegen, vorjchreiben; Prä—
iinition, f. (praefinitio) die Vorbejtimmung,
Vorſchrift.
Präfixion, Präfixum, ſ. unter präfigieren,
präfizieren, I. (praeficäre, von prae und facäre,
machen) zum Vorgejegten machen, voritellen, vor—
Präjudicium
ſetzen; Präfekt(us), m. der Vorgeſetzte, Befehls—
haber, Statthalter, Landvogt; auch ein Vorſänger
od. Chorführer; Präfektur, f.(l. praefectüra) das
Vorfteherant, die Befehlshaberftelle; Landvogtei,
Statthalterfhaft.
Präfofation, f. I. (praefocatio, v. praefocäre, er-
Itiden, von faux, Schlund, Kehle) Heilk. das Er-
itiden, die Erfticlung.
sräformieren, fat. (praeformäre; val. Form ꝛc.)
vorherbilden: präformiert, zuvorgeformt, zuvor-
gebildet; Braformation, ẽ nlat. die Vorausbil—
dung im Keime; Präformativ(um), n. Sprachl.
- ein Vorſetzwort.
srönlactat, nl. (v. glacies, da3 Eis) vor der Eiözeit
iegend.
PBrägita, n. gr. (von prässein, tun, handeln) das
Getane, die Tat, das Geichäft, die Sache 2c.; pl.
Pragmäta; Pragmaätit, f. die Gefchäftstätig-
keit, Geſchäftskunde, Sachkunde; Gemeinnüßigfeit;
pragmaͤtiſch (gr. pragmatikös), eig. geichäfts-
kundig, werftätig (praftifch); gemeinnüßig. lehr-
reich, belehrenden Aufjchluß gebend; dah. prag-
matiihe Geſchichtſchreibung, melde über die
Urfachen und Folgen der Begebenheiten Betrach—
tungen anſtellt u. Nutzanwendungen daran fnüpft;
sragmatiihe Sanktion, f. eine gemeinnüßige
andesderordnung, ein allgemeines Gejeß zur all-
gemeinen Wohlfahrt in geiftlichen und meltlichen
Sadıen; bei. die Berordnung Kaiſer Karls VI. im
Sahre 1713, durch welche er die Erbfolge in feinen
Staaten beitimmte; Pragmatismus, m. nl. 1. die
Art u. Weile, Gefchichte vorzutragen, nad) welcher
man die Erzählung der Begebenheiten mit Be—
trachtungen über die Urſachen u. Folgen derfelben
begleitet; 2. eine neue philoſophiſche Richtung, von
dem amerifanifhen Philofophen William Sames
begründet, d. i. die Lehre, wonach alles Erfennen
Ichlehterdings nur an jeinem praftifchen Nußen
zu mefjen ift und wonach nur das als „wahr an-
zuerfennen ift, was praftiihen Nuten gewährt
(eine jet auch in England und Frankreich ver-
breitete Richtung, die feit 2Yahren auch in Deutlich»
land viele Anhänger hat).
prägnant, I. (praegnans) [hmanger, trächtig; uneig.
wichtig, vieljagend, fruchtbar, gedankenſchwer, finn-
voll, bedeutungsvoll; Prägnänz, f. neulat. das
Schmwangerfein, die Fruchtbarkeit, Fülle; uneig.
die Gedanfen-, Sini- oder Begriffsfülle, Gedan-
kenſchwere; Brägnatton, f. lat. (praegnatio) die
Schwängerung, Befruchtung; die Schwangerſchaft.
prägravieren, [. (praegraväre; vgl. gravieren 2.)
vor andern beläftigen, überladen; Arägrapiert,
vor andern beſchwert, überlaitet; Pragrapation,
f. ni. die Überfadung, Überlaitung.
Praguerie, f. fr. (fpr. pragherih; nach dem huſſit.
Aufftande in Prag benannt) die Verſchwörung des
franz. Adels gegen König Karl VII. im 3. 1440,
um den damaligen Dauphin, jpäteren König Lud—
twig XL, auf den Thron zu erheben.
Präglitus, m. nl. (vgl. Guftus) ein Vorgeſchmack;
prägititieren, [.(prae-pustäre) vorher koſten, vor⸗
toften; Präguſtätor, m. der Vorkofler, Kredenzer,
Mundfchent am Hofe der römischen Raijer; Prä—
anftation, f. nl. das Vorkoſten.
Prahm, m. jlav. (wahrſch. aus tſchech. präm, klei—
nes Flußſchiff) kleines Flußſchiff, Fähre.
Prairie, f. frz, ſ. Prärie! reg
Vrajudicium od. Prajudiz, n. 1. (pradjudicinm,
(vgl. Judizium) ein vorhergehendes Urteil, Bor-
beihei; Vorurteil; ——— Meinung; Rſpr.
präfapieren
Nachteil, Eintrag, Schaden durch Nichtbefolgung |
einer gejeglichen Vorſchrift oder richterlichen Ver—
ordnung; Präjudikat, n. älterer Richterſpruch;
präjudiziaf ſpatl. praejudiciälis, e) od. prãju⸗
diziell, vor der Hauptjache zu unterfuchen ı. zu
enticheiden; Prajudiziäl-Antrag, m. im parla-
mentarijchen Leben ein Antrag, durch deifen An—
nahme andere Anträge felbitveritändlich fallen
müſſen; P.-Klage, f. Ripr. Feititellungsflage, eine
Klage, welche zum Schuß der bürgerlichen u. na—
türlihen Rechtsfähigkeit gebraucht wird und da»
durch gleichjam die Vorbedingung jeder anderen
Klage ausmachen fann; P.-Sache, f. Ripr. eine
Streitfache, welche einem Hauptitreite vorangehen
muß und für die Hauptfache von entjcheidendem
Einfluſſe iſt; präjndizieren(l. praejudicäre),vor-
läufig urteilen oder vorher entjcheiden; Vorurteile
beibringen, vorher einnehmen; benachteiligen, be»
einträchtigen; durch einen Antrag andere Anträge
beijeite ſchieben; de non praejudieändo, ohne
Beeinträchtigung der Rechte eines andern; prä—
judizierlich, ſchädlich, nachteilig, beeinträchtigend.
präfapieren, [.(praecavere; val. favieren) ſich vor-
ſehen, fic vor etwas in acht nehmen; vorbeugen,
Vorſicht gebrauchen 2c.; präkavirlich, lat.-dtic.
Borficht erfordernd, bedenklich; auch verhütend;
Präkaution, f. (jpätl.praecautio; fr.pr&caution)
die Borjicht, Verhütung, Borkehrung, Behutjam-
feit; pl. VorfichtSmaßregeln; par pr6caution, fr.
(fpr. —koßjong) durch oder aus Vorſicht.
präfludieren, I. (praeclud£re, v. claud£re, jchlie-
Ben; vergl. klaudieren) verſchließen, ausſchließen;
Rſpr. abweiſen u. zwar für immer, des Rechts
od.der Anſprüche verluſtig erklären; ad praeclu-
dendum, zum Ausſchluß; Präkluſion, f. (prae-
elusio) die Rechtsausſchließung oder Abweifung;
präklunſib(iſch), nl. ausſchließend, völlig abwei—
ſend; präkluſiviſche Frift,f.eine ausſchließende
Friſt, nach deren Ablauf jemand ſeiner Anſprüche
verluſtig wird; Präkluſiv-Urteil, n. Abweis—
od. Ausſchlußurteil oder »bejcheid.
Bräfo, m. l., pl. Bräfunen, ein Austufer, Herold
im alten Rom; praeco verbi divini, der Ver-
künder des göttlichen Worts, Prediger.
sräfogitieren, I. (praecogitäre; vgl.fogitieren) vor-
ber bedenien; präfogitiert, vorherbedadht; Prä—
fogitation, f. (jpätl. praecogitatio) das Vorher-
bedenfen.
Präfognition, f. jpätl. (praecognitio; vgl. Kogni-
tion) die Vorkenntnis, das Borwijjen,.Brognoje.
Prälonen, pl. von Präko, f.d.
Bräfoninm,n. I. (von Präfo, ſ. d) eig. die Aus—
rufung, Bekanntmachung; die Lobrede, Xobeser-
hebung; präfuntiieren, barb.-I. (fr. pr&coniser)
ausrufen; rühmen, preiſen, heraugftreihen; einen
Br Biſchof vorjhlagen, ihn dazu für tüchtig,
ähig oder wiirdig erklären; Präfonifation oder
Präfonijierung, f. die Lobpreiſung; ein übertrie—
bener Lobſpruch; päpftlihe Fähigipredung zum
Bistum.
präfonjumieren, I. (praeconsum£re; vgl. konſu—
mieren) voraus verzehren od. aufzehren; Präkon—
fumtion, f. nl. die Vorausverzehrung.
präfonzipteren, nl. (vgl. konzipieren) zum voraus
ji) einbilden, vorgefaßte Meinung haben; präfon=
zept, vorgefaßt, z. B. eine ſolche Meinung.
Prätordien, pl. I. (praecordia, von cor, Gen. cor-
dis, daS Herz) die Gegend ums Herz, die Herzgrube,
Magengegend; präfordiäl, nl. zu dieſer Gegend
gehörig; Präfordialangit, f. ein ftarkes Angit-
bralegieren 685
gefühl, das mit Beklemmungen in der Herzgrube
verbunden iſt.
Präkozität, j. unter praecox.
Prafrit, n. (von dem janzfrit. präkrita, gemein,
gewöhnlich) Benennung der verichiedenen Volks—
ſprachen (Provinzial-Dialekte) in Indien, urſpr.
aus dem Sanskrit, aber ſehr verändert und ver-
ſchlechtert, entitanden.
Praftit, ml. nractica, f. gr. (v. praktikös, &, 6n,
ausiibend, tätig, von prässein, tun, handeln) die
Ausübung der Regeln einer Kunſt 2c., gewöhn—
liher Braris (f. u.); die VBerfahrungsart; in der
Kalenderfpradhe: die Witterungslehre, Wetter-
prophezeiung (Bauernpraftik); welſche oder
italienische Praftik, eine Rechnungsart zur be-
quemeren Auflöjung einer Regel de tri, deren
erſter Satz ift; practiea est multiplex,1.Sprw.
das Gewerbe, die Betriebſamkeit iſt mannigfaltig;
pl. ®raftifen, unerlaubte Kunjtgriffe, Ränte,
Griffe, Schlihe; Praktikenmacher, m. ein Ränke—
macher, Ränkeſchmied; Praftikus (gr. praktikös),
auch Praftifer, m. ein etwas augübender und
darin erfahrener Mann; prdftiich (gr. praktikös,
e, ön), ausübend, tätig, werktätig, 3. 8 ein jol-
her Arzt; angewandt, anwendbar, ausführbar,
3. B. eine folche Wiſſenſchaft oder Lehre (entgeg.
thbeoretijch); wirkſam; die praktiſche Ver—
nunft, das Vermögen, die Willenskraft durch Er—
kenntnis zu beſtimmen, oder die Vernunft als
Geſetzgeberin für den Willen; lebensnützlich; praf-
tizieren (mlat. practicäre), üben, ausüben, Ge—
ſchäfte treiben, beſ. als Arzt od. Sachwalter; weg-
praktizieren, unvermerkt auf die Seite ſchaffen
oder wegbringen; praktizierend, ausübend, beſ.
von Arzten; praftifäbel, barb.lL(fr. praticable)
ausführbar, anwendbar, brauchbar; gangbar,
wegſam, fahrbar; praftitable Dekorationen;
pl. Vorſetzſtücke; Praftifabilität, f. die Ausführ-
barkeit, Möglichkeit; Praftilänt, m. ein ohne Ge-
halt jeine Kunſt auf Probe Ausübender; 3. B.
Rechts⸗, Schul⸗Praktikant, Br. der Arzneikunit;
Praxis, f. gr. die Ausübung, Übung, Anwendung,
die Erfahrung, Runfterfahrung, entg. Theorie;
bej. der Gerichtsbrauch; auc der Berufskreis, die
Kundſchaft eines Arztes, Rechtsanwalts 2c.; Im
praxi, nl. in der Ausübung od. Anwendung.
präfurrieren, I.(praecurr&re) vorherlaufen, zůvor⸗
fommen; Präkürſus, m., verf. Präkürs, und
Präkurſion, f. ((. praecursio) das Vorherlaufen,
Zuvorkommen; Präkürſor, m. ein Kundſchafter,
Vorbote; präkurſöriſch, vorläufig, einleitend.
Prälãt, m. (v.l. praelätus, vorgezogen, von prae-
ferre, vorziehen) ein vornehmer Geijtlicher, welcher
eigene GerichtSbarfeit auszuüben hat, Hochwür—
diger, 3. B. Biſchof Abt, nicht bloß in der kathol.
Kirche, ſondern auch in protejtantiichen Ländern,
die geiſtl. Würdenträger an der Spitze jäfulari-
fierter Klöfter u. Stifter; auch ein von Burgunder
bereitete Getränf; Brälatenjtriimpfe, pl. vio-
fette feidene Strümpfe für die höheren Fatholiichen
Geiftlichen; Brälatür,f.nl. eines Prälaten Würde
und Stelle; Prälation, f. I. (praelatio) die Vor—
züglichkeit, der Vorzug, das Vorzugsredt.
prälegieren, I. (praelegäre; vgl. legieren 1.) Ripr.
vorausvermaden, vorvermaden; Prälegät, n.
(praelegätum) etwas Vorausvermachtes, dag Vor-
vermädtnis; praelegätum dotis od. p. dotis
restitu6ndae, ein Vermächtnis, das ein Emp-
fänger de3 Brautichages an die Frau madt und
das deren Brautſchatz enthält.
686 Prälektion
Prälektion, f. I. (von prae, vor, und lectio, Vor—
lefung), Vorlefung auf der Hochſchule, Kolleg, Kol-
legium, ſ.d.
Hrälchieren, nl. (val. levieren) vorher erheben.
prälibieren, I. (praelibäre; vgl. Libation) vorher-
präoffupieren
m. ſchriftliche Verpflichtung zur Zahlung der Ver-
jiherungsgebühren; prämiteren, nl. belohnen,
den Preis zuerfennen; Prämidnt oder r. Prä=
miat, und Brämtierter, m. cin Belohnter, Emp-
fänger eines Ehrenlohnee.
koſten, vorichmeden; Prältbation, f.(praelibatio) | prämittieren, I. (praemittere; vgl. mittieren) vor-
das Vorkoſten, der Vorſchmack.
präliminär, nl. (praeliminarius, a, um, und als
Adverb. praeliminarie,d. prae limine, d. i. vor der
Schwelle) einleitend, vorläufig; Präliminarien,
ylur. oder Präliminär-Artikel, Einleitungen,
orbereitungen, vorläufige Übereinfunftspunite;
Friedens-Bräliminarien, Friedens-Vorbe—
veitungen od. »-Einleitungen; Praliminär-Kon=
vention, f. vorläufige Übereinkunft; Prälimina⸗
riften, pl. noch nicht immatrifulierte Studenten
in Chrütiania. i
Pralines, pl. fr. (ſpr. pralihn’; fr. praline, f. ge-
brannte Mandel, praliner, in Zuder bräunen
lajjen) od. gew. Pralinés (pr. pralinehs) pl. ge—
brannte oder in Zuder geröjtete Mandeln (angeb-
lich jo benannt von einem Diener des Marſchalls
du Plessis-Praslin, der fie zu Ludwigs XIV.
Zeit zuerjt bereitete), gebrannte Mandeln, gefüllte
hofoladeplägchen, mit Marzipan, Mandelcreme,
Fruchtſaft uſw. gefüllte Schokolade; auch Kot—
körnchen mit einer Kalkrinde, bei Desinfektionen
(. d.) ſich bildend; pralinieren, in Zucker röſten.
prälognieren, I. (praelöqui; vgl. Lokution) vorher⸗
veden, eine Vorrede oder einen Eingang maden;
Präloquium, n. nl. die Borrede, der Eingang.
prälucieren, I. (von lucöre, feuchten, von lux, das
Licht) vorleuchten; prälucid, vorleuchtend.
präludieren, I. (praeludöre; vgl. lusus) vorberei-
tend oder zur Einleitung jpielen; Präludium, n.
nl. Tonk. das Vorſpiel, Eingangsſpiel; auch ein |
Borzeihen, Vorläufer; Präluſion, f. (I. prae-
lusio) da3 Borjpiel.
prämatür, |. (praematürus, a, um, u. al3 Adverb
praematüre; vgl. maturieren) frühzeitig, vorzeitig, |
unzeitig; prämaturieren, nl. zu früh reifen, ver-
frühen; prämaturiert, zu zeitig, vorſchnell, über-
eilt, verfrüht; Prämaturität, f. die Frühreife, |
erziwungene Reife, Voreiligfeit.
prämeditieren, I. (praemeditäri; vgl. meditieren)
vorher bedenken; prämeditiert, vorbedacht, über-
legt; Brameditation, f.(praemeditatio) derBor- |
bedacht, daS Vorherbedenken. |
prämelieren, [.-fr., od. premelieren, fr. (v. möler, |
miſchen; vgl. melieren) bein Rartentpiel: das eine
Spiel Karten vorher mifchen, während mit dem
andern Starten gegeben werden.
Brämie, f. (v. l. praemium, n.) der Preis, Ehren-
lohn, die Bergütung; der Verficherungspreig, die
Berjiherungsgebühr, daS Geld für die Berfiche-
rung eines Schiffes 2c., |. Ajjefuranz; in-Lotte- |
rien u. dgl. Nebengemwinne, welche gewifjen Num—
mern zufallen, die unmittelbar, vor od. nach Haupt—
gewinnen gezogen werden; praemium virtuti et
pietäti, Belohnung der Tugend u. Frömmigkeit,
Sinnjprud des Ordens des heil. Johann von La—
teran; Prämien= Anleihe, f. eine Anleihe mit
bejonderen Beraiinjtigungen oder Gemwinnverfpre-
hungen; P.-Geſchäft, n. bei dem Handel mit
ausichieen, voranfenden; praemissis praemit-
tendis, abgef. P. P., d. i. vorausgeſchickt, was
vorausgeſchickt werden muß (in Briefen ftatt der
Anrede oder des Titels gewöhnlich); praemisso
titulo, mit vorausgeichicdtem Titel oder Boraus-
jeßung des Titels; Prämiſſe, f. nl., pl. Prä⸗
mifjen (I. praemissa), etwas Vorausgefchictes,
Vorausgeſetztes; die Vorderſätze eines Vernunft—
ſchluſſes, überh. die Urteile, aus welchen man einen
Schluß zieht; vgl. auch Premiſſe.
pramniſcher Wein, m. ein ftarfer, herber, bei den
Griechen fehr beliebter Wein von der Küſte Klein-
aſiens.
prämonieren, I. praemonẽre; vgl. monieren) vor-
her erinnern, warnen, anzeigen; Bramonition, f.
(jpätl. praemonitio) die Borerinnerung, Warnung.
Bramonftratenfer, pl. Mönde eines geiftlihen Or-
dens, welchen der heil. Norbert (früher Einfied-
ler und nachher Erzbilchof von Magdeburg) 1120
jtiftete, und nad) der ihm, ſeinem Vorgeben nad),
vom Himmel gezeigten Wiefe (fr. pr& montre,
altfr. pre monstre, J. pratum monsträtum) im
Walde von Couch nannte, wo das erite Klojter
Premontre gebaut werden jollte.
prämonſtrieren, I. (praemonsträre, v.monsträre,
zeigen) vorzeigen, vormahen; Pramonfträtor,
m. ein VBorzeiger, Vorgänger, bej. bei Leibesübun—
gen, Vorjpringer, Vorſchwimmer 2c.; Pramen=
ftration, k. (jpätl. praemonstratio) die Vorher-
zeigung, Vorzeigung.
prämunieren, l. (praemunire; vgl. munieren) eig.
im voraus verwahren, wohl verwahren, mwaffnen;
Prämunition, f. (praemunitio) Verſchanzung;
Berwahrung im voraus, Vorbehalt.
Brandmen, n. I. (vgl. Nomen) der Vorname, der
vor dem Gejchlechtsnamen fteht.
Pränotation, ſ. unter pränotieren.
hranotieren, l. (praenotäre; vgl. notieren) vorbe—
merfen; Branotation, f. nl. die gerichtliche Vor—
bemerfung, Borerinnerung der Gläubiger bei mut-
maßlihen Bantkerotten.
Bränotion, f. I. (praenotio; vgl. Notion) der vor»
fäufige Begriff, Vorbegriff, die Borfenntnis, Vor—
empfindung.
Pranſo, Branzo, m. it. das Mittagsefjen.
pränumerieren, nl. (v. numeräre, zählen, zahlen)
porausbezahlen: praenumerändo, mit od. durd)
Borausbezahlung, vorausbezahlend; Pränume⸗
ränt, m. ein Borausbezahler over Vorauszahler;
auch — Abonnent; Pranumeration, f. die
Vorausbezahlung; auch — Abonnement.
pränunciieren,!.(prae-nunciäre; vgl. Nunciuszc.)
vorherverfündigen, melden, anzeigen; Pranuın-
ciation, f. (jpätl. praenunciatio) die Vorherver-
fündigung.
Praͤo, m. malay. (japan. prau, Boot, Schiff) ein ſehr
langes u. ſchmales Boot auf den Sundainjeln.
präoffupteren, I. (praeoccupäre; vgl. olfupieren)
Wertpapieren ein Geſchäft, bei welchem fiir das
Recht des Rüdtritts vor dem Abſchluſſe ein Erſatz
(Brämie) bedungen iſt; P.-Öbligationen oder
P.:PBapiere, pl. Schuldverjchreibungen mit An-
wartichaft auf bejondere Gewinne; P.-Taler, m.
ein doppelter ſächſiſcher Speziestaler; P.-Zettel,
vorher einnehmen, vorgreifen, vorherbeſetzen, zu—
vorkommen; befangen machen, Vorurteile einflößen;
präoffupiert ſein, von einer Sache ſchon zum vor⸗
aus eingenommen ſein, ein Borurteil od. eine vor-
gefahte Meinung haben; Puöotinnnlien: LH.
praeoccupatio) die Boreinnahme, Vorwegnahme
Präopinant
eines Ortes; das Zuvorkommen; auch das VBorur-
teil, die Befangenheit, Eingenommenheit; präs
offupatörtiich, nl. Rſpr. vorauszugreifend; jo
heißt derAntrag eines beim Obergerichte weiter Be-
angten, bevorerzur Verteidigung auf die Weiterbe-
langung aufgefordert ift; feine nicht geforderte Ver—
teidigung heißt: Präoffupations-Libell,n.
Präopindnt, m. nl. (v. opinäri; meinen) ein Vor-
jtimmer, wer zuerft ftimmt od. feine Meinung jagt.
sräbarieren, |. (praeparäre; vgl. parieren 1.) vor»
bereiten, zubereiten, verfertigen oder fertigen, zu-
richten, veranftalten, bereit machen; Heilf. aud —
fezieren; fi präparieren, ſich vorbereiten, ſich
rüſten zu etwas, fich gefaßt madyen auf etwas; der
Präparierjtein,in Apotheken— Reibeſtein; Prä—
vparierſalz, n. zinnſaures Natron; Präparan⸗
dus od. Bräpardnd, m., pl. —en, ein Vorzube—
reitender, 3. B. zur Konfirmation ꝛc., ein Vorbe—
reitungsſchüler, beſonders ein ſolcher, der für den
Beſuch eines Lehrerſeminars vorbereitet wird;
PBräpardnde, f. nl. eine Vorbereitungsſchule;
Präbaraͤnt, m. l. (praepärans) ein Zubereiter,
Arzneibereiter; Praparät, n. ((. praeparätum),
pl. Bräparäta oder Präparäte, etwas Bor-
oder Zubereitetes, z. B. bereitete Arzneimittel
u. dgl.; bei. anatomijhe Präparate, d. i.
zum Vorzeigen und Aufbewahren abgejonderte
und Tinftlich zubereitete menjchliche oder tierijche
Körperteile; milroffopifches Präparat, Dünn-
ſchnitt, Dünnichliff zum Einlegen in das Mikroſkop,
Einlage; Präparation, f.I.(praeparatio)die Vor-
bereitung, be. für eine Lehrſtunde, oder für die
Konfirmation; Zubereitung, Zurüftung, Borfeh-
rung, Boranftalt, Anitalt; präparatsriſch (Tpätl.
praeparatorius), vorbereitend, vorläufig; Präpa⸗
ratoria oder Präparatorien, pl. vorläufige An—
italten oder Voranftalten, Vorbereitungen; Prä—
paratür, f. (l. praeparatüra) die Vorbereitung,
Zubereitung.
Hräpilierte Waffen, pl. (v. I. praepilätus, v. pila,
Ball) Stogwaffen, die an der Spige mit einem
Knopfe oder Balle verfehen find.
präpouderieren, I.(praeponderäre; vgl. ponderie-
ren unt.pondus) vorwiegen, überwiegen; präpon=
derant, überwiegend; Bräponderdnz, nl., oder
ir. Breponderance, k. (jpr. prepongderdngß’) das
Übergewicht.
sräponieren, l. (praeponere; vgl. Poſition) vor—
jegen, voranjtellen; Präpoſition, f. (l. praeposi-
tio) Spradl. ein Vorwort, Berhältniswort, z. B.
an, auf, bei, in ꝛc, Bräpofitus, m. ein Vorge-
jegter, Aufjeher, Propit; Präpeiitür, f. nl. die
Propſtei, Stelle und Würde eines Probftes; das
Stiftamt, Oberfirchenamt. [stere.
präpofterieren, Prüpofterität, ſ. unter praepo-
Srüpotent, !.(praepötens; vgl. potent) übermächtig,
überlegen; Präpotenz, f. (ſpätl. praepotentia) die
Übermacht, Überlegenheit, höhere Gewalt, über—
mäßige Zeugungskraft.,
Präputium, n. I. die Vorhaut; präputiiert (I.
praeputiätus), die Borhaut habend, unbefchnitten.
Bräraffaeliten, pl. in der Malerei: Nachahmer der
Borgänger Raffaels, bei. in England iſt dieſe
Ma J ſeit 1850 aufgetreten.
Prärie, f. fr. (fpr. prärih; prov. pradaria, fpan.
praderia, it. prateria, nıl. prataria, prateria, ein
Strich Wiejen, v. I. — Wieſe, fr. pré) eine
Wieſe, Aue; große Wieſenfläche od. Grasebene in
Vordamerika; pl. Prärieen, vol. Savanne;
Vrärial, m. (pr. prärial) der Wiejenmonat,
Präſens 687
3. Frühlingsmonat oder 9. Monat im neuen Ka—
lender der erſten franz. Republik, vom 20. Mai
bis 18. Juni.
präripieren, [.(praerip£re,v.rapere,raffen,veißen)
vorwegnchmen, wegreißen; Präreption, f. nl. die
Vorwegnahme; Entreißung, Entziehung.
prärogieren, I. (praerogäre, v.rogäre, fragen) eig.
vorher fragen; voraus begehrten, als Vorrecht for-
dern; Prärogatis, n. oder Prärsgatibe, f. (1.
praerogat!va, f.) eig. die Vorwahl; ein Vorzug,
Borzugsreht(PBrivilegium);pl.Brärpgatiden,
Vorrechte; praerogativa pignörum seu hypo-
thecärumy f. der Vorzug der Pfandrechte bein
Zufammenlaufe der Pfandgläubiger.
präjagieren, [.(praesagire, v.sagire, jharfempfin-
den oder ſpüren) vorherempfinden, ahnen, mut»
maßen;vorherjagen (prophezeien);andeuten; Prä-
ſagium, n. das Borgefühl, die Ahnung, Bermu-
tung; Vorzeichen, Borbedeutung.
Prafem oder Praſer, m. (l. prasius, gr. präsios,
d. i. lauchgrün, von präson, Lauch) der Lauchitein,
eine lauchgrüne, durchicheinende Abänderung des
Ditarzes; Praſium, n. der weiße Andorn, eine
füdeuropäiiche Pflanze; Praſoid, m. hellgrüner
Chryſopras; Prasopal, m. apjelgrüner gemeiner
Opal (f. d.).
Bräjens, n. [. (praesens, gegenwärtig, v. praeesse,
vor etwas fein) Spradl. die Gegenwart, Zeitform
der Gegenwart; m. ein Gegenmwärtiger, Anwejen-
der; pl. praes6ntes, die Gegenmwärtigen, Anwe—
jenden; praesentibus N. N., in Gegenwart oder
vor den N. N.; pro praesenti, für daS Gegen-
wärtige oder die Gegenwart, für jet; praesens
historieum, oder hiftorisches Präfens, eine Er-
— durch welche die Erzählung des
er in die Gegenwartverſetzt wird ——
sente medico nihil nocet, Sprchw. im Beiſein
des Arztes ſchadet nichts; Prafent,n.(fr.present;
eig. das Dargebotene) das Geſchenk, die Gabe;
PBräjent-Gelder, pl. = Donativ-Gelder;
praesentia, l. oder Präſenz, fr. Preſence, f.
(fpr. prefäang$’) die Gegenwart, Anmwejenheit; Prä—
ſenz-Gelder, pl. Anweſenheits- vd. Tagegelder,
die ein Domherr während feines Aufenthalts bei
einem Stifte empfängt; Präſenzliſte, VBerzeich-
ni3 der Anwejenden; Präſenzſtärke einer Armee,
die Zahl der in Friedenszeiten wirklich unter den
Waffen ftehenden Soldaten, Friedensſtärke; im
praesentia, l. in Gegenwart 2c.; a ned
jebt; Preſence d'eſprit, f. fr. (pr. pre ängß des⸗
prih) Geiſtesgegenwart, Beſonnenheit, auch Geiſtes—
mächtigkeit; präſentieren, |. (praesentäre; fr.
prösenter) vorzeigen, vorhalten. darreichen, dar-
bieten; iiberreichen oder einreichen; vorjtellen, dar-
jtellen; da8 Gewehr präjentieren, es jenfrecht
vorhalten: ſich präſentieren, ſich daritellen, ſich
zeigen, erſcheinen, ſich gut oder übel ausnehmen,
gut oder nicht gut in die Augen fallen; Präſen—
tier-Teller, m. ein Darreihungsteller, Borlege-
teller; prüfentäbel, nl. (fr. presentable) vor—
ftellbar, darjtellbar, vorſtellig; Präſentänt, an.
der Borzeiger und Inhaber eines Wechjels; der
Dariteller, Worichläger zu einem Amte; Präſen⸗
tation, f. (jpätl. praesentatio) die Überreichung,
Einreichung. VBorzeigung, 3. B. eines Wechſels; die
Borftellung, Daritellung, das Darjtellungsichrei-
ben eines Sircenherm oder Batrons, wodurd) je-
mand zu einem erledigten Kirchenamte vorgejchla-
gen wird; PBräfentationg-Nedt, das Bor-
ſchlagsrecht; Pr.-Zeit (auch -Tag) geſetzlich be-
638 Präſenſion
ſtimmte Zeit der Vorzeigung eines Wechſels bei
dem Bezogenen; Br.»Bermerf, m. Poſtd. Ein—
gangsvermerk; praesentätum, vorgelegt, einge—
reicht, eingelaufen; das Präſentät(um) be—
merken, den Tag der Einreichung anmerken.
Präſenſion, f. l. (pr̃aesensio, v. praesentire, vor-
ber empfinden) das Vorgefühl, die Vorempfindung.
Präſent, präſentieren ꝛc., Präſenz, ſ. unter
Präſens.
Präſẽve od. Präſepium, n. I. (v. praesepire, vorn
verzäunen oder verichliegen) die Krippe; bei Ma-
lern: die Szene der Geburt Jeſu in der Krippe;
Präjepien, pl. in Stalien Voltsunterhaltungen
in der Adventäzeit, wobei die Geburt Ehrifti dar= |-
geitellt wird und Krippe, Stall, Hirten, Haus, hei-
lige Samilie 2c., aus Holz geſchnitzt, unentgeltlich
gezeigt werden.
prälerbieren, nl. (praeserväre, v. serväre, retten,
bewahren; fr. preserver) verwahren, abmwehren,
vorbeugen, beihügen; Bräferbation, f. die Ver⸗
wahrung, Verhütung; präferhatin. vorbeugen,
verhütend,; Präferpatin, n. od. Prälerpatin-
mittel, ein Berwahrmittel, VBerhütungs-, Ver—
wahrungs- od. Schugmittel.
Bräjes, m. I. (praeses, Gen. praesidis) od. Präſi⸗
Dent,m. (l.praesidens, v. praesidere, voranſitzen)
ein Borjigender, Borjteher, da3 Haupt, der Oberfie
in einem Kollegium; in Nordamerika der Inhaber
der höchiten — Gewalt über die Union;
Präſidentũr, f. nl. od. Präfidentichaft, f. die
Borjteherichaft, das Amt und die Würde des Vor
jigenden; präſidieren, |. (praesidere) vorfißen,
vorjtehen, die Verhandlungen leiten, den Borfiß
haben; den Ton angeben, das Wort führen; Prä—
ſidium, n. der Vorſitz, das VBoriteheramt; der
Schuß; prafidiäl (ſpätl. praesidiälis), den Bor-
jiß habend, das Präſidium betreffend; Präſidiäl⸗
geſandter, m. der Bundestagsgejandte, welcher
nn ehemaligen deutjchen Bundestage den Vorſitz
führte.
präſignifizieren, I. (prae-significäre) vorher an⸗
zeigen; Bräfigrifilation, f. (ſpätl. prae-signifi-
catio) die Boranzeine, vorläufige Ankündigung.
Prafium, Praſoid, Prasapal, |. unter Brajem.
Präſtkribieren, I. (praescribere) vorſchreiben, ver-
ordnen, gebieten; Rſpr. verjähren und für verjährt |
erklären; präſtribiert, verjährt; präftrintibel,
nlat. verjährbar, verjährlidh; praeseriptio oder
Präftkription, f. lat. die Borjchrift 2c:; Rſpr. die
präajtäbel, j. unter präftieren. [Berjährung.
präjtabilieren, ul. (vgl. jtabilieren) vorherbeitint-
men; präſtabilierte Harmonie, ſ. unter Har-
monie; Praftabilisums, m. die Vorherbeitim-
mungslehre oder Meinung von einer von Gott ge-
ſchehenen Vorherbeſtimmung.
Präſtanda, Präſtanz, Präftarei, Präftation,
ſ. unter präſtieren.
präftieren, I. (praestäre, eig. vorſtehen; dann für
etwas einjtehen, Gewähr leijten 2c.) leilten, abtra-
en, entrichten; präftäbel, nl. leiſtbar; leiſtungs—
bio; Präitdndum, n. I. das zu Leiſtende, die
Gebühr; Leitung, Pflichtleiftung; pl. Präftända,
od. praestanda, was man zu leiten verpflichtet
ist, Pflichtleiftungen, Abgaben ıc.; praestanda
präftieren, feine Scyuldigkeit tun, Schuld od. Ge-
bühr bezahlen; praestita cautiöne, nach geleijte-
ter Bürgichaft; praestitis praeständis. nad) ge-
leiſteter Schuldigkeit, nach geſchehener Pflichtleiſtung
oder Pflichterfüllung; Präſtaͤnten, pl. Tonk. die
vorſtehenden großen, zinnernen Orgelpfeifen, vgl.
pruterieren
Prinzipal; Präſtänz, f. (1. praestantia) die
Vorzüglichkeit, Würde, das würdevolle Anfehen
einer Perſon; der Vorſitz, Vorrang; Präftarei,
f. nl. (praestaria), pl. Präſtareien, nad) Willfür
des Biſchofs zurückzunehmende Prründen in der
kathol. Kirche, auh Brefareien, Brefatorien;
Präitation, f. l praestatio,die Leitung, Pflicht-
erweilung, Lieferung, Abgabe; praestatiodamni,
der Schadenerfaß, die Vergütung des erlittenen
Schadens; p. doli, der Erjag des in böfer Abficht
zugefügten Schadens; p, evietionis, | Eviftion;
ern annüae, pl. jährliche Zahlungen,
Hinfen, Abgaben, Gefälle der Untertanen oder der
Pächter; p. publicae, pl. öffentliche Leiſtungen
oder Abgaben. |
Präftigien, pl. lat. (praestigiae, pl.) Bfendwerfte,
Zäufchungen, Zaubereien; Bräftigtation, f. Ta-
ichenfpielerei, Taſchenſpielerkunſt; Braitigtätor,
m ‚pl. Braftigtatoren, ein Tajchenipieler, Gauf-
lex bei den alten Römern; praftigiög (I. praesti-
giösus) voll Blendwerf, gauflerijch, betrüglich.
Präſtinabilität, f. l. (v. praestinäre, kaufen, er-
handeln) die Käuflichkeit.
präjtituieren, I. (praestituere, v. statuöre, auf-
itellen, fejtjegen; val. jtatuieren) vorher bejtimmen,
feitfegen, vorjchreiben.
präftruieren, [. (prae-struere; vgl. Struftur) vor⸗
bauen, einen Borbau machen; uneig. vorbereiten;
verbauen, unzugänglich machen.
präſumieren, I. (praesümere; vgl. Sumtion) eig.
vorhernehmen; annehmen,vorausjegen, vermuten;
ji) einbilden, vermefjen; präſumäbel, nl., od. fr.
preſümable, mutmaßlid, vorausjeglid; PBra-
fumtion, I. (praesumtio, oder praesumptio) ft.
Preſomption (pr. —jongBiöng), f. die auf Wahr-
Icheinlichkeitsgründen beruhende Vorausſetzung,
Vermutung, Mutmabung; der Verdacht, Arg-
wohn; die Einbilduna, der Dinkel, die Verme-
jeuheit; praesumtio juridica vd. p. juris, eine
rechtliche Vermutung; prafumtid vd. als Adverb
praesumtive, nl. mutmaßlich, vermutlid; prü⸗
tumtuds, anmaßend, eingebildet, jtolz, vermejjen.
präſupponieren, nlat. (vgl. jupponieren) voraug-
jegen, al3 wahr annehmen; Präſuppoſition, f.
die Vorausſetzung; Präſuppoſitum, n. das Bor-
ausgejegte, Angenvinmene. —
Präfzienz, f. nl. (v. praescire, vorherwiſſen; vgl.
Szienz) dag Borausmwiflen; präſzibel. vorher-
wißbar.
prätendieren, lat. (praetendére; eig. vorſpannen,
vorhalten, vorſchütßen, fr. pretendre) vorgeben,
behaupten; etwas fordern, verlangen, ſich um et-
was bewerben, Anjprud) darauf madjen, fich etivag
anmaßen; Prätendent, m. ein Bewerber, For—
derer, einer, der Anſprüche auf etwas erhebt;
Kronbewerber, ein Prinz, der feine Rechte auf
einen ihm vorenthaltenen Thron geltend madıt;
Prätenſion, f. nl. (fr. pretention) das Verlan-
en, die Forderung, der Anſpruch auf etwas, die
nmaßung, der Dünfel; aud) der Vorwand; präs
tenfionslos, anſpruchslos; prätentiös (fr. pre&-
tentieux), anfpruchspoll, anmaßend, eingebildet,
vol eingebildeter Anſprüche; Prätentiofität, f.
Anmaßlichkeit.
Prater, m. (I. gleichſ. pratarium, v. pratum, Wieſe)
öffentlicher Luſtwald und Spaziergang bei
ien.
präterieren, [. (praeter-ire, von praeter, vorbei,
darüber hinaus, außer) vorübergehen, übergehen,
auslafjen; Präterition, f. (jpätl. praeteritio) die
prätermittieren
Übergehung, Verſchweigung, Nichterwähnung, die |
Sprahmendung, wo man jagt, man wolle etwas |
nicht erwähnen, und es dabei recht nachdrücklich
erwähnt; Rſpr. bei. die Übergehung eines Erb-
en: Präteritum, n. Spradl.
ie vergangene Zeit, Vergangenheit, Zeitform
der Vergangenheit; pro praeterito, für die Ber-
gangenbheit.
bratermittieren, l. (praeter-mittere; vgl. mittie-
ren) vorbeilajjen, unterlafien, übergehen; Präter=
miſſion, f. (praetermissio) die Vorbeilafjung,
Auslafjung, Übergehung, Unterlafjung.
sräternaturäl, nl. (v. I. naturälis, natürlich; vgl.
Natur) widernatürlid.
praeter propter, lat. eig. nahe vorbei, daher an»
näbernd, ungefähr, mehr oder weniger.
Prätert, m. lat. (praetöxtus, von praetexere, d. i.
eig. vorweben; dann vorwenden) der Vorwand, der
Sceingrund, die Beſchönigung, Ausfluht; sub
raetextu, unter dem Vorwande; sub prae-
extu juris, unter dem Schein des Rechts; präs
tertieren, nlat. (fr. pretexter) vorwenden, vor⸗
geben, zum Vorwand nehmen.
Praͤtica, f. ital. (eig. — Praktik, Ausübung) die
Erlaubnis zu landen oder zu handeln, bei. wenn
man aus einen Lande fommt, two gem. die Peſt
oder eine andere anftedende Krankheit herricht.
Brätor, m. lat. (praetor, entjt. aus praeitor, von
praeire, vorangehen) überh. ein Vorfteher, Bor-
gejegter; urjpr. bei. ver Anführer im Kriege, Feld» |
herr; dann der Oberrichter, Vorsteher des Gerichts—
weſens, die vornehmſte Magijtratsperjon nächſt
den Konſuln im alten Rom; Prätoriäner, pl.
(praetoriäni) oder prätorianiſche Kohorte, f.
(cohors praetoria) die Zeibwache der altrömifchen
Kaiſer, welche fich durch Übermut u. Gemalttätig-
feit hervortat, ſelbſt Kaiſer ermordete und neue
wählte, daher: Prätorianerherrſchaft, f. Sol-
datenherrihhaft; Prätorium, n. das Feldherrn—
zelt; das Richthaus, der Gerichtshof; Prätür, f.
(lat. praetüra) das Amt des Prätors, das Stadt-
richteramt 2c , bei. in den Stadtgemeinden Latiums.
präbalieren, lat. (praevalere; vgl. valieren) über⸗
legen jein, das Übergewicht, den Vorzug oder die
Oberhand haben; bei Kaufl. ſich präpalieren,
fih wieder bezahlt machen, feine Auslagen nad)-
nehmen, ſich etwas zunuge machen; präbvalent
(lat. praevalens), überlegen, übermächtig, itarf;
Prävalenz, f. (jpätlat. praevalentia) die Über—
legenheit, das Ubergewicht; Präbpalation, fibarb.J.
die Schadloshaltung, Erholung, Nachnahme.
präbarizieren, |. (praevaricärl, eig. in die Quere
gehen, nicht gerade gehen) oder fr. predarifieren
(prevariquer), den geraden Weg verlafjjen, treulos
handeln, daS Bertrauen miibrauden; Präbari—
fation, f. (praevaricatio) die Pflichtvergefjenheit,
Treulofigfeit, Verräterei; Präparifätor oder fr.
Prevaricateur (ſpr. —töhr), m. ein Pflichtver-
geſſener, Treulofer, Achjelträger.
präbenieren, l. (praevenire; fr. pr&venir) zubor-
kommen, borgreifen, vorbeugen, verhüten, hin-
dern; zuvor benadjrichtigen, aufmerkſam machen;
das Prävenire Spielen, jemand zuvorkom—
men, feine Abficht vereiteln; präbentert, zuvor
benachrichtigt; Prevenance, f. fr. (jpr. premw’-
ndngß’) Zuvorkommenheit, zuvorfommendes We-
fen; prevenant (pr. prew’ndng), zuvorfommend;
einnehmend, dienjtfertig; Prävention, f. nl. das
Zuvorkommen, die Vorbeugung, Verhütung; Wir
derlegung vorausgejehener Einwürfe; vorgefaßte
Heyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl.
Prazipitium 689
Meinung, Vorurteil; warnende Benachrichtigung,
früheres Einfchreiten der Gerichte und der darauf
gegründete Kechtäaniprud; Präbentionstheorze,
.die Anficht in der Strafrecht3iehre, nad) welcher
die Strafen den Verbrecher in Zukunft unfchädlich
machen jollen; präventib, zuvorkommend, vor-
beugend, verhütend; Präventivknoſpen, Säum-
augen, jchlafende Augen; Präventiv-Zenſur, f.
die Prüfung von Drudichriften gewifjer Bogenzahl
vor einer Ausgabe, um fie nötigenfalls mit Be-
jchlag belegen zu können.
Prävigilien, pl. nl. (vgl. Bigilien) der Tag vor
dem Vorabend eines hohen Feites.
Präpifion, f. nl. (von praevidere, porherjehen) die
Borherjehung, das Borausfehen künftiger Be-
gebenheiten.
Brapität, f. I. (pravitas, von pravus, eig. frumm)
die Schlechtigkeit, Bosheit, Berderbtheit, Berkehrt-
heit des Herzens.
Prawitelitwennüj Weftnif, m. rufj. (von pra-
witelstwo, Regierung, und westj, Nachricht) der
Negierungsanzeiger, eine rufj. Zeitung.
Praxis, ſ. unter Praktik.
präzedieren, I. (praecedere; vgl. zedieren) voran»
gehen, den Vorrang haben, übertreffen; Präze—
Denz, f. nl. der Bortritt, Borrang, Vorzug; Pra=
zedenz-Streitigfeiten, Rangſtreitigkeiten; Prä⸗
zedenzien oder Präzedenz-Fälle, pl. vorausge—
gangene Fälle, Urteile ꝛc. weiche in ihrer Behand—
lung für fpätere Fälle maßgebend find; jus prae-
cedentiae, n. oder das Präzedenz-Recht, das
Borgangs- od. Vorzugs-Recht; Präzeſſion, f. der
Vorgang, das Vorrücken; Sternf. die jcheinbare
Ortsperänderung der Firiterne durch Verjchiebung
de3 Aquators auf der Ekliptik, das Vorrücken der
Nachtgleichen; Präzeſſor, m. der Vorgänger im
Amte, = Antezejjor.
präzellteren, l. (praecellere) hervorragen, fich her-
vortun, vortrefflich fein in einer Sache, übertreffen;
Prazellenz, f. (jpätlat. praecellentia) die Bor-
trefflichkeit.
Präzentor, m. !. (vgl. Kantor) der Borjänger, Titel
eines Chorherrn. i
Präzepta, präzeptin, Brüzeptor, Präzeptum 2ı.,
j. unter präzipieren. Kr
Präzeſſion, Präzefior, |. präzedieren.
präzingteren, I. (praecingere; vgl. Cingulum) um«-
gürten; umgeben, umringen.
präzipieren, I. (praecipere, von capere, fangen,
nehmen) vorausnehmen, vorausbefommen; aud)
vorſchreiben, Vorfchriften geben; Bräzeptum, n.,
pl. Präzepta, die Lehre, Vorſchrift, Regel, das
Gebot; aͤuch gerichtliche Auflage; präzeptiv (lat.
praeceptivus), belehrend, ermahnend; praecep-
tive, befehlöweife, gebietend; Präzeptor, m. der
Lehrer, Unterrichter; in den Ritterorden der Vor—
jteher von Ordenshäuſern; Präzeptorät, n. nl.
das Zehramt; präzeptorieren,Lehritunden geben,
den Zehrmeifter fpielen.
räztpitium,n. I. (v. praeceps, d.i. eig. mit dem
Kopfe voran, Hals über Kopf, eilfertig; jäh, ab-
jhüffig; v. caput, Gen. capitis, Kopf), verk. Prü⸗
ipiz od. Precipice, fr. (pr. prehßipthß’) der Tel-
Im bntend: auch das Berderben, der Unter-
gang, die plößliche große Gefahr; prazipitieren
(I.praecipitäre, eig. hinabftürzen, fenten), Scheidef.
niederfchlagen, fällen; auch zu Boden fallen, ſich
ſetzen; uneig. zu ſehr befchleunigen,übereilen; pras=
zipitiert, niedergeichlagen, gefällt; übereilt; Prä—
zipitälfalbe, f. gew. weiße Präzipitäljalbe,
44
=
690 Präzipuum Presbyodochium
eine Queckſilberſalbe gegen Hautkrankheiten; prae- Schiff mit dem Sprachrohr begrüßen, anrufen, be—
cipitândo, [., precipitando, it. (ſpr. pretichi—) fragen. - |
Tonk. eilend, rajch, vorwärts treibend; präzipi- Preis-furdnt, m. dtjch.-fr. (vgl. kurant) Preis—
tänt, I. (praecipitans) vorjchnell, über Hals md zettel, Preisliste,
Kopf; Präzipitans, n., plur. Präzipitantia, | Prejüge, n. fr. (fpr. —ſchüſcheh) ein Vorurteil —
Scheidek. Fälungsmittel; Heilk. niederjchlagende, Präjudiz.
jäuretilgende Mittel; Präzipitänz, f. (praecipi- | prefär (I. precarius, von precäri, bitten), bittiveife,
tantia) der Herabjturz ‚von einem jähen, abjchüf- bettelhaft; vergünitigt, aus Bergünftigung, auf
figen Orte; uneig. die Übereilung, Unbedachtſam— Widerruf eingeräumt oderzuerteilt; abhängig, un-
feit; Wräzipität, n. (praecipitätum) Scheidef. der ſicher, ſchwankend; ala Adverb auch precario oder
Niederschlag vd. gefällte Körper, Bodenfag; Prä— precario modo; Prelarium, n. Ripr. die Ber-
ipitation, f. (praecipitatio) die Übereilung, Eil- günftigung, Einräumung oder Geſtattung eines
——* Haſt; Scheidek. die Niederſchlagung, Fäl— echts auf Bitte, ohne Begründung eines recht—
lung oder Scheidung eines aufgelöſten Körpers von | - lichen Anſpruchs; etwas Vergünſtigtes; ein wider—
feinem Auflöfungsmittel duch Hilfe eines zuge- rufliher Zuftand; Prekaria, pl. Bittdienfte; Pre⸗
jegten dritten; Prägtpitätor, m. eig. der Herab- fareien oder Brefarei-Güter. pl. ml. precaria,
jturzer, eine Vorrichtung bei der Gasbeleuchtung. f., pl. precariae) Güter, welche dem Nießbraucher
Präzibpüum, n. l. (v. praecipüus, vorzüglich, von nicht erb= oder eigentümlich gehören; vgl. auch
raecip£re, borher- oder vorausnehmen) Ripr.ein | PBräftareiunterpräftieren; B.:Handel, m.der
Boraus, Vorzug bei Erbteilungen (vgl. Präle— von einem neutralen Bolfe mit den im Kriege be-
at), auch bei Teilung anderer Einkünfte, 3. B. der griffenen Männern geführte Handel; prekatib,
Bollerträne unter die — des Zollvereins. ſpätl. (precativus, und als Adverb precative) bit-
prũzĩs (praecisus) oder als Adverb praecise, I. (v. tend, bittweife; Brefatiuus (sc. modus) od. verf.
praecidere, d. i. abjchneiden, eig. abgejchnitten; Brefativ, m. die Bittmweije, die Redeweiſe des
genau, fejtgejebt, gerade, unverzüglich, pünktlich,, Zeitwortes, welche die Bitte ausdrüdt.
jogleich (fr. pr&cis); Präziſion, f.(l.praecisio)eig. | prémelieren, |. prämelieren, Eu
die Abjchneidung des Überflüfjigen; (fr.precision( | Bremices, pl. fr. (fpr. prehmihß'; v.!.primitiae)die
Genauigkeit, Pünktlichkeit; genaue Bejtimmung u. | Eritlinge.
Beitimmtheit der Begriffe; bündige Kürze des Aus- Premier, m. fr. (fpr. premjeh, v. l. primarius, der
druds; Präziſionsgewehre, pl. Genäugewehre; erfte, vornehmifte) der erite, oberite, vornehmite,
Präziſionsräder, Feinräder, Feingriffräder, Lehr— .B. BPremier-Leutnant, Ober-Leutnant; B.-
räder; Präziſions-Steuerung, Feinſteuerung, iniſter, erſter Miniſter; bei Zeitungen: der
Schaltſteuerung; präziſieren, nl. fr. préciser) ge- | vorangehende Leitartikel; au premier, im erſten
nau beſtimmen oder darſtellen, z. B. einen Antrag, Stock (wohnen); premiers, pl. (jpr. —jehs) die
eine Anſicht, ſich präziſieren, fich ſchärfer beftim- Erſten, d. i. die fünf erſten Stiche in verſchiedenen
men, beſtimmter herausſtellen; Präziſierung, f. Kartenſpielen; Bremiere, Erſtaufführung eines
die genaue Beſtimmung, die beftimmteDarlegung; | neuen Theaterſtücks; Premierenpublikum, n.die
Bräazifift, m. ein jtrenger eifriger Sittenlehrer. ftändigen Bejucher der Erjtaufführungen.
hrealäbel (fr. pr&alable, v. pre = I. prae, u. aller, | premieren, I. (prem£re) drüden, bedrängen; hemi-
gehen) vorläufig, vorgängig. men, beihränfen; auf etwas dringen.
Breambüle, j. Braambulum. Premis oder Prems, f. (von [. praemittere, vor-
Precedent, n. fr. (pr. —Beddng; v. pr&ceder, vgl. ausichiden) das Vorausgeſchickte, ein mittelhod-
präzediren) ein vorgängiges Beifpiel. deutſches Rechtsbüchlein des 14. Sahrh., prozefiua-
Brecepteur, m. fr. (pr. preßeptöhr) der Lehrer, liſche Klugheitsregeln enthaltend.
Hofmeiſter — l. Präceptor. Preneur, ın. fr. (ſpr. — nöhr; v. prendre, nehmen,
precieng, Precieufe, preeiös, f. pretiös unter | v. I. prendere, prehendere, fallen, ergreifen; neh-
Pretium; Precipice, precipitando, f. Brä- | men) der Abnehmer oder Käufer eines Wechſels;
zipitium. — garde (ſpr. preneh gard'), habt acht! ſeht
Precis, m. fr. (pr. prehßi; vgl. präzis) furzer Ab- euch vor! —
riß, Inbegriff, Hauptinhalt. Breparatöre, m. it. der Vorbereitende bei den Kar-
Brecilion, j. Präzilion. bonari (j..).
Breeift, nl. (v. l. prex, Gen. precis, Bitte, precäri,
bitten) ein Bittpfründner, Berforgter, = Banift,
j. d. unter panis.
Predella, f. it. (vgl. althochd. mhd. bret, Brett) eig.
Schemel, Stuhl; Bauk. der feite Hinterbau am
Altare, auf welchem der gotiſche Schrank ſteht; die
untere Stufe eines Altarbildes.
Bresbyodochium, n. gr. (v. presbys, alt) eine Ber-
| pflegungsanitalt für Alte: Presbit(es), m. ein
Welt- oder Fernfichtiger (entg. Myops); Pres⸗
büter, m. jpätl. (vom gr. presbyteros, der ältere)
| ein Alteiter, Gemeinde- oder Kirchenvoriteher, an-
geſehene (nicht prieiterliche) Kirhenbeamte bei Den
R | eriten Chriften, welche von den Gemeinden als ihre
Preswaditi, mi. rujj. der Adelsmarſchall. | Vertreter gewählt wurden; Trigfter, Pfarrherr;
Bellen 3. on ab pmehlam: 38—
BR ; dgl. prä- | Fajjung; ner, nl. Puritä—
———— Kfſpr. Wechſelzahlung ohne Aufſchub, | un: und 3 EN DE ne in
Sichtzablung. inen Biſc en, fon-
—— [.{prehensiö, v.prehend£re, eigrei- Ä a — —— durch
fen, faljen) die Ergreiſfung; Heilk. die Staͤrrſucht. | Altefte regiert willen wollen 2c.; Prespyterias
Prehnit, m. ehem. "ir Siörl, eine nach dem | nismus, Wdie Lehre dieſer nichtbiſchöflichen engl.
holländ. Oberjt v. Prehn benannte grüne Stein- | Chriften; Presbyterium, 2. der Kirchenrat, Die
art vom Kieſelgeſchlecht; Prehnitoid, m. ein dem Beriammlung der Kirchenälteften, der Kirchen—
Prehnit ähnliches Mineral. | boritand; auch — Presbyteriãt, n., x. m. das
preien, hol. praahen, praaijen, Schiffſpr. ein Alteſtenamt, die Würde des Kirchenvorſtehers;
preiceriptible
Presbytismus, m. Weitfichtigfeit, Altersfichtig-
feit, aud) Presbiopie, f., genannt (weil im Alter
Weitfichtigfeit eintritt).
srcieriptible, fr. = präffriptibel, f. unt. prä-
jöribieren.
Brefence, j. Präfenz unter Präſens.
reſenning, niederd. und holländ. Schiffipt. ein
Stüd überteertes Segeltuch zum Überziehen der
Schiffslufen = Berjenning, ſ. d.
®rejede, ſ. Bräjepe.
President of the Royal Academy, m. engl. Prä—
jident (ſ. d.) der königlichen Akademie; Pr. ofthe
Royal Society (jpr. —foßetitih), Vorfigender der
fönigl. Geſellſchaft der Wiffenichaften in London.
#refldio, m., pl. Preſidios, jpan. (vom I. praesi-
dium, Schuß, Bedeckung, Bejagung, Schanze) eine
Heine Feſtung, worin eine Bejagung liegt, bef. die
vier ſpaniſchen Feitungen an der afrikanischen
Küſte in Marokko: Ceuta, Melilla, Peñon de Belez
und Alhucemas.
Vrẽſis, f., od. Prẽsma, n. gr. (von prethein, ver-
brennen) Heilt. Entzündung, Geſchwulſt mit Ent-
zündung.
Preiomption, ſ. BPräjumtion.
sreflant, j. unter prefjieren.
Brefientiment, m. u. n. fr. (fpr. preffangtimdng;
v. pressentir — [.praesentire) das Vorgefühl, die
Borempfindung, Ahnung.
sreiiieren, fr. (presser,v.|.pressäre, Verſtärkungs⸗
zeitwort von premere, j. premieren) prefien,
drücden, drängen, treiben, nötigen; auch eilig oder
dringend jein, Eile haben, feinen Aufjchub leiden;
beeilen oder übereilen, 3. B. das Zeitmaß eines
Tonſtücks; preſſiert fein, gedrängt fein, dringende
Geſchäfte haben; preifant, dringend, eilig, an—
gelegentlich, feinen Aufichub leidend; Preſſion, f.
der Drud; zwingende Drud, Nötigung; Prefjür,
f. I. (pressüra) Drud, Bejchwerde; Prefleur, m.
fr. (fpr. — öhr), die Trommel (beim Zeugdruck).
Brefionftift, m. fr.-dtich., Zwanggsſtift, Feſtſtift.
Preß⸗ſteptilien, pl., ſ. Reptilienprej je
Breitidigitateur, m. jr. (jpr. —diſchitatöhr, eig.
ein Schneilfingerer, v. it. presto, raſch, w.L diei-
tus, Singer; wohl entft. durch wigige Urdung
von Preiligiateur) der Taichenfpicler; Preſtidigi⸗
tation, f. Taſchenſpielerkunſt.
#reftige, n. fr. (ſpr. —ſtihſch'; v. I. praestigia, vgl.
Präſtigien) die Gaufelei, zauberiſche Berblendung,
das Blendwerf, die Wunderbarfeit; aud) über—
legene Machtitellung, hohes, unerſchüttertes An—
fehen, Überlegenheit; Preftigiatenr, m. (pr.
—Hiatöhr) = PBräftigiator.
presto, it. (prov. prest, fr. pr&t, vom I. praestus,
praesto, bei der Hand, bereit) Tonk. ſehr geſchwind,
ichnell; presto assäi oder prestissimo, äußerſt
ſchnell oder geſchwind.
Bretention ꝛc., ſ. Prätenſion unter präten-
dieren.
pretia, ſ. unter Pretium.
pr6tintailles, pl. fr. (ſpr. —tängtdj’) ausgezackte
Bieraten als Bejaß an Damentleidern.
Pretium, n. (pl. pretia) lat. der Wert, Kaufpreis;
der Kohn, die Belohnung; pretium affectionis,
Liebhaberwert, nicht wirklicher, jondern bloß wegen
liebevoller Zuneigung des Geber3 oder befonderer
Kiebhaberei des Beſitzers einer Sache beigeiegter
Wert; auch eine Liebesgabe, ein Sreundichatts-
eichent, welches als ſolches bejonders hoch ge-
alten wird; pretia rerum, pl. Warenpreife, bef.
Breife der Xebensmittel; pretids (v. I. pretiösus,
primus 691
fr. precieux, fpr. —Bjöh), koſtbar, teuer, ſchätzbar,
wertvoll; uneig. geziert, aeihraubt, gezwungen,
geinct (affeftiert);eine Pretiöſe od. Precieufe,
. ein gezierte3 Frauenzimmer, ein Zieraffe; Pre—
ttöfe, f. weibl. Name: die Köftliche, Vortreffliche;;
Pretiofa oder Pretiöjen, pl. Koitbarkeiten, Ge—
ſchmeide, Edeljteine 2c.; Pretioſität, f. (lat. pre-
tiosItas) die Kojtbarfeit; auch f. die Ziererei, das
Sprödetun.
| Prevaricateur, prebariquieren, ſ. prävari—
zieren; Prevenance, prevenant, predenieren
nit,, |. prävenieren.
Prevot, m. fr. (fpr. preiwöh; it. prevosto, v. [. prae-
positus) ein Borgejegter, in der älteren Verfaſſung
Frankreichs Titel verjchiedener hohen Gericht3-
beamten; bef. = Bropft (ſ. d.); auch Profos
( d., Heldgewaltiger; Vrepptdl-Gericht, n. vor
der Revolution eine Art außerordentlicher Kri-
minalgerihte in Frankreich, die über gewiſſe
Verbrechen mit ſehr abgetürzten Formen Recht
ſprachen. *
Prevohance, f. fr. (ſpr. prewoajangß'; von pré⸗
— a) die Vorausſicht, Borherfehung,
orjicht.
Bridmel, f., pl. Pridmeln oder Pridmbeln (eig.
v. I. praeambülum, j. d. unter präambulieren) Be-
nennung einer eigentümlichen Art deutjcher Sinn-
gedichte im 14. und 15. Jahrhundert.
Priäpus, l. oder Briäpos, gr. abgef. Priäp, m.
Fabell. der Weingärtengott, Garten» und Feldgott,
Gott der Fruchtbarkeit und Geilheit, Sohn des
Bachus und der Venus; auch: ein unzüchtiger
Menſch; priäpiſch, den Priap betreffend, unziich-
tig, 3. B. priäpiſche Lieder oder Priapzja, pl.
l. unziichtige Lieder oder Gedichte, Zoten; Pria⸗
pismus, ın. eine krankhafte ſchmerzhafte Aufrich-
tung de3 männlichen Gliedes; Priapitis, f. Ent-
zündung des männlichen Gliedes; Priapolith, m.
gr. ein Priapftein, eine Spielart des Kaltſteins,
deren Form dem männlichen Gliede ähnelt.
Priden, pl. engl. Seezeichen am Rande des Fahr-
wajjers, gewöhnlich in den Boden geſteckte Baum—
ſtämme oder Ruten {vom engl. prick, Stadel,
Spite).
Prickmandeln, pl. holl. (v. prik, Mandel in ihrer
Scale) Krachmandeln, Mandeln in der Schale.
Briejter, m. (v. I. presbyter, j. d.; altfr. prebstre,
prestre, jet pr&tre) ein ®eiftlicher, bej. in der
röm.»fathol. Kirche; ein Geijtlicher, der da Sa—
frament der Priejterweihe empfangen hat.
Prikaͤs, m. rufj. (v. kasätj, zeigen, reden; betrafen)
Auftrag, Befehl; Gerichtshof, Kanzlei, pl. Pri⸗
kaͤſen, Zoll- od. Gerichtshöje, vor welche die Han—
delsangelegenheiten gehören. [Schlüfjelblume.
primrose, r engl. (jpr. primröf’), Primel, gelbe
primus, a, um, [. der, die, das erite, Primus, m.
der Erfte, Oberſte, bef. in Schulilaffen; auch pri=-
mus omnium, der Eijte von allen; p. inter
päres, der Erjte unter den Gleichen (d. 5. von
gleihem Range; Prime, f. (näml. classis) die
erite Klafje oder Abteilung in einer Schule; Kfipr.
— prima sorte, it. die erjte, bejte oder feinjte
Waren-Sorte; alla prima, it. Mal. auf einmal,
ohne vorangegangene Gründung (gemalt); Prima
Donna, f. it. die erjte Sängerin in der Oper;
prima facie, l. dem erjten Anjehen nach, anjchei-
nend; p. vice, I. zum erſten Male; p. vista oder
a p. it. (fpr. — wiſta) a auf Sicht od.
— Anblick (zahlen oder bezahlen); Tont. gleid)
auf den eriten Blick, vom Blatt, 3.2. etwas fpielen;
44”
692 primus
prima elem6nta, p. prineipia od. rudim6nta,
pl. 1. die Anfangsgründe, 3.B. einer ®ifjenjchaftze.;
primo oder pro primo, zuerit, erſtens; p. can-
tänte, m. it. der Hauptfänger, erſte Tenorift einer
Oper, auch p. u6ömo, d. i. der erjte Mann; pri-
mum esse, tum philosophäri, [. (nad) Seneca)
zuerſt fein, dann philofophieren, d.t. exit muß man
überhaupt beftehen fönnen, ehemanphilofophieren
tan; primum mobile, n.[.dererjte Beweggrund,
die Haupttriebfeder; Sternf. die erite oder tägliche
(icheinbare) Bewegung des Himmels mit allen
Sternen in 24 Stunden; — Brimage, f.,r.n. fr.
(ipr. —mahſch) der Verfiherungspreis, = (Affe> |-
furanz-) Brämie,.d.; Brima Note, f.it. das
Memorial, d.i. das Geſchäftsbuch, in das bei einem
Kaufmann alle Gejchäftsvorfälle des Tages zuerit
eingetragen werden; Brimäner, m. (.(primäus)
Schüler der eriten Klaſſe; Prima-Plana, pl. !.
Offiziere, Unteroffiziere und Spielleute einerKom—
pagnie, die nicht in Reih und Gliedſtehen; primär
(l. primarius, vornehm, vorzüglich; fr. primaire)
uriprünglih, = primitiv, z. B. primäre Ge-
birge, Ur- oder Grundgebirge, die eriten od. äl-
tejten Gebirge; Primärform, f. die Grundform,
Grundgeſtalt von Kriftallen; primäre Erſchei—
nungen, urjprünglide, nicht von andern ab-
bängende Erjcheinungen, 3. B. von Krankheiten;
Primärmaſchine, elektriſche Vordermaſchine;
Primärſchulen, pl. inFrankreich: Anfangsſchulen,
Elementarſchulen; Brimar-Spirale, f. Haupt-
ſpule; Brimärftetion, f. Aufgabeftelle, Kraftort
(gegenüber der Sefundärftation, ſ. d.); Pri—
märjtrom, Hauptitrom (eleftr.); Br.-Berfamm-
Jungen, Zujammentritt aller Staatsbürger zum
Behuf von Wahlen u. dgl.; Primarius, m. der
Erſte oder Oberite, 3. B. Bajtor primarius,
eriter Prediger oder Oberprediger; Prĩmas, ın.,
pl. Brimäten (Il. primätes), der erfte, oberite od.
vornehmite Erzbiichof eines Reiches; Primät,n.,
rt. m. (l. primätus) dieOberitelle, daS Oberbistum;
erite Würde und Gerichtsbarkeit eines Primas;
überh. der Vorrang, Bortritt; primätifch, Die
Oberitelle od. den Vorrang betreffend; oberbijchöf-
ih; Primawechſel, m. das erite Eremplar eines
gezogenen Wechjels, im Unterjchied zum zweiten
Eremplar, das Sekundawechſel heit ujw., ſ.
Tratte; Prime, f. (v. [. prima, die erfte) Tonf.
der erite Ton einer Ditave; die erite Stimme, erfte
Geige 2c.; in den Klöftern die erjte Betftunde oder
zweite kanoniſche Stunde(ſ. horae canonicae) mor-
gens 6 Uhr; Fechtk. erite Fechtjtellung oder Tage;
bei Buchdr. der Schöndrud, die erfte Fläche eines
jeden gejeßten und bedrudten Bogen3; bei Mark—
icheidern der zehnte Teil eines Ganzen, beſ. eines
Aolles; bei Kaufl. die allerfeinfte Spanische Wolle;
Primel (vom [. primüla veris, die Erjtlingin des
srühlings), die Schlüfjelblume, gem. Hinimel-
ſchlüſſel; Primicerius, m. I. ein Oberfter (Chef);
der erſte Domherr bei einem Stifte; Wrimtcertät,
n., t. m. die Alteſten-Würde, dag Erjtwürden-Amt;
Primidi, fr.]. Dekade; primieren, fr. (primer)
der Erite fein, die erite Stelle Haben; ſich über an-
dere erheben; Primitid, l. (primitiae) oder Pri⸗
mitien (fpr. t== 3), pl.die Eritlinge, eriten Früchte;
erſte Meſſe eines jungen Priejters (auch Primiz,
f.); daS erite Werf, die Erjtlingsichrift oder das
Jugendwerk; primitib (L. er, a, um), ur⸗
ſprünglich, anfänglich, uranfänglich; unvollkommen,
nur das Notwendigſte enthaltend; Primitivum
od. verbum primitivum, n. Sprachl. einWur;el-
Printen
oder Stammwort, Ur- oder Grundwort, pl. verba
primitiva; Primitiv-Nerven, pl. Nervenitäm-
me, die unmittelbar aus dent Gehirn oder Rücken—
mar? hervorgehen; Primogenitus, m. der Erit-
geborene; Brimogenitür, f. nl. die Erfigeburt;
auch das Erſtgeburtsrecht (jus primogenitürae);
Primopläft,m. [.-gr. der Erftgebildete; Primor⸗
dium, n. L., pl. Primordia od. Primordien, der
Anfang, Urjprung, die Gründung; primerdtäfl
(ſpätl. primordiälis), urfprünglich, uranfänglich
Primordialität, f. nl. Urſprünglichkeit, Uran-
fänglichkeit; Primordial-Schlauch, m. in der
Botanik: die erſte innere Zellichicht, Die unmittelbar
das Plasma umschließt; P.-Zone, die unterfte
Bone der filurifchen Formation (f. d.); P.-Faunga,
f. die verjteinerte Tierwelt der Primordialzone;
primiignieren, mit dem erjten Zeichen verjehen,
d. h. Statechumenen vorläufig mit dem Kreuze be-
zeihnen als künftige Chrüten; Brim- Tabellen,
pl.in der Buchdrucderei: Tabellen, welche die Seiten-
zahl für jeden neu anzufangenden Bogen angeben;
B.:3ahlen, pl. ſolche Zahlen, die fich mit feiner
andern Zahl, außer der Einheit, ohne Reſt teilen
laffen, wie 3.8.7, 11, 13, 17 ꝛc.
Prince of Wales, m. engl. (fpr. prinß of uelf),
d. i. Fürſt von Wales; Titel des engliihen Thron-
folgers (der Titel geht zurück auf die Eroberung
des Fürſtentums Wales im Sahre 1283 durch
Eduardl. von England, der feinen Sohn Eduard II.
mit dieſem Fürſtentum belehnte und ihn alfo zum
„Fürſten“ (nicht zum „Prinzen“, der er doch von
Geburt an war) erhob (vgl. Dunger, Engländeret
in der deutjchen Sprade, ©. 50). |
Brinceps, m. !. (v. primus, der Erſte, und cap£re,
nehmen; alfo eig. die erite Stelle einnehmend) der
Erite, Vornehmſte, das Oberhaupt, der Anführer,
Fürſt; pl. Brineipes, auch die zweite Reihe der
röm. Schlachtordnung, vgl. Haftati u. Triarii;
Principe, m. it. (pr. printichipe) ein Fürſt, Brinz;
Principeſſa, f. Fürſtin, Prinzeſſin; Prinzipät,
n., x. m.l. {principätus) der Vorzug, Vorrang, die
erite od. Oberitelle in einem Staate od. Heere; die
Herrſchaft, Alleinherrihaft; das Fürjtentum.
Principium, [. (v. princeps, f. d.) od. abgef. Prin⸗
zip, u., pl. Prineipia oder Prinzipien, auch
Principe, fr. (pr. prängßihp) der Anfang, Ur-
jprung, die Duelle; der Grund oder Urgrumd, die
Grundurſache, das Urweſen, der Urheber; ferner
der Grunditoff, Uritoff; die Grundlage, Grund-
regel, Grundlehre, der Grundbegriff einer Wijjen-
Tchaft; die Erfenntnisquelle, der Erienntnisgrund;
endlich auch der Grundſatz, die Serhaltungsregel
(Maxime), der Bemweagrund der Handlungen
eines Menſchen; Prinzinien, pl. Anfangslehren,
Grundlehren; Örundfäge;omne principium dif-
fleile (oder zum. unr. grave), aller Anfang ift
ichwer;principlum cognoscöndi,der&rfenntnig-
rund, Grundbegriff, Grundjaß; p. contradic-
ionis, der Grundjag des Widerjpruchs; prin-
eiplis obsta, mideritehe den eriten Anfängen,
nänd. Verſuchungen, Reizungen, Irrtümern, fal-
ſchen Grundjägen 2c.; prinzipiell ({. prineipiälis),
urſprünglich; grundſätzlich.
Prinfile, m. fr. (ſpr. prängfileh; zuſammengeſ. aus
prime u. filer, ſpinnen) feinſte Sorte franzöſiſchen
Tabaks, feinjtes Tabafsgejpinit.
Prinſepſche Legierung, f. eine Miſchung aus Gold
u. Silber oder Platin, die dazu dient, die Bejtim-
mung jehr hoher Temperaturen zu ermöglichen.
Printen, pl. (vom holl. prent, print, Bild, weit
Brinters
dieſe Backwaren früher eine menfhliche Tigur dar-
ſtellten) ſehr hart gebackene, aus ſtarkgewürztem,
ſüßem Teige beſtehende Konditorwaren.
Printers, pl. engl. (v. print, drucken) glatte, unge—
bleichte Kattune, auf welche fpäter gedruct wird,
Drudtücher.
Prints, pl. engl. glatte gedructe Baumtmollenftoffe.
Prinz, m. (fr. prince, jpr. prängß, v. [. princeps,
der Erjte, Vornehmite, ſ. d.) Fürst, Fürftenfohn;
Prinzeſſin, f. (fr. princesse) Fürftin, Fürjten-
tochter; Brinz-Confort, m. engl. Prinzmitregent;
Gemahlder Köniain; B.-Metall,n. gelbes Kupfer,
ein Gemiſch aus 6 Tin. Kupfer u. 1 1. Zink, nad)
jeinem Erfinder, dem pfälziihen BrinzenRobert
(geit. 1682) genannt; B,-Megent, m. Neichöver-
wejer aus einem Herricherhauje.
Pprinzipäfl, l. (principälis, von princeps, ſ. d.) ur—
jprünglich, vornehm, vorzüglich, hauptjächlich, ala
Adverb: prineipaliter; Brinzipäl, m., pl.—e,
die Hauptperfon, der Vornehmſte, Vorsteher, Herr,
da3 Haupt, be. der Lehrherr, Haus- u. Brotherr,
Geichäftsinhaber; auch Bevollmäcdhtigter; das
Brinzipäl, in einer Orgel das vornehmite oder
Haupt-PVfeifenwerf, gem. vorn; Prinzipãl-Baß,
m. der Hauptbaß; P.-Kommiſſarius, m. der
erite oder oberite Bevollmädhtigte; P.-Gläubiger,
m. der Hauptgläubiger; P.-Schuldner, m. der
Hauptſchuldner; B.-Stimme, f. (it. principäle)
die Hauptitimme; auch Solo-Stimme; Prinzi—
pälin, f.dieHausherrin; Prinzipalttät, f. (Ipätl.
prineipalitas) die Vorzüglichkeit, Oberherrichaft,
Obermacht; Vorſteherſchaft, Hausherrichaft.
Pringipät, Principe, Principeſſa, ſ. unt. Brin-
cep
Prion, m. gr. (priön, von priein, fägen) die Säge;
Heilt. Schädelbohrer, Schädeljäge; prionödes,
jägeförmig. 3
prior, prius, [. ber, die, das Eritere, Frühere, Vor—
üglichere; prior tempore, prior jure, [. = p0-
ior tempore etc., ſ. d.; prius, n., pl. priöra,
das Borhergehende, Erſte od. Erjtere (entg. poste-
rius); friihere Dinge od. Vorgänge; a pridri od.
aprioriſtiſch, von vorn herein, zum voraus, durch
ſich jelbit, oder aus Bernunftgründen (ohne Er-
fahrung) erfannt (entg. a posteriöri); Prior, m.,
pl. Pridren, u. Priorin, f. der oder die Erite,
Obere, Voriteher oder Borgejette, bejonders eines
Kloſters; Briprät, n., r. m. (ipätl. priorätus) die
Oberitelle, der Vorfiß, auch Priorei, f. mi. prio-
ria) das Vorfteheramt, Amt, Gebiet und Würde
eines Priors oder einer Priorin; Priorität, k. nl.
(fr. priorite) der Vorgang, Vorzug, das Vorrecht;
der Vorrang in bezug auf die Zeit, das Alterfein,
Srüherjein; prioritätifch, vorrcchtlich, vorzüglich;
Priorität3-Aftien oder-Obligationen,pl.
Schuldicheine iiber Anleihen v. Aktiengejellfchaften,
deren Zinjen zuvor bezahlt oder abgerechnet jein
müſſen, che von dem dann itbrigbleibenden Betrag
die Aktionäre ihren Anteil (Dividende) erhalten;
P.-Recht, n. das Vorgangs- oder Vorzugsrecht,
Eherrecht, Näherrecht; R.-Shulden, pl. jolche,
welche bei einem Konkurſe zuerſt berückſichtigt wer-
den müſſen; B.-Urteil, n. (Lokations- oder
Klaffififations-Sentenz, Kollofations-
Urteil 2c.), das Borzugs- oder Borgangs-Urteil
oder die gerichtliche Enticheidung, welche Gläubiger
den andern hinfichtlich der Befriedigung beim Kon-
furje —— ſollen.
Priſcus, m.l. (priscus,a,um, alt, vormalig) männl.
prius 693
Alte; Prisen, pl. alte, ehemalige Zuſtände oder
Ereignijje; Priſciän(us), m. ein berühmter lat.
Sprachlehrer (zur Zeit des Kaiſers Juſtinianus);
dem Prifeian eine Ohrfeige geben, d. h.
wider die Grammatik verftoßen, — ſpre⸗
chen und ſchreiben; Priscilla, f. nl. die Ältliche;
Priscilitäner, pl.eine hrijtliche Sekte de34.Jahr-
hunderts.
Priſe, k. fr. (v. prendre, nehmen, faſſen, pris, ge—
nommen 2c.; vgl. Preneur) ein Griff, eine Naſevoll
Schnupftabaf; der Fang, Raub, die Beute, Weg-
nahme, bef. ein erbeutetes Schiff und die darauf
befindlichen Waren; etwa für bonne prise
ertlären, d. h. für einen guten Fang, eine gute
Beute, es wegnehmen oder fich aneignen; en prise
jteht im Schacdhipiel ein Stein, wenn er gejchlagen
werden kann; Prifen=- Gericht, n. ein Gericht,
welches beurteilt, ob die weggenommenen Schiffe
behalten od. freigegeben werden jollen; P.-Rechte,
pl. der Teil des Seerechts, welcher die Gejeße iiber
Wegnahme und Auslöſung erbeuteter-Schiffe und
Gitter enthält.
Priiis, f. gr. (von priein, prizein, fägen) Heilk. das
Sägen, Schädelbohren; auchdas frampfhafteKnir-
ichen mit den Zähnen; Brise, n.,pl. Prismäta
aud Prismen, das Gejägte, Gefeilte, Säge- over
Feilſpäne; Größen!. eine Kantenjäule, ein von drei
oder mehr PBarallelogrammen (f. d.) als Seiten»
flächen und von zwei untereinander gleichen und
leichlaufenden Liefeden als Grundflächen einge-
chloffener Körper; in der Naturl. ein gläfernes
Brisma, ein Ticht- od. Strahlipalter, ein läng-
liches, — und ſehr eben geſchliffenes Glas
zur Brechung des Lichtes in ſieben verſchiedene
Farben; prismätiſch, kantenſäulig; dem Prisma
eigen oder durch dasſelbe erzeugt, .B. prisma—
tiihe Farben, Regenbogenfarben, einfache oder
Grundfarben, wie fie durch ein gläjernes Prisma
entjtehen; prismatiſches Pulver, zur Ladung
ſchwerer Geſchütze dienendes Bulver, das zu Pris—
men zuſammengepreßt iſt; Prismen-Kreis, m.
ein Winkelmeſſer, Werkzeug zum Winktelmeſſen;
P.-⸗Kreuz, m. ein Feldmeßwerkzeug, mit deſſen Hilfe
rechte Winkel und gerade Linien abgeſteckt werden;
Prismoĩd, Prismatoid, n. ein Körper mit vier-
eigen Seitenflächen und gleichlaufenden gerad-
linigen Grundflächen, die gleichviel Seiten haben,
aber unähnlich find.
Priſon, k. fr. (ſpr. priföng; prov. preisö, ſpan. pri-
sion, it. prigione, v. [. prensio, prehensio, Er»
reifung, Verhaftung; vgl. PBrehenfion) das Ge-
Pingnis, der Kerker, bej. fir Soldaten, die Haft;
prison privee, die Haushaft; Prifonnter, m
(Ipr. —njeh) ein Öefangener, Kriegsgefangener.
Priſsjaͤſhnüj, ruf). (pr. ſh wie ſch; v. prissjäga,
Schwur, Eid), als Adj. vereidigt; als Hauptw.
(näml. Sassädätel, d. i. Befiter) m., der Ge—
ſchworne, vereidigte Beiliger eines Gejchwornen-
gerichts, Schwurgerihtsbeifißer.
Brisitan, m. od. r. f., ruſſ. (v. prisstatj, landen, ab-
— Landungsplatz, Halteſtelle der Schiffe, An—
ahrt.
Prifstaw, m. ruſſ. (v. prisstäwitj, jemanden an—
jtellen, zum Vorgeſetzten machen) der Aufjeher;
. B. Tjuremnüj-VPriſstaw, Gefängnis + Auf-
ÜCher; ZTſchaſtnüj⸗P., Stadtteil3-Aufjeher. _
pristinus, a, um, [. vorig, ehemalig; pristinus
status, m. voriger od. vormaliger Auftand.
Name: der Alte; Brifen, f. weibl. Name: die | prins, j. unter prior,
694 Privado
Privaͤdo, m. jpan. (= I. privatus, f. u.) der Günft- ;
ling, Bertraute, der erſte Minifter in Spanien.
privät, I. (privätus, a, um, vd. priväre, berauben;
abjondern, be. von dem Staat3verbande) in Zu-
fammenjegungen: nicht öffentlich, geheim, ver-
borgen, einfam; amtlos, nicht dienjtlich, außer-
dienjtlih, nicht amtlich außeramtlich, häuslich;
perſönlich, eigen; z. B. Privat-Audidnz, f. be-
fondere, geheime Unterredung, z. B. mit einem
Fürften; B,-Bibliothek, f. nicht öffentliche, jon-
dern einer einzelnen Perfon gehörige Bücherei;
P.⸗Kommuniõon, f. das Einzel- od. Haus Abend-
mahl; B.-Korrefbondenz, f. eigener Briefwechſel;
B.=Dogent, m. auf deutichen Univerlitäten: ein
ehrer, der noch nicht öffentlich angeltellter Pro-
feſſor iſt; Privatklage, Eigenklage, Bürgerflage;
P.⸗Leben, n. außeramtliches, Häusliches Leben;
B,-Intereffen, pl. eigene Angelegenheiten; P.⸗
Nutzen, m. der bejondere oder eigene Nuten; P.⸗
Verſon, f. ein amtfreier Mann; P.-Recht ver
Snbegriff der Rechtöbejtimmungen, welche ſich auf
Familiens, Eigentums- und Forderungsrechte der
Einzelnen beziehen; P.⸗Sache, f. außeramtliche,
bejondere od. eigene Sache, häusliche Angelegen-
beit; P.⸗Theater, n. Zamilen- oder Xiebhaber-
theater; WB, Unterricht, m. Haus- oder Einzel-
unterricht; eine B,-Vorlefung od. ein Pripätum
(näml. Kollegium), n. eine VBorlefung für fid)
meldende und bezahlende Zuhörer, entg. Bubli-
fum oder öffentliche Vorlefung; Privatier, m.
(ipr. —tjeh; nicht fr., nur mit fr. Endung) ein
Privatmann, amt- u. geihäftsfreier Mann; pri-
vatim, bejonders, für jich, insgeheim; privatis-
sime, ganz allein; Privatifſimum (näml. Kolle—
gium),n. eine ganz bejondereBorlejung für einen
allein oder nur wenige; privatificren, barb.-L.
amtlos, amtfrei oder frei von Berufsgefchäften
leben; Pribẽt oder fr. Privé. n. (ml. priväta)
ber Abtritt, da3 heimliche Gemach; Privy Coun-
eil,.n. engl. (fpr. priwwi kaunßil) der geheime Rat.
Privation, pribatin 2c., j. unter privieren.
pribatijieren, Privatiſſimum, Brivet, |. unter
privat.
Privaut6,f. fr. (jpr. pritvoteh) Vertraulichkeit, große
Bertraulichkeit.
privieren, [. (priväre; vgl. privat) berauben, ent-
ziehen; Privation, f. (l. privatio) die Beraubung,
Entziehung, Abjegung; Entblößung, Entbehrung,
der Beruf, ae des Notwendigen; auch die
Abmefenheit, das Kichtjein einer Eigenſchaft; prt=
bativ, I. (privativus, a, um) beraubend, ausjchlie-
Bend, entziehend; abgejondert; daS Alpha pri-
vativum, Sf. unter Alpha; ein privatives
Recht, ein ausfchliegliches Recht; privative, aus⸗
ſchließlich; ausſchließungsweiſe; Pripatibe, f. ni.
das Regierungd-Borreht der Regalien-Bermwal-
* in Rom.
Privignus, m. l. der Stiefſohn; Privigna, f. die
Stieftochter.
Privilegium, n. l. pl. —legia oder —legien (v.
privus, einzeln, eigen, und lex, Geſetz) ein Einzel⸗
recht, Ausnahmsrecht, Vorrecht; Freibrief, Gnaden—
brief; auch Schutzbrief; cum privilegio, mit Er-
laubnis od. Vergünitigung; privilegium de non
appelländo, auch p. de non evocAndo, die von
Kaifer Karl IV. den fieben Rurfürften ꝛc. erteilte
Bergünftigung, feine Berufung ihrer Untertanen
an die Reichögerichte zu verjtatten zu brauden; p.
exclusivum,ein ausjchließendes er Allein-
recht; p. gratiösum, ein gejchenftes Vorrecht; p.
probieren
onerosum, ein läftiges, mit Zaften verbundenes,
oder erfauftes Vorrecht; p. personäle,ein perjön-
lihe3 Vorrecht; p. prioritatis, = PBrivrität3-
Recht; p. reäle, ein dingliches, d. h. am Beſitz
eines Grundſtücks haftendes Vorrecht; privile—
gieren, nl. bevorrechtigen od. ein Vorrecht erteilen,
mit einer Freiheit verfehen, befreien; priptlegiert
(nl. privilegiatus), ———— durch ein
Vorrecht.
Privy Council, ſ. unter privat.
prix, m. fr. (fpr. prih; prov. pretz, it. prezzo, jpan.
precio, v. I. pretium) der Preis; prix fixe (fpr.
— fir), feiter Preis; A prix fixe, zu feſtem Preife;
-& tout prix (fpr. a tuh —), um jeden Preis, es
fofte, was e3 wolle; auch um jeden (ſelbſt den ge-
tingften) Preis (etwas verkaufen).
pro —, griechifches Vorwort in vielen Zufammen-
jegungen bedeutet: vor, vorwärts, fort; vorher, zu-
vor; vor, d. i. eher, lieber. |
Pro, !. vor. u. gew. für; nad), in Hinfiht, gemäß,
bermöge 2c.; pro et contra, für und wider; das
Bro und Kontra einer Sade, d.i. das Für und
Wider, was fich dafür und dagegen fagen läßt;
pro aris et focis, pro arrha, und andere der-
artige Verbindungen f. unter dem Folgeworte.
Proagogie, f. gr. (von proägein, vorführen, zu—
führen) Zuführerei, Kuppierei.
Broapoddiis, f. gr. (v. proapodidönai, vorher zu-
rüdgeben) Redek. eine Wortfügung, in welcher dag-
felbe Wort den Saß beginnt und jchließt._
Proarefis, f. gr. (proairesis, v. proairein, vor—
nehmen) Vorhaben; Abjiht; proärétiſch, vor-
ſätzlich, abſichtlich.
Proaulia, pl. gr. der Tag vor der Hochzeit.
Broanlion, n. gr. (v. aulös, Flöte) Flötenvorjpiel.
| Proäpus, m. I. (v. avus, der Großvater) der Ur-
großvater; Proavia, f. die Urgroßmutter.
probieren, (vom I. probäre), prüfen, proben, ver-
juchen, erforfchen; im Hütten- und Münzweſen:
den wahren Gehalt der Erze oder Metalle unter-
ſuchen u. bejtimmen; Probier-Gewicht, n. ein
Rechnungsgewicht, nach welchem man den Anteil
des edlen Metalles bei einer Verſetzung desſelben
mit geringerem Metall beitimmt, in Deutichland
früher die Mark von 24 Karat beim Golde und
16 Lot beim Silber; P.-Kunſt, f. die Prüfkunfi
(gr. Dofimaftif), Lehre von der Prüfung der
Erze 2c. auf ihren Gehalt, Lehre vom Ausbringen
im Heinen; ®,-Mehl, n. ganz klein gejtoßenes
Erz zur Erzprüfung; B.-Nadeln, pl. Brüfnadeln,
Streichnadeln, aus befannten Berhältnifjen von
Gold und Silber, oder von Silber und Kupfer
verfertigte Nadeln,deren Strid) auf einem Probier»
ftein mit dem Strich unbefannter Miſchungen ver»
glichen wird; P.-Stein, m. der Brüfitein, Streich⸗
jtein, gewöhnt. Kiejeljhiefer, auch Baſalt, zum
Prüfen des Gehalts der edlen Metallmiihungen;
—srobäbel, I. (probabilis), od. probable, fr. er-
meislich, glaublich, wahrſcheinlich, beifallawert;
Brobabilität, f. 1.(probabilitas) die Wahrichein-
lichfeit, Glaublichfeit; Probabilismus, m. nlat.
in der fatholifhen Moraltheologie eine Richtung,
die in befonderen Fällen eine Handlung auf Grund
wirklich wichtiger Gründe erlaubt, ſelbſt wenn
wichtige, aber nicht entfcheidende Gründe entgegen-
ſtehen wofern eine Gewißheit unmöglich) ift; Pro—
babiliiten, pl. die Anhänger jenes Grundfages,
oder diejer Lehre; Probabiltorift, m. ein Theo-
(og, welcher das Erweislichere dem Ermweislichen
‚vorzieht; — probät, I. (probätus a, um) geprüft,
Probität
erprobt, bewährt, gut; probätum est, es ift gut, :
bewährt, zwedmäßig, es hilft; Probation, f., I.
probatio, die Prüfung, Probe, Unterfuhung;
der Beweis; Probätor, m. ein Prüfer, Durd)-
jeher, 3. B. von Rechnungen; Wrobatorium, n.
nl. die robe, Brobeichrift, ein Brüfungsschreiben,
Tüchtigfeit3zeugnis; Probatoriäl-deuge, m. Be-
meiß-Beuge; probatoriſch, verjuchgmeije.
Brobität, j. unter Probus. |
Problem, n. gr. (pröblöma, eig. Vorwurf; von pro-
bällein, vormwerfen, vorlegen) eine zu löſende Auf-
gabe, vorgelegte Streitfrage, sweifelgatte Trage,
einefchtwierige Yufgabe, ein Rätjel;problemdtiich,
zweifelhaft, ungewiß, unentjchieden, fraglic); Pro= |
böle, f. (eig. da3 Vorwerfen) Heilf. eine Hervor«
ragung; Probölos, m. ein vorjpringender Zeljen-
topf, Borgebirge; Heilf. Knochen-Fortfaß.
®Broböscis, f. gr. (proboskis) der Rüſſel; die Fänge
der Tintenfiiche, mancher Inſekten 2c.; Broboscid,
m. der Rüſſelwurm.
Vrobrachys, m. gr. (v. pro, vor, und brachys, furz)
Berst, ein Bersglied, aus einer furzen und vier
langen Silben bejtehend (v----).
Proͤbrum, n. 1. eineSchandtat; Schmach, Beihimp-
fung, Läſterung; pl. Probra, probrös (1. pro-
broösus), ſchimpflich, ſchändlich; Probroſität, f.
(ſpätl. probrositas) die Schimpflichkeit, Schänd—
Probſt, j. Propſt. (lichkeit.
Probus, m. I. (probus, rehtichaffen, redlich) männl.
Name: der Redliche; Probität, f. (I. probitas) die
Redlichkeit, Rechtichaffenheit.
Procelensmaticns, ın. gr. (v. prokeletein, durd)
Buruf antreiben) Bert. eig. der Roller, Doppel-
läufer, ein Berdglied oder Fuß von vier Furzen
Silben (vvuu).
Brocellaria, f. nl. (v. I. procella, Sturmmind) der
Sturmovogel; procellös (l. procellösus), ftürmifch.
Vrockres, pl. I. die Bornehmften einer Stadt oder
eines Landes; in Spanien die Mitglieder des Ober-
haujes oder der eriten Kammer, — Pairs.
Brocerität, f. I. (proceritas, v. procerus, hod),
ſchlank) der hohe Wuchs, die Schlankheit.
Brodjila und Prodilidie, pl. gr. (pröcheila, pro-
cheilfdia, von cheilos, Lippe) Borlippen, Lippen»
ränder.
Prochronismus, m. gr. (v. chrönos, Beit) ein Zeit-
verſtoß oder Zeitrehnungsfehler, durch melden
etwas früher gejeßt wird, als e3 fich zugetragen
bat (vgl. Anachronismus,.
Brocdlius, m. nl. (v. gr. prokotlios, v. koilfa,
Bauchhöhle) Heilk. ein Didbaud;, Hängebaud).
Brocdten, m. gr. (prokoitön, v. koite, Lager) das
Borgemad), Borzimmer.
procul, [. fern, weit! procul absit, möge er weit
weg von hier fein! oder drei Schritte vom Leibe!
procul a Jove, procul a fulmine, Sprw. weit
vom Jupiter (dem Donnerer), weit vom Blige —,
oder weit vom Ziel ift gut vorm Schuß.
Prochon, m. gr. eig. der Vorhund (weil er beim
Aufgang dem Sirius voraufgeht), ein Stern erjter
Größe im Bilde des Heinen Hundes.
Brodatärlius), m. nl. Vorſteher der päpitlichen
Pirundenfammer; vgl. Dataria unter datum.
rodest, j. prosit. , 1
rodigia oder Prodigien, prodigiös, j. unter
Brodigium.
srodigieren, [. (prodigere, v. pro und agẽre, eig.
forttreiben, Daher vertun) verſchwenden, vergeuden;
Prodigus, m. (prodigus, perfehtnenberitih) ein
Verſchwender; pro prodigo —, für einen Ber-
| vgl.
produzieren 695
ſchwender erflären und deshalb unter Bormund-
ſchaft jegen; Prodigalität, f. (prodigalitas) die
Verſchwendung, Verſchwendungsſucht; Prodiga—
litätserklärung, k. die gerichtliche Erklärung,
daß jemand ein Verſchwender ſei.
Prodigium, n. J. (entit. aus prodicium, v. prodi-
cere, vorherjagen), pl. Prodigia od. Prodigien,
ein weisfagendes Wunder, Wunderzeichen, Wunder-
werk; ein Wundertier, eine Mißgeburt, auch im
guten Sinne ein Wundermenſch 2c.; prodigtäß (1.
prodigiösus), wunderbar, erſtaunlich.
' Brodigus, ſ. unter prodigieren.
' Brodition, f. I. (proditio, v. prodöre, eig. hervor-
geben, befannt machen, verraten) die VBerräterei,
der Verrat; proditio eivitätis, der Landesver-
rat; Proditor, m. ein Verräter; proditsriſch,
nl. verräterifch.
pro dolor, j. proh.
Prodominium, n. ml. Recht auf Ausübung der
Lehnsherrlidykeit; prodominium sublime, n. die
Oberlehnsherrlichteit des Herrfchers.
Prodömos, m. gr. (v. dömos, das Haus) das Vor—
haus, Borgemad), die Borhalle, = Atrium.
Prodoͤtto, m. it. (= Produkt) Kfipr. der reine
Betrag von Wechjeln und Waren.
Prodröm oder Prodrömus, m. gr. (prödromos,
vorlaufend, v. dramein, trechein, laufen) ein Vor⸗
läufer, Borbote (3.8. einer Krankheit), eine Vor-
rede, —— Abhandlung.
———— . (produc£re, von duc£re, jühren;
ur) vorführen, vorzeigen, darlegen; aufwei—
jen, aufführen; bervorbringen, erzeugen, bauen,
3. B. Früchte 2c., liefern, verfertigen; ſich pProdu⸗
teren, feine Fertigkeiten od. Eigenfchaften öffent-
ich zeigen, fich fehen oder hören laſſen; aud) ſich
ausnehmen; Prodnzierung, f. die Vorzeigung,
Borführung; Erzeugung, ee Produzent,
m.(prodücens) jeder, der durch Arbeit etwas her-
vorbringt, ein Erzeuger, Yabrifant, Erbauer (von
Feldfrüchten ufm.), entg. Konjument; Ripr. der
Borführer, Vorzeiger, VBorbringer von Zeugen,
Beweijen 2c.; Jeugenführer; produgibel, nl. vor-
führbar, vorlegbar; erzeugbar; Produkt, m. (I.
prodüctus) Ripr.der®egner des Produzenten, .d.;
PBroduft, n. (prodüctum) ein Erzeugnis, 3. B. des
Landes, der Natur (Naturproduft, Natur-
erzeugnis, Naturgut, Naturgabe), oder der Kunft
(Kunjtprodufßt), ein Werk; die Wirkung, Frucht;
der Ertrag, das Ergebnis in der Rechenk, = Fa—
zit; be. vie durch Vervielfältigung (Multiplifa-
tion) gefundene Zahl; ehem. in der Schulipradhe
auch ein Schlag, eine Züchtigung auf den Hintern;
Scheidek. (entg. Edukt) ein bei einen: chemifchen
Vorgange neuterzeugter zuſammengeſetzter Stoff;
Broduften-Geichäft, n. ein Verkauf von land—
wirtfchaftlichen Erzeugnifjen, bef. Nahrungsmit-
teln; B,.-Handel, m. der Handel mit Natur- od.
Landeserzeugniſſen; P.-Karte, f. eine Karte, auf
welcher die Erzeugnifje eines Landes verzeichnet
1m; Produktion, f. (productio, altlat. nur für
usdehnung, Verlängerung) Ripr. die Vorbrin-
gung, Darjtellung, Beibringung, 3. B. der Zeugen
(productio testium), oder der Urfunden (pr. do-
cumentörum); die Hervorbringung, Schöpfung;
auch das Hervorgebrachte, = Produkt; Pros
Dultions- Termin, m. die Darlegefrijt, der Zeit—
raum eines Prozeſſes, in welchem der Beweis ge-
führt wird; produftin,nl. hervorbringend, ſchöp—
ferifch, wirkjam, fruchtbar; produftive Ein-
bildungsfraft, = Phantajie; Produttib—
696 Proedrie
Aſſoziation, kieine Arbeit2-, Erwerbs-, Gewerks—
oder Erzeugungs-Genoſſenſchaft (vgl. Aſſozia—
tion); Produktivität, f.das Wirkungsvermögen,
die Schöpferkraft, ſchöpferiſche Tätigkeit, Frucht—
barkeit; produktive Steinkohlenformation, flöz⸗
führendes Steinkohlengebirge.
roedrĩe, f. gr. (proedria, v hedra, Sitz) der Vor⸗
fig im Rat, in Bolfsverfammlungene.; Proẽdros,.
m. der Borjitende, = Präfident.
roögumäng, pl. gr. (v.pro-hegeisthai, vorangehen
und den Weg zeigen) Heilf. entfernte oder vorbe-
reitende Urfachen einer Krankheit; proegumeniich,
borbereitend.
proeminent, nl. (vgl. eminieren 2c.) hervorragend,
ausgezeichnet; Proeminenz, f. das Hervorragen
die ———— der hervorragende Teil einer
Sache.
profän, l. (profänus, von pro und fanum, Tempel,
aljo eig. vor od. außer dem Tempel befindlich) un—
geweiht; unheilig, entweihend, frevelnd; meltlich,
nicht ficchlich; gemein, unedel; Brofan-Bauten,
Bauten, die weltlichen Zmweden dienen; B.-&e-
ſchichte, f. die mweltliche, entg. der Kirchen-Ge—
ſchichte; B.-Skribenten, pl. weltlide Schrift
jteller, entg. den biblifchen u. irchlichen; B.- Trie-
den,n. Landfrieden; Brofanität, l. (jpätl. pro-
fanitas) die Unheiligkeit, ver Weltjinn, die Ruch—
Iofigkeit;. profanieren (l. profanäre), entweihen,
entheiligen, zu niedern Sweden mikbrauchen, Ge—
heimes ausplaudern, migbrauden; Brofanation,
f. (fpätl. profanatio) die Entweihung, Entmürdi-
gung, der Mißbrauch; Profanätor, m. ein Ent-
weiher, Entheiliger, Gottverächter.
Profeéctus, j. unter profizieren.
sroferieren, I. (proferre; fr. proferer) hervor⸗
bringen; hinausſetzen, aufſchieben.
Proféß, 12. nl. (proféssus, vl. profiteri, öffentlich
erklären, befennen; fich zu etwas befennen od. für
etwas ausgeben) das Bekenntnis, Ordensgelübde
eines Mönches oder einer Nonne; 3.8. Profeß
tun, das Ordensgelübde feierlich ablegen; Pro—
feifen, pl. diejenigen Mitglieder des Sefuitenor-
dens, die in alle Ordensgeheimniſſe eingeweiht, or-
diniert und im Befibe höherer Amter find, und in
fogenannten Brofephäufern wohnen; ex pro-
f6sso, l. zugeſtandenerweiſe, vorjäßlich, geflifient-
(ih; berufsmäßig, von Amts wegen; Brofeilion,
f.(I.professio, eig. öffentliche Erklärung, Befennt-
nis) 1.=Wrofe$; 2. der Beruf, das Gewerbe,
Berufsgefchäft, bei. daS Handwerk; Brofeifion
von etwas maden: etwas berufd- oder hand-
werf3mäßig treiben; auch es ohne Scheu u. öffent-
ih treiben; Arofefftonell, nl. handwerksmäßig,
berufsmäßig; Profeſſioniſt, m. ein Handmerfer,
Gewerbetreibenver; Profeéſſor, m. L.ein öffentlicher
Lehrer auf einer Hohen Schule, der eine Wiſſen—
ſchaft pflicht- und berufsmäßig lehrt, Hochſchul—
lehrer; auch Titel der Lehrer an Gymnajien ꝛc.;
Professor (publicus) extraordinarius, außer-
ordentlicher, und P. (publ.) ordinarius, ordent—
fiher Hochſchullehrer; P. honorarius, ſ. unter
honor; Profeijur, f. od. Brofefiorät, n. nl. das
Öffentliche Lehramt; der Lehrſtuhl.
Profil, n. fr. (it. profilo, ſpan. perfil, v. (. filum,
Faden, uneig. Umriß, Geitalt, Form, Bildung) der
ſenkrechte Durchſchnittsriß, Querſchnitt, die Seiten-
Anſicht, der Seiten-Umriß, das Seitenbild; Ge—
fälle, Neigungsverhältnis; Bauk. Durchſchnitts—
Anſicht, der Durchſchnitt; Querſchnittsfläche; auch
Stickereien, welche nicht in.das Zeug, ſondern auf
progenerieren
dasſelbe aufgenäht werden; en profil (fpr.ang- ).
nach der Seitenanficht, im Durchſchnitt gezeichnet;
Profilporträt, n. (jpr. — träh) ein Seitenbild,
Halbgefiht; profilieren (fr. profiler, it. profiläre,
jpan. perfiläre) gliedern, den Durchfchnitt eines
Gebäudes u. dergl. angeben, zeichnen, im Durch—
ſchnitte darjtellen, die Querſchnitisformen od. die
Gliederung ausführen; Durchflußprofil, Durch—
flußöffnung; Querprofil, Querſchnitt; Strom:
profil, Strombett; Profileiſen, Formeiſen.
rofit, m. fr. (prov. profieg, it. profitto, vom l.
profectus, j. unter profizieren) der Gewinn, Nuten,
Ertrag, Genuß; profit tout clair (jpr. profih tu
klähr), reiner Gewinn; das Profitchen oder der
Brofiter, ein Lichthalter, Lichtſparer, ein Werk—
zeug mit Stacheln zur Benutzung kleinerLichtſtücke;
profitieren (fr. profiter, it. profittäre, prov. pro-
feitär), gewinnen, Vorteil od. Nutzen ziehen; pro=
fitäbel (fr. profitable), einträglich, vorteilhaft, ge-
winnbringend; erjprießlic.
profizieren, l. (proficere, v. facere, aljo eig. fort-
machen) fortichreiten, weiter fommen; etwas aus—
richten, bewirken, nüßen; proflclat! wohl be-
komm's; Profiztent, m. (l. (proficiens) ein Fort-
Ichreitender, Vorrücdender, etwas Ausrichtender;
Profizienz, f.nl.dasgortichreiten, Weiterfomment,
der Erfolg; Brofdctus, m. l. das Sortjchreiten;
das Wachstum, die Zunahme; der Vorteil, Nuten;
pl. Brofeetus, Fortſchritte in Kenntniffen ꝛc.
hrofligieren, |. (profligare, von fligere, ſchlagen)
niederichlagen, zu Grunde richten, überwältigen;
Brofligation, * (fpätl. profligatio), dieÜberwäl-
tigung, Vernichtung.
sroffuieren, I. (profluere, von fluere, fließen; vgl.
fluid) hervorfließen, entipringen; Profluvium, n.
Heilf. ein (widernatürlicher) Erguß, eine Ergießung
von Slüffigfeiten, 3.8. profluvium album, ivei-
Ber Fluß, Schleimfluß; p. alvi, d. i. eig. Baud)-
fluß, Durchfall; p. cruentum oder sanguinis,
Blutfuß,=Hämorrhagie; p.seminis,Sanıen-
fluß; p. urInae, Harnfluß, = DiabeteS.
Profoͤs oder Broföß, ın. (altfr. provos, provost,
prevost, neufr. prevöt, prov. prebost, ſpan. pre-
boste, it.prevosto,preposto,preposito,v.l.prae-
positus) eig. ein Vorgeſetzter; Regiments⸗Scharf⸗
richter oder -Stodmeijter, ein Unteroffizier, welcher
Auffeher der verhafteten Soldaten ilt; ein höherer
Polizeioffizier der Landsknechte; der Gefängnis-
— auf Schiffen; in Oſterreich: Gefangenauf—
eher.
profugieren, |. (pro-fugere, v. fugẽre, fliehen; vg
fuga) entfliehen, ſich flüchten; Profugium, n. die
Bufludt; Profügus, m. ein Flüchtling, Ver—
bannter.
profünd, I. (profündus, a, um) tief, tiefjinnig:
ründlich; de profündis, d. i. aus den Tiefen, die
——— und daher der Name eines kathol.
Bußpſalms (nach katholiſcher Zählung Pſ. 129:
„Aus den Tiefen rufe ich zu dir”); o profündis,
aus der Tiefe (3. D. fingen); Brofundität, £. \i.
profunditas) die Tiefe, Gründlichkeit, Profundi-
metrie, f. l.-gr. die Tiefenmefjung.
profüs, I. (profüsus, von profund£re, vergießen
uneig. verjchiwenden2c.) überſchwenglich, verſchwen—
derijch; mweitläufig, umſtändlich; Profuſion, f. (.
profusio) eig. die Bergiegung, die Verſchwen ung,
Überichwenglichkeit, der Überfluß, Überjchivang.
Progditor, m. gr. (von gaster, Bauch) Heilf. ein
Hängebaud, Dickbauchiger.
brogenerieren, |. (pro-generäre, vgl. generieren)
=
progerminieren
erzeugen, hervorbringen ; Brogeneration, f. (pro-
generatio) die Erzeugung. |
progerminieren, |. (pro-germinäre, vgl. germi«-
nieren) hervorſproſſen, auffeimen. hibe
Vroglöfiis, f. gr. (von glössa, Zunge) die Zungen»
Prognöjis oder Prognose, f. gr. (vgl. Gnoſis) die
Borherjagung, Borausbejtiimmung, befonders des
Ganges einer Krankheit, 3. B. Wetterprognoie,
Bettervorausfage; Progndft, ın. (gr-prognöstes)
oder Prognoftifer, ein Vorherwiſſer, —
Vorherſager; Prognöſtit, f. die Vorherſagungs—
kunſt; Prognoftiton oder Prognoſtieum, n. ein
Borzeichen, Vorbote; ein Wahrzeichen; eine Vor—
ausjagung; auch eine Art Wetterglas, welches das
Wetter durch das Trübemwerden der Flüffigkeit,
womit e3 gefüllt ift, anzeigen joll, auch Baro—
ſköp genannt; einem das Prognoſtikon jtel»
len, d. i. ihm etwas voraus verfündigen, bei. jein
Schidjal; vgl. Nativität; prognoftizieren, vor-
berjagen; prognöftifch, vordeutend, weisjagend.
Programm, n., pl. —e, gt. (prögramma, pl. pro-
grämmuta, v.progräphein, öffentlic ausfchreiben)
eig. eine öffentliche jchriftliche Bekanntmachung, ein
öffentlicher Anſchlag; bej. eine Antündigungs- od.
Einladungsschrift zu einer Feierlichleit aufhoheren
Schulen 2c.; gelehrte Schulfchrift, Schulbericht,
auch Feitjchrift; bei einem Feſte die Angabe der
Aufeinanderfolge der verjchiedenen Feitlichkeiten,
Seflordnung; Berzeichnig der Muſikſtücke einer
Muſikaufführung; in der Politik die Darlegung
der Grundjäße einer politijchen Bartei oder eines
Minijteriums; VBrogrammeatarius, mm. nl. ein
PBrogrammfchreiber, Verfaſſer von Gelegenheit3-
Ichriften bei Hochſchulen, Gymnafien nſw.; Bro=
gramm Duft, Muſik, die einen bejtimmten, durch
orte angegebenen Gegenstand jchildern ſoll (z.B.
Muſikwerke v. Liſzt, Berlioz u. a.).
$Srogredieren, |. (progr&di, von gradi, jchreiten,
vgl. Grad) fortichreiten, Fortichritte machen; Pro—
greß m. (l. progréssus), pl. Progreſſen, der
ortgang, das Wachstum, die Fortjchritte, bei. der
Hortichritt von den Gründen zu den Folgen; Pro—
rejlion, f. (l. progressio) die Stufenjolge, das
—— Rechenk. eine Reihe, nach einem ge—
gebenen Verhältniſſe fortſchreitende Zahlenreihe,
entweder arithmetiſch, gleichreſtig, z. B. J. 3. 5.
7. 9. ILꝛe. oder geometriſch, gleichteilig, z. B.
L2.4. 8. 16. 32 2c.; Tonk. die Wiederholung einer
Figur in verſchiedenen Tonarten; Progreſſift, m.,
pl. Progreſſiſten, barb.-I. Fortſchrittsfreunde,
Fortſchrittsmänner, polit. Partei in Spanien ſeit
1842; progreſſiv, nl. (fr. progressif) fortſchrei—
tend, ſtufenweiſe, nah und nad; Progreſſiv—
Steuer, f. eine Steuer, welche im Verhältniffe mit
dem steigenden Einfommen od. Kapitalvermögen
ſteigt; P.-Züge, pl. Gewehrzüge, weldhe an der
Mündung enger al3 am Anfang find.
Proghmnaſium, n. gr. (vgl. Gymnaſium) eine für
die Voll-Gymnaſien vorbildende Lehranftalt;
Proghmnäsma, n. eineBorübung; pl. BProgym=
nasmäte, Vorübungen.
proh oder pro, I. Ausruf der Bermwunderung oder
Klage: o! ad! proh dolor! o Schmerz! leider!
proh pudor! o Scham! o Schande!
hrohibieren, [.(prohibere, v.hab£re, haben, halten)
abhalten, verhindern, Einhalt tun, hemmen, ver-
bieten; Prohibita, pl. verbotene Dinge, Berbote-
ne3; Prohibition, f. ([. prohibitio) die Berhinde-
rung, das Verbot, der Einhalt; Prohibitions⸗
oder Brohibitiv-Syftem, n. die Ein- und Aus-
Profatalepiis 697
fuhr-Befchränfung, Dandelsjperre, eine auf das
Berbot der Ein- od. Ausfuhr v. Waren ſich grün-
dende Staat3einrichtung ; Prohibitivzoll, Schub-
zoll, Sperrzoll; Prohibitionift, m., pl. —en,
arb.-I. Anhänger der Handelöfperre u.derSchuß-
ölle; prohibitiv, nl., u. prohibitöriich (1. pro-
ibitorius), zurüd- oder abhaltend, verbietend;
Brohibitorium, n. ein Einhaltbefehl, Verbot der
Ein- oder Ausfuhr von Waren.
projizieren, I. (projicere, von jacere, werfen) eig.
vorwerfen; fortwerfen, verwerfen; ſpäter auch: ent»
werfen, darstellen, auf eine Fläche od. Ebene über—
tragen, im Grund- od. Standriß 55 Pro⸗
jeft, n. nl. (fr. projet, ſpr. —ſcheh) der Entwurf,
Abriß, Vorschlag, Anjchlag, das Vorhaben; Ges
neralprojeft, allgemeiner Entwurf, Borentwurf;
Spezialprojeft, Einzelentwurf; Projeftant, m.
der Entwerjende; PBrojeftmakher, m. ein Ent-
wurf- od. Planmacher; Projettil, n. ein Geſchoß,
jeder durch irgend eine Kraft fortgeſchleuderte Kör—
per, bef. die Geſchoſſe der Artillerie; Projektion,
f. ({. projectio, da3 Hervorwerfen) Mechanik: der
Wurf, das Werfen eines Körpers; Zeichenk. der Riß,
die Darſtellung, Zeichnung der ſcheinbaren Lage
und Geſtalt eines Gegenſtandes, beſ. die Entwer—
fung der Landkarten; dieſe iſt vierfach: LZentral—
projeftion od. perſpektiviſche Projektion,
die Entwerfung einer Karte, wobei man das Auge
in den Mittelpunkt der Erde denkt und von hier
aus die Länder um ſich her Sieht; 2. orthogra-
phiſche Br., wo man das Auge in unendlicher
Entfernung von der Erde denit und die Länder
wie auf einer ebenen Tafel nebeneinander erblidt;
3. ftereographijche Br., wo man das Auge in
einem Punkte der Rugeloberfläche befindlich denkt
und durch die Erde diegegenüberjtehende Halbfugel
auffaßt, als wenn fie ſich auf einer die Erde in
2 Hälften abteilenden Ebene abjpiegelte; 4. homa—
lographijche (von griech. homalös, gleich) oder
ifjographiiche Projektion, wo man das Auge
einen Erdradius über der Erde befindlich denkt;
in Hinficht des Teiles der Erdoberfläche, den man
projiziert, ift die Projektion entweder: Polär—
Projektion, ‚wenn man ſich einem der Pole gegen—
itber, dder Aquatorial-Pr., wenn man jich im
Aquator, oder Horizontäl-Br., wenn man fic
in irgend einem beliebigen Punkte der Erdober-
fläche denkt und ihn zum Mittelpunfte des Ent-
wurfs macht; Horizontal-Brojektion, f.
Grundriß, Darftellung in der wagerechten Fläche;
VertikalPr., Standriß, Darftelluna in der ſenk—
rechten Fläche; äquivalente Projektion, flächen—
treue Darjtellung; Projektions-Apparat oder
Brojeftor, m. Bildwerfer, Wandbildwerfer; Pro—
jeftionsbilder, Wand⸗Lichtbilder; Projektions=
linte, Wandbildlinſe; Projektions-Ebene, f.
Grimdebene; Pr. Achte, f. der Durchſchnitt der-
jelben; Pr.-Kunſt, die Borführung von Abbil-
dungen uſw. mittels des Stioptifong, |. d.; pro⸗
jeftieren (fr. projeter, jpr. —ſch —) entwerfen,
Entwürfe, Anichläge machen, worauf ausgehen,
etwas erjinnen, vorhaben, beabfichtigen, in Aus-
jicht nehmen; projektiv werden Figuren genannt,
die fich durch Verjchiebung in eine perſpektiviſche
Lage bringen lafjen; Brojektür, f. I. (projectüra)
od. Projecta, pl. Bauf. der Vorſprung, Auslauf,
das Hervorragen, 3. B. eines Geſimſes.
Brofanzellar(ins), m. nl. (vgl. Kanzellarius) ein
Stellvertreter des Kanzlers.
| Brofatalepiis, f. gr. (vgl. Katalepſis) eig. das Vor-
628 profatarttiich
greifen, die Borwegnahme; Redek. die Wendung
von Anklagepunkten zum Borteil des Verklagten.
protataͤrktiſch, gr. (vgl. Katarktikon) Heilk. vorauf-
gebend, vorbereitend; Prokataͤrxis, f. die Vor-
ereitung, vorbereitende Urſache.
®rofazität, f.1.(procacitas, von procax, frech, mut-
willig) die Frechheit, Ausgelafjenheit, der Mut-
wille.
proflamieren, I. (proclamäre, v. clamäre, ſchreien,
rufen) ausrufen, verfündigen, auch Berlobte von
der Kanzel abfündigen oder durch jtandesamtlichen
Anfchlag aufbieten; Profläme, n.nl.,od.Profla=
mation, f. (.proclamatio) der Ausruf, die öffent-
liche Ausrufung, Befanntmadhung, das Aufgebot;
Broflamäter, m. ein Ausrufer bei Verſteige—
rungen. |
sroffinieren, I. (pro-clinare, gr. pro-klinein; vgl.
Proklitika) vorwärts neigen, beugen; Proklina⸗
tion, f. (l. proclinatio) die Borneigung, das Vor-
hängen von Gebäuden ꝛc.
Broflitife, n., pl. gr. (v. proklinein) vorwärts nei-
gen oder beugen; vgl. proflinieren) die tonlojen
Wörter, die ihren Ton auf das folgende Wort
werfen; proklitiſch, den Ton auf das folgende
Wort werfend, entg. enklitifch.
Prokoͤnſul, m.l.(vgl.Ronful) bei den alten Römern
ein gemwejener Konſul, welcher nad) Ablauf feiner
Amtsführung eine Provinz verwaltet, ein Statt-
halter, Unter- oder Vizekonſul; prokonſuläriſch
(l. proconsuläris), jtatthalterifch; von einem Pro⸗
konſul verwaltet; Brofoninlät, n., tr. m.(procon-
sulätus), Statthalterwirde, Amteines Profonjuls.
srofraftinieren, [.(procrastinäre, eig.auf morgen
verfchieben, von cras, morgen, erastinus, morgend)
vertagen, aufjchieben, zögern, zaudern; Prokraſti⸗
nation, f. (procrastinatio) Rp. die Vertagung,
Berzögerung, der Aufihub von einem Morgen oo.
Tage zum andeın; Brofraitinäter, m. nl. ein
Zauderer, Aufſchieber.
srofreieren, I. (procreäre; vgl. Freieren) zeigen,
erzeugen, berborbringen; Profreation, f. (pro-
creätio) die Zeugung, Hervorbringung; Profreä=
tor, m. der Erzeuger, Bater; Profreätrig, f. die
Sebärerin, Mutter.
Brofrüstes, m. gr. (von prokrüein, durd) Schlagen
ausdehnen, überh. gewaltſam ausreden und mar-
tern) der Ausrecker, Marterer, Name eines fabel-
haften Unholdes in Attifa, der zwei Bettitellen
hatte, eine furze und eine lange. Hatte er einen
Gaſt zu beherbergen von langer Statur, fo führte
er ihn zu der kurzen Bettitelle u. hieb jo viel von
ihm ab, bi3 er hinein paßte; mar der Saft Klein,
jo wurde er zur langen Bettftelle geführt und fo
lange gedehnt, bi3 ihm die Seele ausfuhr. Dah
ſprw. das Bett des Brofruftes, d. i. eine mwill-
fürlihe Form, in welche man einen Gegenstand
gewaltjam hineinzwängt.
roftägra, n. gr. (v. proktös, der After) Heilf. ver
gichtiſche Afterfchmerz; Proktalgie, f. Afterweh,
Schmerz am After; Prokt-atreſie, f. Maſtdarm⸗
verſtopfung; Wroftitis, f. die Entzündung des
Afters; Proltocẽle, f. Aiter-Brud) od. -Vorfall;
Broftzudynie, f. Schmerz im After; Proktoͤn⸗
=
eus, n. eine Aftergeſchwulſt; Broftophantasntit, |
Prolepfis
ſchließmuskels; Proftoftenäfis,f. Verengung des
Maſtdarms.
Broftor, m. engl. (pr. proͤckter; zuſammengez. aus
Profurator) ein Anwalt, Gefchäftsträger; Auf-
jeher, Berwalter.
srofulgieren, I. 'proculcäre, von calcäre, treten,
und dies von calx, Gen. caleis, Ferſe) niedertreten,
mit Füßen treten.
| srofumbieren, lat. (procumböre), niederfallen,
ER
ftürzen.
srofurieren, lat. (procuräre; vgl. furieren unter
cura) beforgen, verwalten, pflegen; verfchaffen,ver-
. mitteln, zuwege bringen, wozu verhelfen; Pros
für, f. nl., od. PBrofuration, f. I. (procuratio)
die Verwaltung, Stellvertretung, Beſorgung, Über-
nehmung einerSade; ſchriftliche Ermächtigung od.
Vollmacht; Profuration, in der Fathol. Kirche
bej. die Bifitations-Gebühren der Bifchöfe; Pro—
kũra, Kfipr. die Gefchäfts- od. Beſorgungsgebühr;
bei. das von dem Vorſteher eines Handelshaufes
einem andern erteilte Recht, in feinem Namen zu
unterzeichnen, Geſchäftsvollmacht, Vollmacht, Fir-
menzeihnung; Prefüra-Führer oder -Träger,
Profurant, Profurift, m. Kfipr. der Bevol-
mächtigte oder Gejhäftsführer eines Handlungs-
hauſes; per procuratiönem, [.od.per procura,
it. dur) Vollmacht oder durch einen Bevollmäch—
tigten, Stellvertreter 2c.; Brofuräter, !., fr. Bros
cureur (jpr. profüröhr), jpan. Brefuradar, m.
ein Geſchäftsträger; Schaffner, Pfleger eines Stifts;
Bevollmächtigter, Abgeordneter; Sachwalter, An-
walt; der Eaijerliche Statthalter in römifchen Pro⸗
binzen; Prokuraddres, pl. in Spanien die Mit-
glieder der zweiten Kammer, abgeordnete Volks—
vertreter; per procuratörem, [. duch einen Be-
vollmächtigten oder Stellvertreter; Procureur
général od. du Roi (ſpr. —Ienerdl od. dũ rod),
in Frankreich der königliche oder Staat3-Anwalt;
PBrofuratorium, n. nl. die bejondere Vollmacht
eines Prokurators; PBrofuratür,f.dieBejorgung,
Gejchäftsvermwaltung.
prolabieren, I. (proläbi, von labi, fallen, gleiten;
vgl. labent) vorfallen, hervortreten; Prolaͤpſus,
m. nl. der Borfall, Austritt, daS Hervortreten
weicher Körperteile, vgl. Procidenz; 3. B. pro⸗
lApsus ani, der Majtvarmvorfall; p. ocüli, Bor-
fall des Auges; p. uteri, Muttervorfall zc.
Brolabium, n. nl. (von labium, f. d.), pl. Prola⸗
bien, die Bor- oder Borderlippe, der vordere rote
Streif an jeder Kippe.
Prolapſus, j. unter prolabieren.
Prolation, f. I. (prolatio, v. proferre; vgl. profe-
tieren) die Hervorbringung, Erzählung, Erwäh-
I die Erweiterung, Verfchiebung; im Singen
die Tonverlängerung, Verlängerung des Wertes
einer Vote.
Prolenät, m. nl. (vgl. Zegat unter legieren 1.) ein
päpftliher Statthalter in einer Provinz des Kir-
chenſtaates.
Prolegomẽna, pl. gr. (v. prolégein, vorherjagen)
das Vorhergelagte, die Vorerinnerungen, Vorbe—
merfungen, Borrede zu einem größeren Werke,
Vorbereitung zu einer Wiſſenſchaft; auf Hoch—
ſchulen: Borbereitungsvorlejungen.
m. der infolge von After» od. Unterleibsleiven Er- Prolẽpſfis od. Prolẽpſe, f. gr. (vgl. Lepſis) die Vor-
ſcheinungen hat oder Gefpeniter fieht (in Goethes
Fauſt); Broftoptöme, n. der Aftervorfall; Prof-
iorrhagie, f. Afterbluten; Proktorrheuma, n.
cheumaliſcher Afterſchmerz; Proktorrhoe, k. After⸗
Muh; Proktoſpaͤsmus, m. Krampf des After-
wegnahme, das Vorhernehmen; Heilf.das Früher-
eintreten, 3.B.eine3 Fieberanfalls; Bot.das Früher—
eintreten der Knoſpen, wenn die für das nächſte
Sahr angefegten Knoſpen noch in dem Jahr vor-
her fich entwideln; Redek. Borausbeantwortung
Proletarier
eines möglichen Einwurfs, auch Anticipation;
prolöptiich,vorgreifend,vorläufig, zuvorfommend.
Proletarier, m. |. (proletarius, pl. proletarii, von
proles, Kinder, Nachkommenſchaft) im alten Rom:
arme Bürger der unterjten Klaffe, die den Staate
nicht mit Gelde, fondern nur mit ihren Kindern
dienen können; dah. üiberh.f. befitlofe, unbemittelte
Menschen niederen Standes; Broletariät, n. nl.
der Stand und die Gefamtheit der Proletarier; die
Armenbevölferung, die Befitlofen, die Arbeiter-
bevölferung; proletäriich, zur befitlofen Volks—
klaſſe gehörig; Proletariiieren, auf den niedrig-
ften Stand und Wert herabiegen, beſitzlos maden.
prolifer, nl. (v. proles, Nachkommenſchaft, u. ferre,
tragen, bringen) fprofiend, hervorbringend, 3. D.
Blumen, welche inmitten des Kelches eine neue
Blume hervorbringen; prolifif, nl. (prolificus,
v. proles, u. facere, machen; fr. prolifique) frucht-
bar, zur Zeugung tüchtig; fruchtbar machend,
Leibesfrucht gebend; Prolififation, f. die Be—
fruchtung, Craeugung: prolifizterende Blumen
oder Früchte find folche, die aus andern an einem
bejonderen Stiele hervorwachfen.
prolir, I. (prolixus, und als Adverb prolixe, v. pro
1. laxus, weit, geräumig) weitläufig, weitſchweifig;
Prolirität, f.(prolixitas) die Weitläufigfeit, Weit-
jchweifigfeit; Arolizieren (l. prolixäre, ausdeh-
nen), mweitjchweifig fein.
Prolögus od. Proldg, m. gr. (prölogus, vgl. Lo⸗
> die Vorrede, Eröffnungsrede; be. eine vor
ufführung eines Schaufpiels gefprochene Anrede
an das Publikum; auch der Sprecher diefer Anrede,
der Eröffnungsredner; prologus galeätus,!. eine
geharniichte Eingangsrede, in welcher fich jemand
wider die Einwendungen feiner Gegner verteidigt.
Brolofütor, m. I. (von prolöqui, herausfagen) der
Redner, Wortführer, Sprecher; Prolokntorium,
n. nl. ein öffentlicher Unterredungsort.
srolongieren, nl. (prolongäre, fr. prolonger) ver-
längern, aujichieben,hinausfchieben, weiter hinaus—
jeßen; ein prolongierter Wechjel, wobei der
bejtimmte Zahltag mit gegenfeitiger Bewilligung
weiter hinausgeſetzt wird; prolongäbel, auffejieb-
lich, zur Verlängerung, Verzögerung od. zum Auf-
ſchube geeignet; Brolongation, f. die Berlänge-
rung der Beit, Frifi, der Aufſchub; Prolonga—
tions-Gejhäft, n. Kfipr. beim Berfauf von
Staat3papieren, fofortiger Biederanfauf derjelben
auf Zeit; Prolonge, f. fr. (jpr. — longſch') das
Schlepptau, Zugjeil, bef. zum Yortziehen des Ge-
ſchützes; Prolongement, n. fr. (pr. prolongi-
mäng), eine VBedalvorrichtung an Klavieren, um
Baßtöne längere Zeit auszuhalten (neue Erfin-
pro Iubito, ſ. p. libito unt. libitum. ſdung).
sroludieren, |. (proludẽre, v. ludẽre, ſpielen; vgl.
Luſus) vorſpielen, vorüben; Proluſion, f. (I. pro-
lusio) das Vorſpiel, die Vorübung; auch eine Ein—
ladung3- od. Ankündigungsſchrift; proluſiv und
proluſõ riſch, nl. voruͤbend.
Promädhos, m. gr. (v. pro u.mächesthai, kämpfen)
ein Borfämpfer, Kämpfer in vorderfter Reihe; auch
Verteidiger; Name d. Göttin Athene als Stadtgöt-
Bromemorig, j. unter memoria. [tin Athens
promenieren, ir. (promener, jpazieren führen od.
gehen; fr. se promener, fpazieren gehen; altfr.
pourmener, se pourmener, v. [. prominäre, fort-
treiben, vor jich hintreiben, v.minäre, drohend an-
treiben, fr. mener, führen) luſtwandeln, fich er—
gehen; Bromenäde, f.der Spaziergang; die Wan-
delbahn, der Spaziermweg; die Anlagen, die Baum—
promt 699
anlage, Parkanlage; Promenadenpier, m. engl.
(vd. Pier, ſ. d., Wandeljteg, Bandelbuhne; Pro—
meneur, m, fr. (fpr. —nöhr) ein Spaziergänger.
Bromeile, f., pl. Bromefjen, fr. (v. promettre =
[. promittere, verfpredhen) Verſprechung, Zufage,
Verheißung; Kifpr. eine Schuldverfchreibung, vor-
läufige Zuficherung, zu einer bejtimmten Zeit Zah—
fung leijten zu wollen.
| Bromöthens, m. gr. der Vorbedächtige, Vorjor-
gende, Fabell. der Sohn des Titanen Japetos, Er-
—— vieler Künſte, beſ. der bildenden. Er bildete
denſchen aus Ton und Waſſer und ſtahl zu ihrer
Belebung das Feuer vom Himmel, weshalb ihn
Jupiter aus Zorn an einen Felſen des Kaukaſus
anſchmieden ließ, wo ihm ein Geier die immer
wieder wachſende Leber aushacken mußte, welche
ſchreckliche Strafe Prometheus ſolange erduldete,
bis Herkules ihn von dem Felſen befreite ꝛc.
Daher: ein verſtändiger, geſchickter Künſtler, beſ.
Bildner; prometheiſch, wie Prometheus, ent-
weder titanenhaft, himmelſtürmend mie dieſer,
oder qualvoll leidend wie er.
prominent, . (prominens, v. prominere,vorragen)
hervorragend, voripringend; Prominenz, f. (lat.
prominentia)da3 Hervorragen, = Broeminenz;
auch das Vorragende, der Borbau.
promiscüe, [. (v. miscöre, mijchen; vgl. mifeieren)
vermengt, durcheinander, ohne Unterjchied oder
Ordnung; Promiſcuität, f. nl. Gemeinſchaft der
Weiber.
sromtittieren, I. (promittere) verjprechen, zujagen,
verheißen; Bromittent, m. (lat. promittens) =
Promifjor; Promifjär, m. nl. der Verſprecher,
der leicht etwas verſpricht; auch der Empfänger
eines Verſprechens, der, welchem ein Verſprechen
gemacht worden it; Promiſſion, f. I. promissio,
die (rechtliche) Verſprechung, Verheißung; Pro—
mifjor, m. der Verſprecher, Verheißer (entg.
Aizeptant, |. d.); promiſſöriſch, nl. veripre-
chend, verheißend, zuſicherungsweiſe; promiſſo—⸗
riſcher Eid, Eid vor der Ausjage, Verjprehungs-
eid (im Gegenſatz zum ajjertoriihen Eid,
j. d.); Promiiforium, n. ein jchriftliches Ver—
— Promifſum, n. J. das Verſprochene, das
erſprechen; promissa caduntin debitum, Ber-
ſprechen madıt Schuld; Promiffory notes, pl.
engl. (ipr. prömmijjori) = Promeſſen.
Bromontorium, n. I. (vd. mons, Gen. montis, der
Berg) ein Borgebirge.
pro mortüo, I. ſ. unter mortuus.
sromobieren, |. (promovere, eig. fort- oder vor»
wärts bewegen, vgl. movieren) befördern, erhöhen;
auf Univerfitäten: einen —, ihm eine gelehrte
Würde erteilen; auch promovieren, f. eine ſolche
Würde annehmen oder jich erteilen lafjen, Doktor
od. Magifter werden; Promovendus, m der be-
fördert werden fol, vgl. Doftorandus; Promö—
tus, m. ein Beförderter; Promotion, f. (jpätl.
promotio) die Beförderung, Erhebung, Standes-
erhöhung, bej. Beförderung zu einer Gelehrten»
Würde auf Hochſchulen (Doftor-PBromotion);
in limine promotiönis, auf der Schwelle der Be—
förderung, d. i. derjelben ganz nahe; Promötor,
m. nl. der Würden-Erteiler; Beförderer; Urheber,
Aufheger; promotoriäles (littörae) oder Pro-
motoriälen, pl. ein Erinnerungs- oder Beförde-
rungsjchreiben eines Oberrichterg an einen Unter»
tichter; auch Erinnerungsjchreiben eines Gerichts -
hofes an ein ausmwärtiges Spruchgericht.
| sromt od. b. prompt, I. (promptus, a, um, und als
700 promulgieren
Adverb prompte, dv. promere, hervornehmen oder
«bringen, ans Licht bringen) bereit, fertig, rültig;
underzüglich, geſchwind, raſch, flink gewandt; püntt-
lich, bar, 3. B. prompte Be ahhung; etwas in
promptu haben, in Bereitfchatt oder bei der Hand
baben, vgl. Smpromprü; Promptitüde, f. fr.
die Geſchwindigkeit, Hurtigfeit, Fertigkeit, Behen-
digkeit; Pünktlichkeit im Bezahlen u. dgl.; Prom⸗
tuarium, n. I. ein Vorratsbehältnis; Handbuch,
auch Ratgeber, Hilfsquelle.
prommfgieren, I. (promulgäre) öffentlich befannt
machen, verfündigen, 3.8. ein Gejeb; Promul⸗
gation, f. (promulgatio) die öffentliche Befannt-
madhung; Bromulgäter, m. der Berfündiger.
Promhthion od.Brompthtum,n. gr. (vgl. Mythos)
Vorerzählung, Sageneingang, Vorſage; pl. Bro=
mhtbien.
Pronäos, m. od. Pronäon, n. gr. (v.naös, Tem-
pel) der Vorraum oder Vorhof eines Tempels,
Eingang des Tempels; Heilf. der vordere Teil der
Muttericheide.
Pronation, f. nl. (pronatio, v. pronäre, vorwärts |.
neigen) Deilf. die Vorwärtsdrehung od. -beugung
(3. B. der Gebärmutter); bef. die Bewegung der
Armfpeiche ı n den Ellenbogen, jo daß die innere
Handflähe nach unten liegt, entg. Supination;
Bronätor, m. der Vorwärtsdreher, der die Hand
nac) vorn drehende Muskel.
Pronẽbos, m. J. (0. nepos, der Enfel) der Urenkel,
Enkelsſohn; Broneptis, f. die Urenkelin.
pronieren, fr. (pröner, eig. predigen, dann uneig.
rühmen, preifen, dv. le pröne, Predigt, Rede, v. 1.
praeconium, ſ. d. übermäßig loben, auspofaunen;
auf eine läftige und verdrießliche Art ſchwatzen;
Broneur, m.(jpr. —nöhr) ein Lobredner, Lobhud⸗
ler; Schwäßer.
Pronömen, n., pl. Pronomina, l. (v. pro, für, u.
nomen, Namen, Nennwort) Spradl. Fürwort;
pronömen substantıivum, hauptwörtliches Für—
wort; p. adjectivum, beiwörtliches Fürwort, das
attributiv od. prädifativ ſteht; insbeſ. pronomina
demonstrativa, hinmweijende Fürwörter, 3.B. der,
diejer, jener 2c.; p. determinativa, beſtimmende:
derjenige, derſelbe 2c.; p. indefinita,unbejtimmte,
3.8. man, jemand, etwas 2c.; p. interrogativa,
fragend: welcher? wer? was? 2c.; p. personalia,
perjönliche: ich, du, er, wir 2c.; P. POssessiva, zu-
eignende oder beſitzanzeigende: mein, dein, fein 2c.;
p. recipröca, wechjeljeitige, Gegenfeitigfeit an-
zeigende, 3. B. einander; p. reflexiva, zurückdeu—⸗
tende, rüdzielende: ſich; p. relativa, beziehende:
welcher, der, was; pronominãl (pronominälis, e),
fürwörtlich; Pronominalia, pl. Formen, welche
in einigen Sprachen zur Undeutung von Quantität
und Dualität, Größe oder Zahl der Gegenftände
dienen; Pronomination, f. I. (pronominatio)
Vermeidung der Nennung eines Namens durch An-
gabe eines Umſtandes, } DB. der Gieger bei Roß—
bad) anjtatt Friedrich D.; der Schwan von Avon
anitatt Shafeipeare.
prononcieren, j. pronunciieren.
Bronübe, f. l. (von nubere, heiraten) Vorſteherin
der Ehen, Eheitifterin, ein Beiname der Juno.
pro nunc, [. für jet, vorläufig.
pronnneiieren od. pronumneieren,[.(pronunciäre),
od.fr.Brononceteren(prononcer,jpr.pronongB—),
aussprechen, enticheiden; fich prononeieren, fich ſtark
ausdrücken, deutlich erklären, entſchieden äußern;
prononciert, ſtark ausgedrückt, ſcharf ausgeprägt
(Muskeln, Geſichtszüge); pronunciäbel, ſpätl.
Prophaſis
(pronuneciabilis, e) ausſprechbar; Pronuncia⸗
miento, m. ſpan. eine öffentliche Kundmachung, bei.
Aufitandserklärung; pronunciatum juris, [. ein
Rechtsausſpruch, Rechtsbefcheid; Pronunciation,
f. ([. pronunciatio) die Ausſprache; auch öffentliche
Bekanntmachung.
Pronyſcher Zaum, m. (nach dem franz. Mathe-
matiter u. Ingenieur Prony, geb. 1755, gejt. 1839)
ein Kraftmefjer, bei welchem 2 Bremsflöge, die mit
einem am andern Ende belajteten Hebel verbunden
find, gegen eine ſich drehende Welle gepreßt werden.
vrooͤdiſch, gr. (von hodös, f. der Weg) vorgängig,
vorläufig.
bar engl. (pr. prubf), pl. Proofs, Proben,
bei. Brobebogen, Probedrude, Brobeblätter von
Schrift-, Kupfer- und Steindruden.
Proömium, um. l. (v. gr. pro-oimion, v. 01mos, Weg,
Gang) der Eingang, die Vorrede, das Vorſpiel.
Propüdeütik, k. gr. (vgl. Pädeutik) die Vorübung,
Vorſchule, die Vorkenntniſſe zu einer Wiſſenſchaft;
vorbereitender Unterricht, Vorbereitungswiſſen—
ſchaft; propädeütiſch, vorübend, vorbereitend;
propädeutiſche Anſtalt, Verbereitungsſchule.
propagieren, |. (propagare) fortpflanzen, verbrei-
ten, erweitern; Brogagande od. Bropagande, f.
nl. d.i. congregatio de propaganda fide, die vom
Papit Urban VII. 1623 in Rom gegriindete Ge-
jellfchaft oder Anftalt zur Ausbreitung des katho—
liigen Glaubens; Bekehrungsanſtalt, auch Mij-
jions-Rollegium; überh. jede Geſellſchaft zur
Ausbreitung religiöſer od. politiiher Lehren und
Grundſätze; Bropagande machen, für die Aus—
breitung einer Meinung, eines Planes ꝛc. wirken;
Bropagandismus, ın die —— und Hand⸗
lungsweiſe einer Propaganda, der Verbreitungs—
oder Bekehrungseifer; Propagandiſten, pl. Mit⸗
glieder od. Anhänger einer Propaganda; Propa—
nation, f. l.propagatio) die Fortpflanzung; Aus-
breitung; Propagätor, m. ein Fortpflanzer, Ver-
breiter; Bropagülnm, n. nl. der Fortpflanzungs⸗
ftaub der Flechten, das Keimmehl.
propalieren, ![. (propaläre, v. propälam, öffentlich)
offenbar machen, ausplaudern, unter die Leute
bringen.
pro parte virili, j. unter viril.
Bropathie, f. ar. (vgl. Pathos) die Borempfindung
einer Krankheit.
Propatria⸗Papier, n. eine Art Schreibpapier mit
den Worten pro patria als Wafjerzeichen.
Bropeller, m. engl. (v. propel, I. propellere, fort—
treiben, fortftoßen) eig. der Vorwärtstreiber, daher
— screw-propeller (von screw, jpr. ßkruh, die
Schraube) die archimedifhe Schraube, Waſſer—
ihraube, Treibſchraube; als bewegende Kraft bei
Dampfichiffen ; auch: Luftſchraube; auch derSchraus-
bendampfer, das Schraubenboot jelbit.
Propemptikon oder Propempticum, n. gr. (von
propempein, entlaffen, begleiten) ein Begleitungs=,
Abſchieds⸗ od. Neifegedicht, von den Zurückbleiben—
den an den Scheidenden gerichtet; entg. Upopem-
tifon.
propendieren, I. (propendEre, v.pendere, hängen)
herabhängen, fi) hinneigen; Propendenz, f. nl.
die Zuneigung, Geneigtheit; Bropenfion, f. (I.
propensio) der Hang, die Neigung, Zuneigung;
Broneniität, f. nl. die Öeneigtheit.
Proper-Gut, Handel, j. unter propre.
Propetie, f.gr. (propeteia, eig. das Vorwärtsfallen
v. propiptein) Boreiligfeit, Unbeſonnenheit.
PBrophäfis, f. gr. (von prophainein, vorzeigen, er-
Prophet
fcheinen lafjen) ein Borwand, Scheingrund, eine
Ausflucht; auch eine (be. entfernte) Beranlaffung;
Heilf. die verftedtere Urſache einer Krankheit.
Prophet, m. ar. ee v. prophänai, vorher-
jagen) ein Weisjager, Wahrfager, Seher, Vorver-
fünder; Religionslehrer des jüdischen Volks; Pro—
phetin, f. die Seherin, Wahrjagerin; Prophetie,
f. (qr. propheteia) die Weisfagung, Offenbarung;
prophẽtiſch, weisjagend; ahnungsvoll; propbes
zeien (gr. propheteuein), weisiagen, wahrjagen,
vorberjagen; Prophezeiung, f. die Borherfagung,
BVeisjagung.
prophpläftiieh, gr. (vgl. Phylax, phylaktiich) Heilk.
verhütend, abiwendend; Prophylacticum, n. ein
geuittet, Berwahrungsmittel; Pro—
shyläris, f. die Verhütung, Vorbeugung.
Bropinstion, f. l. (propinatio, das Zutrinten, von
propinäre, zutrinfen, auch einem zu trinfen geben)
—— Brau⸗ und Brenngerechtigkeit eines
utes.
Propinquität, f. I. propinquĩtas, v. propinquus,
nahe; verwandt) das Nahejein, die Nähe; vie Ver—
wandtſchaft.
Propionſäure, f. eine farbloſe, waſſerhelle, ſauer
riechende Flüſſigkeit, u. a. durch Einwirkung ſchar—
fer Kalilauge auf Zucker entſtehend.
propitiãbel, l. (propitiabilis, von propitiäre, be-
jfänftigen, verjühnen) verſöhnlich; Propitiation,
f.(propitiatio)die Berfühnung, Bejänftigung ;pro=
pitiatorifch, nl. verjöhnend, begnadigend.
Proplaͤſsma, n. gr. (vgl. Plasma) ein Vorbild, Ton-
Modell, wonach der Künstler etwas bildet.
Propölis, f. gr. (v. pölis, Stadt) eine Vorſtadt, ein
Borbau; be}. der Borbau oder Vorſtoß eines Bie-
nenſtockes, das Bor- od. Stopfwachs, Bienenharz.
Propolium, n. nl. (v.gr. pro-pölein, vorher kaufen)
der Vorkauf, das Vorkaufsrecht; Propoliſt, m.
der Borfäufer; wer etwas aus dereriten Hand fauft
und dann wieder einzeln verkauft.
Propömg, n. gr. (v. poma, Tranf, v. pinein, trin-
fen) Bortranf, Trunf zum Frühſtück: bef. ein Trant
von Wein, Ejfig und Honig.
srohonieren, I. (propönere; eig. verjegen) vortra-
gen, vorjchlagen, vorjtellen, vorlegen; im Ecarte:
das Spiel annehmen; Bropondnt, n.(propönens)
der Antragjteller, Borichlagende; ein unberufener
Zwiſchenredner; Propoſition, f. l. (propositio)
der Vorſchlag, Antrag, das Anerbieten; ein Satz,
Hauptjaß einer Rede; propositio major, der
Oberjaß;p. minor, der Unterjagin einem Schluffe;
propositum, n. od. fr. Probos, m. (ſpr. propsh)
die Außerung, Rede; der VBorichlag, Antrag; das
Borhaben, der Anſchlag, Entihluß; ad proposi-
tum, [. zum Borhaben, zur Sache felbit; à pro-
pos, fr. eben vecht, gelegen, wie gerufen (fommen);
paſſend, ſchicklich (fein) ; im Geſpräch als Übergang:
ehe ich e3 vergefje, was ich jagen wollte; mal-
propos, zur Unzeit, ungelegen, unſchicklich; Pro—
Bojant, m. fr. (fpr. —jdng; v. proposer, vorjchla-
gen, auf etwas antragen, bej. auf ein Amt) bei den
franz. Reformierten: ein zum Predigtamt Geprüfs
ter (Kandidat), der aber nicht daS heil. Abendmahl
reihen darf; Propoͤſta, f. it. der Vorſchlag, Bor-
ja; Kfipr. ein Antrag, Unerbieten; Tonf. der erfte
er in Wechjelgejängen.
Proportion, f. [.(proportio, von pro und portio;
vgl. Portion) das Verhältnis, Ebenmaß, die Uber-
einftimmung; Recent. die Gleichheit zweier Ber-
hältnifje,Berhältnisgleihung; arithmetiſche Pro⸗
portion, gleichreſtige Verhaͤltnisgleichung, z. B.
proprius 701
11— 8=10—7; geometriſche Pr, gleichteilige
Verhältnisgleichung, z. B. 12 mr 6:2; ————
niſche Pr. findet zwiſchen 4 Größen ſtatt. wenn
der Unterſchied der beiden erſten ſich zum Unter—
ſchiede der dritten und vierten verhält. wie die erſte
zur letzten; proportio continüa, f. eine gebun—
dene od. jtetige Berhältnisgleichung, in welcher dag
dritte Glied gleich dem zweiten ijt, ,. 8.12 —8—
8—4; p. diser6ta, eine ungebundene oder un—
jtetige Berhältnisgleichung, in welcher das dritte
Glied von dem zweiten verjchieden ift, z.B. 12 — 8
=7— 3; ä proportion, fr. (pr. —Bjöng) nad
Berhältnis, verhältnismäßig; proportionäl, |.
(proportionälis) verhältnismäßig, im Berhältni
jtehend, im Berhältnis, angemefjen; Proportio—
näl-Größen, pl. Größen, die einerlei Berhältnis
zueinanderhaben,z.B.Broportionallinien ec;
Proportionaltwahl f. oder Proporz, m., ein
Wahliyiten, bei dem nach dem Berbältnis der Zahl
der überhaupt im Lande abgegebenen Stimmen
für die einzelnen Parteien die Zahl der Abgeord-
neten bejtimmt wird; P.-Zirkel, m. Verhältnis-
zirkel; VBronortionalität, £. nl. die Berhältnis-
mäßigfeit, Gleichheit ver Berhältniffe; proportio⸗
nieren, nl. (fr. proportionner) in Verhältnis
jegen, ausgleichen, abmeſſen; proportionierlich
od. Arpportiontert, verhältnismäßig, ebenmäßig,
im Verhältnis oder Ebenmaß mit etwas jtehend;
wohlgeordnet, eingerichtet oder eingeteilt, wohl
abgemejjen oder gewachjen, gleich“ oder mohlge-
gliedert 2c.; Broportionsgleihung, Verhältnis—
Proporz, m., j. unter Broportion. [gleichung.
Propos, Bropofant, Bropofition, Bropofta zc.,
j. unter proponieren.
Propötiden, pl. (l. Propoetides, gr. Propoitides)
gr. Fabell. Mädchen in Amathus auf der Inſel
Cypern, welde die Göttlichfeit der Venus leugne-
ten und dafür von der Ööttin zu ſchamloſer Liebes»
wut entflammt, endlich in Stein verwandelt wur—
den; dah. f. Shamlofe, freche Frauen.
Propotisma, n. u. Propotismus, m. gr. (v. pro-
potizein, einen Trank darreichen) Heilf. ein Arz-
neitranf und deſſen Darreichung.
Proprätor, m. I. (vgl. Brätor) ein altröm. Land»
vogt oder Oberrichter in einer Provinz.
propre, fr. ({pr. pröp’r; =. proprius) od. groper,
eigen, eigentümlich; gem. f. reinlich, nett; Broper=
ut, Ripr. da3 Sondergut des Mannes oder der
Frau, entg. der Gütergemeinſchaft; Proprege—
ſchäft, Eigengeſchäft; Propre- oder Proper—
Handlung, f.od.-Handel, mn. Kfſpr. Eigenhandel,
d. i. der Handel mit ſelbſterzeugten Waren, jelbit-
verlegten Büchern u. dgl.; auch eine für eigene
Rechnung geführte Handlung; Wroprete, f. die
Reinlichkeit, Sauberkeit, Nettigfeit. [proprius.
propria ete., PBroprietär, Proprietät zc., |.
proprius, a, um, l. eigen, eigentümlich, befonder;
eigentlich; als Adverb. proprie, eigentlich, im
eigentlichen VBeritande od. Sinne genommen; pro-
prium, n.Dda3 Eigene, Eigentum; das Eigentünt-
liche, die Eigenart; de proprio, an feinem Eigen-
tum; ex proprlis, aus feinem Eigenen od. Eigen-
tümlichen, au3 eigenem Vermögen, aus eigener
Einfiht; propria laus sordet, Sprw. Eigenlob
ſtinkt; p. auctoritäte, aus eigener Macht oder
Gewalt, eigenmächtig; p. causa, eigene Sadıe od.
Angelegenheit; p. mann, j. unter manus; pro-
prio Marte (d. i. eig. mit eigenem Mar3, j. d.,
als Sinnbild der Kraft), aus eigener Kraft, ohne
fremde Hilfe; proprio motu, aus eigener Bewe—
102 Propit
gung oder eigenem Antriebe; Proprietät, £. (I.
roprietas) das Eigentum, Eigentumsrecht, Die
igentümlichfeit; plena propriẽtas, Rſpr. völliges
Eigentum; Broprietarius, ipätl;, od. Proprie—
tär (fr. proprietaire), m. der Eigentümer, Beſitzer,
Inhaber, Randbefiger, ein Angeſeſſener; Propriiſt,
m. der Beſitzer eines unmittelbaren Rittergutes.
Propft, m., pl. Bröpfte (vom I. propositus oder r.
praepositus, d. praepon£re, vorjegen; vgl. Pro»
fos) ein Vorgefegter, Klofter-, Stifts- oder Pfarr—
vorſteher, Obergeiftlicher; Propftei, f. der Bezirk,
die Wohnung und Würde eines PBropites. ’
Proptöme, n. u. Proptöfis, f. gr. (v. propiptein,
vorwärts fallen) Heilf. = I. Procidenz.
srepugnieren, I. (propugnäre, v. pugnare, fämp-
fen) vorfechten, für etwas fechten, es verteidigen;
Propugnacälum,n. eine Schutzwehr, Bormauer;
Bropugnation, f. (propugnatio) die Verfechtung,
Verteidigung; Propugnätor, m. der Verfechter,
Berteidiger.
Bropuliion, f. nl. (v. propellöre, forttreiben) das
Forttreiben, Fortſtoßen; Schiffs-Antrieb; propul⸗
ſieren, l. (propulsäre) zurücktreiben, abwehren,
ausſtoßen; Propulſation, f. (l. propulsatio) Die
Zurücktreibung, Abhaltung, Ausſtoßung; Pro—
pulſionstoẽffizient, —————— Wider⸗
ſtandszahl.
Prophilãen, pl. gr. (propylaia, v. propylaios, vor
der Tür, pyle, befindlich) die Vorhalle, der Vorhof,
Pradt-Eingang eines großen Gebäudes, bej. der
prachtvolle Eingang zu der Burg im alten Athen;
dah. auch Einleitungsichriften, Einführungsfchrif-
ten, 3. B. zu Kunſtſammlungen.
Broquäjtor, m. l. bei den alten Römern ein Quä—
jtor (ſ. d) od. Staateinnehmer in einer Provinz.
Broratijierung, f. barb.-lat. Rſpr. Abteilung in
Raten, d.i. Anteile oder Teilzahlungen; prora⸗
tarifch, anteilig, nad) Verhältnis (pro rata); pro
rata tempöris, zeitanteilig, im Berhältnis zur
Zeit (gefürzt p. r. t.).
Bröreftor, m. nl. (vgl. Rektor) ein ftellvertretender
Boriteher, Nebenvorfteher einer Schule; auf einer
Hochſchule: der jährlich gewählte und vom Landes-
herrn bejtätigte Brofeffor, der als Obervor—
ſteher im akademiſchen Senate die Stelle des
Landesherrn (des Rektors der Univerfität) vertritt;
oder auch der Landesherr ſelbſt als oberiter Schuß-
berr der Univerfität; Bropreftorät, n. das Amt
und die Würde desjelben.
grorogieren, I. (prorogäre, v.rogäre, fragen, beim
Volte wegen eines Geſetzvorſchlages anfragen) auf-
ihieben, weiter Hinausiegen, verlegen, verlängern,
vertagen, 3.B.einen Wechiel, vgl. prolongieren;
Prorogation, f. (prorogatio) der Aufſchub, die
Bertagung, Verlängerung, 3. B. eines Termins
(prorogatio termini); prorogatib (prorogativus,
Aufihub leidend od. betreffend), aufichiebend oder
verlängernd, vertagend.
srorumpteren, !. (prorump£re; vgl. rumpieren)
hervorbrechen, hervordringen; Broruption, f. (I.
proruptio) das Hervorbrechen, der Ausbrud.
pros—, gr. Vorwort, bedeutet: an, zu, gegen, hin;
dazu, obendrein, überdies: bei, neben.
Proſa od. Profe, f. (lat. prosa, entit. aus prorsa,
sc. oratio, d. i. die vorwärts gerichtete, geradeaus
gehende Rede, vor: prorsus, a, um, nad) vorn ge-
wendet, geradehin) ungebundene Rede (enta.
Poejie); uneigentl. Trodenheit, Poefielofigkeit;
pl. Brofen, im Mittelalter die (anfänglich pro-
ſaiſchen) Texte der Sequenzen (f. d.), erbauliche
— — ———— — —
proſkribieren
Schilderungen von Leben und Taten der Heiliger ;
profdtich (fpätl. prosaicus), ungebunden, nidt-
dichteriſch; auch alltäglich, platt, nüchtern; Bres
faismus, m. n!. eine Eigenheit der ungebundenen,
nicht dichteriſchen Sprache; Projatfer od. Pro—
faift, m. ein Schriftiteller in ungebundener Rede.
pro saldo, zum Ausgleich (vgl. Saldo).
Prosapodöſis, k. gr. (v. pros-apodidönai, noch da-
zu Miedergeben) die Hinzufügung des Beweiſes
zu jedem der aufgezählten Säßtze.
Prosdring, n. gr. (prösarma, dv. prosairein, zu ſich
nehmen) Genofjenes, Speife; Arznei.
Profeenium, n. l. (v. gr. pro-skenion; vgl. Szene)
‚die Vorbühne, der VBorpla der Schaubühne.
Proſchematismus, m. gr. (von schẽmatizein, ge-
ſtalten, formen, bilden) Sprachl. Verlängerung
eines Wortes durch Anfügung einer Silbe.
Brofe, |. Proſa. |
Proſerco od. Brofeccer Reinfall, m. ein | üßlicher,
dunfelroter Wein, von dem Dorfe PBrojecco in
der Gegend von Görz in Illyrien.
Profeftor, m. I. (v. pro-secäre, vorjchneiden, zer-
Ihneiden; vgl. fezieren) der Vorjchneider, Ober-
od. Vorzergliederer menjchlicher Körper unter Auf-
ſicht eiues Zergliederungslehrerz, der erſte Aſſiſtent
einer anatomiſchen Anſtalt; auch der, welcher jelbit-
ſtändig Unterfuhungen durchZergliederung menſch—
licher Körper anſtellt.
Proſekution, Proſekutor, ſ. unt. proſequieren.
Proſelit, m. gr. (pros-élytos, hinzugekommen, v.
pros-érchesthai, hinzukommen) ein Hinzukömm—
ling, Neubekehrter, Glaubensüberläufer, wer von
einer Partei, beſ. Religionspartei, die ein früheres
Anrecht an ihn hatte, zu einer andern übergeht;
Proſelhtenmacher, m. ein Befehrungsfüchtiger;
Proſelhtenmacherei, f., od. Brojelytismus, m.
efehrungsjucht, Die Bemühung derjenigen, welche
andere bej. durch unredliche und jchlechte Mittel zu
ihrer Religiongpartei Herüberzuziehen juchen; pro⸗
ſelhtiſch, Neubefehrten eigen; Yrojelytiiieren,
zum Neirbefehrten machen.
Brofemination, f. nl. (vom l. proseminäre, aus-
ſäen; vgl. semen) die Ausfäung, Beſamung, Fort»
pflanzung durch Samen. J
profeguieren, I. (prosequi, v. sequi, folgen; vgl.
Sequens) folgen, begleiten; fortjegen, fortfahren;
verfolgen, auch gerichtlich belangen, verfiagen;
Proſekution, f. (prosecutio) die Fortſetzung, Ber-
feigung, Bollführung; auch gerichtliche Belangung;
prosecutio arr&sti, Fortſetzung des Arrejt-Pro-
zelle3 od. der Kummerklage; Proſetũtor, m. jpätl.
ein Begleiter, Verfolger, Kläger.
Proferpine, f. lat. od. Perfephöne, f. gr. Fabell.
die Tochter der Ceres und des Jupiter, Plutos
Gemahlin u. Königin der Unterwelt, og: Pluto;
Sternf. Name eines von Luther in Bilf 1853
entdedten Blanetoiden.
Proseucha, f. gr. (pros-euchg, d. i. eigentl. ©ebet,
Bitte, von eüchesthai, beten, flehen) ein jüdiſches
Bethaus an Wegen, Brunnen 2c.; auh = Sy—
——
prosit! I. (v. prosum, prodésse, nützen; gem. 3i93-
röſt) eig. es nübe! wohl befomme e3! zur Ge—
Fndbeit: is feeit cui prodest, Spriv. der hat
e3 getan, welchem e3 nüsßt.
| projfrisieren, |. (pro-scrib£re, eig. öffentlich aus⸗
ſchreiben, jchriftlich befannt machen) ächten, ver-
bannen; ein Proſtribierter, ein Geächteter, Ver—
bannter; Proffription, f.(1.proscriptio) die Acht,
Achtserflärung, Verbannung; VBerwerfung, Ab-
Proskhneſis
ſchaffung; proſkriptiv, nl. ächtend, verbannend;
— — dup — —
rostynẽſis od. Prosſfyneẽſe, f.gr.(v. Proskynein,
en anflehen) das Anbeten, fußfällige Ver-
ehren der Herricher im Morgenlande, = Pro—
jternation, Kotau.
Brofodie, f. gr. (prosödia, d. i. eig. Zugelang, von
pros, zu, u. od&, Geſang; dah. urjpr. der Silben-
ton, = Ufzent, dann das Tonzeichen, ſowie andere
die Aussprache bejtimmende Zeichen, namentlid)
die Zeichen der Länge und Kürze), die Silbenmeſ—
fung, Silbenwägung, das Silbenmaß; die Silben-
maßlehre, Zeitmeffung, ein Teil der Metrif oder
Verskunſt; Profüdit, f. Silbenmaß- und Beto-
nungslehre; proſödiſch, dazu gehörig; das Sil-
benmaß u.die Betonungslehre betreffend; Profo=
domanie, f.die Verſemacherwut, das Boetenficber.
Brofopalgie, f. gr. (v. prösopon, Geſicht, Perſon)
Heilt. der Geſichtsſchmerz; proſopalgiſch, den
Geſichtsſchmerz betreffend od. daran leidend; Pro—
ſöpographie, Perſonenbeſchreibung, Charatter-
ſchilderung; Proſobpolepſie, f. das Anſehen der
Perſon, Parteilichkeit; Proſopologie, f. die Lehre
vom Angeſicht, vgl. Phyſiognomik; Proſopo—
maͤnt, m. ein Gefichtswahrjager, Geſichtsgucker;
Projopomantie, f. die Gefihtswahrjagerei; Pro⸗
{opopoie, f. Rede. die Vermenſchlichung, Perſo—
nendichtung, Darjtellung des Unperjönlichen und
Reblojen als Perſon, = Perſonifikation; Be- |
lebung; Brofoppffopie, f. die Geſichtsbeſchauung,
Gefihtsprüfung; bei. die Xehre von dem Franf-
haften Gefihtsausdrud,—pathologifhhe Phy—
Brofpekt, j. unter projpizieren. ſſiognomik.
Brojper, ın. l. (prosper, glüdlih) männl. Name:
der Glüdlihe; profperieren (1. prosperäre), be-
glüden, glücklich machen; gem. gedeihen, gelingen,
glüden; glücklich jein, gut fortlommen, jein Glüd
maden, in blühende od. glüdliche Umftände fom-
men; PBrofperität, f. (I. prosperitas) da3 Ge—
deihen, Wohlergehen, Glück, der Wohlitand, die
Wohlfahrt.
Brospheromeng, pl. gr. (von prospherein, hinzu-
tragen, »bringen) eig. hinzugebrachte Dinge; Heilf.
von außen einwirfende Dinge od. Heilmittel.
Prosphäiis, f. gr. (von pros-phyein, anwachſen)
Heilf. das Anwachſen, Zufammenwacdjen von
Sliedern, die Verwachſung.
srofipizieren, lat. (pro-spicere) vorausjehen, hin-
bliden, vorwärts bliden; vorjehen, Vorſichtsmaß—
vegeln nehmen; profpizient (L.prospiciens), vor-
jorgend, nd: Proipizienz,f.(prospicientia)
die Vorſicht, Vorſorge; Profpeft(us), m. der An-
blid, die Ausſicht, Fernſicht; der Aufriß, Riß, Plan,
die Zeichnung, Überſicht, Darftellung eines Ge-
bäudes nach der äußern Anficht; eine Anzeige od. |
Ankündigung, öffentliche Bekanntmachung, z. B
über da3 Erjcheinen einer Schrift, die Einrichtung
einer Anftalı u. dal.
prössimo (mese), it. (= [. proximus, ſ. d.) Kffpr.
nächſtens, des nächſten (Monats); prossimo pas-
säto, jüngitvergangenen Monat; p. ventäro, für
nächſten Monat.
Projtafie od. Broftäfis, f. gr. (v. prostenai, vor-
anjtehen) der Boritand, Vorrang, Vorzug; Pros
Aa (gr. prostät&s), od.i. prostäta, m. ein Vor⸗
teher, Borgefegter, Anführer; im alten Athen:
Vertreter, Anwalt, Schugherr eines Nichtbürgers;
—— das Vorragende; f. (sc. glandüla) die Vor-
teherdriife am oberen Teile der Harnröhre; Pro—⸗
ftatalgie, f.Heilf. der Schmerz der Vorſteherdrüſe;
vrotegieren 103
Broftatheltöfis, f. Verihmärung derielben; pro⸗
Kati. — an Nenn; Broftatitis, f.
ntziimdung der Vorjteherdrüfe; Proſtatoͤncus,
m. Gefehmulft derielben. ————
Profternation, |. unter proſternieren.
Proſternidium, n. gr. (v. stérnon, die Bruſt) Heilt.
ein Bruſtpflaſter.
proſternieren, I.(pro-stern£re;pgl. Stratum) hin⸗
ſtrecken, niederwerfen; ſich —, ſich niederwerfen,
einen Fußfall tun; Proſternation, f. barb.-l. u.
fr., I. r. Brojtration, f. (prostratio) die Nieder-
mwerfung, Kniebeugung, der Fußfall; prostratio
virium, Heilf. Entfräftung.
Proſthẽtis, f. gr. (von stethos,n. die Bruft) Heilk.-
der Fleiſchwulſt vorn an der Bruft bei jtarfen
Männern; aud) der Fleiſchwulſt an Händen und
Füßen, die fogen. Maus an der Hand und der
Ballen hinter der großen Zehe am Fuße.
Prostheſis od. Protheſis, f. gr. (v. pros-theinai,
hinzujeßen, pro-theinai,vorfegen)Spradl.die®or-
jegung, der Zuſatz eines Buchſtabens oder einer
Silbe im Anfang eines Wortes; Prostheſis, Heilk.
die künſtliche Anfegung eines Gliedes, z. B. eines
hölzernen Beines ıc.; Brostheta, pl. Deilf. äußer—
ih angewandte Mittel 2c., be. Meutter- od. Stuhl-
zäpfchert.
Proftibüle, Proſtibilis, f. od. Proftibiilum, n.
l. (von pro-stäre, öffentlich feil ftehen) ein Gafjen-
od. Straßenmenjd, eine Mege, öffentliche Hure.
Proftituieren, l. (pro-stituere, d.i. eig. vor/ oder
ausitellen; vgl. ftatuieren) öffentlich preisgeben,
beihimpfen, entehren, jhänden, zur Schande aus-
ftellen; gemein, verächtlich oder lächerlic; machen;
Proititution, f.(prostitutio) die öffentliche Brei3 -
gebung, Entehrung, Schändung, Verächtlichma—
hung; bef. die gemerbsmäßige weibliche Preis—
gebung, gewerbsmäßige Unzucht.
Projtration, ſ. unter profternieren.
Profthl(on), n. gr. (v. stylos, Säule) ein Säulen-
tor, Säuleneingang; projtylifch, mit einem Säu-
leneingange, vornfäulig.
Profylogismus, m. ar. (vgl. Syllogismus) ein
Borihluß, Voranſchluß, Einleitungsichluß.
Protagonift, m. gr. (pröt-agonistes, v. prötos, der
erfte, u. agonistes, Kämpfer) der erite Kämpfer;
Obfieger, Obfämpfer; auch der Schaufpieler, wel—
cher die Hauptrolle jpielt auf der altgriehijchen
Bühne; Protapoitolär, m. ein Obergeijtlicher der
morgenländijchen Kirche.
PBrotäfis, f. gr. (v. pro-teinein, eig. vor etwas aus⸗
breiten, vorhalten; vorlegen, — J eine vor⸗
gelegte Frage; Spradl. der Vorderſatz; auch der
ingang oder erite Teil eines Schaufpiels, in
welchem die Schlingung des Knotens beginnt.
Protẽa, f. nl. der Silberbaum, ein Gewächs von
verichiedenen jhönen Arten (von Proteus, f.d.,
benannt, weil einige Arten famtähnliche, die Far—
ben wechſelnde Blätter haben); Proteacéen, pl-
die Silberbaumarten.
Protective silk, m. eng!. (jpr. proteftim Bilf)
Schustaffet, Schubfeide; Heilf. ein mit Harz über-
zogene3 dünnes Gewebe zum Schuß der Wunden
(beim Lifterfchen antifeptijchen Verbande).
protegieren, I. (pro-tegere, d. i. eig. vorn bededen;
gew.nach dem fr. protéger geſprochen proteſchieren)
ſchützen, ſchirmen, in Schuß nehmen; Protdge, m.
fr. (fpr. protefheh) ein Schützling, Günſtling; Pros
teftion, f. (jpätl. protectio) der Schug, die Be-
Kap Stütze, Unterftügung, Obhut, Oönner-
daft; jus protectiönis, n. das Schuß- oder
704 Protein
Schirmredt; Proteltiontjt, m., pl. Proteftio-
niiten, barb.-l. Schußzöllner, die Anhänger und
Verteidiger des Zolihußes für die Erzeugniffe der
Landwirtſchaft und des Gemwerbefleißes, in Eng-
fand eine politifche Partei unter dem Miniſterium
Robert Beels (1846); proteftin, ſchützend, beſchir—
Prottätros od.
PBrotomedicus
L: rottäter, m. gr. (v. prötos, der
erſte u. iätrös, Arzt) ein Oberarzt. — Archiater
und Protomedicus.
Protimeſis, f. gr. (v. pro-timän, vor andern ehren,
vorziehen) der Vorzug, der Vorkauf (jus protimi-
seos oder protimeseos).
mend; Protéktor, m. jpätl. ein Schuß- oder
Schirmherr, Beichirmer, Gönner, bei. Titel des
Dliver Crommell nad) Abſchaffung des Königtums
in England; Broteftorät, n., r. m. nl. das Amt,
die Stelle und Würde desjelben; Broteftorium,
n. od. Proteftür, f. das Schirm- oder Schugamt;
die Schugjchrift; Beichirmung.
Vrotein, n. nl. (protöinum, von gr. prötos, der |-
erite?) Scheidef. die Grundlage (da3 Radikal) des
pflanzlichen und tierifhen Eiweiß-, Käfe-, Fafer-
und Harnitoffes; Proteinkörper, Eimeisitoffe
Protogäla, n. gr. (von prötos, der erfte, und gäla,
Milch) Heilf. die erfte(Meutter-) Milch; Brotogän,
f. die erite Geftalt der Erde (nad) Leibniz), Ur-
erde; protogeniſch, zuerit erzeugt, zuerit gebildet;
Protograpbie, f. die erite Behaning: Entwurfs»
zeihnung; Rißzeichnungslehre, Rinzeichnungs-
kunſt; erſte Schrift, Vorſchrift; Protoflepht, m.
neugr. (vgl. Klephten) ein Räuberhauptmann, An-
führer einer neugr. Räuberbande.
protogẽniſch, gr. zuerit erzeugt.
Broto=erej, m. ruſſ. (v. gr. protos, der erfte) Ober-
(ſtickſtoffhaltig).
Protenſion, f. l. (protensio, von protendére, vor-
itreden) die Ausjtredung, Ausdehnung; aud —
Protaſis; Hrotenfin od. als Adverb. proten-
sIve, nl. der Dauer nad), dauerhaft.
Broterktität, f. l. (protervitas, von protervus, fed,
frech) die Keckheit, Frechheit, Unverſchämtheit.
sroteftieren, l. (protestäri, eig. bezeugen, öffentlich
erklären; vgl. teftieren) fich gegen etwas erflären,
Verwahrung einlegen; einen Wechjel prote-
tieren, dur) einen Notar eine Urkunde darüber
ausstellen laſſen, daß ver Bechielinhaber Annahme
od. Zahlung des Wechſels nicht habe erlangen fün-
nen troß aller gejeglich vorgejchriebenen Schritte;
Broteit, m. nl. (it. protesto) der Widerſpruch, Die
Berwahrung, der Rechtsvorbehalt; die durch einen
Notar ausgefertigte Urkunde über nicht erfolgte
Bahlung eines Wechſels; Proteſt lebieren, |.
unter levieren; senza protesto, it. Kfipr. ohne
Widerfprud od. Widerrede; sopra protesto, über
den Proteſt, d.i. aus Freundichaft (einen Wechfel
annehmen); Broteftänt, m. (vom l. Partizip pro-
testans), pl. Proteftänten, evangelijch-Tutherifche
Ehriften, Benennung der Lutheraner, jeit die-
jelben auf dem Reichsſstage zu Speier 1529 gegen
die Beichlüffe der Katholiken eine Berwahrung ein-
priefter = Protopop.
Brotoföll,n.(mi.protocällum, jpätgr.prötökollon,
v. gr. prötos, der erite, u. kollän, leimen, anfleben,
aljo eig. daS zuerſt oder vorn Angefügte, das erfte
Blatt, welches eine chronologiſche Angabe enthielt
und an den Notariatsurkunden nicht fehlen durfte)
überh. eine fchriftlich aufgezeichnete Verhandlung,
Erklä ung oder Ausfage befragter Berjonenzc.,
ein Berhandlungsjchreiben; in bürgerlichen Ange-
legenheiten: Situngsbericht, Berhandlungsichrift;
in Unterfuhungsjadhen: Vernehmungsſchrift; ad
protocöllum od. zu Protokoll nehmen od. pro=
tofollieren, gerichtlich aufzeichnen oder nieder-
j reiben; öffentliche Verhandlungen fogleid) nach—
Ihreiben od. entwerfen, einen Sißungs- od. Ver—
nehmungsberichtmadhen;&ebärdenprotofoll,
die Schrift über die Art und Weife, wie fi 3.8.
ein Angeſchuldigter während feiner Gernehmung
gezeigt hat; Arotofolläriich, der Vernehmungs-
ſchrift zufolge, ihr gemäß; durch Verhandlungs-
ſchrift (vernehmen); Protokolliſt, auch Protofols
laͤnt oder Protokollführer, m. der Schriftführer.
Brotolög, m. gr. (pröto-lögos, zuerſt ſprechend) der
Hauptichaufpieler; Wrotomdrtyr, m. der erite
Märtyrer (f. d.) oder Blutzeuge des Chriftentums,
Stephanus.
legten; feit dem Weſtfäliſchen Frieden aucd den | Protöme, f.gr.(protome, v. protémnein, vorfchnei-
KReformierten beigelegt; Broteftantismus,m.
die Lehre und der Glaube der Proteftanten, entg.
Katholizismus; proteſtäntiſch, dieſem Glau—
ben od. Rechte gemäß, angehörig; Proteftation,
f. ([. protestatio) die öffentliche od. feierliche Ver—
jicherung; die Verwahrung der Gerechtſame durch
einen förmlichen Widerſpruch, Gegenerflärung;
Zurüdweifung oder Abmweifung (eines Wechjels);
cum protestatiöne, mit Widerjpruc oder Ein-
rede; Broteftatorium,n.nl.eine Zurückweiſungs—
oder Berwahrungsichrift, ein Schußbrief.
Pröteus (zweijilbig), m. gr. Zabell. ein Meergott,
der die Gabe der Weisjagung und die Kraft beſaß,
fich in allerlei Geftalten zu verwandeln; uneig. ein
Wandelbarer, Bielgeitaltiger; der Olm, eine Molch⸗
art in den unterirdiichen Gewäfjern Krains; in der
Alchemie das Duedjilber.
Brotevangelium, n. gr. (v. prötos, der erfte, und
Evangelium, ſ. d.) das erite Evangelium, Ürevan-
elium, die erite angebliche Weisjagung vom Mej-
ſias, 1. sa 3, er dig
Brotheiis, ſ. Prostheſis.
Prothymie, f. gt. (prothymia; vgl. Thymus 1.)
Geneigtheit, Bereitwilligfeit; Gunſt, Gewogenheit.
Brothärum, n. gr. (pröthyron, v.thyra, Tür) der
Plaß vor der Tür, der Vorhof, die Borhalle.
den, vorn abſchneiden) der Vorderriß, Vorſchnitt;
auch ein Brujtbild, eine Büſte; Protömus, m.der
Borfchneider = Profeltor.
PBrotomedicus, m. gr.-!. (v. gr. prötos, der erite, u.
l. medicus, ſ. d.) ein Oberarzt: Brotonotarius,
m. Oberjchreiber, Obergeheimjchreiber; aud) der
erjte Geiftlihe nächit vem Patriarchen in Konſtan—
tinopel; am römischen Hofe zwölf zu einem Amt3-
verein verbundene vornehme Geiſtliche zur Leitung
aller das Papſttum und die Kirche betreffenden
Geichäfte, pl. Protonotarien; Protonstariät,
n. Amt u. Würde eines Brotonotarius; Proton⸗
Pſeudos, n. gr. eig. erſte Lüge; Grundirrtum; ein
falſcher Vorderſatz in einer Schlußfolge od. einem
Bemeije; Protopaͤpas, m. der eritc Priefter, Kar—
dinal der griedh. Kirche; Protopaſchiten, pl. eine
Ketzerſekte, welche das Paſſah früher feierte als die
übrigen Chriften; Protopathie, f. die Vorliebe
für etwas; auch erftes Leiden; protondthiich, zu⸗
erit leidend; zuerft erfranfend; Brotophäten, pl.
die zuerſt gejchaffenen Pflanzen; Protoplaͤsma,
n. das Urvorbild oder Urbild; Protoplaſten, pl.
die Eritgebildeten(Menjchen), Urmenſchen; proto⸗
laͤſtiſch, urbildlich, urmenſchlich; Protopop vd.
rotopüpe, m. gr.ruff. (vgl. Pope) ein ruſſiſcher
Oberprieſter; Protoprazie, f. dad Vorrecht bei
protrahieren
Schuldforderungen; Protopresbijter, m. gr. =
Arhipresbyter bei den Domtfirchen einiger Stif-
ter, jeßt gem. Dechant; Protoprevinziälts, m.
qr.l. Oberlandpfleger: Protoſcholaͤrch, m. gr. ein
Oberſchulvorſteher; Protoſcholarchüt, n. das
Oberjchulvorjteheramt; Wrotofeeretarins, m.
t.el. der Ober- od. erite Geheimſchreiber; Proto—
enätor, m. gr.el. der erite Ratsherr; protojld-
sifch, urſlaviſch (einft in Thracien; vgl. Slaven);
Brotoitafie, f. gr. die Oberitelle, der erite Rang;
Vrotoſyndifus, m. Oberanwalt oder Oberrid)-
ter; Prototjpus oder Brototdp, m. (vgl. Ty-
pus) das Urbild, Mujterbild; der erite Abdrud von
geformten u. geitochenen Arbeiten; pretotäpiich,
urbildlich, vorbildlich); Protoxijd, ſ. unter Oryd;
Brotozdon, n. ein Anfangstier, ein Tier auf der
unterjten Stufe der organiichen Ausbildung; auch
Eitierhen; protogoifch, ein ſolches Behrefrenb.
srotrahieren, |. (pro-trahöre) hervorziehen, in die
Zänge ziehen, zögern, auffchieben; Brotraktion,
£.(protractio) die Hervorziehung; Verzögerung, der
Berzug; Protraͤktor, m. nl. der Vorzieher, Her-
vorzieher, ein Werkzeug zum Reinigen von Wun-
den; der Winkelfafjer, der Gradboger.
xrotreptiſch, gr. (protreptikös,v.pro-trepein, vor»
wärt3 wenden, antreiben 2c.) anregend, erwedend,
ermahnen?.
&ratuberieren, I. (pro-tuberäre, v. tuber, Höder)
Beule, Geſchwulſt) yerporragen, aufichwellen; Bro=
tuberaͤnz, £. nl. Heilk. eine ringförmige Erhöhung,
Beule, ein Auswuchs, Höcker; Sternk. eine Licht—
erhöhung, glühende Waſſerſtoffmaſſen in den leuch—
tenden Hüllen der Himmelskörper; protuberantia
oculörum, f. Glotzaugen.
Srotutel, f. I. (protutela, vgl. Tutel) die jtellver-
tretende Bormundichaft; Protũtor, m.nl. ein Bei-
oder Nebenvormund.
weotunogrägbiich, gt. (ogl. Pro— u. ypograpfif)
vor der Erfindung der Buchdruderkunjt gemad)t.
Srotänus, m. od. Brotäpen, n. gr. (vgl. Typus)
ein Vorbild, Muſter, Modell; prothypiſch, vorge
bildet, vorgeformt.
Srobajdlins, m. ml. (vgl. Bajall) jtellvertretender |
Rehnsträger, zur Verrihtung der Lehnsdienſte.
Vrobatura, f., pl. Probature, it. Büffelfäfe, bei.
eine Art Heiner Käſe in Sizilien.
Pröbe, f. altd. Rſpr. (wahrih. aus Präbende
entjt.) Vergütung in Geld und Naturalien an die
arbeitenden Dienjtbauern oder an die Mitglieder
eines Stift3, einer Berjorgungsanftalt ze.
Broͤbeeles, pl. it. (vgl. Brovatura) eine Art neapo-
litaniſcher Käfe aus der Milch der Büffelfühe.
Brovencalen, prodengaliich, |. Brovenzalen;
Provencer⸗Ol, n. fr. (jpr. promangk—) feinites
Dliven- oder Baumöl aus der Brovence, d.i.
dem füdlihen Frankreich, welches im Altertum al3
rom. Provinz den Namen Provincia (dad. Bro-
vence) führte.
Vrobenda, f. it. (eig. Mundteil, Mundvorrat, ml.
provenda; vgl. Proviant) ein früheres Getreide-
maß in Ancona von fast 91 Inhalt.
zrovenieren, lat. (pro-venire) eig. hervorfommen;
dabei Herausfommen, Nuben bringen, eintragen
oder abwerfin; Provenienz, f. ni. Herkunft, Ur-
ſprung eines aus fremdem Lande eingeführten Er-
zeugnifjes; Provenienzhafen, Auslaufhafen; pl.
Brobenienzen, aus der Fremde angefommene
Berjonen od. Baren; Probenü,n. fr. (}pr. promw’-
nü) der Ertrag, Vorteil, Gewinn; Betrag.
Erosenzälen od. provenzaliſche Dichter, pl. die
Heyſes Frembwörterbuch. 21. Auf. :
Probinz 105
ritterlichen Dichter des 12. und 13. Sahrh. im füo!.
Sranfreich, d. i. in der Provence u. im nordöftl.
Spanien; fie heißen aud) romanische Dichterund
Troubadours, .d.; prodenzaliiche Sprache.
die eigentüimliche Sprache des art Frankreichs,
jest nur Volksmundart, ehem. ſelbſtändige Schrift»
jprache neben dem Nordfranzöſiſchen; vgl.occitas
niſche Sprade.
Provberbium, n. I. (v. verbum, Wort) ein Sprich»
wort; pl. Proverbig oder Proberbien, Sprid-
wörter, Denk- od. Sittenfprüche, 3.8, Salomos,
Proberbe, m. fr. (jpr. prowerb’) ein Sprichwort;
bej. ein Schaufpiel, das fidy auf ein Sprichwort.
gründet; eine befondere Gattung franzöſiſcher dra-
matijcher Stüde; groberbiäliich (1. proverbiälis,
ala Adverb — ſprichwörtlich; pro⸗
verbiös, nl. ſprichwortreich, z. B. eine ſolche
Schreibart.
Broberfion, f. I. (von pro u. vertere, wenden) die
Bormwärtsbeugung.
PBrobidnt, m. (ehem. f., it. proviända, provenda,
altfr. provende, m{. provenda, providenda, alſo
bon providere, bejorgen, anſchaffen) der Mund»
vorrat, Vorrat, Xebensmittel; Proviant-Haus,
n. Mundvorratshaus; P.-Kammer, f. die Bor»
ratskammer auf Schiffen; B.-Magazin, n. Krk.
ein Mundvorratslager; P,-Metfter od. B.-Dffis
ter, m. der Borratsverwalter; P.⸗Syſtem, n. die
Berpflegungs- od. Beköſtigungsweiſe; P.-Train,
ın. (jpr. —träng) der VBorratstroß; P.-Wagen,
m. Brotwagen; da3 P.-Weſen, das Pflegweſen,
die Berwaltung derlebensmittel; propiantieren,
berhropiantieren, mit Lebensmitteln verjorgen
oder verjehen.
Provicarins, m. nlat. (vgl. Vifarius) ein Unter»
od. Neben-Stellvertreter; Brobifariät, n. Unter»
Stellvertretung.
probident, I. (providens, von providere, voraus-
jehen, ſich vorjehen, jorgen) vorfichtig, vor] orgend;
Propidenz, f. (I. providentia) die Vorſicht, Bor»
jehung, Fürjorge(Öottes); providentiaememor,
der Vorſicht eingedenk (Denkſpruch auf dem Kreuze
des königl. ſächſiſchen Rautenordens); prodidens
tief, nl. vorſichtig, fürſorglich; verhängnisvoll;
Providentia, f. lat. auch Name von Vexſiche—
rungögejellihaften; probidieren, die legte Dlung
geben; Proviſion, f. l. (provisio, das Vorher»
ehen, die Borjorge) der Borrat, bei. Mundvorrat,
Berforgung mit Yebensmitteln (Broviant); in
der kathol. Kirche: Anftellung zu einem Kirchen»
amte nebjt Pfründe; Kfipr. Vergütung, Abzug,
Bermittlungsgebühr eines Agenten, eines Spe—
diteurs oder Kommiffionärs für feine Mühe;
Proviſions-Konto, n. Kfipr. Vergütunggrech-
nung; zeunitendı oder proviſionéll (fr. provi-
sionnel), als Adverb provisionaliter, aud) pro⸗
viſöriſch, nl. vorforglich, vorfehrungsweife; vor»
täufig, einſtweilig, aushilfsweife, probemeije;
Proviſional-Dekrẽt, n. die Entſcheidung, durch
welche eine Partei in den Beſitz der ftreitigen
Sade gejegt wird, Probifoner, m. ein Söldling,
der für Brot dient; Proviſor, m. I. ein Aufjeher,
Borjieher, Verwalter, 3.8. einer Apothefe, eines
Fonds 2c.; provisor imperii, ein Reichsverweſer;
Proviforät, n. nl. Amt u. Stelle eines Proviſors;
proviſöriſch, ſ. 0. provifional; provisorio
modo, nl. aus Vorfiht; Proviſorium, n. eine
Berwahrungsichrift; auch der Zujtand vorläufiger
oder einjtweiliger Einrichtungen. B
Provinz, f. I. (provincia) urfpr. bei den alten Rö—
45
706 PBropvijion
mern: ein erobertes od. ererbte3 Gebiet; die Land—
haft, das Gebiet, Land; bef. ein Landesbezirk
außer dem Hauptlande oder der Hauptitadt eines
Reiches; im der kathol. Kirche auch f. Erzbistums-
Bezirt; Provinzroſe, f. die aemeine rote Garten»
toje; probinziãi ([. provinciälis, fr. provincial)
oder provinziell. landſchaftlich; Sprachl. mund-
artlich; in Zuſammenſetz. Landſchafts-, z.B. Br o⸗
vinzial-Blatt,n. ein Blatt, welches nur für die
Bedürfnifje einer bejtimmtenLandichafteingerichtet
;B.-Chirurgus,m.Land-Wundarzt; B-Sta-
tuten,pl.Qandesverordnungen; Propinztällis),
m. nl. der Vorgeſetzte über die Ktlöfter eines Ordens |
in einem Bezirke; Probinzialãt, n. das Amt und
die Würde eines folhen; Provinzialen, pl. Pro-
vinzbewohner, entg. den Nejidenzbemohnern;
Provinzialismus, m., pl. —men, ein landichaft-
liches oder mundartliches Wort, auch landfchaft-
licher Spradhgebraud, probinzialiiieren, zueiner
Provinz ade.
Probviſion, Probiſor 2c., j. unter prodident.
provozieren, I. (provocäre; vgl. vozieren) einen—,
herausfordern, zu etwas reizen od. auffordern; et-
was —, esveranlafjen, herbeiführen; auf etwas —,
jich darauf berufen, auch: Höhere Hilfe in Anſpruch
nehmen (appellieren); auf etwas gerichtlich an—
tragen; provocändo, berufend, durch Berufung;
provocando ad acta, durch Berufung auf die
Aiten od. Gerichtsverhandlungen; Provokaͤnt, m.
(provöcans) Ripr. ein Herausforderer, Aufforderer
zum Klagen; auch = Appellant; der provo—
tantiſche Teil, der zum Klagen herausfordernde
Zeil; Brovafät, m. (provocatus) der Herausge-
forderte, zum Klagen Aufgeforderte, auch — Ap -
pellat;Brospfatton, f.(provocatio)dieHeraus-
forderung, Anreizung ; Herausforderung zumZwei—
famıpf; Aufforderung zur Klagerhebung im Pro—
zeß; Berufung auf ein höheres Gericht (Appel—
lativı); provotativ, nl. berufend, herausfor-
dernd.
Proxenẽt, m. gr. (proxentös,d. proxenein, einem
als prö-xenos, d. i. öffentlicher Gaftfreund, bei-
ſtehen, überh.jich feiner annehmen, ihm etwas ver-
mitteln, verjchaffen 2c.) ein Vermittler, Mäfler,
Heiratzitifter; Proxeneticum, n. |pätl. gr. (pro-
xen&tikön) die Unterhändler- od. Maklergebühr,
der Mällerlohn; Progenie, f. gr. (proxenia) bei
den alten Griechen Staats-Gaftfreundfchaft, das
Berhältnis u.Recht des öffentlichen Gaſtfreundes,
d. i. eines Gejandten oder Gefchäftsträgers eines
andern Staates, welchem durd) einen vom Staate
damit beauftragten Bürger (PBrorenos) alle
Pflichten der Gaſtfreundſchaft eriviefen wurden.
proximus, a, um, [. der, die, daS nädjite; pro-
ximus, est sibi quisque, Sprw. jeder ift ſich
jelbjt der Nächite; proximus sum egomet mihi,
id) bin mir felbjt der Nächite; proximus suc-
cessor, m. der nächſte Nachfolger od. Erbe; pro-
xımo (näml. mense), od. it. prössimo, Kffpr.
des nächſten Monats; Proxima, k. Kfipr. die
nädjte Zeit, die ein Wechjelausfteller bejtimmit;
ad proximum, zur nädjten Sißung oder Ver—
jammlung; proxime, nächſtens; Proximität, f.
(l.proximitas) Die Nähe, Nachbarſchaft; nahe Ver-
wandtichaft.
Proͤxy, f. engl. (zgez. aus procuracy; vgl. pro-
furieren) die Verwaltung, Gejhäftsbejorgung,
Gtellvertretung; m. der Gejchäftsträger, Bevoll-
mädtigte, Anwalt.
prozedieren, I. (proced£re) fortgehen, vorrüden;
Prünelle
von ftatten gehen, zu Werke gehen, verfahren; non
procedätur, Ripr. man fchreitenicht weiter; Bro=
zedür, f. nl. (fr. procedure, fpr. —Behdühr’) aud)
das Procedẽre, die Handlungsweiſe Verfahrungs—
art; der Rechtsgang, die Gerichtsordnung; Prozeß,
m. |. proc&ssus,der Fortgang, Hergang, Entivid-
lungsgang, Vorgang (z.B. ein chemiſcher Prozeß);
da3 Verfahren; bef.der Rechtshandel; proc6ssus,
m. Heil. ein Knochenfortſatz; p. verbälis, fr.
proces (jpr. proßäh) verbal, od. Verbäl-Bru=
ei, m. ein mündlicher Nechtshandel, gerichtliche
Verhör; ſchriftliche Darftellung eines Vorfalles,
niedergeſchriebene Ausſage, im franz. Rechte —
Protokoll; Prozeß-Ordnung, f. die Gerichts—
ordnung, die landesherrliche Verordnung, nach
welcher die Rechtsſachen vor Gericht verhandelt
werden ſollen; Prozeſſion, f.(l.processio,eig.da3
Vorrücken, Fortſchreiten) ein feierlicher Aufzug,
Umgang, beſ. Leichen-Begängnis; beiden Katho- .
liken eine Wallfahrt, Bittfahrt; Prozeſſions⸗
Raupe, f. die Zug- od. Wanderraupe; prozeſ⸗
jieren, nl. rechten, einen Rechtzitreit od. Rechts—
handel haben oder führen; prozeffſuäliſch, einen
Rechtsſtreit betreffend, gerichtlich, anhängig.
Prozent, n. (vgl. pro und Cent 1.) oder Percent,
n. (it. per cento, jpr. tſchento) der Gewinn oder
Zins vom Hundert, z. B. 4 od. 5 Prozent — 4
oder 5 Mar? von 100 Mark; prozentiſch, auch
prozentuãl, nad) Prozenten bejtimmt.
Prozeß, Prozeilion, vrozeſſieren 2c., |. unter
prozedieren.
srozidieren, I. (procidere, v. cadere, fallen, vgl.
cadent) hervorfallen; Heilt. dervortreten (von Kör—
perteilen); Prozidenz, f.(l.procidentia) Heilk. das
Vorfallen oder der Vorfall, das Ausweichen oder
Austreten eines Körperteiles; vgl. Prolapſus.
Brozymiten, pl. gr. (v. zymẽ, Sauerteig) Chriſten,
die beim Abendmahl gejäuertes Brot genießen;
fo wurden die griech. Chrilten von den lateinifchen
genannt; vgl. Azymiten.
prüde, fr. (altfr. prod, prud, f. prode, prude,
bieder, tugendhaft, Flug, v. I. probus, fittlich gut,
tugendhaft, mit Einmiſchung vom lat. prudens,
Hug) jcheinfittiam, ſcheinſpröde, geziert, ſpröde,
zimperlich; als Hauptw. Prüde, f. die Schein-
Ipröde, Zimperliche; Prüderie, f. das Spröde—
tun, Scheinjittfamfeit, Zierevei, Zimperlichkeit.
prüdens, [. (aus providens, 3ge3.) vorjichtig, Klug,
befonnen; als Adverb prudenter, klüglich, vor-
fichtig, verjtändig; Prudenz, f. (l. prudentia) od.
Prüdence, f. fr. (jpr. prüddngß’) die Klugheit,
Borjichtigkeit, Bedachtſamkeit; Prudentius, ın.
und Brudentia, f. männl. u weibl. Name: der,
Prüderie, j. unter prüde. [die Kluge.
Prüd’pomme, m., pl. Prüd'hommes, fr. (ſpr.
prüddmm’, vom altfr. prud, bieder, flug; prud’-
homme, ein Biedermann; vgl. prüde) Kunftver-
ftändige, Sadjverftändige, beſ. Schiedsrichter zur
Vermittlung von Streitigfeiten zwiſchen Yabri-
fanten und Wrbeitern ꝛc. in den franzöfiichen
Fabrikſtädten.
Pruina, £. l. (v. prunum, Pflaume) der Pflaumen-
überzug, Pflaumenftaub; pruinösus,a,um,den-
felben ähnlich, bereift, duftig.
Prünéil, m. (engl. prunello, fr. prunelle, f.) ein
feines, dichtes Seidenzeug; ein Wollenzeug, aud)
Zafting genannt.
Pründke, k, pl. Brünellen, fr. (la prunelle, die
Schlehe, Berkl.v. prune = [. prunum, Pflaume),
n. a. Brünellen, r. Brignolen (fr. brignoles od.
PBrünellenjalz
prunes de Brignoles, ſpr. brinjsl’), Schälpflau-
men, vorzüglich ſchöne, erft ausgefernte und ge-
Ihälte,dann netrocdnete Pflaumen, die bef.in u. bei
der Stadt Brignoles in Franfreich, aber auch in
Franken wachſen; einLiför; auch —Prünell, j.d.
Prünellenſalz, n. (nl. sal prunellae, v. I. pruna,
Bbende Kohle) eine weiße Maffe von dl
igem Bruche, aus Salpeter, der in der Rotglüh—
bite geſchmolzen ift, und etwas Schwefel bereitet.
Prunus, f. I. der Pilaumenbaum; Prunus ar-
meniäca, die Aprifofe; P. avium, die Zwieſel—
beere, Süßkirſche; P. ceräsus, die Sauerfiriche;
P. domestica, die gemeine Pflaume, Zmwetiche ;
P. lauroceräsus, der Kirichlorbeer, die Lorbeer—
firiche; P. padus,die Traubenkirſche, Vogelkirſche;
P. spinösa, der Schlehdorn; Prunin, n. nlat.
Bflaumen-Öummiftoff, au) Cerafin, ]. d.
Prurigo, f. oder Pruritus, m. I. (von prurire,
juden) das Juden in der Haut, Hautjuden; ein
unzeitiger Trieb, unzeitiges Verlangen, heftige
Begierde.
Prussiäcum acidum,.n. nl. (v. Prussia, Preußen)
Scheidef. eig. preußifche Säure: die Blaufäure;
Brufiist,n.blaufauresSalz; Brüfiienne, ſ. Pe—
rudienne; Pruſſin oder Pruſſiün, n. ein Ra—
difal im Berlinerblau, der Eijenblaufäure 2c.;
Pruſſobphil, m. [.-gr. ein Breußenfreund.
Prytan, m., pl. Prytänen, gr. prytänis, pl. pry-
täneis) im alten Athen ein Ausſchuͤß von 50 Rats—
männern, welche den Borfi im Nat und in der
Volksverſammlung hatten; Wrytanzum, n. (gr.
prytaneion) ein öffentliches Gebäude in Athen,
worin die Brytdnen fpeiften und wo zugleid) um
den Staat verdiente Männer lebenslang unter-
halten wurden; auch eine große Kriegsjchule in
a. für die auf Koften des Staates erzogenen
inder; Prytanie, f. (gr. prytaneia) die Dauer
des Prytanenamtes, die Zeit von 35 od. 36 Tagen,
während welcher die jedegmaligen Prytanen die
Geſchäfte des Rats leiteten.
Pſalis, f. gr. (psalis, v. psäein, ſchaben, zermals-
men 2c.) die Schere; das Gewölbe, der Bogen,
Schmwibbogen; Bialtdium,n. gr. (psalidion) ein
Scherden; ein Feines Gemölbe; Heilf. das ſo—
genannte Gewölbe im Gehirn; Pſalidöma, n.
das Gewölbe; die innere Schädelfläche.
siallieren od. pfaltieren (1. psallere, v. gr. psäl-
lein, überh. berühren, zupfen 2c., be. die Saiten
reißen, ein Saiten-Inſtrument fpielen), Pſalmen
fingen od. leſen; Pfallende, pl. lat. eig. ji Sin-
gendes, Gefänge, ein Wechjelgefang an heil. Tagen
in der kathol. Kirche; Pinllette, f. fr. eine Chor-
knabenſchule; CHorfängerichule; Pfaln, m. (v. gr.
psalmös, eig.Saitenfpiel) ein frommes Lied, feier-
liher Gejang zur Ehre Gottes; bei. die größten-
teils dem König David zugeichriebenen geiftlichen
Geſänge in der Bibel; Pſalmiſt oder Pſalmo—
gedbb, m. gr. der Berfaffer der Palmen in der
ibel; auch überhaupt ein PBjalmendichter, Ver—
faſſer geiftlicher Lieder; Pſalmodie, f. die Ab-
fingung der Pjalmen; pſalmodieren, fingen, er-
ählen; gem. mit einem üblen Nebenbegriff: ab-
fingen, herleiern; pjalddes oder pſfallödiſch,
pjalterförmig; Pjalter, m. od. Pfalterion, gr
u. Pſalterium, I. n. ein jehr altes, einer Harfe
ähnliches Saiteninjtrument; das bibl. Pſalmbuch
od. Geſangbuch; ein jehr langer Roſenkranz der
Nonnen in einigen Klöjtern; der Blättermagen der
wiederfäuenden Tiere; Pfaltrin, f. eine Aikhere
Spielerin und Sängerin bei den alten Römern.
piendo 1707
Pfaͤmmos, m. gr. der Sand; Heilf. der Harngrieg,
Harngrand; Plammismus, m. Heilf. das Ab—
gehen von fandigem Harn beim Nierenfteine; auch
ein warmes Sandbad; pſammddes od. pſam—
mõdiſch, fandig; Pfammomantie, f. die Sand-
wahrjagerei, Prophezeiung aus Sand.
Pjanharoiis, auch Piapherdiis u. Pſaphhröſis.
. oder Pſatharöſis und Piathyrofis, f. gr. (v.
psaphärös, psathärös od. psathyrös,loder,mürbe)
Heilf. das Zerreiben, Mürbewerden der Knochen;
Pinthyrötes, f. Mürbheit od. Zerreiblichkeit.
Bielaphetif, f. gr. (v. pselaphän, berühren, be-
tajten) die Kehre od, Kunft, etwas durch Betaftung
zu erkennen; Bielaphie, f.die Betaftung, Reibung
mit den Händen.
Pielismus,m.gr.(v.psellizein,itammeln,psellös,
ſtammelnd) das Stammeln, Stottern.
Pfephisma, n. gr. (psöphisma, v. psöphizesthai,
mit einem Steinchen, psephos, abjtimmen) ein
Boltsbefchluß, durch Stimmenmehrheit in der
Boltsverfanmlung gefaßt; pl. Pfeppismäte;
vſephotratiſch, durch Stimmenmehrheit regie-
vend; Pſephobäktä, pl. Steinfpieler, und Pſe—
HHokleptä, pl. Steindiebe, Tafchenfpieler bei den
alten Griechen.
pſeudo — od. Hiend—, gr. (v. pseüdos, n. Lüge,
Erdichtung, pseudes, unwahr, erlogen 2c.) falſch,
unecht, täuſchend, Fehl— 2e.,in Zufammenfeßungen
— z. B. Piend=aföe od. Pſeud-alũſis,
. die Gehörtäufhung; Pſeud-angelie, f. falſche
Botſchaft; Wiend-angelos, m. der eine ſolche
bringt, ein Trugbote; Pſeud-aphie, f. (vgl. hap—
tiſch) Täuſchung des Taſtſinns, Sefühlstäufhung;
———— n. Heilk. ein unechtes Eiter—
geſchwür; Pſeud-arthröſis, f. ein falſches Gelenk;
die bei einem nicht verheilten Knochenbruche blei—
bende Beweglichkeit der Bruchenden gegeneinander;
Piend-äitheiis, f. die Gefühlstäuſchung; Pſeud⸗
aſthma, n. falihe (von Gejchwulft herrührende)
Engbrüftigkeit; Pfend-täter, m. (v. jätrös, Arzt)
ein —— Pſfeudoapoſtel, m. ein falſcher
Apoſtel; Pſeudoblepſie, f. die Geſichtstäuſchung;
jeder Augenfehler; Pſeudochriſt, m. unechter
Chriſt, Scheinchriſt; Pſeudochryſolith od. Bou-
teillenſtein, unechter Chryjolith, grüner Ob—
ſidian (f.d.); Piendocyziis, f. falſche Schwanger—
ſchaft; Pſeudodipteros, m. (vgl. Dipteros) ein
Tempel, deſſen Zelle nur mit einer Säulenreihe
umgeben iſt, während der Zwiſchenraum zwiſchen
Zelle und Säulen zwei Reihen erwarten ließe;
Piend=odontdiis, f. krankhafte Zahnbildung;
Pſeudodoxie, f. (von déxa, Meinung) falſche
Meinung, Irrwahn, Irrlehre; Pfeudodoxologie,
f. die Lehre von den Irrlehren; Biendoepis
gräpha oder r. Pſeud-ebigrapha, pl. (v. epi-
gräphein, iberjchreiben) falſch überjchriebene,
untergefchobene, d. i. nicht von dent angeblichen
Verfaſſer herrührende Schriften; Pſeudogeuſie,
f. (v. geusis, das Koſten, Schmeden) Geſchmacks—
täufhung; Pſeudogräph, m. der Schriftfälicher;
Piendographie, £.dieSchriftfälihung; Pſeudo—
——— n. eine Falſchſchrift, untergefchobene
Hrift; Pſeudo-Iſidör, m. der faljche Iſidor,
Berfafjer einer päpstlichen Defretalen-Samm-
fung (der pfeudo-ifidoriihen Defretalen,
wilden 829 und 857, vgl. Hijpana), unter dem
amen des heil. Iſidorus, Erzbiſchofs von Se—
villa (gejt.636); Pfendofletein, f- (v. klöteüein,
vor Gericht laden) falſche Borladung vor Gericht;
falſche Zeugen-Unterfchrift; Piendofrifis,f. Heilt.
45*
708 pshaw
falſche, unvollkommene Arifis (f. d.); Pjendoldg, |
m. ein Lügner, Wiendologie, f- Falſchſprechen,
Unwahrheit; falfche Lehre; Pſeudomaͤnt(is), m:
ein lügenhafter®eisfager Lügenpropbet; Pſeudo—
wmarthyrie, f. das feliche Zeugnis; Pfendomedt-
ens, m. gr... = Pjeudiater; Pfendomef-
Has. m. ein falfcher Meffias (f. d.); Pſeudo—
morkhönm, n. (von morphün, geftalten, bilden)
ein jalch:s od. franihaftes Gebilde, Pſeudo—
morphöjis oder Pſeudomorbhöſe, f. Franf-
bafte Biivung, Taufchgeitait; pl. Pſeudomor⸗
shojen. Afterkriftalle; Vfendongmus, m. (v.
onyma — 6noma, Name, vgl. anonym) ein
Schriftfteler mit erdichtetem Namen; Kfend-
onymlifch), mit erdichtetem Namen, unter einem
Dednamen; Pfendsonymie oder Pſeud⸗onh⸗
mität, f. die Falſchnamigkeit; Pſeud-oväl, m.
unechter Opal, Kagenauge; pſeudobaradieſiſch,
ſcheinparadieſiſch, als Bezeichnung der Völker
gebraucht, welchen die Natur alles, was ſie
zum Leben brauchen, auch jetzt noch bietet, wo—
durch ſie aber in tiefſter Barbarei erhalten wer—
den; Pieudonarafiten, pl. Schmarotzerpflanzen
od. Schmarogertiere, welche zwar auf anderen
organijchen Körpern leben, aber nicht ihre Nah—
rung aus ihnen ziehen (vgl. Barafiten); Wfende=
philoſoph, m. ein faljcher, unechter Weisheits—
lehrer, Afterweiſer, welcher die Bhilofophie zum
Kacteil der Religion anwendet; Pſeudophihi⸗
ns, f. Scheinfchwindfuht; Pſeudoplaͤsma, n.
Aftergebilde, krankhafte Bildung; Pſeudopleu⸗
ritis od. Pſeudopleureſie, f. falſches Seiten—
ſtechen, Bruftihmerz; Piendopnemmonte oder
Fieudopneumonitis, f. die ſcheinbare Lungen—
entzüundung; Pſeudopodien, pl. Scheinfüße (die
bei den Rhizopoden [f. d.] aus der Leibesmaffe
heroorragen); Pſeudopolijb, f. ein Scheinpolyp;
Pieudsprophet,m. ein falicher Brophet; Pſeud⸗
opjie (vgl. Opſis) oder Pfendzohte, f., auch
Vſeudorãſis, f. (v. höräsis, das Sehen) das ein-
gebildete Sehen, Zalichjehen, Geſichtstäuſchung,
—=%jeudoblepfie;Pfend=prerie,f.(vgl.Irerie)
der falſche Hungerreiz; Pſeudoſkoͤp, n. der Falſch—
jeher, eine von Wheatſtone 1852 erjundene op—
tiihe Vorrichtung, Durch welche man die Gegen-
tände anders zu * glaubt, als ſie wirklich ſind,
3. B. Aushöhlungen als Erhabenheiten und um-
gekehrt; pſeudoſköpiſche Zäuſchungen, optiſche
Täuſchungen, die darin beſtehen, daß man ſich in
Bezug auf das Augenmaß täuſcht, z. B. über
die Höhe einer aufgeſtellten kleinen Münze, über
ſchräg durchſtrichene ſenkrechte Parallelen, die
ausſehen, als ob fie nicht parallel liefen uſw.;
Pſeudo-Smerdis, m. der falſche Smerdis, ein
Diagier, der jih für Smerdi3, den ermordeten
Bruder d. Kambyſes, ausgab; Piend-osmie, od.
Piend-oshhraite, f. Geruchstäuſchung, faljcher
Geruch; Pſeud-oftöma, n. ein Afterknochenge—
bilde; Pſeudoſhphilis, f. der Luſtſeuche ähnelnde
Geſchwüce; Pſeudothanätos, m. der Scheintod;
Pſeudothijron, n. eine falſche oder blinde Tür;
geheime Hintertür; Pſeudotürkis, m. (vgl. Tür-
fis) unehter Türkis, blaugrün gefärbte fofjile
Knochen, zum Schmud verwendet; Pſeud-ydro⸗
piſie, f. (vgl. Hydropiſie) falſche oder ſcheinbare
Waſſerſucht. ;
pshaw, eugl. Ausrufewort (fpr. pſchaͤ oder jcha),
puh! pah! Poſſen!
RPſfillientkraut, j. Piyllion.
RPſilöma, nu. gr. (von psilös, fahl, psilün, kahl ma—
Pſyche
chen) eine kahle Stelle; das Kahlſein; dis, f.
das Kahlmachen, die Entblößung von it
Kahlwerden; pilõthriſch. En fahl ma-
hend; Pſilometrie, f. (0. psilös, uneig. nadt,bloß,
ohne Gefang) die nicht von Muſik begleitete Helden-
Dichtung (epifche Poeſie) bei den alten Griechen.
Pfimithos, Piimäythos, m. od. Biimitbion, Pils
mhthion, n. gr. Das Bleiweiß.
Pfittich, m. (vom ar. psittakos, I. psittäcus) der
Tapagei; Puttacismus, m. Papageiengeſchwätz
Fertigkeit oder Gewößnung, Unverftandenes nad)-
zuſchwatzen; Piittecint, pl. papageiartige Vögel.
Biön, f. gr. Die Lenden⸗ und Nierengegend; Pſoas
näml. museulus), m. Zendenmusfel; Pfoasab⸗
tech, m. Eiterung in dem Lendenmusfel; Pipitis,
f. die Lendenmusfel-Entzündung. -
ı Büren, f. gr. (v. psäein, haben, fragen) Heilk. die
— — — — —
— —
ſchuppige Krätze, Räude; nach Hahnemann die
unterdrückte Krätze, wovon die meisten chroniſchen
Krankheiten herrühren ſollen; Pſoralka, f. Kräß-
kraut, Harzklee, Wanzenkraut; Pſoriäſis, f. das
Kräbig- od. Räudigwerden; Pſoricum od. Bios
vifon, n., pl. Pſorika, Krätzmittel, Heilmittel der
Krätze; pſoriſch, krätzig, krätzartig; gegen die Krätze
dienend; Pſoromiasma, n. der Änſteckungsſtoff
der Krätze, das — Biprouhtkafmie, £. das
Augenjuden, die Augenliderkräße; Pſoroſper⸗
mien, pl. Schmaroterwürmer der Fiſche.
Binde, f. gr. (psyche, urfpr. Hauch, Odem, von
psychein, hauchen, atmen) die Seele, der Geift;
auch ein Schmetterling, al3 Sinnbild des Lebens
und der Unjterblichkeit der Seele; Fabell. Amors
©eliebte, mit außerordentlicher Schönheit, mit
Schnietterlingsflügeln dargeftellt; Mod. ein großer
Stehjpiegel, von Damen beim Anfleiden gebraudjt;
— — — a de . af Ban [A a
et; giychifch (gr. psychikös), geiftig, jeelifch, die
Seele A 3 B.pſychiſche Krankheiten,
Geiſteskrankheiten; Pfychagög, m. der Seelen»
führer, Seelenverfäufer; piychagagtich(gr.psych-
agögös),jeelenleitend,lebenerhaltend;Piyhaguge,
Pſhchagogica, pl. Heilf. Mittel gegen Ohnmacht
und Sceintod; Biyehagogte, f. die Seelenleitung,
Lebenserhaltung; Biychentonie, f. (vgl. Entonie)
übermäßige Geijtesanftrengung; piychentöniich,
geiltanftrengend; Biychtäter, m. (v. iatros, Arzt)
ein Srrenarzt; Pſhchiatrie, f. Irrenheilkunde;
siychtätrisch, irrenheilkundlich; Piyhismms,m.
die philojophifcheXehre, daß die Seele etwas Stoff-
liches oder Flüſſiges fei; auch die Lehre, daß jie
etwas rein Geiftiges und Überfinnliches jei; Pihe
chiſt, m. der Anhänger diefer Lehren; Pſhcho—
anofte, f.dieSeeleniräftelunde; Piuchograph, m.
eig. der Seelenſchreiber; der Storchſchnabel bei der
Punktierkunſt und den Tifchrüden; Pſhcholoͤg,
m. ein Seelenforjcher, Seelentenner; Piychologie,
f. die Seelenlehre, Seelenfunde, die Wijjenjchaft
bon dem Weſen, den Kräften, Veränderungen und
Tätigkeiten der Seele als der Trägerin des geifti-
gen Air phcholoͤgiſch, zur Seeleniunde ge-
hörig, ſeelenkündlich; Piychomadhte, f.ein Seelen-
oder Gemütsfampf; Piyhomant(is), m. ein
Seifterbejchtwörer, Geilierbanner; Piyhomantie,
f. die angebliche Geiſterbeſchwörung, Beilterban-
nung; Piyhonomie, f. die Lehre von den Geſetzen
der Entfaltung des Seelenlebens; Pſychonoſo⸗
Iogie, f. die Lehre von den Seelenirantheiten;
PBiyhonannhchie, f. (v. pannychios, ganz näct-
lid, eig. die ganze Nacht dauernd) Seelenfchlaf,
Zotenjchlaf big zur Auferjtehung; Pſhchopanny⸗
Pſychrologie
chẽten, pl. Scelen- od. Totenſchläfer, Seelenſchlaf—
Gläubige; Pfhchopathie, f. gr. ſeeliſche —
beſonders: ſexuelle Biychopathie, k. ſeeliſche
Störung auf geſchlechtlicher Grundlage, aus dem
Geſchlechtsleben zu erklärendes Seelenleiden (nach
dem Titel des Buches: Psychopathia sexualis,
verfaßt von dem Pſychiater Krafft-Ebing); pfh=
chopathiſch, an feeliihen Störungen leidenp;
Pindhopathologte, f. gr. Lehre von den ſeeliſchen
Störungen; Pſhychophyſit, f. die Lehre von den
Beziehungen zwijchen Leib und Seele; Pſhchopoͤm⸗
008, m. (vd. pempein, jenden, geleiten) der Seelen»
führer od. »geleiter, Fabell. Beiname des Hermes
od. Merkur, welcher die Seelen der Albgefchiedenen
in die Unterwelt führt, auch des Charon (j. d.);
Pſhchöoſis, f. (v.psychün, befeclen) die Bejeelung;
die Seelenjtörung, Geiſteskrankheit.
ſychrologie, f.gr. (v.psychrös, &, 6n, falt, froftig,
frisch) Frojtiges, abgejchmadtes Reden; Piychro-
Infie, f. Kaltbaden; Pſychrolũt, m. ein Kalt-
bavdender; Piychrolitron, n. ein Faltes Bad;
Pſychromeͤter, n. eig. Kältemefjer, Quftfeuchtig-
keitsmeſſer, ein von Auguft in Berlin angegebenes
Hygrometer (f. d.); Pſychrometrie, f. die Kälte-
meffung Quftfeuchtigtettgmeffung Mr chrophobĩe,
f. Scheu vor Kälte, beſ. vor kaltem Waſſer; pſh—
chrobphoͤbiſch, kälteſcheuend, kaltwaſſerſcheu; Vſhh⸗
chropoſie oder —vöſis, f. das Kalttrinken; Pf—
chrotẽr, m. ein Abkühler, Kühlwedel; Pſhchro⸗
terium, n. ein Kühlzimmer; pfſhchrötiſch (von
psychrün, kalt machen), erkältend, von Kälte her»
rührend.
Fiydrasium, n. gr. (psydräkion, Verkl. von psy-
rax, von psydrös — pseudös, lügenhaft, faljch)
Heilk. ein judendes Wafjerbläschen, bef. auf der
Naſe und der Zungenjpiße, eig. Lügenbläschen
(weil man glaubte, es entjtche, wenn einer gelogen
habe); Biydracia, pl. falſche Kräge, Fräßartige
Ausfchläge.
Pfſijttẽr, m. gr. (von psychein, hauchen, blaſen, ab-
fühlen) ein von Bremer in Erfurt erfundener
Kühler, Kühlgefäß; Biyftife, pl. Heilk. kühlende
Heilmittel; piyktiich, kältend, kuͤhlend; Pſyris, f.
die Kühlung, Abkühlung; Erfältung.
Tinten, pl. (gr. Psylloi) ein Volk in Cyrenaica in
ybien, als Schlangenbeſchwörer berühmt (Goethes
— 2. Tl). vB Pr
ſyllton, n. gr., od. Pfhllium, Piylientrant (v.
psylla, Floh) Flohkraut, Sotfamen.
Piyris, ſ. unter Pſykter.
Ptarmicum, n., pl. Btarmila, or. (ptarmicä, v.
ptairein, niejen) Niejemittel; ptaͤrmiſch, Niejen
erregend.
Bteldn, f. gr. (ptelea) die Ulme, Rüſter; die drei-
Jlättrige Btelea, die Lederblume, ein jtrauch-
artiges Ziergewächs in Nordamerifa.
Bteris, f. gr. (von pterön, Yeder, wegen feiner ge-
fiederfen Blätter) der Saumfarn, ein Farnfraut;
Pteris aquilina, der Adlerfarn, Adlerfaumfarn.
Pterodattjlus, m. gr. (von pterön, Feder, Flügel,
u. däktylos, Zinger)—=Drnithocephalus,f.d.;
steroidiic, flügelfürmig; Pteroma, n. der Flü-
gel eines Gebäudes; u — Torticu3; ptero⸗
phoͤriſch, flügeltragend; Pteropũs, m., pl. Pte⸗
ropoͤden, Fußflügler, der fliegende Hund, eine
Gattung großer Fledermäuſe in Oftindien; Pteryr,
f. der Flügel; Heilf. Najenflügel; Pterygium, n.
(gr. pterfgion, eig. ein Heiner Zlügel) das Augen-
fell, Slügelfell; da3 Nagelgeſchwür; pterygödes,
sterugadiic, flügelförmig.
=
publicus 109
Ptilõſis, f.gr. (v. ptilon, Flaumfeder) das Mauſern
oder Federn der Vögel; Ausfallen der Haare;
Heilk. bei. der Verluft der Augenbrauen u. Augen-
twimpern.
Ptiſaͤne, f. gr. (ptisäne, v. ptissein, Gerſte ꝛc. ent»
bitlfen, Schroten), fr. Tifane, Gerſtenwaſſer, ein
Gerſten- od. Gefundheitstranf; verdünnter Aufouß.
Ptochiũter, m. gr. (v. ptöchös, Bettler, u. iätrös,
Arzt) ein Armenarzt; Ptochiatrie, f. die Armen-
heilkunde; Ptochodochium, n. (v. docheion, Be—
bälter) ein Armenhaus; Ptochokomium u. Pto⸗
chotrobphẽum, n. ein Armenpflegehaus.
Ptolemãus, m. gr. (Ptolemaios, von ptölemos =
pölemos, Krieg) männl. Name: der Kriegeriiche.
Ptomain, n., pl. Btomaine, gr. in Leichen, bei
Fäulnisvorgängen und beim Stoffwechſel bös—
artiger Bakterien fich entwickelnde jtiejtoffhaltige
Bafen (vgl. Baſis, Scheidek.), auch Leichenalkaloide
genannt.
Ptoſis, f. gr. (von piptein, fallen) der Hall; Heilk.
das Niederfallen, 3.8. des oberen Augenlides; auch
f. Vorfall, = Prolapſus; Spradl. = Kafus.
Ptyalagöge, pl. gr. (v. ptyalon, Speichel) Speichel
abführende Mittel; Pthalin, n. Scheidef. der
Speichelſtoff; Pthalismus, m. (von ptyalizein,
viel fpuden) Heilf. häufiges Spuden; der Speichel»
fluß (Salivation).
Benis, f. gr. (von ptyein, fpuden) dag Spuden;
Ptysma, n. dad Ausgeſpieene, der Auswurf;
Bteysmagöge, pl. Auswurf fördernde Mittel.
Pu, n. (der Schritt) ein hineftsches Längen- od. Weg-
maß, = Y, Tihang = 1,228 m; auch ein dhinef.
Feldmaß = 2,8 qm (j. King) und ein japan. Feld-
maß (f. Tſjubo).
Pubes, f. I. der Schamort, das Schambaar; die
Mannbarfeit; Buberes, pl. mannbare junge Ber-
jonen; Pubertät, f. (I. pubértas) die Mannbar-
Zeit, Geſchlechtsreife, Mündigfeit, das reife, mann-
bare Alter; pubeſzieren (l. pubesc£re), mannbar
werden; pubeſzent pubéscens), mannbarwerdend,
heranreifend; Bot. mit feinen, weichen Haaren be—
ſetzt; Pubeſzenz, f. nl. das Keimen des Scham-
und Barthaares, das Mannbarwerden; die Be-
Heidung mit weihem Haar oder Ylaum.
publicus, a, um, al3 Adverb publice, l. aud
publik (fr. public, publique), urjpr. das Volf, den
Staat,die Gemeinde betreffend; öffentlich, offenbar,
vor aller Welt, allgemein; allbefannt, land» oder
weltfundig;publica auetoritäte, mit öffentlichem
Anjehen, d. i. mit obrigfeitlicher Genehmigung od.
nach höherer Verfügung; publicum meritörum
pretium, öffentlicher Lohn der Verdienite (Denk⸗
ſpruch desungar. St. Stephans-Ordens); Puͤblica,
f. eine Rechnungsmünze er ungef. 4Rf.;
Publikum, n. das Geſamtweſen, Gemeinmwejen,
die Öffentlichkeit, Allgemeinheit; die Welt, bef. Leje-
welt, Zufchauer- oder Zuhörerkreis, das Volk, die
Reute; ein Publikum, näml. Kollegium, eine
öffentliche Vorlefung, Freivorlefung auf hoben
Schulen (entg. Brivatum, Privat-VBorlefung);
Bublifäner, m.(l.publicänus)einZöllner,altröm.
Zoll- od.Steuerpädhter; publizieren (l. publicäre),
veröffentlichen, befannt machen, eröffnen, heraus-
eben; Bublifändum, n., pl. —da, etwas Be-
anntzumachendes, eine öffentliche Anzeige, auch
das Blatt, worauf fie ſteht; ad publicandum,
zur Nachricht; publicatum, öffentlic) befannt ge—
macht; Bublifätlum), n. das Belanntgemachte;
Publikation (publicatio) oder Publizierung, f.
die Bekanntmachung, öffentliche Anzeige, Kund—
710 Publikſpieler
machung, Herausgabe, Veröffentlichung; publi-
eatio bonõrum, die öffentliche Einziehung (Kon-
tisfation) des Bermögens; Publizift, m. ni. ein
Staat3gelehrter, Staatsrechtskundiger, Lehrer od.
Kenner des Staatsreht3 und der Staatswiſſen—
Ihaften; ein Schriftjteller über öffentlihe Ange-
legenheiten, = Sournalift; Publiziſtik, f.
Staatsrechtslehre, Staatswiffenichaft; publizi⸗
ſtiſch, ſtaatsrechtlich; Publizität, k. die Offentlich-
keit, Offenkundigkeit. |
PBublifipieler, m. pl. fahrende Künftler, die auf
offener Straße, nur durch einen Strid von den
Zuſchauern getrennt, fpielen und dann mit dem
Zeller einfammeln gehen.
Püce, j. Couleur de Püce.
Fücelle, £. fr. (fpr. —Bell’; ml. u. prov. pucella, it.
pulcella, altınl. pulicella, Berff. v. [. pullus, jung,
u. Dies von puellus, zgez. au$ puerülus, Verkl. v.
puer, Kind, Knabe) die Sungfrau; P. d’Orleans,
die Jungfrau von Orleans; Pücelage, f.,r.n. (pr.
püßelcihſch“ die Sungferfchaft; Sunggejellenfchaft;
die Sungfernfchnede; ein Halsband von Chenille
mit vorn herunterhängenden Quaſten.
Pud, n. ein ruffiihes Gewicht von 40 ruf. Pfund
— 16,381 kg.
suddeln, das Eijen in Flammöfen frischen, um-
rühren; plantſchen, manſchen, ſchlämmen; Pudd-
ler, m., Puddelmaſchine.
Pudding, m.engl.(niederd. Pudden, Budden; wahr⸗
ſcheinlich aus gäl. putag, vermiſcht mit frz. boudin,
Blutwurſt) eig. ein in ein Leintuch geſchlagener ge—
kochter Mehlkloß; auch eine feinere, in einer Form
bereitete Mehlſpeiſe verſchiedener Art; Pudding⸗
ftein, m. Kloß- od. Rundſtein, aus runden Stücken
von Feuerſtein u.quarzigem Bindemittel beſtehend,
bej. in England.
puddle, engl. (fpr. pöddl) im Flammofen umrühren,
friſchen, puddeln; plantfchen, manſchen, ſchlämmen
(vgl. Puddlingarbeit und puddeln).
Fuddlingarbeit oder das Puddlingfriſchen (v.
niederd. puddeln oder buddeln; engl. puddle,
manichen, Shlämmen), im Hüttenwejen: die Rühr—
arbeit, in England übliches Friſchen des Eifens in
Flammenöfen; Puddlingofen, m. ein Rührofen,
Slammofen zur Rührarbeit.
Puddh od. Puddie, n. in Madras ein Getreidemaß
— Yo Barah = 1,586 1; aud für Ol, Mil ze.
von demjelben Inhalt und = Yıs, Kandy.
PBudende, pl. l. (v. pudẽre, ſich ſchämen) die Scham-
teile, Geſchlechtsglieder, Die Blöße; Püdeur, f. fr.
(ipr. pitdöhr; —=I.pudor) die Verſchämtheit, Scham;
Vudien, f. (L. pudicus, a, um, jhamhaft) die
Schambafte, Keuſche; pudizieren, jih ſchämen;
Pudicitia, f. Schamhaftigkeit, Keuſchheit; auch
Göttin der Keuſchheit ꝛc.
Puder, m. (v. fr. poudre, [. pulvis, Gen. pulveris)
feines Mehlpulver, Haarjtaub, Haarmehl; pudern
(fr. poudrer), mit Buder beftreuen, beftäuben.
Füdenr, Pudica ww., ſ. unter Budenda.
Pueril, [. (puerilis, v. puer, Kind, Knabe) findifch,
fnabenhaft, läppiſch; Puerilia, pl. Kindereien,
Kinderpojjen, Jungenſtreiche; pueri puerilia
tractant, Kindertreiben Kindereien; Puerilität,
f. ([. puerilitas) findijches Wefen, Kinderei; Pue—
ritia, f. die Kindheit, das Kıurabenalter.
Pulpa
Seehafen; auch ein Hohlweg, Engpaß zwiſchen
Bergen, beſ. in den, Korcnden, = Wo an 5
Buff, m. engl. (pr. pöff; eig. wie das deutfche Puff:
etwas Aufgeblafenes, Gedunjenes, Windiges) eine
marftfchreierifche Anpreifung, Lobpreiſung 2c.; ein
auf lügenhafter Übertreibung beruhender Spaß.
Pusilätus, m. od. Bugilation, f. (1. pugilatio, v.
pugil, der Fauſtkämpfer, v. pugnus, die Fauft) das
Fauſtkämpfen, der Fauſtkampf; Pugilift, m. ni.
ein Fauſtkämpfer, Klopffechter Boxer; pn iliftiſch.
fauſtkämpferartig, klopffechtermäßig, unit
mus, m. der Fauſtkampf; Pugillus, m. L eig.
eine Heine Fauft; eine Handvoll; Silk ein Finger-
‚maß, jo viel man von Kräutern, Blumen-2c. mit
drei Fingern faßt.
Pugnazität, f. [. (pugnacitas, v. pugnax, fampf-
Iujtig, jtreitbar; pugna, k. Kampf, Gefecht) die
Kampfluft, Streitjucht. |
puique oder pique (v holf. puik, verff. puikje, das
Auserlefene, Befte feiner Art, in Hamburg: pief)
Kfipr. auserlefen, untadelhaft, zur Bezeichnung vor
Waren, bei. Südfrüchten; pieffein, auserlejen fein.
Paiflance, f. fr. (pr. püifjangß’; I. gleich]. possen-
tia, f. potentia, v. possens, f. potens, v. posse,
fönnen, vermögen) die Macht, Gewalt, Herrichaft;
suiffancieren, eine große Macht, Staatsmacht
ſpielen wollen.
Put oder Poul, m. in Perſien allgemeine Bezeich-
nung für Kupfermünzen überhaupt; früher eine
perfiihe und georgiſche Rechnungs münze = Yıe
Schahi = !eooo Toman und v. verjchied., aber ge-
ringen Wert (faum Yes Pf.).
Pulcherius, m. u. Pulcheria, °. (von I. pulcher,
Ihön) Name: der u die Schöne, Holde; Pulcherin,
n. nl. ein Hautverfhönerungsmittel.
Bulcinella, m. it. (fpr.pultichinella) der Hanswurit,
Spakmader in der it. Komödie, j. Bolidhinel.
Puleginm, n. I. das Flohfraut, = Polei, f.d.
Pulgaͤda, f. jpan. (v. pulgar, Daumen, v. I. pollex}
vor 1852 ein fpan. Zoll = !ıa Bik (f. d.).
Bulk, l. Bol. ie
pull, engl. (jpr. pull) ziehen, zerren, reißen; rudern
(vgl. pullen).
Pullänen, pl. zur Zeit der Kreuzzüge die in Palä—
itina geborenen Nachkommen der Franken.
Bullarier, m. [. (pullarius, v. pullus, junges Huhn)
ein Hühnerwärter, bei den alten Römern der Pfle-
ger der heiligen Hühner, aus deren Freſſen geweis—
jagt wurd; Pullomantie, f.1.-gr. die Wahrſagung
durch Hühner.
pullen, niederdeutic) (vgl. engl. to pull, ziehen) See-
mannsausdruck: anziehen, rudern.
Pullman, m. engl. (nad) dem amerikanischen Fa—
brifanten Pullman, benannter Eifenbahmwagen:
Pullman-car, jpr. piilmön-fär), Pullmanſcher Sa-
lon⸗ und Schlafwagen. "a
pullulieren, I. (pulluläre, von pullulüs, ein junger
Zweig, Sprößling) hervorfproffen, auffeimen, wu—
‘ern, ſich ftarf vermehren; Bullnfation, f. nt.
das Auffeimen; Wuchern, die ftarfe Bermehrung.
‚sulmonäl, nl., od. pulmonär, I. (pulmonarius, v.
pulmo, Gen. pulmonis, die Zunge) die Lungen be=
treffend oder dazu gehörig; die Lungenkränkheit
beilend; Pulmonaria, f. das Zungenfraut, eine
Sartenpflanze von verſch. Arten; Pulmonie, £.nl.
die Lungenſchwindſucht; auch Qungenentzundung;
pulmoniich, l. (pulmonzus) fungenfüchtig; die
Puerpera, f.1. (v. puer, Sind, u. parere, gebären)
eine Wöchnerin; Puerperäl-Fieber, n. das Kind-
bettfieber; Wuerperium, n. das Kindbett
Puéèrto, m. jpan. (= |. portus, it. porto) der Hafen, |
Zunge betreffend.
Pulpa, f. I. das Fleifchige an tierifchen Körpern;
in Upothefen: das eingedicte Fleiſch od. Mark der
Bulpet
Wurzeln und Früchte, das Mus; pul pös (l. pul-
pösus), fleijhig, marfig; Pulpoſität, f. nl. die
Fleiſchigkeit, Markigkeit.
Pulpẽt, n. (v. l. pulpitum, ſ. d.) ein Pult, Geſtell
mit einer ſchrägen, abhängigen Fläche, Hängetiſch,
die Schreib» oder Notenlehne.
Bulpitum, n. I. ein Bult, eine Rednerbühne (Ka—
theder); bef. der erhöhte Plaß auf dem Border-
raum der altröm. Schaubühne, wo die ſprechenden
Berfonen ftanden.
sulp3s, j. unter Bulpa.
PBulgue, m. ſpan. (fpr. pulke) ein allgemein belieb—
te3 ſüßes Getränf in Mexiko, aus dem gegorenen
Safte der Agave; abgezogen wird diefer Saft ein
beraufchendes Getränk, Mexikal, Mercal ge-
nannt; Pulqueria, f. eine Bude, wo dieſes Ges
tränf verfauft wird.
Puls, m., pl. Bulfe (v. I. pulsus, v. pellöre, jtoßen,
ichlagen) der Schlag, Aderichlag; die Schlagader
(Arterie) hinfichtlich ihrer fchlagenden Bewegung;
landſch. auch das Glodengeläut von einer Baufe
bis zur andern (mi. pulsatio, pulsus); Pulsham—
mer, m. Waſſerhammer, eine luftleere,verjchlofjene
Slasröhre, in welcher Waſſer ſchon bei niederer
Temperatur zum Aufwallen gebracht wird; Pul—
fimantie, £. l.-gr. Aderjchlag-Wahrjagerei; Pul—
ſiméter, n. ein Aderf —— Pulſion, k(ſpätl.
pulsio) die Schwungbewegung; der Stoß; der
Schlag; pulſieren (I. pulsäre), fchlagen, klopfen;
Puͤlſans, m. eig. der Klopfende, der Nächite zu
einer erledigten Pfarre in der kathol. Kirche, pl.
Pulſanten, Anwärter, die zu einer Pfarre od. in
ein Kloster fonımen wollen; auch die bei den Stadt-
firhen mancher Orte angeftellten Glodenläuter,
Glödner; Pulſatille, k. nl die Küchenſchelle, Dfter-
blume, das Windkraut, ein perennierendes Scho—
tengewächs; Pulſation, f.[.(pulsatio), das Schla—
gen, Klopfen, bei. des Herzens, der Pulsſchlag;
das periodiſche Anſchwellen und Zufammenziehen
des Strahls von ausfließendem Wajjer; pulsatio
aurium, f. Heilf. das Ohrenflopfen oder -pochen;
p. capitis, daS Kopf», bei. Schläfeflopfen; p.
eordis, das Herzklopfen; Bulfometer, n. I.-gr.
oder Pulſometerpumpe, f. eine von dem Ameri-
faner W. Hall erfundene Wafjerhebemafchine, mit
ſtoßweiſe (pulsartig) wirfendem Dampfdrud ohne
Anwendung eines Kolbens.
Wultiphdg, m. [.-gr. (pultiphägus, v. [.puls, Mehl-
brei, und gr. phägein, efjen) ein Breieffer.
®ulper, n., [. pulvis, m. (Gen. pulveris, jeder
ſtaubähnlich zerriebene Stoff, bef. als Arzneimit-
tel2c.; pl. pulvöres, Rulver; pulveres compo-
siti, zujammengejchte, gemengte Pulver; Pulbe⸗
raticum, n.(v. pulvis, f. Feld, Kampfplaß, uneig.
Arbeit, Mühe) Rſpr. Arbeitslohn, bei. Feldmeſſer⸗
Lohn oder «Gebühr; vulberiſieren und pulbern,
nl. (fr. pulveriser) Rulver fertigen, in Staub ver-
wandeln; Pulverijation, f. die Zerftäubung;
Pulderifateur, m. fr. (jpr. puliwerijatöhr) der
Beritäuber, jomohleine Vorrichtung, um feſte Stoffe
in Bulver, als auch ein Werkzeug, um Flüffigfeiten
in Staub zu verwandeln; Pulberfege, f. ein Bul-
verfich.
Puldinus, m. 1. Brühl, Kiſſen, Polſter; Bot. eine Heine
Erhöhung; ein hervorragender Teil; Pulbillus,
m. [. (Berff. v. pulvinus) Heilf. ein Berbanpdfifjen
v. Plückjel oder Wundfäden; Pulbillum, n. ni.
ein Mijtbeet; Pulvinar oder Pulbinarium, n.
I. eine mit Polſtern befegte Zagerftätte, ein Bol-
ſterſitz; Götterfig und Göttermahlzeit; Heilf. ein
Punctum ut
Kräuterkiſſen; Bauf. Bolfter an der Echnede der
—— Säule; pulbiniförm, nl. Bot. kiſſen-
rmig.
pulvis ete., f. Pulver.
Pulwaͤne, m.(entitellt aus poln.polowanie,agd ?)
iin ausgeftopfter Birfhahn zur Jagd der Birk—
ſühner.
Punta, m. peruaniſch, der amerikaniſche Löwe oder
rote Tiger, auh Kuguar.
| pumex, m. l. (Gen. pumiecis) der Bimzjtein; pu=
mizieren (. pumicäre), mit Bimsſtein abreiben,
glätten.
VBunmpernidel, m. das ohne Gärungsmittel aus
Roggenmehl bereitete grobe Schwarzbrot in Weſt—
falen, oft gegen 30 kg jchwer.
Bun, n. 1.engl.(fpr. pönn) ein Wortjpiel; pl. Puns;
2. ein japan. Gewicht (ſ. Meb).
Bunamn:Stein, m. der Beilftein, Nierenftein, vom
Talfgejchlecht, in Neufeeland gefunden.
Punch, m. engl. (fpr. pönjch oder pöntich; abgek. f.
punchinello, v. it. pulcinella, f. d.) der Hans-
wurſt oder Kolichinel im engl. Puppenſpiel (feine
Frau heißt Judy d. i. Judith); auch der Name
eines engl. Wißblattes; der Punſch, j. d.
Puncheon, n. engl. (fpr. pönjchen; fr. poingon, ſ. d.)
ein Flüſſigkeitsmaß, — 381,661 1 (vgl. Tun).
Punctum, n., pl. puncta, [. (v. pungere, ftechen),
oder abgef. Punkt, m. eig. das Gejtochene, der
Stich; uneig. ein Tüpfel, Tüpfelchen, Tüttel,
be. inder Rechtſchreib. das Schlußzeichen eines voll-
ſtändigen — auch Abkürzungszeichen beieinem
abgekürzten Worte (dah. Punktum! als Ausruf:
abgemacht, fertig); Meßk. die Grenze, der Anfang
und das Ende einer Linie; Nedef. ein vollſtändiger
Sat, Redefaß; auch ein bejtimmter Abfchnitt einer
Schrift, Gegenstand der Rede, Umftand, Stüd,
Sade;Hinficht, Betreff; aufdem Punkte fein:c.,
vgl. Point; a punto oder al punto, it. auf den
Punkt, pünktlich genau, völlig übereinſtimmend;
Punkttierchen, |. unter Monas; puncta diae-
res6&os, pl. I.-.gr. Trennungspunfte über Selbſt—
lautern, z. B. AKronaut, Aneide2c.; punetum
litis, n. I. der Gegenſtand des Streites, bei. Rechts—
jtreite3; p. sallens, eig. der fpringende Punkt,
Brütpunkt im Ei der Vögel; uneig. der Xebens-
punkt, Sauptpunft, worauf alles anfommt, Kern—
punft; in puncto oder bloß puncto, in Betreff,
anlangend; puncto adulterii, wegen Ehebruchs;
p. debiti, in Betreff der Schuld; p. furti et
vitae vagae, wegen Diebitahl3 und herumſchwei—
fenden Lebens; p. homieidii, Mordes oder Tot-
ichlag3 wegen; p. sexti (sc. mandäti, Gebots),
auch) wohl in puncto puncti, in Hinficht des
fehlten Gebots oder gegen das jechite Gebot;
p- stupri, wegen Schändung; puncticula, pl.
nl. Bünftchen; Heilf. = Pekechen; Punktion
und Bunftür, f. (l. punctio, punctüra) der Stich);
pl. Bunftüren, Heilk. Offnung mittels eines
Stiches oder Durchbohrung eines leidenden Tei—
les, bei. zur Abzapfung des Waſſers bei Waſſer—
ſüchtigen; bei Buchdr. zwei Stacheln am Dedel der
Preſſe zur Feithaltung des zum Drud bejtimmten
Bogen3; auch die dadurch in einen Bogen gejtoche-
nen Löcher: Punkturlöcher, Stiftlöcher; punk—
tieren, nl. mit Bunften bezeichnen; austüpfeln
(verborgene Dinge); Vertrags-Bedingungen vor—
läufig auflegen; Affhr. feine Zahlungen einitellen;
Punktierung, Bezeihnung mit Punkten; Punk⸗
tierbuch, n. eine Anleitung zur Bunktierfunft; ein
Bud), das beftimmte, auf das menſchliche Schidjal
712 Pundit
bezügliche Fragen enthält, deren Beantwortung
man dadurch fucht, daß man raſch einige Reihen
von Punkten macht; Punktiereiſen, n. ein In—
ſtrument für Buchbinder; Punktierkunſt, f. die
Kunſt, durch einige Reihen mit flüchtiger Hand hin—
geworfener Punkte die Zukunft zu erfahren; bei
den Bildhauern die Kunft, ein Modell genau in
Steinzc. wiederzugeben; bei Kupferft. punftierte
Manier, f. getiipfelte oder geftippte Art; Tonf.
unftierte Noten, pl. bepunftete, die um die
Hälfte ihres Wertes länger ausgehalten werden
müſſen; Punktation, f. der Entwurf, Vertrags—
Entwurf, die VBertragspunfte, Vertragsbeitim-
mungen, Feitfeßungen; auch eine Art Wahrjagnerei
duch Punkte (ſ.unt. Bırnftierbud); Punktuation,
k. die Punktung, Bezeichnung durch Punkte; punk⸗
tell (fr. ponctuel), pünktlich, ſehr genau, ſtrenge;
Bunftualift, m. ein ſehr pünktlicher oder genauer
Menſch; Punktualilät, f. die Pünktlichkeit, Ge—
nauigkeit, Strenge.
Pundit, m. ind. ein brahmaniſcher Schriftgelehrter
in Indien.
Vung, n. engl. (ſpr. pöng) in Amerika eine Art ein-
ipänniger Schlitten. -
Pungal, m. ein indifches Feft zur Ehre der Sonne
im Januar gefeiert. (Der Name bedeutet eig.
Reisbrei, und rührt daher, weil man diefen der
Sonne darbringt).
sungent, I. (püngens, v. pung£re, ftechen) ſtechend,
icharf, beißend.
buntich, I. (punicus) die Bunier (1. Poeni) od. Phö—
nizier u. be. die Karthager betreffend, von ihnen
herrührend, ihnen eigen oder angehörend; falſch,
treulos, wortbrüdig; punifche Treue, ſ. fides
punica; punifches (eläodoriſches) Wachs,
Malerwachs, Wachsfeife zum Malen, von den
Phöniziern erfunden u. zur eingebrannten Wachs⸗
malerei gebraucht, |. Enkauſtik.
Runition, f. l. (punitio, v. punire, ftrafen) die Be-
itrafung.
Bunn oder Pönn, m. eine oftind. Münze — 1so
Komp.-Rupie = 2,4 Pf.
®unfch, m. (engl. punch) ein befanntes Getränt
(au3 dem Bindott panch, pantsch, fan3fr.pancha,
pantscha, fünf, meil diefes Getränf aus 5 Be-
standteilen bereitet wird: Zuder, Araf, Tee, Waj-
fer und Zitronen); Punſch-Bowle, f. (pr. —bole)
der Punſchnapf, das Punſchgefäß; der Punſch (das
Getränt jelbit); P.-Eſſenz, f. oder P.-Erträft,
m. Punfchgeift, Punſchauszug, Punſchſirup, die
Beltandteile des Punſches ohne Waſſer.
punta, f. it. (= fr. pointe, v. l. pung£re, ftechen)
die Spitze; punta d’arco od. p. deli’arco, Tonf.
bie Bogenfpige; a punta d’arco. mit der Spitze
des Bogens; Puntelle, n. eine Stübe an Bau-
od. Bildwerken zur Befeftigung und Verbindung
freiftehender Teile.
Punto, ın. ſpan. der Bunft oder Strich, friiher das
fleinjte jpan. Längenmaß — !/; Linen = Yu
Pulgada (f. Pie).
Punze, f. 09. Bunzen, m., aud) Bunzen (it. pun-
zöne, jpan. punzon, fr. poingon, eig. ein Stichel,
v. [. pungere, jtechen, punctio, it.punziöne, Stich)
ein jtählener Stempel zu erhabener Metallarbeit;
ein Winzitempel; punzieren od. punzenieren,
bunzeln, Metallarbeit mit Bunzen maden, er-
babene od. vertiefte Figuren mit dem Bunzen-
hammer in Metell treiben.
Pupill, m. u. Bupike, f. (1. pupillus, u. pupilla,
eig. Vertl. von pıpus, Knabe, pupa, Mädchen, |
purgieren
Puppe) der, auch die und das Mündel, Pflegling,
Pflegeſohn u. Pflegetochter, die unmündige % if
unter der Aufficht eines Vormundes; Pupillens
Kollegium, n. das Obervormundfchaftsamt; Pu⸗
pille, f. ({. pupilla od. pupüla, d. i. eig. Meines
Mädchen, oder überh. Kindlein, Menfchlein, jo
benannt wegen de3 Spiegelbildes des Beſchauers
im Auge des andern) das Seheloch, der Augen»
ftern; Bupillenbildung, Bildung eines neuen
Sehelochs, wenn das natürliche für das Licht un«
wegſam geworden ift; pupillär (1. pupillärie),
Waifen oder Unmiündige betreffend; auch zum
Augenftern gehörig; Pupillär-Depofita od.
-Depojiten, pl, auch Bupillen-Gelder,
“ gerichtlich niedergelegte Mündelgelder, Waifer-
gelder; Pupillarität, f. nl. die Minderjährigteit.
sur, lat. pürus, a, um, al3 Neben. pure, rein,
lauter, unvermifcht, unverfälicht, klar; unbedingt,
unummwunden, ohne Einſchränkung, z. B. einen
Wechſel pure afzeptieren; eitel, bloß, durchaus,
nichts als 2c.; purus putus, m. ein bloßer Ken—
ner feines Faches, der von andern Dingen nichts
veriteht; pure püte,rein,nur,bloß; Puro, n.rei-
nerzsleifchjaftals ſtärkendes Heilmittel; Puros, pl.
jpan. eig. die Keinen: die Königlichen (Koyaliften)
von reinitem Waſſer, eine politifche Bartei in Spa—
nien; purifizieren ([. purificäre), reinigen, lät-
tern, ſäubern; Purifikation, f. (purificatio) die
Reinigung, Läuterung; Rurififationgeid,m.
der Neinigungseid; purificatio Mariae, f. das
Feſt der Reinigung Mariä, ihr Gang nad dem
Kindbette zum Tempel in Serufalen, am 2 Fe—
bruar; Purificatorium, n. nlat. Handtuch des
fathol. Briefters zum firdlihen Gebraud; Pus
rismus, m. die Spracdjreinigung (von unndtigen
fremden Wörtern), der ee
Burtit, m. ein Sprachreiniger; im Gegenf. vor
Impuriſten, Sprachmenger, Sprachbeſudler;
Burifterei, f. die Sprachreinigungsſucht; Puri⸗
tät, f. (1. puritas) die Zauterfeit; Sittenreinheit,
Keufchheit; Puritäner, pl. nl. Reingläubige, '.
Presbyterianer; Buritanismus, m. das
Bırritanertum, die Lehre der Neingläubigen.
Puraͤnas, pl. (ſanskr. sing. puräna, n., als Ad⸗
jeftiv: altertümlich, v. pura, ehemals) eine Gat-
tung mythologischer Werfe der Inder, welche zu»
gleich Hiltoriiche Sagen enthalten.
Würee, f. fr. (von purer, abſchäumen, von pur,
rein) Küch. ein Mus oder Brei von durchge—
ichlagenen Erbfen od.anderen Hülfenfrüchten, auch
von Kartoffeln; auch = Purree, d.i. jaune in⸗
dien (fpr. ſchohn' ängdjeng), n. Kamelharn, ein
aus Indien und China fommender gelber Färbe-
ftoff, der nad) einigen aus Büffelhorn od. Kamel-
galle gewonnen tird, nad) anderen der mit Talt-
erde eingedicteSaft einer unbefannten Pflanze ift.
Purgas, Schneeftürme in Kamtſchatka. |
vpurgieren, lat. (purgäre, v. purus, rein) reinigen,
rein machen; beſ. den Leib reinigen, abführen
(larieren); Rſpr.ſich von einer Befchuldigungbe -
freien, fich entfchuldigen, rechtfertigen; Geide zur
Aufnahme von Farbe vorbereiten; der Purgier—
flach, eine Art Flachs im füdlichen Europa; die
Purgierkirſche, eine Urt Kreuzdorn, aud) eine
Heckeñkirſche Burgierförner (grana tiglii), Die
Samentörnereines oftind.Bauntes;dasPurgier-
fraut od. die Burgiermwinde, eine Winden Art
in Syrien, welche ſämtlich als Purgiermittel,
d.1. Ubführungsmittel, dienen; die Burgiernuß,
Brehnuß, die Früchte eines amerifaniihen Bou—⸗
durifizieren
mes; die Burgierpflaume, ſ. Myrobala-
nus; Purgierſalz, Bitterfalz; Purgantia,
pl. Heilt. Reinigungs- od. Abführmittel; Pur—
gänz, f. nl. eine Abführung, ein Reinigungs- od.
Abführmittel; auch VBurgativ, n. u. Burgier-
mittel; Purgation, f. I. (purgatio) die Reini—
gung;nerichtliche Rechtfertigung; Verantwortung;
purgatio alvi, Heilf. Unterleibsreinigung, Ab-
führung; p. contumaciae, die Entjchuldigung
vor dent Richter wegen ungehorjamen Ausblei—
ben3; p. menstrüa, monatliche Reinigung; Ps |
morae, die Aufhebung der nachteiligen Folgen
einer rechtswidrigen Dergögerung; Purgato⸗
rium, n. der Reinigungsei
|
; ein Reinigungs |
mittel; bei den Kathol. das Fegefeuer; purgeur |
automatique,m. fr. (fpr. pürſchöhr otomatff) der
Selbitleerer, ein na Dampfwaflertopf, | BT | j
| Put, n. ein hinterindifches Gewicht — 14, engl.
Kondenjationswafjerableiter, auh Automat und
Kondenfationstopf genannt.
surifigieren 2c,, ſ. unter pur.
Prim od. Purimfeſt, n. hebr. (v. pür, Los, ein
perj. Wort; vgl. per). pärah, Stück, Teil, u. bah-
rah, Zeil, 203, Schicjal) eig. das Loſungsfeſt od.
Feſt der Rofe, welches die Juden in März (den
14. und 15. Adar) zum Andenken der Rettung
durch Mardochai und Efther von der ihnen durd)
Haman zugedadhten Wertilgung feiern, |. B.
Either, Kap. 9.
Purismus, Purift, Puritaner, Buros 2c., |.
unfer pur.
purple, m. engl. (fpr. pörpl), der Purpur, die Pur-
purfarbe; purple ores, pl. engl. (fpr. pörpl ors;
von engl. ore, Erz), im Berg- und Hüttenweſen:
Riesabbrände (wörtl.: Purpurerze).
Puürpur, m. ([. purpüra, v. gr. porphyra, f. eig. die
Burpurfchnede) Burpurfarbe, die koſtbarſte hoch—
tote Farbe, im Altertum aus dem Safte der Bur-
purſchnecke bereitet; ein purpurnes Gewand, Pur—⸗
purkleid, Burpurmantel, beſ. der Kardinäle; uneig.
Schönheit, Glanz, Pracht, Koftbarfeit 2c.; pur-
‚ püra, f. Heilf. das Sieberfriefel, Fledficher; Bur=
purãten, pl. (l. purpurätus, in Burpur gekleidet)
in Burpur gekleidete Kardinäle; Bırpurin,n.nl.
Sceidek. da3 Krapprot; Purpurino od. Porz
vorino, m. it. ein durch Kupfer rotbraun ge-
färbter, undurhfichtiger Glasfluß; Purpurit,
ın. nl. eine verſteinerte Purpurſchnecke; Purpur⸗
törner, j. Kermes; Purpurſäure, f. (purpuri-
cum acidum) eine tierische Säure, aus dem Harn
dargeſtellt.
Purree od. Puree, ſ. unter Püree.
gurnlent, I. (purul&ntus, v. püs, Gen. puris, Eiter)
eiterig; Purulenta, pl. Heilf. Eiter machende od.
erzeugende Mittel; Purulenz, f. (ſpätlat. puru-
lentia) die Eiterung, das Eitern; Puruleſzenz,
f. nl. die Bereiterung.
purus, |. pur.
Buchen, n. (perj. puschtü) der einheimiſche Name
für die Sprade der Afghanen.
Puſeyismus, m. die Lehre einer von dem Profefjor
Bujey (jpr. pjühſi) in Oxford (feit1833) gejtifteten
Nteligionspartei, welche durch Anerkennung der
firhlichen Tradition, Wiedereinführung der Faften,
der Kirchenbuße, der Mefje 2c., die englifche Hoch—
fire der fatholiichen anzunähern und den ratio»
naliftiichen Broteftantismus zu befämpfen ftrebt;
jetzt gew. Ritualismus genannt; Pufeyit oder
Puſeyiſt, m., pl. —en, Anhänger diefer Lehre u.
Religionspartei, auch Traftarläner (enal. Trac-
tarians, weil diefe Lehre zuerjt in den Meit 1833
|
Phgmalion 713
herausgegebenen Zeit-Traktaten, Tracts for
the times, hervortrat).
Puſill od. Puſille, pl. —en, m. l. (pusillus, klein
ein Heiner Burfche (z.B. Freytag, Neft der Zaumf.
©. 30); mufillanim, l. (pusillanimis, dv. pusillus,
fein, u. animus, Geiſt, Gemüt) Heinmütig, ber
zagt, feige; Puſillanimität, f. (jpätl. pusillani-
mitas) die Kleinmütigkeit, Berzagtheit, Feigber-
zigkeit, Mleingeifterei, Meinmeifterei,
Puftel. £. (v. I. pustüla), pl. Puſteln, Bläschen ir
der Haut, Hibläschen, Eiterblattern, Finnen;
puſtulũüs (1. pustulösus), ausgefhlagen, finnig.
ußte, f., pl. Pußten, ungar. wüſte, aber zum
Zeil grasreiche Ebenen, Heiden, Steppen im mitt,
leren Ungarn, mit vereinzelt liegenden Meiereien
und Wirfſchaftsgebäuden und bei. als Viehweiden
benußt.
Pfund = 680,388 g; auch eine Minze von Zinn,
: Putämen, n. der Kern des Steinobſtes.
Vutäana, |. Buttäna.
|
®
Putation, f. jpätl. (putatio, v. putäre, glauben)
die Meinung, das Dafürhalten; putatin (ſpätl.
putativus), vermeintlich, eingebildet; putative
Ehe, eine Ehe, welche von dem einen Teile ohne
Kenntnis eines wirklich beitehenden -Hinderungs-
grundes eingegangen wird.
utrẽdo, f. |. (von puter, putris, putre, faul) bie
Fäulnis; putrefiziceren (vom I. putrefacere), tx
Fäulnis bringen, auflöjen; Putrefaftion, f. mi.
die Verweſung, Fäulnis; putreſzieren I. (putre-
scere) faulen, in Fäulnis übergehen; Putreſzenz
f. nl. das Faulwerden, Faulen; hutreizikel, ver-
faulbar, der Fäulnis unterworfen; putrid (I. pu-
tridus, a, um), faul, morſch; Putridität, f. ni.
die Faule,
Putſch, m. ſchweiz. eine plößliche Aufregung, bes
waffneter Aufitand, Handſtreich.
Buttana od. Putãng, f. it. (von putta, Mäder)
eine Hure, Mebe; Putto, m. pl. Buttt, Pırtten,
Heiner Snabe, Bube; Engelfnabe, nadtes Kind.
puzzle, n. engl. (fpr. pojl; aus älterem opposal;
Nätfel, Schwierige Aufgabe; Puzzle, n. Spielgeuz
für Rinder zur Übung des Nachvenfens, ein Zu—
fammenjeßjpiel, auch: Geduldſpiel genannt.
Buzzoldna od. Pozzolaͤna, f. it., Porzulän-Erpe,
|
Pyanepfiön, m. ein Herbitmonat der Athener, is
vultaniſcher Tuff, eine vulfaniiche Erdart, woraus
ein unter Waſſer erhärtender Mörtel bereitet wird,
bejond. bei Pozzuͤoli od. Puzzuolo in Italien
äufig.
hate; f. (v. gr. pyon, Eiter, und haima, Blut}
Heilt. Eiterblut, eine Art der Blutverderbnis; 65%
ämifch, diejelbe betreffend, damit behaftet; Pie
elchyſis, f. die Eiterergiehung; Pyemefis, f. das
Eiterbrechen; Pyẽſis, 1. (vd. pyein, eitern) die Eite-
rung; Pynrie, f. das Eiterharnen.
welchem die Pyanepfia, das Bohnenfefi, zu
Ehren des Apollo u. der Artemis gefeiert wurdeit.
Vygmäen, pl. ar. (sing. Pygmäios, d. i. gleichf,
jaufthoher Menfch, von pygme, die Fauſt) fabel-
hafte Zwerge in Athiopien, jehr Heine, winzige
Menſchen; pygmäiſch, ziwergartig, jehr Klein,
winzig.
Pygmalion, m. gr. ein fabelh. König von Zypern,
ein geſchickter Bildhauer, der, als er fein
Mädchen nad feinem Wunſche finden Tonnte, ſich
ſelbſt eines aus Elfenbein fertigte und ſich ſo ſeht
in dieſes Meiſterwerk verliebte, daß er die Venu?
bat, dieſes tote Bild zu beleben. Die Göttin er»
114 Pylnit
füllte feine Bitte, und das reizende Geſchöpf wurde
feine Gattin.
Byfnit,m. ar.(v. pyknös, dicht, feit,derb) Stangen |
jtein, eine Art Topas; Pyfnometer od. Byfıto-
fföp, n. eine von Zemeck erfundene Vorrichtung
zur Beitimmung des fpezififchen Gewichts pulver-
förmiger Körper; Dichtigkeitsmeſſer; Dickenmeſſer
(in der Napierfabrifation); pyfnoftälos, dicht
fäulig; Ryfnoftäfon, n. Bauf. ein dichtfäuliges
Baumerf, in welchem die Säulen um anderthalb
Säulendicen voneinander abftehen; Pyknöſis, f.
(v. pyknün, verdichten) die Verdichtung, Verdik—
fung; Pyknotika, pl. Heilf. verdidende Heilmit-
tel; pyknotiſch, verdidend; Pyknotroͤp, m. eine
Art Serpentin.
Vylädes, m. gr. männl. Name: der treue Freund
und unzertrennliche Gefährte des Oreſtes (f. d.),
fiir den er in den Tod gehen wollte; uneig. ein
mufterhafter, fich aufopfernder Freund. ,
Pylön, m. pl. Pylonen, gr. (von pyle, Tür) Tor,
forte; Torfeite, Giebel; bej. hohe, fajt turmähn-
ihe Gebäude am Eingang ägyptifcher Baläfte ı.
Tempel; Pylörus, m. (pylörös, eig. der Türhüter)
der Magenpförtner, der untere Magenmund; py—
löriſch, Dazu gehörig; Pyloriten, pl. verfteinerte
zweißchalige, Mufcheln, deren Schalen nit recht
aufeinander pafjen.
Bhocendfis, f. gr. (von pyon, Eiter) Heilk. Eiter-
Ausleerung; Byodhezie, f. Eiterabgang od. -durd)-
fall; Pyocölie, f. der Eiterbauch, eine Eiteran-
ſammlung im Unterleibe; Pyochſtis, £. der Eiter-
fad, die Eiterbeufe; Pyogenẽeſis od. Pyogenĩe,
f. Eiterbildung od. »erzeugung; pyogeniſch, eiter-
erzeugend; Byohamte, f. die Eiterigfeit des Blu—
tes; Pyofarzinöm, n.. Heilf. der Eiterfrebg;
Pyomẽtra, f. Eiteranfammfung in der Gebär-
mutter; Pyophthalme, f. die eiterige Augen-
entzündung; Py-ophthaͤlmus, m. ein Eiterauge;
Eyopfanie, f. Eiter-Verirrung od. -Verbreitung;
Tyosneumothärer, m. Yuftanfammlung und
Eiterbildung in der Ripvenfellgegend; Pyopae=
3, f. = Pyogeneſis; Pyoptäfis, f. das Eiter-
ipeien; Pyurrhanie, f. Eiterausbrud; Pyor—
rhöe, f. Eiterabflug; Pyöſis, f. Eiterung, Ver—
eiterung; Pyothörar, m. die Eiterbruft; Pyozele,
f. der Eiterbruch; Pyozyſte = Piscyitis, ſ. d.
Pyraͤme, m. fr. (v. Pyramus, . d.) eine Art Eeiner
furzhaariger Bolognejerhunde.
Pyramide, f. (gr. pyrämis, v. ägypt. piromi) ägyp—
tiſche Spitzſäule, Sonnen- od. Strahlfäule, große,
uralte jteinerne Gebäude in Agypten, deren vier
ihief in die Höhe gehende Geitenflächen fi in
eine Spige vereinigen; Größen. Spibjäule, ein
von einer beliebigen, geradlinig begrenzten
Grundflähe und fauter dreiedigen Seitenflächen
eingejhlofjener Körper; pyramiddl od. pyra=
midenförmig, jpibläulenartig, ſpitzzulaufend;
Phramidäl-Dodekaẽder, j. unter Dodekadik;
Pyramidal-Zahlen, pl. figurierte Zahlen, d. h.
fortijchreitende Zahlenreihen, deren Glieder durch
almähliche Addition der Reihen der Dreiedszah-
len entitehen, 3. B. Dreiefözahlen: 1,3, 6, 10,15
uſw., Pyramidalzahlen: 1, 4, 10, 20, 35 uſw.;
Phramidenholz, das Majerholz od. Mahagoni-
hoiz, das Holz des ſüdamerikaniſchen und weſt—
indiihen Mahagonibaumes (Swietenia); Pyra—
midion,n. eig. kleine Pyramide, Bauf. die pyra-
midenfürmige Spite eines Obelisken; ſich pyra=
midieren, die Form einer Eyramide haben, ſpitz
zulaufen.
|
|
N
Pyria
Phrämus und Thisbe, gr. ein Paar Liebende zu
En DIR — Ba er weder von den
ern, noch von dem Schieffal begünftigt, ein un—
Pa Ende nahm. günſtig
rarghrit, m. (vom gr. pyr, Feuer, und aͤrgyros
Cilken) Manor —
Poramtit, f. gr. (v. pyr, Feuer, und aulös, Röhre)
die Feuerbewegungslehre, Lehre von der Bewegung
oder dem Durchfluffe des Feuers.
Porenätt, m. eine Abänderung des Granats, in
ven Pyrenäen.
Phretertum, n. gr. (v. pr, Feuer) der Feuerherd;
der Zeil eines chemiſchen Ofens, welcher das Feuer
‚enthält, Phreẽthrum, n. (gr. pyrethron) der Ber-
ram (welcher Name aus Pyrethrum entitanden ift),
eine Öattung gewürzhafter Pflanzen; PByrethrin,
n. ein eigentüimlicher Stoff der Bertrammurzel;
Pyretin, n. Brandharz, ein aus dem Brennöl
ausgejchiedener,einemfflangenharzähnlicherStoff.
Phretifa, pl. gr. (von pyrötös. Fieberhike, Fieber,
v.pyr, Seuer) Heilf. Fiebermittel; pyretiich, fieber-
haft, fiebervertreibend; PWyretion, n. ein feichtes-
Fieber; Phretogenie od. Phretogenefie, f. Fie-
ber-Entjtehung u. -Ausbildung; Phretographie,
f. Fieberbefchreibung; Phreteldg, m ein Ficher-
kundiger, Sieberlehrer; Phretologie, f. die Fieber-
Ichre; phretoloͤgiſch, die Fieberlehre betreffend;
Pyhrexie, f. (gr.pyrexis, v.pyressein, ficbern) das
Fiebern, der Fieberanfall.
Pyrgos, m. pl.Pyrgoi, gr. ein Turm, bei. Fejtungs-
tum; auch ein auf Rädern bemwegliches Belage-
rungsgerät; Pyrgam, n. ein augitartiges Mi-
neral.
Pyrheliométer, m. u. n. gr. (d. pyr, Feuer, helios,
— und mötron, Maß) ein Sonnenwärme-
meſſer.
Pyrfka, k. gr. (von pyr, Feuer) Heilk. ein trocknes
Schwißbad, heißes Sand- oder Dampfbad; eine
warme Bähung; Pyriphlegethön, — Bhlege-
thon, .d.; pyriſch, feurig, Das Teuer betreffend;
Pyrit, m. (gr. pyrites) eig. Feuerſtein, Schtoefel-
fies, Eiſenkies, Katzengold; Phriten oder Phri—
teiden, pl. Kieſelmaſſen in Muſchelkalk, Kreide,
Sand; pyritiih, Feuergebend; Byritologie, f.
Beichreibung der Kiefe; pyritußs, Tiesartig; Py—
roballiſt, m.(v. bällein, werfen) ein Feuerkörper;
Pyroballiſtik oder Pyroboͤlik, £. die Feueriverf-
und Seuerwerkerkunft; Pyrodmalith = Byro3-
malith (ſ. d.); Pyrodynaͤmik, f. die Lehre bon
den Kräften des Feuerz; Pyroseleftrizität, f. die
durc Feuer oder Wärme entwickelte Elektrizität,
def. an Rriftallen (Turmalin); sYyrocleftriich,
durh Wärme efeftrifch geworden; Pyrogallus—
fäure oder Brenzgallusfäure, durch Sublimation
aus gut getrodnetem Galläpfelertraft al3 weiße
blättrige geruchlofe Maſſe dargeitellt, bei der Pho-
tographie zur Auflöfung der Silberfalze öfters an-
gewandt; Phrogeneſie, f. Entitehung des Feuers,
Feuererzeugung; Hyrogendtifch, feuererzeugend;
phrogeniſch oder pyrogen, aus dem Feuer ent-
itanden; Phrohhdrophylacium, n. gr. (phyla-
keion, Wade), Feuer- und Waſſerwache; Phro—
Idter, m. ein Seuer-Anbeter; Byrolatrie, f. (von
latreia, Dienft, Oottesdienft) die Feuer-Anbetung
oder -Verehrung; Pyr-olein, n. mit Mennige
gefochtes Rüböl; Pyrologte, f. die Lehre von
Le phroloͤgiſch, zur Feuerlehre gehürend;
Pyroluſit, m. Öraubraunfteinerz oder Mangan»
ſuperoxyd; Phromachite, pl. (von pyrömachos,
dem Feuer twirerjtehend) feldfpatartige Minera—
’
R
2
«
2
Pyromanie
lien; Phromanie, f. die Sucht, Feuer anzulegen;
Poromant, m. ein Feuerwahrſager; Phromanz
tie, f. die Feuerwahrjagerei; Pyrometer oder
PByrofföp, n. ein Feuermeſſer, Werkzeug zur Meſ—
jung hoher Hißgrade, oder eig. der Ausdehnung
fejter Körper durch das Feuer; Byrometrie, f. die
Feuermeßkunſt; Pyromernpit, m. Grünbleierz
od. phosphorjaures Bleivryd; Phronomie, f. die
Teuerleitung, Kunſt der — und -ver-
teilung; Phröp, mm. eig. Feuerauge: blutiger ſcha—
liger Öranat aus Böhmen; Pyrophäg, m. (von
phageın, eſſen) ein(vorgeblicher) Feuerfreſſer; Ph—
rophagie, f. das Feuer-Verſchlucken; Byrophän,
m. (von phainein, fcheinen) mit Wachs getränites
Weltauge, Opal, welcher durch Einjaugung von
gejhmolzenem Wachs durchfichtig wird, vgl. Hy—
drophan; Phrophön, n., eine Gasorgel, ein
1879 von Friedr. Kaſtner in Straßburg erfunde-
nes Snftrument, das jeine Töne vermitteld Waſſer—
ſtoffgas erzeugt; Phrophörus oder Phrophör,
m. (von pherein, tragen) eig. Feuerträger; Luft—
zünder, ein Stoff, der fi) an der Luft von jelbit
entzündet, wie z.B. der Phosphor (f. d.); nyro=
shoriich, feuertragend, jelbjtzündend; Pyro—
shotograpbie, f. Heritellung von Lichtbildern auf
ſchmelzbarerGrundfläche mit ſchmelzbaren Farben;
Pyrophyſalith. = Phyſalith; Pyrvſfiderit,
m. Rubinglimmer, ſchuppiger Braumeiſenſtein;
Pyroſie oder Phröſis, f. (von pyrün, brennen)
überh. daS Brennen, die Entzündung; Heilf. das
Sodbrennen; brennende Gefichtsröte; Pyroſkäph,
n.({v. skäphos, Schiff) ein Feuerkahn, Dämpfſchiff;
Pyroſtoͤp, n. ein Meßwerkzeug für ftrahlende
Wärme; auh = PByrometer; Pyrosmalith,
auch Phrodmalith, m. Berlglimmier, eine fiejels
jautes Eijen, Mangan ꝛc. enthaltende Steinatt;
Porofome, n., pl. Pyrofomen, Leuchtiwürnter,
leuchtende Sectiere mit knorpelartigem, faft durch—
jihtigem Körper; Phroſophie, f. die Feuerweis—
heit, Tpöttife für Scheidekunſt; Pyroſtätik, f. die
Feuer⸗Gleichgewichtslehre; Pyrotechnik od Phro⸗
technie, f. die Feuerwerkerkunſt, Feuerwerkerei;
pyrotechniſch, Dazu gehörig, feuerwerkskünſtlich;
Vyrotelegraͤuh, m. (vgl. Telearaph) ein Feuers
Fernſchreiber, Feueranzeiger; Phrotheologĩe, f.
Beweis vom Dafein Gottes aus dem Feuer; Ph—
rothonid, n. Rapieröl, der braune, brenzliche
Stoff, der fich aus zufammengerollten, langjam
abbrennendem Bapier entwidelt; Phroticum, n. |
(gr. pyrötikön,brennend, v. pyrün,bıennen)Beilf.
ein brennendes oder ätzendes Heilmittel, = Ad u-
tens, 3. B. ſpaniſche Fliegen; Phrotika, pl. Atz⸗
mittel; syratiich, brennend, entzuͤndend, beißend,
ätzend; Phroxanthin, n. = ECblanin, f. d.;
Bhroxeu, m. (von xEnos, der Yremde) eig. ein
Fremdling im Feuer, = Augit; HHrordnisch,
die Eigenichaften desjelben befigend; Pyroxhlin,
n. Schießbaummolle,
Q 115
Pyrrha, ſ. Deufalion.
Phyrrhichius, m. gr. (v. pyrrhichẽ, ein Waffentanz,
und auch das dazu gejungenetied) Verst. der Tän—
zer, ein Versfuß von zwei kurzen Silben: vu
Porrhonismus, m. gr. die Zweifellchre des Pyr—
rho, eines altgrichh. Philoſophen, welcher lehrte,
man müſſe an allen zweifeln, um die Wahrheit
zu erforichen; dah. überh. für Zweifelſucht, vgl.
Sfeptizismus; Pyrrkontäner, miein Zweifler
. an allem, vgl. Skeptiker; phrrhöniſch, zweifel—
ſüchtig.
Pyrrhoͤtin, m. gr. (v. pyrrhötes, feuerfarben, röt—
ih, von pyr, Feuer) der Maanetfies.
Vyrrhus-Steg, ın. ein fruchtlofer od. Schein-Sieg,
der mehr den Sieger ſchwächt als dei Beliegten;
fo benannt nach dem vom Könige Pyrrhus bei
Epirus im J. 279 v. Chr. bei Asculum über die
Republik Nom erfochtenen Siege.
PHrrdf, r. Phrrhol, n. gyel. (von pyrrhös, feuer»
farben, und lat. oleum, Ol) Rotöl, von Runge im
Steinkohlenteer entdeckt.
PByrnlit, m. (nl. pyrüla, fr. pyrule), ph.Pyrulĩiten,.
verſteinerte Feigenſchnecken, = Bulliten.
Fyſa, ſJ. Peiſa.
Pythaͤgöras, m. ein berühmter griech. Philoſoph
um 600 v. Chr.; Pythagorẽer, pl. (gr. Pythagö-
reioi, l. Pythagorei), un. Bythagoräer, Schü—
ler, Anhänger oder Freunde desjelben; sythagu-
rẽiſch oder phthagöriſch, von ihm Herrührend,
jeiner Zehre gemäß; 3. B. das pythagoreiſche
Täfelden, das Einmalein mit den Produkten
aller einfachen Zahlen; der pythagoreijche
Lehrſatz, j. magister matheseos.
Pythia, f. gr. (Pythia) die PBriefterin des Apollo,
welche zu Delphi od. Pytho, einer berühmten, am
Parnaß gelegenen Stadt in Griechenland, Orakel—
jprüche erteilte, auch pythiiche Priejterin; ph=
thifch od. delphiſch, den Apollo betreffend, ihm
heilig; 3. B. pythiſche Spiele, Feſtſpiele und
Wettkämpfe, welche zu Ehren des Apollo alle
4 Sahre in Delphi gehalten wurden; Python, m.
eine fabelhafte furchtbare Schlange od. ein Drache,
von deſſen Erlegung Apollo den Beinamen Py—
tbius erhalten haben joll; Pythoniſſa oder Py—
thoniffe, f. eine Weisfagerin, Wahrjagerin.
Byuffie, f. gr. (von pyon, Eiter, u. helkein, ziehen)
Heilt. die Ausziehung oder Ablaflung des Eiters;
Phuͤlkon, n. ein Eiterröhrchen; Phyurie, f. (von
urein, harnen) Eiterharnen.
Paris, f. gr. (pyxis, v.pyxos, Buxbaum) eig. eine
Büchle aus Burbaumbolz; ein Gefäß, worin die
Katholiken die geweihte Hoſtie aufbewahren; pyxis
nautica, die Schifferbüchſe, d. i. der Schiff- oder
See-Kompaß; Phridium, m. ein Büchschen; py⸗
züdeR oder pyxodiſch, büchſenförmig, ſchachtel—
ähnlich.
— kai lax, gr. mit Händen und Füßen, mit allen
Kräften.
D.
Abkürzungen: Q, al3 16. Buchitabe in der Rubri-
zierung 16, als Bahlzeihen—=500, Q—= 500000;
he auf römiſchen Inſchriften zc. als Abkürz. für
uintus, Quaestor, Quartus, que u, quinquenna-
lis; in der Örögenl. für Quadrat; auf fpanijchen
Bolljäden für Quarta, vierte Sorte; Q. B. F.
F. (F. Q.) S., [., j. quod bonum, felix, faustum
(fortunatumque) sit; gem — Quadratzentimeter;
. D. B. V. = quod Deus bene vertat, ſ. unter
Deus; Q. E. (auf Rezepten) = quinta essentia, |.
Quintefjenz; aud) quod est; Q. E.D. — quod
erat demonstrandum, f. unter demonſtrieren;
116 Q
qkm = Quadratkilometer; q. 1. = quantum li-
bet, qm. (bei Firmen) = quondam, d.i. vormals;
qm — Ditadratmeter; qmm — Quadratmilli—
meter; @. P. 0d.q. pl. = quantum placet; g. 8
— quantum satis od. quantum suffcit; g V. —
quantum vis; qu. — quäftioniert, fraglich, betref-
fend, in Frage jtehend; dasjelbe bedeutet quaest.
— quaestionis, f. Duäftion.
Q als Münzzeichen, und zwar auf älteren franzöſ.
Münzen: Chalons, auf neueren: Berpignan.
Dober, m. ein trocener Nebel in Athiopien.
qua, lat. als, injofern, in feiner Eigenfchaft als —,
3. 3. qua König, qua Richter, als König ꝛc.; qua
talis. als folcher, als der er fein foll.
Duaadichilling, m.holl. (eig. ein Schlechter Schilling,
von quaad, kwaad, ſchlecht) eine holländ. Silber-
Ditans, ſ. Kwas. [münze = ungef. 0,48. M.
Quacamaͤthas, ın. der merifanifche Papagei.
Ondegitere, m. it. ein Quäfer, f. d.
Quaden, pl. die jüdöftliche fuevifche Völkerſchaft,
welche vom 1.—4. Jahrh. im heutigen Mähren u.
am Weftrande Ungarns wohnte.
Quäder, f. u. m. (vom l. quadra, f. ein viereckiges
Stück, quadrus, a, um, vieredig); Quaderſtein od.
Dnadrätitein, m. ein Viereditein, vieredig zuge
hauener Stein; Onaderfandftein, m. eine Sand-
steinbildung im mittleren Ylözgebirge.
Quadernario, m. it. (vom I. quaternarlus, geviert,
vierfadh) Versk. ein Bierling, vierzeilige Strophe
des Sonettes, — fr. Quatrain.
Quadragẽna, nl. (v. I. quadrageni, ae, a, je bier-
zig, von quadraginta, vierzig) eine vierzigtägige
Bußübung bei den Katholifen; auch ein Ablaß von
40 Tagen; Quadragenarftus, m. !. ein Vierziger,
in den vierzigerSahren ftehender Mann; Quadra⸗
geſima, f. (v. quadragesimus, a, um, der ꝛc. vier-
zigite) 1. (sc. pars) der vierzigfte Teil, bef. ala Ab-
gabe oder Steuer bei den alten Römern; 2. (sc.
dies) od. Sonntag Quadrageſimä, der 6.Sonn-
tag vor Djtern, der Sonntag Invocavit (f. d.),
20 Tage vor dem Rarfreitag; Onadrageiimäle,
n. nl. die vierzigtägige Yaftenzeit vor Oſtern bet
den Katholiken.
Dnadrangülım, n. L. (vgl. Angulus) etwas Bier-
winkliges, ein Biered; guadrangulär, nl. vier-
edig, vierwinkelig; quadrangnlieren, vieredig
maden; Worte in ein Biered einſchließen.
Auddrans, m. lat. (eig. Bartizip von quadräre, ſ.
auadrieren) ein Vierteil eines Aß (f. 2.); Oua⸗
arant, m. (l. quadrans) daS Viertel eines Ganzen,
bei. eines Kreiſes, der Biertelfreis; Winfelmeijer,
Sradbogen Höhenmeſſer, ein mathematifches Werk—
zeug; der Stellſchraubſtock, ein Werkzeug der
Steinihneider und Stahlidhleifer; Quadrantäl⸗
Uhr, £. eine auf einem Duadranten befhriebene
Sonnenuhr; Quadrantenelektrométer, n. eine
Borrihtung zum Meſſen der eleftriihen Spannung
auf dem Konduftor.
Duadrät, n. I. (quadrätum, v. quadräre, vieredig
machen, j. quadrieren) ein regelmäßiges Vierer
von vier gleichen Seiten und reiten Winkeln, ein
gleichſeitiges Rechteck; daS Geviert, z. B. ing
Auadrat, ins Geviert od. geviert, vieredig; auch
— Quadratzahl, ſ. unten; Oundräte, pl. Die
Fülftifte, ver Durchſchuß, Block in Buchdrudereien;
Quadratmaß, n. das Geviert- oder Flächenmaß;
3.8. ehemals Qu.-Zoll, Qu.⸗Fußß, Du. Rute,
—
Qu.⸗Meile ꝛc. dev Gebiert⸗ oder Flächenzoll ıc.; | Quadrimanen,
jetzt Qu.⸗Meter, Qu.⸗-Kentimeter, Qu.⸗Milli- Quadrin, m. |
meter, Qu.⸗Kilometer ꝛc., das Flächenmeter ꝛc.;
Quadrin
Quadratſchrift, f. die eckigen Buchſtaben in den
Handſchriften der hebr. Bibel, z. U. don der mehr
abgerumdeten famaritanifchen oder Münz-Schrift:
Duadrattafel. f. ein Verzeichnis der Quadrate
aller Zahlen; Quadratzahl, f. Geviert-Zahl, die
zweite Botenz, d.h. das Prodult einer mit fich ſelbſt
murltiplizierten Zahl, welche, fofern fie der Qua—
drafzahl zugrumde Tiegt, die Quadratwurzel
heißt; quadrätifch, geviert od. ins Geviert; qua-
dratiſche Gleihungen, Gleichungen zweiten
Grades, in denen die unbefannte Größe in der
zweiten Potenz fteht; Quadration, f. I. die Tei-
lung ins Geviert, das Viereck; Quadrato, m. it.
ein früheres to3fan. DA — 34,065 3; Öues
dratoriſt, m. nl. eig. ein Viereckmaler, Wand⸗
maler; Onadratrig, £. nl. Größenl. eine Frumme
Linie, mittel3 deren man eine gerade Linie von
leiher Länge mit einem beliebigen Kreisbogen
nden und die man daher zur mechanifchen Duag-
dratur des Preifes benugen fann; Ouadratür, ?.
lat. (quadratüra) die Verwandlung in ein Viered:
Sterne. Geviertichein, diejenige Stellung eines
Blaneten zu Sonne und Erde, durch welche an der
Erde ein rechter Winkel gebildet wird; Größenl. die
Snhaltsbeitimmung Frummlinig begrenzter Flä—
hen, 3.8. Duadratür des Zirkels, die Ver-
mandlung des Kreijes in ein gleich-großes Viered,
überh. Berechnung der Kreisfläche, die auf der Be-
itimmung des Berhältnifjes vom Umfang zum
Durchmeſſer des Kreifes beruht; uneig. (weil jerte
Aufgabe nicht rein zu Löfen ift) etwas Unmögliches,
ein Hirngeſpinſt; quadratus homo, f.unter qua -
drieren.
Quadriennium, n. [. (von annus, das Jahr) vier
Sahre, eine Zeit von vier Jahren; guadriennei
(l. quadriennalis), vierjährig; quadrifidiſch Ü.
quadrifidus) vierjpaltig, in vier Teile geſpalten;
Dnadrifintum,n.ipätl.(v. finis, Grenze) ein Ort,
109 vier Grenzen zufammenftoßen; Quadrife⸗
um, a. nf. (vgl. Folium) ein Vierblatt; quadris
foͤliſch, vierblättrig; quadrifoͤrm, nl. viergeſtal⸗
tig; Quadriga oder Quadrige, f. I. (zgez, aus
quadri-juga; vgl. Biga) ein Viergefpann bei feſt⸗
lihen Aufzügen u. die plaftifche Nachbildung des-
jelben; Heilf. eine Kreuzbinde; quadrigälife.
bierfpännig; Quadrigarius, m. der Wagenlenker
eines wettfahrenden Viergeſpanns; guadrijügti®
(1. quadrijügus, v. jugum, Jod), vierjodjig; qua⸗
drilateräl ([. quadrilatärus, v.latus, Seite) vier⸗
feitig; Quadrilaͤtero, n. it. (eig. vierjeitig) das
Feſtungsviereck in Venetien. “a
quadrieren, I. (quadräre, von quadrus, vieredig;
vierecig machen, ins Geviert bringen, den Inhalt
einer Fläche beftimmen; im Abpuße einer Mauer
folge Einfchnitte mit dem Duadriereijen ma-
chen, daß diefelbe aus Duaderjteinen zuſammen-
gefügt ſcheint; (eine Zahl) mit jich jelbit vermeh-
ren oder multiplizieren; uneig. angemefjen ſein,
fich zufammen ſchicken, paffen; quadratus home,
m, ein kurzer, unterfegter vierjchrötiger Mann.
Quadrille, £. fr. (fpr. kadrije) ein Vierpaartanz,
Gevierttanz; Bierjpiel, L'hombreſpiel mit vier
Berfonen; aud) eine NRitter-Abteilung bei Turnie⸗
ven 2c.; Quadrillen-Zaft, m. Taft mit vierfar-
bigen Streifen; quadrilliert, gegattert, von Zeu⸗
gen 20; Quadrill ion, f. taujend mal taufend Tril⸗
lionen, eine Million in der 4. Potenz.
j. DQuadrumanen.
pan. eine Heine Kupfermünze, erw
Pfennig.
a FE Zu —
quadrinomiſch
suadrindmifch, Logr. vierteilig, viergliedrig, vgl.
sinomisch; Quadrinomium od. Quadrindom,
2. eine vierteilige, viergliedrige Größe; ein vier—
piedriger Ausdrucd; guadripartieren, !.(quadri-
partire) vierteilen; quadripartit (quadriparti-
tus, a, um), vierteilia; Quadripartition
Gripartitio) u. nlat. Quadriſektion, f. die Vier—
teilung, Biertelung; quadriphülliſch. lgr. vier:
blätterig; Quadrirẽme, f. I. (quadrirämis, von
remus, Ruder) ein Vierruderer, ein mit vier Rei-
hen von Ruderbänken verfehenes Schiff; quadri—
rẽmiſch, vierruderig.
Dnwdrifeftion, ſ. Duadripartition.
uadriſiſllaͤbiſch, nl. (v. sylläba, Silbe, f. d.) vier-
ſilbig; Quadriſhlläbum, mein vierjilbiges Wort;
auadrivalent, Scheidek. vierwertig; quadribdl-
viſch (v. valva, valvüla, Klappe. Hülfe), vierklap—
pig, vierhüljig; quadrivastulär (v. vascülum,
Heines Gefäß) viergefüßig, vierbäufig, vierkelchig;
Duadribinm,n.!.(v. via, Weg) ein Ort, mo vier
Wege zufammenftoßen, ein Kreuzweg; ehem. auch
die vier Teile der Mathematik: Arithmetik, Geo-
metrie, Aſtronomie und Muſik, welche nebit dem
Trivium, Grammatik, Dialeftif und Rhetorik,
unter der Benennung .der fieben freien Künſte die
Hauptwiſſenſchaften des höheren Schulunterricht?
im Mittelalter waren.
Quadro, n. it. — Quartett; au der Würfel
eines Säulenſtuhls (Poftaments).
Quadroon, m. engl. (fpr. —drühn) = jpan.Duar-
teron, ].2.
Duadrumdnen, pl. I. (quadrimäna od. quadru-
mana, d. manus, Hand) Bierhänder, Tiere mit vier
Händen od. vierhändige Tiere, Affen, Bavianeıc.;
Quadrupeéden, pl. (l. quadrup£des, sing. qua-
drüpes, v. yes, Fuß) vierfüßige Tiere, Vierfüßler.
Duadrüplum, n. I. (v. quadrüplus, vierfach) das
Vierfache, Bierfältige; ſuadrüpel (fr. quadruple),
vierfach, viermal fo groß; quadrupel (im Whiſt—
ipiel) wird eine Bartie gewonnen, wenn die Gegner
gar nichts angelegt od. geaäplt haben; Dnadrüpel,
m. u. f. vierfache Zahl od. Größe, welche viermal
jo groß iſt als eine andere, z. B. eine jpan. Gold»
münze von 4 Piſtolen od. Dufaten; Quadrupel⸗
Alliance, f. L.-fr. ein Vierbund, vierfaches Buͤnd—
nis; Quadruplifation, f. 1. die Vervierfachung;
Duadrüpfit, f. nl. Rſpr. die Gegenantwort oder
Berteidigungsfchrift des Beklagten auf die dritte
Klageſchrift od. Triplif des Ülägers: vgl. Du—
plif; quadruplizieren oder quadruplieren, 1.
(quadruplicäre und quadrupläre) vervierfachen,
vervielfältigen; guadrupkizteren, Ripr. eineQua-
druplif einreichen; Quadruplizität, f. nlat. die
Bierfachheit.
quae nocent, docent, lat. Spriv. was fchadet, be-
lehrt, vder durch Schaden wird man Flug.
yuae, qualis, quanta, l. was, wie bejchaffen, wie
groß? die ——— in Hinſicht der Eigen—
chaften eines Dinges; auch als Ausdruck der Ver—
wunderung gebräuchlich.
quaeritur, |. (v. quaer£re, ſuchen, fragen) es wird
gefragt, e3 fragt fich, od. es entiteht die Frage;
quaesıtum jus, j. jus; quaestio, qnaestionis,
j. Duäjftion.
Quagga, n. (hottentottifch quagga od. guacha) ein
jüdafrifantiches, dem Zebra am nädjten ver-
mandtes Tier, nur etwas Heiner.
Dust, m. fr. (jpr. fäh), niederd. der Kai oder die
Kaje (hol. kaai, ein urſpr. feltiiches Wort), ein
Duando 717
dungsplatz, landich. der Staden,die gemauerte Ein-
fajjung eines Fluffes oder Hafens, nebſt dem ge»
pflafterten Platze, wo die Schiffe ein- und ausge»
laden werden; Quaiage, f. (pr. —ahſch) der darauf
gelegte Zoll; Quaimauer, Dafenmauer, Ufer-
maner.
Qnafer, m. engl. (fpr. quef’c) od. Qnäfer, m. eig.
Sitterer (von to quake, jpr. kwehk, zittern, beben,
jo genannt, weil fich ihre religiöfe Begeifterung
durch Zittern und VBerzudungen anzukündigen
pflegte; dal. Shafer3) Anhänger der von einen:
Schufter Georg Fox 1850 in England geftifteten
riftlichen Sekte, die fich felbft die Gefellichaft.
der Freunde nennt.
Quaker-oats, pl. engl. (fpr. que®’r öt3; von engl,
oat, Hafer) Hafermehl (auch Oat-meal, fpr.—mil,
d. i. Hafermehl, genannt).
qualibet ex re, lat. aus allerlei Dingen, aus be-
liebigen Sachen.
quälis, quaie, I. wie bejchaffen, von welcher Art,
welcherlei; qualis rex, talis grex, Spriv. wie der
König, fo die Herde, d. i. die Untertanen; wie der
Herr, fo der Knecht; qualis vir, talis oratio, tie
der Mann, jo die Rede, d. i. aus der Rede erkennt
man den Menfchen; qualiter, taliter, wie — jo,
d. i. wie es auch jei, od. es jei wie es wolle, Quali⸗
tät, f. (latein. qualitas) die Beichaffenheit, Güte,
Wirde; der Titel, Rang; Dualitätdes Tones,
Naturl. der von der Art de3 mitihwingenden Kör-
pers abhängige und durch die Obertüne bedingte
Klang; Qualitäts-Zigarren, Zigarren von dor»
üglicher Qualität; Ou.-Eiſen, Stabeiſen, daszum
Verkaufe fertig iſt; Qu.-Unterſuchung, Unter-
ſuchung der Feſtigkeit des Eiſens, des Stahls ıc.,
Feſtigkeitsprüfung, deren Ergebniſſe Q.-Reſul⸗
tate genannt werden; Qu.⸗Wein, Wein von vor⸗
züglicher Qualität; qualttatip, nl. der Beſchaffen—
heit, der Güte, dem Werte nach, die Beichaffenheit
einer Sache betreffend; qualifizieren, mit Eigen»
ichaften belegen, Eigenjchaften zuteilen od. beilegen;
benennen, betiteln; ſich qualifizieren, ſich wozu
eignen, geeignet fein, geſchickt zu einer Sache oder
würdig derſelben fein, fähig und würdig befunden
werden; qualifizterbar, der näheren Beftimmung
oder Bezeichnung fähig; qualifiziert, geeignet,
fähig, geihidt tauglich 2e.; ein qualifiziertes
Berbrechen, ein qualifizierter Diebitahl
u. dgl., Ripr. f. delictum, furtum, qualificatum;
ein qualifiziertes Geftändnis, ein Einge-
ſtändnis mit Beſchränkungen und Zujüßen; glaub»
würdiges Geſtändnis; Qualifikation, f. die Eig-
nung, Beilegung einer Eigenſchaft; Benennung;
auch Tauglichkeit, Brauchbarfeit, Befähigung, Tüch—
tigkeit; Rſpr. die Beſchwerung eines Verbrechens,
einer Strafe 2c. durch bejondere, verjchlimmernde
Umftände; qualififativ, näber beitinnmend, eine
Eigenſchaft beilegend; Qualifikätor, m. der Be-
— (Referent) in peinlichen Unterſuchungs⸗
ſachen.
Quaͤmaſch, m. nordamerikan. die eßbare u. von den
Eingebornen in Nordamerifa geröjtet genojjene
Wurzel von Anthericum esculentum.
Quan od. Kwan, ın. (der Faden) eine Rehnungs-
itufe in Cogindina, aus 600 auf einen Faden ge
reihten Dongs (Bronze, Blei- od. Zinkmünzen)
beitehend u. ungef. 0,96 „4 wert.
quand-möme, fr. (pr. fangmähm), troß alledem,
wenn auch, gleichwohl, dennoch.
Quando, n. I. (quando, warn) das Wann, Die Beit
Ufergang,Uferplag,Uferdamm, Hafendamm,Lan- | eines Ereigniſſes od. Vorfalls.
718 Duang
Quang od. Quoan, m. hinef. — Negent, Benen⸗
nung der Mandarinen in China.
quant-ä..., fr. (fpr. Fangta—) was ... betrifft,
anlanat; anlangend, hinſichtlich.
quantite negligeable, f. fr. (fpr. Fangtiteh negli-
ſchäbl) eine wegzulaffende Größe, dah. aud): eine
bei einer politiihen oder wirtſchaftlichen Frage
auszuſcheidende Angelegenheit.
quantus, a, um. [. wie groß, wieviel; jo groß od.
jo viel als 2c.: Quantum, n. die Größe, Menge,
Vielheit, das Maß; derBetrag, Anteil, dieSumme;
pl. Quanta; quanta continüa, jtetige Größen;
qu. disereta, unterbrochene oder Zahl-Größen
(val.disfret); Onantität, f. (I. quantitas) die Viel-
beit, Menge, Anzahl, Größe; das Gewicht, Maß;
Spradt. das Lautmaß, Silbenmaß, die Länge od.
Kürze der Silben; Tonf. das Zeitmaß, Tonmaß;
die durch die Anzahl der Schwingungen beſtimmte
Höhe des Tones; guantitatin, nl. der Menge od.
Größe nad), vielheitlich, größen- oder zahlmäßig;
Quantitatiĩva (näml. nomina), Hauptwörter, die
eine Menge anzeigen; guanttitieren, die Vers—
glieder nad) Länge und Kürze bilden.
ES narantäne, k. fr. (ipr. farangtähn’; it. quaran-
tina, nıl. quadragintana, dv. 1. quadraginta, vier-
zig, fr. quarante, it. quaranta) eine Zahl von vier-
zig; bej. vierzigtägige, jest gewöhnt. fürzere Be-
obachtungsſperre fir Schiffe und Reijende, die aus
fremden, wegen der Belt ꝛc. verdächtigen Gegenden
fonımen, auh Kontumaz (zuerjt in Venedig im
15. Sahrhundert Aufgefommen); Quarantäne
halten, die Gefundheitsprobe beitehen, der Be-
obachtungsſperre unterliegen, Xiegezeit halten od.
Reife-Haft haben; Quarantia, f. it. (v. quaränta,
vierzig) das Gericht der Bierzig im ehem. Venedig.
auarderonnieren, fr. (quarderonner, ſpr. far—)
eig. viertelfreisförmig machen; Bauf. Eden an
Brettern und Balfen abrumden.
Quareſima, f. it. = lat. Quadrageſima unter
Diradragena.
Quarré od. Karree (j. d.), n. fr. (ſpr. karreh; v. l.
quadrätum, j. Quadrat) das Viered, Geviert;
beſ. die Bieredjtellung (der Soldaten); en quarre
({pr. ang —), ins Geviert; Önarrean, n- (ipr.
farıöh) = Rarreau; aud) ein Richtfcheit (Lineal)
von vierediger Form zum Sichen gleichweit ent»
fernter Linien; Quarreograͤph, m. fr.-gr. =
Rarreograph, |. 2.
Quart, 2. [. (von quartus, a, um, der 2c. vierte) ein
Bierteil, Viertel; Viertelmaß, ein früheres deut-
ſches Flüſſigkeitsmaß; in England jet noch ein
Hohlmaß für trodene und flüjfige Dinge = 1,136 1
(vgl. Duarter und Tun); aud) ein friiheres Ge-
treidemaß in Preußen 2c.; Scheidung durch die
Quart, j. unter quartieren; eine Recdhnungs-
münze in Genf, etwa — 9, 9; Biertelbogengröße,
3. B. ein Buch in Quart od. in quarto, aud)
ein Quartaͤnt, m. ein Buch in Viertelbogengrüße
od. in Biertelgröße, Biertelform; Quart-Band,
ein Biertelband, = Duartant: Qu.-Blatt, ein
Biertelbogenblatt, Biertelblatt; Quarta, f. (nämt.
classis) die vierte Klajje einerSchule; die Quarte,
der vierte Teil einesGanzen; Tonf. der vierte Ton
von einem angenommenen eriten Tone; die dritte
Biolinjaite (A); Fechtk. die vierte Stoßart, Tage
od. Stellung; Kartenjp. vier aufeinanderfolgende
Karten in einer Farbe; Schiffipr. ſ. Quartier;
quarta falecidia, j. falcidia; Quartäl, n. nl. das
Vierteljahr, Fahresviertel, die vierteljährige Ein- |
nahme oder Ausgabe, Bejoldung 2c.; bei Handw.
Quartier
vierteljährliche Zunft- od. Innungsverſammlung,
Morgenſprache, der Morgenrat (vgl. Duatem-
ber); Qnartäl:Schrift, eine vierteljährlich er-
ſcheinende Zeitſchrift; On.=Stufe, Bergb. das Zei-
chen, welches der Geſchworene in das Geftein macht,
um zu jehen, wieviel in einem Vierteljahre gear-
beitet wurde; quartaliter, vierteljährlich, alle
Vierteljahre; qnartän, l. (quartänus) viertägig;
Duartän=gieber, n. od. OQuartanga, f. das vier-
tägige Fieber; Quartäner, m. ein Schüler der
vierten Klaſſe od. Ordnung (Ouarta); quartär,
nl. die vierte Stelle in einer Folge einnehmend,
3. B. quartäre Gefteinbildungen (vgl. ter-
tiär); Qnartärperiode, f.dielegte, gegenwärtige
Bildungszeit unferer Erde; Quartarius, m l.ein
Viertel eines Maßes, ein Duart, Mäßchen; Quar⸗
tario, m. ital. früher ein Flüſſigkeits- u. Öetreide-
maß in Venedig; Quartaͤro, m. ehemals ein Fliif-
tigfeitSmaß in der Lombardei und in Meilina;
Quartarusla, f. ehemaliges Getreide- u. Flüſſig—
feitsmaß in Barma und Bologna, = 19,648 1,
Quartation, |. unter quartieren; Onartant,
m. fr. ſſpr. fartöh) ein Viertel, eine Vierteltonne
—= Y/, Feuillette = 1), Muid (f.d.); Onartel oder
Kwarteel n. in Holland ehem. ein Tranmaß —
232,835 1; Quarter, m. (jpr. quahrt’r) ein engliſch.
Naummap für trodene Gegenftände, = 2 Coom3
—=8 Buſhels — 32 Pecks — 64 Gallons — 128
Pottles = 256 Quarts — 512 Pintes — 2048
Gills = 290,78924 1; ferner ein engl. Viertelzent-
ner = 12,701 kg; auch eine Münze in Malabar
—=0,50M.; Quarter Eagle, m. engl. (fpr. fiwdhr-
ter ihg’f) ein Bierteladler, eine Goldmünze in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika von 2,
Doll. 0d. 10,50 M. (vgl. Eagle); Onartera, f.
jpan. ehemals ein Getreidenaß, und Qunrtero,
m. ehemals ein Flüſſigkeitsmaß in Barcelona,
Mahon und Balma; Quarteroͤlla, k. ein früheres
Getreidemah in Nom; Quarteron, m. fr. (fpr.
farteröng) früher ein franz. u. ſchweiz. Getreide-
maß; Quarteroͤn, m. ſpan. (ſpr. fmarteröhn) ein
Abkömmling von einem Europäer und einer Ter-
ceronin (ſ. d.) oder Meſtize (f. d.); Quarterone,
m. in Spanien früher ein Olmaß von 0,126 1, aud)
ein Gewicht von 115,023 g; Quartett, n. it. Quar⸗
tetto u. Quadro, fr. Quatuor; Tonf. ein vier-
jtimmiges Singftüd, Viergefang; auch ein Vier-
ſpiel, Tonſtück für vier Injtrumente, gem. Zwei
eigen, Bratſche u. Violoncello, od. Piano, Geige,
Bratiche und Violoncello; Versk. = Duarder-
nario, ].d.; Quartettino, n. ein Fleines vier-
ftimmiges Stüd.
Onartadezimäner, pl. eine Keßerjefte, melde das
Diterfeft am 14. Niſan (quartus decimus, |. der
vierzehnte), dem jüdischen Paſſah feierte.
Onarticeno od. Onarticino, m. it. (pr. —tjcheno,
—tjchino) ehemals ein Getreidemaß in Bologna—
1/, Quartirolo = 1,229 1.
Duartidt, fr. |. Dekade.
Quartier, n. (vom fr. quartier) daS Biertel eines
Sanzen; Viertelmas, —=Duart; das Wappenfeld;
Ferſenleder an Schuhen; Schiffipr. die Zeit der
Wache bis zur Ablöfung, auch Duartier-Wade
und Duarte; Bauf, ein Viertel- (Mauer-) Stein,
daher Dreiquartier, der Dreiviertelftein; bei.
ein Stadtviertel u. überh. Stadtbezirk; daher für
Aufenthalts» oder Wohnort, Wohnung; bei Sol-
daten: das Einlager oder Lager, die Herberge,
Unterkunft, Raft, Standort; Haupt-Duartier,
Hauptitandort;Stand-Du., Standlager,Radht-
er EN
quartieren
Du, Nachtherberge, Nachtlager, Winter-Ou.,
Winterrajt, der Winterjtand; — umeig. Krfpr.
Schonung des Lebens, Gnade, 3. B.um Quartier
bitten, um Verſchonung des Lebens bitten; je»
mand Du. geben, ihm das Leben fchenfen oder
friften; quartieren od. einguartieren, Soldaten
einlegen od. einlagern, ihnen Herberge, Wohnung
oder Obdach verschaffen oder anweiſen; Einquar—
tierung, f. die Einlegung, Einlagerung, das Ein-
fager: Quartier Amt, n.das Einlageranıt; Qu.—
Meiſter, m. ein Wohnungsbeforger, Raſtmeiſter;
auf Schiffen, Schirmmann, Gehilfe des Steuer-
manns, Auffeher der Schiffswachen ꝛc.
quartieren, nl. (v. [. quartus, der vierte) Gold u.
Silber in dem Verhältnis von 1 zu 3 zuſammen—
ſchmelzen, um e8 dann durch die Duart zu jchei-
den; Quartation oder Onartierung, f. Schei-
dung durch die Quart, d. i. die Scheidung des
Goldes vom Silber durch Salpeterfänre (Scheide-
wafjer), wenn das Verhältnis beider Metalle =
1zu 8 ift.
Quartilla, f. ſpan. (ſpr. —tilja) ein ehem. ſpan.
Getreidemaß — Fanega = 13,8751; auch ein
Wein- u. Branntweinmaß — . Mayo—4,034 1;
Quartillo, m. jpan. (ſpr. —tiljo) eine ſpan. Kup—
fermünze — Neal od. 81/;, Maravedi; auch ein
fpan. Gewicht, ungef. 1 Pfund; ein Flüfjigfeits-
maß — A Quartilla = 05041; ein Getreidenaß
—1/,, Duartila = 1,1561; auc ein Flächenmaß
— 1/,,; Fanegada = 1,351 3; Quartilho, m. ein
früheres portugiefiihes Flüſſigkeitsmaß, —!/4, Al-
mude = 0,355 1; Quartino, m. it. ein Fliffigfeit3-
maß in Aleffandria und Florenz = 19%, Barifer
Kubikzoll; eine ehem. Rechnungsmünze in Neapel,
etwas über 1 Pf.
Quartiroͤlo, m. it. ein Fruchtmaß in Bologna, —
1/, Stajv = 4,915 |.
quarto, l. ſ. unter quartus.
Quarto, m. jpan. u. it. ein Biertel (Duart); eine
Rechnungsmünze von verichied. Wert, in Spanien,
Gibraltar, Marokko u. in Merito; ein Flüſſigkeits—
maß in Barcelona; auch ein ital. Getreidemaß; in
quarto, j. Quart.
Duartodezimaner, pl. = Duartadezimaner.
Duartuccio, m. it. (jpr. —tütticho) ein Fliiffigfeits-
map in Mejfina, der achte Teil einer Kanne, ein
Achtelquart; in Toskana früher ein Getreidemaß
— Y,.», Stajo — 0,190 1; aud ein Weinmaß —
eo Barile de vino — 0,285 1.
quartus, a, nm, l. der ꝛc. vierte (vgl. Duart);
Quartus, m. derBierte, bef. ver vierteXehrer, od.
Lehrer der vierten Klajje einer Gelehrten-Schule;
quarto, zum vierten, vierten?.
Quarz, m. dtich. (wahrſch. von Warze, gleichjam
Benarz, wegen der Kriftall-Erhöhungen auf der
Oberfläche) eine aus mehr od. wenigerreiner Kiefel-
ſäure beitehende —— häufig in Kriſtall—
form; Quarzit, m. Quarzfel3, eine Gebirgsart.
Quas, j. Kwas.
quasi, [. gleichſam, als wenn, oder wie wenn, ge—
wilfermaßen, einigermaßen, ungefähr; it. Tonf.
faft, beinahe; in — 3. B. ein Quaſi—
Gelehrter, Qu⸗Doktor, ein angeblicher Ge—
lehrter ꝛc. Schein» oder Halbgelehrter, Afterarzt,
od. gem. ein Stück von einem Gelehrten ꝛc.; Qu.⸗
Affinität, f. ein der Verfhmwägerung ähnliches
Verhältnis; Qu.-Kontrakt, m.ein Scheinvertrag;
ein Rechtsverhältnis, welches wie ein Vertrag be-
handelt wird, ohne ein wahrer Kontrakt zu ein;
Qu.⸗Delikt, n. eine an ein Vergehen grenzende
Dnatember 119
Handlung, die inihren privatrechtfichen Wirkungen
wie ein Vergehen behandelt wird; Qu.-Deſertion
oder quasi-desertio, f. (val. Dejertion) eine der
Berlajjung gleichfommende Berfäumung des Ehe-
aatten, Verweigerung der ehelichen Pflicht; Qu.—
Dominium, n. ein Schein- Eigentum, welches für-
erit wie ein Eigentum behandelt wird; Qu.-Legi⸗
timität, f. angebliche od. Schein-Nechtmäßigfeit;
Qu.⸗-Poſſeſſion, f. ein uneigentlicher Beſitz, Beſitz
unförperlicher Dinge, bei denen ein Beſitz im enge—
ven und eigentlichen Sinne nicht denkbar ilt; Qu.—
Tradition, f. eine die Stelle förmlicher übergabe
vertretende Handlung; Qu.-Uſusfructus, m. das
jemand erteilte Necht, eine Sache beliebig zu ge-
brauden, mit der Bedingung, diefelbe ent von
gleicher Art und Güte oder den Wert dafiir zu er-
itatten; uneigentlicher Niegbrauch, da der Nich-
brauch im eig. Sinne auf Sachen befchräntt ift, die
gebraucht und zurückgegeben werden fünnen; Quga=
ſimodogeniti, der erite Sonntag nad) Oſtern (eig.
quasi modo geniti, „mie die Neugeborenen” von
den Worten der lat. Meffe: 1. Petri 2,2): quasi
re bene (optime) gesta, gleich]. al3 wäre alles
vecht gut (vortrefflich) getan.
wüfttor, m. [. (vd. quaer£re, fuchen, fragen ꝛc.) eig.
Suder; Unterfucher, Rechtſucher; Quäſitum, n.
das Gejuchte,
Quaͤſſia oder Quaſſie, f. Bitterholz, Bitterwurzel,
oder Bitterrinde, ein magenjtärfendes Heilmittel
von einem Baume in Surinam (angeblid von
einem Neger, Namens Eoaffi entdedt und nad
demſelben benannt); Quaſſienbecher, m. ein aus
Quaſſiaholz gedrechjelter Becher, welcher dem eine
Beitlang darin gejtandenen Weine die Bitterfeit
und Heilkraft der Quaſſia mitteilt; Quaſſia- Ex—
traft, m. ein durch Auskochung des Duafjiaholzes
gewonnener Dickſaft; Quaſſitn, n. der eigentüm—
liche Bitterftoff der Quassia amara u. excelsa.
Dusaftion, f. I. quaestio (von quaerere, juchen,
fragen) oder Queſtion (fpr. keſtjong), die Trage,
Streitfrage, Aufgabe, Unterfuhung, der Streit»
punft; die peinlihe Frage, Folter; quaestiofacti,
die Frage nach dem Tatfächlichen, im Gegen). der
Unterfuchung des Rechtsgrundſatzes; qu. juris,
Nechtsfrage; der Mann oder die Sache quae-
stiönis oder en question (pr. ang feitjöng), die
Perſon oder Sadıe, wovon die Nede oder Frage
it, die fragliche Sache, die bewirgte oder in Rede
ſtehende Sache, der vorliegende Fall, der fragliche
oder erwähnte Mann, oder unfer Mann; Quäſtio—
narii, pl. Scholaftifer (f. d.) im 13. Sahrh., welche
eine Menge ſchwieriger Fragen in der Theologie
aufwarfen; quäftionteren, nl. (fr. questionner)
fragen, ausfragen, befragen, jemand mit Fragen
zujegen, peinigen; quäjttontert, fraglich, betvei-
fend, in Frage jtehend; auch — quaestionis, 3. B.
die quäftionierte Sade; Quäſtor, m. pl.
Quäjftoren, l. im alten Rom eine den öffentlichen
Schatze vorstehende Magijtratsperjon, welche die
Einfünfte des Staates eintrieb (quaerebat): ein
Schatzmeiſter, Rentmeifter, Stadtfänmerer, Ned)-
nungsführer der Einnahmen und Ausgaben; auf
Univerfitäten der Einnehmer der Honorare für die
Borlefungen ; Quäſtur, f. (I. quaestüra) das Amt
und das Einnehmezimmer eines Quäſtors.
Dnatember, m. (mi. quatempöra, vom l. quatuor
tempdra, Bierzeitentage) das Jahresviertel, =
Quartal; der —— — vd, Vierteljahrs«
tag, mit welchem ein Quatember oder Viertel»
jahr anfängt; das Quatembergeld, Abgabe, weldhe
720 Quaterne
am dieſe Zeit entrichtet wird; bei Kathol. drei
DENE Faſttage (Mittwoch, Freitag, Sonn»
abend).
Quaterne, f. nl. (v. I. quaterni, ae, a, je vier) in
der Zahlenlotterie ein Biertreffer od. Viergewinn;
bei Buchdr. ein Vierheft, eine Lage von vier Bo—
gen. die mit demfelben Buchjtaben bezeichnet find;
guaternär, [.(quaternarius)vierfach, geviert, aus
vier bejtehend; quaternäre Gebilde jind die
vierten und legten Qagerungen in den Geitein-
Sildungen; Quaternarius, ſ. Dimeter; Qua—⸗
ternio, m., pl. Quaterniẽnen, nl. ein aus vier
Stüden beſtehendes Ganzes; be}. in alten Hand-
chriften und Büchern: eine Lage von vier inein-
andergelegten Doppelblättern; Onaternität, £.
‚nl. Vierfältigkeit.
Dueterson, m. — ſpan. Duateron, ſ.d.
ausire, fr. (/pr.fattv’; v.L.quatuor)vier; enquatre
souleurs (jpr. ang kattr' fulöhr), in vier Farben;
a quatre Epingles (jpr. a Fattr’ epängl’), eig. mit
vier Stednadein, d. i. jehr gepußt, gejchniegelt;
(von einer Rede) geziert; à quatre mains ({pr.
— mäng), zu bier Händen, — (zu ſpielen);
— pl. vierhändige Tonſtücke für das
Vianoforte; quatre mendiants (ſpr. — mangd—
jäng), pl. eig. vier Bettler: Bettler-Naſchwerk,
vielerlei Früchte beim Nachtiſch, nämlich Mandeln,
Nüſſe, Feigen und Roſinen, auch Studentenfutter
genannt; Onatretour, f. beim Billardſpiel eine
Partie unter vier Spielern; Quatrain, m. (jpr.
Saträng) ein Biervers, Strophe od. kleines Gedicht
in vier Verſen.
Zuatrieinium, n. nl. Tonk. ein Tonftüd für vier |
Dörner od. Trompeten; Quatridüum, n. |. eine
viertägige Friſt, Zeit von vier Tagen.
guaitro, it. (v. I. quatuor) vier; a quattro oder
a quattro voei (jpr. — wotſchi), Toni. (ein Ton-
id) zu vier Stimmen; Quattrocentiſften, pl.
italieniſche Schriftſteller, Künſtler ꝛc. des Quattro⸗
cento, n. (wo man 400, näml. zu 1000 ſchreibt),
d. i. de3 15. Jahrhunderts; Quattrino, m. eine
tleine Rechnungsmünze von verſch. Wert, im ehem.
Kirchenſtaat, Florenz, Piemontze. jo genannt, weil
jie vier Denari (ſ. d.) gilt.
yuatüor, l. vier; Quatuor, n. |. Duarteti; Qua⸗
tuorbir, m. l. ein Biermann, Bierherr, Mitglied
eines Amts (Rollegiums) von vier Männern im
alten Nom; pl. quatuorviriz; aud) ein obrigfeit-
Sicher Poſten in den ehem .Reihsftädten; Onatuors
sirät, n. daS Bierherrenamt.
Dun, ;. Duai.
Quebracho, m. portug. (engl.-amerifanifch, pr.
kebrãtſcho) ein ſüdamerikaniſcher Baum, beſonders
der weiße Quebrachobaum; auch: die Rinde dieſes
Baumes.
Dueens-Bench, n.engl.(pr.fwihnsbenjch;v.queen,
Königin) eig. Bank der Königin, das Obergericht
in London unter der Regierung einer Königin (vgl.
KingsBend); Queens-Metall, n. ein Miſch—
metall aus Zinn, Blei, Antimon und Wismut;
Du.-PBipe, k. (ſpr. — peip) eine Niederlage in
Zondon, in welcher die mit Befchlag belegten Waren
aufbewahrt werden, ſcherzhaft der Königin Pfeife
genannt; Qu.⸗Ware, f. (ſpr. — währ) eine Art
Steingut.
Quei, m. eine alte Kine. Minze in Form eine
langen Rechteckes mit einem vieredigen Loche.
suelgue chose, fr. (ipr. kelkſchohſ') irgend eine
Sade, irgend etwas; Quelquecheſerien, pl.Klei-
|
nigfeiten, kurze Ware.
guid
Quemaders, m. jpan. (von quemar, verbrennen, I.
eremäre) die Brandftätte, der Verbrennungsortder
zum Feuertode verteilten Reber.
Querens, f. [. die Eiche, der Eihbaum; Querein,
a. nl. der Eichenftoff, ein in der Rinde der Siein-
eihe (Quercus robur) aufgefundener kriſtallin.
Ditteritoff; Quercitrin oder Önereitreitt, n.
barb.-L., aud; Quercitroͤngelb und Ouereitrin=
fäure, ein gelber Färbeftoff von der gemahlenen
| — der nordamerikaniſchen Färbereiche (G. tinc-
toria).
Querẽl, f. [. querela, die Klage, Beſchwerde, Klag⸗
ſucht der Zank, Zwiſt Hader, fr. Querelle, f. (ſpr.
kerell pl. Querellen, Händel und Zankereien;
querelanullitätis, =Nullitäts-Rlage;gues
reilieren, fr. (quereller, pr. ferell—) zanken fei-
jen, ftreiten, hadern; Querelleur, m. ipr. ferellöhr)
ein Hänfer, Händelfucher; Querelle d’Allemand,
ſJ. unter Allemande; querulieren nl. (vom J.
querülus, klagend, kläglich) gern klagen, ohne er-
hebliche Urfache Beſchwerde führen; Ouerulint,
m. ein Klagjüchtiger, Klagluftiger; Rſpr. (ohne ge—
häſſigen Nebenbegriff) wer eine Klage ind Gericht
gibt; Querulũt, m. der, gegen welchen eine Klage
eingegeben wird.
Dnene, f. fr. (ſpr. köh'; altfr. coe, prov. coa, ital.
coda, d. I. cauda) der Schwanz, Schweif; der Roß⸗
ſchweif des türf. Statthalters; der Billardſtock,
Stoßftod (in diefer Bed. gem. da3 Queue); das
Saitenbrett an eigen 2c.; ein franzöf. Weinmaß;
Krk. die legte Abteilung, das Ende, der Nachtrab,
der !chte Re 3.8. Aufmarſch in
die Dueue, Aufmarſch auf das Ende; Gefolge,
Gefolgſchaft; bei öffentlichen Feierlichkeiten, Thea-
tern 2c. die Reihe der hintereinander aufgeftellten
fih zum Eingange oder Zufhauen drängenden
Perionen; aud) ein vergitterter Raum vor dem Ein-
sang zu Theater-Rafjen u. dgl. zur Verhütung des
Men chenandranges; jemandemeinQueuelegen
heißt daher, ihm ein Hindernis in den Weg legen.
Quibble, n. engl. (ſpr. kwibbel) ein Wortfpiel, ein
wißiger, mutwilliger Worttaufh, eine Zweideu—
tigfeit,
Quichua, n. jpan. (ſpr. kitſchua) od. Kechua (ipr.
fetfchua) die einheimifche Sprache von Peru jeit
der Herrichaft der Inkas, die noch jetzt jelbit vor
vielen Spaniern gejprochen wird. 3
Quick Lunch, m. engl. (ſpr. kwick lönſch; v. quick,
febendig, jchnell) ein fehr rajch eingenommenes
Frühſtück, wie es der amerifanifche Geſchäftsmann
in wenigen Minuten zu verzehren pflegt, um ſo—
fort wieder an ſeine ——— gehen zu können;
„atemloſes Frühſtück“. .
quid, I. (neutr. v. quis, wer) was? quid facien-
dum? was ift zu tun? qu. faciemus nos, mas
werden oder follen wir tun? qu. hoc sibi vult,
was will daS? was foll das heißen? — qu. juris,
was Rechtens ift; qu. juvat aspectus, si non
conceditur usus? was hilft das Sehen, wenn
man e3 nicht genießen darf? qu. novi? was gibt’s
Neues? qu.reit was gibt’3?quidditas od Quid⸗
dität, £. barb.-lat. in der ehemaligen philojoph.
Runftipr. eig. die Washeit, Wefenheit, der abitrafte
oder abgezogene Begriff der Behauptung, daß eine
Sache etwa fei; Quidproquo od. qui-pro-qUO,
n.nl. ein Was⸗für-was, Eins fürs andere, ein
Verſehen, eine Vertaufhung, ein Mißverſtändnis,
eine Begriffs- Perfonen- od. Namenverwechſelung;
quiäquid agis, prud6nter agas, et respice
finem! was du tuft, das tue vorjichtig und be—
BEE RER —
EEE EN
Quidam
denke das Ende! quidquid delirant reges, plec-
tüntar Archivi, d. i. die dehler der durnen
müſſen die Untertanen büßen, oder Herrenfünde,
Bauernbufße; „wenn jich die Könige raufen, müſſen
die Bauern Haare lafjen” (Seume).
Quidam, m. I. (quidam, quaedam, quoddam) ein
gewiljer, jemand.
Dutddität, quid faciendum etc., Quidproquo,
quidquid, . unter quid.
quieſzieren, [. (quiescere, v. quies, Gen. quietis,
die Ruhe) ruhen, ruhig fein; fich beruhigen; ftillen,
bejänftigen; einen —,in Ruheſtand verjegen; autiej=
ztert, beruhigt, befänftigt; auch in Ruheſtand
verſetzt; Quieſzent, m. (quiescens) ein in Ruhe—
Stand Verjegter; Quieſzenz, f. (ſpätl. quiescentia)
die Ruhe, der Ruheſtand; Ontetift, m., pl. Quie⸗
tiften, nl. Nuhefreunde, Gefühls- oder Empfin-
dungstöter, eine ſchwärmeriſche chriſtl. Sekte, im
17. Jahrh. von einem ſpaniſchen Prieſter, Mi-
hael Malinos, begründet; Quiktismus, m.
die Rehrederjelben: Ruhe durch völlige Verjenfung
des Gemüts in Gott; die Gemütsruhe; Onietid,
n. Beruhigungs-, Befänftigungsmittel; quieto,
it. Tonf. mit Ruhe vorgetragen, gelafjen.
Quieta non movere, d. i. das Ruhende nicht ſtören
(al3 Grundſatz Bismardicher Staatsklugheit, War-
nung vor übertriebenenm Streben der Regierung
nach Reformen).
Quilat, Quilaͤte, m. jpan. und port. (fpr. fildte,
entit. au arab. kirät = farat, f. d.) das Karat,
früher ein fpan. Goldprobiergewicht = !/o, Marco
— 9585 g; aud ein jpan. Edellteingewiht —
1/40 Onca (Unze) = 0,199693 g; in Bortugal früher
als Goldprobiergewicht = 1/y, Marco — 9,563 g,
als Jumelen- und Perlengewicht der Einheit =
0,20583 g.
Quillage, f.,r.n. fr. (ſpr. fijdi’; v. quille = Kiel)
der Landezoll, das Kielrecht, Kielgeld, Zoll von
Handelsjchiffen, diezum erjten Male in einen franz.
Hafen einlaufen.
Quillot, m. fr. (ſpr. tij6), Killo, Kilo, &hild oder
Ehile, der Kübel, ehemals ein tiirf. Getreidemaj;
von Fortin — 35 bis 37 1; vgl. Killo.
Stine. n. engl. (v. quilt, durchnähen, fteppen)
= BSTLEE, 1. d.
Quimos, pl. (pr. ii— ; madagaijiich: anachimusse,
Zwerg) ein angebliche Zwergvölkchen auf Mada-
gasfar (eine Art Kretins).
Quina od. Quinaquina, f. ſpan. = China, China-
rinde, dgl. Quinquina; Ouinät,n. nlat. china-
faures oder fieberrindenjaures Salz; Oninin =
Ehinin.
quinär, I. (quinarius, v. quini, je fünf) aus fünf
bejtehend, gefünft, fünffach.
Quineaillerie, £. fr. (fpr. fängfajerih; v. quincaille,
furze Ware, Klingware, — clincaille, v. holländ.
klinken = fingen) Kurzware, Eifenfram, Klin-
gelfram.
Duindecagon, n. [.-gr. (v. l. quind&cim, fünfzehn,
und gr. gonia, Winkel, Ede) ein Fünfzehned.
Duine, f. fr. j. Quinterne unter quintus.
Dninette, f. fr. (ſpr. fin—; ſpan. quinete) eine Art
Kamrlot, entweder ganz von Wolle oder mit Zie-
genhaar vermiſcht.
qui nimium probat, nihil probat, [. wer zu viel
beweiſt, bemweift nichts.
Dninin, ſ. unter Duina.
quinfelieren(einemitder fremden Endung —ieren
verjehene Weiterbildung zu quengeln, das wieder
ein mitteldeutiche® Intenfivum zu dem hochd.
Heyſes Fremdmwörterbud. 21. Aufl.
—— — —ñ —ñ — — — — ee — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — ee ee ——
Quintiniſten 721
twengen, d.i. zwängen, bedrängen, iſt, eig. quenge-
fieren, quingelieren, das i erflärt fich aus den oit-
mitteldeutfhen Formen: quingen, Quinger für
bchdtich.twingen, Twinger,d.i.zwingen, Zwinger),
über Kleinigteiten Hagen, jemand durch ſolche Kla—
gen fortgeſ Fü beläitigen, ua prejjen, drängen;
in weinerlich Häglichem Tone mufizieren, dudeln.
Quinfung, m. l. (v. quinque, fünf, und unica, j.
Unze) 5/8 eines Ganzen; ein Gewicht von 5 Unzen,
j. d.; eine Minze von ’/ıo AS; die Gejtalt einer
röm.V, die Fünfform, z.B. Bäume 2c.; in quin-
euncem, in Fünfform oder ins Kreuz, pflanzen:
373; die Aufftellungsart der römijchen
Soldaten.
Quinoa, f. (ipan. quinda, peritan. kenua) meiß-
jamiger Gänſefuß (Chenopodium quinoa), eine
hirfenähnliche Pflanze in Peru, deren nahrhafte
Samenförner zu Brei, Suppen, aud) zu gegorenen
Setränfen benußt werden.
Quinola, f. jpan. (fpr. ki ) ein fpanifches Karten-
jpiel mit vier Karten; auch der Herzbube im Re—
verfispiel.
quinque, lat. fünf; Oninguagenarins, m. (von
quinquaginta, fünfzig) ein Sünfzigjähriger, Fünf—
ziaer; Quinquageſima, f. (sc. dies) od. Sonntag
Duingnagefima,der7. Sonntag (eig. der 50. Tag)
vor Oſtern, gem. Eſtomihi (. d.), Faſtnachts—
Sonntag, vgl. Septuageſima; Quinquangülum,
n. nl. ein Fünfeck; quinguangulär, fünfwinklig,
«eig; Quinquecentiſten, pl. nl. (it. cinquecen-
tisti) italienische Schriftiteller des 16. Jahrh.;
Quinquennium, n. [. (v. annus, Jahr) ein Jahr-
fünft, die Fiünfjährigfeit; ein Zeitraum von
5 Sahren; quinguennäl (1. quinquennälis, e)
fünfjährig od. fünfjährlih; Oninguennäl, n., od.
Quinquenöelle, f. nl. eine fünfjährige Mahnfriſt,
ein Anftandsbrief auf fünf Jahre, vgl. Mora-
torium; Quinquennalien, pl. Feſte aus der
röm. Raiferzeit, alle 5 Jahre gefeiert; Oningue-
rẽme, f. I. (quinquer&mis, v. remus, Ruder) ein
Fünfruderer, fünfrudriges Schiff, ein mit fünf
Reihen von Ruderbänfen verſehenes Schiff; Quin⸗
quertium, n. 1. = gr. Bentäthlon, der Zünf-
kampf, oder die fünferlei Arten von Kampfübungen
bei den Alten: das Springen, Scheibenwerfen,
Spießwerſen, Wettlaufen und Ringen, welche der
Kämpfer in einem Kampfipiele fiegend durch—
machen mußte, wenn er den Preis erringen wollte.
Quinquets, pl. fr. (pr. kängkehs) Argandiche Lam-
ven mit doppeltem Lichtjtrome (nach dem Erfinder
Quinquet benannt).
Quinquevir, m. I. ein Fünfmann, Fünfherr oder
Fünfherrider, einer von fünf Männern, melde
zuſammen ein obrigfeitlicheg Amt verwalten, pl.
quinqueviri; Quinquevirũt, n., r.m. (I. quin-
quevirätus) das Yünfherrenamt; die Fünfherr-
Ichaft, vgl. Bentardie.
Quinguille, |. Cinquille, *
Quinquillion, f. Millionen mal Quadrillion, oder
die fünfte Potenz einer Million.
Quinquina, f. (ſpan. quinaquina) eig. die Rinde
der Rinden, der amerikanische Name der Fieber-
rinde oder China, ].d.
Quinta 2c., |. unter quintus.
Quintal, m. fr. (fpr. fängtal; ſpan. quintal, v. arab.
kintär, ein Gewicht von 100 Pfund, und dies v. 1.
centenarfus, aus hundert bejtehend, wovon auch
unfer früherer Zentner ftammt, ml. centena-
rius, centenarium) ein Zentner von 100 Pfund.
Quintiniſten, pl. die Anhänger des freigeifteriichen
46
122 quintus
und unfittlihen Schneiders Jean Quin!in aus der
Pikardie im 16. Sahrh.
quintus, a, um, [. der.:c. fünfte; Quintus, m. der
Fünfte; bei. der Lehrer der fünften Klaſſe einer
Säule; Quinta, f. die fünfte Schulklajje od. Ord-
nung; jpan. und port. (jpr. finta) ein Landhaus,
Meierhof) (jo genannt, weil der Pächter ehemalß */s
des Ertrages an den Eigentümer red mußte);
Quintäner, m. I. (quintänus, die fünfte Stelle in
einer Reihe einnehmend) ein Schüler der fünften
Klafje; Onintäng, f., od. Quintãn-Fieber, n. das
fünftägige Fieber; Quintatön, n. Tont. ein geded-
tes Flötenwerfinder Orgel; Quinte, f.(v.1. quinta)
Tonf. der fünfte Ton vom Grundton; die fünfte,
jegt die vierte, od. feinste, dünnfte Violinjaite (E);
die Altgeige; im Pikettſpiel fünf aufeinander fol-
gende gleichfarbige Blätter; Fechtk. die fünfte Stop-
art; daher pl. Ouinten, eig. wohl Fechteritreiche;
liſtige Streiche, Kniffe, Flauſen (Finten); Quin-
tenmader, m.ein Flauſenmacher, Ränkeſchmied;
Quinterne, f. nl. auch Duine, beim Lottofp. ein
Sünftreffer, vgl. Duaterne; Oninterne, aud)
ein ehem. in Stalien übliches, der Zither ähnliches
Saiteninftrument; Oninternio, m., pl. Quin⸗
terniönen, eine Lage von 5 ineinander gelegten
Doppelblättern (vgl. Duaternio); Quintersn,
m. jpan. eig. ein Fünftelneger, ein Abkömmling
von einem Europäer und einer Duarteronin (vgl.
Duarteron); Oninteffenz, f. (fr. quintessence,
v.l. quinta essentia, d. i. eig. fiinfte Sein3- oder
Weſensſtufe, urfpr. Überfegung der p&mpte usia
des Pythagoras) der Kraft-Auszug od. Kern, der
Snbegriff, die Hauptjache, das Feinjte, Edelite und
Beite von einer Sache, eig.der durch chemiſche Kunſt
fünfmal ausgezogene Geiſt eines Stofjes; quint-
effenziert,barb.=!. in einen Kraftauszug gebracht;
Duintett, n. (it. quintetto) Tonf. ein Fünffpiel
od. Fünfgeſang, fünfftimmiges Tonſtück; Quin—
ticlãvus, m. nl. (fr. quinticlave) der bewegliche
Teil am Waldhorne zur Veränderung der Töne;
Quintidi, m. fr. ſprkängtidi) der fünfte Tag der
Defade (ſ. d.); Duintilts, m. I. der fünfte und
jpäter der fiebente Monat im rom. Kalender,
welcher algdann Julius genannt wurde; Quin—⸗
tilfe, j. Cinquille; Quintilſchein, m. Sternt.
der Gefünftichein; quiutieren, fr. (quinter) Tont.
durch Duinten fortjchreiten; mit dem Probeſtempel
zeichnen, ftempeln, bei. Gold u. Silber; Quinto,
n. ein Gold» u. Handelögewicht auf der Weſtküſte
Afrikas; Quintoͤle, f. Tonk. eine Tonfigur aus
fünf Noten, welche, zufammenhängend vorgetragen,
den Wert von 4 jolden Noten befommen; Quin-
tüpfum, n. nl. das Fünffache; Quintünel⸗Al⸗
liance, f. ein Fünfbund, Bündnis von fünf Mäch—
ten; Ou.-Traftät, m. ein fünfjeitiger Vertrag,
eine Übereinkunft unter fünf Mächten; quintup=
lieren od. quinfuplizieven,berfünffachen; Quin⸗
tuplit, f. Rſpr. die fünfte Gegenſchrift.
Quinze, k.fri(ſprikängſ') fünfzehn; ein Haſardſpiel mit
Karten; Quinze⸗et⸗le⸗va, das Fünfzehnfache des
Einjages als Gewinn im Rharaoipiel, ſ. Baroli.
Duipos oder Quippos, pl. (ipr. fipos; v. peruan.
quipu, Knoten) Knotenſchrift der alten Beruaner,
farbige Schnüre, auf manderlei Art verfnüpft und
verjehlungen, welde den Beruanern als Schrift-
zeichen dienten.
qui proficit in artibus et deficit in moribus,
plus deficit quam profieit, lat. wer im Wifjen
zunimmt und in den Gitten abnimmt, der nimmt
mehr ab als zu.
nn ar — —
quomodo
ui pro quo, j. Quidproquo.
uirat,.n. (= arab. kirät, ſ. Karat und Quilat) in
Ägypten ein Medizinafgewicht u. ein Gewicht fiir
Edelmetalle = !/, Drachme = 0,772 g.
—— I. (v. fabin. quiris od. curis, Speer
bei den Sabinern ein Beiname de3 Mars, bei
den Römern Beinante des vergötterten Romulus;
Quirinäl, m. der (früher päpftliche, jest könig⸗
liche) Palaſt auf dem gleichnamigen Hügel (1. collis
Quirinälis) in Rom; Quirinalia, pl. ein dem Ro-
mulus zu Ehren gefeiertes Feſt im alten Rom;
Quiriten, pl. (lat. Quirites) ein Ehrenname der
. altröm. Bürger, feitdem ſich die Sabiner mit ihnen:
vereinigt hatten, von gleicher Abitammung mit
Quirinus, od. n. a. weil fie eine Stadt Quiris
oder Cures befaßen.
Quisisana, it. (qui = hier, si — man, sana — ge-
neit, gejundet, alfo: „Bier geneit man’), Name
eines füniglichen Luſtſchloſſes in Stalien; danach:
Name vieler Villen und Sanatorien in Badeorten.
Quisquilien, pl. lat. (quisquiliae) ſchlechter, un-
braudhbarer Abfall, Unrat, Ausfehricht; Lumpe—
reien, Plunder.
guitt (fr. quitte, prov. quiti, ſpan. quito, dv. [.quie-
tus, ruhig) frei oder befreit, ledig der Verbindlich—
feit zu bezahlen, ohne Anſpruch; quitte ou double
jpielen, fr. (pr. fit u. dub'l) los od. doppelt, das
Verlorene enttv. gar nicht, oder doppelt bezahlen;
uneig. alles aufs Spiel jegen, alles wagen, um
th aus einem verdrießlichen Handel zu helfen;
quittieren (fr. quitter, überh. verlafjen), quitt,
frei oder von Anfpruch los maden; fich entledigen
einer Verbindlichkeit; fosfprechen; den Empfang
einer Geldſumme ſchriftlich bejcheinigen, beglau-
digen; ein Amt, Spiel od. Vergnügen 2c. guitttes
ren, d. i eö niederlegen, aufgeben, Verzicht darauf
tun; Onittance, f.fr.(fpr. fittdngß’) die Quittung,
der Empfangſchein.
qui tacet consentit. ſ. unter tace.
auisva-la? 0d. qui vive? fr. (jpr. fimald, Fimim’)
wörtl. wer geht da? wer lebt? — wer da? (der
Anruf franzöliiher Schildwachen, wenn fich je-
mand nähert).
Qui vivra, verra, fr. (jpr. fi wiwra, werra) wer
lebt, wird es jehen, d. h. die Zukunft wird es
zeigen.
quod, l. (neutr. von qui, wer) was; quod bene
notändum, ſ. unter notieren; quod bonum,
felix faustam-(fortunatum-)que sit! mas
gut, glüdlich, zum Heil und gejegnet jei; od. möge
e3 gut und glüdlich vonjtatten gehen! — quod
eito fit, eito perit, was jchnell zuitande fommt,
vergeht auch ſchnell; quod Deus bene vertat!
j. unter Deus; quod erat demonsträndum, ſ.
demonftrieren; quod non est in actis, non
est in mundo, l. alter Grundſatz des früheren
Prozeßrechtes: was nicht in den Akten jteht, ift
(fürden Richter) nicht vorhanden; quod licet Jovi,
non licet bovi, was dem Supiter erlaubt iſt, ift
darum dem Ochſen nicht erlaubt, d. i. eins ſchickt
fich nicht für alle.
Quodlibet, n. I. (eig. quod libet, was beliebt) ein
Wa3- beliebt, od. Was-man-will; etwas ohne Ord-
nung u. Zuſammenhang oder doc mit jcheinbarer
WillkürZuſammengeſtelltes, z.B. ein ſolches Mufif-
ſtück, Gemälde 2c., ein Allerlei, Allerhand, Miſch—
maſch, auch ein Allerhandgemälde zc.; ein aus meb-
teren Spielen bejtehendes KRartenjpiel.
quomödo, l. wie, auf weldhe Weife; das Quomöde,
die Verfahrungs- oder Behandlungsart.
quondam Rabuliſt 123
uöndam, [. einſtmals, ehemals, weiland. ten; Quotation od. Ouotiſation, f. die Unteil3-
worum, engl. die gejetzlich feitgejeßte Zahl der in Berechnung u. -Verteilung; Quotität. f. das An-
eine Körverthaft Mitglieder. teilsverhältnis.
quos ego!L. ich will euch! — wörtlich: die ich ſnäml. quot capita, tot sensus, l. jo viel Köpfe, jo viel
hart züchtigen werde), abgebrochener, drohbender | Sinne,
garıf des Neptun an die Winde, die wider feinen quotidiäna od. cotidiäna vil6scunt, I. (quotidiä-
illen gejtiivmt Hatten, bei Virgil (Aneas J. 135),
ſprw. f. eineStrafandrohung überh.; ein Gemälde,
welches den Neptun als Beihmwichtiger der Wogen
darjtellt.
nus, &,um,od.cotidiänus, v. quotidie od. cotidie,
täglich) Alltägliches wird wertlos od. wird gering
. geachtet; quotidiänus typus, m. die tägliche
(pünktliche) Wiederkehr einerKrankheit (vgl. Typus);
Quöta od. Quote, f., auch Quotum, m. I.(v. quo- | Quotidiãn⸗-Fieber, n. das tägliche Fieber; Quo⸗
tus, a, um, der wievielite; quota, Sc. pars, der wie— tidienne, f. fr. (pr. kotidi ) eine tägliche oder Ta-
vielite Teil) der verhältnismäßige Anteil, gebüh- | ges-Beitung.
rende Teil, der Berhältnisanteil, die Teilgebühr; Quotient, guotieren, quotiſieren, Onotifation,
pro quota, nad) dem Verhältnisteil, verhältnis- | Quöotität, j. unter Duota.
mäßig; QOnotidnt, m. nl. v. l. quotiens od. quo- | quot verba, tot pond£ra, I. fo viel Worte, jo viel
ties, wie oft, wie vielmal?) Rechenk. der Teilzähler, Gewichte,
die Teilzahl, die durch die Diviiion herausgebracht | Quotum, j. unter Quota.
wird; quotieren, Ripr. verhältnismäßig verteilen; | quoüsque tandem! I. wie lange denn, oder wie
die zu einem Prozeß gehörigen Schriften mit Zay- u noch (näml.joll e8 dauern oder jo fortgehen)!
fen verjehen, beziffern (vgl. Fotieren); quoti— die Anfangsworte der erſten Rede des Cicero gegen
tieren, verhältnismäßig verteilen (auch kotiſie— Gatilina.
ten, (. d.); Quotifierung eines Verfehrs, d.h. | quovis modo, j. unter Modus.
Berteilung eines Verkehrs auf die einzelnen Rou—
Ri.
Abkürzungen: R, al3 17. Buchitabe in der Rubri- | herabſetzen; im Preiſe fallen, wohlfeiler werben;
zierung —17, als Zahlzeichen griehiih e—=100, | Wabaiffement, n. (fpr. rabäß’ındng) die Erniedri-
‚e = 100 000, Tateinijch R = 80, R = 80 000; R. gung, Breisherabjegung.
als Abkürz. auf römischen Handjchriften 2c. = | Rabanne, f. eine Art Trommel der Neger an der
Roma, Romanus, Regia, Regnum, Restitutor; Gold- und Sklavenküſte.
auf Rezepten recipe; in Münzwerken rarus, jelten, | Nahdtt, m. (vom it. rabättere, abziehen; im Ital.
und bei jehr aroßer Seltenheit jteht RR, d. i. ra- ſelbſt aber ribasso, fr. rabais) der Abzug, Nachlaß
rior, und RRR, d. i. rarissimus; r. — rectius, an dem bejtimmten PBreife einer Ware, reisnac,
d. i. richtiger; R. A. — Royal Academy, engl. | laß, Ermäßigung; Rabatt-ſtonto, n. die Abzugs-
{fpr. reu-el äfädemi), d. i. die königliche Akademie, Rechnung; Konſumrabatt, Umſatzvergütung; ra⸗
den Namen von Mitgliedern derſelben werden dieſe battieren, abziehen, abkürzen, nachlaſſen; Mas
Buchſtaben als Titelbezeichnung angefügt; BR. D. | bitte, f. (fr. le rabat) der Auf» oder Umſchlag, ein
— Reverendus Dominus; RP. Do. — Reverendo | umgejchlagener Saum, Saumbejaß, die (farbige)
Domino, j. reverendus; — Rec. — Rezenſent; | Rockklappe an Mannskleidern; ein Schmal- oder
Ref. — Referent; rel. — reliqua; repr. = re- | Saumbeet, ſchmales Garten- oder Blumenbeet.
producätur, j. unter reproduzieren; requ.—= Rabbach, |. Rebbes.
tequiriert; resp. — respondeatur, Reſponſum, | Rabbi od. Nabbiner, m. hebr. (von rab, d.i. viel,
Reſpekt, respectu, auch respective, j.d.; R.I.— |; groß, älter; der Oberjte, Vornehmſte, Meijter) eig.
Rhode Island in Nordamerifa; R. I. P. = re- mein Meifter; ein jüdischer Schriftgelehrter, jüdi—
quiescat in pace, j. unt. Requiem; R. J. S. A. cher Prediger u. Religionglehrer; Rabbinismus,
— Romani Imperii Semper Augustus; R.M.= | m. nl. die jüdiſche Schrift» oder Neligionslehre;
Regia Majestas; r. m. — reverendum ministe- | rabbiniſch, dazugehörig;rabbinifheSprade,
rium; R.M.C.— ReverendiMinisteriiCandida- | das durd) die Rabbiner ausgebildete Hebräiſch,
tus, ſ. Miniſterium; r.r.— reservatis reser- | bej. die wiſſenſchaftliche Schrift rache der jüdijchen
vandis, j. refervieren; chemijche Zeichen find: | Scriftiteller jeit dem 10. Zahrh.; Nabbiniten, j-
R od. Rh= Rhodium; Rb — Rubidium; Ru= | Talmud; Rabböth, pl. die alte jüdiſche Aus-
Ruthenium. legung der biblifchen Bücher, bef. der Bücher Mo-
Rals Miünzzeichen, u. zwar auf franzöfiichen Mnzn.: | is; Nabbüint, m. unfer Lehrer, unſer Herr und
Orleans; aufpäpftliden: Nom; auf portugieftfen | Meifter, Anrede der Jünger an Jeſus.
und brafilianiihen: Rio de Janeiro, rabbiãt und rabiat (viell. dv. it. arrabbiato, von
Ba, m. Ägypt. (fopt. re, mit dem Artikel phre, die | rabies, f. d.), wütend, troßig, zum Außerſten ent-
Sonne) der altägyptiiche Sonnengott, der höchſte ſchloſſen.
und ältefte der ägyptijchen Götter, dem der Sper- | Nabdologie, ſ. Rhabdologie.
ber heilig mar und der daher auch meift mit einem | Babes de morne, fr. — raves de morue, ſ. d.
Sperberfopfe dargeftellt wurde. rabies, f. [. die Wut, Raferei, Tollheit; rabies ca«
Raak, r. Rad, |. Ha 2. nina, f. die Hundswut.
Rabäb, n. arab. die arabiſche Geige (ogl.Rebab). Rabouge, ſ. Grabouge, auch Rapuſe.
rabaiſſieren, fr. (rabaisser, jpr. rabäß —; v. abais- Nabulift, m.nl. (vom I, rabüla) ein Rechtsverdreher,
ser, niederlaſſen; vgl. abaiſſieren) Krgsk. niedrigen Zungendreſcher, Schwätzer; Rabuliſterei, f. die
od. erniedrigen; ſenken, verſenken; Kfſpr. im Preiſe Nechtsverdreherei, Bungendreicherei; rabuliſtiſch
| 46*
124 Nacahout
nach Art eines Rechtsverdrehers, Schwätzers, einem
ſolchen eigen.
Racahout, n. (fpr. —hü) türk. ein aus Kraftmehl
u. Schokoladenpulver mit allerlei Zuſätzen berei—
tetes ſtärkendes — für Kranke.
Macaille, f. fr. (ſpr. rafdj’) das Lumpengeſindel,
Pack; der Ausſchuß, das Verdorbene, Unreine von
einer Ware.
Btaccölte, f. it. (raccölta, v. raccögliare, ſammeln)
die Einfammlung, Ernte.
raccommandieren, fr. (raccommoder, v. re— u.
accommoder; vgl. accommodieren) oder ralfo=
mandieren, ausbeſſern, fliden, aufjtußen, wieder.
injtandjegen, wieder gut machen ; Naccommındane.
f., r.n. (fpr. —dahfeg’) die Ausbeſſerung, die Slid-
arbeit; Naccommodement, n. (pr. —mäng) die
Ausbefferung, Ausgleihung, Verſöhnung.
Rac(e)oon, m. engl. (jpr. rafuhn) der amerifanifche
Waſchbär.
raccordieren, fr. (raccorder, v. re— u. accorder;
vgl. Accord 2c.) oder raffordieren, Tonmwerkzeuge
wieder jtimmen; wieder vereinigen, verjühnen;
wieder einjtimmen,fich wieder vertragen; Gemälde
ausbeſſern; Raccordement, n. (fpr. —mäng) Die
Wiedervereinigung; das Eben- vd. Gleichmachen,
bei. das Zufammenjtimmen der Tinten beim Aus= |
bejjern von Gemälden.
raccrochieren (ſpr. rackroſch —), fr. (raccrocher, v.
re— u. accrocher; vgl. accrochieren) oder rallkro⸗
ſchieren, wieder an= oder aufhängen; uneig. fi) —,
ſich wieder anſchließen, anſchmeicheln, anvettern.
Race, £. fr. (ſpr. räße) od. Raſſe, k. (prov. u. ſpan.
raza, it. razza) der Stamm, Schlag, die Art uſw.,
von Menjchen und Tieren.
race, m. engl. (jpr. rẽß), Wettkampf, Wettlauf,
Wettrennen, Wettfahren (Sportsausdrud); race-
hoat, n. engl. (ſpr. — böt), Rennboot.
Racemation, f. l. (von racemäri, Nacjlefe halten,
racemus, Traube) die Nachleje, bei. von Wein-
trauben ꝛc.
Racha (hebr. eig. rakä; wahrſch. verw. mit rak,
dünn, Dürr), ein. hebräiſches Schimpfwort, das
einen ſchlechten, nichtswürdigen Menjchen bezeich-
net; vgl. Matth. 5, 22.
Rachat, m. fr. (fpr. rafchd; v. racheter, wiederfau-
fen, von re— u. acheter, faufen) der Wiederfauf,
Rückkauf, die Auslöfung.
Rachat lukum, n. türk. eine durch Kochen aus Reis-
mehl bereitete ſteife gallertartige Majje, mit Zuder-
fruchtſäften, Mandeln, Hafelnüfjen u. a. vermischt,
die al3 allgemeines Konfekt im Orient in finger-
langen Stüden ferviert wird.
Raächel, = Rahel.
Rachentonſille (vol. Tonfillen), eine Anhäufung
von Drüjen im Rachen, die fi) durch häufiges
Anſchwellen vergrößern.
Bachitis, f. engl. (jpr. refaitig) = Rhachitis, |. d.
unter Rhadiagra.
Pad 1., n. deutich (verw. mit reden, ausdehnen,
rad, oberd. f. jtrafj) Schiffipr. ein Werkzeug zur
Befeitigung der Rahen an den Maft.
Rad 2., m. engl. = Vrraf, ſ. d.
Racket 1., n. auch Rankett oder Ranquet, ein ehe-
mal. furzes hölzernes Pfeifen-Tonwerkzeug vom
Zone eined Doppelfagott3; auch ein den Ton des-
jelben nachahmendes Schnarrwerk in alten Orgeln.
Siadet 2.,n. engl.(jpr.räffet) Ballſchlagnetz, Schlag-
neß, Rafett(fry.raquette), befonder3 beim Tennis-
Ipiel zum Schlagen der Bälle gebraucht.
Rackh, ſ. Raky.
Radius
raclieren, fr. (racler, altfr. rascler, it. raschiare,
I. gleich, rasiculäre, von radöre, rasum, fchaben,
tragen) oder raflieren, jehaben, raipeln.
Racquit, m. fr. (fpr.radid; vgl. Xcquit) der Wieder-
gewinn, das — EBENE racquittieren
(fr. racquitter), daS Verlorene wieder gewinnen,
jeinen Schaden erfegen.
Radau, ſ. Randal.
raddoleendo, it.ſpr. e — tſch; v. raddolcire, ver-
ſüßen) Tonk. mildernd, lieblich.
raddoppiäto, it. (v.raddopiare, verdoppeln) Tonk.
verdoppelt; raddoppiam6nto, m. die Verdop—
A (it. u. f d ſchen Urſ
ade, f. fr. (it. u. ſpan. rada, deutſchen Urſprungs)
der Ankerplatz, Reede (ſ. d.). * —
Radegais und Radegaſt, m. (ruſſ. Radogastj, v.
rad, freudig, vergnügt, und gostj, Gaft, alſo: der
Gott der Gajtfreundfhaft?) ein Gott der alten
Slaven, dem das Pferd heilig war (nad) Grimm
der flavifhe Merkur).
Radeſhge, f. dän. (v. vlt. rade, heftig, bösartig, u.
syge, Seuche, Krankheit) eine fehr langwierige u.
bösartige, dem Ausfaß ähnliche Krankheit in Nor—
wegen, Schweden, Island ıc.
vadiäl, Nadiarien, Radiaten, Nadiation, Ra⸗
Diolith, radios, |. unter Radius.
radieren, l. (radére) ſchaben, wegſchaben, ausſcha—
ben, abfragen, auskratzen; bei Kupferſt. ätzen;
Radier-Eiſen, n. ein wundärztl. Werkzeug beim
Trepanieren (1,d.) gebraudt; R.=$irnis, m. bei
Kupferft. der Ätzfirnis; N.:&rund, m. der Ap-
grund; Neftunft, f. die Abkunft; R.=Nadel, f.
:te Arnadel; R.-Meſſer, ein Schabemeffer; R.—
Pulvber, n. ein Bulver zum Glätten gejchabter
Stellen auf dem Papier; R.⸗Waſſer. n. das Atz-
waſſer.
radikal, radizieren ꝛc., ſ. unter Radix.
Radium, n. ein neues Element, das der polniſche
Forſcher Curie in Paris in dem Mineral „Pech—
blende‘ neben dem Uran, das Becquerel in dem—
jfelben Mineral entdeckt hatte, und dem Bolonium
entdeckte; das Radium ftrömt diegrünlichen Ticht-
Strahlen, die Becquerel am Uran nachgewieſen
hatte, in noch weit höherem Grade au; diefe Ra -
dium- oder Becquerelftrahlen leuchten durch
die Wände eines verjchloffenen Bleikäſtchens un-
unterbrodhen und ungeſchwächt hindurch und drin-
gen mit unvermindertem Glanze ſelbſt durch die
geichloffenen Xider in das Auge; das Bolonium
itrahlt das gleiche Licht aus; Radivaktivität, f-
die Fähigkeit der Radiumftrahlen, durd) fejte, un»
durchſichtige Körper hindurch auf eine photogra-
phiſche, lihtempfindliche Platte zu wirfen ujw.:
radioaktiv, dieje Fähigkeit beſitzend.
Radius, m. i., pl. Radii od. Nadten, der Strahl,
die Speidhe; die Speiche im Knochen des Vorder-
arm3, Armipindel; Größenl. der Kreishalbmeffer,
halbe Durchmefjer des Kreifes (vgl. Diameter);
radius oscüli, höhere Größen. der Kriümmungs-
balbmefjer, od. diejenige gerade Linie, mit welcher
man ein unendlich fleines Stück einer Frummenr
Linie freißartig bejchrieben denken fann; r. vec-
tor, jede gerade Linie, welhe aus dem Brenn-
punite einer frummen Linie nad) irgend einem
unfte des Umfangs gezogen wird; bei. in der
tern. die jedegmalige Entfernung des in ellip-
tiicher Bahn bewegten Planeten vom Brennpunft
diefer Bahn, d.i. der Sonne; radtäl, nl. jtrahlig;
die Speiche betreffend od. dazu gehörig, z. B. Ra—
dDiäl-Arterien,-Nerven2c;Radial-Krone,
EEE Enid n run.
— —
ee
_
Y
Nadir
Strahlenkrone; Radtarien,pl.verjteinerteStrahl-
tiere; Radtäten, pl. Strahltiere; Radiation, f.
I. (radiatio, von radiäre, Strahlen) die Strahlung,
Strahlenwerfung; auc die Durchſtreichung eines
Poſtens in einer Rechnuna: radiös (l. radiösus),
itrahlend, heiter, fröhlich; Radiolith, m.L.-gr, eine
Strahlmufchel-Berfteinerung; aug=Natrolith,
j.d.; Nadiometer, n. ein Gradbogen, Polhöhe—
Mefler (Jakobsſtab); auch die Lichtmiühle, ein von
W. Crookes 1874 erfundener Flügel-Apparat, um
die Bewegung erzeugende Kraft der Licht- und
Wärmeftrahlen nachzumweifen; Nadtophonie, f.
Schallerregung durch Licht- oder Wärmejftrahlen,
die in regelmäßiger Unterbrechung auf eine dünne
Blatte geworfen werden.
Nadiz, f., pl.Radices, [.die Wurzel; der Urſprung,
Stamm; Recent. die Wurzelzahl, vgl. Potenz;
Sprachl. die Wurzel, Baur serfotm: Wurzel» oder
Stammſilbe, der einer ganzen Rortfamilie zu
Grunde liegende Urbeitandteil; radikäl, nl. einge-
wurzelt, uriprünglich, gründlich, angeboren, von
Natur; auch mit der Wurzel, von der Wurzel an,
von Grumd aus; das radikale Böſe vd. Übel, das
Grundübel, Erbiübel (im Menſchen; Nedifäl, n.
Scheidek. die Grundlage der Baſen u. Säuren, ein
einfacher od. & ammengeſetzter Stoff, dermiteinem
andern eineSäure od. Baje bildet; Radikal-Kur,
f. gründliche oder völlige Heilung, entg. Ballia-
tiv-Kur; R.⸗Eſſig, m. möglichit reiner, verdich-
teter (konzentrierter) Eſſig; R.-Werderben, n. ein
Grundverderben, Grundübel: R.⸗-Wort, n. ein
Wurzel- oder Stammwort; R.-Zeichen, n. das
Wurzelzeihen; die Radikolen heigen in der pro-
teitantiichen Kirche diejenigen, welche das reine
Chriſtentum von Grund aus wiederheritellen wol—
ten; Die Radikälen oder engl. Radifäl-Nefor-
mers, pl. der Name einer Volkspartei in England
und andern Rändern, welche die Staatsverfafjung
von Grund aus zu verändern ftrebt; Radikalis—
mus, m. die Grundſätze und Beftrebungen diejer
Bartei; radiealiter (l. r.radicitus), mit ver®ur-
zel, von Grund aus, 3.8. etwas vernichten; radt=
teren, I. (radieäri) wurzeln, Wurzel fafjen; auf
jeinen Urſprung zurüdführen; aud) gründen, fejt-
jegen, auf etwas fejtes anweifen, vgl. fundieren
(3. B. Stiftungen auf bejtimmte Einkünfte radi-
zieren); die Wurzel einer Bahl aufiuchen; radi⸗
ziert, tief gewurzelt, gegriindet; Radikand, m.
(radicändus) Nechenf. diejenige Zahl od. der Aus—
drud, aus welchen die Wurzel irgend eines Gra-
des gezogen werden joll.
Radomontade, r. Rodomontade, j.d.
radotieren, fr. (radoter; altfr. redoter, v. altholl.
‚doten, engl.dote, fajeln)albern,abgejchmadtreden,
aberwigig jein, fajeln; Radotage, f., r. n. (ipr.
—tdhie), od. Radoterie, f. unſinniges Geſchwätz,
Vafelei; Radoteur, m. (jpr. —töhr) ein alberner
Schwäger, Faſelhans.
radoucieren (ipr. radug—), fr. (radoucir, von re—
u. adoucir, vgl. adoucieren) mildern, ftillen; mä—
Bigen, bejänftigen; einem Metall die Spröpigteit
nehmen, es geſchmeidig machen.
Radiha, j.Raja. e
Rafate, f. fr. (vgl. affaler, Herablajjen, 3.8. Taue,
v. holl. afhalen, herabholen) dev Windſtoß, Stoß—
wind, Yallwind; mil. ftohartiger Feuerüberfall.
raffinieren, fr. (raffiuer, v. re— und attiner, vgl.
affinieren) läutern, reinigen, verfeinern; aufetwas
rafiinieren, auf etwas finnen, über etwas grü-
bein oder klügeln, fein ausfinnen; raffiniert, ver-
Nail 125
feinert, gereinigt; gerieben, verſchmitzt, liſtig, durdh-
trieben, abgefeimt; jpißfindia, übertrieben; raffi—
nierter&tahl, Gerbſtahl; Raffinierfeuer,n.
im Hüttenweſen: Feineifenfeuer, Schmelzherde zum
Weißmachen des Roheiſens; Raffinag SEE.
(ipr. — nähſch') auch Naffindde, f. die Käuterung,
Berfeinerung des Zuckers; geläuterter, feiner
Zuder, Feinzuder, Hutzuder; Naffinement, n.
(ipr. vaffın'mang) das Nachgrübeln, die Klügelei,
Käünſtelei, feineNusfinnung, Spipfindigfeit, Schlau-
heit; Überfeinerung; Raffinerie, £. die Verfeine-
rung; Zuckerſiederei, Zucderbereitung; uneig. Er-
künſtelung; Raffineur, m. (fpr. =nöhr) der Ber- _
feinerer, Qäuterer; def. Zuderläuterer, Zuderfieder.
Raffleſia, f. (Rafflesia Arnoldi) die Riefenblume,
ein um 1818 auf Suntatra von dem Dr. Joſ. Ar—
nold auf einer Reife, welche der engl. Gouverneur
Raffles ins Innere diefer Inſel machte, entdeck—
tes Gewächs, deſſen Blüte über 3 Fuß im Durd)-
mejjer hat.
rafreichteren (pr. rafräih—), fr. (rafraichir, von
frais, fraiche, friſch) erfrifchen, abfühlen, erquicken;
auffriichen, erneuern; Krſpr. auf dem Marie an⸗
halten, um auszuruhen; rafraichiſſant, erfriſchend,
abkühlend; Rafraichiſſement, mi(ſpr.rafräſchiſſ'-
mäng) die Erfriſchung, Abkühlung, Erquickung,
Labung, das Labſal; Rafraichiſſeur, m. ſſpr.
—öhr) der Erfriſcher, eine Vorrichtung, ſich küh—
lende und erfriſchende Waſſer mittelſt feiner Röhr-
chen ins Geſicht zu ſpritzen.
Rage, k. fr. (ſpr. rahſch'; v. l.rabies) die Aufregung,
Wut, tolle Hitze, Tobſucht, Raſerei.
Ragione, k. it. (fpr. radſchoͤne; v. l. ratio; eig. Ver⸗
nunft, Urſache, Rechnung, Verhältnis ꝛc) eine
Handelsgejelihaft, = Firma, fr. auch Raiſon,
ſ. d.; Ragionen-Buch, n. in größeren Handels—
ſtädten ein auf der Börſe oder dem Rathauſe offen
liegendes Buch, in welches jedes Handlungshaus
feine Firma ꝛc. einſchreibt.
Ragl, arab. Bezeichnung der Fata Morgana (ſ. d.)
bei den Beduinen.
Raäglan, m. engl. ſſpr. Räglän) ein nach unten
jchmal zugehender Überrod, nach dem engl. Befehls-
haber der Landarmee im Krimkriege, Lord Raglan,
benannt.
Ragout, n. fr. (ſpr. raguͤh; v. ragoüter, einer Sache
wiederGeſchmackgeben, einem wieder Eßluſt machen,
l. gleich). re-ad-gustäre, dv. gustus, Geſchmack, gu-
stäre, fojten, ſchmecken, fr. goüt, goüter) einaufge-
mwärmtes, durch gewürzhafte Brithe wohlichmedend
gemachtes Fleifchgericht, Milchgericht, Würzfleiich,
uneig. ein Gemiſch, Miſchmaſch; ragoft fin, n.
(ipr. — fäng) ein- feines Mifchgericht, von gutem
Fleiſch, Geflügel, Auftern u. dgl. bereitet und gem.
in Mujcheln aufgetragen; Ragoüt fin en coguil-
les, feines Würzfleiih in Muſcheln; ragoutant,
(ſpr. ragutdng), die Eßluſt erregend, ſchmackhaft,
reizend; ragontieren, Eßluſt erzeugen.
Naguet, m. fr. (jpr. raged; eig. ausgejchoffener
xtabeljau, v. raguer, abreiben, isl. raka) eine Art
tleiner gejalzener Kabeljau.
Raguſino, Ragnſine, aud Tallaro od. Vislino,
m. bis 1800 eine Rehnungsmünze in Raguja,
zu 1%/, Ducati, ungefähr 3 M. wert.
Rahel, f. hebr. (rächel, d. i. Schaf, Mutterichaf)
ars rn — i *
ail, n. engl. (ſpr. rehl; zgez, aus angelj. raegel,
althochd. nigil, Riegel) pl. Rails, Siegel, Duer-
holz, Schiene; die eijernen Schienen der Eifen-
bahnen; auf welchen die Wagenräder fortrollen;
126 raillieren
dah. Railroad (pr. —rohd) od. Rail-wah (vr.
ueh), pl. Schienenmweg, Eifenbahn; Railway spine
({pr. rehlueh jpein), d. i. Eifenbahntrankheit, eine
Rüdenmarkserjchütterung bei Eifenbahnunfällen,
Unfall-Wervenjucht uſw.
raillieren (ſpr. raj—). fr. (railler, entw. zgez. aus
ml.ridieuläri, verlachen, verhöhnen, v.L.ridicülus,
(ächerlich, od. = fpan. rallar, port. ralar, reiben,
uneig. beläftigen, quälen, I. gleich]. radiculäre, v.
radere, ſchaben, fragen) ſcherzen, jpotten; über je-
mand ſich luftig machen, ihn ſchrauben, zum beiten
baben; Maillerie, f. (ſpr. rajerih) Scherz, Spöt-
terei, Stichelei, Neckerei, Höhnerei; par raillerie,
icherzmweife, aus Nederei; Railleur, m. (pr. ra-
jöhr) ein Spaßvogel, Spötter, Spottvogel.
Rainette, ſ. Reinette unter Reine.
Raiſiné, n. fr. (fpr. räfineh; v. raisin, prov. razim,
Weintraube, dv. I. rac&mus) Weinbeermus, Trau-
benmuß.
Naiſon, f. fr. (pr. rälöng; v. I. ratio) od. Räſon,
die Vernunft, Erkenntnis, Einfiht; vernünftige
Vorstellung, Vernunftgründe, Urſache, Grund;
Recht, Verhältnis; Kfipr. der Handlungsname,
— Firma, it. Ragione; Raifonannehmen,
Bernunftgründe annehmen und fich denjelben
fiigen; einen ‚zur R. bringen, zur Vernunft, zu
vernünftigerllberlegung und Handlungsweiſe be-
wegen; raison d’etre, f. fr. (jpr. räfong-dähtr’;
v. etre, fein) die Daſeins-Berechtigung, das Recht
ins Leben zu treten; à raison, nad) Maßgabe,
nad) Verhältnis; raiſonnable oder ratfonnabel
(pr. räfonndb’l), räſonabel, vernünftig, billig,
anftändig, ziemlich, mäßig, ordentlich; edel, frei-
gebig; raifonnieren (fr. raisonner), oder räſo—
nieren, verjtändig betrachten, verjtändig reden,
urteilen und ſchließen; nach Bernunftgründen et-
was unterjuchen und beurteilen; verächtlich: ver-
nünfteln, viel Redens machen, widerſprechen,
gegenreden, Einwendungen oder Gegenreden ma-
hen; jich aufhalten über etwas, bemängeln, nör-
gein; auch verleumderifch über andere reden;
räjonierender Katalog (vgl. fr. raisonne,
ausführlich), ein Katalog, der bei feltenen Werfen
den Wert, das Schickſal, den Beſitzer desjelben od.
das Merkwürdigſte des Inhalt od. einer darüber
erichienenen Beurteilung angibt; Raiſonnement,
n. (jpr. räjonn’mdng) oder Räſonnement, das
Urteilen, die Beurteilung, verſtändige Betrachtung;
vernünftige Gedanfenfolge, Vernunftſchlüſſe;
Schlußkette; verächtl. Vernünftelei, Geſchwätz;
auch Einwendung, Widerrede, die Bemängelung;
Raiſonneur, m. (fpr. räſonnöhr) oder Räſo—
neur, ein Vernünftler, Klügler, Schwätzer, Tad—
ler, Tadelſüchtiger.
raiten, alt= u. oberd. f. rechnen; Raitpfennige u.
Raitgroſchen, Rechenpfennige, Rechengroſchen,
tupferne Zahlpfennige, beſ. im 16. u. 17. Jahrh.
in den öjterr. u. böhm. Raitkammern, d. i Rech—
nungsfammern, gebraudt; Raitoffizier, m. der
Rednungsbeamte; Raitung, f.tacmäßige Berech—
nung.
Naizen oder Raizen, eig. Rätzen, Nafcier, pl.
Serben griechiſchen Befenntnifies, nach der ehemal.
Hauptſtadt Serbiens, Raß, benannt.
Rajah od. r. Naja, m. (fpr. rahdſcha; ſanskr. rä-
dschan, N. rädschä, König, — l. rex) ein oftin-
diiher Stammfürſt od. eingeborner Fürft der Hin-
dus, jegt größtenteil3 von den Europäern ab-
bängig (vgl. Maharadida).
Rajas, pl. (arab. ra’ijah, weidendes Vieh, Herde;
Rambour⸗Apfel
Untertan; v. ra’a, meiden, bewachen) —— e
Untertanen, die ſich nicht zur mohammedan. ir
gion befennen, bei. die unter dem Drude der Tür-
ten lebenden Ehriiten.
rojofen, f. rigolen.
Kat, ſ. Arrak; Raka, ſ. Racha.
Rake, m. engl. (fpr. rehf) ein Liederlicher, Wüſtling,
tr. Roue.
Vafete, f. 1. (vom it. rocchetto, die Spindel, engl.
rocket, wie im $ranzöf. fusee, Rafete u Spindel
voll, fuseau, Spindel) ein Brandgefchob, ein jtei-
gendes Luftfeuer, beftehend in einer mit Pulver ge-
rüllten Papierhülfe, die mit langem, feurigem
Schweife in die Höhe fteigt 2c.; Signalratete, ein
Seuerzeichen, Quftfeuerzeichen; Raketierer, m.ein
Berfertiger und Werfer von Brandgeſchoſſen; Ra⸗
fetenapparat, m. eine Vorrichtung, durch die
mittel3 einer Rafete von der Meeresküſte oder von
einer Inſel aus eine Rettungsleine nad) einem ge-
ſtrandeten Schiffe gejchoffen wird (zur Rettung
Sciffbrüdiger); 2. b. Rakette (it. racchetta, fr.
raquette, I. gleich]. retichetta, von rete, Neß), ein
Ballneg, Schlagneg, zum Federballipiel; auch
Stadet, n. engl. (fpr. rädet); vgl. Chikane.
zafıın, m. ſ. Raccoon.
| Kafy, m. ſlav. (vgl.das rufj.rakä, der Vorlauf von
Branntwein, und Raf, Arrak) Pflaumenbrannt-
mein in Slavonien; auch Kumiß, m. d. i tata-
riſcher Branntmein aus Pferdemild.
ralentieren (ipr. ralangt—), fr. (ralentir,it.rallen-
tare; dv. lento, fr. lent,—!. lentus, langjam) hen»
men, langjamer machen, ſchwächen, mäßigen; 30-
gern, nadlafjen, abnehmen; ralientändo, ital.
Tonk. zügernd, allmählich langjamer.
ralitieren, fr. (rallier, v. re- u. allier; vgl. alfiie-
ven) wieder vereinigen, zuſammenziehen; Rallie—
ment,n. (pr. ralli'mang) Krk. die Wiedervereini-
gung, Berjammlung, das Wiederzujammenzieher
der vom Feinde zeritreuten Truppen; place de
ralliement, Sammelplag (meift: point de ral-
liement).
Ralph, m. engl. männ!. Name, = Rudoff.
Ramadän oder Ramaſün, auch Namazan, m.
urab. (ramadän, v. ramida, ſehr heiß-jein) eig. der
heiße Monat (weil zur Zeit der Einführung des
Namens diefer Monat in die heißefte Jahreszeit
fiel), Faftenmmonat, der 9. Monat im arabiſchen
Kalender, in welchen die Faften der Mohamme-
daner fallen; die großen Faſten der Türken.
Ramuaͤjanga, n. ind. Ramas (eines indischen Königs—
ſohnes) Wandel oder Lebenslauf, Name eines
großen, in der Sanskritſprache abgefaßten epi-
chen Gedichtes von ungef. 25000 Berjen.
ramaſſieren, fr. (ramasser, v. re- u. amasser, vgl.
amajjieren) fammeln, zufanımenraffen; rantaj=
fiert, eig. gefammelt; jtarf, nervig; unterjegt, ge-
drungen, brüftig. |
Ramazan (nad) fr. Orthographie gefchrieben, dah.
3 —) — Namadan, ſ.d.
Rambade, k. fr. = Regeling, ſ.d.
Ramberge, f. fr. u. engl. (v. fr. rame, Ruder, und
berge, eine Barfe) eine Art leichter Ruderſchiffe,
der Renner, das Rennſchiff, bef. auf engl. Flüſſen.
Rambouillet, n. fr. (jpr.rangbujeh) ein weißer, rot-
getreifter Apfel, fo benannt nad) der gleichnamie
gen Stadt in dem franzöſ. Departement Seine et
Vise; eine Pfirfihart; Rambouillet-Böcke, pl.
eine Art guter Zuchtböde.
Rambour-Apfel, pl. fr. (pr. rangbühr—; angeb-
ih von dem Orte Rambures bei Amiens be-
—
Rambourrage
nannt) eine Art großer gerippter Apfel von an—
genehm ſäuerlichem Geſchmack.
Rambourrage, m. fr. (ſpr. rangburrähſch; vgl.
Bourre) die Bereitung der gefärbten Wolle zu
vermijchten Tüchern.
Stamenu, m. fr. (pr. ramöh; vom I. ramus, verkl.
gleich}. ramellus f. ramülus) ein Zweig, Getriebe.
Kameguin,m. (fpr. —fäng, vom deutihen Rahm,
niederd. verkl. gleich}. rahmken, hochd. rahmchen)
ent mit Käſe, Eiern ꝛc. bededte Brot-
nitte.
Sidmer, m. I. pl. ramices; v. ramus, j. u.) der Wit;
Beilk. ein Bruch, Leibſchaden; ramifizieren, nl.
(v. I. ramus, Aſt, Ziveig) verajten, veräjteln, ver-
zweigen; Ramiſikation, f. die Veräftelung, Ber-
meigung, Ausbreitung in Afte, Zweige 2c.; pl.
amtfifationen, j. Apophyſen.
Hamie, f. die flachsähnliche Gejpinitfafer aus dem
Stengel einer von Java ftammenden Pflanze
(Boehmeria tenacissima).
ramoliffdnt, ir. (v.ramollir, wieder erweichen; vgl.
mollis) erweichend; Ramollitib, n. barb.>l. ein
ertveichendes Mittel.
tamonieren, fr. (ramoner; von ramon, ftumpfer
Bejen, v. I. ramus, Zweig) den Schornitein fegen
od. fehren.
Rampe, f. fr. (von ramper, friechen, altfr. Hettern,
rampant, aufjteigend, in der Wappenkunde) Bauf.
eine schief aufgehende Fläche, die An- od. Auffahrt,
& B. auf den Wall; das Stüd einer gebrochenen
Zreppe zwiſchen zwei Abjägen oder Ruhepläßen;
die Rampenreihe auf einem Gejtell vorn an der
Bühne.
ramponiert (vgl. altfr. ramponer, verhöhnen, zer-
ven, fneifen u. ftacheln, it. rampognare, höhnen,
v. rampone, Hafen) nn erfnittert, jchad-
haft, von Büchern, Waren ꝛc. nebraudit.
Han, f. altnord. Yabell. die Seekönigin,
Sattin, als häßlich und boshaft geichildert.
rana, verfl. ranüla, f. lat. eig. Froſch, Fröfchlein;
Heilf. Benennung einer Zungengeſchwulſt, Srofch-
geihmwulft; rana in fabüla, e3 iſt der Froſch in
der Yabel, d. i. er bläht ſich auf wie der Froſch, der
zulegt zerplaßte.
Nancheéros, pl. ſpan. (eigentl. die Bewohner eines
rancho, eines einzeln liegenden Hauſes) in Mexiko
Zandleute von ſpaniſch-indianiſcher Abfunft, die
vortreffliche Reiter u. Jäger find und den größten
Zeil der berittenen Truppen ausmachen.
rancid, I. (rancidus, v.rancere, zanzig jein) ranzig,
ſtinkend; Rancidität, f. nl. die Ranzigfeit, der
ranzige Geruch od. Geſchmack.
Rancüne, f. fr. (pr. rangtühn’; altfr. rancune, ran-
cure, rancore, rancor, ml. rancura, rancuna, v.
[. rancor, Ranzigfeit; uneig. alter Haß) tief ein-
gemurzelter Haß, Groll.
Randäl, m. (viell. vom it. randello, der Prügel,
randelläre, priigeln) der Lärm, Unfug, Spektatel.
davon dtſch. Radau; randalteren, lärmen, Spet-
tafel machen.
Randem, n. Zirk., ein Kabriolett oder leichter zwei—
rädriger Wagen mit drei voreinander gejpannten
Pferden (entg. Tandem).
Randglofje, ſ. Gloſſe.,
Aanger, m. engl. (jpr. rehndſcher, v. range, herum-
wandern) der Waldhüter, Forjtauffeher, Forit-
meifter; der Spürhund.
zangieren (ipr. rangſch —), fr. (ranger) ordnen,
reihen, in Ordnung jtellen, bringen oder ſetzen;
einen Rang, eine Stelle, einen Bla einnehmen;
Agirs
Rappahanock 727
einen —, ihm einen Platz anweiſen; einen Eiſen—
bahnzug ordnen, verſchieben ꝛc.; ſich rangieren.
jeine häuslichen Angelegenheiten ordnen; Ran—
nierung, f. das Ordnen od. Anorönen, die Ein-
veihung; das Wagenjchieben; Kripr. das Einftellen
der Soldaten in die Glieder einer KRompaanie;
Rangierer, ein Wagenichieber; Hangter-Ma-
nöber, n. Verſchiebung; R.-Schema, Berichiebe-
Vorſchrift.
Räni, oder nach engl. Schreibung zum. Ranee, f.
(hindoſt. räni) eine indiſche Prinzeſſin od. Königin.
ranimiereıt, fr. (ranimer; vgl. animieren) wieder
beleben, wieder bejeelen, ermuntern, auffriihen
(eine Farbe).
Rankett od. Ranquett, n. |. Radet 1.
ranula, j. unter rana.
Nanıınfel, m. ı. £., pl. —n (v. I. ranuncülus, d. i.
eig. Fröſchchen, Froſchkraut), der Gartenhahnenfuß,
eine Zierpflanze.
ranz des vaches, m. fr. (ſpr. rangs dä waſch') der
(ſchweizeriſche) Kuhreigen.
Nanzion, f. (niederd. Ranzun, aus dem altit. ran-
zöne, fr. rancon, vom I. redemtio) das Löſegeld;
ranzionieren (fr.ranconner), loskaufen, befreien
oder der Gefangenjchaft entreigen durch Grlegung
des Löſegeldes; ih ranzionieren, ſich ohne Töje-
n freimachen, davonitehlen; feine Verhältnifje
ejfern; uneig. einen Selbitmord begehen; ein
Ranzionierter, m. ein aus der Kriegsgefangen-
ihaft Erlöfter od. Entflohener.
Yap, ena!. f. Lea.
Rapatelle, f. fr. roßhärnes Tuch, Beuteltuch.
dpar, m. ı. (rapax, Gen. rapäcis, räuberiſch, vor
rapere, raffen, rauben) ein raubfüchtiger Menſch;
Rapazität, f. (I. rapacitas) Raubgier, Raubjudt.
Rape, ft. fr. das Reibeijen, die Rajpel oder Reibe;
rapieren (fr. räper = it. raspare, rajpeln, alt»
hochd. raspön, zujammenjcharren) reiben, ſchaben;
Rap, m., auch Rapee, geriebener Schnupftabaf;
Rapüres, pl. (Ipr.—pühr’) Rafpelipäne, Schabſel.
Räpert, m. ein Rollpferd, Rädergeſtell für Schiffs-
fanonen.
Raphael, m. yebr. (v. rapha, heilen) männl. Name:
Gott hat geheilt; befond. einer der drei Erzengel
(Raphael, Gabriel u. Michael); auch einer der
größten Maler (Raffael Sanzio, geb. 1483), und
ein Bild von ihm.
Naphanie, |. Rhaphanie.
Raphänus, m. I. u. gr. der Rettig (gr. der Kohl).
NRapiät, n. (r. wohl Rapiär, ml. rapiarium, ein
Sammelbud, v. [.rapere, raffen) ein Rechnungs—
Buch od. »Heft, eine Kladde. -
rapid od. rapide, I. (rapidus, fr. rapide, v. I. ra-
pere, raffen, reigen) reißend, jchnell, raſch, haftig,
lebhaft, hinreifend; rapidamente, räpido, it.
Tont. ſchnell, flüchtig; Napidttät, f. I. (rapiditas)
reißende Schnelligkeit, Geſchwindigkeit, Haſtigkeit,
Ungeſtüm; Rapiden, Rapides, engl. Rapids,
pl. Strömungen, reigende Stellen in den Flüſſen
Amerifag. —
Rapier, n. (fr. rapière, f. Raufdegen; urſprüngl.
deutſchen Stammes, von rappen — raffen, rau—
fen) ‚der Fechtdegen, das Fecht- oder Stoßeiſen
zur Übung im Schten; rapteren, mit Rapieren
fechten.
rapteren, ſ. Rape; Räppel, ſ. Raptus.
rapina, f. fat. (von rapere, raffen, rauben) Raub,
traßenraub, Plünderung; Beute,
Rappahaͤnock, m. (nad, einem gleichnamigen Dit
und Fluß) eine Art Blättertabat in Nordamerita.
123 Rappell
Rappell, m. fr. (rappel, von rappeler, zurück—
rufen, von re- u. appeler; vgl. Appell) der Ab—
ruf, die Zurückberüfung, das Zurüdberufungs-
ihreiben, bej. für Gejandte; Krſpr. das Zurüd-
rufungszeihen mit der Trommel 20.; Mal. die
Zurüditrahlung des Lichts; den Rappell be-
fommen, d. i. zuriidgerufen werden; rappelie=
ren, zurückrufen, wiederkommen laſſen; Mal. das
Licht zurüdftrahlen Lafjen.
Napper, engl. wrapper, Säcke, Matten, die als
Hüllen zum Einpaden verwendet werden, gutes
Badtud).
Rappert = Rapert,f.d.
Rabniälle, f. die Musfatblüte von abgefallenen
Nüſſen.
Rapuiſten, pl. eine durch den Deutſchen Rapp ge—
gründete jozialiftifch -pietiftiiche Geſellſchaft bei
Bittsburg in Nordamerika.
Raphoͤrt, ın. fr. (v. rapporter, wieder- od. zuritd-
bringen, v. re- u. apporter; vgl. apportieren) eig.
das Wiederbringen; der Bericht, die Nachricht, An-
zeige, Meldung, Ausiage; auch Beziehung, Rüd-
ſicht, Wechielbezug, Verhältnis, Zufammenhang;
Einklang, 53. B. magnetifher Rapport; Kap:
vort-Journal, n. das Meldebuch, Berihtbud);
N.-3ettel, m. ein Meldezettel; rapportieren,
berichten, Bericht erjtatten, melden; Jich beziehen,
Bezug haben; Kffpr. Geſchäftspoſten aus einem
Bude in das andere übertragen; Rapporteur,
m. (jpr. —töhr) ein Berichterftatter; verächtl. An—
geber, Ziwifchenträger; auch ein Winkelmeſſer
(Zransporteur); der Richtzirkel der Uhrmacher.
rapprochieren (pr. rapprojd—),fr.(rapprocher, v.
re- u. approcher, nähern; vgl. approfchieren) wie-
der nähern, näher bringen; wieder ausjühnen, wie-
der vereinigen; Napprochement, n. (jpr. —mdng)
die Wiederannäherung, das Aneinanderrüden; die
Wiederverjöhnung.
Rapſodie, |. Rhapſodie.
räptim, [. (v.rapere, raffen, rauben, reißen ꝛc.) in
Eile, flüchtig, raſch; Raͤptus, m. l. der Raub, die
Entführung, vgl. crimen raptus; auch das Hin—
gerijjenfein, die Verzückung, Begeilterung; ein An-
fall von Raferei, der Wutanfall (Räppel).
Rapulär, n. (verderbt aus ml.rapiarium) der flüch—
tige Entwurf; vgl. Rapiat.
Rapüres, j. unter Rape.
Rapũſe od. Rappuſe, f. deutſch mit fremdartiger
Endung (vd. rappen, rappſen f. raffen; landſch.
auch Rabbuſe, Rappſe, altihwed.rabbus; vgl.
das fr. grabuge, Gezänk) die gewaltſame Weg—
nahme, Plünderung, der Raub; etwas in Die
Rapuſe geben, zum Raube geben, preisgeben;
aud ein Spiel mit franzöſiſchen Karten.
Raquette, j. Rakete 2.
rär, lat. (rarus, a, um, eig. nicht dicht beifammen,
dünn, einzeln) jelten, fojtbar; rara avis, f. ein
jeltener Vogel, etwas Seltenes; rarissime, jehr
jelten; Rarität, f. (I. raritas, fr. rarete) die Sel-
tenheit, Stojtbarfeit; auch ein jeltenes oder merf-
würdiges Ding, pl. Raritäten, Seltenheiten; ra-
ritas dentium, f. Heilk. das allzumweite Augein-
anderjtehen der Zähne; pour la rarete du fait,
fr. (pr. pur la rar’teh) dü fäh) der Seltenheit der
Sade wegen, wundershalber; Rarefacientia, pl.
I. (v.rarefacere, Ioder machen) Heilmittel, welche |
die Schweißlöcher erweitern; Rarefaktion, f. nl.
die Erweiterung der Schweißlöcer; Verdünnung,
Zerteilung der Zuft duch Wärme.
Nas, m.1. arab. Kopf, Haupt; Fürst; Vorgebirge; |
Naitral
2. ital. Elle, f. Rajo; 3. franz. (ipr. rad) =
| Hate. | franz. (ip 9)
Raſade, raſant, j. unter rajieren.
| Nascation, f. (von mlat. rascare, fr. mundartl.
| rasquer, prod. und jpan. rascar, fragen, I. gleich!.
rasicäre, v. rad£re, rasum, jchaben, fragen) das
Räufpern, der Schleimanswurf aus dem Hintern
Zeile der Mundhöhle.
Raſch, m. (engl. rash, fr. ras, it. raso; angeblich
verkürzt aus arras, von der franz. Stadt Arras,
wahrſch. aber vom lat. rasus, fr. ras, it. raso, ge-
ſchoren, glatt) ein leichtes, glattes, lockeres Wollen-
zeug, auch GSeidenzeug.
Raſcier, ſ. Raizen.
Kash, m. engl. Apr. räſch; verwandt mit deutſchem
raſch) Heilk. ein flüchtiger, raſch vorübergehender
Hautausſchlag, Hitzblatter.
Raſiera und Raſiere, ſ. unter raſieren. |
raſieren, fr. (raser, jpan. rasar, it. rasare, vom I.
radere, rasum, ſchaben) jcheren, abjcheren, abneh-
ı men (den Bart); niederreißen, fchleifen, dem Boden
gleich machen (Feſtungswerke); jtreifen (von Stüd-
fugeln); Raſiermeſſer, n. Schermeſſer; Najade,
f. das ganz volle, geitrichen volle Glas; vafant
od. raſierend, Krk. niedrig ftreichend, ftreifend
| (von Kugeln), auf und längs einer Fläche hin—
itreifend (wenn die Flugbahn ſich der horizontalen
Linie nähert); Raſette, f. das Schabeifen; Na=
ſeur, m. (ſpr. raſöhr; erſt in Deutſchland gebildet)
der Scherer, Bartſcherer Garbier); Raſiera, f.
| itein Streichholz; Schabeijen; auch ein fizil. und
| fardin. Getreidemaß, — Reftiera, |.d.; Raflere,
f. fr. (ſpr. rasjähr) ein altes Brüfjeler Getreide-
maß — 48,76 1; Raſierung, f. das Schleifen,
Niederreigen von Fejtungsmwerfen.
Rastol, |. Raßkol.
Ras noͤſchtſchik, m. ruſſ. (von rasnossitj, herum-
tragen, feilbieten) der Straßenverfäufer, Herum-
träger, Haujierer.
Nato, m. it. (v. it. raso, fr. ras, gejtrichen) ein frü-
| here Längenmaß im nördl. Stalien, eine Elle =
0,599 m; auch ein jchwerer Atlas. '
Raspation oder Naspatür, f. ml. (vgl. das ital.
raspare, raipeln, jharren) Heilf. das Abreiben,
Abſchaben; Raspatorium, n. od. Natüle, f. ein
Schabwerkzeug, Schaber, der Zahnmeißel.
| Nasputen, pl. Indier, welche an die Seelenwande-
rung glauben.
Nailade, f. fr. Glasperlen, Glaskorallen.
Paile, |- Nace. \ FR
Nakkol, m. ruff. (fpr. raßköll; v. rasskolötj, rass-
kälywatj, fpalten; alfo eig. Spaltung), das Geften-
weſen, Seftierertum in Rußland; Raßkoͤlnik, m.,
pl. Raßklolniten, die Srrgläubigen, Abtrünnigen,
Altgläubigen, die fie) 1666 von der in Rußland
herrichenden griehifchen orthodoxen Landeskirche
getrennt haben, = Schismatiker (ruſſ. Staro-
werzen) in zahlreiche weitere Sekten verzweigt, ſ.
Molofanen, Morelidili, Stranitfi.
raffürdnt, fr. (v.rassurer, eig. wieder fiher machen,
von re- u. assurer) beruhigend, wieder Mut ein—
flößend.
Raſfél oder Raſtell, n. fr. ein Austritt, eine Auf—
fahrt aus dem bevedten Wege einer Feſtung nad
dem Felde; ein Kontumazhaus, ein abgejperrter
Raum in den Kontumazanitalten auf der öfter-
reich. Militärgrenze gegen die Türken.
Kafträl, minder richtig Roſtral, n. nl. (vom |. ra-
Strum, Karjt, Rechen) ein Zinienzieher zu Noten,
Noten⸗Rechen; raſtrieren, Notenlinien ziehen;
I
Raſtrojo
Raftrierarbeit, f. das Linienziehen in Handels—
und Geſchäftsbüchern.
Raftrojo, m. ſpan. Maisſtroh, Futter der Maultiere
und Pferde in Mexiko.
Nafür, f. lat. (rasüra, von radEre, j. radieren) das
Schaben, Abfchaben, die Austragung in Schriften;
eine ausgekratzte Stelle, Lücke; bei fathol. Geilt-
lichen das feierliche Abicheren der Haare; das Ab—
geihabte, Feilipäne; Raſura, f. durch Raſpeln
zerkleinerte Apotheferware, 3.8. r. ligni guajaci,
nucis vomicae, suceini, gerajpeltes Guajakholz,
Krähenaugen, Bernitein.
Rata od. Rate, f.(v. I. ratus, a, um, ausgerechnet,
v. reri, rechnen; daher rata, sc. pars) der verhält-
nismäßige Beitrag oder Anteil jedes einzelnen,
Zahlungsteil; Teilzahlung; ratierlich, pro rata
(nänıl. parte), nac) Verhältnis, anteilmäßig; Ra—
ten, pl. die Zahlungsteile; Naten- Zahlung, f.
die Teilzahlung, 3. B. Zahlung in vierteljährlichen
ratis oder Raten, in vierteljährlichen Teilen.
Rataͤfia, Rataͤffia oder Taffia, m. (fpan., it., fr.,
engl. ratafia; aus dem malay. arak [j. Arrak, Rad)
und täfia, ein aus Zuckerſatz abgezogene3 geiftiges
Waſſer; dad. ſpan. u. fr. tafia, der Zucerbrannt-
wein, Rum) ein Würzbranntiwein, der mit Obſt—
jaft, Gewürz und Zucker abgezogen ift.
Ratanhia, f. (ſpan. ratania) eine Wurzel in Ame—
rifa von ſtark zufammenziehendem Geſchmack, als
blutjtillendes Mittel gebraucht.
Ratapoil, m. fr. (ſpr. vatapodl; v. rat & poil, Ratte
mit Haar, von franz. Wigblättern erfunden) ein
Anhänger Napoleons III. ein eingefleijchter Bo-
napartift.
Natatulla, f. jpan. (ſpr. —tülja) Breifuppe aus
Brot, Kräutern und Wurzeln.
rat de cave, m. fr. (jpr. rah d'kaw') eig. eine Keller-
ratte; ein geheimer Kundſchafter; eine Art Zaterne,
dünner, zufammengewundener Wachsitod.
Raäteau, m. und n., pl. Rateaux, fr. (fpr. —töh,
—töh8) der Rechen, die Harfe, be). zum Ausſetzen
und Einziehen des Geldes an Spielbanfen.
Natel oder Rattel, m. der Honigdachs, das Honig-
wiejel, am Vorgebirge der guten Hoffnung.
Ratel oder Rottel, auch Artal oder Rotal (arab.
rathl), n. ein orientalifches, bef. marokkaniſches
ER 1 Pfund von 14 Udien (Unzen) = ungef.
540 g.
Raätelier, n. (ſpr. vateljeh; I. gleich]. rastellarius,
v. rastellus, ein Feiner Karft, Rechen, fr. räteau)
ein Wehrgerüjt, Waffengeftell, zu Gemehren in
Wacht- und Zeughäufern; auch der Kleiderrechen;
die Zahnreihe, das Gebik faljcher Zähne.
Raten, ſ. unt. Nata; rati cautio, j. cautio rati.
Rati-Coatings, pl. engl. (ſpr. — kohtings) Wollen⸗
zeuge.
rattfizieren od. ratihabieren, nl. (vgl. ratus; fr.
ratifier) genehmigen, gutheißen, bejtätigen, voll-
ziehen; ad ratifilcändum, zur Genehmigung; Na—
tififation, Ratihabition, f. die Genehmigung,
Beitätigung, daß der Bevollmäcdtigte im Sinne
des Auftraggebers gehandelt hat, Bejtätigungs-
urkunde, na trägliche Gutheißung.
Natin, m. (fr. ratine, f. v. altfr. ratin, Farnfraut)
ein dem Raſch ähnl. geköpertes Wollenzeug; rati—
tieren, Tuche und andere Wollenzeuge Fräujeln,
auf einer Seite knöteln, aud) frilieren,
ratio, f. I. (v. reor, ratus, sum, reri, eig. rechnen;
afauben, urteilen) die Rechnung, Nechenichaft;
Rückſicht; Überlegung, Meinun 5, Vernunft; Grund-
nn — — — — — — —
— — — — — — — — — — — —— — —
— — — — — — ——— — —
Rabage 129
jaß, Regel; regelmäßige Einrichtung, Artund Weife,
Maß; die Urjache, der Grund; contra rationem,
gegen die Vernunft, vernunftwidrig; Nipr. ratio
legis, der Grund des Geſetzes, gefegliche Grund;
auch der Zived, die Abjicht des Geſetzes; r. suffl-
ciens, zureichender Grund; ratiöne, in Betracht;
Natiön, f.(fr.ration) ein abgeteilteg Maß, Tages-
futter, tägliches Speije- od. Futtermaß an Hafer,
Heu 2c. bei der Neiterei für die Pferde; auch das
täglich beftimmte Maß und Gewicht an Speije für
jeden Schiffsmann, Portion; ratiozinieren, |.
(ratiocinäri) folgern, Schließen, überlegen, berech-
nen; Ratiocintum, n. u. Nattozination, f. (I.
ratiocinatio) Berehnung,vernünftigesNachjinnen;
ein Vernunftſchluß, eine Beweisführung, Folge—
rung; eineRedewendung, in welcher einSchriftiteller
od. Rednerſich jelbjt auffordert, ven Grund zu einer
aufgejtellten Behauptung anzugeben: Ratiblatrie,
f. [.»gr. die Bernunft-Anbetung; rationäbel u.
gew. rationäl, !. (rationabilis u. rationälis), auch
rationdl (fr.rationnel), vernünftig, vernunftmä
Big, wiſſenſchaftlich; Rechenk. völlig ausrechenba
(entg. irrational); Mationabilität, f. jpätl.
(rationabilitas) die Bernunftmäßigfeit; Rationa—
lismus, m. nl. die Anwendung der Vernunft auf
allıs, was dem Menjchen in der Erfahrung ge-
geben it, um es danach zu beurteilen, zu prüfen
und zu begreifen; Nationalismus in der Re—
ligion: der Grundjag, feinen Glaubensjag ohne
vernünftige Prüfung anzunehmen; die Überzeu-
aung, daß die denfende Bernunft in Sachen der
Religion die höchſte Schiedgrichterin fei, der Ver—
nunftglaube, die Bernunftreligion; entg. Super-
naturalismus; Rationaliſt, m. ein Bernunft-
gläubiger, Denfgläubiger, weldyer die Xehre und
Grundſätze feines Glaubens aus der Vernunft her-
leitet und die geoffenbarte Religion denfend zu be-
greifen ftrebt; rationaliſtiſch, der Vernunft
forschung oder den Bernunftglauben gemäß; va-
tionaliſtiſch denken od. rationaltfieren, eig-
— philojophieren; Nationalität, f. die Ber-
nünftigfeit, daS Denfvermögen; Bernunftmäßig-
feit; auch Berechenbarkeit.
Ratis, n. ein oftind. Gewicht für Edelmetalle, Perlen
u. Sumwelen = Tola = 0,121 8.
Natiſſoir, m. fr. (fpr. —ßochr; v. ratisser, jchaben,
ſcharren) ein Abſtreich- Kraß- od. Schabeifen.
ratium jus, n. I. das Floßrecht.
Rätnik, m., pl. Rätniki, ruſſ. (v. veralt. jlav. rätai,
Krieger, Soldat) der militärpflichtige, doch nicht
im aktiven Dienft ftehenderuffiihe Landwehrmann,
entg. Opoltjcheneß, ſ. d.
Nutoffit, m. erdiger Fluß od. Flußerde, nach dem
Fundorte Ratofka in Rußland.
Naton, m. fr. (fpr. rätöng) der Waſchbär vgl.
Raccvon.
rattenendo, rattenuto, it. Tonf. zurückhaltend,
zögernd.
rattrapieren, ft. (rattraper, v. re- und attraper,
vgl. attrapieren) wieder erwiſchen, wieder einholen,
wiederbekommen.
Natula, ſ. Raspatorium.
Rätzen, |. Raizen.
Naucedo, £. nl. u. Raucitas, f. I. (v. raucus, hei-
er) Heilk. die Heijerkeit.
Navane, f., r. n. fr. (fpr. rawähſch'; I. gleich]. ra-
pagium, v. rapere, rauben) die Berheerung, Her
jtörung; ravagieren (fr. ravager), verheeren Der-
wüſten, plündern; Ravageur, m. (pr. —ſchoöhr)
en Verheerer, Verwüſter.
130 Rabaudage
Rabaudage, f., r. n. ir. (ſpr. rawodähſch'; v. ra-
vauder, flicen, d. gleich]. I. re-ad-validare, v. vali-
das, gefund, ſtark, ml. validare, gejund od. ſtark
machen, fr. valider) das Flicken, Flickwerk; Rabau—⸗
deur, m. (pr. —twodöhr) ein Flider.
Ravbvelin, m. u. n. (fpr. ram’läng) Krk. die Vor-
ichanze, Außenwerk einer Feftung, welches in der
Regel vor der Kurtine zwiſchen zwei Baſtionen
liegt.
— de morue, pl. fr. (fpr. ram dö morũh; v.
rave, f. Rübe, Rogen, u. morue, f. Kabeljau, Stod-
fiich) Rogen vom Stodfifch als Köder zum Fangen
der Sardellen.
Nabiggiuolo, m. it. (fpr. rawidſchudlo) eine Art |.
tleiner friiher und fetter Ziegenfäfe aus der Ge—
gend von Breſcia.
Rabigoͤte, f. fr. (v. ravigoter, wieder jtärfen, er-
auiden) od. Ravigoteſauce, eine Brühe der franz.
Küche von Schalotten und anderen Würzpflanzen,
icharfe Kräuterfauce.
Ravin, mm. fr. (jpr. rawäng) ein Hohlweg, eine
Schlucht.
Raviolen, pl. gefüllte Nudelfleckchen.
Ravis, f. — Raucedo, ſ. d.
Ravbiſfſement, n. fr. (fpr. —mäng; v. ravir = |.
rapere, rauben, hinreigen) das Entzüden.
rabitaillieren, fr. (fpr. ramwitajteren, ravitailler;
vgl. avitaillieren) Krk. wieder mit Xebensmitteln
verjehen; Ravitaillierung, f. die Wiederverjor-
gung eines Ortes mit Lebensmitteln.
Nayas, |. Rajas.
Saygras, n. engl. (fpr. reh—; engl. ray-grass),
der gemeine Lolch, welcher al das beite Futter-
gras angebaut und kultiviert wird, hoher Glatt-
hafer; der Same diejes Graſes (in Kleefaat-Marft-
berichten).
Rahon, ın. fr. (fpr. räjöng; it. raggio, fpan. rayo,
v. I. radius), der Strahl, die Speidhe; der Halb-
meſſer eines Rreifes; Rahon, einer Zeitung: Be-
zirt,Gejhüßfreis,Bereih;rayonndntiv.rayonner,
itrahlen), ftrahlend; glänzend, prächtig.
Rahpour, n. eine Art ojtindischer Seide.
Räzzia, f. (arab. rgazä, rgazia, jpr. 3 =, Kampf,
Feldzug, bef. der Mohammedaner gegen die Un-
gläubigen, von rgeza, fänıpfen, angreifen) ein
Plünderungszug, Streifzug, urſpr. der franz.
a in Nord- Afrika; Streifjagd auf Ge-
indel.
re—, lat. und roman. Borfilbe (it. aud) ri—, be-
deutet in den mit ihr zufaınmengejegten Wörtern:
urüd, gegen, wider, oder wieder, nochmals. Im
K ranzöfiichen ſteht vor Wörtern, die mit a an-
fangen, und vor en, jtatt re- bloß r, welches bis»
mweilen auch bloß verſtärkend ift; j. 3. B. Rabatt,
raccommodieren, raffinieren, rembargquieren, ren-
cherieren ꝛc.
Re, m.it. König; Be galantuomo, ſ. unter Galan.
Readoption, f. nl. die Wiederannahme; readop—
tieren, wieder annehmen, vgl. adoptieren.
ready, engl. (fpr. redi), bereit, fertig; beim Sport:
fertig! (zum Spiel, zum Abgang uſw.).
reagieren, nl. (v. re u. agere vgl. agieren) gegen-
wirken, rückwirken; entgegenitreben, Widerftand
leiſten; Reaͤgens, pl. Nengentia, oder Reagen—
tien, rüd- od. entgegenwirtende Dinge; Sceidef.
Stoffe, welche durch die finnlic) wahrnehmbaren
Beränderungen, welche fie beim Zufammentreffen
mit gewiſſen andern Stoffen erleiden oder hervor-
bringen, zum Auffinden der leßtern in deren Ber-
Te ag szzs see see
bindungen benugt werden; Reaktion, f. (fr. reac- |
real
tion) die Gegenwirkung, Gegenftrömung, Rückwir⸗
fung, der Widerſtand od. Gegendrud eines beiveg-
ten oder gedrüdten Körpers gegen einen andern;
Heilk. die durch einen Eindrud auf einen reizbaren
Körperteil in demſelben hervorgebrachte Tätigkeit;
Ripr. die Erneuerung eines Rechtsftreites; in polit.
Hinficht eine Rückſtrömung, Rückwärtsbewegung,
Rückſchritt, bei. das abfichtliche Hindern des Hort-
ſchreitens zum Beſſern im Staatäleben, und das
Vernichten des bereit eritrebten Beſſern um ar
deſſen Stelle das früher Beftandene, aber Veraltete
und bereit3 Untergegangene wieder einzujeßen;
veattionär, zurücddrängend, rückſchrittlich, rüd-
läufig, rückwärtsſtrebend; Reaktionär, m. ein
Zurüddränger, Rückſchrittler; realtivieren, wie—
der in —— ſetzen, wieder anſtellen; Reakti—
vierung, f. das Wieder-in-Tätigkeit-Setzen;
Reaktivität, f. die erneute Tätigkeit; auch die
Rückwirkungskraft.
reaktivieren, ſ. unter reagieren.
Nedl, m. ſpan. u. port. (v. real, — I. regälis, fünig-
!ich), pl. port. Weis (vgl. Milreis) eine Rechnungs⸗
münze in verjch. Ländern u. v. verjch. Wert, vor
1864 bei. in Spanien, wo ein Real ve Plata od.
Silber-Real (durd) ein Münzjtüc nicht vertreten):
— 0,41 M, ein Real de Bellon (fpr. weljön)
oder Kupfer-Real (durch ein Silbermünzſtück ver-
treten) = 0,22 M wert war; Keale, f. it. u. fr.
(jpan. real; vgl. Riala-Bey) die fünigl. od. HYaupt-
Galeere.
en 1 Buchdr. das Schriftkaſten-Geſtell (vgl. Re—
a
gall.).
reäl, nl. (reälis, v. I. res, die Sache) fachlich, ding-
lich (entg. verbal u. perfonal), auch wirflid),
wahr, wahrhaft jeiend od. vorhanden (entg. ideal.
vgl. reell); Reãl⸗Kontraͤtt, ın. die Art von Obli-
gation, die durch Hingeben einer Sache, in der Er-
martung,daß fie zurückgegeben oder etwas anderes
dafür geleiftet werde, nicht durd) die bloße Ein-
mwilligung, begründet wird,3.B.Darlehn-, Leih—
kontrakt, Fauſtpfandvertrag; R.-8itation,
f. die Vorladung durch Abholung mittels eines
Gerichtsdieners; R.⸗Definition, f. eine Sach-Er—
klärung; R.⸗Enzyklopadie, f. ein Sachwörter—
buch, Jubegriff von Sachwiſſenſchaften; R.-&xelu=
tion, f. die Hilsvollſtreckung in das Vermögen,
entg. Perſonal-Exekution; R.-Geld, n. ge-
münztes Geld, (entg. Bapierge lo und fingierte
Münze); R-Gymnafinm, n. eine höhere Lehr-
anstalt, welche Zweck und Bildungsmittel der Gym-
nafien und Realſchulen möglichit zu verbinden
ſucht, iudem fie neuere Spradhen, Mathematik und
Zatein als Hauptbildungsmittel anwendet; N.=
Index, m. ein Sachverzeichnis, ein Sachnachweiſer;
R.⸗Injurie, £. eine tätliche Beleidigung, Ehrver-
legung durch Tätlichteiten, entg. Ser] al⸗In—
jurie; R.-Katalog, m. ein Bücherverzeichnis nach
dem wiſſenſchaftlichen Inhalt, entg. Nominal-
Katalog; R.⸗Kenntniffe, pl. Sachkenntniſſe;
P.-Raften, pl. Leiſtungen, die auf einem unbe-
weglichen Veſißtum haften und von dem jedegma-
ligen Befißer übernommen werden müſſen; R.—
Lerifon od. R.-Wärterbuch, n. ein Sachwörter⸗
buch), ein Wörterbuch fürSachkenntniſſe; R.-Recht,
dingliches Recht, Sachrecht, das man auf eine
Sache hat ohne Rückſicht auf eine Perſon; W,=
Schule, f. eine Lehranſtalt, in welcher ſtatt der
alter bej. neuere Sprachen, Mathematit, Natur:
wiſſenſchaft 2c. als BildungSmittel benußt werden;
R.-Zerritton, f. wirkliche Schredung durch Hen—
Real-turtie soup
Receiber 131
fer» und Marterwerlkzeuge; R.-Union, f. (entg. ! Reät(us), m. I. (v.reus, der Berflagte) der Stand
Berfonal-Union) die Verſchmelzung zweier
Zänder zu einem; R.-Wert, m. der Sachwert,
wirkliche Schalt der Münzen (enta. Nominal—
Bert); das Reäle, n. od. etwas Reales, etwas
Wahres, Wirkliches; Realien, pl. (realia) Saden,
Sach-Inhalt, erhebliche Dinge(entg.VBerbalien);
auch Sachkenntniſſe, Sachwiſſenſchaften; realifie=
ren (fr. realiser), verwirklichen, wirklich machen,
ausführen, bewerkitelligen, betätigen; veräußern,
zu &elde machen, einlöjen, erheben, bei. Bapiergeld
sc. in Eingende Münze umfegen; Realiſation u.
Realiſierung, k. die Verwirklichung, Ausführung;
die Auszahlung, Umſetzung in klingende Münze;
Realismus, m.Wirklichkeitslehre, die philoſ.Lehre,
welche den Außendingen ein von unſern Vor—
ſtellungenunabhängiges wirklichesWeſenzuſchreibt,
entg. Idealismus; Wirklichkeitsſinn; Realiſt,
m. der Anhänger dieſer Lehre; Wirklichkeits- oder
Nützlichkeitsmenſch; Nealiften, pl. im Mittelalter
diejenigen Scholaftifer (f. d.), welche die allgemei-
nen Begriffe der Dinge fir etwas Reelles oder
Wirkliches hielten, entg.denRominalijten; rea=
liſtiſch, die Wirklichfeit auffafjend oder als maß—
gebend herportreten laſſend, im engen Anſchluß
an das Tatjächliche, Wirkliche; auf das Wirfliche,
Nützliche gerichtet; auch: ſinnlich; Realität, f. die
Wirklichkeit, Wejenheit, Sachlichkeit, Tatjächlichkeit,
ba3 Sein, entg. dem Scheine; aud) Wahrheit, Zu—
verläſſigkeit; Rechtſchaffenheit des Charakters (vgl.
reell); ſubjektive Realität, Denkbarkeit; ob—
jektive Realität, Wirklichkeit, Ausführbarkeit;
Realitäten, pl. Grundſtücke, Grundeigentum;
Realitäten-Beſitzer, m. ein Grundbeſitzer,
Gutsbeſitzer, beſ. in Öfterreih; R-Verkauf, m.
Verkauf von Grundſtücken; realiter, wirklich, an
ſich ſelbſt, in Wahrheit, wahrhaftig; realiter
zitieren, vorladen, verhaften.
Real-turtle soup, f. (jpr. ri-el-törtl-Buhp) echte
Schildkrötenſuppe (vgl. Mocd-turtle Soup unt.
mod, j.d.).
Réalgar, m. arab. (fr.realgar, r&algal, fpan. rejal-
gar, it. risigallo, risagallo, nl. risigallum) rotes
Rauſchgelb, Rubinjchwefel, rotes Schwefelarjen
(vgl. Arfenif.
Neälſche Prefje, ein mafjerdichtes Gefäß mit einem
ſenkrechten Rohr, das mit Waſſer gefüllt ift, wel—
ches einen hohen Wafjerdrud ausübt, hydroſta—
tiiche Preſſe.
resppellieren, nl. (vgl. appellieren) wieder an-
rufen.
respprezieren, nl. (v. l.apprecäri, betend anrufen)
dagegen oder hinwiederum anwünſchen.
Hear-Admiral, m.engl.(jpr.rihr-ädmiräl; v.rear
= fr. arriere) —Konter-Admiral, der Gegen-
od. Unter-Flottenführer bei ven Engländern, weil
er das Rear, d. i. das Hintertreffen der Flotte,
befehligt.
renrmieren, nl. (vgl. armieren) wieder bewaffnen;
ein Schiff wieder ausrüften.
reaſſekurieren, nl. (vgl. ajiefurieren) wieder ver-
ſichern, rüdverfihern; Reafſekuraͤnz, f. die Wie-
derverjicherung, Rüdverfiherung, Doppelverfiche-
rung, wenn ein Berjicherer oder Aſſekürant fein
übernommtenes Rififo fich wieder durch einen andern
verjicyern läßt.
reaſſumieren, nl. (vgl. aſſumieren) wieder aufneh-
men, wieder vornehmen, erneuern; Reafſumtion,
f. die Wiederaufnahme, Erneuerung, 3. B. eines
Prozeſſes (reassumtio litis),
eines Verklagten, der Anklagejtand, das Verklagt-
fein; ein Frevel, Berichulden, frevelhaftes Unter-
nehmen.
Reaumürſches Thermometer, . Thermometer;
Reaumürſches Porzellan, ſ. unter devitrifi—
zieren.
Rebäb oder Rubãb, n. (arab. rabäb, perſ. rubäb;
vgl. Rabab) eine türfiiche Geige mit höchſtens drei
Saiten.
Nchattement, n. fr. (fpr. — mäng; v. rebattre, eig.
wieder jchlagen; oft wiederholen) öftere Wieder-
bolung derjelben Töne oder Worte.
Rebbes oder Rebes, m., aud) Rabbach, Rebbach,
m, jüd. (rabbinifch ribbis, von rovav, vermehren,
rav, viel) Gewinn, Wucher, Zinfen.
Rebebe, m. cin Getreidemaß in Alerandrien.
Jichee, m. fr. (it. ribeca, port. rabeca, prov. rabey;
vgl. Kebab) die dreijaitige Geige.
Viebeffa, f. hebr. (Ribkäh; v. dald. räbak, mäjten
. oder anbinden; arab. ribkat, Strid mit einer
Schlinge) weibl. Name: die Feifte, Wohlbeleibte,
oder die. durch ihre Schönheit Fejjelnde; Anführer
des Aufitandes in Wales 1839 gegen die Wege-
zölfe (gejtüßt auf 1. Moſes 24, 60); Rebekkatten,
pl. die Anhänger und Teilnehmer daran, welche
nachts in Weiberfleidern und mit geſchwärzten
Geſichtern die Schlagbäume, Zollämter 2c. zer-
Itörten.
Schell, m. J. (rebellis, d. i. eig. wer den Krieg er-
neuert, von bellum, Strieg; fr. reb&lle), pl. —eıt,
ein Empörer, Aufrührer, Rebellhölzer, pl.über
die Zuge zweier zufammengefegten Bohlen gena-
gelte Leiſten; rebelliſch, aufrührerifch, empöreriſch;
rebellieren (I. rebelläre, eig. den Krieg erneuern),
ſich empören, fich auflehnen, im Aufruhr begriffen
Jin; Rebellion, f. (l. rebellio) die Empörung, der
Aufruhr, Aufftand.
Nebt, m. arab. der Frühling; Name des 3. und 4.
Monats im arab.flalender,dererjtereR.el-ewmwet
(dererſte R.) der letztere R. el-acher (der letzte R.).
rebondieren (ſpr. rebongd—), fr. (rebondir, von
bondir, aufprallen) aufjpringen, aufprallen (von
Kugeln und Bällen gebräuchlich).
Sichdgos, pl. fpan. (von rebozar, verhüllen) in
Mexiko lange Umfchlagetücher.
Rebs, pl. engl. (jpr. rebs) Kurzwort für rebels,
d. i. Rebellen.
Rebülla, m. cin Wein aus der Grafſchaft —*
Rebus, n. oder m. (fr. rébus, v. l. rebus, Abl. pl. v.
res, d. i. durchSachen: nämlich: Gedanken-Aus—
druck durch Bilder, ſtatt der Schriftzeichen) ein
Zeichenrätſel, Bilderrätſel, eine Art Bilderſchrift,
welche zu enträtſeln iſt.
rohus sie stantibus, |. res.
Rebüt, m. fr. (fpr. rebüh; eig. der Rückwurf, Rück—
jtoß; vgl. Debüt) Abweijung, abjchlägige Antwort;
Ausſchuß, Auswurf, be. bei Kaufl. ſchlechte, ver-
dorbene Ware; Nebüt-Briefe, pl. verworfene
nicht angebrachte oder nicht angenommene Briefe;
rebütieren (fr. rebuter), abweijen, ausjchießen,
vermwerjen; ab- od. zurüdjchreden; rebütant (pr.
—täng),abjchredend,zurücjtogend,niederfchlagend,
widermärtig, widrig. j
Neceipts, pl. engl. (fpr. reßits, von receipt, Ans
nahme, von lat. receptus), eingehende Gelder,
Eingänge, Einkünfte. f
Receiber, m. engl. (fpr. ehr w’r), Zwijchenbehälter;
Chemie: Rezipient, Vorlage; Phyſ.: NRezipient,
Glocke der Luftpumpe.
132 Necepiiie
Recebiffe, Necept, vecentid ꝛc., ſ. unter vezi- |
pieren.
Reeette, f. fr. (ſpr. reßett; entit. aus altfr. recepte)
die Einnahme; das Einnehmeramt; die beiteSorte
desfaninchenhaares; Recebeur, w.(ſpr.reßewöhr;
v. recevoir — l. recipere) der Einnehmer; Ge—
neral-Receveur, m. (fr. receveur general)
Obereinnehmer. i
rechangieren (Ipr. r'ſchangſch —), fr. (rechanger,
val. hangieren) wieder ändern oder wechieln; Re—
hänge, m.j.Ricambiv; Rechangen, pl.Wechſel⸗
ſtücke, Borratsitiide, zumWechſeln od.Erjegen(z.d.
Wagenräder zc.).
Rehaud, mn. fr. (pr. reſchöh; v. re u. &chauder, er-
wärmen) ein Kohlenbeden, eine Spiritusflamme,
ein Wärmbeden, Tellerwärmer, Kaffeewärmer.
rehanffieren, fr. (fpr. refchoffieren; v. rechauffer,
wieder erwärmen), Küchenſpr. aufwärmen.
recherchieren (pr. r'ſcherſchieren), fr. (rechercher,
v. chercher, ſuchen, vgl. cherche) eig. wiederholt
juchen; nachſuchen, nachforſchen, unterjuchen, ver-
folgen; Recherche, f. (ſpr. viherich’) die Nach—
juhung, bej. eines Gerichts, Unterfuhung, Er-
inittlung, Erhebung, Erfundigung; recherchiert
(fr. recherche), gejucht.
Rechimdar, j. Reſchimdar.
Nechute, k. fr. (ſpr. röſchüht), der Rückfall.
Recief, m. holl. u. Recif, m. fr. (ſpr. reßiff) ein
Empfangsſchein (SRecepiſſe); beſ. in Amſter—
dam ein Ladungsſchein, den der Schiffer über die
von ihm übernommenen Güter ausſtellt.
Rerit, mefr. ſpr.reßih) die Erzählung, Beſchreibung,
der Bericht.
Recital, m. engl. (ſpr. reßait'l), Vortrag.
Recollets, pl. fr. = Rekollekten, ſ. d.
Reconnaiſſance, f. fr. (pr. r'konnäſſängß'; von re-
connaitre, wieder erkennen, anerkennen; (vgl. Con—
naiſſance) die Wiedererfennung, Anerkennung; Er-
kenntlichkeit, Dankbarkeit; Kfſpr. Empfangichein;
reconnaissance de liquidation (pr. —likidaß⸗
jöng), eine Sattung franz. Staatöpapiere; recon—
naiffant (ipr. —ſſcug), erkenntlich, dankbar.
Record, j. Rekord.
Recovery, k. engl. (ſpr. riköweri) die Wiederer-
langung.
rectus, a, um, l. (eig. Partizip von regere, richten,
leiten, lenken; vgl. regieren) gerade, recht, richtig,
gehörig; recta (sc. via), gerades Weges, gerade od.
geradezu, ohne Umſchweif; Recta-Wechſel, m.
Kfſpr. ein Wechſel, der nur an die Berjon (nicht
an die Drder)des eriten Inhabers zahlbar lautet,
und aljo feinem andern abgetreten werden kann;
reetum (nänl. intestinum), n. Heilf. der Majt-
darm; daher Rektitis, f. barb.-I. Maftdarm-Ent-
zindung; Weltozele, f. Maſtdarmbruch; recto
folio, I. auf der eriten oder vordern Seite eines
Blattes; recte und recte bene, richtig, vecht,
wohl; Rektangülum, n., pl. Rettangüla, nl. ein
Rechteck, rechtwinkliges Bieved; rektangulär, recht—
winklig; Rektaſzenſion, f. (vgl. Aſcenſion) Sternk.
das Geradaufſteigen, die vom Durchſchnittspunkte
des Aquators und der Ekliptik nach Oſten hin auf
dem Aquator ne Stellung eines Sterneg;
reftifizieren, berichtigen, verbejjern, ins reine
bringen; Größenl. frumme Linien mit geraden
vergleichen oder ihre Länge beitimmen; Scheidek.
eine abgezogene Flüffigkeit durch abermaliges Ab—
giehen noch mehr reinigen und verjtärfen; refti-
izierter Weingeiſt, höchjt gereinigter oder ge-
läüterter Weingeiit; rektifikäbel, gleich od. gerade
|
|
|
redigieren
zu maden; Rektifilation, f. die Berichtigung
Verbejjerung: Größenl. das Gerademachen oder
die Längenbeftimmung krummer Linien; Scheidet.
größere Neiniguna, Entwäfjerung, wiederholte
Deitillation, auch Rektifizierung Vonzgentrie-
rung und Dephlegmierung; Rektifikütor, m.
ein Snftrument zum einigen und Verbeſſern;
rektilinẽar, geradlinig; Rectilinkum, n. eine
geradliniae Geſtalt.
requ, fr. (fpr. v’Bi; don recevoir —=[, recipere)
empfangen; Reçü, n. ein Empfangfchein.
Recueil, m. fr. (pr. v’Edj) die Sammlung; vecneil-
teren (fr. recueillir, v. l. recolligöre; f. reiolli-
gieren) fammeln.
Recül, m. fr. (fpr. r'kül) Krk. der Rückprall, das
Zurückſtoßen einer Kanone; recülieren (fr. re-
culer, prov. u. ſpan. recular, it. rinculare, v. i.
culus, der Hintere, fr. u. prov. cul, it. u. jpan.
culo), zurückziehen, zurückſtoßen; rückprallen, rück—
laufen; zurückweichen, ſich zurückziehen; NReculade,
k. der Rückzug, das Zurückweichen; à reculons
(ſpr. —különg), rückwaͤrts, rücklings.
Redakteur, Redaktion, ſ. unter redigieren.
Redan, m. fr. (ſpr. redaäng; f. redent, von dent, l.
dens, Gen. dentis, Zahn) Krf. dus Sägewerk —
Fleche.
redanimieren (ſpätl. redanimäre; vgl. animieren,
ranimieren), wiederbeleben, ermuntern.
redarguieren, |. (red-arguere; vgl. arguieren)
widerlegen, überführen. R
vedatieren, nl. (vgl. datieren unter datum) zurüd-
tagen, dad Datum eines Schriftitüds zurüdiegen.
Neddition, f. I. redditio (v. reddöre, wieder-, zu-
vücdgeben), die Rückgabe; das Angeben eines Grun—
der Nachſatz einer Periode oder eines Gleich—
niſſes.
Redecilla, f. jpan. (fpr. —ßilja; redecilla, Verkl.
v. red, I. rete, das Netz; vgl. reticulum) eine Kopf⸗
bedeckung in Form eines Netzes in Katalonien.
Redemtion, Redemtor ꝛc., |. unter redimieren.
redenſieren, nl. (vgl. denſieren) wieder dicht machen,
verdichten. ee
Nederijfersfamer, f. Hol. (jpr. ij wie ei; v. rede-
rijker, der Rhetoriker, Redekünſtler) die Redner—
fammer, ejem.in den Niederlanden ein dichteriicher
Verein, deffen Mitglieder fi) zu dichteriſchen
Übungen und Vorträgen verjammelten.
vedebabfe, fr. (fpr. —wäb'l; vun redevoir, noch
ihuldig fein; vgl. Devoir) eig. noch jhuldig, imi
Rückſtand; erkenntlich, verbunden, verpflichtet;
Redevance, f. (pr. —wängß der Grundzing, die
Berbindlichkeit.
redhibieren, l (red-hiböre) zuriidgeben od. zurüd-
nehmen; Redhibition, f. (redhibitio) die Rück—
gabe und Rücknahme einer —— (ſchadhaften)
Sade; Redhibitions-Klage, f. Klage wegen
Wiedererſtattung des bezahlten Preiſes gegen Zu—
rückgabe der Ware; redhibitsriſch (Tpätlat. red-
hibitorius), die Zurüdnahme betreffend.
Redhoſtiméentum, n. neul. (von altl. redhostire,
wieder gut machen, v. hostire, durch ein Opfertier
fühnen, vergelten, von hostia, Opfertier) Rſpr. Die
Wiedervergeltung;redhostimentiloco, jtatteiner
Wiedervergeltung.
Redif, in. (avab. redif, eig. ein Hintennahlfommen-
der, v.radafa, nachfolgen) die türfiiche Landwehr,
die nur in Kriegszeiten einberufen wird und
15 Jahre hindurch zum Dienfte verpflichtet iſt.
redigieren, |. (redigöre, v. re- u. agere, eig. zu⸗
rücktreiben od. »bringen; dann zujanınenbringen)
redimieren
ſchriftliche Aufſätze zufammentragen, ſammeln, in
Ordnung bringen und für den Druck und die Her—
ausgabe als Buch, Zeitſchrift 2c. vorbereiten, fertig
jtellen, itberarbeiten; ein Blatt leiten, herausgeben
uſw.; In ordinem redigieren, in Ordnung brin-
gen; Redakteur, fr. (ipr.redattöhr) u. Redaktor,
I. m. der Leiter, Schriftleiter, der Anoroner und
Herausgeber von Werfen, die aus den Beiträgen
mehrerer zufammengefegt find, 3. B. von Zeit
schriften (Zeitungs-Redakteur); Chefredak—
ter, m. der Ober- od. Hauptleiter des Blattes;
Redaktion, f. nl. die Zufammentragung, Samm-
hung und Anordnung; Abfaffung, Ausfertigung
und Drudbeforgung, Feitfegung der Ausdruds-
weiſe, des Wortlautes uſw.; die Keitung, Schrift-
feitung, der Inbegriff aller bei Herausgabe einer
Zeitung beſchäftigten Schriftiteller;auch die Schrift-
ſtelle, das Abfaſſungs- u. Ausfertigungslokal, bei.
von Zeitungen; redaktionéll, die Redaktion be—
treffend, von ihr ausgehend.
redimieren, [. (redim£re, v. re- u. em£re, faufen)
zurückkaufen, losfaufen, wieder einlöjen, befreien
(tanzionieren); pro redimenda rixa, I. Ripr.
zur Beilegung der Streitigkeiten, oder zur Aufhe—
bung, Bermeidung, Befeitigung des Rechtshandels;
Nedemtion, f. (l. redemtio, od. b. redemptio) dic
Befreiung, Loskaufung (Ranzion), Erlöfung;
redömtor od. redemptor, m. ein Befreier, Er-
(öfer; redemtor litium, ein Brozeh- Käufer;
Redemptioners, pl. engl. (pr. ridemmſch'ners)
Auslöstinge, Einwanderer in Nordamerifa, die
ihre Fracht nicht bezahlen fünnen, und daher ver-
pflichtet jind, ihre Schuld abzuarbeiten; Redem—
toriften oder Redemptoriften, pl. Glieder des
Ordens vom heil. Erlöjer (redemtor), — Ligo-
rianer, j.d.
Sedingote, f. fr. (pr. r'dängöt) v. engl. Riding—
coat (jpr. reidingkoht; von ride, reiten, u. coat,
Rod) ein Reitrod, Reiferod, langer Überrod.
redintegrieren, I. (red-integräre; val. integrieren)
wieder beritellen, ergänzen, erneuern; Redinte—
gration, f. (redintegratio) die Wiederheritellung,
Erneuerung.
reditus, m. l. (v. redire, zurückkommen) die Rück—
fehr, Rückkunft; pl. reditus, Einkünfte; reditus
annüi, pl. jährliche Einfünfte od. Gefälle; r. irre-
dimibiles, nl. unabfäufliche Fa r. redimi-
biles, abfäufliche od. ablösliche Zinſen.
redivivus, a, um, I. (vgl. vivus) wieder aufgelebt,
erweckt, erneuert.
Redondilien, jpan.redondillas (ſpr. —diljas), pl.
(v. redöndo = [.rotundus, rund) eine fpan. und
portug. Versform, beitehend in einer Strophe von
vier ſechs- oder achtiilbigen Reimzeilen; jpäter
überh. jech3- und achtſilbige Verſe.
Redop, m. fr. die halbe Volte od. der Viertempo—
galopp der hohen Schule (bei der Runitreiterei);
redoppieren, fr. das Pferd mit halber Volte
wenden, es einen Redop macen laffen.
redoublieren, fr. (redoubler; jpr. ’dubl—; vgl.
double 2c.) verdoppeln, vermehren, verſtärken; Re—
doublement, n. (pr. —mäng) die Verdoppelung,
Beritärfung.
Redoute, f. jr. (ipr.redüht; v. I. reducta, v. reduc-
tus, d. i. eig. ein zuriidgezogener Ort, dv. reducere,
vgl. reduzieren u. Reduit) 1. eine Feldfchanze, Heine
vieredige Berihanzung; 2. ein Masfenball, ein
Mummenſchanz (ital. ridotto, eig. Sammelplaß,
AufenthaltZort, bei. der öffentliche Ort in Venedig,
reduplizieren 133
an welchem mährend des Karnevals von mas—
fierten Perſonen Glücksſpiele geipielt wurden.)
vedontieren, fr. (redouter, I. gleich]. redubitäre, v.
dubitäre, zweifeln, fr. douter), fürchten, ſcheuen;
redontäbel (fr. redoutable), furchtbar, jchredtich.
Nedomwa (böhm. reydowäk) od. Redowazka, f. ein
böhmiſcher Tanz, abwechjelnd im ?/;- u. Takt;
vgl. Regdowa.
redreflieren, fr. (redresser; vgl. drefjieren) wieder
zurecht od. gerade machen, twieder ind reine, auf
den rechten Weg bringen, wieder heritellen, gut
machen; auch rückgängig machen; Kfjpr. = ftor-
nieren. |
Nedruthit, m. der Kupferglanz, jo genannt von
Redruth in Cornwallis.
Redſcheb, m. arab. (redscheb, urſpr. Verehrung,
Ehrfurcht, von radschaba, fürchten) Name des
7. Monats im mohammedan. Kalender (weil in
dieſem Monate der Kampf verboten war).
Red-Star-Linie, f. die belgiihe Dampferlinie
zwifchen Antwerpen und Philadelphia.
reduzieren, I. (reducöre, v. ducere, führen) zurüd-
führen od. «bringen; umwandeln, umrechnen, bei.
Minzen, Maheu. Gewichte; herabfegen,verringern,
vermindern; einjchränfen, einziehen; Tonf. eine
Partitur reduzieren, die Harmonie vieler In—
ſtrumente auf wenige zufammenziehen; Scheidel.
- Metalle aus ihren Beinibuitgen mit Saueritoff, °
Schwefel od. einem andern eleftronegativen Stoffe
rein darjtellen; der Reduzier-Ofen, Schmelz-
ofen, worin die Metalle aus ihren natitrlichen Ver—
bindungen abgejchieden werden; Küchenſpr. ein—
tochen; reduzibel, nl. zuriidführbar, heritellbar,
dariteflbar; Reducidos, pl. ipan. Bekehrte, die-
jenigen, welche vor dem Jnquifitionsgericht unter
der Folter widerriefen; Reduzierung od. Reduk—
tion, f. I. (reduetio) die Wiederherſtellung, Wiceder«
zurücbringung in den vorigen Zuſtand; Heilk.
Wiedereinrihtung; Umwandlung, Umrednung,
VBergleihung von Maßen, Münzſorten 2c.; Ver—
vingerung, Beihräntung der Zahl, 3. B. der Trup—
pen; Derabfetung, Verminderung des Preiſes einer
Ware; Zeichent. Verkleinerung, Berjüngung einer
Figur; Scheidek. Darjtellung der reinen Metalle
aus deren Verbindungen mit Saueritoff, Schwefel,
Salzbildnern 2e.; Tonk. Auszug einer Partitur;
auch wohl Übertraaung aus einer fremden Tonart
ineinebefanntere; Neduftionscftolumme, f. Um-
wandlungsipalte; R.-Tabelle, f. Tafel zur Um—
rechnung od. Bergleihung verſch. Münzen, Maße
und Gewichte; Redüktor, m. der Einrichter, eine
Mafchine zur Einrichtung verreniter od. zerbroche—
ner Glieder; Reduit, n. fr. (fpr. rediit; vgl. Re—
doute) Krſpr. Rückenſchanze, Rüdzugsturm, »mwerk
uſw., die als legter Stützpunkt dienende Verſchan—
zung innerhalb einer Befeſtigung.
redulzerieren (l. redulceräre, vgl. Uleus), Heilt.
wieder ſchwärend od. wund machen.
redundieren, I. (redundäre, eig. zurückwallen od.
»fluten, von re- und undäre, wallen) überitrömen,
überflichen ; auch hinauslaufen aufetwas; Redun—
daͤnz, f. (L. redundantia) die Überfülle, der Über-
fluß; die Weitichweifigfeit, ver Wortihmwall.
reduplizieren, ipätl.(re-duplicäre; vgl.duplizieren
unter Duplum) wieder verdoppeln; Silben oder
Buchftaben wiederholen; Reduplikation, f.nl. die
Wiederverdoppelung; Spradt. Buchjtaben- oder
Silbenverdoppelung od. Wiederholung; redubp—
Kifatip, verdoppelnd, Verdoppelung bewirkend od.
darjtellend; auch als Sachwort Neduplifatto, "
734 Reduvia
ein Satz, in welchem einer von den Hauptbegriffen
verdoppelt, das Subjekt wiederholt wird.
Redubia, f. I. der Niednagel, Not- oder Neidnagel
(am Finger); Redubvius, m. nlat. die Kotwanze,
Reede ſ. Rhede. (Schreitwanze.
Reefer, m. enal. (fpr. rif'r; von engl. to reef, ref—
fen) Reffer, Seefadett; daher der Name für ein
furzes Sadett (mie e3 die Seefadetten tragen, ree-
fing-jacket).
Reel, m. engl. (ipr. rihl; eig. eine Garnmwinde, ein
Hajpel) ein lebhafter ſchottiſcher und irländijcher
Tanz.
recl, E (reel; vgl.real) wirklich, wahrhaft, wejent-
li; tätig; —— ſicher; ni: rechtlich;
Reellität, f. die Zuverläſſigkeit, Rechtlichkeit.
Reelſeſaft, m. landſch. deutſch: der friſch ausgepreßte
Saft der Schafgarbe, ein Heilmittel in Abzehrungs—
franfbeiten.
Reemtion, f. nl. (vgl.emtio) die Zurüdfaufung, der
Rees, pl. unt. f. Reis, ].d. [Wiederfauf.
Reerekution, £. nl. Ripr. die Zurüderjtattung des
gerichtlich Eingetriebenen; vgl. Erefution.
reerbibteren, nl. (vgl. erbibieren) wieder aushän-
digen.
teerportieren, nlat. (vgl. exportieren) wieder aus—
jühren; Reexportation, f. die Wiederausfuhr |
von eingefügrten Waren.
Siefaltion, f. fr., od. Refaktie, f. holl. Kfipr. der.
Zahlungs-Abzug wegenjhadhafterBaren,aud) (ge—
heime) Frachtvergütung, Frachtnachlaß, — Fuſti;
refaktieren, insgeheim Frachtnachlaß gewähren.
Ftefaits, pl. fr. (ſpr. —fäh) unentſchiedene Spiele
bei Trente et quarante od. Rouge et noir.
Hefe, m. in Madagaskar (refi, refe = malay. und
javan. depa, tagaliſch dipa, tahitiſch rea) ein
Längenmaß von vericied. Größe, etwa 1 Klafter.
Refeltion, Refeltorium, Refeltur, ſ. unter re-
fizieren.
refellieren (I. refellere, von re, wieder, u. fallere,
:äujchen), widerlegen, al3 irrig zurückweiſen.
Referee, m. engl. (fpr. veföri; eigentl. Referent)
Schiedsrichter (beim Spott).
referieren, i.(referre,eig.zurüctvagen od.»bringen,
wiederbringen; fr. referer) berichten, Bericht er-
ſtatten, melden, erzählen, vortragen; Juramentum
teferieren, einem den Eid zurüdihieben; Refe—
rierfunft, f. die Berichteritattungsfunft; Referät,
no. nl. der Vortrag, die Berichterjtattung; Refe—
rence, f. engl. (jpr. refferens), pl. References,
deutſch Referenzen, in der Handelsſpr. Beziehun—
en, Auskunft-Erteilungen; Empfehlungen durch
ekannte und hochgeſchätzte Häuſer; Referent, m.
(l. referens), Referendarius od. Feferendär,m.
nl. eigentl. ein Berichterjtatter, aus dem Inhalt
der Alten Bortragender 2c.; ein vortragender Be-
amter ineinem Minijterium; bej.ein junger Rechts—
gelehrter, welcher die erite Prüfung beſtanden hat
und jich bei einer Gerichtsbehörde auf die zweite
Prüfung (zum Afjeffor) praktiſch vorbereitet; daher
Heferendariät, n. dejjen Bildungsjtufe u. Amt3-
jtellung; Referendum, n. [. das zu Berichtende,
bei. an das Bolf zur Abjtimmung über einzelne
Gejege; etwas ad referendum nehmen, zur Be-
richterſtattung od. gerichtlichen Überlegungnehmeı,
etwas annehmen, um bei der Behörde Bericht da-
von abzujtatten, zum Bericht annehmen.
Neff, n. niederd. 1. (engl. reef, hol. reef u. rif) ein
feines Hilfsjegel, das bei jhivahem Winde an die
großen geſetzt wird; 2. (altyochd., mittelhochd. räf)
ein Geſtell, in welchem man Laſten auf dem Rüden
refluieren
trägt (Tragreff):dah.ein Reffträgereꝛc. Reff⸗
gatt,n. Reffbandloch; reffen, einreffen (nieder.
reven, die Segel einbinden), ein Segel durch Ein—
binden kürzer machen.
tefigteren, lat. (refigere, vgl. figieren) wieder ab-
Dee od. herumterreißen, 3. B. öffentliche An—
lage.
Refin, ın. fr. (fpr. —fäng) od. Nefino, ſpan. (eig.
überd. jehr fein) die feinjte jpanische Wolle, aus
daraus verfertigte Zeuge.
vefizieren, I. (refic£re, v. facẽre, machen; eigentl.
wieder machen) wieder herjteien, ausbefjern; auf-
richten, erquiden; refleientia, pl. Heilt. jtärtende
erquidende Arzneimittel; Refeltion, f. (l.refectio)
die Wiederherſtellung, Ausbeijerung; die Erholung,
Labung; bei Kathol. ein Erholungs- oder Er-
quidungs-Mahl zur Zeit der Faften u. in Klöftern;
Refeltorium, n. nlat. zgez. auc der Reventer,
Remter, der Eß- oder Speijejaal, das Speije-
zimmer in Klöjtern; Refeltũr, f. nl. das Recht, zur
| Ausbefjerung eines Gebäudes Holz aus dem Walde
zu entnehmen.
; reffeftieren, I. (reflectere, d. i. eig. zurückbiegen;
vgl. fleftieren) Lichtſtrahlen zurückwerfen, zurück—
| ſtrahlen, zurüdprallen; nachdenken, verjtändig er—
wägen, beurteilen; zurückdenken; auf etwas reflef-
tieren, Rückſicht nehmen od. achthaben, ſein Augen—
merk richten; etwas überlegen, überdenken; daher:
Reflektäͤnt, m. wer etwas ins Ange faßt, darauf
Rückſicht nimmt; aud: ein Kaufluitiger; Reflek—
tor, m. nlat. der Zurückwerfer der Vichtſtrahlen,
Strahlenwerfer; ein Spiegel-njtrunent, um ge—
gebene Nachtſignale bemerkbar zu maden, Spie>
gel-Teleikop; Heiler, m. der Wiederſchein, Ab-
glanz, die Spiegelung; Keflex- Apparat, m. Spie-
gellampe; ReezBewegung, R.-Erſcheinung, un-
willfürlicye Übertragung einer körperlichen oder
geijtigen Erregung der Empfindung auf andere
Nerven, beſ. Bewegungs- u. Abionderungsmerver,
3. B. Erröten, Blinzeln uſw.; R.-Hemmung, die
Unterdrüdung folder Reflererigeinungen dur
die Kraft des Willens; R.⸗Krämpfe, die Steige-
rung der Reflerericheinungen bis zu Pränpfen
(bei gewiſſen Nervenleiden uſw.); R.«Licht, Blend—
licht; R.⸗Ton, zurückgeworfener, gebrochener Ton;
Reflexion, f. lat. (reflexlo, Umbeugung) die Zu—
rückprällung, Zurüdwerfung der Lichtitrahlen,
Zurüdjtrahlung;der Wiederihein, Abglanz; uneig.
das Nachdenken, Erwägen, die Betradhtung; Rüd-
ſicht, Aufmerkſamkeit auf etwas; Reflexions-Go⸗
niometer, m. ein von Wollaſton erfundener, au
die Zurückſtrahlung des Lichts gegründeter Wintei-
meſſer für Kriſtalle; R.-Kreis, m. ein von Borda
erfundenes Winfelmepinjtrument; R.-Punkt, m.
der Punkt im Spiegel, von welchem ein Lichtjtrahl
ins Auge gelangt; R.-Vermögen, n. das Ver—
mögen des Nachdenkens, Überlegungspermögen;
R.-Winkel, m. der Zurüdwerfungs- oder Aus—
fallwinkel, den ein zurückgeworfener Lichtſtrahl mit
der zurüdmwerfenden Fläche macht (entg. Inci—
dent-Winke l);refleribel,nl.zurüdwerfbar; Re⸗
ſeribbnitut f. die Zürückprallungsfähigkeit oder
A—
zurückwirkend, rückzielend; reflexive Prönomina,
ſ. unter Bronomen; verbum reflexivum, od.
bloß Reflexivum, ſ. Berbum.
reiforeszieren, I. (rellorescere, v. flos, die Blume;
vgl. florieren) wieder blühen, wieder aufblühen;
reflorieren, I. (reflorere) wieder blühen. _
| reffiiteren, I. (refluöre, v. fluere, fliegen) zurüd-
Nefonte
fließen, zurüdtreten, zurückwirken; Reflürx(us),
m. nl. der Rückfluß, das Zurüdfliegen des Blutes
aus dem Körper zum Herzen; aud) die Ebbe.
Refonte, f. fr. (fpr. — fongt'; dv. refondre, um-
ſchmelzen) die Umſchmelzung, das Umgießen.
Reform, Reformation ꝛc. |. unt.reformieren.
reformidäbel, nl. (von [.reformidäre, heftig fürch—
ten) furchtbar, ſchrecklich. |
veformieren, I. (reformäre, vgl. formieren) umfor-
men, umgejtalten, umjchaffen, ändern; verbefjern,
von Mißbräuchen 2c. reinigen; reformiert, um—
gebildet; verbejlert; der, die Reformierte, pl. Re—
formierte, auch Zwinglianeru.Kalviniiten,
Anhänger und Genojjen der dur Zwingli und
Kalvin umgejtalteten Glaubenslehre; Neförm,
f. nl. (fr. reforme) die Umgeitaltung, Umände-
rung, Verbefjerung eines Zujtandes, ohne defjen
Weſen zu ändern; aud) Reformation, f. (I. refor-
matio, Umgeftaltung; Verbeſſerung) bef. die Kir-
chenverbeſſerung, Wiederherjtellung der reinen
chrüitlichen Lehre durch Luther und feine Gehilfen;
Reformäten, pl.—Relolleften; Reformätor,
m. l. ein Umformer, Umgeſtalter, Verbeſſerer;
Glaubensreiniaer od. Wiederherfteller der reinen
Lehre Ehrifti; Reformbankette, pl. Gaſtmähler,
bei denen die liberalen Kamımermitgliederzu Paris
in den Sahren 1847 und 1848 für eine Reform
des ———— wirkten und durch deren Verbot
die Februar-Revolution veranlaßt wurde; Re—
foͤrmbill, f. in England jede Bill (ſ. d.), welche ir—
gend eine Reform beabfichtigt, beſ. aber die, welche |
die Barlanıentsreform am 23. Nov. 1830 bean- |
tragte; Refoͤrmer oder Neformift, m. engl. ein |
Berbejlerer, Verbeijerungsjüchtiger, bei. der Ver—
fafjung, Anhänger ver Partei des Fortjchritt3 od. |
der Bewegung, entg. dem Konfervativen; in |
Frankreich diejenigen, welche hauptfächlich in der
Verbeſſerung des Zujtandes der Arbeiterbevölfe-
rung Neuerungen anjtreben; in Deutichland auch
Bezeichnung einer politiichen antifemitischen Partei;
Reformghmnaſium, m ein Oymnafium,dasinden
unterſten dreiKlaſſen lateinlos iſtu. den fremdſprach—
lichen Unterricht mit dem Franzöſiſchen beginnt.
refournieren, fr. (refournir) aufs neue verſehen;
neu mit feinem Holze auslegen; vgl. fournieren.
Refractarius, m. |. (refringere, d.i. eig. twieder
brechen, zerbrechen, vernichten) oder Nefraktär(ft.
refractaire), ein Widerjpenftiger; auch Bann⸗ od.
nungen, d. i. einer, der ſich der Ableiftung
feiner Militärpflicht zu entziehen jucht, auch un—
ficherer Kantonift genannt; refrattarifh, wider-
ſpenſtig; bannflüchtig; auch ketzeriſch; Refraktion,
k. nl. (vgl. Fraktion) die Brechung derLichtſtrahlen,
Strahlenbrechung; Refräktor, m. ein Strahlen-
brecher; ein Fernrohr, welches durch Brechung der
Lichtſtrahlen die Vergrößerung erzeugt, diop-
trifhes Fernrohr; refraktib, itrahlenbrechend,
Strahlenbrechung bewiriend.
refragieren, |. (refragäri) widerjtreben, fich wider-
ſetzen.
refraichieren u. Refraichiſſement, richtiger ra—
fraichieren und Rafraichiſſement, ſad.
Refrain, m. fr. (ſpr. r'fräng; prov. refranh, refrim,
v. ml. refrangere jtatt refringere, wiederholt
brechen, altfr. refraindre) der ——— Rund⸗
reim; etwas, auf das man immer wieder zurück—
kommt, ſtete Wiederholung, Loſung.
refrangibel, nl. (v. I. frangére, brechen; vgl. Re—
fraftion) brechbar; Refrangibilität, f. die Brech-
barkeit der Lichtitrahlen.
regal 735
refrenieren, l. (refrenäre, v. frenum, der Zaum)
mit dem Zaum oder Zügel zurückhalten, zügeln,
bändigen; Refrenation, f.die Wiederbezähmung.
Refreſhment-Room, m. engl. (ſpr. refreſchment—
ruhm, von engl. refreshment, Erfriſchung, Er—
quidung), Erfriſchungsraum, Schenkzimmer, Re—
itauration, Konditorei.
vefrigerieren, l. (refrigeräre, v. frigus, n. Kälte)
oder fr. refroidieren (refroidir, fpr. r'froad —)
abkühlen, erfrifchen, auch der Wärme oder Diße
berauben, fühlen; Refrigerantia, pl. fühlende
Mittel od. Kühlmittel; Refrigeration, f. (l. re-
frigeratio) od. fr. Refrotdiffement,n. (pr. —froa-
diſſ'meing) die Abkühlung, Erfaltung; Refrige—
rätor, m. nl. der Kühler, das Kühlrohr, eine Vor—
ar zum fchnelleren Abkühlen des Brannt-
weins bei der Branntweinbrennerei; Refrigera—
torium, n. ein Kühlfaß; Nefrigeriums, n. jpätl.
die Erfrifchung, das Kühlmittel.
refrizieren, I. (refricäre, v. fricäre, reiben) wieder
reiben, aufreiben, auffragen (Wunden).
Refugium, n. |. (v. refugere, zurüdfliehen, hin-
jlieden, v. fugere, fliehen; fuga, Flucht; fr. refuge)
die Zuflucht, Ausflucht, das Notmittel; der Zur
fluchtsort; refugieren(l. refugere; fr. ser&fugier),
flüchten, ſeine Bun! nehmen; Refugié, m. fr.
(ſpr. refüſchjeh), pl. —8, ein Flüchtling, bei. Glau—
ben3-Flüchtling; die unter Ludwig XIV. 1685 aus
Frankreich entflohenen Reformierten.
Refulgenz, f. (jpätl. refulgentia, v. refulgẽre, zu-
rückglänzen; vgl. fulgent) der Widerjchein; der
helle Schein, ftrahlende Schimmer, Glanz.
refundiren, l.(refund£re, eig. zuricgießen,ergießen,
v. fundẽreé, gießen) zurüdgeben, zurüdzahlen, ver-
güten; refusis expensis, Ripr. nad) Nüdzahlung
der Koſten; aber auch: unter Verweigerung der
Koſten, die man vielmehr vom Gegner ——— zu
ſehen verlangt; Refuſion, £.(l.refusio, Ergießung)
die Zurückgabe, Wiedererſtattung oder Erſtattung.
refüſieren, fr. (refuser, prov. refusar, it. rifusare,
v. l. recusäre, ausjchlagen, mit Einmifchung v. re-
futäre, zurückweiſen) abichlagen, verweigern, aus—
ichlagen, ablehnen; Refüs, m. (fpr. r'füh) die ab-
ichlägige Antwort, Ablehnung, Zurüdweilung.
refutieren, I. (refutäre, eig. zurückweiſen) wider—
legen; Refutation, f.(refutatio) die Widerlegung;
auch Lehnsauffündigung.
Siegätll., n., pl. Regäle (v. ml. rega, althochd. riga,
Linie, Kreislinie, mhochd. rige, Reihe, Linie, nie-
derd. Riege f. Reihe), ein Biicherbrett oder »gejteli
(Repojitorium); ein Orgelvegifter, die joge-
nannte Menfchenjtimme (vox humana).
Regal 2., I. unter regal.
Regal 3., |. unter regalieren.
vegäl, l. (regälis, v. rex, Gen. regis, der König),
töniglich, fr. royal; Regãl-Papier, n. Königs-
papier, eine jehr große Sorte Papier zu Landkar—
ten, Kupferftichen 2c. (vgl. Smperial-Bapier);
Negäle oder Negäl, n., pl. Negalien (regalia',
fönigl. oder landesherrl. Rechte oder Borredte,
Serehtfame, Hoheitsrechte, z. B. 5 oder
Bergwerks-Regal, das ausſchließliche Recht
des Erantes, die unter der Erdoberfläche lie—
genden Metalle, Kohlen, Salze zc. für feine Red)
nung aufjuchen zu laſſen; fo auch Poſt-, Salz-,
Münze, Stempel-Regalzc.; Negalien, auch
die Zeichen der königlichen Würde; Negäl, u. Kö—
nigsichrift, eine große Druckſchrift, die nad der
Imperial» od. Kaiſerfchrift folgt; Negalia, f. eine
Bigarrenart vonbejonderer Größe, Königszigarte;
736 regalieren
Negalität, f. nl. das Recht der Regierung, Res
aaften zu befißen.
regalteren, fr. (rögaler; it.regalare, fpan. regalar,
v.[.regalare) föftlich bewirten, bedienen, ein präch-
tiges Gaſtmahl geben; auch ergüßen, bejchenfen:
Regäl, n., pl. —e (fr. rögal; fpan. regalo, auch
fiir Gefchent, Ergötzung, Lederbiffen), ein Gajt-
mahl, Shmaus, eine Gaſterei. r
vegardieren, fr. (regarder, v. garder, wahren, hü-
ten, vgl. Garde) anblicen, betrachten, wahrnehmen;
Rückſicht nehmen, achten auf etwas, oder es be-
merfen, beriicjichtigen; angehen, betreffen; re-
gardez-moi, n. (pr. —deh nıod) eig. betrachtet
mich !ein weiblicher Stirnſchmuck, eine Stirnfpange;
Regard, m. (fpr. r'gahr) der Anblid, die Rückſicht,
Beziehung, die Wahrnehmung, Achtung, Ehrfurcht
gegen jemand; auh Scheu (allen Regard,
mundartlich „Rekord“ vor jemand haben, ihn
ſcheuen); Mal. das Gegenſtück; en regard (fpr.
ang—), in Hinficht, mit Rückſicht, aus Achtung;
auch auf der gegenüber befindlichen Blattſeite.
Negätta oder Kegatte, f. it. (regatta und rigatta,
v. riga, die Reihe, niederd. Niege, althd. riga, mhd.
rige; vgl. das fpan. regate, m. das Entſchlüpfen,
die Ausflucht, regatear, um die Wette rudern) ein
Wettrennen mit Gondeln; Preis- od. Wettrudern.
Regdowa, gem. Raͤdowa, Redowa, f. böhm. (reg-
dowäk u. reydowäk, veriv. m. d. dtfch. Reihen)
ein böhmijcher Tanz, eine Art Walzer; Regdo—
waͤika, f. (böhm. reydowätschka) eine Abart die-
ſes Tanzes.
Negel, f. (v. I. regüla, d. i. eig. Richtfceit, fr. rögle)
die Richtſchnur, Vorſchrift, ein Grundfag, welcher
eine Erfenntnis od. Handlungsweiſe beitimmt; auch
— Menjtrunation; in regüla, in der Regel, ge-
mwöhnlich, der Ordnung gemäß, mehrenteil3; nulla
regula sine exceptiöne, feine Regel (ift) ohne
Ausnahme; regüla juris, eine Rechtsregel; Pegel
de Zri od. Hegel Detri (eig. regula de tribus,
näml. numöris od. terminis), Rechenk. die Regel,
nach welcher man aus drei befannten Größen die
zu ihnen im Berhältnis ftehende vierte unbefannte
findet, der Dreiſatz, die Regel des Dreifages, aud)
Proportiond- oder VBerhältnig-Regel; regula
coeci, die Blindregel, Willkiirregel, eine Art der
Geſellſchaftsrechnung; r. de quinque oder r.
quinque oder duplex, der Fünfſatz, die Doppelte
erhältnisregel; r. falsi, eine Rechnungsweiſe,
wobei man für die gefuchte Größe eine willfürrliche
annimmt und aus dem daraus erfolgenden Fehler
auf die wahre Größe zurüdichließt; r. multiplex,
die Kettenrehnung, der Kettenſatz; r. septen,
der Siebenjaß; regulär (l.reguläris), regelmäßig,
regelrecht, richtig, ordentlih; reguläre od. regu⸗
lierte Truppen, Linientruppen, ftehende Trup-
pen, entg. der Land-Miliz; reguläres od. Regu⸗
laͤren, pl., au) regulierte Geiftlidhe, Ordens—
geiftliche oder Mönche, die einer gewiſſen Ordens—
regel folgen; regulariter, regelmäßig, in der
Regel; Negularift, m. nl. ein Regelgeber, Reg-
ler; Regularität, f. die Regelmäßigfeit, Richtig-
feit, ordentliche Einrihtung; Beobachtung der Re-
oeln; regulieren (fpätl. reguläre) od. regulari⸗
fteren (fr. regulariser), regeln, einrichten, anord-
ren, in Ordnung bringen; Regulariſation oder
Regulierung, f. die Regelung, Ordnung, Berich-
ugung,Auseinanderfegung;Regulier-Wechfel,
m. Kfipr. ein Meßwechſel oder ein zu einer Meije
zahlbarer Wechjel mit bejtimmter Berfallzeit; Re—
aulatid, n. od. Negulative, f. die regelnde An-
regieren
ordnung, Vorſchrift, Richtſchnur: Geſchäftsordnung;
Verordnung, Verfügung (vgl. Reglement); die
Schul-Regulative, in Preußen bei. die vom Ge—
heimrat Stiehl entworfenen. von 1854 bis 1872
wirkſam gewefenen Beſtimmungen fiir den Volks—
Ihul-, Bräparanden- u. Seminarunterricht; Re—
gulãtor, m. nl. ein Ordner, Regler, Einrichter, bei
verichiedenen Mafchinen, 3. B. bei Uhren: die
Richtſcheibe, Stellicheibe; auch eine befondere Art
jehr regelmäßig gehender Uhren; bei Gebläfen:
eine Vorrichtung zur Bewirkung eines gleich-
mäßigeren Windſtroms 2c.; bei Dampfmafchinen:
eine mit einer Drofjelflappe oder einem Ventil in
Verbindung stehende, mitSchwungfugeln verjehene
Borrichtung, die den Zufluß des Dampfes in den
Zylinder beftimmt; der Stempelbogenzähler, eine
Vorrichtung; in Nordamerika : einegewählteKrimi-
nalgerichtSperion, welche zugleich Richter, Gendarm
und Erefutor ift, eine Art Volksgericht.
Fegelation, f. das Auftauen; auch das Zufammen-
frieren tauender Eisſtücke.
Regeling, f. (v. niederd. Regel f. Riegel. Querholz)
eg Geländer auf Schiffen, = fr. Ram-
ade, ſ.d.
Regence, f. fr. (ſpr. reſchängß'; v. regent, Regent,
j.unt. regieren) die Regentſchaft, Regierung, Reichs⸗
verweſung, beſ. die zwiſchen die Regierungszeit v.
Ludwig XIV. und Ludwig XV. fallende Regent-
Ichaft des Herzogs Philipp von Orleans, berüch—
tigt durch ihre Sittenlofigfeit.
regenerieren, |. (regeneräre; vgl. generieren) wie-
der erzeugen, wieder heritellen; neu beleben, er-
neuern,umfchaffen; wieder wachſen od. nachwachſen;
Regeneration, f. (jpätl.regeneratio) die Wieder-
erzeugung, Wiedergeburt, Umwandlung, Wieder-
beritellung; Negeneräter, m. nl., od. fr. Rege⸗
nerateur, (ſpr. reſcheneratöhr), der Wiederheritel-
ler; eine aus Drahtſieben beſtehende Vorrichtung,
durch welche die Luft der kaloriſchen Maſchine
ſtreichen muß.
Regens, Regent, ſ. unter regieren.
regerieren, |. (re-gerere, eig. zurücktragen oder
bringen; jpäter auch: eintragen, einfchreiben, —
referre) erwidern, von neuem einivenden, antwor—
ten; Negeita, pl. (v. sing. regestum, Eingetrage-
nes) ml., Wegeiten, aud) registra, jpäter acta
registrata, Ylftenbände, in Büchern vereinigte
Abſchriften aller erheblichen Schriftitiide, Urkunden,
Briefe ꝛc. in den Kanzleien u. Archiven an könig—
lichen Höfen, Bifhofsiigen, Klöſtern 2c.; chrono⸗
Logifch geordnete Urfunden-Berzeichnifje,Urfunden-
Saminlung. up
regerminieren, I. (regerminäre; vgl. germinieren)
wieder ausjchlagen, wieder ——— Neger:
mination, f. A. regerminatio) das Wiederaug-
ſchlagen, Wiederhervorſproſſen.
regla majestas, f. [. königliche Hoheit. Hr
Regicidium, n. nl. (fr. regieide, v. I. rex, König,
u. caedöre, niederhauen, töten) ein Königsmord;
regicide, m., pl. regicides, fr. (pr. reiehikthd')
Königgmörder, beſ. Benennung derjenigen, welche
für die Hinrichtung Ludwigs XVI. geſtimmt hatten;
Regifugium, n. J. die Königsflucht oder Vertrei—
bung der Könige in Rom, 509 v. Chr.
regieren (v. I. regere, fr. regir), eig. richten, leiten,
ſenken; herrfchen, beherrjchen, verwalten; Sprachl.
in Abhängigkeit ſetzen, fordern (ein Wort regiert
da3 andere); Regierung, f. die Lenkung, Zeitung;
Herrichaft, Verwaltung; Ausübung der höchiten
Staatögemalt; Regierungsform, f. die Art und
Regina
Weife, wie in einem Staate die oberjte Gewalt aus—
geübt wird, in Hinficht auf die Zahl der Perſonen,
die fie ausüben, und auf das Maß von Gewalt,
welche fie in Händen haben (vgl. Autofratie,
Monarchie, Ariftofratie, Öligardie, De—
mofratie, Ochlokratie und Anardie); =
gens, m. I. eig. der Herrichende; ein Oberlehrer,
Aufjeher in Fatholifhen Stiftern; Negent,m. der
Herricher, Landesherr; Reichsverweſer; Megte, f.
fr. (fpr. reſchih) die mit Verantwortlichkeit u. Rech—
nungsablegung verbundene Verwaltung gewiſſer
Handelszweige, Gefälle u. Staat3einfünfte, 3. B.
die Verwaltung des Holzes, Salzes, Tabaks ıc.;
auch die Leitung einer Bühne in künſtleriſcher Hin-
fiht und die damit beauftragten Verjonen; Regie—
bau, ein Bau, den die Verwaltung ala Gelbit-
unternehmer ausführt; Regimen, n. [., oder jr.
Negime, n. (jpr. reſchihm; prov. regisme) die
Staatsverwaltung, Regierung; Lebensordnung,
Nahrungsvorſchrift (Diät); ancien regime, n.
(fpr. angpjeng —) die alte Regierungsweiſe, bei.
vor der * Revolution; der ehemalige Zuſtand;
Regiment, n. (ſpätl. regimentum, fr. regiment,
it. reggimento, |pan. regimiento) die Herrichaft,
Reichs⸗ oder Staatverwaltun (Regierung);
Kripr. eine Schar oder Priegakhar, eine große
Truppenabteilung von 2- bi3 3000 Mann Fußvolk
(Snfanterie-Regiment),od. gegen 1000 Mann
Reiterei(Kavallerie-Regiment); Regiments—
Auditeur, m. ein Regiment3-Richter; N.-&ht-
rurg, m. ein Stab3-Wundarzt; R.-Koften, ge-
meinſchaftliche Koſten; regimentiert, einem Ne»
gimente einverleibt; regiminell, regierungzjeitig;
Regiſſeur, m. fr. (ſpr. reſchiſſöhr) der Verwalter,
Borjteher, Steuerverwalter, Rechnungsführer; bei
Schaubühnen: der Anordner der Stüde und Aus—
teiler der Rollen, der Bühnenverweſer.
Regina od. Vegine, f. (v. l. regina) weibl. Name:
Königin, Herrſcherin.
Region, f. lat. (regio; fr. region) die Gegend, der
Bezirk, die Landichaft; die Luftgegend, Kuftfchicht, |
der Luftkreis; Megtonarius, m. nl. der Bezirks⸗
notar, Bezirksdiakonus, Bezirksbiſchof.
Regiſſeur, ſ. unter regieren.
Regiſter, n. (fr. u. prov. registre, it. u. ſpan. regi-
stro, port. registo, v. ml. registrum, aud) re-
gestrum, regestorium, d. regestum, das Einge-
tragene, Verzeichnete; vgl. regerieren) dag Ber-
zeihnis, Wort- od. Sachverzeichnis, Inhaltsver⸗
zeichni3; die Überficht, der Nachweis; Kfipr. ein
nad) der Buchitabenfolge geordnetes Handlungs-
buch; auch eine Reihenfolge oder Gejfamtheit meh-
rerer Dinge einer Art; dah. ein Pfeifen- oder
Stimmenzug in den Orgeln; ein Quftzug, d. i. Zug-
oder Luftlöcher bei Schmelzöfen; Regiſter-Ofen,
m, ein Schieberofen; R.⸗Papier, n. großes, ftar-
kes Papier zu Rechnungsbüchern zc.; N.-Schiff,
n. ein Einzeichnungsſchiff, ſpan. Handelsſchiff mit
öffentlicher Befugnis zum Handel in Amerika; res
iftrieren (ml. registräre), ing Regifter oder
achmweijebuch einfchreiben oder eintragen; Regi—
ſtraͤnde, f. ein Eintragebuch, Merkbuch; Verzeich-
nis der amtlichen Eingänge; die Eintragebehörbe;
Regiftration, f. (mIl.registratio)die Eintragung;
Eintragungsgebühr; Negiiträtor, m. ein Urkun-
den od. Schriftenordner u, -einjchreiber; Regiſtra⸗
tür, f. das gerichtliche Einſchreibe / u Nachweiſebuch;
die Schriftenkammer, das Schriften- od. Urkunden—
lager; auch die einzelne gerichtliche Niederſchrei—
bung, welche wegen mangelnder Form nicht: die
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
regurgitieren
Gültigkeit des Protokolls hat; kurzer Verhand—
lungsbericht, Verhandlungsauszug.
regius morbus, m. |. eig. die königliche Krankheit,
die Gelbjucht.
Nieglement, n. fr. (fpr. regl’mäng; von regler, re-
geln, anordnen) die Anordnung, be. Dienit- od.
Seihäftsordnung,, Dienftvorfhrift; Exerzier—
Reglement, die Übungsvorſchrift; reglement—
mäßig, fr.-dtich., — ordnungs⸗
mäßig; Reglementar⸗-Artikel, pl. der zweite Ab—
Ichnitt der ehemaligen deutfchen Bundesakte, wel»
cher bejondere Bejtimmungen enthält.
Neglette, f. fr. Form- oder Schließſteg (in der
Druckerei), Zeilendurchſchuß.
Regliſſe, f. fr. (prov. regalicia, regulecia, it. rego-
lizia, legorizia, fpan. u. port. regaliz, v. l. liqui-
ritia, glycyrrhiza, gr. glykyrrhiza, Süßwurzel, v.
glykys, ſüß, und rhiza, Wurzel; vgl. Lafrige) gem.
auch Regliſe, Süßholzzuder, Lederzucker.
regnum, n. |. das Reich, Königreich; regnum na«
turae, da3 Naturreid; r. animäle, da3 Tier-
rei; r. vegetabile, das Pflanzenreid); r. mine-
räle, da3 Stein- od. Mineralreih; Regnätor,
m. der Beherricher, König; Regnicöla, m. (von
colere, bewohnen) ein Reich3einwohner, Reich3-
genofle; regnicolär, die Einwohner des Reichs
etreffend od. von ihnen ausgehend; Regnicolãr⸗
Deputation, f. die Abordnung der Königreichd-
einmwohner, in der öfterreichifch-ungariihen Mon-
archie ein Ausſchuß, der die Ausgleichsverhand—
lungen zwifchen beiden Nationen zu führen hat.
regractieren, fr. (regracier; vgl. Grace) wieder be-
gnadigen;fiegraciation,f.dieWiederbegnadigung.
regrattieren, fr. (regratter, v. gratter, fragen) wie⸗
der aufkratzen, abfragen, ausbeſſern, übertünchen;
im Heinen verkaufen; Regratterie, f. das Höfen,
die Hökerei; die Trödelwarte, der Trödelkram.
regredieren, I. (regr&di, v. gradi, ſchreiten) und
regreſſieren, nl. zurückſchreiten, zurückgehen, zu⸗
rückgreifen; Regredienz, f. nl. u. Regreß, m. |.
(regr6ssus) die Rückkehr, der Rüdgang; die Zu-
flucht, Ripr.— Rekurs, [.d.; Regreß nehmen,
in Anſpruch nehmen (zur Schadloshaltung), eine
Entſchädigungsklage anitellen; regressus proba-
tionum, der Wechſelbeweis (in der Denklehre);
Regredient- oder Regreß-⸗Erbe, m. ein Riücd-
anjpruch3erbe,dem eine Erbjchaft für den Fall vor-
behalten wird, daß fie einem andern nicht zufällt,
od. durch defjen Tod wieder erledigt wird; vegsch®
sflichtig, eriagpflichtig; regreſſib, nl. rückgehend,
rücichreitend, riidwirtend; regreffide Methode,
— analytijde, ].d.
regrettieren, fr. (regretter, von re- u. |. queritäri
— queri, flagen) bedauern; bereuen, erſehnen, fich
zurückſehnen; Negret, m. (jpr. v’greh) das Be-
dauern, der Schmerz, Kummer, Neue; A regret,
ungern; regrettäbel (fr. regrettable), bedauerng-
wert.
regula, Regularen, Regularität, Negulativ,
Neaulator, regulieren ꝛc., j. unter Regel.
Negülus, m. I. (Verkl. von rex, König) eig. Heiner
König; der Zaunfönig, das Goldhähnden; Sceidel.
der Metallfönig, völlig reines, von fremden Be-
ftandteilen freie (regulinifches) Metall; z. B.
regulus antimonii, Spießglanzfönig, reines An—
timon; r. arsenici, Arjenikfönig; reguliniſch,
völlig rein, gereinigt. \
euch, nl. (von I. gurges, Gen. gurgitis,
chlund) fich erbrechen od. übergeben; Regurgi—
47
138 rehabilitieren
tatton, f. Heilk. die Erbrechung; auch das Wieder-
einſchlucken.
rebabilitieren, nl. (vgl. habilitieren unter habil)
wieder einjegen in den vorigen Zuftand; wieder in
guten Ruf bringen; Rehabilitation oder Reha—
bilitierumg, f.die Wiedereinjegung in den vorigen
Stand, Wiederheritellung des guten Rufes.
rehauſſieren (fpr. vehoßieren), fr. (rehausser, von
hausser, erhöhen; vgl. Haufje) Mal. hervorheben,
erhöhen; Rehauts, pl. (pr. ı’d0H8) Erhöhungen,
lichte Stellen in Gemälden, Blide.
teimponieren, nl. (vgl. imponieren) wieder auf-
legen, wieder verteilen (Steuern 2c.).
Reimportation, f. nlat. (vgl. Importation) die
————
reimprimieren, nl. (vgl. imprimieren) wieder druk⸗
fen, wieder auflegen (ein Buch); Reĩmprimätur,
n. das Eriauben od. Geſtatten des Wiederdrudes;
Neinpreiiion, f. der Wiederdruck, d a3 abermalige
bdruden.
Seine, f. fr. (fpr.rähn’; v. I. regina) die Königin,
3.8. im Schadhipiel; Reiue⸗Claude, f. (pr. rähn’-
160’; d. i. eig. Königin Claudia, angeblich, weil die
Gemahlin von Franz I. diefeg Namen? fie fehr
liebte) die Königspflaume, eine Art jehr faftiger
grüner Pflaumen; Reinette, f. (pr. rähnett')
Königsapfel, od. Rainette, f. (v. raine, rainette,
Laubfroſch, wegen ver Farbe) ein rojtfarbiger, ſehr
ſchmackhafter, urfpr. franzöſiſcher Apfel.
reinftallieren, nl. (ogl.initallieren) wieder beftallen,
wieder in ein Amt einjegen; Reinftallation, f. die
Wiedereinjegung. —
Neintegration, |. Redintegration.
Reis, port. pl. v. Real, ſ. d. u. vgl. Milreis.
Reis (fpr. reis; v. arab. reis, rées, der Kopf, An-
fügrer), m. türf. der Kapitän oder Hauptmann
Eier er Reis⸗Efendi, ſ. unter
endi.
Neispapier,n. ein papierartiger Stoff, der aus dem
Mark des Stammes der Reisvapierpflanze (Aralia
papyrifera) in China hergeftellt wird.
reiterieren, nl. (re-iteräre, vgl. iterieren) wieder⸗
holen,erneuern;Reiteration, f.dieWiederholung;
reiteratip, wiederholt, abermalig.
rei vindicatio, f. unter res.
rejizieren, I. (rejicere, von jacdre, werfen) zurüds-
werfen, verwerfen, ausichlagen, nicht zulafjen; Re⸗
jettion, f. (lat. rejectio), auch Rejet, m. fr. (ſpr.
r'ſcheh) die Verwerfung, Abweilung; Nejeftorium,
n. nl. Rſpr. abweiſendes Urteil des Obergerichts
auf die Berufung eines ftreitenden Teiles; Reje⸗—
ton, m. fr. (fpr. reſch'toͤng; von rejeter, f. wieder
— chlagen) ver Schößling, Sprößling, Nachkömm⸗
ing.
Rejouiſſance. f. fr. (ſpr. reſchuiſſängß v. réjouir,
erfreuen) Beluſtigung, Ergötzlichkeit; die Setzkarte
im Landsknechtſpiel.
Rejuveneſzenz, f. l. (v juvenescöre, jung werden,
Juve&uis, jung) das Wiederjungwerden, das Er-
ſcheinen jugendlicher Eigenſchaften im Alter, 3.8.
das Hervorbrechen neuer Zähne ıc.
Nietadenz, f. nl. (von recadöre, f. recidöre, zurück⸗
fallen) der Rüdfall, die Rüdfchr, z.B. eines Rech»
tes an feinen vorigen Befiger; der Heimfall; jus
recadentiae,n. da3 Heimtalleredit in Bezug auf
Erbſchaften.
retalzitrant, l.(v. re⸗ calcitrãre, mit der Ferſe, calx,
hinten ausſchlagen) widerſpenſtig, ſtörrig; Rekal⸗
zitranz, f. nl. die Widerſpenſtigkeit.
Retambio, |. Rikambio.
rekolligieren
retantieren,l. (re-cantãre, eig. zurückſingen) wider⸗
rufen, zurücknehmen; Rekantätion, f. neulat. der
Widerruf deſſen, was man geredet od. geſchrieben
hat, auch Retraktation.
retapitieren, Rekaͤpito, ſ. Rikapito.
retapitulieren, nlat. (recapituläre; vgl. Kapitel)
etwas dem Hauptinhalte nach wieder durchgehen,
zufammenfafien; Nefapituldnt, m. ein Wieder-
holer; Rekapitulation, f. die kurze Wiederholung
de3 Hauptinhalts, bei. am Schluffe einer Rede, um
mit Nachdruck auf die Zuhörer zu wirken; im Rech⸗
nungsweſen die überfihtlihe Zufammenftellun
Rekiet, |. Rikfat. [der Rechnungstitel.
reflamieren, [. (reclamäre, eig. dagegen fchreien, v.
clamäre, ſchreien; fr. r&clamer) laut wieder- od.
urüdfordern, in Anspruch nehmen, Einſpruch er-
eben; Nellamdnt, m. (reclämans) ein Zurüd-
forderer, Einfpruc) Erhebender, Beschwerdeführer;
Reklamation (reclamatio) od. Reklamierung, f.
nl. aud Reklãma, n. die Zurüdforderung; Rſpr.
der Einjpruc, jede Beſchwerde wegen Rechtsver—
legung; auch der rechtliche Anſpruch; Reklama,
Schiffſpr. die den Verficherten u. Verficherern ob—
liegende Sorge zur Befreiung eines gefaperten
Sciffes; Reklaͤme, f. fr. eine empfehlende An-
zeige, marätjchreiertiche Anpreifung von Waren,
Heilmitteln, Künſten ıc.
reflinieren, l. (reclinäre, v. clinäre, beugen, zurüd-
oder niederwärt3 beugen) umlegen, zurüdlehnen;
Ele: einen Star umlegen; Reflination, £. nl. die
urüdbeugung, Zurücklehnung, Umlegung; Heilt.
eine Star-Operation, wobei man den Star um-
legt; Hellinatorium,n. ein Ort zum Niederlegen,
ein Ruhebett.
refludieren, I. (recludöre, von claudöre, fchließen)
aufichließen, eröffnen, entdeden; aud) einschließen,
einjperren; Rekluſion, f. nlat. die Einjperrung,
Verhaftung; Abgejchloffenheit, Eingezogenheit;
auch Ausschliegung vom bisherigen Aufenthalts-
orte; Melludiät, m. ein Eingejchlofjener; Aus⸗
geichlojjener. t
refogitieren, I. (recogitäre; vgl. fogitieren) zurück⸗
denken, ji) befinnen; Rekogitation, £. (l. recogi-
tatio) die Überdenfung, Erwägung.
relognoszieren,|.(recognosc£re; vgl.fognoszieren)
wieder erfennen; anerkennen, für richtig erklären
nad) vorhergegangener Prüfung; Kripr. ausfor-
ſchen, ausjpähen, auskundſchaften, bejichtigen, un-
terfuchen, mujtern; pro recognitis et liquidis,
Rſpr. für anerkannt und erwiejen (erilären), von
Forderungen; refognofzibel, anerfennbar, anzu-
erkennen; Nelognoszterung, f. die Erkundung,
Kundſchaft, Ausipähung; Nelognition, f. ([. re-
cognitio) die Wiedererfennung; Anerkennung, da3
gerichtliche Anerfenntnis einer Berjon, einer Sache
oder Schrift für dasjenige, wofür fie ausgegeben
wird; prüfende und bejjernde Durchlicht eines
Schriftwerkes; ne an An-
erfennung3-Gelver; R.- Schein, m. der Anerken⸗
nungsſchein, durch welchen man fich zu einer Lei-
ftung verbindlih macht; = Interim3-Scein.
refolieren, 1. Ripr. (fr. r&coler, ml. recoläre) den
Beugen ihre Ausfage noch einmal vorlejen; 2. (l.
recoläre) wieder durchſeihen; vgl. folieren; Re⸗
folement, m. fr. (fpr. rekol maͤng) das Wiedervor-
lejen der Zeugenaugjage.
refolligieren, |.(recolligere; vgl. folligieren) wieder
—— ſich — ſich wieder erholen, ſich faſſen,
ich wieder beſinnen; Rekollektion, fnl. Samm⸗
lung der Gedanken, beſ. zu geiſtlichen Betrachtungen;
Rekolte
daher Rekollekten, pl. (fr. récollets, ſpr. —koleh)
ein Mönchsorden, Mitglieder des Franziskaner—
Ordens (Minoriten), die auf Holzſchühen mit
bloßen güben gehen; vgl. Zoccolanti.
Niekolte, f. fr. (jpr. refölt; vom lat. recollecta), die
Ernte, auch die eingeernteten Feldfrüchte.
zelummandteren, fr.recommander; vgl. fomınan-
dieren) anbejehlen; empfehlen, anpreijfen; auch re=
fommendieren, nl. (vgl. fommendieren); vefom-
mendierte Briefe od. Sendungen der Poſt,
bef. empfohlene Briefe oder Sendungen, die einge-
fchrieben werden und iiber welche der Abfender ſich
einen Empfangfchein ausftellen läßt; daher: res
fommandiert, Poitd. eingefchrieben; refommen=
däbel, nl., oder refommenddbfe, fr. empfehlens⸗
wert,preiswiürdig, lobenswert; Rekommendation
oder Rekoumandation, f. die Empfehlung, Für-
ſprache; Poſtd. Einichreibung; Retommanda-
tiond-Brief,m.ein Empfehlungöbrief; R.-Ge-
bühr, f. Poſtd. Einjchreibegebühr.
Nelomparetion, f. nl. (v. I. comparäre, erwerben,
anſchaffen) die Wiedererwerbung, der Wiederfauf
oder Vorkauf.
refompbensieren, nl. (re-compensare, vgl. fompen-
jieren; fr. recompenser) entichädigen, erjegen, ver»
gelten, belohnen: Rekompens, f.nl.(recompensa)
oder Rekompenſe, f. fr. (jpr. refungpdngß’) die
Entihädigung, Belohnung, Vergütung, der Erſatz,
Lohn; recompensa dotis, [. Ripr. Widerlage od.
Gegenſteuer zur Sicherung de3 Heiratögutes; das
ur Berforgung füritlicher oder adeliger Witwen
lusgejeßte, = donatio propter nuptias, |. d.
zefompingieren, nl. (v. [. comping£ere, zuſammen⸗
fügen, v. pangere, befejtigen, einjchlagen) wieder
a — beften, jeßen.
zelomplettieren, nl. (vgl. fomplettieren) wieder er⸗
gänzen.
refomponteren, |.(re-compon£re,vgl.fomponieren)
wieder zuſammenſetzen, umarbeiten Rekomponiſt,
m. nl. od. Rekompoſitenr, m. fr. (ſpr. —töhr) ein
Umſetzer, Umarbeiter; Rekompoſition, f. nl. die
Wiederheritellung zerjegter Körper.
telomptieren (pr. refongt—), fr. (recompter, vgl.
Kompte) nachzählen, 3.8. erhaltenes Geld, oder
den Beitand der Kaffe.
zefonfrontieren, nl. (vgl. fonfrontieren) abermals
en od.entgegenitellen, Nefonfrontation,
. die abermalige Zufammen- od. Entgegenitellung.
NRekonſtitution, tni. (vgl. konſtitueren ꝛc.) die
Wiederherftellung; auch) die Übertragung eines Ge-
fälles, Eintritt in eines andern Rechte.
vefonftruieren, nl. (vgl. fonftruieren) eig. wieder
‚ aufbauen, wieder heritellen; aus einzelnen Bruch—
en oder Reiten das urjprüngliche Ganze er-
liegen und wiederzujammenjegen; Nefonftrufs
tion, f.die Wiederheritellung; Auflöjfung der&igen-
tiimlichkeiten, bef. der eigentümlichen Wortfolge
einer Sprade.
retonvaleszieren, nl. (vgl. fonvaleszieren) ſich er-
holen, genejen, auch gejunden; Rekonvaleszent,
m, ein Öenejender, ſich (von einer Krankheit wie—
der) Erholender; Rekonvaleszenz, f. die Wieder-
genefung, Gejundung.
refonvenieren, nl. (vom l. convenire aliquem, für
einen verklagen, belangen; fr. reconvenir) Gegen-
Hage anjtellen, mittel® Widerflage gegen eine
Klage einfommen; Rekonvenient, m. Ripr. der
Wider- od.Gegenkläger; Rekonvent, m.der®ider-
beklagte oder Gegenbelangte; Rekonvention oder
Nekonventionsklage, f. die Gegen- oder Wider-
Nelrement(um) 739
klage, Klage, welche der Beklagte gegen den Kläger
bei demfelben Gerichte anitellt.
refonziliteren, I. (re-conciliäre, vgl. konziliteren)
twieder vereinigen, ausgleichen od. vergleichen, aus»
ſöhnen; refonziltäbel, nl.ausföhnbar,verfühnfic;
Nefonziliation, f. (l. reconciliatio) die Wieder-
vereinigung, Ausſöhnung, Ausgleichung; auch feier-
liche — oder Reinigung eines entheiligten
Teils von Kirchenſachen.
Nekonzinnätor, m. nl. (v. l.reconcinnãre, wieder
einrichten; vgl. konzinn) der Wiedereinrichter, Wie—
derordner. ſſchreiben.
rekopieren, fr. (recopier, vgl. kopieren) wieder ab-
refoguieren, l. (re-coqu£re, von coquöre, fochen)
wieder kochen, aufkochen, erwärmen.
Rekoͤrd, n. engl. (fpr. ritöhrd; v. ml. recordum, fr.
record, Zeugnis, unmiderrufliches Urteil, Erinne-
rung, d. I. recordäri,in Erinnerung bringen, altfr.
recorder, die Zeugen abhören, wiederholen, ein-
fragen, verzeichnen; vgl. refordieren) der Bericht,
die Urkunde, eine in einem Gerichtöhofe (court of
record) aufbewahrte Urkunde über eine gerichtliche
Berhandlung unddasdaraufgefällte Erkenntnis, ſo
daß ſie fpäterhinzueinem Zeugniffe, Beweije dienen
kann; der Rekord, m.Höchitleiitung(beieinemWett-
ſport), Erfolg, Meiſterſchaft, der Vorrang; Wett-
vorlage; Rekoͤrder, m. der Gerichtsſchreiber, Stadt-
ſchreiber, Urkundenbewahrer (= Archivairus,
Regiftrator); in größeren Städten, namentlich
in London, ein mit Gerichtöbarfeit verfehener ange»
jfehener Beamter, Friedensrichter; Aufnahme» oder
Hörplatte, Aufnahmemalze (einer Sprechmaſchine).
retordieren, I. (recordäri, von cor, Gen. cordis,
da3 Herz) in Gedanken wiederholen, fid) erinnern;
auch das Umfingen oder den Umgang halten, to»
durch die Lehrer mit den Schülern ehemals einige
Male des Kahres vor den Häufern an dag zu ge-
bende Gefchent erinnern (refordieren) und es
IR als einen Teil des Gehalts, vor den Türen ein-
ammeln mußten; Nefordation, f. (l.recordatio)
die Erinnerung, das Andenten.
refoubrieren (jpr. r'kuwrieren; fr. recouvrer, vom
l. recuperäre, vgl. refuperieren) wieder erlangen
oder befommen, wieder an ſich bringen oder er-
obern; Recoubremement (ipr. r'kuw rmäng) die
Wiedererlangung, Wiedererwerbung (l. Refupe-
ration).
Nekraftination, f. ml. (v. I. cras, morgen, cras-
tinus, morgend) die Verſchiebung, Vertagung;
refraftinieren ([. recrastinäre), verjchieben, auf-
jchieben. /
Rekreation, rekreativ, |. unt. refreieren.
Rekredenz, f. (mi. recredentia, v. ml. recred£re,
j. eredo, cred£re, fr. r&cr&ance) Ripr. der einit-
weilige Genuß oder Befig einer ftreitigen Pfründe
od. eines ftreitigen Gutes; Meeredentiarius, m.
nl. der einſtweilige Befigereiner jtreitigen Pfrunde.
Nekreditiv, n. nl. das Abrufungsichreiben eines
Hofes an jeinen Gejandten, wodurch das Kreditiv
(1. d.) od. Beglaubigungsfchreiben entfräftet wird.
refreiren, I. (recreäre, v. creäre, jhaffen, hervor-
bringen; fr.r&cr&er)eig.wiederheritellen;erheitern,
erquiden, laben; ergögen, beluftigen, ſich erholen;
Nekreation, f. (I. recreatio) die Erholung, Er-
quidung, Erfrifhung; Ergögung, Belujtigung; res
freativ, nl. (fr. recrastif) erquidend, jtärkend, er-
friſchend; ergößlich, beluftigend.
Nekrement(um), n. I. (vgl. Erfrement) der Abgang;
Untat, ze. Schaum, dieSchladen; Heilf. die
Feuchtigkeit, welche fich vom Blute abjondert.
47*
740 refreizieren
rekreſzieren (I. recrescöre, von crescöre, wachen)
twieder wachſen.
refriminieren, nl. (fv.r&criminer; vgl.triminieren
unter Krimen) wieder befchuldigen oder Öegenbe-
ſchuldigungen machen, ſeinen Kläger auch verklagen ;
wieder ſchelten; Rekrimination, f. die Gegenbe—
ſchuldigung, Gegenklage; Erwiderung empfangener
Schmähungen; vefriminatöriich, eine Gegenbe—
ſchuldigung enthaltend.
Rekrudeſzenz, f. nl. (vom I. recrudescère, eig.
wieder roh twerden, dv. crudus, roh, blutig) eig. der
Wiederaufbrechen einer Wunde; Heil. die Wieder-
verfchlimmerung einer Krankheit im Geneſungs—
zujtande.
Rekrũt, m. (fr. la recrue, die Refruten, eig. der
Nachwuchs, von re-croitre=|.recrescere, wieder
wachen; it. reclüta) din Neugemworbener, Neuling,
ein neu eingejtellter Soldat, der noch eingeübt
werden muß; pl. Rekrũten, Ergänzungs-DMann-
haft; Rekruten⸗-Depot (pr. — depöh), n. der
SammelplagderKeuausgehobenen; refrutieren,
(fr. recruter, it. reclutare), ergänzen, wieder voll-
zählig maden; anmwerben, ausheben; Meerute=
ment, n. (ſpr. — mäng) oder Rekrutierung, f. die
Ergänzung oder Mannjchafts-Ergänzung, An—
werbung; Rekrutierungs-Kanton, m. der Aus⸗
hebungsfreis.
Sektion, f. I. (rectio, von regere, vgl. regieren)
Spradl. die Regierung, Verbindung oder Ver-
fnüpfung rvegierender oder regierter Wörter, die
Kraft eines Wortes, im Sabgefüge ein anderes
(al3 Folgewort) von ſich abhängig zu maden;
Rektor, m., pl. Rektören (I. rectores), eig. ein
Leiter, Lenker, Führer; überh. ein Vorfteher, Vor-
gejegter, bei. Schulvorfteher; in England ein Ober-
pfarrer; Rector magnificus, j. unter Magni-
fifat; Rektorät, n. nl. Amt und Wohnung des
Rektors Vorſteheramt 2c.; Rectorh, f. engl. die
Pfarre, Pfarrei, welcher der Rektor vorfteht.
refuperieren, 1. a ar — refoudrieren,
1. d.; Refuperation, 1. — Recouprement; Re⸗—
fuperatorien=lage, ſ. Reunionsklage.
refurrieren, I. (recurrere, v. curr£re, laufen) eig.
zurüdlaufen; zu oder auf jemand —, fi) an ihn
menden od. halten, feine Zuflucht zu ihm nehmen;
recürrens series, f. Größenl. die rüdlaufende
Reihe; Rekurrent, m. ein Hilfefuchender; Ripr.
bej. wer von dem Rechtsmittel des Rekurſes (ſ. d.)
Gebrauch macht; Rekürs (l. recürsus), m., auch
Regreß, m. u. Regredienz, f., it. Ricövero,
m. der Rüdgang, Rüdtritt,. ver Rüd-Anjprud,
Schadloshaltung; Rekurs, Ripr. die Berufung an
einen Höheren, oder die bei einer Höheren Behörde.
egen das Verfahren einer niederen erhobene Be-
—— beſ. als Rechtsmittel in Steuer- u. Ver⸗
waltungs⸗Sachen; ſeinen Rekurs od. Regreß
anjemand nehmen, Zzu ihmrefurrieren
(. o.), ſich an ihn, als Gewährsmann, wenden od.
halten, ſich von ihm ſchadlos halten laſſen; Re—
kurs-Wechſel, m. Rückwechſel, Gegenwechſel;
recursus ab abusu, Berufung an den Staat,
Beſchwerde über Mißbrauch geiſtlicherAmtsgewalt;
r. ad comitia, ehem. Berufung (Appellation) an
den — —
rekurvieren, |. (recurväre) zuxück⸗ oder rückwärts
krümmen od. biegen; Recurvirostrae, pl.nl.(v.1.
recuryus, zurüdgefriimmt oder -»gebogen) Säbler,
Bögel mit nad) oben zurüdgebogenen Schnabel.
refufieren, |. (recusäre) verweigern, ab» oder aus⸗
Ichlagen, ablehnen, verwerfen; rekuſäbel (ipättl.
Releaſe
recusabilis),abfejläglich,verwerflic; Retuſänten,
pl. ¶. recũsans) Verweigerer des Religio useides,
Gegner der biſchöfl. Kirche Englands im 17. Jahrh.;
J— f. ([. recusatio) die Weigerung; Ab-
ehnung.
Rekuſſion, n. nl. (v. I. recutöre, recussum, zurid-
ſchlagen) das Zurüdichlagen; Zurückprallen.
relabieren, I. (re-läbi; vgl. fabent) zurückfallen;
Reldpfus,m.nl.einRüdfall; auch einRückfälliger,
beſ. in abermalige een
relachieren, (ipr. v’lahjchieren), fr. (relächer; vgl.
lachieren) etwas Geſpanntes nachlaffen, ſchlaff ma-
hen, abjpannen; ſchlaff werden, nachlaffen, ermat-
ten; Relache, m. (ſpr. r'lcihſch) die Abſpannung,
nn, der Arbeit; Relachement,
n. die Erſchlaffung, Schlaffheit. |
Welats, m. od. n. fr. (fpr. v’läh, relayer, in der
Arbeit ablöfen od. wechjeln) der Pferdewechſel, die
Umfpannung; Umfpannort; uneig. der Raftort;
Vachlaß, Ruhe von der Arbeit; in Feitungen der
Weg zwiſchen Wal u. Graben; bei eleftromagne-
tifchen Telegraphen der Übertrager, Auslöfer: eine
Vorrichtung, um den Strom der Rofalbatterie auf
Zelegraphenitationen zu fließen; Relaisbuch,
— Poſt); Nelais-Pferde, pl. Vor⸗
ſpannpferde, Wechſelpferde; R.-Kommiſſarius,
m. der Umſpann-Aufſeher.
relancieren (ſpr. r'langßieren), fr. (relancer; vgl.
lanzieren unter Lanze) Säg. ein entflommenes Wild
wieder auftreiben, aufjagen.
Ntelapfus, ſ. velabieren.
relargieren (pr. —larſch —) fr. (relargir, v. large,
breit) verbreitern, weiter machen.
reläta reföro, I. (von refero, retüli, relätum, re-
ferre, vgl. veferieren) ich erzähle, was od. wie ich
gehört habe (vgl. Narrata), nad) Hörenjagen; Re⸗
lation, f. (relatio) eig. die Zurüdtragung oder
»bringung; der Bericht, die Nahricht, Erzählung;
die Berichterftattung, der gerichtliche Vortrag (vgl.
Referent); Bezug, Berhältnis; Verkehr, Verbindung,
Gemeinſchaft; relatip (jpätl. relativus), Bezug
habend auf etwas, bezüglich; relative Begriffe,
Beziehungsbegriffe, die erit aus der Vergleihung
eines Gegenſtandes mit einem andern ——
entg. den abſoluten; relativer Wert, ein
Wert, der je nach den Umſtänden ſehr verſchieden
jein kann, entg. dem abſoluten Wert; relative
Translation, Öleitung; Nelativ-PBronoming,
ſ. Bronomen; relative, BE rück—⸗
ſichtlich; Relatibität, f. nl. die Bezüglichkeit;
Relãtor, m. I. der Vortragende, Berichterſtatter;
relatöriich, nl. berichtmäßig; Relatorium (näml.
Kollegium),n. auf hohen Schulen: Vorleſungen
über die Kunſt, Berichte zu entwerfen.
relaxieren, I. (relaxäre; vgl. lax ıc.) ſchlaff, los od.
lojer machen, ausdehnen, weitern; entbinden, lö—
fen; befreien, erleichtern, mildern; Relaxantig,
pl. Heilf. abjpannende, erichlaffende, ermweichende
Mittel; Relaxation, f. (relaxatio) die Los- oder
Nachlaſſung, Entbindung; Erſchlaffung, z.B. der .
Nerven, Ausdehnung oder Erweiterung; Erleich—
terung oder Milderung, 3. B. einer Strafe (vgl.
Relahement); relaxatio arresti, Ripr. die
Wiederaufhebung des Beichlags; r. juramenti,
Eidesentbindung, Losſprechung von Erfüllung
eine (erziwungenen) eidlichen Verſprechens; r. Ju-
ris, die Nichtanmwendung eines Gejeßes im ein-
zelnen Yalle.
Releaſe, m. engl. (fpr. rilihß; von lease, verpacdhten,
Pacdtvertrag) die gefegliche Übertragung eines
relegieren
Rechts auf Ländereien od. Pachtungen auf einen
andern, der jchon mittels eines Pachtvertrages fich
im Sie derjelben befand; auch ein Bachtvertrag
auf Jahresfriſt.
telegieren, I. (relegäre; vgl. legieren 1.) verweifen,
entfernen, fortfchiden (von hohen Schulen); Rele—
ation, f. (relegatio) die Vermweifung, Landes od.
tadtvermweilung, bef. das Fortſchicken von einer
Hochſchule; relegatio cum infamia, die ra
liche Hochjchulvermweifung, welche das Ausjchliegen
bon jeder andern Hochſchule zur Folge haben fann
(vgl. cum infamia unter infanı); r. in perpe-
tüum, die Wegweifung für immer.
relebieren, lat. (releväre, vgl. levieren, fr. relever)
eig. wieder erheben, erleichtern; von einer Laſt
vd. Verbindlichkeit befreien, freifprechen, derjelben
überheben oder fie erlafjfen; heraus- oder hervor-
heben, erheben, auszeichnen; abhängen, abhängig
fein, zu einer Behörde, einem Lehnhoferc. gehören;
relevant, nlat. erheblich, wichtig, Ausrlegend,
jachdienlich, bündig; Relebanz, f. die Erheblich—
feit, be. einer gerichtlichen Handlung; Nelevanz-
Bejheid,m.Ripr.das Erkenntnis über Zuläffig-
feit, Förmlichkeit und Erheblichfeit eines Rechts—
mittels; Relebation, f. die Überhebung, Befrei-
ung, Erleichterung; Relebé, m. fr. ein Auszug,
bej. aus Rechnungen; Kocht. (auch Melepde) ein
Zwiſchengericht; Relebailles, £. pl. fr. (pr. —waj’)
die Einjegnung einer Wöchnerin bei ihrem erjten
Kirchgange.
Stelleta od. Nelikte, f. I. (relictus, a, um, Partiz.
v.relinqu£re, zurücdlaffen, hinterlafjen) die Hinter»
lafjene od. Hinterbliebene, näml. Gattin, Witwe;
Relikten, pl. (l.relicti) die Hinterlafjenen, Hinter-
bliebenen, nämlich Frau und Rinder; auch Hinter-
laſſenſchaft (I. relicta, pl.); Reliktion, £. (l. relic-
tio) die Zurüclaffung, Weglafjung.
Nelief, m. fr. (jpr. reljeff; v. it. rilievo, v. rilevare
= [.releväre, erheben) Erhabenheit, Vorſprung;
Glanz, Ruhm; erhabene Arbeit in Marmor, Me-
tall 2c., die mit der Fläche zufammenhängt oder
aus derjelben Herausgearbeitet iſt; Basrelief (jpr.
bahreljeff); flach- oder halberhabene Arbeit, wobei
fih die Figuren nur ſchwach über den Grund er-
heben; Hantrelief (fpr. hohreljeff), itark- od. hoch-
erhabene Arbeit, two die Figuren ftärfer über den
Grund hervoripringen; Neliei-Drud, .Cftypo-
graphie;W.-@lnben, R.-Rartenzc,, Grblugeln,
arten mit Erhöhungen, Erhebungstarten; Taft-
Erdbälle ꝛc. (für Blinde); R.⸗Maſchine, eine Vor⸗
richtung, um reliefähnliche Kupferſtiche od. Stein—
drücke ſſog. Collas-Manier) nächzubilden; einer
Sade Relief geben, d. i. machen, daß fie hervor—
tritt, ins Licht jegen; Nachdruck geben; Relikf⸗
papier, geprebtes Papier.
eligiön, f. (. (religio; fr. religion) überh. die Er-
fenntnis u. Verehrung Gottes 1. als Wiſſenſchaft:
Gotteslehre, Glaubens- und Tugendlehre, auch
theoretiſche Religion, Religionslehre od. Reli-
ionswiſſenſchaft; auch eine bejtimmte Glaubens—
* ein Glaube, z. B.ſchriſtliche, jüdiſche Reli—
gion 2c.; 2. als Geſinnung und Ausübung: prak—
tiiche Religion, auch Religioſität (pätl.religio-
sitas), Sotteöglaube, Gottesliebe und »verehrung,
Gottesfurcht; auch beſ. in Bereinigung mit andern:
Religions-Ubung, Gottesdienſt, gemeinſchaftliche
Gottesverehrung und Anbetung; M.-Edikt, n.
eine Glaubensvorſchrift; R.-Partei, k. die Slau-
benszunft ober »genofienjchaft; N.-WHilofophte,
f. die philoſophiſche Erfenntnislehre der Gottheit
3
remigrieren 7141
und de3 Glaubens an Gott; religiös (I. religiö-
sus; fr. religieux), gottesfüicchtig, gottfelig, an-
dächtig, Fromm; gewiſſenhaft, voll —
auch gottesdienſtlich; religiosamente und reli-
giöso, it. (fpr. g wie dich) Tonk. ernft, feierlich,
würdevoll, mit dem Ausdrud frommer Empfin-
dung; der und die Religiöſe (fr. religieux, reli-
gieuse; pr. reliſchiöh, reliſchiöhſ'), in der fatho-
liſchen Kirche: Mitglieder geiftlicher Orden.
reliqua, pl. l. eig. da3 übrige — uſw.
Neliquie f., pl.—n (I. reliquiae, pl.; v. reliquus,
zurücdgeblieben, übrig, v. relinqu£re, zurüdlafien;
vgl. Relicta), ein Überbleibfel, Überreit od. Reit,
bef. von einen: Heiligen in der röm. Kirche, Hei-
ligenreft, Heiligtum; Reliquiarium, n. nl. eine
Sammlung heiliger Überbleibfel.
Nelizitation, f.die anderweitige Verfteigerung, vgl.
Rizitation.
Rellianiſten, pl. die Anhänger der Johanna
Kelly in England im 18. Sahrh., welche die
Safrantente für Sinnbilder hielt; Rellianismus,
m. die Lehre derfelben. i
NRelokation, f. nl. (von re-locare, wieder verdingen;
vgl. locieren unter locus) die Wiedervermietung,
Verlängerung der Pachtzeit.
reluieren, I. (re-luere) wieder einlöfen, vergüten;
reluöndi jus, n. Ripr. das Einlöfungsrecht; Re—
luition, £. nl. die Wiedereinlöfung eines Pfandes.
rom acu tetigisti, ſ. unter res.
remandnt, lat. (remänens, von remanöre, zurüd-
bleiben) zuricbleibend, übrig bleibend.
remarauieren (jpr remarkieren), fr. (remarquer;
vgl. markieren unter Marf) bemerken, anmerfen,
bezeichnen; wahrnehmen; beobachten, auf etwas
achtgeben od. «haben; Remarque, f. (pr. ('maif’)
die Bemerkung, Anmerkung; remarquable (ipr.
v’marfäbl), bemerkenswert, merkwürdig.
rembarguieren(ipr.rangbarlieren),fr.rembarquer,
bon re- u. embarquer; vgl. embarquieren) wieder
einſchiffen; Nembarguement,n. (pr. —mdng) bie
Wiedereinichiffung-
rembourſieren (fpr. vangburßieren), fr. (rembour-
ser; vgl. embourjieren) oder rimborfieren, ital.
(rimborsare) wieder eritatten, vergüten; decken, Die
Dedung einfenden; fi rembourſieren, ſich be-
zahlt machen, eine Forderung, einen Vorſchuß ein⸗
ziehen; Nembouriement,n. (ſpr. rangburß mäng)
bei Kaufl. auch Rembours, m. (pr. rangbühr),
Nimborfo, m. die Wiederbezahlung, der Erjaß,
die Vergütung; die Dedung (für einen gezogenen
Wechſel).
Remedium, n. l. (v. medẽri, heilen; vgl. Medikus),
pl. Remedia od. Remedien, das Mittel, Gegen-
mittel, Heilmittel; Rſpr. ein Rechtsmittel; im
Münzweſen: der gejeglich erlaubte Nachlaß an
Schrot u. Korn einer Münze, der gejtattete Min-
dergehalt an Gold und Silber; r. juris, ein
Rechtsmittel; remedieren od. remediieren (L. re-
mediäre), abhelfen, abjtellen, heilen; remediäbel
(l. remediäbilis), heilbar, abhelfbar; Remedũr J
nl. gerichtl. Abhilfe, Abſtellung eines Mißbrauchs,
Verbeſſerung.
Nemerciment, un. fr. (ſpr. —— v. remercier,
danken; vgl. merci) Dankſagung, Dankabſtattung.
Remeſſe, £., r. Rimeſſe, ſ. d-
Nemiges, pl. nl. (v.[.remex, Ruderer) die Schwung-
federn, Flugfedern. Re; 2
vemigrieren, I. (remigräre, vgl. migrieren) Arch.
wandern oder »ziehen; Nemigrierte, pl. Burüd-
gewanderte,
742 Remington
Remington, m. engl. eine nach dem Namen des Er-
nders benannte Gewehrart (Hinterlader), bei der
chwedifchen und dänifchen Infanterie eingeführt;
eine nach dem Namen des Erfinder8 benannte
Schreibmaidine.
Neminiscere, I. (reminiscäre, erinnere did, Im—
erativ von reminisci) der Gedenfjonntag, zweiter
Saftenfonntag, von den Anfangsworten SC 25, 6
in der latein. Bibel: reminiscere, Domine etc.;
Reminiszenz, f. (jpätl. reminiscentia) die Er-
innerung; Anklang; bewußt oder unbemußt ent-
lehnter Gedante.
remis, fr. (ſprr'mih; v. remettre, wieder hinlegen,
binjtellen; in den vorigen Stand bringen; auf—
ſchieben; nachlaſſen 2c.) Karten- u. Schachſp. zurüd-
geſtellt, unentſchieden, ſo daß keiner der Spieler
gewonnen hat; beim l'Hombre einfach verloren;
Remiſfe, f. der Aufſchub, die Hinausſchiebung; der
Erla od. Nachlaß; bei Kaufl. auh = Rimeſſe;
ein Wagenhaus oder «[huppen; Jäg. ein Gebüfch,
worin bei ftarfem Froſt das Wild gefüttert wird;
auch die Ruhe, d. i. der Ort, wo fich die Rebhühner
efegt haben; remiſieren (fr. remiser), unter den
chuppen ftellen, unterjtellen.
remitticren, l. (remittere, vgl. mittieren) zurüd-
fenden; wieder —— überliefern; bei Kaufl.
Geld od. Wechſel überſenden; etwas an einer For-
derung erlafjen od. nachlaſſen; Nemittdnde, pl.
zuriiczufendende Dinge, Rüdfendungen, bei Buch—
händlern Bücher, die den Verlegern wieder zuriid-
gejendet werden, Krebje; Nemittent, m. (remit-
tens) ein Überjender; Kfipr. der erjte Wechjelneh-
mer, Wechjelfäufer od. -»empfänger; Remiß, m.
nl. Aufſchub einer Zahlungsfrift; Erlaß bei einer
Zahlung, bef. von Pachtgeldern; Nachlaß eines
Teils der Kaufjumme, = Rabatt; remiffibel,
jpätl. (remissibilis) erfaßbar; Remiſſion, f. lat.
(remissio) die Zurückſendung; Erlaſſung, Nachlaß,
3. B. an Abgaben, Milderung, Nachſicht, = Re⸗—
miß; die Aufhebung eines Verbotes; das Nach—
laſſen eines Krankheits-Anfalles; Ripr. remissio
juraménti, Erlaſſung des Eides; Hemifforiäles
oder remissoriäles (litterae), pl. nl. Zurück—
weijungd- oder Zurüdjendungsfchreiben, wodurd)
ein Prozeß von dem Obergeridht an das untere
zum weiteren Berfahren zurückgeſandt wird; Re⸗
mifiionär,m. nl. (fr. remissionnaire) ein Begna-
digter; remifjis, jpätl. (remissivus) nachlaſſend,
mildernd; nachweiſend, beziehend.
Nemoldde od. Remoulaͤde, f. fr. (pr. —muldd’;
v. I. mol£re, fr. moudre, mahlen) eine Art Würz-
brühe od. Würztunke, Ol-Senftunfe (von Senf,
Buder u. Zitronenjaft), aud) Remonladen-Sauce
(fpr. — ßohße), £.; Heil. eine Salbe für Pferde,
Hornialbe.
Nemollientia, pl. I. (v.remollire, wieder erweichen;
vgl. mollis ꝛc.) Heilt. Erweihungsmittel.
remonftrieren, nl. (remonsträre, von monsträre,
zeigen, dartun) Gegenvorſtellungen maden, eine
wenden; Hemonftränten, pl. Gegenvoriteller, Ge-
enredner, eine Religionspartei der reformierten
irche in Holland, die 1609 den Staaten von Hol-
land eine die fünf vornehmften Säße ihres Glau-
ben? enthaltende Remonjtration übergab, auch
Arminianer genannt nad) ihrem Stifter Jakob
Arminius (geb. 1560, geit. 1609); Remonſtra⸗
tion od. Remonſtraͤnz, f. die Gegenvoritellung,
Einmwendung.
remontieren (jpr. —mongt—), jr. (remonter, vgl.
montieren) überf wieder einrichten, bejonders den
Remplage
Pferdebeſtand ergänzen, den Abgang der Pferde
eines Regiments wieder durch neue erſetzen; es
monte, f. (ſprich: r'mongt') die Ergänzung (des
Pferdebeſtandes) neue Ausrüftung, der Erjaß;
Remonte-Depat,n. Zuchtanftalt für Erfaßpferde,
vgl. Depot; N.:Pferde, pl. Ergänzungspferde;
Remonteweſen, n. Roßweien; Nemontierungs-
en pl. Anlagen, Auflagen zur Ergänzung des
riegsheeres; R.-Infpeftton, f. Aufſicht uͤber das
Roß⸗Ergänzungsweſen; Nemontanten od. Ne
montant-Rofen. pl. Roſen, welche immer neue
Blüten anfegen ; Femontoir, n.fr.(ipr.e'montodhr)
der Aufzug, das Stellrad an Uhren, eine befondere
Vorrichtung an Uhren zum Aufziehen und Stellen
derfelben; Nemontüre, f. die Achſelſtücke an
Frauenkleidern.
Memoräl, m. nl. (vom lat. remus, das Ruder) der
Auderwerfauffeher, der Auffeher über die Ruder
auf den Galeeren.
Remords, pl. fr. (fpr. x'mohrs; v. remordre = lat.
remordere, wiederbeien oder uneig. quälen) Ge—
wiſſensbiſſe, Gewiſſensangſt. [veripäten.
remorieren, |. (remoräri; vgl.mora 2c.) aufhalten,
remorguieren (pr. —fieren), fr. (remorquer, it.
remorchiäre,jpan.remolcär;!.gleichj.remulcäre,
bon remulcum, da3 Schlenptau) ins Schlepptau
nehmen, S bugfieren; Remorqueur, m. (fpr.
—föhr) ein Schlepper, Schlepp-Danıpfichiff oder
Remoulade, |. Remolade. [-Dampfwagen.
remobieren, |. (removere; vgl. movieren) zurüd-
oder hinwegbewegen, entfernen, befeitigen, weg⸗
räumen; abjeßen; remöte, von weiten, entfernt;
remötis arbitris, Nipr. nad) Entfernung der
Zeugen, ohne Zeugen, unter vier Augen; r. par-
tibus, nad) Entlafjung der Parteien; Nemotion,
f. 1. (remotio) die Entfernung, Bejeitigung; Ab-
jegung; remotio ab offlcio, Amt3-Entjegung.
rempaillieren (ipr.rangpajieren), fr. (rempailler;
(vergl. empaillieren) wiederbeflechten, twieder mit
Stroh umwickeln, umflehten; Nempaillage, f., r-
n. fr. (fpr.rangpajdhieh) das Ummideln mit Stroh,
das Wiederbeflechten der Stühle.
rempaquettieren(ipr.rangpafet—), fr. (rempaque-
ter; vgl. empaquetieren) wieder einpaden.
rempaquieren, fr. (ipr. rangpaf—; v. rampaquer,
von paquer, Heringe in Tonnen paden oder ein-
ſchlagen; vgl. Paket) die Heringe (wieder) in Ton-
nen einpaden; Nempaquement,n. (ſpr. rangpaf’-
mdng) das Wievereinpaden oder Einpaden der
Heringe in Tonnen.
remparieren(ipr.rangpar—), fr.(remparer; s’em-
parer, fid) bemädhtigen, prov. und jpan. emparar,
amparar, ergreifen, in Beſitz nehmen, bejhügen,
mi. amparäre, beſchützen, I. gleich]. imparäre, ad-
imparäre, v.paräre, bereiten, ſich rüjten) verſchan⸗
zen; Nempart, m. (fpr. rangpdhr; altfr. rempar)
der Wall, Hauptwall.
Nemphan (poitelgeich. 7, 43), wahrſch. die Sonne,
welche die Israeliten, die ägyptiſche Abgütterei
nahahmend, unter dem Namen der Himmelstöni-
gin verehrten.
remplacieren (pr. vangplabieren), fr. (remplacer;
vgl.eniplacieren) erfegen, bejegen, eine Stelle; ver-
treten, in eines andern Stelle treten; wieder an-
legen od. anbringen (Geld); Remplagant, m. (pr.
rangplakdng) der Stellvertreter, Erjagmann, Ein-
ſtandsmann, Einfteher. j
Remplage, f. fr. (ſpr. —— v. remplir, er⸗
füllen, anfüllen) das Füllſel, die Füllſteine beim
Mauerwerk,die man in die Zmwifchenräume einfügt.
remployieren
7 (fpr. vangplonjieren), fr. (remployer;
vgl. empioyieren) wieder anwenden, wieder anjtel-
len, wieder in Dienſt nehmen. t
empiänleren ({pr. rangplü—), fr. (remplumer;
vgl. emplümieren) wieder befiedern oder befielen;
fich wieder erholen.
Nemter, m. = Refectorium, f.unt. refizieren.
remunerieren, |. (remuneräri, v.muneräri. jchen-
fen, vergelten, belohnen, vergüten; remuneräbel,
nl. ———— vergeltbar; Remuneration, f.
I. (remuneratio) die Bergeltung, Belohnung, Ver-
gütung; remuneratid, nl. vergeltend, belohnend.
tenaiffance, f. fr. (ipr. r'näßcingß'; von renaitre,
wieder entitehen, wieder aufleben) die Wicderge-
burt, das Wiederaufleben, 3. B. der Wiljenjchaften,
Künfte ꝛe.; bef. die Wiedergeburt der Kunft durd)
die Einwirkung des klaſſiſchen Altertums, die im
16. Jahrh. von Stalien nad) Deutichland u. Franf-
reich drang und der diejer entjprechende Kunjtitil.
renäl, I. (v. ren, die Niere) fich auf die Nieren be-
gehend: Nienalarterien, pl. Nierenarterien (vgl.
rterien).
Nenätus, m. l. (v. renäsci, wieder geboren werben)
männl. Name: der Wiedergeborene, fr. Rene;
NHenäta oder Renäte, f. weibl. Name: die Wie-
dergeborene.
rendherieren (jpr. rangjcherieren), fr. (rencherir;
dgl. encherieren)verteuern;überbieten,überfteigern.
rencontrierenipr.tangfongtrieren),fr.(rencontrer,
v. vlt. encontre, entgegen, das Begegnis; I. gleich].
re-in-contrare, d. contra, entgegen; vgl. Malen-
contre) einen oder etwas —, antreffen, treffen, da-
mit zufammentreffen, ihm begegnen, darauf ftoßen;
Kfipr. in einem Handlungsbuche auf ein anderes
mit Angabe der Seitenzahl zurüdweifen; Renu—
contre, f. (pr. rangföngt’r) die zufällige Begeg-
nung, das unvermutete Zufammentreffen, Zufam-
Bin: ein plöglicher vd. unvermuteter Zwiſt,
eine feindliche Begegnung, ein Scharmügel im
Kriege, Duni; auch Gelegenheit. Rage, Um-
ftände; Kfſpr. das Hinmeijen, Auridkweilen, Nach⸗
weiſen von einem Bud) od. Blatt auf ein anderes;
die Nachweiſezahl am Rande eines Artifel3 im
Tagebuch, oder von der Rechnung des Schuldners
auf die des Gläubigers, und umgekehrt.
rencouragieren(jpr. rangkuraſchieren), fr.(rencou-
rager; vgl. encouragieren) wieder ermutigen oder
Mut einflößen.
Stenddnt, m. (fr. rendant, v. rendre, wieder-, ab»,
übergeben, it. rendere, v. I. redd£re, wiedergeben,
mit Eingefügten n., vgl. Rente) ein Rechnungs-
führer, Einnehmer und Auszahler öffentlicher Gel—
der, Schagmeifter; Rendezvous, n. fr. (rendez-
vous, ſpr. rangdehwuh, d. i. eig. begebt euch dahin,
von se rendre, jid) wohin begeben) die Bejtellung
an einen Ort, aud) (verabredete) Zuſammenkunft,
ein Stell-didj-ein; der Sammelplag; Zujammen-
kunftsort (bej. bei Liebenden gebräudlich); Halte»
plag, Halt; einem od. fi ein Rendezvous
geben, eine Zufammenfunft verabreden; Mendes
ment, n. fr. (pr. rangd'mang) Ertrag, Ausbeute,
bei. von einem techniſchen Herjtcllungsverfahren.
rendieren, j. ventieren.
Send, j. Renatus.
renegieren, nl. (renegäre; vgl. negieren) wieder
verleugnen, ableugnen; Renegät, m. ein Glau-
bens-Berleugner,Abtrünniger,bej.einabgefallener,
zu Mobammeds Glauben übergegangener Chrift.
Sienegrida, f. jpan. (v. renegrido, jehr ſchwarz, v.
negro, ſchwarz, und der verjtärfenden Borfilbe re;
Rente 743
vgl. niger) in der Sonne gedörrte u. daher braun-
rote Rochenille.
Stenette, — Reinette, ſ. d.
Renfan, Rifan, f. (v. altnord. hreinn, dän. und
ſchwed. ren, rein, und fana, die Sahne) die heilige
Fahne der Normannen.
Nenflement, n. fr. (fpr. rangfl’mdng; von renfler,
quellen, auffchwellen, v. re- u. enfler, =. inflare,
—— die Bauchung, Ausbauchung einer
äule.
renforcieren (ſpr. rangforßieren), fr. (renforcer;
vgl. Force 2c.) verſtärken, ſich —, ſtärker werden,
— Nenforcds, pl. (ſpr. —forßeh's) eine
rt Taftband; Renfort, m. (fpr. rangföhr) die
Berftärkung, Hilfe.
Reniflard, m. fr. (jpr. —fldhr; v. renifler, ſchnüf-
feln, jchnauben, v. niederd. Niff, Nüff, Nibbe,
i8länd. nef, nebbi, Schnabel, Schnauze, Naſe) das
Ausblafeventil an einigen älteren Mafchinen.
reniförm, nl. (reniförmis, von ren, die Niere; vgl.
renal) Bot. nierenförmig, v. Blättern.
renlieren, fr. (renier = |. renegäre) verleugnen,
abſchwören; abfallen, entjagen; venidbel (fr. re-
niable), leugbar.
renitieren, !. (reniti, v. niti, fich ftemmen) wieder»
jtreben, ſich widerfegen, fträuben; renttent, wider-
jtrebend, widerjpenitia; Renitent, m. (renitens)
ein Widerfpenjtiger; Renitenz, f. nl. der Wider—
ftand, die Widerjpenftigfeit, dag Auflehnen.
Rennkött, bejier Renkött, n. ſchwed. (v. ren, Renn-
tier, n. kött, Fleiſch) aus Lappland in Schweden
eingeführtes geſalzenes Renntierfleifch.
renommieren, fr. (renommer, d. i. eig. wiederholt
nennen, d. re- u. nommer, nennen) einen berühmt
machen; gew.fich berühmt(auch berüchtigt) machen,
fid) einen Namen maden; bef. auf hohen Schulen
den rohen Burfchen oder Raufer jpielen; aud) ſich
wichtig machen, groß tun, prahlen; renommiert
(fr. renomme£), berühmt; felten: berüchtigt, ver-
rufen, verfchrien; Nenommee, f. der Ruf, Name;
par renomme6e, dem Rufe od. Namen nad; Res
nommdge, f. barb.-fr. (ſpr. g wie ſch) die eitle
Prablerei; Renommiſt, m. ein Raufbold, Schlä-
Ela ne in
hahn, Haußteufel, ein Sumpfvogel.
renoncieren (fpr. renongBieren), fr. (renoncer, v. I.
renunciäre, vgl.renunciieren)einerSade entiagen,
darauf verzichten; Kartenſp. Farbe verleugnen,
nicht befennen, nicht haben; Renonce, f. (ſpr.
r'noͤngß') die Fehlfarbe od. der Mangel einer ge-
wiſſen Farbe im Rartenfpiel; Studentenpr. das
außerordentliche Mitglied einer Verbindung; auch
eine widerliche Perſon.
renobieren, |. (renoväre, v. novus, f. d.) erneuern,
auffrischen, ausbefjern; einen Wechſel reno-
vieren, ihn erneuern, die Berfallzeit desjelben
meiter hinausfegen; renovätum, erneuert, ade:
befiert, aufgefriicht; Nenovation, f. (renovatio)
od. Renovierung, f. die Erneuerung, Wiederher-
ftellung; Nenovatür, f. die erneuerte Aufzeich-
nung und Bejchreibung eines Gutes.
Renſeignements, pl. fr. (fpr. rangkenj'mängs; v.
renseigner, wiederholt zeigen, v. enseigner, unter“
weifen, unterrichten, jpan. engeüar, it. insignäre,
I. gleich]. insignäre, einzeichnen, einprägen, von
HER, Zeichen) Nachwelſungen, Anzeichen, Aus-
fünfte.
Nente, f., pl. —n, fr. (mi. renda, it. rendita, von
rendere, F ndre, l. reddðre, wiedergeben, ein-
bringen; vgl. Rendant) eig. der Ertrag von ber
144 rentoilieren
Arbeit eine andern, dem man eine Sache zur Be-
nußung überlaffen bat; itberh. jährliches Einfom-
men, jährl. Geld-Einfünfte, Zinfen; Leibrente,
erhöhte Zinfen, welche fich jemand von einem meg-
geliehenen Kapital auf Lebenszeit bedingt, wäh—
rend das Kapital nad) des Rentners od. Verleihers
Tode dem Zinsgeber zufällt; Nentier, fr. (ſpr.
rangtjeb, gew. Nentjeh), m. Rentner, wer von
feinen Renten od. Einfünften lebt; rentieren od.
renten, einbringen, abwerfen, Gewinn bringen;
rentäbel, barb.-l. gewinnbringend, einträglich;
Rentabilität, f. die Einträglichkeit; Mentet,
Rentenei oder Rentkammer, f. die Zahlfammer,
Einnehmerei; Rentmeiſter, m. der Vorgeſetzte der-
ſelben, der die Renten einnimmt und berechnet;
Renten-Reduktion, f. die Herabſetzung der vom
Staate zu bezahlenden Renten.
rentoilieren (pr. rangtoal—), fr. (rentoiler, von
re- u. entoiler, v. toile, Leinwand) ein altes Ge-
mälde auf neue Leinwand ziehen. |
ventrieren (jpr. rangtrieren), fr. (rentrer; vgl. en-
trieren) eig. wieder hineingehen, zurüdfehren; Tuch
2c. zufammenftoßen, anftoßen, — oder ſo zu⸗
ſammennähen, daß man die Naht nicht ſieht; Ren—
trant, m. fr. (ſpr. rangtrdng) Krk. der eingehende
Winkel eines Zangenwerks.
renuieren, l. (renuere) ablehnen, verneinen, ab—
ſchlagen, verweigern. —
renumerieren, |. (re-numeräre, vgl. numerieren
unter Numerus) wiederzahlen, zurüd- od. wieder
herauszahlen, eingenommenes Geld wieder heraus»
eben; Henumeration, £. nl. die Rüdzahlung,
Nachzahlung; Wiederherausgabe.
renunciieren, I. (renunciäre; vgl. nunciieren unt.
Nuncius). berichten; etwas ankündigen, aufjagen;
einer Sache entjagen, auf diefelbe Verzicht tun;
vgl. renoncieren; Renunciation, f..(renuncia-
tio) der Bericht; die Auffündigung einer Sache;
die Entjagung, —— Verzichtleiſtung; Re⸗
nunciations⸗LAlte, f. die Entſagung eines her—
kömmlichen Rechtes, beſ. die Akte des Königs Phi—
lipp V. von Spanien, in welcher er der Erbfolge
in Frankreich entſagte; renunciatĩo litis, die Auf⸗
hebung eines Rechtsſtreites; r. succesionis, die
Entſagung der Erbfolge; renunciatorium (jura-
mentum), n. nl. ein Verzichtunggeid.
renberfieren (ſpr. een. fr. (renverser, v.
re- u. envers ⸗ J. inversum, umgefehrt, verfehrt)
umfehren, umftürzen, über den Haufen werfen, in
Unordnung bringen; à la renverse (|pr. — rang-
werk’), Tonk. umgekehrt, umgewendet.
Nenvi, n. (pr. rangwih; v. envi-in & l’envi, um die
Wette, gleich). zum Neide eines andern, v. envie,
der Neid, I. invidia) da3 Übergebot beim Spiele.
Renvoi, m. fr. (fpr. rangmwod; dgl. Envoi) die Riid-
jendung, Verabſchiedung; die Nach- oder Rück—
weiſung in Büchern, bei Blanzeichnungen 2c.; ren⸗
voyieren (jpr. rangmwoajieren; fr. renvoyer), zu-
rüdihiden, zurüdweijen; fortihiden, abdanken;
verweiſen, verjchieben.
reoffupieren, nl. (vgl. vecupieren) wieder oder von
neuem bejegen od. einnehmen; Reoklupation, f.
die Wiederbejegung.
reolen, ſ. rigolen.
reordinieren, nl. (v.l. ordinäre, ordnen; vgl, or—
dinieren) wieder ordnen oder verordnen; abermals
le ; Neordination, f.die nochmalige Brieiter-
weihe. —
reorganiſieren, batb.-L. (fr. réorganiser; vgl. or-
ganifieren unt. Organ) wieder neu einrichten, um-
Repertorium
geitalten; Reorganiſation, f. die Wiedereinrich-
tung; bei. die Neugeflaltung eines Kriegsheeres;
Arniee-Reorganifation.
reorhdieren, I.-gr. (vgl. orydieren) wieder mit
Sauterftoff verbinden, wieder verfalten; Reoxyda⸗
tion, f. die Wiederverbindung mit Saueritoff,
Wiederverfalfung.
rebandteren (ipr. —pangd—), fr. (repandre, v. I.
pand£re, ausbreiten) vergießen; verbreiten, aus-
breiten; ſehr repandiert fein, an vielen Orten
— ſein, viele Bekanntſchaften, viel Umgang
aben.
reparieren, l.(reparãre; v.parãre, bereiten) wieder⸗
herſtellen, erſetzen, vergüten, ausbeſſern; reparäbel
(l. reparabilis), erſetzbar; verbeſſerlich, wieder gut
zu maden; Reparation, f.(reparatio)die Wieder-
beritellung, Erneuerung, der Erfaß, die Entihädi-
gung, Vergütung; reparation d’honneur, fr.
(pr.reparakiöngdonnöhr)die&hrenrettung, Ehren-
erklärung; Neparatür, f.nl. die Wiederheritellung,
Ausbeſſerung.
Reparon, m. fr. (ſpr. —röng) Flachs zweiter oder
mittlerer Sorte.
repartieren, nl. (vgl. partieren; fr. répartir) ver⸗
teilen; Nepartition, f. die Verteilung.
epas, mn. fr. (jpr. repdh; urfpr. repast, ml. re-
pastus, v. I. pascöre, meiden, nähren) die Mahl-
zeit, das Mahl, Gaſtmahl. ke
repaſſieren, fr. (repasser; vgl. paflieren) zurück—
reifen, zurückkommen, wieder durchgehen; etwas
abziehen, fchleifen, bügeln, plätten; eine neue Uhr
vor der Benußung genau nachſehen; Rechnungen,
Schriften ꝛc. nachſehen, unterfuchen, wiederholt
durchgehen; Mepdi, m. der Rücktritt eines Pfer-
des; Repaffage, £., r. n. fr. (ſpr. Iſſahſch) das
Wiederdurchgehen; Abziehen, Ausbügeln.
Repatriattion, k. nl. (v. I. repatriäre, ins Vater-
land zurüdfehren, v. re- u. patria) die Wiederkehr
oder Wiederaufnahme ins Vaterland.
Repeal, n. engl. (ſpr. ripihl; v. peal, Schall, Lärm,
Ruf, v. fr. appel, Ruf, Zuſammenruf, v. appeler,
rufen; fr. rappel, der Yurüdruf, v. rappeler, zu-
rückrufen; vgl. appellieren) der Widerruf, die Ab-
weiſung od. Aufhebung, beſ. der Bereinigung von
England und Srland; genauer: die Auflöjung der
jeßt beitehenden Bereinigung des Legislatur- und
Gerichtsweſens Irlands mitdem Großbritanniens;
Repealer, m. (pr. ripihler) d. i. Widerrufer, Auf»
heber, diejenigen irländ. Mitglieder des engl. Bar»
lament3, welche den Widerruf der Union zwiſchen
England und Srland verlangen.
repellieren, I. (re-pellere, von pellere, ſchlagen,
jtoßen, treiben) zurüdtreiben, abmeifen, verſchmä—
hen, verftoßen; repellentia, pl. Heilk. zurück—
treibende Heilmittel.
Nepenting, pl. I. (v. repentinus, plötzlich, von re-
Pens plöglich) Apr. dringende Sadıen, bei. Klag-
achen.
reperfutieren, [.(re-percut£ere, vgl. perfutieren) zu-
vüditoßen, zurüdwerfen;abprallen; Reperkufften,
f. (repercussio) die Zurüdwerfung, der Zurüd-
ftoß; das Zurüdprallen, z. B. des Scalles, der
Lichtftrahlen 2c. n
Repertorium, n., pl. —toria od. —torien, ſpätl.
(v. reperire, finden) ein Nachweiſebuch, Sachver⸗
zeichnis od. Regifter, eine Aktenlifte; kritiſche Uber⸗
ſicht; Sammelwerk; fr. Repertoire, n.(ipr.—todhr)
dag ern: der Rollen, welche ein Schaufpie-
ler oder Enger einftudiert act Rollenverzeichnis;
erzeichnis der
desgl. das tücke, welche an einer
repetieren
Bühne einftudiert od. in Vorbereitung find, Spiels
plan; der Wocenplan, Verzeichnis der in einer
Woche aufzuführenden Stüde.
repetieren, I. (repetere) wiederholen; Mepetier-
Gewehr, n. R.-Piſtole, f. Gewehr oder Alu
aus denen nad) einmaligem Laden mehrere Schüffe
abgefeuert werden; Mehrlader, Magazingemwehr;
M.-Geſchütz — Infanteriefanone j.d.; R.-Uhr,
f. eine Taſchen-Schlaguhr; Repetent, m.(repötens)
ein Nachhelfer, Nadhhilfslehrer, an Hohen chulen
ein Unterlehrer zum Wiederholen der Kollegien;
Mepetition, f. (1. repetitio) die Wiederholung;
Probe eines Schaufpiels; repetitio est mater
studiorum, die Wiederholung ift die Mutter der
Studien, d.h. die Wiederholung ift beim Erlernen
einer Wiſſenſchaft mit die Hauptſache; Nepetitto=
nen, pl. die Erklärungen einzelner Geſetze der ital.
Rechtslehrer im 14. und 15. Sahrh., weil fie bloße
Wiederholungen der Kommentarien und Entjchei-
dungen ihrer Lehrer waren; Nepetitionsfreis —
Theodolit, j. d.; Nepetitor, m. I. ein Wiederholer,
Einübender bei Theaterproben; auch Zurüdforde-
ver; Nepetitorium, n. nl. ein Wiederholungs—
Unterricht, eine Wiederholung3-Vorlefung; repe-
tundae (sc. res pecuniae), pl. Sachen oder Geld,
welche zurücgefordert werden fonnten; erimen
repetundarum, ſ. unter crimen.
vepignerieren, ſpätl. (repignorare; vgl. pignus)
gegenpfänden; Nepignoration, f. Ripr. die Ge-
genpfändung, Pfand- Einlöfung.
Vepit, m. fr. (pr. repih; urjpr. respit, prod. re-
spieit, it. rispitto, Raft, Ruhe, Seit ſich zu erholen;
v. I. respectus, Rüdficht, Nahficht, Nadjlaß, von
respicere; vgl. refpizieren) die Nachſicht, Friſt, der
Aufſchub.
replacieren (ſpr. replaßieren), fr. (replacer; vgl.
placieren) wieder ordnen oder ſtellen.
replaidieren (ſpr. —pläd—), fr. (replaider; vgl.
plädieren) wieder vortragen, einen Prozeß aufs
neue führen oder verteidigen.
Peplantation, f. nl. die Wiedereinpflanzung z. B.
ausgezogener Zähne.
replatrieren, fr. (replätrer, v. plätre, Gips, altfr.
lastre, plaistre, emplastre, emplaistre, mit Gips
überzogener Boden, Eſtrich, Plajter auf Wunden,
ml. plastrum, amplastrum, vd. l. emplastrum, gr.
emplastron, Pflaster aufWunden, Salbe zum Auf-
fchmieren, v. emplässein, darauf bilden od. ſchmie—
ten) übergipjen; bemänteln, entichuldigen; Repla⸗
trage, f., t.n. (ſpr. replatraͤhſch) Übergipjung, Be-
werfung mit Gips; Bemäntelung.
Repletion, f. l. (repletio, von replere, erfüllen) die
Anfülung, Angefülltheit, Vollblütigfeit; Über-
ladung, 3.8. des Magen3; auch Schmwängerung.
replitieren, fr. (replier; vgl. pliieren unt. Pli) wie-
der zujammenlegen, wieder in Halten legen; Krk.
ſich zurüdziehen, zurüctweichen; auch fich auf etwas
jtügen od. verlaffen; Repli, m. der Rückzugspunkt
der Truppen; Rüdhalt oder Dedung fir einzelne
BR Dche Poiten durch eine größere Truppen-
zahl (Replipoſten, Replijtellung).
replizieren, ſpätl. Ripr. (replicäre, d. i. altl. eig.
zurudfalten, beugen, v. plicäre, jalten; fr. repli-
quer) antworten, erividern; adreplicäudum, zum
Ermidern, um Einwendungen vorzutragen; Bi r6-
plica, it. Ton. wiederholt fi, man wiederhole;
replicäto, mwicderholt; Replitk, f. ml.(replica; fr.
replique) od. Meplifation, f. barb.-I. die Ermwide-
rung, Entgegnung, bej. treffende oder wißige Ant-
twort, der Öegenbefcheid; die Wiederholung, Nad)-
repvräſentieren 745
bildung (Kopie) eines Kunſtwerks; Nipr. die Gegen—
rede, Gegenjchrift, d. i. Gegenrede auf eine Einrede
(Erzeption), und die Schrift, in welcher die Einrede-
Ihrift beantwortet wird, I. replicatio (vgl. Du-
lik); röpliea, f. it. Tonk. die Biederholung einer
onfolge, be. durch eine andere Stimme.
replumbieren, barb.-I.(v.plumbum, das Blei) Blei
von Silber jcheiden, Silber von Blei reinigen.
Replh⸗letter, m. engl. (pr. ripfet—: v. reply, die
Antwort; vgl. replizieren) der Aufſchubsbrief der
engliſchen Könige zugunſten eines Verurteilten,
beſ. Befehl zur Verſchiebung einer Hinrichtung.
Nepolon, m. fr. (fpr. löng) Reitk. die halbe Volte,
Volte in fünf Tempos, ? Bolte.
repondteren (jpr. repongd—), fr. (r&pondre, von l.
respondöre) antworten, entiprechen od. anſprechen,
ujagen oder gemäß fein einer Sache; gutfagen,
Fakten, fich verbürgen für eine Sache.
redonieren, |. (repönere, v.ponere, jeßen, legenze.)
zurüdlegen, hinlegen, aufheben, verwahren; Heilt.
einen vorgefallenen Teil, 3.8. einen Bruch, wie-
der zurüdbringen; ein verrenktes Glied einrichten;
Nepofitarius oder Nepofitär, m. nl. ein Aufbe—
wahrer, Auffeher von Akten 2c.; Repoſition, f. 1.
nl
i 5. ausgetretener od. verrenkter Glieder; Zurüd-
Hiebung; Mepofitorium, n., pl. —torig oder
—$orien, ein Geftell, Fachgeſtell, Büchergeſtell;
Aufbewahrungsort; auch Neppfitär, f.
reportieren, |. (reportäre, v. portäre, tragen; fr.
reporter) zuridtragen, zurüdbringen; nachſagen,
Hatjchen‘; eintragen, gutjchreiben; Repoͤrt, m.engl.
(jpr. ripoͤhrt) Riyr, ericht, Berichterftattung (—
Relation); Übertrag in Handelsbüchern; fr. (fpr.
vpohr) im Staatspapierhandel: der Unterfchied
zwilchen den Preijen einer Staatsrente am Ende
de3 laufenden und am Ende des nächitfolgenden
Monats, ſ. Deport; Report-Geſchäft, Koitge-
ſchäft, Verkauf eines Wertpapiers unter der Ber-
pflihtung, es fpäter höherzuridzufaufen; Repoͤr⸗
ter, m. engl. (fpr. rihporter) ein Berichteritatter,
beſ. Nachſchreiber englifcher Parlamentsreden für
eine Zeitung.
repos, m. fr. (jpr. r'poh: v. l. re- u. pausäre; vgl.
pauſieren) die Ruhe; der Ruheplatz, z.B. auf einer
Treppe; mon repos (fpr. mong —), meine Ruhe
oder Erholung, mein Ruheplag (Name verfchied.
Zuftichlöffer); Neppfotr, m. fr. (pr. —jodhr) der
Ruhealtar, bei firchlichen Aufzügen, beſ. am $ron-
leichnamzfejte, auf der Strade errichtet, um mit
dem Hochwürdigſten darauf zu ruhen; der GStell-
bottid) der Färber.
Repofitarins, Repoſition, Repoſitorium zc., |.
unter reponteren.
repouſſieren (jpr. repufj—), fr. (repousser; vgl.
pouſſieren)zurückſtoßen zurückdrängen, zurückgeben,
z. B. Spott, heimſchicken (einen pötter ac); res
pouffabel, zurücktreibbar, was fich zurüctreiben
od. ſtoßen läßt; Repouſſoir, m. (jpr. —pufloddr)
ein Nageleijen, Treibeifen, Steinmeißel, Hohlitem-
pel; Mal. ein dunkler Vordergrund, um dieandern
Gegenſtände eines Gemäldes defto entfernter er-
iheinen zu laſſen.
reposzieren, I. (re poscẽre) wieder verlangen, zu-
rückfoördern.
repräjentieren, [.(repraesentäre; vgl.präfentieven
unter Präſens) vergegenwärtigen, vertreten, dar-
ftellen; eines Abweſenden Perſon vertreten oder
porjtellen; bedeuten, bezeichnen; in ſich jejlen; auch
etwas vorſtellen, äüßeres Anſehen, Würde haben;
746 reprehendieren
Repräfentdnd(us), m. der Vorzuftellende, zu
Bertretende; Repräſentänt, m. (repraesentans)
Vertreter, Stellvertreter eines Abmwefenden; bei.
der Vertreter einer Landſchaft, Stadt oder Körper-
ſchaft bei einer ftändifchen Berfanımlung, Volks—
vertreter, Randesvertreter, vgl. Deputierier;
tepräfentation, f. I. (repraesentatio) die Ver-
gegenwärtigung; Stellvertretung oder Bertretung;
Daritellung, Abbildung, Borftellung eines Schau-
fpiels 2c.; jtandesgemäßer Aufwand; Nepräfen=
tations-Koften, Amtsaufwand und defjen Koiten,
Standesaufwands-Koften für Gefandte 2; W.=
Necht, das Vertretungsredht; bei Erbſchaften das
Eintreten in die Rechte eines bereits verftorbenen
Azendenten; repräfentatin, nl daritellend; ftell-
vertretend od. vertretend; auch repräfentierend;
Nepräfentativ-Snftem, n. od. -Verfaffung, f-
Volksvertretungs-Verfaſſung, diejenigeStaatsein-
rihtung, nad) welcher das Volk durch eine Ver—
fammlung abgeordneter Vertreter an der Staat$-
verwaltung und Gejetgebung teilnimmt.
reprehendieren, l.(reprehendere, eig.zurüdhalten
oder »ziehen, v. prehend£re, faſſen, halten) tadeln,
rigen, verweilen; reprchenfibel (ipätl.reprehen-
sibilis), tadelnswert; Reprehenſion, f. (l. repre-
hensio) der Tadel, die Rüge, der Verweis; Repreſ⸗
falien, pl. (fr. represalle, jpan. represalia, it.
ripresaglia, rappresaglia, altfr. reprehensaille,
ml. reprensaliae, eig. Jurüdnahme des Genom-
menen, von reprehendere, reprehensum, zurüd-
nehmen) jelbjtgenommene Entfhädigung; Wieder-
vergeltung harter, ungerechter Handlungen oder
Beleidigungen von jeiten eine3 Staates gegeneinen
andern, Gegenmaßregeln; auch Vergeltung, ®e-
nugtuung, Ahndung; Reprefialien=Briefe, pl.
Erlaubnisicheine eine Landesherın gegen die
Untertanen eine3 andern Staates Gegengemalt zu
gebrauchen.
Stepreflalien, ſ. unter veprehendieren.
Reprefiton 2c., j. unter reprimieren.
Reprieve, m. engl. (jpr. riprihw; altengl. repreve
f.reprove, v.[.reprobäre, verwerfen) der Auffchub
einer Hinrichtung, die einem zum Tode Verurteils
ten bewilligte Friſt; auch der Befehl zu diefem
Aufſchub.
Reprimande, f. fr. (ſpr. —mängd'; I. gleich]. re-
primenda, von reprim£re, fr. reprimer, ſ. tepri-
mieren) die Zurechtweifung, der Verweis, Tadel
(mundartl.:Refirmande); reprimandieren(fr.
reprimander), verweilen, tadeln, ſchelten.
reprimieren, l. (reprim£re, von prem£re, drüden)
unterdrüden, dämpfen, hemmen;
Repreſſion, f. nl. die Unterdrüdung, Abwehr;
repreſſiv (fr. repressif), hemmend, hindernd,
wehrend; Repreſſiv⸗Maßregeln, pl. hemmende,
abwehrende Maßregeln, Unterdrückungsmaßregeln.
Repriſe, £. fr.(vgl.Brife) die Wiedernahme, Wieder—
eroberung eines Schiffes; die Wiederholung, das
Wiederaufführen eines Schaufpiels 2c.; Tonk. Wie-
berholung eines Hauptteil3 von einem Stüd; auch
das Wiederholungzzeihen; der Kauf im Lands—
fnechtjpiele; Reyriſen, pl. im Zirkus die Baufen,
die durch Ermüdung de3 Reiters entjtehen und
dann durch einige Späße des Clowns — daher
Reprifenclomn — ausgefüllt werden.
Kepriftination, f. nl. (v. pristinus, j. d.) die Wie-
derheritelung von etwas Früherem, Abgeitelltem.
teprobieren, I.(reprobäre, von probäre, billigen)
verwerfen, mißbilligen; Rſpr. den Gegenbeweis
führen; Reprobation, f. (ſpätl. reprobatio) die
Reptilien
— Verdammung; Rſpr. der Gegenbe-
eis.
reprochieren (ſpr. v’profchieren) fr. reprocher; v.
proche, nahe, I.prope, alfo gleicyfam nahe legen;
dab. prov. noch repropchar) einem etwa3 vorwer⸗
fen, zum Vorwurf machen, vorrüden; repracdhäbel
(fr.reprochabie), tadelnswert. fträflich, verwerflich;
Nebrode, m. (fpr. r'proſch) der Vorwurf, harte
erweis.
reproduzieren, nl.(vgl.produzieren) wieder hervor⸗
bringen, nacherzeugen, wiederſchaffen, ergänzen,
wieder herſtellen oder erſetzen; wieder vorführen,
vorlegen; Rſpr. Gegenbeweiſe vorbringen, Gegen—
zeugen aufſtellen, eine reproduzierende Kunft
iſt diejenige Kunſt, welche etwas bereits Gefchaffe-
nes zur Erſcheinung bringt, wie z. B. die Schau—
ſpielkunſt, entg.derproduzierenden; ſich repro⸗
duzieren, ſich von neuem zeigen, wiedererſcheinen;
reprodueätur, Rſpr. es (das Aktenſtück) werde
wieder vorgelegt; Reproduzent, m. ein Wiederer⸗
zeuger; Rſpr.ein Gegenbeweisführer; Reprodükt,
m. der Gegenteil, wider den der Gegenbeweis ge—
führt wird; Reproduktion, f. die Wiederhervor-
bringung, Wiederherftellung, Erfegung oder Er-
änzung zeritörter od. verlegter Teile an tieriichen
drpern, wie auch der aus denorganifchen Körpern
ausgejonderten Stoffe; Neproduftionsmethode,
Bervielfältigungsverfahren;reprodnftip, twieder-
hervorbringend,naderzeugend,ergänzend; Repro⸗
duftinität oder Neproduftions-Nraft, f. die
Wiederherſtellungs- oder Wiedererzeugungäfraft,
das Ergänzungsvermögen veritümmelter od. völlig
verlorener Körperteile bei Pflanzen und Tieren,
bef. Gewürmen und Amphibien.
rebromittieren,1.(repromittere,vgl.promittieren)
ein Gegenverfprechen tun; Repromiſſion, f.(l.re-
promissio) das Gegenverſprechen.
Reproſelujt, m. L.-gr. (vgl. Proſelyt) ein Wiederhin⸗
zugefommener, Zurüdgefehrter.
reprösit! gem. repröft u. bloß re, nl. (vgl. prosit)
es befomme (dir) wieder wohl! (Erwiderung des
Profit!)
veproteftieren, nl. (vgl.proteftieren)eine Gegen—
verwahrung einlegen, oder gegen den Brotejleines
andern Einwendungen machen u. denjelben für un—
fräftig erklären; Neproteft, m. oder Reproteſta⸗
tion, f. die Gegenverwahrung. |
Reptilien, I.(reptilia, v.rep£re, friechen) friechende
Tiere, Kriechtiere, Kürmer; auch — Amphibien,
3.8. Schlangen, Fröſche, Eidechien, Schildkröten;
neuerdings bildlih: Neptilien-Preffe, f. im
Dienfte der Regierung ftehende Zeitungen zur Be-
fämpfung geheimer Staatsfeinde; R.⸗Fonds, m.
(ipr.—fong)die zurUnterjtügungderfelben vonder
Staat3behörde ausgemworfene Geldfumme. (Zurüd-
uführen auf eine Außerung Bismard3 in der
Sipung de3 preußiichen Abgeordnetenhaujes vom
30. $an. 1869, wo er jene geheimen Staatsfeinde
„bösartigen Reptilien” verglich). „Man müſſe!,
fagte Bismarck, „dieſe Reptilien bis in ihre Höh—
len hinein verfolgen“. Abwehr der Angriffe
der Welfenpreſſe ſollten ſpäter die Zinſen des jo-
enannten Welfenfonds [f. d.] verwandt werden.
Bismard nannte alfo die Welfenjchriftiteller np
tifien. Dies Wort wurde aber im Volksmunde
eradezu umgedreht, und bald nannte man die—
jenigen Beitungamänner, welche die welfiſchen Rep-
tilien befämpfen follten, ſelbſt Reptilien. So
fam es, daß der Welfenfonds als Reptilien-
fonds bezeichnet wurde.)
Nepublit
Republik, £. (jpr. republique, v. [. res publica) ein
Gemeinwejen, Freiftaat, eine Staatöverfaflung,
wobei die höchite Gewalt und Herrjchaft über eine
bürgerliche Gejellichaft entweder einem beftimmten
Ausſchuß von angefehenen Gliedern anvertraut iſt
(Ariftofratie), oder von dem Volke felbjt und
den daraus Gemwählten ausgeübt wird (Demo—
fratie); Nepubliquette, f. fr. (fpr. repüblitett’)
ein Feiner Freiftaat, 3. B. St. Marino; Republi—
fäner, m. fr. (republicain) ein Mitglied eines Ge-
meinftaats, Freiſtaatsbürger, auch ein Anhänger
dieferStaatsform; republifäniich, Freibürgerlich,
freiftaatlich, republikaniſche Verfaffung, die
Sreiltaatsverfaffung ꝛe.; Nepublifanismus, m.
barb.-l. die Anhänglichfeit an freiftaatliche Ver⸗
faſſung; republifanifieren, zu einem Freiſtaat
macen; dazu geneigt fein; dazu geneigt maden.
republizieren, nl. (v. publizieren, ſ. d.) wiederholt
befannt machen; Nepublifation, f. wiederholte
Bekanntmachung oder öffentliche Anzeige.
repudtieren, I. (repudiäre, v. pudöre, fich ſchämen)
verjchmähen, verjtoßen; fich vom Gatten jcheiden,
die Ehe trennen; Nepudiation, f. (l. repudiatio)
od. Repudium, n. die Verſchmähung, Verſtoßung,
Burüdweijung; Rſpr. Eheſcheidung; die Erklärung
einiger nordamerifanischer Freiftaaten, die Staat3-
chulden und die Zinſen derjelben nicht im vollen
Detrage bezahlen zu wollen; repudium necessa-
rıum, rechtlich bearündete od. gebotene Eheſchei—
dung; r. voluntarium, freiwillige Aufhebung des
Ehebündnijjes.
repugnieren, [. (repugnäre, v. pugnäre, kämpfen)
widerjtreiten, widerjtreben, ſich miderjegen; zu—
wider fein, widerſtehen; Abneigung empfinden;
repugnänt (repügnans), widerftreitend, widerſtre—
bend, zumider, entgegen; Nepugndnz, f. (I. re-
pugnantia) und Pepugnation, f. (jpätl. repu-
gnatio) der Widerjtreit, Widerjpruch, Widerjtand;
der Widermwille, die Abneigung.
Ntepüls, m. [. (repülsus, m. u. gem. repülsa, f. v.
repellere, zuricdtreiben, -ftoßen) die Abweifung,
Verwerfung, abfchlägige Antwort, Fehlbitte, vgl.
Refüs; Repulſion, f. (jpätl.repulsio) die Aurüd-
ſtoßung, Rüdjhlag; repulfio u. repulföriich, nl.
urüdtreibend, zurüditoßend, abftoßend; repul-
Hide Kraft,die urückſtoßungskraft; repulſieren,
I. (repulsäre) zurückſtoßen, abſchlagen, abweiſen,
eine abſchlägige Antwort, einen Korb erteilen.
repunzieren (vgl. Punze), Gold⸗ u. Silbergefäßen,
als Zeichen des richtigen Gehalts, außer dem ge-
wöhnlichen Stempel (der Punze) noch einen be-
fonderen Stempel, eine Repunze, aufdrücden.
Repurchaſe, m. engl.(fpr.ripörtiche)’) das Abſtands⸗
geld, der Wieder- od. Reufauf.
repurgieren, I. (repurgäre; vgl. purgieren) wieder
reinigen, wieder abführen.
Reputaäation, f. (v. fr. reputation, v. r&puter, für
etwas halten, achten; das lat. reputatio heißt Be—
rechnung, Erwägung) der Ruf, bef. gute Auf, das
Anfehen, die Achtung, Ehre; reputäbel, n!., oder
reputierlich, ehrbar, ehrenvoll, wohlanftändig,
bear rühmlich, angefehen, einen guten Namen
abend.
Requet, ın. fr. (ſpr. rekeh) eine Art breiter Leinwand
aus der Bretagne.
Niequete, f. fr. (ihr. refät’; requ&te, altfr. requeste,
v. mi. requesta f. requisita, v. lat. requirere, fr.
requ£rir, erfuchen, anfuchen; vgl. requirieren, re-
uisitus) die Bitte, Bittichrift, da3 Anfuchen, Ge-
ud (Supplit); Requetenmeiſfter oder maitre
reſakrieren 747
des requötes (jpr. mäht’r dä refäht’), m. der Bitt-
Ichriftenmeifter, Berichterftatter über die Bittfchrifr
ten beim Staatsrat in Frankreich.
Nequiem,n. I. (eig. Akk. v requies, die Ruhe) Fathol.
Seelenmefje zu Ehren eines Berftorbenen und das
Tonftüd dazu (von den Anfangsworten ‚„requiem
aeternam dona eis, Domine etc., gib ihnen die
ewige Ruhe, o Herr! ꝛc.“); requitfzieren (I. re-
quiesc£re), ruhen, fi) beruhigen, zufrieden ftel-
len; reqniöscat in pace, er (oder fie) ruhe in
Hrieden! Requiktorium, n. nlat. die Ruheſtätte,
das Grab.
Nequintersn, m. der Sohn eines Duinterong (f. d.)
mit einer Europäerin, oder umgelehrt.
requirieren, I. (requiröre,v. quaeröre, fuchen) wie-
der juchen od. forjchen, verlangen, erfordern; er—
bitten, nachſuchen; beſ. eine fremde Obrigkeit oder
eine andere Behörde um Beihilfe od. Mitwirkun
erjuchen; zurüctfordern, in Anspruch nehmen; au
unterfuchen, erforschen, auskundſchaften; Kriegsk.
Lieferungen fordern od. ausſchreiben; Requirent,
m. (requirens) ein Nachſucher, Nachforicher; ro-
quisitus, a, um, erjucht, erfordert, bejtellt; Re—
anifit, n. ((. requisitum), pl. —a od. —en, das
Erfordernis, Zubehör, namentlich alle die kleinen
Gegenſtände, welche außer der Dekoration zur Auf⸗
führung eines Theaterſtücks notwendig find; er-
forderlihe Eigenihaft; Requiſiteur, fr. (ſprich:
—töhr) der Herbeifchaffer der erforderlichen Dinge
(für Schaubühnen); Requiſitrice (pr. —trihß)
die Herbeifchafferin von dergl.; Requiſition, £. (I.
requisitio) das Anhalten, Begehren, Verlangen,
Erfuchen; be. die Aufforderung einer Behörde an
eine andere zur verfafjungsmäßigen Hilfleiſtung;
die Ausfchreibung von Lieferungen; der Veichlag
od. Anſpruch auf etwas, 3.B. etwas in Requi—
fition nehmen oder jegen, etwas in Beſchlag
od. Anſpruch nehmen; das infolge von ſolchen Aus-
ſchreibungen ®elieferte jelbit, Lieferung; Nequtits
tions= od. Nequijitoriäl- Schreiben, auch Re⸗
quifitorinm, n. oder Neguifitoriälen, pl. niat.
(requisitoriäles, näml. littörae) ein amtliches An⸗
juchen, Erfuhungsichreiben von einer Behörde an
die andere; Requiſitions⸗Syſtẽm, m. die Krieg-
führung, wonach ein Heer durch die in dem Lande
ausgejchriebenen Lieferungen unterhalten wird;
Hequifitionarius, m. nl. oder Nequifitionär,
m. fr. (r&quisitionnaire) der etwas in Anſpruch
nimmt (in Requifition jeßt).
res, f. (Gen. rei, pl. gleichjall3 res) I. die Sache, das
Ding; Vermögen, Gut ꝛc. re vera, in der Tat, in
Wahrheit; ad rem, auch e re, zur Sadıe, ſachge⸗
mäß, dienlich, nützlich; pafiend, gehörig; o od. pro
re nata, nach der Natur od. Lage der Sache, nad
Befchaffenheit der Umſtände; rebus sie stanti-
bus, da die Sachen fo ftehen, bei diefer Sachlage;
res commünis, ein Gemeingut; r. controversa,
eine jtreitige Sadıe; r. dubia, zweifelhafte Sache;
r. ecelesiasticae, pl. geiitlihe Saden, Kirchen⸗
güter; r.facti, Tatjache; r.familiäris, das Haus-
weſen; r. integra, nod) unverjehrte Sache, wobei
noch nichts verjehen ift; re intögra, bei noch un-
veränderter, unangetafteter Sache; res judicata,
f. unter judizieren; r. naturäles, pl. natürliche
Dinge; r. publica, da3 öffentliche, allgemeine
Wohl; dad Gemeinwefen, der Staat, j. aud Re—
publif; r. publicae, pl. I. Staatögüter.
refafrieren, ni. (resacräre, fr. resacrer; vgl. fa»
frieren) mwiederweihen od. -jalben; Rejafration,
f. die Wiederweihe.
148 rejalutieren
rejalutieren, I. (von salutäre) eine Begrüßung er-
widern; Nefalutation, f. (lat. resalutatio; vgl.
Salutation) die Wiederbegrügung, der Gegengruß.
rejaneszieren,!.(resanescöre,v.sanescöre, gefund
werden, d. sanus, gejund) wieder genejen.
refarzieren, I. (re-sarcire) eig. wieder flicken, aus⸗
befjern; eritatten; erſetzen.
Reihimdar, m. od., nad) franzöj. Schreibart, Mes
Himder, tür. (v perf. reschmeh, eine jilberne
ette als Kopfſchmuck des Pferdes, u. dar, haltend)
der Zaumbalter des Sultans.
rejeindieren, I. (re-scind£re) eig. ab⸗ od. losreißen,
zerreißen; vernichten, aufheben, umjtoßen, für un»
gültig erklären, 3.8. ein Teſtament; Reſeciſſion,
(l. reseissio) die Aufhebung, gerichtliche Um-
ftoßung oder Bermwerfung (Kaſſierung) eines
Teſtaments.
reſcontrieren, Reſcontro, ſ. Scontro ze.
Reſẽda od. Reſede, k. l. (reseda; v. resedäre, wie-
der ſtillen, beruhigen; weil dies Kraut ehem. als
ſchmerzſtillendes Mittel gebraucht wurde) das Still-
kraut, der Wau, ein, bekanntes wohlriechendes Ge—
wächs, urſpr. aus Agypten; Reſedazeen, pl. nl.
(resedac&ae) Reſedagewächſe, Reſeda⸗Arten.
reſerieren, I. (reseräre, v. sera, der Riegel (entrie-
geln; aufichliegen, eröffnen; Reſerantia, pl. Heilf.
eröffnende Heilmittel.
veferbieren, [. (reserväre, v. serväre, beobachten,
hüten, erhalten) aufbehalten, verjparen, aufſparen,
aufbewahren;verwahren,vorbehalten,ausbedingen,
fiherftellen, 3. B. feine Rechte; refervierte Mo-
nate (menses papäles),6 Monate des Jahres, dar-
um jo genannt, weil der Papſt die darin erledig-
ten niedern geijtlichen Pfründen zu vergeben fich
vorbehalten hat; fich referviert halten, ſich zu-
rüdhaltendbenehmen; eine refervierteMiene,
eine Miene voll Zurüdhaltung; reservändo, vor⸗
behaltlich, mit Vorbehalt; reservatis reservän-
dis, mit Vorbehalt deffen, was vorbehalten mwer-
den muß, mit dem nötigen Vorbehalt; Reſer—
dage, f., r. n. fr. (ſpr. —wahſch') die Schubbeize in
Särbereien; auch Schußpafte; Mefernät, n. (lat.
reservätum) das Borbehaltene, Ausbedungene,
der Vorbehalt; aud) — Reſervation, f. nl. und
Reſerve, f. fr. der Vorbehalt, die Ausbedingung;
der Hinterhalt, Rückhalt; Reſerve, auch Berädı,
tigkeit, Borficht, Zurüdhaltung; Unterſtützung, Not⸗
Hilfe, Ergänzung, und was dazu dient; Krſpr. die-
jenigen Mannjchaften, welche ausgedient haben,
oder von vornherein zuriidgeftellt find, und nur
im Falle eines Krieges unter die Waffen gerufen
werden; zur Rejerve (3.8. etwas aufbewahren),
ur Nothilfe, Unteritügung, aus Vorjorge für den
Notfall; Neferve-Beamter,m.ein Aushilfsbeam—
ter; R.=Morps, j. Korps; W.-Dtenft, Aushilfs-
dienit; R.-Fonds, m. Rüdlagefajje, die Rücklage;
R.⸗Kette (bei Eiſenbahnwagen) Sicherheitzfette;
R.-Miaterial,n. Bojtd. Vorrat; N,=-Pferde, pl.
Aushilfspferde; Reſerb ãt-Recht, ein vorbehalte-
nes Recht; Reſervaten⸗Kommiſſarius od.⸗Kom⸗
miffär, m. ein Bewahrer landeshoheitlicher Vor—
rechte; reservatum ecelesiasticum, n. der kirch⸗
liche Vorbehalt von 1555, wonach jeder zum Pro-
teſtantismus übertretende Fathol. Geijtlihe auf
fein Amt verzichten mußte; cum reservatione,
mit Vorbehalt; reservatio mentälis, f. ein Ge⸗
danfenvorbehalt, arglijtiger, geheimer Vorbehalt
in Gedanfen, z.B. beim Schwören, indem man
Worten in Gedanken eine andere, al? ihre natür—
Reſina
liche, Auslegung gibt; r. hondris, Vorbehalt der
Ehre, Ehrenverwahrung, nad) welcher die durch
ein Urteil jemand zuertannte Strafe feiner Ehre
nicht ſchaden fol; Keſervationen, pl. in Nord-
amerita die für die Indianer zurüdgeftellten Län-
dereien, auf denen allein fie ſich aufhalten dürfen
umd die ihnen nicht genommen werden dürfen; Mes
ſervations⸗Klaufel. — clausüla salvatoria; re-
servative, nlat. vorbehaltend; Neferboir, n. fr.
(pr. —mwodhr) ein Behälter, Wafler- od. Fiſchbe⸗
hälter, Röhrkaften. - |
Reſervoir Ben, f. engl. (fpr. ref’rwüdr; d. i. Be-
hältnis) Füllfederhalter, Füllfeder.
reſezieren, l. (re-secäre; vgl.fezieren) abſchneiden;
Reſektion, k. (1. resectio) das Abſchneiden, beſ. in
der neueren Heilk. das Entfernen von Knochen od.
Gelenken, während die Weichteile wie die Fort-
jegung des Stelett3 erhalten bleiben.
retidieren, I. (residäre, v.sedere, fiten; fr. resider)
wohnen, ſich aufhalten, feinen Hof u. feinen Wohn-
tiß haben, thronen; Reſident, m. (residens) ein
Abgeordneter, Bevollmächtigter einer Regierung,
Geſchäftsführer an einem auswärtigen Orte, von
geringerem Range als ein Gefandter; ein Geift-
licher, welcher wirklich an dem Orte wohnt, wo er
zu fungieren hat; resident, m. engl. (fpr. reje-
dent; eigentl. Bemohner, Reftdierender) Meinijter-
Refident, englifher Gefhäftsträger; Reſidenz, f
nl. (fr. residence) die Hauptftadt, das Hoflager,
auch der Fürſtenſitz, Wohnſitz, Aufenthalt eines
Fürſten 2c.; daher: Reſidenzler, pl. die Bewohner
derjelben; WKefidunm,n I. (residüus, a, um, zit-
rücdbleibend, rücjtändig), der Net, Rüditand, —
Neildentia, pl. ni. das Über-od. Rückbleibſel, der
Bodenfag in einemDeltilliev-Gefäße; reſiduariſch,
überſchüſſig; In residüo, im Reſte, noch übrig.
reſignieren, I. (resignäre, v. signäre, bezeichnen,
bejiegeln; vgl. jignieren) eig. entjiegeln, eröffnen
(ein ZTeftament); ungültig machen, brechen; auf
etwas —, Verzicht Leiten oder verzichten auf eine
Sache, ihr entjagen; abdanfen, niederlegen ein
Amt; fic ergeben, fügen in fein Schidjal 2c.; res
figniert, ergeben, gefaßt; Reſignaͤnt od. Nefig-
natarius, m. nl. ein Verzichtleifter, bejond. auf
PBfründen; Reſignatär, m. fr. (resignataire) der-
jenige, dem ein mt, eine Pfründe 2c. abgetreten
wird; Reſignation, f. eig. die Entjiegelung, Er-
öffnung; Verzicht od. Verzihtleiftung, Entjagung,
Ergebung; a Abdankung; Hin-
gebung in den göttlichen Willen; Gelbitverleug-
nung, Aufopferung; resignatio fendi, f. Ripr.
die Verzichtleiftung auf ein Lehn. _
reſilieren, |. (resilire, v. salire, jpringen) u. reſi⸗
literen (fr. resilier, I. gleich]. resiliäre, altfr. re-
silir), zurückſpringen, abprallen; Ripr. zurüdtreten,
etwas aufheben, wieder abgehen von einem Ver—
trage 2c.; Nefiliation, f. nl. die Zurüdtretung,
Hulbebuika od. Vernichtung eines Vertrages.
Reſilla, k. ſpan. (fpr. relilja) u. Reſille, f. fr. (ipr.
tefjij;; v. jpan. redecilla, ſ. d.) Mod. ein Neß von
Seide, Band ıc. als Kopfpug für Damen, bef. it
Andalufien. e
Selina, f. 1. das Harz; resina alba, weißes Harz,
eingetrodneter Terpentin; r. balsämi copaivae,
Ropaivbalfamharz; r. eupri, Kupferharz; r.
cautschuk over elastica, Re [. Gummi
elafticum; r. guajäeci, Öuajafharz; r. pini od.
commünis, Zichtenharz; refinteren, nl. mit Harz
überziehen; ein Stück ur in den Wein hängen;
Neftnät, n. nl. das als; Reſinein, n. da
Reſipiſcenz
Harzöl; Reſinit, m. = Retinit; refinds, I. (re-
i sinösus) harzig, harzicht. |
Reſipiſcenz, f. (jpätl. resipiscentia, v. resipiscöre,
wiederzujihfommen)dieWiedererholung(von einer
Ohnmacht zc.); die Sinnesänderung, Belehrung.
reſiſtieren, I. (resistere; vgl. fiitieren) widerftehen,
fid) widerjegen; ertragen, aushalten, ausdauern;
Reiftenz, f. nl., od. Reſiſtance, f. fr. (pr. refi-
tängß’) der Widerjtand, die Gegenmehr.
rejfribieren, I. (re-scriböre, vgl. Scriba) zurüd-
jchreiben, einen Bejcheid oder Befehl erlaffen, bei.
von Behörden an einzelne; auch wieder bejchreiben,
z. B. reftribierte Handſchrift — codex re-
scriptus und Palimpſeſt (ſ. d.); Mejfript, n. (I.
rescriptum, pl. rescripta) die Antwort, das Rück—
ichreiben eines Fürjten oder höheren Landes-Kolle—
giums an Untergeordnete zur Antwort auf An—
fragen, Bitten 2c.; die Verfügung; Nefkription,
f. fpätl. (rescripio) der Befehl; Kfſpr. ein jchrift-
licher Auftrag zur Erhebung oder Auszahlung
einer Geldjumme; Reſlriptiönen, pl. (fr. re-
scriptions) franz. Staatsjchuldicheine, während der
Revolution zur Tilgung der Affignaten eingeführt.
re sol, it. Ton. die Beränderung, nach welcher auf
den Ton d oder g nicht mehr re, fondern sol ge-
fungen wird.
rejolvieren, I. (resolvere; vgl. folvieren) auflöjen,
—— ſich entſchließen; obrigkeitl. erkennen od.
eſchließen; Reſolvier-Tabellen, pl. Verglei—
chungstafeln verſchied. Münzen, Gewichte u. Maße
in Hinficht ihres Wertes u. Betrages; Reſoͤlvenz,
pl. Rejolventia, Heilt. auflöfende od. zerteilende
Mittel; reſolũt, nl. (it. risoluto; fr. resolu; das
l. resolütus heißt: aufgelöft, jchlaff, ausgelaſſen)
zur Tat entichlofjen; gefaßt, itandhaft, beherzt;
Reſolution, f. I. (resolutio) die Auflöfung, Ber-
teilung; das Nachlaſſen, die Erihlaffung; nl. (fr.
resolution) der Beſchluß, Beſcheid; Entjchloffen-
heit, Standhaftigfeit; resolutio dominii, f.Ripr.
Aufhebung des Eigentumsrechts; r. nervörum,
Heilk. Auflöjfung der Nerven, Nervenlähmung; r.
pignöris, Rſpr. Aufhebung des Pfandrechts;
rejolutin, auflöfend.
vejonieren, I. (resonäre, v. sonäre, ſchallen) zurück-
ichallen, wiedertönen, nachflingen; auchmitflingen;
| refondnt (resönans), wiederhallend, nachklingend;
| Nefondnz, f. l (resonantia), auch m. der Wieder-
| od. Nachklang, Schallverftärfung durd) Mitſchwin—
ung von flächenfürmigen Körpern; Widerhall,
titempfinden ;Refonanz-Boden, m. Schallboden
an Gaitentonwertzeugen; R.-Decke, Schalldede;
N.-9014, Injtrumentenholz, Klangboik; „=
Töne, pl. Nebentöne; Nejonätor, m. Vorrid)
tung, um die Nebentöne vernehmbar zu machen.
reforbieren, I. (resorbere, von sorböre, fchlürfen)
wieder einjchluden, einjaugen oder einziehen; im
Körper abgejegte Flüjfigkeiten wieder aufjaugen;
Reſorbentia, pl. Einjaugemittel, einziehenpe geil,
mittel; Reſorption, f. nl. das Wiedereinfchlucen,
Einziehen oder Einfaugen 3. B. einer Flüſſigkeit
durch die Kreide 2c.; die Wiederauffaugung einer
Flüſſigkeit im Körper.
refbirieren, I. (respiräre, von spiräre, hauchen)
atmen, Atem holen; reſhiräbel, nl. zum Ein-
atmen dienlich oder tauglid; Reſpiration, f. 1.
(respiratio)das Atemholen, Atmen; die Erholung;
Nteipirations-Apparat, m.die Atmungsorgane;
Borrihtung, um einem in Schlechter Luft arbeiten-
den Menjchen gute Luft zuzuführen; Werkzeug, um
Neipit-Tage, — Re
reipondieren 149
die Beichaffenheit ver Tier-Atmung zu unterfuden;
R.⸗Muskeln, R.⸗-Wege ꝛc. die am Atmen ge-
börigen oder notwendigen Muste n, Kanäle ıc.;
Reſpiräütor, m. nl. ein Utembeförderer, Werkzeug
zur Derjtellung de3 gehemmten Atemholens; aud)
ein Werkzeug, um das unmittelbare Eindringen
allzufalter oder ſonſt Schädlicher Luft zu verhindern,
Lungenſchützer; Reſpiro, mm. it. eig. der Atem; bei
Kauff. die Geduld, verlängerte Zahlungsfriſt, der
Aufichub, daher Refpiro-Tage, = Reſpekt—
Tage, ſ. unt. refpizteren.
Ipelt-Tage, f. unter reſpi—
zieren, und vgl. Repit
rejpizieren, J (respieöre) zurücbliden; berückſich—
tigen; Rückſicht nehmen, bedenken, auf etwas jehen
oder achten; Reſpizient, m. Berichterjtatter; Re—
ſpizienz, f. nl. die Rückſicht, Sorge, Auffiht; Re—
fbeft, m. [. (resp&ctus, eig. das Zurückſehen, Um—
jehen) die Rückſicht, Berüdfichtigung; die Achtung,
Hochachtung, Ehrerbietung, Ehrfurdt, Scheu; der
Nand an Kupferitichen 2e.; mit Reſpekt, mit Er-
laubni3 (zu jagen); resp6ctus parent@lae, m.
eig. das gejeßliche Verhältnis zu den Gejchwiltern
oder unmittelbaren Seitenverwandten der Eltern,
findliche Ehrfurcht; respectu, in Rückſicht, in Hin-
fit einer Sache; Reſpektblatt, Schußblatt, leeres
Blatt; Reſpekt-Tage, pl. aud) Reſpit- od. Ri-
jpett- Tage (vgl. Repit Reſpiro-(it Honor-
Fapdeur- (fr., jpr. fawöhr) oder Diskretions—
Tage, bei Kaufl. Friſttage, Wechjelfrift, welche
nad) dem Berfalltage eines Wechſels noch veritattet
wird (durch die deutjche Wechſelordnung abgeſchafft,
dafür dem Inhaber zwei Tage Zeit zur Proteſt—
erhebung gewährt); rvejpeftin und als Adverb ro-
spective, nl. rüctjichtlich, nach Beichaffenheit der
Umjtände; beziehentlich, beziehungsmweije; respec«
tivement, fr. (pr. —tim’mdng) beziehungsweiſe;
reipeltuös (fr. respectueux), ehrerbietig, ehr-
furhtsvoll; — refpeftieren, I. (respectäre, eig.
uriidjehen; fr. respecter) Kücdjicht nehmen auf.
jemand, ihn achten, ehren; ſchonen; bei Kaufl. einen
Wechſel annehmen und bezahlen; refpeftäbel, nl.
(fr. respectable), auch rejpeftierlich, anjehnlich,
ehrenmert, achtungswert; Mefpeftabilität, f. die
Achtbarkeit, das Anjehen.
reipondieren, I. (respondEre, eig. dagegen ver—
jprechen, v. spond£re; vgl. jpondieren) antworten,
erwidern, beantworten, widerlegen; entſprechen, ſ.
trepondieren; respondeätur, e3 werde geant-
mwortet oder man antworte; Reſpondent, m. (l.
respöndens) der Antworter, Verteidiger einer ges
lehrten Streitichrift auf Hohen Schulen; Reſpon⸗
dentia, pl. nl. die Sicherheit für ein Darlehn auf
Güter, die zur See ausgeführt werden; Reſpon⸗
äles, pl. nl. geijtliche Gejchäftsträger oder Ge-
andte, bef. im 4. Jahrh.; Reſpoͤnſum, n., pl.
—fa, das Antwortichreiben, Gutachten, jede jehrift-
liche Antwort einer öffentlichen Behörde auf An—
fragen von Privatperſonen; bej. = respönsum
Juris, der Rechtsausſpruch, das Gutachten von
einer Rechts ehren un oder Fakultät auf
einer hoben Schule in Hinficht einer zweifelhaften
Frage; Reſpoͤns-Gelder, pl. Gewähr- od. Ver—
fiherungsgelder, Abgaben, welche die Ritter oder
Kommentureien jährlich an ihren Orden zahlen;
reiponfäbel, nI. (mi. responsabilis, v. I. respon-
säre; fr. responsable) verantwortlich für etwas;
Reiponjabilität, f. (fr. responsabilite) die Ver-
antwortlichteit; reſponſiv, antwortend, Antwort
erteilend; Reſponſorium, n.ein kirchlicher Wechſel⸗
750 reipuieren
gefang zwiſchen dem Geiftlichen und dem Chor od.
der Gemeinde.
refpuieren, I. (eig. zurückſpeien, v. spu&re, fpeien,
val. sputum) von Sich ſtoßen, vermwerfen.
Keffaut, m. fr. (ipr. reſſoöh; von sauter, — |. sal-
nr ipringen) Bauf. der Borjprung, Auslauf, vgl.
iſalit.
Reſſemblance, f. fr. (ſpr. en, ; bon res-
sembler, ähnlich fein, von sembler, |cheinen, v. |.
similäre, simuläre, ähnlich machen, von similis,
ähnlich) die Ahnlichkeit; reſſemblaͤnt (fpr. refiang-
blang), ähnlich; ce qui se ressemble s’assemble
(fpr. Be fi Be reſſingbl' ßaſſcingbl'), Sprw. was fich
gleicht, verjammelt jich, d. i. gleich und gleich gefellt
jich gern.
rejlentieren (ſpr. rellangtieren), fr. (ressentir, von
sentir, fühlen) nahempfinden, übel nehmen, ahn-
den; Reffentiment, n. (ſpr. reſſangtimcing) die
chmerzliche Erinnerung, das Nachweh; die Emp—
indlichfeit, der Unwille, Groll; die Rache.
teiferrieren, fr. (resserrer, von serrer, ſchnüren,
drüden) zujammenziehen, zujchnüren, verftopfen;
Nefferrement, n. (fpr. —mdng) die Zufammen-
ziehung, Zufammendrüdung, Beklemmung, Ber-
itopfung.
Neſſort, m. fr. (ſpr. reſſohr; von ressortir, wieder
binaus- oder hervorgehen, dv. sortir, ausgehen 2c.),
pl. —8, die Feder, Triebfeder; die Spanntraft,
Schwungkraft; das Getriebe, Triebwerk; VBerwal-
tung, Verwaltungskreis, Gefchäftsfreis einer Be-
börde, Auffichtsbezirk, Dienjtbereih; das Fach,
ereich, Öebiet; Geheimfach; reffortieren (fr. res-
sortir; altfr. resortir, fich zurüdziehen, Zuflucht
oder Schuß fuchen, resort, Rüczug, Zuflucht) in
einen gewiſſen Geſchäftskreis gehören, unterftehen,
unterjtellt fein; in ein gewiſſes Fach fchlagen.
Reflource, £. fr. (ſpr. reſſürß'; von source, Duelle),
pl. — en, die Hilfsquelle, Erwerbsquelle, da3 Ret-
tung3mittel,die Zuflucht; Erholung, ein Erholung?»
mittel; auch ein Erholungsort, eine gejchlojjene
Gejellihaft, ein Gejellihaftshaus.
Net, m. (it. resto, fr. reste, m. vom J. restäre, zu-
rüdbleiben) da3 Übrige, Üiberbleibfel, der Ruͤck—
ſtand; die rüdjtändige Schuld; Rechenk. das Er-
ebni3 der Abzichung (Subtraftion); reste pour
6 chancelier, fr. (fpr. reft pur le ſchangßeljeh)
iprw. beim Kartenjpiel: Reſt für mid) (eig. den
Kanzler); au reste (fpr. o —) und da reste (jpr.
dü —), fr. übrigens, außerdem, zudem; Neftdnt,
m.nl.ein Rüditändiger, Schuldner; pl. Rejtanten,
auch ausitehende Schulden, rücitändige Yorde-
tungen: bei Kaufl. auch liegengebliebene Waren,
Ladenhüter; in Holland bie Obligationen der auf⸗
geichobenen od. unverzinslichen Staatsſchuld; re=
ftieren (fr. rester), übrig fein oder bleiben, nod)
rückſtändig oder noch jchuldig fein.
rejtaurieren, |. (restaurare) wieder heritellen, aus⸗
bejjern, wieder aufrichten od. aufbauen; erfrijchen,
ſtärken; Reſtaurant, m. fr. (ſpr. rejtordng) ein
Schanf- u. Speijehaus, Wirtshaus, eine Schenfe,
Bier- oder Weinstube; Reſtaurantia, pl. Heilf.
Wiederheritellunggmittel, Stärfemittel; Reſtau—
ration, f. (ipätl. restauratio) die Wiederheritel-
fung, Ausbefjerung von Kunſtwerken 2c.; die Wie-
bereinjegung einer durch Revolution oder Ujur-
ation vertriebenen Dynajtie, bei. der Bourbons
n Frankreich 1814, der Stuart3 in England 1660;
Erfrifhung; auch eine Gaftwirtichaft; Neftauräs
tor, nl. oder Reſtaurateur, fr. (pr. reitoratöhr),
m.einWiederheriteller, Wiederaufrichter, Erneuerer,
refurgieren
Verbefjerer; beſ. wer jchadhafte Kunftjachen, Ge-
mälde 2c. ausbeſſert und wiederheritellt; ein Gaft-
wirt.
Reftiera, f. auch Raſiẽra, f. oder Ruggero, m.
RN ae auf der Inſel Sardinien —
‚51.
reftieren, ſ. unter Reit.
reitingnieren, I. (restinguere) auslöfchen, Löfchen,
dämpfen.
Reſtio, m. l. (eig. der Seiler, v. restis, Seil, Strid,
wegen ihrer Anwendung zu Striden) eine Pflanze
auf dem Kap und Neuholland, = Chondrope-
talum. .
reſtipulieren, I. (restipuläri, vgl. ftipulieren) da-
gegen verjprechen oder ausbedingen; Reſtipu—
lation, f. (restipulatio) die Gegenverheißung, Ge—
genzujage; Forderung eines Gegenverfprechen?.
reſtituieren, |. (restituere, von statuöre, vgl. fta-
tuieren) wieder heritellen oder injtandiegen; wieder
eritatten, zuriücdgeben; ad restituendum, zur
Wiedererjtattung, Vergeltung, Vergütung; Reſti—
tution, f. (I. restitutio) die Wiederherftellung;
Wiedereritattung, Ergänzung; Wiedergabe oder
Rückgabe; restitntio expensärum, der Roften-
erjaß; r. in intögrum, Wiedereinjegung in den
vorigen Stand, Befiß 2c.; r. naturalium, Ehr-
lichſprechung unehelich geborener Kinder; Feiti-
tutions⸗Edikt, n. ein Befehl de3 Kaiſers Ferdi»
nand II. vom Jahre 1629, nach welchem die Pro—
teitanten alle feit dem Paſſauer VBertrage (1552)
eingezogenen Stifter und Kirchengüter den Katho-
lifen zurückgeben ſollten; R.⸗Krieg, m. der Krieg
Ludwigs XIV. gegen Deutjchland ſeit 1694.
resto, m. it. — Reit.
reftringieren, |. (restringere, von stringere, vgl.
Itringieren)eig. zurüdziehen od. -binden; einjchrän-
fen, begrenzen; Reſtriktion, f. (ſpätl. restrictio)
die Einihränfung, der Vorbehalt; reftriftin, nl.
einjchräntend, beſchränkend.
Reſul-Allah, m. arab. (von resül, Gejandter, von
rasala, ſenden; vgl. Allah) Gejandter Gottes, ein
Beiname Mohammeds.
refulticren (v. l. resultäre, d. i. eig. zurüdipringen,
zurüdprallen, von saltäre, jpringen, fr. resulter),
aus einer Sache entipringen, folgen, herrühren:
fi ergeben, herausfommen; Reſultante, f. oder
tejultierende Kraft, Größe, Linie ıc., die
durchZufanımenfegung mehrerer gegebenenfräfte,
Größen ıc. erhaltene Kraft, Größe ꝛc., Mittelfraft,
Gefamtfraft; Reſultät, n. nl. (fr. resultat) das
Ergebnis, der Ausjchlag, Ausfall oder Erfolg, die
Folge; die Ausbeute, der Ertrag; der Schluß,
Hauptinhalt, Schlußſatz aus einer Unterfuchung.
reſumieren, |. (resum£re, eig. wiedernehmen, von
sum£re, nehmen; fr. rögumer) furz wiederholen, _
ul ammenfafjen; Nefimd, n. fr., auch Reſumtion.
. und Keftimt, n. nl. die Zufammenfaljung, ge—
drängte Wiederholung derHauptpunite; reſumtib
(jpätl. resumptivus, a, um, von resume£re, f. er-
quiden, beritellen), Heilt. zur Erholung dienlich,
ſtärkend; Refumtin, n. ein Stärfemittel; pl. Re⸗
fumtide. al; 4
Nejupination, f.nl. (v. [.resupinäre, zurüdbeugen;
vgl. Supination) die Zurüdbeugung, Rüdwärts-
trümmung. j
rejurgieren, [. (resurg&re, von surgere, ſich auf⸗
richten) wieder aufſtehen, auferſtehen; wieder em—
porfommen; Reſurrektion, k. (pätl. resurrectio)
die Auferſtehung der Toten; auch ein Gemälde,
das dieſelbe —*2 Reſurreltioniſten, pl. nl.,
rejuseitieren
oder Nejurrektions- Männer, Auferitehungs-
männer, Zeichendiebe in England, welche Leichen
ausgraben, um fie den Anatomen zu verfaufen.
reijuseitieren, lat. (re-suscitäre, vgl. fuscitieren)
wieder erweden, wieder erregen, erneuern: Heiss
eitation, f. (jpätlat. resuscitatio) die Wiederer-
wecung vom Tode; die Erneuerung, 3. B. eines
Rechtsſtreites.
Netable, m. fr. (ſpr. retab'l; vd. I. tabüla, Brett,
Tafel, fr. table) das Altarblatt; die Tür eines
Altargemäldes, ein Bilderrahmen.
retablieren, fr. (r&tablir, v. ml. restabilire; vgl.
jtabil 2c.) wieder heritellen, wieder aufrichten, wie—
der einjegen; retabliert (fr. r&tabli), wiederher-
geftellt, genefen; Netabliffement,n. (pr. —mäng)
die Wiederheritellung, Wievereinfegung.
Retail, m. engl. (fpr. ritehl), der Kleinverfauf, —
Detail, f.d.; Retailer, der Kleinverfäufer, De-
taillift.
retaliieren, l. (retaliäre; vgl. talio) wieder ver-
gelten; Retaliation, f. nl. die Wiedervergeltung.
tetapieren, fr. (retaper, von taper; vgl. tapieren)
wieder aufjtülpen, auffrempen, aufjtugen; durch“
ziehen, durchhecheln.
vetardieren, l. (retardäre, fr. retarder; vgl. tar-
dieren) die Gejchwindigfeit vermindern, aufhalten,
verzögern, hemmen; zögern, zurüdbleiben, zu ſpät
od. zu langjam es (von Uhren); Netardät, n.
(retardätum), pl. Retardãten, Rüdjtände, ver-
jpätete, noch zu zahlende Geldabgaben, Zinſen zc.;
im Bergrecht: die Ausſchließung eines Gewerfen
aus der Gewerkſchaft wegen nicht bezahlter Zu—
buße; Retardat-Kuxe, pl. wegen nicht bezahlter
Bubuße der Gewerfichaft zugefallene Bergwerks—
anteile; Netardation, f. (I. retardatio) die Ver-
zögerung, Verminderung der Bewegung, Berjpä-
tung: Retard, m. fr. (ſpr. rötdhr) Bezeichnung auf
der Stellicheibe der Uhren, um die Gegend anzu-
eigen, nach welcher ein dazu gehöriger Weifer zu
Keen ift, wenn die Uhr langjamer gehen foll;
Netardement, n. fr. (pr. v’tard'mäng) die Ver—
zögerung, der Aufichub, Verzug.
retarieren, nl. (vgl. tarieren) auf3 neue oder nod)
einmal jhäßen.
retenieren, Netention, retentiv, retenuto, |.
unter retinieren.
Netentiffement, n. fr. (ſprich: v’tangtiff'mäng) der
Widerhall, Widerjchall.
Retepoͤren, pl. [.-gr. (v. Yat. rete, das * u. gt.
öros; dgl. Boren) eine Gattung Porenkorallen,
egforallen ; Heteporiten, pl.= Ejdhariten,f.d.
Petiarier, m. [. (retiarius, pl. —ii, v. rete, Neb)
Netzfechter, eine Art Fechter bei den alten Römern,
die fich eines Netzes bedienten, um ihren Gegner
damit zu fangen.
Reticellagläſer, —— [.Reticulum).
Netichlum. n. I. (Verkl. von rete, Weg) Heilf. ein
Negchen; Riticule, fr. (pr. — tũhl)—Ridiküle,
j. unter ridendo; retifulär od. retifuliert, nl.
(fr. reticulaire, [. reticulätus) neßicht, negförmig;
Netina, f. die Neghaut, Schhaut im Auge, die
innerjte Haut des Augapfels; Retinitis, f. nl.
gr. Heilk. Neghaut-Entzündung; Retinitis pig-
mentösa, Ablagerung Ihwarzen Farbſtoffes in
der Neghaut, die Erblindung herbeiführt, tritt be-
ſonders bei Kindern auf, die aus Ehen Blutsver-
wandter ſtammen; Retipéden, pl. ni. Negfüßler,
Bögel mit nepförmiger Haut an den Füßen.
retinieren, |. (retinere, v. tenere, halten) und res
tinieren, fr. (retenir)zurüdhalten, zurücbehalten;
retouchieren 751
vorbehalten, vorenthalten; behalten, aufbewahren;
bejtellen, mieten, dingen, z.B. einen Wagen, einen
Gig; retinierte Feftung, eine Feſtungsanlage,
welche jelbftändig in einer Feitung liegt; Reten—
tion, f. l. (retentio) die Zurüdbaltung, Borent-
haltung; der Vorbehalt; retentio alvi, Leibes—
veritopfung, Stuhlverhaltung; r. mensium, das
Ausbleiben dermonatlichen Reinigung; r.urinae,
die Harnverhaltung, Harniperre; Netentionss
Ncht, Zurücbehaltungsreht; retentin, nl. zu-
rudhaltend, zufammenziehend; Netentum, n. nl.
ein Niücd- od. Vorbehalt; reteuuto, ritenüto, it,
Tont. gehalten, zurückgehalten.
Netinit, m. ar. (v. rhetins, — I. resina, Harz) od.
Retin-Aſphalt, m. ein aus Pflanzen- und Erd-
harz bejtehender Körper in Braunfohlengebirgen,
auch Refinit; MetinvTd, n. Arznei mit zufam-
mengefegter barziger Grundlage; Retindl, n.
Arznei mit einfacher harziger Grundlage; Mes
tinyl,n. Harzöl.
Netinitis, Netipeden, ſ. unter Reticulum.
retirieren od. fih retirieren, fr. (se retirer, von
tirer, ziehen) jich zurückziehen, flüchten; fich in Ruhe
begeben; retird, zurücaezogen, abgefondert, ein-
jam, ſtill für fich lebend; Metirdde, — im Franzöſ.
eig. im Feſtungsbau: der Abſchnitt, Zufluchtsort
in einer Verſchanzung, — Reduit; gew. f. der
Rückzug, die Flucht; Zuflucht, ein Zufluchtsort (fr.
retraite, ſ. d.); bei. der Abtritt, das heimliche Ge—
mad; Netiration, f. nl. u. fr. Buchdr. der Wi-
derdrud,der Drud der zweiten Seite eine Bogen3.
retizieren, I. (reticere, von tacere, ſchweigen ver-
Schweigen, mit Stillfjehweigen übergehen; Reti—
senz, f. (l. reticentia) die Verſchweigung; Redek.
— Wpofiopefis.
Netometer, n. Meß- und Legmafchine (Weberei).
retorguieren, |. (retorqu£re, vgl. torquieren) zu—
rücdrehen, ummwenden; jemandes Reden wider ihn
jelbjt kehren, ihn mit feinen eigenen Gründen wider-
legen oder ſchlagen; empfangene Beleidigungen ꝛc.
zurüdgeben; retorquéudo, erwidernd, vergel-
tungsweife; Netorjion, f. nl. die Zurüdichiebung,
Zurüdftoßung; Zurücdgabe, Vergeltung empfan-
ener Beleidigungen; Ermiderung der nachteiligen
nordnungen eines Staates gegen Ausländer;
Retorſions-Recht, Bergeltungsreht;N.-<uftem,
n., R.-Zölle, Bergeltungszölle, Kampfzölle, bei.
diehohe Beiteuerungder Ausfuhr nach einem Staat,
der ſelbſt Ausfuhrverbote erlafjen hat.
Netörte, f. fr. (v. [. retortus, a, um, zurückgedreht,
wiederholt gedreht od. gewunden, PBartiz von re-
torquere, fr, retordre) Sceidef. ein trummhalfi«
ge3 Gefäß zum Deftillieren, Heine Deitillierblafe
von Glas, Metall, Borzellan 2c.; Netortengra=
phit, m. Gaskohle, metalliich glänzende u. ſchwer—
verbrennliche Kohle, die ji in Gasretorten ab-
fcheidet; fie wird zu galvanijchen Elementen und
ähnl. verwendet.
retouchieren (ipr. retufchieren), fr. (retoucher, von
toucher, berühren), aud) wohl retuſchieren, eig.
twieder berühren od.angreifen; überarbeiten, nach—
bejjern, die legte Hand od. Feile an etwas legen;
ein Gemälde wieder aufmalen, auffriichen; bei einer
hotographie die lichten Punkte und jonitige Feh—
er nachtuſchen, übertufchen;; eine abgenupte Kupfer-
platte wieder aufftehen; Tonf. ein Tonſtück durch
Koloraturen verzieren; Retouche od. Retüſche, f.
die Überarbeitung, Aus- od. Nachbeſſerung; das
Nach- od. Übertujchen: auch eine überarbeitete od.
ausgebefierte Stelle eines Gemäldes 2c.; Retou⸗
152 Retour reunieren
eur, m. (ipr. —tufchöhr) ein Überarbeiter, AuS«
beſſerer, Nach- od. Übertufcher bef. von Photo»
graphien; Retouchier-Pinſel, m. der Binfel, |
mit welchem der Maler die fette Hand an ein
Gemälde legt. |
Stetonr,m. u. f. fr. (le retour, fpr.v’tuhr; vgl. Tour)
vgl. tranchieren) abſchneiden, abjondern; vermin-
a — Ve Retranchement,
n. (ſpPr. xtrangſch'meing) die Verſchanzung, ⸗
od. Feldſchan ſch ———
Reträtta, r. Ritratta, f.d.
retribuieren, l.(re-tribuẽre, vgl. tribuieren)wieder⸗
die Rückkehr, Rückfahrt, Rüdreife; pl. Retouren,
Kfſpr. Waren-Rückladungen, zurückgeſandte, unver⸗
fäufliche Waren; auch Geld- od. Wechſel-Rückſen—
dungen (Gegen-Rimejjen); als Bemerkung für
unbejtellbare od. nicht angenommene Briefe: zurück!
Retour-Billett,un. Rückfahrkarte; Wiedereintritts-
karte; R.-Brief, m. ein durch die Poſt an den
Abſendex zurüciehrender Brief, Rüdbrief; R.—
Brief-Öffnungs:Kommifiten, f. Poſtd. Ausſchuß
zur Eröffnung unbejtellbarer Boftfendungen; R.—
d'eau, n. (pr. —doh) Sammelgefäh für die zu
Waſſer verdichteten Dämpfe bei Dampfmaſchinen;
RFracht, f. die Rückfracht; R.-Marte, f. Poſtd.
Rückkarte; R.-Kutſche, f. eine Rückkehrkutſche; un-
eig. ſcherzh. die Zurückgebung od. Umfehrung eines
Witzes oder einer Anjpielung; R.-Pferde, pl.
Poitd. Rückkehrpferde; R.⸗Porto. n. Rüdporto;
R.-Neceptije,n. Rüdihein; R.-Nechnung, f. die
Rüdrehnung; R.⸗Speſen, pl.fr..it.(vgl.Speien)
Kfipr. Rückſendungskoſten; R.-Schiffe, R.-%a-
gen 2c., Rückkehrſchiffe 2c.; R.⸗-Wechſel, m. — Ni-
cambio; de retour, zurüd, nach Haufe, heim-
gekehrt; retournieren (fr. retourner, vgl. tour—
nieren) zurüdiehren, zurüdjenden.
retracieren (jpr. retraßieren), fr. (retracer, von
tracer, zeichnen, entwerfen) wieder- od. neuzeich-
nen; wieder in Erinnerung bringen.
retradieren, jpätl. (retradere, vgl. tradieren) zu-
rücgeben, wieder überliefern; Retradition, f. nl.
die Rückgabe, Zurüditellung.
retrabieren od. retraftieren, lat. (retrahere, re-
tractäre, von trahöre, ziehen) zurüdziehen; fein
Wort 2c. zurüdncehmen, widerrufen; auch einen
Rückwechſel ausftellen; Netrdft, m. (fpätl. retrac-
tus) da3 Zurücziehen, Anfichziehen; Rſpr. der Ein-
ftand, Eintritt in die Rechte eines Vorkäufers;
Borkauf; Retraͤkts-Recht od. jus reträctus, n.
da3 Einitandsreht, Näher- oder Vorkaufsrecht;
Retraktion, f. (l. retractio) die Zurüdziehung;
Heilf. die Zufammenziehung, Verkürzung der Ner-
ven; das Schrumpfen von Karben; Petraftation,
f. ([.retractatio) die Zuriidnahmejeines Wortes 2c.,
der Widerruf; retractatio juram6nti, die An—
fechtung eines Eideg, weil er ein faljcher Eid mar;
Retraͤktor, m. ein zurüdziehender Muskel, auch
ein Werfzeug beim Amputieren zum Zurückziehen
der Muskeln, der Zurüdzieher; retraktöriſch, nl.
Anziehung erleidend, der Anziehung folgend; Re⸗
trahent, m. ein das Näher-Recht Ausübender;
Retraite, f. fr. (pr. v’träht') der Rückzug, Abzug
(gew.die Retirade), Heimkehr; die Zurüdziehung
von Geſchäften, Abjonderung von der Welt, Eins |
.. gehenden Seite des B
geben, vergelten; Retribution, f. (fpätl. retribu-
tio) die Zurücgabe, Wiedereritattung.
Netriment, n. |. (retrimentum, von re- u. teröre,
reiben) der Abgang, bei. von zerreiblichen Dingen.
retro, I. zurüd, rüdwärts; nt retro, eig. wie riid-
wärts, d. i. wie —— oder auf der vorher—
n es Blattes; retroagieren (lat.
retroagere, v. agere, treiben, führen, wirken 2c.),
zurücktreiben, Hintertreiben, rücdgängig machen;
Retroaftion, f. nl. die Zurücwirfung; retro⸗
aftis, rückwirkend; Retroaktivität, f. die rüd-
wirkende Kraft oder Tätigkeit; retrozedieren, I.
(retrocedEre, vgl. cedieren) zuriictweichen; etwas
wieder abtreten; Retrozeſſion, f. nl. die Wieder-
abtretung; Retrochörus, m. mi. (vgl. Chor) eine
hinter dem Chor gelegene Kapelle, in den Klofter-
firchen der Benediftiner; retrodatieren, nl. (vgl.
datieren unt. datum) da3 Datum zurüdjegen; Re⸗
trodatierung, f. Die tee Retro⸗
feudum, n. mlat. (vgl. Feudum) das Afterlehen;
Retroflexion, f. ni. die Rückbeugung; auch: die
Knidung der Gebärmutter nad hinken; retro⸗
grad, I. (retrogrädus) od. vetrogradis, nl. rück⸗
gängig, zurüdgehend; retrogradieren, I. (retro-
gradi) rückwärts⸗ od. zurückgehen, den Krebsgang
gehen; Netrogradation, f. (ſpätl. retrogradatio)
der Rückgang; die ſcheinbar rücgängige Bewegung
eines Planeten; retrögrado, it. Tonk. rücgängig,
nah und nad) langjamer; Ketrofpektion, f. nl.
(von retrospicöre, zurückblicken) das Zurüdjehen,
Rückwärtsſehen, der Rückblick, die Riiderinnerung;
retroſpeltĩs, nl. (retrospectivus) zurückblickend;
Retrotraktion, f. bei Gehalten von Geiſtlichen
und Lehrern die Einrichtung, wonach gewiſſe Be—
ſoldungsſtücke als bereits verdient noch zu dem
früheren Beſoldungsjahr ea werden; Re⸗
trovafzination, f. die Wiedererneuerung des
Smpfitoffes durch Zurücimpfen auf Kinder; re=
trovendieren, nl. (v. vend£re, verfaufen) wieder-
verkaufen, zurüdverfaufen; Retrovendition, f.
die Wiederverfaufung; retrobertieren, I. (retro-
vertere) zurückwenden, zurückbiegen; zurücküber—
ſetzen; Retroverſion, £. nl. (retroversio) die Rück⸗
überſetzung; Heilk. die Zurückbeugung, Rückwärts⸗
wendung; retroversio uteri, die Umbeugung des
Uterus nad) Hinten.
retronfjieren (fpr. r’truff—), fr. (retrousser) zu⸗
Ko agen, aufichlagen. aufſchürzen (Armel, Klei-
er 2c.).
Rettulit, n. I. (retülit, er trug zurüd, von referre;
vgl. referieren) die notarielle Ausfertigung eines
vom Vorgänger aufgenommenen Protofolles.
retundieren, |. (retundere; von tund£re, ſtoßen)
zurüditoßen, zuriidtreiben.
retuſchieren 2c., |. vetouchieren.
Reuchlinſche Ausſprache des Griechiſchen, die von
und nad Reuchlin im Anfange des 18. Jahrh.
angenommene, mit der neugriechifchen übereinfom-
mende Ausſprache desfelben = Itaciſsmus, ſ. d.
reunieren, nl. (von unire, vereinigen; fr. réunir)
wieder vereinigen, verfühnen; ſich —, ſich verjant-
meln, zufammenfommen; Rennion,f.(fr.reunion)
die Wiedervereinigung; die Berfühnung; auch der
Berein, Name von Verbindungen zu gejelligen
geaogendeit, Einjamfeit, Ruhe; ein Ruheſitz; die
etraite blajen od. ſchlagen, zum NRüdzuge
blajen od. trommeln; den Zapfenſtreich Schlagen;
en retraite (jpr. ang r’träht'), in Zurüdgezogen-
heit, einfam; Retraite-Penfion, f. ein Zahr- od.
Gnadengehalt für alte, dienjtunfähige Krieger;
R.-⸗Schuß, m. ein Zurüdziehungs- od. Abru-
fungsſchuß, wodurch die Soldaten des Abends ins
Lager zurüdgerufen werden.
Hetraft, Retraltion, retraftieren ꝛc., j. unter
retrahieren.
retrandieren (ſpr. —trangſch ), fr. (retrancher;
reus
Zwecken; befonders in Badeorten eine gefelligeBer-
einigung der Badegefellichaft; ein Spiel unter drei
Berjonen mit deutſcherKarte; Heilk. die Vereinigung
einer Wunde, dah Reunions-Verband; Reu—
nions=-Nlage, auch Rekuperations-Klage,k.
actio recuperatöria vd. revocatoria), Wiederver—
einigungsklage wegen abgekommener vd. entrifjener
Beiflüde, N.=Rammern, pl. vonLudwig XIV. er-
richtete Behörden, um zu unterfuchen, welche®ebiete
früher einmal zu Frankreich achört hätten, durch.
welche er unter anderm von Deutichland Straß-
burg und das Elfaß in Anſpruch nahnı und befam.
reus, m. [. Rſpr. der Beklagte, vor Gericht Ange—
klagte, Schuldige.
reüſſieren, fr. (rEussir, v. altfr. ussir, eissir, — it.
uscire, escire, ausgehen, heraus», hervorgehen, v.
[. exire, gut ausfallen oder ausjchlagen, glüden,
wohl geraten; glüdlich worin fein, feinen Zweck
erreichen; reüſſiert (fr. r&ussi), geglüct, gelungen;
Neüfjite, £. ein glücdlicher Ausgang, erwünjcter
Fortgang.
revatzinieven, nl. (vgl. vafzinieren) einen —, ihm
wiederholt od. nochmals die Kuhpocken einimpfen;
Kevakzination, f. Widerimpfung; Revalzina⸗
tions-Atteft, n. Wiederimpfichein.
Revalenta ꝛc., j. unter revalieren.
revalidieren, nl. (vgl. valide, validieren) wieder
gültig machen, aufs neue für gültig erklären; Re—
palidation, f. die Wiedergültigmachung.
revalieren, nl. (v. I. valere, gejund jein, vermögen,
gelten; it. rivalere) beiflaufl. wegen einer Auslage
od. Bezahlung an jemand ſich wieder erhofen, ſich
wieder bezahlt machen, fich jhadlos halten: Reva—
lenta arabica, f. arabijches Gefundheitsmittel,
ein aus Mehl von Hülfenfrüchten bejtehendes, zeit-
weiſe angepriefenes Geheimmittel zur Stärkung.
Hevandhe, f. fr. (fpr. rewängſch'; v. I. revindicatio,
zunächſt v. I. vindicta, gleichſ. re-vindicta; Zeit.
revancher, altfr. revenger, v. venger, rächen, d. |.
vindicäre, N vindizieren)die Genugtuung, Rache,
Wiedervergeltung; Gegengefchent; bej. ein zweites
Spiel, wozu man feinen Mitjpieler auffordert, um
feinen Berluft erfeßt zu erhalten; jemandem Re—
vanche geben, ihm durch ein ziveites Spiel Ge—
fegenheit geben, feinen Berluft zurücdzugewinnen;
revanchieren (fr. revancher), vergelten, rächen;
fi) —, ſich rächen, ſich Genugtuung verjchafjen;
ein Gegengeſchenk maden.
Neveche (ipr. d = Id), £. fr. (v. revöche, herbe, un»
freundlich, rauh, altfr. revois, v. |. reversus, um«
gefehrt, it. rivescio, rovescio, die Rückſeite, fr. re-
vers, . d.) ein grobe3, leichtes flonellartigeg, wol»
lenes Zeug zu Unterfuttern, Futterflanell.
Steveille, f. fr. (fpr. rewej’; von reveiller, erwecken,
v. re- u. &veiller, weden, v. I. evigilare) der Wed-
ruf, die Wedtrommel, der Morgenmarich der Sol»
daten; be. zur Feier von Feittagen ausgeführt;
Reveillon, m (jpr. rewejöng) das Nachmittags-
brot, auch Nachtmahlzeit nach einem Balle; bei
Malern der Drüder, ein kräftiger Pinſelſtrich, wo»
mit man gewifjen Gegenftänden mehr Licht und
Stärfe gibt; r&veil du Jion, m. fr. (fpr. rewej dü
liong) das Erwachen des Löwen, Titel eines weit—
verbreiteten Muſitſtückes; reveil du peuple, ın.
fr. (ſpr. reivej’ dü pöp’l) da3 Erwachen des Volks,
eine franzöfiiche, von Gavaux fomponierte Volks—
hymne, welche nad) Robespierres Tall an die
Stelle der Marfeillaije (j. d.) trat.
zevclicren, I. (reveläre, von veläre, verhülfen) ent»
hüllen, offenbaren, verraten; Rebelation, f.(jpätl.
Heyſes Fremdmwörterbud. 21. Aufl.
Rebers 753
revelatio) die Enthüllung, Entdeckung, Offen—
barung; Revelantismus, m. nl. die Offen—
barungs-Philoſophie; Revelantiſt, m. der Offen-
barungs-Philoſoph.
rebenieren, l. (revenire, dv. venire, kommen; fr. re-
venir) zurücfommen; wieder zu ſich fonımen, ſich
erholen; Revenant, m. fr. (pr. rew’nang) ein ab»
gefchiedener, wiederfehrender Geiſt, ein Geſpenſt;
revenant-bon, m. fr. (jpr. rew’'nang-böng) der
Dr Gewinn, Nebengewinn; der Kaſſenüber—
uk, afjenbeitand; Nevenü, n. (fr. le revenu,
pl. revenus) od. Revenüe, f. das Einfommen, der
Ertrag; pl. Rebenüen, Einkünfte Renten).
Neventer, m.— Refektorium, ſ. unter refi—
re vera, ſ. unter res. (zieren.
teverberieren, lat. (reverberäre, vgl.verberieren)
zurücichlagen, Lichtjtrahlen zurückwerfen; aud) zu—
rücjtrahlen, zurüdprallen; Reverberier-Fener.
n. im Hüttenwefen: Streichfeuer; Prallfeuer; R.—
Dfen, m. Slammofen, ein Ofen, in dem der Stoff,
der erhigt werdenfoll, unmittelbar vonder lammıe
getroffen wird; Reverberation, f. nl. die Zurück—
Itrahlung, der Widerſchein; Meverbere, ın. jr.
(ipr. rewerbähr’) ein Stüd glänzendes Blech, wel»
che3 hinter einer Flamme angebradt, dag Licht od.
die Wärme nad) einer Richtung verjtärkt hinwirft,
ein Kichtfcheinmwerfer, Spiegelungsteller; aud =
Reverberier-Lampe, f. eine Spiegelleudte,
große Straßenlaterne, deren Licht von einem glän—
zenden Metallblec) zurüdpralit.
rever6endus, A, um, [. (v. rever£ri, verehren) ehr»
wirdig, verehrungswirdig, bei. als Titelwort für
Geiftliche; rever&ndus dominus, der ehrwürdige
oder hochwürdige Herr; reverendo domino, dem
ehrwürdigen Herrn; reverendissimus, Hochwür—
digiter; rever6ndum ministerium, die ehrwür—
dige Beiftlichkeit, das ehrwürdige Bredigtamt(j. Mi—
nilterium); Neverend, m (engl.)-lat. (jpr. rewive-
trend) der Hochwürdige, Hodhwürden, Titeldereng-
liſchen Beijtlichen; Reberende, £. nl. ein Vriejter-
rock, Chorrod, langesihwarzes Oberkleid der evan—
— Geiſtlichen; reverent l.revẽerens), ehrer-
ietig; reverenter. mit Ehrerbietung; Reverenz,
f. (lat. reverentia) Scheu, Ehrfurcht, Ehrfurchtsbe—
zeigung; Verbeugung, Berneigung (fr.reverence).
Neverie, k. fr. (pr. rew’rih; v. röver, träumen) die
Träumerei, Einbildung, Schwärmerei; aud ein
Muſikſtück von träumerticher Stimmung; Reveur,
ın. (jpr. — wöhr) ein Träumer, Schwärmer.
Nevéers, m. nl. (v. [. reversus, von revert£re, um—
kehren; fr. revers) die Rückſeite oder Kehrſeite,
Wappenfeite einer Münze, auf welcher das Wap-
pen, Sinnbild geprägt ijt (entg. Avers); der
Aufſchlag an einem Mannsrode; die Nüdjeite
der Laufgräben; Ripr. ein Rückſchein; Gegen-
ichein, eine Beicheinigung; Meverjalien vder
littörae reversales, pl. Berjiherungsideine,
Verſicherungsſchreiben, in denen z. B. ein Fürſt
beim Antritt ſeiner Regierung ſich anheiſchig macht,
die Rechte und Freiheiten ſeiner Untertanen nicht
anzutaiten; Reberſe, f. ein tuchartiges Wollen-
zeug; Neveriion, f. I. (reversio) die Rückkehr, der
Kückfall eines Gutes an jeinen Herrn, daher Re—
verſions-Recht, das Heimfallsreht; Rever—
ſions-Pendel, n. ein Pendel mit zwei Schneien,
die jo angebracht find, daß es jowohl um die obere,
al3 die untere aleich ſchnell Shwingt: reverjibel,
nf. rüdfällig; Reverſibilität, f. Rucdrältigseit;
fich reveriieren, ſich durch einen Gegenſchein ver»
bindlich machen oder verpflichten.
48
754 Reberſino
Reverſino n. oder Revérſi-Spiel (fr. reversis),
eine Art Kartenfpiel unter vier Berjonen.
Reveſche, ſ. Reveche.
rebeſtieren, ſpätl. (revestire, von vestire, kleiden)
wieder eintleiden, in ein voriges Amt wieder ein—
ſetzen; Rebeſtiarium, n., nl., od. Reveſtiaire, fr.
(fpr. —ähr”) ein Ans u. Umfleidezimmer der Geiſt—
lihen in der Kirche; revetieren, ft. (rev&tir) be-
Heiden, abpflaftern, plaitern; Nepetement, n.(fpr.
rewätmdng) u. Rebetierung, f. Krk. die Beklei⸗
dung, Bekleidungsmauer, Yuttermauer; Beklei—
dung der Böſchung, Uferbekleidung.
Reveür, j. unter Reverie.
rebidieren, l. (revidẽre, von vidẽre, ſehen) etwas
wieder durchſehen, beſichtigen, prüfen, durch—
muſtern; Kebident, m. nl. wer ſich des Rechts—
mittels der Reviſion bedient; auch — Reviſor,
m.nl. ein Unterſucher, Rechnungsprüfer, Nach—
rechner; auch Druckberichtiger; Reviſion, k. (ſpätl.
revisio, das Wiederſehen) die (wiederholte) Durch—
jicht, Mufterung od. Durchmuſterung, Befichtigung,
Prüfung: Ripr. ein Rechtsmittel zur nochmaligen
Durcdficht der Akten und Abänderung des erfolg-
ten Erfenntnifjes; die Duchficht und Abänderung
von Geſetzen, BerträgenundBerfafjungsurfunden;
Buchdr. der zweite Brobebogen zur Durchſicht
und Berbefferung; Reviſions-Atteſt, n. Prü—
fungsvermerk Beſcheinigung der Unterfuchung;
R.⸗Kommiſſien, f. Prüfungsausihuß, Unter-
juhungsamt; P.-Ynitanz, f. Rſpr. die Prüfungs—
Behörde; R.-⸗Stelle, £. Prüfungsitelle; R.-Ver⸗
wert, m. Brüfungspermerf.
Bebier, n. (mittelhochd. rivier, riviere, vom altfr.
riviere, Ufer, Ufergebiet, Fluß, it. riviera, Ufer,
Uferland, Gegend, prov. ribeira, ml. riparia, v.!.
riparius, am Ufer befindlich, v. ripa, Ufer) ein Be-
ick, Umkreis, Landitrich, Gebiet; Bergwerksbezirk;
Jagdrevier, der Jagdbezirk; Revierblume, f.
der gemeine Rainfarn; revieren, bei den Jägern
von Hühner- oder Spürhunden ꝛc. gebräuchlich, in
einem Revier hin und wieder fuchen, fpüren; aud)
— herborijieren, [.d.
NReview, f. engl. (ſpr. riwjuüh; v. fr. revue, |. Revue)
die Übersicht, Rundſchau; bei. eine literarifche und
fritifche Zeitichrift (3. ®. The Monthly Review,
The Quarterly Review); Rebiewer, m. (jpr. rim-
jüher) der Verfaſſer od. Herausgeber einer ſolchen
Wochen- oder Monatsſchrift, Rundfchauer.
revindizieren, nl. (vgl. vindizieren, etivas wieder
in Anſpruch nehmen, jih etwas Verlorenes oder
Entrifjenes wieder zueignen; Revindikation, L.
die Zurüdforderung eines Eigentums.
Nevirement, n. fr. (ſpr. r'vir'mcing; von revirer,
von virer, viell.— lat. gyräre, im Kreiſe drehen,
umdrehen) Schiffipr. das Wenden eines Schiffes;
Kfipr. die Abrechnung zwifchen mehreren Schuld»
nern und Gläubigern durd) Übertragung und Aus—
gleihung; im franzöfiihen Staatsleben: die Ver-
wendung der Ubexrſchüſſe eines Etats-Titels zu
andermeitigen, nicht im Etat vorgefehenen, oder
doch nicht bewilligten Ausgaben.
Reviſion, Reviſor, j. unter revidieren.
Revbivals, pl. engl. (ſpr. riweihwäls; v. revive, wie—
der aufleben oder beleben) eig. Wiederbelebungen,
Erweckungen, in Nordamerika die religiöſen Er—
ſcheinungen in einer Kirche, wo in einer kurzen
Zeit das Frömmigkeitsgefühl neu belebt wird und
vorher ungläubige Ehrijten fich plößlich bekehren;
daher: Nevivaliften, pl. Seelenerwecker; Revi⸗
valismus, m. Seelenerwedung.
Rebüe
revibifizieren, ſpätl. (v. vivificare, lebendig machen)
wieder beleben, ins Leben zurückrufen; Rebibi—
Matten, f. nl. (vgl. Bivififation unter vivus) die
iederbefebung, Neubelebung; Revivifikation
des Duedjilbers, Wiederheritellung desselben
in feiner flüſſigen metalliichen Form aus feinen
Oxyden; R.der Knochenkohle, Wiederbelebung
oder Wiederherſtellung der bei der Zuderfiederei
zum Entfärben gebrauchten Knochenkohle; revi—
viſzieren, I. (reviviscere) wieder lebendig werden
oder machen; bef. verfaltten Erzen ihre erite Ge—
ſtalt wieder geben; Rebibiſzenz, f. nl.das Wieder-
aufleben, Wiederlebendigmwerden, 3.8. der Kleiſter⸗
aale, des Rädertierchens ꝛc. -
revoir, fr. (fpr. r'wocihr; von voir— lat. videre,
jehen) twiederjehen: A oderr. au (fpr. oh) revoir,
auf Wiederjehen!
Revolte, £. fr. (jpr. remwölte; v. l. revolvere, zurück—
umwälzen) die Empörung, der Aufruhr, Aufitand;
revoltieren (fr. revolter), empören, aufrühreriſch
machen, aufwiegeln; auch ſich empören, ſich auf-
lehnen; revoltaͤnt, empörend.
revolvieren, [. (re-volvere) zurückwälzen, z. B. Be—
ſchuldigungen; Rebolber, m. engl.(ſpr. rüvölwer;
v. revolve, umdrehen) eine Drehpiſtole, entw. mit
mehreren ſich nach jedem Schuß drehenden Läufen,
oder mit einem Lauf und einer drehbaren Ladungs—
ſcheibe für mehrere Schüſſe; Fevolverkanone, f.
ein ähnlich gebautes Geſchütz; Revolberofen,
Drehherd, Drehofen; Rebolverpreſſe, eine käuf—
liche oder beſtechliche Zeitungspreſſe, die z. B. mit
Schmähungen oder Aufdeckung von Geheimniſſen
droht, um dadurch Schweigegelder zu erpreſſen;
Revolverſchütz, m. ein Schütze, der mit Revol—
vern funjtgerecht umzugehen weiß; Revolutton,
f. (fpätl. revolutio) die — Rückkehr;
getv. (fr.r&volution) die Umwälzung, Umſtürzung,
Umfehrung, Umdrehung; Sternf. die Bewegung
eines Eeineren Weltförpers un einen größeren;
völlige Veränderung oder Umwandlung, 3. B.
de tierischen Organismus, der Erde durch große
Waſſerfluten, Erdbeben ꝛc. (Erdrevolutionen);
im Boftonfpiel mehr als 11 Stiche; bei. po—
litiſche R., Staatzummälzung, Umbildung der
ganzen Berfafjung, bei. auf en Wege;
Revolutionstribunäl, n. (fr. tribunal revolu-
tionnaire) ein in der franz. Revolution 1793 am
11. März zuerft unter dem Namen eines außer-
ordentlichen Kriminalgericht3 entjtandenerblutiger
Gericht3hof zur Beitrafung aller Gegner der Re—
volution und Anhänger des Königshauſes; rebo⸗
lutionär (fr.r&volutionnaire), revolutioniſtiſch
od. rebolutionsmäßig, aufrühreriich, empörend,
ſtaatsumwälzend; Rebolutionär od. Revolutio⸗
niſt, m.der Staatsumwälzerze.; rebolutionieren
(fr. revolutionner), umwälzen, umſchaffen, um—
wandeln, eine Staatsumwälzung erregen oder be—
wirken.
revozieren, [. (revocäre, von vocäre, rufen) zurück—
berufen, abberufen; widerrufen, jein Wort zurüid-
nehmen; revoläbel (I. revocabilis), widerruflich,
zurücknehmbar; Rebolabilität, f. nl. die Wider-
ruflichkeit; Nebofatton, f. I. (revocatio) die Ab—
berufung; Widerruf, Zurücknahme; Revolato—
rium, n., pl. —toria od. — torien, ein Abberı-
fungs- od. Zurückberufungsſchreiben; Revokato⸗
rientlage, = Reunionsklage, ſ.d—
Rebüe, f. fr. (fpr. rewüh; von revoir, wieder ſehen,
durchſehen) die Mufterung, Heerſchau, Waffenſchau;
die Revüe paffieren laffen, zur Muſterung
Rebulſion
durchgehen laſſen oder muſtern, durchmuſtern, be—
ſichtigen; eine literariſche und kritiſche Sa
(= engl.review, und davon entlehnt), die Umſchau,
Rundihau; Wochenrebũe, die Wochenſchau.
Henulfion, f. l. (revulsio, von revellöre, weg-, ab»
reißen) die Abreißung, Cosreigung; Nipr. ander-
weitige Bejichtigung oder Durchſicht; Heilk. heftige
Bewegung der Körperfäfte; auch Ableitung und
— der Feuchtigkeiten im Körper; revul—
i
bliich), nl. zerteilend, abteilend.
Rex, m. [. (Gen. regis, pl. reges) der König; Rex
apostolieus, der apoftoliiche König (v. Ungarn);
R. catholicus, der Fatholiiche König (vd. Spanien);
R. christianissimus, der allerehriftlichite König
(v. Frankreich); R. Mdelissimus, der allergläu-
bigite König (vd. Portugal); regis voluntas su-
prema lex esto, des Königs Wille muß das höchſte
Geſetz fein.
Rezal, m. fr. (ſpr. rejall; ml. resale, resallum, ra-
sallum, altfr. rasal, rezeau, v. [. rasus, glatt ge-
ftrihen; vgl. Rafiera, Rafo) ein altes franz. Ge—
treidemaß.
Nez de Chanfide, m. fr. (pr. rehd'ſchoſſeh; v. rez,
altfr. ralz, res, ras, die wagerechte Fläche, als
Vorw. dicht an, dem Erdboden gleich, v. I. rasus,
Bartiz. v. radere, jchaben, Rn berühren, und
chausse6e, j. d.) das Erdgeichoß, Parterre.
vezedieren, lat. (recedöre, zurückweichen) zurück—
weichen, abitehen; einem etwas wieder abtreten.
vezent, lat. (recens, Gen. recentis; frz. recent)
neu, friih; Rezentioren (lat. recentiores), die
Neueren, befonders neueren Schriftfteller.
rezenſieren, I. (recensäre, vgl. zenfieren) etwas
unterfuchend durchgehen; beſ. ein Buch, eine Thea-
tervorftellung beurteilen, Bericht eritatten, beur-
teilend anzeigen, bejprechen; Rezenſent, m. ein
Beurteiler, Kunftrichter, Berichteritatter; Rezen—
fion, f. I. (recensio) die Unterfuhung, Mufterung;
bej. Beurteilung oder Würdigung eined Buches,
einer Theatervorftellung, Beſprechung; auch die
Beititellung der alten Texte nad) den Handfchriften
und danad)veranjtaltete Neuausgabe einer Schrift;
Rezenſions-Exemplär, n. ein Beurteilungsab-
drud, der Abzug eines Buches, den man den Zei-
tungen behufs der Beiprehung zujendet; R.⸗In⸗
ftitit, n. eine Beurteilungsanitalt.
Rezẽeß, m. I. (recessus, eig. Rückgang, Rüdzug; v.
recedere, ſ. rezedieren) die Auseinanderfeßung, der
Abſchluß, Vergleich, Vertrag, 3.8. Erbrezeß,
Erbvertrag; der Abjchied, d. i. das Endergebnis
gepflogener Unterhandlungen; Kfipr. Rückſtand
nicht bezahlter Gelder, verjäumte Zahlung, ſchul—
dige Summe; dah.: im Rezeß fein, im Rückſtand
ſein; das Rezeßbuch, Bergw. Rechnungsbuch über
die Koſten, Vorräte und Schulden einer Zeche; der
Rezeßſchreiber, wer dieſes Buch führt; Rezeß—
gelder; pl. im Bergrecht: die fiir die (meitteng
vierteljährliche) Einſchreibung der Zechenbejiger
en Zahlungen an den verleihenden
erghern;Rezepherrichaften,pl.mediatifierte
Herrichaften, deren Verhältnis zum Staat durd)
bejondere Verträge fejtgejtellt ijt;z recessus im—
perli, m. ein Reichs abſchied; r. orälis, ein mind-
liher Vortrag zu Protofoll, entg. r. seriptus,
der ſchriftlich als Anlage zum Protofoll gegeben
wird; r. provinciälis, der Landtagsabfchied; res
zeffteren, nl. einen Vertrag abſchließen, einen
endlichen Vergleich od. Abſchluß machen; auch ab-
Schließen.
reziprof 155
Nezidib, n., pl. —e (v. l. recidivus, rüdfällig, von
recidere, zurücfallen), ein Rücfall in eine Krant-
heit, neuer Anfall od. Anstoß, die Wiederkehr; fr.
auch Rechüte, f. (ſpr. r'ſchüt'; v. chute, der Fall,
das Fallen, prov. cazuta, it. caduta, ſpan. caida,
v. I. cadöre, fallen).
vezipieren, I. (recip£re, v. re- u. cap£re, nehmen)
eig. twieder- od. zurüchnehmen; annehmen, auf-
nehmen in eine Gejellfchaft, zulafien; rezipiert,
aufgenommen, angenommen; bej. rezipiertes
Recht, das römische in Deutfchland angenommene
Recht; ne reeipiatur, Nipr. es werde nicht ange»
nommen; Neeipiangülum, n. od. Nezipiangel,
n. [. ein von Tobias Mayer erfundenes Winkel—
RE EURE LER ZU UFER:
m. ([. recipiens) der Nufnehmer, Empfänger; der
Behälter, das Gefäß, Sammelbeden; Scheidel. die
Borlage, ein Gefäh zum Aufnehmen und Anſam—
meln flüchtiger Stoffe, auch die gläſerne Glode,
das Glockenglas bei der Quftpumpe; Rezipiend,
m.(l.recipiendus)der Aufzunehmende; Recepiſſe,
n. (v. l. Infinitiv recepisse, d.i. empfangen haben)
einen Empfangichein über erhaltene Waren 2c.;
recepiflieren, barb.-L. einen Empfangjchein aus—
jtellen; Nezept, n. (v.[. receptum, genommen, ein-
genommen 2c.) dDieVorjchrift zur Zubereitung, 3-8.
einer Speife 2c.; bei. Arzneivorſchrift od. »verjchrei-
bung; aud) das Recipe (eig. recipe, nimm!) auf
Arzneimitteln; recépta sententia, f.vder rec6p-
tum juris, n. l!. die angenommene Meinung,
Nechtsregel; Rezeptacülum, n. das Vorhalttuch
beim Abendmahl; ein Sammelort, Behälter, bei.
Wafferbehälter; die Blumenſcheide, bei den Pflan-
zen der Teil einer Blume, wo die Befruchtungs-
teile zufammengemwacdjen find; Nezeptarius, m.
nl. der Beforger der Arzneivorjchriften in großen
Apothefen; Rezeptätor, m. I. (v. receptäre) der
Aufnehmer; Rſpr. der Hehler; vege tibel oder
vezeptin, nl. aufncehmbar, empfänglich; Rezepti—
bilität od. Nezeptivität, f. die Aufnehmbarieit;
Empjänglichteit, Säbigteit, etwas an» oder aufzu-
nehmen; Rezeption, f.I.(receptio) die Aufnahme,
Annahme, der Empfang, die Einführung; Rezep—
tions-Schein, m. der Aufnahmeſchein; der In—
nungsbrief; R.⸗Termin, m. der Aufnahmetag;
rezeptieren, nl. Arznei verjchreiben u. nad) Bor-
An verfertigen; Rezeptierkunſt, f. die Kunſt,
Nezepte zu jchreiben, ein Zeil der angewandten
Heilfunde; Pezentor, m. ein Empfänger, Ein-
nehmer gewiljer Gelder; Rezeptorät, n. nl. die
Einnahme, Einnegmerei, bei. Steuern- und Zoll-
Einnehmerei; Rezeptrix, f. die —— Rezep⸗
tür, f. die Einnahme; auch die Kunſt des Arznei—
Berichreibeng (Rezeptierfunjt), und dag Zube-
reiten und Ausgeben von Arzneien in Apothefen.
vezipröf, I. recipröcus, a, um (fr. r&ciproque),
od. als Nebenwort recipröce, wechſelsweiſe, wech⸗
ſelſeitig, wechſelbezüglich, aufeinander ſich beziehend;
Recipröcum, n. oder vorbum recipröcum, ein
mwechjelbezügliches Wort; z. B. fie ſchlagen fich od.
einander; Resiprosität, f. nl. (fr. r&ciprocite) die
Gegenfeitigkeit; Wechjelbeziehung; Gegendienft;
reziprozieren, I. (reciprocäre, eig. zurückgehen,
wiederholen) erwidern, einen Gegendienſt leiſten;
veziprofäbel, nl. wechſelbar, gleichgeltend, z. B.
ſolche Begriffe; reziprozierlich, twechjeljeitig, wed)-
jelbezüglich, 3.B. ein reziprozierliches Tejta-
ment, ein gegenfeitiges Vermächtnis; Rezipro—
fabilität, f. die Wechfelbarkeit; Neziprolation,
f. I. (reciprocatio, eig. das Zurüdgehen auf dem—
48*
756 rezitieren
jelben Wege) die gegenieitige Abwechfelung, Gegen»
leitung; gegenfeitige Beziehung.
reziticren, I. (recitäre) auswendig herjagen, vor—
tragen; erzählen; reeitändo, it. (ſpr. retihi—)
Tonk. im Nedegefang vorzutragen; Recita, f. it.
(ſpr. retſchita) die Aufführung eines Schaufpiel3;
Rezitation, f. I. (recitatio) das Herfagen, Vor—
lejen, der Vortrag eines Gedicht; Mezitatib, n.
nl. (it. recitativo, fpr. retichi—) ein Redegejang,
Sprechfang, die Art eines Gefangvortrag3, welche
fich dem Sprechen nähert und gew. ohne vollitim-
mige Begleitung ift; reeitativo obbligäto, ein
Nedegefang mit Inſtrumentalſätzen begleitet; r.
parlänte, rs, als gejungener Bor-
trag, mit bloßer Baßbegleitung; r. semplice,
(pr. —Bemplitiche) od. secco, ein Redegeſang, bei
dem bloß die Hauptafforde zu den gejungenen
Tönen angefhlagen werden; resitatibifch, nad)
Art oder in Form eines Nedegejanges; rezitie=
rend, jprechend; rezitierendes Schaufpiel,
das Schaufpiel im allgemeinen, entg. der Oper
u. dem Ballett.
Rhabärber, m. u. f. (gr. rbä, oder rhöon, n.; nl.
rheum, rha od. rheum ponticum; v. Fluſſe Aha,
d. i. Wolga, u. d. gr. bärbaron, fremd, benannt)
eine befannte Pflanze mit heilfräftiger Wurzel, am
beiten in Aſien aufdem Himalaya(Rheum emödi);
Nhabarbarin, n. aud) Rheĩn od. Chryſophan⸗
jäure, f. ein eigentümlicher Pflanzenbildungsteil
im Rhabarber, der Xhabarberitoff, die Rhabarber—
ſäure.
Rhabdion, n. gr. (Verkl. von rhäbdos, f., Gerte,
Stab) ein Stift zum Einbrennen des Wachſes bei
enkauſtiſchen (ſ. d. Malereien); Rhabdologfe, f.
die Stabrechenkunſt, z. B. von Neper; rhabdei-
diſch, ſtabförmig; Rhabdomachie, f. das Fechten
mit Stäben oder Rappieren in den Fechtſchulen;
Rhabdomantie, f. die Stabwahrfagerei, Ent—
deefung unter der Erde verborgener Dinge, bef. der
Erze und des Waſſers, durd) Stäbe, 3. B. mit der
Bünjhelrute;NHabdomant,m.einStabwahr-
jager, der durch bejondere Körperanlage unter-
irdiiche Erze, Quellen 2c. empfindet; Rhabduͤch
od.Rhabdonoͤm, m. derStabträger, Kampfrichter
bei ven poetiihen und mufifalifchen Wetttämpfen
in Athen.
Nhachiägra, n. gr. (v. rhächis, f., Rückgrat) Heilk.
Rückengicht; Ahadtalgie, f. das Rückgratsweh;
Nhadialgitis, f.Entzüundung des Rückenmarks;
Rhachiokyphöſis, f. Krümmung des Rückgrats
nad) Hinten; Rhachiolorddſis, f. Krümmung des
Rückgrats nach vorn; Rhachiomhelitis, f.Riüden-
marksentzündung; Rhachiomüelophthiſis, f.
Rückendarre; Rhachiobaralüſis, f. die Rücken—
markslähmung; Rhachiophijma, n. Rückgratge—
ſchwulſt; Rhachioblegie, f. Lähmung der Rüden-
marksnerven; Rhachiorrheũma, n. der Kreuz—
ſchmerz; Rhachtotoͤm, n. ein anatomiſches Werk-
zeug zur Eröffnung der Rückgratshöhle; Yihadht-
118, f. die Krümmung des Rüdgrats; die englijche
Krankheit; aud) eine Krankheit des Weizens; rha⸗
chĩtiſch, mit diejer Krankheit behaftet.
Nhadamdnthus, m. gr. (Rhadämanthys) Fabell.
ein Sohn des Jupiter und der Europa, Bruder des
Minos, wegen jeiner Gerechtigkeit zum Richter in
der Unterwelt ernannt; f. unter Bluto.
Nhagädes, pl. gr. (sing. rhagäs, f.) Heilf. Riffe,
Hautſchrunden, zumalveneriiche an den Geſchlechts—
teilen und in der Nähe des Afters; Rhagadium,
n. eine Heine Hautjchrunde,
Rhede
Rhagium, n. nl. (vom gr. rhögnynai, reißen, zer-
reißen) der Schrotfäfer, Zangenbod.
rhagödes oder rhanetdiich, gr. (von rhax, Gen.
rhägös, Beere) beeren- oder traubenfürmig; Rha—⸗
BP I. Heilf. die Traubenhaut des Auges (1.
uvea).
Rhakömag, n. gr. (v.rhakün, zerreißen) Heilf. eine
aufgerifjene Stelle; Nhaföfis, f. das Aufreiken,
Runzligwerden; Heil£. die Erjchlaffung od. Schlaff-
heit des Hodenfades.
Rhamnus, f. gr. (rhämnos) der Kreuzdorn; Rha—
main, m. der im Kreuzdorn enthaltene Färbeitoff;
Nihammden,pl.(ni.rhamneae) Kreuzdorngewächfe;
" Nhamno-Kanthin, n. der gelbe Färbeitoff des
glatten Kreuzdorn.
Rhamphäſtus, m. gr. (v. rhämphos, n. krummer
Schnabel) ein Großſchnäbler, eine Gattung Vögel
mit unverhältnismäßig großem Schnabel, zB. der
Bfefferfreffer; Ayamphoftäme, n. das Schnabel-
mal, Schnabelfrotodil, eine Krotodilartim Ganges,
— Öapdial.
Jihanteren, pl. gr. (rhantöres, v. sing. rhant£r, v.
rhainein, jprengen) eig. Bejprenger, Beneger; die
inneren Augenwinkel.
Jhaphanie, f. gr. (v. rhaphanis oder rhäphanos,
ettich, Kohl; weil man diefe Krankheit von der
Verunreinigung des Getreides durch den Samen
einer Rhaphanus-Art Herleitete) Heilf. die Krie—
beifranfheit, der ruſſiſche Katarrh.
ru f. gr. (rhaphe, v. rhäptein, nähen, fliden)
Jeilk. die Naht, 3.8. Schädelnaht; Rhaphoſhm⸗
phyſis, f. Verwachſung der Schädelnähte; Rhap—
ſoöde, m., pl. Rhauſoden (gr. rhapsödös, pl. —oi,
v. rhäptein, u. öde, Sejang) eig. Zufammenfüger
von Gefängen, herummandernde Bolksfänger bei
den alten Griechen, welche bei. die einzelnen Ho—
meriſchen Geſänge zu größeren Ganzen verbanden
u. öffentlich vortrugen; Nhapfodie, f. gr. (rha-
psödia) da3 von einem Rhapſoden vorgetragene
Gedicht, bei. dieeinzelnen Abjchnitteder Homeriſchen
Gedichte; daher überh. für ein abgeriljenes Stüd,
Bruchſtück eines größeren Gedichtes; Gedicht von
völlig freier Form; auch eine muſikaliſche Phan—
tafie von freier Form, meijt an Volksweiſen ſich
anlehnend; rhapſödiſch, abgeriſſen, bruchſtückartig;
völlig frei in der Form, zuſammenhanglos; Rha—
Hiodift, m. einer, der zuſammenhangsloſe, in der
Form ganz freie Dichtungen oder Tonſtücke ver-
faßt; Rhapſodomantie, f. Wahrjagung auseinem
Verſe, der fich bein Auffchlagen zuerjt dem Auge
darbietet.
Rhapoͤntik, m., Rhapontilwurzel, f = Rha—
barber, —
Rhathyhmẽe, F. gr.
thymös, Gemüt;
der Leichtjinn.
Nhätizit, m. eine nach ihrem Vaterlande, dem alter
Khätien (d.i. Graubünden), benannte Abände-
rung des Zyanit. .
Rheéa, f. gr. (= Era, Erde) Fabell. eine der Titar
niden (ſ. d.), die Gattin des Kronos od. Saturn u.
Mutter des Zeus (vgl. Cybele); Rhea Sylvia, f.
röm. Fabell. die Tochter des Königs Numitor von
Alba, welche vom Mars (f.d.) die Zwillinge Ro—
mulus u. Remus, die Erbauer Roms, gebar.
Rhede od. Reede, f. (hol. reede, v. niederd. reed,
rede, hol. reed, gereed, bereit, gerüftet, reeden,
bereiten,verfertigen,ausrüften; isländ.reida, Aus»
rüftung, Bereitſchaft der Schiffe, engl. road, Iteede,
wovon fr. rade, it. u. ſpan. rada, Reede) ein be—
(bon rhäos, rhädios, leicht, und
vgl. Thymus) die Sorglofigfeit,
Rhegma
quemer Ankerplatz in einiger Entfernung von der
üſte, wo ausgerüſtete Schiffe zur Abfahrt, und
angekommene vor Wind und Sturm ſicher vor
Anker liegen können; Reeder, m. ein Schiffsherr,
Eigentümer eines Schiffes; auch der ein Schiff ent—
weder ganz od. zum Teil ausrüſtet; Reederei, f.
die Ausrüjtung von Schiffen durch die Needer; auch
eine Gejellichaft von Reedern; Reedung, f. das zu
einem Schiffe nötige Takelwerk. .
Rhẽegma, n. od. Nihcgmos, m. gr. (v. rhegnynai,
zerreigen, brechen) Heilk. Berftung, Riß, Spalte;
Quetſchung, das Reigen, der Krampf; Rheẽxis, f.
das Zerreißen, Aufbrechen, z. B. von Geſchwüren,
Adern ꝛc.
Nheinfänre, = Rhabarbarin, ſ.d.
Rhembasmus, m. gr. (rhembasmös, v. rhömbein,
rhembäzein, herummälzen) das Umherſchweifen;
Heil. = Nyftobatefis.
Rheophoͤr, m. gr. (von rheos, Fluß, und ph£rein,
tragen, bringen) der Flußträger, der Leitungsdraht
bei dem galvanijchen Apparat; Rheoſkoͤp, n. ein
Stromzeiger, eine VBorrihtung, um die Anweſen—
heit eleitrischer Ströme anzuzeigen (Froſchſchenkel
mit herauspräpariertem Nerv); Rheoſtät, m. od.
Agomäéter, n. der Stromiteller, ein von Wheat-
ftone erfundenes Werkzeug, wodurd man den Lei—
tungsdraht ohne Unterbrechung des galvaniichen
Stroms verlängern oder verkürzen nd dadurch
ohne Offnung der Kette den Leitungswiderftand
im Schließungsbogen fteigern oder mindern kann;
Rheotoͤm, m. ein von Jafobi erfundenes Werf-
eug, durch welches eine galvanijche Kette ſchnell
Dintereinander geſchloſſen und unterbrochen wird.
Rüößktor, m. gr. (rh*tör, v. rh&d, erö, id) rede) ein
Nedner; Lehrer der Beredjamfeit, Nedefünitler;
NiHetörif, f. (gr. rhetorike, die Redekunſt, Lehre
von derBeredjamfeit; auch Schönrednerei; Rheto—
rifation, f. nl. die redneriſche Künitelei; vhetd=
riſch, gr. (rhetorikös) rednerifch, ſchönredneriſch;
Rhetorismus, m. die rednerische Ausdrucks- vd.
Vortragsweiſe; verächtl. Schünrednerei, Wort-
gepränge; Rhẽtra, f. ein Orakelſpruch, beſ. auf
die Ausurglicen Gefege in Sparta angewandt,
weil fie als kurze Sprüche abgefaßt waren; ein
Geſetzesvorſchlag, ein Geſetz, ein Senatsbeſchluß
in Sparta.
Rhreum, n. — Rhabarber, ſ. d.; Rheumĩn, n.
— Nhabarberin, i.d.
Rheuma, ehem. aud Ahevma,n. gr. (von rhein,
fließen) eig. das Fliegende, der Fluß Strom; Heiff.
— Rheumatismus, m. und Rheumatalgie, f.
das Reißen, das Sliederreißen; pl. Nhenmatise
men, rheumatiich, mit Reigen behaftet, vom
Reißen herrührend; Ahenmatspäre, f. ein rheu—
Rheẽris, ſ. unter Rhegma. [matijches Fieber.
Nhigometer, n. gr. der Kältemejjer, ein von U.
Duhring erfundener Apparat zur Beitimmung
der miedrigiten Temperaturen.
Rhiknöſis, f. gr. (von rhiknös, jtarr, runzlig) das
Runzligwerden.
Pihinalgie, f. gr. (v. rhis, pl. rhines, Nafe) Heilf.
der Naſenſchmerz; Rhinanchöne, f. die Nafenver-
engung; Rhinaͤnthus, u der Hahnenkamm Klap-
— eine Pflanzengattung; Rhinenchyſie, f.
das Einſpritzen in die Naſe; Nhinenchätes, m.
die Najeniprige; Rhinoblennorrhöe, f. ein Na-
jenschleimfluß; Rhinozẽros, n. (gr. rhinö-kerös,
v. keras, Horn) das Nashorn (pl. Rhinozeronten
und Nhinozerofje); Ahinofarzinämg, n. der Nas
ſenkrebs; Rhinoknesmus, m. das Nafenjuden;
Rhodeläon 157
Rhinolöbhus, m. (von löphos, Bush, Kamm,
Schopf) die Blattnafe, eine Fledermausgattung;
Nhinophiden, pl. Nafenihlangen, Schlangen mit
rüſſelförmiger Naſe; Rhinophonie, f. das Näſeln;
Rhinopläſt, m. der Naſenbildner, Naſenmacher;
Rhinoplaͤſtit, f. (vgl. Plaſtik) Heilk. Naſenbil—
dungskunſt, od. Kunſt, verſtümmelte od. verlorene
Nafen wieder herzuſtellen; Rhinoptie, f. das
Schielen über die Nafe; Rhinorrhagie, f. das
Nafenbluten; Rhinoſtegnöſis, f. die Najenver-
ftopfung von zu vielem Schleim, einem Bolyp ze.
Npiptasmus, m. gr. (v. rhiptäzein, hin und her
werfen) = Ballismu®.
Rhizägra, f. gr. (von rhiza, Wurzel) Heilf. eine
Wurzelzange der Zahnärzte; Rhizanthéen, pl.
aus der Wurzel blühende Pflanzen; Rhizias, m.
Wurzelfaft, aus Wurzeln bereitete Arznei; Rhi—
zoblditen, pl. Bot. Wurzelfeimer; rhizöodiſch,
wurzelartig, wurzelähnlich; Rhizoĩden, pl. wur»
zelüiönliche Berftemerungensveric).v.ORpizofüitgen,
pl. Wurzelfteine, Berjteinerungen von Baumwur—
gein; Rhizoloͤg, m. ein Wurzel Kenner u. -Sanım-
er; Rhizöma, n. (von rhizün, einwurzeln) der
Wurzelitod, die Pfahlwurzel; Rhizomoͤrphen, pl.
twurzelartige Pflanzen in tiefen Schachten vorkom—
mend; rhizomoͤrphiſch, wurzelähnlich, wurzel-
artig; Nyizuphdg, m. ein Wurzelneſſer; Rhizo—
hhöra, f. der Wurzelbaum, Leuchterbaum, Mangle—
baum in Weftindien, mit zahlreichen in den Boden
hinabfteigenden Luftwurzeln; Rhizopoden, pl.
Wurzelfüher, eine Gattung der Urweſen, j. unter
Amöbe; Rhizöſis, f. (v.rhizün) das en die
Bewurzelung; Rhizoſpermen, pl. Tarnfräuter,
deren Samen (sperma) an der Wurzel erjcheint;
Rhizotöm, m. ein Wurzelichneider, Sammler heil»
fräftiger Wurzeln; Rhizotomĩe, f. Wurzelzerle-
gung; Rhizotrögus, m.der Brachtäfer, Junikäfer.
Rhöadéen, pl. ni. (rhoead£ae, v. I. rhoea, rhoeas,
wilder Mohn) mohnblütige Pflanzen.
Nhodan, n. Schwefelzyan. ‚eng
Pihodeläon,n. gr. (v.rhödon, n. Rofe, u.elaion, OT)
Roſenöl; Rhodinon, n. u. Rhodis, f. ein Rojen-
pflafter, Rojenpuiver; Rhodiſerholz, n (verderbt
aus lignum rhodinum, vd. gr. rhodinon, d. i.
rofig) Rofenholz, fehr feines weißgelbliches Holz
mit einem Roſengeruch auf der Inſel Rhodus
(d.i. Roſen-Inſel) 2c., aibt das fojtbare Rofen-
holz⸗Ol; Rhodiſer-Ritter, ſ.Johanniter-
Ritter; rhoͤdiſches Seerecht, die auf der Inſel
Rhodus geltenden See- und Schiffahrtsgeſetze,
welche in vielen andern Ländern aut Richtſchnur
genommen wurden; Rhoditen, pl. Korallenver⸗
jteinerungen in Roſenform; Rhodites, m. die
Nofen-Gallweipe; Rhodium, n. ein 1804 von
Wollafton im latinerz entdecktes einfaches Me—
tal; Rhodochroſit, m. Rot-Braunfteinerz, Man—
ganſpat; Rhodocrinus, m. der Roßhaarſtern,
zu den Crindideen gehörend; Rhododähhne, f.
(vgl. Daphne) die Lorbeerrofe, od. der Roſenlorbeer;
Rhododendron oder Rhododendrum, n. (von
dendron, Baum) der Rojenbaunı, die Alpenroſe,
Bergrofe, ein Ziergewächs, Straud von verid.
Arten; NHodvologie, f. die Nojenbejchreibung;
Rhodomél, m. Kojenhonig; Nhodomelon, n.
Nojenapfel; Rhodonken, pl. gewilje krumme, in
einem Kreife konitruierte Linien (wegen der Ahn-
Lichfeit mit einer Nofe jo genannt); NHodonit, m.
Rofenitein, Manganfpat, eine Art des Kieſel-Man—
ganz; Rhodoſacchäron, n. Nofenzuder; Rhodo—
ſtägma, n. Rojenwajler.
a]
58 Rhomb
Rhomb od. Rhumb, m. (engl. rhumb, fr. rumb,
ipan. rumbo, it. rombo; d. gr. rhömbos, Kreis,
Kreifel, Rad, v. rhembein, im reife drehen) bei
Schiffern ein Windftrich od. einer von den 32 Stri-
hen auf dem Seekompaß; Rhombus, m. griech.
(rhömbos) Meßk. eine Raute, ein Parallelogramm
mit gleichen Seiten, aber jchiefen Winkeln; ad
rhombum, eigentl. nad) der Raute; geſchickt, taug-
lich; rhoͤmbiſch od. rhombifoͤrm, rautenfürmig;
Rhomben-RPhhllit, m Strahlerz, Strahlenkupfer,
arieniffaures Kupfer mit arjeniffaurem Eifen;
Rhombiten, pl. Veriteinerungen von fchiefer,
gleichjeitig viereckiger Geſtalt; Rhomboeder, n.
(von hedra, Sitz, Grundfläche) ein von ſechs glei—
hen Rauten begrenzter Körper, Nautenflächner,
gen: verichobener Würfel; rhombridal, gr.-lat.
länglich-rautenförmig; Rhomboidal⸗Dodela⸗
Eder, ſ. unt Dodekadik; Rhomboĩdes, Rhom⸗
boid, m. od. Rhomboide, f. gr. eine längliche od.
geitredte Haute, ein jchiefwinkliges Barallelogramm
mit 2 längeren und 2 kürzeren Seiten; rhomboĩ⸗
diſch, = rhomboidal.
Rhomma, nm. gr. (v. rhophein, ſchlürfen) Heilf. ein
Schlürfmittel, Gejchlürftes.
Fhonchus, m. gr. (rhönchos, v. rhenchein, ſchnar—
en) Heilk. das Schnarchen, Röcheln.
rhopaͤliſch, gr. (rhopalikös, €, ön, von rhöpälon,
Keule) Feulen- oder Eolbenfürmig, unten immer
jtärfer werdend; rhopaliſche Verje, folde, in
denen jedes folgende Wort um eine Silbe zunimmt;
Rhopalismus, m. das Schlagen mit der Keule.
Rhotacismus, m. gt. (rhötakismös,v.rhotakizein,
das rho, den Buchſt. r, gebrauchen) der Gebraud)
oder Mißbrauch des R, das Schnarren; Sprad)-
mwifjenjch.: der Übergang des s in r.
Rhübarbe, f. fr. (jpr. rübdrb’; eig. der Rhabarber)
der Schabfelfäfe, ein aus Käſeſchabſeln beſtehender
franz. Käſe, in Rugelform.
Rhumb = Rhomb, f.d.
Ras, m. gr. = Sumad), |.d.
Khusma, |. Rusma.
Rhhas, f. gr. (Thyäs, v. rhein, fließen) der Tränen-
flüß, das Triefen der Augen.
Rannnes, m. gr. (von rhyzein, fnurren, grunzen)
der Rüſſel, die Schnauze; Rhynchophoͤren, pl.
Rüſſelkäfer; Rhhnuchops, f. der Scherenjchnabel,
® Sturmvogel; Rhynchoſpöra, f. der Schnabel-
amen.
Rhyvparia, f. gr. (v. rhyparös, ſchmutzig, rhypos,
Schmutz) Heilf. Unreinigfeit, Unrat in den erften
Wegen; Rhyparograͤph, m. ein Sudler, Schmuß-
maler, Shmierer; aud) wer ſchmutzige Gegenstände
malt; Rhhyparopraphie, f. die Sudelmalerei,
Scmiererei, Kledjerei; Phypia, f. Heilf. die
Schmutzflechte; Rhhptika, pl. (v. rhyptein, den
Schmutz wegnehmen, reinigen) Heilf. reinigende
Mittel; rhyptiſch, veinigend, bei. blutreinigend,
—— nahen, 2
8, f. gr. (v. rhein, fließen) Heilf. das Fließen,
hen Rieſeln.
Rhithmus, m. gr. (rhythmös) iiberh. die gleich—
mäßige, abgemejjene Bewegung; Tonf. u. Dichtk.
das Zeitmaß, Ebenmaß, der nad) beftimmten Maß—
und Zonverhältnifjen geregelte Redegang, eben-
mäßige Wohlklang der Rede, Verstakt, vgl. Nu-
merüs u.Takt; rhhthmiſch (gr.rhythmikös, &,
ön), abgemeſſen, ebenmäßig bewegt, taktmäßig,
wohlgeordnet;rhythmiſcherGeſang,— Cho—
ralgeſang; Rhüthmil, k. die Lehre v. Rhythmus,
Beit- und Tonmaßlehre; Rhythmomachie, f. ein
Nicercare
Bahlenipiel, mit Steinen auf dem Schachbrett
auszuführen “ Rhythmomöter, n. ein Taktmeſſer;
— k. die Rhythmüslehre in der Ton-
etzüng.
Rhtidöſis, f. gr. (v. rhytidün, runzeln, v. rhytis,
Nunzel) Heilf. das Nunzeln; Schwinden des
Augapfel3 durch Vertrocdnung der Feuchtigkeit.
ri—, it. Borfilbe = re, ſ. d.
Ri,n. japan. Wegmaß v. ungef. 3909 ın.
Pte, f. Ipan. (v. rio, Fluß, od. f. riba, v. I. ripa,
Ufer, it. riva, auch Ziel) die Flußmündung, der
Meeresarm, die Bucht.
Rial, m. der Löwe, eine durch Münzſtücke nicht ver-
tretene Rechnungsſtufe in Perſien von 1Y/, Kran
(ſ. d.) oder 5 Schahi; Rial Budſchu, m. ältere,
aber noch gebräuchliche Rechnungsmünze in Al-
gerien 2c., — 1,50 M.
Niäla oder Riäleh-Bey, m. (türf. entlehnt v. it.
reale od. galera reale,die vornehmſte Galeere, das
Admiralſchiff, vgl. Reale) der dritte Befehlshaber
in der türk. Flotte, der Kontre-Admiral (ſ. 2.).
Riäſat, m. arab. (v. räsa, üben, zähmen) die Selbit-
bezähmung, eine Bußübung im Morgenlande.
Ribadävia od. Rivadabia, m. ein ſpan. weiher
Wein d. dem gleichnam. Orte in Galizien.
Ribas od. Ribes, m. ein fpan. roter Wein von
Ribas in Katalonien.
Ribäfſo, m. it. Kfipr.— Rabatt.
Ribattuüta, f. it. (v.ribättere, zuriidichlagen) Tonk.
der Zurüdfall, Zurückſchlag (eine Spieltveife).
Ribbonmen, pl. engl. (fpr. ribbönmen; v. ribbon,
Band, and men, Männer) Bandmänner, geheime
politiihe Verbindung in Irland, jetzt aud) über
England und Schottland verbreitet, die fid) Durch
ein Band bezeichnet; auch Rikhon-Society,;£. (ſpr.
—poßeiiti) Band⸗-Genoſſenſchaft.
Ribeſel od. Rübſel, m. (nl. ribes, v. arab. ribäs,
eine ſauerſchmeckende Pflanze, rheum ribes, Die
man fälſchlich für unſern Johannisbeerſtrauch hielt)
die Johannisbeere, im Oſterreichiſchen.
Ribetillos, pl. ſpan. (ſpr.—-tiljos; v. ribete, Beſatz,
Verbrämung) Seiden- und Samtbänder, an der
Weſtküſte Amerikas.
Riblette, f. fr. ein gebratenes Fleiſchſchnittchen,
Speckpfannkuchen.
Riboͤlla, m. ein iſtriſcher Wein; vgl. Rebulla.
Ribs, pl. engl. (v. ribe, die Rippe) eine Art Baum⸗
wollenzeug deſſen Kette aus gezwirnten Fäden vor
Watertwiſtgarn (ſ. d.) beſteht.
Nicaͤmbio, m. ital. (vgl. Cambio), auch Ricoͤrs—
od. Netour-Wecfel u. Rechange, fr. Kfipr.
ein Rückwechſel, Gegenmwechfel, der mit Proteſt
zurückgeht.
ricanieren, fr. (ricaner, altfr. recaner, prov. Te-
ganar, reganhar, fpr. regaüar) höhniſch laden,
rinfen; Ricaneur, m. (jpr. —nöhr) ein Hohu-
Inhender. e
Nicaͤpite, m. it. die Weifung, Behörde; die Auf-
Schrift (Adreffe); der Ort, too ein Wechfel abgegeben
wird; die Annahme od. Einföfung eines Wechſels;
per ricnpito, durch Ablieferung vd. Zuftellung;
ricapitieren (it. ricapitäre), etwas an feine Be⸗
hoͤrde abgeben; Kffpr.überjchreiben, befördern, be»
Stellen: einen Wechjel annehmen, einlöfen.
Nicaͤbio, m. it. (v. ricaväre, herausnehmen, Nut—
en ziehen) Kfſpr. der reine Ertrag von verkaufter
are.
Nicercaͤre, n. u. Ricercaͤta, f. it. (fpr. ritihert—)
eig. das Aufſuchen; Tonf. das fünftliche Probe—
oder Vorſpiel auf der Orgel.
Nichard
Richard, m. fr. und deutſch (althochd. Rihhart,
Richard, Ric-hart, neuhochd. Reichard, engl. jpr.
Ritihärd) männ!. Name: der Mächtig- Kräftige.
Hicinus, m. l. der Wunderbaum, eine Pflanzen-
gattung, bef. der gemeine Wunderbaum (Ricinus
commünis) auch Chriftuspalme genannt, aus
deſſen Samentörnern das gelblich-grüneRicinus-
Ol, Wunderbaumöl, gewonnen wird, das als
Arznei, bei. gegen Würmer, Berjtopfungen 2c. ge-
braucht wird; vgl. Kaſtoröl.
Ricochet, m. fr. (fpr. rifofcheh) der Prallwurf, das
wiederholte Aufprallen eines geworfenen Steines
auf der Fläche des Wafjers; par ricochets, vom
Hörenjagen, aus der dritten Hand; Ricochet—
Schuß, on. ein Prell- od. r. Brallichuß, ein Bogen-
ſchüß, bei welchem die Kugel wiederholt auf die
Erde oder auf das Wafjer aufprallt und fich wieder
bebt; ricochetieren, Prellſchüſſe tun; mehrere
Male aufſchlagen.
Nicognitoͤri, pl. it. ſſpr. —fonji—; vom nl. reco-
gnitor, vgl.refognoszieren) Auf- od. Nachſeher (bei
der Tapitwahl).
rieolieren (vom it. ricoläre, wieder durchſeihen, —
I. re-coläre), Abzugsrinnen oder tiefe Furchen zur
Entwäfjerung des Feldes ziehen.
Ricorſo, m. it. (1. recursus) Kfipr. ſ. Refurs
u. Ricambio.
Nicos Hömbres, pl. fpan. (von rico, reich, und
hombre, Mann) die Großen, die hohen Adligen in
Spanien.
Slicstta, f. it. (v.ricotto, Bart. v.rieuöcere, wieder
fochen) eine Art feiner und füher Käſe; Ricotta
forte, ein Schaf- oder Ziegenfäfe aus Dtranto.
Nicoͤvbero, m. it. (vd. ricoveräre — [. recuperäre,
wieder erlangen) die Wiedererlangung; Stfipr.
Schadloshaltung, = Regreß u. Rekurs, f.d.
Rideau, mn. fr. (ſpr. riddh; viel. v. arab. rudhat,
ng) derBorhangeinesBettes,Seniterszec.;
rk. eine Reihe von janften Höhen, wellenfürmig
erhobene Fläche, eine eine Anhöhe, von der ein
Ort befchofjen werden kann, aud) ein Schußgraben.
ridendo dicere verum, l. (von ridere, lachen)
fachend die Wahrheit fagen; ridiküle, fr. (pr. ridi-
fühl; v. l. ridicülus, a, um) lächerlich; Ridiküle,
1. n. das Lächerliche; ich ein Ridifüle geben,
ſich lächerlich machen; 2. m. (verderbt aus reticule
—[|. reticülum, ein Netzchen, netzartiges Säckchen)
ein Strid- oder Tragbeutel der Frauen.
Nidingeoat, m. engl. (jpr. reidingtoht), ſ. Re—
dingote.
Nidoͤtto, m. it. (—redüctus) einabgefonderter Ort,
Zufluchtsort, Spielzimmer für mastfierte Berjonen
(vgl. Redoute).
Niẽniſt, m. pl. Nieniften, barb.-[. (vom fr. rien,
etwas, nichts, v. I. rem, Accuſ. v. res, die Cache)
— Nihilift.
Nieurs, pl. fr. (fpr. riöhr, vom fr. rier, [. ridöre,
lachen) im franz. Theater Leute, welche auf Be-
ftellung bei den Späßen lachen müſſen, Lacher,
Lohnlacher.
Niff-Piraten, pl. die ſeeräuberiſchen Bewohner der
felfigen Nordfiijte von Marofto.
RNifiorimenti, pl. it. eig. Berblümungen; Tonf. twill«
kürliche Verzierungen im Bortrag.
Nifle, engl. (jpr. reif'l; vom deutichen Niefe, eine
halbrunde vertiefte Rinne; riefen,riefeln, mit
Riefen verjehen) das geriefte oder gezogene Feuer—
ewehr, die Büchſe, bei. auch bei den nordamerikan.
nfiedlern; Riflemen, pl. die Scharfſchützen.
— — — — — —
—— — — —— —— —— —— —— —— — — — — —— — ——— —— — — — —— —— — — nn
Rimeſſe 759
Nifoͤndo, m. it. (vgl. refundieren) Kfſpr. die Gegen—
anſchaffung ſür gezogene (traſſierte) Wechſel.
Rigandon. ſ. Rigodon.
NRight-Bohs, pl. engl. (ſpr. reihtbeus, von right,
recht u. boy, Kun e, Burfche) die rechten Jungen,
— Whiteboys, ,
right of petition, n. engl. (fpr. reiht off pitifch’n),
— Petitionsrecht, b; right ofsearch (fpr.
— Förtih) das Durchſuchungsrecht.
rigide, I. (rigidus, von rigöre, ftarren) u. fr. (fpr.
riſchid') ſtarr, fteif, fpröde; ftreng, unerbittlich; Ri—
idiſten, pl. eine ſtrengere Bartei der Janſeniſten,
.d.; Nigtdität, f. I. (rigiditas) Starrheit, entg.
der Flüſſigkeit; auf — rigor, f. d. :
Ninocephälus, m. lagr. (v. [.rigäre, eine Flüſſig—
feit wohin leiten u. dem gr. kephale, Kopf, fr. ri-
goc6phale) eine von Blatine erfundene Borrid)-
tung, um bei Krankheiten einen durd) Wafjer er»
zeugten Strom von Kälte auf den Kopf zu leiten.
Rigodon oder Niganden, n. fr. (fpr. —godöng;
angeblich von dem Refrain eine3 alten Tanzliedes:
ric-din-don; vgl. jedoch auch das it. rigodere, ſich
wieder freuen) ein in Stalien und dem ſüdl. Frank—
reich üblicher Tanz u. das begleitende Tonftüd.
Stindle, f. fr. (vom Feltifch-wallif. rhigol, Furche,
fleiner Graben, rhig, Einfchnitt; vgl. ricolieren)
die Rinne, der Abzuggraben, Abzug; rigsfen (fr.
rigoler), gem. auch riolen, reolenu.rajolen,
die Erde tief aus- und umgraben, umftürzen, um
jie von Steinen und Unfraut zu reinigen.
rigor, m. [. oder Rigueur, £. fr. (jpr. rigöhr) die
Strenge, Härte, Schärfe; de rigueur fein, d.i.
unerläßlich, ftreng zu beobachten fein; rigor, auch
der Starrfroft, die Erftarrung vor Kälte; rigore
juris, od. der. j., nach ftrengem Rechte; al ri«
göre di tempo, it. Tonf. im — Zeitmaße;
Rigorismus, m. nl. zu große Strenge; Starrheit,
Engherzigkeit; Rigoriſt, w. ein überſtrenger Sit-
tenrichter; (entg.Lätitudinariey); im peinlichen
Rechte: ein Anhänger der ſtrengeren Grundſätze
des Strafrechts; rigoriſtiſch, rigorös und ri—
orõos (nl.xigorõsus, fr. rigoureux), hart, ſtreng,
Ener —————
j.d.; Rigoroſität, f. Strenge, Schärfe.
Rigsbant, f. dän. die dänische Reichsbank; Rigs—
Banftegn, n. das Neichsbankzeichen, der Reichs—
bankſchuldſchein; Rigsdaler, m. bis 1874 ein dä—
niſcher Reichstaler zu 6 Marf oder 96 Skillinger
— 480 däniſche Pfennige (Bengen) — 2,28 M, vgl.
Rixdaler; Rigsort, mpl. Rigsorter, ein Orts»
taler, Viertelreichstaler.
Nikat oder Rekiet, m. türf.-arab. (v. arab. rakaa,
beugen) die Verbeugung beim Gebete.
Rikiabdar oder Nifidbdar-Aga, m. türk-arab.-
perj. (v. arab. rikiab, der Steigbügel, u. d. per).
där, einer, welcher hält) der Steigbügelhalter des
Sultans.
rilaseiando, it. (fpr. rilafchando; von rilasciäre =
fr. relächer; j.reladieren) Tonk. allmählich lang—
famer, nachlaſſend.
Rilé, m. (ruf. rylje) die einfache Leier der gemeinen
Ruſſen.
Nima, f. I. die Ritze, Spalte; rima glottidis, die
Stimmritze; r. pudendorum, die Schamfpalte.
Nimailleur, m. fr. (fpr. rimajöhr, von rimailler,
Reimereien machen, vime, der Reim) ein Reim—
Schmied, Versmacher. |
BR men, Rimboͤrſo, it. Kfipr. .rembour-
ieren.
Nimefſe, f., pl. —n, it. (rimessa, v. rimettere —
760 Rimpel
l. remittöre, ſ. remittieren) Kfſpr. eig. —
Anſchaffung, bef durch Wechſel, Geld- od. Wechſel⸗
ſendung, der Wechſel ſelbſt, fr. Remiſe; Rimeſſen—
Buch, n. ein Handlungsbuch, worin alle Wechſel⸗
briefe 2c. aufgezeichnet werden.
Nimpel, m. ein Getreidemaß in Ungarn.
Yiindldo, m. it. Name — Neginald, Reinald, Rein
hold, d.i. der ſtark und feit Herrfihende, fr. Re—
gnault. j !
Hincondda, £. fpan. (v. rincon, Winfel) jüdanteri-
kaniſches Staubgold.
rinforzändo oder rinforzäto, it. (von rinforzäre
—fr.renforcer)Tonf. verjtärfend, wieder verſtärkt;
jtärfer.
Ninfraͤnco, n. it. (von rinfrancäre, ftärfen, ver-
wahren, entſchädigen) Kfſpr. Auslagen-Erftattung;
Ninfranco geben, ausgelegte od. auszulegende
Gelder wieder eritatten.
rinfuso, it. vermengt, alla rinfasa, durcheinander,
ungejondert.
Ring oder in, |. Shafu u. Meh.
Sito, m. fpan. (jpr. rid) u. port. (ſpr. riu; v. L. ri-
vus, fliegendes Wafjer) der Fluß, Strom; 3.9. Rio
de fa Plata, jpan. der Silberitrom; R. de Ja—⸗
neiro, port. (fpr. riu de ſchaneh-iru) der Sanuar-
fluß; Rio-Häute, pl. Rindshäute aus Brafilien,
fo genannt, weil fie be. über Rio de Janeiro aus—
geführt werden.
Std, n. japan. Bezeichnung f. das chineſ. Gewichts⸗
Liang (ſ. d.).
riolen, ſ. rigolen. |
Rions, m.(ipr.risng) eine Art weißen franz. Weines
von dem gleichnamigen Städtchen im Departement
der Gironde.
Niot, n. engl. (fpr. reiöt; vom altfr. riote, Lärm,
Geräuſch; provenz. riota, it. riotta, Zank, Hader,
altholl. revot, ravot; Zeitw. ravotten, fich heftig
und wild hin und her bewegen, altfr. rioter, it. ri-
ottare, jtreiten) der Aufruhr, Aufſtand; Riot⸗Akt,
m.(jpr. reiöt-äkt) die Aufruhrakte, eine Parlaments—
akte, welche Zuſammenrottungen verbietet.
Nipaticum, n. ml. (v. [. ripa, das Ufer) das Ufer-
geld, Fahrgeld, der Wafjerzoll.
Pipieno, m. it. (vd. pieno —=[. plenus, voll) Tonf.
die Ausfüllung, Stimmenfillung; ripi6no, als
Beim. voll, mit vollem Chor; Ripienſtimme, f.
die Füllſtimme, nur begleitende und verjtärfende
Stimme (entg. Soloftimme); Ripieniſt, m. ein
Ausfüller, der nicht Solo fingt oder jpielt, jondern
nur die Stimme verftärken hilft und fi) genau
nad) dem Vorſpieler richten muß.
Ripopé. n. od. Ripopee, f. fr. zufammengegofjene
Weinreſte, Überbleibjel, Miſchmaſch.
Ripoͤſo, n. it. (= fr. repos, ſ. d.) Ruhe, Stille; Mat.
ein Stilleben; Ripoſte, |. Rifpoite.
Ribprẽéſa, f. it. (—reprise, v. it. riprendere, fr. re-
prendre, tviedernehmen) Zonf.Wiederholungeines
Hauptjaßes; in der Dichtkunſt eine Art der Stanze.
Slips, ın. (engl. rep; vermutlich aus engl. ribe,
Kippe) gerippter Stleider- oder Möbelbezugzitoff.
Nipuarier, pl. L. (v. ripa, Ufer) Uferbewohner, alt-
röm. Benennung der Franken, welche am Rhein—
ufer von der Lahn bis an die Lippe wohnten.
Sifalit, m. (it. risälto, v. risalire, risaltäre, vor-
jpringen, vorragen) Bauf, ein Borfprung, Vorge—
lege, hervortretender Zeil eines Gebäudes durch
alle Stodwerfe.
Wisberme,m.fr.die flache Abdachung eines Feftungs-
werte am Hafendamm.
riscant, |. unter Rififo.
ritardando
Miſchi, m. ind. (v. ſanskr. rischi, weile, heilig) ein
weijer. und —— Mann, beſ. der Erzieher von
Königsſöhnen; Name einer Klaſſe von Brahma
(j. d.) zuerit gefchaffener Weſen (9—10), die durch
ihre Heiligkeit die Kraft erlangten, Götter, Men-
Ihen und Tiere Hervorzubringen.
Nifköntro, m., pl. Niffäntrt, it. (riscontro, eig.
Begegnung, Nachricht, Anzeige 2e.; vgl. Sfontro)
Kfipr. Wechfelzahlungen Wechlelzahlungs-Anmweis
jungen, Abzahlungen; riffentrieren, ſ.ſtontrie—
ren unter Sfontro.
risentito, it. (v. risentire, empfinden) Tonf. aus-
drucksvoll, lebhaft.
Riſiko, m. oder n. it., risque (fpr. risk'), fr. (ſpan.
riesgo, v. risco, ſchroffer Fels, Klippe, alfo zunächft
die den Schiffen duch Klippen und Felſen drohende
Gefahr zur See) die Gefahr, Gefährdung, das
Wageſtück, gewagter Einſatz, Wageunternehmen;
im Verſicherungsweſen: die in Verſicherung ge—
nommene Gefahr, auch der verſicherte Gegenſtand
ſelbſt; riskieren (fr. risquer), wagen, in Gefahr
od. aufs Spiel feßen; Gefahr laufen; risfänt, ge-
wagt, gefährlid; auch risquable (ſpr. ristab’l).
riskieren, |. unter Riſiko.
riso fior&tto, m. it. (prov. ris, fr. riz, Reis, vom
I. oryza, gr. öryza) eig. Blumen-Reis, die feinfte
Reis Sorte; Nifette, f. die geringite Sorte Reis.
risolato, it. (vgl. rejolut unter rejolvieren) Tonf.
entichlofjen, beherzt, Fräftig.
Riſotto, m. italienischer Reis, in Butter u. Fleiſch—
brühe gekocht.
rifhedteren, it. (vgl. [pedieren) Kfſpr. wieder ab-
jenden, Waren 2c. weiter befördern od. verjenden.
Riſpett- oder Riſpitt-Tage, ſ. Reſpekt-Tage
unter reſpizieren.
Nifpoͤſte od. Ripoͤſte, f. it.(rispösta, v.rispöndere,
anttvorten, u. ripösta, d.ripönere,ripörre, tvieder
hinlegen) ein Gegenjtid), eine ſchnelle und treffende
Antwort; Fechtk. ein rafher Gegenſtoß; rifpofties=
ren od. ripoſtieren, auf einen Spott jchnell und
treffend antworten, auf der Stelle erwidern; Fechtk.
nad) ausgejchlagenem Stoß dem Gegner einen
Gegenftoß verſetzen; ausihlagen, bei Pferden, wenn
man ihnen die Sporen gibt.
risquieren, riskteren, ſ. unter Riſiko.
Niffſoöͤle, £. fr. (v. rissoler, braun braten) braun od.
jcharf gebraten; ein Fleifchpaftetchen; Wiffoldtten,
pl. geröftete, mit Fleiſch gefüllte Brotjchnitte.
riſtornieren, it. (vgl. stornieren) Kfipr. zurückſchrei—
ben, ab- u. zufchreiben; im Aſſekuranzweſen: von
einer fhon abgeſchloſſenen VBerficherung gegen eine
Vergütung wieder abjtchen; Riſtorno, ſ. Ri—
torno.
Siiftretto, m. it. 1. restrictum, v. restringere,
it. ristringere, zufammenziehen) ein furzer Aus—
zug, Hauptinhalt einer Rechnung 2c.; auch der
billigfte Preis einer Ware; Staat3-Nijtretto,
furze Erzählung der StaatSbegebenheite.
risus, m. I. (v. ridere, lachen) das Laden; risus
sardonius, m. f. ſardoniſches Laden; risum
teneätis amiei? [. enthaltet euch, Freunde, des
Lachens! lachet nit! — ein gewöhnlicher Ausruf
bei lächerlichen Außerungen; per risum multum
debes cognoseöre stultum, Sprw. an vielen:
Rachen erfennt man den Narren. |
risvegliato, it. (fpr. risweljdto, von risvegliare,
aufwecken) Tonf. erweckt, aufgewedt, lebhaft, mit
zunehmender Mumnterfeit.
| ritardändo,ritardäto, it.(v.ritardäre, verzögern;
rite
feit\nachlafiend.
rite, I. (vgl. Ritus) nach feierlihem Religionsge—
brauch; förmlich, ordentlich, vorſchriftsmäßig, her-
fömmlicher- od. üblichermweije.
ritenüto, it. (v. ritenöre = |. retinöre, vgl. rete-
nuto unter retinieren) Ton, zurücdhaltend, ange-
balten.
Ritörno, m. it. (v. ritornäre = fr. retourner; vgl.
Netour ꝛc. u. riſtornieren) eig. die Rückkehr; Kfipr.
Ab- und Zurücichreibung eines Poſtens im Haupt»
buche, auch Riftorno u. Storno; Ritornäll, n.
(it. ritornello) Wiederkehr, alfo urfpr. jeder wieder-
fehrende Sat eines Sing- oder anderen Tonſtücks,
Ningelfaß (Refrain); dann auch jede Stelle, wo die
Soloſtimme schweigt u. die Mafjen(Ripienjtimmen)
allein eintreten; Dichtf. eine Art Eleiner dreizeiliger
italienischer, bef. römischer Volkslieder.
Nitraͤtta, f. it. (vgl. Tratte unter traſſieren) Kfſpr.
der Rückwechſel, die Zurückziehung eines gezogenen
Wechſels.
NRitus, m., pl. gleichfalls Ritus, I. dev Gebrauch,
feierliche Brauch, beſ. Kirchengebrauch, Form der
Religionsübung; das Rituäl(e) (v. rituälis, e,
die Gebräuche betreffend), die Anordnung kirchlicher
Gebräuche, Kirchenordnung, das Kirchenbuch, vgl.
Agende, der Inbegriff ſämtlicher Formeln und
Handlungen, welche auf die Freimaurerei Bezug
haben; Rituallsmus, m. mi. ſ. Bujeyismus;
Ritualiſft, m.ni. ein Kenner der Kirchengebräuche;
auch ein Verfechter derjelben; Ritualifſtik, f. die
Lehre vonder Anordnung der kirchlichen Gebräuche;
ritnell, zum Kirchengebraud) gehörend, feier-
bräuchlich.
Rivadavbia, |. Ribadavia.
Nibäl, mm. fr. (vom l. rivälis, d. i. eig. ein Bachnach⸗
bar, der einerlei Bach, rivus, auf dem Ader mit
jemand gemein hat und mit ihm darüber oft in
Streit fommmt) ein Nebenbuhler, Mitbewverber, bef. |
in der Liebe; Mitjtreiter oder Mitfämpfer, Wett-
beiwerber; rivaliſteren (fr. rivaliser), wetteifern,
um die Wette jtreiten, in Wettbewerb treten; Ri—
balität, f. (. rivalitas) die Nebenbuhlerichaft, der
Mit- oder Wettbewerb; Eiferfucht; der Wettftreit,
Wetteifer.
Nibaͤlſo, m. it. (v. ri-valere, fich erholen) bei Kauft.
die Erholung wegen eines Vorſchuſſes, Schadlos—
haltung (Regreß).
River, m. engl. (fpr. riwwer; v. fr. riviere, ml. ri-
vera, riveria, riparia; vgl. Revier) der Fluß, in
geographiihen Namen, 3. B. the Red River, der
rote Fluß.
Mivbẽriſches Tränkchen, n. ein ac dem Arzte
Laz. Riviere (Riverius, geft. 1655) benanntes,
aus kohlenſaurem Kali und Zitronenjäure bes
ftehendes Mittel gegen Magenbejchwerden.
riverso, it. (v. rivertere, unfehren) oder riv6seio
(pr. —weidho; dv. rivesciare, umwerfen; vgl. Re—
veche) Tonk. umgefehrt, von hinten zu fpielen, eine
bei. von Haydn belichte tonkünſtleriſche Spielerei.
Mivesaltes, fr.(Ipr.vimfält; von dent gleichnamigen
Flecken jo benannt, wörtlich Hochufer) die vorzüg-
lichſte Art Roufjillonwein,
Niviera, f. it. (vgl. Revier) Ufer- od. Küftengegend,
bei. der durch fein warmes Klima ausgezeichnete
Küſtenſtrich am Mittelländiſchen Meere, am Fuß
der Meer-Alpen, mit den Nuftkurorten Nizza,
Monaco, Mentone und San Nemo.
Nivolgimento, n. it. (fpr. —dſchi—; v. rivölgere,
ummenden = I. revolväre) Tonf. die Umkehrung
vgl. retardieren) Tonk. zögernd, (an Geſchwindig—
Nobinia 761
der Stimmen im doppelten Kontrapunkt; rivol«
täto, Tonf. umgefehrt, umgemendet.
rixa, £. I. Streit, Zank.
au Shi eig. Riksdaler, m. ſchwed. vor 1875 ein
eichstaler, eine Rechnungsmünze in Schweden zu
100 Öre = 1,15 4; vgl. Rigsdaler.
Riz, m. fr. (fpr. rih) der Reis; riz-an-lait, m. fr.
(ipr. rioläh) Milchreis, eine kalte ſüße Speife.
Rizzaͤto, it. (v. rizzare, aufrichten, I. gleich]. rec-
tiäre, v. rectus, gerichtet, gerade, v. regere, rich*
ten, lenfen) frifierter Samt.
Rjad, m., pl. Rjadh, ruſſ. (die Reihe, Reihenfolge;
fanskr. radh, ordnen, per. red-&, Ordnung, Rang)
eine Reihe Handelsbuden, Budenreihe in rufjiichen
Kaufhöfen.
Noaſtbeef, n. engl. (ſpr. rohſtbihf; v. roast, röſten,
u. beef, Rindfleiſch) engliſcher Roſtbraten, geröſte—
tes, nur halbgebratenes Rindfleiſch.
Nob od. Roob, vr. Robb, arab. (robb) Heilk. einge-
dickter Fruchtfaft, Diejaft, Mus, rob eydonis-
rum, Quitten-Dickſaft; r. Junipöri, Wacolder-
Dickſaft; r. sambüei, Holunder- oder Ylieder-
Dickſaft.
Noba, k. pl. Nobe, it. (vgl. Robe) im Seehandel:
Güter, Waren.
Nobbe, m. u. k. (niederd. Rubbe, hol. rob) eine Gat-
tung im Waffer und auf dem Lande lebender fiſch—
ähnlicher Säugetiere: Seehund,Seelalb,Seelömwerc.
Nobber, r. Rubber, m. (engl. eig. der Reiber, Scha-
ber) im Whiſtſp. die doppelte Bartie, der Ausſchlag.
Robe, f. fr. (v. deutſchen Raub, althochd. roub;
vgl. das angelf. reaf, ml. rauba, Beute u. Kleid,
u. das fr. derober, berauben) ein langes Kleid der
Damen oder das Stüd Zeug, welches dazu aus—
reicht; auch Amtsgewand, bef. ein langes Ober-
Heid der Recht3gelehrten in Frankreich, und dab.
der Richteritand, die Gefamtheit der Gerichtsbe-
amten de3 Staates; robe de chambre (fpr. rob’
d' ſchängb'r), ein Schlafrod; r. de cour (jpr.
— fuhr), Hoftleid; r. de denil (fpr.—döj), Trauer⸗
Heid; r. de noces (pr. — nohß) Hochzeitskleid;
Roberonde, f. (pr. —töngd’) ein weites Oberfleid
fir Frauen. a
Nobert Macnire, m. fr. (pr. —fähr; d. gr. ma-
kärios, glückjelig) der Held aus dem Schauſpiel
„Der Hund des Aubry“, angewandt auf jeden füh-
nen, vor nicht3 zurückſchreckenden Verbrecher; je-
doch auch als Stuger, Arzt ujw. auftretend; die
Lieblingsmaske der Parifer Theater, dab. oft eine
icherzhafte Bezeichnung des franzöfiihen Volks
überhaupt.
Robillard, m. fr. (fpr. robijdr) ein feiner Pariſer
Schnupftabaf, nad) dem Namen des Verfertigerd
benannt.
Robin, m. fr. (pr. —bäng; vgl. Robe) der Gericht3-
rock, der Rechtsmann, jpöttii her Ausdrud für einen
Rechtsgelehrten.
Nobin Hood, m. engl. (ſpr. robbin hudd; Robin
als engl. Veränderung von Robert) Name eines
ehemal. berühmten Näuberhauptmanns; Nebins
hood⸗Societies (fpr. —Bobeüitis), pl. Biertrint-
gejellihaften in England, die ohne Unterſchied der
Stände in Wirtshäufern zufammenfommen und
über Staat und Religion Keen. |
Mobinet, m. fr. (fpr. —neh) der Hahn an einem
Faſſe, einer Waflerleitung ꝛc.
Robinia, f. die falfche Akazie, ſ. Akazie (mad) dem
franz. Botaniker Vefpafien Robin benannt, wel⸗
cher im 17. ar dieſe Pflanzengattung zuerit
ou3 amerikan. Samen zog).
762 Robinſonade
Robinfondde, f. (nach dem berühmten, zuerſt 1719
erichienenen Roman des Engländer de %oe:
Robinfon Cruſoe) eine Robinſon-Geſchichte,
abenteuerliche Gejhichte von verfchlagenen See—
fahrern.
Roͤble, m. jpan. (eig. die Eiche, Steineiche; vom I.
robur), eine füdamerifan. rote Holzart, die unter
dem Waffer ausdauert und als Bauholz dient.
voborteren, I. (roboräre, v. robur, eig. Steineiche;
dann Härte, Stärke) ftärken, Fräftigen; Roboran—
tig, pl. Stärkungsmittel, ftärfende Arzneimittel;
Roboration, f. nl. die Stärkung, Kräftigung;
Roboratib u.Hebörans,n. ein Stärkungsmittel;
robitit, I. (robüstus) ftarf, kräftig, derb, rüftig.
Roboͤt, auch Robat, m. (ein ſlav. Wort, poln. u.
böhm. roböta, ruſſ. raböta, Arbeit, Knechtſchaft,
von rab, rob, Knecht, Sklave) oberd. (bef.in Bayern,
Oſterreich, Böhmen u. Schlefien) f. die Frone, der
Srondienit; Robot-Bauern, Fronbauern; R.⸗
Dienſte, Frondienſte; R.⸗«Taäge, Frontage; ro—
boten od. robaten, fronen, Frondienſte tun.
Roc, m. fr. Rok; im L'hombre ſ. Rod unter Roc—
anıbole.
Hoca, f. port. in den braſil. Kolonien ein ange-
zindetes Stüd Waldes zum Urbarmaden; Nocdi-
ros, pl. Pflanzer in Brafilien.
Rocaille, f., pl. -s, fr. (ſpr. rofdj; dv. roc, Fels,
it. rocca, roccia, d. gleich]. [. rupicus, od. rupeus,
a, um, d. rupes, der Fels) Grottenwerf, Grotten-
arbeit von Muſcheln, Korallen, Steinen ıc.; Ro—
eailleur, m. (jpr. rofajöhr) ein Grottenfünitler.
Nocamboöoͤle, £. fr. (v. deutihen Nodenbolle, d.i.
Roggen-Zwiebel, weilder Stengeldemdes Roggens
ahnlich ijt) die ſpaniſche Schalotte, der Schlangen-
ſchlauch; uneig. das Beite von od. bei einer Sache;
im ’hombrejpiel eine gemwiffe Anzahl Marken,
wozu jeder, der ein Spiel gewinnt, beitragen muß,
und die nachher miteinander aufs Spiel gejegt
werden, auch Rock od. Roc, m.
KRoccella, f. it. (pr. rotjchella) die bejte Art Weizen
in Stalien und Sizilien; nl. eine Flechtengattung:
die echte Lackmusflechte (v. rocca, Fels, weil jte
auf Felſen wächſt; vgl. Rocaille).
Noccetto und Rocchetto, m. it. (ſpr. rotſchetto und
rodetto) u. Rochet, m. fr. (ſpr. roſcheh; ſpan. ro-
quete, ml. rochetum, v. deutſchen Rod, althochd.
roc, ml. roceus) ein kurzes Chorhemd der Bifchöfe.
Rochhetta, it. (pr. rodetta, v. rocca, Feld; vgl.
Kocaille) eine Felſenfeſtung oder Feſte.
Poceiros, ſ. unter Roca.
Rochambeau, ın. fr. (fpr. rofhangböh; urfpr. Per⸗
fonenname) eine Art Gebäd.
Rode, m. 1. niederd. Ruche, engl. roach u. ray;
(. raja) eine Öattung Knorpelfiſche; 2. (mittelhochd.
roch, fr. roc, jpan. roque, it. rocco, engl. rook;
v. arab. roch oder ruch, ſ. Rof) im Schadhfp. der
Zurm, Kriegs-Elefant; Rochade, k. fr. (ſpr. ro»
ſchãd') ein Zug im Schadhfpiel, durch welchen gleich-
zeitig König u. Turm ihren Pla wechſeln; ro—
chieren od. rockieren (fr. roquer), diefen Zug vor-
nehmen, rochen.
rocher de bronze,m.ftanz, (ipr.röfcheh dö brongf’)
ein Felſen von Erz. Am 25. April 1716 ſchrieb
König Friedrich Wilhelm I. von Preußen folgende
Randbemerkung zu einer Denkſchrift des Grafen
Rarl Truchjeß wegen einer neuen Befteuerung:
„SH komme zu meinem Zwed und jtabiliere die
Souveränität und ſetze die Krone feſt wie einen
rocher von bronze ımd lafje den Herrn Jun—
ger? den Wind von Landtag.”
sch
rollieren
Rochet, ſ. unter Roccetto. |
Rochette, f. fr. (ſpr. roſchett; it. rocchetta, ſpr.
— levantiſche Salzaſche, zur Bereitung des
aſes.
Rochus, m. männl. Name: der Erhabene.
Rod, m. (im L'hombre) f. unter Rocambole.
Norfelor, m. fr. j. Roquelaure. |
Rocks, pl. engl. eigentl. Steine; eine Art Zuder-
— a:
roco, it. (= 1. raucus, heifer) Tonf. rauh, dumpf.
Rod, n. engl. = PBerd), [. d.
Rodomoͤnte, m. it., od. Rodomont, fr. (eig. roda-
monte, d. i. Bergfsrtwälzer, einer, der fid) gleich—
‚Jam vermißt, felbft Berge von der Stelle zu be—
wegen und fortzurollen, von dem lombardiſchen
Worte rodare, im Rreife herumdrehen und fort
rollen, vom J. rota, Rad, u. it. monte, der Berg)
ein zuerjt von Bojarda in feinen: Orlando inna-
morato und nachher von Arioſto in feinem Orlando
furioso in Rodomonte verwandelter Name, welchen
ſie einem prahleriſchen Helden beilegten; dah. über—
haupt ein Prahler, Großſprecher, Eiſenfreſſer; Ro—
tomontaͤde, f. fr. (it. rodomontäta) die Prahlerei,
Auffchneiderei, Großjprecherei, vgl. Fanfaron-
nade; rodomontieren, großſprechen, aufſchneiden.
Rodöndos, pl. (von jpan. redondo — l. rotundus,
rund; lienzo redondo, Leinwand in runden Ballen)
eine Art weißer flandriſcher Leinwand.
Rodrigo, m. ſpan. Name = Roderich.
Roef, holl. (fpr. ruhf) eig. Dach (niederd. Roof,
engl. roof), ein Schiffsverſchlag, ein abgeſondertes
Zimmer in den Schiffen und Zugbarken.
Rogäte, m. !. (rogãte, Imperativ d. rogäre, bitten,
beten) Betfonntag od. Sonntag vor Himmelfahrt,
von dem Anfange der lat. Bibelmworte: rogate etc.,
bittet 2c., Joh. 16, 14; Rogation, f. (I. rogatio)
eine Bitte, Bittfhrift; Fürbitte, für Verftorbene;
Betfeft zur Abwendung ſchwerer Übel; ein Gefeses-
vorſchlag; rogatoriäles (näml. litterae), pl., auch
Rogatorium, n. nl. Rſpr. Bittichreiben.
Fonatiften, pl. eine chrütliche Sefte im 4. und 5.
Sahrh.. nad) ihrem Stifter Rogatus benannt.
Roger, m. = Rüdiger, f.d.
Nognüres, pl. fr. (fpr. ronjühr’; von rogner, be»
ſchneiden, prov. redonhar, urfpr. ründen, v. l. ro-
tundus, rund) der Abfall von Papier, Münzen ꝛc.
Rogoͤſha, f., pl. Rogoͤſhi, ruf. (pr. ragoſcha, ra-
goͤſchi; von rogös, Binje, Binjengras, Rohrfolbe)
ruſſiſche Matten, Baftdeden, v. geflochtener Baunı-
rinde od. aus Schilf.
Rogus, m. I. der Scheiterhanfen. —
Roi @armes, m. fr. (jpr. roci darm'; v. roi, König,
u. arme, Waffe) der Wappenfönig.
Not, Roc, r. Rokh, m. (arab. u. per].) ein fabel»
hafter Vogel von ungeheurer Größe u. Stärke in
den arab. Märchen; auch der Turm im Schadhipiel,
gemöhnl. Roche. h
Roͤköko, n. neufr. (wahrſch. von rocaille, Grotten⸗
merk, Mufchelmwerf, ſ. d. Gerät, Geſchirr, Geſchmeide
u. dgl. m. aus der Zeit der Regentſchaft Philipps
von Orleans und der Regierung Ludwigs XV.
(dah. bei den Franzoſen: Style de Louis XV.),
welches nad) dem neueſten Zeitgeſchmack wieder
Mode geworden iſt; dah. Rofofogefhmad,
NRofokoftil ac.
Notkoß, m. poln. (fpr. rökoſch; angeblich aus dem
Ungarifchen entlehnt) die bewaffnete Verbindung
des Adels wider den König und den Senat.
Rolette, f. fr. flandrifche Batiftleinmand.
rolfieren, ſ. roulieren.
|
Rollo
Rollo, n. it. = Noulement, f. d.
Rolls, pl. engl. (fpr. rohls; v. roll, die Rolle) eine
Urt roher Leinwand, bef. aus Heſſen u. Weftfalen.
Romagna, f. it. (pr. vomdnja) der nordöftliche Teil
de3 ehemal. Kirchenftantg (die Bezirke v. Bologna,
Ferrara, Forli u. Ravenna); Namagnole, m. ein
Einwohner dieſes Gebiets.
Romaifa, f. (neugr. rhömaika, v. rhömaikos, neu»
griechifch) ein neugriechiſcher Volke tanz, im reife,
meiſt nur von Männern getanzt. (Antiqua.
Romain, fr. (fpr. romäng) die fateinifche Schrift,
Romaine, f. fr. (fpr. romähn’; v. romain, romaine,
römijch; it. romano, das Gewicht an der Schnell»
wage) eine römische Wage, Schnellwage; Koch. rö—
miſcher Bindjalat, Spargelfalat.
Bemän,m. (fr. roman, it. romanzo, engl.romance,
urjpr. alles in einer romaniſchen Spracde Ge-
fchriebene, v. [. Romanicus, Adv. Romanice, rö—
miſch) jeit der Einführung des Amadis aus Frank—
reich in Deutjchland, um 1570: eine auf alten
epiſchem Hintergrunde ruhende abenteuerliche Hel-
den», Ritter- u. Liebesgejchichte; dann überhaupt:
eine erdichtete längere Erzählung, Darftellung er-
dihteter menschlicher Begebenheiten, deven Haupt-
zweck Charafterzeihnung u. Sittenſchilderung iſt,
dah. beſ. die Bildungsgeſchichte u. die Lebensſchick—
ſale eines einzelnen enthaltend; in engerer Bed.
eine abenteuerliche Liebesgeſchichte; einen Ro—
man ſpielen, einen Liebeshandel anſpinnen und
durchführen; romanhaft, erdichtet, märchenhaft,
abenteuerlich, ſchwärmeriſch; Romancier, m. fr.
(ſpr. romangßjeh) ein Romanzendichter; auch Ro—
manjchriftiteler; vomanesf (fr. romanesque), ro-
manbhaft; Roͤmanomanie, f. nl.-gr. Romanwut,
Romanleſeſucht; romäniſch (v. [. romänus, rö—
milch), vom Altrömijchen od. Lateinischen abjtam-
mend, wie die im Mittelalter aus dem Lateinifchen
entiiandenen romaniſchen Spraden: die ita-
lieniſche, jpanifche, portugiefifche, Franzöfifche, pro—
venzaliihe ꝛe; romaniſcher Bauſtil, der Rund—
bogenſtil in der Baukunſt, der ſich vom 10. bis
15. Sahrh. ausbildete, = byzantiniſcher Bau—
til; romantijch (fr. romantique), eig. in einer
der romanijchen Sprachen verfaßt; überh. im Geift
und Geſchmack des hriftlichen Mittelalters, entg.
dem Antifen, Rlaffiihen u. dem Modernen;
dab. die romantiſche Schule, diejenige Dichter-
ſchule in der deutichen Literatur, welche fich mit
Vorliebe dem chriſtl. Mittelalter zumandte, wie die
Gebrüder Schlegel, Novalis, Ticck 2c.; auch) dich—
teriſch⸗ſchön, maleriſch, anmutvoll, reizend (3. ©.
eine romantische Gegend); Nomantit, f. u. Ro—
mantizismus, m. barb.-!. der mittelalterliche u.
von neueren Dichtern und Kunftrichtern wieder er-
weckte (romantifche) Gefhmad in Kunſt u. Litera—
tur; Romaͤntiker, m. Anhängerdiefes Geſchmacks;
Romdnze, f. (ſpan. u. fr. romance, v. I. Roma-
nice cantare, d. h. romaniſch fingen) eine Eleine
abenteuerliche Geichichte in Form eines Liedes,
eigentl. das ſpaniſche Volkslied, ein Erzählungs-
liedchen, Geihichtslied, vgl. Ballade; Roman—
eero, m. jpan., Sammlung von Romanzen, os
manzenbuch, Liederbuch; Romänzo, n. ital. =
lingua romanza) die romanijche Sprade.
Romand-Conti, m. vorzüglicher Burgunderiwein.
Romania, f. it. ein guter Weizen in der nea-
politaniichen Provinz Terra di Lavoro.
Romänen od. Rumänen, pl. (Romeni, Romuni)
der einheimiſche Name der Waladhen, den fie ſich
wegen ihrer römiſchen Abſtammung beilegen.
Roquelaure 763
Romanésco, m. it. (romanesco, römiſch) ein guter
Wein im römischen Gebiete; Nomandsca od Ro—
mandsfe, f. ein ital. Tanz von heiterem Charaf-
ter und Schneller Bewegung.
Romani Imperii Semper Augustus, m. de3 rö-
miſchen Reiches allzeit Mehrer, ein Titel der
deutſchen Raifer.
romantisch, j. unter Roman; Romanismus, m.
nl. die römisch-fatholifche Religion, deren Lehr—
ende
er römijch-Fatholiichen Kirchenlehre, Römlinge;
Anhänger und Verteidiger des römischen Rechts,
entg.dermaniften; auch Kennerderromanifchen
Sprachen; romaniſtiſch, die Kenntnis der roma- -
niſchen Sprachen betreffend; Romaͤntik, roman⸗
tiſch, Romanze, ſ. unter Roman.
NRoman-Zement, n. ein natürlicher hydrauliſcher
Kalk (ſ. d. unter Hydraulifch), durch Brennen
von aus kieſelſaurem Kalk und Ton bejtehenden
nierenförmigen Sinollen bereitet, u. verjch. dv. dem
in ganz beftimmtem Mifchungsverhältnis künſtlich
bergeitelten Bortland-Zement.
römische Säulenordnung, f. die jüngite, aus der
ioniſchen und forinthifchen (f. d.) im alten Rom
zufammengefegte Säulenordnung.
Romuliden, pl. I. (Romulidae) Nachkommen des
Romülus, des Gründer und eriten Königs von
Kom, Römer k:
Ronas, m. per. (rönäs) die fyrifche oder perjiiche
Krappwurzel.
Nond, m. fr. (fpr. rong’; von rond, rund, dv. I. ro-
tundus) das Rund; Rond d'eau (ſpr. rongdsh),
ein großer, runder Wafjerbehälter mit einer Raſen—
einfafjung; Monde, f. (fpr. rongd') die Runde, der
Rundgang, Kreisgang; Rundtanz;Kripr.dieRtund-
twache, Befichtigungs- od. Streifiwache; eine ftehende
franz. Schreibichrift, entg. Coulee; A la ronde,
rund herum, im Umkreis; eine Urt des Billard-
ſpiels, mit 12 Kleinen Bällen u. einem Spielballe;
Nondenn, n. (pri: rongdöh) ein Ringelgedicht,
Stingellied, kleines, meijt 13 zeilige3 Gedicht in zwei
Abteilungen mit einem nad) beitimmten Gefegen
wiederkehrenden Refrain; Tonk. (aud) Monde, it.)
ein Muſikſtück gew. in 2 Teilen, in welchem das
Hauptthema mehrmals wiederfehrt; auch Schluß-
jag einer Sonate; Ronde-Boſſe, f. Rundwerk,
runderhabene Arbeit, vgl. Boſſe; Rondeél, n. (v.
fr. la rondelle) ein Rundwerk oder Rund, Rund-
gemäuer, Aundturm; Rundbeet, Rundplaß; die
Rundſchanze, Rundflähe; Rondino od. Rondo⸗
(dtto, n. it. Tonk. ein kleines, weniger ausgeführ—
tes Rondo, ' d. Ada)
Rongerie, £. fr. (pr. rongſcherih; v. ronger, nagen;
prov. romiar, ſpan. rumiar, wiederfäuen, vom l.
rumigäre) in Kattundruckereien dag Wegbeizen der
Farben dur Ätzmittel.
Noob, ſ. Rob.
Roof, f. engl. (fpr. xuhf) eigentl. das Dach, eine Art
Hütte auf dem Dee der kleineren Schiffe(vgl.Roef).
Rookeries, pl. engl. (fpr. ruhkeris; v. engl. rook,
Art Krähe, rookery, das Krähengenifte) Zager-
pläte der Seevögel, 3.B.auf den Falklands-Inſeln.
Noot⸗Blower, m. engl. (pr. rut-bläuer; nad) dem
Erfinder Root genannt),das Kapfelgebläje; Root—
fefjel, der Röhrentejjel.
Ropegraſs, n. engl. (jpr. rohpgraß; v. rope, Strid,
Tau, u. grass, Gras) da3 Perlgrag (Melica nu-
tans, L.) zu Fiſchernetzen.
Roquelaure od. Roquelaur, m. fr. (pr. rod’-[öhr)
ein Mantel-, Reife od. Negenrod, Negenmantel,
764 Roquetin
nach ſeinem franz. Erfinder,
Roquelaure, genannt.
Moquetin, m. fr. (fpr. rock'täng) eine kleine Rolle,
worauf Seide und Goldfäden gewickelt werden,
die Seidenſpule, Lahnſpule.
Roquette, k. fr. (ſpr. rockett'; fpan. ruqueta, ital.
ruchetta; v.l. erüca) die Ranke, Brunnkreſſe ein
Küchenfraut, welches nıan als Salat ißt; au) =
Rochette.
roquieren, ſ. rochieren unter Roche.
Noräte, I. (v. roräre, tauen, beträufeln) eig. tauet,
Benennung einer in der fathol. Kirche während
der Adventzeit gehaltenen Meffe, nach ihren An—
fangsworten: rorate coeli,d.i.tauet, ihr Himmel! |.
welche aus Jeſ. 45, 8 genommen find.
rosa, f. I. die Roſe; roſa od. roſarot, beifer rofen-
rot, rofenfarben; sub rosa, unter der Roſe, dem
Bilde der Vertraulichkeit, d. i. im Vertrauen, ins—
acheim; Roſe bon Jericho, ſ. Serihorofe;
Rofazéen, pl. nl. (rosackae) Rofenarten, Rofen-
blütler; Koſenholz, [-Rhodijerh lg Roſaͤlba,
f. nf., weibl. Name (v. I. rosa alba): Weißröschen;
Roſaälia, pl.nl. Heilf. die Nöteln, das Purpur—
frieſel; Roſalie u. Roſalinde, f. weibl. Namen:
die NRofige, Roſenſchöne; Roſalie, f. fr. Tonf.
die Wiederholung einer mufifal. Stelle in höheren:
od.tieferem Tone; Roſamunde, k. ldtſch. Roſen⸗
mund“ (Luther); Roſarium, n. (I. rosarium, ein
Rofengarten) ein Roſenkranz; Roſengarten, Ro—
ſenzucht; rosarii fraternitas, f. die Rofenfranz-
brüderſchaft; Roſein, n. der Roſenſtoff, ein roter
Färbeſtoff; Roſenöble od. Roſenobel, m. (d. i.
eig. edle Roſe) ein Roſenſtück, von 1528 bis 1649
geprägte englifche Goldmünze, mit einem Schiffe
und einer Roſe bezeichnet, etiva 19,50 .4 an Wert;
Roſenoble-Gold, Gold, das nur Yısz Silber
enthält; Roſeétte, £. fr. eine Eleine Roſe, ein Rös—
chen, vofenförmige Berzierung in Gold- od. Silber-
blech 2c., rojenförmig verihlungene Bandichleife,
Bandrofe; die Stellicheibe in Taſchenuhren; aud)
Roſenſtein, ein unten platt und oben eig geichlif-
fener (in rautenfürmige od. dreiedige Flächen ge-
teilter) Diamant; als mweibl. Name: Röschen;
rojettieren, mit Goldröschen bejeßen, verzieren;
den Diamant fo fchleifen, daß er lauter rauten-
förmige od, dreiedige Flächen zeigt; Roſilda, f.
weibl. Name: die Roſenholde, Unihuldholde; ro—
teren, (die gefärbten Garne) Schönen; roſa färben;
Roſine, f. weibl. Name: die Roſenrote, Blühende.
Roſch chodeſch, m. hebr. (eig. Haupt des Monats)
der erite Tag des Monats bei den Siraeliten.
Roſciaͤde, f. (von Roscius, einem berühmten röm.
Schauſpieler) ein englijches Lehrgedicht über die
Schauſpielkunſt von Churdill.
Roſcönne, £. fr. weiße Leinwand aus der Bretagne.
rosee de fleurs, £. fr. (jpr. —flöhr) eig. Blütentau,
ein verfeinertes Duftwaſſer.
Roſelit oder Nofelith, m. ein nach ©. Nofe be-
nanntes, der Kobaltblüte verwandtes Mineral in
Pofenübel, m. j. unter rosa. [Sadıjen.
Roſereaux, pl. fr. (ipr. roſ'roöh) ruſſiſches Pelzwerf
zu Mügen, Müßenpelz.
rer) n. engl. (jpr. roſ'wudd) = Rhodiſer—
olz, ſ. d.
Roſier, m. (ſpr. roſjeh) ein altes niederländiſches
Getreidemaß (j. Raſiere,.
Nofindnte od. Rozinante, m. ſpan. (rocinante,
fr. rossinante, v. jpan. rocin, fr. rosse, ſchlechtes
Dferd, von: Deutfhen Roß, u. ante, vorher) eine
Mähre, Schindmähre, bej. u. urjpr. Don Qui—
dem Herzog “|
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Notation
rotes (ſ. d.) elender Neitklepper, von ihm felbft
jo benannt.
Nofine, f., pl. Roſinen (v. fr. raisin, Weintraube,
fat. rac&mus), getrocnete, jehr zuckerreiche Wein-
beeren, entiv. an der Sonne, od. im Ofen gedörrt,
vgl. Zibeben und Korinthen; aud) ein weibl.
Name (f. unter rosa); Roſinenmet od. Roſinen⸗
twein, m. ein wohljchntedendes, gejundes Getränk,
aus Rofinen, Honig und Wafjer durch die Gä—
— bereitet.
Roskoͤlnik, fälſchlich für Raßkölnik, ſ. d.
Nosmarin,m. (v. l. ros marinus) eig. Meertau, ein
bekanntes wohlriechendes Gewächs, im Orient und
ſüdl. Europa, bei. nahe am Meere, wild. wachjend.
Noſoͤlio od. Roſoglio, m. it. Rojenbranntwein, ein
italien. Würzbranntwein, aus NRojenblättern be-
reitet; n. a. it der Name aus ros solis entjt., weil
man früher zu einem ähnlichen geiftigen Trant das
Blümchen Sonnentau benußte; vgl. Drofera und
Roſſöli; Raſölſäure, f. 1. (aus roseus, roſenrot,
und ol&um, DL) eine aus Teeröl od. Karbolfäure
dargeltellte ſchöne rote Flüſſigkeit.
Roſoinak, m. (poln.rosomak, ungar.rozomäk, ruſſ.
rossomächa) der Bielfraß, Naubtier vom Bären-
gejchlecht im nördl. Europa ac.
rosso antico, m.it.(d. eig. antikes Not; rosso, rot,
v. [. russus) rötliher Marmor.
Rofföli od. r. Roſſolis, m. fr. Sonnentau, ein
feiner, gewürzhafter Branntwein, bej. über dem
Kraut Sonnentau (l. ros solis) abgezogen.
Sioftbeef, n. ſ. Roaſtbeef.
Roſtellum, m. I. (Verkl. v. rostrum) ein Schnäbel«-
chen, Rüſſelchen, Schnäuzchen.
Nostontichinäf,n.ein zuſammengeſetztes ätheriſches
Ol zur Likörbereitung (nad) dem ruſſ. General be»
nannt, der den Brand von Moskau befohlen
haben ſoll). —
Noͤſtra, pl. l. (von rostrum, der Schnabeh) eig. die
Schnäbel; die Rednerbühne auf dem Marite im
alten Rom, fo genannt nach) den dort angebraditen
Schiffsſchnäbeln der erbeuteten Schiffe; daher pro
rostris, eig. vor den Schnäbeln, d. i. von od. auf
der Rednerbiühne, öffentlich (reden).
Noftral, r. Raftral, |.d.
Röt, m. fr. (jpr. ro) = Röti, ſ. d.
Rota vd. Ruota, f. it. (eig. Rad, = 1. rota; jo ge-
nannt, weil der Gerichtsfaal mit radfürmiger
Blatten gepflaftert ift) das Höchfte päpitliche Ap—
pellationsgericht, Obergericht zu Nom über Die ge-
famte fathol. Chriftenheit; daS Rad od. der Dreher
an Kloſterpforten; ein runder Kichenmantel.
Rotabäga, Rotabanne, Rutabaga, f. eine ſchwe⸗
diſche Abart der Kohlrübe.
Noracismus, |. Rhotacismus.
Stotafvottenv, m. fr. (pr. —töhr) eine Majchine,
die in der Baummollfpinnerei verivendet wird,
Feinſtreckbank, Würgelwerk, Nitjchel.
Notalith, m. lagr. (von I. rota, Rad, u. gr. lithos
Stein) ein Radſtein, Strahlitein.
Hotang, Nottang od. Notting, n. (ſpan. rota,
engl. ratan; v. malay. rötan) das oftindifche oder
fog. ſpaniſche Rohr, Balmengattung.
Stetation, f. I. (rotatio, v. rotare,im Kreife herum-
drehen, v. rota, das Rad) der Radlauf, Rundgang,
Wirbel, Freisförnige Bewegung eines Körpers
(4. B. der Erde) um die eigene Achſe; Rotations⸗
Achte, f. Drehungsadje; R.-Fläche, f. die um
eine fejte gerade Linie jich bewegende Fläche; R.⸗
Kegel, m. der durch Umdrehung eines Winkels um
feinen einen feiten Schenkel umjchrievene Raum;
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|
Rotel
R.-Mapnetismms, m. die Beweqgunasbeziehun-
en zwischen Magneten u. eleftriichen Leitern ; R.—
aſchine, f. Dampfmaſchine, in welcher die vont
Dampf bewirkte Bewegung unmittelbar eine rotie-
vende jein fol, Drehmaschine; Schnellprefie, Rund»
druckpreſſe (in der Druderei); R.:Pumpe, Dreb-
kolbenpumpe, eine Vorrichtung zum Heben von
Slüffigfeiten, bei der das Pumpwerk durch rotie-
rende Flügel getrieben wird; Rotatoria, pl. nl.
(fo genannt, weil fie jehr beweglich find) Näder-
tierhen, Aufgußtierhen; votieren, I. (rotäre) fich
int Sreife herumdrehen, fich um feine eigene Achie
Rotel, |. Rotulus. (bewegen.
Röti, m. fr. (fpr. röti) der Braten; Rötie, f. ge-
röftete Brotichnitte, Röſtbrot (mit Sardellen 2e.).
Motonde, ſ. Rotunde.
Biotte, f. früher ein Flüſſigkeitsmaß in Madrid.
Nettang, j. Rotang.
Nötte, f. (mhd. rote, rotte, ml. rota, ruta, rupta,
vom [. Bart. ruptus, gebrochen; ruſſ. röta) Heine
Schar, Abteilung eines Heeres.
Nottel, Roͤttolo, m. (von arab. rathl, Pfund; vgl.
Ratel) ein Handelsgewicht im Morgenlande von
ſehr verichiedener Größe.
rotten-boroughs, pl. engl. (ſpr. rött'n börros; v.
engl. rotten, verfauft) verfallene Marktfleden, in
denen das Recht, Abgeordnete ins Parlament zu
jenden, in die Hände weniger Eigentümer gekom—
men war und denen durch die Barlament3-Reform
von 1332 das Stimmrecht genommen wurde.
Rotting, ſ. Rotang.
rottieren (von Rotte, altfr. rote, prov. rota, ml.
rotta, ruta, rupta, Haufen, Schar, v. [.rumpe£re,
brechen), eine Rotte bilden, zufammenrotten; Rot⸗
tierer, m. ein Meuterer.
Rottmelich oder Rotwelſch, n. (v. Rot, welches in
diefer Sprache ſelbſt einen Bettler bezeichnet, und
welich f. fremd, ausländiſch) Spitzbubenſprache,
Gaunerſprache.
Notülus oder verkürzt Roͤtul, Roͤtel, m. mi. (ft.
rotüla, Verkl. v. rota, alſo eig. Rädchen, dann et—
was Zuſammengewickeltes, eine Rolle) ein Bündel
oder Stoß Akten oder gerichtliche Verhandlungen;
rotulus testĩum, die Zeugenrolle, das niederge—
ſchriebene Zeugenverhör od. die Zeugen-Ausſagen;
Rotüli oder rotülae, pl. Arzneikügelchen; rotu—
lieren (nıl. rotuläre, d. i. eig. rollen), Akten nad)
ihrer Folge bezeichnen, zufammenordnen und ein»
heften; Rotulation, f. das oronungsmäßige Zu-
fammenbheften jchriftliher Verhandlungen.
rotiünde, I. (Adverb von rotundus, rund) Rſpr.
rund, rundweg, ohne Umjchweife; auch in runder
Bahl; Rotünde oder Rotönde, f. (it. rotonda, fr.
rotonde) einRundgebäude, oft als Luſthaus; jedes
außen und innen runde Gebäude, bei. das berühmte
Bantheon (f.d.) zu Rom; Mod. ein Rundfragen;
runder Damenmantel.
Notüre, f. fr. (von nıl. ruptura, ein neugepflügter
Acer, tleines Gut, Bauerngut, d. l. rumpöre, bre-
chen) der unadelige Stand, Bürger- und Bauern«
itand; Rotürier, m. (fpr.—rjeh; ml.rupturarius,
einer der den Ader bricht oder anbaut) ein Bürger-
licher, Unadeliger; en roturier (fpr. ang —), wie
ein Bürger; bäuriſch, gemein.
Rotwelſch, ſ. Rottwelſch.
Roucon, ſ. Orlean.
Roué, m. fr. (pr. rueh; v. rouer, rädern) eig. ein
Geräderter oder Rädernswerter, ein Wüſtling,
Schlemmer; im Jahr1719 durd) eine zufällige Ber»
anlafjung zum Modenamen der vornehmen, galan-
Route 165
ten Rollüftlinge geworden, —=Ribertin: aimable
rou6 (jpr. üämab’I—), ein liebenswürdiger Wült-
ling, ein im Benehmen feiner Menſch von ſchlech—
ten Orundfäßen; Rouerie, f. fr. (fpr. ruh'rih) das
Benehmen eines Nous, wüſtes Leben; Gauner-
jtreich, Schelmenſtreich.
Nouennes, pl. fr. (fpr. ruenn’) halbbaumwollene
Zeuge, jo benannt nad) der Stadt Rouen, woher
jie fommen.
rouge, fr. (ſpr. rubih’; v. I. rub&us—=ruber, ru-
bidus) rot; Rouge, n. Rot, vote Schminke; rouge
et noir (fpr. ruhſch' e nodhr), Rot und Schwarz,
ein franz. Glüdsjpiel mit Kugeln und Karten;
rouge végétal (jpr. — weicetdl), Bflanzenrot,
Schminkrot, portugiefifche Schminke, aus Safflor
bereitet.
roulieren (fpr. rul—), fr. (rouler, prov. rotlar, it.
rotolare, v. ml. rotuläre, v. [. rotülus, rotüla, ein
Rädchen) rollen; umlaufen, im Umlauf od. Gange
jein, gangbar, gang u. gäbe fein; Rouläde, f. Ge—
rolltes, ein Röllchen, Me nA ner Fleiſchſchei⸗
ben mit Füllung, Rollfleiſch; Tonk. ein Lauf, eine
Sejangsverzierung, ein Läufer; Nonlage, f.,r. n.
(ſpr.— lähſch') der guhrlohn; Bauf. eine drüftung;
Noulance, f. (ſpr. ruldngß’) Geldumlauf; Rou—
leau, m. und n., pl. Nonleaug (pr. rulöh, pl.
rulöhs), Rolle, Walze, Rollholz, Nollvorhang vor
Senftern, Rolladen; Roulement, n. (pr. rl’
mang) der Wirbel auf der Trommel und Pauke;
Rouléette, f. eine Rollicheibe, ein Rollrädchen,
Werkzeug der Kupferitecher; auch ein Glücksſpiel
mit Kugeln, Glüdsrad; Noulier, m. (jpr. ruljeb)
ein Süterfuhrmann; Kärrner.
Nound-heads, pl. engl.(ipr.raund-hedd3; v.round,
rund, u.head, Kopf) Rundköpfe, Stubföpfe, Spott-
name der Buritaner oder der dem Könige Karll.
von England feindlichen Partei, wegen —* rund
verſchnittenen Haares.
Rouffelet, m. fr. (ſpr. ruſſ'leh; v. roux, rousse, —
[. russus, a, um, tot) die Zuderbirne, eine muska—
tellerartig ſchmeckende Birnenart von rötlicher
Sarbe; Rouſſeline, f. fr. eine Birnen» und eine
Weintrauben-Sorte.
Rouſſillon, m. fr. (ſpr. ruſſijöng) ein ſehr ſtarker
jüßer franzöſ. Wein aus der Provinz Rouſſillon
im füdl. Frankreich. _
Pont, m. engl. (fpr. raut; eig. = Rotte; Schar;
vgl. rottieren) eine aroße, vornehme engl. Abend-
geſellſchaft, Teegefellichaft.
Route, f. fr. (fpr. rut’; v. I. rupta, sc. via, d. i. ge-
brochene Bahn, gebahnter Weg) der Weg, Reiſeweg,
die Straße, Fahrt, Strecke, Linie, Richtung der
Reife: Reiferoute; Marſchroute der Soldaten,
der ihnen angewieſene Weg; Routier, m. (jpr.
rutjeh) ein Scewegweifer, Wegweijerfürßeefahrer,
Seeipiegel, Seefartenbud; Routiers, pl. im
14. Jahrh. um Sold dienende Abenteurerin Frank—
reich, die da3 Land verwüſtend durchzogen; Nous
tine, f. (pr. rutine) die Gejchäftsferttgleit, Ge—
läufigfeit und Gemwandtheit, der Handgriff, das
Handeln nach erfahrungsmäßigen Verhaltungs-
regeln ohne Einsicht in die Gründe; Routinier,
m, (fpr. —njeh) ein Erfahrener, Geübter, Gewand—
ter, Erfahrungsmann, der bloß aus Übung han»
delt; auch ein Pfufcher, der nur durch Zuſehen ge
lernt, aber feine gründlichen Kenntnifje bat, z. B.
ein jolcher Arzt; fih rontinieren (fr. routiner),
fich Fertigkeit oder Geläufigkeit in einem Geſchäfte
eriverben; ich einüben; rontiniert (fr. routine),
geübt, bewandert, erfahren.
766 Rover
Rover, m. engl. (ſpr. Rowwr; nad) dem Erfinder
benannt) ein Bicyele (ſ. d.) od. Zweirad mit zwei |
sleih großen Rädern.
Hoveiciamento, n. it. (pr. —weih—; vd. rove-
sciare, umwerfen; vgl. riverso) Tonf. die Umfeh-
rung od. Verwechfelung der Stinmen im Kontra»
punkte.
MNowdy, m. engl. (ſpr. räüdi), pl. Rowdies (v. row,
Lärm) Schwelger und Lärmmacher der niedrigſten
Art, rohe, freche Bummler, beſ. junge, auf Aben-
teurer und Unfug ausgehende Müßiggänger in den
größeren Städten der Vereinigten Staaten Nord-
amerifas (vgl. Zoafer); Rowdhtum, n. der Un-
fug, der durch foldhe freche Burfchen veranlagt
wird, und die daraus hervorgehenden Zuſtände;
Rowdhismus, m. die Zuitände, die durch ſolche
Leute in einer Stadt hervorgerufen werden.
rohaͤl, fr. (pr. roajal; v. L. regälis, ſowie roi v. rex)
königlich, auch: königstreu; val. regal; Rohal—
Affent, m. engl. (fpr. renäl-äfjent) die Fünigliche
Genehmigung einer Bil; Rohaͤl⸗-Papier, n. Rö-
nigspagier, jehr großes Bapier; R.⸗WPunſch, m.
Königs-Bunfdh mit Wein; Royal, m. eine franz.,
von 1295 bis 1422 mit dem Bilde des Königs ge-
prägte Goldmünze von Dulatengröße; Rohal, m.
u. n., ein nur auf einer Längsjeite gejchweifter
Flügel, entg. Impérial, ſ. da royaliſieren (fr.
royaliser), königlich geſinnt machen, nach monar-
chiſchen Grundſätzen einrichten; auch königstreu ge—
ſinnt ſein; Rohalismus, m.barb.-L.(fr.royalisme)
der Königsſinn, die Königstreue, Anhänglichkeit
an die königlichePartei; Royaliſt, m.fr.(royaliste)
ein Anhänger des Königtums, ein königstreu Ge—
ſinnter; rohaliſtiſch, dem König oder dem König—
tum ergeben, königstreurc., königlich; Rohauté, f.
(pr. rojoteh) die königliche Würde, das Königtum;
Royal Socioty, f. engl. (ſpr. reul ßoͤßeiheti) Name
gelehrter Geſellſchaften in London, auch in Edin—
burgh und Dublin.
Rüagde, f. fr. (ſpr. rücid; v. ruer, ſchleudern, hinten
ausſchlagen, v. l. ruöre, ſtürzen) Dad Ausſchlagen
der Pferde; der Schlag mitdem Hufe; fig. die Grob—
heit, der grobe Ausfall.
Rub, m. arab. (rub, ein Viertel, v. arba, vier) eine
türkiſche Münze = Piaſter oder 10 Paras (ſ.
Piaſter).
rubäto tempo, ſ. unter Tempo.
Rubber, |. Robber.
Nübbia, f. od. Rubbio, m. it. ein ehemal. Getreide-
maß in Ancona, Rom 2c., ungef. 280 bis 2951];
ein ehemal. %eld- oder Flächenmaß in Rom; ein
ehemal. ital. Gewicht von 25 Pfund zu 12 Unzen;
Rubbiatelle, f. ein ehemal. Getreidemaß in Kom
= Us Rubbio.
rubefacientia, pl. l. (v. rubefacere, röten) Heilk.
ätzende, Röte und Hitze verurſachende Heilmittel.
RNubel. m. ruſſ. (rubl, urſpr. ein abgehauenes Stück,
v. rubitj, ſchneiden, hauen; n. a. v. d. arab. rub,
j.d.) eine ruſſiſche Silbermünze von 100 Kopeken.
Nach dem Miüngzitatut vom J. 1839, das die Sil-
berwährung einführte, hatte der Silber- oder
Metallrubel einen Wert von 3,24 .%, im Gegen-
jaß zu dem al3 Banknote ausgegebenen Bapier-
od. Kreditrubel, defjen Wert Kursſchwankungen
unterworfen war. Nach dem neuen ruſſiſchen Minz-
ſyſtem vom 7. (19.) Juni 1899, das auf Goldwäh—
rung berubt, iſt der Rubel die jtaatliche ruſſiſche
Münzeinheit und enthält17,424Dolireinen Goldes,
wird aber in Goldſtücken nicht unter 5 Rubel ge-
prägt (1Doliais ruf. Bfund—0,0444 Gramm).
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rüde
Nubelle, k. (wahrſch. verw. mit reiben, engl. rub)
Hüttenm. eine Neibeplatte, ein eifernes Blech, auf
weldem die Erze zum Probieren Hein gerieben
twerden.
Rubellit, m. (vd. I. rubellus, rötlich, dv. ruber, rot
a pfirfichblütroter, unfchmelzbarer
ör
Rubentia, f. nl. (v. l. rubens, rot ſeiend, gerötet,
rot) das Rotholz.
Rubia, f. I. (von rub&us, rot) die Färberröte, der
Krapp, ni. rubia tinetorum; Rubiazeen, pl. nl.
(rubiac&ae) Krappgewächſe, Krapparten; Rubia⸗
zin, n. der orangegelbe Farbſtoff des Krapp.
Rubicell, m. f. Rubin.
Rubidium, n.nl.(v.1.rubidus, rot) ein von Bun-
jen u. Kirchhoff entdedtes Alfalimetall, nach Zroten
Linien, die fein Spektrum zeigt, fo benannt.
Rubie, f. (vgl. Rub und Rupie) eine ehem. goldene
Rechnungsmünze in Algier.
rubifizieren, nl. ((. rubefacere), töten, rotmachen;
Nubifikation, f. das Rotmachen, Röten; Rubi—
ficantie, pl. rotmachende Mittel.
Rubikon, m. ein Kleiner Fluß in Oberitalien, jest
Pilatello, der die Grenze zwiſchen Italien und dem
diesfeitigen Gallien (d. ti. Oberitalien) bildete, be-
rühmt durch Cäſars Übergang über denjelben,
welcher das Zeichen zum Bürgerfriege war; daher
fig. über den Rubikon gehen oder den Ru-
bifon überfchreiten, den legten, entſcheidenden
Schritt tun; vgl. alea.
Rubin, m. (it. rubino, fpan. rubin, rubi, prob.
robin, fr. rubis, vom ml. rubinus, — l. rub&us,
ruber, rot) ein durchſichtiger roter Edelftein, der
bärtefte und koſtbarſte nächit dem Diamant, am
ſchönſten in Ceylon, Begu ꝛc.; der ſchönſte, hochrote
heißt Almadin, Almandin oder Karbunfel
(gem. Karfunfel), weil er einer glühenden Kohle
(carbo) gleicht; derviolettrote: Spinell; der blaß—
rote: Balais (f.d.), au) Ballas oder Balaß,
und der rotgelbe: Rubicell, welcher weniger ge»
achtet wird; Nabin-Glimmer, m. = Pyro—
jiderit; R.-«Schwefel, m. rotes Rauſchgelb, vgl.
Nealgar ımd Arſenik; Ri-Spat, m. — Rho—
donit.
Rubrik. f. I. (rubrica f. ruberica, von ruber, rot),
au uͤbrum, n. (d.i. eig. das Note) die Über-
Schrift, Auffchrift, der Titel eines Buches, Kapitels,
Geſetzes, Aitenftüds 2c. (ehem. mit Rötel, rubrica,
gezeichnet); Die Bezeichnung: der Abjchnitt, die Ab-
teilung, Spalte, das Fach; Oattung; Rubrum,
auch: Snhaltsangabe; rubrizieren (jpätl. rubri-
cäre, rot färben), mit einer (roten) Überjchrift ver-
jehen, mit roten Buchftaben überfchreiben; bezeich—
nen, betiteln; nad) Abſchnitten, Fächern zc. ordnen;
einteihen, einordnen; Rubrikãat, n. nl. Abteilung,
bezeichneter Abichnitt; Aubrifätor, m. ein Rot-
jchreiber, Aotfärber, im Mittelalter Schreiber,
welche die großen Anfangsbuchſtaben in Hand» u.
Drudichriften bunt ausmalten; Rubriceile, f. ein
fathol. Meßgebetbüchlein.
Nüpfel, — Ribefel, |. d. _
Rubus, m. I. der Brombeerjtraud.
Ruchadlopfiug, m. Sturzpflug, Krümelpflug.
Suche, £. fr. (for. rüſch'; v. ruche, der Bienenkorb,
ehedem aus Baumrinde verfertigt, prod. rusca,
ruscha, die Rinde) oder Rüſche, ein gekräufelter,
aufrecht ſtehender Bejat der Slleider, Heine ſchmale
Hal3- und Handkrauſe zc.
Nudbert, m. f. Robert.
rüde, £. (v. I. rudis) rauf, grob, voh, ungejchliffen;
u en A
Rudera
ungeſchickt, unwiſſend; Rudität (fpätl.ruditas) od.
Rüdefſſe, k. fr. die Roͤheit, Ungeſchliffenheit; Ru—
diménte, pl. (lat. rudimenta) die Anfänge, erſten
Verſuche in einer Sache oder Kunft; die Anfangs»
gründe, die Grundlage des Unterrichts; rudimen=
tär, im Entjtehen begriffen; verfiimmert; rudis
indigesta ue möles, eine rohe, ungeordnete
Maife, zuerit bei Dvid vom Chaos (f.d.) gebraucht.
Nudẽra, pl. (von sing. rudus, n.) lat. eig. Schutt,
Schutthaufen; Trümmer, Überbleibfel; gewöhnt.
—= Ruinen, f.d.; Nuderalen, pl. Schuttpflanzen,
die auf Baufchutt, eingejtürzten Gebäuden oder
längs der Mauern wachen; Nuderation, f. (l.
ruderatio, v. ruderäre, einen Eſtrich aus Schutt
ujw. machen) die Ejtrichbereitung, das Eſtrich—
RKudimente, Nudität, |. unter rüde. [ichlagen.
Rufai, r. Rufaai, pl. türk. heulende Derwiſche, ih-
rer an Wahnſinn grenzenden Schwärmerei wegen
bekannt (nach dem Stifter Ahmed Rufaai,
geſt. 1184 n. Chr., benannt).
Ruffiäno, it. (ſpan. u. prov. rufian, fr. rufien, ruf-
fien, engl. ruffian, vom deutjchen raufen, it. ar-
ruffare) ein Kuppler, urfpr. ein Raufbold.
Rufus u. Rufinus, ın. !. (v. rufus, rötlich) männl.
Nanıe: der Rötliche, Rothaarige.
Ruggẽéro, m. . Reſtiera.
Rugghio, m. it. (ſpr. rüggio) od. Ruggio, m. (ſpr.
rudſcho) ehem. ital. Getreidemaß, = Rubbio.
Rugier, pl.ein germanifches Volk, vermutlich urfpr.
an den Odermündungen und auf der Inſel Rügen;
Rugiewit od. Rugeivit, m. eine von den alten
Norddeutihen, bei. in Mecklenburg und auf der
Inſel Rügen, verehrte friegerifche Gottheit.
rugös, [. (rugösus, dv. rüga, Runzel, Falte) vunzlig,
faltig; Rugoſität, f. (l. rugositas) die Nunzelig-
feit, das Runzeln.
MRurn, m. fat. (ruina, f.; fr. la ruine) der Berfall,
Sturz, Untergang, Umsturz, Berluft, das Ver—
derben, die Jerrüttung, £ ed Nuine, k. Ge⸗
trümmer, Trümmerhaufe, beſ. ein zerfallenes Ge—
bäude, verfallener Bau; pl. Auinen, Trümmer,
Bruchitücke, Überbleibſel von zerjtörten Gebäuden;
ruinieren, nl. (fr. ruiner) zerjtören, verwüſten,
niederreigen, verderben, zugrunde richten; rui—
nõs ([.ruinösus, a, um), baufällig, ſchadhaft, den
end; verderblih; Auinojität,f. Bau-
ülligfeit.
Ruktätion, f. nl. (vom lat. ructäre, rülpfen), aud)
Rüctus, m. I. Deilf. das Aufitoßen aus dem Ma—
Ruku, ). Orlean. fgen, Rülpfen.
Rule Britannia, engl. (pr. ruhl britäuniä) ein be-
liebtes engl. Bolfslied, nach den zwei erſten Wor-
ten des Refrains (f. d.) jo benannt, welcher voll-
jtändig heißt: Rule Britannia, Britannia rule the
waves! Britonsnevershallbe slaves! (Beherrjche
Britannia, Br. beherrfche die Wogen! Briten follen
niemals Sklaven jein!) geichrieben von Thomfon,
dem Dichter der Jahreszeiten.
Rum, m. engl. (fpr. röm; wohl verfürzt aus rum-
bullion, ftarfer Branntwein diefer Art, angeblich
ein amerifan. Wort) Zucerbranntwein, urfpr. aus
dem Safte des Zuderrohrs oder den Zucker-Ab—
gängen bereitet, Rum, Schnaps.
Rumb, ſ. Rhomb.
Rumfordſche Suppe, f. eine von dem Engländer
Gr. v. Rumford (pr. Römförd, geſt. 1814) erfun-
dene und zuerjt in einer von ihm gegründeten
Armen-Suppenanftalt in Bayern zur Anwendung
gebrachte billige und nahrhafte Suppe aus Kno—
chen, Blut, Gemüſe ꝛc.
Nupie 157
Ruͤmer, m. u. f. [. der Ampfer, Sauerampfer; Ru—
micin, n. der Ertraft aus der Wurzel von Ru-
mex patientia, in feinen Eigenjchaften dem Rha—
barbarin gleich.
ruminieren, l. (ruminäre, v. rumen, der Schlund)
twiederfäuen; etwas wieder erwägen, durchgrübeln,
reiflich iiberlegen; ruminantia (sc. animalia), pl.
die tiederfäuenden Tiere, Wiederfäuer; Rumina—
tion, f. (ruminatio) dag Wiederfäuen; Wieder-
erwägen, Durchdenfen.
Humor, m. (zumächjt v. it. rumöre, entlehnt, v. I.
rümor) der Lärm, Aufruhr, das Getöfe, Getümmel,
Geräuſch, Gepolter; das Geritcht, der gute od. üble
Ruf; rumoren, — f. lärmen, poltern, toben,
ſein Weſen oder Unweſen treiben; Rumorhaus,
n. in Wien ein öffentliches Haus, wohin die ge—
bracht werden, die bei Nacht auf den Straßen Lär-
men verurſachen; Pumormeiſter, m. der General»
gewaltige, ehem. der oberjte, mit der Handhabung
der Polizei, jelbft mit dem Rechte iiber Leben und
Tod, bei einem Heere beauftragte Offizier.
rumpieren, lat. (rumpöre) zevreißen, zerbrechen,
trennen; Fechtk. entwaffnen; Nuptür, f. nl. (fr.
rupture) die ade ih Bruch; Friedendbrud,
die ee aa ia eit; Ruptortum, n. Heilk.
ein ätzendes Mittel, das die Haut zerfrißt und da-
dur ein Geſchwür öffnet.
Rumupfteal, n. engl. (pr. römpfteht) ein Numpf-
ſtück, — oder geröſtetes Stück Rindfleiſch
vom Rumpfe, beſond. vom Kreuz, auch der Lende
eines Rindes.
Jun, m. engl. (fpr. rön) Anſturm auf die Kaſſe
(wenn fic) das Geriicht verbreitet, ein Bankhaus
breche zufammen); Wettrennen.
rundieren (dtich. mit Fremdartiger Endung), runden
od. rund machen, z. B. die Zinnplatten, aus denen
die Orgelpfeifen gemacht werden, vollenden, aus-
malen, au3arbeiten ıc.; Rundiffe, f. der Rand de3
Brillanten, in welchen diejer gefaßt wird.
Rundlet od. Runlet, n. engl. (pr. röndlätt) ein
Fäßchen, engl. Flüſſigkeitsmaß — 81,785 1, als
Biermaß Kilderkin genannt (vgl. Tun).
Runen, pl. (got. rüna, Geheimnis; mhd. rüne,
angelj. rün, Seflüfter, Geſpräch, Buchftabe; alt-
hodyd.rünen, raunen, flüſtern) geradlinige Buch-
jtaben, deren fi) die germanischen Völker bedien-
ten, ehe fie das lat. Alphabet kennen lernten; ru-
niſche Münzen, alte Münzen mit Runenjchrift;
Runenkalender, mit Runenichrift auf Stäbe ge-
jchriebene Kalender aus chriſtl. Zeit, in Skandi—
navien gefunden; Runographie, f. deutjch-grich.
Runenſchrift.
Runner, m. engl. (ſpr. rönner) Nenner, Rennpferd;
Wettläufer; Schmuggler, Bajjagiermafler (für
Dampfer und Eifenbahnen).
Nunot, pl. finn.(sing.runo; verwandt mit Runen;
j. d.) finnifche Bolfslieder, die nad) der Kantele,
dem mit fünf Metalljaiten beipannten National«
instrument, gejungen werden; Runolginen, Ru⸗—
noja, Runottaſa, Runoſeppä, Runonielka,
pl. die Sänger derſelben.
Runſen, pl. (altd. runse, v. rinnen) Bergbäche in
der Schweiz.
Nuote, |. Rota. |
Rupia, f. nl. = Rhypia. N
Rubicöla, f. nl. (v. I. rupes, Fels, und colere, be-
wohnen) das Feljenhuhn in Guiana.
Nupie, f. (Hindoft.u. perj. rüpiyah, v. jansfr. rüpya,
ſchön, Schönheit; dann Silber, bef. bearbeitetes)
eine oftind. und perf. Minze; in Oftindien |. 1835
168 Ruptorium
geſetzlich die (ſilberne) Pompagnie-Rupie zu
16 Annas zu 11 Pies — 1,924529 A.
Ruptorium, Ruptür, ſ. unter rumpieren.
rurãl(iſch), I. (v. ruralis, dv. rus, ruris, Land, Feld)
ländlich, dörflich; Ruräl-Kapitel, n. jährliche
Zuſammenkünfte der fathol. Geijtlihen zur Be—
ſprechung über Seeljforger-Angelegenbeiten; $.=
Exfurfion, f. die Landfahrt, Zandreife; R.-Ge⸗—
Dichte, pl. ländliche Gedichte, Kandgedichte; R.—
Gemeinde, f. Landgemeinde.
Hüfe, £. fr. (v. altfr. reüser, rehuser, prov. reüsar,
rehuzar, ausweichen, Nebenform vom fr. refuser,
prod. refusar, fpan. rehusar, weigern; vgl. refü-
jieren) die Berjchlagendeit, Lift, Arglift.
Ruſette, f. (fr. roussette, dv. roux, rousse = [.rus-
sus, rot) der fliegende Hund, eine Gattung großer
Fledermäufe, = Pteropus.
Ruſch, m. engl. (ſpr. röſch) das Nafen, Losſtürzen
(am Schluß eines Rennens, um den Gieg zu er-
langen) = Endipurt, ſ.d.
Rüſche, ſ. Ruche.
Rusma od. unr. Rhusma, n. die bei den Orien—
talen und Juden gebräuchliche oriental. Haarbeize,
Enthaarungsfalbe, aus 1 Teil Realgar und 6 big
8 Teilen Ralf beitehend.
Nusbo, m. it. (als Adjektiv: rauf, ganz, neu) eine
frühere to3fanische goldene Rechnungsmünze, auch
Zechino gigliato,d. h. Liliendufaten genannt,
ſav. m. Zechine — 9,73.%; Ruspoͤno, Ruspoͤne,
m. früher eine goldene Rechnungsmünze in Tos—
tana, ein dreifacher Zecchino und 29,19 .4 wert.
Rufjalka, £., pl. Ruſſaälki, ruf. (von rüssüj, d. t.
jlahshaarig, blond) Wald» und Wafjernymphen
bei den Slaven.
Ruſſienne, £. fr. (ſpr. rüfljenn; v. Russie, Rußland)
der rufjische Mantel, ein Belzimäntelchen mit Arm—
löchern; rufjifizieren, ruſſiſch maden; Ruſſi⸗
filation, f. das Ruſſiſchmachen; Ruſſinen, pl.
Kleinruſſen, ein von den Ruſſen verſchiedener ſſa—
viſcher Volksſtamm in Galizien, Nord-Ungarn,
Podolien, Volhynien und Litauen; Rußniaken
Ruthenen find (nach G. X. v. Klöden) nicht Klein-
rujjen, fondern Rotruffen und ſprechen einen be-
fonderen Dialekt; der Name jtammt vom ſlav.
rüssüj, blond, flahshaarig; Ruſſomanie, f. über-
mäßige Borliebe für Rußland; Ruſſophil, m. ein
Ruſſenfreund; Rufſophobie, f. Ruſſenſcheu; Ru—
thenien, n. das Gebiet ver Rußniaken.
Nuſtan, m. Name des Leibmameluken Napoleons L,
daher: ein Ruſtan, d. i. ein willenloſer, blinderge-
©
vuftit, lat. (rusticus, a, um, von rus, Land, fr. ru-
stique) bäuerlich, ländlich; bäuerifch, grob, plump;
Nuftica, f. I. Bauk. die Bofjen, Boͤſſenwerk; ein
Bau aus Boffenquadern, d.i. aus rauh gelaffenen,
nur an den Fugen behauenen Quaderiteinen; ru—
ſtifäl, nl. ländlich, bäuerlih; Nuftifal-Stener,
f. Zandfteuer; Ruſtikäle, n. die Bauerichaft oder
Bauerländerei eines Dorfes; Nuftilaltiten, pl.
die Sreifajfen in Böhmen; Ruſtikation, £. (rusti-
catio) die Wohnung auf dem Lande, das Rand»
leben; auch die Berbauerung, das Bäuriſchwerden;
ruſtizieren, lat. (rusticäri) auf dem Lande oder
ländlich leben, ein Land- od. Bauerleben führen;
Ruſftizitüt, f. (lat. rustieitas) bäurifches Weſen,
Grobheit, Roheit, Tölpelei.
Rutabaga, ſ. Rotabaga.
ruta caesa, pl. J. (eig. ruta et caesa, d. i. was ſich
abreißen u. abfchlagen läßt, v. ruere, herabreißen,
und caed£re, hauen) Ripr. fahrende Habe; alles
nicht Erd», Niet- u. Nagelfejte an Gebäuden und
Grundſtücken.
Rutazéen, pl. I. (rutacẽae, v. ruta, die Raute, ein
— Kraut) rautenartige Pflanzen, Rauten⸗
gewächſe.
Ruth, f. hebr. weibl. Name (viell. zgez. aus reuth,
Anſehen, Schönheit, von raäh, jehen).
Ruthenen, Ruthenien, ſ. unter Ruffienne.
Ruthenium, n. ein von Claus 1845 im Platinerze
entdedtes Metall.
Rutil, m. nl. (v. I. rutilus, rötlich) ein in quadra—
tiichen Prismen Friftallifiertes, aus Titanfäure be—
itehendes braunrotes Mineral, der Napdeljtein,
Titanfhörl; Rutilit, m. brauner Granat.
Rutine, |. Routine.
Ruttee, n. engl. (pr. rötti) = Ratis, f.d. ,
Ruyhter, m. (jpr. reuter) alte holländ. Goldmünge,
etwa 25,44 #.
Ryakolith, m. glafiger Teldfpat, Eisjpat, ein dem
Labrador verwandtes Mineral.
Ryksdaalder, m. holl. S Reichstaler) eine ehe»
nalige, duch Münzſtücke nicht vertretene Rech—
nungswährung in Batavia — 2,4 Gulden, indijch
= 3,36 M.
Pyno, m. Felt. (gäl. Raoinne, von raon, das Feld,
die Ebene) männl. Name: der Feld- od. Ebenen»
bemohner.
Rype, f. (ſchwed. snöripa, das Schneehuhn — fjäll-
ripa, das Felſenhuhn) das Schneehuhn auf den
nördlichen Gebirgen.
ryptiſch, ſ. rhyptiſch; Rythmus, |. Rhythmus.
bener Diener (ſ. Ebeling, Pariſer Bilder II, 359). | Rhut, m. ein indiſcher Bauer, Landmann.
S.
Abkürzungen: S als 18. Buchſtabe in der Rubri—
zierung — 18, als Zahlzeichen griech. 0" 200,
os — 200000; fat. S=%, S = 90000; 8. al3
Abfürzung für sacer, sanctus, senatus, signum,
salutein, j. salus; auf engl. Uhren f. slower, lang»
famer; Zonf. = solo; 8. — salvo, salva, unbe-
jchadet, vorbehaltlich; 8. — seu od. sive,signa od,
signetur; S., St. vd. Sct.= Sanft; 8. a., Heilk.
ſ. secundum artem unter secundus; bei Bücher-
titeln: sine anno, ohne Sahr; sacch. — saccha-
rum; salv. cur, = salvis curiälibus; salv. rat.
— salva ratificatione; salv. rem. — salva re-
ınissione; 8. C. — Südcarolina in Nordamerifa;
8. C. (Studentenjpr.), Senioren-Konvent, Senio-
|
ren werden die erſten Chargierten jedes Korps ge-
nannt; die fämtlichen Senioren einer einzigen Uni-
verfitätsjtadt heißen „der Kleine 8. C.“, während
die Senioren aller auf den 8. C.-Komment ver-
pflihteten Korps ſämtlicher Univerfitäten den
„großen 8. C.“ bilden. (Die entjprechende Ein-
rihtung bei den Burſchenſchaften heißt D. C.,
ſ. 2.);.8% scilicet; sc. oder seulps. =
sculpsit; 8. C. M. = sacra caesarea mA-
jestas; 8: D. G. = soli Deo gloria; 8. e. c-
— salvo erröre calcüli (j. unter dem betreffen-
den Stihwort); see. — secans, Sefante; S. &
€. 0. = salvo errore et omissione; sem. — Se-
men; sell. — senior; sequ. od. BY. — Sequens;
S
Sf. od. sfz.— sforzando; s. f.r.—= sub fide re-
ınissionis, f. unter Fides; 8. h. = salvo honore;
Sh. = Shilling; sign. = signatum, ſ. unt. Si-
num; 8. J.—= salvo jure, unbejchadet des Rechts;
NS. J. = societas Jesu; Sin. = Sinus; Sing. —
Eingularis; 8.1. = suo loco; 8. L. = sigilli
loco, anftatt des Siegel3 — L. S.; SId.— Saldo;
s. 1. e. a. = sine loco et anno; s. l. r. = sub
lege remissionis, ſ. unt. lex; 8. m. — salvo me-
liore;S.O.—=servusobservantissimus od. summa
observantia; solv. — solve od. solvatur; 8. p. =
si placet, wenn es gefällig ift; auch = senza pre-
giudizio, it., d.i. ohne Verbindlichkeit; . pr. =
sub petitoremissionis;8.P.Q. R.= senatus po-
pulusque Romanus; s. q. — sufficiens quanti-
tas, j. unter sufücit; s. r. = salva ratificatione
u. salva remissione; 8. red. — salva redactione,
ſprachliche Faflung vorbehalten; S. S. — santis-
sima sede, it. der päpftlicye Stuhl; in England =
screw steamer, d. i. Schraubendampfer; 8. 8. od.
S. Ser. = sacra scriptura; s. 8. n. — signa suo
nomine, j. unter Signum; S. T., j. salvo titülo
od. salvo pleno titulo; 8. t., d. i. sine tempöre,
d. h. ohne afademifches Viertel, ganz pünttlich
(aus der Studenteniprade); stacec. — staccato;
Sterl. = Staling; s. v. = salva venia, aud)
sub voce u. sotto voce; 8 V. P. = s'il vous
plait, wenn’3 gefällig it; s. v. r. — sub voto
remissionis, f. unt. Botum; 8. v. v.= sit venia
verbo, j. unt. venia; hemijche Zeichen find: S =
Sulphur, Schwefel; Sb — Stibium, Antimon; So
— Scandium; Se = Selenium; Si= Silicium,
Riefel; Sn — Stannum, Zinn; $r— Strontium.
8 als Miünzzeichen, ı.. zwar auf ſpaniſchen Münzen:
Sevilla; auf Frangöfiiden: Rheims und (gekrönt)
Troyes; auf öfterreihiihen: Schmöllnitz; auf alten
preußiihen: Schwabach.
8 romänum, n. |. (d.i. eig. römiſches ©) Heilf. die
S-fürmige Krümmung des Dickdarms, wo er in
den Moltdarın übergeht.
Enä, n. arab. (v. saä, mefjen) ein Getreidemaß im
en, bei. in Tunis, — !jps Caſis =
2,588 1.
Sabadille, Sabadillin, n. j. Veratrin.
Sabäer, pl. 1. (1. Sabaei) ehem. die Bewohner der
heutigen Provinz Jemen in Arabien, deren Haupt-
ſtadt Saba hieß; 2. (v. hebr. zäbä, Heer, bef. das
himmliſche Heer der Engel u. die Gejtirne) Stern-
anbeter; auch) Kohannes-Sünger am Libanon, —
Sabier od. Zabier, ſ. d.; Sabäisſsmus, m. der
Sternendienft, die Anbetung der Sejtirne, bej. der
Sonne und des Mondes, die alte Religion in Ara-
bien, Agypten ꝛc. $
Eabäh, m. arab. (v. sabaha, friih fein) der Morgen,
der Zagesanbrud).
Sabal, eine Balmenart, deren Blattfafern zu Hüten
verarbeitet werden: Sabalhiüte oderSombrerog,
j. d., be. Sabal palmetto, die am weitejten im
Norden vorfommende Palme Nordamerikas.
Sabaillon, m. fr. (fpr. —bajsng) der mit Zuder
verjüßte weiße Wein; Weinfauce, Weinſchaum, auch
Sabayon gejchrieben.
Snbattine, f. fr. eine kleine ode Streit»
- übung der Anfänger in den philoſophiſchen Schu—
fen am Sonnabend; jcherzh. ein Sonnabend»
ſchmäuschen.
Saͤbbath, m. hebr. (schabbäth, von schäbäth, von
der Arbeit ruhen, feiern; gem. jüd. Schabbe3) der
Ruhetag, Feiertag, bei den Juden der Sonnabend;
Sabbathjahr od. Sabbatherjahr,n. jedes 7.Jahr
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
Saccage 769
bei den Iſraëliten, in welchem die Felder nicht be—
ſtellt und die Schulden nicht eingetrieben werden
jollten; Sabbathſchnur od. Sabbatherfchnur, f.
(hebr. Aireph) die in jüdischen Orten und in bloß
von Juden bewohnten Stadtquartieren von Dad)
zu Dad) oder über die Straßen hinweg gezogene
Schnur, innerhalb welcher die Kuden am Sabbath
alles in Tafchen und Händen tragen dürfen, was
ihnen außerhalb derjelben zu tragen verboten ift;
Sabbathsweg, m. eine Strede Weges von ungef-
einer halben Stunde, fo weit fih ein Jude am
Sabbath von feinem Aufenthalt3orte entfernen
durfte (f. Apoftelgeih. 1, 12); Sabbathianer,
Schabbatianer o.Schabfe.nl. eine bej. in Ruß⸗
land blühende judenchriſtliche Sekte; Sabbathie>
rer, pl. jtrenge Beobachter des Sabbaths.
Sabelliäner, m. pl. eine chrijtliche Sefte, Anhänger
des afrifan. Biſchofs Sabellius im 3. Jahrh.,
welcher im göttlichen Weſen nur eine Berjon an-
nahm; Sabellianismus, m. die Lehre derjelben.
Säbel:BIacd, j. unter Glace. |
abier, j. Zabier.
Sabina, f. I. 1. weibl. Name, eig. eine Sabinerin
(von der altital. Bölferichaft der Sabiner);2. der
Säbenbaum, Sadebaum.
Sable, m. fr. (ſpr. ßab'l) 1. (v. I. sabülum) Sand;
Sable,n. eig. mit Sand befireut (v. fr. sabler, mit
Sand beftreuen) das Sandmufter (in Geweben);
Sable, m. jr. 2. Wappenf. (v. deutichen Hobel,
j. d.) die Schwarze Yarbe; ſablonnös, jandig.
Sabon, n. eine grobe Drudjchrift zu Titeln ꝛc. (vgl.
Lettern).
Sabords, pl. fr. (ſpr. ßaboöhr) die Stückpforten od.
Schießlöcher eines Schiffes.
Sabot, m., pl. Sabots, fr. (ſpr. ßaboh; angebl. v.
mi. Sabaudia, Savoyen, als eigentümliche Fuß—
bekleidung der Savoher, richtiger iberiſchen Ur—
ſprungs, jpan. zapato, prov. sabata, ml. sabba-
tum, der Schuh; vgl. Savatte) Holzihuhe; auch
ein Kreiſel; Sabotage, m. frz. (im Deutjchen meijt
Femininum; jpr. Babötdie), die Holzihuhfabrifa-
tion; diePfahlbefhuhung, Einbau hölzerner Stüß-
pfeiler in Kohlengruben uſw.; Sabotiere, f. (ſpr.
—tjähr’) ein Tanz mit Holsihuhen; fabotieren
(fr. saboter), eig. mit dem Kreiſel jpielen; neden,
zum beiten haben.
fabrieren, fr. (sabrer, von sabre = Säbel, jpan.
sable, it. sciabla, sciabole, jlav. sabla) nieder-
jäbeln, mit dem Säbel nieverhauen; Sabrdden,
pl. Säbeleien, Megeleien; Sabrenr, m. (jpr. Ba-
bröhr), Austeiler von Säbelhieben, Haudegen.
Sabürra, f. I. (v. sabülum, der Sand; vgl. Sable)
eig. Schiffjand, Ballaſt; Heilf. unverdaute Stoffe,
Unrat im Darm-Kanal; faburräl (I. saburrälis,
—— damit zuſammenhängend, daher rührend,
aburral-Rolit;Sabnrralzuftand, Ma—
z.B.
ſ. Sanbenito. [genfatarrh.
Sachenito, |
Saccdde, f fr. (v. altfr. saquer, sachier, jpan. sa-
car, ziehen) der Schneller, ein heftiger Rud, den
man einem Pferde mit dem Zügel gibt; uneig. ein
derber Verweis; Tonf. ein fejter Strich mit dem
Geigenbogen, der mehrere Noten zugleich jpielt;
faccadieren (fr. saccader), dem pferde einen
Schneller mit dem Zaume geben.
Saeccage, f., r..n. fr. (fpr. ßäckähſch'; von sac = 1.
saccus, Sad) das Sadgeld, eine Abgabe vom Ge—
treide; faceagieren (ipr. g = 1b; fr. saccager,
mettre à sac, einjacden, dah. it. sacco — Plün⸗
derung) plündern; Saccagement, n. (ſpr. —ſch⸗
mäng) die Ausplünderung.
49
T7O Sactato
Saccdto, m. oder Saccäta, f. it. ein ehemaliges
Feld- oder Flächenmaß in Toskana; 1. Saccata
Ausſaat = 12 Stiori = 63 a.
sacchärum, n. J. (gr. säkchar, d. i. eig. der aus den
Knoten de3 Bambusrohrs ausſchwitzende Saft,
ſanskr. garkarä. Kies, Zuder) Zuder, Zuderrohr;
sacchärum lactis, Milchzuder; s. Saturni, Blei-
zuder, eſſigſaures Blei; Sacharät, n. nl. ſalz—
artige Verbindung des Rohrzuckers mit verich.
Bajen; ſaccharifizieren, nl. in Juderverwandeln;
Sacharififation, f. die Verwandlung in Buder,
Zuderbereitung; Sacharin, n. der Zuderftoff;
auch ein aus Toluol (ſ. d.) gewonnener Süßitoff,
der dreihundertmal fo ſüß iſt als Zuder und be-
fonders den an Zuderkrantheit Leidenden empfoh-
len wird; Sacharine, pl. zuderhaltige Arznei-
mittel; Sacharoldctas, gew.unt. Sacholaetas,
m. (ein von franz. Chemikern barbarijch gebildetes
Wort) ein milchzuderjaures Salz; Sacharometer
od. Sacharimeter, n.gr. ein Zuckermeſſer, Zuder-
gehaltmeljer; Saccharometrie oder Sacchari⸗
metrie, f. die Zudermefiung, Zudergehaltmeifung,
Beitimmung des im Safte der Runfelrüben, des
Buderrohrszc. enthaltenen kriftallifierbaren Zuckers;
Sacharöfe, f. Rohrzuder.
Sacco, m. oder Sacca, f. it. (1. saccus, Sad)
früher ein Getreidemaß in Stalien; ein ehemaliges
Salzgewicht auf Korfu und Baro; auch ein ehemal.
Holzmaß in Stalien und der Schweiz.
Sacco, m. it. (von lat. saccus, Sad) eigentlich ein
Sadjadett,eine Art furzer, eng anliegenderSadette
für Herren; Saccaanzug, m. (im Gegenſatz zum
— ein Herrenanzug mit Sacco, ſtatt mit
ock.
Sacco di Roma, m. ital. (ital. sacco, Sad, Beutel,
Taſche; Blünderung) Blünderung Roms durd) die
Truppen Karls V. (im Sahre 1525); eigentl. Weg-
tragen von Gegenftänden in Säden.
Sadduzäer
f, die heilige Schrift; sacrum 08, n. Heilk. das
heilige Bein, der Kreuzknochen; fakräl, nl. auf
heilige Handlungen bezüglich; auch dag Kreuzbein
betreffend; Sakrament, n. I. (acraméntum, pl.
—a, eig. ein Mittel, wodurch man fich oder einen
andern zu etwas verbindlich macht, bef. ein Eid‘
ein hriftlicher Religionsbrauch, eine feierliche Re—
ligionshandlung, ein Gnadenmittel; in derevangel.
Kirche nur: Taufe und Abendmahl; in der kathol.
außerdem: Firmelung, Buße, letzte Ölung, Prieſter—
mweihe und Ehe; in engerer Bedeutung bef. das
heilige Abendmahl (z. B. einen Kranken mit dem
heil. Saframente verjehen); niedr. al3 Fluchwort
gemißbraucht, mo es gewöhnl. Saderment oder
verderbt Sapperment lautet; Saframents-
Häuschen, = Monftranz; S.:Streit, m. de
Streit zwijchen Lutheranern u. Reformierten über
die leibliche Gegenwart Chrifti beim Abendmahl;
©.=Tag, m. der Frohleichnamstag; ſalramen⸗
tãl(iſch), nl. auf die feierlichen Religionshand-
lungen bezüglich, ihnen angemeſſen, heilig und un-
auflöslich, feierlih; Saftramentäl, m., pl. Sa⸗
fvamentälen, Eideshelfer, eidliche Beteuerer der
Unſchuld eines andern; Saframentalien, pl. in
der kathol. Kirche alle diejenigen heiligen Hand—
fungen, welche nicht Saframente find; Saframen=
tarium, n. das Buch, welches die Anweifung zur
Erteilung der Saframente enthält; Iaframentie=
ren, fluchen, ſchwören; Sakramentierer, pl. die
Anhänger der jchiweizerifhen Meinung in dem
Saframentöftreit (ſ. d.) der Neformatoren;
Sakrarium, n. !. eig. ein Aufbewahrungsort von
Heiligtiimern, Heiligenſchrank; das Heiligtum, Bet-
haus; Hojtienbehältnis; Sacr6 coeur, n. fr. (pr.
—föhr) das heilige Herz Sefu (als Gegenitand des
fatholifhen Kultus); Geſellſchaft vom heiligen
Herzen Jeſu (Frauen); Sarrifieium, n. L, abgef.
Safrifiz, oder fr. Sacrifice (|pr. ßakrifihß), das
Opfer; fatrifizieren ([. sacrificäre), opfern, auf-
Saecophoren, |. Sakkophoren.
Saecularius, m. I. (v. saceülus, Säckchen, Beutel)
ein Tajchendieb, Taſchenſpieler.
saccus, m. l. der Sad; Heilf. saceus hernidsus,
der Bruchſack; s. lacrymälis, der Tränenjad.
Saeelium, n. I. (von sacer; vgl. sacra) eine Fleine
Kapelle mit einem Altar, einem Heiligen geweiht;
Sacellän, m. nl. = Kapellan, |. d.; Sucella=
rius, m. nl. ein Kirchenſchatzmeiſter, bej. einer der
vornehmiten Diener des Papites.
Sacerdus, m. I. Priefter; Sacerdotium, n. dag
Priejtertum; facerdotäl, prieſterlich.
Saͤchem, m. ein Sndianer-Häuptling, der Anführer,
da3 Stammesoberhaupt bei den Wilden in Nord-
amerifa; u. a. die Berjammlung der alten Krieger
der Indianer.
Sachet, m. fr. (fpr. Bajcheh; Verl. v. sac — 1. sac-
cus, Sad),pl.Sadets (ſpr. ßaſchehs), ein Säckchen,
bej. ein Kräuterjäcden.
Sadhibarsnes, j. Sagibarone?.
Sadab, unt. f. Saffa, ſ. d.
Sadi, m. eine Rechnungsmünze in Samarland, =
Y,00 Zolerdad oder = 1,3 Pf.
Sacra, pl. !.(v. sacer, sacra, sacrum, heilig) heilige
Sachen, Heiligtüimer; Religions- od. Kirchenhand-
lungen, 3. B. die Sacra adminiftrieren, hei-
opfern; Sacrifizio dell’ inteletto, it. eig. Auf-
opferung der Vernunft, die Erhebung des Glau-
beng über Veritand und Vernunft; Safrilegium,
n., pl. —a oder —en, Gottesraub, Kirchenfrevel,
Verlegung eines Heiligtums, Gottegläfterung;
Safrilögus, m. ein Tempel= oder Kirchenräuber;
Heiligtumsſchänder, Gottesläfterer; fafrieren (I.
sacräre), heiligen, weihen; jalben; auch —=jafra-
mentieren; Safriftän, nm. ml. (sacristänus)
der Kirchner, Küfter, Meßner, alt und landſch.
auch Sigrift; Salrifter, f. (ml. sacristia) das
Kirchengerät-Zimmer, Priejterjtube in der Kirche;
da3 Zimmer in der Kirche, wo der Geijtliche ſich
aufhält, wenn er nicht öffentlich in der Berfamm-
lung tätig ift, der Pfarrſtuhl, das Pfarreritübchen;
Satrijtitium, n. nl. ein Stillftand oder eine Ein-
ſtellung alles Gottesdienftes durch Strafverbot;
Safropolitit, £. logr. die Verbindung des Geilt-
lichen mit dem Weltlichen, wie im Papſttum; ja=
frofantt oder fakrofant, I. (sacrosanctus) hod)-
heilig; sacrosanctae possessiönes, pl. unver-
leglihe od. unverjehrbare Beligtiimer; sacro-
saneta pot6stas, f. unangreifliche, hochheilige
Gemalt. |
Sadder, m. per. (sad-dar, die Hundert Tore oder.
lige, zum äußeren Gottesdienste gehörige Gejchäfte
verrihten, nämlich taufen und das Abendmahl
austeilen; sacra caesarda maj6stas, f. heilige
kaiſerliche Majeftät; s. consulta, f. höchſtes Kri-
minalgeriht und Kafjationshof zu Rom für die |'
Untertanen de3 päpftlihen Stuhles; 8. seriptura, |
Wege, v. sad, ſanskr. gata, hundert, und dar, Tor,
Weg) das heilige Buch, Glaubensbuch der Gebern
(f. d.) oder perfifchen Feueranbeter.
Endduzäer, m. (hebr. zaddükim, angebl. nad) dem
Stifter, Zädök, Schüler des Antigonus Sochäus,
im 2. Jahrh. v. Chr.) eine altjüdiſche Sefte, welche
Saudi
die mündliche Überlieferung verwarf und weder
Engel, noch Unsterblichkeit der Seele glaubte, aber
in ſittlicher Hinficht ftreng u.tadellos war; Saddu⸗
zäismus, m. die Lehre derfelben.
Sadi,pl.(v.arab.zähid, enthaltfam, andächtig, Ein-
ftedler) türkische Mönche ohne bleibende Wohnung,
jehr abergläubifch und betrügerifch.
Sadisınus, m. (jo genannt nad) dem franzöfifchen
Marquis de Sade, den Napoleon I. deshalb ein-
jperrte), eine perverje Leidenſchaft, die ihre Wolluft
durch körperliche Qualen, die dem Gegenjtande
der Wolluft zugefügt werden, zu fteigern ftrebt;
Sadijt, m., Sadiftin, f, ein Mann oder eine
Frau, die ſolche Neigungen befiten; ſadiſtiſch, zu
ſolcher gejchlechtlichen Perverjität geneigt. Das
Wort ift jeit den Unterfuchungen von Prof. Krafft-
Ebing jehr in Gebrauch gekommen.
Saͤdrach, m. hebr. (Schadrach, haldäischer Name,
den Chananja, Daniel3 Genoſſe, am babylon. Hofe
erhielt, j. Dan. 1, 7) ein Geifterfürit; gem. f. ein
Wüterih, boshafter Menſch.
Sadri-Aſam, m. türk. (v. arab. sadr, vorzüglid),
— und asem, größer, der größte) der Groß—
ezier.
Safe,m.engl.(jpr.Bef; von engl. safe, jicher; jiherer
Aufbewahrungsort) a den Die
Banken jet eingerichtet haben, feuerfefter und
- diebesficherer Raum zur Aufbewahrung von Wert-
Papieren und »jachen mit verjchließbaren Einzel-
fächern für den einzelnen Kunden; saferoom, m.
engl. (fpr. Befruhm), ein folder Raum zur Auf-
bewahrung von Wertpapieren.
Safer od. Safar, m. arab. (safar) der zweite Monat
im mohammedanijchen Kalender.
Siäffien, m. (poln. und böhm. safian, rufj. safjan,
walach. saftian, türf. sachtian, arab. sichtijan,
perj. sachtijan, v. sacht, hart, derb, feit, did; n. a.
von der Stadt Saffi oder Safı in Maroffo) —
Maroguin, ſ.d.
Safflör oder Saflör, m. (v. Safran u. I. flor,
Blume; dab. auch Florſafran, engl. safflower,
enannt, jpan.alazor) 1.Dijtelgelb,die getrodneten
lumenkronen der Färbediſtel od. des jogenannten
wilden Safrans(Carthämus tinctorius, L.); 2. ge-
röſtetes und meijt mit Sand gemengtes Kobalterz,
woraus dieSmalte(f.d.) bereitet wird, —Baffer,
Baffra.
Safran, m. (fr. safran, fpan. azafran, it.zafferano,
v. arab. u. perſ. za’farän) j. Krokus.
Saga, f. altuord.— Sage, Erzählung, fagenhafte
Geſchichte (Mythe); perſönlich gedacht als altnord.
Göttin derSagen u. Geſchichte, eine Geliebte Odins.
Saga, n., pl. Sagas, (eig. rote Bohnen, der Same
von Abrus precatorius L.) das tleinjte Gold- u.
Silbergewidht in Siam — "yoga Tifal = 0,015 g.
Sagazität, f.1.(sagacitas, v.sagax, ſpürend, [harf-
finnig) Spürfraft, Scharffinn.
Sagadis, m. (fr. sagatis, engl. sagathy) eine Art
Wollenzeug.
Sagaje, f. (fr. sagaie, jpan. und port. zagaya, aza-
aya, it. zagaglia, arab. Urjprungs) der lange
pieh der Neger, Kaffern u. Hottentotten.
Sagan, m. hebr. der Stellvertreter des oberften
Opferpriejterg.
Sogapen, Sagapingummt, Sagapenum, n. (I.
sacopenium, sagapenum, gr. sapäpenon. fr. sa-
gapin) Schleimbarz von dem perfifchen Steden-
fraute (Ferüla persica), ähnlich der Asa foetida.
sage, fr. (pr. ßahſch; v. I. sagus, sagax) weiſe, ver-
jtändig; Fromm, fittjam, artig.
laillant 771
Sage-fenıme, f. fr. (pr. Bafch-fdaın’) die Hebamme.
Sagenit, m. (v. gr. sagene, Net) nadelfürmiger
Titanſchörl oder Rutil, f. d.
Sagettennarn, n. r. Sayettgarn, Halblamımgarn
(vgl. Sayette).
Saggio, m. it. (fpr. Bddio; d. i.eig. Probe, Muſter,
fr. essai, prov. essay, v. ml. exagium, Schäßung)
ein Gewicht in Venedig — !/, Unze.
Saghalin, n. ein v. der gleihnamigen japan. Inſel
—— Waſchpulver und Fleckenreinigungs—
mittel.
Sagibardnes od. Sachibarönes, pl. m. (von dent
deutichen jagen und ml. und altd. baro, Mann)
Rechtsſpruchmänner, Streitfahmännner, Rechts—
kundige bei den alten Franken.
Sagina, f. nl. (l. sagina, Maſt, Mäſtung) das
Maßkraut.
Sagittarius, m. I. (v. sagitta, f. Pfeil) der Bogen⸗
ſchütze; der Schiüße im Tierkreiſe; Sagittaria, f.
nl. das Pfeilfraut.
Sage od. Sagu, m. (malay. u. javan. sägu) Balm-
mehl, Palmgraupe, das nahrhafte Mark der
Sagopalme (nl. sagus) in Aſien, dejjen Kennt-
nis man Marco Bolo verdankt, der die erften
Proben davon nad) Venedig brachte, doc) iſt der
echte Sago jelten, ftatt defjen hat man meiſt Sago
von Balmfarnen (Cycas), namentlicd) von Cycas
eircinalis, geradezu Sagobaum genannt, in Dft-
indien, oder er wird aus amerifanischen Bataten
(d. i. indischen Kartoffeln, auch Knollenwinden ge-
nannt) bereitet oder aus Kartoffeln (Kartoffel-
graupen). ;
Saͤgoma, f. it. (I. sacoma, gr. seköma, saköma,
v. sekün, abwägen, ins Gleichgewicht bringen) das
GegengewichtderSchnellwage; Kugelmaß, Kaliber;
der Durchmejjer einer Säule.
Sagra Conſulta, f. it. — sacra consulta.
Sagum, n. I. Kriegsmantel, Reifemantel der alten
Römer.
Sah, m. ein perſ. Gewicht, der alte S. —= 1200, de
neue = 1280 Miskal (f. d.).
Sahära, f. arab. (sahrä, weite Ebene, pl. sahära;
v. sahara, weit ausgedehnt jein) Name der über
340 Millionen ha großen Sandwüſte in Nord-
Afrika.
Sahbä, m. arab. (v. sahbä, rötlich) roter Wein in
Diorgenlande (vgl. Khamar). .
Sahib el Schorta, m. arab. (sahib eschschorat)
Befehlshaber der Leibwache, Vogt unter den Ka—
lifen; Sahibi⸗Fetwa, m. Herr der Urteiljprüche,
türf, Name des Groß-Mufti.
Sahlband, = Salband, ſ. d.
Saplit, j. Salit.
Sahm, m. (ungar. szäm, Zahl, Rechnung) ein altes
stohlenmaß in Ungarn, ungef. = 0,216 cbm.
Sat, ſ. unter Schoo; Seit, |. Sait.
saigner A blanc, frz. (jpr. Bänjeh a blang; von
lat. sanguinare) jemand ſtark zur Ader lafjen;
jemand ganz zu runde richten. Bismarck jagte
oft, man müſſe die Feinde im Kriege saigner A
blanc, d.i. ihnen zur Ader lafjen, bis fein Blut
mehr fommt.
Saitke, Saique, |. Tihaite —*
fatllant, fr. (fpr. Bajdng, gew. —jänt; v. saillir =
(.salire, hervorfpringen) vorjpringend, vorragend;
hervorjtechend, ſich auszeichnend; treffend, jchnei-
dend, 3. B. folder Witz; als Hauptw. Saillant,
m. ein vorjpringender Winkel bei Befejtigungen u.
bei Sägewerten; Saillie, f. (ipr. Bajih’) Bau. ein
Borjprung, Auslauf, Austragung; uneig. Auf
49*
172 Saiman-Baidi
braujen, Auffahren; ein wißiger, finnreiher Ein-
fall, ein Witzwort.
Saiman-Baſchi, m. türk. der dritte Stab3offizier
bei den Janitſcharen.
Saime, m. eine Rechnungsmünze in Algier, =
50 Aſper oder ungef. 90 Pf.
Saiment, pl. türf. berittene Bogenſchützen mit
Tiger u. Pantherhäuten über den Schultern.
Sainete, n. jpan. (Verfl. v. sain, prob. sain, sa-
gin, I. sagina, Maſt, Yett; sainete, ein bißchen
Fett, fig. Xederbiffen, Würze) ein Nachſpiel, Zwi—
ichenjpiel, mit Mufif- und Zanzbegleitung.
saint, sainte, fr. (jpr. Bäng, Bängt’; v. I. sanctus,
a, um) heilig, der, die heilige 2c.; Saint⸗Gilles,
m. (pr. —ſchill') ein roter franz. Wein aus Cette;
St. Simonismus, m. (nad) dem Gtifter, dem
Grafen Claude Henri St. Simon, 1760— 1825, fo
benaunt) ein jozialiftiihes Syftem, die Lehre von
der Vereinigung der Menſchen zu einer großen
moralifchpolitiihen Gejellfchaft unter Aufhebung
de3 Erbrechts (jpäter von Enfantin 1796—1864,
dem Hauptvertreter des Simonismus, durch Hin-
zunahme des Grundſatzes der Weibergemeinichaft
eriveitert). e
Sais, m. ein Roßknecht in Agypten.
faitieren (pr. Bäl—), fr. (saisir; prov. sazir, it.
sagire, v. althochd. sazjan, ſetzen, bisazjan, be-
jegen, in Beliß nehmen) ergreifen, faſſen; Ripr.
in Beſchlag nehmen, wegnehmen; Saiſie, f. (ſpr.
ßäſih') Beichlagnahme, Einziehung, Verhaftung v.
Perjonen u. Waren; Saiſie⸗Execution, f. (Ipr.
—-egjefükföng) die Auspfändung; Satfine, £. (pr.
Bäfihn’)Befigergreifung von feiten des rechtmäßigen
Beſitzers.
Saiſon, f. fr. (ſpr. ßäſöng; v. I. satio, die Saat,
Saatzeit; er sazon) die Sahreszeit,Haupt-
zeit, bei. Badezeit, Kurzeit, auch — Ge⸗
ſchäftszeit, Hauptgeſchäftszeit; Geſellſchaftszeit, Zeit
derBälle; Schauſpielzeit, Spielzeit; haute-saison,
f. ( pr. hoht'ßäſong), Hochſaiſon, die belebtefte, be-
ſuchteſte, vornehmſte Kurzeit in Badeorten, die Höhe
der Kurzeit; der Hochſommer; Demisaison oder
mi-saison, f. (verf. aus demi) die mittlere Jahres-
zeit; Übergangszeit vom Winter zum Sommer u.
umgefehrt; aud) die Frühjahrs- u. Herbft-Moden,
3.B. ein chapeau de mi-saison, ein Frühjahrs—
hut; morte-saison, f. jpr. mort’Bäjsng) oder
saison morte (jpr. Bäjong-mort’), die ftille, ge-
ihäftslofe Zeit, gem. (ſaure) Gurfenzeit; & la
saison, zeitgemäß, der Jahreszeit gemäß, zu ge-
höriger Zeit; hors de saison (ſpr. Hohr—), außer
der Sahreszeit; zur Unzeit; Saiſoninduſtrie,
Monat3- oder Zeitenbetriebe; Saiſonkarte, Mo-
natsfarte, Dauerkarte.
Sait oder Saif, m. Hohlmaß in Birma u. Pegu;
4.©.=1 Ten (Korb), welder an gefchälten Reis
26,49 kg enthält.
Saiura, f. eine Art Leier in Djtindien.
Saizh, pl. ruſſ. (v. sajaz, for. jdjeß, der Hafe, ſanskr.
zaza, von zaz, jpringen; arab. khouzez), weiße
Dajenjelle. [der Balme Mauritia.
Snjetta, f. Getränk von dem Fleiſche der Frucht
Zulali-:Scherif, m. türf. (v. sakäl, Bart, u. d. arab.
scherif, edel, heilig) der heilige Bart, Haare aus
Mohammeds Bart, welche dem Volke in Konftan-
tinopel jährlich feierlich vorgezeigt werden.
Salar, m. arab. (v. sakara, jtarf brennen) eine der
jieben Höllen der Mohammedaner, für die Magier
und Gebern.
Sala
Saft, n.1. ein aus Reis bereitetes beraufchendes
Lieblingsgetränf der Sapaner; 2. (von dem arab.
sakai, bewäſſern; vgl. Saffa) eine Wafferleitung
in Agypten; 3. die zweite Sorte des arabifchen
Kaffees.
Sata, m. arab. (v. sakai, Waſſer darreichen, be-
wäſſern) der Wafferträger im Morgenlande.
Sata, m. arab., im Handel Sacca, Abfälle beim
Abjieben und Reinigen der Kaffeebohnen, die aus
Stüdchen der trodenen Haut der Kaffeefirfche be-
ſtehen und die gleichen Beftandteile enthalten wie
die Bohnen, namentlid) das Coffein; fie werden
daher zu gleichem Gebrauche wie die Kaffeebohnen
. verwendet und geben einen Mokka von geringerem
Werte, Mocca Sacca genannt. Rathreiner nimmt
zu jeinem Malzgejundheitsfaffee einen Auszug
von Saffafaffee als Zuſatz, um feinem Gefund-
heitsfaffee den Kaffeegeſchmack zu verleihen.
Saklophoͤren, pl. gr. (v. säkkos, Sad, u. pherein,
tragen) Sadträger, in Säden oder grober härener
Kleidung Büßende.
Safon, m. ruſſ. (jpr. ſakoönn), das Gefeß, gefchrie-
bene Recht, Sagung, Religion. |
Safülum, n., pl. Säfule, lat. ein Jahrhundert;
überh. ein langer Zeitraum, ein Menjchenalter;
im Mittelalter: Welt, Zeitlichfeit, irdijches Leben ;
ſäkulär(iſch), (lat. seculäris), Hundertjährig, ein
Sahrhundert betreffend; zeitlich, weltlich, nicht-
geiſtlich; Säkular-Feier, f. eine De
oder Sahrhundert3-Zeier; ſükularifieren, nl. (fr.
seculariser) weltlich machen, vermweltlichen, ein
geiftlihes Gebiet, z. B. Bistum, Klofter zc. in ein
weitliche8 verwandeln, feine Güter einziehen; Sü—
fnlariiation, f. die Verweltlihung, Weltlich—
machung, Einziehung geitlicher Beligungen, Stif-
ter, Staaten 2c.; Saͤkularität, f. die weltliche
Gerichtöbarfeit einer Kirche.
Sethilfe, f. ruſſ. (v. sa, für, anitatt, u. kussitj, bei-
Ben) der Imbiß, das Gabelfrühftüd.
sal, m. u. n. [. Salz; sal amärum, Bitterjalz; S«
ammoniäcum oder —cus, |. Salmial; s. ca-
tharticum, abführendes Salz, Bitterfalz; 8.
cornu cervi, Hirſchhornſalz; 8. eulinäre, Kü⸗
chenſalz; s. digestivus Silvii, aud) febrifügus
Silvii u. Digejtivjalz, Chlorfalium; s. essen-
tiale tartäri, reine Weinjteinjäure; s. gemmae,
Kriftallfalz; s. Martis, Eiſenſalz, Eifenvitriol; s.
microcosmicus, od. mifrofosmijdes Gal;,
Harnſalz, Phosphorjalz, phosphorjaures Natron
Ammoniaf; s. mirabilis Glauberi, Slauberjalz,
ichwefelfaures Natron; s. nitri oder petrae, |.
Salpeter; s. polychrestus Glaseri, aud) Bo-
Iychreit- od. Duplifatjalz, neutrales ſchwefel—
jaures Kali; 8. polychrestus Seignettiy j. Sei⸗
gnette-Salz; s. sedativumHombergii, j. Se-
dativ-Galz; s. tartari, Weinjteinjalz; sales
deliquescentes, pl. zerjließliche Salze; s. fati-
scöntes, verwitternde oder zerfallende Salze; Sa=
itfifation, f. nl. die Salzbildung; Saline, f. I.
(salina) das Salzwerk, die Salzfiederei, Salzfote;
Salinen=Infpektor, m. Salzwerk-Auffeher; ja=
ſiniſch, falzig, jalzhaltig, falzartig, ji) auf Salz
oder Salzbildung beziehend, Salinogrädus, m.
nf. die Salzwage, Soljpindel.
Sale, f. mlat. (von althochd. sal, Haus, Saal,
Wohnung) herrihaftlihe Wohnung; auch: Be-
jigübergabe, Befigübertragung; Salbuch, Ber-
zeichnis der Grundſtücke, die zu einem Bezirke ge⸗
hören, Flurbuch; Salgut, freier Haupthof, Allo-
dialgut, j.d.; Salmannen, Teſtamentsvollſtrecker
Cala
Sala, r. Salah, n. arab. (salah, von sala, beten)
dag Gebet der Türken morgens um 9 Uhr.
Salacität, f. I. (salacitas, v. salax, geil) die Geil-
heit, Wolluft, Unteufchheit.
Salade, f£. fr. (ſpan. celada, it. celata, v. I. cassis
caelata, ein mit erhabener Arbeit geſchmückter
Helm, v. caeläre, erhabene Arbeit machen) ehedem
eine die Augen mit einem Gitter oder Schirm be»
dedende Pickelhaube oder Sturmhaube.
Saladero, n. jpan. (eig. Ort, wo man das Fleiſch
einjalzt; v. salar, einjalzen) Gefängnis für Staat3-
verbrecher in Madrid; Saladeros, pl. jpan. die
großen Sclachtpläße in Buenos-Aires, rohe
Häute, die dorther Fommen,
Saladier, m. fr. (jpr. Baladjeh; von la salade, Sa-
fat), Salatkorb, Salatjichwente.
Saladiere, f. (ipr. ßaladjähr') eine Salatichüffel.
Salaire oder Salär, |. Salariumı.
Salatfon, f. fr. (jpr. Baläjong; von saler, einjalzen)
das Einjalzen, eingefalzene Ehwaren.
Salam, j. Salem.
Salanıdnder, m. (gr. u. 1. salamändra; ſanskr. sa-
lamandala; perj. samander, samandel) der Molch,
Erdmolch, auch die Mulle, Ulme, ſchwarz u. orange-
gelb gefleckt, von welchem man ehemals fabelte,
daß er im Feuer lebe; daher auch der Feuergeiit (1.
Elementargeüter); eine SorteNtelten; Salaman-
der reiben (Exereitium Salamandri), Studen-
tenſpr. eine bejondere Art, auf jemands Geſund—
beit zu trinken, indem die Trinfgefäße auf dem
Tiiche Freisförmig herumgerieben werden 2c.; der
Salamandrin (Lacerta salamandrina), die Sa-
lamander-Eidechje.
Edlamenie, f, (fr. salamanie) die Rohrflöte der
Türken.
Saläme, m., pl. Salami, it. (v. saläre, ſalzen) eine
Art italieniiher Schladwurjt, aus Eſels- oder
Schweinefleijch, ſtark geräuchert, mit Knoblauch.
Salamine, f. ein einfarbiges, ſchweres franz. Sei—
denzeug.
Salamlit, n. arab. |. Salem.
Salampöre, n. (fr. salampouris) ojtind. Baum—
. wollenzeug (nad) der Stadt Salampore3 auf Ko—
romandel benannt).
Saläna, f. nl. die Saaljchule, Hochſchule an der
Saale, zu Jena.
Salangäne, f.(vonderSnfelSalang bei derHalb-
inſel Malaifa) die oſtindiſche Schwalbe, ihrer eß—
baren Nefter (indianijche Vogelneiter od. Tun-
kinsneſter) wegen befannt.
Salarium, n. (urjpr. Salzgeld, v. sal, Salz) od.
Salär (fr. salaire), daS Gehalt, Jahrgehalt, der
Sahresbezug, Sahrlohn, die Bejoldung; ſalarie—
ren, nl. (fr.salarier) bejolden, belohnen, ein Jahr—
gehalt geben.
Salaſchen, pl. (ungar. szälläs, ſpr. ßählahſch) Fleine
Bauergehöfte in Ungarn.
Salät, m. (v. it. saläto, saläta, gejalzen, v. salare,
jalzen; fr. salade, it. insalata, der Salat) urfpr.
eine gejalzene, gem. eine mit Eſſig und DI ange-
machte falte Speiſe, bei. der Gartenlattich.
Salbader, m. (der Urjprung des Wortes iſt dun-
fel; die Herleitungen von Salb-bader, Seelbad,
salvator u. a. find unhaltbare Vermutungen; viel-
leicht ift das Wort einfach zu Sole zu jtellen;
urjprünglich verſtand man unter einem Salbader
eine alberne Redensart, einen faulen Wiß, dann:
„eine Sache, die man und mehrmals erzehlet, wird
ein Salbader genennet” Schwenter 1653: Er-
quickſtunden III, 199, vgl. 5. Kluge, Et. Wörterb.
Salicin 713
7. Aufl. ©. 383) ein langweiliger Schwägßer; ſal—
adern, langweilig ſchwatzen; Salbaderei, f.
langweiliges, leeres Geſchwätz.
Salbei, f. (v. I. salvia, v. salvus, heil, gejund) ein
befanntes. wohlriechende® Gewürz- und Arznei—
gewächs mit rundlichen, dien Blättern.
faldieren (it. saldäre,v.[.solidäre, feſtmachen, voll»
jtändig machen, v. solidus, feft), berichtigen, Rech»
nungen abjchliegen, ausgleichen, einen Rüditand
abmachen, eine Schuld tilgen; Saldierbud), n.
ein kaufmänniſches Hilfsbuch zum Eintragen der
monatlichen Rechnungs-Abichluffe; ſich ſaldieren,
gerade aufgehen, ſich heben, 3. B. die Rechnung
jaldiert jih; Saldierung, f. die Ausgleichung, der
Nehnungs-Abichluß; auch Tilgung, Abtragung
einer Schuld; Saldo, m. it. Kfipr. der Rechnungs—
bejtand, Überreſt, dernach abgeichlofjener Rechnung
noch zu zahlen bleibt; auch der Rechnungs-Abſchluß
— Saldierung; die Rechnung iſt saldo, ift ab-
geſchloſſen, ins Reine gebracht; in saldo, oder im
Saldo bleiben, im Reſte bleiben, noch ſchuldig
fein; per saldo u. pro saldo, für Überſchuß, als
Beitand od. Neft von vorjtehender oder letzter Ab—
vehnung; Saldo-Kontobuch, n. ein Handelsbuch,
in welchem jedem Handelsfreunde eine Rechnung
eröffnet wird, damit man leicht überjfehen Fann,
wie man mit demjelben jteht; S..Bortrag, m.
Anmerkung des Saldo auf der Haben- od. Soll—
jeite nach Abichluß einer Rechnung; S.-Zahlung,
f. Zahlung eines ſchuldigen Reſtes zur völligen
Ausgleichung einer Rechnung; Kaffenialde, Kaj-
fenbeitand.
ſalebrös, I. (salebrösus, v. sal&bra, etwas Holpc-
tige) Holperig, taub, uneben.
Salem, od. Selam, r. Salam,m. arab. (saläm) eig.
Frieden; der Friedenswunſch, die Begrüßung; der
Engel der Liebe (bei Klopjtod); türk. Blumen-
ipradje, od. die Kunst, Gedanken und be. Empfin-
dungen durch einen Strauß natürlider Blumen
auszudrücen, eine Unterhaltung der Frauen des
Harems; Salemzalet oder Salamzalel, türt.-
arab. Grußformel: Friede fei mit euch! Salamlik,
n. arab. Empfangszimmıer. 4
Salench, fr. (pr. ßalangßi) gedämpftes Geflügel.
Salep, auch Saleb, m. arab. (sahleb, türf. salleb)
die Wurzel verfchiedener Arten des Knabenkrautes
(Orchis) und das daraus bereitete Pulver, welches,
mit Wafjer gefocht, ein ſchleimiges, nahrhaftes Ge-
tränf gibt, bef. bei den Türken gebräuchlich; vgl.
Salup.
Salernitaͤniſche Schule, f. (I. schola salernitäna),
die 1150 gejtiftete, im Mittelalter berühmte ärzt-
liche Lehranitalt zu Salerno in Stalien; auch die
von den Arzten ge Salerno gegebenen Berhal-
tungsregeln zur Bewahrung der ——
Saleſianerinnen, pl. ein Nonnenorden für Wit—
wen und kränkliche Frauen und zur Ausübung der
Krankenpflege u. Erziehung junger Mädchen, z. B.
in Wien und Breslau, geftiftet von Franz won
Sales zu Annecy in Savoyen.
Salgan, i Sjalgan. r
Salibazart, eine Vorſtadt Konſtantinopels jenfeit
de3 Hafens.
Salicin,n. nl. (v. I. salix, Gen. salicis, die Weide)
Sceidef. der Weidenftoff oder das Weidenbitter,
ein in der Rinde und den Blättern der Weiden ent-
haltener indifferenter Bitterftoff; Salteinden, pl.
(nl.salicinẽae, salicinae) Weidengewächje, Weiden-
‚arten; Salteit, m. der Weidenblattjtein, ein Stein
mitNbdriücen von Weidenblättern; Saltehl, Salt»
7174 Salicoques
genin, Saltvetin, n., jaltchlige Säure u. Sali⸗
ehlfänre, f. aus dem Salicin bereitete Stoffe; die
legtere Säure, von Piria entdedt, von 9. Kolbe
wegen ihrer antijeptifchen (gärunghemmenden)
Wirkung empfohlen, fommt in den Blüten von
Spiraea ulmarja vor; S.⸗Vaſeline, f. od. n. mit
Salichl vermifchte Vaſeline (ſ. d.) zu Einreibungen
beiQuetihungen, Brandwunden ujw.; S.⸗Watte,
f. mit Salicyllöfung getränfte, reine Watte, die als
Berbandmittel ufw. dient; Saltipyrin, n. ein
Arzneimittel aus der Gruppe der gemiſchten Sali-
eylpräparate, als Heilmittel gegen die Influenza
angemendet.
Salicoques, pl. fr. (fpr. —Eof‘) Seegarneele, Säge-
frebje, eine an Franfreihs und Staliens Küſten
häufige ſehr ſchmackhafte Krebsart.
Salicornia,f.nl.(fr.salicornie, salicorne, salicor,
salicot) das Salzfraut, der Glasfchmelz, Seekrapp;
Salicor, m. die daraus bereitete Soda.
Salier, pl. I. (Salii, v. salire, jpringen) Prieſter des
Mars bei den alten Römern, die am 1. März
a Tänze aufführten; ſ. auch ſaliſches
eſe
Enliere, f. fr. (ſpr. ßaljähr') ein Salzfaß; Salt:
fifation, Saline, Jalinifch zc., ſ. unter sal.
Saliretin, j. unter Salicin.
Salijation, f. I. (salisatio, von gleich]. (. salisäre,
salissäre, v. salire, jpringen) da3 Springen, Bit-
tern, die hüpfende Bewegung der Muskeln.
ſaliſches Geſetz, n. (l.leges salicae) die im 5. Jahrh.
veranſtaltete Sammlung von Rechtsgewohnheiten
des deutſchen Volksſtammes der Salier od. Sal—
franken, die älteſte Sammlung deutſcher Geſetze;
beſ. der 62. Artikel dieſer Geſetze, zufolge deſſen die
Töchter von der Erbſchaft und Thronfolge aus—
geſchloſſen ſind; daher ſaliſche Güter, ſolche, die
nur auf die männlichen Nachkommen vererben;
ſaliſches Land oder Salland, n. !. terra salica,
da3 zu einem freien Haupthofe (Salhofe), auf wel-
chem die herrfchaftlihe Wohnung (sala) ſtand, ge-
hörende und von dort aus bewirtichaftete Land,
jpäter das ererbte Grundvermögen überhaupt.
Salit oder Sahlit, m. (von der Stadt Sala oder
Sahla in Schweden) blätteriger Augit, ſ. d.
saliva, f. [. der Speichel; salivalis ductus, m.
Heilf. der Speichelgang; ſalivieren (I. saliväre),
iveicheln, durch den Speichelfluß reinigen; viel
Speichel ausmwerfen; Speichelflußmittelgebrauchen;
salivantia, pl. Heilk. jpeicheltreibende Mittel;
Salivation (jpätl. salivatio) od. Salivierung,
f. der Speichelfluß, Speichelreiz, die Speichel-Kur;
Salivin, n. der Speichelftoff, der wejentlichite Be-
itandteil des Speichels.
Sally, f. engl. weibl. Name, Abkürz. f. Rofalie.
Salm, m. 1. (v.1.salmo) der Lachs, ein befannter
Fiſch; 2. (mittelhochd. salme, it. salmo — Palm,
j.d.) der Kirchengeſang; uneig. verächtlich ein mweit-
läufiges, unnützes Geſchwätz.
Salma, f. it. überh. Laſt, Bürde (vgl. d. gr. sagma,
u. d. deutſche Saum), beſ. ein ehemaliges Gewicht
von 12—13 kg; ferner ein früheres ital. Flüſſig—
feitSmaß von 160— 250 1; auch ein früheres Ge-
treidemaß in Barcelona, Malta u. Meſſina, von
ungef. 2751.
Salmagindi od. Salmigondis, n. (v. I. salgäma
condita, pl. mit Salz eingemachte Früchte 2c., od.
nah der Gräfin Salmagondi, Hofdame der
Maria von Medici, benannt, melde für die Erfin—
derin des Heringsfalates gilt), urfpr. ein Salat
von Hering und Äpfeln 2c., Heringsfalat; ein Ge-
Salpeter
miſch aus verſchied. Bejtandteilen, von Fleifch zc.,
ein Überbleibſelgericht; uneig. f. Gewäſch, unzu⸗
ſammenhängende Rede; Salmi, n. (fr. salmis,
wahrſch. zgez. aus salmigondis) ein Wiürzgericht
(Ragout) von gebratenem wilden Geflügel, Braun-
eingemachtes.
Salmiat, m. ([. sal ammoniäcum,n., woraus Sal-
miak durch Zufammenziehung entitanden ift, vgl.
Ammoniaf) Ammoniat-Salz, ſalzſaures Ammo-
niak oder Chlorammonium; Salmtatblumen (I.
flores salis ammoniaci), dur) Sublimieren 2c. ge-
veinigterSalmial; Salmtafgeift, m. ein mit Am-
moniafgas gejättigtes Wafjer.
Salmigondis, |. Salmagundi.
Salniter, j. Salpeter.
Salog, m. ruſſ. (jpr. jalsag, v. saloshitj, einlegen,
hinterlegen), das Pfand, Unterpfand, die Kaution,
def. bei Tieferungsgejchäften an die ruſſ. Krone.
Saͤlomo, m. hebr. (Sch’lömöh, v. schälöm, Heil,
Glück, Frieden) männl, Name: der Friedlide,
Sriedreiche; überh. f. ein weiſer Herrfcher od. Rich»
ter; Salomenis-Schlüffel, m. I. clavicüla Salo-
monis, ein urjpr. hebräifch abgefaßtes und dem
Könige Salomo Fälfchlich beigelegtes kabbaliſtiſches
Zauberbud; Saͤlome, f. die Friedliche, Friederike;
jalomänifch, weiſe wie König Salomo; ein falos
monifches Urteil, ein Icharfjinniges Urteil, wie
es Salomo bei dem Streit der beiden Mütter um
ein Rind fällte.
Salon, m. fr. (ſpr. Balöng; von salle, it., fpan. u.
prov. sala, Saal, v. althodhd. sal, Haus, Saal,
Wohnung) urfpr. ein großer hoher Saal (= it.
salone); jet gem. ein Eleiner Saal, ein elegantes
Geſellſchaftszimmer, auch in Gafthäufern; ein Ge-
mäldejaal, Bilderfaal, Ausftellungszimmer für
Gemälde, bef. die jährl. Kunſtausſtellung v. Wer-
fen lebender Rünftler in Paris; uneig. die gute
Geſellſchaft, vornehme Welt, daher z. B. Salon—
dame, f. eine feine, elegante Dame; Salon—
wagen, m. ein als Gejellfchaftszimmer bequem
eingerichteter befonderer Wagen bei Eifenbahn-
zügen.
Salonichi, n. ein in der gleichnamigen Stadt Ma-
zedoniens gefertigtes farblofed Wollenzeug.
saloon, m. engl. (fpr. Bäluhn) Salon, Empfangs-
zimmer; Runfthalle, Saal.
ialopp, fr. (salope; von fr. sale, ſchmutzig, unrein
oder vom engl. slop, Pfütze, Schmußfled, sloppy,
ſchmutzig, kotig) nadhläflig, unjauber, ſchmutzig,
ſchlumpig; Saloperie, f. Unreinlichkeit, Schmuß;
Salope, gew. Saloppe, f. eig. eine unſaubere
Frau, Schlumpe; ein großes Umjchlagetud), ein
Morgen- od. Srühmantel. |
Salpen, pl. (v. gr. sälpe, I. salpa) der Doppelreiher,
eine Gattung der Seejcheiden, durchſichtige See—
tierchen in den füdlichen Breiten des Ozeans, Die
nacht3 mit einem bläulich glänzenden Lichte leuchten.
Salpeter, m. (vom [. sal petrae, d.i. Felſen- oder
Steinjalz, mweil er bef. an feuchten Mauern und
Wänden der Gejteine anichieht), auch Salniter
(v.sal nitri), Mauer- od. Erdfalz, Verbindung von
Salpeterfäure mit einem Alkali oder einer alkali-
ſchen Erde, im engeren Sinne: falpeterjaures Kali;
Salpeter:Fraß, m. das Verwittern der Steine
u. des Mörtels durd) die Bildung von Salpeter-
jäure, die fi) mit dem Kalf verbindet und als
Kalfjalpeter vom Regen weggewaſchen wird; ©.=
Gas, n. Stidjtofforyd; S.=-Bapier, Papier, das
mit Salpeterfäure geträntt ift und verbrannt wird,
dient al3 Mittel gegen Aſthma; S,-Plantagen,
Salpicon
pl. Anjtalten zur Erzeugung und Gewinnung des
Salpeter3; d-Säure, f. od. S,=&eift, m. eine
ſtarke, aus Stickſtoff und Sauerftoff bejtehende
Säure, im verdiünnten Zuftande: Scheidemwajler;
Salpetritre, f. fr. (jpr. —triähr') eine Salpeter-
jiederei; auch ein früher zur Salpeterjiederei be-
nüßtes Verpflegungshaus für arme weibliche Ir—
ren, fowie fiir früppelhafte oder altersſchwache
Frauen in Paris. |
Salpicon, n. fr. (jpr. Balpitöng; ſpan. salpicon,
prov. und fpan. salpicar, mit Salz bejtreuen, d.
‘ sal, Salz, u. picar, jtechen, tüpfeln; vgl. fr. sau-
poudrer, mit Salz bejtreuen) ein aus Gurken,
Schinken, Trüffeln ze. mit Ejjig bereitetes Gericht.
Salping, f. ar., pl. Salpingen, eine Trompete;
eine Seemuſchel; Heilk. die euftachifche Röhre;
Salpingemphräris, f. Heilt. die Verſtopfung der
euſtachiſchen Röhre; Salpingopharyngeus, m.
derRöhrenſchlundmuskel; Salpingoftaphylinns,
m. der Röhrenzäpfchenmusfel; Salpingofteno-
chorie, f. Verengung der euſtachiſchen Röhre;
Salpiiten, pl. Trompeter.
Saliamente, pl. I. (salsamenta, sing. salsamen-
tum, v. gleich]. I. salsäre, einjalzen, v. salsus, ge-
ſalzen, jalzig) eingeſalzene Sachen, beſ. Speijen;
Salfe, k. (it. u. fpan. salsa) eine Salzbrühe, Tunfe
— peifen, = Sauce; Salſen, pl. (it. salse)
a
mmovulfane, Kleine Bulfane, die jtatt derLava
Schlamm und Schwefelgad auswerfen; Saltöle,
f. nl. (v. sal, ſ. d.) das Salzkraut, von dejien Arten
bef. Salsola Kali, u. S. Soda, durch Einäfcherung
zur Bereitung der Soda benutzt werden.
Saltarello,m. it. (v. I. u. it. saltäre, jpringen, tan-
gr) der Hüpfer, ein röm. Volkstanz in trippelnder
ewegung, bei wechjelnden Gebärden (der Arme),
meilt von der Handtrommel begleitet; Ton. eine
hüpfende Tonfigur; Saltatton, k. l. (saltatio) das
Springen, Tanzen, bef.der Gebärdentanz im Alter-
tum; das Schlagen, Klopfen der Pulsadern; Sal-
tätor,m. Tänzer, Gebärdenkünitler; Saltatorig,
pl. Springer, —** der Geradflügler; Saltä—
trix, f. Tänzerin.
Salterio, m. it. (= Pfalterium, ſ. d. die Davids-
harfe; eine Art Hadebrett.
Saltimbangue, m.fr.(fpr. Baltängbang’; v.it. salt-
im-banco, der auf eine Bank fpringt) ein Marft-
jchreier, Duadjalber, Gaukler; auch franzöfifche
Bezeihnung für den kleinen Kunftreiter.
saltus, m. lat. (von salire, fpringen) der Sprung;
saltus in conelud&ndo, ein Sprungim Schließen;
per saltum, durch einen Sprung, fprungweife,
3. B. bei Schlüfjen; Salto, m. it. der Sprung;
Salto mortdle,m. ein Todesſprung, halsbrechen-
der Kunſtſprung, das Überfchlagen des Körpers in
der Quft nad) vorn, im Gegenjag zu Sautperil-
leux (f. d.); uneig. ein zu großes Wagejtüd.
Salubrität, f. I. (salubritas, v. salüber, heiljanı)
die Geſundheit, gefunde Beichaffenheit, Heilſamteit,
Zuträglichfeit, bej. der Luft.
Salung, n. ein Gold- u. Silbergewicht in Siam —
1/, Tital = 2 Fuang = 3,8 g. ;
Salup, m. (= Salep, ſ. d.) ein köſtliches Getränk
der Morgenländer; ein Salzgewicht auf Sumatra
— 2 engl. Pfunde.
Salus, f.(Gen.salütis) [.dieGejundheit, Wohlfahrt,
das Wohlſein, Gedeihen, Heil, Glück 2c.; Fabell. die
Sefundheitsgöttin, eine allegorifcheGottheitder Rö—
mer, jo viel als Hygiea bei den Griechen; salus
publica, f. die öffentliche oder Staat3-Wohlfahrt,
das Gemeinwohl, mırrde ebenfall3 von den Nönıern |
salvus 175
göttlich verehrt und ıhr ein Tempel gebaut; salus
puhlica supr&ma lex esto, die Staat3-Wohl-
tahrt muß das höchſte Geſetz Fein: salutem, (Akk.
v, salus) näml. dieo, Wohlſein, Gejundheit, Heil,
Gedeihen, nämlich wünsche ich (als Grußformel);
ſalutäriſch, I. (salutäris) heilfam, zur Gefundheit
dienlih; Salüt, m. fr. (fpr. Balüh) Gruß, Be-
grüßung mit Kanonenſchüſſen; salut du tröne,
Begrüßung einer auf dem Throne fißenden fürſt—
lichen Berjon bei feierlichen Gelegenheiten, 3. B.
Bermählungen; Jalntieren, 1. (salutäre) grüßen,
bewilllommmen; bej. militäriſch begrüßen, auch
mit Kanonenſchüſſen (vgl. Salve); Salutation,
f. [. (salutatio) die Begrüßung, der Gruß; salu-
tatio ecclesiastica, die firchliche Begrüßung, der
Priejtergruß mit dem Abfingen der Worte: „Do-
minus vobiscum“, d. i. der Herr fei mit euch! Sa=
Intatorium, n. das Sprehzimmer in Klöjtern;
die Kapelle, in welcher der Bijchof vor dem Gottes—
dienjte empfangen wird.
salva ete., j. unter salvus; Salbage, Salvatells
Ader, Salvation, Salvator, j. unt. falvieren.
salvo! I. (Smperativ v. salvere, gejund fein) eig. fei
geſund! befinde dich wohl! dah. ald Grußwort: jet
gegrüßt! oder willkommen! salve regina [mi-
sericordiae]! jei gegrüßt, —— lder Barm—
herzigkeit)! ein an die Jungfrau Maria gerichteter
Gejang in der fathol. Kirche; Salve, f. fr. ein
Ehrenſchuß, Freudenſchuß, Begrüßungsſchießen
durch Kanonen; uneig. auch das gleichzeitige Ab—
feuern einer größeren oder geringeren Anzahl von
Gewehren, ein gleichzeitigeg Abfenern von Kanonen
oder Flinten, z. B. bei militärischen Begräbnifien ;
landich. (3. B. am Harz) ein Nachmittags⸗-Gottes⸗
dienst für Konfirmanden.
Salvegarde, j. unter jalvieren.
salvia, f. I. die Salbei, j. d.; Salviaͤti, f. (fr. sal-
viati,m.) eine zuderjüße jaftige Sommerbirne mit
zartem Fleifche.
falpieren, jpätl. (salväre, von salvus, ſ. d.) retten,
in Sicherheit bringen, flüchten, bergen; Salvage,
f., r. n. fr. (fpr. ßalwähſch; ml. salvagium) Seejpr.
das Bergegeld, der Bergelohn; Salvatell-Ader,
f. (ml. salvatella, fr. salvatelle; jo genannt, weil
man das Öffnen diefer Ader in gewiſſen Krank—
heiten für jehr heilfam hielt), Heilk. Milz. Bfut-
ader; Salbation, f. nl. Rettung, Verteidigung,
Verwahrung; auh = Salbationsſchrift, f. eine
Berteidigungs- od. Rettungsſchrift, be. zur Nach—
weifung, daß man den fchuldigen Beweis ge
habe; Salbvätor, m. jpätl. der Retter, Erlöjer,
Heiland; Salbator-Bier, n. das Erlöjerbier, ein
zur Paſſionszeit in Bayern zur Verſchrotung fom«-
mendes ausgezeichnetes Bier; S.⸗Orden, m. der
Erlöjerorden; Salvegarde oder Saubegarde, f.
fr. (jpr. Bow’gard’) die Sicherheitswache, Schuß-
od. Schirmwache, Bedeckung; auch ⸗Salvatorium,
n. nl. ein Schuß- u. Geleitsbrief.
Salpiner:WBein,m.einejchwarzblaue®eintrauben-
Art in Oſterreich.
salvus, a, um, I. unverlett, unbejchädigt, ficher,
wohlbehalten; salvas condüctus, m. ſicheres Ge—
leit, Schußgeleit; auch ein Schuß od. Geleitäbrief;
Ss. locus, m. ein unbejchwerter, von aller Leiftung
freier Ort; a salvo, Kfipr. wohlbehalten, unbe»
Ihädigt (auf Frachtbriefen); in salvo. in Sicher⸗
heit, ficher, wohlbehalten, geborgen; salvo erröre
calcüli, mit Vorbehalt eines nıöglichen Rechnungs⸗
fehlers, auch ohne Rehnungsverjtoß; 8. errore
et omissiöne, mit Vorbehalt von Irrtum und
776 Sam
Auslafjung, unter Rechnungen und Rechnungs—
auszüge gelebt; 8. honöre, unbejchadet der Ehre
oder mit Erlaubnis zu jagen; s. jure, unbejchadet
jeines Rechts; 8. jure cujüsvis, jedermanns Rech—
ten unbejchadet; 8. Jure quocunque, mit Vorbe—
halt eines jeglichen Rechts oder aller Rechte, fie
mögen Namen haben, wie fie wollen; 8. Jure
tertii, mit Vorbehalt der Rechte eines Dritten;
s. meliöre, unbejchadet de3 Befjern; s. regressu,
der Rückkehr oder Rückwendung unbejchadet; 8.
r6espectu, der Achtung — — s. titũlo,
auch s. pleno titũlo, mit Vorbehalt oder ohne
Nachteil des Titels, unbeſchadet des Ranges und
Titels, mit Auslaſſung des Titels; — salva ap-
probatiöne, unter Vorbehalt der Genehmigung;
s. auctoritäte judieiäli oder salvo honöre ju-
dieis, unbejchadet des richterlichen Anſehens, od.
ohne Nachteil für die Ehre des Richters; salva
conscientia, mit guten Gewiſſen; s. fama, ohne
Nachteil des guten Namens; s. ratificatiöne, mit
Vorbehalt der höhern Genehmigung; 8. remis-
sione, mitBorbehalt der Zurüdjendung; s.venia,
mit Erlaubnis zu jagen; — salvis curialibus,
derFörmlichkeiten unbefchadet; 8. exeeptionibus,
mit Vorbehalt der Einwendungen; s. omissis, mit
Borbehalt des Weggelajjenen; s. ulterioribus,
mit Vorbehalt des Weiteren.
Sam, Uncle, j. Samuel.
Samädan, m. der neunte Monat bei den Mrabern.
— oder Saniaſſi, pl. indiſche Büßer und
Heilige.
Samar, m. Fruchtmaß in Georgien, — 19, ruſſ.
Tſchetwert od. 3,1485 hl:
Samariter, m. pl. die bei der babyloniichen Ge-
fangenjchaftzurüdgebliebenen und mit eingeführten
heidnijchen Bewohnern gemifchten Landeseinge—
borenen in Paläftina, von den zurücfgefehrten
Suden fehr gehabt; nach der bei Luk. 10, 33 er-
zählten Begebenheit bedeutet Samariter in der
Kirhenjprade überh.: barmherziger Mann; Sa—
mariterbereine, zuerit von Prof. Esmarch nach
engliihem Borbilde eingerichtete Vereine, die den
Zweckhaben, Berunglücten die erfteHilfezu leiſten,
und deren Mitglieder dazu in bejonderen Übungen
vorbereitet werden.
Sambal, m.per]. (zambak) nl. nyetanthes sambac)
der arab. Jasmin; die oftind. Nachtblume.
Sambos, r. Zambo3, f. Zambo.
Sambüca, f. I. (gr.sambyke) ein dreieckiges Saiten-
injtrument von ſehr ſcharfen Tönen, eine ArtHarfe;
ein Belagerungsmwerkzeug von ähnlicher Geftalt,
modurd man auf Mauern gelangte, die Sturm-
brücke, Sturmleiter.
Sambücus, f. I. der Holunder; S. nigra, gemeiner
Holunder, Flieder.
Samet, m. rufj. (fpr. jamiött; von sametätj; mit
Schnee zumehen) Die Schneeverwehung, ein heftiges
Schneegeitöber in den Steppen de3 ſüdl. Rußland,
deſſen ſchlimmſte Art, wobei der Schnee von oben
berab- u. von unten emporgetrieben wird, Wjuga,
Schneemirbel, heißt.
Samia, f. gr. Beiname der Hera od. Kuno von der
Inſel Samos, wo fie einen Tempel hatte.
Samiel, m. 1.= Samum; 2. r. Samael, ein böſer
Geiſt oder Teufel, urſpr. nach orient. Anſicht: ein
Engel, welcher die Menſchen verführte und dafür
aus dem Himmel geſtürzt ward; bei den Juden:
der Oberſte der Teufel.
Samiſche Erde (fr. terre Samienne), f. Mergelerde
von der griech. Inſel Samos.
Sanatogen
Samita, f. ein ſüßes Getränk in der Berberei, aus
Honigfuchen und Waffer bereitet.
Samkin od. Samutin, m. (fr. samequin) ein tür—
kiſches Fahrzeug, das nur zu Küftenfahrten ge-
braudt wird.
Sammelfurium, n. (dtjeh. von fammeln, mit
ſcherzweiſe angehängter lat.lautender Endung) eine
Sammelei, Gemengfet. —
Sammet oder zgez. Samt, m. mhochd. samit, it.
sciamito, altfr. samit, ſchwed. sammet, dv. ml. sa-
mitum, samitus, abgef. aus examitum, entft. aus
dem gr. exämitos, d. i. jechsfädig, mit ſechs Fäden
.gewebt) ein ſchweres Seidenzeug, defjen Fäden über
die Oberfläche hervorgehen, und, wenn fie aufge-
lag find, einen weichen, feinen Haarüberzug
ilden. |
Samnite, f. (v. 1.Samnis, Samnitis, aus Samnium
im alten Stalien?) ein Hausfleid der Frauen mit
jteifem Kragen.
Samogitien oder Shmupdien, n. lit. (von zmudz,
Tiefland), der von den Niederlitauern od. Shmuden
bewohnte, an der Oſtſee liegende Teil Litauens
(Reg.-Bez. Gumbinnen und rufj. Gouv. Kowno u.
Sjumalfi).
Samojede od. r. Sfamojede, m., pl. Samojeden,
ein zum altaifchen Bölferftamm gehöriges Volk
im Norden Rußlands und Sibirien; Samojede,
f. eine Art Srauen-Überrod od. -Mantel mit mei-
ten, langen Armeln.
Samölus, f. I. (felt. Urjprung3; fr. samole) der
Strandpungen, Salzpıngen, das Samenfraut.
Samobar od. Samowar, |. Sjamomar.
Sampdn, m. hin. (auch zuweilen „Sampang“ ge-
ſprochen; din. san = Drei; pan — Brett, alſo
eigentl. Dreibrett), eine chineſiſche Barke.
Suamsblätter, = Senneöblätter, ].d.
Samſchu, n. (fr. samsou) ein aus Reis bereitetes,
jehr beraufchendes Getränk in China.
Samuel, m. hebr. (Sch’mü£l, v. schamä’, hören, u.
el, Gott, . 1. Sam. 1, 20; gem. jüd. zgez. Schmul)
männl. Name: der von Gott Erhörte; n. a. viel-
mehr: Name Gottes; Sam, engl. Abkürzung für
Samuel; Uncle Sam (ſpr. öngf’l Bämm), m. ſcherz⸗
hafte Benennung der Nordamerifaner und ihrer
Regierung. Im nordamerikaniſchen Freigeitsfriege
war Elbert Anderfon Armeelieferant, u. Samuel
Wilſon, allbefannt unter vem Namen Uncle Sam,
von der Regierung bejtellter Aufjeher über den ge-
lieferten Broviant. Die gepadten Vorräte wurden
mit E. A. (Elbert Anderson) und U. S. (United
States, Vereinigte Staaten) bezeichnet. Auf die
Trage, was dieje Buchjtaben bedeuteten, äußerte
der mit dem Bezeichnen Beauftragte: Elbert An-
derson und Uncle Sam. Diejer Spaß fand als-
bald durch die Preſſe allgemeine Verbreitung.
Samulin, j. Samfin.
Samum, m. arab. (samüm, von samma, bergiften,
samm, Gift) od. Sam-Helt (Samiel, vom türf.
yel, der Wind), auch Chamjin, Kamfin oder
Harmattan, m, ein Glühs oder Giftwind, ein
zum Erftiden heißer, oft tödlicher Wind, bef. im
nordöftl. Afrita, Arabien (Wüfte), Syrien ce.
Samuröſe, f. (fr. samoreux, m; von dem Fluſſe
Sambre, I. Samära) ein langes, ſchmales und
plattes Fahrzeug zum Holzhandel 2c. in ——
san, it. u. ſpan. abgef. für santo, heilig, Heiliger.
sanae mentis, |. unter mens.
Sans, m. (fr. sanas) ein oftindifches Baumtollen-
zeug.
Sanatogen, n. lat.-griedh. (d. h. gejundheiterzei-
Sanatorium Sanicula 177
die Bienen zu ihrer Nahrung in die Brotwaben
eintragen; Sandarazin,n. derSandarafitoff, das
Sandarafharz.
Sandel= oder Santelholz, n. (nl. santälum, arab.
sandel, d. ſanstr. tschandana, malay. u. javaniſch
tschendana) ein feines Holz, bei. aus Oftindien u.
gend), der Gejundheiterzeuger, ein befanntes Er
zeugni3 der Chemie, das al3 Nervenftärkungs-
una und ſtärkendes Nährmittel viel gebraucht
wird.
Sanatorium, n. j. unter janieren.
Sanbenito od. Sambenito, ſpan, auch Sachenito,
m.(v. I. saccus benedictus) ein Marderhemd, ein
elbe3, mit einem roten Andreasfreuze und mit
lammen und Teufeln bemaltes Hemd, womit die
von der ſpan. Inquifition zum Scheiterhaufen ver-
von den Inſeln der Südſee; das gelbe wird zum
Räuchern und zu eingelegter Arbeit, das rote
(Raliaturholz) zum Färben gebraudt; Sans
talin, n. das Sandelrot, Farbejtoff aus dem roten
urteilten Ketzer bekleidet wurden und welches auch
diejenigen eine Zeitlang tragen mußten, die ihre
Ketzerei abgeſchworen hatten u. freigelaffen wurden;
auch eine ſolche Mütze.
faneieren, I. (sancire) oder ſanktionieren, nl. (fr.
sanctionner) ein Geſetz heilig und unverletzlich
Eandelholz. [melone.
Sandie, f. (jpan. sandia) die füdamerifan. Wafjer-
Sandir vd. Sandy, f. u. gew. m., gr. Mennig
od. dem Mennig ähnliches Rot; rötliches Bleigelb,
vol. Mafficot.
Sandſchak, m. türk. (sandschäk) eig. Fahne; Pro-
machen, bejtätigen, befräftigen, genehmigen; etwas
feſtſetzen, zum Geſetz machen, Öejeßesfraft erteilen;
sanctus, a, um, [., oder fanet, heilig, abgek. S.,
Set. oder St., 3.8. Sct. oder St. Paulus, der
heilige Baulus; Sankt-Barbara (nad) einer Dei-
ligen diejes Namens benannt, fr. sainte-barbe, die
Bırlderfammer aufSchiffen) uneig. ein Gemach für
die Stückſchützen (Artilleriften) im Hinterteil der
Kriegsschiffe; o sancta simplicitas! o heilige
Einfalt; sanetum offleium, n. eig. das heilige
Amt,die heilige Pflicht, Benennung des ehemaligen
Keßergerichtes in Spanien, vgl. Inquiſition;
Sanctitas, f. Heiligkeit, Titel der Bifchöfe, bef. des
Bapites; Sanctus, n. das Heilig, ein mit dieſem
Worte beginnender Teil des Meßgeſangs in der
fathol. Kirche; Sanctiſſimum, n. bei den Katho—
liken das Allerheiligite, die geweihte Hojtie; Sank—
tion, f. (I. sanctio) die Betätigung, Genehmigung,
ng eines Geſetzes, Feſtſetzung, Heiligung,
Beihe; Erteilung der Gejehesfraft; pragmatiſche
Sanftion, j-unt. pragmatiich; Sanftuarium,
n. [. oder Sanctüsire, n. fr. (fpr. ßanktüähr') das
Heiligtum, Allerheiligite im Tempel der alten Ju—
den; aud) das innere Chor in Kirchen; der Raum
um den Hauptaltar; der Aufbewahrungsort von
Reliquien und Heiligtiimern; der heilige Schußort,
die Freiſtätte; ſanktifizieren, jpätl. (sanctificäre)
heiligſprechen; Sanftififation, f. (sanctificatio)
die Heiligung, Deiligjprechung, Weihung; Santti=
monium, n. nl. ein Deiligtum.
Sancus, m. |. eine altitalijche Gottheit, |. Semo.
Sanddlen oder Sandalien, pl. gr. (sändäla, von
sing. sändalon; I. sandalia, v. sing. sandalium,
perj. sandal; viell. f. gr. sanidalon, von sanis,
Brett; vgl. Sanidin) 1. Bindejohlen, Schnürfohlen
von Holz bei den alten Griechen; jpäter eine Art
feiner Frauenſchuhe; Pracht-Socken mit Gold und
Berlen gejtidt, fiir vornehmere kathol. Geistliche bei
feierlichen Gelegenheiten; lederne Schnürfohlen,
Mönchsſchuhe; 2. (perf. sandal) eine Art Fahrzeuge
zum Richten der Schiffe im Mittelländifchen Meere
22.; Sandaline, f. ein venetianisches Wollenzeug;
Sandalivlith, m. eine fojjile Meerforalle, ein
toffiler Bolyp ; Sandalit, m. verjteinerteBantoffel-
muſchel.
Sandang, n. die königliche birmaniſche Elle von
0,485 m; vgl. Taim.
Sandärach oder Sandäraf, m. (gr. sandaräche
od. sandaräke, |. sandaräca, fr.sandaraque, perſ.
sandar für sandarüs, janzfr. sindüra) 1. rotes
Rauſchgelb, rotes Schwefelarjen, j. Arfenit;
2. (vd. perj. sandarah) ein blaßgelbes Wacholder—
Pr Bereitung von Firnis gebraucht; auch
ür
tenenbrot, d. 1. der mehlige Stoff, welchen !
vinz, Statthalterfchaft einer Kleinen türf. Land—
ſchaft; Sandſchat-Beg, m. der Statthalter der-
ask &.:Scherif, m. (v. arab. scherif, heilig)
ohammeds heilige Fahne in Konjtantinopel, die
in Striegszeiten öffentlich ausgeftellt wird; Sans
dſchaktor, m. Bannerträger, Benennung der vier-
zig, die die heilige Sahne Mohammeds zu tragen
haben.
Sandwich, n. engl. (fpr. ßänduitſch; angeblich nad)
dem Grafen Sandwid, Earl of Sandwich, +1792,
benannt) Butterbrot mit darauf oder dazwiſchen
gelegten Falten Fleifchjchnittchen; belegtes Butter»
brot.
Sanfedtften, pl. it. (von santo, heilig, u. fede, der
Slaube) die Mitglieder einer politischen und reli-
giöfen Verbindung im ehem. Kirchenftaate, zur
Befeftigung der päpftlichen Gewalt, welche in allen
Aufitänden von den Zeiten Napoleons biszu denen
der zwanziger Jahre als Gegner der Karbonari
(ſ. d.) fämpften.
saug, m. fr. (fpr. Bang; vom J. sanguis) das Blut;
sang de dragon, n. (jpr. Bang d'dragoͤng) Dra-
chenblut, ein rote8 Harz; Sang-froid, n. (pr.
Bang-frod) Faltes Blut, Kaltblütigfeit; sauglant
(pr. —Idng), blutig; bitter, verlegen.
Sangaree, n. engl. (jpr. Bängärih) Getränt aus
Waſſer, Rum, Zuder, Zitronen und Gewürz.
ſanguifizieren, nl. (v. I. sanguis, Gen. sanguinis,
das Blut) Blut erzeugen; Sanguificantie, pl.
bluterzeugende Mittel; Sangnififation od. Sans
guinififation, f. die Bluterzeugung in den tierifch.
Körpern; fanguinärtich, I. (sanguinarius) blut-
gierig, mordlujtig, graujam; Sanguination, f.
die Blutung, das Bluten; Sanguineus, m. (l.
sanguine&us, blutig) od. Sanguinifer, m. nl. ein
blutreicher, leichtblütiger, leicht erregbarer, feuriger
Menſch; ſanguiniſch, blutreich, leichtblütig, ſehr
lebhaft, hitzig, leicht empfänglich für frohe und
traurige Stimmung; auch leichtſinnig, hoffnungs—
reich, ſhwärmeriſch; ſanguiniſches Tempera-
ment, leichtblütige, lebhafte Körper- u. Gemüts—
art (vgl.Temperament); Sanguinden, n.1.-dijch.,
eine Gattung fleiner geſchwänzter Affen in Süd—
amerifa, wozu 3. B. der äußerſt Heine Wiftiti ge-
hört; Sanguinofratie, f. lat.-gr. die Blutherr-
Ihaft, 3. DB. in Frankreich unter Robespierre;
Sanguiſörba, f. nl. der Wiefentnopf, ein gutes
Futterfraut, früher auch als blutjtilendes Heil—
mittel gebraucht.
Sanhedrin, j. Synedrium.
Saniaſſi = Samanäer, f.d. .
Sanicüla od. Sanikel, f. nl. (v. l. sanus, gejund,
heil) das Heil aller Schäden, eine Pflanze, als
Heilmittel angewandt.
178 Sanidin
Saniditt, n. (v. gr. sanis, Gen.sanidos, das Brett,
verfl.sanidion, das Täfelchen) der glafige Feldfpat,
in tafelförmigen Prismen ꝛc.
Sanies, f. I. Heilf. die Jauche, der blutige Eiter;
fanids (Il. sanicsus), jauchig oder jauchicht, voN
Eiter.
fanteren, lat. (von sanus, gejund) heilen, gefund
machen; verbeſſern; ergänzen; Santerung, auch
Sanation oder Sanitation, Heilung; Aufhilfe;
Ergänzung; Wohlfahrtseinrichtungen; fanitär,
Adj. fr. (sanitaire) die Gejundheit betreffend, be»
fördernd, ſchützend, geſundheitlich; Sanitarium
od. Sanatorium, n. Heilanſtalt; Sanität, f. l.
(sanitas) die Geſundheit; Kranfenpflege; Sani—
täts-Roflenium, n. der Gejundheit3-Rat; S.=
Kompagnie, f. bei dem Deere die Soldaten, welche
den Kranfendienit haben, Gefundheitg- od. Kran-
fenwärterfhar; S.-Geſchirr,e n. Gefundheit3-Ges
ſchirr; S.«Polizei, f. = medizinifche Polizei;
S.-Rat, m. Gejundheitsrat, Titel für Arzte; S.⸗
Wache, ärztlihe Wache.
Sankhja⸗Philoſophie, k. ſanskr. (v.sankhjä, Nad)-
denken, Betrachtung, v. khjä, ſagen, erzählen, mit
dem Präfix sam, zuſammenzählen, berechnen) ein
indiſches philoſophiſches Syſtem, welches ſtatt der
Einheit des Seins nur deſſen Vielheit als wirklich
anerfennt (vgl. Mimanſa).
Sanlei, m., Sanlei-Wurzel, k. chineſiſcher Kal-
mus, von heilender Kraft gegen den Biß giftiger
Tiere.
sans, fr. (jpr. Bang; altfr. sens, altjpan. sines, v. I.
sine) ohne; sans cer@monie (ſpr. Bang Beremont)
u. 8, complimens (jpr. —mäng), ohne Unftände;
s. comparaison, j. unter fomparieren 1.;
Sansculotte, m. fr. (ſpr. Bangfülstt; vgl. Cü-
Iotten) eig. ein Hofenlojer, Ohnehoſe (d. h. ohne
Kniehofen, dafür mit neumodiſchen Patalon?),
Spottname der nicht mit Kniehoſen, wie die Ade-
ligen, beffeideten Anhänger der freibürgerlichen
Regierung od. vielmehr Pöbelherrſchaft zur Zeit
der franzöfifhen Revolution, Schredensmann;
Sansculotterie, k, auch Sansculottismus, m.
barb.-lat. od. Sansculottisme, m. fr. die Hoſen—
fofigkeit, Freiheitsihwindel, Anhänglichkeit an die
Grundſätze der Sansculotten, Zügellofigieit;fans-
culoͤttiſch, nach Art der Sansculotten, der zügel—
loſen Pöbelherrſchaft anhängend; ſansculotti—
fieren (fr.sansculottiser), zum Sansculotten ma—
chen; ſanscülottiſch gefinnt fein; sans donte, fr.
(pr. Bangduht’) ohne Zweifel, allerdings; s.facon,
ſ. Faſſon; 8. gene, d. h. ohne fich zu genieren
(j. gene), bejonders geläufig geworden duch das
befannte franzöſiſche Luſtſpiel: Madame Sans
Gene.
Sanfära, n. ind. der dem Nirwäna entgegengefehte
Zuitand, |. Nirwana.
Sanstrit-Sprade, Sanskrita, f. (d. i. eig. ge-
arbeitet, ausgearbeitet, vollkommen) oder das
Sanskrit, in der Urſprache Sanskritam, d.i.
die vollkommene (klaſſiſche) Sprade, die alte
Spradje der Hindus od. Brahminen in Hindoftan,
in welcher ihre Religions- und Geſetzbücher, ſowie
ihre alten Dichtwerke abgefaßt find.
Sans-Nuance, n. fr. (jpr. Bangnüdngß’) ſchwer—
jeidenes Zeug mit goldenen Blumen; sans par-
don (jpr. Bang pardöng) ohne Schonung, ohne
Önade; s. pareil (jpr.—paırej’), ohnegleichen, un-
vergleichlih, Name einiger Arten v. Apfeln; Sans⸗
geine,n. (pr. —pähn’; d. i. eig. ohne Mühe) eine
Urt geiteppte® Baummollenzeug; sans phrase,
sapo
ohne Redeumjchweif, er ; Sansprendre
(ipr. Bangprängd’r), d.i. eig. ohne zu nehmen, im
L'hombre = Soloſpielen, d. i. mit den zuerft
erhaltenen neun Karten ohne Gehilfen und ohne
Bufauf anderer Karten von dem Talon ein Spiel
unternehmen und mit vier oder fünf Stichen das
Spiel zu gewinnen fuchen; sans rime et sans
raison (pr. — räföng), ohne Reim und Sinn, d.i.
ohne Grund und Urfache, ohne Kopf, ohne Maß
und Biel; Sansſouci, n. (ſpr. ßangßüßi; wörtlich:
ohne Sorge, von souci, Sorge) ein Sorgenftei,
Sorgenlo3, Name eines fönigl. Luſtſchloſſes bet
Potsdam.
santa casa, Santiago, |. unter santo.
Santalin, Santelholz, |. Sandelholz.
Sante, £. fr. (jpr. Bangteh; vom I. sanitas) die Ge—
jundheit; ein Geſundheitsgürtel, Leibgurt zur Ver-
hütung einer Erfältung des Unterleibes.
santo, santa, jpan. u. it. (1. sanctus etc.) heilig,
der, die Heilige 2c.; ein edler goldgelber Wein aus
dem Benetianijchen; santa casa, f. ſpan. (casa,
das Haus) das Snauifitiong-Gebäude in Madrid;
8. fede, f. it. heiliger Glaube; das ungebildete,
blindaläubige Bolf; s. hermandad, |. herman-
dad; Santidge, m. jpan. der heilige Jakob; das
Kriegsgejchrei der Spanier gegen die Mauren;
santo oficio, jpan.—=sanctum officium, j.d. unt.
jancieren; Santon, m.ſpan. (Berjtärfungsform
von santo) ein türkiſcher Heiliger oder Mönch,
Derwiſch.
Santonin, n. das Alkaloid vom Wurmſamen (lat.
santonicum, gr. santönion). —
Santorin, m. oder Santorinerde, f. eine vulka⸗
nifche Erde von der griehiihen Inſel Santorin,
zu Waffermörteln und Bementen verwandt.
Saoria, f. eine abyffin. Pflanze, borjäurehaltig und
als Bandiwurmmittel gebraudt.
Saba, f. lat. das Trauben- od. Weinbeermug, der
Moitfaft, Moft, den man bis auf die Hälfte oder
ein Drittel einkochen läßt. ; R
Sapajeau, ın. fr. (pr. ßapaſchoͤh) ein Getränk aus
Zitronen, Zuder, Eiern u. weißen Wein, welches
gekocht und mit Ruten auf dem Feuer gejchlagen
wird.
Saͤpajon oder Saͤpaju, m., pl. Sapajus, Feine
Kollihwanz-Affen in Südamerifa wozu z.B. der
Coaita od. Beelzebub gehört.
Sapdn= od. Sappan=Holz, n. jpan. (sapan) oſt⸗
indiſches Rotholz, dunfelrotes Sandelholz, ein
— dem Fernambuk ähnlich.
Sape, ſ. Sappe.
ae aude, [. wage es, weije zu fein, verjuche es,
verjtändig zu fein. a EN
Saphena (sc.vena), f. nl. (übelgebildet v. gr. saphes
od. saphönes, offenbar, deutlich) Heilf. eigentl. Die
deutliche Blutader: die Hauptblutader am Zuße,
Roſenader.
Saphir, x. Sapphir, m. (v. gr. säppheiros; hebr.
sappir, chald. sampir, arab. safir) ein geſchätzter
Edelftein von blauer Farbe.
sapiens, I. vernünftig, weife; sapienti ‚sat! dem
eifen genug! genug für den Verjtändigen; Sa—
pienza, f. it. (eig. die Weisheit) eine Univerfität
oder hohe Schule, z. B. in Rom, Pija; der Ver⸗
ſammlungsort der röm. Mäkler.
Sapin, m. fr. (ſpr. Bapäng; vom I. sapinus) 1. die
Tanne; 2. = Biacre. 3 —
sapo, m. I. die Seife; sapo medicinälis, Heilſeife,
Geife zu arzneilihem Gebrauch; Saponarig, f.
nl. Seifenfraut, eine Gartenpflanze von verſchied.
Ba Ehe w»w—e
Sapota
Arten; Sapindns, m. der Seijenbaum auf den
weſtindiſchen Inſeln Sapindustränen, pl. das
Harz der orientalischen Fichte; Inponifizieren, in
Seife vertvandeln; verjeifen; Saponififation, f.
die Seifenbildung, Berfeifung; Saponin, n. der
Seifenjtoff, in den Wurzeln des Seifenkrautes 2c.;
Saponit, m. der Seifenftein.
Sapöta, f. od. Sapotillbaum, m. nlat. (mezifan.
cochit-zapotl) der Breiapfel, ein ſüdamerika—
niiher Baum mit milchjaftreihen Früchten, die
auch Sapotillpflaumen genannt werden.
Sappar, m. (fr. sappare) = Cyanit.
Sappe od. Sape, f. fr. (sape; nıl. sappa, sapa, it.
zappa, jpan. zapa, rumän. sape, Haue, Schaufel;
oberd. die Sappe, Spighade; vgl. altd. ſappen
für ergreifen, vaffen, u. gr. skäptein, graben; ru—
män.sapu, ich grabe) Krk. ein Zaufgraben, unter-
irdischer Bau zu einer Feſtung; Schanzarbeit;
sape couverte (jpr. — kuwert'), eine Dach- od.
Sturmjenfe; s. double (jpr. — düb'l), eine Dop-
peljenfe; s. pleine (fpr. — plähn’), eine volle
Senke, mit ausgefüllten Schanztörben; 8. tour-
nante (jpr. — turndngt’), eine Schlangen oder
Wendejenfe; s. volante (fpr. — woldngt’), eine
flüchtige Senfe, Fluchtſenke, two die leeren Schanz-
törde erjt nachher ausgefüllt werden; Sappeur,
m. (jpr.Bappöhr), auch Sappierer, ein Xaufgra-
ben-Arbeiter bei Belagerungen, Schanzgräber;
Sappeur-Korps,n. die Schanzgräberidar; ſau—
pieven (fr. saper), jappen, unterivdiiche Gänge
machen, Schanzarbeit ausführen.
Sappphir, j. Saphir.
ſaͤpphiſcher Vers, m. eine nach der griechifchen
Dichterin Sappho (um 600 v. Chr.) genannte
Bersart (Zu-S|Zuu|2u|20; die ſapphiſche
Stronhe bejteht aus drei ſolchen Berfen u. einen
adoniichen, ſ. d.; Sappho, f. ein Ajteroid, 1864
ae — — ——
ropijra, f. gr. (v. saprös, faul, u. pyr, Feuer,
— Heilk. das Faulfieber; Saprophyt, n.
gr. (von phytön, Gewächs) ein Fäulnisgewächs,
Schmaroger, Pilze, auf faufenden Überreften.
Cara, f. hebr. (säräh, v. särär, herrichen) weibl.
Name: die Fürftin, Herrin; nad) biblifcher Aus—
legung jpäter: die Fruchtbare.
Sarabande, f. fr. (it. sarabanda; fpan. zarabanda)
ein jpan. menuettähnlicher ernithafter Tanz im
Gedritt-Tafte; auch ein taftmäßiges Schreiten deg
Pferdes in der Reitſchule.
Sarabaren, p). (l. u. gr. sarabära und saraballa,
tatar. schalawar, ungar. salawari) die Pluder-
ofen, die langen und weiten Beinkleider der Berjer
und Meder.
Saraf ».Sarraf,m. arab. (sarraf, v. sarafa, wen—
den, verwenden, ausgeben) ein Wechfler (Bantier);
in der Türkei ein Mäkler.
Sarafän, |. Sjarafan.
Sarape oder Serape, f. jpaıt., mexik, eine bunte
Dede, die im jpan. Amerifa als Oberkleid, Schal,
auch bloß zur Verzierung getragen wird.
Sardpüs,ın. gr. (v. sairein, fehren, fegen, u. püs,
Fuß; eig. wer mit den Füßen fegt) Heilf. ein Breit»
fuß, Plattfup.
Saraiin, f. wahrſch. v. fr. Sarrasin, Sarazene, aud)
Buchweizen) eine mittelgroße feine Butterbirne.
Sarazenen, pl. (l. Saraceni; fr. Sarrasins; dv. arab.
scharki, öſtlich, morgenländifch, scharaka, auf»
gehen) Morgenländer, = Dirientalen; urfpr. Be-
nennung der Araber in Europa; dann überh. für
Mohammedaner, Türken und alle nicht-chriftlichen
I
Sarlasın(us) 179
Völker, gegen welche die Kreuzzüge unternommen
wurden; uneig. rohe, verheerende Kriegsvölter.
Sarbas, m. (v. perf. sarbäz, tapfer, unerjchroden)
ein perfiicher Krieger zu Fuß.
Sarcasmus, Sarcepiplocele, Sarcepiploms
phälns 2c., ſ. Sarkasmus 2c.; Sarcidium, n.
nl. (v. gr. sarx, Fleiſch) Heil. ein Fleiſchwärzchen;
Sareitis oder Sarfitis, f. Fleiſchentzündung;
Sarca-—, |. Sarto— unter Sarkasmus.
sareina ventricüli, f. l. Heilf. eig. Biirde des Ma—
gens, ein kleines rundliches Gebilde, ein Heiner
Härungspilz in den ausgebrochenen Stoffen des
Mageninhalts.
Sard, Sarder oder Saärdachat, m. (gr. särdion
oder särdios sc. lithos, d. i. ſardiſcher Stein, von
Sardes, der Hauptitadt von Lydien) ein fleijch-
roter oder bräunlicher Achat, Karneol.
Sardanapäl, m. eig. der Name des legten und
wollüjtigiten KönigsderAfiyrerim9.Sahrh.v.Chr.;
dab. uneig. ein üppiger, weibiicher u. wollüftiger
Fürst, Wollüftling; ſardanapäliſch, ſchwelgeriſch,
wollüſtig.
Sardelle, auch Sardine, f. (it. sardina, sardella,
jpan. sardina, fr. sardine, gr. sardine, [. sardina,
sarda, von der Inſel Sardinien benannt) eine
Art Kleiner Heringe ım Mittelländiichen Meere,
welche eingejalzen und in Fäßchen gepadt ver»
jendet werden; vgl. Anjchovis; sardines &
Phuile, fr. in Ol eingemacdte Sardinen; 8. &
mixed pickles, engl. (vgl. mixed pickles) Sar—
dinen mit fcharfen Gewürzen eingemadt; Sardi—
naye, = Aiſſaugue.
Sarder, 1.j.Sard; 2.m.,pl. Sarden, ein Bermoh-
ner der Inſel Sardinien oder aud) de3 ſardiniſch—
ſavoyiſchen Königreichs; Jardo-franzöſiſch, Sar-
dinien u. Frankreich betreifend; ſardo-—italieniſch,
Sardinien und Jtalien betreffend. ji
ſardöniſches Lachen, n. gr. (l. risus Sardonius,
urjpr. sardänios gelös, vielleicht von sairein, die
Zähne fletſchen, grinjen) ein gezivungenes, krampf—
haftes, bittere Lachen, Hohnlachen; auch ein dem
Lachen ähnliches krampfhaftes Verziehen der Ge—
ſichtsmuskeln, angeblich von einem gijtigen Ge—
wächſe in Sardinien (Sardonia herba), deſſen
Genuß den Mund zc. wie zum Lachen verzieht;
auch Sardoniäſis od. Sardiäſis, f. der Hunds—
krampf, = Baraftremma, ſ.d.
Sardänyg, m. (zuſammengeſ. aus särdios u. Onyx,
vgl. Sard u. DOnyg) ein aus ei
Schichten bejtehender Onyx, der von den Alten bei
zu Kameen benußt wurde.
Saranfjuim, n. nl. (port. sargasso, sargago, ſpan.
sargazo) das ſchwimmende Seegrag, der ſchwim—
mende Seetang, welder auf dem Atlantijchen
Meere ſchwimmende, oft mehrere taufend Duadrat-
meilen große Inſeln bildet, Sargaſſo-Bänke,
oder Tangwieſen genannt,
durch welche jich 3. B. Kolumbus 14 Tage lang
hindurcharbeiten mußte.
Sarge od. Sarſche, ſ. Serge; Sargon, ſ. Zirkon.
<arl. hindoſt. Umjchlagetuch, als Mantel u. Unter-
ro von den Hindufrauen gebraud!t. r
Sariäma, f. ein hühnerartiger Sumpfvogel in Sid-
amerifa.
Saribupalme, f. malay. (saribu) die rundblätte-
rigeSchirnpalme(Saribusrotundifolius,Corypha
rotundifolia), deren Blätter zu Sonnenſchirmen u.
Fächern dienen.
Sarkaͤsm(us), m., pl. Sartdsmen, gr. (sarkas-
ınös) von sarkäzein, zerfleiichen; im et auf die
780 Sarntaten
Lippen beiken; von sarx, sarkös, Fleisch) eig. das
Zerren am Fleiiche; fchneidender oder beißender
Spott;farfaftifch.zerfleiichend,Schneidend; beißend,
bitter, höhniſch; Sarfitis, £., Fleifhentzündung;
Sarkockle, f. Heilt. ein Fleiſchbruch, krankhafte
Berhärtung od. Verwandlung der Hoden; Sarfo=
hydrocele, r. Sarhhdrocele, f. ein Yleifch-
Wafferbrud; Sarkoköoͤlla,k.Fleiſchleim, ein gummi—
oder ſchleimartiger Pflanzenbildungsteil, aus dem
afrikaniſchen Strauche Penaea sarcocolla; Sar-
fologie, f. Heil. die Fleiſchlehre, Lehre von den
fleiichigen Teilen des Körpers; ſarkoloͤgiſch, die
Fleiſchlehre od. Fleiſchkunde betreffend; Sarkom(a),
n. ein Fleiſchgewächs; ſarkomatös, gral. mit
einem Fleiſchgewächs behaftet; Sarkomphälus,
m. oder Sarkomphälon, n. gr. das Nabelfleijch-
gewächs, die Nabelgeihwulft: Sarkophäg, m. (gr.
sarkophägos, v. phagein, efjen) eig. ein Fleiſch—
frejjer, Fleiſchzehrer; bei den Alten ein fteinerner
Sarg von einem ſchwammichten, äbenden, den
Leichnam bald verzehrenden Kalkitein in Vorder—
ajien; dann überh. ein Steinjarg, Prachtſarg, Mar-
morjarg, ein jargfürmiges Grabmal; Sarfo=
phãga, pl. Heilf. Fleiſch verzehrende, äßende Heil-
mittel; Sarfophyia, f. Fleiſch-Auswuchs, wildes
Fleiſch; Sarköſis, f. (v. sarkün, Fleiſch erzeugen)
die Fleiſchbildung; Sarkoftöjis, f. die Fleiſch—
verhärtung; jartätiich (gr. sarkotikös), Kilo.
anjegend, fleiiherzeugend; Sarkotika, pl. fleiſch—
erzeugende oder -heilende Mittel.
Sarmaten, pl. (gr. Sauromätai, Sarmätai, I. Sar-
mätae) im Altertum die jlavifchen Völker, welche
Sarmatien, d.i. das nordöftl. Europa und an-
grenzende Aiten, bewohnten; daher ſarmatiſche
(polnijche) Krankheit, der Weichjelzopf, j. plica
polonica.
Sarmentum, n. |. ein Reis, eine Rebe, Ranfe;
Sarmentac&ae, pl. ni. Weinrebengewächſe; Sar-
mentiferae, pl. jic) durch Ranken fortpflanzende
Gewächſe.
Sarraches, pl. (fr. saraches, ſpr. Bardich’) eine Art
Sardellen im Mittelländ. Meere, Strömlinge.
Sarras od. Sarraß, m. (entw. von Sarazene, fr.
|
Satire
der Saffafras-Baum in Nordamerika, u. deſſen
gelbbraunes, gewürzhaftes, als Heilmittel ge-
brauchtes Holz: S.:Holz,, Fenchelholz; daraus
S.⸗Holzöl, ein ätheriiches Of.
Saffaparilfe oder Sarſaparille, f. (jpan. zarza-
parrilla, angebl. v. zarza, Dornbuſch, Brombeer-
ſtrauch, baff. zartzia, u. dem Arzte Barillo, der
ſie entdedte und zuerſt nah Europa brachte; befjer
aber von dem jpan. parrilla, ein kleiner Weinftod,
eine junge Weinrebe) die heilfame Wurzel von der
amerikanischen Stehtwinde (Smilax sarsaparilla).
Saffeddtel od. r. Saffädätel, m. rufj. (von sassä-
‚ datj, beiligen) der Beifiger, — Aſſeſſor.
Safjinet, = Sarjenet.
ſaſſiſch f. ſächſiſch — niederdeutſch.
Saſſolin, m. natürliche waſſerhaltige Borſäure, an
den Rändern heißer Quellen bei Saſſo unweit
Florenz vorkommend. | —
Saſtaͤwaä, £. ruſſ. (ſpr. ſaßtiiwa; von sasstäwitj,
iperren, verſperren, ſchließen) die Sperre, Tor-
ſperre, der Schlagbaum, das Stadttor, vgl. Bar-
tiere.
sat od. satis, I. genug, hHinlänglich; in magnis vo-
Inisse sat est, bei großen u. ſchwierigen Dingen
genügt ſchon der gute Wille; sat prata biberunt,
genug haben die Wieſen getrunten; jcherzh. f. ich
habe genug.
Sat, n. ein ſiameſiſches Getreidema von 25 Kanang
—=13 bis 14.
Sätan, m. hebr. (sätän, vorn sätan, aud) schatana,
widerjpenftig fein; die griehifche Form des Wortes
lautet satanäs oder satän) eig. ein Widerjacher,
Feind; gefallener, böjer Engel, Teufel, bei. das
Haupt der gefallenen Engel, der oberite Teufel;
uneig. al3 ——— ein boshaftes, widerwär⸗
tiges Weſen; Satanino, m. it. Verkleinerungs⸗
wort von Satan: ein Teufelchen; ſataäniſch, teuf-
liſch, boshaft; Satanismus, m. nl. die teufliſche
Geſinnung.
Satellit, m. (vom I. satélles, Gen. satellitis; fr.
satellite) ein begleitender u. beſchützender Diener,
Begleiter, Leibwächter; Sternk. ein Nebenplanet
(Zrabant).
Sarrasin, oder wahrſch. v. I. u. gr. sarissa, eine | fattäbel, ni. (v. I. satiäre, fättigen) zu erfättigen,
lange Lanze) ein großer Säbel, Haudegen; Sarra=
jine, f. fr. das Yallgatter.
Sarſaparille, j. Sajjaparille.
Sarſenét, m. (altfr. sarcenet, nıl. saracenicum,
urjpr. bei den Sarazenen gemwebtes Zeug, Taft)
leihtes leinwandartig gemwebtes, gefärbte u. ftarf
geglättetes Baummollenzeug, einfarbiger Futter-
fattun, aud) zum Buchbinden benußt; daher: Sar-
ſenet-Band.
Sarter, j. Charter.
Sartie, f. fr. (jpr. Bartih; it. sartie, sarte, v. I. ser-
tus, von serere, fnüpfen, flechten) Schiffipr. das
Takelwerk, Tauwerk, die Majtjeile.
Sartor, ın. [. (v. sarcire, fliden) der Slider, Schnei-
der; daher Sartorins, m. nl. al3 Name für
Schneider; Sartorius, m. Heilf. der Schneider-
muöfel am Oberſchentel.
olden, ſ. r. Sjajhen; Saft, ſ. Schaku.
Sad, f. Zither, Saitentonwertzeug armenifcher u.
tatarischer Sänger.
Saft, ſ. Shafu u. Schoo.
Saͤſſafras, m. (jpaı. salsafras, salsifrax, salsifra-
gia, saxifragia — |. saxifräga, ſ. d, indem man
ihm ebenfalls die Kraft, die Blafenjteine zu zer-
Heinen u. fortzufchaffen, zuſchrieb; vgl. Pabame)
eine Gattung lorbeerartiger Gewächſe; bejonders
!
erjättlich; Sattabilität, f. die Erjättlichkeit; Sa⸗
tietät, f. I. (satietas) die Sattheit, Genüge; die
Überfättigung. KEN i
Satin, m. fr. (fpr. Batäng; it. setino, d. it. u. ml.
seta, Seide, urjpr. seta serica, d. i. Seidenhaar,
v. l. seta, jtarfes Haar, Borite; dah. prov. u. jpan.
seda, fr. soie, dtſch. Seide) ein Seidenzeug, Atlas;
ein atlagartiger Wollitofj; satin de laine (jpr.
—lähn), geföperter Überzugsſtoff; 8. turc, tür—
fiicher Atlas, ein dem Atlas ähnliches, ſchweres
Seidenzeug; Satin=Holz, n. kaitaniengelbes At-
lasholz; Satindde, f. leichter, halbjeidener Atlas;
Satindt, mn. ein ftreifiges Halbjeidenzeug, Halb-
atlas;fatinieren(fr.satiner),atlasähnlid) maden,
einen janften atlasähnlichen Glanz geben; Gold—
fäden auf erhabene Stickerei nähen; glätten (beſ.
Papier); Satinierwalzen, rotierende Walzen,
durch die das zu glättende Papier gezogen wird;
iatiniert (fr.satine), atlagartig, atlasähnlid); ge⸗
glättet; Satiné, m. Atlas; atlasähnlicher Stoff;
Sntinepanier, Atlaspapier, Ölanzpapier.
Satire, f. (v. l. satira, alt satüra, von Satur, fatt,
fruchtbar, voll; urſpr. sc. lanx, eine mit allerlei
Früchten angefüllte Sruchtichale, dah. ein Gemiſch,
Allerlei, ein Miſchgedicht) nicht richtig Sathre. Die
Seißel- od. Spottihrift, Spott- od. Stachelrede, Das
satis
EC pott- od. Strafgedicht, worin Torheiten u. Laſter
fähherlih gemacht werden; Spott, VBerhöhnung;
Satiricus oder Satirifer, m. ein Spötter, Ber-
faſſer von Spottgedichten ufw.; ſatiriſch, ſpot—
tend od. jpättifch, beißend, geihelnd; fatirifieren,
barb.-l. (fr.satiriser) durch Spott lächerlich machen,
geißeln.
satis — sat, ſ. d.
fatisdieren, !. (satisdäre, d.i. eig. genug geben)
od.nl.fatisdatieren, Bürgichaft leiiten od. ftellen;
Satisdation, f. (I. satisdatio) Ripr. die Verbür-
gung, Bürgſchaft; ſatisfazieren (1. satisfacere;
jr.satisfaire), genugtun, Genügeleiften, zufrieden»
itellen, befriedigen; Satisfaltion, f.(l.satisfactio)
die Genugtuung (bei. durch Zweikampf), Genüge-
leiftung, Befriedigung, Schabloahaltung, der Scha⸗
denerſatz; ſatisfaiſant, fr. (jpr. —fäjang) genug-
tuend, befriedigend; jatisfait (ſpr. Batisfäh), be-
friedigt, zufrieden, vergnügt.
Sato, n.ein Boot der Korallenſchiffer in der Levante.
Saträp, m. gr. (saträpes; ein urfpr. perj. Wort:
sitrab) ein perſiſcher Statthalter, Kandvogt, Land—
pfleger; uneig. ein iippiger, übermütiger, u. herri-
jher Menſch; Satrapie, f. (gr. satrapeia) die
Statthalterfchaft; ſaträpiſch, deipotiich u. ſchwel—
eriſch; ſatrapiſieren, wie ein Satrap in großem
lanze leben und feine Untertanen drüden und
quälen.
fsturieren, I. (saturäre, von satur, ſatt) jättigen;
anfüllen; Saturantia, pl. Heilmittel, welche die
Säure des Magens einjaugen und abführen; Sa—
turation, f. (jpätl. saturatio) Scheidef. die Sät—
tigung, 3. Teil—Neutralijation, ſ. d.; Ent-
talfung.
Saͤturdah, m. engl. (ſpr. Bätterdeh, aus Saturn, u.
day, der Tag, nennt) Saturnstag, Sonn—
abend; Saturday Review (jpr. —rewjuh), Die
Sonnabendrevie, Sonnabendſchau, eine weitver-
breitete engliſche Wochenſchrift.
Säturel, m. (v. I. satureja,) Pfeffer- oder Bohnen-
raut.
Satüurn(us), m. l., Sabell. nad) altröm. Sage der
ältejte König Latiums, dann als Gott des Ader-
baue3 und der geordneten menjchlichen Geſellſchaft
verehrt; jpäter = gr. Kronos, der Zeitgott,
Gott und Bild der alles verjchlingenden Zeit, ein
Sohn des Uranus u. der Gäa od. des Himmels
u. der Erde, Vater des Supiter 2c., beherrichte
vor diefem den Himmel, bis er von ihm entthront
wurde; unter jeiner Herrichaft mar das goldene
Be die ſaturniſche Zeit; aud) der dem
upiter, an Größe, wie der Sonnenferne nad), zu-
nächſtkommende Planet, mit einem Doppelring u.
8 Monden; Scheidek. das Blei, dah. ſaturniniſch,
Blei enthaltend; Saturnalien, pl. (l. Saturnalia)
das Saturnsfeſt, ein im Dezember gefeiertes rö-
miſches Freudenfeſt oder Volksfeſt der Muße, der
Freiheit und Gleichheit, wobei man ſich durch ge—
ſellige Freude und Freigebigkeit in Geſchenken auf
einige Tage gleichſam in das goldene Zeitalter zu-
rüdzuverjegen ſuchte; Saturnia, f. ein Beiname
der Juno, als Tochter des Saturn; aud) dichte-
riſche Benennung von Italien, weil Saturn dort
einjt geherrſcht haben foll; ſaturniſch ([. satur-
nius), uralt, altertümlich (der jaturniiche Berg,
der uralte, eigentümliche Vers der altröm. Volks—
Dichtung); einfach, glücklich, unſchuldig; Saturnit,
m. nl. braunes Bleierz, brauner Bleijpat.
Satyr, m. gr. (Sätyros), pl. Säthrn, Fabell. ein
Feld⸗ oder Waldgeiit, Waldgott mit Biegenfüßen,
|
Savatte 181
Heinen Hörnern und Schwanz, Bild der rohen
grobſinnlichen, halbtieriichen Menfchennatur; auch
—=Drang-Utang; Satyrdräma, jatyriihes
Drama od. Sätyrjpiel, n. eine Art parodiftiicher
Nachipiele der altgriedhiichen Tragödie, worin Sa-
tyın den Chor bildeten; Satyriäfis, f. wider-
natürliche gefchlechtlihe Erregung beim Manne;
Satyre, j. Satire.
Sauce, £. fr. (ſpr. Böße; ml., prov., it. u. ſpan. salsa,
eig. Salzbrühe; val. Salfe) od. Söße, die Brühe,
Tunfe, der Beiguß; sauce remoulade, die Re—
mouladen- od. alte Kräuterbrühe; Sauciere, f.
(ipr. ßoßjähr' Soßengießer, Brühgießer, Beiguß—
ſchale; ſaucieren (ſpri Boßieren), mit einer Brühe
oder Beize durchziehen, z. B. den Rauch- oder
Schnupftäbak; Sauciſſe, f. (ſpr. ßoßiß'; it. sal-
siccia, ſpan. salchicha, l. gleichſ. salsitia) oder
verfl. Halbdeutich: Saucischen, n., fr. Saueiffon.
m.(fpr. BoBifjöng) eine Heine Bratwurft, ein Brüh—
würſtchen; Krk. ein Bulverfhlaud, eine Mine da-
duch anzuzünden.
sauf-conduit, m. fr. (fpr. ßohfkongdwih, — 1. sal-
vus conductus, f. salvus) ein ſicheres Geleit, Ge—
leitsbrief.
Saul, m. hebr. (schä’ül) männl. Name: der Ge—
forderte, Erbetene.
Saurier, pl. gr. (v. saura, die Eidechje) die verſchie—
denen Arten der Eidechje; Saurit, m. der Eided)-
jenftein; Sauroktönos, m. (v. kteinein, töten) der
Eidechjentöter, Beiname des Apollo; Sauro=
lithen, pl. Berjteinerungen von Eidechjen od. von
einzelnen Teilen derjelben.
Saut6, fr. (jpr. Bohteh; von sauter, jpringen, auf-
ihütteln; vgl. Sautoir) gejchmort, geſchwenkt;
Sautee, f. (pr. ßohteh) Frikaſſee oder dide Brühe
von Mufcheln u. dgl. mit gebratenen od. gedämpf-
ten Hühnerbrüften od. Lachs belegt.
Sauternes, m. fr. (fpr. Botern’) eine Gattung feiner
franzöj. Weißweine, von dem gleichnamigen Darft-
flecken im Departement der Gironde.
Sautoir, m. fr. (fpr. Botoddr; dv. sauter — 1. sal-
tare, fpringen, ab- od. zur Seite jpringen) 1. ein
gejchobenes Kreuz, Andreasfreuz; 2. ein Kleines
Srauenhalstuch, ein Umfnüpftüchelchen; en sau-
toir (fpr. ang—), freuzweife um den Hals getan
od. über die Bruft gefreuzt, von Orden u. Bändern.
Sautperilleux, m. fr. (fpr. Bö—perijd, von saut,
Sprung, u. perilleux, gefährlich) das Überjchlagen
des Körpers in der Luft nach rückwärts (im Öegen-
jfaß zum Saltomortale, ſ. d.
Saupdagerie, f. fr. (jpr. ßowaſch'rih; von sauvage,
wild, jpan. salvage, prov. salvatge, it. salvaggio,
salveggio, vom I. silvaticus, zum Walde gehörig,
wild, v. silva, der Wald) die Menſchenſcheu.
Sauvegarde, f. fr. (v. sauver = [. salväre, retten)
j. Salvegarde unter falvieren; Saudement,
n. (ſpr.ßohw'meing) Rettung, Heil; die Rettgebühr,
das Bergegeld; droit de sauvement, n. (jpr.
drod—) das Bergerecht, Strandredt, das landes-
herrliche Recht, die von verunglüdten Schiffen ge-
vetteten Güter den Eigentümern derjelben bis zur
Entrichtung einer verhältnigmäßigen Gebühr vor«
enthalten zu dürfen. (kann.
Sauve qui peut, fr. (jpr. Bow Fi pö) Nette ſich, wer
Sapdnne, f. (fpan. saväna, aus der Sprache von
Hayti), pl. Sapannen, große Gras-Ebenen oder
Waldwieſen in Nordamerika.
Sapvätte, f., pl. Savattent, fr. (saväte, it. ciabatta,
jpan. zapata; vgl. sabot) alte Schuhe; Neben-
boten der Poſt.
82
Sabing-Bauk
Sabing-Bank, f. engl. (ſpr. ßehwing-bängk; von
save, jparen) die Sparbank, Sparkaſſe.
Süpitien, pl.!.(saevitiae,v.saevus,graufam)Ripr.
harte Behandlungen, Mifhandlungen.
Savoir-faire, n. oder das savoir-faire, fr. (ſpr.
ßawoahrfähr'; dv. savoir, mwiffen, prov.u.fpan. sa-
ber, it. sapere, savere, v. l. sapere, einfichtig fein,
verjtehen) wörtl. das Zu-machen⸗-wiſſen, die Ge—
ſchicllichkeit Gewandtheit, Findigfeit;savoir-vivre
(ſpr. ßawocihr-wiw'r), n. eig. das Zu leben-wiſſen,
die Lebensklugheit, Lebensart, das feine Benehmen.
Sabon, ın. fr. (fpr. ßawong; = I. sapo) Seife; sa-
von au suc de laitue (jpr. —oh ßück d'lätüh),
Sattichfeife; Ss. ’amandes ameres (jpr. — d’a-
mangd amähr), Bittermandelfeife; s. de Naples
(pr. — nahp’I), Seife von Neapel; s. de riz iſpr.
— rih), Reismehljeife; 8. en tables (fpr. — ang
tdb’I), Tafelfeife; 8. ponce (fpr. —pongß), Bim3-
tteinfeife; Saponnerte, f. (pr. Batw—) eig. eine
Seifenfiederei; bef. eine türfifche Teppichweberei in
Paris, welche in einem urſpr. zur Geifenjiederei
gebrauchten Gebäudeeingerichtetift; Sabonnerte-
Zapeten, pl. türfifhe Teppiche; Savonnette, f.
eine Seifen- oder Fleckkugel; auch ein Klappdeckel
über das Glas gemwifjer Tafchenuhren (Jagduhren).
Sapvoydrd, m. fr. ein Savoyer, Sinabe od. Mann
aus Savoyen (fr. Savoie, ml. Sabaudia); auch
für ſchmutziger, roher Menſch; Heiner Schornitein-
teger; Sapopdrdin, f. (fr. Savoyarde) eine Sa-
voyerin; Saboyer-Kohl, m. weißer Wirſingkohl.
Savoy,n. engl. (jpr.Bämot) Savoyen; davoy-Kohl,
m. Wirſingkohl od. Wirfingkraut.
Sawod, m. ruſſ. (pr. ſawoͤdd; v. sawoditj, gründen,
anlegen) die Fabritanlage, Manufaktur.
ſaxifräg, I. (saxifrägus, Steine zerbrechend, v. sa-
xum, Fels, und frangere, zerbrechen) Heilf. den
Stein auflöjend; Sarifräge (sc. herba), f. der
Steinbred, ein zahlreiches Bflanzengefchledt; Sa—
xifragẽen, pl.nl.(saxifrag&ae) Steinbrechgewächſe.
Saronia, f. l. Name für Sachſen; Saxonienne, f.
fr. (von saxon, ſächſiſch) kleingemuſtertes, ein—
farbiges Seidenzeug.
Sawyer, m. enal. (jpr. ßaͤj'r), der Säger, Brett—
ichneider; losgeriſſener [hwimmender Baum (auf
dem Miftiffippi ujw.); Sawyers, pl. Sperre unter
dem Wafjer durch Balken.
Sahette, k. fr. (sayette, saiette, Verkl. v. saie, prov.
ı. jpan. saya, it. saja, Nod, Leibchen, vom I. saga,
sagum, ein Stüd wollene® Tuch, Gewand) ein
Wollenzeug, eine Art Serge.
Saynete, |. Sainete. |
Shaglio, m. it. (jpr. ſbeilgo) Kfipr. ein Fehler, Ver-
jehen, Srrtum, Verſtoß in Rechnungen; die Ver—
gütung dafür.
Sbirre, m., pl.—n, it. (sbirro, birro, jpan.esbirro)
ein Häfcher, Straßenwächter, Scherge, Gericht3- od.
Stadtinecht, Bolizeidiener in Stalien.
Shiten od. Shitjen, m. rufj. (von ssbitj, ſchlagen,
miſchen, brauen) ein rufj. Getränf aus Waſſer,
Honig u. Zorbeerblättern od. Salbei; Sbitenſcht⸗
ſchit, m. der Berfäufer dieſes Getränks.
ſborſieren, it. (sborsäre, eig. ausbeuteln, v. borsa,
Beutel, Börje, und s = |. ex) Kfipr. auszahlen,
Geld auslegen, vorſchießen; Sborſo, m. die Aus—
lage, der Vorſchuß.
Scabellum oder Scabillum, n. I. (Verklein. von
scamnum, Banf) od. halb⸗dtſch. das Scabellchen,
ein Fußbänkchen; ein Fußgeſtell für Brujtbilder,
Schmuckgefäße 2c.; auch ein eintöniges Tonwerk-
zeug der Alten, das mit dem Fuß in Bewegung
lcartieren
gejegt wurde; Seallellon, n. fr. (pr. —löng) ein
hohes Fußgeſtell zu Standbildern.
Scabinus, m., pl. Scabint oder Scabinen, mi.
(dv. dtſch. Schöppe, Schöffe, altniederd. scepino,
althochd. sceffino, wer das Recht Schafft, d. i.
Ipricht, erteilt; it.scabino, fr. &chevin) Schöppen,
Gerichtsbeiſitzer; Scabinät, m. (ml. scabinätus)
das Gerichtsamt, der Schöppenſtuhl.
ſcadieren, it. (scädere, v.s — l. ex, u. cadäre, fal-
len) Kfipr. verfallen, von Wechſeln; Scadenz(a),
f. der Verfall oder die Verfallzeit eines Wedhlels;
Seadenz⸗Buch, n. Handlungsbuch, in welchem die
Wechlel und ihre Berfallzeit eingetragen werden,
Wechſelbuch.
Scagliola, £. it. (ſpr. ſtaljola; eig. kleine Schuppe,
Verkl.v. scaglia, Schuppe, Rinde, v. dtſch. Schale)
eine Due aus feinem Gips und gepulvertem
Ölimmer, welche durch Leim zu einem Teige ver-
bunden wird; dah.Scagliola-Arbeiten, Stein»
gemälde aus diejer Mafje, eine Art Mofait.
Scalde, ſ. Stalde; ſcaleniſch, ſ. ſkal —.
ſcalieren, ital. (von scagliare) abſchuppen; uneig.
jemand läſtern.
Scallops, — Scollops, ſ. d.
Scalzi, pl. it. Barfüßer, |. Discalceaten.
Scammonium, n. I. Heilt. Windenharz, ein äßen-
des u. jtarf abführende? Harz von der Scamme=
nium-Winde od. Harzivinde (l. scammonia, gr.
skamönia).
scamnunı Hippocrätis, n. lat. eig. die Banf des
Hippofrates, eine Borrihtung zum Einrichten der
Ölieder, bef. eines verrenkten Oberarms.
scandix, f. I. (gr. skandix) der Kerbel.
Scapin, m. it. (Scapino:; von scappino, scarpino,
altfr. escapin, escarpin, jpan. escarpin, Sode,
leihter Schuh, v. it. scarpa, Schuh; komiſch jo ge—
nannt) der verfhmißte Bediente, Ränfemacher, die
Bedientenrolle, als ftehende Charakter-Maske auf
dem ital. Theater.
seäpito, m. it. (v. scapitare, einbüßen, prov. de-
scaptar, vom lat. caput, Kopf, Stüd, nänıl. einer
Herde) der Verlust, die Einbuße.
Scaramüz, m. (it. scaramuccia, |pr. —muͤttſcha;
fr.scaramouche, ſpr. — mujd)’; |pan.escaramuza;
urjpr. Eigenname eines berühmten ital. komiſchen
Scaufpielers; vgl. das it.scaramuccia,scaramüc-
cio, ft. escarmouche, ſpan. u. prov. escaramuza,
Scharmügel; it. scaramuceciäre, ſcharmutzieren, v.
schermire, fehten, firmen, althocdjd.schirmen)
Pickelhering, Hanswurſt, die ſtehende Charafter-
Rolle des Aufſchneiders od. feigen Großſprechers
auf den alten ital.u. franz. Theatern, ganz ſchwarz,
in ſpaniſcher Tracht.
Scardamygmus zc., |. Skard—.
Searfs, pl. engl. (jpr. ßkahrfs; von scarf, Schärpe)
bunte, ſchmale Schärpen aug feiner Wolle, dv. Nor-
wid) fommend.
scarlatina, f. nl. Scharlad) (f. d.), das Scharlad)-
jieber; ftarlatinds, ſcharlachen, ſcharlachartig.
Scarpe, |. Estarpe; ffarpieren, böſchen.
scarso, it. (Prod. escars, escas, altfr. escars, ſpan.
escaso, engi.scarce, holl.schaars, schaarsch, von
ml. scarpsus, excarpsus, f. 1. excerptus, von eX-
cerpere, ausziehen, ins Kleine od. Kurze zujam-
menziehen) fmapp, gering, farg; Kfſpr. (abgef.
icars) felten, ſchwer zu befommen, von Wechjeln
Scartefe, j. Scharteke. [und Münzen.
fcartieren, it.(scartäre,— fr. Ecarter; j.ecartieren)
ausſchießen, abjondern, eig. die Karten im Spiele;
überh. augmerzen, wegwerfen das Unbrauchbare,
scatula
Verdorbene einer Ware ꝛc.; scarta faccia, f. (ſpr.
—fdticha) Kfſpr. ein Auszug od. Verzeichnis von
Mepgeihäften; scarto, n. das Wegiwerfen von
Karten, Kaufen im Kartenfpiel; der Ausſchuß.
scatüla, f. mittell. (it. scätola = Schadtel; vgl.
Schatulle) Heil. Schachtel zu Arzneien.
Scaurus, m. I. gr. Sarapıs.
Scavage, n. engl. br. ſtäwwidſch) das Standgeld,
Krangeld, der Stadtzoll, Kramzoll in London.
Scavia oder Scapie, auch Cavia, f. (von brafil.
cabiai, fr. cabiai, engl. cavy) das Halbfaninden,
Meerſchweinchen oder Ferkelfaninchen, rötlichgelb
od. ſchwarz und weiß gefledt, in Südamerifa, bei.
Brafilien.
Scavifjön od. Escabifjän, m. fr. (pr. on = ong;
v. it. scavezzone, Bruch, Bruchitüce, 3.8. di can-
nella, vom Zimt, von scavezzare, Scapezzare,
brechen, jpan. descabezar, v. ſpan. cabeza, Kopf,
it. cavezza, Halfter, Kopf eines Pferdes) rötlid)-
gelber Zimt.
Scäpöle, m. I. (eig. Verkl. v. scaeva, der Linkhän—
dDige, von scaevus, gr. skaiös, linf) Linkhand, der
Zuname der Familie Mucius im alten Rom.
scemando, it. (fpr. jhemdndo; von scemäre, ver-
mindern, prov.semar, ml.simäre,urfpr. halbieren,
von I. semis, halb) Tonf. abnehmend, jchwindenn.
Scepticismus, j. Steptizismug unt. Skepſis.
Schabän, m. arab. der adhte Monat im mohamme-
daniſchen Kalender, Ende Mat und Anfang Juni.
Schäbbes, m. jüd. — Sabbath, ſ. d.; Schabbes⸗
Got, m. der Ehrijt, welcher am Sabbath die dem
Juden unerlaubten Handlungen für ihn verrichtet,
vgl. Gojim; Sh.-Schmus, n. (schmus oder richt.
schmues, von hebr. schämä, hören) ein müßiges,
unnüßes u. gew.ungegründetes Gerede; Schabba⸗
tianer, j. Sabbathianer.
Schäbernad, m. (fein Fremdwort; zu althd. ir-
scabarön, herausfragen, zujanımenfcharren; mh.
schabernac, eine rauhhaarige Pelzmütze, die den
Naden jchabt, dann: Spott, Nederei) eine Nederei,
ein Poſſen, argliftiger Streich.
Schaͤbi, m. bei den Thibetanern und Mongolen ein
Klofterdiener, Laienbruder, geiftliher Zügling,
Novize. :
Schabin, j. Shawine
Schablon, n. oder Schabläne, f. (entjtellt aus fr.
eschantillon, &chantillon, ®robe, Formbrett der
Stückgießer, v. echantil, Maßſtab, dv. eschanteler,
zerjchneiden, v. chant, cant, Ede, Stück) das Forms
brett, 3. B. der.Glodengießer; Baumufter, Bild»
mufter, Malermuiter zc., vgl. Modell; nad) der
Schablone arbeiten, auch ſchablonieren oder
ihablonifieren, nad allgemeiner Form arbeiten,
ohne Rüdjicht auf das eigentümliche Weſen der
Dinge, über einen Kamm jcheren; Schablonis-
mus, m. geijtloje3 mechanijches Arbeiten nad) der
Schablone.
Schabräde, f. (von türk. tschaprak) eine zierliche
Pferdedecke.
Schabſis = Sabbathianer, ſ. d. |
Schad, 1. m. perf., r. Schah, König; 2. n. das
Shah od. Schadhipieltit.scacco, fr.&chee, engl.
chess u. check, v. perj. schäh, König, al3 Haupt»
figur) Königsſpiel, ein uraltes, in Indien erfun—
denes, aus Perſien nad) Europa gefommenes Brett-
jpiel; 3.m. eine perſ. Rechnungs münze, — !/goo To—
man od. ungef. 30 Pf.; Schach bieten, den König
durch einen andern Stein nötigen, jeine Stelle zu
verlajien; ſchachmatt (peri. schäh mät), der Kö—
nig iſt eingejperrt, befiegt; uneig. am legten Ende;
Schalotte 783
ſchach-patt oder pat (fr. échec pat, v. it. patto
= [. pactum, Bund, Vertrag; auch mat suffoqué)
ift der König, wenn man ihn ziehen foll und nit
fann, indem die ihn umgebenden Felder alle ent-
weder im Schach liegen, oder bejegt find.
Schacharith, n. od. vollitändig Tephillath Scha—
charith (v. hebr. schächar, der Morgen, u tephil-
läh, Gebet), das Morgengebet in jüdiſchen Schulen.
ſchachern, jüd. (v. hebr. sachär, umberziehen, und
als Subft. Erwerb durch Handel) handeln, jüdeln,
Kleinhandel treiben; Schacher-Jude, m. Haufier-
jude, Trödeljude.
ſchächten, jüid. (v. hebr. schachät) ſchlachten, nad)
religiöfer Borjchriftichlachten ;uneig.übervorteilen,
über? Ohr hauen; Schädter, m. ein jüdijcher
Viehſchlächter.
Schaͤdchen, Schaͤdchan, mm. jüd. der Eheſtifter, Hei-
ratsvermittler, Freiwerber.
—— — holl. (v. schadde, Raſen) abgeſtochene
aſenſtücke mit furzem Heidekraut, die als Torf
verbrannt werden.
Schadehkam, n. per. (v. schädeh, froh, vergnügt)
da3 Land der Ergöglichkeit, Schlaraffenland in den
morgenländijchen Märchen.
Schafoͤtt, m. (altholl.scafaut, aus altfr. escadafaut,
neufr. &chafaud, engl. scaffold, jpan. cadafalso,
ml. escafaldus, it. catafalco, vgl. Katafalf) das
Gerüſt, Blutgerüft; auf Schiffen der Pla am
VBorderrande des Quarterded3.
Schagrin, ſ. Chagrin 1; Schah, |. Schach.
Schahindſchi-Baſchi, m. türk. (von perj. schähin,
der Falke) der Oberjalfenmeifter.
Schuhndmeh, n. perj. (vgl. Schach) eig. Königsbuch,
ein in neuperſ. Sprache — großes epiſches
Gedicht von 170000 Verſen, welches die älteſte
ſagenhafte Geſchichte Perſiens behandelt, verfaßt
von Firduſi um 1000 n. Chr.
Schajaktuch, bulgariſches Tuch, gew. blau geſtreift.
Schakaͤl, m. (perſ. schagäl oder schigäl; ſanskr.
srigäla; vgl. das hebr.schuäl, Fuchs), auh Thös,
gr., der Goldwolf, ein dem Wolf ähnliches Raub-
tier mit grauen und goldgelben Haaren, in Afien
und Afrika.
Schalu, Iſchalu, Safi vder Saſchi, m. der Fuß,
die Einheit des japan. Längenmaßes, zu 10 Sung
(Sun) zu 10 Bu (Bun) zu 10 Ring (Rin), gem. als
Kane Schafu (metallener Fuß) = 0,3041 m; ſtu⸗
dichira ſchalu (Fiſchbein⸗Schaku) oder Kudſchira
ſaſi, die japanefijche Elle = 0,380 m.
Schal, m. engl. (shawl, jpr. jhähl, von perf. schäl,
fr. Chäle, eigentl. das feinjte Wollenzeug, im Mor-
genland aus der Wolle einer in Tibet einheimijchen
Bienenert verfertigt; dann ein in Kajchmir daraus
gearbeitetes Tuh (Kaſchmirſchal, türkifcher
Schal); überh. ein EL get der Damen, ein
langes Halstuch, aud für Männer.
Schalaune, f. (v. nl. scholäna sc. vestis, Schulffeid)
ein turzer Schülermantel ohne Armel, bej. ehemals
auf den ſächſiſchen Fürftenjchulen.
Schalmei, f. (v. fr. chalumeau, altfr. chalemel, v.
I. calämus, Halm, Rohr) die Hirtenflöte, Rohrflöte;
die Pfeife am Dudeljad; das Schnarrwerk in der
Orgel. /
Schalopüt, m.rufj. (vielleicht v. schalapaı, Herum-
treiber) Anhänger einer den Stundijten ähnlichen
Sekte in Südrußland.
Schaloͤtte, f., pl.-n (fr. escalotte, échalotte; mi.
ascalonium, it. scalogno, jpan. escalona, I. cepa
ascalonia, von der Stadt Askälon in Paläjtina
benannt), Levantiniſcher Lauch, Aſch- od. Eſchlauch
784 Schaluppe | Schegar
———— eine Art kleiner, rötlicher, wohl— it. cartaccia, ſchlechtes, unnützes Papier) eine un—
ihmedender Zwiebeln; Schalötten-Sauce, f. ir. | nütze, unbedeutende Schrift; Afpr. ein zum Beweis
(ipr. — bohß) Zwiebelbrühe. einer Behauptung oder Forderung untaugliches
Schalüppe, gem. auch Schluppe, f. (fr. chaloupe; Papier; ein jchlechtes od. Ausfhuß-Bud.
uripr. deutfch: niederd. Slup,Slupe, hol. sloep, | Schafchle, f. Schwert der Ciraffier.
engl. sloop, v. niederd. ſlupen, holl. sloepen = Schaſis, f. gr. (v. schäzein, jtechen, rigen 2c.) Heilf.
'hlüpfen, gleiten) einSchiffsboot, kleines fchnel | das Riten, Einfchneiden, Schröpfen; Schasma, n.
gehendes Ruderfahrzeug bei großen Schiffen. |. „udte grribte od. geichröpfte Stelle; Schafterion, n.
Schamade, ſ. Chamade. der Aderlaß- oder Schröpfichnepper.
Schamäne, m., pl. Schamänen (v. ſanskr. schama, ſchaffen (v. fr. chasser, ſ. chaſſen), gem. für fort
Mitleid gegen Irrende und Aufmerffantleit auf | jagen; derb abfertigen.
jich felbit), in der Tatarei, Mongolei zc. die unterſte ſchattieren (dtih. v. Schatten mit lat. Endung),
Klaſſe der buddhiftiichen PVriefter, zugleich Arzte, | Schatten geben, anbringen; abtünen, abitufen;
Zauberer und Beſchwörer. Sbattierung, f. die Schattengebung; Abjtufung,
ihamarieren, |. Hamarieren. bergang, Abtönung, vgl. Nuance.
Schaͤmes od. Schdmmes m. (vabbin. schammäsch, | Schatuͤlle, £. (mi. scatüla, it. scätola, = Schad-
ein Diener, bej. beim Gottesdienft, Vrieftergehilfe, tel) das Schaß- oder Geldfäftchen; das Ausgabe-
v. chald. schammösch, dienen) ein jüdischer Küſter, geld; die Brivateinnahmen u. das Privatvermögen
bei welchem fich fremde angefommene Juden mel- | eines Fürften; Schatull-Gelder od. Güter, pl.,
den müſſen. Privatihatulle, Hausſchatz, Haus- oder Privat-
Schampaͤne, rihtig.: Sampan, ſ. d. Gelder od. «Güter eines Fürſten, worüber derſelbe
Schan, Tſchang od. Xang, n. ein ſiameſiſches Ge- frei verfügen kann, verſch. von den Domänen,
wicht von 1,210 kg. Kron- oder Erbgütern. s
Schanzlooper, m. niederd. u.holl.einSchanzläufer, | Schaute, m. oder Schöte, jüd. (au jüd. schöteh,
d. i. ein kurzer, vorn offener mantelähnlicher Ober- | Narr) Ged, Narr; zumeilen auch f., Närrin (z.B.
rock, Ärmelmantel; aud eine Art leichter Frauen- alte Schaute oder Schote).
tleider. Schawell, f. = scabellum, |. d.
Schäpka, f. ruſſ. (vom türk. schäbka, Hut) eine | Schawine, f. oder Schabin (dtſch, v. haben, mit
Müge, Pelzmütze, f. auch Ezapfa. fremder Endung), das Gekrätze, Schabjel, der Ab-
Schaph, f. ein Gewicht in Georgien für Wein 2c. = gang von gejchlagenen Goldblättchen; Schawĩn⸗
3 Tunga = 12 Tſchürek = 11,057 ke. Bapier, n. Metallpapier.
Scharab⸗Emini, m. türk. (v. arab. scharäb, Wein, | Schebat oder Schebath, m. hebr. der elfte Monat
und emin, Aufjeher) der Weinaufjeher. im jüdifchen Kalender, — Februar.
Scharbe, f. (mhd. scharbe, althd. scarba) = Roı- | Schebelfe, f. (fr. chebec, m., engl. shebeck, xebec,
moran,f.d. jpan. xabeque, port. xabeco, it. sciabecco, zam-
Scharborf, m. (aus mi. scorbütus) = Storbut | becco, vom türk. sumbeki, eine Art aſiatiſches
1. d. Schiff, ein Taucher, perj. sumbuk, arab. sumbük,
ein kleines Schiff) ein langes, ſchmales, dreimajti-
ges Kriegsichiff von 12—40 Kanonen, früher auf
dem Mittelländiichen Meere gebräuchlich.
Schech, m. = Scheid oder Scheik.
Scherf, m. engl.-amerif., Zahlungsanmeifung, Bank»
anweifung (j. Ched). br
scheda od. verkl. schedüla, f. I. (auch scida, von
scindere, gr. schizein, fpalten, abreißen) ein ab»
gerifjenes Blatt, ein Zettel, offenes Briefchen;
erga schedam od. schedülam, gegen einen Bet-
tel od. Erlaubnisſchein (verbotene Bücher lejen od.
faufen); ex schedüla, vom Zettel oder Blatte
(lefen);schedula appellatiönis,Berufungszettel;
sch. testamentaria, Legtwillens-Zettel; Sche=
del, f. Zettel, bef. Papiergeld.
Schedidsme, n. gr. (von schediäzein, etwas aus
dem Stegreif machen) ein kurzer, flüchtiger Aufjag,
hedüla, hed
schedüla, j. scheda. gen
Scheel od. 1 Scheelium, n. das Schwerftein-Me-
tall (nad) feinem Entdeder Scheele), = Wolf—
vam; Scheelit, m. Tungſtein, Schwerjtein, natür-
fiche wolframjaure Kalterde. h N
Scheeren, pl. (ſchwed. skären, jpr. jhären, v. skär,
Kelippe, Felſen) kleine Klippen od. Felsinſeln an
ven Küften von Schweden u. Finnland; Scheeren-
Flotte, f. (jchwed. skärgärdsilotta), Die aus lauter
tleinen Schiffen beftehende Flotte zur Dedung
diejer Snieln.
PH I, Scheege, m. Schiffſpr. dag Vorderteil des
Schiffsſchnabels, dag Kried).
| Schegar, m. der Sultan od. Oberherr des afrifa-
niſchen Reiches Tombuktu.
Schariwari, ſ. Charivari.
Scharlach, m. (it. scarlatto, fpan. escarlate, prov.
escarlat, fr.&carlate, engl. scarlet, ml.scarlatum;
wahrſch. morgenländ. Urſprungs, türf. iskerlet,
perj. sakarlät) brennend rote Farbe, Tuch von
diefer Farbe; Scharlach-Beeren u. Sch.-Wurm,
j. Kermes u. Codenille; Sch.-Fieber, n. eine
mit Fieber verbundene Kindertrantheit, wobei der
ganze Körper mit einem ſcharlachroten Ausſchlag
bededt iſt; Sch.-Lilie, f. afrikaniſche Narzifjen-
lilie mit purpurtioten Blumen.
Siharlatan, m BuasjalberDrausiemeiciziihez-
atan.
Iharmieren zc., |. Harmieren.
Scharmützel, n. (v. it. scaramuccio, scaramuccia,
jr. escarmouche, urjpr. v.deutih. ſchirmen, ahd.
mhd. schirmen, daher it. schermare, schermire,
jpan. esgrimir, fr. escrimer, f. fechten; vgl. Scara-
muz) ein Kleines Gefecht, Handgemenge; ſchar—
mutßieren, jharmüßeln, plänfeln.
Scharnier, n. j. Charniere.
Echärpe, f. (altfr. escharpe, neufr. Echarpe, it.
sciarpa, ciarpa,engl.scarf, Shärpe, Gürtel, urſpr.
dtſch. v. mhd. ahd. scherbe, scharpe, Tajche, urjpr.
war aud) altfr. escharpe,escherpe, die dem Pilger
um den Hals Hängende Tajche) eine Binde, bei. das
Leibband, die Yeldbinde, der Ehren- oder Dienit-
gürtel eines Offiziers.
— f. frz. Wundfäden, Zupflinnen (= Char-
pie, j.d.).
Schartefe, f. (v. [. chartae theca, d. i. ein Papier⸗
Umſchlag, od. v. it. scartata, Ausſchuß, v.scartare,
wegwerfen, ausjchießen, vgl. jfartieren; vgl. auch
Scheich
Scheich od. Scheik, m. arab. eig. Greis; ein Alte—
jter, Vorſteher, Unterbefehl3haber einer arab.
Horde; Scheik⸗al⸗Islam (od.scheich-ül-islam),
das türk. Haupt der Gläubigen od. Auserwählten,
der vornehmite Geijtliche, Mufti.
Scheig vd. Scheit, m. (vgl. Tichaife u. Schebete) ein
furzes rundes Boot in der Nordfee zum Fiſch- u.
Austernfang.
Schẽkel, m. j. Sedel.
Scheiben oder Schelpen, pl. (Schelfe, landichaft-
lich = Schale, Hülfe) das von den Wellen an das
Ufer geworfene Keine Muſchelwerk.
Schelein, m., gew. Schlemm, ſ. Slam.
Schöne, n. gr., Pl. Schemäta oder Schẽmen (von
schein oder &chein, haben, halten, fic) verhalten),
die Haltung (Habitus), ejtalt, Form; das Bild,
Borbild; der Abriß, Entwurf, das Muſter; Uber-
fiht, Tafel, Grundriß; Sprach- u. Redek. = Figur
(j.d.); schema genealogicum, derStammbaum;
ſchemaͤtiſch, abriß- oder entwurfsmäßig, muiter-
mäßig, vorbildlich, in Überfichtsform,inden Haupt-
digen; ſchematiſieren (gr. schematizein), in eine
berfichtsform, in eine abrißmäßige Form bringen,
entwerfen, anordnen; Schematismus, ın. (gr.
schematismös) die abrigmäßige Form, Fachwerk,
Formenweſen; auch fteifer, einförmiger Geſchäfts—
gang; in einigen Ländern auch der Staatskalender,
in welchem alle Londesbehörden verzeichnet find,
Rauglifte (z. B. in Ofterreich); Schematogranhie,
k. da3 Geftalten- od. Bilderzeichnen; Schemato⸗
pöĩe, f. Darjtellung einer Handlung durd) Gebär-
den)dieKunitdes Gebärdenjpieler3 (Bantomimen).
Schembamphordich, m. jüd. (v. hebr. schem, der
ame, ha, der, und päräsch, erflären, ausdrüden)
der ausdrücdliche, eigentliche Name Gottes, d. i.
Sehova, der nad) der Kabbala (f. d.) geſprochen u.
geichrieben, wunderfräftig ift.
Schenille, j. Chenille.
Scheöl, m. hebr. das Totenreich, die Unterwelt der
Hebräer (vgl. Hades und Orkus)
Scherbe, k. ein Erzmaß von 150—200 kg, bejtchend
aus einem Kaſten ohne Boden.
Scherbet, j. Sorbet.
Scherif, m. arab. (scherif, eig. edel, heilig, von
scharafa, hoch oder ausgezeichnet jein)—= Cmir;
ein Titel der Nachkommen Mohammeds; auc eine
Goldmünze in Marokko, =5.4; Scherefie, f.
periiihe Goldmünze = 6.4.
ea, In engl. ein Landrichter in England, 7.
heriff.
Scherliduo oder Ecarlicho, m. it. (pr. jd = ff)
die jeit 1790 in den Küjtengegenden Illyriens und
Dalmatiens vorfommende jyphilitifhe Krankheit,
auch Grobmiher Krankheit, iſtriſche oder illyrijche
Küſtenſeuche genannt.
Scheröma, n. (v. gr. scherös, feit, troden, daher
feites, trocdenes Land) befjer eroma, ſ. d.
Echerry, j. Sherry.
scherzo, m. it. (jpr. ſterzo; Zeitw. scherzäre, v.
dtſch. Scherz, fcherzen), pl. scherzi(musicäli),
fcherzbafte, launige Tonſtücke; scherzAäudo und
scherz6so (jpr. jter—), Tont. ſcherzend, jd,erzhaft,
tändelnd,
Scheiis, f. gr. (v. schein od. &chein, haben, ſich ver-
halten) Heilf. Anlage, Neigung; val. Deris.
Schewwäl, m. arab. der zehnte Monat im mo»
hammedaniichen Kalender, der am 7. Juli (gleich
nad dem Ramadan) beginnt.
Schiadit, ſ. Sihbiadik.
Sciböleth, n. hebr. (schibböleth, d. i. Ähre) das
Heyjes Fremdwörterbuch. 21. Aufi.
Schlachtſchitz 785
Erkennungswort, Loſungswort, Erkennungszeichen
ſ. Buch der Richter 12, 6.
Schibuk, j. Tihibuf.
Schickſel, n. jüd. (v. hebr. schäkäz, abjcheulich fein,
schikkaz, verunreinigen,verabjcheuen;dahersche-
kez, schikküz, schikzah, eig. Greuel, etwa3 Un»
reines; jüd. für Chriftenfnabe, Chrijtenmädchen)
gem. einnochnicht mannbares Mädchen; ein Juden—
mädchen, eine Judendirne.
Schiddach oder hide, m, jüd. die Heirat.
schietto, schiettam6nte, it. (fpr. jfi—; v. dtſch.
ſchlicht, ſchlecht, althochd. sleht, got. slaihts),
überh. echt, rein; Tonk. einfach, ohne Verzierung.
Ihiffonnieren, j. biffonnieren.
Echiiten (d. i. Seftierer) u. Sonniten oder Sun—
niten, pl. zwei mohammedaniſche Sekten, von
denen die an nur den Koran, die legtere neben
dem Koran aucd die mündliche Überlieferung
(Sonna oder Sunna) annimmt.
Schijaku oder Ejat’, ſ. Schoo.
Schitane, ſchikanieren, |. unter Chicane.
Scifargahs, pl. (v. perj. schikar, die Jagd, das
Wild) große Waldgehege der indischen Fürſten für
das Wild, bei. in der oe Sind.
Schi-King, n. d.i. das Buch der Lieder, eins der
wichtigjten Denkmäler der älteren hinefijchen Kite»
ratur; vgl. Schu-King.
Schilling oder engl. Chilfing, m. (got. skilligs,
althd, scillinc, v. scellan, jyallen, alſo: klingende
Münze) eine engl. Münze, = 1.4; früher auch
eine deutjche Münze — 9 Pf.
Schimpanſe, |. Barris.
Schimfchirlif, m. türk. (v. perſ. schimschir, der
Säbel) ver Waffenſaal, Benennung der Gemächer
der ottomanijchen Prinzen. \
Schindaleiis, f. od. Schindaͤlmus, m. gr. schin-
dyl&sis, v. schindylein, f. schindaleın, jpalten)
Heilf. die Spalte, der Spaltbrud).
Sching, ſ. Schoo.
Schinn, n. (althd. skinn, engl. skin, Haut, Tell) die
dünne, fteinige Unterlage unter der guten Ader»
frume; pl. Schinnen, Hautabjhuppungen, bef.
der Kopfhaut.
Schinſeng, |. Ginſeng. —
Chipömfe, f. ruſſ. (v. schipöwnik, die Hagebutte,
der wilde Roſenſtrauch, schipök, die wilde Roſe,
abgel. v. schip, Stachel, Dorn ein ſtark brauſen—
des und beraufchende3 Getränk von einigen fibis
riichen Bölferfchaften aus den Blättern der wilden
Roſe bereitet,
Schisma, n. gr. (v.schizein, fpalten) die Spaltung,
Scheidung, bei. Kirchen- oder Slaubenstrennung;
Schismaticus od. Echismatifer, m. (gr. schis-
matikos)ein Abtrünniger, Anhänger einer Kirchen»
fpaltung; ſchismätiſch, die Spaltung betreffend,
abtrünnig; zwieträchtig ſchismaätiſieren, trennen,
abſondern; Kirchenſpaltungen machen; Schiſtus,
m. (v. gr. schistös, gejpalten, jpaltbar) der Zune
Schiwa, ſ. Siwa. ſſchiefer.
Schizotrichie, r. Trichoſchiſis, f.gr.(v.schizein,
jpalten, u. thrix, Haar) das Haarſpalten; Heilk.
das Sefpaltenjein der Haare an der Spitze.
schizzi, pl. it. (fpr. ſtizzi; v. sing. schizzo, dv. I.
schedius, gr.schedios, eilig, feihtiertig, nachlällig,
aus dem Stegreif gemacht) Zeichnungen oder Ent—
würfe mit Feder, Kreide od. Koble,— Stizzen,j.d.
Schfipetaren, m., pl. = Stipetaren, ſ. d.
Chluhtihit, m. (poln. szlacheic, ruſſ. schlach-
tisch, Adel, v. deutſchen Gejchlecht) ein poln.
Edelmann.
50
786 Schlante
Schlante, f. ſchwed. (slant) überh. Kupfermünze,
bei. eine Rechnungsmünze v. 3Or Kupfermünze.
Schlaraͤffe, ehem. auch Schlauraffe, m., fein Fremd⸗
mwort,(v.mhd.slär-affe, gedankenloſer, üppig leben⸗
der Müßiggänger, zu mihd. slür, Müßiggang, ſo—
wie slüren, oberd. — hlauren f. müßig geben u.
* Affe)einforgenlojer, nurdem Sinnengenuß leben-
der Menich; dah. Schlaraffengeſicht (= Fratze),
Schlarafienleben, Schlaraffenland (vgl. Uto-
pien).
Schlemihl, m. jüd. (v. hebr. schlömiel, mein Heil
filt] Gott, v. schalom, Heil, i, mein, u. El, ©ott)
der Unglüdsvogel, eig. der immer fein Heil von
Gott erwartet.
Schlemm, j. Slam.
Schlendrian, m. dtih. (vd. ſchlendern, mit fremd-
artiger Endung) der Schlendergang, Xeiergang,
die Nachläſſigkeit, das Herkommen, bej. der ber-
fommliche langſame Gejhäftsgang.
Slips, m. engl. (engl. slips, völlig verkehrt ift die
—— Shlips) die Halsbinde, Krawatte, ſ.
Slips.
Schmack, |. Sumad; Schmake, |. Smak.
ſchmadden, jüd.⸗dtſch. (v. hebr. sehämäd, verderben)
berderben, vertilgen; ſpottweiſe: taufen.
Schmalte u. Schmaragd, ſ. Smalteꝛe.
Schmant, m., im 15. Jahrh. in der ſpät mittel—
hochd. Form smant aus dem Slav. entlehnt, ſ. u.
Schmetten) urfpr. Mildrahm; dann: Schmutz.
Schmetten, auch Smetten, f., pl. flav. (v. böhm.
u. ruſſ. ssmetäna, Rahm, woher aud) da3 deutſche
Wort Shmant, jpät mittelhochd. smant, d.i.
Milchrahm) landſchaftl. in Öfterreich für dicken
Milchrahm, Sahne, auch für fauren Schmant.
Schhmieralien, pl. (dtjch. mit I. Endung) Schmie-
rereien, Sudeleien.
Schmoͤllis, n. u. m, (angeblich entft. aus d. lat. sis
mihi mollis,fei mirhold) Studentenfpr.der Trint-
Bub beim Brüderfchafttrinfen; vgl. Fiducit unt.
ides.
Schmu, m. jüd. gem. Gewinn, Vorteil, (Profit);
Schmu maden, aud: ſich unrechtmäßig einen
Profit verſchaffen, unterſchlagen: ſchmuſen, unter⸗
handeln, Gewinn ſuchen, zureden; auch f. reden,
erzählen, müßig ſchwatzen oder plaudern.
ſchmuggeln (niederd. [muggeln, engl. smuggle,
poll. smockelen, verw. mit ſchmiegen, althp.
smiugen, angel}. smugan, ſchleichen, kriechen),
Schleihhandel treiben, paſchen; Schmuggel, m.
oder Schmuggelei, f. Schleihhandel, Pajcherei;
Schmuggler, m. Schleihhändler, Paſcher; vgl.
Konterbande.
ſchmuſen, ſ. unter Schmu.
Schnaderhüpfel, pl. improviſierte, nad) einer Melo-
die geſungene Liederepigranıme in den bayerijchen
und Tiroler Alpen, auf welche dann ein Teil der
Geſellſchaft Iuftig antwortet.
Schnau oder Schnaue, f. niederd. eig. Schnauze,
Schnabel; eine Art Eleiner, vorn jpig zulaufender
zweimaſtiger Seejchiffe (hol. snaauw, engl. snow).
Schnick, m.derKernfrucht- od. Rartoffelbranntmwein.
Schofar, m., nr! Schofarät, hebr. die Trompete,
Bojaune,
Schöfel, jüd. (v. hebr. schäfäl, niedrig, gering, v.
schäfel, ſinken) äußerſt jchlecht, armfelig, werilos,
untauglich; Schofel, m. ſchlechte Ware, Ausschuß.
Schofetim, pl. hebr. (v. schöfet, Richter, schäfät,
richten) die Richter (vgl. Suffeten).
ſchoitaſchieren, ungar miteinemLigenbefaß(Sou-
tache, ſ. d.) verzieren; ſchoitaſchierte Hoſen, Be⸗
Schoriſten
kleidungsſtück der Huſaren-Offiziere in der Staats—
uniform.
Schokolaͤde (ſpan. chocolate, aus dem Mexikan.,
entweder von cacauatl, Kakao, oder von xocoatl,
ein Getränf aus Mais; fr. chocolat, it. ciocco-
lata), eine aus dem Brei der geröfteten Kakao—
bohnen mit Zuder, Vanille 2c. gemiſchte Mafie
und das Getränf daraus.
Scholam lechem, jüd. (verderbt für hebr. schalöm
alechem, Friede zu eich) Friede fei mit euch! der
Gruß der Suden.
Schola, f. lat. Schule; schola Palatina, die Schule
am Hofe Karls d. Gr.; schola vernacula (b. lat.
‘ vernaculus, inländifch, einheimifch), eine ſchon von
Luther, fpäternamentlich von Comenius gebrauchte
Bezeichnung für die deutſche Volksſchule, im Ge-
genjaß zu der schola Latina. Non scholae, sed
vitae (sc. discimus), man lernt nichtfür die Schule,
jondern fürs Leben.
Scholaͤr, m., pl. —en, I. (scholäris, von schola,
Schule, v. gr. schole, Muße, wiſſenſchaftliche Be-
IHäftigung, Schule) ein Schüler; Schofdrd, m.,
pl. —en, gr. (schol-ärches) ein Schulaufjeher,
Schulpfleger, Schulvorficher, Schulmeifter; Scho—
larchũt, n. gr..1.dasSchulauffeheramt, der Schul-
voritand; Scholdfter, m. ml. ein Schulherr und
Lehrer an einer fathol. Domſchule, Stiftslehrer;
Scholaſtica, £. (v. I. scholasticus, zur Schule ge-
hörig 2c.) eine Lehrnonne; Scholaſticus, m. ein
Domherr bei Hochſtiftern; Schefdftif, f.die Schul-
weisheit bef. des Mittelalters, = ſcholaſtiſche
Philoſophie; Schalaitifer (mi. scholastici),
Schulgelehrte od. Schulmweife; chriſtliche Philoſ —2
des Mittelalters, welche vermittels der Ariſto—
teliſchen u. Platoniſchen Philoſophie das Lehrge—
bäude der chriſtl. Kirche zu befeſtigen ſuchten; ver-
ächtlich: Wortkrämer, deren Weisheit oder Wort-
krämerei mehr für die Schule, als für das Leben
berechnet iſt; ſcholaͤſtiſch, ſchulmäßig, ſchulgerecht;
ſpitzfindig, geklügelt; ſcholaſtiſche Fragen, Schul⸗
fragen, ſpitzfindige Fragen; ſcholaſtiſche Philo⸗
ſobhie oder Scholaſtizismus, m. das Lehrge—
bäude, die Anſichten und Grundſätze der Schola—
ſtiker im Mittelalter; Scholion, n.gr., 0d.Schofte,
f., pl. Scholten (gr.schölia), gelehrte Auslegungen,
erklärende Anmerkungen; bei. die von alten Gram—
matitern herrührenden erflärenden Anmerkungen
zu griech. und lat. Schriftftellern; Scholiaͤſt und
Scholiogrdph, m. ein Scholienfchreiber, alter Er
flärer, Auslegereines alten griech. oder lat. Schrift.
ſtellers.
Schoner od. Schooner, m. (v. engl. schooner, ſpr.
ſkuhner) ein ſchmales, zweimaſtiges, ſchnellſegeln-
des Fahrzeug.
Schönobat, m. gr. (schoinobätes, von schoinos,
die Binfe, das Seil, und bainein, gehen, fchreiten)
a DR Schönobätif, f. die Seiltänzer-
funit.
Son, n. (japan.-hinef. Sching od. Maſu, v.d.
Kiederländern Gantung genanıt) ‚die Einheit
des japaniſchen Hohlmaßes für trodene u. flüſſige
Dinge, = 16 Ngoo = 100 Schijaku (Sjak' Saſi)
= 1000 Sai; es hat 4,9 Sung im Quadrat als
Grundfläche, 2,7 Sung Höhe u. iſt 1,8151.
Schorbaͤdſchi oder Tſchorbaͤdſchi, m. türk. ein
Hauptmann, Anführer einer Kompagnie Jani-
ticharen.
Schoriſften, pl. (wahrſch. v. dtſch. —— quälen,
ehem. (im 17. Jahrh.) auf deutſchen Univerſitäten
die aus dem Stande der Bennale (j. d.) heraus⸗
Schoſcha
tretenden Studenten, welche nun die Quäler der
neuangelommtenen Pennale wurden.
Schöſcha, f. eine unter Aufficht der Negierung
ftehende Handelsgeſellſchaft auf Aktien in Jeddo
(Japan). N
Schoſtal, ſ. Szoftat.
Schout-by:Racht, m. holl. (ſpr. ſchaut bei —; von
schout = Schulze, Schultheiß) = Konter-Ad—
miral, Unteradmiral.
Schraffieren (it. sgraffiare, v. s — l. ex, oder dis,
u. graffiare, fragen; vgl. Sraffito), bei Zeichnern
u. ferjtechern, Schattenlinien ziehen oder ein»
graben, mit einerStrichlageverjehen ; ſchrafferte
Zeichnung, eine Federzeihnung; Schraffierung,
f. die Schattengebung, Strichlage.
Shreibmaterinlien, pl. f. Materialien unter
Materie.
ſchtoͤrnibudj, ruſſ. (eig. was nicht ift) irgend etwas,
was es auch fei, vgl. Fdf-nibudj (. d.).
Schtſchi, rufi. f. pl., im deutjchen Sprachgebr. m.
die Kohlſuppe, ein Nationalgericht der Rufen, aus
gehadtem Weißkohl mit Fleiſch, Fiſch, Erdſchwäm—
men 2c., in Butter od. DI bereitet.
Schu od. Scht,m. vor1871 übliche japanifche Silber-
miüngze,einefleinerechtedige Platte = bis !/, Bu
— 0,35 bi3 0,47 A wert.
Schübta, f. ruff. (Verkl. v. schüba, Pelz) das Pelz-
chen, ein Furzer Frauenpelz.
Schuit od. Schuite, f. hol. (fpr. jheutle)), niederd.
Schute (engl. scout, isländ. skuta, dän. skude),
einNachen, ein Kleines maſt⸗ und jegellofes Fahr⸗
zeug zum Überſetzen auf holländ. Slüfjen; ein kur—
„3 und breites dreimaftiges Schiff auf der Oftfee;
redfhuit(p.treden, niederd.u.holl.. ziehen),
ein Zugſchiff, Poſtſchiff auf den Kanälenin Holland,
von Menſchen oder Pferden gezogen.
Schu-fling,n. der Geſchichts-Kanon, eines der 5 äl-
tejten u. beiligiten Bücher (Kings) der Chinejen,
welches die älteite chineſiſche Geſchichte, namentlich
die der Raifer Yao und Schün und der Dynaltieen
Hia, Schang und Tſcheu enthält; vgl. Schi-King.
Schupp, m. der Waſchbär, = Coati; dah. Schup=
penpelz, Pelz vom Waſchbären.
Schürfeh, n. türf. (v. arab. scharufa, hervorragen)
die Galerie um den Minaret einer Mofchee, von
wo der Muezzin die Stunde des Gebet3 verfündigt.
Schutter, pl. (v. altholl. schutten, ſchießen) hollän—
diſche Schützen, Bürgerfoldaten, Landwehrmänner;
Schuttery od. Schutterei, f. holländiſche Schüt-
zengeſellſchaft, Landwehr.
Schwachmaticus, m. (deutſch von ſchwach mit lat.
—— gem. ſcherzh.f. ein Schwächling, ſchwacher
e
Held.
Schwadrön, f. ſ. Eskadron; ſchwadronieren,
in Schwadronen od. Geſchwadern zuſammenſtoßen;
mit dem Degen vorſchriftsmäßig um ſich hauen;
uneig. prahlen, ſchwatzen (in — Bed. wahrſch.
von dem oberd. ſchwadern für ſchwatzen, mit
fremdartiger Endung gebildet); Echwadrenör,m.
ein Schmwäher, Maulheld.
Shmwärmattäde, f. dtich.- fr. (vgl. Attade) Krſpr.
ein Angriff in zeritreuter Ordnung.
Schwertmagen, |. Mage. —
Schwulität, f. (diſch. von ſchwül, gem. ſchwul,
IE a icherzh. für Schwüle, Angit, Ver-
egenheit.
Sciaena,f. l. (gr.skiaina) der Umberfiſch, Seeadler;
Sciaenoiddi, pl. nl. Umberfifche.
Seiagraphie zc., |. Stiagraphie.
Zribile od. seibile, n. fpätl. (v. seire, willen) das
Scriba 187
Wißbare, Erkennbare; In omni seibili od. in
seibilibus verjiert fein, in allem Wißbaren be-
wandert fein, fi) in allen Fächern des Willens
umgejehen haben; Sceiendum, n. I. die Amtsan—
weijung (eigentl. das zu Willende); Scienz, f. I.
(scientia) das Wiſſen, die Wiſſenſchaft; fetentis
biſch od. —ifiſch, nl. (engl. scientific[al]), wij-
ſenſchaftlich; auch — ſyſtematiſch, f.d.
scilicet, lat. (entſt. aus scire licet, d. i. man kann
oder muß wiſſen), nämlich; auch ſpottweife: man
denke! ei, eil
Scilla od. Sauilla, f. lat. (gr. skilla) die Meer-
zwwiebel, blaue Sternzwiebel, ein Zwiebelgewächs
von verſch. Arten; Scillitin, n. nl. das Meer-
ziwiebelbitter, der Meerzwiebelitoff, ein eigentüm⸗
licher Friftallinifcher Bitterftoff der Meerzwiebel;
ſeillitiſch, Meerzmwiebelfaft enthaltend; Scillo—
cephäfus od. Scillokephãlos, m. gr. ein Meer-
zwiebelfopf, Großkopf.
Scimpodium, n. I. (v. gr. skimpüs, skimpödion,
v. skimptein, hocen, fauern, u. püs, Fuß) Heilt.
ein Klappftuhl, Feldſtuhl, Feldbett, Geburtsſtuhl.
seineus, f. Stint.
feintilfteren, I. (scintilläre, von scintilla, Funke)
funfeln, ſchimmern, flimmern; Seintilffation, f.
(seintillatio) da8 Funfeln, Schimmern, Funken
fprühen.
sciolto, it. (fpr. ſcholto; von seiögliere, löfen, v. l.
exsolvere u. dissolvere) Tonk. frei, ungebunden,
mit freiem, leichtem Vortrage; eon seioltezza,
mit Freiheit, mit Ungebundenheit.
Seiölus, m. fpätl. (v. scire, willen) ein Wißling,
der alles wifjen will, Überkluger, Naſeweis.
Seioptikon od. Skioptikon, n. griech. (aus griech.
skia, Schatten, Schattentiß, Trugbild, Gejpenft,
und griech. optikös, ẽ, Ön, zum Sehen gehörig,
alfo eigentl.: zum Sehen im Dunkeln gehörig,
engl. scioptikon) ein Apparat zur Bilddarftel-
fung im Dunkeln, eine verbejjerte Laterna ma-
gica, die beſonders bei wiljenjchaftlihen Vorfüh—
rungen verwendet wird; Bildwerfer.
Scirocco, it. (pr. fi), od. Schiroffo, m. (prov.
u. fr. siroc, v. arab. schoruk, v. schark, Diten)
ein fehr heißer, trodner Südoſtwind, Brenn- oder
Glühwind, welcher in Stalien gew. im Frühjahr
und Herbit einige Wochen lang mweht.
Setürns, m. I. (v. gr. skfüros, v. skiä, Schatten, u.
ür&, Schwanz) das Eichhörnchen; Sctüren, Seins
riden, pl. (nl. seiurina) eihhornartige Tiere,
Seollops, engl., eig. Mufchelihalen, Schuppen- od.
Mufhelverzierungen;scolloped,mit Schuppen be-
jeßt (namentl. bei Bauwerken romanijchen Stils).
Scomber, m. I. (gr. skömbros) ein fojtbarer See-
fiſch im Altertum, die Mafrele; Scomberoidei,
pl. nl. Makrelen oder Thunfifche, ſ. Skumbrija.
Serap-Bool, n. engl. (jpr. ßkräp; von engl. scrap,
Bild, Ausfchnitt für ein Album) Sammelbud,
Ausſchnittbuch, ein — Einkleben von Zei—
tungsausſchnitten oder Bildern.
sereatus, m.l.(v.screãare, räuſpern) das Räuſpern.
Serew-steamer, m. engl. (fprich: ftruch-ftihmer)
Schraubendampfer.
Scribe, m. l. (v. scribere, ſchreiben) Schreiber (Se-
fretär); aud) als männl. Name; Sfribsr oder
seribax,m. nl. ein Bielfchreiber; ffribeln, L.-dtid).
ihmieren; Stribler, m. ein Schmierer, jchlechter
Bielfhreiber, Büchermacher; Skribelei, f. die Biel-
ſchreiberei; Sfribent, m. I. (scribens), pl. Stri⸗
benten, Schreiber, ſowohl Lohn- und Abſchreiber
(= Kopiſt), als = Skriptor, pl. Sfriptoren, lat«
50*
188 Serinium
scriptöres, Schriftiteller; in Bibliothefen der Titel
eines Hilfsbeamten, der dem Kuſtos unterſtellt ift;
seriptores graeei, griechifche —, 8. latini, la—
teiniiche Schriftitelier; s. histeriae augustae,
Verfaſſer der röm. Kaifergefhichte; Sfribonen,
pl. Bevollmächtigte der ipäteren römischen Kaifer
an die Armeen in den Provinzen, um deren Ans
führern Befehle zu überbringen od. aud) fie ſelbſt
zu vollziehen; Seriptum, n., pl. Scriptg, Die
Schrift, das Schreiben; eine Shulübung im Über-
fegen 2c.: Sfriptür, f. (I. scriptüra) das Schrei—
ben, die Schreibart; das Geſchriebene, die Schrift;
pl. Sfriptüren, Schriften, Schreibereien; Sfrip=
turijt, m. nl. ein Schriftforſcher Schriftgelehrter;
daher Sfripturiften, pl. eine Sekte der Wieder-
täufer, welche nur an das glaubte, was Klar und
deutlich in der Bibel zu lefen fei; ffripturieren
oder ffritturieren, it. (sceritturäre) Kffpr. in
* Rechnungs- oder Handlungsbücher eintragen,
uchen.
Serintum, n. l. ein Schrank, Schrein, eine Kiſte,
bef. zur Aufbewahrung von Büchern u. Urkunden.
Serips, engl.(Börjfenausdrud, Abkürzung von In—
j£riptiong) in England die einftweilen ausge-
—— Scheine als Erſatz für die noch nicht voll-
ezahlten oder noch nicht ausgefertigten Original—
ſtaatspapiere.
Seroͤtum, n. l. der Hodenſack; ſkrotäl, nl. zum
Hodenſack gehörig; flrotiförm, hodenförmig;
Skrotozẽle, f. Lagr. Heilk. ein Hodenbruch.
Serubs, enal. pl. die geringeren Tabaksblätter, die
nicht al$ Dedblätter verwendet werden fünnen.
Serubber, m. engl. (fpr. jtröbber) eig. Schrupper,
Krageifen, Kraßbeien; ein mit Koaksſtücken ans
gefüllter Behälter, durch welchen man das Leucht—
gas zu deſſen Reinigung ftrömen läßt.
scülpsit, I. (v. sculpere, durch Stechen, Schneiden
od. Hauen etwas bilden) N. N. hat's geftochen (auf
Rupferitihen beim Namen des Künitlers); Skulp⸗
tür, f. 1. (sculptüra) die Bildhauerfunft, Bildnerei
mittels des Meigel3,Bildnerfunft; Bildhauerarbeit,
Bildwerk, Schnigmwerf; Kupferjtecherfunit.
Ecurra,m.l. ein Poſſenreißer, Luſtigmacher, Spaß-
vogel; ſcurril(iſch) (1. scurrilis, e), pofjenhaft,
ſpaßhaft, zotig; Scurrilta oder Scurrilien, pl.
SE aemeine Scherze, Poſſen, Zoten (vgl. bur-
est); Scurrilität, f. (l. scurrilitas) die Poſſen—
reißerei, Bofienhaftigfeit.
fcüfieren od. ffüjieren (v. it. scusare, fr. excuser,
[. excusare), (ſich) entſchuldigen; jich wegfchleichen,
— entfernen oder davon machen; Scüs, |.
Tarot.
scutum stomachieum, n. [. (scutum, Schild) eig.
ein Magenſchild; Heilf. ein auf den Magen ge=
legtes Kräuterjädchen, Kräuterfifjen; seutiformis,
e, jhildförmig.
Schbäle, pl.gr. (v. skybalon, Mit, Kot) Heilf. ver-
bärtete Darmkotballen.
Ecylla, f. l. (gr. Skylla) eine gefährliche Kiippe bei
Meſſina im Mittelländifchen Meere, dem gefähr-
lihen Schlunde oder Meerjtrudel Charybdis
gegenüber; in der griech. Fabell. al3 ein weibliche3
Ungeheuer vorgeitellt, welches die vorbeifchiffende
Mannſchaft verichlang; uneig. drohende Gefahren;
daher das lat. Epriw.: incidit in Scyllam, qui
vult vitäre Charybdin, wer der Charybdig ent—
gehen will, jtürzt auf die Scylla, d. i. fommt aus
dem Regen in die Traufe.
Schphus, m. l. (v. gr. skyphos) ein Becher, Wein-
glas, Humpen; Scyhphoide oder Styphoide, f. (v.
SseccO.
ar. skyphoeidäs, becherfürmig) die Becherlinie:
Schuhoiden, pl. beherförmige Verfteinerungen;
scyphati nummi, pl. nl. Beder- od. Hohlmünzen,
gotische Silbermünzen von der Form eines Uhr-
glafes, meiftens in Spanien gefunden.
Scytäle, f. gr. (skytale) überh. Stab, Stod; beſ.
ein um einen Stab gewidelter Leder-⸗Riemen, auf
welchen die alten Spartaner geheime Nachrichten
Ichrieben; dah. ein Geheimſchreiben, Gcheimbefehl.
Scythe, ſ. Szythe. |
Scytitis, f. gr. (v. skytos,n. Haut, Xeder) Heilf. die
Hautentzündung; Schtogenium, n.der®erbejtoff.
sdegnoso (fpr. fvenjsfo), auch con sdegno, con
isdegno, it. (v. sdegno, Beratung, Unmwillen, —
fr. dedain) Tonf. trogig, unmwillig, aufgebradht.
säruccioli, versi sdrüccioli, pl. it. (v. sdrücciolo,
gleitend, ftrauchelnd, ſchlüpfrig, verw. mit deutich
ſtraucheln) Springverfe, ital. Verſe, welche mit
einem furzfilbigen Worte endigen; sdruceio-
lando, Tonf. über die Taſten gleitend.
Sealskin. Seal-jfin, m. od. n. engl. (fpr. Bihl—),
wörtl. Seehundgfell, urfpr. diefes, jegt ein feines
Pelzwerk, das mit dem Seehund nichts zu tun hat,
angeblih Kamtſchatka-Biber.
Seam, n. engl. (jpr. ßihm; = Saum) ein altes engl. -
Maß, bef. Getreidemaß von 8 Bufhels; aud) ein
altes Gewicht.
Séance, f. fr. (jpr. Bedngß; von seoir — l. sedöre,
jigen) die Sigung (Seſſion); insbef. eine Sitzung
der Epiritiften, in der ein Medium den angeblichen
Verkehr mit Geiftern vermittelt.
Seapohs, engl. (fpr. Bihpeus), ſ. Sipoys.
Senton,f. engl. (ſpr. Bijn) Jahreszeit; Geſellſchafts⸗
zeit, Saijon.
Seb,m. eine ägyptifche Gottheit, Vater des Typhon,
von den Griechen mit Kronos verglichen; Schaf
oder Sebek, m. ein ägyptifcher Gott, welchem das
Krokodil heilig war, daher mit einem Krofodiltopf
— * — Be —
ebaptiſten, pl. L-gr. (v. I. se, ſich, u. gr. bapti-
ee vgl. Baptiit) Selbſttäufer, Br Partei
der Wiedertäufer im 17.Sahrh., die fich felbjt noch
einmal tauften.
Sebaͤſtian, m. gr. (Sebastianös, von sebastös, ehr-
würdig, sebas, Scheu, Ehrfurdt) männl. Name:
der Ehrwürdige, Erhabene.
Sebchah oder Sebchat, m. türf. (arab. subchat, v.
sabacha, Gott loben, beten) ein großer Roſenkranz,
mit taufend Kugeln von d. Grüße eines Taubeneies.
Sebeiten, pl. (nl. sebestes, fr. sebeste, engl. se-
besten, v. arab. sebestän) ſchwarze Bruftbeeren,
f. Cordie.
Sebezt, m. türk. (eig. Dſchebedſchi, v. perſ. dschebeh,
Panzer) eine Art türfifcher Reiter, unfern Küraſ—
ſieren ähnlid). | \
Seborrhöe, f. ar. Heilf. Hautabſchuppung mit tar»
fer Hauttalgabfonderung verbunden. J
Secäle, n. I. der Roggen, das Korn; 8. cornutum,
da3 Mutterforn.
Secante, j.unt. ſezie ren; Seccatür, ſ. unt. secco.
Sechia, f. it. (v.1.stitüla; prov. selha, altfr. seille)
ein Eimer; ein altes Flüffigfeitsmaß in Stalien,
von 500—750 Pariſ. Kubilzoll.
secco, it. (= fr. sec, dv. 1. siccus) troden; al secco
malen, d. i. auf trodenen Grund (entg. al fresco);,
feccieren od. feffieren (it. seccare), eig. trodnen,
austroenen, verzehren; beläftigen, langweilen,
quälen; Scecatür, f. (it. seccatüra) trodenes.
langweiliges Zeug; Beläſtigung, Quälerei.
Gereders
Seceders, pl. engl. (fpr. —ßihders; v. secede, v. [. |
secedere, abgeben, fich trennen) eine Sekte in
Schottland, welche fich 1733 von der herrfchenden
presbpterianischen Kirche getrennt hat und jeit1744
in Burghers und Antiburghers zerfällt.
Sechir oder Chequis, ein ehemaliges türk. Gewicht
zu 2 Ofen (ſ. Oka).
Seel, m. hebr. (schekel, von schäkäl, wägen) ein
Gold» undSilbergewicht; auch Benennung fremder
Münzen,mwelchejenem&emwichtentiprachen; der ge-
meine Sedel war von der Größe eines jeßigen
Markſtücks und 3, fehwer; der Sedel des
Heiligtum war 16%, g jchwer.
Second, m. fr. (pr. ß'kong; vom I. secundus) der
zweite; Sekonde-Leutnant (d. i. de seconde
. elasse), zweiter oder Unter-Leutnant (vgl. Leut-
nant); second-sight, n. enal. (fpr. ßekkend Beiht)
— Deuteroffopie; fecondair oder ſekondär,
j. fefundär unter secundus.
Jecouriereu, fr. (secourir — lat. succurrere) —
jncceurrieren; Secours, m. (jpr. ß'kuhr) =
Suffurs.
sechndus, a, um, l. (v. sequi, folgen) der ꝛc. fol-
gende, zweite; Sekundus, m. der Zweite in Schul-
Haflen; Sekuͤnda, f. die zweite Schulklaſſe; Se—
kunda⸗Wechſel, m. der zweite Wechiel, f. Tratte;
©.:Wolle u. dgl., weniger feine Wolle; secunda
Petri, f. — Beurteilungöfraft, 3.8. „es fehlt ihm
die secunda (sc. pars) Petri” hergenommen von
der Logik des Petrus Ramus, in welcher der
weite Teil von dvenUrteilen handelt); Sekuͤnde,
. (d.i. secunda sc. pars oder divisio, aljo über-
Haupt ein Maß, welches die zweite Stelle nad)
einem andern in einer Einteilung einnimmt) der
60ſte Teil eines Grades oder einer Minute (daher
Sefundenuhr, Sefundenzeigerac.); bei den
Markicheidern Y,, Prime, und diefe = !/ın Zoll;
Tonf. der zweite Ton nad) dem Grundton; Fechtk.
die zweite Stoßart; pro secundo, zum ziveiten od.
zweitens; Sefunden-Pendel, n.ein Pendel, deſſen
{einfache oder halbe) Schwingung eine Sekunde
dauert; Sekundaner, m. ((.secundänus, ein Sol-
dat der zweiten Legion) ein Schüler der zweiten
Klaſſe; ſekundär (l.secundarius), diezmweite Stelle,
den zweiten Rang ineiner Folge a nach⸗
folgend, untergeordnet, abhängig, vgl. primär;
3.8. fefundäre Folgen oder Krankheits—
eriheinungen, diejenigenFolgen od. Krankheits—
eriheinungen, welche durch erite (primäre), her-
vorgerufen werden; jefundäre Gebirge, Über-
gangs- u. Flözgebirge, Mittelgebirge; Sefundär:
bahn, Nebenbabn; fetundäres Licht, Licht aus
zweiter Hand; Sefundärlius), m. der Zweite
nad dem Abte oder Propite in Stiftern; der zweite
Prediger, Nahmittagsprediger, in der evangel.
Kirche; Tonf. der Begleiter, der in einem Orcheſter
bei einerlei $nitrumenten diezmweite Stimmefpielt;
Sefundärftation, f. Abgabe oder Empfang3-
jtelle, Arbeitsort (gegenüber der Primärſtation,
1.2.); Sefundina, f. nl. Heilf. die Nachgeburt;
secundina retenta, die verhaltene oder zurück—
— — fefundieren/(.secundäre),
egünjtigen, helfen, unterjtügen, beijtehen, bef. im
Bweifampfe; Tont. die zweite Stimme ipielen, (auf
einem Initrument) begleiten; Sefundant, m. (se-
cudans) ein Beiftandim Zmweifampfe, Rampfgcuge;
Sekundiz, f. nl. Feier des fünfzigjährigen Meſſe—
leſens von römischen Prieſtern; Setundogenitür,
f. die Zweitgeburt, die Rechte des zweiten Sohnes;
sechndum, [. zufolge, nad, gemäß; sechndum
segno 189
artem, Heilt. nach der Kunft, Funftmäßig; 8. or-
dinem, nad) der Ordnung oder Reihe.
Sedal-Kirche, ſ. unter Sedes.
Scdantia, pl. l. ſv. sedäre, machen, daß ſich etwas
ſetzt, ſtillen) Heilk. beruhigende Heilmittel, Stil—
lungs- oder Beſänftigungsmittel; ſedät (I. sedä-
tus), gelaſſen, ruhig; fedatin, nl. beruhigend, be-
fänftigend, fchmerzitillend; Sedativa, pl. = Se-
dantia; Sedativ-Salz, n. Stillſalz, beruhigen-
des, Schmerzitillendes Salz, Borjäure, Borarjäure;
©&.:Spat, m. ſ. Borazit.
sedes, f. lat. (von sedere, fiten) der Sit, Wohnſitz;
sedes apostolica, f. eig. der apoftolifche Sig,
päpitlihe Stuhl; sede vacante, bei erledigtem
päpitlichem od. bifchöflichem Stuhl; sedem flixam
haben, feiten Wohnfiß, bejtimmten Wohnort ha-
ben; sedes, Heilf. Stuhlgang, Leibes-Öffnung;
per sedes, durch den Stuhlgang; Sedalkirche, £.
die Sietivhe,— Pathebralfirde, 1.d.; Sedis⸗
bafdnz, f. nl. (vgl. Vakanz) die Erledigung des
päpitlichen oder eines bifchöflichen Stuhles; Ges
dentia, pl. lat. (von sedöre, figen) unbemegliche
Saden; ſedentär (l. sedentarius, fr. sedentaire),
jigend, anhaltend ſitzend; auch ſeßhaft, anfällig;
jedentäres oder fedentarifches Leben (vita
sedentaria), ſitzende Lebensweiſe; Eedentarins
od. Sedentär, m. ein Vielſitzender, Stubenhoder,
der viel jißt oder fißend arbeitet; Sediment, n.
({. sedimentum) der Bodenfag einer Flüſſigkeit,
Ablagerung; fedimentär, nl. (sedimentarius; fr.
sedimentaire) bodenjagartig abgelagert; Sedi—
ment= od. Sedimentärgebirge, n. Slözgebirge;
fedimentds, nl. trübe, einen Niedericlag oder
Bodenjaß gebend.
Sedéz, n. (abgef. v. I. sedecimus, der jechzehnte, v.
sedecim, jechzehn) dieScchzehntelform, Sechzehntel-
grüße eines Bogeng u. Buches; in sedecimo, in
echzehntelgröße der Bogen.
Sedilien, pl. I. das Gefäß.
Sediment, ſ. unter sedes.
Sedition, f. I. (seditio, v. sed, d.i. sine, ohne, u.
itio, das Gehen, urjpr. das Abjeitögehen) die Em-
pörung, der Aufitand; feditids (I. seditiosus, a,
um), aufrührerifch: Sedittofität, f. nl. Aufiwiege-
lungsſucht.
Sedulität, f. l. (sedulitas, v. sedülus, emſig) die
Emſigkeit, Geſchäftigkeit.
Sedum, n. 1. Hauslauch, Hauswurzkraut.
feduzieren, I. (seducöre) verführen, verleiten, ver-
locken; Seduktion, f. (seductio) die Verführung;
Sedufter. m. ein Berführer; ſeduiſant, fr. (pr.
ßedüiſcing; Bartiz. v. seduire) verſführeriſch.
See-Anemonen, = Aktinien.
Seelers, pl. engl. (ipr. Bihfer3; v. seek, fuchen) die
Sudenden, I. Qnaerentes, eine Sekte unter den
Presbyterianern im 17. Sahrh., welche behauptete,
J die wahre Religion erſt aufgeſucht werden
müſſe.
Seeproteſt, m. (vgl. engl. ship's protest) die Ver⸗
klarung, eine gerichtliche, unter Eid abgegebene
Erklärung eines Schiffers über einen Unfall auf
der See; auch der von der Obrigkeit dariiber aus—
Seer, |. Ser. [(geitellte Schein.
Segment, n. I. (segmentum, von secäre, ſchneiden)
ein Schnitt, Abjchnitt; bejonders Größenl. ein
Kreisabichnitt.
segno, it. (fpr. Benjo; — I. signum) Tonf. das Bei-
chen; dal segno, v. Zeichen an (näml. zu fpielen,
zu twiederholen); fin al segno, Zont. bis zum
Zeichen.
790 Segobiana
Segobiäana, f. ſpan. (v. der Stadt Segovia) feine
Paniſche Wolle; Segopias, pl. eine Art gedrudter
Köperflanelle; Segobia-Tuch, n. ein feines dop—
veltes Halbtuch; Segovienne, f. oder Segobia⸗
Ftamin, m. ferner englifcher Etamin.
ſegregieren, |. (segregäre, v. grex, Herde, Schar)
von der Schar abjondern, trennen; Segregät,n.
das Abgejchiedene; Segregation, f. (ſpätl. segre-
gatio) die Abjonderung, Trennung; Teilung ge-
meinschaftliher Grundjtüde; Segregatorinm, n.
nl. ein Abfonderungs- oder Scheidungsmwerfzeug
für verfchiedene Flüjfigkeiten. Ä
s6gue, it. (v. seguire, ſpan. seguir, prod, seguir u.
segre, = |. sequi, folgen) Tonf. es folgt; SEegui⸗
die, f. ſpan. ſpr. ßegidilja; Verkl. von seguida,
Folge, muſikal. Fuge) eigentüml. ſpan. Geſang in
Strophen aus vier abwechſelnd ſieben- und fünf—
ſilbigen aſſonierenden Verſen mit Tanz im 3/,-Taft
u. Öitarres oder Kaftagnetten-Begleitung; Segnis |
dillera (ſpr. ßeghidilhera), eine Frau, welche die
Seguidilla fingt oder tanzt.
Seh, n. ein japan. Feldmaß von 6 Keng Länge u. |
5 eng Breite = 30 Tfjjubo = 0,996 a.
Seide, fr. (pr. ßähſch'; — seche, f. v. sec, troden)
1. eine Sandbank, Dregbantf, ein Sandriff; 2. ebbe-
u. flutartige Strömung auf dem Genferjee.
Seide, m. (v. arab. seid, Fürſt, Gebieter, Nad)-
komme de3 Propheten Mohammed, auch Name
eines Sklaven u. fanatiihen Anhänger® Moham-
meds, der unbewußt zum Vatermörder wurde)
figürl. ein blindes Werkzeug der Glaubenswut u.
der Gewalt, bei. im Franzöſiſchen gebräuchlich.
Seidlier Salz, n. ein Bitterfalz (ſchwefelſaure
Magnefia), welches aus Bitterfalzwafjer zu Seid- |
lit in Böhmen gewonnen wird.
Seignette-Salz, n. (ſpr. Bänjett' —) auch Boly-
Hreitjalzod. Sodameinitein, einjäurebrechen-
des, gelinde abführendes Salz (weinfaures Kali-
Natron), aus Weinfteinlauge u. fohlenfaurem Na-
tron bereitet und nad jeinem franzöliihen Er-
finder B. Seignette (zu Rochelle 1672) benannt.
Selanenr, m. fr. (fpr, Bänjöhr; ſpan. seüor, port.
u. prov. senhor, it. signore; d. I. senior, d. i. eig.
der Ultere, dann: Borjieher, Gebieter) Herr, ge-
bietender oder gnädiger Herr, Lehnsherr, Erbherr;
Seigneurie, f. Herrlichkeit, als Titel; Herrichaft,
Lehns-⸗, Gerichtsherrſchaft.
ſeismiſch, gr. (v. seismös, Erſchütterung) auf das
Erdbeben bezüglidy od. von einem ſolchen herrüh—
end; Seismograph, m. gr. (v. gräphein, fchrei-
ben) eine Vorrichtung zur Beobachtung von Exrd-
beben, hauptjächlich in einem Fonifchen Pendel be- |
jtehend; dejjen Linje eine ſchwere Metallfugel ift;
oder Seismometer, n. gr. Erdbebenmeffer, ein
demjelben Zwecke dienendes, v. Kacciatore in Pa-
lermo erfundenes Werkzeug; Seismologĩe, f. Erd⸗
bebenlehre.
Seißi⸗Silber, n. chineſ. fehr feines Silber in
Barren.
Seim, |. Seym.
Zeiour, m. (pr. Befguhr) der Sig, Aufenthalt an
einem Orte; Gajt- oder Ruhetag; fejournieren
(fr. sejourner, v. ml. diurnare, verweilen, mit
sub, j. d.; prov. sojornar, it. soggiornare), ver»
weilen.
jeiungieren, I. (sejungere) abfondern, trennen;
ejlinkt (I. sejünctus), —5 abgeſondert; Se=
unttion, f. (1. sejunctio) die Abfonderung, Tren⸗
nung.
Jekkieren, f. unter gecco.
felett
jeffudteren, I. (secludäre, von claud£re, ſchließen
ausſchließen; Sekluſion, f. nl. die Ausſchließung
Abjonderung; Seklufions=- Akte, f. die Aus—
ſchließungs-Urkunde.
Sekret, Sekrétage, Sekretär, Sekretien ꝛc.
unter jecernieren. i
Set, m. (verderbt aus Sec, v.it. vino secco; vgl.
secco) Trodenbeerwein, aus welten Trauben ge
preßter Föitlicher Wein aus Spanien, Stalien ıc.;
allgemeine Benennung der weißen Weine aus Spa-
nien u. den Kanarischen Inſeln; dah. Ranarien-
Seft, Palm-Sekt (von der Injel Palma) 2c.;
— hauptſ. auch für Champagner ge
raucht.
Sefte, f. lat. (secta, sc. via, d. i. eig. der betretene
eg, von secäre, vucchichneiden, durchlaufen 2c.;
dann Handlung3- oder Lebensweiſe; Bartei, An-
hang)kleinere Glaubens-Partei od.⸗Genoſſenſchaft,
welche ſich von den größeren, herrſchenden Reli—
ionsparteien abſondert; der Anhang; seeta non
imentinm Deum, Seite der Gott nicht Fürchten—
den, die Anhänger des Hohenſtaufen Friedrich IL.
in Deutſchland, von den Anhängern des Papſtes
ſo genannt, weil ſie vor letzterem keine Ehrfurcht
mehr hatten; Seftierer, m. nl. Anhänger einer
Sekte; Seftiereret, f. die Glaubensparteiung;
ſeltiereriſch, jeftenbildend,die Ölaubensparteiung
betreffend, dazu gehörig.
Sektion und Sektor, |. unter fecieren.
jeturieren, nl. (securäre, von fat. secürus, fiher}
jichern, ficher ftellen, gewiß machen; Sefurität, f.
fat. (securltas) die Sorgloſigkeit; Zuverläffigfeit,
Sicherheit; securitas publica, die öffentliche
Sicherheit; Sefnritätshroteft, m. Sicherheits-
proteit, der Wechjel-Broteit, welcher aufgenommen
wird, weil der Bezogene, d.i. der, welcher die auf
ihn gezogene Summe zur Berfallzeit des Wechſels
bei Borzeigung des Wechſels zu zahlen hat, zah-
Iungsunfähig geworden it oder jeine Zahlungen
eingeftellt hat, u. ähnl.
Séla vder Selah, n. {v. hebr. säläh, ruhen, ſchwei⸗
gen) ein hebr. Miufilzeichen in den Pjalmen, gem.
am Ende eines kleinen Abfchnittes; viell. Pauſe,
Zwiſchen- oder Nachſpiel oder Schlußzeichen (dab.
die Redensart: Und damit abgemacht, Selal); n.a.
Anderung des Rhythmus od. der Stimme.
Scladen, m. ſpan. (Seladön, fr. Celadon; aus dem
Roman Aströe von d’Urfe) ein verliebter Schäfer,
Ihmactender Liebhaber; Seladon od. Seladon⸗
grün, n. das Meergrün, Maigrün, mit Blau und
Grau gemiſchtes Grin (jo benannt von der mai»
rünen Kleidung derSchäfer in den franz. Schäfer-
Bhielen des 17. Sahrhunderts).
Selam, r. Salem, ſ. d.
Selamlit, m. arab.-türk. (von arab. seläm, saläm
fſ. Salem], u. der türk. Subjtantiv-Endung lik}
der Gejellichaftsjaal, das Audienzzimmer, Begnii-
a er
Sel Clement, m. gew. n., fr. (fpr. Bel Elemang; v.
sel, Salz) Silberjalpeter, der mit Natronfalpeter
od. auch mit Magneftafalpeter vermilcht ift (wichtig
zum Photographieren); sel d’or (jpr. Bel d’sr),
Soldfalz, Natriumgoldchlorid (gleichfalls beim
Photographieren verwendet).
Seldjchulen, pl. ein aus der Bucharei jftammendes,
nad jeinem Stammmvater Seldjchuf benanntes
türk. Gefchlecht, welches im 11. u. 12. Jahr). meh-
rere Reiche ftiftete: ſeldſchukiſche Dynaſtieen,
Jelett, I. (selectus, a, um, v. —3 ausleſen) aus⸗
erlefen,auserwähli; Selekta, f. (sc. pars) Aus die⸗
Selene
wahl, ein auserlefener Teil; (sc. classis) die höchſte
Schulklaſſe oder Oberabteilung in manchen Schu-
len; Seleftäner, m. ein Schüler diejer Abteilung;
Selektion, f. Auswahl; Seleftions-Theorie, f.
die Zuchtwahllehre, Entwidelungsiehre, = Dar-
winismuß, ſ. d.
Selöne, f. or. (selöng, von selas, Licht, Glanz) der
Mond; Fabell. die Mondgöttin, j. Quna und
Diana; auch ein weißer Fled auf dem Nagel;
Seleninm od. Selen, n. nl. ein von Berzelius
1817 entdedter nicht-metallijcher Grundftoff; Se—
leniãte, pl. jelenfaure Salze; Selenit, m. gr.
(selenites)Mondbewohner; Mondſtein, mondſchein⸗
farbiger Stein, beſ. Marienglas, Fraueneis oder
Gipsſpat; künſtlicher Gips od. ſchwefelſaurer Kalk;
auch Selẽnkupfer; ſelenitiſch, gipsartig; Sele—
niäſis, f. od. Selenogamie (d. i. eig. Mondver-
mählung), Heilk. die Mondſucht, das Nachtwan—
deln, vgl. Somnambulismus; Selenogrdbh,
m. ein Mondbefchreiber; Selenographie u. Se—
Tenologie, f. die Mondbeichreibung; ſelenograͤ⸗
ghiſch, mondbeichreibend,; Selenolabium, n. =
Zunarium; Selenpftät, m. ein ajtronomijches
Werkzeug zur Beobadıtung des Mondes; Seleno—⸗
topographie, f. die Ortsbeichreibung des Mon—
des; jelenotopographiihe Fragmente, pl.
Bruchſtücke aus der Ort3beichreibung des Mondes.
Selfaktor, m. engl. (jpr. Belf-äft’r;von self, jelbit,
und actor, der Handelnde) eıne bei ver Baummoll-
fabritation gebraudte, jelbitipinnende Mule—
maſchine; Halbfelfaftor, eine jolche, bei der noch
Handarbeit nötig iſt; self-Acting, engl. (jpr.
—äfting), felbjtwirfend, felbjttätig; bef. zur Be—
zeichnung von Gummiſchuhen, die Hinten jelbit
über die Hade herauffpringen, jo daß fie nicht erſt
mit der Hand angezogen werden müfjen; Self⸗
eeder, m. (pr. —fid’r), eig. der Selbſtfütterer, eine
Vorrichtung, durch die von ſelbſt Kohlen zur Hei—
zung eines Kefjels, einer Machine uſw. nachgefüllt
werden; Selfgevernment, n. eugl. (ſpr. ßelf—
gömmernment; v. self, u. government, Regierung)
Selbjtverwaltung, die Leitung der Bolis- und
Semeindeangelegenheiten durch daS Volk oder Die
Gemeinde felbit; felfmade (ſpr. —mehd), jelbit-
gemadt; Selfmademan,m. (pr. —mehdmän) ein
alles fich jelbjt verdantender Mann.
Selichöth, pl. hebr. (pl. v. selichäh, Vergebung, v.
säläch, vergeben) Bußgebete (vor dem großen Ber-
jühnungstage). —
Selittar⸗Aga, m. |. Silihdar.
Selim, m. arab. (selim, ganz, vollſtändig; mild,
friedlich) männl. Name: der Milde, Friedliche;
Selims-⸗Körner, pl. Mohrenpfeffer.
solla curülis, £. I. der kuruliſche Seſſel, der mit
Elfenbein ausgelegte u. wie ein Feldſtuhl geital-
tetezufammenlegbare Amtsſtuhl der höchſten obrig-
keitlichen Perſonen im alten Rom.
Sellerei, f. (v. fr. sel, I. sal, das Salz) eine Salz—
niederlage, in welcher fir Rechnung de3 Staats
da3 Salz zu den jogenannten Regiepreijen in klei»
nen Duantitäten verkauft wird; der Detailhandel
mit Salz.
Séelleri oder Selferie, m. (fr. celeri; v. [. selinum,
gr. selinon, Eppich, im jpäteren Griechiſch Selleri)
ein Wurzelgewädhs vom Gejchlecht der Peterfilie;
bef. der Gartenjellerie od. ſüße Eppich mit eß—
barer Wurzel.
a f. felt. weibl. Name: die Befigreiche, Glück—
iche.
Semainier ın. fr. (fpr. Bemänjeh; von semaine,
semilunaris 191
Woche, prob. setmana, it. settimana, v. [. septi-
mäna) der die Woche hat, beſ. Bühnenauffeher.
Scmaphör, m. gr. (v. sema,n. Zeichen, u. pherein,
tragen; fr. semaphore) ein Beichenträger, Zeichen-
telegraph, Scetelegraph; bei Eifenbahnen: ein bei
Tag und Nacht zu gebrauchender Zeichengeber;
jemaphärifch, Zeichen in die Ferne gebend; den
Seetelegraphen betreffend; Semaſie, f. (gr. sema-
sia) daS Beichengeben; Heilk. Andeutung, Bor-
zeichen; Semafiologie, f. gr. (v. sömasia, das Be-
— — von semainein, durch ein Zeichen kennt»
ih machen) die Wort-Bedeutungslehre, ein von
neueren Spradiforfchern aufgejtellter Teil Der
— ſemaſiologiſch, Die Bezeichnung be»
treffend.
Semblant, m. fr. (fpr. Bangbläng; von sembler,
icheinen, v. l. simulare; fpan. semblante, prov.
semblan, it. sembiante) Schein, blauer Dunft.
Semeisgrapkie, f. gr. (v. sömeion — sema, Zei—
hen) Zeichenſchrift, Geſchwindſchrift; Zeichenlehre;
Tonk. die muſikaliſche Zeichenlehre oder Kunſt, die
Töne auf Noten zu ſetzen, Notenſchrift; Semeiöſis,
f. ſ. Semiofis.
Semife, f. gr. Fabell. die Tochter des Kadmus und
Mutter des Bacchus, mit dem fie vor Schreden
über Jupiters Bliberfcheinung zur Unzeit nieder-
fam, wobei ſie ihrLeben verlor; Sternk. ein Xiteroid,
1866 von Tietgen entdedt.
semel pro semper, |. ein- für allemal.
semen, n. [. (Gen. seminis, pl. semina) der Sanıe;
. B. semen einae, der Wurm- od. Zittwerſame,
— unter Artemifia; s. Iycopodii, ſ. Lykopo⸗-
dium; ſeminäl, I. (seminälis) den Samen be»
treffend; bejamend, befruchtend, belebend; Semi⸗
nar(ium), n. eig. eine Baumfchule; eine Bilanz.
ſchule, Borbereitungsanftalt, bef. eine Lehrer-Bil-
dungsanftalt; aud) Erziehungzanftalt für Fathol.
Beiftliche; an Univerfitäten Übungsanftalten für
verjchiedene Wiſſenſchaften, 3. B. philologifches, hir
ftoriiches, deutiches Seminar ujw.; Seminartit,
m.nl. ein Schüler eines Xehrer- oder Prieſterſemi—
nars; Seminärdirdftor, m. VBorfteher eines Se—
minars; Seminstion, f. Befamung, Befruchtung.
Semeiter, n. l. (von semestris, e, jeh3 Monate
lang, von sex, u. mensis, Monat; fr. semestre)
ein Dalbjahr; semestre aestivum, das Sommer-
Halbjahr; s. hibernum, Vinter- Halbjahr; Se—
meitral-Prüfung, f. nl-dtid. die halbjährliche
Prüfung.
ſeini⸗, I. (= gr. hemi—) halb, in Zufammenf. wie:
Scmibrevis, f. nl. die ganze Taktnote; Semi⸗
eireũlus, m.l. ein Halbkrels; Semidiamẽter,
m. l.-gr. ein Halbmeſſer eines Kreiſes, gew. Ra—
dius semidéctus, l. halbgelehrt, ein Halbgelehr—
ter; Semifũſa, f. nl. Tonk. eine Sechzehntelnote;
Semikölon, n. [.-gr. (vgl. Kolon) ein Strihpunkt
oder Bunftitrid) (5).
Scemiartäner, pl. nl. (val. femi) Halb-Nrianer
(ſ. d.), die Anhänger des Eufebius v. Nifomedien,
welche behaupteten, daß Ehrijtus Gott nicht gleich,
jondern nur ähnlid) ſei.
jemillant, fr. (fpr. —mijdng; vom felt.-wallif. sim,
voll Bewegung, leicht, oje) munter, jehr lebhait.
Semilor, ſ. Similor.
semiiunäris, nl. (v. semi, f. d., u. luna) halbmon-
dig, halbmondförmig; Semilugatton, f. (vgl.
[urieren)Heilk. einedalbverrenfung; Semimetalle,
pl. Halbmetalle; Semimedter, m. der Halbmeſſer;
Semiminima, f. (vgl. Minima)Tont. eine Biertel-
note.
792 feminal
Base Semingrium ꝛc. j. unter semen.
emioflogie od. Semiötif, f. gr. (v. sömeion, das
eichen, semeiün, bezeichnen) Heilt. die Zeichen»
ehre, Krankheitszeichen'ehre; ſemiötiſch, anzei-
end, bezeichnend; Semiöſis, f. (gr. semeiösis) die
ezeihnung, Vorandeutung.
Semipelantäner, pl. nl. (vgl. ſemi) Halb-Rela-
gianer (j. d.), eine chrijtliche Sekte des 5. Jahrh.,
welche den Lehrſatz von der gänzlichen Untüchtig-
keit des Menſchen zum Guten etwas milderte, in»
dem fie annahm, die Erbſünde beftehe nur in einer
gewiſſen angeborenen Schwäche, welche der Menſch
bejiegen könne.
Semipite, f. fr. (vgl. femi) halbe Pite) entit. aus
pite, pitte, picte, kleine Münze der Grafen
vd. Boitou, = !/, Denier), ehemalige kleinſte Rech—
nungsmünze in Frankreich; Semtplata, f. eig.
Halbjilber (v. fpan. plata, Silber), eine Metall-
miſchung aus aleichen Teilen Zinn u. Zink; semi-
plena probatio, f. [. Ripr. ein Halbvoller, unzu—
länglicher Beweis; semitestes, pl. Halbzeugen,
d. i. halbgültige, verdächtige Zeugen.
Semiramts, m. (nach der Königin Semiramis
von Aſſyrien fo benannt) ein leichter Seidenjtoff zu
Frauenffeidern.
Semiſäkulum, nt. (vgl. Säfulum) das halbeSahr-
hundert.
Semiten, pl. die von Sem (einem der drei Söhne
Noah) abjtammenden morgenländifchen Bölfer
Faufafiiher Rafie; dad. femitifche Sprachen, die
Spracden derjelben, be. die hebräifche, fyriſche,
chaldäiſche, arabilche ꝛc.
Semitoͤn(ium), n. I. (vgl. ſemi) ein Halbton; pl.
Semitonia oder Semitonien, halbe Töne oder
Halbtöne; Semibofäl, m. (I. semivocälis; vgl.
Bofal) ein Halblauter, halber Stimmlaut; die
flüſſigen Mitlaute l, m, n, r, und die Schmelzlaute
w, 1, 1. |
Semljaͤnka, f. ruſſ. (v. semljä, die Erde) eine Erd-
hütte, bej. der Steppenbemwohner im ſüdl. Rußland.
Semmologie, f. gr. (v. semnös, &, on, ehrmwirdig,
feierlich) daS Reden im feierlichen Tone.
Semnönen, pl. ein germanifches Bolt, das ange»
[ehenfte unter den Sueben, welches an beiden Ufern
er Spree, in der Nähe der Hermunduren u. Bur—
gundionen, wohnte.
Semo, j. Saucus.
Semonce, f. tr. (ſpr. Bemöngß’; v. altfr. semondre,
prov. semondre, somondre, einladen, v.I.submo-
nere) Einladung, Ermahnung, Aufforderung, die
von Kriegsſchiffen od. Kapern durch Kanonenſchüſſe
gejhehende Aufforderung an Handelsfchiffe, ſich
unterfuchen zu lafjen; auch coup d’assurance.
Semoventien, pl. I. (v. se movere, ſich bewegen,
nit von semovere, eitfernen) die beweglichen
Dinge, deren Beweglichkeit eine Folge ihnen inne-
mohnender Kraft als lebendiger Weſen ift.
semper,l.allezeit,immer;semperaliquid haeret,
es bleibt immer etwas hängen, 3. B. von falfchen
Angaben od. Berleumdungen;semper Augustus,
m. allezeit Diehrer des Reich, im Faiferl. Titel;
semper idem, [.immerderjelbe,immerfic) gleich;
8. virens, immer grünend od. immergrün; sem-
pervivum oder Semperbibum, n. (d. i. eig. im-
mer lebend) Hauswurz, eine Zierpflanze von ver-
Ichiedenen Arten.
femperfrei(mhocd. sempervri, von Send, mhochd.
sent, d. i. lat. senätus, Reichstag, Landtag, ſowie
althochd. senot, d. i. gr.-I. synödus, d. i. geiftliche
Berfammlung) eig. zur Abhaltung eines Sendes
Senhor
berechtigt und in einen folchen wählbar, reichs-
unmittelbar, unmittelbar dem Reiche unterworfen;
in den Reichstag, Landtag, Stadtrat wahlfähig.
Sempiterne, f. (v. [. sempiternus, immermwährend)
— Berpetuane,f.d.; Scmpiternell,n. ein gro-
bes geköpertes Zeug.
semplice, it. (fpr. —plitfehe; = I. simplex) Tonk.
einfach, ohne Verzierung, mit einfachem Vortrage;
semplicissimo, Tonf. mit höchfter Einfalt oder
Einfachheit.
sempre, it. (= l. semper) Tonf. immer, fortiväh-
rend; sempre pianissimo, fortwährend fehrleife;
s. piüt mosso, stretto, presto, vivo, immer
Sempronius, m. vgl. Cajus. ſſchneller.
Sen, n. 1. ſeit 1871 japan. Rechnungsmünze =
4,00 Den = 4,19 d; das friihere Sen (Seni, Zeni,
cine). Tſien, bei den Holländern Pitje, bei den
Amerifanern u. Engländern Cafh [Käſch] genannt)
tar eine fupferne, Später eine eiferne Scheibe mit
quadrat. Rod) in der Mitte, und von fehr geringem
Bert; 2. ein Längenmaß in Siam, = Yıoo Juta
oder Meile.
Senarius od. abgef. Senär, m. I. (v. senarius,
fechsteilig, fehögliedrig) = Trimeter, ſ. d.
Senät, m. (l. senätus, von senex, Gen. senis, der
Alte, Greis) eig. der Rat der Alten, Stadtrat,
Staatsrat; Senätus populusque Romanus
Senat und Volf von Rom; Senätus academi-
cus, I. der afademifche Rat, der aus den ordent-
lihen Profefforen zuſammengeſetzte Nat einer
Hochſchule; senatusconsültum od. Senatuss
Konſuͤlt, n. der Ratsbeſchluß, eine Rats-Ver—
ordnung; Senätor, m., pl. Senatören, ein Mit-
glied de3 Senats, Ratsherr; Senatorie, k. fr.
Reichsrats-Bezirk und ⸗-Würde (unter Napoleon).
Send, m. oder Sende, k. (v. althochd. senot, d. i.
Synode, f. d., u. mhd. sent, d. i. senatus, f. d.) eine
beratende geiftlihe Berfammlung, ein geiftliches
Gericht; auch: Reichstag, Landtag; landſch. überh.
Gerichtöverfammlung. y
Sendel, ſ. Zindeltaft.
Senecio, m. l. Kreuzkraut, Kreuzwurz, eine Bier»
pflanze von verjchievenen Arten.
Sénega-Wurzel, f. (auch Senefa, viell. von den
Senefa-Fndianern in Nordamerika), die Wurzel
der nordamerifan. Pflanze Polygäla senega (vgl.
Polygala), Klapperichlangenwurzel, gegen die
gefährlihen Folgen des Klapperichlangen-Bifjes
gebraudt; Senegin, n. der jcharfe Stoff der
Senega-Wurzel.
Senes-Baum, Blätter, |. Senne.
Stunefhal,m.(fr.senechal, prov.u.fpan.senescal,
it. siniscalco, mhd. seneschalt, ml. seniscalcus,
siniscalcus; von dem deutſchen Stamm Gin, wel-
cher Kraft, Dauer, Alter 2c. bezeichnet, vgl. got. si-
nista, Alteſter, verw. mit lat. senex, senior, und
scalch, Schalt, d.i. Knecht, vgl. Marichall; aljo
eig. Altknecht, der ältejte od. oberſte Hausdiener),
ehem. ein hoher Hof» u. Reichsbeamter am Hofe
Karls des Großen, jpäter noch in Frankreich und
England, der das Innere des königlichen Haus»
weſens zu beforgen hatte; dann auch oberiter Ge-
richt3beamter eines Bezirks u. Anführer der Rit-
terschaft, Landeshauptmann, Ritterhauptmann.
Seneſzenz, £. nl. (v. I. senescere, altern) das Alt-
werden, Altern; Veralten.
Sengo, |. Mook.
Senhor, m. port., Senor, fpan. (jpr.Benjör; v. lat.
‚senior, f. d., und vgl. Seigneur) Herr, Gebieter;
Senhora, f. port. u. Senora, ſpan. (fpr. Benjöra)
Seni
Frau, Gebieterin; Senorita, f. ein junges vor—
nehmes Mädchen; Senorito, m. ein junger, vor«
Sent, I, Sen. [nehmer Herr.
jenil, I. . venilis, v. senex, Gen. senis, Greis) grei—
fenhaft: Senior, m. (eig. Kompargtiv dv. senex),
pl. Sewidren (l. seniöres), der Ältere, Attefte,
Oberältefte, Altmeifter; bei den Studentenver-
bindungen der Erfte od. Vorſitzende; Senioren:
Konvent, m. die beratende Zuſammenkunft von
Senioren verfchiedener ftudentiiher Korps; Se-
nior ministerii, der Älteſte der Geiftlichkeit in
einerStadt; collegium seniörum,n. der Rat der
Alteſten, die Alteften-VBerfammlung ;Sentorät,n.
nl. des Älteften Anfehen und Würde; die Alters-
folge; Ripr. der Altersvorzug des Altejten in der
Familie bei Erbichaften (eine Art von Majorat).
Senne, f., Sennesblätter (it. u. fpan. sena, fr.
sen&; d. arab. senä) ein befanntes Abführungs—
mittel von dem Sennes= od. Senesbaum (Sen-
ne3-Rajjie, Cassia senna, L.), einem Stauden-
gewächs in Ägypten, Syrien ıc.
Sennonen, pl. ein alter gallifcher Volksſtamm in
der Nähe von Lugdunum (jegt: Lyon).
se non & vero, & ben troväto, it. Spriv. wenn's
nicht wahr ift, iſt's doch gut erfunden.
Senor, f. Senhor.
Senfäl, m., pl. —en (it. sensäle, fr. censal, prov.
cessal,v.[.censuälis, Zinseinnehmer) ein Mäfler,
Börfenmaller, Unterhändler (Courtier); Sen:
fnlie u.Senjarie, f. (fr. censerie) = Courtage.
Senfation, j. unter sensus.
$enfibel, I. (sensibilis, v. sentire, fühlen, empfin-
den) od. fr. ſenſible (Tpr. ßangßib'l) empfindbar,
fühlbar, durch die Sinne wahrnehmbar; empfind-
ih, reizbar; empfindiam, zartfüihlend; Senſi—
bilität, £. nl. (fr. sensibilite) die Empfindbarteit,
Fühlbarkeit; die Nerven -Reizbarkeit, Empfindlich-
teit der Nerven; die Empfindjamkeit, daS Bart-
gefühl; Seniiblerie, f. fr. Empfindelei.
sensus, m. I. (von sentire, fühlen, empfinden) die
Empfindung, das Gefühl, der Sinn; sensus com-
münis,m.der&emeinfinn; der gefunde Menjchen-
veritand, die gefunde Vernunft; eo sensu, in dem
Sinne od. Berjtande, in der Abſicht; hoc sensu,in
diefem Sinne; sensu bono, im guten Ginne; 8.
malo, im üblen od. ſchlimmen Sinne; s.latiöri,
im weitern Siune; 8. strietiöri, imengern Sinne;
s. strietissimo, im engiten Sinne, in der engſten
Bedeutung; in sano sensu, in gutem (eig. geſun—
dem) Sinne, in gutem Berjtande; Senſation, k. nl.
die finnlihe Empfindung od. Wahrnehmung; das
Auffehen, die Aufmerkſamkeit, Bewegung; ſenſa—
tionell, Auffehen erregend; fenfifizieren, ſpätl.
(sensificäre) verjinnlichen, den Sinnen anfchaulich
machen; fenfitis, nl. (fr.sensitif) empfindlich, emp⸗
findungsfähig; Senſitiva, f. [. Mimofe; Sen—
Sitivität, £. = Senjibilität, ſ. d.; be}. aud) die
Fähigkeit der Wahrnehmung des Dd (f. d.) od. die
Empfängfichteit fiir diefe von K.v. Reichenbach be-
hauptete eigentüntliche Naturfraft; Sensitive, pl.
die Träger oder Befiger diejer Fähigkeit; Senſo—
rium,n. das Sinnes- od. Empfindungs-Werfzeug,
der Empfindungsjig im Gehirn; sensorium com-
müne, der allgemeine ———— oder der
Punkt im Gehirn, wo die von allen Sinnen er—
regten Empfindungen zuſammentreffen; ſenſoriéll,
den Empfindungsſitz betreffend; ſenſuäl, ſpätl.
(sensuälis)od. fenjuecll (fr.sensuel), ſinnlich; wol⸗
Lüftig; Senfualismus, m. nlat. der Hang, nad)
finnlihen Antrieben zu handeln; auch der Lehr—
feparieren 193
begriff der Senfualiften oder Senſual-Philo⸗
fophen, welche die Wahrheit und das Wejen der
Dinge in den finnfihen Wahrnehmungen, Ein-
drüden und Empfindungen fuchen, entg. Sntel-
leftualiiten; Senfnalift,m. auch ein finnlicher
Menſch, nt Scninalttät, f. (ſpätl. sen-
sualitas) die Sinnlichkeit, Neigung zu finnlichen
Genüſſen; das finnliche Anfchauungsvermögen.
Sentenz, f. I. (sententia) überh. Meinung, Gefin-
nung, Urteil; Ausspruch; bef. ein Sinn- od. Denk⸗
ſpruch, Lehr- od. Sittenſpruch; ein Rechtsſpruch,
richterliches Erkenntnis; ſententionieren, nl. ab-
urteilen, ein Urteil abfaſſen; sententionändo, im
od. beim Urteilſprechen od. Urteilabfafjjen; Sen—
tentiondnt, m. Nipr. ein Urteilender, Urteils»
verfafier; fententids, I. (sententiösus; fr. sen-
tencieux) jpruchreich, gedanfen« od. finnreich, bün-
dig, gedrungen, 3. B. eine folche Schreibart; Gens
tentioſität, f. barb.-[. der Gedankenreichtum.
fentieren, I. (sentire) fühlen, empfinden; urteilen,
eine Meinung haben oder äußern.
Sentiment, n., pl. —s, fr. (pr. Bangtimdng; von
sentir = [.sentire, fühlen, empfinden) die fittliche
Empfindung; das Gefühl; bef. im pl. die Geſin—
nung, Denfungsdart, Meinung; Gedanken, Urteile
und ſchriftliche Außerung derielben; Sentiment,
früher auch ein Schmud, z.B. ein Armband, Me-
daillon 2c. mit Haaren oder dem Bildniffe teurer
Angehörigen; con sentim6nto, ital. Tonf. mit
Gefühl; ſentimentälliſch), barb.-l. empfindfam,
gefühlvoll; verächtl.empfindelnd; das Sentimenz
tale, in den fchönen Künſten, bef. der Poeſie, entg.
dem Naiven; fentimentalifieren, lächerlich od.
überfpannt empfindfam fein, empfindeln; Senti—
mentalität, f. die Empfindfamfeit, Empfindelei;
in der dichterifchen Darjtellung das Übergewicht
des Subjektiven über das Objeltive, entg. Naivität.
Sentina, lat., oder Sentine, f. (fr. sentine) der
Schiffsgrund, der unterfte Raum im Schiff, mo die
Grundfuppe fi) ſammelt, u.die Grundfuppe jelbit,
der Unflat; auch Rumpengefindel, Auswurf der
Menſchheit.
Sentinelle, k. fr. (ſpr. ßangtinéll'; v. it. sentinella,
von sentina, unterſter Schiffsraum, welchen der
sentinätor wegen des eindringenden Meerwaſſers
beſtändig hüten mußte; nachher von der Flotte auf
das Heer übergetragen) dieSchildwache, Fußſchild—
wache (entg. Webette); sentinelle perdue (jpr.
—perdiüh), die verlorene, äußerſte Schildwache.
senza, it. (S l. sine, fr. sans) ohne; senza orna-
menti, ſ. unter ornieren; s. prot6sto, j. unter
protejtieren; 8. repetitione, ohne Wiederho-
lung; 8. sordini, ohne Dämpfer, |. unter sordo;
s. tempo, Tonf. ohne bejtinimtes Zeitmaß.
feparieren, l. (sepäräre) abfondern oder jondern,
trennen, jcheiden; jeparübel, I. (separabilis) od.
feparable, fr. (pr. Bepardb’f) trennbar, ablöslich,
zertrennlich; ſeparät (l. separätus), abgefondert,
einzeln, unterschieden, 3. B. Separat-Abdruck,
Sonderabdrud; S.-Frieden, m. ein Einzel» oder
Sonderfrieden, den eine einzelne Macht mit einer
andern abjchliegt ohne Teilnahme derübrigen Ber-
bündeten; ©.:&rain, m. ein Sonderzug; ©.
Bentilation im Bergbau: Sonderverjorgung mit
friiher Luft; S.-Wotum, n. eine Einzel- od. Son-
derjtimme, von den andern abmeichende Abjtim-
mung; ad separätum verweifen, Ripr. zur be-
fonderen Ausführung verweiſen; Separätt, pl.
Wiedertäufer im 17. Zahrh., welche fich ganz dem
Irdiſchen entzogen; separätim, bejonders, abye-
794 Sepedon
fondert; Separation ([. separatio) od. Separie⸗
zung, f. die Sonderung, Trennung, Auflöfung,
Scheidung, Teilung, z. B. der Gemeindegiter;
separatio a thoro et mensa vd. 8. quoad tho-
rum et mensam, die Eheſcheidung von Tiſch u.
Bett; 8.quoad vineülum, gänzliche Ehefheidung
oder Trennung des Ehebandes; Separations-
Kommiſſion, f. Nuseinanderjegungsbehörde; S.⸗
Necht, n. das Recht der Erbichaftsgläubiger u. Ber-
mächtnisnehmer, bei einem Konkurſe im voraus
befriedigt zu werden; Separatismns, m. nl. der
Abjonderungsgeift in Glaubensſachen, Sonder»
glaube; Separatift, m. ein ſich Abjondernder,
Abjonderungsfreund, Sonderbündler, beſ. Glau-
bens⸗ od. Meinungssonderling, Abweichende vom
Kirchenglauben, die fi) von dem Gottesdienft der
berrjchenden Kirche abjondernu. eigene Zuſammen⸗
fünften. Religionsübungen halten; feperatiftiich,
fondergläubig, nad) Art der Separatiften; ſepa—
ratib, jpätl. (separatıvus, a, um) abfjondernd,
trennen, Trennung ausdrüdend; Separatorium,
na. nl. Heilk. ein Scheideglag, Scheide⸗Kolben oder
»Trichter. i
Sepẽdon, f. gr. (söpedon, v. sepein, faulen) Heilt.
die Fäulnis, ein faulichtes Geſchwür; Sepedoge⸗
nes, f., r. Sepedonogenefis, die Fäulnisent⸗
ftehung; ſepedoͤniſch, mit Fäulnis verhunden.
Sephardim, pl. hebr. die Spanier (nad s’phärad,
Kame einer auf Spanien gedeuteten, jonft unbe-
kannten — vgl. Obadja, 20), be}. die ſpan.
Sehher, = Safer, ſ. d. [Buden.
Sepia vd. Sepie, f. griech. (söpia) der Tintenfiſch,
Blackfiſch, Kuttelfiſch; auch — Septentinte, f. der
ſchwarzbraune Saft des Tintenfiſches (vgl. Cal-
mar); Sepigzeichnungen, pl. Zeichnungen mit
Sepiafarbe; Sepinliten, pl. eine Gattung verftei-
nerter Schaltiere.
Sepimient,n. |. (v. sepire, umzäunen) die Umzäu-
zung, Verzäunung.
Seplafiarius, m. ſpätl. (v. Seplasia, einer Straße
in Kapua, wo Salben verfauft wurden, Davon se-
plasium, sc.unguentum, jeplajifche Salbe) eig. der
mit jeplajiiher Salbe Handelnde; dah. ehemals der
—— Arzneiwarenhändler; jetzt ein
rzneimarenhändler im großen, = Drogiſt, ].d.
ſebonieren, I. (sepönöäre) beijeite ftellen od. legen,
entfernen, ablegen; Sepoſita, pl. beifeite gelegte
Sadıen; Sepoſition, £. (pätl. sepositio) die Auf-
Hebung, Beijeitelegung, Abfonderung.
Sepoys, |. Sipoy2.
Sepfis, f. gr. (sepsis, v. sepein, faulen) die Fäul-
nis; ſeptiſch, faul machend, durchfreſſend; Sets
file, pl. Heilf. beizende oder durchfreſſende Heil-
mittel; Septifämie, f. da3 Borfommen faulender
Stoffe im Blute; ſeptikämiſch, dieſe Krankheit be-
treffend od. damit behaftet; Septochumĩe, f. gr.
(chymös, Flüſſigkeit, Saft) die Fäulnis der Säfte,
die — — derſelben zur Fäulnis; Septen, n.
Faulſtoff; Septophra, f. Faulfieber.
Soptaria, f. nl. eine Battung der Röhrenbewohner
od. Bohrwiürmer; Septarien-Ton, m. ein viele
Septarien enthaltender jandfreier Ton mit Kalk—
mergelnieren.
septem, I. jieben; Septãn⸗Fieber, n. (nl.septäna)
tebentägiges Fieber, daS alle fieben Tage wieder»
kehrt; Septangülum, n. nl. (v. I. septem, und
angälus, Winkel) ein Siebened; feptangulär, jie-
benedig; September, m. I. der Herbftmonat, in
dern ältejten röm. Kalender der 7., bei und der
9. Monat; feptembriiicren, fr. (septermbriser)
|
ſeptiſch
September⸗-Greuel begehen, politiſche Gegner in
Menge-niedermegeln, mit oder ohne gerichtliches
Verfahren (wie dies am 2. und 3. Septeniber 1792
bon feiten der Schreckensmänner in den Gefäng-
niſſen zu Paris gejchah); daher Septembrifdden
(fr. septembrisades), Meheleien, Greueltaten zu
Paris; Septembrijenv, m. (jpr.—jöhr) ein Sep-
tembermörder, der an jenen Greueln teilnahm;
Septembriften, pl. in Portugal die Anhänger
des Staatögrundgejeges von 1820, ein Bruchteil
der freifinnigen Partei (nach ihrem fiegreichen Auf-
ſtand vom 9. September 1836 fo genannt); Sehe
tempunctäta, f.n!.(Coccinellaseptempunctata)
. der Siebenpunft, mit 7 Bunften gegeichneter Son»
nenfäfer, Marientäfer, vgl. Coccinella; Sep—
temsir, m., pl. Sebtemviri, I. ein Siebenherr,
Siebenherrjcher, Mitglied eines Amtsvereins von
7 Männern; feptembiräl (l. septemvirälis), die
Siebenherren betreffend; Septembirũt, n., r.m.
(l. septemvirätus) das Amt, die Würde eines Sie-
benherrn; dieSiebenherrjchaft, Staatsvermaltung
durch 7 verbundene Herren; Septembirũts⸗ oder
Septempträl=-Tafel, £. die Siebenmänner-Tafel,
das höchſte ungar. Keichsgeriht; Sentenärltum),
n.(von septenarius, jiebenteilig)das Siebenteilige,
die ſieben Feiergebräuche (Sakramente) der röm.
Kirche; Septẽne, f.l.(septena, v. septäni,jeftieben)
eine fiebentägige Klofterjtrafe durch Faſten und
Geißeln; Seßtenninum, n. (v. septem, u. annus,
da3 Jahr) eine Zeit oder Friſt von jieben Jahren;
festenzäf, nl. jiebenjährig: Septennalität, 1.
die Sicbenjährigfeit, jiebenjährige Dauer, bei. des
englijhen Barlaments; Septennät, n.l.diefieben-
jährige Dauer, das Sahrfiebent, namentlich wurde
das Wort gebraucht zur Bezeichnung der auf ſieben
Sahre bemefjenen Amtsdauer des Bräfidenten der
franzöſiſchen Republif von 1871, ferner zur Be-
zeichnung der Bewilligung der Ausgaben für das
Militär auf fieben Sahre Hinaus in Deutichen
Reichſtage; Septentrio, ın. I. (eig. septem trio-
nes, d. i. die ſieben Pflugochjen, Benennung der
7 Sterne am Nordpol, welche den Wagen bilden,
im Sternbild des großen Bären) Mitternacht,
Norden; Septentrienäl(l.septentrionalis), nörd-
lich, mitternächtlich; Septett, n. nl. (it. seitetto)
od. fr. Septuor, n. ein jiebenitimmiges Tonftüd;
Septidt, fr. |. Defade; septidüum, n. nl. fieben-
tägige Friſt; s. duplicätum, ‚verdoppelte, d. it.
14tägige Friſt; Tepttlateräl, fiebenfeitig; Sep⸗
tillton, f. eine Million Sertillionen; septimus
a, umy l. der.ac. fiebente; Septimus, m. der Sie-
bente (Zehrereiner Schule od. Schüler einer Klaſſe);
Septimu (sc. elassis), f. die jiebente Schulklafje;
Sentime, f. Tonk. der 7. Ton vom Orundton; die
tleine Septime, Hauptfeptime od. wejent-
liche Septime beiteht aus & ganzen u. 2 halben
Tönen; die große Septime, = Leitton, bejteht
aus 5 ganzen und einem großen halben Tune; die
verminderte Septime aus 3 ganzen u. 3 gro»
Gen halben Tönen; der Septimen-Akkord, ein
Bierklang, aus Grundton, Terz, Quinteu. Septime
beitehend; Septimäne, f.jpätl. eine Woche; Sep⸗
timäner, m. (l. septimänus) ein Schüler der ſie⸗
benten Klafje od. Abteilung; Septimän=&id, m.
Eid von 7 Verwandten oder Nadybarn; ſeptime⸗
ſtriſch, fiebenmonatlid; Septimole od. Septole,
f. Tonf. eine Figur von 7 Xoten, die als 4 Noten
gleichen Wertes zu nehmen find.
Sept⸗et⸗ le⸗va, ſ. Baroli.
ſeptiſch, Septika, Septopyra ꝛc., |. unt. Sepſis.
Septizonium
Septizonium, auch Septizodinm, n, 1. (v. septem,
fieben, u. dem gr. zone, Gurt, Fries) ein hohes
ſiebenſtöckiges Gebäude.
Septuaginta, I. ſiebzig; dah. die 70 Dolmetjcher,
oder die griech. Überebung des alten Teſtaments,
die der Sage nach von 72 gelehrten Juden zu Alc-
zandria (200 Jahre v. Chr.) auf Befehl des ägyp-
tiichen Königs Ptolemäus u a verfertigt |
wurde, auch alerandriniiche VBerjion oder |
berjegung; Septuagenarius, m. ein Siebziger,
Siebzigjähriger; Septuagefima, f. od Sonntag
Septuagefimä (v. septuagesimus, der jiebzigite),
der 9. Sonntag vor Ojtern; eig. der ficbzigjte Tag
vor Ditern, zum Andenken der jichzigjährigen ba-
bylonijchen Gefangenjchaft jo benannt; nad) an»
deren bezeichnete der Sonntag den Beginn des vier—
ziptägigen Faſtens im Morgenlande, das, da im
orgenlande nur 4 Tage in der Woche gefaitet
wurde, etwa 10 Wochen vor Dftern (Montag vor
Septuagesimae) begann; da aber jener Sonntag
nur der 64. Tag dor Djtern ift, jo nennt man ihn
genauer dominica in septuagesima oder infra
septuagesimam.
ssptum, n.![.(v.sepire,umzäunen) die Berzäunung;
eilt. Die häufige Scjeidewand, Scheidetwand ziwi-
chen zwei Höhlen; septa, pl. durch einen Zaun
od. Mauern eingeſchloſſene Orte; septülum, n.nl.
(Berfl. v. septum) die kleine Zwiſchenwand.
Septuor, j. unter septem.
Septüplum, n. jpätl. das Siebenfadhe; feptupfic=
ren, nl. verjiebenfachen.
fepulfräl, [, (v. sepülcrum, Grab, v. sepelire, be»
aben) zum Grabe oder Begräbnis gehörig, das—
r
—* betreffend; Sepultũr, f. I. (Sepultũra) das
ung; sepultura asinina |
egräbnis; die Beerdi
oder caninA, eig. ein eis od. Hundebegräbnis;
fig. ein unehrlicheg Begräbni3; 8. honésta, eine
anitändige, ehrenvolle Beerdigung.
Sequens, m. |. (v. sequi, folgen) der od. das Fol⸗
geabe; vivat sequens, e3 lebe der Folgende, bei
rintgelagen der Studenten, wenn in der Reihe
herum getrunfen vd. gejungen wird; pl. sequen-
tes, die Holgenden; Sequenz, f. (l. sequentia) die
Folge, Reihe; Sequenz-Karten, pl. die Karten—
folge, Blattfolge oder Folgekarten im Pikettſpiel;
im Pochſpiel der Folgeſatz; Sequenze, f. (mi. se-
quentia, it. sequenza) im Mittelalter eine Art
Kirchengeſang, nielodijch gehaltene Modulationen |
roßen Dorologie (j.d.), denen |
über den Schluß der
man jpäter Texte fi PBrofen) unterlegte (fo ge-
nannt, weil er auf den tertlofen Jubel, pneuma
jubili, folgte); sequitur, I. e3 folgt vd. ergibt fich.
Seguefter, m. I. (überh. Mittelsperfon) oder Se=
aurkrülut, m. jpätl. der vom Staate od. Gerichte
ejtellte Verwalter oder Berwahrer folcher Güter
u. Gegenstände, über die ein Befibftreit fich ent-
fponnien hat, Zwangsverwalter; auch verordneter
Es oder Gutspfleger; Seguefter, n. (jpätl. se-
questrum od. sequestre) der gerichtliche Befchlag
anf ein Gut big zur Entjcheivung der ftreitigen
Sache, Zwangsverwaltung; Heilf.derabgeftorbene
Knochen, welcher in der neu abgeſetzten Knochen—
maſſe noch feſtſitzt; ſe
sträre), ein ſtreitiges ut gerichtlich in Beſchlag
nehmen und es einem Dritten zur Aufbewahrung |
od. Verwaltung übergeben; Sequeftration (se-
questratio) od. Sequeftrierung, f. die Beichlag-
nahme, einjtweilige ——— ſtreitiger Güter;
Zwangsverwaltung; auch wohl Zwiſchenverwal⸗
|
|
ejtrieren (jpätl. seque- |
Sereihaner 195
tung; Sequeftrotomie, f.Heilf. Entfernung eines
Knochenſtückes bei eingetretenem Knochenfraß.
Semin, m. eine ägyptiihe Münze im Werte von
5 Mb.
sequitur, f. unter Sequens.
Ser, Scer, Sier, Sihr, Ger, n. hindoft. (sEr) ein
Gewicht in Hindojtan von 850 -— 950 g; in Surate
ein Gold- und Silbergewicdyt von 424,563 g; als
perſiſche Elle ſ. Guẽze.
Seräb, Saräb od. Siräb, n. arab.-perf. (v. arab.
saraba, fließen) die Quftjpiegelung, j. Fata Mor—
gana und Mirage.
S:rail, n. fr. (pr. — prov. serralh, it. serrag-
lio, eig. Verſchluß, eingeichloffener Ort, dann für
per. seräi, Palaſt) od. türk.perj. Serät, der Ba-
laft des türk. Kaifers; Wohnung eines morgen-
ländischen großen Herrn und feiner Weiber, wovon
der Harem (die Frauentwohnung) nur ein Teil ift;
vgl. Sfarai; Serails und Serailstüder, pl.
Iodere Halbtücheraus feinem Garn; Serai-Agaii,
m. türf. der Oberauffeher de3 Serails.
Séraph, m., pl. —e oder Seraphim, hebr. (von
säräph, verbrennen) Seuer- od. Kicht-Engel, höhere
Geifter, Engel mit ſechs Flügeln; Serapbine, f.
weibl. Name: die einem Seraph Ahnliche, die Edle,
die Himmlische; Seraphinen-Huß, m. —
fuß der ſogen. Mucker od. evang. Frömmler; ſe—
raͤphiſch, engelsgleich; Engels⸗ſz. B. Mufik) herr-
lich, hinmliſch; ſeraphiſcher Orden oder Sera=
hinen-Örden, ſeraphiſche Brüder, m. der
ranziskaner⸗Orden; pater seraphicus, m. nl.
der jeraphifche Vater, Benennung des Stifters des
Sranzisfaner-Orden?.
Serapie, f. I. und gr. (serapias) das Niesblatt,
Niejefraut, eine Pflanze aus der Familie der Or-
ideen. 2
Seräpis, m. eine Gottheit der alten Agypter, Sinn»
bild des die Fruchtbarkeit fürdernden Nils; ſpäter
auch als Jupiter Serapis in Stalien verehrt;
Serapzum, n. I. (gr. Serapelon und Serapieion)
ein Tempel des Serapis, Serapistenipel, bejonders
in Alexandrien.
Seruaͤsſkier oder beſſer Seriaͤsler u. Serdster, m.
türk. (per. ser’asker, von ser, Haupt, u. d. arab.
asker, Heer, türf. Seri asker; die Form Seraskier
ift eine von den vielen fränkiſchen Formen, die den
türkifchen Ausdrücken aufgedrängt wurden) d. i.
Haupt des Heeres, Kriegsminifter; Serastertät
oder Serastierät, n. die Amtswohnung desſelben,
das Gebäude des Kriegaminifteriums in Konftan-
tinopel.
Seraſſe od. Saraſſe, pl. Serafien, f. eine Act oft-
indiicher Kattun.
Serbet, j. Sorbet.
Serdar efrem, m. türf. türfifcher Oberfeldherr,
Generaliſſimus; f. auch Sirdar.
Serena, ſ. unter Serenus.
Serendde, fr., od. Eerendta, it. f. (v. it. sera, fr.
soir, Abend, vom I. serus, jpät) eine Abend» oder
Nachtmuſik, ein Ständchen, Ständchenlied; auch
eine Abendgeſellſchaft.
Serẽenus, m. u. Seräng, f. l. (serönus, heiter, hell,
tar) männl. u. weibl. Name: der u. die Heitere,
rohe; ser6no, it. Tonk. heiter, vergnügt; Seres
nifjimus, m. Il. (Superlativ v. ser&nus) als Titel»
wort für Fürſten: der Durchlauchtigfte Fürſt oder
Se. Durdylaudht; ad Serenissimum, au den
Durchlauchtigſten Landesherrn; Sereniffime, f-
die Durchlauchtigite, regierende Fürſtin.
Sereihäner oder Serefjäner, pl. eine auserlejene
796 Serge
Mannfchaftausjedemftegimenteder öfterreichifchen
obern Militärgrenze, bei. zum Gendarmeriedienit
daſelbſt beitimmt.
Serge, f. fr. (ſpr. Berk’; it. sargia, prov. serga,
mi. sargia, sargium, vd. [. sericus, feiden; urſpr.
ein Seidenftoff) die Sarjche, ein leichtes geköpertes
Wollenzeug von verjchied. Art u. Benennung nad)
dem Orte, wo e3 zuerjt verfertigt wurde, 3. ©.
Sergede Berry, Sergede Rome und Serge
de Nimes.
Sergeant, m. (fpr. ßerſchänt; fr. sergent, v. !. ser-
viens, dienend, Part. v. servire; vgl. jervieren) die
älteftellnteroffizierklaffe, der Nächſte nach demFeld—
webel, Rottmeiſter, Oberrottmeiſter; auch Gericht3-
oderPolizeidiener, SchergePolizei-Sergeant);
sergeant at arms, m. engl. (jpr. ßördſchent ät
—) der Stabträger im Parlament; s. at law, m.
(ſpr. — läh) der Sachmalter, Rechtsgelehrte vom
eriten Range; Sergeant-Winior, m. der oberite
Wachtmeiſter in einer Zeitung; franz. Yeldivebel.
Sergi-Emini, m. türk. (von sergi, das Tuch, auf
welchem das zu empfangende Geld gezählt wird, u.
dem arab. emin, fiher, treu, Verwalter, Auffeher)
eig. der Verwalter des Zahltuchs, Schatzmeiſter
der Flotte.
Serhadd-Aga, m. türk. (v. perſ. serhadd, Grenze,
Grenzfejtung, und Aga, ſ. d.) Befehlöhaber einer
Feſtung, Fejtungsfommandant.
seria, |. unter serius.
Series, k. l, aud) Seriẽ, pl. —en, die Reihe, Zah-
lenreihe od -folge; in una serie, in einer Reihe,
ununterbrochen.
Serindtte, f. fr. (v. serin, Zeifig, Kanarienvogel)
die Bogelorgel, eine Heine Drehorgel zum Abrichten
der Kanarienvögel 2c.
serius, a, ums [. ernithaft, ernit; seria, pl. ernit-
hafte Dinge; serio, seriöse, it. Tonk. ernit, feier-
lich, gemeſſen, nahdrüdlich; ſeriös (fr. serieux),
ernitbaft, feierlich, wichtig; serieunsement, fr. (pr.
Beriöf’'mäng) ernitlich, ohne Spaß.
Sermön, mn. (v. l.sermo; fr.sermon, fpr. Bermöng)
eine Rede, ein Vortrag, bei. eine Leichenrede; auch
eine langweilige trodene Rede oder Bredigt; Ser
mocination, f. (l. sermocinatio, v. sermocinäri,
ji) unterreden) die Unterredung; die Redeeinfüh—
rung, eine Redefiaur, nach welcher jemand redend
eingeführt wird; Sermologinm, n. nl. eine Pre—
digtiammlung.
sero, I. (Adverb v. serus, a, um) jpät; Sprw. sero
sapiunt Phryges od. Trojäni, die Phryger (od.
Zrojaner) werden [zu] jpät Hug; sero venien-
tibus ossa, den zu jpät Kommenden (gehören) die
Knochen, d. h. fie befommen nicht3 oder nur das
Schlechteſte.
Serone, ſ. Surone.
ſerös, ſ. unter serum.
Serpent, m. fr. (ſpr. Berpdng; eig. die Schlange,
— |. serpens, v. serpeEre, friechen, fchlüpfen) das
Schlangenrohr, ein ſchlangenförmiges Blasinftru-
ment für den tiefiten Ba& (bei der Feldmufif);
Serpentlit, m. der es bläſt, ein Schlangenrohr—
blöjer; Serpentarius, m. nl. der Schlangenträ-
ger, ein Gejtirn; auch eine Falkenart; Serpentin,
ın., oderSerpentinftein(v.[.serpentinus, a, um,
Ihlangenartig), gr.Ophit, derSchlangenftein, ein
Ihmwarzgrüner, ſchlangenähnlich gefleckterTalkſtein,
der zu allerlei Gefäßen gedrechſelt wird; ehem. auch
ein vierundzwanzigpfündiges grobes Geſchütz; auch
der Hahn des Gewehrſchloſſes; Serpentine, f.
die Schlangenlinie; ferpentinifhe Verſe, pl.
Gerbice
Schlangenverfe, deren Anfang und Ende gleiche
Worte enthalten; ferpentieren (fr. serpenter),
ſich Ichlängeln, fchlangenförmig winden; Serpen—
tofen, pl. (v. it. serpentöso, voll Schlangen) eine
Art Schwärmer zu Luſtfeuerwerken.
Serpigp, £. nl. (v. I. serp£re, kriechen, fich ausbrei-
ten) Heilk. die Wanderflechte, Zitterflechte; fers
piginds. damit behaftet, oder der Wanderflechte
ähnlich; Serpnliten, pl. (v. I. serpüla, Kleine
Schlange) Berfteinerungen aus der Familie der
Röhrenwürmer
Serpyllum, n. I. (gr. hérpyllon; fr. serpolet) Feld⸗
thymian, Feldfiimmel, Quendel. |
Serras, f. port. = Sierra, f.d. /
Serratüla, f. 1. (eig. Heine Säge, v. serra, die Säge)
eine Sartenpflanze von verjchiedenen
rten.
Sertoes, pl. port.(v.sing. sertäo, das Innere eines
unbebauten Landes) weite hügelige Steppen und
Grasebenen in Brafilien.
Sertularia od. Sertulariẽ, £., pl. —n, nl. (v. ser-
tülum, Verkl. v. sertum, Kranz, Strauß) die Bla-
jenforalline, der Blafenpolyp, die Meertanne, ein
forallenartiges Wurmgeſchlecht; gegliedertes Ko—
rallenmoo3; sertulätus, einem Blumenſtrauß
ähnlich.
Serum, n. 1. wäſſerige Flüſſigkeit; das Blutwaſſer;
Molken; serum lactis, n. Molken, Käſewaſſer;
s. J. factitium, künſtliche Molken zum Arzneige—
brauch; 8. 1. dulce, ſüße Molken; 8. sanguinis,
das Blutwaſſer, der wäſſerige Teil des Blutes;
ſerds, nl. (fr. sereux) wäſſerig, blutwäſſerig, dem
Blutwaffer äbnlih; Seroſität, f. wäſſerige Be—
ihaffenheit; Serum al3 Heilferum, ein durch
Prof. Behring eingeführtes Heilmittel gegen Di-
phtherie (die Heilftoffe, die im kranken Körper felbft
gegen eine Infektion gebildet werden, werden
Fiinftlich vermehrt, gefammelt und einem Kranken
eingeimpft); neuerdings auch für and. Krankheiten.
ſervant, fr. (fpr. Berväng; v. servir, dienen) die—
nend, den Dienſt habend; Servants d’arınes, pl-
(pr. —darm’) Waffenknechte, Knappen, dienende
Brüder der Maltejer-Ritter; Serbante, f. (ſpr.
Berwdngt’) eine Dienerin, Magd; auch ein Tafjen-
und Tellergeftell, Tellertifch, Geftell von mehreren
Tiichplatten übereinander, um allerlei kleine Ge—
räte darauf zu ftellen, ein Dientiſchchen, Neben-
tiſchchen; auch ein Schranf mit mehreren Fächern
zu demjelben Zweck. 5
erbätus, ın. I. (v.serväre, beobachten, hüten, er-
halten) ein Erhaltener, Geretteter; Serbäta od.
Serpäte, f. die Erhaltene; Servatius od. Ser⸗
valius, m. nl. männl. Name: der Erhalter; Ser—
batia, k. die Erhalterin, Retterin; Serpatitium,
n. Erhaltungs- od. NRettungslohn für gejtrandete
Güter.
Servelatwurſt, r. Cervelatmwurft, |.d. |
Service, m. u. n. fr. (fpr. Berwihß’; v. |. servitium)
der Dienft, die Bedienung, Dienftleiftung; die Be-
zahlung für Bedienung in Gajthöfen; das Tafel-
geſchirr, Tafelgerät, Tafel- od. Tiſchzeug; Serbis,
Krſpr. alles, was der Wirt den einquartierten
Solvaten zu geben hat; auch) Servis-Gelder, pl.
Berpflegungsbedarf, Einlagergeld der Bürger zur
Verpflegung der Soldaten; Wohnungsgeld; Ser⸗
bis⸗Klaſſen, pl. die Klafjen der Städte nad) ihren
Zeuerungsverhältniffen, wonad) dag Wohnungs-
geld der Beamten u. Offiziere bemeſſen wird; S.⸗
Kommiſſion, f. dag Einla er-Bejorgungsamt;
Serviskompetenz, f. die Servisgebühr (beim
Q
Serbiette
Heere); S.⸗-Weſen, n. Herbergsweſen; Serbvi—
dümbre, f. jpan. (eig. der Dienſt, die Bedienung,
Dienerichaft) das aus Granden bejtehende fünigl.
Gefolge in Spanien.
Servictte, f. fr. (von servir, dienen, bedienen 2c.)
das Tellertuh, Mundtuch; Servietten-Kloß, m.
— Pudding.
ſervil(iſch) (1. servilis, v.servus, Sklave) knechtiſch,
ſtlaviſch; liebedieneriſch, kriechend; die Servilen,
als politiſche Partei = Abfolutiften; Servilis—
mus, m. u. Serbilität, f. nlat. der Knechtsſinn,
Bedientengeift, die Kriecherei; auch — Abjolu-
tismus.
ſervieren (v. l. servire, fr. servir), dienen; bedie—
nen (den Tiſch), aufwarten, anrichten, Speiſen auf—
tragen, vorlegen 2c.; Serviteur, m. fr. (ſpr. Ber»
twitöhr) der Diener; die Berbeugung (vgl. Kom»
liment); Serpitenv beit auch ein kleines, wei—
e3, geftärktes Vorhemdchen; Serviten, pl. nlat.
Diener der heil. Jungfrau, Briider des Leidens
unjer3 Herrn Sefu, Brüder des Ave Maria,
Mönde eines 1233 zu Florenz aeftifteten Ordens,
der zu den Bettelorden gehört; Servitium, n. |.
Dienjtbarfeit, Sklaverei; pl. Serbitia, Derren-
dienjte, Frondienite od. Fronen; Serbitors, pl.
engl. (fpr. Berwiters) auf den engl. Hochſchulen
ärmere Schüler; Serpitüt, f., unt. n. (l. servi-
tus, f.) die Dienftbarfeit; Gruͤndgerechtigkeit; ding-
lihe8 Recht am Eigentum eines andern; die
Bwangspflicht, Yaft, die mit einem Vermögen?»
teile od. dem ganzen Bermögen verbunden ijt, und
die der Beliger desjelben ſich gefallen lafjen muß,
3. B. Durchgang durd) jein Haus od. feinen Gar»
ten 2c.; Aktip-Servituten, Rechte, die auf einem
Belig haften, Gerechtſame; Pafiin-S,, die Laſten,
die darauf haften; Prädial-Serpitut, Real-S.,
Grumddienitbarkeit, Grundgerechtigfeit.
Servis, j. Service. ſervieren.
Serbiteur, Servitium, Serbitut ꝛc., ſ. unter
Servus, m. (pl. servi) der Diener, Knecht; servus
observantissimus, unter Briefen: gehorjamfier
Diener; servus servöorum Dei, ein Diener der
Diener Gottes (Beiname des Papſtes).
Seſam, m. (gr. sesämon, I. sesämum; arab. sim-
sim), auch Kunjchut, m. der Flachsdotter, ägypt.
lſamen, ein morgenländijches Schotengewächs,
aus deſſen Samen das ſehr klare und fühe Se-
fam-Öl gepreßt wird; Seſambeine od. Seſam—
tnöchelchen, pl. (1. ossa sesamoidea) Heine Knö—
chelchen in den Sehnen der Öelenfgegenden, welche
die Bewegung erleichtern. Ä
Sesauioryd,n., u. Sesquiorydül, n. [. (v. sesqui,
anderthalb; vgl. Oryd) Orydationsitufen, die auf
die gleiche Menge des Radifals anderthafbntal jo
viel Sauerjtoff al3 das Oryd od. Orydul enthalten;
fesquipedäliich, [.(v. pes, pedis,der Fuß) eigent!.
anderthalbichuhig; jehr lang, ellenlang, hochtra—
bend, von Wörtern gebräuchlich).
Seſſion, f. I. (sessio, v. sedere, figen) die Sikung,
bei. Gerichtsſitzung; Sitzungszeit; in Schottland
ein hohes Gericht; Stuhlgang; auch für Befigtum
(3. B. in Oſterreich: Colonical-Seffion, ein
auernjiß); Seſſionstag, m. Situngstag; cum
sessiöne et voto, mit Siß und Stimme.
Seſter, m. oberd. (v. I. sextarius; jpan. sextario,
it. sestiere, prov. sestier, fr. setier, j. d.) ein ehe-
maliges Maß für trodene Dinge (im Elia =
4 Duart) und für Flüfjigfeiten (in der Schweiz
— 8 Slannen).
Cefterz, m. [. (sestertius, sc. nummus, v. sester-
sex 197
tius, a, um, drittehalb, v. semis, halb, u. tertius,
der dritte), pl. Seiterze (I. sestertii), eine altröm.
Silbermünze — 21, AB, der vierte Teil des Denar,
unarf. 0.15 .4 an Wert; Eejterz, n. (sestert{um),
pl. Sefterzien (1. sestertia), eine Rechnungsmünze
von taujend Gefterzen, etiva 150 M.
sestetto, j. Sertett.
Seſtine, f. it. (sestina) eine bei den Provenzalen
von Dan. Arnaud zuerjt aufgebrachte it. u. jpan.
Dichtform die aus ſechs jech3zeiligen Strophen u.
einer dreizeiligen bejteht, mit ſehr künſtlicher Reim—
verichlingung.
Setackum, n., pl. Setacea, nl. (v. I. seta, Borite)
ein Boritentier; Heilt. ein Haarfeil; Setaria, f-
nl. die Borftenhirie, ein gutes Vichfutter.
Seth, m. hebr. (scheth, eig. das Gefäh, der Hintere,
von schüth, fegen) männl. Name: der Erjaß od.
b. Setzling, Sproß; Sethiten, pl. die Nahfommen
des Seth; auc eine Abart der gnoſtiſchen Ophi—
tenjelte.
Setier, m. fr. (Betjeh; v. [. sextarius; vgl. Seiter)
ein ehemaliges franz. u. niederländ. Getreidemaß
von jehr verfchied. Größe; ein Weinmaß, aud
Belte genannt, — !ıs Yeuillette — 4 Pots od.
8 Pinten (j.d.).
Setnif, m. poln. (v. sto, pl. sta, Gen. set, Hundert)
der Hauptmann, vgl. Sſotnik.
Seite commüni, it. pl. d. i. jieben Gemeinden, die
fieben deutichen Gemeinden in Stalien und zwar
in der Provinz Vicenza.
Setter, m. der engliihe langhaarige Vorſtehhund.
Settlement, n. engl. (jpr. Bettl’ment; v. settle, feſt-
jegen, anfiedeln) die Niederlafjung, Anfiedelung,
Kolonie; die Einrichtung von Unterrichtögelegen-
heiten für Arbeiter durch Studenten; Settlers,
pl. engl. UAnfiedler. R
Setztartiche, f. (vgl. Tartfche) ein großer, läng-
lihrunder Schild, der auf den Boden aufgejtellt
und dort mit der Spiße eingebohrt wird.
seu od. Sive, |. oder.
Sevef, m. — Sebak. at
jepör, I. (severus) ernſt, ftrenge, hart, unerbittlic);
Severin, m. nl. männl. Name: der Ernithafte;
aucd eine Münze, — Souverain; Sederität, f-
(severitas) die Strenge, Härte.
Severdmbien, n. eine Art Schlaraffenland oder
Utopien (ſ. d.), ein mit einer möglichſt vollfon-
menen Staat3verfafjung gedadhtes Land.
Sevigné, f. fr. (ipr. Bewinjeh) eine Art Geichmeide,
von Frauen vor der Bruft getragen (nad) der Frau
von Sevigne, einer berühmten franzöſ. Schrift«
ftellerin des 17. Sahı). benannt).
Sepresmanufaltur, f. die Porzellan und Glas—
bereitung in Sevres bei Paris oder nad) Art der
dortigen; auch die bereiteten Stoffe jelbit.
Sevum,.n. |. Talg-
Sewer, m. engl. (fpr. fjuör) ein Abzug, Kanal;
Scwageiyitem, n. (fpr. ſjuähdſch —) das Spül—
ſyſtem für die Reinigung der Aborte.
Scewing=Boof, n. engl. (jpr. Böing-bud, von sew,
heften, nähen) eine Heftmaſchine. di
sex, I. ſechs; sexaginta, ſechzig; sexageni, je
ſechzig; Seragenärius, m. ein Sechzigjähriger;
Seraacjima, f. (v. sexagesimus, der jechzigite)
oder Sonntag Scragefimä (aud) dominica in
sexagesima od. infra sexagesimam), der 8. Sonn-
tag vor Ditern (vgl. Scptuagefima); Segagelimäls
Einteilung, f. die Einteilung der Zeit ın 60 Zeile,
näml. der Stunde in 60 Minuten, der Minute in
60 Sekunden ’r ; S.-Rechnung, f. die Berech—
198 sextus
nung mit Seragefimal-Brücden, d.h. foldhen
Brüchen, deren Nenner 60, 600 :c. iſt; Seragün,
n. [.gr., r. Hexagon, ].d.; Segangülum, n. I.
(v. sex u. angülus, Winfel) ein Sechseck; ſexan⸗
gulär od. ſexangüläriſch, nl. — Seren⸗
ntum, nm. I. (v. annus, Sahr) ein Jahrſechſt, eine
Beit von 6 Jahren.
sextus, a, um, I. der ꝛc. jechite; contra sextum
(sc.mandatum od. praeceptum) Heceieren, wider
das fechfte Gebot fündigen; Sertus, m.der Sechſte,
. 8. Schiller einer_Klafje; guch der Lehrer der
Ppiten Klafje einer Schule; Sexta, f. (sc. classis)
die ſechſte Schulflaffe; Sexte, f. der ſechſte Ton der
Tonleiter; im Kartenfpiel ſechs aufeinander fol-
gende Karten derfelben Farbe, Sechsfolge; Ser:
taner, m. nl. (sextänus) ein Schüler der ſechſten
Klaſſe; Sertänt, m. (I. sextans) ein Sechſtelkreis,
ein aftronomifches Werkzeug, welches den ſechſten
Teil eines reife od. 60 Grade umfaßt; Sexta⸗
rius, m. ein altrömiſches Maß für Flüſſigkeiten
und trodene Dinge = Congius, ein halbes
Quart od. ein Nößel; Sertett, n. nl., sestetto,
n. it., od. Sextuor, n. jr. ein jechsitimmiges Ton-
ſtück; Sertidi, fr. |. Dekade; Sextillion, f. eine
Million Duinquillionen; Sertilts, m. lat. der 6.,
fpäter 8. Monat im altröm. Kalender, feit ver
Raiferzeit Auguſtus genannt; Sertoͤle, f. neulat.
Ton. eine Gruppe von 6 Tönen, welche nur den
Zeitwert von 4 ihres Zeichens haben; Sertü=
plum, n. das Sechsfache.
Serus, w. l. das Geſchlecht, Naturgeſchlecht; ſexuãl
(jpätl.sexuälis) od ſexuell(fr.sexuel) geſchlechtlich,
das natürliche Geſchlecht bezeichnend und betref—
fend; Sexualhhgiene, die Geſundheitslehre für
das Geſchlechtsleben; Sernäl-Syftem,n L.gr. die
Geſchlechtsordnung, oder Einteilung der Pflanzen
nad ihren Geſchlechtsteilen (Cvon Linneé); Sexual⸗
trieb, m. der Geſchlechtstrieb; Sexugliſt, ın. nl.
ein Anhänger des Sexualſyſtems od. Befolger der
Linneſchen Pflanzenordnung; Sernalttät, f. das
Geſchlechtsleben. [Dragonern ähnlich.
Sehbani, pl. eine Art türkiſcher Soldaten, unſern
Seym 0d. Sejm, m. poln. der Reichstag.
fegernieren, |. (secernere, secr&vi, secrötum) ab-
jondern, treunen, entfernen, unterjcheiden, fichten;
Sefret, n. (l. secrätum, abgejonderter Ort; Ge—
heimnis) das Geheimfiegel, Siegel eines Fürſten;
auch das geheime Gemadh, der Abtritt; auch —
Sefretion, ſ. d.; Sekrẽt⸗Buch, m. Kfipr. Das Ge-
heimbuch, welches der Handlungd-PBrinzipal für
fi allein hält; en secret, fr. (fpr. ang ß'kreh) im
Vertrauen, insgeheim; Seer6tage, f. fr. (fpr.
-ahſch) Salpeterfäure, in der Duedfilber gelöft tft,
durch die vom Hutmacher die Haare zum Filzen
ubereitet werden (v. fr. secreter, d.h. ein secret
'art, d.i. einen Kunftgriff, ein Geheimmittel an-
menden; dann: die Haare zum Filzen vorbereiten);
Selretär, m. 1. aud) Sefretär(ins), nl. (fr. se-
cretaire) ein Geheimfchreiber, Schriftführer einer
Berjammlung, Behörde 2c., oft mißbräuchlich ein
gewöhnliher Schreiber, Abjchreiber (Kopiſt);
rivatfefretär, ein Hausſchriftführer; 2. ein
Seheimjchreibepult, Schreibepult; 3. eine Art
Talfen mit langen Federn hinten am Kopfe;
Sefretariät, n. nl. die Stelle und Würde eine
Geheimfchreibers, dad Schriftführeramt, Schreib-
jtube, Kanzlei; Sekretarium, n. lat. ein abge-
jonderter geheimer Ort, dag Geheimzimmer, die
Verhörſtube; Sefräte, f. nl. (secreta, fr. secrète)
ba3 ftille Gebet vor der Meſſe; Sefretion, f. I.
Shampooing
(secretio) die Abjonderung körperlicher Feuchtig-
feiten, Ausſcheidung; das Abgejonderte; pl. Ges
kretionen, aud) Sefrete (I. secreta); fefretieren,
nl. geheim halten, verſchweigen; auc im Schreibe-
pult (Sekretär) unter Verſchluß halten; abfondern,
trennen; Selretiften, pl. Ybgel onderte, Sonder»
linge; auch Geheimarbeiter, Geheimnisbewahrer
in Gemwerfhäufern.
Sezei, m. I. (sec&ssus, v. seced£re, beifeite gehen,
lid) trennen) Trennung, Entfernung; entfernter,
einfamer Ort; Abgang, Stuhlgang; Sezeiften, f-
(lat. secessio) die Trennung, Abjonderung, Ent-
. weihung; jet vor allem Name einer modernen
Malergruppe, die ſich von den Vertretern der äl-
teren Richtung vollftändig losgelöft hat u. höchſte
Kunft auf neuen Wegen ſucht; Sezeffionift, m.
ein Sonderbündler, Vertreter der. modernen Fich-
tung in der Malerei.
ſezieren, J. (secäre) fchneiden, zerjchneiden, teilen;
zerlegen, zergliedern, öffnen (tote Körper); Ses
fänte, f. (1. secans) Größenl. die Schnittlinie, d. i.
die gerade Linie, welche eine krumme in zwei od.
mehr Punkten ſchneidet; secans externa, äußere
Selante = Tangentenhöhe; vgl. Tangente;
sectio, f. der Schnitt, Die en ; Heilt.
wundärztlicher Einschnitt; bei. der Steinfänitt, e⸗
nauer sectio mariäna (nad) einem gewiſſen Ma-
rianusSanctus de Barletta im 16. Jahrh.); sectie
caesarea, der Kaiſerſchnitt; Sektion, f. die Lei-
chenöffnung, onen t. Difjeftion (l. dis-
sectio); die Abteilung, der Abichnitt, Abjag eines
Buchs; Abteilung einer Staat3behörde und dgl.;
auch eine Heeresabteilung, die kleinſte Unterabtei-
fung der Kompagnie; Teiljtüd, Strede; Seltions⸗
bericht, ım. der LeichenöffnungSbericht; Tarif⸗
Seltion, Frachtklaſſe; Sektor, m. eig. der Her-
ſchneider; der Ausschnitt eines Kreifes, Kreisaus-
ſchnitt; auch ein aftronomijches Werkzeug.
sforzändo od. sforzato, it. (von sforzare = fir.
eforcer, anftrengen) Tonk. verjtärkt, ſtärker.
sfumäto, ital. (v. sfumare, verrauchen, verfliegen)
Mar. gleich]. verraucht, verdünitet, wie duftig oder
mit unbeitimmten Umriſſen gemalt.
Spoͤntſchik, m. ruff. (v. sgoniätj, zufanmentreiben,
goniätj, treiben) der Ochientreiber.
nraffito, m. it. (vgl. jhraffieren) gefraßte Malerei
auf naffen Kalk od. Gips.
Sgudrdio, m. it. (von sguardare, anfchauen, ber
irachten) das höchſte Rittergericht des Maltejeror-
dens, dem ſelbſt der Großmeiſter unterworfen war.
Shatehand, f. engl. (Ipr..iheihänd), pl. Shaker
Hands (v. engl. shake, jchütteln) das Händejchüt-
teln, der Händedrud. *
Shakers, pl. engl. (ſpr. ſchehkers; von shake, er-
ſchuͤltern, zittern; vgl. Quäker) od. Shakling⸗Qua⸗
fers, Bitterer, Schüttler, Schütter-Quäfer, eine
Duäfer-Sefte in England und Nordamerika.
Shaleſbeare⸗Galerie, f., S.⸗Literatur, f. ulw.
(pr. ſchelßpirſ), auf den großen engl. Dichter W.
Shafefpeare (geb. 1564, geit. 1616) jich beziehende
Kunſtwerke, Schriften 2c.; Shalefpenromdn, m.
en — ein Shakeſpeareſchwärmer, leidenſchaft—
licher Verehrer des Dichters; Shaleſpearomanie.
f. die Schwärmerei für Shakeſpeare.
Shambooing, n. engl. (pr. ſchämpuh⸗ing; vd. engl.
to champoo, bei einent heißen Bade den Körper
fueten und abreiben, den Kopf einfetten und wa—
chen, aus indifh chämpnä) Kopfwaſchung mit
einer fpirituöfen Seifenlöfung; aud) das Waſchen
und Frottieren nach dem Bade überhaupt.
Shamrock
Shamrock, m. engl. (ſpr. ſchäm —) das Kleeblatt (als
ymbol Irlands).
Shaͤnth, m. engl. (fpr. ſchänti; von shanty, janty,
wild, didag leichtfertig) eine Art Hütte od. Blod-
haus der nordamerifanifchen Hinterwäldler.
Shabingmaſchine, f. engl. (pr. Ichehping—), Me-
tallhobel, eine Naſchine zum Abhobelm kleiner
Metallwaren, Feilmaſchine.
Share, f. engl. (ſpr. ſchehr) die Aktie.
Sharper, m. engl. (pr. fchärper) ein Gauner,
bube, Tafchendieb in England.
Shawi,i Schal; Longfhaivl, m. ein langes großes
Umjchlagetud.
Shed-Dach, n. engl.-dtich. (v. engl. shed, der Schup-
pen, die Werkjtatt) das Säge-Dad), eine in einzelne
Heine Winteldächer zerlegte Dachfläche, deren tie
die Zähne einer Säge aneinander gereihte Teile
nad einer Seite (meijt nach Norden) mit Zenitern
verjehen find du Beleuchtun großer Fabrikräume
Spitz⸗
mit Oberlicht), Schuppendach, Schirmdach.
Sheetings, pl. engl.(ipr. ſchiht —), Bettleinen, Lein—
wand zu Bettiiberzügen.
Sherardie, f. nl. (Sherardia, ſpr. sh wie fd), nad)
demengl.BotaniferW.Sherard genannt) die Ader-
töte, ein den Schafen nachteiliges Kraut.
Sheriff, m. engl. (ſpr. ſcherrif; 9. angelf. scir-gerefa,
seire-gerefa, v. seir, scire, eagl. shire, Landſchaft,
und gerefa, engl. reeve — Graf, d. i. Verwalter,
Bogt) ein Landrichter in England, der Oberbeamte
einer&raffhaft(Shire),welderdie Taren, Straf
u. andern Gelder an die Regierung zu liefern, die
Geſchwornen zu wählen Hat 2c.; ſſauch Scherif.
Sherry, m. engl. (pr. ſcherri) der paniſche Keres-
wein, Xeresfeit (von der Stadt Zeres in Anda—
Iufien); Sherry: Brandy,m.eng:. (pr. —brändi;
vgl. Brandy), Keresiwein mit Sranzbranntwein,
mit Kognaf; Sherry-Cobbler, m. (vgl. Cobbler),
ein Getränt aus Sherry, Zuder, ——— Eis
u. a., das durch ein Röhrchen getrunken wird;
Cobbler aus Xereswein.
Shilling, |. Schilling.
Shinners, pl. (fpr. ih wie ſch; v. shin, Schienbein,
to shin, fich ans Schienbein ftoßen) Kaufleute in
Nordamerika, dievon einem Bekannten zum andern
faufen, um Geld zu borgen, aus Not od. auch aus
betrüglicher Gewinnſucht; Spinning, n. das Bor-
gen auf diefe Art.
Shire, m. engl. (fpr. ſchihr; angelf. scir, seire, von
sceran = |heren, jchneiden, teilen) ein Land—
bezirk, engliiche Graf» oder Landichaft.
Shirting, m. od.n, engl. (fpr. ſchirting; bon shirt,
das Hemd) urſpr. eine Art Hemdleinwand, jeßt
meift feines Baumwollenzeug zu denselben Zweck.
Shlipfe, ſ. Slips.
Emarting, engl. (ſpriſch —)ein Ing hi Segel-
uch, das nur nod zur Umhüllung von Tauen ver-
wendet wird.
Shmuden, m. pl. (sh jpr. ſch) lit. (v. zmudz, Tief-
and) nennen Sich die Niederlitauer oder Bervohner
von Samogitien, welche die ältefte aller lebenden
indogermanifchen Sprachen redeıt.
Shof,m.engl. (pr. ſch—), od. Schock, Stoß, Schlag;
Heilk. das plögliche Hinftrömen des Blutes zum
Herzen, verbunden mit fcheinbarem Ausfeßen des
Atems (z.B. durch Übergiehen mit faltem Waffer,
beim Secbade ufw.), Erſchütterung; auch Nerven-
erichöpfung.
shocking,engl.(fpr.Shoding)erihütternd;anftößig.
Shoddh, n. ü. m. engl. (fpr. ſch), aud; Shudd
(pr. ſchö —, die gröbere Lırmpen- od. Kunſtwolle,
|
Sibylle 139
die Durch Aufreigen der Qumpen aus ungewalt-
ten,gewebten und geſtrickten Wollſtoffen hergeitellt
wird, verfch. von Mungo, f.d.; auch das daraus
bereitete Zeug; uneig. ein äußerlich feiner, aber
gebeitiofer Menſch, Windbeutel; dah. für Wind»
eutelei: Shoddyismus, m.
he n. engl. (fpr. ſchopp; verw. mit Schoppen,
uppen) ein Kaufladen; dah. — (engl.
to go shopping), in alle Raufläden laufen, die
Waren durchwühlen, nach dem Preife aller fragen
und nicht oder — etwas kaufen.
Shout, n. engl. (ſpr. ſchaut) das Freudengeſchrei,
Sejauchze, Vivatrufen. |
Show, f. er (fpr. ſchoh) die Schau, das Schau—
gepränge; be. der Aufzug des Lordmayors.
Shrapnels, pl. engl. Epr. ſchräpnels) Granat-
fartätihen, mit Gejchoffen gefüllte Hohl- oder
Brandkugeln, verbefjerte Kartätfchen, die, aus Ge-
en geworfen, vor dem Feinde auseinander-
pringen und eine fehr mörderifche Wirkung haben
(nad) dem engl. Erfinder, Artillerie-Oberft Shrap-
nel [gejt. 1842] benannt).
Shrimps, engl. pl. (ipr. ſch—) Tafchentrebfe.
Shruß, m. engl. (fpr. fchröbb) ein engl. Getränt
von Branntwein, Zitronen» oder Apfelfinenfaft
u. Zuder.
Shylod, m. engl. (ſpr. [ehei—) der auf —* Schein
beſtehende geldgierige Jude in Shakeſpeares Kauf-
mann von Venedig; daher ein graufamer, geld»
gieriger Wucherer überhaupt.
si, I. wenn; it. ja, auch: fich, man, dah. si replica,
ſ. replizieren; si volti, f. unter Volte zc.
Siagonägra, n. gr. (v. siagön, Kinnbaden) Heilk.
die Kiefer- oder Rinnbaden-Gidt.
Sialagäpn, pl. gr. (von sialon, Speichel) Heilk.
Speichel befördernde Mittel; ſtalagẽgiſch, Tpei-
cheltreibend; Stalism(us), in., aud Sialor⸗
rhög, k. der Speichelfluß, = Bty alismus; Sias
Iologie, f. die Lehre vom Speichel; Sialoncus,
m. Speicheldrüſengſchwulſt oder Fröſchleinge—
ſchwulſt; Stalosheiis, f. (pr. —1os-he—) Spei-
helverhaltung ; Sialoſhrinx, f. eine Speichelfiltel;
eine Mundſpritze; Sialozemie, f. Speihelverluft.
Stämet, n.türf.(v.arab.saamat, Adel, größter Erd»
fchaftsteil) ein Kriegslehen, welches 20 000 Aſper
und mehr einträgt, vgl. Timar.
Siamoiſe, f. fr. (pr. Biamodi’) Siamftoff, ein Zeug
an Seide und Baummolle gemifcht, urjpr. aus
iam.
Siãni, m. eineRechnungsmünze in Aleppo⸗ türk.
Piaſter, ſ. d.
Sibar, m. hebr. der neunte bürgerliche und dritte
geiftlihe Monat der Suden.
Sibbens oder Sibbens, n. engl. (vom Felt.-gäl.
subhag, Himbeere, wegen des Ausſehens der Ge-
—— eine Art Luſtſeuche im ſchottiſchen Hoch—
ande.
Siberienne, k. fr. (ſpr. Biberiänn’) ein dem Kalmuck
ähnliches Zeug zu Winterröcken.
Stberit, m. roter edler Schörl aus Sibirien.
Sibilus, m. I. das Dilchen, Pfeifen; Stbildnt, m.
(sibilans, von sibiläre, ziihen), pl. Sibilanten,
Spradl. Ziſcher, Ziſch- Pfeiflaute: ß, ſch, f; Sie
bilation, f. oder Sibilismus, m. nl. — Sy⸗
rigmuß,
Sibirifche Peit, f. Milzbrand.
Sibylle, f. gr. (Sibylla, angeblich vom —— dida
böla — Diös bulẽ, d. i. Zeus’ Ratſchluß, alſo:
die vom Zeus Beratene; I. Sibylla) bei den Alten
800 sic
eine Sottbegeijterte, Wahrjagerin, Prophetin, Ber-
füindigerin der Götterbeſchlüſſe: fherzbaft für ein
altes Weib, eine alte Here; Sibyllenwurz, f. der
Kreuz: Enzian, eine Pflanze; ſibylliniſch (l. sihyl-
linus,a, um). wahrjageriich, weisjagend; die fibyl=
liniichen Bücher, im alten Rom: drei, alte Weig-
fagungen enthaltende Bücher, die durch die Sibylle
von Cumä dem König Tarquinius dem Gtolzen
überbradht worden fein follen und in bedenklichen
Fällen von Stgats wegen zu Rate gezogen wurden;
Se ge Drakel, pl. in chriſtl. Seh v. Heiden,
Juden u. aud) Chriften gegen das Heidentum ver-
faßte Weisjagungen.
sic, I. fo; sie! fo! jo ſteht's wörtlich; (gem. in Re—
zenjionen 2c. bei auffälligen Ausdrüden).
Sicamor, m. fr. Wappenf. der Reif.
Sicarlius), m. J. (v. sica, Dolch) oder Sicaire, fr.
(pr. ßikähr) der Meuchelmörder, Bandit.
siccantia, pl. |. (v. siccäre, trodnen, siccus, a, um,
troden) Heilk. trocknende Heilmittel; ſikkatib (sic-
cativus), trodnend; Siffativ, n. ein Trocken—
mittel aus Bleizucder, Leinölfirnis u. Terpentinöl
bei Olfarben und Zaden; siceatif zumatique, n.
fr. (fpr. — Büntatid) Zintweiß mit borfaurem Mans
Sicca-Rupie, |. Sikka. ſganoxydul.
Sicchaſie, f. gr. (sikchasia, von sikchäzein, ekeln)
Heilk. ver Eifel, Widermillen.
Sicherheitsvroteſt = Sefuritätsproteit, ſ. d.
siceray f. |. (gr. sikera, n., hebr. sch&kär) ein be-
rauſchendes Getränk bei den Hebräern, Scherbet.
sic eunt fata hominum, f. unter Fatum.
Eiciliment, n. l. (sicilimentum, von sicilire, mit
der Sigel [sicilis] abſchneiden) die Nachmahd,
Nachleſe.
Sicinnis-Tanz, m. (gr. sikinnis, l. sicinnium) ein
dem Satyr-Drama eigener Gebärden-Tanz; Si—
einnijt, m. (gr. sikinnistes, |. sicinnista) ein Ge⸗
bärdentänzer. _
sie itur ad astra, . unter Aſtrum; sie transit
gloria mundi, j. unter Gloria; sic volo, sic
jubeo, j. volo.
Eicyedon, n. gr. (sikyedön, d. i. eig. fürbisartig,
bej. wenn bei einem Knochenbruche der Knochen
glatt ohne Splitter bricht, von sikya, Kürbis) der
Duerbrud eines Knochens, = Kauledon.
Sida, f. nl. (v. gr. side, welches aber eine Granate
und eine Art Waflerpflanze ijt) die Samtpappel,
* Eibiſch, eine malvenartige Pflanze, = Abu-
tilon.
Sidera, r. Sidrah, f. (hebr. seder, rabbin. sidrah,
Reihe, Ordnung, Abſchnitt; v. sädär, ordnen, ab⸗
teilen) ein Textabſchnitt in der hebr. Bibel.
fideräl, |. (siderälis) oder ſideériſch (von sidus, n.,
Gen. sidẽris, pl. sidera, Gejtirne) die Geftirne be-
treffend, zu den Sternen gehörig oder durch die—
jelben beitimmt; ſideriſches Jahr, das Sternen-
jahr, die Zeit de3 jcheinbaren Umlauf der Sonne
von einem Fixſtern an gerechnet. bi fie wieder |
u demjelben fommt; fideriiher Monat, Stern-
Monat, die wahre Umlaufszeit des Mondes um
die Erde, welche 27 Tage, 7 Stunden, 43 Minuten
beträgt, die fich aber dürch feine Doppelbewegung
(da_er der Erde auch um die Sonne folgt) um
29 Stunden vermehrt; vgl. Iynodiiher Monat;
Cideräl-Piht, n. oder Hydroorygengaslicht,
das Stnallgaslicht, eine von Beale ın Yondon er»
fundene neue Beleuhtung; ©. Magnetismus,
zn. der magnetijche Einfluß der Sterne auf Kranke;
Eideration, f.(sideratio)derStand der Geſtirne,
Heilt. der Schlag, das gänzliche Abjterben eines
fifflieren
Gliedes oder der falte Brand (eig. eine durch das
Seftirn erzeugte Kranfheit); Siderismus, m.
1. ni. Lehre vom Einfluß der Sterne, Glauben
daran: Sideroftät, m.gr.Sonnenftrahlenrefleftor,
ein Spiegel, durch den die Sonnenftrahlen in fait
immer gleicher Richtung zurüdgeworfen werden
(auch Helioftät genannt).
Siderismus, m. 2. gr. (v. gr. sideros, Eifen) eine
eigentüimliche magnetiiche Behandlung der Krank—
heiten mittel3 eines Zeitungsverhältniffes, in wel—
chem Eifen u. andere Stoffe jich befinden; Siderit,
m. ein durd) phosphorjaures Eifen blau gefärbter
Quarz, Sapphirquarz;auch ein dem Blaufpat (La—
- zulith) verwandtes, phosphorſaures Eifen zc. ent-
haltendes Foſſil; Siderocalcit, m. gr.-I. Eijen-
falf; Sideroddndron, n. gr. Eiienbaum; Siderg=
sraphie, f.Eijen- od Stahlſchreibekunſt, Stahlitich;
die Kunſt, auf Stahl oder Eifen zu ftehen; Si—
Derofonit, m. ein aus fohlenfaurem Kalk und
Eifenorydhydrat beftehendes Mineral; Sidẽro—
lith, m. eig. Eifenftein, eine aus Steinjtaub ge—
brannte Maſſe zu Gefähen; Sideromantie, f-
Eifenwahrjagerei, Funfendeuterei durch Verbren—
nen d. Strohhalmen auf einem glühenden Eijen;
Stoerofföp, n. der Eifenzeiger, ein von Baillif
erfundenes, von Becquerel und Saigey ver-
ändertes Werkzeug, welches indenihmnahegebrad-
ten Körpern die kleinſte Spur von Eifen nachweiſt;
Siderotechnik oder Stiderurgie, f. die Eijen-
hüttenfunde; Stderorälon, n. Eiſenholz oder
eijernes Holz, d. i. uneig. etwas Widerjprechen-
des, ein fich jelbjt widerjprechendes Ding.
Sidi, m. arab. (sajjid; neuarab. sejid, seid; vgl.
Ceide) Herr, als Titel v.Stammhäuptern, Fürſten,
si Diis placet, ſ. unt. Deus. [Statthaltern ꝛc.
Sidpnie, f. hebr. (v. der Stadt Sidon, hebr. Zidön,
d. i. eig. Fiſchfang, von züd, fangen, jagen) weibl.
Name: Fiicherin, Sägerin.
Sidrah, |. Sidera.
Siecle, m. fr. (fpr. ßjähkl; vom I. saeculum) das
Sahrhundert; fin de siecle,n. fr. (fpr. füng dö —),
Ende de3 Sahrhunderts, Bezeihnung der modern«-
ften Geiſtes- und Kunftrihtung, Gipfelpuntt des
Realismus und Naturalismus.
Sief,arab.(entiteltausschijäf)eintrodenes Augen-
mittel, eine Augenjalbe.
Sienit, ſ. Syenit.
Sier, j. Ser.
Sierra, f. jpan. (prov., port. u. altit. serra, eig.
Säge, — |. serra, felt. searr; dah. wegen der
Badengeftalt der Berggipfel) ein Gebirge, eine Ge—
birgskette (in Spanien); Sierra Mordna, die
braune Gebirgstette; ©. Nevaäda, das Schnee»
gebirge in Spanien.
Sieite, f. jpan. (port. sesta, v. I. sexta sc. hora,
aljo eig. die ſechſte Tagesitunde, näml. nad) Son-
nenaufgang, aljo die Wittagsitunde) die Mittags»
ruhe, der Mittagsjchlaf, während der ſtärkſten
Sonnenhite in Spanien u. Stalien; ein Mittags»
Ihläfchen.
Si fabüla vera, I. wenn die Geſchichte wahr iſt,
wenn e3 wahr üt. f
Sieur, m. fr. (fpr. Bjöhr; durch Abkürzung aus
seigneur entit., ſ. d.; vgl. das engl. Sir) Herr,
Grundherr, Lehnherr (vgl. Monfieur).
jifflieren, fr. (siffler, vom I. sibiläre) auspfeifen,
iſchen; Sifflet, m. (pr. Bifleh) eine ‘Pfeife, Kleine
löte, eine Orgel-Slötenjtimme oder der fleine
Flötenzug; Sifflenr, m. (fpr. —öhr) ein Ziſcher,
Auspfeifer.
Eigambern
Sigdmbern, pl. ein altes deutſches Volt am Rhein,
u beiden Seiten der Ruhr und bei. im heutigen
Sieg-Rreife, gegen welches Cäſar im $. 55 v. Chr.
einen Zug unternahm.
Sielll(um), n. I. (Berfl. v. signum, alfo eig. kleines
Zeichen oder Bild) das Siegel, Verſicherungs-Zei—
hen; loco sigilli, anjtatt de3 Siegel3; sigillum
confessiönis, eig. das Beichtliegel, die Verſchwei—
gung anvertrauter Geheimniſſe; sub sigillo con-
fessionis, —silentil, unterdemSiegelderBeichte,
der Verſchwiegenheit; 8. Ss. volänte, unter fliegen-
dem, d.h. offenem Siegel; sigillum hermeticum,
die fuftdichte Verfiegelung od. Verſchließung, das
Zuſchmelzen v. Slafchenbälfen (vgl. hermetijch);
Sigillaria, f. I. Farnſtrunk, urweltlihe Baum-
tänıme im Steintohlengebirge, mit jiegeläbnlichen
lattnarben; sigilläta terra, f. Siegelerde, |.
Bolus; ſigillieren, n!. fiegeln, beficgeln, ver-
jiegeln.
Sigel, n. lat. (siglum, zgez. aus sigillum, pl. sigla),
ku die Sigel oder Siglen, Abkürzungszeichen für
ganze Silben und Wörter (in der Stenographie).
sigillätim, I. bejonders, insbeſondere, einzeln.
Sigma, n. das griechiſche S (2 od. C); Sigmatis=
mus, m. nl. die Abwerfung des s von den End—
filben is u. us vor Konſonanken, um die Poſitions—
länge zu vermeiden, bei den älteren röm. Dichtern;
fiomatifch, auf s ausgehend (Wortjtamm); fig-
moDdes oder ſigmoĩdes, gr. jichel- od. halbmond⸗
förmig.
signa etc., ſ. unter Signum.
Signäl, n. fr. (v.1.signum, mi.signale)dag Zeichen,
der Ruf mit einem Tonwerkzeuge, Ruf, Loſung,
ein Meldezeichen, Fahr⸗ od. Haltezeihen; Signäl-
coder, m. ein Verzeichnis der Meldezeicen; S.⸗
Horn, n. Krk. das Hiefhorn, Kriegshorn, Jagd-
horn; fignalteren (fr. signaler), od. gew. figna=
liſieren, durch Zeichen melden, 3.8. ein Schiff,
einen Eijenbahnzug uſw., Nachricht geben, anzei-
gen, melden; ſich fignaliiieren, ſich auszeichnen,
hervortun; fignalisiert, angezeigt, ausgezeichnet,
bemerfensmwert; Signalifierung, Zeichengebung,
Meldung; Sienaltit, m. ein Zeihengeber, Signal-
bläjer (Horniit); Signalement, n. (jpr. Binjal’-
mdng) die genaue Bejchreibung einer Perſon in
Päſſen, Stedbriefen ꝛc.
Signatur, Signet ꝛc., |. unter Signum.
Signette, f. fr. (pr. Binjett’) od. Siguette, f(ſpr.
Bighett’; v. scie, für sie, it. sega,ml.seca, die Säge,
meil derjelbe mit eifernen Zähnen, wie diejenigen
einer Säge, bejegt ift) eine Art Kappzaum, um
wilde Pferde zu zähmen.
fignifizieren, ſignieren 2c. j. unter Signum.
Signore, m. it. (jpr. Binjöre), od. abgel. Signoͤr,
(o. I. senior, vgl. Seigneur), Herr, Gebieter; Si—
gnora, f. (pr. Binjdra) Frau, Gebieterin (Ma-
dame); Signoria, f. (jpr. ßinjoria) Herrlichkeit,
Herrſchaft, bei. als Anredewort für VBornehme,
wie Ew. Erzellenz, aber von allgemeinerem Ge-
braud; auch der Adel, die Adeljichaft.
Signum od. signum, n., pl. signa, [. da3 Zeichen,
erfmal, Kennzeichen; sub signo, unter od. mit
dem Zeichen; signum exelamändi od. exclama-
tiönis, Ausrufungszeichen (); 8. interrogändi,
Fragezeichen (?); 8. repetitiönis, Wiederholungs-
zeichen (:,:); in hoc signo vince oder vinces, in
diejem Zeichen jiege oder wirft du fiegen, die In—
fchrift auf dem dem röm. Kaiſer Konftantin am
Himmel erfhienenen jlanımenden Kreuze; Signöt,
Heyſes Fremdwörterbud. 21. Aufl.
Silejien 801
n. ml. (signetum)dasHandfiegel, Petſchaft; Zeichen
oder Merkzeichen in einem Buche, bej. die Titel»
vignette der Verlagsbuchhandlungen; fignieren,
l. (signäre) zeichnen, unterzeichnen, bezeichnen; be-
fiegeln, ſtempeln; unterjchreiben; signa od. signẽ-
tur, bezeichne od. es werde bezeichnet; signa suo
nomine, bezeichne e3 mit dem gehörigen Namen;
signätum, auf Urkunden 2c. unterzeicynet und be»
fiegelt; dab. Stignät, n.— Verordnung, Urkunde;
Signatär, m. I. oder Siguatär, m. fr. (ſpr.
—tähr)der Unterzeichner; Signatär- od. Signa>
turmäcdhte,Staaten,dieeinenStaat3vertragunter-
zeichnen und die Gewähr dafür übernehmen, ver-
tragfchließende Mächte, Signatür, f. (l. signa-
türa) die Bezeihnung (bei Kaufmannsgütern);
Unterzeihnung, Befiegelung und Namenzunter-
ſchrift einer öffentlichen Urkunde ꝛc.; bej. die Be-
—— mit einem bloßen Namenszuge; bei
uchdr. Bogenbezeichnung, Bogen⸗ od. Blattzeichen
durch Buchſtaben oder Zahlen; Aufſchrift, Bezeich—
nung oder Gebrauchszettel an Arzneigläſern ꝛc.;
Tonk. die Bezeichnung der Noten durch Ziffern (beſ.
beim Baß); auch die Vorzeichnung, der Schlüſſel;
fignifizieren (l. significare, fr. signifier), andeu-
ten, anzeigen, zu erfennen od. zu veritehen geben;
jignififänt (1. significans) od. fr. fignifiant (Ipr-
Binjifidng) u. fignifilatin (pätl. significativus),
bedeutfanı, fehrbezeichnend, ausdprudsvoll; Signi⸗
fifation, f. (I. significatio) die Bedeutung, der
Sinn eines Wortes; gerichtliche Anzeige, Bekannt—
madhung; das Kennzeichen, Merfmal; Signo, it.
Beiden (= segno, ]. d.)
Sigrijt, m. landfd. f. Sakriſtan, ſ. d.
Sihr, a. ſ. Ser.
Sikhs, nad engl. Orthographie auch Seilhs, pl.
bindoft. (sikh, von ſanskr. sikscha, ein Schüler,
Singer) eine von Yänak od. Nänak im 16. Jahrh.
gejtiftete Neligionsgejellfchaft im nördl. Indien,
die im Pendſchab einen eigenen Staat gegründet
— der ſeit 1849 zu dem indo⸗britiſchen Reiche
gehört.
Siffe, r. Silfah-NRupie, f. per. (v. sikkah, der
Münzitempel, das Gepräge) eine oſtindiſche Rech—
nungsmünze (ſ. Rupie).
Silbe, f. (1. sylläba, von gr. syllabe, d. i. eig. Zu⸗
jammenfafjung) ein Zautverein, Wortglied, Ver—
bindung mehrerer Spradjlaute zu einer Einheit,
überhaupt jedes mit einem Stimmabſatze ger
ſprochene Wortglied.
Silen, m. (l. Silenus, v. gr. Seilenös) Yabell. der
Erzieher u. Begleiter des Bacchus, gew. mit didem
Bauch u. fahlem Kopf, betrunfen und auf einem
Ejel reitend vorgejtellt, da8 Bild der Trunfenbeit.
Silentium,n.!.(v.silere, ſchweigen) Stilljchweigen;
al3 Ausruf: ftill! ruhig! silentium imponiteren,
Stillſchweigen auflegen, Stille gebieten; altum
silentium, tiefes Schweigen; perpetüumn S.,
immerwährendes Stillichweigen; GSilentiarier,
Se Silentiarli) eig. Schweiger, Schweigende; eine
rtpornehmer Beamten am Hofeder griech. Kaijer,
etwa Geheimräte; zum Schweigen verpflichtete
Mönde, welche ein ewiges Stilſſchweigen gelobt
haben, wozu 3.8. die Trappijten geliren: fis
lentiös (1. silentiösus), ſchweigſam, wortfarg, ſtill;
Silent-Fan, m. engl. (fpr. jeilentfan, dv. fan,
Fächer, Wedel) ein geräufchlos arbeitender Venti-
lator.
Silesia, f. lat. Schlefien.
Silefien, n. fr. (pr. Bilefiäng; v.sil&sien, ſchleſiſch?)
eine jtarfe Barijer Magentinktur aus Aloe, Bitwer,
51
802 si levano i sordini
Enzian, Safran, Gummi ammoniacum, benetia-
niſchem Theriaf, Agaricus und Spiritus.
si leväno i sordini, it. Tonf. man nehme Die
Dämpfer ab (val. sordo).
Sitbidicheh, |. Sulhidiheh. \
Silhouette, f. fr. (pr. Biluette) ein Schattenriß,
Schattenbild (nach dem fparjamen franzöſ. Finanz-
miniiter Etienne de Silhouette im 18. Jahrh.,
wegenihrerBilligfeitfogenannt), Umriß; ſilhouet⸗
tieren (fr. silhouetter), im Umriſſe od. Schatten—
riſſe oder fchattenbildlich darftellen; ſich ſilhouet⸗
tieren, fich (im Umriß) abheben, abzeichnen uſw.;
Eilhouetteur, m. (pr. —=töhr) ein Schattenriß-
oder Schattenbild- Zeichner.
Silicium, n. nl. (v. d. lat. silex, Kiefel) der Kiefel,
die zu den nichtmetalliſchen Grunditoffen gehörende
Örundlage der Kieſelſäure od. früher fogenannten
Kiefelerde; Stlietum=:Bronze, f. Kieſelbronze,
Bronze, der durch Beimiſchung von Silicium grö-
Bere Härte gegeben worden iſt; S.:Oryd,n. Kiefel-
jäure oder Kiefelerde; Siftetäte oder Silikäte,
pl. kieſelſaure Salze, Kiejeljäure-Verbindungen;
flieifizteren oder ſilicieren, unr. zumeilen filt=
fizieven, verfiejeln, in Kiejelfäure verwandeln;
Silicifikation, f. VBerkiefelung, Verwandlung in
Kieſelſäure.
Silihdar oder Silikdar, Silikdar-Aga, m. türf.
(v. arab. siläh, Waffe, und perſ. där, haltend) der
Waffen- oder Säbelträger de3 Sultans.
Eilt, engl., die Seide; Silkeen, n.engl. (ſpr.ßilkihn)
eine Art ſchweres geripptes Mancheiterzeug, jeiden-
artig auf farbigem Grunde, — Thidjet, ſ. d.;
Silk-Nankeens, pl. engl. (ſpr. —nankihns) halb-
jeidener Nanking bunt atlasartig gejtreift.
Silfadch, ſ. Sulfadeh.
Eilfgras, Faſern einiger Ananasgewächſe, Ananas-
faſer, zu Geweben verarbeitet.
Sillabub oder ſelten Sillibub, n. engl. (fpr. ßillä⸗
böb) ein engl. ſüßes Getränk aus Milch, Wein od.
Rum und Zuder.
Eillen, pl. gr. (silloi, v. sing. sillos, Hohn, Spott;
l. silli) eine Art Spottgedichte der alten Griechen,
worin die Ausjprüche berühmter Philoſophen ver-
jpottet und die Berfe berühmter Dichter in einem
lächerlichen Sinne auf andere Gegenitände ange-
wandt werden; Sillograͤph, m. ein Spottichrift-
jteller, Spottdichter.
Eillery, m. fr. (fpr. ßiljerih) eine vorzügliche Gat-
tung weißer Champagner-Weine aus den Wein-
gärten von Verſenay, Mailly ꝛc., welche früher
einem Marquis v. Sillery gehörten; die beite
Sorte: Fleur de Sillery, f. (jpr. flöhr —) die
Blume de3 Gillery. .
Eilo, m. jpan. (iberifhen Urfprungs, bask. siloo,
ciloa, zuloa, chuloa, cilla, daS Loch) ein unter=
irdiiher, luftdicht verſchloſſener Getreidebehälter,
Getreidefeller in Spanien, jeßt auch in Deutich-
land, z. B. im Mansfeldiihen; Siloſpeicher, Ge⸗
treideſpeicher mit Schächten, Kellern.
Eilphe, ſ. Sylphe.
filurifhe Formation, f. Geogr. (nach dem alten
britanniiyen Königreiche der Silurier von dem
engl. Geognojten Murchirſon jo genannt) die mitt-
lere Abteilung des Übergangs- oder Graumaden-
gebirgeß, über der fambrijhen und unter der
evonifhen Yormation.
Eilvän, m. l. (Silvänus, v silva, der Wald) Fabell.
der Waldgott, Gott der Wälder und Hirten ıc.;
auh — Tellür (nad) Transsylvania od. GSieben-
bürgen, mo e3 zuerſt gefunden wurde); Silpeiter
fimpel
oder Silbius, m. nl. männl. Name: der Wald-
mann, Waldfreund; Silbeſter-Abend, m. der
legte Abend des Jahres, jo benannt nach Papſt
Silvefterl., welcher am legten Tage des Kahres
335 jtarb; Silvia, f. weibl. Name: Waldfreundin;
Sternf. ein Niterotd, 1866 von Bogjon entdedt.
Silver Cords, pl. engl.eig. Sitberfchniicchen, ſchmal,
gerippter Manchefter zu Beinfleidern.
Simärre, f. fr. (auch cimarre; it. zimärra, fpan.
zamarra, zamarro, Schafpelz, dv. arab. sammür,
Hobel, Zobelpelz; vgl. Chamarre) ein Schleppfleid
der Frauen; langes Obergewand der Bräfidenten
und Brälaten.
Simaruͤba, f. (einheimischer Name in Guiana) eine
. y den Rautengewächſen gehörende ausländifche
fanzengattung von verjchied. Arten. Von dem
hohen Simaruba-Baum in Jamaica fommt das
Quaſſienholz; von einer andern Art in Cayenne,
Jamaica 2c. das S.-Holz und die ſehr bittere, heil-
Träftige S.-Rinde.
Simbipuri, |. Kauri.
Simeon, j. Simon.
similis, simile, [. ähnlich, gleich; similis simili
gaudet, wörtlih: der Ähnliche erfreut fich des
Ahnlichen; gleich und gleich gelellt fich gern; Si—
mile, n. ein Gleichnis, eine Ahnlichkeit; simile
claudicans, n. eine binfende, d.i. unpaljende Ber-
gfeichung; omne simile elaudicat, Sprw. jedes
Sleichnis hinkt, d. i. es paßt nur einjeitig, niemals
vollflommen; similia similibas cognoscäntur,
AÄhnliches wird durch Ahnliches erkannt; similiasi-
milibuscuräntur, Ähnliches wird durchühnliches
geheilt, Grundſatz der Homöopathen (ſ. d.); ſimi⸗
lär, (v. fr. similaire, nl. similarius) gleichartig:
Similor, n. fr. (v. l. similis, u. d. fr. or, Gold)
Scheingold, Mannheimer Gold, ein Mijchmetall,
aus 4 Teilen Kupfer und 1 Teil Zink; Stmils
argent, m. od. n. (fpr. -arſchang) Scheinfilber,
Keufilber, Argentän; Stimili-Brillanten, pl.
aus Glas, das durch Beimiſchung von Thallium
(f. d.) ftark lihtbrechend gemacht worden iſt, nach—
geahmte Diamanten;S.=&ravüre, f.Übertraguit
dv. Vhotographien auf Platten, um diefelben dur
Drud zu vervielfältigen.
Simen vd. Simeon, ım.hebr. (schimön, Erhörung,
vd. schämä’, hören) männl. Name: der Erhörte;
das Simeonskraut die Rojen- od. Augenpappel
(Malva alcea L.); Simonie, f. nl. die Simon$-
fünde (nad) dem chaldäiſchen Magus Simon be-
nannt, |. Apoſt.Geſch. 8), jtrafbare Erwerbung od.
Erteilung eines Kichenamts, Wucher od. Schadher
mit geiftlihen Amtern; Simoniäcns, m. ein
Pfarre oder Pfründenfäufer, der ſich des Pfarr-
Schachers ſchuldig macht oder ein geiftliches Amt
durch Geſchenke 2c. an fich bringt (vgl. crimen am-
bitus). E
Simoni:Sent, m. eine kupferne Rechnungsmünze
in Sapan, ungef. = 2 'bf. H
Simontjten oder St. Simoniften, pl. Anhänger
des Stimonismus, d.i. der Lehre des verftorbenen
franz. Grafen St. Simon, eine in der neueren Zeit
in Frankreich entjtandene religiög-politijche Sekte;
vgl. Saint-Simonismus.
Simons, I Simus.
ſimpel (. fr. simple,— I. simplex), einfach, kunſt⸗
los; ungekünſtelt, ſchlicht; einfältig, dumm; sım-
plex sigillum veri, I. das Einfache iſt ein Siegel
des Wahren; Simpfeg, m. [. od. Simpficius, nl.
‚ein einfältiger Menſch, Tropf; Simpliciſſimus,
m. I. (Superl. v. simplex) d, t. der feyr Einfältige,
Simſon
ein berühmter deutſcher Roman aus der Zeit des
dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1669 erſchienen
und Grimmelshauſen zugeſchrieben; Simplicien
(lat. simplicia), pl. SHE Arzneimittel; simpli«
eiter, I. od. simplement, fr. (jpr. Bängp’imang)
ſchlechthin, jchlechterdings, geradezu, unbedingt;
Eimpfizität, f. lat. (simplicitas) die Einfachheit,
Einfalt. Runftlofigfeit. Ungezwungenheit, Unfchuld;
auch: Einfalt des Verftandes, Dummheit; ſimpli—
fisteren, nl. vereinfachen, einfacher machen; Sim=
plifitation, f. die Vereinfahung; Simplum, n.,
pl. Eimpla oder Simplen, |. das Einfache, Ein»
eine; die einfache Abgabe oder Steuer (entg.
uplum).
Simſon, m. hebr. (Schimschön; verw. mit sche-
mesch, Sonne) männl. Name.
Simuläcrum, n. l. ein Bild, Abbild, Schatten- od.
Trugbild.
fimufieren, I. (simuläre, eig. ähnlich machen, von
similis) etwas nachahmen, vorgeben, erdichten, vor»
ſchützen, erheucheln; ſich veritellen oder ſich den
Schein geben; gem. auch S nachſinnen, überlegen;
Eimulant, m. ein fich Verjtellender, Verſteller,
bei. Kranfheitsheuchler; Simulation, f. (l. simu-
latio) die Nahahmung, der Schein oder Vorwand,
die Verftellung (3. B. als hätte man eine Kranf-
heit, die man in Wirklichkeit nicht bejigt), das
Scheinweſen.
jimultänliich), nl. (simultancus, vom I. simul, zu—
jamımen, zugleich) gemeinjchaftlich, gleichzeitig ; Si—
multancum, n. ein gemeinjames oder gemein—
ſchaftliches Ding; bej. der gemeinfchaftliche Ge—
braud) einer Kirche von zwei verjchied. Religions»
parteien (simultandum religiönis exercitium);
Eimultän-Kirde, f. eine Gemeinkirche oder ge—
meinjchaftliche Kirche für verjchiedene Religionss
parteien; jo auch S.-Schule, Simultaneität, f.
die Gleichzeitigfeit, Gemeinſamkeit.
Simus, m. |, od. Simos, gr. ein Stumpfnafiger,
Stülpnafiger.
ina, n. = China, da3 Land; Sina=-Apfel, m. =
Apfelfine; S.-Scide, f. feine chinejiiche Seide;
Eineje, m. = Chineſe; die Sineſernelke, eine Art
in China einheimiiher Nelken; Sinoloͤg, m. ein
chineſiſcher Sprachforſcher, Kenner der hinefischen
Sprade und Literatur.
sin al fine, it. Tonf. (bi3 zum Ende), man wieder-
hole es bis zum Schluſſe.
Sinäpis, f. (I. sinäpi, gr. sinäpi) der Senf; Eina=
yinm, n. nl. eine Senfbrühe; finapijieren (gr-
Sinapizein), mit Senfumjchlägen beveden; Sina—
pisumus, m. [. (gr. sinapismös), pl. Sinapisinen
Senipflajter, Senfumjcläge; Sinapiſation, f.
nl. "ag Hautreizung und Hautröte durch Senf-
pflaiter; Sinapeläon, n. gr. (sinapelaion) Senföl;
Sinapin, n. friitalliniiher Senffamenertraft;
Sinapolin, n. ein Zerfegungsproduft des Senf-
öls durch Bleiorydhydrat.
sincerus, a, um, [. rein, echt, aufrichtig; sincere
et constänter, aufrichtig und jtandhaft (Wahl«
ſpruch des preußiichen roten Adlerordens); Sin—
cerität, f. (I. sinceritas) die Aufrichtigfeit, Yauter-
feit, Unverfälichtheit; Sinceration, f. nl. die
Scein-Ehrlichkeit. |
Sinciput, n. lat. (entit. aus semi-caput, eig. der
* op) das Borderhaupt, der VBorderteil des
opfes.
Sindon, f. l. (gr. sindön) ein feines gewebtes Zeug
aus Indien, indische Leinwand, eine Art Muflelin
oder Neſſeltuch.
Sinumbra⸗Lampe 803
sine, l. ohne; sine anno, ohne Jahr oder Jahres—
zabl; 8. Ceröre et Baccho friget Venus, eig.
ohne Ceres und Bacchus friert die Venus, d. t.
ohne Wein und Brot ift die Liebe tot; Eincfüre,
f. engl. (sinecure; v. l. sine cura, ohne Sorge) eig-
eine Obhneforge; ein gejchäftlojes Amt, ber eine
Pfründe ohne Arbeit; sine die et consüle, lat.
ohne Tag und Konſul, d. i. ohne Tag und Fahres-
zahl, weil bei den Römern die Kahre nad) den re-
gierenden Konfuln benannt wurden; 8. dubio,
ohne Zweifel; s. ira et studio, ohne Haß und
orliebe, feinem zu lieb und feinem zu leid, d i.
leidenfchaftslos, unparteiifch, unbefangen; 8. Ioco
et anno, ohne Ort und Jahr; 8. mora, ohne
Borzug, ungefäumt; 8. qua non, f. unter Kon-
dition; sine tempöre, ohne afademijches Vier-
tel, pünktlich (auch kurz: sine, 3. B. 8 Uhr sine,
d. i. pünftlich 8 Uhr).
Sineſe ꝛc., ſ. unter Sina; Sinfonte, ſ. Sym-
phonie.
Singerie, f. fr. (fpr. ßängſcherih; v. singe — [. si-
mia, Affe)Affenpoſſe, Affenjtreich, boshafter Streid) ;
Nahäffung, Äfferei.
Singhalifen, pl. die Bewohner von Zeylon; |.
Bingalejen.
jingle, fr. (ſpr. Bängl’, v. l. singülus, einzeln) ein-
fad); Eingles, pl. einfache Stoffe; Singleton, m.
engl. (jpr. Bing’lt’n) die alleinige Karte von einer
Farbe, bef. im Whiſtſpiel.
jingulär, lat. (singuläris) einzeln; ——
einzig, ſonderbar, ſeltſam, eigen, wunderlich; ein
ſingulärer Menſch, ein Sonderling; Singu
lär(is) singuläris num£rus), m. Sprachl. die Ein-
ahl, ventg. Plural); fingufäriich, in der Ein-
itsform, singulare täntum, ein nur in der
Einzahl gebrauchtes Wort; Singularität, f.
(jpätl. singularitas) das Einzeln- oder Alleinvor-
fommen; die Sonderbarfeit, Eigenheit, Seltfam-
feit; singnlaritas testium, od. testes singüli,
Nipr. die Einzelheit der Zeugenausfagen od. Zeug-
nifje, wenn für jede zu bemweijende Tatiae nur
ein Zeuge vorhanden üt; Singularium, n. Heilf.
ein bejondere3 od. beſonders wirkſames Heilmittel
gegen eine gewiſſe Krankheit.
Singültus, m. I. (von singülus, einzeln; alfo eig.
dag Ausſtoßen einzelner Laute) das Schluchſen, der
Scluden.
jinljter, I. (sinister, sinistra, sinistrum) link, lin-
fijch, verfehrt; ungünſtig, unglücklich, Unheil ver-
fündend, ſchrecklich wiverwärtig; colla sinistra,
it. Tonf. mit der linfen Hand.
Sinking-Fund, n. engl. (ipr. ßinkingfönd) engl.
Tilgungs-Stammgeld, die aus gewiſſen Einnah-
en herrührenden Gelder zum Tilgen der Staats—
ſchuld.
Sinolog, ſ. unter Sina.
Einopfe, fr., vd. Sinoͤpel, m. (von der alten Stadt
Sinope am Schwarzen Meer; daher ſchon im
Altertum sinopis, eine rote Erdfarbe) Wappent.
die grüne Farbe, das Grün; auch Eifentiefel,
Jaſpis und eijenhaltiger Hornitein.
Sinſonte, f. (merifan. eig. centzontli, d. i. vier-
hundert, abgef. ftatt centzontlatolli, die Vier-
— 1* v. tlatolli, Wort) die amerikaniſche
achtigall, Spottdroſſel.
Sinto od. Shinto, m. die urſprünglich in Japan
herrſchende Religion, aus Buddhismus und Kami-
Kultus gemiſcht.
Sinumbra=fampe, f. (vom lat. sine umbra, ohne
Schatten) eine ichattenloje Lampe, eine Urt in
51*
804 Sinus
England erfundener Lampen, welche feinen Schat-
ten werfen.
Sinus, m. l. iiberh. eine gebogene halbrunde Fläche,
der Buſen, Faltenwinkel des Kleides, Schoß;
der Meerbujen (Golf); Heilf. eine Gefhwürhöhle;
Größenl. das vom Endpunkte eines SKreishalb-
meſſers auf einen andern Halbmefjer gefällte ot
(Berpendikel) oder eig. das Verhältnis diejes Votes
zum Halbmefjer (it der Sinus des von beiden
Halbmefjern eingejchloffenen Winfels od. Bogen),
das Verhältnis der gegenüberliegenden Kathete
ur Hypotenufe im rechtwinkeligen Dreied; sinus
——— der Sinus des rechten Winkels, der dem
Kreishalbmeſſer gleich iſt; s. versus, der Teil
des Halbmeſſers zwiſchen dem Sinus und der Tan—
ente; Sinusbuſſoͤle, f. Magnetnadel mit beweg—
ichem Stromleiter zur Meſſung des galvaniſchen
Stroms; ſinuös (l. sinuösus, a, um), buſig, faltig,
ekrümmt, eingebogen, ſchlangenförmig, wellen—
HR Sinusfität, f.nl. die bogenförmige Krüm-
mung, Wellenförmigfeit; Sinuſoĩde, f. die Gleich—
gewichtslinie.
Eion = Bion, |.d.
Siöna, f. altnord. Fabell. die Göttin der Huld u.
der erften füßen Empfindungen.
Sipahi, ſ. Spabi. _
Eisho, m. I. (v. gr. siphön), Siphon, m. ft. (pr.
ſifong) und Syphon, engl. (j.d.), eine Saugröhre,
der Heber, Weinheber; Sprigenröhre; bef. Flaſchen
mouffierender Getränfe mit Ausflußvorridtung;
Nervenröhre, Verbindungsröhre, z. B. bei einigen
Schaltieren; Siphonia, f. nl. der Federharzbaum,
Kautſchukbaum; Stpheneid, n. ein neueres heber-
artig gefrünmtes Hebemwerf zum Anjaugen und
Weiterdrüden von Waller durch) Wirkung des
Dampfes, ohne maschinelle Zwiſchenglieder; Si—
phonophären, pl. Shwimmpolypen od. Röhren-
Siphulis, \ Syphilis. [quallen.
si pläcet, I. wenn e3 gefällig ift.
Sipoys, pl. (pr. Bihpeus; engl. seapoys u. sepoys
geichr.; vom perf. sipähi, zum Heere gehörig, ein
Soldat, von sipäh, Herr, — türk. spahi) aus Ein-
geborenen gebildete Truppen (Infanterie) der oft-
indifchen Kontpagnie; vgl. Spahi.
si quid fecisti nega oder nega quod feecisti,
auch abgef. feeisti nega, lat. wenn du etivag be—
gangen haft, jo leugne es, oder leugne, was du
(Böſes) getan haft.
Sir, engl. (ſpr. ßörr; vd. fr. sieur, ſ. d.) oder Sire,
fr. (fpr. Bihr; dieſes wie sieur v. I. senior) Herr!
gnädiger Herr! als Anredewort; vor den Eigen-
namen nur dann, wenn die Perjon vom Ritter-
ſtande iſt.
Sirdar, r. Serdar, m. perſ. (eig. Haupthalter, von
sar, ser, Kopf, u. där, haltend) ein Häuptling, Be-
fehlshaber, Statthalter in der Türfei u. Oftindien.
Eire, fr. (pr. Bihr’; vom J. senior, wie Sieur und
Seigneur, ſ. d.) allergnädigjter Herr! Anrede an
einen König; pauvre Sire, m. (fpr. pohw'r —;
eig. armer Herr) ein beſchränkter Kopf, fchlaffer
Charafter.
Sirene, f. (lat. Siren, vom gr. Seiren) pl. —n, gr.
Tabell. Meernymphen mit verführerifcher Stinme,
die Durch ihren bezaubernden Geſang die Seefahrer
anlodten, um fie zu töten; bezaubernde Sängerin,
reizende Berführerin, Zauberdirne; ein von Cag-
niard-Latour erfundenes Werkzeug zur Erklä—
rung der Entſtehung der Töne und zur Mefjung
der Anzahl der Schallihiwingungen; das Nebel-
horn, ein Rohr, aus dem ———— Luft
Siſy phus
oder Dampf unter ſtarken langgezogenen Tönen
ausſtrömt, die bei Nebel als Signale für die Schiff-
fahrt dienen; Sirinen-Bildung, eine Mißgeburt,
bei der die Beine zufammengewadjen find; &.=
Lied, n. Lockgeſang, Zaubergeſang.
Sirenia, f. die Seekuh, ein pflanzenfreffendes Fiſch—
si replica, |. unter replizieren. [läugetier.
Sirius, m. I. (v. gr. Seirios, v. seirös, &, On, bren-
nend; n. a. v. arab. schira, gleichſam Haarjtern,
ivegen feiner Strahlen) der Hundzftern, l canicula,
der glänzendſte und fcheinbar größte aller Fixſterne
(im Sternbild des großen Hundes), der in den
Hundstagen der Sonne am nächſten fteht; Strins-
veriode, f. = Kanifularperiode; f. d.; St
riafis, f. gr. seiriasis) Heilf. eig. Hundstagsfranf-
heit, der Sonnenftich, die Entzündung des Gehirns
und der Hirnhaut.
Sirkar, m. (v. perſ. sarkär, Auffeher, von sar, ser,
Kopf, und kär, ſanskr. kera, Handlung, Arbeit)
ein Vorgefegter, Auffeher, auch Hauptiflave in
Oftindien.
Sirocco, j. Scirocco.
Siridcas, pl. ojtind. geitreiftes Zeug aus Seide und
Baummole.
Sirte, ſ. Syrte.
Sirup oder Sirop, m. (fr. sirop, it. siroppo, engl.
sirup; nl. syrüpus; [pan. xarabe; vgl. arab. scha-
räb, Öetränf, v. schariba, trinfen) brauner Yuder-
dickſaft; eingekochter Pflanzen- oder Fruchtſaft;
sirop de capillaire, fr. j. Kapillär-Sirup;
s. de Charpentier (ſpr. Bird de Sharpangtiet)
ein aus dem Kraute der Justitia pectoralis be>
reiteter Girup, als Bruſtmittel auf den Antillen
gebräuchlich; s. de Parmentier (pr. —mangtjeh),
Sirup aus Weintrauben, nad) Barmentier ge-
nannt, der ihn 1807 erfunden hat; syrüpus sim»
plex, nl. reiner oder weißer Zuderdidjaft.
Sirpente, n., pl. Sirventes (prov. sirventes, von
Servir, sirvir, |. servire, dienen; it. serventese; eig.
ein Dienjtgedicht, zuerſt ein geiftliches, im Dienfte
der Heiligen und der Mutter Gottes, jpäter auch
ein weltlicheg, tın Dienste der Fürjten, Damen ꝛc.,
anfangs zum Lobe, dann auc) oft bitter tadelnd),
eine Art Iyrifcher Gedichte der Troubadours (ſ. d.),
dem Inhalte nad) teils Lob- und Rlagelieder, teils
Kriegslieder, teild Rüge- oder Straflieder.
Stialhanf, m. Indiafaſer, Aloehanf, ſ. d.
Stiettipiel, ſ. Sizette. 5
ſismiſch, nl. (v. gr. seismös, Erfehütterung) die Erd»
beben betreffend, davon herrührend ıc.; Stsme=
grapp — Seismograpb; Sismometer —
Seismometer; Sismothenlogie, f. Beweis
vom Dafein Gottes aus den Erdbeben.
Sifter, m. (vgl. Sefter) ein altes niederländ. Ge—
treivemaß. ö
Sifter od. Siſtrum, n. I. (v. gr. seistron, v. seiein,
ichütteln) erjchüttern) ein Schellenftab od. klapper⸗
ähnliches Tonwerkzeug mit kleinen Stäben und
Scellen, die man durch Schütteln in Klang jebt
und beim Dienfte der Göttin Iſis in Ägypten ge-
brauchte; noch jegt in Abyſſinien gebräuchlich.
fitteren, f. (l. sistere) ein over anhalten, hemmen,
Einhalt tun, einstellen; bringen od. fich einfinden
vor Gericht; Siſtierung, f. Einftellung, Einhal-
tung.
Siimubrinm, n. [. (gr. sisymbrion) die Brunnen»
frefje, = Naiturtium.
Sifünuns, m. gr. (Sisyphos) ein fabelh. Held des
Altertums, Sohn des Aolus, Erbauer u. König,
von Korinth, ein berüchtigter Frevler, der für feine
=
si tace
vielen Verbrechen verurteilt wurde, in der Unter-
welt einen jchweren Stein auf einen teilen Berg
hinauf zu wälzen, von dem aber derjelbe immer
mieder herabrollte; dah. Siſyphus-Arbeit oder
ſiſhphiſche Arbeit, eine Arbeit, die nie zum Ziele
gebracht wird.
si tace, u. si tacuisses, philosöphus mansisses,
ſ. unter tace.
Sitafratie, f. gr. (v. sitos, Speije, und Afratie,
j. d. Heilf. das Unvermögen, Speifen zu behalten;
Eitologie oder Sitiplogie, f. (ar. sition, Speife
von Getreide, Brot, v. sitos) Nahrungs- oder Le-
bensmittelfunde; Sitometer, n.einvon Weißen—
bad) in Dresden erfundenes u. vom Mechanikus
Lubiſch dafelbit hergeftelltes Werkzeug zum Wägen
des Getreides.
sit illi (tibi) terra levis, j. unter terra.
Sitologie, j. unter Sitafratie.
ituteren, nl. (fr. situer, v. l. situs, a, um, liegend,
gelegen) legen, jtellen, Sage geben; ſitniert (fr.
situe), gelegen, geſtelli; befindlih; Situation, f.
die Stellung, Lage, Gegend; der Zuftand, die Ver-
fafjung; beſ. die gegenwärtige Keule Rage, Welt-
od. Beitlage; das Verhältnis einer Perfon, die Le-
benslage; Situations⸗Artikel (in Zeitſchriften),
3 Auffäge über die gegenwärtige politifche Tage;
Blan od. -Zeichnung, ein Zageplan; S.-Zei⸗
chenkunſt⸗ Planzeichnen, Rartenzeichnen; Situs,
m. l. die Lage, Stellung; situs obliquus utöri,
ichiefe Yage der Gebärmutter.
sit venia verbo, |. unter venia.
Sipadiere, f. fr. (ſpr. — diähr’, prov. civaier, altfr.
eivadier, ml. civaderium, vd. prov. civada, Hafer,
ml. civata, ſpan. cebada, port. cevada, Gerite, v.
I. eibatus, Bartiz. von cibäre, füttern, von cibus,
Speife, Futter) ein altes franz. Getreidemaß, bei.
in der Provence, etwa — 4,5 kg.
sive, j. seu; si volti, j. volti.
si vis pacem, para bellum, I. wenn du Frieden
willſt, jo rüſte dich zum Kriege.
Sinnens, — Sibben3, f. d.
Siwa od. Schiwa, m. (ſanskr. Siwa, d. i. eig. glüd-
lich; nach der heutigen bengal. Ausfprache Schiwa)
eine der höchiten Gottheiten der Indier, wahrſch.
urſpr. die Feuerfraft, al3 Beleberin u. Zerftörerin
des Weltalls, darftellend.
Six⸗et⸗le⸗vpa, ſ. Paroli.
Sixpence, engl. (pr. ßixpenß) 6 Pence (f. Penny),
ein halber Schilling oder 0,50 M.
ſirtiniſche Kapelle, f. die unter Papſt Sixtus IV.
1473 gebaute Hoffapelle im Vatikan zu Nom; die
in berfelben an hohen Seiten große Kirchenmufifen
aufführende Tonkünſtlergeſellſchäft.
Sizettefpiel od. Stjettfpiel, n. (fr. sizette, v. six,
ſechs) ein Kartenfpiel zu jech8 Berjonen.
Sizilter, m., Sizilterin, f., b. als Siziltäner ze.
(it. Sieiliäno), Bewohner der großen Infel Sizilien
im Mittelländ. Meere; Steiltäne oder fr. Si—
cilienne, f. der fizilifche Schäfertanz, deifen Weife
und Beitmaß; Siciliano, m. oder alla siciliäna,
it. (fpr. ce = ti) nad) fizilifher Art und Weife, in
ſiziliſcher Schäfertracht; nach Art des ———
Schäfertanzes; ſtzilianiſche Veſper, ſ. unter
eiper.
Sizingmaſchine, f. die Zeim- oder Schlihtmafchine
(in der Weberei).
Stabies, f. (1. (v. scab£re, — ſchaben) Heilk.
die Krätze, Räude; ffabids (I. scabiosus), krätzig,
grindig; Stabiöfe, f. nl. (scabiösa) das Grind⸗
raut, Räudefraut, ein Gartengewächs.
Skandinavien 805
ftabrös, I. (scabrösus, von scaber, vauh) rauh,
— höckerig, unausgeputzt; mißlich, ſchwierig,
gefährlich; ſchäbig.
Skäla, f. I. und it., oder Skale, die Leiter, Stiege,
Stufenfolge; Tonf. die Tonleiter, ununterbrochene
Stufenfolge der Töne; auch die Gradleiter bei
Wettergläjern und ähnlichen Werkzeugen, Gradab—
teilung od. Gradeinteihung; im Verficherungsfad):
der wechjelnde Warenwert einer Berficherung wäh—
rend der Verficherungsdauer; daher: Sfala-Ber-
fiherung, eine Warenverficherung mit zu» und
abnehmenden Werten; sealäres anni, pl. Stufen-
jahre; scalaria, f. nl. die Treppenmufchel.
Sfalde, m. (altnord. u. ſchwed. skald) ein Dichter
oder Sänger der alten jfandinav. Völker.
ſtalẽniſch, gr. (skaldnös, &, ön, eig. hinfend, wan-
fend) uneben, fchief, ungleich, def. ungleichfeitig (v.
Dreieden gebräuhlidh); Sfalenoeder, n. eine von
(3 oder 12) ungleichjeitigen Dreieden begrenzte
Kriſtallform.
ſtalpieren, I. scalpẽre) ſchneiden, eingraben (z. B.
ein Bild in Stein ꝛc.); abhäuten, die Haut von der
Hirnschale abziehen, wie die nordamerikaniſchen
Wilden ihren Feinden zu tun pflegten;’Stalp, m.
(engl. scalp) die Kopfhaut, bef. die von norbameri-
fanifchen Wilden den Feinden abgezogene Hirn-
ihalhaut; Skalpéll, n. I. (scalpellum) ein Zer—
liederungsmefjer der Wundärzte mit feftftehender
linge (verjchied. von Biſtouri, wo die Klinge
eingejchlagen wird); Skulptür, f. (1. scalptüra) das
Schneiden, Graben mit dem Grabftichel; Def. Die
Kunſt, Heine erhabene Arbeiten (Reliefs) auf Stei-
nen und Stempeln darzustellen (verjchieden von
Sfulptur).
Skalſis, f. gr. (v. skällein, ſcharren, hacken) Heilk.
das Haden, Kragen, Scharren.
Stamillen, pl. I. (scamillus, Bänkchen, Verl. von
scamnum, Bank) Bauf. Vorfprünge, niedrige Auf-
fäße, Platten an Säulen.
Sfandal, n. u. m. (fpätl. scandalum, v. gr. skän-
dälon, eig. das Stellholz in einer Falle, der Fall—
ſtrick) Argernis, Auffehen, Anstoß; eine ärgerliche,
ſchändliche Sache; Geräufh, Lärm; Studenten-
ipradhe: ein Zmeifampf; scandälum accöptum,
n. ein genommenes —, sc. datum, ein gegebene
oder veranlaßtes Argernis; flandalieren, Stan-
dal machen; ſtandaliſieren (ipätl. scandalizäre,
fr. scandaliser), ärgern, zum Böjen — ein
Ärgernis geben; in geräuſchvoller Weiſe ſich über
etwas aufhalten; ſich ſtand—, ſich ärgern oder
ftoßen an etwas; ffandalds, nl. (fr. scandaleux)
ſchändlich, ärgerlich, anftößig; Standal-Chro-
nik od. ffandaldje Chronik, j. Chronik.
Standium, n. nl. ein von Nilfon entdedtes eigen-
tümliches Metall, jo genannt, weil die Mineralien,
aus denen e3 bis jeßt dargeftellt wurde (Gadolinit
u. Eurenit), nur inSfandinavien (j.d.) vorfommen.
ffandieren, I. (scandöre, d. i. eig. fteigen, hinan—
jteigen) einen Vers nad) feinen Gliedern abmeffen,
taftmäßig abteilen, ohne Rüdfiht auf den Inhalt
des Berjes; Sfanfion, f. (I. scansio) die Versmeſ—
jung, Bersteilung; scansdres, pl.nl. Klettervögel.
Sfandinapien, n. (l. Scandia od. Scandinavia, f.;
wahrjc). von ſanskr. skand, fpringen, jo daß die
Sfanden od. Sfandinavier urfpr. = Scythen, d. 1.
Nomaden, waren) die nordeuropäijche Halbinfel,
welche Dänemark, Norwegen u. Schweden begreift;
dah. ffandinäpifche Spraden, Literaturae.,
nordiſche, bef. altnordische 2c.; Sfandinapismus,
m. od. Skandinaventum, n. das Beſtreben, dieje
806 Standir
drei Reiche zu einer Geſamtheit od. auch zu einem |
Schutz- u. Trugbindnig zu vereinigen; die litera-
riſche Richtung Ibſens und Björnfone.
Standir, ın. gr. der Kerbel.
Stapha, f: 1. (v. gr. skäph&, von skäptein, graben)
überh. ein ausgehöblter Körper, Trog, Wanne;
Kahn, Schiff; Heilt. dad Kahnbein, Ohrſchiff, die
Bertiefuug am äußeren Ohre; scapham scapham
dieöre, einen Kahn Kahn nennen, d. i. das Kind
beim rechten Namen nennen, frei herausſprechen;
Staphander, m.gr. ein Schwimmkleid, Shwimms
gürtel von Kork zc.; Staphiten, pl. Kahn-Ammo-
niten: ffapheotdifch, fabniörmig, Ichiffförmig.
Sfaphander, Sfaphiten 2c., |. unt. Scapha.
Stapulalgie, £. I.-gr. (v. I. scapüla, Schulterblatt)
Heilf. Schulterſchmerz; Sfapulier, n. (nl. scapu-
läre od. scapularfum) ein Schulterrod, Schulter-
Heid der fathol. Ordensgeiftlichen, welches vorn u.
hinten über die Schultern herabhängt; Heilf. die
Scuiterbinde; aud) der Roſenkranz (Baternojter),
altd. Schapel (fr. chapelet).
Starabius oder Sfarabäus, m. I. (gr. kärabos,
ägypt. cheper), pl. Starabien oder Sfarabäen,
Naturk. Käfer; auch Käferiteine, altägyptilche, für
heilig gehaltene gejchnittene Steine (Gemmen)
die auf der erhabenen Seite die Form eines Käferg,
in der Einjenkung ein Feines Götterbild haben.
Sfardammpgmus, m. od. Sfardampris, f. gr. (v.
skardamyssein, blinzeln) Heilk. das Blinzeln;
Stardanınft(cs), m. ein Blinzler.
Stären, i. Scheeren. FE
Starififätor, m. lat. }. jfarifizieren.
ffarifisteren, I. (scarificäre) fhröpfen; auffchligen
mit der Zanzette, 3. B. das Zahnfleiſch; Skariſika⸗
tion, f. (scarificatio) das Schröpfen; Sfarififä=
tor, m.nl. ein wundärztliches Werfzeug zum Auf-
rigen der Haut; auch der Schröpfichnepper; ein
Aderwerkzeug zum Aufrigen u. Lockern des Bodens,
— Eritirpator if. d.) u. d. engl. Grubber (pr.
röbber); Sfarififatorien, pl. zufanmengejegte
erfzeuge zum Schröpfen.
Skat, n. (v. altfr. escart, jet Ecart, das Ablegen im
Kartenspiel, die abgelegten Karten; vgl. it. scatto,
das Abjchnellen, — der Abfall, Wegmwurf) ein deut-
ſches Kartenjpiel unter drei Perſonen; Sfat legen,
= ecartieren.
Skating-Rink oder -Ning, m. engl.-amerif. (fpr.
ßkehting —; von skate, der Schlittſchuh, to skate,
Schlittſchuh laufen, u. ring, amerif. rink, der ge-
ihlofjene Kreis) die Rollſchuhbahn, eine die Eis—
bahn erjegende Aſphaltfläche, auf welcher mit
Räderſchuhen gelaufen wird.
Statol, übelriehende, farbloje Kriftalle, die Ian in
faulenden Eiweißjtoffen, in den menjhlichen Exkre—
menten bilden.
Clason und ſtazoͤntiſch, gr. (von skäzein, Hinfen)
j. Choliambus.
Efein od. Efain, engl. (ſpr. jfehn) ſ. Lea.
Efeireins, f. got. (jpr. ſtihrihns) Erklärung, Aus-
egung.
Stelalgie, f., gr. (v. skelos, n. Schenkel) Heilk.
Schentelſchmerz; Skelonkus, m. eine Schenfelge-
ſchwulſt; Stelotärbe, f. das Wanken der Schentel
aus Schwäche; aud) der Veitstanz od. die Kriebel-
franfheit.
Skelett, n. (v. gr. skeletös, €, On, d. i. ausgetrodnet,
dürr, v. skellein, dörren; dah. skeletön, sc. 8öma,
ein ausgetrodneter Körper, eine Mumie) das Ge-
rippe, Knochengebäude, Beingerüjt; fkefettieren,
ausrippen, das Gerippe eines Körpers bloßlegen;
Stirten
Stelettift, m. Mal. ein Gerippmaler, ein Spott-
name derer, die, um den menschlichen Körper recht
wahr zu zeichnen, überall das Grundgebäude des-
jelben und die Muskeln grell durchſcheinen laſſen;
Efeclettit, m. eine Öerippverfteinerung ; Sfeletto=
graphic, f. gr. Beichreibung von Gerippen; Sfe=
lettopöie, f. die Ausrippungsfunit.
Skeleton, n. engl. (fpr. Blel’t'n; engl. skeleton, das
Skelett, Gerippe, Knochengerüſt; Geſtell eines
Regenſchirms, Schlittens ufm.), Schußgeitell,
Schupleifte, Holzverichlag; ein Schlittengeitell,
gleichſam das Gerippe eines Schlittens, lediglich
aus Holzrippen gebaut daher ftelettähnlich; Latten—
Ichlitten, leichtes Geſtell; Efeletonfahrt, f., ein
jeßt jehr beliebter Winterjport (das Fahren mit
folhen Sfelettichlitten, die der Fahrer auf dem
Bauche liegend fteuert); skeleton-case, f. engl..
(ipr. — feß, von engl. case, Behälter, Kaſten, Kite),
ein Zattenbehälter, Lattenfiite, Zattenverichlag
G B. zur Berpadung von ZTonpfeifen, feinen
ofinen uſw.).
Skenographie 2c., |. unter Scene. J
Stkepaſterion oder Skepäͤſtron, m. gr. (Skepäzein,
bedecken) Heilk. eine bedeckende Hauptbinde.
Sfepjis od. Skeͤpſe, f.gr. (v. skeptesthai, betrachten;
eig. Betrachtung, Unterfuchung) der Zweifel, die
Biweifelfucht; Steptifer, m. (gr skeptikös) eig.
um Betrachten oder Unterfuhen geneigt) ein
Aeifter, Zweifeljüchtiger; bef. eine pilofophen-
Schule im Altertum; Skeptizismus, m. Die Lehre
der Skeptiker, Zweifellehre, vgl. Byrrhonig-
mu3; die Zweifelfucht, der Zweifelgeilt; ſteptiſch,
an allem zweifelnd, zweifeljüichtig.
sketches, pl. engl. (ſpr. ſtetſches) = Skizzen.
Ski, m. dän. der Schneeſchuh (aud) Sfier, von dem
dänischen Plural skier); Sfilänfer, m.der Schnee»
ſchuhläufer.
Skiagraphĩe oder Sfingraphie, f. gr. (v. skiä, f.
der Schatten) ein Schattenrig, die Abjchattung;
Durchleuchtung; Seitenanficht, Grund- oder Auf-
riß, Entwurf; aud) die Kunjt, die Zeit nach dem
Schatten zu beitimmen, Sonnenuhrfunft; Skia—
machte oder Sfiomadjie, f. ein Schattengefecht,
eine SP Sfiäther, m. (gr. skiathe-
ras, eig. Schattenfänger, von therän, fangen) der
Schattenzeiger, Schattenweiler; Sfieropte, f. (v-
skierös, Hattig) Heilf. dag Schatten- od. Dunfel-
ſehen, die Gefihtstäufchung, wobei der Kranke alle
Gegenftände dunkler ſieht; Sfiomantie, f. das
Wahrjagen ausdem Schatten, die Schattendeutung;
auch — Nefromantie; Skioptikon, n. Xebel-
bildwerfer = Scioptifon, | d.); Stiaftap, n.
Schattenprüfer, Sonnenuhr; Sfioftat, m. Son-
nenzeituhr; Skiatrophie, f. die Erziehung im
Schatten, d.i. im Zimmer, ohne wohltätigen Ein»
fluß der äußeren Welt, dah. weichliche Erziehung;
auch Stubengelehriamteit.
Skidlöpare vd. Stielöpare, m. ſchwed. u. norweg.
(v. skid, eine Art hölzerner Schlittſchuhe, um da—
mit über den gefrorenen Schnee zu gehen, u. 1ö-
pare, ein Zäufer, v. löpa, laufen) ein Schlittſchuh—
läufer über den gefrorenen Schnee, in Norwegen
und Lappland, auch unter den Truppen.
Stint, ſ. Stink; Sfirrhus, |. Scirrhus; flifie-
ren, ſ. jfüfieren. j
Sfipetären, m. pl.(d. h. Felsbewohner) nennen ſich
die zur griechifchen Sprachfamilie gehörenden Al-
banier od. Arnauten.
Skirten, pl. (tufj. skird, poln. styrt, styrta, Scho-
ber) die großen, im Freien aufgefegten Heu- und
Skizze
Getreidehaufen der Steppenbewohner des ſüdlichen
Rußlands.
Skizze, f (vom it. schizzo, m., pl. schizzi, ſ. d.; es-
uisse) eine flüchtig hingeworfene, nicht ausge—
(ine Zeichnung; der Umriß, flüchtige Entwurf,
orentwurf, die Grund» od. Hauptziige einer Rede,
Sache ꝛc.; ſtizzieren (it. schizzare), einen Vorent-
wurf maden, die erjten Grundziige oder Grund-
Linien zeichnen, flüchtig hinwerfen, andeuten u. ſ. w.;
Sfiszift, m. Mal. ein Entwerfer, der ſich immer
nur mit charakteriftiihen Umriſſen begnügt u. die
forgfältige Ausführung unterläßt.
— m. ſchwed. (fpr. ſchuts) der Vorſpann, die
ojtfuhre, Boftpferde; Stjutsbonde, m. der Poſt—
bauer, Boitillon.
Sflave, m., Sflavin, f. (fr. esclave, prov. esclau,
ipan. esclavo, it. schiavo, engl. slave; von den
Stan, ehem. Sklaven, ml. Sclavi genannt, die
von den alten Deutſchen zu Gefangenen gemacht
u. als Knechte verfauft wurden) Zeibeigene, Men-
Ichen, die al3 das Eigentum anderer wie eine recht-
It7e Ware behandelt werden; dah. die Sklaberei,
ſtlatiſch 2c. \
Sklerin od. Sfleriäfis, f. gr. (von sklerös, &, Ön,
troden, hart, rauh ꝛc.) Heilf. die Schwiele, das
Hühner od. Krähenauge; Sflera od. Sklerotika,
die 15 des Auges; Sfferitis, f. Entzün-
— ugenhornhaut; Skleröma, n. Heilk.
eine Verhärtung; Sflerometer, n.eine von Grai—
lich und Pekarek erfundene Vorrichtung zur
Meſſung der Härte der Kriſtalle; Skleröſis, f. (v.
sklerün, verhärten) die Trodnung, —
Verkalkung; Sklerotika, pl. austrodnende Mitte
Sklerötiich, verhärtend, austrodnenv.
Sfog, m. ſchwed. dichter Wald.
Stoleftäjis, f. gr. (v. skölex, der Wurm) Heilf. die
Wurmfrankheit; ſtolekẽdiſch, murmartig; Sfole=
tologie, f. Naturgefhichte der Ringelwürmer.
Skolion, n., pl. Sfulia od. Sfolien, gr. (v. skoliös,
frumm, gewunden) Tijch- oder Rundgelänge der
alten Griechen, bei Gaftmählern und Gelagen nicht
der Reihe nad), jondern je nach der Neigung der
Gäſte gefungen (dah. der Name, gleich Schlangen
od. Ziczadlied); Stoliodoxie, f. (von döxa, Mei-
nung) verfehrte Meinung, Querföpfigfeit; Sko—
liõnia, n., od. Skoliõſis, f. (v. skoliün, krümmen)
— eine Seitenkrümmung des Rückgrates, ein
eitenbuckel.
Stolopender, ın. gr. (Skolopendra, f.) die Aſſel, der
Kellerwurm, Tauſendfuß, ein Kerbtiergefchlecht mit
ſehr vielen Füßen.
Sfomma, n. gr. (skömma, von sköptein, nadhäffen,
verjpotten) eine Spottrede, ein Wiß- oder Stichel-
wort; Spott, Nederei; ———— od. ſtöptiſch
(gr. sköptikös), ſpitzig, ſtichelnd, anzüglich; Skop—
tifer, m. ein Spötter, Höhner, Necker; ſtoptiſie—
ren, ſpötteln, neden, höhnen.
Skonto, it. = Diskonto, j. d.; ffontieren (it.
scontäre), =di3fontieren, abrechnen, abziehen;
bei. Waren, die auf Zeit verfauft, od. Wedel, die
auf eine entferntere Bet fällig find, unter Abzug
einer Vergütung ſogleich bar bezahlen.
flontricren u. reſtontrieren, od.r.riffontrieren,
it. (scouträre, risconträre, eig. begegnen, antreffen,
|
t
von 8— l. ex, u. contra, gegen) Kfipr. gegen- od. |
miteinander abrechnen, abgleichen, Schuld und
Forderun — halten und ausgleichen;
auch Be nmeijungen abrechnen; Skontro und
Reſtontro oder r. Riſtontro, m. gegenjeitige Ab-
gleichung, Abrechnung der Schuld und Forderung;
Storzonere 807
Skontro-Buch, n. ein Se zum täg-
lichen Eintragen der gegenfeitigen Gefchäftsvorfäle,
welche fich auf gewiſſe Gegenjtände beziehen, wo—
nah man 3. B. Meß-, Schulden-, Wechſel-
Waren-Skontro-Bücher hat; Sk.-Tage, p).
Abrehnungstage, Zahlungstage in der Mefzeit;
Sfontrino, m. der —— —— — Gegen—
oder Ausſchnittbogen, ein Stück Pergament, im
Zickzack aus einem Buche herausgefchnitten, das
die ——— enthält (beim Friedenſchließen mit
den Barbaresken gebräuchlich, damit die Reis od.
Kapitäne der Kaperſchiffe, wenn ſie nicht leſen
können, durch Vergleichung mit dem herausge—
ſchnittenen Blatte [scontrino], welches dem Kauf—
fahrteiſchiffe mitgegeben wird, ſehen können, wem
das Schiff gehört ac.).
Skopétz, m., pl. Stopzy, Sfopzen, ruſſ. (v. ssko-
pit), gr. köptein, fappen, bejchneiden, faftrieren)
Selbſtverſtümmler, die fich ver Fähigkeit zur Fort-
pflanzung berauben, eine religiöfe Sefte (dab. unfer
Subſt. Schöp3, d. i. verjchnittener Scafbod,
tichech. skopec, Hammel).
Skopus oder Skopos, m. gr. (sköpös, skopein
ſchauen, jpähen) das Augenmerf, Biel, der End—
zweck, die Abficht.
Storbüt, m. (nl. scorbütus, it. scorbuto, fr. scor-
but, holl. scheurbuik, niederd Schärbuf, ſchwed.
skörbjugg, engl. scurvy, wahrſch. v. Schorf, engl.
scurf)Scharbod, Mundfäule, Zahnfleiſchfäule, eine
aus verdorbenen, ſcharfen Säften entſtehende Kranf-
heit, welche beſ. die Seefahrenden befällt; ſtor—
bũtiſch, mit der Mundfäule behaftet.
Skordien-Kraut, n. (v. gr. skördion, l. scordium)
Sumpf-®amander, Lachenknoblauch, eine ſchweiß—
treibende Arzneipflanze.
Sfordinimea, n. = Kordinema, j.d.
Efore, n. engl. (fpr.jfohr; verw. mit ſche ren, angelj.
und althod)d. scéran, scar 2c., fchneiden) eig. dag
Kerbholz; eine Zahl von zwanzig, die Stiege; Früher
ein Steinfohlenmaß in London = 21 Chaldrong
(eig. nur 20 Ch. mit 1 Ch. Aufmap).
Sforie, f. gr. (sköria, v. skör, Kot; I. scoria, die
Sclade, Eifenfchlade; ſtoriſch, ſchlackenartig, ſchül—
ferig; Skorifikation, t. nl. die Verſchlackung, das
Berwandeln in Schladen.
Storififation, ſ. unter Skorie.
Sfurodit, m. gr. (v. skörodon, Knoblauch) Knob—⸗
lauchjtein, Arjeniffinter, ein grünes Mineral, das
vor dem Lötrohre Knoblauchgeruch gibt und aus
arjeniffaurem Eifen beiteht.
Sforpiän, m. (v. gr. skorpfos, I. scorpio u. scor-
pius) ein frebsähnliches Kerbtier mit einem geglie>
derten Schwanze, deſſen mit Gift gefüllter fcharfer
Stachel oft gefährlich verwundet; in der Gternf.
eines von den 12 Sternbildern des Tierfreifes; im
Altertum auch eine bei Belagerungen ꝛc. gebrauchte
Kriegamafchine; auch eine durch eingeflochtene
Knochen⸗ u. Metallſtücke jehr ſchmerzhaft wirfende
Seibel; Sforptonilithen, pl. ſtorpionähnliche
Beriteinerungen.
Skorſo, m. it. (von scörrere, verfließen — I. ex-
currere) Kfſpr. der verflojjene Monat, — passato;
auch die Verfallzeit eines Wechjels.
Skortum, n. I. ein liederliches Weibsbild, gemeine
Dirne; Stortation, f. nl. die Unzudt.
Eforzo, m. it. ein ehem. Getreidemaß in Nom —
Ya Rubbio = 13,385 1.
Storzondre f. (it. scorzonera, v.scorzöne, ſchwarze
Natter, jpan. escorzon, escuerzo, Krüte; fr. scor-
808 Skoſſion
sondre) die ſpaniſche Haferwurzel, Schwarzwurzel,
auch Schlangen- oder Naturwürzel.
Sleepinp-car
Silber (im Werte von 4-6 Mar) und von Gold
im Werte von 113—116 Mar).
Stoffton, f. (v. it. scossäre, rütteln, fhütteln, — I. , Sfuld(a), f. nord. Fabell. eine der Nornen, f. d.
gleich). excussäre, v. excussus, aa dv. excutẽre)
Kfipr. die Gelderhebung, der
Wechlelgeldern.
Sfotäsma od. Stotöma, n., Skotomic,
skotäzein, skotün, verfinftern) od. Sfotodinie, f.
(v. skötos, Finsternis, u. dine, Wirbel, Schwindel)
Heilf. die Verfiniterung, das Schwarziverden vor
gehemmt wird; Stotograph, m. ein Werkzeug,
im Dunkeln zu fchreiben, ein Dunfelfchreiber.
Sfotation, f. ml. (v. dtſch. Schoß, isländ. skaut,
ſchwed. skot, od. v. Schoß, isländ. skot, engl. scot,
shot, Abgabe 2c.?) eine altdeutſche und altnord.
Form der Bejigübertragung eines Grundſtückes,
indem der Übertragende ein wenig Erde od. reines
Kraut von dem Grundſtücke dem Erwerber in den
Schoß warf.
Sfotismus, m. nl. (vom I. Scoti, die Schotten) die
ſchottiſche rn a
Skottiten, pl. Anhänger des Duns Sfotus, eine
rijtl. Sekte feit dem Ende des 13. Sahrh.
Skfrans, Grus, Tabafgrus (vgl. Scrubs). _
Ströphel od. Sfrofel, f., pl. —n (I. scrophüla oo.
scrofüla, v. scrofa, Sau, weil die Schweine häufig
damit behaftet find), die Driüfengefchwulit, ge-
ſchwollene und verhärtete Drüſen am Halfe; aud)
ein Kropf; Sfrofulds, ni. drüſenkrank; Eröpfig
oder Fropfartig; Sfrofularinden (l- Scrophu-
larin&ae), Sadjenblümler, eine Pflanzenfamilie;
Skrofularia, f. Braunwurz, eine dazu gehörige
Pflanze, früher gegen Drüſengeſchwülſte u. Bräune
gebraudtt; Skrofülismus, m. nl. die ffrofelhafte
oder drüſenkranke Befchaffenheit.
Sfrüpel, 1) m., tr. n. (l. scrupülum od. scripülum,
n. v. scribere, fchreiben; eig. ein Strich, eine Linie)
Meßk. ein Zehntel einer Linie, ſ. d.; auch der fech-
zigite Teil eines Grades (eine Minute); beim frihe-
ren preuß. Medizinalgewicht !/;, Drachme oder Y,
des alten Quentchen, Y/;s Xot 0d.20 ran — 1,218 g;
2) m. (l. (scrupülus, eig. ein ſpitzes Steindjen) der
Zweifel, Anftoß, die Bedenflichkeit, der Gemifjens-
et ſtrupulieren, nl. nachfinnen, grübeln,
ich Bedenflichkeiten u. Zweifel madıen; ffrupulös, |
mpfang, bef. von |
f. gr. (d. |
Skumbrija od. Skumbra, f. ruff. (v. gr. skömbros,
|
|
den Augen, ein Schwindel, wodurd die Sehfraft
Stythe, |. Saythe.
Slaͤchta, f. poln.,
Sfuller od. Sculler, m., pl. Sfulfers, engl. (von
scull, ein Boot mit einem Ruder von hinten be-
wegen) Kühne od. Nachen zum Überfegen, be. auf
der Themſe.
{. scomber) die Mafrele, bef. des Schwarzen Mee-
res, ſ. Scomber.
Sfunf, m.engl. das amerifanifche Stinftier; Stunts
od. Skunken, m. pl. Stinftierfelle, ein ſchwarzes
Pelzwerk aus dem Felle des GStinftiers.
Skuͤptſchina, f. ferb. (v. sküpiti, verfammeln) die
beratende Verfammlung, Landesvertretung oder
der Landtag bei den Serben.
Skuta, f. (vgl. Schuit, Schüte) ein finnifches ſpitzi—
ges, einmaftiges Fracht-Fahrzeug.
Sfutelliten, pl. nl. (vom l. scutella, Schäldhen,
Schüffelhen, Verkl. von scutra, Schale) eine Art
— oder eirunder, flach gewölbter verſteinerter
eeigel.
Sky-scraper, m. engl. (ſpr. ßkaißkrep'r; von engl.
sky, Himmel, Wolfenhimmel, Yuftraum, und to
serape, jhaben, kratzen) Himmels- oder Wolten-
fraßer, befonder3 hohe Häufer in Amerifa (17 bis
24 Stod hoch); skylight, n. engl. (fpr. ßkailait),
Oberlicht.
polniſche Adelsverſammlung,
polniſcher Adel.
Slam, m. engl. (ſpr. ßläm; v. slam, das Zuſchmei—
Ben, der Schmiß, zuſchmeißen, zuſchlagen, erſchla—
a im Whiſt alle Stiche, der Allſtich, Matſch, auch
hlemm, Slam oder Shlemm maden, alle
Stiche maden.
Slang, n. engl. (pr. Bläng) die jedem Stande eigen-
tümliche Kunſtſprache, die bejonderen Ausdrücke,
z. B. bei den Wettrennen, Hahnenkämpfen, Fauſt—
kämpfen, die den Laien unverſtändliche Kunſtſprache
od. das Kauderwelſch der Arzte, Advokaten, das
Rotwelſch der Gauner, Diebe, Bettler u. ſ. w.
Slant, m.,pl.Sfantar, eine alte ſchwediſche Kupfer—
münze, gegen 4 Pf. an Wert.
slargändo, it. (von slargare — fr. elargir, erivei-
tern, ausdehnen) Tonf. abnehmend, hinſchwindend.
[. (scrupulösus; fr. scrupuleux) bedenflih, voll Slate, m. Se ein freier Neger in Afrika,
Bedenflichkeiten, ängftlich, peinlich. allzu behutſam |
oder vorlichtig; Skrupuloſität, f. (scrupulositas) |
die Bedenflichfeit, Angitlichkeit, Beinlichkeit. |
ffrutieren, I. (scrutäri) oder ffrutinieren, nl. (it. |
scrutinare) durchſuchen, nachjpüren, ausgrübeln;
Stimmen jfammeln; firutäbel, nl. erforſchlich;
Stfrutätor, m. I. oder serutatöre, m. it. iiberh.
Forſcher, Prüfer; bef. ein Stimmenfammler; Wahl-
prüfer; Hr serutatöri, die drei Stimmenfanmler
bei der Biſchofs- od. Bapftwahl; Efrutinium, n.
l. die Durchſuchung, Nachforſchung, Unterfuchung,
beſ. vor Übertragung eines geiſtlichen Amtes;
Biſchofswahl durch Stimmenſammlung in der ka—
tholiſchen Kirche; dah. überh. Wahl mittels Stimnt-
zettel od. Kugelung, Wahl, geheime Wahl; Stim—
menjammlung, verbunden mit Stimmenprüfung
oder -unterſuchung hinfichtlid) der Gültigkeit, Ab-
ffimmung; per serutinium, durch Stimmen-
jammlung, bef. bei ver Bapitwahl; Mitenffruti- |
nium (fr. scrutin des listes), Liſtenwahl.
der mit Sklaven handelt.
Slaͤva oder Siamwa (Ipr. Hldwa), f. eig. Ruhm, ala
Subelruf der Slaven: Heil dir! Hoch! Hurra!
Sfaven oder Slawen, pl. jlav. od. ruff. (gew. von
ssläwa, Ruhm, abgel.; n. a. von sslöwo, Wort, als
Redende od. Völker einer Sprache; wahrſch. urjpr.:
die Selbftändigen, Freien) ein großer, bef. im öſt—
lihen Europa verbreiteter Volksſtamm, wozu Die
Böhmen, Polen, Ruffen, Wenden ıc. gehören; ſlä—
viſch od. ſlaͤwiſch, den Slaven eigen, ihnen ähnlich,
gehörig,dah. flavifhe Spraden Literatur:c.;
jlaviſieren, ſlaviſch machen; Slavismus, m. das
Slaventum; auch = PBanflaviemus,f.d.; Sla⸗
vomanie, f. die übertriebene Vorliebe für das
Slaventum; Siabomane, m. ein für das Slaven-
tum an Stavophile, m. Slaven-
freund.
' &lee, n., r. f. (zgez. aus slede, Schlitten) im Hol.
eine Machine, um Schiffe ans Land zu ziehen,
Schiffſchlitten.
Sfudo, n., pl. Studi, it. eig. ein Schild, Wappen- Sleeber, m. Schwellholz, Schwelle. _
ihild (v. I.scutum; vgl. fr. 6cu, prov. escut, jpan. | Sleeping-car, m. engl. (fpr. ßlipingkär), Schlaf-
escudo) ein Schildtaler, der alte ital. Taler, von wagen.
slentändo
slentändo, it. Tonf. dämpfend.
Slibowiz, |. Sliwowiza. er
Slip, n. engl. ein engliiches Map für Leinengarn
— 1800 engl. Ellen od. Yards (f. d.); der Helling,
ein Pfahlwerk auf Schiffswerften, das fich nad)
dem Waſſer zu neigt und von dem die Schiffe von
Stapel gelafjen werden. H
Slipper, m. engl., pl. Slippers, Zubichlüpfer,
antoffel; Gummiſchuh, die auch die Oberfeite des
chuhs bededen; auch eine Art Fußmwärmer.
ſſipping, engl. ſchlüpfend, ausgleitend.
Slips “ gem. sing. m., engl. (v. slip, eine Schlinge
— gew.der Schlips, lange ſchmale ER
tücher mit großen Schleifen, die Halsjchleife, Hals—
slissäto, it. Tonf. ſanft, gejchleift. [binde.
Slitage, k(ſpr. —ahſch) die Abnußung eines Schiffes.
Stiver=bor, f.engl.die Anlegemafchine (in derSpin-
nerei), vgl. Bor.
Sliwowiza, f. u. Sliwowiz, m. jlav. (von ruf. u.
poln. ssliwa, Schlehe, Pflaume) Bflaumenbrannt-
|
wein, aus Bflaumenfernen u. Weintrejtern bereite- |
ter Branntivein in Böhmen.
Sloboͤde, f., pl. Sloboͤden, rufj. (sslobodä, verderbt |
aus sswoböda, Freiheit) ein großes, aus einer
— Ober Zeile bejtehende3 Dorf; lange Straße, |
Boritadt.
Slogan, m. engl. u. ſchott. (v. gäl. slogan, zgez. aus
sluag-ghairm, Heergejchrei; fchott. auch) sluggorne,
slughorne) das uralte rhythmiſche Kriegögefchrei
der feltiihen Schotten oder Hochländer, der Ver-
jammlungsruf der Krieger eines Clans.
Slöka, m. ſanskr., in den epifchen Gedichten der In—
der ein Doppelvers, der aus zwei en
a deren jede in der Mitte eine Zäfur
. d.) hat.
Sloop, engl. (ipr. ßluhp) oder SIup, n. (= Sca-
luppe, j. d.) ein engl. Heineg, —— ſchnell⸗
ſegelndes Fahrzeug, beſonders zum Auskundſchaf—
ten dienend.
Slops, pl. engl. (vom dtſch. ſchlapp, ſchlaff) weite
Schifferhofen.
Slowaͤlen od. Slawaͤken, pl. ein Zweig der Nord-
Haven in Oſt-Mähren und Nordweit-Ungarn;
Stomwenen, Slowenzen od. Slowinzen, pl. ein
ſüdſlaviſcher Volksſtanim in Krain, Kärnten, Steier-
marf und Sitrien.
Smad, j. unter Eoffre.
Smaf, m. niederd. (holl. smak, engl. smack; fr. se-
maque) od. Schmale, f. eine Art einmajtiger Han-
delsichiffe, bej. bei ven Holländern.
Smala, f. arab. (semalah, samalat, Schar, Familie)
die Familie und die Angehörigen, der Hof, d. i. die
Umgebung, Dienerſchaft 1.Gelolge eines arabischen
Emir3 oder Füriten.
Smalfen, n. (von holl. smal, ſchmal; fr. smaleken) |
eine Art dünnes Zeug aus Harlem.
small-beer, n. engl. (fpr. Bmählbihr; von small, |
flein; ſchwäch, dünn) Dünnbier, Halbbier.
Smalte oder Schwmalte, f. engl. smalt; aus it.
smalto, jpan. esmalte, fr. &mail, ml. smaltum, tvel-
ches aber von dem deutfchen Schmelz abftammt)
Schmelzblau, Blaufarbenglag, Kobaltglas, gepul—
vertes, durch Kobaltoryd blau gefärbtes Glag, als
Färbeſtoff benußt.
smaniöso od. con smänia, it. (v. smania, Wut, v.
gr. mania, ſ. Manie) Tonf. wiitend, rafend, mit
dem Ausdrud des Wahnſinns.
Smardgd, m. (vom gr. märagdos, smäragdos, grü- |
ner Krijtall, I. smaragdus; dieſe aber vom perf.
t
ſobre 809
ein grüner Edelſtein, aus Kieſelſäure, Tonerde u.
Berhllerde beſtehend; Suaragd-Opal, m. grün-
licher Opal; &,-Prafer, m. |. Plasma; Smas
ragdit,m.fürnigerStrahlftein aus Korſika; Smea=
ragdochalcit, m. Salzkupfererz.
ſmart, engl. (pr. Bmärt) gepußt, elegant; feiner,
flotter Kerl; amerifan. auch: gerieben, geriffen,
durchtrieben, Schlau (ein ſmarter Yankee).
Smeeſche Kette, f. eine galvaniſche Kette, deren ne—
gatived Metall aus Silberplatten befteht, die auf
alvanijchen Wege mit einer Schicht fein zerteilten
Blatins überzogen find.
Smögma, n. gr. (v. smöchein, reiben, wiſchen) Seife,
Schmiere; Talgdrüfenfettigfeit; Smiettifa, pl.
Heilk. reinigende, abſpülende Heilmittel; ſmektiſch,
reinigend, abſpülend; Smektin, m.der Seifenſtein;
Smektit, Walkererde; Smẽxis, f. das Abreiben,
Reinigen, Glätten.
Smetten, |. Schmetten. |
Smilar, m. gr. Benennung verſchiedener Gewächſe,
Saſſapärille; Smilazin, n. ein Friftallifier-
barer Beftandteil der Safjaparillewurzel; China—
Smilar, j. Chinawurzel.
Smintheus, m. gr. (Smintheüs) ein Beiname des
Apollo: der Sminthifche, von Sminthe, einer
Stadt im Gebiet von Troja; n.a.— Mäufetöter,
von dem fretifchen Worte sminthos, eine Feldmaus.
sminuendo, sminnito, it. (= diminuendo, dimi-
nuto) Tonf, abnehmend.
Smirgel, m. (it.smeriglio, fpan.esmeril, fr.&meri,
altfr. emeril; v. gr. smiris, smyris) der Schmir-
gel oder Schmergel, zum Schleifen und Polieren
der Steine und Metalle gebrauchte Körper von
verjchiedener Art, bej. ein Krengflüffiges Eijenerz;
Berg. körniger Korund (1. d.).
Smoking, m. engl. die Morgenjade, Hausjoppe;
Smoking jadet, n. (gew. furz: Smofing) das
Tradjadett, ſchwarzes Gejelichaftsjadett.
Smolis, ſ. Shmolli2. '
smor6ndo, it. (v. smorire — l. emori) Tonk. hin-
ſterbend.
Smorfien, pl. it. (sing. smorfia, entweder v. gr.
morphg, Form, Geitalt, und dem it. verneinenden
u. trennenden s für dis, ſ. d.; oder v. it. morfia,
das Maul, die Freffe, morfire, tüchtig frefjen, altfr.
morfier, v. altholl. morfen, nıhochd. murpfen, ab-
freffen) = Grimaſſen (. d.), Biererei.
smorzändo od. smorzäto, it. (vd. smorzäre, aus-
löſchen, von morire, jterben) Tonf. verlöfchend,
ſchwindend, immer ſchwächer.
ſmuüggeln, Smuggler, ſ. ſchmuggeln ıc.
Smyrna-Stid, m. = Kaiſerſtich, eine Art des
Stickens mit Kreuzftic).
Sneer, m. engl. (fpr. ßnihr) der Hohn, Spott, das
Johnlahhen, Nafenriimpfen, die höhniſche Miene;
tichelrede; Grinjen.
Snegürotſchka, f. ruſſ. (jpr. Bne—; von snegg,
Schnee) Schneewittchen, Titel eines befannten
Tonſtücks von Tſchaikowſky.
Snob, m. engl. (ſpr. hnöb) einer, der den feinen
Herrin Spielt, ohne das Talent und die Mittel da-
u zu befigen; Ged, Laffe; Snobbismus, m. das
Doch: rückſichtsloſe Geckentum.
soäve od. suAve, auch soaveme£nte, it. (vom lat.
suavis, ſüß, lieblich) Tonf. Lieblich, fanft, anmutig.
Sobranje oder r. Sfohrdnje, f. ruſſ. (eig. n. von
ssobirätj, fammeln, verfjammeln), die Berjammt-
fung; uneig. auch) das Abgeordnetenhaus in Bul—⸗
gari
en.
sumurrud, sumrud, ſanskr. marakata u. marakta) ſobre, fr. (fpr. Bob’r; v. I. sobrius) mäßig, nüchtern;
810 Sobriguet
befonnen, aelaffen, vorfichtig, ehrbar, beicheiden;
Sobrietät, f. 1. (sobritas) die Mähigfeit, Mäßi-
ung, ge Gelafjenheit, Bejcheidenheit,
rbarfeit.
Sobriquet, m. fr. (ſpr. ßobrikeh; ehem. sotbriquet, | So {
Sodel, m. (fr. socle; v. I. soccülus, Verf. v. soc-
zgez. aus fr. sot u. altfr. briquet, dumm, einfältig,
Verft. v. bric, Schelm) ein Spott-, Schimpf> or.
Ekelname, Spig- od. Stichelname.
Socevlänten, ſ. Zoffolanten.
Soreus, m., pl. socei, I. die Sode, ein Frauenſchuh,
niedriger, leichter Schuh, bef. für Schaufpieler in
den uftipielen der Alten; daher uneig. für die
Sprade oder Ausdrucksweiſe (den Stil) des Luſt—
fpiel8 (entg. Kothurn).
Sprintäner, pl. Anhänger der Religiondmeinungen
des Lälius u. Fauftus Socinus, welche die Gott«
heit Chrijtileugneten, im16.Sahrh.; Socinianis⸗
mus, m. Lehren und Grumdfäge derjelben; ſoci—
niänifch, denfelben gemäß.
Speins,m., pl. Soeit, I. ein Genofje, Gefährte, Ge-
jellihafter, Gejellichaftsglied, oder Mitglied, Teil-
nehmer ; Geichäftsteilhaber: foztäbel(!.sociabilis;
fr. sociable), gejellig. umgänglich; vereinbar, ver-
träglich, pefjend; Soziabilität, f. die Berträglich-
feit, Gejelligfeit; Speiable, m. fr. (fpr. BoRidb’I)
eine Art offener vierfigiger Luftwagen; ſoziäl (I.
sociälis), gejellichaftlich, die Geſellſchaft betreffend;
Soziãl-Konträkt, m. ein Gejellichafts- Vertrag;
©.:Temotratie, f. eine auf das Genofjenihafts-
weſen und gejellfchaftliche oder ftaat3bürgerliche
Gleichheit begründete vemofratifche Regierung?»
form, entitanden aus dem Allgemeinen deutjchen
Arbeiterverein, den 1863 Lafjalle gründete, ©.=
Demofrat, m.ein Befennerdieler Staatälehre; S.=
Politit, f. ein auf die Bedürfniffe der bürgerlichen
Geſellſchaft wiſſenſchaftlich gegründetes Staats—
ſyſtem, welches die Grundſätze des Sozialismus zu
verwirklichen ſucht; S.-Recht, n. ein Geſellſchafts⸗—
recht; S.:Neförm, f. eine allmählich verbeſſernde
Umgeſtaltung der ſozialen Verhältniſſe; So—
zialismus, m. nl. die Genoſſenſchaftslehre, das
Syſtem und der Plan einer neuen Geſtaltung der
bürgerlichen Geſellſchaft, auf den Grundſatz der
Gemeinſamkeit der Arbeit und verhältnis mäßigen
Berteilung des Ertrages gegründet; Sozialift,m.,
pl. Sozialiſten, Anhänger der Grundiäße des
Sozialismus; auch ein religiöfer Verein für Phil—
anthropismus und Rationaliemus in England;
foziatiitifch, dem Sozialismus gemäß od. darin
gegründet; Spztalität, f. (lat. socialitas) die
Genoſſenſchaft; Geſelligkeit, Gejellichaftlichkeit;
Sociativus, m. nl. in einigen Sprachen, 3
der böhmijchen, der Berhältnisfall der Begleitung;
|
|
|
j
I
|
Soffite
rechte; ſoziieren, I. (sociäre) zufammenfügen, ver
einigen, vergejellfchaften; Soziologie, f. die Lehre
von den Örundbedingungen der Geſellſchaft; ſozio⸗
le betreffend, dazu gehörig.
‚1. So
cus, Schuh) Bauf. Unterfag, Fußgeſtell eines
Bruftbildes, Säulenfuß. 108, STUNDE)
Soda od. Sode, f. 1. (fr. soude, it. u. port. soda,
fpan. soda, sosa, Salzfraut, Glasfraut, Salzajche,
v. I. salsus, falzig; nl. salsöla, Salzfraut, verkl. v.
salsus; ml. salsa, ein Kraut = angelf. sure) Salz:
aſche, Afchenfalz, ein feuerbejtändiges Laugenſalz,
durh Verbrennen verfchiedener, bef. des Soda-
fraute3 oder Salzfrautes, gewonnen, unreines
fohlenfaures Natron (j. d.), wie es im Handel vor-
fommt(auc Kelp, Varec, bei den AltenNatron,
in der Berberei Trona, in Berjien Borech ge-
nannt; die beſte ſpaniſche Soda heißt Barilla);
2) ml. u. prov. soda, arab. sudäa, v. sadaa, jpalten)
der Kopffchinerz, das Kopfweh; fanitiihe Soda,
f. Soda mit Atznatron vermifcht; Spdalith, m. nl.
Aſchenſalzſtein, eine natronhaltige, dem Laſurſtein
verwandte Steinart; Sodajtannät, n. zinnjaures
Natron; Soda-Waſſer, n. ein fohlenfaures (mit
Kohlenſäure geichwängertes)Wafler mit etwas auf-
gelöhen Eohlenjaurem Natron; S.-Weinſtein, ſ.
eignette-Salz; Sodium, n. nl. = Natrium
4. 2.). |
Sedälts, l. oder Sodäle, m., pl. Sodälen (I. so-
däles), ein Genoſſe, Gefährte, Gejell; Sodalität,
f. (lat. sodalitas) die Genoſſenſchaft, die (geiltliche)
Brüderſchaft, Gefellichaft, Zunft; Sodalitium, n.
der Freundſchaftsbund, die Genofjenfchaft, Brüder:
fchaft, ver Schmaus, den mehrere Genofjen gemein-
ichaftlich geben.
a f. it. (v. sodo = solido, I. solidus, feſt 2c.}
Stärfe, Feftigfeit, Tiichtigfeit.
Saoͤdom, n. Stadt in PBaläftina am Toten Meere,
deren Einwohner fid) durch ſchlechten Lebenswandel
augzeichneten; dab. überh. eine Stadt, in der tiefe
Sittenverderbnis herricht; Sodumie oder Sodo⸗
miteret, f. widernatürliche Befriedigung des Ge—
ichledhtstriebes, dergleichen einjt zu Sodom (nad)
1. Mof. 19) getrieben wurde, Bäderaftie (1. d.);
Eodomit, m. der fich jenes Verbrechens ſchuldi
madt; Sodomsapfel, m. wahrſch. fabelh. Apfe
in der Gegend der ehem. Stadt Sodom am Toten
Meere, welche, wenn fie am Stamm vertrodnen,
inmendig voll Staub find.
soeur, £. fr. (pr. Böhr; vom lat. soror) Schweiter,
Nonne; Soenrgrife, f. fr. (pr. ßöhrgrihſ'; v. gris,
grise, grau) graue Schweter, Nonne in grauem
Socida, f. od. contractus socidae, ml. (it. soc-
citä, v. [. soci&tas) ein Gejellichaftövertrag, eine
Art Pachtvertrag, wodurch der Pachter das Guts—
Inventar, beſ. das Vieh, gegen eine Schätzung über—
Gewande. Krankenpflegerin.
Sof, m. türf. (vom arab. süf, Wolle) ein Zeug aus
Ramelziegenhaaren, = Kamlot, j.d.
Sofa, m. u. n. (fpan. u. it. sofa, perj. söfah, vom
liefert erhält, alfo eigentlid) fauft; Societär, m. fr.
(pri: ßoßietãhr) ein Gejellichaftsglied, Mitglied
einer Gejellihajt; Sozietät, f. (I. societas, fr. so-
eiete, ſpr. BoBieteh) die Sejellfchaft, Verbindung
oder Genojjenichaft; bei. Handelögejellichaft; Ge—
fehrtenverein; Soztetäts-Kontraft, = Spzial-
Kontraft; S.⸗Flirma—, f. die Firma (f. d.) einer
Geſellſchaftshandlung; ©.:Handel, m. ein Geſell—
ihaftshandel, vgl. Kompagnie; societas Jesu,
f. 1. die Geſellſchaft Zefu (jo nennen ſich die Je—
fuiten); s. leonina, ſ. leoniniſche Gejell-
fhaft; societ6 des droits des hommes (fpr.
— dä drod däſomm') die Geſellſchaft ver Menjchen-
|
arab. soffah, v. saffa, in Reihe u. Ordnung ftellen)
ein Ruhebeit, Polſterbett, ſcherzh. Lotterbett, =
Ranapee; vgl. Divan u. Engareb.
offener, m. die Quetſchmaſchine (in der Jute-
ſpinnerei).
Soffiöni, it. pl. DE Dämpfe, die in
Toskana der Erde entweichen und aus denen durch
Abdampfen Borjäure gewonnen wird.
Soffte, f. it. (soffitta, f., und soffitto, ın., eig. da3
darunter Befeftigte, v. fitto. angeheftet, v. figgere
— [at. figöre, heften; fr. soffitte) eine Felderdecke,
ein Dedgetäfel, ein mit Bildhauerzierat oder Ma-
lerei verjehenes Getäfel; bef. auf der Schaubühne
Sofi
die beweglichen Deckſtücke, z. B. blaue, rote Luft—
Soffitten ꝛc.; Bühnenhimmel; Soffitenlicht, Ober-
licht, Deckenbeleuchtung.
Sofi. Sofismus, ſ. Sufi, Sufismus.
Sofraͤdſchi, mtuͤrk. (v.arab.sufrat, Reiſekoſt, Tiſch;
gem. arab. u. türk. sofrah) der Tafeldecker am Hofe
des Sultans.
Softa, m., pl. Softas, tür. (per. söchta, v. söch-
tan, brennen, in Brand fteden) eig. Entflanımte,
Erglühte (für die Wiſſenſchaft) Studenten od. Schü—
ler der höheren Schulen (f. Medrifja); Gräber
mönche, od. Beiltliche, die an den Gräbern der ver-
ftorbenen Sultane täglich) für fie beten.
soggetto oder suggetto, m. it. (fpr. ßodſchetto zc.,
= [. subjectum, ir. sujet, vgl. Subjekt) überh. Un-
terlage, Orund, Stoff xc.; Tonf. ein Sat od. Text,
welcher tonfünftlerifch ausgefiihrt werden fol.
soi-disant, fr. (for. Boadifäng) fogenanıt, angeb-
lic, ein Sogenannter.
Epierie,f. fr. (soierie, jpr. Boa-rih, Seidenbereitung,
Seivenfabrif, von sole, f. Seide) Geidengeihäft,
Seidenware.
soigneux, fr. (fpr. Boänjöh), und al3 Adverb soi-
gneusement (jpr. Boänjöj'mang; v. soin, Sorge),
jorglic, jorgiam, jorgfältig; foignieren, (fi. soi-
gner, ml. soniare; wahrſch. nebjt soin und besoin,
mit Rüdficht auf das I. videre, providere, Für—
jorge tragen, von got. siuns, Geficht, abzuleiten;
vgl. Bejogne), bejorgen, jorgfältigabmwarten, pfle—
gen; Sor alt auf etwas verwenden.
Spiree, f. fr. (jpr. ßoareh; v. soir, it. sera, Abend,
v. [. serus, a,um, ſpät) die Abendzeit; auch Abend-
gejellichaft, Abendfeſt.
Epja=Bohnen, pl. (Dolichos soja L.) eine in Japan
wachſende, den Lupinen ähnliche Bohnenart, deren
Mehl jtatt der Butter zu Speifen, bei. zur Soja—
Brühe gebraucht wird.
Soje, j. Spy.
Sot oder Sock, m. ein ſiameſiſches Längenmaß (die
Armlänge, Elle), — !/, Ken = !|, Wa = 0,5 m.
Sofrätif od. ſokraͤtiſche Methode, f. die Lehrart
des grieh. Weifen Sokrätes, welche darin be—
jteht, daß man die Ideen aus dem Geifte des Schü-
ler? jelbjt entwidelt, indem man.ihn durch gejchickte
Fragen nach und nach dahin bringt, Be er den
Begriff, welchen man ihm deutlich machen will,
jelbjt findet; ſokratiſche Ironie, f. die feine Art
und Weiſe, ſich unwiſſend zu ſtellen, um die Xdeen |
des andern befjer fennen zu lernen; ſokratiſche
Schulen, pl. aus Sokrates’ Lehre hervorgegangene
Philoſophen⸗Schulen des Altertums; Spfratifer,
pl. Schüler und Freunde des Sofrates.
Sol, m. jranz. Münze, ſ. Sou: peruanijche Silber-
münze=4,05 4, peruaniſche Goldmünze S64,8.4.
Sol, m. I. die Sonne; der Sonnengott,. |. Helios;
Sceidef. der Name des Goldes; folarliich) (I.
soläris), zur Sonne gehörig od. diefelbe betreffend;
Enlarifation, Bejonnung; Überbelichtung (beim
Photographieren); Epfarlicht, Sonnenlicht; So—
larmajchine, Sonnenmajdine; Solär-Mikro—
1töp, n. ein Sonnen-Vergrößerungsglas (vgl. Mi-
ojfop); S.⸗«Ol, n. eig. Sonnenöl, aus Bi
fohle gewonnenes DI von großer Leuchtkraft; ©.-
Zubus, m. ein Sonnen-Sehrohr; Solſtitium,
n. (vd. sol u. sistere, jtellen, zum Stehen bringen‘,
pl. Eotjtitia oder Sofjtitien, auch Solſtitiãl⸗
unfte, Sonnenftillftandspunfte, Sonnenwenden ;
ommerjoljtitium (solstitiium aestivum), die
Sonmer-Sonnenwende (den 21. Suni); Winter-
foljtitium (solstitium hibernum oder brumäle),
Solfanaria 811
ı die Winter-Sonnenmwende, der Winter-Wendepunkt
(den 21. er
' Sole, f. j. solus.
Solaks pl. türk. ehemals die Bogenſchützen der Leib—
wache de3 Sultans, die aus Zanitfcharenregimen-
tern ausgewählt wurden; Solakbäſchi, m. der An—
führer derfelben.
solämen, n. l. (soläri, tröften) der Troft; solamen
misöris (vd. miserüm) socios habnisse malo-
rum, Sprw. e3 ijt ein Troft für Unglücliche (od.
der Unglüclichen), Genoffen im Unglücd gehabt zu
haben; öfter verändert in: solamen miserum
8. h. m., es ift ein trauriger Troft zc.
' Solandgans, f. (engl. soland-goose, solan-goose,
noriveg. sule, isländ. sula, häf-sula, nl. sula) die
ihottiihe Gans, Schottengang, — Baffaner.
Seldno, m. ſpan. (l. solänus, sc. ventus, Wind, v.
sol, Sonne) eig. der Sonnenwind; der Djtwind,
Morgenwind.
Solänum, n. 1. Nachtichatten, ein Pflanzengeichlecht
von jehr vielen Arten, bej. solanum nigrum,
der ſchwarze Nachtſchatten; 8. tuberösum, der
fnollige Nachtichatten, die Kartoffeipflanze; So—
| Ianden, pl. nl. (solan&ae, solonac&ae) Nadıt-
ſchattengewächſe, meift mit betäubenden Kräften;
Splanin,n.Nadtichattenftoff,ein bafıfcher Pilan-
N (Alkalvid) in den Stengeln und
Blättern des Nachtſchattens.
' folar, folariich zc-, ſ. unter Sol.
' Splarium, n. 1. (sc. vectigal) [. (v. solum, der Bo⸗
den) Apr. der Grundzins, Bodenzins; 2. (d. sol,
die Sonne) die Sonnenuhr; dann überh. Uhr; ein
| der Sonne ausgefegter Dit, ein Söller (welches
Wort daraus entitanden ijt), Erfer, Altan, platte3
| Dad, Sonnenbad.
Sola⸗Wechſel, m. it. (v. solo, sola, allein) ein Allein-
wechſel, einziger Wechſel (vgl. Tratte).
Soldät, m. (it. soldäto, fr. soldat, ml. soldätus; v.
Sold,v. l. solidus, Münze, f. d.) eig. in einem
jtehenden Heere um Sold dienender Krieger, ein
Söldner, jet überh. Krieggmann; ſoldatiſch,
kriegsmänniſch, kriegeriſch; Soldatesque, fr.,.Sols
datéske, f. (it. soldatesca) das Kriegsvolk, die
Kriegsmannichaft, der Wehritand, bei. mit dem
Nebenbegriff des Zügellojen.
Soldo, m. it. (v. I. solidus, f. d.; vgl. Sou) der
zwanzigiteTeil einer Lira, eine alte italien. Rech—
nungsmünze von fehr verjchiedenem Wert; aud
der Sold, die Löhnung.
| Solea, f. l. Sohle, Fußfohle; die Zunge, ein zu den
Schollen gehöriger Fiſch.
| Soleniten, pl. gr. (v. sölen, Rinne, Röhre) Scheide»
mujcheln, eine Art verfieinerter Schaltiere, einer
Mefiericheide ähnelnd.
| foldnn,l.(solönnis, od.solemnis) als Umſtandswort
solenniter, eig. alljährlid, regelmäßig mwieder-
fehrend, jeitgejegt, üblich; gewöhnt. feierlich, feit-
lid; Solennität, f. (I. solennitas) die Yeierlich-
feit, eitlichkeit, daS Gepränge; solennitas testa-
mönti, Ripr. die zu einer legten Willens Erflä-
rung. erforderliben Gebräude; folennifieren,
barb.-I. (fr. solenniser) feiern, feſtlich begehen;
feierlich machen, durch gefeßliche Feierlichkeiten be»
tätigen; Solennijation, f. Feier, feierliche Be—
gehung. ,
Solenvid, n. gr. (v. sölen, Röhre) röhernfürmige
Draptipirale, die fich bei Durchleitung eines eleftri«
Ihen Stromes wie ein Magnet verhält (= elek—
trodynamifcdher Zylinder).
Soliandria vd. Solfatdra, f. it. (v. solfo = I. sul-
812 jolfeggieren
fur, Schwefel; fr. soufriere, dv. soufre, Schivefel) |
die Schwefelgrube; der Schwefelſee; derSteflel eines |
Bulfans,dermitandern Ruftarten Schwefelwaffer- |
jtoff ausſtößt, aus welchem fich gediegenerSchwefel |
abjest; Solfi,pl. Schwefelabdrüde (von Gemmen). |
folfensteren, it. (solfeggiare, jpr. ßolfedſch —; von |
solfa, die Tonleiter) od. jolmifieren (v. den it. Ton= |
namen sol, fa, u. sol, mi, gebildet; vgl. ut, re.:c.),
die Tonleiter fingen (nur nach dem Notennamen
od. auf Bofale): Solfegaten (pr. ßolfedſchen; sol-
feggi od. solfeggiamenti) pl. Übungaftüde für den
Geſang ohne Tert; Solmiſation, f. barb.-!. das
Singen der Tonleiter, überh. jede Stimmübung.
Solfi, ſ. unter Solfanaria.
Soliciter, ſ. unter follizitieren.
folide, I. (solidus, fr. solide) feſt, dicht, derb, gedie-
gen, dauerhaft, tüchtig; gründlich, gewiß, zuver—
(äfftg, wahr, ehrlich; nüchtern, mäßig, rechtſchaffen;
Solidus (sc. nummus), pl. Spliden (l. nummi
solidi), eine altrömijche, zweiſeitig geprägte Gold—
münze, an Öehalt ungefähr = 9 4; im Mittel-
alter, feit dem 7. Jahrhundert: eine Silbermüngze,
ein Silbergeldſtück— solidus argent£us, je fpäter,
von defto geringerem Werte; Solidum, n. das
Ganze, die Gejamtheit; in solidum oder nl. fo=
lidãriſch kavieren, gemeinbürgfchaftli, d. i. für
das Ganze jamt u. jonders haften, od. ſich alle für
einen und einer für alle verbirgen; folidarisch,
gefamthaftend; Solidarbürge, Selbſtzahler; So—
lidarität, f. nl. gemeinfame Verpflichtung meh-
verer für jeden Mitverpflichteten auf alle Teile des
Öanzen (entgegen dem Haften pro rata), Gefamt-
baft(ung); Soltdär-Pathologie, £. L.-gr. Krank⸗
heitslehre, welche al& Grundiage zu Krankheiten
die feiten Teile des Körpers, bei. die Nerven, be-
trachtet, im Gegenfaß zur Humoral-PBatho-
logie, ſ. d.; ©,-Patholdnen, pl. Ärzte, welche
diejer2ehre anhängen; S.-zSchuld, Geſamtſchuld;
folidieren, I. (solidäre) befeitigen, verfihern; So⸗
lidation, f. (solidatio) die Befeftigung, Verfiche-
rung; foltdeszteren, ([.solidesc£re),feit, ſtarr od.
hart werden; Solideszeng, f. nl. das Feſtwerden,
Erſtarren; Soltdität, k.l. (soliditas) dieDichtheit,
Derbheit, Feſtigkeit, Gediegenheit, Dauerhaftigfeit,
der Beitand; die Biederfeit, daS geſetzte Wefen.
Gründlichkeit, Echtheit, Nechtlichkeit, Zuverläffig-
teit, Tüchtigkeit.
soli Deo gloria, j. unter Deus
Solidüngüla, pl. nl. (von solidus, dicht, derb, und
ungüla, Klaue) Einhufer.
Spliloguium, n. I. (von solus, allein, und loqui,
reden) ein Alleingeipräd, Selbitgejpräd, = gr.
Monolog; Solipfismus, m. barb.-I. (v.solus u.
ipse, j.d.) Selbitjudt, = Egoismus; die philo-
jophifche Richtung, die nur das Ich als eriftierend
annimmt und alles, was außer demſelben erjcheint,
als bloße Vorjtellungen des Ich anfieht (Fichte);
Solipfift,m.= Egoift, Spottname der Jeſuiten,
weil jie an jich jelbjt zuerſt denken; ein Anhänger
der philojophifhen Richtung des Solipſismus.
Solinglas, n. Zafelglas von beijerer Art al3 das
gewöhnliche böhmijche, dah. häufig zu Spiegeln
vermendet.
Eolift, j. unter solo.
Solitarius, m. l. (solitarius, einjam) od. Solitär
(fr.solitaire), einEinjamer,Einfiedler,Ungejelliger;
aud ein einzeln gefaßter Diamant; ein Sternbild
am Südhimmel, zwiichen der Jungfrau und der !
Wage; als Beim. folitär, einjam, ungejellig, zu-
rückgezogen; ver solitaire, m. fr. (jpr. währ do- |
— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — ———— 000.2
ſolbieren
litär') der Bandwurm; Solitaire, n. das Sril-
lenſpiel.
Solitüde, f. fr. (v. I. solitudo) die Einſamkeit, Ein—
öde; Name verjchied. einfam liegender Schlöffer.
soll6eite, it. (fpr. —tſchito; = I. sollicitus) Ton.
befüimmert, traurig, betriübt. u
follizitieven, I. (sollicitäre) in Bewegung fegen,
erregen, reizen, beunruhigen, befümmern; bej. ge-
richtlich etwas betreiben, anfuchen, um Rechtshilfe
bitten; Sollizitaͤnt, m. (sollicitans) ein Anfucher,
Bittſteller; ſannttabe, nl. nachſuchbar; Sollizi⸗
tation, f. l. (sollicitatio) die Beunruhigung, Auf-
reizung; die injtändige Bitte, dad Anhalten, Mab-
nen; die Betreibung einer Nechtsfache; sollicita-
tiönes importünae, pl. zudringliches Anliegen;
Sollizitätor, m. ein Rechtsbetreiber, Rechtsfür—
ſprecher; Solicitor, m. engl. (ehem.sollicitor; ſpr.
Boliffiter; eig. der Anhaltende, Anforderer) der An—
malt, Sachwalter; S. general, m. (fpr. —dſchen⸗
neräl) der General-Anmalt, Staatsanwalt.
folmifieren, Solmifation, ſ. jolfeggieren.
solo, it. (= l. solus) allein, ohne Begleitung, ohne
Hilfe; Sole, n. das Allein, bef. Tonk. ein Allein»
gefang,Alleinfpiel, Einzelftimme; Tanzk. der Allein-
od. Eintanz; im Kartenspiel: dag Alleinfpiel; auch
Benennung eines Kartenſpiels zu vier Perſonen;
Solo=-Fänger, ın. ein Alleinfänger, ein Windhund,
der allein Hafen fängt; S.s Partie, f. eine nur von
einem Sänger auszuführende Stelle;S.-Sänger
oder Splift, m. ein Einzelfänger; ©..Scherz, m.
eine dramatische ſpaßhafte Szene, in der nur eine
— aa —— wird, ein Einzelſpiel;
tout, |. Vole.
Solöcismus, m. I. (v. gr. soloikismös), pl. Sold=
cismen, ein Sprachfehler, beſ. gegen die richtige
Ausſprache, die Sprachrichtigkeit und die Wort-
fügung, jo genannt von derStadt Soli (gr. S0loi)
in Cilicien, deren Einwohner ihre attiſche Mutter-
ſprache unter der fremden Umgebung allmählich
verdarben.
Solokraͤt, m. l⸗gr.⸗ Monofrdt, Monard), ſ.d.
Solota od. Zelota, f.(vom ſlav. s6loto, Gold; urfpr.
von diefem Metall u. in den jlav. Gebieten de3
türk. Reichs; fr. Szelotte, j. d.) eine alte türf. Sil-
bermüngze von 30 Bara2.
Solotnik, m. ruſſ. (solotnik, v. söloto, ſpr.sß,
Gold) ein Handelsgewidht, = !/os ruſſiſche Pfund
oder 42668. _
Solititium zc., j. unter Sol. N
folubel, Sotubilität, |. unter ſolvieren.
solus, a, um, i. allein, einzig; solus cum Se
er mit ihr allein, einpaarig, felbander; Spla, f.
(v.sola,sc.fide,durch den Glauben allein) dieZehre
von der Rechtfertigung durch den Glauben in der
lutheriſchen Kirche. ' 5
folnieren, I. (solvere) auflöfen, löſen; enthüllen, er-
klären; erledigen, eine Schuld bezahlen; solve od.
solvätur! (auf Rezepten) löfe auf! oder e3 merde
aufgelöft! (auf Zahlungsanmweifungen) e8 werde
gezahlt, man zahle; Soͤlbens, n. Heilt. das Auf-
—568 pl.Solventia oder Solutiva, auflöſende
Heilmittel, Löſemittel; ſolyent (sölvens) und sol-
v6ndo (sc.idoneus),!.,od.foldable, fr. ( Bolmab 1)
zahlungsfähig; Solbenz, f. nl., od. Solvabilität,
f. (fr. solvabilite) die Zahlungsfähigkeit; in solu-
tum, I. zur Bezahlung oder anjtatt barer Bezah-
fung annehmen oder geben; ſolũbel (jpätl. solu-
bilis), auflöslich, auflögbar; Solubilität, f. al.
die Auflöglichkeit; Solution, f.1.(solutio)die Auf-
löfung; etwas Aufgelöftes; die Erflärung, Ent-
Epnta
widelung, Beantwortung; Ripr. solutio, die Zab-
e ‚ Aufhebung einer Verbindlichkeit durch Be-
zahluna.
Some, Somma, f. it. (eig. Bürde, Laft = Saum)
ein altes Getreide- u. Flüſſigkeitsmaß in Ober- u.
Mittelitalien, von ſehr verfchiedenem Wert.
Somatenen, pl. (v. fatalon. somaten, die Sturm-
glocke) der fatalonifche Landſtuem im fpanifchen
nabhängigfeitfriege von 1808—1813, der ſich
beim Läuten der —— vereinigte.
ſomaͤtiſch, gr. (v. söma,
lich, körperlich, den Körper betreffend; Somatiſt,
m.— Materialiſt; Somatologie, k. die Körper—
lehre, Beſchreibung des Menſchenkörpers, ein Teil
der Anthropologie; Somatomimikt, f. die Dar-
itellung des GSeelenzuftandes vermittel® der Be—
wegung des Körpers; Somatotomie, f. = Ana—
tomie, ſ. d.
ſombre, fr. (ſpr. ßongb'r; vgl. das ſpan. sombra,
Schatten; v. l. umbra, mit vorgeſetztem, aus dem
l. sub entſtandenem s) düſter, trübe, finfter, mür—
riſch, traurig, ſchwermütig; Sombréro, m. ſpan.
(v. sombra, der Schatten) der Schattenhut, breit»
randige ſpaniſche Hut.
Sombrerophusphat, n. oder Sombrerit, m. ein
dem Phosphorit ähnliches tierifches Düngemittel,
bon der Antilleninjel Sombrero.
Sommation, £. fr. (v. sommer, auffordern, altfr.
semoner, semondre, prov. semondre, somondre,
engl. summon, v. [. summonere, erinnern, ml. =
citare, vocare) Aufforderung, Ladung vor Gericht
(mit Rechtsnachteil beim Nichterjiheinen).
Somme, f. (fr. somme, some) ein großes Fahrzeug
der Siamefen zum Seehandel, = Dſchonke—
Sommijta, m. it. (v. sommäre, ſummieren, ſ. d.)
ein Sammler, Rompilator theologifcher Werke; ein
Abjchreiber, Ausfertiger päpftiiher Bullen.
Summit, m. (von dem Berge Somma bei Neapel,
als eritem Fundorte) = WNephelin.
Sommitäten, pl. (v. I. summitas, fr. sommite,
Gipfel) die Höchſten, Bornehmiten.
Somniation, f.nl.(somniatio,v.[.somniäre, träu-
men, somnium, Traum) der magnetifche Schlaf;
somniatio in statn vigili, das Träumen in
wachendem Zuſtande, das Wacdhträumen.
Somnus, m. l. der Schlaf; Somnambüle, m. u.
f. fr. = nl. Noctambülus, vom I. ambuläre,
wandeln) ein Nachtwandler, Mondſüchtiger; Hell-
jeher od. Helljeherin infolge dveg Mt agnetifierens
(1. d.); ſomnambulieren, nI.nachtwandeln, mond-
füchtig fein; Somnambulismus, m. das Nacht:
wandeln, die Mondjucht; das Helljeben; Somni—
fera, pl. l. ſchlafbrin ende Mittel; Somniloque,
m.fr.(jpr. — löhf) ein Schlafſprecher, Kautträumer;
fomnolent, jpätl.(somnolentus od.somnulentus)
ſchläferig, ſchlafſüchtig Somnolenz, f. (somnolen-
tia od. somnulentia) die Schläfrigteit, Schlaffucht.
sonänte, it. (v. I. sonäre, tönen) Tonf. klingend,
tönend; Sondte, f.(it.sonäta) ein Ton- od. Klang⸗
jtüd, ein Mufifjtüd für das Klavier allein, od. in
Begleitung weniger Inſtrumente, beftehend aus
mei bis vier, gem. aber aus drei Säßen: einem
egro, einem Andante oder Adagio und einen
Preito oder Rondo; Sonatine, f. kleine Sonate;
Sonata da camera, Sammerjonate — Suite,
1.d.; Sonedtt, n. (it. sonetto; fr.sonnet) ein Klang-
oder Neimgedicht von 10 gem. jambifchen Verſen
od. Reimzeilen, die in zei vierzeilige u. zwei drei»
geilige Strophen eingeteilt find, mit eigentüimlicher
eimftellung; Spnettift, m. ein Sonettdidhter.
en. somätos, Leib) leib-
sopra 813
Sonchus, m. l., od. das Sonchenkraut (v. gr. sön-
chos u. sönkos), die Sau- od. Gänſediſtel.
Sonde, f. fr. (fpan. u. port. sonda) die Senknadel,
Sente od. Wundeifen bei Wundärzten, ein filberner
Stift zur Unterſ ng der Wunden; das Senfblei,
die Senkſchnur zur Mefjung der Meerestiefe zc.;
der Bergbohrer, Erdbohrer; die Unterſuchungs—
ftange der Zollbeamten; fondieren (fr. sonder;
jpan. u. port. sondar, wahrjch. v. gleich]. I. sub-
undäre, unter die Welle od. ins Meer tauchen, v.
unda, die Welle), mit dem Senkblei ıc. die Tiefe
ergründen, unterfuchen; lotfen; uneig. einen prü—
fen, ausforfchen, ausholen; Sondier-Rute, f. ein
Werkzeug zum Unterjuchen, wie tief unter dem
Sande Feljen vorhanden ift.
Sonett, j. unter sonante.
Soͤnica, f. fr. im Pharao- und Bafletipiele: eine
Karte, die gerade zur rechten Zeit kommt, um Ge-
winn od. Berluft zu entſcheiden; auch f. zur rechten
Beit, fogleid).
Sonna u. Sonniten, j. Schiiten.
Sonomedter, n. l.-gr. (vd. [.sonus, Schall, Klang) ein
Klangmeſſer, Tonmaß, bef. zur Beltimmung der
relativen Tonſchwingzahlen, vol. Monochord;
ein von Wakley erfundenes Werkzeug, um den
Grad der Schwerhörigfeit bei einer Berlon zu be-
jtimmen; ſondrliſch), I. (sonörus) klangvoll, tö-
nend, hellilingend, volltönig, wohlklingend; so—
nöro od. sonoramente, it. Tonf. klingend, hell»
tönend, wohlilingend.
Sonber, m. hebr. (söpher, Partizip von säphär,
ſchreiben, zählen) ein Schreiber; Schriftgelehrter,
Geſetzlehrer; ein Schulmeijter, Zehngebotjchreiber
bei ven Suden, Klügler.
Sophi, m. perf. (vgl. Sufismus) ein Weifer, Reli-
gidjer; dab. Titel des Königs von Berfien.
Sophia, f. gr. (v. sophös, weiſe) eig. Weisheit; ein
weibl. Name; Sophisma, n., pl. Sophisinen od.
Sophismata (v. sophizein, einen wigigen, Flug
machen, sophizesthai, flug jein, liftig handeln, et—
was künſtlich erfinnen, einen überliften), eig. etwas
flug od. liftig Erfonnenes, eine ſchlaue Erfindung;
bei. der Trugſchluß, Scheingrund; Sophiſt, m. (gr.
sophistes) urfprüngl. ein lebens- u. ſtaatskluger
Mann, ein Weltweijer (Philoſoph); fpäter u. jetzt
gem. ein Bernünftler, Afterweiler, Klügler; So—
shiftit od. Spphiiterei, f. die Trugweisheit,
Spipfindigteit; jpigfindige Trugſchlüſſe, Klügelei;
fophiftiich, ſpitzfindig, verfänglich, trüglich; So—
phiftifation, f. nl. Dintergehung, Verfälfhung;
fophiftifieren, vernünfteln, Trugfchlüffe machen
und jemand dadurd) zu fangen juchen.
Sophron, m. gr. (sCphrön, gefunden Sinnes, be-
jonnen) ein enthaltjamer, mäßiger, bejonnener
Mann, ala männl. Name; Sophronia, f. weibl.
Name: die Enthaltfame, Befonnene; Spphronift,
m. (bon söphronfzein, bejonnen od. flug machen,
bejiern) ein Sittenaufjeher; Sophreonifteres, pl.
Heilf. die Weisheitszähne; Sophronifterium, n.
ein Beſſerungshaus, Jrrenhaus; Sophrofüne, f.
die Bejonnenheit, Enthaltjamteit.
Soͤpor, m. lat. der Schlaf, Schlummer; die Betäu-
bung, Schlafſucht; fopieren od. foporieren (1.s0-
pire, soperäre) einjchläfern, betäuben, jtillen, lin-
dern,— affoupieren; ſoporös, im tiefen Schlafe
liegend; Sopientia, pl. Heilf. jtillende, lindernde
Heilmittel; foppratid, nlat. einjchläfernd; lang»
weilig; Soporifera, pl. I. Einfchläferungsmittel.
sopra, it. (= I. supra) Kfſpr. über, mehr als —;
auf, oben; sopra agio, j. Agio; 8. protésto, j.
814 Sora Sou
unt proteſtieren; s.tara, |. Tara; Sopräno | Sorte, f. fr. (ml. u. it. sorta, v. lat. sors) die Art,
od. Soprän, m. it. (eig. der zc. obere, erite) Tont. | Gattung; fortieren (it. sortire), auslefen, nach
die Oberitimme, höchſte Stimme, — Diskant. Sorten abjondern, abteilen, vgl. afjortieren,
Sora, f. (fr. sora, sare, essera, essere; arab. Ur- Sortiment, n. ein Vorrat ausgejonderter Waren,
ſprungs: sur) die Flirgbeulenfrantheit, das Por- ein Verfaufs- od. Warenlager; bei Buchhändl ein
zellanfieber,ein Nefjelfieber mit Borzellanausichlag. Borrat fremder Verlagsſchriften; vgl. Aſſorti—
Sorbäte, pl. nl. (vom lat. sorbum, fr. sorbe, der ment; dab. derSortiments-Handel, Handel mit
Sorbapfel, die Frucht des Sperber- od. Speier- Büchern fremden Verlags, entg. VBerlagshandel;
(ingsbaumes), aud) Malate (v. mälum, Apfel), | ©.-Büder, pl. Bücher Tıemaen Berlags, die ein
apfelfaure Salze. Buchhändler einfauft oder eintaufcht, um fie zum
Sorben 0d.Sorbentvenden, pl. Name eines wen- Einzelverfauf vorrätig zu haben; das S.-Lager,
diichen Volkes von jlaviihem Urfprung, das im Berfaufslager; Sprtimenter oder Sortiments
5. Jahrh. in Deutſchland, bef. ing Meignifche und ; Buchhändler, m. ein VBerfäufer, BVertreiber frem-
Altenburgifche eindrang. der Verlagswerke; S.⸗Stücke, pl. die ſchönen und
Sorbet oder Scherbet, m. u. n. arab. (fr. sorbet, großen Stücke Bernitein.
jpan. sorbete, ıt, sorbetto, engl. sherbet, v. arab. | Sortie, f. fr. (v. sortir, dieſes v. I. sortiri, (fen,
scherbet,schorbet,eig.Tranf,v.schariba,trinten) ein Los ziehen; dann im it. sortire, fr. sortir, ganz
1. bei den Türken: ein Kühltrank von Waſſer, zer- allgemein: herausziehen, u. ziello8: herausgeben,
ſtoßenen Rofinen, Zitronenjaft, Zuder, Ambra ꝛc.; ausgehen) der Ausgang, die Ausfahrt; der Aus—
2. in Italien 2c.: Gefrornes von Früdten; Sor— fall, die Ausfalltür. [f. unter Sorte.
betiere, f. fr. (ipr. —betjähr‘) ein Kühl- vd. Ge- Sortilegium, |. unt. sors; Sortiment, fortieren,
friergefäß; Sorbettdro, m. ein Eishändler. Soſier, m. (lat. Sosius, pl. Sosii) Name einer be-
Sorbönne, k. fr. urjpr. die Hauptbildungsanftalt rühmten Buchhändler-Fanilie im alten Rom; dab.
(Kollegium) für Geiſtliche auf der Socläne zu überhaupt fiir Buchhändler.
Paris und die dazu gehörigen Gebäude (nad) | Spfpieren, pl. it. (sing. sospiro = fr. soupir, v.l.
Robert v. Sorbon, fo benannt nad) feinem Ge- suspirium) Seufzer; Zonf. Heine Ruhepunkte, Pau—
burtSorte, vem Dorfe Sorbon im Departement | fen im Singen, die den Sängern des Atemholens
der Ardennen, einem Theologen, der diefe Anitalt ivegen nötig find; sospirändo, sospiräute, so-
um 1250 ftiftete); jpäter überh. die gejamte theo- spirevöle, sospir68s0, it. Tonf. jeufzend, flagend.
logische Fakultät zu Paris; jest das Univerfitäts- | Sospttät, f. I. (sospitas, v. sospes, wohlbehalten)
ebäude in Paris. das Wohlfein, der Wohlitand.
Cirdes, pl. I. Unreinigfeiten, Shmuß, Unrat, Un- | sostenüto, it. (v. sostenere — I. sustinere, auf-
flat; sordes primärum viärum, Heilf. Unreinig- recht erhalten) Tonk. ausgehalten, anhaltend, ge-
keiten od. Verunreinigung der eriten Wege, d.i.der | halten, gejeßt, mit ausgehaltenen Tönen.
Speijewege; fordtd (I. sordidus), ſchmutzig, un- Söſtrum, n. gr. (söstron, von sözein, retten) der
flätig; niedrig, niederträcdhtig, geizig; Sordidität, Rettungslohn; die Belohnung des Arztes für Er-
f. nl. die Schmugigfeit, Unflätigfeit; Niederträch- haltung des Lebens, das Heilgeld.
tigkeit, Filzigkeit. Sot, m. fr. (ſpr. Bob; f. sotte; ml. sottus, angel].
sordo, it. (eig. taub, —= I. surdus) Tonk. gedämpft; sot, fpan.zote, v. rabbinijchen schoteh, töridht) ein
sordamente, it. dumpf; Sordino, m. it., Sor= dummer, einfältiger Menich; Sotie od. Sotiſe, f.
dine od. Sonrdine, f. fr.(Ipr. Burdihn’) derDämp- eine ſatiriſche Pofje od. ein dergl. Poſſenſpiel der
fer bei Tonmwerfzeugen; à la sourdine, gedämpft; alten franz. Bühne; aud) ein Narrenverein; Sot⸗
inögeheim, verftohlen; con sordine, it. gedämpft, tife, f. die Narrheit, Albernheit; eine Grobheit,
mit dem Dämpfer, 3.8. ſpielen; Sordünen, pl. Flegelei, ungezogene, beleidigende Rede.
gedämpfte Orgelpfeifen. fotddisch(l.sotadicus u.sotad&us,a,um), ſchmutzig,
Sorghum, n. (holcus sorghum; ind. sorghi) der | unzüchtig; ſota diſche Verfe, nad) einem altgrie-
|
Sorghjamen, die indianiiche Hirfe, Mohrenhirfe, chiſchen Dichter Sotaded. , his?
eine Getreideart, bef. in Afrika, aud) Durra, f. | Soterien, pl. gr. (söteria, v. söter, Retter, sözein,
Soria, f. jpan. (nad) der gleichnamigen jpanifchen | retten) Rettungsfeſte, Danfopfer für die Errettung;
Provinz) die gemeine fpanische Wolle. Soterologie, f. die Seligfeitölehre, Heilandslehre,
Sorites, m. gr. (sorites, d. i eig. gehäuft, v. sor6s, | Lehre von Chriftus als dem Soter, Erlöjer und
Haufen) ein Häufel- oder Kettenihluß, eine ver- | Beleliger der Menſchen; foterifch, vettend, erhal-
|
fürzte Schlußreihe, welche die Form eines einzigen tend, beglüdend; ſote riſche Münzen, Heilands-
Schlufies hat; ein verfänglicher Vernunftſchluß. münzen, Münzen mit dem Kreuze od. dem Bilde
Sornetten, pl. fr. (sernettes, Verkl. v. altfr. sorne, ori, wie die fpäteren griechischen Kaiſer fie prä-
ein kleines Märchen; felt. Urſprungs) ungereimte gen ließen. }
Reden, Albernheiten. Sothisperiode, |. Kanikular- Periode.
Eoröde, f. ipan. (jpr. Stiche), die Bergfrankheit, | Sotnie, j. Siötnja; Sötnit, j. Sistnil.
dur Verminderung de3 Luftdrucks bei. beim Er- | sottile peso, it. (sottile = I. subtilis, fein, dünn;
jteigen der ſüdameritaniſchen Gebirge erzeugt. vgl. Peſo) Kfipr. leichtes Gewicht.
Sorofotwoi, f. r. Siorofomoi. Sottife, j. unter Sot.
fororiiieren, barb.-L. (v. I. soror, Schwefter) ſchwe⸗ sotto voce, it. (jpr. —woͤhtſche; sotto —= 1. subtus,
jterlich miteinander umgehen; Sorortation, f. nl. unterhalb; vgl. sous) Tonf. eig. unter der Stimme,
die Entwidlung der weiblihen Brüfte; Sorori— d. i. mit leiſer, gedämpfter Stimme, mit leijen
eida, m. |. ein Schweitermörder. nen.
sors, f. lat. (Gen. sortis) Los, Anteil; Lebenslos, Son, urfpr. Sol, m., pl. Sons, fr. (pr. Bub; v. 1.
Schickſal, Stand, Rang ıc.; auch die Hauptfumme | solidus, f. d.,— it. soldo, jpan. sueldo) eine alte
(da3 Kapital); dah.sorte u. per sortem, durchs franz. Rechnungsmünze = !/ge Livre, jetzt allge
203, durch Berlofung; Sprtilegium, n. nl. (v. | mein auch für das Stud von 5 Centimen (= 4 9)
sortilögus, Wahrjager) die Weisjagung durch Loſe. gebraudt.
To
0
Soubaſſement
Soubaſſement, n. fr. (ſpr. Bubafj'mang) Bauk. die
Grundmauer; Säulenunterlage.
Soubrette, k. fr. (fpr Bubrett’; f. sobrette, von |
sobre, I. sobrfus, nüchtern, befonnen, geicheit) die
Zofe, Rammerjungfer; bef. Rolle der verſchmitzten
Rammermädcen auf der Bühne; Soubrettes
Partie, k. die Rolle derſelben; &.-Süngerin, f.
die Sängerin der heiteren und fomijchen Rollen.
Souche, f. fr. (pr. ßuſch; v. I. soccus) eigentl. der
Baumftumpf; der Stamm, dad Stammregifter,
d. i. der in einem Regiſter, Duittungs-Checbuch
uf. auf der linfen Seite zurückbleibende Reit. der
(der Kontrolle wegen) durch einen zickzack- od. wel»
lenförmigen Schnitt von den Wertpapieren, der
Quittung ufw. abgetrennt it; durch Aneinander»
halten kann dann ſpäter die Echtheit feitgeitellt
iverden.
Soucoupe, f. fr. (pr. Bufühp’; von soup, u. coupe, |
Schale) die Unterfchale, z. B. einer Taffe, Unter-
taſſe.
ſoufflieren, fr. (souffler, — jpr. ßuffl—; prov. u.
alıipan.suflar,— I. suffläre, hauchen, blafen) vor»
Jagen, einhelfen; Souffleur, m. (ſpr. Bufflöhr) der
Einhelfer, Borfager bei Schaufpielen ; ſcherzh. auch
Souffleuſe, f. (pr. jufflöj’) die Vorfagerin, Ein-
heiferin; Souffld, n. der Auflauf, Eier-Auflauf
(omelette souftlee).
Sonuffrance, f. fr. (jpr. Buffrdngß’; v. souffrir, er⸗
tragen, erdulden, v. l.sufferre) Erduldung, Xeiden;
Kfipr. ein offenitehender (nicht getilgter) und mit
den gegenjeitigen Rechnungen nicht übereinjtim-
mender Nechnungspoiten; verlängerte Zahlungs»
friſt; Sonffredoulenrv, m. (pr. Ruff’rdulöhr) eig.
ein Schmerzleider; Wearterholz, Badefel, Sünden-
bod überh. ein Ding, da3 zu allem gebraudt od.
gemißbraucht wird.
foulagieren, fr. (soulager, jpr. ßulahſch —; f.sou-
leger, jpan. soliviar, v.[. subleviäre, f. subleväre,
erleichtern, v. levis, leicht) unterftügen, erleichtern,
lindern, beruhigen, tröften; Soulagement, n. (pr.
gulaleı mdng) die Unterjtügung, Linderung, der
roit.
Soulevement,n. fr. (fpr. Buläm’ntäng; v. soulever,
empören, v. I. subleväre) der Aufftand, Aufiupr,
die rung.
Soumiſſion, f. fr. = Submifjion.
Soupgon, m. fr. (ßupßong; altfr. soupegon, prov.
sospeissö, d. [. suspicYo) der Argwohn, Verdacht;
jonpgonneug(ipr. ßupßonnöhs, eig. fr.— 56), arg-
wöhniſch, migtrauiih; foupgonnteren (fr. soup-
gonner),argmwöhnen. im Verdacht Haben ; vermuten;
foupgonnable, verdächtig.
Soupente, f. fr. (fpr. Bupdngt’; v. sous u. pendre,
hängen, I. suspend&re) der Tragriemen, Hang-
a einer Kutjche; Bauf. ein Hängeboden, Ber-
ag.
Souper od. Soupe, m. fr. (pr. Bupeh; v. la soupe,
die Suppe, prov. u. fpan. sopa, v. altnord. saup,
althochd. sauf, Brühe, Suppe; verivandt mit mb.
supfen, ſchlürfen, und nho. jaufen, niederd. fupen)
das Abend- od. Nachteſſen, Abendbrot; Sonpiere,
f. (pr. Bupjähr) eine Suppenſchüſſel; fonpteren (fr.
souper), zu Abend fpeifen, da3 Abendbrot ein-
nebmen.
soupir, n. fr. (fpr. Bupihr; v. [. suspirium, vgl.
Soipieren) Seufzer; Tonk. eine Biertelpaufe.
soupir de croche (pr. —kroſch') Achtelpaufe;
8. de double croche, !/,, Pauſe; s. de triple cr.,
10 Pauſe.
ſouple, fr. (ſpr. ßup'l; vom I. supplex, die Knie
Sowjet 815
beugend; it. söffice) geſchmeidig, biegſam; nach—
iebig, folgſam; Souple, Weichſeide; Soupleſſe,
. Geihmeidigfeit, Biegſamkeit, Gewandtheit.
Source, f. fr. IN ßurß'; f. sourse, r. sors, veralt.
PBartiz. von sourdre, quellen, v. l. surgöre, auf-
fteigen, prov. sörzer, it. sörgere, fpan. surgir) die
‚Duelle, der Ursprung; uneig. bef. dieYandelsquelle,
wo eine Ware aus der eriten Hand bezogen wird.
Sourdine, 1. Sordine.
sous fr. (jpr. Bub; in Zuſammenſetz. aud) bl. sou-,
v. (. subtus, u. aud) f. sub, sus-) unter; 3. B. sous
bande (jpr. —bdngd’), unter Bande, d. it. mittels
eines ſchmalen Rapieritreifens verfiegelt, ohne voll-
tändiges Kuvert; Sousamendement, n. (pi.
ubhamangd’'mäng)ein Unteramendement, Unter-
antrag, ‚weiter Antrag zu einem Zuſatz- od. Ver-
bejierungsantrag; Souslteutenant, m. Unter-
leutnant, j. Qeutnant; Souspied, m. fr. (ipr.
Buhpieh) das Spornleder; Sousporte, f. (ipr.
ßuhpoͤrt'; d. i. eig. unter der Tür ı Untereinfafiung
bei Malereiund Tapeten; Souspräfekt, m.Unter-
präfett, vgl. Bräfeft.
Soutadhe, k. fr. (ſpr. ßutahſch'; vgl. ſchoitaſchiert)
platte, feine Litze zu Beſatz; ſoutachieren, belitzen;
Soutacheur, m. (ipr. —ſchöhr, Belitzer.
Soutäne, £. fr. (fpr.Bu —; mi.subtana,subtaneum,
jpan. sotana, it. sottäna, Unterrod, von sottano,
unterit, v. I. subtus, unterhalb) der Xeibrod der
fathol.Seiftlichen, ein faltenlos herunterhängender,
langer Rod mit engen Armeln unter dem Ober-
Heide; oft zur Bezeichnung des geiltlichen Standes
jelbit; 3.8. die Soutane anziehen, in den
Stand der Geiſtlichen treten; Sontandlie, f. ein
furzer Zeibrod der angehenden Beijtlichen.
foutenieren, fr. (soutenir, jpr. But—, v. l. susti-
nere) unterhalten, unterjtügen; aufrecht erhalten,
behaupten, worauf beitehen; aushalten, ertragen;
foutenable, fr. (ipr. But'ndb’l) aufrechterhaltbar,
zu verteidigen; Soutien, m. u. n. (jpr. Butjäng)
die Stütze, Unterftügung, der Beiltand; der Stüß-
punit; femme soutenue, f. eine Beijchläferin,
eine ausgehaltene Dirne.
Souterrain, n. fr., pl. —s (fpr. Buterräng; v. I.
subterraneus, unterirdiich) Kellergefchoß, Keller-
wohnung.
south, engl. (pr. Baush) Süden, Süd-, in vielen
Zuſammenſetzungen vorfommend.
Souvenir, n. fr. (jpr. Buw’nir; v. [. subvenire, eig.
herzu⸗, zu Hilfe kommen; einfommen, einfallen)das
Andenken, die Erinnerung; Denkbuch, Denktafel.
ſouverän (it.sovräno, v.mi.superänus,supranus,
v. I. super, supra, oben, iiber) oberit, höchſt, un»
umſchränkt, ſelbſtherrlich; Souverän, m. (ipr.
ßuwerähn) ein unumſchränkter Herr, Landesherr;
auch eine Goldmünze in England—20 Schilling
Sterl. (=Sovereign, ſ.dy; Souveränität od.
Souverainetät, f. (fr. souverainete) Landes—
hoheit, Oberherrihaft, unumſchränkte Herrichaft,
Souveränitäts-NRechte, pl. Hoheits- Rechte.
Souvereigu, m.engl.(jpr.Böiwwerin) eine engl. Gold⸗
münze = 1 Pfund od. 20 Schilling Sterling, —
2040 M an Wert.
Sowas, n.(javan.suwäsa, malay.swäsa) ein Miſch—
metall aus Gold und japaniſchem Kupfer, welchem
durch Anftreichen einer blauen od. ſchwarzen Farbe
ein Wert gegeben wird, der es dem feinjten Golde
gleich macht.
Soͤwjet, od. r. Saͤwjet, m. ſerb. (von säwjetowati,
taten) der Rat, Senat; Söwjetnil od. r. Sawijet⸗
nif, m. der Ratsherr, Senator.
816 Sorhlet
Sorhlet, m., oder Sorhlet:Upparat, m. Mild)- |
Entkeinmer (nach dem Erfinder Sorhlet benannt).
Soy. m. od. Soje, f. ultit.soja,—seta, Seide, altfr.
Ra ul. essajum) ein Wollenzeug, die beſte Art
Ra
ſozial, Desinlpcmatre: ujtw., f. unter Socius.
Spadaflin, m. fr. (jpr. ipadaffäng; it. spadaccino,
v. spada, Degen) ein Schläger, Kaufer, Raufbold;
Spadille, £. fr. (pr. jpadij’; v. — espadilla,
Verkl. v. espada, Degen; vgl. Eſpadilla) das
Spatendaus od. Pique-AB, der höchſte Trumpf
im L'hombreſpiel.
Spddir, f. gr. (v. späein, ziehen, reißen) ein abge-
cijiener Zweig, bei. Palmzweig; ein Ährenfolben.
Spddo, m. L., pl. Spadänen (v. gr. spädön), ein
Entmannter, Verſchnittener; ſpadöniſch, ent-
mannt, verichnitten.
Spasät, m. (v. it. spago, spaghetto, ml. spacus,
sparcus, von gleich. I. sparticus, v. l. spartum,
friemengras, u. ein daraus oa: Seil od.
Schnur; vgl.Spartogras)öſterreichiſch: Bindfaden.
Spagnolette, f. (v. ßp an. espaüoleta) eine eiſerne
Tür- od. — zu deren befjerer Berivah-
tung; die ſpaniſche Menuett.
Spasyrie, f. (ars spagyrica, im Mittelalter übel»
gebildet v.gr.späein, span, ziehen, zerreigen, tren-
nen, und ageirein, ſammeln, vereinigen) ehemals
& "Scheidetunft (Chemie), bei. die Scheidung zur
eredlung der Erze; das Goldmachen; ſpaghriſch,
ausziehend,erzveredelnd; Fpagyrifhefinnftitüde,
Kunſtſtücke, durch welche Erze aufgelöft, gereinigt
und in edle Metalle verwandelt werden jollen.
Spahi, m., pl. —8, 1. (vgl. Sipoys) türkifche Reiter;
jest aud) in Algerien ein größtenteil® aus Einge-
borenen beitehendes Korps Keiterei in franz. Dien-
iten, auch Mamelufen und gegenwärtig chasseurs
d’Afrique genannt; 2. ein Beliger von Kronlehen,
ie; IR daher Spahilik, n.ein Kron⸗Lehn⸗
it, m. odern., Hirt. das Auseinanderſpreizen
der Beine, nz Gefäß den Boden berührt; aud)
— Spagät
Spalier, n.j. Ejpalier; Spalierobft, n. Tatten-
obit; fpalteren, eine Band od. Mauer mit einem
Baumgeländer befleiden, einen Garten mit Wein-
geländer verſehen; oberd. f. tapezieren.
Spalm, m. (it. spalmo, fr. espalme) Teer, Schiffs⸗
pech; ſpalmieren (fr. espaimer u. spalmer, it.
spalmare), teeren; = Falfatern.
Spampandten, pl.it.spampanäta,v.spampanäre,
abranfen, abſchneiden; fig. aufichneiden; prahlen;
v.papano, pampino, Weinranke, l.pampinus) Auf-
ichneidereien, Großiprechereien, Windbeuteleien.
Spanämie, f. gr. von spanös, Mangel leidend,
kärglich, dünn, u. haima, Blut) der krankhafte Bu-
itand des Blutes mit Verminderung der Blut-
fiigelchen und des Faferftoffes.
Spaniel, m. engl. (jpr. jpänjel; fr. epagneul, altfr.
espagneul, nl. hispaniölus, von Hiſpaniola oder
Sant, wo die bejte Art diefer Hunde war) der
achtelhund, Hühnerhund.
Spaniöl, m. (v. it. Spagnuolo, fpan. Espaüol, fr.
Espagnol, Spanier) ipanifcher Schnupftabak;
Spanioletta, ſ. Eſpagnolette.
Spanopõgon, m. gr. (v. spanös, ſelten, dünn, u
pogön, der Bart) ein Dünnbärtiger.
Spanten, pl. Schiffipr. Inhölzer, Rippen eines
Seeſchiffs, eine Art ſtarker, krummer Bauhölzer beim
Schiffsbau; Spanten-Rifßß, m. eine Zeichnung,
welche die ganze Geſtalt eines Schiffes —
Spatium
ı Spdradrap,m.(fr.sparadrap,nl.sparadräpa, spa-
radräpuın) Heilf. dev gontanelldurchzug, das Fon—
tanellpflaiter, ein auf beiden Seiten mit Wachs od.
——— gefülltes, gewebtes Zeug zum Ver-
ae künſtlicher Geſchwüre; geitrichenes Heft-
pflafter.
| Spardgmms, m. gr. (sparagmös, von sparässein,
zerren, reiben) ein heftiger Krampf; fparagmod=
diſch, Heilf. zu heftigen Krämpfen geneigt und
daran leidend; ſparattiſch, reißend, Ri end.
Spargandiis, f. gt. (vd. spärganon, Windel, spar-
ganün, einmindeln) die Einwindelung; das Ein-
wieeln eines kranken Gliedes.
ſbargieren, I. (spärg&re) ausſtreuen, ausſprengen,
ins Gerede bringen: Spargtment oder Sparge:
ment, n. nl. ein ausgeiprengtes Gerücht, Gerede;
landſch. auch für Umſtändlichkeit, Zeremonie (viel
— machen); sparsimy [.zerjtreut, hier
und da
— n. I. der Weihwedel.
argöſis, f. gr. (v. spärgän, ſchwellen, ſtrotzen)
Prag das Stroßen; die jtrogende Bruft, Anſpan—⸗
— = Geſchwulſt weiblicher Brüfte durch Milch—
überfluß.
Shar ette, — Ejparfette, ſ. d.
sparsim, j. unter ſpargieren
Spartam et Martham (Haben), Amt und Weib,
Pfarre und Knarre (haben).
Spartäner (Il. Spartänus, pl. —i; gr. Spartiätai),
m. Einwohrer der berühmten Stadt Sparta im
alten Griechenland; daher ſpartäniſch, den Spar-
tanern eigen, bej. für ftreng, hart, z. B.ſpartaniſche
Kinderzudt, Sitten, Tugend ꝛe.
Sparte, f. it. (von it. sparte, d. i. abgefondert, bei-
jeite, = in disparte), eine Abteilung, 3. B. Die
ee einer Zeitfchrift, d.i. die Mufitabtei-
Sparkite, n. it. Ton. = Partitur; bei den Ita⸗
lienern überhaupt = Kompoſition, Tonſtück.
Spartogras Ay Spartinm, n. (ſpan. esparto, v.
l.spartum, gr. spärtos, spartön,spartion) Faden-
oder Stridgras, friemengras, ſpaniſcher Giniter,
defjen fadenförmige, zähe Blätter, wie Hanf, zu
Schiffsſeilen ꝛc. bejond. in Spanien benugt werden;
Sparterie, f. fr. eine Mattenfabrif; das Flecht-
wert; Sparterie⸗Hũte, pl. von Spartogras ꝛc.
geflacjtene Hüte.
paſis, f. & (v. späein, ziehen) Heil. das Ziehen,
Zucken; Spaͤsma, n. oder Spdsmus, m. |. (gr.
Spasınös) Fr Krampf,dieZudung; Spasmätten,
n. ein Kleiner, leichter Krampf; Ibasmätije, an
Krämpfen leidend; ſpasmödiſch, auch ſpaäftiſch,
krampfhaft, fcampfartig; auch frampfitillend, 3.8.
Heilmittel (beſſer antiſpasmodiſch); Spasuo⸗
logie, f. die Lehre von den Krämpfen; Spasmo⸗
philie, f. große Neigung zu Krämpfen.
Syatangiten, Pl. gr. (v. spatangos, Meerigel) eine
Art verjteinerter Er el.
Spatel, f._(v. 1. AN Verklein. v. spatha, gr
späthe, Sceit; vgl. Eſpadilla) ein breites, flaches
Holzicheit, 3.8. der Maler zum Bufanmenftreichen
der De rei Heilk. ein Streicheifen,
AU ; Spathazeen, pl.ni.(spathacäae)
cheidenlilien, deren Blumein einer breitblättrigen
Scheide jtedt.
Spatentultur, f. Bearbeitung des Bodens mit dem
Spaten (nicht mit dem Pfluge).
Spatium, n. l., pl. spatia od. Spatien, derRaum,
wiihenraum; die Friſt; Füllung oder wifchen-
jtifte der Schriftfeßer (vgl. Quadrate); Tonk. der
„Q
Spealer
Raum zwiſchen zwei Notenlinien; spatium deli-
berändi oder dellheratiönis, die Überlegungs—
riſt; fpatiniert, fpatitert od. fpationiert, ge-
perrt, (in der Druderei); jpatidg (1. spatiösus, a,
um), geräumig, weit, umfajjend, ausgedehnt; ſpa—
— (v. I. spatiäri, eig. einen Raum durchwan—
ein), fich ergehen, vgl. promenieren.
Speafer, m. engl. (fpr. ſpihker, v. speak, fprechen)
der Sprecher, der Bräfident im engl. Parlamente,
weil er vorfommenden Falles für das ganze Haus
das Wort zu ergreifen hat. |
Species, f. (pl. Species) I. (v. specere, spicöre,
ehen) eigentl. der Anblid, da3 äußere Anjehen, der
Schein; der Begriff; gem. die Art, von geringeren:
Umfang, al® Genus, die Öattung; Rechenk. eine
Daupt- oder Grundrechnungsart; auch a Be-
itandteil dv. Arznei, Speije 2c.; Heilk. bei. eine Mi-
chung v.gröblich zerkleinerten‘Pflanzenteilen; ehem.
Bezeichnung für eine größere Geld» od. Münzforte,
3. 1. von — und Papiergeld (urſpr.
nad) den aufgeprägten Bruſtbildern benannt) z. B.
ein Species-Taler, Sp.-Dulaten, eineSp.-
Mark; ad speciem, zum Scheine; in specie, be-
fonders, namentlich; auch in barem Gelde, bar;
sub specie, unter der Geſtalt oder dem Scheine;
sub una specie, unter einerlei Geſtalt, näml.
nur des Brotes, wie die Katholifen da3 heilige
Abendmahl genießen; sub uträque specie oder
bloß sub uträque, unter beiderlei Gejtalt, näml.
Brot u. Wein, bein Abendmahl der Broteftanten
(ogl.Utraquiiten); species facti, Ripr. Darlegung
des Gejchehenen, Tatbeftand; fpeziäl (l.speciälis)
oder fpeztell, beionderg, einzeln; bejtimmt, genau,
näher; seriällie), m. ein beſonders Belannter,
Bertrauter, Bujenfreund; aud) eine Art großer
Beingläjer; ein Getränt, ein bejonders gut zube-
reitetes Bier; im Bayrijchen auch: ein oberer
Geiftliher, Dekan, Superintendent; Spezial:
Kommiſſion, f. bejonderer Ausihuß; Sp.⸗In⸗
quifition. f. im Unterfuchungsprozeß die zweite
nterfuhungsweije; Sp.-Inſtruktion, f. bejon-
dere Dienſtanweiſung; Sp.⸗Karte, f. eine Karte,
die einen einzelnen Landesſtrich varjtellt, ente.
Seneralfarte; Sp.-Reſolution, f. eine be-
iondere Verfügung; Sp.-Train, m. Sonderzug;
Sp.⸗Vollmacht, f. Vollmacht für eine einzelne
Seihäftsangelegenheit; Sp.⸗Waffen, pl. die Ar-
tillerie und das Genieforps zujammengenommen,
weil diejelben ihre eigene Technik und Wiſſenſchaft
Haben; specialia, auch specialiöra, pl.bejondere
Umstände, Bejonderheiten; das Nähere, Genauere;
specialissima, pl. die fleinjten oder geringfügig-
ften Umftände; specialissime, ganz bejonderg,
aufs genaueite; specialiter — in speciߣ, ſ. o.;
fpezialifieren, barb.-L. einzeln od. beſonders be-
zeihnen und angeben; Spezialität, f. jpätl.
(specialitas, fr. sp£cialite) die Bejonderheit, be-
fondere Eigentümlichkeit, Art-Eigenheit (entg. Ge—
neralität); ein bejonderes Sach, ein bejonderer
Zweig einer Kunft oder Wiſſenſchaft, dem fich je-
mand ausſchließlich widmet, der dann Spezialift
heißt; — ſpezifiſch, nl.(specificus, fr.specifique)
eigentümlich, eigen, bejonders, in der befonderen
Art oder Eigentümlichkeit gegründet, der natür-
fihen Beſchaffenheit oder der Gattungseigenheii
nad; ſpeziñiſche Differenz, ein artbildenderlinter-
ſchied; fpegifiiger Effekt, Einheitsleiftung; ſpe—
sifiicher Heizeffett, Wärmevermögen der Maß—
einheit; fpezififches Gewicht, Eigengewicht, das
Verhältnis des Gewichts eines Körpers zu dem
Kepfes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
Ipeltabel 817
eines andern von gleichem er he (nämlich
zu dem des Waſſers für feſte und flüjfige, od. der
atmofph.Ruft für luftförmigeförper); ſpezifiſches
Mittel, ein Heilmittel, welches eine bejondere
Wirkungsweiſe hat, in gewiſſen Krankheiten heil-
jam ijt, wie 3.8. China in Wechjelfiebern, od. vor-
zugsweiſe auf ein bejtimmtes Organ wirft, wie
.d. Digitaliß aufs Herz; Ipesififibe Wärme,
igenwärme, die ungleiche Wärmemenge, welche
verichiedene Körper von gleihem Gewicht bei glei-
her Temperatur enthalten (vgl. Wärme-Kapa-
zitätunterfapable); Specificum, n., pl. Spe⸗
cifica, ein Eigenmittel, eigentünliches, ficheres,
zweckmäßiges Heilmittel für eine beſtimmte Krank—
heit; specifice, ſtückweiſe, Stüd fürStüd, einzeln;
ſpezifizieren (hr. specifier), namentlich angeben,
einzeln oder genau bejtimmen, verzeichnen, von
Punkt zu Punkt oder befonders aufführen, ſtück—
weife benennen od. bezeichnen, vereinzeln; Spezis
fifation, f. ein genaues Verzeichnis, Einzelauf-
ſtellung, das Stückverzeichnis.
Specillüm, n. I. (von specöre, ſehen) Heilk. eine
Suchnadel, = Sonde.
Specimen, n., pl. Speeiming, I. (von specere,
ehen, fchauen) eine Brobe, Probearbeit, ein Ber-
ſuch, Beweis; ſpeciminieren, jeine Probearbeit
machen, bej.von jungen Rechtskandidaten; fpectds
(lat. speciösus; vgl. Spezies), anſehnlich, ſchön;
ſcheinbar, täuſchend.
Specüla, f. l. (v. specẽre, ſchauen) eine Anhöhe zur
Beobachtung der umliegenden Gegend, eine Warte,
specüla Hercülis, pl. die Warten od. Säulen des
Herkules, zwei Berge an der Meerenge von Gibral-
tar, Kalpe in Europa und Abyla in Afrika.
Specülum, n. I. der Spiegel; bei Wundärzten ein
perrer, oder ein Werkzeug, um gemifje Teile des
Körpers offen zu nr zu eriveitern oder in fie
hineinzufehen; 3. B. speculum äni, der After-
jpiegel, zur Erweiterung und Unterſuchung des
Maſtdarms; 8. ocüli, der Augenfpiegel, Augen-
negjpiegel, Augenfperrer; 8. oris, der Mundjper-
rer; 8. utöri, der Gebärmutterjpiegel.
fpedieren (v. it. spedire, v. I. expedire; vgl. erpe-
dieren), fördern, abfertigen, verjenden, weiterſenden
(Waren 2c. auf Rechnung anderer); Spediteur,
m. (jpr.—tödr; it. mit fr. Endung; fr. expediteur)
der Berjender, Güter- od. Warenverjender; Spes
dition, f. (it. spedizione) die Abfertigung, Abjen-
dung oder Weiterfendung, Waren - Berjendung;
Poſtd. Leitung; Speditions-Konte, n. die Ver-
jendungsrehnung; Sp.:&üter, pl. Sendgüter;
Beriendungsgüter; Sp.-Handel,m. od. Sp.=&es
Koäfte, pl. Berfandgeichäfte; Sp.sJuftitut, n.
erjandanftalt; &p.:Presifion, f. die Verjen-
dung&gebühr; Sp.⸗Material, n. Poſtd. Leitbe-
helf; Sp.-Poftanftalt, f. Leitpoſtanſtalt; Sp.=
unkt, m. Leitpuntt: Sp.=Tabelle, f. Zeittafel,
eitüberfiht; Sp.-Weg, m. Leitweg, Beförde—
rungsweg.
Speech, m. engl. (ſpr. ſpihtſch) die Anſprache, Rede.
fpettäbel, I. (spectabilis, von spectäre, anſehen,
betrachten) ſehenswert, anſehnlich; Speftabilität,
f, (jpätl. spectabilitas) Anjehnlichkeit, ein Titel für
Staat3beamte im jpäteren röm. Altertum und für
die Dekane auf heutigen Hochſchulen; Speftäfel,
n.(l.spectacülum, fr.spectacle) Betradytung, An—
blid; das Schaujpiel; gem. ein Lärm, Getöſe (in
diefer Bed. gew.der Spettafel);Speftatelftüde,
l. Ausftattungsftüde, Theaterjtüde, in denen be—
Tonbers viel zu jehen ift, als Märjche, Aufzüge,
52
818 Spektrum
Tänze, um die große Menge anzuziehen; ſpekta—
fulieren, nl., oder Spektatel machen, Aufiehen
erregen, lärmen; fpeftatulös, jeltiam, Aufjehen
erregend; ſchimpflich |händlich; Spektäter, m. 1.
der, Zuſchauer, Beobachter; auch engl. (fpr. ßpek⸗
tötör) als Titel von Zeitichriften; Speftatorium,
n. ııl. ein Zufchauerfreis. H
Spektrum, n., pl. Speftra, nl. (von: I. specere,
jehen, jchauen; spectrum, ein Bild in der Seele,
eine Vorftellung; fr. spectre, Gejpenit) ein &e-
ſpenſt, eine Erſcheinung; eine begrenzte Stelle im
Raume oder auf einer Fläche, auf der fid) irgend
ein ftrahlendes, — Fluidum gleichſam
abbildet, 3.B. ein Farben-, Sonnen-, Licht-,
Wärme-Spektrumze.; bei. das Farbenbild od.
die Farbenreihe des durch ein Glasprisma ge—
brochenen und zerſtreuten Lichts; speotra ocu-
lorum, pl. Augentäuſchungen; Spektralanalyſe,
f. die von Bunſen und Kirchhoff 1860 eingeführte
chemiſche Erforihung der Stoffe durch die ihnen
eigentümlichen farbigen Linien, welche fte (in einer
Flamme verflüchtigt und dur Prisma u. Tern-
rohr unterfucht) im Farbenfpeitrum wahrnehmen
fafjen; Speftralapparate, pl. Vorrichtungen zur
Hervorbringung oder Beobachtung der Speftral-
eriheinungen; Speltro-Rolorimeter, n. oder
Ophthalmo⸗Spektroſkoͤp, n. ein von Prof. Vier⸗
ordt erfundener Apparat zur Unterſuchung auf
Farbenblindheit; Speftrometer,n. ein Werizeug,
um die Größe der Ablentung der farbigen Spet-
trumftrahlen zu beitimmen; Speftrofföp, n. eine
aus enger Spalte, Prisma und Konverglas zu-
jammengefegte Vorrichtung zur Unterjuchung der
Speftralerjcheinungen der Stoffe; fpeftroffopiich,
derartige Unterſuchungen betreffend.
fpefulteren, I. (speculäri) eig. fpähen, ausfund-
ihaften; im Geijte ſpähen, nachſinnen, grübeln,
tieffinnig denfen, forichen; Handelsentwürfe ma-
hen, Gewinn bereiten, auf HandelSvorteilefinnen,
ſpähen; Speluldnt, m. (v. l. specülans) oder fr.
Spekulatenr, (ipr. —töhr), ein Späher, Forſcher,
Srübler; Unternehmer, Gewinnjuder, bef. Börfen-
unternehmer, Ausbeuter; Spefulant ä la hausse
und ä la baisse, j. Hauſſe u. Baiffe; Spefu:
fation, f. (jpätl. speculatio) die Erforfhung, gei-
jtige Anſchauung oder Betrachtung, bejchauliches
Denken, Bernunftforfchung, Streben nad) über-
iinnlicher Erkenntnis; kaufmänniſches Gewinn-
ſuchen, Berechnung eines Unternehmens auf wahr-
iheinlichen Gewinn oder Verluft, Unternehmung,
bejond. Börjenunternehmung; ein fein ausgefon-
nener Handelsvorteil; Spetulations-Effelten,
pl. Handel3spapiere von ſchwankendem Werte, die
daher vorzugsmweife Gegenstand der Spekulation
werden; ſpekulatib, nl. forjchend, nachſinnend,
grübelnd; tieffinnig, beſchaulich denkend; außer-
oder überfinnlich; bevechnend, ſchlau, auf Vorteile
finnend; fpelulatine Philoſophie, bejchauliche
Vernunftwiſſenſchaft, tieflinnige Wernunftfor-
ſchung, die unabhängig von den in der Erfahrung
gegebenen Erſcheinungen duch den denkenden
Geiſt die Wahrheit jucht, entg. empirifche Phi—
[ojopbie. [vereinfachte „Weltfprache”.
Spelin, n. eine dem Volapük nachgebildete, aber
Spelter, m. engl. (niederd. Spialter, ml. peutreum,
pestrum, altfr. peutre, jpan. peltre, it. peltro;
vgl. Spiauter) — int.
Spelünte, f.!.(spelünca) eine Höhle, ein Neit, Raub-
PR eine finitere, Shmugige Wohnung od. Wirt-
aft.
- werden;
Sphäre
Spencemetal,n. Miſchung von Schwefel und ver-
jhiedenen Schwefelmetallen, die Roft und Säuren
widerjteht und zu Zapfenlagern, Klifchees u. ähnl.
berivendet wird.
Spencer, m. engl. eine Übermwefte, ein Weſtrock od.
urzer Roc ohne Schöße, nad) feinem enal. Erfin-
der Lord Spencer genannt; Spencer⸗Gewehr,
n. älteres amerifanijches Magazingemwehr, bei wel⸗
chem das Magazin im Kolben angebracht war.
ſpendieren (durch die Endung ieren vom deutjchen
fpenden a welches jelbit ſchon im altd.
spentön,v.|. expendere,it. spendere,entlehntift),
jpenden, aufwenden: austeilen, zum, beiten geben,
. Ichenfen; ſpendäbel, barb.-1. freigebig, mitteilend;
Spendage, f. (ſpr. —dähſche; deutſch mit fr. En-
dung) die Spende, Schenkung.
speränzas f. it. (v. l. u. it. speräre, hoffen) Hoff»
nung! als aufmunternder Zuruf gebräudlid;
Sperätus, m. u. Speräte, f. I. der und die Er-
wünſchte, Exfehnte.
Sperma, n. gr. (en. spermatos, v. speirein, aus-
Itreuen, fäen) der Samen; Spermacet, n. gr..!.
Sen ceti, d. i. eigentl. Samen des Walfiſches
alrat (ſKachelot), dab. Spermacetilichte,
Walratlichte; Spermatias, m. ein Sämling; eine
jamenreihe Frudt; Spermatine, f. der Samen-
ſtoff; Spermätis, f.dieSamenader; ſpermätiſch,
Samen enthaltend oder erzeugend, z. B. ein ſolches
Mittel; fpermatiihe Gefäße, Samengefäße;
Spermatologie, f.dieSamenlehre; Svermator⸗
rhöe, f. ein Samenfluß; Spermolithen, pl. Sa⸗
menverfteinerungen, verjteinerter Same; Spermos
Iög, m. gr. (spermolögos, eig. wer Samenförner
aufliejt) ein Schwäßer, Schmeichler, Schniaroger;
Spermologie, f. Shwaßhaftigfeit, Schmarogerei;
Spermozöon od. Spermatozuon, n., pl. —z0en,
das Samentierchen (im männliden Samen).
Speranära, £. it. (v. sperone, sprone, der Sporn,
speronare,spronare, |pornen) ein Eilſchiff, Schnell-
ſegler.
Spes, f. (Gen. spei) I. die Hoffnung, auch als weib-
liche Gottheit vorgeftellt; spes succedendi, f. die
Hoffnung nachzurolgen oder auf Amtsnachfolge;
cum spe succedendi, mit Hoffnung der Amts-
nachfolge; spes vana, eine eitle, trügeriſche Hofj-
nung; im spe, in Hoffnung, hoffentlidy; inter
spem et metum, zwiſchen Hoffnung und Zurdt.
Spefen, pl. (it.spese, v. [. expensae, d. expendere,
ital. spendere, ausgeben, veriwenden) die Keiten,
Auslagen, bej. Handlungsunkoſten, Berjendungs-
£often, Beforgungsgebühren, Reijekoften.
| Spegeret, f. (mi. espiciae, it. spezie, spezieria, fr.
epices, Epicerie, jpan. especia, v. I. species, Art,
Gattung, bej. von Kräutern, Gewürzen u. dgl.
jpätl. Gewürz, Apotheferwaren) Gewürz, wohl-
tiechende Kräuter 2c.; Spezereihändler, m. Ge—
wiürzhändler, vgl. Materialift.
Sphacelus, m. gr. (sphäkelos) Heilf. der kalte
Brand; ſphacelieren (gr. sphakelizein), brandig
uparelismng, m. da3 Brandigwerden;
iphacelödes od. fphacelös, kaltbrandig.
Sphafioten, m., pl. griechifche Bewohner der Inſel
Kreta.
Sphäre, f. ([. sphaera, v. gr. sphäira) die Kugel,
der Ball; bef. die Himmelg- vder Weltfugel; der
Kreis, die Wandelbahn; der Wirfungs- oder
Geſchäftskreis; Geſichiskreis; Geſellſchaftskreis;
sphaera armilläris, ſ. Armillar-Sphäre;
höhere Sphären, ‚pl. überirdiiche Welten oder
Segenden; Sphärenmuſik, f. die nad) der Vor—
Sphen
jtellung des Pythagoras duch die Bewegung der
Weltförper entjtehende himmlifche Muh, auch
Harmonie der Sphären; ſphäriſch, kugel—
förmig; zur Kugel oder Kugeloberfläche gehörig;
—— Grzei, ſ. Exzeß unter exzedieren;
phäriſches Polygan, jedes durch Bogen größter
Kreife auf der Kugeloberfläche begrenzte Bieled;
Ipbärifer Triangel, ein von drei Bogen größter
Kreiſe eingeichlofjenes Dreied; fphäriicher Win—
fel, ein von zwei Bogen größter Kreiſe gebildeter
Winkel; Sppärizität, f. ni. die Rundung, Kugel-
geitalt der Körper; Sphärtiterium, n. ein Ball⸗
ſpielplatz; SpHärif oder Sphärologie, f. gr. die
Kugellehre, Lehre von der Erd- u. Dimmelöfugel;
Sphärvid, n. ein fugelähnlicher Körper, unvoll-
fommene Rundung; Sphärsidalzuftand oder
bäroidaler Zuftand, auch Leidenfroſtſches
hänomen genannt (nad) Joh. Gottl. Leidenfroſt,
1715 —1794, Brofefjor in Duisburg, der zuerit
dieſen Zuſtand beobachtete) der Kugelzuftand, be-
steht darin, daß ein Tropfen irgend einer Flüfiig-
feit, der auf eine jehr beige Metallplatte gebracht
wird, fugelige Form annimmt u. langjam, ohne
zu fieden, verdanıpft, weil eine feine Gasſchicht,
die durch die hohe Wärme hervorgerufen wird, den
Tropfen immer von der Unterlage trennt; Sphäs
roidizität, f. Neigung zur Kugelbildung, Streben
gu Kugelform, z.B. des Waſſers; Fpharotdiich,
gelig, kugelähnlich; Sphärolith od. Sphärulit,
am. rundkörnig abgejonderter Berlitein, dem Pech—
jtein und —5 verwandt; Sphäröma, n. ein
gerundeter Körper; Sphäromadie, f. das Ball-
ipiel; Sphärometer, n. ein Kugelmejjer, ein Werf-
zeug, um den Durchmefjer einer Kugel zu finden,
von deren Oberfläche nur ein kleines Stiid gegeben
it; Sphärometrie, f. Kugel» oder Kreismeſſung,
Kreismeßkunſt; Sphärefiderit, m. Eifenipat,
Spateijenftein in kugel- u. nierenfürmiger Geſtalt,
Sphärulithen, pl. neulat. eine Art veriteinerter
Scyaltiere von fugelähnlicher Geitalt.
Sphen,m. griech. (sphen, der Keil; wegen der feil-
örmigen Kriitallilation) = Titanit, j.d.; Jphes
noides oder ſphenoĩdiſch, Feilfürmig; 08 spbe-
noides (nicht sphenoidöum), n. das eilbein;
Sphenüjis, f. die Einfeilung.
Sphendöne, f. gr. (sphendöne) dieSchleuder; Heilt.
eine jchleuderfürmige Kopfbinde.
jphenvides, Sphenoſis, j. unter Sphen.
Sphingoͤnta, pl. gr. (v. sphingein, fchnüren) Heilk.
ſtaärk zujammenziehende Mittel; Sphinfter, m.
Heilk. ein Schließmusfel; sphineter ani, der
After-Schliegmuäfel; s. vesicae, der Biafen-
Schliegmustel; Sphinxis, f. das Einſchnüren,
Umſchnüren.
Sophinx, f. gr. Fabell. ein räuberiſches Ungeheuer,
an Kopf und Brujt einer Sungfrau, im. übrigen
einem Löwen ähnlich, bisweilen auch mit Flügeln
abgebildet, welches auf einem Felſen bei Theben
haufend den Borübergehenden ein Rätjel aufgab
und jeden verjchlang, der e3 nicht löſen Fonnte.
Odipus (f. d.) erriet es, worauf die Sphinx fid)
vom Felſen hinabftürzte. Sie wird bald ala Sinn—
bild der Fruchtbarkeit des Landes, bald als Sinn-
bild der Weisheit und der Geheimniſſe in der Natur
angeſehen. In Hgypten war die aus einem Löwen—
feibe und Menfchenkopfe zufammengejegte männ-
Tiche Geftalt ein Symbol des Königs. Naturbeſchr.
ein Abendvogel, Abendſchwärmer, oder Dämme—
rungsfalter; pl. Sphinges, auch Sphinge; vol
Papillon und Phaläne,
Spinell 819
Sphinris, j. unter Sphingonta.
Subragin, m. gr. (von sphragis, f. das Siegel)
iegelitein, Siegelerde; Sphragtitif, f. die Siegel-
funde, Kenntnis der Urfundenfiegel ; ſphragiſtiſch,
jiegelfundig, die Siegellehre betreffend.
fphyamiich, gr. (v. sphygmös, der Puls, v. sphy-
zein, heftig wallen od. jchlagen) den Puls betref-
fend; ſphyamẽdiſch, pulsähnlid; Sphygmo⸗
raph, m. gr. Inſtrument zum Aufzeichnen der
ulsturven; Sphyamogranhie, f. die Puls-
beichreibung; Sphygmologie, f. die Pulsichre;
Sphyamometer od. Sphynmofföp, n. ein Puls-
mejjer, Bulsprüfer; Sphyamoffopie, f. die Unter-
ſuchung des ulfes; Spbhgmopbön, n. ein töneıt-
der Pulsmeſſer, ein von Dr. ©. Th. Stein erfun-
dener, mit dem Telephon verbundener Apparat,
um Pulsbewegung und Herzichlag weithin hörbar
zu machen.
spianäto, it. (von spianäre, — |. explanäre, aus-
gleichen, erklären) Tonk. einfach, ungekünftelt.
Spiauter, m. (niederd. Spialter, holl. speauter,
spiauter, peauter, piauter, fr. spiautre, altfr.
peautre, piautre, peutre, engl. spelter, pewter;
vgl. Spelter) = Zink.
Spica, Ef. I. die Kornähre; ein Stern zweiter Größe
in der Hand der Jungfrau; spicula, das Ahrchen.
spiecäto, it. (von spiccare, hervorſtechen, piccare,
ftechen) Tonk. deutlich betont, vernehmlich aus-
jprechend beim Singen. f -
Spiecilegium, n. I. (v. spica, Ahre) die Ahrenlefe,
Nachleſe, uneig. eine Auswahl von Stellen oder
Gedanken aus Schriften; Spile oder Shiefe,
Spifendrde(entjt.ausspicanardi, Narden-Ahre),
f. = Lavendel, ]. d.
Spielhonorär, n. dtich.-L. (vgl. Honorar) ein be—
ſtimnites Geld, welches ein Schaufpieler od. Sänger
außer jeinem Gehalt noch für jeden Abend, wenn
er jpielt, oder wenn er an einem Abend zweimal
ipielt, erhält.
Spillage, f. (Ipr. — ahſche; von Spilfe, f. od. Spill,
n. neuhochdeutiher Nebenform zu Spindel, die
Welle, die Schiffswinde; Gengipit mit fenfrech-
ter, Bratſpill mit wagerechter Welle; Warenab-
gang, Berluft durch Eindringen von Feuchtigkeit
in trodene Waren auf Schiffen (wegen nicht ge-
nügend dichter Berpadung).
Spildma, n. gr. (ein: led, Schmuß, v. spilün, be-
flecken) Heilt ein Muttermal; Spilöſis, f. die Be—
fleckung, Beſchmutzung; die Fleckſucht.
Spina, k. l. eig. Dorn, Stachel, Gräte; das Rück—
grat; auch die mit Säulen und Bildwerken ge—
ſchmückte Duermauer, welche eine altröm. Renn—
bahn der Länge nad) durchzog, und um melde der
Wettlauf fich bewegte; spina bifida, f. Heil. ge-
ipaltene Wirbeljäule, angeborene Spaltung der
Rückenwirbel und DOffenftehen der Wirbeihöhle;
s. nodösa oder ventösa, Winddorn, Knöchen—
wurm, englische Krankheit; fpinäl (lat. spinalis),
rückgratartig, zum NRüdgrat gehörig; Spinal-
Irritation, f. die Rückenmarksreizung; S.«Me—
ningitis, f. Rücdenmarkshaut-Entzündung; S.—
Syſtem, n. Rückenmarksſyſtem, dag Rücdenmart
und dejjen Nerven.
Spinät, m. (ml. spinachium,spinathia, spinachia,
spinacia, spinacium, spinarium, spinargium, d.
fat. spina, Dorn, Spige, wegen der jpißgezadten
Blätter; it. spinaca, jpan. espinaca, prov. espi-
nar, fr. &pinards, engl. spinage) ſpaniſcher Kohl,
Grünkohl.
Spindel, m. fr. (spinelle) j. Rubin; Spinellãn, m.
52*
820 Spinelle
eine ſchwärzlichbraune, dem Laſurſtein verwandte
Steinart; Spinellin, m. = Titanit.
Spindle, f. (v. I. spina) die Stachelbeere; Spindtt,
n. (it. spinetta, jpan. espineta, fr. Epinette, v. 1.
spina) ein von J. A. Stein erfundenes Klavier,
deſſen Saiten mit Federkielfpigen geſchlagen wer-
den; spinöla, f. nl. = spina bifida; ſpinõos (I.
spinösus), dornig, ftachelig, ſchwierig, bedenklich).
Spinvzismus, m. das von Spinödza, einem jüd.
Gelehrten zu Amfterdam (geb. 1632), aufgeitellte
philoſophiſche Syjtem, bef. der pantheiſtiſche Grund⸗
ſatz desſelben, daß Gott und die Welt Eins ſei,
wonach Gott mithin nur als Subſtanz, nicht als
Subjekt und Geiſt beſtimmt wird; Spinoziſt, m.
ein Anhänger dieſer Lehre.
—— m. und f. engl. eig. eine Spinnerin; ein
üdchen, eine Jungfer, ein Fräulein, in England
der jelbft amtliche und urkundliche Name für ein
Mädchen, das feinen Mann gefunden hat.
Spintbherismus,m. gr. (v. spinthör, Funken, spin-
therizein, Funken jprühen) das Funfenfprühen;
Spintherometer, m. ein Funkenmeſſer, zur Be-
ftimmung der Länge eleftriicher Funken.
Spinthrien, pl. l. (spinthria oder spintria, m. ein
unzüdtiger Mann) Münzen oder gejchnittene
Steine, welde unzüchtige Gegenftände darftellen.
feintifieren, (viel. auf eine eigentümliche Art von
jpinnen gebildet, oder v. deutichen Spint, Holz-
ipan, Splitter, Mehlſtoff im Korn) grübeln, nad)-
innen, fein ausjpinnen.
Spion, ın. (it. spiöne, fr. u. jpan. espion; Zeitwort
it. splare, ſpan. und prov. espiar, jr. Epier, von:
altd. sp&hön, ſpähen, engl. spy; vgl. Eſpion) ein:
Späher, feindliher Kundſchaffer; Spionage (pr.
—ndhiß’, fr. espionnage, m.) und Spisnerie, f.
das Ausfpähen, die Kundichafterei; ſpionieren
(fr. espionner), augfundjchnften, ausſpähen.
Spiräg, f. |. (v. gr. speiraia) die Spierjtaude, eine
Pflanzengattung von vielerlei Arten; Spträain,
n. der gelbe Sarbeitoff in ven Blüten der Spiraea
ulmaria oder Ulmenjpierjtaude.
ipiräbel, I. (spirabilis, v. spiräre, hauen, atmen)
atenıbar, verhauchbar; Spirabilität, f. nl. die
Atembarkeit der Luft; Berdunitbarkeit eines Kör—
vers; Spiracũlum, n. I. ein Quftloch, eine Off-
nung; Spirdnt, m. (spirans), pl. Spirdnten,
Spradl. der Reibelaut.
ſpirãl, nl. (v. 1. spira, gr. speira, Windung, Kreis)
ihnedenförmig gewunden; Spiräle od. Spträl-
Linie, f. die Schnedenlinie, Schraubenlinie; Spi—
räle, auch der Schraubendrabt, d. h. ein ſchrauben⸗
jürmig gemundener Draht, zur Hervorrufung elef-
triſcher Snduftionen oder zur Magnetifierung ge-
braudt; Spiral: Bohrer, Schrauben - Bohrer;
Spiral⸗Feder, f. die Schnedenfeder in Tafchen- |
uhren u. Belitern; Sp.-Gefäße, pl. (nl. vasa spi-
ralia), die feinen luftführenden, bündelartig zu—
Jammenftoßenden Röhren im Zellengewebe der
Pflanzen, deren Wandung aus fehrauben- oder
ringförmig gebildeten Faſern bejteht, und durch
welche der Saft in alle Zeile der Gewächſe auf-
Hteigt; Sb.⸗Pumbe, f. Schraubenrohr-Bumpe;
zylindriſche Spirale, Schraubenlinie.
Spirant, I. unter jpirabel.
spiräto, it. (v.spiräre,—l.exspiräre,f.eripirieren) '
Kfſpr. im verflojjenen Monate oder Jahre.
Spiridion u. Spiridius, ın. (v. gr. speirein, fäen)
mönn!. Name: ein Säender, Sämann.
Spirilius, m. (pl. Spirillen), Schraubenpilz, Schrau-
Spiendenr
benfeim (wie Bazillus, Stäbchenpilz, und Mi-
krokokkus, Kugelpilz, gebildet).
— m. l. eig: der Hauch, Wind; Atem; das
eben, der Geift, die Kraft; ein abgezogenes gei-
ſtiges Waffer; spiritus asper u. s. lenis, m. der
sauhe Hauch, H-laut in der griech. Sprache, be-
zeichnet durch“ und der fanfte Hauch vor anlauten-
dem Vokal, bezeichnet durd) '; 8. familiäris, ein
Schutzgeiſt, dienftbarer Geift; s. rector, der be-
lebende Geiſt, die geiftige, belebende Kraft; der
Kiechftoff bei den Pflanzen; s. sanctus, der heilige
Geift; Spirituälen, pl. nl. (spirituäles, vom lat.
spirituälis, luftig, geiltig) bejondere Sittlichfeit3-
Aufſeher in den Prieiter-Seminarien; auch die
itvengere Bartei unter den Franzisfanern; spiri-
tualia od. Spiritnalien, pl. geiitliche od. geiſtige
Angelegenheiten, Slaubengfaden, Seeljorge; in
spiritualibus, in geijtigen oder in geiftlihen An—
gelegenheiten; fpiritnalifieren, Scheidef. ver-
geiftigen, geiftig machen, den Spiritus oder eilt
aus etwas herausziehen; uneig. begeiftern; aud)
eine geiftige, bef. Fromme oder geiltlihe Richtung
eben, vergeiſtlichen; Spiritualtfation, f. die
ergeiftigung, Ausziehung des Geiltigen; Spiri—
tnalismus, m. die Geilterlehre, Xehre von dem
Wejen des Geiftes; auch) die philoſophiſche Anficht,
daß alles Geiſt ſei und das Körperlide aus dem
Geijte hervorgehe, entg. dem Materialismug;
auch unr. gebraudht ir Spiritisuns, m. Die
Klopfgeiſterei, daS Geilterklopfen, der Verkehr mit
Geiltern durch ein Iog: Medium; Spiritnaliſt,
m. ein Anhänger der Geiſterlehre, und ſütritua—
liſtiſch, dieſe Lehre betreffend, (im Sinne des
Geifterflopfens r. Spiritift u. ſpiritiſtiſch oder
ſpiritiſch); Spiritualität, f. die Geiſtigkeit, das
geiftige Wefen; spiritualiter, geijtiger over geijt-
licher Weife; fpiritucil (fr. spirituel), geiſtreich,
geiſtvoll; finnreich, geiſtlich; Tpirttunds (fr. spiri-
tueux), geiltig, feurig, Fräftig, jtark (von Geträn—
fen); spirituöso od. spirit6so, auch con spirito,
it. Tonf. mit Geift und Feuer, oder geiftig, feurig,
lebhaft vorgetragen; Spiritudfen, pl. geilige Ge⸗
tränke, d. h. alle Getränke, in denen Alkohol oder
Weingeiſt enthalten iſt.
Spirometer, n. lgr. (von spirare, atmen) Atent-
mefjer, eine von Hutchinfon erfundene Vorrichtung,
En Menge der aus⸗ und eingeatmeten Luft zu
meſſen.
spissitas oder spissitũdo, f.l. (von spissus, dicht
die Dichtheit, Verdichtung, Verdickung flüfliger
Dinge, jo daß fie weniger fließen, z. B. sanguinis
des Blutes.
Spitäl, n. abgekürzt au Hofpital, ſ. d.
Splanchnographie, f. gr. (von splänchnon, n., pl.
splanchna, Eingeweide) Beſchreibung der Ein-
geweide; Splanchnologiĩe, f. die Eingemweidelehre,
Lehre von den Eingemweiden; ſplanchniſch, auf bie
Eingeweide N a a
Spleen, m. engl. (Ipr. ſplihn; vom gr. u. I. spien,
Min Heilf. bie Milafacht, Schwermut, eine Art
Hypodondrie (f. d.), welche oft Lebensüberdruß
erzeugt u. meift Wirkung der Langeweile iſt; üble
Laune, Grille, Verdrießlichkeit. er
Splenalgie, f. gr. (v. splen, Milz) das Milzleiden,
ilzweh; ſplenalgiſch, an der Milz leiden, milz-
frank; Splenitis, f. die Milgentziindung; Sple—
nographie, f. re; Spienologie, f
die Lehre von der Milz. *
Splendeur, f. fr. (ſpr. Plangdöhr; — |. splendor,
v. splendere, glänzen) ver Ölanz, die Pracht, Herr⸗
ö— — nn — — — —— ——— —— — — — — TEE EEE SEELE Be
— — —
Splenia
lichkeit; ſplendid, lat. (splendidus, fr. splendide),
länzend, prächtig; uneig. auch freigebig; in Druck—
Er weitläufig, mit großen —
entg. kompreß.
Splenia, pl(l. sing. splenium, von splen, Milz;
wegen der Ähnlichkeit an Form und Farbe) Heilt.
Berbandtücer, Binden; Baufchen, Dructücher, |.
Kompreſſe.
Spodium, n. I. (v. gr. spödion, v. spodös, f. Aſche)
Metallafche, Ofenbruch, = Tutia; Beinſchwarz,
Knochenkohle, gebranntes Elfenbein (spodium ni-
grum); weißes Spodtum, Knochenaſche; Spo—
diumfabrik, f. Knochenbrennerei mit Knochen—
mübhle; Spodomdnt, m. gr. ein Wahrfager aus
der Aſche; Syodomantie, f. das Wahrjagen aus
der Aſche, = Trephomantie; Spodumen, mm.
gr. (spodümenon, von spodün, zu Aſche brennen)
eine grüne, perlmutterglänzende Steinart, aus
Biefelfäure, Tonerde und Lithion beftehend, welche
gebrannt der Aſche ähnlich wird.
Spoglio, m. it. (jpr. jpölgo; = I. spolium) eig.
eute; Gepäd, Kleider; in Dutarantaine-Anjtalten:
Kleiderwechjel und —
Spolium, n., pl. Spolia od. Spolien, I. der Raub,
die Beute; be. erbeutete Waffen 2c. als Sieges—
zeichen; Rſpr. Befig-Entfegung, Entwährungr
spolia opima, pl. eig. fette, reiche Beute, die
Waffenrüjtung, welche ein altröm. Feldherr dem
bon ihm ſelbſt erlegten Anführer der Feinde abge-
nommen batte; Spolien, auch die ritterlichen
Ehrenzeichen, ala Schild, Helm ꝛc. bei Xeichenbe-
gängniflen u. andern Öeprängen; Spolien-Klage,
. (actio spolii) Ripr. die Klage auf augenblidliche
Wiedergabe od. Erjaß einer geraubten Sache; Sp,=
Hecht, das Recht eines Yandesherrn, bef. des Kai—
jer3 od. des Papſtes, jolche Güter an fich zu bringen,
die von katholiſchen Geijtlichen Hinterlaffen worden
find; ſpoliieren (I. spoliäre), berauben, plündern,
gewaltjam nehmen; Spoltdtt (spolians) od. Syo⸗
fierer, m. der Raub— Be Sholiät, m. (spo-
liätus) der Kläger in einer Spolienklage; Spolin=
tion, f.(l.spoliatio) die Beraubung, Blimderung;
Spoliätor, m. ein Berauber, Blünderer.
Sponde oder Bettſponde, f. (vom I. sponda) da
Settgeitell, die Bettitatt.
Spondäus, m. |. (v. gr. spond&ios, d.i. eig. zu den
feierlihen Opferfpenden, spondai, gehörig, welche
von langjamen, ernjten Melodien begleitet wurden)
Versk. der Gleichſchritt, Zweifchlag, Doppelichlag,
ein Versfuß von 2 langen Silben (--), 3. B. Voll-
mond, aufgehn 2c.; Syondaieus od. Spondiäcns,
m. ein Herameter, deſſen fünfter Fuß ein Spon—
deus ift.
fpondteren, !. (spondäre) feierlich oder heilig ver-
jprechen, geloben, zufagen; Sponfus, m. der Ver-
lobte, Bräutigam; Sponſa, f. die Berlobte, Braut;
Sponfalien, pl. (l. sponsalia) das feierliche Ehe—
verjprechen, Berlöbnis, Verlobung u. Verlobungs—
feier; Ehevertrag, Eheſachen; Sponfion, f. (I.
sponsio) die feierliche Verſprechung, Zuſage, dag
Gelöbnis; sponsio de futuro, Öelobung od. Ver-
lobung für die Zufunft; s. publica, öffentliche
Berlobung od. rum: Gabafor. uch Bürge;
sponsor fid®i, eig. ein Ölaubensbürge, Taufpate;
s. paecis, ein Sriedensbürge; ſponſieren (vom I.
sponsäre), gem. f. buhlen, liebeln, um ein Mäd-
hen werben.
Spondijlus, vi (spöndylos od. sphöndylos), pl.
Spondülen, Wirbeltnochen, bef. Rüdgratwirbel;
ſpondijliſch, die Rückenwirbel betreffend; Spon-
— — — — — — — — — — —
sporco
Short n. engl. (
Sporteln 821
dyliten, pl. Lazarusklappen, eine Art verfteiner-
ter Schaltiere; Epond fitis, f. die Wirbelentzüne
dung, Eiterung eines Wirbels; Spondylolithen,
hr verjteinerte Fiichwirbel; Spondylozden, pl.
irbeltiere.
Spongia, f. gr. u.l. der Schwanım; spongla offl«
einälis, [. der gemeine Badefhwamm; Spongptög
((. spongiösus), ſchwammicht, loder; Snpongioli—
then od. Spongiten, pl. gr. Shwammiteine, ver-
jteinerte Schwanmforallen; Spongöſis, f. Heilk.
der Gliedſchwamm; Spongozden, pl. Meer-
ſchwämme. fpoͤndieren.
Sponja, Sponſalien, Sponſion ꝛc., |. unter
sponte od. r. sua sponte, |. ige von freien
e
Stücken, von felbft, aus eignem Triebe; fpontän
(l.spontan&us), — ungezwungen, auf eignen
Antrieb; willkürlich; Heilt. ſpontane Verrentuns,
d. i. Verrenkung infolge einer Krankheit des Ge-
lenkes ohne Einwirkung einer äußeren Gewalt;
Spontaneität, Spontanttät, f. nl. die freie
Willenskraft, freiwillige Entichliegung ; Selbjttätig-
feit; Willfür, Selbſtbeſtimmung.
Sponton, m. (ſpr. |pongtöng; fr. sponton, espon-
ton, jpan. esponton, v. it.spontöne od. spuntöne,
vb. spuntare, abipigen, abftumpfen, ſtutzen; vgl. it.
puntone, eine lange und jtarfe Spiße, von punta,
Spiße, v. püngere, pügnere = |. pungöre, ſtechen)
das Kurzgemwehr, die halbe Pike, ein Spieß der
Unteroffiziere.
Spordden, pl. gr. (Sporädes, v. sporäs, zerjtreut,
v. speirein, ausjtreuen, fäen) zerjtreut liegende In—
jeln, bef. im griech. Archipelagus; ſporaͤdiſch, zer-
jtreut, einzeln und außer Gejellfchaft lebend, ein-
zeln ſtehend, vereinzelt; ſporadiſche Krankheiten.
die nur einzelnen Perſonen u. nicht ganzen Län-
dern zuſtoßen, entg. den epidemiſchen; Spore, f.
(v. gr. sporä, Saat) Keimforn, der Samen frypto=
gamijcher Pflanzen; Sporangium od. Sporan⸗
gidium, n. (v. Angos, Gefäß) ein kleines Samen»
gefäß; die Fruchtgülle der Kryptogamen, Mutter-
zelle ver Sporen bei den Algen; Sporogontum,
n. gr. (vd. Spore u. gönos, die Geburt, das unge),
bei ven Mooſen die aus der befruchteten Eizelle der
Archegonien, d. i. der weiblichen Geſchlechtsorgane,
ſich entwicelnde jporenbildende Frudt.
it. — 1. spurcus) unrein (3. B. in Quaran-
tänen); bei Kaufl. — brutto.
Sporenorden, der von Gregor XVI. 1841 gegrün-
dete Orden des heil. Sylveiter.
Spores Raffel, n. (jüd. und rotwelſch) bares Gelb,
Elingende Münze.
—* ſpohrt mit langem offenem o,
ehemal3 auch disport, v. altfr. desport, deport,
prov. deport, it. diporto, Beluftigung, Bergnügen;
das völlig eingedeutfchte Wort ifi in deutſcher Aus—
ſprache: Schpört zu |prechen) Spiel, Scherz, länd⸗
liche Vergnügen, bei. alle Leibesübungen u. Ver-
nügungen, welche Gejchielichkeit, Kraft u. Kühn-
Beit erfordern, als: Pferderennen, Jagd, Wettlauf
u.Wettenaller Art; Sportsman,m.(jpr.—männ),
pl. Sportsmen, Liebhaber von Jagd, Wettrennen
2c., Sportliebhaber.
Sporteln, pl. (vom I. sportüla, eig. ein Körbchen,
worin man jemand Speifen zum Geſchenk jandte;
dann überh. Geſchenk) gerichtliche Nebengebübren,
Schreibgelder, Nebeneinkünfte; Sporteltafie, f.
Kaſſe für die einfommenden Sportein; Sportels
tare, f. die gefetliche Borjchrift über die Gebühren
für Gerihtshandlungen; Sportuldnt, m. ni.
Sportelmacher od. »erheber.
822 Sposalizio
Sposalizio, n. ital. (vgl.jpondieren) Benennung des
befannten Gemäldes von Rafael „Mariä und
Joſephs Verlobung”, in der Breragalerie zu Mai-
land, gemalt 1504.
Spradorgane, pl. die Teile des Körpers, durch
deren Mitwirfung die Spradhlaute erzeugt werden:
Kehlkopf, Munde, Rachen- und Nafenhöhle, Gau—
men, Zunge, Zähne, Lippen.
Spragen, a3 Entfliehen des Sauerjtoffs beim
daltwerden gefhmolzener Metalle.
Spray, m. engl. (fpr. ſpreh) Sprüher, Zeritäubung,
zerſtäubte Flüffigfeiten, die fäulnisverhittend wir—
en, bei Operationen angewandt, um Wundfranf-
heiten zu verhüten.
Sprenggelatine, f. d.fr. (pr. —ſchelatihn', vgl.
Selatine)ein gallertartiges Sprengmittel, das gelb-
(ih ausfieht und bejonders aus Nitroglyzerin be-
iteht, auch Gelatinedynamit genannt.
Sprengaummt, n. = Sprenggelatine, |. d.
Sprengftultur, f. durch Dynamit geloderterBoden.
Sprinter, m. Flieger (in der Sportiprade).
Sprit, m. = Spiritus, abgezogenes geiftiges
Waſſer, bei. Branntiwein,welcher wenigiten350 Pro-
zent Alkohol hat. |
Spuma, f. !. der Schaum; ſpumös (1. spumösus),
ſchaumig, ſchäumend.
Spureitien, pl. (v. l. spurcitia, spurcities, Unrei—
nigfeit; sporco) Unflätereien, Zoten.
Spurius, m. l. (spurius, unecht) ein unehelicher
Knabe, Baſtard; Spurig, f. eine uneheliche Toch—
ter; ſpuriſch, unecht, untergejchoben, faljch.
sputum, n.[.(v. spuere, jpeien) daS Ausgeſpieene,
der Ausmwurf.
fquamds, I. (squamösus, von squama, Schuppe)
ſchuppig, geihuppt.
are, m. engl. (jpr. ſtwehr; v. altfr. esquarre,
iered, I. gleidjj. exquädra, von quädra, Viereck,
altfr. esquierre, jet equerre, Winkelmaß, jpan.
esquadra, it. squadra) ein Biered, Häuferquadrat,
Häujerblod; bej.ein vierediger, oft jedoch auch run—
der Schmudplag in den engl. Hauptitädten; Gar-
tenanlage; aud ein Flächenmaß — 55,3 qm;
Square mile, Quadratmeile.
Sanatter, m. nordamerifan. (pr. jfwätter; v. engl.
squat, fauern, niederhoden, altfr. esquachier, it.
quatto, gedudt, gebüdt, v. I. coäctus, zufammen-
getrieben) ein Anfiedler im weſtl. Amerika, der ſich
ohne irgend einen Rechtstitel auf nicht urbaren
Ländereien niederläßt; in Auftralien derjenige,
welcher außerhalb der Grenzen des bereit3 ver-
mefjenen Landes Weideland pachtet, um darauf
Schaf- und Rindviehzucht zu betreiben; vgl. Bad-
woodsmen.
Sauaw, f. engl. (ſpr. ſtwaͤh) eine Indianerin in
Nordamerika.
Squilla, ſ. Scilla.
Squire, = Esquire.
Sſalgän, m., pl. Sſalgaͤnen, ruſſ. (v. ssälo, Talg,
u. viell. v. gonjat) od. gnatj, treiben, deſtillieren)
eine Zalgjiederei, bei. in und um Odeſſa und in
den Steppen de3 jüdl. Rußlands.
Sfamoderigez, m. ruſſ. (ſpr. ſh wie ſch; ssam, felbft,
u. dershawa, Macht, Herrſchaft) Selbitherricher,
Titel des ruſſiſchen Kaiſers.
Sſamoſwänez, m. ruſſ. (v. ssam, ſelbſt, u. swatj.
rufen, nennen) einer, der ſich einen falſchen Namen
beilegt, der Falſchnamige; dah. z.B. Dimitri-Ssa-
moswänez, PBjeudo-Demetrius (1605 —1606), der
falſche Demetriuß.
Zjamewdr, m. ruſſ. (ſpr. Bamamdr; eig. Selbit-
Sſwod
kocher, v. ssam, ſelbſt, u. waritj, kochen) ein kleiner
kupferner Keſſel, bef. zum Teekochen, ein Kochkeſſel,
Teekeſſel, Teekocher, Teemaſchine.
Sſarafäͤn, m. ruff. (gr. särapis, ein perſiſches Kleid,
aus d. per. seräpä, d. h. von Kopf bis zu Füßen)
ein Rod der rufj. Bäuerinnen ohne Armel, big
auf die Ferſen gehend und vorn zugefnöpft.
Siarat, m. rufj. (aus d. perf. sersi, Ralaft Haus;
vgl. Serail) der Schuppen, Schauer; dab. auch
Karawanßarat, f.d.
Sieihen od. Siaihen, m., eig. f. ruſſ. (fpr. ßaſchen;
abgel. v. ungebräuchl. ssjagätj, faljen, erreichen,
berühren, reichen) der Faden, ein ruſſ. Kängenmaß
= 3 Arſchin (f. d.) = 7 ruſſ. Fuß = 48 Werſchok
(1. d.) = 84 ruſſ. Zoll = 2,134 m.
Sihörnoje Uloſhenije, f. od. eig. n. ruſſ. (fpr. ſh
wie kb; v. ssbornüj, aja, oje, gejammelt, u. ulo-
shenije, Verordnung, Geſetzbuch) das alte, aus
lauter einzelnen Verordnungen bejtehende, allge-
meine ruf). Landrecht von 1649, entg. Sſwod, ſid—
oe 3% Sit, n. kleinſte Rehnungsmünge in China
ſ. Liang). |
Siennäja (näml. Ploöſchtſchad“ f. d.), f. ruſſ. (v-
sseno, Heu) der Heumarkk. j
Siig, m., pl. Sſigi, ruſſ. (for. Bigg; ſchwed. sik) der
Schnäpel, die Seeforelle (Salmo lavaretus).
Sürotffii Sfud, j. Siud., .
Siijatelftivn, f. ruf. (v. ssijätj, glänzen, leuchten)
Erlaucht, Titel für Grafen, — Clarissimus oder
Illustrissimus. 3
Simotritel, m. rufj. (von ssmotr"tj, jehen, beauf-
ſichtigen) der Auffeher. U DIR
Sſorokowdi, m. rufj. (von ssörok, vierzig) eig. der
bierzigfte, ein rufj. Flüſſigkeitsmaß = 40 Wedro
(Eimer) = 491.871 1. 5
Sſoͤtnie od. r. Sſoͤtnja, f, pl. Sſoͤtnien, ruſſ. (v-
ssto, hundert, gen. pl. ssot), daS Hundert, z. B.
Koſaken; Sfötnif, m. ein Hauptmann (über 100
Mann), vgl. Setnik.
Sſowremeénnik, m. rufj. (v. Vorw. sso, mit, und
wremja, Zeit) der Zeitgenofje, Mitlebende; Titel
ruſſ. Zeitungen.
Sfud, m. * das Urteil, Gericht, z.B. Sſirotſlij
Sſud, m. (v.ssirotä, die Waiſe) das Waiſ engericht;
Sindjd, m. der Richter; Sſudjebnũj Sſlädowa⸗
tel, m. (von ssladowatj, folgen, unterfuchen) der
Unterfudjungsrichter.
Siuddf, m. ruſſ. (ſpr. Buddd) der Sander, Sand-
barjch (Lucioperca). j |
Sfüudarj, m. ruff. (verf. aus Gofjuddrj, ſ. d.) als
Anrede: mein Herr! gnädiger Herr! Sfuddrynia,
f. (verk. aus Gofjuddrynja) Madame! gnädige
Frau! oder auch mein Fräulein! —
Sſüßlik, n. ruf. (ssüsslik, m.) Die Zieſelmaus,
Steppenratte, Erdzeiſelchen (Citellusvulgaris,Mus
ponticus), ein in Südrußland häufiges Tier von
der Größe eines Hamſters, mit gefledtem Selle, der
als Pelzwerk unter dem Namen „Sufjelden”
befannt ift. : AR 2:
Siwätlait, f. ruſſ. (v. sswät, Licht; sswätlü), hell,
heiter) Durchlaucht, Titel für jlav. Fürſten —
ee hrſch itj, einwickeln, zu
Sſwita, f. ruſſ. (wahrſch. d. sswit), ein zu⸗
—— ein jlav. Oberhemd, Kittel, beſ. der
aus brauner Schafwolle gewirkte, mit Kappe ver-
ſehene Mantel der Hirten im füdl. Rußland.
Sitvod, m. ruſſ. (eig. Übereinitimmung, Verglei-
hung, Zufammenftellung, v. sswodit), zuſammen⸗
bringen, vergleichen) oder Sſwod ſaloͤnow (ſpr.
—— v. sakon. ſ. d.) das neue, ſeit 1833
Sſynod
eingeführte ruſſ. Geſetzbuch, entg. Sſbornoje
Uloſhenije, |. d.
Eiynön, m. ruff. (fpr. Bynsdd; v. gr. synödos, vgl.
Synode) die oberjte Verwaltungs- u. Gerichtöbe-
hörde der griecdh.-orthodoren Kirche und zugleich
höchſte Kompetenz in firchlichen Streitfragen.
Stants-Bewind, n. holl. (von bewind, Regierung,
Verwaltung, vom altholl. bewinden, verwalten)
die Staatsregierung; St.-Aktionen, Staat3be-
- gebenheiten; in der Berbindung Haupt» und
Staat3aftionen, Dramen erniten Inhalts, die
Ereignifje aus der Staats- und Herrjchergeichichte
darstellten, gegen Ende des 17. Jahrh üblich;
&t.:Banfrott, m. der Zuſammenbruch der Fir
nanzen eines Staates, indem ein Staat nicht im-
itande ift, die von ihm ausgegebenen Staat3papiere
einzulöfen und feine Schulden zu tilgen; St.-Ef—
fetten, pl. dtich.-I. Staatspapiere, — Effekten;
St.-Garantie, f. Sicherheit, die der Staat einem
Brivatunternehmer gewährleiftet, indem er für die
Kapitalverzinfung garantiert ujw.; St.⸗Marl,
f. eine alte gemeinjchaftliche Silbermünze der
Städte Lübeck, Hamburg, Liineburg und Wismar
(um 1550), etwas über 3 Mark an Wert; St.-Ri—
tto,j.Rijtretto; St.-Sekretär, m. Miniſter;
oriteher eines Reichsamtes im Deutichen Reiche;
Unterftaatsijetretär, Stellvertreter eines Mini-
jters in Preußen; Staats:Serbituten, pl. Ein-
griffe eines Staatesin die Verwaltung eines andern,
die auf völferrehtlihem Wege geordnet find; St.⸗
Sozialismus, Fürſorge des Staate2 für die volf3-
wirtichaftlichen Berhältnifjeinnerhal& der beftehen-
den Geſellſchaftsordnung und Bewirtſchaftung ge-
wifjer Betriebe durch den Staat (z. B. Poſt, Eifen-
bahn u. a.).
Stäbat mater, n. I. d. i. die Mutter (Jeſu, ſtand
(am Kreuze), ein mit dieſen Worten anfangender
berühmter Gejang der Fathol. Kirche, in Muſik ge-
ſetzt v. Baleitrina, Pergolefi, Haydn u. a.
ftabil, I.(stabilis, e,v. stare, ftehen! beftehend, jtand-
haft,dauerhaft, jtändig, nicht veränderlich, feit, fejt-
geſetzt; ftabilieren (I. stabilire),auch ftabilifieren,
ftabilitieren, feitiegen, befejtigen oder fejtigen;
Stabilift, m. nl. ein Anhänger des Beſtehenden;
Stabilität, f. 1. (stabilitas), die Feſtigkeit, Dauer-
baftigfeit, Dauer, die Bejtändigfeit, dag Verblei—
ben; Stabilitäts-Syſtem, n. das Syſtem des
Beharrens bei den Bejtehenden, Herfümmlichen.
Stabsquartier, n. Hauptquartier, wo der Feldherı
mit dem Stabe der Armee liegt.
staccäto, it. Ton. (v. it.staccare, distaccare, prob.
destacar, fr. detacher, losmachen; vgl. detachieren
u. attacjıeren, gejtoßen, abgeftopen, kurz, gebrochen
Stadion, 1. Stadtım.
j. Stafet.
Stadera, f. ſ. Ota.
Stadhonder, m. (fpr. —hauder) holl. Statthalter.
Stadium, n. I. (v. gr. städion) ein altes Längen—
oder Wegemaß dv. 125 Schritt od. 600 griech). und
625 rom. Sup, 40 Stadien = 1 geogr. Meile; die
Renn- od. Yaufbahn, bei den Wettfpielen der alten
Griechen; uneig. die Berlaufgzeit, ein Zeitabjchnitt
oder Zeitraum in der fortjchreitenden Entwidelung
einer Begebenheit oder eines Zuſtandes, z. B. einer
Krankheit (stadium morbi),Stufe, Entwidelungs-
ſtufe; Stand, Lage, Sachlage.
Staffane, ſ. jtaffieren.
Etaffette od. Stafette, f. (v. it. staffetta, fr. esta-
fette, v. it. staffa, Steigbügel, Stegreif, v. althochd.
stapfe, stapfo, &tapr, Tritt, stepfen, ftapfen,
|
Stalagma 823
ſtaffen, ſtappen, treten) ein außerordentlicher
ee od. reitender Poſtbote, Eilbote zu Pferde,
Haftreiter; ein auf diefe Weife abgeichidter Brief;
der Prachtkäfer.
ftaffieren (deutich mit jremdartiger Endung, von
Stoff, alio ftatt ftoffieren; holl. stoffeeren,
altfr. estoffer, fr. etoffer) mit Stoff oder Zubehör
verfehen, ausrüften, bejegen; verzieren, aufpußen;
Mal. mit Beiwerk auszieren; Staffterung, f. Die
Berfehung oder Ausrüftung G B. eines Zimmer?)
mit Zubehör; Aufpugung, Beſetzung eines Klei-
dungsſtückes, Steifung eines Hutes; Mal. Staf-
fierung oder gew. Staffane, f. (Ipr. —ähſch) die
Belebung eines Gemäldes mit einzelnen Figuren
oder ganzen Gruppen von Menfchen, Tieren ꝛc.;
u. dieje Figuren ꝛc. jelbit; Beiwerk; Staffierer u.
Stafftermaler, m. ein Anftreicher, Vergolder,
Stubenmaler. ;
Stage⸗coach, f. engl. (ſpr. ſtehdſchkohtſch; v. engl.
u. fr. stage= Station; altfr. estage,prov.estatge;
it. stagglo, Stelle, Wohnung, Aufenthaltsort, 1.
gleich]. staticum, v. stäre, ftehen, eine Landkutſche,
Boftkutiche; Stagiaire, m. fr. (pr. ſtaſchiähr') ein
junger Recht3gelehrter, der beieinen Rechtsanwalt
jeinen Stand (stage) hat, bei ihm arbeitet zu feiner
Ausbildung; ftagieren {ipr. geſch, jeine Probe—
zeit bei berihledenen Gerichten u. Rechtsanwälten
durhmaden; ſtagionär, in diefer Probezeit be-
findlih; vgl. Etage.
Stapione, f. it. (fpr. ſtadſchone) Jahreszeit; bei.
DOpernzeit (vgl. Saijon); stagione di sartello,
der Zeitraum für Verſchreibung von Künitlern an
einer Bühne.
Stagirit, m. Bezeichnung des Aristoteles, n. ſ. Ge—
burtsorie Stagira in Mazedonien; pl. Stagi⸗
viten, Anhänger desfelben, Ariftoteliter.
Staglio, m.it.(jpr.itdljo; v.stagliäre, f.distagliare,
fr. detailler, zerjchneiden; vgl. Detail; Kfipr. die
Durchſchnittsrechnung, der Überſchlag in Bauſch
und Bogen. J
ſtagnieren, I. (stagnäre, von stagnum, ſtehendes
Waſſer) ſtillſtehen, ftocen, faulen, jumpfen \v.
Waſſer und anderen Flüffigkeiten); ftagndnt, ftill-
jtehend, ſtockend, Stagnation, f.nl. derStillitand,
die Stodung, Fäulnis.
Stagnol, j. Stannio!. |
Stahlbronze, f.dtih.-fr.(ipr.—brongie;vgl.Bronze)
Geihütmetall, das aus 91 Teilen Kupfer und
5 Teilen Zinn bejteht und in gußeifernen Formen
gegoffen it; auch Uchatiusſtahl genannt; Stahls
sräparate, Zubereitungen aus Eifen, dieals Heil»
mittel gegen die Bleichſücht verwendet werden.
Stajo, m. it. (vgl. Staro) der Scheffel, ein ehema-
liges ital. Getreidemaß von 24—100 1; Stajsle,
m. ein Feld- oder Flächenmaß in Florenz.
State, n., pl. Stafcs, engl. (jpr. ſtehk, ſtehls, vom
deutich. fteden) der Sa, Einfag im Spiele, bei
Wetten, bef. bei Bferderennen.
Etafet, n. (niederd. Stafet, Stadete, Hol.
staket, staketsel, it. steccata, dv. niederd. Stafe,
Stafen, Stade, Steden, holl. staak, angel.
staka, engl. stake, it.stecca,stacca, prov.u.fpan.
estaca, altfr. estaque, estache, Pfahl) ein Pfahl—
— Bfahlgehege, Pfahl- oder Lattenzaun, Ge-
jtäbe.
Staldema, n. gr. (von staläzein, tröpfeln) das
Tröpfelnde, der Tropfen; Heilk. Abgetropftes;
Staldgmus, m. u. Staldris, f. das Abtröpfelt,
die Abtröpfelung; Stalagmit, Tropfſtein, auf dem
Boden dur Auftröpfeln gebildet ; Stalaftit, m.
824 Stallaggio
Tropfitein, anı Dad) od. an den Seiten einer Höhle
durch Abtröpfeln gebildet; auch überh. Tropfitein,
Sinter oder Kalkſinter, ein aus fohlenfauren Kalt
enthaltendem Waſſer abgejegterfaferiger Kalkſtein,
3. B. in der Baumannshöhle am Harz ıc.; ſtalak⸗
titiſch. tropfiteinartig, zapfenförmig.
Stallaͤggio, m.it.(ipr. —ddjcho; v. stalläre, bleiben,
verweilen, prov. u. altfr. estal, it. stallo, Stelle,
Aufenthalt, vom althochd. stal, Stelle) das Tager-
eld, Hafengeld (deutjch mundartl. das Stallgeld,
. Standgeld, Stättegeld).
ftaltiich, gr. (staltikös) v. stellein, zufammenziehen)
zuſammenziehend, zurüdtreibend, hemmend; Stals
tifa, pl. Heilf. zufanımenziehende, blutjtilleiide,
auch wegätzende Heilmittel.
Staltwarts, pl. in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika die entſchiedenſten Republikaner.
Stambul, n. türk. eig. Iſtaͤmbul (entit. aus gr.
eis ten pölin, in die Stadt) eig. nur die Altitadt
od. der innere Teil von Konftantinopel, jest gem.
nungsmünze v. Gold, etwa — 74, M; Stambul-
Efendi-Baſchi, oberiter Richter in bürgerlichen u.
peinlihen Sachen in Konjtantinopel.
Etamen, n., pl. Staming, I. (v. stäre, ftehen) eig.
der Aufzug oder die Kleite eines Gewebes; Staub-
fäden und über. Staubgefäße in den Blüten der
Pflanzen, vgl. Anthere; uneig. f. Anfänge; Sta⸗
minodium, ein Nebenjtaubgefäß, das feine An—
theren (ſ. d. unter Anthos) befigt und daher umn-
fruchtbar ift.
Stamım-BrioritätssAttte, f. eine nicht gleich bei |
Übernahme des Grundfapitals, fondernfpäteraus-
en Aktie, die aber Geminnanteil und felte |
Zinſen gewährt; Stammregiiter, ein Regiſter,
aus dem wichtige u. wertvolle Scheine (3.8. Schecks
u.a.) geihnitten werden, in dem aber ein Streifen
zurüdbleibt, vermittel3 deſſen jederzeit die Echtheit
eine3 ſolchen Scheines feitgejtellt werden fann.
Stampa, f. it. (v. stampäre, jpan. estampar, autf-
drüden, prägen 2c.,=althodhd. stampfön, ſta mp⸗
fen, ftempeln) der Drud, das Gepräge einer
Münze; auch Druckſachen; Stampilie, f.(mi.stam-
pilla, fr. estampille) einStempel, beſ. zu Namens⸗
zügen unter Urkunden.
Etampiglien, = Stampille, |. d.
Ständer, n. engl. (v. stand, ftehen; eig. ein frei⸗
jtehender Baumftamm, eine Richtpfoſte; vgl.jedoch
Standarte) jedes durch das Geſetz beitimmte Maß,
Eichmaß, Richtmaß; der gejeglihe Münzfuß ꝛc.;
Standard-Gold, n. Normal- od. Münzgold =
22 Karat feines Goͤld; Standard: od. Standart⸗
Probe, f. Kfipr. das Warenmufter, welchem eine
Lieferung entiprehen muß; daher in Zuſammen⸗
jegungen: Standard= foviel wie muftergültig,
maßgebend, 4.8. standard work, n. ein muſter⸗
gültiges (klaſſiſches) Werk.
Stange, f. it. (stanza
die ganze Stadt bezeichnend; m. eine türkiſche Rech⸗ 3
|
|
1
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Staroſt
ſern beſtehenden Wohnorte der Koſaken, ein Ro
ſakendorf.
stannum, n. l. das Zinn; bei ven Alten: Wert,
Werkblei, eine Verbindung von Blei und Silber;
Stannäte, pl. zinnfaure Salze; Stannisl, n.
nl. (it. stagnuölo, v. stagno, Zinn, v. ml. ste-
gnum f. stannum) ganz dünn gemwalztes Zinn-
blech; Blatizinn oder tunblättgien; Zinnfolie;
Stannin, ein Zinnkies, der aus Kupfer, Eifer,
Sinn u. Zink beiteht; Stannit, m. der Zinnties.
Stanowoi oder Stanowoi Priſtaw, m. ruſſ. (ſpr.
ßtanowð ak von stan, Zager, Feldlager, aljo
eig. der PBrifjaw [j. d.] eine Stan) uneig. der
Kreisrichter, Yandpolizeileutnant.
stante, it. (v. l. u. it. stare, jtehen, bejtehen ze.)
Kfipr. in diefem oder gegenwärtigem Monate;
— podo, l. ſtehenden Fußes, auf der Stelle,
ogleich.
ftantiert, j. stentato. | |
l. gleich]. stantia, von stäre,
stehen, fichaufhalten, anhalten) 1.der Aufenthaltig-
ort, ein Zimmer, eine Stube; auch ein Wandge-
mälde zur Zimmerverzierung, be. die berühmten
Wandgemälde Rafaels im vatikaniſchen Palaſt
in Rom; 2. der Haltpunkt od. Abjchnitt in einem:
Gedichte; ein Reimſatz, Geſätz, = Strophe; bei.
die adıtzeiligeital. Strophe(ottaverime), beſtehend
aus acht fünffüßigen jambifchen Berjen, worir.
zwei Reime dreimal miteinander wecdjeln u. die
dann mit zwei gepaarten ſchließen; doch gibt e2
auch unregelmäßige, die mit dem Reim beliebig
wechſeln und die man deshalb wilde Stanzen
genannt hat; 3. eine ftählerne, vertieft gearbeitete
Form, um dDiefelbe vermittel3 eines Prägwerks
auf Metallblech zu drüden; auch ein jtählerner
Zylinder zum Ausjchneiden von Metallftiiden ver-
ſchiedener Form durch Drudkraft.
Stapelie, f. (nl. Stapelia; nach Bodeu3 Stapel,
einem holländifchen Arzte, gejt. 1616, benannt) eine
Treibhauspflanze von jehr vielen ſchönen Arten
— Südafrika. hyIs, Tran
taphylägre, n. gr. (v. staphyle, Zraube, uneig.
——— im Schlunde) Heilk. die Zäpfchen-
zange, ver Zäpfchenhalter, Staphylee, f.die Bim-
pernuß, ein Baum von verjchiedenen Arten; Sta—
ghyfton, n.ein Weinbeeriernden; Heilf, ein dieſem
aähnliches er ee ber a ſta⸗
liſch, das Zäpfchen betreffend.
a * engl. ein Stern; namentlich bildlich von
einer Theatergröße, einem Virtuoſen und ähnl.
Star oder Stär, m. (= it. staro, ſ. d.) ein Getreide⸗
maß in Tirol, = Ye Wiener Metze =30,74]; au
ein Rübel, als Maß für Erze, Salz ıe.
Starboard, n. engl. (pr. —bohrd; aus dem deut⸗
ſchen Steuer, engl.steer, entjtellt; vgl. Striborb)
das Steuerbord, die rechte Schiffgfeite; vgl. Lar-
board u. Badboro.
Standsrte, f. (engl. standard; prov. estandart, Stareſchin, m., pl. Starefginen, ſlav. (Ipr.Bta—-:
estendart, jpan.estandarte, altfr. estendard, fr.
etendard, it. stendardo, vom l. extendöre, prov.
estendre, fr. etendre, it. stendere, ausbreiten,
entfalten) urjprüngl. das Eaiferliche Reichsbanner;
eine Reiterfahne, ein Fähnlein; die Rute des Wolfs.
Stangiew, j. Stongiemw.
Stäanislaus, ın. jlav. (jpr. Bta—; poln. Stanislaw,
v. sstan, Stand, Staat, u. sslawa, Ruhm) männl,
Name: Ruhm des Standes oder Staates.
©tanize, f., pl. Stanizen (ipr. Btaniza; rufj. ssta-
niza, von sstan, Standort, Aufenthalt, Lager,
sstatj, jich ftellen) die aus 50 bis 300 kleinen Hätt«
| Staröjt, m. (ſpr.
|
jerb. starjeschina, altjl. starjeischina, rufj. star-
schinä, v. jlav. star, alt) Yamilienoberhaupi,
Stammoberhaupt. nd
Starie, £. fr. (v. 1. u. it. stäre, jtehen) Schiffipr. bie
Ziegezeit, Liegetage der Schiffe in den levantiſchen
Häfen über die vorgeſchriebene Zeit hinaus und
die Gebühren dafür.
Staro, ın. it. (auch Staja; 2 aus sestaro, 88-
stajo, dv. I. sextarius; vgl. Geiter) |. Stajo.
— ruſſ. sstärosta, v. ſſab
star, alt) eig. ein Älteſter; in Polen ein Landhaupt⸗
mann, vornehmer Beamter, Statthalter; in Ruß⸗
Start
land ein aus den Bauern gewählter Aufjeher zur
Aufrechthaltung der Ordnung, Dorffchulge; in der
Lauſitz ein Aufſeher über die Zeidler oder Bienen-
pfleger; Stavofter, f. Würde u. Gebiet eines Sta-
rojten, die Landhauptmannschaft; Staromerzen,
pl. rufj. (starowier, ein Altgläubiger, von wieritj,
glauben) Altgläubige, Raßkölniki.
Stärt, engl. m. Ablauf (dev Rennpferde uſw.);
Rennpfoften, von dem aus abaelaufen wird; ſtür—
ten, im Rennen mitlaufen, wettrennen, »jegeln,
-rudern ufw.; geftartet werden, an den Renn—
pfojten geitellt werden; Starter, m. der Ablaſſer,
Rennmwart, welcher das Zeichen zum Ablaufen der
Pferde gibt. Die Ausdrücde find ſämtlich von den
Vferderennen auch auf die Wettrennen der Rad-
ſtatiſch, ſ. unter Statik.
fahrer und Wettfahrten der Ruderer uſw. über—
tragen worden.
Startin, Starting, m. od. Startine, f. das Faß,
ein ehemaliges Flüffigfeitsmaß in Steiermarf, =
10 öfterr. Eimer — 565,89 1.
Stafimen, n. gr., pl. Staſima, (v. stäsimos, feft-
ftehend, von stenai, jtehen) ein Chorgejang im alt-
griech. Trauerfpiel, der gefungen wurde, wenn der
Chor feinen Stand in der Orcheſtra genommen
hatte; vgl. Parodos; Staͤſis oder Stäfe, f. gr.
das Stellen, Seten; die Stellung, das Stehen, der
Stand; Heilt. die Stockung von Säften.
Staßfurtit, m. ein dem ee zu Staß⸗
furt vorkommendes Mineral.
ftatäriich, I. (statarius, v.stäre, jtehen) jtehend, ver-
weilend, langjam fortichreitend; ſtata riſche Lek—
türe, ein Leſen mit Unterbrecjungen behufs der
Erklärung, entg. kurſoriſch, |. d.
Stäte, f. das ſtarke dreiedige Eijen am Pfluge, wor-
auf der ganze Pfug gebt,
Stater, m. gr. eig. ewicht; verjchiedene aſiatiſche
und griechiſche Silber- und Goldmünzen, im alten
Athen eine Silbermünze von 4 Drachmen; auch
eine ehem. jüd. Silbermünze, der Silberling, =
1,50 M.
Staͤthmik, f. gr. (v. stathmös, m. Ständer, Pfeiler;
Wage, Gewicht) die Gewichtfunde, Gemichtälehre;
Statbmograph, m.derahrtzeichner, Borrichtung
um jeldfttätigen Aufzeichnen der Sahrtzeiten und
(ufenthaltszeiten eines Eiſenbahnzuges.
&tätit, f.or. (v. statikös, ftehen machend, v. stönai,
jtehen) die Standlehre, Gleichgewichtslehre, Lehre
vom Gleichgewicht der Kräfte, ein Teil der Mecha-
nit; ſtaͤtiſch, gleichgewichtig, die Gleihgemichts-
lehre betreffend; ſtatiſcher Kalkul, m. Berechnung
der Feltigfeit, der Kräfte, der Stanpficherheit; fta—
tiiches Gefühl, Gefühl für Gleichgewichts- oder
Standficherheitsverhältnifje; ft. Moment, ſ. unt.
Moment.
&tatiön, f.!..(statio, v. stäre, ftehen) überh. das
Stehen, der Stand, Aufenthalt, Standort; bef. im
Poſtweſen die Poſtſtation, der Stilftand, Stand-
ort, Aufenthalt an einen Orte, wo die Pferde ge-
wechjelt werden, wie aud) die Entfernung eines jol-
chen Ortes von dem andern, die Poſtraſt, Rait;
Eifenbahnftation, f. der Haltepunft auf Eifen-
bahnen, wo der Zug anhält, Neifende und Güter
aufnimmt und abjegt; Stationsinfpeftor, m.
Bahnhofsvorſtand; uneig. Stattonen des Lebens,
d.i. Lebensabſchnitte, Altersſtufen; in der kathol.
Kirche Betgänge, Vorſtellungen aus der Leidens—
geldichte Chriſti, bei melden man ftill jteht, um zu
eten; bei Schiffern die Schifflände, Anlände od,
Anfuhr; der Stand, Poſten, die Stelle, das Amt;
dab. Stationsert, ın. der Anftellunasort, Dienit-
— — — — — — ER
status 825
ort, Aıntsort; ftationär oder ſtationär (ſpätl.
Stationarius, a, um, fr. stationnaire) ftilfftehend;
feftgeftellt, beitändig, bleibend, grundfeit; Statio—
när, m.einStilftchender, vor einem Heiligenbilde
Betender; aucheinHilfspfarrer, Bfarramtsgehilfe;
ehem. ein Bücherhändler = Antiquar; jtattes
nieren, nl. wohin ftellen, z. B. eine Schildwache,
einen Amtsboten 2c.; anſtellen; ftationtert, an-
geftellt, aufgejtellt, auf Dauer ——— Statio⸗
nterung, Anſtellung, Aufſtellung; Anweiſung des
Amtsſitzes; Verſetzung, Einteilung.
Stationers Hall, f. engl. (jpr. ſtehſcheners haͤhl) die
Londoner Buchhändlerbörſe.
ftatiös, barb.-l. (von Staat f. Prunk, Gepränge,
Buß) Staat machend, prunfend.
Statijt,m.nl. (v stäre, ftehen) eine ſtumme Perfon
auf den Bühnen, welche nur zu ftehen u. zu gehen
braucht, wogegen der Komparfe(j.d.) beweglicher
fein und mithandeln muß; vgl. auch Figurant.
Statiftif, f. nl. (v. status, Zuftand, und im Mittel-
alter auch Staat) die Staatenfunde, Staatenbe-
ſchreibung, die Wiſſenſchaft von den Zuſtänden der
Staaten, von den Staatsformen, Verhältniffen der
Länder u. Reiche, von ihren Bevölferungsverhält-
nijjen, Erwerbszweigen 2c.; zahlenmäßige Über-
ſicht, Aufftellung, Angabe nadı Zahlen; zahlen-
mäßige Nachweile; Statiftifer, m. ein Staaten-
fundiger, Staatenfenner; einer, der zahlenmäßige
Nachweiſe od. Darlegungen gibt; ftatiitifch, eig-
den Zuſtand (des Staates) befchreibend, jtaaten-
befchreibend, jtaatenfundlich, zur Staatenfunde
gehörig oder diejelbe betreffend; zahlenmäßig, auf
zahlenmäßiger Darlegung beruhend; daher ſtati—
ſtiſches Burean, ein vom Staate beftelltes Amt,
welches ſich mit Erforichung u. Zufammenftellung
der ftaatlihen Verhältniſſe durch zahlenmäßige
Nachweile, 3. B. Volkszählungen ujw. beichät-
tigt; ftatiftiihe Gebühr, eine im Zollwefen feit
1880 eingeführte Steuer, die dazu dient, die Koften
für die Statiftit über die Ein- und Ausfuhr der
Waren aufzubringen.
Stativ, n. (von l. stätivus, feitftehend) ein Geſtell
als Unterlage für den Meßtiſch und andere Werk—
zeuge beim Feldmeſſen 2c.
stat pro ratiöne volüntas, j. voluntas; stat sus
cniane dies, lat. (bei Vergil) einen jeden ift fein
Tag beftimmit, ein jeder muß einmal fterben.
Statue, f. I. (statüa, von statuere, aufſtellen; fr.
statue, pr. ſtatüh) eine Bildſäule, Ehrenfäule, ein
Standbild zu Fuß od. zu Pferde; statüa equé-
stris, ein Neiter- od. Yiitterbild; 8. pedéstris,
ein Standbild zu Fuß; Statunrius,m. ein Bild-
'äulenverfertiger, Bildhauer od. Bildgieher; Sta—
tudtte, f. (v. it. statuetta, Verkl. v. statua) eine
tleine Bildjäule, ein kleines Standbild.
itatuteren, !. (statu&re) Hinjtellen, aufitellen; feit-
jegen, verordnen; behaupten, annehmen; zuge—
ftehen, erlauben, dulden, ftattfinden laſſen; ein
Erempel ftatuieren, ein Beijpiel zur Warnung
geben oder aufitellen.
Statür, f. I. (statüra, v. stäre, ftehen) die Xeibes-
Größe od. «Höhe, Keibesgeftalt, ver Wuchs.
status, m. [. (v. stäre, ftehen) der Stand, Beſtand,
Auftand, die Berfafjung, Lage, Bejchaffenheit; der
Staat; status in statu, ein Staat im GStaate;
8. actıvus et passivus, der Bermögens-u.Schul-
denbeitand, das Verhältnis des Vermögens zu den
Schulden; s. affinitätis, die Schwägerfchaft; 8.
cognatidnis, Verwandtſchaft; 8. conjugälis, der
826 Statut
Eheitand; s. causae, die Lage oder Beichaffenheit
der Sadıe; s. controversiae, der eigentliche Zu-
itand des Streites, die Beichaffenheit und nähere
Beftimmung der Streitpuntte; s. dignitatis, die
Würde; s.insolventiae. die Zahlungsunfähigkeit
eines Schuldner; s.naturälis et praeternatu-
rälis, der natürliche od. gejunde u.der widernatür-
liche od. krankhafte Zuftand; s. personarum, der
Berfonen-Zuftand; s. uti possidetis, wörtl. der
Zuſtand, wie ihr ihn befitt, d. i. der bisherige Be-
itzſtand der Länder (in Friedenzjchlüffen); ad sta-
tum legeudi, zum Durchleien; in statu quo, in
dem Zujtande, worin (eine Sache bißher war), un»
verändert; in statu quo ante, in dem Zuſtande,
wie früher (die Sache, nämlich vor dem Gtreite,
Kriege 2c. geweſen war); den status oder statum
quo wieder heritellen oder eine Sade in pristi-
num statum (in ihren vorigen Zustand) zurüd-
führen, alles wieder auf den alten oder vorigen
Fuß jeßen.
Statüt, n. |. (statütum) feitgejeßt, v.statuere, j.jta-
tuieren) pl. Statüten, Gejeße, Sagungen, Grund-
geſetze, Stadt Rechte; bef. die Satzungen einer Ge-
jellfchaft; statuta opifieum, pl. Handwerfs- od.
Sunungsgeiege; ſtatutäriſch, nl. nach den Sta—
tuten, gejeß- od. verordnungsmäßig, jaBungs-
gemäß; ſtatutariſche Bortion, j. portio statu-
taria; Statutton, f. öjterr. Amtsſpr. Einweijung,
Einjegung in föniglihe Schenkungsgüter.
Etaurodnlie, f.. gr. (v. staurös, Pfahl, Kreuz und
Dulie, ſ. d.) Anbetung des Kreuzes, Kreuzvereh-
rung; Stauroldter, m. Kreuzanbeter; Stauro⸗
fith, m., auch Granatit, eine dem Öranat ver-
wandte, häufiginfreuzförmigen Zwillingskriſtallen
vorfommende Steinart; Staurophoͤren, pl.Kreuz⸗
träger, bei kirchlichen Aufzügen der Statholifen;
Stauröphälar, m. der Kreuzhüter, chem. Benen-
nung des Batriarchen in Serufalent, welcher die
Überrefte des Kreuzes Chrifti bewahrte; ſtauro⸗
pigianiſch (das altgr. pege,f. Duelle, wird neugr.
pigi gelejen), alles, was chriſtliche Geſchichtsquel—
ien und die Gejchichte des Chriſtentums betrifft,
3. B. ſtauropigianiſches Inftitut in Lemberg,
da3 ſich mit ven Gejchichtsquellen des Ehriften-
tums beihäftigt; Stauroſköp, n. Kreuzjeher, ein
Snitrument, das zur Unterfuhung von Krijtall-
platten verwendet wird.
Eteaf, n. engl. (fpr. ſtek) Fleiſchſtück, Fleifchjchnitte.
Steambont, n. engl. (jpr. jtihmboht; von steam,
Dampf) Dampfboot, Dampfſchiff; Steamer, m.
1 ſtihmer) der Dampfer, dad Dampfboot, —
Steamboat; Stern Wheel Steamer, Hinter-
raddampfer; Steam: cablestomwing, j-Towing;
Steampot,n. (jpr. jtihmpott) ein Dampftopf, auch
Inhaler (jpr. inhehler), d. i. Einhaucher, Haud)-
röhre, um warme Dünſte in die Lunge zu leiten;
— ——— k. (fpr. ſtihm⸗) Dampfpreſſe.
Steäras, r. Steätas,n. gr.(v. stéar, Gen. stéatos,
Bett, Zalg) talgjaures Salz; Stearin, r Steatin,
n. der eigentümliche Talgjtoff, daher Stearin—
Lichte, pl. ee Talglichte; St.-Säure, f.
Talgſäure, Perlſäure; Stearopten, n. feites äthe-
riſches DL; fteatinifch, talgig; Steatit, m. der
Speditein, Seifenitein; Steatitis, £. Heilf. die
Bettjuht (Hyperpimele); Steatörnis, m. der
Spedvogel in Südamerika; Steatorrhöe, f. Fett-
fluß, franfhafter Abgang von Yett beim Stuhl-
gang; Steatöſis, f. die Sped- od. Talgbildung,
bei. die tranthafte.
Steenbolf, m. holl. (von steen, Stein, und bolk,
Stenochorie
Weißling, ein dem Schellfiſch verwandter Seefiſch)
der Steinfiſch, Klippfiſch, Schellfiſch.
Steeblechaſe, f. od. n. engl. (ſpr. ſtihp'ltſchehß; v.
steeple, Kirchturm, u. chase, Jagd) die Kirchturm-
jagd, das Kirchturmrennen, das Wettrennen mit
Hindernifien, eine Art Wettrennen zu Pferde, wo
man einen Kirchturm oder einen andern hohen
Gegenſtand zum Ziele beftimmt hat, welches man
auf dem geradeiten Wege, iiber Gräben, Heden
uſw. jegend, zu erreichen jucht.
Steganogranhie, f. gr. (von steganös, &, On, ver-
deckt, verjtect, von stegein, deden) die Geheim-
ſchreibekunſt, Geheimſchrift; die Lehre vom Schadh-
ſpiel; ſteganograͤphiſch, geheimfchriftlich; Ste=
gänopdden, pl. Säugetiere mit Schwimmhäuten;
aud) Belifane, Ruderfüßer.
Stegnöſis, f. gr. (v.stegnös, zgez. steganös, bedeckt,
dicht; stegnün, verdichten) Heilk. das Verdichten;
die Zufammenziehung, Berfchließung oder Ver—
ſtopfung, z.B. der Schweißlöcher; ſtegnöotiſch, gr.
zuſammenziehend, verſtopfend; Stegnotika, pl-
zuſammenziehende Heilmittel.
Stegentera, pl. gr. (v. stégos, das Dad), die Dede,
u. pteron, der Flügel) Dachflügler, Dedenflügler,
eine Abteilung der Kerbtiere.
Steigerjunrnal,n. bei den Bergleuten (Steigern)
die Liſte iiber gelieferte Arbeit und Löhne,
Steinmine, f. eine Mine (ſ. d.), die mit Bulver u.
Steinen gefüllt ift.
Steirofis, f.gr. (v.steiros, ftarr, unfruchtbar) Heilk.
die Unfruchtbarteit. R N
Stẽle, f., pl. Stelen, gr. (steld, v. stenai, ſtehen)
eine aufgerichtete Säule, ein Strebepfeiler; bejond.
Grabſäule, jäulenähnlicher Grabitein; Stelogra—
phĩe, f. die Säulenſchrift.
Steledhiten, pl. gr. (v.stel&chos,das Stamm-Ende)
Berjteinerungen von Stammholz.
Stellage, f. (pr. —läiſche; deutich v. jtellen mit fr.
Endung) ein Gejtell, Gerüft, Blumenbreit.
stellätim gehen, nl. (v. l. stella, Stern) jherzh. auf
die Sternjchau ausgehen, nächtlich auf Liebesaben-
teuer ausgehen. MCBL}
Stellivnät, m. I. (stellionätus, v. stellio, Eidechie,
als Bild eines Betrügers wegen ihrer Behendigteit
u. Geſchicklichkeit im Entſchlüpfen) eine Betrügerei,
welche nicht zuderbefonders hervorftechenden Klaſſe
der Fälfhungen gehört, z. B. ein betrüglicher
Bankrott. ;
Stellit, m. nl. (v. [. stella, Stern) ein verjteinerter
Stelographie, ſ. unter Stele. ‚ [Seeitern.
Stemima,n., pl. Stemmäte, gr. (v. stephein, um-
geben, fränzen) eig. Kranz, Yauptbinde; bei den
alten Römern die Kränge, mit denen die Ahnen»
bilder geſchmückt waren; dah. die Ahnenreihe, dev
Stammbaum, die Verwandiſchafts- oder Ahnen-
tafel; Stennmatogranhie, f. die Stamm- od. Ge⸗
ichlechtstunde, = Benecalogie, |.d. | |
Stempelafte, f. ein englifches Geſetz, das im Jahre
1765 in Nordamerifa die Geſchäftspapiere einem
Stempel unterwarf.
Stendama, n., Stendgmus, m. und Stenaͤxis, f-
gr. (v.stenächein, stenäzein, ftöhnen, jeufzen) das
Stöhnen, Seufzen.
Stenif, ein Schrägbalken in einem Wappen.
Stenodhorie, f. gr. (v. stenös, eng, 11, chöra, Raum)
Heilt. Berengung einernatirlichen Öffnung, bei. der
Mutterfcheide; Stenochromie, f. ein Verfahren
bein Farbendrud, bei dem teigartige Farbentörper
zufammengefegt werden; Stenogrdämm, n. Kurz-
ihrift; Stenograͤph, m. ein Kurz⸗ od. Engſchreiber,
stentändo
Geſchwind⸗ oder Schnellichreiber; Stenographie,
f, die Eng- od. Kurzichreibefunit, Schnellichreibe-
kunſt mittel3 gewiffer Zeichen und Abfürzungen;
auh — Stenogramm; ftenogrdphiich, eng—
ſchreibendre; Stenofardie, f. Heilt. Herzensangit,
Bruftbeinschmerz und Beklemmung, Bruftbräune,
Herz- oder Brujtframpf; auch Sternodynie;
ſtenoniſcher Gang, der Sana. der aus der Ohr-
jpeichelorüje führt; ftenopäticher Apparat, m.
Spaltbrille, Sehipalt; ſtenophülliſch, Dichtblättes
rig; Stenafls, f.—= Stegnoiis, j.d.; Stenoftes
mie, f. die Mundflemme; Stenotelegraph, m.
ein von Cafjagnes erfundener eleftromagnetijcher
Stenographierapparat ; Stenothärag,m. ein Eng-
brüftiger; Stenotife, pl. Verengungsmittel; fte=
Hape BR nr aaa Stenntrifographie,
f. gr.-fr. Beſchreibung von Stridmuitern durch
jtenographifche Zeichen; Stenothpie, f. jtenogra-
phiicher Drud; ſtenotypiſch, Denjelben betreffend;
Stenotypift, m., Stenotyniftin, f. (engliichen
Urjprungs), Perſonen, die jtenographieren und
das Stenvaraphierte durch Schreibmaſchine in ger
ER FHER Schrift übertragen.
stentändo, it. (von stentäre, zaudern, erſchweren,
auch Mühe haben, Not leiden, vom l. abstentäre
für abstingre, ſich enthalten) Tonf. zögernd in Die
Längeziehend zurücdhaltend; stentafo, Tonk müh-
jam, wehmütig, mit einem Tone, weldyer Schmerz
ausdrüct; Mal. ängitlich, gezwungen, fteif, ſchwer—
fällig; aud) germanifiert: ftentiert und minder
richtig jtantiert.
Stentor, m. gr. Name eines griech. Kriegerd vor
Troja, welcher 50 Männer überfchrie; dah. überh.
ein gewaltiger Schreier; auch der Brüllaffe; Sten=
torftinme, f. cine ungewöhnlich ſtarke Stimme;
ſtentoͤriſch, überlaut ſchreiend, marktſchreieriſch.
Stephänus_ od. Stephan, m. gr. ſstéphanos, Um-
fränzung, Kranz, Krone, Preis) ein männl. Name:
der Bekränzte, Gefrönte; Stephania vd. Ste—
phanie, f. die Bekränzte, Gefrönte; Stephans-
Taler, St.:&ulden ꝛc., Taler, Gulden zc. mit
den Bilde des Heil. Stephanus.
Steppe, f. ruſſ. (sstepj) hochliegendes, wüſtes, un⸗
fruhtbares and, Heide; Steppenhußn, ein Hüh—
nervogel, Syrrhaptes paradoxa, der aus Aſien
1863 nach Deutichland kam, jeit 1883 in Deutjch-
land wieder vielfach gejehen wurde.
Stere, m. fr. (fpr. jtähr’; v. gr. stereös, jtarr, hart,
feft) die Einheit des Klörper- od. Raummaßes, bei.
für trodene Körper, in Frankreich, — 1 Kubik—
meter od. ein Würfel von einem Meter Seite (als
Map für Flüffigkeiten Kilolitre genannt). De-
caftere = 106tere3; Hectojtere — 100 Sttreg;
Kilojtere=10008teres; Myriajtere= 10000
Steres; Deciftere (jpr.degiltähr) od. für Flüſſig—
feiten Hectolitre =), Stere; Gentiftere (pr.
Bangtiitähr’) oder für Flüſſigkeiten Decalitre=
300 Stere; Millijtere (für Flüffigfeiten Litre)
= 1; 000 Stere. N
Stereobät, m. griech. (von stereös, jtarr, feit, jteif)
Grundbau, Unterbau; Stereohromie, f. gr. eine
von Z.N.v. Fuchs in Münden unter Mitwir-
fung von Raulbad u. Schlotthauer 1816 er-
fundene Art der Wandmalerei, bei welcher durch
einen Überzug von Wafjerglas die Farben nicht
nur an Dauerhaftigkeit, jondern aud an Feuer u.
Tiefe gewinnen; ftereodrömifch, dieje Art der
Wandmalerei betreffend; Stereographie, f. die
Körperzeihnung, Zeichnung fefter Körper auf einer
Fläche, entg. Shnograpbie; fterepgraphiich, |
Stern-Anis 827
förperzeichnend, vol. Brojektion; Stereomans
tie, f. Wahrfagung aus Urftoffen; Stereoumeter,
n Vorrichtung zur Raumbeftimmung der Waffe
pulverförmiger u. poröjer Körper; Steresmetrie,
f. die Körpermeßkunſt, Ausmeflung des förper-
lihen Inhalts; Lehre von den Naumgrögen, zu
deren Darftellung mehr als eine Ebene erjorder-
lich ift, entg. Planimetrie, f.d.; ſtereometriſch,
dazu gehörig, körperlich gemefien; Stereoftöp, n.
ein Körperzeiger, ein Sehrohr, vermittels dejjen
zwei, den beiden Augen entſprechende Bilder des—
jelben Gegenjtandes zu einer förperlihen An—
ihauung verbunden werden; fterdätifch, Heilk.
dürr, ausgedürrt, od. durch Ausdörren entitanden;
Stereotomie, £. dev Körperſchnitt, Lehre von den
Durchſchnittsfiguren feiter Körper; Bauf.—= Stein»
fonjtrultion, da3 Schneiden und Behauen großer
Steine; Stereotäpen, pl. (val. Typus ꝛc) feit-
jtehende Drucdformen, Schriftplatten, unbewegliche
Schriften oder Drucdbuchitaben und deren Abdrud,
eine Erfindung von Did ot dem Jüngeren in Franf-
reich; Stereotypie, f. Plattenſchrifidruck, Platten-
druck; metallographiiche Stereotypie, ein
neues Berfahren, gedrudte Schrift auf Metall-
platten zu übertragen, welche man dann mit
Säuren äßt; Stereothyp-Ausgabe, Plattendrud-
Ausgabe; Stereothöitk, f. Plattenfchriftlunft;
jtereotypieren, Schriftplatten macden und ab—
druden; in Blattendrud Herftellen; ſtereotp(iſch),
mit feſter od. feſtſtehender Schrift; uneig. in ſtehen—
der Form, unabänderlich.
Stereiis, f. gr. (von störein, berauben) Beraubung,.
Vegnahme; fteretifch, beraubend, wegnehmend.
ſteril, I. (sterilis) unfruchtbar, mager, dürr, feim-
unfähig, gehaltlos; fterififieren, feimunfähig od.
fortpflanzungsunfähig machen; Steime töten; auch
—=desinfizieren, j.d.; fterilifierte Milch,
Milch. in der alle etwaigen Krantheitsfeime ertötet
jind; Sterilifierung, ünfruchtbarmachung, Keim—
oder Sporentötung; Sterifität, f. (sterilitas) die
Magerfeit, Unfruchtbarkeit, Dürre.
ſterlorieren, I. (stercoräre, v. stercus, Gen. ster-.
cöris, Mift) düngen, bemiften; ſterkoral, auf Mit
bezüglih; Sterforation, f. (stercoratio) die
Düngung, Bemiltung; Sterforantiten, pl. eine
rijtl. Sefte des 9. Jahrh., welche behauptete, daß
der im Abendmahl genojjene wahre Leib Chrifti
verdaut werde und in Unrat (stercus) übergehe,
woraus die jterforanijtifchen Streitigkeiten
entjtanden; Sterforit, m. ein aus dem Guano
von Ichaboe gewonnener Frijtallinifcher Körper.
Sterfet, m. (jpr. Bterlet; ruſſ. ssterliadj, f.) die
Fleinjte Art des Störs (Acipenser ruthenus), im
Kajpiihen Meere und in der Wolga, der beite von
Archangeljt im Weihen Meere.
Sterling, engl. (entjt. aus easterling, d. i. eig. Oft-
länder, Münze von Often, Benennung einer Sil-
bermünze im Mittelalter, welche Aueh Rihardl.
um 1190 durch deutſche Münzmeiſter in deutfcher
Reinheit des Silbers fchlagen ließ, vgl. Eiterlin;
n. a. von steare, Regel, Gejeß) das echte Geld nach
engl. Münzfuß, der gefegmäßige Münzfuß; dab.
ein Pfund (oder Linre) Sterling, eine ehemal.
wirklich geprägte, dann bloße Rechnungsmünze =
20 engl. Schilling- ungef. — 20,40 .#, jeßt wieder
als Spvereign geprägt; Sterling auch überh.
für echt, gültig, bewährt.
Stern-Anis, m. (I. semen, beffer fructus anisi
stellati, aud) Badian genannt) die vom Ende des
Fruchtſtieles ſternförmig auglaufenden,gewürzigen:
828 Sternkatalog
Früchte eines immergrünen aſiatiſchen, nament—
lich in China angebauten Baumes von niedrigem
Wuchſe, Ilicium anisatum, der zur Familie der
Viagnoliazeen gehört; aus dem Stern-Anis wird
ein ätberifches Ol bereitet, das bef. zur Likörfabri—
kation dient.
Sternfatalog, m. eine Lifte, in der die Fixſterne
nach Delligfeit, Stellung uſw. verzeichnet find.
Sternpagdde, f. eine indische Gold- und Sil-
bermiünze mit einem Stern im Avers = Pa—
gode,j.d.
Sternum, n. gr. (sternon, Bruft) das Brujtbein;
fternal, dasjelbe betreffend; Sternalgie u. Ster⸗
nodynie, f. die Bruftbräune, der Bruſtſchmerz, =
Stenofardie.
Sternutation, f. I. (sternutatio, von sternutäre,
sternuere, niejen) das Niejen; Sternutament,n.
ein Mittel gegen den Schnupfen; Sternutato=
rium, o.nl. ein Niefemittel, Nieſepulver; ſternu⸗
tativ, niefenerregend.
Sterz, m. flav. (poln. starty, zerrieben, zerquetjcht,
rufj. ssteretj, untereinander reiben) Buchweizen-
brei, ein Hauptnahrungsinittel der Bergbemohner
Steiermarf2.
steso moto, it. (steso, gedehnt, v. ständere, — 1.
ee) Tonf. langjame Bewegung, langjam,
gedehnt.
Stethodesmis, f. od. Stethodesmium, n. gr. (v.
stöthos, n. die Bruft, und desmös, Band) Heil.
eine Bruſtbinde; Stethogrdph, m. ein Werkzeug,
durch das die Atembewegung graphiich dargeſtellt
wird; Stethoſtoöͤp, n. Heilt. ein Bruftfpäher, ein
trichterförmiges hölzernes Hörrohr mit Platte zur
Beobachtung der Geräufche im Innern des Leibes;
Stethopolyſtonium, n. ein Stetheftop, Durch wel⸗
ches mehrere zugleich ausfultieren können; Ste:
tbojtopte, f. die Brultunterfuhung, = Austul-
a F ſtethoſtoͤpiſch, dadurch erlangt, auf ſie
bezüglich.
Stewärd, m. engl. (ſpr. ſtjüard, isländ. stivardr,
angelſ. stiward, angebl.ausstedeward, d. i. Platz⸗
halter, Stellvertreter, entſt.) ein Haushofmeiſter,
Rentmeijter, Verwalter; Proviantmeifter, Kiichen-
meifter auf einem Schiffe; Aufmwärter, Kellner auf
einem Schiffe; Lord⸗High⸗Steward (Ipr. —hei-
Kran). m. der Oberrichter, einer der höchſten
eichöbeamten in England.
Sthenie, f. or. (v. sthenos, n. Kraft) die Vollkraft,
Stärke, erhöhte Xebenstätigfeit des Körpers, entg.
Aſthenie; ſtheniſch, vollkräftig, aus Kraft;
Sthenopära, f. vd. ſtheniſches Fieber, ein ent-
zündliches Sieber; jihenijieren, kräftigen, bie
Wirkung der Lebenskraft erhöhen, ftärfere Er-
regungen veranlafjen; entg. afthenijieren.
Stihens, f. gr. (Stheinö) eine der Öorgonen, f. d.
stibium, n. [. (gr. stibi, stimmi) Spießglanz, —
YUntimonium; Stibialia, pl. nl. Heilf. von od.
mit Spießglanz bereitete Heilmittel; Stibio-kali-
tartäricum, n. Brechweinſtein.
Stiecdto, f. die Strohfiedel.
Stichcon pon, m. dtic.-fr. (pr. —fupsng) der lebte
Coupon eines Zinsbogens von einem Wertpapier,
gegen den der neue Zinsbogen eingetaufjcht wird.
Stihomantie, f. gr. (v. stichos, m. Reihe, Beile,
Bers) Wahrjagerei Durch Berje, Loſe oder Zettel;
man fchrieb Verſe aus den ſibylliniſchen Büchern
auf Zettel, mifchte fie durcheinander und zog einen
heraus, um fein zufünftiges Schidjal zu erfahren;
fichumdntiich, vers⸗ oder zettelwahrjagerifch;
Stichometrie, f. die Bersmefjung, Zeilenzählung
ö— — — — — — — —t —
Stimulus
bei Handſchriſten; ſtichometriſch, versabmeſſend,
zeilenzählend; Stihomythie, £. daS Herjagen u.
Antworten Zeile für Zeile oder Vers auf Vers,
Stickſtofforydũl, n. Lachgas, das befonders von
Zahnärzten angeivendet wird; es entiteht dadurch,
dag jalpeterfaures Ammoniak ftark erwärmt wird.
Stiefeldtten, pl. deutich, v. Stiefel, mit der franz.
Verkleinerungsendung) Stiefeichen, ein Mittelding
zwiihen Schuh und Stiefel, auch = Gamaſchen
Stigma, n., pl. Stigmäte, gr. (v. stizein, ſtechen
der Stih, Punkt, Tüpfel, Fleck; die Narbe auf
dem Biftill(f. d.) der Blüten; das Wundmal, die
Narbe; Brandmal; der Schandfled, Schimpf, die
‚Schande; Stigimatias, ın. (gr. stigmatias) ein
Sebrandmariter;ftigmatifieren( er.stigmatizein;
ir. stigmatiser), mit Wundinalen, bef. mit den
fünf Wundmalendes gekreuzigtenChriſtus, zeichnen;
brandmarken; uneig. verleumden; Stigmatiſa⸗
tion, f. barb⸗lat. Zeichnung mit Wundmalen;
Brandmarkung; Stigmatograph, m. gr. ein
Tüpfelfchreiber; Stigmatoarauhie, f. Tüpfel-
ihreiberei; Stigmeolonie, f. (von stigmß, f. dag
Punkten, Zeichnen; ee — Uls
zentuation; Stigmit, ın. ein Tüpfelitein; Sti—
218, f. das Stechen; Brandmarken.
Stil, m. (v. I. stilus, der Schreibftift, Griffel zum
Schreiben, = gr. stylos, d. i. eig. Säule, Pfahl 2c.)
die Schreibart, Darſtellungs- vd. Ausdrudsmeife,
der Vortrag u. Ausdrud im Schreiben; das Her-
fommen, der Gebraud), die Gewohnheit; in den
bildenden Künſten: der Kunſtgeſchmack, die Dar-
ſtellungsform, un un Formengebung; bei.
die reine, edle, unverfünftelte, natur= und jachge-
mäße Darjtellungsmeije, u; Manier, aud) die
Beit- oder Tagrechnung, z.B. der alte und neue
Stil, f. julianifcher Kalender; stilus curiae,
ſ. Ruriale u. Kanzleiſtil; ftilifieren, barb.aı.
abfaffen, einfleiven, darjtellen durch Worte 26.5
gut jtilifiert, gut abgefaßt oder geſchrieben;
kunſt⸗ oder ftoffgerecht umbilden; Tunftmäßig ent»
mwiceln, daritellen; Stiliſt, m. ein Schreibender
od. Schriftftelfer rückſichtlich feiner Schreibart, 3. B.
ein guter Stilift, Kenner u. Meifter der beiten
Screibart, der den un Ausdruck in feiner Ge-
walt hat; Stiliſtik, £. die Vortrags» od. Schreib-
artfunde, Kunſt der ſchriftlichen Varſtellung oder
de3 guten Ausdruds; Stiliſticum, n. eine Vor-
lefung über die unit des ſchriftlichen Ausdrucks,
od. eine Übung in derſelben; stilistica, pl. Dinge,
die fih auf Die Lehre von der Schreibart beziehen;
ſtiliſtiſch, dieſe Kunft betreffend; hinfichtlich Der
ſprachlichen Darjtellung; der Schreibart; ein jtili-
ſtiſcher Fehler, ein Fehler gegen die gute Schreib-
art; Stifett, n. (fr. stilet, it. stiletto) ein Feiner
Doich; das Stecheiſen; die Senfnadel der Wund-
ärzte; der Griffel der Zergliederer. 5
Stifte, f. (v. gr. stilbe, Glanz, Schimmer, v. stil-
bein, glänzen) ein ausländifches Pflanzengeſchlecht
mit Zwitterblumen auf einem Stod u. mit männ-
lichen Blumen auf dem andern; Stilbit, m. Dläi-
ter-Beolith, eine Art Zeolith, ſ. d.
Stilett, Stiliſt, Stiliſtik 2c., ſ unter Stil.
Stifation, f. |pätl. (stillatio, v. I. stilläre, tröpfeln,
stilla, der Tropfen) die Tröpfelung, das Durch⸗
ſickern; Stillicidium, n. I. das Tröpfeln, Träu-
feln; die Dachtraufe; das Traufrecht; stillieidinm
laerymärum, da3 Tränenträufeln.
Stilpnofiderit, m. gr. (von stilpnös, glänzend, u.
sideros, Eijen) [hladiger Brauneifenftein.
Stimülus, m., pl. Stimült, 1. der Stachel, Reiz,
Stint
Antrieb oder Trieb; ſtimulieren (I. stimuläre), !
fpornen, antreiben; reizen, aufregen, lilftern ma—
hen; Stimülans, n., pl. Stimmlantia od. ſti⸗
mulierende Wiittel,
f. (1. stimulatio) die Reizung, Anregung.
Stinf, m. (Lacerta stincus, |. r. scincus, Scincus
marinus, v. ar. skingos, stinkos) eine Art Eidechje
in Arabien, Agypten 2c., getrocknet als Reizmittel
zur Wolluft gebraucht.
Stink-Aſant, m. = Asa foetida, hartgewordener
Harzſaft aus der Wurzel der perfiichen Ferüla
Nathex; diefe Pflanze felbit.
Stiöro, m. it. (entjt. aus stajoro, stajuoro,stajuolo,
v. stajo, Scheffel, ſ.d.) Früher ein Feld» od. Flächen-
maß in Seren — 1/,, Saccata = 5,35 a.
Stipation, f. |. (stipatio, von stipäre, jtopfen)
Stopfung, Berdihtung; gedrängte Umgebung od.
Begleitung.
Stipendinin, n., pl. — din od. — dien, I. (3zgez. aus
stipi-pendium, v. stips, Gen. stipis, Geldbeitrag,
u. pendere, zahlen) bei den alten Römern der
Sold, die Löhnung; Abgabe, Zins (Tribut); jetzt
ein Unterjtüßungs- od. Stiftungsgeld für ärmere,
bef. jtudierende Sünglinge; bei den Katholiken
auch ein Vermächtnis, um Mefien lefen zu laſſen;
Familienftipendium, eine Stiitung, melde zu-
nächſt od. ausschließlich nur für Angehörige einer
Familie bejtimmt it; Stipendiarins, m. ein
Söldner; ein Zinspflihtiger; auch = Stinendiät,
m., pl. —en, ein Stiftungsgenojje, Stipendien-
empfänger, der die Wohltat einer Stiftung genießt.
stipites, pl., m. l. (v. sing. stipes, stipitis) Stengel,
3. B. stipites dulcamärae, Bitterfühftengel.
ftipnlieren, I. (stipuläri) eig. ſich etwas verfprechen
lajjen; verabreden, feitjegen, bedingen, vertrags-
mäßig übereinfommen; verjprechen, fich zu etwas
verpflichten; ſtipuliert, feitgeleßt, verabredet, ver-
ſprochen ꝛc.; stipulata manu, mit Handichlag,
> etwas verſprechen; Stinnldnt, m. (stipü-
ns) ein Bedinger, Feſtſetzer; Stipnlation, f. (sti-
ulatio) die Feitjegung, Übereinkunft, bejtimmte
brede; Zufege, das Angelöbnis, Berfprechen; der
Bertrag, Vergleich.
stirato, stiracchiato, it. auseinandergezogen, ge-
dehnt, gezertt.
Stirdfis, f. gr. (steirösis, dv. steiros, ftarr, unfrucht-
bar) = 1. Sterilität.
stirps, f., pl. stirpes, I. der Stamm; in stirpes,
j. in capita unter caput; per stirpes, nad) dei
Stämmen, be. bei Erbverteilungen.
Etiris, f. gr. j. unter Stigma.
Stön, f. gr. eig. eine Säule; eine Säulen-Halle, bei.
die bunte Säulenhalle (8tos poikile, f. Pöcile) zu
Athen, in welcher der Philoſoph Zeno und fein:
Nachfolger lehrten; aud) f. v. w. die ſtoͤſche Schule
oder die Etsifer (gr. Stoikoi, I. Stöici), die durch
Zeno begründete altgriechiſche Philofophen-Schule,
die fi) durd) ai Tugend, Verleugnung aller
weicdheren Gefühle, Verachtung des Schmerzes und
Sleihmut in den Wechlelfällen des Lebens aus—
zeichnete; dah. uneig. Etöifer, m. ein Gleichmüti—
ger, ein ftrenger, N ndhafter, unerſchütterlicher,
ünempfindlicher Mann; Stoizismus, m. nl. die
Lehre der Stoiker; die Gleichmuͤtslehre; die Stand—
haftigkeit, Unempfindlichkeit in dengrößten Schmer—
zen ꝛc.z Erf, zur Lehre der Stoifer gehörig;
Se By Be —
Stäbe, f., oder Stübenfrant, n. (I. stoebe, v. gr.
stoibe, d. i. das Stopjen, weil die Blätter diejer
Pflanze zum Ausjtopfen von Kiſſen 2c. dienten) ein
eizmittel; Stimulation,
ee: — — —— ————— —— — — — —
J
ſtolzieren 829
Pflanzengeſchlecht mit zuſammengeſetzten Blumen,
die aus krichterförmigen Blümchen beſtehen, und
ſchuppigem Kelch.
Stöcharium, n. nl. u. neugr. ein weißer Chorrock
der höheren griechiſchen Geijtlichkeit.
Stöchaskraut, gew. Stochesfraut, n. (1. stoechas,
vom gr. stoichäs; angeblicd) von den 3 Stüdhd-
den, Infeln bei Marfeille: wahrſch. unmittelbar
v. gr. stoichäs, reihenweife, wegen der reihenweife
einander gegenüber ftehenden Blätter) eine Art
Lavendel.
Stohdsmus, m. gr. (von stochäzesthai, bezielen,
bezwecen, mutmaßen, v. stöchos, Ziel) die Ver-
mutung, Wahrfcheinlichkeitsrehnung; Stochaͤſtil,
f. die Mutmaßungskunſt, Lehre von der Wahr-
Icheinlichkeit; ſtochaͤſtiſch, mutmaßlich, wahr—
ſcheinlich.
Stöchiogente oder Stöchtogonſe, f. pr. (von stoi-
cheion, urſpr. Stab, Stift; Buchltabe, und daher
pl. stoicheia, uneig. für einfachſte Grundbejtand-
‚teile; Anfangdgründe) die Bildung od. Entjtehung
der®rundftoffe (Elemente); Stöchiologie,f.Orund-
oder Uritofflehre, = Chemie; Stöchtometrie, F.
Grundſtoff-Meßkunſt, chemiſche Meßkunſt, hemifche
Proportionslehre, die Lehre von den feſten Ge—
wichts⸗ oder Raumverhältniſſen, nach welchen ſich
ungleichartige Stoffe zu neuen, gleichartigen Kör—
pern chemiſch verbinden; ſtöch iometriſch, die che⸗
miſche Meßkunſt oder Proportionslehre betreffend;
ſtöchiometriſche Zahl, ein Miſchungsgewicht, Ver⸗
hältniszahl der diem. Verbindungen, auch Atom»
Gewicht od. hemijhes Aquivalent.
Stod, n. engl. (ſpr. Btöt — dem deutſchen Stod),
Borrat, Lager, Beſtände; der Gelditod, das Stamnı-
geld (Kapital); bei. das Staats-Kapital; Anleihe-
Tapital, Anleihe-Anteil, Einlage; pl. Stors, in
England die in Umlauf befindlichen Staatsjhuld-
iheine; auch = Mitien,f.d.; Effekten (j. d.);
Stodbrofer, m. engl. Mäfler in Staatöpapieren;
Stockchange, f. (ſpr. —tſchehndſch) Berfammlungs-
ort der bei den Stocks Beteiligten an der Börſe
von London; Stockexchange, f. (ipr. extſchehndſch)
die Fondsbörſe, Boͤrſe, der Geldmarkt; Stdds
höfder, m. der Eigentümer von Staatsſchuld—
Icheinen; Stockjobber, m. (vgl. Jobber) (jpr.
dſchöb'r), ein Bantier, der auf eigene Rechnung
ipefuliert, Aktienhändler, Agioteur, Effektenhänd—
ler; Stockjobbery, f.Börienfpiel, Aktienſpekulation,
Effeftenhandel; Stofshandel, m. Handel mit
Stod3; Altienhandel; Etorfszettel, m. Schein
über den Anteil an den Stods, Aktie,
Stoffage, f. (ſpr. —fähſche, deutich, von Stoff mit
fr. Endung, oder von: it. u. mi. stoffa) Kijpr. die
Hille oder das Behältnis zum Verpacken trodener
Waren.
Stoizismus, Stoiker, ftoifch, |. unter Stoa.
Stoͤla, f. I. (vom gr. stole, Rüſtung, Kleidung) ein
langes Frauenkleid bei den alten Römern; Mod.
ein breites Band, welches Damen über dem Stleide
um den Hal3 tragen; die Priejterkleidung, der
Chorrod; dah. Stol-Gebühren vd. jura stolae,
j. d. unter jus.
Stolidität, f. I. (stoliditas, von stolidus, albern,
dunm) die Albernheit, Dummpeit.
Stoͤlnik, m. ruſſ. (ipr. ßtoölnik; v. sstol, Tifch) der
Haushofmeifter, Truchjeh, ein vornehmer Hofbe-
amter bei den alten Zaren (ſ. d.), der für deren
Tafel zu forgen hatte.
ftolzicren (dtich., v. Stolz, mit I. Endung), ſtolzen,
prunken, jtolz einherfchreiten.
830 Stomachale
Stomachäle, n. nl. (v. stomächus, gr. stömachos,
der Magenmund, Magen) ein Magenmittel, etwas
Magenitärkendes,dieMagenftärkung ; Stomachäl⸗
Tropfen 2c., Magentropfen, magenftärfende Mit-
tel; Stomadalgie, f. gr. Magenihmerz; Ste:
machita, pl. Wiagenmittel; ftomachieren, nl. am
Magen kränkeln. J
Stomatitis, f. gr. (von stöma, n. der Mund) Die
Entzündung der Mundhöhle; st. aphthösa, die
Schwämmchen; Stomatofföp, n. Mundipiegel,
Werkzeug, um den Mund zu unterſuchen; Stomea=
tographiec, f. Bejchreibung des Mundes oder der
Mundhöhle.
Stone, m. engl. der Stein, ein engl. Gewicht, bei.
für Wolle, = 14 Pfund (Pound, f.d.)= 1, Hund-
redweight (f. d.); Stonehenge (ipr. jtohnhendfch,
d. h. hängende Steine), Ruinen aus vorgeichicht-
licher Zeit bei Salisbury in England.
Stoͤngiew oder an m. poln. f. (vom ſlav.
stojäti, jtehen) ein Wafjeritänder, eine Rufe; ein
—— Flüſſigkeitsmaß, — 2Beczka od. Tonnen
Stoof, m. zuff. Flüffigleitsmak — 1, Wedro. —
‚8 1.
Stooter, m. (wörtl. ein Stößer, niederd. Stöter, v.
stooten, stoßen) eine alte Holländische ſilberne Rech⸗
nungsmiüngze, ungefähr 0,18 M.
stop! engl. (jpr.Bt0p; von to stop, ftopfen, jperren,
Maſchinen anhalten, engl. stop her, halt!) halt!
halt an! niederd. Schifffpr. ftopp! (von jtoppen =
ftopfen, d. i. hemmen); stop him! halt ihn feit!
stopsen, anhalten (Schiff, Maſchine).
Ston od. Stoop, m. ſchwed. (engl, holl. u. niederd.
stoop, oberd. Stauf, preuß. Stof, deutſch verkl.
Stübchen) ein Flüſſigkeitsmaß, auch ein Getreide-
maß.
Stoppine, f.it .(stoppino, v. stoppa — [. stuppa,
Berg) Krk. eine Werglunte, Zündſchnur; eine ble—
cherne Zündröhre; der Zimdhütchenfegel des Ber-
tufjionsgemwehres.
Stoͤrax, |., oder gr. Stäraxg, m.,r.n. ein baljami-
ſches Gummiharz von dem Storar-Baum in den
Diorgenländern und in Süd-Europa; flüffiger
Storar(storax liquidus) od. flüffiger Amber |
fommt von dem Amberbaunte (Liquidämber sty-
raciflüa).
Store, m. fr. (fpr. ſtohr) Rollvorhang; aud) eine die
ganze Breite des Fenſters verhüllende Gardine.
Store, n. engl. (jpr. ſtohr) eig. der Vorrat; ein Bor- |
ratshaus, Nager; bej. in Kordamerifa ein Kram—
laden, ein Laden, in welchem alle Lebensbedürf—
niſſe zugleich verfauft werden.
ftornieren, it. (stornäre, eig. abwenden, zum Wei-
chen bringen) Kfſpr. in Ordnung bringen, ordnen;
berichtigen, verbejjern (einen Schreib» oder Rech»
nung3fehler, aber nicht durch Ausſtreichen 2ec., jon-
dern durch Ab» und Zufchreiben), gegenbuchen;
Storno, m. Berichtigung eines faljch eingetragenen
Voſtens durch Ab- u. Zufchreiben; j. Ritorno.
Storthing, n. ſchwed. (v. stor, groß, u. thing, Ver- |
jammlung, ©ericht) eig. die große Bolfsverjamni-
lung; der ReichStag, die Reichs- oder Ständever-
jammlung in Norwegen.
Stotsbaſchi, m. = Zaifun, j. >.
Stovbe, n. (engl. stove, Ofen, Hochofen) Trodenraunı
(in der Zuderfiederei); ſtoben, dämpfen (Speifen).
Strabaten, f. pl.it. (von strabalzare, hin- u. her-
ſchaukeln) Birk. Lederhenfel, bei Trapez-Arbeit be-
nuͤtzt.
Strabo, m. I. (vom gr. strabön, oder strabös) ein
Stratard)
Schielender, Schieler, Strabismus, m. gr. (stra-
bismös) od. Strabofität, f.ni. Heilk. das Schielen,
Sciefjehen, Verdrehen der Augen, beſ. das Ein-
wärtichielen; ſtrabttiſch, ſchielend.
Stracchino, m. it. ein ſehr guter, fetter italien. Käſe,
bef. in der Lombardei.
Stradidt, m. (it. stradiötto, vom gr. stratiotös,
Soldat) ein Streifreiter, leichter albanefifcher oder
griech. Reiter aus Morea im Mittelalter, befond.
In venetianiſchen Dienften.
ı Stragel, |. Aſtragalos.
| Streit, f. engl. (fpr. ftreht) die Meerenge.
' Straftion, £. (wahrſch. vom nl. extractio, das Der-
nusziehen) die Aushebung von Zeilen od. Wörtern,
welche bunt oder rot gedrudt werden follen.
Straͤlcio, m. it. (fpr. c = ti) od. Stralgierung,
Kfipr. der gütliche Vergleich, die Übereinkunft,
Auseinanderfegung; ftralzieren (it. sträleiäre,
eig. den Weinſtock abreben, von tralcio, die Rebe)
gütlich ausgleichen, augeinanderjegen beiluflöfung
eines Geſchäfts.
Stramin, m. (vom I. stramen, it. strame, Streu,
Stroh, Lager; alfo eig. die Unterlage, das Unter-
| gebreitete?) feiner Kanevas (ſ. d.) zur Teppich»
ſtickerei; auch ein dickes baumwollenes Zeug zu
Pantoffeln 2c.
Strangalie, f. gr. (strangalia, Strang, Schlinge,
von strängein, ſchnüren zufammendrehen) die Ein-
ſchnürung, Berftridung (eines Bruches); durch
Einjhnürung entjtandeneBerhärtung; Strange
liden, pl. Milchinoten in den weiblichen Brüſten;
Strangurie, f. gr. (stranguria, v. urein, harnen)
die Harnijtrenge, der Harnzwang.
ſtrangulieren, I. (stranguläre, fr. Etrangler, gr.
strangalizein, strangalün, verw. mit dem deutſchen
Strang) mit einem Strange od.Stride erwürgen,
erhängen; Steangulation, f. (strangulatio) Die
Erwürgung, Erpdrofielung, das Erhängen; Ein-
klemmung einesBruches; Strangulationsmarte,
k. der bei der Erdroſſelung am Halſe ſich bildende
rote Ring, Strangmarke.
Strangurie, ſ. unter Strangalie.
Stranifi, ru). pl. eine ruſſiſche Sekte der Raskol—
nifen (f. d.), die feinerlei gejeßliche Ordnung au-
erfennen.
| Strapäge, f. (v. it. strapäzzo) eine ermüdende An-
ftrengung, Abmattung, Mühſeligkeit; ſtrapazieren
(it. strapazzäre, eig. übermäßig narıen, von Stra
— l. extra, außerhalb, außerdem, außerordentlich,
u. pazzo, töricht, Narr), verächtlid) oder hart be»
bandein; plagen, quälen, anftrengen, ermatten, er-
müden; auch durch übermäßigen Gebraud) an Wert
verringern; ſich ftrap—, ſich abarbeiten, ſich ab-
üfchern 2c.; ſtrapaziert, bei Mal. verzerrt, verziert.
verfünftelt gezeichnet 2e.; ftrapazant, ermüdend,
ermattend, angreifend.
straseicando, strascinando;, it. (pr. jirajchifando
2c.; von strascicäre, strascinäre, ſchleppen, fehler-
fen) Tonf. fehleppend; strascinande Parco, mit
aufliegendem Bogen. J
Straß, m. (fr. strass) eine leichtflüſſige farbloſe
Glasmaſſe, die durch Zuſatz von Metalloryden ꝛc.
farbige Glasflüffe und die jogenannten fünftlichen
Edelſteine bildet (nach feinem Erfinder, einem Straß⸗
burger Künftler, jo benannt).
Strata, |. unter Stratum. )
Strataͤrch, m. gr. (strat-Arches, von stratös, Heer,
u. ärchein, herrſchen) ein Oberbefehlshaber Yeld-
herr, Stratzarithmetil, f. die Heerſcharberech⸗
nung; Stratẽg, m. ein Kriegskundiger, Kriegs—
Stratum
tinjtler; Strategem, n. (nicht Stratagem; gr.
strat-egema, von stratögein, Heerführer jein, eine
Kriegslift gebrauchen) die Kriegsliit; ein liitiger
Anſchlag oder Streich, Kunftariff;_ Strategie,
Stratögif oder Strategetit, f. die Heerführung,
Heerführungslehre, Feldherrn- oder Kriegskunſt;
ſtratẽgiſch oder ſtrategẽtiſch, vie Heerführung
betreffend, kriegskundlich; Strattät, m. der Gol-
dat, Krieger; Stratographie, f. die Heerbeichrei-
bung, Kriegsbeſchreibung, Geichichte der Kriege
überhaupt; Stratofratie, f. die Soldatenherr-
ihaft; Stratopedie oder Stratopedit, f. (gr.
stratopedeia,das Lagern, Lagerſchlagen) die Lager—
aufſchlagungskunſt, die Lehre von der Auswahl der
Lagerplaätze für Truppen und der Art, ein Lager
aufzuichlagen und einzurichten.
Strätum, n., pl. Strata oder Straten, I. (von
stern£re, strävi, strätum, hinjtreden, hinbreiten)
eig. das Hin- od. Ausgebreitete, Lager, Schichten;
stratum super stratum, Schicht auf Schicht,
ichichtweife; ftratifizteren, nl. ſchichten, aufichic)-
ten, ſchichtweiſe übereinander legen (bejond. in der
Gebirgät.); Stratififation, f. die Schichtung,
Aufihichtung(der®ebirgsarten); Stratigraphie,
f.Gebirgsbau; Lehre vom Schichtenverband, Schich—
tenkunde.
Strazze, f. (it. strazza, dv. ml. u. it. strazzare, für
it. stracciare, zerreißen, prov. estrassar, jpan.
estrazar, lat. gleihl. extractiäre, herausreißen, v. l.
exträctum,extrahere,herausziehen)Kfjpr. Kladde,
Ladenbud — Brouillon.
Streblöfis, f. gr. (von streblün, drehen, winden,
verdreben) Heilf. die Verjtauchung, Verrenkung
der Ölieder. *
Streif, m. ftreifen, j. Strike. jr
Strelitz, m., pl. Strelitgen, ruf). (sstreliez, pl.
sstreljzy,v. sstrjäla, Pfeil, v.jlav. sstreljät), jchie-
ben) Schüiben, ehem. ruſſ. Soldaten von der Leib—
wache, jeit der legten Hälfte des 16. Jahrh. big
zur Regierung Peters d. Gr.
Stremma 1., n. gr. (von strephein, drehen) Heilf.
Berrenfung, Verdrehung eines Gliedes.
Stremma 2. oder Stremme, f., pl. Stremmen,
ein'neugr. Feldmaß — 1000 franz. qm.
Strenuität, f. I. (strenuitas, von strenüus, hurtig,
munter 2c.) Hurtigfeit, Betriebjantkeit; Tapferkeit;
Genauigkeit.
strepitus, m. l. (v. strepere, rauchen, lärmen) das
Geräuſch, meter strepitöso, con str&epito, con
El 9 it. Ton. lärmend, rauſchend, mit Ge—
räuſch.
stretto, it.(l.strictus) end ſchmal; Kfſpr.ſelten,
fnapp; Tonf. kurz, geſchwind; alla streita, Tonk.
in zufammengezogener Weile, gedrängt, beſonders
zur Bezeihnung der Engführung in der Zuge;
Stretto, m., und Stretta, f. ein Engpaß
Stria, k. I. die Riefe, der Streif, die Aushöhlung;
Striatür, f.(striatüra, v. striäre, furchen, ferben)
die Hohlfehlung, Falzung.
Stribord, m. fr. (aus dem dtjch. Steuer, fteuern,
holl. stieren, niederd. jtüren, entjtellt; vgl. Star-
board, angelj.steörbord) der Steuerbord, die rechte
Seite des Schiffes, dem Badbord gegemüber,
ſtrict ꝛc., ſ. unter ftringieren.
stridor, m.l.ſv.stridẽre, stridẽre, ʒiſchen, knirſchen,
ſchwirren) das Ziſchen, Knirſchen; stridor den-
tium, das Zähneknirſchen.
strignendo, ſ. unter ſtringieren.
Strife, n., gew. m, engl. (ſpr. ſtreik; dv. to strike,
ichlagen, die Arbeit einstellen, jtreichen, davon-
Struftur 831
gehen)die maſſenhafte Arbeitseinjtellung von feiten
der Arbeiter, um höheren Kohn oder VBerminde-
rung der Arbeitsjtunden zu erzwingen, der Streif;
ftrifen (ſpr. i = ei), ftreifen, die Arbeit einjtellen,
um höheren Lohn zu erzivingen.
' ftringieren, l. (string£re) ftreifen, jtreifend berüh-
ren, verlegen; eng zufammenzichen; genau neh—
men; Fechtk. die Klinge des Gegenfechters ftreifen,
auffangen; ftringent (stringens) bündig, ſcharf,
nachdrücklich, ſtreng, z. B. ein ſolcher Beweis;
stringendo (ſpr. —dſchendo) od. strignendo, it.
(ſpr. ſtrinjendo) Tonk. preſſend, zuſammenziehend,
verkürzend, eine etwas geſchwinde Bewegung an—
zeigend; ſtrikt, lat. (strietus) als Adverb auch
striete, eng, genau, ftreng, pünktlich; jtrifte Ob-
fervanz, ſ. Obfervanz; strieto jure, nad
ſtrengem Rechte; stricto sensu, im engern Sinne,
jtreng oder genau genommen; strietissime, aufs
genauefte, im engiten oder ſtrengſten Sinne des
Worts; strietissimo sensu, im engiten Sinne;
Striftür, f. (1. strictüra) das Streifen; die Zu-
jammenziehung, Verengung eines natürlichen Ka—
* z. B. des Darm-Kanals, und beſ. der Harn—
röhre.
Strips, m. engl. eine Peitſche mit knotigem Bind-
faden, dah. pl. Stripfe od. Strippfe, Beitichen-
ſchläge, Nutenftreiche.
strisciando, ital. (fpr. ſtriſchändo; von strisciäre,
jtreichen, ſtreifen) Tonk. jchleifend, einen Ton in
den andern hinüberziehend.
Strobifns (auch Strobilus), m. gr. (strobilös,
v.strobeın, im Kreiſe drehen, strobös, Wirbel) ein
gewundener Körper, Kreijel, Tannenzapfen; ſtro—
biloidiich, zapfenfürmig; Stroboſtöp, n. Schei—
benbild, Drehficht, ein von Stampfer erfundenes
optisches Spielwerk, eine Scheibe mit Bildern, die
denjelben Gegenstand in verjchiedenen Stellungen
zeigen, fo daß er beim rajchen Drehen der Scheibe
bewegt erfcheint; ſtroboſtoͤpiſche Scheiben, op⸗
tiiche Zauberjcheiben.
Stroma,n. gr. (v.strönnynai,hinbreiten) die Unter—
lage, Streu, Dede, Teppich; pl. Stromäte, Tep-
piche, beſ. buntgewirkte Teppiche; dah. uneig. Bü—
cher vermiſchten Inhalts; Stromatif, k. die Tep-
| pichweberei, Teppichwebelunit.
Strombiten, pl. gr. (von strömbus
Kreiſel) verjteinerte Flügelichneden.
Strongyliden, pl. gr. Yadenmwirmer (im Darm,
in den Lungen, der Xeber :c.).
Strontiän, m. oder Strontiänerde, f. eine 1790
entdeckte, der Baryterde ähnliche eigentiimliche
Erde, die mit Kohlenſäure verbunden im Strons
tianit,m. (nach dem erſten Fundorte Strontian
in Schottland benannt) und mit Schwefelläure ver-
bunden im Zöleſtin vorfommt; Strontium, n.
nl. die metalliiche Grundlage der Strontianerde.
Stroͤphe, f. qr. (ströph&, von ströphein, wenden)
| eigentl. die Wendung des jingenden und tanzenden
Chores bei den alten Griechen, und der während
—
=
ströbos,
einer folchen Tangbewegung ige onen Abſchnitt
des Chorgeſanges; überh. der Versſatz, Versverein,
das Bersgebäude, ein Geſangglied, Abſatz od. Ab-
ichnitt in einem Gedichte od. Kiede, vgl. Couplet
und Stanze; Tonf, veränderte Wiederholung der
Melodie; Stroͤphit, f. die Zeilenabmejiung, Ab-
mefjung der Süße in den poetifchen Büchern des
Alten Teftaments; Strophäfis, f. die Verkrüm—
mung; Ströphus,m. (gr.ströphos) Heilf. Bauch—
grimmen, wobei der Kranke fich wendet und dreht.
Sitruttũr, f. 1. (structüra, v. strußre, ſchichten, auf»
832 Struie
ihichten, zufanımenfügen, bauen 2c.) die Fügung
oder das Gefüge, der Bau, die Bauart, das Auf-
gebäude; die Zufammenfekung. Anordnung; die
Verbindungsweife der Teile bei Stein u. Gebirgs—
arten; der ER eines Nedeganzen, der
Redebau; vgl. Konſtruktion.
Strufe, k. pl. Struſen (verderbtaus dem ruſſ ‚sstrug,
der lange Hobel, v.sstrogätj od.sstrushitj, hobeln,
wahrich. wegen ähnlicher Geftalt), eine Art großer
Barken auf der Düna und dem Njemen.
Strumit,n. ein in der Movrerde von Hamburg un.
beionders an der Küſte von Afrifa vorfommiendes
Mineral von gelbliher Farbe.
Strychnin, nm. gr. (v.strychnos, Nachtſchatten, ein
Pflanzengeſchlecht) ein eigentümlicher baſiſcher u.
ſehr giftiger Pflanzenbildungsteil in den Sgnatius-
bohnen, Brechnüſſen, dem Schlangenholze (Strych-
nos colubrina) ꝛc.; Strychnomande, f. der Durch
Genuß von Belladonna erzeugte Wahnſinn.
Stryphna, pl. griech. (stryphnös, 6n, zuſammen—
ziehend, herbe) = Aditringentia, ſ. d.
Stucco, it. oder Stud, m. (fr. stuc, engl. stuck,
jvan. estuque, d. althochd. stucchi, Stüd, Rinde,
Kruſte) Gipsmörtel, aus durchſiebtem weißem
Marmor und Gips beſtehend, zu Verzierungen in
erhabener Arbeit gebraucht; Stucco luſtro, Glanz
ſtuck; Stuecatũr od. Stuckarbeit, f. Gipsmörtel
arbeit; Stuccateur, m. (pr. —töhr)Studarbeiter.
ftudieren, |. (studöre, ſich bemühen, beftreben) ſich
einer Sache befleißigen, fie zu erforjchen ſuchen,
genau unterſuchen od. nachdenfen; beſ. den Wiljen-
Ichaften obliegen, fich ihnen widmen, etwas lernen,
üben, darin emſig fein; fich mit gelehrten Arbeiten
beſchäftigen; fich wegen Erlernung einer Wiſſen⸗
haft auf einer Hochſchule aufhalten; einftudie-
ren, einlernen, einüben; Siudierftube, £. die Ar-
beitsfiube eines Gelehrten; ein ftudierter Diane,
ein wijjenichaftlich gebildeter Dann; ſtudiertes
Benehmen, gefünfteites Benehmen; Stunent, m. |
(v. 1. Partiz. städens, ſich befleißigend) od. Sit: |
diõoſus (lat. studiösus, eifrig, beflilien), verderbt; |
Studfo,m. ein der Wiſſenſchaft Befliſſener, Hoch⸗
ſchüler, Mufenfohn, Burſche; Studie, mi, gem. |
n., it. das Arbeitszimmer eines Kiünitlers, bei.
Malers, Bildhauers; studiosus licentiatus, |.
unt. licet; Studium, n. überh. Eifer, Bemühung;
ö— — — — — — — nn — — —
—
beſ. der Fleiß, Eifer, Trieb zu Wiſſenſchaften; an⸗
haltendes Nachdenken über etwas, »gelehrte oder
wiſſenſchaftliche Erlernung, Anſtrengung, Beſchäf—
tigung, Gefliſſenheit, Forſchung, z.B. Sprach—
Studium, die Sprachforſchung; pl. Studia od.
Studien, gelehrte Bemühungen, Forſchungen,
ründliche Beobachtungen; Wiſſenſchaften, erlangte
Kenntniſſe, Gelehrſamkeit; gelehrte od. wiſſenſchaft—
liche Laufbahn, Lernzeit auf Schulen; bei Mal. ꝛc.
Arbeiten, bei denen man lernen will, Kunſtverſuche,
UÜbungs- od. Muſterſtücke, Vorle eblätter zum Nach⸗
eichnen 2c.; pro studio et laböre, für gehabte
emühung und Arbeit.
Stuiber, m. ber Stüber oder Stüver, frühere holl.
Münze = 16 4 (Renningen) = !/ Gulden Holl.
— 5 jeßigen Cents = 0,085 A.
stultus, a, um, I. töricht, einfältig,albern; stultus,
m. ein Tor, Narr; stulte, töricht, törichterweije;
Stultitig, f. die Dummheit, Torheit.
Stumbe, Slodjeide, Seidenwerg. |
Stumpredner, m. engl.-btid). (jpr. Btömp— ; von
engl. stump, Stumpf, Baumjtumpf, Zahuftumpf |
ujw., dann: Nednerbühne, die urjprünglic in |
merika ein Baumftumpf war, davon to take the |
Stypfis
stump, politiſche Rundreiſen machen und Wahl⸗
reden halten) ein Wahlredner.
Stundiſt, m., pl. Stundiſten, ruſſ. (pl. stundisty;
abgel. vom deutſch. Stunde in der Bedeut. Bet-
jtunde, Bibelftunde). Stundenbrüder od. Betbrüpder,
eine im Sahre 1862 unter den Bauern Südruß-
lands entjtandene, v. der griech. orthodoxen Kirche
abgefallene Sefte, die ſich zu geiftlichen Geſprächen
berjammelt, kein Priejtertum anerfennt und im
Bibellejen Erleuchtung durch den heil.Geift ſucht;
Stundismus, m. die Zehre der Stundiften.
Stupefacientie, pl.!. (v.stupefacöre, in Eritaunen
jegen, betäuben, v. stupere, ftarren, jtaunen, be-
. täubt fein) betäubende Mittel; Stunefaftion, f.
nl. die Beftürzung, Betäubung, das Eritaunen;
stup6fait, fr. (fpr. jtüpefä) erſtaunt, verbußt, be-
ſtürzt; ſtupend, I. (stupendus) erſtaunlich, ftau-
nenswert, zum Erſtaunen; ft id od. ſtupide (I.
stupidus, eig. betäubt, fühllos; fr. stupide), dumm,
einfältig, ftumpfiinnig; Stupidität, f. (1. stupi-
ditas) die Dummheit, der Stumpflinn; stüpor,m.
l. Gefühllofigleit, Unempfindlichleit, Dummheit;
Staunen.
Stuͤprum, n. I. die Schändung, Entehrung, Schtwä-
hung einer unverheirateten Weibsperjon; Un-
zucht; ſtuprieren (I.stupräre), ſchänden, entehren,
ſchwächen; Stupräte, f. eine Gejchändete, Ent-
ehrte; Stuprätsr,m. der Schwängerer, Schänder.
ſtugiſch, Stysins, |. unter Styr. |
Styl, j. Stil. —
Stylit, m., pl. Styliten, gr. (stylites, von stylos,
Säule, Griffel) Säulenheilige, rijtliche Einfiedler
u. Schwärmer, die zur Bußübung den größten Teil
ihres Lebens auf den Spigen hoher Säulen zu-
braten; der erjte diefer Art war ein ſyriſcher
Mönch Simeon im b. Jahrh.; Stylobdt, m. (gr.
stylobätes) Bauf. ein Säulenfuß, Säulenftuhl,
Sußgeftell; ſtylsdiſch od. ſtyloĩdiſch, ariffelartig,
griffelfürmig; Styloglöfjus, m. der riffelzungen-
muskel, welher vom griffelfürmigen Fortſatz des
Schläfenbeins nad) der Zunge läuft; Stylogras
phie, f. das Gravieren in eine Maſſe, die nicht
Glektrizitätgleiter ift, zur Herftellung von Kupfer-
drudplatten auf galvanoplaftiicem Wege; Styles
lithen, pl. Säuleniteine, gewiſſe ſäulen⸗ od. ſtengel⸗
artige Abſonderungsformen, in manchen Kalk—
ſteinen u. Mergeln; Stylometer, m. ein Säulen⸗
verhältnismefjer, — zur leichtern Auffin-
dung u. Berzeichnung der Verhältnifje an Säulen;
Stylometrie, f. die Säulen-⸗Meßkunſt; Stylopi⸗
ttafia, pl. (griech. sing. stylopinäkion) Säulen-
gemälve, Säulenreliefs, welche mythologiſche und
hiſtoriſche Gemälde darſtellten; Stylus, m. I. in
der Pflanzenblüte ein Teil des Stempel od. Pi-
ſtills (ſ. d.), Staubweg od. Griffel genannt.
Stymatöõſis, Z. gr. (übel gebildet aus styma, Auf⸗
richtung des männlichen Gliedes) Heilf. der Blut⸗
fluß aus der Harnröhre mit Vo Aufrich⸗
tung des männlichen Gliedes, auch Urethror—
rhagie. Kr
Stymphaliden, pl. gr. (stymphälides) fabelh. un-
cheure Raubvögel mit ehernen Krallen u. Schnü-
Dr u. ehernen, wie Pfeile abſchießbaren Federn,
die, in den Waldungen am See Stymphälis in
Arkadien fi aufpaltend, großen Schaden taten, bis
fie durch Herkules erlegt wurden.
Stypüis, f. gr. (v. styphein, zufammtenziehen, ver-
richten) Heilk. dag Sieifmachen, Zufammenziehen,
Berftopfen; Blutſtillung; Stuhlverhaltung; ftäß-
tijch (ar.styptilös), Heil. zufammenziehend, ſtop⸗
Styrar
jend,blutftillend; styptica od. ftyptifche Mittel,
pl. Heilf. jtopfende, bej. blutjtillende Mittel.
Styrag, gr. = Storar, j.d.
Sthr, m, tr. f. gr. (eig. der Gehaßte, Verabjcheute,
v.stygein, hafjen ꝛc. Sabell. ein Höllenfluß, Unter-
weltfluß, bei dejjen Wafjer die Götter den heiligiten
Eid Jeifteten (vgl. Aheron, Phlegeton u. Ko—
eytus); Beim Styr! bei. nachdrückliche Schwur—
formel der Alten; fingifch (gr. stygios), dem Styr
und überh. der Unterwelt angehörig; verabjcheut,
fürchterlich ſchauerlich; Scheide. ätzend, zerfrefiend,
wie 3. B. Scheidemwafjer (wegen des gifthaltenden u.
zerireffenden Waſſers des Styr, jet Mavronero,
in Arkadien); Stygius, m. Beiname des Pluto.
Suäda, f. I. (v. suadere, zureden, überreden), oder
Suade (fpr. ſwade), auch Suadela, Yabell. die
Göttin der Überredung, gr. Peitho; die Bered-
ſamkeit, rs I der Redefluß, ein an-
genehm fliegender Vortrag; gem. verächtlich das
Mundwerk, die Zungenfertigteit; ſuaſöriſch (lat.
suasorius, d. suadäre, zureden, überreden), iiber»
redend,antatend; Suaforien, pl. (suasoria) Übers
redungsmittel, Überredungsgründe.
sua sponte, j. sponte.
Sudije, n. in Dftindien eine natürlide Metall»
miſchung von Kupfer und Gold; auch eine fünft-
lihe aus Kupfer, Stahl und Gol.
SUAY®, ſ. soave.
sub, lat. Vorwort: unter; bei; gegen, um; auch in
vielen Zufammenfegungen, wo es vor c gewöhnt.
uc—, dor f juf—, vor p ſup— lautet; sub co-
ore juris, sub conditione u. ähnliche Verbin—
dungen ſ. unter dem Yolgewort.
Euba, f. ungar. (fpr. jhuba; aus dem Slaviſchen
entlehnt; rufj. schüba) der Pelz, bef. der Bauern.
Subah, m. perj. eine aus mehreren Bezirken be-
ftehende Landſchaft (Provinz); Subah:dar, m.
Statthalter od. Bizefönig einer Provinz, bej. in
Indien.
Subaltion, f. I. (subactio, v. subigere, d. i. eig.
unterbringen; durcharbeiten) Heilf. die Unterarbeis-
tung, Durcharbeitung, Erweichung, Vermengung.
fubatüt, nl. (vgl. akut) Heilk. etwas hitzig, nicht jehr
Higig, mäßig hisig, vom Fieber.
fubaltern, ml. (subalternus, fr. subalterne; v. sub
u. alter, alternus, ein anderer, alſo: unter einem
anderntehend) abhängig,untergeordnet; ein Enb=
alterner, m., pl. —e, od. Subaltern=-Beamte,
ein Unterbeamter; S.-Offizier, m. ein niederer
Offizier, jeder Offizier vom Hauptmann abwärts,
entg. den Graben fiaferen; Subalternität, f.
die Untergebenheit; Subalternation, f. in der
Logik: das Verhältnis des allgemeinen Urteils zu
den ihn untergeordneten bejonderen.
ubapenninisch, am Fuße der Apenninen befindlic.
ubäräten, pl.!. (v.subaeratus,inmwendig fupfern,
bon aes, Erz, Kupfer) überjilberte Münzen oder
Münzen von Erz, aber mit Silberplatten belegt.
Aubarktifch, nl. unter dem Pol, d. h. in der Falten
Bone vorfommend; vgl. arktifch.
fubarrendieren, ml.(vgl.arrendieren)unterpadhten,
wieder in Bacht nehmen; Subarrende od. Sub—
arrendation, f. die Unterpacht, Wiederpadhtung;
Subarrendäter, ın. der Unterpadter.
Subbaß, m. lat.-it. (vgl. sub u. Baß) d. i. Unter-
baß, eın hölzernes gedecktes Orgelregilter.
Zubbrandiäten, pl.(vgl.Brandyus,Brandien)
Kehiflofjer, eine Gattung Fiſche (Jugulares L.).
Zubdclegieren, nl. (vgl. delegieren) an eines andern
Stelle bevollmädhtigen, zum Unterbevollmädtigten
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
jubjizieren 833
ernennen, Untervollmacht geben; Subdelegät od.
Subdelegierter, m. ein Unterbevollmäctigter;
Nebengejandter; Subdelegation, f. die Unterab-
ordnung, Unterbevollmächtigung.
Subdiakönus, m. I.-gr. (vgl. Diakonus) ein geijt-
licher Unterhelfer, zweiter Hilfsprediger.
Subdiäle,n. I. (v. sub dio, unter freiem Himmel,
j. d.) ein unüberbauter Ort, ein Altan.
Subdiftinttion, f.nl.(vgl.Diftinktion) die feinere
Unterſcheidung, Unterabteilung.
subdititius, a, um, l. (von subd£re, unterlegen)
untergeſchoben, unecht; subdititius infans, m.
ein untergefchobenes Kind; Wechjelbalg.
fubdividteren, lat. (subdividöre, vgl. dividieren)
unterabteilen Unterabteilungen machen; Subdints
fion, f. (subdivisio) die Unterabteilung, Unter»
einteilung.
sub divo, sub dio od. sub Jove, I. unter freiem
Himmel.
subdominus, ın. nl. (vgl. dominus) ein Unterherr,
Afterlehnsherr.
ſubduzieren, lat. (Sub-ducẽre, eig. darunter weg-
ziehen) entziehen, unvermerkt wegnehmen od. ent⸗
fernen; durchſeihen; Subdnftion, f. I. subductio)
die Entziehung; die Abführung der Unreinigkeiten
im Körper; auch Durchfeihung.
Suberät, n. nl. (v. I. suber, Kork) forffaures Salz,
ſuberös, forfartig.
sub-et obreptio ꝛc., |. Subreption.
Subferräten, pl. nl. (v. ferrum, Eifen, ferratus,
eijern, und sub, f. d.) Silbermünzen mit eijernem
Kerne.
fubhaftieren, I. (subhastäre) od. sub hasta ver—
faufen, D. i. wörtl. unter dem Spieße (hasta; weil
im alten Rom anfangs nur bei Berjteigerung der
im Kriege erbeuteten Gegenjtände,. jpäter aber
überhaupt bei gerichtlichen Berfteigerungen, Ber-
pachtungen 2c. ein Spieß aufgejtedt wurde), gericht-
lic) verjteigern, verganten, an den Meijtbietenden
verlaufen; Subhaftation, f. (subhastatio) die
öffentliche, gerichtliche Verjteigerung, Zwangsver—
fteigerung, deröffentl. Ausruf,=Auftion; Sub—
baftationsprozch, m. oder Subhaitationsords
nung, Zwangsvollitredungsverjahren, Zwang3-
vollitredungsordnung.
sub hodierno die, ſ. unter dies.
fubigieren, [.(subigöre) unterjochen, überwältigen;
Heilk. unterarbeiten, vermengen (vgl. Subalftion);
dah. auf Rezepten subige, abgef. sub., d. i. ver»
arbeite oder vermenge es.
Subinfendation, f. mi. die Erteilung eines Lehens
jeitens des Bajallen an einen Untervajallen.
Subingrefiion, f. nl. (v. l.ingressio, das Hinein—
gehen) die Eintretung in eines andern Stelle.
fubintellinieren, I. (sub-intelligere, v.intelligöre,
einjehen, verjtehen) darunter veritehen; ſubintelli⸗
niert, hinzugedacht, hinzuveritanden.
subito, I. plößlich, gleich; Ton. geihwind, ſchnell.
inbjizieren, I. (subjicere, v. jacere, werfen, legen)
unterwerfen, unterlegen -itellen,- ordnen; eingeben,
unter den Fuß geben; Eubjekt, n. (l. subjectum)
eig. das Untergelegte, die Unter- oder Örundlage;
der Grundbegriff, der Gegenstand, von welchem in
einem Sage etwas ausgejagt wird (entg. Prädi—
fat); auch eine Berjon, entg. dem Objeft od. der
Sade; ein Menſch Hinfichtlih der Fähigkeit oder
Tüchtigkeit zu einem (untergeordneten) Geſchäſte;
bei. ein Gehilfe in einer Apotheke; auch in verächt—
lihem Sinne jtatt Perſon gebraucht; jubjektid
(jpätl. subjectivus) over fubjettivtich, perjonlich,
53
834 sub Jove
innerlich, twa3 jeinen Grund und Beſtand in der
Berjon hat, nicht in der Sache (entg. objektiv);
dab. auch = einfeitig, parteiiſch; ſubjektivieren,
verjönlich oder innerlich machen, entg. objetti-
dieren; Subjeftivismus od. Subjeltinität, f-
nl. die Beſchaffenheit und Eigentümlichteit eines
Gegenſtandes; — — Innerlichkeit, das
Daſein in unſerm Vorſtellungs- und Erkenntnis—
vermögen; perſönliche Anſchauung od. Auffaſſung;
ſubjektives Verbum, ergänzungsloſes Zeitwort;
Suöjektion, f. I. (subjectio) die Unterwerfung;
Redet. die Selbjtbefragung.
sub Jove, j. sub divo.
fubjugäl, nl. (v. [. subjugäre, d. i. eig. unterjochen)
untergeordnet; Subjugäls-Tun, m. nl. ein unter»
geordneter Ton.
fnbjungteren, I. (subjungere) unterordnend ver-
binden, beifügen, anfnüpfen; Subjunttion, k. nl.
die Beifügung, Anfügung ; ſjubjunttiv (jpätl.sub-
junctivus), beigefiigt, verbunden; anfügend, ver-
bindend; Subjunktiv, m. (subjunctivus modus)
Spradl. = Konjunktiv, f. Modus.
Subtolleftation oder Sublolleltion, f. nl. (vgl.
Kollefte 2c.) eine Untereinfammlung; Subfolfef-
teur (pr. —öhr), m. Untereinnehmer, Unterein-
jammler, 3. B. bei der Lotterie.
Subkumitee, n. ein Unterausihuß (vgl.Romtitee);
Sublommitiiion, f. eine Unterkommiſſion (vol.
Rommijjion).
Subfonfenuenz, f. nl. (vgl. Konjequenz) die Folge
aus einer Folge, untere oder zweite Folge.
Sublontrabieren, nl.(vgl.fontrahieren) einenneuen
Bertrag eingehen, durch einen neuen Vertrag ver-
binden.
fubfutän, nl. (v. l. sub, unter, u. cutis, die Haut)
zunädjt unter der Haut befindlich; ſubkutane In—
jeftion, f. Heilf. Einfprigung von Arzneijtoffen
(3. B. Morphium, Ehinin ze.) in das Unterhaut-
zellgewebe; Hauteiniprigung.
Sublanjarier, auh Infralapiarier, pl. barb.-l.
(v. lapsus, der all, bej. der Sündenfall) diejenige
Bartei unter den Kalviniſten, welche annimmt, daß
Gott die Menſchen nur unter Borausjeßung der
Sünde zur Berdammnis beftimmt habe, entg. den
ee
Eußlation. f. I. (v. tollo, sustüli, sublätum, auf-
heben) dıe Erhebung, Aufhebung.
fublevieren, I. (sub-leväre)unteritiigen, erleichtern,
beiitehen, bei. Amtshilfe leiften; Sublebant, m.
(sublevans) ein Erleidhterer, Helfer, Amtsgehilfe;
Sublevämen, m. nl. eine Erleihterung, Unter-
ſtützung; Sublepation, f.I.(sublevatio)die Unter⸗
tigung, Amtshilfe.
fubligieren, I. (sub-ligäre, unten anbinden, unter»
binden) verbinden; verpflichten; Subligacihlum,
n. l. Schurz, Schürze; Heilf. ein Bruchband; Sub⸗
ligation, f. (subligatio) die Unterbindung.
fublim, I. (sublimis; fr. sublime) erhaben, hoch;
Sublimität, f. (l. sublimitas) die Erhabenpeit,
das Hohe und Große in der Rede, in den Schönen
Künſten 2c.; Jublimieren (L sublimäre), erhöhen,
emportreiben, verflüchtigen, durch Zeuereinen lör-
per in Dampf verwandeln und diefen durch Ab-
tühlung wieder eritarren lajjen u. auffangen, vgl.
dejtillieren; fublimiert, emporgetrieben, ver-
flüchtigt u. in feſter Form wiedergewonnen; Sub—
limät, n. (sublimaätum) das Emporgetriebene,
Hinaufgeläuterte, was in Dampf verwandelt und
in feiter your wiedergewonnen it; im engern
Sinne=Wbfublimat, äßendesQuedfilber-
fubordinieren
jublimat, falzjaures QDuedjilberoryd,
Quedjilberhlorid oder Doppelt-Chlor-
quedjilber, die durch Sublimation eines Ge:
menges von ſchwefelſaurem Duedfilberoryd und
Kochſalz erzeugte höchſte Verbindungsitufe des
Duedfilbers mit Chlor; natürliches od. gedie-
genesSublimat, Duedfilberhornerz. Hornqued-
jilber; Sublimation, f. nl. die Erhöhung, Em-
ortreibung, Berflüchtigung eines Körpers und
erdichtung feines Dampfes zu feiter Form; vgl.
Deitillation; Sublimatorinm, n. der Empor-
treibungsort, die Läuterungsftätte; auch ein Ber-
flühtigungsmittel.
fublizitieren, nl. (vgl. lizitieren) an den Mindeit-
- fordernden ausbieten; Sublizitation, f. die Aus-
bietung an den Mindejtfordernden.
ſublozieren, nl. (vgl. lozieren unter locus) wieder
vermieten, in Afterpacht geben; Sublokation, f.
die Unterpacht, Aftermiete.
ſublunär(iſch), nl. (v. sub, unter, u. luna, Mond)
unter dem Monde befindlich, irdilch; vergänglidh,
veränderlich.
Subluxation, f. nl. (vgl. Luxation) Heilk. die Ver—
— Verſtauchung, unvollkommene Verren—
ung.
ſubmarin(iſch), nl. (v. sub, unter, u. mare, Meer)
unterſeeiſch, unter dem Meere befindlich.
ſubmentäl, nl. (v. mentum, das Kinn) unter dem
Kinn befindlich.
ſubmergieren, l. (sub-merg£re) untertauchen, ver-
ſenken; überſchwemmen, unter Waſſer ſetzen; Sub—
meérſus, m. ein Ertrunkener; Submerſion, f.
(jpätl. submersio) die Untertauchung; gänzliche
Überſchwemmung.
fubminiſtrieren, [. (sub-ministräre; vgl. Miniſter
und minijtrieren) behilflich fein; darreichen, an die
Hand gehen, Vorſchub tun; Subminiftration, f.
(fpätl. subministratio) die Darreihung, der Vor—
HERE Handbietung zum Unterjchleife, der Unter-
Jleif.
ſubmittieren (ich), [.(sub-mittere) ich unterwerfen,
demütigen, ſich ergeben, gem. zu Kreuze Friechen;
ſubmiß (l. submissus), unterwürfig, untertänig,
ergeben, demütig; Submijfien, f. (l. submissio,
Nächlaſſung, Senfung der Stimme) die Unterwer-
fung, Demütigung; Demut, Untertänigfeit, der
Gehorjam; (fr. soumission) die Lieferung einer Ar-
beit für einen beſtimmten od. den geringjten Preis;
Berdingung, Ausihreibung; Submiijions-Df-
ferte, Angebot bei Verdingungen; Submiſſarius
(au Summiſſarius), m. nl. eig. der Gtellver-
treter eines Fathol. Domherrn, ein Geijtlicher, der
itatt eine Domherrn eine firchliche Verrichtung
bejorgt; Submittent, m. (fr. soumissionnaire) ein
Bietender, der die Lieferung einer Arbeit für einen
bejtimmten Preis überninmt od. übernehmen will.
ſubinobieren, |. (sub-movere) zuridtreiben, weg⸗
ſchaffen, entfernen. F
ſubnectieren, l. (sub-nectöre, v. nectöre, knüpfen;
vgl. Nexus) unten anknüpfen; hinten anhängen,
anfügen.
Subnormãle oder Subnormal-Liunie, f. nl. höh.
Groͤßenl. das von der Normale (j. d.) und Or⸗
dinate begrenzte Stück der Abſciſſenlinie, für einen
Punkt einer frummen Linie. A
Suboffizial, m. nl. (vgl. Offizial unter Officium)
ein Stellvertreter, bej. der Kurfürjten bei der ehem.
Krönung deutjher Kaijer.
ſubordinieren, nl. (v. l. ordinäre, ordnen) unter-
ordnen, unterjtellen; ſubordiniert, untergeordnet,
nbornieren
untergeben, unterjtellt; Subordination, f. die
Unterordnung; Dienjtgehorfam, Zucht, bei. im
Soldatenweien; Subordinatianismns, m. die
Unterordnungslehre, in der Kicchengejchichte die
Lehre, nach welcher in der Dreieinigfeit der Sohn
dent Vater, und der heilige Geift beiden unterge-
ordnet fei; Subordinatiäner, pl. die Anhänger
diefer Lehre, eine hrijtlihe Sekte im 4. Jahrh.,
auch: Affuritäner.
fubornieren, l. (sub-ornäre, d. i. eig. augrüften,
Ihmüden) zum Böſen abrichten, verleiten, heimlich
anftiften; Subornation, f. nl. die heimliche An—
jtiftung, Abrichtung, Verführung zum Böſen, beſ.
heimliche Beſtechung.
Suboryd, n. l.gr. (vgl. Oxyd) Scheidek. Unteroxyd,
diejenige Oxydationsſtufe eines Metalls, welche
weniger Sauerſtoff enthält, als die von demſelben
Metall gebildete Baſis; vgl. Hyperoxyd.
subplantieren, I. (sub- od. supplantäre, eig. unter-
pflanzen, unterjtellen) einem ein Bein jtellen, ihn
ausſtechen, durch Hinterlift ftürzen; Subplanta—
tion, f. nl. die Ausftechung, liftige Stürzung eines
andern.
Subplumbäten, &ı nl. (v. sub, j. d., u. plumbum,
Blei)altrömisheSilbermüngenmitbleiernemferne.
Subprior, m. nl. (vgl. Prior) ein Unter-Vorfteher;
Subpriorin, f. Unter-Vorfteherin in Klöftern.
sub quocängue titülo, j. unter Titel.
Subreftor, m. nl. (vgl. Rektor) UntersBorfteher
auf Gelehrten-Schulen.
fubrepieren, I. (subrepere, von repere, friechen) er-
ihleihen; Subreption, f. (1. subreptio) Rſpr. die
Erſchleichung durch Berbergung od. Entjtellung der
Wahrheit; Subreptionsichler, m. Fehler im
Denken und Urteilen, welche durch finnliche Täu—
ſchung, Mangel an Aufmerkſamkeit, Übereilung,
Unbefonnenbeit 2c. entitehen.
Subrebifion, f. nl. (vgl. Revijion) die nochmalige
Durchſicht od. Durchmuſterung.
Subrogieren, |. (subrogäre) unterſchreiben, an eines
andern Stelle wählen od. feßen; einem andern fein
Recht abtreten; Subrogation, f. nl. die Untere
ihiebung, Einfegung an eines andern Stelle.
ſubſecibe Stunden od. Arbeiten, pl. (l. tempöra
subseciva, op£erae subsecivae, v. subsecivus, eig.
unten abgejchnitten, dah. was der Hauptjache ent-
gogen wird, was nebenher gejchieht) Nebenjtunden,
ebenarbeiten; Subſektion, f.nl.(vgl. Sektion un-
ter jezieren) die Unterabteilung, der Unterabfchnitt.
fubſekutib, nl. (v. I. subsöqui, nachfolgen) nadyfol-
gend; Area n. I. das Nacjfolgende, wel»
ches fid) auf etwas Vorhergehendes bezieht.
Subſellia od. Subjellten, pl. I. (sing. subsellium;
sub, unter, u. sella, Stuhl, Siß) niedrige Site für
Zufhauer od. Zuhörer im Theater, im Gericht 2c.,
bej. im Gegenjaß der höheren Sitze; Schulbänfe;
auch die Richterbanf.
Subjemifufa, f. nl. (vgl. Semifuja) Tonf. eine
32jtel Taftnote.
Zubfenior, m. nl. (vgl. Senior) ein Nachältefter,
Unterälteiter; inStudentenverbindungen derzweite
Vorſtand.
Subſequens, j. unter ſubſekutiv.
Subſidénz, f. I. (subsidentia, von subsidöre, ſich
niederjegen, ſenken) Heilf. das Niederfinfen, Zus
jammenfinfen, die Berengerung, bef. der Pupille;
der Bodenſatz, Niederichlag.
Subſidium, n. I. (v. subsidere, jich niederlafien, in
einen Hinterhalt legen) eig der Hinterhalt, Rück—
Halt (die Reſerve); überh. ver Beiftand, die Unter—
ſubſtituieren 835
ſtützung; Hilfsſteuer; pl. Subſidien (I. subsidia),
Hilfsmittel, beſ. Hilfsgelder, z. B. zur Führung
eines Krieges, Hilfsſteüern; Subſidien-Allianz,
ein Bindnisvertrag, durch den ein Staat dem an»
dern Hilfsgelder oder Hilfstruppen, die aber in
Sold des andern Staates treten, veripridt; ©.»
Traktät, m. ein Hilfsvertrag; in subsidium ju-
ris, zur Rechtshilfe, zu KEEP Mithilfe, Bei-
hilfe, Unterſtützung 2c.; Subjidtäriich ([. subsidia-
rius), od. ſubſidiär, fr. unterſtützend, Hilfreich, Hilf-
leijtend, zur Hilfe; dab. fu bfidiariicheBerbind-
lichkeit, die erit dann eintritt, wenn ein anderer
der feinigen nicht nachgekommen ift; fubfidia-
riſches Recht, deſſen Grundſätze erſt in Anwen—
dung kommen, wenn ein anderes nicht ausreicht;
—— Ladung, die durch Hilfe eines
anderen Richters od. Gerichts geſchehen kann; Sub-
sidia charitativa, Steuern, die die Nitterichaft
an Kaifer Karl V. und feitdem an alle nachfolgen—
den Kaifer zu zahlen hatte.
fubfignieren, I. (subsignäre, vgl. fignieren) unter»
zeichnen, unterfertigen; Subſignation, f. (ſpätl.
subsignatio) Unterzeichnung jeines Namens.
fubfiftteren, I. (subsistere; vgl. fiitieren) beitehen,
fortdauern, Beſtand haben, ſich halten; zu leben
haben, auskommen, feinen Unterhalt haben; Subs
fiftenz, f. nl. der Beitand, die Fortdauer; der Le—
ben3unterhalt, dag Austommen.
inbjfribteren, I. (sub-scribere) unterjchreiben,
ſchriftlich ſich anheiſchig machen; Subffribent, m.
(l. subscribens) ein Unterſchreiber, Unterzeichner;
Subifription, f. (I. subscriptio) die Unterjchrei-
bung, Unterzeihnung, Unterihrift; Subjfrips
tionsliite, f. das Verzeichnis derjenigen, welche
ſich durch Unterfchrift im voraus zu etwas verbind-
lic) gemacht haben.
sub sole, I. unter der Sonne; 8. 8. ni[hi]l per»
f6etum, unter der Sonne gibt es nichts Bolltom-
menes.
sub spe rati, ſ. unter ratus.
Subftänz, f. I. (substantia, von substäre, dafein,
beitehen) das Weſen, ein felbitändiges, für ſich be-
ftehende3 Ding; der Stoff, das Ganze eines Kör—
pers, infofern es al3 aus ungleichartigen Teilen
zufammengefegt (alfomehrchemifch, als mechanisch)
betrachtet wird, verſch. Maſſe; die Wejenheit, das
Grundweſen, das Wichtigſte, der wejentlihe Inhalt,
der Kern od. Hauptbeitandteil, das Beite, Kräftigite
einer Sadıe; pl. Subjtänzen, Stoffe, Beitandteile;
Wejenheiten; salva substantia, Ripr. ohne dag
der Stoff felbjt angegriffen oder verbraucht werden
darf; fubftanttäl (ſpätl. substantiälis) oder ſub⸗
tantiell (fr. substantiel), weſentlich, wejenhaft,
— —— nahrhaft, auch ſubſtantiös
nl.; substantialiter, — ſelbſtändig, dem
Weſen, weſentlichen Inhalte nach; Subftantialis
tät, f. die Weſenheit, Selbſtändigkeit; ſubſtan⸗—
tiieren, Rſpr. jemand mit den geſetzlichen Erfor-
derniſſen verſehen; rechtlich begründen, mit Tat—
ſachen begründen, mit Beweiſen verſehen; Sub—
ſtantiierung, f. die Beſtandteiligung; Subſtan—
tiv(um), n. pl.— da 0d.— ve, Sprachl. ein Haupt⸗
wort, Dingwort (entg. Attributiv, Adjektiv);
Subitantipum verbäle, =Berbal-Gubftan»
tiv, ſ. d.; ſubſtantivpiſch (ſpätl. substantivus), u.
als Adverb auhsubstantive, hauptwörtlich, ſelb—
ſtändig.
Subſtilar⸗Linie, f. nl. (von sub, unter, u. stilus,
Stift) die Zeigerlinie auf Sonnenuhren.
ſubſtituieren, I. (substituere, v. statu£re, jtellen)
53°
836 Subſtra(tum)
eig. unterſtellen; an eines andern Stelleſetzen, nach—
verordnen, erſetzen, unterſchieben; Rſpr.zum Nach—
erben ernennen (vgl. heres substitutus); cum fa-
enltate (od. jure) substituendi, I. Ripr. mit der
Befugnis (od. dem Rechte), einen Stellvertreter zu
ernennen, 3.8, in Vollmachten; Subftitüt, m. (l.
substitütus)ein Stellvertreter, Amtsvertreter, Bei-
geſetzter od. Nachgeordneter im Amtecines Älteren;
Subjtitution, f.(jpätl.substitutio)die Beifegung,
Nacheinſetzung, Amtsvertretung, Erfegung, Unter-
ihiebung; Rſpr. Nahbevollmädtigung; Ernen—
nung zum Nacherben; Subjtituttonsmethode, f.
das Einfegungsverfahren; Schriftliche Subititu=
tion, Vollmacht.
Subfträtlum), n. I. (v. substernere, unterbreiten)
eig. daS Untergebreitete; die Grundlage, der zu
Grunde liegende Stoff od. Gegenitand, dergegebene
Fall (vgl. casu substrato); die Schicht, Lage; pro
substrata materia, in Beziehung auf den vor-
liegenden Gegenjtand.
Subitruftion, f. I. (substructio, von substruere,
unterbauen) daS Unterbauen; der Unterbau, da3
Srundgebäude, die Örundlage.
Subsultus tendinum, m, [. (v. I. tendo, die Sehne)
das Hüpfen der Sehnen, namentl. daS Juden der
Muskeln des Vorderarmes im Todestampfe.
fubjumieren, nl. (subsumere, v. sum£re, nehmen)
eig. darunter nehmen, mit befaflen od. begreifen,
unterjtellen; folgern, daS Beſondere auf das All—
gemeine, od. diejes auf jenes zurückführen und an-
wenden; auh=präfumieren; Subjumtion, f.
die Mitbegreifung, Unterftellung, Unterordnung;
Folgerung, Zurückführung oder Anwendung des
Bejonderen auf etwas Aligemeines ıc.; Voraus-
fegung; ſubſumtib, unterjtellend, unterordnend,
vorausjegen?.
Subtangente, f. nl. (vgl. Tangente) höh. Größen.
die Untertajte, Unterberührungslinie, da3 von der
Tangente u. Ordinate begrenzte Stück der Abfzifjen-
linie, für einen Bunft einer frummen Linie.
Subterfugium, n., pl.—gia, ni. (v. I. subterfu-
gere, unter der Hand entfliehen, entwifchen) die
Ausflucht, der Vorwand, Behelf.
{ubtil, I. (subtilis) fein, zart, dünn; genau, ſcharf;
liſtig, jpigfindig, ſcharfſinnig, verſteckt; Suptilität,
f. (1. subtilitas) die Feinheit, Zartheit; Genauig—
feit, Schärfe; der Scharfiinn; dieSchlauheit, Spiß-
findigfeit; fubtilifieren, barb.-I. (fr. subtiliser)
feiner machen, verdünnen, verfeinern; grübeln,
tlügeln, jpigfindig fein; Eubtilifation, f. DieVer-
feinerung, Verdünnung.
jubtraßteren, I. (sub-trah£re, eig. darunter weg—
ziehen, abrechnen, wegnehmen eine Zahl von der
andern; Subtraheͤnd(us), auch Subtrahent,
Subiräftor, m. die adzuziehende oder abziehende
Zahl, ver Abzieher, die Abziehzahl, entg. Minuen-
dus; Subtraftion, f. nl. die Abziehung, der Ab-
zug; jubırafiiv, abziehbar, was ſich abrechnen
läßt; Größen. von Größen, die mit dem Subtraf-
tionszeichen (—) verjehen oder negativ find, entg.
additiv.
fubtropifh, unter den Tropen (f. d.), in der heißen
Hone befindlich oder vortommend; auch: halb-
tropiich.
Subularia, f. nl. (v. l. subüla, die Bfrieme) Waffer-
pfriemiraut od. »pflanze; fubulärıfch, pfriemen-
förmig; Subulivröftrum, n. Bfriemjchnabel.
sub una speeci, ſ. unter Species.
Zuburbänum (sc.praedium),n.l.(v.sub-urbänus,
nahe bei ver Stadt befindlich, v. sub, ſ. d., u. urbs,
succinum
Stadt) ein vorftädtifches Landgut, Landgut nahe
bei der Stadt, Stadtgut; Suburbänus, m. ein
Boritädter; ein vorftädtifcher Geiitlicher, der die
Amtsverrichtungen in den Vorftädten od. in nahe»
gelegenen Dörfern zu beforgen hat; Suburbium,
n. die Voritadt.
sub utraque etc., f. unter Species.
Subpdjall, m. mi. (subvasällus, vgl. Bafall) ein
Unter- oder After Lchnamann.
fübsenteren, I. (sub-venire) zu Hilfe fommen,:
unterftügen, beiſtehen; Subvention, f. nl., auch
Subbentionierung, f. die Hilfe, Beihilfe; Unter-
fügung, bef. Staatsunterftügung; ſubventio—
niert, was eine Staat3unterjtüßung erhält.
ſubvertieren, I. (sub-vertere)umtfehren, umftürzen,
verwititen, zerjtören; Subverfion, f. (fpätl. sub-
versio) die Umftürzung, Umfehrung; der Umſturz,
Untergang, Verfall; subversio stomächi, f£.
Heilf. eigentl. Umkehrung des Magens, ſtarkes
Erbrechen; ſubverſib, nl. umjtürzend, zerſtörend,
zerrüttend.
Succdde, £. (it. succada, vd. [. succus, Saft) einge>
tochter Fruchtſaft; eingefochte Früchte, Wurzeln 2c.
© a u. trodner Geſtalt; eingemachte Zitronen-
alen.
ſuecedieren, l. (succed£re, von sub u. ced£re, eig.
unter etwas fommen od. gehen, hinein= od. heran-
gehen) od. fnfzedteren, nachfolgen im Amte, in der
Regierung zc.: auch glücklich vonjtatten gehen, gelin-
gen; ſuecedãn (l.succedan&us), nachfolgend, tell»
vertretend, Succedandus, m. ein Stellvertreter, —
Vicarius; Succedandum, n. das Notmittel, die
Nothilfe; Succedent, m. der Nachfolger; Suecki,
m. (l. successus; fr. suceös) der glückliche Erfolg,
Fortgang, Ausgang, das Glüd, der Beifall: succes
d’estime, fr. (ipr. ßükßäh deftihm’) ein aus Ach—
tung errungener Erfolg oder Beifall, Achtungser—
folg,d. i. ein Erfolg, den ein zwar achtungswertes,
aber nicht außerorvdentliches Werk erhält, beſ. aus
Achtung vor dem fonft verdienten Verfafjer; suc⸗
ces de vogue (vgl. Vogue), ein glängzender, ein
raufchender Erfolg, der aber mehr der Mode und:
der Zeitftimmung, als dem wirklichen Verdienſt des
Werkes zuzufchreiben ift; Suecefiion, £. (l. suc-
cessio) die Folge, Folgereihe, bei. Thronfolge vor
Regenten, Nachfolge, Erbfolge; die Erbichait, der
Nachlaß; Succeſſions-Pulver, n. eig. Nachfolger
pulver, d. i. Giftpulver, injofern es bisweilen ge—
geben worden ift, um eine Erbichaft zu erlangen:
od. Thronfolge zu bewirken; S.-Vertrag, ſ. pac-
tum successorium; Univerſal⸗Succeſſion, Ge⸗
ſamtnachfolge, Exrbfoige in die ganze Vermögens—
mafle; Singular=Suecefiion, Sondernachfolge,
in eine einzelne körperliche Sache; sucvessio ab-
intestäto, die geſetzliche oder natürliche Erbfolge
ohne Tejtament; fueceijtv (pätl.successivus),alg
Adverb successive, allmäblih, nach und nad),
aufeinanderfolgend; Succeſſor, m. der Nachfolger,
Amtsfolger, „Nachfahr“ (Goͤethe), Erbe; Thron»
Succin, Succinat, ſ. succinum. _ lfolger.
ſuceinet, I. (succinetus, v. succingere, aufgürten,
aufichüirzen) eig. aufgeichürzt; kurz, un ge⸗
drängt, körnicht; Succinctorium, n. ſpätl. eine
Schürze; ein Gürtel, beſ. an Prieſterkleidung; ein
Bruchband.
succinum, abgek. Succin, n. I. (von succus, Saft)
der Bernſtein, Agtſtein; Succinät, n. nl. Bern⸗
ſteinſalz, bernſteinſaures Salz; Succinit, m. der
Bernſtein, auch eine Art Granat von berniteingel-
ber Farbe. | |
Succoth
Suecöth, pl. hebr.(v.sukkah, Laubhütte) das Laub⸗
hüttenfeſt der Juden (jüd. Sßuükes).
Succübus, m. nl. (v. succubäre, unten liegen) ein
böjer Geijt oder Kobold, welcher in weiblicher Ge-
ftalt die Männer bei Nacht plagen foll; vgl. In»
kubus.
ſucculent, ſ. unter succus.
ſuccumbieren, I. (succumböre) unterliegen; ver-
lieren einen Prozeß, einbüßen, ftraffällig werden;
Suecumbenz, f. nl. das Erliegen, Unterliegen;
Succumbenz-belder, gerichtlich niedergelegte
Straf- eder Berlujtgelder.
Syuceurrieren (l. succurr£re, von sub und curröre,
laufen) zu Hilfe fommen, beifpringen; Succuͤrs,
m. nl. die Beihilfe, Hilfe, Verjtärkfung; be. Hilfs-
mannjschaft, Zuzug; Suceurfälen, pl. (succursä-
— = ecclesiae) Hilfs⸗ oder Nebenkirchen; vgl.
Filial.
süccus, m.l. der Saft; pl.sucei: etwas in succum
et sanguinem vertieren, in Saft und Blut ver-
wandeln, ın Fleisch und Blut übergehen lafjen,
d. i. es fich ganz eigen machen; fneculent (1. suc-
culentus), faftig, faftvoll; nahrhaft, träftig; Sue—
eulenz, f.ni.dieSaftigfeit, Saftfülle; Nahrhaftig-
feit, Kräftigfeit.
Succuſſion, £.(.(succussio, v.succut£re, aufwärts
ſchütteln, in die Höhe ſchütteln, aufrütteln) die Auf-
ichüttelung, Erihütterung; Heilf. das gemwaltjame
Schütteln od. Rütteln eined Kranken, um gewiſſe
Krankheiten zu erfennen od. zu erleichtern; ſuccuſ⸗
ſöriſch, nl. (succussorius) aufwärts erjchüitternd,
aufwärts ftogend, 3.8. juccujjorifhe Bewe—
gung eine3 Erdbebeng, entg. undulatorifd).
Sücrerie, £. fr. (fpr. ßükr —; v. sucre, Zuder) eine
BZuderliederei; Zuderwerf.
Sudamina, pl. nl. (v. I. sudäre, ſchwitzen) Heilk.
Hiß- oder Schweißblätterhen; Sudartum, n. |.
das Schweißtuch; das Schwitbad; Sudatien, f.
(l. sudatio) das Schwigen; Sudatorium, n. ein
Schwitzbad, Schwirkaiten.
sudetto, it. (v. su, oben, u. detto = |. dictus ıc.,
gejagt)oben gemeldet, oben gejagt; als Hauptwort:
der Obengenannte.
Sudra, m. ſanskr. (südra), pl. Sudras, die vierte
u. unterjte Bolf3abteilung od. Ktafte bei den Hin-
dus, aus Handwerkern beitehend.
Sueben, pl. (I. Suevi, d. i. die Schweifenden, die
Freien) ein altdeuticher Volksſtamm oder Völker—
bund, Rejte derjelben waren die Chatten; jpäter
entitand aus Sueben das Wort Shwaben;dah.
fuebiſieren oder juedifieren, barb.-!. Schwaben-
ſtreiche machen.
Sueldo, m. jpan. (= it. soldo, fr. sou, v.1.solfdus)
eine alte jpanifche Rehnungsmünze, = 12 Dine-
103, aber von ungleihem Wert; aud) einealte®old-
münze, ungef.—=1 Dulaten.
Sueven, pl. j. Sucben.
Suffeten (hebr.schöfetim, sing.schöfet,v.schäfät,
richten herrſchen), pl. Staatsvorfteher im alten
Karthago.
sufficit, l. (sufficere, darreichen, verſchaffen; hin—
länglich vorhanden fein) es genügt, reicht Hin; das
Süfficit, als Hauptw. das Genügende, Hinrei-
chende; Iuffizient (1. sufficiens), hinlänglich, zu»
reichend, fattiam; suffleciens quantitas, f. die
binreihende Menge; Suffizienz, f. (jpätl. suffi-
cientia) die Hinlänglichkeit, Zulänglichkeit; Süffi—
fance, £. fr. (ipr. hüffifängß) Selbſtgefälligkeit,
Aufgeblaſenheit, Dünkel; füffifant (] —5
gew. —ſänt), ſelbſtgefällig, dünkelhaft.
ſugillieren 837
ſuffigieren, I. (suffigẽre) unten od. hinten anheften.
anfügen; Suffixum, n., pl. Suffixa, Sprachl.
eine Ableitungsjilbe am Ende eines Wortes, An-
bängefilbe (entg. Bräfirum).
Suffimen oder Suffimentum, n. I. (von suffire,
räuchern) das Näucherwerf, Räuchermittel; suf-
floni, pl. it. dem Erdboden entjteigende Wafjer-
dämpfe, welche Borjäure u. verjchiedene Gafe mit
fih führen, bei Siena ꝛc.
fuffogteren, I. (suffocäre, v.subu.faux, Gen. faucis,
die Kehle) durch Zufchnüren der Kehle erwürgen;
überh. erjtiden; Suffofation, f. (l. suffocatio) die
Erftictung.
Suffraginm, n. L., pl. —gia oder —gien (fr. suf-
frage, ſpr. ßüffrähſch), die Stimme, Beiftimmung,
Wahlitimme; suffrage universel (fpr. u wie ii),
m.dasallgemeine Wahlrecht, das von NapoleonIll.
den Völkern zuerfannte und von ihm ſelbſt mehr-
fach angewandte Recht, ihre Regierungsform durch
allgemeine Abſtimmung felbft zu beftimmen; suf-
fragia sanctörum, pl. dieFürbitten der Heiligen;
fuffvagieren (1. suffragäri), einen durch jeine
Stimme begünjtigen, zu einem Amte wählen, be»
fördern; Suffragandus oder Suffragän, m. nl.
jedes zu Sig u. Stimme berechtigte Mitglied eines
Kollegiums von Geiltlichen; bej. der einem Erz-
biihof untergeordnete Bifhof; Suffragäns
Biſchof, m. Unter- od. Weihbiihof; Suffragiſtin⸗
nen, f. Frauen, die das weibliche Stimmrecht
fordern, Stimmredtlerinnen.
Suffrage, f. engl. (pr. Böffredfeg; von lat. suffra-
gium, die Stimme), die Wahljitimme, Stimme;
Suffragettes, pl.engl.(jpr. ßöffredſchetts) Frauen
und Mädchen, die das weibliche Stimmredt ver-
langen, Stimmmrechtlerinnen(bejondersinEngland).
Suffrutex, m. I. eine Staude, ein Halbſtrauch.
ſuffulzieren, I.(suffulcire, v. sub u. fulcire, ftüßen)
unterjtügen.
Suffumigation, f. l. (v. fumus, Rauch) die Beräu-
cherung, j. Apofapnismun?.
Suffufion, f.l.(suffusio, v. suffund£re, untergießeit)
die Untergießung, Unterlaufung; suffusio cor-
nöae, Heilk. die Berdunfelung der Hornhaut im
Auge; s. lentis erystallinae, die Verdunkelung
der Rriftallinfe, der graue Star; 8. nigra, ſchwar⸗
zer Star; s. sanguinis, der Blutunterlauf.
Sufi od. Soft, ın. perj. (v. arab. süfi, in Wolle ge-
kleidet, v. süf, Wolle, weil derjelbe, feiner ftrengen
Lebensart gemäß, fich nur in Wolle Heidet; vgl.
Sof) ein mohammedaniſcher Myſtiker; Suflsmus
oder Soflsmus, m. die myſtiſche Lehre einer
Glaubenspartei im Morgenlande, bei. in Perfien
und Indien, nad) weldher alles in diejer Welt als
identisch erfcheint, der Menſch ein Ausflug (vgl.
Emanation) Gottes ift und zur Wiedervereinigung
mit demfelben zurücditrebt.
fuggerieren, I. (sugger£re, eigentl. unterbringen,
unterlegen; auc) häufen,erhöhen; v.sub u. gerere)
einem etwas eingeben, beibringen, ihn bereden;
bei. Hypnotifierten (f. d.) etwas einflüftern, was fie
im hypnotifchen Schlafe oder aud) erjt nad) dem
Erwachen ausführen müfen; Suggeftion, f. (ipätl.
suggestio) die Eingebung, Einflüjterung, bej. den
im bypnotifhen Schlafe Befindlichen; ſuggeſtib,
nl.eingebend od. einredend, verleitend; Suggeſtĩb⸗
Fragen, pl. verfängliche Fragen des Richters an
den Ängeklagten, d. i. folche, in welche Die zu be-
fennenden Tatjachen ſchon .—.o find; Sug⸗
aeitus, m. I. ein erhöhter Auftritt, ! ednerjtuhl.
ſugillieren, I. (sugilläre, entjt. aus subecillare, von
838 Suhel
sub, unter, u. cilium, Augenwimper) jemand ins
Geſicht Schlagen, jo daß er blaue Flecke befommt,
blaufchlagen, bläuen; auch verhöhnen, befhimpfen;
ſugilliert, blutunterlaufen; Sugillat, n. oder
Sugillation, f. (sugillatio) der Blutunterlauf, die
Blutgefhmwulit, ein blauer led; eine Verhöhnung,
Beihimpfung.
Subel,m.arab. Name verſchiedener größerer Sterne,
bei. des Kanopus am Südhimmel.
Euieent, |. Swicent. Ak
Enieid(a), m. nl. (suicida; fr. suicide, v. I. sui,
jeiner, u. caedere, töten) ein Selbjtmörder; Sui—
etdium, n. der Selbjtmord.
sui juris (fein), jelbftändig, mündig, |. auch unt. jus.
suisse, fr.(jpr. Bütjj od. Bwilj’)jchweizeriich; Suisse,
m. u. f. al3 Hauptw. Schweizer, Schweizerin; bei.
ein Türfieher, Zeibwächter, weil fich ehemals bei.
Schweizer in Frankreich al3 ſolche verdangen;
ä la suisse, auf ſchweizeriſche Art, nad) Schweizer-
fitte; point d’argent, point de Suisses, fr.
Spriw. (fpr. pöäng darſchäng, pdäng d'ßwiſſ'), fein
Geld, keine Schweizer (näml. Söldner).
Euite, f. fr. (fpr. Biwit’; von suivre, folgen = |.
sequi) das Gefolge, eine Begleitung, bef. die mili-
tärifche; die Dienerſchaft eines gropen Herrn; die
Folge oder Folgereibe von Zimmern, Fortjegung,
der Zufammenhang; die Sammlung; Tont. ein
mehrteilige3 Tonftüd, aus einer Folge von Kleinen
Tonſätzen, meiſt Tänzen beitehend, ohne notwen—
digen Zuſammenhang dieſer Teile, wie ihn die
Symphonie oder Sonate verlangt; die Suite wird
auch Kammerjonate od. Tanzſonate genannt; Stu-
dentenfpr. (gem. geſpr. Shwite)= Duell; aud)
ein Iujtiger, mutwilliger Streich, ein Schwanf;
dad. Suitier, m. (fpr. Bwitjeh, gem. Schwitjeh)
ein lujtiger Bruder, Schwänfemader ꝛc., ein Zech-
bruder, Nachtich wärmer, liederliher Burſche; & la
suite, im Gefolge, von Offizieren, die augenblid-
li nicht zu einer bejtimmten Heeresabteilung ge
hören, fondern fich im Gefolge des Feldherrn, bei.
des Königs befinden, damit nad) Bedarf über fie
verfügt werden fann; en suite (jpr. ang—), nad)
der Keihe, in einem weg; Suite maden, im
Billardfpielohne Unterbrechung die nötigen Points
erreihen; Suibante, f. (fpr. Bwitwängt’) die Be-
gleiterin, Zofe, das Kammermädden.
Eujet, n. jr. (fpr. züſcheh; v. I. subjectum, vgl.
Subjeft) der Gegenitand, Stoff einer Rede, Schrift,
eines Kunſtwerkes 2c.; Tonf. der Hauptjag, —
Thema; mauvais sujet (fpr. mowäh ßüſcheh) ein
ſchlechter Menſch, ein jchlechtes Subjelt.
Sukmana, f. poln. (von sukno, Tuch) der aus gro-
bem Tuch verfertigte Bauernrod der Polen und
Galizier.
Suffu, m. = Kuskus, f. d.
Eulamith, f.hebr. (v. schälöm, Friede, Heil?) weibl.
Name: die Friedfertige.
Sülfur oder Sulphur, n. I. der Schwefel, ein be-
tannter einfacher, nicht metallifcher Körper; Sul⸗
fät, n., pl. Sulfäte, ſchwefelſaure Salze, Vitriole;
sulfas ammoniae, m. nl. ſchwefelſaures Ammo—
niaf,(Glauber3)geheimerSalmiaf;s.ferrösus,
Eijenvitriol; 8. lixivae, jchwefelfaures Kali, Dop-
veljalz, (Duplikat- od. Polychreſtſalz); Suls
Ir od. Sulphid, n. die Terbindung eines Grund»
toff3,bej. Metalls, mit Schwefel; imengern Sinne:
die höhere Schwefelungsſtufe, während die niedri—
gere Sulfür od. Sulphäir heißt; Berzelius nannte
Sulfide die eleftronegativen, Sulfurẽte die elel-
sropvjitiven Schwefelverbindungen; Schwefelme-
Summa
tale; Sulfite, pl. ſchwefligſaure Salze; Sulfo—⸗
näl, n. ein in der Heiltunde als Schlafmittel die-
nendes Orydationgerzeugnisvon Effiggeift( Aceton;
und Athylmerkaptan; Sulfozun, n. mit ſchwef⸗
liger Säure durchtränkter Schwefel, der als Des—
infeltiongmittel dient; Sulfurätoer, m. der
Schiwefeler, eine Keine Maſchine zum Beſtreuen
der Pflanzen mit feinzerteilter Schmwefelblume;
Sulfuranrätpaftillen, pl. Goldſchwefeltügelchen,
.Antimonfuperjulphid; Sulfurid,n.Schwe-
fel-Berbindung, beſ. Schwefelmetall; ſulfurieren,
ſchwefeln, mit Schwefel fättigen; jalfnrient (l.
‚sulfurätus), gefhwefelt; Yalfurds (l. sulfurösus),
ſchweflig, ſchweflicht; Suifuration, f. (I. sulfura-
tio) Schwefelung, Verbindung mit Schwefel.
Sulhidſcheh, in den casus obliqui Silhidſcheh, m-
F — od. legte Monat des türkischen Mond»
jahres. |
Euliöten, pl. ein aus Illyriern und Griechen ge»
mifchter hriftlicher Bolfsitamm im Süden der Pro⸗
vinz Janina in den Gebirgen von Suli.
Sulfadeh und in den casus obliqui Siffadeh, m:
der elfte Monat des türfifhen Mondjahres.
Sulphur, Sulbhid, Sulphuret 2e., j. Sulfurze.
Sultan, m. arab. (sultän, d. i. eig. Heftigfeit, hef-
tige Erregung, v. salita, hart, heftig fein, Gewalt
ausüben; dann Macht, bef.königliche; König, Fürſt)
der türkische Machthaber, Großherr, Kaiſer, aud>
Großſultan; Sultan Ahmed, Sultan Wehe:
med, Sultan Selim, drei der vorzüglichiten Dio-
jcheen in Stambul (od. Konftantinvpel); Sultdiie
od. Sultdnin, f. Name der Gemahlinnen u. Töch⸗
ter des türkiſchen Kaiſers; Sultäne, f. aud) eine
türkiſche Frauenkleidung nad) Art der Sultanin;
ein Federſtrauß oder eine einzelne Feder; eine Art
Zeug, Sommerftoff; ein türkiſches Kriegsſchiff; eine
türkiſche Goldmünze, etwa 10 .# wert; legtere auch:
Sultanine, f. (arab. sultäni); Sultan⸗Feige, f-
eine Urt großer Feigen; desgl. S.-Roſine, f.:
Sultane Aſfſaki, r. Khaſſell (arab. khässekz:
sultän), j. Khajiefi; Sultane Balide, f. (türk,
wälideh sultän, dv. arab. wälideh, d. i. Gebärerin,
v. walada, gebärent) die Mutter des jederzeit regie--
renden Sultans; aud) eine der vorzüglichſten Mo—
een in Stambul; ſultaͤniſch, großherrlich, groß⸗
vd. zwingherriſch.
Suluſchmiede, f. eine Abart des deutjchen Eifen-
friſchens.
Sumach, m. arab. (fr. u. prov. sumac, jpan. zu-
maque, it. sommaco, v.arab.summäk, v.samaka,
hoch, lang fein), auh Echmack, der Gerber- oder:
Fürberbaum in Südeuropa, und deifen Blätter,
Beeren, Wurzeln u. Rinde, zum Rotfärben und
Gerben, aud) zur Bereitung de3 Corduans ꝛc. ge»
braudt. Von einer Art Sumad, dem Kopal-
und) fol das Baumharz Kopal fommen,
i. Kopal.
Sumbul⸗Wurzel, dieMojhuswurzel(Radix Sum-
bul), eine bitter ſchmeckende, ſtark nad Moſchus
riechende Wurzel, die von einer chineſiſchen Dolden-
pflanze, Euryangium Sumbul, von den Chineſen
Zsouma-Tschentuk genannt, herkommen joll; fie
wurde früher zu Heilzwecden verwendet, jegt nur:
noch) in der Parfümerie; Sumbulo-Säure, aus:
der Sumbulwurzel gewonnen, gew. aber aus der
Angelifa-Wurzel, d. i. aus der Wurzel einer.
Dolde, die Angelica, d. i. Engelwurz, heißt, dah.
auch a
Summe, f. [. (v. summus, a, um, f.d.; dab. summa,
sc. res, die Hauptſache, dann dag Ganzeeiner Sadıe,
Summanus
die Summe, Gefamtzahl, der Inbegriff, Betrag,
Belauf, Inhalt; in summa, im ganzen, zufam-
mengenommen; summa summärum,die Summe
der Summen, der Öefamtbetrag, alles in allem,
überhaupt; ad summam,in derSumme; Samma
per se, Summe wie oben oder wie vorher; ſum—
märifch, nl. nad) den Hauptftücen od. nad) dem
Hauptinhalte, Sin A abgefürzt, bündig;
in Bauſch und Bogen; ſummariſcher Prozeß,
m. abgefürztes, unverzügliches® Recht3verfahren;
Summarium, n 1.,pl. —ria od. — rien, Haupt-
inhalt; der furze Inhalt einer Schrift; auch ein
Priefter-Oberhemd, Chor- od. Meßgewand; ſum—
mieren, nl. zufammenrechnen oder »zählen, zu-
jammenziehen in ein Ganzes; Summation oder
Summierung, f. da3 Bufammenzählen, vgl. Ad—
dition; Summanden, pl.die zufammenzuziehen-
den oder zu addierenden Größen.
Summänus, m. l. eine urjpr. etruskiſche, dann
römische Gottheit, angeblich Beiname des Pluto,
als oberjten Gebieter3 über die Manen oder
Seelen der Abgejchiedenen.
summa observantia, ſ. unter summus.
ſummariſch, Summarium, funtmieren, |. unter
Summa.
summus, A, um, |. (Superl. von superus, a, um,
oben befindlich, der 2c. obere), der ꝛc. oberſte, höchite,
äußerfte, vornehmfte; summa observantia, mit
rößter Hochachtung; in summo gradu, im höch-
ten Grade, höchſtmöglicherweiſe; ad summum,
aufs äußerſte, aufs höchite, höchſtens; summum
bönum;, n. das höchite Gut; summum jus ete.,
f. jus; summus episcöpus, m. der höchſte Bifchof
(in evangel. Staaten der Kandesherr); Summe:
—— m. die Würde und Macht des oberſten
Biſchofs; Oberbiſchofswürde; Summität, f. (lat.
summitas) der Gipfel, die höchſte Höhe oder Ober—
madt; Summitätes, blühende Stengelipigen (in
a ngerätäen Wiſſenſchaft üblicher Aus-
ru
Sumtion, tr. Sumption, f. I. (sumptio, v. sum£re,
nehmen) eig. das Nehmen; die Annahme, Boraus-
fegung; Spradl. ein bedingender Vorderſatz zu
einem bedingten Nachſatze, z.B. wüßte ih —, jo —;
beiKathol. die Genießung der geweihten Hoftie von
Mekprieftern; Sumtorium, n. nl. ein Empfang-
röhrchen oder Röffelhen für ven Abendmahl3wein
in der griech. Kirche; Sumptum, n. lat. eig. das
Genommene; nl. eine Abichrift (Kopie), entg. dem
Original; daher eine zweite Ausfertigung in der
päpflichen Kanzlei, nad) Berluft der eriten; Sum—
tuärgefetze, pl. (l.leges sumptuariae) Aufwands-
ejeße, Gejeße gegen den übermäßigen Luxus, be-
Fonders Zafellurus; fumtuds (I. sumptuösus, a,
um), ee foftbar, prächtig; Sumptuofität,
f. (fpätl. sumptuositas) der Aufwand, die Ktojtbar-
keit, Pracht.
Sum, 1. m. eine ehemal. pommerſche Rechnungs—
münze, = Y/, Schilling Lübiſch; ſ. auch Tfun.
Sun od. Sunn, 2. m. der Sunhanf, Madrashanf,
oftindifcher Hanf, eine der Jute ähnliche Spinn-
fafer, von der oſtindiſchen Pflanze Crotolaria jun-
cea (binfenähnlihe Klapperhülfe) gewonnen; in
England zu Badtuch, Seilerwaren ꝛc. verarbeitet.
Pe n. ein —— 7— waldiges und
meiſtens überſchwemmtes
in der Provinz Bengalen.
Sunn, ſ. Sun 2.
Sunna, f. (arab. sunnah, Geſetz, v. sanna, einrich-
ten, als Geſetz vorſchreiben) auch Sunnat, Sun—
ferland in Indien, beſ.
superfleies 839
net, die Sammlung aller Nachrichten von Mo—
hammeds Leben, Reden und Taten, welche den
danach genannten Sunniten nächſt dem Koran
als göttliches Geſetz gilt; vgl. Schiiten.
suo conto, ſ. Konto.
Susmi od. Sudmen=man (d. i. Seenland), n. des
einheimifche Name für Finnland; Suomaldinen,
m. Sinnländer; ſuömiſche Sprache, die Titera-
turſprache der zum finniſch-tſchudiſchen Sprach—
ſtamm gehörenden Völkerſchaften.
Suovetaurilia, pl. l. (v. sus, Schwein, ovis, Schaf,
u. taurus, Stier) da3 bei den alten Römern nad
geendigter Volkszählung üblihe Sühnopfer, im
einem Schweine, einem Schafe und einem Rinde
beitehend.
super, lat. Vorwort: über, in vielen Zujammenf.
auch mit deutfchen Wörtern, 3. B. ſuperklug zc.
Superabundangz,, f. jpätl. (superabundantia; vol.
Abundanz) der Überfluß.
füuperarbitrieren, nl. (vgl. arbitrieren unter Ar»
biter) über etwas entfcheiden in höherer Inſtanz
wenn schon einmal entichieden worden ilt; Supers
arbitrium, n. die Entjcheidung in höherer In—
jtanz, Obergutachten, Oberentſcheidung.
ſuberaſzendieren, nl. (vgl.afcendieren) überjteigen.
Superation, ſ. unter fuperieren. ne
fuperb, I. (superbus) od. füperbe, fr. (pr. Büperb’)
eig. jtolz, übermütig; prächtig, koſtbar, vortreff-
lich, herrlich), ſehr fhön; Superbiloquens, f. lat.
(superbiloquentia) Großſprecherei, daS übermütige
Reden.
Supercargn, ſ. unter Cargo.
Supercefftsnten, pl. nl. Freiſprechungen.
Süperderie, £. fr. (pr. ßüperſch'rih; jpan. super-
cheria, it. superchieria, soverchieria, von sover-
chio, überflüffig, iibermäßig, lat. gleichi. super-
cülus, von super, iiber, f. d.) die Überliftung, Be-
trügeret, Talichheit. ur
fnperciliär, nl. (superciliäris, v. lat. supercilium,
Augenbraue, uneig. für Ernſt, Stolz) zu den
Augenbrauen gehörend, oder diefelben betreffend;
—— {. (superciliösus) zu ernithaft, finfter,
treng; ſtolz, anmaßlid; Supereiltofität, f. nl.
Anmaplichkeit, Dünfelhaftigfeit.
Superdipidende, f. ein den vertragmäßigen Ge—
winnanteil überjteigender Betrag, Übergemwinn-
anteil (vgl. Dividende). R l
Supereldcta, f. l. (super-electa, vgl. eli ieren) die
Auserwählteſte, näml. Schafwolle, die Feinfte Art
von Schafmwolle.
fupereminent, I. (super-eminens, vgl. eminieren)
iiberragend, jehr übertreffend; Superemindnz, f.
(fpätl. supereminentia) die höhere Würde, der
Oberrang, Vorrang. J
ſupererogieren, jpätl. (super-erogäre, eig. über»
mäßig ausgeben od. auszahlen, vgl. erogieren), nl.
aud) ſupererogativ Handeln, über die Gebühr
oder liberpflichtig handeln, ſich verjteigen, mehr
geben oder tun, al3 man ſchuldig it; Super
erogation, f. die Übergebühr, Überpflicht, über
das Pilichtmah hinausgehende Leiftung; Über-
treibung; opus supererogatiönis oder super-
erogätum, n. ein überpflichtiges gutes Werk, bei
den Scholaftifern: die Verdienſte der Heiligen,
welche fie fich iiber das von den Menſchen ver»
langte Maß guter Handlungen erwarben.
fuperfein, L.-dtich. überfein, überaus fein.
superficies, f. l. (v. super u. facies, j. d.) die Ober-
fläde; Außenfeite; Rſpr. das Übergebäude, alles,
was auf der Oberfläche eines rundes od. Bodens
840 Superflunm
gebaut od. gepflanzt ift; Superficiarins, m. ſpätl.
eig. ein Oberflächner; Nipr. Bebauer eines frent-
den Grumdes, der fremden Grund und Boden be-
bauen und das darauf Errichtete gegen eine jähr-
lihe Abgabe nuten darf; fuperfizial od. ſuper—
sicht (lat. superficiälis, fr. superficiel), auf der
berfläche befindlich oder dieſelbe betreffend, ober-
flächlich, feicht, obenhin.
Superflüum, n., pl. superflua, [. (v. superfluere,
überfliegen etwas Uberflüffiges, das Zuviel;super-
flüa non nocent, Überflüjliges fchadet nicht, befjer
zu viel als zu wenig.
Superfötetion u. Superföchndation, f. nl. (vgl.
Fötus und Föcundation) die Überfruchtung, Über-
Ihmwängerung, Nahempfängnis, nochmalige Be—
fruchtung während der Schwangerschaft; auch ein
üppiges Wachstum, Überwuchs bei Pflanzen.
ſuperieren, [. (superäre) überjchreiten, überjteigen;
übertreffen, überlegen fein; Supergtion, f. (lat.
superatio) das Überjteigen, Übertreffen, der Vor—
zug; Sternf. der Überjchuß des Laufes eines Pla-
ıeten, um wieviel er ſich geſchwinder bewegt, als
ein anderer.
füperienr 2c., |. unter superior.
Superimprägnäation, f. nl. (vgl. imprägnieren 2c.)
berihwängerung.
Superindüft, n. nl. (v. super-induc£re, eig. dar-
überziehen) eine außerordentliche Steuer, Aufab-
jteuer, welche aufgelegt wird, wenn die gewöhn—
lichen für die Staatsbedürfnifje nicht hinreichen.
Superindument, n.,ipätl. (v. superinduere, dar-
über anziehen) das Überkleid, Oberfleid.
ſuperinſpizieren, ſpätl. (vgl. injpizieren) die Ober-
aufficht führen.
Superintendent, m. nl. (v. superintend£re, iiber
etwas die Aufſicht haben; vgl. intendieren) ein
Dberauffeher, bei. Kirhen- und Schul-Auffeher
eines Bezirks, der gem. zugleich auch jelbjt ein
Pfarr- und Predigtamt befleidet. im Sahrhundert
nad) der Reformation Aufmerfer (niederd. Op-
merfer) an: der oberite Geiftliche einer evan—
eliſchen Ephorie; Superintendentür, f. das
mt, die Würde, aud) die Wohnung und der Bezirk
oder Aufiichtsfreis desfelben, die Oberauflicht.
Superinnentarinm, n. nl. (vgl. Snventarium) der
bervorrat, die Beltandsvermehrung; dasjenige,
was ein Pachter an Wirtſchaftsſachen verbefjert
oder vermehrt hat.
superior, l. Kompar. v. superus, oben befindlich)
der ıc. obere, höhere, vornehmere; fr. ſüperieur
({pr. Büiperiöhr), höher, erhabener, vorzüglich, über-
legen, hervorragend; der Superipr, l. od. Süpe⸗
rieur, f. der Obere, Vorgeſetzte, Vorſteher; Die
Superisrin, die Borfteherin, Vorgeſetzte, 4. B;
in Klöjtern; das Süperieur, Übergewicht, z. B.
ein Süperieur über jemand haben, d. i. ihm
überlegen jein; Superiorität, f. nl. (fr. superio-
rité) die Erhabenheit, Überlegenheit, Obergemalt,
das Übergewicht, Borrecht, der Vorrang; superio-
ritas territoriälis, die Landeshoheit, Landes—
herrlichkeit, landesherrliche Gewalt.
ESüperlativ(us) (sc. gradus), m. lat. Sprachl. die
höchſte Steigerungsftufe, der höchſte Grad, f. Grad;
in superlativo, im höchſten Grade.
Supernatänz, f. nl. (v. l supernatäre, oben oder
darüber jhiwinmen) Heilf.Uberjhwimmmung ; Über-
fülle an Säften.
Supernaturalismus od. Supranaturalismus,
m. nl. (vgl. Naturalismus) der Offenbarungs—
glaube, der Glaube an eine unmittelbare u. über—
Supinum
natürliche, über die Prüfung der menschlichen Ver—
nunft erhabene göttliche Offenbarung der Religion,
entg. Naturalismus und Rationalismus;
Supernaturalift, m. ein Offenbarungsgläubiger
(entg. Naturaliit und Rationalift..
Supernumerar(ins), m. ſpätl. (vgl. Numerus ıc.)
od. Supernumerär, m. ein Überzähliger, der über
die gewöhnliche Beamtenzahl und daher noch nicht
feſt angejtellt iſt; ſupernumerär, überzählig.
ſuperordinieren, überordnen, höher ordnen.
ſuverorthodor, l.gr., b. hyperorthodox, ſ. d.,
Superoryd, n. L.gr., b. Hyperoryd, |. d.,
fuperoryadniich, |. byperorngeniert. .
Superpeifteenm, n. nl. (v. I. super, über und pel-
lic&us, aus Fell od. Pelz [pellis] gemacht) das lei-
nene Öewand der Priejter, das fie bei geiftlichen
Verrichtungen über dem Pelzmantel (pelliceum)
trugen, das Chorhemd; vgl. Sürplis.
Superphosphät, n. nl. überphosphorſaurer oder
phosphorjaurer Kalk, mit Schwefelfäure behandel-
tes Sinochenmehl, ein Diingemittel.
Superparte, f.nl.(v. 1. super porta, über der Tür)
ein Türſtück, eine Verzierung oder ein Gemälde
über einer Tür; vgl. Sürporte.
Superpofition, f. 1. (superpositio, v. superponöre,
darüberjegen) Übereinanderfegung; die Berlänge-
rung, Ausdehnung über die geordnete Zeit, 4. ©.
des Faſtens.
Superproportion, f. nlat. (vgl. Proportion) das
überfteigende Verhältnis, Ubermaß.
Superpurgation, f. nl. (vgl. purgieren 2c.) eine zu
übermäßige Reinigung oder Abjührung; ſuper—
purgatin, übermäßig reinigend.
Superreviiion, f.nl. (vgl. revidieren 2c.) die Nach}.
prüfung, nochmalige Durchficht od. Prüfung, bei.
von Rechnungen; Superreviſions-Inſtanz, E
Nachprüfungsbehörde oder -jtelle; ſuperrebidie⸗
ven, nachprüfen. R
Suberrohal⸗Papier, nm. [.-fr. (v. [. super, über, u.
fr. royal, ſ. d. ein fehr großes Bapierfornat, die
Mitte zwiſchen Royal- u. Smperialpapier halten.
futnerfaturteren, nl. (vgl. ſaturieren) überjättigen;
Superfaturation, f. Überfättigung.
ſuperſedieren, lat. (supersed£re, eig. über etwas
figen) fi) einer Sache überheben, fie verichieben,
unterlafien; fuperjedatin, barb.-!. aufjchiebbar;
Superfedens, n. nl. (eig. man unterlafje) ein ge-
rihtliher Einhaltbefehl in England; Super—
ſeſſion, £. ni. die Ausſetzung, der Aufſchub.
Superjfription, f. nl. (v. super-scribere,darüber-
reiben) die Überſchrift, Aufichrift.
Superitition, f. I. (superstitio, v. superstäre, aljo
eig. das Stehenbleiben über od. bei etwas, das Be—
troffenfein, die Angft vor etwas) der Aberglaube;
ſußperſtitios (1. superstitiösus), abergläubiſch.
Superjtruftion, f. nl. (v. [. superstruere, darüber—
bauen) die Überbauumg. * >
Supertunifa, f.nl.(ogl.Zunifa) ein Überfleid, Über-
rock, bej.dervon Goldſtoff gemachte für einen König
von Großbritannien bei jeiner Krönung.
ſuperwitzig, L.-dtich., ſ. super. hl
Supinum, n.[. (von supinus, a, um, rückwärts ge-
bogen) Sprachl. eine Foͤrm der lat. Zeitwörter, im
Deutſchen durch den Infinitiv mit zu oder um zu
ausgedrüct, eigentl. ein Berbalfubitantiv nad) der
4. Deklination, von dem jedoch nur Affufativ und
Ablativ gebräuchlich find; Supination, — (su-
pinatio,v.supinäre,rüdmwärts beugen) die Zurüd-
beugung, dag Ziegen auf dem Rüden; be). die Be—
megung der Armfpeiche um die Ellbogenröhre,
Suppedaneum
Sürintendant 341
wobei der Handrücken nach unten liegt, entg. Bro- | Suppofition, Suppoſitum ꝛc., ſ. unter ſuppo⸗
nation; Supinätor, m. neulat. der Nüdwärts-
dreher, einer der Muskeln, welche jene Bewegung
vollziehen.
Suppedancum od. Supplantandum, n. nl. (v. I.
sub, unter, u. pes, Fuß, planta, Fußſohle) Heilk.
ein breiiger Umjchlag um die Füße; Supplantäls
Mittel, n. Fußioblen-Mittel; fnppeditteren, I.
( suppeditäre) Borichub tun, darreichen, ausbelfen,
bebitftich fein; zujchieben, leihen; fupplantieren
(ſ. supplantäre), den Fuß unterjchlagen, einem ein
Bein stellen, ibn ftürzen.
Suppleant, Suppleuient, ſuppletsriſch zc., ſ.
unter jupplieren.
jupplizieren ([. supplicäre. eigentl.niederfnien, die
Knie beugen, v. sub, u. plicäre, falten), demütig
bitten, anjuchen, eine Bittichrift einreichen, bittend
einfommen, auch supplicändo einfommen; Sup=
plifdut, m. (supplicans), pl. —en, ein Bittiteller,
Anjucher, Eingeber einer Bittjchrift; Nipr. wer eine
Supplifation (f. d.) vorträgt; Supplifation, f.
({. supplicatio) die Demittigung bej. vor Gott, ein
Dankfeſt, Buß- u. Betfeft bei den alten Römern;
jegt gew. = Supplik, f. (fr. supplique) eine de—
mütige Bitte, bittende Vorſtellung, Bittichrift, ein
Geſuch; Rſpr. nohmalige Erläuterung des Rechts
eines Beklagten. nad) einem ihm nachteiligen Ur-
teile; Supplicium, n. lat. eig. das Niederfnien;
dah. das demütige Bitten; die Lebens- od. Leibes—
itrafe, Hinrichtung, Marter.
äuppflieren, I. (supplere; fr. suppl&er) ergänzen,
nachtragen, erfegen, hinzudenfen; Supplednt, m.
fr. (fpr. ßüpplecing) ein Aushelfer, Stellvertreter,
überzähliger Dienjthelfer, der eines andern Stelle
in deſſen Abmwejenheit vertritt; Bittiteller; Sup—
slement,n., pl.—e, I. (supplementum, pl. —a)
ein Erſatz, Zufatz Nachtrag, die Ergänzung, Ver—
vollſtändigung, Nachtrag, Anhang, Zugabe eines
Buchs; Mepk. der Ergänzungsbogen od. -Winkel,
der Kreisbogen, der einen andern zum Halbkreiſe,
oder der Winkel, der einen andern zu 1800 ergänzt,
auhSupplementarbogen2c; Supplement-
band,m. ein Ergänzungsband; Supplementär=-
od. Fuppfementärtiich), nl. supplementarius, fr.
supplementaire) Ergänzungs-, ergänzend; Sup—
sient, m. Hilfslehrer; ſuppletõöriſch od. als Ad-
verb suppletorie, nl. ergänzend, nachträglich, zu-
ſätzlich Suppletorien-Slage, f. eine Ergänzungs-
flage,gegendieeingejegten Erben geführt von dem-
jenigen, welder an jeinem Bflichtteil verlegt
worden iſt.
Aupponteren, lat. (suppon£@re) unterlegen, unter-
jchieben ; porausjeßen, annehmen, meinen, glauben,
wähnen; Supbofitum, n.das Vorausgejeßte, An-
genommene; Suppofita oder Suppofititin, pl.
untergejchobene Dinge; Suppoſition, f. (l. sup-
positio) die Unterſchiebung; Vorausſetzung, An-
nahme, Vermutung, der angenonımene Saß (HY-
potheie); Suppofitorisiim,n.nl.Heilf. ein Stupf-
od. Geifenzäpfchen, eine Seßfugel, Stechpille; sup-
positorium uterinum, ein Mutterkranzhalter.
Supbort, m. fr. (fpr. Büppshr, vom [. supportäre,
herbeitragen) die Stüße, Auflage, an Drehbänfen
eine (von Maudslay in London erfundene)fich jelbft-
tätig fortbewegende Vorrichtung, in welche der
Drehitahl eingejpannt wird, Werkzeugiclitten;
Supportbewegung, Kreuzbeiwegung.
jupportäbel, I.-fr. (fr. supportable, v. supporter,
ertragen) erträglich, leidlich. (und Tag.
Suppoͤrto, m. it. Zins auf Wechjel für den Monat
nieren.
fupprimieren, !. (supprim£re, v. prem£re, drüden)
unterdrüden, dämpfen, verhalten; weglaſſen, ſtrei—
chen; verbergen, vertuichen; suppr6sso nomine,
mit Unterdrüdung od. Verſchweigung des Namens;
Supprefiion, £. (l.suppressio) die Unterdrüdung,
Berhaltung auszuleerender Stoffe; Berheim-
lihung, Berichweigung.
supra, lat. iiber, oben, oberhalb; auf der oberen
Fläche, am oberen Teile; ut supra, wie oben, wie
vorhin.
Supralapfarier, pl. barb.-I. unter den Kalviniiten
diejenige Bartei, welche glaubte, daß Gott ſchon
vor dem Gündenfalle die Menjchen zur Geligfeit
oder zur Verdammnis beitimmt habe; vgl. Sub-
lapfarier.
Supraneturalismus, 1. Supernat—.
Supraporte, f. nl. = Superporte, f.d.
Supremms, m. [. (supr@mus, a, um, Superl. von
superus,a,um, oben befindlich) der Oberite, Höchite;
Suprematie, f. (fr. supr&matie) u. Supremät,
n. od. m. nl. die Oberaufficht u. Obergemwalt, bei,
des Bapftes über die Biſchöfe und Kirchen; Su—
premat-&id, m. (engl. oath of supremacy, fpr.
oh'ß öw ßjupremmäßi) ein Eid, der dem Könige
von England als Oberhaupt der Kirche geleiltet
werden u. durch welchen man fi) von Roms geift-
licher Oberherrichaft losjagen mußte, von De
ric VII. eingeführt und 1791 aufgehoben.
sury fr. (ipr. Bür; v. I. super, prov., fpan. u. port.
sobre) über, auf 2c., in Zufammen]. wie Sürcharge,
Sürporte 2c., |. d.; als Hauptw. n. die höchſte
Tarbe im !’hombrefpiel.
sür, fr. (ſpr. Bühr; altjr. seür, segur, prov. segur,
v. l. secürus) ſicher, gewiß.
Sura, f. 1.5. Sure; 2. auch Suri, malabar. ein
geijtiges Getränf, aus dem Safte der Kokosnuß
bereitet. 3
Sürabondance, f. fr. (pr. Bürabongdängh’) =
Superabundanz, ].d. :
ſüranniert (fr. suranne), verjährt, veraltet, ver⸗—
blüht.
Surbeiterfeide, f. die beſte u. feinste perfische Seide.
Sürdarge, f.fr. (pr. ßürchcirſch'; vgl. Charge) Über-
laft, Überladung; ſürchargieren (fr.surcharger),
überladen, überlajten.
Sürconp, m. fr. (fpr. ßürküh; vgl. Coup) ein Über-
jtih im Kartenſpiel mit einem höheren Trumpf
über den Trumpf des andern; fürcoupieren (fr.
surcouper), miteinem höheren Trumpf überjtechen.
Surdität, f. [. (surditas, v.surdus, taub) die Taub-
heit, das üble Gehör; surditas nervösa, die von
den Nerven herrührende Taubheit; s. organica,
die von den Gehörwerkzeugen herrührende Taub-
heit; surdomutitas. f. nl. die Taubſtummheit.
Sure, Sura, f., pl. Suren od. Suraten (v. arab.
surä, pl. surat, eig. Zeichen, Spur; Ehrenſtufe,
Grad), die Abfchnitte oder Kapitel des Korans,
deren 115 Sind.
Surf, m. engl. (fpr.Börf) die Brandung, der Wellen-
ichlag, das ſich am Ufer zu Wellen auftürmende
Meerwafier.
Sürface, f. fr. (pr. ßürfcihß'; vgl. Face) die Ober»
fläche, YLußenfeite.
Surge, f. fette, ungewafchene Wolle aus der Levante
und Berberei.
Sürtitenddnt, m. fr. (vgl. Intendant) ein Ober«
aufjeher (Superintendent); Sürintendance.
f, (ſpr. Bürängtangdangß') die Oberaufficht.
842 Surifaft
Suriſaft, Saft der Wein- und Kokospalme, der
dur Anbohren des Stammes gewonnen wird,
Balmmein; er wird frifch und gegoren genojjen.
Surlo od. Zurlo, m. früher ein Gewicht in Aleppo,
— 27,5 Rottel = 63,113 kg.
Surme, m. perj.-türf. ein feines Augenpulver aus
Spiehglad, womit die Türfinnen den Glanz und
Reiz des Auges erhöhen.
Sürmülot, m. fr. (fpr. ßürmülöh; v. mulot, Yeld-
maus, Hamiter) die große Waldratte oder Wan-
derratte. [merär.
fürnumerär, fir. (surnumeraire) — jupernu-
Surone od. Serone, f. (fr. suron; vgl. fpan. sera,
seron, großer Korb zum Fortſchaffen von Waren)
ungegerbte Ochjenhaut zum Einballen trodener
Waren, 3.B. Mandeln, Indigo 2c., und der damit
zufammengeihnürte Warenballen jelbft; ein Reit-
tod.
Särplis, f. fr. (fpr. Bürplih; fiir surpelis, prov.
sobrepelitz — nlat. superpelliceum, j. d.) da3
Chorhemd der fatholifhen Geiftlichen.
färplomb, fr. (fpr. Biirplöng; von plomb, Blei;
eig. über da3 Bleilot hinaus) fchief Hängend, nicht
ſenkrecht.
Sürplüs, m. fr. (ſpr. ßürplüh; v. plus, mehr, das
Mehr) der Überihuß, Reit; die Mehrbezahlung;
Särplus-Neferbat, n. Vorbehalt des Mehreren.
Särpoids, n. fr. (ſpr. Bürpod; von poids, das Ge—
wicht) dag Übergewicht.
Sürporte, n. fr. (ſpr. ßürpoört'; d. i. eig. über der
Zür) Mal. das Türſtück; vgl. Superporte.
färprenieren (pr. BüT—), fr. (surprendre) über-
raſchen, überrumpeln, bejtürzen, in Erjtaunen
fegen; fürpreniert (fr. v. surpris), überraſcht,
beſtürzt; fürprenant (pr. Bürpe'ndng), über-
raſchend, eritaunlid, wunderbar; Sürpriſe, f.
(pr. Bürprihj’) die Überrafchung, Überrumpelung;
die Beftürzung, das Erftaunen.
&urra, f. türf. (wohl = arab. surd, Zeichen, ſ.
Sure) der Stempel mit dem Namenszuge des
Sultans; vgl. Tughra.
Strraf-&mini, m. tiiık.-arab. (v. arab. surrah,
Geldbeutel, und emin, Xufjeher) der Schatmeifter
euf der Mektapilgerfahrt.
furripieren, |. (surripere; v. rapere, raffen, rau-
ben) heimlich wegnehmen, entivenden.
furrogieren, |. r. jubrogieren, j.d.; auch Sur—
rogät, n. nl. ein Stellvertreter, Erſatz, Erjap-
mittel; bef. eine Ware, welche die Stelle einer an-
dern vertritt, ihr aber an Güte nicht gleihfommt.
Eurfdt, n. türk. (auch sersät; zſgeſ. aus den beiden
S$mperativen sur u. sät, d.i. führe aus und ver-
faufe) ein den Slaufleuten erteilter Erlaubnisſchein
zur Ausfuhr und zum Verkauf von Getreide.
Sürfeance, f. fr. ((pr. Bürßedngß’; v. surseoir, aus⸗
jegen, aufſchieben) Aufſchub, Anftand, Frift, ver-
längerte Zahlungzfrift.
sursum;, |. aufwärts, in die Höhe, empor; sursum
eorda! empor die — erhebet die Herzen; in
der kathol. Kirche eine Aufforderung an das Volk,
welches darauf erwidert: habemus ad dominum,
d. i. wir haben jie zu dem Herrn (gerichtet); Sur⸗
zumberſion, f. nl. die Aufwendung, beſond. der
Augen; Überfichtigfeit.
@urtaxe, f. fr. (jpr. Bürtar) Zollaufſchlag, Nad)-
teuer, Zufdlag; surtaxe d’entrepöt (jprid;:
— döngtrpdh) —— —
Zürtout, m. fr. (ſpr. ßürtuͤh) eig. ein Überzieher,
großer UÜberrock; ein Tafelaufſatz oder Geſchirr,
weiches Zucker, Salz, Pfeffer ꝛc. enthält.
fuszipieren
Surtur,.m. altnord. (v. isländ. surtr, dän. sort,
ſchwarz) Fabel. ein Kiefe, mit glühendem Schwerte
bewaffnet, welcher in Muspelhein (f. d.) Herrfcht
und ein underföhnlicher Feind der Aſen ift; Sur—
tur=-Brand, m. (isl. surtar-brandr, dän. sorte-
brand) ein in Island gefundenes Foffil, welches
für verfteinertes Holz gehalten wird und aus mwel-
‚Hem man Kohlen brennt, Holzige Braunfohle.
fürbeillieren (ipr. Bürtwej—), fr. (surveiller, von
veiller, wachen) etwas überwachen, Aufficht füh-
ren; Sürbeillance, f. (fpr. Bürtwejängh’) die Auf-
ficht, Überwachung, Waͤchſamkeit; bef. polizeiliche
‚Auffiht; Sürbeille, m. ein Beauffichtigter.
Sürvivance, f. fr. (ſpr. ßürwiwangß'; v. survivre,
überleben) Überlebung, Anwartſchäft, verfprodhene
— beim Überleben jemands; vgl. Er-
peftanz. |
Sofanın f. hebr. (schüschän, schüschannäh)
weibl. Name: die Weihe, Lilienreine.
Sufette, f., oder Suschen, n. weibl. Name, Verkl.
von Sufanna.
Suͤslick, |. Sſuͤßlik. |
sus Minervam (docet), I. Sprichwort eig. das
Schwein (belehrt) die Minerva, d. i. der Diimmere
den Klügeren, od. das Ei will flüger fein als die
Henne; auch ne sus Minervam (doceat), möge
nicht das Schwein die Minerva (belehren).
{nspeft, I. (suspectus, v. suspic£re, d. i. eig. von
unten her ansehen; dann: im Berdacdht Haben) ver-
dädhtig, im Verdacht, anrüdig; Suspiztön, f. (l.
suspicio) der Verdacht, Argwohn; Tusptziss (l.
suspiciosus), Berdacht habend, argwöhniſch, mip-
trauiſch.
fuspendteren, l. (suspend£re, fr. suspendre, pr.
Büßpdngdr’, eig. aufhängen) auffchieben, anjtehen
lafjen, unentfchieden laffen, ausfegen, z. B. fein Ur-
teil; auf einige Zeit des Amtes entjehen, od. außer
Amtstätigkeit fegen, auf eine Zeitlang abjegen;
Kffipr.die Abm einstellen; fu spendterte Stoffe,
ſchwebende Stoffe, Shwimm-od. Sintitoffe; Sus⸗
endierungsfraft, Kraft zu löſen; Kraft, Sint-
toffe ſchwebend zu erhalten; suspendu, fr. (ſpr.
Büspangdü) aufgehoben; etwas in suspenso laſ⸗
fen, unentſchieden jein lafjen, in Zweifel lafjen, in
der Schwebe laſſen; a Suspen⸗
ſion, kinl. der Aufſchub, Anſtand, die Unterbrechung,
Ausſetzung, Einſtellung, Zögerung, Hinhaltung;
Ungewißheit, Unſchlüſſigkeit, der Zweifel, Bedacht;
vorläufige Amtsenthebung; Suspenſioniſt, m.
barb.⸗l. eig. ein Aufhänger, ein Gaukler, der an
Händen od. Füßen fich aufhängt, bei. am Trapez;
fuspenfin, aufjchiebend, hinhaltend; Suspenio=-
rium, n. Heilf. eine Tragbinde, ein Tragbeutel.
Suspizton, ſuspiziös, |. unter ſuspekt.
susque deque, l. auf und nieder, oben und unten,
a und drüber, obenhin, geringfügig, gleidy>
ültig.
—— it. Tonk. ſäuſelnd, liſpelnd.
Suſſelchen, ſ. Sſußlik.
ſuſtentieren, l. (sustentäre) unterſtützen, unter⸗
halten,ernähren, verſorgen; Suſtentation, f. (su-
stentatio) die Unterjtüßung, Unterhaltung od. Er»
haltung, Verpflegung, Berjorgung, der Unterhalt.
sustine et abstine! I. dulde und meide! ertrage
und entbehre!
ſuszipieren, I. (suscip£re, d. capere, nehmen) aufs
nehmen, auf fi) nehmen, an- oder übernehmen;
suseipere ot finire, unternehmen und zu Ende
führen, Wahlfprud) des Königs Ernft Auguft von
Hannover, unter dem hannoverſchen Wappen be»
fuszitieren
findlih; Suszeption, f. (l. susceptio) die An-
nahme, Übernahme, bef. eines geiftlihen Ordens;
fuszeptibel, nl. (fr. susceptible) empfänglich;
empfindlich, veizbar; Suszeptibilttät, f. die Cmp-
fänglichfeit; Empfindlichteit, Reizbarteit.
Tuszitieren, I. (suscitäre) erregen, erweden; auf-
fordern, aufmuntern; Suszitation, f. (jpätl.
suscitatio) Erwedung; Reizung, Aufmunterung,
ag
Sutane, |. Soutane.
Suteraͤzzi, m.türk. Wafjerfünftler, Brunnenmeifter.
Sütre, n. ſanskr. (sätra, Faden, Zeile, Regel, Ge-
je) das heilige Buch, das Buch mit religiöjen
Sagungen der Hindus.
Suttieh, f., pl. Sutties (nach engl. Schreibung, v.
ſanskr. sati, d.i. eig. die Gute, tugendhafte Frau,
v. sat, wahr, gut 2c.) in Indien Witwen, welche fich
mit der Leiche ihres Mannes felbft verbrennen od.
lebendig begraben lafjen (die Handlung ſelbſt heißt
im Bali: satya).
Sutür, f. (I. sutüra; von su&re, nähen) die Naht,
Fuge, Berbindung, z.B. der Hirnfchalfnochen; pl.
Sutüren, Nähte, Fugen ꝛc.
suus, 2, um, |. fein, jeine, fein; der 2c., feine 2c.;
suum cuĩque, jeden das Seine, od. was ihm zu-
fommt, Sinniprud) des preußifchen Schwarzen
Adlerordend; suus cuique mos, jeder hat jeine
eigene Weife.
Sütwn, m. der Gott der Jagd bei den Japanern, |
dem jährlih am 9. Tage des 6. und 9. Monats |
prächtige Feſte gefeiert werden.
Süzerain od. Sügerän, m. fr. (fpr. Büferähn; von |
sus, lat. susum f. sursum, aufwärts, oben, nad)
dem Mufter von souverain — der Ober⸗
lehnsherr; Sügeränttät, f. (fr. suzerainete) die
Oberlehnsherrihaft, Oberlehnsherrlichkeit.
svegliato, it. (jpr. jweljdto; von svegliare = ft.
eveiller, aufweden, erınuntern) Tont. munter, auf
geweckt, lebhaft.
ſwelte od. ſwelt, it. (svelto, v. svellere, losreißen,
v. L. evellöre; fr. svelte) ſchmächtig, ſchlank; Tonk.
(svelto) u. Mal. leicht, ungezivungen, Ted.
Swaddlers, pl. — (ſpr. ſwöddlers, von engl. to
swaddle, wideln) Widelbälge, Dickköpfe, verächtl.
Bezeichnung der Methodiften in Srland.
Swaga, f. (bengal. söhäga; fansfr. subhaga), |.
Borar unter Bor.
Swamps, m. nordamerilanifher Moraft.
Swanboh, m. engl. der Schwanenboi, ein engl. jehr
weicher u. feiner Boi (f. d.); Emanbilde, f. alto.
weibl. Name: Schwanenfämpferin, Schwanen-
jungfrau.
Stwäntomwit od. Swäntewit, m. jlav. (vgl. poln.
swienty, heilig, und wid, das Gehen) da3 heilige
Richt, bei den Slaven und Wenden ein Gott der
Sonne und de3 Krieges.
Sweater, m. engl. (fpr. ſweter, nicht wie meijt zu
hören: jwihter; von engl. to sweat, ſchwitzen)
Schwitzer, Schmweißfauger, dide, gejtridte, eng an-
liegende wollene od. baummollene, gewöhnlich ge-
ftreifte Jade zum Schutze gegen den Nachteil des
zu ftarten Schwibens beim Radfahren, Rudern
ufm., Hemdjade, Sportwams.
Smwedenborgiäner, pl. Anhänger des ſchwed. Na-
turforſchers, Theofophen u. Geifterfehers Swe—
denborg (geb. 1688, geit. 1772).
Stweepftales, pl. engl. (jpr. jwihpftehls; von to
sweep, fegen, fortnehmen, einftreichen, und stake,
ber Einfah, .d.) eine Art von Wetten bei den land-
wirtſchaftlichen Berfammlungen in England, wo
iyllogifieren 843
die Eigentiimer der um den Preis ſich bewerbenden
Tiere gewiffe Sumnten einfeßen, welche der Beſitzer
de3 von den Preisrichtern für das vorzüglichſte er-
Härten Tieres fämtlich an
Stwell,m. engl. (v.to swell, ſchwellen, ſich aufblafen,
brüſten) in Nordamerifa ein Stußer.
fiwelt, ſ. ſvelte.
Swicent, m. eine Art Rauchtabak von der meit-
indiſchen Snfel St. Vincent.
Swita, ſ. Sfwita.
Swod, ſ. Sſwod.
Syalismus, ſ. Sialismus.
Shamſia, f. eine — Gitarre mit 3 Saiten.
Sybarit, m. gr, (Sybarites), 2 — en, eig. Bewoh⸗
ner der ihrer Uppigfeit und Schwelgerei wegen be-
rüchtigten Eine Stadt Sybäris in Unter-
italien; dab. überh. f. Lebemann, Lüftling, Weich-
ar ſijbaritiſch, üppig, weichlich,
ollüſtig.
Shenit, m. eine aus Feldſpat und Hornblende ge-
mengte förnige Gebirgsart (nad) der Stadt Syene
in Oberägypten benannt); Shenitporphhr, m-
Porphyr (f. d.) mit Syenit-Grundmafje.
ffert, m. eine alte ojtfrief. Rechnungsmünze vor
itber, = 2,5 J.
Syfam(a), n. gr. (von sykon, n, Feige) Heilf. ein
feigenähnliches Fleiſchgewächs, Feigwarze; eine
echtenartige Rauheit der Augenliver, deren innere
läche mit Knötchen bejegt ilt, die den Feigenkör—
nern ähnlich) find; Syköſis, f. Feigmarzenbildung;
auch Feigwarzenkrankheit; das Feigmal, die Augen—
liderrauhigkeit; Eyfomantte, f. das Wahrſagen
aus Feigenblättern; Sykomöre, k, pl. Sylomoͤren,
(gr. sykömoron, v.sỹkon, Feige, u.möron, Maul»
beere: die Frucht; sykömoros, f. der Baum) die
Daufbeer- od. Adamzfeige, wilde ägyptiiche Fei—
genbäume und deren Früchte; Sylophdnt, m. (ar.
sykophäntös, v.phainein, zeigen, anzeigen)eig. ein.
Seigen-Angeber oder «Antläger, der in Athen an-
zeigte, wenn jemand gegen das Verbot Feigen un—
verzollt ausführte oder verfaufte; überh. ein An—
eber, Berräter, Obrenbläfer; Sylophantie, f. die
ngeberei, Berräterei, Ohrenbläjerei, Verleum—
dung; ſhkophaͤntiſch, angeberisch, verräterifch,
ohrenbläſeriſch, verleumderiſch.
Syllabarium, n. nl (v. l. sylläba, gr. —— ein
ABC-⸗Buch, eine Fibel; ſhllabieren, Buchſtaben
zufammen» oder ſilbenmäßig ausſprechen; Sylla—
bierung, f. die Silbenbildung, Silbenjprehung,
Silbenjtellung; IuNdbifch (gr. syllabikös), jilben-
mweife, filbenmäßig, in oder nad) einzelnen Silben;
Syiläbus, m. furzer Begriff, Auszug, Überfict,
— —— beſ. die von Papſt Pius IX. ams. ve⸗
ember 1864 veröffentlichte Zuſammenſtellung der
—— verwerflichen Irrtümer Die
Zeit in religiöfer, — — u. ſozialer Beziehung.
Syllẽgon, mgr.(Syllégõn, v.syllegein, zuſammen-
leſen) ein Sammler.
Syllẽpſis, f. gr. (von syllambänein, zufanımenneh-
men; dgl. jyn—) Sprachl. Zufammenfaflung von
vielerlei Gegenftändendurd ein Wort; Zuſammen-
tehung zweier ©ilben in eine; der Gebrauch eines
————— von mehreren Subjekten, wenn es nur
einem zukommt.
ſyllogiſieren, gr. (syllogizesthai), v. syn, ſ. d., und
logizesthai, rechnen, ſchließen) zufammenrechnen,
im Geift zufammenfaffen, fließen, folgern; Syllo⸗
ismus, m. (gr. — 5—— ein förmlicher oder
chulgerechter Schluß, Vernunftſchluß, Schlußfol-
gerung, beſtehend aus drei Sätzen, dem Oberſatz,
844 Sylphe
(major), Unterſatz (minor) und Schlußſatz (con-
clusio), eine Schluhform oder Folgerung, Schlup-
folge, Schlußreihe; syllogismus contractus; |.
ein zufammengezogener Schluß, in welchem der
Mittelbegriff nur kurz angedeutet ift u. die Voraus—
ſetzungen unvolltommen angegeben find, 3.8. Ca-
jus ift als Menich fterblich; s. eornutus, m. ein
gebörnter Schluß, in deſſen Oberjage der Nachſatz
mebrgliedrig ift (man bedient ſich desjelben am
bäufigiten, um dem Gegner zu zeigen, er habe et-
was Ungereimtes behauptet); Ss. erypticus, ein
veritedter Schluß, dem die eine Vorausſetzung fehlt;
Syllogiſtik, f.gr.dieSchlußformlehre, Anweilung,
Vernunftſchlüſſe zu bilden; ſyllogiſtiſch, Ichluß-
mäßig, in Form eines Schlufjes, zu einem Ber-
nunftichluffe gehörig.
Sylphe, m., pl. —n (Ewahrſch. v. gr. silpbe, Motte,
von Baraceljus fo benannt) fabelh. Quftgeifter (vgl.
Elementargeifter); Sylphide, £., pl. Sylphi⸗
dent, weibliche Quftgeifter; uneig. zarte, anmutige
Srauengeftalten.
Shlvan, ſ. Silvan.
Sylvefter, S.⸗-Abend, ſ. Silveiter.
Sylein, m. nl. in den Salzlagern bei Staßfurt,
Aſchersleben ꝛc. vorfommendes natürliches Chlor:
falium; Sylvinſäure, f. (v. sylva, Wald, als ein
Beitandteil von Waldbäumen) das kriftallifierbare
jaure Harz des Kolophoniums.
Symbioſe, f. gr. (0. syn, ſ. d, und bios, Leben) das
genoſſenſchaftliche Zuſammenleben zweier od. meh-
rerer ungleichartiger Organismen, beſ. daS Ber-
hältnis der Barafiten zu den Orgenismen, auf oder
in denen fie leben.
Symblephäron, n., od. Symblepbardiis, f. gr. (d.
syn und blepharon, Augenlid) Heilf, Die Ver—
Wwachſung des Augenlides mit den Augapfel,
Symbol oder I. Symbölum, n. (v. gr. symbölon,
v. symbällein, zujammeniwverfen od. »bringen, ver-
gleichen, Schließen, erratenzc.) ein Zeichen, aus wel⸗
hem man etwas jchließt od. erkennt, Kennzeichen,
Wahrzeihen, Merimal, Unterjcheidungszeichen;
Sinnbild, finnliches Zeichen für einen Begriff; ein
verabredetes miindliches Zeichen (Parole), Xo-
fungswort; Wahlſpruch; Slaubensbeienntnis(sym-
bolum fid&i); symbolum apostolicum, daS apo—
ſtoliſche Glaubensbekenntnis; 8. Athanasianum,
1.Athanajius;fymbaliich(gr.symbolikös),jinn-
bildlich oder bildliy; auch die Symbolif oder die
iymbolischen Bücher betreffend, dazu gehörig; ſym⸗
boliſche Bücher, pl. Glaubensbefenntnisbilcher,
Befenntnisichriften einer Religionspartei, welche
ihre Unterjcheidungslehren von anderen Parteien
enthalten; Symboͤlik, f. die Lehre od. Wifjenjchaft
von der Eintleidung religiöfer Vorſtellungen in
jinnliche Zeichen; die Sinnbilderlehre, Vorbilds—
lehre; auch die Prüfung und Erklärung der Lehr—
füge der chriſtl. Kirche; die Wilfenfchaft von den
Bekenntnisſchriften (ſymboliſchen Büchern) einer
Tirhlichen Partei; Symboͤliker, m. ein Lehrer der
Symbolif auf Hochſchulen auch ein unbedingter
Anhänger der Bekenntnisſchriften, der dieſelben
neben und faſt über die Bibelitellt; ſymboliſieren,
barb.-!. verfinnlichen, ſinnbildlich vorjtellen; in ge—
wiſſer Verbindung mit etwas ſtehen, zu einander
pajien; Eymbolismus, m. die Bereinigung, Mit-
wirfung mehrerer zu einem Zwecke; Symbolo⸗
Hdftik, f. gr., oder Symbolofldsmus, m. Sinn-
bilder-Zertrüimmerung oder -Zerſtörung; Sym—
Solofatrie, f.Sinnbilder-Berehrung; übertriebene
Verehrung der ſymboliſchen Bücher, Symbololo⸗
Symphonie
nie, f. Zeichenlehre, bei.v. Krankheiten; Symbole
madie, f. Sinnbilder-Befämpfung; Streit gegen
die ſymboliſchen Bücher.
Syummägus, m. gr. (symmachos, v. syn u.mächs,
Kampf) männl. Name: ein Mitfämpfer,Mitjtreiter;
Symmanhie, f. (gr. symmachia, eig. dag Mitjtrei-
ten) ein Schuß- u. Trußbündnis der griedh. Staaten
untereinander.
Shpmmetrie, f. gr. (symmetria, v. syn u. mötron,
Ma) das Gleich» oder Ebenmaß, die Zufammen-
ftimmung oder das abgemefjene Verhältnis der
Zeile eines Ganzen; Symmetriegchſe, Mittel-
. ahje,Schwerpunftsachfe ;Iymmetrifch(gr.symme-
tros), ebenmäßig, gleihmäßig, in gleicher Anord-
nung, verhältnismäßig, übereinftimmend in der
Anordnungderkeile; ſymmetriſieren, ebenmäßig
machen, in ein gehöriges Verhältnis bringen.
Symmifkta, pl. ar. (symmiktä) Vermiſchtes, ver⸗
nuſchte Dinge, Mannigfaltigfeiten, ein Allerlei;
bei. vermijchte Auffäße.
Eympdsma, n. gr. = Ratapadma.
Sympathie, f. gr.(sympätheia, v. sympathös, mit-
leidend; vgl. Pathos) das Mitgefühl, Gleichgefühl,
auch zumeilen Gegengefühl, die Mitempfindung,
Teilnahme; die natürlihe Gefühls-Übereinftim-
mung, Seelenverwandtſchaft, ©leihempfindung,
geheime Neigung, der Naturhang zu einem an—
dern; Bauberfraft, vernieintliche Geheimfraft od.
gemein-wirfende Kraft und Wirkung eines Kür-
per3 auf andere 2c.; dad. Sympathievögel,
pl. ungertrennlich lebende Vögel, |. Injepara-
b les; ſympathẽtiſch, gleichenpfindend; geheim-
kräftig, geheimwirkend, zauberhaft; ſympathetiſche
Kurven, pl. Heilungen durch angeblich geheimnis-
volle Kraft von Körpern, die Teine Arzneimittel
find; 5, Tinte, f. geheime od. Wundertinte, deren
Züge nicht jogleich, fondern erjt nad) gewiſſen vor⸗
genommenen Veränderungen (z. B. durch Wärme,
od. durch eine Flüffigkeit gezogen) fihtbar werden;
fynındthifch (gr. sympathes), Heilf. mitleidend,
mitfühlend, gleichempfindend, jeelenverwandt; an
dem Leiden od. der Empfindung eines Körperteils
2e.teilnehmend; angenehm berührend, wohlwollend,
anmutend; ſympathiſche Färbung, Schutzfär⸗
bung der Tiere, d. i. eine Färbung, die genau aus⸗
fieht, wie die Gegenstände, auf denen ſich ein Tier
aufzuhalten pflegt, od. überh. wie die Umgebung,
in der die Tiere leben, jo dak das Tier nur ſchwer
wahrgenommen u. verfolgt werden fann; ſ. Krank⸗
heiten, d.i. Krankheiten, die durch andere hervor»
gerufen werden und durch Mitleidenjchaftentitehen,
im Gegenjaß zu denidiopathifhen Kranthei-
ten, die jelbjtändig und nicht im Gefolge einer an-
dern Krankheitauftreten; ſympathiſches Nerven⸗
ſyſtem, Ganglienſyſtem (j.d.); ſympathiſieren
(gr. sympathẽin; fr. sympathiser), mit jemand
leich empfinden, mitfühlen,übereinjtimmen; gleiche
a haben; Sympathicus, m. der ſympa⸗
thiſche Nerv, Ganglien (. d.).
Sympepfis, f. gr. (vgl. ſyn⸗ und Bepfis) Heilk. eig.
die Zuſammenkochung; Verdauung, Bereitung der
Flüſſigkeiten im menjhlichen Körper.
ſymperielektriſch, gr. nur durch Mitteilung elet-
triich (werdend). j ’
ſympetaͤliſch, gr. (v. syn u. petälon, ſ. d.) Bot. mit
ven Blumenblättern verbunden oder verwachſen;
Sympetälen, Gewächſe mit einblätterigen Blu-
men, auch Monopetälen genannt. X
Symphonie, f. gr. (symphonia, v. syn u. phöne,
Zon, Stimme)diegufammenftimmung, Zufammen-
Symphorefis
tönung, der Einklang; ein arg Tonſtück
für Inſtrumente, gewöhnlich aus vier Hauptſätzen:
Allegro, Adagio od. Andante, Scherzo, Preſto od.
ähnl., beſtehend; auch Sinfonie (it. sinfonia);
fyumphonifch (gr. symphönos, on), zujammen-
klingend, einhellig; zu einer Symphonie gehörig,
nach Art einer Symphonie; ſymphoniſche Dich—
tung, eine namentlich von Liſzt und Berlioz ge-
Syndikus 845
von den Zufällen in einzelnen Krankheiten, vgl.
Pathologie; Symptöns, f. das Zuſammen—
fallen; Heilf.fchnelles Zufammenfallen,Abmagern ;
die Erihlaffung, Entfräftung.
fyn—, vor einem I $yl—, vor b, m u. p fym, vor
| und z fy—, gr. Borwort in vielen Zujammen-
jeßungen, bedeutet: mit, zufammen, zugleich, ge»
meinſam (S l. cum, con—).
pflegte Tongattung, jymphonicähnliches Tonwerk Shynagöge, f.gr.(synagöge,v.synägein, zuſammen⸗
gewöhnlich im Anſchluß an eine Dichtung, Pro»
grammufit; Symphonion, n. ein von Kaufmann |
erfundenes Flötenwerf mit Klavierbegleitung; eine
Spieldofe, welche eine unbeſchränkte Zahl von Mu—
fitftüicfen fpielt, indem immer beliebig viele neue
Scheiben, von denen jede ein anderes Muſikſtück
daritellt, eingefegt werden fünnen; Symphontit,
. „m. er vielitimmige Tonſtücke fchreibt oder jpielt.
Symphoreiis, f. gr. (von symphorein, zuſammen⸗
tragen) Zujammentragung; Anhäufung, be. de3
Blutes oder anderer Säfte, = Kongeition. _
Symphijtum, n. (gr. symphyton, von symphyein,
zujammenmwachjen) Zuſammenverwachſenes; auch
die Schwarzwurzel; Beinwurz, ein Heilkraut, wel—
ches das Zuͤheilen der Wunden befördert.
Sympieiis, f. gr. (von sympiézein, zujammen-
drücden) da3 Zufammendrüden, Preſſen; Sym—
siefometer, n. ein Luftdruckmeſſer, eine Art Ba—
rometer.
Shmplegaͤden, pl. gr. (symplögädes, vonsymples-
sein, zujammenjchlagen) Fabell. zuſammenſchla—
gende &eifen bei der Einfahrt ins Schwarze Meer
im Thracifchen Bosporus, die nad) der Odyſſee
Orpheus durd) fein Saitenfpiel unbeweglich made.
Symplegmätn, pl. ar. (symplegma, v.symplekein,
zujammenflechten) Bildjäulen von Ringern, die fich
egenjeitig mit den Armen gefaßt u. umſchlungen
Elm: Gruppen au3 mehreren Bildjäulen u. Re—
lief (j. d.) zufammengejegt, 3.8. Laokoon, Niobe;
verbundene Köpfe und Brujtbilder auf Münzen;
Sympleridsmus, m. Zufammenflehtung, Um-
armung.
Symplöce, f. gr. (symplök&, von symplekein, zu-
ammenflechten) die Berflehtung, Berfnüpfung;
öftere Wiederholung oder Zufammenziehung von
Wörtern.
Sympodia, f. gr. (v.syn u. püs, podös, der Fuß)
die Verwaächſung der Füße, eine Mißgeburt mit
fifch- oder firenenartiger Verſchmelzung der Füße.
Sympofion oder Sympoſium, n., pl. Sympojia,
00. Sympofien, gr.(sympösion, v.sympınein, zu»
fammen srinfen, ſchmauſen) ein Gaſtmahl, Gelag;
Name von Scriftitellergejelljchaften (nad) Platos
Sympofion); Sympojidreh, m. der Vorſteher od.
Borfiger eines Gaſtmahls 2c.; Sympoflaft, m.
Mitglied eines Gaſtmahls ıc.
Sympiydhie, f. gr.(v.syn, j.d., u.psyche, die Seele)
die Seeleneintracht, die Einmütigfeit, der Einklang.
Symptom, n., pl. —e oder — ata (gr. symptöma,
eig. Zufall; von sympiptein, zujammenfallen oder
«treffen, jich zutragen) Anzeichen, Kennzeichen, Um—
ftand, beſ. Kranfheitszeichen, -zufall od. »umftand;
iymptomdtifch, anzeigend, vorbedeutend, fenn-
zeichnend; zu den Symptonıen einer Krankheit ge-
hörig; auch von ſchlimmer Bedeutung 3. B. ſympto⸗
——— ſymptomatiſcheBehand—
lung, ſymptomatiſche Kur, die nur gegen die
Symptome, nicht gegen die Krantheitsurjache ge»
richtet it: Symptomatographie, f. Beihreibung
der Krankheitzerſcheinungen u. -zulälle; Symptos |
Synditus, m. I. (v. gr. syndikos, d. i. vor Gericht
matologie, f. die Krankheitszeichenlehre, Lehre
fuhren od. «bringen) die Berfammlung, Gemeinde;
beſonders die Judenjchule, der Judentempel; Syns
aftifa, pl. gr. Heilk. Zufammenziehmittel, zu»
ſammenziehende Heilmittel; fyndftifch, ſammelnd,
zujanmenziehend; Synaxarium, a. in der griech.
Kirche ein Beiligenbuch, die Lebensbeſchreibungen
der Märtyrer und Heiligen enthaltend, welche bei
den religiöjen Berfammlungen vorgelefen wurden;
Syndrts, f. die Berfammlung, Zufammentunft,
be). kirchliche.
Synalläge, k, u. Synallaͤgma, n. gr. (von syn-
»llässein, mit jemand etwas wechjeln, taufchen 2c.)
ein gegenſeitigerVertrag; ſynallagmätiſch, gegen-
ſeitig, wechſelſeitig verbindend.
Synalsiphe oder Synalöphe, f. gr. (synaloiphe,
v. syn-aleiphein, zujammenjchmelzen)Spradl.das
Zuſammenfließen, Berichmelzen oder Vereinigen
zweier Bofale od. Diphthonge am Ende des einen
u. im Anfange des folgenden Wortes — Kraſis.
Syndude, f. gr. (von syn u. änchein, zufchnüren)
Heil. die Kehlentzündung, Bräune; ſynänchiſch,
die Bräune betreffend, bewirkend oder davon her»
rührend. _
Sunaptäs, ſ. Emuljin.
Synarchie, f. gr. (synarchia, v. syn-ärchein, mit-
herrſchen) die Mitherrſchaft, gemeinjchaftliche Re—
gierung.
Synärẽſis, gr. Syngireſis, (f. von synairẽin, zu-
ſammenfaſſen) od. Synizeiis, f. gr. (synizein, zu»
fammenfigen) Spradl.diegujammenfafjungzmeier
Bofale in eine Silbe.
Synätie, f., oder Synätlon, n. gr. (synaitia, syn-
altion, von aitia, aition, Urſache) die Miturjache,
Mitſchuld.
Sıymararium, Synäxis, ſ. unter Synagoge.
Synceéllus, m. gr.-1. (v. I. cella, die Selle, und gr.
syn, j. d.) ein Hellbruder, ein Hausgeijtlicher, in
der griech. und röm. Kirche ein geijtliches Amt,
das zu verichiedenen Zeiten verjchieden war, fo ge-
nannt, weil derjelbe urjprüngl. von dem Biſchof
in diejelbe Zelle oder in jeine Wohnung aufge-
nommen wurde.
Synchronismus, m. gr. (synchronismös, von syn-
chronos, gleichzeitig, von chrönos, Zeit) die Mit—
oder Öleichzeitigfeit, Zeitgleiche, Zufammenitellung
gleichzeitiger Begebenheiten in der Sejchichte; ſyn—
chroniſtiſch, gleichzeitig, zeitgleichend, mitzeitig;
fyuchrontitiihe Tabellen, pl. Geſchichts-Tafeln,
in welchen die gleichzeitigen Begebenheiten zuſam—
mengejtellt find.
Synchijſis, f. gr. (von syn- chöein, zufammengießen,
mischen) Heilk. Vermiſchung oder Verſchmelzung,
z. B. innerer Augenteile; auch Entmiſchung, Auf»
löſung des Glaskörpers; Sprachl. Vermengung
der zu ſcheidenden Wörter; Verkehrung der Satz—
ordnung.
Syndẽeſis, f. gr. (von syn-deein, zujammenbinden)
das Zujammenbinden, die Bindung; Synddsmus,
m. (gr. syndesmos) der Verband; das Welenfband;
Syndesmitis, f. Bänderentzündung.
846 Syndrome
beiſtehend, Anwalt; von syn und dike, Recht ꝛc.)
ein Stadt- oder Rat3-Bevollmäcdhtigter, Land⸗ od.
Stadt-Anmwalt, Berater od. Ratgeber der Bürger,
en Mitglied einerBehörde, Rechts—
verwalter od. NechtSvertreter eines Unternehmens
2c.; Handelskammer-Sekretär; auch Stadtrats- od.
Gerichtsſchreiber; Syndifät, n. nl. deſſen Amt od.
Stelle, Borftand, Leitung; Kffpr. Anſtandsbrief;
Firmenverband, Geſchäftsausſchuß, Handelsring,
Ring, Genoſſenſchaft (vgl. Kartell); Syndifäts-
Klage, f.(T. actio syndicätus in factum) Schaden»
erſaßklage gegen den Richter wegen Berleßung
feiner Amtspflichten; S.:Verbreden, n. (l. cri-
men syndicätus) Verlegung der Richterpflicht,
Beugung des Rechtes aus Parteilichkeit; ſyndi⸗
teren, genoſſenſchaftlich ein- und verfaufen, einen
— bilden und die Waren den Verband—
preiſen unterwerfen; Rechtsrat erteilen (an eine
Geſellſchaft).
Syndrösme, f. gr. (syndrome, v. drömos, Lauf) eig.
Zufammenlauf;das Zufammentreffen,Zufammen-
wirken mehrerer Umjtände; Heilk. Häufung vieler
Krankdeitszufälle.
Synedie, f. (gr. synecheia, von syn-Echein, zu-
jammenhalten) Zufommenhang;anhaltende Dauer
einer Krankheit; Synecheiologie oder Synechiv⸗
Iogte, f. Lehre von Zufammendang der Dinge,
von der Stetigfeit der Dinge im Raum, oder vom
Zufammenhang der Materie.
Synedrium, n. gr. (syn&drion, von syn-edros, zu-
jammenfigend, von hedra, Sit) die Rat3-Sigung
oder -Berfammlung; bef. der ehem. jüdifche Ge-
richt3hof, hohe Kat in Serufalem, aus 72 Mit-
gliedern bejtehend, au Sanhedrin, m. f.d.
Syneldöche, f. gr. (synekdoch®, von syn-ekde-
chesthai, mit aufnehmen, auffaffen od. verstehen)
eig. das Mitverjtehen; Rede. die Wortvertaufchung,
bloße Andeutung des eigentlichen Begriffes, indem
man das Ganze für einen Teil od. umgekehrt fegt;
ſynekdoͤchiſch, auf Solche Art geſprochen.
Syneldröme, f. gr. (v. syn u. ekdromẽ, das Aus—
laufen) Sprachl. das gemeinſchaftliche Auslaufen
verſchiedener Wortbegriffe von einem Bunte.
Synekphonẽſis, f. gr. (v. syn-ekphonein, zugleich
ausfprechen) die Silbenzufammenziehung, Zuſam—
menſprechung der getrennt gefchriebenen Vokale
oder Silben eines Wortes.
fynektiich, ſ. ſynechiſch.
Synephẽeben, pl. gr. (v. éphẽbos, ſ. Ephebe, u. syn,
j.d.) Mitjünglinge, Mitauferzogene, Jugendge—
noſſen.
Synergie, f. gr. (synergia, von synergös, mit-
arbeitend, v. ergon, Werk, Arbeit) die Zuſammen—
wirkung, Mitwirkung, Hilfe, bef. die Mitwirkung
Gottes zur Befferung der Menſchen; ſynergẽtiſch
(v. synergein, mitarbeiten), behilflich, mitwirfend;
Zymergismus, m. die Mitwirkungslehre, od. die
Lehre von der freien Mitwirkung der Menfchen zu
ihrer Befjerung und Seligkeit; Synergift, m. ein
Anhänger jener Lehre, ein Mitwirfer zu feiner
Belehrung; fynergtitiich, in jener Lehre gegründet
od. darauf bezüglich, 3.8. |ynergiftifche Strei-
tigteiten im 16. Jahrhundert; Synergide, f.die
Gehilfin, Hilfszelle.
Synẽeẽſis, f.gr.(v.syniemi, eig. ich bringe zuſammen;
dann: ich vernehme, faſſe, begreife) ——
Verſtand, Klugheit: in der Sprachl. die Wort—
fügung nad) dem Sinne; Syneſius, m. u. Syn⸗
eiin, f. Name: der, die Einjichtsvolle, Verftändige,
Kluge.
Synkretismus
Syngeneſie oder —ſis, f. gr. (syngönesis, v. syn-
ginesthai, zufammen entjtehen oder fein) die Mit-
entjtehung, gleichzeitiges Entjtehen; Syngenefie,
pl. zufammengemwachjene Pflanzen, deren Staub-
fäden an den Antheren zuſammengewachſen find
(in Linnes Syftem die 19. Klaſſe); ſhngenẽtiſch,
gleichzeitig entitanden.
unglöffe, f. gr. (von es Zunge, Sprache) Zu-
jammett- od. Öefamt-Spradhe; Unterfuchung über
den Zufammenhang der Begriffe und Formen der
menſchlichen Sprache; Darftellung der Verwandt-
haft der Sprachen aus den Wurzelmörtern bon
ähnlichem Laut und gleicher Bedeutung.
Sungräpba,f.l.(v.gr.syngraphe, v.syn-gräphein,
æaufſchreiben, ſchriftlich abfafjen) eine Befcheinigung,
en —— Syngraphie, f. Schriftiteller-
unde.
Synizejis, f. gr. (von syn-izein, Bo
sjinten oder ⸗chmelzen) da3 Zufammenfallen, Zu»
ſammenſchmelzen; Sprachl. |. Synärefis.
Suntatatheie, f. gr. (syn-katäthesis, v. syn-kata-
tithenai,zufammenftellen,beijtimmen) Zufammen-
ſtellung der Meinung des einen mit der des andern,
um fie in Einflang zu bringen; auch der Beifall,
den man fremder Meinung gibt.
Shynkategorẽma, n. gr. (vgl. Kategorie 2c.) dag in
Gemeinschaft mit andern von einer Perjon oder
Sache Geſagte; das Flickwort, um z. B. einen Vers
an zu machen; ſhnkategoͤriſch, eingeichräntt, be-
ingt.
& nlinefe, f. gr. (synkinösis) die Mitbewegung;
ynkinẽtiſch, mitbewegend. SE
ſyntlinal, abwärts gebogen, muldenförmig (ein
Ausdrud, der in der Mineralogie und Geognoſie
gebräuchlich ift, zur Bezeichnung von Geiteinlage-
rungen).
Synklönus, m. gr. (v. syn-klonein, durcheinander⸗
jhütteln) ein allgemeiner Krampf über alle Zeile
de3 Körpers. !
Shnköpe, f. gr. (synköpe, von syn-köptein, zu-
ſammenſchlagen, zerſchlagen; a
ziehen) Sprachl. die ——— Zuſammen⸗
ziehung eines Wortes dur egwerfung einer
mittleren Silbe oder eines Vokals zwiſchen zwei
Konſonanten (3. B. heitrer ft. heiterer); Tonk. dag
Anſchlagen eines Tons in einem leichten Taktteile
und das Forthalten desſelben auf dem folgenden
ſchweren Taftteile; Heil. das Zerjchlagenfein, eine
plötzliche Entkräftung; ſynlopieren, zufammen-
ziehen (ein Wort durch Weglaſſung eines oder
mehrerer Buchftaben); Syntopiſt, m. der Wort-
kürzer, Zufammenzieher; ſhnkoöͤptiſch, "entkräftet,
ohnmächtig.
ſynkräniſch, gr. (vgl. Kranion) Heilk. mit dem Schä-
dei verbunden.
Symlränis,f.gr.(vgl.Krafis)die Zuſammenmiſchung,
Vermiſchung. he i
Synkratie, f. gr. (von syn-kratein, mitherrſchen)
Mitherrfgaft, eine Staatsverfafjung, vermöge
deren das Volk durch ſelbſterwählte Mittelöper-
fonen an der Ausübung der höchiten Gewalt einen
Anteil hat. N:
Synkretismus, m. gr. (synkretismös; wahrſch. v.
kretizein, wie ein Kreter reden oder handeln, d.i.
fügen u.trügen) die Bereinigung zweier ftreitender
Barteien gegen einen dritten Feind; bej. die Ver-
einigung verjchiedener Glaubensparteien, Reli⸗
aiong- od. Glaubens⸗Mengerei, Vereinigungsſucht;
Synfretiit, m. ein Vereinigungsſtifter oder Ver⸗
einiger entgegengejegter Glaubensparteien, Glau—
@
Synkriſis
bensmenger; ſynkretiftiſch, einigend, mengend,
glaubensvereinigend.
Synkriſis, k gr.(v. syn- krinein, zuſammenſetzen, ver⸗
gleichend re. Be re die Zufammenfegung,
Miihung; die Vergleichung, vergleichende Beurtei-
lung; ſhnkritiſch, vergleichend, zufammenftellend;
Synkritita, pl. Heil. vereinigende Mittel.
Synneurdfis, f. ar. (von syn u. neuron, Sehne,
Band ac.) Heilk. Verbindung von Knochen durch
Nechfichte Häute u. Bänder.
Synöcha, f. gr. (synoche, Zufammenhalt, Zufant-
menbang, v syn-Echein; vgl. ſynechiſch) Heilk. ein
anhaltendes Fieber, welches einige Tage dauert
und bald fteigt, bald fällt; Synöchus, m. ein ent-
zündliches Fieber.
ſhnöciſch, gr. (syn-oikos, von dikos, Haus) zufam-
mentohnend, beimohnend, inwohnend.
Synode od. Synödus, f. (v. gr. sfn-Ödos, v. syn
ut. hodös, f. Weg, Gang) die J der
Verein oder die Verſammlung, bef. der Geiſtlichen
in Religions» oder Kirchen-Angelegenheiten, Kir-
chenveriammlung; auch Firchliche Negierungsbe-
hörde, Kirchenrat (vgl. Siyndd); ſynodäl hätt.
synodälis), diejelbe betreffend oder von derjelben
ausgehend; Synodale, m. Mitglied des Kirchen-
rat3, Mitglied einer Kirchenverſammlung; Syno—
Däl-Defret, n. Beichluß einer Kirchenverfamm-
lung; S.-Fragen, pl. Rirchenverfammlungs-
Fragen; S.= u. Presbhteriäl-Verfaſſung, f-
freie Kirchenverfafjung, bejtehend in der Verwal—
tung der firchlichen Angelegenheiten durch Vereine
. von Geiitlihen u. Gemeindegliedern; ſhnoͤdiſcher
Monat, m.(v.gr.synödion, da3 Zufammentreffen
de3 Mondes mit der Sonne zur Zeit des Neu-
mondes), die völlige Dauer eines Mondenmwechjels,
od. Umlaufszeit von einem Neumonde bis wieder
zum Neumonde, 29 Tage 12 Stunden 44 Minuten,
vgl.fideriiherMonat;fynodiihellmlaufs-
zeit des Mondes, der Zeitraum ziviichen zwei
aufeinanderfolgenden Neu- od. Vollmonden.
fonondmliich), gr. (synönymos, v. syn u. önyma
— 6noma, Kame)jinnähnlich, ſinnverwandt; Syn⸗—
onijmon od. Synonuͤm, n., pl. Synonijma od.
Synonijmen, jinnverwandte Wörter; Synonh—
ie, f. die Sinnverwandtihaft; Synenymit, f.
die Sinnverwandtihaftslehre, Sammlung u. Er-
läuterung finnverwandter Wörter.
Synoͤpſis, f. gr. (vgl. Opfis) die Überficht; ein Ab-
tip, Entwurf, furzer Begriff einer Wiſſenſchaft; Zu-
fammenftellung verihiedener Schriften über den-
jelben Gegenitand, dab. Synopji3 der Evan-
gelien, die Zufammenftellung ber da3 Leben und
die Lehre Jeſu auf ziemlich gleiche Weiſe erzäh-
fenden drei Evangelien des Matthäus, Markus u.
Lukas; ſhnoͤptiſch, überjichtlich, kurzgefaßt, ent-
wurfsmäßig; Synoptiker, pl. die erſten drei
Evangeliſten, deren Berichte ſich zu einem über—
ſichtlichen Ganzen zuſammenordnen laſſen.
Synorganisınus, m. gr. (f. Organismus u. ſyn)
ein aus einem tierichen Körper hervorgegangenes
organiiches Wefen, z. B. ein Eingemweidewurm.
Suntdgma, n. gr. (von syn-tässein, zuſammen—
ordnen) Die —— Anordnung; ein
Sammelwerk, eine Sammlung von zuſammen—
geſtellten Schriften, Bemerkungen 2c.; Syntag=
matifer, m. ein Sammler, Zujammenfteller; ſhyn⸗
tagmaͤtiſch, gefammelt, zufammengetragen ;Syne
ta 1), f. die Zufammenordnung, Aufftellung 2c.;
ni prachl. die Zufammenfstellung, Anordnung der
Wörter, Wort- und Sapfiigung; Saplehre; syn«
Syphilis 847
täxis ornäta, die geihmiücdte Wortfügung, die
— u. Darlegung gewiſſer Eigentümlich-
keiten des Ausdrucks, deren Anwendung der Rede
den nationalen Anſtrich gibt, entg. s. regularis,
die regelmäßige Wortfügung; ſyntäktiſch, zufam-
menjtellend, mortfügend, ſatzkuündlich.
Syntäjfis, f. gr. (von synteinein, anfpannen) An-
jpannung, Anftrengung; Syntatita, pl. anjpan-
nende Mittel.
Syntax, ſ. unter Syntagma.
Syntheme, n. gr. (synthema, von syntithenai, zu-
jammenjtellen, verbinden; syntithesthai, verab-
reden) was auf einer Verabredung beruht; ein
verabredete3 Zeichen, ein furzer, dunkler Sprud),
den man fast wie ein Rätſel erraten muß; der Ver-
trag; ſynthemaͤtiſch, auf Verträgen beruhend;
Synthematographie, f. die Geheimzeichenfhrift,
Anweiſung, ſich durch verabredete Zeichen fo deut-
lid) wie durch eine Sprache auszudrüden; Shnz
theſis oder Syntheſe, f. die ————
egriffsverbindung; Verknüpfung eines Mannig-
faltigen zur Einheit; Fortſchreitung vom Einfachen
zum Zujammengefepten, entg. Analyfis; fyns
thetiſch, zufammenjegend, verbindend, entg. ana -
ytiich; fynthetiihe Methode, f. Lehrart, die
bon den Gründen zu den Folgen führt, auch Syns
thetismus, m.; ſhuthetiſcher Satz, m. ein Sag,
dejjen Prädikat nicht im Subjekt jchon enthalten
ift, jo daß man jenes nur herausziehen darf, jon-
dern der anderweitig mit dem Subjekt verknüpft
wird; ſynthetiſches Urteil, n. ein erweiterndes
Urteil durch Hinzufügung von Merkmalen.
Syntomie, f. gr. (syntomia, von syn-t@mnein, zu-
jammenjchneivden, abkirzen) Kürze des Ausdruds,
kurzer, gedrängter Ausdrud.
Syntonin, n. gr. Scheidef. Fleiſch- oder Muskel—
aſerſtoff, Be ihren P
Synufiditen, pl. gr. (sing. synusiastes, eig. Ge—
ellficyafter, v. synuziäzein, zufanınıen fein) Sek—
tierer, welche eine Vermifchung beider Naturen
in Chriſtus annahmen.
Syphilis, f. (im Mittelalter v. gr. sys, Schwein,
u. philos, lieb, gebildet; der Name jcheint zuerſt
in dem „Syphilis“ betitelten lat. Gedichte des
Hieronymus Fracajtoro 1550 vorzufommen, je-
doch als bereits gangbare Benennung, melde der
Dichter von feinem erdichteten Helden, einem Hir-
ten Syphilus, ableitet; da die Krankheit zuerſt
in einem franzoj. Heere, nämlich dem Karla VIII.
bon Frankreich, auftrat, wurde fie auch franzö—
ſiſcheKrankheit, dieFranzoſen, Franzoſen—
krankheit [morbus Gallicus)] genannt) Heilk. die
Luſtſeuche, chroniſche Geſchlechtskrankheit, = vene-
riſche Krankheit (f. unter Venus); primäre Sh⸗
philis, hartes Geſchwür an den Geſchlechtsteilen,
auch harter Schanker genannt; felundäre ©.,
aud) Fonftitutionelle S., Erkrankung des geſam—
ten Körpers durch diefe Geſchlechtskrankheit, ver-
bunden mit Drüſenanſchwellung, er
Schleimwucherungen in Hals u. Mund; tertiäre
S., die aus der fefundären Syphilis hervorgehen-
den Erfranfungen der Leber, des Gehirns, der
Lunge, der Knochen, der Därme ujw., kurz der
verſchiedenſten Organe; Inn ande derjelben
behaftet, dazu gehörig, lujtlich (venerifch); SYy=
philid od. Syunitam, n. Gummigeſchwulſt, eın
weicher Knoten, der ſich bei Syphilis in den ver-
ſchiedenſten Organen bildet und bald zerfällt und
vernarbt; Syphiliden, pl. veneriſche Hautkranf-
beiten; Syphilidetlinitum, u. Heilanitalt für die
848 Syphon
an der Luftjeuche Keidenden; Syphilidolage, m. |
Spezialarzt für&yphilis; Syphtlamanie, t.Luft-
feuchenwut,eine Art Hypochondrie, wobei der Kranke
fih ohne Grund für veneriſch hält; Syphilopho=
bie, f. Luſtſeuchenfurcht.
Shphon, m. engl. (jpr. jeifön, vgl. Sipho) Wafler-
opt, Wafferbehälter, an den Gasleitungen ange—
draht zum Auffangen von Niederjchlägen, aud)
— GSiphon, S.d.
Spria Den, f. die phönizijche Fiſchgöttin Atargätis.
Syriaiis, f. = Elephantiafis, ].d.
Striging,n. gr. (v. syrizein, syrittein, pfeifen) das
Pfeifen, der Pfiff; Syrigmus, m. (gr. syrigmös)
Heilk. das Pfeifen, der pfeifende oder ſchwirrende
Ton im Ohre, da3 Ohrenbraufen: Syrigmopho⸗
nie, f. die pfeifende Stimme; Shring, f. (gr. sy-
rinx, Gen. syringos) Röhre, Pfeife, Rohrpfeife,
Hirtenflöte, Banpfeife; Yabell. eine Najade, die
vor der Berfolgung des Ban (f. d.) floh und in
Schilfrohr verwandelt wurde; diefem entlodte der
Wind fühflagende Töne, die das Herz des Pan
rührten, weshalb er fi) aus dem Schilf eine Pfeife
Schnitt, der er den Namen Syrinx gab; Heil.
Fiſtel, Hohlgeſchwür; Syringe, f. (nl.syringa) der
Ppaniſche Flieder, f. Lilac; Eyringotomie, f.
— der Fiſtelſchnitt Syringossm,n. das Filtel-
meſſer.
Shrjänen, pl. eine früher ſehr verbreitete finniſche
Völkerſchaft in den ruf. Statthaltereien Wologda,
Perm, Tobolst, Arhangel und Wjatka.
Shyrma,n. gr. (v. syrein, jchleppen) ein altertüm-
liches Schleppfleid, bej. auf der Bühne.
Eyrmän, f. gr. (syrmaia, von syrmös, da3 Er-
drechen) Heilf ein Bredy- und Abführungsmittel;
Syrmaismms, m. der Gebraud) eines ftarfen Ab-
führungsmittels.
Ehrte, f. gr. (syrtis, v. syrein, jchleppen, fegen, zu-
jammenfegen, jpülen), pl. —n, Sandbanf von be—
weglihem, zufammengeführtem Sande, Untiefe;
bej. zwei gefährliche Sandbänfe an der nordafri-
Syrub, ſ. Sirup. [anifchen Küſte.
Snfijitien, pl. gr. (syssitia, v. sing. syssition, von
syn u. sitos, Speije) Gejellfhaftsmahle, bej. der
alten Spartaner. £
Syftäſis, f. gr. (v. syn-histänai, syst&nai, zuſam—
menjtellen, zujammentreten od. »jtehen) Auf- od.
Bufammenitellung; Vereinigung, Unordnung; 8y-
staticae littörae, pl. gr.-I. (v. gr. systatikös, zu-
fammenitellend, vorjtellend, empfehlend) eig. ein
Empfehlung3brief, dah. Zeugnifje, die ein Geiſt—
liher oder Mönch von feinen Obern, bei. feinem
Biſchofe, mitnehmen muß, jobald er fich in einen
fremden Sprengel begibt; Syftäim,n.(gr.systema)
eig. daS Zujammengeftellte; ein Gebäude, Bau,
Plan, zweckmäßig zufammengefegtes Ganzes, Zus
ſammenhang gleichartiger Dinge, 3. B. Welt:
Syitem, Weltgebäude, Sonnen⸗-S., Sonnen»
ebäude od. Sonnenreich; Anordnung, Gruppe,
a; ein mijienjchaftliche8 Lehrgebäude, Lehr—
jorm; Achſen-S., Achſenkreuz; Flußz-S. Tluß-
gebiet; Noten-S. die 5 Notenlinien, die Tonreihe;
Schrauben-S.,Schraubengewinde; ſyſtemättſch,
in ein Ganzes, in eine Kunſt od. Wiſſenſchaft ge—
ordnet, planmäßig, ordnungsmäßig, ordentlich
u. zuſammenhängend, wifjenichaftlid) (3.8. Bud,
Bortrag); Syftematif, f. planmäßige, jtreng wij-
fenichaftliche Darſtellung; Kunst der planmäßigen
Daritelung; fyftematifieren, wiſſenſchaftlich ord-
nen, in wiſſenſchaftlichen Zuſammenhang bringen;
planmäßig behandeln; Syjtematismus, m. das |
Szepter
wiſſenſchaftliche Anordnen, die Grundſätze od. die
Kunſt desſelben, und die Neigung dazu; Syſte—
matologie, f. die Lehre von der wiſſenſchaftlichen
Anordnung; Syftematomanie, f. übertriebenes
Streben, alles in ein Lehrgebäude zu bringen;
ſhyſtemlos, zufammenhanglos, planlos.
Syſtöle, f. gr. (von systellein; vgl. Syſtaſis) die
ujammenziehung des Herzens (entg. Diaftole);
da3 Herzipannen; Spradl. die Silbenfürzung,
kurze Ausſprache einer langen Silbe.
Spitröphe, f. gr. (von sy-strephein, zufammen-
drehen) Aufammendrehung; Heil. Geſchwulſt.
Syſthl(on), n. gr. (von syn, zufammen, u. stylos,
äule) Bauf. ein dicht» od. nahejäuliges Werf, eine
- Halle, deren Säulen nur um zwei Säulendiden
voneinander abitehen; vg: Bajaltjafpis; Suſty⸗
lien, pl. Säulengänge, Säulenhallen; ſyſtliſch
od ſiyſtylos, nahejäulig, dichtjäulig. Alan
Syzygie, f. pl. Syzygien, gr. (syzygia, d. i. eig.
Zuſammenjochung, Zweigeſpann, d. Syn u. zygön,,
Sch) Sternk. Zufammenfunft und Gegenicdein
zweier Planeten, bej. die Neu- u. Bollmondzzeit;
Epradl. — Konjugation; aud die Weglafjung
einer Mittelfilbe; Verf, = Dipodie.
Szegeͤny Legeny, m. ungar. (fpr. Begen’leggen’, v.
szegeny, arın, und legeny, Sunggeiell, Burſche)
Selbſtbenennung der Räuber in Ungarn.
Szekler, m. (ſpr. Sz — ß; ungar.szekely, v. szekel,
ſitzen, szek, der Sitz, —* ein beſonderer unga—
riſcher Volksſtamm im öjtl. Teile Siebenbürgens,
wahrſch. ein Reſt der erſten Hunneneinwanderung,
in fünf Sitze oder Stühle verteilt.
zetſo od. Szilſo, n. (ſpr. Sz — ß; v. ungar. szek,
szik, Soda, u. s6, Salz) unreines (Glauberſalz
I Kochſalz enthaltendes) kohlenſaures Natron
(Soda). i
Szelong vd. Schelong, m. poln. (= Schilling) ein
polnischer Schilling.
Szelns,n. (nl. scelera) I. eine Schandtat, ein Ver⸗
brechen; ©gelerät, m. I. (scelerätus) oder fr. (ſpr.
Belerdh) ein Böfewicht, Frevler, Bube; Szelera—
teife, £. fr. Rucjlofigkeit, Berruchtheit. Ä
Szene, f. (I. scena, v. gr. skene, eig. Zelt, Hütte) Die
Bühne, Schaubühne, der Schauplag (Theater);
ein Auftritt, Kleiner Abſchnitt eines Schaufpiels;
eine Vorstellung, Handlung, Begebenheit, ein Bor-
gang; Bild, Gemälde; der Ort, wo eine Handlung
vorgeht; in Szene fegen, ein Stüd zur Auf
führung einrichten, die Anordnungen dazu maden;
Szenarinm,n. nl. od. it.scenario (fpr.jchenario),
das Ezenenbud), die Ungabe der Verwandlungen,
Auftritte 2c. in Schaufpielen; Szenerie, f. Düh-
nenwerk, Bühnengerüft; Gemälde; Landſchaft,
Gegend; ſzẽniſch (1. scenicus, a, um), die Schau-
biihne betreffend od. dazu gehörend; bühnenmäßig;
Szeniten, pl. gr. Beltbewohner; Szenogräph,
m. ein Werkzeug, welches die perjpektiviiche Ab—
zeichnung eines Gegenstandes erleichtert; eine Vor—
richtung zum Aufnabmezeichnen von Panoramen;
Szenpgrashie od. Stenographie, f. die Büh—
neunmalerei; Gernmalerei, Sernzeichnung, perſpek⸗
tivifche Dealerei oder Abbildung eines Gebäudes
od. einer Gegend; ſzenograͤphiſch od. ſtenogra⸗
phiſch, fernfichtartig, fernmaleriſch erſpektiviſch,
.Perſpektive); Szenopegĩe, f. Zelt- od. Hüt⸗
tenbau, jüd. Laubhüttenfeſt.
Szepter, n. (l. sceptrum, v. gr. skẽptron, Stab, v.
skeptein, ſtützen) der ee Königsitab,
feit dem Mittelalter ein Zeichen der Herrſchermacht
der Kaifer und Könige.
Q
Szirrhus
Szirrhus, m. gr. (seirrhos) Heilk. frebsartige Kno—
tenverhärtung, harte Drüſengeſchwulſt; ſzirrhös,
gr.-lat. hart geſchwollen, verhärtet, knotig; Szir⸗
rhozẽle, f. gr. Heilk. ein bösartiger Kerihbrac:
Szirrhöma, n. eine krebsartige Verhärtung;
Szirrhophthalmie, f. der Augenkrebs; Szir⸗
rhöſis, f. Bildung des Szirrhus, Verhärtung.
Szifialien, pl. nl. (ml. seissaliae, scissiliae, v. I.
scind£öre, zerreißen, jpalten) Geldſtücke, die aus der
—— mit irgend einem Makel hervorgehen;
|
iffibel, nl. (I. scissilis, v. scindöre, fpalten, fr.
scissile) jpaltbar, teilbar; Satiiion, f. (1. scissio) |
die Spaltung, Trennung, vgl. Schis ma; Sziſſio—
när, m. der eine Spaltung Herbeiführende; Szifs
niften, pl. nl. ehem. in Bolen diejenigen, welche
ich von der Partei des Königs trennten; Sziſſür,
table 849
f. lat. (scissüra) die Spaltung, Spalte, der Riß;
Heilf. der Einjchnitt.
Szladeie, |. Schlachtſchitz.
Szoͤpa, f. poln. (pr. jchöpa) der Schoppen auf dem
Felde von Wola, wo die ehemaligen Könige von
Polen gewählt wurden.
Szöftal, m. poln. (fpr. ſchoſt —; eig. ein Sechjer, von
szesc, jech8) eine alte Rechnungsmünze, in Polen
— !/, poln.Gulden od. 0,10 .4, in Ungarn ungef.
— 0,20 M.
Szür od. Szurdolmaͤnh, n. ungar. (fpr. Sz — $)
ein grober Bauernmantel,
Szuthe, m., pl. Szythen (I. Scythae, gr. Skythai)
im Atertum: nomadijche Bölterfchaften nördlich
vom Schwarzen und Kaſpiſchen Meere bis tief ins
öſtliche Aſien.
—
Abkürzungen: % als 19. Buchſtabe in der Rubri—
zierung = 19, ald Bahlzeichen griech. = 300, lat.
—= 160; T. als Abfürz. = Titus, Tertiug,
Tribun, Teſtament, Tomu3s; auf span. Woll-
fäden = Tercera; t = Tonne (al3 Gewidt); t.
= tenor, titulo, tutti; t. B. od. t. aa. — testan-
tibus actis; tab. = tabula; tang. oder tg. —
tangens, Tangente; Tenn. — Tennefjee in Nord»
amerifa; Test. = Teitament; Tex. — Tera3
in Nordamerifa; T. F., eingebrannt auf der
Schulter der franz. Sträflinge, — travail force;
Ti. = Tiberius; t. p. = titulo pleno, d. i. mit
vollem Titel; t. 8. v. pl. = tournez s’il vous
plait; t. t.= titulo toto; hemifche Zeichen find:
Ta — Tantalum, Tantal; Tb = Terbium; Te
— Tellurium, Tellur; Th = Thorium; Ti =
Titanium, Zitan; TI = Thallium. |
T als Münzzeichen, u. zwar auf franzöf. Münzen:
Nantes; auf ungariſchen: Telkibanya; auf jpani-
ihen Kupfer-Münzen: Tarragona.
Zaadil, m. arab. (v. ’adala, richtig machen) Markt-
— eine Auflage auf Kaufläden bei den Mos—
emin.
Tabaäͤlt, m. (gew. Täbak, gem. auch Tobak; fr.
tabac, ſpan. tabaco, it. tabacco) ein befanntes,
um Rauchen und Schnupfen dienendes Gewächs
5— der Provinz Tabaco in St. Domingo be—
nannt, wo es 1496 zuerſt gefunden wurde; n. a.
war in der Sprache von Hayti tabaco der Name
des Gefäßes, woraus die Eingeborenen rauchten);
ZTabals-Kollegium, n. eine zwangloſe, geſellige
Abendzuſ anmentunft, die Friedrich WilhelmI.von
en abhielt und bei der Bier getrunfen und
abaf geraucht wurde; T.⸗Monopol, n. die Allein-
berechtigung des Staates zur Erzeugung und zum
Verlaufe von Zigarren, Zigaretten, Raud)-, Kau-
und Schnupftabaf (in 8 terreih, Frankreich und
Stalien); Tabagie, f. fr. (fpr. tabafchih) eine Ta-
bafitube, Tabak-Schenke od. -Geſellſchaft; Schenfe,
Kneipe; Tabatiere, f. (ipr. tabatjähr') Tabakdoſe,
Schnupftabatoofe.
Täbala, f. (arab. tabl, große Trommel) eine Trom-
mel der Neger.
Han (fpr. I = Ij)
Zabardete u. Tabardillo, m.
das Scharladhfieber in Südamerika.
Tabaͤrro, m. it. (ml.tabarrus, tabardus, fr.tabard)
alt- u. niederd. der Tappert, Tabbert: ein Mantel,
Überrod (Roquelaure); aud) eine mastierte Berfon
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl.
in diefer Kleidung in Italien; Tabarin, m. fr.
(pr. tabaräng) der Hanswurſt, Pidelhering; Tas
barinage, f. fr. (ſpr. —nähſch) die Narrenspojje.
Tabatiere, 1. unter Tabat.
Tabaͤxir (Tabaſchir), n. port. (urjpr. perf., vgl.
per]. tabschir, Ton, Lehm) oſtindiſcher Bambus⸗
zucker od. a a
Tabelle, f. (v. I. tabella, Verkl. von tabüla, Brett,
Tafel) die Tafel, Überfichtstafel, Lifte, Verzeichnis,
ein überjichtlich geordnetes Verzeichnis u. dgl.;
biftoriihe Tabellen, Geihichtstafeln; genealo⸗
giſche T., Geſchlechts- od. Abjtammungstafeln;
chronologiſche Z., Zeittafeln; Tabellarier, m.
(l.tabellarius,v.tabella für Schreibtafel, Schriftee.)
ein Briefbote; tabelläriſch, nl. tafelförmig, in
Fächer geteilt, in Geſtalt einer Tabelle; tabellas
rijieren, in Tabellen bringen; Tabéllio, m. (I.
tabellio) der Ausfertiger von Urkunden, Notar;
Tabellion, m. fr. (fpr. tabelljöng) der Amtsſchrei—
ber, be. auf dem Rande; tabellieren, bei den Apo-
thefern: vermitteld des Zuckerſtoffes in Tafeln
bringen, } B. Schokolade.
Zaberne, f. I. (taberna; gem. oberd. die Tabern,
Tafern od. Tavern, niederd. Taverne) die Bude,
Scenfe, das Gaſthaus; aud) Meßbude, Markt-
hütte; Tabernäfel,n. (l. tabernacülum) das Zelt,
die Stiftshütte, Laubhütte der alten Juden; bei
Kathol. das Saframent3häuschen, worin die Mon-
ftranz mit dem gemweihten Nachtmahlsbrot aufbe-
mwahrt wird: eine Blende für Heiligenbilder.
Tabes, f. [. (v. tabere, allmählich vergehen, ſchwin⸗
den) Heilk. Schwindfucht, Auszehrung; tabes ab-
dominälis, die Unterleibsſchwindſucht; t. dor«
suälis, Rücgratdarre, Rückenmarksſchwindſucht;
t. pulmonälis, die Lungenſchwindſucht; tabeſzie⸗
ren (Il. tabescere), austrodnen, ſchwinden, ab—
zehren, außmergeln.
Tabis, fr. (pr. tabth, v. perf. utabi, fojtbarer Sei—
denjtoff) oder Tabin, m. (oberd. auch Tobin; it.
tabi, tabino, engl.tabby) gewäfjerterDoppeltaffet,
Silbermohr.
table, f fr. (ſpr.tab'l; v. I. tabüla, Brett) die Tafel,
der Tiih; Table D’hote, f. (jpr. tab'ldoht, nicht
tab'ldoh!) der Wirtstiich, die Wirt3- od. Gaſttafel;
der Gejellihaftstiich in Gaſthäuſern: die Tafel- od.
Gerihte-Drdnung; Table d'höte ſpeiſen, an der
Gajttafel fpeifen, die Speifen in der Reihenfolge,
wie fie aufgetragen werden, genießen, entgegen dem
54
850 Tableau
& la carte, two man beliebige ausmwählt; table-
ronde, f. (fpr. —rongd’) die Tafelrunde König
Arthurs (f. d.), des Königs Artus der Sage.
Tableau, n. fr. (fpr. tablöh; dv. I. tabüla, Tafel) ein
Gemälde, Bild; eine Schilderung; Entwurf, Ver-
zeihnis; im Schaufpiel eine neu eingeführte Ein-
teilung, zwifchen Akt und Szene ftehend; Tableau
vivant (pr. —wimdng), ein lebendes Bild, Dar-
jtellung eines Gemäldes durch lebende Perſonen
(pl. tableaux vivants).
table, m. engl. (jpr. teb’)), Tiſch, Tafel; table-
moving, n.engl.(jpr.—-mumwing),das Tiſchrücken;
table-rapping, n. engl. (pr. —⸗räpping) das
Tiihflopfen.
Tablette, £. fr. (tablette, Brettchen, Täfelcden), pl.
Tabletten, die Schreibtafel, Täfelhen; Kaffee-
brett, Teebrett, Platte; Tabletterie, f. Täfelwerk,
Kunftichreinerei oder Drechſelei; Tablettier oder :
Tabletier, m. (ſpr. —tjeh) ein Kunſtſchreiner od.
»Dredjler.
Tabor, m. hebr. (thäbör, eig. Bruch, Stein, von
chald. thebär, brechen) ein Berg in Galiläa ; daher
böhm. und ungar. eine befeftigte Anhöhe, Wagen-
burg oder Artillerieparf, Yager (oberd. Taber,
Täber); bei. die von Zisfa zum Waffenplag für
die Hufliten eingerichtete Bergfefte (jegt Stadt) in
Böhmen, dah. die Hufliten auch Taboriten ge-
nannt wurden; in neuerer BeiteineBolfsverfamm-
lung in den ſlaviſchen Ländern Dfterreich3, bei. in
Böhmen; — aud) (vom altfr. tabour) eine Trom-
mel bei der Reiterei; eine türk. Soldaten-Abtei-
lung (etwa ein Bataillon).
Tabouret, n. fr. (ſpr. tabureh; Verkl. dv. altfr. ta-
bour, tabor, jest tambour, prov.tabor, Trommel,
wegen der Honlichfeit damit; fpan. taborete; vgl.
Tambour), gew. Taburett, ein Sefjel ohne Lehne;
auch eine Art Florett-Zeug mit bunten Blumen.
Tabu, n. bei den Südſeeinſulanern die Heiligkeit u.
Unverleglichfeit gottgeweihter Gegenftände, Orte
oder Perſonen; unverleglich, heilig.
tabuüla, f. [. Brett, Tafel, bei. Schreibtafel; tabü-
lae, pl. Schriften, Urkunden, Rechnungsbücher;
tabüla Pythagorica, f. das Einmaleins; t.rasa,
f. (fr.table rase) eig. eine gejchabte, glattgeftrichene
Wachstafel: dad. eine glatte, leere Kupfer- oder
Steinplatte, ein unbejchriebenes Blatt; t. r. ma=
Ken = etwa vollitändig wegſchaffen; gründlich
aufräumen, reine Wirtiaft maden; t. votiva,
eine Weihtafel, vgl. Botivtafel; Tabularius,
m. ein Schreiber, Rechnungsführer; Tabulariuım,
n.=Xrdiv (f.d.); Tabulãt, n. (l.tabulätum; v.
tabuläre, täfeln) ein getäfelter Boden; ein gedielter
ang in einem Kloſter; Tabulatür, f. nl. die ge-
nauelte Drdnung und Regelmäßigteit; Tonf. Be—
ee der Töne durch Buchſtaben und ee
tatt der Noten; ehemals auch die Singgejege in
den Schulen de3 Meiſtergeſanges; jprw. eg geht
ganz nad der TZabulatur (gem. Tippel-
tappeltur), d.i. ftreng und fteif, regelrecht: Ta—
buldtt, n.(v. mi. tabuleta, Feiner Tijch) ein leich-
ter Bretterfaften mit Schubfächern; dab. der Ta—
bulettfrämer, ein Kaſtenkrämer, Kleinhändter,
der jeine Waren in einem ſolchen Kaſten herumträgt.
Zabün, m., pl. Zabünen, ruſſ. große, herumzie-
bende Geitüte in den Steppen Rußlands; Ta—
bunihtichif, m. der Wächter, Auffeher iiber die-
Tacamahaca, |. Takamahak. Ijetsen.
tace! 1. (v. tacere, ſchweigen) ſchweig! ftill! si tace,
it. (pr. — tatſche) Tonf. man ſchweigt oder man
ſchweige! tac6ndo, l. ſchweigend, dur oder mit |
A Taful
Schweigen; tacet, Tonf. er (fie, es) ſchweigt; qui
tacet, consentit od. consentire videtur, Sprw.
wer ſchweigt, willigt ein od. fcheint einzumilligen;
si tacuisses, philosöphus mansisses, Sprw.
wenn du gefchtwiegen hätteft, jo wäreſt du ein Phi-
loſoph geblieben od. ferner für weife gehalten wor-
den, d. i. fo hätteft du nicht deine Unwiſſenheit ver-
raten; tacitus, a, um, ald Adverb tacite, jtill-
ſchweigend, geheim; tacitns cons6nsus, m. eine
ſtillſchweigende Einwilligung; Tacita, f. die Göttin
des Schweigens; ex Tacito, od. aus dem Ta-
eitus antworten (Wortjpiel mit tacitus, ſchwei—
gend, u. Tacitus, Name eines berühmten rom.
Geſchichtſchreibers) d. h. ſtillſchweigen oder nicht3
zu antworten willen, 3.B. auf die in einer Prüfung
gegebenen Fragen; taciteifch, kurz, gedrängt, ge-
danfenjchwer, wie der Stil oder die Schreibart des
Tacitus; taciturn (I. tacitürnus), ſchweigſam,
mwortfarg, verſchloſſen, verſchwiegen, nicht gern re-
dend; Tariturnität,f.(l.taciturnitas'dieSchweig-
ſamkeit, Berjchlofjenheit, ftilles Wefen.
Zachhydrit, m. ar. (v. tachys, jchnell, und hydor,
Waſſer) eine in Staßfurt vorkommende, leicht zer»
fliegliche natürliche Berbindung von Chlorkalzium,
Chiormagnefium und Waſſer.
Tachin, n. Sejambutter, eine fettige, zähe, aus den
Seſamkörnern gepreßte Mafje, bei. zur Faſtenzeit
an Speifen verwandt. N
Zachmischäneh, n. arab. (von arab. ta'hmis, zu
Pulver machen, mahlen, und dem perj. chänah od.
chäneh, Haus) die im Morgenlande gebräuchliche
Raffeeftampfe, wo der Kaffee zuerſt geröftet und
dann geſtoßen oder gejtampft wird.
Tachometer, m. gr. (v. tächos, Schnelligkeit, und
metron, j. Dletrum) der Geſchwindigkeitsmeſſer, ein
Inſtrument an Mafchinen, Fahrzeugen zc., bei.
zur Meffung der Umdrehungsgeſchwindigkeit bei
elektrodynamiſchen Maſchinen.
Tachyblaſtie, f. gr. (v. tachys, ſchnell, und blastä-
nein, feimen, ſproſſen) Schnellfeimung, ſchnelle
Entwidelung; tachyblaͤftiſch ſchnellkeimend: Ta⸗
chydrit. ſ. Tachhydrit; Tachydroͤm, m. ein
Schnelläufer; Tahydromie, t. der Schnellauf;
Tachhepfſẽt, m. (v. hepsein, kochen) ein Schnell»
kocher, gejchloffener Kochtopf; Tachharaͤph, m.
ein Geſchwindſchreiber; Tachygraphie, f. die
Geſchwindſchreibekunſt, Schnellichreiberei; tachhy⸗
araphiich, ſchnellſchreibend; Tachymẽter, m.
Wertzeug zur Schnellmeſſung von Entfernungen;
Tahymetrie,f.Schnellmefjung Schnellaufnahme;
tachymetriſch, vermittels des Schnellaufnahme—
verfahrens, dürchſSchnellaufnahme; Tachypyrion,
n. ein Schnellzünder, ein Schnellfeuerzeug; tachy⸗
thanätos, ſchnellſterbend, ſchnelltötend.
tacite etc., taciturn, |. unter tace.
tüdids, I. (taediösus, v. taedium, Efel, Überdruß)
efelhaft, verdrießlich, langweilig, beſchwerlich; Täs
Ddionität, f. nl. die Ekelhaftigkeit, Überläftigfeit.
Tadſchiks, pl. (perj.tätschik) die mit fremdem Blut
vermiichten Nachlommen der alten Berjer, Meder
und Balftrier, im Gegenſatz zu den herrichenden
Tael, ſ. Tail. ktatariſchen Stämmen.
Taffet, Taft, m. (fr. taffetas, it. taffetà, ſpan. ta-
fetan, v. perſ. täftah, d. i. eig. geſponnen, gewebt,
v. täftan, drehen, ſpinnen) ein leichtes, glattes
Seidenzeug, leinwandartig, aus gefochter Seide
Taffia oder Tafia, m. f. Ratafia. [gewebt.
Taft, |. Taffet.
Tatil, m. port. (prov. u. altfr. tafur, ein Schelm,
Spigbube, jpan.tahur, ein falfcher Spieler, v.arab.
Tagalen
taihfr, ein unbefonnener, ftolger, irregeleiteter
Menich, von hära, niederjtürzen; vgl. tahawwur,
ſich unbeſonnen in etwas ftürzend) ein Stußer, Lebe»
mann; Spieler von Gewerbe, falicher Spieler.
Tagälen, pl. eine malayifche Völferichaft auf den
Philippinen, welche die zu dem malay. Sprad)-
ſtamm gehörige und in zwei Hauptmundarten zer-
fallende tagaliihe Sprache jpridt.
Taplidrt, Tagliarini, Tagliatellt, Tagliolint,
l. it. (fpr. gli=1j; v. tagliare, jchneiden, f. tail»
ieren) eine Art italienischer Nudeln.
Talaut, j. Tayan.
Zaifun, m. hin. ſ. Typhon.
Taitun, m. japan. der frühere weltliche Herricher
von Sapan (neben dem Mikado als geiſtlichem
Oberhaupt), durch die neuejte Revolution bejeitigt;
Zaifunät, n. nl. die Würde des Taikun.
Tail oder Tacl, Tehl, Tale, n. malay. eine Unze;
val. Kin, Liang und Tan.
taillieren (ipr. tajieren), fr. (tailler; prov. talar,
talhar, taillar, it. tagliare, fpan. tajar, ml. taläre,
talliäre, taleäre, v. I. talda, abgejchnittenes Reis),
eig. ſchneiden, zufchneiden; Karten mijchen und ab»
ziehen; Taille, f. (pr. tdj’) der Schnitt, Leibfchnitt
eines Kleides; der Wuchs, die Teibesgeitalt; be.
der Teil des Leibes und eines Kleidungsſtückes
groiichen den Hüften und der Bruft; im Kartenſp.,
ei. im Pharao, das Abziehen der Karten, um zu
jehen, welche gewinnt oder verliert; aud) die ſämt—
lichen Karten, weiche abgezogen werden, der Abzug
fämtlicher Karten in einem Spiele; im Münzweſen
die Ausftüdelung; Tonf. der Tenor; die Bratjche;
in Franfreih vor der Revolution: die gemeine
Steuer; Tailledouce (pr. —duhß’; eig. fanfter od.
feiner Schnitt), Kupferſtich; Taille fanife (Ipr.
—fohß'“), falfches Abziehen der Karten; Taillan—
derie, f. (jpr. tajangderth) fchneidende ne
oder Werkzeuge; Tailleur, m. (jpr. tajühr) ein
Schneider; Bankhalter im Pharao; Tailloir, m.
(pr. tajodr; wovon unſer Teller) ein Hadebrett;
Zaillon, m. (fpr. tajöng) Nachſteuer (vgl. Akziſe);
Zaillüre, k. (ſpr. tajühr )Stiderei auf Beſetzungen.
tailor made, n. engl. (ſpr. tel’r med; von engl.
tailor, Schneider) das vom Schneider gemachte
Kleid, Schneiderkleid.
Taim, Tehm, Teong oder Taong, Toöng oder
Toung, n. die birmanifhe Elle (als königl. Elle
auch Sandang genannt) = 0,485 m.
Taing, auch Tchny oder Dain, n. die birmanifche
Meile = 3,4 km.
Zaipings, pl. hin. Name der feit 1850 im Auf-
vun gegen die Mandihudyneitie begriffenen Re—
ellen.
Zai=tjing, m. Name der jeit 1644 in China herr-
ihenden Mandihudynaftie.
ZTajaſſü, n. (brajil. tayaqü, das Schwein; port. ta-
jacü), ſ. Pekari.
Takaniahakl, n. ein aus Dft- u. Weſtindien fommen-
de3 heiljames, wohlriechendes Harz; das ojtind.
von Calophyllum tacamahaca ijt gelblich-grün;
da3 weitind. von der adhtfadigen Sagara(Fagara
octandra) hellbraun.
Takel, n. niederd. u. holl. das Zugfeil, Hiktau am
Maft eines Schiffes; auch ein Hebe- oder Winde-
geug, Flaſchenzug; Zalelage, f. (jpr. takelähſche;
eutich mit franzöſ. Endung) das Tafelwerf, Tau-
werk eines Schiffes; ein Schiff tafeln, es mit den
nötigen Tauen und Seilen verjehen.
Zallidi-Seif, n. türf. (v. arab. taklid, Umgürtung,
u. seif, der Säbel, das Schwert) die Säbelumgür—
|
|
en ÖL
Taleth 851
— des Sultans, eine Zeremonie, welche die
Stelle der Krönung vertritt.
Takos, m. eine Rechnungsmünze in Surate, —
1a, Kupie oder ungefähr 9 Bf.
Taft, m. (v. I. tactus, v. tangere, berühren) 1. das
Berühren, Betaften, Taftungsvermögen, Gefühl;
uneig. Feingefühl, Gefühl für das Schidliche, Paſ—
fende, Feinheit und Sicherheit des Benehmen im
Umgang; 2. Tont. (wahrich. von dem Greifen od.
Schlagen der Saiten) da3 Zeitmaß, Einteilung der
Tonfolge in bejtimmte Zeiträume, gleichförmige
Beitabteilung, gleihmäßige Bewegung, (4. B. im
Tanze); auch ein einzelner Zeitabjchnitt * einer
er abgeteilten Zeitreihe, ein Taftglied;
altıneffer, m. — Chronometer oder Metro-
nom; taftil (l. tactilis), fühlbar, empfindbar;
Zaftilität, f. nl. Fühlbarkeit, Empfindbarkeit;
Zaftion, f. I. die Berührung, das Fühlen, der
Gefühlsſinn; taktieren, ni.das Zeitmaß bezeichnen,
den Takt ſchlagen.
Taktik, f. (gr. taktikẽ, d. i. eig. die Kunſt des An-
ordnens, von tässein, ordnen) die Kriegsfunde,
Kriegsfunft, Heerführungskunft, Heeresführung,
die Kunft, ein Kriegsheer in den Waffen zu üben
und in Schlachtordnung zu Stellen; zweckmäßiges
Berfahren, Borgeben; Taftifer, m. einSchladhten-
lenfer, Kriegsleiter; ein planmäßig VBorgehender;
taͤktiſch, Friegskfundlich, zur Kriegskunde od. Waf-
fenkunſt gehörig, der Kriegskunſt gemäß; planvoll.
Talapoin, m., pl. —en, Sriefter des Buddha oder
Fo (f.d.) bei den Siamejen; aud) ein jehr Heiner
ojtindischer Affe.
Talär, m. (v. I. taläris, bis auf die Knöchel, tali,
reihend) ein langes Feierfleid, Königsmantel;
langes Oberkleid der Geiftlichen od. Richter, Amt3-
gewand; Talarien, pl.(l.talaria) die Flügelſchuhe
des Merkurius oder an Merfurbildern.
Taͤlar od. Taler, m. poln. (aus dem Deutfchen ent-
lehnt) ein polnifcher Zaler zu 6 Gulden, von 1794
bi 1814,3 .4 wert.
Zaldiius od. Taldijins, m. I. Fabell. der Gott der
Ehen, der jeit dem Raube der fabinifchen Jung—
frauen in Rom verehrt wurde.
Talbotypie, f. das nad) dem Erfinder, dem Eng-
länder Fox Talbot, benannte Berfahren, Lichtbilder
auf Papier zu erzeugen — Photographie und
Ralotypie.
Zaleium, n. nl. = Magnefium; vgl. Talk.
Taleb, m. türk. (arab. tälib, von talaba, fuchen) eig.
ein Sucher, Foricher, bei. der Wiſſenſchaft; ein
Student; ein Gelehrter; in der Berberei ein Lizen-
tiat der Rechte.
Täleman, m. fchived. (von tala, jprechen, und man,
Mann) der Sprecher des Bauernitandes auf den
ſchwediſchen Reichstagen.
Talent, n., pl.—e, (lat. talöntum, v. gr. tälanton,
eig. Wage, Gewicht), 1. bei den alten Griechen und
Suden: ein beſtimmtes Gewicht und eine Geld-
fumme; das attiſche Talent betrug nad) unſerm
Gelde etwa 4125 M, und ein Talent Goldes galt
nad) attiihem Gehalt 10 Talent Silbers; 2. feit
1896 ein griech. Gewicht von 100Minen = 150 kg;
3. uneig. gleich]. da Zugewogene, das anvertraute
Pfund (bibl.), die Naturgabe, natürlihe Anlage,
Begabung, Fähigkeit und Geſchicklichkeit; auch ein
mit Fähigkeiten ausgeſtatteter Menſch; talentiert,
talentvoll, voll natürlicher Anlagen oder Fähig-
feiten, begabt, hochbegabt.
Taleron, Talera, ſ. Talirio
n.
Taleth, r. Talith, m. hebr. (rabbin. tallith, jüd.
54*
852 Talil
geſpr. Tallis [gem. Dalles], v. hebr. täläl, be-
decken) der Judenſchleier, die viereckige Decke, wo—
mit die Juden beim Gebet in der Synagoge ſich
den Kopf u. Hals verhüllen; auch das Totenkleid,
Totenhemd; daher: erhat feinen Tallis an, erbe-
fommt denTallis,— er a
ZTalif, n. arab. (v. 'alaka, ſchwebend hängen) eine
liegende Schriftart der Verjer, jpäter von den Tür-
fen bef. zu Gedichten angewandt.
talio, £. I. (v. talis, jolch, jo beſchaffen) die Vergel—
tung, Erwiderung; Justaliönis, da3 Vergeltungs⸗
recht; Taltöns-SHftem, n. im peinlihen Rechte:
der auf dem Wiedervergeltungs-Grundfage be-
ruhende Lehrbegriff; talionifch, nl. wiedervergel-
tend, die Wiedervergeltung betreffend.
Talipes, m.nl.(v. 1. talus, Knöchel, Knorren) Heilk.
der Klumpfuß.
Zalirion oder Taleron, n., pl. Taltria, Talera,
neugr. (talörion, v. deutſch. Taler, it. tällero) vor
1866 eine gried. Silbermünze von 5 Drachmen,
3,63 4 wert.
talis, e, lat. ein folder 2c.; qua talis, als jolcher
(vgl. qua); taliter qualiter, I. jo jo, mittelmäßig,
einigermaßen. |
Taͤlisman, m. (fr. u. fpan. talisman, it. talismano,
v. arab. tilism, "tilsam, Bauberbild, pl. taläsim
und "tilsamät, entlehnt v. mittelgr.t&lesma, Weihe,
Bezauberung, Zauberformel— gr. telos) ein unter
einer geutilen Konftellation mit abergläubifchen
Förmlichkeiten gefertigtes Zaubermittel, Zauber-
bild, Schußzauber 2c., vgl. Amulett; bei den Tür-
fen ein Geijtlicher, der an der Moſchee dient; talis⸗
maniſch, zauberifch, vgl. magiſch.
Talt, Zalfftein, m. (fr. talc, fpan. talco, ml.taleus,
v. arab. talq) eine aus Fiefelfaurer Bittererde be-
itehende fettige Steinart von grünlich- weißer Farbe;
Zalt-Erde,f.Bittererde,f.Magnefia; 3,:Spat,
m. Bitterfpat, Rautenfpat, aus kohlenſaurer Bit-
— und etwas kohlenſaurem Eiſenoxydul be-
tehend.
Taͤllaro od. Taͤllero, m. (vom deutſch. Taler) eine
Silbermünze der Republik Raguſa = Ragufino,
Bislino, — d.; eine ehemal. venetianiſche Silber-
münze zu 10 Lire piccole.
Taͤllipotbaum, m. (fr. tallipot, port. talaga, zeyl.
talgala, malay. saribu, nl. corypha) die Schirm-
palme, ein jehr großer Baum, bej. auf Zeylon, mit
ungeheuer großen Blättern.
Zalis, Tallith, j. Taleth. }
Zalmi, n., Talmigold, eine eigentümlich vergoldete
Art von Meifing, benannt nad) dem Fabrifanten
Tallois in Paris u. demi-or, abgefürzt Talmi-or;
die Pariſer Händler bezeichneten diejen Handels—
artifel; Tal. mi-or, fo entitand der Name.
ZTaͤlmud, m. hebr. (cabbin. thalmüd, d. i. eig. münd⸗
lie Lehre, Unterricht; von lämäd, fchlagen, ab-
gerichtet werden, lernen; limmad, üben, lehren;
davon talmid, der Schüler) das Geſetzbuch der
neueren Juden od. die zwiſchen dem 2. u. 6. Jahrh.
veranitaltete Sammlung jüdijcher Überlieferungen
u. Geſetze, welche die ganze Lehre u. Wiſſenſchaft
der Juden, das göttliche u. menfchliche Recht ent-
hält. Sie beiteht aus der Mifchna (rabb. misch-
näh, d. i. eig. Wiederholung, Verdoppelung, —
Deuterofis, vom hebr. schänäh, fi) verändern,
wiederholen, nämlich) Wiederholung und Entwide-
lung des göttlichen Gejeges), welche die Grund-
Ihrift oder den eigentliden Text enthält, und der
Gemära(gemärä), welche die —— J— des Tex⸗
tes, die Erörterung der verſchiedenen M
einungen
Tambour
und die Entſcheidung über dieſelben enthält und
auch vorzugsweiſe Talmud heißt. Juden, welche
den Talmud annehmen, heißen Talmudiften od.
Rab biniten, zum Unterſchied der Karaͤer oder
Karaiten, die ihn und alle mündlich überliefer-
ten Satungen vermwerfen. |
Zalon, m., pl. —8, fr. (jpr. talöng; prov. u. fpan.
talon, it. tallone, vom l. talus, Knöchel) die Ferſe,
Hade, der Abja am Schuh; Krk. der Borfprung
der Außenmauer an Baftivnen; ein fpatenähnliches
Werkzeug, bei Gipsarbeiten; dag nicht gehärtete
Ende an der Klinge eines Scyermeffers; Kartenfp.
der Stamm, Kartenreft, die Kauffarten, die nach
dem Berteilen übrig gebliebenen Karten; bei
Staatöpapieren der Bapierftreif, von welchem die
en (Coupons) abgejchnitten werden, die
insleiſte, derginsbogen; die Zinsſcheinanweiſung,
Stammſchein, Erneuerungsſchein, der Teil des
Couponbogens, gegen den, nachdem die fälligen
Coupons abgelöft find, ein neuer Couponbogen
ausgehändigt wird; Talonniere, f. (pr. talon-
jähr) die Kahnenbüchje, ver Fahnenſchuh.
talpa, £. I. der Maulwurf, Talpa oder Talparia,
f. nl. Heilf. der Kopf-Maulwurf oder die Maul-
wurf3-Gefchwulit, eine Kopfgeſchwulſt.
Talpatſch, |. Tolpatid.
Zalus, m., pl. Zalt, I. Knöchel, Knorren; Knöchel
zum Spielen, Würfel; nl. auch Abdachung, Bö—
hung; talutieren, barb.-l. abdadhen, böjchen.
Tamandu od. Tamdndug, za. (brafil. tamandus,
port. tamandüa, jpan. tamandöoa) der Ameifenbär,
ein zahnloſes Säugetier in Südamerika.
Tamarinde, f. (it. u. fpan. tamarindo, fr. tamarin,
ni. tamarindus indica; v. arab. tamrhindi, d. i.
indische Dattel, von tamr, getrocknete Dattel) der
ojtind. Sauerdattel- oder Sonnenbaum und deſſen
heiljame Schotenfrudht; Tamarindenmark (lat.
pulpa tamarindorum), da3 zwijchen den Häuten
der Schalen befindliche ſäuerlich-ſüße Mark, in den
Apotheken gebraucht.
Zamariste, f. od. der Tamaristenbaum (l. tama-
riscus, tamärix, tamarice, tamaricum; gr. my-
rik6), ein ftrauchartiger Baum im Morgenlande
und füdlihen Europa, deſſen jalzreiche che zum
Gerben und Färben gebraucht wird.
Zamboule, f. (vgl. Tabala und Tambour) eine
Trommel der Neger von dem Holze ded Trommel»
baumes.
Tambour, m. fr. (ſpr. tangbühr, gew. tdmbuhr;
gem. unt. Tambauer; it. tambüro, port. tambor,
|pan. tambor, atambor, prov. tabor; v. arab. und
perj. tumbär, timbär, tambür, d.i. eine Art Zither
und die Trommel; vgl. arab. tabl, tebl, perj. tam-
bal, Trommel) eig. die Trommel; gem. die Trom-
meljchläger, Trommler; eine dichte Palifaden-
Beridanzung; ein Vorbau an den Türen zum
Schutze gegen ven Wind; der zylindrifche (trommel-
fürmige) Unterbau einer Kuppel, Kuppeltrommel;
Tambour⸗Major, m. der Obertrommler, Trom-
melmeifter; Tamburin, n. (pr. tangburäng), it.
Tamburino oder Tamburdiio, m. eine Hand-
trommel, Schellentrommel, mit einem Fell und
Scellen; ein Näh- oder Stidrahmen, eine Stid-
trommel; auch ein jpan. und ſüdfranz. munterer
Zanz, der Gavotte ähnlich, wobei ſich der Tänzer
jelbft mit dem Tamburin begleitet; Tamburine
Stich, m. der Hakenſtich, Kettenſtich T.=Stiderei,
f. Häkchenſtickerei, Kettenſtichſtickerei auf der Zam-
buriermafchine; tamburieren, häkeln, mit Häkchen
ftiden; Tamburier-Nadel, f. ein Stickhäkchen,
Tambur
etme Hülelnadel; T.-Stickerei — Tamburin-
jtiderei, f. d.
Zambur, Tamburin, Tamburiers, tamburies
ren, j. Tambour.
tamdiu, l. fo lange.
tamen est laudäuda volüntas, j. voluntas.
Tamenes, pl. fpan. (sing. tam&n) indianifche Laſt⸗
räger.
Tamfäna od. Tanfana, f. bei Taecitus die germa-
niſche Göttin des Herdes und Feuers (S l. Vesta),
deren Hain und Heiligtum von Germanicus zer-
ſtört wurde; viell. die ſcythiſche Tabiti.
Tamis, m. fr. (fpr. tamih; prov.tamis, jpan.tamiz,
it. tamiso, tamigio, ml. tamisium, holl. teems,
tems, temst, niederd. temse, f.; vgl. althochd.
zemisa, Kleie) ein Haarficb; (fr. tamise, f.) ge-
glättete8 Wollenzeug; tamifieren (fr. tamiser),
durchſieben, fichten.
Tampon, m. fr. (jpr. tangpöng; fpan. tapon, auch
fr. tapon, v. tape, Zapfen, ml. tappus, v. niederd.
tappe = Zapfen; Beitiv. fr. taper, ſpan. tapar,
prov. tampir, zujtopfen) der Bapfen, Pfropf,
Stöpſel bei Kanonen; das Tupfbällchen der
Kupferdrucker; Heilk. ein Pfropf von Zupflein—
wand (Charpie), welcher in natürliche oder
krankhafte Öffnungen des Körpers eingebracht
wird, um Blutungen zu jtillen, überh. ein Pfropf,
Baufh von Watte, Gaze, Leinwand zc., Watte-
pfropf, der 3.8. bei Gebärmutterleiden eingelegt
wird 2c.; Dihtungsring; tamponteren (fr. tam-
ponner), mit einem ſolchen Pfropf verjchließen,
zupfropfen; verpfropfen, verjchließen, dichten;
Tampondde, f. die Verſchließung, Zupfropfung
mit einem Tampon, Einlegung eines Watte-,
Gaze- oder Leinwandpfropfens in eine Körper-
böhlung zu Heilzweden, 3. B. Blutftillung ze.
Zamtam, m. (wahrſch. ein Schallwort) eine dhine-
ſiſche oder indiſche Handtrommel aus Kupfer, in
Form einer Zimbel, die mit einem Klöpfel ge—
ſchlagen wird; uneig. marktſchreieriſche Reklame.
Tamülen, pl. (einheimifch tamil) ein über zehn
Millionen jtarkes Volk in Oftindien, dravidiſchen
oder dekaniſchen Stammes; vgl. dravidiſche
Spraden.
Tan, n. hin. die Laft, das größte chineſ. u. japan.
yenpeiigenicht, auch Pikul zc. genannt, hat 100
in oder Kattis zu 16 Liang zu 10 Tfien zu
10 Sen zu 10 Li, = 60,453 big 60,479 kg; aud)
ein japan. Yeldmaß (f. Tang).
Zänärus, m.!.(vom gr. Tainaros) eig. Stadt und
Borgebirge in Lafonien mit einer Höhle, welche
man für den Eingang in die Unterwelt hielt; dab.
f. die Unterwelt, das Totenreich.
tändem, l. endlih; tandem aliquändo, endlich
einmal:
jiegt die gute Sache.
Tandem, n. engl. (pr. tänndem) ein leichter zwei—
rädriger Wagen mit zwei Pferden, eines hinter das
andere gejpannt; ein Tricyele (f. d.) oder Dreirad
|
Tantalus 853
tangle, verwideln) = Fucus; 2. eine Gattung
oftindifcher Neffeltiicher; 3.n.(auh Yan) ein japan.
ae bon 20 Keng Länge und 15 Keng
— 9,957 a.
Tanga, f. eine Rechnungsmünze, in Goa zu !/, Ke-
rafın oder PBardao, — 0,15 4; in Turan (freie
Tatarei) auch Tenge, Tenga, Tonga (eig.
Tjanje) genannt, von verihiedenem Wert, durd)-
Ichnittlich O,58 A.
tangieren, I. (tangere) berühren, ftreifen; treffen,
Eindrud maden; erwähnen, anführen; Tangent,
m. (v. I. Partizip tängens, berührend), pl. —en,
der Berührungsjftift, das Hämmerchen an Saiten-
inftrumentenu. Spieluhren; Bangente, f.Größenl.
die Tafte od. Berührungslinie, eine gerade Linie,
reite,
. melde eine frumme (3. B. einen Kreis) nur in
einem Punfte berührt, ohne fie, bei beliebiger Ver—
längerung, zu durchichneiden; die Tangente
eines (von 2 Kreishalbmefjern eingeihloflenen)
Winfels oder Bogen ift das am Endpuntte des
einen Halbmefjers errichtete und bis zum Durch—
jhnitt mit der Verlängerung des andern Halb-
meſſers fortgeführte Lot (Perpendikel), od. eig. das
Verhältnis diefes Lots zum Halbmeſſer; die —*
welche durch jene Verlängerung des Halbmeſſers
bi zur Durchſchneidung der Tangente entiteht,
heißt die Sefante des Winkels; Langentens
Buſſole, f. ein Werkzeug, das aug einer im Mittel«
punkte eines Freisförmigen Kupferſtreifens befind-
lihen Magnetnadel beiteht, deren Ablenkung die
Stärke ſchwacher galvaniiher Ströme angibt (vgl.
Galvanometer);%.-Punkt,Berührungspunft;
Krümmungsanfang; tangential, berührend, in
der Richtung der Berührungslinie; ftreifend; Fans
gentinl-Bewegung, die Bewegung eines freijen-
den Körpers in der Kichtung der Tangente, indem
die Zentripetalkraft in irgend einem Punkte der
freisförmigen Bahn nicht wirft und der Körper in
— Richtung weiter fliegt; T.-Kraft, f. die
raft, ng deren die Planeten in der Tan-
— ihrer Bahn fortzugehen oder ſich von der
onne fern zu halten fuchen, entg. Zentripetal-
fraft; tangibel (ſpätl. tangibilis), berührbar;
empfindbar; Tangibilität, £. nl. die Berührbar-
feit; Empfindbarfeit.
Tant, m. die feinjte bengalifche Seide.
Tank, m. ojtind. ein ausgemauerter Waflerbehälter
zum Baden ; beweglider Kampfwagen.
Tania, f.,pl.Zänten, 1. (taenIa, pl. taeniae) Band,
Binde, Haarband, bei. altertiimliche Opferbinden;
der Bandwurm; Tänidium, n. nl. ein Bändchen;
ein fleiner Bandiwurm.
Tanfred oder Danfred, m. altd. (dankrät) männl.
Name: ftarf an Gedanken, ein Gedankenkräftiger.
;tandem bona causa triümphat,endlid) Tannim, pl. hebr. große Seeungeheuer, Draden,
Schlangen, Krofodile.
Tannin, n.fr. (von tanner,niederd.tanen, gerben;
fr. tan, Lohe, vom felt.-armor. tann, Eiche) Gerb-
jäure, Gerbitoff, bei. in Galläpfeln, = Scyto-
für zwei Perfonen, Doppelfigrad; Tandem: genium.
Maſchine, £. eine befondere Art Dampfmajcine.
Zänpdftidor, pl. ſchwed. Zündfteden, —— *
Zandur, m. türk. (vom arab. tannür, Ofen, Glut—
Due ein vierediger, mit einem Teppich bededter
ich, unter welhen man ein Kohlenbeden ftellt,
über welches diejenigen, die fi) wärmen wollen,
die Füße halten.
Zanfäna, j. Tamfana.
Zang, m. 1. (dän. tang, i8länd. thang, urſprüngl.
Tanſa, f. eine tatar. Silbermünze, = 1,85 A.
Taͤnſimat, od. gew. mit franz. Orthographie Fans
zimat, m. arab. (tansim, Anordnung, pl. tansi-
mät, v. natsama, neuarab. nasama, anordnen, vgl.
Nizam) die Regelung, Anordnung des am 3. Nov.
1839 von dem Sultan Abdul-Medihid gegebenen
Khattifcherif (f. Haticherif) von Gülhane oder deö
neuen türkiſchen Grundgefeßes.
tant, fr. j. unter tantum.
niederd. von tengen, anfaflen, angreifen, engl. | antälus, m. I. (v. gr. Täntalos) ein fabelhafter
854 Tante
König in Phrygien, der Ahnherr der Belopiden,
der durch Übermut, Verrat und Graufamkeit an
feinem eigenen Sohne die Götter beleidigt hatte.
Zur Strafe mußte er in der Unterwelt, bejtändig
durch die Gefahr, von einem ſchweren Steine zer-
jchmettert zu werden, geängitigt, bis zum Halfe im
SBaffer fiehenb,auälenpen Duckkind Hungerleiden,
den er durch labende, iiber ihm hängende Früchte
vergebens zu Stillen juchte, weil fie bei jeder An-
näherung von ihm zurüctwichen. Dah. tantdlifch
der Qual des Tantalus ähnlich, unbefriedigt nad)
etwas hungernd od. duritend, vergeblich ſich nad)
etwas fehnend; tantalijieren, barb.-!. durch Täu-
hung reizen, zappeln lafjen, hinhalten; Tan—
tallıım), n. nl. ein 1801 entdedtes einfaches Mes
tal, von Efeberg darum fo genannt, weil fein
Oxyd (näml. die Säure) in Säuren, welche es um-
geben, als darin unauflöslich, ſich nicht fättigen
ann; auch Kolumbium; Tantaläte, pl. tantal-
ſaure Salze; Tantalit, m. aud) Kolumbit, ein
ſchwarzes metalliiches Foſſil, aus Tantalfäure,
Mangan- und Eiſenoxydul beſtehend.
Tante, f. fr. (mit vorgeihobenem t, v. altfr. ante,
prov. amda, v. I. amita; engl. aunt) die Muhme,
Bafe, des Vaters oder der Mutter Schweiter; des
Oheims Ehefrau.
tanti palpiti, ſ. palpitieren.
tantum, I: fo viel; genug; in tantum, Ripr. auf
jeden Teil, fomweit e3 ee anteilig; tänti, jo
viel wert, von ſolchem Werte; non tanto, it. Tonk.
nicht jo ſehr, nicht zu jehr; Tantes, m. (von jpan.
tanto, pl. tantos) in Oberdeutichland f.Spielmarfe,
Babipfennig; tant, fr. (ſpr. tang) jo viel, jo jehr;
ant mieux (fpr. — mid), deito befjer; tant pis
(ipr. — pi), um fo ihlimmer; Tantieme, f. fr.
(ſpr. tangtjähm’) die Teilgebühr, der Gebührteil
oder bejtimmte Anteil an etwas; Anteil an einer
Einnahme, Geminnteil.
Tanya, f. ungar. ein einzelnftehendes Haus, eine
Herberge, ein Meierhof.
Zanzimat, |. Tanjimat.
Taong, n. f. Taim.
Teotai od. Tautai, m. hin. der Statthalter einer
Provinz in China, etwa gleich einem preußijchen
Oberpräfidenten.
Taotjſe, pl. die Anhänger der Taoreligion in China,
j. Zaofiun.
Täpa, f. ein aus Pflanzenfafern verfertigtes Zeug |
auf den Sandwidinjeln, welches, um die Schulter |
geihlagen, bis auf die Hüften reicht.
Zapage, n. fr. (ſpr. tapdhie'; v. taper — tappen,
Hapjen, fchlagen, tape, Schlag mit der Hand) das
Getöje, Oetümmel, der Lärm; tapagieren (pr.
— ſchieren), lärmen, poltern; tapagös (ſprich:
— 08), voll Getöſe, lärmend.
Tabanhoakaͤnga, n. eig. Negerkopf; ein Eifenftein- |
Konglomerat in Brafilien. |
Zapeindjis, Tapindfis od. Tapinöfe, f. gr. (ta- |
peinösis, von tapeinün, erniedrigen, tapeinos, |
niedrig) die Senkung, Erniedrigung, Milderung |
der Ausdrüde.
Zapefong, n. chineſ. dad Gößenbild.
Tapẽte, f. (v. gr. täpes, Gen. täpetos; [. tapetum,
fr. tapis, |pan. u. port. tapete, tapiz, it. tappeto;
uripr. viell. v. perj. tabseh, tabeh) urfpr. Teppich
zum Behängen der Wände, Wandteppich, fpäter
aus Wahstud, je aus Papier, die Wandbeflei-
dung od. «Dede, das Wandpapier; landſchaftl. auch
das Zapet, bei. f. Fußdecke u. gewirkte Tiſchdecke;
dah. etwas auf Zapet bringen: etwas auf: |
Tarantel
tiſchen, zum Gegenstand eines Geſprächs machen
od. auf die Bahn bringen, zur Sprache bringen;
aufdem Tapete fein, im Werke fein, vorliegen;
tapezieren If tapisser), mit Qeppichen oder
Wandpapier befleiden, Zimmermwände ausſchmük⸗
fen; Tapezierer, gem. Tapezier, m. (fr. tapis-
sier) ein Jimmereintichter od. ausſchmücker; Pol-
ſterer; Tabezerei od. Tapezier⸗ Arbeit, Teppich
arbeit, Zimmerbeffeidung; Tapifferie, k. fr. Tep-
pichiticerei, eine Art Stiderei, gewirften Teppichen
ähnlich; Tapiſſeriegeſchäft, Stickereigeſchäft.
Tapeur, m. fr. iſpr. tapöhr; v. tapoter, klimpern,
— ein zum Tanz aufſpielender Klavier—
pieler.
tapieren, fr. (taper; vgl. Tapage) die Haare mittels
eines Kammes auffchlagen, aufitülpen u. fräufeln,
auch toupieren, f.d.
Zapindfis, |. Tapeinofis. |
Tapioca, f. brafil. (fpr. tapiöfa) die Tapiofa, Mehl
aus den Wurzeln des Kaſſäwaſtrauches.
Zapir, m. brajil. (tapy’ra), au) Anta, m. fpan.
und port. das Waſſerſchwein, die Waldfuh, das
größte Landtier in Siidamerifa.
Tapiffendis, m. fr. (pr. —angdt) gemalter Kattun
ar durchgehenden Farben; Tapiſſerie, j. unter
apete.
Tanfel, m. ein Ba: grober oftind. Kattun,
gem. von blauer Yarbe. £
Taquinerie, f. fr. (v. taquiner, quälen od. ftreiten
über unbedeutende Dinge, von taquin, farg, knik—
ferig, eigenfinnig, it. taccagno) das Gtreiten über
Kleinigkeiten.
Tara, £. it., fpan. u. prov. (fr. tare, v. arab. “tarah,
d. i. eig weit, fern, v. taraha, wegwerfen, entfer-
nen) bei Kaufl. der Abzug, Abgang der Berpadung
von der verpadten Ware, daS Gewicht des Ge-
fäßes, Sackes ıc. (vgl. netto) Leergewicht; sopra
tara, it. iiber die gewöhnliche Tara bemilligter
Abzug; Tara⸗Rechnung, f. Abzugs- oder Ab-
eng: tarteren, das reine Gewicht einer
are vor ihrem Einpaden in Fäſſer, Kiſten ıc.
bejtimmen und die Tara berechnen.
Taͤrabat, m. arab. (dharabat, Schlag, v. dharaba,
lagen; fr. tarabat) eine Klofterflapper, womit
die Mönche gewedt u. im Orient die Chriften zum
Gebet gerufen werden. ——
Tarabiten, pl. ſpan. u. ſüdamerik. Seilbrücken.
Tarabüfe, f. türk. ein mit Glöckchen oder Scellen
behangened Tamburin, zur Begleitung des Ge-
janges, eine Handtrommel.
| Tarät od. Tarjänt, pl. die Luft verpeftende Sümpfe
mit reichſtem Pflanzenwuchs, am Himalaja.
Taraldnen, pl. rufj. (tarakän, poln. dragan, und
karaczan) Schabfäfer, Küchenfchaben, Brotjchaben,
Raterlafen (j.d.), ſchwarze Haugfäfer (bei Blumen⸗
bad) aud) Tarofanen).
Taͤrant, m. eine mit dem Enzian verwandte Pflan-
zengattung: blauer Tarant (Swertia peren-
Zarantdi, m. ruf). ein Reifewagen. [nis L.).
Taräntel, f. (v. it. taräntola) eine giftige Spinne
in Stalien, bef. bei der Stadt Taranto (Zarent);
auch im wärmeren Aſien u. Amerika; Tarantis⸗
mus, m. nl. der Tarantelbiß, und die vorgeblich
dadurch entjtandene Krankheit, der Taranteltanz,
die Tanzwut, der Veitstanz; Tarantella, it., od.
Zarantelle, fr. f. ein Volkstanz u. die begleitende
Bolts-Weije (-Melodie), bei. in Sizilien und Kala-
brien üblich und nach der Stadt Taranto ge-
nannt; Tarantöle, f. blaue® Tuch, welches im
Neapolitanifchen verfertigt wird.
Tarak
Zara od. Tarras, m., auch die Taraßbüchſe (vgl.
das böhm. taras, Bollwerk von Erde, Erdwall,
Terraſſe, ml. tarrassaria), ehem. eine Art groben
Geſchützes.
Zardris, f. gr. (v. tarässein, aufrühren, erregen)
Heil. Störung, Verwirrung, bei. im Unterleibe;
auch eine leichtere Augenentziindung; Tararäs
cum, n. nl. (Leontödon taraxäcum L.) Pfaffen-
röhrlein, gemeiner Löwenzahn, ein ſehr heilfames
Gemwäch (fo genannt, weil e8, in großen Gaben
genommen, Unruhe im Leibe und Durchfall macht).
Taͤrbuſch, m. türk. (vom perj. sar-püsch, Kopf—
——— von sar, Kopf, und pusch, Kleidung) in
gypten die rote wollene Mütze mit dunkelblauer
Quaſte, — türk. Fez (f. d.).
tardieren, I. (tardãre, fr. tarder) ſäumen, zaudern,
verziehen, verweilen, aufhalten; tardaͤndo oder
tardäto, it. Tonk. zögernd, jchleppend; tardif,
fr. Bu, faumfelig; fpätreif, fich ſpät entwik—
felnd; tardo, it. (= en a, um) Tonf. lang»
ſam, fäumig.
Tare Beer f. eine malabarifche Silbermüngze,
ungef. 3 9.
Tareüm, m. chald. (eig. Erklärung, von targem,
erflären, dolmetichen; vgl. Dragoman), pl. ars
(men (targumim), die alten Überſetzungen der
ibl. Bücher des A. T. in chaldäiſcher Sprache.
Tarhoͤnhya, f. ungar. (von tarhö, jaure Milch) eine
mit Milch und Eiern bereitete Mehlſpeiſe.
Zart, m. Balmbranntwein aus Dftindien.
zart, Tarin, Tarino, Taro, m. it. eine frühere
Rehnungsmünze in Malta (= !he Scudo), in
Neapel und in Eizilien, von verſchiedenem Wert.
tarieren, ſ. unter Tara.
Tarif, m. (fr. u. engl. tarif; it. tariffa, fpan. tarifa,
v. arab. "ta’rif, Erklärung, Nachricht, von ’arafa,
fennen; fennen lehren) Feſtſetzung der verjchiede-
nen Preiſe für die verjchieden abgeftuften Lei—
Kurden, 3 B. Lohntarif, Drotmfentarif,
ührertarif, Dienftmannstarif,d. i. Zohn-
ſatz, Drofchfengebühr oder Fahrpreis, Führer-,
Dienfimannsgebühr, ferner: Frachtſatz, Fracht—
preis, Gebühren; das Warenverzeichnis, der Wa-
ren-Anjchlag, das Preisverzeichnis, die Preisbe-
nn Frachtſatzverzeichnis, Fahrpreiſe; oll-
arif, Zollſatz, Zollgebühr; Zolltafel, Zollver-
zeichnis; Münz-T., Münz-Anſchlag oder Münz—
tafel über Verhältnis u. Vergleichung der Mün—
zen 2c.; Tarif: Reduktion, f. Herabjeßung der
Gebührenjäge, ver Frachtſätze ufw.; T.-Sektion,
f. Frachtklaſſe; Differentialtarif, häufig joviel
wie: Ausnahme⸗-Frachtſatz; Perſonentarif, die
hrpreiſe; Kilometertariftabelle, f. ein
erzeichnis der Frachtſätze für eine Kilometer—
ſtrecke, Kilometerfrachttafel; tarifieren (fr.tarifer),
verzeichnen, anſetzen, die Frachtſätze feſtſtellen;
Tarifierung, f. die Schätzung, Aufſtellung der
Sradııläge.
Tarja, f. jpan. (fpr. tarcha; vgl. Tartjche), pl. Tar⸗
jas, eine alte jpanifch-navarrefiihe Redynungs- |
münze — 1, Rupfer-Real.
Zarlatan, m. ein feiner, leichter Stoff zu Ballklei—
dern für Damen.
Tarma, f. it. (eig. Motte, Milbe, v. I. tarmes, Holz-
wurm) ein altes Gewicht in Venedig — 3 Skrupel.
Zarntappe, f. germ. (fein Fremdwort; aus alt-
german. darni, d. i. heimlich, althochd. tarni, vgl.
mittelengl. dären, fi) verbergen, u.mhochd.kappe,
d. i. ein mantelartiges Kleid, da3 mit einer Kapuze
zugleich den Kopf bededte, Mantel, Mütze; dem
Tartüffe 855
mhochd. kappe liegt mlat. cappa, d. i. Mantel,
üße, zugrunde) ein unfichtbar machender Mantel.
Zaro, |. Tarro.
Tarock, n. (it. taröcco, pl. tarocchi, fr. tarots) auch
Trapelier-Spiel, das Siebenkönigsſpiel, ein
wahrich. aus Agypten ftammendes Kartenipiel mit
78 Blättern, worunter 22 Tarod3 od. Triimpfe,
wovon der XXL, der Bagat, und der Seüs (Er-
ciije) die wichtigften Matadors find; alle andern
Blätter, die nicht zu den Tarod3 und Figuren ge-
hören, heißen Ladons; Tarock-Hombre, n. ein
aus Tarod u. L'hombre zujammengejeptes Spiel,
L'hombre mit Tarod-Rarten, welches an die Stelle
des eigentlichen Tarock getreten ijt.
Tardfan, ſ. Kakerlak.
Tarras, Tarraß, ſ. Taraß u. Traß.
Tarri, in. ein Getreidemaß in Algier.
Tarro oder Tarp, f. eine auf feuchten Feldern
(Tarrofeldern) angebaute Knollenwurzel auf
den Sandwichinjfeln (Arum od. Caladium escu-
lentum L.), aus welcher die Snjulaner ihr Haupt-
nahrungsmittel, Bo& genannt, bereiten.
Tarſchich, m. hebr. ein Edeljtein, viel. Türkis,
Tarfia, f. it. eingelegte Arbeit, Holzmofait, ſ. In—
tarfiatura.
Tarfus,m.gr.(tarsös, überh. breite Fläche) die Fuß-
joble, Fußmwurzel; der Augenlidfnorpel; Tarſo—
phijma, n. Heilf. eine Fußwurzel⸗Geſchwulſt; Ge-
ſchwulſt des Augenlidfnorpel3.
Zartaglia, m. ital. (pi. —tdlja; von tartagliäre,
ftottern, jtammeln, prov. tartagliar, jpan. tarta-
lear) eine Charaftermaste de3 neapolitanijchen
Volksluſtſpiels.
Taͤrtan, m. ſchottiſches, bunt gewürfeltes Wollen-
Ba — auch der ſchottiſche Mantel, =
Plaid.
Taͤrtane, f. it. (it. und ſpan. tartäna, fr. tartane;
von avab. tarrädun, ein bej. zum Transport der
Pferdedienendes Schiff) jegt: eine Art HeinerSchiffe
mit einem Maft auf dem Mittelländ. Meere; in
Spanien, beſ. in Katalonien und Valencia, ein
weirädriger, vorn u. hinten offener, mit Seiten-
Dänen verjehener und mit Zeinwand bededter
NReifewagen, ein Bankwagen.
Zartar, ſ. Tatar.
Tartärus, m. l. (v. gr. Tärtaros) das Toten- oder
Schattenteich, die Unterwelt, auch Orkus; bef. der
unterirdifche Strafort der Titanen u. Verdammten,
die Hölle, entg. dem Elyfium; Scheidef. der Wein»
itein (vgl. cremor tartari); t. vitriolätus, neu-
trales jchwefelfaures Kali (auch Polychreftjalz,
und natürlich vorfommend:Tartarin); tartaris
fieren, barb.-I. mit Weinjtein reinigen; Weinjtein
bilden; Tartarifation, f. Bildung von Weinitein;
Reinigung mit Weinſtein; Tartarite oder Tar⸗
träte, pl. weinfteinfaure Salze; Weinjäurebildung;
Zarträlfänre u. Bartreifanre, f. Abänderungen
der Weinjteinjäure.
Tarte, £. fr. (jpr. tart) Torte, Fruchtkuchen; Tar—
telette, f. fr. (ſpr. tart’lett’) kleine Rahm- vder
Obſttorte, Törtchen, Fruchttörtchen.
Tartine, f. fr. (fpr.—tihn’, verw. mit tarte, Torte)
eıne dünne Brotichnitte, Butterjchnitte.
| Tartſche, f. (mi. targa, targia, tarcia, it. targa, fr.
targe, ein Schild von Leder od. Holz; althd. zarga,
Schutzwehr, mhd.zarge, Schild) ein länglichrunder,
(ederner Schild.
Tartüffe, m. (fr. Tartufe) eig. Name eines jchein-
heiligen Heuchlers, welcher die Hauptperjon in
einem berühmten Luftjpiele von Moliere iſt (v. it.
856 taſchieren
tartufo, Trüffel, welches die Lieblingsſpeiſe jenes
Heuchler8 war); dah. überh. ein Heuchler, Schein-
heiliger, Kopfhänger u. Augenverdreher; Mucder;
Vartüfferie, f. Scheinheiligkeit, Heuchelei; Muder-
tum; tartüffifieren (fr. tartufier), heucheln, den
Sceinheiligen fpielen; mucdern.
tafchieren, Bildfäulen von Holz und Leinwand mit
Gips überziehen.
Tafchlich,n. hebr. (v.schalach, ſchicken) das Wafler-
gebet oder Reinigungsfeſt der Juden, am erjten
Tage de3 Neujahrzfeltes.
Taſis, f. gr. (täsis, v. teinein, dehnen) die Dehnung,
Spannung, Ausdehnung; Tafimeter, m. Deb-
— eine Vorrichtung, um die Ausdeh—
nung eines Körpers infolge der Wärme uſw. nach—
zumeifen, von Edifon erfunden.
Taſſe, f. (tritt exit im Neuhochdeutichen auf; v. fr.
tasse, it. tazza, ſpan. taza, von arab. täs, “tass,
“tassah, tassat,Napf, Becken, v. tassa, eintauchen;
vgl. Dofe) eine Kleine Trinfichale, bef. zu warınen
Getränfen.
taffen (ſchon mhd. tassen, fr. tasser, von tas, der
Haufen, prov. tatz, angel. tass, hol. tas, althochd.
zasi) aufhäufen, banjen, in einen beftimmten Raum
einfchichten, bei. Getreide, Heu ꝛc.
Taflette, £. fr. die Schenkelihiene an Harnijchen.
Taite, £., pl. Saften (v. taſten, v. it. tastare, alt-
fpan. u. prov. tastar, fr. täter, I. gleich]. taxitäre,
v. jpätl. taxäre, berühren; it. tasto, Griff an der
Laute) Finger- oder Griffbrettchen (Claves) an
Orgeln, Klavieren 2c.; Taten Instrumente, mit
Taten verjehene Saiten- od. Pfeifen-Inſtrumente,
als Klavier, Orgel ꝛc.; Taſte⸗ od. Taſter⸗Zirlel.
m. ein Krumm⸗ od. Bogenzirkel zur ———
Durchmeſſers von runden Körpern, beſ. von Ma—
ſchinenteilen; Saftatür,f.(it.tastatüra)dasTajten-
werk, Taſtenbrett, die ſaͤmtlichen Taften eines In—
ſtrumentes (vgl. Klaviatur, Manual und Be-
dal); tasto solo, it.das An der einfachen,
unbegleiteten Baßtöne; tastiera, f. das Griffbrett;
sulla tasti6ra bezeichnet bei Bogeninftrumenten
das Anftreichen der Saiten fehr weit vom Stege.
Zafterzirfel, j. unter Taſte.
Zatär, m., pl. Zatären, gew. verderbt Tartaren,
perf.-türf (tätär, tatär, tatar) im Mittelalter ein
Sammelname für verjchiedene friegeriiche Völker⸗
horden in Mittelafien; jest ein mit den Türken ver-
wandter Volksſtamm in den nördlih amSchwarzen
Meere gelegenen Ländern; fie find ihrer Schnellig-
feit und Ort3funde wegen berühmt und werden
daher in der Türkei als KRuriere gebraucht;
landſch. auch für Zigeuner, gem. Täter, pl. Taͤ—⸗
tern; der Tatar-Khan, Zatarfürit (j. Khan);
Zataren-Radhricht, unverbürgte, wenig Ölauben
verdienende %. (jeit vem Krimfriege 1854—56, mo
ein Zatar die faljche Nachricht vom Falle Sebaſto—
pol3 bradte); à la Tartare, fr. (bei Speifen) auf
tatarijche Weife, halb oderganz roh; tataͤriſch, den
Zataren eigen, angehörend 2c.; die Tatarei, das
Land der Zataren.
Zataͤrta, f. jlav. polnische Mütze.
Tote, m. jüd.-dtich., der Vater.
Zatianiften, pl. eine gnojtijche Sekte, im 2. Zahr- |
hundert von Tatianus aus Aſſyrien geitiftet,
auh Severianer u. Enfratiten —
tatiſlonieren (ſpr. tatijo—), fr. (tatillonner, von
täter, vgl. Zajte) herumfchnüffeln, ſich um Kleinig-
feiten befümmern; auch ſchwatzen, klatſchen; Tatil⸗
lonage, n. (ſpr. tatijonähſch') Schnüffelei; Ge—
ſchwäß, Klatſcherei; tatonnieren (fr. tätonner),
Tare
herumtaſten; bei Malern: tappen, proben, eine
unfichere Hand Haben, mit Furchtſamkeit oder za-
gender Hand arbeiten; unficher handeln.
Tatterfäll, m. engl. (jpr. —Ball) eine zuerft von R.
Zatterfall 1777 in London begründete, jet auch
in andern großen Städten bejtehende Pferdebörfe
für Freunde des Turfs u. Sport3 (f. d.), zum Ber-
fauf von Pferden, Liquidierung von Wetten ber,
Pferdemarkt. |
tattowieren oder tättowieren, auch tatouieren
(fr. tatouer, engl.tattoo, tattow; polynefijchen Ur-
ſprungs; inder Tonga-Sprache tattau, marquefifc
tatu, tahitifch tatau, welches überh. Zeichen, Zeich-
nung, Schrift, Malerei und, wie das neufeeländifche
tatau, zählen, rechnen bedeutet), den Leib mit ein-
gejchnittenen und gefärbten Figuren bezeichnen.
atıı, m. braf. und port. (jpan. tato) das Gürtel-
tier, = Armadill, f.d.
Taurat, m. hebr. das alte Tejtament bei den Juden.
Taureaddr, n. (v. gr. taurea dorä, v. täuros, l.
taurus, Stier, und dorä, Fell) eig. ein Sell von
Rindsleder; eine Peitfche, Geißel; Taurilien, |.
(taurilia) und Taurobolien, gr. (taurobolia) pl.
Stieropfer der Cybele od. Rhea zu &hren; Tauro⸗
koͤlla, f. gr. (v.kölla, Leim) Stierleim, aus Füßen,
Ohren und Nerven de3 Rindviehs, der beſte Tier-
leim; Sanromanhie, £. die Stierfechterei, Kunſt
desG&tiergefechts ; Taurobhaͤg, m. ein Stierfreffer;
Taurophönus, m. ein Stiertöter.
tauſchieren, feine — und geätzte Metall-
arbeit herjtellen; 3. B. eine tauſchierte Klinge;
tauſchiertes Silber — Tulajilber, ſ.d.
Taut, ſ. Thot.
Tautacismus, m. nl. (v. gr. tauté, zſgez. aus t6
auto, dasjelbe, das nämliche) Redek fehlerhafter
Gleichlaut naher Silben, oder Anhäufung gleich-
und ähnlich lautender Stellen; Tautochroͤne, f.
gr., od. tautochroniſche Kurve, Größen. —Iſo⸗
Hrone, f.d.; tautochroͤniſch, gleichzeitig, gleich-
dauernd; Tautochronismus, m. die Gleichzeitig»
teit; Sautogrdamm, n. einÖleihhucdhitabengedicht,
mit gleichen Anfangsbuchſtaben der Zeilen oder
Wörter; Tautologie, f. (gr. tautologia) die un-
nötige Wiederholung des bereit3 Geſagten mit an-
dern Worten, Wortverfchwendung, der Wortſchwall,
vgl. Pleonasmus; tautoloͤgiſch, gleichiagend,
DE wiederholt; Tautometrie,
das Gleihmap; Tautophonde, f. die fortgejeßte
Wiederholung desjelben Tons.
tavelieren, fr. (taveler, v. table, altfr. tavele, das
Brettjpiel, alſo urfpr. daS Anjehen eines Brett-
ſpiels geben) Mal. tüpfeln, ſprenkeln.
Taverne, fr. |. Taberne ; Tavernicus, m. ml.
En Magnaten in Ungarn, Erzftatt-
alter.
Zavöle, f. it. (tävola — I. tabüla, Brett) in Nord-
italien früherein Flähenmaß = 1Quadrat-Bertica
oder Y/;9o Giornata (f. d.); Tavoletta oder Tapes
loͤzza, f. it. das Yarbenbrett, die Palette.
Tawär, Towdr, m. ruſſ. Ware, Kram. _
Taxe, f. (fr. taxe, prob. u. ml. taxa, v.l. taxare, ab-
ſchatzen)der feſtgeſetzte Preis, Schätzungspreis, Preis⸗
ſatz, Wertanſchlag, Preisvorſchrift oder ⸗Satzung,
be der Brot- od. Fleiſchſatz; Gebührenſatz, Fracht⸗
ja; die Abgabe; taxa stolae, ml.—jura stolae,
Stolgebühren, Gebühren eines Pfarrers; tarfret,
gebührenftei; Taxprobe, f. im Bergmejen: zur
Beitimmung des Wertes angejftellte Erzprobe;
tarieren, |. (taxäre) ſchätzen, würdigen, an] lagen,
den Wert beftimmen; Taxãtum, n. das Geſchätzte,
Taris
Beitimmte; pro taxäto (etiwas iibernehmen), fürs
Geſchätzte od.zu dem gelhäbten Breife; Taration,
f.(l.taxatio) die Wertbejtimmung, Breisfeitiegung;
Abſchätzung, Würdigung einer Sache, auch Taries
rung; Tarätor, m., pl.—en, nl. ein Schäßer,
Bertbeftimmer, Anichäger.
Taris, f. gr. (v. tässein, ftellen, ordnen) überh.
Anordnung, Stellung, bei. die Schlahtordnung,
Schlachtreihe; auch eine Heeresabteilung; Heilt.
die Zurüdbringung oder Wiedereinrichtung, z. B.
eines Bruches durch bloßes Zufammendrücen des»
jelben; Taxiaͤrch, m. (gr. taxiarchos) Anführer
einer größeren Heeresabteilung, Feldhauptmann;
Tariardhie, f. das Amt desjelben, die Haupt-
mannjchaft; Taridermie, f. (richt. Dermo- oder
Dermatotarig; von derma, Haut) eig. das Ord—
nen der Haut, das funftgemäße Ausitopfen der
Tierhäute; auch die Anweifung, Tiere regelrecht
auszuftopfen und aufzubewahren; Karidermiit,
m. ein Ausftopfer von Tieren; Sariderme, f. ein
auzgeitopftes Tier; Zaxiologie od. Tartonomie,
f. Ordnungslehre, Anordnungsktunde, = Syitem-
fehre, Syſtemkunde.
Taxödon, n. gr. ein mäufeartiges urweltliches Tier
bon der Größe des Elefanten, in Amerifa gefunden.
Taxus, m. od. Ever (gr. täxos, |. taxus), der
Eibenbaum, ein Nadelholzbaum mit giftigen Ei-
genſchaften.
Tayau, Tahant oder Taraut, fr. (ſpr. tajoh) ho,
ha, ho, Zuruf des Jägers an die Hunde, wenn er
den Hirſch ſieht.
Tazette, f. (v. it. tazzetta, d. i. Täßchen, Schälchen)
eine Art Narziffen im füdlichen Europa, deren
Blumen ein glodenförmiges, abgejtumpftes Honig-
behältnig haben.
Teakholz, aud) Tek- oder Tiekholz, n. malabar.
(theka oder tekka) ein jehr feites und dauerhaftes
Schiffsbauholz, von dem oſtindiſchen riefigen Tief-
baume (Tectonia grandis).
Zentötaler, fälihlich für Teetötaler, m., |. d.
Teberärss, pl. perj. Bettelmönde in Perfien, nach
Art der Derwiſche.
Tebẽth, m. der 4. Monat des bürgerlichen und der
10. Monat de3 Kirchenjahres bei den Hebräern,
unjerm Dezember entjprechend.
Tebib, m. arab. (thabib) ein Arzt.
Teeödon, f. (gr. tekedon, v. tekein, ſchmelzen, fich
— ec.) Heilk. Zehrung, Auszehrung, Schwind—⸗
ucht
Terhnematothet, f. gr. (von téchnẽma, künſtlich
Gearbeitetes, Runftwerf, v. technän‘, künſtlich ar»
beiten, t&chne, Runjt) eine Kunſtkammer, Runit-
fammlung, Sammlung v.technijchen Gegenftänden;
Technik, f. (gr. technikẽ, v. techn, Kunſt) überh.
Kunſt⸗ u.Gewerbetätigfeit; äußerliche Kunſtmäßig—
feit oder Runftfertigkeit, Handgriffe; Kunſtregel—
lehre, die Lehre von der regelrechten Behandlung
des äußerlichen (materiellen) Teiles der bildenden
Künste; Verfahren, Bauart; die Kunftiprache,
Kunſtwörter⸗Lehre; Baufunde; Technifer, m. ein
Runitfertiger, Kenner u. Ausüber der äuperlichen
Kunftregeln; ein in Bezug auf Anlage u. Betrieb
gewerbliher Anftalten Kundiger oder Geibter;
technisch (gr- technikös), kunt. oder handwerks⸗
mäßig, gewerblich, kunſtgerecht, zur Kunſt gehörig,
nad der Kunſtſprache; baufundlid; technische
Ausdrücke (I. termini technici, vgl. terminus),
Kunſtausdrücke, Fahausdrüde, eigentümliche Be-
nennungen der zu einer Kunjt od. einem Gewerbe
gehörenden Gegenstände; t. Kommiſſion, Tach-
— —
Teint 857
ausſchuß; Technizismus, m. nl. kunſtmäßige Be-
handlung; Technogluͤph, m. gr. ein künſtlich ger
jchnittener Stein; ——— m. ein Kunſtſtein,
eine finftlihe Steinmafje; Technologie, f. die
Kunftlehre, Kunit- und Handwerfsbeichreibung,
Gemwerbfunde; wiſſenſchaftl. Darjtellung der Ber-
arbeitung der Rohjtoffe, z.B. des Eifens; techno—
loͤgiſch, kunſtbeſchreibend, gewerbfundtich, gewerb-
wiſſenſchaftlich Technomoͤrphen, pl. Bilderiteine ;
Technopägnion, n. ein Kunfticherz, eine fünjt-
liche Spielerei, bef. ein Gedicht von künſtlicher,
ſchwieriger Form, 3.8. mit bedeutjamen Anfangs-
buchſtaben der Zeilen.
Techum Sabbat, m. hebr. die Sabbatgrenze, der
Sabbatsweg, j. Sabbat.
tectum, n. L (von tegere, deden) dad Dad; sub
tecto eoeli od. eaeli, unter dem Dache des Him-
mel3, unter freiem Himmel; tecte, bededt, verdedt,
geheim, heimlich, unter der Hand; tecto nomine,
mit verdedtem, verfchtwiegenem Namen; Tektür,
f. nl. die Bedeckung, der Karola, die papierne
Dede eines Oblatenfiegel3, eines Arzneiglaſes ꝛc.
Te-Deum oder Tedenm, n. (von den lat. Anfangs-
worten Te Deum laudämus etc., d. i. ir Gott!
dich Toben wir 2c.) der ambrofianijche Kobgefang,
vom heil. Ambroſius, Biſchof zu Mailand, im
4. Zahrh. verfaßt und von Luther überjept.
Tee, m. (fr. the, it. t&, jpan. te, engl. tea, ruſſ.
tschai, von chinef. tschä, nach ſüdlicher Mundart
the) die getrodneten Blätter der chinef. und Jun.
Teeftaude und das daraus bereitete Getränk; auch
f. eine Teegejellichaft (4.8. ein äfthetifcher Tee,
eine ZTeegejellichaft, in der ſchön-wiſſenſchaftliche
Dinge bejprochen werden); auch überh. ein Kräuter-
aufguß, bef. zu Heilzweden; Teeakte, f. das Geſetz,
a welchen die Amerifaner 4 Pence für das
Pfund Tee bezahlen jollten, und durch welches der
nordamerifanische Freiheitäfrieg zum Ausbruch
fan; Techn, m. (fr. the bou, holl. theeboei, engl.
bohea, nad) einem Berge Wui in China benannt)
brauner oder jchwarzer Tee; the dansant, m. fr.
(pr. —dangßaͤng) ein Tanz-Tee od. Tee-Tanz, ein
anzfeit, wobei zunächſt Tee gereicht wird; überh.
ein Tanzkränzchen; Sein, n. der im Tee enthaltene
eigentümliche Stoff, = Caffein.
Zeetotaler, m. engl. (fpr. titotäl’r), Mäpigteits-
vereinler, Abjtinenzler (von tee, der Buchftabe T,
als Abfürzung von Temperance, aljo Vertreter
der totalen Temperance, des totalen T, des T
total); Teetotalism(us), m., Grundfäße und Le-
ben3ordnung der Abitınenzler.
Tefnu oder Tefnet, f. eine ägyptiſche Göttin, die
löwenköpfig dargejtellt wird.
Zeiterdar, |. Dejterdar. Bine
tenieren, . (tegöre) decken, verdeden, verheimlichen;
Tenument, n. (l. tegumentum) überh. Dede; bei.
Haut, häutige Bedeckung.
Tchm, n. |. Zaim.
Tchny, |. Taing.
Teifun, m. din. = Tpphon, j. d.
Teint, m. fr. (jpr. täng; von teindre = |. ting£re,
färben) die Farbe, bej. Geſichts- oder Hautfarbe;
Teinte de passage, fr. (jpr. tängt dö paſſahſch')
Übergangsfarbe, eine beim Drehen des Analy-
fator3 im Saccharimeter rajc auftretende und
wieder verſchwindende Yarbe, auf welche nıan bei
der Beitimmung des Zudergehalt3 das Sacchari-
meter einstellt; Teintüre, f. (pr. ‚tängtühr’) Die
Farbe, Färbung, Tünche, der Anftrich (vgl. TZint-
tur); uneig. die oberflächliche Kenntnis.
858 Teirejias
Teirefias, f. Tirejia3.
Tekkie, türk. (tekkieh) ein Derwijchklofter, Mönchs—
flojter in der Türkei.
teftiich, ar. (tEktikös, dv. tökein, ſchmelzen) ſchmel—
zend, auflöjend.
Tektönik, f. gr. (tektonik&, die Kunſt des tekton,
Zimmermanns oder Tiſchlers) eig. die Zimmer-
manns« u. Tifchlerfunft; die Kunft, auf hölzernen
od. metallenen Geräten Bildwerfe anzubringen.
Tefwimi-Mafat, pl. türk. (vom arab. takwim,
Schreibtafel, u. wakäi, pl. v. wakyat, Begebenheit)
Tagebuch der Begebenheiten, Name der 1831: ge-
ariimdeten amtlichen türkiſchen Zeitung.
Tele, f. DI. Gewebe; it. Gewebe, Leinwand; 2) perf.
(tilä, Gold) ein perfifches Goldſtück, welches früher
zu Anfang jedes Jahres und bei Regierungsver-
änderungen gejchlagen wurde und 1 perj. Dufaten
oder ungef. 9,60 M wert war.
Telamon,m.gr.(telamon!'ein ledernex Tragrienten,
ein Wehrgehent; Heilf. eine leinene Binde, bef. zur
Unterftügung und zum Tragen; Selamönen, p).
Bauf. Tragbalken, Träger, männtiche Bildfäulen,
die ein Gebälf tragen, = Atlanten.
Zelchinen, pl. (gr. Telchines, wohl von thelgein,
bezaubern) metallkundigeSchwarzkünſtler aufKreta
u. Rhodus; überh. Zauberer; Hexenmeiſter.
Zeldga oder Teléege, f. ruſſ. und poln. ein leichter
Bauernmwagen.
Telegraͤmm, n. gr. (v. tele, fern, weithin, u. grä-
phein, ſchreiben) das durch) den Fernſchreiber (Tele—
grep) Gemeldete, die durch denfeiben mitgeteilte
achricht, ein Drahtbericht, Drahtantwort; Tele—
graph, m. ein Fernjchreiber, jede (optifche oder
elektromagnetiſche) Vorrichtung zur ſchnellen Mit-
teilung von Nachrichten auf weite Entfernungen,
Drabrleitung; Telegraphen= Bureau, n. Das
Fernſchreibeamt; Zelegrappie, f. die Fernſchrei—
berei; Telegraͤphit, f. die Fernſchreibekunſt; tele⸗
grabuhieren, Durch den Telegraph mitteilen, Draht-
nachricht jenden, fernfchreiben; telegraͤphiſch, die
Fernſchreibekunſt betreffend, dazu gehörig; durch
den Fernſchreiber mitgeteilt, fernſchreibend, durch
Draht; Telegraphiſt, m. ein Telegraphenbeamter;
Zelcitonographie, f. die Kunſt, Bilder von ſehr
fernen Gegenjtänden aufzunehmen; Seleläl, m.
(von lalein, reden) ein Fernrufer; Teleldg, ım. ein
Teldtelegraph für Artilleriefchießübungen, 1877
von Leutnant Adermann erfunden; Zelelalie, f-
die Fernſprache, Fernſprecherei; Telemach, m.(gr-
Telemachos, der aus der Ferne Kämpfende),
männl. Name, der Sohn des Ulyſſes, ſ. d.; Tele⸗
meter, n. Ternenmefler, namentl. um die Ent-
fernung einesGeſchützes zu beitimmen; Telemetrie,
f. Fernenmeſſung; Telemifroftöp, n. Werkzeug
zur Bergrößerung des Bildes ferner Gegenstände;
Zelepathie, f. die Wirkung in die Ferne,dieFähig-
feit, weit entfernt, an einem ganz andern Orte ge-
ihehende Dinge fo zu empfinden, als ob fie in
unmittelbarerNähe geihähen; telepathifch, in die
Herne wirkend; Telephön, m. Fernſprecher, Sprech-
leitung, Vorrichtung zur Fortleitung von Tönen
mittels des elektriſchen Stromes; Telephonie, f.
der Fernſprechdienſt, die Fernprechkunſt; das Fern—
ſprechweſen; die Übermittlung von Tönen durch
den elektriſchen Strom; Telephoͤnik, f. die dazu
gehörige Kunit; telephonieren, durch das Tele-
phon mitteilen; telephaniich, das Fernſprechen
betreffend; durch oder mittels Fernſprecher; Tele⸗
photogranph, m. eine Vorrichtung, um mittel3
des eleitriihen Stromes Bilder an entfernteren
telodynamifch
Orten bervorzubringen, 1847 von Bakewell erfun-
den, von Bidwell 1881 verbeffert; Telephraſie, f.
die Fernſprechkunſt; Teleſkoͤßp, n. (von skopein,
jpähen) ein Fernrohr, aus Rinfengläfern oder aus
ſolchen undSpiegeln zuſammengeſetzte Vorrichtung,
um don fernen Gegenftänden deutliche Bilder zu
geben; Spiegelteleffop, Spiegel- Fernrohr;
Telefkopie, f. die Fernrohrfunde, der Teil der
Optik, welcher von den Fernrohren, ihrer Zufam-
menfegung und Benugung handelt; teleffopiert,
ineinander fchiebbar, ausziehbar; teleftöpifch, die
Sernrohre betreffend; nur durch Fernrohre fichtbar;
Teleftereofföp, n. ein von Helmholtz erfundenes,
in großem Mabjtabe unter Benutzung von Spie-
geln angelegteg Stereojfop (. d.), um körperliche
Anfichten von fernenegenftänden(Landfchaftenze.)
zu gewinnen.
Teleobranchien, pl. gr. (von tel&os, a, on, voll-
fommen, ganz, und bränchion, Fiſchkieme) Ganz-
fiemer, Knorpelfiſche mit vollfommenen Kiemen
oder mit Riemendedeln und Kiemenhäuten; teleo=
braͤnchiſch, fiſchklappig, fiihohrig; Teleofaurus,
m. gr. (vgl. Saurier) ein vormeltliches, foſſiles
Krokodil.
Teleologĩe, f. gr. (v. tElos, n. Ziel, Zweck) die Zweck⸗
Lehre, Lehre von den Endzwecken der Dinge u. der
Zweckmäßigkeit in ver Einrichtung der Welt; teleo⸗
lögifch, den Zweck oder die Zweckmäßigkeitslehre
betreffend, der Zweckbeſtimmung gemäß.
Telephiuni, n. Heilt. ein bösartiges, unheilbares
Geſchwür (von Telephus, dem Sohne des Her-
fules, der bei Troja von Achilles eine Wunde er-
hielt, die nicht heilen wollte); telephiſch, ſchwer⸗
heilend. ſgramm.
Telephön, Telephonie ꝛc., Teleſtop, ſ. unt. Tele—
Telesma, n.(v. gr. teldin, vollenden) die Vollendung,
Weihe; auch Weihegabe; ein Zaubermittel (ogl.
Talisman); Telét und Teleſt, m. ein Einge-
weihter; Weiheprieſter. k
Telesphörus od. Telesphör, m. gr. (telesphöros,
. zum Biel bringend, vollendend, v. telos, Ziel, und
pherein, tragen, bringen) der Vollender; Fabell.
der Gott der Genefung, Krantheit3-Endiger, gem.
Begleiter des u und der Hygiea, neben
welchen er als Heiner Knabe mit einer Mütze auf
dem Kopfe und in einen Mantel gehüllt erjcheint.
Teleſtereoſtop, |. unter Telegramm.
te! est notre plaisir, j. unter Plaiſir.
| Zelinga, |. Telugu.
' Zelline, £.gr. (tellind) die Tellmujchel, Sonne, eine
Art flacher zweischaliger Muſcheln; Telliniten, pl.
Berjteinerungen davon. KR
Tellus, f. 1. (Gen. tellüris) die Erde, en gt.
GSäa,f. d.; telluriſch, nl. irdiſch, irdiſchen Ur-
Iprungs, der Erde angehörend, von ihrer Kraft
oder Wirkfamfeit ausgehend; Tellurismus, m.
das Erdganze, Erdweſen, der Erobau; die Natur-
fraft der Erde, das Erd-Syftem; auch tieriſcher
Magnetismus; Tellurium, n. eine Majchine zur
Veranſchaulichung der Erd- und Mondbewegung;
aud = Telür, n., Tellurmetall, ein 1782 ent-
dedted, dem Antimon ähnliches, eigentümliches
Metall; in Verbindung mit Sauerftoff bildet es
die tellurige Säure und die Tellurfäure;
Zelluride, pl. Verbindungen des Tellurs mit
eleftronegativen Metallen; Tellurẽte, pl. dezgl.
mit eleftropofitiven Metallen.
telodynamiich, gr. auf große Entfernung wirkend
oder Kraft fortpflangend (v. Transmiſſionswerken,
- Kabeln :c.).
ö Telpherage
Zelpherage, engl. (fpr. tellferidfeh) eine 1883 von ı
Jenkin erfundene elektriiche Drahtfeilbahn, deren
Wagen fich in hängender Lage bewegen.
Telügu oder Telinga, n. Name einer oftindifchen
Sprade dravidifchen Stammes, die von etwa
7 Millionen geſprochen wird; vgl. dravidiſche
Spraden.
Telyn, f. die harfenartige Lyra der altnordifchen
Sänger.
Temenna, m. arab. (v. manai, wünfchen, tamanni
oder tamanna, wünſchend) der morgenländijche
Zeichengruß, wobei die Hand zuerjt ang Herz und
dann an die Stirn aelegt wird.
tem?re, I. von ıingefähr, ohne Überlegung, auf gut
Glück; temerelitigans, mutwill aan a ührer;
temerär(l.temerarius, fr.temöraire),unbejonnen,
verwegen, vermeſſen; Temerität, f. (1. temeritas)
die Unbejonnenheit, Tolltühnheit; temeritas li-
tigändi, mutwillige Streitjucht.
Temin, m. (türf. timin) eine kleine Rechnungsmünze
in Algier und Smyrna.
Temonaticnm, n. nl. (vom l. temo, m. Deichſel)
Deichjelgeld.
Tempe, n. gr. eig. eine von den Alten wegen ihrer
Reize gepriefene Talgegend in Thefjalien zwijchen
den Bergen Olympus und Ofja; dah. überh. ein
malerijch-jchönes Gebirgstal, ein Lufthain.
Tempel, m. (v. I. templum, n. urjpr. ein abge-
grenzter heiliger Ort) ein Öotteshaus, dem Gottes»
dienst gewidmetes Gebäude (be. dem heidnifchen u.
jüdischen, verjchied. Kirche); auch ein durch die
Gefangenschaft Ludwigs XVI. befannt gewordenes
großes Gebäude in Paris, 1222 als Wohnung für
die Temipelherren erbaut; Tempelherren, aud
Templer, pl. (ml. Templarii), ein durch die Rreuz-
züge 1119 entjtandener geiftlicher Ritterorden, wel—
her von König Balduin II. von Serufalem eine
Wohnung in der Nähe des ehem. jüdischen Tem-
pel3 erhielt, und 1514 durch Philipp den Schönen
von Frankreich aufgehoben und ausgerottet wurde.
ZTemvera= oder a tempera-Malcrei, Tempera⸗
Bilder ꝛc., it. (v. tEmpera, d. i. eig. jedes flüſſige
Miihmittel für trocene Farben), foldhe, wobei die
Farben mit der Milch junger Feigenſpryuſſen, Ei-
gelb, Leim ꝛc. gemifcht find; die vor der Olmalerei
allgemeinüblihe Malerei mit Mineralfarben auf
Kreidegrund, die fpäter mit Ol überzogen wurde;
tempera al secco, Malerei auf trodene Wände.
tempericren, |. (temperäre) mäßigen, mildern, lin—
dern; im Hüttenmwejen: Gußwaren durch Glühen
wiichen Kohlenſtaub und Knochenaſche weicher u.
— machen, ihnen die Sprödigkeit benehmen,
Metalle ſchmiedbar machen, auch tempern und
adoucieren; temperierte Luft, gemilderte, mä—
Big warme Luft; Temperier= od. Tember-Ofen,
m. ein Kühlofen; Temperier-Pulver, n. Kühl-
ulver; Temperans, n. Heilf. ein Kühl- oder
ämpfmittel; pl. Temperantia; Temperament,
n. l. (temperamentum) eig. ein Milderungs« oder
Mäßigungsmittel, Mittelweg, Vermittelung; bei.
die eigentumliche Geblütsmifchung od. Verbindung
des Geiftigen und Körperlichen im Menjchen, von
welcher dejien Empfindungs- und Denfweije ab-
hängt, der beharrliche Zuftand des Gefühlvermö-
n3, die natürliche Gemütsftimmung, eigentüm-
ide Gemütsart, der Naturhang (die vier Tem-
peramente: das holerijche, janguinifche,
—— und melancholiſche, nach dem
Vorſchlage eines neueren —8— „das ſtark—
mütige, Ko hmätige, gleichmütige, ſchwermütige“);
temporal 859
auch lebhafte Sinnlichkeit, 3. B. viel Tempera—
ment a en, viel Anlage zur Sinnlichkeit, zu
leidenfchaftlichem Empfinden haben; Tempera—
mentenplas, n. Naturl. der Bulshammer; Tem—
eraments-Fehler, m. ein Fehler, dem ein Menjch
einer Gemütsbejchaffenheit nach Leicht verfällt;
Tugend, f. eine Tugend, die einem Menfchen
vermöge feiner Natur —* leicht wird; Tempe—
raͤnz, Temperdnz, f. (l. temperantia) die Mäßi—
gung, Mäbigfeit; Zemperanzler, Zemperenzler,
m.Witgliedeines Mäßigfeitsvereins, die Mäßigkeit
der Temperenzler beziebt ich vor allem anf Mäßig—
feit im Genuß alfoholifcher Getränke, in der Regel
jogar auf völlige Enthaltfamteit; Temperenz=-
geiellihnften, englifche u. amerifanifche Mäßig—
eitSvereine, Die 3. B. in den Vereinigten Staaten
auch politiich wirkſam find; Zemperatür, ET.
temperatüra) die Mäßigung, Meilderung; der
Wärmezuftand, Wärmegrad, das Wärmemaß, bei.
der uf; Tonf. die Einrichtung der Tonleiter,
° nach) welcher man bejtimmten Tönen derjelben et-
was von ihrer 7—— benimmt, damit alle Inter—
valle im ree erhältniſſe bleiben.
Tempefſt, f. I. (tempéstas, v. tempus, die Zeit; it.
tempesta) ein Ungewitter; Seejturn; pl. Tem=
hejta’s, bei Malern Gemitter- od. Sturmgemulpe,
Seejtiirme; Tempefta, m. it. eine fomijche Figur
de3 ital. Theaters; tempestöso, it. Tonf. ftür-
mifch, ungeftiim; Tempẽte, £. fr. (fpr. tangpät’) ein
Sturm, Ungemitter; ein ſtürmiſcher Tanz.
tenthejtid, I. (tempestivus. dv. tempus, ſ. d.) zeitig,
rechtzeitig, zeitgemäß, pafjend.
Tempete, j. unter Tempeft; tempieren, j. unter
empo. (holzöl.
Tenplin=Öl, n. (nl. ol&um templinum) Krumm-
Temp, n., pl. Tempi, it. (v. I. tempus) die Zeit;
bei. die rechte Zeit; das Zeitmaß in der Ton- und
Tanzfunft;z Krk. abgemefjene Bewegung, Hand—
griff; a tempo, it., od. à temps, fr (jpr. —tang),
de tempöre, |. zeitig, den Zeitumftänden gemäß,
zur rechten Zeit, eben recht; Kfſpr. auch: auf Zeit,
d. i. erſt nad) Verlauf einer gewiljen Zeit zahlbar;
a tempo-Hich, m. Techtf. ein mit dem des Geg—
ner3 zu gleicher Zeit geführter Hieb; al tempo
od. al rigöre di tempo, it. Tonf. genau od. jtreng
nad dem Zeitmaße oder Takte; nel tempo, im
ER empo commödo, Tonk. im bequemen
eitmaß, in rechter Bewegung; t. di ballo, in
Tanzbewegung; t. di prima (parte), a,
de3 eriten Teils; t. giusto (jpr. —dſchüſto), Tonk.
die rechte, angemefjene Bewegung nach der Eigen-
heit od. dem Geijte des Stüces; a t. giusto, in
angemefjener Bewegung; a t. primo, im erjten
Beitmaß; t. rubäto (von rubäre, rauben), eig.
geraubtes Zeitmaß, eine eigentiimliche Urt des ge-
fühlvollen Bortrages, wobei man jich in der Ober-
ftimme nicht ftreng an den Takt bindet; tempi
assäti! vergangene Beiten;dasiftdahin; Tempo—
aus, = conto di tempo, j. d.; tempieren,
Kfipr. eine Frift bejtimmen; Krf. die Brennzeit
des Zünders für Hohlgeihofje nach dem Erfordern
ihrer Flugzeit beſtimmen, den Zeitziinder ein»
ſtellen; Tempierer, m. ein Friftner; einer, der den
Beitziimdereinstellt; Tempierung, f. die Friſtung;
Brennlänge; Tempierzünder, tempierterZän=
der, m. ein Friſtzünder, Beitzünder.
temporäl, I. 1) (temporälis, von tempus, pl. tem-
pöra, die Schläfe) Heil. zu den Schläfen gehörig;
daher Temporäl-Arterie, f. Schläfen-Bulsader;
2) j. unter Tempus.
860 Tempus
Tempus, n., pl. Tempöra, I. die Zeit; Beitform
eines VBerbums oder Zeitiwortes (vgl. Präſens,
Präteritum u. Suturum); tempus clausum,
eichlofjene Zeit (Faften- u. Adventzeit, worin das
Socgeithalten verboten ift); ad tempus, eine Zeit
lang,einjtweilen; adtempus vitae, auf Lebenszeit,
eitlebens; eum tempöre, Beginn mit einviertels
Mündiger Verzögerung (wie bei den afademijchen
Borlejungen); sine tempöre, pünftlicher Beginn,
ohne Verzögerung; de tempöre, = it. a tempo,
f. unter Tempo; ex t., ohne Weile od. Anſtand,
aus dem Stegreife, fogleich, auf der Stelle; hoct.,
zu diefer Zeit, derzeit, gegenwärtig; ommi t., jeder-
zeit, immer; pro t., zur Zeit, für jeßt, dermalen;
0 tempöra, 0 mores! o Zeiten, o Sitten! ein
Weheruf über die Sitten der Zeit; teinpöra mu-
tantur nos et mutämur in illis, l. Sprw. die
Zeiten ändern jich, und wir ändern ung mit ihnen;
temboräl (I. temporälis), zeitlich, weltlich; Tem⸗
poralien, pl. (temporalia) weltliche Vorteile, Ein-
fünfte, Gefälle, welche die Geiftlichfeit genießt;
Temporaliit, m. ein Anhänger u. Verteidiger der
weltlichen Macht des Bapites; temporär (I. tem-
porarius), zeitweije, einjtweilig, dermalig, vorüber-
gehend; Temporarium, n. etwas VBergängliches,
nbeftändiges; temporell, fr. (temporel) zeit-
gemäß, zeitlich, vergänglich, irdiſch, weltlich; tem—
poriſieren (fr. temporiser, ml. temporizare), auf
die Zeit jehen, fich in die Zeit ſchicken, ſich nach den
eitläufen fügen oder richten; auf eine günftigere
eit warten, zögern, etwas hinhalten ; landſch. auch
tempern; Temporifation, f. die Verzögerung,
Auffhiebung auf gewiſſe Zeiten.
temilent, I. (temulöntus, von temötum, jedes be-
rauſchende Getränk, Met, Wein) taumelnd, trunfen;
Temulenz, f. (I. temulentia) die Trunfenheit, der
Taumel.
tenable, fr. (ſpr. tendb’L, v. tenir, halten) haltbar.
Zenacität, Tenaculum, |. unter tenax
Zennille, f. fr. (fpr. tendj’; prov. tenalha, it. ta-
naglia, v. 1. tenacülum, pl. tenacüla, v. tenax, feſt
haltend) die Zange; Krk. die Zangenſchanze, die
Schere im Feitungsbaue; tenaillteren (fr. te-
nailler), zwiden, fillen, keilförmig jpigen; Te—
naiffon, m. (jpr.tenajöng) ein Mondhorn, Zangen-
od. Scherwerf im Feitungsbane.
Tenant, m. engl. (jpr. tennänt; fr. tenant, v. lJ.
tenens, haltend, sc. locum, die Stelle, alfo urfpr.
Stellvertreter) Pachtbauer; Lehnmann.
tenax, l.(v. tenẽre, halten) feſthaltend, zähe; feſt,
beharrlich, karg, zurückhaltend; Tenazität, f. (I.
tenacitas) das Feſthalten, die Anhänglichkeit, Be—
arrlichkeit, Hartnäckigkeit; Zäheit, Kargheit; auch
Zähigkeit, Streckbarkeit, Dehnbarkeit der Metalle;
enafulum od. Tenäfel, n. der — Schrift⸗
od. Handſchrifthalter der Setzer in Buchdruckereien;
auch ein wundärztliches Werkzeug, beſ. um Ge—
ſchwülſte zu halten, die man aufſchneiden will.
ZTendaf, n. (malay. tandak, Tanz, javan. Tänze-
rin) ein javanijches einfaches Ballet, von nadten
Tänzerinnen aufgeführt.
Zendenz, |. unter tendinös.
Tender, m. engl. (v. tend — attend, fr. attendre,
warten, bedienen, begleiten) das Begleitungsichiff
eines Linienjchiffes zurüberbringung von Befehlen
u. Nadridten; —— der einem Dampfwagen an—
gehängte Karren od. Vorratswagen, welcher Kohlen
und Wafler nahführt.
tendinõs, nl. (fr. tendineux; v. nl. tendo, fr. ten-
don, die Flechſe, Spannader) flechſig, fehnig; ten=
Tentacnla
dieren, |. (tendöre) jpannen, ausdehnen; ftreben,
zielen od. abzielen, beziveden, fich hinneigen; Ten⸗
denz, f. nl. (fr. tendance) das Streben, die Neigung
oder Richtung nad) einem Ziel, Abzielung, Abficht,
der Zweck, 3. B. eines Buches; Tendenzroman,m.
ein Roman, welcher bejtimmte fünftlerifche, poli—
tifche, religiöfe od. joziale Lehren entwidelt; ten=
dentids od. tendenzids, nad) einem bejtimmten
Zweck hin gerichtet, abſichtsvoll; Tenſion, f. J.
(tensĩo) die Dehnung, Ausſpannung, Geſpanntheit
tendre, fr. (fpr. tangd'r; v. J. tener) zart, zärtlich;
weich, mild, lieblich; empfindlich, mweichherzig;
mürbe; Tendre, n. zärtliche Neigung oder Vor-
liebe (ein Tendre für etwas od. jemand haben);
Tendrefie, k. (ſpr. tangdreſſ') die Zärtlichkeit, zärt-
liche Quneigung; Weichheit; Tendrete, f. die Zart-
heit, Mürbigfeit von Speisen.
Zenebrarins,m.pätl.,od. Tenebrio, m. I. (v.tene-
brae ‚ Pl. Finfternis) ein Finfterling, Duckmäuſer;
Betrüger; Tenebrivniten, pl. nl. Schlupffäfer.
t6nero od. teneramente, auch con temer6zza,
it. (v. l. tener, zart) Tonf. zärtlich, weich, ſchmei—
chelnd, mit Zärtlichkeit.
Tenesmus, m. l. (v. gr. tönesmös od. teinesmös,
v. teinein, dehnen, ſpannen) Heilf. ver Stuhlzwang,
Leibzwang.
Tendtte, f. fr. (von tenir, halten, faſſen) Heilf. das
Blafenftein- Zängelden; aud der Gteinlöffel;
tenez! (fpr. teneh) eig. haltet od. halten Sie! da,
nehmt hin, da haben Sie!
Tenge od. Tenga, |. Tanga.
Tennantit, m. eine Art Schwefelfupfererz od. Fahl-
erz in Cornwallis (nad) dem engliſchen Chemiler
Tennant, ft. 1815, benannt), Arfeniffahlerz.
Tennis, n. engl. Balljpiel; Lawn-tennis, Rafen-
Ballipiel (von lawn, Rafen, Wiefe); Tennishall,
Spielball.
Tenoͤchten od. Tenoͤchchi, pl. — Azteken (f. d.),
von denen ihre Hauptitadt Tenodtitlan (oder
Mexiko) ven Namen hat.
Tenontägra, n. gr. (v. tenon, Sehne, Flechſe) Heilf.
die Flechjen- od. Muskelgicht; Tenantographie,
f. Sehnenbejchreibung; Tenuntologie, f. Sehnen-
lehre; Tenontomie od. Tenotomie, f. die Durch⸗
ſchneidung der Sehnen, der Sehnenſchnitt.
Tenor, m. l. (von tenẽre, halten) die Haltung, un-
unterbrochene Fortdauer, Währung; daher uno
tenöre, ununterbrochen, in einem fort; ferner der
Sinn, Anhalt eines Geſetzes, Urteils, einer Ber-
fügung ꝛc.; auch die Art und Weife; ein faufmän-
niſches Gutachten; Tonk. Tenör_(v. it. tenöre,
d. i. eig. Weife, Melodie), die höhere Mannsſtimme;
Iyrifher Tenor, eine weichere, zum Xiede bef.
geeignete Tenorftimme, entgeg. Heldentenor;
Tenore primo, m. der erite, Döbere Tenor; T. se-
cundo, m. der zweite, tiefere Tenor; T. buffo, m.
der in der fomifchen Oper die höhere Männerjtimme
fingt (vgl. Buffo); Tenorift, m. ein Tenorjänger;
Tenor=Horn, ein Flügelhorn, deſſen Umfang von
As bis c reicht und deſſen Partie in der Partitur im
Tenorſchlüſſel gefchrieben wird; T.-Schlüſſel, der
auf der vierten Notenlinie — Muͤſikſchlüſſel,
der angibt, daß die auf dieſer Linie ſtehende Note c
heißt und dementſprechend die übrigen zu leſen find
Tenotomie, j. unter Tenontägra.
Tenſion, j. unter tendinös.
Tenſon, ſ. TZenzone.
Tent, n. engl. Zelt, auch ein fliegender Zirkus.
Zentacäla, pl. nl. (v. I. tentäre, befühlen; vgl. ten⸗
tieren) Fühlhörner, Fühlfäden; Tentakuliten, pi
Tentamen
eine Art verjteinerter Pflanzentiere in Geftalt von
Fühlhörnern oder fegelfürmigen Röhren.
Tentämen, l. (v. tentare, —— prüfen) Vor⸗
prüfung, Zwiſchenprüfung; Tentämen physi- |
cum, Borprüfung der Mediziner in Naturbejchrei-
. bung, Anatomie und ont nad zweijährigem
Studium; durch diefe werden fie Kandidaten der
Medizin und erſt dann, nachdem fie diefes Ten-
tamen abgelegt haben, beginnt ihre eigentliche ärzt-
lihe Ausbildung.
Tente-abrij f. fr. (jpr. tangt-abrih; v. tente,
u. abri, ſ. d.), franz. Benennung für das in Algier
und überh. im Orient gebräuchliche Schußzelt od.
Raftzelt, da8 nad) der Schattenfeite offen ijt und
nicht als Wohnzelt dient.
tentieren, I. (tentäre) eig. betajten, angreifen; pri»
fen, unterſuchen; verfuchen; in Verſuchung führen,
reizen, verleiten; Tentation, f. (I. tentatio) die
Berfuhung, Anfechtung; tentatin, verſuchend;
Tentätor, m. ein Berjucher, Prüfer.
Tentüre, f. fr. (Ipr-tongtütr; ml. tentüra, v. ten-
dere, ausfpannen) die Tapezierung, der Tapeten»
behang, die Tapete.
Tenüe, f. fr. (jpr. t'nüh; v. tenir, halten) die Hal-
tung, Führung; der Anftand; die anjtändige Klei-
dung, bei. der Soldaten; dah. en grande tenue,
in großem oder Prachtanzug; em petite t., in
Hleinem oder Übungsanzug; Marichtenüe, f.
————
Tennis, f., pl. Zenues, l. (v. tenüis, dünn, sc. lit-
tera) die ſtarren und harten Mitlauter p, t,E (vgl.
Media); Tenuität, f. (lat. tenuitas) die Dünne,
Magerkeit; Armut, Armfeligfeit, Geringfügigfeit.
Tenüta, f. it. (von tenére, halten, befigen, bewoh—
nen 2c.) 1. ein Landgut, Gehöft; 2. auch Tenüte,
Tonk. ein Halt- od. Ruhepunkt in einem Tonjtüde;
ein Ton, den man eine Zeitlang aushält, vgl.
Fermate; tendto, gehalten.
Tenzöne,f. (it. tenzone, tenza, prov.tenson, tensa,
altfr. tenson, tence, Streit, Streitgedicht, v. prov.
tensar, altfr. tencer, jtreiten, en vertei⸗
digen, neufr. tancer, ausſchelten, lat. gleichſ. ten-
tiare, von tenẽre, tentum, feithalten, behaupten)
Wechſel- od. Wettgejang, Streitgedicht, eine Gat—
tung wißiger poetifcher Spiele bei den provenza-
lichen Dichtern.
Teocaͤlli, n. mexikan. eig. Gotteshaus; din Tempel-
bau der Azteken in Mexiko.
Tephillim od. Thephillim, pl. rabbiniſch (v. hebr.
tephilläh, ®ebet) jchmale ſchwarze lederne Bet-
Riemen, welche die Juden beim Gedet um Kopf
und Arme zu binden pflegen.
Zephroit,m. gr. (v. téphra, Ajche) der Afchenftein,
eine en. Steinart, aus Fiejelfaurem Mangan-
orydul beitebend; Tephromantie, f. die Wahr-
fagung aus Ajche, bejond. ver Opfer, = Spodo-
mantie.
Zepidarium, n.!. (v. tepidus, laumarm) ein Lau-
bad, Zimmer, wo lau gebadet wird; auch ein lau—
warmes Gewächshaus mit 5—-IINR. Temperatur.
Teplizh, pl. jlav. (v. tepla, warm) warme Quellen,
daher der ähnlich Tautende Name von Badeorten,
wie Tepliß ıc.
Zeratologie, f. gr. (v. teras, pl. terata, Wunder»
eichen) die (bibl.) Wunderlehre, Wundererzählung;
Seile. Lehre von den Mißgeburten; Naturf. Lehre
von ber regelwidrigen —— der Pflanzen und
Mineralien; teratoloͤgiſch, die —* von den
Wundern betreffend; Teratolith, m. Wundererde,
Steinmark, Eiſenſteinmark; Teratojfopte, f. das
eit,
terminus 861
Wunderfehen, 3. B. in vermeintem Blutregen ꝛc.;
| die Wunderdeutung.
' Zerbium, n. nl. ein von Mofander entdedtes Me—
tall, defjen Oryd (Terbiumoryd, Terbinerde)
mit der Hitererde gemengt vorkommt.
| Tercera,_f. jpan. (v. tercero, der dritte) die dritte
Sorte; Terceroͤn, m., pl. Tercerönes od. Terces
röng, ipan. Abkömmlinge von einem Europäer u.
einer Mulattin.
Terebelliten, pl. I. (von ter&öbra, Bohrer) verftei-
nerte Schneden von der Gattung Terebellum, n.
Kammekiemenfchnede mit Yänglicher, fpindelför-
miger Schale.
Terebinthe, f. f. unter Terpentin.
Terebra, f. I. der Bohrer, bef. ala —6
Werkzeug, vgl. Trepan; Terebräteln, pl. nlat.
(terebratülae) Bohrmuſcheln, Lochmuſcheln; Tere⸗
bratulit, m. eine verſteinerte Bohrmuſchel; Teres
bration, f. (l. terebratio, v. terebräre, bohren)
die Anbohrung, Anzapfung, z.B. eines Baumes,
um den Saft daraus zu befommen.
Teredo, f. |. (v. gr. teredon) der Holzwurm, Bohr-
od. Schiffswurm; Heilf. = spina ventosa; Tere⸗
dinen, pl. neulat. eine Art verjteinerter Röhren-
Zerella, j. Terrella. ſmuſcheln.
Terem, m. od. n. altruſſ. (ſpr. tjerömm; verw. d.
dtſch. Turm) der Frauenturm, das Frauengemach,
Frauen-Abteilung in den Burgen der ruſſ.
aren. Ä
Terefis, f. gr. (v.terein, beobachten, hüten 2c.) ge-
naue Beobachtung, Bewachung.
Tereẽtrum, n. gr. (ter&tron, v.terein, bohren) Boh-
rer, = Trepan, |.d.
tergum, n. l. tergo, m. it. der Rüden, die Rüd-
jeite; in tergo, auf dem Rüden, auf der Rüdfeite
eines Wechſels (vgl. endojjieren); tergiverfies
ren, !. (tergiversäri, eig. den Rücken wenden) ſich
tweigern, ausweichen, Ausflüchte juchen, Hinhalten,
Dinaichen ; Zergiverfation, f.(l.tergiversatio)die
usfludht, Weigerung, Zögerung, der Winkelzug.
Zerme,m., pl. Termen, ft. (terme, v. l. terminus,
j.d.) Grenziteine, Grenzfäulen, Bildfäulen.
Termin, Termination, terminieren zc., |. unt.
terminus.
Terminthus, f. gr.(t£rminthos, eig. = Terebinthe)
Heilk. Hundsblattern, ſchwarzblaue Blutſchwären,
beſ. an ven Schenfeln (jo genannt wegen Ahnlichkeit
mit der Terebinthenfrudt).
terminus, m. l. die Grenze, das Biel; als Eigen-
name: Terminus, der Grenzgott bei den alten
Römern; dah. Termin, m. ein Grenzpunkt in der
Be bejtimmter Zeitpunkt; auch Sri bis zu einer
ejtimmten Grenze; bej. Rſpr. ein anberaumter
Gerichtstag, gerichtlihe Vorladung, Gerichtöver-
handlung, ehem. die Tagefahrt, friſt; ———
Lieferzeit; Terminus, m., pl. Termini, Sprach⸗
u. Denkl. ein beſtimmt begrenzter, genau bezeich—
nender Ausdruck, Wort, beſ Kunſtausdruck; Haupt»
begriff in einem Schluſſe, Glied eines Verhältniſſes;
in terminis (bleiben), in den gehörigen Schran—
fen; in suis terminis (lafjen), bei ten Aus»
drücden, in feinen Grenzen, bei feinem Amte 2c.;
terminus a quo, der Anfangspunft oder Zeit»
Den von welchem man etwas rechnen muß, die
eginnzeit, der Tag, von wo ab; t. ad quem,
der Zeitpunft, biß zu welchem man etwas rechnen
muß, die ——— Endfriſt, der Tag, bis wo—
bin; t. major, Oberſatz beim Schluß; t. minor,
Unterfag beim Schluß; medius t., der Mittelbe-
griff, Berbindungsbegriff, das Mittelglied in einem
862 Terminus
Bernunftichluffe; t. peremtorius od. perempto=
riiher Termin, der lebte od. entjcheidende Ge—
richts- od. Stichtag, die unverjäumbare Frilt, aud)
t. praeclusivus, ſ. präkluſiviſche Friſt; t.
techniecus, ein Kunftwort, Fahausdrud, Kunjt-
ausdruck (pl. termini techniei, vgl.tehnifch); —
terminäl, die Grenze betreffend, zur Grenze ge-
börig; Terminalien, pl. (. Terminalia) Grenz-
feite zu Ehren des Gottes Terminus; termina-
liter, ziel- oder friftgemäß von Friſt zu Frilt;
terminieren (I. terminäre), begrenzen, endigen,
beichliegen; ablaufen, aufhören; auch von den
Bettelmöncden 2c. einen gewifien Bezirk bereifen,
darin herumftreihen, um Almofen zubetteln: Ripr.
GerichtStag halten; Terminarius, T rminant
oder Berminterer,m. nl. ein Bettel'v rich, Betts
ler, p!. Termindnten; Terminäte. >. I. Ripr.
beendigte, abgemachte Sachen; Termination, f.
(l. terminatio) die Begrenzung, Grenzſetzung od.
Le Beendung; Verminet, £. (mi. ter-
minia) der Bezirk; Sammelfreig eines Mönches,
worin er für jein Klofter Almofen fammelt :c.;
Terminismus, m. nlat. die Zielſetzung, Zielbe—
ftimmungslehre, Lehre der Vermintiten, pl. Ona-
denfriltler, Leute, welche lehrten, Gott habe jedem
Menjchen eine Önadenfrift (Termin) zur Befferung
gejegt, nach deren Verfluß er feine Vergebung zu
erwarten habe; Terminologie, f. l.-gr. die Kunſt⸗
ſprache, das Kunſtwörtertum, die Kunftwörter-
kunde, Kunſtwörtererklärung, Lehre und Inbegriff
der gebräuchlichen Runfiausdrüde einer Wiſſen—
ſchaft 2c.; terminoldgtfch, zur Kunſtſprache ge-
börend, die Kunjtwörter ‚betreffend.
Terminus, m. engl. (ipr.töhrmenöß) Grenze; End-
itation, Hauptbahnhof; befonders: Hötel Ter-
minus, Öafthof zum Hauptbahnhof.
Zermite, f., pl. Zermiten (fr. termite, termös; v.
l. termes, tarmes, Gen.tarmitis, Holzwurm) aus⸗
ländijche weiße Ameijen, Holzläufe in den Tropen-
ländern, wegen ihres Kunjttriebes merkwürdige
Inſekten, die in Afrifa in großen Gejellfchaften
leben, und fich fegelförmige, 3 bis 4 m hohe Ge-
bäude von Lehm und Sand aufführen, aber aud)
an allen Holzwerk ꝛc. furchtbare Verwüſtungen
anrichten.
Ternaux⸗Wolle, k. (ſpr. terno —; öfters auch jo ge-
ſchrieben) nach einem franz. Schafzüchter benannte
verfeinerte Wolle.
Terne, f. (fr. le terne, it. terno, m.; v. lat. terni, je
drei) ein Dreitreffer in Zablenlotterien, der dritte
Gewinn; ternätim, nl. Bot. zu dreien jtehend;
ternär, !.(ternarius, fr.ternaire) dreifach, gedritt;
ternäre VBeriode, die dritte und jüngfte Periode
der Erobildung; Serniön, f. eine Verbindung von
drei Dingen; in der öjterreich. Amtsſpr.: ein Band
od. Abſchnitt gefchäftlicher Aufſchreibungen.
ternieren, fr. (ternir, v. terne, matt, triibe) trübe
od. matt machen; den Glanz verlieren; Ternier⸗
jarpett, pl. im Beugdrud: Berwandlungsfarben,
* bergreifen zweier benachbarter Farben ent⸗
ſtehend.
Terven, pl. in Friesland gegen Uberſchwemmungen
angelegte und zur Zuflucht dienende Hügel.
Zerpentin, m. (v. l. terebinthina, sc. resina; perſ.
termentin) flüffiges Harz od. harziges DI, urfpr.
v. dem Terpentinbaum od. der Terebinthe
(gr. ter&binthos, terminthos) auf der Inſel Chio
u. Zypern; aud) von andern Nadelhölzern, nur
geringer an Güte. Durch Deitillationde3 Terpen-
tins mit Wafjer erhält man Terpentinöl (im
|
terrieren
gereinigten ZuftandeauhmwohlTerpentinfpiri-
tus genannt), und als Rüdjtand Kolophonium.
Terpodion, n. gr. (von terpein, erquicden, ergötzen,
u. öde, Gefang) Klangergögung, ein von dur ⸗
mann zu Friedrichroda bei Gotha 1813 erfundenes
Tonwerkzeug, das durch Reibung von Holzſtäben
an einer durch Treten in Umſchwung geſetzten
Be Flöten⸗, Horn- und Fagott-Töne hervor-
ringt.
Terpiichöre, f. gr. (v. terpein, ergößen, u. chorös,
Tanz) die Tanzfrohe, die Muſe ( d.) des Tanzes;
dah.eine Tochter, einSchülerTerpfihöres,
eine Tänzerin, ein Tänzer; Sternf. ein Aſteroid,
.. 1864 von Tempel entdedt.
terra, f. 1. Erde, Land; sit illi (tibi) terra levis,
e3 jei ihm (dir) die Erde leicht! od. janft ruhe feine
(deine) Ajche! — terra cotta, f. it. (v. cotta — l.
cocta) eig. gefochte, gebadene, d.i. gebrannte Erde;
gebrannter Ton, Töpferton; antite Bildwerfe aus
diejem Stoffe, bei. Tongefäße; t. di Siena, Gie-
niſche Erde, eine bräunlichrote Aquarellfarbe; t.
firma, J. feites Land; t. incognita, unbefanntes
Land; t. foliäta, blätterige Erde, Blättererde; t.
novälis, Neuland, Neubruch, Rottland; erit vor
furzem urbar gemachtes Land; t. sigilläta, ſ.
Bolus; Terrain, n. fr. (fpr. terräng) das Erd—
reich, der Grund u. Boden, dad Gelände, die Erd-
gegend, Bodengeitaltung, bef. in der Kriegsk. hin-
fichtlich ihres Einfluffes auf Stellung u. Bewegung
der Truppen; daher Terrain Abfall, Bodenab-
dachung; T.⸗Erwerbung, Bodenerwerbung; T.
gewinnen, Boden gewinnen; Fortſchritte machen;
2.-Schwierigfeiten,ungünitige Bodengeſtaltung;
die T.-Kunde, T.⸗Lehre, Orksbenützungskunde,
Lehre von den Bodenverhältniſſen; T.-Verhält⸗
niffe, Bodenverhältniſſe; Bau-⸗T., Bauplatz, Bau-
gebiet; Bahn-T., Bahngebiet 2c.; Terrarium, n.
mit Erde gefüllter Glaskaſten, in dem tropiſche
Pflanzen, Schlangen, Eidechſen zc. gezüchtet wer-
den; Terrafie, f. die ſtufenweiſe aufiteigende Erd-
erhöhung, die Erdftufe, die Erdbanf, Rafentreppe;
Erdivall, Bergitaffel; Plattform; Mal.der Border-
rund, 3.8. einer Laͤndſchaft; terrafiieren (fr.
terrasser),abjtufen, ſtufenweiſe erhöhen, Erdjiufen
machen; auch niederwerfen, zu Boden werfen; ters
raſſierte Werle, Kriegsk. an Bergabhängen in
Abitufungen angelegte Befejtigungswerfe; Ter⸗
Tajlierer, m. (fr.terrassier) ein Schanz⸗ od. Wall-
gräber; Terrazzs, n. it. ein venetianijcher Ejtrich,
Slanz-Eitrih; Terréèlla vd. Terrelle, f. nl. (Di-
minutiv v. terra) ein fugelfürmiger Magnet zur
VBeranjchaulihung des Erdmagnetismus; Terre⸗
neuve, £. fr. (fpr. tär’ nömw’) Neuland, neues Land,
neu entdedtes Land, bejond. =Nemfoundland;
terreiter, I. (terrestris, e) od terreſtriſch, erdicht,
irdiſch; von der Erde, dem Erdförper herrührend,
den Erdförper, aud) das Feltland betreffend.
Terre-A-terre, n. fr. ein Galopp in kurzen, fehr
niedrigen Sprüngen, bei dem dag Pferd beide Bor-
derichenfel zugleich hebt und dann zugleich nieder-
fegt, während die Hinterjchentel den vorderen fol-
gen. [fel und Kalt).
Terreiin,n. Aſphalt (aus Steinfohlenteer, Schwe-
Zerreur, terribel, |. unter terrieren. !
Zerrier, m. engl. (pr. terreör; aud) franz. terrier,
eig. chien terrier, Dachshund, ml. terrarius, von
l. terra, frz. terre, Erde) Erdhund.
terrieren, I. (terrere) einen fchreden, ihm Schreden
einjagen, ihn furchtſam machen; fochende Zuder-
maſſen durch plögliches Hinzugießen von kaltem
Terrine
Waſſer fären; terribel (l. terribilis, fr. terrible),
ſchrecklich, fürchterlich, grauenvoll, entjeglich; Ter—
rition, f. pätl.territio)dieSschredung, das Bange-
maden; Terror, m. l. der Schreden, fr. Terreur,
f. (pr. terröhr) befond. die Schreckenszeit der franz.
Nevolution;terror paniceus,j.paniiherSchret-
fen unter Ban: Terrorismus, m. neulat. die
Schredensherrihaft, Regierung durch Schreden,
bei. die Schredengzeit der franz. Revolution von
1793— 1794: Terroriſt, m., pl. —en, ein Schref-
kensmann, ein Anhänger der Schredensregierung;
terroviitiich, ihredend;terrerifieren, mit Furcht
und Schreden erfüllen, fchreden; durch Schreden an
der Betätigung der freien Meinung behindern.
Terrine, f. fr. (v. terre, Erde) eine irdene Suppen»
Schüfjel, Tief Schüfjel.
Territorium, n. l. (v. terra, Land) der Grund, Bo—
den, Bezirk, das Gebiet; in den Vereinigten Staa-
ten von Nordamerifa ein dur Kongreßakte abge-
grenztes Landgebiet, das noch nicht die zur Auf
nahme in den Staatenverband erforderliche Ein-
mwohnerzahl enthält u. durch einen von der Unions—
regierung ernannten Statthalter regiert wird (engl.
territory); territoriäl, I. zu einem Gebiete ge-
rl dasjelbe betreffend; Territorial-Armece,
. die franzöfische Landwehr; T.-Kondominät, n-
die Gefamtregierung mehrerer Fürjten über ein
Gebiet; T.-Heer, Landesheer; T.-Politil, f. die
Art der Staatskunſt, welche Das eigene Gebiet zu ,
vermehren u. die Vergrößerung anderer Staaten
zu verhindern ſucht; &.=Prinzin, n. der Rechts»
grundjaß, nad) dem alle Berjonen, die jich in einem
Staate aufhalten, der Oberhoheit und den Gejegen
diejes Staates unterworfen find; T.-Rechte, p)-
Gebiet3-Nechte, Grundgerechtigkeiten, landesherr—
liche Rechte in Hinſicht des Grundes und Bodens;
bei. im ehem. deutſchen Reiche: die Rechte der Lan—
desherren im Gegen]. des Kaijers und Reichs; T.—
Syſtem, n. die Anficht, wonach die Kirche als ein
Zeil im Gebiete des Staates demjelben völlig un-
tergeoronet ift, 3. U. v. Episfopal- und Kolle—
gial-Syitem; ein Wehrſyſtem, deſſen Einrichtung
ih genau an die Zandeseinteilung anjchließt.
Terror, Terrorismus, j. unter terrieren.
tertius, a, um, J. der, die, das dritte; Tertlus, m.
der Dritte, dritte Lehrer; tertius interveniens,
ein dritter Dazwiſchenkommender, ein Schiedgrid)-
ter; per tertium, durch einen dritten, 3. B. etwas
bejorgen lafjen; tertia vice, l. zum dritten Male;
Zertia, f. die dritte Klafie; eine Gattung Buch»
druderjchriften, j. unter Lettern; Tertie, aud)
Terzie oder abgef. Terz, f. (it. terza) Tonf. der
dritte Ton vom Örundton an; Fechtk. die dritte
Stoßart; Mepf. der 60. Teil einer Sekunde; Bil-
lardip.das Machen eines Balles durch einen dritten
Ball, der zwifchen dem Ball des Spieler3 und dem
zu machenden jteht; Kartenfp. die Dreiblattfolge,
drei aufeinander folgende Blätter gleicher Farbe;
in Klöjtern die Betzeit von 9 Uhr vormittags an
(tertia horärum canonicärum); Tertia-Wechſel,
m, ein dritter Wechjel od. Drittwechjel, ein Wechjel
in drei Eremplaren, ſ. Tratte; tertium, n. das
Dritte; pro tertio, zum dritten, drittens; das
tertium comparatiönis,derVergleihungspunft,
Ahnlichkeitspunkt zweier verglichenen Gegenftände,
das zum Bergleicd) Herangezogene Dritte; tertium
non datur, ein Drittes over ein dritter Fall fin-
det nicht itatt, d. i. e8 gibt fein Drittes od. Mitt-
lere3 zwijchen zwei entgegengejegten Dingen; Ter—
tiäl, n. nl. ein Dritteljadr; Tertiäner, m. (lat.
|
|
|
Zeit 863
tertiänus) ein Schüler der dritten Klaſſe; Yertiän-
Fieber, n. (Il. febris tertiäna) ein dreitügiges Fie—
ber, Wechjelfieber, welches einen Tag um ven an-
dern, alfo immer am dritten Tage eintritt; tertiär
(l. tertiarius, eig. das Drittel enthaltend), die dritte
Stelle in einer Solge einnehmend, 3. B. tertiäre
Gebirge od. Tertiärformation, £. die jüngeren
eichichteten Gebirgsmaſſen, zwiichen den jefun-
ären (f. d.) und den Diluvial-Bildungen
(ſ. d. — vgl. auch evcän); Zertiarius, m. ein
unter dem Provinzial ſtehender Sefuitenoberer;
Tertiarier, pl. Franzisfaner-Mönde von der
dritten Klaſſe; Terzett, n. (v.it. terzetto) ein Drei-
gejang, Dreifpiel, Tonftüc für drei Stimmen; Ter—
sine, f., pl. Terzinen (it. terzine), Dreizeilen,
Drillingsreime, dreizeilige, durch die Neimftellung
verfettete Strophen, aus fünffüßigen jambifchen
Berjen beftehend.
Tertülia, £. in Spanien die Galerie im Schaufpiel-
hauſe; eine Abendgefellichaft, Kränzchen. (Sonannte
man jeit der Mitte des 17. Zahrh. die Logen der
oberen Reihe in den beiden Haupttheatern zu
Madrid, die früher desvanes, Oberböden, geheißen
de und in denen vorzugsmeije die gebildete
elt und die Geiftlichen ihre Sige nahmen. Es
war danıal3 Mode, den Kirchenjchriftiteller Ter-
tullian zu Studieren, und die Prieſter pflegten ihre
Predigten mit Stellen aus ihm zu zieren, weshalb
man jte ſcherzweiſe Tertullianten und ihren Plaß
die Tertulia nannte).
Terzeröl, n. (v. it. terzeruölo, von terzuolo, das
Männchen von einem Falken oder Habicht, prov.
tersol, fr. tiercelet, ml. tertiölus, v. I. tertius,
der dritte, weil der Sage nad) der dritte im Neſt
ein Männchen ift) eine Tafchenpiftole, eine fleine
Piſtole.
Terzerons, ſ. Terc—; Terzett, Terzie, Terzine,
ſ. unter tertius.
Tefa, f. it. Ort zum Negftellen, Bogelfang mit Leim—
au auc) die Klafter, ein jardin. Längenmaß —
‚12 m.
Tesbih, m. arab. (pr. h fait wie ch; von sabaha,
beten) das Gebet; der Gebrauch des Roſenkranzes
beim Beten, und der türkiſche Roſenkranz jelbit.
Teichine, f., pl. Teſchinen, gezogene Büchjenröhre
v. Zeichen (im öjterr. Schleften); Teſching oder
Teſchink, m. oder n. eine Windbüchje mit jehr
engen Rohr, ein leichtes Gewehr jehr kleinen Ka—
liber3, Zimmergewehr.
Teſchrifädſchi, m. türk. (v. arab. teschrifät, Ehren»
bezeigungen, Gebrauch3vorjchrift bei Feierlichkeiten)
der Seremonienmeifter.
Tesferch, m. arab. (tedskereh, von dsakar, ſich er-
innern, erwähnen) ein Denfzettel, Handjchreiben,
eine VBerfchreibung; Schuldſchein; Beglaubigungs-
ſchein (Bertififat); türk. Beftallung; Teskeredſchi—
Baſchi— m. (vgl. Baſch) ein türf. Beamter, welcher
die Bittfchriften Tiejt, der erjte Sefretär, eine Art
Vizekanzler.
Teslalicht, n. (nad) dem Phyſiker Tesla benannt,
der e3 erfand), elektriiches Büſchellicht, durch elef-
triſche Wechjelftröme von befonders hoher Span-
nung erzeugt.
te — l. (tessellarius, von tessella, Würfel,
erkl. v. tessöra, vierediges Stück, Würfel) würf-
lig, gewürfelt; teffellieren, nl. Moſaikarbeit (ſ. d.)
verfertigen; Teſſeral-Kies, m. Hartkobalterz,
Arſenikkobaltkies.
Zejt 1., m. engl. (v. I. testäri, bezeugen) die Probe;
die Abſchwörung des Papites, ein engl. Neligions-
864 Teit
Eid, womit jeder, der ein öffentliches Amt antreten
will, bezeugt, daß er fein heimlicher Katholif jei,
auch der Teſt-Eid; dah. die Teſt-Akte, Das Ge—
jeg, welches die Abſchwoöͤrung der päpftlichen Ober-
berrichaft verlangt, vgl. Akte.
Teft 2., m. (v. I. testum, testa, irdenes Geſchirr,
Scherbe) ein flaches, rundes Probierſchälchen aus
feuerfeftem Ton; auch die aus ausgelaugter Aſche
gebildete Vertiefung im Treibherde, mo das abzu-
treibende Metall geſchmolzen wird.
Teſta, f. 1. Schale, Hülle, auch: Samenhülle.
Teſtacéen, pl. |. (testac£a, v. testa, irdenes Geſchirr;
Schale der Schaltiere ꝛc.) Schaltiere, Schneden u.
Muſcheln; Tejtaciten, pl. nl. verjteinerte Schal-
tiere.
ZTeitament, Teftator 2c., j. unter teftieren.
Zeitäo oder Tuftän, port. (fpr. teftdong), Teſtoͤn,
jpan., Teſtöne, it., m. (v. ſpan. u. it. testa, Kopf,
weil das Gepräge ein Kopf war) eig. ein Kopfitüd,
eine Rehnungsmünze, in Portugal jet ein Stüd
von 100 Reis — 0,4125 M, früher 0,49 bi3 0,59 .4
wert; in Stalien (Teftone) = 1,28 bis 1,32 „4 wert.
$eftieren, I. (testäri) bezeugen, befräftigen, dartun;
bei. jeinen legten Willen jchriftlich bezeugen oder
feitfegen, ein Vermächtnis maden, testantibus
actis, Rſpr. nad) Ausfage der Verhandlungen,
od. wie die Urkunden bezeugen; testäto, legtwillig,
mit N, einer Erbverfügung (jterben);
Teftament, n. (l. testamentum) der legte Wille,
Villens-Erklärung, legtwillige Verfügung; aud)
der jogen. göttliche Gnadenbund und die denfelben
bezeugenden Religionzurfunden: das alte u. das
neue Zejtament, der alte und neue Bund, die
alte und neue Glaubens- od. Religionsverfafiung;
der Inbegriff der diefelben enthaltenden Bücher,
die Bibel; pertestamentum, durch förmliche letzt⸗
mwillige Berfügung; teftamentdriich (l.testamen-
tarlus) oder feftamentlich, lestwillig, den legten
Willen oder Nachwillen betreffend oder ihm zu—
folge; Zeſtamentarius od. eitamentserelütor,
m. ein Vollzieher des letten Willens; Teſtät, n.
Zeugnis, Bejcheinigung; Veftäter, m. der Erb-
jeger oder Erblaſſer; teſtatöriſch, nl. nach dem
Willen des Erblafjers, von ihm verordnet; Teſtä⸗
trix, f. die Erbfegerin, Erblafferin.
seitifizieren, I. (testificäri, von testis, |. d.) durch
HBeugen erhärten; —— f. (l. testificatio)
die Bezeugung, der Beweis durch Zeugen.
—— m., pl. Zeftifeln (I. testicülus, pl. —i),
IE Pode.
Zeitimoninm, n., pl. Zeftimonig, I. (vgl. testis
und tejtieren) daS Zeugnis, Beglaubigungsichrei-
ben; testimonium egestätis, Bebür tigkeits⸗ od.
Dürftigfeitszeugnig; t. integritätis, ein Zeugnis
der Unverjehrtheit oder Unbefcholtenheit, beſ. das
Ledigkeitszeuügnis der Berjonen, die fich verheiraten
wollen; t. maturitätis, Zeugnis der Reife; t.
morum, Sittenzeugni3; t. paupertätis, Armut3-
eugnis; testimoniäles, pl. (sc.litt£rae) Beglau-
igungsſchreiben für reilende Mönche.
testis, m., pl. testes, I. ein Zeuge; t. classicus,
vollgültiger Zeuge.
testo di lingua, mn. it. jede ſprachlich muftergültige
(affiihe) Schrift, Muſterſtück.
Zeiton, Zeitone, |. Teitän.
Zeſtũdo, £. (l. Gen. testudinis) die Schildfröte; ein
urfpr. von einer Schildkrötenſchale gemachtes Sai-
teninftrument, die Raute; ein im Altertum bei Be-
lagerungen gebrauchtes Schuß- oder Schirmdad,,
Sturmdadj; Heilf. die Schildfrötengeihwulft; ein
Tetrab
Verband, der bei Berlegungen des Knies angelegt
wird.
Tetänus, m.l., oder Tetänos, gr. (v. tetanös, ge-
|pannt, b. teinein, fpannen) Heilf. Spannung, Er-
ftarrung, beſ. de3 Haljes, Halzftarre (tetanus col-
läris); Zotenftarre,derStarrframpf, Totenframpf;
tetaniſch. ſtarrſüchtig, ſtarrkrampfig; tetaniſcher
nal, Starrkrampfanfall.
Zetartäg, f. gr. (tetartaia, v. tétartos, der vierte)
Heill. daS viertägige Fieber; Tetartin, m. (von
N wegen der Kriftallifation) Kiejeljpat, —
it.
Zete, f. fr. (pr. tät’; altfr. teste, prov., it. u. ſpan.
testa, v.l. testa, Gefäß, Topf, Hirnfchale) der Kopf;
Borderteil, die Oberitelle, Spite; Tete machen,
die Stirn oder Spiße bieten, ich entgegen ftellen,
Widerſtand zeigen; A la töte, an der Spitze, 3. B.
eines a ftehen; tete à töte, Kopf an
Kopf, von Angeficht zu Angeficht, unter vier Augen,
Aug in Auge, jelbander; ein Titesd=-Tete, eine
geheime Zuſammenkunft oder Unterredung unter
vier Augen; ein Stelldihein; t&te-carr6ey f. (ſpr.
=farreh) eig. ein vierediger Kopf, ein Querkopf,
mit dem nicht viel anzufangen it; töte de pont
neigen ), einBrüdentopf,eineßrüdenichange;
&tes de lettres, pl. (pr. —d’letter) Brieflöpfe,
Schriftföpfe in Kupfer- oder Steindrud.
Teterka, j. Tjetjerka.
Tethrippon, n. gr. (v. tettara, tetra—, vier, und
hippos, Pferd) ein Viergefpann, vierfpänniger Wa—
gen — Quadriga.
Tẽths, f. gr. (verw. mit tẽthẽ, Amme, alſo etwa
die Allnährende, Allmutter) Fabell. die Gemahlin
des Meergottes Okeanos (f. unter Ozean); verſch.
v. Thetis,f.d.
Tetrachoͤrd, n. gr. (v. t6ssara, tettara, in Zuſam—
menſ. tetra—, vier, u. chorde, Darmfaite) ein
vierjaitige8 Tonwerkzeug; ein auf vier Saiten er-
zeugter Akkord; tetradatthliſch (vgl. Daktylus),
vierfingerig; Tetradraͤchmon, n. (vgl. Drachme)
ein altgriech. Bierdrachmenftüd, ungef. = 2,42 4;
Tetradynamia, pl. (v.dynamis, Kraft) viermäch⸗
tige Pflanzen mit Zwitterblumen, die 6 Staub-
fäden haben, wovon 4 länger (mächtiger) als die
beiden übrigen find, in Linnes Syitem Die 15.
Klaſſe; Tetracdron od. Tetraäder, n. (v. hedra,
Sig, Grundfläche) Größen!. ein Vierflächner, von
4 gleichfeitigen Dreieden begrenzter Körper; Tex
traetie, f. (v. &tos, Jahr) ein Jahrviert, Zeitraum
von vier Jahren; Tetragön, n. ein Biere; Te⸗
tragonismus, m. die Kreisvierung, vgl. Dua-
Dratur; Tetragrammäton, n. (von gramma,
Buchftabe) ein vierbuchſtabiges Wort, beſ. der Name
Gottes, weil er in mehreren Sprachen aus vier
Buchſtaben befteht, 3.8. hebr. 717 (Jehovah), gr.
®eög, I. Deus, fr. Dieu, jpan. Dios, dtjch. Gott;
Zeiragynien, pl. Gewächſe, deren Blüten vier
Staubwege haben; tetrakeriſch (v. keras, Horn),
vierhörnig; Tetraͤktys, f. die Bierzahl; Tetra⸗
lemma, n. (vgl. Zenıma) ein viergliedriger hypo⸗
thetiſcher Schluß ; Tetralogie, f. das Vierfpiel, die
Verbindung u. Aufführung von einem Satyripiele
u. einer Trilogie (1. d.); Tetrameter, m. Verst.
ein Viermeſſer, viergliedriger od. achtfüßiger Vers,
auch lat. Octonarius, Achtfüßler; Tetrandria,
pl. viermännrige Pflanzen, deren Zwitterblumen
4 gleichlange Staubfäden haben, die 4. Klaſſe in
Linnes Syitem.
Zeträo, m. |. (gr. teträön) der Auerhahn; überh.
das Waldhuhn.
tetrapetaliich
tetravetaͤliſch, gr. (v. tettara, tetra—, vier, und
petalon, j. d.) vierblättrig, mit vier Blumenblät-
tern; Tetrapharmäfon, n. (vgl. Pharmakon)
Heilf. ein aus vielerlei Dingen beftehendes Heil-
mittel; Tetraphylin, n. ein Mineral von gelber
Sarbe, das bei Reiti in Finnland gefunden wird;
tetraphhliich (vol. Phyllon), vierblättrig, mit
vier Kelchblättern; Teträpla, f. eine vierſprachige
od. vierfache Bibelüberfegung, Zufammenftellung
der vier griechiichen Überfegungen des Alten Teita-
ments; Tetrapddn od. Tetrapdden, pl. (v. püs,
Gen. podös, Fuß) vierfüßige Tiere; Tetrapodos
fithen, pl. Verjteinerungen von Vierfüßlern;
Tetrapodologie, f. die Lehre od. Kunde von den
Vierfüplern; Tetrapodte, f. die Vierfüßigkeit der
Verſe od. das Meſſen derjelben nach 4 Füßen; auch
4 zu einem Ganzen verbundene Versfüße; tetra-
solttäntich, gr.-I. vieritädtiih; tetrapolitäna
confessio, f. vierjtädtiiches Glaubensbefenntnis
(der vier Städte Straßburg, Konitanz, Memmingen
u. Lindau vom Jahre 1530); Tetrapterien, pl.
gr. (vd. pteron, Flügel; nl. tetraptera) Vierflügler;
tetrapteriich, vierflügelig; tetraptöta, pl. (vgl.
Ptoſis) Wörter von nur vier Beugefällen; Te—
traͤrch, m. (gr. teträrches, v. ärchein, herrſchen)
ein Vierfürit, Beherricher des vierten Teils eines
Landes, 3.8. von Paläftina; Tetrardhie, f. (gr.
tetrarchia) oder nl. Tetrarchät, n. die Herrſchaft
und Würde eines Bierfürjten; auch deifen Bezirk,
das Bierfürjtentum; Tetrarrhändus, m. (vgl.
Rhynchos) der Vierrüßler, ein Bandwurm mit vier
Rüffeln; Tetras, f. (gr. teträs) die Vierzahl; te=
trafpermiich (vgl. Sperma), vierjamig, mit vier
Samenkörnern; Tetraſtichon, n. ein vierzeiliges
Gedicht, eine vierzeilige Strophe; Tetraſtröphon,
n. ein aus vier Strophen beitehendes Gedicht;
Zetraitälen, ein vierfäuliges Bauwerk; Tetra
ſyſläbon, n. ein vierjilbiges Wort; Tetrathien=
| ure, f. (v. gr. theion, Schwefel) zweifach geſchwe—
elte Unterfchwefelfäure; Zetroböfon, n. eine alt-
grieh. Münze von 4 Obolen (j. Obolus), ungef.
— 0,0 M.; Zetrödon, m. (von odũs, odon, der
Bahn) der Bierzahn, Stachelbaud), eine Fifchgat-
tung; Zetronerythrin, n. (von Erythrin, d. i.
Kobaltblüte, folumbinrote Farbe) ein roter Farb-
ftoff, der im ZTierreiche vielfach vorkommt.
Sei f. gr. das Birkhuhn; nl. auch der Gras—
üpfer.
Teucrium, n. I. (von gr. teükrion) Gamander, ein
ſtrauchartiges Ziergewächs von vielen Arten, z. B.
Teucrium marum, ſ. Marum verum.
Teut, m. ein fabelh. vergötterter Kriegsheld der
alten Deutſchen, vgl. Tuisco; Teutoͤnen, pl. (l.
Teutöni u. Teutönes) ein Volksſtamm der alten
Deutſchen; teutoͤniſch, altdeutih; Tentomanie,
f. die Deutſchtümelei; Teutonia, f. eine burjchen-
ihaftliche Verbindung auf Hochſchulen; Teuto⸗
— ge ‚ie Shmel
8, f. gr. (v. tekein, Schmelzen) die Schmelzung;
ea — 5
zer m. (v. I. textus, eig. das Gewebe; dann überh.
efüge, Bufammenfügung, v. tex&re, weben ıc.;
das zufammenhängende Wortgefüge einer Rede
oder Schrift; die Grundſprache, Hauptworte eines
Schriftiteller3 im Gegenjaß zu den Anmerkungen
11. f. w.; bef. ein bibfither rundſpruch od. Haupt-
Iap, die Örundlage einer Predigt; dah. uneig. eine
gebührende Pflichtweifung, ein Verweis, 4. B.
einem den Tert lefen; die Worte eines Gejang-
ſtückes, im Gegenfag zur Muſik (z.B. ein Lieder- ; Thara
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Anft.
Ihara 865
tert, Operntert 20.); auch eine Gattung von
Buͤchdruckerſchriffen, ſ. unter Lettern; textil
(lat. textilis), die Weberei betreffend; Textil-In—
duftrie, f. die verjchiedenen Ziveige der Spinnerei,
Weberei, Wirferei, Näherei, Sticerei, Bleicherei
u. ſ. w., zur Heritellung von Befleidungsftoffen ;
ZT.⸗Pflanzen, Öejpinitpflanzen; Tertür, f. [. (tex-
türa) daS Gewebe, Gefüge; die Fügung, Verbin—
dung, Anordnung.
Thaddäus, m. fyr. männl. Name: der Kluge.
<halämng m. gt. (v. thälamos, eig. Sclafgemad),
— Bot. die Lageritelle, das Fruchtlager der
Blumen.
Thalafjardhie od. Thalafjofratie, f. gr. (von thä-
assa, Das Meer) die eeherrichaft; Thalaſſo⸗
meter, m. ein Meeresmeſſer, Werkzeug zur Meſ—
fung der Ebbe und Flut, Meertiefenmeifer.
Thalia, f. gr. (thalfa, eig. Blüte) Sabell. eine der
razien (ſ. d.); Thalia, f. (gr. Thäleia) die Mufe
(1. d.) des Schaufpiels, dah. Thalieng Tempel,
Schüler ıc. fir Schaufpielhaus, Schaufpieler ꝛc.;
Stern. ein Afteroid, 1852 von Hind entdedt.
Thallit, m. grüner Epidot, = Piftazit.
Thallium, n. nl. (v. gr. thällos, grüner Zweig) ein
von Croofes 1861 entdectes, ım Schlamm der
Bleifammern von Schwefelfäurefabrifen vorkom—
mende3 eigentümliches Metall, das im Spektrum
Ben grüne Yinien zeigt; es dient dazu, Glas ſtark
ihtbrechend zu machen (vgl. Similibrillanten).
—— m. ältere Benennung des grünen Farb⸗
toff3 der Flechten.
Thallophoͤren, pl. gr. (von thallös, Zweig, und
pherein, tragen) in dem alten Athen: Leute, Die
an Feiten, bei. an den Banathenäen (f. d.), Ols
zeige trugen, le
Shallophäten, Pl. ar. Pflanzen, die ſich lagerartig
ausbreiten, Lagerpflanzen.
Thallus, m. gr. Lager, die eigentliche Kernmaſſe der
Flechten und Algen, in der die Fortpflanzungs-
organe enthalten find.
Thalpiis, f. gr. (von thälpein, erwärmen) Erwär-
mung, bei. — Wärmung; Thalpos, n. (gr.
thälpos) feuchte Wärme.
Than, m. in Schottland (Thane, angelj. thögen,
thögn, then, Diener, Diener des Königs, Ritter,
Edelmann) ein Adelstitel, dem Range eines Grafen»
fohnes entiprehend; auch Statthalter, Landvogt.
Thanätos, m. gr. der Tod; Fabell. der Gott des
Todes, ein Sohn der Nacht, von unerbittlicher
Strenge; Thanatoiden, pl. dem Tode ähnliche
Krankheitszuſtände, wie Scheintod, Schlafjudt,
Ohnmacht, Starrframpf; Thanatologie, f. die
Todeslehre, Lehre von der Natur u. den Urfachen
des Todes; auc Denkwiürdigfeiten von Toten;
Thanatoindter, n. ein Todmeffer, Vorrichtung
zur Feititellung des Todes; —— f. Heilf.
das Abſterben, Brandigwerden eines Körperteils;
Thanstophobie, f. die übermäßige Furcht vor
dem Tode; Thanatuſia, pl. die Totenfeier, das
Totenfeft.
Thanksgivingdah, m. engl. (fpr. tshänksgivingdeh)
Dankjagungstag, Landesdanktag, ein einfacher
Dankfagungstag der Amerifaner, an dem für die
im Jahre genofjenen Wohltaten gedankt wird. Er
wird jedesmal vom Präfidenten bejtimmt, fait
immer der legte Donnerstag im November. Diefer
Tag darf nicht verwechfelt werden mit dem Set der
Amerikaner zum Dante für die Heritellung ihrer
ag N das am 4. Juli gefeiert wird.
Fan Ad
55
866 Thargelion
Thargeliön, m. gr. ein Frühlingsmonat der Athe—
ner, Ende Mai und Anfang Juni.
Thaumatologie, f. gr. (v. thauma, pl. thaumäta,
Wunder) die Lehre von den Wundern; thaumato—
loͤgiſch, die Wunderlehre betreffend oder dazu ge-
hörig; Thaumatomadhie, f. die Wunderbeitrei-
tung; Thaumatomächus, m. ein Wunderbejitrei-
ter, Wunderfeind; Thaumatroͤp, m. der Wunder-
dreher, die Wunderjcheibe, eine auf beiden Geiten
mit den Beitandteilen eines Bildes bemalte Scheibe,
die bei jchneller Drehung dasjelbe vervollitändigt
ericheinen läßt; Thanmatürg, m. ein Wunder⸗
täter; Thaumaturgie, f. Wundertätigfeit, Wun—
dertuerei; Zauberfunftitiide der Indier; thauma—
Thaut, ſ. Thot. ſtũrgiſch, wundertätig.
Theagõög, m. gr. (theagögös, von theös, Gott, und
ägein, fiihren, herbringen 2c.) ein Götterbanner,
Götterbeſchwörer; Theagogie, f. das Bannen,
Herbeirufen der Götter; theaͤndriſch (von aner,
Gen. andrös, Mann, Menſch) gottmenſchlich, gütt-
li) und menſchlich; Thednthröpns oder Thean—
thrõp, m. (v. änthröpos, Menſch) der Gottmenſch,
Beiname von Sefus Ehriftus; Theanthropie, f.
die Gottvermenſchlichung; Sheanthropologie, f.
die Gottmenſch-Lehre, od. Lehre von der Bereini-
gung der zwei Naturen in Sejus Chriftus.
Theäter, n. (von gr. theätron, eig. der Zujchauer-
plag, von theästhai, fchauen) die Bühne, Schau-
bühne; der Handlungs: oder Schauplaß; Das
Schauspielhaus; VBorftellung; Theater-⸗Conp, m.
(fpr. —fuh) fr. (coup de theätre; vgl. Coup) ein
Bühnenſtreich, überrafchender Augenblid od. Vor—
fall eines Schaufpiels, eine Überraſchung, wie fie
auf der Bühne üblich ift; Th.-Dichter, m. Schau-
Ipiel- od. Bühnendidter; Th.⸗Entrepreneur, m.
(fpr. —angt’rprenöhr) ein Bühnenunternehmer;
theätrum anatomicum; n. [.ein Jergliederungs-
Saal, eine Hergliederungs-Bühne; th. mundi,
Theater der Welt, ein kleines Theater mit allem
Zubehör, in welchem ganze Landichaften u. Städte
mit ihren Bewohnern dargeſtellt werden; theaträ=
liſch (I. theaträlis), bühnenmäßig, ſchauſpielmäßig;
aufelhaft; Theatromanie, £. der leidenſchaftliche
Theaterbeſuch; Theätik, f. gr. Die Sehlehre, Lehre
vom Schauen.
Thentiner, m., pl. Glieder eines Mönchsordens,
zum Predigen gegen die Ketzer, zur Geeljorge,
Krankenpflege 2c. verpflichtet, geitiftet 1524 vom
h. Eajetan und dem nachmaligen Bapfte Baul IV.,
damals Biſchof zu Theate over Chieti.
Thebain, n. (nach opium thebaicum, einer befjeren
Opiumſorte, und dieſe nach der alten ägyptijchen
Stadt Theben benannt) eine der im Opium nad)-
gewieſenen organijchen Salzbafen.
Theca, ſ. Theke.
Theismus, m. gr. (v. theös, Gott) der Glaube an
einen Öott, die Anerkennung der Öottheit; Theiſt,
m. ein Sottgläubiger; wer das Dafein eines Gottes
anerkennt (entg. Atheiſt), ganz allgemein, ohne
nähere Beitimmung der Natur Diele Glaubens
(verichied. Deift, ſ. d.).
— m. (vgl. Teafholz) ein oſtindiſcher ſehr
oher Baum, deſſen dauerhaftes Holz beſ. zum
Schiffbau brauchbar iſt.
Sue, m. gr. (v. tithEnai, jegen, legen) od. Theca,
(. eine Kiſte, ein Schranf, eine Büchfe, Kapſel, ein
Behältnis, eine Taſche: am Rhein ein Ladentifgh.
Thekla, f. jpätgr. weibl. Name (vom gr. Theokles,
ottesruhm, = altd. Godomar; vgl. Theofles), die
Gottes Ruhm verkündet.
Iheodofius
heläfis, f. od. Theldsmus, m. gr. (v. thöläzein,
jäugen; thele, Saugwarze, Nutterbruft) Heilf. das
Säugen; Tpelitis, f. die Bruftwarzenentzündung;
Thelönens, m. Anfchwellung der weiblichen Bruft
Bruftwarzen-Schwellung oder -Geſchwulſt.
Thelematulogie, f. gr. (v. thelöma, Wille, thelein,
Ka die Willenglehre, ein Teil der Piychologie
(ſ. d.).
Thelfterion, n., pl. —ia od. —ten, gr. (v. thelgein,
bezaubern) ein Jaubermittel.
Thema, n., pl. Themäte, Themen und Themas,
gr. (eig. das Geſetzte, Aufgeftellte; von tithenai,
legen, Netfen) der Hauptſatz, Grundgedanke, Haupt-
gedanke einer Rede 2c.; die Aufgabe zu einem Auf-
jage, einer Abhandlung u. dgl.; der Grundgedanke
eines Tonjtüds; Stoff, Beratungs- od. Gejprädhg-
jtoff ; ver Vorwurf zu Bariationen, f.d.; thema
probändum, L. ein zu beweiſender Satz; theind-
tiſch, was ſich jtreng an fein Thema hält.
hemis, f. gr. (eig. Satzung, Geſetz, Sitte, v. tithe-
nai, jegen) Sabell. die Göttin der gejeßlichen Ord-
nung und der Gerechtigfeit; (ihre drei Töchter, die
Horen, heißen: Dife, Gerechtigkeit, Eunontia,
gute gelebliche Berfaffung, u. Srene, Eintradt;
auch Aiträa, Göttin des Eigentumsrechts, wird
eine Tochter der Themis genannt); Sternf. ein
Alteroid, 1853 von de Gasparis entdedt.
Thenardit, m. (nad) dem franzöfifchen Chemifer
Shenard genannt) natürliches Eriftallifiertes ſchwe—
felfaures Natron, zu Espartina in Spanien vor-
fommend und zur Bereitung des fohlenfauren Na-
trons (Soda) benußt.
Theobül, m. gr. Name (v. theös, Gott, und büle,
Nat) der Oottberatene; Theobuline, f. die Gott—
Dberatene.
Shendicee, f. gr. (v. theös, Gott, und dike, Recht,
Gerechtigkeit) die Gottesverteidigung, Nechtferti-
gung der göttlichen Vorſehung wegen des Übels in
der Welt.
Theodolit, m. (von dunkler Herkunft; wahrſch. übel-
gebildet entiv. vom gr. theäomai, theomai, ich
ſchaue, od. the&ö, ich laufe, u. dolichös, lang) eine
Mepicheibe zu Höhenmefjungen, ein vervollfommt-
netes Aitrolabium mit Fernrohren jtatt der
Diopter, Multiplifationskreis, f.d.
Theodor, m. u. Thendäre, f. gr. (v. theös, Gott,
und döron, Gefchenf) männl. und weibl. Name;
Gottes-Geſchenk oder Gotte3-Gabe, der u. die von
Gott Geſchenkte.
Theoͤdorich, m. altd. männl. Name, = Dietrid.
Theodoſius. m., Theodoſia, f. gr. (v. theös, Gott
uͤ. dösis, Gabe) männl. u. weibl. Name: Gottes»
gabe; Theodũl, m. u. Theodulia, f. (von dulos,
Knecht, Diener) männl. u. weibl, Name: Gottes—
diener und Gottesdienerin; Theodulie, f. der
Sottesdienit; Thengamie, f. eig. Öötterheirat; ein
Hoczeit3gejang Ag od. fiir Götter, Theongnofie,
f. Gottesfenntnis; Theogonie, f. (gr. theogonia)
die Götter-Entjtehung, Lehre von der Erzeugung
od. Abſtammung der Gottheiten; Name eines Ge⸗
dichtes von Hefiod; Theoklẽs, m. männl. Name:
Gottes-Ruhm, Gottes-Ehre; Theokratie, f. (gr.
theokratia, v. krat&in, herrjchen) die Gotte3-Herr-
haft, unmittelbare Regierung Öottes, das Öottes-
reich, Priefterreich, die — der Prieſter, als
unmittelbarer Diener Gottes, wie bei den alten
Juden; theokraͤtiſch, gottesherrſchaftlich; Theu⸗
latrie, k. (vom lat. latreia, Dienſt) Gottesdienſt,
Gottesverehrung; Thenlatrentik, f. die Lehre von
der Öottesverehrung od. dem Gottesdienite; Theo⸗
’
Theorbe
lepſie, f. göttliche Begeiſterung; Theoloͤg, m. ein
Gottesgelehrter; Religions- oder Glaubenslehrer,
Geiſtlicher; Theologaͤſter, m. ein Aftergottes—
gelehrter; Theulogie, f. die Gotteslehre, Gottes—
gelahrtheit, Neligions- oder Glaubenswiſſenſchaft,
wiſſenſchaftliche Behandlung der Religion; theo—
loͤgiſch, gotteslehrlich; gottesgelehrt; theologi—
fieren, von Gott und göttlichen Dingen gelehrt
reden, den Gottesgelehrten machen oder jpielen;
Theologuminon, n. (v. theologein, von Gott 2c-
reden) eine Aufgabe aus der Öottesgelehrjamteit;
1. Theologumena, gotteslehrliche Aufgaben od.
erhandlungen; Theomachie, f. Sötterfampf od.
Götterkrieg; theomägiſch (vgl. Magie), — theo—
ſophiſch, auch rojenkreuzeriich; Theomanie, f.
(vgl. Manie) göttliche Wut, religiöjer Wahnfinn,
vermeintliche Öottesbegeifterung; Theomantie, f.
(vgl. Mantik), Weisjagung durd, göttliche Ein-
ebung; Theomdntis, m. ein Gottbegeiiterter,
eisjager durch göttliche Eingebung; Theüne, f.
weibl. Name: die Göttliche, Theonomie, f. (vgl.
Nomos 2.) Gottes-Gejeggebung; Theophanie, f.
{gr.theophäneia,v.phainesthai,erjceinen)Sötter-
eriheinung im Heidentum, Gotteserſcheinung im
AT ; aud) der Lichttag, das Feſt der heiligen drei
Könige, = Epiphania; Theophänt, m. der ſich
göttliher Offenbarungen rühmt; Theophilan⸗
thröpen, pl. (vgl. Bhilanthrop) Bottes- u. Men⸗
jchenfreunde, eine bloß die natürliche Religion an»
erkennende religiöje Geſellſchaft, die fih in Frank—
veich 1775 und 1796 bildete, aber jeit dev Wieder-
einführung des Katholizismus im Jahre 1802 nicht
mehr geduldet wurde; Theophilanthropismus,
an. die Berfafjung und Gottesverehrung jener Ge—
jellichaft; Theophilus, m. (gr. philos, lieb) gem.
verderbt in Töffel, männl. Name: Gottlieb;
Theophobie, f. (v. phöbos, Furcht, phobeisthai,
fürchten) die Furcht vor Gott; Theophrön, m. der
Göttlichgefinnte; Theopiſta, f. die Sottgläubige
(Name einer religiöjen Zeitichrift); Theopläſtik,
f. (vgl. Plaſtik) Götterbildnerei, Darjtellung der
Gottheit durch Bildwerfe; THeoplegie od. Theo
Blexie, f. (v. plössein, jchlagen) eig. Gottesſchlag;
Heilf. ein plöglich tötender Schlag; Theopnenitie,
f. (vgl. Pneuma 2c.) die Gottesbegeiiterung, gütt-
fie Eingebung (Infpiration); Theopornie, f.
(vgl. Bornie) Pfaffenunzudt; Theopite, f. (vgl.
Opſis) die Götter-Erjheinung; Theofebie, f. Got-
tesfurcht, echte Frömmigkeit; Theoſoͤph, m., pl.
—en (vgl. Sophia zc.) ein Gottesweijer, in gött—
lichen Dingen Erfahrener, angeblicher Geiſterſeher,
wie z. B. Jak. Böh meu. Swedenborg; Theo—
ſophĩe, f. die vermeintliche Gottesweisheit, Geiſter-
funde; theoſoͤphiſch, gottweiſe, geiſterkundig;
Theotĩmus, m. gr. (vd. time, Ehre)männi. Name:
Ehregott; Theorenie, f. (von xenos, Gaſt, xenia,
gaſtliche Bewirtung)Gotte3- od.Götter-Bewirtung.
beörbe, f. (fr. theorbe, t&orbe, tuorbe, jpan.
teorba, tiorba, it. tiorba) die große Baßlaute, ein
Tonwerkzeug von 14 bi 16 Saiten, jeßt außer
Gebraud) gelonmen.,
Theorẽm, n. gr. (theor&ma, eig. das Angeſchaute,
Betradhtete; v. theörein, betrachten) ein durch Be-
trachtung gefundener, zu ermweijender Lehrſatz,
Grundjaß; theoremaͤtiſch, in Lehrſätzen beitehen;
Theorie, f. (gr.theöria) eig. Anjchauung, Betrad)-
tung; eine Feſtfeier u. eftgefandtichaft der alten
Griehen;-die geiftige Betrachtung, Einfiht; Er-
Zenntnis- od. Berftandeslehre der Regeln u. Grund⸗
jäße einer Wiſſenſchaft od. Kunſt, wififenchaftliche
2
Ihermä 867
Ansicht als Grundlage einer bejtimmtenHandlungs-
weiſe (entg. Praxis); oft auch bloß Lehre (3. B.
das iſt in der Theorie und Praxis gültig — in
der Lehre und Anwendung); Wiſſenſchaft, Lehrbe—
griff, Lehrmeinung, Lehrgebäude; Schulweisheit;
theorẽtiſch (gr. theöretikös), beſchauend, betrach⸗
tend, erkennend, der Betrachtung oder Erkenntnis
nad, wiſſenſchaftlich (enta. praftifch 2c.) ſchul—
wiſſenſchaftlich. lehrmäßig; Theoreticns od. Theo⸗
vetifer, m. ein Betrachter, Unterſucher, Kenner
einer Wiſſenſchaft, ohne fich mit ihrer Ausübung
abzugeben; Mann der Wiſſenſchaft, Schulmeiiter;
theoretifieren, Theorien entwerfen, über dieſelben
nachdenken, grübeln, klügeln; Theoriſt, m. der die
Theorie verjteht.
Theoſoph 2c., j. unter Theodoſius; Thephillim,
ſ. Tephillim.
Therapie od. Therapentif, f.gr. (therapeia, Dienft,
Pflege; therapeuein, dienen, warten) eig. Kranken⸗
pflege, Krantenbehandlung; die Lehre von der ärzt-
lihen Behandlung der Krankheiten, die Heilkunft,
Heilkunde; Therapent, m. (gr. therapeutes) eig.
ein Diener, Pfleger, bei den alten Siraeliten =
Ejfäer, f.d.; ein Heilfundiger, ausübender Arzt;
—* Zerapeutiter: therabeũtiſch, heilkundlich,
yeilend.
Therefia oder Theräfe, f. (vom gr. thörän, wilde
ZLiere jagen) weibl. Name: Tierfreundin, Jägerin.
Theriaf, m. gr. (theriäkön, sc. antidöton, eig. ein
Segenmittel gegen tieriſches Gift, v. therion, ein
wildes Tier) Tierheil, ein tieriiches Heilmittel,
Gegengift, von Teilen giftiger Schlangen ꝛc. ge-
macht und wider den Biß giftiger Tiere bei den
Alten gebraucht; auch ein vormals angemwendetes,
jehr zuſammengeſetztes u. bei. Opium enthalten-
de3 Arzneimittel, welches vorzüglih in Venedig
bereitet wurde; Theriaͤki, pl. Opium-Efjer im
Morgenlande; theriatäliich, gr.-l. Theriaf ent-
haltend; Sherinkfologie, f. gr. Tiergiftlehre, Kunde
von der Gegengiftbereitung; Theriodẽxis, f. (von
thörion, wildes Tier, und dexis, das Beißen) der
Biß von wilden und giftigen Tieren; theriddifch
(gr. theriodes), eig. tierifch, wild; Heilt. bösartig,
jehr heftig u. gefährlich; Theriolithen, pl. Tier-
jteine, Verjteinerungen aus dem Tierreich; The⸗
riömdle), n. ein bösartiges freſſendes Geſchwür,
beſ. Lungengeſchwür; Theriomorphie, f. (gr.
morphe, Gejtalt) tierähnliche Mißbildung; The—
riotom, m. ein Tierzergliederer; Theriotomie,
f. die Tierzergliederung, = Zootomie.
Thermä oder Thermen, pl. (l. thermae, gr. ther-
mai, dv. sing. therme, Wärme, d. thermös, warın)
heiße Quellen, warme Bäder, und bei. bei den Rö—
mern die zum Gebrauch derjelben dienenden pracht—
vollen Gebäude; thermäl, nl. warme Quellen be-
treffend oder dazu gehörig; Thermanteria oder
Thermantifa, pl. gr. (v.thermainein, erwärmen)
Heil. Wärm- od. Erwärmungsmittel; Thermans
tit, m. = Porzellan-Jaſpis; Thermaſie, f.
(gr. thermasia) Erwärmung; Thermäsma, n. Er-
märmtes, ein warmer Umjchlag; Thermäfthefio-
möter, m, ein Werkzeug, um die Wärmeempfin-
dung zu unterfuchen; Thermäſtris, f. eig. eine
Feuerzange; Heil. Zahnzange; Thermiddr oder
Bern r, m. der Higmonat, 11. Monatimneuen
alender der ehem. franzöfiihen Republik, vom
19. Juli bis 17. Auguſt; Thermif, f.Wärmelehre;
Thermobarometer, n. ein feingeteilter Wärme—
mefjer zur Beitimmung des Luftdrud3 und zu
Höhenmefjungen, auf der Abhängigkeit des Siede-
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868 Thermocautere | Thickſet
punkts des Waſſers vom Luftdruckberuhend; Ther⸗ Therſites, m. gr. Name des häßlichſten Mannes
mocautere, m. fr. (jpr. —fotähr) ein aus Platin | an a u. Seele, u. größten Schwätzers, Läſte—
hergeitelltes hohles ärztliches Werkzeug, das bei rers u. Prahlers von allen Öriechen, die vor Troja
Operationen gebraucht wird, um Glühhige anzu- ; zogen, von Odyſſeus gefchlagen und von Achill,
wenden; Thermochemie, f. die Lehre von den Be- |; den er verleumbet Hatte, getütet; daher überh.
ziehungen zwiſchen Wärme und hemifchen Erſcheiz Fein häßlicher ſchmähſüchtiger Menſch, ein Läfter-
nungen; Thermochroſe, f. gr. (chröa, Farbe) | maul.
Wärmefarbigkeit, die Eigenſchaft, nurgemifle Arten | Theſauürus, m. I. (vom gr. thösaurös) ein Schatz,
Wärmeſtrahlen durchzulaſſen; thermochroiſch,.nur niedergelegter und aufbewahrter Vorrat; thesau-
gewiſſe Arten Wärmeſtrahlen durchlaſſend, teil- | rus ecclesiae, der Kirchenſchatz, bei den Katho—
weije oder ausmwählend diatherman, 8: B- Ther⸗ liken die überflüſſigen guten Werke (opera super-
moeleftrizität, f. durch Erwärmung erregte Elef- | erogationis) ver heil. Jungfrau Maria, der Hei-
trizität; thermoelekltriſch od.thermeldktrifcg,die | Ligen und aller Mönde und Nonnen, welche den
durch Wärme bemirite Elektrizität betreffend oder | . Laien zu gute fommen follen; th. eruditionis,
davon herrührend: Thermogen, n. der Wärme- | od. bloß ein Theſaurus, ein Schag von Gelehr—
ſtoff; die Grundurſache derwärme; Thermogranh, | jamteit, ein großes, reichhaltiges Wörterbuch,
v. Thermometrograpd, j.u.; Thermolampe, | Sprachfchatz. oder Sammelwerf; Thefanrins, m.
f. gr.-dtjch. eine Wärmleudte, ein Wärm- und | ein Schatmeifter; thefanrieren, nl. (gr. thesau-
Leuchtofen, Sparofen, welder zu gleicher Zeit | rizein) Schäge fammeln, auffpeichern.
wärmt, erleuchtet und Majchinen in Bewegung | Theẽſeus, m. einer der berühmteften Heroen (vgl.
jet; Thermologie, f. die Lehre von den warmen | Heros deraltgriech. Sagengeſchichte, Sohn des Ageus
Mineralquellen und den Bädern überhaupt; Ther= und König von Athen.
molufie, f. das, Barmbaden; Thermomagnetis= Theſis od. Thefe, f, pl. Theſes oder Thefen, gr.
mus, m. durch Erwärmung hervorgerufener Ma— (thesis, pl. theseis, von tithénai, ſetzen) eig. das
gnetismus; Thermometer, auch Thermoflöp,n. | Gegen, Stellen, die Stellung; der Sat, bef.ein zu
gr. der Wärmemefier, Wärmezeiger, eine mitQued- | heweijender Sag, Streitjaß; der Niederfchlag, die
ſilber oder Weingeijt gefüllte, Iuftdicht verſchloſſene Senkung der Stimme, in der Dicht- und Tonkunft
und in Örade — Glasröhre, die durch Aus— (entg. Arfis); in thesi, im Satz, in der Regel,
dehnung oder Zufammenziehung jener Flüffigkeit | als allgemeinen Sat genommen (entg. in hypo-
den Bärmegradbeitimmt; Reaumürihes Ther- | thösi, in der Anwendung auf den gegenwärtigen
mometer(von dem franz. Phyſiker Reaumür, ſpr. Fall); Thetik, f. die Sagung, der &nbegrif von
Reohmühr, geſt. 1757), daS (zwijchen Öefrierpunft | Leprfägen, bei. Glaubenslehrfägen; thetiſch
und Siedepunft des Waſſers) in 80 Grade geteilte; | (gr. thetikös), fagweife, jegend, aufitellend (po-
ee Th. —— Don fitiv).
heit, geſt. 1736), das in rade geteilte; daS | Thesmo en, pl. gr. (thesmophöria) ein uraltes
des Schweden Celſius (geſt. 1744) od. dag Cen- mens: A— En Sean in Athen zu
tejimäl- Thermometer, daS Hunbertteilige; hren der Demeter (f. d.) gefeiert, nach ihrem
thermometrifch, wärmemefiend; Thermometro- | Beinamen: Thesmophöros, d. i. Gejeßgeberin
graph, m.gr. ein Thermometer zur Beobahtung | (Honthesmös, Satung, Beleg, u.pherein, bringen),
der höchiten und niedrigiten Zuftwärme; auch ein | sofern fie durch Einführung des Aderbaues den
Ihreibenber Wärmemeſſer, der auf einem Papier- | Grumd zur bürgerlichen Gejellfchaft und Gefepge-
ftreifen alle Veränderungen ber Luftwärme angibt; | Yung legte; Thesmothet, m. (gr. thesmothetes)
reger m. gt L ( l; — der Geſchgebee
plifator unter multus) eine Art des Nobiliſchen ee ber ob Beirtlinber Daran.
— — —— —— ee — Chr.; De der ——
elien; — —— adiopbonie, |. d.; Thespis (plaustrum Thespis bei Horaz) für eine
* — —————— Bühne, weil derſelbe ſeine kleine Bühne
Möller und Walter erfundener, keiner Exploſion felbft umhergefahren haben fol; Thespiade, £. ein.
—— App er Theateritreih; aud) eine Theatergefchichte, ſchnur—
D P . = . „ *
bädern; Thermopoftum, n. I. (v. gr. thermopo- anne oder Abenteuer aus dem Theater
lion, von pöleın, verfaufen) im Altertum ein Ort, 2
ivo warme Getränfe verfauft wurden; Thermo- Thetil, thetifch, |. unter Theſis.
pofie, f. gr. Heiktrinfen; Thermopplen, 3 (pyle, Thetis, ? gr. eine Meernymphe, Tochter des Ne-
* i . Mutter des Achil⸗
das Tor) heiße Tore oder Piorten, ein durch den | reus, Öattin des Peleus u
Helventod des Leonidas berühmt gewordener Eng- | 1; — Be hi d.; Sternk. ein
poB; Thermofänfe, f. eine Verbindung von zu- | Aſteroid, 1852 von zu her entdedt. j
jammengelöteten Wismut- u. Antimonftäben zur | Theürg, m. gr. (theürgös, v. theös, Gott, u. ergon,
Erzeugung v. Thermoeleftrizität; Thermojiphen, | Werkſ wer mit göttlicher Hilfe übernatürliche Dinge
.(v L Sipho) eine Borrihtung zur Erwärmung | tut, ein vorgeblicher Wundertäter, — Gei⸗
ver Gewächshäuſer und Miftbeete durch Rohre, in | ſterſeher, Geiſterbanner; Zheurgie, f.(gr.theurgia)
senen warmes Waſſer umläuft; Thermoftsg, |. | Die vorgebliche Wunderfraft, Geiiterjeherei, eiiter-
Thermometer; Thermoftät, m. ein von Heeren | bannung; theürgiſch, geiſterbannend, wundertätig.
erfundener Apparat, um Flüſſigkeiten in unver- | Thibaut, m. fr. (pr. tiboh von althochd. diotbald,
änderter Wärme zu erhalten; Thermoitätif, f. | ver Boltstapfere, Kühne) männl. Name, = Theo-
(vgl. Statif) Wärmeſtands⸗- od. Öleichgewichtslehre; | bald, der Zapfere.
Thermoſterẽſis, f. (vgl. Sterefis) Wärmeent- Thibet, j. Tibet. DS
ziehung: thermofterättich, die Wärme entziehend; | Thickſet, m. od. a. engl. (wörtlich: dichtgejegt) eine
Thermoͤtik, die Wärmelehre; thermötiſch, duch | Art ſchweren Mancheſterzeuges (ſ. d.), = Stil»
Wärme entitanden. U „Seen... | |
Thierry
Thierry, ın. fr. (v. althochd. diotrih) männl. Name,
Dietrich, der Bolksfürft.
Thinenholz, n.(v. gr. thyinon), ein ausländ. wohl«
riechendes Holz (j. Offenb. Soh. 18, 12), von einem
afrifanischen Baume (gr. thyia, I. citrus).
Thing, n. altnord. (dän. u. ſchwed. ting, altd. Ding)
olks- oder Gerichtsverfammlung, vgl. Stor-
thing.
Thisbe, f. ſ. unt. Pyramus; Sternf. ein Ajteroid,
— von Peters eg hr ſierbüch
Thnetopiychiten, pl. gr. (von thnetös, ſterblich, u.
sych®, —* Seelentodgläubige, welche die Seele
ür ſterblich halten.
Thoͤadar, m. türk. großherrlicher Kammerherr.
— —
Thoͤhn-waböhun, ſ. Tohuwabohu.
Tholus, m. l. oder Thole, f. (vom gr. thölos, f.)
uppel; Bauf. ein Kugel⸗, Keſſel-⸗ od. Helmgewölbe,
übermauerter Abzug.
Thoman, j. Toman. h
Thomas, gem. abgek. Thoms, m. hebr. (fpätgr.
Thöomäs, v. hebr. theöm, Zwilling, v. thäam, Dop-
pelt jein) männl. Name: der Zwilling, Zwillings—
bruder; Name eine3 der zwölf Apoftel, —
Chriſti Wiedererſcheinung nach der Kreuzigung
nicht eher glaubte, bis er ihn ſelbſt ſah und be—
fühlte: daher jprw. ein ungläubiger Thomas
f. ein Schwergläubiger; Thomashriften, pl. eine
zu den Nejtorianern (j. d.) gehörende Ehriften-
partei auf der Küſte Malabar in Oftindien, wohin
der Apoftel Thomas das Evangelium gebradt
Haben voll; Thomiſten, pl. ehbemal. Anhänger des
Thomas von Aquino im 13. Jahrhundert(entg.
den Scotijten); Thomasichiade, f. eine Art
Sclade, die nach) einem von Thomas erfundenen
u beim Schmelzen von Erzen gewonnen
wird.
Thomſonit, m., auh Comptonit, m. ein dem
eolith verwandtes frijtalliniiches Mineral, aus
iefelfäure, Tonerde, Kalt, Natron u. Waſſer be-
ftehend (nad) dem engl. Chemiker Thomjon in
Glasgow, geit. 1852, jo benannt).
Thor, m. altnord. (vgl. Donar) Fabell. der Donner-
gott,nähft Odin der mächtigfte der jfandinavifchen
Götter, nad) dem der Thorstag (engl. thursday,
Donnerstag) benannt ift.
Thora 1., f. nl. (vom gr. phthorä, Verderben, d. i.
@ift, v. phtheirein, verderben) die Giftranunfel;
vgl. Anthora.
Thora 2., f. hebr. (thöräh, Lehre, Belehrung; Ge-
jeg; v. järäh, werfen, die Hand ausſtrecken, zeigen,
lehren) das moſaiſche Geſetzbuch, derPentakeüch,
aus welchem der Vorſänger in den Synagogen am
Sabbat ein Stück ſingt.
Zhörax, m. gr. Bruſtharniſch; Heilk. der Bruſt—
fajten; Thoracica, pl. Bruſtmittel; Thoracici,
J. Fiſche, deren Bauchfloſſen gerade unter den
ruſtfloſſen ſitzen; Thorẽxis, f. die Bepanzerung,
Verſtärkung.
Thorbaſchi, m. (vgl. Baſch) ein türk. Kriegsbefehls-
haber, Offizier.
Thorit, n. (nad) dem Donnergott Thor benannt)
ein in Norivegen entdedtes Mineral, aus fiejel-
faurer Thorerde und Waſſer bejtehend; Thorerde,
f. die darin enthaltene Erdart; Thorium, n. die
von Berzelius dargeitellte metalliihe Grundlage
der Thorerde, ein dunfelbleigraues Pulver ıc.
Thoros, m. gr. (thörös) der Same der Tiere.
Thos, ſ. Schakal.
Tpot, Thaut oder Taut, m. eine ägypt. Gottheit,
|
\
\
— — nn —
Thymiama 869
Gott der Weisheit und Wiſſenſchaft, Ocdner des
Laufes der Geſtirne, Urheber des aſtronomiſchen
Jahres, auch Erfinder der Schrift, mit einem Ibis—
oder Sperberkopfe abgebildet (vgl. Ibis); auch
der erite Monat des ägyptiichen Jahres.
Thraſo, m. gr. (v. thrasys, fühn, tapfer 2c.) Name
eines prablerifchen Offizier3 in einem Quftipiele
de3 Terentiug; dah. überh. ein Brahler, Haudegen
(Bramarbas);thraföntich, prahleriſch; Thra=
ſonismus, m. die Großſprechexei; Thrafybülos,
tr. Name (v. thrasys und bule, Rat) — fühn im
at, Konrad.
Thrönt, pl. gr. (thrönoi, von sing. thr&nos, das
Weinen, Wehllagen) Rlagegefänge, Klagelieder;
bei. die Klagelieder dvesPropheten Jeremias; Thres
nodie, f. od. Threnodion, n. ein Trauergejang,
Klagelied.
Thugra, |. Tugra.
Thugs, pl. (nad) engl. Orthographie, fpr. thöggs;
v. hindojt. thag, ein Betrüger, Räuber, v. thagna,
betrügen) geheime Mord- u. Raub-Brübderichaften
in Indien, Würger, welche aus religiöfen Grund-
ſätzen nach der Vorschrift ihrer Göttin Bhamani,
welche Menjchenopfer verlangt, die Reifenden über-
fallen und erdrojjeln, = Bhanfigaren, ſ. d.;
Thuggismus, midas methodisch betriebene Mord-
handwerk diefer oſtindiſchen Erdroffeler.
Thuia od. Tuba, f. gr. der Lebensbaum, ein immer-
grüner, wohlriehender Baum, be. in Nordafrika;
vgl. Thinenholz.
Thuiston, ſ. Tuisco.
Thüle, od. Thäle, f. gr. u. I. ein fabelhaftes Infel-
land, das an die äußerite Grenze der Erde nach
Norden verlegt wird; man veritand bald Nord-
ſchottland, bald die norwegifche Küfte, gem. Island
darunter.
Thummim, ſ. Urim.
Thun, m., Thunfiſch (gr. thynnos, v. thynein, ſich
ſchnell bewegen, jpringen; I. thynnus oder thun-
nus), der Springer, die ſpaniſche Mafrele, deren
eingepöfeltes Zleifch unter dem Namen Ton-
nine (gejalzener Thunfiſch) Häufig aus Sizilien
geführt wird.
Thuribulum, j. Turibulum.
Thusnelde, f. altdeuticher weibl. Name (f. Tussin-
hilda, Tursinhilda, v.althocjd.turs, durs, mhochd.
türse, angelf. thyrs, isländ. thuss, thurs, Rieje):
die Riejenbefämpferin, die Gattin Armins, des
Befiegerd der Römer.
Thydden,pl.gr. (thyädes, v. sing. thyäs, v. thyein,
toben, rajen) = Mänaden, Bachantinnen.
Thhlaxr od. Thyläcus, m. gr. (thylax u. ihylakos),
verfl. Thylacium, n. (gr. thyläkion) ein Beutel,
Sad, Schlauch.
Thume, n. gr. (v. thfein, verbrennen, opfern) das
verbrannte Räucherwerk, Opfer; Heilk.: eine Hiß-
blatter, auch Thymalöps, m.; Thymion, n. ein
rat bei. an Augenlidern; Thymiöſis,
. Hißblatterbildung.
Thymberpflanze, f. (or. thymbra) ein im fiidl.
Europa einheimuifches itteveg, gewürziges Küchen
traut, Saturei.
Thymẽele, f. gr. (thymele, urjpr. ein Ort, wo ge-
opfert wird, Altar, v. thyein, opfern) im altgried).
Theater die altarförmige Erhöhung in der Mitte
des Tanzraumes, woder Chorjpielte; Thymeliler,
pl. die Chortänzer.
Thymiãma, n. gr. (von thymiän, beräuchern, von
thyma, das Geräucherte, Geopferte, ſ. d.)das Raud-
werk, ein Räuchermittel; Thymiafis, f. die Räu-
870 Ihymitig
herung; Thymian, m. (l. thymus, gr. thymos,
von thyein, als Räucherwerkverbrennen)römifcher
Quendel, Wurftfraut, eine wohlriechende Gemwürz-
pflanze; daraus Thymianöl, n. ein ätheriiches Ol;
Thymfeide, f. Flachsjeide, jofern fie auf dem
T ? ymian wählt; Thymion, Thhmioſis, ſ. unt.
Thyma.
Thymitis, |. unter Thymus 2.
Thymus 1., m. gr. (thymös, überh. Herz, Seele,
Gemüt, ala Sig der Empfindungen und Leiden-
ichaften) Leidenſchaft, Zorn; Heilk. trockner Blafe-
huſten; Thymopatbie, f. (v. gr. pathein, leiden)
dag Gemütsleiden, die Seelenftörung; Thymöſis,
f. (von thymun, erzürnen) die Erzürnung, das
Zornigmwerden.
Thuüͤmus 2., m. gr. (thymos) eine Hitblatter, (=
Ihyma); die Bruftdrüfe (angeblich wegen Ahn-
lichfeit mit den Blütenfnöpfchen des Thymian);
thmiſch, ae Bruftdrüfe gehörig, drüfig; She
mitis, f. Bruftdrüfen- Entzündung.
Thyreönens, m. gr. (v. thyreös, Türftein; tür—
fürmiger, vierediger Schild) Heilk. Geſchwulſt der
Schilddrüſe; der Kropf; Thyreophyma, n. Schild-
drüfengefhwulft; Thyreotomie, f. Schildfnorpel-
fpaltung, Schilöfnorpelichnitt.
Thyrſus, m.gr. (thyrsos) der Weinlaub- od. Reben»
itab, ein mit Efeu und Weinlaub ummındener
Stab, den die Bachanten an den Bacchugfeiten
trugen; thyrsiger, I. den Rebenſtab tragend;
thyrsigeri multi, paucos afflävit Iacchus,
e3 gibt viele Stabträger, aber twenige von Bacchus
Begeijterte, d. i. viele find zwar berufen, aber nur
wenige auserwählt.
Tiära oder Tiäre, f. gr. (tiära) die eigentümliche
Kopfbedeckung der alten Berfer, bef. der Haupt—
ſchmuck oder Kopfpuß der perfischen Könige, auch
der päpftliche Hauptſchmuck, die dreifahe Bapit-
frone, bezeichnenddie dreifache Herrichaftder Bäpite
über die jtreiteride, leidende und triumphierende
Kirche, oder über die Seelen auf der Erde, im
Fegefeuer und im Himmel.
Tibet, n. ein großes Hochland im fühl. Mittelafien,
welches die höchſten Berge der Erde enthält; Ti—
betäner, pl. Eingeborne dieſes Landes; tibetä-
nisch, diejes Land betreffend; Tibet, m., pl. Ti⸗
bets, eine Art jehr feiner dichter Wollenzeuge.
Tibẽta, gem. Tibbke, f. ein niederd. weibl. Name
auch Schimpfw. für ein nafeweifes Frauenzimmer.
tibia, f. 1. das Schienbein; die urfpr. aus den Röhr—
fnoden der Schienbeine verfertigte, geradeaus
gehende Flöte oder Pfeife der Alten; tibiäl (I. ti-
bialis, e), zum Schienbein gehörig; Sibiäle, n.,pl.
Tibialia, Schienbeinbefleidung, Strumpf, Bein-
harniſch, Stiefel; Heilf. das Schienbeinbäufchchen.
Tiböſe, f. die oftindifche Doppel-Rupie.
Tie oder Tik, m. fr. (wohl = Tid; vgl. ticken,
berühren, anjtoßen) das Krippenbeißen der Pferde;
das Gelicht3- oder Mienenzuden; eine fonderbare,
lächerlihe Gewohnheit, Grille, Laune, Dünkel;
tic douloureux (jpr. duluröh), nervöfer Geficht3-
ihmerz, = Projopalgie; tie convulsif, Ge—
ſichts muskelkrampf.
Ticket, n. engl. = fr. Etiquette, ſ. d., alſo urfpr.
ein ae rat Bettel, Stimmzettel, 2os; Eins»
laß- oder Eintrittsfarte; Yahrfarte auf Eifen-
bahnen ac.
Tietholz, ſ. Teakholz.
Zien, m. inef. Himmel; Gott.
Zierce, £. fr. (jpr. tiärß’; von tiers, tierce, der ꝛc.
Dritte) = Teıtie, Terz; dreitägiges Fieber; aud)
timide
ein engl. Flüſſigkeitsmaß (fpr. töhrk od. tihıß; fr.
tiergon, Drittelmaß) Y/s Pipe = 190,830 1 (vgl.
(Zun); Tiers-Etat, m. (pr. tiärsetäh) der dritte
Stand, Bürger- und Bauernftand in Frankreich.
Tier⸗Chemie, dtih.-gr. (vgl. Zoochemie) Anwen-
dung der Chemie auf die Unterſuchung der Beitand-
teile de3 tieriichen Körpers; T.zGeographie, f.
die Lehre von der Verbreitung der Here: EA
Kultus, m. Tierverehrung, Tieranbetung; T.⸗
Piychologie, f. die Lehre von dem Seelenleben
der Tiere.
tierra caliente, f. jpan. heißes Land, die heißen
und meift ungefunden Küftenländer im ſpaniſchen
. Amerifa; t. fria, f. kaltes Land, die Landſchaften
auf den Hocjhebenen im Innern; t. templäday f.
gemäßigtes Land, die zwijchen beiden liegenden
Gebiete.
Tigre,m.fr.der Tiger, der kleine Bediente des franz.
Stußers oder Löwen, engl. Groom, ſ. d.
Zifal, m. oder Bat, n. die Münzeinheit in Sianı,
Pegu (Birma) ꝛc, etwa 2,50 bis 2,80 M wert;
Bene das größte Gold» und Silbergewidt, —
‚292 8.
Tilbury, m. engl. (pr. tilböri; wahrſch. von der
Feſtung Tilbury-Fort in der Örafichaft Eſſex) ein
leichter unbedeckter Gabelwagen mit 2 Rädern und
einem Pferde. 4
Tilde, m. ſpan. (port. til, v. l. titülus, Überfchrift,
Zeichen, deutich Tüttel, Tüpfel, Tippel, engl. tittle)
ein fleiner Strich, ein Ton» oder Yautzeichen; bei.
der gebogene Strid) über dem n (ü), Durch welchen
der Laut nj bezeichnet wird (3. B. dyena, jpr.
duenja).
Tilia, £. l. die Linde.
Zilme, n. gr. (v. tillein, rupfen, zupfen) Gezupftes,
— Charpie; Tilmos, m. das Zupfen, Rupfen;
Tilos, m. die Fafer, Tlode. .
Timar, n. türk. (timär, neugr. timäri) ein türf.
Tehngut oder eine Pfründe, welche weniger als
20 000 Afper (j. d.) jährlich einträgt und die einem
Militär unter der Bedingung erteilt wird, daß er
für jede 3000 Afper jährl. Einkünfte einen Reiter
ins Feld jtelle und felbjt mit zu Felde ziehe, vgl.
Siämet; Timartiöt, m. neugr. der Beliter eines
folden Gutes.
Zimartitan, n.(v. perj. timär, Krankheit, Kranfen-
wartung, u. stän, Ort) ein türkiſches Irrenhaus.
Timbang oder Tompong, n. (v. malay. —
een ein Gewicht in Hinterindien von 60 dinej.
ättis.
Zimbre, m. fr. (fpr. tängb’r; vom J. tympänum,
r. tympanon, einSchallbeden) 1. eine Ölode ohne
löpfel; davon Tont. die Klangfarbe der Stimme;
2. das Schlagwerkzeug, der Schlägel; daher der
Stempel, ſowohl der Prägſtock, als das geprägte
Zeichen; der Schlag, die Art und Weife; 3. der
Helm aufdem Wappenfchilde; Klang, Klangfarbe;
Timbre-poste, m. fr. das Pojtwertzeichen, die
Briefmarke; Timbrophilen, m. pl. fr.-gr. Brief-
marfenfammler — Bhilatelijten, j.d.
time is money, engl. (|pr. tdim if mönt), Zeit ift
Geld.
Times, pl. engl. (fpr. teim3) die Zeiten, Name der
größten * Zeitung, 1783 von J. Walther ge-
ründet.
timide, fr. (v. I. timidus, v.timöre, fürchten) furcht-
jam, jhüchtern, blöde, zaghaft, mutlos; Zimidi=
tät, f.(l.timiditas, fr. timidite) die Furchtſamkeit,
Schüchternheit, Blödigkeit, Verzagtheit, Mutlofig-
feit; timorosamente oder timoröso, it. (vom |.
Timofratie
timor, Furt) Tonk. furchtſam, zaghaft, ſchüch—
tern, leije. ;
Zimofratie, f. gr. (timokratia, v. time, Schäßung,
Wertbeſtimmung, und kratein, herrichen) Ver—
mögens⸗Herrſchaft, ein Staat, in welchem die Amter.
und Ehrenſtellen nach der Shäßung des Vermögens"
erteilt werden.
Timon, m. gr. Name eines Atheners zur Zeit des
eloponnef. Krieged, der durch die Treuloſigkeit
* Freunde zum Menſchenhaſſer wurde; daher
überh. ein Menſchenfeind; timöniſch, mürriſch,
menſchenfeindlich; Timonium, n. (gr. timönion)
ein Schmollwinfel, Shmollyaus.
timoroso, j. unter timide.
Zimotheus, ın. gr. (von timän, ehren, und theös,
Gott) männl. Name: Ehregott, Fürchtegott; Ti—
motheusgras od. Timothy, n. engl. das Wiejen-
liefchgras oder große Lieſchgras (Phleum pra-
tense L.).
Zimpano, m. it. (v. [. tympänum, ſ. d.) die Paufe;
l. TZimpani, Bauten.
Timpoſt, m. auf Celebe3 ein dem Bibergeil ähn-
ficher tierifcher Stoff, dort als Arzneimittel ge-
braucht.
Tine, f., verkl. Tinchen, n. weibl. Name, Verfür-
zung von Chrijtine.
tinea, f. I. Schabe, Motte; Schorf, Grind; tina
eapitis, Heilf. Kopfkrätze, Erbgrind; t. favosa,
gelber, borfenartiger Kopfgrind; t. maligna, bös—
Tinesmus, = Tenesmus. [artiger Grind.
Ting, m. ein hinef. Luſthäuschen, Gartenhäuschen.
ZTingeltangel, m. dtjch. eine niedrige Abart des
Cate-chantant (f. d.) mit Gejangsvorträgen durch
feile Dirnen.
tingieren, I. (tingöre) eintauchen, färben, einen
Anſtrich geben; tingierte Münzen, röm. Kailer-
münzen,die nur oberflächlich verfilbert find; Tink⸗
tür, f. (l. tinctüra) die Färbung, der Anſtrich (vgl.
Teintüre); Heil. ein farbige Kraftwafjer, ein
geiftiger Kräuter-Auszug; Tinte, f. (v. it. tinta)
die Farbe, Malerfarbe, bef. farbige Flüffigfeit zum
Schreiben; Tinto, m. |pan. u. it. (vino tinto, von
tinto, gefärbt) Tintenwein, roter ſpaniſcher Wein,
deſſen befter der von Alicante und der von Rota
an der Bai von Cadiz ift; Tintillo, m. (pr. tin-
tiljo) roter Wein aus der Umgegend von Sevilla.
Tintal, m. malay. (tingkal), j. Borar.
Tinttur, j. unter tingieren.
Zintamaresgque, n. (vgl. franz. tintamarre, m. Ge⸗
polter, Setöje: pr. tängtamahr)ein Heines Theater,
in dem nur das Geficht des Spielers wirkt, wäh—
rend feine Glieder in Heinfter Form fünftlich her-
gejtellt find.
Tinte, Tinto, j. unter tingieren.
Tintinnabula, pl. I. Keine Glödchen, die abge-
jtimmt al3 Glodenjpiel bei Orgeln zur Verwen—
dung famen.
Zinusbaum,m.ein DBaumauffamaifa mit büfchel-
förmigen Blüten u. einer glatten, blaßgelben oder
grünen Beere (Tinus occidentälis L.).
tip, m. engl., Wink, Undeutung.
tiptop, engl. (fpr. tfiptöp; von engl. tip, Spitze,
äußerftesEnde, und engl. top, oberjier Zeil, Spige,
Gipfel, Krone, Wipfel)der höchſte Grad, das Höchſte,
Beite, Vornehmite.
tiquetiert (ſpr. —fetiert), fr. (tiquete, wahrſcheinl.
ad SS von étiqueté; vol. Etikette) gefprenfelt.
Zirade, f. fr., oder it. Zirdte, f. (v. it. tirare, fr.
tirer, prov. u. jpan. tirar, ziehen) Tonf. ein Zug,
eine Schleifung oder Reihe Kite oder abfteigender
Tiſchri 871
Töne, Läufer, Läuferpafjage; Redek. eine lange
Wortreihe, Worterguß; verädhtl. Wortſchwall.
tiraillieren, fr. (tirailler, jpr. tircaj—; von tirer,
ſchießen, — ziehen, ſpannen, ſ. Tirade) plänkeln,
viele Schüſſe nacheinander tun; Kfſpr. Wechſelrei—
terei treiben, Wechſel hin u. her traſſieren, um ſich
dadurch Geld zu machen oder Geldverlegenheit zu
verbergen; Tiraillement, n. (ipr. tiraj’mdng) das
Gefnader, die Plänkelei; Tirailleur, m. (Ipr.
tirajöhr) Krk. ein Plänkler; franz. Scharfihüg;
Tirailleur⸗Feuer, Schügenfeuer; I. = Kette,
Schützenreihe, Schüßenfette.
Tiraña, f. jpan. (von tiraha, eigentümlicher Kopf-
puß), pl. TDirañas, vierzeilige anifche Tanzlied-
chen, ein dem Fandango ähnlicher Tanz.
Zirdf, m. (fr. la tirasse; v. tirer, ziehen) ein Zug-
garn, Streichneß, ein vierediged Garn zum Fange
von Hühnern, Lerchen, Schnepfen 2c.; tirafiteren
(fr. tirasser), jtreichen, mit dem Streich⸗ od. Zug-
garn fangen, 3. B. Bügel.
Tirata, ſ. Tirade,
Tire, ſ. Tyre.
Tireballe, fr. (fpr. tihr’bdll; v. tirer, ziehen) oder
ZTirebourre (jpr. —bürr’), m. ein Kugelzieher,
Kräger; Tirebotte, m. (fpr. —bött’) ein ei
ieher, Stiefelfneht; Tirebouchon, m. (fpr. tihr’-
ujchöng) ein Pfropfzieher, Korkzieher; Tirefond,
m. (pr. tihr’föng) Heilf. ein Bodenzieher, wund—
ärztliche Werkzeug beim Schädelbohren; auch die
BZahnzange; Schienenſchraube; Schraubennagel;
Zirelire, f. fr. die Sparbüchſe; Ziretete, m. (pr.
—tät’) ein Ropfzieher, bei der Geburtshilfe.
Tirefins, m. gr. (Teiresias) in der altgr. Sagen-
geichichte: ein berühmter blinder Weisfager in
Theben.
Tiret, n. fr. (fpr. tireh; urfpr. wahrſch. tirez, ziehen
Sie, v. tirer, ziehen) eine Berbindungslinie, ein
— ——
Ziretaine, f. (ſpr. —tähn’; v. fpan. tiritaha, von
tiritar, zittern) der Betermann, ein halb wollenes,
halb hänfenes oder leinenes Zeug.
Tiretete, ſ. unter Tireballe.
Zirp, m., pl. Tironen, l. (tiro, pl. tirönes) ehem.
ein Anfänger in der Kriegsfunft, junger Soldat
(Rekrut), jeder junge Römer, der im 17. Jahr zum
Kriegsdienft für fähig erklärt wurde; aud) überh.
ein Anfänger in Gejchäften, Künften und Wijjen-
Ichaften; Tirocinium, n.eig. der erſte Kriegsdienſt
od. Selbaug; die Lehrjahre; ein Probeitüd; Lehr—
buch für Anfänger; Tironiſche Noten, |. d.
Zirolienne, f. frz., eigentl. eine Tirolerin, ein Tis
rolertanz, Tirolerlied, Tiroler.
Tironiſche Noten, pl. (l. notae Tironiänae, von
Tiro, einem Freigelaffenen de3 Cicero, erfunden
od. vermehrt) die Beihen in der Stenographie (ſ. d.)
der alten Römer; Tironiſche od. Tironianiſche
Kumft, die Kunft oder Kenntnis, mit joldhen Ab-
fürzungen zu jchreiben, die Stenographie der alten
Römer.
Tiroir, m. fr. (fpr. tirodhr; von tirer, ziehen) die
Schublade; piece A tiroir, f. unter Piece.
Tirumäl, n. ein Feſt der Hindus zu Ehren des
Wiſchnu oder Schiwa (ſ. d.), dejjen Bild auf einen
reich geſchmückten Wagen geſetzt und unter dem
Klange mufilalifher Inſtrumente umbergefahren
Tifane, ſ. Ptifane (wird.
Tiſchri, m. hebr. (tischri, chald. scherä’, eröffnen,
anfangen) der erfte Monat des bürgerlichen Jahres
der Suden, der 7. nad) dem hebr. Kichenjahr, fällt
in unfern September und Oftober.
872 Tijiphone
Tifiphöne, f. gr. (v. tiein, rächen, u. phönos, Mord)
die Mordräcerin, eine der 3 Furien.
Tiffotgummi, n. = Dertrin, ſ. d.
Tıjjü, m. fr.(ipr.tifjüh; v.tisser — J. tex&re, weben)
Gewebe, Gewirk; 3.8. Gold-Tiſſü, Goldgemebe.
Titän, m., Titänis, f.,pl. Titänen u. Titaniden,
gr. Fabell. ein früheres Göttergejchlecht, die Söhne
u. Töchter des Uranus u. der Gäa, Himmels—
ſtürmer, die den Jupiter befriegten, welcher fie in
den Tartarus binabjchleuderte u. ihren Anführer
Atlas verurteilte, ven Himmel zu tragen; Titan,
auch bei. Name de3 Titanen Helios: Sonnengott,
Sonne; Titanium, abgef. Titän, n. ein von
Gregor 1791 im Menafan aufgefundenes und von
Klaproth 1794 genauer beſtimmtes eigentümliche3
Metal; Titania, f. die Elfentönigin, Gemahlin
des Oberon (j. d.); Titanſchörl, 1. Sagenit; Zi=
tanäte, pl. titanjaure Salze; Titanit, m., aud)
Sphen, Gelb- und Braun-Menaferz, ein
metalliiches Foffil, aus Titanſäure, Kiefelfäure u.
Kalferde bejtehend.
Titel, I. titülus, m. die Auf- oder Überſchrift; Be-
nennung, der Amt3- oder Ehrenname; Rſpr. ein
Rechtsgrund, Entſtehungsgrund eines Rechts, An—
ſpruch, Vorwand; titülus possessiönis, der Bes
figtitel, d.i. der Rechtsgrund od. rechtliche Anfang
des Beſitzes, od. dasjenige Geſchäft, durch welches
man in den rechtlichen Belig (bei. eines Grund-
ſtückes) fommt; quo titulo? mit welchem Rechts⸗
grunde oder Borwande? salvo titulo, f. salvo;
t. pleno od. toto, mit vollem oder vollftändigem
Zitel; t. praemisso, mit Borausfegung od. Vor⸗
anitellung de3 Titels; Rechtstitel, Rechtsgrund;
titulär oder titulär, nl. dem bloßen Titel oder
Namen nad; 3. B. Titulär-⸗Rat, m. ein Titel-
rat, der nur den Titel Kat hat, entgegen dem
wirfliden; T.⸗-Buch, n. ein Titelbud; Titula⸗
rius, m. ein Titelmann, der einen bloßen Titel
ohne Amt Hat; titulieren, betiteln, benennen,
mit Amts» od. Ehrennamen bezeichnen; Titula⸗
tür, £., pl. —en, das Titelwefen, Betitelung, volle
Aufihrift od. Benennung; Amts» oder Dienftbe-
zeihnung, Anrede; Situlomanie, f. L.griech. die
Titelſucht, Titelmut.
ZTiti, £. icherzbafte Benennung der Freundin des
Pariſer Studenten, = Örifette, ſ.d.
Zitillation, f. I. (titillatio, v. titilläre, fißeln) das
Kiteln, die Empfindung des Kigels.
Zitre, m. fr. (jpr. tit'r) Titel, Wertpapier; Stüds
wert; Urkunde, Schein; Feingehalt (des Goldes
ujm.); titrieren (v. fr. titrer, betiteln, v. titre =
I. titülus, Titel), jortieren, in Ordnung bringen;
bei. Seide fortieren nach der Feinheit od. dem Ver-
hältnifje des Gewichts und der Länge des Fadens;
Zitriermethode, f. Sceidef. die Mabanalyje,
durch welche die Menge eines in einer gegebenen
Löſung befindlichen Stoffs beftimmt wird durd)
diejenige Menge einer andern, genau befannten
Löjung (titrierten Löſung), die bis zum Auf-
hören einer gewiſſen Reaktion zu jener erfteren
Löſung binzugefegt werden muß.
Zitthe, Zitthis, f., und Zitthos, m. gr. Brufts
mwarze, Biß
e.
titulieren, titulo, titulus etc., f. unter
Titel,
Titus, m. I. männl. Name: der Geehrte; Titus
topf, m. ein Kopf mit furzgeichnittenem Eraufem
Haar, nad) Art des römischen Kaiſers Titus.
Zitijus, m. griech. (Tityös) Fabell. ein furchtbarer
Rıeje, Sohn der Gäa, der die Latöna verlegen
todieren
wollte und dafür von dem. erziienten Supiter in
der Unterwelt damit geftraft wurde,daß zwei Geier
wi SEHE aushaden mußten, die immer wieder
wuchs.
Tivöli, nm. eig. eine Stadt in der Nähe Roms am
Zeverone oder Anio, auf einem Berge gelegen, von
Dlivenbäumen umgeben und mit vielen Landhäu—
fern; dah. ein zuerjt in Neapel, dann in Paris,
Kopenhagen, Wien, Berlin und anderen Haupt-
ftädten gebrauchter Name für einen Bergnügungs-
ort mit Garten, worin Zuftpartien veranftaltet
werden, ein öffentlicher Luſt- oder Gefellichafts-
— das Kugelſtiftſpiel auf einer geneigten
Holztafel; Tivolitheater, n. das in ſolchen Gär-
ten häufig aufgeſchlagene Sommertheater.
Tiadamo, m. eine bengal. Rechnungsmünze, —
1/4 Peys oder ungefähr 19. |
Tialfe, f. (holl. tjalk, fr. tialque) ein holländifches
ſchmales und plattgebautes Sahrzeug zur Küften-
fahrt, bef. auf ven Watten zwifchen Hamburg und
Tianje, ſ. Tanga. (Holland.
Sietjerfa, f. ruſſ. das Birkhuhn (Teeträo, tetrix).-
Tjoſt, £. altfr. (v. I. juxta, nahe, dicht bei), der ritter-
lihe Einzelfampf, Zweikampf mit der Lanze, im
Gegenfag zum Turnei, bei dem in Scharen ge-
ritten wurde.
Zlümatſch, m. ſ. Dolmetſch.
Tmẽſis. f. gr. (v. témnein, ſchneiden) Sprachl. die
Wortteilungod. Trennung eines zuſammengeſetßzten
Wortes durch ein anderes dazwiſchen geſetztes;
3.8. ob ich gleich ꝛc. anſtatt: obgleich ich ꝛc.; Times
tife, pl. Heilf. zerteilende Heilmittel.
22, n. japan. Hohlmaß von 10 Schoo (ſ. d.) =
‚148 1.
Toaſt, ın. engl. (fpr. tobt) 1. (v. I. tostus, v. tor-
rere, töjten) geröftete Brot oder Semmelfchnitte
zum Tee; Teebrot; 2. ein Trinkſpruch, eine Tiſch⸗
rede beim Geſundheittrinken (angebl. von dem ehe»
maligen Gebraud) in England, daß wer bei einer
Mahlzeit eine Geſundheit ausbrachte, ein Stüd ge-
röstetes Brot in feinen Becher tat, denſelben
dann die Reihe herumgehen ließ, und wenn der
Becher zu ihm zurüdfehrte, den Reit austranf und
da3 geröftete Brot ab); toaſten (jpr. töhiten),
— Trinkſprüche ausbringen, Tiſchreden
alten.
Tob, f. Negerhemd, ein Tuch, das um den Körper
geworfen wird.
ZToback, m. vlt. u. gem. f. Tabak.
! Tobias, m. hebr. (Töbijjäh, v. töb, gut, u. Jeho-
vah), gem. verderbt: Tobies, Tobs, Többe,
at Name: Güte des Herrn, oder Gott gefal-
end; der Tobiasfiſch, gem. Tobies, Tobies—
chen, landſch. für den Sandaal; Tobiasnächte,
Probenächte vor Beginn der Ehe nach Tob.8, 4-10.
Zubin, = Tabin, Tabis, ſ.d. ’
Zoccata, Toccategli, Toccdto, J unt. todieren.
Toccolino, m. ital eine Art italienisches Steinöl
von vorzüglicher Güte.
Tocke od. Toque, f. fr. (toque, ſpan. toca, it. tocca)
ein eng anjdließendes Käppchen (= Kalotte),
das unter dem Hut getragen werden kann; ein
Kindermügchen; auch eine Art Frauenhaube.
todieren (it. toccäre, fpan., port. und prov.tocar,
fr. toquer, toucher, v.althochd. zucchen, zukken,
uden), berühren, anftogen, die Gläſer beim
rinfen zufammenftoßen; bei Mal. kecke u. fette
Striche machen, mit feden und vollen Strichen
Den malen; Toccata od. Toccating,
k. it. Tonk. ein ältered Klavier» od. Orgelitüd, im
Tod
. welchem beide Hände im Vortrag einer Notenfigur
häufig abwechſeln; Toccategli, it. (ipr. todatelji;
von toccätegli, berührt jie), gew. Toccatille (ſpr.
—tilje) od. Toccadille, n. (ſpan. tocadillo, fr. jeu
de toc) ein it. Brettipiel, von zwei Perfonen mit
Würfeln gefpielt, auch Triktrak; Toccaͤto, n. (fr.
touquet) die vierte oder Grundſtimme in Trom—
peterchören.
Tod, n. * (ſpr. todd) im Wollhandel ein Gewicht
v.28 engl.
Toddy,m. engl. (entit. aus dem hindoft. täri) Wein⸗
palmenfaft, woraus Arrak bereitet wird; eine Art
Punſch aus Wafler, Zuder, Rum und Musfate;
Toddy-Wein, m. Getränt aus dem Safte der
Pflanzengattung Mammtea.
0808, |. Tout annonce.
Toel, I. Tail.
Toffana, ſ. unter aqua; Toffania, f.
Toffana.
Töffel,m. gem. männl. Name, Abkürzung von Chris»
ſtoph, verkl. Ehriftophel, od. von Theophilus.
ZToͤga, f. lat. ein altröm. weißwollenes männliches
Dberkleid, eine Art Mantel aus einem Stüd, ohne
Armel, nur in Friedenzzeiten und fo getragen, daß
der rechte Arm frei heraushing; uneig. der Frie—
den, die Friedengzeit.
Toͤhuboͤhu, r. Toͤhuwaboͤhu, n. hebr. (töhu wa-
böhu, d.i. Wüſte und Leere, 1. Mof. 1, 2) wüſtes
Gewirr, grobe Verwirrung, = Chaos.
Toilette, f. fr. (ſpr. toalette; von toile, Leinwand,
Leinentuch, I. tela f. texela, v. texere, weben; da-
ber eig. Tiſchtuch, Tifchdede, bei. das Putztiſch-Tuch)
der Nacht⸗ od. Morgentifch der Frauen, Putztiſch,
Anfleide- od. Spiegeltiih; Putzkäſtchen; Putzgerät,
Putzkram; Antleidezimmer; auch der Anzug oder
Anpus felbit, die Bekleidung; Toilette maden,
jih anfleiden, putzen; auch: Waſchraum, Wajdh-
vorrihtung; Abort; Waſchtoilette, Waſchtiſch; en
grande toilette (jpr. ang grangd’ —), in Pracht⸗
anzug; Zoilinet, m. (jpr. toilineh) eine Art feiner
mwollener Weitenzeuge.
Toife, £. fr. (ſpr. todhj’; mi. tesa; vgl. das it. tesa,
Spannung, von |. tensus, geſpannt, von tendöre,
ausfpannen, ausdehnen) eine Klafter, altes franz.
Längenmaß von 6 franz. Fuß, = 1,49 m; toifies
ren, jemand mit den Augen mejjen.
Zoifon d’or, m. fr. (fpr. toaföng dohr; toison, it.
tosone, jpan. tuson, eig. die Schermwolle, v. I. ton-
sio, die Schur, v. tondẽre, fr. tondre, ſcheren) das
Goldene Vlies od. Widderfell, auch der Orden des
Goldenen Vlieſes; dah. Toiſon⸗Feſt, m. ein feier-
licher Aufzug der Ritter des Goldenen Vlieſes in
Mien; Totfonift, m. ein Ritter des Goldenen
Vlieſes.
Totaher, m. der beſte ungariſche Wein von dem
Markiflecken Tokay.
Tola od. Tolah, auch Tol, n. u. f. die Grundlage
des Gewichtsſyſtems in Bengalen (Kalkutta) —
11,644 g; ein Gold- u. Silbergewicht in Bombay
von 11,599 g; in Surate = !],, Ser = 12,130 8:
tolerabel, tolerant, Toleranz, ſ. unter tole-
tieren.
Tolerdat, m. eine Rechnungsmünze in Samarfand
und der Bucharei, ungefähr — 4! M.
tolerieren, lat. (toleräre) ertragen, dulden, leiden,
geitatten; toleriert, geduldet; toleräbel (1. tole-
rabilis), erträglich, leidlich; mittelmäßig; tolerdnt
(tölörans), duldend, duldſam, befond.in Religions»
ſachen; Toleränz, f. (l. tolerantia) die Duldung,
Duldfannteit, bei. in Sachen der Vernunft und des
Aqua
Pfund — 2 Stones (Stein) =12,701kg.
Ton 873
Glaubens; Toleranzedift,n. landesherrliche Ver⸗
fügung der kirchlichen Duldung; Tolerance, f. fr.
(fpr. —raängß) im franz. Miünzwefen = Reme—
dium, S.d.
Zoͤlpatſch od. Taͤlpatſch, m. ungar. (talpacs, fpr.
cs wie tjch, Breit- od. Blattfuß, v. talp, Fußſohle)
Spottname der ungarifhen Yußloldaten, gem. f.
ein plumper Menſch; auch grobe härene Überichuhe.
Toltẽten, pl. ein noch vor den Azteken in Mexiko
eingewanderter Volksſtamm, die Urheber der eriten
Anfänge von Kunst und Kultur in diefem Lande,
dah. die Belasger der neuen Welt genannt.
Tolubalfam, m. Ballam aus Tolu am faraibifchen
Deere, von Myrospermum od. Myroxylon tolui-
ferum, mit vanilleartigem Geruch); dient zur Be-
reitung von Parfüms.
Toluidin, n. eine dem Anilin ſehr nahe ſtehende
organiſche Baſe, wird aus Toluol (f. d.) bereitet
wie das Anilin aus dem Benzol; es Friftallifiert
in farblojen, nlänzenden Kriftallblättern u. bildet
; mit dem Anilin den Robftoff der Anilinfarben.
| Toluol, n. auch Methylbenzol genannt, ein dem
Benzol ſehr nahe ftehender Kohlenwaſſerſtoff des
Steinfohlenteers, wird aus Tolubaljam gewonnen,
ı jedoch gewöhnlich aus Steinkohlenteeröl deftilliert;
es iſt eine —— brennbare Flüſſigkeit, die zur
| Herjtellung des Toluidins (f. d.), ſowie des künſt—
| lichen Bittermandelöls und des Saccharins dient.
Tom L. ſ. Tomus.
Tom 2., engl. Abkürzung für Thomas, f.d.
Toͤmahawk, m. (jpr. —hähf) eine Streitart der
Indianer in Nordamerika.
Toman, m. perſ. (tömän, d. i. eig. zehntaufend) eine
morgenländiiche Rechnungsmünze, in Berfien ein
Goldſtück (— 10 Kran = 100 Senar = 1000 Biſti
— 10000 Dinar), jet 9,22 M, früher bi3 16,63 M
wert; auch ein Zänderbezirt, der 10000 Streiter
ftellen fann.
Tomdto, m. od. Tomdte, f. (engl. tomato, fpan.,
port. und fr. tomate) der Liebesapfel, Goldapfel,
PBaradiesapfel; die eßbare Frucht des Solänum
lycopersicum; Tomatenſauce, f. eine mit To-
maten gewürzte Brühe.
Tombal od. Tombad,m. (fr.tombac, it. tombacco,
jpan. tumbaga, port. tambaca, tambaque, v. d.
malay. tambäga, Kupfer, javan. tembaga, taga-
liih tumbaga) Gelbfupfer, rotes Meffing, Rot-
guß, Rotmeſſing, ein Miſchmetall von rötlichgelber
Farbe, aus Kupfer mit etwa3 Zink.
Tombola, f. (v. tombolare, fallen, jpan. u. prov.
tumbar, fr. tomber) ein in Italien * beliebtes
öffentliches Lottoſpiel.
Toͤmfeld, n. l.-dtich. (val. Toms) das Feld auf dem
Rücken der Bücher, auf welches die Bezeichnung
der Teile fommt.
Tomin, m. fpan. früher ein Gold-, Silber- und
Münzgewiht in Spanien von gs Marco —
0,599 E.
Tomolo, mm. it. (wahrfcheint. dv. l. tumülus, Hügel,
Haufen) früher ein Getreidemaß in Neapel 55,545
und in Sizilien = 17,358 1.
Tomus od. Tom, m. (vd. gr. tömos, Schnitt, Ab-
jchnitt, v. temnein, fchneiden) ein Abfchnitt, Band
eined Bucht; Heilf. der Schnitt, die Wunde, das
Abgeihnittene; Tomomanie, f. die Schnitt od.
Schneidewut, eine übertriebene Liebe zu chirur—
iſchen Operationen; Tomotofie, f. Schnittgeburt,
Entbindung durch den Kaijerjchnitt.
| on 1.,m. (l. tonus, v. gr. t6nos, von teinein, deh⸗
, nen, fpannen) eig. das Anfpannen, die Spannung;
874 zon
Spannkraft, Stärke der Nerven, Musfeln ꝛc. (in
diefer Bed. auch Tonus); der nach Verhältnifjen
von Höhe u. Tiefe beftimmte Hall, Schall, Klang;
in der Sprache der Nahdrud der Stimme, =
Alzent (der Silben-, Wort- ıı. Nedeton); die Ton-
art, Weije eines Liedes ꝛe, Betonungs- und Aus—
drudsweife in der Rede, die Art u. Weife des Be-
nehmens, das Betragen, die herrichende Sitte in
der Gejellichaft; bei Mal. zc. die Miihung und
Übereinftimmung der Farben, die Farbengebung
(der Farbenton); aud) die herrjchende od. Haupt-
Farbe eines Gemäldes; bisweilen = Manier u.
Stil; Tonife, f. neulat. Tonf. der Grund» oder
Hauptton einer Tonart oder Tonleiter; toniſch
(ar. tonikös, €, ön), ſpannend, jtärfend, belebend;
toͤniſche Mittel od. Tunika, pl. Heilk. Spann-
mittel, erquicdende, belebende Mittel, ftärfende
Arzneimittel; Tonograͤph, m. der Tonjchreiber,
eine 1841 in Petersburg erfundene Vorrichtung;
Tonologie, f. die Tonlehre, Lehre von dent Tone;
Tonometer, m. ein Tonmeſſer (von Chladni und
Bogler); Tonometrie, f. Ton- oder Schallmef-
jung; Tondſis, f. (v.tonün, anfpannen) die Span-
nung, Stärkung; Tonotika, pl. = Tonila; Tone
Inftem, n. die Gejamtheit der verjchiedenen Töne
in geordneter Folge.
Ton 2.,.n. und f. engl. (fpr. tonn) die Tonne, Laſt,
Sciffslaft; bei der Schiffsvermeſſung das Regi—
tter- Ton == 100 engl. Kubilfuß; für behauenes
Schiffskrummholz = 50, für unbehauenes = 40
engl. Rubitfuß; für Gewichtswaren (ſchwere Güter)
gem. = 2000, oft aber auch 2240 Pfund avdp.
Tonadilla, f. jpan. (fpr. U wie li; Verl. v. tonada,
Lied, dv. tono, Ton) ein luftiges Bolfslied, das gew.
zwifchen den Aufziigen eines Schaufpiel3 auf der
Bühne gefungen wird.
Tonca⸗ vd. Tonkabohne, f. (fr. tonca, tonga) die
wohlriehende Frucht des Tonkabaums (nl. Dipte-
ryx odoräta), eines amerifan. Gewächſes; enthält
Kımarin (f.d.); dah. Tonca od. Tonka, m. |pa-
niiher Schnupftabaf, mit zerriebenen Tonka—
bohnen vermifht; Tonfa-Gras, n. Yavendel-
gras (nl. Anthoxänthum odorätum), mit ähn-
lihdem Gerud; T.⸗Kampfer, m. = Kumarin.
Zonelddn, f. jpan. (v. tonel, Tonne; vgl. Tonnage)
Zonnenmaß, Tonnenlaft; Schiffſpr. früher eine
Laſt v. 2000 Pfund od. 920,186 kg, jebt als T. de
pejo = 20 Auintales metrico3 oder 1000 kg.
Tonga, f. ſ. Tanga.
Zung=Tiien oder Li, n., v. d. Ausländern Käſch
(Cash) od. Pitjes genannt, die einzige hinefifhe
Landesmünze, aus meffingartigen Metallmifchun-
— gegoſſen, 4 bis 5 g ſchwer, rund und in der
Mitte zum Auffchnüren mit einem vieredigenLoche
verjehen, und gew. in Bündel von 100 oder 1000
Stück aufgereiht; 1000 Tong-Tfien geſetzlich —
a Liang (f. d.), in Wirklichfeit aber weit weniger
Tonila, toniſch, j. unter Ton 1. [mert.
Zonnage, f.,t.n. fr. (fpr. —ndhfe’; v. tonne, ton-
neau, Zonne, Schiffslaft, jpan. tonel, prov. tona,
althochd. tunna, Tonne, v. iriſch-gäl. tunna) die
geſamte Schiffsladung; eine Abgabe davon nach
dem Tonnenbetrage, das Tonnengeld.
Zonnine, ſ. unter Thun.
zonologie ꝛc. — Tonotita, j. unter Ton l.
Tonſillen, pl. I. (tonsillae) die Mandeln am Halfe
(= gr. Umphibrandia). R
Zonfür, f. I. (tonsüra, die Schur, v. tondere, jche-
ren) die Haarſchur, Scheitelfhur, geichorene Platte
fathol. Geiftliher; tonsura Pauli, die Vorder-
Topik
hauptſchur der griech.kathol. Geiſtlichen; t. Petri,
die Scheiteljchur der röm.kathol. Geiftlichfeit; ton—
furieren, nl. den Scheitel fcheren.
Tontine, f. fr. (it. tontina) eine Reibrenten-Gefell-
ſchaft, wachjende Leibrenten, wobei die länger le—
benden Teilhaber die Zinſen der früher ſterbenden
erben ıc., nad) ihrem Erfinder, dem Italiener 2o-
renzo Tonti,im 17. Jahrh. benannt; Sontinter,
m. (jpr. —njeh) Teilhaber an einer Tontine,
Zonus,m. |. Ton J.
Toöng, |. Taim.
Toofent, m. eine japanische Rechnungsmünze von
2 Seni, = 8,88 8.
Topaͤrch, m. gr. (töparchos, v. töpos, Ort, Gegend
2c., u. ärchein, herrjchen) ein Ort3- oder Zandes-
beherrjcher, Landpfleger; ein Burgherr; Gebieter
über eine -Toparchie, Burg- oder Freiherrſchaft,
Be a topuͤrchiſch, ortsherrlich, ſtatt⸗
alteriſch.
Topas, m. (gr. topäzos, topazios, l.topazius; an—
— von einer Inſel Topazus im arab. Meer-
ufen, die wohl eher umgekehrt von dem Yu
dort gefundenen Stein jo benannt wurde; diejer
aber von dem ſanskr. tapus, Feuer) ein befannter,
meiſt meißgelber Edeljtein, aus Tonerde, Kiejel-
jäure und Flußſäure beftehend.
Topchãna, f. türk. (v. türk. top, Ball, Kugel, Ka—
none, und dent per). chänah, Haus) die Kanonen-
giekerei, die Stückgießerei, das Zeughaus; daher
auch Name einer Vorſtadt von Konjtantinopel.
Topen, pl. (ſanskr. stüpa, ein Erdhaufen) Grab-
denfmäler in Afghanijtan od. dem alten Baktrien,
in welchen Altertiimer, bef. altperj. Münzen ge-
funden tverden, die unter dem Namen baftrijche
Münzen befannt find.
Topveng, m. javan. Larve, Maske; ein verlarbter
Scaujpieler; ein von folhen aufgeführtes Schaus,
Luſt⸗ od. Bofjenfpiel. ?
Topettes, pl. fr. (ſpr. topett; ſpan. tope, äußerſte
Spitze, Knopf, it. toppo, Kloß, altfr., engl. u. felt.
top, Gipfel, Spitze, Schopf) Gläfer oder Flaſchen,
in denen wohlriechende Waſſer verjfandt werden.
Toph, ſ. Adufe.
Tophſtein, Tuf od. Tuff, Zuffſtein, m. (1. tophus
od. tofus; gr. töphos) Kalktuff, Rindenſtein, Duck—
ftein, Beinbruch, ein Falfartiger, jehr löcheriger
Stein; tophaceus,a,um, tuffiteinartig; Tophus,
m. nl. Heilf. eine harte Geſchwulſt, ein loderes,
brüchiges, meift falfartiges Gewächs, beſ. an Kno—
hen, = Porus; tophi pulmönum, pl. jteinicht
a in ai Zungen. —
Tobigi, Topidſchi, — Toptſchi.
Zune, f. — v. töpos, Ort, Gegend; Redek.
Gemeinplatz) die Orts- oder Fach-⸗Anweiſung; die
Kunſt, die Beweisgründe u. Gemeinſätze zum red⸗
neriſchen Gebrauch zu finden und anzuwenden;
Lehre v. den Beweisſtellen, Beweislehre; Sprachl.
die Wortfolgelehre; Topica, pl. Schriften, worin
Bemweisquellen geſammelt find oder angezeigt wer—
den; daher der Name eines joldhen Werkes von
Cicero; topifch (gr. topikös, ẽ, On), örtlich, den
Ort oder die Lage Bo bei Ärzten topiſche
Mittel oder Topita, pl. örtliche oder äußerliche
Heilmittel, Pflaſter 2c.; topiſche Methode, f. in
der Predigtkunft die Predigtmweife, zufolge Deren
nach furzer Erklärung eines Textes ein jog. Ge-
ER abgehandelt wird; Topognöm od. To⸗
voſtop, m. ein Ortſchauer, Ortzeiger, Ortbeitin-
»,
mer für Schiffe und bei Feuersbrünften; Tops
graͤph, m. ein Ortbefchreiber; Topographie, f-
Topinambur
die Ort- od. Gegendbejchreibung, Befchreibung von
Orten u. Gegenden (verſch. Ortsbejchreibung, d. i.
die Bejchreibung eines einzelnen Ortes); topo-
raphia anatomica, f. die anatomische Befchrei-
ung der Lage der Körperteile; topograͤphiſch,
ortbejchreibend; topographiſche Karten, pl.
große Karten, auf denen die Bejchaffenheit eines
einzelnen Landjtriches genau und big ins kleinſte
verzeichnet it; topographieren, die Beſchaffenheit
eines Landitriches aufnehmen; Tppplogie, f. die
Ortslehre; Topofköp, n. j. Topognont.
Topinambir, m. brafil. (port. topinambor) die
Erdbirne, Erdartifchode, knollige Sonnenroſe, der
Stangenerdapfel (1. Heliänthus tuberösus), eine
der Sonnentofe ähnliche Zier- und Ölpflanze mit
den Kartoffeln ähnlichen Wurzelfnollen.
Topp (engl. Top), die Spitze der Schiffsmaſten und
Stengen.
Toppe, = Toupet; toppieren, = toupieren.
Töppenant, m. holl. und niederd. Schiffipr. gewiſſe
Taue, die dazu dienen, die Nahen teils in wage—
rechter Lage zu erhalten, teils fie zu toppen, d.i.
jie jenfrecht aufzurichten.
Toprakh, pl. türf. leichte Truppen, die von den
Paſchas der Provinzen geftellt werden.
topsy-turvy, engl. (jpr. topßi⸗törwi) das Unterjte
zu oberft, verfehrt, drunter und drüber.
Toptſchi, m., pl. Toptſchilar, türk. (vgl. Topchana)
Artillerift, Kanonier; Toptſchi-Baſchi, m. Artil-
ferie-Dffizier; Toptſchilar-Aga, m. General der
Artillerie.
ZToque, 1) f. j. Tode; 2) m. eine Rechnungsmünze
in Begu, ungef. = 17 Pf.
Zora, |. Thora.
Zoraille, £. fr. (ſpr. tordj’) rohe, unbearbeitete Ko—
rallen.
Torchenez, m. jr. (ſpr. torſch'neh; von torcher, wi—
fchen, pugen, u. nez, Nafe; alfo eig. Naſenwiſcher)
VNaſenklemme, Schnürholz, Bremſe, womit man die
Naſe der Pferde klemmt.
Toreũlum u. Torcũlar, n. I. (v. torquöre, drehen)
die Kelter, Weinprefie; Heilf. = Tourniquet.
tordieren — torquieren, j. d.
Toreaddr, m. ſpan. (v. toreär, Stiergefechte halten,
v. toro = |. taurus, Stier) ein Stierfänpfer zu
Pferde; Toréro, m. ein Stierfämpfer zu Sub;
Toros, pl. eig. Stiere, die Stiergefechte.
Zorenme, n. gr. (von toreuein, eig. durchbohren;
eingraben, ſchnitzen 2c.) gedrehte, geichnißte od. ge—
triebene Kunftarbeit; Bildwerk, Schnigiverk; To—
renmatographie, f. Beihreibung und Kenntnis
folder Kunjtwerfe; Tprent, m. (gr. toreutẽs) pl.
Zorenten, Bildjäniger Graveur); Torentif, f.
die Drechilerfunft, Bearbeitung der Metalle, auch
des Elfenbeins, mit jharfen Werkzeugen: die Bild-
fchnigerei und Bildgießerei bei den Alten; toren=
tiſch, Durch die Dreh» oder Schnigfunft verfertigt,
gedrechjelt, rund geformt.
Torgummi, n. vorzügliches Gummi, welches feinen
Namen von dem arab. Sechafen Tor hat, = aras
bifhes Gummi.
Tories, pl. v. Tory, j. d.
tormentieren, it. (tormentäre, fr. tourmenter)
martern, peinigen, quälen, foltern; Zormento,
m. it. der fürchterliche Schneefturm der Hochalpen;
Tormentum, n. l., pl. —a (vd. [. torquere, drehe,
quälen, foltern) ein Marterwerfzeug; auch Wurf-
geſchoß, grobes Geſchütz.
Tormentill, f., od. das Tormentillkrant (nl. tor-
mentilla, von tormen, Bauchgrimmen, weil fie !
torguieren 875
diejes jtilfen joll; vgl. Tormina), Heiltwurz, Blut»
od. Ruhrwurzel, Nabelkraut, Siebenfingerkrant.
Tormina, pl. I. (von torquere, drehen, verdrehen)
Heilk. Bauchgrimmen, Leibſchmerzen; Torminä=
via, f. nl. (v. tormina, in Bezug auf die frühere
Anwendung der Frucht gegen die Ruhr) der Elfe»
beerbaumt.
Tornddo, m., pl. Tornaͤdos, ſpan. (von tornär,
urjpr. drehen, ml. u. it. tornare; vgl. Torno, Tur⸗
nus, tournieren 2c.) ein heftiger Wirbelwind, bei.
fürchterliche Orkane zur Regenzeit zwijchen den
Wendefreifen; Tornadüra, f. ipan. ein altes Feld»
maß von 10 Duadratfuß; Tornatüra, f. it. ein
altes Feld- oder Flächenmaß in Bologna von
20,805 a.
Tornefe, m. it. (— fr. tournois, j. d.) eine ehemal.
Rechnungsmünze in Neapel — !/goo Ducato di
regno od. 1,72 Bf.
Tornehamen, n. (prov. torneyamen, torneiament,
von torneiar, ſpan. u. port. tornear, it. torneare,
fr. tournoyer, prov. tornei, it., fpan. u. port. tor-
neo, jr. tournoi, ritterliches Kampfipiel, v. prov.,
ſpan. und port. tornar, it. tornare, fr. tourner,
drehen; von den Wendungen mit den Rofjen jo
genannt; vgl. tonrnieren) eig. ein Tournier- oder
Kampfipiel; eine Art Tenzonen (ſ. d.), worin mehr
al3 zwei Troubadours (j. d.) auftraten.
Torniſter, m. (vgl. poln. taistra, ungar. tarisznya,
jlav.tiirk. torba) ein lederner Reiſeſack, Ranzen,
bej. der Soldaten im Felde, Badtajche.
Torno, m. it. (v. ml. turnus, j. d.) der Umkreis,
Umlauf, = fr. Tour; auch das drehbare Be-
hältnis, in welchem Kinder Findelhäujern iiber»
geben werden.
Toros, j. unter Toreadsr.
torõs od. torõs, j. unter Torus.
Torpedo, m. ſpan. oder Torpilfe, f. fr. (ſpr. —ij’)
eig. Lähmung; Zitterfiſch, Zitterrochen, Krampf»
fiſch; eine unterſeeiſche Höllenmafchine, Unter—
waſſermine, ein durch elektriſche Ströme (Elektro—
Torpedo) oder durch Berührung fremder Kör—
per (Kontakt-Torpedo) zu entzündender, mit
Sprengitoff gefüllter Körper, unterjeeijch entiveder
zur Verteidigung (Defenfiv- Torpedo) od. zum
Angriff (Offenfiv»- Torpedo) gegen feind-
liche Schiffe angewendet, in Linienichiffen und
Torpedobooten eingebaut; TZorpedo-Boot, Feine,
ichnelle Boote zum Torpedoangriff bef. gegen
feindliche Panzerſchiffe; T.-Schule, eine Anjtalt,
two der Kampf mit Torpedos u. |. mw. gelehrt wird,
fir die deutjche Marine in Kiel; Torpeder, Offi-
ziere der Torpedofchule; Torpẽditk, f. die Lehre
von diefen zerjtörenden Vorrichtungen; Torpil—
feursforps, n. (pr. torpijöhrfohr) die Bedie—
nungsmannſchaft der Torpillen.
torpide, I. (torpidus, dv. torpere, jtarren) gefühllos,
unempfindlich, reizlos, betäubt; Törpor, m. Heilf.
Glieder» Erjtarrung, Gefühlloſigkeit, Schwäche,
Trägheit, aud) Torpidität, f. ııl.
Torqueton, m. fr. (pr. torftöng; v. T. torquere,
j. torquieren) ein aſtronomiſches Werkzeug, wel—
ches die tägliche Bewegung des Aquators in der
Sonnenbahn darftellt.
toranieren, l. (torquöre) eig. drehen, krümmen,
. B. den Tabaktorgquieren (fr. torquer), die
fätter desfelben zu Rollen drehen und jpinnen;
martern, peinigen, ängjtigen, nl. auch, tortus
rieren (fr. torturer); Torfion, f. (ipätl. torsio)
dag Drehen, die Windung, Krümmung; auch der
Widerftand, den ein getwundenerKörper deräußeren
876 Torrefaftion
Gewalt entgegenjegt; Heilk. die Umdrehung des
Endes einer abgejchnittenen Ader, um die Blutung
zu ſtillen; Torſion u. Detorſion, das Hin- und
—— Torſions-Feftigleit, Drehfeſtigteit;
age, f. Drehwage, eine von Hooke erfundene
Wage, bei welcher der Wagebalfen rechtwinklig auf
einem Draht befeftigt ift, zur Beſtimmung jehr
Heiner Gewichte; Torticoͤllis, m. nl., fr. torti-
eolis (v. I. tortus, a, um, gewunden, Mitteliv. v.
torquẽre, u. collum, der Hals) der ſchiefe Hals;
tortuss (l. tortuösus, a, um; fr. tortueux), voll
Krümmungen, verfhlungen, verworren, verſchro—
ben; Tortur, f. (l.tortüra) eig. Krümmung, Ber-
drehung; die Folter, Marter; gerihtliche Beini-
gung, peinliche Frage; Marterbanf; tortüra fa-
eiei, f. Heilf. die Gefichtsverzerrung; t. orisy die
Mundflemme, der Mundkrampf.
Torrefaftion, f. nl. (von torrefacdre, von torrere,
dörren) die Dörrung, Röftung, be. der Exze.
Torricelliſche Röhre, L._(ipr. e Z ti), = Ba-
rometer, nad) feinem Erfinder Torricelli um:
1644 jo genannt; nad) ihm heißt aud) der oben im
Barometer befindliche Iuftleere Kaum die Torri-
cellijche Leere.
Zörringtons, pl. engl. wollene Bettdecken, nach
— in Devonſhire benannt.
Torſion, £. ſ. unter torquieren.
Torſo, m. it. (eig.derStrunt, Baumſtumpf ꝛc. ſpan.
u. port. trozo, prov. u. altfr. tros, v. I. thyrsus,
gr. thyrsus, Strunf, Stengel, Schoß, althchd.turso,
torso, Stengel, mittelhochd. torse, der Kohlſtrunk,
neuhochd. Dorjche) der Rumpf einer verſtümmel—
ten Bildfäule, bei. der berühmte Rumpf eines
Standbildes des Herkules im Vatikan.
Zert, m. (v. fr. tort, it. torto, dv. I. tortum, ver-
dreht; vol. torquieren) Unrecht, Nachteil, Berdruß;
jemand einen Tort antun, ihm etwas zum
Zort tun, ihm einen Poſſen fpielen od. Schaden
zufügen; & tort,et à travers, fr. (ſpr. a tohr ea
trawähr) ohne Überlegung, unbejonnen, in den
Tag hinein.
Torte, f. (fr. tourte, it. u. jpan. torta, v. l. tortus,
a, um, gedreht, gewunden, vgl. torquieren; urſpr.
ein ringförmiges Badwerf) eine Art feiner, platter
Kuchen von Zuderteig; Torteldtihen, n. ein Ge-
bäd aus Mehl, Eiern, Zucker, Butter, Rofinen u.
Kirſchen; Tortillen, m. fr. (pr. —tijöng) gefloch-
tener Haarwulſt auf dem Kopfe.
Zorticollis, tertuds, Tortur,f.unt.torquieren.
Tortuga, f. ſpan. u. prov. (fr. tortue, v. ml. tor-
tuca, von tortus, gedreht, gewunden; wegen der
frummen Füße jo genannt) die Schildiröte, bef.
eine Flußſchildkröte in Südamerika.
Zorus, m. |. ein Pfühl, Wulft, Ruhelager, Bett,
bej. Ehebett; auch Fleiſchwulſt, Muskel; tori con-
Scensio, f. die Beiteigung des Ehebetts; terüs od.
torõs (l. torösus), fleifchig, muskelſtark; Toro⸗
fität, f. nl. die Sleifchigkeit, Muskelſtärke.
Zory, m. engl. (pr. töhri), pl. Tories, Königlich
eiinnte (Ariſtokraten), Anhänger der alten Ver—
aſſung des Staates u. der Kirche, die Hofpartei in
England; in den Bereinigten Staaten von Nord»
amerifa dagegen verſteht man darunter die De-
mofraten; (urjpr. ein von der Gegenpartei, den
Whigs, ausgehender Schimpfname, von dem an-
geblich irländ. Worte tory, Räuber; vgl. ir.-gäl.
toir, Berfolgung, Sagd); Zorhsmus, m. die
Grundſätze od. Anjichten eines Tory; toryſtiſch,
ihnen gemäß, ſie betreffend.
— — — — — — — — — — —
Tostaniſche Säulenordnung, f. (v. [. tuscänus, |
Toupet
tuskiſch, etruriſch, Tusci, die Tusker, die Einwohner
Etruriens, davon ſpäter die Benennung des Groß-
herzogtums Togfana), die einfachite, bei den Etrus⸗
fern entitandene, Säulenordnung mit ftarkem,
maſſigem Schaft.
Toft, ſ. Toait; Zoftao, |. Teitao.
Totem, n. indian. ein Namens-Symbol, Wap-
penzeihen der Indianer, ähnlich den Steinmek-
zeichen u. a.
Totonaͤken, pl. ein Volk in der mexikaniſchen Land—
ſchaft Tlascdia.
totus, a, um, ganz; totum, n. das Ganze; im
totum, fürs Ganze, ganz u. gar, überhaupt; tote
titülo, ſ. titulo toto unter Titel; tatäl, nl. (fr.
total) u. als Adverb totaliter u. fr. totalement
(ipr. total’mang), völlig, gänzlich, durchgängig,
ganz und gar, durchaus; Total-Bilance, f. fr.
(pr. —bilengk’) Hauptrehnung3-Sleichung oder
Abſchluß, Schlugrehnung; T.=&ffett, m. Öefamt-
leiltung, Gefamtwirkung; T.⸗Eindruck, m. Ge⸗
famteindrud, der Eindrud, den ein Gegenjtand als
Ganzes hervorbringt; T. Finſternis, f. gänzliche
oder völlige VBerfinfterung; S.:-Summe, f. Die
Hauptſumme, der ejamtbetrag; T.-Wirtung, f.
die Wirkung im Ganzen oder Die Geſamtwirkung;
Totalität, £. (fr. totalite) die Gefamtheit, Ailheit,
Ganzheit, dad Ganze; Totalitätsiinn, m. der
Gemeiniinn; Tptalifäter, m. barb.-i., Totali⸗
ſateur, fr. (ſpr. —öhr) ein 1872 bei Pferderennen
aufgefommenes Glücksſpiel oder eine neue Art
Wette, wobei der Gejamtbetrag, die Totalfumme
der Wetten berechnet und danach die Gewinne ver—
teilt werden, ſodaß alſo die Höhe der Geminn-
ſumme erft, nachdem der Sieger befannt ift, feit-
geitelt werden fann.
Tonage, f., eig. m., fr. (pr. tuciſch; entjt. aus dem
engl. towage, j.d.), Schiffſpr. da Derbeiziehen
eines Schiffes mittels eines Seile, alſo Schlepp-
Ihiffahrt; beſ. aber die Ketten-Schleppichiffahrt
auf Slüffen u. Kanälen; Toueur, m. (jpr. tuödr;
bon touer, mit einem Geile herbeiziehen, ſchleppen)
der Ketten-Schleppdampfer, das Ketten-Schlepp-
ſchiff eine Art Bugfierer oder Remorqueur (f. d.);
Schiff, das an einem Drahtſeil läuft, fliegende
Fähre; Kettenſchiff.
Toucan, ſ. Tukan.
touchteren, fr. (toucher, ſpr. tufh—; it. toccare,
vgl. tocieren) oder tufchteren, berühren, anrüh—
ren; mit der Hand befühlen u. unterfuchen (7. B.
eine weibl. Verjon, ob fie ſchwanger fei); —
bewegen zum Mitleid; reizen, beleidigen; einem
Pferde — — „Hilfen“ (d. i. [eife Zeichen,
Winke) geben; touchant (ipr. tufhdng), rührend,
bewegend, beweglich; Touche, f. (Ipr. tuſch) die
Berührung; Tonf. Anſchlag u. Taſte; die Anrei—
zung, Ntederei, Beleidigung; bei Malern der Zar»
DE Pinſelſtrich; als chineſiſche Schwärze,
Tuſche
Toueur, ſ. unter Touage.
toujours, fr. (ſpr. tuſchuͤhr) immer; t. perdrix, ſ.
unter Perdrix.
Toung, n. f. Tai. -
Toupet, ın., gew.n. fr. (fpr. tupeh; Verkl. v. altfr.
top, Schopf, altnord. toppr, Locke, Zopf, Schopf;
— niederd. Topp, hochd. Zopf, d.i. Schopf,
Büfchel) gefräufeltes Stirnhaar; Haartracht, die
aar- oder Stirnfraufe, der Haarkranz über der
tirn, Buff- oder Wellenicheitel; Kühnheit, Drei-
ftigfeit; tonpteren, Fräujeln, aufpuffen, mellig
macden.
Tongnet
Zouquet, m. fr. (pr. tullh)= Toccato, ſ. d.
Tour (jpr. tuhr), m. u. gem. f., pl. Touren, fr.
le tour, ml. turnus, f. d.) überh. der Umireis, die
Wendung, Umdrehung, dah.dieDaar-Tour,ein
runder —— Haarnetz, Haargeflecht, und
überh. der Haarbau, die Haartracht; der Gang,
Spaziergang, die Reife, Fahrt, Ausflug; Abtei-
fung, Wechiel, Reihe; Poſtd. die Hinfahrt, der Hin-
weg, Beitellgang (entg. Retour); die Rundfahrt,
Runde, auc) die Reihe, 3.8. die Tour fommt an
mich; in der Tanzf. die Wendung, der Tanz, Um-
tanz, Tanzrunde,; der Streich, das Schelmitüd;
tour A,tour, wechjel3meije, eins ums andere, nach
der Reihe; tour de force, m. (jpr. —forß') ein
Macht- od. Gewaltitreich; tour de passe-passe,
ſ. unter paffieren; Tour-Billett. n. einfache
Fahrkarte, Karte zur Hinfahrt; T.-Leiſtung, Din-
leitung; Leertour, Leerfahrt; Tonrillon, m.(ipr.
turijöng) ein Zapfen, Drebzapfen, bej. an Ge—
hüten; Touriſt, m. ein Reijender, der zu feinem
Vergnügen, od. in Handelsgeichäften, od. zur Be-
richterftattung an Heitjchriften 2c. eine Bekimmte
Tour macht; Bergnügungsreifender; Durchreifen-
der, Fußreijender, Wanderer; Tonriftenbahn,
VBergnügungsbahn. ;
Zourbillon, m. fr. (pr. turbijöng) eine Raketenhülſe
mit Ladung.
Zourbine (ipr. turbihne), j. Turbine.
Toure od. Turg, m. eine alte lothringifche jilberne
Rehnungsmünze, ungef. = 18 Sols.
Touri, m. wohlriechender roter Balfam aus der
Rinde des Mycodendron amplexicaule, der ver-
härtet zum Räuchern dient.
Tourillon, Tonrift, j. unter Tour.
tourmentieren (pr. turmangt—), fr. (tourmenter,
pgl. tormentieren) peinigen, beläftigen.
tournieren (jpr. turn—), fr. (tourner, jpan., port.
u. prov. tornar, it. tornare, ml. turnare; vgl. Tur-
nus) drehen, wenden, oder eine Wendung geben,
fenten, umfchlagen; Krſpr. den Feind umgehen,
ihm in den Rüden fallen; tourne, die Karte ums
gedreht, umgejchlagen; Tonne, n. der Umſchlag,
das Wählblatt im Kartenjpiel; Tournde, f. (pr.
turneh) die Rundreife, Geihäftsreife eined Be-
amten, Raufmannsac., bei. Rundreiſe eines Künit-
lers, Gaftjpielreife von Ort zu Ort; das Gehen
eined Füriten bei der Cour Fi d.) oder bei einem
Seite von einem der Vorgeſtellten zu dem anderen;
tournez s’il vous plait (jpr. turneh Bil wuh plä;
am Sclufje von vollgeichriebenen Seiten) wen-
den Sie gefälligit um; Tournebroche, m. (jpr.
turn’brösch’) der Bratenwender; Tournement, n.
(fpr. —mäng) eine fünftlihe Pferd- oder Reit—
Schwenkung; Tournefol, m. (jpr. turn’Böl) die
Sonnenwende, die Sonnenblume, |, aud) Kro—
ton; ein mit Farbftoffen getränftes Leinwand—
jtüdchen; das zum Färben von Bad- und Zuder-
waren dient; Fournebent, m.(jpr. turn’mwdng) der
fih nad) dem Winde richtende Rauchſchirm auf
einem Schornfteine; Tourniquet, m. (jpr. turni»
keh) ein Drehfreuz am Eingange eines Weges,
Weghaſpel; bei Wundärzten eine Aderpreffe, ein
Verbandſtück, die Schraubenbinde beim Glied-
ablöjen; Tonrnüre, f. die Wendung; gewandte
Bortragsart; ficheres Benehmen, Gewandtheit,
gute Haltung; auch: dag bei Damenkleidern hinten
angebrachte Sattelkifjen oder Roßhaarkiſſen, Cul
. de Paris.
Zournois, fr. (fpr. turnod) ehem. eine in Tours
geprägte Heine Münze; aud) Benennung des nad)
— — — — — — — — — — —— — —— — — — — — — — —— — — — —— — — — — — nn — — — nn U nn
Trabakel 877
dem Münzfuße von Tours oder in der Stadt
Tours geprägten Geldes, um ?/, geringer als
das von Baris, 3. B. livre tournois.
ZTourte, f. fr. (pr. turt) Torte.
Sontievehe, f. fr. (v. deutich. Turtel) die Turtel-
aube.
Tout, n. fr. (fpr. tuh; v. I. totum) das Ganze, alles,
der Allſtich od. Durchgang in Kartenipielen; Tout
annonce (Ipr. tutannongkeh), aud) Todos, ſpan.,
d. i. alle, im L'hombre angefündigter Allſtich,
oe alles gewonnen (vgl. Vole); A tout,
auf alles, Zrumpf im Kartenfpiel; dah. ein Atout,
ein Allitichipiel, wobei der Spieler alle Stiche be-
fommt; atoutieren (fpr. — tut—), mit Trumpf
jtechen, trumpfen; en tout (fpr.ang—), im ganzen,
furz, alle3 zufammengerechnet; tout ensemble
(jpr. tut angkangb’)), alle miteinander, das Ganze
in feiner Verbindung; — tout, als Adverb, ganz,
völlig; daher tout A fait (fpr. tutafäh), gänzlich,
ganz und gar; t. à P’heure (fpr. tut alöhr’), jo-
gleich, im Augenblid; t. comme chez nous (fpr.
tuh komm fcheh nuh) ganz oder gerade jo mie bei
uns; t. de bon (fpr. tuh d’bong), ganz im Guten
oder gütlich; auch im Ernite, in vollem Ernſte; t.
de möme (fpr. tuh d'mähm'), geradeſo, ebenfo,
ganz einerlei; t. de suite (jpr. tuh d'ßwit'), jo-
gleich, auf der Stelle; Wiadame Toutlemonde,
(ſpr. —tuhlemongd’), ſcherzh. Frau Allewelt, jeder-
mann.
Tow, m. engl. (jpr. toh) Werg, Hede; auch das Geil,
Tau, Schlepptau.
Towage (ipr. toedſch) od. Towing (ſpr. tding) engl.
(von to tow, ziehen, fchleppen) das Sciff3ziehen,
Schleppen, Bugiieren (f. d.), überh. die Schlepp-
ſchiffahrt in Fluffen und Kanälen; Steamz=cables
toming (pr. Btihm-Füb’l-toing; v. steam, Dampf,
u. cable, Kabel, Seil, Tau), die Drahtjeil-Schlepp-
Ichiffahrt, eine Berbejferung der Touage (1. d.), -
indem ftatt der Kette ein Drahtjeil im Flußbett
verſenkt wird. 2
Tower 1., m. engl. (fpr. tau’r; vom fr. la tour, it.,
jpan., port. u. prov. torre, lat. turris, der Turm,
ein unter Wilhelm dem Eroberer angelegte3 und
nach und nad) ermweitertes feſtes Schlok in Zondon,
urſpr. Wohnort der Könige, jpäter Staat3gefäng-
nis, Zeughaus ıc.
Tower 2., m. engl. (ſpr. tdör) eig. ein Werkzeug zum
gieben, der Bieher; Schifffpr. der Schleppdampfer,
ugfierer, das Schleppiat Buglierboot; Tower⸗
Dampfſchiffahrt = Towage.
Tomwing, ſ. Tomage.
Townſhip, n. engl. (ipr. taünſchip; v. town, Stadt)
Stadt- oder Ortſchaft, Stadtbezirk, Ortsbezirk,
Stadtgemeinde; in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika eine Unterabteilung der Grafſchaft
oder Provinz (County).
Toxicum, n., pl. Toxica, I. (vom gr. toxikön, d. i.
eig. zum Geſchoß gehörig, von töxon, Bogen, Se-
ſchoß) eig. ein Gift, mit welchem man die Pfeile
beftrih; dann überh. Gift; Toxikation, f. die Ber-
giftung; Toxikodendron, n. gr. der Giftbaum,
defien — Blätterſaft eingetrocknet zur
ſchwärzeſten Farbe wird: Toxikoloͤg, m. ein Oift-
fenner, Giftktundiger; Toxikologie, f. die Gift-
funde, Lehre von den Giften; toxiloloͤgiſch, die
Giftmittel betreffend.
Torodonten, pl. gr. verfteinerte Rieſenſäugetiere,
in Südamerifa a mean
Trabatel, n. it. ein Küftenfahrzeug im Adriatifchen
eere.
878 Trabant
Trabaänt, m.pl.—en (v. it. u. fpan. trabänte, u.
dies dv. dtſchtraben, laufen; alfo eig. ein Käufer)
ein Begleiter, Leibwächter eines Fürften 2c.; ein
—— Mond vder Nebenplanet; vgl. Sa—
ellit.
Trabẽa, k. l. der mit Burpurftreifen befette Mantel
der Ritter und Auguren in Rom.
Trabiicco, m. it. (altit. trabucco — jpan. trabuco,
it. trabocco, ſ. u.) früher ein Längenmaß in Nord—
italien von verjchiedener Größe, 3. B. in Mailand
2,s1ıı m; in QTurin 3,0853 m; Trabuco, mm. ſpan.
prov. trabuc, it. trabocco, dv. ſpan. u. prov. tra-
bucar, fr. trebucher, zu Boden werfen, eig. mit
dem Rumpf aus der Richtung bringen, vd. prov. u.
altfr. buc, Rumpf, v. althochd. büh, mittelhochd.
büch, i$länd. bükr, altholl. bük, buik, Baud) und
Rumpf) eine Furze Büchſe mit weiter Mündung,
ein Stußgemwehr; auch eine Art Zigarren; Trabu—
carius, pl. mit Stußgewehren bemwaffnete fpa-
nische Schmuggler.
Trace, £. fr. (ſpr. traß’; fpan. traza, prov. trassa,
it. traccia; Zeitw. fr. tracer, fpan. trazar, it. trac-
ciare, lat. gleich. tractiäre, v. tractum, trah£re,
ziehen), Linie, die Auf- oder Vorzeichnung; Tra—
eierung, Track, die Zeichnung, der Abriß, bef.
eines Feitungswerfes, Umriß; die Spur; vorgezeich—
nete, abgejtecte Linie, 3.B.einerStraße, Eifenbahn
ꝛc.; Richkungslinie, Bahnflucht, Abſteckung; tracies
ren (fr. tracer, ſpr. traß —) abzeichnen, abreißen,
entwerfen, vorzeichnen, abſtecken; eine Linie feſt—
ſtellen; Tracier-Leine oder Tr.-Schnur, die
Steckleine, Abſteckleine; Tr.-Pfahl, Abſteckpfahl.
Trachẽa oder Trachia, f. |. (sc. artéria, v. gr. tra
chẽia, von trachys, rauh, uneben; alſo eig. „die
rauhe“ ſo genannt wegen der erhabenen Knorpel—
ringe) Heilk. die Luftröhre; tracheal, nl. zur Luft—
röhre gehörig, dieſelbe betreffend; Tracheitis, f.
gr. die Luftröhrenentzündung; Trodenblennor-
rhöe, f. Luftröhren-Cchleimfluß; Tracheocẽle, f.
der Luftröhrenbruch; Tracheophöſis, f. Luft-
röhrenvereiterung; Tradhenrrhagie, f. der Luft—
röhrenblutfluß; Trachenjkopie, f. die Luftröhren-
unterfuhung mit dem Kehl£opfipiegel; Tracheo⸗
tumie, £. der Zuftröhrenfchnitt, vgl. Bronchoto-
mie; tracheotomieren, den Luftröhrenfchnitt aus⸗
führen; Trahielens, m. od. Trachiellköſis, f. ein
Luftröhrengejchwür.
Tradelägra, n. gr. (von trächelos, der Naden) die
Naden- od. Genickgicht; eine Art des fchiefen Hal-
je8; Trahelopänus, m. Halsdrüſengeſchwulſt;
Trachelophyma, n. die Halsgeihwulit. _
ihn ein ae ꝛe. — Trachielkoſis, ſ. unt.
Brachea.
Zrahönda), n. gr. (v. trachün, rauh machen, von
trachys, rauh) ein flechtenähnlicher Ausschlag, die
Augenliderfräge.
Zradyphonie, f. gr. (v. trachys, rauh) eine rauhe,
heijere Stimme; Tracht, m. ein gemengtes Ge-
itein, aus einer feinförnig gemengten Grundmafje
und inliegenden Kriltallen von glafigem Feldſpat
beitehend; Trachht-Breccie, f. (vgl. Breccie) Tra⸗
chyt⸗Trümmergeſtein, ein Gemengjel aus Blöden,
Bruchſtücken ze. von Trachyt.
tracieren, j. unter Trace.
Trade, m. engl. (fpr. trehd) Gewerbe, Handel, Ver-
fehr; Traders, pl. engl. (ſpr. trehders) Handel3-
leute; im brit. Nordamerifa die von der Hudſons—
baifompagnie über deren Gebiet verteilten Leute,
die den Pelzhandel betreiben und zugleich untere
Berwaltungsbeamte find; Tradesunion, f. (ſpr.
Tragödie
trehd⸗jühnjen) Handwerker⸗ od. Arbeiterverein zum
Schutze gegen das übermächtige Kapital.
tradieren, |. (tradäre, von tra — trans, ſ. d., und
dare, geben) übergeben, überliefern, mündlich fort-
pflanzen; ‚vortragen, lehren; Tradition, f. (1. tra-
ditio) diellbergabe; miindlicheiberlieferung, Fort-
pflanzung von Lehren 2c., Sage, mündlich über-
liefert; Nachricht; Herfommen, Braud; per tradi-
tionem, durch Überlieferung; traditio judieiä-
lis, f. die gerichtfiche Übergabe; traditionell (fr.
traditionnel) od. tradittp, nl. durch Überlieferung
fortgepflangt; überlieferungsweie, nad) der Über-
lieferung oder Sage; überlieferungsgemäß, her—
kömmlich; ſprichwörtlich; Traditor, m. ein Über-
‚ lieferer, Überantworter, Auslieferer; bef. Aus—
Lieferer heiliger Bücher und Gefäße an die heid-
nische Obrigkeit zur Zeit der Chriftenverfolgungen
unter Diokletian.
traducieren, I. (tradücere, von tra — trans, j. d.,
u. duc£re, führen) hinüberführen oder -bringen;
überjegen; durchziehen, durchhecheln; Traduftion,
f, (1. traductio) die Hinüberführung, Überfegung;
Überlieferung ans Gericht; Tradneianismus, m.
nl. od. Traduktions-Syſtem, n. die Seelenfort-
pflanzungs-Tehre od. die Meinung, daß die Seelen
der Eltern auf die Kinder fortgepflanzt würden;
Traduciäner, m. u. pl. Anhänger dieſer Lehre.
Trafic oder Traflt, m. fr. (trafic, prov. trafee,
trafey, it. träffico, ſpan. träfico, träfago, ml. traf-
ficum, trafica, vd. I. tra = trans, ſ. d., u. facere,
machen; vgl. das deutſche übermachen) der Han-
del, be. mit felbitgefertigten Fabrikaten, Verfehr,
Berfauf, Berfaufsgeichäft; das Gewerbe; bei.
öfterr. Bezeichnung für eine Berkaufsitelle, ins-
bejondere für Tabak; trafieteren od. trafilieren
(fr. trafiquer, it. trafficäre), Handeln, Handlung
od. Berfehr treiben, verkehren, verhandeln; Tra—
fifant, ın. (fr. trafiquant, it. trafficänte) ein Han-
delsinann, der jelbitgearbeitete Dinge verkauft.
Traͤgala, f. jpan. (v. träga-la, d. i. verfchlinge fie!
von tragär, verſchlingen; vollitändiger: trägala,
perro, verichlinge fie, du Hund! welche Worte ſich
im Refrain des Liedes immer wiederholen) das
Freiheitslied der Spanier.
Tragaͤnt, n. gr. (v. trägos, Bod, und Anthos, n.
Blume) oder Tragakaͤnt, m. (gr. tragäkantha, f.,
v. akantha, Dorn, Bocksdorn, eine Gattung hülſen—
früchtiger Gewächſe von verjchiedenen Arten; aud)
— Gummi-Tragant, Bodsdornfaft oder Bods-
bartharz, ein geldliches oder rötlihes Oummi von
dem Fretifchen Bodgdorn; Tragant-Arbeit, f-
Zuderbäder-Arbeit aus Kraftmehl, Zuder und
Tragant, zu Tafelauffägen u. dgl. J—
Tragẽa, £., r. Tragẽma, n. gr. (von tragein oder
trögein, nagen, Enuppern) Knupper⸗ od. Knapper⸗
werk: Nüffe, Mandeln, Zudergebäd 2c. zum Nach—
tiſch; Heil. geöblich gejtoßenes magenftärfendes
Pulver aus BER: ig 7 5 f 260
Trageläphus od. Tragelaph, m. gr. (tragelaphos,
v. — Vock, u. elaphos, Hirſch) der Bockhirſch,
ein faͤbelhaftes Tier im Altertum; ein Trink—
geſchirr, auf welchem ein folcher Bockhirſch in er-
abener Arbeit dargeftellt war; auch eine Anti»
openart. —————
Tragödie, f. gr. (tragödia, d. i. wörtlich Bocks—
gejang, v. trägos, Bock, u. ode, Geſang; weil die
Volksgeſänge, aus welchen die fpätere Tragödie
entiprang, an Bacchusfeſten von einem Chor bod3-
ähnlich verfleideter Feſttänzer dargejtellt wurden;
vol. Satyrdrama) ein Trauerjpiel, ernſtes Schau-
Tragus
ſpiel, entg. Komödie; uneig, eine traurige Be—
gebenheit; traͤgiſch (gr. tragikös), der Tragödie
angehörend, eigen oder gemäß, trauerjpielartig;
— verhängnisvoll, ſchrecklich, bejammerns—
wert, Mitleid erregend; Zragiter m. ein Trauer⸗
jpieldichter; Schaujpieler im Trauerfpiel, Trauer-
jpieldarfteller, aud) Tragöde (I. tragoedus, v. gr.
tragödös), verägtl. Tragödiant; tragifomiich,
traurigluftig, halbtraurig und halbluitig; Tragi—
komödie, f. halb trauriges, halb Iuftiges Schaus
jpiel, od. ein Schaufpiel, in welchem ein tragijcher
Stoff komiſch behandelt ift.
Zragus, m. gr. (trägos) der Bod; Heilf. Bod3-
gejtanf, Achſelgeſtank; große Geilheit, Brunjt; auch
der vordere Ohrfnorpel vd. ſog. Ohrbod; Trage:
maſchalie, f. (pr. —mas⸗ch —; vgl. Majchale)
Bodsgerud) aus den Acjelhöhlen; Tragoma—
chälus, m. ein Boditinfer; Tragophonie, f. die
ocksſtimme, das jtarfe Stottern oder Meckern im
Reden; Tragoppdie, f. die Bocdsbeinbildung;
Zragopügen, m. Bodsbart, Haferwurz.
Traille, r. Treille, j. d.
Train, m. fr. (ſpr. träng; altfr. train, it. traino,
jpan. tragin, prov. trahi, v. l. trahere, ziehen) der
Zug vom Gefhüs, Wagenzug auf Eifenbahnen;
das Gefolge, der Troß, das ſchwere Gepäd einer
Armee ( 9 Artillerie-Munitions-,Pro—
viant-Train zc.) Fuhrweſen; auch der gewöhn—
liche Gang oder Lauf der Dinge (Schlendrian);
Train⸗Depot, n. Troßamt; Tr.⸗Soldat. m. der
Troßſoldat, Troßmann, Fuhrknecht; Tr.-Weſen,
n. Troßweſen, Fuhrweſen; en train (jpr. ang
träng), im Zuge, im raſchen Gange; trainieren
(fr. trainer, jpr. trähn —; it. trainäre, prov. tra-
hinar, v. [. trah£re), ziehen, jchleppen, zögern, hin—
halten, in die Länge ziehen; ein Klerd trai-
nieren, abrichten, erziehen, be. durd) eigentiim-
lihe Behandlung zum Bettrennen gejchidt machen;
auch einen Menjchen durch bejondere Ernährung
u. Anordnung der Zebensweife für gewifje Tätig-
feiten, wie in England bei Borern, Sodeys und
Tauchern, vorzugsweile fähig machen; Trainard,
m. (fpr. tränahr) od. Trainenz, m. (ſpr. —nöhr)
ein Nachzügler (Marodeur); Trainenr, m. fr.
(ſpr. tränöhr) der Pferdeabrichter, Bereiter; Trai—
ning, n. engl. (jpr. ung Abrihtung u. Schu-
lung der Pferde; Schulung, Borübung, namentlich)
zu Sportübungen; Trainer,m.engl.,beim Sport:
der Trainierer, Pferdeabrichter, Zureitervon Renn—
pferden (das englijche Wart ijt jet weit üblicher
als das frz. Traineun).
Trait, m. fr. (jpr. träh), pl. Zraits (jpr. trähs;
v. I. tractus, j. d.) der Zug im Gejicht u. Charalter,
Gefihtszug, Gemütszug, Beweis der Gemüts- vd.
Handlungsart; ein Streich, Schelmitreid).
traitable, j. unter traftieren.
Traitant, m. fr. (ſpr. trätäng; von traiter—= traf-
tieren, j. d.) wörtl.: einer, der mit dem Fiskus
unterhandelt: ein Pächter öffentlicher Gefälle.
Traité, Traitenr, ſ. unter traftieren.
Zraitre, mn. fr. (fpr. trät’r; altfr. traitre, jpan.
traidor, vd. I. traditor, d. i. eig. Überlieferer, von
tradöre, dab. fr. trahir, verraten) ein Verräter.
$rajizieren, I. (trajicöre, v. tra — trans, und ja-
cere, werfen) eig. hinüberwerfen; hinüberfahren,
überjegen, über ein Waſſer jegen; Trajekt, m. (l.
trajectus) oder Trajet, fr. (pr. traſcheh) die Über-
fahrt, das Überjegen; Trajeft:Anftalt, Schiffs-
Trajett, f. Überjeganftalt, Fähranftalt, Fähre;
Eifenbahnfähre, Dampf- od. Schiffsfähre; Trajelt=
- Traminer 879
ſchiff, ein Schiff, das den Eijenbahnzug aufnimmt
u. über einen Strom od. Meeresteil ſeßt; Dampf»
fähre; Trajektion, f. (I. trajectio) das Dinüber-
jeßen: Scheidek. eine Art Durchſeihung; Sprachl.
das Verjegen oder Hinüberziehen eines Wortes,
bej. aus dem Hauptjaß in den Relativfag (eine
thetorifche Figur); Trajektorie, f. nl. höhere
Größenl. jede Krummlinie (Kurve), welche ein
ganzes Syitem gleichartiger Krummlinien unter
einen gegebenen Winkel jchneidet; auch für Kegel—
ſchnittslinie.
trakaſſieren, fr. (tracasser, von tracas, Wirrwarr,
unrubige Bewegung; v. altfr. trac, Spur, Gang,
uftritt, Seräufch eines Federſtrichs, fpan. traque,
nall einer Rakete, Qauffeuer, engl. track, Spur,
Fährte, Treibjagen, holl. trek, Zug, Nud, Fang,
Strich), Federzug) Unruhe od. Skidel ftiften; einen
necen, drillen, plagen; Srakafferie, f. die Neckerei,
Quälerei, ein boshafter Streich; Klatjcherei.
Trakt, f. unter Traftoria.
Traftarianer, pl. j. Pufeyiten.
traftieren, |. (tractäre, d. i. eig. ziehen, jchleppen,
vd. trahere; danı: behandeln 2c.; prov. u. altipan.
tractar, jpan.tratar, it. trattare, fr. traiter) etwas
behandeln, bearbeiten, treiben, verhandeln; unter-
handeln; einen behandeln, ihm begegnen; bewirten,
auftiichen, jemand freihalten; einen Schmaus oder
ein Gaſtmahl geben; traftäbel (l. tractabilis) od.
fr. traitable (pr. trätdb'l), was fich behandeln
läßt, fügjanı, biegfam, lenffam, umgänglich, hand»
jam, handlich; Traktamént, n. nl. (tractamön-
tum) oder fr. Traitement, n. (pr. trät'mäng) die
Behandlung, Begegnung; Bewirtung, Verpflegung;
Öajterei, dag Ehrenmahl; dieBejoldung, Löhnung,
der Sold, Gehalt; Traitenr, m. fr. (pr. trätöhr)
ein Speijewirt, Kunſtkoch, Feinkoch; Traftät, m.
l. (tractätus) od. fr. Traite, m. (ſpr. träteh) eine
Abhandlung, Schrift, ein Eleines Bud (pl. Trak⸗
täte); eine Unterhandlung; Übereinkunft; ein Ber-
trag, Vergleich, Abſchluß (pl. Traktaten, 3. B.
Friedens» Traftaten, Friedens» Unterhand-
lungen); Traktätchen, n. eine Kleine volkstümliche
Schrift veligiöfen, bej. pietiftiichen und myſtiſchen
Inhalts; Fromme Flugichrift; Sraktatshäfen, die
18 chineſiſchen Häfen, die dem europäiichen Handel
offenitehen, b B. Shanghai, Kanton u. a.; Trak⸗
tation, f. (l. tractatio) die Behandlung, Betrei-
bung; ein Gaſtmahl.
Trattoria, f. nl. (v. I. tractorius, ziehend oder ge-
zogen, v. trah£re, ziehen) höh. Größen. die Zug-
linie, eine frumme Linie höherer Ordnung; Trak—
tus, u. abgef. Traft, m. l. eig. Zug, Ausdehnung
in die Länge; ein Landſtrich, eine Gegend, Strede;
auch der kathol. Faſtengeſang zwijchen Epijtel und
Evangelium; Traft, m. uf der Weg, die Land-
ſtraße, Heerſtraße; tractu tempöris, im Verlaufe
oder mit der Zeit.
Tralie, ſ. Treille.
Tralles, Trallesſches Alfoholometer, n. ein Wein—
geiftmefjer, der den Gehalt des Spiritus, Brannt-
wein 2c. an reinem Alfohol in Maßprozenten
angibt, benannt nad) dem Erfinder.
Trambahn, £. j. Trammay.
Trame, f. fr. (v. I. trama) der Einſchlag des Ge-
webes; Tramfeide, f. Einjchlagjeive (entg. Or-
ganfinjeide)ausKofongs zweiter Güte hergeitellt;
tramieren (fr. tramer), eintragen, einſchießen;
uneig. anzetteln, einfädeln, meuten.
Traminer, m. eine Sorte weißer u. roter Trauben
von fühem, gewürzhaftem Geihmad ausTramin,
880 Tramontane
einem Yleden in Südtirol (der weiße Traminer
heißt wegen der Geſtalt feiner Blätter auch: Gänſe—
fuß; der rote Traminer: Fleifchweiner, frän-
kiſche Traube); auch eine Apfelart.
Tramontdne, f. it. (tramontäna, v. tra — trans,
u. monte, Berg, alfo jenfeit der Berge feiend oder
herfommend) der Nordwind in Stalien; der Nord-
itern, Bolarftern; die Tramontaneverlieren,
die Richtung verlieren, uneig. die Faſſung od. den
Kopf verlieren, aus aller Fafjung fommen, ſich
nicht mehr zu helfen willen (au$ der Sprache der
Schiffer entlehnt, denen der Nordftern zum Richt-
punkte dient).
TZramp, m., pl. Zramps, engl. Herumtreiber, Land»
ftreicher, Bagabund, bef. in den Bereinigt. Staaten
von Nordamerifa.
Trampolin, ſ. Tremplin.
Iramroad, m. = Tramway, ſ. d.
Zramivay, f., pl. Trammans, eng!. (ſpr. trämueh;
von tram, da3 flache Geleife, u. way, Weg; n. a.
nad) dem Berbefferer derjelben, dem engl. In—
genieur Dutram, benannt) eig. Rinnenbahn, Rill-
oder Falzbahn, eine Eifenbahn mit flachen Schienen,
wo da3 Rad in einer Rille oder einem Salz läuft,
bejond. Straßenbahn für den Berfonenverfehr in
großen Städten.
Trance, f. eng. (ipr. trank) Traumzuftand eines
jpiritiftiihen Mediums; Verzüdung, Ekſtaſe.
trandhteren (fr. trancher, fpr. trangid—; prob.
trencar, trenchar, trinquar; fpan. trinchar, it.
trinciare; wahrſch. dv. I. truncare, bejchneiden, ab⸗
fchneiden, mit Einfluß des deutſch. trennen) zer—
Ichneiden, vorjchneiden, zerlegen; Trandhier-Mei=
fer, n. ein Vorſchneidemeſſer; tranchant (pr.
trangſchäng), jehneidend, jehr ſcharf; Trande, f-
eine Schnitte (von Brot, Fleiſch ıc.); Scheibe,
Sceibchen; der Rand, die Randſchrift einer Münze;
Trancheée, f., pl. Zrandheen oder Tranſcheen,
Laufgräben bei Belagerungen, Schachtwege; Tran:
deerfgbaltere ‚ Zr. Reiter oder Trieſtatzen,
pl. erhöhte Angriffswerfe an der lebten Linie der
Trancheen von Seiten der Belagerer, um von da in
den bededten Weg des Feindes zu jehen und ihn
bejtreichen a können; Trandhenr, m. (pr. trang-
ſchöhr) ein Borichneider; Tranchier:Brett, Vor⸗
ſchneidebrett.
tranquille, fr. (ſpr. trankihl'; vom I. tranquillus)
ruhig, Still; tranquillamente, it. Tonf. gelafjen,
ruhig, ftill, heiter; Tranquillität, f. 1. (tranquil-
litas) die Ruhe, Öelafjenheit.
trans, I. jenjeit, iiber, hinüber, hindurch, in vielen
— — wo es auch abgekürzt tra-
autet (vgl. tradieren, traduzieren, trajizieren 2c.),
entg. dem cis, ſ. d.
Transdft, m. nl. (transäctus) oder Transaktion,
f. jpätl. (transactio, v. transig£re, f. tranfigieren)
die Verhandlung, Beilegung einer Streitfadhe, der
Vergleich, die Übereinfunft; engl. transactions,
pl. (jpr. tränsäktſchens) auch Abhandlungen ge-
lehrter Geſellſchaften; Transdftor, m. ein Unter-
händler, Bergleichjtifter, Schiedsmänn.
transalpiniich, I. (trans-alpinus) jenfeit der Alpen
gelegen, überalpiſch.
transandiniſch, nl. jenfeit der Anden gelegen.
Zrunsanimation, f. nl. (von trans und animäre,
bejeelen) die Seelenwanderung.
sransatlantifch, nl. jenfeit des Atlantiſchen Meeres
gelegen, überſeeiſch.
transcendent, j. transicendent.
Tranfition
transdanübiſch, [.itransdanubiänus, v. Danubius,
die Donan) überdonauiſch, jenfeit der Donau.
transeat, I. (v. trans-ire, hinübergehen 2c.) dag gehe
borüber, werde vergeffen od. nicht weiter erwähnt!
transeüundo, im Vorbeigehen, kürzlich.
Transelementation, £.nl.(vgl. Element)die Grund-
ſtoffverwandlung, vermeintliche chemiſche Verwand⸗
lung eines Elements in ein anderes.
Zranfept, n. engl. (ſpr. tränßept; v. I. trans und
septum, Verzäunung, von sepire, FAR der
Kreuzflügel in Baumerfen, ver Flügel, der quer
durch das Schiff und die Hauptflügel geht.
transferieren, |. (trans-ferre, fr. transferer) über⸗
tragen; überjegen; verlegen; auch den Betrag eines
Wechſels vom Konto des Zahlenden abfchreiben;
ad usum transferieven, gangbar maden, in.
| Gebrauch bringen.
transfigurieren, I. (transfiguräre; val. Figur ꝛc.)
umgejtalten; verklären; Transfigurateur, m. fr.
(pr. —töhr) Kaleidoſkop; Transfiguration,
“ ne Ne re die Umgeftaltung, Verklärung
riftt.
Zransfir, n. 1. Ripr. eine Nachtrag3- od. Beitritt»
urkunde, an die Haupturfunde durch Pergament-
ftreifen angeheftet.
transformieren, |. (traus-formäre; vgl. Form ıc.)
umformen, umwandeln, umgeltalten; einemmathes
matiſchen Ausdrude eine andere Form od. Geſtalt
geben, ohne deffen Wert zu verändern; Trans:
formation, f. (jpätl. transformatio) die Umbil»
dung, — Verwandlung; Transfor⸗
mationstheorie, f. die Umwandlungs- od. Ab⸗
ſtammungslehre, aud) Dejcendenztheorie ge-
nannt (f. d.), nad) der alle organifchen Weſen ſich
aus einfacheren Arten u. Formen entwidelt haben
(Darwinismus); Transforınätor, m. ein Wert-
eug, da3 dazu dient, die Spannung eleftrifcher
echjelitröme umzuwandeln.
transfugieren, I. (trans-fug£re, v. fuge£re, fliehen)
überlaufen, zum Feinde übergehen.
transfundteren, I. (trans-fundäre, von fund£re,
gießen) aug einem Gefäß in ein anderes über-
gießen, überjchiitten; Transfuſion, f. (I. trans-
usio) die Umgießung, Blutüberleitung, Umzap—
ung des Blut eines Tieres oder Menthen in die
lutgefäße eines andern; Zransfufor, m. ein von
Dr. Rouſſel in Genf erfonnenes Werkzeug zurBlut-
überleitung unter Abjchluß der Luft.
transgredteren, I. (transgr&di), v. gradi, ſchreiten)
ats Transgreſſion, f. (1. transgressio)
die Übertretung, Überjhreitung eines Befehles,
Geſetzes ꝛc.
transigieren, l. (transigẽre, v. trans u. agẽre) eig.
durchführen, zu Ende over zu ſtande bringen; ver-
handeln, einen Vergleich abſchließen, ſich vergleichen,
fi) abfinden; transigendo, auf den Wege güt-
lien Vergleichs; durch Vergleih; transigibel,
was fich verhandeln läßt oder worüber ein Ver-
trag geſchloſſen werden kann.
tranfilieren, I. (eig. trans-silire, dv. salire, jpringen)
überjpringen, überhüpfen, mit Stillſchweigen über»
| „geben. ER |
Tranfillas, pl. ipan. (fpr. —iljas), eine Art Hol-
ländiſcher Spigen. RN 7 |
Tranfition, f. I. (transitio) oder Tranfitus, m.
(von transire, hinübergehen, übergehen) der Über-
gang von einem Gegenftande oder Tone zum an-
dern; die Übergehung; in transitu, im Borüber-
sehen; beiläufig, nebenher; Traͤnſito, m.it., abgek.
| Lrdnfit, der Durchgang, die Durchfuhr von Waren
Transkolation
od. Gütern durch ein Land in das andere; Tranſit⸗
Einnahme, Einnahme aus dem durchgehenden
Verkehr; Tranſito-Güter, pl. durchgehende Gü—
ter; Tr.-Handel, m. Durchfuhrhandel, Handel mit
durchgehenden Waren; Tranſit-Route, f. Durch—
gangsitrede; Tr.-Vertchr, Durchgangsverkehr;
Tr.-3oll, m. Durchgangs- oder Vurchfuhrzoll;
tranfitieren, l. (trausitäre) vorübergehen, durd)-
gehen (von Waren gebräuchlich); transitiv (jpätl.
transitivus), hinübergehend, übergehend; tranfi=
tives Verbum (verbum transitivum) oder bloß
Tranfitivum, n. ein übergehendeg, überleitendes
oder zielendes Zeitwort, defjen Handlung auf einen
Gegenjtand übergeht oder einwirkt, 5. B. Lieben,
Hafen 2c. (vgl. Verbum); tranfitärifch (I. transi-
torius), zum — oder Durchgang geeignet;
vorübergehend, zeitweilig; vergänglich, flüchtig.
. Transtolation, f. nl. (von trans u. coläre, jeihen)
die Durchjeihung.
trensfontinental, nl. das Feſtland überipannend,
durchmeſſend; Weltmeere verbindend; Transkon—
tinentalronte, £. (jpr. —ruhte) Überlandbahn, =
Bacificbahn, ſ.d.
Zranstorporation, f. nl. (v. trans u. corporäre,
mit einem Körper verjehen) eig. die Überförperung;
Seelenwanderung.
Zranslation, f. |. (translatio; von transferre, j.
transferieren) die Übertragung;Überiegung; trans-
latio juris, f. Übertragung eines Rechts auf einen
andern; Translätor, oder fr. Trauslateur (pr.
“—töhr), m. ein Überjeger, Dolmetſcher; transla=
tieren, nl. Rfipr.übertragen, = transferieren;
translatdriſch, fortrüdend; 3.8. die transla—
torijhe Bewegung der Planeten, ihr Umlauf
um die Sonne.
Zransleithanien, n. die öfterreichiichen Länder
jenjeit der Leitha, die außerdeutjchen Kronländer;
transleithanifch, jenleit der Leitha.
translozieren, nl.(vgl.lozieren unt.locus) an einen
andern Ort verjegen; Translofation, f. die Ber-
fegung, Ortöveränderung.
translucent, transiucid, [.(translücens, v.trans-
lucere, durchſcheinen) dDurchicheinend.
transiunärifch, nl. (v. trans u. luna, j. d.) über-
mondlich, was jenfeit des Mondes, über ven Mond
hinaus iſt.
transmarin(ifch), [.(transmarinus, d.mare, Meer)
jenjeit des Meeres befindlich, überſeeiſch.
transmigrieren,!.(trans-migräre, vgl. migrieren)
mwegziehen, auswandern (emigrieren);, Trans
migration, f. (jpätl.transmigratio) die Auswan-
derung, Überfiedelung; auch Seelenwanderung.
transmittieren, [. (trans-mittöre; vgl. mittieren)
überjchiden, überliefern, überlafjen; übertragen;
ransmiflion, f. (transmissio) die Überfendung,
berlieferung; Übertragung, Kraftübertragung,
Fortpflanzung; in der Maſchinentechnik joviel mie
Wellenleitung, Triebwerk, Gejtänge, Getriebe;
Transmiilions-Riemen, Treibriemen; T.-Ver—
mögen, n. das Vermögen der Körper, Wärme
durchzulaſſen; T.-Welle, f. Triebmelle, eine die
Kraft von Maichinen übertragende eilerne Welle
(j. Transmiſſionszeug); auch der bei plößlicher Ber-
größerung eines Flüſſigkeitsquerſchnitts fich bil-
ende fortichreitende Wellenberg; %.=$eng, n. od.
Transmiſſion, f. — treibende? Zeug, Triebwert,
diejenigen Borrihtungen im Maichinenwejen, wie
verzähnte Räder, Schnur- und Riemenichieber, Ge-
ſtänge 2c., welche die Triebfraft von dem Motor,
wie Dampfmaſchine, Wafjerrad zc., auf die eigent-
Seyſes Fremdwörterbuch. 21, Aufl.
| transportieren 881
liche Arbeitgmafchine übertragen; transmiſſibel,
ul. iberſchickbar; überlaglich; Transmifiibtlität.
f. Übertragbarfeit.
transmontän, l. (transmontänus, v. mons, Berg)
jenfeit ver Berge (Alpen) befindlich; auch⸗ ultra»
montan,.d.
transmmtieren, I. (trans-mutäre; vgl. mutieren)
verwandeln, umwandeln, vertaufchen; transmu—
täbel, nI. veränderlich, wandelbar; Transmuta—
bilttät, f. die Veränderlichkeit, Wandelbarteit;
Transmütatton, f. I. (transmutatio) die Ber-
wandlung, Ummandlung, Umbildung, Vertau—
Ihung, Buchftabenveriegung ; Ummandlungstähig-
feit; Transmutattons- Theorie, f. die Umbil-
dungsiehre, die Abjtammungslehre, die (Ion vor
Darwin, vgl. Darwinismus) von Qamard und an-
dern Naturforicyern aufgeitellte Anficht, daß alle
Organismen der Erde fich aus einer over einigen
wenigen höchſt einfachen Stammformen entwicelt
haben, = Dejzendenz- Theorie.
transozeãniſch, nl. jenjeit des Ozeans befindlich,
überſeeiſch.
transpadäniſch, l. (transpadänus, von Padus, der
Bo) jenſeit des Po befindlich.
transparent, nl. (von trans u. parẽre, erſcheinen;
fr. transparent), durchicheinend, durchſchimmernd;
hell, flar; Transparent, n. ein Durchſcheinbild,
dDurchicheinendes Gemälde, auch nächtliches Feit-
bild, Reuchtbild, eine erfeuchtete Inichrift; Sranss
Harenz, vd. fr. Transparence, f. (fpr. —rangß))
die Durchjcheinung, Durchſichtigkeit, das Durch—
ſcheinen, die Klarheit.
Tranipiration ꝛc. |. Transſpiration.
transpluntieren,ipätl.(transplantäre,v.plantäre,
pflanzen; fr. transplanter) verpflanzen, verjegen;
Heilt. einen Hautlappen ablöjen und an einer an—
dern Stelle anheilen; Transplantation, f. ıl.
die Berpflanzung, Berfegung; Heilk. die Erjegung
eines verlorenen Körperteils durch einen anders-
woher genommenen.
transponieren, |. (transpön£re, v. pon£re, ſetzen)
überjegen, verſetzen; Tonf. ein Stüd in eine andere
Tonart fegen, umfeßen, übertragen, höher od tie-
fer im Ton jpielen; Transpoſition, f. nl. die Ver—
ſetzung, Umſetzung(in eınen andern Ton); Größenl.
Veränderung der Stelle einer Größe in einem
Größenausdrude, ohne den Wert desjelben zu än—
dern, Verſetzung der Glieder einer Gleihung von
der einen Seite des Gfleichheitszeichend auf die
andere.
transportieren (l.transportäre,v.portäre,tragen),
Hinüberbringen od. »fchaffen, Fortichaffen, verladen,
verfrachten, verfenden, befördern; übertragen;
Transportatien, f (l.transportatio)od. Zransa
portierung, f. die Fortbringung, Fortſchaffung;
Transport, m. nl. (fr. transport) die Überfahrt,
Berjendung, Beförderung, Fortſchaffung, Ausfuhr
von Waren; Fracht; auch was fortgefchafft wird,
die Lieferung, Zufuhr (3.8. ein Transport Lebens—
mittel 2c.); der Übertrag od. die Übertragung der
Schlußſumme in Rechnungen von dem Ende der
einen Seite auf den Anfang der folgenden; Trans—
port:Anteil, Stredenanteil, Frachtanteil; Z.=
Artitel, m. DBertehrögegenftand; T.⸗Aufgeber,
Abſender, Verſender; T.-Vuhn, Arbeitsbahn,
Hilfsbahn; T.-Brücke, Arbeitsbrücke: T.-?Ge fell
haft, f. Beförderungsgefellihaft: T.zGewicht,
adegewicht; T.-Inſtitut, Verfand-Anjtalı, Bes
förderungs-Gejellihait; T.=Nvften, pl. die Ver—
jendungstoften, das Fradıtgeld, Fuhrlohn; &.s
56
832 Transpofition
Leitung, Beförderung: T.-Mittel, n. Beförde-
rungsmittel; T.-OQbjelt, m zu befördernder Gegen-
tand; T.-Quantum, n. Frachtmenge, zu beför—
dernde Menge: T.-Route, f. Beförderungsmweg,
-ihtung; T.:Schein, Frachtſchein; 8.-Schiff,n.
ein Überfahrts-, Sracht- oder Laftfchiff; T.-Ver⸗—
cherung, Verliherung der Ladung, Fracht, der
Fahrzeuge, der Überfahrtsgelder 2c.; I. XBngen,
Taſtwagen, Frachtwagen, Abfuhrwagen; trans-
sortäbel, transportierbar, transportfähig,
deweglich, fortbringlich od. fortſchaffbar, verjend-
bar, zerlegbar; fliegend; übertragbar (von Schul»
den u. Verbindlichkeiten); Sransportenr, m. fr.
{fpr. —töhr) Begleitwächter, Sicherheitäbegleiter;
Meßk. Winfel-Überträger, Winfel- od. Gradmeſſer,
ein halbfreisförmiges,in L80 Grade geteilte3 mathe»
matiſches Werkzeug zur Winfelmefjung und Über-
tragung.
Transpoſition, ſ. unter transponieren.
transthenänijch, [. (transrhenänus, von Rhenus,
der Rhein)überrheiniich, jenjeit des Rheins liegend;
Transrhenäner, m. ein Überrheinifcher.
transicendent und transfcendentäl, nl. (vom I.
transscendere, iiberjteigen, von scand£re, fteigen)
Bhilof. das Sinnliche od. das Gebiet der Erfahrung
überjteigend oder überichreitend, überfinnlich, 3. B.
ſolche Begriffe 2c.; Größenl. durch eine algebraijche
Gleichungslehre nicht beftimmbar.
Transſept, |. Tranjept.
sransjfribteren, l. (trans-scribere, von scribäre, ;
fchreiben) 1. umschreiben, aus einem Bud ins an-
dere, aus einer Form in die andere; 2. überſchrei—
ben, auf einen andern jchreiben, 3. B. eine Schuld»
forderung; Transstription, £. die Uberſchreibung
von einem Namen zum andern; die Übertragung,
3. B. eines Geſangſtückes auf das Pianoforte.
gransibirteren, nl. (oon trans, ſ. d. und spiräre,
bauchen, dünjten; franz. transpirer) ausdünjten,
ſchwitzen, warm oder heiß werden od. fein; uneig.
ruchbar oder befannt werden, verlauten, fich ver-
breiten; Transipiretien, f. Ausdünftung, Aus-
dampfung, Schweiß.
Zransjubftantiation, f. nl. (vgl. Subſtanz und
Ronjubjitantiation) die Wejenverwandlung, Ver—
mwandlung des Brotes u. Weines beim Abendmahl
“ — Leib und das Blut Chriſti, nach der kathol.
ehre.
transſudieren, nl. (v. l. sudäre, ſchwitzen) durch—
ſchwitzen, durchſchweißen; durchſickern; Trausſu⸗
dãt, n. durchgeſickerte, ausgetretene Flüſſigkeit;
Transſudation, f. Durchſchwitzung, Durchlide-
zung; namentlich Austritt von Blutwaſſer aus den
Gefäßen in die Geivebe des Körpers oder in Kör—
perhöhlen.
£ransjumieren, l. (trans-sume&re, von sum£re,neh-
men) herübernehmen, entlehnen, übertragen, ab-
Ihreiben; TZransſümt, r. Transfinnpt, n. (lat.
transsumptum) Rſpr. eine beglaubigte Abfchrift
(Ropie).
Zransiyluanien, L. mit deuticher Endung, eig. jen-
feit des Waldes: Siebenbürgen.
Zranstevere, Zransteberiner, |. Trastevere.
transvehieren, |. (trans-vehöre) hinüberfahren;
Zransbeltton, f.(l.transvectio) die Überfahrung,
Überfahrt, auch Fronfuhre.
Zransperie, f. |. (v.transversus, quer, v.transver-
tere, eig. hinüber- oder hindurchrichten) = Tra-
verje; transberfäl, nl. quer, überzwerch; jchräg,
jGief; Transperjäle, f. Größenl. eine Linie oder
Fläche, welche ein Syftem von Linien oder Flächen
trajfieren
auf irgend eine Art durchfchneidet; bef. fchief ge-
angene Gerade gr feineren Unterabteilung eines
ai — de u od. ——— Dreieck;
Querlinie, räglinie; ransberjal-Bahn,
Duerbahn; T.-Kraft, Schwerkraft; Transverjäs
les, pl. Ripr. Seitenverwandte.
Zrabelierzfarte, T.-Spiel, ſ. Tarök.
Trapezium oder Trapdz, n. gr. (trapezion, eig.
Tiſchchen, Verkl. v. trapeza, Tiich), pl. —zia oder
—sien, ı1. Trapezoĩd, n. (vom gr. trapezoeides,
etwas Tifhförmiges) Größenl. ein Vierer mit un-
— u. nicht gleichlaufenden Seiten, ungleich—
eitiges Viereck; auch ein Turngerät, das Hängereck,
Schwebereck; dah. TZrapez-⸗Aßzenſioniſt, m.barb.-
l. ein das T. Beſteigender; T.⸗Suspenſioniſt, m.
ein am T. ſich Aufhängender; Trapez volant, n.
(pr. voldng) das fliegende Trapez; Trabezoẽder,
n. ein Körper mit 24 gleichen, ungleichleitig vier-
eigen Flächen; Trapezophoͤr, m. ein Tifhträger,
Tiſchhalter.
Zrapiche, ın. ſpan. (ſpr. trapftfche; v. l. trapẽtum,
od.trapes, Gen. ẽtis, die Oſpreſſe)eine Zuckermühle;
in Mittelamerika ein Landgut, worauf ausſchließ—
lich Zuckerkultur betrieben wird; auch ein Pochwerk
für das Erz.
Trapp, m. (ſchwed. trapp, v. trappa, Treppe, in Be-
zug auf die treppen- od. fuppenfürmige Erhebung
diejer Sefteinmaffen) Stufenftein, Wade, der ältere
Name für verjchiedene gemengte Öejteinarten, bei.
Bafalt, Dolerit, auch für Grünftein.
Trapper, ın. engl. (v. trap, die Falle, Schlinge, fr.
trappe, prov. u. ml. trappa, von althochd. trapo,
Schlinge) ein Falltürhüter in den Kohlengruben;
ein nordamerifan. Wild- und Pelzjäger, bef. von
Bibern und Ottern.
Trappier, Drapier od. Drapterer, m. (vgl. ſpan.
trapo, =Drap, f.d.) einer der fünf Großbeamten
des deutichen Ordens, welchem die Bewaffnung u.
Bekleidung der Ritter oblag.
Trappiſft, m.,pl. Trappiften, Glieder des Ordens
De la Trappe, eines 1122 geitifteten, im 17. Jahrh.
durch den franz. Abt Rance reformierten Mönchs—
orden3 (von der Abtei la Trappe in einer öden
Gegend der Normandie benannt), welcher fich durch
höchſte Strenge und Härte feiner Ordensregel, bei.
auch durch die Verpflihtung zum völligen Still»
ſchweigen auszeidjnet.
traquieren (fpr. —fieren), fr. (traquer; v. trac, Die
Spur des Wildes) umftellen, treiben, ein Treib-
jagen anftellen.
Traß od. Tarraß, m. (viell. dem fr. terrasse, Erd-
mall, Erdſtufe nachgebildet) vulkaniſcher Schutt
od. Tuff, Dudftein, ein Gemenge aus Bruchjlüden
vulkaniſcher Gefteine, al3 Mörtel bei Wafjerbauten
benutzt.
an it. (trassäre, vom I. tractum, trahere,
ziehen) Geld von jemand entnehmen od. —
ihn ſchriftlich erfuchen, eine Zahlung zu eilten;
auf einen trafileren, auf ihn einen Wechjel aus⸗
jtellen oder ziehen, beziehen; appoint (fr.) oder
punto (it.) trafjieren, die Gelder bis auf den letz⸗
ten Heller einziehen; Traifänt, m. ein Wechſel⸗
ieher, Entnehmer oder Ausſteller eines Wechſels;
vafjät, m. der Bezogene, auf welchen ein Wechjel
zum Bezahlen ausneteift it, auch Afzeptant;
ZTratte, f. (it. tratta) ein traffierter Wechjel, Be-
ziehungstwechjel, gezogener Wechjel, Wechjelbrief
(gem. werden unter Kaufleuten 2 od. 3 gleichlau-
tende Tratten, nämlich Brima, Setunda und
Tertia, eriter, zweiter und dritter Wechjel, auS-
Trastebere
geftellt, damit, wenn einer verloren geht, der an-
dere bezahlt werde); Trattenkudh, n. Wechſelbuch;
Zrattardlie, f. (it. trattarella) ein Wechjelchen,
Heiner Wechtel von geringem Belauf.
Trastévere, n. it. (von tras |. trans, u. Tevere,
Tiber) das Jenfeit, d. i. öftlich des Tiber gelegene
Gebiet, Teil Roms am rechten Tiberufer; Trass
teberiner (it. Trasteverino, pl. —i), Bewohner
de3 öftlich vom Tiber gelegenen Teild der Stadt
Tratte, ſ. unter trajfieren. (Nom.
tratto di corda, m. it. (1. tractus, j.d. unter
Traftoria) ein Seilzug, eine Strafe fürlbeltäter
in Stalien, wodurd ihnen die Glieder mit Seilen
auseinander gezogen werden.
Trattöria, £. it. (von trattare = traftieren, ſ. d.)
Speilehaus, Gajtwirtichaft.
Traulismus, m.gr.(traulismös, v. traulizein)das
Liſpeln od. Schnarren, als Fehler der Ausſprache.
Zraumatife, pl. gr. (von trauma, Wunde) Heilf.
Wundmittel; traumatiih, Wunden betreffend,
mit Wunden behaftet, von Wunden herrührend;
Traumaticin, n. Heil. eine Löſung von Gutta—
Perha in Chloroform; Trauſis, f. die Ver-
wundung.
Zrapdde, f. fr. (vgl. ipan. trabado, ſtark, nervicht,
gedrungen, v. I. trabs, Balfen) Seeſpr. ein unge-
ſtümer und unbejtändiger, mit Donner und Blig
begleiteter Wind.
Zradeillen, pl. (ipr. trawdjen), fr. travail, pl. tra-
vaux; prov. trabalh, trebalh, port. trabalho, jpan.
trabajo, it. travaglio, Bein, Hemmmis, Arbeit,
von prov. travar, jpan. trabar, hemmen, fefieln,
von I. trabs, Balfen) mühjame Arbeiten, An-
itrengungen, befhwerliche Geſchäfte; travailforce,
m. fr. (fpr. trawaj forßeh) Zwangsarbeit; travail⸗
lieren (fr. travailler, it. travagliare), arbeiten, bei.
it Anjtrengung, ſich etwas jauer werden laſſen.
Tranerie, f. fr., pl. —n (vgl. Transverje), Die Duer-
linie, Duerftange,derQuerbalfen, Querſtrich, Quer-
gang, Querwall, eine quer eingelegte Bruſtwehr;
DAuerbuhne, Schlidzaun; ein widriger Zufall, eine
Widerwärtigkeit; Traverjiere, f. (pr. trawers—
jähr’; eig. flüte traversiere) die Querflöte; traver⸗
ſieren (fr. traverser), quer durchgehen, durchkreu—
zen; in die Quere fommen, hindern, hintertreiben;
von Pferden: quer jpringen, ſich zur Seite od. jeit-
wärt3 werfen; beim Fechten: feitwärts ausfallen.
Trapertin, ın. it. (travertino, tibertino, tiburtino,
{. lapis Tiburtinus, v. Tibur, einer uralten Stadt
in Latium am Anio, jegt Tivoli) ein durch Nieder-
ſchläge aus Ealfhaltigen warmen Duellen entjtan-
dener harter Tuffitein, aus welchem Tempel und
Säulen in Stalien erbaut find.
£radeitieren, it. (travestire, tra — trans, ıt. vestire,
kleiden; fr. travestir) verfleiden, umfleiden; lächer-
lich od. herzhaft einkleiden, nahdichten, umdichten,
einen ernithaften Gegenstand in einem lächerlichen
Gewande darſtellen, bei. eine erhabene Dichtung
mit Beibehaltung des Stoffes ins Lächerliche um-
geitalten; traveſtiert, umgekleivet, lächerlich um—
eitaltet; jcherzhaft umgedichtet; Traveftie oder
raveftierung, erfleidung, Umkleidung;
iherzhafte Einkleidung, ein jcherzhaftes Gedicht,
herzumdidhtung, welche einen erniten, bereits
dichteriſch behandelten Stoff in ein neues komiſches
Gewand Heidet; vgl. Parodie.
tre, it. 1. tres) drei; a tre, a tre voci (ipr.
—mwötjdi) od. a tre parti, Tonf. für drei Stim-
men, dreiitimmig.
Treaſon, m. engl. (fpr. trihſen; v. fr. trahison, v.
|
fremulieren 883
I. traditio, Übergabe; vgl. Traitre) der Verrat;
high treason (jpr. hei —), der Hochverrat.
Treafure, m. engl. (jpr. träjch’r) = Trejor; Trea⸗
furer, m. = Trejorier; Lord High Treasurer
(ipr. heih —), der englijche Großjchagmeifter oder
Finanzminiſter.
trebüchieren (jpr. trebüſch —; fr. trébucher, prov.
u. jpan.trabucar; vgl. Trabuco), ſtolpern, ſtürzen;
aud) überwiegen; Trebühant (ipr. trebüjchang),
überwichtig; als Hauptw. m. das Übergewicht, der
Ausschlag (bei Münzen); Trebuchet, n. (ſpr. tie
büjcheh) die Goldwage.
Trechõöma, n. gr. Heilk. Rauhigkeit, Nauhwerden,
— Trachoma; Trechhsmus, m.das Rauhmachen,
die Bewirkung des Trachoma.
Zreckſchuit, Treckſchute, ſ. Shuit. ne
Trediei communi, it. pl. (jpr. —ditihi—), d. i. die
13 Gemeinden, nämlich die dreizehn in der Nähe
ae wohnenden Gemeinden deutjcher Her-
unft.
Treff, n.— Zröffe, j. d. |
Tröfle, fr. (ſpr. träfl; altfr. trefeul, prov. trefueil,
ipan. tr&bol, it. trifoglio, Klee, von l. trifolium,
d. i. Dreiblatt), gew. Tref oder Treff, n. Klee oder
Kleeblatt, Kreuz in der franz. Spielfarte, Eicheln;
Trefle-Aß, n. Kleedaus, Kreuzdaus, Eicheln-AB.
Trefoil, m. engl. Kleeſame; vgl. Trefle.
Treilfe, £. fr. (jpr. trej’; prov. trelha, v. l. trichila,
Sommerlaube), Treillis, n. (fpr. trejih), auch
Treillage, £., v. n. (ſpr. trejähſch') Gitter, Gitter»
werk; Drahtgitter; Rojtjtäbe bei Seuerungen; Wein»
geländer, landjch. gem. Tralje, Traljewerk.
Treize, n. fr. (jpr. trähſ') Dreizehn, das Dreizchn-
jpiel, ein Glüdsjpiel mit arten.
treffen, holl. ziehen, wegziehen, auswandern, bei.
von den holländischen Boers oder Buren (Bauern,
Anbauern, Anftedlern), wenn jie über die Grenzen
des Kapgebiets auswandern, gebraudt; Treck⸗
—— v.Menjchenod. Pferden gezogenes Watten⸗
ahrzeug mit plattem Boden (Schute, Schuite, |. d.).
Treẽma, n. gr. (von trän, titrän, durchbohren) eig.
das durchbohrte Loch, die Offnung; Spradl. das
Trennungszeihen, — puncta diaereseos; Tre»
matoden, pl. (nl. sing. trematöda, gr. tr&mato-
des, durchlöchert, mit vielen Yöcdhern) Saugwür-
mer, Plattwürmer, eine Art Eingeweidewürmer;
Trẽſis, f. Heilk. dag Durchbohren.
tremändo, tremoländo, it. (von tremäre, verfl
tremoläre, zittern; vgl. tremulieren) Tonf. bebend,
zitternd; Tremblenrs, pl. fr. (ſpr. trangblöhrs;
v. trembler, zittern = it. tremoläre; vgl. tremu—
lieren) BZitterer, = Quäker; Tremellen, pl. fr.
(v. trembler, zittern), Bebungen der Stimme, Zit-
tertüne; Tremolänte, n. it. (v. tremoläre, zittern;
vgl. tremulieren) das Flittergold, Kniſtergold, wo—
mit die Staliener, nachdem fie es verfalft, das
Glas blau färben.
Tremolit, m. ı. (nach) dem Tremolatale, Val Tre-
möla in der Schweiz, benannt, wo ſich jebod) dieſes
Mineral gar nicht finden ſoll) weißer Amphibol.
Tremor, m. |. (v. tremere, zittern) das Zittern, der
Scred, die Furcht.
Tremplin, m. fr. (ſpr. trangpläng; it. tremplino,
von tremolare. zittern), Häufig aud) Trampolin,
die Springbanf, der Anlauf, das ſchräge Kaufbrett
der Springer u. Seiltänzer; Trampoliniprung,
m. = Salto mortale.
tremulieren, nl. (tremuläre, it. tremoläre, v. 1.
tremülus, zitternd, v. treme£re) zittern, bej. von der
Stimme od. dem Tone, beben, erbeben; Tremus
56*
884 Trenie
laͤnt, m. (it. tremolo) der Zitterer, Beber, Hitter-
ton, langfamer Triller; ein Zitterfänger; Bebezug
an der Orgel, der den Stimmen einen bebenden
Ton gibt; Sreiäktatiun, f. die Bebung, zitternde
Bewegung.
Trenſe, f. niederd. (vgl. niederländ. trens) Lenfrie-
men am Pferdegebip.
Trenteet Ouarante, n. fr. (pr. trangt e Fardngt)
Dreißig und Vierzig, ein Glüdsfpiel mit Karten.
Trepdir, m. (fr. trepan, it. trepano, träpano, ml.
trepänum, v. gr. trypänon, der Bohrer, v. trypän,
bohren) ein Schädelbohrer, Werkzeug der Wund-
ärzte, eine Art Drillbohrer, der von zwei Händen
bewegt wird; trepanteren(fr.trepaner), den Hirn
Ihädel bohren; eine Schädelbohrung vornehmen;
Trepanation od. Trepanterung, f. das Schädel-
bohren, die Schädelbohrung; Trephine, f. ein
— nur mit einer Hand bewegter Schädel-
ohrer.
Trepang (malayiſch) f. Holothurien.
trepidieren, |. (trepidäre, von trepidus, unruhig,
ängjtlich) zittern, zagen, furchtſam oder erſchrocken
jein; Trehtdation, f. (l. trepidatio) das Zittern,
die ängjtliche Bewegung, Unruhe; das Zagen.
Zrepied, m. fr. (fpr. trepjeh) der Dreifuß, bei. an
Meßwerkzeugen.
tres, tria, in Zuſammenſetz. tri—, J. drei; tres
faciunt collegium, drei machen (bilden) ein Kol-
legium, drei find zu einem Kollegium nötig, drei
machen ſpruchfähig; tria Juncta in uno, drei in
einem bereinigt.
Tresdivo, m. jpan. Sohn eines Meftizen und einer
Indianerin, oder umgekehrt.
Treſchak oder Trifchaf, n. (angeblich vom it. itre,
sciacchi od. vielmehr scacchi, die drei Schachfigu—
ten oder Könige) ein Rartenjpiel, = Brelan; fres
ſchaken oder triſcheken, dasſelbe fpiclen.
Treſeau, ın. fr. (ſpr. —ſo) ein Quentchen, ein altes
franz. Apothefer- und Silbergewicht.
Treſen, ın., oder die Erejen, pl. (v. altd. Trefe =
fr. tresor, ſ. d.) landjchaftl. der Ladentiſch der
Kaufleute, in welchem die tägliche Einnahme ge-
jammelt wird.
Zrejeta, f. eineältere Rehnungsmünze in Majorca,
—!/,, Libra oder ungefähr 7,2 Pf.
reis, ſ. unter Trema.
Zreför, m. fr. (v. I. thesaurus, ſ. d.) der Schaß, die
Schatzkammer; Geheimfach; das Wandgejtell für
Gläſer, Tajjen 2c.; ein mit Drahtfeder zum Herab-
lajjen verſehenerFenſtervorhang; Treſoͤr-Scheine,
pl.Schatzkammerſcheine, Kaſſenſcheine, Anweiſungen
auf den Landesſchatz, eine Art Papiergeld; Tre=
arerie, f. die Schagfammer, alt und landſch. die
Treſe, Treſekammer; Treſorier, m. (fpr. tres
jorjeh) ein Schagmeijter, Rentmeiſter: ireſorieren,
einen Schag anlegen.
Zrefie, £. fr. (prov. tressa, it. treccia, v. gr. tricha,
dreifach, dreiteilig, da zu einer Flechte drei Teile
gehören) die Borte, Gold- oder Silberborte; Pe-
rüdenm. Haarſchnur, Flechte; trefiteren (fr. tres-
ser, it. trecciare), Haare flediten, in Fäden ein-
Ihlagen; Zrefſeur, m. (pr. —höhr) ein Haarflech-
ter; Treſſeuſe, f. (jpr. —ßöhſ“ eine Haarflechterin.
treuga Dei, f. ml. (it., ſpan. u. prov. tregua, fr.
treve, Waffenſtillſtand, Ruhe,eig. Sicherheit, Bürg-
ihaft; vom deutſch. Treue, althochd. triuwa, got.
triggwa, Bertrag) der Gottesfrieden im Mittel-
alter, die Einftellung der Fehden und Räubereien
vom Freitage bis zum Montage.
trebe, jüd.-Dijch., unrein, verwerjlich, entg. fofcher.
Triboulet
Trevirer, pl. (I. Treviri) eine kelt. Völkerſchaft im
belgiſchen Gallien, deren Hauptſtadt Trier (Augusta
Trevirörum) war.
trezaliert, fr. (trézalé, ſpr. —ja—) gerißelt, riſſig,
geſprungen (von der Farbe und der Glätte an por=
zellanenen und irdenen Gefäßen).
tri—, gr. u. l. in Zufammen]. drei (vgl. tres).
triay, f. tres; Triade, j. Trias.
Triage, f., r.n. fr. (fpr. — ahſch'; v. trier, ausleſen,
ausjuchen, prov. triar, altit. triäre, d. it. tritäre,
zerreiben, genau unterjuchen, v. I. tritum, ter&re,
reiben, ausdrejchen) das Auslejen, Abjondern; der
Ausſchuß.
Triakontaéder, n. gr. (v. triäkonta, dreißig, und
hedra, Siß, Grundfläche) ein Dreißigflad, ein Kör-
per mit 30 gleichen rautenförmigen Flächen.
Trial, n, engl. (fpr. tretäl; v. to try, prüfen, = fr-
trier, f. Triage) die gerichtliche Unterfuchung, das
Berhör, die Prüfung, Brobe; beim Rennſport-
Probe und Prüfung der an einem Rennen teil-
nehmenden Pferde vor dem Rennen.
Triandria, pl. gr. (v. treis; tria, in Zuſammenſ.
tri—, und aner, Mann) dreimännrige Pflanzen,
deren Zwitterblumen drei Staubfäden haben, die
dritte Klafie in Linnes Syitem; Tridngel, m.
I. (triangülus u. triangülum, v. angülus, Winkel)
das Dreied; auch ein dreiediges jtählerneg Schlag»
Snftrument; triangulärtipätl.trianguläris),dreis
cdig, dreiwinfelig; Triangulärzahlen, die ein-
fachjten der figurierten (j.d.) Zahlen, nämlid;
1,3, 6, 10, 15, 21,28,362c., welche man durch gleich
weit voneinander abſtehende Punkte innerhalb der
Fläche eines gleichjeitigen Dreieds ausdrüdenfann;
Sriangnlatton, f. Feldmeßmethode, bei der die
zu vermejjende Fläche in lauter Dreiede zerlegt
wird, Bermefjung durch Dreiede, Dreiedsmefjung;
Randes-Triangulation,Landesvermejlung;tri>
engulieren, ni. Meiiungen durch Dreiede machen,
indem man gewifje Punkte als Wintelpuntte von
Dreieden annimmt; auc) dreiedig propfen, in
einen dreiecigen Einfchnitt an der Seite des Stam—
mes da3 Propfreis einlegen; Srierdie, f. gr.
die Dreiherrichaft; Triariev, pl. I. die Kerntrupe
pen, die älteften u. verjuchteiten Soldaten der römi—
chen Legion, jo genannt, weil fie im Treffen das
dritte Glied bildeten; Trias oder Triäde, f. (gr.
triäs) die Dreizahl, Dreiheit, Dreieinigfeit; Trinse
Dee, k. in der Politik der Plan, die deutſchen
Klein⸗ und Mittelitaaten unter Führung Bayerns
in engerer Bereinigung den beiden deutichen Groß-
mächten an die Seite zu ftellen; %.:$ormation
od. «Gruppe, f. die Formationen des Buntjand-
fteing, Muͤſchelkalks u. Keupers; Z.-Periode, f.
die Entſtehungszeit diefer Formationen; trias
harmonica, der (harmoniſche) Dreiklang.
Trianon, m. fr. (ſpr. trianoͤng) ein Pavilion oder
freiitehende3 Gebäude in einem Parke; Greoks
Trianon, ein fönigliches Luſtſchloß im Park von
Berjailles; Klein-Trianon, das Lieblingsluſt⸗
ſchloß der Königin Marie Antoinette.
Tribaͤde, f. gr. (tribäs, pl. tribädes,.v. tribein, rei»
ben) ein Weib, das mit fich felbjt oder mit andern
ihres Geſchlechts Unzucht treibt; Tribadtsmus,
m. diefe Urt der Unzucht; Tribométer, n. eim
Reibemeſſer, Reibungsmeljer, Werfzeug zur Unter⸗
ſuchung des Reibungswiderſtandes.
Zri-Boften, |. Boſton. |
Triboulet, m. fr. (ſpr. tribuleh; v. altfr. tribouler,.
tribouiller, heftig bewegen, I. tribuläre, prefjen;
vgl. tribulieren) ein ZTreibfegel, Rundſchlägel,
Tribrachys
ſtumpfer Kegel, worauf etwas rund ausgetrieben
wird (z. B. von Goldſchmieden).
Tribrächhys, m. gr. (von tri—, drei, und brachys,
kurz, Versk. der Dreifurzfuß, Schnelläufer, ein
aus 3 kurzen Silben beftehender Versfuß („uu)-
tribuieren, (Il. tribu£&re) beilegen," bewilligen, zu—
eignen; auch Zinſen geben. j
$ribulieren (l. tribulare, preſſen, drüden; it. tribo-
lare, vgl. [. tribülum, Drefchwalze; gr. tribein,
reiben, drefchen), drängen, plagen, drillen, ängjti-
gen, quälen; Zribulation, Tribulierung, f.
ſpätl. tribulatio) die Anfechtung, Angftigung, Angit,
Quälerei, Drangſal.
Tribülkon, n. (wahrſch. übel ——— v. gr. tri—,
drei, fr. boule, Kugel, u.gr.helkein, ziehen ?) Heilf.
ein dreifacher Kugelzieher zum Ausziehen von Ku—
geln aus Schußwunden.
Tribun, f. unter Tribus.
Zribunäl, n. (v. [. tribünal, der erhöhte Ort, auf
welchem fitend der Brätor Gericht hielt) der Rich—
terſtuhl; Gericht3hof, das Gericht, a
Zribunälrat, m. Obergerichtsrat; pro tribu-
nali, vor Gericht; Tribüne, f. fr. die Bühne,
Rednerbühne, der Rednerituhl; die Emporlirche,
Empore; Zufchauerbühne, Zuhörerbühne.
Tribus, f., pl. Zribus, I. eine Abteilung, bei. des
rom. Volks, deren urjpr. drei, zuleßt 35 waren,
Volksklaſſe, Zunft, Innung; Tribũnnus od. Tri-
bin, m. Vorgefegter oder Oberjter einer Tribus;
überh. ein Borgejegter, Borjteher; tribunus mi-
Yitum od. Srienstribun, ein Kriegsoberſter bei
den alten Römern; t. plebis oder Vollstribun,
ein Zunftmeifter, Bolfövertreter od. Bolfsiprecher;
STribunät, n., r. m. das Amt eines Tribung,
Bunftmeifter-Amt ꝛc.
Tribüt, m. (v. l. tribütum, n., v. tribu£re, f. tri-
buieren) die Abgabe, Steuer, Schagung, der Schoß,
Zins; tributsr (l. tributarius, fr. tributaire),
jtenerbar, zinsbar, zinspflichtig; Tributarius, m.
ein Zinspflichtiger.
Trie, ſ. Trick. —
Zrica, f. (ml. trica, tricia, l. tricae, Verwickelungen,
Widerwärtigkeiten) verworrenes oder verwickeltes
Haar; Heilf. = Plica.
Tricennium, n. I. (v. triceni, je dreißig, u. annus,
Sahr) ein Jahrdreißig, Zeitraum von dreißig
Sahren; tricennäl (l. tricennälis), dreißigjährig.
triceps, I. (v. tri—, und caput, Kopf) dreifüpfig.
Zrieefmatien, f. I. (v. tricesimus, der dreißigfie)
die Auswahl od. Aushebung des dreißigſten Man—
nes einer Truppe, zurBeitrafung einzelner für alle.
Zrichiäſis, auch Trichöſis, f. gr. (v. thrix, Gen.
trichös, Haar) Heilf. Haarkranfheit; bef. ein Augen-
haar-Übel, wenn die Augenwimpern falfch oder
rückwärts wachſen; Trichine, f. (l. trichina spi-
zälis) der Haarwurnı, ein fehr Keiner Wurm, der
fi in den Muskelfaſern verjchiedener Tiere, bef.
Der Schweine, findet, entdedt von Gilton, u. 1835
von Owen zuerst befhrieben; Trihiniäfis oder
Zrihindjis, auch Trihindfe, f. die Trichinen-
Zrankheit, ſchmexzhaft und öfters tödlich, Durch den
Genuß von trichinöſem Fleiſche entjtehend, indem
die Würmer die Darmmwände durchbohren und in
die Muskeln weiter wandern; triginds, mit Tri-
chinen behaftet; TZrihlsmus, m. Haarjpaltung,
ein jehr feiner Knochenſpalt; Trihitis, f. Haar-
Entzündung oder -Krankheit; Trichuläbis, f. od.
Tricholabium, n. Haarzange; Trichologie, f. die
Lehre vom Haare; Perg dr Flockenleſen, —
Karphologie; Trichöma, n. das Behaartſein,
Trichele 885
die Behaarung; der Weichſelzopf; Zrihäphthoren,
pl. Haarvertilgungsmittel; Trihophyca od. Trias
chophytita, pl. den Haarwuchs befördernde Mittel;
— — haarblättrig.
richord, n. gr. (tri-chordos, on, dreiſaitig; vgl.
— eine dreiſaitige kleine Laute oder Man—
oline.
Trichorrhöe und Trichorrhüuſis, f. gr. (von thrix,
Gen. trichös, Haar) das Haarausfallen; Tricho—
hits, f. (ſpr. —o2h—) das Spalten der Haare;
richöſis, f. (v.trichün, behaaren) die Behaarung,
das Behaartwerden; Trihotomie, f. 1) da3 Haar-
ſpalten, Haarflauben; 2) (von tricha, dreifach) die
Dreiteilung; Darjtellung eines Begriffs in drei
Stufen; in der Piychol.: die Dreiteilung des Men—
ſchen in Leib, Seele u. Geiſt (vgl. Dihotomie);
auch Trilogie; trichotoͤmiſch, haarſpaltend;
dreiteilig.
Trichrotsmus, m. gr. (vd. tri—, drei, und chrös,
arbe) die Dreifarbigkeit, dreifacher Farbenwechſel.
Trichurlde, f. gr. (v. thrix, Gen. trichös, Haar, u.
, ra, Schwanz, Schweif) eig. Haarfchweif, der Haar—
wurm, eine Art Eingeweidewürmer; Trichus, m.
ſteifes, borſtiges Haupthaar.
Tricinium, n. I. (vd. tri—, drei, u. canöre, fingen)
Tonf. ein dreiftimmiges Tonftüd für Blasinjtru-
mente.
Tri, m. engl. (prov. tric, Trug, engl. trick, hol.
trek, Zug, Streid), den man einem jpielt, v. trek-
ken, ziehen, mittelhochd. tröchen, trecken) Kunſt—
griff, Aniff, Pfiff; im Whiftjpiel jeder Stich iiber
die erforderlichen 6 Stiche (franz. tric).
Triftrad, |. Toccategli.
Triclinium, n. I. (v. tri—, drei, und gr. klins,
Lager) eig. dreifaches Lager, altrömiiche Speife-
bauf, Speifetifch, Speifezimmer zu drei Lagern.
tricölor, nl. (v. tri—, u. color, ſ. d.) dreifarbig; bef.
heißt fo der dreifarbige Amarant; Trifolöre,
f. fr. die dreifarbige (weiß-blausrote) franz. Kokarde
oder Fahn
e. >
Zricot, m. fr. (pr. triföh) u. Zricotage, f., v..n.
(fpr. —tahieh’; v. tricoter — ſtricken, mit unter-
drüctem Anlaut) Stridarbeit, Stridwaren, ge-
jtriete Kleidung; bej. eng anjchliegende Strumpf-
ofen, wie fie die Ballet- und Geiltänzer tragen,
triefhofen; en tricot (ſpr. ang—), in geſtrickter
Kleidung, in Stridhojen; Tricoteuſe, f. (fpr.
—tösf’) eine Striderin; auch ein Gtriczimmer;
Zricottaille, f. eine geſtrickte Taille, enganſchlie—
Bende Taille aus geſtricktem Stoff.
Zrichele, m. fr. ¶ pr. —Bih’l), pl. —8 (v. gr. u. 1.
tri—, drei, und cyclus, gr. kyklos, Kreis, Rund)
ein franz. dreirädriger Wagen; ein Dreirädriges
Beloziped, ein Dreirad; tridaftyliich, ar. (von
Daftylus) dreifingerig, dreizehig; Tridens oder
Trident, m. I. (von dens, Gen. dentis, Zahn) der
Dreizad des Neptun; Tridi, fr. |. Dekade; Tris
draͤchmon, n. gr. ein Dreidrachmenſtück, ein Geld-
ftiid von drei Drachmen an Wert; Tridüum, n.
I. (von dies, Tag), it. Triduo, eine Dreitagsfrift,
Beit von drei Tagen; ein dreitägiges Gebet in der
röm.-fathol. Kirche; triedriſch, gr. (v. hedra, Si,
Grundfläche) dreiflähig; Trienminm, n. I. (von
annus, $ahr) ein Dreijahr od. Sahrdritt, eine Zeit
bon drei — triennium academicum, der
dreijährige Beſuch einer Hochſchule; triennäl, nl.
dreijährig; Triennal-Akte, f. die von Karl I. am
16. Februar 1641 dem engl. Barlamente gewährte
Befugnis, ſich Win: verjammeln zu dirfen, wenn
e3 drei Jahre lang vom Könige nicht zufammen-
886 Trier
berufen worden ift; Trikre, fr. (gr. trieres) ein
Dreiruderer, = Trireme; Trierardie, f. das
Amt und Geſchäft der Trierarchen, Schiffsbefehl3-
haber, oder Ausrüſter des Schiffes, reicher atheni—
ſcher Bürger, welchem dieſe Leiſtung (Liturgie, ſ. d.)
oblag; Trieteris, f. gr. (v. trietes, dreijährig, v.
etos, Jahr) ein dreijähriger Zeitfreis oder Heit-
raum; ein dreijähriges d. i. alle drei Jahre ge-
feiertes Feſt, pl. Trieterien; trieteriſch, drei»
jährig; Trifolium, n. I. (vgl. Folium u. Trefle)
Dreiblatt, dreiblättriges Kleeblatt, Wiejenflee;
zeiforium, n. ein Öogengang mit dreigeteilter
Offnung, Mauergang mit Bogenitellung; Trifur—
tation, f. Dreigabelung, Spaltung in drei Teile;
Trias, f. (393. aus trijuga, vgl. Duadriga) ein
Dreigelpann, Dreifpänner, dreifach beipannter
Bagen; Trigamie, f. gr. (von gämos, Ehe) drei»
fache Ehe, Dreimweiberei oder Dreimännerei.
Trieur, m. frz. (jpr. triöhr), Unkraut-Ausleſema—
Kine. | [einzigen Segel.
Trigantine, f.ein Eleines griech. Fahrzeug mit einen:
trigajtriich, gr. (dv. tri — drei, und gaster, Bauch)
dreibauchig.
Trigaud, m. fr. (fpr. —g6h; val-T. trico, ein Ränke—
mader, trieae, Verwicklungen, Ränfe, tricäri,
Schwierigfeiten od. Ränfe machen, fr. tricher, it.
treccare, Detrügen, j. Trid) ein heimtückiſcher
Menſch, Dudmäufer; trigaudieren (fr. trigau-
der), mit Tiiden umgehen; Syiganderite, f. Tüde,
Falſchheit, Betriigerei.
Triglaw, m. jlav. (v. tri, drei, u. glawä, Kopf) ein
Hauptgott der alten Wenden mit drei Köpfen, als
Derr des Himmel3, der Erde und der Unterwelt,
deſſen vornehmjter Tenipel in Stettin war.
Triglübh, m. gr. (triglyphos, f. v. tri—, drei, und
glyphis, vgl. Glyph) Bauf. der Dreiſchlitz, das mit
drei Schlißen oder Hohlfehlen gezierte Glied im
Sriefederdorifhen Säulenordnung; Trigön(um)
n. (gr. trigönon, von gönos, gönia, Winfel) ein
- Dreied; trigonal_od. trigöniſch, dreicdig; Tri⸗
onãlſchein, m. Sterni.: Gedrittjchein, diejenige
Stellung der Blaneten, der Sonne und des Mon—
des zueinander, bei der der Längenunterfchied
120° beträgt; Trigonometrie, f. gr. die Dreiedö-
fehre, Dreiedsmepkunft, die Wiffenjchaft, welche,
wenn von den Seiten und Winfeln eines Dreieds
drei Stüde gegeben jind, die andern drei Stücke
durch Rechnung finden lehrt; trigonométriſch,
zur Dreieckslehre gehörend, derjeiben gemäß; Tri—
gondle, f. ni. (Trigonella L.) eine Pflanzengat-
tung, wovon das Bodshorn eine Art it; auch eine
glatte, zweiſchalige Mufchel, deren Schalen je in
drei Zappen geteilt find, Dreiecksmuſchel; Tri:
gonelliten, pl. veriteinerte Dreiecksmuſcheln, auch
Donaciten; Trighnien, pl. (v.gyne, Weib) drei-
meibige Pflanzen, deren Blüten drei Staubmwege
Haben; rikälon,n. (Kolon)eindreigliedrigesDding,
bei. ein Gedicht von dreierlei Bersarten.
Zriktraf, |. Toccategli.
trilateräl, nl. (v. tri—, drei, u. latus, Gen. lateris,
Seite) dreijeitig; Trildemme,n. gr. (vgl. Lemma
u. Dilemma) ein auf Borausjegungen (Hypothejen)
egründeter Schluß, mit einem dreigliedrigen Nach-
IB im Oberjaße; trilinguiſch (von lingua, Die
Sprade), dreiſprachig, in drei Sprachen; trilt=
teräl, dreibuchſtabig; Zriliterismus, m. das
Beitehen der Wörter od. Wortſtämme aus 3 Buch⸗
jtaben (3.8. im Hebräijchen).
Zriliisn, f. (ml. trillio, fr. trillion) taufendmal
taujend Billionen.
|
ee nen ee
Triole
Trillo, ın. it. (v. trillare, trillern) Tonk. ein Triller,
Laute od. Tonheber.
Zrilobit, m., pl.—en, gr. (v. tri—, drei, u.lobös,
Lappen) Dreilapptiere, dreihüliige od. dreilappige
Beriteinerungen von unbekannten Kruftentieren;
Trilogie, f. (vgl. Logos) eig. eine dreifache oder
dreiteilige Rede; De eine Dreiheit v. Schaufpielen;
im alten Griechenland drei Traueripiele eines
Verfaſſers, welche zufammen ein Ganzes aus»
machten oder doc nacheinander aufgeführt wure
den; gem. ſchloß ſich noch ein SE an,
welches dann mit jenen drei Trauerfpielen zuſam⸗
men eine Tetralogie oder Bierheit von Bühnen»
ſtücken ausmachte; Trilogogriph, m. ein Drei»
tporträtjel, dreifaches Worträtfel; Trimeſter, n.
l. (v. trimestris, dreimonatlich) eine Dreimonatg»
zeit, ein Vierteljahr; Trimeter, m. I. (v. gr. tri-
metros, vd. metron, Maß) Versk. ein Dreimeſſer,
dreigliedriger oder ſechsfüßiger Vers; befond. der
jambifhe Trimeter,audl.Senarius,Seds-
füßler, das Versmaß der griechifhen Tragiler,
auch von Goethe im 2. Teil des Fauit ftellenmweile
angewendet; trimerph(ifch) (v. morphe, Geftalt),
dreigeitaltig; Srimorphismng,m.die Dreigeftalt,
Dreigeitaltung.
Trimurti, m. (ſanskr. trimürti, von tri, drei, und
mürti, f. Körper) die Dreiheit, Dreigeitalt, die ver»
einigte Darfiellung de3 Brahma, Wiſchnu und
Siwa bei den Sndiern.
Zrinafria, griech. Name von Sizilien.
Srincadüre, f. (jpan. trincadura; vgl. Trinquart!
eine Art ſpaniſcher Schiffe.
Trine, £, verfl. Trinchen, n. weibl. Name, gem.
Verkürzung von Katharine. er;
Trinität, f. fpätl. (trinitas, bon trini, je drei) die
Dreiheit; die Dreieinigfeit od. Dreifaltigkeit; Iris
nitätis-Yeit, n. das Zeit der Dreieinigteit am
1. Sonntage nad) Pfingsten, wovon die Sonntage
nach Trinitatis (post trinitatis sc. festum)
ihren Namen haben; Trinitatis-Ferten, pl. die
größere Gejchäftsfreiheit der Geiſtlichen v. Pfingſten
bis Michaelis; Trinitarler, nl. Dreieinigfeit-
bekenner, ein 1198 in Spanien geſtifteter geiſtlicher
Orden, welcher die Verpflichtung übernahm, Als
mofen zur Loskaufung gefangener Chriitenfflaven
zu jammeln, in Frankreich Mathuriner genannt,
weil ihr Klofter in Paris neben einer Kapelle des
heil. Mathurin war.
Trinoctium, n. die Zeit von 3 Nächten. :
trinsmiih, gr. (vgl. binomijch) dreigliedrig, drei»
teilig; Trinomium, Trinoͤm, n. eine dreiteilige,
dreiglieorige Zahlengröße; dreigliedriger Ausdrud.
Zringuart, m. fr. (fpr. trängfdhr; viel. von prov.
trinquar, trencar, ſchneiden, vgl. trandhieren) auch
Zrinfart, ein franzöſ. Heringsſchiff von 12 bis
15 Tonnen.
Trinum, n. [. das Dreifache; omne trinum bo=
num, Sprw. aller guten Dinge find drei. 1
Trio, n. ital. ein Dreifpiel, dreiftimmiges Tonſtück
für Inſtrumente, nit zu verwechjeln mit Terj-
zett, bei Tänzen, Märſchen u. ähnl. ein ruhigerer
melopifcher Mittelfag.
Triõbolus, m. gr. (v. tri—, drei, u. Obolus, f. d.
eine alte griech. Münze von drei Obolen; Triöcie
od. Triötie, f. (v. dikos, Haus) eig. Dreihäufigkeit,
dreifache Abfonderung von ae die männe
fie, weiblihe und zwitterarti e Blüten haben.
Zriöfe, f. it. die Dreinote, der Dreifchlag, drei ver⸗
bundene Noten, welche den Zeitwert von zweier
gleicher Bezeichnung haben; Triolet, n. fr., ober:
Trionen
Triolett, ein Dreiklangsgedicht, eines Ringel-
gediht von mindejtens acht, zumeilen auch von
neun od. zehn Zeilen deren erite in der Mitte, u.
deren erjte und zweite am Schluß mwiederfehren.
Triönen, pl. I. (triönes, von trio, der Pflugochs;
vgl. Septentrio) eig. Die ingocjen, das Stern⸗
bild des großen Bären, der Wagen od. die jieben
Sterne.
Trioͤrchos, m. gr. (vgl. Orchis) ein Dreihodiger.
Tripang (malayiich), ſ. Holothurien. Ä
tripartit, [. (tripartitus, v. partiri, teilen) dreige-
teilt, dreifach; Tripartition, f. nl. die Dreiteilung.
Tripel od. Trippel, m. (fr. tripoli, engl. tripoly,
nl. terra tripolitäna; nad) der Stadt Tripölis
benannt, weil fie über diefe Stadt aus Nordafrika
in den Handel kommt) eine graugelbliche, ſich rauh
anfühlende erdige Steinart, zum Polieren der Me-
talle, Steine ꝛc. gebraucht.
tripel od. triple 2c., j. unter Triplum.
Brive-Madanıe, i. Tripmadam.
Zrihes, m. 1. (v. tri—, drei, u. pes, Zuß) ein Dreis
fuß; tribetdl, gr. (vgl. Betalon) dreiblätterig, mit
drei Blumenblättern; Tripharmäkon, n. ein aus
drei Bejtandteilen bejtchendes Arzneimittel; Tri—
uhtoͤng, m. ein Dreilaut, Dreilauter, d. i. drei zu
einer Silbe verbundene Selbſtlaute (vgl. Diph-
thong); tribhthoͤngiſch, dreilautig; triphülliſch
(ogl. Phyllon), dreiblättrig, mit drei Keichblättern.
Zripbän,m. gr. — Spodumen, ſ. d.; Triphylin,
m. gr. ein aus drei Verbindungen der Phosphor-
fäure, näml. mit Eifenorydul, Manganorydul u.
Lithion, beſtehendes Mineral.
Triplẽet, lat. eine Vereinigung von drei Linſen zu
einer Xupe.
Triplit, £. nl. (v. l. triplex, dreifach) dritte le
ſchrift, Beantwortung od. Erwiderung der Duplit
(f. d.); tripfizieren, I. (triplicäre) verdreifadhen;
die dritte Klagejchrift eingeben, auf die Duplif
antworten; Triplifät, n. die dritte Ausfertigung;
Zriplizität, f. nl., die Dreifachheit.
Triplit,.n. nl. (v. gr. triplüs, dreifach, in Beziehung
auf die drei Beftandteile) Eifenpecherz, Phosphor-
manganerz, eine Verbindung von ee
mit Eijenorydul und Manganorydul.
Zriplum, n. I. (v. triplus, a, um, gr. triplüs, drei-
fach) daS Dreifache; in triplo, dreifach, in dreifacher
Abſchrift; tripel od. triple, fr. dreifach, dreiglied-
rig; im Whiſtſpiel wird eine Partie triple oder
dreifach) geiwvonnen, wenn die Gegner nur zwei
Stiche Haben; Tripel-Alliance, f. (ipr. —al-
liängh’) ein Dreibund, Dreibündnis, Bund zwiſchen
drei Mächten; Tripeltäft, m. dreigliedriged oder
dreiteiliges Tonmaß, ungerader Takt; Triptikät,
n. dritte Ausfertigung triplieren, nl. (fr. tripler)
verdreifachen, dreimal nehmen, dreifach vermehren;
im Billardipiel einen Ball zweimal an die Bande
fpielen, auch troifieren Öhr. —09—); Trink,
n. das zweifache Anjpielen des Balles an die
Bande, auch Troife genannt.
Tripmaddm od. Tripe-Madane, f. fr. (v. tripe,
Gedärm, jpan. und port. tripa, ital. trippa, engl.
tripe) mwörtl. Srauen-Gedärme, die Heine Haus-
wurz, eine Salatpflanze.
Zripuden, ſ. unter Tripus.
Zripot, n. fr. (fpr. tripoh; von I. tripudium, das
üpfen, Springen, Stampfen, Tanzen) Ballhaus,
Spielhaus, Kneipe, fhlechte Geſellſchaft; Tripo—
tage, f. r..n. (ipr. —tahſch) ein Miſchmaſch, Ge-
miſch von Speifen 2c.; uneig. Ränte, Kniffe.
Zripp, m. od. Trippfanit, m. (it. trippa, fr. tripe
Tritagonift 887
od. tripe de velours) eine Art Halbfamt, Wollene
famt, v. roher Seide oder Wolle auf leinenem oder
Tripsel, |. Tripel. [hänfenem Grunde.
Tripſis, f. gr. (v. tribein, reiben) die Reibung, das.
Reiben; triptifeh, durch Reiben bewirkt, gerieben.
tribteriſch, gr. (von tri—, drei, u. pteron, Flügel)
dreiflüglig; tripterijgiſch (vgl. Pteryx, dreifloſſig.
Triptychon, m. gr. (von triptychos, dreifaltig) ein
dreiflügeliges Altarbild.
Tripudinm, n. l. (v. ter, dreimal, und pes, Gen.
pedis, Fuß) das Stampfen, Springen; ein in je
dreimaligem Stampfen auf die Erde bejtehender
Feſttanz der falifchen Priefter im alten Rom; der
Baffentanz der in den Kampf ziehenden Krieger
wilder Nationen.
Tripũs od. Tripsde,m., pl. Zriboͤden, gr. (tripüs,
v. tri—, drei, u.püs, Fuß, pl. tripodes) der Drei-
fuß, bejond. der goldene Dreifuß, auf welchem die
delphiiche Pythia ſaß und begeisterte Aussprüche
tat; dah. ex oder de tripöde dictum, n. l. vom
— herab geſprochen, ein Orakel- od. Macht-
pruch.
Triregno, m. it. (fpr. gn—nj) die dreifache Krone
des Bapites, = Tiara, f.d.
Zrirämen, pl. !. (sing. triremis sc. navis, pl. tri-
r&mes, von tri—, drei, und r&mus, Ruder) Drei-
ruderer, Fahrzeuge mit drei übereinanderliegender
Ruderbänfen.
Triſagium, j.Trishagion; Trifegak,i.Treihak.
Trifeftion, f. nl. (von tri—, drei, und Sektion, j.
unt. fezieren) die Dreiteilung od. dreifache Teilung,
bef. eines Winkels.
Trifendt, m. fr. Arzt. gröblich zerftoßenes Pulver
Küch. mit gröblich zeritoßenen Gewürz u. Zuder
beitreute und in Wein geweichte Semmel.
Zrifett od. Trefett,n. (v. it. tre setti, drei Sieben;
fr. tr&-sept) ein Rartenjpiel mit 40 Karten unter
3 Berfonen, in welchem man gewinnt, wenn mar
drei Sieben in der Hand hat.
Trishagton oder Trishagium, n. gr. (von trig,
dreimal, und hägios, heilig) das Dreimal-Heilig
in einem Rirchengefange (nad) Jeſ. 6, 3); Trisme⸗
gift(us), m. gr. (trismegistos,.von megistos, der
größte, Sup. dv. mégas, groß) der dreimal Größte,
Dreimalgroße, BE Beiname des ägypt.
Hermes oder Merkur; bei den Buchdr. auch eine
große Drudjcrift.
Zrismus,m. gr. (trismös) od. Triſis, f. (v.trizein,
ſchwirren, fnirren) Heil. das Zähneknirſchen; der
Rinnbadentrampf, die Mundfperre, der Mund—
itarrframpf.
Trifpdit(on), n. (v. tri—, drei, u. späein, ziehen)
ein dreifaher Flaſchenzug; triſpermiſch (vgl.
Sperma), dreifamig, mit drei Samentörnern.
$rift (I. tristis, fr. triste, it. tristo), traurig, trüb»
jinnig, betrübt, leidig, finjter, öde; cou tristezza,
it. Tonf, mit Traurigfeit od. Betrübnis.
Triftia od. Triftien, pl. lat. Trauergefänge, na-
mentlich die Elegien Ovid3, die er in der VBerban-
nung dichtete.
Triftichon, n. gr. (v. tri—, drei, u. stichos, Reihe,
Zeile) ein dreizeiliges Gedicht, eine dreizeilige
trophe; Triftröphon, n. (vgl. Strophe) ein Ge-
dicht von drei Strophen; Triſylläbum, n. (vgl.
a) ein dreililbiges Wort; trifyfdhifch, drei»
jilbig. {
Tritagonift, m. gr. (tritagonistös, eig. der dritte
ämpfer, von agonizesthai, fämpfen) der dritte
Schauspieler auf der griech. Bühne.
888 Tritäus
Tritäus, m. gr. (tritaios, sc. pyretös, Fieber) od.
Tritäophija, f. Heil, ein dreitägiges Fieber.
Triterne, f. nl. (triterna) bei Buchdr. ein Dreiheft,
eine Zage von drei ineinander geftecdten Bogen
(val. Duarterne).
Tritheism(us), m. gr. (von tri—, drei, u. theös,
Gott) der Dreigötteralaube, die Dreigötterei; bej.
die Annahme dreier Gottheiten in der Dreieinig-
feit; Sritheift, m. ein Dreigottgläubiger, Beken—
ner dreier Götter; tritheiſtiſch, dreigöttiſch.
Trithronſäure, f. (vom ar. tri—, drei, u. thelon,
Schwefel) die gefchwefelte Unterfchwefelfäure; vgl.
ZTetrathionfäure.
Triticin, on. nl. (v. L. triticum, Weizen) der Kleber,
der tlebrige Stoff des Weizenmehls.
Triton, 1., m. nl. (it.tritono, dreitönig) Tonk. der
Dreiton, Dreiflang, die aus 3 ganzen Tönen be-
itebende-übermäßige Quarte.
Triton, 2., m. gr. (Tritön) Fabel. ein Meergott,
Sohn und Begleiter des Neptun; pl. Tritötten,
untere Meergötter, bisweilen mit Fiſchſchwänzen,
auch mit Roßfüßen dargeftellt; Naturbefchr. Waf-
fermolche.
Tritonia u. Tritogeneia od. Tritogenia, f. gr.
Beiname der Göttin Athene od. Minerva, von dem
Fluße Triton, wo fie aus dem Haupte Jupiter
entjprunaen fein fol, oder von dem libyfchen See
Tritönig.
triturteren, jpätl. (trituräre, v. tritüra, das Dre-
chen, Reiben, v. tritum, ter£re, reiben) drefchen;
zermalmen, zerreiben 2c.: trituräbel, nl. drefchbar,
zeritoßbar, zerreiblih,; Trituration, f. die Zer-
malmung, Zerreibung;. bef. dad Zermalmen der
Speijen zwijchen den Zähnen.
Triümph, m. (v. I. triimphus — gr. thriambos,
d. i. urſpr. ein Bachifcher Feſtzug u. ein dabei ge-
fungenes Fejtlied), bei ven alten Römern ein feier-
liher Siegeszug, Siegesfeier, Siegesgepränge,
GSiegespradt; daher überh. f. Feſtzug, feierliches
Gepränge; derSieg,Siegesjubel, die Siegesfreude;
Triumphbogen, m. ein Siegesbogen; trium—
Hhieren (l.triumphäre), einen Siegeszug halten,
jiegend einziehen, die Siegesfeier begehen; fiegen;
frobloden, jauszen; triumphierend, ſiegreich,
fiegfreudig, frohlodend; Triumphätor, ın. ein
triumphierender, d. i. mit feierlihem Gepränge
einziehender Gieger.
Zriümbir, m., pl. Zriumiri od. Triiimbien, I.
(vd. tres, Öen. trium, drei, u. vir, Mann) ein Drei-
herr, Dreiherrfcher im alten Nom, drei Männer,
welche gemeinjchaftiich den Staat verwalten oder
einen Amtsverein bilden; triumbiräl (l. trium-
viralis), dreiherrſchaftlich; Trtumbirũt, n., r. m.
({. triumvirätus) da3 Amt eines Triumvirn; der
Dreiherrn-Berein, die Dreiherrichaft.
trivalent, nl. Scheidek. dreiwertig.
Trivium, n. I. (v. tri—, drei, u. via, Weg) ein Drei-
meg, Kreuziveg, wo drei Wege zufamntenjtoßen;
im Mittelalter die dreifache Kunft od. Schulwifjen-
Ihaft: Grammatik, Rhetorik und Dialektik (vgl.
Duadrivium); trivtäl (l. triviälis, d. i. eig. auf
öffentlicher Straße zu finden), gemein, gering, all-
täglich, allbefannt; niedrig, abgenugt, verbraucht,
abgedrofhen; Zrivial-Name, m. der landichaft-
lic) oder von Laien gebrauchte Name einer Sadıe;
Zr.-Schule, f. eine niedere oder Unter-Schule,
Vorbereitungsſchule; Trivialien oder Trivia—
lismen, pl. nl. allbefannte Sachen, Plattheiten;
Zrivialitat, f. da3 Gemeine, Niedrige, Platte im
Tromba
Ausdrucke, Gemeinplat, abgedrofchene Redensart;
die Blattheit, Alltäglichkeit. |
Troe, ſ unter troquieren.
Trocadero, m. fr., der in Paris 1877 im Stadt-
viertel von Paſſy erbaute Ausitellungspalaft auf
einer Anhöhe gleihen Namen?.
Trocär, Trolar, Traifar oder Troiscart (pr.
troafdhr), m. fr. (v. trois-quarts, d. i. Drei Viertel),
einedreiecige od. dreifchneidige Zapfnadel, ein Waſ—
jer- od. Windzapfenfpieß der Wundärzte zum Ab—
zapfen des Wafjers bei Wafferfüchtigenze.; troka—
rieren, mit dem Trofar durchſtechen und abzapfen.
Trochaͤntẽr, m. gr. (von trochäzein — tröchein,
laufen; tröchos, der Lauf; trochös, Kreis, Rad)
eig. der Käufer; Heilf. der Rollhügel am Schentel-
knochen; trochantẽriſch, denjelben betreffend od.
dazu gehörig; Traohäus, m. (gr. trochaios), pi.
Trschäen, Verst. eig. ver Läufer, Faller od. Wäl-
zer, ein Versfuß mit langer u. kurzer Silbe (-v),
3. B. Leben, Liebe 2c., auch Choreus,d.i. Tänzer,
BERN, entg. Sambu3; trohaifeh (gr. trochai-
68), aus folhen Versglievern beitehend; Tro—
chilit oder Trochlit, m. eine verfteinerte Kreifel-
Ihnede; Trochisci od. Trochisken, pl. (gr. sing.
trochiskos, ın. fleines Rad) bei den Apothefern
Keine Mund-Kügelchen, Bläschen oder Zeltchen;
Trochtt, m. ein Sreifel- od. Räderitein, vgl. En-
frinit; Trochlẽa, £ l. (gr. trochalia) die Winde,
Rolle; Trochödes, f. gr. (trochödes, radförmig)
Heilf. eine Gelenfverbindung, wobei der Knochen
jih in einem andern mie in einer Rolle bewegt;
Troheide, f.= Cykloide, ſ. d.; Trochomẽter
m. ein Laufmeſſer, Schifflaufmeſſer; Trochötik, £
die Lehre von der Kreisbewegung. N
Troglodijt, m., pl. —en, gr. (tröglodytai, v. trogle,
Höhle, u. dyeın, hinabtauchen od. -[cylüpfen) Höh-
lenbewohner; im Altertum Name eines in Erd»
höhlen mwohnenden ätbiopifhen Volksſtammes;
en irrgläubige Chrilten, die fi) in Höhlen ver-
ammelten; troglodytes, m. nl. der Zaunkönig;
simia tr., der Schimpanfe, ſ. Barri2. f
Tröika, f., pl. Tröiki od. Trötten, rufj. (von tri,
tröje, drei) ein ruf. Gejpann von drei Pferden,
daS Dreigefpann, der Dreifpann, Dreifpänner, bei.
ein dreifpänniger Schlitten, deſſen Mittelpferd in
der Gabel trabt, während die beiden Außenpferde
(Galopins) galoppieren.
Troifar, ſ. Trocar. \
trois, fr. (fpr. tod; — I. tres) drei; & trois, zu
drei, für drei; trpifleren ({pr. —a—), = trip»
lieren; Troiſe (jpr. troafeh), = Triple; Trois⸗
Tour (pr. —tuhr), f. das Dreifpiel, Spiel unter
Dreien.
Trois⸗Mark, £. (vgl. Troy-Gewicht) ehem. Amiter-
damer Silbergemicht von 8 Unzen od. 160 Engel
(Eiterlings) = 5120 holländ. Aſſen = 246,084 g;
Tr.⸗Pfund, n. ehemal. holländ. Handelsgewicht
von 32 Lot zu 16 Engel = 494,09 g. '
Trojak, m. poln. (eig. Dreizahl, v. troi, drei) eine
alte polnifhe Rechnungsmünze — Yz Schoſtak od.
ungef. 89.
trotieren, fr. troquer; jpan. trocar; engl. truck;
urſpr. fpan.) taufchen, wechfeln, Zaufchhandel trei-
ben; Troc od. Trof, m. ein Tauſch-Wechſel.
Troll vd. Troid, m. (ſchwed. troll, dän. trold, is-
länd. tröll, Rieſe, Zaubergeift) nord. Fabell. eine
Art böfer Geifter oder Teufel, Zauberweſen in
Menſchengeſtalt.
Tromba, f., pl. Trombe, it. = Trompete, |.d.;
Tromblon, m. (ſpr. teongblöng) Krk. ein Spreu-
Trombe
od. Streuſtück, eine Donnerbüchje; Tromböne, m.
it., pl. Srombont, Poſaune.
Trombe, f. fr. (it. tromba, altfr. trompe; ſpan.
trompa, trompo, Rreifel, viell. v. I. turbo, Wirbel)
eine Wafferhofe, Wafler- od. Meerfäule; Wirbel»
fturm; auch f. Tuphon, f. d.
Zromboiis, f. ſ. Thrombofis im Nachtrag.
Trompete, f. (zunächſt vom fr. trompette, jpan.
trompeta, it. trompetta; viel. urfpr. deutjch, ver—
wandt mit Trommel; altbochdeutich trumpa,
trumba, mittelhochd trumbe, trumme; it. u. prov.
tromba, fpan., port. u. prov. trompa, fr. trompe,
das Sagdhorn; kurw. tiba, das Alphorn, mal.
tob&, die Trommel) ein Tonwerkzeug zum Blajen;
auch ein Orgelregijter oder Schnarrwerk (der
Trompetenzug); etwas Trompetenförmiges,
3. B. die Euſtachiſche Trompete od. Röhre (f.
unter Euftahius); ein Sumpfvogel in Süd—
amerifa, auh Agami u. Makukawa genannt,
ausnehmend firre 2c.; Tromsbetine, f. eine klei—
nere Trompete von zarterem Ton.
Tromus, ın. gr. (trömos, v. tr&mein, zittern) Heilf.
das Bittern, = Tremor; Troͤmule oder Troͤ—
mule, f. Zitterftoff, Flimmerfubftanz.
Tron, n. fr. (fpr. trong) Kleines, leichtes Fahrzeug
mit Verdeck und vierfantigem Segel.
Trona, |. Soda.
‘tronfieren, fr. (tronquer, vont lat. truncäre; vgl.
Truncus) abjtumpfen, abftugen, verſtümmeln, be-
ſchneiden.
Tropa, f. eig. ein Trupp, ſ. d.; im ſpan. und port.
Amerika eine Maultierfaramane.
Tropädlum, n. gr.-l. (v. gr. tröpaion, [. tropaeum,
Siegeszeihen, indem das Blatt te und
die Blume helmartig iſt; vgl. Trophäe) die Kapu—
inerblume, ein Ziergewächs von verfchiedenen
ten; Tropäoline, pl. gelbe und orangerote
Ralifalze, Sarbitoffe.
Trope, ſ. Tropus.
"Trophäe, t. Tropäe, f., pl. Trop(h)äen (l. tro-
paeum, n., pl. tropaea, v.qr.tröpaion, pl.tropaia,
von trop&, das Wenden, In⸗die-Flucht-⸗ſchlagen),
Baffengehäng od. -gehenf al3 Siegeszeichen, Gie-
gesdenfmäler, aus erbeuteten Waffen u. Kriegs-
gerät bejtehend; zufammengeftellte Rüſtungsſtücke,
weiche gew. aus Stein gehauen oder in Erz ge-
gofien, zu architektonifchen Verzierungen ange-
wendet werden.
Zrophologie,f.gr.(v.trophs, Nahrung, v.tr&phein,
ernähren) Ernährung3- od. Lebensordnungslehre;
Zrophondfus, f. Krankheit der Ernährung.
Zrophönius, m. gr. (Trophönios) der fabelhafte
Erbauer des delphiſchen Apollo-Tempels, der von
der Erde verſchlungen fein fol und, nad) feinem
Tode als Heros verehrt, in einer Erdhöhle in Böo—
tien Drafel erteilte; dab. trophöniiche Höhle,
Ihauerlihe Höhle mit engem Eingange; tropho-
niſcher Ernit, ſchwermütiger, trauriger Ernit.
Tropen, n. gr. (v. gr. 53 nähren, trope, f.
Nahrung, alfo eig. das Nährende, die Nahrung)
ein von Prof. Finkler in Bonn 1898 Hergejtelltes
Nährmittel, das faſt nur aus löslichem, leichtver-
daulichem Eiweiß beiteht.
troppo, it. (= fr. trop; vom ml. troppus, prov.
trop, Herde; vgl. Trupp) zu viel, zu fehr; non
eronbs; Tonf. nicht zu fehr; non troppo allegro,
. allegro.
Zröpus od. Trope, m., pl. Tropen, gr. (tröpos,
pl. tröpoi; [.tropus, pl. tropi; dv. gr.tr&pein, wen⸗
— — ——— —— — ——— —— ————— nn
Troubaille 889
ben) eig. Wendung, Umkehr; Redek. ein uneigent-
licher, bildliher Ausdrud, eine Redeblume, Ber-
wandlung der Vorſtellung in einanjchaufiches Bild;
Tropen, pl. Erdbeihr. Sonnenwenden; Tropen-
länder, pl. die Ränder zwifchen den Wendefreifen;
Tropicus (sc. circulus) m. I. (v. gr. tropikös sc.
kyklos) der Wendefreis od. Wendezirkel, pl. Tro⸗
Pici; tropicus cancri, Wendefreis des Krebjeg,
Sonmermwendefreis, gegenNorden; tr. capricörni,
Wendekreis des Steinbocks, Wintermendefreis,
gegen Süden; der Tropiftogel, eine Gattung
der Belifane zwifchen den Wendekreiſen; troͤpiſch
(gr. tropikös, [. tropicus), eig. die Wendung be-
treffend od. dazu gehörend; uneigentlich, bildlich,
verblümt; zu den Wendefreijen gehörend od. dort
befindlich, 3.8. tröpiiche Gewächſe, die in den
Tropenländern od. zwiſchen den Wendefreifen ge»
funden werden und bei und nur in Treibhäufern
gezogen werden können; tr. Hitze, eine jüdliche,
den Nordländern ungewöhnliche ftarfe Hige; tr.
Krankheiten, folche, die vorzugsweiſe in den
Tropenländern herrfchen und durch das denjelben
eigentümliche Klima bedingt werden; tr. Jahr,
die Zeit, welche die Sonne in ihrer ſcheinbaren
Bahn vom Frühlingspunkt an gerechnet big wieder
dahin braudt; tr. Umlaufszeit, die Zeit der
Wiederkehr eines Planeten zu dem Aqummoktial⸗
punkte od. anderen Punkten der Ekliptik; Tropo⸗
logie, f. die Lehre von den Wendewörtern oder
bildlihen Ausdrüden; tropoloͤgiſch, in uneigent-
lichem od. bildlihem Ausdruck.
Tros, m. eine Rechnungsmünze in Codindina, —
5 Kwan od. ungef. 5 #.
Trott, m. (fr. u. prov. trot, it. trotto, fpan. trote)
der Trab; trottieren (fr. trotter, ital. trottare,
jpan. u. prov. trotar, vielleicht urſpr. deutſch von
trotten, abgel. von treten, od. wahrſch. v. I. to-
lütim, trabend; tolutarius — altfr. trotier, Tra-
ber, Pferd, das den Trab geht) trotten, traben;
Trottäde, f. fr. ein kleiner Spnzierritt, eine Spa-
zierfahrt; Trotteir,n. (ſprich: trottodhr) ein er»
habener Steinweg, Fußiveg mit breiten Steinen,
Bürgerfteig, Fußbahn.
Zroubadonr, m., pl. Troubadours, fr. (ſpr. tru-
baduhr; prov. trobaire, cas. obliq. trobador, it.
trovatore, d. i. eig. Erfinder, v. trobar, it. trovare,
fr. trouver, altfr. treuver, finden; vgl. Trouvere)
ehemal. füdfranzöfiihe Dichter, Minnefänger der
Provence im Mittelalter.
Tronbfe, m. fr. (ſpr. trub'l; v. I. turbüla, Schwarm,
Verkl. von turba, Verwirrung; turbäre, verivir-
ren 2c.) oder gew. Trubel; der Wirrwarr, das
Durcheinander, die Unruhe, — Unord⸗
nung, Verwirrung, Störung; beſ. Volksbewegung,
Volksaufſtand; troublieren (fr. troubler, altfr.
tourbler), triibe machen od. trüben; beunrubigen,
ängftiaen, verwirren, ftören.
Trou-⸗Madame, n. fr. (jpr. tru —; v. trou, Tod,
prov. trauc) dad Kammerfpiel, ein Spiel mit
13 Kugeln gegen 13 dazu bejtimmte Löcher.
Zroupe, ſ. Truppe.
Tronfjenu, m. fr. (pr. trufjöh; prov. trossel, von
fr. trousse, Bündel, Pad, prov. trossa, ſpan.
troxa, port. trouxa, d. fr. trousser, it. torciare,
zufammendreben, fejtbinden, I. gleich]. tortiäre, v.
tortum, torquere,drehen; vgl. das deutihe Troß;
alfo eig. da8 Gepäd) das Brautgerät, die Aus—
itattung, Ausfteuer, Mitgift an Hausrat und Klei-
dum
0.
Troubaille, f. fr. (fpr. trumdj; v. trouver, finden,
890 Trohy⸗Gewicht
dgl. Troubadour) der Fund; Troubvere od. Trou⸗
verre, m., pl. TZrouverres (ſprich; trumähr’;
trouveur, eig. Erfinder; vgl. Troubadour), nord⸗
franzöſiſche Dichter im Mittelalter, die befonder3
märdenhafte Dichtungen (Fabliaux), Romane ıc.
verfaßten.
Trohy⸗Gewicht, n. fr.-dtih. (pri: trod—), engl.
troy-weight, nad) der franz. Stadt Troyes be-
nanıt, in England das Gewicht für wiſſenſchaftl.
Beitimmungen. fowie für edle Metalle, Münzen,
Sumelen, entg. dem Avoirdupois oder Handels-
gewicht; das ent Zroy-Bound — 373,242 8 (ſ. |
Trubel, ſ. Trouble. [Bound. |
Trücheman, m. fr. (jpr. trüſch'mäng; vom arab. |
tardschamän, tardschumän, turdschumän, Yu3- |
|
—
feger, Überjeger, tardschama, auslegen, v. tarad-
scha, verhüllt, dunkel fein; vgl. Dragoman) ein
Dolmetjcher, Ausleger.
Zend, m. Wagengeſtell; Rollwagen.
Zrendigiten, Truckweſen, n. (v. engl. truck, fpr.
tröd, taufhen; vgl. troquieren) das berüchtigte
Zaufchverfahren, wonach Sabrifarbeiter von ihren
Ürbeitgebern jtatt des baren Lohnes zum Teil
Baren und Lebensntittel zu willfürlich befiinumten
Breifen empfangen.
Trud, Trude, |. Drud.
Truffaldino, m. (von it. truffare, hintergehen, ver-
ipotten) ein Hanswurſt, Poſſenreißer (auf dem ita-
lieniſchen Theater).
Trüffel, £. (engl. truffle, landſchaftl. fr. tartoufle,
meiländ. tartuffol, venezian. tartufola, woher
unjer Kartoffel, landſchaftl. Tartoffel; Verl. v. it. |
tartufo, fr. truffe, vd. I. terrae tuber, Erdfnollen,
Erdſchwamm) Erdmorchel, Erdnuß, Lord), oberd. |
Srübling, Heine runde eßbare Erdſchwämme, die
unter der Erde wachſen und fi) in der Reife durch
ihren ſtarken Geruch verraten.
Zrugman, ſ. Trücheman und Dragoman.
ZTrumenau, m. u. n. (pr. trümsh, pl. Trümense
pr. — moͤhs), fr. (eig. daS Bugſtück od. die Keule
vom Ochſen, altfr. trumel, vom deutſch. Trumnı,
Stüd, Ende, althd. mhd. drum, Verfl. drümel) der
Fenſterpfeiler, d i. der Wandraum zwiſchen zwei |
Fenſtern; gew. Tenfterwandfpiegel, Pfeilerſpiegel
zwiihen zwei Fenſtern.
Zruimpf, m. (au Triumph, l. triumphus, entft., |
dad. fr. la triomphe; ſchwed. trumf, engl. trump) |
Tſchi
Liederdi ter, welche die Taten ihrer Fürſten oder
Herzoge bei Feſten und in Lagern fangen.
SEUneNs, f. gr. (von trypän, bohren) Heilf. das
ohren.
Tſchüt, m. ruff. (v. chineſ. tschä), der Tee.
Tiehnife, f., pl. Zichniken, auch Saiten (uff.
tschäika, eig. die Möve, türk. schaika; vgl. Sche-
bede und Sceif), leichte und fehr ſchnell fahrende
Ruderfchiffe der Ungarn, Türken und Koſaken auf
der Donau und dem Dnieſter; Tſchaikiſten (vgl.
Szaifijten) die Schiffsfoldaten für jene Ruderjchiffe.
Zichafo, m. |. Czako.
Tichang. n. die Kineftiche Rute zu 2 Pu od. 10 Tſchi
‚= 1,456 m. 2 ;
Zſchaͤpka, |. Czapka,
ZTſchaͤrda, f. ung. (csärda, v. perſ. tschärthäk, vier
Säulen; vgl. Tihardaf) eineinzelnliegendes Wirts⸗
haus in den weiten Ebenen Ungarns; Tſchardak,
m. türf. (v. peri.tschärthäk, vier Säulen) ein nach
allen Seiten offenes und von vier Pfeilern getra-
genes Zimmer auf dem Dache morgenländifcher
äufer, eine Luſtwarte. i
T ——— oder Tſchardaſch für Cſärdaͤs, unga⸗
riſcher Nationaltanz.
[ang oder Tſchiaus, m. türf. (tschäüsch) ein
Bolizeidiener; Staatsbote, Hof⸗-Kurier; türfifche
Leibgarde zu Pferie, die fich durch feidene Kleider,
eigentiimliche Turtane u. Säbel auszeichnet; jet
auch) Sergeant (f. d) od. Rottmeiſter; Tſchauſch⸗
Vaſchi, m. (vgl. Baſch) ihr Vorgeſetzter, der zugleich
Reichsmarſchall iſt; jetzt auch Sergeant-Major.
| a ſ. Czechen
cherdak, m. ruſſ. (vom türf.tschardak, ſ. d.), der
Boden, Dachboden, die Dachſtube.
Tſchereda, f. ruff. (tscheredä, jlav.tschreda, Reihe,
Herde) eine große Ochjenherde in den Steppen vor
Südrußland; Tſcherednik (uff. tscherednik) der
Ochſenhirte.
Tſcherewitſchli, m. pl. ruſſ. Verkl. v. tscherewik,
Frauenſchuh mit hohem Abſatzh die kleinen Frauen⸗
ſchuhe, Titel einer Oper von Tſchaikowſky.
Tſcherkefſen od. Sirkäffier, pl. Die Bewohner vor
Bircaflien, eins der Völker des Kaukaſus.
ajnergeten od. Cerdaken, pl. in Kroatien 2c. auf
ü
len jtehende Kleine und befeftigte Wachhäuſer,
um die —— der Türken durch Schüſſe an—
zuzeigen (vgl. Tſchardak).
die Sieges- oder Stichfarbe im Kartenfpiel; auch Tſcheſſagnoh, f. eine Schellenklapper, womit die
ein einzelnes Blatt von diefer Farbe, ein Trumpf»
Blatt; trumpfen, Trumpf fpielen, mit Trumpf
ſtechen; abfertigen.
Zrunsus, m. |. ein Baunftamm, -Stuß oder
-Stumpf, Klotz Bloc; der Rumpf eines Körpers;
Bürfel, Almoſenſtock.
Xrupp, m. (fr. la troupe, it. truppa, ſpan. tropa,
mi. troppus, prov. trop, die Herde; v. lat. turba,
durch deutſche Ausſprache in turpa und dann in
truppa, truppus verwandelt; vgl. Trouble, v. I.
turbüla) eine Schar oder Menge Menjchen oder
Tiere; Truppe, f. eine Gejellichaft, be. eine her-
amziehende Schaufpielergefellfchaft; Truppen, pl. |
(fr. troupes) Kriegsvölker, Heerſcharen. |
Zenfisn, f. nl. (trusio, von trudöre, ftoßen) das |
Stoßen, bef. die Stoßbewegung des Herzens.
Zxuſt, ın. engl. (ſpr. trößt, von to trust, vertrauen) |
Berband, Ring, Bund.
Zenftee, m. engl. (ſpr. tröſtih; von to trust, ver»
trauen) derBetraute, Beglaubigte, Bevollmächtigte,
Bürforger, Bormund, Kirhenvoriteher.
Zrutetören, pl. = Zofulatoren, ungarifche
|
I
|
Tordamerifaner das GSeufzen der Verwundeten
übertönen.
Tſcheta, f. türk. (tscheteh, tschetah) ein Raubzug.
(geiwert, n., eig. £. ruſſ. (tschetwertj, überh. eine
iertel) die Grundlage des ruſſ. Getreidemaßes,
— 2 Osmina zu 2 Boluosmina (halbe D.) zu
2 Tſchetwerik zu 2 Tſchetwerka zu 2 Öar-
nigi = 2,099 hl; Tſchetwerik, m. (v. ruf]. tsche-
tiire = fanzfr. tschatur, (ct. quattuor, bier) ruf).
Getreidemaß (j. 0) = 26,24 1; Tiihetinerka, f.
als Getreidvemaß (f. 0.) = 13,121; aud) ein Vier-
gefpann; Tſchetwertaͤk, m. rufj. das Viertel,
rubelftüc, ehemal. ruſſiſche Silbermünze = 25 Ko»
pefen.
IAſcheu⸗tſe, m. chineſ. der chineſiſche Taft.
Ir Ne et (in den en auch Tſchia,
Hit, Tſchek, Tſche, Tſcheoh, Tſchioh, Tſia, Ta,
Tſak, von den Engländern Chih, in den Häfen
Eovid genannt) die Einheit des chineſ. Längen—
maßes, der Fuß, zu 10 Tſun (Bol) zu 10 Gen
(Linien), im amtlichen a — 0,318 m, ‚als
Wegemaß nur 0,245 m (vgl. Li); auch ein chineſ.
=
Tſchiaus
Getreidemaß von 100 Tſching u. ſehr verſchiedener
Größe (ungef. 100 ]).
Iſchiaus, j. Tſchauſch. nl
Tſchibüke od. Chibonane, f. (türk. tschibük, Stab,
ohr) eine türkiſche Tabafzpfeife.
iger n. türf. (von tschift, Feld) das Landgut,
dejjen Befiger unumſchränkter Herr darüber iſt.
& chile, !. Chile. h
Tſchimburak, m. ein perſ. Kamel-Ranonier.
Tſchin, m. ruf. (von chinef. tschin) der Rang, die
angitufe; Tſchinoͤwnik, m. ein Beamter.
Tſching, n. ine. Getreidemaß — !ıoo Tihi =
ungefähr 11.
Tſchismen, pl. ungar. (von csizma, der Stiefel, ſpr.
c8 — tſch) die ungarifchen farbigen Stiefel.
Tſchoͤban, m. türf. (v. per. tschobän od. tchopän)
der Schäfer, Schafhirt.
T Dog, f. ind. ein weites, bis zu den Knöcheln
erabfallendes und reich geſticktes Gewand der in-
diihen Häuptlinge.
Tſchomoͤr, m. ungar. (csomor, Gifthahnenfuß)
eine von dem Genufje fetter Speifen herrührende
——— beſtehend in einem mit Ekel verbundenen
eber.
ZTſchorba, f. türk. (vom arab.perſ. schorbah oder
tschorbah, vom arab. schariba, trinken) überh.
Suppe; ein türf. Gericht aus Reis; Tſchorbadſchi
oder verderbt Schorbadſchi (j. d.), türk. der An—
führer od. Hauptmann einer Kohorte Zanitfharen
(eig. der Suppenverteiler, weil die vorzüglichjten
Amter diefer Truppe in Beziehung zur Küche
ftanden).
Tichu (engl. Choo) od. Maſti (d. h. „eine Straße‘),
n. ein japanijches Längenmaß von 60 Keng oder
360 Schaf = 109,310 m; auch ein Feldmaß von
50 Keng Länge und 50 Keng Breite zu 10 Tang
oder 100 Seh = 99,573 a.
Tſchuden, pl. die im ruſſ. Reiche verbreiteten fin-
niſchen Vöolterſchafien, beſ. eine faſt ausgeſtorbene,
den Eſthen nahe verwandte Völkerſchaft in Der
Nähe des Peipusſees, welcher dab. ruſſ. Tſchudskoje
Dfero, d.i. Tſchudiſcher See heißt; vgl. Sudmi.
STſchufang, chineſ. Bannertruppen in den Städten
der Provinz.
ZTſchumaͤk, m. ruſſ. (v. tschum, der Schöpflöffel) die
Schöpfielle, der Knecht in einer Schenke; ein Kara—
wanenführer in den Steppen des ſüdl. Rußlands.
Tſchüret, n. das Viertel, ein in Georgien übliches
Gewicht für Wein 2c. = !/, Litra — 0,921 Kg.
Tichutsra, f. ungar.(csutora) in Ungarn gebräud)-
fiche hölzerne, mit Leder überzogene Trinkflajce,
Feldflaſche, auf Reifen und bei Zeldarbeiten an
einem Riemen um den Hals getragen.
Ziekt, n. ein chineſiſches Porzellan.
Tſharadachs, m. pl. kaukaſiſche lange Tragbahren,
vorn und hinten mit Pferden bejpannt.
Filen, n. eine chineſiſche Nechnungsmünze, vgl.
iang und Sen
ziinbe, Tfubn, oder Pu, n. die Einheit des japan.
eldmaßes — 1 Duadrat-Keng = 3,319 qm.
%iun, |. Zidi. REN
Ztungli Damen, n. das chineſiſche Minifterium für
die auswärtigen Angelegenheiten.
Zube, f. lat. die Kriegstrompete bei den alten Rö—
mern; jebt die tieffte Babpofaune; tuba Eusta-
chil od. Eustachiäna, j. Euſtachiſche Röhre;
tuba mirum spargens sonum, d.i. die Bofaune,
einen wunderbaren Ton verbreitend, die Stelle
des Requiem (ſ. d.) worin von der Auferftehung
die Rede ift, und welche gem. al3 der Prüfftein der
Tnilerien 891
Komponiften — wird; t. stontorõa (vgl.
Stentor), das Spradrohr; t. Fallopii, Heilt.
Muttertrompete.
Tube, f. (von lat. tubus, Rohr, Röhre, frz. tube,
engl. tube) Röhre, Schlauh; namentlih aud:
eine Blechverpadung in Röhrenform für Haut
creme, Bartwichfe, Vafeline, Lanolin, Senf, Senf-
butter ufw., bei der die Tube mit einer Blech-
Schraube verichloffen ift, nad) deren Herausdrehen
der Inhalt allmählich aus der Tube nad) Bedarf
herausgedrückt wird.
Tubboo, m. (wahrich. nad) ae Orthographie, alſo
többüh zu Sprechen) der afrifanifche u. weſtindiſche
an dam, die Erdbeerpoden, = Fram—
öfie, j.d.
Tuberfel, f., pl. —n (Berfl. von tuber, a. Anollen,
Beule 2c.), ein Auswuchs an einem Knochen; krank⸗
after, grauer, hirfeforngroßer Knoten in verjchie-
denen Organen des meiden Körpers, bei. in
den Lungen (tubercula pulmönum,Lungenfnoten);
Tuberkufofe, £. nämlich Krankheit, die Lungen-
inotenkranfheit, gew. Lungenfhwindfucht, Aus-
pebrung; Tuberkelbazillus, m., pl. —en (Bacil-
us tuberculosis); der Spaltpilz, der durch feine
Anfiedelung die Schwindfucht erzeugt; Tuberkel⸗
infiltration, f. da3 Zufammenfliegen der Tu-
berkelbazillen in dem erkrankten Organ; Tubers
fulin, n. das von Prof. Robert Koh in Berlin
1890 entdecdte Mittel gegen Tuberfulofe; tubers
kulos, nl. Enotig, Inollig, geſchwollen; lungen—
ſchwindſüchtig; tüberkuloſe Kaverne, Höhle und
Geſchwüre, die ſich nad) der Tuberfel-Infiltration
beim Schmelzen der Bazillen bilden; tuberös, l.
(tuberösus) fnorrig, höderig, rauh; an der Tu-
berfelfrantheit leidend, von ihr herrührend; Ts
beröſe, £. nl. die oftindische Herbithyazinthe (Po-
lyänthes), ein fnollige3 Zwiebelgewächs mit wei-
Ben, jehr ſtark- und wohlriechenden lilienförmigere
Blumen; Tuberofität, f. die Knnolligfeit, Knotig»
feit, Raubeit; auch Beule, Geſchwulſt. E
Tubus, m., pl. Tubt, I. eine Röhre; eine Fils
Öffnung, Aa ein Sehrohr, Fernrohr (Teleſtop);
tubi capilläres, pl. Haarröhrhen; Tubiboͤre,
f. lLogr. dje Röhrentoralle; Tubiporiten, pl. ver»
fteinerte Röhrenforallen; Tubülus, m. lat. ein
Röhrchen, 3. B. zum Aufblajen; Tubnlarte, f.
nl. der Federbuſch-Polyp, ein Forallenartiges
Pflanzentier; Tubuliten, pl. röhrenförnige Ber-
jteinerungen einer Art Pflanzentiere.
tudesque, fr. (jpr. tüdéesk'; it. tedesco; aus dem
altyochd. diutise, deutſch) altdeutſch, altfräntifch,
altväteriich.
Zudor, engl. (fpr. tjüdor, verderbt aus Theodor)
Name einer Herricherfamilie in England von 1485
bis 1603, welche von Owen Theodorihren Ur-
ſprung herleitet; Tudorftil, m. ein überladener
ſpätgotiſcher Bauſtil.
Zuf oder Tuff, Tuffſtein, ſ. Tophſtein.
Tufenktſchi, m., pl. Tufenktſchis, türk. (v. tufenk,
neugr. tupheki, Flinte, Gewehr) Flintenträger
(Füſeliere) oder Stutzträger Karabiniers) in
der Türkei; auch Büchſenſchäfter.
Tug, m. türk. (tüg) der türkiſche Roßſchweif, eine
Stange mit einem Pferdeſchweif u. einer goldenen
Rugel, die ftatt der Fahne dient.
Tughra od. Zugra, f. perj. tugrä od. togrä, gew.
tura gefvrodhen; vgl. Surra) der Namenszug
eine3 Fürſten; be. der Namenszug des türkijchen
Sultans. ’ 2
Tuilerten, pl. (fpr. tüiferien; fr. tuileries, v. sing.
892 Tuisco
tuilerie, d. i. Ziegelhütte, dergleichen ſonſt an die-
ſem Orte waren, von tuile, Ziegel, altfr. u. prov.
teule, it. tegola, tegolo, vom I. tegüla, v. tegẽre,
deden) berühmter (beim Kommune-Aufitand 1871
nicdergebrannter) Palaſt zu Paris, nebit dem dazu
gehörigen öffentlihen Garten; Tuilerien-Kabi—
nett, die franzöſiſche Regierung.
Tuisco, Thuiscon od. Tuiſto, auch Teut, Tot
od. Theot, m. altd. Fabell. der erdgeborene Gott
und Stammhalter der alten Deutſchen (nach den
Berichten des Tacitus).
Tufan, m. (fr. toucan, fpan. tucä, tulcan, port.
tucano, urſpr. amerifanifh; am Amazonenjtrom
tuleän, in Guyana tucäa, in Brafilien tucano) der
Pfefferfrefler, ein Vogel in Südamerika.
Tukea, m. ein Gewicht in Mofka.
Tula, f. ruff., eine in Tula in Rußland hergeftellte |
Silberarbeit, eingelegt und geägt, mit Fleinen
Muftern, neuerdings jehr verarbeitet; aud) Tula⸗
ſilber, n.; vgl. Tulametall.
Tulametall, n. eine aus Silber, Weißkupfer, Blei
und Schwefel zufammengeichmolzene Maſſe, welche
auf fein gravierten filbernen Dojen (Tuladoſen),
eleganten Mefjern und Löffeln ꝛc. eingeftrichen u.
nach Art des Email feitgebrannt wird; nad) Tula
in Rußland benannt, wo e3 erfunden wurde.
Tu Pas voula, George Dandin, f. Dandin.
Tulban, Tulbend, |. Turban.
Tulipäne, £. alt u. dichter. für Tulpe (nl. tulipa,
fr. tulipe, fpan. tulipa, tulipan, it. tulipano; vom
türf.-perj.tulban, tulbend, dulbend, d. i. Zurban;
wegen der Ahnlichkeit der Blume mit diefer Kopf—
bededung); Tulipomanie, f. nl.-gr. die Tulpen-
fucht, Tulpenwut, ehemal. leidenjchaftliche TZulpen-
Liebhaberei der Holländer.
ZTüll od.r.Tülfe, m.fr.(tulle) ein netzartiges Zwirn-
zeug (von der Stadt Tulle in Frankreich, wo da3-
jelbe zuerjt verfertigt wurde).
Zulus, m. nl. (vom gr. tylos, Schwiele 2c.) Heilf.
—= Kallus.
Zuman, = Toman, |. d.
Zumba oder Tumbe, f. I. (vom gr. tymbos, m.
Leichenftätte, RR ein Grab, Sarg ın röm.
Kirchen; eine Grube, Vertiefung.
Zumlung oder TZamlung, Tail od. Tchl, n. eine
Rehnungsmünze in Siam — 4 Bat over Tifal,
11 bi3 12 M. wert.
Tumor, m.[.(vontumöre, ſchwellen) eine Geſchwulſt;
tumejzteren (1. tumescere), ſchwellen; Tu⸗
meizenz oder Tuniefaftion, f. nl. die Anjchwel-
lung; tumid, I. (tumidus) gejhwollen, ſchwellend;
Zumidität, f. (ſpätl. tumiditas) die Geſchwulſt,
das Geſchwollenſein.
Zumült, m. I. (tumültus) die unruhige heftige Be—
iwegung einer Menge, das Getiimmel, der Aufſtand,
Auflauf, Zärm; tumultuäriſch, I. (tumultuarius,
a, um) unruhig, aufrührifch, ſtürmiſch, ungeſtüm;
tumultuieren (I. tumultuäri), Aufruhr erregen,
lärmen, ſtürmen, fi) empören; Tunultudnt, m.
(tumultuäns) ein Aufrührer, Unruheftifter, Zärm-
macher.
Zumülus, m. I. ein Erdhügel, Grabhügel.
Zun, n. engl. (fpr. tönn; vgl. Tonnage) eine Tonne,
ein Faß, größtes englifches Flüſſigkeitsmaß (nicht
zu verwechſeln mit den Handelsgewicht Ton) —
2 Bipes oder Butt3 — 3 Puncheons — 4 Hogs⸗
heads — 6 Tierce = 14 Rundlets — 252 Gallons
— 18 Quarts —= 2016 Pints = 8064 Gilld —
11,450 hl.
Tünder-Iloͤna, f. ungar. (eig. Zauberhelena, von
türengeln
tünder, zauberifh, Fee, u. Ilona, Helena) die Na-
tionalfee der Ungarn.
Zunge n. in Georgien ein Gewicht für Wein ıc. —
ij Schapp = 1 Kitra — 3,686 kg.
Zunifa, £. l. ein altröm. mweißwollener Leibrod,
von den Mannsperjonen unter der Toga auf dem
bloßen Leibe getragen; die Tunika der Frauen-
immer war a auch ein Unterfleid der Fathol.
eitlihen; eine Urt Eurzer Srauenfleider, fr. Tü—
nique (pr. if’); Tunikaten, pl. eine Gattung
neuentdecter mifroffopifcher Tieren.
Tuͤnisblume, f. die Samt- oder Studentenblume
(von Tunis in Afrika).
Tuͤnkins-Neſter, pl. (v. Tunkin in Hinderindien)
indiſche Bogelnefter, eßbare Nefter der indiſchen
Schwalbe; j. Salangane.
Tunnel, m. engl. (fpr. tönnel; eig. ein Trichter, v.
tun, auf Tonnen oder Fäfler füllen) Röhre; nur.
noh Tunnel gefproden: ein durch einen Berg
oder unter einem Fluſſe geführter, gubene od.
gejprengter Weg, ein unterivdiiher Weg, Höhlen-
od. Örubenweg; tunnelieren, durchtunneln, un⸗
tertunneln.
Tur, m. die kaukaſiſche Bergziege (Capra caucasica),
jehr gefhäßt wegen ihres ſchmackhaften Fleiſches
und ihres gegen die Kälte ſchützenden Felles.
Turacin, n. nl. ein roter kupferhaltiger tierifcher
Farbeſtoff, aus den Federn des Turafo oder Pi-
ſangfreſſers gewonnen. Hl
Turaniſcher Völker⸗ u. Sprachſtamm = finniid-
türkifcherstatarifcher B.- u. Spr. (v. Turan, alles
im Norden von Stan, dem perfiihen Tafellande,
gelegene Land; vgl. Finnen, Tatar und Jraniſche
Spraden).
Zurban, Tulban, Tulbend oder Dulbend, m
(perj.dulbend, tulbend, eig. Mufjelin) ein türkijcher
Kopfbund, Türfenbund, Kopfihmud, bejtehend
aus einem viermal um eine Art Mühe gemidelten
Beug;denTurban nehmen, ein Mohammedaner
—— turbaniſiert, barb.⸗l. mit einem Turban
edeckt.
Turbation, Turbator, ſ. unter turbieren.
Turbe oder Turbeh, n., pl. Turbehs, arab. (bot
turäb, Erde, Staub) mohammedanijche oben offene
Gräber od. Grabmäler, bei. Grabmäler der türki-
jhen Kaiſer in den Mojcheen.
Turbellarien, pl. Strudelwürmer.
turbieren, I. (turbäre) beunruhigen, ftören, ver-
irren; Surbation, f. (l. turbatio) die Bermwir-
rung, Störung, Veunruhigung; Turbätor, m.
ein Störer, Unruhftifter, ie turbulent
(l. turbulentus), unruhig, ungejtüm, ſtürmiſch;
Turbulenz, f. (jpätl. turbulentia) das ungejtüme,
lärmende Wejen.
Turbine, f. fr. (v. I. turbo, Gen. turbinis, Wirbel,
Kreifel) ein Wirbelrad; ein wafjerleitendes Kreifel-
rad, Schnedenrad, ein horizontales Waſſerrad, das
der Flüffigkeitzftrahl durch Stoß oder mittels der
Reaktionswirkung bewegt; Turbintt, m.,pl.—en,
nl. verfteinerte Schrauben» oder Kreijeljchneden;
Zurbinolithen, pl. l⸗gr. Verjteinerungen von
fegelförmigen Sternforallen (Madreporen).
Zurbot, m. fr. (pr. türböh; vom I. turbo, Kreifel,
Wirbel) die Flunderſcholle, eine Steinbutte.
Turbuka, f. eine türfiiche Paufe; vgl. Tarabuka.
Zurco, m. it. Turmſchiff.
Turco, m., pl. Zurcos, franzöfiihe Truppen, nad
türkischer Art gekleidet.
| türengeln, türingeln, landſch. f. quälen, drüden,
| Turf
wird hergeleitet v. dem franz. MarfhalTürenne,
welcher die Bewohner der Wetterau u. der Main-
gegend 1646 hart plagte.
Zurf, m. engl. (fpr. törf; von turf, der Raſen) die
(berafte\Rennbahn; Turfiten, pl-(engl. gentlemen
of the turf) Freunde oder Liebhaber der Pferde-
rennen. k
turgejzieren, |. (turgesc£re, von turgere, ſtrotzen
a = aufichwellen; ftrogen; Turgeſzenz, f. od.
kürzer Turgenz, nl. (turgescentia) die Aufjchwels
fung, Überfülle, das Aufwallen; Lebensfülle; innere
Spannung; Turger, m. — Turgejzenz.
Zuribülum, n. [. (von tus, Öen. turis, Weihraud))
ein Weihrauhfaß, eine Räucherpfanne in fatholi-
ſchen Kirchen ; Turififaten, pl. Räucherer, Chrijten,
welche durch Opfer vor den Öötteraltären ſich vor
Verfolgung ſchützten.
Zürfe, m. (türf. türk, it., jpan. Turco, fr. Turc),
ein Bewohner der europätjchen Türfei; figürl. ein
raufamer Menfch; dah. fr. turquerie für Grau—
Fnteit (da türk im Türkischen ſelbſt Schon Barbar,
Räuber bedeutet, fo nennen fich wenigftens die weit-
lichen Türfen lieber Osmanen, Osmanli3, ſ.d.;
außer den Osmanen gehören zu den Türfen, welche
einen Hauptzweig der tatarijchen Völferfamilie
bilden, unter anderen nod) die Turfomanen, Us—
befen, Nogaier, Bajchfiren, Kirgifen, Kumülen,
Rumanen ıc.); alla turca, it. Tonf. auf Türfisch,
in türfifhem Geichmad; Zürkine, f. eine Abart
des Bomeranzenbaumes; Turkophaͤg, m. gr. ein
Türkenfreſſer, eifriger Befämpfer der Türken;
— m. gr. ein Türkenfreund; als Beiwort:
turfophil, türkenfreundlich; Turkopoͤlen, pl. Ab⸗
kömmlinge von Türken und Griechinnen.
Türkis, m. (fr. turquoise, ſpan. u. prov. turquesa,
f., it. turchese, m., v. Turco, Türfe, weil die erſten
Steine diefer Art aus der Tiirfei famen) 1) der
mineraliihe Türkis oder Kalait, ein undurd)-
fihtiger, blaugrüner Stein, bej. in Perjien und
Indien, al Edelitein geihäßt; 2. deranimaliiche
od. foſſile Türkis, der Zahnitein, ein blaugrüner,
steinharterstörper, aus fofjilen, durch Kupferoxyd—
hydrat oder phosphorſaures Eifen gefärbten Tier-
ähnen und Knochen beſtehend, in Sibirien, Süd—
ankreich ıc.
Zurlupin, m. fr. (fpr. türlüpäng) ein abgefchmad-
ter Wigling, Poſſenreißer, Schwätzer (nad) einem
berühmten Poſſenreißer zur Zeit Ludwigs XIII.:
Henrilegrand, mitdem Beinamen Turlupin,
welcher von der im 14. Jahrhundert entjtandenen,
fh durch Schamlofigkeit auszeichnenden Sekte der
Turlupins entlebntift); turlupinieren (fr. tur-
lupiner), Poſſen reißen; jemand zum beiten haben,
aufziehen, foppen, ihrauben, äffen; Zurlupindde,
f. die Bofienreißerei, ein abgeſchmackter Scherz,
elender Witz.
Zurmalin, m. (it. turmalino, fr. tourmaline;
wahrſch. ceylon. oder ind. Urſprungs, da diejer
Stein zuerſt aus Ceylon dur einen Holländer
1703 nad Europa gebradjt fein foll) Schörl, bef.
edler Schörl, Aſchenzieher, Aichentreder, landſch.
auch Tripp, ein aus Kiefelfäure, Borfäure, Ton-
erde, Eijenoryd 2c. beftehendes Mineral, defien
Krijtalle bei TZemperatur-Beränderung eleftrijche
Polarität zeigen.
Zurme, f. I. (turma) eine Reiterfchar von 30 Mann.
Zurmen, m. eine Rehnungsmünze in Siam —
ungefähr 72...
Turmino, n. die jieben mitteljten Fächer im Seter-
|
\
— — — — — — — — ———— —— — —
Tutel 893
laſten, weil fie meistens die Buchſtaben infolgender
Ordnung enthalten:
tur
mino
Zurnter 2c., . unter Turnus.
| — ſ. Tourniquet.
urnip, n., pl. Turnips, engl.(fpr. törnip, törnips)
Rüben; bef. die Runkelrübe, Futterrübe, landich.
auch die Turnipje.
Turnzont, n. engl. (fpr. törn-aut, v. turn, wenden,
geben, u. out, aus) = Strife.
Turnus, m. ml, (it., fpan. und port. torno, prov.
torn, fr. tour, v. l. tornus, gr. tornos, Dreheifen,
Drechjeleifen) Umlauf, die Ordnung, Reihenfolge
oder Reihe, nach welcher mehrere ein Gejchäft nad»
einander verrichten; Wechjelfolge; Im turno, in
der Reihe, im Kreife; per turuum, nad) oder in
der Reihe; Turnier, n. (ehem. Tornei, Turnai;
fr. tournoi, prov. tornei, it., fpan. u.port. torneo,
ml. torneamentum) ein Ritterfampf, feierliches
Lanzenrennen, Ritterfpiel, Rennspiel, vom 10. bis
zum 16. Sahrh. gewöhnlich, bei vem Schar gegen
Schar ritt; im Gegenfaß zur Tjoft(f d.), bei ver
nur zwei gegen einander titten; turnieren, in
einem Ritterjpiel fämpfen; gem. f. umherrennen,
toben.
turpis persona, ſ. persona.
Turrilithen, pl. l.-gr. (v. l. turris, Turm, u. gr.
lithos, Stein) Turmiteine, eine Art verjteinerter
KRammerjchneden.
Turtle 1., m. engl. (fpr. tört’l; fr. tortue; vgl.
Tortuga) die Schildkröte; Turtle-Soup, f. (pr.
—Fuhp) die Schilöfrötenfuppe.
Turtle 2., f engl. (fpr. tört’l) die Turteltaube.
Zurtur, I. Turteltaube.
Tuſch, m. (vd. oberd. tuſchen, d.i. dumpf fchallen,
verw. mit tofen) eine fejtlihe Begrüßung mit
Trompeten- und Baufenfhall, bej. beim Sehnde
heittrinfen.
Zufche, f. oder Tuſch, m. (vom fr. la touche, der-
Tarbenauftrag, von toucher, vgl. touchieren) chi—
nefiihe Schwärze oder Tinte aus dem Ruß des
verbrannten DIS von dem Olrettichjamen, Sefamac.;.
tuſchen, mit Tufche zeichnen oder malen; Wafjer-
farben flach auftragen und mit dem Pinfel vertrei»
ben; dah. Tufhmanier, getujhte Manier.
Tusculãnum, n. I. die berühmte Billa des Cicero
unmweit Tuscülum (jegt Frascati) in dem alten
Latium, wo er die glüdlichiten Stunden der Muße
genoß; daher uneig. der ruhige Landfig eines Ge--
lehrten oder StaatSmannes.
Zufiilägo, f. I. der Huflattich, Brandlattic).
tussis, £. I. der Huſten.
Tutämen oder Tutamedntum, n. I. (von tutäri,
ihügen, Verjtärtungszeitwort von tueri, f. Tutel)
ein Schußmittel.
Tutanigo, Tuttanego, n. (fr. toutenague; vgl.
Tutia), ebemalige Benennung des int; eig. eine
aus dem Tuttanego-Erzin China gejchmolzene
Metallmiihung (Pakfong, Argentan, Tutania-
Metall).
Zutẽl, f. I. (tutela, von tutus, wohlverwahrt, ficher,
v. tueri, anſchauen, beſchützen), die Fürforge, Vor—
mundſchaft, Beſchützung eines Unmündigen; Tu—
tel-Sachen, pl. Vormundſchaftsſachen; tute—
färliich) (l.tutelãris, e) ſchützend, vormundſchaft⸗
lich; Tutor, m. ein Beſchützer, Bormund; engl.
Hofmeister, Auffehber;tatorhonorarius,einChren-
vormund; t. idon&us, ein taualicher, unbejchol-
tener Vormund; t. testamentarius, ein durch
894 Tutenag
festen Willen verordnneter Vormund; Tutorium,
n. nl. die Vormundſchaftsbeſtellung, gerichtliche
Beftätigung zum Bormund; tutorio nomine,
vormundjchaftlich od. vermöge der Bormundjchaft.
Tutenag, n. ein Miſchmetall aus Kupfer, Zink und
Nidel (gewöhnlich chineſiſches Neufilber) vgl. Tu-
tanego.
Tutia, f. per. (tütijä; mi. tutia, fr. tutie, engl.
tutty, it. tüzia) au) Spodium, n. oder Cadmia
fornäcum,Zinffalf Zinf-Hüttenraud),Ofengalmei,
DOfenbruch, leichte Flocden von Zinkoxyd, die fich
beim Schmelzen de3 Zints od. zinfhaltiger Erze in
Dämpfen erheben und wie Ruf an den Ofen an-
hängen.
Tutor ꝛc. |. unter Tutel.
tntta la forza (v. tutto, ganz, all), Tont. die ganze
Kraft; tutti, pl. it. (v. tutto, ganz, al, —1. totus)
Zonf. alle, alle Stimmen zujammen; ein Tutti,
n. ein Allgefang, Bollgejang od. Zuſammenſpiel ac.
fentg.Solo); tutti frutti, pl. (mörtl. alle Früchte)
ein italienifches Gericht aus mehreren Früchten als
Hauptſtoff beitehend; allerhand in Rum aufgefeßte
Beeren und Früchte, Rumfrüchte; fig. ein Werk,
das allerhand Aufſätze enthält; = Botpourri;
tutti quanti, it. alle zufammen.
Tiviete, f. auch Twete, Tivetje, niederd. (v. twe,
zwei) eine Zmwifchengafje, eine Neben- oder Duer-
safe, welche zwei gleiylaufende Straßen verbindet,
ei. in Hamburg. |
Twine, £. engl. ein leichter Überrod.
Twiſt, n., geiv. m. engl. (über. etwas Geflochtenes,
Geſponnenes, von twist, flechten, ſpinnen 2c.) eng⸗
ches baummollenes Garn, auf Mafchinen bereitet
od. gefponnen; auch ein Getränf aus Branntivein,
Bier und Eiern.
Ztzburn, n. engl.(jpr.teibörn) der ehemal. Richtplatz
in Zondon, wo die Verbrecher gehängt wurden.
Tyche, f. ar. (tyche) Schiejal, fa Glück; auch
die Glũcksgöttin, 1. Fortuna: Tycho, m. männl.
Name: Glücklicher.
Zhfon, Thfeon, ſ. Typhon.
Zylöma, n. od. Tylofts, f. gr. (v. tylün, ſchwielig
merden,v.tylos,j.TZulu8)Heilk.dieSchwiele, Ver⸗
— das Hühnerauge; tylõtiſch, ſchwielig.
Tult, f. dän. (isländ. tylft, v. tölf, dän. tolv, got.
walif, zwölf) ein Dutzend.
Tompäanum, n. |. (v. gr. tympänon, entit. aus
typanon, dv. tfptein, fchlagen) eine altertiimliche
Handpaufe: Bauf. eine bedenförmige Vertiefung
an einer Wand, durch ein Standbild u. dgl. aus⸗
gefüllt; Giebelfeld, Giebeldreied; Heilf. das Trom-
melfel im Ohre; Tympanitis, f. gr. Deilf. die
Trommelſucht, Wind- oder Blähſucht; tympants
tiſch, trommel- oder blähfüchtig; Hohlklinigend;
Tympanoide, f. eine Baufengeltalt; ein paufen-
törmiger Körper; Tympänum bellicum, die rö-
miſche Heerpaufe,
Zyndariden, pl.gr.(Tyndaridai)Fabell. die Söhne
der Leda, der Gemahlin des Tyndareos: Kaſtor
u. Pollux (f. Raitor).
Typen u. typifch, ſ. unter Typus.
Zyshlitis, f. gr. (vd. typhlös, blind) Blinddarm-
rg;
Typhlõſis, f. gr. (von typhlün, blenden, typhlös,
blind) die Blendung, Blindheit; Typhlotropheum,
n. (v. trephein, ernähren) Heilf. eine Blinden-
Anftalt, Bflege-Anftalt für Blinde, Thphlotypo⸗
granbie, . erhabener Drud der Budjitaben für
inde.
Typbhsmanie, ſ. Typhos.
ö——— — — — — — — — — — — — — —
— — — — — — — — —
Typus
Typhon, m. gr. (typhön u. typhös; arab. tüfän,
was auch „große Flut, allgemeines Sterben” ıc.
bedeutet, chineſ. tei-fun) ein heißer verderblicher
Südmwind, heftiger Wirbelwind, Drehſturm, Wirbel-
jturm, bej. im großen Indiſchen Meere und längs
der Süd- und Dftküfte von China, vgl. Trombe;
bei den alten Agyptern als ein böfer Gott, bei
den Griechen als ein Ungeheuer vorgejtellt, das
die Erde mit dem Tartarus erzeugte u. von dem
—— u. Verderbliche in der Natur her—
rührte ꝛc.
Thbhos od. Typhus, m. gr. (typhos, eig. Dampf,
Qualm, v. typhein, räuchern, dampfen) Heilk. Ge-
fühlloſigkeit, Betäubung, Wahnſinn; jedes Fieber
mit Betäubung, bef. ein bösartiges, anſteckendes
Nervenfieber; Abdominalthphus, d. i. Unter»
leibstyphus, mit Darmgejhwüren; exanthema⸗
tiſcher Typhus, d. i. Fledtyphus, mit mafern-
artigem Hautausſchlag, auch Hunger-, Laza-
rett⸗ od. Kriegstyphus genannt, da er bejon-
ders bei jchlecht ernährten Menſchen auftritt;
Nädfaltyphus (Febris recurrens), in mehrtä-
giger Pauſe wiederfehrender Typhus, der bei. ir
Oſtdeutſchland Häufig epidemiſch erjheint; auch th⸗
sHöfes Fieber; Thohoid, m. ein leichter Typhus;
eine typhusartige Gehirnkrankheit; Typhoid des
Geflügels, Hühnerpeft, Hühnercholera; Typhes
made, f. Wahnfinn mit Betäubung; Thpho⸗
shthalmie, f. die epidemiſche typhöſe ägyptiſche
UAugenentzündung, Augenpeit.
Tybus, m. gr. (typos, d. t. eig. der Schlag u. das
durch den Schlag Bewirkte, v. typtein, jchlagen;
der Abdrud, das Gepräge, Gebilde od. Bild einer
Münze; Mufter, Bor- od. Mufterbild, die Mufter-
form, Örundgeftalt, vollgültiger, wahrheitägetreuer
Vertreter (4. B. einer Menjchenklaffe); Heilt. die
regelmäßige Krankheitötviederfehr; bei Buchdr. ein
geaof] enerBuchftabe; pl. Typen, Vorbilder; Drud-
uchltaben, Schriften 5 ettern); Typendruf, m.
Buchdruck; Typik, f. = Typologie; Thben⸗
fehreiber, Schreibmaigine, 1855 von Foucault
erfunden, bei der die Buchſtaben dur) Drud auf
Taften erzeugt werden; typiſch, vorbildlich, bild-
lich, grundformig, urformig, urgeftaltig, ureigen⸗
tümlich; einem Typus folgend; auch zu beſtimmten
Zeiten wiederfehrend, = periodifdh; von fiehen-
der Form; Thpograͤph, m. ein Buchdruder; The
pogranbia u. Typographie, f. Die Buchbruderei,
Buchdruderfunft; typograͤbhiſch, dazu gehörig
od. dieſelbe betreffend; in Zuſammenſ. Drud«, 4.8.
typographifge Rückſichten, Rückſichten auf
den Drud, bef.dietypographifhe Schönheit,
Drudihönheit oder Schönheit des Druds; tupo⸗
kõniſch (vgl. Konus), Tegelförmig; Thbolithen
pl. Spur- oder Abdruditeine, Steine, worauf fich
andere Körper abgedrudt zeigen; Typelttho=
grabphie, f. Drud von lithographiſchen Umdrüden
eines Holzschnittes oder des Typenjages; Type
(ög, m. ein Vorbildfenner u. -lehrer; Typologie,
f. die Vorbilderlehre oder Lehre von den Borbil-
dern im N. T., d. 1. von den vorbildlichen Be⸗
ziehungen im A. T. auf das Chriſtentum, vgl.
Figurismus; Typometer, m. cin Werkzeug zur
genauen Beftimmung des körperlichen Inhalt u.
der Höhe der Drudbuchjftaben (von Didot erfun-
den); Thpometrie, f. oder typometriſche Kunit,
der Zandfarten-Drud, die Kunſt, Landfarten wie
Bücher zu feßen und zu druden; brain n. ein
Raleidoiföp (f. d.), das nicht nur fternförmige Fi⸗
guren zeigt und defien Figuren als Vorlagen für
Tyr
das Muſterzeichnen dienen; Thpotelegraph, m.
ein von Bonelli 1863 erfundener Telegraph, wel—
cher die Worte der Depeſche ſogleich niederſchreibt;
Typothẽt, m. ein Drudichriftfeher, Schriftſetzer
vd. bloß Setzer.
zy, m. altnord. (angelf. Tiv, got. Tius, althochd.
iu, dasfelbe Wort wie ind. Dyäus, gried). Zeus)
Götterl. der altgermaniiche Tiwaz, urfprüngl. der
Himmeldgott, das als Gottheit verehrte Himmels—
ewölbe, ipäter der einarmige Schwertgott, bei den
achſen Sarnot (d.i. Schwertgenofie) genannt,
der Gott des Krieges und des Ruhms (wovon der
Dienstag, nordd. Diestac, Tiestac, angelj.
Tivesdäg, engl. Tuesday, got. Tivisdags, isländ.
Tysdagr, althochd. Ziestac, Ziuwestac, feinen
Namen hat).
Tyrdnm,m.gr.(tyrannos, [.tyrännus) urſpr. überh.
ein Herrfcher, König (Negent), im Altertum jeder
Aleinherricher in einem früher freien Staate
(übrigens ohne tadelnden Nebenbegriff); jetzt bef.
ein eigenmächtiger, graufamer Herrfcher, Ziving-
herr, Gewaltherrſcher, Wüterich (Defpot); Th—
rannis, f. gr. die Alleinherrſchaft; Thrannei, f.
(ar. tyrannis) die angemaßte Herridaft, Ziwing-
herrſchaft, Gewalttätigkeit, Grauſamkeit, willfür-
liche Härte und Strenge; Thrannicid, m. I. (ty-
rannicida)einTyrannenmörder; Thrannicidium,
n. Tyrannenmord; thranniſieren, barb.-!. (fr.
tyranniser) Zwangsherrſchaft ausüben, hart oder
raufam verfahren, willfürlih und hart beherr-
hen od. behandeln; tyranniich (gr. tyrannikös),
gemwaltfam, gewalttätig, herridh'iichtig, graufam.
Ueba 835
Tyraß, 1. Tiraß.
Tyrbe, f. gr. (tyrbẽ —= |. turba) Verwirrung, Un⸗
ordnung, Störung, Unruhe; Tyrbafie, f. (gr. tyr-
basia, von tyrbäzein — l. turbäre, f. turrbieren}
Störung, Beunruhigung.
Tyre, n. engl. (fpr. teir) Kranz, Ziehband von Eifer
od. Gußſtahl, bei. Radreifen an Lokomotiven und
Eifenbahnmwagen.
Threin, n. gr. (v. tyrös, Käſe) Käfeftoff.
Thr⸗-emẽſis, f. gr. (v. tyrös, Käſe, u. Emeſis, ſ. d)
eilt. käſichtes Erbreden der Säuglinge; Threu⸗
fis od. Tyrdfis, f. das Käſemachen, Milchgerinnen,
bef. im Magen; tyrödes, käſig, käſicht; Tyres
maͤnt, m. ein Käſe-Deuter od.-Wahrfager; Thro⸗
mantie, f. Käſe-Deuterei; Thromorphit, m.
Käfebildftein.
Tyria oder Tyriäfis, f. gr. Heilk. der Schlangen-
ausjaß; auch — Elephantiafi3.
Tyrolienne, £. fr. |. Tir—. |
Tyrrhẽener, pl. griechische Benennung der Etrusker,
eines den Belasgern ſtammverwandten altitalijchen
Volkes, welches Seeräuberet trieb; tyrrheniſches
Meer, n. der Teil des Mittelmeeres, der die Weft-
füfte Italiens begrenzt.
Tyrtäus, m. (gr. Tyrtaios)derffame eines berühmt
ten, sche lahmen griech. Dichters, der im 7,
Jahrh. v. Chr. durch feine begeifternden Kriegs
lieder den Spartanern den Sieg über die Meffenier
gewinnen half; tyrtäiſch, in dejjen Weile, ſchwung⸗
poll, begeijternd od. begetitert.
Zzalo, |. Czako.
kt.
Asfärzungen: U als zwanzigſter Buchjtabe in der
Rubrizierung = 20, im Lat. = V; in lat. Sn»
ichriften, Münzen 2c. f.u.v5 u.c. = urbis con-
ditae, von der Erbauung der Stadt (d.i. Noms)
an gerechnet; un. i. — ut infra, wie unten, ſ. unter
infra; ult. — ultimo, j.d.; u. s. = ut supra, |.
unter supra; ung. — unguentum; U. P.
Untertänige3 PBromemoria, f. Diemoria; U, 8,
United States; U al$ em. Zeichen = Uranium,
Uran.
U als Münzzeihen und zwar auf ehemal. franzöfi-
ihen Münzen (unter Napoleon J.): Turin; auf
ungariichen: Ujbanya.
Udnos oder Hanos (richtig: Llanos; Uanos
icheint fi nur duch undeutliches Schreiben ein-
gejchlichen zu haben), pl., ſ. Llano.
Ubboniften, pl. eine 1536 von Phil. Ubbo geftif-
tete Sekte der Wiedertäufer.
überfomplett, dtich.-I. (vgl. komplett) übervoll-
jtändig, überzählig.
ilbertät, f. I. (ubertas, v. uber, fruchtbar, reich) die
Fruchtbarkeit, überſchwängliche Hervorbringungs-
fraft, Fülle, der Überſchwang, Reichtum.
ubi, I. wo; auch al3 Hauptwort: das ubi, das Wo;
ubi bene, ibi patria, Sprw. mo mir’3 wohl geht,
ba ift mein Vaterland; ubi periculum, ibi lex,
wo eine Gefahr ijt oder entiteht, da ift oder ent-
ſteht auch ein Geſetz; ubi lex, ibi poena, wo cin
Gefeh fit, da ift aud) Strafe; Ubitalion od. Ubiẽ⸗
tät, f. barb.-I. das Irgendwofein, die Ortlichkeit,
Eigenſchaft eines Dinges, fich an einem Ort zu be»
——
finden; ubĩque, I. überall; ubiquitär, allgegen-
märtig; überall borlommend; biquiiät f. xl.
i; (ubiquitas) die Allgegenwart, das Allenthalben-
jein; be. die von Zuther behauptete Allgegenwart
des Leibes Chrifti in dem Brote des Abendmahls;
das Überallvorfommen; Ubiquiſten, —
ſten oder Ubiquitarier, pl. Allgegenwartsbeken⸗
ner oder Bekenner der Allgegenwart des Leibes
Chriſti in dem Brote des Abendmahls.
Ubier, pl. ein germaniſches Volk, das zu Cäſars
en am rechten Rheinufer zwiſchen Sieg und
ahn wohnte, aber, v. d. Sueben gedrängt, unter
Auguſtus auf das linfe Rheinufer verjegt wurde;
ihre Hauptjtadt mar Colonia Agrippina, jetzt Köln.
Ucalögon ärdet, paries cum proximus Ardet,
I. Ücalegon (d. i. dad Haus des lUcalego, eines
Trojaners) brennt (d. h. du biſt jelbft in Gefahr),
wenn das benachbarte Haus brennt (nach einem
Berfe in Vergil® Aeneis 2, 312).
Ude, f. ruſſ. die Fiſchſuppe.
Umasiusktanl (nach feinem Erfinder, dem öfterret»
hifchen Artillerieoffizier Yranz Freiherr v. Ucha—
tius, 1811—1881, der fih als Generalmajor zu
Wien felbit den Tod gab) = Stahlbronze,f.b.
Ndia, |. Okia.
Uditoͤre, m. it. = Auditor, f.d.; uditöre della
cämera, Rammer- oder Schahrat; u. di reis,
Staat3- u. Kirchenrat (vgl. Rota); u. santissime,
geiftlicher Oberrat und Richter in Rom.
ide, f. Odo.
Ueba und Uiba, |. Hucba.
896 Uhlan
Uhlan, ſ. Ulan.
Uiftiti, m. (wegen feines Geſchreis fo genannt) der
Krallenaffe, j. Sanguinden.
Witlegger, m. (pr. eut—) holl. ein Ausleger, Wart-
ichiff, ein bewaffnetes Küſtenſchiff.
Ui, ung. neu, namentlich in Namen gebräudlid).
Uids, m., pl. Ukäſe, rufi. (eig. da3 Ausgefagte,
dikt, Defret, v. kasatj, geigen, jagen, und dem
Vorworte u) ein ruff. Faiferl. Befehl, Erlap.
Akraine, f. ruf). (ukraina, Grenzland, v. u, ar, bei,
und krai, der Rand, Saum) eine Landichaft in
Sidrußland, Sig des Heinruffiihen Volksſtammes.
al, arab. Artikel, ſ. al.
Alak, m. ein türk. Eilbote zu Pferde (vgl. Sta-
fette), der die Befugnis hat, das Pferd jedes ihm
begegnenden Reiters gegen fein ermattetes zu neh-
men.
Hlalgie, f. gr. (v. ülon, das Zahnfleifch, und älgos,
n. Schmerz) Heil. Kiefer-Cchmerz oder »-Weh;
Alttis, f. Zahnfleifchentziindung; Miönens, m.
ae Ha Ulorrhagie, f. Blutung aus
dem Zahnfleiſche.
Yiän, m., pl. Mfänen (poln. ulan, hulan, von türk.
oghlän, junger Menſch, Burſche) der Lanzen-
reiter, Lanzner, eine zuerſt in Polen eingeführte
Art leichter Reiter mit Piſtolen, Säbel u. Lanzen 2c.,
tatarifchen Urjprungs; Ulanka, f. der Waffenrod
slcerieren ꝛc., |. unter Ulcus. [der Ulanen.
wleileteren, I. (uleisei) rächen, ahnden.
Hleus, n. L. (pl. uleöra) ein Geſchwür, eine Eiter-
beule; ulcerieren (I. ulceräre), ſchwären, eitern;
Ulceration, £. (l. ulceratio) die Schwärung, Ei-
terung; Bereiterung, Verſchwärung; Erbitterung;
tlcerös(l.ulcerösus,a, um) eiterig, vol Schwären.
Alẽma, m., pl. Ulemas (arab. ulemä, v. alim, ge-
lehrt, v. alima, wijjen, fennen) Gejegfundiger, die
Klaſſe der türk. Nechtögelehrten, welche zugleich ala
Seijtliche betrachtet werden, ald Ausleger des Ko—
rang und Verwalter des Gottesdienites; vgl. Kadi
und Molla.
Alisinerien od. Mligindfen, pl. (v. 1. uligo, Feuch-
tigfeit des Bodens) Sumpfpflanzen.
Aiztis, f.gr.1.f. unter Ulalgie; 2. (v. ule, Narbe)
Entziindung einer Narbe.
Hlmin,n. nl. (v. I. ulmus, f. Ulme) der Ulmenftoff,
Moderftoff, ein aus einer alten Ulme bei Pa—
lermo zuerjt dargeitellter Pflanzenbildungsteil;
nah Mulder (zum Unterjchiede von Sumin, |. d.)
der braune, in Ralilauge unlösliche Stoff der
Dammerde 2c.; ift er in Kalilauge löslich, jo heißt
er: Uminſäure.
Alna, f. 1. der Ellbogen, die Elle; Heil. die Eilbogen-
röhre; ulnär, darauf bezüglid.
Ylöncus, m. gr. 1. f. unter Ulalgie; 2, (von ule,
Narbe) Anſchwellung einer Narbe.
alophulliich, gr. (v. ulos, fraug, u. phylion, Blatt)
trausblätterig.
Nlorrhagie, f. j. unter Ulalgie.
UNlotita, pl. gr. (. ulün, vernarben, und ule, Narbe)
Heilt. Bernarbungsmittel; uldtiſch, vernarbend.
Nirich, m. altd. (Uodalrih, Odelrih, von uodal,
ödil, Erbgut; vgl. Odo, Otto ꝛc.) männl. Name:
der an Erbgut Reiche, Begüterte; Ulrike, £. weibl.
Name: die Reiche, Begüterte,
Alfter, m. engl. (fpr.ölßt’r) ein langer, an der Taille
zujammengezogener Überrod, Ulitermantel (wie
er urjprünglich in Uliter, der nördlichſten Provinz
Irlands, ——— wird).
alterior, ulterius, !.(Komp.v.ulter, ultra, ultrum,
jenjeitig) der 2c. jenjeitige, entferntere, weitere (vgl.
Umpbelle
citerior; ultimus, a, um (Sup. v. ulter), der ıc..
entferntejte, äußerfte, legte; Witimns, m. der Lebte,.
Unterfte; ultimo, am legten, näml. Monatstage;
% B. ult. Jan.,am legten Januar; Ende; ultima,
. die legte Silbe, Endfilbe eines Wortes; ultima.
ratio, f. die legte Enticheidung, das legte Mittel;
Ultimum, nm. das Letzte Äußerſte; ad ultimum,
endlich, ſchließlich; ultimieren, Kartenſp. eine
Karte für den letzten Stich anſagen; Ultimätum
oder Ultimät, n. nl. die legte Erklärung, End—
erklärung oder »Bedingung, der legte Vorichlag
zum Abjchluß eines Vergleiches; auch Schluß- od.
Endwort, Schlußſatz; leßtes Wort; Ultimatiſſi—
mm, n. barb.-lat. allerletzte Erklärung, aller—
äuperite Bedingung; Mitimogeniturrecht,n. dag
Recht, der Spätergeburt, wonach) bei Erbteilungen
der Ältere teilt und der Jüngere wählt; Ultimo—
regulterung, f. Monat3abjchluß, Monatsabrech⸗
nung. |
ultor,m.!. (v.uleisei, rächen) der Rächer, Beftrafer.
ultra, !. (vgl.ulterior etc.) jenjeit3, darüber hinaus,
meiter; jenjeit, über; ultra altörum tantum,
mehr als noch einmal fo viel, über daS Doppelte;
u. captum, ſ. Captus; u. dimidium, j. dimi-
dium; u. posse nemo obligätur.f.posse; Ultra,
m., pl. die Ultras, nl. ala Subjtantip in der jebt
em politifhen Bedeutung: Überfpannte,
bertreiber, die in dem, was fie wollen, aus Leis
denjchaft und Vorurteil fein Maß halten und das
Biel verlieren, indem fie über dasſelbe hinausſtre—
ben; dah. bei. 5. Ultrarevolutionärs, Ultra—
roYyalijten, Ultramonardiften(.d.,Ultra-
liberale, Ultrademofraten 2c.; in engerem
Sinne nennt man Ultras die Ultraroyaliiten od.
Abjolutiften(.d.),entg.ven Liberalen; Nitratss
mus oder Ultracismus, m. deren Gefinnung u.
Grundſätze; Ultramarin, n. (v. ultra, jenfeits, u.
mare, da3 Meer, weil man es aus überſeeiſchen
Rändern, bei. China, erhielt) eine befannte ſchöne
blaue Farbe, früher aus dem Lafurftein bereitet
und ſehr foitbar, jegt meift künſtlich dargeſtellt aus
Tohlenfaurem Natron, Kiejelfäure. TZonerde, Schwe-
fel und Eijen; Ultramonarchiſten, pl. l.-gr. lei-
denschaftlihe Anhänger und Verehrer der Allein»
herrſchaft vd. unbeſchränkten Königsmadt; ultra
montändiich), nl. (von mons, Berg, montänus,
bergig 2c.) jenjeit der Öebirge, bei. ver Alpen; da-
her gem. dem Geijte und den Grundjägen des
Bapittums gemäß; Nitramontäner, m. Vertei-
diger und eifriger Anhänger der unumſchränkten
tirhlichen Gewalt des PBapftes, — Rurialift;
Ultramontanismus, m. deren Lehre u. Grund»
fäge; ultramumdan, I. ( ultramundänus, db. mun-
dus, die Weit) überweltlich, überirdiſch; Witrarot,
Überrot; Ultraſervile, pl. nl. (vgl. jervil) Uber-
untertänige, Speichelleder. 9—
ultro l.(vgl. ulterior 2c.) eig. jenſeits, hinüber, dar⸗
über hinaus, überdies; freiwillig, von freien Stül-
ten; ultro citrõque, hinüber und herüber, hin
und her, hin und wieder.
Wyijes, m. 1. = gr. Odyffeus, König v. Ithaka,
ein durch Tapferkeit u. Schlauheit im trojanijhen
Kriege n.auf der langwierigen Heimreije beruhm-
ter griech. Held, Gemahl der Penelöpe u. Vater
des Telemad).
Umbéẽille, f. I. (umbella, Verkl. v. umbra, Schatten)
eig. ein Sonnenſchirm; der Blumenſchirm; Umbel⸗
lãten od. Umbelliferen, pl. neulat. (umbellätae,
umbelliförae) Doldengewächſe, Schirmblumen;
umbeiliflörae, pl. Schirmelütler.
Umber
Umber, ın., Umbra, f. oder Umher⸗Erde (von I.
umbra, Schatten; n. a. v. terra Umbria, d. i. um-
brijche Erde, von der ital. Landſchaft Umbrien),
Schattenfarbe, Bergbraun, ein als Malerfarbe be-
nußte3 braunes Mineral, aus Eifenoryd, Mangan
oxyd, Wafjer zc. beftehend; die Kölnifhe Umbra
ift zerriebene Braunkohle.
Hmbilicns, m. I. (— gr. omphalös) der Nabel; aud)
der Mittelpunkt, das Mittelſte; Rſpr. der mitt-
lere (4) Teil der Pandekten v. 20. bis 27. Buche;
ehem. = Focus, Brennpunkt; umbilicus Vend-
ris, der Benus-Nabel, Benennung einer Pflanze;
umbilitäl, nlat. zum Nabel gehörig; Umbilicit,
m. eine verjteinerte Nabelfchnede, Tellerjchnede.
Umbo, m. I. Buckel des Schildes, Wurlft.
Umbrer, pl. (I. Umbri) ein altitalienifches mächtiges
Bolt, das um 308 v. Chr. von den Römern be-
fiegt wurde.
umerbedieren, dtich.-!. (von erpedieren, j.d.) um-
fertigen, neuabfertigen nl Umexpedi⸗
tion, Umerbedierung, f. Neuabfertigung.
Uminta, £. jpan. ein aus gequetichten jungen Mais-
körnern bereiteter Brei, der mit Salz, Auer und
Gewürzen vermifcht und in Wafjer gekocht od. in
Butter gebraten wird, eine in Südamerifa be-
liebte Speife.
umrangieren, umordnen, umjftellen (Eifenbahn-
wagen).
umſpedieren, diſch⸗l. (vgl. fpedieren) weiter fenden,
umarbeiten; AUmfpeditionspuntt, Poitd. Umar-
beitungsort, Ort der Weiterfendung.
unabfolviert, dtſch⸗l. (vgl. abjolvieren) unabge-
macht, nit zum Schluß gebracht.
una corda, it. nur auf einer Saite zu jpielen; beim
Klavier mit Verſchiebung, f. unter corda.
unadäquat, dticy.-!. das Gegenteil von adäquat,
j. unter- adäquieren.
unanim, |. (unanimus, v. unus, ein, und animus,
Gemüt), al3 Adverb auch unanimiter, einmütig,
einjtimmig, einhellig, aud) ar unanimia (näml.
suffragia); Nnanimität, f. (lat. unanimitas) die
Einmütigfeit, Einhelligfeit, Einigkeit.
unartituliert, dtich.-l. (vgl. artitulieren) ungeglie-
uma serie, |. j. unter Series. [dert.
Unau, m. (Name des Tieres in Brafilien; nl. Cho-
löpus didactylus) das zweifingerige od. zweizehige
Faultier in Süd» Amerifa, namentl. in Guyana
und Nordbrafilien; auch der Faule aus Oſtindien.
Nnctäl-Buchftaben, pl. (v. I. uncia, ein Zmölftel,
dah. ein Zoll; unciälis, einzöllig), bei Buchdr. große
(eig. einen Zoll breite) Anfangsbuchſtaben.
Uncinarius, j. unter Uncu3.
uncivil, dtich.>l. (vgl. civil) unhöflich, ungebildet,
roh; unciviliſiert, ungejfittet, roh.
Uncle Sam, j. unter Samuel.
Uncus, m. 1.(=gr.önkos) der Hafen; Uneinarius,
m. nl. (von uncinus, hafig) der Hafenwurm, eine
Art Eingeweidewürmer.
unda, f. [. die Welle, Woge; unda maris, f. eig.
Meereswelle; eine offene Flötenjtimme in Orgeln;
Undation, f. Wellenihlag, bei. der ——
Herzſchlag; Undine, f. nl. (fr. Ondine) ein weib-
liher Wafjergeift, eine Waſſernixe, ri her
(vgl. Elementargeifter); Undina, f. Sternf. ein
Uferoib, 1867 von Peters entdedt; undulieren,
fi) wellenförmig bewegen, Wellen jchlagen, wogen,
ihmwanfen; Undulation, f. die wellenfürmige Be-
megung, das Wogen, Wellenichlagen, Beben, die
—— Undulations-Thesrie, f. die Lehre
von der wellenfürmigen Bewegung de3 Lichts (auch
Heyſes Frempwörterbud. 21. Aufl.
Unilat 897
Vibrations- Theorie); undulatörifch, wellen-
förmig, wogend, wiegend,jhaufelnd; Undulismus,
m. der Wellenfchlag, die Wallung; Undulljten,
pl. Mal. Schlängler, Weichler, die im Gegenjage
der Charakteritifer das Weiche ohne Charakter
lieben und die Schlangenlinie zum VBor- und Sinn»
bilde der Schönheit nehmen.
underground line, f. engl. (pr. önd’rgräund lain),
Untergrundbahn.
undisziplimiert, dtich.l. (vgl. diszıplinieren) uns
geordnet, nicht an Zucht gewöhnt, zuchtlos.
unfrantiert, dtich.=l. (vgl. Franco 2c.) nihtfrei, un-
— ungalant, dtid.-fr. (vgl. —— unge⸗
fällig, unhöflich; ungeniert (vgl. Gene 2c.), unge—
zwungen, frei, unumwunden.
Unguentum, n. I. (v. ungöre od. unguöre, jalben)
Salbe, ein mit Fett zubereitetes Arzneimittel; un⸗
auinds (I. unguinösus), fett, fettig.
unguis, m. l. der Nagel am Finger; die Klaue; ad
unguem, auf den Nagel; auf die Nagelprobe, d. i.
jehr genau; ex ungue leönem, Spriw. aus oder
an der Klaue (erfennt man) den Kömen; unguibus
et röstro, mit Klauen und Schnabel, d. i. mit
aller Kraft; ungüla, f. Verkl. von unguis) die
Klaue, der Huf; unguläta, pl. (l. ungulätus, mit
Klauen oder Hufen verjehen) aftiere:Iiugntiten,
pl. Klauenmuſcheln; unguieulata, pl. nl. (von I.
unguicülus, Berfl. v. unguis) die mit Nägeln an
den Füßen verjehenen Säugetiere.
ünt, fr. (jpr. ünih; von unir, einigen, ebnen, von l.
unire, vereinigen, v.unus, ein) einig, einfach; gleich,
ichlicht, einfarbig; Untftoffe, pl. (pr. ünih ) ein-
farbige Stoffe; Uniäti, pl. nl. (von uniäre, f.
unire) die Vereinigten, in Polen Name der unier-
ten Griechen, . unter Union.
unifizieren, nl. einig machen; Unififation, f. die
ES N
lands, Italiens; Gleichmachung, 3. B. der Staat»
ihuld; uniform, I. (uniformis, v. unus, ein, und
forma, Form) einfürmig, gleihförmig; Uniförm,f.
nl. (fr. uniforme) die gleihförmige Tradıt; Dienit-
Kleidung, Amts», oder Standestracht, Amtskleid,
Dienstrod, bej. der Soldaten: Waffenrod; units
formieren, leihformen, gleichkleiden; gleich»
maden, gleihförmig geftalten; uniformiert, im
Dienftrod; Uniformierung, f. die Gleihformung,
Gleichmachung; bei. Gleichkleidung; ——
keit, Gleichgeſtaltung; Uniformiſten, pl. Leufe,
welche allen Staaten oder Kirchen die gleiche Ge—
ſtaltung wünſchen; Uniformität, f. (I. uniformi-
tas) die Ein- oder Gleichförmigkeit, Übereinftim-
mung, Gleichheit; Uniformitäts-Akte, f. eine
Verordnung des engl. Parlaments von 1662, wo—
nad) alle Geiftlichen ihre Übereinftimmung mit der
Liturgie der hohen bifchöflichen Kirche erflären,
oder ihre Ämter niederlegen mußten; Unigenitus,
m. jpätl. (von genitus, geboren, von gignere) der
Eingeborene (Sohn Gottes); Unigenitus=-Bulfe,
f. eine mit jenem Worte beginnende Bulle oder
Verfügung von Bapjt Clemens XI. im Sahre 1713
gegen bie Kan eniften; uniläbiſch, nl. (vgl. la-
bium) einlippig; unilateräl (vgl. latus), einfeitig,
Aa Unilateräl-Kontraft, m. ein einfeitiger
ertrag, durch melden vorzugsweiſe nur ein
Teil verbindlicd; gemacht wird; vgl. Bilateral-
Kontrakt; unilöbiich, lat.-gr. (vgl. lobus) ein-
lappig; unilofnfär od. unilokulös, nl. (vgl. lo-
cülus, Ortchen, Zac) einfächerig.
Nnitat, n. I. (v. unicus, einzig) erjte oder einzige
Ausfertigung; Urſchrift; Unikum, n. 1.(v. unicos,
57
898 unintereflant
einzig)ein Einziges in feiner Urt, nur einmal Vor- |
Handenes, bei. ein nur noch in einem Exemplar
vorhandener Abdrud eines feltenen Buches; eine
nur noch in einem Exemplar vorhandene Münze
xc.; Unizität, f. nl. die Einigkeit.
uninterejlant, dtich.-fr. (vgl. Intereſſe 2c.) feine
Teilnahme erregend, nicht unterhaltend oder an-
ziehend, nicht feffein: uniutereſſiert, unbeteiligt,
uneigennüßig.
Union, f. jpätl. (unio, v. unus, ein; fr. union) die
Bereinigung oder Einigung, Einheit, Einigfeit,
Übereinjtimmung; der Verein, Bund, das Biind-
nis; beſ. Kirchen- oder Glauben3-Einigung; aud)
Staaten-Bereinigung; in der Geſchichte: die Ver-
bindung einer großen Anzahl proteftantifcher
deutjcher Staaten, welche 1608 zu Ahauſen bei
Ansbach geichloffen wurde und die fatholiiche Liga
hervorrief; jeßt die nordamerifanifchen Freiftaaten;
auch die 1817 zuerit in Preußen vorgenommene
Bereinigung der Lutheraner und ————
unio prolium, die Einkindſchaft, Annahme der
Stieffinder für leibliche Kinder; Unioniſt, m. nl.
ein Bereiniger, Bereinigungsitifter; ein Anhänger
der Union; im nordamerifaniichen Bürgerfriege
die Anhänger der Norditaaten, entg. den Kon-
föderierten; unioniſtiſch, vereinigend; unie—
ren, l. (unire; fr. unir) vereinigen oder vereinen;
unierte Griechen, mit der römifch-Fatholifchen
Kirche vereinigte Griechen, welche den Papſt für
das Oberhaupt der Kirche anerkennen, entg. den
nicht unierten, welche dies nicht tun; United
States of North-America, engl. (pr. juneited
ſtehts om nör'ß ämıerifä) die Vereinigten Staaten
von Nord-Amerifa; unitis viribus oder viribus
unitis, mit vereinigten Kräften, mit gejamter
Macdt; unitin, nl. vereinigend, vereinend.
untpetäl, [.-gr. (vgl. Betalon) nur ein Ölumenblatt
habend, einblätterig.
unipolär, nl. nur den einen 5 betreffend, von
EDEN: welche nur die eine Art von Elektrizität
eiten.
ünique, fr. (pr. ünif; v. l. unicus) einzig, einzig in
jeiner Urt, ausgezeichnet; feltfant, wunderbar.
anderen, ſ. unter Union.
uniſexuãl, unijernell, nl. (v. unus, ein, u. sexus,
1. d.) eingeſchlechtig; Uniſönus, m. nl. od. it. Uni⸗
ſono, n. (v. I. sonus, Schall, lang) der Einklang,
Gleichklang, die Eintönigfeit, Überein- od. Gleich—
ſtimmung; unifon od. all’ unisono, it. im Ein-
ange, einjtimmig; übereinftimmend.
Unität, £. lat. (unitas, von unus, ein) die Einheit,
Einigteit, leichförmigfeit, Übereinftimmung: Ge-
meinſchaft, Brüdergemeinde; Unttarins od. Uni⸗
tarier, m. nlat. ein Einheitsgläubiger, Einheits-
betenner, der nur eine Berjon in der Gottheit
annimmt, entg. Trinitarier; unitariich, auf
Einigung oder Einheit abzielend.
United, unitis viribus, unitis, ſ. unter Union.
Univdiven, pl. nl. (von unus. ein, und valva, d. i.
eigentl. Zürflügel)einichaligeScaltiere, Schneden;
univaͤlviſch, einhüllig, einfhalig; univasfulär
(vgl. Vastulum unter vas), eingefäßig, eintrich-
terig, einfelchig.
niversus, a, um, lat. gejamt, ganz, allgemein;
Univerfum, n. das AU od. Ganze. der Inbegriff
aller Dinge, dad Weltall, die ganze Welt; uni⸗
verjäl (lat. universälis) od. univerjſẽell (fr. uni-
versel), dad Ganze betreffend, allen gemeinfam,
allumfaſſend, ganz, durchgängig, ausnahmslos;
Univerſal⸗Elixir, n. Lebenselixir, Lebensſaft,
Unobinärgülden
ein altes Geheimmittel, gew. Rhabarber, Enzian,
Aloe u. a. in Alkohol aufgefegt; U.«Erbe, m.
Haupterbe; U.⸗Fideikommiß, m. die legtwillige
Verfügung eines Vermächtnifjes, das den ganzen
Naclak od. einen großen Teil desfelben umfakt;
U.⸗Fideilommiſſar, m. einer, der ein folches Ver-
mächtnis empfängt; U.⸗Genre, n. ein Allgeiſt, ein
Geiſt, der zu allem od. zu jebr vielem Fähigkeiten
befigt; U.-Hiſtorie od. U.-Geſchichte, f. die all-
gemeine, alles umfafjende Gefchichte, Weltgejchichte
ujw.; U.⸗Inftrument, n. in der Sternfunde ein
Werkzeug, das als Theodolit (f. d.), aber auch
als Meridian- u. Repetitionsfreis gebraucht wer-
- den fann; U.⸗Katalögus, m. ein allgemeines Ver-
zeihnis; W.Periton,n. ein Wörterbuch iiber alle
od. jehr viele Sprachen; ein Wörterbud) über alle
Geaenitände, Gejamt- oder Allwörterbud; U.⸗
Mecdizin, f. oder U.⸗-Mittel, n. ein allgemeines
Heilmittel; U. Monarchie, k. Weltberrichaft; U.⸗
Sulzeſſion, f. Geſamtnachfolge; N.-Sufzeffor,
m. Öejamterbe, Haupterbe; U.-Zeit, Weltzeit;
Univerfäle, n. ein allgemeines, landesherrliches
Ausichreiben (Manifeit); Univerfalia od. Unis
derfalien, pl. allgemeine Dinge, Gegenftände ꝛc.;
bei den icholaft. Bhilojophen: das Allgemeine in
unſerm Voritellen, bef. die Gattungen und Arten;
univerfaliiieren, barb⸗l. allgemein machen, ver-
allgemeinern; Univerſalismus, m. nl. die Kraft
od. das Streben, alles zu umiajjen; bei. die Lehre
der Allbegnadigung, die Annahme, daß Gottes
Gnade fid) auf alle Menjchen eritrede; Univerſa⸗
lift, m. (fr.universaliste) wer danach ftrebt, alles
zu umfaſſen; auch ein Verteidiger der Allbegnadi-
gungslehre; univerſaliſtiſch, dem Univerſalismus
huldigend; Univerſalität, k. nl. die Allgemein-
heit, Geſamtheit; Allumfaſſung, Unbeſchränktheit;
Univerſität, £. I. (universitas, Allgemeinheit, Ge—
famtheit; in der Ripr. Gemeinde, Korporation)
eigentl. eine mit Gemeinde-Rechten begabte Lehr-
anjtalt, Zehrgemeinde, Wiſſenſchaftsgemeinde, Ge-
famtheit der Xehrenden und Lernenden; eine hohe
Schule od. Hochjchule, Höchste wiſſenſchaftliche Lehr—
anftalt; auch der allgemeine Vertretungsförper der
Siebenbürger Sadjen; universitas non delin-
quit, Ripr. die Gejamtheit vergeht ſich nicht, d. h.
es gibt fein Bergehen der ganzen bürgerlichen Ge—
ſellſchaft.
University extension, f. engl. (ſpr. jünewörßiti
ekßtenſchen) Univerlitätsausdehnung, Volkshoch—
ſchulkurſe, volkstümliche Hochſchulvorträge.
univöcus, A, um, oder univoͤk, ſpätl. (von unus,
ein, und vox, ſ. d.) eindeutig, einjtimmig; auch
gleichlautend bei verichiedenem inne; Univola⸗
tion, £. nlat. die Eindeutigfeit, Gleichbedeutung,
Gleichbenennung.
unkanoͤniſch, dtid.-gr. (vgl. Kanon zc.) den Kirchen-
gejegen widerſprechend; unkritiſch, dtich.-gr. (vgl.
fritiih) den Gefegen der Beurteilungskunſt ent-
gegen, unkunftrichterlich.
untomiortäbel oder unkoͤmfortable, Dtic.-engl.
(vgl. comfortable) unbehaglidh, ungemädlich, un-
gemütlich, ohne Geihmad.
Unttion, f. l. (unctio, dv. ung£re, jalben) die Sal-
bung, Ölung, Heiligung.
Unkultuͤr, k. dtich.-I. (vgl. Kultur) der Bildungs-
mangel, die Ungebildetbeit, Roheit; unkultiviert,
unangebaut; ungebildet, ungelittet, roh, |
Unobinärgülden, n. nb.⸗dtſch. (v.1. unus, ein, u. bi-
narius, zwei enthaltend), hemiprismatijche Rubin»
blende, Myargyrit, ein lichtitahlgraues, in Split-
unorganifch
tern blutrot durchſcheinendes Erz, aus Silber, An-
timon und Schwefel bejtehend.
unorgaͤniſch, — anorganifh; unorganifde
Chemie, die fih mit den einfaheren Verbin—
dungen der lebivfen Natur bejchäftigende Chemie,
entg. organijhe Chemie.
un poco, j. poco.
ungnalifizierbar, feiner näheren Bezeichnung
täbig, unglaublich, alle Begriffe überfteigend, un-
erbört.
Unterbilance, f. dtich.-fr. (for. —bilängk) Rech—
nungsabſchluß mit Verluſt, Schulden, Fehlbetrag.
Unterdrains, pl. dtich.-engl. (jpr. —drehns; vgl.
Drain) unterirdifhe Waflerabzüge.
untersminieren, dtich.-fr. (vgl. Mine 4.) unter»
graben, unterhöhlen.
Unteroffizier, m. dtih.-fr. Rottenführer, welcher
zwijchen dem Offizier (f. d.) und den gemeinen Sol-
daten in der Mitte fteht.
unus, a, um, lat. ein, eine, ein, oder einer, eine,
eines; unus post alterum, einer nad) dem an—
dern; ad unum (omnes), eig. bi auf einen, d. i.
alle ohne Ausnahme; unum id6mqne; [. ein und
dasselbe, das Nämliche, eineklei.
Unze, f. 1. (v. I. uncia, eig. der zwölfte Teil eines
er ein ehemal. Arzneigewicht von 2 Rot, ein
Zwölftel eines Medizinal-, ein Sechzehntel eines
gewöhnlichen Pfundes; früher aud) eine Münze in
Sizilien ꝛc. = 3 neapolitan. Silberdufaten (du-
cati di regno); 2. (nl. Felis uncia, fr.once; jpan.
u. port. onza, it. lonza, v. l. Iynx, Luchs, mit ab-
geworfenem 1, al3 ob e8 der Artikel wäre) ein dem
Panther und Leoparden ähnliche® Raubtier in
Südamerika, auh Jaguar, Tigerlage, Banther-
katze 2c.
Upaniſchad, f. ſanskr. (eig. Wahrheit, Tugend) der
eil der Vedas (f. d.), welcher deren Inhalt philo-
ſophiſch zu begründen ſucht.
Upas, n. ind. ein Gift, womit die Bewohner des
ind. Archipels ihre Pfeile vergiften, dargeftellt aus
den Säften zweier Bäume, der Antiaris toxicaria,
welche da3 Gift upas antiar, und der Strychnos
Tieute, welche da3 Gift Strychnin enthält, |. An-
tiarin und Boa Upas.
upper ten(tnousand), engl.(jpr. öpp’r ten tHäuf’ud),
die oberen Zehntaujend, die vornehme Welt.
Upraͤwa, f. ruſſ. (eig. Gerechtigkeit, Wahrſpruch, v.
praw, recht, wahr, = I. probus, dtſch. brav), das
Gerihtsamt; Uprawa blagotſchinija, f. ruff. (v.
blagotschinjje, gute Ordnung, Wohlverhalten) die
Polizeiverwaltung; Npramtldjn chtſchij, m. ruſſ.
(von uprawljätj, verwalten) der Verwalter, Haus—
verwalter, Gutsvermwalter.
Ur, m. ein ehemal. Flüſſigkeits- und Getreidemaß
in Siebenbürgen, ein Eimer, — 11,57 1.
Urdca oder Urrdca, f. port. (vgl. Urraf) eine Art
Wein in Indien, Balmmein.
Urächus, m. gr. (urachös, von üron, Harn) Heilf.
der Harnitrang, die Blaſenſchnur, ein Kanal, der
beim menjchlichen Embryo vom oberen Blafen-
ende beginnt und dur die Bauchhöhle in den
Nabeljtrang mündet; Ur-akraſie, f. (vgl. Akrafie)
üble Miſchung des Harns; Ur-akratie, f. (vgl.
Afratie) der unmwillfürlihe Harnfluß; Nrämie, f.
da3 Blutharnen, Harnftoffvergiftung.
Ural, m. rufj. (ural, der Gürtel) das Grenzgebirge
wiſchen Rußland und Aſien; Ural-Maus, f. eine
rt Zug- od. Wandermäufe; Uralit, m. eine Art
Hornblende vom Ural.
Urbar "899
Uränus, m. gr. (üranös) der Himmel; Fabell. der
Himmelsgott, der ältefte Gott, Gemahl der Säa
oder Erde 2c.; ein von Herfchel 1781 entdedter
Planet, aud) Georg3planet, nächft dem Neptun
der entfernteite unjere3 Sonnensystems; Nrante,
f. die Himmlifche, eine der Mufen, f. d.; Stern.
ein Afteroid, 1854 durch Hind entdedt; Venus
Urania, f£. |. unter Venus; Uranides, m. oder
der Uranide, d.i. Sohn des Uranus, ein Bei-
name des Saturn; Uranifon, n. das Himm—
liihe, ein von Herrn dv. Holbein zu Wien 1806
erfundenes Tonwerfzeug aus zwei verbundenen
Harfen, deren Eaiten dur) arten berührt wer»
den 2c.; Uraniönen, pl. (ar. Uraniönes) Himm—
liche, Selige, Benennung der alten griech. Götter
im Homer; Uraniscus, m. (gr. uranfskos) ein
Heiner Himmel; Thronhimmel; gewölbte Dede
eines Zimmers; Heilf. der Gaumen; dah. Nranis=
eitis, f. Saumenentzündung; Uranisforrhaphe
oder Uranorrhaphẽ, f. die Gaumennaht; Ura=
nium od. Uran, n. ein 1789 von Klaproth ent»
dedter einfacher metallifcher Körper; Uranglim—
mer, m. grüner Glimmer, aus Phosphorjäure,
Uranoryd, KRupferoryd (oder ftatt deſſen Kalferde)
und Waller beitehend; Nranit, m. eine (Kalferde
enthaltende) Art des Uranglimmerd; Urano—
grapbie, f. die Himmelsbejchreibung, Beſchrei—
ung des Sternenhimmels; Mranolatrie, f. die
Verehrung der Himmelskörper, eine Art der Viel-
ötterei; Uranolithen, pl. Meteorfteine (ſ. d.);
ranologie, f. die Himmelsfunde; uranoloͤgiſch,
diejelbe betreffend; Iranometrie, f. die Himmels»
mejlung; uranometriih, himmelmefiend; Ura—
noplajtif, f. Bildung eines künstlichen Gaumeng;
Uranoräma, n. Himmelsanfiht (von Sambon
erfunden); —— m. ein Himmelſchauer,
rer ternguder; auch ein von
r. J. ©. Böhm in Prag erfundenes Werkzeug;
Uranoftopie, f. die Himmelsbejhauung oder
Beobachtung; Mranpecherz oder Fehurän, n.
Pechblende, eine natürliche Verbindung von Uran
mit Saueritoff. |
Urao, n. in Sidamerifa — Trona, f. unt. Soda.
Urdri,n. Pfeilgift, ein aus Pflanzenfäften bereiteter
Siftitoff, womit die Indianer in Brafilien ihre
Waffen vergiften. -
Uras od. rat, n., pl. Uräte, gr. (v. üron, Harn)
Sceidef. harnfaures Salz; aus Gips und Urin
gemijchter Dünger; Uräte, £. |. Poudrette.
urbän, I. (urbänus, v. urbs, Stadt) ſtädtiſch, ftadt-
mäßig; höflich, fein gebildet, wohlgefittet; Urbä-
nus oder Urban, m., u. Urbäna, f. männl. u.
weibl. Name; der und die Höfliche, Artige; Urba=
ntitinnen, pl. zum Franzisfaner-Orden gehörende
Nonnen, welche ihre Regel vom Bapft Urban IV.
haben; Wrbanität, f. (l. urbanitas) die ſtädtiſche
Feinheit, Höflichkeit, Sittigfeit, feine Lebensart;
urbanifieren, barb.-l. ftädtifch, d. h. fein u. artig
maden; Urbaͤnos, ipan. (v. urbano, jtädtijd))
um aktiven Dienjte bejtimmte Stadt» od. Bürger-
———
Urbar, n. altd. (auch urbor, urbur, v. ur — er—,
u. beran, bären, tragen) der Ertrag, die Aus—
beute von einem Grundſtücke, Bergwerfe ꝛc.; auch
ein Ertrag gebendes Grundſtück: völlig eigenes,
in3tragendes Gut; dah. ml. Urbarium, n., pl.
Nrbaria od. Urbarien, ein Urbarbud), Ertrag-,
Grund, Lager⸗ od. Dorfbuch, Verzeichnis der ur-
baren.u. zinspflichtigen Grundſtücke eines Ortes;
Urbarial-Gejeß, n. in Ungarn jeit 1836 das Ge-
57*
900 Urbete
jeß, welches das Verhältnis der Grundherren und
ihrer Untertanen fejtitellt.
Urbẽte oder Urbẽde, f. altd. (v. ur = er—, und
bete, niederd. bede, d.i. eig. Bitte, dann: erbetene
oder freiwillige Steuer) eine allgemeine Steuer;
bej. Grunditeuer von den Häufern in den Städten
der Marf Brandenburg (exactio originälis).
urbi et orbi, I. (Dative v. urbs, die Stadt Rom,
u. orbis [terrärum], der Erdfreis) der Stadt Rom
und dem Erdkreiſe (befonders al3 Formel von dem
in der Oſterwoche gejpendeten Segen des Papſtes).
Urda, f. altnord. (Urdhr, eig. das Gemordene, die
Vergangenheit, v. verdha, werden) Fabell. eine der
Nornen, ſ. d.
Urdu, n. türk. (ordü, Hinduft. urdü, Lager, Markt)
die Lager- oder Marktſprache, Name der hindufta-
niſchen Sprache im nördlichen Vorderindien.
Urẽa, f. oder Uren, Urtcum, n. (v. gr. urein, har-
nen, üron, Harn) der Harnitoff; Urẽſis, £. Heilk.
das Harnen; Urẽter, m., pl. Üreteres, der Harn-
leiter; uretärifch, den a betreffend; Ure⸗
teritis, f. Harnleiter-Entzündung; Mreterolith,
m. Harnleiteritein; Urẽthra, f. die Harnröhre, der
Harngang; urethräl, nl. zur Harnröhre gehörig;
VUrethrotomie, f. der Harnröhrenſchnitt, die Aline
röhrenöffnung; Urethrotömus, m. ein Meſſer
zur Eröffnung der Harnröhre; urẽtiſch (gr. ure-
tikös), und uretifäl, gr.el. den Harn betreffend,
harntreibend; Uretika, pl. harntreibende Mittel.
Urẽdo, f. l. (v. urere, brennen) brennender, juden-
der Ausfchlag; auch der Brand am Getreide; -
urentia, pl. Heilf. ätzende oder beizende Mittel.
Urẽſis ꝛc. — uretiſch, ſ. unter Urea.
Urf, m. arab. (urf, d.i. eig. bekannt, billig, gerecht,
v. 'arafa, fennen; befannt machen) ein türf. faifer-
licher Kabinett3befehl; auch ein runder wulitförmi-
ger Turban.
Urfchde, |. Urpheda.
Urgicht, f. altd. (urgiht; v. ur =er—, aus, und
giht, jiht, Gicht, Ausfage, Befenntnis, v. jehan,
Jehen, jagen, erklären) die Ausſage, das Geftänd-
nis eines Verhörten vor Gericht; bef. die erft einige
Tage nad) der Yolterung vor Gericht bejtätigte
Auzfage.
urgieren, !. (urgöre) drängen, treiben, preſſen; auf
etwas dringen; Nachdrud darauflegen, es zu genau
oder zu ftreng nehmen; urgent (ürgens), dringend,
unaufſchieblich; Urgenz, nl., od. fr. Urgence (fpr.
ürksängp’), £. die dringende Not, Notgedrungen-
beit, Bd he das Drangjal; Urgenzſchrei⸗
ben, ein Erinnerungzjchreiben.
Hrjadnif, m. rufj. (von urjäd, Ordnung, Verwal⸗
trnng) der Zandpolizilt, Landgendarm.
Urian, m. od. Herr Urian, iherzhafte Benennung
eines tvenig geachteten oder aur Unzeit erjchienenen
Mannes; niederd. auch der Teufel.
Wrias, f. gr. (v. üron, Harn) die Harnfiltel; Uriä—
fis, f. das Harnen; uriſch, harnſauer.
Wrias, m. hebr. (gr. Urias, hebr. Urijjäh, von Ar,
Slamme, Feuer, Or, Licht) männl. Name: $lamme
Jehovahs; Urias-Brief, m. ein für den Über-
bringer gefährliches, ſchädliches oder verderbliches
Schreiben (von dem Briefe, ven David an Joab
fchrieb u. durd) den Urias überjandte, f. 2. Sam.
11, 14-17); Wriel, m. (hebr. Uriel) Name eines
Erzengels: Flamme Gottes od. der von Gott Er»
feuchtete; Urim u. Thummim, un (pl. v.ür u.
v. thöm, Bollfommenpeit, Unjchuld) Sicht u. Recht,
Dffenbarung und Wahrheit, dad Bruſtſchild des
jiid. Hohenpriefterd, aus zwölf Edeliteinen oder
1
!
\
1
Ulnge
n. a. aus zwei Bildern beitehend, die auf eine un-
befannte Weije ala ein Mittel zu den Orakelſprü—
hen dienten, welche der Hohepriefter in wichtigen
Fällen erteilte.
Nrin, m. I. (urina) der Harn; Urinäl, n. nl. Harn-
ges; Urinat, m. ein Düngeftoff, beitehend aus
ot und Harn; Nrinfiitel, f. Blajenfiitel, durch
Geſchwüre entitandener Ausflußfanal des Harns
durch die äußere Haut; urinieren, harnen, piſſen;
urinds, harnartig, harnftoffhaltig; nah Harn
riechend.
Urmeriftẽm, n. dtſch.⸗gr. (vgl. Meriſtẽm), Teilungs-
gewebe, das ſich in ven äußerſten Wurzel- oder
Stempelſpitzen befindet u. allen anderen Geweben
zu Grunde liegt.
Urne, f. I. (urna) ein Waſſerkrug; ein Aſchenkrug,
Totentopf; Ziergefäß.
Urning, m. (von griech. üranös, der Himmel, und
zwar von Venus Urania, Göttin der hohen, himm⸗
lifhen, reinen Liebe, weil der Homoſexxelle die
Vermiſchung mit gemeinen Dirnen mied und daher
dem Unfundigen jcheinbare Reinheit vortäuſchte
und weil bei den alten Griechen die Männerliebe
höher ftand als die Liebe zum meiblichen Ge-
jchlechte) ein Vertreter der Männerliebe, des gleich-
eichlechtlichen Triebe unterMännern, ein Homo»
Rules ſ. d.
Urokriterium, n. ein Harnzeichen, Merkmal am
Harne; Urokriſis u. Urokritik. f. Die Harnprü-
fung, SHarnbeurteilung; urotritiſche Zeichen,
aus dem Harn fi) ergebende Zeichen; Mrolith,
m. der Harnitein; wroltthifch, Harniteine betrej-
fend; harnfteinjauer; Mromant, m. (v. mäntis,
Wahrfager) ein Harnmwahrjager od. Wahrjager aus
dem Harne; Hromantie, f. die Harnwahrſagung;
Ursfis, f., pl.Uröfen, Harnkrankheiten; Uroſtoͤp,
m. ein Harnbeſchauer; Uroſkopie, f. die Harnbe-
Ihauung, Harnunterfuhung. |
Urphẽda, Urphede oder Urfehde, f. altd. (aus
mhochd. urv&hede, urv£he; v. ur f. aus; eig. das
Ausſein od. Aufhören der Fehde od. Feindſchaft)
die Sühne, der Siühneid, eidliche Berficherung,
feine Rache zu üben, Verziht auf Rache für er-
littene Feindſchaft.
Nrfinus, m. (v. I. ursinus, v. ursus, Bär) männl.
Name: der Bärenhafte, Bärenitarke; Nrfüle, f.
gem. verk. rel, verkl. Urſelchen, weibl. Name:
die Bärenjtarke, eig. die fleine Bärin; Urſuline—
rinnen, pl. Mitglieder eines im 16. Jahrh. zu
EhrenderheiligenUr a a geitifteten weibl. Ordens,
der fi) bej. mit der Erziehung junger Mädchen u.
mit der Pflege der Kranken befchäftigte.
— m. —2 (vgl. Text) die Ur⸗ od. Grund—
ſchrift
Urticaria, f. nl. (v. l. urtica, Neſſel) die Neſſelſucht,
das Neſſelfieber; Urtikation, f. Heilk. die Neſſe—
lung, Neſſelpeitſchung, ein Reizmittel bei Lähmung
und Unempfindlichkeit der Glieder.
Uruku, ſ. Orlean.
Ufage, f. r. n. fr. (ſpr. üſchſch') und Uſance, f.
(ůſängß'; v. 1. usus, ſ. d.) der Gebrauch od. Brauch,
das Herkommen, die Gewohnheit; Gewohnheits—
recht, Handelsgebrauch; usage du monde (ſpr.
—dü möngd’), der Weltbrauch, die Weltkenntnis,
auch Weltfitte, Umgangsſitte, der Weltton; Uſance,
od. it. Uſo, m. Kfſpr. Bene Bin die übliche
Bahlungs- oder Wechſelfriſt, Wechſelzahlzeit, Mo»
a Siht; Uſo-Wechſel, m. ein Wechjel,
deſſen Verfallzeit a uso bejtimmt iſt; a uso, it.,
od. A usance, fr. nad) dem Gebrauche bei Wechfel-
Usbeken
briefen, nach üblicher Sicht oder Zahlungsfriſt, 2
bis 4 Wochen; a uso dopplo, it., oder à deux
fr. (ſpr. —döhſüſängß) nad) doppelter
Bahlungsfrift.
Usbeken, 2 (angeblich nach einem ihrer Khane,
Namens UÜsbek, jo genannt), ein Foe tatariſcher
Volksſtamm, der in Bokhara, Balkh, Khokand,
Chiwa, Turfan ꝛc. die Herrſchaft beſitzt.
Usföten, pl. ſerb. (vom jlav. u, weg, fort, und ska-
käti, fpringen, skok, der Sprung) Entiprungene,
Baterlandflüchtige, Slaven, die fi) im 15. Sahrh.
aus dem türf. Gebiet in die ungar. und Frainijchen
Srenzgebirge flüchteten.
Uſo⸗We — ſ. unter Uſage.
usque ad nausdam, l., ſ. nausea. nie
Usquebah od. Usquebaugh, m. engl. (ſpr. ößkwi⸗—
bab; kelt. Urſprungs, wörtl. Lebenswaſſer, v. irl.
uisge, Wafjer, u. beatha, Leben; hieraus entjtand
durch Verderbnig allmählich das Wort Whisky,
j. d.) ein Gewürzbranntwein in Irland.
Uſta, m. türk. (ustä, dv. perf. ustäd, Meijter) ein
Unteroffizier bei den Sanitjcharen.
Uſtäw, m. flam. (v. rufj. ustanowljätj, ustanowit),
verordnen, bejtimmen, [eitiegen, einführen, begrün-
den) 1) die Sagung, Verordnung, Grundbeſtim—
mung = Statut; 2) die Berfafiung, das Staats—
rundgejeg (in Serbien, Bulgarien u.. m.) =
onftitution.
ön, f. [. (ustio, v. uröre, brennen) Heilf. die
rennung, das Brennen, auch Kauterijation;
uftulteren (l. ustuläre), brennen, jengen, röjten;
Uſtulation, f. nl. die Verfengung, Dörrung.
Uluarius, ujulapieren, uſuell, uſufruktuieren
2c., |. unter Uſus.
für, f. I. usüra, pl. usürae (v. uti, gebrauchen,
usus, Gebrauch), die Nutzung, der Nießbrauch;
das upungägeld, der Zins, pl. Binfen; Uſura—⸗
rius, m. ein Wucherer.
ufurpieren, l. (usurpäre, eig. überh. gebrauchen,
handhaben) etwas — ſich einer Sache bemädhtigen,
widerrechtlich und mit Gewalt fich etwas aneignen;
Wiurpdnz, f. nl. das Herfommen, die Gemohn-
heit; Uſurpation f. I. (usurpatio) die widerrecht-
liche oder gejegwidrige Befigergreifung oder An-
eignung, der Gemwalt- od. Machtraub; Rſpr. usur-
patio, bej. Unterbredjung der Verjährung; Uſur—⸗
hätor, m. jpätl., oder fr. Uſurpateur (hr. üſür⸗
patöhr), ein widerrechtlicher Beſitznehmer, Macht—
oder Thronräuber.
Uſus, m. I. (v. ütor, üsus sum, uti, gebrauchen,
ic einer Sache bedienen) der Gebrauch, Braud),
das Herfommen, die Gewohnheit; usus est tyrän-
nus, Sprw. der Gebraud iſt Tyrann, d. i. herrſcht
unbefchränft; u.epanorthoticus, Rede. die Nutz⸗
anmendung (vgl. epanorthotifch); u. fori (vgl. %o-
tum), der — ————— u. loquéndi, der
Sprachgebrauch; ad usum, zum Gebrauch, zum
Nugen; ad usum transferieren, j. unt. trans»
ferieren; ad pios usus = ad Be causas, |.
unt. causa; ex usu, aus dem Gebraud), dur)
Übung u. Gewohnheit; auch dem Gebraud) gemäß,
gebräuchlich; dienlich; in usu oder uſnäll (ſpätl.
usualis, jr. usuel), im Gebraud), gewöhnlich, üb—
li, herfömmlich; in usum, zum Gebrauch oder
Nugen; i. u. Delphini, zum Gebraud) de3 franz.
Kronprinzen oder Dauphins (f. d.) beſonders ge-
drudt, eine Titel-Bemerfung ehemal. in Frankreich
gedrudter Ausgaben lateinijcher Schriftiteller, aus
melchen die anjtößigen Stellen im Texte weggelaffen,
aber am Schlufje zufammengeitellt find; 1. u. ti-
u
Utragniiten 991
rönum, zum Gebrauch der Anfänger (vgl. Tiro);
Uſuarius, m. ein Gebrauchnehmer, es
uiufapieren (l. usu-cap£re), ſich eine Sache wegen
ihre3 langen ununterbrochenen Gebrauchs oder
Befiges zueignen, fie erfigen, für fein Eigentum
erflären, da Verjährungsrecht ausüben; Uſuka—
pion, f. (l. usucapio) Ripr. die Erfigung od. Er-
werbung bloß körperlicher Sachen durch Verjäh—
rungsrecht, vgl. Präſ ——— Uſusfructus,
m. (d. i. usus et fructus, Gebrauch u. Genuß od.
Nupen) der Nießbrauch, Nußniegung eines fremden
Eigentums; usufruftuieren, nl. nießbrauden,
den Nießbrauch ziehen, auch geben; Uſus- oder
Uiufruetuarlius), m. fpätl. der( berechtigte) Nieß—
brauchnehmer, Nutznießer eines fremden Gutes.
ut, I. wie; 3.8. utinfra, ut supra, ut retro etc.,
ſ. infra etc.
Htenfilien, pl. I. (utensilia, v. utensilis, brauchbar,
v. uti,gebrauchen)brauchbare3 Gerät; Wirtichafts«,
Haus» od. Küchengerät; Gerätjchaften, Werkzeuge,
3 B. Schreibutenfilien, Schreibgerät, Mal—
utenfilien, Malgerät u. ſ. w.; Utenſilienkonto,
n. die im Hauptbuche iiber die Gerätjchaften eines
Geſchäftes —— —
Nterus, m. Il. der Mutterleib, die Gebärmutter;
uteri inflatio, £. Heilf. Mutterblähung; uterin
(l. uterinus), von einer Mutter geboren; halb»
bürtig, von Seite der Mutter; nterini (sc. fratres),
pl. Ripr. Schoßgeſchwiſter, Kinder von einer
Mutter, oder leibliche Geſchwiſter von miitterlicher
Seite; Halbgeſchwiſter von einer Mutter; Uterina,
pl. nl. Mittel — Gebärmutter-Krankheiten;
uterinäl, zur Gebärmutter gehörig.
utilis, e, I. (von uti, rauen) braudbar, nüß-
li; utile, n. das Nugliche, der Nugen, Gewinn;
utile dulei, I. Redensart: das Nütliche mit dem
Ungenehmen (vereinigen); utiliter gcceptieren,
al3 nühlich annehmen; Utilität, f. (Il. utilitas) die
Brauchbarkeit, Nüglichkeit, Zwedmäßigfeit, der
Nutzen, Vorteil; utilitas publica, der öffentliche
Ike SUR allgemeine Beite; Neilitäts-Prinzip,
n. Nüglichfeitsgrundfag; Ut.-Theorie, f.Nüslich-
EUR: — Utilitarismus, ſ. d.; utiltfieren,
barb.l. (fr. utiliser) benutzen, nützlich machen;
nutzbar machen, ausbeuten; Utiliſation, f. die
Benutzung, Nutzanwendung; Nugbarmahung,Aus-
beutung; Utilitarier, m. nl. (fr. utilitaire) ein
Anhänger der Nüglichfeit od. Gemeinnützigkeit, ein
Nüglichkeitsfreund, ein Nützlichkeitsmenſch, einer
der bloß auf den Nutzen oder Schaden fieht, die
Handlungen bloß nad) dem Nußen od. Erfolg be»
urteilt; Ntifitarismus, m. (fr. utilitarisme) das
Syitem des Nugens od. der Gemeinnüpigfeit, eine
von J. Bentham begründete Staatälehre, nad)
welcher die Rückſicht auf möglichjt allgemeinen
Nutzen der Rüdficht auf bejtehende Rechte u, Ge-
jeße ih Ei muß.
Ntopia, f., od. Utopien, n. gr. (v. ü, nicht, u. t6-
pos, Ort) Nirgendland, Nirgendheim, ein nur ge-
dachtes Land mit dem Nebenbegriff einer nirgend
— Vortrefflichkeit (zuerſt von Thomas
orus 1515 beſchrieben und benannt); Traum-,
Märchen- oder Wunderland, Hirngeſpinſte, Trug-
ebilde; Luftichlöfler; utäpifch, einem ſolchen
ande angemefjen vd. darauf bezüglich, eingebildet;
erträumt, abenteuerlich, unerfüllbar, unausführ-
bar; Utopiſt, m. ein Zufunftsträumer, Träumer,
Traumjeliger; ein Bolitifer, der fih mit unaus-
führbaren Verbefjerungsplänen bejchäftigt.
| Utragufiten, pl. nl. die gemäßigtere Partei der
902 ut
Huffiten, die den Genuß des Abendmahls unter
beiderlei Gejtalt (sub uträque specie) verlangte
(entg. sub una specie; f. unter Specieö).
ut, re, mi, fa, sol, la, si, die in Stalien u. Frank⸗
reich gebräuchlichen Venennungen der Töne der
diatoniſchen Tonleiter. Die Siſben, zu denen die
legte exit fpäter Hinzugefügt wurde, heißen die
aretinifhen oder guidonifchen Silben, von
dem ital. Benediftiner-Mönd Guido Aretinus
im 11. Sahrh., der fie aus folgendem alten fathol.
Kirhengefange nahm, in welchem der heil. Jo—
bannes, al3 Patron der Sänger, wider die Heijer-
feit angerufen wird:
Ut queant laxis Re-sonäre fibris
Mi-ra gestorum Fa-müli tuörum,
Sol-ve pollüti La-bii reätum,
Sancte Joannes!
d. i. Damit Deine Diener mit erweiterter Bruft
Deine Großtaten befingen fünnen, o fo tilge die
Schuld der entweihten Rippe, — ohannes!
Utricũlus, m., pl. Utricüli, J. (Berfl. von uter,
Schlaud) Feine Schläuche, Saftbehältnifje ver
Pflanzen.
bag
utrieven, |. outrieren.
utrıusque, [. (Gen. v. uterque, beide) von beiden;
utriusque juris Doctor, beider Rechte (nämlich)
des kanoniſchen und des römischen) Doftor.
Utſchaͤftok, m. ruſſ., pl. ln (von tschastj,
Teil), eig. ein abgeteiltes Stück (näml. and), dah.
1) Land-Anteil, 2) Bezirk, hauptſächlich Polizei-
bezirf in Städten.
Ntichitel, m. ruſſ. (von utschitj, lehren) ein Haus—
» lehrer, Erzieher in Rußland.
Nnda, f. nl. (uva sc. membräna; von uva,
Traube) Heilf. die Traubenhaut, das Trauben-
häutchen im Auge; uvüla, f. eig. das Träubchen;
das Zäpfchen im Halfe; Uvulitis, f. die Zäpfchen-
entziindung. |
Umaromit, m. ein in Sibirien entdedter, grüner,
chromhaltiger Granat, nad) dem ruſſiſchen Minijter
Umarow benannt.
uxor; f. I. die Ehefrau, Gattin; eum uxöre, nebit
Gattin, mit Frau.
Uzaltun, m. eine ältere Rechnungsmünze im per].
Georgien = "iso Toman od. 9 bis 10 Pf.
3.
Abkürzungen: V als cömifches Zahlzeidjen = 5;
Y. a otum, Gutachten; v. — vide, — verte,
vertas, vertätur, ſ. d.; auf Snfchriften — vivus,
vixit, vietoria, vale; Va. — Virginien in Nord-
amerifa; val. = Baluta; val. p. dat. = valuta
per dato, j. unt. valieren; V. C. = vostro conto;
v. @& = verbi causa; v. D. = volente Deo;
Y. D. M. = verbi divini minister; v. gr. =
verbi gratia; Vt. u. Verm. — Bermont in Nord-
amerifa; v. 8. Pe = verte si placet, wende um,
wenn’3 gefällt; wende gefälligft um; V. T. oder
vet. Test. — vetus testamentum; vid. = vide
u. videatur; viz. =videlicet; vol.=Bolumen;
Yv. 8. = volti subito; vdt., vt. = vidit unter
vide; v. v. — vice versa; Ss. v. V. — sit venia
verbo, f. unter venia; V als hemifches Zeichen =
Vanadium.
Vals Sehe seien, und zwar auf älteren franzöſ.
Münzen: Amiens; auf lombardifch-venetianifchen:
Venedig; auf ſavoyiſchen: Bercelli.
va! fr. pr. wa; v. I. vade, j. d.) eig. geh! oder es
geht; es feil es gilt! ein Augdrud der Spieler,
wenn jie Geld auf eine Karte fegen; va banque!
(ipr. —banf’), e3 gilt die Bank, d. i. die ganze
Summe d.Banthaltersim Glüdzfpiele;va banque
ſpielen, alles aufs Spiel jegen; va tout! (ſpr.
—tub), e8 gilt alles aufs Spiel gefegte Geld! -
Ba, |. a.
bacat, bacant, Bacanz, Bacatur, |. unter va⸗
zieren.
vaccetto, it. ¶ pr. watſchetto; von vaccio; abgel. f.
avaccio, flink, geſchwind) Tonf. gemäßigt, mäßig
geihmwind.
Vaccine, f. nl. (vaccina sc. variöla, v. [. vaccinus,
von der Kuh, vacca) die Kuhblatter, Kuhpode;
Kuhblatter- oder Schugimpfung; vaccinieren,
einen —, ihm die Kubpoden oder Schugblattern
einimpfen, impfen; Vaccinateur, m. fr. (fpr.
wakßinatöhr) ein Schußpodenimpfer, Impfarzt;
Baccinatton, f. ni. die Kuhpodenimpfung, Ein-
impfung der Kuh- od. Schugblattern; Vaccina⸗
ttonsatteit, n. Impfſchein; animale Vaccina⸗
tion, Impfung mit Tierlymphe; Vaccinoide, f.
l.-gr. die faljdye od. unechte Kuhpode, Windpode.
Bade, £. fr. (pr. waſch'; v. I. vacca) eig. Kuh; Kuh-
haut, Kuhleder (Bacheleder); dah. eine mit Leder
überzogene Aufichnalltifte, ein Decbehälter auf
Reifewagen; Poſtd. Dedladeraum, Dedbehältni3;
Vacherie, £. (ſpr waſcherih) der Kuhſtall, die
Scmweizerei.
dacillieren, !.(vacilläre) wanfen, ſchwanken, wadeln,
wankelmütig fein; vacillänte, it. (ſpr. watih—)
Zonf. wanfend, ſchwankend; Vacillation, f. 1.
(vacillatio) das Wanken oder Schwanten; die Un-
ftetigfeit, Unentjchloffenheit, der Wanfelmut.
Bade, f. fr. (v. I. vade, geh! Imperat. von vadere,
aehen; dal. va) der Spieleinjaß; Gefchäftsanteil;
Bademelum, n. nl. (v. I. vade mecum, d. i. geh
mit mit!) ein Buch, das al3 Begleiter, Leitfaden
od. Ratgeber für gewiſſe Zwecke dient, ein Taſchen—
buch, Ratgeber, Leitfaden, Handbuch; Schwanf-
Bu, eine Anefdoten-Sammlung; aud ein Dent-
zettel.
Badimonium,n.!.(v. vas, Gen. vadis, der Bürge)
Rſpr. die Bürgichaft, verfprochene Erfcheinung vor
Gericht, Tagleiftung; vadimonii desertio, f. die
Verſäumung derjelben.
vae, I. wehe ach! vae mihi, wehe mir! o ich Un-
glüdliher! vae misero! wehe dem Elenden; vae
victis! wehe den Beltegten!
dag, l. (vagus) oder vague, fr. (pr. wag’) unjtet,
ſchweifend; weitſchweifig; bef. unbejtimmt, ſchwan—⸗
kend, undeutlich im Ausdruck; bagieren, [.(vagari)
herumſchweifen, herumirren, umherſtreichen oder
uͤmherſchwärmen; landſch. gem. für hin und her»
oder herumfahren (3. B. mit der Hand vor dem
Gefiht —); Bagdnt, m. (vägans) einderumläufer,
Gauner; Vaganten, pl. im Mittelalter, jeit dem
12. Sahrh., fayrende Schüler und Sänger, die in
latein. Liedern (Bagantenliedern) Liebe, Wein
und gefellige Genüſſe befangen, zunächſt in Sranf-
reich, dann auch in England u. Deutſchland herum-
Bagina
jo en und an den Höfen der Biſchöfe u. Äbte gaft-
ide Aufnahme u. Lohn fuchten; auch Goliarden
genannt, nad) einem angeblichen Biſchof Golias,
als dem Stifter ihres Ordens; Vagabünd, m. |.
(vagabündus) oder Vagaboͤnd, m. fr. ein Herum-
fchweifer, Landſtreicher, Yandläufer, Strauchdieb,
Stromer, Strolch; vagabondieren (it. vagabon-
dare, fr. vagabonder), als Randjtreicher umher-
ziehen; fich herumtreiben; Vagabundentum, n.,
oder Vagabondage, f., r. n. (jpr. —daͤhſch) die
Randitreicherei; das Stromertum, das arbeitsſcheue
Sefindel: Vagrant, engl. (ſpr. mehgränt) =
agant.
Vagina, f. I. die Scheide; Heilf. Mutterfcheide; has
ginäl, nl. zur Scheide gehörig; Vaginapören,
pl. Röhrenforallen, mo eine engere Röhre in einer
weiteren ftedt; Vaginitis, f. Katarıh der weib-
lichen Scheide.
vagieren, j. unter dag.
Baifielle, f. fr. (fpr. wäſſell'; prov. vaysela, vay-
selha, v. l. vascella, pl. v. vascellum, fleines Ge—
fäß, v. vas, Gen. vasis, Gefäß) Tafelgefhirr, Tiſch—
geichirr, bef. filbernes.
Vakeel, m. engl.-oftind. (pr. wehkihl) oftindifcher
juriſtiſcher Bevollmädhtigter, Konful.
Balla, Wakeéa od. Watih, f. arab. wakiyat) eine
Rechnungsmünze in Abyſſinien, Adowa, Tramaze.;
auch ein Gewicht (—d.Gemw. eines Maria-Therefia-
Talers) ungef. 28.
Batuf = Wakuf, n d.
Batüum, n. l. (von vacüus, leer, ledig) der leere
Raum, die Keere, Yuftleere, be. oberhalb de3 in-
nern Duedjilberfpiegeld beim Barometer, auch
vacuum Torricelliänum oder Torricellig
Leere genannt; Vaknum-Apparät, m. od. V.⸗
Pfanne, f. Berdampfpfanne, Vorrichtung zum
fchnelleren Berdampfen im luftverdünnten Raume,
bei.in Zuderfabriten; V.-Bremſe, f.Saugbremie;
B.-Meter, n. l.-gr. eine Vorrichtung zum Mefien
der Quftverdünnung in Luft—
verdünnungsmeſſer; V.-Rohr, Saugrohr, Lei—
tungsrohr; vakuieren (1. vacuäre), leeren, aus»
leeren; —= evafuieren; Bafuift, m. nl. wer einen
feeren Raum in der Natur annimmt; auch der
Beobadjter des Vakuums bei Mafchinen 2c.; Ba=-
fnität, f. I. (vacuitas) die Leere, das Leerſein, die
Nicht gfeit. Eitelkeit; Vakũna, f. bei den alten
Sabinern: die Göttin der Muße und Erholung,
weldyer der Landmann nad) vollbrachter Feldarbeit
opferte; auch Göttin des Müßiggangs und der
Faulheit; Vakunalien, pl. (I. Vacunalia) Muße-
feite, jener Göitin zu Ehren im Dezember ange-
ftellt; Vakuölen, pl. I. Höhlen in der Gallertmaffe
gewifjer mikroſtopiſcher Meertierchen; die in der
Pflanzenzelle fich bildenden Bläschen, welche die
Ausgangapunfte neuer Zellen find.
Bal, 1. od. Wal, n. ein oftind. Gewicht je Wägen
der. Biafter u. Golddufaten, = Tola (f. d.).
Bal, 2., fizil. (fr. val, m., it. valle, f.,v. l. vallis, f.)
das Tal; die Infel Sizilien zerfällt in 3 Balli od.
Zäler: Bal di Mazzära, Bal di Demöna u. Val
die Noto.
Bela, f. altnord. (vgl. Velleda) eine Seherin, Zau-
erin.
taldbel, fr. (valable, ſpr. waldb’L; v. valoir, — I.
valere, gelten) gültig, rehtsgültig, recht3fräftig.
Baland, Balant, m. fein Fremdwort, fondern alt-
deutihes Wort: der Teufel; Valandinne, f. die
ZTeufelin (von Victor Scheffel u. a. gebraudtt).
— — — — — — ————— — — ———— — — — — — — — — — — — — — — —— — — — — —
|
|
vale! I. (Imper. v. valöre, gefund fein, Fräftig fein, |
balieren 903
vermögen, gelten 2c.; ſ. valieren) eig. fei gefund!
lebe wohl! valete! lebet wohl! auch bene va-
Jete! Abſchiedswunſch in Briefen ıc., von den
Päpiten in Form eines Monogramms unter ihre
Bullen gejegt; valedizieren (1. valedicöre), das
Lebewohl jagen, Abſchied nehmen, bef. feierlich (auf
Hochſchulen?e.); Valediktion, f. nl. das Abjchied-
nehmen, die Abſchiedsrede; Valẽt, n. (v. I. valẽte,
f. o.) der Abfchied, dad Lebewohl; Valet-Rede,
f. eine Abjchiedsrede; B.-Schmaud, m. ein Ab-
ſchiedsſchmaus; dah. valeten gehen für valedi-
zieren, woraus die gem.Redensart fidtengehn,
niederſächſ. fleuten gahn, d. i. davon gehen,
weglaufen, entftanden ein mag; Valentdiſtel, f.
l.-dtſch, die Krausdiſtel, Mannstreu (Eryngium
campestre L.); Valentin, gem. Velten, m., u.
Valentine, f. Namen: der, die Starte, Mächtige;
Balentinsftrantheit, f. oder Val.⸗Tanz, m.
die Fallſucht (Epilepfie), der St. Beit3-Tanz (}. d.),
weil der heil. Balentin als Helfer dabei ange-
rufen wurde; Val.-Tag, m. der 14. Februar, in
England und Schottland der Tag, an welchem
junge Zeute dem geliebten Gegenjtande (in diefem
Dale der Valentine) zärtlihe Briefe, finnreiche
Gedichte und Geſchenke überjenden, ein durch die
Normannen eingeführter Gebrauh; WBalentis
niäner, pl. eine gnoſtiſche Sekte, Anhänger des
finnreichen Syſtems des Alerandriner? Balen-
tinus im 2 Jahrh.; Valerius u. Baleriän, m.
männl. Name, Valerie, f. weibl. Name: der und
die Starke, Vielvermögende; Valeriäng, f. eine
Pflanze, gem. Baldrian, ſ. d.
Valencias, pl. (fpr. c wie $) jpan. dauerhafte Win-
terzeuge, nach der Stadt Valencia in Spanien be-
nannt.
Valenciennes, pl. fr. (pr. walangßjenn) Spipen
verjchiedener Art, bei. jchmälere, nach der gleich"
namigen Stadt im franz. Flandern benannt.
Bales, pl. fpan. (v. sing. vale, Schuldichein, von
valer, gelten, wert fein, =. valöre) ſpaniſches Pa-
piergeld, urjpr. Anmweifungen auf die aus Amerika
zu erhaltenden GSilberpiajter.
Valẽt, valete, ſ. unter vale. |
Balet, m. fr. (fpr. waleh; it. valetto, vom altir.
vaslet, varlet, Edelfnecht, Knappe; ml. varoletus,
varletus, von vassus, Dienjtmann; ſ. Vaſall) der
Diener, Bediente; der Bube oder Bauer im Rarten-
fpiel; auch ein Türgewidt; Valet de Chambre
(Ipr. —jchang’br), Kammerdiener; Waletaille, f.
(ipr.wal’täj’)dieDienerjchaft, das Geſinde (verädhtl.).
PBaletndinarius, m. I. (v. valetüdo, Geſundheits—
zujtand, Zeibesbejchaffenheit) oder Valetudinär,
ein Kränfelnder; Kränklicher, Siedling; Wales
tudinarium, n. ein Krankenhaus.
Balenr, |. unt. valieren; Valhalla, Valholl, ſ.
Balhalla; Bali = Bali.
palide, I. (validus, eig. gefund, ſtark, Eräftig, von
valere, j. vale, und valieren) gültig, rechtögültig;
Validität, f. jpätlat. (validitas) die Gültigkeit,
Rechtsgültigfeit einer Sache, der Recht3beiftand;
Gültigkeitserflärung; validieren, nl. (fr. valider)
ültig oder geltend machen, bejtätigen, befräftigen;
bei Kaufl. gültig fein, für gute Zahlung gelten;
rehtsgültig fein; Validation, f.in Wechfelbriefen:
die Gültigkeit, Gültigerklärung, Geltendmachung,
Anerkennung. _
Valide Sultane, j. Sultane ıc.
valteren, |. (valere, vgl. vale) nelten, wert fein;
Vaͤlor, m. nl. (it. valöre) oder Valeur, f. fr. (pr.
malöhr) der Wert, die Gültigkeit, Geltung einer
904 Balinga
Münze; Valenz, f. die Geltung, der Geltungs⸗
wert, 3.8. von Fachzenſuren im Schulzeugnis;
valor extrinsöcus, der äußere Wert einer
Münze; v. intrinsdeus, ihr innerer®ert; valeur
en attente (pr. — an attängt') oder v. en re-
couvrement (pr. —angr’tumr'mang), inWechſel⸗
geihäften: Wert inErwartung; advalörem, nad)
dem Wert; Valtıta, f. it. der Gert; die Währung,
der Münzfuß; bei. der Wechfelmert oder Betrag;
Berbältnis zwifchen dem Nennwert und dem Kurs
von Wertpapieren; valuta per dato, Wert oder
Zinsberechnung von heute, Wert von heute; ba⸗
Intieren (it. valutäre), au Haluteren (vom fr.
valuer) od. valdieren, jhägen, würdigen,den Wert
einer Münze anjchlagen; auch währen, niederd.
warden (vgl. Wardein); Valvation, f. (fr. Eva-
luation) die Shäßgung, Würdigung, Wertangabe,
Wertbeſtimmung, der Wertanſchlag einer Münze;
Balvations>Tabelle, k. das Wert-Berzeichnis, die
Wertüberficht, bei. von Münzjorten.
Balinga, ſ. Balinga.
Baltyrien, |. Walküren.
Ballation, f. nl. Ummallung, Verſchanzung.
Ballisneria, f. nl. (nad) dem 1730 zu Padua ge-
ſtorbenen Naturforfher Vallisnieri benannt)
eine wegen ihrer eigentümlichen Befruchtungsart
merkwürdige füdeuropäifhe Wafferpflanze.
valuieren. valutieren und Valuta, ſ. unter das
ieren.
valva, f., pl. valvae, l. Türflügel; Bot. Schale,
Klappe, Blatt der Blumenfdeide; Valpäte, f.eine
Sattung von Süßmwaflerfchneden; Balveln, pl., !.
valvü!ae (v. sing. valvüla, Verfl. v. valva), Klap⸗
pen, Sallhäutchen, zarte Hautkörperchen, die durch
ihre Höhlungen das Bluteinfaugen; Bot. Spelzen;
valvülae intestinäles, Heilf. Gedärmflappen.
Balvation, valvieren, }. unter valieren.
valvülae, ſ. unter valva.
Vaͤmphr oder Vampir, m. (it. vampiro, fr. vam-
pire, jerb. wämpir) im füdofteuropäifchen Volks—
glauben: Leichname, welche nachts aus ihren Grä-
bern Steigen und den Menſchen das Blut ausfaugen;
daher Naturf der Blutfauger, die große ſüdameri—
fanifche Fledermaus, welche fchlafenden Menſchen
und Tieren das Blut ausfaugen fol; Bampyriss
mus, ın. übertriebenes Aderlaſſen.
Ban, holl. von, im Namen (tft vielfach nicht Zeichen
des Adels). |
Banadin oder Banadium, n. (von Vanadis, Bei-
name der Freyja) ein in Eifen- und Bleierzen auf-
gefundenes, dem Chrom ähnliches eigentiimliches
Metall, v. Sefitröm 1830 entdedt; die höchſte Oxy—
dationgitufe desjelben bildet die Banadinfäure.
Banddlien, pl. (I. Vandali, Vandalüi) ein deutjch-
gotiſcher Volksſtamm, welcher feit dem 3. Jahrh.
n. Chr. die Römer am Rhein befriegte, ſich ſpäter
in Bannonien (Ungarn) niederliek, im 5. Jahrh.
aber Gallien, Spanien und Stalien verheerte und
455 Rom vierzehn Tage lang plünderte und alle
Kunſtwerte zeritörte; daher überh. für rohe, zer-
törungsfühtigedarbaren ; Vandallsmus, m.nl.
(it. vandalismo, fr.vandalisme) der Bandalenfinn,
die Roheit der Bandalen, rohe Zerftörungsmut,
Nichtachtung der Kunſtwerke, Kunſtſtürmerei.
Vanille, f fr. (ſpr. wanije; v. ſpan. vainilla, d. i.
eig. feine Schote, weil die Samenkörner in kleinen
Schoten enthalten find, von vaina — l. vagina,
Scheide) ein Rankengewächs in Dft- u. Weftindien,
und deſſen gewürzhafte, jchotenförmige Samen-
kapſeln, bef. zur Schofolade gebraucht; Vanillin,
Baria
n. der —— eine v. F. Tiemann u. W. Haar⸗
mann aus dem Koniferin (einem aus dem Kam-
bialjafte der Nadelhölzer dargeitellten elle
fabritmäßig gewonnener Erſatz für die natürliche
Banille. |
Baniloquenz, f I. (vaniloquentia, von vanus, leer,
eitel, u.loqui, reden) die Brahlerei, Windbeutelet,
Ruhmrednerei; Vanität, f. (1. vanitas) die Eitel-
feit, Nichtigkeit, Vergänglichkeit; Prahlerei, Ein-
bildung, Aufgeblajenheit, Ruhmjudt; vanitas
vanitätum, Eitelfeit aller Eitelfeiten — d. i. es
iſt alles eitel oder nichtig; Wanitäts⸗Stück, n. ein
Blumen- oder Fruchtgemälde.
bantieren, fr. (vanter, jpr. wangt—; prov. vantar,
it. vantare, ml. vanitäre, v.!.vanus, eitel, vanitas,
Eitelkeit) prahlen, rühmen; Vanteur, m. (pr.
wangtöhr) ein Prahler.
Bapeurs pl. fr. (fpr. — v. sing. la vapeur
l. vapor, m. der Dunſt) Magen-Dünſte oder
Dämpfe, Blähungen, Spannungen im Unterleibe
und daher rührende üble Laune, Miklaune, bei.
der Frauenzimmer, vgl. Hyfterifche und hypo—
chondriſche Beichwerden; auh = Spleen; eine
Art feiner Muffeline; vaporieren, |. (vaporäre),
vämpfen, dünften; Vaporation, f. (vaporatio) —
Evaporation; VBaporimäter, n. nl. der Dunft-
mefjer, ein Werkzeug zur Beitimmung des Altohol-
gehalt3 von Flüffigkeiten aus der Spanntraft der
Dämpfe; Vaporiſateur, m. fr. (fpr. —töhr), der
VBerdampfer, Zeritäuber, kleines Blaferohr zur
Verflüchtigung mohlriehender und luftreinigender
Slüjfigkeiten; Baporifation, f. dieVerdampfung,
Verflühtigung, Verwandlung eines Körpers in
Dampf; vaporiſieren (fr. vaporiser), durch Ver-
dampfung verflüchtigen; vaporös, ſpätl. (vapo-
rösus, a, um) dunſtvoll, dünitig, blähend
Bars, f. fan. (vgl. 1. vara, Querholz) überh. Reis,
Rute, Stab; eine Elle, älteres Längenmaß, in
Spanien = 0,836 m, in Portugal = 1,ı m.
VBarding, m. liefländ. ea —50
Barec, ın. (fr. varec, varech, Meergras, prov. va-
— v. arab. warak, Baumblatt, Laub, perſ. barg),
ſ. Soda.
Varenne, k.fr. ſpr. war—) ein ehemaliges Getreide⸗
maß in Savoyen, = 22,41.
Bart oder Bart, n. ein Goldgewicht auf der Inſel
Madagaskar, = 1,3 8.
Varia, pl. I. (v. varius, mannigfaltig, verjchieden)
vermifhte Sachen, Allerlei, Mancherlei; Verjchie-
denes, Vermiſchtes; per varlos casus, per tot
discrimina rerum, durd) manderlei Zufälle,
durch fo viele gefahrdolle Lagen Bergil, Aeneis,
1,204); Barietät. f. (L. varietas) die Verſchieden⸗
heit, Mannigfaltigkeit; verjchiedene Art, Abart,
Spielart von Tieren oder Pflanzen in der Naturf.;
variieren (I. variäre), abmechfeln, verändern, ab-
ändern; verjchieden fein, abarten; ſchwanken, wan⸗
delbar oder unftet fein; Schwankungen, Ab-
meichungen zeigen; nad) allen Seiten behandeln,
erörtern; bartäbel (ipätl.variabilis, fr. variable),
veränderlich, abwechjelnd, unbeitändig; verſtellbar,
verjchiebbar; variable Belaſtung, zufällige Be—
laſtung; Variable, f. der veränderliche Wert, die
veränderliche Größe; Variabilität, f£. nl. (varia-
bilitas) die Veränderlichkeit; Bariänte,f., pl. —n
(l. variäntes oder variae lectiönes, oder varietas
lectiönis), verjchiedene Lesarten eines Textes;
Spielart, Abart; zweiter Entwurf, Nebenplan ıc.;
Bartation, f. (l. variatio) die Veränderung, Ab-
weichung; Tonk. eine duch Bergliederung, Ber-
Baricellen
zierung 2c. mannigfaltig veränderte Wiederholung
eines einfachen Tonſtückes mit ſteter Durchklingung
der®rundmelobielit.variaziöne) ; Naturl,Schwan- |
fung, Ungleichheit, 3. B. im Stande des Baro-
meter3, der Magnetnadel zc., im Taufe des Mon-
des; Größenl. Zufammenftellung gegebener Größen
in allen möglihen Anordnungen; Naturbejchr.
Spielart, Abart; Variations-⸗Kompaß, m. Ab—
weichungs-Kompaß, = Deklinatorium; V.—
Rechnung, f.die Rechnung, welche unterfucht, wie-
vielmal eine gewiſſe Anzahl Größen zuſammen—
gefegt und in ihren Stellen verändert werden fann;
con variaziöni, it. Tonk. mit Veränderungen od.
Ubänderungen der Hauptweije; variatio deldc-
tat, I. Abwechjelung ergögt od. macht Vergnügen;
variäto, it. verändert.
Baricellen, ſ. unter Bariolen.
varicös 2c., |. unter Varir.
Varietät, |. unter Varia.
Varinas, m. variniiher Rauchtabaf (von der ame-
rifaniihen Stadt Barinas im Bezirk Mainas
der Provinz Quito).
Varioͤlen, pl. nl. (varidlae, v. Y. varlus, mannig-
faltig, bunt; fr. la petite verole, jpan. viruela)
Blattern, Boden; Barioloiden, pl. gelinderte
Menfchenpoden, eine Abart der echten, bef. bei
früher geimpften Perſonen; Variedllen, pl. un-
echte Menfchenpoden, Windpoden, Waſſerblattern;
Bartölis, f. die Pockenkrankheit, Blatterntrant-
beit; Variolith, m. L.-gr. Blatterjtein, eine Ab-
änderung des Griünfteind? mit runden, grauen
Fleden; auch eine Art Feldipat; varieldg, nl.
blatterig, podig.
Bärir, f. I. die Krampfader, der Blutaderfnoten;
vparicõs (I. varicösus), frampfadrig; Varikofität,
f. nl. Rrampfaderbildung; VBorhandenjein von
Krampfadern; Varicocẽkele, f. L.-gr. Heill. ein
Rrampfaderbrud, eine Blutadergefhmwulit; Varta
comphälus, m. ein Krampfadernabelbrudh, Blut-
aderinoten im Nabel.
Barndecio, m. it. (pr. —ndticho) ein guter weißer
Bein auf der Inſel Sardinien.
Varſobienne, £. fr. (fpr. warkomwienn’; v. Varsovie,
Warſchau) ein polniiher Nationaltanz.
Bartias, pl. oſtind. Mönche, Klojterbrüder.
varus, a, um, [. quer, orig: bei. jperrbeinig, grät-
ihelnd; Varus, m. eine Art des Klumpfüßes.
vas, n. |. (Gen. väsis) ein Faß, Gefäß, Gejchirr;
pl.vasa, 565 Adern; Schubladen; vas electid-
nis, eig. ein Wahlfaß; euwähltes Gefäß od. Rüſt—
eug; vasa sacra, heilige Gefäße; v. spermatica,
re der Blumen 20; Vascülum, n.
tleines Gefäß, Ader; vaskulär, mit Gefäßen ver-
jehen; Vaskulariſation, f. die Gefäßbildung,
Neubildung von Blurgefäßen; vaskulds, nl. ge-
fähig, gefäßreich, drüfig; Vaskuloſe, f. der Haupt-
beitandteil der Bflanzengefäße; Vaſe, f. (pr. waſe)
fr. (vase, m.) ein Geh, Bier- oder Schmuckgefäß,
ein Fünftliher Blumentopf; bei. Tongefäß aus dem
Altertum ; baſomotoriſche Nerven, Gefäßnerven,
dur die die Blutgefäße verengert und erweitert
werden; v. Neuroſe, Nervenfrantheit, die auf
Störung der Gefähnerven beruht, 3.8. Baſedowſche
Rrantheit u. a.
Bafdll, m. mi. (vasällus, vassallus; fr. und engl.
vassal; felt. Uripr.; wallij. gwasawl, dienend,
wäs, junger Mann, Diener, ml. vassus; vgl.
Balet) ein Lehnsmann, Lehnspflichtiger, Dienit-
mann; Untertan; Vaſallagium, n. die Dienit-
od. Lehnspflicht, der Lehnseid.
1
i
Veda 905
Vasculum 2c., Vaſe, ſ. unter vas.
Balelin, n. oder Vaſeline, f. als Hautfalbe oder
Einreibemittel dienende höchitfonzentrierte Eſſenz
von Petroleum oder Teer; Salicyl-Bafelin, n-
mit Salicyl vermijchtes Vafelin.
bait, I. (vastus) wüſt, öde, leer; ausgedehnt, un-
ermeßlich ; vaſtieren (vastäre), verwilten; Vaſta⸗
tion, f. Verwüſtung; Vaſtität, f. Ode, Wüite.
Bat, n. hol. (= Sah) ein ehemaliges Wein- und
Branntweinmaß in Amfterdam.
Batel, m. ein ehemal. Salzmak in Lothringen —
Yıs Muid (f. d.).
VBätes, m. J. ein Seher, Dichter.
daticinieren, I. (vaticinäri, v. vates, ein Weisjager,
Prophet) mweisfagen, vorherfagen; Vaticinium,
n., pl. nie, Weisſagungen, Wahrfagungen.
Batifän, m. (it. vaticäno) der päpftliche Palaft u.
Hof in Rom auf dem vatifanifchen Berge (I.
mons Vaticänus); aud) die päpjtliche Regierung
jelbft, = curia Romana (f. d.); vatifäntich,
zum Batifan gehörend, denjelben betreffend over
aufihm befindlich, 3.8. vatitanifher Apollo;
vatifanijche Bibliothek ufw.
Bauclüfe, f. fr. (fpr. wohklüſ'; v. l. vallis clausa,
it. val chiusa, d. i. geſchloſſenes Tal) eine durch
den ital. Dichter Betrarca und feine geliebte Laura
berühmt gewordene Duelle bei dem gleichnamigen
Dorfe im Bezirk Avignon.
Vaudeville, n. fr. (ſpr. wod'wihl; entit. aus Vau
vder Val de Vire, d. i. Bire-Tal in der Unter-
Normandie, wo Dlivier Baffelin zu Ende des
14. Sahrh. dergleichen Lieder dichtete) ein Volks»
lied, Gaſſenhauer; ein Xiederjpiel, d. i. ein Meines
Bühnenftüc mit eingelegten Liedern nach befann-
ten Sangmeijen; ein Theater, wo ſolche Singſtücke
aufgeführt werden, Singipielhalle (nad dem
theätre du Vaudeville in Paris, 1827—1869).
Vaurien, m. fr. (jpr. woriäng; entft. aus vautrien,
taugt nicht3; von valoir, gelten, wert fein ıc.) ein
Taugenichts, Tagedieb.
Vauxhall, n. engl. (fpr. währhähl, ehem. ein Dorf
bei London (nach der Bejigerin Jane Baur 1615
benannt), Kane ein Gept eingegangener) großer
prächtiger Yuftgarten, Berfammlungsplag zum
öffentlichen Vergnügen in Zondon, danad) au in
vielen anderen Städten.
bazieren, I. (vacäre) erledigt oder leer jein, offen
jtehen; vazierend, dienſtlos, ledig; vacaty, es fehlt,
ift nicht da oder unbefegt; als Hauptw. die leere
Seite hinter dem Titel; Vakatſtrich, m. Poſtd.
Reeritrich, liegender Strich; vafdnt (1. väcans), er-
ledigt, frei, leerftehend, unbejegt, offen; yafante
Erbichaft, erblofer Nachlaß; Wakdnz, f. ni. (it.
vacanza, fr. vacance), die ver Sp das Erledigt-
fein einer Stelle, die Amtserledigung, erledigte
Stelle, ein offener Platz; aud) die Ruhezeit, Be—
rufsfreiheit, Bund (Ferien); Vakatiön, f. 1.
(vacatlo) die Befreiung od. das Freilein von einer
Berpflihtung, Abgabe zc.; Vakatür, f. ni. die
Stellerledigung, Amt3eröffnung, Dieniteröffnung.
Bealiteat, n. engl. (fpr. wehliteht), ein Kalbftüd,
geröftetes oder gebratenes Stüd Kalbfleifch, eng-
liſches Kalbsſchnitzel.
Veda, m., gew. pl. die Vedas (ſanskr. veda, eig.
Kenntnis, Erflärung, d. vid, wiffen) heilige Bücher,
Religionsbücher der Braminen in Indien, vier an
der Bas, welche Gebete, Hymnen u. Anrufungen
an die Götter, fowie religiöfe u. moralijche Vor—
ſchriften, Mythen u. philofophifhe Betradhtungen
906 Vedette
enthalten, die älteſten Denkmäler der Sanskrit—
literatur.
Vedette, f. fr. (v. it. vedétta, Wache, entſtellt aus
veletta, unter Einfluß von vedere — |. videre,
jehen; vgl. Vegghia) die Reiterwache, Wache zu
Pferde; Doppelpoiten der Reiterei; auch das Schil-
derhaus auf dem Walle einer Feſtung; Veduͤte, f.
it. (vedüta, fpr. dp — m) Anficht, Ausficht, Stadt-
u. Landihaftsgemälde (— Proſpekt).
Vega, f. jpan. (port. veiga, von. arab. bak’äh, ein
niedriger Ort, wo das Waſſer ftilliteht, bak&’, hohes
u. weit offenftehendes Land) eine fruchtbare Ebene.
begetieren, nl. (v. l. vegẽtus, belebt, vegetäre, be-
teben) als Pflanze wachen, ein Pflanzenleben füh-
ren, gleihjam eingewurzelt u. untätig leben; das
bloße Leben haben; dahin leben; Wegetabile, n.
(v. jpätl. vegetabilis, belebend) gem. nur pl. Weges
tabilien, Pflanzen, Gewächſe; Pflanzenfpeijen;
vegetabilifch, pflanzenartig, pflanzenhaft; zu den
Pflanzen gehörig; in der Natur und Beichaffenheit
derPflanzen gegründet;vegetabilifhesAlfali,
Gewähslaugenfalz, 1. Kali; vegetabilijche
Erde, Oartenerde, Adererde: vegetabilifches
Leben ein Pflangenleben;vegetabiliiheSpei-
jen, Pflanzenfpeijen, Gemüfe; Begetabilttät, f.
die Pflanzennatur, die Eigentümlichteit der Pflan—
zen; Vegetdrier oder Vegetaridner, pl. Bilan-
zenfojtejjer, Zeute, welche ſich ausſchließlich von
Pflanzen nähren; Vegetarianismus, m.die aus—
jhließliche Ernährung durch Bflanzenitoffe; Wege
tation, f. (ſpätl. vegetatio, die Belebung) der
Pflanzenwuchs, die Lebenskraft der Pflanzen, das
Pilanzenleben; Pflanzenwelt; Vegetationspunkt,
m. das ftärkite Wachstum an der Spige eines
Organs, vgl. Urmerijtem; Begetatin, zum
Pflanzenleben gehörig, pflanzenhaft; wachſend;
belebend.
Vegghia oder Veglia (ſpr. welja), f. it. (eig. das
Wachen, veille,veill&e,prov. velha, v. l. vigilia)
die Abendzeit; bei. eine Abendgejellihaft.
Vehe, Fähe oder Fehe, f. (v. althochd. fehu, mhd.
vehe, Vieh, Tier, got. faihu, Vieh) in der Weid-
mannsſprache: die Hündin, Füchſin, Wölfin, bei.
dag fibirifche Eichhörnchen; Daher: buntes Pelz-
werf, Bunt- od. Graumerf, bef. dad Bauchfell des
im Winter grau getvordenen nordiſchen Eichhörn-
hend: Fehwamme, f.
vehement, I. (veh&mens) heftig, ſtürmiſch, hitzig,
eifrig, glühend, leidenschaftlich, ungeſtüm; Vehe—
menz, f. (l. vehementia) die Heftigfeit, Gewalt;
Hige, Eifer, Ungeltüm.
Vehikel, n. I. (vehicülum, eig. ein Fuhrwerk, von
veh£re, tragen, fahren) ein Fahrzeug, Fuhrwerk,
Wagen; Gelegenheit» oder Befürderungsmittel,
Hilfsmittel, etwas nebenher od. beiläufig zu feiner
Beitimmung zu befördern; Heilf. ein geftaltgeben-
des Mittel, ein unmefentlicher Stoff, zu welchem
man jtarfe Arzneiförper in geringerer Menge jegt,
um deren Mate, Form 2c. zu verändern.
Behn,n.(holl.veen,altholl.ven, venne, dtſch. Fenn)
in Oſtfriesland u. Holland ein durch Dämme und
Kanäle trocken gelegtes und zum Feldbau und
Torfgraben benugtes Moorland.
veille, f. fr. (v. l. vigilia, Wachen, nächtliche Feier;
vgl. Vegahia) der Vorabend.
Beit, nl. Bitus, m. (= Guido, f. d.) männl. Name; |
bef. ver Name eines Heiligen; der Veits- oder
St. Beits-Tanz (chorea sancti Viti), Tänzer,
religiöſe Schwärmer (1374— 1418), die fürbefefien
galten und zu deren Heilung man St. Beit anrief; |
Belours
dah. eine Art Krämpfe, eine chronische Nerven-
franfheit, mit jo heftigen und mannigfaltigen Be-
wegungen und Zudungen des Körpers, daß der
. damit Behaftete das Anfehen eines Tanzenden
befommt.
Velturant, m. !. (v. vehöre, fahren) ein Kutjcher,
Fuhrmann; Velturanz, f. das Fuhrmeien; Be-
förderung zu Wagen. [etwas Ahnliches.
vel, [. oder; vel quasi, oder ungefähr fo, oder fo
Veläbrum, n. I. Markt im alten Rom, auf dem
Delifateßwaren verkauft wurden.
Velajet, n. auch (forrumpiert) Bilajet, arab. (von
weli, Helfer, Vorſteher, vgl Wali), eine türkiſche
Provinz, Bezirk eines Statthalter®.
Velament, n. I. f. unter velieren.
Belarium, n. I. über ein Amphitheater 2c. au3-
gejpanntes großes Tuch; Zeltdach, augaefpannter
Teppich, aud) = Baldadin, f. d.; pl. Velarien,
auch Segel- od. Fahnentücher an den verjchiedene
Maſtbäume verbindenden Seilen.
belieren, I. (veläre) verhüllen; Velament, n. (lat.
velamentum) eine Hülle, Dede, eine Binde; ein
Vorwand, Scheingrund; Honorar eines Künſtlers
für fein Kunſtwerk.
Velin od. Velinpapier, n. fr. (fpr. weläng; ni.
charta vitulina, v. l. vitülus, fr.veau, altfr. veel,
v. I. vitellus, Verff v. vitülus, Kalb, alfo eig. Per-
gament von Kalbshaut; vgl. Velot) VPergament-
papier, feines u. glattes, — Pa⸗
pier; auch feine franzöſiſche Spitzen.
Veliten, pl. I. (velites, v. sing. veles) leicht bewaff⸗
nete Soldaten, Plänfler. |
Vellẽda oder Velẽda, f. (vgl. das altnord. Vala)
eine altdeutiche Wahrfagerin im 1. Jahrh. n. Chr.
aus dem Volke der Bructerer.
velle et nolle, I. da3 Wollen und Nichtwollen;
Belleität, f. nl. (fr. vell&ite) Eraft- und tatloſes
Wollen, unflares und ſchwaches Beitreben, An-
mwandlung. |
Vellejänum (senatus-consultum), n. I. der el-
lejanifche, d. i. von dem Konſul Cajus Vellejus
Tutor herrührende Ratsbeichluß, das Verbot der
Trauen-Bürgichaft.
Bellon, m. fpan. (fpr. weljöhn; v. vello — I. vil-
lus, Fiaum, Wollhaar) eig. abgeſchorene Schaf-
wolle, Vlies; dann: Kupfergeld, Münzwährung
in Kupfer (angeblich weil auf alten Kupfermünzen
ein Schaf geprägt war, richtiger jedoch als Umden-
tung von billon, ſ. d.); vgl. Plata.
Belocität, f. I. (velocitas, v. velox, ſchnell) Schnel-
ligfeit, Gefchwindigfeit; velöce, con velocitä, it.
(fpr-—tiche, —tſchita) Tonk. geſchwind, ſchnell, flüch-
tig; velocissimo, Tonk. ſehr geſchwind; Veloci⸗
fere, f. fr. (ſpr. weloßifaͤhr') ein franz. Schnellfah-
ver, Schnellmwagen, die Eilpoft, jehr bequeme und
Ichnellfahrende Landkutſche, mit niedrigen Rädern;
velociferiſch, ſchnellpoſtartig; Velocipede, f. fr.
(ſpr. weloßipäd') od. Velozipẽd, n. Reitrad, Fahr⸗
rad; ein vom Engländer Knight erfundenes, mit
den Füßen in fehr rafche Bewegung zu bringendes
Fahrzeug mit 3 od. 2 hintereinanderlaufenden Rü-
dern; Zweirad, Dreirad; vgl. Draifine; Velo—
zipediſt, m. ein Radfahrer.
Velodrom, m. die Radfahrbahn (vgl.Hippodrom).
Belot, n. fr. (ſpr. weloöh; v. veau, altfr. veel, vgl.
Belin) Pergament von der Haut neugeborener
Lämmer oder Kälber. :
Velours, ın. fr. (pr. w’luhr; v. altfr. velous, vil-
lusse, mit eingejchobenem r, v. I. villösus, zottig)
"Samt; aud) ein langhaariger Stoff; velours de
Velpel
coton (fpr. —kotöna), Baummollenfamt; v. BA-
tine. Atlasfamt; Velourstapeten, pl. Tapeten
mit Nachahmung von Samtgeweben; Velontine,
f. eine Schminfe aus Wismut u. Reismeh!: velons
tieren (fr.velouter), jamtartig wirken; Veluntd,
n. ein aufgefchweiftes Mufter (in Geweben); Ve—
loutoire, m. (fpr. w’lutödr) ein Samtpinfel, pin-
felförmige Bürfte zum Rauhen glattgewordener
Töne auf Ölgemälden.
Belpel, ſ. Felbel.
Velte, f. fr. ein altfranzöfiiches Flüſſigkeitsmaß,
auch Setier genannt (j.d.).
Veltelin od. Veltlin, n. (entit. aus valle od. val
Tellina) ein fruchtbare Tal in der Rombardei;
dah. Velteliner, m. Einwohner diefes Tals; auch
eine Art Weintrauben: die Fleifchtraube.
Velten,m. männl. Nanıe, verderbt aus Valentin.
Vẽlum, n. I. Segel; Hülle, Vorhang.
Belderet, m. engl. (von velvet, Samt, altengl. ve-
louette, ml. velluetum, vellütum; vgl. Velours)
oder Velbeteen, m. (jpr. welmwetihn), ein ſchweres
jamtartiges Baummollenzeug, eine Art ungeföper-
ter Mandeiter; Velvet, m. engl. Samt.
vena, f., pl. venae, l., oder Vene, f., pl. —n, die
Blutader, zurüdführende Ader, welche dad Blut
zum Herzen führt, entg. Arterie; vena poötica,
die dichterifche Ader, Dichterfraft; venös (I. venö-
sus),zu den Blutadern gehöria: aderreich; venöſes
Blunt, dunkelrotes Blut; Venäſektion, f. (I.venae
sectio, dgl. jezieren) der Aderſchlag, Aderlaß.
venäfl, !. (venälis) verfäuflich, Fäuflich, feil; beftech-
ih; Venalität, f. (ipätl.venalitas) die Verfäuf-
lichfeit, Feilheit, das Feilfein; die Beftechlichkeit.
Benäjeltien, ſ. unter vena.
Benation, f. lat. (venatio, von venäri, jagen) das
Jagen, die Jagd; Benatärifch (l. venatörlus), die
Jagd od. die Jäger betreffend, dazu gehörig.
Venda, f. port. Verfaufslotal.
Fendange, f. fr. (fpr. wangdängſch'; prov. ven-
danha, von lat. vindemia) die Weinleſe; Wende
minire od. Bindeminire, m. fr. (fpr. wangde—
miähr’ u.weng—; v. l.vindemia) der Weinmonat,
erite Monat im ehem. neuen Kalender der franzöſ.
Republik, vom 22. September bis 21. Oftober.
Vendetta, f. it. (vendetta, die Rache, vom l. vin-
dicta) die Blutrache, auf der Inſel Korjifa bejon-
ders einheimiſch.
Vendidad, n. die ſechſte Abteilung des Zend-Aveſta
(.d.), welche das bürgerliche und kirchliche Geſetz—
buch des Zendvolkes enthält; Vendidadſäde, n.
(von zädah, geboren, Sohn) die zu liturgischen
Zweden in einem Bande zufammengejchriebene
Sammlung der drei Zendbücher Yacna, Vispered
und Vendidad.
Bendite, f. it. (v. l. u. it. vend£re, verlaufen) eig.
Verkauf; Berfaufsort, Marktplatz; Sammelort
(2oge); alta vendita, die Oberloge der Carbonari;
Bendite, f. Trödel, Trödelware; Vendition, f.
{. (venditio) die Veräußerung, der Verkauf; ven—
Ditieren (I. venditäre) zum Berfauf ausbieten,
feithaben, feilbieten; anpreijen, rühmen.
Bene, j. vena.
Bencdienne, f. (ipr. wenedienn’) eine feine Sorte
von Gros de Tours.
Veneficus, m. lat. (von venenum, Gift) ein Gift-
milder; Venefica, f. eine Giftmijcherin; Vene:
Keen, n. die Giſtmiſchung, Giftmijcherei, Ver—
giftung.
Benerie 1., f. fr. (von vener = |, venäri, jagen,
beten) die Jägerei, das Jagdweſen; der Fägerbof.
— — — — — —— — — — — — — — — — — — — — — — — — —— — — —— — — —
Ventil 907
Venerie 2., veneriſch, ſ. unter Venus.
benerieren, I. (veneräri) verehren; benerãbel (!.
venerabilis), chrwürdig, ehrfurchtswürdig, verehr«
ih; da8 Venerabile, da3 Hochmürdige in der
röm.-fathol. Kirche, die zur Verehrung vorgezeigte
aemweihte Hoftie; Veneration, f. (l. veneratio) die
Verehrung, Ehrerbietung, Ehrfurdt.
Benetiäner,m. (I. Venetiänus, pl. —i) Einwohner
der Stadt Venedig (1. Venetia), Benediger; vene⸗
tiänifch, venediſch.
veniay f. J. die Erlaubnis, Vergebung, Erlaffung;
cum venia, mit Erlaubnis; hona venla od. cum
bona v.,mit gütiger Erlaubnis od. Genehmigung;
sit v. verbo, wörtl. es jei Erlaubnis od. Nachficht
dem Worte (gewährt), mit Erlaubnis zu jagen;
venia concionändi, die Erlaubnis zu predigen,
das Kanzelrecht; v. doc&ndi oder lJegendi, die
Erlaubnis zu lehren oder Vorlefungen zu halten
an Univerfitäten; penielf (1. veniälis, fr. veniel),
verzeihlich, erläßlich.
veni creätor spiritus, [.(v.venire, fommen)fomm,
Scöpfergeift! ein mit diefen Worten beginnender
alter Kirchengefang; veni sancte spiritus, [.,
fomm, heiliger Geiſt!, ein mit diefen Worten be-
ginnender alter Kirhenhymnus; veniät,erfomme;
al3 Sachw. das Veniat, der Vorbeſcheid od. Stel-
ae gerichtliche Borladung;veni,vidi,
viei, ich fam, fah und fiegte, Ausſpruch Cäſars,
als er den König Pharnäces bei Zela im Pontus
ichnell befiegt hatte.
Venitienne, f. fr. (fpr. wenißjenn'; vgl. Venetianer)
ein venetianijches Gondelfahrerlied.
bendß, ſ. unter vena.
Venta, f. jpan. (fpr. wenta; eig. Berfauf, Verfaufs-
ort, d. vender = |. vend£re, verlaufen) ſpan. Her-
berge, einzeln liegendes Wirtshaus an der Heer-
ſtraße; Ventarilla, f. (pr. U — Ij) ein Heines
derartiges Wirtshaus.
Ventaroͤle, f., pl. Bentardien, it. (ventaröla, ven-
tarnöla, fpr. went—; d.vento — l. ventus, Wind)
Wind-⸗ u. Wetterfahnen; auch Höhlen u. Trommeln
u Fühler Aufbewahrung von Speifen u. Getränten,
iskeller, Eisgruben.
Vente, f. fr. (ſpr. wangt), Verkauf oder Verfteige-
rung von Kunſtwerken.
venter, m. l. der Bauch, Unterleib; venträl, auf
den Bauch bezüglich, ihmangehörig; ihn betreffend;
Ventricülus, m. (Berl. v. venter) der Magen;
Bentriteln, pl. Tafchen des Kehlkopfes, unmittel-
bar über den untern Bändern der Stimmriße;
ventricüli cordis, die Herztammern; Ventri—
loquenz, auch Ventriloquie, f. nl. die Baud)-
redneret, das Bauchreden; Ventriloqguift, m. ein
Bauchredner.
Ventil, n., pl. —e (ml. ventile, v. [. ventus, Wind),
eig. die Auft- oder Windflappe, eine mecdanijche
Borrihtung zum Verſchließen und Offnen von
Durhgängen für Luftarten, Dämpfe, Flüffig-
feiten 2c.; ventilieren, I. (ventiläre) eig. lüften,
fächeln, jhütteln; mit Lüftungsanlage verjehen;
Rſpr. uneig. etwas hin und her überlegen, von
allen Seiten betrachten, unterjuchen; verhandeln,
abhandeln, gerichtlich betreiben; Ventilation, f.
(l. ventilatio) eig. dag Lüften, die Lüftung, Yuft-
erneuerung; Lüftungsanlage, Luftwechſel; die Er-
örterung, Zurfpradhebringung, ausführliche Ver-
handlung: auch Schätzung der Güter, die man tei-
len muß; Bentilationsfanal,m. Luftzuführungs-
fanal, Quftzuführung od. -abführung; Ventilie—
rung, Erörterung, Beiprehung; zumeilen aud):
908 ventre-bleu
Lüftung, Qufterneuerung; Ventilätor, m. ein
Quitgieber, Rüftungsvorriötung Windfan ‚Wind-
einlafjer, Windrad, eine Vorrichtung zum Abjaugen
od. Eintreiben, überh. zum Fortbewegen von Luft
od. anderen Gaſen; der Ventilator des Ca—
ftelli, eine Waſſerhebemaſchine; Ventilogium,
n. [.»griedh. ein Windanzeiger, eine Wetterfahne;
Ventofe,m. fr. (fpr. wangtöhf’) der Windmonat,
6. Monat im ehem. neuen Kalender der franzöſ.
Republik, vom 19. Februar bi 20. März; Ven=
touse, f. (ipr. wangtuͤhſ) ein Luft- od. Zugloch;
ein Schröpffopf, Laßkopf.
ventre-bleu, fr. (fpr. wangt’v-blöh), ventre-saint-
gris (fpr. —Bäng grih) zum Henter; alle Teufel!
Votztauſend!
Ventriculus, Ventriloquenz ac., ſ. unt. venter.
Venus, k. l. (Gen. Ven£ris) Yabell. die anmutsvolle
Göttin der Schönheit und Liebe, bei den Griechen
Uphrodite;uneig. finnliche Liebe, Schönheit u.An-
nehmlichkeit; auch Wolluft, Unkeuſchheit; desgl. der
nad der Göttin genannte Planet: der Morgens u.
Ubendftern, der Erde am nächſten an Größe und
Entfernung; Scheidef. das Kupfer; die medi-
ceifhe Venus, die schönste Darftellung der Göttin
Venus, eines der größten Meifterwerfe der alten
Bildhauerkunft, welches ſich in der Kunſtkammer
der Großherzoge von Florenz aus der Familie der
Medicker od.dem Haufe Medicibefand; Wenns
Bon Milo, die im Louvre in Paris aufgeftellte,
derrlihe Statue der Venus, die auf der Inſel
Melos im Jahre 1820 aufgefunden wurde; Venus
sulgibäge, I. (v. vulgus, Volf, u. vagäri, umber-
ſchweifen) oder gr. Bandemos, die gemeine, um«-
herfchmeifende Wolluft od. Ullmann3-Benus; Ve-
nus Urania, f. (v. gr. üranös, der Himmel) die
hohe, himmlische Venus, die Göttin der hohen,
reinen Xiebe; der Wenns-Bart, l.-dtich. die Kar-
den- od. Weberdiftel; V.⸗Berg, m. Schamberg;
V.⸗Blattern od. -Blümden, pl. von Ausſchwei⸗
fungen herrüdrende Blattern im Geſicht; die V.⸗
Bruft, eine Art indifher Halbmondjchneden; auch
— V.-Pfirſich, f. eine wohlichmedende Pfirfic-
art; der V.⸗Finger, eine Pflanze, au) Hunds⸗
zunge od. Liebäugel; die V.-Fliegenfalle, |. Dio-
näa; da3 V.-Haar, Trauenhaar, eine Pflanze
(Polytrichum commune L.); die V.⸗Muſchel,
eine zahlreiche Gattung zweiſchaliger Mujcheln,
wozu das B.-Herz, der B.-Ramm u. a. m. ge
hören; der V.⸗Schacht, V.-Schaft, veridiedene
Röhrenjchneden, vie B,:Schnede, — Porzellan-
ihnede (j. Borzellan); der V.⸗Schuh, Marien-
ſchuh, eine Pflanze (Cypripedium L.); der ®,=
Stein, eine Art zweiichaliger runder Mufcheln,
auch Mutterjtein; venériſch (von lat. vener&us,
Venus od. die Liebe betreffend 2c.), wolluſtkrank,
luſtſiech, mit der Luftfeuche behaftet, angeftedt;
von der Luſtſeuche herrührend; venerifche Krank⸗
pe auch Venerie, f. die Luſtſeuche, Unzucht-
euche, eine von Unzucht und Ausſchweifung her-
riihrende anjtedende Krankheit; Venulit, m. nl.
veriteinerte Venusmuſchel.
verachãen, dtich.-gr. (bei Klopſtock) zum Achäer od.
Griechen maden, griechiſch bilden, vergriechen (vgl.
gräcifieren.
Zeracität,f.nl.(v.I.verax,Gen. veräcis, wahrhaft)
die Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Glaubwürdigkeit,
Wahrbheitgliebe. [verfhönern, ſchmücken.
deradonifieren, dtſch⸗gr. zum Adonis (ſ. d.) machen,
seraftordieren, diſch.fr. (vgl. Akkord) verdingen,
in Stücklohn vergeben; die Koſten vereinbaren.
Verbum
veralziſen, dtſch.l. (vgl. Akziſe) verſteuern mit Ab-
gabe belegen. us
beralimentteren, dtich.-l. alimentieren.
Veraͤnda, f. (engl. veranda, v. port. veranda, ſpan.
baranda, verfl. barandilla; malay. bäranda, bu-
randa, jandfr. waranda, hindoft. und perf. bar-
ämadah, v. perſ. bar, auf, herauf, u. ämadah, ge-
fommen, v. ämadan, fommen) eine offene Borhalle
oder Sommerlaube längs einem Haufe; Garten-
halle; überh. ein Borbau.
verarrendteren (vgl. arrendieren), landſch. f. ver-
pachten; Kerarreitieren, ſ. unter Arreft.
Verätrum,.n. 1. Nieswurz; Beratrin od. Saba-
‚dillin, n. ein —— Pflanzenbildungs⸗
teil, aus dem Sabadillſamen (v. Verätrum saba-
dilla) dargeſtellt.
verauktionieren, dtſch.l. ſ. Auktion.
Verba verbal ꝛc. j. unter Verbum. —
— ——— ballhorni—
ieren.
berbarrifadteren, dtſch.fr. (vgl. Barrikade) ver-
rammen, verzäunen. |
VBerbeng, 1. f. (I. verbenäca; dagegen verbena, ein
heiliger Zweig von Xorbeer-, DOL- und Myrtenbäu-
men), Eifenfraut, ein Ziergewächs von verſchie—
denen Arten; Verbena chamaedryfolia (vom
gr: chamaidrys, Gamanderlein), das ſcharlach—
fühende Eifenfraut; Verbẽna⸗Ol, ätheriſches Ol,
gewöhnl. Grasöl genannt, aus Andropogon crista-
tus (Bartgras, das auf Ceylon wächſt) oder A.
Nardus gewonnen (Nardenöl), zu Parfümerien;
2.Berbeng, £. die ſpaniſche Kirmes mit Faſching.
verberieren, |. (verberäre, von verber, n. Geißel)
prügeln, geißeln, erfhüttern; Verberation, f. (l.
verberatio) eig. Brügelung, Züchtigung; die Luft»
erſchütterung, Schwingung, melde ven Schall ver-
verbi causa, . unter Gerbum. lurſacht.
Verbum, n., pl. Verba, l. das Wort; beſonders
Sprachl. ein Zeitwort, Meldewort, Ausſagewort,
Zuſtandswort, Wandelwort; das Verbum iſt ent-
weder ziellos, wirkungslos (Intranfitivum,
Neutrum), 3.8. id) ſchlafe, oder zielend, über-
leitend (Tranfitivum), 3. B, id} lobe, und jteht,
wenn e3 zur leßteren Art gehört, entweder in der
Tatform, als tätiges Zeitwort (Aftivum), 3.8.
ich Iobe dich, oder in der Leideform, als leidendes
Beitwort (PBajjivum), z. B. du wirjt gelobt; Ne-
benarten des zielenden Heitwortes find: das rüd-
zielende oder rückwirkende (Reflerivum), — B.
ich freue mich, und das gegen- oder wechſelſeitig
wirkende (Reziprolum), z.B. wir lieben einan-
der, fie zantten fi; — verbum anomälon oder
anomälum, ein unregelmäßige3 et Vs
auxiliäre, ein Hilfszeitwort; v. defectivum,
ein in bezug auf jeine Biegungsformen mangel-
haftes Zeitiwort; v. depönens, ein lateinijches
Bwitter-Beitwort in pafjiver Form mit aftiver Be-
deutung; v. factitivum, ein Bewirkungs-Zeit⸗
wort, 3. ®. räuchern; v. frequentativum oder
iterativumy,ein Wiederholungszeitwort, z. B. klap⸗
pern, ſtreicheln; v. imporsonale, ein unperjön-
liches Beitwort, z. B. es regnet; v. inchoativum,
Beginnzeitwort, welches dag Übergehen in einen
Zuſtand bezeichnet, 3. B. e3 tagt, er entichläft; v.
intensivam, ein veritärfendes Beitwort, Ver-
jtärtungszeitwort, 3. B. horchen von hören; —
verbi causa oder gratia (eig. des Wortes wegen),
zum Beijpiele; verbi divini minister, m. Diener
des göttlichen Wortes; in verba magistri ſchwö⸗
ren, auf die Worte des Meifters oder Lehrers
verchamerieren
lings, ohne eigene Prüfung annehmen; a verbis
ad verböra, von Worten zu Schlägen (fommen,
übergehen 2c.); — verbäl (I. verbälis), und als
Abverb verbaliter, aus Worten bejtehend; mört-
(ih, die Worte betreffend, entg. real; buchjtäblich,
von Wort zu Wort; Verbäl-Definition, f. die
Bort-Erflärung; V.⸗Exegẽſe, f. die Wort-Erläu-
terung od. -Erörterung; B.-Injurie, f. eine Be-
leidigung duch Worte, mörtlicye Beleidigung, entg.
Real-Injurie; V.⸗Note, f. ein mündlich vor⸗
getragenes (nicht ſchriftlich übergebenes) diploma—
tiſches Schreiben; V.⸗Subſftantiv oder sub-
stantivum verbäle, n. ein vom Zeitwort, beſ.
dem Infinitiv und Partizip, unmittelbar abge-
leitete3 Hauptwort; verbaliſieren, barb.-l. (fr.
verbaliser) mündlich verhandeln; auch unnüße
Worte machen, plappern, hin⸗ und herſchwatzen;
Verbalität, f. nl. die Wörtlichkeit, Buchſtäblich—
keit, der Wortverſtand; Verbidnz, f. barb.-I. die
Geihmäßigfeit, Wortmenge; verbös, I. (verbösus)
oder verbaß (fr. verbeux), wortreich, weitläufig;
Verboiität, f. (fpätl. verbositas) die Wortfüle,
Redſeligkeit, das Wortgepränge, der Wortſchwall;
verbotenus, nl. wörtlich, bis aufs Wort.
serdhamerieren (jpr. verih—; verderbt aus har-
mieren, ft. charmer, mit der deutfchen VBorfilbe
ver), gem. fich vergaffen, verlieben.
serdartern, = hartern, ſ. d.
serflaufulieren, diſch⸗l. f. Hlaujulieren.
sercoafen, j. unter Coaks.
verde antico, n. it. (v. verde=[!. viridis, e, grün)
altes oder altertümliches Grün, ein mit Ralfftein
emengter Serpentin; v. di Corsica, ein dem
Sabbro verwandtes grünliches Geftein in Korſika
2c.; v.d’Egitto (jpr.—dehdfgitto), eig. ägyptifches
Grün, eine Art Cipollinmarmor.
Berdeitillieren, dtich.-L.(vgl.deftillieren) verdünften,
—— ngEN; vergeuden, verjchwenden, durch—
ringen.
Verdhandi, f. altnord. Fabell.eine der Nornen, ſ. d.
Verditt, n. — (ſpr. werdickt; v. l. vere dictum,
etwas wahr Geſprochenes) der Wahrſpruch, Aus—
ſpruch, die Entſcheidung, beſonders der Geſchwo—
renen⸗Ausſpruch.
aloppieren, dtſchfr, (vgl. Galopp :c.), ſich —,
fih übereilen od. verlaufen, einen Berjtoß machen,
veritoßen.
Berge, £. fr. (fpr. werſch'; l. virga, eine Gerte) Rute,
Meprute, ein altes Längenmaß, — 17/,, alten
Pariſer Ellen; Vergette, f. (fr. vergettes, jpr.
werfegett’) die Bürſte (urjpr. von Reiſern gemacht);
uneig. gejhorenes Stirnhaar, kurz gejchnittenes
Fe a
sergieren, I. (vergöre) neigen, fehren, lenken; ſich
wohin neigen, übergehen.
Vergue oder Verje, f. ein altes Getreidemaß in
Amiterdam, von 6 Mingeln oder Mengelen.
serhafelteren (vgl.hajelieren), auf eineleichtfinnige
Weile über etwäs weggehen, vertun, vergeuden.
serbunotbesieren, dtid.-gr. |. unter Hypothek.
Bericles, pl. fr. (fpr. werif’[; von gleich]. [. vitri-
cülum, v. vitrum, fr. verre, Glas) falſche Steine,
Glasflüſſe.
gerifizieren, nl. (vom I. verus, wahr, und faceẽre,
maden) wahr madjen, bewahrheiten, die Richtigkeit
einer Sache prüfen und dann dartun, bemweijen, be-
fräftigen,beglaubigen,erhärten,beurfunden ; Veri⸗
fifation, f. die Bewährung, Bejtätigung, Bekräf—
tigung, Beglaubigung, Beurfundung, der Erweis,
ſchwören, d. i. defien Lehrfäge unbedingt, blind-
Verp 909
Beleg; Verififätor od. fr. Verificateur, m. (ſpr.
w—töhr) ein Beglaubiger, Beftätiger der Wahr-
beit od. Richtigkeit von Urkunden, Recnungen x.
verintereſſieren, dtich.-L. (vgl. Intereſſe) verzinfen;
fih verintereſſieren, Zinſen abwerfen oder ein-
bringen, zinfen.
veritas, f. I. (von verus, wahr) die Wahrheit; auch
Verität, 3.8. die Verität einer ausftehenden
Forderung, d. i. deren Wahrheit oder Richtigkeit
(entg. Bonität) ;v.odium parit, Wahrheit erzeugt
Haß od. macht verhaßt; en verite, fr.(jpr.ang weri-
teh) in Wahrheit, wahrlich, in der Tat; veritable
(jpr. weritdb’I) od. veritabel, wahrhaft, wirklich,
—— echt, ungeheuchelt.
Verje, ſ. Vergue.
Verker, m. (urſpr. dtſch.; das Verkehren, mit Hin-
ſicht auf den ſchnellen Glückswechſel; holl. varkeer,
tr. verquier) ein bej. im Morgenlande bei den
tabern, Türken 2c. übliches Brettjpiel, nad) Art
des Damen- und Schachſpiels.
berlizentieren od.verlizenten, dtich.-I.(vgl.Lizent)
verzollen, verjteuern.
berlutieren, dtich.-L. (vgl. Lutum zc.) verkitten, ein
Geſchirr od. Gefäß, welches man im Feuer gebrau-
chen will, mit einem genau pafjenden Dedel ver-
ſchließen und mit einem Ritt verfleben.
bermaledeien, j. maledizieren.
Vermeil, n. fr. (fpr. wermäj; prov. vermeil, port.
vermeilho,it.vermiglio,vomI.vermicülus,Bürm-
hen, nämlich das die Scharlachfarbe gibt; aljo eig.
—flermes od. Codyenille, f.d. u. vgl. Bermillon
unt. vermis) rötlihe Farbe; feuervergoldete Sil-
bermwaren.
vermis, m. I. der Wurm, pl. vermes; vermis di-
giti, m. der jogenannte Wurm am Finger; Vers
micellen od. Bermickkit, pl. it. (jpr. wermitichelli)
eig. Würmchen; feine Fadennudeln; vermifulär,
nl. wurmförmig; Vermiluliten, pl. verjteinerte
Röhren der Ringtiere; Vermillon, m. fr. (ſpr.
wermijöng) Scharlahwurm; fein geriebener und
zubereiteter Zinnober; vermifüga (sc. remedia),
pl. nl. wurmtreibende Heilmittel, Wurmmittel;
VBermination, f.|.(verminatio)dieWirmerfrant-
heit, Wurmfrankheit, Wurmfudt; verminös (l.
verminösus), voll Würmer, an Würmern leidend.
vermöbeln, dtich.-fr. (vgl. Meuble u. mobil) gem.
f. verfaufen, beſ. Haudgerät u. dgl.
bernäl, I. (vernälis, von ver, Frühling) frühlings-
mäßig, zum Frühling gehörig; Vernation, f. (l.
vernatio, von vernäre, Frühling haben, ſich ver-
jüngen zur Frühlingszeit) die Verjüngung, das.
Ausſchlagen der Pflanzen im Frühling; das Häu-
Vernier, — Nonius, f.d. [ten gemifjer Tiere,
Berole, f. fr. (fpr. werdl; v. nl. variöla, j. Vario»
len) genauer: Ja grande verole (jpr. — grangpd’
—), die Quftfeuche; la petite v6role (jpr.— p’tit’
—), die Boden. ;
Veronitka, f. nl. weibl. Name (it.u.fpan. Verönica,
fr. Veronique, neugr. Beronik®&, v. maced. Bere-
nikö, f. gr. Pherenike) die Siegbringende, bej. die
heilige Veronika, nach der Legende eine jromme
Frau, die dem kreuztragenden EhriftusihrSchmweiß-
tuch darreichte, auf welchem fich beim Abtrodnen
das Angeficht des Heilandes abdrüdte (dab. auch
der Name irrtümlich von verum icon, d. i. das
wahre Bild, hergeleitet wird, vgl. Son); Ehren-
preis, eine Pflanze von verjchiedenen, zum Teil
arzneilihen Arten, aud Bier —
Bed, n. ein altes Öetreidemah in Oftfriegland =
47,81.
910 derpartieren
derpartieren, dtſch.l. (vgl. partieren) gem. f. etwas
» widerrechtlich beifeite Schaffen, verbergen, um es zu
entiwenden.
verpönen, dtich.el. ſ. unter poena.
derpofamentieren, Geld für unnütze Dinge (eig.
Borten, vgl. Bojamentierer) ausgeben.
Verrerie, f. fr. (fpr. wärerih; von verre, Glas, v.
l. vitrum) Glasware; Verrillon, n.({pr. wärijöng)
Slasfpiel, = Harmonifa; Verroterie, f. (ſpr.
wäroterih) allerlei Kleine Glaswaren, 3. B. Glas⸗
forallen, Slasperlen zc.; Berrothypie, £. die Kunft,
Kichtbilder auf Glas zu bringen.
Verrũken, pl. I. (verrücae, v. sing. verrüca) Heilf.
Warzen, bej. am Auge; verrufös od. berrufös
(l. verrucösus), warzig; Verrutojität, f. nl. die
Warzigfeit.
ers, m. (vom I. versus, pl. versus, d. i. eig. Um⸗
fehr; v. vertere, |. vertieren; dann Furche, Reihe)
eine Gedichtzeile od. Reihe, eine rhythmiſch geregelte
Wortreihe in einem Gedicht; ein Kleiner Abjag,
Sprucd eines Bibel-Rapitels, auch Verſikel, m. (I.
versicülus, Berti. v. versus); versus cancrinus,
m. ein Kreb3vers, — gr. Balindromo?, |. d.;
versus memoriäles, pl. Gedächtnisverſe, Verfe,
die dem Gedächtnis zu Hilfe kommen follen; verso
sciolto (jpr.— ſcholto) pl. versi sciolti, od. verse
libero (sc. della rima), pl. versiliberi. meift elf-
filbige reimloſe Verſe (fr. vers blancs, "vr. währ
blang, engl. blank verses, ſ. d.); Verfetto, m. it.
od. Verfett, m. (fr. verset) ein Abjag, Versgeſätz
(Strophe); Verjetten, pl. Tonk. Zmilchenfpiele,
bef. in Geſangweiſen auf Orgeln; Verjifer, m. nl.
ein Bermacher, Beröler, Reimſchmied; Berfifi=
steren, |. (versificäre) Verſe machen; projaijche
Gedanken oder Reden in Verſe bringen; reimen ;
Verſifikation, £. (1. versificatio) die Bersbildung,
der Versbau; Verjififator, m., Kerle: m. od.
ft. Berfificateur (ſpr. w—töhr), ein Berjemacher,
Berstünitler, Bersbauer.
Berjade, f. fr. (pr. werkdhb’; von verser, aus-
ſchütten, ummerfen, prov. versar, it. versare, v. |.
versäre, umfehren,Berjtärfungszeitiwortv.vertöre,
j. vertieren) da3 Ummerfen mit einem Wagen.
Berjalien oder Berfäl-Buchftaben, pl. nl. (von
versus, Zeile, Abiag) große Anfangsbuchſtaben.
verjatil, [. (versatilis, v. versäre, drehen, umtrei«
ben; vgl. Verjade) beweglich, wankend, wanfel-
mütig, veränderlich; Berjatilttät, f. nl.dieDreg-
barkeit, Gewandtheit, Geichmeidigfeit; WBeränder-
lichfeit, Wandelbarkeit; Verſation, f. I. (versatio)
das Drehen und Wenden, das Derumdrehen.
Berfett, verifizieren ꝛc, Verſikel, |. unt. Vers.
versicolor, versio, Verſion 2c., j. unter ver-
tieren.
berfieren, l. (versäri, d. i. eig. fi) umdrehen, um-
treiben, v. versäre, umdrehen; vgl. Verjade) ſich
mit etwa3 beſchäftigen, damit umgehen, in einer
Sadıe veriiert fein, darin geübt, bewandert oder
gewandt jetn.
verso etc., j. unter vertieren.
beriorten oder verjortieren, dtſch⸗fr. (vgl. Sorte
ze.) in Sorten verteilen; mit den nötigen Sorten
oder Warengattungen verjehen, befjer: ajfor-
tieren. i
veritudieren, ditſch⸗l. durch Studieren vertun oder
verlieren; mit Studieren verbringen.
Beriur ꝛc., verte, f. unter vertieren; versus
etc., |. Vers.
bertebräl, nl. (v. I. vertöbra, i. Gelent, Wirbelbein,
bej. Rückenwirbel) Heilk. mwirbelbeinig, zu den
Vescobado
Wirbelknochen gehörig; Vertebräl⸗Arterie,—
Wirbelſchlagader; V.-Syſtem, n. der vom Rüden-
mark ausgehende Teil des Nervenſyſtems; Werte-
bräte, pl I. Wirbeltiere.
Berter, m. I. (Gen. verticis) der Wirbel, Scheitel,
Gipfel; vertikäl, nl. ſcheitelrecht, lotrecht, ſenkrecht
(=perpendifulär); Vertikäl-Feuer, n. Wurf-
feuer, die in hohen Bogen gelenften Schüffe mit
Bomben, Granaten 2c.; V.-Fläche, f. ſenkrech—
itehende Fläche; W,-Mreis, m. der durch Scheitele
und Fußpunkt des Beobachters gehende größt-
Kreis der Himmelsfugel; ein Fernrohr mit fenft
rechter Preisteilung zur Beobadjtung der Geſtirne;
V.-Linie, f. eine Senflinie oder ſenkrechte Linie;
B.-Uhr, k. Sonnenuhr aufeiner jenfrechten Fläche;
B.-Brofil, n. fenfrechter Durchſchnitt; W,-Bro-
jeftion, f. Standriß, Aufriß; V.⸗-Winkel, m. ein
Senf od. Scheitelwinfel; Vertikale, f. die Senk—
rechte; Pfoten; Vertizität, f. die Richtungskraft,
3. B. der Magnetnadel.
bertieren, |. (vertöre) wenden, kehren, umwenden,
umfehren; überjegen, dolmetſchen; vertas, vertä-
tur od. verte! wende um od. ſchlage um (Blätter,
bei. Notenblätter); verso folio, Bi der Rehr- od.
Nüdfeite; versicölor, buntfarbig, von mancherlei
Farbe; al3 Hauptiwort ein Farbenwechsler, Achjel-
träger; Verſion, f. nl. (versio) die Wendung,
Form od. Sajlung einer Erzählung, eines Berid)-
te3 2c.; die Lesart; Überfegung, Übertragung;
versio interlineäris, eine zwijchenzeilige Über-
ſetzung; v. in rem, Rſpr. die Verwendung in je-
mands Vermögen, zu jemands Vorteil; die auf
eine Sache gemachte Verwendung, welche dazu be-
rechtigt, diefe Sache zurüdzuhalten; auch v. in
utilitätem; v. uteri, Heilk. Umfehrung, Umftül-
pung der Gebärmutter; Verfür od. Verjüre, f.
l. da3 Ummwenden; das Öeldaufnehmen, Borgen;
der Zinſeszinſenwucher; Kfipr. der Barenumjag,
Umſchlag; in Polen die Zeit um Johannis, wo die
Gutsbefiger in die größeren Städte fommen, um
allerhand Gejchäfte abzumadhen; verſurieren, nl.
umſetzen, umfchlagen.
Vertigo, f. I. der Schwindel; vertiginds (I. ver-
tiginosus), ſchwindelig, ſchwindelköpfig, rappel-
köpfig.
— (fein Fremdwort, ſondern, v. niederd. ver⸗
trecken, verzerren, von niederd. treden, ziehen)
verzogen, verichroben, verzerrt, ſeltſam gejtaltet.
Bertügdde oder Vertügaͤle, f.. auch VBertügadin,
m. fr. (ſpr. — entſt. aus vertu-garde,
vertu-gardien, d. i. — engl. daraus
entſtellt farthingale) ein Reif an Frauenkleidern;
ein Reifrock, ein Wulſt oder Kiſſen, von Frauen
über den Hüften unter dem Rocke getragen.
Vertumnus, m. I. (v. vertere, wenden) Fabell. der
Wendegott, Gott der Veränderung, der wechjeln-
den Jahreszeiten 2c., guch Öartengott, deſſen Ge-
liebte Pomona war; Vertumnalia, pl.diediefem
Gotte zu Ehren im Oktober gefeierten Zelte.
Verve, f. fr. (jpr. werw'; v. Ipätl, verva, Widder-
£opf, wegen des — chen Ausſehens desſelben;
vgl. wegen der Begriffsentwickelung Caprice; n. a.
v. I. fervor, Glut) eig. wunderliche Laune; Begei—
jterung, Schwung, Feuer.
vesania oder Veſanie, f. 1. (v. ve-sänus, unjinnig,
wahnfinnig, v. sanus, gejund; vgl. Sanität) der
— — * et ae
escovado oder Vescobdto, m. it. (— 1. episco-
atus, f. Epiffopat) dag Bistum, die bifhöfliche
ürde. |
vesica
vesica, f. I. die Blafe, def. Urinblafe; Blatter; Ve—
jifäl-Arterien, pl. Harnblafenpulsadern; Veſi—
cantia, pl. nl. Heilf. blafenziehende Heilmittel,
er Veſicatorium, n. ein Blajen- oder
ugpflafter, Spantich-Fliegenpflafter, eine ſpaniſche
dliege; Veſikulãär-Syſtem, n. l.-gr. (v. vesicüla,
ein Bläschen) die Bläschenlehre, nad) welcher das
Aufiteigen der Dünfte in der Luft und die Erhal«
tung derjelben in Geſtalt der Nebel und Wolfen
aus der Entjtehung hohler Bläschen erklärt wird.
Veiper, f. I. (vesper, m. u. vesp£ra, f.) eig. Abend,
—— — der Nachmittagsgottesdienſt, die
bendmeſſe; in der kathol. Kirche die vorletzte der
7 kanoniſchen Horen (vgl. hora) oder Tagezeiten,
amtlichen one und Complet; fizilifche oder ſizi—
ianijche Befper, die Ermordung aller franzöf.
Befagungen, welche in Sizilien 12823 zur verab-
redeten Zeit des Bejper-Läutens durd) die fizi-
liſchen Bürger geſchah; Veſper-Bild, n. die Dar-
jtellung de3 vom Kreuze genommenen und in den
Armen der Mutter Maria gehaltenen Reichnams
Eprifti; V.-Brot, n. [.-dtich. das Nacjmittagse,
Halbabendbrot, im füdlichen Deutjchland: Vieruhr-
brot; V.⸗Predigt, f. die Nachmittagspredigt;
veſpern, das Nachmittagsbroteſſen; Wejpertiner,
m. (vom l. vespertinus, abendlich) Nachnıittags-
oder Abendprediger.
Veſta, f. I. Fabell. die Göttin des Herdes od. Haus»
feuers, da3 Sinnbild der häuslichen Glückſeligkeit,
Sittfamfeit u. Keufchheit, bei ven Griechen Heitia,
eine Tochter des Saturn und der Rhea; aud ein
von Olber3 1807 entdedter Blanet; Vejtalien,
l. (l. Vestalia) der Veſta zu Ehren gefeierte röm.
Kite im Monat Junius; Wejtälinnen, pl. (I.
Vestäles, sc. virgines) 'Briejterinnen der Veſta,
Jungfrauen von unverbrüchlicher Keufchheit und
jtrenger Eingezogenheit, die das immerwährende
heilige Feuer im Tempel diejer Göttin unterhalten
mußten ıc.
Veſtarius, m. l. (v. vestis, Kleid) ein Kleiderhänd-
ler; bei ven Katholiken ein Aufjeher über die Kir-
chengeräte und Meßgewänder.
Veſtibülum, n. L., fr. Veſtibüle (pr. weſtibühl),
der Vorhof, Eingang ins Haus; Vorjaal, die Haus-
fur, Borhalle, das VBorhaus.
Beitigien, pl. |. (vestigia, v. sing. vestigium) Fuß
itapfen, Spuren; vestigia me terrent, die Fuh-
jtapfen jchreden mich ab, d. h. ich jcheue mich,
weiter zu gehen (fo jprach der Fuchs zum kranken
Löwen in der befannten Fabel); dad. nec te ve-
stigia terrent, nahe Gefahren ſchrecken dich nicht,
Wahlſpruch verichiedener großer Männer; e ve-
stigio, auf der Stelle, ſogleich; veſtigieren (I.
vestigäre), nachſpüren.
Beititür, f. nl. (v. vestire, fleiden, v. vestis, Kleid)
die Kleidung, Einkleidung.
Bejün, m. !. (Vesuvius) ein feuerjpeiender Berg bei
Neapel; Veſuviän, m. nl. eine dem Granat ver-
wandte Steinart, vom Befuv ıc.
Beterän, m. |. (veteränus, v. vetus, Gen. vet£ris,
alt), pl. —en, ein Altföldner, alter erprobter
Krieger; alter, erfahrener od. bewährter Geſchäfts—
mann, Gelehrter 2c.; Veteraͤnz, f. nl. die Dienit-
ruhe, der Stand eines Ausgedienten.
Beterinarius, m. l. (v. veterinae, sc. bestiae, od.
veterina, sc. animalia, Zajt- oder Zugvieh, von
veterinus, tragend oder ziehend, wahriceinl. zgez.
aus vehiterinus, v. vehere, führen, tragen, ziehen)
oder Veterinär (fr. veterinaire), ein Vieh- oder
Viadro 911
narius), eig. Laſt⸗ vd. Zugvieh betreffend; tierarz-
neilich, tierärztlih; WVeterinär-Hunde oder V⸗
Wiſſenſchaft, f. (I. medicina veterinaria) Tier-
arzneifunde, Tierheiltunde; B.:Schule, f. Tier-
arzneiſchule.
| veto, I. (Inf. vetäre) ich verbiete, verwerfe, willige
nicht ein, der Ausfpruch, mit welchem die altröm.
Volkstribunen einen Senatsbeſchluß verwarfen;
dah. das Veto, das Verwerfungswort, die Ber-
werfung, das Verbot, die Mißbilligung; das Ver-
werfungs- od. Berneinungsredt, 3. B. eines Mon-
archen, die gejeßliche Befugnis, durch feinen Wider-
ſpruch einen von einer Berfammlung gefaßten Be-
ſchluß zu entkräften; man unterjcheidet ein abjo-
lutes Beto, d.i. ein volljtändiges, unbedingtes,
und ein fuspenfives Veto, d. i. ein aufſchie—
bendesBerwerfungsrect; liberum veto, dag freie
Verneinungd- oder Verweigerungsredt.
Vettel, f. (v. I. vetüla, von vetülus, ältlich, Verkl.
v. vetus, alt) niedr. ein altes, gemeincs Weib; eine
‘gemeine, liederliche Dirne.
Bettlra, f. it. (v. I. vectüra, Fuhre, v. vehi, fahren)
ein Fuhrwerk, eine Lohnkutſche; Vetturino, m.
ein Lohnfuhrmann, Lohnkutſcher in Italien.
vetus testamentum, I. das alte Teftament, |.
Teftament unter tejtieren.
Veren od. Yren, = Kretinen, j. Kretin.
vexieren, |. ‘vexäre) plagen, quälen, beunruhigen,
bedrängen, neden, foppen, zerren. jheren, hudeln,
zum beiten haben, täuſchen; Vexiererei, k. lodtſch.
die Quälerei, Neckerei, Hudelei 2c.; Vexier, n. zum
Vexieren Dienendes, beſ. eine Sicherheitsvorrich-
tung an Kunſtſchlöſſern, ohne deren Kenntnis man
auch mit dem richtigen Schlüſſel nicht öffnen kaun;
daher: Verier- Schloß, n. Sicherheitsſchloß; V.⸗
Becher, ın. ein Neckbecher; V.-Doſe, f. eine Ned»
dole; B,-Spiegel, m. ein Täuiyungsipiegel, wo—
mit man angeführt oder getäufcht wird; B.:Mürs
fel, m. ein Täuſchungswürfel; Vexation, f. (I.
vexatio) die Beläftigung,, Plage, Bedrückung,
Kränkung, der Verdruß, Arger, die Nederei.
Vezier, oder r. Weſir, m. arab.(wesir, wasir, eig.
Stütze, Zaftträger, von wasara, tragen) ein Unter-
jtüger, Staatsverwalter, Staatsrat oder Miniiter
des türk. Kaiſers; Großz-Vezier (türk. wesiri
asem u. wesir asem), Ober-⸗Miniſter, der oberite
Staatsbeamte im türfifchen Reide.
vezzosam6öute,it.(jpr. wez— ; v. vezzo, angewöhnte
Unart, Beluftigung, Liebkoſung, LZiebreiz, fpan.
vezo, vicio, prov. vetz, v. |. vitium, Fehler) Tonk.
zärtlich, weichlich.
vi, l. f. unter vis.
via, f. I. der Weg; das Mittel, die Art; via, it. auf
Briefen, Päſſen ꝛc.: über, durch (Bezeichnung des
zu nehmenden Weges); via crucis, I. der Kreuz.
oder Kreuzigungsweg, bei den Kathol. ein Betweg
mit Bildern aus der Keidenögeichichte Jeſu Chriſti;
via gratiae, auf dem Wege der Gnade; in via,
im Wege, d. i. durch das Mittel, 4.8. i. v. juris,
im Wege Rechtens; Viaduft, r. Viädütt, m. nl.
(viaeductus) die Wegleitung, Wegbahnung; ein
fiinftlich angelegter Weg, ein großer Straßenbau,
bef. durch Überbrüdung eines Tales, Sumpfes ꝛc.;
Landbrücke, Überführung oder Unterführung;
Viaduftbahn, Hochbahn, Pfeilerbahn; Viati⸗
tum, n. l. ein Reilegeld, Behr- oder —1
das einem Sterhenden erteilte heilige Abendmahl;
auch die letzte Olung; Viatorium, n. ein Weg-
meſſer, = Hodometer.
Tierarzt, Roßarzt ꝛc.; veterinär(iſch) (I. veteri- | Viädro, wiſ. Wiadro.
912 VBiädurt
Viãduct, Viaticum zc., ſ. unter vie.
vibrteren, lat. (vibräre) erſchüttern, ſchwingen, —
ofzillieren; zittern, erzittern, beben, trillern;
vibräto. it. Tonf. bebend, zitternd, en:
Vihrabilität, f. nl. die Schwingbarkeit, die ab-
wechjelnde Spanrung und Erſchlaffung von
Körperteilen; Vibration, f. (ſpätl. vibratio) die
Schwingung, Bebung, = Dfzillation; das Bit-
tern, Trilern; Vibrationsſhyftem, n. l.-gr. jede
Lehre, die gewiffe Erſcheinungen (4. B. die des
Lichts) aus Schwingungen erklärt, die ſich in
einem elaftiijhen Mittel fortpflanzen (bezügl. der
Richterfcheinungen auhUndulation3- Theorie
genannt); Vibroſkoͤp, n. logr. der Schwingung3-
beobadhter, ein von A. Töpler in Riga verfertigted
Snitrument.
Vibrionen, pl. in faulem Wafjer, im Bodenfaß des
Bieres ꝛc. entitehende Schimmelpilze.
Vibuͤrnum, n. 1. eine Pflanzengattung von verichie-
denen Arten, wozu der Schlingbaum (Viburnum
lantäna) und der Schneeball (V. opülus), ein be-
kanntes Ziergewächs, gehören.
vice, lat. (von einem nicht gebräuchl. Nom. vicis,
Wechſel, Wechjelfeitigkeit 2c.) eig. an der Stelle, an—
ftatt; in Zuſammenſ. Unter- oder Vertretungs-,
3. B. Vize-Admiral, m. Unter-Flottenführer;
Vize-Direktor, m. jtellvertretender Vorſteher;
B.:König, m. jtellvertretender König, Unterfönig,
Statthalter, oberd. aud) Schaltfönig 2c.; Vicedom
oder Viztum, m. (entjt. aus dem I. vicedominus,
fr. vidame) eig. ein Statthalter, Stellvertreter eines
Fürſten; ein 5 geiſtlicher Güter, Stifts—
hauptmann, Oberamtmann; vice versa, um—
gekehrt, hinwiederum, im entgegengeſetzten Falle;
ices, pl. ums oder abwechſelnde Amtsverric-
tungen, Gtellvertretung, 3. B. jemandes Vices
vertreten, feine Stelle oder jein Amt verwalten.
Bice, m. engl. (jpr. weiß) eig. Laſter, Fehler; der
Hansmwurit des alten ——— Dramas.
Bicennium, n.!.(v. vicles, zwanzigmal, u. annus,
Jahr) ein Zeitraum von zwanzig Jahren, eine
zwanzigjährige Zeit.
Sicefimieren, nl. (vom l. vicesimus, a, um, der ꝛc.
zwanzigite) den Zwanzigſten auglofen und ber-
urteilen oder hinrichten laſſen (vgl. dezimieren);
Viceſimation, f.Tpätl. (vicesimatio) altröm. Aus—
lojung des 20ſten Mannes aus einer großen Ber-
brecherrotte zur Hinrichtung.
sicinäl, lat. (vieinälis, e, von vicinus, Nachbar ıc.)
nachbarlich; Vicinal-Bahn, Nebenbahn; V.⸗
Wege, V.⸗Straßen, pl. Nachbar⸗ oder Neben-
wege, die nur benachbarte Dörfer verbinden und
nicht Poſt⸗ und Landſtraßen find.
sictdß, j. vitiös unter Vitium.
Vicogne, |. Bigogne.
Bicomte, m. fr.(jpr. wilöngt’; entit. aus vicecomte,
ml. vicecomes, engl. Biscount, jpr. weifaunt; vgl.
vice) eig. = Bize-Öraf, Untergraf, Sohn eines
Grafen bei Lebzeiten des Vaters jo genannt, der
Befiger einer Herrſchaft in Frankreich; auch bloßer
Adelstitel, zwiſchen Reichsgraf und Baron ftehen-
der Adel.
vietus, ın. [. (v. vivere, leben) Lebensweiſe; Lebens⸗
mittel, Unterhalt; vietus et amictus, m. Nah-
vung u. — Viktualien, pl. (jpätl. victua-
fa) Lebensmittel, Eßwaren; dah. der Viktualien—⸗
händler, ein Händler mit allem, was zum Leben
gehört, bei. Eßwarenhändler ꝛc.; Wiftualien-
Brüder, Vitalienbrüder oder VBitalianer, pl.
gefürchtete Seeräuber im 14. und 15. Sahrh. in
Bigie
der Djt- und Nordfee, urfpr. Bürger aus Roftod
und Wismar, die auf Befehl ihres Herzogs Schiffe
ausrüfteten und den ihnen begegnenden Schiffer
Viktualien abforderten, die fie den belagerten
Stodholmern zuführten.
Vicuna, ſ. Vigogne; Vidar, |. Widar.
Bidame, ın. fr. = Vicedom, f.d.
vide oder videätur! I. (v.videre, fehen) fiehe, ſieh
nad), oder man fehe! (nämlich, die angeführte Seite
eine3 Buchs 2c.); vid&ant consüles, ne quid res-
publica detrimenti capiat, mögen die Konfuln
dahin jehen, daß der Staat feinen Schaden nehme,
bei den Römern die Faffung eines Beſchluſſes,
durch welchen die Konfuln in gefahrvollen Zeiten
mit größerer Gewalt ausgerüftet wurden; jegt ein
Ruf zur Vorſicht; videlicet (entft. aus videre
licet, d. i. man kann fehen), wie leicht zu fehen,
freilich, offenbar; nämlich; videtur, es ſcheint,
dünlt; das Vidẽtur, die Meinung, das Gutachten,
. B. jein Videtur geben, feine Meinung oder
in Gutachten über etwas geben; vidi, ic) hab’3
gejehen; gejehen; vidit, er hat’3 gejehen od. durch—
gejehen; vidimus, wir haben es gejehen, durch—
gejehen u. verglichen; Vidimus, n. eine Beglau-
bigung, ein Beglaubigungsicein; vidimieren,
barb.-l. (fr. vidimer, v. I. vidimus, wir haben es
nelehen oder verglichen) beglaubigen oder gericht-
ich bezeugen und bejtätigen, daß eine mit dem
Original verglihene Abſchrift richtig oder gleich—
lautend jei; pidimiert, beglaubigt; Vidimation,
f. die Beglaubigung, amtlihe Bergleihung und
Beitätigung einer Schrift; pro vidimatiöne,
Durdfichtsgebühr; copia vidimata, f. beglau-
bigte Abjchrift; pidteren, unterjchreiben; beichei-
nigen.
Widelle, f. fr. (von vider, leeren) ein Badrädchen,
Teigrädchen; auch ein Blech zum Aushöhlen vor
Früchten. \
vidi, vidimus, vidimieren 2c., vidit, ſ. unt. vide.
Bidnalitium, n. ni. (v. |. vidüus, a, um, getrennt,
beraubt, gatten!o3, dah. vidüa, Witte) dad Wit-
tum, der einer Witwe ausgeſetzte ſtandesmäßige
Unterhalt; Viduität, f. (viduitas) der Witmen-
od. Witwerjtand, das Verwitwetſein, die Bermit-
wung.
Vielfrak, m. (nicht von viel freſſen, jondern ver-
derbt aus dem finn. fiällfrass, d. i. der Yeljen- od.
Bergbemwohner) ein bärenartiges Säugetier in den
Nordländern.
View, engl. (ipr. wjuh), Blid, Ausficht, Anficht.
vif, fr. (fpr. wif; v. I. vivus) lebendig, munter, friſch,
feurig.
Binte, f. fr. (fpr. wiſchih; v. l. vigilia, das Wachen,
he Wache) die Maftwache, der Ausguder; wigie
lieren, 1. (vigiläre, v. vigil, mad), munter) wachen,
aufmerffam fein, ſcharf beobadıten, aufpafien,
fahnden; vigildnt (vigilans), wachſam, aufmerf-
ſam, umfichtig, ſorgſam; Wigtldnt, m. der Wäch⸗
ter, Aufſeher Aufpaſſer; vigilantibus leges sunt
scriptae, für die Wachenden find die Geſetze ge-
fchrieben, d. t. um fein Recht au ‚wahren, muß man
wachſam fein; Vigilanz, f. (.vigilantia) die Wad)-
famleit, Sorgfalt, Vorſicht; Bigilänz-<chein, m.
Rſpr. ein von der Lehnskanzlei einem Lehnsmann
erteiltes fchriftliches Zeugnis, daß er Die Erneue-
rung des Lehen? zu rechter Zeit nachgejucht habe;
Vigilie, f. (l. vigilia) das Wachen, achtwachen;
bei den Römern auch die Nachtwache, der vierte
Zeil der Nacht, ein Zeitabjchnitt von 3 Stunden;
die Wachlamteit; weibl. Name: die Wachſame; Vi⸗
Vigintivir
gilien, pl. (I. vigiliae) Nachtwachen; in der römi⸗
chen Kirche Vorabende der hohen Feſte, Vorfeſte;
Seelenmefjen, Totenfeier, nächtliche Gebete zum
Seelenheil eines Berjtorbenen vor der Beerdigung;
Vigilarius, m. nl. ein klöſterlicher Morgenmweder,
der Ordensgeiftliche, welcher zur Nacht- od. Mor-
genandacht weden muß.
Vigintivir, m. (v. viginti, zwanzig, u. vir, Mann)
ein Zwanzigmann, Zwanziger, Mitglied des Vi—
gintiniräts oder Zmwanzigeramtes.
Bigna, f. it. (fpr. winja) oder Vigne, f. fr. (fpr.
winj’; v. [. vinea sc. terra, v. vinum, Wein) ein
Weinberg, ländliches Lufthaus; Vignette, f. (ſpr.
winjette) ein Verzierungsbildchen, Drudzierat,
Drudverzierung, Titelbildchen, kleiner Kupferſtich
oder Holzichnitt als Zierat auf dem Umjchlage,
zu Anfang oder zu Ende eined Buchs, wozu ehe-
mals Weinblätter ıc. üblich waren. 4
Bigogne, f. fr. (ſpr. wigdnj’) oder jpan. Vicuña
‘pr. wifünja; urſpr. peruaniich) das Schaffamel
in Beru, von der Öröße einer Ziege, und die feine,
feidenartige Wolle davon, Vigognewolle (auf)
Bicognemolle).
vigor, m. l. (von vigere, leben, lebhaft fein) oder
Vigueur, f. fr. (ipr. on die Lebenskraft, Xeb-
baftigkeit, Stärke, Volltraft, der Nachdruck; vigo⸗
rös, nl, od. vigoureux. fr. (fpr. wiguröh) ſtark,
rüftig, kraftvoll, voll Lebenskraft, lebhaft, friſch,
munter; vigor6so, vigorosamente und con vi-
göre, it. Tont. Fräftig, mit Nachdrud und Xeb-
haftigkeit.
Vitarcius), m.l.(vicarius, ſtellvertretend, v. vice,
j.d.) ein Amts⸗od. Stellvertreter, Verweſer; beſ.
ein ſtellvertretender Hilfsgeiſtlicher; vicar, m.
(ſpr. wikker) in England ein Unterpfarrer, Land—
prediger, ein Geiſtlicher, der nur den kleinen, nicht
den ganzen —— bekommt, wie der Rektor;
Reichs-Vikarius, Reichsverweſer; vicarius
apostolicus, ein Vikar des Papſtes, ein Groß—
Vikar, Stellvertreter der höchſten geiſtlichen Macht,
da, wo kein eigentlicher Biſchof iſt; y. a. caſstron-
sis, ein katholiſcher oberſter Feldprieſter, Ober-
feldpropſt; Vikariät, n. od. Vilarie, f. nl. die
Stellvertretung; Vikariät, bei. das bifchöfliche
Obergericht, weldyes im Namen des Biſchofs od.
Erzbiſchofs ſpricht; vikarieren (fr. vicarier), je-
mandes Stelle vertreten; aushelfen.
Biling, m.(jpr. wit—) altnord. (vikingr) ein Kämp⸗
fer, Krieger, Held, bei. Seeheld; dah. Vikinger—
fahrten, pl. die abenteuerlichen Seefahrten der
Normänner,
Biltor, m. I. (v. vincere, fiegen) männl. Name: der
Sieger; Viktoria, f. der Steg; Zabell. die Siege3-
öttin, — gr. Nike; als weibl. Name: Siegerin;
ternk. ein Ajteroid, 1850 durh Hind entdedt;
Vittoria Ihieen, den Sieg durch Freudenſchüſſe
eiern; Vittoria-Orange, n. aus Kreofot und
Salpeterfäure hergeitellte goldgelbe Farbe, mittels
deren Wolle und Seide gefärbt wird; Victoria
regia, f. die Königin der Waflerpflanzen, eine
große u. ſchöne Art der — ihre (Nym-
phaeac£ae), der Königin Viktoria von England zu
Ehren jo benannt; wiltoriös (lat. victoridsus,
fr. vietorieux), fiegreich, fieghaft; #iktorifieren,
barb.-l. Per, den Sieg davontragen,
Biltrig, f. I. die Siegerin, ein Beiname der Ve—
nus, weil fie, von Paris für die ſchönſte Göttin er-
Hlärt, die Juno und Minerva befiegte.
bilain, fr. (jpr. miläng; urfpr. villain, d. i. Bauer,
bäurifch, gemein, prov. vilan, it. u. fpan. villano,
Heyſes Fremdwörterbuch. 21. Aufl,
Vincenz 913
ml. villänus, von villa, Dorf; vgl. Villa) niedrig,
a garftig, ſchmutzig,
übi
Bilajet, n., r. Belajet, j.d.
vilis, e, [. feil; gemein, wertlos, ſchlecht; Miöris
conditiönis, von ſchlechterer Beichaffenheit od. ae-
tingerer Güte; experimöntum in corpore vili,
ein Verſuch an einem wertlojen Körper, z. B. ver-
juchsweife Anwendung eines das Leben gefährden-
. den Mitteld an Tieren von geringem Werte; daher
corpus vile, wertlojes Berfuchsobjett; vilipen⸗
dieren (I. vilipendöre), Degen:
Villa, f. I. pl. Villen (lat.vilia, uripr. Verkl. von
vicus, alfo Dörſchen, Ortchen, fr. ville, Stadt), ein -
altröm. od. ital. Landhaus oder Landgut; Land»
fig, Herrenhaus, Landhaus, Gartenhaus, länd-
liches Wohnhaus, Sommerfiß; fpan. (pr. wilja)
ein Flecken, Marttfleden, eine Stadt ohne Stadt-
rechte und Bilchofsfig, entg. Ciudad; Willens
Kolonie, f. Landhaus-Anfiedelung, Gartenort;
V.⸗Terrain, n. Zandhaus-Grundftüde.
Billaneico, m. jpan. (fpr. willjanßiko; vom ſpan.
villano — mlat. villanus, fr. vilain [j. d.], urjpr.
Ländliches Lied, Volkslied) ein ſpan. Kirchenlied
mit muſikaliſcher Begleitung an gewifjen Feittagen,
be. Weihnachtslied. 10299
Billandla, f. it. od. Villanelle. fr. (v. it. villäno,
ml. villänus, bäuriſch, ländlich) ein Hirtenliedchen,
eine Art alter, ländlicher oder den Vollston nad)-
ahmender Xieder, eine Art Bauerntanz; Villeg⸗
giatura, f. it. (fpr. willedſchatüra, v. villeggiäre,
auf dem Lande Ichen; vgl. Billa) Erholungs-
aufenthalt auf einem — Sommerfriſche.
Billifation, I. (villicatio, v.villicäre, villicari, ein
Landgut bewirtichaften, und dieſes v. villa, ſ. d.)
die Bewirtſchaftung eines Gutes.
villãs, lat. (villösus, von villus, langes Tierhaar)
flodig, zottig, haarig, faferig, filzig, rauh; villosa
tunica, f. eilt Slodenhaut; Villoſität, f. nlat.
Rauhigkeit, Zottigfeit.
vin, m. ft. (fpr. wäng; v. [. vinum) Wein; vin
brul6 (jpr. —brüleh), gebrannter Wein, eine Mi-
hung von Rotwein, Zuder, Mustatrinde, Zimt,
Koriander 2c., über glühenden Kohlen mit einem
Eßlöffel Rum,den man über dem Weine anzündet;
vin de Bourgogne (fpr. wäng d’burgönj’), Bur-
gunderwein; v. de Graves, Graveswein uſw.;
vinaigre, m. fr. (fpr. winäg’r; d. i. eig. jaurer
Wein, v. aigre, ſauer) Weinejlig, Eſſig; Mag >
ä Pestragon (fpr. —gong), Dragüneſſig; v. des
uatre voleurs (fpr. — dä fatt’r wolöhr), der
Sier-Räuber-Eifig, Spigbuben-Ejfjig, auch Peit-
Eſſig, ein angeblih von 4 Räubern erfundener
Eſſig, aus Naute, Salbei, Wermut, Münze und
Lavendel bereitet, womit fie ſich zur * einer Peſt
gegen Anſteckung geſichert haben ſollen; v. de
toilette (jpr. toalett’), Dufteifig, Schönheitseſſig;
v.sans paroillo(ſpr. Bang parej’), feinſter Tafel⸗
eſſig; Vinaigrerie, f. (pr.winägrerib) die Ejjig-
brauerei, Eſſigfabrik; Vinaigrier, m. (ſpr. —nü-
grjeh) ein Eſſighändier; die Eſſigflaſche; Vinai—
grette, f. eine talte Eſſigtunke; Vinalien, lat. ſ.
unter vinum; Bindfie, f. fr. Halbwein, Nachwein;
Vinaſſe, f. Treiterwein; Schlempe.
inen, f. I. Sinngrün, ein Ziergewächs.
Bincenz, nlat. Vincentius, m. (v. vincöre, fiegen)
männl. Name: der Überwinder, Sieger; Vincens
tinsberein, ein 1833 zu Paris gegründeter, feit-
dem auch in Deutichland, Ofterreid) uſw. verbrei-
teter Fatholifcher Wohltätigfeitsverein.
53
914 Bindeminire
Vindemiaire, j. Vendemiaire.
sindizieren, [. (vindicäre) eig. rächen, ſtrafen; ret⸗
ten, verteidigen, beichügen; einem od. fich etwas —,
als Eigentum in Anjpruc nehmen, behaupten od.
zurüdfordern, es fi anmaßen; zuſchreiben, zueig-
nen, in Befig nehmen; zuiprechen, zumeifen; Vin—
difation, f. (I. vindicatio) die Rache, Rettung,
Verteidigung, Ehrenrettung, Rechtfertigung; die
rechtliche Zueignung, Behauptung oder ——
derung einer entwendeten od. rechtlich zuſtändigen
Sache, der Anipruc darauf als auf ein Eigentum;
Bindikations=Klane, f. Eigentumsklage, auch =
Vindicta, ſ. d.; V.-Recht, n. das Zurüdforde-
rungsrecht von Waren wenn der Käufer vor der
Bezahlung falliert; vindikativ, nl. ſtrafend, rä-
chend, rächeriſch, rachgierig; Vindizien, pl.l. vin-
diciae) = Vindikation; Vindicta, k. Rache,
Beſtrafung; öffentliche Verfolgung u. Beſtrafung
der Verbrecher; Klage wegen zugefügten Schadens;
bei den alten Römern auch der Stab, mit welchem
ein freizulafjender Sklave berührt wurde.
Nindoböne, f. l. altlateinifher Name Wiens.
Rinda, f. I. eig. Weinberg; ein Schutzdach für Be-
Vingolf, ſ. Wingoff. [lagerer.
vingt-un, n. fr. (ipr. wängtöng) Einundzmwanzig,
ein befanntes Glücksſpiel mit franzöſiſchen Karten.
Vinifikator, vino etc., f. unter vinum.
Vinktür, f. I. (vinctũra, von vincire, binden) die
Binde, das Band; Verbindung; Winchlum, n.
ein Band, eine Feſſel; vincülum conjugäle, da3
Eheband; vinkulieren, nl. binden, feſſeln; jchlie-
Ben (Verträge); eingehen(Berpflichtungen), fich ver-
pflichten.
Binland, d. i. Weinland, normannifche Anfiedlung
in Nordamerita (1000 n. Chr.) in der Gegend des
heutigen Mafjachujets.
Vintem, Bintin, m. port. (fpr. winteng; v. vinte
— |. viginti, zwanzig) eine Rechnungsmünze in
Portugal = 20 Reis oder ungefähr 9 9.
Vintſchgau, m. das in Süptirol gelegene obere
Etſchtal.
vinum,n.[. Wein; vinum admissionis, Antritts-
wein,da8®ajtmahleines neuaufgenommenenDdont-
herrn; v. missäle, der Meßwein; vino greco, m.
it. eig. griechiicher Wein (weil die Reben dazu aus
Griechenland gefommen find), ein ital. edler Wein,
der am Veſuv gebaut wird; v. nero, m. ital. Rot⸗
wein; v. 8ECCO, m. ital. Trocdenbeerwein, von ges
trodneten Trauben, vgl. Sekt; v. tinto, f. Tinto;
Binalien, pl-!.(vinalia) das Weinfejt bei den alten
Römern am 22. Xpril u. 19. Auguſt; Bintfilätor,
m.nl. eig. Weinmacher, Weinbereiter, eine röhren-
artige bleherne Sorrichtung zur verjchloflenen Gä-
rung des Weinmoftes, erfunden von Gall in Kob⸗
lenz 1826; vinolent, I. (vinol&ntus) weintrunfen;
Binolenz, f.l (vinolentia)die Weintrunfenheit,der
Weinrauſch; Vinométer, m. L.-gried. ein Wein-
mefjer; Binophobie, £.die Weinſcheu, der Weinhaß.
Biöla od. BioleL., £. (I. viöla, it. viöla) dag Veil-
chen und verſchiedene andere Blumen mit veilchen-
ähnlidem Gerud, 3. B. die Nadhtviole; aud
Zaubbüjchel an den Strebebögen, Giebeln u. Spig-
fäulen gotifher Bauart; Viöla Matronälis,
Frauenveilchen, gefüllter Nachtſchatten, eine weiß
oder rötlich gefüllte Blume vom Gefchlechte der
Nachtviole; Vioͤlen-Wurzel, f. die Beilhenmur-
zel; eine etwas bittere, veiljame Wurzel mit lieb»
lihem Beildengerud; Violän, n. ni. ein zu den
Kiefelfäureverbindungen (Silifaten) gebörendes
Mineral von veildenblauer Farbe; violett (it.
Virelai
violétto, fr. violet) veilchenfarbig, veilchenblau;
Miſchung von Rot und Blau; Violetten pl. it.
(violette) eine Art veilchenblauer nadter Pi iche
mit abgelöſtem Stein; Violin, n. ni. der Veilchen⸗
itoff, ein in mehreren Veilchenarten enthaltener
brechenerregender Stoff.
Vioͤla oder Bidle 2., £. (prov. viola u. viula, it. u.
ſpan. viola, fr. viole, ml. vitula, v. [. vituläri,
jpringen wie ein Kalb, fich Iuftig gebärden, fröhlich
fein, als Begleiterin der Lujtbarfeiten, dah. lat.
Vitüla, die Göttin der Freude, des Triuniphes)
allgemeine Benennung mehrerer Saiten-Tonwerf-
aeuge, welche mit einem Bogen gejtrichen werden,
treich- od. eigen-Snitrumente; bejond. — viöla
di(a) braceio, £. it. (ſpr. —brätjdo), aud) v. alta
oder Alta Viola, die Altgeige, Armgeige, gem.
Bratfche genannt; v. di(a) gamba, die Siniegeige,
ſ. Gambe; v. d’amöre, f. it., od. viole d’amour,
f. fr. (fpr. —damuͤhr) d. i. eig. Liebesgeige, ein der
Bratſche ähnliches Tonwerkzeug von Lieblichem
Ton, ehem. mit 12 bis 14 Saiten, morunter einige
metallene, jpäter nur mit 7 Darmjaiten befpannt;
Bioletta, f. it. eine £leine Geige; Viollne, k. (it.
violino, m., ft. violon, m.) die Disfant-Geige, gew.
jhlechthin die Geige, gem. Fiedel; Violiniſt, m.
(it. violinista) ein Geiger, Geigenjpieler, gem. Fied⸗
ler; violino piccolo, n. it. die fleinjte Geige,
Quartgeige; v. primo, die erite Geige; v.sec6ndo,
die zweite Geige; Vinfin-Schlüffel, m. diejenige
Bezeichnung der Tonjtufen, wonad) das eingeitri-
chene g auf die zweite Linie fällt; Violon, m. fr.
(jpr. wiolöng) eig. die Geige; nad) dem it. violöne:
die Baßgeige (vgl. Kontrebaß), der Baß; die
Violöne war im 17. u. 18. Jahrh. das tiefite
Bapitreihinftrument, an ihre Stelle ift heute der
Kontrabaß getreten; Violoniſt, m. ein Baßgeiger;
Violoncello, m. it. (ipr. —tjchello) od. Violoncell.
n.(jpr. wiolongtichell)die Eleine Baßgeige Kniegeige,
— viola di gamba, aud) Cello; Violoncelliſt,
m. ein Sniegeigenfpieler.
violäre, violata, Violation, ſ. unt. violieren.
Biofe 1, Violen-Wurzel, violett ꝛc., |. unter
Viola 1. — Violetta, Violine, j. unt. Viola 2.
Biolieren, I. (violäre) verlegen, entweihen, entehreıt,
Ihänden,notzüchtigen; violäata, f.eine Geſchwächte,
Entjungferte; Viofation, f. (I. violatio) die Ver-
legung, Entehrung, Entweidung; el. Not-
üdtigung, der Chrenraub; violent (1. violentus,
= violent) gewaltig, gewaltjanı, heitig, ungeitüm,
als Adverb aud) violenter; violöntum stuprum,
j. stuprum ꝛc.; Violenz, f. (I. violentia) die Ge-
walt, Gemalttätigfeit, Heitigfeit, der Ungeſtüm.
Violon, Violoncello ꝛc., j. unter Biola 2.
Viper, f. w. [. vipera, zgez. aus vivipara, d. i. le-
bendige Junge gebärend) eine Art giftiger Schlan-
en, welche lebendige Zunge gebären ſollen; aud
überb. f. Eleine giftige Schlange, Natter, Otter.
Bir, m. I. Mann; Birägo, f. |. (v. vir, Mann) ein
männliche Frauenzimmer, Mannmweib, gen. auch
wohl weiblicher Dragoner, böfe Sieben, Drache.
Virelai, n. fr. (fpr. —Ieh; v. virer, drehen, wenden,
u. lai, Lied)eine alte franzöf. Liederform mit kurzen
Verſen und wiederfehrendem Keim: Ningellied,
Zweireimgedicht; Virement, n. ſpr. — mäng) das
Wenden eines Schiffes; im Rechnungsweſen: Über
tragung eines Poſtens auf einen andern Titel; im
Handel: gegenfeitige ak, virement des
parties, n. (pr. — dä partih) Kfipr. das Abrech-
— u. Überweiſen einer Schuld auf Meſſen
— Skontro.
Bireszieren
Bireszieren, I. (virescere), grünen.
Birdy, m. jpan. (fpr. wire; v. [. vice [. d.] u. rex,
jpan. rey, König) der Vizekönig, Statthalter.
virginöus morbus, m. [. virgindus, jungfräulich,
v. virgo, Öen. virginis, Jungfrau) Sungfernfrant-
heit, Bleichjucht; Virginia u. Virginie, f. weibl.
Name: die Jungfräuliche; Virginia, Stern. ein
Afteroid, 1857 von Fergufon entdedt; Virgini—
tät, f. ([. virginitas) Die —— od. Jung⸗
ferſchaft, Jungfräulichkeit, Reinheit, Unbeflecktheit.
Virgonleuſe, £. fr(ſpr. wirgulöhf”) die Glanzbirne,
Eisbirne, eine Art ſehr ja er Winterbirnen (v.
dem Dorfe Virgoulee bei Kimoges).
virgüla, f. l. (Berfl. von virga, Zweig, Gerte) eine
Heine Gerte, ein Stäbchen; Ri kleiner Strich;
virgüla mercuriälis, f. die Wünſchelrute; vir⸗
gulieren, nl. anſtreichen, mit kleinen Strichen
(„—) einichließen.
viribus unitis, ſ. unter Union.
Viride aöris, I. (v. viridis, e, griin, u. aör, adris,
Luft, eig. Luftgrün) Grünjpan; Wiridin, n. der
grüne Farbitoff der en (= Chlorophyllin).
siril, [. (virilis, v. vir, der Mann) männlich, mann—
haft, mannbar; Virilſtimme, j. votum virile;
ro parte virili, eig. nach männlichen Anteil,
.i. nad Kräften; Ripr. nad Kopfteilen zu glei>
chen Teilen; virilis portio, ſ. unter Portion;
Virileszenz, f. nl. das Hervortreten männlicher
a bei weiblichen Tieren im Alter, bef.
bei Vögeln; Virilität, f. (l. virilitas) die Männ-
lichkeit, Mannbarteit, Mannheit; Viripotenz, f.
nl. Mannbarkeit, Mannheit, männliches Vermö—
gen; viritim, I. Mann für Mann.
Virole, f. fr. die Spiralrolle in der Uhr.
yirtus, f. [. (Gen. virtütis, von vir, der Mann) eig.
männliche Kraft, Mannheit, überh. wirkende Kraft,
ZTüchtigfeit, Tapferkeit; Tugend; virtuti et in-
genio, der Tugend und dem Talente (Inſchrift
eines ſächſiſchen Ordens), virtuti et merito, der
Zugend und dem Verdienſt (Sinnſpruch auf dem
jpan. Rarlsorden); virtuti in bello, der Tapfer-
feit im Kriege (Aufichrift auf dem Kreuze des jädh].
Militär-St. Heinrihsorden); virtuäl, als Adverb
virtualiter, nl., oder virtuchl (fr. virtuel), kräftig;
vermöglich; der Kraft oder Bedeutung nad), be—
griffmäßig, jeinem Weſen nad) geltend; gedacht,
angenommen, möglich; virtueller Brennpunkt,
Dee apuni; virtuelle Geſchwindig—
eit, die berechnete Gejchwindigfeit ohne Berüd-
ihtigung der Verminderung durch Reibung und
Widerjtand des Mittel3; virtuelle Kraft, eine
zwar vorhandene, aber für den Augenblid nicht
wirkſame Kraft (entg. aktuell), aufgejpeicherte
Kraft; virtuelles (Spiegel- oder Linjen-)Bild,
ein joldhes, das nur durch geometrifche Rückwärts»
verlängerung der Strahlen gefunden wird (entg.
mwirfliches oder phyſiſches Bild); Wirtuali-
tãt, f. die ruhende oder jchlummernde Kraft; die
vermögende Kraft, Wirfungsfähigfeit; wefentliche
oder begriffliche Gültigfeit; virtuos (it. virtuoso)
urfräftig, tüchtig; Virtuöſe oder Virtuds, m.
ein Meijter in jeiner Kunſt, bef. in der Mufit,
roßer Künftler, Kunjtmeifter, Fertigfeitsfünitler;
irtuoͤſin, f.(it. virtuösa)Meijterin große Künſt—
lerin; Birtuofität, f. die Runjtfertigfeit, Kunſt—
meiſterſchaft.
virulent, l.(vixulentus, v. virus, n. Saft, Jauche,
Gift) eitrig, gütig, voll fcharfer, bösartiger Säfte;
Virulenz, f. (ipätl. virulentia) die eiterige Be—
Bifir 915
—— einer Wunde, Giftigkeit, Bösartigkeit;
der Ingrimm.
irus, n. lat., der Geifer, das Gift, beſ. Wutgift
von tollen Hunden.
vis, f. I. die Kraft, Macht, Gewalt; vi, mit oder
durch Gewalt, gewaltfam, auch kraft, vermöge, zu-
folge; — vis armäta, die bewaffnete Gewalt; v.
inertiae, die Kraft der Trägheit oder Beharrlich-
feit, daS Beharrungsvermögen; v. legis, gejeß-
liche Kraft, Gefegeskraft; v. möjor, j. force ma-
jeur; v. probändi, die Beweisfraft.
Bis, auch Bis, Biſſe, Wiſs, n. ein Gold- u. Sil-
bergewicht in Birma und Pegu — 1,6556 kg, von
den Eingeborenen Beta und Baitha genannt;
ein Handelsgewicht in Vorder» und Hinterindien,
bef. in Madras, = 1); Mönn — 1,42 kg.
Viſa, n. fr. (v. [. visa, Geſehenes, pl. v. visum, ge»
jehen, Bartiz. v. videre, jehen) das Gejehen, das
Zeugnis etwas gejehen zu haben und zu billigen,
vgl. vijieren; Bifage, f., v.n. (fpr. tin”) das
Geficht, Angeficht, die Gefihtsbildung; die Berfon;
vis-ä-vis (jpr. wifamwih) eig. Angeficht gegen An⸗
geficht, gegenüber; ala Sachw. n., ein Gegenüber;
eine jchmale Kutjche, die vorn und hinten nur
einen Siß hat; Tonf. ein Doppelflügel, ein 1779
von Hoffmann erfundenes Tonwerfzeug.
Viscaͤcha, f. ſpan. (ipr. ch = tid)) die — ——
ein dem Haſen oder Kaninchen ähnliches Tier in
Südamerika, ſeines Fleiſches und Felles wegen
ſehr geſchätzt, welches letztere einen bedeutenden
Handelsartikel bildet.
viseöra, pl. I. die Eingeweide; viſceräl, nl. ein-
geweidlic), zu den Eingemweiden ehörig oder die»
jelben betreffend, 3. B. ifcerales rznei, f. od.
»Elirier,n. Arznei zur Stärkung der Eingeweide
oder der Berdauungsfraft.
Viscin, j. unter Viscus.
Biscount, m. engl. (Spr.weifaunt; = fr. Bicomte,
j. d.) ein engl. Untergraf.
Viscus, m., oder Viscum, n. I. der Bogellein;
vifeid (jpätl. viscidus), zähe, flebrig (bei. vom
Scleime); Wisein, n. ein klebriger Pflanzenitoff
im Bogelleim; Viſtoſität, f. nl. die Klebrigkeit,
Bäheit; zäher Schleim.
Viſetholz, ſ. Suitifholz.
viſibei, I. (visibilis, fr. visible, v. [. visum, vidẽre,
jehen) zu ſehen, ſichtbar, offenbar, augenſcheinlich;
Wiftbilität, f. (pätl. visibilitas) Sichtbarkeit,
Augenjcheinlichkeit.
Viſion, f. l. (visio, v. vidöre, jehen) eig. das Sehen,
der Anblid; eine Erfcheinung, ein —88 Traum—⸗
bild, Hirngeſpinſt, eine Einbildung, Träumerei;
Redek. die Anſchauung; Viſionär, m. nl. (fr. vi-
sionnaire) ein Seher, Öeilterjeher, Schwärmer,
Träumer (val. Bhantait).
Viſir oder Vifier, n. (it. visiera, f., fr. la visiere;
v. I. vidöre, jehen) das Helmgitter, welches das
Geſicht bededt, ohne das Sehen zu hindern, der
Schieber an einem Helm, Helmſchieber; der Augen-
punft, das Korn, Sicht- od. Richtforn am Schieß—
gewehr; an Mefwerkzeugen die Schipalte, Schau—
tige, — Diopter; Viſiergrauben, pl. Bat.
Zwillingskriſtalle von Zinnſtein, mit vilierartig
einfpringenden Winkeln; viſieren (fr. viser, v. I.
visere), abjehen, zielen, den Augenpunft nehmen,
aufs Korn nehmen; eichen, mejjen, den Inhalt
eines Gefähes, bej. eines Fafjes mit dem Vijier-
ſtabe unterjuchen und mejjen; einen Paß u. dgl.
durchſehen u. durch Unterjchrift u. Siegel beglau-
bigen; ehem. aud) etwas nad) den gehörigen Maßen
68*
916 visis actis
und richtigen —— verfertigen (von Bild-
u. Baumerfen), be). einen Riß von einem Gebäude
machen; dab. die Vifierung od. Viſier ſ. der
Bauplan od. Riß; Wappentf. die Teile u. Figuren
eines Wappens nad den Regeln der Kunſt be—
ichreiben ut. benennen; Viſierer, m. ein Faßmeſſer,
Eicher, Eihmeifter, Vifter-Cimer,m. ein Flüſſig—
feitsmaß in Bayern; Vifierfunft, f. die Eichkunit,
Faßmeßkunſt, Kunſt, den Inhalt eines Gefäßes
zu beftimmen; Viſiermaßz, n. das Eichmaß, das
eim Bijieren der Fäller zu Grunde gelegte Maß,
verichieden von dem Schenkmaße; B.-Shuß, m.
Geſchützk. der höchſte Bogenſchuß, wobei das Ge—
ſchütz bis in den erſten Graderhöht wird; V.⸗Stab,
m. od. V.⸗Rute, k. ein Maßſtab für Fäſſer (niederd.
isis actis, r unter Alten. Roje).
sifitieren (l. visitäre, eig. wiederholt nad) etwas
fehen, von videre, visere, fehen; fr. visiter) unter-
juchen, durchſuchen, befichtigen; Viſitation, f. die
Unterfuhung, Durchſuchung, Güter» oder Waren»
ſchau; DO Bund, Hausjuchung; auch Befuchung,
Heimſuchung; Krk. eine Eleine Adteilung Soldaten,
die unter der Aufjicht eines Unteroffizier fteht;
Kirchen⸗ u. Schulfpr. die von einem höheren Vor»
gejegten unternommene Beſuchung feiner Unter-
gebenen; VBifitätor, m. nl. ein Durchſucher, Güter⸗
beſchauer od. Beſichtiger; Viſite, f. fr. der Befuch,
Zußpruch, die Aufwartung; auch ein furzes Damen⸗
mäntelden; pour faire visite (jpr. pur fähr’
wifit’), um Beſuch abzuftatten, um feine Auf-
wartung zu maden; pour rendre visite (fpr.
— rangdr —), um den Beſuch zu erwidern; Vi—
fiten-Ameifen, Zug-Ameijen in Weftindien, von
der Größe der Welpen; V.-Karte, f. Bejuchlarte
(j. Karte); ®,.=- Zimmer, n. das Befuchzimmer;
Bifitandine, f. fr. eine Nonne von dem 1610
von Franziska v. Chantal gejtifteten Orden der
Heimfuhung Marias.
Vistoſimeter, n. lat. (von viscidus, viscosus, fleb-
tig) Klebrigfeit3- od. Zähigkeitsmeſſer; Visko—
tat, f., Klebrigkeit, Zähigfeit (von Flebrigen Stof-
fen); vgl. Viscus.
Biskino, ſ. Ragufino.
Viſorium, n. nl. (v. I. vidẽre, jehen) das Geſichts⸗
ziel; en Handſchrifthalter bet Buchdr., e⸗
nakel.
Vifta, f. it. (jpr. wiſta; v. l. vidẽre, ſehen) die An—
ſicht oder Sicht, ee eines Wechjel bei
Raufl. a vista, ſogleich auf Sicht od. nad) Anficht
des Wechjel3 (vgl. a prima vista unter primus);
viſtamente, jehr fchnell.l
visum, n. l. (v. videre, jehen) das Gejehene, der
Anblid, Augenſchein; auf — Bifa, f. d.; visus,
m. das Sehen, das Geſicht.
vita, f. I. das Leben; der Lebenslauf, die Lebens—
beihreibung, das curriculum vitae (j. d.); vita
ante-acta, das vorher geführte Leben, der vorige
Lebenswandel; vita brevis, ars longa, das
Leben ijt kurz, die Kunft lang; v. sedentaria, ſ.
jedentarijc) unter sedes; vitäl (I. vitälis), zum
Leben gehörig; [ebendig,lebensfähig,lebenafrättig:
belebend, das Leben fürdernd; wichtig, bedeutend;
Bitalımdter, n. Lebensmefjer, eine an Särgen an-
zubringende Vorrihtung zur Rettung Lebendig-
begrabener; Witäl-Prinzip, n. die Zebensgrund-
uriade; V.-Wärme, f. die Yebenswärme; Vita—
liãn, m. u. Bitaliäne, f. nl. Name: der und die
Zebenskräftige, Lebhafte; Vitaltäner, Bitalien-
brüder, pl. = Biltualienbrüder, ſ. d.; Vita⸗
lismus, ın. die Lehre von dem Lebendigfein an-
— —
bid
iheinend leblofer Körper durch in denfelben wir-
fende Geiſter, die Klopfgeifterei, das Tifchrüden;
Vitalift, m. ein Anhänger diefer Lehre; Vita⸗
lität, £. 1. (vitalitas) die Lebenskraft, Nebensfähig-
teit, da8 Leben; Vitalitium, n. ml. der Zebens-
unterhalt, da3 Leibgedinge.
bite, fr. (vite, fpr. wit’; altfr. viste, it. visto, vispo,
flink, munter) geſchwind, ſchnell; Viteſſe, f. Schnel-
ligkeit, Geſchwindigkeit.
vitellus, m. I. (eig. Kälbchen, Verkl. von vitülus,
Kalb) dag Eigelb, Eidottter.
vitiligo, f. [. (v. vitilis, geflochten, v. viere, flechten)
eine Art Hautausſchlag, eine Flechte, bei. der Leber—
fleck (vitiligo hepatica).
Vitilitigätor, m. I. (v. vitium, ſ. d. u. litigäre, ſ.
litigieren) ein mutwilliger Streiter (Schifaneur),
ein Tadler, Schreier, Kläffer; Vitilitigium, o.n!.
Geſchwätz, Gekläff.
Vitis, I. der Weinſtock. |
Vitium, n. L, pl. Bitie, ein Fehler, Mangel, Ge—
brechen, Beriehen, Laſter ꝛc.; vitia aetatis, Fehler
deg (jugendlichen) Alters; vitium canonicum, ein
Gebrechen des Körpers, wodurch jemand zu einem
geiftlihen Amte unfähig wird; vitios, vitiss
(l. vitiösus, fr. vieieux), fehlerhaft; lajterhaft, ver-
derbt; vitioſer Beil, ein Beſitz, der nicht tadel-
frei, nicht fehlerfrei ift; Zirfel=circulus vitiosus,
d.; Vitioſität, £. (L. vitiositas) die Fehlerhaftig-
feit, Bösartigieit, Verderbtheit des menſchlichen
— Verderbnis.
vitre zieren, vitriſizieren, Vitrine ꝛc., |. unter
vitrum.
Vitriol, m.u.n. (fr. u. pro. vitriol, ipan. vitriolo,
it. vitriuolo, m. vitriöium, vitreolum, d. |. vi-
treölus, vitr&us, gläjern, glaartig; von vitrum,
Glas, wegen feiner im Glanze 2c. dem Ölafe ähn-
lichen Beſchaffenheit) die Friitallifierte Verbindung
der Schwefeljäure mit dem Dryde eines ſchweren
Metalls, bef. von Kupfer, Eifen, Zinf, Blei u. Ko—
balt; dad. Rupfer-, Eijen-, Zink- Blei- und
Kobaltvitriol, oder nad) der Farbe: blauer,
grüner, weißer zc. Vitriol; Vitriöl-Ather,
m. oder V.⸗Nabhtha, f. Schwefeläther, höchit-
gereinigter Weingeift mit Schwefeljäure deitilliert,
äußerjt flüchtig, leicht entzündbar, u. von ſtaxkem,
durcdringendem Geruch (ogl. Ather); V.⸗Hi, n.
Schwefeljäure; V.⸗Kies, m. Schwefellies, Eijen-
kies; V.⸗Spiritus, m. od. B.-Geift, ältere Be-
nennung für verdinnte Schwefeljäure; vitrio⸗
leſzieren, barb.⸗l. zu Bitriol werden, ſich in Vi⸗
triol verwandeln; Bitriofifation, f. Schwefel⸗
—
vitriolätus mörbus, m. (.= Epilepfie, ].d.
vitram, n. I. Glas; vitrum antimonil, Spieß-
glanzgla3; v. plumbi od. v. Saturni, Hleiglas;
Sitrelsieren, nl. zu Glas werden, verglajen; vi⸗
treſzibel, verglasbar, verglaslich; Vitreſzibili⸗
tät, £. die Verglasbarkeit; vitrifizieren, zu Glas
ihmelzen, in Glas verwandeln, verglajen; Vitri⸗
nifation, f. dieVerglafung, Verwandlung in Glas;
Vitrine, f. Glaskaͤſten, Glasſchrank, auch Schau-
feniter, zum NAuslegen von Waren: vitrös, glad-
artig, glafiht; VBitrometer, n. [.-gr. ein Glas
mefjer, Strahlenbrehungsmefjer; Vitrotypie, f.
die Kunſt, Fichtbilder ir Glas zu erzeugen.
bituperieren, I. (vituperäre) mißbilligen, jchelten;
situperdbel (l. vituperabilis), tadelnswert; Vi⸗
tuperation, f. (rituperatio) da3 Tadeln, dev
Tadel.
bin =dif, ſ. d.
viva etc.
viva eto., Vibazitãt ꝛc., j. unter vivus.
Vinandier, j. unter Bivres; Vivarium, ſ. unter
vivus.
vivat! I. (v. vivöre, leben) oder it. viva! er (fie es)
lebe! Iebe hoch! vivat sequens! ſ. unter Se-
quens; das Vivat, das Lebehoch, 3.B. jemand
ein Vivat bringen, ihm ein Lebehoch bringen,
ihn hoch Ieben laſſen; vivant! e3 leben, fie leben
od. jollen leben; vixi, ich habe gelebt; vixit, er
(fie, es) hat gelebt. |
Vibeérre, f. I. (viverra), pl. Vibérren, Stinktiere,
ein dem Marder ähnliches Tiergeſchlecht, auch
Moufette u. Ronepatl(f. d.).
Viveur, m. fr. (fpr. wimöhr; von vivre, leben; vgl.
Vivres)—Bonvivant, ſ.d.
Vivian, Viviſikation, Viviparen, Viviſeltion,
. unter vivus.
Vivbres, pl. fr. (fpr. wiw'r; von vivre = |. viv£re,
leben) ein Lebensmittel, Mundvorrat; Vibandier,
m, (fpr.witwangdjeh; d. mi. vivanda, vianda, vi-
venda, it. vivanda, fr. viande, Lebensmittel, Speiſe,
Fleiſch zur Nahrung, v. I. vivöre, leben) ein Feld—
främer,Zagerhändier mit Lebensmitteln, =Mar-
fetender; Bipandiere, f. (pr. -djähr')=Mar-
fetenderin.
vivus, a, um, |. (it. vivo, fr. vif) lebend, lebendig,
lebhaft; viva vox, j. unter vox; inter vivos,
unter den Qebenden, fo lange man noch unter den
Rebenden iſt vder nod) lebt, bei Lebzeiten; vivös
vöco, mortüös Ban: fulgüra frango, d. i.
Lebende rufe ich, Tote beflage ich, Blige breche ic}
{häufig vorfommende Injchrift auf Gloden, daher
von Schiller als Motto feines „Liedes von der
Glocke“ verwendet); vivace (jpr. wimdhtiche; v. I.
vivax, Gen. viväcis, lange lebend; lebhaft), auch
vivo und con viv6zza, it. Tonk. lebhaft, feurig,
mit Zehhaftigkeit; vivacissimo, höchſt lebhaft;
Bivazität, I. (vivacitas) od. fr. Binncite, f. (pr.
wiwaßiteh)die Lebhaftigkeit, Munterfeit, Tätigkeit,
das Feuer; Vivarium, n. I. ein Behältnig für
Ichendige Tiere, ein Tiergarten; Vibiãn, m. und
Biptäne, f. nl. Name: der u. die Muntere, Leb—
bafte; Vivbianit, m. jpätiges od. blättriges Eijen-
blau, aus phosphorjaurem Eifen und Wafjer be-
ftehend ; Bipififation, f. ſpätl. (vivificatio, v.vivi-
ficäre, lebendig machen, beleben) die Belebung,
Lebendigmachung; Vipipdren (jpätl. vivipäri, v.
parere, gebären) pl. Zebendig-©ebärende, Tiere,
welche lebendige unge gebären; viviſezieren, nl
(vgl. — 2c.) lebendige Tiere zergliedern (zu
phyſiologiſchen Verſuchen); Vivbiſeltion f. ni.
Zergliederung lebendiger Tierkörper; Vinijektor,
m. der Zerſchneider, Zergliederer lebender Tiere.
vix, I. faum; vix eredo, faum glaub’ ich's.
vixi, vixit, ſ. unter vivat.
Viz, m. eine Rechnungsmünze in Bengalen =
Ya Silberrupie oder 6 Pf., auf Koromandel =
1/0 Silberrupie oder 11/, Pf.
Wisdom oder Viztum, j. Bicedom. Kerr
Bizlipugli od. Vitzliputzli, m.(mezifan. Huitzilo-
pochtli, zufammengef. aus huitzitzilin, Kolibri, u.
opochtli, lints, weil die Bildjäule des Gottes am
linken Fuße Kolibrifedern hatte) der Kriegsgott der
alten Ureinwohner von Merilo.
Vlaͤdita oder Wlaͤdika, m. (v. ſlav. wladati, rufj.
wladietj, herrſchen; verwandt mit dem deutjchen
„walten, Gewalt”) Herr, Titel des Fürſten von
Montenegro.
Plamismns, m. deutſch mit lat. Endung, die vlä-
miſche Sprade, das Vlamentum.
Volabel 917
Vleet, f. holl. (= Fließ; von fließen, niederd.
fleeten) ein Treibnetz zum Heringsfang, Fließgarn;
auch das Fiſcherzeüug und das Shit zum Wall-
fifchfange.
Vlieboot, n. holl. oder Flieboot, niederd. (von
fliehen, holl. vlieden, dän. flye; vgl. Flibuftier)
ein holländifches leichtes, weitbauchiges Fahrzeug
bon 80 bis 100 Tonnen, bef. — Heringsfange.
Vlies, n. deutſch (niederd. flüs, verwändt mit
aus, Flaufch; ndl. vlies, angelf. fleös, engl.
eece; nicht von dem gleichbedeutenden lat. vel-
lus) ein Wollenfell, Widderfel mit Wolle; das
goldene Vlies, ein fabelhaftes Widderfell (ſ. A r-
5 Orden vom goldnen Vlies, ein
urgundiſch-ſpaniſcher und oͤſterreichiſcher Ritter-
orden, ſeit 1430, deſſen Ordenszeichen ein goldenes
Lammfell iſt.
Vloot, f. Hol. (S Floß; von fließen ꝛc.) ein großes
holländ. Fahrzeug, zum Walfischfange beftimmt,
auch Vleet; Vlootſchuit, f. (vgl. Schuit) eine Art
großer platter Kichterichiffe, auf den Kanälen von
Amfterdam gebraucht.
Vocale, it. nelangsmäßig; Vokaliſen (vom it. vo-
calizze), Geſangsübungen mit ven Silben ut, re,
mi, fa u. f. w. (Solmifation), zur Ausbildung der
Stimmen.
Vocatlon, Vocatid, |. unter vocieren.
voce, f. it. (jpr. möhtjche; v. I. vox, Gen. vocis)
Stimme, Singftimne; a mezza voce, |. unter
mezza; voce di petto, Bruftitimme; v. ditesta,
Kopfſtimme, Fiftel (Falfett); a voce sola, für
eine Stimme allein; ad vocem, 1. ſ. unter vox.
bocieren, I. (vocäre) rufen, berufen; vorladen; Vo⸗
fation, £. (I. vocatio) die Berufung, Aufforderung,
Einladung, der Beruf oder Ruf zu einem Amte;
Bolativ(us), m. der Ruffall, Anredefall, } Ka⸗
ſus; ſcherzh. auch ein Schalk, loſer Vogel, (den
man oft tadelnd oder warnend anrufen muß).
Vociferation, f.l.(xocifẽratio, v.vociferari, ſchreien)
das Lautrufen, Schreien, Geſchrei.
Vogue, f. fr. (ſpr. wog’; voguer, it. vogäre, rudern,
inen — wogen) eig. wogende oder jchwanfende
ewegung, een Rud, Lauf, Gang; Umlauf,
Gebrauch, Ruf, Anfehen; in Vogue od. en vogu®
(ipr. ang—) fein, im Umlaufe, im Gange oder
Schwange fein, im Rufe ftehen, Zulauf haben, be—
liebt fein, viel gelten; vogus la galere (pr. mog’
la galähr’), es woge die Galeere, d. i. es mag gehen,
wie e3 will, es fei gewagt auf gut Glück!
voici, fr. (fpr. woaßt) hier (ijt oder feht); voilä, fr.
(pr. mwoald) da ift, fiehe da; v. tout ſpr. —tuh),
Bote, |. Voye. [das iſt alles.
Voiſinage, f., r. n. fr. fpr. woafindhf’); v. voisin
— [. vicinus, Nachbar) die Nachbarſchaft, Nähe.
Voitüre, f. fr. (pr. woat—; v. I. vectüra, das
Fahren, die Suhre, v. vehöre, fahren; vgl. Vet-
tura) ein Fuhrwerk, Wagen, eine Kutſche; voiture
2 Ham (pr. — d'plähß), ein Mietwagen =
iafer.
Voje od. Vooje, f. (Holländ. vojgeld, — fooi,
J fee) Schiffſpr. ein Dankgeſchenk, Trinkgeld,
z. B. Lotſen-Vooje.
Bofäbel, f. (l. vocabulum, n., pl. vocabüla, v. vo-
cäre, rufen, nennen) ein Wort; pl. Vofäbeln,
Wörter, bef. zum Ausmwendiglernen, Lernwörter;
Bolfabularium, n. nl. ein Wörterbuch; ein Lern-
wörterbud), ein Bud), in da3 man die Wörter nebit
ihrer Bedeutung fchreibt, um fie beſſer auswendig
lernen zu fönnen; Vokabuliſt, m. ein Wörterbuch⸗
fchreiber, Wortfrämer.
bolubel
volo, l. ich will; sie volo, sie jubdo, jo will, je
befehle ich, od. ftatt aller Gründe fol mein Wille
gelten (nach einem Vers aus Juvenäls Satiren:
höc volo, sic jube6, stat pr6 ratiöne volüntas,
d. i. das will ic, fo ws ich, Statt der Vernunft
gelte mein Wille); vol&nte Deo, l. wenn Gott will,
mit Gottes Willen; volenti non fit injuria, dem
Wollenden geichieht nicht Unrecht, oder wer es fo
haben will, dem geichieht e3 recht.
Volontair od. Bolontär, m. (pr. wolongtähr; fr.
volontaire, v. I. voluntarius, freimillig) ein Frei»
williger (Soldat); ein ohne Sold Dienender; un-
beſoldeter HilfSarbeiter.
Bolsker, pl. ein altital. Volk in Latium auf beiden
Ufern des Liris.
Bolt, n. (benannt nach dem Prof. der Phyſik Alej-
jandro Volta, geb. 1748 in Como, geit. 1827
ebenda) praktiſche oder technifche Einheit der elef-
triſchen Spannung, Maßeinheit der eleftromoto-
riihen Kraft; Voltmeter, m. Spannungsmeffer,
ein Galvanometer von jehr großem Widerftand.
Voltaiſche Säule, f. ſ. unter Galvani3mus;
Voltait, m. ein ebenfalls nah Prof. Volta be-
nannte, dem Eijenalaun verwandtes Mineral von
der Solfatara bei Neapel; Voltaméter, n. eine
nach demjelden Naturforfcher benannte Borrich-
tung, um die durch Eleftrolyfe des Waſſers entwidel-
ten Mengen von Waiferitoff- u. Saueritoffgas u.
dadurch (mit Berücdfichtigung der Zeit) zugleich die
Stärfe des galvanijchen Stroms zu meljen, —
Agometer.
Voltaire, £. fr. (ſpr. moltähr’) eine (wohl nad) dem
berühmten franz. Dichter Voltaire, geb. 1694, geit.
1778, benannte) Art von Seſſel; Voltairismus,
(pr. ai = ä) oder Voltarismus, m. nl. die fri-
vole, materialiftifche u. epifurifche Denkweiſe eines
Boltaire.
Volte, £. fr. (fpr. wolt’; it. volta, v. I. volütus, a,
um, gemwälzt, gedreht 2c., v. volvere, j. volvieren)
die Wendung, der Kreislauf, Kreigritt auf der Reit⸗
bahn; der Kartenſchlag, die Kartenwendung, jo
daß eine gewiſſe Karte an einen bejtimmten Plag
918 Bolal
&ofäl, m. (v. I. vocälis, f. sc. littöra, v. vocälis, |
lautend, tönend, dv. vox, Stimme) ein Selbft- oder
Stimmlaut, Selbftlauter, lauter Buchitabe, wie a,
e,i,o, u (entg. Konjonant); voläliſch, jelbit-
lautend; Voklälkonzert, n. ein Konzert, in dem
nur Öefangvorträge geboten werden; Bofalmufik,
f. Gefang (entg. Inſtrumentalmuſit); Voka⸗
liſation, barb.-[. oder DEOHn-Enn ‚f. die Ber
zeichnung der hebräifchen Schrift mit Vofalzeichen;
das Ausiprechen der Bofale beim Singen; Voka—
lismus, m. das Gelbitlautwefen, die Geſamtheit
der Selbjtlaute und deren Befchaffenheit und Ver—
hältniſſe.
volãbel, nI. (v. voläre, fr. voler, fliegen) füdtig;
aud) fr. (volable, v. voler, ftehlen; vgl. Volerie)
ftehlbar, beitehlbar; Volabilität, f. nl. die Flüch-
tigfeit; Volaille, £. fr. (fpr. woldj’) Geflügel, Fe⸗
dervieh; volaͤnt il. völans, fr. volant), fliegend,
flatternd; volante Siegel, fliegende oder halb-
befejtigte Siegel; Volant, m. fr. (fpr. mwoldng) ein
Federball; ein Lofer Bejag, eine Falbel; Volänte,
f. ein langes fliegende3, leichtes Frauenkleid; ein
leichter, nit — Frauen⸗Überrock; vola⸗
tif, I. (volatilis’fliegend, geflügelt; leicht verfliegend,
verdunitend; volatiliſieren, barb.-l.(fr.volatiliser)
verflüchtigen, flüchtig machen in der Gcheidef.;
Bolatilifation, f. die Verflichtigung; Volatili⸗
tät, f. nl.-die Slüchtigfeit, Verfliegbarkeit; Ver-
änderlichfeit.
Volapüt, n. die von Paſtor 3. M. Schleyer in Liz-
zelſtetten beionftanz1880erjfonnene „Weltiprache”,
deren — das geſprochene Engliſch iſt und
die nur eine Deklination und eine Konjugation
Roland, Bolant, m. |. Balant. lhat.
Volant, m. frz./ pl. Volants (ſpr. völang; frz.
volant, d. i. fliegend, von voler, fliegen), Belag auf
Damenkleidern und zwar unten am Kleiderrod,
aus dünnem duftigen Gewebe oder aus Spitzen
(Spigenvolants), aud an Gardinen.
Vol-au-vent, m. fr. (fpr. wolsoh-wäng) Blätterteig,
Blätterpaitete, Hohlpaitete.
Vole, f. fr. (ſpr. wohl’; v. voler, ftehlen, ſchnell weg⸗
nehmen; vgl. Bolerie) Kartenſpr. ein Alitih, auch
Tout, wenn ein Spieler alle Stiche madt; la
vole annonc6e (jpr. — oder Solo
tout, Allſtichſpiel im Cinquille, wo der, welcher
es ankündigt, alle 8 Stiche machen muß.
Bolde, f. fr. (v. voler, fliegen) der Flug eines Vogels,
der Flug Vögel, eine — fliegender Vögel; der
Rang, Stand; haute volée (ſpr. hoht wol&h), Leute
von hohem Range, die höheren Klaſſen der Ge—
at, die Bornehmen oder Vornehmiten eines
5
es.
Volerie, £. fr. (ſpr. wolerih; v. voler, ſtehlen; abgek.
v. l.involäre, im Fluge wegraffen) Dieberei, Spitz⸗
— Voleur, m. (jpr. —löhr) ein Dieb, Spißz⸗
ube.
Volet, m. fr. (jpr. woleh; v. voler, fliegen) ein Laden,
Teniterladen.
Voliere, f. fr. (ſpr. woljähr’; v. voler, fliegen) ein
Vogelhaus, ———————
Volit od. Wolilk, n. türk. (wolyk) ein kleines, ein⸗
majtige3 türfiiches Fahrzeug, zur Küftenfahrt be>
ftimmt, eine Barfe.
Bollameria oder Boldameria, f. (benannt nad
Joh. &. Voldamer, einem Botaniker zu Nürn⸗
berg, gejt. 1693) ein Ziergewächs von verſchied.
Arten, von denen Volkameria frägrans od. Clero-
dendron fragrans, aud) Volkameria japonica, die
»ohlriehenditen Blumen bringt.
zu liegen fommt, ein Runftgriff geübter Karten-
jpieler, dah. die Bolte ſchlagen; volteface
(ipr. —fahß) machen, ſich plögli gegen den nach⸗
fegenden Feind ummenden u. ihm die Stirn bieten;
volti oder volti sabito, it. (auf ee
wende fchnell um! oder fchnell umgewandt! 8
volti, es wird umgemwendet, man wende um.
voltigieren (ſpr. woltiſchieren), fr. (voltiger; it.vol-
teggiare) fih auf ein Pferd ſchwingen, auf und
abſchwingen; Fünftliche Sprünge machen; das Vol⸗
tigteren, Runitipringen, Auf- und Abſchwingen;
Boltigenr, m. (ſpr. De ein Kunft- oder
Salt ipingen, SA quilibrtit);pl.
Voltigeurs, auch eine Art leichter Fußſoldaten,
Springer, Springioldaten, die fich zur linken Seite
de3 Bataillons befinden, und die zu jchnellen Be-
wegungen, zum Plänfeln 2c. bejtimmt find; 1804
bis 1870 franzöfifche leichte Infanterie; Voltige
ä la Richard, f. ein vom AmerifanerRichard(pr.
riſchär) erfundener Ab- und Aufſchwung, bei dem
der Reiter, während das Pferd über Hürden ſetzt,
am Halje desſelben ſich nach vorn überjchlägt.
volübel, I. (volubilis, von volv£re, f. volvieren) eig.
mwälzbar, drehbar; biegſam, beweglich, geläufig, ge-
lenk, leicht fließend; Volubilität, f. (1. volubilitas)
die Beweglichkeit, Gelenkigkeit, Geläufigfeit der
Zunge, Leichtigkeit, Fluß der Rede; Veränderlich-
feit.
Volumen
Volũmen, n., pl. Volumina, [. (v. volvöre, f. vol-
vieren; fr. volume) eine Schriftrolle, zuſammen⸗
erollte Schrift; ein Bücher- Band, Bad od. Bündel
chriften; dah. auch f. Buch, Band od. Teil eines
Buches; auch der Raumgehalt, Inbegriff, körper—
liche Umfang oder Inhalt, die Größe, Dice, Aus-
dehnung oder Mafje eines Körpers; Volumeno⸗
meter, n. ein Raummeffer, von Kopp erfundenes
Berkzeug, um den Rauminhalt fefter und flüffiger
Körper zu beftimmen; Volumeter,n ein phylio-
logifher Apparat, um Raumveränderungen an
einzelnen Teilen des lebenden Menfchen- od. Tier-
förpers zu meſſen; Scheidek. Apparat zur Maß—
analyje; WVolumetrie, f. Raummeßkunft, in der
Phyſiologie: die Mefjung von Raumveränderungen
einzelner Teile des menichlichen od. tieriichen Kör-
per3; Scheide. chemiſche Maßanalyſe; poluminds,
nl.(fr.volumineux) vielteilig, ſtark, bändereich; did
od, didleibig, von beträchtlichem Umfang; Volu—
minofität, f. Umfänglichkeit; Volumtheorie, f.
Scheidek die Anficht, nad) welcher die zu chemiſchen
Verbindungen vereinigten Körpermengen nicht dem
Gewicht, jondern dem Raume nad) (als Gafe) ge-
dacht werden.
volüntas, f. I. (v. volo, j. d.) der Wille; stat pro
ratiöne voluntas, e3 beiteht od. es gilt ftatt des
Grundes der Wille oder die Willfür; tamen est
laudända voluntas, doch ijt ver Wille zu loben;
voluntarie, Ripr. freiwillig, von felbft.
»oluptuds,l.(voluptuösus,v. volüptas; Vergnügen,
Wolluſt; fr. voluptueux) wollüſtig; wonnig, er-
götzlich, luſtatmend.
Bolufpe, ſ. unter Wole.
Solvieren, !.(volvere) wälzen, rollen, drehen, wickeln
(vgl. auch involvieren); Volũute, f. (I. volüta)
Bauf die Schnede, ein Schnörfel oder Zierat an
dem Säulentnopfe ; Naturkunde: dieWalzenichnede,
einSchnedengeichledht; Voluttragfeder, Schneden-
feder; Bolutiten, pl. nı. eine Schnedenverfteine-
rung mit walzenförmigen Gewinden; Volvülus,
m. Seilt. Darmverichlingung.
Bomica, f.l.einGeihmwür; bef. ein Lungengeſchwür;
hemicds (l. vomicosus), voll Geſchwüre, eiterig
oder eiternd.
somieren, I. (vom£re, fr. vomir) brechen, fpeien, fich
übergeben; Vomitus, m. das Erbrechen; v6mito
negro, m. ſpan. das fchwarze Erbrechen, gelbe
Fieber; Vomitib, n. nl. (fr. vomitif) u. Vomi⸗
torium, n. l. (v. vomitorius, Erbrechen erregend)
ein Brechmittel.
Borarcität, f. I. (voracitas, v. vorax, gefräßig, v.
voräre, verſchlingen) die Gefräßigkeit, Freßgier.
sordatieren, dtih.-I. ein früheres Datum (f. d.)
geben, einen Zeitpunkt zurüdverlegen.
vordozieren, Dtic.-l., ſ. Dozieren.
vortex, m. I. (= vertex) der ®irbel; Vorticẽlle,
f. nl. der Wirbelwurm, — ———
Vosges, fr. pl. (jpr. wohſch) die Vogeſen.
vostro, it. (= |. vester ıc.) euer, Sr 2c., vostro
conto, j. Konto; per vostro (sc. conto), für
Rechnung.
Võtum, n., pl. Vota, !. (v. vovere, f. vovieren) ein
Gelübde; Segenswunſch u. überh. ausgeiprochener
Wunſch; dah. eine Stimme, Wahlftimme, Beijtim-
mund; aud die Stimmäußerung, Stimmabgabe,
Stimmgabe; da3 Gutachten, die a
rung; Bota colligieren, Stimmen ſammeln; cum
voto, mir Stimme oder Stimmredt; cum voto
1llimitäto, mit unbeſchränkter Stimmgebung; ex
voto, nah Wunſch; einem Gelübde zufolge, daher:
Boye 919
ein Weihgeichent zur Erfüllung eines Gelübdes;
sub voto remissionis, mit dem Wunsch der Rüd-
fendung; meo voto, nad) meinem Wunjche oder
nad) meiner Stimme, meined Erachtend, wenn es
auf mich ankommt; votum castitätis, das (Elöfter-
liche) Gelübde der Keujchheit; v. consultativum,
eine beratende oder Beratichlagung3-Stimme, ein
Gutachten; v. curiatum, Kuriatitimme (vgl.
curia), eine Gejamtjtimme; v. decisivum, eine
enticheidende od. Entjcheidungs- Stimme; v. obe-
dientiae, das (flöfterliche) Seliibde des unbeding-
ten Gehorſams; v. paupertätis, das (Flöfterliche)
Gelübde der Armut; v. virile, Viril-Stimme,
eine Einzelftimme, eine Stimme, die ein einzelner
für ſich allein, nicht für mehrere zufammen hat,
z. B. auf dem ehemal. deutichen Seichstage; —
vota majöra od. plurima, pl. die meiſten Stim-
men, Stimmenmehrheit; plurima vota valent,
die meisten Stimmen gelten; per vota majöra,
durch Stimmenmehrheit; votieren, nl. (it. votäre,
fr. voter) ftimmen, feine Stimme geben; abjtim-
men, durch Stimmenmehrheitbeichließen; Votdnt,
m. ein Abjtimmender, Stimmgeber; Votation
oder Votierung, f. die Abjtimmung, Stimmen»
fammiung; botid, I. (votivus) gelobt, eınem Ge⸗
lübde gemäß; Votib-Geſchenk oder Exvöto, n.
(vgl. oben ex voto, ein Gelübde- od. Weihgejchent,
oberd. ein Verlöbnis, d. i. ein infolge eines Ge-
lübdes einem Tempel, einer Kirche 2c. gemachte?
Geſchenk, eine Stiftung in einer Kirche 2c.; V.⸗
Gemälde, n. ein Gelobungsbild; Weihgemälve;
B.Nirhe, Weihkirche, Dankeskirche; ®.: Tafel,
f. die Geliibde- od. Weihtafel; Gedenktafel, Chren-
tafel; Votivift, m. ein armer Weltgeiftlicher, der
bloß vom Meſſeleſen lebt.
Voua od. Vouah, n. |. W
Wa.
| Bone, f. (madekaffiſch voula, vola, Silber) auf Ma-
|
dagastar ein ſpaniſcher Taler, Piafter; auch ein
Gewicht, ungef. */, Kg.
vobieren, I. (vovere) geloben, ein Gelübde tun,
feierlich erflären od. verfprechen; widmen, weihen,
vox, f. (Gen. vocis) die Stimme, der Laut; aud) das
Wort; dah. ad vocem, zu oder bei dem Worte
(fällt mir ein 2c.); assa voce (I. assus, troden,
bloß), mit bloßer Stimme, ohne Begleitung (eines
Inſtruments); sub voce, unter oder bei dem
Worte; sub hac voce, unter od. bei diefem Worte
(bef. bei Bermeifungen auf ein Wörterbucd)); vox
elamäntis in des6rto, die Stimme de3 Predigers
in der Wüfte (Sohannes des Täufers); ein ver-
hallendes, wirkungsloſes Wort der Wahrheit; v.
humäna, f. die Menjhenitimme, ein Orgelzug;
v. hybrida ob. hibrida(vgl. Hibrida), ein Zwüter-
wort, zwei⸗ oder ee Wort, 3.8. ver-
interefjieren; vox populi vox Dei, I. Sprw.
Volksſtimme (ift) Gottesjtimme; v. virginda,
Sungfernftimme, ein nod) lieblichere3 und um eine
Oktave höheres Orgelregifter, als vox humana;
viva vox, die lebendige Stimme, da3 lebendige
Wort, mündliche Belehrung; viva vox docet, die
lebendige Stimme lehrt, d. i. da3 lebendige Wort
hat belehrende Kraft; viva voce, mit lebendiger
Stimme, mündlid).
Boyageur, m. fr. (fpr. woajaſchöhr; von voyager,
reifen, voyage, Reiie, v. I. viaticum, das Reijegeld,
fpätl. der Weg, die Reife; it. viaggio, ſpan. viage,
prov. viatge; vgl. Voye) ein Reijender, Wanderer;
commis voyageur. m ein Handlungsreifender.
Vohe, f. fr. (fpr. wodj’; jegt gem. vole geſchr., eig.
eg, Strafe, — I. via) eine Fuhre, ein Fuder, ein
920 voyons
ehemal. franz. Raummaß für Holz, Gips, Stein-
foble 2c. = 1,92 cbm.
voyons, fr. (ſpr. wogjoͤng, v. voir, fehen) laßt uns
eben; va (fpr. wit), gefehen (gem. auf Päſſen);
üe, f. (ſpr. wüh') der Anblid, die Anficht, die
— landſchaftliche Gegend; à vuo, Kfſpr. auf
Sicht.
Vulgus oder vulgus, m. u. n. l. das Volk, beſ. das
gemeine Volk, der gemeine Mann, Pöbel; vulgo,
eig. beim Volke, im Volke; insgemein, gewöhnlich,
dem gemeinen Sprachgebrauche nach, im gemeinen
Leben; vulgo quaesitus, m. Rſpr. ein Hurenkind;
vulgũr (l. vulgäris, fr. vulgaire), gemein, alltäg⸗
li, gering, niedrig. pöbelhaft; Vulgarität, f.
(jpätl. vulgaritas) die Gemeinheit, gute keit,
Plumpheit, Roheit, Pöbelhaftigkeit, ——
sulgieren (I. vulgäre) u. vulgariſieren, barb.I.
gemein, befannt oder ruchbar machen, unter die
Leute bringen, ausbreiten; Vulgäta, f. die von
der Tridentinifchen Kirchenverſammlung als richti
anerkannte lateinifche Bibelüberjegung, deren fi
die Katholiken bedienen; überh. der gemeine her»
kömmliche Text eines Schriftwerkes; pulgindg (T.
vulgivägus),umberichweifend; Venus vulgivaga,
j. unter Venus.
Bulfän, m. 1. (Vulcänus) Fabell. der Feuergott, gr.
Hepbäftosgenannt, Sohn Jupiters und der Juno,
der Gott des Feuers und der Metallarbeiter oder
Schmiede, deſſen Weriftätte man fich in dem Feuer-
berge Atna dachte; daher ein feuerfpeiender Berg,
Veuerberg; etwas dem Bulfan opfern, d. i.
ins euer werfen; Vulkanalien, pl. (I. Vulca-
nalia) dem Vulkan zu Ehren angeordnete römische
Seite am 23. Auguft; vulkäniſch (I. vulcanius),
den Bulfan betreffend; feuerjpeiend, von Feuer:
bergen herrührend, feuerflüffigen Urfprungs (3.8.
vulfanijche Produkte); u
umgewandelt, gebildet; vulkaniſieren, barb.el. in
Waidalotten
Feuer ſetzen; erhitzen, ſchwefeln; Kau tſchuk und
Guttapercha vulkaniſieren, fie durch Bei—
| — von Schwefel und durch hohe Hitze jo er-
bärten, daß fie auch bei höherer Temperatur nicht
mehrkleben; Vulkanismus, mdas Empordringen
feuerflüſſiger Geſteinsmaſſen aus dem Innern der
Erde; die wiſſenſchaftliche Anficht od. Lehrmeinung
der Vulkaniſten, ſ. unter Neptuniften; vul⸗
kaniſtiſch. dieler Anficht gemäß oder darin ge
gründet; Vulkanität, f. die Abkunft oder Ab-
ſtammung von Feuerbergen; auch die durch Feuer-
wirfung veranlaßte Bejchaffenheit; Vulkanöl, n.
Schmieröl aus Rückſtänden von Petroleum, auch
Globe-oil (engl., ſpr. glohb’eul) oder Globeöl
genannt.
vulnus, n.. pl. vulnöra, !. eine Wunde; vulnus
letäle, eine tödliche Wunde; vulneraria (medi-
came6nta), pl. Wundmittel, Wundarzneien; vul⸗
nerteren (l. vulneräre), verwunden, verlegen;
bulmerabel (fpätl. vulnerabilis), verwundbar,
verleglih; Wulnerabilttät, f. nl. Vermundbar-
feit; Geneigtheit zu Krankheiten; Vulneraͤnt, m.
(1. vulnerans) ein Verwundender; Vulnerdntin,
f. die Berwundende; VBulnerät,m.(l. vulnerätus)
der Verwundete; Vulnerätin, f. die Berwundete;
Bulneration, f. (1. vulneratio) die Beriwundung.
Vulpes, I. ver Fuchs.
VBulpinit, m. jhuppig-förniger Anhydrit (f. d.),
nad) dem Fundorte Bulpino in der Lombardei
genannt.
Bultifper, m. nl. (v. I. vultus, Geficht, u. specere,
ihauen) ein Gefichtbeihauer, = Ph 2 iognom.
Vulva, f. 1. Heilf. die weibliche Scham, äußere
Offnung der Mutterſcheide; vulva clausa, Die
verſchloſſene Mutterfcheide; Vulvarfia, f. nl. das
Schamkraut; vulvo⸗uterĩniſch (vgl. Uterus), zur
Scham und Gebärmutter gehörig oder dieſelbe
betreffend.
W.
Abkürzungen: W, im deutſchen Alphabet der
22. Buchſtabe, iſt nur den german. Sprachen eigen,
während in den übrigen für denſelben das Zeichen
V gebraudt wird; W als chemiſches Zeichen —
Wolframium, Bolftam; Wise. — Wisconſin in
Nordamerika; WVa. — WVeit- Virginia in Nord»
W als Münggeie { ftangöfife
als Münzzeihen, und zwar auf franzöfifchen
Münzen: Ce; auf öfterreihifhen: Wien; auf
— ſchleſiſchen und Hr (Wratislavia)
reslau; auf Klevefhen u. Trierſchen: Wefel.
Ba, Ba, Bouah, n. die Einheit des ſiameſiſchen
Längenmaßes — 2 fen =4 Sok — 2 m.
Waalen, pl. Holl.(waal, der Waſſerbehälter, Kanal)
die Kanäle des durd) Amſterdam gehenden Ylufjes
Y, auf weldem die Kauffahrteifchiffe bis zu den
Magazinen der Kaufleute gebracht werden fünnen ;
die Aufjeher darüber heißen Waal-Reeder.
®Baarborgsgeld, n. holl. (von waarborg, Pfand,
Bürgſchaft) eine Bürgihafts-Summe, melde die-
jenigen, die Torf hen wollen, an den Staat zu
ahlen haben al3Ulnterpfand, daß das ausgeftochene
nd jpäter in guten Stand gejeßt wird.
Wach⸗ od. Wachtparade, |. Karad e.
Wachs-Boſſierer, ſ. boſſieren unter Boſſe.
Wad, n. (engl. wadd, wad) Braunfteinrahm, Braun
ſteinſchaum, Manganſchaum.
Wadden, ſ. Watten.
MWädi, n. arab. das Tal, Flußtal, der Fluß; daher
als Beitandteil geographiiher Namen vorfommend,
— Wadi Muſa, d. i. Tal des Moſes, im
teinigen Arabien.
Waͤdmal, n. ſchwed. (dän. vadmel, von angel).
vaed, altnord. väd, Wat, Kleiderftoff) eine Art
grobe3, ungefchornes Wollenzeug in Schweden u.
Island.
Waggon, m. engl. (angelſ. waegn, althochd. wagan)
ein Wagen, Laſtwagen; eine Landkutſche; bef.
Eifenbahnmwagen, die auf Eifenbahnen gebrauchter
roßen Perſonenwagen, pl. Waggons.
Wagnerit, m. ein im Salzburgiſchen gefundenes
Mineral, aus phosphorſaurer Bittererde u. Fluor⸗
magneſium beſtehend.
Wahabi oder Wehabi, auch Wahnbiten u. We⸗
chabĩten, pl. arab. (Wahäbi) Bölferitämme vom
Glauben des Scheif Mohammed, Abd-el Wahabs
ar der im 18. Jahrh. lebte u. die Glaubens»
vorſchriften des Koran nur teilweife annahnı.
Wahl-Stapitulation, f. dtich.el. (vgl. Kapitulation)
der Wahlvergleich, die it MWahle
Konvent, m. (vgl. Konvent) die Wahl-Ber-
fammilung.
| Waidaldtten oder Waideloten, pl. eine Priefter-
Klaſſe der alten Heidnifchen Preußen.
Waisjas
Waisjas, pl. ſanskr. (waisja oder wis) Glieder der
dritten Kaſte bei den Indiern, den Birger- und
Bauernitand umfafiend.
Waiter, m. engl. (fpr. uehter; dv. to wait, warten)
der Aufwärter, Kellner.
Wakea u. MRatih, ſ. Vakia. ra.
Waknf, n. türk.-arab. (vakuf, vaki) ein frommes
Bermädtnis, eine fromme Stiftung; Mojcheen-
eigentum, ala Lehngut den Moſcheen zinsbar; entg.
mülk.
Wal, ſ. Ball.
Walach, ſ. Wallach; Walaͤchen, pl. = Ro-
mänen, ſ.d.
Walhomwit, m. ein dem Retinit verwandtes brenn-
bares Mineral, aus der Braunkohle bei Walchow
in Mähren.
Waldenfer, m. und pl. (Anhänger des Petrus
Waldus, eines Bürgers zu Lyon; n. a. eig. Tal»
feute, Talbewohner, v. I. vallis, fr. vallee, Tal) eine
im 12. Zahrh. entjtandene jtille und ſittlich-ſtrenge
Religionspartei in Frankreich.
Walghvogel, j. Dronte.
Walhaͤlla, f. nord. Valhöll (d. i. Halle der Er-
ihlagenen, v. altnord. valr, angelj. wael, altd. wal,
Haufen der Erjchlagenen, Niederlage der Leichen
auf dem Schladtfelde, Schladt, u. altnord. höll,
Halle, königliches Schloß) altnord. Tabell. der
Himmel, das Baradies der alten nordiſchen Völker,
wohin nur diejenigen gelangen, welche eine3 blu—
tigen Todes im Kriege fterben (vgl. ZEN:
Name eines von König Ludwig I. von Bayern
1830 gegründeten Ehrentempels bei Donauftauf
an der Donau.
Wali, m. arab. (v. weli, eig. nahe, Freund, Helfer,
Vorſteher zc., v. wela, nahe fein, helfen, leiten; vgl.
Belajet) Unterftatthalter oder Gouverneur einer
türf. Provinz, durch welche die Emire die Aufjicht
und Gerichtsbarkeit iiber die Bewohner und die
Eintreibung der Steuern bejorgen ließen; Walt:
Alahdi, m. arab. (eig. weli-al-ahd od. weli-ahd;
v. ahd, Bertrag, Verpflichtung) der Thronfolger.
Walime, f. arab. (walimeh) Gaftmahl, Schmaus,
bei. Hochzeitögelag der MoSlemin.
Walinga, f. ruſſ. r. Wolünfa (von wol, Ochſe,
weil das Inſtrument aus der Haut eines jungen
Stiere3 — iſt), eine ruſſiſche Sackpfeife, ein
Dudelſack.
MRaltover, engl. (von to walk over the course) bei
Wettrennen: ein leichter Sieg (durch) Unfähigmwerden
der Mitbewerber).
Rolfüren, Walfyren oder Walkhhrien, pl. (alt-
nord valkyrja, angelf. välcyrie, v. altnord. valr,
Haufen der Erjchlagenen, die Leichen auf dem
Schlachtfelde, u. kiöra, kera, kieſen, wählen; vgl.
Walhalla) altnord. Fabell. Schladhtgöttinnen, die
Scdidjalsgöttinnen der Känıpfenden, welche die-
jenigen auswählen, die in der Schlacht fallen follen,
oder unter den bereit3 Gefallenen auswählen, Bot-
ihafterinnen Odin u. Dienerinnen der gefallenen
Helden in Walhalla, denen fie ven Trank der Göt-
ter reichen.
Waͤllach, m. ein verfchnittener Hengft (fo benannt,
weil die erften aus der Walachei und aus Ungarn
befannt wurden; dab. fr. hongre).
Wallönen, hol. Malen, pl. (vom althochd. Walh,
mittelhochd. Walch, ein Fremder, Ausländer, bei.
der Gallier, Romane, angelj. Wealh, der Relte;
dah. althochd. walhisc, welſch, fremd, romaniſch)
Bewohner der ſüdlichen Niederlande, welche eine
Mundart des Franzöſiſchen reden.
Water⸗Cloſet 921
— 9 — n. das aus ſpaniſchem Rohre bereitete
fünstlihe Fijchbein.
Wallrat oder Walrat, m. (fchwed. wallraf, von
Wal, Walfiich) j. unter Kachelot.
Walpuͤrga vder Walpuͤrgis, f. altd. weibl. Name
(von wal, j. Walhalla, und althochd. burug, burg,
Burg) eig. Toten- oder Leichenburg, Beſchützerin
in der Schlacht; eine Heilige in der fathol. Kirche,
die Tochter des englifchen Königs Nihard im
I. Kahıh., die als Abtilfin au Eichjtädt wegen der
itandhaften Erduldung der Verfolgungen hinjicht-
lich der Religion unter die Heiligen verjegt und
als Bewahrerin vor den Zauberkünſten der Hexen
verehrt wide; dah. Walpurgis-Abend, W.-
Nacht, die erite Mai-Nacht, wovon der Aberglaube
ehemals fo viel erdichtete.
Wampum, n. eine Denkſchnur, ein Denkihnur-
Gürtel der nordamerifan. Wilden, aus verjchieden-
farbigen u. verfchieden geformten Muſchelſtückchen
ujammengejeßt.
Bann, pl. altnord. d. i. die Strahlenden, ein den
Aſen feindliches altnordiſches Göttergeſchlecht.
Wangſi, n. ind. (ſanskr. wangsa, wangsi) das Banı-
bustohr, der Nohritod.
Waͤnja, ruſſ. (Verkl. des männ!. Namens Iwdn,
Sohann), Hans; Waͤnjta, Hänscen.
Mara, f. altd., War od. Hör, altnord. (eig. Bünd⸗
nis, Bertrag; verw. mit wär, wahr, bewähren ꝛc.),
altnord. Fabell. die Göttin der Eide und Verträge
der Menjchen, bei. der Ehe u. Hochzeit.
Maräger oder Wärtinger, pl. (d. i. die Verbün—
deten) ein normannifches Volkam Baltifchen Meere,
welches fich im nördlihen und mittlern Rußland
feftfegte und mit den Ruſſen old die nor»
mannifchen Vikinger, die im 9. Jahrh. die Oſtküſte
der Ditjee bedrängten.
Wardein, chem. auch Guardein, m. (vom ml. u.
it. guardare, fr. garder = warten, d. i. hüten,
deauffichtigen, alfo eig. = Guardian, ſ. d.) ein
beeidigter Metallprüfer (Bergwardein) und bei.
Münzprüfer Münzmwardein); wardieren, Me-
talle, Münzen dem Gehalte nach prüfen, jhäßen,
den Wert beitimmen.
Waͤreck⸗Soda, k. (vgl. Barec u. Soda) Soda aus
der Normandie und Alicante.
Wari, . Bari.
Warp, n. engl. ſ. Lea.
Marplines, pl. engl. (ſpr. uarpleins) Kettengarn.
Warrant, n. od. m. engl. (fpr. usrränt; = Garant,
Garantie, f. d.) die Vollmacht; der VBerhaftbefehl;
auch Waren-Berfagfchein; warranted, auf engl.
Fabrifaten — garantiert.
Warſowienne = Varjovienne, f. d.
Warwickit, m. (fpr. Udr—) ein bei Warwid in
New-York vorfommendes Mineral, aus Berbin-
dungen de3 Fluors mit Titan, Eifen und Yitrium
beftehend.
MRafenmeifter, m. der Rafiller (f. d.), Abdecker.
Ebafierpoladen, 1. die polnifchen Bewohner Ober-
fchlefiens, die vielfach Flößerei betreiben.
Waflerregäl, n. das Recht des Staats, die Ge—
wäſſer zu nutzen.
Waßferſtofffuiſid, n. Schwefelwaſſerſtoff.
Wafilij, m. ruſſ. männl. Name (gr. Basilius oder
Basil); abgef. Waſſja od. Waitita; —Waſſilifſa,
f. rufi. weibl. Name.
Watägen, pl. ruſſ. (watäga, Schar, Familie; tata-
riſchen Urjprungs) die Niederlafjungen der Fiſcher
am Ural und am Kaſpiſchen Meere.
| Water:&lojet, n. engl. (fpr. uäther kloͤſet; von
922 Waterländer
water, Waſſer, u. Kloſett, j. d.) ein Abort mit einer
BWaflerröhre zum Wegfpülen des Unrats; Water:
maschine, f. eine Spinnmaſchine, bei der die Fä—
den durch Stredwalzen ausgezogen werden; Wn=-
terproof, m. engl. ſpr. —pruhf; v. proof, probe-
baltig) eig. wafferdicht, wafjerdichter Stoff, ein Re-
genmantel; Water-Twift, n. (vgl. Twilt) Garn
von Watermajchinen, d. i. Spinnmafcdinen, die
von Waſſer getrieben werden, Waſſermühlen-Garn.
Waterländer, pl. die gelindere Kartei ver Men-
noniten (ſ. d.) oder Taufgelinnten feit der Mitte
des 16. Sahrh. (weil ihre erjten Gemeinden im
Waterlande in Nordholland wohnten).
Watt, n. (benannt nad) vem Bhyfifer und Mecha—
nifer James Watt, geb.1736 zu Greenod in Schott-
land, gejt. 1819, VBervollfommner der Dampf»
maſchine) eleftriihe Arbeitseinheit, Maßeinheit de3
eleftrifchen Arbeitsvermögeng (—Bolt x Ampere);
Wattitunde, die Arbeit eines Watt in einer
Stunde; Wattmeffer, Elektrizitätszähler; Kilo—
watt = 1000 Watt.
Watten od. hol. Wadden, pl. (verw. mit waten)
jeichte Stellen in der Nordfee an der nordholländ.
Küſte; daher Wattenfahrer, m. eine Art flacher,
Fahrzeuge zur Befchiffung diefer Kiifte.
watticren (deutich mit Fremdartiger Endung), Watte
(ſchwachgefilzte Baumwolle od. Seide) unterlegen;
mit Watte ausfüllen, füttern; wattiert, mit Watte
efüttert; Wattierung, Watteeinlage, Wattefutter;
attons, pl. (jpr. wattöngs) Wattkiffen, zum
Ausfüllen der Körperformen.
Wavellĩt oder Wawellit, m. ein nad) dem Ent-
deder Dr. Wavell benanntes, aus Aluminium⸗
fluorid, ee Tonerde und Waſſer be-
jtehendes Mineral.
Wayndngs, pl. Hinefische Schaufpiele mit Tanz.
Wealden-Formation, f. engl.-l. (pr. uihlo’n—)
eine Gebirg3bildung, die in manchen ändern zwi⸗
ſchen der weißen Jüra- und der Kreideformation
eingeſchaltet iſt (z. B. in dem Teile der Grafſchaften
Kent, Surrey u. Suſſex, der the Weald, der Wald,
genannt wird; dah. der Name); Wealdenton, m.
die obere tonige Schicht der Wealden⸗Formation,
auch Wälderton genannt.
Wechabiten, ſ. Wahabi.
Wechſeliſtrom⸗Kondenſator, m. Strom⸗ od. Span⸗
nungsverſtärker zur Verteilung der elektriſchen
Energie.
Weda, m. = Wodan, f. d.) ein Kriegsgötze der
alten Sriejen; ſ. auch Veda.
Wedgwood, n. engl. (fpr. uedſchwudd) eine Art
engliſches Steingut, nad) jeinem Erfinder Joſiah
Wedgwood (1730—1795) genannt.
Wẽdomoſti, pl. ruff. (fpr. wä—; von wedomostj,
Nachricht) die Beitungsnadrichten.
Wedro, m. ruf). (wedrö; vgl. Wiadro) ein Eimer,
ein ruſſiſches Flüſſigkeitsmaß von 10 Krufchfa od.
toof — 12,299 1.
eftlines, pl. engl. (fpr. uöftleins) Gemwebeleinen,
Schußgarn.
Wega, m. (vom arab. el nesr el waki, ver fallende
Adler) ein prächtiger weißglänzender Stern erfter
Größe in der Leier des Orpheus.
Weigh, |. Bey. |
Weimutsfichte oder Weimutökiefer, eig. Wey⸗
moutsfichte, f. eine Art großer Nadelholzbäume,
vom engl. Zord Weymouth zuerit aus Virginien
und Kanada nad) Europa gebradit.
Beistum, n., pl. Weistũmer (dtih. von weifen,
einem das Recht mweijen oder ihn zurecht weifen),
MWeitnit
ehemal. Rſpr. eine erteilte Rechtsbelehrung, ein
Rechtsbeſcheid; eine gerichtliche Urkunde, und eine
Sammlung folder Urkunden.
Welajdt, auch Wilajet, ſ. Belaget.
Welfen (altd.), auch it. Guelfen od. Guelphen,
pl. (vgl. Guelph) Name einer berühmten Herr-
icherfamilie, die im 11. Sahrh. aus Stalien nach
Deutjchland verpflanzt, eine Beitlang über ver-
Ihiedene Provinzen Deutfchlands, namentl. Bayer
und Sadjen, herrſchte und in dem entthronten
Haufe Hannover nod fortlebt; in weiterer Be-
deutung auch die mächtige Bartei, die ſich im Mit-
telalter den Unternehmungen der Raifer und ihren:
Anhängern, den Gibellinen, wiverjeßte; da der
1866 von Preußen entthronte König Georg von.
Hannover dem Welfenhaufe — ſo trat in
der Neuzeit die Welfenpartei in Gegenſatz zu Preu⸗
Ben und zu dem neugegründeten Deutſchen Reiche,
und es iſt wieder viel von ihr die Rede; Welfen=
fonds, ein Teil des Vermögen? des entthronten
Königs Georg von Hannover in der Höhe von
16 Millionen, der1866 von Preußen beſchlagnahmt
wurde und defjen Zinien verwendet wurden, um
die Koften für „die Maßregeln zur Überwachung.
und Abwehr der gegen Preußen gerichteten Unter»
nehmungen des Königs Georg u. feiner Agenten‘
u beitreiten; insbeſondere follten Die Angriffe der
elfenprefje und anderer geheimer Staatsfeinde
abgewehrt werden = Reptilienfonds, ſ. d.
Welitij Knijas, m. ruſſ. (v. welikij, aja, oje, groß,
und Knjas, j.d.) der Großfürſt, Titel der Prinzen
de3 ruf). Kaiſerhauſes; Welikaja Knjaghinja, f-
die Großfürſtin, der Titel der vermählten od. ver-
witweten Brinzeffinnen; Bselitaje Aniafhnd, f.
(fh ſpr. ſch), die Großfürjtin, Titel der unver-
mählten Brinzejfinnen des ruſſiſchen Kaiſerhauſes.
Welsh rabbit, n. engl. (fpr. welſch räbbit) oder
Welfch:rarebit. n. engl. Röftbrot mit Käſe, Wal-
liier Zederbifjen. |
Welweléeh, n. türf. (v. arab. welwelet, v. walata,
traurig jein, walwala, heulen, wehklagen) das Weh-
„_Hagegeichrei der tür. Grauen um einen Toten.
Wencestäus od. Wenzel, m. ſlav. (poln. u. ruſſ.
Wenzessläw, von wieniec, Kranz, Krone, und
ssläwa, Ruhm; ml. Wencesläus) männl. Name:
der Ruhmgekrönte.
Wenden, pl. ein Zweig der Slaven (f. d.) im nördl.
und öftl.Deutjchland feit dem 6. Jahrh., wozu Die
Obotriten, Heveller, Bommern, Lauſitzer 2c. ge»
hören.
Wera, f. ruſſ. (fpr. wära; eig. Glaube, Vertrauen,
v. wernüj, aja, oje, treu, wahr, = I. verus) ruſ⸗
fifher weibliher Name.
Werjſchoͤt, m. ruſſ. (eig. Spige, Gipfel, Ende) ein
ruf] Längenmaß = * rſchin ([.d.)= 11 ruſſ.
Zoll were mm. &), pl: ERerite,einruff.
Werſt, f. (cufj.wersstä), pl. Werſte, ein ruſſ. Wege-
maß — 500 Faden od. Sidihen (f. d.) = 1066,79 m
— etwa !/, geogranhifche Meile.
Mefir, 1. Vezier; Wefir-Afem, = Großvezier.
Wesnaͤnka, f. ruſſ. (v. wesna, der Frühling) der
Frühlingstanz der Kleinrufjen.
Weite, f. (v. fr. veste, v. I. vestis, Kleid) ein Die
Bruft und den Oberleib bedeckendes Kleidungs-
ſtück ohne Ärmel; in Niederdeutihland Rümpfel
— — er nah a
en od. Weigh, n. engl. (Ipr. we) ein altes, aber
0 gebrauchtes engl. Wollgewicht = Ya, Laſt =
182 engl. Pfund = 82,554 Kg. ;
Weſtnik, m. ruff. (fpr.mehitnik; v. westj, Nachricht,
Whig
Kunde) der Bote, Verkündiger, daher Titel ruſſ.
Zeitungen.
big, m. engl. (ſpr. huigg), pl. Whins (angebl. v.
ſchoti. whig od. wigg, faure Molken, als Getränk
der niedern Volksklaſſe in Schottland; od. v whig-
am, einem fchottifchen Zuruf zum Antreiben der
Rierde, whiggamor, ein Pferdetreiber od. Fuhr—
mann, weil ein Teil folcher Leute 1648 unter An-
führung des Marquis v. Argyle nah Edinburg
marjchierte, um dem Könige Widerftand zu leiſten;
n. a. unrichtig von den YAnfan 8buchſtaben der
Worte we hope in God, wir hoffen auf Gott, al3
Motto des Klubs, aus welchem die Whigpartei
hervorging) Freiheitsmänner, Freiheitsfreunde,
gemäßigte Freunde des Volks, die Öegenpartei der
orie3 (f. d.) in England; in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika veriteht man darunter
die Ariftofraten vgl. Tory; —— — m.
barb.-I. (engl. whiggism) deren Grundjäge und
Anfichten.
Whim, m. engl. (fpr. huimm) eine Grille, Laune,
Sonderbarfeit, ein feltfamer Einfall.
Wohipper, m. engl. (v. to whip, peitfchen) der Peit—
fcher, eine Aufloderungsmajdine für Baummolle;
Mpippersin, der Peitſcher, Hineinpeiticher, eig.
ein Jagdausdrud, einer, der die Hunde beauffichtigt
und fie in die Jagdlinie Hineintreibt; dann uneig.
eine Berfon die dafür zuforgen hat, daß die nötige
Zahl minifterieller Mitglieder fi) im engl. Unter-
hauſe einfindet, der Herbeitreiber der minifteriellen
Mitglieder zu Abjtimmungen.
Whisky 1., m. (fpr. huiski; vgl. Usquebah) in Hod)-
Schottland u. Irland: Öerften-od.Kornbranntiwein.
Whisky? ‚n. engl. (fpr. huiski) ein engl. Hochwagen,
einfpänniger offener Wagen mit jehr hohem Geſtell.
Whift, n. od. Whiftſpiel, ein urjpr. engl. Karten-
fpiel (whisk) unter 4 Berfonen (v. engl. whist, d. i.
pit! ftill! weil e3 große Aufmerkſamkeit und daher
Stille erfordert); ein Getränf aus Tee, Zuder,
Zitronen und Rotwein.
Khiteboys, pl. engl. (fpr. hueitbeus; v. white =
weiß, u. boy, Knabe, Burfche) Weißburſchen, Weiß⸗
banden, Weißburſchenſchaft, Parteiname der ärme—
ren kathol. Volksklaſſe in Irland um1761, deren
Bundeszeichen die weiße Farbe iſt, und die ſich
gegen die harten Grundbeſitzer, Pfarrer uſw. em-
pörten.
Whitechapel,n. engl. (jpr. wattfchäppl) der ärmite
Bezirk im Often Londons, deſſen Bevölkerung die
geringite Bildung aufweiit; Whitehall, engl. (ſpr.
watthähl) früher: der königliche Palaſt an der
Themſe in London; * breite Straße im weſt⸗
lihen London mit den Minifterialgebäuden.
White Star Line, engl. (fpr. ueit tar lein) die
transatlantifche Dampferlinie zwijchen Liverpool
und Neuyorf.
Wiaͤdro, m. poln. (= ruſſ. wedro, f. d.) ein altes
poln. Kaummaß von 20 Kannen od. Litern.
Widar, m. altnord. Yabell. Odins Sohn, der Gott
der Banned nheit.
Biel, f. niederd. (vd. wiken, weichen, zurücktreten)
die Bucht, die Bai, der Meerbufen.
Wigwam, m. u.n. (au3 der Algonkfin-Spradhe) eine
Lagerhütte oder ein Zelt der Indianer in Nord-
amerika, gew. aus Büffelhäuten gemadt.
Wiking, 1. Biking.
Millefiten, pl. Anhänger des engl. Gottesgelehrten
ob. Wiklef od. Wiclef, eig. Wicl * eines
orläufers der Reformation im 14. Sahrh., der
gegen die kirchlichen Mißbräuche eiferte, auf Ver—
Wodan 923
befjerung der Lehre drang u. von dem fatholifchen
Lehrbegriffe jehr abwich.
Wila, f. nach dem ferbifchen Volksglauben eine Art
Nymphen von großer Schönheit und Schnelligkeit,
mit langem, fliegendem Haar und luftig weißem
Gewande.
Wilhelm, m. (altd. Wilihelm, v. willo, der Wille,
und helm, der Helm), engl. William, m. männl.
Name: willensfräftiger Selm, d. i. Schirm, Schuß
od. Beſchützer; Wilhelmine, f. weibl. Name: die
Schützerin; Willibald, m. (v. altd. balt, engl. bold,
kühn) der Willensfühne.
Wilis, pl. (vgl. Wila) nad) der flav. Volfsjage: vor
dem Hodhzeitstage geftorbene Bräute, die im Grabe
feine Ruhe finden, fondern als Teidenjchaftliche
Tänzerinnen um Mitternadht aus ihren Gräbern
jteigen, fic) an einem Kreuzwege verfammeln und
ven Mann, welchen fie hier treffen, jo lange zu
tanzen nötigen, bi3 er tot niederfällt.
Willemit, m. natürliches kiefelfaures Zinkoxyd, nach
dem Könige der Niederlande, Willem oder Wil-
beim I. benannt.
William, j. Wilhelm.
Wimperge, f. (diſch, v. Windberge, d. i. Wind-
ſchutz, vor dem Winde bergen Sſchützen) der Spih-
giebel im gotijchen Bauitil, 4. B. über einem Tor,
Senfter; vgl. Ouimberge.
Mina, m. der Rumigbranntwein, val. Kumiß.
Mingolf, m. altnord. (vingölf, d. i. Freundeshalle)
Fabell. der Balaft der Göttinnen, beſ. Freias
Wohnung, auch = Walhalla überh.; auch eine
chriſtliches Leben aufrecht erhaltende Studenten-
verbindung, die Wingolfiten.
Winkeladvokat, m. einer, der heimlich und unbe-
fugt Geſchäfte betreibt, zu denen nur ein geprüfter
Rechtsanwalt berechtigt ift.
Wiſchnu, m. ind. eig. der Durchdringer, wahrſch.
der Äther, als lebendes Prinzip des Weltall, die
erhaltende, beſchützende Gottheit der Indier (vgl.
Kriihna und Simwa).
Wismut, n. (nl. bismuthum, n.) das Aſchblei, ein
rötlich weißes, jehr ſprödes und leichtflüjfiges Me-
tal; Wismutglanz, m. natürliches Schwefel-
mwismut.
Miß,n. ſ. Vis.
Witfried, Witolf, Witold, Wittelind, m. (altd.
Wituchint), altd. männl. Name (v. witu, angelj.
vudu, engl. wood, Holz, Wald, abzuleiten) der
Waldfriede; Waldwolf; über den Wald Waltende;
Waldgeborene.
Mittine, f., pl. Wittinen, preuß. (poln. wicina)
Baltenflöge mit jchrägem Wetterdadh, die aus den
ruſſ.⸗litauiſchen Gouvernements außer dem Holze
Kin ©etreide, Hanf, Flachs ꝛc. nad) Preußen
ühren.
Kljatigehläm, altjlav. u. rufj. männl. Name für
enzel, = poln. Wenceslam.
Wijuga, f. ruſſ. Schneewirbel, |. Samet.
Wiadita, j. Vladika. —
Wladimir, jlav. männl. Name für Woldemar (v.
wladietj, herrſchen, u. mir, die Welt, Menſchheit);
als Verfl.: Walddja u. ——
Wladuko, m. ſlav. (von wladétj, herrſchen, eig. der
Oberherrſcher, Gebieter) uneigentl. der Erzbiſchof;
auch Titel und Anrede der höchſten griecdh.-ortho-
doren Geiftlichkeit. —
Wloka, t. poln. eine Hufe Landes, früher ein pol»
niſches Feld» oder Flächenmaß von 30 Morgen =
10,7962 ha.
Modan,m.niederd., od. Wuotan,althochd.,od.nord.
Wodla
Odhinn, altd. u. altnord. Yabell. der von allen
germanischen Völkerſchaften verehrte oberfte Gott,
welcher den Sieg verleiht; daher Wodanstag;
(engl. Wednesday), Mittwoch.
Wodka, f. poln. u. ruf. (wödka, pr. poln. wudka,
Verkl. von woda, Waſſer) Sranntwein, Schnaps.
Möhlerit, m. ein nach dem berühmten Chemiker
F. Wöhler benanntes Mineral, aus Verbindungen
der Kiefelfäure und Tantalfäure mit Zirkonerde,
Kalkerde und Natron beitehend.
Woͤrtlok, m. ruf). (von waliätj, filzen, walfen) ein
dickes gi geug aus Kuhhaar oder Wolle, bei. im
ſüdl. Me and als Dede, Mantel, Unterbett ıc.
gebraudt.
Woit. m. poln. der Dorfſchulze.
Woiwoͤde od. Wojewode, m. poln. u. ruſſ. (woje-
wöda, v. rufj. wol, Herr, und woditj, führen) eig.
Heerführer, Heerfürit, Herzog; ehemals Fürft der
Moldau u. Walachei; StattHalter im ehem. König-
veih Polen; auch türk. Pachter der Abgaben eines
Bezirks; Woiwoͤdſchaft, f. eine Statthalterfchaft,
Landſchaft.
Wotßzaͤll, m. ruſſ. (verderbt aus Vauxhall, ſ. d.,
wie ein feit 1838 an die Bahnhalle zu Pawlowsk
bei Petersburg fich anjchliegendes Gartenlofal ge-
nannt war; jegt allgemein für:) Bahnhof, Bahn—
halle, Wartefht auf ruffiihen Eifenbahnen.
Wole, f. altnord. (völa, völva) Fabell. der ſchützende
Geiſt der Erde, die uralte Seherin; dab. Woluſpa,
f. (altnord. völusp&, völvuspä; verwandt mit
fpäben), d. i. das Gefiht der Wole, Benennung
des älteiten Teils der Edda (ſ. d.), welcher Haupt-
ſächlich die Weltfhöpfung und den Weltuntergang
ſchildert.
Wolframium, n. Wolfram⸗, Tungſteinmetall,
Scheel, das Schwerſtein-Metall, ein von Scheele
1781 im orydierten Zuſtande (als Wolframſäure)
entdecktes u.1785 zuerſt Daraus rein dargeſtelltes,
dunkelgraues, ſehr ſchweres, ſprödes und ſtreng—
924
flüſſiges Metall; auch die in der Natur vorkom—
mende Verbindung der Wolframſäure mit Eijen-
und Man BInEND. |
Wolik, ſ. Volik. |
Bollajtunit, m. Tafelipat, Schalftein, ein nad |
W. H. Wollafton (jpr. Uslläft’n) benanntes Mine- |
ral, aus Kieſelſäure u. Kalferde beſtehend; Woplla= |
ftoniche Linien, pl. die von Wollafton 1308 zuerit
Kanthippe
entdedten farbigen Streifen in den prismatifchen
Tarbenbildern.
Woloſt, r. Wolofti, f. ruſſ. (v. wlastj, Freiheit im
Handeln, Macht, Herrichaft) der Amtsbezirk, ein
aus mehreren Gemeinden beftehender Bezirk in
der Woloftverfammlung dur) Gemeinde-
abgeorönete vertreten, welche jährlich für Rechts—
itreitigfeiten, deren Wert unter 100 Rubel beträgt,
ein Woloftgericht wählen; Woloftnat_Star-
chind, m. (fpr. Btar—; von sstarschind; Alteſter,
berhaupt) der Gemeindevoriteher; vgl. Stare-
ſchinen.
Wolünka, ſ. —
Wolverings, pl.engl. (c. wolverins, von wolverin,
ſpr. uuͤlwerin, der amerikaniſche Vielfraß) ameri-
kaniſche Vielfraßfelle. |
Wombat, n. eine Art neuholländifcher Beuteltiere
(nl. Phascolömys). Past
Woolcord, n. engl. (ſpr. uüllfohrd; dv. wool, Wolle,
und cord, Strid) ein feſtes gejtreiftes engliſches
Wollenzeug, bef. zu Beinfleivern.
Wuorara, = Urari.
Wootz oder Wooz, n. ein vortreffliher Stahl in
Oftindien, Berfien 2c., aus welchem 3. B. die be»
rühmten Damaszener Klingen verfertigt werden.
Wör, |. Wara. ;
Woreeiterfauce, f. engl. (fpr. wuͤßt'r), eine ge-
wiürzte Sauce.
Wraf, n. (ein niederd. Wort, vom angelj. vrecan,
brechen; daher auch Brad) überh. etwas Zerbro-
chenes, Untaugliches; bef. die Schiffs-Trümmer od.
:Sceiter, der Numpf eines geiceiterten Schiffs;
Wrackgut, n. von einem gejtrandeten Schiffe ge-
vettete Güter; Wrackrecht, n. das Strandredt;
twraden, wraafen, Waren ausfuchen, abjonvdern,
— fortieren; Wracker, m. ein Waren-Au2-
fuder od. -Unterjuger; Wreckers, ei engl. (ſpr.
reckers) Strandräuber an den engl. $ üften.
Wroge, Wruge, f. Unzeige über verübte Forft- od.
Sadgvergeheit.
Wuotan, |. Wodan.
Wurali, = Urari.
Wurte, f. ein künſtlicher Hügel, v. Gräben umgeben
Wuchuchol, ſ. Desman. lin den Marſchen.
Wyssotschestwo, f. ruſſ. (eig. n., v. wyssöki), hoch,
erhaben) Hoheit, Titel eines königlichen Prinzen,
Großfürſten oder Großherzogs.
X.
Abkürzungen: X als 21. Buchſtabe im lateiniſchen |
Alphabet in der Rubrizierung — 21; als Zahl im
Griechiſchen = 60, ‚5 = 60000, im Lateiniſchen
= 10; X. als Abfürzung in röm. Schriften =
10 As oder ein Denar; x in der Mathematik für
unbefannte Größe.
X als Münzzeihen auf franz. Münzen feit 1579:
Amieng, vorher: Billefrande.
Xaca, m. ein Gott der Japaner; Xacp,
oberjte der Bonzen (f. d.) in Japan.
Xaͤcara oder nad) jegiger Rechtſchreibung Jdcara,
f. jpan. (fpr. x und j = d); vom arab. schakara,
danten, lobpreijen) eine Art Romanze, die gefungen
wird; die Tonweiſe zu einer foldhen Romanze; ein
Zanz nad) diefer Tonweije.
ang, ſ. Shan.
m. der |
xXãnorphita, f. gr. (v. xainein, Fragen, ſtreichen, u.
Orphika, f. d.) die Taftengeige, ein von Röllig
erfundenes Tonwerkzeug mit Geigenbogen u. mit
Taſten verfehen.
Xanthippe, f. gr. (von xanthös, gelb, und hippos,
Pferd) wörtlich dag gelbe Pferd, Name des (nad
ipäteren Angaben) zanffüchtigen, böfen Weibes des
Sokrates; dah. ein Plageweib, Hausdrache, eine
böfe Sieben; Fanthän, n. = Überſchwefelzyan;
Xanthin, ın. der Gelbſtoff, gelbe Farbeſtoff vom
Krapp, das Krappgelb; Xanthogen, n. Scheidef.
ein in den Blättern und Blüten enthaltener Stoff,
der mit Alfalien gelb wird; bei einigen Chemifern
früher aud) für — Kanthogen=
Säure, f. eine meijt gelbe Verbindungen gebende
organifche Säure, Die fi beim Vermiſchen einer
eiftigen Kalilöfung mit Schwefelfohlenitoff bildet;
anthofön, m. (v. gr. könis, Staub, der
gelben Farbe feines ne ein aus Silber,
Schwefel und Arſenik beitehendes Erz; XRantho⸗
Xarob
phill, n. das Blattgelb, der Farbſtoff der gelb
werdenden Blätter; Xanthopſie, f. das Gelbjehen
(bei der Belbfucht); SRanthorrhöaharz, n. gelbes
Harz aus dem Stode der Xanthorrhoea arbörea
— — in Neuholland; Xanthoxijlon, n-
elbholz.
Xdrob, * eine Rechnungsmünze in Fez, 20 X. —
1 Mitskal (j. Miskal) = ungefähr 1,28 M.
Xaver, m. und Xaveria, f. arab. (jpan. Xavier,
Javier) Namen: der und die Glänzende.
Xenelafie, f. gr. (v. x&nos, der Fremde, Gaft, und
elaGnein, vertreiben) die Sremdenvertreibung; Xe=
nion, n., pl. Xenia oder Xenien, Gaſtgeſchenke,
Geſchenke für Gaftfreunde; uneig. eine Art Sinn-
gedichte, bef. des röm. Dichterd Martial, und die
in Schiller Mufenalmanad) von 1797 erjchienenen
Diftihen, in welchen Goethe und Schiller verſchie—
dene literarische Erfcheinungen und Beitrebungen
ihrer Zeit geibelten; Xenios oder Xenius, m. der
Saftliche, Befchüger der Baftfreunde und des Gaſt—
rechts, Beiname des Zeus; Xenodochium, n. (von
döchesthai, aufnehmen) ein Ort zur Aufnahnte
von Fremden, Wirtshaus, Herberge, Pilgerhaus,
Baftzimmer; auh — Hojpital; Xenodöchus,
m. (gr. xenodöchos) ein Borjteher desjelben; Xe—
no hie, f. die Fremdſchreibung, Fremdſchrift,
Schriftfunde fremder Spraden; Zenofratie, f.
Fremd» oder Yremdherrichaft; Xenologie, f. die
Wiſſenſchaft des Fremdartigen, Geheimen — ok—
kulte Wiſſenſchaft, Okkultismus, ſ. unter:
Okkulta. (Der Arzt Ferdinand Maack in Ham—
burg gibt eine „Wiſſenſchaftl. Zeitſchrift für XReno—
logie” und eine „Bibliographia Xenologica“ her-
aus); Zenomanie, f. die Fremdſucht, übertriebene
Borliebe fiir Fremdes; Kenomifie, f. der Frem—
denhaß; Xenophilie, f. die Fremdenliebe; Kends
ü ‚ f. (von xenün, fremd machen, entfremden) die
Entfremdung, das Sremdwerden; Zenotaphium,
n. (vb. taphos, Grab) eine Fremden-Grabſtätte.
Xerafin oder Xeraphin, m. (v. port. xerafim, fpr.
fcherafing, d. t. Seraphim), Rechnungsmünze in
Goa und auf Malabar, = Pardao, ſ. d.
Yalos 925
trodene Nahrung, der Genuß trodner Früchte und
des Brot3 während der Faften (bei den erjten
Ehrijten); Xerophthalmie, f. Heilf. die trodene
Augenentzündung, das Augendrüden, eine mit
Nöte u. Schmerz verbundene Augen-Entzündung;
Xer-⸗ouhthaͤlmos, m. ein trodnes, entzündetes
uge; au = &erophthalmie: Xeröſis, f. das
Trodnen, Austrodnen; xerötiſch, austrodnend,
dörrend; Xerotribie oder Xerotripfis, f. das
trockne Reiben eines kranken Teiles.
ı Xinto, j. Sinto.
' Xiphias, m. gr. (v. xiphos, Schwert) der Schwert-
— — — — — —
fiſch, ein eßbarer Fiſch, beſ. bei Sizilien, deſſen ein-
geſalzene Floſſen Callo heißen; XAiphodoͤnten,
pl. (v. ödus, Zahn), Schwertzähne, eine Art Säuge-
tier-Berjteinerungen aus der Urwelt; xiphoĩdes
oder ziphödes, jhwertförmig.
Xhlander, m. gr. (von xylon, das Holz, und aner,
Sen. andrös, der Mann) männl. Name: Holz-
mann; Xylit, m. eine befondere Art des Holz-
geiftes; auch ein äußerlich dem Bergholze ähnliches
Mineral, aus Kiejelfäure, Eijenoryd, Kalt» und
Bittererde bejtehend; Rylobalſämum, n. Balfanı-
holz; Xyloglänh, m. (vgl. Glyph ac.) ein Holz-
ſchneider; Xyloglijphit oder Kylogiäntik, f. die
—— xXyſograͤph, m. der Holzdruder,
olzichneider; Rylographĩe, f. die Holzſchreiberei;
der Holzdrud, Druderei mit hölzernen Buchstaben
und Tareln: auch die Kunst des Umdruckens auf
Holz; chlographieren, = defalquieren; xijlo⸗
graͤphiſch, mit hölzernen Buchſtaben gedrudt;
durch Umdruck auf Holz hervorgebracht, oder ſich
damit beſchäftigend, dazu gehörig; xyloĩdes, ch=
loĩdiſch, Holzähnlich, holzartig; Xyleidin, n. ein
———— Stoff, durd Einwirkung ſtarker
Salpeterfäure auf Sägejpäne, Baummolle, Lein-
wand ac. erhalten; Xylologie, f. die Hölzerlehre
oder »beichreibung; Xylophägns, m. der Holz-
wurm; Xylolatrie, f. die Anbetung hölzerner
Bilder; Xylolith, n. Holzitein; XRylophön, n-
Holzzither; Xnlophijlla, f. Holzblatt, ein jtraud)-
artiges Gewächs aus Sitdamerifa, mit jchönen
Xeranthämum, n. gr. (v. xerös, troden, u. änthe-
mon — änthos, Blume) die Dürrblume, PBapier-
od. ine: Xeraphinm, n. Heilf. ein wider
den Ausichlag dienendes trodnes Heilmittel; Xe— verbundenen Stäben — — Tonwerk⸗
raſie, f. oder Xerdsmms, m. (v. Xxerainein, trock- zeug, das wie ein Hackbrett geſchlagen wird.
nen) Heilt. die Haarvertrodnung, Dünnhaarigkeit, Xylis, f. gr. Die Schwertel, das Wanzenfraut.
Glatze. xXÿijſis, f. gr. (von xyein, ſchaben, glätten, ebnen, be-
Xereswein, Zeresielt, |. Sherry. arbeiten) das Schaben, Kratzen; Xysıma, n. das
Xerif, m. arab. (jpr. icherif; nad) port. Schreibung Geſchabte, Schabfel; auch = Charpie; Xyfter,
— Scherif, ſ. d.) eine Rechnungsmünze in Ma- | m. ein Schaber, Krapeijen; Xhſtos (gr. xystös,
rokko — 8 Dfien (ſ. d.). sc. drömos, d. i. eig. geebnete Bahn) oder lat.
Xerion, n. gr. (v. xerös, troden) ein trodnes Heil- üjſtus, m. ein bededter Säulen» od. Laubengang,
mittel, bej. ein Streupulver, Kräuterfijien 2c.; Xe= eine, Halle, Kanıpfhalle, ala Fecht- od. Kampfplag
röme, n. oder Xerotes, f. gr. Heilk. Trockenheit, zu Übungen der Athleten im Winter, auch zum
bej. der Augen; Kerometer, m. der Trodnungs- Herumfpazieren dienend; Xyſticus, mn. ein Fechter
mefjer, ein Werkzeug zum Mefjen des beim Trod- in einer Kampfhalle; Xyſtärch, m. der Aufſeher
nen abgehenden Gewichts; Kernphagie, f. die | eines Kyjtos.
VB
—
Abkürzungen: 9, im deutſchen Alphabete der 24., | at, engl. ſ. Jacht.
im lat. der 22. Buchſtabe; in der Rubrizierung — Hack oder Wal, m. der Grunzochſe, Ziegenochs (Bos
22; ala Zahlzeichen griech. v =400, ‚v = 400000; | grunniens) in den Gebirgen Tibet u. in Mittels»
y in der Mathematik die zweite unbefannte afien bei den Viongolen, Kalmiüden ıc.
Größe; Y als hemijches Zeichen — Httrium. anonbe, m. ein türkiſcher Arzt.
Y «al3 Münzzeichen, und zwar auf franzöfijchen alos, m. eine in Afrifa einheimijche Ausſchlags⸗
Münzen: Bourges; auf engliihen: Vor. frantheit.
fächerartigen Blättern; Xylorgänon oder Xylor=
gänum, n. (vgl. Organ 2c.) die Strohfiedel, ein
aus trodnen hölzernen, mit dürren Strohrollen
926 Ya
Dam, n. engl. (pr. jäm), oder Pamstwurzel (weit-
ind. ihame, malay. ubi, javan. uwi, oſtind. oebies,
—— auch Obiswurzel), die Brotwurzel, eine
dicke, runde, eßbare Wurzel einer ausländiſchen
Pflanzengattung mit glockenförmiger, ſechsfach ein—
geſchnittener Blumendede (Dioscorea), in ei und
eitindien ein gemeines Nahrungsmittel; vgl.
Igname.
HYamaktis, pl. türk. (von yamak, Gehilfe, Geſelle ꝛc.)
griech. Taͤnzerinnen, die von reichen Türken ge—
halten werden.
Hankee, m. engl. (ſpr. jänkih; vgl. Sonathan), pl.
HYankees, Spottname für die Bewohner der unter
dem Namen Neu-England begriffenen nordameri-
kaniſchen Staaten, in Europa für Nordamerifaner
überh., gew. um ihre üblen Eigenjchaften damit zu
bezeichnen (entjtanden aus English, welches die
Indianer fehlerhaft wie Jengis, Jengli ꝛc. aus-
ſprachen); Yankee-Doodle, n. ſſpr. — duo’),
eigentl. Nordamerikaner, das Nationallied der
Vordamerikaner, mit ſehr munterer, origineller
Sangweiſe; kam zuerſt als Siegesgeſang nad) der
Schlächt bei Bunkershill (17. Juni 1775) vor, dann
als Mari während der Waffenſtreckung des briti-
jchen Heeres bei Saratoga (16. Oktbr. 1777). |
Yard, m. engl. (fpr. jard; eig. —= Gerte, Rute) die |
engl. Elle, ein Maß von 3 engl. Fuß = 0,91439 m. |
Day f. daS Gejegbud) der Tataren. |
atagan, ſ. Satagan.
atji od. Watfu, türf.(v. yatmak, liegen, ſich nieder-
legen) die Zeit zum Schlafengehen bei den Türfen,
etwa 2 Stunden nach Sonnenuntergang.
Daws, n. engl. (jpr. jahs; eig. das Schwanfen, Tau-
meln) die Luſtſeuche, eine pejtartige Krankheit in
Afrika und Weitindien. |
Yellow, engl. (fpr. jello) gelb; Yellow⸗Pine, f.engl.
(ipr. — pain) amerifanijche Gelbfiefer; deren Holz;
Hellowmetal, n. engl. (ſpr. — met’), Hellowme⸗
tall, eine Miſchung aus Kupfer und Zinf.
Yellow-gum, ſ. Ataroidharz.
Vembie od. Jembie, n. arab. ein langes, gektümm⸗
tes, zweijchneidiges, ſehr ſcharfes Meſſer der fiid-
lihen Araber.
Den, n. jeit 1871 Rechnungseinheit im Kaiſerreich
Saparn, = 100 Sen = 4,19 M.
Hente, f türf. (von arab. yengeh oder engeh) die
Hrautführerin, Brautbegleiterin, welche die Neu- |
vermählte nad) dem Hauje des Mannes führt.
Heoman, m. engl. (jpr. j6hmän) ein engl. nichtade-
liger Landeigentümer, früher: Befiger eines Gutes,
Freiſaſſe, großer Pächter; jegt: Kleiner Pächter;
Hofbedienter, fünigliher Trabant; Yeomanry, f.
(ipr. jöhmänri) eine aus den Freifafjen gebildete
engl. berittene Landwehr zur Dämpfung von Un-
ruhen 2c.; auch eine königliche Leibwache von etiva
250 Mann. der Paraguaytee, ſ. Mate.
erba Date, f. (fpan. yerba, Kraut = I. herba)
eridis, pl. Zeufelsanbeter in Kurdiſtan, Armenien
Zaar
und dem ſüdl. Kaukaſus, welche zwar Allah als
Gott anerkennen, aber den Teufel verehren.
Het, ſ. Jet.
Agdrani. m. (ſpr. Ing—) nord Fabell. die Heilige
Ice, unter welcher der Bau der Welt und dieſe
jelbft dargeftellt wird, der größte u. herrlichite aller
Bäume, bei welchem die Götter fich täglich verfam-
meln, um Gericht Bu halten.
hre, f. ein Flüſſigkeitsmaß in Tirol.
in, ein dinef. Zängenmaß — 24,556 m; auch ein
chineſiſches Gewicht, f. Gin 2.
Hlang=d lang, n. hin. (fpr. ilänſchilan) Orchideenöl,
ein zu feinen Riechwällern benutztes, Hyazinthen-
artig riechendes DL, das aus einer auf der Inſel
Manila wachjenden Orchideen-Art (Unona odora-
t1ssima) gewonnen wird.
Pmir od. Yıner, m. nord. Zabell. der Stammvater
des Riejengejchlechtes od. der nordischen Giganten.
Dnka, ſ. Inka. |
Yo, f. Hinef. eine Flöte, aud) ein Hohlmaß.
Yo el Rey, jpan. (jpr. id. el rei) Sch der König, Uns»
terzeichnung des Königs von Spanien.
Dogburt, ſ. Joghurt. |
Yokola, n. das Fiihbrot der Kamtſchadalen.
— — ilön, d. i. ei cktes, nicht ge
pſilon, n. (gr. y psilön, d. i. eig. nacktes, ni ⸗
hauchtes y) das griechiſche ü oder y; MPpilleide, f.
Heilk. die Zwickelnaht, eine Naht in der Hirnſchale,
jop, m. j. Iſop. lwegen der Ahnlichkeit mit Y.
tterit, m. ein ſchwarzer, undurdlichtiger u. glän-
zender, zu den Silifaten gehörender Stein, zu Yt-
terby in Schweden, aut Gadolinit; weil®adolin
1794 darin eine eigentümliche Erde entdedte: die
Hitererde; Attrium, n., auch wohl Yeterbium,
n. die von Wöhler zuerjt dargejtellte metallijche
Grundlage der }ttererde; Piterfpat, m. natürliche
phosphorjaure Yttererde; Yrtertantal od. Yttros
tantalit, m., Petrocerit, m. u. Attrotitaniĩt,
m, verjchiedene Mineralien, in welchen die Ytter—
erde als Beitandteil vorfommt.
Yu, m. Hinef.—=Nepprit,f.d.
Yucca oder r. Duca, fpan. (aus der Sprade von
Haytı) die Adamsnadel, eine prachtvolle nord»
amerikaniſche Pflanze von verjchied. Arten; auch die
Brotwurzel, |. Maniof.
Yugada, f. (von jpan. yugo, Joch) ein Suchert, ein
Feld» oder Flähenmaß in Spanien.
Yung, n. ein bedenartiges Inſtrument bei den Chi-
nejen, durch welches vermittels des Anfchlagens
mit einem hölzernen Klöpfelder Wechjelder Tages—
zeiten angezeigt wird. &
Yüruf, m., pl. Yürufs (vgl. das türk. yüruk, Her-
umijtreifer, Zanpdjtreicher) tatarijche Reiterei, Die
jtatt eines Soldes mit liegenden Gründen abge-
funden wird.
Yus=Baicht, m. türk. (von yus, Hundert u. basch,
Kopf, Anführer, vgl. Baſch; alfo eig. ein Anführer
von Hundert) ein türk. Amtmann; Hauptmann.
3)
Abkürzungen: 3, im deutihen Alphabete der 25.,
im Lat. der legte und im Gried). & der 6. Buchftabe,
in der Rubrizierung = 23; als BZahlzeichen im
Griehiigen: 5 — 7, S=1700, im Lat. zuweilen
— 2000; z in der Mathematik die dritte unbe-
tannte Größe; z. als Abkürzung auf latein. In⸗
ſchriften =!/, U3, zz. —=*, As; hemifche Zeichen
find: Zu = Zincum, Binf; Zr = Zirconium.
Z al3 Münzzeichen auf franz. Mnzn.: Grenoble.
Saar, |. Zar.
*) Wörter, die nit unter 3 ftehen, fuhe man unter 6.
Zabier
Zabier, pl. auch Sabier (vgl. Sabäer), Johannes-
jünger oder Berehrer Sohannes des Täufers, An-
hänger einer religiöfen Sekte im Morgenlande, die
ih aus denjenigen Schülern des Täufers Johan-
ne3 bildete, die nicht zum Chriftentum übergingen;
Zabäismus, ſ. Sabäismus.
Zabra, f. (bask. zabre) ein ſpan. Schiff von 60 bis
70 Tonnen, eine Art Fregatte, die in dem bisfayi-
ihen Meerbuſen gebraudjt wird.
BZadarias, m. bebr. (Secharjäh oder Secharjähu)
männl. Name: Jehovah (jäh oder jähu) gedenft
(sachar); Zacharias-Blume, f. die Kornblume.
Zachäus, m. männi. Name (hebr.sakkai) der Reine,
Unjchuldige, Fromme.
Baffer od. Zafira, m. (fr. zafre, safre, saffre, jpan.
zafra, it. zäffera) zur Bereitung der Smalte zu-
gerichtetes, geröjtetes u. gepochtes Kobalterz; auch
der Glasjag zur Smalte.
Bagäl, m. ſpan. (eig. ein ftarker, junger Mann, v.
arab. za’ila, munter fein) der Gehilfe des Mayo»
tal (j. d.) beim Spanischen Poſtfuhrwerk.
Zaid, m. u. Zaide, f. arab. (v. zäda, fich mehren,
anwachſen) ame: der u. die Wachjende.
Zaim, m. arab. (zaim, eig. ein Bürge; v. zaama,
jprechen, gutfagen) ein Snbaber eines Kriegslehns,
zum Reiterdienjt verpflichteter Lehngutsbejiger in
der Türkei, höher algeinTimariot; eintürkiſcher
Henter, ———— Scherge.
Buire, f. arab. (v. zära, beſuchen) weibl. Name: die
Beſuchende.
Zak, m. niederl. (d. i. Sad) altes niederländiſches
Getreidemaß — 83,41, auch niederländiſche Be—
zeichnung für Hektoliter.
Zalot oder r. Zolot, m. (türk. zoloté od. zolotha;
vgl. Solota) eine alte türk. Münze — 30 Paras.
Zambo, m. jpan., pl. Zambos od. Zamben, Miſch⸗
linge von einem Neger u. einer Indianerin; Zamı=
bainos od. Zambaigen, aud) Zamboklaros, pl.
Miſchlinge von Zambos und Indianerinnen.
Zamboͤnijche Säutfe, f. trodene galvaniſche Säule,
. aus Schichten von unechtem Gold- u. Silberpapier
beitehend, nad) ihrem Erfinder Zamboni (geft.
1846 in Verona) benannt.
Zambuls, pl. kleine Srachtfahrzeuge auf dem Archi—
pelagus.
Bamire, f. arab. (zämirah, v. zamara, auf einem
Blasinftrumente fpielen) weibliher Name: die
Spielende.
Zampogna, f. it. (pr. —onja) die Schalmei, Hir-
tenflöte.
Zanäna, f. perſ. (zenäneh, d. i. weiblich, v. zen,
zan, Frau) der Weiberhof der gemeinen Perſer,
das Frauengemach (vgl. Harem).
Bannetta, f. eine neapolitaniſche Rechnungsmünze,
—Y, Carlino.
anni, m. it. (nach einigen v. Il. sannio, bejjer aus
dem Namen — ran entitanden, in der
Mundart von Bergamo, welche gi in z zu verwan—
dein pflegt) der Bollenreiker, Hanswurſt od. Gauk⸗
ler in der ital. Komödie, vgl. Bouffon.
Sapateddo, m. jpan. (v. zapateär, mit dem Schuh
ſchlagen, v. zapato, Schuh) ein etwas unfittlicher
jpan. Tanz, wobei der Taft mit dem Schuh oder
auf der Schuhfohle geichlagen wird.
aptieh, m. arab. u. türk. der Polizeifoldat.
ar, m. jlav. (fpr. zahr; rufj. zarj, altpoln. czar,
jegt car, jpr. zahr; ebenfo wie das dtſch. Kaifer aus
dem lat. Caesar, gr. Kaisar, entjtanden) der ehem.
u. beim Bolt noch jeßt gebräuchliche Titel deö Be—
berrjchers des Auf. Reichs; Zartiza, f. ruſſ. die
zedieren 927
5 oder Kaiſerin von Rußland; Gemahlin od.
Witwe eines Zaren; Zarewitich, m. der Zaren-
john, vormals Titel der Söhne ruffiiher Zaren,
jegt nicht mehr gebräuchlich (vgl. Welifij Knjas);
gardione f die ee vormal3 Titel der
öchter rufſiſcher aren (jetzt Welikaja Knjaghinja
od. Knjaſhnä, ſ. d.).
arathuitra, | Zoroaſter.
drbat, n. arab. (von zaraba, ſchlagen) eine Art
Schnarre oder Klapper, um die morgenländifchen
Chriſten zum Gebete zu rufen, da der Gebraud)
der Glocken ihnen verboten ilt.
Zarf, n. türk.-arab. (ſpr. 3 wie weiches f) ein me-
tallener Teller, auf dem man in der Türkei beim
Kaffeetrinfen die Kleinen ungehenfelten Tafjen
herumreicht, ein Präfentierteller.
Zargrdd oder Zaregrdd, altjlav. (v. zar, ſ. d., u.
grad, vlt. für görod, Stadt) die Zarenftadt, Kaijer-
ſtadt, volfstiimliche Bezeichnung bei allen jlavi-
ſchen Völkern für eh a
Sarzucdla, f. jpan. ein Schaufpiel von nur zwei
Aufzügen. i
Saton, n. (jpr. ſatu; madekaſſiſch
malay. saratus) ein Getreidemaß auf
von 100 Wuhl, ungefähr 24,5 kg.
Bawiye, f. arab. (zäwiyeh, eig. ein verborgener
Ort, v. zawa, veriteden) eine Einfiedelei, Zelle, ein
Kloſter; ein Armenhaus bei den Moslemin.
36a, f. gr. (ze& od. zeiä) Spelt, Dinkel; türfifcher
Veizen, Mais (zea mais); Zeilithoid, m. der Ge-
treideftein, ein aus dem Getreide bereiteter harter
Stoff, aus dem man dur Auflöfung u. Gärung
Dier erhält; Zein, n. ein cigentümlicher Pflanzen-
— aus dem Samen von zea mais dar-
eitellt.
Zebadth, pl. hebr. (zebäöth, pl. von zäbä, Kriegs-
heer, v. z&bä, hervorgehen, ausziehen) die himm-
liſchen Heerfcharen, d. h. die Himmelsförper zu-
jammengenommen, die Öejtirne, die Welt, daher
Gott od. Herr Zchbanth. _
Schra, n. (jpan. u. port. zebra, it. zebro, der Name
iſt jüdafrifan.) ein zur Gattung des Pferdes ge-
hörendes ſchön gezeichnete8 Tier in Sid» und
Mittelafrifa, afrikanischer Waldejel, gejtreifter Ejel;
—— ſchön gezeichnetes Palmenholz; 8.—
unge, k. eine Schollenart.
Zebu, m. der oſtindiſche Buckelochſe, die von den
Hindus als heilig verehrte Budelfuh mit einem
Fetthöder auf dem Rüden.
Zechine, f. (it. zecchino, m., von la Zecca, da3
Münzhaus in Venedig, wo diefe Münze zuerjt im
Sahre 1280 geprägt wurde; zecca jelbit ijt arab.
Urfprungs, v. sekkah, der Prägeitod, die geprägte
Münze) eine ehemal. venetianiſche goldne Rech—
nungsmünze von verjhiedenem Wert in Stalien,
der Berberei, Arabien, Agypten zc.; fie wurde
auch von Djterreich geprägt, gewöhnlich im Werte
von 9,52 M.
Zcdefia, m. hebr. (Zidkijjähu, v. zedek, Gerechtig-
feit, u. jähu f. Jehovah) männl. Name: Jchovays
Gerechtigkeit; Zedefiel,m. der Engel der göttlichen
Gerechtigkeit.
Zeder, f. (l. cedrus, gr. kedros) ein der Tanne ähn⸗
licher Baum in Aſien, am ſchönſten und mächtig-
iten auf dem fyrifchen Gebirge Libanon.
zedieren, I. (cedöre) weichen; abtreten, überlafjen,
abjtehen, bej.ein Forderungsrecht abtreten, ſ. bonis
zedieren; cede majöri, gib dem Größeren nad;
weiche dem Mächtigern; Zedent, m. (1.cödens) der
Überfaffende, Abtretende,z3.B.einerSchuld an einen
eiq. Hundert,
Dovagastar
928 Zedoarwurzel
andern; cedo nulli, ich weiche feiner (nämlich
Schnede an Schönheit), Name einer der ſchönſten
Kegelſchnecken, Bradht-Kegelichnede, Berl-Admiral;
Zeſſion, f. die Abtretung einer Sache, eines Rech⸗
tes ujw. an einen andern; Zeſſionär, m. der, dem
etwas abgetreten wird.
Zedoarwurzel, |. Zitwer. (
Bedrät, m. it. (cedräto) eine Art großer, gemwürz-
hafter Zitronen, deren Rinde mit Zuder eingemacht
wird; Paradies- od. Adamsapfel.
Sedrobaum (nlat. cedrela odoräta; jpan. cedro,
Zeher) die Duftzeder, ein hoher Baum in Nord- u.
üdamerifa, mit einem mwohlriechenden, bittern u.
fehr weichen Holze.
Zedrönſamen, m. der giftige Same eines Baumes
auf Neugranada, der gegen Schlangenbijje u. Fie—
ber angewendet wird.
Zeilanit, m. Eifen-Spinell, ſchwarzer Spinell von
Zeilan; aud) Pleonaſt.
Ba j. unter Bea.
efe, n. ungar. (pr. ſäkke) ein furzer ungarifcher
Waffenrock.
Setiät, n. arab. (ſpr. 3 = ſ; von zakä, vermehren,
fromm fein, Almojen geben) die vom Koran vor-
eſchriebene Armenabgade, die aus dem vierzigften
ile des Einkommens befteht.
Zelamire, f. arab. weibl. Name: die Strahlende.
zelerieren, I. (celerare) beſchleunigen; eilen; Cele⸗
rifere, £. fr. (fpr. Belerifähr’; vom I. celer, jchnell,
u.ferre,tragen) ein Eilwagen in Frankreich, in der
Art der engliſchen stage-coaches; Zelerität, f. J.
(celeritas) die Gejchwindigteit.
Selibat, 1 Bölibat unter Zöleb3.
zelteren, |. (celäre) verhehlen, verheimlichen; Zela⸗
tion, f. nl. die VBerhehlung.
Sellarten, pl. nl. (sing. cellaria, f.) Zellenforallen;
Sellepören, pl. L.-gr. Samenforallen; Zellepori-
ten, pl. löchrige Korallen-Berfteinerungen; Bel:
fiten, pl. nl. Zellenbewohner; zefulär u. zellu⸗
(88, mit Zellen ee aus Zellen gebildet, zel-
lig; Zelluloid, n. Zellenhorn, eine aus gemahle-
ner Schiegbaummolle u. Kampfer geprekte Maffe,
die wie Horn erfcheint, fehr geſchmeidig it und zu
Billardlugeln, Kämmen u. ähnl. verarbeitet wird;
Zellulöfe, f. Scheidel. die Holz> od. Pflanzenfafer,
elitoff, chem. reine Pflanzenfafer, ein Grund-
beitanbdteil der Pflanzen; bei. die durch Kochen in
Natronlauge unter hohem Drud zu Papierftoff
umgemwandelte fein zerteilte Fafer der Nadelhölzer
(im Gegenjag zu dem in Holzschleifereien gemon-
nenen ET od. ——— der alſo nicht
mit der Zelluloſe verwechſelt werden darf und
unter dieſen Begriff nicht gehört); Zelluloſe⸗
Dynamit, |. Dynamit.
Belofis, f. gr. (v. zelos, Eifer, SS Eifer-
ſucht; zelün, nadeifern, beneiden 2c.) die Eiferung,
das Eifern; zelöso oder con zelo, it. Tonf. mit
Eifer od. Anftrengung; nachdrücklich; Zeldt, m.
gr. (zelötes) ein Eiferer, Geſetz⸗ oder Glaubens⸗
eiferer; Zelotismus, m. der Glaubenseifer, Glau—⸗
benswut; die Geſinnung und die Grundfätze eines
Ölaubenseiferers; zelotiſch, glaubengeifrig, glau-
benswiütig; elotynie, f. Eiferfucht; überh. leiden-
ihaftliher Eifer, Eifertolfheit.
elöta, Zelotte, = Szelotte u. Solota, ſ. d.
eifität, f. nl. (v. celsus, erhaben) die Erhabenheit.
ema, n. gr. (z&ma, v. zeein, kochen, fieden) etwas
Geſottenes, Abgejottenes, der Abfud.
Bembalo, m. it. (fpr. tichembalo) die Handtrommel,
f. Zymbel; früher auch das Klavier.
zenfieren
embös, = Zambos, ſ. d.
ement, n. (it. cemento, fr. ciment; v. l. caemen-
tum, Bruchitein, von caedere, hauen) ein Binde-
mittel, Mörtel, inSbef. der aus Kiefelerde u. Kalt
gemengte, zu Wafjerbauten benugte Steinfitt; ges
mentieren, verfitten, mit Zement verpugen; aud
glühen, brennen; Brennitahl verfertigen; Zemen—
tierofen, Brennitahlofen; Sementation, f. oder
da3 Zementieren, das Glühen eines Körpers in
verjchlofjenen Gefäßen zwifchen einem andern —
veriſierten KörperſßZementier pulver), welcher
durch Hilfe des Feuers hal Veränderungen in
jenem hervorbringen fol; Einfchlußerhigung; ze⸗
mentieren, ſtählen, kohlen, verihlofien glühen;
daher: Zementitahl, Brennitahl, durch Glühen v.
Stabeifen zwifchen Kohlenpulver ergeugter Stahl;
Zementwaſſer, Rieslauge, eine in manchen Berg-
werfen fich bildende Auflöſung von Kupferpitriol,
aus weicher ſich das Kupfer als Bementkupfer
niederichlagen läßt; Sementpulver, Stählpulver:
Zementjubitang, Bementfitt, Zahnlitt; zemen—
tterter Kupferdraht, Goldſchein⸗Kupferdraht.
Semindar, m. perj. (zemindär oder zemidär, d. i.
eig. Zandhalter, von zemin, Erde, Land, und där,
haltend) der Hauptwächter und Aufſeher eines
— in Oſtindien unter der mongoliſchen
errſchaft.
Zend-Aveſta oder Zendabeſte, f. altperſ. (zend,
zand, zindah, lebendig, Leben, zind, Seele, und
wastä, äbastä, Teuer) eig. das lebendige Wort, das
heilige Bud) od. Religiongbud) des Zend-Volkes,
d. i. der alten Perjer und ihrer Nachkommen, der
Parſen, Gauern oder Gebern, weldes die Lehren
— aſters (ſ. d.) enthält: das Zend oder die
endſprache, die altperſiſche Sprache, zu den
ariſchen Sprachen (ſ. d) gehörig, in welcher
dieſe Schriften abgefaßt ſind.
endale, m. it. ver Schleier der Frauen in nn
enith, n. (von arab. semt, Weg, Pfad; dad. voll-
ſtändig; semt-ur-räs, Weg des Kopfes, Scheitel»
gegend, von räs, Kopf) der Scheitelpunft, d. i. der
höchste Bunft des Himmels, gerade über dem Schei-
tel de3 Beobadhters; der gerade ent-
egengeſetzte Punkt des Himmels heißt Nadir od.
punkt: vgl. Azimuth; übertragen: Gipfelpunkt,
Höhepunft; zenitgäl, im Zenith des Beobachters
befindlich, 3. B. Zenithal-Sterne.
Zenobius, m. u. Zenobia, f. gr. (eig. durch Zeus
Leben habend) Name: der und die Lebenskräftige
zenſieren, I. (censere) beurteilen, prüfen, ſchätzen;
Senjor, m. im alten Rom ein alle 5 Jahre er-
wählter Staatsbeamter, welcher die Oberaufſicht
in Polizeiangelegenheiten, ſowie über das Ver—
mögen u. die Sitten der Bürger hatte; in neuerer
Zeit ein von der Behörde angeftellter Überwacher
der Literatur, der das Recht hat, gewiſſe Stellen
zu beanftanden; Zenſür, f. (I. censüra) die Mu-
ſterung, Prüfung, Beurteilung; ———— der
Bücher, das Buͤcher⸗Gericht, „die Schriftfeme
(Hoffmann), d. i. eine von Staatswegen verordnete
eurteilung und Prüfung neuer Schriften und in-
folge derfelben erteilte od. verweigerte Drudbewil-
ligung, vgl. imprimatur; Zeugnis (in Schulen);
consura ecelesiastica, Ripr. die Kirchenſtraf
Kirchenbuße: geniuräbel, barb.-l. (fr. censurable
der Prüfung u. Beurteilung unterworfen; tadelus⸗
wert, ehem. auch f. zinspflichtig, jteuerbar; Zen⸗
ſus, m. die Abſchätzung des Vermögens (nad) alt⸗
tömischem Staatsgebrauch ſeit Servius Tullius,
ſ. Kauri.
gent
dem fechiten König); Volkszählung; der Zins, die
Steuer; Zenfit, m.(l. censitus) der Zinspflichtige,
der Binjen bezahlen muß; zenfnäl (pätl. censua-
lis, e), zur Schäßung oder Steuer gehörig, fteuer-
bar; censuäles, pl. Zinspflichtige.
Bent 1., m. (v. [. centum, hundert) ein Hundertitel,
der Name verfchiedener Feiner Münzen, z. B. in
den Niederlanden eine Kupfermünze — oo Öul-
den, in Nordamerika — "oo Dollar; cent jours,
pl. fr. (pr. Bang ſchuhr) die hundert Tage von
20. März bis 28. Juni 1315, während deren Nas
poleon nad) feiner Rücfehr von Elba in Frankreich
regierte; Zentenärtim,n. |. das Feſt des hundert»
jährigen Beſtehens, Sahrhundertfeier; Fentena—
rius, m. l. ein Hundertjähriger; zentejimäl, ni.
in hundert Teile geteilt; Zenteiimälrchnung,
Rechnung nad) Hundertteilen; Zentefimalwage,
große Brüdenmwage, Fuhrenwage; zentejimteren,
. (centesimäre, von centesimus, der Hundertſte)
den hundertiten Mann herausnehmen, abjondern;
Bentefimation, f. nl. die Heraushebung des Hun—
dertiten, bei. zur Beftrafung, Hinrichtung 2c.; Gen
teſima, m. it. (pr. tjchent—) eine fupferne Scheide»
müngze in Stalien —= Yo Lira — 3 d; Zentidr
— 10, Ur (vgl.Ar), fr. Centidre (ſpr. Bangti—);
Bentifolie, k. [. (centifolia rosa) die Hundertblätte-
ige Roſe; auch wohl eine Nelfe von vorzüglicher
Blattfülle; zentifolifch, Hundertblätterig; Zenti—
grad, m. Celjiusgrad, hundertteiliger Grad; Zen—
tigramm, — 00 Öramm, ſ. Gramm; Zenti=
liter, j. Liter; Gentinajo, m. it. (pr. tihent—)
ein Zentner in Stalien; Zentimdnen, pl. I. (cen-
timäni) gr. Fabell. Hunderthändige Riefen (3 Söhne
de3 Himmels und der Erde); Gentime, fr. (ſpr.
Pen) j. Sranc; Zentimeter, — !/ıoo Meter,
Meter; zentipedifch, nl. hundertfüßig; Centi—
#ere, fr. j. unter Stere; Zentner, m. (v. I. cen-
tenarius, hundert enthaltend) früher ein Gewicht
von 100 Pfund od. 50 kg; Zentnergeld, im Buch⸗
Handel der zentnerweije gezahlte Lohn für das Auf-
und Abladen der Bücher u. Bapierballen; Gent
weight, m. engl. (jpr.Bentueht) der Zentner, ſ. v. w.
Hundredweight.
Bent 2., f. (mhochd. zente, Bezirk, it. cinta, v. ml.
centa, centena, welches urjpr. eınen Qandesteil od.
Gerichtöbezirf von 100 Gehöften und Dörfern be-
zeichnet), altd. Rſpr. Gerichtsbezirk, Gerichtzipren-
gel; Damit Gerichtsbarkeit; daher: Zentgericht,
einliches Gericht, Blutbann; Zentgraf, der Bor-
teher eine3 Zentgeriht3; Zentfolge, die Pflicht der
Gerichtsuntertanen, dem Gerichtsherrn bei Verfol-
gung eines Berbrechens beizuſtehen; Zentherr, der
ejiger eines mit peinliher Gerichtsbarfeit ver—
jehenen Gutes; Zentwache, die Pflicht der Zent-
folge, einen Verbrecher zu bewachen.
Bentanr, m. gried). eig. Kentauros, d. i. entw.
Stierantreiber, berittener Hirt, von kentein, jta-
cheln, und tauros, Stier, oder bloß Reiter, Roſſe—
Pen kEntores) griech. Fabell. ein Roßmann,
abelh. Ungeheuer, halb Menjc und halb Pferd;
aud) ein Sternbild am füdlichen Himmel, in mwel-
chem zwei Sterne eriter Größe nahe beifammen
ftehen; Zentaurẽa, f. I. (gr.kentauris, aud) ken-
tatrion) die Zlodenblume, 3.8. e. eyünus, die
blaue Kornblume; Zentaurin, n. nl. der Bitter-
ftoff des Kardobenediftenfrauts (c. benedicta).
Bentgericht zc., ſ. Zent 2; Zentifolie ꝛc., Zent-
ner, ſ. Zent l.
Bentrum, n. 1. (gr. kentron, eig. Spitze, Stachel)
od. Centre, m. fr. (pr. Bangt’r) der Wlittelpuntt;
Heyfes Hremdwörterbud. 21. Aufl.
——
Zentrum 929
die Mitte einer Schlachtordnung, und in Stände—
fammern: die Mittelpartei; im deutjchen Reichs—
tage: die Partei der Ultramontanen (f. d.); cen«
trum gravitätis, der Schwerpuntt; zenträl (lat.
centrälis, e) was den Mittelpunft einer Sade bil»
det oder ſich auf ihn bezieht; ein zentraler Stoß
it ein folcher, deſſen Richtungslinie durch die
Schwerpuntte der bewegten Körper geht; Zenträl—
behörde, oberite Behörde; Zentral: Bewegung,
die freisförmige Bewegung od. die krumme Bahn
eine3 bewegten Körpers um einen gewiljen ihn an—
ziehenden Nuntt, 3. B. des Mondes um die Erde;
3.:Burenau,n. (jpr. — bürdh) das Hauptgefchäfts- _
ag 3.:fongregatton, f. I. Hauptverjanm-
ung, Hauptverein; Z.-Feuer, der vermeintliche
Mittelpuntt3- od. Kernjener der Erde, als Urſache
der nad) dem Innern der Erde zunehmenden Wär—
me 2c; B.:$infternis, eine ringfürmige Sonnen-
Anfternie:$ -@etalt Einbeitsgewalt; d.-fräfte,
Strebefräfte, welche den bewegten Körper bei den
Bentralbewegungen in feiner Bahn erhalten, find
die Zentripetälfraft, gegen den Mittelpunft hin»
itrebende Kraft, und die Zentrifugälkraft, Ede
kraft, Schhwungfraft od. abitrebende Kraft, welche
den Körper von dem Mittelpunfte feiner treisfür-
migen Bahn zu entjernentrebt; Zentralmaſchine,
f. eine Majchine, welche diefe Zentralbewegung ver-
anſchaulicht; Z.:Organe, pl. die Hauptlebens-
werkzeuge, 3. B. Herz, Xunge 205 3.-Platean, n.
Hochebene in Innern eines Yandes; Z.:Pofition,
f. Krk. Mittel» od. Hauptitellung; Z.⸗-Projektion,
f. Projektion; 3.:Schule, Kreis- oder Haupt-
ſchule, die in der Vlitte eines Landkreiſes liegt, für
welchen fie bejtimmt ift; 3.:Sonne, nad der An»
nahme der Sternfundigen der gemeinfame Mittel»
und Schwerpunft der Fixſternwelt, der innerhalb
der Plejaden (j. d.) zu liegen jcheint; Z.-Stelle,
oberſte Bermoltungftelle; 3.:Berwaltiung, von
einem Mittelpunkt ausgehende Verwaltung; Jens
tralität, f. nl. die Bereinigung auf einen Bunt;
zentralijieren (fr. centraliser), in einen Mittel-
punit vereinigen; vereinheitlihen; Zentralifas
tion, f. die Vereinigung, Vereinheitlihung; Jens
tralifations-Syftem, n. das Beitreben, die Re—
gierungsgewalt od. Verwaltung in einen Mittels»
unft, eine Hauptjtadt 2c. zu vereinigen: jtraffe
inheit des Staats bei verfüimmerter Freiheit;
entg. dem Föderalismus, j. d.; Zentraliften,
pl. Anhänger diejes Syſtems; zentrieren, in den
Mittelpunkt bringen; den Mittelpunit fuchen, an«
geben, beitimmen; Räder jo auf die Welle ſtecken,
dag Mittelpunkt und Achſe zufammenfallen; Lin»
iengläfer fo jchleifen, daß ihre größte Dice gerade
in der Mitte iſt, drehrund einjtellen; Zentriers
ftift, m. Stand» od. Paßſtift; zentrifh = zen-
tral; die Zentrale, Hauptpuntt, Sammelpunft;
Mitte, Verband; Hauptitadt; Stammhaus; Werk,
3. B. eleftrifhe Zentrale, Kraftwerk; Zentris
füge, f. nl. od. Zentriiugalmafhine, Schleuder⸗
majcine, Vorrichtung zum Trocknen verjciedener
Körper (Zuder, Wolle, Wäſche 2c.) mitteld der Zen
trifugaltraft; zentrifugäl, nl. (v. fugere, fliehen)
den Mittelpunkt fliehend, von ihm fih zu entfernen
jtrebend; Zentrifugalfraft, j.oben ;Zentriiugals
pendel, un. Raumpenvdel; Zentrifugalpunde,
Kreijelpumpe; Zentrifugal-Regulator, m. Bor-
rihtung an der Dampfmajcine, welche durch mä—
Bige Dampfeinitrömung den regelmäßigen Gang
der Mafchine bemirtt, Chmungfugel-Wenler, fos
niſches Pendel; Zentrifugal: Ventilator, m.
59
930 Zentumbir
Wettertrommel, Lüfter; zentrifugieren, ſchleu—
dern; — nl. (v. petere, auf etwas los—
gehen) dem Mittelpunkt zujtrebend; Zentripetal:
kraft, ſ. oben; Zentrobdrif, £. gr. die Schwer-
punktslehr; zentrobaͤriſch, gr. was einen Bezug
auf den Schwerpunkt des Körpers hat; Zentro—
ffopie, f. griech. Beobachtung des Schwerpuntt3;
Sentriwinfel, Mittelpunftswinfel.
Zentumbir, m. ein Hundertmann, pl. Fentum⸗
virt, die Hundertmänner oder 105 Richter im al»
ten Rom, welche Brivatjtreitigfeiten über Belik-
stand, Erbſchaft, Schulden ꝛc. entſchieden; Zen—
tumsirät,n. (l. centumviratus, m.) das Hundert—
amt, ein Gericht von Hundert Männern; Zentuns
kulus, m. ein Komödiantenkleid von grellen, bun—
ten Farben bei den alten Römern; Zentüplum,
n. nl. das Hundertfältige; zentuplieren, verhuns-
dertfahen; Zenturie, f. (l. centuria) eine Anzahl
von Hundert; insbef. eine Hundertſchar, altröm.
Heeresabteilung (Konpagnie); auch eine Abteilung
der röm. Bürger, wonach bei Bolfsverfammlungen
abgeſtimmt wurde; die Magdeburgiſchen Zen—
turien, eine auf Koſten der evangeliſchen Fürſten
unternommene, nach Jahrhunderten eingeteilte
Kirchengeſchichte von Flacius 1552 begonnen;
Zenturio, m. ein Hauptmann, Befehlöhaber über
eine Zenturie.
Zenzerli oder Zindsjirli, m. eine türk. Rechnungs»
münze—38/, Biafter, in Alexandrien ungef. 6,62 M.
Zeolith, m. gr., pl. Zeolithe (eig. Braufeftein, v.
zeein, jieden, und lithos, Stein, wegen des Auf-
ihäumens beim Schmelzen vor dem Lötrohr) eine
Gruppe meift weißer und glänzender, blättriger
od. ftrahliger Mineralien, die aus wafjerhaltigen
Verbindungen der Kiejelfäure mit Tonerde, Na—
tron und Kalkerde beſtehen; Zeolith-Tafeln oder
Steinpappen, pl. zu feuerfeiter Bedachung ver-
wendet. |
Zephyhr, m. (gr. zephyros, überh. Weite od. genauer
Kordweitwind) 1) ein kühler, ſanfter Weftwind,
Abendhaud); 2) feinjter Muffelin; 3) (gem. Zephir,
pl. ephire) eine Art leichter franz. Truppen, meiſt
aus leichtfertigem, zügellojen Gelindel zufammen-
gejeßt; zepbhriſ ſanft wehend, ſäuſelnd; Zebphy⸗
rine, f. weibl. Name: die Sanfte, Gelinde; Ze—
vpͤhyhr⸗Shawls, pl. Kleine viereckige Shawls; 8.⸗
Tuch, n. feines Damentuch; 3.-&arn u. Wolle,
feines, weiches Wollengarn, bunte Stietwolle.
enter, — Scepter, !. d.
ger, ſ. Gueze.
Zeraſin, n. nl. (v. l. ceräsus, Kirſchbaum) ein in
dem Gummi der Kirſch- u. Pflauntenbäume ent-
haltener Stoff.
Serdjt, m. gr. (kerästds) die Hornſchlange; cera-
‚stinm, n. Hornkraut.
Zeratiajis, Zeratitis ıc., ſ. Kerat—.
Zerät, n. lat. (von cera, Wachs) Heilf. Salbe aus
Wachs; Zeration, f. nl. (v. I. ceräre, mit Wachs
überziehen) Überziehung mit Wachs, z.B. um einen
— von der Luft gänzlich abzuſchließen; auch
die Verwandlung in eine wachsartige Mafje durch
Auflöfung oder Schmelzung.
Zeraunia, Zeraunometer 2c., ſ. Ker—.
Zerbẽrus, ın. lat., over gr. Kerberus, Fabell. der
vreiföpfige Höllenhund, j. Pluto; bildl. ein un—
freundlicher Türhüter; auch ein nördliches Stern-
bild neben der Hand des Herkules.
Zerẽa od. Zeria, k. nl. (gr. kerion, v. keros, Wach)
Wachsgrind, eine Art Kopfausichlag.
Zerösrum, n. £. das Gehirn, Hirn; Zerebellum,
Zerozenſualen
n. das kleine Gehirn, welches unter u. hinter dem
Be liegt; zerebräl, das Gehirn betreffend;
erebralaffeltion, f. Gehirnleiden; Berchral-
ihftem,n. I.zgr. der Teil des Nervenfyitens, wel-
cher das Gehirn u. die von demfelben ausgehen»
den Nerven begreift; Serebrofpinalfgitem, n.
das Syitem der Gehirn- u. Rückenmarksnerven;
Serebrin,n. das Gehirnfett, eine phosphorhaltige
Bettart im Gehirn; Zerebriten, pl. dem Gehirn
ähnlich ſehende Verfteinerungen einer Art Koral-
len; Zerebröſis, f. die Hirnwut.
Zerefolium, n. l. (gr. chaerephyllon, fr. cerfeuil)
der Kerbel.
-Beremonie, f. (I. caerimonia; fr. cer&monie), pl.
Seremonteen, überh. ein Gebraud) od. Braud);
Veierlichkeit, Hof- od. Kirchengebrauch; aud) feier-
liches Wefen,das Gepränge; Zeremonienmeifter,
der Beamte, der an Höfen oder bei bejonderen
Veltlichfeiten die Beobachtung der Gebräuche zu
überwaden hat; Jeremontäl,n.n!.dieGebraudhs-
vorichrift für Feierlichkeiten; Zeremonialgeſetz
der Juden, die Gefege über Neligionsgebräude,
Opfer, Gebete, Fasten 2c.; Zeremonichl, n. der
Inbegriff der bei gewiſſen, bei. feitlichen Gelegen-
heiten zu beobachtenden Gebräuche; Feremonia⸗
rins,m. der die firhlihen Yeiergebräuche leitende
Priefter; bei Ritterorden ein Beamter, der die
Ordnung in denfelben erhält; zeremoniös (fr.
cer&monieux), feierlich, umſtändlich, förmlich.
Berefin, n. (von I. cera, Wach) der dem Bienen-
wachs durd chem. Behandlung ähnlich gemachte
Ozokerit (}. d.).
Zerevis, das Bier (von I. cerevisia, f. daS Vier);
Zerebismütze, die Heine runde Studentenmüße
I Schild; cerevisiärum jus,n. die Braugered-
tigkeit.
Serimahbub od. bloß Mahbub, m. türk. (vom perf.
zer, Gold, u. arab. mahbüb, geliebt, lieblich; aljo
eig. Tiebliches Gold) das reinite Gold; eine ältere
goldene Rechnungsmünze in Agypten u. der Türkei,
ungefähr — 5 M.
Zerin, n. nl. (von cera, Wachs) Grünharz, Haupt⸗
beſtandteil des Bienenwachſes, der Wachsſtoff.
Zerkarien, pl. (v. gr. kerkos, Schwanz) Schwanz-
tierchen, eine Art Infuſorien (j. d.), die fich durch
jeltfame Bewegungen kenntlich madt.
zernieren (fr. cerner, von I. circinare, zirkelrumd
machen, abzirkeln, circinus, Zirkel), umringen, bei.
eine Stadt, Feſtung 2c. mit Kriegsmannjdaft ein-
ihliegen; Zernierung, f. Einjhließung.
Zero, n. fr. (fpr. jero; auch it. und ſpan. zero, von
arab. cafrun, gifrun, leer, Null; vgl. Ziffer) die
Null im Rechnen. gg
Zerozenſuãlen, pl. nl. (v. I. cera, Wachs, und cen-
a eulus Wachszinſige, Leute, welche für die Ein»
räumung bäuerliher Nutzungen eine jährl. Abgabe
in Wachs an den Altar einer Kirche zu entrichten
hatten; Serographte, |. Kerographie; Zero—⸗
lith, m. l.-gr. Wachsitein, ein Dem Serpentin ver-
wandtes Mineral; Zeromantie, |-Reromantie;
Zeromel, n. neul. eine Salbe aus geihmolzenem
Wachs u. Honig; Seroplditik, f. ſ.Keroplaſtik;
Zeroſin, n. barbel. ein wachsartiger Brennitoff
aus dem auf der Rinde des Zuckerrohrs ſich fin-
denden graugrünen Staube; Zeroxilon, n. gr.
d. i. Waͤchsholz, die höchſte Balmenart auf den
Anden (auch Iriartda andicöla genannt), deren
Schaft eine wachsartige Mafje ausichwigt; davon
Zeroxijlin, n. Scheidef. Palmwachsharz, ein aus
zertifizieren
dem Palmwachs dargejtelltes farblojes Friitallini-
ſches Harz. ß *
zertifizieren, nl. (certificäre, fr. certifier, vom I.
certus, gewiß, und facere, machen) bejcheinigen,
beglaubigen; Zertifität, n. ein Zeugnis, Schein,
Beglaubigungsicreiben; certiflcat d’origine,
I" (fpr. Bertififdh doriſchihn) ein Herkunfts-, Ur»
prumgsgeugniß, bej. für Waren; Zertififation,
f. die Beicheinigung, Beglaubigung; Zertififator,
m. od. Gertififatenr, fr. (iprich: Hert—öhr) ein
Gewährsmann, gerichtlicher Beſcheiniger; zertio—
tieren, jpätl. (certioräre, von certior, gewiſſer,
Komp. dv. certus) vergewiſſern, verfichern; Fertio—
ration, f. lat. u. engl. (fpr. dann: Bertioräjch'n)
Ripr. die Belehrung iiber eine bisher unbefannte
Sade; die Vergewilferung.
zertieren, I. (certäre) jtreiten, wettjtreiten, bei. um
einen höhern Plaß in der Schule; Gertämen, n.
ein Wettjtreit; Zertation, f. (lat. certatio) der
Wettkampf. - (Ingwer.
Serumbeth, m. perj. (zerumbäd, zerumbä) wilder
Serveldtwurft (fr. cervelas, it. cervelläta, von
cervello, I. cerebellum, Berfl. von cerebrum, das
Gehirn), eig. die Hirnwurſt, Brägenmwurft; geräu-
cherte Fleiſchwurſt, Harte Schladwurft.
zervifäl, I. (von cervix, f. Naden) den Naden be-
treffend.
Sefardwitich oder r. Seharewitih m. ruſſ. (von
zessarj, der Kaiſer) Titel des ruſſ. Erbprin en od.
Großfürſten-Thronfolgers, — Cäſarewitſch, vgl.
Naßlednik; Zeſarewna oder r. Zeßarewna, f.
(— Cäſarewnaſ die Großfürſtin-Thrönfolger von
—— Gemahlin des Zeßarewitſch, vgl. Naß—
niza.
Zeſis, f. gr. (v. zeein, fieden) das Sieden, Abkochen;
die Aufwallung; Zeſtä (v. zestös, gefotten, fiedend
eiß) oder Zetä, pl. gr. warme Dampfbäder;
eitolufie, f. das Kochbad, Baden oder Waſchen
in heißem Waſſer.
zeſſibel, baxb.-I. (vom I. cedöre, ſ. zedieren; fr.
cessible) abtretbar; Zejfibilität, f.die Abtretbar-
keit; Zeſſiön, f. I. (cessio) die Übertragung, Über-
lafjung eines Rechts; Abtretung einer Sade an
einen andern; cessio bonörum, die Übergebung
von Gütern oder Habe an die Gläubiger; cessio
nominis, Namensabtretung; Rſpr. Abtretung
einer Schuldforderung; Zeſſions-Alte, f. eine Ur-
funde, durch welche einem andern ein Recht ꝛc. ab»
getreten wird; Zeſſiongrius, m. nl. od. Zeiftonär
(fr. cessionnaire), der Übernehmer, dem von einem
andern (dem BZedenten) eine Sache abgetreten
wird; Zeſſus, m. der, wider welchen etwas zediert
wird, der alfo bezahlen joll.
zeffieren, I. (cessäre) aufhören, ein Ende nehmen;
cossat, e3 hört auf od. fällt weg; cessänte cuusa
cossat eff&ctus, mit der Urjache hört die Wirkung
auf; 3efjation,f (l. cessatio) das Zaudern, Still-
ftehen, Aufhören.
Zeſtöden, pl. Tiere, die in den Eingeweiden leben,
3. B. Spuls, Bandiwürmer uſw.
eftus, m. lat. (von caedere, hauen, ſchlagen) ein
Kampfhandſchuh, ſchwerer Handſchich der römi—
ſchen Fauſtkämpfer; auch ein Frauengürtel, beſ.
der der Venus (v. gr. kestös, eig. geſtickt).
Betazeen, pl. nl. (v. I. cetus, 6 ketos, Walfſiſch)
Walfiſcharten; Zetazeum, n. Walrat; Zeten, n.
Scheidek. eine ölartige Flüſſigkeit, durch Deſtilla—
tion des Athals mit waſſerfreier Phosphorſäure
erzeugt; Zetin, n. Walratfett, ein Hauptbeſtand—
teil des Walrats.
Ziment-Amt 931
Zetẽtil, f. gr. (von zetein, ſuchen, lin die
Erforfhungstunft, die Kunſt, gemeinjchaftlich mit
andern dur) Fragen noch unbefannte Wahrheiten
zu erforjchen ; zetetifch, Suchend, forichend (vgl. ſo—
ratiſch und dialogiidh).
Zeuglödon, n. verjteinerte Waltiere in den tertiären
Erdſchichten, bef. Amerikas.
Zeug, n. gr. (v.zeugnynai,zufammenjochen, ver-
binden) Koh, Band, Berbindungsmittel; Redek.
die Verbindung oder Bereinigung zweier Säße oder
auch Hauptwörter durch ein Zeittvort, das ſich nur
zu einem fchict.
Zens oder Zevs, m. gr. Fabell. der oberjte Gott,
König und Vater der Götter und Menfchen, Sohn
on Kronos und der Nhea, bei den Römern Ju»
piter.
Zeveãg, m. der Goldwolf, bei. im nördl. Afrika u.
ſüdlichen Aſien.
Zeybek, m., pl. Zeybeks, türk. eig. Landſtreicher, Va—
gabunden, kleinäſiatiſches Seidel aus der Ge—
gend von Aidin, als irreguläre türk. Truppen vers
wendet, vgl. Bafhi-Bojufs.
tan, m. eine algieriiche Goldmünze — 100 per.
tangl, m. eine oftindifche Nehnungsmünze von
ilber.
Bibarien, pl. I. (eibaria, v. cibus, Speiſe) Speije-
behälter; Eßwaren, Nahrungsmittel.
Zibẽben, pl. (it. sing. zibibbo; vom arab. zıbib)
die beften und größten Rofinen.
Zibeth, m. (it. zibetto, mittelgr. zapetion, fr. ci-
vette, engl. civet, v. perj. zabäd, arab. zubäd, zab-
bad, Schaum, Zibeth) eine weißliche, ſtark- und
wohlriechende Fettigfeit von der Zibethfage im
ſüdl. Aſien und nördl. Afrika.
Ziborium, n. gr. (kibörion, urjpr. das Fruchtge—
häuſe der ägyptiſchen Bohne, dann (viel. der Ahn—
lichkeit der Beftalt wegen) ein Trinkbecher; in der
fathol. Kirche der Weihbrotbehälter oder das Ge-
fäß, worin die geweihten Hoftien verwahrt werden,
der Speijeleld). j
Zichorie, f. (l. cichorium, gr. kikorion, it. cicöria,
cicörea) Wegwart, eine befannte Pflanze u. deren
Wurzel.
Siffer, f. (it. cifra, cifera, fr. chiffre, j. d.; v. arab.
cafar, cifr, leer, Null; und dann auf die übrigen
neun Zahlzeichen angewandt; vgl. Zero) das Zahl-
zeichen. ’
Zigdrre, f., pl. Zigarren, ipaı. (eig. Benenmung
einer Tabaksart auf der Inſel Cuba) Heine raud)-
bare Tabaksröllchen; Zigarritos, pl. ſpan. od.
Binaveiten. pl. fr. Täbaksröllchen in feinem
eisjtrohpapier.
Zigeuner, m., pl. (it. zingani oder zingari, böhm.
eykani; ungar. ezigäny; jhon im 15. Jahıh. Zi—
ani od. Zingani genannt, wahric. ein indischer
ame; val. die heutigen Tihinganen am Aus-
[ufle des —8 ein in Horden umherſchweifendes
andervolk, urſpr. aus Indien.
Zitäde, f. I. (cicada) ein der Grille ähnliches In—
jeft, das durch Neiben der Flügel einen jhrillen-
den Ton hervorbringt (häufig in Griechenland u.
Stalien).
Silfe, f. hebr. weibl. Name (zilläh, Getön, Geſang,
von zäläl, tönen) die Gejangreiche.
imarra, j. Simarre.
imbi, pl. Heine Seemuſcheln, welche ın Angola,
auf den Maldivifchen Inſeln und im Neiche Kongo
als Scheidemüngze dienen.
Ziment-Amt, n. (von it. cimento, Verſuch, Probe)
in Wien eine obrigkeitliche Anstalt, wo alle Maße
69°
932 Bin
und Gewichte amtlich unterfucht, geeicht und ge-
itempelt werden; zimentieren (it. cimentare, ver-
juchen) jtempeln, eichen, ahmen (Maße u. Gewichte).
Sin, ſ. Tfien, vgl. auch Tong-Tfien.
Sindenit, m. ein nad) dem Bergrat C. Zinden be-
nanntes, am Harz vorfommendes Erz, aus Blei,
Antimon und Schwefel bejtehend.
Zindeltaft, m. auch Sendel und Avignon, m.
arab. gandal, altfr., prov. und fpan. cendal, ml.
cendalum, it. zendale; vgl. gr. sindön, ein feines
ind. Zeug) Futtertaft, ein ſehr leichter Taft mit
wenigern und diinnern Settenfäden.
Sindifiten, pl. arab. (sing. zendik od. zindik) die
Sreigeijter und Atheiften unter ven Mohammes
danern.
Zingaleſen, pl. die urfprünglichen Bewohner der
Inſel Ceylon, dah. die Sprache derjelben die Zin—
galeſiſche Heißt.
Zingaresca, f. it. (von zingaro, Zigeuner) ein Bis
geunerlied. i
inf, m. (wahrſch. verwandt mit Zinn, oder mit
— althochd. zinko, weil beim Schmelzen
Sinfen entitehen) ein bläulichweißes einfaches Me—
tall, aud) Spiauter oder Spelter; Zinflegte-
rung, Miſchung des Zinks mit andern Metallen,
3. DB. mit Kupfer und Nidel (gibt Neufilber), mit
im (gibt Bronze, mit Rupie (gibt Tombaf,
Mejling); Zinfograph, m- |. gr. der Zinfbilod-
ſchneider; Zinkographie, f. die Kunſt, Bilder in
Zinkplatten zu jchneiden und abzudruden: zinfo=
raphieren, dieſe Kunſt üben; Zinkotypie, f.
Zinkhochätzung, vgl. Heliogravure; Zinkſilikat, n.
eine Anjtrichfarbe, die aus gebranntem und ge-
mahlenem Galmei und Wafjerglas gemifcht it;
Zinfuitriol, m. ſchwefelſaures Zinkoxyd.
Zinnamet oder Zinnamöm, m. gr. (kinnämomon,
debr. kinnämön, lat. cinnamomum;, der Zimt.
Zinnie, f. (nl. Zinnia, benannt nad) dem Botaniker
3. ©. Zinn in Ööttingen um 1750) eine ſüd—
amerifanijche Bflanzengattung von verfchied. Arten,
mit violetten od. gelben Strahlblumen.
Zinnlegierung, Miſchung von Zinn mit anderen
Metallen, 3. B. mit Antimon (gibt Britanniame- |.
tall), mit Zinf (gibt Neufilber, Blattfilber) u. ſ. w.;
Zinnfulfid, n. Mufivgold, eine Miſchung von
Zinn und Schwefel.
Zinnöber, m. (l. cinnabäris, gr. kinnabäris, kin-
näbari, jr. cinabre, engl. cinnabar) Schivefelqued-
filber eine aus Quedfilber und Schwefel bejtehende
rote Verbindung, ſowohl als natürliches Mineral
vorfommend, als auch fünftlic) bereitet und in der
Maferei benust.
zinzolin, fr. (jpr. Bängkoläng; v. arab. djuldjulän,
Sejam Samen; fpan. aljonjoli, it. giuggiolena)
rötlichblau, violettrot.
Zion, m. hebr. (zijjön. urſpr. Hügel) der höchſte ſüd—
wejtliche Hügel von Serujalem mit der Burg Da-
vids und der Oberjtadt; uneig. auch die kirchliche
Gemeinde, die Kirche mit dem Nebenbegriffe der
Rechtgläubigkeit; daher Zionswädter, m. ein
Ätrenger Verfechter des alten Glaubens; Zipniten
oder Zionsbrüder, pl. norwegiihe Schwärmer,
melde das Königreid) Zion gründen wollten und
1743 Landes —— BL. =
toniftifhe Bewegung, f. moderne Bewegung,
an —— jüdiſches Reich in Paläſtina zu
gründen; Zioniſt, Anhänger dieſer Bewegung.
Sin eſe, ſ. Zypreſſe; Zirene, r. Syringe, ſ.
ilac.
Zirkel, m. (v. lat. circülus, Kreis; eig. Verkl. von
— — — — — — — — — —
zirkumzentriſch
eircus) der Kreis, die Kreislinie; der Kreiszeichner
das Werkzeug, Kreiſe zu machen; die Gejellichaft ;
der Rundgang; ad eireulum, eig. an den reis;
zum Umlauf bei den Mitgiiedern od. Beteiligten,
zirfelförmig, freisförmig; Zirkeltour, f. der
Kreislauf, Kreisgang; circũlus horarius, m. der
Stundenfreis; eirculus in demonsträndo oder
probändo, ein Kreis im Bemeije, (wenn mar
das, was bewielen werden foll, als Beweisgrund
braucht) auch wohl eircülus vitiösus (fehlerhafter
Birfel) und Zirkelſchluß; ec. major, Hilf. der
große Kreislauf des Blutes durch den Körper; C.
. minor, der fleine Kreislauf de3 Blutes durch die
Lungen; zirfulteren (l. circuläre) umlaufen, krei⸗
fen; Scheidek. wiederholt dejtillieren od. abziehen,
indem die verdichteten Dänipfe wieder in den De-
ſtillierkolben zurücgeleitet werden; zirkulär oder
ztrfulär (l. circularis, e), freisförmia, freifend;
Birfulär, nl. eirenläre, n. od. Zirkularſchrei⸗
ben, ein Rundſchreiben; Zirkulärbinde, wund-
ärztliche Kreisbinde; Z.-Kreditbrief, ein auf meh—
tere an verfchiedenen Orten wohnende Perſonen
ausgeſtellter Kreditbrief (ſ. d.; Z.⸗Feuer, Ring-
feuer, ein durch krumme Gänge geleitetes und
darum nachhaltiger wirkendes Feuer, bej. in Ser
werten; Z.-Fortifikation, Krſpr. die Ringbefeitie
gung; Zirkularfrempel, f. Vollfrempel; 8.»
Predigt, die Umlaufpredigt, Wechfelpredigt; Zir⸗
fularveftript, Zirularverfügung, Runderlaß,
Runvverfügung; 8.-Säge, Kreisſäge, eine Freis-
fürmige Stahljheibe mit gezahntem Rande; 8-
Schnitt, Kreisichnitt bei der Amputation; 8.⸗
Strumpfwaren freisförmige Webereien; Zirkus
larität, £. nl. die Kreisförm gkeit; Zirkulation,
f. (1. eirculatio) der Umlauf, Rundlauf, z. B. des
Blutes, Geldes, der Waren, eines Gerücht zc.;
Zirkulationsbank, f. Zettelbanf, eine öffentliche
Bank, die jtatt baren Geldes furfierende Banknoten
ausgibt; Zirkulationsheizung, f. Luftheizung,
Umluftheizung; Zirfulationspußtere, pl-Kredit-
fcheine und Wecſel, die für einige Zeit das bare
Geld verireten jollen, ohne daß ein jicherer Fonds
ihre Zahlung verbürgt; Zirkulätor, m. l. ein
Zandftreicher, Marftichreier.
Birken, m. ein rötlid) brauner Edelitein, aus Fiefel-
jaurer Zirfonerde beftehend und zu einer Gattung
mit dem Hyazinth gehörend, auch Jargon ges
nannt; Zirkon-Erde, f. eine 1789 v. Klaproth
im Zirkon entdedte eigentümliche Erde; Zirco⸗
nium, n. die metallifche Grundlage der Zirfonerde.
Zirtus, m. 1. (= gr. kirkos) überh. der Kreis; bej.
3
ein Schaukreis, Kreisplatz, bei den alten Römern
ein großer, länglich runder Schauplatz (Circus
maximus) zu allerlei öffentlichen Schauſpielen,
Circenses, d. i. zirzenjiihe Spiele genannt;
eine Fecht- und Rennbahn; bef. ein Kunitreiter-
Schauplag, Reithalle, fr. eirque olympique
ım. (jpr. Birk’ olängpif’); panem et circenses
d. i. Brot u. Spiele, der Ruf des römijchen Volkes
nach den vom Staate zu liefernden Speiſen und
Vergnügungen.
irtumzentriſch, nl. (vgl. Zentrum) rings um den
Mittelpunkt; Zirkumziſion, f. I. (circumcisio) die
Beichneidung. Zirfumztiions-Feit, das Felt der
Beichneidung Chriſti; Zirtumduftion, f. (l. cir-
cumductio)die Hintergeyung, der Betrug; eircum-
düctus terminus, m. Ripr. ein von beiden Par»
teien rückgängig gemachter od. nicht abgemarteter
Serihtstag; Zirkfumferdnter, m. barb.-I. ein
Bintelmepwertzeug = Aftrolabium, ſ. d.; Zir⸗
Zirrus
Zumferenz, f.(l.circumferentia) a
freis, |. Peripherie; Zirfumflcx, m. (l. circum-
flexus, sc. accentus, der umgebogene, d. h. lang-
gezogene Ton) Spradl. das Tonzeichen einer ge
dehnten Silbe, Dehnungszeichen ( - od. gr. - ); uns
eig. ein Hieb, eine Schmarre; Zirfumfluenz, f.
nl. die Umfliegung; Zirfumgejtation, f. nl. das
Umbertragen, bef. der Hojtie in der Monftranz;
Birkumgyration, f.(val Gyrus) die Umkreiſung;
Heilk. Schwindel, Zirkuminzeſſion, f. nl. das
Beitehen der drei güttlihen Perſonen ineinander;
zirfumjazent (I circum-jAcens),umliegend,rings-
um befindli; Zirktumligatur, f.1.Ummidelung:
2. = Paraphimoſis, ſ. d.; Zirkumlofkution,
f.(l.circumlocutio)mweitläufige Umfchreibung einer
Sade =Baraphraje; Zirkumlubion. f. (l.eir-
cumluvio) die Ummäfjerung; Zirfummeridtäns
Höhe der Geitirne, nl. (vgl. Meridian) die Höhe
derjelben, welche fie in der Nähe des Meridians
(1. d.) haben; zirfummapigäbel, nl. umſchiffbar;
Zirkumnavbigation, f. die Umſchiffung; Zirkums
volär-Sterne, die den Bol umgebenden Firiterne;
Zirkumpoſition, f. (jpätl. circumpositio) die
treisformige Aufitelung; Zirfumpotation, f.
{l.eircumpotatio)dasHerumtrinfen, echerkreifen;
zirkumſtribieren (I. circumscrib£re), umfjchrei-
ben, einjchliegen, einichränfen, 3. B. jemands Ge—
malt; weitläufig befchreiben od. umichreiben; zir=
Zumffrtpt (l. circumscriptus), umjchrieben, ſcharf
abgegrenzt; Zirfumjfription, f. die Umfchrei-
bung, Einihränkung, Einſchließung in bejtimmte
Grenzen; Umjchreibung mit Worten, Rundung der
Nede, Beriodenbau; Zirkumffriptionsbulle, f.
eine päpftliche Bulle zur Regelung der Angelegen-
heiten der katholiſchen Kirche in einem Lande unter
nichtlatholifcher Regierung; zirfumffriptie, nl.
umjchreibend ;zirfumfpizieren(l-circumspic£re),
fich umfehen ; zirfumspeft(circumspectus,a,um),
— —2 als Hauptwort Zirlumſpett,
m. die Umſicht; Zirkumſpektion, f. (l. circum-
spectio) die Vorſicht, Umſicht; Zirkumſtanz, f.
{eircumstantya) der Umftand, die Bewandtnis, pl.
Sirkumftantien; zirkumſftantiéell, nl. von den
Umjtänden hergenommen, 3. B. eine Wahrheit (im
Gegenjaßzur pofitiven); zirkumſtantiieren od.
— zitieren, umständlich bejcyreiben oder erzählen;
zirtumvallieren, I. (circumvalläre) umſchanzen;
Zirkumpallation, f. nl. die Umihanzung; aud)
4. v. mw. Zirtumbvallations-Linie, Schanzlinie,
äußere Befejtigungslinie eines Lagers; zirkum—
venteren, [.(circumvenire)umringen; überliften;
Birkumpention, f. (I. circumventio) die Umge-
yung, Überliftung; Birkumverfion, f. (l. circum-
versio) die Umdrehung; Zirfumpolution, f£. nl.
(vo. l. eircumvolvere, ummideln) die Ummidelung,
Ummälzung; Birfumpolutionen des Ge-
hirns, die Windungen der Gehirnmaſſe auf der
Oberfläche.
Zirrus, m.[.(pl.cirri) eig. Haarlode od. »-büjchel;
eine leichte, flodige Wolfe (Goethe), Federwolke;
auch Ranfen am Wein und andern Gewächſen;
Zirrägra, n. Heilt. der Weichfelzopf; zirrös od.
zirriform, nl. rankenähnlich, lodenförmig; Zirs
rofumülus, m. I. eine fedrige Haufenmwolte;
Zirroftratus, m. J. eine Feder⸗Schichtwolke.
Zisleithanien, die öſterr. Länder diesſeit der Leitha,
die deutfchen Kronländer Ofterreih3; zisleitha⸗
nifch, dazu gehörig; zisalpiniſch, diesjeit der
Alpen, voralpiſch, u. zispadaniſch, diesjeit des
Bo (bei den Römern natürlich beides vom römi-
Zitrone 933
hen Standpunkte aus, alfo füdlich); zisrhend-
nisch, diesjeit des Rheins.
Ziſta, Zifte, f. I. (cista, gr. kiste, Kifte) Kaſten,
Schmudtäftchen, bef. ein rundes Käftchen aus ge-
triebener Bronze, das man in etruskiſchen Grä—
bern findet; auch ein vierediges fteinernes od. irde—
nes Aſchenkiſtchen, mit gemalten od. halberhabenen
Darftellungen verziert.
Zifterzienfer, pl. Grauröde, weiße Brüder, ein
Mönchsorden, geftiftet 1098 von dem Benediktiner-
Abte Robert zu Citeaur (fpr. Bitöh) oder Eijter-
cium in Frankreich; Zifterzienferinnen, ein
weiblicher Orden nach derjelben Hegel gejtiftet
1120. In Frankreich nannten ſich die Glieder die-
fe3 Ordens fpäter nach dem heiligen Bernhard
bon Clairvaux, welcher die Kloſterzucht wiederher-
ftellte: Bernhatdiner, Bernhardinerinnen.
Ziſterne, f. I. (cisterna, von eista, Kifte) ein Waſ—
jerbehälter, eine ausgemauerte Grube zur Auf-
bewahrung des Regenwaſſers, be. im Orient.
iſtozẽle, r. Zyſtozele od. yftocele, S.d.
titophören, pl.gr. (kistöphöroi) eig. Kiftenträger,
Bauk Fruchtkorbträger.
Ziſtus, m. oder Ziſt-Roſe, Ziſtenröschen (sr.
kistos, kisthos, fr. ciste) ein lag eichlecht mit
rofenähnlichen ſchönen Blüten in Stalien und
Spanien.
Zitadelle, f. fr. (vom it. cittadella [fpr. tihi—],
eig. Städtchen, Verkl. von cittä, Stadt) eine Burg,
Stadtfefte, eine Heine Feſtung neben einer Stadt;
Gitadine, £. fr. (pr. Bitadtgn’) eine Urt einipän-
niger Wagen zu allgemeinem Gebraud) in Paris.
Zithära, I. (v. gr. Kithära) od. in Zitber, f. ein
Saiten-Jnftrument der alten Griechen; daher die
neuere Gitarre; Zitharerhlon, n. das Geigen-
holz, ein Baum auf Jamaika, dejien Holz haupt-
fächlich zu Tonmwerfzeugen benutzt wird; Zithas
rift, m. ein Zither- od. Gitarrenjpieler; Zithas
rödus, m. ein Zither-Spieler u. Sänger; Zithas
rödif, f. die Kunſt des Gefangs zum Zitherſpiel.
zitieren, I. (citäre) vorladen, vor Gericht laden;
auch anführen (eine Schriftitelle); einen Geijt zi-
tieren, ihn erfcheinen laſſen; Zitterzeichen, An-
führungszeihen; Zität, n.,pl.Zitäte, angeführte
Stellen oder Schriften, Anführungen; eitato loco,
angeführten Ort3; Zitätus, m. der Borgeladene,
vor Gericht Bejchiedene; Zitation, f. nl. (citatio)
die Anführung, Nachweiſung; Nipr. die Borladung
vors Gericht; Zttätor, m. der Vorlader; eitetur,
d. h. es werde vorgeladen, vorzuladen (abge. cit.);
eit. (loc.) ift auch: eitato loco, d. h. am ange»
führten Orte, a.a.D.
Ziträt, n. nl. (v. citrus, Zitronenbaum) zitronen-
faure8&alz; eitrieum acidum,n. Bitronenjäure;
Zitrin, m. ein weingelber Bergkriitall; das Zi=
trinchen (fringilla citrinella), der Flachshänfling,
Zitronenfink.
Zitrone, f. (fr. eitron, mil. eitro, v. gr. kitron, I.
citr&um sc. malum; citrus medica, der Zitronen»
baum) die Frucht des Limonien- oder Zitronen
baums, der Meberapfel; Zitrondll, m. fr. Bi-
tronengeift; Zitronät, m. die Frucht des Zitros
natbaums, von deren Schale eine Zutat zu
allerlei Bacwerk bereitet wird; auch eingemachte
Zitronenſchalen (fr. eitronnat); das Zitronen»
olz, ein ſehr fettiges, leicht brennendes Holz, in
ul. und Geruch einer Zitrone ähnlich, kommt
nicht von dem Zitronen-, fondern einem andern
Baum in Amerifa, bef. von den Lewardsinjeln;
Zitronenkraut oder Zitronenmellffe, eine Art
934 Zits
Meliſſe (ſ. d.) von zitronenähnlichem Geruch (me-
lissa offieinalis): Zitronenminge, eine Art Minze
von ſtarkem und lieblidem Geruch, auch Balfam-
od. Bafilien-Minze(mentha gentilis); zitro⸗
nieren, mit Zitronen anmachen.
Zits, m. gew. Zitz (holl. chits, sits, engl. chintz,
bindoft. chhint), feiner, bunter Rattun; eig. oftind.
feines Baumwollenzeug deffen Blumen u. Figuren
nicht, wie beim gewöhnlichen Kattun mit Formen
gedrudt, ſondern gemalt find.
zitti oder zitto, it. ſtill! jet ſcht! (fo ruft man in
it. Theatern).
Zitwer, m. (nl. Amömum zedoaria, fr. zedoaire,
engl. zedoary, arab., perf. u. Hindojt. dschadwär)
oder Zitwerwurzel, f. eine vjtind. bittere, ge—
würzhafte Wurzel mit erwärmenden und zerteilen-
den Kräften; Zitwerfamen, m. (nl. semen cinae
oder santonicum, holl. zeverzaad), Wurmfamen,
grüngelb-vötlicher Samen von mwidrigem Geruch
und bitterm Geſchmack von dem perfifchen Wermut
oder Beifuß, ein wurmtreibendes Mittel.
zivif (I. civilis, e), 1. bürgerlich; 2. höflich, gefittet;
3. mäßig (3. B. ein ziviler Preis); das Zivil,
auch der Zibilſtand, der bürgerliche oder Bürger—
jtand, bej. entg. dem Militär; in bezug auf Klei—
dung: in Zivilgehen, d. H. nicht in Uniform;
Zinil-Amt, ein Bürgerliches Amt; Z.⸗Anſpruch,
eın auf Gründen des Zivilvecht3 beruhender An—
Pruch; 3.:Bediente, bürgerliche Beamte; $.=
Baukunst, bürgerliche Baufunft für die Bedürf-
nijje und Zwecke des bürgerlichen Geſamtlebens;
3.:Che, bürgerliche Ehe, welche nach der bürger—
lien Gejeßgebung des Staates vor den melt-
lihen Berwaltungsbehörden, abgejehen von dem
Zutritt der Firchlichen Einſegnung, eingegangen
wird; $.:@tat, m. |. Etat; 3.:&ericht, bürger-
liches Geridt; Z.-Liſte, f. in England (civil list)
und Frankreich (liste civile) ver Hofhalt3-Bedarf,
die bejtimmten Hofhaltungs-Kojten od. Einkünfte,
die dem Landesheren zur Unterhaltung jeines
Hofitaates bewilligt werden, Krongedinge, Kron-
rente; Z.⸗Partei, f. (fr. partie civile) ver Kläger
wegen Privatentihädigung in Kriminalſachen;
3.:Progeß, m. bürgerliche Rechtsklage; Z.⸗Recht,
bürgerl. Hecht, entg. dem Rriminal-Redte; Z.=
Sache, eine bürgerl. Rechtsſache; Z..Senät, m.
eine zur Entſcheidung bürgerlicher Rechtsfälle be-
ſtimmte Abteilung eines Gerichtshofes; Zinil-
ftandsregtfter, n. die Liſte, in welche von welt—
fihen Beamten die Geburts-, Berehelihungd- und
Sterbefälle eingetragen werden; Zivil-Verſor⸗
gung, die Verjorgung eines ausgedienten Sol-
daten durch ein bürgerliches Amt; Civilegium,
n. nl. ein Bürgerſchein; zibiliſieren (fr. civiliser),
gejittet machen, bilden; ziviliſiert, en Zi⸗
viliſation, f. die Geſittung, vgl. Kultur; Zidie
ift, m. ein Bürger, bef. dem Militär entg.;
auch Lehrer des Zivilreht3 auf Univerfitäten;
ziviliſtiſch, bürgerrechtlich, ſtaatswiſſenſchaftlich;
Zivilität, f. I. (civilitas) die Höflichkeit, Artig-
feit; eiviliter, bürgerlih;, eiviliter mortüus,
bürgerlich tot, d. h. für tot angefehen, obgleich
nod am Leben, ehr- und rechtlos; Cibiloquium,
n. nl. das Vorleſen der Pflichten und Rechte der
Bürger, die jogenannte Burfprade; ziviſch, I.
(eivicus, a, um) den Bürger betreffend; Zibis⸗
mus, m. nl. der Bürgerfinn, Gemeinfinn; Zivi—
tät, f. I. (civitas) die Bürgerfchaft, dag Biürger-
recht; auch f. vd. wm. Zivis mus.
Zivio, jerb. Hod).
Zone
‚ 91, Slot, Zlutus, m. poln. (von zloto, Bold; vgi
Solotu, Helota, Zalot oder Bolot), pl.
ehemal. poln. Gulden, faum N M Kur Bl.
Imala, |. Smala.
Soanthropie, f. ‚gr. (von zöon, Tier, u. änthröpos,
Menjch) eig. Tiermenfchheit, Heilt. die feite Idee
eines Melancholiichen, er jei in ein Tier verwandelt.
Zobel, m. (v. ruſſ. ssobolj) der ruffiiche Marder mit
foftbarem ſchwarzbraunem Felle, bei. in Sibirien;
Sobelmaus, f.= Lemming.
Zoccolaͤnten oder Soccolänten, pl. it.(zoccoläute,
v. z6ccolo, Holzfchuh) Bolsthuhmönde, Barfuß⸗
mönche, Franziskaner, — Rekollekten.
Zodiäcus od. Zodtdf, m. gr. (zodiakôs, sc. kyklos,
. von zödion, Verkl. von z0on, Tier) der Tierkreis,
Sternbildbogen oder Gürtel am Himmel mit den
größtenteils nach Tieren( Widder, Stier, Krebs
2c.) benannten 12 Sternbildern od. Himmelszeichen,
welche die Sonne jährlich ſcheinbar durchläuft (vgl.
Ekliptih; Sodiafäl-Richt, n. oder Z.⸗Schein,
m. das Tierkreislicht, der Nordſchein, ein dem Nord⸗
licht ähnlicher, von der Sonne bei ihrem Auf- od.
Untergange nach der Richtung des Tierfreifes auf-
wärts gehender Lichtſchimmer.
Zoẽtrop. n. gr. (v. zös, Leben) Lebensrad, Wunder-
trommel, ſtroboſkopiſcher Zylinder, ein ſich drehen—
der Zylinder mit Spalten, zum Durchſehen nach
innen, in den Bilder eingelegt werden, die einzeln
eine Figur, eine Perſon, ein Pferd uſw. in den
verſchiedenen Augenblicken einer Bewegung dat»
ſtellen; beim Drehen erſcheinen nun infolge der
Dauer des Lichteindruckes im menſchlichen Auge
dieſe Figuren ſo, als ob ſie ſich wirklich bewegten.
Zographie, f. ſ. Zoographie. _
Boidter, ım. gr. (v. zöon, Tier, u. jätrös, Arzt) ein
ee Zoiatrie oder Zoiätrif, f. Tierarznei⸗
unde.
Zoͤilus, m. gr. ein bitterer, kleinlicher, hämiſcher
od. neidischer Tadler, nach einem griech. Gelehrten.
um 270 v. Ehr., der die homerifchen Gedichte auf
eine hämiſche Weiſe tadelte, daher Homeromaditig,
d. i. Geißel des Homer, genannt.
zöiſch, gr. (zöikös, dv. zöon, Tier, u. dv. zöe, Leben)
tieriich, von Tieren herrührend; Leben frijtend, er-
näbrend; Zoismus, m. der tierifche Lebensprozeß.
Zölebs, m. I. (coelebs od.caelebs) ein Ehelojer, Un-
verehelichter; Zölibät, auch Zalibat u. Zelibäat,
m. (l. coelibätus, caelibätus) die Ehelojigfeit der
fatholifchen Geiftlichen, durch Gregor VII. (1074).
als Geſetz eingeführt; Célibataire, m. fr. (ſpr.
Belibatähr’) ein Hageitolz. i
3öleftin, m. (v. I. coelum, Himmel; coelestis, e,
himmliſch) männl. Name: der Himmliſche; ein meiſt
blaues Mineral, aus ſchwefelſaurer Strontianerde
beitehend; Zöleſtina, Zöleftine, f. weibl. Name:
die Himmliſche, aud) die Klavier- und Orgel»
harmonifa, ein von Zink 1755 erfundenes Ton-
werfzeug, daS 14 verjchiedene Inftrumente in ſich
begreift und 3 Klaviere hat, wovon das obere die
franflinfche Harmonifa fpielt, da3 mittlere ein.
PBianoforte und das untere ein Flügel ohne Raben-
fiele ift; Zöleftiner, pl. ein Mönchsorden, geitif-
tet von Peter von Murrhone 1264, der im Jahre
1294 als Zöleftin V. Papſt wurde.
Zolhan, ſ. unter Haif. MRIDTRUTER
Zomos, m.od. Zomodium, n.gr.(zömös, zõmidion)
eine nahrhafte Suppe, Fleiſchbrühe.
Bone, f. gr. (zöne, |. zona) der Gürtel; Erdbeſchr.
der Erdgürtel, Erdſtrich, ein von zwei Parallel⸗
kreiſen (ſ. d.) eingeſchloſſener Streit der Erdober»
Zonnar
fläche; beſond. zona frigida, I. die kalte Zone,
von den Polarfreifen bis zum Nord» u. Südpole;
z. temperäta boreälis, die nördliche gemäßigte
Zone, u. z. temperäta austrälis, die jüdliche ge-
mäßigte Bone, zwifchen den Wende- und Polar-
freifen; z. torrida, die heiße Zone, der heiße Erd-
gürtel zwifchen den beiden Wendefreijen; zöniſch,
einen Erdgürtel betreffend.
Zonnar, m. (neugr. zönäri, Gürtel, vom altgr.
zönärion, Verkl. d. zöng, daher auch arab. zonär,
zonnär) ein fchwarzlederner Gürtel oder Strid,
welchen die Chriften und Juden in der Türkei, zur
Unterjcheidung von den Mohammedanern, um den
Leib tragen.
90, m. Kurzwort für zoologifcher Garten.
öochemie, f. ar. (ſpr. zo o — zweifilbig; von zöon,
lebendiges Geihöpf, Tier; zäein, zen, leben) die
Tierförper-Scheidung, Scheidekunſt tierifcher Kör—
verteile (vgl. Tierchemie); Zöodynamie, f. (vgl.
Dynamis) das tieriiche Lebensvermögen, die Le—
benstätigfeit; Soonän, f. tierifche Erde als End-
produft der Verweſung; Zöogenie, f. die Tier-
erzeugung, Tiererzeugungs-Lehre; Zöogentum
oder Zöogen, n. eine Gallerte oder ein Dicjaft
(Gelatine), durch chemische Mittel aus Knochen
gewonnen, eine Erfindung des Spanischen Natur-
forſchers Gimbernat; Zöogeographie, f. der
Teil der Erdbeſchreunug, welcher von dem Vor—
fommen der Tiere an diejem oder jenem Orte han-
delt, Tierheimatsfunde; Zöoglyphit oder Zöo⸗
morphit, m. Tierbildftein, Tierabdrud in Stein;
Zöogonie, f. das Gebären lebendiger Jungen;
Söogranhie, f. Tierbeichreibung und -abbildung;
dograͤphiſch, tierbeichreibend ; Zontätrif, f. =
— u. Zootherapie; Zoodläter, m. (v.gr.
lätris, Qohnarbeiter, Diener; gr. latreüein, dienen)
ein Tieranbeter, Tierdiener; Zöolatrie, f. der
Tierdienft, dieTiervergötterung; Zöolith, m. (von
lithos, Stein) ein Tierjtein, verfteinerter tieriicher
Körper, eine Verſteinerung von einem Tiere; Zöo—
(ogie, f. die Tierlehre, Tierfunde, Naturbejchrei-
bung der Tiere; Süolög, m. ein Tierfundiger,
Kenner und Lehrer der Natur der Tiere; zöolö⸗
it, tierfundlich; zöologiſche Station, f. eine
nitalt zur Erforfhung der Tierwelt, bejonders
der Meerestiere, mit Aquarien, Arbeitsräumen
ujw. verjehen; Zöomagnetismus, m. tieriicher
Magnetismus, j.d.; Zöomoͤrphen, pl. tierähnliche
Bildungen; Zöomorphismus, mdieTierbildung;
Zöomorphit, j. Zooglyphit; Zöonomie, f.
(vgl. Nomos 2.) die Lehre von Der Lebenskraft,
Geſetzkunde des tieriſchen Lebens; Zöonoſologie
und Zöopathologie, f. Tierkrankheitslehre; Zoo⸗
bhagie, f. (v. phagein, ejjen) das Fleiſcheſſen, der
Fleiſchgenuß; Zöophäg, m., pl. Zönnhägen,
Fleiſcheſſer; zöophägiſch. ———— fleiſchfreſ⸗
ſend; Zöophanomenologie, f. die Lehre bon den
Lebenserſcheinungen der Tiere im gejunden und
franfen Zuſtande; Zöopharmakologie, f. Tier-
arzneimittel-Runde; zöophoͤriſch (von phérein,
tragen), tiertragend, z. B. zoophoͤriſche Säule,
eine Tierfäule, worauf ein Tier fteht; Zöophoros
oder Zophoros, m. ein ioniſcher Fries, Bilder-
fries; Zöobhyſit, f. Lehre von den hemifchen
Tiereigenſchaften; Zöophyſiologte, f. die Tier-
naturlehre; rg n., pl. Zöophäten (von
phytön, Gewächs, Pflanze), Tierpflanze od. Pflan-
a (Polypen); Zöonhytolithen, pl. ver-
teinerte Tierpflanzen; Zuophytologie, f. Tier-
pflanzenlehre; Zöoblaͤft, m. ein Nachbilder von
Zwinglianer 935
GEBE en: zöoblaͤftiſch, ſolche Nachbildungen
betreffend oder enthaltend, 3.8. zooplajtifches
Kabinett od. Mufeum, eine Sammlung ausge—
ftopfter Tiere; Zodfis, f. (von zöün, beleben) die
Belebung; Lebensrettung oder erhaltung; Zdo⸗
therapie, f. Tier- Heilkunde, Zöotinſalz, n. na-
titrlich vorfommendes falpeterfauresNtatron; Zoo—⸗
töfg, pl. gr. (v. t6ökos, das Gebären, von tiktein,
gebären) lebendiggebärende Tiere; Zöotolie, f.
das Lebendiggebären; Zöotomie, f. (von tome,
der Schnitt, témnein, jchneiden) die Tierzerglie-
derung oder Zergliederung der Tiere; Zdotro—
pheion, n. gr. ein Tierpflegeort; Zöotypolith, m.
ein Tierabdruditein, oder Stein mit dem Abdrud
eines Tieres,
Zopifie, f. (v. gr. zöpissa) das Pech, welches beim
in eines Schiffes von demjelben abgefragt
wird.
zopp0, it. lahm; dah. alla zoppa, Tonk. hinkend,
ungleich, mit dem Bogen rückend.
Zopijron, n. gr. (v. zö0s, lebendig, u. pyr, Feuer)
Brennjtoff, Seuerung; überh. ein Belebungs-, An-
fahungsmittel, was die Fortdauer einer Sache,
bei. des ſchwachen Lebens, erhält; Zophrie, f.
Wiederbelebung des Feuers, der Kräfte ıc.
Sorodfter oder perſ. Zerduſcht, m. (altperj. Zara-
thustra, d. i. Goldjtern) ein Lehrer der Weisheit
im alten Berfien (ungefähr 600 v. Chr.) und Ver—
befjerer der Volksreligion, deifen Lehre ſich big jeßt
unter den Gebern $ d.) in Berjien und Indien
erhalten hat; vgl. Zend-Aveſta.
Zörnlin od. Cörulin, m. nl. (vom lat. coerul&us
od. caerul&us, dunkelblau) blauer Karmin (f. d.);
Zöruloſis, f. logr., die Blaufucht, v. gr. Zyano-
ſis; Coeruleum Berolinense,.n.!.BerlinerBlau;
Coerulöum montänum, n. l. Kupferblau, Berg-
oder Laſurblau.
Zofter, m. gr. (v. zönnynai, gürten, vgl. Zone) ein
Gürtel; Heilf. die Gegend unter den diß en, und
ein BEE in diefer Gegend:
gürtel.
zotiſch, ar. (zötikös, von zäein, zen, leben) lebend,
das Leben betreffend, belebend; Zotica, f. (gr.
zötike, sc. dynamis) die tieriſche Lebenskraft.
Zraſes, pl. poln. (v. jlav. ssräsat)) abjchneiden, aljo
eig. Schnitte, Schnigel) eine Art Beefſteaks oder
polnischer Klops (Bogumil Golg, Buch der Kind-
heit, ©. 193).
Zuaͤven, pl. eigentl. die Bewohner des Diſtrikts
BZuavia in der Provinz Konjtantine, die um Sold
gern in die Kriegsdienfte der Gewalthaber von
Algier, Tunis und Tripolis treten; daher die ara-
bijch gefleideten Fußſoldaten in Algerien, welde
die Franzoſen unter diefen Eingeborenen anwarben
und mit franzöftfchen Soldaten verbanden.
Zübitk oder Zübik, m. ruf. eine Teefifte, 1—2 Pud
Tee enthaltend.
Zuckerkand, ſ. Randiszuder unter fandieren;
Zuder:Raffinerie, j. Raffinerie unter raf-
finieren.
Zuleifa, f. arab. (zuleichä, zelichä) ein morgen-
ländifcher, weibliher Name; angebl. Name der
Frau des Potiphar, welche den Soteph in Ügypten
verführen wollte.
Zumburuds, pl. Ramelfanone bei den Sikhs in
Zurlo, ſ. Surlo. (Oſtindien.
wingliäner, m. ein Anhänger der Lehre des
goingli; Zwinglianismus, m. die Lehre des mit
uther gleichzeitigen ſchweizeriſchen Neformators
Ulrich Zwingli.
otlauf-
936 Zyan
Zhaͤn oder Zhanogen, n. gr. (v. kyäneos, dunkel⸗
blau, weil es mit Eifen eine blaue Verbindung
bildet) der Blauftoff, Blaufäureftoff, ein aus Koh—
lenjtoff u. Stidjtoff zufammengejeßter, zu den Galz-
bildnern gerechneter gasförmiger Körper, der in
Verbindung mit Wafferftoff die jehr giftige Blau-
fäure, mit Eifen das Berlinerblau, mit Kalium
da3 Zyankalium, ein ftarfes Gift, mit Kalium
und Eifen das Blutlaugenjalz 2c. bildet; Syane,
f. (gr. kyänos) die Kornblume, niederd. Tremſe;
Syanclla, f. nl. die Kaplilie; Syanid, n. eine
Verbindung von Ayan, beſ. mit Metallen; Zyanit,
m. ein aus Kieſelſäure und Tonerde beitehendes
blaues Mineral: Zyanonıdter od. Kyanoındter,
m. ein Bläuemefjer, Werkzeug zur Mefjung oder
Beitimmung des Grades der blauen Farbe des
— und dadurch zugleich der Reinheit der
uft, von Sauſſüre 1790 erfunden; Zyanopa⸗
thie od. Zyandfis, f. die Blauſucht; Zyanophra,
f. dad blaue Fieber; zyandtiſch, blaujüchtig;
Zyanothpie, f. ein Verfahren, auf photographi-
ihem Wege etwas auf bejonders (z.B. mit rotem
Blutlaugenſalz) präpariertem Papier zu fopieren;
Syantwafjeritsfiiänre, Blaufäure.
Zygia, f. gr. (v. zygön, Jod, Verbindung) die Che-
ſchließerin, Hochzeitägöttin, ein Beiname der Juno;
Zygõma, n. (von zygün, jochen, verbinden) das
Sohbein; zugomätiſch, zum Jochbein gehörig;
ygomorph, in der Pflanzen?.: unregelmäßig(vom
Blittenjlande). a
Zyklus od. Zäfel, m., pl. Sullen, gr. (kyklos) ein
Kreis, Umlauf; Zeitfreis, eine gewiſſe Anzahl
Sahre, die, wenn fie verfloffen, wieder von vorn
an gezählt wird; Sonnenzyfel, Sonnenfreis
oder Sonnenzeitring, eine Reihe von 28 Jahren;
Mondzyfel, Mondzeitring oder Mondenireis,
eine Reihe von 19 Jahren; Indiktionszykel,
Steuerzeitfreis, eine Reihe von 15 Sahren; Zh=
klus auch Sagen- od. Dichtungskreis, Sagenreihe,
eine zufammenhängende Folge geſchichtlicher Dich-
tungen, jofern jte einen Gemehkönttlihen Mittel-
punkt haben; daher zijlliſche Dichter od. Zyklifer,
griech. epiſche Dichter nad) Homer, deren Dich»
tungen die weſentlichſten Teile der altgriehijchen
Götter- u. Heldenfage behandelten und mit den
Homerifhen (Ilias u. Odyſſee), welche fie ergänz-
ten und fortjegten, in eine zufammenhängende
Folge geordnet waren; zhkliſch, regelmäßig wieder-
tehrend; in fich jelbjt zurückkehrend, Freisläufig;
Zyklaͤden (gr. Kyklädes) od. zyllaͤdiſche Inſeln,
pl. die Kreisinfeln, eine Snjelgruppe im ägäijchen
Meere: Naros, Delos, Paros 2c.; Zyklotde, f. Die
Radlinie, eine krumme Linie, die von einem Punkte
im Umkreiſe eines fih in gerader Linie fortwäl—
zenden Rades befchrieben wird; zyflotdäl, nl. rad»
linig; Zyffoimber, m. eine Krummilinie (Kurve)
bon doppelter Krümmung, auf derÖberfläche eines
Zylinders mit freisfürmiger Baſis verzeichnet;
Zyllometrie, f. gr. die Kreismefjung, Ausmeſſung
der Zirtel; Zyklön, m. Wirbeljturm, heftiger
Sturmmwind mit freisförmiger Drehung der Luft
(im engern Sinne bezeichnet Zyklon den meit-
indiihen Wirbeliturm, während der chineſiſche
Zaifun heikt); Zyklon bezeichnet auch das Tief-
drudgebiet in der Meteorologie; ferner: Staub-
jammler, einen Apparat in Mühlen angebradt;
überhaupt: Schraubenmühle; Zyfloorthoide, die
Kreisftablinie; Zyfloräme, n. gr. Rundgemälde,
ein rei verjchievener Landichaften od. aneinander
gereihter malerifcher Anfichten eines Landes; Zy=
Zynanche
foffsp, n. gr. Kreismeſſer, Vorrichtung zur Ab—⸗
ftedung von Eifenbahnfriimmungen. a4
Zyklõp, m. ar. (Kyklöps, I. Cyklöps) Sabell. Rund»
auge, bei Homer ein uralter, riefenhafter volts-
ſtamm in Sizilien; in der fpätern Fabell. Vulkans
tiefenmäßige Schmiedetnechte, mit einem einzigen
tunden Auge auf der Stirn; Zyffoyie, f. die Ein-
Burgen ; zyklopiſche Mauern, Niefenmauern
der Urzeit in Griechenland und Stalien, aus ge-
waltigen Felsblöden feft zufammengefügt.
Shlinder, m. gr. (kylindros, v. kylindein, wälzen)
eine Walze, Trommel, Säule, Rohr; auch f. v. w.
Hylinderhut,ein walzenförmig geftalteter hoher
Hut; auch das Zugglas der Lampen, eine Ölas-
. röhre, die über den Brenner geitiilpt wird; in
Uhrmwerfen: eine bejondre Art der Hemmung
(Echappement) des Gangrades, im Gegenfaß von
Anfer, einer andern Hemmungsform (vgl.
Ancere); Zylindermafdine od. Kalander,
eine Maſchine zum Glätten gewebter Zeuge; a
linderfpiegel, Spiegel mit zylindrifcher Wöl—
bung, die das Bild in die Länge ziehen und ver-
Ihmälern; zylindriſch, walzenfürmig; zylindri-
ſcher Fuß, ein Walzenfuß; Zylindriten, pl.
Balzenfchneden; eylindrus horodieticus, m.
eine Stundenjänle, eine Sonnenuhr in Form einer
Walze; c. pyrotechniens, eine Sturmmalze, ein
Sturmblod, ein mit Handgranaten gefüllter Zy—
linder; zylindrokoniſch, walzenfegelfürmig; zy⸗
lindroleniſche Geſchoſſe, Spiskugeln; Zplinder=
brille, f. Längsbrille; Zylinderfondenfäter, m.
l. in der Eleftrotechnit zwei Zonzentrijche, doch
poneinander ifolierte Zylinder; Zylinder-Elek⸗
triſiermaſchine, kieine Maſchine, um hochgeſpannte
Elektrizität durch Drehen eines iſolierten Zylinders
aus Glas, Schwefel oder Ebonit um feine Achſe
zu erzeugen; zylindrieren, walzen, mangelt.
Zuülloſis, J. Kylloſis.
Zyma od. Zume, f. gr. (v. zyme) der Gärſtoff, Gä-
rungsſtoff, Sauerteig; zymiſch, durch Gärungs-
ſtoff verurſacht; Zumologie, f. die Gärungskunde,
Gärungslehre; Zymöma, n. (v. zymüun, ſäuern,
in Gärung ſetzen) ein Gärungsmittel (= Fer—
ment); Zymofis, f. die Aa das Säuern (=
Termentation); Zymoſiométer, n. der Gä—
rungs⸗ oder Säuremefler, zur — der ver⸗
ſchiedenen Grade der Gärung; Zymoſkoͤp, n. ein
Hefenprüfer; Zymotechnie od. Zymotechnik, f.
die Gärungskünſt, Lehre der Gärung; Zymo—
techniker, m. ein Gärungsftundiger; Zymotitum.
n. ein Gärmittel; zymötiſch, gärend, Gärung
herborbringend; Zymurgie, f. die &ärungschemie,
Lehre von der Gärung.
Zumbäl,n. (v.l. cymbälum, gr. kymbälon, v.kym-
bos, hohles Gefäß, Beden) Klingipiel, ein Orgel-
tegifter von zufammenjtimmigen Glöckchen; auch
das Hadebrett der Zigeuner (it. cembalo); dag
Schallbeden; bei Stalienern auch Handtrommel
(Zamburin); Zymbel, f. Schellenbaum; aud) der
Klingelbeutel.
Zynaͤuche, f. (gr. kynänchg, d. i. eig. Hundswür⸗
gung, Hundsbräune, v. kyon, Hund, und änchein,
die Rehfe zuſchnüren, würgen) Heilf. die Quftröh-
ren-Entzindung, die Bräune; Zynaͤnchum, n. nl.
der Hundswürger, eine giftige Pflanzengattung,
bei und Bierpflanze; Synanthropie, f. krankhafte
Einbildung eines Menſchen, ein Hund zu fein; Hs
nära f. Bot. die Artiſchocke; Zynegetit, f. (gr.
kynegetik&; von kynögetes, d. i. eig. Hundefüh-
rer: Jäger) die Zagdfunft, Zägerei; Zyniatrie,
Zynthius
Zytoblaſtem 937
£. (von jätrös, Arzt) die Hundeheilkunſt; Zyniker, | 3 preſſe, f. (lat. cuprössus, gr. kypärissos) ein be-
m. (v. kynikös, hündiſch) ein Hündischer (Hundes
philofoph), Spottname einer von Antifthenes
geſtifteten Selte griech. Vhilofophen, denen nichts
Natitrliches für unanftändig galt; daher: ein der-
ber Naturmenſch, der die Sitte verachtet; zuniſch,
hündiſch; ſchmutzig, ungefittet, ſchamlos; Yyniss
mus, m. ein zyniſches, unanſtändiges Betragen;
ee n. er Hundazunge, eine Pflanze;
ynographie,f. Hundsbeſchreibung; Zynologie,
Kynologie, f. Wiſſenſchaft vom Hunde, ſemer
Zucht ujw.; Zynolog, Kynolog, m. Kenner diejer
iſſenſchaft; Zynoldifa, f. die Hundswut; Zyno⸗
madie, f. ein Hundefampf; Zynomorium, n.
Hundsrute, eine Schmaroßerpflanze, die auf
Baumwurzeln mwächit, auch unter dem Namen
Malteſerſchwamm als heilfräftig befannt; Zy—
nophil, m. ein Hundefreund, Humndeliebhaber;
Zynophorie, f. das Hundetragen, eine ehemal.
Strafe; Zynorerie, f. (vgl. Orerie) der Hunds—
hunger, Wolfshunger; Zynofüra, f. gr. (kynos
üra) eig. Hundeſchwanz, wie die Griechen uripr.
das Geſtirn des Fleinen Bären (oder Fleinen Wa-
gend) nannten, bed. jet den hellſten Stern jener
Gruppe, den Polarſtern, der ſchon den phönizischen
Schiffern als Leitſtern diente; daher uneig. das
Augenmerf, die Richtſchnur; Zynojürns,m. Bot.
das Kammgras.
Zynthius, m. und Zynthia, f. I. (gr. Kynthios
2.) Beiname des Apollo und der Diana (. d.) von
dem Berge Zynthus auf der Inſel Delos, ihrer
Geburtsſtätte.
yophorie, Zyotrophie, |. Kyo —
Zhper, m. die beſte Urt Baumſeide; Zyper, f. eine
rt fleiner Pflaumen.
Zyperkatze. eine Katzenart mit grauem geſtreiftem
Fell (auf der Inſel Zypern).
Zyperngras, n. (I. cypẽrus, gr. Kypeiros) ein Ge—
chlecht von Schilfgräjern, wovon vorzüglich eine
Gattung, das egbare od. fühe Zyperngras
oder die Erdmandel, als der beſte Erſaß des
Kaffees befannt ift; eyperus papyrus (gr. byblos)
in Aaypten und Sizilien lieferte den Alten Stoff
zum Papiere.
Zybernholz-⸗Kordie, j. Kordie; Shpernpulver,
n. (it. cipria) Staub von verfaultem Fichtenholze,
in Benedig ftatt des Puders gebräuchlich).
3yperbitriol, m. u. n. Kupfervitriol.
Zhperwein, m. ein feuriger ſüßer Wein von der
njel Zypern.
yphöma, ſ. Kyphom. BR
ypräg, f. nl. (vgl. Zypria, Zypris) die Borzellan-
ſchnecke, Venusſchnecke.
annter, immergrüner Baum, Sinnbild der Trauer.
Zypria od. Zypris, f. l. (v. gr. Küpris) Beiname
der Venus von der Inſel Zypern (I. Cyprus,
t. Kfpros), wo fie am eifrigiten verehrt ward;
ypripedium, n. nl. der Benusihuh, Frauen-
ſchuh, Marienſchuh, eine Zierpflanze; Zypripor,
m. (von Cypridis puer) ein jetzt veralteter Aus—
drud bei Dichtern des vorigen Jahrhunderts, der
Sohn der Venus, Amor od. Rupido.
Zyrenaifer, pl. eine altgriechifche Philoſophenſekte,
welche dent Zehrbegriff de8 Arijtipp von Zy—
rene anhing; auch Hedoniker genannt, weil fie
ae Vergnügen (gr. hedöne) als höchſtes Gut an—
ahen.
Zyrenen, ſ. unter Lilac.
Byride, f. nl. (eyrilla, nad) dem ital. Arzte Dome»
nico Eirillo [F 1799) benannt) eine ſchöne Zimmer⸗
pflanze mit eirunden Blättern und iharlahroten
Blumen.
Zyrilliſche Buchſtaben (flav. kyriliza, böhm. ky-
rilice), eine alte Schriftart der flavischen Sprache,
nad) ihrem Erfinder, dem Biſchof Zyrillus im
9. Jahrhundert, benannt.
Zyropädie, f. gr. die Erziehung des Cyrus (von
Perſien), Titel eines politiihen Romans de3 Ke-
nopbon, welcher darftellt, wie ein rechter Fürſt be—
[heiten fein ma und wie er ed wird: ein Fürften-
piegel.
Zyrtoma, |. Kyrtoma; Zyftalgte, Ziſtis, Zh⸗
ftitis rc., Ky ſtis.
— m.(gr.kyrtös, krumm, bucklig) die Didfliege.
ythere oder Zutherẽa, f. (gr. Kythereia) Bei—
name der Benus, von der Inſel Eythera, jebt
Cerigo, im Agäifchen Meere.
Zythos, m. gr. Gegorenes, durch Gärung bereitetes
Setränf, bei. Geriten-Abjud, Bier; auch eig 1C.;
Zythogäla, n. (v. gäla, Milch) Bier- und Ejfig-
molten; Zythopdie, f. Bierbrauerei; Zytho—
technĩe u. Zythotechnit, f. die Bierbraukunſt.
Zytinns, m. (c. hypocistis) Bot. eine Schmaroper-
pflange, deren Saft (Hypociſtſaft) für heilfräf-
tig gilt.
Syrkius, m. l. (gr. kftisos) der Geiß- od. Biegen-
tlee, Soldreaen, Schotenftraud), zog augen ein
kleeartiges Strauchgewächs, deſſen Holz zu feinen
Tifchlerarbeiten 2c. verwendet wird; Zytifin, n.
ein aus den Früchten desjelben gemwonnener bit-
terer Stoff, welcher Erbreden erregt.
Sytoblaftem, n. (v. gr. kytos, Höhlung, Belle, und
blästema, Keim), der gallertartige Stoff, aus mel»
chem ſich daS Zellgewebe der Planzen entmwidelt,
Belltern.
Nachträge.
Die Verweiſungen beziehen ſich auf das Hauptwerk.
A.
abteftieren, ſ. anteſtieren.
— ſ. Accidenz: lat. es geſchieht, es iſt ge—
ehen.
Adorant, bekannte griechiſche Statue des betenden
Knaben, Original des 4. Jahrhunderts aus dem
Beſitz Friedrichs des Großen. Berlin, Muſeum.
A.E.G. Buchſtabenwort: Allgemeine Elektrizitäts—
Geſellſchaft zu Berlin.
Agnoſtizismus, gegenſätzliche Lehre gegen die
Gnoſtiker (ſ. d.).
Akme, gr. Höhepunkt, Blüte, gewöhnlich Blütezeit
des griehiihen Mannesalters, etwa 40 Jahre.
Akonach, Buchſtabenwort: Armee-Kommando—
Nachrichtenabteilung.
Aktivismus, von lat. agere, handeln, tätig fein;
Zujtand oder Tätigkeit Fraftvollen Handelns,
Tätigfeitsdrang.
Aktivist, ſ. Aktivismus, ein Menſch, der ſolchen
Tätigkeitsdrang beſitzt.
Alimente, von lat. alere, ernähren; Ernährungs—
oder Unterjtüginngsgelder, gewöhnlich fir um»
ehelihe Kinder.
Ambarvalien, altrömijches Feſt des Flurumgangs
zur Entjühnung des Feldes,von Auguſtus erneuert.
Amtsſchimmel hat nichts mit einem Schimmel
(weißes Roß) zu tun, ſondern nimmt feinen zwei—
ten Teil aus lat. simile (vgl. facsimile f. d.)
und bedeutet „Amtsabſchrift“, hergeleitet von der
jtändigen Nötigung amtlicher Abſchriftnahme.
anglophil, englandfreundlich, dv. gr. philos, lieb.
anglophob, englandfürchtend, v. gr. phöbos, Furcht,
auch englandfeindlid).
Animismus, j. animal, Tat. philofophiiches
Syiten, das die denfende Seele als Prinzip
jeder Tätigfeit im Körper hinſtellt.
Annuität, nt. f., jährlicher Wechfel im Amt, z.B.
bei den römischen Konſuln.
antejtieren, j. teitieren: Studentenausdrud für
das Beltätigen der Univerfitätsvorlefungen durch
den Profeſſor; ebenfo abteftieren.
antiimperialiftiich, gegen eine Weltmachts- oder
. Weltherrfchaftspolitifgerichtet,f.imperialiftifch.
A und O, ſ. den Artikel im Hauptwerk; verbun-
den mit dem chriftlichen Kultzeichen ftehen dieje
Buchftaben oft an Altären oder auf Altardeden
in der Kirche.
Apache, nordamerifan. Indianeritanım, durch feine
Wildheit berühmt; danach Barifer Vorftadtver-
brecher. lzündung.
Appendizitis, ſ. Appendix: gr. Blinddarment-
Apteros, aus gr. ptéron, Flügel und dem ver-
neinenden a „flügellos“; Bezeichnung einer grie-
hifchen Statue der Nike; ſ. d.
Argentoratum, lat. Name für Straßburg.
Arvalaften, Reite der infchriftlichen Protokolle der
uralten römiſchen Priefterfhaft der Fratres Ar-
vales, der Arvalbruderfhaft (H'nzen, Acta fra-
trum Arvalium 1868, Corp.In:cr. Lat. VI2023f.,
32338 ff.).
Arvallied, Lied diefer uralten römischen Prieiter-
Ichaft zur Zeier des Flurumganges im Frühling.
aſexuell, j. ajerual u. feruell, ungeſchlechtig.
asklepiadeiſcher Vers und Strophe, —
römiſcher Vers und Strophe, nach Asklepiades
von Samos benannt, in der latein. Literatur be—
ſonders von Horaz benutzt.
Aſpirin, med. Mittel, Erſatz für Salycil (Aſparagen-,
Spirſäure), daher Aſpirin' geb.
Affhriologie, Wiſſenſchaft und Lehre von der
‚Sprade und Kultur der alten Affyrier.
Aſfthetizismus, ſ. Aſthema, Betätigung eines
chönheitsſinnes.
Auguſta Rauracorum ſ. Auguſtus: die nach dem
Kaifer oder einem Mitglied des Kailerhaufes be—
nannten Militärpflanzftädte an Rhein und Donau,
Br I Stadt der Naurafer, d. h. Augſt bei
afel.
Autarkie, gr. Erhaltung eines Landes oder einer
Kolonie aus eignen Mitteln ohne fremde Einfuhr.
Autotyp, Spielart eines Automobils.
B.
Baltikum, rl. Baltenland, -gebiet, auch Gebiet
der Oſtſee oder dieſe ſelbſt (mare Balticum).
Batik, davon batifen (Herfunft des Wortes dunkel),
eine neue Urt Technik in der Seidenmalerei und
deren Ausübung.
Beelzebub (j. d-), zuriidgehend auf Bel dabäbi
(afiyr.)undBaal debabä(fyr.), ‚Herr der Tücke“.
Blockade, j. d., neuerdings bejonders al3 Hunger-
Bohon Upas, j. Boa Upas. [blodade.
Bolihemwiti, ruf. Mehrheitspartei, polit. Bartei
des Außeriten Kommunismus, jo genannt, weil
fie in Brüſſel-London 1903 bei der Abftimmung
in der Mehrheit blieb (Sombart, Sozialismus
8.4. ©. 143).
Bolſchewismus, j. Bolſchewiki, Zujtand, den
dieje Bartei Hervorbringt.
Boma, afrifan. Hitte, auch _befeitigtes Haus.
Boſche oder Bode, frz. Schimpfwort für den
Deutfhen, befonder3 im Anfang des Krieges:
sales boches! f
Briſanzgranate, j. brijant.
bucket shop (engl.), eigentl. Eimerladen: kleine
Eh für Wetten auf Banf- oder Börſenge—
Ichäfte.
Bureaufratins, |. Bureaufratismus, fherz-
haft: Der Heilige des Bureaufratentums.
| Buterolle, frz. Schießmaske.
Gant
Gromuloſe 939
C.
Cant, |. Kant, heuchleriſches Geſchwätz.
Capriceio, | Kapriceio. |
Carneades von Kyrene, griech. Philoſoph, be-
gleitete 155 dv. Chr. die Vhilofophengefandtichaft
nach Rom, berühmt jeine Auslaffungen iiber das
höchſte Gut und das natürliche Necht (Brett des
Carneades), bei Cicero in der Schrift vom |
Staate.
Gäfarismus, Lat. ſ. auch Kaiferismus: Zujtand
der Herrfchaft eines Kaiſers, befonders neuer-
dings des ehem. deutschen Raifers.
| Gervelatwurit, ſ. Zervelatwurjt.
Ghinviferie, f. j. China, zopfige Kleinigkeit,
| Eigentüimlichkeit (VBismard, Ged. 1, 106).
Cippus, altlat. Inſchriftenſäule, befonders be-
| rühmt der Cippus mit einer Inſchrift im fog-
NRomulusgrabe auf dem Forum in Rom,
Clairon, frz. Signalhorn.
Korditis, v. I. corda, Saite, Stimmband; medizin.
Erfranfung der Stimmbänder.
Cutawah, engl. Schoßrock für Männer.
—*
Dadaisınus, moderne Richtung der Kindeskunſt
(das Wort ahmt die Kindeslaute nad).
Dalles, j. auch Taleth. [gejelichaft.
D.E. A., Buchſtabenwort: Deutjche Erdöl-Aktien- |
deblockieren, ſ. Blodade: die Blocdade wieder
aufheben.
Flau- oder Mießmacherei.
Dermatol, ſ. dermatiſch, v. gr. derma, Haut,
ein hautbildendes Pulverpräparat fir Wund-⸗
behandlung.
Desanneftieren, j. anneftieren; eine einmal ge-
ichehene Annexion (j. d.) wieder rückgängig machen.
Elam in Borderaften öftl. Babylon; Ausgrabun—
gen durch franzöfiiche Gelehrte.
Elektroſtahl, auf elektriſchem Wege gewonnener
' Stahl.
Entente, j. d., neuerdings das Bündnis zwischen
Frankreich, England und Rußland, auch Amerifa;
j. Zripleentente, Dreiverband.
GEntentift, Anhänger dieſes Bündniſſes, Mitglied
desjelben.
ententophil, Liebhaber diefes Bündniſſes.
Falhhinenbündel, ſ. Faſchine.
sargiiten, daſee— x
miſchen Liftoren), ital. rechtsjtehende Politiker,
die al3 Bund der Tat jich zu Berteidigern ftaat-
liher Einrihtungen und Gegner von Staatsum—
wälzungen erklären.
FUAUNR., Buchſtabenwort: Fahrzeugfabriten Ans—
bad) und Nürnberg.
Feminismus, lat. Borherrichaft des Weiblichen,
Bermeiblichung.
Fiasko machen (j. d.), urjpr. eine Flaſche (ital. |
fiasco) blajen (vom Glasbläfer) ftatt einer an—
deren eigentlich gewünſchten Form; danı über»
haupt Mißerfolg haben.
Ganef, ſ. ganjen.
Garane, f. frz. Schuppen, Unterkunft, bef. für
Automobile. Neſtor.
gereniſch, aus Gerenia, Beiname des Homeriſchen
Gillette, nah Eigennamen des amerifan. Erfin—
ders eines Rafiermefjerblättchens.
[maden. |
Defaitieren, fr3.-dtjch. v. defaire, flau- oder mieh- |
Defaitismus, Frz.dtih. Zuftand des Flaumachens,
Fajces (lat. Autenbündel der ro»
| Devaluation, j. Valuta, bed. Abſchwächung der
Devifenpapiere, j. Deviie. Börſenwerte.
Devotismus (ſ. Devot), lat. Zuſtand der Unter—
würfigkeit und Kriecherei.
dies ater, ſ. dies, ein ſchwarzer Tag, Unglüds-
tag, in Rom der Trauertag zur Erinnerung an
die Niederlage an der Allia (dies Alliensis),
Diggins, ſ. Diggen, die Soldgruben in Auftra-
lien oder Kalifornien.
' Diktatfrieden, Frieden nad) dem Diftat (f. d.) der
andern Mächte, deſſen Bedingungen nur anzuneh-
men undzuunterichreiben, nicht au diskutieren find.
D. M.J., Buchſtabenwort: Deutfche Mineralöl-
Dyskolie, ſ. Eukolie, Gegenſatz davon.
linduſtrie.
E.
Elamologie, Wiſſenſchaft und Lehre von Lande |
ebakuieren, ſ. d., ausräumen, augleeren, bej. neuer-
dings vom Ausſiedeln und VBerpflanzen von Ein-
wohnern bejegter Gebiete und Landesteile.
Evakuation, j. evafuieren, Zuftand oder Tätig-
' feit des Ausſiedelns.
Gusreiianiämne, j. erprimieren, Ausdrucks—
unſt.
Extratour, ſ. extra, Sondertanz mit einem an—
dern als dem rechtmäßigen Tänzer; auch bezogen
auf das Berhalten einer der ehemaligen Drei-
bundmädhte.
|
|
|
Filet, ſ. d, die Entwicklung dev Bedeutung ijt nicht
flar; das Gemeinfame der Bedeutungen fcheint
die längliche Form zu fein.
Flakbatterie, Buchjtabenwort; Batterie von Flug-
zeug-Abwehr-Kanonen.
Flirt (f. d.), altengl. fleard — trifle, folly (An-
nandale, The coneise English Dictionary 1902
s. v.) Scherz, Spaß.
Fragment, j. u. Fraktion.
fuſionieren, ſ. Fuſion: verichmelzen von Ge»
ſchäften, Banken, Gefellichaften.
Futurismus, ſ. futurus, Kunftrihtung mo-
dernjter Art, die fich erit in Zukunft durchzuſetzen
gedenft.
2
|
Slaztalperivde, Eiszeit, Zeit der Bergleticherung.
Glypp, j- Triglypben.
Goolette, auch Goelette, gewöhnlich Zivei-Mait-
Bart zum Fifchfang, aucd zur Heineren Küjten-
fahrt.
Granuloſe, lat. gr. Körnerfrankheit.
940 Hethiter
Sn
Hethiter, Name eines Fanaanitifhen Stammes;
auf ägyptiſchen und afiyriichen Denfmälern und
Infchriften bedeutet der Name Cheta die Völker
Imperialismus, v. l.imperium, Zuftand der uns
beichränften Herrfchaft eines Imperators, Kaiſers;
dann nad) dem Vorbild des römischen Kaifer-
tums: Weltherrichait, Weltmacht oder das Stre-
ben, die Politik, die dazu führen fol.
imberialiftiih, |. Imperialismus.
Suflation, ſ. d., bed. nicht nur medizinifche Auf-
non olet
zwiſchen Euphrat und Orontes,
der Küftenländer und Kanaans.
fpäter erft die
J
| bläbung des Leibes, ſondern auch börſentechn.
Anſchwellung der Börſenwerte; Gegenſatz Deva—
luation ſ. d.
Interglazialperiode, |. Glazialperiode, Zwi—
| ſcheneiszeit.
Inveſtition, ſ. in veſtie ren, feierliche Einkleidung,
Beſtätigung für ein Amt, vgl. Inveſtitur.
J (der Konjonant F). |
Jugo-Slawen, Vereinigung der Heineren füd-
ſlawiſchen Völker
Slawenſtaat.
Jusq'auboutismus, fr. jusqu'aubout, bis zum
zu einem neuen nationalen
Ende: Politik eines Revanche» oder Rachekrieges
oder einer ſolchen Politik bis zum Außerſten.
Jusqu'auboutiſt, |. Jusqu'auboutismus,
Anhänger einer ſolchen Politik.
K.
Kaiſerismus, lat.-gr., ſ. auch Caeſarismus; aus
neueſten Zeitungen (1920) des Auslandes über—
nommene Bezeichnung für den Zuſtand des frühe—
ren deutſchen Kaiſerreiches.
Kakhi, Bez. für den Stoff der gelben Tropen-Uni-
formen und Anzüge.
Kanñon, fpan. canon, tief eingefchnittenes Spalten-
tal mit ſenkrecht aufjteigenden Wänden, bej. in
Nord-Amerika.
Kapitel, ſ. auch abkapiteln.
Karbolineum, |. Karbon; Karbolöl, Desinfek—
tionsmittel.
Tataftrosphal, ſ. Kataſtrophe, entſcheidend, ver-
hängnisvoll.
Kelim, Kilim, türk. kurzgeſchorener Knüpf-Teppich.
Kicks, engl. Stoß (Fußſtoß), beim Billardſpiel, auch
falſcher Ton eines Blasinſtrumentes.
Ninäde, gr. Knabenſchänder, ein Menſch, der wider-
natürlide Unzucht treibt.
Lufttorbedo, |. Torpedo.
L
Kommißbrot (v. l. commissus, fr. commis), das
zur regelmäßigen Lieferung an Soldaten zuge»
richtete Löhnungs⸗- oder Soldatenbrot.
Kommunismus, Lehre von der Gütergemeinfchaft
(l. communis, gemeinfam).
Kommuniſt, Anhänger der Lehre von der Güter-
gemeinschaft.
Kompen(mäler, ſ. penna lat, Pennal: Mit-
üler.
Somponent, j. fomponieren, zuſammenſetzen⸗
der Yaktor.
Kopromanen, j. Kopragogie (vom gr. köpros
Miſt, Kot), Kotliebhaber (perverſe Leidenſchaft).
koramieren, ſ. coram.
Kriegspropaganda, |. Propaganda, Stim-
mungsmade für den Krieg oder im Krieg.
Kubismus, moderne Richtung der Kunft, beſon—
der3 der Malerei, die fi) in den drei Dimenſionen
(Kubus) bewegt.
| 8.8.6., Buchſtabenwort: Luftverkehrsgeſellſchaft.
M.
makroſkopiſch, gr. was mit unbemwaffnetem Auge
wahrnehmbar ijt (Gegenj. mikroſkopiſch, f. d.).
Maniküre, frz. (vom lat. manus) Se
maſochiſtiſch, ſ. Maſochismus.
Maſchinengewehr, modernes kleines tragbares ge—
wehrartigesGeſchütz mit automatiſcherBetätigung.
Maqhonnaiſe, ſ. d, Tunke nah) Mayonner Art,
wie in der Stadt Mayonne üblich.
Mazzolata, v. it. mazzuolare, ſchlachten; Hinrich—
tung, Tötung eines Verurteilten mit der Keule.
Denisewiti, ruf. Minderheitspartei; ſ. Bolſche—
wii.
N.A.G., Buchſtabenwort: National - Autontobil-
gejellichaft.
Feuorientterung, ſ. Orientierung; Neuan-
ordnung, Neueinjtcllung.
N
Mental, j. lat. mens.
Mentalität, |. lat. mens, Geifteszuftand, Geiftes-
art, z. B. eine Menjchen oder eines Volkes.
Miltterismus, |. Militär; Vorherrſchen des
Soldatentums, beſonders Deutfchland fälſchlich
zur Laſt gelegt.
Motorbatterie. ſ. Motor; Geſchütze, die auf Mo—
torwagen beweglich find; berühmt die Motorge-
ſchütze der öfterreihiihen Skoda-Werke.
Muſikalität, |. Muſik, wohl gem. der Buftand
a! Empfindens (E. Ludwig, Goethe I,
. 241).
non olet, lat. (Geld) riecht nicht; Ausſpruch des
Befpafian über Steuern aus den von ihm ges
gründeten Bedürfnisanftalten (daher Vespasien-
nes), vgl. Sueton, Vespas. 23.
Okklultismus
Siliglit 941
D.
Dftultismus, lat. von ocenlere verbergen, Ge—
heimmifjenichaft, Spiritismus.
Orstasmus, ). orgiaftifch, Zuftand der Raferei.
Dutfider, engl., Außenfeiter, einer der nicht dazu
gehört, Nichtfachmann.
P.
Parauhe, gr. Namenszeichen, ſ. d. *
Paludtsmus, frz. paludisme, ſ. lat. palus, die
Richtung in den bolfchewiftifchen Sumpf hinein.
Bapalisınus, lat., Zuftand der Oberherrjchaft des
Bapites (j. papa und Papismus).
®arlograph, v. frz. parler, fpreden und gr.
gräphein, fchreiben, ein Apprat, der Sprachen,
Worte aufzeichnet und wiedergibt: Sprechmaſchine.
Passegiata, it. passeggiare, Spazieriweg, Prome—
nade; Straßenname.
passim (j. passus, Schritt, pandere, auöbreiten,
[.) überall, in Buchzitaten: an vielen Stellen.
Paſſivismus, j. paſſiv; Zuftand des Untätigjeins.
Paſſiviſt, ſ. Baffivismus; Anhänger oder Lieb-
haver eines ſolchen Zujtandes.
VBazificismus, Pazifismus, ſ. pax (lat. Friede);
Bociitata, Zuſtänd des Friedens, Politik, Die
ſolchen herbeiführen will.
Basifiit,i. Bazificismus; Anhänger eines ſolchen
Zuſtandes.
Pediture, frz. (von lat. pes) Fußpflege.
Belops, gr. Sagenheld, kämpft mit feinem Schwie—
ervater Dindmaos um die Hippodameia; Dar»
tellung im Giebelfeld de3 Zeustempel3 von
Olympia.
Perkeo, Name eines Zwerggeiſtes in der Gage
vom Heidelberger Schloß.
sphil, dv. gr. philos, lieb, in Bujammenfegungen
wie anglophil, rufjophil, jlavophil neuerdings
beliebt. ſbraucht.
⸗phob, v. gr. phöbos, Furcht, ſ. phil, ebenſo ge-
Phobie v. gr. phöbos, Furcht, pathologiſche Ph.,
bed. krankhafte Furcht vor etwas.
Pifte, ſ. d. Fährte, in der Luftſchiffahrt: Flug—
bahn, Flugſtreifen.
Pluviograph, ſ. Pluvius, Schreibregenmeſſer.
Poilu, fr. Bezeichnung für den franzöſiſchen In—
fanteriſten.
Point-laces (ſ. Point), frz-engl. Plur. Band-
pitzen.
Polonaiſe ſtehen, ſ. Bolonaife; ſcherzhafter Aus-
druck für das Reihenſtehen zum Empfang von
Lebensmitteln uſw. während des Krieges.
Poſteriores, ſ. posterus (lat.); die Nachkommen,
Nachfahren.
Poftika, dv. I. post, der hintere Teil des römischen
Lagers. .
Präferentialabfommen, |. präferieren; Vor-
zugdabfommen.
Probritiſch, v. I. pro, für; fiir Englands Vorteil,
Sieg, Intereſſe eintretend.
Projlawiich, v. I. pro, für; für den Vorteil, das
Jntereſſe ver Slawen eintretend.
Proſpebkt, ſ. u. ———— auch bühnentech—
A Durhblid, Ausfiht in eine Bühnenland-
t
aft.
protohiſtoriſch, lat. % urgeſchichtlich.
Putſchismus, ſ. Putſch (Erklärung des Vorwärts
vom 18. 10. 18); Zuſtand der plötzlichen Auf-
regung, Erhebung, eines Handjtreiches.
Putſchiſtiſch, ſ. Putſchis mus; die Eigenſchaften
eines ſolchen Handſtreiches zeigend.
R.
Naprtiit, Anhänger des ruffiihen Kommuniften
adek.
Radiotelegraphie, ſ. Radius; drahtloſe Wellen-
telegraphie; auch Radiotelegramm, Radioftation,
Itadiometer, Radiogoniometer (f. Goniometer).
rationieren, j. Rationierung.
Hationterung, ſ. ratio, Ration; Zuteilung auf
den Stopf der Bevölkerung.
Stealproaymnafium, höhere Lehranstalt realen
Charafters, bi$ zur Unterjefunda reichend; ſ. Real-
gymnaſium.
Neklamation, ſ. reklamieren; im Kriege be—
ſonders Anforderung zur Befreiung oder Zurück—
ſtellung vom Waffendienſt.
Relativismus, lat. j. Relation, relatio: Lehre
von der Nelativität (Einftein), d. h. der Bezüg—
lihfeit der Dinge aufeinander.
Reling, ſ. Regeling.
Remoulade, ſ. d., die Bedeutung iſt wohl Tunke
aus „gemahlenem“ Senf.
Hepublifanismus, lat. ſ. Republik; Zuftand
eined auf republifanifher Grundlage regierten
Staates.
Retikulat, v. I. rete, Net; netzartiges Mauerwerk,
in dem die Schlußlinien der Steine wie Netzwerk
ausjehen.
röntgen, die nad) dem Prof. Röntgen benannte
Aufnahme mitdemRöntgen-Apparat(X-Strablen)
ausführen. [Knauf des gotischen Kelches.
Rotulus, ſ. d., auch kunſtgeſch. kleine Fläche am
©.
Sabotage, frz. von fabotieren (frz. saboter, neden,
um beiten haben) Hinderung an der Arbeit durch
egnahme von nötigen Werkzeugen, Mafchinen-
teilen u. a.
Ealvarfaiı, berühmtes Heilmittel gegen Siphylig,
v. dem deutjchen Arzte Ehrlich u. dem Japaner
ata.
salvis novis, ſ. salvus.
Sanftion, j. u. jancieren, neuerding3 diplomat.
gejegliche oder völkerrechtlich vereinbarte Siche-
rungen.
Schenen, gr.-lat. schema, Schatten, Schatten—
ıld.
Shinto, Chintoismus, jap. m. die Religions-
vorjtelliingen der alten Adelsfafte in Japan.
Siliglit, Waſſerglas, Einmachemittel.
942 Simpliziſſimus 3.6.6.
Simpliziſſimus, ſ. simplex; neuerdings Illu- Sumerologie, Wiſſenſchaft und Lehre von Sprache
jtrierte Zeitichrift in München. und Kultur der Sumerer, eines nicht femitifchen
Skull, engl. Ruder, davon jportl. Einſkuller, Dop— Bolfes in Babylonien.
pelſkuller. Syndikaliſt, Herkunft ſ. Syndikus, neueſter und
Spartafift, Anhänger des Spartakusbundes, einer ſchärfſter linker Flügel der Kommuniften, Bedtg.
radikalſten Gruppe, die ſich nad) dem Gladiator Gleiches Recht fiir alle fordernd.
Spartafus nennt, der den jogen. Sflavenkfrieg in | ſhſtemiſieren (öfterr. Amtsſtil), die Stelle ift nicht
Italien entfejjelte (73—72 v. Ehr.), den Pom— ſyſtemiſiert (= in den Sahreshaushalt eingefegt),
peins und Craffus niederfchlugen. | fondern nur ad personam befett.
T:
Tan, m. ojtind., ein ausgemauerter Wafjerbehälter | Totemismus, |. Totem; Sitte, allerlei Tiere als
zum Baden; überhaupt auch eijerner Behälter Ahnherren des Stammes mit Opfern und gefeß-
‘3.8. für Ol; Tankdampfer; mil. beweglidyer fihen Gebräuchen zu ehren.
Kampfwagen. Tradizionalismus, |. tradieren v. l. tradere,
Tanſenalquartier (von ital. tansa Abgabe?) in Zuftand der Beachtung und Bewertung des Her-
Biener Gaſthausanzeigen, Bedeutung unbekannt. fömmliden.
Tektonik, teftonifch, auch Bau und Beihreibung | Traktenr (dti.-fr., v. I. trahere, ziehen), Kraft-
der Schidjten der Erdrinde (Geologie). Zugmafdine.
Zeitieren, ſ. d., duch den Hochſchullehrer ſchrift⸗ Transpeftit (jpätlat. transvestire, j. traveſtie—
lich den Befuc der Vorleſungen beftätigen laſſen; ren, umkleiden, verkleiden); Mann, der in Frauen—
ſ. auch anteſtieren, —— kleidung oder umgekehrt Frau, die in Männer-
Thprombofis, Thrombose, auch Trombofe (j. 2.) Fleidung geht und damit einen feruellen Zweck
von griech. thrombos {Bfutgerinfel), Berftopfung verfolgt.
der Blutgefäße durch folche Gerinfel. Trawler, engl. Schleppnetzfiſcher, auch deſſen Fahr-
Tironiſche Noten, pl. lat. von Tiro, einem Frei- zeug, daher als Schiffsgattung.
gelafienen d. Cicero, die Stenographie der alten | Tripleentente, j. Entente; Dreiverband.
Römer. Tſchecho-Slowaken, neuer Name für den aus den
Tonneau, frz. ziweirädiger Kaſtenwagen. | beiden Bölfern gebildeten Nationalftaat.
u.
ultimativ, j. Ultimatum, in Form einer legten | Mranier, j. Uranus, die himmliſchen Götter der
Erflärung oder Bedingung. Griechen.
Union-Jack, ſ. Jack, Flagge der Vereinigten Urämie, gr. mediz. das Blutharnen.
Königreiche von Großbritannien. Urologie, lat. med. Lehre vom Harn.
V.
Verismus, von lat. verus, wahr: Naturtreue, viritim (nicht viritim), Mann für Dann (lat.).
Echtheit, befonders eine neue Richtung in der | Vomag, Buditabenwort: Bogtländijche Mafchinen-
italienifhen Mufif nach 1890 (Mascagni). | fabrit, Aktiengeſellſchaft in Plauen.
B
Wunmba, Buchſtabenwort: Waffen- und Munitions-Beſchaffungsamt.
8. F.G., Buchſtabenwort: Zentral-Einkaufs-Genoſſenſchaft.
Dogburt, ſ. Joghurt.
Segrindet 1a Hahnſche Bud) 792 Hahnſche Budhandlung in Hannover Gegründet 1792. |
Heyſe, Dr. Joh. Chr. Aug., Kleines Fremdwörterbuch. Ein Auszug aus Heyjes großem
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E. B. 4 Stufen. (Ausgabe für Volksſchulen.)
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Grotefend, H., Taſchenbuch der Zeitrechnung.
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i Herhold, Ludw., Lateinifher Wort» und Gedankenſchatz. Sprihwörter, Zitate ujw.
, Kühner, Dr. R., Ausführlihe Grammatik der griehifhen Sprade. Bearbeitet von
Dr. Blaß und Dr. Gerth. |
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Leunis, D. J., Synopfis der 3 Naturreihe. Bearbeitet von Prof. Ludwig, Prof. Frank und
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Stenzel, A., Seekriegsgeſchichte. Bearbeitet von Vize-Admiral Kirchhoff. 6 Bde. Ergänzungs=
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i Lieferung 1 u. 2. (Bollftändig in 5 Lieferungen.) Weitere Teile 1922. |
| Zimmermann, Dr. A., Etymologifches Wörterbud der Iateinifhen Sprache für Höhere Schulen
und für klaſſiſche Philologie.
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